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Full text of "Topographie der historischen und Kunst-Denkmale im Königreiche Böhmen : von der Urzeit bis zum Anfange des XIX. Jahrhundertes"

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Topographie 



DER 



HISTORISCHEN UND KUNST-DENKMALE 



IM KÖNIGREICHE BÖHMEN 



VON DER 



URZEIT BIS ZUM ANFANGE DES XIX. JAHRHUNDERTES. 



HERAUSGEGEBEN VON DER 

ARCHAEOLOGISCHEN COMMISSION 

BEI DER BÖHMISCHEN KAISER-FRANZ-JOSEF-AKADEMIE 

FÜR WISSENSCHAFTEN, LITTERATÜR UND KUNST 

UNTER DER LEITUNG IHRES PRÄSIDENTEN 



JOSEF HLÄVKA. 



III. 



DER POLITISCHE BEZIRK SELCAiY 

VERFASST VON 

Dr. ANTON PODLAHA und ED. SiTTLER. 



PRAG 1899. 

VERLAG DER ARCHAEOLOGISCHEN COMMISSION BEI DER BÖHMISCHEN 
KAISER. FRANZ -JOSEF -AKADEMIE FÜR WISSENSCHAFTEN, LITTERATÜR UND KUNST. 



Topographie 



DER 



HISTORISCHEN UND KUNST-DENKMALE 



IM POLITISCHEN 



BEZIRKE SELCAN. 



VERFASST VON 



Dr. ANTON PODLAHA und ED. v^ITTLER. 



MIT 4 TAFELN UND 141 TEXTFIGUREN. 



PRAG 1899. 

VERLAG DER ARCHAEOLOGISCHEN COMMISSION BEI DER BÖHMISCHEN 
KAISER. FRANZ. JOSEF -AKADEMIE FÜR WISSENSCHAFTEN, LITTERATUR UND KUNST. 



DRUCK VON ALOIS WIESNER, PRAG. 



W58 . ^"4'69 

3-4- 



VORWORT. 



Die uns anvertraute Inventarisierung der Denkmäler des politischen 
Bezirkes Selöan führten wir im Laufe der Ferien des Jahres 1897 aus. 
Bei unseren Forschungsarbeiten trafen wir überall die liebenswürdigste 
Zuvorkommenheit und thatkräftigste Unterstützung, welche uns in bedeu- 
tendem Masse die oft schwierige Arbeit erleichterten. 

Hervorragende Verdienste haben sich um unser Werk besonders er- 
worben : 

Vincenz Habart, Lehrer in Jesenitz, ein ausgezeichneter Amateur- 
Photograph, der mit uns die westliche Hälfte des Bezirkes durchreiste und, 
was nothwendig war, in dieser Gegend photographierte, überdies auch 
einige Grundrisse ausmass und auch anderweitig uns eifrig schätzbare 
Freundschaftsdienste erwies ; 

W. MokräSek, Fachlehrer der Bürgerschule in SelCan, der mit muster- 
hafter Genauigkeit den Grundriss, Längenschnitt und Details der Selöaner 
Kirche ausmass und zeichnete; 

Dr. Vincenz Pinsker, Advocat in Wottitz, dessen reichhaltige Samm- 
lung photographischer Aufnahmen aus der Umgegend von Wottitz uns 
zur Disposition stand; 

Friedrich Zurchauer, Direktor der Herrschaft Chlumetz, dem wir 
meisterhaft ausgeführte photographische Aufnahmen aus Skreyschow, Roth- 
Hradek und Hoch-Chlumetz, sowie auch den Grundriss der letztgenannten 
Burg verdanken; 

J. Peltan, Lehrer in Jankau, welcher bereitwilligst die Grundrisse 
der Kirchen in Jankau, Ratmöfitz und Bedfichowitz ausgemessen hat. 
\ Allen diesen Herren, deren Bereitwilligkeit mit patriotischer Opfer- 

willigkeit und Uneigennützigkeit sich paarte, erstatten wir unseren ver- 
bindlichsten Dank für ihre wirksame Dienste, welche sie einem so wichtigen 
Unternehmen brachten. 

Ausserdem sind wir aber auch sehr vielen anderen Persönlichkeiten 
zu grossem Danke verpflichtet für liebevolle Gewogenheit und Hilfe, wo- 
mit sie uns unsere Arbeit erleichterten; es sind dies namentlich die hoch- 



geborenen, hochgeachteten und hochwürdigen Herren, sowie die hoch- 
geborenen und hochgeachteten Damen: 

Frau Baronin Am^lie Nadherny-Borutin, Frau A. Blaschek, 
Grossgrundbesitzers-Gattin in Mitrowitz, Herr Baron Johann Mladota 
von Solopisk, Graf von Aichelburgin Neustupow, Edler von D o e r 
in Smilkau, Herr Marian Rombald in Wodlochowitz, Herr J. Nach- 
linger in Zwöstow, Herr Viktor Porak Ritter de Varna in 
Tfebnitz ; 

der k. k. Bezirkshauptmann Em. Wirth; der k. k. Schulinspektor 
P. Vepfek; der Bürgermeister der Stadt Selöan Wilh. Holoubek; 
der Bezirks-Obmann F. Machääek; der Bürgermeister der Stadt Wot- 
titz W. Penk; 

die fürsterzb. Vicare Johann RoSkot und Franz VojäCek; 
Franz Silha, Pfarrer und Ferd. Sudek, Kaplan in ArnoStowitz; 
J. Bucek, Förster in Bedfichowitz; Jos. Budil, Pfarrer in Borotin; 
A. DolejSf, Lehrer in Drachkau; Fr. Hrachovec, Pfarrer in Dublowitz; 
Wenzel Zelenka, Pfarrer und W. Jirkü, Schulleiter in Amselberg; 
Fr. Blaiek, Pfarrer in Schönberg; Ant. Cernicky, Pfarrer in Chlum; 
Fr. Svobodny, Pfarrer und Em. Hruby, Schulleiter in Jankau; Ant. 
Lego, Pfarrer in Jesenitz ; W. Smetana, Pfarrer in Kamaik; L. Nerad, 
Lehrer in Martinitz; Fr. Zelenka, Pfarrer in Nechwalitz; Ad albert 
H a r m a c h, Pfarrer in Neustupow ; J. M ä c h o ä, Schulleiter in Olbramowitz ; 
Gottl. Zahradnlk, Pfarrer, L. Laburda und F. Svätek, Lehrer in 
Aubönitz; Wenzel Jllek, Pfarrer in Petrowitz; W. Turinsk^, Pfarrer 
und A. S 11 o p e k, Kaplan in Prtschitz ; Fr. Dressler, Dechant, J. B a x a, 
Schuldirektor und Verwalter des Museums, und K PejSa, Katechet in 
Seiean; J. Mottl, Pfarrer und W. Kindl, Kaplan in Sedletz; W. Brzek, 
Pfarrer in Skreyschow; Norb. KoSatecky, Pfarrer in Stfezmif ; J. Horäk, 
Pfarrer in Slapanow; J. Krchov, Kaplan in Bystfitz; Franz Kozelek, 
Pfarrer und F. ifelha, Lehrer in Roth-Augezd; R. Stefal, Gutsdirektor 
in Wlekowitz; K. Chochole, Pfarrer in Woykau; A. Urbanides, 
Pfarrer, P. T. § t i k a r, Quardian, J. V 1 e e k, städt. Rentmeister in Wottitz 
und viele andere. 

Die erforderlichen Zeichnungen fertigten nach unseren Skizzen die 
Herren R. Vanderlind und Anton Marti nek an. 

Prag, am 15. März 1898. 



Dr. A. Podlaha. Ed. Mittler. 



St. Adalbert siehe Wätrow. 



Amschelberg. (Amsel berg.) 

Hora Kosova. 

Die ST. BARTHOLOMÄUS-KIRCHE, schon im J. 1350 er- 
wähnt, ist ein roher, orientierter, oblonger Bau, der durch spätere bauliche 
Veränderungen des ursprünglichen Charakters vollständig beraubt wurde. 
Der älteste Theil, das jetzige Presbyterium, ist ein gegen Osten verengtes, 
1315 M. hohes, 5'35 M. und 4*10 M. breites Trapez, ohne Gewölbe. An 
der gemeinsamen, 1*35 M. starken Mauer steht der Thurm, aus dem ein 
200 M. hoher und 0*84 M. breiter, spitzbogiger, an den Kanten ab- 
geschrägter Eingang in die Kirche führt. Die gegen Westen hin verlängerte 
Kirche gewährt keinen Anhalt für eine kunstgeschichtliche Betrachtung. 
Äusserlich wurde der Kirche sowie auch dem Thurme eine armselige 
barocke Ausstattung zutheil. Die innere Ausstattung ist modern. 

Das Taufbecken aus Zinn: glockenartiger Kessel auf drei mit 
Krallen versehenen Füssen, die oben in bärtige, mit Herzogsmützen be- 
deckte Köpfe auslaufen; der stark ausgebauchte Deckel ist mit einem auf 
profiliertem Kegel stehenden Kreuzchen gekrönt. Die Höhe des unteren 
Theiles beträgt 0*74 M., die Höhe des Deckels mit dem Kreuzchen 058 M. 
Auf der Oberfläche des Kessels (0*505 M. im Durchm.) zweimal sich wieder- 
holende reliefartige, scharf modellierte (0*175 M. hohe) Gestalten des 
hl. Petrus mit den Schlüsseln, des hl. Jacobus mit der Keule, und zwei 
Wappen: jenes der Herren v. Wrtba (drei Hirschgeweihe) und jenes der 
Herren v. j^^an (herzförmiges Dreiblatt). An beiden Rändern je ein Schrift- 
band, worauf die Worte (oben) : ^ LETA • PANIE • 15 • 90 TA • KRZTI- 
TEDLNICE • GT : VDIELANA • DO CHRAMV ■ PAE (unten) : ZA VROZE- 
NEHO PANA • PANA • HANVSSE • Z RICAN a na wogkowie. IAN HRA- 
DECKI KONVARZ (Fig. 1.). 

Bezirkshauptmannschaft Seitschan. i 



Die Monstranz, 049 M. h., im Früh-BarockstiL Der ovalförmige 
Fuss aus vergoldetem Kupfer ist mit getriebenen Blumen- und Frucht- 
gewinden von derben aber markanten Contouren geschmückt ; vorne ist eine 
versilberte Platte mit graviertem Wappen (ein Stier) und den Buchstaben 
WSH2F aufgelöthet ; am Rande des Fusses ist folgende Umschrift eingraviert : 
» Wenceslaus et Anna Maria Hatanek in Honorem S: Bartholomei obtulit. 

Dominus in Kosova 
Nora. Ano 1689. Der 
Knauf ist birnfBrmig 
und glatt. Das mittlere 
Behältnis ist oval mit 
zweifachen Flammen- 
Strahlen aus vergol- 
detem Messing ; die 
Strahlen sind mit zwei 
aus Silber getriebenen 
Engelsköpfchen, klei- 
nen Garben und Obst- 
gruppen besetzt. Marke: 
eine Combination aus 
den Buchstaben BT F. 
Leuchter: 1. bron- 
zene, gedrechselte, und 
zwar: 1. 040 M. h. 
(zwei) und 0-21 M. h. 
(ebenfalls zwei), ausdem 
Ende des XVI. Jahrh.; 
2. zinnerne, gego- 
ssene 0-31— 0-41 M. h. 
auf dreiseit^en orna- 
mentierten Füssen, aus- 
Fig. 1. AmKhtibtrg. T.ufbeckcn (0-74 m hoch.). dem Ende des XVII 

Jahrh.; 
3. hölzerne (zwei) l'öO M. h., reich geschnitzt, von guter Form, aus- 
dem Beginn des XVIII. Jahrhunderts. 

Ca sei barock, 100 M. lang, 0'70 M. breit, aus rothem Sammt (der 
mittlere Streifen ist aus graublauem Sammt) ; über die ganze Fläche breitet 
sich ein reiches mit Silber in massiger Hochanlage (Sprengarbeit, le guip6) 
gesticktes stilisiertes Laub-Ornament aus. An der Rückseite am unteren 
Saum ein gekröntes Wappen. Eine in Zeichnung und Technik hervor- 
ragende Arbeit des XVIII. Jahrh. (Fig. 2.). 

Mit demselben Wappen wie diese Casel ist auch ein vollständiges. 
Parament (Casel, zwei Dalmatiken und ein Pluviale) bezeichnet. Diese Ge- 



wänder sind aus Silberbrocat mit eingewobenem reichem Geflechte von 
farbig contourierten BlQthen und Blättern im Barockstil verfertigt. 

Glocken: /. Durchmesser 1*12 M., Höhe 103 M. (sammt den Henkeln 
in Geflechtform. Die zweizeilige, in gothischen Minuskeln angeführte Um- 
schrift ist durch ein jetzt nicht mehr deutliches Rundrelief, welches das 
Brustbild der Madonna mit dem göttl. Kinde verrathen lässt, unterbrochen. 



Flg. 2. ArnKhcibag. CueI (l-OOm lug). 

1. Zeile: JÄnno z bomini x inilBtTimi) i quinccntepntD j X^SXIl x 
ißa A tatnpana A jiila a e)! a in a bomo o magilki A barl^oIomEi z in x 
nonia s Qttniitai 4 pragenci 

2. Zeile; X eil z laus z bw x pafei a timnipotEnti i ei o fieafe n 
maxie x tempet x nitginis x £f x mnnibus A tanEtie § vtni x tancte a 
BprrituB z ttflt § funcum § (Eotba z fibt. x Auf dem Mantel roh gebildete 
(015 M. hohe) Figuren der hh, Jakobus und Paulus. 



2. 0*77 M. unteren Durchmessers, aus dem J. 1576, von K. Bellmann 
in Prag im J. 1833 umgegossen; der Relief des hl. Bartholomäus (0*23 M. h.) 
wurde nach der ursprünglichen Glocke abgegossen. 

Der starke eichene Glockenstuhl aus dem XVIII. Jahrb., geschickt 
construiert. Das Gebälke ist mit volksthümlichen Wagner-Ornamenten 
verziert. 

Der Renaissance-Bau des am Bache gelegenen SCHLOSSES aus dem 
XVI. Jahrh., jetzt einstöckig (ursprünglich höher), ist durch Umbauten voll- 
ständig entstellt; die Fagade ist modern und armselig. Den viereckigen 
Hof umgeben drei (ursprünglich vier) Flügel; das Untergeschoss bildet 
gegen Süden und Osten einen offenen schmalen Gang mit Rundbogen- 
Arkaden; der nördliche Flügel hat in der Mitte einen ein wenig in den 
Hof vorspringenden quadratischen Thurm. Das Erdgeschoss und eine Stube 
über der Durchfahrt sind grösstentheils in Kreuzform überwölbt. Am Mörtel- 
verputz des ersten Stockwerkes ist noch eine jetzt übertünchte Sgraffito- 
rustica erkennbar. Am jetzigen (hinzugebauten) Treppenhause eine in Linden- 
holz ausgeführte Barock-Copie der Pfibramer Madonna, aus der Kirche 
hierher übertragen, 112 M. hoch. 

In der Synagoge an den Vorhängen reliefartige, mit Kreuzstich 
ausgeführte Stickerei vom Ende des XVII. und Anfang des XVIII. Jahrh. : 
aus Vasen herauswachsende Blumen. Bronzene Kronleuchter 0*82 
und 0'74 M. im Durchm., sechsarmig, aus dem XVII. und XVIII. Jahrh. 

Die FRIEDHOFS-KAPELLE, dem hl. Michael geweiht, aus dem 

Beginn des XVIII. Jahrh. Das quadratische, 7*20 M, lange u. 620 M. 
l? reite Schiff, mit flacher Bretterdecke, hat an beiden Seiten je zwei rund- 
bogige Fenster. Das kleine, 3*60 M. lange Presbyterium ist mit drei Seiten 
des Achtecks geschlossen. Der Stimgiebel ist mit Gesimsen verziert Nahe 
bei dem Giebel befindet sich ein kleiner mit Blech gedeckter Dachreiter. 
Über dem Eingange ein modernes Wappen. Die innere Ausstattung ist — 
bis auf zwei gut geschnitzte Statuen der hh. Michael und Raphael (1*35 M. h.) 
beim Hochaltar — wertlos. Auf den hölzernen Leuchtern steht die Jahres- 
zahl 1726. 



Arnoschtowitz. (Arnostovice.) 

Vlasik A. N.: Top. des Bez. Wotitz, 49 sq. — Fiala E. in den »Mittheilungen der 

Central-Com.€ Neue Folge XVm. (1892) Seite 32—34. 

KIRCHE, den hh. Simon und Juda geweiht. Urkundlich schon im 
Jahre 1352 als Pfarrkirche erwähnt. Der ursprüngliche Bau ist im Uebergangs- 
stile des XIII. Jahrh undertes ausgeführt. Im Jahre 1732 wurde der recht- 
eckige Thurm an der südwestlichen Ecke anstatt des etwas seitwärts ge- 



standenen hölzernen Glockenthurmes, gleichzeitig mit der Sacristei erbaut. 
Im Jahre 1892 wurde der ganze Bau vom Baumeister Fiala nach den 
Plänen der Architekten F. Ohmann und R. Krieghammer neu hergerichtet. 
Der ursprüngliche, genau orientierte Bau besteht aus drei äusserlich 
nicht angedeuteten Quadraten, die mit Kreuzgewölben überspannt sind. Das 



Fig. 3. ArnoKbtovriu. Giundtiu der Kliclie (vor der RnuiuuiDn im Jahre 1892). 

östliche Quadrat 680 M.' (der Triumphbogen miteingerechnet) bildet das 
Presbyterium, die anderen zwei Quadrate (im Ganzen U'40 M. lang 
6'20 M. breit) bilden das Langschiff. Das 9 M. hohe Gewölbe ist mit 
mächtigen, an den Enden zugespitzten Rippen, welche im Profil die Hälfte 
eines achteckigen Prismas zeigen, versehen. Die einzelnen Gewölbejoche 
sind durch segmentartige Rippenbögen von einander geschieden , die Rippe 
welche das Presbyterium vom Langschiffe trennt, ist nicht profiliert und 
vertritt den sonst üblichen Triumphbogen. Die runden Schlusssteme sind 
mit Rosetten, die aus abgerundeten und lölTelartig gehöhlten 
Blättern bestehen, geziert. 

In der nördlichen, 240 M. starken Mauer des Schiffes 
ist eine 0.80 M. breite und 990 M. lange Stiege errichtet 
welche aus dem Schiffe auf die Empore führt. Diese Stiege 
ist anstatt des Gewölbes mit flachen Steinen überdeckt und 
durch zwei schiessschartenartige, in das Innere des Schiffes 
führende Lichtöffnungen erhellt. Die übrigen Mauern sind r75 M. stark. 

Das Portal in der Westfronte ist spitzbogig (245 M. hoch, 1-23 M. 
breit), mit Gewände aus rothem Sandsteine. Das Profil des Portal- 
gewändes ist rechtwinklig abgesetzt; die innere Kante hat eine tiefe 
xlurch Knollen geschmückte Kehle; die äussere Kante ist birnartig pro- 
filiert und mit zwei Hohlkehlen abgeschlossen. In den Mauerabsatz ist ein 



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Rundstab (013 M. im Durchmesser), weicher mit einer plumpen Basis, auf 
der sich noch Spuren der scharfen Eckkanten befinden, und mit einem 
primitiven, durch löffelart^e Blätter an- 
gedeuteten Kapital versehen ist, ein- 
gefügt. Über dem Kapital setzt sich 
der Rundstab weiter fort. Auf der linken 
Seite sind auf dem Kapital des Rund- 
stabes die erwähnten Blätter g^en- 
einander gestellt. (Fig. 5.) 

Ein zweites Portal, ursprünglich 
in der Südmauer, jetzt aber bei der 
Sacristei angebracht, ist mit einer walzen- 
förmigen, in zwei vorspringende Nasen 
auslaufenden und auf einem derben 
Sockel ruhenden Laibung versehen. 

Die in den Gewölbeachsen durch- 
gebrochenen Fenster erhielten im 
XIV. Jahrh. — wobei sie auch vergrö- 
sscrt wurden — gothische Masswerke 
u Dt. Port.1 ^"^ Sandstein (Fig. 6.) ; zwei, an den 

Kanten ausgekehlte Doppelnasen und 
darüber ein Vierpass. In ursprünglicher Form und Grösse ist das kleine 
Fenster in der südlichen Mauer der Empore erhalten ; dasselbe ist spitz- 
bogig und ohne Masswerk (037 M. breit, 230 M. hoch); neben ihm be- 
findet sich noch ein zweites, mit einfacher Doppelnase versehenes Fenster 
(0-50 M. breit, ISO M. hoch). 

In die Frontmauer des Thurmes 
ist ein aus Sandstein ziemlich gut 
gemeisseltes Reliefwappen des 
Franz Pecelius mit der Jahreszahl 
1732 eingesetzt. 

Die oblonge Sacristei lehnt 
sich an die Nordseite des Presbyte- 
riums und ist mit zwei rippcn losen 
Kreuzgewölben gedeckt. 

Drei Altäre, sowie auch die 
Kanzel sind barock mit guten oma- 
mentalen und figuralen Schnitzar- 
beiten, welche an den Stil des Bild- 
hauers Widemann (f 1 756) 
erinnern. 

Das Bild der hh. Simon und Juda am Hochaltar, 340 M. hoch und 
165 M. breit, in einem saftigen, stark nachgedunkelten Colorit auf Lein- 
wand gemalt von Laurentius Spitzer in Prag 17.'i3- 




Das Taufbecken, aus Zinn, dreifüssig, 128 M. hoch, 044 M. im 
Durchmesser, aus der Mitte des XVUI. Jahrhundertes. 

Die Lampe für das ewige Licht, aus Silber; die äussere Fläche 
umgibt leicht durchbrochenes getriebenes Arabeskengeflecht mit drei 
Cartouchen-BUdem der hh. Veit, Jobann v, Nep. und Johann Ev. im Relief. 
Die Henkel bestehen aus getriebenen, umgebogenen Blättern mit Seraphim- 
köpfen. Erste Hälfte des XVIIL Jahrh. Ohne Signatur. 

In der Sacristei befindet 
sich ein hübscher Beicht- 
stuhl aus Eichenholi; auf 
der reich profilierten Be- 
krönui^ steht eine Statue 
der hl. Maria Magd, 
(deren Schmerz ausdrucks- 
voll wiedergegeben ist) mit 
zwei kleinen Engeln (aus der 
zweiten Hälfte des XVIIL 
Jahrb.). Daselbst auf dem 
Paramentenschreine zwei 
Statuen aus Eichenholz 
(1-50 M. hoch) der hh. Lud- 
milla und Stephanus; Ende 
des XVII. Jahrb.: ruhige 
Körperhaltung, der Falten- 
wurf ist meisterhaft durch- 
geführt. 

Aussen an der Kirchen- 
mauer hinter dem Hochaltare 
ein 2'55 M. hohes schmied- 
eisernes Kreuz, von dem 
frühreren Thurmknopf stam- 
mend, eine geschickte Arbeit 

' ^ Fig. 7. AriiDicblawili. Ciabilein d« Frani Peceliui 

aus der 2. Hälfte des XVUI. (in ^ hoch). 

Jahrb.; vor der Sakristeithür 

ein anderes schmiedeisernes Grabkreuz mit einer kapellenartigen 

Inschrifttafel, von einfacheren Formen, aus der 1. Hälfte des XVIII. Jahrh. 

Grabplatten. 1. in der Vorhalle am südlichen Eingange aus Kalk- 
stein; von der kunstlosen, stark abgeriebenen gothischen Schrift sind nur 
folgende Worte leserlich: let^a (EQIfflQIIIJE fEiilo ß - . - 1 iiroäEni mlaiiyha | 
ft rmilowatica . . . 

2. Im Presbyterium beim Sakristei-Eingange, aus rothem Marmor, 203 M. 
hoch, 100 M. breit mit einem schön gearbeiteten lorbeerumkränzten Wappen. 
Oberhalb die Inschrift: LETHA 1567 W SOBOTU P'D NED£[LI PRO- 
WODNI USNUL G'T W PANU ; KRYSTU UROZENY A STATECZNY | 



8 

RYTIRZ PAN SMIL Z HODIEIO | WA A NA CHOTIETICYCH A RZE 
PICZIJ U WIEKU SWEM W 71 LETE | TUTO TDELO GfiHO ODPOCZU [ 
WA WZKRZISSENIJ SWEHO | Z MRTW^CH SLAWNEHO A BYTU | 
S PANEM BOH£M OCZEKAWA. 

3. Auf der anderen Seite des Einganges ein 2*02 M. hoher, 111 M. 
breiter Grabstein als Pendant zum vorhergehenden, von gleicher Ausführung^ 
jetzt bedeutend abgerieben. Die Inschrift lautet: 

LETHA 1568 W PATEK ] OBRACENI SWATE | KONALA 

GEST 2lWO I TECH 70. UROZENA | NEMYSSLE PANI MAN- 

ZIELKA ... . I HO A STATECZNEHO RY | SMILA Z HODIEJOWA 

A RZEPICIJ I RZISSE .... Im Wappen ein verticaler Streifen. 

4. An der Epistel-Seite ein rother (175 M. hoher, 086 M. breiter) 
Marmorstein mit zwei sehr schön in Hochrelief gemeisselten Wappen in 
reicher Renaissance-Ornamentik (auf dem linken Wappen das Dreiblatt 
der Herren v. Rziczan, auf dem rechten Wappen die Seerose der Talm- 
berger*. Die Inschrift vollständig verwischt. 

5. In der nördlichen Mauer des Schiffes ein Grabstein aus rothem 
Marmor, 1*77 M. hoch, 1*13 M. breit, im Barockstil: eine Tafel, oben mit 
einem Gesims versehen, unten ausgeschweift ; zu beiden Seiten Bänder mit 
Todteninsignien ; oberhalb der Tafel ein kleiner Giebel mit Gesims und 
zwei Voluten begrenzt und mit einer feinen plastischen Darstellung des 
letzten Gerichtes verziert; in der oberen Hälfte der Tafel das umgestürzte 
Wappen der Familie v. Pecelius (in vier Felder — in denen parallele Quer- 
streifen und die Hälfte eines zweiköpfigen Adlers abwechselnd vorkommen — 
getheilt) ; in der mittleren, durch einen plastischen Rahmen abgegrenzten 
Fläche die Inschrift: 

STA VIATOR LEGE ET LVGEI | JAGET NON PROCVL AB HOC 
MARMORE I DIGNVS CEDRO IMO COELO | PERILLVSTRIS DOMINVS 
FRANCISCVS I CAROLVS PECELI DE ADLERSHEIM | DOMINVS IN SMIL- 
KAW ET PETROWITZ. | AVLA C^SAREA CONSILIARIVM, | JVDICIVM 
CAMERATICVM FEVDALE | ET PROVINCIALE MINVS | MAGNVM ASSE- 
SOREM PERDIDIT. | BOEMIA MERITISSIMVM VICECAMERARIVM | ILLV- 
STRIS FAMILIA VLTIMV^ STEM^ATIS SIDVS. | 10. X.BRIS ANNO 1734. 
OBIIT. ^T: 66. | ABI VIATOR ET SPLENDORE SS'^TORV" FVLGENTI | 
GRATVLARE AVT VT FVLGEAT PRECARE. (Fig. 7.) 

Die Glocke, 0*76 M. unteren Durchmessers, jeglichen Schmuckes 
entbehrend, mit der einzeiligen (am Ende beschädigten) Minuskel-Umschrift: 

+ ijtt s campana ^ fufa s t]\ ^ ab ^onotBin z hxt x ti x fanrrfi ^ . . . 
fimon 



Aubönitz. (Oubönice.) 

Schaller, o.e. Xn. 89. - Heber, F. A o. c. I. 22S. — Viatdk, Bez. Wottii 100 sq 
PFARRKIRCHE, der hl. Margaretha geweiht (im J. 1350 Pfarr- 
kirche, in dem XVI. Jahrh FUiaikirche, vom J. 1819. an Localie, von 1856. 
wieder Pfarrkirche), orientiert. Der Thurm und das Schiff romanisch, das 
Presbyterium frühgothisch. Im XVIII. Jahrh. wurde die jetzige Sacristei 
angebaut und die ganze Kirche im Barock-Stile umgeändert. Die letzten 
Bauveränderungen wurden in der neuesten Zeit vorgenommen. 

Der Thurm, aus 110 M. dickem, geschichtetem, in den oberen Stock- 
werken sich verjüngendem Mauer werke, welches aus rothem Sandstein 
sorgfältig gearbeitet ist. Im Erdgeschosse befindet sich der später mehrmals 
veränderte Eingang in die Kirche. Im ersten Stockwerke führt von der 
Südseite ein mit Granitquadem eingefasster und halbkreisförmig gewölbter, 



Fi|. 8. AaMnitt. CniadilH di 



2'90 M. h., 115 M. br. Eingang in den Thurm. Zu diesem Eingange führen 
an der Aussenseite des Thurmes errichtete Stufen. Die Kanten des steinernen 
Thürgewändes sind glatt; dort, wo der Bogenschluss beginnt, ist die 
Öffnung durch eine 0"17 M. dicke Granitplatte überspannt. Aus dem Thurme 
führt ein gleich eingerichteter — um 0'15 M. schmälerer und niedrigerer 
— Eingang auf die Empore, welche in dem jetzigen Zustande allerdings 
erst aus der Barock-Zeit stammt. 

Im obersten — dritten — Geschosse (3 05 M.*) waren ursprünglich 
an allen Seiten drettheilige, mit zwei Mittelsäulchen versehene und mit drei 
Halbkrebbögen überwölbte, 200 M. breite, 173 M. hohe, mit grauen Sand- 
Steinquadern eingefasste Schallöffnungen, wovon nur eine einzige — 
an der Ostseite — sich erhalten hat (Fig. 9.). Die Mittelsäulchen haben 



10 



weder Kapitale noch Untersätze; sie sind rund, unten 0*19 M. breit, nach 
oben zu sich in einen Durchmesser von 0'175 M. verjüngend. Ihre Höhe 
beträgt 1*22 M. Als Kämpfer dienen halbkreisförmige (050 M. im Durchm., 
0*175 M. starke) Platten, welche an beiden Stirnseiten mit einer 006 M. 
starken, 0*10 M. hohen, unten abgerundeten Ausladung versehen sind. Die 
Mauerstärke beträgt in den Fenstern 0*64 M. Das mittlere Geschoss ist 
durch eine schmale (010 M. br., 0*90 M. h.) Schiessscharte erhellt. 

Das fast würfelförmige (8*60 M. lange, 7*80 M. br., 736 M. hohe) 
Kirchenschiff ist mit einer Rohrdecke überspannt. Die Mauerstärke beträgt 
lOOM. Die östlichen Ecken wurden bei dem im XVIII. Jahrh. vorgenommenen 
Umbau segmentartig abgefasst. Die von aussen glatten Wände sind an der 
Innenseite mit einfachen, aus Mörtel gebildeten Pilastern (je drei auf jeder 





I C I 1 5 • .1 "*. 

V^mm 1 1 i r — i 



Fig. 9. AuMnitz. Romanisches Thurmfenster. 



Fig. 10. AubSnitz. Maasswerk in den 
Fenstern des Presbyterioms. 



Seite) geschmückt. Die Fenster (4*25 M, über dem Fussboden) — je zwei 
auf jeder Seite — sind jetzt erweitert und oben im Halbkreisbogen ge- 
schlossen (die Höhe derselben beträgt 1*77 M., die Breite ]*14 M.). 

Die dem Schiffe und dem Thurme gemeinsame Westmauer ist durch 
1*20 M. breite, mit einem Absätze versehene Strebepfeiler gestützt. 

Der halbkreisförmige Triumpfbogen ist 062 M. breit. 

Das Presbyterium, dem ein quadratischer (500 M.*) Chor vorliegt, 
ist mit fünf (220 M. langen) Seiten des regelmässigen Achtecks geschlossen. 
Die Kappen des 727 M. hohen Gewölbes sind durch starke, bedeutend 
abgeschrägte Rippen, die keine Consolen haben, getragen. Die Rippen 
treffen sich im Chore in einem offenen Kringel (0*40 M. im Durchm.), im 
Presbyterium dagegen in einem runden, mit schön gemeisseltem Veraikon 
geschmückten Schlusssteine. Das Presbyterium hat vier spitzbogige, nach 
aussen und nach innen ausgeschrägte, in den Gewölbcachscn des Polygons 
3*50 M. über dem Fussboden durchbrochene, 2*70 M. hohe und 0.75 M 
breite Fenster (nur das Fenster an der Nordseite fehlt). Das Masswerk 
ist aus den Fenstern ausgebrochen; die roh aus Granitstein ausgeführten. 



11 

an den Kanten at^eschrägten Reste desselben sind in die neue Friedhofs- 
terrasse eingemauert (Fig 10.). 

In die nordöstliche Mauer ist ein kleines Sanctuarium einge- 
lassen ; leider ist die Profilation desselben durch eine hölzerne Verschalung 
verdeckt. Die Mauerstärke 
beträgt im Presbyterium 
110 M. Die innere Aus- 
stattung ist modern. 

Das Taufbecken, 
aus Zinn, im Empire-Stil ; 
es ruht auf drei mtt Kral- 
len versehenen Karya- 
tiden-Füssen (deren oben 
befindliche Kinderköpfe 
schön modelliert sind) 
und ist mit einer schönen, 
auf dem flachen Deckel 
stehenden Statuette Jo- 
hann des Täufers versehen. 
Die Höhe des Taufbe- 
ckens beträgt 054 M., die 
HöhederStatuette0-25M., 
der Durchmesser des Ke- 
ssels 0-34 M. Auf der un- 
teren Seite des Deckels ist 
folgendes Chronogramm 
(1819) eingraviert: PA- 
TRONO EXiMiO DO- 
MINO lOANNE RIDEL 
H^CCE LOCALIA FVN- 
DATA EST, POSITVM- 
QVE HOCCE BAPTISTE- 
RIVm. Ohne Signatur des 
Verfertigers. (Fig. 11.) -^■'- 

Kelch: 1. vergol- Fig, u. AuMni«. T.,.fb*ckw. (c^ts-, hoch-, 

dct, 0225 hoch, aus dem 

Jahre 1701, schmucklos. Der^am Rande geschweifte und profilierte Fuss 
trägt folgende Inschrift: Wenzel Radetsky Freiherr von Radetz; 

2. aus Silber, vergoldet, 022 M. hoch, schön profiliert. Auf der Cuppa 
ist ein ovalförmiges Bildchen der hl. Anna (0037 M.) sehr fein graviert. 
Darunter: E MI ■ Ao 1729. Prager Beschauzeichen und folgende Marke 
des Goldschmiedes: A 



12 

Glocken: /. schön verziert. Durchm. 080 M., Höhe 083 M. An 1 

der Krone ein 0*045 M. breiter Fries, worauf unregelmässig folgende kleine 
Reliefs abwechseln: die Hochzeit zu ICana, Pauli Bekehrung, der barm- 
herzige Samariter und die Auferweckung des Lazarus. Darunter ein Kranz 
herabhängender Akanthus- Blätter. Am Mantel folgende Reliefs: der Tod 
mit einem Kinde auf den Armen; der Gekreuzigte, »die Verkündigung« \ 

in einem Renaissance-Kränzchen, zwei Wappen und die umrahmte Inschrift ^ ) 

»AVE etc.« Am unteren Rande Münzen- Abdrücke (Münzen Ferdinand des 1 

Ersten und zwei Joachimsthaler, mit der Jahreszahl 1549 bezeichnet); in ! 

einer kleinen Schild-Cartouche, bei der zwei antike gehamischte Krieger 
Wache stehen, liest man: BRICCIUS PRAGENSIS AVXILIO DIVINO ME 
FECIT. ANNO DOMINI: MCCCCCLXVim. 

2. aus dem J. 1410, von Bellmann umgegossen. 

Südlich an der Kirche stand ehemals eine FESTE, welche durch 

einen gedeckten Gang mit der Kirche verbunden war. In der Ruine der- 
selben wurde ein silberner, mit folgender Majuskel-Inschrift: S. DRZIKRAI 
FIUI HROZNATE DE ALBENIC und mit einem Wappen versehener 
Siegelstock gefunden (Abbildung desselben siehe bei Vlasäk I.e.). Die 
Mauerüberreste wurden Bei der unlängst vorgenommenen Erweiterung des 
Friedhofes abgetragen. 



Austupenitz. (Ustupenice.) 

Vlasäk, Bez. Seitschan, 67. 

Von den Ruinen der ehemaligen hiesigen FESTE ist gar nichts mehr 
zu sehen, ausser Steinhaufen und die Spuren von Wallgräben. 



Bedfichowitz. (Bedfichovice.) 

Vlasäk, Top. des Bez. Wotitz, 92 sq. 

FILIALKIRCHE DES HL. LAURENTIUS (im Jahre 1350 

als Pfarrkirche erwähnt), ein sehr interessanter Bau aus der letzten Periode 
des romanischen Stiles mit einigen Anklängen der Gothik, der im Verlaufe 
der Zeit verhältnismässig wenig verändert wurde. Die Achse des Baues 
ist südostwärts gerichtet. 

Der quadratische Thurm, im obersten Geschoss ursprünglich an 
allen vier Seiten von zwei Doppelfenster-Reihen durchbrochen, trägt ein 
hölzernes, mit Bretterverschalung versehenes und mit einem spitzigen 
Schindeldache gedecktes (3*75 M. hohes, 5*30 M. breites und 495 M. 
langes) Stockwerk. Die ursprünglichen, 1*53 M. hohen, 1*42 M. breiten 



13 

Fenster sind durch ein Mittelsäulchen, welches zwei Halbkreisbögen 
trägt, getheilt (Fig. 8). Alle diese Fenster sind zwar erhalten (bis auf ein 
einziges an der Südseite [in der unteren Reihe], welches behufs einer aus- 
gehängten Glocke ausgebrochen wurde), sind aber jetzt sämmtlich zu- 
gemauert. Als das spätere Mauerwerk theilweise beseitigt wurde, kam 
ein aus feinem gelben Sandsteine gehauenes, achteckiges (015 M. im 
Durchm.), auf einer prismatischen Basis (018 M.*, O'IO M. h.) ruhendes 
062 M. hohes, mit einem gemeisselten Würfel-Kapital (013 M.') gekröntes 
Säulchen zum Vorschein. Das Kapital ist an den Ecken mit Menschen- 
antlitzen verziert ; der Raum zwischen diesen Antlitzen ist mit fein gebilldöten 




Fig. 12. and t3. Bedfich 



romanischen Rankenverschllngungen, die ein viertheiliges herabhängendes 
Blatt tragen, ausgefüllt. Diejenigen Kapitale, welche zum Kirchenschiffe hin 
gerichtet sind, haben allem Anscheine nach keine gemeisselten Verzierungen; 
sie sind ebenfalls würfelförmig und nach unten abgerundet. Einfache Abaken 
decken die Kapitale ab und darüber nehmen hohe (032 M,), schräg in 
die Breite (056 M.) auslaufende Kämpfer die Last der Bogenschlüsse auf. 
Das Mauerwerk ist 100 M. stark; das Gemäuer des Fensters tritt in der 
Hauptmauer um 030 M. zurück (inwendig). Im ersten Stockwerke und im 
Erdgeschosse ist der Thurm in seiner ganzen Breite in das Kirchenschiff 
geöffnet ; die Öffnung ist in der Höhe von 245 M. mit einem vollen Halbkreis- 
Bogen überwölbt. Die Halle im Erdgeschosse, durch welche der einzige 
Eingang in die Kirche führt, ist mit einem halbkreisförmigen Tonnengewölbe 
überdeckt. Das ursprüngliche Portal wurde entfernt und vernichtet; die 



14 

Überreste seines Gewändes, welches aus rothem Sandstein verfertigt und 
an der schräg abgeschnittenen Kante mit Knollen (welche 010 M. von 
einander entfernt sind und 005 M. im Durchmesser haben) reichlich be- 
setzt war, dienen jetzt als Stiege in dem neueren, vor dem Kircheneingang 
errichteten Zubau, durch welchen man auf den Thurm hinaufsteigen kann. 
Das beinahe würfelartige, 560 M. lange, beim Thurme 589 M., beim 
Presbyterium 573 M. breite, 545 M. hohe Schiff hat eine flache Rohrdecke. 




I l llll l llll 1 

n Thiume. Fig. IB. Bcdlicl 






Die jetzige Empore ist neueren Ursprungs. In den Thurm gelangte 
man früher von aussen her durch eine in der westlichen Thurmfronte in 
der Höhe des ersten Stockwerkes errichtete, jetzt 195 M. hohe und r07 M, 
breite, halbkreisförmig gewölbte Thür. Das ursprüngliche Gewände der- 
selben wurde entfernt. 

Der Triumphbogen ist in der Höhe von 505 M. mit einem in 
der Mitte scharf gebrochenen Bogen überwölbt, unprofiliert, 107 M. stark. 
Die Kanten sind aus rothem Sandstein construicrt. 

Das Presbyterium bildet ein unregelmässiges Fünfeck und ist mit 
einem steinernen, mit derben Rippen versehenen Gewölbe überdeckt Die 
Breite der Süd- und Nordseite beträgt 610 M., die Breite beim Triumph- 
bogen 560 M-, am Ende 490 M. Abgeschlossen ist es mit zwei, in einem 
stumpfen Winkel gegeneinander gestemmten, 280 M. langen Seiten. Die 



15 

äusseren Ecken sind durch drei niedrige, unregelmässige (1*20 M. breite) 
Strebepfeiler gestützt. Die Rippen aus rothem Sandstein sind 015 M. 
breit und treten 0*26 M. aus dem Gewölbe hervor; ihre Kanten sind ab- 
geschrägt. Die Consolen sind stark, rund und im oberen Theile mit einem 
Ring umzogen. 

An der Evangelienseite ist in die Wand eine sehr präcis aus einem 
einzigen gelblichgrauen Sandsteinblocke gehauene, leider sehr beschäd^e 
Sacramentnische eingesetzt. Das rechteckige (0*25 M. tiefe, 0*25 M. breite 
und 0*43 M. hohe) Behältnis ist mit einem (0085 M. breiten) Rundstab^ 
neben dem inwendig eine Kehle läuft, umgeben. Der Rundstab ist oben 
halbkreisförmig eingebogen und umfasst ein kleines Bogenfeld (Tympanon)» 
welches mit der Hälfte eines abgerundeten, an den Kanten ausgekehlten 
Vierpasses ausgefüllt ist. (Fig. 15.) 

Das aus grauem Bruchkalksteine bestehende Mauerwerk des ganzen 
Gebäudes ist bedeutend ungleichmässig, unter dem Thurme und im Pres- 
byterium ist dasselbe 1*20 M., im Schiffe 1*00 M. breit. 

Von den ursprünglichen Fenstern haben sich zwei erhalten, und 
zwar in den schrägen Seiten des Presby teriums ; dieselben sind 067 M. 
breit, 184 M. hoch, halbkreisförmig geschlossen, nach aussen und nach 
innen stark ausgeschrägt, und befinden sich 2*35 M. über der Erde. Das 
dritte Fenster im Presbyterium (an der Epistelseite), sowie auch sämmtliche 
drei Fenster im Schiffe haben eine neue, segmentartige Form. 

Das Gewölbe des Presbyteriums ist mit wertlosen, in grellen Farben 
ausgeführten, das Leben des heil. Laurentius vorstellenden Fresco- 
Malereien bedeckt. Bezeichnet: >Pinxit Martinus Wavra 1764.« Die Decke 
des Schiffes ist mit einem die Apotheose des hl. Laurentius darstellenden 
Frescogemälde gleichen Wertes geschmückt. 

Der Hauptaltar: sehr gut geschnitzter, schmuckreicher Akanthus- 
ranken-Rahmen mit mehreren, die Leidenswerkzeuge tragenden kleinen 
Engelsfiguren besetzt. Auf der fein profilierten Predella stehen zwei sehr 
geschickt geschnitzte Körbchen mit vielen Blumen. Auch die Tumbe ist 
gut profiliert. An den Seiten stehen zwei Engelsfiguren (1*60 M. hoch); 
oberhalb des Bildes schwebt die mit Strahlen umgebene Figur des Er- 
lösers. Eine sehr schöne Arbeit aus dem Anfange des XVIII. Jahrh. 

Der Seitenaltar, ein leidlich gutes Werk aus der 2. Hälfte des 
XVII. Jahrh. mit einigen im Ganzen befriedigenden Statuetten und einem 
guten, aber stark beschädigten Leinwand-Bilde (1*45 M. h , 103 M. b.). 

Die Kanzel, im Renaissance-Stil (Ende des XVII. Jahrh.); auf einem 
rohen walzenförmigen Unterbau steht die polygone (14-eckige), 1*02 M. hohe,, 
oben mit einer schönen Simsumgrenzung, an den Seiten abwechselnd mit 
einem geschweiften Säulchen und einer geschnitzten Füllung geschmückte 
Brüstung. (Fig. 16.) 

Glocken: /. 064 M. breit, 62 M. hoch; unterhalb der Hauben- 
wölbung ein schmaler Fries im Renaissance-Stil; weibliche Masken, aus 



16 

denen sich Ästchen mit Blättern entwickeln. Auf der Wandung die Relief- 
figur des hl. Laurentius mit dem Feuerrost als Marterwerkzeug, darunter 
stehen die Worte: 

THOMAS GLEIXNER ME FECIT 
ANNO 1652. 



Flg. 16. BcdKchomti. Kiniel. 

Auf der anderen Seite: G. M. WYSQCZE VROZENEMU | PANV. PANV. 
lANOWI STARSSY [ MV Z TALLVMCERGKA NA lANKO | WIE POSTV- 
PICZYCH BEDRZICHO | WICZYCH. G : M ; C : RADDIE. Darunter das 
Wappen der Talmberge (Seerose). 

2. 0'52 M. im Durchmesser, 0*49 M. hoch; oben derselbe Fries wie 
bei der vorhergehenden Glocke ; auf der Wandung eine gute Relief- 
darstellung — der Gekreuzigte mit der üblichen Personengruppe zu beiden 



17 

Seiten des Kreuzes — im Lorbeerkranz; auf der anderen Seite wiederum 
das Talmberg'sche Wappen und die Jahreszahl 1652. 

j. 025 M. im Durchm., 0*23 M. hoch. An der Krone die Umschrift: 
LETA 1729 ^ LIL JAN BRIKNER W STARIM MIESTIE PRASKIM. Zahl- 
reiche (unkenntliche) Abgüsse von verschiedenen Gedenk-Münzen. 

Östlich unterhalb der Kirche ist eine zerstörte FESTE. Der ziemlich 
hohe Wall ist theilweise noch erhalten. Der Wassergraben wurde durch 
-das Wasser des nahen Teiches gespeist. 



Beztahow. (Beztahov.) 

Heber, Burgen I, 225. — Vlasäk, Top. des Bez. Wotitz 26. 

Die FESTE. An der Südseite des Meierhofes, am Damm eines 
grossen, jetzt cassierten Teiches, die mit runder Mauer und tiefem Graben 
umgebene Ruine einer Feste. In den noch erhaltenen Mauer-Resten be- 
finden sich jetzt Arbeiter- Wohnungen. Die noch bestehenden Tonnen- 
gewölbe sind meistentheils aus Ziegeln. Die Feste wurde am Ende des 
XVI. Jahrh., wahrscheinlich von dem Ritter Nicolaus v. foöan (f 1591) 
erbaut. 



Bollechowitz. (Bolechovice.) 

Vlasäk, Top. d. Bez. Sedletz 108. 

Das SCHLOSS, ein einfaches einstöckiges oblonges Barock-Gebäude, 
dessen Mitte als Risalit ein wenig hervortritt, mit spärlichem architektoni- 
schen Schmucke. 

In dem ebenerdigen Zimmer rechts vom Eingange inwendig eine 
Renaissance-Thür aus dem J. 1623. Diese Thür ist mit einfachen 
aber guten Beschlägen versehen. Die beiden Seiten-Futter sind mit Pilastern 
mit jonischen Kapitalen und mit nach unten sich verjüngenden flachen 
Schäften geziert. In dem Futter oberhalb der Thür sind zwei Reihen von 
Zahnschnitten und geschmackvolle Intarsien angebracht. 

In einer andern ebenerdigen Stube (links vom Eingang) ein Schrank 
im Renaissancestil: in der Mitte eine weibliche, zu beiden Seiten je 
eine männliche Karyatide als Pilaster-Kapitäle ; die Schäfte dieser Pilaster 
bilden Akanthusblätter. Die Thürflügel sind im oberen Theile mit beflü- 
gelten Engelsköpfchen und mit einem stilisierten zweiköpfigen Adler, in 
der unteren Hälfte mit einem Löwenkopfe geschmückt. Der obere Fries • 
ist an beiden Enden mit je einem beflügelten Engelsköpfchen und in der 
Mitte mit einem Pflanzenornamente verziert 

Bexirkshauptmannschaft Seltschan. 9 



18 



Im oberen Stockwerke befinden sich einige Möbelstücke im Rococo- 
und Empire-Stil; nennenswert ist besonders ein Empire-Lehnstuhl mit 
Löwenköpfen und Löwentatzen; unterhalb der Seitenstützen befinden sich 
weibliche Sphinxe. 

Die KAPELLE, dem hl. Johann v. Nep. geweiht, im Jahre 1775 
erbaut. Den Grundriss bilden drei herabgedrückte Segmente, die über drei 
Seiten (es sind dies: die Ost-, Nord- und Süd-Seite) eines regelmässigem 
Quadrates construiert sind; die durch drei gerade Seiten eines unregel- 
mässigen Achteckes geschlossene Westseite bildet die Fronte, welche im 
obersten Theile mit einem halbkreisförmigen Gesims, auf dem eine Statue 
des hl. Johann v. Nep. steht, geziert ist. Der obere Theil des segment- 
artig überwölbten Portales trägt ein Barock- Gesims mit Doppelwappen in 
Barock-Cartouche in der Mitte. Oberhalb des Einganges, desgleichen auch 

in der Mitte der Seitenwände grosse, 
segmentartig überwölbte Fenster. Das 
Mansarde-Dach mit Laternenthürm- 
chen, welches an der Spitze einen 
gut im Empire-Stil gearbeiteten Knauf 
(ringsherursi schön getriebene Guir- 
landen, zuhöchst eine kleine Krone 
von gefälliger Form) trägt. 

In dem Inneren ein gelungenes 
Fresco-Gemälde auf der Wöl- 
bung: Gott ercheint dem Moses im 
brennenden Dornbusche. Gute Per- 
spective, interessanter Hintergrund 
' (romantische Landschaft). 

Beachtenswert ist die Kanzel 
im Rococo-Stile. 

Auf dem Hauptaltare ein in der 
Eigenart des Malers Raab au^e- 
führtes Bild den hl. Johann v. Nep. als Almosenspender vor- 
stellend. (Unlängst ist dieses Bild übermalt worden, wodurch der ursprüng- 
liche Charakter einigermassen verloren gegangen ist.) 










\***H 



^ 



*>T\ 



Fig. 17. Borotin. Gntfidriss des Presbyteriums. 



Borotin. (Borotin.) 



Schaller, XIV., 153; Sommer X., 70; Trajer, Beschreib. 638; Vlasäk, Top. des 

Bez. Sedletz 118; Sedlä£ek, Mistop. sl. 47. 

Die KIRCHE DER HIMMELFAHRT CHRISTI, ursprünglich 

gothisch, im J. 1863 durch Feuersbrunst zerstört, sodann erneuert. 



19 



Gothisches Presbyterium, urprüngUch, fünf Seiten eines regel- 
mässigen Achtecks und ein rechteckiges Gewölbejoch. Die Höhe beträgt 
655 M. Das Gewölbe ist mit profiüerlen Rippen versehen. Die (419 M. 




über dem Fussboden beginnenden) Rippen sind an den unteren Enden 
kegelfönnig zugespitzt; die Rippen hinter dem Altare aber haben ovale, mit 
zwei Absätzen versehene, sonst schmucklose Consolen. Triumphbogen 
spitzig, 5'52 M. hoch. In drei Fenstern gothisches Maasswerk (Fig. 18.). 
Ein spitzbogiger, Vi5 M. hoher, an den Kanten abgefasster g othischer 
Eingang führt in die Sacristei. 



In der linken Seitenwand des Schiffes ein gothisches Portal (2-45 M. 
hoch, 178 M. breit), spitzbogig, an den äusseren Kanten abgeschrägt. 

Das Taufbecken aus Zinn, auf drei Füssen (unten in Tatzen, welche 
in den Krallen eine Kugel halten, auslaufende Löwenköpfe) ruhend; am 



20 

oberen Rande des schmucklosen Kessels zwei (ursprünglich drei — eines fehlt) 
Engelsköpfchen, deren Brust unten in ein Akanthusblatt übergeht. (F^. 19.) 

Die BURGRUINE (Fig. 20.). Jetzt nur noch Mauerreste; an ein- 
zelnen Stellen sind schmale Schiessscharten bemerkbar, während sonst 
keine Reste von Steinhauerarbeit zu finden sind. Vgl. Sedläfek, >Hrady< 
Vfl*., 196. und 197. (Grundriss und ausfuhrliche Beschreibung.) 



Fig. 20, BoTotin. Burgruine. 

Buchow. (Buchov.) 

Vlasäk. B«. Wotitz 75. 
Mitten im Teiche stand ehemals eine im XV. Jahrh. urkdi. erwähnte 
WASSERFESTE, die jetzt ganz verschwunden ist. 

Dobrohoscht. (Dobrohost) 

Vlasik, Top. des Bez. Seitschan, 109. 

Das SCHLOSS, ein bescheidenes einstöckiges Bauwerk mit Mansarden- 
dach und Laternenthürmchen, ohne besonderes architektonisches Gepräge. 



21 

Ober dem Eingang baut sich ein erkerartiger Vorsprung mit zwei runden 
Fensterchen im massigen Segment heraus; an seinem Mörtelverputz sind 
Spuren einer barocken Malerei (Maria mit Engeln) erkennbar, wovon sich 
am besten der obere Theil mit gemaltem Barockrahmen und dann eine 
Barock-Cartouche über der Thüre erhalten hat. 



Daubrawitz. (Doubravice.) 

Vlasäk, Top. des Bez. Seitschan, 51. 

Von der hiesigen ehemaligen FESTE, die an der Stelle des jetzigen 
Bauerngutes Nr. 3. gestanden haben soll, sind keine bemerkenswerten Ueber- 
reste erhalten. 

Im Hause Nro. 4 wurde eine Ofenkachel, mit einem Schwan im 
Wappenfelde verziert, gefunden (jetzt im Seltschaner Bezirks-Museum). 

Drachkau. (Drachkov.) 

Die FESTE, bereits 1318 genannt auf erhöhtem Rande eines Teiches, 
auf deren Grundmauern der jetzige Meierhof erbaut wurde. Verschüttete 
Reste von Gewölben. 

Auf dem Dorfplatze eine rechteckige, mit schlanker Bedachung und 
Laternenthürmchen gedeckte Glockenkapelle; im Innern eine kleine 
(090 M. hohe), gut gearbeitete Statue des hl. Wenzel, aus dem Ende des 
XVII. Jahrh. 



Dublowitz. (Dublovice.) 

Schall er, Topographie, VIII., 211. — Sommer, Das Königreich Böhmen XVI., 171. — 
AnL Norb. Vlasäk, Top. des Bez. Seitschan, Seite 90—92. 

Die PFARRKIRCHE DER HL. DREIFALTIGKEIT wird 

urkundlich schon im Jahre 1350. genannt. Letzte Restauration im J 1878; 
damals wurde der neue Thurm zu der Kirche angebaut. 

Das mit drei Seiten des Achtecks abgeschlossene Presbyterium 
ist gothisch gewölbt. An dem Schlusssteine über dem Altar ist ein ge- 
kröntes -fE ausgemeisselt ; der Schlussstein des zweiten Gewölbefeldes ist 
mit einer fünfblätterigen Rose verziert (Fig. 23.). 

Das Presbyterium ist durch vier spitzbogige Fenster mit gothischem 
Maasswerk (Fig. 24.) erhellt. Das Presbyterium öffnet sich nach dem 
Schiffe zu in einem unprofilierten gothischen Triumphbogen. Ahnliche 



22 



Bögen überspannen die beiden Langseiten des quadratischen Theiles des 
Mittelschiffes, an das sich zu beiden Seiten die oblongen, durch drei mit 
schlichtem Maasswerk versehenen Fenster erhellten Seitenschiffe anschliessen. 
Das Mittelschiff, sowie auch die beiden Seitenschiffe sind flach gedeckt. 




ur 



Fi«. El. Dubtowlii. GruDdri» 



Fig. 22. Dublowlii. 



Die Sacristeithür, sowie auch das in die Vorhalle führende 
Portal sind mit gothisch profiliertem Gewände (Fig. 22.) versehen. Aus 
der Kirche führt eine spätgothlsche Thüre mit übergreifendem Stabwerk 
in die Thurmhalle. 

Der Hauptaltar ist eine gute Barockarbett aus dem Anfange des 
XVni. Jahrh. {soll aus der Prager Zderaz-Kirche stammen). Zwei gewun- 




dene und zwei glatte Säulen mit korinthischen Kapitalen und einige Pilaster 
tragen das reich gegliederte Gebälk, worauf ein nach vorn geneigter Aufsatz 
ruht, in welchem die hl. Trinität beim letzten Gerichte plastisch dar- 
gestellt ist. 

In der Mitte des Altars Brand I's Gemälde: Christus am Kreuze; 
rechts unten kniet die hl. Maria Magdalena mit aufgelösten Haaren. Eine 
schöne, stark nachgedunkelte Arbeit. Besonders gelungen ist der Leichnam 



23 

Christi. Links unten auf der Erde unter einem Pflocke Tetms3"'n'if 
am Fusse des Kreuzes die Unterschrift Brandls: f^'^ 

Am Orgelchore hängt an der Wand ein die Krönung der Jung- 
frau durch die Trinität darstellendes Holzgemälde (1-52 M. 
br. und 1-80 M. hoch), wahrscheinlich der mittlere Theil des ehemaligen, 
im J. 1615 errichteten Hochaltars. Rechts Gott Sohn, links Gott Vater; 
beide krönen die hl. 
Jungfrau, die nach 
vorne gewendet auf 
den Wolken kniet, tn 
den unteren Ecken des 
Bildes kleine Scenen, 
deren Bedeutung unklar 
ist. Leidlich gute Arbeit. 
Die breite Fläche des 
Rahmens ist zum Bilde 
schief geneigt und mit 
guten Ornamenten ver- 
zi«rt; am engen verti- 
calen Rande ein ge- 
schmackvoller Zahn- 
schnitt. 

In der Kirche 
hängt an der Wand 
ein grosses Ölge- 
mälde auf Leinwand, 
den hl. Hieronymus 
in der Wüste dar- 
stellend (Copie nach 
Rubens), der Kirche 
im J. 1S02 aus dem 
Trzebnicer Schlo:>se ge- 
schenkt. 

Das T a U f b e - Fig. as. Dublwiti. Kelch (O 2B M. hoch.) 

cken aus Zinn, M6M. 

hoch ; der untere Theil ist einer umgestürzten Glocke ähnlich. Es ruht 
auf drei Füssen, welche oben die Form eines zweifachen Kopfes haben; 
oben ist ein Thierkopf, darunter ein bärtiger Menschenkopf, der in eine 
mit Krallen versehene Pfote ausläuft. Der Deckel ist eine sechsseitige 
Pyramide (Fig. 26.). 

Silberner, vergoldeter Kelch, 0'28 M. hoch, aus dem jlBB 
Jahre 1732 (Fig. 25.) — Mit Egerer Beschauzeichen: |9Ef 

Ein im Bodenbelag vermauerter Grabstein hinter dem Altar ^BP^ 
(links), zur Hälfte durch die hölzerne Structur des Altars verdeckt, mit dem 



fj Wappen der Ritterfamilie v. Krtffn 

^ und mit der Inschrift in gothischen 

Minuskeln; XtOja J&amc umrjEla 
JPaima IKanjana bctra orojcnB^o a 
RatEtjnf^o Egiitjc pana iahuba 
Ertijna j ©Bltjan a Äcblqan a na 
ÄBblcfanet^ a na Euroim l|rabhu 
nab HrjEpBnicEmi a IDobbeniE^iJi 
10 J^änu Bolni obpoqiroä. 

Glocken: /. 0-86 M. hoch, 
lOö M. im Durchm., mit dem Re- 
liefbildc der hl, Jungfrau in falten- 
reichem Gewände und mit folgender 
Inschrift in gothischen Minuskuln : 
annp bomini mincrimo quingcn- 
fcsimo quarlD Ijatc rampana eaf con- 
aumafa ab ^onnreni bei omnipoienfi 
et trcatc Marie Dirßini. 

3. 0-80 M. hoch, 0905 M. im 
Durchm., mit den Bildern der hh. 
Cyrillus und Methodius, trägt fol- 
gende, rückwärts zu lesende Inschrift: 
auno bomini mcciclxoi fiiaa esf 
campana in ^onotBm aaratorum pnn- 
lijinum ciriGi et metfrubii. 

J. 0-70 M. hoch, 0-81 M. im 
Durchm., mit dem Relielbilde des 

Fig. 26. DubJowiii. TnufljecLco (1-16 M, hocbl li xt- i j r . j i . -^ 

' '^ hl. Nicolaus und folgender Inschrift 

in lateinischen Majuskeln: TENTO ZVON GEST SLIT KE CTI A CHVALE 
PANV BOHV A SW. MIKULÄSl LETA MDXLVI. 

An der Landstrasse nach SelCan, dort, wo früher 
die unter Kaiser Josef II. aufgehobene und demo- 
lierte Kirche der Himmelfahrt Christi stand, befindet 
sich ein sehr altes niedriges Steinkreuz, 74cm 
hoch ; der Querbalken 44 cm. {F^. 27.). 



Klein-Hefmanitz. 
(Hefmanicky.) 



säk. Bei. Wottiu 61. 
Das SCHLOSSCHEN, jetzt in einen Speicher Fig.27. duWo 
verwandelt, ohne Bedeutung. Daneben der Platz, wo 
ehemals eine im Kreis von einem Wassergraben umzogene Fe 



Hradek bei Radio. (Hfbet Kozi.) 

Heber Burgen V., 163 (mit Abbildungen und Grundriss). — Vlasäk, Bez. Seitschan 
127-131. 

Reste einer im XV, Jahrh. zerstörten BURG, auf einem, von dem 
Bache >Mastnik< umflossenen Bergrücken. An der Nordseite zwei parallele, 
450 M. von einander entfernte Mauern ; es sind dies vielleicht die Überreste 
des ehemaligen Thores. An der Süd-Ostseite das Mauerwerk eines Eck- 
baues. Die bisher beste- 
henden Mauer reste sind 
1*60 M. stark und etwa 5 bis 
9 M. hoch. 



Chlum. 

Die PFARRKIRCHE, 
dem hl. Wenzel geweiht, ur- 
kundlich bereits im J. 1356 
erwähnt, im J. 1707 über- 
baut und 1790 »renoviert,« 
ist ein schmuckloser oblonger 
Bau mit quadratischem Pres- 
byterium, und zeigt keine 
architektonisch beachtens- 
werthe Merkmale.*) In der 
Fronte steht ein mächtiger 
{7'55 M. breiter) zweistö- 
ckiger, zwiebelartig einge- 
deckter Thurm aus dem J. 
1790. Von dem ursprüngli- 
chen Baue hat sich nur das 
Mauerwerk des Presbyte- 
riums (von dessen Gewölbe 
aber bei den späteren »Re- 
paraturen« die gothischen 
Rippen abgemeisselt wurden. 



1. Taufbecken (0 91 M. t 



•) In dem Pfarr- Gedenkbuche wird die alte Kirche mit diesen Worten ge- 
schildert: »Der Fussboden lag so tief, dass man über iwei bis drei Stufen herunter- 
gehen musstc; die Kirche war kalt und ßnster Ringsherum war dieselbe sowohl auf 
der Innen- als auch auf der Aussenseite mit gothischen Lettern beschrieben; es waren 
dies nämlich belehrende Stellen aus der hl. Schrift. Die Kirche hatte schmale, aber 
lange Fenster .... das Presbytcrium war kuppelartig (?) gewölbt.« 



26 

wodurch das Gewölbe abgerundet wurde) und der unprofilierte spitzbogige, 
4 M. 55 Ctm. breite Triumphbogen erhalten. Die urspr. goth. Fenster sind 
in einfache oblonge verwandelt worden. 

Das Taufbecken, aus Zinn {die Höhe sammt dem Deckel beträgt 
91 Ctm.. der Durchmesser des Kessels 385 Ctm,), auf drei Füssen ruhend, welche 
oben die Form langbärtiger Männerköpfe, unten aber die Form von Krallen- 
Tatzen haben. An der Stirn eines der drei 
A erwähnten Köpfe folgende ga q^ 

Marke und Jahreszahl: ^ W 

Der Kessel hat die " " »•'"' 
Form einer umgestürzten Glocke; am 
oberen und unteren Rande ist eine in 
zierlichen gothischen Minuskeln ausge- 
führte (unverständliche — offenbar bloss 
ornamentale) Inschrift. Am Mantel kleine 
Säulchen mit Kinder- Karyatiden, welche 
in niedrigem Segment eingebogene Ar- 



kaden tragen. Auf jeder Seite je drei Arkaden mit schön modellierten 
Reliefs (im Ganzen seohs Bilder), welche folgende Scenen darstellen : 
1. Christus am Ölberge, 2. Christus vor dem Hohenpriester, 3. Jesus sinkt 
unter dem Kreuze nieder, 4, Christus wird mit Domen gekrönt, 5. Christus 
am Kreuze (mit drei neben dem Kreuze stehenden Gestalten), 6. Der auf- 
erstandene Christus mit der Siegesfahne in der Hand steht auf einer 
Schlange, die sich um seine Füsse windet. Zwischen den Arkaden befinden 
sich oben vier Medaillons mit den vier evangelistischen Zeichen (je zwei 
an jeder Seite). Zu beiden Seiten des Kessels je ein Löwenkopf mit einem 
Ringe im Rachen. Am oberen Rande drei schön modellierte Köpfe mit 



27 

flachen Bareten als Deckelhalter (an der oberen Fläche eines der drei 
Barete die Jahreszahl 1562). Der Deckel eine achtseitige au^ebauchte 
Pyramide mit einem flachen Knaufe an der Spitze (darüber soll eine aus 
Zinn gegossene, die Taufe Christi darstellende Statuengruppe gestanden 
haben). Am unteren Rande der I^ramide .eine senkrechte achtseitige Ein- 
fassung mit Relief-Bildem ; darüber ein Kranz aus gothischen Lilien. Die 
Reihenfolge der Bilder : Erschaffung der Welt, Kain und Abel, Der Prophet 
Jonas, Jakobs Traum; diese Bilder wiederholen sich zweimal. Sie sind 
trefflich componiert und model- 
liert. Am flachen Umkreise des 
Deckels folgende Inschrift: 

DO CHLVMV K SVA- 
TEMV WACZLAWV LETA 
PANA KRYSTA MDLXU lAN 
MRKWYCZKA DIELAL MIE ■ 
DANO ZA NY VIU KOP A XX 
GROSSÖV MALICH WAZII L 
LIBER MATIEG NEWLYDA 
Z RAZAN GAROLIM ÄVST- 
CZKY. (Fig. 28.) 

Osterkerzenständer, 
66 Ctm. hoch, aus Messing, 
massiv, einfach profiliert, mit 
drei flachen Ringen an dem 
Schafte. Am mittleren Ringe 
nebenstehen - _^___ 

Zwischen den ^^^[if^'^^J 
Wappen un- 
ten die Jahreszahl 1552. Dar- 
über am Schafte die Buchstaben ng. m. cuum. Kcieb (o« m. hoch). 
ZWZA ECZS. 

Ciborium aus Silber, mit getriebenem Blumenwerke am Fusse und 
an der Cuppa; Marken: ^ ^ 

Die Höhe beträgt 26 cm., die Breite der Cuppa 13 cm. In drei kleinen 
ovalförmig ausgebauchten Flächen des Fusses folgende Inschriften: 

IST AVF GEBOHR NEN GEMAHN 

GEOPFERT FRIEDERICH CaTHARINAE 

WORDEN VON HORA VON GEBORNE 

DEM WOHL OTZEDLOW STRAKIN DE 

EDLEN JTZ DERO N. 7. OCTOB 

1688. 

Eine sehr schöne Arbeit aus dem J. 1688 (Fig. 29.). 



V 



28 

Barock-Kelch, aus Silber, 25 Ctm. hoch, die Cuppa 9 Ctm. breit. 
Die Cuppa mit markanter Profilation und mit Vegetativschmuck (Aehren- 
garben, Weintrauben, Blumenbouquets usw.) (Fig. 30.) Marke: 

Sonnen- Monstranz, im Barock-Stil, aus Silber, ver- 
goldet. Oben eine kleine Krone mit einem Kreuzchen; unterhalb des 
mittleren Behältnisses die Figur des hl. Wenzel. Zu beiden Seiten des 
mittleren Theiles Getreide-Garben, darunter Weintrauben. Die Höhe be- 
trägt 59-5 Ctm., die Breite 29 Ctm. 

Schmiedeiserner barocker Kerzenständer, gut gearbeitet, 1*56 M. 
hoch. Erste Hälfte des XVIII. Jahrh. 

Silberne Hängelampe vor dem Nebenaltare, barock, von durch- 
brochener Arbeit. 

In dem Kirchenschiflfe an der rechten Wand hängt ein Bild, welches 
früher am Hauptaltar sich befand ; jetzt ist dasselbe zugeschnitten und 
durch Lackanstrich beschädigt: Der hl. Wenzel, beritten, zwischen zwei 
Engeln, verzeiht dem besiegten Radislaus. Gemalt von Wenzel Reiner, 
Es ist dies ein Pare jenes Bildes, welches in der Prager' Egidi-Kirche in 
dem linken Seitenschiflfe am Altare sich befindet. 

Statue des hl. Felix vor der Mauer, welche die Kirche umgibt. 
Der Heilige hält auf dem rechten Knie das Jesuskind. Schöne Barock- 
Arbeit. 

Glocke: /. 49 cm. im Durchm., 39 cm. hoch ; am oberen Rande in 
gothischen Minuskeln ausgeführte Inschrift: entno m B tttc A 3ei A mapisfer 

barfolomßus o me o fccif d in o not) o*) 

2. Durchm.: 117 M. Höhe: 93 Ctm.; unterhalb der Haube folgende 
zweizeilige Inschrift: 

TENTÖ ZWON GEST PRZELIWANI NAKLADEM ZADVSSI CHLVM- 
SKEHO SW ATENO WACLAWA KE CTI A SLA WIE SS APOSSTOLVW 
PETRA A PAWLA 

LETA 1715 PANIE MNIE LIL ZACHARIASS DIETRICH MIES- 
STIAN NOWEHO MIESTA PRASKEHO. 

Darunter Karyatiden-Ornamente ringsherum. 

Auf dem Mantel zwei Wappen, darunter die Inschrift: 

ZA PANOWANI WRCHNOSTI NALZOWSKI WISOCE VROZENEHO 
PANA FRANTJSSKA ANTONINA KONASE SWOBODNEHO PANA A PANIRA 
Z WIDRZI TEZ WI: VROZENE PANI PANI lOZEFl KONSTANTIE KO- 
NASOWI ROZENl FRANTSSMONTOWI S FRANKENFELDU. 

An den Seiten Relief-Figuren der hh. Petrus und Paulus. 

3. Durchm. : 92 Ctm., Höhe : 96*5 Ctm. (sammt den Henkeln). Auf der 
Vorderseite Reliefflgur des Gekreuzigten mit der Mutter Gottes unter dem 
Kreuze; zu beiden Seiten je ein auf einem Barock-Postamente stehender 



*) Es sind folgende Worte zu ergänzen: »nova civitate Pragensi,« welche der 
Glockengiesser aus Raummangel weglassen musste. 



29 

Engel, und je eine Figur eines Märtyrers in altrömischer Militärrüstung 
mit einem Palmzweige in der Hand. Am oberen Rande ringsherum ein 
Barock-Ornament, darunter dreieckig componierte Verzierungen. In einer 
Cartouche unterhalb des Kreuzes folgende Inschrift: 

LAVDATE DOMINVM OMNES GENTES 
LAVDATE EVM OMNES POPULI. 
Am unteren Rande: 
DIVINO AVXIUO FVDIT ME VITUS DIETRICH NEO- PRAG^ AO 1765. 
An den Seiten Barock -Ornamente. 
Auf der Hinterseite in der Mitte 
ein Wappen mit der Devise FIDE- 
LITER ET CONSTANTER; an den 
Seiten die Inschriften: 

lOHAN: WENZL D'ASTFELD 
FREYHER VON VIDRZY 
VICE LAND-KAMMERER 
IN DER ZEIT DES KRIEGS 
GEVESENER KAY: KÖN: 
OBRISTER KRIGS: COMISSARI 
DAN ADMINISTRATOR VON 
GLATZ UND SCHLESIEN. 

VERMÄHLT MIT 

lOSEPHA VON TEMPIS 

DEN XIV JENNER MDCCL 

DEREN KINDER 

lOSEPHA GEB. DEN X APRIL 

1751 
XAVERI GEB DEN XV JUNII 

1756 
lOHAN DURSCHBEK PFARER 

VENZL VOPASEK CAPLAN 
IGNATI FORST VERWALTER. '''*■ ^'' "'"^■'■C'-i'"""'- Tbu™, 



Hoch-Chlumetz. (Chlumec Vysoky.) 

Vlasäk, Bm. Seitschan 86-67. — Bernau, Album der Burgen und Schlösser im 
Königreiche Böhmen I. (1S8I) S. 259 - 267. 

Die BURG ist verhältnissmässig sehr arm an architcl-;tonisch be- 
achtenswerten Denkmalen. In der südwesdichen Ecke ein rechteckiger 
Thurm mit hölzernen Kragsteinen unter dem Schindeldach (Fig. 31). In 
der hohen, an diesen Thurm sich anschliessenden Mauer ist ein spitzbogig 



überwölbtes Thor mit abgeschrägten Kanten. In dem unteren Theile des 
hohen Hauptgebändes befinden sich einige schmale gothische Fensterchen 
(wahrscheinlich Schiesscharten), ■ Die dem Hofe zugekehrte Seite war früher 
durch eine zweistöckige (jetzt ver- 
mauerte) Loggia belebt und mit 
Sgraffito-Rustica, deren geringe Reste 
noch sichtbar sind, verziert. Aus dem 
Hofe führt eine einfach profilierte 
(in der abgeschrägten Fläche eine 
Kehle) Spitzbogenpforte zu 
einem schmalen Räume, welcher sich 
längs der Mauer zu dem erwähnten 
Fi[. », Hocb-chiumeii. siiuMiootpian der Bui«. Viereckigen Eckthurme hinzieht. Den 
quadratischen Thurm in dem n.-öst- 
lichen Zubaue krönt ein zwiebeiförmiger Helm, dessen Flächen mit Holz- 
schindeln gedeckt sind. Die darin befindliche Glocke ist unzugänglich. 
Im zweiten Stockwerke ist ein sehr schlichter Raum zu einer Kapelle 
adaptiert In dem inneren Burgraume ist nichts Fesselndes wahrzunehmen. 
Im südöstl. Theile der Burgruine sind Reste von Gewölben, sowie Thur- 
und Fensterreste zu sehen. 



Chotötitz. (Chotötice.) 

Vlasäk, Bez. Wottiti 62 sq. 

Die bereits im XIV. Jahrh. erwähnte FESTE ist im XVII. Jahrh. 
ganz verschwunden. Sie. stand wahrschnlich dort, wo sich jetzt der herr- 
schaftliche Schafstall befindet. 



Jankau. (Jankov.) 

Sommer, XII. 85. — Vlasäk Bei. Wottitz 75. sq. 

PFARRKIRCHE ZUM HEIL. JOHANN DEM TÄUFER, 
bereits im J. 1350 urkundlich erwähnt, ein einfacher, orientierter Bau aus 
dem XIII. Jahrh. Zahlreiche Bauveränderungen zu Ende des XVII. Jahrh. ; 
damals wurden auch an der nord-östl. Ecke des Schiffes die Sacristei 
sowie auch das Oratorium zugebaut. Die oberen Stockwerke des Thurmes 
aus dem J. 1819. 

Das die Schiffsbreile einnehmende Presbyterium ist mit einer halbrunden 
Apsis (ihr Halbmesser beträgt 265 M.) geschlossen. Überwölbt ist das- 
selbe mit zwei Ziegelgewölben mit steinernen Rippen und glatten Schluss- 



31 



steinen. Das eine Gewölbejoch ist oblong (730 M. breit, 340 M. lang}» das 
andere (in der Apsis) bildet die Hälfte eines Secbseckes. Die 350 M. über 
der Erde beginnenden, auf stusapfen Pyramiden ruhenden Rippen sind 
0-14 M. stark, ragen umO^ M. aus der Wölbung heraus, und sind an den 
Kanten abgesclirSgt. Dort, wo beide Gewölbejoche an einander stossen, 
wachs«» die Rippen aus einer gemeinsamen Console empor (Fig. 35.). 
iKe nach aussen und nach innen stark au^eschrägten Fenster sind oben 
im Halbkreisbogen geschlossen ; sie sind aus den ursprünglichen schmalen 




Fenstern im Laufe der Zeit erweitert worden (ihre jetzige Breite beträgt 
095 M-, die Höhe 268 M.; sie beginnen 315 M. über dem Boden). 

Der 6'10 M. hohe Triumphbogen ist mit einer 665 M. breiten, 
halbkreisförmigen Gurte überwölbt. 

Das oblonge S c h i f f besteht aus drei quadratischen Trav^es (5*60 3 M), 
ist 7'45 M, hoch und mit flacher Rohrdecke überspannt. In der Südmauer 
vier Fenster von derselben Form wie jene im Presbyterium. 

Der 2'00 M. hohe, 090 M. breite und an der äusseren Kante ab- 
geschrägte Eingang in die Sacristei ist mit einfachem romanischen , 
Gewände aus rothem Sandsteine eingefasst. 



32 

Der Thurm an der Westfronte der Kirche, von quadratischer Grund- 
form, ursprünglich einstöckig ; durch die ebenerdige Halle (l'SO Q M.) gelangt 
man in die Kirche. Der Eingang ist zu Ende des XVII. Jahrh. neu her- 
gestellt worden: derselbe ist halbkreisförmig beinahe in der ganzen Breite 
des Raumes durchbrochen und ist an der Aussenseite von runden Säulchen, 
die einen dreieckigen Gesimsgiebel tragen, flankiert. Alles ist aus Mörtel 
grob ausgeführt. Im ersten 
Stockwerke führt auf die (eben- 
falls im Barock- Stile gehaltene) 
Empore ein ISO M. hoher, 
I'IO M. breiter, mit halbkreis- 
förmigem unprofiliertem Ge- 
wände eingefasster, jetzt ver- 
mauerter Eingang. Die beiden 
oberen Stockwerke des Thur- 
mes bestehen aus Fachwerk; 
der viereckige Unterbau ist mit 
einem Achteck bekrönt. 

Das Br*;hmauerwerk aus 
Kalkstein ist im Presbyterium 
1 40 M., im Schiffe 1-20 M., im 
Thurme 100 bis llOM. stark. 
Das Innere der Kirche 
ist mit zahlreichen bemerkens- 
werten Schnitzwerken au^e- 
schmückt. An den Wänden des 
Schiffes sind auf schönen Kon- 
solen, welche die Form eines 
korinthischen Kapitals mit En- 
gelsköpfen zwischen den Vo- 
luten haben, sehr gut aus Holz 
in der zweiten Hälfte des 
XVII. Jahrh. geschnitzte Fi- 
guren in Leben^rösse (hl. 
Wenzel, hl. Ludmilla, hl. Bar- 
Fig. 3S. Jankau. MidoDDa. ■■» dem j. 1655. bara, hl. Theresia und hl. Franz 

Xaverius) aufgestellt; die Kör- 
perhaltung ist ruhig, die Darstellung ausdrucksvoll, der Faltenwurf reich, 
die Ausführung tadellos. 

Von der Mitte der Schiffsdeckc hängt an einer eisernen Stange eine 
V40 M. hohe Statue der Madonna mit bekleidetem Christkinde auf dem 
Arme, von einer Strahlenglorie umgeben, herab. (Die Statue ist doppelt j sie 
besteht nämlich aus zwei ganz gleichen Figuren, die rückwärts zusammen- 
j^cfügt sind.) Die Madonna steht auf der Mondsichel in einer kleinen Wolke; 



33 

zwei Engel halten über ihrem Kopfe eine Krone. Unterhalb der Statue das 
(ebenfalls zweiseitige) Talmbergische Wappen (Seerose) mit einem Schrift- 
band, welches verkündet, dass dieses Bild >zur Ehre und zum Ruhme 
Gottes, sowie auch der hl. Jungfrau Maria . . . Johann der Ältere v. Talm- 
berg, zur Zeit auf Jankau, im J. 1655' verfertigen liess. Die Statue sowie 
auch das Wappen ist mit einem grossen ovaiförmigen (260 M. langen) 
Rosenkranze umgeben, weiche statt der sogenannten Gesätzel- Körnchen 
mit geflügelten Engelsköpfchen versehen ist. Auch hier zeichnet sich die 
Schnitzarbeit (ungeachtetderBizar- 
rerie in dem Arrangement) sowohl 
durch richtige Auffassung als auch 
durch stilgerechte Ausführung aus. 
Es ist dies vielleicht in Böhmen das 
einzige Werk dieser Art. (Fig. 35.) 

Altäre: 1. Am Hauptaltare 
eine ausgeschweifte mit spärlichen 
vergoldeten Ornamenten besäete 
Rococo-Tafel, die in der Mitte 
eine verglaste Nische trägt, worin 
eine alte, aus der ersten Hälfte 
des XVI. Jahrhunderts stammende 
Statuengruppe der hl. Anna mit 
dem Jesukinde (0'82 M. hoch) und 
der hl. Maria (075 M. hoch) steht. 
Liebliche Ruhe, genreartige Dar- 
stellung des Christkindes, welches 
nach einem Apfel greift, kostüm- 
lich interessante Gewänder mit 
niederwallenden breiten Falten — 
das alles steht diesem Werke gut 
an.*) Oberhalb dieser Statuen- 
gruppe ist eine schöne Rococo- 

btatue des hl. Johann des Taufers ,o-b2 m. hoch). 

aufgestellt, und an beiden Seiten 

des Altars stehen ähnliche (1-45 M. hohe) Statuen der hh. Philippus und 
Jacobus. 

2. Neben dem Eingang zur Sacristei: Barock-Holzreliefs: flaches 
(2'50 M. breit) Akanthus-Rankenwerk 'umschliest ovalförmige Medaillons mit 
Reliefbildern der heiligen vierzehn Nothhelfer. Anstatt der vier unteren 
Bilder ist ein vei^laster Rococo-Kasten mit der Wachsfigur des hl. Johann 
V. Nep, eingefügt (Fig. 37.). 



•) Diese Statuengruppe ist in der Zeitschrift •Method« XXIV. (1898) 5. 17. 
reproduciert. 



34 

3. Gegenüber dem vo- 
rigen : auf der Altarmensa 
steht eine »Pieta«; darüber 
ein leidlich guter Crucifixus 
in Lebensgrösse ; zu beiden 
Seiten Statuen des hl. Augu- 
stinus und eines andern hl. 
Biscfaofes; mittelmässige Ar- 
beiten. 

Holzrelief »Kreuzab- 
nahme«, 0-35 M. breit, 52 M. 
hoch, aus Buxbaumholz auf 
einem Linden-Täfelchen, von 
bedeutendem Kunst wert h, 
weich geschnitzt. Stammt 
aus der ersten Hälfte des 
XVlir. Jahrh. (Fig. 36.) 

Thürklopfer aus 
Bronze: auf ausgezackter 
Platte ein primitiv mode- 
llierter Löwenkopf mit einem 
Ring zwischen den Zähnen 
(jetzt im Landesmuseum auf- 
bewahrt). Vergl. J. Koula 
Fig. 37. janiiiiu. seiKniiiit. »Pam. arch. 3 mfstop.« XIV. 

Th. (1892) S. 250. (Fig. 38.) 
Taufbecken: aus Zinn, glockenförmig (075 M. im Durchmesser), 
auf drei oben mit bärtigen Köpfen verzierten, jezt zur Hälfte abgebrochenen 
Füssen ruhend. Auf dem Kessel zwei fein gra- 
vierte Wappen des Georg von Talmberg (1586 
bis 1618) und seiner Gemahlin Elisabeth von 
Lobkowitz in Renaissance-Kränzen; darüber 
folgende BuchsUbcn; G ■ Z • S ■ T — E • 
T ■ Z ■ L. 

Messgewänder aus dem XVII. Jahrh., 
jetzt in den Sammlungen der Christlichen Aka- 
demie in Prag aufbewahrt: 

1. im Renaissance-Stil gehaltene, mit ein- 
ander nicht zusammenhängende, aus verschieden- 
färbigen Seidenstoffen ausgeschnittene Blüten 
und Zweige sind auf der ganzen Fläche des 
aus rothem Linnengewebe verfertigten Ornates 
mittelst einer Schnur von Gold zerstreut auf- 
genäht. In der Mitte ist das Bild der mit ge- Fi». 3». j.iik«i. Branttihürkiopf«. 



35 

falteten Händen auf der Mondsichel stehenden Himmelskönigin in voller 
Figur, ebenfalls in Aufnähearbeit ausgeführt. 

2. aus feinem, farblosem Linnengewebe; die ganze Fläche ist mit 
symmetrisch geordneten, mit bunter Seide gestickten Blumen bedeckt. Gute 
Arbeit in volksthümlichem Charakter. 

3. ähnlich ausgestattet, mit einem rothen Seidenstreifen in der Mitte, 
worauf mit Goldfaden Blumenbouquets (nur in Umrissen) gestickt sind. 

4. aus Linnengewebe, darauf Blumenbouquets, die in volksthümlichem 
Stile mit schwarzer Seide gestickt sind, und die Namenszeichen Jesu und 
Maria (IHS MRA) in Renaissance-Kränzen. 

Das Innere des Tabernakels ist mit blauem Seidenstoff ausgeschlagen, 
worauf mit Goldflitter ein Rosettenkranz und eine Widmungsinschrift Johann 
des Altesten von Talmberg aus dem J. 1658 ge.stickt sind. 

Glocken: 1. 090 M. im Durchmesser, 0'85 M. hoch, mit Rococo- 
Ornamenten und mit den Relieffiguren der hl. Katharina (0*25 M. hoch) 
xmd der Madonna (0*28 M. hoch). Darunter folgende (zweitheilige) Inschrift: 

VIRGINIS ABS MACVLA CELEBRES EGO CONCINO LAUDES 

ID CUPIENS MECUM MUNDUS ET ASTRA CANANT. 
EN CATHARINA VOCOR NAM ET ME lENUIT CATHARINA 
MET AT CURATOR BETRUS AB HERTL FUIT. ^ 

Am untern Rande eine im Rococo-Stil ausgeführte Blätterverzierung 
und folgende Inschrift 

JOHANN GEORG KÜHNER GOSS MICH IN PRAG 1760. 

2. Durchm. 0*70 M., Höhe 0*67 M. ; unter der Haube eine einfache 
Blätterverzierung, auf dem Mantel ein Basrelief der hl. Anna »Selbdritt« 
darunter in Rococo-Umrahmung: P. JOSEPH METELKA SAGERDOS EG- 
CLESIAS I TICVS PAROCHIALIVM ADMINISTRATOR | JOANNES SEBA- 
STIANIDES ^CONOMLE DIRECTOR. | FVDIT lOANNES DIETRICH NEU 
PRAG^ ANNO 1753. 

Auf der andern Seite ein Wappen (ein Vogel, eine mit Schwert 
bewaffnete Hand und zwei Sterne) und folgende Inschrift : SVB PATRO- 
NATV ILLVSRISSIMI DOMINI DOMI | NI PHILIPPI LIBERI BARONIS DE 
STERNTHAL DOMI | NI IN lANKOV RATMNIERSITZ ET BESDRSRCHO : 
WICZ. 

Am untern Rande ein Ornament mit Masken in Blätter-Cartouchen. 

3. 0*55 M. im Durchm., 050 M. hoch; auf dem Mantel die Relief- 
figur des hl. Florian, dasselbe Wappen wie auf der 2. Glocke und die 
Jahreszahl: A6 : 1753. 

An der Thür des Pfarrhauses ein mit getriebener Arbeit (Laubwerk) 
verziertes Schloss und ein Thürklopfer; beide gut ausgeführt; aus dem 
Beginne des XVIII. Jahrh. 

Die ehemalige FESTE von bedeutendem Umfange, aus dem XVI. Jahr- 
hundert, unter dem Damme des »Hrad« genannten Teiches erbaut, jetzt theils 

3* 



36 

in eine Stärke- und Spiritusfabrik umgebaut, theils durch nebenliegende 
Wohnhäuser verbaut. Die noch erhaltenen Räume sind mit Tonnen- 
gewölben welche in halbkreisförmige Gurten eingesetzt sind, überspannt. 
Die Mauerstärke beträgt 100— l'SO M. 



4 




Fig. ». Jinowiti. Kircl 



Janowitz. (Janovice.) 



■ Vlasäk: B«. Wottiti 35, 69. 



Bei dem Aufgraben des Erdreichs fand man i 
1 praehistorischen Thongeßssen. 



den Bauergute Nr. 10 Scherben 



PFARRKIRCHE, dem hl. Martin geweiht (seit dem J. 1352 urkdl. 
bekannt, vom J. 1624 an blos Filialkirche, im J. 1787 wieder Pfarrkirche), 
orientierter Bau. Der Thurm ist romanisch (das obere Stockwerk ist mo- 
derner, pyramidenförmig gedeckter Anbau) ; auch ein Theil der Südmauet 
des SchilTes entstammt vielleicht der romanischen Periode. Das geräumige 



37 

Schiff sowie auch das gothische Presbyterium stammen aus dem XIV. Jahrh. 
Die Vorhalle an dem Portale ist aus dem XVII. Jahrh.; die Sakristei und 
das herrschaftliche Oratorium sind Zubauten aus dem XVIII. Jahrh. Durch 
öftere Reparaturen wurden manche Spuren des ursprünglichen Baucharakters 
verwischt. 

Der quadratische Thurm (220DM. im Inneren) weicht von der 
Längenaxe des Gebäudes bedeutend gegen Süden ab, ist aus aufgeschich- 
tetem (im £r(^eschosse 120 M., im oberen Stockwerke Oö5 M. starkem) 
Alauerwerke aufgeführt. Die Mauern 
waren ehemals an allen Seiten mit 
zwei Reiben gekoppelter Fensterchen 
durchbrochen, welche durch ein Säul- 
chen getheilt, 1-60 M. breit, 1'78 M. 
hoch, an den Seiten mit Granitqua- 
dern belegt und mit zwei Halbkreis- 
bögen aus Plänerkalkstein überwölbt 
waren. Jetzt sind die Mittelsäulchen 
sowie auch die Bögen in allen Fen- 
stern ausgebrochen ; nur in den bei- 
den östlichen Fenstern, wovon das 
obere gänzlich, das untere zur Hälfte 
vermauert ist, sind sie noch in ur- 
sprünglicher Form erhahen. Das 
sorgfältig gearbeitete Säulchen hat 
eine, jetzt schon gänzlich abgeschla- 
gene, 075 M. hohe Basis aus Pläner- 
kalkstein ; der Schaft aus rothem 
Sandstein ist rund, nach oben nicht 
verjüngt (0'19 M. im Durchmesser, 
080 M. hoch) ; das Kapital ist würfel- 
förmig (0-21 Kubik-M.) mit einem 
aus primitiven Grübchen gebildeten 
Halbkreise verziert ; unter dem Kapital 
befindet sich der Säulen ring (Fig. 39.). 

Das Kirchenschiff bildet ein regelmässiges, 1066 M. breites, 
15 M. langes Rechteck welches in der Höhe von 7'70 M. mit flacher 
Balkendecke überdeckt ist (früher war die Decke hoch emporgeschwellt, 
aus Brettern konstruiert — Nachbildung eines Spiegelgewölbes). Zu beiden 
Seiten je drei oben im Halbkreisbogen geschlossene Fenster, die im J. 1845 
diese neue Form bekommen haben. 

Die Empore ist neueren Ursprungs; sie ruht auf drei von zwei 
Pfeilern (072 DM.) getragenen Bögen. 

Der Eingang an der Nordseite, geradlinig bedeckt, 1'33 M. breit, 
2'40 M. hoch, mit steinernem, 014 M. starken, an der Aussenseite kanel- 



Herten Gewände versehen; in den oberen Ecken schöne Füllungen, deren 
Profiiierung durch zwei Bögen und zwei Kehlen gebildet ist. Über dem 
Eingange ein glattes segmentförmiges {O'TO M. hohes) Bogenfeld (Tympanon). 
Die ausgeschrägten, oben in einen Spilzb<^en zusammenlaufenden und mit 
Rundstäben verzierten Seitenwände sind an der äusseren Wandfläche 2'62 M. 
von einander entfernt (Fig. 39.). 

Der Triumphbogen ist 103 M. stark, 530 M. breit und 770 M. 
hoch, spitzbogig und ruht auf einem 052 M. hohen und um 116 M. vor- 
tretenden Kämpfergesimse. 

Das Presbyterium ist mit fünf {270 M. langen) Seiten des regel- 
mässigen Achteckes abgeschlossen und an den Ecken von abgestuften 
Strebepfeilern gestützt. Das aus 
Bruchstein gebaute Gewölbe ist 
mit Rippen, die sich in zwei 
runden Schlusssteinen treflen, 
versehen. Die prismatischen, 
018 Ctm. starken Rippen treten 
um 022 M. aus dem Gewölbe 
hervor, sind an den Kanten 
massig ausgekehlt und an den 
unteren Enden pyramidenförmig 
abgeschrägt. Die Fenster stim- 
men mit den Fenstern im Kir- 
chenschiffe in der Form voll- 
kommen überein. 

In der Mitte der Nord- 
mauer des Presbyteriums be- 
■H ' ^ ' -r-r ' i ' r +1^1-- r- '-.-ffi^''-^-"'-- findet sich der 0-82 M. breite, 

Fig. «. j.no-i.^ cru^dti.. d« Schi«.«.." 2 00 M. Hohe, spitzbogigc Ein- 

gang in die Sacristei. Das Ge- 
wände desselben ist aus Granitquadern gebaut und mit zwei durch Kehlen 
getheilten Wülsten profiliert. 

An der N.-O.-Seite des Chors das Sacramentstabernakel: go- 
thische oblonge Wandnische (0 50 M. br., 065 M. h.l, welche von einem 
profilierten steinernen Rahmen umgeben ist und in einen (070 M. hohen) 
Dreipassgiebel ausläuft. Die beiden Giebelschenkel sind mit je fünf grob 
in Granit gemeissclten flachen Krappen besetzt; die Spitze des Giebels 
ziert eine derb geformte (055 M. hohe, 030 M. breite) Kreuzblume. Die 
Thür des Tabernakels ist aus schräg übereinander gelegten eisernen Stäben 
mit aufgenieteten fünfblätterigen Rosetten gebildet (Fig. 39.). 

Am Hauptaltare ist der geschmackvoll geschnitzte, aus reichem 
Akanthus- Laubwerke componierte Rahmen beachtenswert (Beginn des 
XVIII. Jahrb.). 



Im Kirchenschifle ein schöner kleiner Barockaltar: oberhalb der 
ausgebauchten Tumba erhebt sich ein wohlgeformtes Tabernakel ; hinter 
demselben steht ein Kreuz, zu dessen beiden Seiten die Statuen der Ma- 
donna und des hl. Johannes in Lebensgrösse stehen. Der Gesichtsausdiuck 
ist realistisch wiedei^egeben ; die Gewandung fällt in gutem Wurf. Eine 
gefällige Arbeit aus der Mitte des XVIII. Jahrh. 

Ein Ölbild, auf 
Leinwand gemalt, »Die 
Anbetung der hl. drei 
Könige« vorstellend, eine 
etwa im XVIi. Jahrh. ver- 
fertigte Copie nach einer 
alten, in der Eigenart Dü- 
rer's gearbeiteten Vorlage. 

Das Taufbecken, 
aus Zinn, 072 M. hoch, 
auf drei Ziegenfüssen ru- 
hend und auf dem Kessel 
mit zwei Löwenköpfen, 
mit Ringen zwischen den 
Zähnen, geschmückt; eine 
schwache Arbeit aus der 
ersten Hälfte des XVII. 
Jahrh. 

Glocken:!. 0-78 M. 
im Durchm.; am oberen 
Rande folgende (verstüm- 
melte) Inschrift: 

X + X JRnno o bo- 
mint o railBiimo o cccc 
o E o dU o giEcgiea o 
{iinatf Q campanam o t llam 

O in nomine o aanrti; te p^^ „ j„„„i„_ 5,^,,^ T.r.it,iid (0-75 m. h«h). 

o pelte o eb o paule. 

Am Mantel die Reliefs der hh. Petrus und Paulus (0-14 M. hoch) 
dabei die Inschriften: 

„r paulE ova yto nobis" 
„r pelre ora pr nobis-" 

2. 068 M. im Durchm. ; das oben mit dreifacher Linie begrenzte 
Kronband ist mit Blättern, die sich um einen geraden Stengel winden, 
geschmückt. Am Mantel : Abguss einer Joachimsthaler Medaille {am Revers 
das Brustbild Ferdinand des I., am Avers »Christus am Jakobsbrunnen«) ; 
ausserdem zwei kleine Reliefs, welche die Bekehrung des Saulus und die 
Hochzeit zu Kana vorstellen. Am unteren Rande ein aus kleinen Blättern 



Fi«. t3 J^nowiti. Schloii. Tarelbildcr (fi-60 IL hoch). 

bestehender Kranz, der durch ein Medaillon (antiker Kopf im Kranze) 
unterbrochen ist. Darunter folgende gravierte Inschrift: 

Briccius Pratensis Auxitio Diwino fecii Me. 
In die Wände des Presbyteriums sind mehrere gut gearbeitete Grab- 
platten aus rothem Marmor eingelassen: 



Fig. 44. Jarmlli. Schloi*. Schmied ciicnicT Wmuduin (inS H. Ung). 

1. 090 M. hoch, 1'85 M. breit. In der oberen Hälfte ein Renaissance- 
Rahmen mit folgender Inschrift: 

„tEtria pan'c 1611 : ni pa [ feft tta ben TroalB TMarfti roe I feft Ijobirnj 
tiH nncj umfela Hro | jcna J&ant J&ant IDorlTila Kfitan | fha j IKaloniiti 
}0OjuRa(a roboina | po urojEnem ^anu pattu B}iImIallol | j Kpcaii a na 



41 

BeflafjDnl, a hrio po | ^x\htm g't ro nablt eipe T^laifoüamtm^ \ j mrirogrfi 
rojkrjillfEm." 

Unten das schön ausgeführte Malowec'sche Wappen in einem Vierpass 
reich nach heraldischer Art geschmückt. 

2. 1'03 M. breit, 1'85 M. hoch. Die von einem flachen Rahmen um- 
gebene Inschrift lautet: 

Tltlfja 1591. m airfca) po Äroafem t]^aitfi|Ttiu | mtji 10. a 11. fjobinau 
na fflelBm Ptlngi. lAfnul 0Bp ro Ißann Wtojeni; JÖan ^m | Blihuldpf j Biicfan 
a na BEjtafjDaiie | O&e^Difo (Eiclo 
tuto l^odtonano a bo lemie obttubj 
pr|i|TlD JßD^ihent) gep : (Die In- 
schrift setzt sich auf einer die 
obere Hälfte des Grabsteines ein- 
nehmenden Tafel fort,) 

©tjchanjagiqe BlaljonsTOß I 
neljo ob Wttmi)^ W}hx^i^tm\ 
buITö I P^^^ S^^?t Jöfln Bu^ raq 
intlopio I bgli. ^ro geI)ti|tD JÖa- 
tn'Iku ;3t)nDtoE get)o Ütojen^ ^ait 
)f^an ^an a | na Bafabqc a |9an 
Pan ID^Oe' | Ieto a na ©e}Ia- 
))üm\t Bralrji | n]Ia)hii ; Bfitfan 
(Eenfo kamen | balp gfau na tontfo 
inilKe JPoIojilt j Hcf^a 1603. ro prfc- 
bu bcn jS!5 (ßicji. Darunter ein 
schön gearbeitetes Wappen der 
Herren von f^iäan (Fig. 40.). 

3. 1-92 M. fioch. 1-03 M. breit; 
weibliche Reliefstatue, in den an 
der Brust gefalteten Händen eine 
Rose haltend; das Haupt ruht 

auf einem Kissen ; zu den Füssen pi^ +5, 
ein Wappen. Die Randsschrift des 
Denkmals lautet: 

„Uci^a 1599. ro airicreij ben pamathij 1^2. IKiB | ra Jana j ^ujijncjc 
a nttRca (©etonijma uintjela Mroiena JBani J3ani JÄnna Kfitjian | ffta 
j KiJinbBr^fta a j ^gfroi^onja na KrlelTicjiift 1 IKanjicIha itrnjE'^ J&5 ]9£ 
3ifhm\xl M Kfiria" na HtiBlpqirfj a tuio obpocjiroa ro panu. 

4. 1-93 M. hoch, 102 M. breit: Hochrelief eines Ritters in voller 
Waflenrüstung, mit dem Helme in der einen und mit dem Schwerte in der 
andern Hand. Unten in der rechten Ecke ein Schildchen mit dem Ki£aner 
Wappen ; die in den übrigen Feldern angebrachten Schildchen sind leer. 
Die Inschrift lautet: 



48 

ITEfa 1597 in jbbofu pr^eti pamafk' | narnienii Jßana I^ri|!a jiniDt Ircuji 
bohnnal roichu \roti)o 72 1 Ittte parji MtojEniJ J&. J&. Bgkmunb 1 j EJiqfan 
na ErfeUtqiirfi a üiio poifroroan gep ocJeharoaBE i mriroidj vo% 

5. 210 M. hoch, 1'06 M. breit: Reliefgestalt einer jungen Frau mit 
kreuzweise übereinander gelegten Händen. Rechts unten ein Wappen. Die 
Inschrift lautet: 

Itcffja panic ffiifriin^fiD petipe"-. too | funtbErafa^ iiruI)E4 Ccn paich po 

;&. Äfinionu a Ouboroi nrnrela gl urojB 1 na pai pal Anna Bjiqa'ITta 

i .... 1 domic a na HtjElfiqijrfi 

a tuto g"t pD(f)onj'?3 ^. B. rar tmOi 

gegi ini : bi] : 

6. Am Kirchhofe beßndet sich 
eine an die Mauer der Vorhalle 
sich anlehnende, aus Sandstein 
gemeisselte, 1'50 M. hohe Pyra- 
mide, die auf länglichem prisma- 
tischen Sockel (0-85 M. h.) ruht 
und mit Verzierungen im Empire- 
Stil geschmückt ist (Es ist dies 
das Grabmal des Grafen Franz 
Ernst von Wrtba, f 1791.) 

7. neben dem vorgehenden 
steht das Grabmal der Barbara 
Schrenk geb. Wrtba (f 1790). An 
eine im Empire-Stil au^eführte 
Pyramide stützt sich die Gestalt 
eines Mannes in der damaligen 
Tracht, welcher eine Tafel mit 
weitschweifiger deutscher Inschrift 
in den Händen hält; an ihn schmie- 
gen sich zwei Kinder. Die aus Sand- 

Fig. W. Juowi». ScUoM. Sutuene dci mufcnUDdenra , , - . _, 

HciLudn. Stern ausgeführten Statuen sind 

naturalistisch getreu und sehr 
weich dargestellt. Eine sehr gute Arbeit. Die Unterschrift des Bildhauers 
ist beschädigt und unleserhch. 

Das SCHLOSS. Ein un regelmässiges Dreieck zweistöckiger Gebäude 
umgibt einen kleinen Hof, in den man durch zwei Durchfahrten gelangt. 
Über den breiten Wallgraben, der bis jetzt noch fast vollständig erhalten 
ist, führen zwei Brücken (die Brücke an der Südseite des Schlosses ist 
zweibogig und wurde im j. 1704 erbaut). Das Erdgeschoss, sowie auch 
die Keller, aus mächtigem Mauerwerk erbaut, sind mit Tonner^ewölbe 
versehen; das Gewände bei manchen Thüren ist aus Quadern gebaut, mit 



43 

geradem Sturz und mit dreieckigen Füllungen in den oberen Ecken ver- 
sehen. Den Grundriss des Schlosses zeigt die Fig. 41, 

Das jetzige Gebäude wurde am Ende des XVI. Jahrh. errichtet, wobei 
die alte Disposition beibehalten und vielleicht auch das alte Mauerwerk 
theilweise benutzt wurde. Um das J. 1760 wurde das Schloss im Rococo- 
Stile und in der ersten 
Hälfte des jetz^en Jahr- 
hunderts im gothischen 
Stile erneuert. In dem 
geräumten Treppen- 
hause zahlreiche Car- 
touche-Omamente und 
kleine Statuetten: Per- 

sonificationen des 
Wein- und Ackerbaues 
der Gärtnerei und des 
Jagd. An den Plafonds 
des Treppenhauses De- 
corations-Malereien des 
F ranz Dallinger 
aus dem J. 1762 (im 
ersten Stockwerke eine 

Mädchengruppe an 
einer Quelle, im zwei- 
ten Stockwerke eine 
Jagd) ; die Wände des 
Treppenhauses sind 
ebenfalls von derselben 
Künstlerhand mit Ro- 
coco-Motiven bemalt. 

Gobelin (be- 
schädigt), stellt Alex- 
ander den Grossen in 
klassischer Rüstung 
dar, wie er mit einem 

Löwen kämpft; dabei nt 47. j.i.o»it.. soWot». Keich (oz« m. hoch). 

folgende Inschrift: 

ALEXANDER PER ANIMI SVI MAGNITVDINEM SVPERAT LEONEM. 
(XVII. Jahrh.) 

Rococo-Ofen im Speisesaal, weiss glasiert, von leichten Formen; 
oben zwei Putti und eine Rococo-Cartouche. 

Aus der Sammlung glasierter Kacheln aus dem XVII, und 
XVIII. Jahrh. ist hervorzuheben eine gelb glasierte Füllung aus 
einem Rococo-Ofen mit dem Relief des hl. Josef bei der Arbeit; dieses 



44 

Erzeugnis ist mit dem Namen »A. Kilian« und mit der Jahreszahl 1763 
bezeichnet. 

Aus den reichlichen Barock- und Empire- Möbeln nennen wir nur 
einen mit Schnitzereien reich geschmückten Schrank aus dem J. 1717 
und eine Uhr auf schwarzem polierten und mit Metall-Ornamenten im 
Empire-Stile verzierten Gestell. Verfertigt von Josef Graff in Prag. 

Die Gemäldegallerie enthält eine grosse Anzahl von Gemälden 
aus dem XVII. und XVIII. Jahrh. (vorwiegend Porträts) ungleichen Wertes. 
Von der älteren Kunstepoche ist bloss die erste Hälfte des XVI. Jahrh. 
mit einigen Tafelgemälden (ehemaliges Flügelaltarwerk) vertreten. Am 
mittleren Bilde (0*75 M. hoch, 0*52 M. breit) : die hl. Maria, der hl. Johann und 
hl. Hieronymus, welcher den niederknieenden Donator vorführt, stehen vor 
dem Kreuze, welches quer in der Ecke steht, und schauen zum Gekreu- 
zigten empor. Die vier beiderseitig bemalten, je 0*37 M. breiten und 0*60 M. 
hohen Flügel zeigen in Öl gemalte Heiligenfiguren, welche sich vom theil- 
weise gemusterten Hintergrunde abheben. (Fig. 43 und 44.) 

Im Schlosshofe ein gefällig entworfener schmiedeisemer Wand- 
arm (1*55 M. langer): schön gewundene Stäbe sind an den Enden in Blätter 
und Maskarone geschmiedet. Am Ende des Armes ein reichgestalteter 
Blätter- und Blumenstrauss. Eine sehr gute Arbeit aus dem Beginne des 
XVII. Jahrh. (Fig. 45.) 

Die KAPELLE, dem hl. Joh. von Nep. geweiht, zum Schlosse in 
der Mitte des XVIII. Jahrh. angebaut, ein oblonges Rechteck durch zwei 
Segment-Fenster erhellt. Auf der flachen Decke das Gemälde »Apotheose 
des hl. Johannes€, in den Ecken die vier Evangelisten in Rococo-Cartouchen. 
Mittelgutes Werk. Auf dem aus Holz geschnitzten Hauptaltare befinden 
sich zu beiden Seiten des Tabernakels lebensgrosse, auf grossen Voluten 
sitzende Statuen der hl. Ludmila und des sei. Hroznata. Auf dem kleinen 
Seitenaltare ein vortrefflich geschnitzter Blätter-Rahmen aus dem Ende des 

XVII. Jahrh. (Lorbeergeflecht mit reichem Akanthus-Laubwerke umgeben ; 
darüber ein kleines Kreuz mit zwei kleinen schwebenden Engeln), 2*20 M. 
breit, 1*60 M. hoch. Im Oratorium einige Barock-Statuetten, wovon die 
besten: die Statuette der hl. Margarethe und jene des auferstandenen 
Heilandes mit der Siegesfahne (0*70 M. h.). (Fig. 45. und 46.) 

Der Kelch, aus Silber, vergoldet, 0*245 M. hoch, mit reichem, ge- 
triebenen Rankengewinde geschmückt (in den kleinen ovalförmigen Medaillons 
sind reliefartig getrieben: ein Christus- Kopf, die Leidenswerkzeuge Christi 
und marianische Monogramme). Eine geschickte Arbeit vom Beginn des 

XVIII. Jahrh. (Fig. 47.) 

Über dem Eingangsthore in den Vorhof des Schlosses ein Doppel- 
wappen der Familien von Wratislaw und Netwof sky, geschickt in Sandstein 
ausgeführt, mit der Jahreszahl 1618 und mit folgender Inschrift oberhalb 
der Wappen: 



45 

WLADISLAW WRATISLAW Z MITROWITZ A NA NELZIEGOWICZYCH. 

ANNA WRATISLAWOWA ROZENA NETWORZSKA Z BRZIZY. 

An der Frontmauer des Wirtschaftsgebäudes ein grosser, aus röth- 
lichem Marmor kunstvoll gemeisseltes Doppelwappen unter gemeinschaft- 
licher gräflicher Krone; darunter auf Schriftbändem folgende Inschriften: 
unter dem Wappen der Herren von Wrtby (drei Hirschgeweihe): FERDI- 
NANDVS FRANCISCVS LEOPOLDVS COMES DE WRTBY (f 1750), unter 
dem Wappen der Herren von Radkovsky (zwei kreuzweise übereinander 
gelegte Aexte): CATHARINA CONSTANTIA COMITISSA DE WRTBY 
NATA RADCOWCZOWIANA DE MIROWICZ (f 1684.) 

Das PFARRHAUS, im J. 1787 aus der kleinen Maria Magdalena- 
Kirche errichtet; unbedeutender Bau aus der ersten Hälfte des XVIII. Jahr- 
hunderts. 

In dem südlich vom Schulgebäude liegenden Garten wurden im Schutte 
des alten Mauerwerkes gothische unglasierte, mit Glimmerpulver bestreute 
Kacheln mit reliefartigen Thiergestalten gefunden. 



Jesenitz. (Jesenice.) 

Sc hall er, o. c VIIL, 212. — Sommer, XVI., 175. — Via sä k, Sedlöansko 99—100. - 

J. Nechvfie in der Zeitschrift »Method« XIV., 53. 

Die PFARRKIRCHE, Maria Geburt geweiht. Urprünglich gothisch 
angelegter Bau, von welchem sich bis zum Jahre 1799 noch das gothisch 
gewölbte Presbyterium erhalten hat, wie aus dem gleichzeitigen Plane zu 
ersehen ist. Im Jahre 1617 wurde der Thurm angebaut, die Mauern wurden 
erhöht und mit Inschriften auf dem Mörtelverputz ausgeschmückt. Dieser 
alterthümliche Bau (bis auf den Thurm, der bis jetzt noch steht) wurde 
im J. 1799 niedergerissen, worauf dann der jetzige nüchterne Bau errichtet 
wurde. Das mit einer breiten tonnengewölbten Gurte überspannte Presby- 
terium läuft hinten in eine seichte segmentartige Concha aus; vorne ist 
dasselbe um ein flachgewölbtes quadratisches Gewölbejoch erweitert. An 
der linken Seite wird diese Verlängerung durch zwei segmentartig über- 
wölbte Fenster erhellt. Den Triumphbogen bildet eine einfache, in ein 
niedriges Segment herabgedrückte Gurte (640 M. breit). Das mit Flach- 
decke überspannte, 10*05 M. breite und durch je zwei Fenster zu beiden 
Seiten erhellte Schiff ist ohne jeglichen architektonischen Schmuck. Die 
innere Einrichtung der Kirche ist durchaus modern; nur einige Schnitze- 
reien an der Kanzel stammen aus der Barockzeit Auch das schöne Bild 
von Raab, welches ehemals den Hauptaltar geschmückt hatte, wurde durch 
eine Dilletanten-Copie ersetzt. 

Im Inneren der Kirche befindet sich in der Südmauer ein oblonger 
Grabstein aus rothem Marmor, 2*34 M. hoch und 1'03 M. breit. Die fast 



46 

lebensgrosse Gestalt eines Ritters in vollem Harnische, dessen Koller mit 
schön stilisiertem Ornamente geschmückt ist. An den Seiten des Hauptes 
je ein Wappen. Oberhalb des Hauptes auf einer länglichen Fläche folgende 
Inschrift : 

LETHA PANIE SPASENI NASSEHO 1580 W SOBOTV, DEN S. BAR 
THOLOMIEGI, VROZENY A STATECZNI RYTIRZ, PAN lAN NEISTARSSI 
CZERNIN Z CHVDIENIC NA NEDRAHOWICZICH A DSSTNY, TOHO CZASV 
HAYTMAN KRAGE WLTAWSKIHO PROSTRZEDKEM SMRTI TETO 
CZIASNE S TOHOTO BYDNEHO SWIETA A PLACZTIWEHO AVDOLY 
SKRZE NESTIHLE MILOSRDENSTWI BOZY K SLA WIE WIECZNE GEST 
WIKROCZIL. 

Die Rechte des Ritters ruht auf dem Helme, welcher auf einem prisma- 
tischen Postamente ruht. Auf der oberen schiefen Fläche des Postamentes 
liest man die Jahreszahl: »LETA 1607«; an dem Postamente selbst ist fol- 
gende Inschrift: 

VROZENY A ST- 
RI. P. DIWISS ÖE- 
Z CHV. A NA NE . G 
M. C^ RADA A SAVCE 
ZEM. DAL. G. TENTO 
KAMEN. NA PAMATK. 
RODIÖV SWICH VDE- 
LAT A DO CHRAMV TO- 
HOTO . KDE GEGICH 
TIELA ODPOCZIWA 
Gl . PftlWEST 

Unten auf einer länglichen Fläche folgende Inschrift (als Fortsetzung 
der oberen): 

GAK TIELO GEHO, TAK TAKI PANII MARIGANI CIERNINOW^ 
ROZEN^ Z RZICIAN PANIJ MANZIELKY GEHO DO DNE SAVDNEHO 
K SPASITEDLNEMV Z MRTWICH WSTANI W NADIEGI BOZI TV OD- 
POCZIWAGICZ 0C2IEAKAWAGIJ. 

An der Aussenmauer der Vorhalle steht ein Grabstein aus Pläner 
Kalkstein, 2*24 M. hoch, 097 M. breit. Der dreieckige obere Giebel ist mit 
einem Wappen, aus dem sich zu beiden Seiten ein schönes Laubwerk 
entwickelt, ausgefüllt In der oblongen Hauptfläche ist ein Ritter vor dem 
Gekreuzigten knieend dargestellt. Unterhalb dieses Grabsteines befindet sich 
ein anderer oblonger, 0.59 M. hoher und 1*23 M. breiter Grabstein, 
der nicht mehr ganz ist, da an der rechten Seite ein Stück, worauf sich wahr- 
scheinlich ein Wappen befand, fehlt. Links ein Wappenschild mit der Seerose. 
In der Mitte folgende Inschrift: 

Äroaltj 3an ra JEl kap. ©a jtm mfktiijfßm x) praof, kbof roJrji rot 
muß bx) pah tunr|ßl raf h pofißbni ^^^ fia . . . 




47 

Kelch Nr. 1. barock, aus Silber, vergoldet (25 Ctm. hoch) : der Fuss 
sowie auch die Cuppa sind durch stark hervortretende Barockprofile in drei 
Felder eingetheilt, worin je zwei Engelsköpfchen sich be- 
finden; der Knauf ist massiv und ciseliert. Aus der Mitte 
des XVIII. Jahrh. Beschauzeichen und Goldarbeiter-Marke : 

Kelch Nr. 2. (0*25 M. hoch) barock, vergoldet, mit 
versilberten Verzierungen; am Fusse in drei Blätter-Kränzen reliefartige 
Brustbilder der Madonna, des hl. Johann von Nep. und des hl. Hiero- 
nymus; zwischen den Kränzchen Blumengewinde. Den unteren, durch- 
brochenen Theil der Cuppa zieren Engelsköpfchen, von ^ÄÄ^ 
deren Fittigen Blumenguirlanden herabhängen. Beschau- lalslaf ^^ 
zeichen und Merkzeichen des Goldschmiedes: ^^S^ ^^ 

Kelch Nr. 3. (30 Ctm. hoch) aus Silber, vergoldet, Mr^ 
mit getriebenem Pflanzenornament (Trauben und Aehren) an dem Fusse 
und an der Cuppa ; der Knauf ist muschelartig. An dem Fusse sowie auch 
an der Cuppa je 3 auf Email gemalte Bilder. Aus dem J. 1803. 

Die Monstranz, barock, 56 Ctm. hoch, strahlenförmig; in der M«tte 
ein barockartig gekrümmter Rahmen, zu dessen beiden Seiten Engelsfiguren; 
oben Gott Vater; am Fusse Aehren und Trauben. Eine gute Arbeit aus 
dem J. 1749 (laut des Kirchen- Inventars). 

Glocke, 0*61 M. hoch, 0*87 M. breit. Am Kronrande ein Omament- 
streifen, welcher aus Männerfiguren, die an beiden Seiten in Blattranken 
übergehen, besteht. Am Mantel ein aufgelöthetes Crucifix; rückwärts in- 
mitten einer einfachen länglichen Umrahmung die Aufschrtft: 

VOX • MEA • VOX • VITE • VOS • VOCO 

AD • SACRA • VENITE 

THOMAS • lAROSSH • BRVNENSIS 

AVXILIO • DIVINO • ME • FUDIT 

M • D • L. 

Am unteren Rande ein schmaler Streifen mit schön gewundenem 
Pflanzenornamente, welches mit Jagdscenen belebt ist: wir sehen hier einen 
Hirschen, der von zwei Hunden, daneben einen Hasen, der von einem 
Hunde verfolgt wird, und zuletzt einen Jäger mit einem Rapier in der Hand. 

Sanctus-Glocke, 0*15 M. hoch, 017 M. breit; am oberen Rande 
ein 5 Cm. breiter Streifen mit vier verschiedenen Scenen, die miteinander 
eng verbunden sind und von denen sich einige wiederholen; es sind diess: 
1. Erschaffung der Eva, 2. Das Verbot Gottes von der Frucht eines Baumes 
zu essen, 3. Adam und Eva essen von der verbotenen Frucht, 4. ihre 
Verstossung aus dem Paradiese. Schön modellierte Reliefs aus der Mitte 
des XVI. Jahrh. 



48 

Jetfichowitz. (Jetfichovice.) 

Schaller o. c. VIII, 204. - Sommer XVI, 161. — Vlasäk, Okr. Sedleck J. 

57 sq. — Otto's Cechy VIII, 66-67. 

Das SCHLOSS, ursprünglich ein ganz schmuckloser einstöckiger 
Bau in nüchternem Barock-Stil, in künstlerischer Beziehung vollständig un- 
bedeutend; in der Mitte des XIX. Jahrh. wurde das ganze Gebäude nach 
englischem Geschmack gothisiert. 

Aus der einst sehr reichen Kunstsammlung kamen nach dem 
Tode des letzten Eigenthümers Johann Kanka (f 1865) 19 Bilder durch 
Vermächtnis in die Prager Bildergallerie im Rudolfinum (darin sind folgende 
Meister vertreten: Peter Bout, Dierick Bouts, Brueghel, Cranach, Furini, 
Holbein usw.). Bisher aber befindet sich noch in der Schloss-Gallerie eine 
Anzahl von Gemälden auf Leinwand, Blech und Porzellan. Einer besonderen 
Erwähnung verdienen folgende grosse Bilder: »der hl. Johannes der Täufer«, 
»Troja's Eroberung«, >Die Vernichtung Sodoma*s«, »die Hl. Familie«, 
sowie auch zwei schöne Landschaftsgemälde, offenbar holländischen Ur- 
sprunges. 

Von den reichlichen Möbeln führen wir folgendes an : einen Spiegel 
im Barockrahmen mit eingesetzten kleinen Spiegelplatten, worauf ver- 
schiedene Ornamente eingraviert sind; einen Empire-Spiegel, dessen 
Rahmen mit kleinen auf Holz gemalten Bildchen verziert ist. 

Im Schlossgarten, der jetzt nach englischer Art eingerichtet ist, 
stehen hie und da schöne Barockstatuen aus Sandstein, die dem Ende des 
XVIII. Jahrh. entstammen und die Eigenart Platzer's verrathen; es sind 
^dies: ein vortrefflich modellierter »Heracles« in Lebensgrösse, eine Personi- 
fication des »Winters« — ein Greis mit Eiszapfen-Haaren und mit einem 
Holzbund — sowie auch zahlreiche spielende Putti's. 

östlich vom Schlosse stand seit dem Anfange des XVIII. Jahrh. eine 

. KAPELLE zu den Sieben Schmerzen Maria; dieselbe wurde im 
J. 1854 niedergerissen und auf ihrer Stelle wurde eine neue Kapelle er- 
baut. Aus der ursprünglichen Kapelle erhielt sich nur das auf einer halb- 
kreisförmigen Holztafel gemalte (2 M. hohe, 1*75 M. breite) Bild: Die »Mater 
dolorosa« schwebt sitzend auf den Wolken; ringsherum die Gestalten der 
14 hl. Nothhelfer. Eine gute Arbeit, jetzt aber in sehr schlechtem Zustande ; 
dieselbe ist nicht signiert und entstammt dem Ende des XVII. Jahrh. 



Kamaik. (Kamyk.) 



Schaller VIII., 215; Sommer XVI., 172: Vlasäk 87--88; SedläCek, Mist. sl. 
Seite 278 Nr. 46 und Seite 398.; Sv^tozor III. (1869) Seite 269 mit Abbildung. 

PFARRKIRCHE ZU MARIA GEBURT, bereits im J. 1350 

erwähnt, im J. 1775 durch Feuersbrunst vernichtet. Das Gedenkbuch des 



49 



Pfarramtes beschreibt die Kirche, wie sie vor der Feuersbrunst ausgesehen 
hatte, folgendermassen: »Die im Jahre 1775 abgebrannte Kirche soll fast 
dieselbe gewesen sein und soll gerade so ausgeschaut haben, wie die jetzige ; 
mit dem Unterschiede aber, dass sie eine gemalte, bunt geblümte Bretter- 
decke hatte ; dass ihre weissen Wände mit einigen steinernen, in die Mauer 
eingelassenen Ritterstatuen geschmückt waren und endlich dass der jetzige 
Thurm damals mit weissem Blech beschlagen und etwa um drei Ellen 
höher war.« Die abgebrannte Kirche wurde im Jahre 1787 wieder erbaut. 
Von der alten Kirche ist nur das Mauerwerk, dann das gothisch gewölbte 
Presbyterium und die gothisch überwölbte Sacristeithür übriggeblieben. 

Das rechteckige, 62 1 M. breite und 820 M. lange Presbyterium hat 
ein Kreuzgewölbe, dessen Rippen auf einfachen Consolen (2*25 M. über 




• n / i ' f f r er f ■ ' r r r r r r .•" " 



: I 



^ 



Fig. 48. Kamaik. Burgruine. Situations-Plan. 



dem Kirchenpflaster) aufsitzen und sich in einem glatten Schlusssteine 
treffen. Das Fenster in der hmteren Wand des Presbyteriums ist elliptisch, 
die Fenster in den beiden Längsseiten sind oblong, segmentartig überwölbt. 
Aehnliche Fenster befinden sich (je drei auf jeder Seite) im Langhause, 
welches mit einer flachen verputzten Rohrdecke überspannt ist. An der 
Frontseite steht ein niedriger Thurm mit zwiebeiförmigem Schindeldache. 
Das Äussere ohne architektonische Bedeutung. 

Ein kleines gothisches Portal in der Friedhofsmauer (an der 
Westseite derselben), jetzt vermauert. Die Ueberdeckungssteine aus Granit 
lassen noch deutlich einen Spitzbogen erkennen. Auf der schwerbeschädigten 
Oberfläche derselben sind noch Spuren einer Verzierung kenntlich. 

Schlichter Rococo-Altar — laut des Gedenkbuches aus einem Klein- 
seitner Kloster stammend — ohne Wert. 

In der Sacristei ein Bild des hl. Antonius aus dem J. 1689, ein 
ziemlich gutes Gemälde, jetzt aber bereits stark beschädigt. 

LEHENSHAUS am rechten Moldauufer. Mit Schindeln gedecktes 
Mansardendach, worauf ein hölzernes zwiebeiförmiges Thürmchen und ein 
hoher, oben mit Gesims geschmückter Schornstein. 

Besirkshauptmannichaft Seltschan. 



50 

STADTSIEGELSTOCK, aus Messing; die Umschrift lautet: >Si- 
gjllum opidi Lampriensis.« Oben die Inschrift: »Martin Skala 1649.« 

Westlich vom Städtchen befindet sich auf einer Anhöhe eine alte 

sehr grosse BURGSTATTE; in der östlichen Ecke derselben steht die 

mittelalterige BURGRUINE »HUNEC«. An der Westseite der Ruine 
sind Reste des ehemaligen Burgthores bemerkbar, worin auch noch Theile 
des Kreuzgewölbes und des steinernen Thor-Futters sich erhalten haben. 
Von da aus zieht sich gegen Osten hin ein längliches Gebäude, in dessen 
Mauern einige spitzbogige Fenster ohne steinerne Gewände zu sehen sind. 
Das Mauerwerk ist aus Bruchstein einfach geschichtet und mit Mörtel 
zusammengefügt. Westlich von der Ruine befindet sich ein Erdsturz ; es sind 
hier vielleicht Keller oder unterirdische Gänge gewesen. (Situations-Plan 
Fig. 49.) 



Klimetitz. (Klimötice.) 

An der Wegscheide, knapp bei dem Dorfe ein gutes Granit-Kreuz 
aus dem J. 1711: auf prismatischem gesimsten Postamente ruht eine runde 
Säule mit korinthisierendem Barockkapitäl, worauf ein kleines gleicharmiges, 
in einen imitierten Fels eingesetztes Kreuzchen steht. Die Höhe beträgt 
ca. 5-00 M. 



KlokoöoW. 

Vlasäk, Okr. Vot. 49. 

Die Ueberreste der Grundmauern der hiesigen eingegangenen FESTE 
befinden sich westlich unterhalb der jetzigen Einschichte an dem Damme 
des ehemaligen grossen Teiches. Ihre verfallenen Mauern wurden vor etwa 
30 Jahren abgetragen und die daraus gewonnenen Bruchsteine als Bau- 
material verwendet. 



Kniowitz. (Knihovice, Knovfz.) 

Farn. arch. XVI., 820; Vlasäk, Sedie^ansko 122—123. 

Das SCHLOSS, ein schlichtes, architektonisch schmuckloses Ge- 
bäude, welches im Inneren nichts alterthümliches aufweist. 

Die KAPELLE, dem hl. Joseph geweiht, neben dem Schlosse, im 
J. 1730 erbaut. Der Grundriss ist achteckig, in eine Ellipse gedehnt. In 
den Ecken sind Lisenen, aus denen flache, an dem Gewölbe sich kreuzende 



51 

Gurten hervorgehen. Schmiedeiserne Stangen sind quer unter dem Gewölbe 
ausgespannt und kreuzen sich in der Mitte. An der Nordseite eine läng- 
liche Vorhalle, und darüber ein viereckiges, mit pyramidenförmigem Helme 
versehenes Thürmchen. Die schlichte Stirnseite des Gebäudes hat einen 
dreieckigen Giebel. Die niedrigen Fenster sind segmentartig überwölbt. Der 
Hauptaltar, sowie auch die beiden Seitenaltäre und die Kanzel sind barock, 
wertlos. Innen über dem Eingang in einer ziemlich gut aus Holz geschnitzten 
Cartouche gemalte Wappen der Familien v. Franchimont und Lipowsky. 
Weihrauchschifflein mit einem delphinartigen Fusse, schön gearbeitet, 
aus dem J. 1755. 

Ober- und Unter-Kolo. 

Zwei Burgstätten von Wällen umgeben, im Walde »Dejbfi« oberhalb der Moldau 

(gegenüber dem Orte Cholin). 

Kaut. (Kauth, Kouty.) 

Heber: Burgen V., 177 (mit Abb.) — Sommer: XVI., 143. — A, N. Vlasäk: 

Okr. Vot. 58 sq. 

Die RUINE der ehemaligen, ziemlich kleinen Feste in der 
Niederung unterhalb des Meierhofes, mit einem breiten Wehrgraben, welcher 
jetzt in einen Teich verwandelt ist, umgeben. Die Ueberreste von mächtigen, 
rSO M. starken Mauern sind theilweise bis über das Erdgeschoss oder 
das darauf folgende erste Stockwerk erhalten. Reste einer flachen Wölbung, 
Bruchstücke facettierter Thüreinfassungen aus Granit, mit einem Sachen 
Bogen überspannte Seitenwände der niedrigen, fast quadratischen Fenster 
und Thüren beweisen, dass dieser Bau in der Renaissance-Stilperiode ent- 
standen ist. Die verlassene Feste wurde im J. 1813 auf Geheiss der 
herrschaftlichen Beamten abgetragen. (Gedenkbuch des Pfarramtes in 
Amoschtowitz.) 

Kraschowitz. (Kra§ovice.) 

Ober die hiesige ehemalige Feste siehe A. N. Vlasäk: Okr. Sedid. 83 84. 

Kfenowitz. (Kfenovice.) 

Vlasäk: Okr. Vot. 47, sqt. 

RUINE einer Feste am steilen Ufer des Baches »Mastnlk», neben 
dem emphyteutisierten Hofe, im XVI. Jahrh. oft erwähnt, von einem runden 
Wall und Graben umzogen. Es hat sich noch eine tonnengewölbte Halle 
erhalten die jetzt als Keller benutzt wird. 

4* 



Kfepenitz. 



Schaller, Ul 21t. — Heber: Bn^en V., 171 (mit Abb.). — VlasSk 131-135. 

Die FESTE, im Jahre 1584 von Ritter Jakob KrCin von GelCan 
erbaut, jetzt als Schüttboden benützt (Fig. 50.). Ringshenim zieht sich die 
Wehrmauer, welche ein regelmässiges Quadrat bildet In den Ecken ge- 
fällige niedrige Gebäude mit geschweiften Giebeln und mit Sgraffito-Rustica. 



Fig. *9. KTepeniU. KiCIn't F«i». 

An eines dieser Gebäude lehnt sich das Thor, zu dem eine zweibogige 
Brücke führt. In der Mitte das Hauptgebäude des Schlosses. Es ist dies 
ein mächtiger, einstöckiger, quadratischer Bau, dessen Seite 18"72 M. mtssL 
Die Mauerdicke beträgt IHM., die Höhe des Gebäudes 1060 M.. die 
Höhe des Saales im Erdgeschosse 425 M. ; die Höhe des Obergeschosses 
510 M. Die Fenster sind bis auf eine kleine längliche Öffnung vermauert 
Im Erdgeschosse und im ersten Stockwerke sind flache Balkendecken. Die 
Deckenbalken im Erdgeschosse sind mit einem gemalten Flechtbandoraamente 
(Fig. 50.) geschmückt Die Wände der drei oberen Säle sind mit Malereien 

verziert. Über dem Eingange in den 

ersten Saal sehen wir eine mit Obst 
verzierte Cartouche, an den Wänden 
einige Riesengestalten : einen Bewaff- 
neten, welcher in der Rechten einen 
Spiess, in der Linken einen dürren Ast 
hält, zwei König-Gestalten, ein Ungethüm 
usw. Die Fenster und die Thüren sind mit einem geometrischen Ornamente 
eingefasst. Im zweiten Saale bemerkt man einen mit einem Obst-Ornamente 
geschmückten Sockel, weiter die halbliegende angekleidete Gestalt eines 
Weibes und einige Wappen (darunter fünfblätterige Rose u. a.). Im dritten 
Saale wieder Riesengestalten und mit Guirlanden behängte Pilaster, Diese 
Malereien sind sämmtlich sehr beschädigt. Die äusseren Seiten zeigen Reste 
von Sgraffito-Rustica. Am geradlinigen, simsförmig vorspringenden Sturze 
des Eingangs steht die Inschrift: .FESTINA. 3aftub Ercjin J ©elljan Ä Ea 
Selqianeift J5 EtjepEniqjtft 1584*. • 



Ylt. 90. Klepanlti. FlachibandoniaD 



53 

Kfeschitz. 

Vlasäk: Okr. Vot 43. 

Die hiesige FESTE stand nahe bei dem jetzigen Meierhofe; sie 
gicng während des dreissigjährigen Krieges zu Grunde. 

Kuni. 

Vlasäk, Bez. Seitschan 113. 

Die bereits im XIV. Jahrh. erwähnt^ FESTE ist vollständig zu 
Grunde gegangen. Sie stand — wie man aus den hie und da gefundenen 
Ueberresten schliessen kann — in der Mitte des Dorfes. Südlich vor dem 
Dorfe am Wege von Kunliko ist eine befestigte Anhöhe von geringen Dimen- 
sionen, »die Warte« genannt. 

Kwasejowitz. 

Über die ehemalige hiesige Feste siehe Vlasäk, Bez. Sedletz 52. 

Kwa§tow bei Mitrowitz. 

Vlasäk, Bez. Sedletz 100. 

Die ehemalige FESTE stand auf dem Felde unterhalb des jetzigen 
Schafstalles, knapp am Wege, gegenüber dem Meierhofe. Die Überreste 
derselben wurden vor zwei Jahren abgetragen und die Keller verschüttet. 

« 

Kwötusch. 

Arch. Pam. IX. 277. — Vlasäk, Bez. Sedletz 156. — Sedlä£ek, Hrady a zämky 

VII., 210—211. 

Ehemal ist hier eine FESTE gestanden, von der noch um d. J. 1765 
Trümmer zu sehen waren. 



Lhota Starcova. 

Vlasäk, Bez. Sedletz 164, SedläCek, Hrady a zämky VII, 210. 

Die alterthümliche hiesige FESTE verödete im Laufe der ersten 
Hälfte des XVIII. Jahrh. und wird in dem J. 1765 als »verfallenes Schlösschen« 



erwähnt. 



54 

Lhotka. 

Via s 4k: Bez. Seitschan. 

Es wurde hier ein Gefäss, welches den Charakter der in südböhmischen HügeU 
gräbern gefundenen an sich trägt, gefunden. Dasselbe ist im oberen Durchmesser 11 V, 
Cm. breit und hat an dem ausgebauchten Theile einen punktierten Ornament-Kranz 
und darunter immer in bestimmter Entfernung je vier vertikale Striche. 



Libänitz. (Libänice.) 

Schaller: VIL, 223. — Sommer: XVI., 151. — Vlasäk: Bez. Sedletz 108. 

In dem Wohngebäude des Meierhofes haben sich noch Reste der 

ehemaligen FESTE erhalten. Sie zeigen die Bauart der Rudolphinischen 
Zeit : ein Tonnengewölbe zwischen Quergurten ; im Keller eine Thüreinfas- 
sung aus Granit mit steinernen Füllungen in den oberen Ecken. 

Lidkowitz. (Lidkovice.) 

Auch Baschant, Baianty genannt. 
Schal 1er, o. c. VIII., 204. — Sommer, o. c. XVI. 146. — Vlasäk: Bez. Sedletz 40. 

Das SCHLÖSSCHEN auf einer Anhöhe, im XVII. Jahrh. erbaut, 
im J. 1869 erneuert, erweckt kein künstlerisches Interesse. An der Scheune 
befindet sich ein aus Sandstein gemeisseltes Wappen (drei Rosetten an 
einem Quer-Balken). 

Lautschitz, Lowöitz, (Lovöice.) 

Heber: Burgen VI, 227. — Vlasäk, Bez. Seitschan 108. 

Die FESTE, einstöckiger Bau aus Bruchsteinen ohne architekto- 
nische Verzierungen; die Localitäten im Erdgeschosse sind mit Tonnen- 
gewölbe überspannt. Das Ganze ist mit einem Strohdache gedeckt, das 
Innere ist jetzt in mehrere Wohnungen, worin arme Leute wohnen, ein- 
getheilt. Laut des Sedletz'er Gedenkbuches war die Feste bereits im J. 1770 
baufällig. *) 

Malkowitz. (Malkovice.) 

Bei dem hiesigen Meierhofe stand ehemals eine FESTE, worüber s. Vlasäk, 
Bez. Sedletz 53. 



*) »ruinae proxima« 



55 



St. Markus (Sv. Marek) 

bei Hoch-Chlumetz. 

Die KAPELLE DES HL. MARKUS, aufgehoben, gegenwärtig 
als Jägerhaus benützt; längliches Gebäude mit einem polygonalen Pres- 
byterium (fünf Seiten des regelmässigen Achteckes). An der Frontseite ein 
hoher dreieckiger Giebel mit einer breiteren geschweiften Untermauer zu 
beiden Seiten. Sonst ohne jeglichen architektonischen Schmuck. Die Kapelle 
wurde (laut einer Notiz im Sedletzer Gradualbuche) im Jahre 1549 erbaut. 



Martinitz. (Martinice.) 

Vlasäk: Bez. Wottitz, 26 sq. 

Die BURGSTATTE, knapp an der Nordwest-Seite der Kirche, 
»HradiStfe« genannt, mit einem mächtigen runden Wall und Graben um- 
geben. Durch den Graben fliesst ein Bach. Bei der Abtragung der Mauer- 
trümmer stiess man auf Grundmauern der ehemaligen Feste. Im Schutte 
fanden sich Thonscherben, theilweise mit mannigfacher Verzierung (dar- 
unter war eine mit gothischen Minuskeln verzierte Scherbe), zahlreiches 



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Fig. 51. Martinitz. Grundriss der Kirche. 

Eisengeräthe und ein Fragment einer kleinen Glocke. Auf dem daneben- 
liegenden Platze (»DvofiStfi« genannt) stiess man auf einen gemauerten 
Keller, und wurden daselbst verschiedene alterthümliche Sachen gefunden; 
ein Bruchstück eines bronzenen Steigbügels, eine kleine Drachenstatuette, 
ein silberner Ring und ein eisernes Beil. 

Die FILIALKIRCHE ZU MARIA HIMMELFAHRT, im J. 1352 

als Pfarrkirche erwähnt, mit einer starken elliptischen Mauer umgeben, ist 



56 

im Obei^angsstile des XIII. Jabrh. erbaut. Das längliche orientierte Ge- 
bäude besteht aus drei gleich grossen Jochen; diese Disposition ist at>er 
äusserlich architektonisch nicht kenntlich. (Fig. 52.). 

Das östliche Trav6e {6"90 3-M.), welches als Presbyterium dient, 
ist durch drei (2-64 M. h., 1-06 M. b.] später gothisierte, mit ein wenig aus- 
gekehlter Graniteinfassung und mit Maasswerk versehene Fenster erhellt; 
das Maasswerk aber ist jetzt bis auf unbedeutende Reste in dem Front- 
fenster ausgebrochen. In die östliche Chorwand — ein wenig zur Epistel- 
seite weiter gerückt — ist eine längliche Sakramentsnische eingelassen 
(Fig. 52), welche von einem hohlprofilierten 
steinernen Rahmen eingefasst ist und oben mit 
einem dreieckigen Giebel endet, welcher mit einer 
flachen Kreuzblume bekrönt ist. In der Nordwand 
ist ein 100 M. breiter, segmentartig gewölbter 
Eingang durchbrochen; an der Aussenseite ist 
derselbe mit einer schönen, an der Kante bim- 
förmig profilierten, einmal abgestuften und spitz- 
bogigen Einfassung aus röthlichem Sandsteine 
versehen. Das Presbyterium hat ein Kreuzge- 
wölbe, welches auf mächtigen prismatischen (ein 
halbes Achteck), 0'20 M. breiten, um 030 M. 
aus dem Gewölbe herausragenden und an den 
Enden in eine kurze Pyramide abgeschrägten 
Rippen ruht. Die Rippen treffen sich in einem 
runden Schlusssteine, welcher den Kopf des 
Herrn (ohne Nimbus) mit langen, oberhalb der 
Stirn getheilten und an beiden Seiten des Ant- 
litzes herab wallenden Haarflechten ausgemeisselt 
enthält. 
Triumph-Bogen, 700 M. hoch, 5-10 M. breit und 1-52 M. stark, 
welcher auf zwei mächtigen quadratischen, einmal abgestuften Wandpfeilem 
ruht und halbkreisförmig überwölbt ist. Der Bogen sitzt auf einfachem 
Kämpfei^esimse, welches aus einer Kehle und einer Deckplatte besteht. 

Das quadratische Schiff, von denselben Dimensionen und derselben 
Höhe wie das Presbyterium, hat zwei gegenüberliegende, in der Gewölbe- 
achse durchbrochene Fenster welche jetzt der steinernen Einfassung bar 
und oben abgerundet sind. Das Gewölbe stimmt mit demjenigen im Pres- 
byterium überein, aber seine Rippen sind theilweise abgehauen. 

In der südlichen Längsseite ist ein interessantes Portal mit dem 
Charakter des Übergangsstils. Sein Gang ist mit einem Segment überwölbt. 
Die Thür selbst ist rechtwinkl^, an den vertikalen Kanten ausgekehlt, 
2'00 M. hoch, 0'77 M. breit; der gerade Sturz ist in den Ecken mit rund 
profilierten Füllungen versehen. Das spitzbog^e, 0'81 M. hohe Giebelfeld 
zeigt im Relief die Nachahmung eines mit eisernen Stäben und Rosetten 



57 

beschlagenen Fallgitters, Die äusseren Seitenwände sind rechtwinklig ab- 
gestuft, haben uin starkes, abgeschrägtes Sockelgesims und sind spitz- 
bogig überwölbt. Die Kante ist walzenförmig profiliert. In der rechtwinkligen 
Ecke ist ein rundes Säulchen aufgestellt, welches auf einer runden Basis 
steht und statt des Kapitals mit einem primitiven Flechtbandornamente 
geschmückt ist. Oberhalb der 
Kapitale setzen sich die runden 
Schäfte als Rundstäbe fort und 
laufen in einer Spitze zusammen. 
Dieses jetzt weiss übertünchte 
Portal ist ebenfalls aus rothem 
Sandsteine ausgeführt. 

Das letzte, ebenfalls qua- 
dratische und durch zwei Fen- 
ster erhellte Trav4e hatte ur- 
sprünglich kein Gewölbe. Erst 



am Ende des XVI. Jahrh. wurde dasselbe mit einem Tonnengewölbe versehen. 
Das Mauerwerk in diesem Trav^e ist von der halben Höhe der Kirche ange- 
fangen zu beiden Seiten schwächer. Es war dies wahrscheinlich früher ein mäch- 
tiger quadratischer Thurm, dessen zwei Stockwerke in die Kirche hinein offen 
standen und mit Balkendecken versehen waren. Dieser Thurm war mit 
einem hölzernen Obergeschosse versehen, worauf auch das verputzte Mauer- 
werk deutet, welches oberhalb der mittleren Gurte des jetzigen Schiffes 
bis jetzt noch zu sehen ist. Der rechteckige Fronteii^ang ist neueren 
Ursprungs. Bei demselben ist in die Mauer der ursprüngliche, aus Granit- 
stein in Gestalt eines Vierpasses gemeisseite Weihbrunnkessel einge- 
lassen. 

An die Nordseite des Presbyteriums stösst die später angebaute qua- 
dratische Sacristei, welche mit einem niedrigen rippenlosen Kreuzgewölbe 
versehen ist. 



58 

Auf dem glatten, mic Ziegeln gedeckten Dache ragt an dem west- 
lichen Ende ein hölzernes, mit Blech beschlagenes Thürmchen mit pyramiden- 
förmig verlaufendem Abschluss hervor ; in diesem Thürmchen hängen drei 
Glocken: 

/. 0*78 M im Durchm., mit flechtartigen Henkeln ; am Mantel ist sie 
mit einem Reliefbilde des hl. Wenzel geschmückt und trägt unter der 
Krone folgende Inschrift: 

s Jlnno z botnini s mtUerimo i (HQ^dl^Qt a kxxxx s qui x me a ferif x 

mail)\eiB s nomien z l^abiet z in z notua z cimtfa 

fe z pragßnri x tx % l)ot 6 laus z bBO z pafri a omnipoicnfi z rf a 

bteit z mectxt z ccmpcr z oirgtnis o Bf o omntbus.*) 

2. 052 M, im Durchm., geschmückt mit Barockornamenten, weiter 
mit einem Kreuze^ das ein Engel umarmt, und mit folgender Inschrift; 

J0ß0 poftog Bospobine 

ja bnunj nat^stfi) nthoi ntmamc 

f abntifjo gincl^o (Da» Kreuz.) Ha srocfe febof 

bx) bogoroal |a nasi gebira hj «am 

J^ane Bofc nass IDssetnol^aocp. 

Auf der anderen Seite das Reliefbild »Maria Verkündigung« ; dar- 
unter: ANNO 1760. 

j. 0*165 M. im Durchm., 0-12 M. hoch. An der Krone folgende Um- 
schrift: SLIT GEST OD WONDRZEGE LETA M D.L.XVI, Auf dem Mantel 
ziemlich gut nach antiker Art modellierte kleine Reliefs des Glaubens, der 
Hoffnung und der Liebe, und (auf der gegenüberliegenden Seite) folgende 
Inschrift: SMILVG SE NAD | NAMI PANE SMI | LVG SE NAD NAMI. 

Am Hochaltare ein schöner breiter Rahmen mit Akanthuslaubwerke 
aus dem Beginn des 18. Jahrh. und zwei ziemlich gute Statuen des hl. 
Johann v. Nep. und des hl. Jakobus. 

Die Kanzel, sehr gut, aus der 2. Hälfte des XVII. Jahrh., aus Holz. 
Sie bildet ein Sechseck und hat einen runden, ausgebogenen Boden, welcher 
in der Mitte in eine schön geschnitzte Birne ausläuft. An den Ecken stehen 
gewundene Säulchen mit korinthischen Kapitalen ; die Brüstungsfelder sind 
mit plastischem Blätterwerk aus Holz verziert. Der rundlich gewölbte 
Kanzeldeckel ist mit einer schönen Vase gekrönt. 

Das kleine Orgelwerk befindet sich in einem Barockgehäuse, 
welches mit geschnitztem Laubwerke geschmückt ist. 

In der Sacristei ein Taufstein von schlichter massiver Form mit 
Spuren einer unleserlichen Inschrift. 

Ueberreste eines ehemaligen Flügelaltars werden jetzt im Prager 
Landesmuseum aufbewahrt. 

Bei der Sacristei an der Wand eine kleine, ganz einfache Glocke, an 
deren hölzernem Kopfe die Jahreszahl: 1550. 



*) Es sind folgende zwei Worte zu ergänzen: »sanctis ejus«. 



59 

Acht aus Zinn gegossene Leuchter mit dreiseitigen, auf Adlerkrallen 
ruhenden und mit Pflanzenornamentation geschmückten Postamenten, vom 
Beginn des XVIII Jahrh. 

Die Hängelampe aus Zinn; statt der Henkel drei Kinderköpchen 
mit spiralförmig zusammengerollten Armen, aus derselben Zeit. 

Die Monstranz, 0*49 M. hoch, aus versilbertem und vergoldetem 
Messing, strahlenförmig; der Reif der mittleren Kapsel ist mit Flammen, 
Kornähren und Weinreben umgeben. Auf dem vierblätterigen Fusse derb 
getriebene Engelsköpfe und die Buchstaben: PI. JUST. Ohne Signatur. 
Ende des XVII. Jahrh. 

Südwestlich vom Dorfe in einem anmuthigen Gebirgsthale führt über 
den Bach »Mastnik« eine auf zwei halbkreisförmigen Arkaden ruhende 
STEINBRÜCKE, worauf das bekrönte Wappen der gräfl. Familie v. Wrtby 
in derben vertieften Umrisslinien und die Buchstaben FERD: F. C. W.*) 
1709 auf einem Steine ausgemeisselt sind. Daneben steht eine gemauerte, 
in demselben Jahre errichtete, viereckige Säule, in deren Nische ein schön 
geschnitzter gleichaltriger, die Madonna mit dem Kinde darstellender, mit 
einem Kranze umrahmter Holzrelief aufgestellt ist. 



Möschetitz. (Möätice, Mö§etice.) 

Schaller, o. c. VIII., 217. — Sommer, XVI. — Vlasäk, Bez. Sedletz 39. 

In dem Gehöfte Nr. 24 ist das Wohngebäude offenbar als Rest einer 

der beiden, bereits im XVI. Jahrh. daselbst urkundlich erwähnten FESTE 
anzusehen. Knapp daneben bemerkt man auf der Parcelle 668 einen kleinen, 
mit einem runden Graben befestigten Bauplatz. 

Die zweite FESTE stand ohne Zweifel an der Stelle des jetzigen 
Bräuhauses. Es sind von derselben noch tonnengewölbte Keller erhalten. 
An der Frontseite des Nachbarhauses ist eine aus Sandstein gemeisselte 
Rococo-Cartouche mit zwei Wappen eingesetzt. 



Mezno. (Mezne.) 

Vlasäk, Okr. Sedliansk]^, 108. 

Südlich vom Dorfe auf einer hohen runden Säule ein alterthümliches Steinkreuz ; 
auf dem prismatischen Postamente die Jahreszahl 1716. 



♦) Ferdinandus Felix Comes Wrtby. 



60 

Milostitz. (Milhostice.) 

Schaller, VII., 223. — Sommer, XVI., 155. — Vlasäk, Topogr. des Bez. 

Sedletz. 110. 

Das SCHLOSS, ein viereckiger einstöckiger, mit Mansardendach ge- 
deckter Bau mit einem Laternenthürmchen. Von der inneren — sehr 
armen — Ausstattung sind erwähnenswert: zwei aus Holz geschnitzte 
Rococo-Vasen, sowie auch einige Putti's mit Blumen-Füllhörnern im 
Stiegenhause; weiter eine Rococo-Uhr mit hohem Ständer aus ver- 
schiedenfarbigen Holzsorten, mit dem Namen » Josef Bayern signiert, und 
endlich ein guter Empire-Ofen (2*15 M. hoch) mit der typischen Aschen- 
urne oben. 

Zu der Westseite ist eine KAPELLE des hl. Johann v. Nep. 
angebaut. Dieselbe ist ein schlichter quadratischer Bau mit abgestumpften 
Ecken. Sie wurde im Jahre 1804 cassiert, und die kirchlichen Gefasse 
wurden nach Stfezmif übertragen. 



Neu-Mitrowitz. (Mitrovice Novo.) 

Watterich,' Handwörterbuch der Landeskunde des Königr. Böhm. 39 und fT. — 
Schaller, VIII. 205. — Sommer, XVI. 154. — Vlasäk, Top. des Bez. Sedletz 

42. sq. — Otto's Cechy VIII, 66. 

Das SCHLOSS, ein reicher Barock-Bau, laut einer in dem Thürmchen- 
Knaufe gefundenen Urkunde im J. 1736 vollendet, in einer Ebene gelegen, 
mit einem umfangreichen, nach französischer Art eingerichteten Parke um- 
geben. Die einstöckige Fronte ist in der Mitte mit einem um ein Stock- 
werk erhöhten Risalit belebt ; an beiden Seiten sind einstöckige Flügel. 
Die ziegelgedeckten Mansarddächer und zahlreiche Dacherker mit ge- 
krümmtem Gesimse, sowie auch das Laternenthürmchen in der Mitte ver- 
leihen dem Ganzen einen malerischen Charakter. Die viereckigen Fenster 
sind mit schön profiliertem, gekrümmten Gesimse geschmückt, worauf (an 
der Vorderfronte des Gebäudes) verschiedenartig modellierte weibliche 
Barock-Masken angebracht sind. Das Erdgeschoss ist glatt rusticiert Die 
breite Durchfahrt ist mit einem elliptischen und auf vier Pteilern ruhenden 
Tonnengewölbe überspannt. (Fig. 54.). 

Die innere Ausstattung ist bis auf unbedeutende Veränderungen noch 
in dem ursprünglichen Zustande erhalten. 

Im Innern ist das Treppenhaus in seiner Anlage, mit seinem 
durchbrochenen Steingeländer und schön geschnitzten hölzernen Putten und 
Vasen, nicht ohne architektonischen Wert. Über dem Treppenhause sowie 
auch über der Vorhalle im mittleren Risalit ist aus mit Mörtel verputzten 



61 

Brettern ein Kuppelgewölbe nachgeahmt, welches mit einem Gemälde von 
ziemlich bedeutendem künstlerischen Werte geschmückt ist. Das Gemälde 
zeigt eine reiche, mit Ballustraden und Blumenvasen vielfach verzierte 
Kolonnade, in deren Nischen zahlreiche allegorische Statuen (Personifi- 
kationen einzelner Welttheile u. ahn.) zu sehen sind. Die Perspective 
ist correct, das Colorit einigermassen zu grell (besonders die rothe 
Farbe), was allerdings erst die ungeschickte Hand eines Restaurators ver- 
schuldet hat. 



Fig. 54. Nca-Miirowi». ScUoii. 

Im Speisesaale ist die flache Decke ebenfalls mit einem schönen 
Gemälde (Zeus segnet die Göttin der Ernte Ceres) und mit einer decora- 
tiven, die Stuccatur nachahmenden Malerei versehen. 

Daselbst ein 400 M. hoher Barock-Ofen (die Glasur ahmt den 
gelblichen und graugrünen Marmor nach) und ein schöner Glas-Luster 

Aus den Möbeln sind hervorzuheben: 

zwei gleiche Spiegel in reich geschnitzten, ursprünglich vergoldeten 
Rahmen (Fig. 55.), 1-75 M. hoch, 0-95 M. breit; 

zwei (gleiche) Spieltische mit reicher Barock-Schnitzerei, und 

ein foumierter barocker Credenz-Schrank mit zierlich gear - 
beitetem Schlosse (weich modellierter Faunus-Kopf in schönem Blatt- 
omamente). 



62 

Eine reiche Sammlung böhmischer volksthümlicherStickereien 
(einige südböhmische Kopftücher zeichnen sich durch schöne Farben- 
harmonie und gute Composition aus). 



FiE. 55. NEii.MiiiD*iit. SchlDu. Spictclnhnicii |1-7S M. hoch). 

Einige scheine Gläser (Pokale), darunter böhmische Erzeugnisse des 
XVII. und XVIII. Jahrh. 

Ein blauer Teller aus dem XVII. Jahrb., sehr geschmackvoll ver- 
ziert, einheimischen Ursprunges. 

Eine Kanne aus Zinn, graviert (inmitten eines Pflanzenornaments 
das Bild der Kaiserin mit Krönungsinsignien). Bei der undeutlichen Marke 



b3 

die Jahreszahl 167x (von der Jahreszahl sind nur noch die drei ersten 
Ziffern erkennbar). 

Die ThürschlÖsser aus Messing sind mit verschiedenartig stilisierter 
Gravierung geschmückt. (Fig. 56). 

In der aus einem Zimmer hergerichteten KAPELLE befindet sich 
ein kleines Altärchen von zierlichen Rococo- Formen mit einer Statuette 
des hl. Antonius. 



Fit. 'it- N(D-HlliI>wi». Scfalott. GnTiert« Schloubeiclilii. 

Alt-Mitrowitz. (Mitrovice Starö.) 

Schaller, VIII.. 205. — Vlasäk, Bez. Sedleti 42. 
Südlich von dem jetzigen Gehöfte unter dem Danune eines Teiches 
befindet sich eine alte BURGSTÄTTE, und zwar dort, wo jetzt das 
Bauernhaus Nr. 4. steht, bei dessen Baue man auf starkes, mit Kalk ver- 
bundenes Mauerwerk sti^s. 

Im Hofe das Wohngebäude des ehemaligen schlichten SCHLOSS- 
CHENS, welches — wie man aus dem Kreuzgewölbe und der halbkreis- 
förmigen Thüreinfassung schliessen kann — aus der Mitte des XVII. Jahrh. 
stammt. Bei dem Umbaue wurde eine quadratische (17 LjCm.) Ofenkachel 
aus dem XVII. Jahrh, gefunden, worauf in schwachen Umrissen zwei gegen- 
einander gewendete Brustbilder, zwischen denen ein Wappenschildchen mit 
einer fünfblätterigen Rose sich befindet, erkennbar sind. 



ModlikoW. (Modlikov.) 

Heidnische Begräbnissstatte {}). im Jahre 1893 wurden hier bei dem Baue der 
Wirtschaftsgebäude bei den Bauernhäusern Nr. 3. und 9. Urnen gefunden. 



64 

NadSjkau. (NadSjkov.) 

Schaller, XIV., 165. — Sommer, X., 62. — Trajer, Beschreib. 657. — Vlasäk, 
Bez. Sedletz 153-154. — SedUöek, Hrady a zAmky VII., 208-210. — Ottos 

Cechy VIII., 58 und 70. 

Die PFARRKIRCHE ZUR HL. DREIEINIGKEIT, ist ein 

künstlerisch unbedeutendes Gebäude, welches in den Jahren 1695—1702 
im nüchternsten Barockstil an Stelle eines kleineren Gotteshauses errichtet 
wurde. Das Äussere beleben bloss Mauerstreifen (Lisenen) mit Gesims- 
Kapitalen. Das quadratische (5'30 M. breite) Presbyterium hat ein Kreuz- 
gewölbe mit flachen Rippen, welche in den Ecken auf Wandpfeilern auf- 
sitzen, welche oben mit Gesimse und Zahnschnitt abgeschlossen sind. 

Oberhalb des halbkreisförmigen Triumphbogens befindet sich an 
der gegen das Kirchenschiff gewendeten Seite ein aus Stein gemeisseltes 
Wappen (im rechten Felde die Mondsichel, in dem linken drei vertikal 
untereinander gereihte Sterne) mit der Jahreszahl 1695. 

Das 775 M. breite und 1740 M. lange Kirchenschiff hat drei 
Gewölbejoche mit Kreuzgewölben und flachen Rippen; die Wandpfeiler 
haben ein einfaches Kapitälgesims, welches unten mit Zahnschnitt versehen 
ist. Die sehr breiten Fenster sind oben segmentartig geschlossen. 

Eine Barockkanzel an der rechten Wand des Schiffes ; die Brüstung 
ist mit Cartouchen und geschnitzten Reliefbildern der vier hl. Evangelisten 
geschmückt. Leidlich gute Arbeit des XVIII. Jahrh. 

Steinerne Büste des Freiherrn Anton Feuerstein von Feuerstein- 
berg in einer Nische der linken Schiffsmauer. In Lebensgrösse, in der 
damaligen Tracht; der Kopf ist mit Perücke bedeckt und mit einem 
Lorbeerkranze umwunden. Das Postament von prismatischer Form ist sehr 
einfach; an der Vorderseite desselben liest man folgende Inschrift: 

HEROI CIVI PHlLANTHROPOjHOSPI- 

TALISSIMO, PATRI PAVPERVM: 

ANTONIO L. B. DE FEVERSTEIN 

SUPR. REI TORMENTARIAE PRAEFECTO 

THERESIANO MAGNAE CRVCIS EQVITI 

SUPR. CONS. MILIT. AVL. CONSILIAR. INTI- 

MO, NADEICOVIENSI QVONDAM DYNAS- 

TAE AVVNCVLO SVO 

DIE XXVI IAN. MDCCLXXX DENATO 

POSTERITATIS MONVMENTVM POSVIT 

EX PATRE NEPOS 

GRATVS HAERES 

ANTONIVS COMES DE FEVERSTEIN 

SVPREMVS EXCVBIARVM PRAEFECTVS 

ORDINIS EQV. S. WENCESLAI EQVES. 



65 

Herz-Jesu-Bild, 33 Ctm. breit, 41 Ctm. hoch, oval, auf dem linken 
Seitenaltar. Auf Leinwand gemalt, Brustbild; sehr gute Arbeit aus dem 
XVIII. Jahrh. Das Colorit ist hell, die Körperhaltung gelungen. In der 
Eigenart Raabs — vielleicht seine Arbeit. 

Madunna mit Kind in der Sacristei, gelungene Copie (in den unteren 
Partien durch Uebermalen beschädigt) aus dem Beginne des XVIII. Jahrh. 

Kelch, aus Silber, vergoldet (21-5 Ctm. hoch; 
die Breite der Cuppa beträgt 9 Ctm,). Die Cuppa 
ist mit durchbrochener, aus Arabesken und Brust- 
bildern von Engeln bestehender Arbeit umlegt. Der 
Nodos ist massiv und ciseliert. Am Fusse sind 
ebenfalls getriebene Brustbilder von Engeln mit 
kreuzweise über die Brust gelegten g^ 
Händen ; Beschau- und Merkzeichen : ^^ J} 

Weihrauch-Schifflein 
(16.5 Ctm. hoch), dessen Fuss ein Delphin bildet; 
schöne Barockarbeit. 

Grosse Leuchter vor dem Altare, aus Zinn, 
150 M. hoch. Dreiseitige Füsse, auf deren drei- 
eckigen, barockartig gekrümmten Flächen sich ein 
Pflanzenomament ausbreitet; in der Mitte ein kleines 
Kledaillon und darüber ein geflügeltes Engelsköpf- 
cheo. In den Medaillons die Wappen des Grafen 
Deym und seiner Gemahlin und die Inschrift : 
W. I. H. D. i. (Wicslav Ignäc HrabÄ Dejm ze 
StMtfeZe) Ao 1736. Am ausgebauchten Schafte 
drei Engelköpfe. (Fig. 57.) 

Glocke /. 66 Ctm. im Durchm-, 49 Ctm. 
hoch. Am oberen Rande ein 8 Ctm. breiter Oma- (i-go m. hoch). 

raentstreifen : zu oberst ein Perlenschmuck, darunter 

ein Distelornament, das sich aus Faun-Gestalten entwickelt. Auf dem Mantel 
das Feuerstein 'sc he Wappen und folgende Inschrift : 

HANG CAMPANAM ANTONIVS LB. A FEVERSTEIN ET FEVER- 
STEINSBERG SVPREMVS VIGILIARVM PRAEFECTVS S. C. MAIES . CON- 
IVNCTVS CVM lOANNA COMITISSA A STERNBERG ET PROLIBVS 
FRANCISCO ET ANTONIO AD HANC AEDEM SS. TRINITATIS NADEIKOVH 
CONSECRATAM TAMQVAM DOMINVS ET PATRONVS HVIVS BONI 
ANNO 1791 FIERI FECIT. 

Auf der anderen Seite des Mantels ein Relief der hl. Dreieinigkeit 
und die Inschrift; 

HAEC CAMPANA FUSA EST A WENCESLAG FRANK AERI FVSORE 
CAESAREO PRAGAE A. 1791. 

Am unteren Rande ein einfaches Ornament aus kleinen Akanthus- 
blättem. 

Bc(iik*h«uptm»nincl»ri Sdachui. 5 



66 

Glocke 2. 36 Ctm. hoch, 49 Ctm. breit. Am oberen Rande stili- 
siertes Laubwerk. Auf dem Mantel 'dasselbe Wappen wie oberhalb des 
Triumphbogens in der Kirche, und darüber die Jahreszahl; A. D. 1728. 
Auf der anderen Seite das Reliefbild des hl. Wenzel. 
Glocke 3. 28 Ctm. hoch, 38 Ctm. breit. 

Am oberen Rande ein Barock-Ornament, 

auf dem Mantel das Reliefbild der hl. 

Barbara. Am unteren Rande die Jahreszahl 

1743. 

Das SCHLOSS, ein einfacher einstö- 
ckiger Bau mit Mansarden dache und einem 
niedrigen Thürmchen ; Oberreste einer Bastei, 
welche einen Theil der Befestigung der ur- 
sprünglichen Ritterfeste bildete. 

STEINKREUZ, lO Minuten westlich 
von Nadiejkau auf dem sogenannten >Elstem- 
bei^e« (Strait vrch) an der Grenze der ehem. 
Dominien (ein Grenzstein ?), 65 Ctm. hoch, 
43 Ctm. breit, an den Seiten ausgeschweift, 
mit der Abkürzung IHS auf der einen und 
mit einer unleserlichen Inschrift auf der an- 
deren Seite. Der Ursprung des sehr stark 
Fir5flN»iioi.iii.Monni»in(059M.hoch>. Verwitterten Kreuzes ist unbekannt. 



Naiiowitz. (Nal^ovice.) 

Schaller VIIl. 189. — Sommer XVI. 110. — Vlasäk, Bez. Seitschan 119-122. — 

• Rolnickä listy« Jahrg. X.: >Pamätnf mbta v okoK Naiiovic, Kfiovic, Radfüe a Vose£an< 

von Max Koväf. 

Das SCHLOSS, ein in der 2. Hälfte des XVIII. Jahrh. errichteter 
einstöckiger Bau mit Mansarden dache und niedrigem Thürmchen. Das Kranz- 
gesims über den Schmalseiten stark segmentartig vorragend. Sonst archi- 
tekturlos. 

Die KAPELLE zur schmerzhaften Mutter Gottes, nahe bei dem 
Schlosse, im Jahre 1690 erbaut, brannte im Jahre 1823 ab; an dem jetz^en 
Baue (aus dem Jahre 1858) hat sich nichts von der ursprünglichen Kapelle 
erhalten. In der Nische oberhalb des Altars eine hölzerne Statuen- 
gruppe: die hi. Jungfrau hält den Leichnam Christi auf ihrem Schosse 
(1'20 M. h.); eine gute Arbeit aus der zweiten Hälfte des XVII. Jahrh. 




67 

Die Monstranz, strahlenförmig, barock, aus Silber, 59 Ctm. hoch, 
29 Ctm. breit. (Fig. 59.) Oberhalb des mittleren Behältnisses ein kleiner 
Baldachin. Die Kapsel ist zuerst mit Wolkengebilde und Strahlenkränze, 
dann mit einem gitterartigen Barockrahmen — auf dem oben neben dem 
erwähnten Baldachine zwei Engel mit Rosen in der Hand sitzen — um- 
geben. Im Hintergrunde wieder ein grosser Strahlenkranz. Unterhalb des 
mittleren Theiles reliefartig getriebene Pieta (der oberhalb des Altars be- 
findlichen Statuengruppe nachgebildet). Der reich getriebene Fuss ist mit 
Palmetten-Muscheln, grotesk gekrümmten Ranken, mit Rosen 
und Engelsköpfchen usw. bedeckt. Merkzeichen: 



Nedrahowitz. (Nedrahovice.) 

Vlasäk, Bez. Seitschan, Seite 101—102. 

In der nordöstlichen Ecke des Meierhofes befindet sich das Mauerwerk 
der ehemaligen FESTE. Es ist noch der mit einem Halbkreisbogen ge- 
schlossene (r45 M. h., 0*85 M. br.) Eingang zum Keller mit abgeschrägter 
äusserer Kante erhalten. An der Nordseite in der Mauer drei Fenster- 
überreste mit steinernen Einfassungen an den Seiten. 

Nechwalitz. (Nechvalice.) 

Schaller, VIII., 214. — Sommer, XVI, 174. — Vlasäk, Bez. Seitschan, 71. — 
Ro§kot, Method V., 16 u. 95. — Jos. Nephvfle, Method XIV., 54. 

Die PFARRKIRCHE, dem hl. Nicolaus geweiht, ursprünglich ro- 
manisch, später gothisiert. Die letzte Restaurierung vom J. 1890. Von dem 
ursprünglichen romanischen Baue sind mit Ausnahme des mächtigen Mauer- 
werkes des ganzen Baues (es war dies wahrscheinlich eine romanische Kirche 
mit geradlinig abgeschlossenem Chore) und des gekoppeltenFensters 
keine bemerkenswerten Reste erhalten. Das erwähnte Fenster befindet sich 
in der östlichen Mauer des dritten Stockwerkes des Thurmes ; dasselbe ist 
1*44 M. breit, jetzt zugemauert, so dass nur der steinerne Kämpfer, die beiden 
halbkreisförmigen Bogenschlüsse und die Sandsteinquadern an beiden Seiten 
des unteren Theiles der Fenster zu sehen sind. In den übrigen Mauern sind 
die ursprünglichen romanischen Schallöcher vollständig ausgebrochen; nur 
die beiden erwähnten unteren Quadern haben sich erhalten und geben Auf- 
schluss über die Breite der ehemaligen Fenster an. 

Das quadratische Presbyterium ist mit einem rippenlosen Kreuz- 
gewölbe gedeckt. Das Gewölbe beginnt in der Höhe von 2-40 M. über 
dem Fussboden. Die Fenster sind modern ; nur hinter dem Altare hat sich 
ein spitzbogiges (jetzt verschaltes) Fenster erhalten. 

5* 



68 

Der Triumphbogen ist spitzig. 

Unter dem Orgelchore gehen aus einem mächtigen (113 M. hohen, 
80 Ctm. breiten) Mittelpfeilcr zwei halbkreisförmige Arkaden zu beiden 
Langseiten des Kirchenschiffes und zu der hinteren Wand ein spitziger 
Bogen. Zwischen diese Bögen und die Hauptmauer sind zwei Kreuzgewölbe 
mit Rippen, die sich in einem glatten Schlussstcine durchschneiden, ein- 
gesetzt (das Gewölbe beginnt 107 M. über dem Fussboden). 

Der Thurm, ursprüngUch dreistöckig, im J. 1853 um ein Stockwerk 
erhöht. Die Mauerstärke beträgt im Erdgeschosse 185 M., im dritten Stock- 
werke 112 M. Im Thurmgeschosse befindet sich eine tonnengewölbte Halle — 
die ehemalige Sacristei. Vom Chor führt eine spitzbogige gothische Thüre 
(184 M. h,, 068 M. br.) mit unprofiliertem Gewände in den Thurra. Im 
dritten Stockwerke das erwähnte romanische Fenster. 



f— -( l 1—1 1 - 1 - I I I 1 p;g_ ^ Nechwilit», 

PiC S9. NeehwaUu. Gnindnai d« Kirche. FioGI dei Porultaw^d«. 

Das spitzbogige Portal in der nördlichen Mauer des Schiffes 
(2'38 M. h., 1'37 M, br.) zeigt eine Gliederung von zwei Rundstäben und 
einer Hohlkehle. (Fig. 60.) 

Glocke 1.: 083 M. hoch, 1*08 M. im Durchm. (Fig. 62.) Im oberen 
(6 Ctm. breiten) Streifen die neun Musen in der Gestalt von Kindergenien 
in länglichen Feldern, immer zu drei; bei der Gestalt der betreffende, mit 
kleinen Lettern ausgeführte Name (z. B. bei dem auf dem Globus mit 
einem Zirkel ausmessenden Genius die Inschrift VRANIA, bei dem Genius, 
der mit Büchern und Urkunden zwischen einem Thurme und einem Ge- 
bäude steht, die Inschrift CLIO usw.) Darunter eine Reihe herabhängender 
Acanthusblätter. Auf dem Mantel folgende Inschrift: 

Jtabiflflnj llacpf^ ^aii j K06&0- 3o^anIia j Bube a 

mit na C^hnncij a (SjßEbnkij j ÜgpfE" na Qlfilum- 

ßB^D milripi OÜ^rariE Bjgm- cij a ©ilfebnicij Bit. 

Jkt" Kabba a BeijnjijKij !|tif- 

mili!; ni EcaUinillnii Qlit^ktm. 

Darunter die Wappen des Herrn von Lobkowitz und seiner Gemahlin 
in Kränzen. Am Schlagring der Glocke ein 3 Ctm. breiter Streifen mit 
Scenen aus dem landwirtschaftlichen Leben (in der Mitte das Sternbild des 



Krebses, dann zu beiden Seiten folgende Scenen : das Mähen des Getreides, 
das Melken und die Scliafschur ; diese Scenen wiederholen sich ringsherum). 
Auf der Rückseite des Mantels das Reliefbild des hl, Ntcolaus, welcher einen 
gothischen Hirtenstab in der rechten und ein aufgeschlagenes Buch mit drei 
Äpfeln in der Linken hält. Zu beiden Seiten dieses Reliefs folgende Inschrift: 



Flg. «I. Nechwillu. Ctoel 



S boronlEnint mtjfncB orn- ? itnt° ^ana }?ana 

Habiflaroa ßarlT^ÖD ( 1 UnfifioiDiE na Qlfdum- 

ri a fflilfehnini. ®t^o | nfüi (BilfatjE Ä;^- 

rMf» Bit Kabii a Eti)- s nipITiülo (lofmiPra Ira- 

Innfni <Iit[Iie° umie- ? nim Btijlun)' JiDonatit 

I ffiTOietfni m Bnmtm 1 mit^i ]9raj(hE" bo Btifi- 

malit h *• HKhilanii itaMabEm mlTEifi Bfabnii^ k fElmif 
talhltt nalE!iE8itiJ4 Sroon 8E|i ubiElan, Mhii libE 
»riDlWt dlaf iEfW! iinimu h fflfiitialEni jmEna BnifM^o pn- 
rlatniiäni «loroa ef a * »oblijtbam rraaf^m bo hnllEla fE fifia- 
jEli j (o^D Bubi! panu Boliu fflJEll a Cljraala. «faln fE lEta 
1578. 



70 

Glocke 2.: 65 Ctm. hoch, 83 Ctm. breit. Am oberen Rande zwischen 
einfachen Linien folgende Inschrift : Jlitno bonriui mtllBBtmo tax nonageatmo 
«ßjeto ^oc opu» conptafum tp ab laubtm bto pafrt omnipobnfi. Auf dem 

Mantel Madonna mit dem Kinde auf dem linken Arme, in der Rechten 
das Scepter haltend. Sonst schmucklos. 

Das Taufbecken aus Zinn, sammt dem Kreuzchen auf dem Deckel 
51 Ctm. hoch ; der Kessel ruht auf niedrigen Füsschen ; am Kessel sind zwei 
Löwenköpfe mit Ringen. Auf dem Deckel folgende Inschrift: 

FÖNS 

BAPTISMALIS 

NEO-ERECTAE PAROCHIAß ECCLESIAE 

NECHVALICENSIS. 

Auf dem Kessel: 

SVB 
PROTOCVRATO CAESAREO-REGIO HIERONYMO 
JOSEPHO CHLVMCZANSKIJ EQVITE' DE PRZESTAWLK 

ET CHLVMCZAN QUONDAM LEVATIMONASTERn AD 

S. WENCESLAVM NEO- wappcn.) PRAGAE ORD. S. AVGVSTINI 

DISCALCEATORVM SUB PRIORE PROCVRATVS. 

A. D. MDCCL XXXVm. 

Eine Thür mit Eisenbeschlag, früher an der alten Sacristei im 
Thurmgeschosse, jetzt am Eingange, der aus dem Friedhofe in die neue 
Sacristei führt. (XV. Jahrh.) 

Ein Holzepitaphium in der Vorhalle vor dem gothischen Portale, 
98 Ctm. hoch und breit. An den Seiten steht je ein kleiner kanellierter 
Pfeiler mit geraden Gesimskapitälen, oben ein einfaches, durch fünf Krag- 
steinchen (wovon eins fehlt) unterstütztes Gesims. Die Bildfläche ist hori- 
zontal in zwei längliche Felder getheilt. Das obere Feld ist wieder getheilt: 
rechts ist die Auferstehung Jesu, links Christus am Kreuze, im Hinter^ 
gründe eine Stadt, im Vordergrunde Maria und Johannes. Hinter d^ 
hl. Jungfrau zwei knieende Knaben in weissen Todtenhemden. Im unteren 
Felde an beiden Seiten je ein Wappen (rechts im Wappenfelde ein weisses 
Pferd ; darüber die Buchstaben I H, links ein gelber Querbalken und die 
Buchstaben A W) ; in der Mitte folgende Inschrift : 

liBflja patttß 1602 braa Hijnan- 
horot ©rojßUB^o pana Ckbranfa 
^ofa kanforoma ^egfmana panstoij 
Qri^IuntB&tj*» a ®ipBbni&i;<» ioftf : Krjjflffoflf 
m «obotu po bo\im ßU ®Bf|u jiraofa \xozi)o 
(Erji; bm; a po ntm m ponbcli JbBnSft B?f|u 
|injoia Jmtf)o J|Bp[ bnj magici; oba braa 
Ifo^oxotj ßatofio ®It|Bnnf, ro Bri;|!u pa'u 
tjfrairojft, 0fau IbS ptBb I^IfarjBm raBliftijm 



j)orf)tiroan), ffiEgtra|fo buITEm pan ®uli ro(fe- 
mo^aarii tacj mtU)|litd bijti a riaronefjD li flarol rioe voii- 
ne njfftriijDeni popr|ifii. 
Dieses Gemälde erhebt sich nicht über die handwerksmässigen Arbeiten 
gleicher Zeit. 

Neustupow. 

Schaller, o. c XIV., 32 sq. — VUsäk. Bez. Wottiu, 66 sq. — Wilh. Dokoupil, 
in der Zeitachrift .Method« XV.. 24 sq. (mit Illustrationen). — »Lumfr< IX. (1859). — 
A. Sedläick, o. c. XVII., 289 sq. (mit Abbildungen von Wilh. Dokoupil). 
In der Un^ebung wurde ein au^ebauchtes, mit bedeutend eingeengtem Halse 
versehenes Gcßss von praehistorischem Charakter gefunden, Eigenthum des H. Post- 
meisters Shejbal in Neustupow. 

Die PFARRKIRCHE ZU MARIA HIMMELFAHRT, bereits 
im J. 1350 als Pfarrkirche erwähnt. Ein orientierter, der letzten Periode 
des romanischen Stiles entstammender Bau aus geschichtetem Bruchsteine, 
mit einigen gothisierenden Details. 



Die zur Nordmauer des Schiffes angebaute St Johannes-Kapelle, 
sowie auch das Gewölbe des Schiffes stammen aus dem Ende des XVH. Jahr- 
hunderts. Die Sacristei und das Obergeschoss des Thurmes sind aus dem 
J. 1757, in welcher Zeit auch die romanischen Thurmfenster zugemauert 
wurden. Das Zwiebeldach des Thurmes hat im J. 1768 der Zimmermann 
Johann KadaF aus Kv£tusch verfertigt. Im J. 1773 wurde der Thurm in 
die jetzige jämmerliche Form verwandelt. Das Mauerwerk ist jetzt mit 
Mörtelverputz versehen; es ist deshalb nicht möglich, die ursprüngliche 
Form der Gesimse und sonstigen Ornamente festzustellen. An der Südwest- 



72 



liehen Ecke sind Spuren einer rothen Sgrafitt-Rustika kenntlich: es sind 
dies horizontal übereinander — nach Art des Quaderbaues — geordnete 
längliche Rechtecke, die mit einem doppelten, quer schraffierten Streifen 
umrahmt sind. 

Die hölzerne gedeckte Brücke, welche noch im J. 1890 die 
Kirche mit dem Schlosse verband, wurde in der letzten Zeit abgetragen. 

An der Westfronte der Kirche liegt ein im Grundrisse quadratischer, 
aus der Bauachse gegen Norden hin gerückter Thurm. Im Erdgeschosse 
eine 2'66 G M. grosse, durch eine Schiessscharte erhellte, theilweise ver- 
schüttete und ursprünglich kreuzgewölbte Halle. Der dahin führende/ in 

, 62 i 





,• ,' i' r 1^ 1^ i' ■' " i'*^ 




Fig. 63. Neuttupow. Kirche : Fenster in der Apsis, Kapitale io Thurmfenstem, Profil des Portales. 

der gemeinsamen (1"15 M. starken) Mauer des Thurmes und des Schiffes 
sich befindende, jetzt vermauerte und theilweise verschüttete, 0*63 M. breite 
Eingang ist mit einem halbkreisförmigen Bogen überwölbt. Im ersten Stock- 
werke (das Mauerwerk verjüngt sich hier um 0*26 M.), welches ebenfalls 
durch eine Schiessscharte erhellt wird, befinden sich zwei jetzt vermauerte, 
2*80 M. hohe, lOOM. breite, ursprünglich mit einem einfachen, oben halb- 
kreisförmig gewölbten Granit-Gewände eingefasste Öffnungen. Im zweiten 
Stockwerke ist wiederum ein schiessschartenartiges Fensterchen und ein 
halbkreisförmig gewölbter Eingang auf den Dachboden. Das obere Stock- 
werk ist mit zwei, 0'60 M. übereinander sich befindenden Reihen dreitheiliger 
romanischer Fenster durchbrochen. Die Mauerdicke beträgt 0*75 M. Die 
Fenster sind 160 M. hoch, 2'37 M. breit, mit Granitquadem gesäumt, haben 
einen dreifachen halbkreisförmigen Abschluss und zwei Mittelsäulchen aus 
rothem Sandsteine. Ob die Säulchen auch eine Basis haben, kann nicht 
festgestellt werden. Die runden, 016 M. starken, ein wenig verjüngten, 
082 M. hohen Säulchen haben keine Kapitale, sondern blos verschieden- 
artig geformte und nach der Art der Kapitale geschmückte Kämpfer. Am 
häufigsten kommt eine segmentartige aufrechtstehende (0*14 M. h., 0*50 M. 
breite) Platte vor, auf der eine unprofilierte, 08 M. starke, 0'035 M. an 



73 

allen Seiten ausladende Deckplatte ruht. Eine dieser Deckplatten ist mit 
drei Reihen schräger, Zickzack geführter Ritzen geschmückt. Ein anderer 
Kämpfer hat die Form einer umgestürzten und abgestutzten, an den Schaft 
aufgesetzten Pyramide mit vertieften Einschnitten an den Kanten. (Fig. 64.) 

Das Kirchenschiff, 14-20 M. lang, 785 M. breit, ursprunglich flach 
(um 150M. höher als das jetzige Gewölbe) gedeckt, hat 5 unregelmässig 
dislocierte, im Jahre 1875 gothisierte Fenster. Ein ursprüngliches, schmales 
halbkreisförm^ gewölbtes, stark ausgeschrägtes (an der inneren Wandfläche 
0-90 M. breites) Fensterchen hat sich, 
von aussen vermauert und mit dem 
jetzigen Gewölbe halb verdeckt, an der 
Nordseite erhalten. Das aus Ziegeln 
ausgeführte Gewölbe des SchifTes is^ 
tonnenförmig, mit Schildbögen und drei- 
eckigen Einschniten oberhalb der Fen- 
ster und trägt scharfkantige, aus Mörtel 
nachgeahmte Graten dreieckigen Profils, 
wodurch der Eindruck eines reichen 
Netzgewölbes erzielt wird. 

Den ursprünglichen, mit Quadern 
eingesäumten, unprofllierten und halb- 
kreisförmigen Triumphbogen kann 
man auf dem Dachboden 100 M. ober- 
halb des jetzigen Gewölbes sehen. 

Die Apsis (325 M. im Durchm.) 
st mit einem aus Stein gebauten Koncha- 
Gewölbe gedeckt, hat noch an der 
Ostseite ein ursprüngliches (125 M. h., 
0-22 M. br.), mit einem 0065 M. starken 

doppelnasigen, an der Aussenseite faget- Fij. «. Newupow. T.ün«ckeo. 

tierten Gewände aus rothem Sandsteine 

umsäumtes Fensterchen. Die Seitenwände dieses Fensterchens bilden 
eine schräge Linie und sind oben im Halbkreisbogen geschlossen. An der 
äusseren Wandfläche ist das Fensterchen ISO M. hoch und 0-90 M. breit. 
(Fig. 63.) 

Der Eingang in der Südmauer des Schiffes ist rechteckig, mit schönen, 
kreisförmig geformten Eckfüllungen und mit einem spitzbogigen birnformig 
profilierten (318 M. h., 158 M. br.) Gewände, welches oberhalb des Ein- 
ganges ein Bogenfeld bildet Abbildung s. in der Zeitschrift .Mcthod* 
I. c. 28, Fig. 6.; das Profil s. auf der F^. 63. 

An der Thür ein Schloss (022 M. h., 029 M. br.) mit reich ver- 
zierter grosser Klinge, mit aufgenieteten ausgehackten Schildchen und Ro- 
setten geschmückt; eine grobe Arbeit aus dem XVII. jahrh. (Abb. s. in 
SedlMek's »Hrady.« I. c. 288.) 



74 

Die innere Ausstattung ist in Rococo-Stil ausgeführt und stammt aus 
der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrh. 

Am Hauptaltare (welcher offenbar von anderswo hieher über- 
tragen wurde) befindet sich eine dilettantische Copie des ursprünglichen, 
aus dem J. 1762 stammenden Bildes »Himmelfahrt Marias«. 

Auf den Seitenaltären bildet je ein geschmackvoll geformter, aus 
Holz geschnitzter Baldachin mit holzgeschnitzten Draperien den Hintei^rund 
dem (neuen) Altarbilde (an der Epistelseite), beziehungsweise einem hohen 
Kreuze (an der Evangelienseite). Unter dem Kreuze auf einem reich mit 
vergoldeter Schnitzerei geschmückten Hintergrunde hängt ein gutes, auf 
Kupfer gemaltes Bildchen der früher im Besitze der gräfl. Familie Caretto- 
Millesimo befindlichen, jetzt in der Kirche in Wilimow aufbewahrten Ma- 
donna in einem silbernen, schön getriebenen Rahmen (0*42 M. h., 0*30 M. br.). 
Die ausgebauchten Tumben der Altäre sind schön profiliert. 

An der Nordwand des Kirchenschiffes befindet sich eine zwar einfache, 
aber gefällige Kanzel verwandten Stiles wie die Altäre. 

An der einfachen, mit schön getriebenen geflügelten Engelköpfchen 
geschmückten Strahlenmonstranz aus dem Ende des XVII. Jahrh. 
ist ein geschmackvoll durchbrochenes Geschmeide mit einem gravierten 
Wappen angehängt. 

Ca sei: 1. weiss, mit Oberresten einer barocken Stickerei, aus der 
Mitte des XVIII. Jahrh., die gestickten Blüthen sind aus dem ursprüng- 
lichen Stoffe ausgeschnitten und auf einen neuen Stoff aufgenäht; 2. grün 
mit ähnlich gestickten Streifen. 

Ein Überrest von einem Altar-Antependium, nämlich ein Stück 
Leinwand, worauf ein schöner Streifen volksthümlicher Ornamentation gestickt 
ist, aus dem XVII. Jahrh. 

Taufbecken, aus Zinn: ein glockenförmiger Kessel (0*425 M. im 
Durchm., 0*32 M. h.) ruht auf drei (037 M. hohen) mit Vogelkrallen ver- 
sehenen Füssen, welche oben in bärtige Masken übergehen. Auf dem Mantel 
sind die Wappen der Familien Kaplirz, Widlak und Malowecz, sowie auch 
zwei Löwenköpfe mit Eisenringen aufgelöthet. Drei mit Helmen bedeckte 
Köpfe halten einen flachen Deckel, aus dessen Mitte ein kleines Kreuz auf 
einem runden Schafte (in die Höhe von 0*52 M.) herauswächst. Am Rande 
des Taufbeckens ist folgende beschädigte, gravierte Weiheinschrift in latei- 
nischen Majuskeln: >Leta Pän6 1611. tato kftitelnice jest udöWna za pa- 
novänf urozen^ho a state(^n£ho rytffe, pana Ka§para Kaplffe ze Sulevic, 
Jeho Milosti cisafe ffmsk^ho rada a purkrabf kraje Hradeckiho, a urozen^ 
panf Evy Kaplifov6 ze Slavkova a urozen6 panf Aliböty KapHfov6 z Ma- 

lovic a toho öasu oufednfka pana Jana Näkladem vSf osady toho 

zäduSf.« Eine grobe Arbeit. Fig. 64. 

Zwei Paare gedrechselter Bronzeleuchter von guter Form mit 
schönen Profilen, je 0*36 M. und 039 M. hoch, aus dem XVI. Jahrh. 



75 

Glocken: 1, 0"98 M. im Durchm.; an der Krone folgende zweizeilige 
Inschrift: „Änno bommi 1548 ißa campana fufa cR ah laubem bei omiri- 
poIcnfiB I Bf BEafE marä nirßintB El oninibua fanzfis per ihe maBilkum 
pafiflanm." Auf dem Mantel Relief einer Heiligen und ein gut modellierter, 
den Christuskopf darstellender Hautrelief 

2. 0-85M. im Durchm., mit der Umschrift: „ÜEtfja T^kim 1S1©(E©1I1 
alirf geai tcitto iroon ra miEstiE ©EnEaaoroiE." Als Verzierung dienen dieser 
Glocke die auf dem Mantel angebrachten länglichen, aneinander gereihten 
Reliefchen, von denen die oberen eine Dame mit Kindern und einen 
Ritter, die unteren die Glücksgöttin 

mit einem Füllhorn und einem Blu- 
menstrausse, dann einen Genius und 
zuletzt wieder eine Dame mit Kindern 
darstellen. 

3. im Sanctus-Thürmchen, aus 
dem Jahre 1785, mit dem Bilde der 
hlBarbara und mit den Buchstaben 
I. W. K. 

4. daselbst eine Glocke mit dem 
Bilde des hl. Procopius aus dem 
XVIII. Jahrh. 

Zahlreiche Grabplatten: 
1. aus rothera Marmor, 2"18 M, hoch, 
ri2 M. breit, mit zwei schön ge- 
meisselten Wappen (der Familien v. 
Kapltrz und Malowecz) in einem oval- 
förmigen, mit Bändern umwundenen 
Kranze aus Lorbeerblättern — Grab- 
stein des Peter Kaplirz von Sulewicz 
(t 1576). Fig. 65. 

2. aus Plänerkalkstein, 1450 M., 
mit Reliefbildem dreier Kinder, Söhn- 

chen des Peter Kaplirz, in reichen pj^ , 
Röckchen, grobe Arbeit aus dem 
Jahre 1575. 

3. aus Granitstein, 127 M. h., 060 M. br., auf einer umrahmten Tafel 
mit groben Umrissen angedeutetes Brustbild eines an einen Schild sich anleh- 
nenden Ritters ; es ist die des Johann Widlak Radimsky v. Slawkow (f 1559). 

4. aus Granit, 164 M. h., 074 M. br. ; ein schön gemeisseltes Wappen 
(zwei Straussfedem und zwei Blüthen oberhalb einer Krone) der Anna 
Malowetz von Nespefow (f 1560). 

5. aus rothem Marmor, 1-77 M. h., 095 M. br., mit einem schwach 
modellierten Relief einer Frauengestalt mit einem Wappenschilde zu den 
Füssen (Elisabeth von Slawkow | 1554). 



76 

6. aus rothem Marmor, 165 M. h., 0'80 M. br., mit gut ausgeführtem 
Malowetz'schen Wappen in reichen heraldischen Verzierungen (Elisabeth 
Slawkowsky von Slawkow f 1564). 

7. aus Granit, 130 M. h., 060 M. br., von gleicher Anordnung wie 
Nr. 3. (Zdenko Widlak von Slawkow f 1562). 

8. aus grobem Granit, 1*34 M. h., 0*83 M. br., mit dem Wappen der 
Familie von Nespefow; ganz verdorben, aus dem J. 1587. 

9. aus Granit, 1-58 M. h., 074 M. br. (Kuno Widlak f 1563). 

10. aus Plänerkalkstein, 1*59 M. h., 0*76 M. br., mit dem Widlak'schen 
Wappen, aus dem J. 1545, bedeutend beschädigt. 

Die Inschriften auf diesen Grabplatten s. in der Zeitschrift »Method« 1. c. 
und die Abbildung einiger von ihnen in Sedlä^^ek's »Hrady« 1. c. 285 sq. 

Das SCHLOSS, ein einstöckiger, rechteckiger Bau aus dem Ende 
des XVI. Jahrh. Das Äussere des Baues ist sehr einfach und bedeutungslos. 
In dem hinteren Flügel (gegen Süden) eine interessante, edelgeformte, auf 
runden Säulchen ruhende und mit einem schlanken, in längliche Joche ein- 
getheilten Gratgewölbe gedeckte Loggia. In den Kellern einige steinerne 
Thüreinfassungen aus der Rudplphinischen Zeit. (Abbild, s. in >Hrady« 
1. c. 282.) 

SIEGELSTOCK, beim Gemeinde-Amte aufbewahrt, aus Messing — 
XVII. Jahrh.; 33 Mm. im Durchm., mit dem Stadtwappen. 



Obdönitz. (Obdönice, Obidenice.) 

Schaller, VIII., 217. — Sommer, XVI., 174. — Vlasäk, Bez. Seitschan 74-77. — 
Otto's Cechy, VIII., 145 (mit Abb. der Kirche vor der letzten Restaurierung). 

Die KIRCHE ZUR MARIA HIMMELFAHRT (jetzt Filial-, 

einst Pfarr-Kirche). Ein ursprünglich romanischer Bau, wovon sich noch 
das Mauerwerk des KirchenschiflFes, der Thurm und der Orgelchor erhalten 
haben. In der spätgothischen Stilperiode wurde das gothische Presbyterium 
umgebaut. Im J. 1603 einige Bauveränderungen. Im J. 1894— 1896 letzte 
Renovierung. 

Das gothische Presbyterium ist mit drei Seiten des Achtecks 
abgeschlossen. Die Spitzbogenfenster haben einfach geschmiegte Laibungen 
und sind ohne Pfosten und Maasswerk. Die Ecken des Aussenbaues sowie 
auch die Fenstereinfassungen haben eine Quaderarmierung aus Mörtel. 
Rippenloses Kreuzgewölbe mit einem glatten Schlussteine. An das fünf- 
eckige Gewölbejoch schliesst sich ein längliches, mit einem Gewölbe ohne 



Rippen und Schlussstein gedecktes Trav^e. Auf diesem Gewölbe befindet 
sich in einem gesimsartig profilierten Rahmen das gemalte KrCfn'sche 
Wappen mit folgender Inschrift: 

Jtaluib Sn|m ; (®El£|an a ; Äehirfan 1603. 
Die 4'48 M. über dem Fussboden angebrachten Gewölbekonsolen 
haben die Form eines mit der Spitze nach unten gekehrten Akanthus- 
Blattes {diese Kon- 
solen wurden bei 
der letzten Restau- 
rierung den Über- 
resten der alten, aus 
dem B^nne des 
XVII. Jahrh. stam- 
menden Konsolen 
nachgebildet). Das 
Gewölbe des Pres- 
byteriums steigt in 
die Höhe von713M. 
über dem Fussbo- 
den. Der Triumph- 
bogen ist halbkreis- 
förmig, 6'68 M. hoch. 
Der ursprüng- 
lichzweistöckige und 
oben mit einem höl- 
zernen Geschosse 
und einer Holzgal- 
lerie versehene, von 

einem niedrigen 

Helm überragte 
T h u r m wurde spä- 
ter durch einen un- 
passenden Zubau 
um ein Stockwerk 
erhöht. Im zweiten 
Stockwerke sind an 
allen Seiten gekop- 
pelte romanische '" ~^ 

Fenster mit einem Fig. 66. Obdtni«. Kirch«, AuMen»n.iehl, Grandri» nnä Profil 

runden Trennungs- ^" s«nkiu«riiimjiirar.hmung. 

säulchen. (Fig. 67.) 

Auf den Innwänden der Kirche wurden bei der letzten Restaurierung 
Malereien zwar von geringem Kunstwerte, dennoch aber durch ihren 
Charakter interessant, entdeckt. Dieselben wurden ausgeführt bei einer 



78 



Restaurierung, welche Kröfn im Jahre 1603 vorgenommen hat (Nach fach- 
männischer Begutachtung wurden sie wieder übertüncht.)*) 

Das Sanctuarium auf der rechten Seite des Kirchenschiffes, in der 
Höhe von 1*20 M. über dem Fussboden: ein rechteckiges Wandschränkchen 
(0-41 M. tief, 1-92 M. h., 072 M. br.), jetzt ohne Thür, mit einer profilierten, 
16 Ctm. breiten Sandsteinumrahmung. (Fig. 66.) 

Orgelchor, aus Stein gebaut. Ein rechteckiger, sockelloser, oben 
mit einer abgeschrägten Deckplatte versehener Pfeiler trägt zwei Bögen und 

zwei rippenlose Gewölbejoche. Die Brust- 
mauer des Chores ist am oberen Rande 
mit einem profilierten Gesimse und in der 
Mitte über dem Pfeiler mit einem massiven 
viereckigen Vorsprunge verziert. 

Grabplatte des Ritters Krdfn, 
in die rechte Wand des Presbyteriums ein- 
gelassen, 1-405 M. h., 1*94 M. br. (Fig. 68.) 
Am Rande folgende Inschrift: 

JInno bomini • . • obitt nobili» rf 
sfrcnuus tjxr Hahobus Brtjin ht Ötstcfan 
Bf ;5BbIc|an, J^thk\ajisiz rititfatis, noot 
carfEÜi Hrrjiniam Bf artia WoVbtrtktnmB 
homxmxB ; antma bjuä gaubBf in bobIo corpus 
rBquxB0Bat in sararfa patB. 

Im unteren Theile der mittleren Fläche 
das gut gemeisselte Krdfn'sche Wappen; 
im oberen Theile die Inschrift: 

JlmitB nB |xafrt fuo irwxhmB; qutBsctt ItbBt, tufu», 
fanbBm aBfBmua. Bon pBtbibtf lutBtn, imo «Bcurt- 
otBnt Bf QIIamBtmattt Borftfus Bsf. Bon oBxaf iüvcm libi- 
bo nBc aoarifia, nBc ^iotfiarum cura nBquB 
paupBrfatiö mBfu«, nBc autB^ biu» oBrbBrantnr 
CHonotfü« ; |Bb omnia tBrimt BafuraB Bona 




I I ' ) > « — ' I I -* t 1 — 



Flg. 67. ObdSnitc. Romanisches Fensterchen 
im Thurme. 



*) Diese mit al' fresco-Technik ausgeführten Malereien bedecken die Wände des 
Presbyteriums unter den Fenstern, wo in Lebensgrösse dargestellte stehende Gestalten 
der hl. Apostel, des hl. Johann des Täufers und eines unter einem Baume sitzenden 
und nach oben zu den genannten Heiligen empor schauenden Ritters zu sehen waren. 
In dem Kirchenschiffe war blos die Nordwand zwischen den Fenstern mit einer über- 
lebensgrossen Figur, welche ohne Zweifel den hl. Christoph vorstellen sollte, geschmückt 
Die übrige Fläche der Wände war gelb angestrichen und mit schwarz gemalten Bibel- 
Texten und mit rothen Sternchen verziert. Zu beiden Seiten der Gewölbe-Graten im 
Presbyterium sah man ein grobes Blumenornament, aus dem abwechselnd drei Apflelchen 
und Trauben, auf denen je ein Papagei steht, emporragen. Die Fenstenimrahmung 
bildete eine Reihe stilisierter Akanthus-Blätter. Die Bretterdecke war mit bunten 
Blüthen auf braunem Grunde bemalt. 



79 

cum aummo gaubio cl tranqirilÜaiE tccBpiJ oin- 
niquE fiEafiluhme ^üuc: qapcnptcc Pbce 
JtlicBm jttraibia, nuUum iemBniia. 

Glocke I. 66 Ctm. hoch, 83 Ctm. im Durchm.; am oberen Rande 
folgende Umschrift: 

JSnno ftomini mtltfimo QIcci: nonaaefimD ßuacto fjoc opus conpafum 
eR per magilttuin geDCBium. 

Vorne auf dem Mantel ein Relief der hl. 
Catharina. 

Glocke 2. 53 Ctm. h., 65 Ctm. br. um 
den oberen Theil herum ein an beiden Seiten 
mit Akanthusblättem geschmückter Streifen. 
Inschrift : 
ANNO 1701 VETERO PRAGAE ME FVDIT 
ANTONIVS SCHÖNFELDT. 

Auf dem Mantel kleine Medaillons mit 
den Brustbildern der vier hl. Evangelisten. 

Glocke 3. 44 Ctm. h., 53 Ctm. br., in der 
Form und Ausschmückung der vorigen voll- 
kommen ähnlich; nur die Jahreszahl ist eine 
andere, nämlich 1702. 

Das Taufbecken, aus Zinn, 84 Ctm. 
hoch (ohne den Deckel). Am oberen Rande 
drei geschmackvoll gearbeitete weibliche Köpfe. 
Die Füsse sind oben nach Art gekrönter könig- 
licher Köpfe formiert. Das Übrige sehr einfach. 
Ende des XVI. Jahrh. 

Ehemaliger Barockaltar, bei der letzten Restaurierung aus der 
Kirche entfernt. Verstümmelte Reste davon in dem Beinhause und in der 
Thurmhalle: eine grosse, aus 14 leidlich gut geschnitzten Figuren bestehend» 
und die »Himmelfahrt Marias« darstellende Gruppe. 

Die ehemalige FESTE, jetzt in mehrere Bauernhäuser vertheilt. Das 
gewölbte Thor aus Bruchstein ist architektonisch schmucklos. In dem 
Nebengebäude ein steinernes, in den oberen Ecken mit dreieckigen Stein- 
fullungen versehenes Thürge wände. Im Inneren des Gebäudes hat sich 
noch ein rippenloses Kreuzgewölbe erhalten. Alte, halbverschüttete Keller. 
Auf der Westseite ein im Felsen ausgebrochener Graben, aus dem ein 
verschütteter unterirdischer Gang unter die Kirche führt. 



«0 

Olbramowitz. (Olbramovice.) 

Schaller, o. c. VIII., 199. — Sommer, o. c. XVI., 137. — Vlasäk. Bez. Wottitz 
29 sq. — Lehn er, in der Zeitschrift »Method« XIV., 111 sq. (mit Abbildung). 

Auf dem Felde Parz.-Nr. 13. wurde eine grosse, mit einem Schaftloch versehene 
Steinaxt gefunden (jetzt im böhm. Landes-Museum). 

FILIALKIRCHE ZU ALLEN HEILIGEN (im J. 1350 unter 
den Pfarrkirchen angeführt). Ein ursprünglich romanischer Bau, wovon 
bloss der mit einem Zwiebeldach gedeckte T h u r m sich erhalten hat. Das 
mit einer Apsis abgeschlossene Schiff wurde um das Jahr 1866 abgetragen 
und durch einen neuen Bau, der ebenfalls eine — allerdings wertlose — 
Apsis hat, ersetzt. 

Der prismatische, aus Bruchstein gebaute Thurm ist im obersten 
■Geschosse an allen Seiten von zwei Reihen gekuppelter, mit einem Mittel- 
säulchen versehenen Fensterchen durchbrochen. Die Kanten des 1'14 M. 
starken Mauerwerkes sind mit Granitquadern armiert; auch die Säulchen, 
die Kämpfer und die halbkreisförmigen Schlussbögen sind aus Granit ver- 
fertigt. Die Säulchen sind verschiedenartig formiert: am häufigsten ist der 
Schaft rund (015 M. im Durchm.) und steht auf einer oblongen, (0'28 M. 1., 
0*15 M. h., 016 M. br.) Basis, deren Ecken abgeschrägt sind. Zwei Fenster 
haben je ein achteckiges (0*16 M. im Durchm.) Säulchen. Die Kapitale 
fehlen zumeist oder es bildet sie ein plumper, ganz schmuckloser Würfel 
<015[nM.). Die 063 M. 1., 032 M. h. Kämpfer sind abgeschrägt. Die 
Erdgeschoss-Halle wird durch zwei Schiessscharten erhellt und ist mit 
einem quer an die Kirchenachse gestellten Tonnengewölbe gedeckt. Der 
Eingang hat sich in seiner ursprünglichen Form nicht erhalten. 

Der obere Theil eines Granit-Taufsteines (0*55 M. h., 0*71 M. 
im Durchm.) : ein neuneckiges Prisma, unten in eine abgestumpfte Pyramide 
abgeschrägt (Abb. in der Zeitschrift »Method« 1. c); unten ein runder 
Schaft, der im Fussboden steckt und nur zum Theile sichtbar ist. 

Der Hauptaltar, von leidlich guten, architektonisch wohlgeordneten 
Barockformen, welcher aus dem XVII. Jahrh. stammt und vom Set. Jakobs- 
kloster in Prag herrührt. 

Das früher auf diesem Altare befindliche, künstlerisch bedeutungslose 
Aller-Heiligen Bild in einem Rahmen, der einen Lorbeerkranz dar- 
stellt, hängt jetzt über dem Sacristei-Eingange. 

Ein gothisches Messgewand aus dem XV. Jahrh. aus blauem, 
mit gelbem, vertieften Granatapfelmuster reich verzierten Seidendamast und 
mit einem 018 Ctm. breiten, mit Figural-Stickcrei geschmückten Kreuze 
auf der Rückseite. Der Grund ist in Vertikalrichtung mit wellenförmigen, 
ins violette schimmernden Goldfäden überzogen. In der Mitte ist das Bild 
des Gekreuzigten, der auf einem aus braunen runden Baumstämmen be- 
stehenden Kreuze hängt. Unter dem Kreuze steht Maria in dunkelblauem 



Fig. M. Olbramowiti, Meisgiwind (104 M. liiigl. 



81 

Gewände und mit einem helleren, ebenfalls blauen Mantel angethan, und 
der hl. Johann in einem braunrothen, grün gefütterten Gewände. Über dem 
Haupte des Gekreuzigten auf einem regenbogenfarbigen Wölkchen das 
Brustbild des segnenden Gott Vaters; zu beiden Seiten des Querbalkens 
die Brustbilder der Apostelfürsten Petrus (in braunrothem) und Paulus (in 
gelbgrünem Gewände) mit dem Abzeichen des Schlüssels und des Schwertes. 
Unterhalb des Kreuzes das Bild des hl. Prokopius mit dem Drachen, in 
rothem Mantel, blauem Gewände und brauner Kapuze. Die in grober 
Kölner Stichart ausgeführte Stickerei ist sehr gut erhalten. Jetzt ist diese 
Casel (vorne in Bassgeige-Form zugestutzt) 104 M. lang, 0*70 M. breit 

(Fig. 70.). 

Messkännchen, aus vergoldetem Kupfer, von einfachen aber schönen 
Formen, 0115 M. h., aus der 1. Hälfte des XVIII. Jahrh. ; die Tasse, 
ebenfalls aus vergoldetem Kupfer, ist an der mittleren vertieften Fläche 
mit einem roh getriebenen Barock-Ornamente verziert; der geschweifte 
Rand ist profiliert (aus der Mitte des XVIII. Jahrh.). 

In die Friedhofsmauer ist ein Bruchstück eines 075 M. breiten 
Granit-Grabsteines eingesetzt, worauf sich ein grob gemeisseltes Relief 
befindet: eine Frau in der Tracht des XVII. Jahrh. mit auf der Brust ge- 
falteten Händen. 

Glocken: /. 0*80 M. im Durchm. — ursprünglich von Matthias 
Spitz im J. 1545 — in der neueren Zeit von Bellmann umgegossen. 

2. Durchm. 0*68 M , 0*65 M. h. (sammt den Henkeln). An der Krone 
folgende mit herabhängendeu Barock-Blättern umrahmte Inschrift : FRANZ • 
JOSEPH • KÜHNER • GOSS MICH IN PRAG ANNO 1801. Auf dem Mantel 
ein Relief der schmerzhaften Mutter Gottes und das Wrtby'sche Wappen 
Darunter in einem Halbkreise folgende zweizeilige Inschrift: FRANZ : 

Üt ADAM • GRAF : WRTTBI : LIESS MICH ÜBER \ GISSEN IN PRAG 
ANNO 1801. 

3. in der Thurmlaterne, unzugänglich, gothisch. 

Bei dem jetzigen Meierhofe eine alte, mit Wall und Wehrgraben um- 
gebene BURGSTATTE. Der Graben ist jetzt in einen Teich, der bis 
jetzt noch »Pffkop« heisst, verwandelt. Das einstöckige, mit Sgrafitto-Rustica 
(schief getheilte, im grauen Mörtelverputze eingeritzte und schattierte Recht- 
ecke) verzierte und den Überrest eines hohen Renaissancegiebels auf- 
weisende Wohngebäude in dem Meierhofe ist ein Überbleibsel des ehe- 
maligen, aus dem XVI. Jahrh. stammenden Herrschaftsgebäudes. 

In der Nähe des erwähnten Meierhofes eine Statuengruppe: »Cal- 
varia« genannt: unter drei hölzernen Kreuzen stehen auf Granit-Sockeln 
Statuen der Jungfrau Maria und des hl. Johann, aus Sandstein gut aus- 
geführt; aus dem J. 1706. Von der ehemaligen Ballustrade (profilierte, 
durch ein Gesims miteinander verbundene Säulchen) ist nur ein geringer 
Theil erhalten. 

Bexirkshauptmannschaft Seitschan. ^ 



\ 



Weiss-Otradowitz bei Neustupow. 
(Otradovice Bil4) 

Sommer, o. c. X., 109. — Vlasik, Bei. Wottiti 72. 

Eine mit Wall und Graben umgebene BURGSTATTE, östlich vom 
Meierhofe unter dem Damme eines grossen Teiches »Komory» genannt, 
mit einigen Mauerresten. 

Der südliche Tract des Meierhofes ist der Überrest eines in dem 
XVII. Jahrh. errichteten Schlosses, wovon sich noch das geräumige, 
tonnengewölbte und mit halbkreisförmigen Gewölbegurten versehene Erd- 
geschoss erhalten hat. 

Roth-Otradowitz bei Jan kau. 
(Otradovice Cervene.) 

Sommer, o. c. XII., 86. - Vlasdk. Bez. WottiU, 87. 

Unter dem Meierhofe, im Garten 
bei dem Bauernhause Nr. 2. Über- 
reste einer kleinen FESTt, welche 
ursprünglich mit einem Teiche rings- 
herum umgeben war. Es wurden 
hier (ausser einigen Gefassen, 
Schlüsseln und dergleichen^ Bruch- 
stücke gothischer, aus der ersten 
Hälfte des XV. Jahrh. stammender 
Kacheln gefunden (Fig. 70.). Auf 
diesen Kacheln, welche keine Glasur 
haben, sind in groben Reliefs Hu- 
siten-Krieger in interessanter Tracht 
mit Dreschflegeln lind Armbrüsten 
1 dargestellt. 



Paöitzer Berg. (Paeickä Hera.) 

Burgstätte (unvollendet); vrgl. Sedla£ek's Mistop. slov. 276, Nr. 50 



83 

Petrowitz. (Petrovice.) 

Schaller, VIII., 221. — Sommer, XVI., 184. — VlasÄk, Bez. Seitschan 112—113. 

Die PFARRKIRCHE, den Aposteln Petrus und Paulus geweiht 
(bereits im J. 1352 als Pfarrkirche erwähnt), ein orientierter, ursprünglich 
gothischer, im J. 1721 im Barock-Stile umgeänderter Bau; die Fagade 
und der Thurm stammen aus dem J. 1778. 

Das Presbyterium hat seine ursprüngliche Form beibehalten ; das- 
selbe ist viereckig und hat ein gothisches Kreuzgewölbe mit Rippen, welche 
sich in einem glatten Schlusssteine treffen. Die Gewölberippen beginnen 
in der Höhe von 83 Ctm. über dem Fussboden. Die Höhe dfes Gewölbes 
(vom Fussboden bis zum Schlusssteine) beträgt 5*90 M. Die Fenster wurden 
bei den späteren Bauveränderungen erweitert (hinter dem Altare befindet 
sich ein elliptisches, in der Südmauer ein oblonges, mit einem niedrigen 
Segmente überwölbtes Fenster). 

In der Südmauer des Kirchenschiffes ein gothisches spitzbogiges 
(2*41 M. h., 1*28 M. br.) Portal, dessen Profilierung aus einem runden und 
zwei bimförmigen Stäben und aus vier Hohlkehlen zusammengesetzt ist. 

Der Triumphbogen, früher gewiss spitzig, jetzt barockartig ge- 
cshwcifL 

Das Kirchenschiff, welches im J. 1021 verlängert und im Barock- 
Stile verändert wurde, ist 20'79 M. lang und durch *vier längliche, mit 
einem niedrigen Segment überwölbte Fenster erhellt. Die Decke ist flach 
und mit einem einfachen, barockartig geschweiften Rahmengesims aus 
Mörtel verziert. 

An der Frontseite steht der in die Anlage der Kirche aufgenoncmene 
Thurm. Die Stirnseite der Kirche ist durch Pilaster, welche mit Gesims- 
Kapitalen versehen sind, in drei Theile gegliedert, wovon der mittlere Theil 
ein wenig hervortritt, das untere Geschoss des Thurmes bildet und den 
Haupteingang enthält. Ober dem Eingange die Jahreszahl 1778. Etwas 
höher befindet sich das auf den Orgelchor führende Fenster, welches mit 
einem in der Mitte geschweiften Gewände überwölbt ist. Oberhalb des 
Gesimses des mittleren Theiles erhebt sich ein segmentartiges Giebelfeld 
dann eine niedrige Rustika mit einem elliptischen Fenster in der Mitte, 
und über dem dieselbe abschliessenden Gesimse endlich das oberste Stock- 
v^erk des Thurmes mit Pilastern an den Seiten und mit einem Kranz- 
gesimse, welches in der Mitte halbkreisförmig (für das Thurmuhr-Zifferblatt) 
ausgeschweift ist. Der Helm ist zwiebeiförmig, mit Schindeln gedeckt. 

Von dem alten, im J. 1726 erbauten Hauptaltare blieb bei der im 
^ J. 1891 durchgeführten Renovierung nur der reich geschnitzte Barock- 
rahmen, welcher jetzt die modernen Statuen umgibt, verschont. Die durch 
das stilisierte Laubwerk sich windenden Bänder bilden über dem Bilde 
ein kleines architektonisches Gesimse. 

6* 



84 

Das Bild, welches früher in diesem Rahmen auf dem Hochaltare sich 
befand, wurde (laut des Kircheninventars) im J. 174€ von dem Bechiner 
Maier Schmidl verfertigt. Dasselbe stellt den hl. Petrus dar, wie er dem 
hl. Paulus, der bei einem Tische sitzt und schreibt, einen Besuch abstattet. 
Unter der Sammtdecke, welche vom Tische bis auf den Boden reicht, 
guckt ein kleiner Engel ausgelassen heraus. Die obere Fläche des Bildes 
ist mit kleinen schwebenden 
Engeln, welche Marterwerk- 
zeuge tragen, belebt. Dieses 
Bild ist in der Eigenart Bran- 
deis gut gemalt 

An der Schiffswand ge- 
genüber der Thür ist ein gro- 
sses Kreuz mit schön geschnitz- 
tem Corpus des Gekreuzigten, 
1*00 M. hoch, aus dem Beginn 
des XVIII. jahrh. 

Ein wohlgeformtes ba- 
rockes Orgelgehäxise aus 
dem J, 1761. 

Das Taufbecken aus 
Zinn, barock, von sehr gefäl- 
ligen Formen, im Rococo-Stile, 
124 M. hoch, mit einem Kreuze 
bekrönt, worauf ein schön mo- 
Fig. 71. Petiawiti. Rdiquiiiriiuii (0-21 M. hoch). delliertes Corpus des Gekreu- 

zigten aufgenietet ist. Der mit 
zwei Fratzenköpfen von Löwen, die Ringe im Rachen haben, geschmückte 
Kessel (050 M. im Durchmesser) steht auf drei Ziegenfüssen. Darauf fol- 
gende chronographische Inschrift. 

BAPTISTERIVM ISTVD PROCVRAVIT AC GRATIS OBTVLIT: 
IGNATIVS MALY CVRATVS PETTROVICENSIS PER ANNOS QVaDRA- 
GInTA TRES. (die römischen Ziffern geben zusammengezählt die Jahres- 
zahl 1811). 

Auf dem Deckel die Marke des Zinngiessers : Gottes Auge in einem 
Dreiecke, die Buchstaben IMB und die Jahreszahl 1769. 

Ein einfacher bronzener Kelch (022 M. h.) ; der Fuss sowie auch 
die Cuppa sind gedrechselt, der Nodus ist plattgedrückt, mit sechs Rotein 
durchsteckt, massiv. Eine schlichte Arbeit aus dem Ende des XV. Jahrh. 
(Jetzt in den Sammlungen der christl. Akademie in Prag.) 

Silbernes ReJiquIarium (Fig. 71.) in der Form einer durchbrochenen, 
mit schönem Pflanzenornamente und Engelsköpfchen verzierten Platte 



85 

(0*21 M. h., 0*17 M. br.) in einem ledernen Etui, auf dem schöne vergol- 
dete Schnörkeln eingepresst sind. Ohne Signatur. *) 

Glocke 11 1 M. br., 088 M. h. An der östlichen Seite des Mantels 
ein Relief des hl. Petrus. Oben ringsherum folgende zweizeilige Inschrift: 

z Jlnno z Bomini § milBfinto t l^nxnztnlttuno z kxxxx z illa t cam- 
paiia z fusa c est § in z bomo a inagtsfri c barfolonui ü in z Bona z 
©toitatB t pragcnti z 

z Bx z quo z laus z bBO z patri z oninipofßnti ö Bf o btah c maric 
A cBmpBt A oirginis z Bt a omnIbus a canrfis c übhi z canrfB z sprrifus c 
tBplB A fuonim A Cflorba ü ^ibBlium z 

2. Sterbeglocke aus dem J. 1747. 

Im Presbyterium sind in die Seitenwände zwei kleine, aus Marmor 
ausgeführte Grabplatten zweier Jesuiten, welche im J. 1646 in Petrowitz 
gestorben sind, eingesetzt. 

Ein Kaselkreuz mit figuraler Stickerei: in der Mitte die 
Madonna mit dem Christkinde, darüber das Brustbild der hl. Ursula, unten 
zwei oblonge Felder mit je zwei ganzen Gestalten heiliger Märtyrinen; im 
Querbalken die Brustbilder der hh. Katharina und Barbara (Vrgl. die 
Zeitschrift »Method« 1896, S. 31—33, mit Abbildg.). XV. Jahrh. (Jetzt 
Eigenthum des Kunstgewerblichen Museums in Prag.) 

Auf dem Marktplatze eine kleine Statuette des hl. Wenzel aus 
Sandstein in typischem Harnische auf einer runden Renaissance-Säule mit 
einem plumpen korinthischen Kapitale aus der zweiten Hälfte des 
XVII. Jahrh. Die Höhe beträgt c. 3 00 M. 

Die ehemalige Jesuiten-Residenz. Ein einstöckiger einfacher Bau 
mit einem gemauerten, mit zwei Eck-Pilastem zu beiden Seiten verzierten 
Thurme, welcher aus dem Gebäude selbst durch das Dach herausragt. 
Der Helm des Thurmes ist zwiebeiförmig, mit Schindeln gedeckt. 

Das SCHLOSS, ein anspruchsloser, zweistöckiger Bau aus dem 
XVII. Jahrh., im J. 1887 durch Zubau der Eckthürme vergrössert. In den 
Kellern steinerne rechteckige Thüreinfassungen mit Füllungen in den 
oberen Ecken. 

In der reichhaltigen Sammlung verschiedener Gefasse befindet sich 
auch ein irdener Krug, einheimischen Ursprungs, welcher mit Festons und 
Blumenbouquets volksthümlichen Charakters geschmückt ist, aus dem 
XVII. Jahrh. 

Pleschischt (Plesiätö.) 

Sommer, o. c. XVI., 169. — Vlasäk, Bez. Seitschan, S. 68. 

Die FESTE. Die Reste derselben in dem Bauerngute Nr. 1., die 
sogenannte »Holanova turyft« (jetzt Speicher), ein zweistöckiger, mächtiger 

♦) Wurde (laut des Inventars) im J. 1748 um 24 G 14 Kr. erworben. 



86 

(8 M. h., 874 M. br.) quadratischer Bau ohne jeglichen architektonischen 
Schmuck. Die Mauerstärke beträgt unten 2*34 M., unter dem Dache 
1*37 M. Aus Bruchstein erbaut; die Ecken sind mit Quadern armiert. Der 
untere Raum ist gewölbt: in der Mitte eine unprofilierte Gurte ; an beiden 
Seiten derselben je ein Tonnengewölbe. 

Podöepitz. (Poöepice.) 

Schaller, VIIL, 214. — Sommer, XVL, 169. — Vlasäk. Be«. Seitschan, S. 54-55. 
Im Garten Nr. 28 sind angeblich Urnen gefunden worden. 

PFARRKIRCHE ZUM HL. JOHANN DEM TÄUFER (bereits 

im J. 1352 als Pfarrkirche erwähnt). Ein ursprünglich gothischer, im J. 1790 
umgeänderter Bau. 

Das Presbyterium ist ein niedriges unregelmässiges Rechteck, 
welches mit einem Kreuzgewölbe, — dessen Rippen sich in einem glatten 
Schlusssteine treflfen, — gedeckt ist. Die auf pyramidenförmigen Consolen 
ruhenden Rippen beginnen 1*84 M. über dem Fussboden. Der gothisch 
gewölbte unprofilierte Triumphbogen öffnet sich in einer Breite von 
5 M. und ist etwa 6 M. hoch. Das Presbjrterium ist durch zwei einst 
gothische, jetzt erweiterte oblonge und segmentartig geschlossene Fenster 
erhellt An der linken Aussenecke ein Strebepfeiler. An der rechten Seite 
des Presbyteriums über dem Eingange in die Sacristei auf dem Schildbogen 
des Gewölbes zwei gemalte Wappen in Cartouchen neben einander, 
früher übertüncht, jetzt aufgedeckt (in dem rechts befindlichen Wappen 
ein Storch, in dem linken ist das Wappenfeld entzwei getheilt und schwarz- 
gelb angestrichen); darunter folgende Inschrift: 

B J^oqBpi^ a na 

JInna J^ocjBpic . . . 
» ITanoroa. 
1553. 

Der Eingang in die Sacristei gothisch: das Gewände ist 
rechteckig, an der Kante abgeschrägt ; in den Ecken dreieckige Füllungen. 

Das Kirchenschiff, im J. 1790 verlängert, ist ein einfaches Recht- 
eck, an der linken Seite durch drei segmentartig überwölbte Fenster erhellt. 
Die flache Rohrdecke ist mit einem barock geschweiften Gesimsrahmen 
geschmückt ; in der Mitte desselben ist in einem Ovale das Lobkowitz'sche 
Wappen angebracht. 

Das gothische Portal in der rechten Langseite des Schiffes 
(1*27 M. br. und 2*38 M. hoch), mit profiliertem Gewände (zwei bimförmige 
Glieder und ein halbkreisförmiges Glied; dazwischen halbkreisförmige 
Hohlkehlen). 



87 

Ein Barockaltar: zwei korinthische Säulen und einige Pilaster- 
stellungen tragen das Gebälk, auf dem in der Mitte oberhalb des Altar- 
bildes eine kleine Cartouche angebracht ist. Zu beiden Seiten des (neuen) 
Bildes auf barocken, schief gegen den Tabernakel gerichteten Consolen je 
eine Statue (des h. Johann v. Nep. und des sei, Johann Sarkander). Zu 
beiden Seiten über den 
hinter den Altar führen- 
den Eingängen Statuen 
der hh. Martinus und 
Franz v. Xaver — sämmt- 
lich von sehr geringem 
Werte. 

Die Monstranz, 
aus Silber, im Barock- 
stil : der mittlere Theil 
ist herzförmig, mit einem 
stilisierten Pflanzenoma- 
mente umgeben, in wel- 
ches vier geflügelte Engels- 
köpfchen, die symbolische 
Taube und zuhöchst Gott 
Vater hineincomponiert 
sind. Hinten ein Strahlen- 
kranz. Der Nodus ist mas- 
siv, cisetiert : geflügelte 
Engelsköpfchen, zwischen 
welchen Obstfestons hän- 
gen. Auf dem Fusse zwei 

Engelsköpfchen ; die 
übrige Ausschmückung 
bilden stilisierte Rosetten 
und Blätter. Dimensionen : 
57 Ctm. h., 25 Ctm. br. 

(Fis 72 1 ^^b '''*■ ''■ '■"''•P'"- Mon'tr»"« (0-57 M. hoch). 

Marken : W9 ^^ 

Barockes Pacificale in Kreuzform aus Kupfer getrieben, ver- 
silbert, theilweise vergoldet, 37 Ctm. hoch, 215 Ctm. br. 

Drei Bilder aus dem Leben des hl. Stanislaus Kostka 
(1. die Engel reichen dem kranken Heiligen die heilige Communion, 2. der 
hl. Stanislaus wird durch den Engel aufgefordert in die Gesellschaft Jesu 
einzutreten, 3. die Jugend verehrt den hl. Stanislaus), auf der rechten Wand 
des Schiffes hängend, und das Bild >der hl. Karl Borromäus reicht dem 
hl. Aloisius die erste heilige Communion,« auf der linken Wand, sämmtlich 
auf Leinwand gemalt Gelungene (namentlich die ersten zwei Bilder) Lei- 



88 

stungen des Ignaz Raab S. J. (geb. 1715, gest. 1787). Diese Bilder sollen 
angeblich aus dem aufgehobenen Königsaaler Kloster herrühren. 

Das jetzt auf dem Musikchor hängende Bild: »St. Johannes der 

Täufer«, auf Leinwand gemalt; der hl. Johannes (Kniestück) ist sitzend 

dai^estellt; in der rechten frei herabhängenden Hand hält er einen Stab 

mit der Inschrift -Agnus Dei*, mit der linken zeigt er nach unten, Unks 

steht ein Mann und ein Weib, von denen nur die Antlitze zu sehen sind. 

Stark nachgedunkelt. Eine gute 

Arbeit aus der zweiten Hälfte des 

XVII. Jahrh. 

Das jetzt im Gange des Pfarr- 
hauses hängende Bild »Hcrodias 
trägt das Haupt des hl. 
Johannes des Täufers,* auf 
Leinwand gemalt, 61 Ctm. br., 
85 Ctm. hoch : Herodias trägt auf 
einer Schüssel den todtenfahlen 
Kopf des hl. Johannes Bapt. ; 
rechts ein altes Weib auf das 
abgehauene Haupt deutend; links 
der Henker mit blutbeflecktem 
Schwerte (Brustfiguren). Gelungene 
Arbeit aus der zweiten Hälfte des 
XVII. Jahrh. 

Ein Pontifical-Lehn- 
stuhl, eine schöne barocke 
Schnitzarbeit (Fig. 73). In der 
Mitte des oberen, aus verschieden- 
Fig. 73. PödJtpi», PoBiificLtuhi in der Kjiche. artig gekrümmtem Laubwerk ge- 
bildeten Theiles sehen wir ein 
brennendes mit einem Pfeile durchbohrtes und auf einem Buch liegendes 
Herz. Rückwärts ist auf dem Sitze der Name des Verfertigers ausgeschnitzt: 
F. RVPERTUS A S. DOMINICO ] FECIT A. D. f MDCCLXVL 
Das Taufbecken, aus Zinn (52 Ctm. hoch); der Kessel ist zweimal 
ausgebaucht. Auf dem Deckel drei flügellose Engelsköpfe, deren Brüste 
an den unteren Theil des Taufbeckens sich anschmiegen. An den Seiten 
Löwenköpfe mit einem Ringe zwischen den Zähnen. Der obere Theil der 
Füsse karyatidenförmig. Auf dem Deckel eine aus Holz geschnitzte kleine 
(beschädigte) Statuengruppe: der hl. Johannes tauft Christus. 

Glocke /. 1 04 M. br., 080 M. hoch. In der Mitte auf dem Mantel 
ein Crucifix mit 'lose befestigtem massiven Corpus (jetzt halb losgetrennt 
und beschädigt), zu beiden Seiten je ein schön modelliertes Relief: rechts 
der hl. Wenzel, links der hl. Sigismund. Oben ringsherum ein Kranz mit 
Medaillons, welche von Delphinen gehalten werden; in den Medaillons ab- 



89 

wechselnd ein Brustbild eines Mannes mit spanischem Hute auf dem Kopfe 
und das Brustbild einer Dame. Darunter folgende dreizeilige Inschrift: 

S. JOHANNES IM III. GAP. VND WIE MOSES IN DER WYSTEN EINE 
SCHLANGE ERHÖHET HAT ALSO DES MENSGHEN SON ERHÖHET 
WERDEN AVFF DAS ALLE DIE AN IN GLAUBEN NICHT VERLOREN 
WERDEN SONDERN DAS EWIGE LEBEN HABEN, ALSO HAT GOTT DIE 
WELT GELIEBT DASS ER SEINEN EINGEBORNEN SON GAB AUFF DAS 
ALLE DIE AN IN GLAUBEN NICHT VERLOREN WERDEN SONDERN 
DAS EWIGE LEBEN HABEN. AMENN. Darunter ein gothisches Lilien- 
ornament. 

Am unteren Rande ein Kranz gothischer Lilien und die Inschrift: 

IM 1555 lAR GOTT ZU LOBEN VND EHREN PIN ICH DVRCH DAS 
YHER GEFLOSSEN. MAGISTER THOMAS lAROSCH ROMZSCHER MAY- 
ET BVCHSSEN GIESSER. 

Glocke 2:. 0*93 M. br., 0*60 M. h. Oben Festons mit der Sonnen- 
blume und anderen Blüthen. Auf dem Mantel das Relief des hl. Paulus 
auf einem barocken Postamente und die Inschrift: 

IN HONOREM DEI AC | SANCTI lOANNIS ET | PAULI | CAMPANA 
HAEC OBLATA FVNDITVR. 

Daneben das Lobkowitz'sche Wappen und die Inschrift: f DIRIGENTE 
FERDINANDO | PRINCIPE | A LOBKOVICZ. 

Zu beiden Seiten je ein Relief: rechts der hl. Johannes Bapt. (dar- 
unter die Jahreszahl 1761), links ein Märtyrer mit dem Palmzweige in der 
Hand. Ringsherum am unteren Rande: 

t JOHANN CHRISTIAN SCHVNKE PRAGER ALTSTTEDTER BVRGER 
STVCK VND GLOCKEN GIESSER MEISTER f A FVLGVRE AC TEMPE- 
STATE DEFENSOR ESTO CHRISTE. 

Zwei schöne Renaissance-Kacheln, die in Podfiepitz gefunden 
wurden, werden jetzt im Seltschaner Bezirksmuseum aufbewahrt. 



Podhay bei Naiiowitz. (Podhäji 

Naiiejovicke.) 

Sommer, o. c. XVI., 111. 

Eine Burgstätte am Nalio witzer Bache. (Siehe Heber's Burgen VI., 227; Se- 
dläiek's Mfst. slov. Seite 276 Nr. 52.) 



Poreschitz. (Poreäice.) 

Sommer, o. c. XVI, 169. 
Im Ganen Nr. 19. Grabbügel, bi> ]ettt nicht untersucht. 

FESTE. Das Thor wurde im J. 1894 abgetragen. Ein hoher qua- 
dratischer, einstöckiger Bau aus Bruchstein (jetzt Schüttboden) ohne jeg- 
lichen architektonischen Schmuck. An der Süd- und Ost-Seite im ersten 
Stockwerke schmale Schiessscharten. 



Frisch itz (Pröice). 



Sommer, o. c. XVI., 150. — Vlasik, Bez. Sedietz 67—99. — Lehner in der Zeit- 
schrift .Mcthod« XIV. 113 

Die PFARRKIRCHE, dem hl. Laurenzius geweiht (bereits im 
J. 1352 urkl. erwähnt), ein geräumiges orientiertes Gebäude aus verputztem 
Bruchstein. Am mächtigen hohen Thurme, sowie auch in dem hinteren 
Theile des Schiffes sind Spuren des romanischen Stiles bemerkbar; das 
Übrige entstammt der frühgothischen Periode. Die Sacristei ist ein bedeutungs- 
loser Anbau aus dem XVII. Jahrh. 
Bedeutendere Bauveränderungen sind 
aus dem J. 1730; damals wurde auch 
der Thurm angebaut und mit dem 
jetzigen Zwiebeldache eingedeckt. Die 
neuesten Reparaturen aus dem J. ] 887. 
Der an der westlichen Fronte in 
der Achse des Gebäudes errichtete, 
quadratische Thurm hat im Erdge- 
schosse eine tonnengewölbte Halle 
(3'60 QM., welche aus dem Inneren 
der Kirche durch eine halbkreisförmig 

■ überwölbte (170 M. h., 070 M. br.) 

( ^ j r 1 T h ü r zugänglich ist. Das erste, jetzt 

; /^;^-^^7^rr7'5;zrrr7~ L^i^ij-^ durch eine Balkendecke getheilte Ge- 
schoss ist ebenfalls tonnengewölbt. Zu- 
FEj. 74. Fmcbiit. Seditienniichc !n dar Kirehe. gänglich ist dasselbe aus der Emporc, 
auf die man über die an der Aussen- 
seite am Thurme errichteten Stufen gelangt. Beide Eingänge, sowohl 
jener, der auf die Empore, als auch derjenige, welcher aus der Empore 
in den Thurm führt, sind auf dieselbe Art eingerichtet, wie der Eingang 
in die Erdgeschosshalle. Im zweiten Stockwerke verjüngt sich das — bis- 
her 114 M. starke — Mauerwerk um 030 M.; die Wände sind hier mit 



91 

halbkreisförmigen, 1-50 M. breiten und hohen Fenstern durchbrochen, wo- 
von das nördliche Fenster jetzt zugemauert ist. 

Das rechteckige, 915 M. br., 13-20 M. l, llöO.M. hohe Schiff ist 
mit einer flachen Rohrdecke überspannt und mit i.vier neu adaptierten 
schlanken (5-70 M. h., 085 M. br.) Fenstern, 
aus welchen ohne Zweifel das Maasswerk 
entfernt wurde, erhellt. Bios oberhalb der 
Empore hat sich an beiden Seiten je ein 
romanisches (105 M. h., 020 M. br., 490 M. 
über dem Fussboden angebrachtes) ein- 
fassungsloses, im Halbkreisbogen geschlos- 
senes, nach aussen und nach innen stark 
ausgeschrägtes (an der Wandfläche beträgt 
seine Höhe 1-50 M. und seine Breite 062 M.) 
Fensterchen erhalten. Die Mauerstärke be- 
trägt im Schiffe 110 M. 

Der 8-65 M. breite und hohe, 085 M. 
starke Triumphbogen ist spitzig und an 
den Kanten abgeschrägt. 

Das wohlgeformte, an den äusseren 
Ecken mit viermal abgestuften aus Quadern 
gebauten Strebepfeilern versehene Presby- 
terium ist 1060 M. hoch und besteht aus 
einem länglichen (710M. br, 560 M. langen) 
Trav^e und aus fünf Seiten eines unregel- 
mässigen Achteckes, dessen Seiten 240 bis 
3'60 M, lang sind. Die in den Gewölbeachsen 
durchbrochenen Fenster (die gegen Norden 
gewendeten Fenster wurden bei dem Baue 
der Sacristei vermauert) von denselben Di- 
mensionen wie diejenigen im Schifie, sind 
ebenfalls des Maaswerkes bar. Das aus Stein 
gebaute Gewölbe des Presbyteriums ruht auf 
steinernen 0"16 M, br., 020 M. aus dem Ge- 
wölbe hervortretenden, an den Kanten massig 
ausgekehlten Rippen. Die Rippen entsteigen 
den Consolen, die theils mit gothischen 

Blättern geschmückt, theils einfach in eine pig_ ,j prtMhin. M>danna.sutuc 

Pyramide abgeschrägt sind. Die Mauerstärke '.om m. hochi. 

beträgt 1-25 M. 

An der Epistel-Seite ist in der Wand des Presbyteriums eine oben 
im Halbkreisbogen geschlossene, an der Kante mit einer hervortretenden 
gotbisch profilierten Leiste umrahmte Sediliennische (Fig. 74.). 



92 

Die Altäre (im ganzen vier) sowie auch die Kanzel sind barock, 
und zeigen nichts, was einer Erwähnung wert wäre. Der Hauptaltar sowie 
auch die beiden Seitenaltäre im Schiffe hat der Ritter Johann Veit Malowetz, 
der in den Jahren 1725 — 1768 das Gut Prtschitz besass, errichten lassen. 

Neben dem Ein- 
gange in die Sacristei 
steht in einem niedli- 
chen verglasten Barock- 
kasten eine schöne, 
093 M. hohe (ohne 
Postament), aus Holz 
geschnitzte Madonna- 
Statuette. Die Ma- 
donna ist in ganzer Ge- 
Stall dargestellt, wie sie 
mit dem linken, nach 

vorne geschobenen 
Fusse auf der Mond- 
sichel steht, auf der 
linken Hand das seg- 
nende Christkind und 
in der Rechten das 
Scepter hält. Die Sta- 
tuette ist vergoldet ; 
blos die Fleischpartien 
und die Haare sind mit 
Farben gemalt. Stark 
naturalistisch behan- 
delt; der Gesichtsaus- 
druck ist zart empfun- 
den ; die Anordnung 
des Gewandes ist mei- 
sterhaft. Hervorra- 
gende Holzsculptur aus 
der Mitte des XVII. 

Fi«. 76. Pt.kWi.. 5.. B.rl«ir»-Bil(l (1 J7 N. hoch). Jhrh. (Fig. 75.). 

Auf der anderen 
Seite des Eingangs über einem modernen Altärchen hängt das Bild der 
>HI. Barbara', eine gelungene Copie eines vorzüglichen italienischen 
Gemäldes, auf Leinwand in sehr frischem Colorit gemalt, 0"87 M. h., 
0*63 M. br., unter geschliffenem Glas in einem schönen vergoldeten Barock- 
rahmen. Dief;en Rahmen bildet eine flache 0'15 M. breite Leiste, welche 
mit kleinen Spiegeln geschmückt ist, auf denen verschiedene stilisierte 
Pflanzenornamente eingraviert sind. Oben befindet sich ein reich ge- 



93 

schnitzter, 0*75 M. hoher schildförniiger Ansatz, der ebenfalls mit zahl- 
reichen kleinen ornamentierten Spiegeln belegt und mit geschmackvollen 
Maskaronen geschmückt ist (Fig. 76.). Aus dem Beginne des XVIII. Jahrh. 

An der gegenüberliegenden Wand des Presbyteriums zwei schöne 
(1-67 M. h., 1-13 M. br.) Bilder aus dem Ende des XVIII. Jahrh., auf 
Leinwand gemalt: »Hl. Joseph« (dem das Jesuskind eine Krone auf das 
Haupt setzt) und »Hl. Anna« (der hl. Maria Unterricht ertheilend; der 
Heiligen legt ein Engel einen Kranz auf das Haupt) Ruhige Auffassung. 
Zart empfundenes, gut durchgearbeitetes, in breiter Manier und in be- 
deutend gedämpftem Colorit ausgeführtes Gemälde. Der Kirche geschenkt 
von Dr. Kanka aus JetHchowitz. 

In der Sacristei ein 050 M., 0*69 M. h. Renaissance- Bild der 
hl. Dreieinigkeit, auf einer Holztafel gemalt, welche mit einerstarken 
rötlich vergoldeten Gyps-Schicht, aus der die Gestalten ein wenig (relief- 
artig) hervortreten, überzogen ist. Um die Gestalten herum ein bestrahlter 
ebenfalls reliefartig hervortretender Wolkenkranz, in dem kleine Engel 
schweben. Eine interessante, obwohl künstlerisch schwache Arbeit aus der 
ersten Hälfte des XVII. Jahrh. 

Das Pacific ale (0*35 M. h.), aus vergoldetem . Messing ; der oval- 
förmige, in ein Vierblatt gegliederte Fuss ist mit einem geschmackvollen, 
naturalistisch behandelten Ornamente und mit vier aufgenieteten Bildchen 
der hh. Adalbert, Johann v. Nep., Antonius mit dem Christkinde und der 
hl. Apolena geschmückt. Der birnförmige Knauf trägt ein einfaches Kreuz 
mit aufgenieteter Statuette des Gekreuzigten. Ohne Signatur. Gute Arbeit 
aus dem Ende des XVII. Jahrh. 

Kelch, aus Silber, vergoldet, 022 M. hoch, auf dem Fusse und auf 
der Cuppa mit einem ziemlich fein getriebenen Ornamente (Akanthusblatt- 
Motive, in welche Engelsköpfchen und Symbole des Leidens Christi hinein- 
komponiert sind). Am Rande lesen wir folgende aus aneinander gereihten 
Punkten bestehende Inschrift : NAKLADEM WAGZLAVA IVSTA KATERZINI 
IVSTOWI A IAO VBA IVSTA KAVPENI A 1639. Marken: Prager Beschau- 
zeichen und 

Monstranz, Ciborium und Kelch aus vergoldetem Kupfer, in 
genügender Weise mit getriebenen Empire-Motiven verziert, aus dem J. 1806. 

Lampe, aus Zinn (055 M. Durchm. der Ausbauchung) vor dem 
Hauptaltare und 12 zinnerne Leuchter (060 — 0*76 M. h.) mit drei- 
seitigen Fussgestellen, im Empire-Stile von leidlicher Form, im J. 1818 
in Prag gekauft. 

Auf dem Sacristei-Schranke ein hölzernes Altar-Kreuz auf schönem 
vierseitigen Fussgestelle mit einem aus Zinn gegossenen, 0'20 m h. Corpus; 
auf dem Fussgestelle ein zinnernes TSfelchen mit folgender gravierten In- 
schrift: NAKLADEM WACZLAWA SLAWY | KA PEKARZE SAVSEDA | 
W MESTE TABO | RZE, SYN NEMECZKA MYNARZE | POD ROHOWEM 
A:D 1645. 



94 

In der Sacristei wird ein Kriegs-Dreschflegel aus dem XV. Jahrh. 
aufbewahrt. Die 1*45 M. lange Stange ist mit einem schlangenarttg sich 
windenden eisernen Reife beschlagen. Der Klöppel ist rund, gegen beide 

Enden verjüngt, 040 M. 
lang und mit drei Reifen 
beschlagen; die Nägel sind 
nur zur Hälfte eingeschla- 
gen und ragen mit ihren 
starken Spitzen um 1 cm 
heraus; aufder Oberfläche 
des Klöppels sind der 
Läi^e nach vier gedrehte 
starke Drähte gespannt 
Der Dreschfl^el wiegt 
1750 G. 

Das Taufbecken, 
aus Zinn, schön im Re- 
naissance-Stile ausgeführt 
(Fig. 77.). Der sechseckige, 
einer abgestumpften Pyra- 
mide ähnliche (0*45 M. tut 
Durchm. breite, 034 M. 
hohe) Zuber steht auf drei 
S-förmigen (OSO M. h.) 
Füssen Seine horizontale 
Kanten sind mit einem 
geschmackvollen, aus klei- 
nen Festons zusammen- 
gesetzten Kranze ge- 
schmückt; die Ecken sind 
mit schönen weiblichen 
Masken verziert Der fla- 
che Deckel ist in der Mitte 
erhöht und trägt ein 
schlankes glattes Kreuz 
(die Höhe sammt dem 
„,. >,. p™.»,. T.«.,i.,. Kreuze beträgt 55 M.). 

Auch hier sind die horizon- 
talen Kanten mit einem Feston-Kranze, die Ecken mit einem schön ge- 
formten geflügelten Kopfe geschmückt. Unter dem Kreuze ist auf dem 
Deckel die Jahreszahl 1664 eingraviert ; daselbst befindet sich . 
das Altstädter Wappen und die Marke des Zinngiessers : 

Glocken: /. 0:80 M. im Durchm., 0-77 M. hoch (mit 
flechtenartigen Henkeln), grob gearbeitet. An der Krone folgende zwei- 



zetlige, durch Akanthusblätter eingesäumte Inschrift: LETHA - 
PANIE ■ M ■ D C IUI • TENTO ZWON GEST SLIT ■ 
KE CZTI A ■ K SLAWE - BOZI ■ HANS PAVR lAN 

KOPITLA. 

XNSKI MATH, : XXV CAP. BDlETE NEB NEN- 
WITE DNE ANl HOD ■ YAN ROKOS, YÄROSS BENE- 
DIKT STARSSI KOST 

ELNIK; 
die Fortsetzung befindet sich am unteren Rande und lautet: 

ZA KNIEZ ADAM BERKA WODNIANSSKI TOHO CZIASV 
FARARZ PRCZICKI MATHAVSS : ■ YAN MVDROCH WACLAW 
STEY WACLAW CZAPEK lAN KRAL GIRZIK KVZELKA DIRIK 
SOBISSEK KATERZINA EMA MANZELXA ] YAN SOBISSEK YAN 
ZBANEK MIKVLASS PETR HAWL SWATEG DWOPAK FILIP ■ 
lANS : ZAKONIK MIKULASS BOHDASKEG MATHAVSS ZE- 
LENKA GAROLIM KRZIZV GIRZIK SKALNIK YMAN TVMOVEC 
YAN BECZWARZ ACLAW KRCEK. 
Auf dem Mantel: 

VROZENI A STATECZ | NI RITIRZ PAN HVM | PRECH 
C2ERNIN Z CHV | DIENIC A NA PRCZICI | VROZENA PANI 
EWA I WORACZICKA | ZDENIEK WORACZIC | KI S PABIENIC. 
Glocke 2. 0-71 M. im Durchm., 070 M. h. (sammt den 
glatten Henkeln), aus der ersten Hälfte des XIV. Jahrh., 
schmucklos. An der Krone eine in lateinischen Majuskeln aus- 
geführte, 005 M. breite, mit einer doppelten Linie eingefasste 
Inschrift. (Fig. 78.) 

Grabplatten: /. unter dem Orgelchor an der Nord- 
mauer der Kirche, aus Granit, 164 M. hoch, 0'82 M. br, mit 
dem Wrchotitzer Relief-Wappen (in dem Wappenschild drei 
horizontale Streifen, oberhalb des Helmes ein Hahn); das 
Wappen ist mit einem roh angedeuteten gothischen geschweiften 
Spitzbogen umrahmt. Am Rande eine Rahmen-Inschrift (be- 
schädigt), welche sich [dann in der oberen Hälfte über dem 
Wappen fortsetzt: 

.... (hiat .... I lutaUp (Eroa'gelipu umricl g'f utojctiij 

Pan j§fij6Dr JUrrfroh) | a na M>r | rfjDftrcjijifi ro D(nmacjüi 

^Dbijim a pan Buolj rarj bufli) | gt^o milojIinM beijiij | \t% mu 
Bplo roofml) | tfal a tufo gl porfroroa'*) 

2. neben der vorigen, 170 M. hoch, 085 M. breit, aus 
Granit, mit einer im Renaissance-Stile angeführten Cartouche. 
Inschrift : 



•) Ist im J. 1576 gestorben. 



96 

>Xrfa XXXBH (d. i. 1576) fu pcj j Böu prjeb (mrfeblnu nebclij 
Hmqcla J^antj | ahjiu 19i)rtf^ofijc| 1 ha |tropt|i)q fufo gcji roc gmcno Bo|t 
jjorfroitia I na ]3au Bu°^ rac"! bu}|ij gcgi; inyloHtjto hiltf,* 

3, am besten erhalten, aus dem J. 1538, in der nordwestlichen Ecke 
des Fussbodens, aus Grnnit, 157 M. hoch, 0*98 M. i>reit; die mit der In- 
schrift umrahmte Fläche ist architektonisch im gothischen Stile als ein 
doppelnasiges, im Hintergrunde panelliertes Spitzbogenfenster gegliedert- 
Das Wappen ist dasselbe wie bei der Nr. 1. Die Inschrift lautet: 

licfa 38 (d. i. 1538) in po*biEU raelihonoqni ro ^obinu na noq a bijlo 
ii bf ;$. Cßirjij pa" 5ijkmunb Ulautko* \xox\x} jiraof bokonal H) prnini; 
lü aufB . . . raelftonoq'' 

4, in der gegenüber liegenden Ecke, aus Granit, 1*33 M. L, 0*76 M. 
br., mit einer Wappen-Cartouche und folgender Inschrift: 

1593. VMRZELA | PANNA DOROTA WRCHOTICZKA • Z LAUT | KOWA 
NA DEN OBIETOWANI PANNY MARIGE BYLA CZERA | PANA MIKO- 
LASSE MLATSSYCHO WR | CHOTICZK O ZL | AVTKOWA. 

An den übrigen (drei an der Zahl), mit dem Wappen der Familie 
V. Wrchotitz bezeichneten, ebenfalls aus Granit ausgeführten Grabplatten 
sind die Inschriften bereits vollständig verwischt. 

In der Mitte des Schiffes befinden sich im Fussboden zwei aus 
Marmor ausgeführte Grabplatten: des Johann Veit Malowetz (f 1769) und 
der Maria Anna Malowetz von Biessin (f 1758), sowie auch zwei andere 
Grabsteine — sämmtlich mit ganz ausgetretenen Inschriften. 

Auf dem FRIEDHOFE ist in die Mauer ein aus rothem Marmor 
verfertigter, 075 M. hoher, 048 M. breiter Grabstein eingesetzt, auf dem 
folgende Inschrift zu lesen ist: 

>iirufo ßB|i pori^oraan T^n Uro | jcnc^o a pafecjnß^o xxßx\z JPa | na 
Ißaximiliana 18i)ßlBmirkijr;o | \ M)Blßmif loroH ^ Hrojcne pamj 1 Kafffer|imi 
Tojcnc IDogkorofkB j iS) | il^oRiq !{ \ raoghciraa WcrTjj }b %ti\f \ a )?anie 
1615 mrfroij narobil m bc | raifj BebiBliifr Jf^o fntrti ^ana of | rje froijfjo 
(gß^oi fißlo firfo obpoqima | a rajftrjt|]cm rabopnB^o oqckaraa.« 

Unter der Inschrift ein Wappen: zwei auf Felsen stehende Gemsen. 

Cber der Friedhofsthüre das Bruchstück eines schönen, aus runden, 
schön gewundenen und mit einem Kreuze bekrönten Stäben geschmiedeten 
Gitters aus dem XVII. Jahrh. 

Ein Grab kreuz, 1*22 M, hoch, aus Eisen geschmiedet, im Barock- 
Stile mit Blättern und Rosetten geschmückt. 

Auf dem RING stehen zwei schöne, aus Sandstein ausgeführte Statuen 
die eine stellt den hl. Isidor, die andere den hl. Johann v. Nep. dar ; beide 
aus der Mitte des XVIII. Jahrh. 



97 

SIEGELSTOCKE: l. messingener städtischer Siegelstock aus 
dem XVIL Jahrh, 45 ww imDurchm.; 2. einige Zunfts-Siegelstöcke 
aus dem XVII. bis zu Beginn des XIX. Jahrh. 

Die mit mehreren Teichen geschützte BURG der Wittigonen stand 
wahrscheinlich am westlichen Ende der Stadt unterhalb des jetzigen 
Schlosses auf dem erhöhten Ufer des Baches, wo in dem XVII. Jahrh, 
eine bedeutende FESTE erbaut wurde, deren ebenerdige, architektonisch 
bedeutungslosen Räume zum grösseren Theile bis heute noch sich erhalten 
haben und wirthschaftlichen Zwecken dienen. 

Eine BRÜCKE, eigentlich ein mächtiger, gemauerter, mit drei Durch- 
flüssen versehener, aus Bruchstein sorgfaltig gebauter Damm, verbindet 
die Stadt Prtschitz mit der Nachbarstadt Sedletz. Der Grundstein zu dieser 
Brücke wurde im J. 1815 gelegt. Dieselbe ist mit zwei überlebensgrossen, 
aus Sandstein ausgeführten Statuen: des hl. Johannes v. Nep. und des 
hl. Florian geschmückt. Gute Arbeiten (besonders die Statue des heil. 
Florian). An den Statuen ist folgende Unterschrift des Bildhauers: 
I. PLATZER. INVENIT ET LABORAVIT. MDCCCXVim. 

An der nach Mitrowitz führenden Landstrasse steht die sogennante 

»Pest* - KAPELLE, welche im J. 1680 erbaut wurde; es ist dies ein 
kleiner quadratischer Bau mit schlichtem Giebel vorne und rückwärts. Im 
Inneren ein gutes Bild aus dem XVII. Jahrh., 115 M. h., 0-74 M. br., auf 
Holz gemalt; wir sehen darauf die Madonna vom HI. Berg bei Pfibram, 
und die hh. Sebastian und Rochus; hinter dem letzteren steht ein Engel 
mit aufgeschlagenem Buche, worin. die Bitte um Schutz vor der Pest auf- 
geschrieben ist. Im unteren, beschädigten Theile des Bildes ist die liegende 
Gestalt der hl. Rosalia hinzugemalt. Die Zeichnung (namentlich der mittleren 
Gestalten) ist correct, das Colorit ist weich, die Durchführung ist auch in 
den Einzelnheiten gewissenhaft. An der Wand eine gothische Statue 
(1*30 M. h.) der in ganzer Gestalt dargestellten, auf der Mondsichel stehen- 
den Madonna mit dem Christuskinde, welches mit einem Apfel spielt. 
Eine in der Behandlung zwar grobe, aber dennoch in der Auffassung 
allerliebste Arbeit aus dem Beginne des XVI. Jahrh. 



Prosen itz. (Prosen ice). 

Sommer, o. c. XVL, 117. — Vlasäk, Bez. Seitschan 163. 

Die hiesige, im XIV. und XV. Jahrh. erwähnte, jetzt eingegangene 

FESTE stand ehemals bei dem jetzigen Meierhofe auf einem steilen Berg- 
rücken. 

Betirkahauptmannschaft Seitschan. 7 



98 

Pfiöow. (Pfiöov, Luhy Ph'öovy). 

Sommer, o. c. XVI., 178. — Vlasäk, Bez. Seitschan 51—52. 

Das im XVIII. Jahrh. erbaute SCHLOSS ist ein einfacher ein- 
stöckiger Bau mit einem Barock-Portale auf der Ostseite (im Portalschluss- 
steine ein Löwenkopf mit einem Ringe im Rachen). Im nördlichen Flügel 
befindet sich eine dem hl. Adalbert geweihte, im J. 17.16 benedicierte 
Kapelle, welche das Erdgeschoss sowie auch das erste Stockwerk ein- 
nimmt. An der West- (rückwärtigen) Seite des Schlosses ein Eingang in 
die Kapelle ; über demselben ist im Relief ein Engelsköpfchen ausgemeisselt. 
Von der Barock-Einrichtung des Inneren ist nichts einer besonderen Er- 
wähnung wert. Über dem ganzen Schlosse ein Mansardendach; oberhalb 
der Kapelle ein Thürmchen mit pyramidenförmig verlaufendem Abschlüsse. 
Darin zwei Glocken: 

/. 0*54 M. im Durchm., 0*38 M. hoch, am oberen Rande ein Barock- 
Ornament. Die Inschrift lautet: 

VROZENY A STATECZNY WLADIKA FAN FER- 
DINAND IGNATIUS SCHÖNPFLVG MNIESTIENIN A RAD- 
NIK SL. N. MIESTA PRASKEHO A PAN NA PRICZOWEICH 
KE CZTl A CHWALE S. lANA NEPOMVCZKEHO A S. 
FLORIANA TEN ZWON WE GMENV TIECH SWATICH 
POSWIETITI A PRZI OBCZY PRICZOWSKE ZAWIESYTI DAL 

DNE XVI MAGI 
1712. 
Auf der anderen Seite Reliefbilder der hl. Johann v. Nep. und 
Florian. 

2, 034 M. im Durchm., 0*30 M. h., oben ein Akanthusblatt und Ab- 
güsse natürlicher Blätter, auf dem Mantel Reliefbild der Madonna und ein 
Wappen mit der Umschrift: 

1722 F:I:V: GAMBSENBERG. 



Radec. (Radec.) 

Vlasäk, Bez. Seltschan 107. 

In einem Garten des Ortes wurden im J. 1889 schöne unglasierte 
im Renaissance-Stile ausgeführte Thonkacheln aufgefunden ; auf einigen 
derselben ist das Brustbild eines Mannes in der Tracht des XVI. Jahrh. 
mit einer Kette auf der Brust, auf anderen das Brustbild eines Mädchens, 
welches die Laute spielt und eine Flöte sowie auch noch eine andere 
Laute bei sich hat; über dem Kopf desselben steht das Wort MVSICA; 
auf anderen Kacheln endlich ist ein Wappen. (Jetzt im . böhm. Landes- 
museum in Prag.) 



Radio. (Radio.) 



Schaller, Topogr. VIII., 188. — Sommer, Das König. Böhm. XVI., 107. — 
Heber, Butten V, 167. — Vlasälc, Bez. Seltschan 124—126. 

Das SCHLOSS, im J. 1683 an Stelle der alten hiesigen Feste er- 
baut. Der Bau ist einstöckig; über den hohen Fenstern des ersten Stock- 
werkes ist ein gerades Gesims mit schief gegeneinander zulaufenden 
Gesimssegmenten, die ab- 
wechselnd gerade und ge- 
bogen sind. Unter dem 
Kranzgesimse geht ein mit 
Triglyphen und dreieckigen 
Tropfen (Stagonen) ver- 
zierter Fries. Das schmale 
Thürmchen mit kuppelartiger 
Ausbauchung, polygonalem 
Aufsatze für die Zymbeln 
und mit pyramidenförmiger 
Spitze. Die Eingangsthür hat 
eine schöne sc h mied eiset ne 
Oberlichtfüllung mit 
der Jahreszahl 1683. Im 
ersten Stocke befindet sich 
ein Saal mit Stuccaturen an 
der Decke (Pflanzengewinde 
mit mythologischen, aus dem 
Laubwerke heraus ragen den 
Gestalten). In dem sogen. 
• Bolzano-Zimmer* befindet 
sich ein schöner Empire- 
Kachelofen. Die Decke 
des Eckzimmers ist mit 
einem, die Entführung einer 
Nymphe darstellenden Ge- 
mälde geschmückt. In einem 
anderen Gemache ist eine 
durch Stuccatur eingethcilte 

Decke ; in dem länglichen Fig. to. ludit. si. vru-swut. 

Mittelfelde ist eine mytholo- 
gische Scene gemalt; zu den Ecken gehen Cartoiicher, die mit Blumen 
geschmückt sind; die vier zwischen ihnen befindlichen trapezförmigen 
Felder enthalten Landschaftsmalereien (darunter auch ein Gemälde, welches 
das hiesige Schloss sammt der Kapelle darstellt, wie sie in der ersten 
Hälfte des XVII. Jahrh. aussahen). 



100 

Die KAPELLE, der hl. Maria geweiht, ein ziemlich guter Bau aus 
dem Ende des XVII. Jahrh. In der 6*68 M. breiten Stirnseite zwischen 
zwei mit korinthischen Kapitalen versehenen Säulen und Pilastem befindet 
sich das Portale, welches oben mit einem gebogenen Gesimse und mit einer 
barocken Wappen-Cartouche geschmückt ist; die Kapitale der Säulen und 
Pilaster tragen eine mit Verkröpfungen und oben mit horizontalem Gesims- 
abschlusse versehene Attica. Der gemauerte Stimgiebel ist oben dreieckig 
abgeschlossen und beiderseits durch langgeschwungene Voluten gestützt. 
Die Langseiten sind durch fünf mit Gesims-Kapitälen versehene Pilaster 
gegliedert. Oberhalb des kleinen quadratischen Presbyteriums ist ein 
pyramidenförmiger, mit Blech beschlagener Dachreiter. Im Inneren ist das 
Presbyterium mit einem niedrigen Gewölbe versehen. Über dem Schiffe 
ist ein pseudogothisches Netzgewölbe ausgespannt. 

STATUE des hl. Veit auf der Brücke, schöne Barockarbeit aus 
dem J. 1713. (Fig. 79.). Auf dem Postamente ein Wappen mit folgender 
Umschrift : 

VITVS DE SYBENI ORD. S. BEN. ABB. S. DE N SYRM PROTONOT 
APOS. F. F. ANO 1713. 

STATUE des hl. Johann v. Nep., auf derselben Brücke^ eine 
schwächere Arbeit als die vorhergehende; auf dem Postamente zwei 
Wappen und die Inschrift ADVOCATI IN VITA AC MORTE. An den 
Seiten des Postamentes je ein Relief; der eine stellt den hl. Sebastian und 
der andere den hl. Antonius dar. 

Hinter Raditsch nahe bei Ostromeö am Bache Mastnik befmden sich 
die sogen. BESCHRIEBENEN FELSEN (Psan6 Skäly) mit religiösen 
Inschriften aus dem XVII. Jahrh., welche angeblich die böhmischen Brüder, 
welche sich in dieser Berggegend heimlich aufhielten, eingeritzt haben. 
(Vrgl. F. A Slavfk in Otto's »Cechy« VIII., 135.) 

Radeschin. (Radeäin, Radejsin.) 

Sommer, o. c. XVI., 174, 

Die hiesige mittelalterige FESTE ist ohne Spuren verschwunden. 
Siehe darüber in Vlasäk's Bez. Seitschan 114. 



Radmöfitz. (Ratmefice, Ratmifice.) 

Sommer, o. c. XII., 85. — Vlasäk, Bez. Wottitz 90. 

Die FILIALKIRCHE, dem hl. Gallus geweiht (im J. 1352 als 
Pfarrkirche erwähnt), ein kleiner orientierter Bau aus Bruchstein (weiss- 



101 



grauer Kalkstein), der sich durch schöne Proportionen auszeichnet; im 
XIV. Jahr, wurde derselbe gothisiert, wobei zu dem älteren romanischen 
Schiffe ein polygonales Presbyterium angebaut wurde. Im Jahre 1858 
wurde der ganze Bau erneuert. Im Jahre 1865 wurden (symmetrisch an 
beiden Seiten des Presbyteriums) das herrschaftliche Oratorium und die 
Sacristei zugebaut. 

Der an der Frontseite der Kirche stehende Thurm ist quadiatisch, 
dreistöckig und mit einem gothischen, mit Blech beschlagenen, aus dem 
J. 1858 stammenden Dache gedeckt. Durch die Erdgeschosshalle führt seit 
demselben Jahre der Haupteingang in die Kirche. An der Innenseite der 
Südmauer ist in der Mauerstärke ein schmaler, auf das Orgelchor führender 
Treppengang errichtet. 




1 Q 2 



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\' \ ' \' i " 1^ r i'"^ ^ 



V..;^ 



Fig. 80. Radmifi». Grundriss der Kirche. 



Das 8*90 M. lange, 6'20 M. breite, 6 00 M. hohe, mit einer flachen 
verputzten Bretterdecke versehene Schiff erhellen zwei Paar Fenster, 
welche beiderseitig ausgeschrägt, 0*60 M. breit, nahe bei der Decke an- 
gebracht und oben im Halbkreisbogen geschlossen sind. 

Ein kleines gothisches, 2*11 M. h., 082 M. br., mit einfachem, an 
der äusseren Kante abgeschrägten und ausgekehlten Gewände aus rothem 
Sandsteine (in dem Spitzbogen) versehenes Portale ist jetzt unter dem 
ersten Fenster in der Südmauer des Schiffes eingesetzt. 

Die zu Beginn des XVIII. Jahrh. errichtete Empore ist mit einer 
hölzernen, 1*30 M. hohen, in der Mitte elliptisch in die Kirche hinein aus- 
gebauchten Wand verschalt. Diese Wand schmücken reichgeschnitzte — 
jetzt bedeutend beschädigte — barocke, mit schön profilierten Leisten um- 
rahmte Laubgewinde aus Lindenholz; in der Mitte ist eine ovalförmige, 
mit einer Krone versehene Wappen-Cartouche. 



102 

Der in der Höhe von 4-36 M. spitzig gewölbte Triumphbogen ist 
an den Kanten abgeschrägt. 

Das an der Aussenseite mit 075 M. starken, einmal abgestuften Strebe- 
Pfeilern versehene Presbyterium bildet ein um drei Seiten eines regel- 
mässigen Achteckes verlängertes Quadrat. Dasselbe ist mit Kalkstein in 
015 M. br., um 020 M, herausragende, an den abgeschrägten Kanten aus- 
gekehlte Rippen gewölbt. Die auf schonen walzenförmigen 025 M. hohen 
Consolen (Fig. 81.) ruhenden Rippen treffen sich in einem einzigen runden 
Schlusssteine, welcher auf dieselbe Weise profiliert 
ist, wie die Rippen. Die Höhe des Gewölbes be- 
trägt 5 50 M. 

Die 0-65 M. br., 266 M. h. Fenster im 

Presbyterium (die Ausschrägung derselben 

erreicht an beiden Seiten eine Höhe von 315 M. 

und eine Breite von 108 M.) befinden sich 2-00 M 

über dem Fussboden und sind 

mit gothischem, jetzt bedeutend 

, beschädigtem Masswerke ge- 

/ schmückt. (Fig. 82.) 

J Der einzige hier befindliche, 



( einem grösseren anderswoher über- 

,_J tragenen Altare aus der 2. Hälfte 

des XVil. Jahrh. entstammende 

A 1 1 a r ist mit einem guten, 

U " ' Nn i,, M ,^''" 104M. br., 1-60 M. h. auf Lein- 

Fig. 81. RxlDMiii. D« Coöiol. und d» Rippenprofil ' . 

In Aa KiKht. wand gemalten Bude und mit 

den gut ausgeführten, 090 Cm. 
hohen Statuetten der hh. Petrus und Paulus geschmückt. Das 
Bild stellt den hl. Gallus dar, wie er von Engeln, welche die kleinen Abt- 
insignien tragen, umflattert auf Wolken emporscbwebt und mit der aus- 
gestreckten Hand seine Schutzbefohlenen Gott empfiehlt. Die Structur des 
Altars ist in zwei mit Gesimsen angedeutete Stockwerke etngetheilt, welche 
durch zwei mit Rebenranken umwundene Säulenpaare getragen werden. 

Der 0.20 Cm. hohe Kelch aus Silber, vereidet, glatt, sehr schön 
profiliert, aus dem Ende des XVII. Jahrh. (wurde der Kirche im J. 1721 
von Franz Ernst Tunkl geschenkt). 

Altarleuchter: zwei bronzene, gedrechselte, schön profilierte (029M. 
hohe, 15 M. Durchm. des Fusses) aus dem XVI. Jahrh. und vier zinnerne 
auf dreiseitigen, reich mit barocker Ornamentation geschmückten Fuss- 
gestellen aus dem Ende des XVII. Jahrh 

Glocken. /. Durchm. 090 M., Hone: 087 M.; an den Henkeln sind 
weibliche Köpfe in Kugclhauben formiert; an der Krone die Umschrift: 
ANNO 1768. GOSS MICH IN PRAG lOHAN CHRISTAN SVNGKA ; unter 
der Inschrift sind Guirlanden mit Sonnenblüthen aufgehängt; auf dem 



103 

Mantel ein 021 M. h. Relief eines Abtes mit Infel, Mönchskutte und 
Hirtenstab, zu dessen Füssen ein Löwe kauert ; auf der rückwärtigen 
Seite die Kreuzigungsgruppe. Am unteren Rande folgende Inschrift : RIA *) 
GRACIA PLENA DOMINVS TECVM BENEDICTA TV IN MVLIERIBVS 
BENEDICTVS FRVCTVS VENTERIS TVI 

2. Durchm.: 065 M., Höhe: 058 M., grob gearbeitet, mit zwei Wappen 
auf dem Mantel und folgender Inschrift: 
LETA 1612 TENTO ZWON GEST 
SLYWAN K OHLASSOWANI SLO 
WA BOZIHO NAKLADEM WSSY 
OSADY WE WSY RATMIERZY 
CICH A ZA SPRAWY TOHO 
CZASV PANA SSIMONA 
SSPRYNCLE AVRZED 
NYKA NAHRADIE WLASSYMY A G S W 
WLASSIMY 
An den (wenig deutlichen) Wappen die 
Buchstaben IW — ZK. 

Das laut des Jankauer Pfarr-Gedenkbuches 
von Rudolph v. Talembei^ (f 1705) erbaute 
SCHLOSS wurde in neuerer Zeit vollständig 
modernisiert. Die innere Einrichtung wurde in 
den letzten Jahren nach Ungarn überführt. In 
die Aussenmauer des Schüttbodens sind aus 
Sandstein gemeisselte Barockwappen eingelassen. 

Die BURGSTÄTTE bei der Einschichte 
>Habrowka'. Das Mauerwerk der Feste wurde, f«. sz. 
als das Radm£Htzer Schloss gebaut wurde, de- *'■""" 
meliert und als Baumaterial verwendet. 



D RitehenfcBwer. 



Roth-Augezd (Üjezd Cerveny.) 

Sommer XVI., 114. Vlasäk, Bez. Wottiu 64—65. 

Die PFARRKIRCHE, dem hl Matthäus geweiht, bereits im J. 1397 
erwähnt. Orientierter gothiscfaer Bau. Das viereckige, 605 M. In., 625 M. 
1., 7-90 M. h. Presbyterium ist mit vier Seiten des Achteckes geschlossen. 
Das mit Rippen versehene Gewölbe hat keinen Schlussstein. Die Rippen 
wachsen in der Höhe von 0'27 M. aus der Mauer heraus, sind 020 M. 
breit und an den abgeschrägten Kanten massig ausgekehlt. Die Granit- 
Consolen tragen oben eine Deckplatte und sind nach unten in eine fünf- 

•) d. i. .Maria.. 



seitige Pyramide abgeschrägt ; zwei von ihnen (zu beiden Seiten des Altars) 
haben die Form pausbackiger weibl. Köpfe (Fig. 84.). Das Presbyterium 
wird durch drei gothische 260 M. h., 072 M. br., (mit der Ausschrägung 
345 M. h., 125 M. br/) Fenster erhellt. Dieselben sind durch steinerne 
Pfosten getheilt und in dem Spitzbogen mit einem Maasswerk (ein Klee- 
blatt, beziehungsweise ein Vierpass mit einem Kreise umschlossen, darunter 




zwei Doppelnasen zu beiden Seiten der Mittelpfoste) ausgefüllt. (Fig. 85.) 
Das Fenster hinter dem Altare ist vermauert. 

Der gothische, 4'50 M. br. Triumpfbogen ist an der Leibung in der 
Höhe von 350 M. mit einem einfachen Gesimse (eine Platte, deren untere 
Kanten abgeschrägt sind) versehen, auf dem der Bogen aufsitzt. Die Kanten 
des Bogens sind ebenfalls abgeschrägt. In der 
j . ■ Nordmauer des Presbytcriums befindet sich ein 

^( mit spitzigem gothischen Gewände eingefasster, 

' 0-80 M. br., 1-70 M. h. Eingang in die Sa- 
li cristei; die abgeschrägte äussere Kante des- 
'" !, selben ist mit einem Rundstabe geschmückt 
;| _>: Das 875 M. lange, 650 M. breite und 
'--. 7 34M. hohe, flachgedeckte Schiff ist an der 
Südseite durch zwei spitzbogige, au^eschrägte, 
' -"" _^. - ~- -Ä ein wenig schief gestellte Fenster erhellt. An der- 
selben Seite befindet sich ein spitzbogiger und 
mit gothischem Granit-Gewände eingefasster Ein- 
gang. 
Der Thurm ist aus dem J. 1833, also neu; früher stand seitwärts von 
der Kirche ein hölzerner Glockenthurm. 

Auf dem Hauptaltarc ein reich geschnitzter, aus Blattverschlingungen 
komponierter, mit guten Statuetten des Erzengels Michael, des hl. Wenzel 



Fig. S4. Roth-Angeii 



105 

und des hl. Adalbert geschmückter Barock-Rah iticn. Aus dem Ende 
des XVII. Jahrh. Die übrige innere Ausstattung ist roh gearbeitet. 

In der Wand des Presbyteriums befindet sich eiii schlichtes Sanctu- 
a r i u m : ein rechteckiger, 50 Cm. h., 34 Cm. breiter Wandschrank, dessen 
Seiten steinei ne, in die Mauer eingesetzte, oben in ein Dreieck zusammen- 
treffende Leisten (übereck gestellte Hälften eines Prismas) umrahmen. Das 




eiserne Gitter besteht aus kreuzweise übereinander gelegten Stäben mit 
aufgenieteten fünfblätterigen Rosetten und Sternchen ; zu dem Schlosse 
ist ein aus Blech ausgeschnittener Hahn angenietet 

Die Altarleuchter, aus Zinn, dreifüssig, mit barockem Pflanzen- 
ornamente; auf einem von ihnen die Jahreszahl 1689 und die Buchstaben 
K A S. 

Renaissance-Taufstein, 1*00 M.h., auf achteckigem Untergestell, 
roh aus Kalkstein gearbeitet (Fig. 86.). 

Gothischer Kelch, 22 Cm. hoch, aus Silber, vergoldet. Der sechs- 
blätterige (13Cm. im Durchm.) Fuss hat eine schöne, gothische, durch- 
brochene Umrandung, in deren Ecken gegossene und ciselierte gothische 



106 

Blätter eingesetzt sind. Auf den eingebogenen Blättern des Fusses sind 
gegossene und ciselicrte Reliefchen angebracht: Die Kreuzigungsgruppe, 
die Madonna und die vier Sinnbilder der Evangelisten. Der Nodus ist 
mit sechs Rotein rhomboidalen Profils durchsteckt, deren Endflächen mit 
den schön gravierten Buchstaben MARIA geschmückt sind ; iwischen 
die Rotein sind getriebene, mit 
blauem Türkis in der Mitte ge- 
schmückte Blüten eingesetzt. 
(Fig 87.) 

Glocke 0-71 M. im Durchm., 
0.68 M. hoch ; am oberen Rande 
Blumengehänge mit Sonnenblüten ; 
auf dem Mantel Relief der Ma- 
donna, zwei Wappen und die 
Inschrift: 

LETA 1735 KE CZTI BLAHO : 
MARIGI PANNIE NAKLADEM 
VRO : RITT : FRANCE KAR LA 
Z ADLERSHEIMV SKRZE SWO : 
PA ; KARLA Z BISSINGV TENTO 
ZWON ZAWIESSEN GEST. 



Roth-Hradek. 
(HrädekCerveny.) 

Heber, Burgen VI., 224 (mit Abbildg.) 
_ VUsäk, Bez. Seitschan. 145—151. 
— Bernau Ferd., Album der Burgen 
und Schlösset im Königreiche Böhmen 
Fig. B7. Roih-Augcid. Ktich ((•■22 M. hoch). I. (1881) Seitc 181—185 (mit Abb.). 

Das SCHLOSS. Von der alten Feste ist nur das Mauerwerk einiger 
Theile (namentlich der beiden mächtigen Thürme) im alten Zustand erhalten; 
sonst ist alles modernisiert. 

Renaissance-Thürklopfer am Hauptthore: s-artig gewundene 
pflanzliche Motive ; im oberen Theile ein Vogel, der im Schnabel einen 
Schlüssel hält; eine sehr schöne Arbeit des XVII. Jahrh. (Fig. 88.) 

Schmiedeiserner barocker Wandarm, dreieckig ; in 
der Mitte ein Kreuz und die Leidenswerkzeuge Christi, ringsherum schön 
komponiertes Ornament (ein Füllhorn, aus dem Trauben hervortreten, 



. Flg. M. RDIh'Hrsdek. Tharkliiprei. 

u. A.); oben ein Schriftband (mit unleserlicher Inschrift). Geschmackvolle 
Arbeit. des XVIII. Jahrh. 

Holzrelief: ScL Veit, zu dessen Füssen zwei Löwen kauern. Vor- 
treffliche Barocksculptur. Es ist dies ein Rest von einem Altare, welcher 
aus dem Prager Set. Veit's-Dome entfernt wurde, {Fig. 89.) 

Aus der grossen Anzahl kunstgewerbhch beachtenswerter Möbeln sind 
hervorzuheben: ein schöner Renaissanceschrein {in den Thür-Fülhmgen 



108 

befinden sich Intarsien mit den Bildem des Heilandes und des hl. Paulus ; 

die Beschläge sind getrieben und graviert) ; weiter ein Rococo-Schre i n 

und ein Schreibtisch im Empire-Stil, 

Ausser dem sind hier einige 
schöne Bilder- und Spiegel- 
Rahmen im Barock- und Empire- 
Stil, einige Zinngefässe (mit 
der Jahreszahl 1662, 1680), einige 
Porcellane und Fayencen 
(Wien, Meissen) usw. 



Schönberg. 
(Kräsnä Hora.) 

Schauer VIII., 216; Sommer XVI, 
173; Vlasäk 81. 

Die PFARRKIRCHE, dem 
hl. Nicolaus geweiht. An die Steile 
des im J. 1839 zusammengestürz- 
ten Gotteshauses trat ein in den 
Jahren 1850 bis 1855 errichteter 
Neubau, dessen beträchtliche Di- 
mensionen keinen Ersatz bieten 
für die nüchterne Eintönigkeit des 
bis zur Kahlheit öden Ausseren 
und Inneren. Von dem ursprüng- 
Fig. 89 Roih-Hr.dek .Set Veit, Hoi.reiitf Hchcn Bauc jst nichts erhalten. 

Gothischcs Rauchfass aus 
Messing (22 Ct. hoch) : der Deckel 
hat die Form einer achtseitigen durchlöcherten Pyramide. Beginn des XV. 
Jahrh. (Fig. 91.) 

Kelch 1. Den aus einem Sechsecke konstruierten geschweiften Fuss 
umgibt eine durchbrochene Umrandung (eine Folge von im Zickzack 
wechselnden Dreipässen); aus den sechs massig eingebogenen Blättern des 
Fusses entwickelt sich der Schaft, welcher von einem weit ausgebreiteten 
mit Röteln versehenen Knaufe umgeben ist. Auf den drei unteren einge- 
bogenen herzförmigen Feldern sind schöne Gravierungen (stilisierte Pflanzen- 
motive). Auf den sechs Rotein des Knaufes sind abwechselnd Rosetten und 
gothische Buchstaben angebracht. Die Kuppa hat die in der Gothik übliche 
konische Form, (Fig. 92.) Die Höhe beträgt 165 Ct., die Breite der 



109 

Kuppa 9'5 Ct. Der flache Rand enthält folgende gravierte 
Inschrift: 
KOSTELA ■ KRASNOHORSKEHO • LETA ■■ 1 ■ 6 ■ 3 ■ 6 ■ 

Kelch 2. Barock, Silber, theilweise vergoldet, 25 Ct. 
hoch ; die Kuppa 9 Ct. breit An dem sechsblätterigen Fusse 
getriebene Engelsköpfe, brennendes Herz mit dem Kreuze, 
das symbolische Lamm usw. An dem durchbrochenen 
Körbchen der Kuppa das Monogramm Christi und der hl. 
Jungfrau Maria. Erste Hälfte des XVIII. Jahrh. Marke: • 

Das Ciborium, aus Messing, 19'5 Ct. hoch; die Kuppa 
9'5 Ct. breit. Der sechsblätterige Fuss ist mit etwas grob 
gearbeiteten Reliefomamenten bedeckt. Auf der Kuppa 
ringsherum folgende zweizeilige Inschrift: 
FIERI FECIT PR^NOBILIS AC GENEROSVS D: TOBIAS 
WENCESLAVS GELINEK * P ^ T J CAPITANEVS ^ CLV- 
MECENSIS 
ANNO 1721. 

Strahl-Monstranz, aus Messingblech, 50 Ct hoch.; 
zu beiden Seiten des mittleren Theiles: rechts hl. Maria, 
links hl. Joseph, oben Gott Vater, unten die symbolische 
Taube; am Fusse Engelsköpfchen. Die Durchführung ist 
schwach. Unten am Fusse folgende Inschrift: 

NAKLADEM POGZTIWY OBCZE GRASNAHORSKY 
DIELANA A. 1727. 

Altarleuchter, aus Zinn, mit drei Füssen, deren 
Seitenflächen schön ornamentiert sind ; der grösste {056 Ct. 
hohe) Leuchter ist in Ovalschildcrn folgender Massen be- 
zeichnet: 00 

Hängelampe, 
aus Zinn, mit drei 
Henkeln für Ketten ; 
am ausgebauchten 
Kessel schön model- 
lierte Relief-Engels- 
köpfchen. Aus dem 
Jahre 1702. 

Oelbild, den 
hl. Nicolaus vor- 
stellend, im J. 1792 
gemalt, eine gute 
Arbeit. 

Oelmalerei 
»Jesus mit zwei pig. 91. schänbt^, R»uchr«> (022 m. hoch). 



110 

Jüngern in Eimaus«, anf Leinwand, Brustbild ;f eine gute Arbeit aus 

der 1. Hälfte des XVill. Jahrh. 

Barock-Statue des hl. jjohainn v. Nep., aus Holz geschnitzt, 
auf dem Nebenaltare. 

Geschnitze Figur 
des auferstandenen 
Herrn, schon modelliert, 
aus dem Ende des XVII. 
Jahrh. (jetzt in den Samm- 
lungen der christlichen Aka- 
demie in Prag). 

Glocken 1. 54Ct.im 
unteren Durchmesser, 46 Ct. 
hoch. Oben eine in Minus- 
keln ausgeführte, unentziffer- 
bare Umschrift (siehe das 
beigegebene Facsimile, Fig. 
90.). Auf dem Mantel 15 Ct. 
hohe Reliefs der hl. Petrus 
und Matthäus. 

Glocken 2. 92 Ct. 
im Durchm., 71 Ct. hoch. 
Oben folgende Umschrift : 

Fi(. 92. SchBnberg. K.kh (0-163 M. Leb). FRANCISCVS ANTONIVS 

FRANK FVDIT PRAGAE 
Darunter ein Barock-Ornament mit dem Motive des Gottesauges. 
Auf der anderen Seite die Kreuzigungsgruppe. Am unteren Rande einfaches 
Ornament. Die Vorderseite ist mit der Figur des h. Nicolaus verziert Dar- 
unter folgende vierzeilige Inschrift: 

LETA PANIE 1582 TENTO ZWON Z NAKLADV 

OBCZE ZDEGSSYHO MESTYSE KRASNE HORY 

ZGEDNANY GEST BYL A NYNI ZASE LETA 1770 

Z NAKLADV CHRAMV PANIE ZDEGSSIHO PRZELIT GEST. 



Selcan, Seitschan. (Sedlöany.) 

Sommer. XVI., 170. VUsäk, Bezirk Seitschan 12-51; Svätozor VII. (1873) 

Seite 610.; Urbarbuch und Bürge riehen- Buch beim Steueramte; Gedenkbuch Inder 

Dechantei; Neuwirth, 270. 

Die DECANAL-KIRCHE, dem hl Martinus geweiht, orientierter 
gothischer Bau des XIV. Jahrh. 

Das rechteckige Presbyteriumist 1080 M. lang, 7 M. breit, 11-55M. 
hoch. Die Ostmauer ist an den Ecken durch zwei schief gestellte, viermal 



111 

abgestufte und in der Mitte mit einem fünfmal abgestuften Strebepfeiler 
gestützt; die Südmauer hat in der Mitte einen viermal abgestuften Pfeiler. 
Überdies ist das Mauerwerk des Presbyteriums mit einer modernen steinernen 
Sockelmauer verseilen. In der Östlichen Mauer befinden sich zwei spitz- 
bogig überwölbte, 750 hohe Fenster mit Maasswerk. Das Maasswerk 
des rechts befindlichen Fensters: zuhöchst ein Vierpass, darunter zwei 
Drei passe und in der 
untersten Reihe drei 
spitzige Doppelnasen ; 
die beiden steinernen 
Mittelpfosten, welche 
das Fenster ehemals in 
drei Felder theilten, 
sind jetzt durch Hoiz- 
pfosten ersetzt. Das 
Maa sswer k des linken 
Fensters; zuhöchst ein 
Vierpass, darunter zwei 
schief gegen einander 
gestellte gedehnte Vier- 
pässe, in der untersten 
Reihe drei spitzige 
Doppelnasen ; statt der 
steinernen Mittelpfo- 
sten sind hier eben- 
falls roh behauene Bal- 
ken angebracht. Inder 
Südmauer zwei schmale 
gothische Fenster mit 
gleichem Maasswerke: 
ein Vierpass, darunter 
zwei spitzige Doppel- 
nasen ; in dem nahe bei ^.^ ^ s.,j„ D«.„,iki.ch. 
dem Altare befindlichen 

Fenster hat sich das obere Drittel der steinernen Mittetpfoste erhalten; 
in dem nahe bei dem Triumphbogen befindlichen Fenster ist das)Masswerk 
mit einem bis hinauf zu der Fensterspitze reichenden Holzbalken durch- 
brochen. Die Nordmauer, an die sich die Sacristei anlehnt, ist fensterlos. 
(Die Abbildung der im Presbyterium und im Schifi"e befindlichen Masswerke 
siehe aUf der Fig. 95.) 

Das Presbyterium ist mit einem aus zwei ungleich grossen, oblongen 
durch einen gerippten Spitzbogen voneinander getrennten Gewölbejoche 
versehen. Das oberhalb des Altars befindliche, 6.20 M. lange, 7 M. breite 
Gewölbejoch ist durch drei in einem Schlussteine sich treftenden Rippen 




Kirche. (GeuiclmM von W. Mokrilek.) 



(wovon die eine Rippe aus der Mitte der Ostmauer, die beiden anderen 
aus beiden Lanj^seiten hervorgehen) in drei kleinere Felder gelheilt, wovoq 
die beiden Seitenfelder wieder mit je einem Rippengewölbe mit Schlussteine 
in der Mitte versehen sind. 

Es hat daher dieses Gewölbejoch drei Mittelpunkte. Die Rippen sind 
sämmtlich profiliert; die Schlussteine sind mit einem dreieckigen Wappen- 
schilde, worauf eine Rosette reliefartig ausgemeisselt ist, geschmückt. Das 



113 

■dem Triumphbogen nähere (460 M. lange) Gewölbejoch hat ein Kreuz- 
gewölbe mit einem ähnlich verzierten Schlussteine (Fig. 94.). Die Rippen- 
konsolen (in der Höhe von 6.60 M. über der Erde) von sehr schöner 



Fii. 95. Scllan. Muiiwcrk« in der Dacanilkiicbe. (GaicicbD« von W. Mokritek.) 

Furm. Die in den Ecken angebrachten Konsolen haben .folgende Forin: 
zwei Seiten eines niedrigen vierseitigen Prismas, welche durch eine runde 
■Öflfnung belebt sind, darunter eine mit der Spitze nach unten gerichtete 
Pyramide mit durchbrochenen Seiten und eingebogenen Kanten ; die 
Konsolen in der Mitte der Wand: fünf Seiten eines regelmässigen Acht- 
■eckes und darunter eine 
fünfseitige nach unten ge- 
wendete Pyramide mit 
den ebenso durchbroche- 
nen Seiten. (Fig. 97.) 

Die oblonge Sacri- 
stei ist mit einem neue- 
ren rippenlosen Kreuz- 
gewölbe versehen. Die 
aus dem Presbyterium in 
die Sacristei führende 
201 M. h., 0-91 M. br., 
Th Ü re hat geraden Sturz, 
gothisch profilierte Stein- 
gewände (Fig. 98.) und 
steinerne Füllungen in 
den oberen Ecken, ^ig. %. s.K.n. d.. g.wbii« d„ p„,by<«iBm. 

Ober der Sacristei be- 
findet sich jetzt ein in zwei Spitzbögen nach dem Presbyterium zu sich 
-öffnendes (630 M. 1., 3-23 M. br., 349 M. h.) Oratorium, die ehemalige 
Schatzkammer der Kirche, mit einem zweijochigen Kreu^ewölbe überdeckt. 
Die profilierten Gewölberippen treffen in glatten kreisförmigen Schlussteinen 
zusammen. Die Consolen (0'74 M. über dem Fussbodon) haben folgende 



114 

Form: oben ein niedriges Frisma, darunter eine unregelmässige, mit der 
Spitze nach unten gerichtete Pyramide. An der Ostseite befindet sich ein 
096 M. breites Spitzbogenfenster ohne Maasswerk und ohne profiliertes 
Gewände (es ist dies eigentlich nur die Hälfte eines langen Fensters, welches 
bis unten in die Sacristei hinein reicht; ein Beweis, dass der ursprünglich 
hohe Raum erst später in zwei Stockwerke getheilt wurde). 



Der 5-62 M. br., 1070 M. h. Triumphbogen ist spitzig und an 
den Kanten mit einer viertel kreisförmigen Kehle profiliert; die 135 M. 
hohen Sockel des Triumphbogens haben die Form eines an den Ecken 
unbedeutend abgeschrägten Prismas (siehe Fig. 97.). 

Das längliche rechteckige Schiff ist 13 80 M. lang, Q'IO M. breit 
und 12 M. hoch, mit einer flachen Decke überspannt. In der Südmauer 
sind drei Fenster. Am nächsten zu dem Triumphbogen befindet sich ein 
breites (690 M. h., 160 M. br.) gothisches Fenster mit einem nach dem- 
selben Muster gebildeten Maasswerk wie in dem auf der rechten Seite des 
Presbyteriums befindlichen Fenster (statt der Mittelpfosten auch hier plumpe 
Holzbalken). Das Maasswerk des zweiten, 550 M. h. und 090 M. br. 



115 




« > 



10 -^ 



Fig. 98. Selbm. Profi] 
des in die Sacristei füh- 
renden Portals. 



Fensters, ist aus einem Vierpasse und zwei unvollständigen Dreipässen 
gebildet ; statt der steinernen Mittelpfoste ebenfalls ein Balken. Das Maass- 
werk des dritten Fensters (auf dem Chore) : ein grosses Dreiblatt, darunter 
zwei kleinere unvollständige; dieses Maasswerk ist wieder in der Mitte bis 
in die Spitze hinein mit einem hölzernen Pfahl durch- 
brochen. 

Das Musikchor ruht jetzt auf sechs Gewölbe- 
jochen (je drei hinter einander), welche auf vier Mittel- 
säulen sich stützen. Ursprünglich sind blos die drei 
hinteren Gewölbejoche, da der vordere Theil erst 
im J. 1864 zugebaut wurde. Die (sammt dem Kapitale 
1*39 M. hohen) Säulchen des alten Theiles stehen auf 
einer achteckigen Basis und haben einen achtseitigen 
Schaft, dessen Seiten oben in ein Kapital sich erweitern, und zwar so, 
dass immer je zwei und zwei gegenüberliegende Seiten oben in drei- 
eckige eingebogene Felder übergehen. Auf dem Kapital ruht eine vier- 
eckige, Deckplatte mit in eine scharfe Kante abgeschrägten Seiten; auf 
dieser Platte ruht dann ein würfelförmiger Ansatz, aus dem' sich die Ge- 
wölbegurten entwickeln (Fig. 97.). An den Wänden befinden sich pyramiden- 
förmig abgeschrägte Consolen (Fig. 
97.). An dem rechts stehenden Säul- 
chen befindet sich hinten eine runde 
Halbsäule mit einem aus einge- 
bogenen Flächen geformten Ka- 
pitale (Fig. 97.). Die drei vorderen 
(neuen) Gewölbe sind kreuzförmig, 
rippenlos; die zwei hinteren (ur- 
sprünglichen) — das dritte ist 
durch die auf das Chor führenden 
Treppen unterbrochen — sind 
ebenfalls kreuzförmig, aber mit pro- 
filierten, in glatten Schlusssteinen 
sich kreuzenden Rippen versehen. 
In der Südmauer des Schiffes 
befindet sich ein spitzbogig über- 
wölbtes Portale mit einem ein- 
fach profilierten Gewände (r20M. 
br., 3 M. h.). 

An die Nordseite des Schiffes 
stösst ein moderner, im J. 1864 errichteter Anbau. Bei der damals vorge- 
nommenen Restaurierung der Kirche wurden mittelalterliche Wand- 
gemälde aufgedeckt, aus denen am deutlichsten der auf einem Drachen 
stehende Erzengel Michael zu erkennen war. Die Beschreibung und Abbildung 
siehe in B. Gruber's *Die Kunst des Mittelalters in Böhmen« I. 91. 




Fig. 99. SelCan. Das Fenster im Tburme der 
Decanalkircbe. (Gexeichnet von W. MokriSek.) 



8 



Unter den Dachbalken befinden sich an der Aussenseite der Süd- 
mauer des Schiffes 18 hölzerne und zwei steinerne Kragsteine. 

In der Fronte an der nordwestlichen Ecke des SchifTes steht ein 
quadratischer THURM. Der untere Theil desselben entstammt der Ueber- 
gangsperiode aus dem romanischen Stile in die Gothik. Darauf deuten die 
schönen gekuppelten Fenster 
(Fig. 99.), in deren Mitte ein 
schlankes, glattes, mit einem noch 
romanischen Kämpfer versehenes 
Säulchen steht, sowie auch die 
obere halbkreisförmige Einfassung, 
welche durch eine aus zwei Kreis- 
segmenten konstruierte gothische 
Spitze unterbrochen ist. Späteren 
Ursprungs ist das oberste Thurm- 
geschoss, dessen Fenster mit go- 
thischem Maasswerke (Vierpass, 
darunter zwei unvollständige Drei- 
pässe) geschmückt sind, sowie 
auch der achteckige pyramiden- 
förmige, aus Ziegeln gebaute 
Helm, der mit einer Z innen be- 
krönung umgeben ist (der untere 
Umfang des Helmes beträgt 
8'92 M.). Der ganze Thurm ist mit 
Sgraffito-Rustika bedeckt . 

' ' ' * An das Kirchenschiff stösst 

neben dem Thurme ein geschmack- 
loser Zubau, in dessen Fronte ein 
gothisches profiliertes (142 M. br., 
3 M. h.) Portal eingesetzt ist, 
welches sich früher in der alten 
Frontmauer der Kirche selbst be- 
Fig. iw. s.K.n, Poti.i dtr D«anaii.irch.. fand und erst im J. 1864 hierher 

übertragen wurde (Fig. 100.). 
Ursprünglich war die Kirche sammt dem Friedhofe mit einer starken, 
6'00 M. hohen Wehrmauer, auf der sich hölzerne Gallerien (sogen. 
>MaEchikulis<) und erkerartige Thürmchen befanden, befestigt. An der 
nordwestlichen Ecke, wo jetzt der Glockenthurm steht, führte ein thurm- 
artiges, mit einem Satteldachc gedecktes Thor und eine Zugbrücke über 
den Graben. Im Jahre 1680 wurden die hölzernen Gallerien durch einn 
Feuersbrunst vernichtet und das Mauerwerk wurde im J. 1860 abgetragen, 
der Graben aber verschüttet. Beim Presbyterium standen früher noch zwei, 



Fig. 101. Aoiicbt der Slndl Selian lui dem J. 1602. Niich einrni alten Haliichniti. 

mit schlanken pyramidenförmigen Dächern versehene Eckthürmchen, 
welche mit dem schlanken Sanctusthümchen oberhalb des Presbyteriums 
der Kirche zu nicht geringer Zierde gereichten. Dieselben wurden im J 1754 
abgetragen. 

Die ehemalige Form der Kirche 
ist aus dem in Paprocky's »Dia- 
^ocbos* (1602) abgedruckten und 
von uns auf der Fig. 101. reprodu- 
cierten Holzschnitce zu ersehen. 

Der Hauptaltar wurde im 
J. 1701 im Barock-Stile errichtet. 
Der schön geschnitzte Rahmen ist 
an beiden Seiten von je einem 
Säulenpaar mit korinthisierenden 
Kapitalen flankiert. Zwei Säulen 
haben glatte und zwei gewundene 
Schäfte. Diese Säulen tragen einen 
hohen Architrav, an dem drei knie- 
ende Engelstatuen ein ovales Bild 
halten, dessen Umrahmung aus 
reichen Akanthusblättern besteht. 
Auch an beiden Aussenseiten des 
Altares windet sich eine Akanthus- 

Schnitzerei, in deren höchstes Ge- p. ^^^ ^^^i,^^ Dec>n.ikirche M.doniKn-Biid 

winde ein kleiner Engel hinein- 



118 

komponiert ist. Mitten über dem Rahmen 
des grossen Bildes befindet sich eine Car- 
touche mit dem Wappen des Dekans 
Czedik V. Eisenberg (1704—1706), wo- 
durch die Entstehungszeit des Altars be- 
stimmt wird. Über den hinter den Altar 
führenden Eingängen stehen Statuen des 
hl. Wenzels und der hl. Ludmilla, von 
geringem Werte. 

Von der übrigen barocken Ein- 
richtung zeichnet sich nichts beson- 
ders aus. 

Auf dem rechts stehenden Neben- 
altare befindet sich ein ziemlich gutes, 
wenn auch in verhältnissmäss^ hartem 
Colorite gemaltes Bild einer sitzen- 
den Madonna mit dem eine 
Blüthe haltenden Jesuskinde 
auf dem Schosse (Kniestück). Dasselbe 
hat im J. 1778 Thaddäus Schmeyka! 
gemalt. (Fig. 102.) *) 
Fii. 103. Seien. K«ich (0-23 H. hochj. Das Taufbecken, aus Zinn_ 

785 M. hoch. Der Kessel ruht auf drei 
Füssen (mit fürstlichen Kronen bedeckte Köpfe übergehen in Krallenfüss«) 
und trägt unter dem 
oberen Rande folgende 
verstümmelte Inschrift 
in gothtschen Minus- 
keln: in Dcbem et pte- 
tiicafe que üceaijarepf i 
ti bapfijate . . . . le. 

Der Kelch, 23 Ctm. 
hoch, aus Silber, ba- 
rock, mit getriebenen 
Ornamenten an der 
Cuppa und auf dem 
Fusse : leere ovalför- 
mige Cartouchen (auf 
dem Fusse auch Mu- 
scheln); in den Zwi- 

•) Es iat dies verhältniss- 
mSssig die gelungenste der 
sonst sehr schwachen Lei- 

.Stungen dieses Künstlers. Fig. im. Sclim. Rillquiir-Rahmeii aui der Decan>] -Kirche. 



119 

schenflächen Fruchtgruppen und Bluraenbouquets. Der Nodus ist massiv 
und ciseliert: drei Engels-Karyatyden mit aufgerichteten Flügelchen. Schöne 
Arbeit aus der L Hälfte des XVII. Jahrh. (Fig. 103.) 

Die sogennanten »Dreikönigs« Paramente: ein goldgewirkter Brocat 
mit naturalistischem Pflanzenornamente, XVI II. Jahrh. 

Ein Barock-Rahmen, reiches schön gewundenes Akanthuslaub- 
werk mit Blüten in der oberen Partie, früher eine Reliquiar-Umrahmung, 
jetzt im Privatbesitze (Fig. 104.). 

GLOCKEN: a) im Kirchenthurme : 

1. Sterbeglocke, 0*40 M. br., 0'30 M. hoch; auf der vorderen Seite 
ein Prälathut, darunter der Name: 

M E N I S C H I K 

Am unteren Rande: 

ANNA KÜHNER 1804. 

Auf der rückwärtigen Seite: der sterbende hl. Franziscus Xav. Am 
oberen Rande ringsherum ein Barock-Ornament. 

2. Eine Zymbel, 0'57 M. im Durchm., 0'26 M. hoch. Am oberen 
Rande die Inschrift: GOSS MICH JOHANN CHRISTOPH WALTHER IN 
PRAG. Darunter ein Ornament (Motiv: eine Maske, aus welcher beider- 
seitig Pflanzengewinde hervorsprossen). Auf dem Mantel: 

STADT SEDLCZAN | ANNO 1684. 

^ b) in dem niedrigen modernen Glockenthurme : 

1. 0*90 M. breit, 0*68 M. hoch ; zuhöchst ein zweifacher, aus Akanthus- 
blättem bestehender Kranz; in der Mitte ein schmaler Streifen mit der 
Inschrift : 

ANNA KÜHNER. 

Auf dem Mantel Reliefs der Madonna und des hl. Florian. Am 
unteren Rande ringsherum schief geneigte Akanthusblätter. 

2. 1'16 M. br., 0*90 M. h., oben und unten ebenso verziert, wie die 
vorhergehende Glocke ; auf dem Mantel ein Relief des hl. Martinus, darunter 
folgende Inschrift: 

GA ZWON ZWUKU PROSTRZEDNIHO 

WOLAM CZASU POTRZEBNEHO 

MYM HLASEM WZDY NECO POWYM 

SSTUREM SWATKY ZEMRZELE OZNAMYM 

K ZALOZENY GHRAMV STAROZITNE SEDLCZANSKEHO 

KU POCZESTNOSTY MARTINA SWATEHO. 

Auf der rückwärtigen Seite Relief des Gekreuzigten mit den üblichen 
Gestalten unter dem Kreuze, und folgende Inschrift: 

TYTO TRZY ZWONY PRZELITI SAU NAKLADEM 
ROZLICZNICH PANU DOBRODINCU. 



120 

3. 0705 M. br,, 057 M. hoch; am unteren Rande dasselbe Ornament 
wie bei den vorhei^ehenden, am oberen Rande ringsherum ein doppelter 
Kranz von Barock -Ornamenten, zwischen welchen ein Streifen mit der 
Inschrift: ANNA KÜHNER 1807. Auf dem Mantel Reliefs des hl. Johann 
V. Nep, und des hl, Wenzel. 

4. 0'485 M. br, 0*38 M. h.; am oberen Rande eine zweifache Reihe 
von Akanthusblättern ; zwischen ihnen ein Streifen mit der Inschrift : 
SCHOENFELDT ANNO 1698 PRAGAE ME FUDIT. Auf dem Mantel: 
A. R. D. GEORGIUS GENNEL DECAN. SELZAN. VICA. FORN PATRIA 
TYN HORSSOVIENSIS. 



CANZIONALE (Vrgl. Vlasäk, Bez. Seitschan 23— 27; Konräd, 
Dfij. posv. zpfivu staroCesköho I, 146, 221 et passim): 

1. in Folioformat, auf Pergament, 043 M. br., 066 M. hoch; 
Ledereinband ohne cingepresste Ornamente; an den Ecken und der Mitte 
durchbrochene Beschläge (Fig. 105.); auf der Vorderseite in der rechten 
unteren Ecke ein Drache, in der linken Ecke drei Thürmchen; die oberen 
Eckbeschläge fehlen; den Mittelpunkt bildet das die Siegesfahne haltende 
symbolische Lamm in einem Kreise, der an vier Seiten in gothische Drei- 
blätter ausläuft; an der rückwärtigen Seite in den Ecken wieder ein Drache 
und dann zwei in ein Ganzes kombinierte Drachen. An den Rändern 



121 

in gothische Lilien ausladende Blechleistcn. Die Handschrift ist mit einer 
sehr gefalligen gothischen Minuskel geschrieben. Auf der 5. Seite aus Blätter- 
motiven komponierte, in schönes, am Rande des Blattes sich schlin- 
gelndes Rankenwerk auslaufende Initiale I. Seite 40 ist in der Initiale S 
Christus abgebildet, wie er den Kelch segnet. Seite 96 Initiale E mit schönem 
Rankenwerke. Aus dem XV. Jahrh. 

2. Folio, auf Pergament, 0-41 M. br., 0605 M. h. Der 
Einband : durchbrochene Beschläge an den Ecken und in der Mitte ; an 
den Rändern Blech- 
leisten ; die Deckel 

mit Leder überzo- 
gen, mit eingepress- 

ten geschmack- 
vollen Ornamenten, 
welche einige in 
einem zweiten ein- 
geschaltete Rahmen 
ausfüllen (in einem 
derselben kleine Me- 
daillons des Eras- 
mus V. Rotterdam, 
Hus, Luther, Kaiser 
Karls V., Melan- 
chtons ; in einem 
anderen kleine Brust- 
bilder einiger Pro- 
pheten z. B.des Isaias 
und einiger Evange- 
listen); InschriftiGIR. 
2YK I KNYHAFtZ | 
1559. Die Hand- 
schrift selbst ist in 
gefalliger gothischer 
Minuskel au^eführt 

(Die Buchstaben Fij, lOe. Seie.n. Einband d^, Clnila».lu No, 3. I0'608 M. hoch), 

und die Noten sind 

schwarz, die Notenlinien roth; die grossen Buchstaben und die Anfangs- 
worte der einzelnen Gesänge blau und roth). Die Initialbuchstaben sind 
in der Regel in ein Quadrat hineinkomponiert und aus Pflanzenmotiven 
zusammengestellt. Einige Seiten sind unvollendet geblieben (die für die 
Initialbuchstaben bestimmten Räume sind leer, in einigen Bögen fehlen 
sogar auch die Noten). 

3. Folio, auf Papier, aus den Jahren 1580 — 1594. Ledereinband 
mit gepressten geschmackvollen Ornamenten in parallelen Rahmen: unter 



122 

anderem finden wir auch einen Rahmen mit Brustbilder-Medaillons und 
einen Rahmen mit einigen biblischen Scenen. Jahreszahl 1591. In den 
Ecken und in der Mitte geschmackvolle durchbrochene Beschläge, längs 
den Rändern Blechleisten und zwei schön gravierte Schliessen. (Fig. 105 
und 106.) Von den schönen Miniaturbildern und Initialen erwähnen wir 
folgende: 

a) Seite 338: Initiale R mit dem Bilde des auferstandenen Erlösers, 
wie er mit beiden Händen das Kreuz umfassend die HöUen-Ungethüme, 

den Tod und die Sinn- 
lichkeit mit Füssen tritt. 

b) Seite 350: in 
der Initiale S Auferste- 
hung Christi ; rechts 
am Rande Ranken- 
werk, Wappen der 
Bäckerzunft und In- 
schrift JAN WONIAW- 
KA MDLXXXn; unten 
Jonas vom Fische am 
Uferherausgespeit(Fig. 
107.). 

c) Seite 393: in 
der Initiale D Bild der 
Herabsendung des hl. 
Geistes. 

d) Seite 406 : Ini- 
ireieinigkeit ; am linken 
tri säe r und das Wappen 

des Johann Kozsk^ von flechow; unten: Abraham bewirtet 
die Engel. 

e) Seite 444: oben zwei Bauern in der Tracht des XVI. Jahrh. eine 
Cartouche Felt^eräthe haltend; darunter eine leere Cart:ouche, und in 
der unteren Hälfte das Bild: >Die Berufung des PfemysI vom Pfluge« 
(Fig. 108 [Tafel]). 

f) Seite 531: Initiale D mit der biblischen Scene, wie Christus den 
Zachaeus vom Baume herabruft ; links am Rande Moses vor dem brennenden 
Busche, darunter Wappen der Bäckerzimft, ganz unten ein längliches Bild: 
Jakob's Traum. 

4. Kleinfolio, auf Papier, 028 M. br., 0415 M. hoch. Leder- 
einband mit gepressten Ornamenten in rechteckigem Rahmen (der inwendige 
Rahmen mit den Brustbildern Davids, des hl. Paulus und Christus; der äussere 
mit allegorischen weiblichen Brustbildern mit Unterschriften: LVCRECIA, 
FIDES, IVSTITIA, CARITAS. An den Rändern und in der Mitte schöne, 
aus Pflanzenmotiven componierte Beschläge (Fig. 105,). Die Schrift flüchtig; 



123 

auf dem 38. Blatte die Initiale A aus Blättermotiven, blau auf grünem, mit 
goldenen Strahlen verziertem Grunde. Ende des XVI. Jahrh. 

Lateinischer Psalter, 0*23 M. br., 031 M. hoch; auf dem vorderen 
Lederdeckel (der hintere fehlt) in rhomboidalen Feldern eine fünfblätterige 
Rose, eme goth. Lilie, ein doppelschwänziger Löwe und ein Doppeladler. 
Die Beschläge fehlen bis auf den unteren Theil einer Schliessc mit der 
goth. Inschrift Iföana. Gothische schöne Schrift, die Initialen blau-roth. 
XV. Jahrh. 

Die FRIEDHOFS-KIRCHE HIMMELFAHRT MARIA, »CIR- 

KVICKA« genannt, an Stelle einer uralten Kirche*) in den Jahren 1732 
bis 1735 erbaut Gefalliger Bau in nüchternem Barock-Stile. In der Mitte 
der 11*70 M. breiten Fronte ein Thurm mit Zwiebeldache; an das 1750 M. 
lange Schiff schliesst sich das längliche 5*50 M. lange, mit einer Apsis 
(4 M. im Durchm.) geschlossene Presbyterium an. Die Fagade ist durch 
Lisenen, welche Gesimskapitäle tragen, gegliedert. Das Gewände der 
segmentartig überwölbten Fenster ist mit einem flachen Rahmen und drei 
Wölbsteinen verziert. Oberhalb des Presbyteriums ein zwiebeiförmiges 
Sanctusthürmchen. Innen ist die Apsis mit einer Conche überwölbt. Vor 
der Apsis liegt ein quadratischer, mit rippenlosem Kreuzgewölbe gedeckter 
Raum. In dem Triumphbogen und beim Altare Lisenen, theilweise kanel- 
liert, mit Gesimskapitälen Auf der Decke des Presbyteriums herzförmige 
und andere geometrische Gesimsornamente. In dem flachgedeckten Schiffe 
gibt es ausser den Lisenen keinen architektonischen Schmuck; nur über 
den Seitenaltären ein in der Mitte segmentartig ausgeschweiftes Gesims. 
Hinten das Musikchor, welches auf dreitheiliger Arkade ruht. 

Die Altäre in schüchternem Barock, künstlerisch belanglos. 

Ein hölzernes Epitaphium unter dem Chore, aus dem J. 1607, 
1"75 M. h., 119 M. br. Oben ein kleines Gesims mit drei Kragsteinen ; 
ringsherum im Quadrate eine vergoldete, jetzt bereits unleserliche Inschrift. 
Die mittlere Fläche ist getheilt: in dem oberen quadratischen Theile ein 
das letzte Gericht darstellendes Gemälde; in dem unteren länglichen 
Theile in der Mitte ein kleines Crucifix, rechts ein erwachsener Mann, bei 
ihm ein Wappen, die Buchstaben I Z K M und zwei knieende Söhne ; links 
eine Matrone mit vier Töchtern. Eine über Handwerksmässigkeit nicht 
hinausragende Arbeit. 

In dem Kirchenschiffe hängt an der Wand ein schönes, auf Leinwand 
gemaltes Bild: Madonna (Halbfigur) mit Jesuskind, zu dem sich der hl. 
Johannes neigt. Wohlgelungene Arbeit (Kopie .^ Nachahmung?) der italie- 
nischen Schule des XVII. Jahrh. (Fig. 105.). 

Glocke 0'63 M. br., 0*525 M. hoch: am oberen Rande folgende in 
gothischen Minuskeln ausgeführte Inschrift: Jänno + bomini + 1^ -^° ^^ ^' 



*) Wie dieses alterthumliche Gotteshaus etwa ausgeschaut hat, ist aus uivserer 
Reproduction des alten Holzschnittes auf der S. 117. zu ersehen. 



124 

faja -f est + campaiia . . . ai» 
Ejonorem ^ bei | ommpofeiiHa | 
gira. Auf dem Mantel Relief des 
hl. Petrus; in der Kopfhöhe des 
Reliefs die Inschrift: ^. petreoia 
pro nobie. 

Barock-Kelch, 21 M. 
Itoch, aus Silber, vergoldet, in 
seiner getriebenen Ausschmückung 
mit dem Kelche der Decanalkirche 
fast vollkommen über- ^^ 
einstimmend. Marke: BM ^ 

Auf dem Kirch- ^^ 
boden verstümmelte Reste eines 
barocken Altares: Fragment 
eines reich geschnitzten Rahmens 
(an beiden Rändern gerade Kranz- 
geflechte aus Eichenlaub, in der 
Mitte ein naturalistisches Ast- und 
Fig. !(». sdi«. Friedhoftkirche: M-do-^en-BUd, ßlätterwerk) Und ein Muschel- 
ornament. Diese interessanten Ornamentfragmente gibt unsere Fig. 110. 

MARIENSTATUE AUF DEM RINGE, im J. 1713 mit einem 
für jene Zeit ziemlich hohem Aufwände von 190 FI. errichtet: auf einer 



schlanken glatten Säule mit jonischem Kapitale steht die Statue der 
Unbefleckten Empfängnis Marias (für diese Statue bekam der Bildhauer 
Ssfiinet 45 fl.); ringsherum eine steinerne aus dem J, 1716 stammende 
Balhistrade, in welcher auf besonderen Postamenten die Statuen des hl. 
Joseph und der hl. Anna aus dem J. 1772 stehen. 



125 

DECHANTEI, ein einstöckiger Bau in schüchternem Barockstile 
mit abgerundeten Ecken; die Stürze des Einganges und der Fenster im 
ersten Stocke sind mit Barock-Ornamenten, die als Risalit ein wenig vor- 
tretende Mitte des Gebäudes mit einem dreieckigen Giebel versehen. Erbaut 
im J. 174? von Matthias Seiner. 

STADTSIEGEL: l. silbernes, aus dem J. 1737; in der Mitte eim 
fünfblätterige Rose, ringsherum folgende Randschrift: SIGILLVM • MINVS • 
CIVITATIS • SEDLCZANENSIS. 

2. messingenes, aus dem J. 1691; in der Mitte eine fünfblätterige, z\i 
beiden Seiten je eine sechsblätterige Rose; Umschrift: SIGILLUM • 
MAIVS • CIVITATIS • SEDLCZANENSIS • 1691. 

ZINNERNE ZUNFTKANNEN: l. der Schuhmacher-Zunft mit 
graviertem Bilde des hl. Wenzel und mit grossen Sonnenblumenblüthen, 
Ende des XVII. Jahrh. 

2. der Schuhmacher-Zunft mit der Jahreszahl 1730. 



Sedletz. (Sedlec.) 



Vlasäk, Bez. Sedletz 11. sq. 37. sq. — Lehne r, in der Zeitschrift »Method« 

XIV. 112. 

Die PFARRKIRCHE, dem hl. Hieronymus geweiht (bereits im 
J. 1350 erwähnt). Der ursprünglich romanische, orientierte Bau mit roma- 
nischem Thurme an der Westfronte und gothischem Presbyterium hat ein 
hohes, mit Hohlziegeln gedecktes Satteldach, um welches einst eine Holz- 
gallerie herumlief (wie aus den bis jetzt noch aus der Nordmauer hervor- 
ragenden Balken ersichtlich ist). Das Ganze ist durch zahlreiche Adaptierungs- 
und hässlichen Zubauten gänzlich verunstaltet worden. 

Der romanische THURM, ein aus der Kirchenachse weiter rechts 
gerücktes vierseitiges Prisma — aus sorgfaltig geschichtetem Mauerwerke 
bestehend, war ursprünglich im Obergeschosse (innen 4*75 M br. und 4 05 h.) 
mit zwei Reihen romanischer Schallöcher geschmückt. In der ersten Reihe 
waren zweitheilige 1*35 M. und 1*60 M. br., 2 00 M. h., in der zweiten 
(oberen) wahrscheinlich dreitheilige, 2 06 M. breite Fenster. Die Mittel- 
säulchen sind theils entfernt (so in der oberen Reihe), theils vermauert. 
Soweit man dieselben aufdecken konnte, wurde wahrgenomen, dass sie 
sechseckige Schäfte (Ol 7 Cm. im Durchm.) aus Plänerkalkstein haben und 
mit Würfel-Kapitalen (0*20 Kub.-M.) bekrönt sind, welche aus zwei sich durch- 
dringenden Halbwalzen construiert erscheinen und mit primitiven Relief- 
omamenten (ein Vogel, vor dem drei Erdbeeren, ein Löwe u. a.) geschmückt 
sind. Siehe Fig. 111. Das Mauerwerk des Thurmes (die Mauerstärke be- 



trägt unten 135 M., oben 095 M.) ist an den Ecken, sowie auch in den 
Fensteröffnungen mit Quadern aus Granit und rothem Sandsteine eingefasst. 
Iin Erdgeschosse wurde im J. 1819 ein in die Kirche führender Eingang 
hergerichtet. Im ersten, aus der Empore zugänglichen Stockwerke wurde 
die Ostmauer, welche dem Schifile und dem Thurme gemeinschaftlich ist, 
in der ganzen Breite halbkreisförmig durchbrochen, und dieses Geschoss 
dann mit einem späteren geschmacklosen Gewölbe versehen. Im J. 1874 
wurde der Thurm »restauriert* (wobei die oberen romanischen Fenster 
verschwanden), erhöht und mit einem neuen Pyramiden-Dache eingedeckt 
Das längliche, 805 M. breite, 1335 M. lange Schiff war ur- 
sprünghch mit einer flachen Decke überspannt. Im XVII. Jahrh, wurde es 




t. SedlEiL Soinu 



d IUpi<i 



mit ungleich grossen, an der Wand auf Halbpilastern, welche zu den 
Langseiten in einer Stärke von 060 M. angebaut sind, aufruhenden Ge- 
wölben überdeckt. 

Das in der Südmauer errichtete Portat bilden zwei aus Granitquadem 
gebaute 182 M. hohe Pfeiler, welche mit viereckigen, abgeschrägten Platten 
gedeckt und oben durch eine halbkreisförmige, an der Kante abgeschrägte 
Gurte mit einander verbunden sind. Der Eingang selbst ist rechteckig! 
1 12 M. br. und 178 M. hoch. Das darüber befindliche, 093 M. hohe 
Bogenfeld (Tympanon) ist mit einer alten Frescomalerei, welche durch 
Uebertünchen ganz vernichtet wurde, geschmückt. In der Mitte ist der 
auferstandene Christus (in Halbfigur) dargestellt, mit einem über den linken 
Arm geworfenen rothen Mantel angethan, wie er die Handflächen in die 
Höhe hebt und die Wunden daselbst zeigt. Zwei vor ihm sich neigende 
Gestalten mit kreuzweise auf die Brust gelegten Händen stehen an den 
Seiten. Die Häupter aller Gestalten sind von schüsseiförmigen aus Mörtel 
verfertigten Nimben umgeben Ueberreste ähnlicher Gemälde sind auch an 
der Nordwand des Schiffes über dem jetzigen Gewölbe zu sehen. 



127 

Die jetzige, mit dem Schiffsgewölbe gleichalterige Empore wird von 
zwei Bögen getragen, die auf einem würfelförmigen (085 {Z\M). mit 010 M. 
hoher Deckplatte versehenen Pfeiler — welcher ein Überrest des ursprüng- 
lichen Chores ist — ruhen. Auf die Empore gelangt man über eine zur 
Nordwand des Thurmes angebaute Stiege durch ein halbkreisförmig ge- 
wölbtes, 0*99 M. br., 2*46 M. h. Portal. 

Der Triumphbogen ist mit einer spitzigen Gurte überwölbt. Von 
dem ursprünglichen Bogen sind in beiden Ecken des Schiffes einfache 
steinerne Gesimse sichtbar. Derselbe war — nach diesen Gesimsen zu ur- 
theilen — ähnlich konstruiert wie das Portal. 

Das 7*20 M. breite Presbyterium ist mit drei (3*85 M. langen) 
Seiten des Achteckes geschlossen. Das Gewölbe gleicht demjenigen in dem 
Schiffe, und ist rippenlos. Die 0*50 M. br., 2*30 M. hohen, stark aus- 
geschrägten Fenster haben kein Maasswerk. 

Der Hauptaltar zeigt eine schöne barocke Ausstattung: glatte 
Säulen flankieren ein modernes Altarbild und tragen ein reichgegliedertes 
Gesimse, auf dem oben ein reicher, schön geschnitzter, von zwei Engeln 
gehaltener Laubwerk-Rahmen steht. Aus den Ranken dieses Rahmens, 
welcher ein kleineres ovales (ebenfalls modernes) Bild umgibt, ragt oben 
eine auf der Mondsichel stehende Madonnen-Statue empor. Zu beiden 
Seiten des Altars schöne (1'42 M. hohe) Statuen der hh. Wenzel und Veit. 
Eine gute Arbeit aus der ersten Hälfte des XVIII. Jahrh. 

Auf den Seitenaltären, die nichts bemerkenswertes aufzuweisen 
haben, stehen gute Barockstatuen (0*87 M. h.) der Heiligen: Jakobus, Judas, 
Barbara und Catharina. 

Eine 0*69 M. hohe Madonnenstatue aus dem Beginne des 
XVII. Jahrh., aus Holz geschnitzt, mit dem Jesuskinde, roth und blau (mit 
polierter Bronze) polychromiert. Der Gesichtsausdruck ist einfach und 
lieblich; das Gewand ist in der Manier der Entstehungszeit gehalten und 
in den unteren Partien reich drapiert. An die Häupter der Statuetten 
wurden kleine, aus vergoldetem Kupfer roh getriebene Barock-Kronen hin- 
zugefügt. 

Das 2*65 M. hohe, 2' 10 M. br., rechteckige, auf Leinwand gemalte 
Bild »Ermordung des hl. Wenzel« ist eine ziemlich gute Arbeit, 
vom Maler bezeichnet: EQUES FRANC. MARCHETTI PINX. 1690. 

Eine Copie der Königsaaler Madonna auf vergoldeter Holz- 
tafel (0-48/0-36 M.) aus dem J. 1777, leidlich gut. 

Ein wertloses Bild der hl. Anna in einem schön geschnitzten grün 
angestrichenen, theilweise vergoldeten, 100 br., 1'65 M. hohen Akanthus- 
R ahmen aus der 2. Hälfte des XVII. Jahrh. 

Grosse Zunftfahne aus dem J. 1781, auf einer gedrechselten Stange, 
auf der oben ein schön geschnitztes Kreuz aufgesetzt ist. 

Blaues Messgewand, im mittleren Streifen mit einem weissen barocken 
Contour-Ornamente geschmückt. Aus dem Beginne des XVIII. Jahrh. 



128 



Kelch, 022 M. hoch aus theilweise vergoldetem Silber; auf dem 
runden sechsblätterigen Fusse getriebene Barockgewinde mit grossen Blüten, 
welche die getriebenen Reliefbildchen der hh. Wenzel, Adalbert und Lud- 
inilla umgeben. Die Cuppa ruht in einem durchbrochenen Körbchen, welches 
mit ähnlichen Ornamenten und mit den Bildchen der h. Maria, des h. Joseph 
und des Jesuskindes geschmückt ist. Unten am Rande ist folgende gravierte 
Inschrift: Johannes Balthafar Graff von Clary zum Sperbersbach der 
Je. k, Mge Rath Hofflechen und Cammerrechtsbeyfitser auch Verordneter 
Könige Haubtman des Leutmeritzer Chräis in Königreich Böhmen und fein 
Gemahlin Johanna Francisca Graffin von Clary Gebome Graffin von Attimis 
1682. Prager Beschauzeichen, undeutlich. 







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Fig. 112. Skreyschow. Grundriss der Kirche. 



Die Strahlenmonstranz (056 M. hoch) und das Ciborium 
tO'26 M. h.) sind aus vergoldetem Messing im Empire-Stile ausgeführt und 
mit getriebenen Ornamenten geschmückt. Ohne Beschauzeichen. 

Weihwasserkessel: messingener Kessel (0*15 M. im Durchm., 
08 M. h.), am Mantel schön geschweift; die Handhabe ist in der Mittt* 
mit einem schönen Engelsköpfchen geschmückt. Aus dem XVIII. Jahrh. 

Romanischer Tauf st ein, 0*55 M. hoch, ein aus Granit roh gemeis- 
seltes rundes Steinbecken, 0*74 M. im Durchm. an der Oberfläche primitiv 
kanelliert. (Abb. siehe in der Zeitschrift »Method« 1. c. 113.) 

Das Gr aduale aus dem XVI. Jahrh., auf Papier geschrieben, mit 
gemalten Ornamenten. Ursprünglich Eigenthum der St Markus-Kirche bei 
Hoch-Chlumetz. Ländliche Arbeit von geringem Werte. 

Glocken: 1. Halbmesser Ml M., Höhe 095 M., im J. 1855 mit 
oinem Aufwände von 49028 fl. C. M. von C. Bellmann umgegossen. Die 



129 

alte 1333 Pfund wiegende Glocke war (laut des Pfarr-Gedenkbuches) mit 
■dem Lobkowitz 'sehen und städtischen Wappen, weiter mit den Reliefbildem 
des hl. Matthäus und Simon, der Kreuzigungsgruppe und der sitzenden 
hh. Evangelisten Marcus und Lucas geschmückt; darunter war folgende 
Inschrift zu lesen: 

»Kristus umfel pro hflchy nafie, vstal z mrtvych pro ospravedlnönf nage.* 
An der rückwärt^en 
Seite las man: 

>S povolenfm urozen^ho 
pina pana ZdeAka z Lob- 
kovic na Chlumci a Jisteb- 
nici jakoito kolätora osady 
■a koste la svatäho JaroUma 
V mästedku Sedlci päni osad- 
ntci k tomu kostelu pfinÄ- 
ie2ej{cf po rozbitf star^ho 
zvonu dali ndkladem] vU 
obce täto slovutn^mu Bryk- 
«tmu zvonaH z Cimperku 
■V Praze zase znovu udälati 
a pfeKti pro dest a chvälu 
jm^na Boifho a pro potfebu 
cfrkevnfch stuiebnostl. Stalo 
se leta Pän6 1549 v mfisfci 
fiervnu.« 

2.Durchm.0-97M.,Höhe 
0-82 M. (mit glatten Hen- 
keln). An der Krone ein 
Kranz aufrecht stehender 

AI ^i. rn..„ j ■ Fij. 113. Skrey«how. Dm loMie dei Kirche. 

Akanthus-Blatter und ein mit 

stilisierten Gewinden und geflügelten Genien verzierter Fries. Auf dem 
Mantel eine kleine Cartouche, darunter : ANNO 1703., anf der rückwärtigen 
Seite ein Basrelief des hl. Hieronymus mit dem Löwen und folgende zwei- 
zeilige Inschrift: S. HYERONIME ORA PRO NOBIS. 

3. Die im J. 1804 von Anna Kühner in Prag verfertigte Glocke ist 
neulich umgegossen worden. 



Sedleöko bei Neustupow. 

Soramer, o. c. X., 299. - Vlasäk: Bez. Woltitz 74. 

Das hiesige, im J. 1810 erbaute SCHLÖSSCHEN ist ein einfacher, 
künstlerisch belangloser Bau. 

B«lrkih*iipiD>nnKbari SeltKhan. 9 



Semtin. 

Vlasäk: Bez. Wottiti 34. 
Bei dem Bauerngute Nr. 17. auf einer massigen Anhöhe stand ehemals 
eine bereits im XIV. Jahrh. erwähnte FESTE mit einem Gehöfte. Die 
Ucberrcste derselben wurden vor nicht langer Zeit vollständig abgetragen. 

KAPELLE, dem hl. Procopius geweiht, mitten im Dorfe: sechs- 
eckiger (die Ecken sind einwärts eingebogen), schlichter Bau aus 
der 1. Hälfte des XVIII. Jahrh., mit 
einem pyramidenförmigen Dache, wel- 
ches in ein LatementhÜrmchen endigt, 
gedeckt. 

In dem Giebel des Hauses Nr. 16 
ein Kreuz und eine Statue der 
schmerzhaften Mutter Gottes, 120 M. 
h., aus Holz ziemlich gut geschnitzt, 
aus dem Ende des XVII. Jahrh. Die 
Polychromie an der Madonnenstatue ist 
ursprünglich. In dem Giebel des Hauses 
Nr. 1. die schön geschnitzte Rococo- 
Statue einer Heiligen, 150 M. hoch. 
(Beide wahrscheinlich aus einer Kirche 
hierher übertragen.) ' 



Skaupy. (Skoupy.) 

Sommer, o. c. XVI., 174. — VUsik: 
Bez. SeltschaQ 114. 

Die hiesige FESTE stand ehe- 
mals mitten im Dorfe, und zwar dort, 
wo jetzt der Meierhof steht. Bei den 
letzten im Meierhofe unternommenen 
Umbauten stiess man auf Ueberreste 
hoi.. T.ün«ei.=n. derselben. 



Skreyschow. (Skrysov.) 



Die PFARRKIRCHE, dem hl. Johann v. Nep. geweiht, im Jahre 
1764 an Stelle einer älteren, den vierzehn hh. Nothhelfem geweihten 



131 

Kapelle, die hier seit dem Jahre 1705 stand, erbaut. Ein interessanter 
Zopfbau. Das Presbyterium ist fiinfseitig, gewölbt ; das Schiff ist bassyeige- 
förmig mit einer flachen Decke. In der Fronte ein niedriges Thürmchen, 
dessen vordere beiderseitig erweiterte Mauer zugleich den Stimgiebel bildet. 
Vor dem unter dem Thurme befindlichen Eingange steht eine Vorhalle, 
auf deren Bailustrade schöne Barock-Vasen und eine Madonnenstatue stehen. 
Das Fenstergewände ist in barocken Krummünien 
au^eschweift. Das Schiff ist mit Mansardendache 
gedeckt. Das Gewölbe des Presbyteriums ist mit 
einer ornamentalen Malerei bedeckt: in der Mitte 
eine perspektivisch dargestellte Architektur, in den 
einzelnen Bogenfeldern barocke Rahmen, in denen 
Wolken auf himmelblauem Grund gemalt sind (Fig. 
112. und 113.). 

Der Altar ist gemauert und mit künstlichem 
Marmor bedeckt. Das von Engclsfiguren getragene 
Altarbild des hl. Johann v. Nep. (Brustbild, auf 
Leinwand gemalt), ist mit einem geschmackvollen 
Rahmen versehen. 

An der Epistelsette des Presbyteriums ein 
gutes Bild der »vierzehn hl. Nothhelfer» 
aus der ursprünglichen Kapelle. Erste Hälfte des 
XVIII. Jahrh.; in Reiner's Manier. 

•üas Taufbecken, aus Zinn, walzenförmig, 
mit zwei fassreifartigen Bändern geschmückt. An 
beiden Seiten Löwenköpfe mit Ringen. Unten drei 
in Krallenfüsse, welche eine Kugel halten, über- 
gehende Löwenköpfe. Auf dem Deckel eine aus 
Holz geschnitzte Figur: Brustbild des hl. Johannes LcucM«. 

Bapt. mit dem Lamme auf einem muschelartigen 

Untei^estelt. Auf der Vorderseite ist ein Wappen (zwei Kinder in einem 
Schifflein) und folgende Inschrift graviert: MARCVS FRANCISCVS DE 
JOANELLI, auf der rückwärtigen Seite ist wieder ein Wappen (ein Hirsch) 
und die Buchstaben: 

M. A. V. I. 
G. G. V. B. 

II H^ BH ^^^ Werk stammt etwa 

Die Marke des Kannengiessers : ^Ü^Sl aus der Zeit 1770—1778 

W^ (Fig. 114.). 
Rococo-Leuchter, aus Holz schön geschnitzt. Das Untergestell 
dreifüssig; der Schaft ist aus Blättermotiven componicrt (Fig. 115.). 

Barock-Kelch, aus Silber mit markant getriebenen Eckprofilen; 
in den Füllungen Weizenähren. 



132 

Das SCHLOSS, ein einstöckiger rechteckiger Barock- Bau mit Man- 
sardendache, auf dem ein niedriges Thürmchen steht. An beiden Seiten 
Lucarnen mit dreieckigen Giebeln. Ueber dem segmentartig überwölbten 
Eingange eine schöne Cartouche mit doppeltem Wappen ; der obere Theil 
der Cartouche ist mit einer Muschel verziert, zu beiden Seiten Füllhörner 
mit Obst, unten stilisierte Blätter. 



Slawkow. (Slavkov.) 

Sommer, o. c. XVI., 135. — Vlasäk: Bez. Wottitz 42. 

Die ehemalige hiesige FESTE, seit dem XV. Jahrh. der Stammsitz 
der Herrn Widlak von Slawkow, stand mitten im Dorfe. Das Gemäuer 
derselben wurde — bis auf sehr geringe Reste — erst in der letzten Zeit 
als Baumaterial genommen. 

Smilkau. (Smilkov.) 

Sommer, o. c. XVI.. 142. — A. N. Vlasäk: Bez. Wlaschim 53. sq. 

Das hiesige SCHLOSS ist ein am Ende des XVII. Jahrh. ge- 
gründetes anspruchloses einstöckiges und rechteckiges Bauwerk, welches 
öfters umgeändert, und in der neuesten Zeit theilweise gothisiert w^urde. 
Architektonisch interessant sind bloss das Erdgeschoss des viereckigen 
Thurmes, welcher jetzt als Treppenhaus eingerichtet und mit einem 
schlanken, zeltförmigen Schindelhelm gedeckt ist, sowie auch das im 
Barockstile gebaute, mit geschweifter Graniteinfassung versehene Portal. 

KAPELLE, der hl. Anna geweiht, ein anspruchloser kleiner Bau 
jedweder architektonischen Zierde bar. Darin befindet sich ein kleines, gut 
aus Holz geschnitztes und mit Engelsfiguren, einem die hl. Familie dar- 
stellenden Bilde und mit einem aus Elfenbein geschnitzten Crucifixe ge- 
schmücktes Barockaltärchen aus der Mitte des XVIII. Jahrh. 

Im geräumigen, ursprünglich nach französischer Art eingerichteten Garten 

befindet sich ein vortrefflich komponierter Terassenbau (THE ATRON) 
(Fig. 116.), mit Statuen, Vasen (aus denen Geierköpfe hervorragen) und 
elliptisch durchbrochenem Geländer geschmückt. (Das geschmacklose, über 
dem Theatron stehende Gebäude ist modern). Das Mauerwerk ist grün 
und braunroth verputzt. Die Vasen und Statuen sind aus röthlichem Sand- 
steine ausgeführt. Zahlreiche, in Überlebensgrösse kühn modellierte und 
mit Virtuosität gemeisselte allegorische Statuen hat der Bildhauer 
Lazar Wideman (f 1749) verfertigt, dessen Signatur zweimal vorkommt 



134 

Seitwärts steht eine gute Hercules-Statue aus dem Ende des XVIIL 
Jahrb., 1 50 M. hoch, aus dem ehem. Lobkowitz'schen Palaste in der 
Hy berner- Gasse in Prag hierher überführt. 

Am Wege nach Arnoschtowitz auf einer Anhöhe eine barocke 

STATUENGRUPPE DER HH. JOHANN UND PAULUS aus 

röthlichem Marmor: die Heiligen (in Lebensgrösse) mit antiker Militär- 
tracht angethan, an eine dreiseitige Granitpyramide, deren Spitze das von 
einer Strahlenglorie umgebene Auge Gottes schmückt, angelehnt, stehen auf 
einem mächtigen 300 M. hohen dreieseitigen, mit einem reich profilierten 
geschweiften Gesin[ise versehenen Postamente. Die geschweiften Eckvoluten 
und die bekrönten Relief-Cartouchen sind ebenfalls aus rothem Sandsteine 
ausgeführt. Die an der Vorderseite befindliche Cartouche zeigt ein Doppel- 
wappen der Familien v. Bissingen und v. Astfeld; die Seiten-Cartouchen 
enthalten chronographische Inschriften. Dieses Denkmal wurde im J. 1761 
errichtet. Die Signatur des Verfertigers: T. H., d. i. Thomas Hatläk*j 
(Fig. 115.). 



Stfezimir. 

Schall er, VIIL, 222. — Sommer, XVI., 158. -- Vlasäk, Bez. Sedletz 106-107. — 
Ant Väclavik in der Zeitschrift >Cesk^ Jihc 1878 Nr. 44. 

Die PFARRKIRCHE ZUM HL. GALLUS (bereits im J. 1352 
als Pfarrkirche erwähnt), orientierter gothischer Bau aus der Mitte des 
XV. Jahrh. : das Presbyterium ist rechteckig und hat ein aus zwei 
Jochen bestehendes, aus dem Anfange des XVII. Jahrh. stammendes Ziegel- 
gewölbe. Das Mauerwerk ist aus Bruchstein (Kalkstein und Granit) gebaut. 
Die Gewölbegrate bestehen aus zwei schiefen, in eine scharfe Kante 
zusammenstossenden Flächen (Fig. 119.). Die Höhe des Gewölbes über 
der Erde 8 98 M. Die aus Granit ausgeführten, in einer Höhe von 4'05 M 
über der Erde angebrachten Consolen (sechs an der Zahl) haben die 
Form von grotesken menschlichen Köpfen (Fig. 120.). In der Mauer hinter 
dem Altare befinden sich zwei spitzbogige Fenster, aus denen das Maass- 
werk bis auf geringe Cbcrrcste herausgebrochen wurde. In dem Fenster 
der linken (südlichen) Mauer hat sich das Maasswerk verhältnissmässig am 
besten erhalten und lässt sich dasselbe mit einem kreuzförmigen Mittel- 



*) Laut der Aufzeichnungen in den Arnoschtowitzer Matriken wohnte der herr- 
schaftliche Bildhauer Thomas Hatläk in Smilkau in den Jahren 1764 — 1782. Der 
Familien-Tradition gemäss wurde er in Pischely geboren. Auch sein Sohn Franz 
Igeb. !764 in Smilkau) widmete sich der Bildhauerkunst. Diesen beiden Künstlern kann 
man mit vollem Rechte so manches in den Kirchen des Smilkauer Patronates be- 
findliche Schnitzwerk zuschreiben. 



135 



stücke, welches in der Friedhofsmauer eingemauert gefunden wurde, er- 
gänzen (Fig. 121) 

Gothische Sedihennische in der Sudmauer des Presbyteriuma 
(der obere deconerte Theil ist 1 42 M hoch und 1 12 M br ), die oben 
mit zwei schönen gothischen Doppelnasen geschmückt ist fFig 122) 




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Gothisches Sanctuarium in der Nordwand (r35 M. hoch 
050 M, br.), mit einer wenig erhabenen, in den Formen ziemlich roh ge- 
bildeten Ornamentik über der Thüre; in der Mitte dieser Ornamentik 
befand sich wahrscheinlich ursprünglich ein Christuskopfbild (Fig. 123.). 

Sacristei-Eingang (1*96 M. hoch), rechteckig, mit einer Kehle 
und einem Rundstabe profiliert, mit dreieckigen Stein-Consolen in den 
oberen Ecken. 

Die Sacristei ist mit einem zweiwöchigen Netzgewölbe überspannt; 
die Consolen sind gesimsartig gebildet; bloss eine Console hat die Form 
eines menschlichen Kopfes. In der 
Ostmauer ein gothisches Fenster mit 
doppeln asigem Maasswerke. 

Der Triumphbogen, ziemlich 
reich profiliert, ist spitzig. 

Das Schiff ist länglich und 
flachgedeckt; in der Südmauer be- 
enden sich zwei Fenster, aus denen 
das Maasswerk bis auf geringe Reste 
au^ebrochen wurde. In der Nord- 
oiauer befindet sich ein spitzbogiges, 
mit zwei Kehlen und einem Rundstab 

profiliertes, 2-62 M. h., l-lö M. br. Fig. m. s.fc.imF, Ein T),di d<r Gr.«n-flibuni 
Portal. '"*"""' 



136 

Barock- Altäre. Der Hauptaltar trägt einen geschmacklosen schild- 
förmigen Holz-Aufsatz, weicher den Hintergrund einer kleineren Copie der 
Klokoter Madonna bildet. Besser sind die aus dem J. 1707 stammenden 
Seitenaltäre im Schiffe, deren oberer Theil aus zwei Rahmen besteht : unten 
ist ein viereckiger, oben ein kleinerer ovaler Rahmen; beide sind mit 
stilisiertem Laubwerke umgeben. An der Südwand des Presbyteriums steht 
unter dem zweiten Gewölbejochc ein dem hl. Johann v. Nep. geweihter 




Altar: in einer seichten, mit Barock-Laubwerke umgebenen Nische steht 
die Statue des Heiligen. 

Kelch, aus Silber, theilwdse vergoldet (20 Ctm. hoch; Durchm. der 
Cuppa 8 Ctm., Durchm. des Fusses 13 Ctm.). Auf dem mit einem stili- 
sierten Blattornamente bedeckten Fusse befinden sich 3 ovale Medaillons, 
welche in getriebener Arbeit zeigen: 1. das Brustbild des hl. Johann v. Nep. 
2. ein schief zur linken Seite durch vier schmale Streifen getheittes und 
mit der Jahreszahl 1705 versehenes Wappen und 3. ein in vier Felder 
gethciltes Wappen mit einem kleinen Schildchen in der Mitte; in den vier 
Feldern abwechselnd die Hälften eines Adlers und eines Storches. Um die 



137 



/ 



Cu]>pc hcriiin ein stilisiertes Blätterornament. Am 
flachen kreisförmigen Rande des Fiisses folgende '^ 

Inschrift: GEORGIUS ■ CAROLVS . STEIN- / ^ 

BACH ■ DE ■ KRANIGSTEIN ■ FRANCISCA ■ / . , \ 

AMABILiA ■ STEINBACHIN ■ NATA ■ BROMIN ■ 
DE ■ MERODIN. Beschauzeichen n| ^^ 
und Marke des Goldschmiedes: HF / '"^^ ^ ^ 'i 

Strahlenmonstranz, aus Silber, iheil- 'l i j 

weise vergoldet, 043 M. hoch, 19 Ctm. br. ; die | | 

Breite des Fusses beträgt 165 Ctm. Der Fuss I i . I ! ■ ; ' 

ist auf dem kleineren Durchmesser mit zwei ge- ' ' I i 

triebenen geflügelten Engelsköpfen geschmückt; ' '"* '* ' '*' 

auf dem breiteren Durchmesser sind Blumen- ^'^* '?^ Ki'yhMrtn«""""'' 
bouquets mit einer Rose in der Mitte. Der 

mittlere Theil ist herzförmig; um ihn herum stilisiertes Laubwerk und ein 
doppelter Strahlenkranz hintereinander. Marke des Goldschmiedes: ^^ 
Das Taufbecken aus Zinn, niedrig (53 Ctm. sammt dem Kreuzchen). 
Auf dem Kessel zwei Cartouchen und folgende Inschrift: 
TITVL 
PAN STANISLAV 
STRANIK Z KOPIDLNA 
PÄN 
NA STRZEZMIRZY 
A: 1704. 
Auf dem Deckel drei geflügelte Engelsköpfchcn (Fig. 124.) 



I. 123. SiFciimil. Sed 



138 

^ Leuchter, aus Zinn, mit dreisei- 

tigem, an den Seiten mit Pfianzenorna- 
menten in Relief geschmücktem Fussgestell, 
aus dem J. 1679 und 1709, Leuchter 
mit flachem, in der Mitte vertieftem Fusse, 
aus dem ein einfach profilierter Schaft 
emporsteigt. Auf dem Fusse die Inschrift: 
WACLAW SYN KO WARZE R ADENSKYHO 
1652. 

Glocke 1. 62 Ctm. br„ 53 Ctm. 

hoch. Am oberen Rande folgende mit go- 

thischen Minuskeln angeführte Umschrift: 

z amto I bomini % mileeimo x quin- 

(lEnfesimD z sentnbo z ioaiines x canfatiata x 

Darunter auf dem Mantel über einem, 

""* '"(^^"«"'h^h""""" den hl. Paulus darstellenden Relief: 

X fecit X 
Glocke 2. 29 Ctm. br., 22 Ctm. hoch. Auf dem Mantel ein undeut- 
liches Figural-Relief; dabei die Jahreszahl 1590. Auf dem oberen Rande fol- 
gende Inschrift: 

TENTO VDIELIAN W TABOR2E V SLEPIPCZKI. 
Darunter ein gothisches Ornament, welches sich (um die Hälfte ver- 
engt) auch am unteren Rande wiederholt. 



Sukdol. (Suchdol.) 

Sommer, o. c. XVI. 128. - Vlasäk, ß«. Seitschan. 
159 sq. 

Das SCHLOSS, ein länglicher rechteckiger 
Bau mit Mansardendach, einstöckig, mit Schindeln 
gedeckt. Das gewölbte Erdgeschoss war ursprüng- 
lich arkadenförmig nach dem Schlosshofe often. 
Dieser Bau entstand im XVII. Jahrh. und bietet 
nichts Interessantes. 

Auf dem nahen Hügel über dem Schlosse 
die einsame KAPELLE DES HL. JOHANN 
V. NEP., von dem Grafen Franz Ernst Wrtba im 
J. 1711 errichtet (laut einer Notiz auf dem Deckel 
der Amschelberger Matrik): ein regelmässiges 
Achteck (6/0 M. inneren Durchmessers, 470 M. 
hoch), mit unangestrichenen Brettern überdeckt. 
An der Ausscnscite läuft ein Sockel herum ; an 



139 

<Jen Ecken stehen einfache Pilaster; statt der Capitälc einfache Gesimse. 
Das mit Hohlziegeln gedeckte Dach läuft in eine niedrige Pyramide zu- 
sammen; über der Thür ragt aus demselben ein einfaches viereckiges ge- 
mauertes Thürmchen empor mit einer unzugänglichen Glocke. An die 
Ostseite ist ein kleines beinahe quadratisches 420 M. 1., 360 M. br. Pres- 
byterium angebaut; das- 
selbe ist ebenfalls mit 
Brettern gedeckt. Die 
Fenster sind lunettenartig. 
Das sehr verwahrloste 
Innere bewahrte bis jetzt 
noch die ursprüngliche 
interessante Ausstattung. 
Das im Presbyterium ste- 
hende Altärchen hat 
auf der ausgebauchten 
Mensa eine einfache mit 
Gesimse verzierte Predelle, 
über der ein ovales Bild- 
chen (1-30 M. h., 1-12 M. 
br.) befestigt ist: der hl. 
Johann v. Nep. kniet vor 
einem aufgeschlagenen 
Buche, in dem ein lat. 
Gebet zu diesem Heiligen, 
-dann die Anfangsbuch- 
staben des Gründers und 
-die Jahreszahl 1711 steht. 
Den Rahmen bildet ein 
aus Holz geschnitzter 
Kranz aus Blüten und 
grün angestrichenen Blät- 
tern. Zwei an den Seiten 
schwebende (TOO M. h.) 
Et^elsfiguren halten das 

Bild. Fi(. 126. Sukdol. CruciGi (O'W U. hoch). 

Auf dem anderen 
{wertlosen) Altärchen befindet sich eine leidlich gute Copic der Karls- 
hofer Madonna (110 M. h,, 080 M. br.}. Die Mensa ist mit einem 
auf Rahmen gespannten (1.66 M. 1-, 0'75 M, h.) Antipendium verhüllt: 
auf ziegelrother Leinwand befinden sich verschiedene, aus weisser Leinwand 
ausgeschnittene und mit Knopfstich angenähte Blüten (Nelken, Lilien, Pfingst- 
rosen); in der Mitte das von einer Strahlenglorie umgebene Monogramm 
I H S — eine volksthümliche Arbeit. 



140 



Die aus Holz gebaute, achtseitige, 193 M. hohe Kanzel ruht auf 
einem achteckigen Säulchen; die Basis ist reichlich profiliert; statt des 
Kapitals geschmacklose Bretter-Kragsteine. Die Brüstung ist mit geschnitzten 
Barock-Ranken geschmückt; an den Kanten unter dem Gesimse Sonnen- 
blüten, von denen Kranzgewinde herabhängen. Die Kanzel ist braun, die 
Schnitzereien grün angestrichen. Statt der Stiege eine primitive Leiter 
(Fig. 121.). 

Eine tüchtige Leistung *) ist das realistisch behandelte, mit Strahlen- 
glorie umgebene Crucifix (090 M. h. ; siehe Fig. 122) zwischen Maria 
nnd Johannes. Das Corpus ist polychromiert, die Seitenfiguren schwarz 
angestrichen. 

Kelch, glatt, 018 Ctm. hoch, von gefalliger Form, aus der 1. Hälfte 
des XVIIl. Jahrh. 



t: 







-^ 












Fig. 127. Slapanow. Gnindrits der Kirche. 



Barockkelcb, 0*26 M. h. mit getriebenen Cartouchen-Ornamenten. 
Eine grobe Arbeit. Prager Beschauzeichen mit der Jahreszahl 1764 und 
die Marke des Goldarbeiters: ® 

Ein kleines R e 1 i q u i a r, in der Form einer Monstranze, 0*52 M. hoch. 
Die Kapsel ist mit einem Kranze von Wölkchen umgeben; darüber eine grosse 
Krone, von welcher ein Schriftband mit den eingravierten Worten LAU- 
DETVR SS. SACRAMENTVM herabhängt. Auf dem roh getriebenen Fusse 
die Buchstaben F. H. Aus dem Beginne des XVIII. Jahrh. 

Mit Rococo-Stickereien geschmückte Messgewänder: 1. auf blauem 
glatten Stoffe bunt mit Seide und Gold gestickte Blüten ; aus einem Damen- 
kleide verfertigt ; 

2. weiss, mit bunten eingewebten Blüten ; der mittlere Streifen ist mit 
Schmelzkorallen auf der ganzen Fläche gestickt: ein sich krümmender 
Stengel trägt grobe Blätter und Blüten ; 



•) Wahrscheinlich des Laz. Widemann, welcher am Anfang" des XVIIL Jahrh. 
Kammerbildhauer der Familie von Wrtba war. 



141 

3. sehr dünner rosenfarbiger, mit Watta unter fütterte r Seidenatlas 
ist mit zerstreuten fein gestickten Blümchen besäet. 

Missale aus dem J. 1799 in schönem Ledereinbande (feine ver- 
goldete, über alle Flächen sich ausbreitende Arabesken^. 



Slapanow (Slapänov.) 

Sommer, o. c. XU., 75. — A. N. Vlasäk, Bez. WottiU 94. sq. 

Die PFARRKIRCHE, den Aposteln Petrus und Paulus geweiht 
(bereits im J. 1350 erwähnt), ein kleiner orientierter Bau aus dem Ende 
des XII. Jahrh., welcher 

aus folgenden Theilen '. , -^ 

besteht: aus einem läng- 
lichen, 1420 M. 1., 810 M. 
br. und 745 M. h. flach- 
gedeckten Schiffe, aus 
einer halbkreisförmigen 
{300 im Halbmesser), mit 
rohen Ziegeln in eine 
Koncha gewölbten Apsis ; 
zwischen das Schiff und 
die Apsis ist ein recht- 
eckiges 600 GM-, 775 M. 
hohes Presbyterium einge- 
schaltet, welches mit einem 
Kreuzgewölbe überspannt 
und durch einen unprofi- 
lierten, 1*35 M. starken 
spitzigen, 680 M. hohen 
Triumphbogen getrennt 
ist. 

Der T h u rm — ein vier- 
seitiges Prisma — wurde 
erst am Anfange dieses 

Jahrh. angebaut; die Sa- _ , • i : t ,-- 

cristei an der Nordmauer 
des Presbyteriums ist 
ebenfalls ein späterer 
Zubau. Das Mansarden- 
dach ist mit Dachziegeln 
gedeckt. Das Äussere ist 
verputzt, ganz einfach. Fi(. ijs. Siapinow. Kircheuportii 



142 

Das aus Bruchsteinen bestehende Mauerwerk ist im Presbyterium 1'40 M., 
im Schiffe 1'35M. stark. 

Das Gewölbe im Presbyterium ruht auf mächtigen prismatischen 

(0*30 D M.) Rippen, welchen die Hälfte einer abgestumpften achteckigen, 

022 M. hohen, mit einer ebenfalls achteckigen, 008 M. hohen Platte 

gedeckten Pyramide als Console dient. Die Rippen schneiden einander, da 

sie keinen Schlussstein haben. Eine gleich 

geformte Rippe trennt auch die Concha vom 

Presbyterium. 

Die Fenster sind bis auf drei ver- 
mauert. Ursprünglich waren in der Apsis drei 
gleichmässig dislocierte Fenster; im Presby- 
terium war an jeder Seite je ein Fenster, welches 
ein wenig aus der Gewölbeachse in der Rich- 
tung gegen das Schiff hin gerückt wurde. 
Die ursprüngliche Gestalt hat bloss das kleine 
Südfenster im Presbyterium behalten; das- 
selbe ist 050 M. br., 230 M. h. und be- 
findet sich 380 M. über dem Fussboden; 
sein mit einem Spitzbogen überwölbtes — 
ursprünglich wahrscheinlich mit einem Drei- 
passe geschmücktes — Gewände ist jetzt 
ausgebrochen. Die Ausschrägung der Seiten- 
wände ist an der Wandfläche I'IO M. breit 
und oben im Halbkreisbogen geschlossen. 
Im Kirchenschiffe sind die Fenster hoch unter 
der Decke durchbrochen, je drei an jeder 
Seite; in den späteren Zeiten sind sie ver- 
grössert worden. 

Das in der Südmauer der Kirche be- 
findliche, aus der Periode des Übergangsstiles 
stanunende Portal ist mit einem zweifachen 
Spitzbogen überwölbt. Der eigentliche {2"10 M. 
h., 1-20 M. br.) Eingang ist oben im Halb- 
Fig. 129. äiapanow. Midonneniuiuc kreisbogen geschlossen und mit einem stei- 
u 00 M, hoch). nemen, an der äusseren Kante tief au^e- 

kehlten Gewände eingefasst. Zu diesem Ein- 
gänge gelangt man über zwei Stufen, welche in die äusseren Seitenwände 
eingesetzt sind. Die Seitenwände sind rechtwinklig abgestuft und mit einem 
Spitzbogen — der über dem Eingänge ein glattes (0'96 M. h.) Bogenfeld 
bildet — miteinander verbunden. Die Kanten sind birnförmig profiliert und 
treffen in einem aus zwei Kreissegmenten bestehenden Spitzbogen zusammen. 
Zu beiden Seiten der Kante ist je eine tiefe Kehte. In die Ecken der Ab- 
stufung ist je ein rundes (0-12 M. im Durchm.) Säulchen gestellt. Dieses 



143 

Säulchen hat einen Kegelstumpf statt des Kapitals und einen cylinder- 
förmigen Sockel statt der Basis. Die Säulchen tragen eine prismatische 
(014 DM.) spitzbogige Rippe, welche das Bogenfeld umrahmt. (Fig. 128.) 

In die Evangelienseite der Apsis ist eine einfache quadratische, mit 
einem niedrigen dreieckigen Giebel bekrönte Sakramentsnische ein- 
gelassen, deren steinerne Umrahmung beschädigt ist. 

Bei der letzten Restaurierung wurden an den Wänden Überreste einer 
alten Polychromie entdeckt: schiefwinklige gleichseitige, mit goldenen 
spitzigen Vierpässen geschmückte Parallelogramme. 

In der Sakristei ein Kasten aus Eichenholz mit einem schön ge- 
formten Aufsatze aus dem Beginne des XVIII. Jahrh. 

Kelch, 0*215 M. h., mit reichlich getriebener Arbeit (Blätter und mit 
geschweiften Lisenen umrahmte geflügelte Köpfe) geschmückt, aus ver- 
goldetem Silber. Das Beschauzeichen unkenntlich. Eine gute Arbeit aus 
dem 2. Viertel des XVIII. Jahrh. 

Monstranz, im Frühbarockstile, Sonnenform, aus Silber, mit spär- 
lichem Schmucke, 054 M. hoch. 

Ein Renaissance-Taufstein, aus Granit, jetzt nur noch 0*78 M. 
hoch, ohne Fussgestell, in den Fussboden eingelassen: auf cylindrischem, 
in der Mitte mit einem Rundstabe umwundenem Schafte ruht eine halb- 
kugelförmige (048 M. im Durchm.) Schale, welche das zinnerne, 0*23 M. 
tiefe, mit Messingreifen verzierte Taufbecken in sich schliesst. Auf dem 
Mantel des Beckens in einem Renaissance- Kranze: A PR . . . 161 . . . 
(verwischt). Beides aus dem Anfange des XVII. Jahrh. (Der Deckel später 
beigefügt.) 

Das Messgewand, weiss mit blauem Mittelstreifen, 1'12 M. lang^ 
0*67 M. breit; auf glatter Seide sind geschwungene Zweige mit Blättern 
und Blüthen in abschattierter Goldanlege-Manier gestickt. Die parallelen 
Goldfäden sind mit verschiedenfarbiger Seide abgestochen (wodurch ver- 
schiedene Farbennuancen bei den Blättern und Blüthen erzielt wurden). 
Eine effektvolle (besonders schön in der Zeichnung) Arbeit aus dem 
XVII. Jahrh. (Eigethum der Libauner Filialkirche.) 

Auf zwei Brocat-Caseln ist mit farbiger Seide das Wappen des 
Adalbert Procopius von Höpflingen und Bergendorf ausgestickt (aus den 
Jahren 1755 und 1757). 

Statue der Madonna mit unbekleidetem Christkinde auf der Mond- 
sichel in Wolken, 100 M. hoch, sehr lebensvoll; die Modellierung ernst, die 
Gewandung in breiten geschmeidigen Falten niederwallend ; die Gestalt des 
Christkindes ist genreartig dargestellt. Eine schöne Arbeit aus der Neige 
des XVII. Jahrh. (Fig. 129.) 

Glocken: 1. 0*98 M. im Durchm., aus dem J. 1497 vom Glocken- 
giesser PtäCek verfertigt. Auf dem Mantel Reliefs der hl. Petrus und Paulus. 



144 

2. an der Krone mit einem aus Akanthusblättern und Rosetten be- 
stehenden Kranze geschmückt; auf dem Mantel Relief der Madonna mit 
dem Kinde auf der Mondsichel (zweimal). Die Umschrift lautet: 
1.6-0.2: DVRSCH • DAS • FEVR • FLVSCH - ICH . CHRISTOPF 

CHERB . ZV ^ PRAG . INN . DER . ALDEN • SADT • GVS • MICH • 

3. klein, unzugänglich. 

Grabplatten, grob gearbeitet: 1. aus röthlichem Sandstein, 1*60 M. 
hoch, 0*82 M. breit, mit dem Wappen (ein Adler) des Johann Peter Kar- 
winsky (t 1738) ; 

2. ebenfalls aus röthlichem Sandsteine, l'75/0'82 M. mit dem Wappen 
(in der rechten Hälfte ein Schachbrett) des Christoph Bofek Dohalsky 
(f 1706) in einem Vierpasse. 

3. in dem Fussboden, in der Mitte der Kirche, aus Granit, r35/0*92 M 
mit dem Malowetz'schen Wappen (die Hälfte eines Rosses) aus dem J. 1706. 



St§tkowitz. (St§tkovice.) 

Sommer, o. c. XVT., lÜO. — Vlasäk, Bez. Seitschan. 152. 

Das SCHLOSS, ein einfacher prismatischer einstöckiger Bau auf einer 
alten, mit Teichen umgebenen Burgstätte am Anfange des XVIII. Jahrh. 
•erbaut. Über der aus dem Gebäude ein wenig vorspringenden Durchfahrt 
befindet sich die ehemalige Hauskapelle. 

Vor dem Meierhofe stehen auf dem Damme des Teiches zwei sehr 
beschädigte Sandstein-Statuen: des hl. Johann v. Nep. und des hl. Antonius; 
handwerksmässige Arbeiten aus der ersten Hälfte des XVIII. Jahrh. 



To2itz. (Tozice.) 

Vlasäk, Bez. Wotitz, 104 sq. — F. Lehner in der Zeitschrift »Method« XIV., 109 sq. 

Die FILIALKIRCHE, dem hl. Martinus geweiht (im J. 1350 als 
Pfarrkirche erwähnt). Ein kleiner orientierter romanischer Bau. Derselbe 
steht auf einer Anhöhe inmitten des mit einem wehrhaften Mauerring und 
mit einem theilweise noch erhaltenen Graben (durch den jetzt der Weg 
führt) umgebenen Kirchhofes. 

Die 560 M. hohe, 380 M. breite und 3*30 M. lange Apsis ist mit 
-einer Conche überwölbt. In derselben befindet sich bloss ein einziges kleines 
Fenster und zwar in einer Höhe von 2*10 M. über dem Fussboden; dieses 
Fenster hat nicht mehr die ursprüngliche Form, sondern wurde in der 
späteren Zeit erweitert. 

Der Triumphbogen fehlt. 



145 



Das 7*80 M. lange, 5" 10 M. breite, ursprünglich mit einer flachen 
Balkendecke überspannte Schiff wurde im 16. Jahrh. mit einem 6*55 M. 
hohen, mit Einschnitten über den Fenstern versehenen Tonnengewölbe 
bedeckt. Auf diesem Gewölbe ahmen aus Mörtel gebildete Grate ein Netz- 
gewölbe nach. Die Fenster sind aus den ursprünglichen erweitert und mit 
einem niedrigen Bogen überwölbt Auch das in der Südmauer befindliche 
Portal ist erweitert und ähnlich überwölbt worden. Die Empore ruht 
auf einer mächtigen, 2 42 M. starken Gurte (die Ausspreizung beträgt 4 75 M., 
die Höhe 3'00 M.). 

Die Westfronte lehnt sich an den viereckigen, ursprünglich nur zwei- 
stöckigen Thurm. Das Erdgeschoss ist in die Kirche durchbrochen und 
die Öffnung halbkreisfönnig überwölbt (die Ausspreizung beträgt* 2'60 M., 
die Höhe 3-15 M. und die Mauerdicke 135 M.). Die Thurmhalle (205 D M.) 




' W i' i' I » f f / •' 

Fig. 130. Toiitz. Grundriss der Kirche. 



ist ebenfalls mit einem halbkreisförmigen, 2*90 M. hohen Tonnengewölbe 
gedeckt. In der 1*40 M. dicken Aussenmauer ist jetzt ein Eingang durch- 
brochen. In das erste Geschoss des Thurmes gelangt man über die an der 
Aussenseite angebrachte Stiege. Der Innenraum dieses Stockwerkes (von 
gleichen Dimensionen wie das Erdgeschoss) war früher mit einer Balken- 
<iecke überspannt; derselbe wird durch ein kleines, 0*90 M. hohes, 015 M. 
breites, nach Innen ausgeschrägtes Fenster erhellt. Die der Kirche zuge- 
wendete Mauer dieses Stockwerkes ist ebenfalls in das Kirchenschiff geöffnet ; 
■die Öffnung ist mit einem 210 M. hohen, 2*70 M. breiten Halbkreisbogen 
überwölbt. Das oberste, ursprünglich aus Holz gebaute Geschoss ist durch 
^inen modernen, mit einem Ziegel-Zeltdache gedeckten Zubau ersetzt worden. 
Die innere Ausstattung ist sehr arm. 

Der aus Aubänitz in dem XVIII. Jahrh. hierher übertragene, aus dem 
Jahre 1684 stammende Altar mit zwei kannellierten korinthischen Säulen, 
einem hohen Giebel und einigen Rococo- Verzierungen hat keinen beson- 
deren Wert. 

Die Kanzel — eine aus Ziegeln gebaute Ambone aus dem XVII. 
Jahrh , 086 M. h., 1*21 M. br., 1-09M. 1., auf einer 0*93 M. hohen Untermauer 
^us Ziegeln. 

Besirkshauptmannschaft Scltschan. -in 



146 

Gothische Monstranz, vergoldet, aus Bronz gegossen auf i 

sechsblätterigen Fusse, mit plattgedrücktem, weit ausladendem und mit 

sechs rhomboidalen Rotein durchstecktem Nodus. Die cylindrische Kapsel 

ist an beiden Seiten von Strebepfeilern flankiert. Der über dem Mittelraume 

aufsteigende, mit einem Schuppenornamente verzierte Baldachin ist mit 

einem sechseckigen, in einen schlanken Helm auslaufenden Thürmchcn 

bekrönt. Die Kreuzblume des Helmes wurde in späterer Zeit durch ein 

Kreuzchen, unter dem sich eine Krone mit 

zwei Palmenzweigen befindet, ersetzt. Die 

Höhe beträgt 056 M. Grobe Ausführung. 

Eine handwerksmässige Arbeit von schönen 

Proportionen aus der 1. Hälfte des XV. Jahrh. 

(Fig. 131.) 

Geschmackvoller schmiedeiserner Wand- 
leuchter, 040 M. lang; ein anderer ähn- 
licher Wandleuchter hat eine einfachere Form. 
Mitte des XVIll. Jahrh. (Fig. 132.) 

Die Altardecke, mit Kreuzstickerei 
volksthümlichen Charakters (geometrische 
Figuren) geschmückt, aus dem XVII. Jahrh. 
An der Südthüre ein schmtedeisernes 
Schloss, 0.31/0-24 M. Grobe Arbeit aus 
der 1. Hälfte des XVI. Jahrh. An der West- 
thür ein Barock-Schloss mit getriebener 
Ornamentation und einer zierlichen Klinge. 
Beginn des XVlII. Jahrh. 

Glocken: 1. 060 M. im Durchm., 
057 M. hoch (mit flechtförmigen Henkeln), 
schmucklos. Am Kronrande folgende Um- 
schrift: t AVE OMARIA a GRATIA O PLENA. 
a DOMINVS i TECVM 6 BENEDICTA. Aus 
Fi.. .3.. T«iu.. Mo„«™„ 'l^'- 1- Hälfte des XIV. Jahrh. 

((^26 M. hochi. 2. 0-73 M. im Durchm., 070 M. hoch, 

schön geschmückt. An der Krone ein dop- 
pelter Fries antiker Gestalten (Ganzfiguren), darunter ein reiches, im 
Renaissance-Stile ausgeführtes Blätteromament. Auf dem Mantel mit profi- 
lierten Leisten umrahmte Inschrift: 

LETHA PANIE 1617. SLIT GEST TENTO | ZWON. KE CZTl A 
K CHWALE PANV BOHV | WSSEMOHAVCZYMU. NAKLADEM VROZENE 
FANNY ALZBIETY TRMALKY Z TAVSSYCZ. | A TO PRO BUDAVCZY 
SWAV WIECZNAV PAMAT | KV. DO WSY TOZICZE. K ZADUSSY A 
K TEMUZ I KOSTELV TOZICZKYHO, 

Unter der Inschrift Reliefs der vier Evangelisten (sitzend) mit Büchern 
und den üblichen Emblemen. Auf der gegenüber befindlichen Seite das 



147 

Trmarsche Wappen (ein Blumentopf mit vier Nelken) in schöner, von zwei 
Genien gehaltener Cartouche. Darüber die Anfangsbuchstaben des Namens 
der Spenderin: A. T. Z. T. Unter dem Wappen eine längliche umrahmte 
von zwei geflügelten Löwen gehaltene Tafel mit der Inschrift: 

Ubiclan flB|I Die mm ©aU^afaca l^offmana JroonariE. W. B. M. p. 
ni SloitiHue^. 

3. gothisch (0'38 M. im Durchm. und ebenso hoch), schmucklos und 
ohne Inschrift. 



Fig. 13Z. Toliti. SmiideiKiner WmidliuctaKr (0-4» M. lang). 

Grabplatten in dem Kirchenpflaster, ohne Kunstwert: 1. aus grauem 
Marmor, 156 M. hoch, 0-77 M. breit, im Wappenfelde ein Hahn. Die Inschrift 
lautet : 

lefa Jöflnic 1532 iti pafeft m^td) .Sroaftjifi utnrjBia ge|! Mvüima paitq 
tEaferjTpia innaloroa j BEftoifbcft a na 1?vaf}koxoxz htio üeId flcgic podjDroano 
0bR gcgijlo bu(fi pan bun^ carj milDpio byii m rroim ^raafij pcjib^ieli 
pqiBitii. 

2. aus rothem Marmor, 1-60/078 M., mit dem Trmal'schen Wappen 
unter stark reliefartig erhabenem Helme. Die Inschrift lautet: 

lEia panic 1532 m ponbielti po Smtdtm luftal^ii ffiroaiigelipu umrfel 
0bR WrDjenij BuofiuITaro Snnal j CantlVq a na ©raljftoniie a Iido ÜeIo 
Qtf)o poiiiDniaitD flEp gE^o bultu pan Bm\f raq milollinj birfi a ro lirmj 
fwahj pcjrjbi;fEh prjrrgifij. 

An der Westseite war die Kirche mit der ehemaligen FES FE ver- 
bunden; von derselben sind nur noch geringe Reste erhalten. 



148 

Trkow. 

Sommer, o. c. XVI., 176. — Vlasäk, Bez. Seitschan, 107. 

Die ehemalige FESTE lag an dem Ortsteiche; auf den Über- 
resten derselben wurde später der jetzige Meierhof errichtet. Die Feste 
bestand noch im J. 1771; damals hatte sie auch eine Hauskapelle (laut 
des Sedletzer Gedenkbuches). 

Tfebnitz. (Tfebnice.) 

Schauer, VIII., 219. — Sommer, XVI., 180-181. 

Westlich unter dem Dorfe stiess man, als die neue Strasse gebaut wurde, angeblich 
an etwa 8 Hügelgräber. 

Das SCHLOSS vollständig modernisiert. Im Erdgeschosse eine höchst 
einfache Hauskapelle ohne architektonische Bedeutung. In derselben 
einige interessante Barockgegenstände, wie z. B. ein metallenes Reliquiarium 
in Monstranzform und Spiegel in holzgeschnitztem Barockrahmen. Auch 
das aus Holz in der Form eines Kreuzes geschnitzte Empire- Reliquiarium 
ist beachtenswert. Auf der Wand hängt ein kleines Bild > Christus mit seinen 
Jüngern in Emaus«, gelungene Copie eines niederländischen Meisters. 

In den Schlossgemächern einige interessante glasierte Gefässe aus 
der Umgebung mit volksthümlicher Ornamentation. 



Tynöan. (Tynöany.) 



Sommer, o. c. XVI., 185. — Vlasäk, Bez. Seitschan, 113—114. 

Unglasierte ThongefUssscherben (aus dem XIV. Jahrh.) mit einfachen Kreuzband- 
und Stern-Ornamenten (im Seltschaner Museum). 

Die KAPELLE, dem hl. Johann v. Nep. geweiht, an einer Quelle 
nahe beim Dorfe, im J. 1763 erbaut. Schlichter quadratischer, mit Lisenen 
geschmückter kleiner Bau mit einem dreieckigen Gesimsgiebel in der Fronte. 



Uhfitz. (Uhfice.) 

Schal 1er, VIIl, 202. — Sommer, XVI., 151. — Vlasäk, Bez. Sedletz, 48—52. 

Die oberhalb des Baches im XVI. Jahrh. erbaute, einen quadra- 
tischen Hof umschliessende FESTE wurde im J. 1855 durch eine Feuers- 
brunst vernichtet. Von dem ursprünglichen Baue hat sich grösstentheils noch 



149 

das Erdgeschoss des herrschaftlichen Gebäudes erhalten. Sein 
Gemäuer ist mächtig, mit starken schiefen Pfeilern gestützt und mit Sgraffito- 
verputz geschmückt. Die inneren Räume sind mit rippenlosem Tonnen- 
gewölbe gedeckt. 

Auch die geräumige, jetzt als Stall benutzte Halle in dem gegenüber- 
liegenden Flügel, deren Gurtgewölbe auf vier viereckigen Pfeilern ruht, zeigt 
den ursprünglichen Bauzustand. 



Wetrow, St. Adalbert. (Sv. Vojtöch, 

V§trov.) 

Vlasäk, Bez. Wottitz, 23. — Otto's >Cechy«. 

Südwestlich von der Stadt Wottitz, auf einem 679 M. hohen felsigen 
Berge, von wo sich eine schöne Aussicht in die weite Gegend öffnet, steht 

eine einsame quadratische KAPELLE. Zwei Lunetten-Fenster erhellen 
das flach eingedeckte kleine Gotteshaus, über dessen ziegelgedecktem Dache 
sich ein einfaches, mit Brettern beschlagenes Thürmchen erhebt. Zu dieser 
Kapelle gelangt man über einige aus Bruchsteinen gebaute Stufen. Dieselbe 
wurde um das Jahr 1680 von dem Grafen Ferdinand v. Wrtby erbaut. 

Nahe bei der Kapelle steht unter freiem Himmel ein einfacher Stein- 
tisch, dessen monolithe Platte auf vier glatten prismatischen Säulchen ruht. 



WIckowitz. (VIckovice.) 

Sommer, o. c. X., 106. — A. N. Vlasäk, Bez. Wotitz, 72 — SedläCek's »Hrady 

a zämky« IV., 248. 

Das hiesige SCHLOSS war ehemals vollständig, und ist jetzt noch 
theilweise mit Wallgräben umgeben. Der jetzige Bau wurde in der 2. Hälfte 
des XVIII. Jahrh. auf den Oberresten der ehemaligen, mit einem viereckigen 
Thurme versehenen Feste errichtet. Einstöckiges, schmuckloses, mit Schindel- 
dache im Mansarden-Stile bedecktes Gebäude. An der Ostseite des Ge- 
bäudes befindet sich die jetzt aufgehobene Kapelle der Freundschaft Christi 
mit übertünchten Wandgemälden. 

Die ehemalige mittelalterliche FESTE in dem nahen Dorfe Bro- 
mowitz wurde während der Schlacht bei Jankau (1645) zerstört. 



Wodlochowitz. (Vodlochovice.) 

Sommer, o. c. XII., 80. — A. N. Vlasäk. Bm. Wottitz. 98 sqt 

Das SCHLOSS, in den letzten Jahren vollständig erneuert. In dem 
nördlichen Theile Überreste tonnengewölbter Keller — Überbleibsel der 
alten, mit Teichen befestigten FESTE. Der in den Vorhof führende Eingang 
wurde am Ende des XVIII. Jahrh. in pseudoklassischem Stile erbaut: der- 
selbe ist oben mit zwei sehr schön ausgeführten Büsten und reichen Trophäen 
geschmückt. Hübsche Rococo-Vasen auf der Gartenmauer — aus gebranntem 
Thon — wurden hierher aus Wottitz übertragen. 

Die KIRCHE, dem hl. Johann v. Nep. geweiht, aus dem J. 1727. 
Orientierte Centralaniage (720 M. im Durchm.) mit drei für die Altäre 
bestimmten Ausbauen: ein vierter, 
rechteckiger Ausbau enthält das 
Musikchor und den Eingang. Über 
dem Eingange das gut aus Sand- 
stein' \emeisselte kleine Zhorsky'sche 
Wappen mit der Jahreszahl 1737. 
Das mit einem kleinen Dachreiter 
geschmückte Dach lehnt sich an 
einen mit Voluten und Pilastern ge- 
schmückten Giebel. 



Die innere Einrichtung ist sowohl bezüglich Architektonik als auch 
in Betreff der Kirchenmöbcl reich und geschmackvoll. Der Hauptaltar ist 
oben mit einer Statuengruppe der hl. Dreieinigkeit und mit zwei Engels- 
gestalten an den Seiten geschmückt. An den Pilastern sind sechs schon 
aus Messing getriebene Lampenschilde befestigt. Zwei geschmackvolle 



151 

Reliquiarien haben viereckige, mit reicher vergoldeter Blattschnitzerei ge- 
schmückte Rahmen. 

An der Südwand hängt ein schönes, auf Leinwand in Reiner's Manier 
gemaltes 6 i 1 d : »Stigmatisation des hl. Franciscus vonAssisi«; 
darunter in gläsernem Sarge die in grünem, mit goldenen Blüten durch- 
wirkten Brocat eingehüllten Reliquien des hl. Gaudentius, welche im J. 1737 
aus Rom hierher übertragen wurden. An den Seiten korrekt modellierte 
und durchgeführte Statuen der hl. Barbara und Apollonia. 

Vier Bänke aus Eichenholz mit ausgelegten Füllungen und geschnitzten 
Seitenwänden. In der Sacristei ein ähnlich gearbeiteter Paramenten- 
Schrank mit schönen getriebenen Messingbeschlägen. 

Kelche: 1. kunstvoll getrieben, aus Silber, vergoldet, Q2\ M. hoch. 
(Fig. 133.) Auf dem Fusse folgende Inschrift: 

Anna Terefia Zkorfkiana de Zhorze nata Rofacziana de Carlsberg Fieri 
Fecit dono Capellae Sti Joannis Nepomuceni Wodlochowitii 17 2S. 

Dieser Kelch hat der in der Prager Altstadt sesshafte Goldschmied 
Gottfried Lamprecht verfertigt, dessen Marke nebst dem Altstädter 
Beschauzeichen am Rande des Fusses eingeprägt ist: • 

2. ebenfalls aus Silber und vergoldet, 02 15 M. hoch, mit zierlich ge- 
triebener Ornamentik, wie bei dem vorhergehenden. Auch das Beschau- 
zeichen und die Goldschmiedsmarke sind dieselben. 

Messgewand aus Silberbrocat; die eingewirkten Blüthen sind mit 
farbiger Seide etwas grell überstickt. Ein aus Damenkleidern verfertigtes 
Parament (eine Casel, ztvei Dalmatiken und ein Vespermantel): bräun- 
licher Stoff mit gestickten Blüten und Blättern, die sich durch gute und 
gedämpfte Farbenharmonie auszeichnen, reichlich besäet. Beides aus der 
1. Hälfte des XVIII. Jahrh. 



Wondfichowitz, Woldfichowitz. 




(Oldfichovec.) 



Sommer, XVI., 144. — Vlasäk, Bez. Wottitz, 74. — Wilhelm Dokoupil in der 
Zeitschrift »Method« XVI., 26 sq. (mit Illustrationen). — Dr. Jos. Neuwirth, Geschichte 

der bildenden Kunst in Böhmen I., 545. 

FILIAL-KIRCHE, dem hl. Gallus geweiht, früher (bereits im J. 1350) 
eine selbstständige Pfarrei, jetzt nach Neustupow eingepfarrt. Ein icleiner 
thurmloser Bau von gefälligen Verhältnissen aus Sandstein inmitten des Fried- 
hofes auf einer Anhöhe neben der ehemaligen Feste ; das frühgothische, aus 
der ersten Hälfte des XIV. Jahrh. stammende Presbyterium wurde wahr- 
scheinlich zum romanischen Schiffe angebaut. Das Ganze wurde im J. 1897 
gewissenhaft in dem ursprünglichen Stil erneuert. 



152 



Das aus fünf Seiten eines unregelmässigen Achteckes construierte 
Presbyterium (eine jede Seite misst innen 2*40 M.) ist in der Höhe von 
600 M. mit einem spitzbogigen, auf prismatischen abgeschrägten Rippen 
ruhenden Gewölbe überspannt. Die Rippen treffen sich in einem runden 
Schlussstein, auf dem zwei gothische, übereinander gelegte Schlüssel aus- 
gemeisselt sind. Das ursprüngliche, später eingestürzte Gewölbe wurde bei 
der letzten Restaurierung erneuert, wobei der ursprüngliche Schlussstein 
wieder eingesetzt und die Rippen ergänzt wurden. Ein anderer Schluss- 
stein — von gleicher Form — ist in die Mauer der Schmiede an der Land- 
strasse eingelassen. Auf der Aussenseite werden die Ecken des Presbyteriums 
durch 075 M. starke, einfach abgetreppte Strebepfeiler gestützt. 






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Fig. 134. WondHchowits. Gnindriss der Kirche. 

Das fast quadratische (700 M. breite, 8'50 M. lange, 600 M. hohe), 
mit einer flachen Rohrdecke überspannte Schiff ist von dem Presbyterium 
durch einen 0*98 Ctm. starken, 500 M. hohen und 3*40 M. breiten Triumph- 
bogen getrennt. Die Profilierung des Triumphbogens stammt aus der Zeit 
der letzten Restaurierung. 

Der einzige, in der Mitte der Südmauer befindliche Eingang ist mit 
einfachem spitzbogigen (2*50 M. h., 1*40 M. br.), birnförmig profilierten 
Gewände eingefasst. Das Mauerwerk ist in dem Schiffe 1*10 M. stark. 

Die Fenster (in dem Schiff* je zwei gegenüber, im Presbyterium 
blos drei — gegen Süden und Osten) haben ein einfaches, nach den Über- 
resten des ursprünglichen ergänztes Masswerk : doppelter ausgekehlter Drei- 
pass, darüber in der Fensterspitze ein ausgekehlter Kreis. 

In der nordwestlichen Seite des Presbyteriums ist ein gothisches, dem- 
jenigen von Janowitz ähnliches (vergl. Fig. 39.) Sanctuarium eingelassen.- 
ein oblonger (rOO/0'70 M.), mit einer einfachen, ein wenig hervortretenden, 
an der inneren Kante ausgekehlten Leiste umrahmter Wandschrank, welcher 
oben mit einem 0-62 M. hohen, ähnlich umrahmten dreieckigen Giebel be- 
krönt ist. Die Giebelschenkel sind mit je fünf flachen, roh gemeisselten 



153 

gothischen Blättern (Krabben) verziert; die beiden höchstliegenden Blätter 
vereinigen sich in eine kelchförmige Kreuzblume. 

Von dem ehemaligen, im J. 1782 verfertigten Altare, der jetzt weg- 
geräumt und durch einen modernen ersetzt ist, sind einige gut geschnitzte 
Statuen übrig geblieben ; es sind dies die etwa 1*20 M. hohen Statuen der 
hl. Gallus, Wenzel und Florian und zwei kleinere Statuetten der hl. Sebastian 
und Rochus — welche jetzt die Wände des Schiffes zieren. 

Auf dem Friedhofe wurde ein einfaches, gothisch profiliertes, prisma- 
tisches Postament aus Granit gefunden (wahrscheinlich der untere Theil 
eines ehemaligen Taufsteines). 

Woracitz. (Voracice.) 

Vlasäk, Bez. Wottitz 42. 

Von der ziemlich geräumigen FESTE, die über einem steilen Ab- 
hänge westlich von dem jetzigen Gehöfte stand, sind nur noch einige 
Mauerreste und ein Theil der Keller mit Tonnengewölben von Backstein 
vorhanden, 

Woseöan. (Osecany.) 

Schaller, VIII., 187. — Sommer, XVI.. 116. — Vlasäk, Bez. Seitschan 157—158 

Heber, Burgen V, 169 (mit Abb.). 

Das SCHLOSS, am steilen Ufer des Baches »Mastnik« gelegen; 
ein quadratisch angelegter, äusserlich schmuckloser Bau. In dem Salon sind 
die Wände mit auf Leinwand gemalten, aus der zweiten Hälfte des 
XVIII. Jahrh. stammenden, unlängst von dem Maler K. Javürek erneuerten 
Tapeten geschmückt. Darauf ist folgendes dargestellt: 1. eine Gesellschaft 
am Rande eines Haines vor der Diana-Statue, 2. ein Schloss mit Staffage, 
3. eine Scene aus einem Feldlager u. a. 

Im linken Schlossflügel die KAPELLE ZUR HL. ANNA. Zu 
beiden Seiten des Portals stehen Statuen des hl. Leonhard und des hl. 
Felix. Über dem Eingange eine Inschrift-Cartouche und zwei Wappen, — 
sämmtlich aus Stein gemeisselt. Das sehr einfache Innere ist blos durch 
einige Pilaster mit Gesimskapitälen belebt; das Gewölbe ist walzenförmig. 

Im Felde unweit von Woseäan eine schöne Barock-Statue 
des hl. Johann v. Nep. (der Heilige kniet mit ausgebreiteten Händen 
auf Wolken.). An dem prismatischen Postament eine Wappen-Cartouche; 
darüber die gräfliche Krone. Diese Statue Hess Graf Johann Georg Bechynie 
von La2an, welcher in den Jahren 1720 — 1725 das Gut Woseöan besass, 
errichten. 



Wottitz. (Votice.) 



Schaller, Vni.. 195. — Sommer, XVI,, 134. — VUsäk. B«, Wotütz 5. 59. 

Svetozor VI. (1S72) Beilage zur Nr. 13. Sti-x 154.: Heil. Grab-Kapelle auf dem 

Franciskaner Friedhofe in Wottiti von Em. H. 

Die PFARRKIRCHE, dem hl. Wenzel geweiht, bereits im J. 1352 
erwähnt; orientierter, nach der Feuersbrunst im J. 1731 im Barockstile 
erneuerter, mit ziegelgedecktem Mansardendache versehener Bau. 

Der viereckige prismatische, in der nordwestUchen Ecke stehende 
Thurm wurde im J. 1894 erhöht, und hat ein mit Blech beschlagenes in 
ein viereckiges Laterne nthü rauchen auslaufendes Dach. 

Das längliche Schiff ist mit einem Tonnengewölbe (mit s^mentartigen 
Einschnitten über den Fenstern) versehen ; das Gewölbe stützt sich auf 
einfache, mit Gesimskapitälen versehene Pilaster. 

Das quadratische Presbyterium, 
welches durch einen gedrückten Segment- 
bogen vom Schiffe getrennt ist, hat ein klei- 
nes Kuppelgewölbe, worauf sich ein, die 
»Apotheose des hl. Wenzel« darstellendes 
Gemälde von geringem Werte (aus der Mitte 
des XVIII. Jahrh.) befindet. 

An der Nordmauer steht eine dem hl. 
Johann v, Ncp. geweihte (im J. 1755 bene- 
dicierte) Kapelle und die SacristeL 

Auf dem Hauptaltare Überreste eines 
schönen geschnitzten Rahmens (barocke aus 
Akanthusblatt-Motiven componierte Ranken 
und Verschlingungen, aus denen oben zwei 
kelch form ige Blüten mit her vor wachsenden 
Engelsbüsten heraus ragen), aus dem Ende 
des XVII. Jahrh. 

'""""'* ' ' ! i 1 Die übrigen Möbel sind im Barockstile 

Fij. 136 wotdti Twiftttin handwerksmässig ausgeführt und mit zahl- 

O-iw M. hoch). reichen Bildhauerarbeiten geschmückt, aus 

denen bloss die bei der Kanzel hängende, 
1*30 M. hohe, aus Holz geschnitzte Figur des Gekreuzigten Er- 
wähnung verdient. 

Auf dem silbernen, theilweise vergoldeten Ciborium stammt der 
obere Theil aus der ersten Hälfte des XVIII. Jahrh.; die Kuppa ruht in 
einem durchbrochenen, mit getriebenem Blätterornament reichlich ge- 
schmücktem Körbchen. 

Sechs aus Bronze gedrechselte Leuchter (zwei von ihnen sind 
0-33 M., vier 0305 M. hoch), aus dem Beginne des XVII. Jahrh. 



155 

Der Taufstein (Fig. 135), aus Granit (in dem auf die Kanzel 
führenden Gange), 107 M. hoch: auf einem cylinderförmigen, schrauben- 
artig kanellierten und mit einem Rundstabe umwundenen Fussgestelle ruht 
eine halbkugelförmige (050 M. im Durclim.) Schale. 

Grabplatten: 1. unter der Kanzel in die Wand eingelassen, aus 
rothem Marmor, 1'13 M. hoch, 0'52 M. br. ; in der oberen Hälfte rclief- 
artige Gestalt eines auf einem Kissen schlafenden Kindes (en face); dar- 
unter folgende gravierte Inschrift; 

LETA MDLXXII W STR 

ZrEDV PRZIED SESLA 

NIM SWATEHO DVCHA 

VMRZIELA NA NOWYM 

RYCHNOWIE ANNA MAN 

DELINA DCERA VROZ 

ENEHO WLADYKY PANA 

WACZLAWA SKVHROWSK 

YHO Z SKVHROWA A NA 

WOTICZYCH A TVTO 

GEST POCHOWANA 

2. von ähnlicher Form, zerschlagen, 
unter dem Altare auf der Evangelien- 
seite. Die Inschrift lautete laut der Topo- 
graphie von Vlasik folgendermaSSen : F-e- 136, Wo«iK. Siimiicbel de. ehemaLig«n 

• Leta MDLXXII vpond6lf posv. panng Schiow«. 

Dorotfe umfel na Votici'ch Kryätof Pf ech, 

syn urozendho vladyky pana Väclava Skuhrovsköho ze Skuhrova a na 

Voticlch a tuto jest pochovän. Pän Böh ra« duäi jeho milostiv b:^i!> 

3. am Haupteingange im Pflaster die Grabplatte (grauer Marmor) des 
Wottitzer Pfarrers Johann Dittrich Schlechta von Wäehrd (f 1711). 

Glockm: /. 105 M. im Durchm., 100 M. hoch (sammt den Henkeln, 
worauf Maskarone, die sich in Akanthusblätter entwickeln). An der Krone 
folgende von schwungvollem Arabeskenwerke umrankte Inschrift: LAUDATE 
-DOMINVM OMNES GENTES LAVDATE EVM OMMES POPVLI. ANNO 1733. 
Auf dem Mantel Reliefs der Altbunzlauer Madonna und des hl. Wenzel. 

2. 0-85 M. im Durchm., 0-73 M. hoch, (sammt den Henkeln, die ebenso 
geschmückt sind, wie bei der vorhergehenden Glocke). An der Krone 
folgende Inschrift : A FVLGVRE ET TEMPESTATE LIBERA NOS DOMINE 
JESV CHRISTE. ANNO 1733., darunter Sonnenblumengehänge. Auf dem 
Mantel Relief des hl, Adalbert und ein kleines Crucifix. 

3. 0'67 M. im Durchm,, 0"60 M. h., mit einem, die hl. Barbara dar- 
stellenden Relief und an der Krone mit folgender, von einem Gezweig- 
Ornamente umrankten Inschrift geschmückt: LAUDETVR lESVS CHRISTVS 
IN AETERNVM. ANNO 1733. 



In der runden Umfassung); mau er des ehemaligen, um die Kirche 
herum liegenden Gottesackers befindet sich das Fragment eines Renaissance- 
Portals aus Granit mit einem gemeisselten Ornamente; eine Vase, aus der 
eine symmetrisch sich ausbreitende Blume herauswächst. 



Fit. 137. Woniti. Stitue der hl. Birbin Fig. 13«. Woiiiti. Siatoe d« hl. Sebenian 

am Mirklplatie. im MiTklplatie. 

Das ALTE SCHLOSS, wurde (laut des Pfarr-Gedenkbuches aus 
dem J. 1661} an Stelle einer ehemaligen Feste (die Burgstätte heisst bis 
jetzt noch -na HradtSanech*) im Renaissance-Stile als ein quadratischer 
Gebäude-Complex erbaut. Dieses Schloss wurde im J. 1746 durch eine 
Feuersbrunst vernichtet. Die halbverfallenen Gebäude werden jetzt als 
Bierbrauerei und Essrgfabiik benutzt. Die Fronten der einzelnen Flügel 
sind mit hohen, durch Lisencn in quadratische sgraffitierte Felder einge- 
theilten und mit geschweiften Linien, sowie auch mit steinernen Bouquetten 
bekrönten Staffelgiebeln geschmückt. 



Abb. 141. WoliU. Bildniss der Madonna in der Klostwkirche (1'07». hoch). 



BeiiTk SeltschsD. 



157 

Das RATHHAUS am Marktplatze, schmuckloser, aus dem Ende 
des XVil. Jahrli. stammender, ursprünglich mit einem zweitheiligen Dache 
und mit zwei Stinigiebeln geschmückter Bau. An der jetzigen Frontseite 
befindet sich das leidlich gut geschnitzte Stadtwappen: der hl. Wenzel, 
an den durch Querbalken getheilten Schild gestützt, steht zwischen zwei 
prismatischen, mit halbkugelförmigen Kuppeln und mit Zinnen gekrönten 
Thürmen. 

Ein interessanter Stadtprospekt befindet sich an einem künstlerisch 
völlig wertlosen Votivbilde aus dem J. 1765 welches im Rathhause auf- 
bewahrt wird. (Die Kirche hat 
hier einen niedrigen, mit höl- 
zernem Obergeschosse versehe- 
nen, auf Kragsteinen ruhenden 
und mit Zeltdach bedeckten 
Thurm). 

Mitten am geräumigen 
quadratischen Marktplatze ste- 
hen vier geschickt aus Sandstein 
angeführte Barock-Statuen in 
Lebensgrösse : der hl. Barbara, 
der hl. Rosalie, des hl. Rochus 
und des hl. Sebastian. Gute 
Arbeiten von lebendiger Dar- 
stellung, aus der ersten Hälfte 

des XVIil. Jahrh. (Fig. 137. n.. 139. w„,d«. m«..*on„. .. M„k<pi.«.. 

und 138.).*) 

Das Haus Nr. 80. zeichnet sich durch eine schöne mit Rococo- 
Omamenten und zahlreichen geschweiften Gesimsen aus gebranntem Thon 
decorierte Fronte aus. Ähnlich, jedoch etwas einfacher ist auch die 
Fronte des Nachbarhauses geschmückt. (Fig. 139.) **) 

Die KLOSTERKIRCHE, dem hl. Franciscus von Assisi geweiht 
von dem Grafen Sezima v. Wrtby südlich bei der Stadt gegründet (das 
neue Gebäude wurde im J. 1631 eingeweiht). Orientierter, einfacher Bau, 
in den man durch ein mit rothem Marmor eingefasstes Portal gelangt. 
Dieses Portal ist oben im Halbkreisbogen geschlossen und mit einem in 
der Mitte durchbrochenen Gesimsgiebel geschmückt ; in den Drciecks- 



*) E)ie Statue der Madonaä, sowie auch die stilwidrigen Postamente sind modern 
{aus dem J. IS75). 

•*) Vasen und Cartouchen-Ornamente aus gebranntem Thon — ein- 
heimische Erzeugnisse aus der Neige des XVllI. Jahrh. — kommen öfters an den 
hiesigen Häuserfronten vor. Von dieser originellen Ornamentation wurde ein Theil 
nach Wodlochowitz übertragen, wo man sie zur Ausschmückung des neuen Schlosses 
verwendete. 



158 

zwickein des Sturzes sind Engelsköpfchen als Koilanaglyphen, d. h. in ver- 
tieften Umrisslinien angebracht. 

Das längliche, mit flacher verputzter Decke überspannte Schiff ist 
durch einen stumpfspitzigen Triumphbogen vom Presbyterium getrennt. 
Das Presbyterium ist mit drei Seiten eines Achteckes geschlossen und mit 
rippenlosem Tonnengewölbe gedeckt. Die Fenster sind schlank, oben 
ebenfalls stumpfspitzig. 

Auf dem Hauptaltare ein schönes, den betenden hl. Franciscus dar- 
stellendes, in der Eigenart Brandrs ausgeführtes Gemälde. 

In einer zu der Nordseite (beim Musikchor) angebauten Kapelle be- 
findet sich auf dem Altare ein schönes, auf einer Eichenholztafel mit Öl- 
farben in feinem frischen Colorit gemaltes (075 M. br., V0^ M. h.) 
Madonnen-Bild (Kniestück). Die Madonna ist mit einem scharlach- 
rothen Kleide und einem blauen Mantel angethan. Vom Haupte der Jungfrau 
wallt ein weissgrauer durchsichtiger Schleier. Das nackte, bloss mit dem 
herabwallenden Schleier umhüllte Kind schmiegt sich liebkosend an seine 
Mutter. Sehr werthvoUe Arbeit aus dem Beginne des XVII. Jahrh. *) 
(Fig. 140 [Lichtdruck-Tafel]). 

Der an der Nordwand im Schiffe stehende Seitenaltar ist aus Marmor 
gebaut und zeigt einfache, ziemlich schöne Renaissance-Formen: zwei 
Marmorsäulen mit korinthischen Kapitalen auf prismatischen Granitsockeln 
(auf deren Seiten schöne Ornamente: Bouquets und Vasen ausgemeisselt 
sind), tragen ein reich profiliertes Gesimse, auf dem ein in der Mitte unter- 
brochener dreieckiger Giebel mit Engelsstatuetten ruht. Über dem Giebel 
ein ovaler Rahmen und darüber ein Himmelsbote die Posaune blasend**). 

In der Südmauer der Kirche sind einige Grabplatten eingesetzt: 

/. 0*95 M. br., 1*85 M. h., aus weissem Kalkstein mit dem Mitrowitz* 
sehen Wappen in der unteren Hälfte und mit folgender Inschrift: 

GEORGIVS FERDINANDVS LLB 
WRATISLAW DE E 
T IN MITTROVITZ 
^TATIS: SV^ 30 
ANNORVM OBIIT 
18 Y AN VARY 1685. 
REGVIESCAT IN SANCTA FACE. 

AMEN. 



*) DIabacz (K— L. I, 170, Nr. 152) führt unter den von Birkbard (1748) 
verfertigten Stichen auch eine Reproduction dieses Bildes an: »Vera effigics gratiosae 
et pervetustae Matris Dei in templo DD. Franciscanorum percelebris, perillustri Domino 
Dno Joanni Vito Malowecz de Malowicz, Domino in Prosecz, Brzezyna» Beczicz etc., 
patrono gratiosissimo D. D. D. conventus Otticensis.c 

♦*) Auf diesen Altar bezieht sich wahrscheinlich folgende Notiz des Kloster- 
Gedenkbuches: >Am 1. November 1663 wurde ein neuer, von dem Smilkauer Herrn 
Johann von Talmberk errichteter Altar geweiht<. 



159 

2. aus Granit, von derselben Form. Inschrift: 

LETHA PANIE 
1690 DNE 23. MARTD VSNV 
LA W PANV VROZENA PA 
NI KVNEGVNDA ANNA 
DOHALSKA. ROZENA 
SLECZNA WRATISLAW 
KA Z MITROWICZ PANI 
NA WODLOCHOWICZICH 
A NA TOMTO MISTIE 
BLAHOSLAWENEHO 
Z MRTWICH WSTANI 
OCZEKAWA t 

An die Südseite der Kirche stösst das gleichzeitig mit der Kirche ge- 
gründete und im J. 1768 in der jetzigen Form umbaute FRANCISCANER- 
KLOSTER. Einstöckige Flügel umgeben einen geräumigen quadratischen^ 
jetzt in einen Garten verwandelten Hof. 

Von zahlreichen Innenräumen ist bloss das geräumige Refectorium 
erwähnenswert. Dasselbe hat ein mit geschweiften Stuccorahmen ge- 
schmücktes Tonnengewölbe und an den Wänden Reste ausgelegter Täfelei 
aus Eichenholz. 

In den Gängen zahlreiche, grösstentheils aus dem XVIII. Jahrhundert 
stammende, handwerksmässig ausgeführte Statuen und Bilder. Erwähnungs- 
wert sind: 

ein aus Holz geschnitztes, Kreuz in fast natürlicher Grösse über dem 
Klostereingang, bereits im J. 1645 erwähnt, eine rohe Arbeit; 

ein auf Holz leidlich gut gemaltes, aus dem XVII. Jahrh. stammendes 
Bild des kreuztragenden Christus; auf der Rückseite ist ein Auszug 
aus dem Gedenkbuche angeklebt, welcher besagt, »dass dieses Bild die Frau 
Maximiliane Rozhansky, geb. (1674) Doudlebsky zum Andenken gewidmet 
hat, nachdem es über hundert Jahre in ihrer Familie aufbewahrt wurde« ; 

eine erträgliche, auf Holz gemalte Copie der Königsaaler Ma- 
donne, welche (laut einer an der Rückseite befindlichen Inschrift) P. W. Ru- 
dlovsky aus dem Cistercienserorden im J. 1712 (?) gemalt hat. 

In der Sacristei gute, mit farbigen Intarsien und eingebrannten Orna- 
menten und Bildern (hl. Wenzel, hl. Franciscus mit dem Wrtby'schen Wappen^ 
•das letzte Abendmahl« und andere biblische Scenen) geschmückte Rococo- 
Schränke, 

In dem an die Kirche stossenden Gange drei Gedenktafeln aus 
rothem Marmor: 

/. 0-90 M. br., 1 05 M. h., mit Wrtby'schen Wappen (drei Hirsch- 
geweihe) im Relief und mit folgender Randschrift: 



160 

^ejema fjtab« j IKcÜiij hk IDcrfjotonjijdi Üanorot | qi^tf) lEjBtmenpm 

Jafto Kra | Ie (EieCMD ni Koloroproi (Sliz\htm. Sunialoc. 

2. 85 M. br. 070 M. h.: Wrtby'sches Wappen im Relief, dabei die 
Jahreszahl 16S6; unter dem Wappen eine Tafel mit folgender Inschrift: 

WENCESLAVS FRANCISCVS COMES DE WRTTBIJ 
J. 087/1-J2 M.: im quadratischen Felde ebenfalls das Wrtby'sche 
Wappen (flaches Relief), darüber folgende Inschrift r 

ILL' : AC EC LL'. DNVS DNVS 
FERDINA-D' FRANC" SRI* COMES DE 
WRTBY D - IN WOTTICZ ■ JANOWICZ • NEZAScHOW 
lAMOWICZ ■ S ■ C ■ M ■ INTIm' CONSILIAriu 

a^ARIVS 

3DCCXI1 ■ DIE XX MARTII. 



Fig. 141. Wollt». Inttlalien In einet Hand~ctariri in dtt Kl(>iterbibliMh*k. lOritinklCTefM.) 

In der KLOSTERBIBLIOTHEK zahlreiche schöne Einbände 
sowohl gedruckter Bücher als auch von Cancionalen aus dem XVI, und 
XVII. Jahrh, 

Lateinische Handschrift »Liber sententiarum Petri Lombardi« 
aus der ersten Hälfte des XIV. Jahrb., sehr schön auf feinem Pergament 
geschrieben, mit schönen Glossen, bedeutend beschädigt. Die drei erhaltenen 
Inicialien V, C, C, ronranischen Charakters, sind auf blauem Grunde 
gemalt und aus allerlei Thiergestalten zusammengeflochten. Der Braun- 
ledereinband zeigt eine schöne Ornamentation : die von einem schönep 
(auf der Vorderseite einfachen, auf der rückwärtigen Seite doppelten) aus 
Blätter- und Weinrebe- Ranken komponierten Fries umrahmte innere Fläche 
ist in Rhomben vertheilt, welche mit eingepressten Ornamenten au^efüllt 
sind; es sind dies: Wappenschildchen, Löwen, Adler u. s, w. Hie und da 
sieht man ein gothisches E im kreisförmigen Felde. 

Mikrographische lateinische Bibel auf Pergament, in gothischem Braun- 
ledereinband: auf dem vorderen Deckel folgende rechteckige Randschrift; 

^Ec bijblia DctEtia et noiwi iepa 
in den Ecken die hl. Evangelisten in Kreismedaillons ; auf der umrahmten 
Fläche ist ein Ornament — in dem der von einem Stengelovale um- 
gebene und oben bekrönte Granatapfel (nach Art der Gewebemuster) vor- 



161 

kommt — eingepresst. Auf dem rückwärtigen Deckel ist die Fortsetzung 
der vorderen Inschrift: 

per me riifrenfiadj aliga. ffllaiiflingen. 
XV. Jahrh. 

Missale, im kleinen Quartformat, aus dem XVI. Jalirh., in Paris 
gedruckt, mit zahlreichen schönet! Holzschnitten, von denen manche coloriert 
sind ; auf den Rändern sind zahlreiche colorierte Ornamente nach Art 
böhmischer Cancionale beigemalt. 

Über dem Thore des klösterlichen Gottesackers befindet sich eine 

schöne, aus gelblichem Sandsteine gemeisselte, mit barockem Laubwerke 

umrahmte Cartouche mit dem Wrtby'schen Wappen; darüber die von 

zwei Genien flankierte gräfliche Krone. Darunter folgende Inschrift; 

MARIA FRANCISCA COMITISSA DE HEYSENSTEIN NATA 

COMITISSA D£ WRTBY i685. 



Fig. 142. Woltili. BuchelnbaDd in der KJoilerbiblloihek. Ftg. 143. Wollili. Stidliiegel. (OriKinalgiBiH.) 

In der Mitte des Gottesackers steht die HEIL. GRAB-KAPELLE, 
welche in demselben Jahre (1685) nach dem Palästinischen Muster erbaut 
wurde. Über einem länglichen kleinen Baue von massiven Formen erhebt 
sich eine steinerne Kuppel, die an jeder Ecke von einem Paare schlanker, 
mit groben Blattkapitälen versehener Säulchen getragen wird. 

STADTSIEGEL, aus der 2, Hälfte des XVI. Jahrh.; aus Silber, 
rund, schön graviert, mit Stadtwappen in der Mitte und mit rundem Um- 
schrift-Streifen und einem Lorbeerkränzchen am Rande : 

/. 32 Mm. im Durchm., trägt die Umschrift: 

SIGILVM O IVDICIS O WOTiCENSIS O 
auf der Rückseite Spuren gravierter Renaissance-Ranken und eine halb- 
verwischte Inschrift: WACLAW SKVHROWSK . . . *, (Fig. 143.) 



•) Skuhrowaky von Skuhrow besass das GutWottitz in den Jahren 1569—1574. 



.162 

2. 37 Mm. im Durchm., mit der Umschrift: 

PVRMISTRA • A RADI • MIESTA WOTIC. 
Auf der Rückseite Überreste einer Inschrift, wovon bloss die Ziffern 16 — 9 
erkennbar sind. 

J. 48 Mm. im Durchm., mit der Umschrift: 

SIGILLVM • CIVITATIS • WOTICZENSIS • 

auf der Rückseite folgende gravierte Inschrift: 

BOHVSLAW SEWERIN RA 
FAEL WESELEC PRIMATOR 
OBNOWITI DAL 1669. 



Woykau. (Vojkov.) 

Sommer, o. c. XVI., 128. — Vlasäk, Bez. Wottitz 44. sqt. 

Die PFARRKIRCHE, dem hl. Apostel Jacobus geweiht (bereits 
im J. 1350 als Pfarrkirche erwähnt), ursprünglich romanisch mit einem 
länglichen Schiffe und einem quadratischen Presbyterium von rohen schmuck- 
losen Formen. Einigen Fenstern wurden gothische, den Charakter des 
XrV. Jahrh. an sich tragende Maasswerke zu Theil; dieselben sind aber 
wahrscheinlich von anderswo hierher übertragen worden. Der Thurm wurde 
gegen Ende des XVI. Jahrh. angebaut, desgleichen auch die Sacristei. 
Beide wurden im J. 1886 restauriert, wobei die Sacristei vergrössert und 
darüber das herrschaftliche Oratorium errichtet wurde. 

Das 450 M. 1., 460 M. br. Presbyterium ist mit rippenlosem 
Kreuzgewölbe gedeckt. An dem Gewölbe ist ein missglückter Versuch» 
kreuzweise zu wölben, bemerkbar. 

Der 0*85 M. starke, halbkreisförmige, unprofilierte Triumphbogen 
(die Höhe beträgt 5*75 M. die Ausspreizung 4*35 M,) fliesst mit dem Ge- 
wölbe des Presbyteriums zusammen, indem er nur ein wenig, was die Höhe 
anbelangt, von ihm abweicht. 

Das Schiff, welches ein etwas unregelmässiges Rechteck (11*47 bis 
11-70 M. 1., 6-40— 6*70 M. br.) bildet, ist mit flacher, 6*95 M. hohen Bretter- 
decke überspannt. 

Das in der Nordmauer hoch unter der Decke angelegte Fenster 
ist das einzige, welches die ursprüngliche romanische Form beibehalten 
hat; dasselbe ist 1*18 M. hoch, 0*26 M. breit, nach aussen und nach innen 
stark ausgeschrägt (r90 M. br., 0*60 M. hoch) und oben im Halbkreisbogen 
geschlossen. 

In der Südwand befinden sich zwei Fenster (0'93/3*00 M.), welche 
jetzt je eine Mittelpfoste und oben ein gothisches rundbogiges Maasswerk 
haben. Dasselbe besteht aus einem Vierpass und zwei Dreipässen. Das 



163 

Fenstergewände ist an den Kanten ausgekehlt und theitweise durch die 
im gedrückten Rundbogen geschlossene Ausschrägung verdeckt, 

In der Ostfronte hinter dem Altare befindet sich ein von innen ver- 
mauertes (1'38 M. br., 2'75 M. hohes) Fenster mit ähnlichem aber reicherem 
Maasswerke: durch zwei gekehlte mit Doppelnasen verbundene Pfosten ist 
das Fenster in drei vertikale Felder getheilt; darüber zu beiden Seiten je 
ein Dretpass, zuhöchst ein Vierpass. Die Ausschrägung ist oben wieder im 
gedrückten Rundbogen geschlossen (Fig. 144.). 

Die rechteckigen, bei den im XVI. Jahrh. vorgenommenen Restau- 
rierungsarbeiten veränderten Eingänge (aus der Thurmhalle in das Schiff, 
aus dem Presbyterium in die Sacristei und aus dem Thurme auf das 
Musikchor) haben ein rechteckiges, abge- 
schrägtes Steingewände mit Eckfüllungen. 

Der an der Nordseite bei der Westecke 
angebaute quadratische Thurm hatte ur- 
sprünglich bloss ein Stockwerk, welches 
durch sc hiessch artenartige an allen freiste- 
henden Seiten durchbrochene Fensterchen 
{0-65/0'25 M.) erhellt und mit einem rippen- 
losen Kreuzgewölbe gedeckt war. 

Das verputzte Mauerwerk aus Bruch- 
stein ist auffallend uneben und ist im Schiffe 
1-25 M. (an der Westfronte 1-66 M.), im Pres- 
byterium 135 M. und in dem Thurme 0'95 M. 
stark. 

Auf dem modernen Hauptaltare ist ein 
gutes, mit hellen Farben auf Leinwand ge- 
maltes Bild »Die Krönung Marias« 

(120 M. br., 1-93 M. h.) aus der 2. Hälfte fi,. i«. wo,k«. MM«w«k in dem 
des XVIII. Jahrh.; zwei schöne. 125 M. h. Kirch.nf™i«. 

Barockstatuen des hl. Jacobus und des hl. 

Johann Bapt. Ober dem in die Sacristei führenden Eingange ein längliches 
Tafelbild >Die Pharisäer zeigen Jesu die Zinsmünze,- lebhaft kom- 
poniert, im Colorit etwas hart, 1-37 M. br., 094 M. h., aus dem XVII. Jahrh. ; 
eine mittelgute Arbeit 

Nahe bei dem Triumphbogen eine werthlose Copie der Brünner 
Madonna; bemerkenswert ist die aus dem Ende des XVII. Jahrh, stam- 
mende durchbrochene Schnitzerei (barockartig stilisiertes Akanthusblatt), mit 
welcher der sonst einfache rechteckige Rahmen dieses Bildes oben ge- 
schmückt ist. Im Schiffe zwei wertlose Bilder (»hl. Barbara« 1-8O/2-30 M. 
und »Heilige Familie« 100/1-25 M.) in ähnlichen guten Rahmen. 

Einige Messgewänder: I. der mittlere Streifen aus rothem Sammt, 
welcher mit gothisch stilisiertem, in die hochstehenden Haare des Stoffes 
vertieftem Granatapfelmuster (sogen. »Sammtsloffmit geschnittenem Dessin«) 



164 

geschmückt ist; an dem unteren Rande ein aufgesticktes Doppelwappen; 
in dem einen Wappen ist das kiczan'sche Dreiblatt, in dem anderen, 
welches in vier Felder getheilt ist, wechseln ein Adler und ein Löwe ab. 
Der Stoff aus dem XV., die Wappen aus dem Ende des XVI. Jahrh. 

2. violettes Messgewand : in den Seidenstoff sind goldene, um vertikale 
Stengel sich windende Ornamente eingewirkt. XVII. Jahrh. 

3. blaues Messg. aus Leinwand; der mittlere Streifen ist mit regen- 
bogenfarbiger Wolle auf Stramin gestickt; an den Seiten sind mit Knopf- 
stich contourierte Blüthenornamente ausgesäet. Auf dem Kelchtuche: LT 

1790. 

4. weisses Messg.; die aus silbernem Grograin bestehende Mitte ist 
mit gelben Rococo- Blüten auf gewundenen Stengeln verziert. 2. Hälfte des 
XVIII. Jahrh. 

Das Taufbecken aus Zinn: glockenförmiger, auf drei hufförmigen 
in Karyatyden auslaufenden Füssen ruhender Kessel, an dessen unterem 
Rande sich ein mit vierfacher Linie eingefasster Fries befindet, worauf sich 
in Relief (009 M. 1., 025 M. br.) eine Jagdscene wiederholt. Den ziemlich 
flachen Deckel halten drei mit weiblichen Masken verzierte volutenförmige 
Klammern. Das kleine Kreuz wurde erst im J. 1886 hinzugefügt. Die In- 
schriften sind mit schönen Ornamenten als Theilungszeichen versehen; es 
sind dies: ein Greif, menschliche Antlitze (im Profil), ein Zweig mit 
Eichel u. ahn. Auf dem Deckel ist um den Knauf herum folgende In- 
schrift graviert: TVTO KRZYTTEDNICY VDIELAL ö BRYKCY 2WONARZ 
Z CYNPERKV W PRAZE O LETA 1581 O 

Darunter ist das mit einem Kranze umgebene foäan'sche Wappen 
graviert und auf der entgegengesetzten Seite ein ähnlich arrangiertes Wappen 
der Familie v. Skuhrowsky; darunter setzt sich am Rande des Deckels 
die Inschrift fort: 

.... RZMAN Z RZYCZAN A NA KOSOWIE HORZE HEYTMAN 
KRAGE WLTAWSKEHO ANNA RZYCZANSKA Z SKVHROWA. 

Die Höhe des unteren Theiles beträgt 066 M., die Höhe des Deckels 
(ohne Kreuzchen) Oll M. 

Glocken: /. 084 M. im Durchm., 0*78 M. hoch (mit flechtförmigen 
Henkeln), aus einer älteren Glocke umgegossen. An der Krone Lorbeer- 
gehänge und folgende Umschrift: 

lOHANN WENZL KÜHNER GOSS MICH IN DER K. K. NEU STAD 
PRAG ANNO 1789. 

Am unteren Rande ein Blätterornament ; auf dem Mantel eine Barock- 
Cartouche mit Doppelwappen, und darunter folgende fünfzeilige Inschrift: 
BEATISSIM^ VIRGINl MARI^ HONORI 
SVB AVSPICnS ILLVSTRISSIMORVM COMITVM 
RVDOLPHI ET MARI^ ANN^ DE WRATISLAV 
TVNC WOGKOVn H^G GAMPANA REIMFVSA EST 
ANNO DOMINI MDCCLXXXIX 



165 

2. 0'66 M. im Durchm., 065 M. hoch (sammt den flechtförmigen 
Henkeln). Auf dem Mantel Reliefbild des hl. Matthäus (ganze Figur); an 
der Krone die Inschrift: 

I BnnD 4 in I m i ccccc i xxn x fiui x tob ü fetit o magißct t , 
bartfjDlomBus x nomcn x in x praßa. 

J. Durchm. und Höhe gleich : 0-50 M. Auf dem Mantel der sehr 
grobe Relief eines Heiligen (laut des Inventars des hl. Johannes?). Die 
einzige Zierde der Glocke bildet folgende in gothischen Minuskeln aus- 
geführte Inschrift: 

>3mon tento bielal mißt patwBl fennmarj ni ptaje fie rti.« 

Das SCHLOSS, modernisiert. Der ursprüngliche Bau aus dem 
XVI. Jahrh. mit Tonnengewölben, halbkreisförmigen Thüreinfassungen und 
mit Füllungen an den Thürstürzen. Unter dem jetzigen Hofe Ueberreste 
geräumiger tonnen gewölbter Keller. 



Flg. I4S Wtchollti. Fsit 



Wrchotitz. (Vrchotice.) 

Sommer, XVI.. 161, — Vlasäk. Bez. Sedletz, 64, 69. 
Die hiesige, aus der ersten Hälfte des XVI. jahrh. stammende, auf 
einer ziemlich hohen Anhöhe liegende FESTE ist noch fast vollständig 
erhalten. Der schlichte, zweistöckige, mit Schindeln eingedeckte Bau hat in 
dem jetzt zum Theile verschütteten Erdgeschosse ein grosses, mit Balken- 
decke versehenes Zimmer, eine gewölbte Küche und eine Speisekammer. 
Die Keller sind theils im Felsen ausgebrochen theils tonnengewöl bartig 
überdeckt. Das Obergeschoss ist modernisiert. An der Ostseite stützt sich 



166 

das Wohngebäude an eine gewaltige, viereckige, dreistöckige Bastei, welche 
aus unverputztem, unten 200 M. starkem, nach oben sich verjüngendem 
Bruchsteingemäuer gebaut ist. Das Mauerwerk ist statt der Rustika mit 
horizontal geschichteten, aus Mörtel gebildeten rechteckigen Rahmen verziert ; 
unter dem Gesimse, welches das zweite Geschoss von dem dritten trennt, 
läuft ein aus Mörtel gebildeter Rundbogenfries. Im Erdgeschosse befindet 
sich eine tonnengewölbte fensterlose Halle 4*70 D M. ; die ebenfalls tonnen- 
gewölbte Halle des ersten Geschosses ist durch schlanke, in der Mitte der 
Wände durchbrochene, 200 M. hohe, 0*65 M. breite, nach innen stark aus- 
geschrägte, jetzt aber bis auf kleine Öffnungen vermauerte Spitzbogenfenster 
erhellt. Das oberste Stockwerk, dessen Gemäuer sich bedeutend verjüngt, 
indem es an dem Rande noch Platz für eine Zinnenbekrönung lässt, ist mit 
einer flachen Decke versehen. Das zeltförmige Dach ist mit Holzschindeln 
gedeckt. Unter dem Dache befindet sich ein weit vorspringendes Lunetten- 
Gesims (ursprünglich war der Mörtelverputz sicherlich sgraffittiert ; jetzt ist 
alles übertüncht). 



Zahrädka. 

Schaller. VIII., 220. — Sommer, XVI, 185—188. — Vlasäk, Bez. Seitschan, 115. 

Das hiesige, in der Mitte des XVIII. Jahrh. erbaute SCHLÖSSCHEN 
mit einer ehemaligen Kapelle ist ganz schlicht und bietet nichts interessantes. 

Die alte FESTE stand wahrscheinlich nördlich über dem Schlösschen 
auf einer massigen Anhöhe. 

Auf einem bedeutend hohen, »HINTER- CHLUM« (»Zadni Chlumy«) 
genannten Bergrücken, nordwestlich von Zahrädka stand noch vor nicht 
langer Zeit ein gleichnamiges Renaissance-Schlösschen, welches vor zehn 
Jahren abgetragen wurde. 



ZWefinec. 



Sommer, o. c, XVI, 176. (dieser Topograph nennt die Ruine »Burg Krakow«). — 

Vlasäk, Bez. Sedletz, 53 sq. 

Die BURGRUINE erhebt sich auf dem fast senkrecht abfallenden 
Vorsprung einer länglichen steilen Anhöhe. Von dem Hinterlande war die 
Burg durch einen bis 700 M. breiten Graben abgetrennt. Die geringen, aus 
Bruchstein bestehenden Mauerreste, welche nur wenig über dem Erdboden 
sich erheben, und mit Steinhaufen fast vollständig verschüttet sind, lassen 
noch die Grundrissanlage der Burg erkennen: ein länglicher regelmässiger 
Hof, in den von der Südseite ein Thor führte, war von drei Gebäude- 
flügeln umgeben ; diese Gebäude trennte an der Nordseite ein Graben von 



167 

dem Burgpalaste, welcher an eine steile Felswand angebaut war. An dem 
zu der Burg führenden Wege sind noch Spuren und Fundamente zahl- 
reicher Gebäude erhalten. 

Die Burg wurde bereits im XV. Jahrh. zerstört. 



ZWestoW. (Zv§stov.) 

Sommer, Xll., 75. — Vlasäk, Bez. Wottitz, 96. 

Das hiesige SCHLOSS steht auf einer alten, von Teichen umgebenen 
Burgstätte : Der aus zwei, im rechten Winkel gebauten Flügeln bestehende 
prismatische einstöckige Bau stammt aus dem XVII. Jahrh. An der Aussen- 
Seite sind Oberreste von altem Wandbewurf mit gemalter Quadrierung in 
rothen Strichlagen sichtbar. Über der Fronte erhebt sich auf dem hohen 
Dache ein schlankes, mit Schindeln gedecktes, sattelförmig geformtes Re- 
naissance-Thürmchen mit zwei Wetterfahnen. 

Die Eingangsthüre schmückt das aus rothem Sandsteine gemeisselte 
kleine Malowetz'sche Wappen, welches ursprünglich an dem (um das J. 1707 
erbauten) Slapanowitzer Pfarrhause angebracht war. 



ZWirotitz. (Zvfrotice.) 

Sommer, XVI, 172. 

Bei der Einschichte >Rybärna< auf dem steilen Moldauufer wurden die Reste 
einer vorgeschichtlichen Niederlassung entdeckt; bis jetzt nicht untersucht. 



-<«»^9-^^ß}^ 



ALPHABETISCHES ORTS VERZEICHN ISS. 



St. Adalbert bei Wottitz 

siehe W^trow. 
Aroscheiberg 1. 
Arnoschtowitz 4. 
Aub^nitz 9. 
Austupenitz 12. 
Baschant s. Lidkowitz 
BedHchowitz 12. 
Beztahow 17. 
BoUechowitz 17. 
Borotin 18. 
Bromowitz 149. 
Buchow 20. 
Daubrawitz 21. 
Dobrohoscht 20 
Drachkau 21. 
Dublowitz 21-24. 
Habrovka 103. 
HeFmanitz, Klein- 24. 
Hradek bei Radio 25. 
Hinter-Chlum, s. Zahrädka. 
Hoch-Chlumetz 29—30. 
Chlum 25—29. 
Chotgtitz 30. 
Jankau 30—36. 
Janowitz 36 — 45, 
Jesenitz 45-47. 
Jetfichowitz 48. 
Kamaik 48-50. 
Kaut siehe Kouty 
Klein-Hehnanitz s. Hef- 

manitz. 
Kliniötitz 50. 
Kloko^ow 50. 
Kniowitz 50. 
Kolo 51. 
Kouty 51. 

Krakow s. Zw^Hnec. 
Kraschowitz 51. 
Kfenowitz 51. 



Kfepenitz 52. 
Kfeschitz 53. 
Kuni 53. 
Kwasejowitz 53. 
KwaStow b. Mitrowitz 53. 
KwStusch 53. 
Lautschitz s. Lowtschitz. 
Lhota Starcova 53. 
Lhotka 54. 

Libönitz (Lib^nice) 54. 
Lidkowitz (Baschant) 54. 
Lovilschitz 54. 
Malkowitz 54. 
St. Markus bei Hoch- 
Chlumetz 55. 
Martinitz 55—59. 
M&chetitz 59. 
Mezno 59. 
Milostitz 60. 
Mitrowitz, Neu- 60—63. 
Mitrowitz, Alt- 63. 
Modlikow 63. 
Nadägkau 64—66. 
Naizowitz 66. 
Nedrahowitz 67. 
Nechvalitz 67-71. 
Neustupow 71—76. 
Obenitz ^Obdienitz) 76-79. 
Olbramowitz 80. 
Otradowitz, Weiss- 82. 
Otradowitz, Roth- 82. 
Paiitzer Berg 82. 
Petrowitz 83—85. 
Pleschischt 85. 
Po^epitz 86. 

Podhay bei Naiiowitz 89. 
Poreschitz 60. 
Prtschitz 90—97. 
Prosenitz 97. 
Pnöow 98. 



Rade£ 98. 
Radeschin 100. 
Radio 99—100. 
RadmSi'itz (Ratmilice) 100 

bis 103. 
Roth-Augezd 103—106. 
Roth-Hradek 106—108. 
Schönberg 108—110. 
Sedletz 125-129. 
Sedle^ko 129. 
Selian 110-125. 
Semtin 130. 
Skaupy 130. 
Skreyschow 130 — 132. 
Slawkow 132. 
Sroilkau 132. 
StFezm^F 134-138. 
Sukdol 138—141. 
Slapanow 141—144. 
ät^tkowitz 144. 
Toiitz 144—147. 
Trkow 148. 
TFebnitz 148. 
TynCan 148. 
UhFitz 148-149. 
W€trow (St Adalbert) 149 
Wl^kowitz 149. 
Wodlochowitz 150—151. 
WondFichowitz (WoldFi- 

chowitz) 151—153. 
Wora^itz 153. 
Wose^an 153, 
Wottitz (Votice) 154—162 
Woykau 162—165. 
Wrchotitz 165 166. 
Zahrädka 166. 
Zwßrincc 166—167. 
Zwßstow 167. 
Zwirotitz 167. 



VERZEICHNISS DER KÜNSTLER UND GEWERKEN. 



Andreas (Wondrzeg), Glockengiesser 68. 
Bartholomäus, Glockengiesser 3, 28, 85, 

165. 
Bayer Josef, Uhrmacher 60, 
Brandl Peter, Maler 22—23, 158. 
Briccius v. Zimpergk, Glockengiesser 12, 

40, 69, 129, 164. 
Brükner Johann, Glockengiesser 17. 
Dallinger Franz Theod., Maler 43. 
Dietrich Johann, Glockengiesser 35. 
Dietrich Veit, Glockengiesser 29. 
Dietrich Zacharias, Glockengiesser 28. 
Frank Franz Ant, Glockengiesser 110. 
Frank Wenzel, Glockengiesser 65. 
Georg (Gira, Georgias) Glockengiesser 39, 

79, 124. 
GTrzik s. JiHk. 

Gleixner Thomas, Glockengiesser 16. 
Graflf Josef, Uhrmacher 44 
Hatlak Thomas F., Bildhauer 134. 
Hoffmann Balthasar, Glockengiesser 147. 
Cherb siehe Scherb. 
Johann (Joannes Cantarista), Glockengiesser 

138. 
Johann v. Königgrätz, Zinngiesser 1. 
Jarosch Thomas, Glockengiesser 47, 89. 
JiHk, Buchbinder 121, 
Kilian A., Töpfer 44. 
Kühner Franz Jos., Glockengiesser 81. 
Kühner Johann Georg, Glockengiesser 35. 
Kühner Johann Wenzel, Glockengiesser 164. 
Kühner Anna.GIockengiesserin 119, 120, 129. 



Lamprecht Gottfried, Goldschmied 151 

Marchetti Franz, Maler 127. 

Matthias, Glockengiesser 58. 

Mrkviöka Johann, Zinngiesser 27. 

Paul, Zinngiesser 165. 

Platzer I., Bildhauer 48, 97. 

Pti£ek, Glockengiesser 143. 

Raab Ign., Maler 18, 65, 88. 

Reiner Wenzel Laurentius, Maler 28, 131, 
151. 

Richenbach, Buchbinder 161. 

Rudlovsky W.. Maler 159. 

Rupertus a S. Dominico, Bildschnitzer 88. 

Seiner Matthias, Baumeister 125. 

Scherb (Cherb) Christophorus, Glocken- 
giesser 144. 

Schmeykal Thaddäus, Maler 118. 

Schmidl, Maler 84. 

Schoenfeldt, Glockengiesser 79, 120. 

Schunke Johann Christian, Glockengiesser 
89, 102. 

Slepi^ka, Glockengiesser 138. 

Spitzer Johann Wenzel, Maler 6. 

Stanislaus, Glockengiesser 75. 

Spiz Matthias, Glockengiesser 81. 

Spinet, Bildhauer 124. 

Walther Christoph, Glockengiesser 119. 

Wawra Martinus, Maler 15. 

Widemann (Widman) Lazarus, Bildhauer 

6, 132, 140. 
Wondrzeg siehe Andreas. 



Topographie 



DER 



HISTORISCHEN UND KUNST-DENKMALE 



IM KÖNIGREICHE BÖHMEN 

VON DER 

URZEIT BIS ZUM ANFANGE DES XIX. JAHRHUNDERTES. 



HERAUSGEGEBEN VON PER 

ARCHAEOLOGISCHEN COMMISSION 

BEI DER BÖHMISCHEN KAISER-FRANZ-JOSEF-AKADEMIE 

FÜR WISSENSCHAFTEN, LITTERATUR UND KUNST 

UNTER DER LEITUNG IHRES PRÄSIDENTEN 



JOSEF HLAVKA. 



IV. 



DER POLITISCHE BEZIRK RAUDNITZ. 



VERFASST VON 



Dr. BOH. MATEJKA. 



PRAG 1900. 

VERLAG DER ARCHAEOLOGISCHEN COMMISSION BEI DER BÖHMISCHEN 
KAISER . FRANZ - JOSEF - AKADEMIE FÜR WISSENSCHAFTEN, LITTERATUR UND KUNST. 



Topographie 



DER 



HISTORISCHEN UND KUNST-DENKMALE 



IM POLITISCHEN 



BEZIRKE RAUDNITZ. 



iTERFASST VON 



Dr. BOH. MATEJKA. 



MIT 9 TAFELN UND 148 TEXTFIGUREN. 



PRAG 1900. 

VERLAG DER ARCjEIAEOLOGISCHEN COMMISSION BEI DER BÖHMISCHEN 
KAISER -FRANZ. JOSEF -AKADEMIE FÜR WISSENSCHAFTEN, LITTERATUR UND KUNST. 



DRUCK VON ALOIS WIESNER IN PRAG. 



VORWORT. 



Das vorliegende Inventare der kunsthistorischen Denkmäler im poli- 
tischen Bezirke Raudnitz wurde in den Herbstmonaten 1897 und im Früh- 
jahre 1898 aufgenommen und sodann in böhmischer Sprache veröffentlicht. 
Der Reichtum und die Mannigfaltigkeit des vorgefundenen Materiales ver- 
ursachte eine Theilung desselben in zwei Bände, von welchen der erste die 
einzelnen Städte und Ortschaften des genannten Bezirkes behandelt; der 
zweite Theil, welcher bereits auch in Arbeit steht, wird dem Raudnitzer 
Schlosse und den daselbst aufgespeicherten Kunstschätzen gewidmet sein. 
Zugleich ist zu bemerken, dass Kunstgegenstände, welche zwar aus dem 
Raudnitzer Bezirke stammen, aber dauernd ausserhalb seiner Grenzen auf- 
bewahrt werden, nicht in das Verzeichniss aufgenommen wurden; so be- 
sonders die schönen Altarschreine aus Cernoves und Duban im leitmeritzer 
Diöcesalmuseum und werthvoUe Handschriften sowie kunstgewerbliche Gegen- 
stände im Museum des Königreiches Böhmen. 

Bei den behufs Inventarisierung vorgenommenen Studienreisen wurde 
mir von zahlreichen Freunden dieses Unternehmens in zuvorkommendster 
Weise vielfache Erleichterung und Unterstützung zu Theil. Besonders habe 
ich dem H. Max Dvorak^ Schlossarchivar zu Raudnitz und dessen Sohne 
H. Dr. Max Dvorak verschiedene Nachrichten aus dem Schlossarchive und 
einige Hinweise auf die Raudnitzer Tafelgemälde aus dem 14. Jahrh. zu 
verdanken; die HH. K, Ki^enek, Director der Schule zu Libochovic und 
Johann Janda, Lehrer zu Budin, sandten Berichte über praehistorische 
Funde, welche von Prof. Dr. /. L, PK ergänzt wurden. Den Grundriss 
und die Detail Zeichnungen der Charvatecer Kirche stellte H. k. k. Baurath 
Rudolf Vomälka freundlichst zur Verfügung, während die übrigen Zeich- 
nungen von den HH. R, Vanderlind und Anton Masdk stammen. Auch 
allen übrigen Herren, welche dies Unternehmen gütigst unterstützten, be- 
sonders den zahlreichen HH. Ortspfarrern und Lehrern, sei hier der auf- 
richtigste Dank ausgesprochen. 

Finanziell unterstützten die Ausgabe des Inventares: Die löbliche Stadt- 
gemeinde Raudnitz mit 200 Gulden, die löbliche »Rolnickä zälo2na pod- 
Kpskä« mit 100 Gulden und der hochgeborene Herr Josef Graf von 
Herberstein mit 25 Gulden. 

PRAG, am 1. Mai 1900. 

Dr. Boh. Matejka. 



Bechlin. 

Sedlä£ek August, Mistopisn^" slovnik 1897, 10. 

Aschengruben und Gräber mit hockenden Skeletten. — Mittheilungen der 
anthropologischen Gresellschaft in Wien 1884, XV. 180. 

Die PFARRKIRCHE, dem hl. Wenzel geweiht und bereits im 
Jahre 1352 als solche erwähnt, war vom J. 1621 (1622) bis 1858 Filiale, 
brannte 1697 ab und wurde 1786 erneuert. 

Der Bau ist gothisch, orientirt, von Bruchstein, mit Kalk verputzt; 
er besteht aus einem rechtwinkeligen Schiffe und einem quadratischen 
Presbyterium. Die baroke Fagade ist in zwei Etagen getheilt, deren je vier 
einfache Wandpfeiler verkröpfte Gesimse tragen; zu oberst ein 
niedriger, dreiseitiger Giebel. Die Wände der Langseiten und 
des Chorschlusses sind ganz glatt, ohne Strebepfeiler, . die sie 
durchbrechenden Fenster rundbogig überwölbt. 

Das Innere des Schiffes, 8 m lang und 6*60 m breit 
(bei \'20 m Mauerstärke) hat glatte Wände und eine gerade 
Decke ; in das Schiff wurde später eine Orgelbühne eingebaut, Abb. i. 
an seine Südseite eine quadratische Kapelle angefügt. Der 
Triumphbogen, 080 m stark, ist gothisch, die Kante seines spitzen Bogens 
mit Hohlkehle und Rundstäben profilirt. Der Altarraum von 5'20 m Länge 
und 5 m Breite ist von einem einzigen, quadratischen Kreuzgewölbe über- 
spannt ; die Rippen desselben sind birnförmig profilirt (Abb. 1) und sitzen 
auf einfachen Spitzconsolen auf; den runden Schlussstein schmückt eine 
achtblättrige Rose. 

Altarkreuz, 0'58 m hoch, von Holz, bekleidet mit Perlmutter- 
platten, auf denen die Gestalten des hl. Thomas, des hl. Paulus und der 
vier Evangelisten geschnitzt sind; der Christuskörper von Messing. Italie- 
nische Arbeit des 18. Jahrhunderts. 

Messingleuchter, zwei mit Renaissanceformen, 0*38»/ hoch, auf 
dreiseitigen Fussgestellen ; vier Barockleuchter, O'AA m hoch, gedrechselt, 
mit flachen, ringförmigen Gliedern ; zwei Barokleuchter, 050 m hoch mit 
runden, kegelförmigen Gliedern. 

Bezirkthauptmannschaft Raudnitz. 2 




Glocken: /. Höhe: 0'7S m Durchmesser ebenso gross, am Kronen- 
rande ein breites Band mit Cartouchen, in deren jeder ein Engel einen 
Menschenschädel hält; darunter die Inschrift: GOSS MICH CHRISTOFF 
WALTHER IN PRAG ANNO M • DC • LXV ; unter der Inschrift eine Reihe 
hängender Palmetten, auf dem Mantel der Name: S. WENCESLAVS. 

2. und 3. kleine Glocken aus dem 19. Jahrhundert. 



Befkovic Ober- — Böäkovice, 

Befkovice Horni. 

Sedlä^ek, Mfstopisn^ slovnik 21; Handschriftliche topographische Sammlung im- 

Archive des Museums des Königreichs Böhmen. 

Beim Strassenbaue wurden Gefassscherben und Glaskorallen von verschiedenen 
Farben gefunden. — Pamätky archaeol. VIII, 577. 

Das SCHLOSS, derzeit als Filiale der Landesirrenanstalt einge- 
richtet, wurde in den Jahren 1738 — 1756 vom Grafen Adam Franz Hartig. 
erbaut (das frühere Schloss, jetzt Amtsgebäude, stammt aus dem Jahre 
1684, wie aus einer bei der Thurmdemolirung gefundenen Handschrift 
ersichtlich war; es wurde auf Kosten Ferdinand Christians Ritter von 
Scheidler von dem Mauermeister Georg Kotick^ und dem Zimmermann 
Johann Schwarzenberger aus Melnik erbaut). 

Der Bau bildet ein gestrecktes Rechteck, an dessen Langseiten südlich 
ein grosser Park, nördlich ein schöner Vorhof anstosst; den letzteren 
bilden zwei niedrige Flügel, welche vorne durch die Portalmauer verbunden 
sind. Ihr Aufbau erlitt durch Einstellung neuer Amts- und Wirthsschaft- 
gebäude nicht geringe Veränderungen; ursprünglich bildeten dieselben 
einstöckige Terassen, deren mit Lesenen geschmückte Wände in der Mitte 
beiderseits von je einem um ein Stockwerk höheren Bau unterbrochen 
werden. Im westlichen dieser beiden Gebäude befindet sich eine Treppe,, 
im östlichen die Schlosskapelle. 

Die Kapelle, im Jahre 1773 geweiht, enthält in der mit einfacher 
Bossage versehenen Fagade ein rechtwinklig umrahmtes Portal mit ge- 
schweiften Giebelsegmenten und über demselben ein einfaches Fenster mit 
Bogensegment. Das Innere bildet ein 8*20 m langes und 4 m breites 
Rechteck, dessen Wände in der Grundrisslinie gebrochen, in den Winkeln 
abgerundet und jederseits mit zwei Pilastem belebt sind; die letzteren 
tragen auf ihren mit Voluten und Draperien gezierten Kapitalen ein wenig 
ausladendes, verkröpftes Gesimse, auf welchem ein dreitheiliges Gewölbe 
ruht (eine böhmische Kappe zwischen zwei Tonnen), Der Altartisch und 
das Tabernakel sind von schönem Kunstmarmor grauer und rosa Farbe 
mit kleinen, von Holz geschnitzten und vergoldeten Zierraten; über dem- 



seloen in reichgeschwungenem Rahmen zwei Gemälde auf Leinwand, die 
hl. Familie und der hl. Wenzel. Das Oratorium bildet einen Balkon auf 
drei Volutconsolen. 

Die Hoffagade des Schlosses mit zwei Oberetagen zählt 21 Fenster- 
achsen, deren drei mittlere zu einem grösseren, je drei an jeder Seite zu 
zwei kleineren Risaliten verbunden sind. Die Mitte gliedern vier mächtige 
Halbsäulen, welche auf massiven Volutconsolen ruhen; die letzteren sind 
in das glatte Mauerwerk des von drei Durchgängen durchbrochenen Erd- 
geschosses eingelassen. Die Halbsäulen, welche die beiden oberen Geschosse 
verbinden, tragen auf den mit Voluten und Rocaileornamenten geschmückten 



Abb. 2. Obei-Bclkovic. Scblou, »baut in den Jahren 1738— 1756. 

Capitälen ein ausladendes Gesimse, welches von einem flachen dreiseitigen 
Giebel überhöht wird. Denselben krönt in der Mitte eine Barockvase, an 
den Seiten Sandstein-Statuen eines Jüngünges mit Weintrauben und eines 
Greises als All^onen des Herbstes und des Winters. Die Fenster, in 
jeder Etage drei, sind rechtwinklig, glatt umrahmt, mit Dreieck- oder Bogen- 
giebeln ; das mittlere, einst grösser und reicher umrahmt erhielt in neuerer 
Zeit eine den übrigen gleiche Form. Die an den Mittelrisalit anstossenden 
Fa^adentheile von je sechs Fenstern mit abwechselnd Dreieck- und Bogen- 
giebeln tragen auf 'dem Dache durchbrochene Attiken mit Dachfenstern, 
Die Eckrisalite waren von grossen, flachen Pilastern mit Barokcapitälen 
gegliedert, sind Jedoch zum grossen Theile durch spätere Anbauten verdeckt; 
über denselben grosse Bogengiebel mit je einem barok ausgeschnittenen 
Fenster, bekrönt von einer Sandsteinvase und je zwei Engelpaaren. 

Üie Garten fa fade des Schlosses (Abb. 2.), frei von allen An- 
bauten zeigt die grossen Formen des Baues in voller Schönheil, deren 
Eindruck durch den schönen Park noch gesteigert wird, Sie gleicht der 



Abb. 3. Obec-Befkovlc. ClabnuJ 1' 



Nordfa9ade mit dem Unterschiede, dass das Erdgeseboss des Mittelrisalites 
sich in (derzeit vermauerten) drei Bögen auf breiten Pfeilern gegen den 
Garten öffnete; über den Bögen ein gerader Balcon mit neuerem einfachem 
Gitter. Das Mittelfenster des ersten Stockwerkes besitzt eine Umrahmung 
mit Pilastern und hohem Bogen. Die allegorischen Figuren auf dem Giebel 
ein tanzendes Mädchen und eine Schnitterin, stellen den Frühling und 
Sommer vor. 

Die Innenräume des Schlosses vertheilen sich in der Weise, dass 
die Mitte im Erdgeschosse von einer geräumigen Sala terrena, die Mitte 
der Obergeschosse von einem grossen Festsaale eingenommen wird. In 
der ersteren, welche derzeit in kleinere Räume abgetheilt ist, tragen zehn 
schlanke, vierseitige Pfeiler auf Gurtbögen böhmische Kappen mit Stucco- 
rahmen, deren Gemälde jedoch übertüncht sind. Zu beiden Seiten mündet 
in diesen Raum ein Gang, welcher die ganze Längsachse des Schlusses 
durchläuft und den Zugang zu den einzelnen Zimmern vermittelt. Diese 
sind gross, hoch und luftig, dem Parke zugewendet ; in einigen haben sich 
Stuccodecken mit schönen Blumenornamenten erhalten. Die einst weiss 
lackirten Thüren mit geschnitzten und vergoldeten Barockleisten sind jetzt 
braun angestrichen. An die Hofseite des Erdgeschossraumes schliesst rechts 
und links ein doppeltes Stiegenhaus an, welches derzeit in zwei einarmige 
Treppen getheilt ist; seine Wände sind mit einfachen Pilastern versehen. 
Die Räume des ersten Stockwerkes sind ähnlich vertheilt. Der grosse, 
zweistöckige Saal in der Mitte ist nun durch eine eingelegte Decke in 
zwei Hallen getheilt; mächtige Pilaster tragen auf dem stark ausladenden 
Gesimse, welches an zwei Seiten von grossen Voluten unterbrochen wird 
eine Decke, deren mächtiges, einfach umrahmtes Feld für ein grosses 
Deckengemälde bestimmt war. Dem Hofe und Garten zu öffnen sich in 
jeder Etage je 3 Fenster. In den grossen Nebenzimmern sind einige 
Decken aus dem Anfange des 19. Jahrh. erhalten. Die Zimmer des zweiten 
Stockes sind niedrig, ganz 'einfach, für die Dienerschaft bestimmt. 

Die einstige Einrichtung der Gemächer schildert die Beschreibung 
in der topographischen Sammlung des Archives im böhmischen Museum 
noch im Jahre 1826 als prachtvoll; das alte Möbel prangte von Gold und 
Silber, die Wände deckten werthvoUe Tepiche, die Stühle waren überzogen 
mit den theuersten Stoffen, in welchen verschiedene Figuren eingewebt 
waren; das Ganze bildete ein§ vorzügliche Sehenswürdigkeit. 

Im Parke, welcher zu Anfang des 19. Jhrh. in englischer Art erneuert 
wurde, steht ein Grabmal von Sandstein (Abb. 3.) mit einer trauernden 
Frauengestalt, die sich über eine Kindsleiche neigt. Vortreffliche Arbeit 
in natürlicher Grösse, vorne am Sockel vom Künstler bezeichnet: 

Kaveri Lederer Sculpsit 

Seitlich in einem Blumenkranze die Inschrift : Monument douloureuse 
erigö par un Pere et une Mere Antoinette Comtesse d'Hartig mort Tan 
1790. 



Eine zweite Statue einer stehenden Frauengestalt trägt neben einer 
französischen Inschrift den Namen >Hygeia' und die Jahreszahl 1795; 
dieselbe ist jedoch stark beschädigt und von schwächerer Arbeit. 



Brozan ~ Brozany. 

Fr. Bcnes, TamäHiy archaeologickO, V. 336 (mit Abbildungen der Kirche in ihrem 
früheren Zustande); SedläEek, Mi'stopisnJ slovnik 72; Gedetikbuch des Pfarr- 
amtes aus dem Jahre 17T0; Wagner, Sammlung alter und neuer Nachrichten be- 
trelTend die Kirchbezirke und derselben Gotteshäuser im Leutmeritier Kreise I. 98, 
im Archive des Museums des Königreichs Böhmen. 

Die PFARRKIRCHE, dem bl. Gotthard geweiht, als solche bereits 
im Jahre 1358 erwähnt. Das Gebäude ist orientirt und besteht aus einem 
rechtwinkeligen Schiffe und kleinem westlichen Thurme aus romanischer 

Epoche, einer nördlichen, 
frühgothischen Kapelle, ei- 
nem späteren, gothischen 
Presbyteriuin und einem süd- 
lichen Renaissance-Thurme 
(Abb. 4 und 5). 

DerWestthurm aus 
behauenen und geschichteten 
Plänerkalkplatten mit Sand- 
stein vermengt mit glattem 
Mörtelbewurf auf quadra- 
tischer Grundlage, im Ge- 
mäuer romanisch bis auf das 
oberste gothischeStockwerk; 
den Zugang vermittelt in 
Stockwerkhöhe eine gothi- 
sche, rechtwinklige Thür. 
Die Thurmfenster sind go- 
thisch, gross und rechtwink- 
lig, an den Kanten abge- 
schrägt ; das Ziegeidach ist 
zeit förmig, niedrig. 

Die Westseite des 

Abb, *. Broian. Kiithe. ScHiffes ist Unten glatt, bfos 

von einem runden Fenster 

durchbrochen ; sie trägt einen Renaissance-Giebel, der durch Gesimse in 

drei Abtheilungen getheilt, und von runden Öffnungen durchbrochen wird; 

zur Hälfte verdeckt durch den Thurin. 



Der Südthurm, aus Bruchstein mit Kalkbewurf, stammt aus dem 
16. Jahrhundert; den Grundriss bildet ein Rechteck von 460 t» Breite, 
bei 1*10 m Mauerstärke. Zwei Gesimse theilen den Thorm in drei Stock- 
werke; im untersten befindet sich an der Südseite das Portal, dessen 
Sandsteinlaibung im Halbkreise überwölbt und von zwei toscanischen Säulen 
und einem geraden, dreieckigen Giebel 
umrahmt ist; den letzteren füllt ein 
Sandsteinrelief Gott Vaters, die Zwi- 
ckel oberhalb des Halbkreises Engels- 
köpfe. Obzwar die einstige Aufschrift 
des Gesimses verwischt ist, lassen die 
Wappen der Herren von VrSovic' auf 
den SäulenfUssen (Halbmonde) er- 
kennen, dass dieser Thurm in den 
Jahren 1530—1569 errichtet wurde. 
An derselben Südseite des Thurmes 
ragen im zweiten Stocke drei, im 

dritten zwei Steinconsolen hervor, Abb. s. biohd. GmDdciii der Kirch«, vm*- 

welche fünf Heiligenstatuetten 

tragen; diese stammen aus dem 16. Jahrhundert, sind von Stein, etwa 
050 m hoch, von geringem Kunstwerth und stark beschädigt. In der 
Westseite des Thurmes sind zwei Schiessscharten, im obersten Stocke 
jederseits eine grosse SchallÖfirnung im Halbkreise überdeckt. Das Ziegel- 
dach ist zeltförmig mit hoher Pyramide. 

Die Südseite des Schiffes, soweit sie vom Thurme nicht verdeckt 
ist, stützen zwei Strebepfeiler, zwischen welchen sich zwei hohe gothische 
Fenster mit gebrochenen, glatten Laibungen, ohne Masswerk befinden. Die 
Ost wand des Schiffes mit Strebepfeiler trägt einen der Westseite gleichen 
Renaissancegiebel. 

Das Presbyterium, welches mit drei Seiten eines Achteckes 
schliesst, ist schmäler und niedriger als das Schifl; seine glatten Wände 

sind von fünf Fenstern 
'rii\ y^\ /!^\ /0\ ohne Masswerk durch- 



" 1 1* '"* 1 brechen, ihre Laibun- 
gen haben aussen je 
Abb. 6. BrouD. ztEchen luf diD scr.b.pr.iierD. eine breite Hohlkehle. 

Die sechs Strebepfeiler 
haben an den Abstufungen gothische Kaffgesimstheile mit Hohlkehle und 
starkem Rundstab; sie endigen mit dreiseitigen Giebeln, deren jeder ein 
Zeichen trägt: 1. zwei kreuzförmig gelegte Stäbe; 2. der Buchstabe m in 
einem Schilde; 3. die Buchstaben n t; 4. eine menschliche Maske; und 
5. ein leerer Schild (Abb. 6.). Zwischen den Strebepfeilern ist ein schlankes 
Säulenfragment, ein Christuskopf und ein roh gearbeiteter menschlicher 
Kopf eingemauert. 



An der Nordseite der Kirche ist ausser der baroken Sakristei 
eine gothische rechtwinklige Kapelle der Jungfrau Maria angebaut; auf 
dem späteren breiten Strebepfeiler befindet sich der Rest einer Inschrift: 
LETHA PANIE 1611 .... 
Das Innere betritt man 
durch die südliche Thurmhalle 
aus welcher eine rechtwinklige Re- 
naissancethär mit geradem Ge- 
simse in das Schiff führt. Das- 
selbe ist 1009 m lang und 938 m 
breit, hat glatte Wände und ein 
barokes Tonnengewölbe. Ober- 
halb des Triumphb(^ens befindet 
sich ein Fresco, den hl. Gotthard 
darstellend ; im Hintergrunde des- 
selben ist die Klosterkirche von 
Doxan abgebildet. Über dem Bilde 
ist das Wappen des Wenzel Eusep, 
Fürsten von Lobkowitz, Herzog 
zu Sagan aufgemalt. Die einstige 
Inschrift lautete: 

A fvlgVre AC teMpe- 

STATE PROTEGE SERVOSTVOS 
SANCTE GOTHARDE (1770). 

iJ".-.'/,:.-! sVB bernarDo neV- 

BAVER PAROCHO Ma~GNO LA- 
BORE AC AERE RENOVATA. 

Die Kapelle von 690 m 
Länge und 440 m Breite, aus 
frühgothischer Epoche schliesst 
sich nördlich durch zwei gothi- 
t._.u— 1 sehe Bögen an das Kirchenschiff 

an ; die glatten Wände werden 
blos von zwei Diensten geghe- 
dert, deren halbkreisförmige Stäbe 
sich an rechteckige Wandpfeiler 

Abb. 7. Broian. Dien», CoBaoic und Rippenprofi] in der anlehnen (Abb. 7.). lo den Winkeln 
cprfi. ; Rippenprofij 1™ Pr«b,.«iuM. ./„ ^^^^ Rippeuconsoien ; das schmü- 

ckende Laubwerk hat Formen 

der Frühgothik. Die keilförmig profilirten Rippen {Abb. 7.) der beiden 

Kreuzgewölbe treffen in zwei runden Schlusssteinen zusammen, deren 

einer eine stylisirte Blume trägt. 



Das Presbyterium, welches sich durch einen gebrochenen, an den 
Kanten abgeschrägten Triumphbogen dem Schiffe zu öffnet, ist 8*25 m 
lang und 6*40 m breit, in drei Seiten des Achteckes geschlossen. Die 
glatten Wände werden von zwei halbsäulenförmigen Diensten unter- 
brochen, deren Capitäle mit stylisirtem Laubwerk umwunden sind ; auf 
diesen und auf sechs C o n s o 1 e n, von denen vier im Chorschlusse polygonal 
und glatt sind, während zwei beim Triumphbogen Menschenmasken bilden,, 
sitzen die Gewölberippen auf; dieselben sind keilförmig mit beider- 
seitigen Rinnen (Abb. 7.) und kreuzen sich in zwei Scheiben, deren eine 
des Chorschlusses mit plastischer Rose geschmückt ist. 

Das Sanctuarium bildet eine gothisch umrahmte Nische, deren 
Giebelbogen in Form des sogenannten Eselsrückens, mit acht Krabben, einer 
Kreuzblume und in der Mitte mit einfachem Masswerke geschmückt ist. 

Der Hauptaltar (Abb. 8.) 3*60 m hoch (mit dem Altartisch, jedoch 
ohne die obenstehende Barokstatue) und 2*30 ni breit, ganz von Sand- 
stein im 16. Jahrhundert meisterhaft ausgeführt, durch modernen Anstrich 
verunschönt. Der alte Altartisch ist oben und unten mit geraden, einfach 
profilirten Gesimsen versehen. . Der reich geschmückte Altaraufsatz weist 
in der untersten Abtheilung zwischen zwei Consölen ein Relief der Welt- 
schöpfung auf; darüber drei plastische Bilder: die Verkündigung, das letzte 
Abendmahl (in der Mitte,) und die Heimsuchung. Seitlich zwei Volut- 
consölen mit Engelsköpfen und Festons. Das obere grosse Mittelfeld nimmt 
ein Relief der Kreuzigung mit zahlreichen Figuren ein; zu beiden Seiten 
je ein Säulenpaar mit reichgeschmückten Schäften: im unteren Drittel 
flaches Cartouchenomament, darüber schuppenförmig gelegte Lorbeerblätter. 
Die ringförmigen Capitäle tragen ein verkröpftes Gebälke mit Triglyphen 
und ausladendem Gesimse. An den Ecken durchbrochene Consölen mit 
Löwenmasken. Den Giebel bildet das Relief der Auferstehung zwischen 
einer Mannes- und einer Frauencariatyde und zwischen zwei durchbrochenen 
Seitenstücken. Sämmtliche architektonische Theile sind von einem reichen,. 
ganz flach gemeisseltenOmamentsschmucke überzogen, dessen Motiv grössten^ 
theils durchbrochene, an den Ecken und Kanten gebogene Blechverzierungen 
nachahmt. Die ornamentale Ausschmückung ist besonders vorzüglich,, 
während die Ausführung der sämmtlich kleinen Figuren durch das un- 
günstige Materiale beeinträchtigt wird. 

Die beiden Nebenaltäre in den Ecken des Kirchenschiffes mit 
unschönen Bildern der Mutter Gottes und des hl. Johannes von Nepomuk 
in unschönen Barokrahmen wurden in den Jahren 1766 bis 1772 vom 
Pfarrer Bernhard Neubauer aufgestellt an Stelle der beiden nächstbe- 
schriebenen, in die Seitenkapelle übertragenen Renaissancealtäre. 

Nebenaltar (entweiht, Abb. 9.) aus dem 16. Jahrhundert, ganz von 
Sandstein, 2'42 m hoch und 1'40 m breit; auf der Sockelplatte verwischte 
Inschriftreste von schwarzer Farbe, deren Text seinerzeit in den Pamätky 
archaeologick6 verzeichnet wurde: 



Abb. B Broian. Haupuli 



12 

Baq prjigßti fento naklab obe mnxB 
hterpj fenf .... uro^ien .... 

sroaie gmcno o»Iaroi|o 

Bmütlnoslx 

raq mnie 

Die Altarpredelle bildet ein Relief der Opferung Isaks zwischen zwei 
schmucken Consolen; im Mittelfelde eine Darstellung aus der Apocalypse 
(12. Cap.): der auf einem Halbmonde stehenden Jungfrau Maria nähert 
sich ein feuerspeiender Drache, welchen der Erzengel Michael bekämpft; 
in den Wolken Gott Vater. Zu beiden Seiten des ReUefs eine Manns- und 
Frauencdriatyde, an den Ecken Volutenstücke mit vorzüglichen Masken. 
Ober dem Gesimse ein Giebel mit schön umrahmter Reliefdarstellung von 
Jakobs Traum. Das Ganze bekrönen zwei Engel, welche das Wappen der 
Herrn von VrSovic (den Halbmond) tragen. Der Altar besitzt die alte 
Polychromirung, die Architekturtheile sind braun, Figuren und Landschaft 
in natürlichen Farben, der Strahlenschein vergoldet. Die Ausführung gleicht 
in Vortrefflichkeit der des Hauptaltares. 

Nebenaltar (Abb. 10) von Sandstein, gleichzeitig mit dem vorigen^ 
V&O m hoch, 1*45 w breit, auf der Predellentafel die eingravirte Inschrift: 

Hmtjcl pro fjnii^ nap — W^al 
3 mrtroirf)f pro ofpraroBbniBn^ naJTß. 
BßnBtfjajT bujpe mt ro fzhlt \ ant) 
Baff lioafemu (üioßmu rotbxBti 

porujTanij. 

Zu beiden Seiten ornamentirte Sockel, auf denen jonische Säulen mit 
dekorirten Schäften stehen; zwischen denselben die Haupttafel mit dem 
Reliefe der Kreuzigung, zu beiden Seiten Flügelstücke mit vortreffliche» 
Kindsmasken. Über dem Gebälke ein Relief der Grablegung zwischen zwei 
Seitenstücken mit Fruchtfestons und zwei verzierten Consolen, welche auf 
geradem Gesimse einen dreieckigen Giebel mit dem Reliefe Gott Vaters 
tragen. In Vortrefilichkeit des ornamentalen und figuralen Details, sowie 
in der Polychromirung gleich dem Vorhergehenden. 

Reste eines Orgelschrankes, zwei Holzflügel mit guten Malereien 
des 17. Jahrhunderts, 037 m {O'IA tn) hoch und 0*38 w breit: David mit 
der Harfe und die hl. Cecilie (eingelassen in den unschönen Barokaltar 
der Kapelle). 

Die Kanzel aus dem 16. Jahrhundert, von Sandstein, ruht auf einer 
mit hängenden Blättern umkränzten Säule; die Brüstung, auf abgerundeter 
und gekerbter Basis, ist aus dem Achtecke construirt, dessen fünf von 
Pilastern getheilte Felder die Bilder der vier hl. Evangelisten und ein 
Kreuzigungsrelief enthalten; (die Malereien wohl nach den ursprünglichen 
erneuert). 



Taufbecken, von Sandstein aus dem 16. Jahrhundert, 088 w/ hoch 
in Form des hl. Grabes. In der geraden Westseite bezeichnet eine halb- 
kreisförmige Öffnung den Eingang des Grabes; die Langseiten und der 
dreiseitige Schluss sind von einer Bogcnarkade auf zehn jonischen Halb- 
säulen geschmückt. Am Rande der Zinnschüssel ist ein stylisirter Blumen- 
kranz und die Inschrift eingravirt: 

CHRAMV PANIE • 1664 ■ 22 - MAR.T. • BROZANSKEHO. 

Georg Brozansk^ von Vfeäovic liess diesen Taufstein wahrscheinlich 
zur Erinnerung seiner Pilgerfahrt zum hl. Grabe herstellen. 



14 

Epitaphium in die Nordwand des Presbyteriums eingemauert 
(Abb. 11), eine Wandarchitektur von Sandstein, 2'75 m breit und etwa 
3 m hoch. Zwei fein verzierte Consolen tragen mit Löwenmasken geschmückte 
Sockeln; rechts und links Seitenconsolen mit Festons und Widderköpfen 
in der Mitte eine Cartouche mit dem Reliefe der Geburt Christi. 
Die gravirte Inschrift ist zweispaltig: 

iBt^a J^aniß lüotjoiü Hro|Bni; Tßan ilijgmunb Brojanfht; j IDrjc- 

soitJtri ®efro milojii (E|i;0ar|B BjitnpiBfro IRabba. W ponbidij 

Tßiqttt buBm Barojtnt; ©larjoflaracnß BQarrj^ß J^anni; 1x19- 

trf; f)o |&an Bufj j plarjtiiüEfjo aubolt. 3fa buii^ßm sraattm \§pva- 

rijoroam; racbl \moi Bo^aboßni; oporacfj ;§raiBtffti; BÖarnopp 

Bral fß ft ©of)u s radxftu IBaboJit, prarairj |tB priij^o pofBlprot; 

h nmnu j nsbe, |t£ }?an Buol^ raola ;5IujtBbntha frotjfjo k ÄobtB, Ba- 

jleboroal m tom ioba froafrj^o jie ujrji otjijTna Brotjma Bo^a 

^paftjiBfe fraij^o J Bacj mi; to bati J^ane Bojic mug, a Btjtf; 

na with) pafr|tfi mo^I ro obliciißg Croug. 

Eetfja J^anic loöxjuiij urojcm; pan (ßirjijft Brojan|Tii) j IDrplJ'orokj 
(öß^D miloßi 6Ijt|Harjß Ejtjmfftc^o Bubolfa to^o (Smcua bru^ßl^olKra- 
geq M) ;§obotu pr|Bb fmrfeblnau ncbiBlti vDX)ix\) ^0 }^an Buifj j Iibj- 
ht^o jarmaircBni gfa ja jtroofa ;5n)ijI;o roiBhu miabtjm J raijgBl gep 
j rolapi Äratj bo bakkij^ ftragin abij ^patrjil misfo Ip:obu bo- 
jtjf;o j" fu hbßj gcp roobpoqtjroalo ;§roate ©cIo ;§parifelc gcFio 
na tc (KjBjiiB ;5naDßI mno^o ©Bjftosfi J naroratil gc^o }?an Bu^ 
jafe bo gt^o rolajii, pogal fjo ro bobrijm poftogi bo norocl^o 
gtrujalema, bßi;| Bi; bo^a roibtel rotBcjniB ©llaroBnie^o* 

Das grosse Mittelfeld nehmen die vor einem jetzt abgebrochener» 
Kreuze knieenden Gestalten der beiden Ritter in Rüstungen und ihre 
beiden Gattinnen sammt drei Kindern. 

Die zu beiden Seiten stehenden Säulen sind unten reich omamentirt^ 
darüber zu zwei Dritteln canellirt, tragen auf schönen korinthischen Capi- 
tälen ein verkröpftes Gebälke mit verziertem Fries und ausladendem Ge^ 
simse. An den Ecken Consolen, durch welche sich Mannesgestalten winden. 
Die obere Platte mit dem Reliefe, welches den Einzug des Herrn in 
Jerusalem darstellt, ist zwischen zwei Seitenstücken mit Fruchtfestons und 
zwei Consolen eingelassen, welche auf geradem Gebälke einen dreieckigea 
Giebel tragen. Das ganze mit neuem, hellgrauem Anstrich. Vorzügliche 
Arbeit sowohl in Betreft* des Entwurfes, als auch der Ausführung der feinen 
und geschmackvollen Ornamente, so wie der edlen Gestalten. 

Epitaphium von Sandstein (Abb. 12) dem vorigen, neben welchem, 
es aufgestellt ist, in Grösse, Entwurf und Ausführung ähnlich ; unterscheidet 
sich jedoch im Detaile der Ornamentierung und im Inhalte des Reliefs. In 
der unteren Cartouche die Auferstehung des Herrn, auf der Haupttafel die- 



15 

vor dem Kreuze knieenden Gestalten des Ritters mit seinem Sohne und 
zweier (frühverstorbenen) Söhnchen, so wie das Bild der Gattin mit einer 
erwachsenen und zwei kleinen Töchtern; darüber die Darstellung des 
jüngsten Gerichtes, zuoberst der Heiland als Richter zwischen seiner Mutter 
und einem Heiligen. Die Inschrift stimmt in ihrer ersten Spalte mit jener 
des vorigen Epitaphiums überein (des Herrn Siegmund von Brozan); der 
zweite Theil lautet: 

lEpbmtla BlijBÄhorona; je Jluncj tDanjelfta MrojBnij^o, a «fa- 
^ttinr)f)o IRrjffxpqt J^ana Jtjgntunba Brojansfej^o | IDrjBjbratq, 
(Sbu ja Htm (EjBBtii rossBli^tj^o tExBla racj rnnt T^anz BojtB mug 
^ut^cm ttütm maubroBÜ ;§pranJoroafi, ojbobug jtrooi mitg 
Hroafou (Sjnosii a ;5flBd;BfnoBft, ftbijj pak prjtigbB djas ^honan 
5trooia tnijl^o, pugbu bo ^robu obpotjinuft ntB^o, Q[am Bubu 
djicftati prji;if)fob ;§9tta ©ojt|^o, ©^b;bam ocfpina mipna 
©ofja ;§paft;ftlB mtjljn, Baq nuj io bati J^anc BojtB mug 
abr)d) ;§roßtjm mtli^ manjtEkm pairjijiT mo^Ia na 
I&BIitjtBß Qlroug. 

Grabplatte von Sandstein, unter dem ersten Epitaphium in die 
Wand eingelassen, 2 m hoch, 0*98 m breit mit dem erhabenen Bilde einer 
liegenden Frau in faltigem verbrämten Gewände; die Gesichtszüge edel, 
die Hände gekreuzt. Die Inschrift oben zweizeilig, an den Seiten einzeilig: 

XzÜ)ä Ißamt 1578 W Bcbfeli na bcn ^^ Biihobcma Banula ro J^anu 
Krijstu ©rojBna }^ant| ^am; Jlnna j ;5nßijnitj, IffianjiElfta ©rojcn^fjo }^ana 
J^ana JaroBlaraa ;5Bjijnti; j jSejTjntoraa JÄush; a Ba ^o^hnkixdf. J^an ©uol[r 
raq gi bafj J^ofeUBnE njjftrjtjfjBni;. 

Grabplatte von Sandstein, in die Südwand des Presbyteriums ein- 
gelassen, ISO m hoch, 0'96 m breit, mit der Reliefgestalt einer Frau in 
langem Gewände ; unter dem Kopfe ein gemustertes Kissen, bei den Füsseft 
das Wappen, am Rande die Inschrift: 

lEia 1573 m ÄxrfBn; po ncbiBlt Jubilafe ra J^anu «fnula MrojBna 
J^ani Wtaxhtisi j ;5mtrjtq, T^anx) na Brojancrf; tnanjtBlFia .... nt\)o pana 
Jt^gmunba M)rj£0goniüc j ffl)rjB»soroijcj QrjtjfarjB rjimH • . . gB . . Babbtj,. 
üito poifjoroa* gf. }^a Buo^ racj gi ntiloptro btjf. 

Grabplatte von Plänerkalk im Pflaster unter der Kanzel, 0'96 m 
hoch, 0*56 m breit, mit einem Kindsreliefe, dem Wappen der Vr§ovice 
und der Umschrift: 

ANNO DO.__1559 MARTIS • POST • TMO : OBIT KATHARINA FILIA 
D • SIGISMV : DE WRZESOWICZ • OVIS ANIMAE MISERE • OM • PO • D. 

Grabplatte von Sandstein, in die Nordwand des Schiffes einge- 
mauert, 1*62 m hoch, 0*86 m breit, mit einem Frauenreliefe, dem Wappen 
der VrSovice und der Umschrift: 

Irffja l^ara 1595 Wt (H^imxlzk hzn pamatki; Ä. Blcbarba TßviüXüaxxx) 
Jrütl)o Jtroofa bohonala ©rojBua pani JJnna ;§faiujroqonja je 5(Iuni;t|) . . . 
na Wtllfotz . . . Mo pot^oniana gcsf ra >KrtjRu oJldiTütm) fro^Fjo a . , . . 



Abb. 11. Bronn. Epiupliium da Sicgmund und GeDIg Brotanih^ von VTciovic lui dem J. 1S73. 

Grabplatte von Sandstein in der Ostwand der Kapelle, 170»* 
hoch und 086 m breit, der vorigen gleich mit demselben Wappen und 
der zum Theile verdeckten Inschrift: 

lletfia paniE 1598 H> RrjEbu po ^m Qsitjj blufj anictt japlatila irenjena 

panj libmiifl H>r}B|lbniton)a j Sluntrj manjielfia urojenelio pana 

KeIo Mü nbpoqiiDa oqthaitiaßE tlaronefiD luihrjijITEnij ^mtifO a B. J?. p». 



Grabplatte von Sandstein im Pflaster der Kapelle, 1/5 m hoch 
lind 084 m breit mit der Reliefgestalt eines gewappneten, rechts schreiten- 
den Ritters von eleganter Haltung; zu den Füssen der Helm, beim Kopfe 
zwei Wappen (der Halbmond und ein schräg getheiltes Schild. Die In- 
-schrift am Rande sehr beschädigt: 

BciirkihiuptmiDnicluri Raudnl» 2 



18 

lEcta 1588 (?) xo fobofu prjBb fmrfcblnnu brojanjlii; j MhriBfoinprj . . . 

Kjrjmfhßj^o .... Bubolfa . . uf|ef|o mnx\tl a boftona . . . ;5njug. I^a^j 

J^an Bufr bij raijbiel rabojl rohquaxx. 

Grabmal in der Westfront der Kirche aussen eingemauert, von 
Sandstein, 2*40 m hoch, 128 m breit, von Pilastern umrahmt, mit Giebel. 
Im Mittelstücke befand sich ein Kreuz und knieende Gestalten (jetzt glatt 
gemeisselt), auf drei Tafeln die Inschriften (jetzt übermalt, welche nach 
der Abschrift Wahners (daselbst auch die Abbildung des Grabmales) lauteten : 

S. JOANNES OLOMVCE 



MARTHAE VXORI SVAE ET ANNAE FILIOLAE EX EA 

NATAE HOC MONVMENTVM PIETATIS ERGO POSVIT. 

IN CONIUGERA VITA^FVNCTAM ANNO 1573 IN OCTAVA VENCESLAI. S. 

MARTHA MEI QVODA^CÖTvX DILECTA lOANIS 

NAM QVIA ME 

HOC POSVI CORP. TVMVLO IVVENILIB. ANNIS SAEVA 
FVIT DICTIS SCRIPTIS QV j* ET CARCERE DVRAS 

COSVPTA iviDIA TAM CITO HIPOCRITICA NON INTERMITTENS IN- 

SIDIOS AMINAS. 

PER DOLVI SORTEMQ : MEAM CHARIQ : MARITI 

INQ : PVERPERIO TRISTICIA OCCVBVI 

PARCE ILLIS PRAEC .... LIOREQ ; MEE 

IMBUE : SANCTIS ME IVNGITO CÖIVGIBVS 

IN FILIOLAM ANNA DEFVCTÄ" ANO 1574 

HOC QUQ : QVAM PEPERIT MERORE PVERPERAE VOTA 

FILIOLA EST IN FANS ANNA SEPVLTA LOCO. 
Kelch von Silber, 024 m hoch, mit barocker Cuppa, auf deren 
durchbrochenem Mantel drei Engel und die Abzeichen der Passion in ge- 
triebener, guter Arbeit dargestellt sind, aus dem 18. Jahrh. 

Glocken: /. Höhe TIO w, Durchmesser l'16m; die Krone mit 
Zopfmuster, am Kronenrande die zweizeilige Inschrift: 

I Irfa bojijFjo fijstjrij^o pijrftsftjljo frpqafl^o frjrfi;^o Rb rfr; a ft djmalt 
panu bo^u a vo^zm sroafijm a mijle mafqe bo\r) a ft Bweizm 

IX ®offjarfu bo 
brojan a fento jroon gßsf btjelan ob mijsfra iomafl'ß xo lxjilf)omxttir)txd) fenfo 
jroon ja pana gijrjika a jarjE^tj riji^farjB. 

Am Mantel vorne die Reliefgestalt des hl. Gotthard, rückwärts die 
des hl. Wenzel. 

2. Höhe 0*84 m, Durchmesser 0*84 w, am Kronenrande ein oma- 
mentirtes Band mit schildhaltenden Tritonen, darunter hängende Acanthus- 
blätter; am Mantel die Inschrift: 

Letha 1641 Slyty gest Zwon Ten 

TO KE Czti a k Chwale Pana Boha Wsse 

mohavcyho Blahoslawene Panny Ma 



19 

RYE A WSSECH SWATYCH K ZA 

L02ENI CHRAMV PANIE SO GOTTHARDA DO MiESTIS 

BROZAN - OD . STANISLA WA ZWONARZE W MiESTIE 

Ravdniczy nad Labem. O ZA Starssych Osadnich 

lANA SWOBODY . RYCHTARZE • lANA HVGY. SSIMONA 

Holvba. Matiege Worassyczkyho Konsselv w. Ian a Wysokyho 
lANA Mrwy a Matiege Langzmona kostelnikvw. 

In der Mitte die Reliefgestalt des hl. Gotthard, auf der anderen Seite 
das Pernstein'sche Wappen und die Inschrift: 

Za Panowani Oswiceneho 
Kni2ete a Pana Pana Wacla- 

WA SWATE flZIMSKE ]^ZISSE KNI^E- 
TE A WLADARZE DOMV LOBKOWSKEHO 

Pana na Chlvmczy, Gistebniczy, Ravdniczy 
HOLESSOWIE w Negsstatv, Ssternssteinie a 
Brozanech G. M. C. Dworzske Waleczne Rad 

DY. KOMORNIKA NEYWYSSIHO POLNIHO ZEGKMI 
STRA A NARZYZENEHO NEGWYSSYHO DlEDlCZNE- 

HO Pana Te2; Kolatvry. 

Za sprawy Hegtmanske Mikolasse 

Waczlawa Wolewskyho. 

Auf dem unteren Rande, um welchen hängende Acanthusblätter gelegt 
sind, ist später eingravirt worden: 

Bubi! (gntEno Ißmxz Tßoäfrü&ltno ob to^ofo Jjaau a| naraiehij. 

J, Höhe 067 m, Durchmesser 067 m, der Mantel glatt, schlank; 
am Kronenrande die gothische Inschrift: 

lucas ♦ marni» ♦ io^amtBö • mafl^Exis ♦ magfer ♦ j^illibranffr. 

Auf dem Marktplatze eine Statue des hl. Johannes von Nepomuk 
auf barockem Sockel, laut Chronogramm im J. 1726 errichtet, ohne beson- 
derem Kunstwerth. 

VESTE auf einem Hügel im Orte, der einstige Sitz der Ritter von 
Brozan (ihr Geschlecht erlosch im Jahre 1417), sodann Besitz des Jung- 
frauenklosters zu Teplitz, seit 1520 Eigenthum des Jaroslav Brozansk^ 
von Vfesovic, dessen Nachkommen sie 1569 an Christoph von Hasenburg 
verkauften; seit 1617 gehört sie der Familie Lobkowicz. Den jetzigen Bau 
führte Johann Zbynök Zajlc von Hasenburg in der zweiten Hälfte des 
16. Jhrt. auf. Von demselben erhielt sich nach den Plünderungen des 
dreissigjährigen Krieges nur ein Theil, welcher ein un regelmässiges, ein- 
stöckiges Rechteck bildet, aus welchem zwei voll gemauerte Erker hervor- 

2* 



20 

ragen. Unter dem Kalkbewurf Spuren von Sgraffitomalereien; die- 
selben sind im Raudnitzer Schlossarchive nachfolgend beschrieben : 

Die Geburt Christi mit den Worten: EGO SVM VIA 1563. Auf der 
Seite nach Doxan zu der gekreuzigte Heiland mit Maria und dem hl. 
Johannes, darunter VERITAS. Daneben die Auferstehung Christi und der 
Inschriftrest ET VITAE MDLXIII. Das Wappen der Vfesovice. Sodann 
folgte die Himmelfahrt des Herrn mit der Inschrift: E TERA ELEVATVS 
und zwei Gestalten: SAMSON — PALLAS. Weiters etwa drei Wappen 
der Vfesovice, über einem derselben die Inschrift: 

ARMA EXC*TVM SIGISMVNDI DE WRZESOWICZ. 

Auf der Westseite : 

PROVERBI — CAPIT — FALLAX GRATIA ET VANA PULCHRI 

TVDO . MVLIER TIMENS DOMINUM (I) 

Iptroa milop marna gf Rrafa fcna boj^abogna . . . 

Dabei die Darstellung des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe 
mit den Inschriften: 

FIDES EST 

Wira 

SPES EST OPINIO, QUOD TVM SPERAT 

Nadege 
CHARIT AS EST QU JE ITA AB AMORE DIFFERT QVOD AMOR^GENUS 

CHARITAS jSPECIES 
Laska. 

Die MÜHLE unterhalb der Veste ein einfaches, rechteckiges und 
einstöckiges Renaissancegebäude mit gleichförmiger Rusticasgraffitirung auf 
allen vier Seiten und einem doppelten Bogenfriese aus dem 16. Jahrhundert. 



Bfiza. 



In der Thongrube eip Skelett mit Halsband aus goldenen Ringen und starkem 
Draht, mit goldenem Blech als Bruststück und vier silbernen Schnallen, mit Pfeilspitzen 
und einem Stück Eisen; bei den Füssen stand ein Bronzegef^ss ; die Schnallen im 
Raudnitzer Schlosse. — Pamätky archaeologick6 VIII. 152. 



Brzänky. 



Auf den Feldern an der Elbe Aschengruben mit Stücken von Hirschgeweihen, 
wohl ältere Ansiedlungen ; auf der Anhöhe Sovice gegen Wettl zu Ansiedlungen in 
Bargwalltypus, daselbst ein Steinbeil gefunden. — Pam&tky archaeologick^ VII. 577 
XI. 552. 



Budeniöky. 



Gegen Budin zu ein schweres Steinbeil gefunden. — Pamitlcy archaeoIogicU 
V. 367, X. 552; Snajdr 15. 



Budin. - Budynö. 



Janda Antonfn, Dijiny mästa Budynj nad OhH, 1892; SedUCek, Mistopisn^ 

slovnfk 80; Handschriftliche Sammlung im Archive des Museam des Königrdchs 

Behmen, Herrschaft Budin. 



An praehistorischcn Gegenständen \ 
Scheere und ein Geßssreifen. 



1 Bronicschwert, eine 




Budin war ursprünglich ein Gut der Herzöge von Böhmen; König 
Vladislaus behielt sich dasselbe bei seiner Thronentsagung im Jahre 1173 
vor. PfemysI Ottakar I. hielt sich daselbst im Jahre 1218, Pfeniysl 
Ottakar II. in den Jahren 1267 und 1270 auf; der letztere gründete die 



22 

Stadt, in welcher bald eine Königsburg entstand. In seine Zeit fällt wahr- 
scheinlich auch die Gründung der Pfarrkirche, während die Friedhofskirche 
im 14. Jahrhundert errichtet wurde. König Johann verkaufte im Jahre 1336 
das gesanimte Gut an Zbyn6k Zajic von Hasenburg, dessen Stamm noch 
im 14. Jahrhundert das jetzige Schloss errichtete, und später überbaute. 
Nach dem Brande von 1494 wurde die Pfarrkirche überbaut. Im 16. Jahr- 
hundert blühte die Stadt von Neuem auf unter Johann Zajic von Hasenburg 



(1514 — 1553), welcher auch den Thurm und die Kircheinrichtung erneuerte; 
im Jahre 1551 erlebte derselbe eine arge Beschädigung des Schlosses durch 
eine Pulverexplosion. Johann Zbynfek Zajfc (1596 — 1613) überbaute das 
Schloss und richtete es grossartig ein, musste es jedoch grosser Schulden 
halber im Jahre 1613 an Adam von Sternberg verkaufen; seit 1676 gehörte 
Budin der fürstlichen Familie Dietrichstein, derzeit den Grafen Herberstein. 
Den alterthümlichen Charakter der Stadt vernichteten Brände in den Jahren 
1494, 1551, 1669, 1759, 1783 und 1787, sodass blos alte Abbildungen 
uns dens^en übermitteln. Besonders interessant sind eine Miniatur aus 
dem 16. Jahrhundert in der Handschrift No. 8091 in der Wiener Hof- 
bibliothek (Abb. 14) und ein Stich aus dem Jahre 1612 in Paprock^'s 
Diadoch, Seite 210. 

Die STADTMAUERN (Janda 1. c. 68), welche sich derzeit nur 
zum kleinen Theile erhalten haben, stammen aus der zweiten Hälfte des 



23 

13. oder der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Sie umspannten die Stadt 
in Form eines un regelmässigen Rechteckes an ihrer Nord- Ost- und Süd- 
seite und schlössen sich im Westen an 
die Schlosswälle an. Ihre innere Mauer 
misst 2 m Stärke und 7 m Höhe, die 
Böschung 7 m Breite ; der 8 m breite und 
4 m tiefe Graben ist an beiden Seiten 
ausgemauert. Das Gemäuer besteht aus 
gebrochenem Sandstein. Ein einziger 
Thurm erhielt sich in der Nordostecke 
der Stadt; derselbe ist auf rechteckiger 
Grundlage in zwei Stockwerken aufge- 
ftihrt, mit Schiessscharten an der Aussen- 
seite versehen und diente zu dem beson- 
deren Zwecke die Schleusse zu schützen, 
durch welche das in den Stadtgraben 
aus dem Muttergottesteiche eingelassene 
Wasser aufgehalten wurde. Derzeit wird 
der Thurm zu Wirthshaftszwecken benützt. 
An der Innenseite der Stadtmauern liefen 
Gässchen, welche die vier Stadtthore ver- 
banden. Die letzteren waren mit Thürmen J^^^^^ ^^ sudiw^ppen »om cingtigen 
befestigt und wurden in den Jahren 1821 pr»(er Thor, 
und 1839 demohrt; die >Rienl bräna- 

stand beim Hause Nr. 1 in der Dechanteigasse, das Prager Thor vor 
der Steinernen Brücke, das Muttergcttes-Thor bei Nr. 51 in der Gasse, 
welche zum Friedhofe führt und das Schlaner Thor bei Nr. 72 in der 
Gasse zum Maierhof. Eine Pforte wurde in späterer Zeit an der Nordseite 

gegen die jüdische Vor- 
stadt durchbrochen und 
1830 eingerissen. Von den 
T hören erhielt sich das 
einzige Stadtwappen des 
Prager T ho res, welches 
jetzt über der Einfahrt in 
das Bräuhaus am Ring- 
platze eingemauert ist. 
Dasselbe ist von Sand- ■ 
stein, etwa I 'w h., wohl 
aus der ersten Hälfte des 

Abb, 16. Badin. Gnindrlw d« Bwdiltirche {i/io»). ,. , ,_ ,^ /«i_i_ .e\ 

""" 14. Jahrht. {Abb. 15). 

Stadtkirche des hl. Wenzel, von frühzeitiger Gründung, wurde 
im 13. Jahrhundert wahrscheinhch als ein einschiffiges, gothisches Gebäude 



24 

errichtet; das sudliche Schiff wurde bald nachher angefügt. Nach dem 
Brande im Jahre 1494 lies Johann IV. von Hasenburg und dessen Gattin 
Margarethe von Münsterberg den Thurm erhöhen; zugleich wurde die 
innere Einrichtung erneuert. Die Thurmuhr wird bereits 1520 erwähnt. 
Nach Abbildungen aus dem 16. Jahrhundert in der Handschrift No. 8091 
in der Wiener Hofbibliothek (Abb. 14 und 17) besass die Kirche damals 
aut dem Kirchenschiffe ein hohes imd schlankes Satteldach, und auf deiii 
Chore zwei Pyramiden. Nach dem Brande im Jahre 1669 erhielt das 
Schiff ein neues Gewölbe, im Jahre niO 
wurde angeblich das nördliche Schiff an- 
gebaut; 1759 verheerten die Preussen die 
Kirche, worauf im Jahre 1775 der Thurm 
um weitere drei Meter erhöht wurde. Der 
Hauptaltar stammt aus dem Jahre 1770; 
etwa gleichzeitig ist die Muttergottesstatue. 
Im Jahre 1782 wurden die Glocken im 
Thurme aufgehängt. Die Friedhofsmauer, 
welche die Kirche umgab, wurde unter 
Josef II, abgetragen. 

Das Gebäude ist orientirt, von 
Bruchstein, mit Kalkbewurf. 

Die Fa^ade, vor welche eine mo- 
derne Eingangshalle gestellt ist, wurde 
bald nach dem Jahre 1669 errichtet. 
Zwischen vier glatten Wandpfeilern stehen 
in Nischen Sandsteinstatuen des hl. Seba- 
stianus und Rochus, ohne Kunstwerth. Die 
Mitte nimmt ein im Halbkreise überwölb- 
tes Fenster ein. Das Gebälke trägt einen 
niedrigen Oberstock, welcher von zwei Le- 
senen gegliedert, einem rechteckigen Fen- 
Abb. 17. Badm. we^s«d,u«b. iB i& st^^ durchbrochcn ist, seitlich Voluten 

und Statuen des hl. Florian und des hl. 
Lorenz. Auf dem dreiseitigen Giebel steht eine das Ganze bekrönende 
St. Wcnzcisstatue. 

Die Langseiten sind glatt mit niedrigen Giebeln und flach umrahmten 
Barokfenstern. 

Das gothische Presbyterium wird von sieben hohen, abgetreppten 
Strebepfeilern gestützt und sechs schlanken, gothischen Fenstern durch- 
brochen. Das einzige Nordfenster behielt seinen Stab und das aus vier 
Schleussen bestehende Masswerk; das zweite Nordfenster ist leer; das 
vermauerte Ostfenstcr hatte ein Masswerk, dessen zwei Nasenpaare sichtbar 
sind. In diesem Fenster steht eine baroke St. Adalbertstatue. Das erste 
Südfenster gleicht dem östlichen, das zweite hat blos ein Nasenpaar. Die 



2& 



Laibungen aller Fenster sind glatt. Das Dachgesimse verkröpft sich über 
den in Pilaster auslaufenden Strebepfeilern. Das Sattetdach ist mit Ziegeln 
gedeckt 

Der Thurm, auf rechteckiger Grundlage von 670 w Breite, ist glatt 
verputzt und oben jederseits von im Halbkreise überwölbten Schalloffnungen 
durchbrochen. Zu Seiten des Südfensters sind zwei viereckige Steintafeln 
eingelassen mit den Wappen Johann IV. von Hasenburg und seiner Gattin 
Margarethe von Münsterberg, welche nach dem Brande im Jahre 1494 den 
Thurm erneuerten. Das Gesimse wölbt sich über dem Zifferblatte der 




Thurmuhr auf; das zwiebeiförmige Dach hat eine Laterne und ist mit 
Blech beschlagen. 

Das Portal an der Südseite (vom Anbaue verdeckt) ist gothisch. 
mit spitzem Bogen, dessen Laibung im Profile zwei Rundstäbe und ein 
bimförmiges Glied zwischen vier Kehlen besitzt (Abb. 19 ; seine Höhe 
misst im Lichten 255 m, die Breite 1 56 m. 

Das Innere ist dreischifÜig ; das Schiff, 2610/« lang, l'IQ >n breit, 
wurde bald nach dem Jahre 1669 hergerichtet. Die Wände werden von 
gekuppelten dorischen Pilastern gegliedert, auf denen zwei Paare halbkreis- 
förmiger Bögen ruhen, welche das dreitheilige baroke Kreuzgewölbe trageh. 
Jedes der beiden Seitenschiffe öffnet sich gegen die Mitte in iwei Halb- 
kreisbögen, welche auf breiten Pfeilern aufruhen. 

Das südliche Seitenschiff, 1260 m lang und 512 m breit, ist 
ein Oberrest der gothischen Kirche; das Gewölbe von zwei Kreuzen hat 
Rippen birnförmigen Durchschnittes (Abb. 19), welche sich in zwei glatten 



26 

Scheiben tretTen und in halber Wandhöhe auf polygonalen Consolen 
aufsitzen; eine der letzteren ist mit angeblendeten Bögen geziert (Abb. 19). 
Das nördliche Schiff von 13 m Länge und 5 m Breite, an- 
geblich erst im Jahre 1710 angefügt (Janda 1. c.) hat zwei baroke Kreuz- 
gewölbe auf Rundbögen; die architektonische Aussmückung gleicht jener 
des Hauptschiffes. 

Der Triumphbogen ist halbkreisförmig, glatt, im Widerlager von 
dorischen Pilastercapitälen unterbrochen. 

Das gothische Presbyterium von 10'55 w Länge und 5 90 w 
Breite, mit fünf Seiten des Zwölfeckes geschlossen, hat glatte Wände; in 

der Südwand eine halb- 
kreisförmige Sedilienni- 
sche. Das Gewölbe be- 
steht aus einem Kreuzfelde 
und dem siebenseitigen 
Chorschlusse. Die Rippen 
1 ' "■ • ' i--i',t-4 von schwerer keilförmiger 

Profilirung (Abb. 19.) ru- 
hen in halber Wandhöhe 
auf Consolen, deren eine 
einen Menschenkopf dar- 
stellt, zwei abgerundet 
sind, die übrigen sieben 
polygonal spitz zulaufen; 
die beiden Schlusssteine 
sind rund und glatt. 

Die Sakristei im 

Erdgeschosse des Thur- 

mes und eine gleiche Kammer über derselben haben Kreuzgewölbe, deren 

vom Fussboden aufsteigende Rippen, keilförmige Profile mit seitlichen 

Kehlen haben und in glatten Scheiben sich treffen (Abb. 19). 

Der Hauptaltar aus dem Jahre 1770, ursprünglich bedeutend 
grösser, bildet jetzt ein Tabernakel, auf welchem die Statuen des hl. Wenzel, 
Veit und der hl. Ludmila stehen. Dieselben verfertigte mit einigen kleineren 
Arbeiten der Bildhauer Bartolomäus Eder aus Tirol, welcher vor dem 
Jahre 1760 sich in Budin ansiedelte, daselbst im Jahre 1778 im Alter von 
67 Jahren starb und für die Stadt und Umgebung sehr thätig war. 

Von den Nebenaltären sind zwei im Hauptschiffe schwache 
Arbeiten aus dem 18. Jahrhundert; in den Seitenschiffen befinden sich bei 
zwei modernen Altären interessante Denkmäler; 

Ein Altartisch im südlichen Schiffe (Abb. 20) ursprünglich eine frei- 
stehende Grabtumbe der Anna von Troppau, Gattin des Johann von 
Hasenburg, (starb 1478); der Altartisch ist gothisch, 205« lang, 1-05« 
breit und 110 m hoch, von Sandstein, an der Vorderseite in drei qua- 




Ältartafel in der Decanalkirche zu Budin, 

tweiCe HUfle des 15. Jabibiinderts, 3 m hoch. 



27 

dratischen Feldern mit in Vierpasse eingesetzten Wappen : dem schlesischen 
Adler, dem Wappen der Herren von Kravaf und einem halbirten Schilde. 
Auf der Schräge des Gesimses Reste einer einzeiligen lateinischen Inschrift, 

deren theilweise Übersetzung Janda 1. c, Seite 27 gibt : des Herrn 

Johann Zajic von Hasenburg und Kost hier begraben, betet für sie, im 
Jahre des Herrn 147(8). 

Das Altarbild desselben Altares auf einer Holzplatte von 3 m 
Höhe und r22 m Breite stellt die Kreuzigung des Herrn mit zahlreichen 
Figuren in fast halber Lebensgrösse dar; voll Leben und Ausdruck, be- 
sonders die Gruppe der Frauen und die Maria Magdalena im Vorder- 
grunde. Der berittene Hauptmann in interessantem Modekostüm aus rothem 
Brocat mit weisser Verbrämung, in rothen Hosen mit hoher, brauner Pelz- 



Abb. 20. Buttin. Alunlich, ginn Onbiumbc aui dem J^hre 14711. 

mutze. Der zweite Reiter im Mantel von grünem Brocat mit weissem Pelz- 
kragen und blauer, weiss verbrämter Mütze; hinter denselben gewappnete 
Krieger und spottende Juden, im Hintergrunde eine weite Felsenlandschaft 
mit Wald und Stadt. Links vorne zwei Gesellen um das Gewand Christi 
würfelnd und raufend. Vortreffliches Werk niederländischen Ursprunges 
aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, fest in der Zeichnung, klar 
und satt im Colorit; gut erhalten, obzwar die Farbe stellenweise sich zu 
lösen beginnt, mit einzelnen Reparaturen (Tai. I.). 

Pieta gut von Holz geschnitzt vom Budiner Bildhauer Bartolo- 
mäus Eder auf dem Nebenaltare des Nordschiftes (Abb. 21.) in Lebens- 
grösse, von edlen Formen und ernstem Ausdrucke, neu polychromirt. 

Altarschrein aus dem 16. Jahrhundert (Abb. 22.) 106 w hoch, 
offen 2'08 m breit, auf Goldgrund, mit eingepressten Brocatmuster gemalt '■> 
im Mittelfelde Gott Vater in weissem Gewände und rothem Mantel und 
der Heiland in rothem Mantel auf doppeltem Regenbogen thronend über 
Wolken, welche vier Menschenköpfen entströmen, den Representanten der 



28 

vier Wcltrichtungen. Auf den inneren Seiten der Flügel sind die hl. 
Evangelisten dargestellt : dem hl. Johannes erscheint auf der Insel Pathmos 
der Heiland, die Übrigen sitzen bei Tischen, in grossen Büchern schreibend. 
Die Aussenseiten der Flügel sind ebenfalls in vier Felder getheilt. In den 
beiden oberen der Martertod des hl. Sebastian, links der Heilige an einen 
Baum gefesselt, rechts zwei Landsknechte mit Bögen und ein Hauptmann 
in orientaUscher Tracht. In den unteren Feldern links der hl. Constantin 
als lai^bärtiger Greis in rothem Mantel mit breitem Hermelinkragen, rechts 

die hl. Helena in grünem 
Gewände und Purpurmantcl, 
die Krone auf dem Haupte. 
Tüchtige Arbeit des 16. Jahr- 
hunderts, von satten Farben 
und harter Zeichnung, süd- 
deutschen Charakters. 

Altarschrein, zwei- 
fiüglig, r05 m hoch, offen 
190 « breit; auf der Mittel- 
. tafel sind drei Darstellungen 
zu einem Bilde vereinigt: die 
hl. Jungfrau das göttliche 
Kind anbetend, Gott Vater, 
und die Taube des hl. Gei- 
stes — rechts der Gekreu- 
zigte — links der auferstan- 
dene Heiland ; im Vorder- 
grund ein Fluss, im Hinter- 
gründe eine Landschaft mit 
Stadt. Auf der Innenseite 

Abb.2,. ».d... H.I.„.,..ö.,P,.,.„„»„».Ed.,. j^^ p|(.^^| j.^ ^^„,^ j^3 

Herrn und Enthauptung des 
hl. Johannes des Täufers, auf den Aussenseiten die vier hl. Evangelisten, von 
denen sich nur Johannes und Marcus erhalten haben. Schwache Arbeit des 
16. Jahrhunderts. 

Epitaphium des Herrn Georg Zajic von Hasenbui^ und seiner 
Gattin Braxida Liikovna von Riesenburg von derselben Hand wie der 
vorbeschriebene Altar im Jahre 1577 auf Holz gemalt, im südlichen Schifife 
aufgestellt, PöS m hoch, und 138 m breit; in der Mitte der auferstandene 
Heiland über dem leeren Grabe, welchem sich die drei hl. Frauen nähern, 
links im Hintergrunde zwei kämpfende Soldaten, rechts eine Landschaft 
mit Stadt; im Vordergrunde kniet links der Ritter mit zwei Knaben und 
einem Kinde, rechts seine Gattin mit vier grösseren und zwei kleineren 
Töchtern (die zur Zeit verstorbenen Kinder in weissen Gewändern); beim 
Manne das Wappen der Hasenburge, bei der Frau das der Riesenburge. 



29 

Die zu dem Epitaphium gehörige Inschrifttafel ist derzeit verschwunden 
(der Text bei Janda 1. c. 34). 

Kanzel, barok, mit zahlreichen omamentalen Schnitzereien und den 
Gestalten der hl. vier Evangelisten versehen, schwache Arbeit des 18, Jahr- 
hunderts. 

Taufbecken von Sandstein (Abb. 23.) renaiss^ntisch, 125 m hoch; 
der von vier Delphinen umstellte Fuss ist gothisirend, gewunden und trägt 
auf viereckiger, profilirter Platte das runde Becken; an dessen Unterseite 
halten vier Engel Schilder mit den Wappen der Herren von Hasenburg 
und von Münsterberg, sowie drei leere Schildchen und einen im Profil ge- 



stellten Mannskopf. Der Mantel des Beckens ist mit senkrechten Aus- 
bauchungen und am Oberrande mit einer Gesimsleiste verschen; unter 
derselben zweimal die Jahreszahl 1531 eingravirt. Das Becken wurde so- 
mit von Johann Zajic IV, von Hasenburg besorgt. 

Die Kirchenbänke sind barok mit geschnitzten Akanthusverzier- 
ungen, stark beschädigt, aus dem 18. Jahrhundert. 

Grabsteine im südlichen und nördlichen Schiffe: 1. rothe Marmor- 
tafel von 211 m Länge und 1'40 m Breite, mit dem plastischen Bilde 
eines gewappneten Ritters (auf der Brust ein Kreuzchen) und seiner Gattin 
mit langem Mantel und Haube, zu Seiten eines Kreuzes knieend; im Co- 
stüme und in den Gesichtern schön ausgeführte Arbeit des 16. Jahrhunderts, 
ohne Aufschrift. Dieser Grabstein gehörte Johann IV. von Hassnbui^, 
(f 1553) und seiner Gattin Margarethe von Münsterberg (f 1551). 

2. rothe Marmorplatte 190 w hoch, 085 «, breit mit dem Bilde 
einer Frau in langem Gewände; sie hat die Hände gefaltet, auf dem Kopfe 



30 

eine gemusterte Haube, zu Füssen das Wappen der Riesenburge. Am 

Rande die Inschrift (ergänzt nach Janda 1. c. 34): 

%eH}a panie 1 : 5 : 7 : . . . . po sni. JSßr.litg.^ JIppoRoIu Bo[im Umrjela 

Urtjcna ^aiii Brahfgba BagiqDroa liqfwroa j Ri^mburk (a a na mätn^m) 

pana ©irjiljD 3agicE j ^ajnburfta a na ^ßmim) K(lägfBr). -So. ©(obroliDe). 

iia Bisixomi). Vclaniitlka luio ^(DrfjoDäua). gf. gEBijto ©(uai). p(an). B(uft). 

raq iniloRin) bt0. 

3. Sandsteintafel 2'04 m hoch, 095 m breit, mit dem Reliefe eines 

gewappneten Ritters mit Heim und dem Hasenburger Wappen zu Füssen. 
Auf dem gestickten Kopfkissen 
die Buchstaben K: A. Am Rande 
die Inschrift: Ettlja ßanie ■ 
1572 ■ W 5obohi prjeb nebiBÜ 
innotanif Hmriel Uroitnij pait 
ErisBtof Bagic j ^ajnbittka 
na Brojaner^ a na l^oafie- 
nitjii^ (gtliojto J?nW\ pn Bun^ 
miloBin) raq bevfii. 

Monstranz von Silber, 
vergoldet, 066 m hoch mit ge- 
triebenem Pflanzenornamente 
auf dem ovalen Fusse, kugli- 
gem Modus, und einem Strah- 
lenscheine mit weissem Kranz ; 
Empirearbeit, am Fusse be- 
zeichnet P R und mit dem 
Prager Beschau zeichen vom 
Jahre 1810 oder 1816. 

Ciborium von Silber, ver- 
goldet, mit getriebenem und 
durchbrochenem Mantel von 
weissem Silber, im Ornamente 

Abb. 23. Tiufitein in der Stadikiiche. aui den Jahre 1531- Pflanzeumotive 18. Jhrht, 

K ejl c h von vergoldetem 
Silber, 0275 m hoch, mit hoch getriebenem Cartouchenornament, grob 
gearbeiteten naturalistischen Blumen und den Passionswerkzeugen, 18. Jhrht. 

Kelch von Silber, theilweise vergoldet, 024 m hoch, mit stark aus- 
gebauchten Cartouchenornament aus dem 18. Jahrhundert, am Fusse be- 
zeichnet: uu 

Paciticale, vergoldet, 038»/ hoch, am Fusse und Nodus reich 
ornaipentirt, auf dem Strahlenkranze fünf runde Reliquienbüchsen und eine 
grössere Mittelcartouche; hübsch entworfene Arbeit des 18. Jahrhunderts, 
im Detail schwächer, stammt angeblich aus Doxan, 



31 

Casula, hübsche Empirearbeit mit Festons in Nadelmalerci und auf- 
genähten Federn von Eichelhähern. 

Glocken, 1. Höhe I'IO w, Durchmesser 115«; die Kronenbänder 
mit menschUchen Masken, am Kronenrande Festons, auf dem Mantel das 
Rehef des hl. Wenzel und die Aufschrift : 

SanCte WencesLae 

DeVM EXORA NE NOS IGNE PVNIAT 
Unten: IOHANN GEORG KÜHNER GOSS MICH IN PRAG 1782. 

Auf der anderen Seite das 
Dietrichstein'sche Wappen und 
die Aufschrift: 

ZA CSASV PANOWANI GE- 
GICH MILOS: 
KNIZETE P. P. KARLA Z DIET- 

RICHSTEGNV 
VEN. P. P. KARLA SADILA NA 
TEN CZAS DIEKANA. 
Am unteren Rande Festons. 

2. Höhe 0-90 *«, Durchm. 
ebenso gross, die Kronenbänder 
mit Masken, am Kronenrande Fe- 
stons, am Mantel einerseits das 
Dietrichstein'sche Wappen, ande- 
rerseits die Gestalten des hl. Jo- 
hannes und Paulus, ein lateinisches 
Gebet und die Inschrift: 

lOHAN GEORG KÜHNER GOSS 
MICH IN PRAG 1782. ' 

3. Höhe 070 m, Durchmesser 
ebenso gross, mit gleichem Schmuck 
und Aufschriften wie die vorbe- 
schriebene Glocke ; mit dem Reliefe *''''" ^- *"*''"■ si«]Bk«i.ici am dem Anfangs 

,,,,,,„ . , . de« 16. Jahrb. »n der Fritdhofiklrehe. 

des hl. Karl Bor., aus dem J. 1782. 

4. — 6. drei kleine Glocken aus neuerer Zeit. 

Die FRIEDHOFSKIRCHE zu Maria Schnee bestand bereits im 
14. Jahrhundert; die im Jahre 1478 verstorbene Anna von Troppau wid- 
mete der Kirche eine Glocke; aus spätgothischer Zeit stammt das Weih- 
becken und die Kanzel an der Aussenseite der Kirche. Unter Johann IV. 
von Hasenburg (starb 1553} wurde die Kirche erneuert, aus welcher Zeit 
wahrscheinlich der Thurm stammt; aus dem 16. Jahrhundert zahlreiche 
Grabdenkmäler. Im Jahre 1603 wurde die Kirche von Neuem geweiht 
(Landesarchiv), 1620 das Sanctuarium aufgestellt. Im Anfange des 18. Jahr- 
hunderts wurde die ganze Kirche neu hertjcstellt, 1713 der Hauptaltar, 



32 

1762—1772 die Kanzei errichtet. 1764—1766 wurde das Beinhaus erbaut, 
dann die Kirche 1772—91 vom Neuen und endlich im Jahre 1882 zuletzt 
restaurirt und der Thurm gothisirt. 

In der Nachbarschaft der jetzigen Kirche stand bis in die sechziger 
Jahre des 19. Jahrhunderts eine angeblich romanische Capelte der hl. Anna 
(Janda 1. c. 82). 

Das Gebäude ist orientirt und besteht aus einem gothischen recht- 
eckigen Schiffe, einem gleichzeitigen schmäleren Presbyterium und einem an 
den Chorschluss anstossendcn Thurme aus dem 16. Jahrhundert. 

Die Westfront ist ganz glatt, in 
der Mitte von einem im Halbkreise über- 
wölbten Portale und einem modernen 
Fenster durchbrochen. An den Ecken 
niedrige Strebepfeiler mit Abstufungen 
und Gesimsen. Das Dachgesimse ist 
gothisch, unten au^ekehlt. 

Die Südseite des Schiffes stützen 
drei Strebepfeiler, zwischen denen sich 
ein einziges gothisches Fenster ohne 
Masswerk öffnet. In der Wand ein 
Rest einer gothischen Plastik einge- 
mauert, ein Erkchen mit drei Fenstern 
blos einige Centimeter hoch. 

Das Presbyterium mit drei 
Seiten des Achteckes geschlossen, von 
einem Strebepfeiler an der Südseite ge- 
stützt, hat jederseits zwei Fenster ohne 
Masswerk. Der Thurm auf recht- 
eckiger Grundlage von 3'63 m Länge 
und 396 Breite war renaissantisch, 
niedrig, mit rechteckigen Fenstern, 

Abb.M.Budin w«hw«H,b,ci.« i- de, *"'''^^ '™ J^'^''« ^^82 erhöht und go- 
Fri«dhof.i(iKhe. thisirt. 

In der Nordseite des Schiffes be- 
findet sich das Portal, dessen schwach gebrochener Bogen mit Kehle 
und Stab profilirt ist. 

Die Kanzel (Abb. 24) von Sandstein aussen an die Nordseite des 
Schiffes angelehnt stammt angeblich aus der abgetragenen Capelle der 
hl. Anna. Die drei Seiten der aus dem Achtecke construirten Brüstung 
haben einfach umrahmte spät gothische Blendmasswerke aus dem Anfange 
■des 16. Jahrhundert. 

Das Innere des Schiffes ist 1865 m lang, 1040 m breit, das 
Presbyterium 992 tn lang, 755 tu breit mit nackten Wänden und ge- 
rader Decke. 



33 

Der'^Hauptaltar wurde im Jahre 1713 vom Stadtprimas Jakob 
Hrub^ errichtet und im Jahre 1772 erneuert (die Inschriften bei Janda 
1. c. 77); derselbe ist so wie die beiden Nebenaltäre aus dem Ende des 
18. Jahrh., trotz zahlreicher Schnitzereien ohne besonderen Kunstwerth. 

Die Kanzel, welche der Dechant K. A. Barta (1762—1773) er- 
richten Hess, ist von künstlichem Marmor röthlicher und grauer Farbe mit 
vergoldeten Holzzierrathen ; auf dem Schalldache die vier Evangelisten- 
zeichen und ein Engel. 

Das Sanktuarium an der Wand hat einen Pilasterfuss und die 
Jahreszahl 1620; an der unteren Leiste die Aufschrift: ECCE PANIS AN- 
GELORVM. Über der Nische eine Tafel mit den eingravirten Psalmen 
110 und 22; das Ganze von einem Volutengiebel bekrönt. 

Die Kirchenbänke von Eichenholz mit geschnitzten angesetzten 
Bandomamenten stammen aus der Zeit des Dechantes Johann Lauseker 
(1747—1761). 

Weihbecken (Abb. 25) von Sandstein, gothisch, 0'89 m hoch, 
aus dem Sechseck construirt und reich profilirt. 

Kerzenständer, 123 m hoch aus dünnen, kantigen Eisenstäben 
geschmiedet, mit Spiralen und Blättchen, 18. Jahrhundert. 

Zwei Altarleuchter, 0'38 m hoch, schwer, aus Messing gedrechselt 
mit kantigen Gliedern, barok. 

Kelch von Kupfer, vergoldet, 0*24 m hoch, mit getriebenen Cartuchen 
und Palmettenornament auf dem runden Fusse und der geschweiften Cuppa, 
der Nodus glatt, bimförmig. Am Fusse eingravirt: 

Memoria S. D. Kruba ab anno 1753. 

Grabdenkmäler in den Wänden des Schiffes und des Presbyte- 
riums eingemauert : 

/. Sandsteinplatte, 1*62 m hoch, 0*89 m breit, in der oberen Hälfte 
eine Cartouche mit Aufschrift, in der unteren ein reiches Wappen. Die 
Aufschrift lautet: 

LETHA PANIE 1564 • NA DE 

MATKI BOZI SNIZNI VROZENI 

PAN GIRZIK • HOZLAR • Z HOZLAR 

ZIWOT • SWVOI • DOKONAL • A POCH 

OWAN • GEST ' GEHOZTO • DVSSI 

PAN -BVOH • RZI MILOSTIW 

BITI RACZI: 

2. Sandsteinplatte, 2*40 m hoch, 0*90 m breit, mit dem Reliefe eines 
Herrn in spanischem Mäntelchen, mit Rosenkranz; in der oberen mit 
einem Gesimse versehenen Tafel die Aufschrift: 

LETHA PANIE 1612 V AVTEREY PO NEDIELI DRVZEB 

NE 3 DVBNA VMRZEL SLOWVTNY MVZ PAN DI 

WISS HAVSSKA MIESTIENIN MIESTA BVDYNIE 

KTERYZ PRZI TETO OBCY NASOBNA LETHA AVRZAD 

Beiirkshaaptmannschaft Raudnitz. o 



34 

PRYMASKY NA SOBIE ZDRZOWAL W TOMTO MI 
STIE GEST POCHOWAN FAN BVH RACZ GEHO MILE 
DVSSI MILOSTIV BYTI • A NA PAMATKV GEHO TEN 
TO KAMEN ZDIELATI DAL NA NAKLAD SWVG SLOWVTNY 
PAN MIKVLASS MRAZ TY CZASY AVRZE 
DNIK PANSTWI BUDYNSKEHO ZETT GEHO LETHA 1613. 
J, Sandsteintafel, gleich der vorigen, 260 m hoch, 0'90 m breit; 
bei dem Kopfe des Dargestellten ein Wappen mit einem Löwen, der ein 
Beil hält. Die Inschrift lautet: 

LETA PANIE MDXCV W PATEK DEN SWA 
TEHO AGAPITA XVni DNE MESICE SRPNA 
VMRZEL SLOWVTNY MVZ PAN MATEG ' 
MACH A W OBCY BVDINSKE MNOHA LETA 
NASOBIE AVRZAD PRIMASKY S PRACY 
ZDRZOWAL A TVTO GEST POCHOWAN PAN 
BVH RACZ MILOSTIW BYTI GEHO MILE DV 
SSI A TENTO KAMEN NA PAMATKU GEHO GEST 
ZDELATI NA NAKLAD SWVG DAL SLOWVTNY 
PAN DIWISSHAVSSKA TY CZASY PRIMAS MESTA 
BVDYNE ZET GEHO LETA \CXCVI (1596). 

4. Sandsteinplatte von gleicher Anordnung, 240 m hoch, 1 m breit 
mit einer Frauengestalt in langem Mantel, mit gekreuzten Händen; die 
Aufschrift : 

LETHA 1598 W NEDIELI PO PAMATCZE NO WEHO LETHA 4 DNE MESI 
CE LEDNA SKRZE SMRT CZIASNAV VSNVLA GEST W PANV POCZ 
TIWA PANI MARGANA HAVSSKOWA NEGDI MANZIELKA SLOWVT 
NEHO PANA lAKVBA MOLKA PONIEM OSIRZALA A W TOTO MISTO GE 
ST POHRZBENA • PAN BVOH RACZ MILOSTIWIM PANEM BITI A 
W POCZET WOLENICH SWICH SWATICH VWESTi • TVTO PA • 
MATKV • SLOWVTNI • PAN • SSIMON SLANINA lAKOZTO ZETT Z 
DOROTHAV MANZIELKAV SWAV A DTCZERAV GEGI Z LASKI 
WITESATI A WIZDWIHNAVTI DALI LETHA • 1599. 

I H S 

5. Sandsteinplatte, 1*60 m hoch, 0*83 m breit, mit einem Kreuze 
und Herzen, am Rande die Aufschrift: 

LETHA PANIE 1582 W NEDIELI NA DEN SW (LV)DMILY VMRZEL 
SLOWVTNY PAN AMBROZ MRAZ NEKDY MIESTIENIN MIJESTA BVDYNIE 
NAD OHRZI. 

In der Mitte: LETA PANIE 1612 W SO 

BOTHV PO NEDIELY DRU 
ZEBNE GINAK 7 DNE MIESY 
CZE DUBNA VSNULA GEST 
W PANU POCZTIWA PANI KATE 
RZINA OSYRZALA WDOWA PO 



35 



TEMZ AMBROZOWI A W TO 

TO MISTIE OBA POCHOWA 
NY SAU PAN BUH RACZ GE 
GICH MILOSTIWYM PANEM BY 

TI 
ö. Grabplatte, 075 m hoch und breit, aussen an der Südwand des 
Thurmcs, mit einem Wappen, in welchem sich zwei gekreuzte Beile be- 
finden, dabei die Inschrift: 

LETA 1569 NA DEN NOWIHO LE 
TA VMRZEL MIKVLASS SIN PANA 
GAKVBA MOLKA TVTO POCHOWAN 
PANE BOZE 
SMILVI SE DV 
SSI GEHO 
In der Friedhofsmauer befinden sich einige sehr beschädigte Grab- 
steine, deren Beschreibung und Aufschriften bei Janda 1. c. 80 — 81. 

Grabkreuz auf dem Friedhofe, von Eisen, geschickt geschmiedet 
1'44 m hoch, mit breiten Blättern und der Inschrift: 

ffl) placfiom Jlubolij fol^olo .5rarfa bibljc^, giebcn boapfgc ft bBsijti 
20. 30 Ißfum, brul^tj tb) n ) tt ü h 60. 60 mmutjflTt, tüff ten QUb Sftg\l)o 
oßfeu, gak gBp priniel iaft ja« ühxi)äv^ — Irfa panJ 1757—18. BooBmbßr 
ufnula t) panu bol^abogna mafrona JlIjbHa J^urfanttowja, nodcl^oroala 47 Irf 
folifaj na fontfo Svotii — J^an Bu^ gf bcr; xüitnt obpocmufi. 

Glocken: /.Höhe 0*84 »*, Durchmesser ebenso gross, am Kronen- 
rande ein Ornamentband, am Manntel in rechteckiger Umrahmung die 
Inschrift: 

VOX MEA VOX VITE VOS VOGO 

AD SAGRA VENITE 

THOMAS lAROSCH BRVNENSIS 

AVXILIO DIVINO M£ FVDIT 

MDL 
2. und J. kleine Barockglocken, unzugänglich. 

Der Kirche gehörte eine kleine Glocke, welche nach dem Wappen 
von der im Jahre 1478 verstorbenen Anna von Troppau, der Gattin des 
J(jhann von Hasenburg gewidmet wurde, später in der Stadtkirche sich 
befand; die Aufschrift lautete nach Janda 1. c. 76: 

fento itüomt gtsi (sitf k) meiu bojtj »nBtjjnc. 

BILDSTOCK, vor dem Friedhofe (Abb. 26), ein achteckiger, 320 m 
hoher Pfeiler, welcher ein Kapellchen mit vier Nischen trägt; vorne die 
Jahreszahl 1521, darunter ein Steinmetzzeichen. 

Daneben ein rohes Steinkreuz, 090 m hoch, alterthümlich (Abb. 26). 

Bildstock am Wege vom Friedhof zur Stadt (Abb. 27), auftosca- 
nischer Säule eine Marienstatue, unten die Aufschrift: 

3* 



36 



LETA I PANIE 1562 | BILY TYTO BOZI MV 
KA WISTAWENE K | TERE K PRZEWR | HNVTI PRZISSLI | 
A ZASE NAKLA | DEM PANA WO | GTIECHA SSANT | 
ROCZIHO SAVS I EDA MJESTA B | VDYNIE OBN | OWENE S | 
AV I LETA 1702 DNE 28 | NOVEMBRIS. 

Ein ähnlicher Bildstock 
mit der Gruppe der hl. Drei- 
einigkeit am Wege gegen 
Nüeboch; Reste eines vierten 
aus dem Jahre 1623 bei Janda 
l. c. 85 erwähnt. 




.#- 












Abb. 26. u. 27. Budin. Martera&nlen v. J. 1621 u. 1562 (1702). 



SANDSTEINSTA- 

TUEN, barok: 1, der Ge- 
kreuzigte, geschicktes Werk 
des Bartholomaeus Eder aus 
dem Jahre 1774 auf der da- 
mals errichteten Steinbrücke; 
vor demselben ein schön 
geschmiedetes Gitter. Gegen- 
über 

2. Statue des hl. Karl 
Boromäus (Patron des Er- 
bauers der Brücke Karl von 
Dietrichstein) auf schönem 
Baroksockel von edler Hal- 
tung und Ausdruck ; der Heilige lehnt sich an einen virtuos aus Sandstein 
gemeisselten Rococotisch an; Arbeit desselben Bartholomaeus Eder aus 
dem Jahre 1774. 

3. Statue des hl. Johann von Nepomuk neben der Brücke; schöne 
Arbeit vielleicht desselben Meisters auf Kosten des Postmeisters Braunhofer, 
dessen Trompete auf dem Baroksockel ausgemeisselt ist. 

4, — 5. Statuen des hl. Johann von Nepomuk und des hl. Josef auf 
Baroksockeln zu Seiten des Schlossthores auf dem Stadtplatze, ohne 
Kunstwerth, 18, Jahrhundert. 

Das RATHHAUS, ein modernisirtes Gebäude auf dem Ringplatze 
wurde im Jahre 1506 von den Vormündern des Johann Zajic von Hasen- 
burg der Stadt geschenkt. (Bis dahin hatte dieselbe kein Rathhaus). Da- 
selbst werden aufbewahrt: 

Zwei SIEGELS TOCKE von Silber an Ketten, mit den Stadtwappen ; 
ein älterer noch gothischen Charakters, 0*04 m im Durchmesser des Ab- 
druckes mit der Umschrift : Btßtllum •> riDtfafi« ;• fiixbtnenst« •> (Abb. 28). 



Der kleinere Siegelstock aus dem 16. Jahrhundert, 0*025 m im 
Durchmesser, mit der Inschrift: SIGILLVM CIVITATIS BVDTNENSIS. 

Ein KRUCIFIX von Holz geschnitzt, 
1'02 wi hoch, vom Bildhauer Bartkolomaeus 
Mder^ welcher es angeblich als Meisterstück 
vorlegte und schenkte. 

Im geordneten Stadtarchiv Urkunden 
mit interessanten Siegeln, die älteste aus dem 
Jahre 1302. 

Das SCHLOSS, die einstige Burg, 
nimmt das Westende der Stadt ein, mit 
welcher es auf gleicher Ebene steht. Es 

war ursprünglich das Schloss der böhmi- Abb. zs. Budin. sudisiegei. 

sehen Herzöge und Könige, von denen Pfc- 

mysl Ottakar I. und II,, so wie Johann von Luxenburg sich hier aufhielten; 
seit 1336 Besitzthum der Herren von Hasenburg wurde es von Grund 
auf neu gebaut und in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vollständig 
erneuert. Aus dieser Zeit stammt der grössere Theil der Aussenarchitektur, 
besonders die Fensterrahmen und Erker, so wie die meisten Gewölbe des 
ersten Stockwerkes. In der Schlosskapelle, welche dem hl. Nicolaus geweiht 
war, durfte laut päpstlicher Bulle aus dem Jahre 1464 vor Sonnenauf- 
gang Messe gelesen werden. Dieses Jahr scheint mit der Vollendung des 
neuen Schlossbaues in Verbindung zu stehen (Landesarchiv). Im Jahre 
1551 vernichtete eine Pulverexplosion den nord-östlichen Thurm, welcher 
im Renaissancestyl erneuert wurde. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts 
erhielten die oberen geräumigen Säle ihren neuen Wandschmuck und 
theilweise Erneuerungen. Unter Johann Zbynfik Zajic von Hasenburg (1596 
bis 1613) befand sich im Schlosse eine vorzügliche Bibliothek. Nachdem 
die ganze Herrschaft in den Besitz anderer Familien 
übergieng, blieb der Bau vernachlässigt und wurde 
18. April 1759 von den Preussen in Brand ge- 
steckt; im Jahre 1823 demolirte man den östlichen 
Abb. ». und südlichen Tract, während die beiden übrigge- 

bUebenen Flügel halb verfallen, halb bewohnt sind. 

Die Burgwälle, welche das ganze Schloss umgaben, bilden die 
Fortsetzung der südlichen und nördlichen Stadtbefestigung, mit deren 
Systeme sie übereinstimmen. Auch die der Stadt zugewandte Seite war 
mit einem jetzt vrschütteten Graben versehen, während 'die 170 m dicke 
Mauer aus groben Sandsteinstücken sammt ihren Schiessscharten sich noch 
erhalten hat. In der Mitte befindet sich das Portal von 260 m Breite, 
einst mittelst einer Zugbrücke zugänglich. Seine Sandsteinlaibung ist spitz- 
bc^g und hat im Profile (Abb. 31) zwei breite Kehlen und einen starken 
Rundstab, welche Glieder sich im Bogenschlusse kreuzen ; Steinmetzzeichen 



± 



(Abb. 29). Auf diese aus dem 15. Jahrhundert stammende Durchfahrt 
wurde im 16. Jahrhundert ein Renaissancegiebel aus Ziegelsteinen gesetzt. 
Dieser ist durch Gesin:se mit rechteck^en und runden Gliedern, so wie 
durch Pilaster in drei Felder getheilt, deren mittleres eine gemalte Riiter- 
gestalt aufweist; die übrige Fläche ist rusticirt und mit rothen Streifen 
versehen. An der Stelle, wo die Schlos^mauer mit der Stadtmauer sich 
verbindet, öffnet sich gegen Süden eine Pforte, welche in den äusseren 
Graben führt. Ihre Thürumrahmui^en sind im Rundbogen überwölbt 

und mit ein- 
facher, aus 
Sandstein 
angeführter 
Bossage um- 
geben. 

Inder Süd- 
westecke der 
Wälle steht 
ein runder 

T Ii u r m, 

welcher zur 

nd mit einem 

correspondirt. 

Thürmen war 

breiten Thore 

"hür im Rund- 

ügel. An der 

Aussenseite sind noch die Rollen sichtbar, welche die 

Fallbrücke trugen ; der breite Graben ist beiderseits ausgemauert. Längst 

der ganzen Mauer Schiessscharten, 

Durch das Ostportal gelangt man vom Stadtplatze auf einen ge- 
räumigen Hof, welcher durch Demolirung mehrerer Gebäude seine jetzige 
Grösse erhielt. Früher befand sich hier eine kleine Vorburg, in welcher 
nach alten Abbildungen (aus dem J. 1602 in Paprocky's Diadoch 1. c. 211) 
ein hoher Thorlhurm stand. Daneben ein Graben (jetzt theils Keiler, theils 
verschüttet). 

Das Schloss inmitten des Hofes bestand aus vier regelmässig um 
einen viereckigen Hof gestellten Tracten; die nördliche Vorderecke war 
von einem Thurme befestigt, während ein zweiter Thurm den Zugang 
schützte. Seit der Demolirung vom Jahre 1823 erhielten sich blos der 
westliche und nördliche Flügel sammt dem Erdgeschosse des Nordthurmes. 
Der Thurm, der einzige Überrest der einstigen Ostseite, ist auf 
mächtiger, vierseitiger Grundlage aus unregelmässigen Sandsteinquadem 
und aus Bruchstein errichtet, im Gemäuer von allen vier Seiten selbst- 
ständig, unabhängig von den Nachbarbauten, weiche sich an denselben 



39 




anlehnen ; er ist somit älter als diese. Seine Renaissaticeausschmückung 
stammt aus der Restauration nach der Pulverexplosion im Jahre 1551. 
Aus jener Zeit ist die Laibung des rechteckigen, renaissantisch profiürten 
Fensters in der Südseite und das Riistica-SgrafTito, so wie das breite Band 
mit doppeltem Zahnschnitt. An der Ostseite befindet sich in der Höhe des 
zweiten Stockes eine im Rundbogen überwölbte Thür. Die Nordseite, des 
Mörtelverputzes bar, hat im zweiten Stockwerke zwei Öffnungen, von 
denen die erste ein renaissantisch umrahmtes Fenster, die zweite wahr- 
scheinlich eine Thüre eines Erkers bildete; unter derselben Kragsteine. 
Das Innere als Eiskeller eingerichtet. 
Der Nordflügel des Schlosses, 
aus ähnlichem Materiale errichtet, 
derzeit ohne Mörtelbewurf lehnt sich 
ohne Ecksteine an den Thurm an. 
An seiner nördlichen Aussenseite 
öffnen sich in der Höhe des zweiten 
Stockwerkes zwei Thürumrahmun- 
gen, welche knapp an einander sto- 
ssen und einst wohl zu einem Anbau 
führten. In gleicher Höhe drei Fen- 
ster, deren Sandsteinfüliungen bei 
zweien an den Kanten einfach ab- 
geschrägt sind, während das dritte 
Fenster schön profilirt und mit einem 
Steinkreuze versehen war. TheÜe eines 
weiteren Fensters sind vermauert; 
nebstdem zwei Kragsteine zu Seiten ; 
eines kleinen, viereckigen Fensters r 

Zwischen dem dritten und vierten "- "' 1 

Fenster tritt aus der Mauerflucht ein ^bb. 31. Budin. Durchichniu der Rippw. d*r 

... , . o j . ■ Poiiall.lbung undderErktrihan/,»: SieiniDtii. 

niedriger Anbau aus Sandsteinqua- leichen. 

dern vor, rechteckig, schwerfallig mit 

geradem Gesimse auf mächtigen Consolen ; in demselben eine Wendeltreppe 

(alten Ursprungs). 

Der Westflügel, etwa um 2w höher als der nördliche, mit dem 
er im Gemäuer zusammenhängt, somit gleichzeitig ist, hat an der nörd- 
lichen Schmalseite ein rechteckiges Fenster mit einem ausgebrochenon 
Steinkreuze. Aus der mit Stosssteinen verstärkten Ecke ragt ein Rest eines 
grossen gemauerten Vorsprunges hervor. Auf den Ecksteinen und einzelnen 
Quadern Steinmetzzeichen (Abb. 31.). Die westliche Aussenseitc des Schlosses 
(Abb. 32.), ebenfalls zweistöckig, hat im ersten Stockwerke eine Reihe 
moderner Fenster, im zweiten drei gothische, rechteckige, ungleich grosse 
Fenster mit Steinkreuzen, von denen sich blos ein einziger erhielt. Aus 
der Wandfläche ragen zwei zum zweiten Stockwerke gehörige Erker vor. 




40 

Der nördliche ruht auf einem mächtigen, rechteckigen Unterbaue von 
Quadern, über dessen Gesimse jederseits vier Kragsteine vorragen. Die- 
selben tragen die breiten im Rechtecke constniirten Erkenvände ; das Stim- 
fenster ist gross, rechteckig, dreiseitig, jedoch mit au^ebrochenen Kreuzen. 
An beiden Schmalseiten kleine, rechtwinklige Fenster. Der zweite Erker 
hat ähnliche Fenster, ruht jedoch auf einer mächtigen, aus Quadern ge- 
bauten, in die Haupt- 
mauer verlaufenden 
Spitzconsole. An der 
Südecke des Schlosses, 
deren Oberstock herab- 
gestürzt ist, ragen zwei 
kleine Kragsteine vor. 
Die Hofseite des 
Westflügels (Abb. 
33),jetzt gegen dieStadt 
gerichtet, schmückten 
einstmals ebenfalls zwei 
grosse Erker, welche 
jedoch beide abgestürzt 
sind. Der erstere stand 
auf einem schlanken 
mit Rinnen profilirten 
Wandpfeiler, welcher 
unter dem horizontal 
mit Rinne und zwei 
Stäben gegliederten 
Gesimse das Hasen- 
burgische Wappen 
trägt. Von dem eigent- 
lichen Erker blieben 
nur Spuren des schräg 
ablaufenden Consolen- 
theiles und an der 
Wand aufgemalte go- 

Abb. 32. WeitieiH de. Budiner SehloiJtj, thischc Blätter SO wle 

die Sandsteinfüllung 
der Renaissancethür, durch welche der Erker mit dem Saale verbunden 
war; ihr Profil weist feine Rundglieder auf, welche sich in den Ecken 
kreuzen. (Abb. 31.). Daselbst Steinmetzzeichen (Abb. 34.). Der zweite 
Erker im Winkel beim Nordflügel war ebenfalls rechteckig auf fünf Kri^- 
steinen, von welchen so wie von dem rechteckigen Seitenfenster und der 
Wölbung blos Reste sichtbar sind. Die Fenster des ersten Stockwerkes 
sind modernisirt; im zweiten Stocke erhielten sich jedoch zwei mit feinen 



Stäben und Kehlen profilirte Fensterrahmen sammt Steinkreuzen. Seitlich 
zwei kleine, viereckige Lucken mit ähnlich profilirten Umrahmungen, welche 
eine zum zweiten Stockwerke führende Schneckenstiege erleuchteten; der 
ursprüngliche Eingang zur Treppe ist nicht erhalten, während in das Erd- 
geschoss (derzeit Stall) eine alte im Rundbogen überwölbte Thüre führt. 



Die Hofseite des Nordfiügels (Abb. 35.) ist theils aus Sorg- 
falt^ behauenen Sandsteinquadem, theils aus ziemlich regelmässig ge- 
schichtetem Bruchsteine errichtet. Auf den Quadern zahlreiche Steinmetz- 
zeichen. In beiden Etagen der glatten Wand erhielten sich die alten 
Fenster. Dieselben haben weder gleiche Breite, noch gemeinsame Achsen 
und weisen auch geringe Unterschiede in Höhe und Ausschmückung auf. 
Das grosse, dreithoilige Eckfenster im ersten Stockwerke hat Steinkreuze 
und in den Ecken sich durchdringende Profilglieder (Abb. 36.). Die beiden 
etwas niedriger gelegenen Nachbarfenster haben Füllglieder 
in den oberen Ecken und sich kreuzende Stäbe zwischen 
tiefen Rinnen im Profile; über denselben kleine Öffnungen. 
Das vierte Fenster des ersten Geschosses ist modernisirt. 
Im zweiten Stocke haben sechs Fenster verschieden mit 
Rundstaben und tiefen Rinnen profilirte Laibungen und 
drei derselben niedrige Giebelaufsätze. Von den einstigen 
Steinkreuzen sind blos die Ansätze erhalten. Das jetzige schadhafte Dach 
ist mit Schindeln gedeckt. 

Das Innere enthält im Erdgeschosse niedrige, mit Tonnengewölben 
versehene Räume ; im ersten Stockwerke befindet sich eine Reihe nicht 
hoher, bewohnter Zimmer, deren einige die alten Kreuzgewölbe mit birn- 
förm^en Rippen (Abb. 31.) und glatten Schlusssteinen haben. Dieselben 



u 



42 

stammen aus dem 15. Jahrhundert, während die übrigen Gewölbe bereits 
im 16. Jahrhundert erneuert wurden. 

Im zweiten Stockwerke war jeder Flügel in zwei grosse Säle ge- 
theilt, welche jetzt ohne Plafonds als Heuboden verwendet werden. Die 
Wände waren sämmtlich mit Malereien bedeckt, welche jedoch im Nord- 
flügel bis auf geringe Spuren verschwanden. In der ThürlaJbung zwischen 
den beiden Flügeln ist auf dem weissen Mauerverputz die tanzende, ent- 
blöste Salome, welcher ein Ritter einen Weinkelch reicht und in dem 
gegenüberliegendem Felde dieselbe mit dem Haupte des hl. Johannes des 
Täufers dargestellt; flüchtig gemalte Dekoration, verblasst; in der Thür- 
wölbung eine weiss auf braun gemalte Renaissancedecoration. 



Der Ecksaal des westlichen Flügels hatte nebst ?wei Fenstern zwei 
grosse Erker, von denen der dem Hofe zugewandte abstürzte, der nach 
Westen gerichtete erhalten ist. Die Wände waren mit stylisirten Pflanzen- 
ornamenten bedeckt, welche zwar flüchtig, jedoch wirksam schwarz auf 
weiss gemalt sind. Die Wölbungen der Fenster, in denen Steinbänke stehen, 
und die Erkergewölbe trugen gemalte Casettcn. An den Wänden des 
Westerkers sind Reste gemalter Friese mit Jagd- und Kinderscenen sichtbar. 
Die Zwischenwand zum Nachbarsaaic ist dcmolirt. 

Der grosse Südsaal ist verhältnismässig am besten erhalten, ob- 
zwar auch er der vollen Verderbnis entgegengeht. Die einst reiche Decke 
und die Nordwand sind abgetragen, die ganze Südseite verfallen, nur an 
den beiden Langwänden erkennt man die einst reiche Ausschmückung. In 
jeder dieser Wände befindet sich zwischen zwei Fenstern ein grosser Erker, 
Alle Flächen waren mit Malereien bedeckt; zu Seiten der Fenster und 
Erker stehen breite Pilaster mit Gesimsen und stehenden Pflanzenornamenten 



H 1- 



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Grundriss und geif' ^us der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. 



43 



von heller Farbe auf schwarzem Grunde. Zwischen den Pfeilern perspekti- 
vische Architekturen von grüner Farbe; an der Oberwand ringsum eine 
niedrige Arkade mit Festons, leeren Täfelchen und eine Wappenfolge und 
zwar an der Westseite: 

1. ein schwarzes Kreuz mit Adler auf weissem Grunde. 

2. verblasst. 

3. ein Rad. 

4. ein leeres Feld auf gelbem Schilde. 

5. doppeltes Wappen, unvollständig. 

6. verblasst. 



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Abb. 36. Fenster des Schlosses su Budin. 




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7. der Hahn des Herrn Friedrich Strauch von Chlum (verweilte im 
Jahre 1581 in Budin). 

8. gelbe Wappenzeichen auf weissem Schilde. 

9. ein halber, schwarzer Adler mit Brustband auf weissem Felde. 

10. ein viertheiliger, schwarz-weisser Schild mit Flügeln. 
11. — 12. verblasst. 

13. ein schräges weisses Band auf gelbem Felde. 

An der Ostseite: 

14. Das Lamm der Dubansky von Duban. 

15. der Halbmond der VrSovec. 

16. die Geweihe der Guttensteine. 

17. das Wappen der Martinic. 
18.— 21. verblasst. 

22. die schwarze Rose der Herren Sezima von Üsti. 
23. — 24. verblasst. 




D gioucD SuU dei Schlof» 



In den Fensternischen mit Bänken ist ein reiches Rankenwerk mit 
Masken, im Westerker eine Lucrezia mit dem Dolch und zwei Medaillen 
mit Mannsköpfen. 

Die MÜHLE ist an Stelle eines schönen Renaissance-Gebäudes neu 
aufgebaut worden, wobei sich von dem früheren reichen Schmucke bloss 
eine Tafel mit zweizeiliger hebraeischer (siehe Janda I, c. S. 89) und zwei- 
zeiliger böhmischer Inschrift erhalten hat (die Porträts des Johann von 
Hasenburg und der Margarete von Münsterberg sind verschwunden): 
POZIEHNANI • BVOZI ■ TO ■ GEST ■ WELIKE ■ ZBOZI § POKORA ■ TO 

■ GEST ■ MVDROST. 

PRAWA § SPRAWEDLNOST • TO ■ GEST ■ NAIWIECZI ■ CNOST - AD ■ A 

1 ■ 5 ■ 3 ■ 5 

Das KRANKENHAUS, welches Fürst Leopold von Dietrichstein 
(1698 — 1708) gründete, ist ein niedriges Gebäude mit grosser Blendfa^ad« 
und seitlichen grossen Einfahrten, welche auf Höfe führen, während der 



45 



kleine Eingang in der Mitte mit Giebelsegmenten, dem Dietrichstein'schen 
Wappen und den Buchstaben L F V D S versehen ist (Leopold Fürst von 
Dietrichstein). 

Von den Privathäusern hat bloss Nr. 68 am Ringplatze Stuckoma- 
mente und ein hübsches Fenstergitter aus dem 18. Jahrh. 

Einige Sculpturstücke von alten Gebäuden sind an verschiedenen 
Stellen eingemauert; das interessanteste ist ein Brustbild der Marga- 
rethe von Münsterberg (f 1551) von Sandstein 085 m hoch und 
0"95 m breit über einer Thüre im Kanzleigebäude des herrschaftlichen 
Hofes eingelassen; die Dargestellte von Lebensgrösse im ^4 Profile, mit 
Mäntelchen und Haube, eine Blume in der Hand. Daselbst ein Thür- 
fragment mit vorzüglichem Renaissanceschmuck. 

Im Wirthschaftshofe der Dechantei zwei Sandsteinplatten mit dem 
Renaissance-Wappen der Kolowrate. 



Charvatec - Charvatce. 

Sedlädek, Mistopisn^ slovnik 306. — Liber memorabilium aaf dem Pfarramte 

vom J. 1782. 

Die PFARRKIRCHE, dem Feste der Himmelfahrt Mariens ge- 
weiht, in romanischer Epoche gegründet; bereits im J. 1352 als Pfarrkirche 
erwähnt. 




lOflV 



Abb. 38. Grundriss der Pfarrkirche su Charvatec, Vmo; nach Bemessungen des k. k. Baurathes 

H. Radoir VomiEka. 

Das orientirte Gebäude besteht aus einem rechteckigen romanischen 
Schüfe, einem gothischen Westthurme, einem Presbyterium aus dem 14. Jahrh. 
und einer baroken Sakristei; das Ganze wurde im 18. Jahrh. restaurirt und 
im J. 1897 vom Baurathe Rudolf Vomäöka erneuert. 



46 



A 



Der Thurm ist auf quadratischer Grundlage aus grossen Sandstein- 
■quadem errichtet, ohne Mörtelverputz, durch abgeschrägte, ausgekehlte 
Gesimse in drei Geschosse getheilt. Die Süd- und Westseite hat drei 
Fensterchen, von denen das erste und dritte in Kleeblatt bögen gewölbt 
sind, das mittlere rechteckig mit Rundstab und zwei Kehlen umrahmt ist; 
oben grosse gothische Schatlölfnungen mit glatten Laibungen. Das Portal 
in der Westwand des Thurmes ist rundbogig überwölbt, einfach abgekantet. 
Auf den Quadersteinen zahlreiche Steinmetzzeichen (Abb. 39. Dj. 

Die Südseite des r o- 
manischen Schiffes, 
welches ebenfalls aus Qua- 
dersteinen aufgeführt ist, 
wird an der Ecke von einem 
gleichzeitig mit dem Thurme 
angebauten Strebepfeiler ge- 
stützt. Die neue Vorhalle 
deckt die Reste eines ro- 
manischen Portales, 
welches im Rundbogen 
überwölbt und sehr primitiv 
profilirt ist und zwar mit 
zwei kantigen Pilastern, 
welche romanische Würfel- 
kapitale, jedoch keine Basis 
haben (Abb. 39.). Ausser 
zwei neuen Fenstern zwei 
alte gothische Fenster ohne 
Mass werk. 

Das Presbyterium 

ADD. dv. i^Daivawc; a rroDi acr tuaucnen munaiDung ; n a?i 

Woiponal«; C dgr Rippen; D Sieinmeiitdchen. VOn Sandstein mit MÖrtcl- 

verputz ist in drei Seiten 
■des Achteckes geschlossen und von sieben Strebepfeilern gestützt; diese 
sind an ihren Abstufungen und am oberen Ende mit Gesimsstücken 
versehen. Das Sockelgesimse umläuft den ganzen Chor, an den Fenster- 
bänken sind unterkehltc KafiTgesimse. Von den sieben Fenstern sind 
die vier nördlichen und zwei südlichen zweitheilig, das östliche drei- 
theilig, die Laibungen innen und aussen breit ausgekehlt; in den Mass- 
werken, welche nach allen Resten erneuert wurden, überwiegen Flammen- 
formen neben Drei- und Vierblättern sowie Vier- und Fünfpässen (Abb. 
40. und 41.). Das Dachgesimse und das Schieferdach sind neu; an die 
Nordseite des Presbyteriums wurde später eine jetzt gothisirte Sakristei 
angebaut. 

Die Nordseite des Schiffes, welche in baroker Zeit mit Bruchstein 
um 060 m verstärkt wurde, ist schmucklos; an ihr ein rundes Thürmchen 




^arv'aXtc 




Abb. 40. ChoiTenncr der Prirrkii 



■t Tom k. k. Biunthe Radolf Van 



48 

mit Schneckenstiegen, in dessen Gemäuer ein Rest des einstigen romanischen 
Bogengesimses als Baumaterial verwendet wurde. 

Das Innere der Kirche betritt man durch die westliche Thurm- 
halle, deren Kreuzgewölbe Rippen birnförmigen Profiles, spitze Consolen 
und einen glatten Schlussstein hat. An der Ostwand ist neben dem 
Portale etwa in der Höhe von 260 m 
in gothischen Lettern mit schwaner 
Farbe ein Gebet aufgeschrieben wor- 
den, welchem später eine weitere Zeile 
mit Röthel beigefügt wurde (Grösse 
036X0 38 «): 

(unleserlich) 

— — — tjoitoiTB sande 
magbalEtiE, Bande 
(u)taule mm sobalibus 
Banctc maciE — agbc 
et Banrijnarru _(?) t 
^anctiBsa ogo mr 




la Rudolf Vomifka. 



Der Eingang aus der Vorhalle in das Schiff von 2 35m Höhe und 
IIb m Breite im Lichten hat einen gebrochenen Bogen mit birnförmigen 
und runden Gliedern zwischen drei breiten Kehlen im Profile (Abb. 39.). 

Das Kirchenschiff ist 1320 m lang und 1175»» breit und ganz 
modemisirt; am Anfange des 18. Jahrhunderts wurde die einstige getäfelte 



Sanctuarium in der Charwatetzer Pfarrkirche, von Sandstein, 
SMS der Eweiten HSirte des 15. Jabrh,, 7-40« hoch. 

Statuen der hl. Dorothea und hl. Katharina in derselben Kirche, 
von Plänerkalkslein, aus der iweiten Hälfte de'; 14. Jahrh.. 1-23 n hoch. 



49 

Decke ersetzt durch ein Gewölbe von zwei Jochen auf breiten Gurten, 
zu deren Stütze jederseits vortretende Wandpfeiler mit korinthischen 
Capitalen in die Kirche eingebaut wurden. 

Der Triumphbo- 
gen war früher gothisch 
gebrochen, und wurde 
später halbkreisförmig un- 
termauert so dass bios 
an der dem Hauptaltsre 
zugewendeten Seite ein 
Rundstab als Rest seiner 
einstigen Profilirung sicht- 
bar ist. 

Das Presbyte- 
rium von 1240 w Länge 
und 690 m Breite hat 
zwei Kreuzgewölbe und 

einen strahlenförmigen 
Chorschluss, die birnför- 
mig profihrten Rippen 
(Abb. 39.) treffen sich in 
drei glatten Scheiben und 
sitzen hoch an der Wand 
ayf Spitzconsolen, welche 
mit Blendmasswerk ge- 
schmücktsind. Die Wände 
sind glatt. 

Die Gewölbema- 
lereien wurden laut 
Angabe eines früheren 
Chronogramms im Jahre 

a non r.' 1 . ' j I. Abb. 42. ChirtBtcc. TbQr dei Sanciuiriumi am der iwclicn HUfu 

1728 ausgeführt, jedoch de, is. jhih. ow"««™"!" 

im Jahre 1871 von Josef 

Hellich ganz übermalt; sie stellen Vorgänge aus dem alten Testamente 
dar. Das Chronogramm lautet: 

FRANCISCO HiERONlIMO BARTON PATrIa PILSNENIS TVnC 

Loci et terItorII ILLIVs CVrato. 

Saoctuarium (Taf. 111) thurmartig, 7'40 m hoch, ganz aus Sand- 
stein gemeisselt, aus dem Quadrate construirt und über's Eck in der Weise 
gestellt, dass zwei seiner Seiten aus der Wand schräg vortreten. Als Sokel 
dient ein Relief der Stäupung Christi, dessen Säule zugleich den Fuss 
des Sanctuariums bildet. Zwei glatte Flächen vermitteln den Übei^ang zum 
eigentlichen Schrein. Die beiden Seiten desselben sind rechteckig mit blatt- 

BeurklhinpaiiuinnKhafi Raudniu. 4 



umwundenen Stäben umrahmt und mit schlanken Fialen bekrönt. Das linke 
Feld nimmt eine Holzthür mit schönen Blechbeschlägen ein (Abb. 42.) Im 
rechten Felde ein Relief des auferstandenen Heilandes, dessen Blut aus 



Abb. 43. Cbarvmtec. Sindilelnkiniel luj den 16. Jhrb. 

der Seitenwundc in einen Kelch strömt. Den oberen Theil dieser Flächen 
füllen feine, spätgolhische Blendmasswerke, welche von einer durchbroche- 
nen Galerie überhöht sind. Den Obertheil des Sanctuariums bildet ein 
Baldachin auf drei gewundenen Säulchen mit Blattcapitälcn, welche den 
mit Blendmass werken, Seitenfialen und Mitteißale geschmückten Abschluss 



51 

tragen. Vorzügliche Arbeit aus der zweiten Hälfte dts I.>. Jahrhundiits, 
besonders im Ornamentalen fein in Sandstein au^eführt, im Figuralen 
schwächer, ohne Steinmetzzeichen; im Jahre 1897 restaiirirt. 

Oratorium ander Nordwand des Presbyteriums über der Sakristei 
mit zwei gekuppelten, rechteckigen Fenstern, deren Brüstung mit Blend- 
masswerken, Vierblättern und dem 

Wappen der Herren von Seeberg {Sla- 
vetin) und von Boskovic geschmückt 
ist. Unter dem Oratorium eine grosse 
Renaissancecartouche mit Wappen. 

Kanzel von Sandstein, in Renais- 
sanceform; die schraubenförmig ge- 
drehte Säule trägt die rechteckige 
Bühne, deren zwei Seiten durch Säulchen 
mit Bögen in vier Felder gctheilt werden, 
in welchen die Gestalten des hl. Wenzel 
und des hl Veit, der Mutter Gottes 
und des hl. Adalbert in Relief ausge- 
führt sind. Ihre Polychromie ist alt, 
die Gewänder vergoldet, die Fleisch- 
theile in Naturfarbe. Die Basis und 
die Gesimstheile gut profilirt; erste 
Hälfte des 16. Jahrhunderts (Abb. 43). 
Zwei Statuen (Tafel III) der 
hl. Katharina und Dorothea, von Pläner- 
kalk, aus der zweiten Hälfte des vier- 
zehnten Jahrhunderts, 1'23 m hoch, vor- 
züglich erhalten, (nur Kronen- und 
Fingertheile beschädigt, jetzt restaurirt) 
der Gesichtsausdruck edel, die Stirn 
hoch, rund, Augen schematisch, die 
Nase dünn, der Mund klein, typisch 
lächelnd, das Haar aufgelöst; die hl. 
Katharina hält das Rad und das Schwert, 

die hl. Dorothea ein Körbchen und das «uiti«i»tiien HaiVi.! d« ir.. jhih..r53-.hoch. 
Schwert. Die Haltung ruhig, schwach 

geschwungen; das Untergewand knapp umgürtet, auf der Brust mit fünf 
feinen Falten. Der grosse Mantel fällt ohne scharfe Brüche zu den Füssen, 
welche spitze Schuhe tragen. Die Statuen gleichen in Ausführung sämmt- 
licher Details vollständig den Statuen im Roöover Kloster (Launer Bezirk) 
und stammen wohl von demselben Meister und aus derselben Zeit. (1373 
bis 1391). 

Madonnenstatue von Sandstein, I'53 nt hoch, die Mutter im 
rothen Gewände und blauen Mantel, mit scharfbrüchigen Falten, stark zur 



52 

Rechten geneigt, reicht dem Kinde eine Birne. Das fröhliche Jesuskind ist 
ganz nackt und hält ein Körbchen in den Händen; schwache Arbeit aus 
der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, neu polychromirt, durch Ab- 
meisselung der Haare auf dem Kopfe der Madonna entstellt (Abb. 44.). 

Monstranz, 0'62 m hoch, von vergoldetem Silber, strahlenförmig 
mit einem Kranze von Weizenähren und Weintrauben, am Fusse Bogen- 
omamente mit Rosen, Ähren und Trauben. Schwache Arbeit aus dem 
Anfange des 19. Jahrhunderts. 

Kelch von Silber, 0*25 m hoch, auf dem Fusse und der Cuppa mit 
durchbrochenen Silberomamenten bekleidet. Auf der letzteren Engelsköpfe 
und Medaillons mit den Passionswerkzeugen ; der Nodus vasenförmig. Mitte 
des 18. Jahrhunderts. 

Kelch von Silber, ganz vergoldet, 0'27 m hoch, auf kreisförmiger 
Basis, mit naturalistischen Blumen und Blättern am Fusse und an der 
Cuppa, geschickte Arbeit aus dem Anfange des 19. Jahrh., bezeichnet: ^^ 

Pacificale, monstranzförmig, ganz vergoldet, 035 m hoch, auf 
ovalem Fusse mit getriebenen und durchbrochenen Bandomamenten, der 
Nodus vasenförmig, äer Strahlenkranz doppelt mit feinen Silbercartouchen 
und nachgeahmten Edelsteinen, aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrh, 

Glocken: /. Höhe und Durchmesser 1*24 w am Kronenrande: 

in uominß i noaln i ibbu m«tt x ab ^onorcm s BumntB x frtnifaii z 
ti inbiuibuB z unitati x F)oi: x opus x praBtIarum x tsi x facfum x anno z 
bomini z m Et midBsimo qutngBntsstmo x quarfo x ioannes x cantarisfa x 
fcrif z et tsi X csumafum z feria x quarfa x posf x ftsfum z sanrfB z 
kat^rtnß x oirgini« s. 

Unter der Inschrift ein Madonnenrelief, unten ein schmaler Ornament- 
streifen. 

2, Höhe und Durchmesser 1*12 m^ auf den Bändern Masken, am 
Kronenrande : 

ANO DNI MDCXCVI FVSA NOVITER MDCCLXXX CONGVSSA ANO 

DOMINI MDCCXCVn TRANSFVSA. 

Unter der Inschrift hängen Lorbeerfestons ; am Mantel ein Medaillon 
mit einer Allegorie des Glaubens und die Angabe : ECCLESIAE EXPENSIS. 

Unten Rococoornamente, auf der Rückseite das Kinsky'sche Wappen 
und die Inschrift: 

SVB PATRONATV CELSIS S • R • I • PRINCIPIS lOSEPHl DE KINSKI 

DNI IN ZLONITZ ET MARTINOWESS ETC. ETC 
ROSAE NATAE S • R • I • COMITIS DE HARRACH DEVOTORVM 

CONIVGVM. 
Unten : 

lOH • WENZEL KVHNER GOSS MICH IN DER K K • NEVSTADT 

PRAG 1897. 



3. Kleine Glocke, unzugänglich mit zwei Ornamentstreifen und einer 
Inschrift, von welcher lesbar ist: 

ANTONIUS SCHOENFELD 

. . . VETEROPRAGAE ME FUDIT. 

4. SanktusglÖckchen, unzu- 
gänglich, mit der Inschrift (laut 
Angabe des Gedenkbuches): 

Enicj ietemiaBB Btobafty 
J&iehan krage rjifsftB()D a trjEben- 
ahcFio fararj ro (K^acroaftcjiift, 
Brifenj Sroonatj | (IiimiiBcIiü 
in }ica;e naklatiEni osabniifi ko- 
afela fflfjanm.ilB&B'' ientD jtoon 
ubielal c. 1580. 

Grabplatten: 1. von 
weissem Sandstein, (Abb. 45.), 
2-60 m hoch, 115 m breit mit der 
liegenden Gestalt eines gewapp- 
neten Ritters, meisterhaft fast ganz 
rund ausgemeisselt ; der Kopf 
ruht auf einem Helme mit grossen 
Flügeln, die Rechte hält ein 
Schwert, die Linke ein Spruch- 
band mit den Worten : ffl^iferere . 
lälet . Bens . ^ccunbu nia. 

Über dem Kopfe ein Blend- 
masswerk mit zwei Wappen, unter 
den Füssen ein Polster, auf dessen 
verdeckter Unterseite ein Wap- 
pen gemeisselt ist (die Platte bil- 
dete sonach den Deckel einer Abb. as. ch.r..«c. s.nd«-ingr.bn..i de. Wilhelm tod 
Tumba). Am Rande die Grab- iiiiutB .«. d™ j. uw. 

Schrift : 

janno o ©omiiii o B) O cccc o Ixjexiiiiu o Jcvia o Scjefa o ©ie O 
jgancfi oJ?incEniii O Pbijf O ©eiieidsub o J3c o SItenuus o Hlilea o 
<Sf o Bna o ©na o roil^elmuB O ©e O Jlbuuk o (Ef O ©e o BnitDro o 
T^k o ÄEputiUH ö ora. 

Meisterhafte Arbeit aus dem Jahre 1489, vollständig erhalten und gut 
restaurirt. 

2. Stück eines Grabsteines von Sandstein, {Abb. 46.), jetzt l'lö w 
lang und 1*10 «/ breit, einst Gegenstück des vorbeschriebenen, welchem 



5i 



es in der Aiisfühninfj gleicht; mit dem Brustbild einer verstorbenen Frau 
um deren Kopf ein Spruchband gelegt ist. mit den Worten: 

SMILVG ■ SE ■ PAN EM . . . HRZISSNY PA ■ MA ■ PS ■ ZA ■ 

MIE ■ BOHA. 

Am l'lattenrande : 

Jlimo . Boiiiiiii . Vß . ccccc . Ipbijt . (J^EnEtora l|)ij!{jElmi . Jjit . 

Jll'jurli . L^r,itE . Ben p . . . — 

3. Sandsteinplatte von 215m 
Länge und 90 »» Breite, stark be- 
schädigt mit dem Bilde einer lie- 
genden Frau und dem Wappen 
(zwei senkrecht stehende Sensen) 
aus dem Anfange des 16 Jahr- 
hunderts; am Rande die Inschrift: 

Mnno . I&oini . mccrcc 

.... ^Entici aa))blic[ | j ITijnfEftiu 
. ftra. iri . p. g. JlsuiiEDnis . inaie 
. uga . ocflle . pro . ca. (I) 

4. Sandstcinplaite 166 m 
hoch, 093 m breit, aus dem 16. 
Jahrhundert, mit Resten eines 
Wappens i.nd einer Inschrift: 

. . . SWATEHO SSIMONIE 
A . . . . VMRZELA GT 



den Jahn 1000. 



GIVA . -TVTO GEST POGHOWANA PROSTE . 

J>. Sandsteinplatte ISO m hoch, 080 m breit, mit dem Wappen der 
Herren von Illburg und dem Inschriftrest: 

. . . . EC ■ XXXVIII ■ VMRZEL VROZENI ■ PAN ■ PAN WILIM 
Z IIMBVRKV A . . . . 
6. Sandsteinplatte TIO « hoch, 077 m breit aus dem sechszehnten 
Jahrhundert mit zerstörtem Wappen und der Inschrift: 
NA MARTINOWSY W LETECH 
STARZY ■ SAVCZl 52 AWTO 
MTO ■ CHRAMV A MISTIE W 
PANU - ODPOCZIWA ■ GEHO 
DVSSI ■ PAN ■ BVH - NASS RACZ 
MYLOSTYW BEYTI. 
Barokcapcllc neben der Kirche sechseckig mit flacher Decke, 
schnuicklos; der Altar, eine Säulcnarchitectur mit vielfach verkröpftem 
Gesimse und Rankenwerk stammt angeblich aus der Doxaner Kirche. 

Das Pfarrhaus, ein einfaches Gebäude wurde in den Jahren 1778 
1779 für 6038 fl. erbaut. 



55 

Bildstock hinter der Kirche, ein vierkantiger Pfeiler mit kleinem 
Capelichen, welches vier leere gothisch gebrochene Nischen hat und eine 
schwache Statue der Pieta trägt, etwa aus dem 15. Jahrhundert. 



Chot§§ov. 



Sedlä^ek, Mistopisn;^ slovnfk 326; Gedenkbuch des Pfarramtes vom Jahre 1852. 

PFARRKIRCHE, der Himmelfahrt Mariens geweiht, vom Doxaner 
Kloster gegründet, bereits im 14. Jahrhundert erwähnt, in den Jahren 1730 
bis 1737 überbaut und im 19. Jahrhundert restaurirt. 

Das Gebäude, dessen Chor sich gegen Norden wendet, besteht aus 
einem gothischen Thurme, einem baroken, rechtwinkligen Schiffe und gleich- 
zeitigem, im Halbkreise geschlossenen Presbyterium. Das Gemäuer theils 
von Sandsteinquadern, theils von Bruchstein, verputzt, mit einfachen Lesenen 
versehen. Das Innere schmucklos, Schiff und Altarraum flach gedeckt 
21 m lang, 960 m breit. 

Madonnenstatue auf dem Hauptaltar, von Holz geschnitzt, 1 20 m 
hoch, in den Lenden stark gebogen ; bei den Füssen zwei betende Figürchen, 
gut erhalten, während die übrige Statue durch Restaurirung ganz entstellt 
ist; 15. Jahrhundert. 

Steinkanzel auf korinthischer Säule, sechsseitig mit den Reliefen 
der Mutter Gottes, des hl. Georg mit dem Drachen, des Hasenburg'schen 
Wappens und stylisirten Blumen in den Füllungen; 16. Jahrhundert. 

Glocken: /. Höhe 110 w, Durchmesser 118 w, am Kronenrande 
ein Omamentband mit Greifen zwischen zwei Spruchbändern: 

EESI CHRISTICH WERCH BIN ICH ZU GOTTES WORT RUF ICH 
PAVLVS MVNCH ZA LA VN GOS MICH ANNO 1608 

HOSIZANNA MIT SYSSN SCHAL ICH SVNG KLING VRRBERG W 
TAL WEM WIRT HÖRN MEIN KLANG SEIM KIRCHN GEN NICHT 
LANG 

Darunter hängende Trauben; am Mantel die Inschrift: 

LETHA PANIE 1608 LIT GEST ZWON W MIESTIE 
LVNA NAD OHRZY KE CTI A CHWALE PANV BOHV 
WSSEMOHAVCYMV TEZ KV POCTIWOSTI BLAHOSLA 
WEN PANNE MARIGI A WSSEM BOZYM SWATYM 
K ZADVSSY CHOTESSOWSKEMV ZA CTIHODNEHO 
KNIEZE SSEBESTYANA FARARZE TOHO CZASV CHOTES 
SOWSKEHO ZA VROZENEHO PANA lANA KAROWCE 
NA KOWIC HEYTMANA PANSTWI LIBYCHOWSKEHO 
WTTA ZAVBKA RICHTARE ZA lANA MLYNARZE MARTINA 
KAWLVCHA TOMASSE LENIKA GIRZIKA HASY GIRZIKA 



56 

WALBA OTMARA TATRMANA KONSSELVW CHOTIESSOWSKYCH 
ZA WONDRZEGE RICHTARZE MARTINA KLYMSSE MATIEGE 
KRÖMARZE KONSSELVW CZERNISKYCH ZA TIECHTO KOSTEL 
NIKV GYRZIKA NERADA PAWLA lANDI lAKVBA POLIWKY 
MARKA BARTONO Wie WAWRZINCE DWOZÄKA S 

CZERNIWA 

Auf der anderen Seite ein Krucifix mit der Mutter Gottes und dem 
hl. Johannes; die Inschrift: 

GUCK VNT VNGLICK" IST 
ALLE MORGEN MEIN FRISTICK. 

Unten ein Blattkranz. 

2, Höhe 0*83 w, Durchmesser 090 wi, umgegossen, mit der von der 
früheren Glocke übernommenen Inschrift: 

tenfo iroon bißlan kt rfi a k c^roalc panu buolju mafeje boji; ropem froatpt 

j. Höhe und Durchmesser 075 m glatt, mit einem Madonnenreliefe 
und der Inschrift: 

GEGOSSEN VON FRANZ GOLD IN LEITMERITZ ANNO 1845. 



Chvalin. 

FILIALKIRCHE des hl. Johann von Nepomuk, orientirt, von Bruch- 
stein mit Mörtelverputz, im Jahre 1725 vom Doxaner Kloster erbaut. Das 
Äussere rechteckig, mit kleiner Vorhalle und zwei Eckthürmchen auf der 
Westfront und gemauerter Laterne auf dem Dache. Das rechteckige Portal 
ist mit der Jahreszahl MDCCXXV versehen. Über demselben eine Stuck- 
cartouche mit dem Brustbilde des hl. Johannes und dem Doxaner Wappen. 

Das Innere hat die Form eines gestreckteif Achteckes von 9 m, 
Länge und 650 m Breite ; die Wände werden von korinthischen Pilastem 
und einem Gesimse gegliedert und von vier rechteckigen Fenstern durch- 
brochen. Das Gewölbe schmückt eine Stuccodecoration mit Rankenwerk 
und einer Monstranz, einem Buche, einem Globus, einem Herzen und einem 
Kreuze in Cartouchen. In der Laterne die Taube zwischen Engelsköpfen. 

Hauptaltar mit meisterhaft geschnitztem Akanthusrahmen, in 
welchem ein gutes Bild des hl. Johannes von Nepomuk sich befindet. 
Seitlich zwei hübsche, von Holz geschnitzte Reliquiarien mit Bogen- und 
Muschelornament, 1*15 m hoch, 0*65 m breit. Antipendium von Leder 
mit aufgemalten Blumen. — Auf dem Seitenaltare ein kleines Reliquiar 
von Holz geschnitzt, 033 m hoch, 026 m breit, hübsche Arbeit des 
18. Jahrhunderts. 



57 

Gedenkstein zur rechten Seite des Hauptaltars: 

1725 
I M P D (Josef Mika, .praepositus Doxanensis) 
POSVIT ER 

REXIT & 
BENEDIXIT. 

Kelch von vergoldetem Kupfer, 0*20 w hoch, der flache Fuss sechs- 
blättrig, der Nodus birnförmig, die Cuppa geschwungen, sämmtlich bedeckt 
mit getriebenen Band- und Rankenornament. In der Ausführung schwache 
Arbeit des 18. Jahrhunderts. 



Ctinoves - Ctin§ves. 

Angebliches Hünengrab des Cech. Gefunden eine kleine Bronze-Nadel mit fein 
gekerbtem Knopfe (in der Raudnitzer Schlosssammlung); Steinbeile (im Landesmuseum); 
auf dem Georgsberge ein Glasring von schwarzer Farbe (im Raudnitzer Schloss.) — 
Pamätky archaeologickÄ, I. 91, 336; VIII. 311.; XL 553— Ö54. 

m 

Die FILIALKIRCHE des hl. Matthäus ist ein orientirtes Gebäude, 
einschiffig mit romanischer Apsis, ohne Thurm, aussen ganz moder- 
nisirt; das Schiff innen 9 m lang und 7'20 m breit, die Apsis 5 m breit 
und mit dem glatten Triumphbogen 2'50 m tief. Die Decke im Schiff und 
in der Apsis flach, die Fenster rechteckig. 

Der Hauptaltar, eine Säulenarchitectur mit Akanthusranken und 
Engeln aus dem 17. Jahrh. bildet den Rahmen eines guten Oelgemäldes 
des Kirchenpatrones ; auf der Rückseite der Maler verzeichnet: 

Den 9ten May i822 Christian Fibing. 

Zwei Seitenaltäre mit geschickt geschnitzten Akanthusrahmen aus 
der ersten Hälfte des 18. Jahrh. 

Taufbecken von Sandstein T 10 w hoch, 066 m breit, ähnelt dem 
Taufbecken in Dolänek, ist jedoch nicht verziert; 16. Jahrh. 

Sechs Zinnleuchter, 063;« hoch, auf dreiseitigen Gestellen mit 
Engelsköpfen, bezeichnet: 

CTINOWES MAR MARTINKE 

1630. 
Grabsteine: 

Rothe Marmorplatte, 207 m hoch und 1*20 tn breit, mit der Relief- 
gestalt eines Ritters, geschickt ausgeführt, in den 4 Ecken Wappen, am 
Rande die Inschrift: 

Irfa pantB 1600 o Mvitxrj prjßb jgroaii; ®anß Krjtifele usnul o J^anu 
Mropm) a Äfateqnij xrßxi I^(an Jf ci;br)iji^ ^apBhi; j 5ap a na (EtiBnißrosi; 
a büo fielo ge" obpocjtroa ocißharoagß rabosfne" j mxiwrjtij roslanie. 



58 

2. Rothe Marmortafel, 207 m hoch und 0*85 m breit, mit einer 
Frauengestalt in langem Mantel, mit Wappen und der Umschrift: 

IDrfa 1593- ro sobofu pr|cb «ntrfeblnau nebtclr^ umrjßla urojena J9. 
Jo^anka Japska je (SjfimBrosi; a na ÖTitinieroBij man|ijelka uroje" Jf njbriji^a 
JapsktE^o jB Japp na (EiftntBirßrj a M)tnorj9 a fufo obporjiraa ro panu. 

3. Rothe Marmortafel, 0*90 m hoch und 0*62 m breit, mit dem 
Reliefe eines Wickelkindes und der Umschrift: 

Jtrf^a paniß 1595 xo «fr|ebu po ;5. ffl)aqIaroB imtwl Jan «i^t uroje- 
nßl^o pana Srtjbrtjt^a JapBkßl^o j 3ap a na (Ejfinorosg fufo poi^o : gt 

An den Seiten drei Wappen und: 

ALZBETA ZAPSKA Z SLIWICZ 

lOHANKA VRSVLA SLIW 

ZAPSKA ZWRABICOWA Z TEMNIC 

4. Rothe Marmortafel, 094 m hoch, 066 m breit, mit dem Bilde 
eines Kindes, welches eine Blume hält; die Umschrift lautet: 

JtBtlja paniß 98 fen Jlutcrr^ prjcb «roa ®tr|hn }?. Bul^ j fo^oto 

Ärotrfa poroolati racjtl ffiunbrafa Btjna pana J'njbrid^a Japsfej 

j Jap a na (IjfimtTpBi; star|t 21 nßbißl. 

5. Rothe Marmorplatte, 120 m hoch und 0'88 m breit, mit dem 
Bilde eines liegenden Kindes, rings die Aufschrift: 

Ißt^a pauie 1591 tob rfrorfßk po Ä. IDaqlanjiB Wntr|Bl Jan Jt^knmnb 
;5t>n MrojBntljo a Äfaiecinc^o rtjtirjt ]^. Jfnjbrtjt^a Japakc" j Jap a na 
<Ejftntera09 a M)inorp;. 

6. Rothe Marmortafel, 1 m hoch und 0*50 m breit, mit der Inschrift 

LETHA PANIE 1603 
W SOBOTV PO PAM 
ATCZE NAWSSTIWENI 
S. PANNV ALZBIETY VS 
NVLA GEST W PANV VRO 
ZENA PANNA MARKETA 
ELSNICZKA Z ELSNICZ 
GERA VROZENYGH PANA 
KARLA ELSNIGZE Z ELS 
NICZ ANA EYWANI A VRO 
ZENE PANI ANNY ELSNIGO 
WE ROZENE SLIWIGZKY 
SLIWIGZ A TVTO 
POGHOWANA GEST. 



59 

7., 8., 9. Andere drei Grabsteine, aus deren beschädigten Inschriften 
ersichtlich ist, dass sie sämmtlich Kinder des obengenannten Elternpaares 
deckten. 

Glocken: /. Umgegossen im J. 1840; die ursprüngliche Aufschrift 
lautete nach Angabe des Gedenkbuches: 

%tta Tßsimt MDC «lif 0ß«t jroon IbhIo fe rfi a k i^roak J^anu Bolju 
roljemo^aunjmu ob lHafoulpe lS)or|iJPia jroonarjB xo WtxtBixt Baubmnj nab 
TLabtm toljo tjaau Btdjfarjß WoUn^xnBhtlfo. 

Am Mantel waren Wappen mit den Buchstaben: 

F. Z. Z. P. und A. Z. S. S. 

2, Höhe 0*58 w, Durchmesser 0'56 w, am Kronenrande stehende 
Akanthusblätter und die Inschrift: 

VALENTIN LISSIACK HAT MICH GOSSEN IN DER KOEN. 

KLEIN. STADT PRAG. 

# 

Darunter Festons, ein Reliefbild der hl. Ludmila und die Inschrift 

TENTO ZWON GEST W ROCZE 1737 

NAKLADEM ZADVSSY CZTINOWES 

KEHO PYELITEG (l) A O 191 TIESSY VCZYNIENEG. 

J. Höhe 0*54 w, Durchmesser 0*56 w, am Kronenrande die Umschrift: 
FRANCISCVS ANTONIVS FRANCK ME FVDIT PRAGAE 1761. 
Darunter eine Reihe Akanthusblätter. 



CernouSek. 



Gedenkbuch des Pfarramtes vom J. 1810. 
Gräberreihen mit Basalt platten, ohne Beigaben. — Pamitky arch. XIT. 428. 

Die PFARRKIRCHE des heil. Barth olomaeus, romanischen Ur- 
sprunges, im J. 1311 zum ersten Male erwähnt, 1334 (36?) neu geweiht 
im 14. Jahrh. bereits Pfarrkirche, in den Jahren 1769 — 1774 ganz neu 
gebaut, laut Inschrift im Thurmknopfe vom Prager Baumeister Anton 
Schmied und den Palieren Mathias Cziczowsky aus Kostomlat und Georg 
Rechziegel aus Ober-Befkowic. 

Das Barokgebäude, orientirt, von Bruchstein mit Kalkbewurf, aus 
einem Westthurm, einem Schiff und Presbyterium bestehend. 

Der Thurm vor der Westfront wird von Gesimsen in drei Stock- 
werke getheilt, von Lesenen begleitet und unten von einem rechteckigen 
Portale, oben von zwei flach umrahmten Fenstern durchbrochen; das ein- 
stige Zwiebeldach wurde mit einer spitzen Pyramide ersetzt. 



60 

Das Schiff wird an der Westwand von zwei leeren Nischen und 
ovalen Fenstern belebt; die Langseiten sind in der Grundrisslinie ge- 
schwungen, mit vier hohen Pilastern gegliedert, und mit rauhem Mörtel- 
bewurf versehen. Jederseits ein grösseres barok ausgeschnittenes Fenster 
und ein kleineres rechteckiges; zwei runde Stiegenfenster. Das rechteckige 
Portal trägt ein mehrfach gebrochenes, hohes Gesimse. 

Das Presbyterium im Halbkreisse geschlossen, ist mit Lesenen 
gegliedert und von drei einfachen Rundbogenfenstern durchbrochen. 

Das Sanctusthürmchen ist zwiebeiförmig, mit Blech beschlagen, 
von schöner Silhouette. Das Kirchendach mit Ziegeln gedeckt. 

Das Innere von guter Wirkung, misst im Schiffe 17 w Länge und 
lO'SO m Breite, im Presbyterium 8*60 m Länge und 7 m Breite. Die in 
der GrundrissKnie mehrfach gebrochenen Wände sind in der Mitte oval 
ausgebaucht und von Pilastern gegliedert, deren Capitäle zwei Voluten und 
eine Schabrake aufweisen; auf denselben ein Gebälke mit schwach aus- 
ladendem Gesimse. In den Ecken vier kleine, in den Seiten grosse Altar- 
nischen. Zu beiden Seiten des Presbyteriums symmetrisch die Sacristei 
und ein Oratorium. Das Gewölbe besteht aus zwei kleineren und einer 
grossen böhmischen Kappe sowie einem dreiseitigen Chorschluss. 

Der Hauptaltar mit einer schwachen, baroken Holzarchitectur; bei 
seiner Aufstellung fand man im J. 1772 in der alten Altarmensa eine Ein- 
weihungsurkunde, welche nach Angabe Bienenbergs (Versuch IL 98) lautete : 

A. D. Millesimo CCCXXXVI dedicata est ista ecclesia a venerabili 
Patre Domino Fratre Przibislao Satharonensi Episcopo etc. 

Das Pfarrgedenkbuch gibt dieselbe in anderem Wortlaut wieder : ^ 

A. D. MCCCIV dedicata est ista ecclesia per honorabilem Patrem 
Othoniel Epiacopum Cartagiensem Ord. min. CJonvent. S. Francieci etc. 

Auf der Wachscapsel der Reliquie, waren zwei Bischofssiegel mit den 
Umschriften abgedruckt : 

S. FRIS PRIBISLAI DEI GR EPIS MVROVENSIS 
(Sigillum fratris Pribislai dei gratia episcopi murovensis) 

S. Secretum FR PR 

(sigillum secretum fratris Pribislai). Auf dem früheren Altare befand sich 
die Inschrift : . 

1674 18. JfluguBl ©ßßit^ Milnsf JBän Sranfiph &\zMtt m\m\\i^\ 
pifaf krälororfroi ÖTjßsftB^o, J^an J^ansfrot Ifofti||ti^ Bßrftorotc, Karora, Itiboifr, 
djitoroa, öriernaufliiu bal poBfarotft ottär fenlo Bfc. 

Hauptaltarbild, 1*60/» breit und etwa 3 m hoch, auf Leinwand 
gemalt, stellt den Martertod des hl. Bartholomaeus dar, dessen entblösster 
Körper aus dem dunklen Hintergrunde hervortritt; ein Geselle spannt den 
Heiligen auf das Kreuz, ein zweiter wetzt im Vordergrunde das Messer, 



61 

rückwärts steht der in roth gekleidete Henker. Das Bild wurde vom Maler 
uro 800 9. angekauft; derselbe ist unten in der Ecke unterschrieben: 
Ludwig Kokl Pin 
ano iSio 
Die Seitenaltäre und die Kanzel von Holz, mannorirt, aus dem 
Ende des 18. Jahrh. ohne 
Kunstwerth. 

Das Taufbecken 
von Sandstein und un- 
schöner Vasenform 1 m 
hoch, mit Rococozieraten 
und der Inschrift: 
1757 
(§ Ä. &. 
Sranj Inng^off fecit. 
Ciborium mit ba- 
roker Cuppa aus dem An- 
fange des 18. Jahrh., von 

Silber, vergoldet ; der 
Mantel weiss, durchbro- 
chen, mit schönem Ran- 
kenornamente und drei 
leeren Medaillons, in der 
Ausführung an die Mon- 
j,stranz in Dolanek erin- 
nernd ; der Fuss neu. 

Silberkelch mit 
geschickt getriebenem Abb. 47. Cuo«i«k. PMiGdkr«», om ■• hoch, ib. jhrh. 

Cartouchen- Ornament auf 

der Cuppa aus der 2. Hälfte des 18, Jahrh,; in den Füllungen Weizenähren 
und Weintrauben ; der Fuss neu. 

Pacificalkreuz von Silber aus der 1. Hälfte des 18. Jahrh. 'mit 
gravirtera Bandomament und aufgesetzten Rosetten, 0*20 m hoch, der Fuss 
neu (Abb. 47.). 

Reliquiarium von Silber, theilweise vergoldet, 029 m hoch, 
monstranzenförmig ; in den getriebenen Cartouchen Blumen, der Nodus 
bimförmig, in der Corona ein Kristallkreuz auf weissem Gitter; am Fusse 
die Inschrift: 

©on ©ns 

jantoni Jranj 

unh 

!i)(ueimiliana J'ranjin 

Änno 

1744 



62 

Das Goldarbeiterzeichen ist unklar. 

Glocken: Höhe 0*93 w, Durchmesser 103»«; am Kronenrande 
Maskarons und Putten in Omamentband. Am Mantel die Reliefgestalt des 
hl. Bartholomaeus auf der einen, das Hartigsche Wappen auf der anderen 
Seite; die Aufschrift: 

ANNO MDCCXIV AD HONOREM 

S. BARTHOLOMAEI APOSTOLI 

FIERl FECIT ILLVSTRISSIMVS DOMINVS 

DOM: LVDOVICVS L. B. DE HARTIG 

DOMINVS IN SVPERBERSCHKOWITZ. 

2. Höhe 0'75 w, Durchmesser ebensogross, am Mantel die Gestalt 
des hl. Ludwig und das Hartigsche Wappen; am Kronenrande die zwei- 
zeilige Inschrift: 

ANNO MDCCXIV AD HONOREM S. LVDOVICI REGIS FIERI FECIT 

ILLVSTRISSIMVS DOMINVS lOSEPHVS 
LVDOVICVS L. B. DE HARTIG ET DOMINVS IN SVPERBERSCHKOWITZ 

3. Höhe 065 w, Durchmesser ebensoviel, am Kronenrande die von 
einem Engel unterbrochene Aufschrift: 

gieorgius fitjtf hampanam tjpam ateluja 

Am Mantel die Gestalt des hl. Paulus und: 

fanhtc paulß. swete pane anno dom mcccclxvh. 

4. Die unzugängliche Glocke im Sanctusthurme hat nach Angabe des 
Gedenkbuches die Inschrift: 

KE CZTI A K CHWALE PANV BVOHV SLIT ZWONEC 
TENTO LETA ♦ CCCCCXXXV. 



Cernoves. 

Die FILIALKIRCHE des hl. Prokop, ein orientirtes Gebäude aus 
Bruchstein mit Kalkverputz, errichtet in drei Perioden : Das Schiff romanisch, 
das Presbyterium und die Sakristei frühgothisch, der Thurm neu. 

Das Äussere ist ganz modernisirt, das Presbj^erium von einem 
alten und einem neuen Strebepfeiler gestützt. 

Das Schiff bildet innen ein Rechteck von 6*70 tn Länge und 478 m 
Breite, mit gerader Decke; der halbkreisförmige Triumphbogen ist im 
Widerlager von einem glatten Gesimse unterbrochen. 

Der Chor raum, 7*20 w lang, 5 20 w breit und mit dem Schiffe 
gleich hoch wird von zwei in stumpfem Winkel stehenden Mauern ge- 



.63 

chlossen ; sein Gewölbe ist einfach, kreuzförmig, die Rippen sind keilförmig 
profilirt, an den Seiten doppelt ausgekehlt, auf rohen Consolen aufsitzend, 
und treffen in einem Schlusssteine mit Wappen (Pfeil) zusammen. Die 
rechtwinklige Sakristeithür ist an den Vorderkanten abgeschrägt, in den 
oberen Winkeln mit Füllstücken versehen. Der alte Thürflügel einfach be- 
schlagen. 

Die Sakristei ander Nordseite des Presbyteriums misst innen blos 
3 ?n im Quadrat; ihr Kreuzgewölbe mit scharfen Kanten statt Rippen hat 
einen glatten Schlussstein. Das rechteckige Fensterchen und der auf mas- 
siven Consolen aufruhende einfache Altartisch sind ursprünglich. 

Das Hauptaltarbild, den hl. Prokop vorstellend, ist ein geschickt 
mit satten Farben auf Leinwand gemaltes Werk des 18. Jahrhunderts in 
der Art Balko s, 160»« hoch, 0*84 m breit. 

Die Kanzel ist niedrig, von Holz, mit geschnitzten Pilastern, einem 
grossen, eingelegten Wappen und der Jahreszahl 1756. 

Taufbecken von Zinn, 043 m hoch, 031 m breit, mit einem 
Kessel von umgekehrter Glockenform, auf drei Füssen" mit menschlichen 
Masken und fünffingrigen Zehen aüfruhend. Auf dem Mantel zwei Ringe 
und die eingravirte Bezeichnung: 

15 S B N 99 
I. D. W. I. K. W. R. 

Zwei Bänke, deren hohe Lehnen mit Gesimsen, Zahnschnitt und 
Eierstab versehen sind; einfache Arbeit eines Dorftischlers aus dem 
17. Jahrhundert. 

Relief des hl. Georg aus Holz geschnitzt, 1*20 m hoch, 0*60 m 
breit, ein Altarfragment aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts. D«r Heilige 
in voller Rüstung auf schwerem Rosse den Drachen besiegend ; im Hinter- 
grunde links kniet eine Jungfrau, rechts steht eine Bur^^ aus deren Fenster 
ein Ehepaar blickt. Meisterhaft geschnitzt mit neuer, doch guter Poly- 
chromirung (Abb. 48). 

Sechs Zinnleuchter auf barokem, dreiseitigen Fusse mit Engels- 
köpfen, Herzen und Blumen, 0*45 m hoch; zwei Leuchter von Messing 
gedrechselt, 0*22 m hoch. 

Ciborium, 0*22 w hoch; der Fuss neu, der Schaft sechskantig, mit 
durchbrochenen Fensterchen, der Nodus kugelig abgeplattet mit sechs 
Rauten, welche abwechselnd gravirt oder mit Kristallen geschmückt sind. 
Die Silbercuppa mit renaissantischen Cartouchenornament, in welchem drei 
menschliche Masken mit drei Schildchen abwechseln. Am Rande des 
Mantels eine Reihe stehender Lilien. Schön im Entwürfe, jedoch schwach 
in der Ausführung, aus der Hälfte des 16. Jahrhunderts. 

Glocken: /. Im Jahre 1851 umgegossen, wobei die alte Aufschrift 
erneuert wurde; laut Gedenkbuch des Pfarramtes zu Wettl: 



Bt^aote ucDjen^ ijän pan Ißilim ; Bolmbetfta a na CÜeaFtSm SnimfoDC 
Tpränre a nlabai bomu BopitbEcshcfto, je^o mtlosli nmakeljo ciCafE Idjn^ 
raba a nEJtiijääi purfttabt prafsh^ ßetr ^oBlaftoDsh^ j Htlcinic fiEJfman 
iia^'Eoubnici Itiiej ßetr Bepomuchij ob 3eitni ^orij faraf d dEcnensi. 



Udoh belal flomitni) Bcijhn j Cimpechu, jutm.if d EoDcm mE|16 ptajahtnt 
bo lEetHEBai nählabBin däböj oraönirfj; rmImiciiD b&IAni io&u jDonu [liii 
ntjaläiif ob obcE BAcIaoa a Xfiataiisaa hoaftlm'lti) o (EeriiODai a Jaftuba 
Baätij j Eijäftouir, Ralo st v autcri) po pam.ifcB maubropi Bdji Isla ßant 
Jö83. 



65 

2. Zugleich umgegossen, hatte die Aufschrift: 

Irfa boii^o 1524 Xtxixs pon bfelan ob mipra tontalTB o IttomicrjT;ci)t^. 

3, Höhe 0*35, Durchmesser 0*32, am Kronenrande ein Kranz, am 
Mantel schwache Heiligenreliefe, unten die Bezeichnung: 

I. G. K. ANNO 1774 (Johann Georg Kühner) 

Dobnn. 

In der Ziegelei Aschengruben; beim Bezd^kover Kreuze ein Brandgrab mit 
Eisenwaffen. — Pamätky archacoIogick6 XII. 428; VIII. 391 und 473. 



Dolänky. 



Liber memorabilium vom Jahre 1761 und 1856. Handschriftliche topographische 
Sammlung im Archive des böhmischen Museums bei der Beschreibung der Herrschaft 
Doxan. 

Die PFARRKIRCHE des hl. Aegidius, bereits im 14. Jahrhundert 
erwähnt, zum Doxaner Kloster gehörig, im Jahre 1588 erweitert, und 1675 
neu erbaut. 

Das Barokgebäude von Bruchstein mit Mörtelverputz, mit dem 
Altare gegen Westen gewendet, besteht aus einem rechteckigen Langschiif 
und einem etwas schmäleren, mit drei Seiten schliessenden Presbyterium. 
Die östliche Frontseite ist zweistöckig, hat unten vier Pilaster mit Frucht- 
festons in den Volutcapitälen, oben vier schmälere Pilaster mit Composit- 
capitälen. In der Mittelachse ein rechtwinkliges Portal mit Giebelsegmenten, 
zwischen denen sich eine Cartouche mit dem Doxaner Wappen befindet; 
bei demselben die Initialen : F S K P D (Frater Stephanus Kilman prae- 
positus doxanensis). Im Friese die Jahreszahl: MDCLXXV. In der Mitte 
des oberen Geschosses ein dreigliedriges Fenster, bekrönt mit Bogengesiriis, 
Voluten und Obelisken. Der Giebel, welcher sich über die ganze Breite 
der Fagade erstreckt, hat im Mittelfelde eine leere Cartouche von Stucco, 
oben ein Kreuz zwischen zwei Kugeln. Die übrigen Seiten der Kirche sind 
nait einfachen Lesenen versehen und von kleinen Fenstern mit Segment- 
bögen durchbrochen. Auf den rechteckigen nördlichen und südlichen 
Seitenthüren sind so wie auf dem Hauptthore schöne Beschläge aus dem 
Ende des 17. Jahrhunderts. 

Das Innere des Schiffes von 15 m Länge und 8 m Breite ist an 
den Wänden mit vortretenden Pfeilern gegliedert, deren Capitäle von Stucco 
Engelsköpfchen zwischen Voluten und hängenden Festons schmücken; 
zwischen denselben Füllungen mit Fruchtfe.stons. Ein ganzes G^bälke mit 
ausladendem Gesimse läuft an sämmtlichen Wänden um; über den seit- 

Besirkahauptm annschaft Raudnicz. e 



66 

liehen Altarnischen sitzen Engel von Stucco, in der Mitte der Längswände 
stehen in zwei Nischen bekränzte Vasen, über denselben grosse leere 
Cartouchen, sämmtlich in der schwerfölUgen nnd überfüllten Manier der 



SudiKio, uu dtm J. 1096. 



italienischen Stuccateure aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Das 
Gewölbe ist eine Tonne mit Fensterzwickeln, die Orgelempore balconartig. 
Das Presbyterium 6-20»» lang und 5« breit besitzt dieselbe 
architektonische Ausschmückung. 



67 

Der Hauptaltar, eine Holzarchitektur aus der Zeit des Kirchen- 
baues mit zwei Säulen und doppeltem Gebälke, bildet den Rahmen eines 
Bildes des Kirchen patrones mit Engeln, welches durch eine Obermalung 
im Jahre 1828 verdorben wurde. Das Tabernakel von guter Rococoarbeit 
mit ornamentalen Schnitzereien stammt aus dem Jahre 1768; die seitlich 
stehenden Heiligenstatuen in Lebensgrösse sind von sehr schwacher Aus- 
führung. 

Auf den Nebenaltären befinden sich geschickt gemalte, jedoch 
sehr beschädigte Darstellungen aus dem Leben der hl. Norbert und 
Pankraz mit zahlreichen Figuren und grossen Architekturen im Hinter- 
gründe, sowie zwei kleine Bilder der hl. Anna und des hl. Johann von Ne- 
pomuk in breiten, hübsch geschnitzten Rococorahmen. 

Die Kirchenbänke aus dem Ende des 17. Jahrhunderts sind mit 
den für jene Zeit charakteristischen gewundenen und gekneteten Ornamenten 
verziert. 

Der Beichtstuhl, ein dreitheiliger, baroker Schrank mit ausge- 
bogenem Gesimse und hübschen Intarsien an den Vorderflächen wurde 
laut Angabe des Gedenkbuches im Jahre 1774 angeschafft. 

Die Orgel wirkt mit ihren zahlreichen Rococozieraten decorativ 
dieselbe wurde im Jahre 1765 vom Meister Mathias Sedmik für 250 Gulden 
hergestellt 

Die Kanzel (Abb. 49.) von Sandstein aus dem Jahre 1596 auf 
schlankem Fusse mit älterer Basis spätgothischer, reich profilirter Form; 
die aus dem Achtecke construirte Brüstung hat in ihren rechteckigen 
Feldern rohe Sahdsteinreliefs und die Inschriften: 

1- ANNO CHRISTI 1596 

DIE 9 APRILIS 
REVERENDUS IN 
CHRISTO PATER 
DOMINVS GEORGIVS 
VSWALDVS AVSTEN-. 
SIS PAROCHUS IN 
DOLANEC HOC 
SVGGESTVM DO- 
MINANTE ADMODV 
REVEREDO iN CHRI- 
STO PATRE DOMNO 
D lOANNE WOJTT 
MONASTRY DOXA- 
NENSIS PRAEPOSrrO 

FIERI CVRAVrr 
NON NOBS DOIE 
NON NOBS SED 
NOMINI TVO DA 

GLOIAN ^ (1) 6* 



'N 



68 

2. Das Relief des Gekreuzigten zwischen den Gestalten seiner Mutter 
und des hl. Johannes, dabei die Inschrift: 

PER SIGNVM SANCTE 

CRVCß LIBEFIA NOS 

DOMINE AB 

INIMICIS 

NOSTRIS 

3. Das Rehef des hl. Georg mit 
dem Drachen, über demselben das 
Gebet : 

EGREGIE DEI MARTYR 

GEORGI ORA PRO 

NOBIS DEVM 

ALELVIA. 

4. Im leeren vierten Felde ist bloss 
in Currentschrift eingravirt: 

Stephans 
Bokdal 

Auf dem Gesimsbande der Brüstung 
ist ein lateinischer Vers aus dem 58. 
Capitel des Buches Esaias in Majuskeln 
eingravirt, 

Taufbecken (Abb. 50.) von, 
Sandstein, 090 m hoch, wurde laut 
Angabe des Gedenkbuches im Jahre 
1580 angefertigt; der Fuss ist cande- 
laberartig mit Consolen und Akanthen 
geschmückt, der Kessel flach, unten mit 
Palmetten verziert, oben mit Hohlkehlen 
und Rundstäben profilirt; der Deckel 
von Holz, barok. 

Abb. 6U. DoUnky. TsufiMin lut d. J, 1580., 0-90 hoch. ' ™ . „ , , , , , 

Zwei Uelgemälde auf Lein- 
wand, Brustbilder des hl. Petrus und 
der hl. Maria Magdalena in Lebensgrösse, mit saftiger Farbe breit auf- 
getragen, 18. Jahrh. 

Madonnenstatue in einem geschnitzten Rococoschrank auf dem 
Nebenaltare, etwa 0'90 m hoch, von guter Arbeit des 16. Jahrh., neu 
polychromirt. 

Kreuz von Holz mit einem Körper des Heilandes von Elfenbein, 
welches fein geschnitzt, 020 m hoch, vorzüglich im' Ausdrucke und in der 
technischen Behandlung ist, barok. 



69 

Kerzenhalter von Schmiedeeisen aus runden Stäben in Spiralen 
mit breitgeschlagenen Enden 1'70 m hoch, 18. Jahrh. (Abo. 49.). 

Zwei Zinnleuchter, 0*30 w hoch, dreifüssig mit Blattornamenten 
und der Bezeichnung: 

A P D — S E — 1710. 
P 

Monstranz von Silber, zum Theile vergoldet, 0'62 m hoch; der 
ovale, viertheilige Fuss hat eine durchbrochene, fein getriebene Bekleidung 
von weissem Silber mit Rankenornament und vier leeren Medaillons; am 
Nodus Engelsköpfchen; auf dem vergoldeten Strahlenkranze ein weisser 
Kranz mit den Reliefs Gott Vaters, der Taube, des hl. Petrus und Paulus, 
sämmtlich fein getrieben und ciselirt. Ohne Merkzeichen, etwa aus den 
J. 1700—1720. 

Kelch mit alter Cuppa von vergoldetem Silber; das getriebene 
Barokornament ist hoch ausgebaucht, in den Füllungen Weintrauben 
Weizen und Blumen. 

Casula von weisser Seide mit naturalistisch gestickten Blumen und 
grossen Blättern in Nadelmalerei und gelegtem Golde, gute Arbeit aus der 
Hälfte des 18. Jahrh. mit dazu gehörigem Velum und Stola. 

Glocken: /. Höhe 0'S3 m, Durchmesser 0*90 w, am Kronenrande 
die Aufschrift: 

VALENTIN LISIACK GOS MICH AVE DER KLEIN SEIDEN PROG 1715. 

Darunter eine Reihe grosser Cartouchen mit Adlern, am Mantel ein 
unschönes S. Georgsrelief und die Bezeichnung: 

FVSA SVM 
ET 

saCrata 

HONORl SANCTI AEGI'DII 

SVB lOSEPHO Mika Praelatö Doxanensi 

ET PATRONO ECCLESIAE DOLANENSIS. 

2. Höhe und Durchmesser 0*73 m ; auf den Bändern Masken, am 
Kronenrande die Aufschrift: 

MP" IOANN GEORG KVHNER FVDIT ME PRAGAE. 

Unter demselben ein Band von Rococoornamenten mit Trauben, am 
Mantel ein flaches Relief des h. Norbert und die Widmung: 

sanCtIs patronIs tVteLarIbVsqVe boheMIae DICata 

(1770) 

OPERA IosephI De WInCkeLboVrg Ist hoC tempore 

abbatIs 



70 

Das Pfarrhaus ist ein einfaches Gebäude aus den Jahren 1'788 — 1791. 

Bildstock an der Strasse nach Doxan, eine Rundsäule ohne Basis 
von mehr als 1 m Stärke, mit kleinem würfelförmigen Capellchen, auf 
welchem eine kleine Sandsteinstatue des Ecce-Homo sitzt; errichtet im 
J. 1597. 



Doxan - Doksany. 



Mika Joaef, Das ruhmwürdige Doxan etc., Leitmeriti 1726 (mit grosser Gesammt- 
anslcht) — Dr. Feyfar Mathias, Kune Geschichte des Un. Praem.-Jnngfr.-Stift. 
Doxan etc., Dresden 1860. — Benei Frantijelc, Pamätky archaeol. V. 162. und 
193. — Grneber Bernhard, Die Kunst des Mittelalters in Böhmen, 1871, I. 30. — 
Dr. Neuwirth Joser, Geschichte d. chtisti. Kunst in Bfihmen, 18SS. — BraniS 
Josef, Jak pfSl historü £eskdho uminf, V Kntn6 HoFe 18W, 17. — Zprivy arcbitektfi 
a inien^rö XXIV., 73 (Restanrining der KrypU). — Sedli£ek A., Mfstop. slovn£k. 
1897, 146. 

Beste des Klosterarchivea in der 
Universitätsbit liothek zu Prag, beson- 
ders ein Necrolc^um aus dem M.Jahrh. 
(ver&ffentlicht von Dr. Jos. Emier in 
den Sit lungsb^ richten der kön. bOhm. 
Gesellschaft der Wissenschaften 1884, 
83). ~ Gedenkbuch des Pfarramtes 
vom J. 1783. 

Das JUNGFRAUEN- 
KLOSTER des Praemonstra- 
tenser Ordens zu Doxan wurde am 
Ufer des Egerflusses von Gertrude, 
der ersten Gattin Vladislaus II., 
Tochter Leopold's von Oesterreich 
im Jahre 1142 (1143) gegründet, 

fi I , , I I , I i l**^ 3^*«- in welchem Jahre der Olmötzer 

"Si.'™™T a."™lf "Ho"''i"'p™;iJri«; Bischof Heinrich Zdik den Grund- 
«^. Qu™l"«r9.-w-*HM^'i^n.'Ki.ehei Stein einweihte. In das Klosterwur- 
12. Lott'i.;i3. Brück«: ' den 10 Jungfrauen aus den crsteo 

Geschlechtern des Landes eingeführt und ihnen als erster Abt Erkebald aus 
Steinfeld vonStrahov aus beigegeben. Im Jahre 1145 war der Bau der Kirche 
vollendet und wurde am 18. September vom Prager Bischöfe Otto von 
ävabenic eingeweiht; das unvollendete Klostergebäude weihte am darauf- 
folgenden Tage Heinrich Zdik. Die Stiftung wurde von der Gründerin und 
ihrem Gemale, sowie vom OlmQtzer Bischöfe reich bedacht Bereits im 
Jahre 1200 brannte es ab, doch widerstand das feste Kirchei^emäuer; das 
Feuer verzehrte das Dach und die innere Einrichtung, wobei auch der im 
Presbyterium hängende Stiftsbrief vernichtet wurde. Im J. 1278 verbrannte 



71 

das Kloster bei der Verwüstung durch die Brandenburger Rotten zum 
zvreitenmale ; nach einem neuen Brande im J. 1295 blieb es verschont bis 
zum J. 1420, in welchem Jahre es von den Husiten verheert wurde ; 1426 
bewohnten es bereits wieder einige Jungfrauen. Gegen Ende des 15. Jahr- 
hunderts waren seine Gebäude neu hergestellt. Im J. 1519 erhielten die 
Pröbste von König Ludwig ein grösseres und ein kleines Siegel. Im dreissig- 
jährigen Kriege erlitt das Kloster grosse Schäden durch mehrfache Plunder* 
ungen; dass jedoch bereits in dieser Zeit der Baueifer erwachte, beweist 
eine Steintafel im Garten mit der Jahreszahl 1628. Bald nach Beendigung 
des Krieges wird der geordnete Stand des Kloster von Neuem gelobt. Im 
Jahre 1667 wurde eine neue Glocke angeschafft, 1684 die Pestsäule im 
ersten Hofe aufgestellt, 1692 die Prälatur aufgeführt, 1697 das Convent- 
gebäude, und etwa gleichzeitig ' das Hauptportal errichtet. Der baulustige 
Probst Josef Mika (1709 — 1733) baute sodann das Provisoriat und erneuerte 
die ganze Kirche, so dass von dem alten Gemäuer blos die Krypta, Thurm- 
theile, die Seitenmauem und die Apsiden stehen blieben; von den alten 
Gewölben wurden die Kreuzgewölbe der Seitenschiffe belassen und aus- 
geschmückt. Neu zugebaut wurden die hohen Gewölbe, die Kuppel 
und der Ostthurm, dieser 1718. Die Gewölbestucco stammen aus dem 
Jahre 1720, die Frescomalereien aus 1721 (in der Sakristei 1732). Die 
Gedenkschriften der Vollendung des Kirchenbaues im Jahre 1729 wurden 
bei einer Restaurirung im Jahre 1895 in den Knöpfen des Sanctusthurmes 
und der Kuppel aufgefunden. Aus der Zeit des Probstes Mika stammt 
auch der grössere Theil der Kircheneinrichtung, besonders der Hauptaltar 
mit dem Bilde von Peter Brandl, die Kanzel, die Orgel, der Pontificalstuhl, 
zwei Beichtstühle, (zwei ältere sind vom J. 1708), die Fenster- und Thür- 
gitter, meist mit seinem Monogramme bezeichnet: J. M. P. D. (Josef Mika 
Praepositus Doxanensis). Durch Jahreszahlen sind sichergestellt : die entweihten 
Nebenaltäre des hl. Johann von Nepomuk und des hl. CanJidus 1716, die 
Kirchenbänke 1716, die grossen Wappen im Querschiffe 1721, die Chor- 
stühle im Presbyterium 1723 (diejenigen der Empore etwa gleichzeitig), 
die Glocken 1724, 1726, die Epitaphien 1729, der Sarg des hl. Jucundus 
1733 (der Schrank mit den ifteliquien der hl. Jucunda etwa gleichzeitig). 
Derselbe Probst I egann auch den Bau der Friedhofskirche, in welcher 1727 
bereits Beerdigungen stattfanden und schmückte auch den Klosterweg im 
Jahre 1716 mit einer hl. Johannesstatue. Nach seinem Tode erhielt die 
Kirche ein neues Ciborium 1735 und eine schöne Monstranz 1739. . Im 
zweiten Hofe wurde im Jahre 1744 eine Marienstatue errichtet, während 
die Pestsäule im ersten Hofe im Jahre 1748 erneuert wurde. Auch unter 
dem letzten Probste Johann Winkelburg Hess die Bau- und Kunstthätigkeit 
nicht nach. Im Jahre 1756 wurde eine Loggia, 1759 die Balustrade und 
die Brücke mit prachtvollen Gittern hergestellt, in der Kirche im Jahre 1774 
zwei kostbare Altäre von Franz Lauermann errichtet und 1777 mit Bildern 
von Ludwig Kohl versehen, sowie zugleich zwei weitere Marmoraltäre auf- 




D. S2. Doxan. HauplporUt d« KIsi 



m Schlune d« IT. Jhih, 



73 

gestellt. Zur Prälatur wurde ein Refectoriuro angebaut und von G, Redel- 
mayer ausgeschmückt, im Dorfe 1770 ein Kreuz und 1775 eine Eccehomo- 
Statue aufgestellt; 1772 baute man das jetzige Pfarrhaus. Im Jahre 1782 
fand die Aufhebung des Klosters statt. Die Herrschaft wurde bis 1790 
vom Aerare, bis 1798 yon der Fürstin Poniatowski verwaltet, gehörte bis 
zum Jahre 1806 dem Jacob Wimmer und seit jener Zeit der Familie Lexa 
von Aehrenthal. 

Die grosse Gebäudegruppe, deren kleinster Theil, die Kirchen- 
mauern und die Krypta, aus romanischer Zeit stammt, während der übrige 
Theil barok, aus dem Schlüsse des 17. und Anfange des 18. Jahrhunderts 
ist, besteht aus der jetzigen Pfarr- einst Klosterkirche, dem gewesenen 
Provisoriat, der Prälatur, dem Convente und den Wirthschaftsgebäuden — 
jetzt Schloss mit allem Zugehör einer grossen Herrschaft; die Gebäude 
sind um vier geräumige Höfe gruppirt. 

Die Frontseite gegen Osten hat zwischen dem mit der Jahreszahl 
A. D. 1772 bezeichnetem Pfarrhause und dem Wirthschaftsgebäude eine 
grosse Portalarchitektur, welche ganz aus behauenem Sandstein (ohne 
Verputz) aufgeführt ist. Die Fagade (Abb. 72.) derselben ist in der Grundriss- 
linie geschweift, in der Mitte concav, an den Ecken convex. Die Durchfahrt 
ist im Rundbogen überwölbt und von zwei kleinen dorischen Pilastern be- 
gleitet, welche ein Bogengesimse und Bogensegmente tragen; den Fries 
schmückt eine leere Cartouche und reiches in Sandstein ausgeführtes 
Rankenwerk. Ober der Durchfahrt zwei rechteckige, mit Gesimsen ver- 
sehene Fenster. Die beiden Seiten sind von je drei mächtigen, gruppirten 
Pilastern gebildet, deren baroke Compositcapitäle (die äusseren mit Engels- 
köpfen) ein verkröpftes Gebälke mit stark ausladendem Gesimse tragen; 
über demselben ein hoher Giebel, zwischen dessen Pilastern mit Gebälk- 
stücken und Bogengesimse zwei grosse Wappen des Probstes und des . 
Conventes in Sandstein ausgeführt sind. Ein mächtiger Adler spannt über 
dieselben seine Flügel, während zwei Engel naturalistische Festons halten. 
Darüber die umkränzte Aufschrift (der Hymnus, des hl. Fortunatus aus 
dem Praemonstratenser Breviare): 

TV NOS IVVANDO RESPICE' ET NOS 
AB HOSTE PROTEGE FESTEM FAMEMQVE 
REMOVE HORAQVE MORTIS SVSCIPE. 

Auf dem Giebel in der Mitte eine Madonnenstatue, zu beiden Seiten 
die Statuen des hl. Augustin und hl. Norbert. Der architektonische Entwurf ' 
des Ganzen ist etwas schwerfällig jedoch monumental; die ornamentalen 
Dekorationen geschickt, die figurale Plastik schwächer. Der Bau wurde 
wahrscheinlich bald nach der Conventfagade ausgeführt, welche die Jahres- 
zahl 1697 trägt. An den anstossenden Wandflächen sind Spuren färbiger 
Beraalung, rothe Pilaster und Friese, schwarze Fensterrahmen und Bänder 
auf gelbem Grund. 



74 

Der erste Hof, welchen man durch dieses Portal betritt, wird an 
der Ost- und Südseite von theilweise erneuerten Wirthschaftsgebäuden, 
besonders vom Bräuhause begrenzt. An der Nordseite das gewesene Pro- 
visoriat, an der Westseite die einstige Prälatur. 

Das Provisoriat, ein kleines, einstöckiges Gebäude, zählt neun 
Fensterachsen, deren drei in der Mitte zu einem Risalite verbunden sind, 
welcher schwach vortretend einen niedrigen dreiseitigen Giebel trägt Die 
Fenster sind rechteckig, unten einfach umrahmt, oben reich mit Stuck- 
cartouchen und Festons bekrönt. Das kleine Portal ist rechteckig mit ge- 
bogener Oberschwelle, über welcher zwischen zwei Volutconsolen und dem 
Bogengesimse das Probstwappen mit den Buchstaben J. M. P. D. (Josef 
Mika Praepositus Doxanensis) sich befindet. Am Thürflügel ein hübsch 
durchbrochenes Schildchen mit getriebenen Löwen. Das grosse Giebelfeld 
über dem Risalite füllt eine baroke Stuccodecoration ; auf der Balustrade 
die Sandsteinstatue des hl. Josef zwischen zwei Vasen. Zu beiden Seiten 
Dacherker mit Voluten sowie gebogenen und gebrochenen Gesimsen. Das 
Dach hat Hohlziegel. Im Inneren des ersten Stockwerkes ein Gewölbe mit 
guten Bandomamenten und hübsche Thürbeschläge. 

Die Praelatur, das jetzige Schloss, nimmt die ganze Westseite des 
ersten Hofes ein, welchen sie vom zweiten Hofe trennt. Das zweistöckige 
Gebäude wird von einer Reihe sechszehn glatter, hoher Pilaster gegliedert, 
deren Barokcapitäle mit Volut-Stuccoverzierungen nach Art von Tüchern 
schmücken; die Fenster zu zweien gekuppelt sind einfach rechteckig. Die 
schmucklose Durchfahrt in gedrücktem Bogen überwölbt hat ein gerades 
Gesimse und im Schlusssteine ein gekröntes L (Leopold) an den Seiten 
die Jahreszahl: 1*6 — 9*2. In dem höchst einfachen Inneren gute 
Spiralgitter in den Fenstern des Stiegenhauses, eine Rococostuccodecke 
und ein Deckenfresco der Geburt des Herrn aus dem 18. Jahrhundert 
Die in den zweiten Hof gewendete Rückseite der Praelatur wird von 
dreizehn hohen, dorischen Pilastem mit Gebälktheilen und einem durch- 
gehenden Gesimse gegliedert; im Efdgeschoss eine offene, enge Arcatur 
auf schweren Pfeilern. Die geräumigere Laube des ersten Stockes ist ver- 
mauert und mit rechteckigen Fenstern versehen; dieselben Fenster im 
oberen Stockwerke. In der Südecke fügen sich noch zwei Fensterachsen 
gegen Westen an. Die nach dem Parke blickende Südseite der Praelatur 
ist dreistöckig mit einfach rechteckigen Fenstern in fünf Achsen und breiten 
Strebepfeilern, deren Gesimse die Bezeichnung tragen: 

A: 1665 D: 6: 8BRIS C. F. D. — A. 1665. 4. 9BRIS DIE FERI CVRAVIT (I) 

Die Strebepfeiler wurden somit vom Probste Cyrillus errichtet. 

Der zweite Hof, in welchen man durch die Durchfahrt der Prae- 
latur gelangt, ist rechteckig, rings von Klostergebäuden umgeben: im Osten 
und theilweise im Süden von der Praelatur, in deren Fortsetzung vom 



75 

Refectorium, im Westen vom Jungfrauenconvente und dem Kreuzgang» im 
Norden von der Kirche. 

Das R e f e c t o r i u m, ein selbstständiges, einstöckiges Gebäude zwischen 
der Praelatur und dem Convente, aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts 
stammend, ist an der Frontseite von Pilastem gegliedert, zwischen welchen 
sich drei grosse rechteckige, schmuck umrahmte Fenster öflfnen. Das Innere 
zugänglich von der Praelatur und durch eine kleine Treppe von der 
Conventseite enthält einen einzigen grossen Saal, welcher im Süden von 
vier, im Norden von drei Fenstern erleuchtet wird. Die glatten Wände 
sind mit Malereien bedeckt, welche Architekturglieder und Stuccorahmen 
mit den Brustbildern der Wohlthäter des Klosters nachahmen. Unter den 
letzteren die Aufschriften: 

WLADISLAVS IL. BOEM. REX FVNDATRICIS CXDNIVX 

DOXANAM DOTAVIT. 
LVDOVICVS BOEM. REX INSIGNI DOKSANAM 

NOBILlTAVrr 

HEREBALDUS GAN. STEINE. AD SION VOCATVS 

DEIN I. DOXANAE 
PRAEPOSITVS 

CRISPINVS A HRADIST 

INFUL. PRAEPOS. DEIN ABB. SION. 

TANDEM ARCHIEP. TRAPEZ. 

ET SVFFRAG. PRAG. 

B. HENRICVS BRZETISLAVS DVX BOEM. 

GAN. SION. ET EPVS. PRAG. 

MVLTIS GRATHS DOXANAM 

CONDECORAVIT. 

PRZEMISLAVS H. OTTOGARVS BOEM. REX. 

PRIVILEGIA DOXANENSIA 

CONFIRMAVIT. 



Die westliche Schmalseite nimmt eine grosse Darstellung der Kloster- 
gründung ein: Gertrude mit ihrem Gefolge bestimmt in grünender Land- 
schaft den Ort des zukünftigen Klosters. Im Vordergrund auf einem Stein 
die Worte: Es kann dog seyn (Wortspiel zur Erklärung des Klosternamens), 
ein Architekt legt der Gründerin den Bauplan vor, auf welchem der Maler 
unterschrieben ist: G. Redelmayer. An anderer Stelle ein späteres Mono- 



77 

gramm H. B. 179. . Unter dieser im Jahre 1893 erneuerten Malerei die 
Aufschrift: 

GERTRVDIS S. LEOPOLDI FILIA BOHEMIAE REGINA 
ANNO 1144 DOXANAM FVNDAVIT. 

Auf dem Gewölbe in reicher Umrahmung geschickt und flott das 
Gastmahl des ägyptischen Josef gemalt, zu welchem seine Brüder mit 
Benjamin, des Diebstals beschuldigt, geführt werden ; Gäste in orientalischen 
Trachten sitzen um den mit persischen Teppichen bedeckten Tisch unter 
einer phantastischen Architektur. 

Das Conventgebäude der Nonnen besitzt im zweiten Hofe eine 
monumentale, jedoch grösstentheils blos vorgeblendete Sandsteinfagade, 
(Abb. 53); dieselbe ist scheinbar in drei Etagen getheilt, deren unterste 
den Unterbau einer hohen Reihe von sechs korinthischen Pilastern bildet. 
Zwischen denselben das kleine Mittelportal und Fenster, von denen jedoch 
nur drei im Erdgeschoss und ebensoviel im ersten Stockwerke thatsächlich 
durchbrochen, während die übrigen blind sind. Das oberste Geschoss ist 
überhaupt ganz decorativ, ohne Hinterarchitektur. In seinen Mittelnischen 
Sandsteinstatuen des hl. Maternus, Laurentius und Candidus, ohne grossen 
Kunstwerth; in den Seitenfenstern Reliefs mit je zwei Engeln, welche Rosen- 
zweige und Lilien tragen. Die Pilastercapitäle sind barok mit Akanten und 
Voluten. Das von ihnen getragene Gebälke mit reich decorirtem Friese ist 
in der Mitte von einer Cartouche mit Aufschrift unterbrochen: 

DoXanensIbVs VestaLIbVs 

EXSTRVCtVM (1697). 

Ober der Mitte des Gebäudes ein dreiseitiger, geradliniger Giebel 
dessen Fläche reiches Rankenwerk und Engel mit den beiden Wappen 
des Klosters füllen. * Auf den Seiten stehen die Statuen des hl. Augustin 
und hl. Norbert, oben die Jungfrau Maria mit dem Christuskinde. Der 
kleine rechteckige Eingang trägt über der Oberschwelle die Aufschrift: 

VENI SPONSA CHRISTI. 

An der Thür ein schönes Beschläge. Das leere Oberlicht ist im Rund- 
bogen mit einem Gesimse überwölbt, auf welchem drei sitzende Engel 
Rosenfestons halten; hübsch im Entwurf und in der Ausführung. Die ge- 
sammte omamentale Ausschmückung der Fagade ist geschickter ausgeführt 
als die figuralen Theile. Das eigentliche Conventgebäude ist bedeutend 
umpfangreicher, obzwar niedriger, als sich nach der Fagade schliessen lässt 
und umgibt den dritten Hof, sowie einen Theil des vierten Hofes. Die 
Innenräume, bereits ursprünglich einfach, stehen als Depots in Verwendung. 
Die rückwärtige Parkseite des Conventes ist ganz von Sandsteinquadern, 
zweistöckig mit 25 Fensterachsen, von denen die sieben mittleren ein vor- 
tretendes Risalit bilden. Dorische Pilaster gliedern die einst offene Arcade 



78 

des Erdgeschosses; im ersten Stockwerke gekuppelte, rechteckige Fenster, 
die Gesimse geradlinig. Einzelne Architecturtheile weisen Spuren von rother 
Bemalung auf. 

Die Conventfa^ade ist mit der Kirche durch eine scheinbar einstöckige 
Architectur verbunden, welche jener der g^enüberU^enden Praelatur ent- 



Abb. M. Daxu Clltenhnr Im Klotlcigulen aui den Jabn 1TS9. 

spricht, jedoch nur im Erdgeschosse einige Kammern und die Durchfahrt 
•in den 3. Hof enthält. 

Der dritte Hof ist an der Süd- und Westseite vom Convente, 
welcher hier einstöckig ist, an der Nordseite von der Kirche begrenzt. 

Der sehr geräumige vierte Hof nördlich von der Kirche ist aus 
ursprünglich zwei Höfen entstanden. An seiner West- und Nordseite stehen 
die nördlichen Flügel des Conventes, deren Erdgescbosslaube schweres 
Stucco-Laubwerk ziert. In der Mitte des Hofes stand eine grössere schöne 



80 

Muttergotteskapelle und eine kleinere dem hl. Michael geweihte Kapelle, 
nach der Abbildung bei Mika einst baroke Centralen. 

In dem ausgedehnten Parke steht eine Loggia mit fünf offenen 
Bögen, auf deren mittlerem in Stuccocartouche das Monogram J W P D 

MDCCLVI 
(Josephus Winkelburg Praepositus Doxanensis) trägt. Die fünf böhmischen 
Plätzelgewölbe haben Barokfresken, welche Christus als Gärtner und Kinder 
mit Blumen, die vier Jahreszeiten, darstellen. 

Die Balustrade längst eines Nebenarmes der Eger war einstens 
reich geschmückt mit Sandsteinstatuen; in der Mitte wird dieselbe unter- 
brochen von einigen Stufen, welche mit einem schönen, kleinen Gitter 
(Abb. 54.) abschliessbar sind Auf der Brücke über den Egerarm ein ähn- 
liches grösseres Thürgitter von gleicher, vorzüglicher Arbeit, mit dem 
pröbstlichen Wappen, dem Monogramme J W P D und der Jahreszahl 1759 
versehen (Abb. 55.). 

Sandsteinplatte im Parke, wahrscheinlich ein Rest einer Fontaine 
oder Gartenarchitectur mit der Inschrift: 

F 

CRISPIN 

PFl^P. DOX. 

F. F. 

A. 
1628. 

Gartenhaus aus dem Ende des 18. Jahrh. im klassicistischen Stile 
errichtet mit drei offenen Frontbögen und zwei Seitenbögen auf dorischen 
Pfeilern; das verkröpfte Gebälke hat Tryglyphen, die gerade Attica trägt 
eine Engelsgruppe, Vasen und Engel an den Ecken. Zu beiden Seiten 
stehen auf besonderen Sockeln grosse Engel (Genien), welche leere Aut- 
schrifttafeln halten. 

Die KIRCHE, der Geburt der Jungfrau Maria geweiht, nimmt das 
Centrum der Klostergebäude ein. Es ist eine orientirte, ursprünglich romanische 
Basilika mit ausgedehnter Krypta, zwei Westthürmen, einem hohen Mittel- 
schiffe und zwei niedrigen Seitenschiffen, mit grossem Querschiffe und 
langem Presbyterium ; in den Ostwinkeln zwischen Querschiff und Pres- 
byterium ist jederseits eine kleine quadratische Kapelle bereits vora 
ursprünglichen Bestände. Die Kreuzform der Kirche ist klar ausgesprochen, 
über der Kreuzung eine hohe Barokkuppel; an der Ostseite des Pres- 
byteriums ragt ein baroker Thurm auf (die chronologische Reihenfolge der 
einzelnen Bautheile ist im Vorhergehenden angegeben worden). 

Vom romanischen Baue, welcher mit der Gründung des Klosters 
begonnen und noch in der zweiten Hälfte des 12. Jahrh. beendet war, er- 
hielt sich die Krypta und der Kern des Hauptgemäuers und zwar: im 
Nordthurme bis zur Höhe eines Stockwerkes, im südlichen bis zur Höhe 



81 

zweier Stockwerke, im LangschiiTe, Querschiffe, in den anliegenden recht- 
eckigen Kapellen und im Presbyterium die Hauptmauern mit den ganzen 
Apsiden des Querschiffes und beider Kapellen. Die Gewölbe der Neben- 
schifTe stammen theilweise vielleicht auch noch aus alter Zeit und wurden nur 
barok decorirt. Bei der grossen Restaurirung in den Jahren 1718 — 1726 
(1729) wurden die oberen Thurmtheile, die Hauptgewölbe, die Kuppel und 
der Ostthurm erbaut und sämmtliche Decorationen aussen und innen aus- 
geführt. 

Die ursprüngliche romanische Kirche hatte somit dieselben Grössen- 
verhältnisse wie die jetzige und glich derselben in der Anordnung des 
Grundrisses mit Abrechnung der Quermauem in den Seitenschiffien und 
des an Stelle der Hauptapsis errichteten Thurmes. Es war eine dreischiffige 
Kreuzbasilika mit zwei Westthürmen ; die Ostseite war durch die Grup- 
pirung von Apsiden, die Kreuzung wahrscheinlich besonders ausgezeichnet 
Die im westlichen Theile der Kirche angeordnete Krypta nahm den Raum 
der heutigen Krypta ein, d. i. sie dehnte sich unter den Thürmen, unter 
dem Haupt- und dem nördlichen Nebenschiffe aus, während der Theil 
unter dem südlichen Schiffe schon bei der Gründung einen kleineren und 
besonders kürzeren Raum bildete, welcher mit der eigentlichen Krypta 
durch eine Bogenstellung verbunden war. Ober der Krypta war in der 
Kirche der Nonnenchor, auf welchen man auf Stiegen, wohl an Stelle der 
jetzigen, aus den Seitenschiffen gelangte. Diese waren schon ursprünglich 
von ungleicher Länge : das südliche länger als das nördliche so wie es die 
Anordnung der Krypta erheischte; beiderseits öffneten sich zwei grosse 
Bögen auf Pfeilern, deren Gliederung wohl mit jener der Pfeiler in der 
Krypta übereinstimmte ; auch die ursprünglichen Kreuzgewölbe in den Seiten- 
schiffen erhielten sich vielleicht theilweise bis auf heute, denn unter 
der baroken Stuccodecoration sind ihre scharfen Kanten deutlich er- 
kennbar. Die ursprüngliche Höhe des Hauptschiffes und des gleich hohen 
Querschiffes ist durch die Höhe der Seitenapsiden annähernd bestimmt; 
die Form der letzteren blieb unverändert, ihre Einwölbung ist alt; ihr 
Äusseres war mit Bögen auf Lesenen in der Weise ihrer jetzigen Putz- 
decoration gegliedert. Ein Rest, welcher den Reichthum der einstigen 
Ausschmückung beweist, wurde im Jahre 1899 in der Ecke der südlichen 
Apsis unter späterer Vermauerung entdeckt. Das Presbyterium hatte jeden- 
falls eine Apsis an Stelle des jetzigen Ostthurmes und glich dem Schiffe 
an Höhe und Breite. Ob die Haupträume der Kirche eingewölbt waren 
(wie gewiss die Nebenschiffe) ist zwar nicht nachgewiesen, doch behauptet 
dies nicht nur Mika (I. c. 23.), sondern deuten dies auch die Hauptpfeiler 
der Krypta, welche als untere Theile der Schiffsgewölbestützen die Ge- 
wölbe der Krypta durchdringen, an. In den Ostwinkeln zwischen dem 
Querschiff" und dem Presbyterium standen zwei quadratische Kapellen mit 
Apsiden, deren Gemäuer sich bis zu den Kuppeln erhielt. Von. der Aussen- 
decoration der Kirche haben sich ausser der erwähnten Lesenenstellung 

Beiirkshauptmannschaft Raudnits. g 



82 

mit Bögen an den Apsiden des QuerschiflTes und ähnlichen Resten im 
Nordostwinkel des Querschifles nur noch ein Stfick eines einfachen Dach- 
gesimses am westlichen Ende des südlichen Seitenschiffes erhalten. 

Das Gemäuer der romanischen TheJle ist soi^sam bearbeiteter 
Sandsteinquader in grossen Stücken, mit vorzüglichem Mörtel verbunden; 
die Baroktheile sind von Bruchstein. 

Das Äussere der Kirche erscheint bereits von Feme imposant, ob- 
zwar die Kirche von allen Seiten von den einstigen Klostei^ebänden so 
umgeben wird, dass nur die drei Thürme, die Kuppel und die Dächer 
frei hervorragen. 



Abb. M. Doun. NordteKe det Klousrkirche. 

Die Westseite der Kirche wird verdeckt von dem nahe angebauten 
Nonnenconvente, «Jessen erster Stock mit dem Chore der Kirche durch 
eine ThÜr verbunden ist ; aus diesem Grunde ist von derselben unten bloss 
eine nackte, unbeworfene Quaderwand, oben der glatte Giebel mit einem 
Fenster und die Westseiten der beiden Thürme sichtbar. 

Die Westthürme sind von quadratischer Grundlage bei 730 »r 
Breite (Mauerstärke etwa r30 m), im romanischen Theile (beim Südthurme 
bis zum zweiten Stocke, beim Nordthurme nur im Erdgeschosse) aus 
grossen Sandsteinquadem, darüber aus Bruchstein, ganz mit Kalk verputzt 
Aussen ist ein jeder in zwei Stockwerke getheilt, deren unteres bis zum 



84 

Dachgesimse des Mittelschiffes reicht, glatt ist und an den Ecken von 
Lesenen begleitet wird; der obere Stock hat an den Ecken schlanke 
Pilaster mit Barokcapitälen (Pfeifen und Voluten), welche ein stark aus- 
ladendes, in der Mitte aufgewölbtes Gesimse tragen. Die unteren Thurm- 
fenster an der Südseite behielten ihre ursprüngliche romanische Form mit 
Halbkreisbögen ; das grössere zu unterst ist abgeschrägt, die beiden oberen 
haben gerade Laibungen; die Unregelmässigkeit ihrer Achsen trachtete 
der Barokmeister durch flach angeputzte Fensterrahmen auszugleichen. 
Im Obei stocke sind an allen vier Seiten gleiche, rundbogige Schallöffnungen 
mit Pilaster- und Gesims-Umrahmung; in den Schlusssteinen Menschen- 
köpfe. Die mit Blech beschlagenen Thurmdächer sind zwiebeiförmig, acht- 
eckig mit Laternen und werden von geschmiedeten Kreuzen bekrönt. 

Die Langseiten des Schiffes sind ganz einfach. Die Wände der 
niedrigen Seitenschiffe, sowie die über deren Dächern aufragenden Wände 
des Mittelschiffes sind von grossen Fenstern mit Segmentbögen und glatten 
Umrahmungen durchbrochen. 

Das Querschiff, welches jederseits um 7*40 m aus der Schiffsbreite 
vorragt, ist an den alten Apsiden mit in Barokpilaster umgeänderten 
Lesenen und Bögen gegliedert, in directer Anlehnung an die frühere 
romanische Ausschmückung. In der Ostecke der südlichen Apsis hat sich 
ein Rest der früheren, bedeutend reicheren Bogenstellung mit einem schönen 
Capitäle erhalten. Die beiden, unten rechtwinkeligen, oben runden Fenster- 
öffnungen einer jeden Apside bezeichnen wohl die Stelle und Grösse 
der früheren Fenster. 

Die Ostseite der Kirche bot in romanischer Epoche gewiss einen 
einheitlicheren Anblick; durch den Anbau des Provisoriates ist sie theil- 
weise verdeckt worden ; die Apsiden der Seitenkapellen sind kahl, von drei 
schmucklosen, verhältnissmässig zu grossen Fenstern durchbrochen. Ober 
den niedrigen, mit Hohlziegeln gedeckten Dächern stehen kleine vier- 
fensterige Laternen. 

Der T h u r m an der Ostseite des Presbyteriums wurde an Stelle der 
Ostapsis im Jahre 1718 (die Jahreszahl am Thürfutter) aus Bruchstein 
angebaut; seine in Mörtelverputz ausgeführte Gliederung gleicht jener der 
Westthürme. Die unteren Fenster sind klein und rechteckig, die oberen 
Schallöffnungen flach umrahmt; über den letzteren die rechteckigen mit 
Rankenwerk umrahmten Zifferblätter der Thurmuhr, welche nach Angabe 
Feyfars 1. c. 156 im Jahre 1715 (?) um 4000 fl. angeschafft wurde. Das 
Hauptgesimse ist in der Mitte über der Uhr aufgekröpft und von einem 
zweiten Gesimse im flachen Bogen überspannt ; auf niedriger Attika erhebt 
sich das Zwiebeldach mit doppelter Laterne. 

Die Kuppel über der Kreuzung des Haupt- und Querschiffes ruht 
auf einem runden Tambour, welcher von acht Fenstern mit Bogensegmenten 
belebt ist; zwischen denselben tragen gekuppelte Wandpilaster ein ver- 
kröpftes Gesimse, von welchem das mit Blech beschlagene, schwach elli- 



85 

ptische, an den acht Kanten mit Rippen verstärkte Dach aufragt; seine 
vierfensterige Laterne mit kleinem Zwiebelhelm trägt einen Knopf mit 
Kreuz, in welchem bei der Restaurierung von 1895 ein Gedenkblatt vom 
J. 1729 mit den Namen der damaligen 48 Klosterschwestem gefunden wurde. 

Das Sanctusthürmchen über dem Ziegeldache nahe bei den 
Westthürmen hat einen zwiebeiförmigen, mit Blech beschlagenen Helm. 

Der Eingang in die Kirche entspricht nicht der Grösse derselben, 
nachdem der ursprüi^lichen Bestimmung als Klosterkirche gemäss die 
Thüren von den Gängen des Conventes und der Prälatur die wichtigsten 
waren. Das kleine Portal, welches aus dem zweiten Hofe in das südliche 
Schiff führt, ist rechteckig mit gebrochener und schwach aufgewölbter 
Oberschwelle; seine Decoration in Stucco, welche die bewusste Absicht 
nach Erzielung eines grösseren Eindruckes zeigt, besteht aus einer Cartouche 
mit dem Marienmonogramme, aus Seitenvoluten mit hängenden Festons 
und einem geschweiften Gesimse; auf den Giebelsegmenten sitzen zwei 
Engelchen. Über dem Portale ist ein mit einem Gesimse, Muschel und 
Festons bekröntes Ovalfenster; zu oberst steht zwischen zwei Vasen eine 
Sandsteinstatue der Jungfrau Maria auf der von einer Schlange umwundenen 
Erdkugel. Auf den schön beschlagenen Thürflügeln die Jahreszahl 1720, 
innen ein Windfang mit aufgemalten Festons und der Jahreszahl 1776. Der 
gegenüberliegende Eingang in das nördliche Seitenschiff ist von gleicher 
Grösse, jedoch ganz schmucklos. Der dritte unscheinbare Zugang durch 
die Sakristei. 

Die Krypta im Westende der Kirche stammt aus der Zeit der 
Klostergründung und behielt verhältnissmässig gut ihre ursprüngliche Gestalt ; 
durch Jahrhunderte hindurch vernachlässigt und durch Nothstützen vor 
dem Einstürze bewahrt, wurde sie im Jahre 1889 vom Architekten Achill 
Wolf würdig restaurirt und als Gruftkapelle der Herrschaftsbesitzer von 
Aehrenthal eingerichtet. Bei dieser Gelegenheit wurde der schmucklose 
Eingang in der Westseite vermauert und ein neuer im Süden durchbrochen. 
Ebenso wurde die in der Mauerstärke befindliche Treppe zwischen dem 
grösseren und kleineren Kryptaraume so vermauert, dass derzeit ihre Spur 
verloren ist (im Grundrisse Abb. 57. belassen). Die Ziegelumkleidungen 
der schadhaften Säulen, sowie alle später eingestellten Gewölbestützen 
wurden entfernt, ungenügende Säulenschäfte durch neue ersetzt. In einigen 
Fällen, in welchen die ursprüngliche Form nicht bestimmbar war, wurden 
Schmuckformen von anderen Theilen derselben Krypta angewendet, somit 
wiederholt. Die Nordwand erhielt eine neue Fensterreihe, Die kleine Süd- 
kammer wurde als Kapelle eingerichtet, mit neuer Apsis versehen und 
hinter derselben ein kleiner Sakristeiraum ausgespart, wodurch dieser Theil 
der Krypta die grössten Veränderungen erlitt. Da jedoch in allen anderen 
Theilen mit grösster Schonung der alte Stand und alterthümliche Charakter 
erhalten wurde, kann diese Krypta als eines der vorzüglichsten Denkmale 
romanischer Kunst in Böhmen gelten. Der Stand derselben vor ihrer letzten 



87 

Restaurirung ist in den Pamätky archaeologick^ und in den Zprävy spolku 
arcbitektü a in2en;^rü (1. c.) beschrieben. 

Die Mauern und starken Pfeiler bestehen aus grossen, sorgsam be- 
hauenen Sandsteinquadem, die Schäfte der Säulen und dünnen Pfeiler sind 
monolith. 

Die kleinere Södkammer, jetzt Kapelle, 8*65 i» lang und an ihrer 
breitesten Stelle 5 m breit, befindet sich unter dem Südthurme und einem 
Theile des Südschißes ; der eigentliche Kryptaraum unter dem Haupt- 
schiffe und dem Nordschiffe ist 15 80 bis 16*60 m lang und 1350 m breit, 
Die die beiden Räume trennende Mauer von ursprünglicher Anlage trägt 
die Hauptmauer des Schiffes und an ihrem verstärkten Ende das innere 
Eck des Südthurmes. Die Nordmauer des Schiffes und die Ecke des Nord- 
thurmes werden in der Krypta von zwei mächtigen Pfeilern getragen, 
zwischen welche schwache Gewölbestützen eingestellt sind. Die Nordmauer 
der Krypta trägt die Aussenmauer des Nordschiffes, die Westmauer ist 
zugleich die Frontseite der Kirche, während die Ostmauer der Krypta id 
der Kirche die Brustwand des ober der Krypta angeordneten Nonnen- 
chores bildet. 

Der ursprüngliche Zugang zur Krypta ist nicht mehr bestimmbar, da 
selbst der frühere jetzt vermauerte Eingang nach Angabe Fr. BeneS (Pam. 
arch. 1. c.) nicht der alte war. Wahrscheinlich war die Krypta auch mit 
dem Kircheninneren direct verbunden. Auch der Durchgang, welcher beide 
Kryptenräume verbindet, ist neu, doch an Stelle eines früheren. 

Der Fussboden der Krypta liegt etwa um 1*32 m unter dem Boden 
der Kirche. 

Die Kreuzgewölbe von quadratischer, rechteckiger oder unregel- 
mässiger Grundlage haben scharfe Kanten und ruhen auf starken recht- 
eckig zugehauenen, glatten Halbkreisbögen von ungleicher Stärke, Spannung 
und Höhe. Die Gewölbehöhe schwankt zwischen 3*52 bis 4*61 m Das 
viertheilige Gewölbe der Kapelle ruht in der Mitte auf einer einzigen 
Stütze, an den Wänden auf vier Halbsäulen ; das Gewölbe des grossen 
Raumes wird von 17 freien, in vier Reihen stehenden Stützen getragen, 
an den Wänden stehen 20 Halbsäulen und Wandpfeiler. Die Säulen und 
Halbsäulen, Pfeiler und Halbpfeiler weisen eine grosse Verschiedenheit in 
Höhe (1-67— 2*40. m) und Stärke (im Durchmesser 0*33—2*14 m) auf, 
besonders aber in der Ausschmückung, so dass ursprünglich wohl nicht 
eine emzige Stütze der anderen ganz glich. Im kleineren Südraume be- 
ginnend, ist ihre Reihenfolge: 

1. Zwei freistehende, gekuppelte Pfeiler, in der Mitte, genau nach- 
geahmt den alten No. 34, neu. 

2. An der Wand, um welche das Profil einer attischen Basis als 
Sockel rund umläuft, eine Halbsäule mit Würfelcapitäl, alt. 

3. Gleich 2, an den Seiten zwei glatte Consolen, alt 



88 

4. Halbsäule mit attischer Basis, am Cäpitäle ein phantastisches, einem 
laufenden Hunde ähnliches Thier, alt (Abb. 59.). 

5. und 6. Pilaster mit Capitälen gleich No. 18, neu. 

7. Säule mit zwei sich beissenden Ungetbümen, das Capital alt 
(Abb. 60.). 

8. Theil eines die Mauer verstärkenden Pfeilers, auf welcher an dieser 
Stelle das Eck des Südthurmes ruht, alt. 

9. und 10. Zwei Halbsäulen mit attischen Basen und bauchigen 
Capitälen, auf welchen zwei symmetrisch gegen einander stehende Vier- 
füssler ein Stück Fleisch haltend, ausgemeisselt sind ; an den oberen Ecken 
zwei menschliche Masken; linke Hälfte alt, rechte neu. (Abb. 61.). 

11. Ein paar gekuppelter Pfeiler, der nördliche alt, der südliche neu, 
deren reich geschmückte Basen an jeder Ecke ein anders geformtes Eck- 
glied haben. Die Schäfte sind achtseitig, lang, die Würfelcapitäle an jeder 
Seite mit edlen Palmetten verschiedener Form geschmückt (Abb. 62.). 

Im grossen Kryptaraume sind an der Südseite die Wandstützen 
durch ein durchlaufendes Sockelprofil verbunden ; auf den Capitälen liegen 
Deckplatten, während bei den übrigen Stützen höhere Kämpfer das Auf- 
setzen der Bögen vermitteln. 

12. Halbsäule mit glatten Eckknollen an der attischen Basis, am 
Cäpitäle eine grosse Palmette und ein fantastisches Thier, einem Löwen 
ähnlich, alt (Abb. 64.). 

13. Theil eines Bündelpfeilers, die Thurmecke stützend, mit stylisirten 
Eckblättern an der attischen Basis; der Schaft verläuft ohne Capital in 
das Gewölbe, dasselbe gleichsam durchdringend, alt (Abb. 64.). 

14. Halbsäule mit schräg gekerbten Eckknollen an der Basis, das 
Capital mit zwei Palmetten und einem fantastischen Thiere, alt (Abb. 64.). 

15. Halbsäule mit senkrecht gekerbten Eckknollen an der Basis, das 
Capital korbförmig mit edlen, flachen Palmetten, alt. 

16. Halbsäule, Theil eines das Kryptagewölbe durchdringenden Bündel- 
pfeilers, an der Basis verschieden stylisirte Eckblätter, anstatt des Capitäls 
zu beiden Seiten zwei Gesimsstücke, mit Palmetten geziert, alt, (Abb. Pa- 
mätky archaeologick^ V. 202.). 

17. Halbpfeiler, aus dem Achtecke construirt, an der Basis Eckblätter, 
das Würfelcapitäl mit acht vertieften leeren Schildchen, alt (Abb. PamätKy 
archaeologick^, V. 202). 

18. Eck eines rechteckigen Pfeilers mit niedrigem, polsterartigem 
Capital, auf welchem ein stylisirtes Rankenornäment gemeisselt ist. 

An der Ostwand: 

19. Halbsäule mit grosser, bauchiger Basis von eigenthümlicher Form, 
mit sich verjüngendem Schafte und grossem Würfelcapitäle ; auf demselben 
ein profilirtcr Kämpfer, neu, nach Nr. 45. 



I 



89 

20. Halbpfeiler mit Ecksäulen in der Mitte flach ausgekehlt, die Basis 
und das Capitä] aus dem Schaftprofile entwickelt, der Kämpfer polster- 
art^, mit stytisirtem Ranken- und Bandwerk, neu nach No. 18. 



Abb. 09—63, Dsxan. GewSlbcitfllien in der Kr^pU mui der iwailim Hilft« dsi U. Jahrb. 

21. Fylaster, rechteckig mit profilirter Basis und geradem Capitäle, 
im Winkel ein Dreiviertel-Säulchen mit einem Menschenkopf an der Basis 
und Band- und Palmettenomamenten gleich No. 18, alt (Abb. 67.). 

22. Pylaster, rechteckig, mit gesimsartigem Capitäle, alt. 



Nf. 14. Mr.- 13. 



Ni 23. . K>. 4.. Nr. 48. Nr. 21. Nr. - 

Abb. 64-47. Daxan. CcwSlbgtlOitcn in der Krypta am der iwciien Hllfte de* 13. Jlbrh. 



91 

An der Nordseite stehen die Stützen auf gemeinsamer Bank: 

23. Halbsäule mit glatten Knollen an der attischen Basis und reichem, 
korinthischem Capitäle, alt (Abb. 66.). 

24., 25. und 26. Halbsäulen mit glatten Eckknollen und Würfel- 
capitälen, alt 

An der Westwand: 

27. gleicht No. 26, alt. (Abb. 65.). 

28. Pylaster, rechteckig mit gesimsartigem Capitäle und Seitenconsolen. 

29. und 30. Halbsäulen mit attischen Basen ohne Eckknollen, die 
Capitäle würfelförmig, alt. 

Die freistehenden Stützen haben grösstentheils verschieden hohe, und 
gesimsartig gegliederte Kämpfer: 

31. Säule mit verschiedenartig gekerbten Eckknollen an der Basis, 
mit Würfelcapitälen, der Schaft alt, das Übrige neu nach No. 47 (Abb. 58.). 

32. Säule mit glatten Eckknollen, im Übrigen gleich No. 31 (Abb. 58.). 

33. Säule mit verschiedenartig gekerbten Eckknollen, das Capital 
korbförmig, mit schönen Palmetten, neu nach No. 46 (Abb. 58.). 

34. Zwei gekuppelte Pfeiler, achtseitig, mit verzierten Eckknollen an 
der Basis, die rechteckigen Capitäle sind in der unteren Hälfte schräg ge- 
schnitten, in der oberen schachbrettartig gemustert und mit Zahnschnitt 
versehen, neu, den alten nachgebildet (Abb. 58.). 

35. Pfeiler, neu nach No. 20. 

36. Zwei gekuppelte Säulen mit attischen Basen, mit Menschenköpfen 
und Blättern an den Ecken ; die beiden Capitäle mit zwei Menschenmasken, 
Palmetten und zwei Gruppen kämpfender, phantastischer Thiere. 

37. gleicht No. 35, (Abb. 58.). 

38. Säule mit glatten Eckknollen an der attischen Basis, das Capital 
korbförmig, glatt, neu. 

39. Säule mit gekerbten Eckknollen, am Capitäle edle Palmetten, 
neu, nach No. 45, (Abb. 58.). 

40. Säule gleich No. 32. 

41. Grosser Bündelpfeiler, das innere Eck des Nordthurmes stützend; 
seinen Kern bildet ein gleichseitiges Kreuz, an dessen vier Arme Halb- 
säulen und in die Winkel Viertelsäulen angesetzt sind. An der attischen 
Basis verschiedenartig gekerbte Eckknollen, Palmetten und geknüpfte 
Stränge; der Pfeiler durchdringt das Gewölbe der Krypta, blos die östliche 
und westliche Halbsäule hat daher Capitäle mit ausladenden glatten Polstern, 
alt (Abb. 63.). 

42. Zwei gekuppelte Pfeiler mit verschiedenartig gekerbten Eckknollen 
an den Basen, dünnen, achtseitigen Schäften und Palmettencapitälen von 
edler Form, (Abb. 58.). 

43. Bündelpfeiler ähnlich der No. 41, in der Ausschmückung der 
Eckknollen etwas abweichend; anstatt der Capitäle zu Seiten der Halb« 
Säulen Consolen, die mit Palmetten geziert sind, alt, (Abb. 68.). 






»» 



92 

44. Säule gleich No. 19, alt, (Abb. 67.). 

45. Säule gleich No. 39, alt, (Abb. 67.). 

46. Säule gleich No. 33, alt, (Abb. 65.). 

47. Säule gleich No. 31, alt, (Abb. 65.). 

Die Grösse der Krypta, ihr Alter und ihre Erhaltung, die Verschiedenheit 
ihrer Grundrissmaasse und Gewölbehöhen, die Mannigfaltigkeit der Säulen 
und Halbsäulen, Pfeiler und Halbpfeiler, gekuppelter Stützen und Bündel- 
pfeiler, deren ungleiche Höhe und Stärke, besonders aber der Reichthum der 
omamentalen Ausschmückung und die für den romanischen Styl so cha- 
rakteristische Darstellung phantastischer Thiere verleiht diesem Denkmale 
ein besonderes Interesse und Wichtigkeit. 

Das Innere der Kirche ist gleich ihrem Ausseren vollständig erneuert 
und zwar im reichsten Barokstyle, so dass bloss die Hauptverhältnisse der 
einstigen Raumdisposition sich erhielten; doch ist auch die letztere zum 
Theile dadurch verändert worden, dass die SeitenschiiTe durch Scheide- 
wände in geschlossene Kapellen abgetheilt wurden, sowie dadurch, dass 
das Presbyterium anstatt seiner hohen Apsis einen geraden Abschluss 
erhielt und endlich besonders dadurch, dass alle Räume mit Ausnahme der 
Seitenschiffe neu überwölbt wurden und auf der Kreuzung eine hohe Kuppel 
errichtet wurde. 

Die Grössenmaasse des Inneren betragen: Die Gesammtlänge der 
Kirche misst fast 60 m\ von diesen entfallen 17'25 m auf die Empore, 
12'81 m auf das übrige Hauptschiff, 8*18 m auf die Kreuzung und 21 m 
auf das Presbyterium. Das Hauptschiff misst 7*30 m Breite, von den ein- 
stigen Seitenschiffen jedes etwas über 4*50 w, die Gesammtweite des Kreuz- 
schiffes von Apsis zu Apsis beträgt 34*40 w, die Breite 8*20 m\ die 
Apsiden sind mit einem Halbmesser von etwa 3 m geführt. Die Spannung 
des Triumphbogens beträgt 6'24 m^ das Presbyterium ist 21 m lang und 
780 m breit. Die nordöstliche Capelle hat 7*10 m Länge und 7.70 m 
Breite, die südöstliche Capelle hat dieselbe Länge, jedoch 9*40 m Breite, 
der Halbmesser ihrer Apsiden misst 2*10 m. Die Höhe des Gewölbes im 
Hauptschiffe beträgt 13*32 w, in den Seitenschiffen 6*30 m. Die Mauer- 
stärke durchschnittlich r55 — TSOwi; es kommen zahlreiche, jedoch nur 
unbedeutende Unregelmässigkeiten vor. 

Das Hauptschiff ist an den Längseiten (auch im Emporentheile) 
gegliedert von fünf Paaren mächtiger Pilaster mit compositen Capitälen in 
Stucco von guter Arbeit; auf diesen ruhen verkröpfte Gebälkstücke mit 
stark ausladendem Gesimse; im Friese eine reiche Stuccodecoration mit 
Muscheln, Zweigen, Blumenkörben und dergl. Zwischen den Pfeilern öffnen 
sich vier Fensterpaare mit reichen Festons und Bandomamenten in den 
Laibungen. Das mächtige Tonnengewölbe mit Fensterzwickeln hat breite 
Gurten. Seine gesammte Fläche, insoweit sie nicht von Malereien ein- 
genommen wird, ist bedeckt von einer reich in Stucco ausgeführten Deco- 
ration mit verflochtenen Band- und Pflanzenmotiven. 



93 

Die Brüstung der Empore ragt 4'20 m hoch über dem Fussboden 
balconartig auf zwei Consolen mit Engeln vor und ist unten ganz mit Stucco- 
decoration bedeckt, vorn mit aus Holz geschnitzten und vergoldeten Car- 
touchen geschmückt; in denselben drei gemalte Allegorien. Auf der 
Brüstung ein reich geschnitztes und vergoldetes Holzgitter mit den Statuen 
des hl. Adalbert, Lorenz, Augustin, Josef, Norbert, Jucundus und des 
hl. Johann von Nepomuk. 

Zu jeder Seite des kurzen HauptschiiTes führt ein reich mit Stucco 
verzierter Eingang in die Seitencapellen ; jeder dieser Eingänge wird von 
einer Mittelthür und von zwei blinden Seitenthüren gebildet. Die schön- 
geschnitzten Thürflügel sind von Eichenholz, die rechtwinkligen, einfachen 
Füllungen mit reichen Supraporten von Stucco bekrönt; in denselben das 
Brustbild des hl. Johann von Nepomuk, der reuigen Frau und des Schachers 
auf einer Seite, und die Brustbildern des hl. Jucundus, des bl. Petrus und 
der hl. Maria Magdalena auf der anderen Seite; auf den Gesimsen Vasen 
und festonhaltende Engel. 

Beide Bögen, welche sich aus dem Hauptschiffe nach den Resten der 
Seitenschiffe öffnen, sind von einfachen Profilen begleitet uud zuoberst mit 
einem Engelsköpfchen versehen; die inneren Flächen der Bögen sind mit 
Stucco verziert. 

Das Querschiff von gleicher Höhe mit dem Hauptschiff und dem 
Presbyterium ist auf gleiche Weise architektonisch gegliedert und mit der- 
selben reichen Decoration in Stucco ausgeschmückt. In den Apsiden werden 
durch Malerei Umrahmungen von Fenstern und Thüren, sowie die Caset- 
tirung der Concha nachgeahmt (aus dem Jahre 1774). Die Gewölbe der 
beiden Querschiffarme unterscheiden sich von dem Langschiffgewölbe da- 
durch, dass sie nicht Tonnengewölbe, sondern böhmische Kappen bilden, 
welche Johann Hiebet mit perspectivisch gemalten Kuppeln schmückte. 

Das Presbyterium stimmt in seinem architektonischen Schmucke 
vollständig mit dem Langschiffe überein und hat zwei Wandpfeilerpaare 
und drei Gewölbefelder. Die drei Fensterpaare gleichen denen des Schiffes ; 
zu jeder Seite treten zwischen dem ersten und zweiten Pilaster balconartige 
Oratorien vor, welche mit Malereien und geschnitzten Gittern ähnlich ge- 
schmückt sind wie die Brüstung des Nonnenchores; anstatt der Heiligen- 
statuen stehen hier vierzehn Figuren singender und auf verschiedene Instru- 
mente musicierender Engel. 

Die Kuppel über der Kreuzung erhebt sich auf vier mächtigen Eck- 
pfeilern, welche von weiten Rundbögen überspannt sind. Die Capitäle, 
Friese und breiten Gurten prunken mit Stuckaturen, in den Pendentifs sind 
Malereien. Den Fuss des cylinderförmigen Tambours umläuft eine ange- 
blendete Balustrade, in deren vier Achsenpunkten Engelchen Cartouchen 
tragen mit den Buchstaben J. M. F. D. (Josef Mika Praepositus Doxansis). 
Von dem ausladenden Hauptgesimse steigen acht verzierte Pilaster auf, 
zwischen welchen acht schön umrahmte und mit Cartouchen und Festons 



94 



bekrönte Fenster reichliches Licht in die Kirche einströmen lassen. Über 
dem oberen, ilachen Gesimse wölbt sich die mit Malereien bedeckte und 
mit einer vierfenstrigen Laterne durchbrochene Kuppel. 

In beide Ostkapellen tritt man aus dem Presbyterium und aus 
dem QuerschiiTe unter offenen Bögen ein, deren glatte Laibungen in Stucco 
grauen und rothen Marmor nachahmen ; die Profilirung einfach, im Schluss* 
steine weisse Engelsköpfe. Die beiden Kapellen, im Hauptgemäuer ursprünglich, 
haben weisse Wände, in den Winkeln verkröpfte Pilaster aus iarbigen Stuck- 
marmor mit vergoldeten korinthischen Capitälen. Von den verkröpften Ge- 
bälkstheilen steigen vier rothmarmorirte Bögen auf, welche die eliptischen 
Kuppeln tragen. Dieselben sind mit Malereien bedeckt und von Laternen 
durchbrochen. In den Apsiden drei grosse rechtwinklige Fenster. An den 
drei Seiten treten balconartige Emporen vor, deren Brüstungen ähnlichen 
Schmuck wie die übrigen Emporen aufweisen. 

Von den Seitenschiffen blieben blos zwei an das Querschiff an- 
stossende quadratische Theile offen, welche ganz leer, von Kreuzgewölben 
(wohl den ursprünglichen) überwölbt sind; die letzteren erhielten eine ba- 
roke Ausschmückurg mit Frescogemälden in Stuccorahmen. Die übrigen 
Theile der Schiffe sind in zwei rechtwinklige Kapellen abgetheilt (derzeit 
vernachlässigt). Die südliche, grössere, ist dem hl. Candidus geweiht, hat 
zwei Fenster und cannelirte Lesenen an den Wänden ; das Gewölbe bildet 
zwei Kreuze, deren Kanten mit Blattstäben verdeckt sind. Die Westseite 
nimmt eine kleine, zweiarmige Treppe ein, mittels welcher man in die leere 
Vorkammer des Nonnenchores gelangt. Die Nordkapelle ist kürzer, wie 
solches die unregelmässige Anlage der romanischen Krypta bedingt, hat 
ein einziges, jetzt vermauertes Fenster und ein Gewölbe mit reicher Deco- 
ration von Stucco und Malereien. Unter denselben die scharfen Kanten 
des älteren Kreuzgewölbes erkennbar. 

Die Stuccatur, welche alle geeigneten architektonischen Glieder 
schmückt, wählt ihre Motive aus der Pflanzenwelt in grösstentheils styli- 
sirten Formen ; auf den Gurten und in den Fensterlaibungen Bandornamente 
mit Rankenwerk. Die Ausführung ist im Detail handwerksmässig flüchtig, 
jedoch geschickt und stammt nach der Jahreszahl auf dem Triumphbogen 
(auf der Seite des Presbyteriums) aus dem J. 1720 und zwar von Rochus 
Bayer, welcher seinen Namen mit grossen Buchstaben zu Seiten einer 
Mittelcartouche auf dem Bogen unter der Kuppel im Hauptschiff auftrug: 
ROCHVS-PEIR (vom Nonnenchore sichtbar). 

Die Gewölbe fr esken malte yokann Hiebe! (1681 — 1755), dessen 
Namen auf dem grossen Kuppelgemälde zu lesen ist (auf der Stufe in der 
nordöstlichen Ecke): 

Joan, Hiebet pin Ao 1722, 

Auch auf dem Sakristeigewölbe ist derselbe unterschrieben: 

Hiebet pinx 1732. 



95 

Der Centralpunkt für die Betrachtung der Gemälde ist genau unter 
der Kuppellateme, für welchen Punkt auch die perspectivischen Ansichten 
der gemalten Kuppeln auf den böhmischen Kappen der Querschiffarme 
bestimmt sind. Demselben Punkte sind auch die grösseren Darstellungen 
im Hauptschiffe und im Presbyterium zugewendet. Auf acht Mittelfeldern 
und sechzehn kleineren Seitenfeldern befindet sich hier eine interessante 
symbolische Bilderfolge, welche auf die Jungfrau Maria, auf den Stamm- 
baum des Herrn und auf dessen Opferung Bezug nimmt. Auf breiten 
Schriftbändern stehen Sprüche aus dem alten und neuen Testamente mit 
Angabe des Capitels und Verses, ohne deren Kenntniss der Sinn der 
meisten Bilder wohl nicht verständlich wäre ; der kurze Inhalt ist folgender 
(über dem Hauptaltare beginnend): 

I. In der Mitte: Ruth mit einer Weizengarbe, in welcher eine Hostie 
erscheint In den kleinen Seitenfeldern : das Christkind und das Lamm 
Gottes. 

II. David, der Stamm Jesse, auf demselben die Jungfrau Maria und 
das Monogramm IHS. Noe's Arche und eine Cysterne mit Wasser. 

III. Salomon weist auf einem Throne sitzend auf den von ihm er- 
bauten Tempel. Ein Altar mit Hostie und die Quelle der Erlösung. 

IV. In der Kuppel: Der offene Himmel, in welchem sich über einer 
Säulenarchitektur Gott Vater mit zahlreichen Engeln erhebt ; David, Moses 
und der hl. Josef nach Bethlehem pilgernd. In der Laterne die Taube des 
hl. Geistes. 

V. In der Mitte des ersten Schiffsfeldes : Der kniende Jacob umarmt 
eine Wolke, in welcher ein Stern mit der Jungfrau Maria erscheint. Zu 
den Seiten: ein dreiarmiger Leuchter mit Lilien und brennenden Kerzen 
und ein Baum, auf welchem der Heiland erscheint. 

VI. Abraham und Isak, aus welchem ein Baum mit der Jungfrau 
Maria aufwächst; in den Wolken Jesus Christus. Eine Harfe mit dem 
Namen Maria; die Gesetztafeln des alten Testamentes und das segnende 
Christkind. 

VII. Gott Vater mit dem Buche; auf welchem der Name Maria steht 
Eine Weizengarbe mit einer .Schlange und die Jungfrau Maria, welche der 
Schlange den Kopf zertritt. 

VIII. Das Christkind an den Lebensbaum angelehnt; auf dem letzteren 
das Monogramm Maria. Seitlich der Heiland, auf den vier Evangelisten- 
zeichen stehend, und eine Hand mit Zweig. 

IX. Die Jungfrau in der Glorie; unter ihr kniet die hl. Anna und der 
hl. Joachim. Seitlich ein Weinstock, in dessen grösster Traube das Christ- 
kind erscheint; ein durchschnittener Granatapfel mit dem Monogramme 
Jesus und Maria. 

Auf den Gewölben des Querschiffes perspectivische Kuppeln ohne 
Figurea — In der nordöstlichen Kapelle bei dem Presbyterium in der 
Kuppel die Glorie der hl. Jucunda, in der Apsis das Schiff des Glaubens^ 



96 

der Hoffnung und der Liebe mit einer Hostie. — In der südöstlichen Ka- 
pelle auf der Kuppel die Glorie des hl. Jucundus, die Hinimelsbui^ und 
Engel; in der Apsis ein Kelch mit Blut, ein Brunnen und der durstende 
Hirsch. — Auf den Gewölben der offenenen Theile der Seitenschiffe: im 
nördlichen Theil ein Schiff auf dem Meere, im südlichen die Jungfirau Maria 
auf Wolken. — In den Kapellen beim Nonnenchore: In der nördlichen 
die Glorie des hl. Johann von Nepomuk; in der südlichen die Jungfrau 
Maria umgeben von den Brustbildern des hl. Candidus, Norbertus, eines 
Praemonstratenserheiligen, der hl. Michael, Veit und Augustin. 

Der Hauptaltar mit Marmortisch und hoher, polychromirter Holz- 
architektur von vier korinthischen Säulen mit verkröpftem Gebälke und 
geschwungenen Giebelsegmenten bildet einen doppelten Bilderrrahmen. Zu 
den Seiten stehen lebensgrosse, weisse Holzstatuen des hl. Veit und Augustin, 
Norbert und Wenzel, so wie oben des hl. Prokop, hl. Adalbert und zwei 
Engel; zu oberst Gott Vater und Sohn. Etwas übertrieben in den Bewe- 
gungen, affectirt in der Pose und. überfüllt mit Draperien, jedoch gross im 
theatralischen Auftreten, voll Selbstbewusstsein, von ernstem und mächtigem 
Gesichtsausdruck und virtuoser technischer Ausführung. 

Das Altarbild auf Leinwand, 2*40 m breit und über 4 m hoch, 
stellt die hl. Familie vor. In der Mitte die Mutter mit dem Kinde auf 
einer Treppe sitzend, links nähert sich der hl. Josef, rechts bereiten zwei 
Frauen dem Kinde ein Bad vor, während im Vordergrunde ein Mädchen 
im gelben und blauen Gewände in einer Truhe frische Linnen aufsucht 
Breit behandelt, frisch, mit saftigen Farben gemalt, gut erhalten; in der 
linken Ecke auf der Stufe mit grossen römischen Buchstaben bezeichnet: 

PETRVS BRANDL pinx. 

In dem oberen ovalen Rahmen die Jungfrau Maria auf Wolken. 

Über dem Credenztische und an der gegenüber liegenden Wand 
hinter dem Pontificalstuhle sind in die Mauer Holzreliefe aus dem 
17. Jahrh. eingelassen, jedes von TIS m Höhe und 1'22 m Breite. Auf 
dem ersten knieen Pilger vor dem ^ Gekreuzigten, im Hintergrunde steht 
ein Praemonstratenser ; auf dem zweiten trägt Christus sein grosses Kreuz, 
hinter ihm eine Schaar von Praemonstratensern mit schweren Kreuzen auf 
den Schultern. Ober diesen Reliefs befinden sich zwei Ölgemälde aus 
dem Anfange des 18. Jahrhunderts, den hl. Norbert darstellend, welcher 
das Ordensgewand von der Jungfrau Maria und die Ordensregel vom 
hl. Augustin erhält. 

Altäre im Querschiife, zwei an den Eckpfeilern ganz von Marmor 
rother, grauer, grünlicher und schwarzer Farbe (mit Versteinerungen), ge- 
schmackvolle Arbeiten des Franz Lauermann^ rückwärts bezeichnet: 

ERECTVM 

ANNO 

MDCCLXXIV. 

\ 



\ 



97 

Auf jedem derselben zwei gut geschnitzte und vergoldete Holzstatuen 
hL Praemonstratenser, auf dem südlichen der hl. Herrmann und hl. Jakob, 
auf dem nördlichen die hl. Gertrude und hl. Bronislava. 

Die Altarbilder auf Leinwand von 2 m Höhe und l'\6m Breite, 
gut gemalt, etwas aiTectirt in classicistischer Richtung, stellen auf dem süd. 
liehen Altare den hl. Josef vor, welchem der Engel im Traume erscheint, 
auf dem nördlichen den Martertod des hl. Laurenz ; das erstere bezeichnet 
unten rechts: 

Ludwig Kohl 
pinx 1773 

das zweite an derselben Stelle: 

L, K. pinx. 

Madonnenbildchen auf dem Südaltar mit Tempera auf Linden- 
holz gemalt, etwa 0*25 m hoch und 0*22 m breit, verglast, theilweise von 
Filigranarbeit verdeckt, osteuropäischen Ursprungs; das Gesicht streng 
stylisirt, die dichten Falten des gelblichen Gewandes mit Gold und roth 
gestrichelt. Auf der Rückwand eine lateinische Aufschrift (abgedruckt in 
Famätky archaeologick^ V. 198), laut welcher das Bildchen im Jahre 1711 
daselbst aufgestellt wurde. 

Die beiden Altäre in den Apsiden des Querschiifes, Säulenarchi- 
tekturen von vielfarbigem Marmor, zum Theile aus künstlichem Stein mit 
eingesetzten Achaten, zum Theil aus Orthocerasmarmor mit aufgesetzten 
vergoldeten Holzomamenten. Der südliche ist unten bezeichnet, rechts F. L. 
(Franz Lauermann) y links 1777; auf demselben zwei vergoldete Holzstatuen 
der hl. Katharina und Barbara, sodann Engel und Bilder des hl. Norbert, 
unter dessen Füssen sich der Häretiker Tauchelin windet (unten) und des 
hl. Nicolaus (oben). Auf dem ähnlichen Nordaltare Statuen der hl. Marga- 
retha und Ludmila und Bilder des schreibenden hl. Augustins mit Engeln 
(unten) und des hl. Adalberts, welcher unter den Schlägen der Ruder 
zusammenstürzt; letzteres von Peter Brandt. 

Altäre in der Capelle des hl. Jucundus mit einer Holzarchitectur 
von gewundenen Säulen und verkröpftem Gebälke, mit Engeln und einer 
Madonnenstatue von sehr schwacher Arbeit : im Schranke ein goldgestickter 
Polster mit Blättern und Tulpen auf rothem Peluche aus dem achtzehnten 
Jahrhundert. — Auf dem zweiten Altare von roth und grün gefärbtem 
Kunstmarmor steht ein geschnitzter und vergoldeter Glassarg mit einer 
Cartouche und der Aufschrift: 

sanCtVs 
IVCVnDVs MartYr 

NOBiS GRATIÖSVS (1733) 

Im Sarge der Leib des hl. Jucundus, in ein ideales Rittercostüm ge- 
kleidet, welches reich mit Goldstickerei und Filigranarbeit bedeckt ist und 

Besirkthanptmannschaft Raudnits. ij 



« • 



9t> 

so mit Ausschnitten versehen ist, dass die einzelnen Gebeine sichtbar 
werden. 

Die Altäre in der g^enübe rügenden (nördlichen) Kapelle der 
hl. Jucunda gleichen den vorher beschriebenen. In der Apsis ein grosser 
Schrank mit den Reliquien der hl. Jucunda, welche auf geschnitztem Stuhle, 



bb. 68. Donu), ChonlQUe 



die Krone auf dem Haupte, in reichgesticktem Seidengewande sitzt; das 
letztere (ist mit färbigen Blumen in Nadelmalerei, sowie mit goldenen 
Blättern und Bogenornamenten bedeckt und an den durchbrochenen Theilen, 
welche das ganze Skelet sehen lassen, mit schönen Messingbeschlägen um- 
randet; vorzügliche Arbeit des 18. Jahrh- 

Von den Altären in den Kapellen des ht. Johannes von Nepomuk 
und des hl. Candidus haben sich nur die im Jahre 1716 geweihten Altar- 
tische erhalten. 



9$ 

Die Kanzel am Eckpfeiler unter der Kuppel von rothmarmorirtem 
Holz, ist bedeckt mit vergoldeten Rankenschnitzereien, welche die Um- 
rahmungen weisser Reliefs bilden: Christus als Seemann, Schnitter, die 
Ernte, die hl. Dreieinigkeit, Christus vertreibt die Händler aus dem Tempel, 
und der verdorrte Feigenbaum ; zwischen diesen Reliefs gewundene Säulchen 
und Engel. Auf dem Schalldache die Statuen der vier hl. Kirchenväter 
und Engel. Auf der Thüre zur Kanzeltreppe das pröbstliche Wappen mit- 
den Buchstaben T M P D (Josef Mika Praepositus Doxanensis). Die orna-! 
mentalen Schnitzereien vorzüglich, die figuralen schwächer. 

Die Orgel erhöht mit ihren reich geschnitzten und vergoldeten 
Flügeln, Aufsätzen und Füllungen auf dem braunen Corpus nicht wenig 
den decorativen Eindruck des Nonnenchores. 

Der Pontificalstuhl mit drei Sesseln, reich geschnitzt und ver- 
goldet von schweren Barokformen aus dem Anfange des 18. Jahrh. 

Chorstühle im Presbyterium von Eichenholz, je zwei dreisitzige,: 
einsitzige und zweisitzige mit reichen Schnitzereien an Brustwand und Ver- 
schallung und durchbrochenen Aufsätzen verschiedener Motive. Der drei- 
sitzige Stuhl an der Südseite ist in seinem Mittelfelde auf den Baldachinen 
des Ornamentes mit der Jahreszahl 17 — 23 bezeichnet (Abb. 68). 

Chorstühle auf der Nonnenempore mit 48 Sitzen in zwei Reihen in 
ähnlicher Weise wie die früheren reich geschnitzt, wohl aus derselben Zeit. 

Kirchenbänke von Eichenholz im Hauptschiffe sechs Paare, an 
der Stirnwand, an den Seiten und an den Rücktheilen verziert mit ge- 
schnitzten Pilastern, Cartouchen, Blumen und Rankenwerk ; die Bank unter 
der Kanzel, bezeichnet I M (Josef Mika) 1716. Rückwärts eine Reihe von 
acht ähnlichen Bänken, deren erste die Jahreszahl 1716 in seinem Ranken- 
werke an der Brustwand trägt. 

Ölgemälde an den Wänden des Haupt- und Querschiffes, sowie 
des Presbyteriums, auf Leinwand gemalt, von 3*24 m Länge und 2*40 m 
Breite stellen acht Ereignisse aus dem Leben des hl. Norbert und die Apo- 
theose seines Ordens vor, mit zahlreichen Figuren, geschickt und effectvoll 
gemalt, jedoch flüchtig und ohne künstlerische Hingabe: 

1. Bekehrung des hl. Norbert. 

2. Einkleidung desselben in das Einsiedkrgewand. 

3. Der hl. Norbert empfängt von Papst Honorius die Bestätigung der 
Ordensregel. 

4. Der Bau des ersten Klosters zu Pr^montr^. 

5. Wirksamkeit des hl. Norbert in seinem Berufe als Priester. 

6. Der hl. Norbert als Exorcitator des bösen Geistes. 

7. Die Bekämpfung der Ketzerlehre des Tauchelin in Magdeburg. 

8. Der hl. Norbert empfängt das Ordenskleid von der Jungfrau Maria. 

9. Die Apotheose des Praemonstratenserordens. 



100 

Beichtstühle, vier dreitheilige Eichenschränke, je zwei gleich; das 
eine Paar mit meisterhaft geschnitzten Ornamenten und vorzüglichen Statuen 
der bl. Magdalena und des hl. Petrus (Abb. 69.) voll tiefen Ausdruckes, 
edel in der Haltung und Bewegung, virtuos in den Draperien. — Das 
gegenüber stehende Paar hat bedeutend schwächere Ornamente und auf- 



Abb. £9. Doxu. StatntB du hl. Ptttu and d<r hl. Maria Magdatnia. 

fallend schlechte Statuen des verlorenen Sohnes und einer anderen biblischen 
Gestalt; ältere, mit der Jahreszahl 1708 bezeichnete Arbeit. 

Barokepitaphium, hoch an der Westwand des Südflügels im 
Querschiffe : Auf breiter Console bei einem Sarkophage Heinrich Bfetislav, 
der Bischof und Herzog Böhmens; ihm gegenüber ein Engel mit einer 



lÖf 

Casula in den Händen ; auf dem unter einem Baldachine stehenden Obeliske 
und auf der Console die Aufschrift: 

BEATO 

EPISCOPO 

DVCI SANCTO 

HENRICO 

BRZETISLAO 

ORDINE CANDIDO 

ORNATV ECCLESIAE 

CANDIDO CXDETVI 

DOXANENSI 
MUNIFICENTISSIMO 

ILLI DoXanensIs 
pIetas gratItVDInIs 
Deponit VICes (1729) 

An den Seiten halten Engelskinder Schilde mit den Worten 

PRZEMYSLAO LVDOVICO 

OTTOCARO INSIGNIA 

DEFENSORI DANT (!) 

Epitaphium im Nordflügel des Querschiffes von ähnlicher An- 
ordnung mit der Gestalt der Klostergründerin Gertrude, dem Brustbild der 
hl. Ludmila und der Aufschrift: 

SANCTORV 

FILIALE 

MATRI 

SANCTORVM 

CONIVGI 

PIENTISSIMORVM 



fvndatrici candidarv 

gertrvdi 
reginae pientissimae 

hVIC DoXanenses 

reDDVnt pIetatIs 

VICes (1729). 

Die Wappen des Frohstes und des Conventes in schweren Stucco; 
rahmen bilden an den Ostwänden des Querschifles Gegenstücke der 
Epitaphien; an ihren Seiten stehen auf Consolen lebensgrosse Holzstatuen 
der vier hl. Kirchenväter, im pröbstlichen Wappen angeblich das Porträt 
des Josef Mika, sodann die Buchstaben I. M. P. D. und die Jahreszahl 1721. 



102 

Holzgitter der maskirten Oratorien an der Seite der Epitaphien, 
vorzüglich geschnitztes und vergoldetes Akanthenwerk. 

Eisengitter eines kleinen Oratorienfensters beim Hauptaltare, schön 
geschmiedet mit den Buchstaben I M P D (Mika*s Monogramm). 

Gitterthür von Schmiedeeisen, 2'44 m hoch und 1'40 m breit, aus 
der Südecke des Querschifles in die Sakristei führend, aus schön gewundenen 
kantigen Stäben mit breit geschmiedeten Blättern an den Enden. In den 
Mitteimedaillons die Buchstaben I M P D ; die Stäbe schwarz, die Verzier* 
ungen vergoldet — Die gleichzeitige schmiedeiserne Thür im gegenüber- 
liegenden Ende des Querschiffes ist von gleicher Form, jedoch blind. Als 
Pendants dieser beiden Gitter wurden bei Aufstellung der Altäre in den 
Apsiden ähnliche Thüren auf den Mörtelbewurf aufgemalt und bezeichnet: 
I V A 1777 (Johann Winkelburg). 

Grabstein in der Mitte der Kapelle der hl. Jucunda, glatte Sand- 
steinplatte mit eingravirtem Kreuze und der Aufschrift: 

lESVS t MARIA 

NORBERTVS 

PECCANTEM ME QVO 

TIDIE ET NON ME POENI 

TENTEM TIMOR MORTIS 

CONTVRBAT ET QVIA IN 

INFERNO NVLLA EST 

REDEMPTIO MISERERE 

MEI DEVS ET SALVA ME 

ANNO DOMINI 1665. 

Grabstein in der Kapelle des hl. Jucundus mit den Worten: 

STA aC Lege 

qVID sVnt 

MortaLes 

fLos CaDens Massa 

pVLVIs (1711). . 

Grabplatte im Pflaster des nördlichen QuerschiffHügeis. stark be- 
schädigt, so dass bloss nach dem übriggebliebenen Wappenzeichen des 
Lammes zu erkennen ist, dass der Stein dem Paul Dubansk^ von Duban 
angehörte, welcher an dieser Stelle im Jahre 1541 begraben wurde. 

Grabinschrift auf Messingblech 016 m hoch, 0'20 m breit, in die 
Westwand des südlichen Querschiffflügels eingelassen: 

ANNO DOI 1680. 28 oct. 
nobilis Domina Rosina Chrtstina 
Teppern nata Holzapfliana 
Wobrzistwii in puerperio mortua 



et una cum prole sub latere sigoo 
Rosae O signato sepulta requies 
cens gloriosam expectat 
resurrectioneoi. 
In der Sakristei, einem einfachen niedrigen Raujne, zwischen der 



I. 173S, Arbeit de> Fiigtr UoldicbinUd« 

Kirche und der Päelatur, ist auf dem Gewölbe der hl. Norbert in fresco 
dargestellt; bezeichnet: 

Hiebel pinx 

1732. 

Die Paramentenschränke sind gute Arbeiten des 18. Jahrh. 

Monstranz barok, ganz von Silber und vergoldet, reich emaiUirt 

und mit Edelsteinen besetzt, 0'67 m hoch ; auf dem viertheiligen Fusse ge- 



104 



triebene Bogenornamente und die eingesetzten Reliefs: Die Opferung Isaks 
und die Eherne Schlange in der Wüste. Auf den Seiten drei Weintrauben 
und drei Weizengarben, am Rande die Inschrift: 

V. Marianna ab Ottenthai Professa Doxan. curavit pro EccUsia Doxanensi 

Anno 1739. 

Der Nodus bimförmig mit Engelsköpfen; auf dem Strahlenkranze 
steigen aus zwei mit Diamanten besetzten Füllhomen Blumengewinde mit 
Weintrauben und Weizenhalmen auf^ sämmtlich naturalistisch in farbigem 
Email die wirkliche Pflanzenform nachahmend; unten drei grosse, grüne 
Weinblätter, oben unter einem Baldachine ein weisses Lamm auf einer 
dunkelblauen Scheibe ruhend. Auf der Corona 10 Diamanten, zahlreiche 
Granaten und andere Edelsteine, am Melchisedech ein silbernes Lamm 
auf einem vergoldeten Buche. Ani Fusse das Egerer Beschauzeichen und 

die Goldschmiedsmarke: ^ <B) 

Diese Monstranz wurde im J. 1810 confiscirt und von dem doxaner 
Gärtner Frangois Lemaire, einem französischen Emigranten, für 616 fl. 
ausgelöst 

C i b o r i u m von vergoldetem Silber, 0*48 m hoch, mit neuem Fusse 
und alter Barokkuppe, auf deren Mantel drei Consolen, drei Vasen und 
drei Engelspaare mit Festons sich befinden, während der mit Bogenoma- 
menten geschmückte Deckel eine grosse Krone trägt, welche mit zahlreichen 
Filigranrosetten besetzt ist; vorzüglich getriebene Arbeit, am Deckelrande 
mit der Marke des Prager Goldschmiedes Johann Fakeni -. ^^ 

und mit dem Kleinseitener Beschauzeichen aus dem Jahre ^Q wm 
1735 versehen. 

Kelch von Silber, vergoldet, 0*23 m hoch, die Kuppe mit schön ge- 
triebenem Bogenornament, Rosetten und Blättern, barok, (der Fuss neu). 

L a m p e für das ewige Licht vor dem Hauptaltare aus durchbrochenem 
und vergoldetem Messingblech mit drei Rococo-Cartouchen und drei Blech* 
armen mit Engelsköpfen, 0'50 m hoch und breit ; gute Arbeit aus dem 
18. Jahrh., an einer geschmiedeten Kette mit Tulpen und einem geschmiedeten 
Engelchen hängend. 

Glocken: /. auf dem Nordthurme; 1*72 w hoch und l'S2 m breit. 
Auf den Bändern Masken, am Krpnenrande zwischen zwei breiten Omament- 
streifen die Inschrift: 

A FVLGVRE ET TEMPESTATE LIBERA NOS DOMINE lESU CHRISTE. 

Auf der einen Seite des Mantels das Probstwappen mit den Namens- 
Initialen Josef Mikas: IMPD und der Inschrift: 

REGENTE lOSEPHO DoXaNAE 

praeLato hILDegVnDe 
prIorIssa neCnon agnete 

SVPPRIORISSA. (1726) 



105 
Auf der anderen Seite unter dem Reliefe des hl. Norbert die Worte' 

Pro anno saeCVLarI 
transLatIonI s 

DIVI NORBERTi 
FVSA FVERAM (1726). 

Seitlich in einem kleinen Schilde: 

ZACHARIAS 

DIETRICH 

VON PRAG. 

2. Auf dem Südthurme; 1*22 m hoch und 135 /n breit, die Bänder 
mit Masken, am Kronenrande zwei breite Omamentstreifen, zwischen denen 
die Inschrift zu lesen ist: 

O GOTT LAS DIR BEFOHLEN SEIN DIE GLOCKE VND AVCH 

DIE KIRCHE. 

Am Mantel das Relief des Gekreuzigten, der Jungfrau Maria und des 
hl. Johannes, an den Seiten die Inschrift: 

HAEC CAMPANA 24 CENTENARIOS PONDERAT. EST FVSA ANNO 1667 D. 

GVBERNANTE LOCI HVIVS DOXANENSIS ECCLESIAE ORDINARIO 

PRAELATO AD MAIOREM DEI GLORIAM ET HONOREM SS. CYRILLI 

ET METHVDÜ BOAEMIAE ET MORAVIAE APOSTOLORVM. 

Unten : 

GOSS MICH NICOLAuS LOEW IN PRAG 

Auf der anderen Seite das Doxaner Wappen mit der Legende: 

SIGIL. CONVENT. DOXÄN. 
Unten : 

SOR: IVUANA . ELISABET WERSCHOWTZIN 
SEKIRKIN DE SETZIG ORD. PRAEM. PRIORISSA. 

3. Glocke auf dem Ostthurme, 0*92 m hoch, 0*98 m breit, am Kronen- 
rande ein schmaler Streifen von Rankenwerk mit Jägern, Hunden und 
Hirschen; unter demselben ein Band mit Tritonen, welche Medaillons mit 
dem Brustbild Rudolf IL und einem anderen Kopfe halten. Am Mantel 
ein Kreuz zwischen «dem hl. Wenzel und hl. Sigmund, auf der anderen 
Seite ein Wappen mit den Buchstaben : KMAR • GSCHICZ. Sonst 
ohne Aufschrift; aus dem 16. Jahrh. 

4. Auf demselben Thurme eine Glocke von 1*10 m Höhe und ebenso- 
viel Durchmesser; auf den Bändern Masken, am Kronenrande zwischen 
zwei Omamentstteifen die Inschrift: 

MICH HAT GEGOSSEN ZACHARIAS DIETRICH IN DER K. NEVSTADT 

PRAG ANNO 1724. 



106 

Auf der einen Seite des Mantels Brustbilder des hl. Petrus und hl. 
Paulus, auf der anderen die Inschrift: 

ZWVNY GSAV PRO ROZEHNANI 
OBLVD A OBLAKV WANI 
KDli MRAZNA A BAVRZKA HVCZI 
POSVATNI ZVONOVE ZWVCZI 
KDl2 KRVPOBITI CHCE SSKODIT 
TEHDY MA SE ZWONl ZWONIT. 

Barokstatuen von Sandstein: 

1. Pestsäule mit der Statue der Jungfrau Maria im ersten Hofe; auf 
einem breiten, würfelförmigen Unterbau mit Cartouchenschmuck stehen an 
den Ecken die Gestalten des hl. Rochus, hl. Augustinus, hl. Norbertus und 
hl. Sebastianus; in der Mitte erhebt sich auf besonderem Sockel eine 
Säule mit angesetzten Steinwolken; auf ihrem korinthischen Capitäle eine 
Madonnenstatue. Schwache Arbeit, besonders im Figuralen, mit dem pröbst- 
lichen und dem Conventwappen, so wie mit den Aufschriften versehen: 

A . FESTE 
FAME . ET 
BELLO . ERVE 
NOS . O . FELIX 
ET . SVPER 
BEATA . DeI 
GENITRIX. 
HAEC INGRE 
DIENTES . ET 

eXeVntes . 

AVXILIO 
DEFENDET (1684) 

EiVs IgItVr 

DElPARAE VIRGInIS 

gLorIae et honorI renoVaVIt 
IosephVs de wInCeLbVrg * 

ABBAS DoXANENSIS (1748). 

2. Marienstatue im zweiten Hofe. Auf einem dreitheiligen Baroksockel 
steht in der Mitte auf der von einer Schlange umwundenen Erdkugel die 
Jungfrau Maria im faltigen Gewände ; rechts kniet vor derselben auf einem 
Polster die Klostergründerin Gertrude im fürstlichen Hermelingewande, 
links hält ein Page ein grosses Barokschild mit der in Relief ausgeführten 



107 

Ansicht auf die Doxaner Klostergebäude i schön ausgeführte Gruppe 
aus dem Jahre 1744 mit der Inschrift auf dem Sockel : 

SANCTISSIMAE 

DEI GENITRICI 

PATRONAE 

GRATAEQVE MEMORIAE 

GERTRVDIS 

REGINAE BOHEMIAE 

FVNDATRICIS PIENTISSIMAE 

ANNO 
FVNDATI PARTHENONIS 
SAECVLARI SEXTO 
AERAE CHRISTI 
MDCCXLIV 

PARTHENON DOXANENSIS 
D. D. 

3. An der Strasse nach Dolan eine Ecce-homo-Statue mit der Inschrift : 

FVI fLageLLatVs tota DIE ET CastIgatIo 

ERAT MATVtIna Ps. 72. (1775) 

Rückwärts das Monogramm J W A D (Josef Winkelburg Abbas 
Doxanensts). 

4. und 5. Auf dem Dorfplatze eine Statue des hl. Johann von Ne- 
pomuk aus dem Jahre 1716 und ein Eisenkreuz auf einem Sockel aus 
dem Jahre 1770. 

FRIEDHOFSKIRCHE des hl. Petrus und hl. Paulus, einst Pfarr- 
kirche, stand nach Angabe des Probstes Josef Mika im Jahre 1726 noch 
in jenem Zustande, in welchem sie bei der Klostergründung aufgeführt 
wijrde. Das jetzige, bald nach 1726 errichtete Gebäude ist mit der Fagade 
gegen Osten, mit dem Presbyterium nach Westen gewendet, und besteht 
aus einem Schiffe, dem Presbyterium und einem an dessen Westseite an- 
stossenden Thurme. Das Gemäuer von Bruchstein ist mit Mörtelverputz 
versehen. 

Die Fagade wölbt sich in der Grundrisslinie in der Mitte aus, 
während die Seiten f urücktreten ; vier glatte Pilaster mit Band- und Blatt- 
omamenten tragen ein verkröpftes, ausladendes Gesimse, über welchem 
sich das zweite Stockwerk der Fagade erhebt. Dieses wird von zwei 
Pilastern und einem Bogengesimse umrahmt, hat in der Mittelnische eine 
Madonnenstatue von Sandstein, über derselben eine Cartouche von Stucco, 
an den Seiten Obelisken tragende Voluten, zu oberst ein geschmiedetes 
Kreuz. In der Mittelachse ein rechteckig umrahmtes Portal, dessen Thür 
schöne Beschläge aufweist ; über demselben ein Fenster im Bogensegmente 



108 

flberwölbt und mit leerer Cartoucbe bekrönt Die Langsdten der Kirche 
sind in der Grundrisslinie mebrfacb gescbwungen und gebrochen, sonst 
einfach, mit je drei flach umrahmten Fenstern. Der rechteckige Thurm 
wird an den Ecken von Lisenen begleitet, oben von vier grossen Schall- 
öffnungen durchbrochen ; derselbe trägt ein achtseitiges Zwiebeldach, welches 
den Thurmhelmen der Klosterkirche gleicht 

Das Innere bildet einen einzigen, grossen Raum von 21 m Länge 
und 13 I« Breite, dessen östlicher Theil, die Vorhalle und das westliche 
Presbyterium rechtwinkelig angelegt sind, während die breitere Mitte ein 
rundes Schiff bildet Die Wände sind glatt, getüncht, an den vier Innen- 
ecken mit Pilastem verziert, welche statt den Capitälen schöne Stucco- 
cartouchen tragen; über denselben Gesimssegmente. Das Gewölbe in allen 
Theilen gleich hoch, über dem Altarraume und der Vorhalle Tonnen, 
über dem Schiffe eine böhmische Kappe mit zwei Halbkuppeln an den 
Seiten. Die Gewölbekanten sind mit Blattkränzen von Stucco bekleidet 

Die drei Barokaltäre mit zahlreichem (iguralen Schmuck sind 
künstlerisch werthlos. Die Orgel mit einem Positive auf der balconartigen 
Empore bildet mit ihren reichen, geschickt geschnitzten Flügelstücken, 
Aufsätzen und Füllungen eine wirksame Decoration. 

Grabsteine, schmucklose Platten mit böhmischen Aufschriften, laut 
welchen in dieser Kirche begraben wurden: Anna Geigl (f 1719), Anton 
Komärek (f 1727), Barbara Fidler (f 1727), FrantiSek Kum (f 1727) und 
Lucie Angelina Tejnskä. 

Zwei schmiedeiseme Lampenarme in der Kirche und dn^e ein- 
fache Kreuze auf dem Friedhofe aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. 

In der herrschaftlichen Gruftkapelle auf demselben Friedhofe steht 
auf dem Altare das hölzerne Modell des Hauptaltares der Klosterkirche, 
1'15 I« hoch und 0*56 m breit, gut geschnitzt und polychromirt mit den 
Statuetten der hl. Augustin und Norbert, Adalbert und Prokop, des Gott 
Vaters und Sohnes, so wie zweier Engel, aus der ersten Hälfte des 
18. Jahrhunderts, stark beschädigt. 



Duban — Dubany. 



Sedlädek: Mistopisn^ Slovnfk 17ö. — Gedenkbuch des Pfarramtes zu Libochovic. 

Gefunden wurden an prähistorischen Gegenständen : 4Swei Ringe mit hohlen 
Halbkugein, verschiedene Anhängsel, ein bronzener Hanuner und vereinzelte Steinbeile ; 
zum Theil Eigenthum des böhmischen Landesmuseums. — Pamätky archaeologickd 
IV. 2. 142.; Vocel, Pravfik. 

FILIALKIRCHE des hl. Petrus und Paulus, angeblich gegründet 

im J. 1278 von der Familie Dubansky z Duban, wurde in spä^othischer 
Epoche mit einem neuen Portale und Thurme versehen, in den J. 1740 
und 1863 erneuert. 




Abb. 71. ( n. DDbu. GimidilH du KItcIh i/w* und Thllrliibiiii(. 



Das orientirte Gebäude von Bruchstein mit Kalkverputz ist aussen 
ganz erneuert; es besteht aus einem rechtwinkeligen Schiffe, einem gerad- 
schliessenden Presbyterium, einer anstossenden Sakristei und einem süd- 
lichen Thunne. 

Der Thurm ist viereckig, zweistöckig, unten von einem Portale, dar- 
über von zwei jetzt vermauerten schiessschartenartigen Fenstern, oben von 



vier grossen Scballöffnungen durchbrochen ; die letzteren haben gebrochene 
Bögen mit zwei Rundstäben und Kehlen im Profile. 

Das Schiff und das Presbyterium sind ohne Strebepfeiler; die 
beiden Südfenster und ein vennauertes Ostfenster haben gleiche Profile 
wie die Thurmfenster ; Maasswerke fehlen. 

Zwei Portale vermitteln den Eingang; das westliche ist gleich den 
Fenstern profilirt, das sudliche im Thurme ist ebenfalls gothisch mit zwei 
Rundstäben und breiter Kehle. Aus der Vorhalle unter dem Thurme führt 
eine hübsch umrahmte Thür aus dem Anfange des 16. Jahrh. (Abb. 72). 

Das Innere des rechteckigen Schiffes misst 980 m Länge und 
7 30 m Breite ; es ist schmucklos, mit flacher Decke. Der Triumphbogen 
von 3*45 m Spannung ist derzeit glatt, ohne Gliederung, obzwar an seiner 
dem Altarraume zugewandten Seite Reste eines in Stein gemeisselten Blätter- 
bandes sichtbar sind. 

Das Presbyterium von 560 « Länge und ebensoviel Breite ist 
quadratisch mit glatten Wänden und einem Kreuzgewölbe, dessen Rippen 



i *-! 



Abb. 73—76. Dubu. RippgnpraGl, Ga*Slbccan>aI«i uad Schluutteii 




in den Ecken auf vier Consolen aufsitzen; eine der letzteren bildet einen 
Menschenkopf, die zweite eine bekränzte Maske, die dritte einen Kopf, aus 
welchem vier grosse Lindenblätter ausgehen, die vierte ist mit Laub bedeckt 
Von jeder dieser Consolen steigen drei keilförmig profilirte (Abb. 73) Rippen 
auf, von denen jedoch nur die mittleren thatsächlich das Gewölbe tragen, 
während die seitlichen gleich über den Consolen abgeschnitten sind ; den 
runden Schlussstein schmückt das Lamm Gottes, das Wappenzeichen der 
Herren Dubansk^ von Duban (Abb. 76). Die Sakristeithür ist rechteckig 
mit abgeschrägten Kanten, die Oberschwelle in den Ecken ausgebogen ; 
am Thürflügel ein Renaissanceschloss aus dem 16. Jahrh. Das Sanciuarium 
ist eine einfache, rechteckige Nische mit gothischer .Umrahmung. 

Der Hauptaltar mit einfach profilirter Steinmensa hat einen reich 
geschnitzten Akanthusrahmen mit drei Engeln, geschickte Arbeit des 18. Jahr- 
hunderts, neu polychromirt. 

Altarschrein im Schiffe (Abb. 77) aus der ersten Hälfte des 16. Jahr- 
hunderts von Holz geschnitzt und bemalt, ohne Tisch 430 twljoch, 220 m 
breit. In der Prcdelle ein Abendmahlrelief, zwischen gemalten Rankenwerk 
und Engeln, im Mittelfelde die stehenden Gestalten der Jungfrau Maria, der 



t. Duban. AUacicbrEi 



112 



hl Barbara und Katharina, auf den Innenseiten der FlQgel der hl. Petrus 
und der hl. Paulus, sämmtlkh in flachem Relief, handwerksmässig au^eführt, 
neu polychromirt, 106 — I'IO w hoch. Auf den Aussenseiten der Flügel 
und auf den Seitenstücken des geschlossenen Altares sind in Malerei dar- 
gestellt: die Verkündigung der Jungfrau Maria, die hl. Elisabeth und die 
hl. Margarethe von schwerfälliger Haltung in Modecostümen ; den Altar 
bekrönt eine magere Holzarchitektur von unhübschen Formen der abster- 
benden Gothik, mit roh geschnitzten Statuen des hl. Wenzel und zweier 
gekrönter Gestalten. Das Ganze von geringem Kunstwerth. 




Abb. 79. Duban. V 



niciunfCB da TaBfueion. 



Die Kanzel verfertigte der Li- 
bochowitzer Holzschnitzer !foka7tH Sturm 
im J. 1783 für 60 fl. 

Das Taufbecken von Pläner- 
kalk (Abb. 78), 0-87 m hoch, friih- 
gothisch aus dem Achtecke construirt, 
kelchf5rmig, mit glattem Fusse, auf dem 
Kessel mit flach gemeisselten Zeichen 
versehen: 1. eine achtblättrige Rose; 
Abb. 7B. D«b.n. Tiif«.!». 2. zwci Sl , 3. Blumchcn (Figürchen?); 

4. zwei H; 5. drei Bäumchen; 6. ein Ü 
und ein Kelch; 7. drei Bäumchen; 8. ein Schlüssel und Stern. 

Casula, auf gelber Seide färbig gestickte Blumen und Schmetter- 
linge, gute Nadelmalerei aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. 

Grabstein von Plänerkalk, 180 »i lang und O'Sl m breit mit dem 
Wappen der Herren Beränek Dubänsk^ von Duban; am Rande die sehr 
beschädigte Minuskclinschritt : 

o anno bni m 9 cox -f Ix - o feüa [ccunba anfe nafinäatem f. uirginiB 
mariE obiit Qtmt. ins 3Dna be buba et Sidfom. 

Kreuz von kantigen Stäben, welche an den Enden breit geschmiedet 
sind; aus dem 18, Jahrhundert, beschädigt, auf dem Friedhofe. 

Bildstock,' Säule auf einem Würfel mit böhmischer Aufschrift aus 
dem Jahre 1781. 



113 

Glocken: 1. Höhe 0*89 »/, Durchmesser 0*97 m.; am Kronenrande 
ein Ornamentstreifen mit Tritonen, am Mantel das habsburgische Wappen 
und die Bezeichnung: 

FERDINANDVS DEI GRA 
ROMANORVM HVNGARI 
JE ET BOHEMLE ETC. REX 
ARCmDVX AVSTRAE MDXXXXIIII 

Seitlich : 

VOX MEA VOX VITE VOS VOCO 

AD SACRA VENITE 
THO MAS I A ROSCH BR VNENSIS 
AVXILIO DIVINO ME FUDIT 
MDLII 

Auf der anderen Seite des Mantels ein Kreuz, am unteren Rande ein 
Ornamentstreifen. 

2. Höhe 85 w, Durchmesser 0*83 m; am Kronenrande kleine Relief- 
darstellungen biblischen Inhaltes, darunter ein Perlstab und hängende Blätter ; 
am Mantel das Lobkowitz'sche Wappen mit der Bezeichnung: 

(Sirji; } TCobkoititc na l^ajmburftu 
IiBbiBdjorotcijdj a ÜBißlnkB. 

IN DOMINO CONFIDO. 

Unten ein rundes Medaillon mit der Gestalt der Gerechtigkeit. Auf 
der anderen Seite des Mantels die Inschrift: 

Ke rti a rfjfraale Gmcna pana Bo^a lütccjnßfjo a bo- 
roolenim VrojEnc'^ Pana Pana Giqtj^ j Lobhorair 
na Hajmburce Ubißrfjoraicijrfj a Mielnicc Eic. qz^ 
mi** CijfarjE Rjtjm^ Rubolpija homoriüha Etc. Puroo- 
bEm Pana lakuba Woiij Hctjfmana Panproi Hajmbur- 
fkE^o Sloroutntj Brijhctj Zroonaq j Cijnper^a m NjoraEm 
MiEJÜE prajIhEm nahlabsm Obcc naiEjitE k jabull^tj bo 
Duban,* iEnfo Zmon 0b|I ubtElal LEt^a 1580. 

Unten zwei Evangelistenzeichen und der Avers und Revers der Me- 
daille des Glockengiessers. 

3. Höhe 48 w, Durchmesser 51 y//, am Kronenrande: 

ZACHARIAS TIETTRICH HAT MICH GEGOSSEN 1710. 
Am Mantel unschöne Reliefs zweier Heiligen. 



Dusnik. 



Ein Brandgrab aus der römischen Kaiserzeit mit einer Bronzeurne, einem Eisen- 
schwerte, einer Lanzenspitze und anderen Gegenständen, im böhmischen Landesmuseum. 
Pamätky archaeologick^ VIL 324. 

Besirkshauptinannschaft Raudniiz. g 



Georgsberg - Rip. 

Kilma, KvSty 1871, 176 und 183. 

Grub«r, Kunst des Mittelalters in Bfihmen, I., 66; Neuwirtta, Geschichte der chmtl. 

Kunst in BOhmen; Lehner, Method XVI., 37; Midi, Pamätky arch. XIV. 486 n. 490; 

Cechy IV., 272; V. Kotrcb, Clip, jeho pamätnosti a vyhUdka, 1898. 



Abb. 80. G«i[>beT(. Kitchiuniicfat tod dti SOdicite. 

ST. GEORGSKIRCHE auf der Spitze des Berges, im 10. oder 
im 11. Jahrh. gegründet, im Jahre 1126 von Sobfclav I. zur Erinnerung 
an den Sieg über Lothar erneuert und vom olmützer Bischof Heinrich Zdik 
geweiht. Im J. 1138 dem neu gegründeten Strahover Praemonstratenser 
Kloster einverleibt, verblieb sie als Pfarrkirche bis 1577, in welchem Jahre 
sie als Filiale an Raudnitz zufiel. 

Das Gebäude ist orientirt, ganz von Plänerkalk gebaut und zwar 
sind an den Aussenseiten sorgfältig zubehauene und geschichtete Platten, 



115 



im Mauerkerne ist Gusswerk ; da der Georgsberg bloss Basalt birgt, musste 
das Baumaterial heraufgeschaül werden. Das Kirchlein hat die typische 
Form einer Rotunde, welche an der Westseite um einen in die Achse ge- 
stellten Rundthurm vermehrt ist. Die Aussenwände sind sämmtlich glatt 
verputzt, so dass nicht zu erkennen ist, ob der Thurm gleichzeitig mit dem 
übrigen Baue ist, woran jedoch sonst nicht zu zweifeln ist. 

Der Thurm ist im Grundrisse kreisrund, misst innen 2*62 m Durch- 
messer und steigt walzenförmig bis zur Gesimshöhe von 13'3 m (mit Dach 
etwa 15 m) auf. Bios zwei gekuppelte Fenster an der Nord- und Südseite 
durchbrechen hoch oben die sonst glatten Thurmmauern ; die Fenster sind 
1 60 w hoch, 1-42 m breit (bei 1*22 m Mauerstärke), mit Säulchen ohne Basis 




'h- i *^ r i ' .^ r f f \ ' f ? ^ '^ 





Abb. 81. a 82. Georgtberg. Grundriu der Kirche und Thurmfenster. 



Z'YlL 



und Capital (diese 1 m hoch und 0*22 m dick). Das Innere des Thurmes^ 
jetzt nur durch die Kirche zugänglich, ist mit einer runden Kuppel ein- 
gewölbt, auf welcher direct das Thurmdach ruht; dasselbe bestand früher 
aus grossen Steinplatten, welche durch Cementplatten ersetzt wurden; es 
ist niedrig, kegelförmig mit etwas ausgebauchten Seiten; das Dachgesimse 
ist breit unterkehlt. Nach alten Abbildungen (KvSty 1. c.) befand sich in 
der Westseite der Kircheneingang, welcher jedoch nicht der ursprüngliche 
war, denn er hatte eine Thürfüllung von Marmor nach gothisierender Art aus 
dem 18. Jahrh. Vor etlichen Jahrzehnten wurde derselbe vermauert und 
ein neuer in der Südseite des Schiffes durchbrochen. 

Das Schiff auf kreisförmiger Grundlage ist an der Nordseite von 
einem neuen Fenster, an der Südseite von einem ebenfalls neuen Fenster 
und Portal durchbrochen. 

Die Apsis an der Ostseite ist gleichfalls ohne Gliederung, mit zwei 
seitlichen Fenstern (das mittlere ist wahrscheinlich vermauert). Dach und 
Dachgesimse bei Schiff und Apsis gleich denen des Thurmes. 

Das Innere ist ganz einfach, getüncht; der Durchmesser des Schiffes 
misst 6'20 «r, die Apsis bildet mehr als die Hälfte eines mit dem Halb- 
messer von 1-70 m geführten Kreises und ist 3*40 m breit und 2*70 m üef. 

8* \ 



116 

Der auf 3*60 m gespannte Triumphbogen ist halbkreisförmig, glatt, in Wider- 
lager von Gesimsbändern unterbrochen. Kircheneinrichtung neu. 

Kanzel fu SS von Plänerkalk, 0*96 m hoch, Q'AAm breit, jetzt als Pult 
verwendet, aus dem 16. Jahrh. ; die Sockel und Deckelplatten sind vier- 
eckig, die Basis mit Akanthusblättern, der Schaft schraubenförmig. 

Glocken: 1. Höhe 0*94 i«, Durchmesser 0*86 w, die Bänder mit 
Zopfmuster, am Kronenrande die Inschrift : 

(effia buo|ij^o hjdict^^o pietysfc^o beitiats^o he dp a h i^male panu 
buD^u x) rasBtßm b a milBmu « gtjtjt; marji; p i 

Bitfo jraon bi;ElaI niisfr f^oma«» xo Ufjfromierjijcjtjrff + ßlijo^ + pan- 
f^Bon + anap^Bfon 4- iBtragijamalon alp^BitBÜif -f- #>* «abaot #>* marhjn 

€>* JtBlüUEflJßBB (!) 

Am Mantel ein schönes St. Georgsrelief und eine gewappnete Heiligen- 
gestalt (der hl. Wenzel ?). 

2. Höhe 1 w, Durchmesser 0*76 w, die Bänder aus geflochtenen 
Strähnen, am Kronenrande die Inschrift: 

iBfa buojtjB^o ftjBT^cijB^o rctc bBttjabBBafBJ^o prronrjB^o Blijf gBBf tenlo 
jiüon pripBb BitJ 

aftjm raonbrjT^gcm 

Am Mantel ein Madonnenrelief. 



Hasenburg — Han^burk. 

Heber Fr. AI. Böhmens Burgen 1844, mit Ansicht und Grundriss; Sedlä^ek 416. 

Die HASENBURG, ursprünglich gleich dem unter derselben befind- 
lichen Dorfe Klep]^ genannt, wurde gegen Ausgang des 13. Jahrh. erbaut 
und stand zu Anfang des 14. Jahrh. im Besitze des Herrn Hynek Xlebsky 
von Lichtenburg, von welchem König Johann von Luxemburg dieselbe an- 
kaufte; derselbe überliess sie jedoch bereits 1335 dem Zbynök Zajlc von 
iebräk, welcher sie Hasenburg benannte, worauf sein Geschlecht diesen 
Namen bis zum Aussterben behielt. Im Jahre 1558 übergieng die zu dieser 
Zeit noch in gutem Stande befindliche Burg an die Lobkovice und wird 
seit 1606 nur mehr als verfallen erwähnt. 

Die Ruinen erheben sich auf einem steilen Basalthügel, dessen Fuss 
von einer in Resten erhaltenen Mauer umschlossen war; ein beiderseits 
von Mauern geschützter Weg führte durch zwei Thore zum unteren Burg- 
hofe, auf welchem im südwestlichen Ende der Burg ein runder Thurm 
steht. Derselbe ist auf kreisförmiger Basis mit innerem Durchmesser von 
etwa 4 m Breite bei 2 m Mauerstärke aus Basaltstein errichtet, hat' im Erd- 
geschosse keinen Eingang, welcher sich erst in Stoclgverkhöhe befindet; 



117 

über der zweiten Etage ein Kranz von Kragsteinen, welche einen Umgang 
trugen, darüber eine dritte Etage von kleinerem Durchmesser. 

Auf dem höchsten Punkte des Felsens steht der sehr feste Haupt- 
thurm, dessen vier Ecken von Stosssteinen, die Mauern von gebrochenem 
Basalt errichtet sind. Das Innere hat im Erdgeschosse 4 m Länge und 3 m 
Breite bei 2'40 m Mauerstärke und lässt die Eintheilung in vier Stockwerke 
erkennen. Auch in diesen Thurm führt im Erdgeschosse kein Eingang, 
sondern erst iia ersten Stockwerke ; die Fenster sind klein, rechteckig. Das 
Kranzgesimse wurde in neuerer Zeit aufgesetzt. Von den übrigen Gebäuden 
erhielten sich nur Mauerreste, welche stellenweise in Stockwerkhöhe auf- 
ragen, halbverschüttete Keller und eine einzige Thürumrahmung aus rohen 
Sandsteinquadern. 

Horka. 

Feuersteinartefacte aus Cultur- 
sctiictitea aufbewahrt in der Schul* 
sammluiig zu Libocliovic. 

Jeöovice. 

Sedläfek, Mfstopisn^ slovnilc 358. — 
Handschriniiche, topopraphische Samm- 
lung im Archive des Museums des 
Kfinigreichs Bfihmen, Herrschaft Budin. 
Gräber aus der ersten christli- 
chen Zeit mit S-ffirmigen Ringen; 
Sommer, das KOn. Böhmen I., 57. 

PFARRKIRCHE der hl. 
Barbara, als solche bereits im 
Jahre 1359 erwähnt, später Filiale, 

1783 neu erbaut, seit 1855 wieder Abb. es. j.i<..i«. Goüii«h.r iwch. 

Pfarrkirche. 

Das Barokgebäude künstlerisch werthlos, orientirt, aus einem West- 
thurme, einem rechteckigen Schiffe und einem Presbyterium bestehend, innen 
24 M lang und 940 m breit. 

Der Hauptaltar und zwei Seitenaltäre mit gut geschnitzten Barok- 
omamenten und Engelfiguren. 

Elfenbeincrucifix, 046 m lang auf einem 1 m hohen Holzkreuze, 
gute Arbeit des 17. Jahrh. 

Madonnenbild, Copie einer altböhmischen Arbeit, auf Holz, aus 
dem 17. Jahrb., 0"50 m hoch und 040 m breit, auf einem Nebenaltare, 
welcher aus dem Jahre 1687 stammt. 



118 

Holzstatuette der Pietä, 0*22 m hoch, virtuos geschnitzte und poly- 
chromirte Barokkopie eines gothischen Werkes auf schön geschnitztem Ge- 
stelle; umgeben von Engeln schwacher Arbeit. 

Taufstein, barok mit einer roh gemeisselten liegenden Statue des 
ersten getauften ethiopischen Fürsten in Lebensgrösse. 

Kelch (Abb. 83) spätgothisch von vergoldetem Silber, 0*185 i» hoch, 
auf sechsblättrigem Fusse, dessen senkrechter Rand durchbrochen ist, 
während die glatten Blätter die Inschrift tragen: 

Ä. Barbara 
Mz tfficnfa ora pro Mt Menfo 

JlgomianttbosE 
nogtri • ht 

Auf dem sechskantigen Stengel wiederholt sich das Wort MATER O 
unter und ober dem Nodus; dieser ist flach mit gravirten und aufgesetzten 
Blumen und Maasswerken geschmückt, auf den Rauten die gravirten Buch- 
staben: xprtuB. 

Auf der Unterseite des Fusses: 

W. B)- &. bB fECSbbßrg Qt(oa)afor in ®ttbym\ 

(Wenceslaus Mauritius Salomon de Fridberg). 

Glocken: 1. Höhe 0*72»«, Durchmesser 0*80 w, am Kronenrande 

ke qft; a j^raaU panu hyxsüpx i rojf tBm froaftjm a mik froatß barbuorjijc 
bo gtqoroic amen* 

2. Höhe 0*62 w, Duchmesser 0*66 w, am Kronenrande zwei reiche 
Omamentstreifen, zwischen denselben das Ave Maria. Am Mantel die Reliefe 
der Jungfrau Maria und der hl. Barbara, sowie das Friedberg'sche Wappen ; 
unten die Inschrift: GOSS MICH NICOLAVS LOW IN PRAG. 

Auf der anderen Seite: 



WENCESLAVS | MAVRITIVS SALAMON | DE FRIEDBERG S. C. M. 
A. SER- I VITVS ET AD REGIVM TRIBVNAL | IVDICY CAMERATICI 
IN REGNO I BOEMIAE SVPREMVS NO- | TARIVS IN PODBRADEC | ET 
GETSCHOWITY 1 COLLATOR. REN. 1 FECIT ANNO 1670. 



Zwei Grabsteine aus den Jahren 1770 und 1799 mit böhmischen In- 
schriften. 



Klappay - Klepy. 



Schaller, Topographie des Kön. Böhmen V. 73. — Sedlä^ek, Mistopisn^ slovnik 416. — 
Wahner, Leitmeritzer Kreis I. 247 im Archive des Köa. Böhmen. 

Skelettgrab mit Lignitarmbändem und Ringen mit hohlen Halbkugeln im Treb- 
nitzer Museum. ~ Ein Beil, Bronzearmbänder und ein geschmückter Wirtel im Besitze 




119 

des Herrn A. iAk, — Ein Beil, Bronznadeln und zwei Bronzarmbänder unter der 
Hasenburg gefunden, im Böhmischen Museum. — Steinbeile im Trebnitzer Museum. — 
Pamätky archaeologickö VIII. 155. 

Die PFARRKIRCHE des hi. Johann des Täufers, bereits im Jahre 
1365 als solche erwähnt, wurde am 26. April 1493 neu geweiht, war seit 
dem Jahre 1623 Filiale und wurde 1779 erneuert. 

Das Gebäude ist gothisch aus dem 16. Jahrb., orientirt und besteht 
aus einem Westthurme, einem rechtwinkeligen Schiffe und einem in drei 
Seiten eines unregelmässigen Fünfeckes geschlossenen Chore; der letztere 
wird von vier Strebepfeilern gestützt, von denen der südöstliche mit einem 
rohgemeisselten Mannskopfe geschmückt ist. Das Portal in der südlichen 
Längswand hat eine spitzbogig gebrochene Laibung mit flachen (theils ver- 
putzten) Stäben und Kehlen im Profile. 

Innen hat das rechteckige Schiff von 1 2*70 m Länge und 10*30 m Breite 
glatte Wände und eine flache Decke. Der niedrige und breite 
Triumphbogen ist im stumpfen Winkel gebrochen und mit breiten 
Kehlen profilirt. Das 7'50 m lange und 675 m breite Pres- 
b)^erium hat glatte Wände, in deren halber Grösse auf 
kegelförmigen Consolen mit Horizontalstäben birnförmig ge- 
schnittene Rippen (Abb. 84) aufsitzen; die letzteren treffen 
sich in dem Kreuzfelde und in dem strahlenförmigen Chor- ^^^j, g^ 
Schlüsse in glatten Scheiben. 

Das Sanctuarium bildet eine 1*70 m hohe und 0*75 m breite Nische 
mit rechtwinkeliger Umrahmung von Plänerkalk, deren Sockel eine grosse 
hängende Lilie, die Seiten ein blattumwundener Stab und eine Schmiege 
mit Krabben schmückt, während der dreieckige Giebel mit vier Krabben 
in eine gro.sse Kreuzblume ausläuft. Neben dem Sanctuarium in der Wand 
ein Sandsteinrelief mit der Halbfigur des Heilandes, aus dessen Seitenwunde 
Blut in einen Kelch strömt. Das Eisengitter aus gekreuzten Bändern ist mit 
kleinen Rosetten besetzt. 

Der Hauptaltar ein schwaches Schnitzwerk, wurde im Jahre 1761 
von dem Schlauer Bildschnitzer Ernst Link um 70 fl. hergestellt. 

Der frühere Hauptaltar, ein gemalter und geschnitzter Schrein aus 
dem 15. Jahrb., befindet sich derzeit im Stadtmuseum zu Libochovic. Laut 
Angabe des Libochovicer Pfarrgedenkbuches aus dem J. 1747 war seitlich 
an der Wand mit schwarz gemalten Buchstaben aufgeschrieben: 

Jlnnjo bomtnt Mccccxcni. xxvi. japtili« 
BwBrßnbisßtmu« in JEfo J^afer Bf I^onünus I^. Bchb- 
btrfu« I^Bi ©rafta Bpiacopus QTamtnBnBtB et Baro 
be M)aIb»tBtn d^orum tsfum Bt alfarta bB 
nooo conaBcraoü Bf BcriBstam tBconriltaotf. JBb 
tUBfanfiam gBUßtosi ac magnijtri IPomini I^. 3oanmB 
iBporia cognomtnaft bB 1|aBnburg Bf doBf Btc. 



120 

consanguinti sut. 3fßm f)oc alfar^ toxiBttxeAum 
CBi in fionorsm sandi Koannis BapfistaB. 

Taufbecken von Zinn, in Empireform; der schüsseiförmige Kessel 
misst 048 m Durchmesser und ist mit drei Löwenköpfen, aufgesetzten 
Festons und Blumenkränzen geschmückt; er sit^t auf drei Eisenfüssen auf. 

Zwei Messingleuchter mit gedrechselten Schäften auf dreiseitigen 
Gestellen mit drei Füssen und drei Engelsköpfen, 035 w hoch, aus dem 
16. Jahrh. — Sechs baroke, einfach gedrechselte Messingleuchter. 

Monstranz von Silber, vergoldet, 060 m hoch, auf ovalem Fusse 
mit getriebenem Blumenschmuck, der Nodus birnförmig, gravirt, der Strahlen- 
kranz mit ornamentaler Krone und dem Reliefe Gott Vaters, barok. 

Casula von Leder mit grünen, rothen und blauen Blumen auf sil- 
bernem Grund mit gepresstem Muster, 18. Jahrh. 

Vier Grabsteine mit unkennbaren Aufschriften und Wappen, in 
denen ein Rad, ein Fuchs, welcher eine Gans im Maule trägt, und ein 
Löwe vorkommt. 

Glocken: 1. Höhe r20 m, Durchmesser 1*22 m, die Bänder mit 
Zopfmuster, am Mantel die Reliefgestalt des hl. Nicolaus, am Kronenrande 
in zwei Zeilen: 

in nominB bomiiri noafri z ifjtju z triaft z ab z Ifonoxtm z smiiB z 
Irintfafi z rf z tnbtntbue z u ttatt z anno z bomtni z mitoBimo z 

quabringsnfestmo odano t z 
fftt campana z est z facta z Babaio z ante z matte magbalene zz en z ego z 
campana nuquam z promuxio z nana z toannea z cantarista z fectt *--> zz (!) 

2. Höbe rJ4 w, Durchmesser 1 /«, die Bänder mit Zopfmuster, am 
Kronenrande eine Reihe mit Darstellungen aus dem Leben des verlorenen 
Sohnes, darunter hängende Akanthusblätter; am Mantel einerseits ein böh- 
misches Gebet, andernseits ein Kreuzigungsrelief, unten zwischen den beiden 
Seiten der Medaille des Glockengiessers seine Bezeichnung: 

SLOWVTNY BRYKCY ZWONARZ Z GYN 
BERKV W NOWEM MIESTIE PRAZSKEM 
ZWON TENTO VDIELAL LETA 1599. 

3. kleine Glocke vom J. 1840. 



St. Klemens. 



Das einstige St. Klemenskirchlein in der Nähe der ver- 
schwundenen Stadt Mury auf der gleichnamigen Egerinsel wurde zweifellos 
in der ersten Christenzeit gegründet, jedoch in der Barokepoche vollständig 
umgebaut, ohne Rücksicht auf die Grundlagen; von Josef II. aufgehoben 



121 

und als Wohnhaus eingerichtet. Zu erkennen ist, dass das Barokgebäude 
kunstlos auf rechteckigem Grundrisse von Bruchstein errichtet war ; an den 
Längseiten je zwei, im geraden Chorschlusse ein rundbogiges Fenster und 
an der Westseite ein einfaches Portal sowie ein Giebelerker. Die Ge- 
sammtlänge 13*60 m, die Breite 8 m. 



Ko§tice. 



Sedläiek, Mistop. slovnfk 446; — Gedenkbuch des Pfarramtes vom Jahre 1792. 

Culturschichten mit GeiUssscherben und Beilfragmenten ; Golddraht in einer Urne 
gefunden, jetzt in der Schulsammlung. Ein Lat^negrab in der Sammlung Berger. — 
§naidr, mfstop. 16. 

Die PFARRKIRCHE des hl. Antonius von Padua, im J. 1751 von 
Bruchstein erbaut, orientirt, ohne Thurm. Die mit Lesenen geschmückte 
Fagade hat über dem einfachen Portale eine Nische mit dem Sandstein- 
brustbild des Kirchenpatrons; darüber das Lobkovicische Wappen. Der 
Giebel dreiseitig, geschwungen. Die Langseiten der Kirche sind mit Lesenen 
versehen, jederseits von drei Fenstern durchbrochen. Das Innere ganz 
einfach, im rechteckigen Schiffe 9 m lang und 7*60 m breit, im Chore 
4'60 m lang, 6 m breit. 

Hauptaltarbild mit einem Oelgemälde auf Leinwand in Barok- 
rahmen, den hl. Antonius darstellend, auf der Rückseite die Inschrift: 

AB (tttt a (tt^roate Bo|i a; Stoakho Jlntonina J?abuan|liBl[ro I^lfarj fenfo 
j aufraf^ &iüt poparoift bal p. ©atlaro ®on fo^o t|afu mitnarj Eoptqhi 
bne 7. iunii Boftu 1751. 

Taufbecken von Holz, kelchförmig, aus dem J. 1787. 

Monstranz von vergoldetem Kupferblech mit Strahlenkranz und 
Pflanzenmotiven, 0*51 m hoch, 18. Jahrh. 

P a c i f i c a 1 e von Kupferblech, 0*32 m hoch, mit getriebenem Bogen- 
omament, am Fusse bezeichnet: 

Jlmto 1751 Jlnloniu» 1|iötg rf ffifiBtefta QToniugBs JtBri fccBrunf. 

Casula von Leinwand mit farbig gestickten Blumen, Bauernarbeit 
aus dem 18. Jahrh. 

Zwei kleine Glocken unzugänglich. 

Die Sandsteinstatue des hl. Johannes von Nep., welche laut der 
deutschen Inschrift im J. 1729 vom Ortswirten Anton Hittig errichtet wurde, 
ist ohne Kunstwerth. 

Im herrschaftlichen Hofe, einer einstigen Veste, ist ein Renaissance- 
gebäude, jetzt als Speicher verwendet, mit weiten Kellern und einem 
grossen Saale, dessen drei Thüren rechteckige Renaissancefüllungen haben ; 
in einem der Fenster baroke Wandmalereien mit dem hl. Antonius, kunst- 
lose Arbeit des 18. Jahrh. 



122 



Koste lec. 

Jan da, D6jiny m^sta Budyn^, 83; Sedlä£ek, Mfstop. Slovnfk 440. 

Die FILIALKIRCHE des hl. Petrus und hl. Paulus, war im 14. Jahr- 
hundert Pfarrkirche und wurde im Jahre 1758 neu erbaut. 

Das orientirte Barokgebäude von Bruchstein mit Kalkverputz be- 
steht aus einem viereckigen Westthurme, einem breiteren Schiffe und einem 
mit gerader Wand abgeschlossenen Presbyterium, an dessen Seiten eine 
Sakristei und eine Kammer anstossen. 

Der Thurm mit Lesenenschmuck, hat an der Westseite ein recht- 
winkliges Portal, im ersten Geschosse drei, im zweiten Geschosse vier 
rundbogige Fenster. Die ebenfalls von Lesenen gegliederten Schiffswände 
sind von ebensolchen zwei Fenstern durchbrochen, während der Chor auf 
jeder Seite ein barok ausgeschnittenes Fenster hat. Das Thurmdach ist 
rund, das des Schiffes ein Walbendach, mit Hohlziegeln gedeckt. Die baroke 
Eichenthür hat schöne Beschläge mit Bandornamenten. 

Das Innere ist geräumig und hell, im Schiffe 20 m lang und 930 m 
breit, in den Ecken abgeschrägt, an den Wänden mit gehäuften Pilastem 
gegliedert, deren Volutcapitäle mit Festons verkröpfte Gebälkstücke mit 
ausladendem Gesimse tragen; das Tonnengewölbe wird durch Gurten ver- 
stärkt. 

Das Presbyterium von 5*20 w Länge und 6'10 m Breite ist im 
Flachbogen geschlossen, an den Wänden mit Pilastem versehen, und mit 
einer böhmischen Kappe eingewölbt. 

Der Hauptaltar hat einen hübschen Tisch und ein Säulentabemakel 
aus Kunstmarmor weisser, grauer und rother Farbe; auf demselben vier 
von Holz geschnitzte Engel. 

Die Altarwand deckt eine grosse, gemalte Architektur mit korinthi- 
schen Säulen und einem Perspectivgewölbe; in der Mitte ein breit gemaltes 
Gemälde auf Leinwand, den hl. Petrus und hl. Paulus auf Wolken dar- 
stellend; aus dem 18. Jahrhundert. 

Gothische Madonnenstatue (Abb. 85) auf dem baroken Neben- 
altar, r45 m hoch, von Holz geschnitzt, mit erneuerter, jedoch nicht stören- 
der Polychromie. Der in den Lenden schwach gebogene, schlanke Leib 
ist in ein umgürtetes, goldenes Untergewand und in einen grün gefütterten, 
reichfaltigen Mantel gekleidet. Der mit Schleier und Krone bedeckte Kopf 
hat eine hohe, runde Stirn, grosse Augen, eine dünne Nase, zarte Lippen 
und aufgelöstes Haar. Das blos mit einem Lendentuche bekleidete Kind 
mit munterem Lockenkopf hält den Reichsapfel, während seine Mutter das 
Scepter trägt. Unter ihrem Mantel sind in kleinen Figuren die Repräsen- 
tanten aller Stände gruppirt, im Vordergrund das knieende Königspaar in 
ganzen Gestalten, hinter und über denselben einerseits der Papst im gel- 



Abb. 86. Koilalac. Cothiicbe MidoDBeDilali» tob UoU. 



124 

denen, der Cardinal im rothen, der Bischof im violetten Gewände, sodann 
ein Mönch und ein Bürger, anderenseits hinter der grün bekleideten 
Königin fünf Frauen- und Mädchenköpfe, sämmtlich voll unmittelbarer 
Lebendigkeit; höchst interessante Arbeit des 14. Jahrhunderts. 

Barokkanzel mit allegorischen Reliefs an der Brüstung und einem 
grossen Engel auf dem Schalldache in guten Formen von Stuckmannor 
ausgeführt. 

Auf den Nebenaltären gut geschnitzte Rococorahmen und 
Schränke mit Barokfigürchen. 

Zwei Opferkerzen mit gemalten Verzierungen aus dem J. 1768. 

Glocken: /. Höhe und Durchmesser 1 03 w, am Kronenrande 
musizirende Engel und Akanthusblätter, am Mantel die Inschrift: 

ZWON TENTO VDIELAN GEST NAKLADE WSSECH 
OSADNICH KOSTELV S PETRA DO KOSTELCE BUZ 
BUDYNIE PRZYNALEZIEGICYCH. KDYZ TOHO CZA- 
SV BYLI PORVCZNICY NARZYZENI K ZPRAWOWANI 
PANSTWI BVDYNSKYHO PAN PVRGMISTR A RA 
DA Y WSSECKA OBEC MIESTA BVDYNIE A SMLVWE' 
GEST K VDIELANI SKRZ SLOWVTNEHO PANA MAR 
TINA MICHNV AVRZEDNIKA NA BVDYNI LETA 

PANIE 1589. 

Unten die vier Evangelistenzeichen und ein schmaler iiguraler Fries; 
auf der anderen Seite das hasenburgische Wappen und die Angaben: 

ßan Sbpnitft Sagic j 1|a|n 
burftu a na Bubijni, 
unten : 

jöloroutni; Brtjkn; 5raouar| j Qlxfnpttkn 
xo BxiroBm BÖiBaitE J^rafkcm, fenio 
3raon ubtBlaL lefa panit 1589» 

Seitlich der Kopf und das Wappen der Medaille des Glockengiessers. 

2. Höhe 0'75 m, Durchmesser 078 w, die Bänder mit Zopfmuster, am 
Kronenrande die Inschrift: 

Ufa boji^o m tctt^ X 3eont® kt t^tt) a d^roate pantJ 
bofjD itnto jroon btjclan ob mtBfra fontasaß v It 

Am Mantel eine Reliefgestalt des hl. Petrus. 

Sandsteinstatue an der Strasse nach Budin, einen Bauer mit 
Garben darstellend, interessante Costümiigur in Lebensgrösse mit langem 
Rocke, Weste, kurzen Hosen und hohen Stiefeln, 18. Jahrh. 



Kostomlaty. 



Sedlääek, Mi'stop. slovnik 443. — Handschriflliche, topographische Sammlung im 
Archive des Museums des KAn. B&hmen, Herrschaft OberbeFliovitz. 
Gefunden wurde ein Steinbeil. - Vocel, Prav€k III.; Pamitky arch. IX. 552. 

Die FILIALKIRCHE des hl. Petrus und hl. Paulus, in romanischer 
Zeit errichtet, im 14. Jahrh. Pfarrkirche, inmitten eines nicht grossen Burg- 
walles; im Jahre 1748 wurde vom Grf. Adam Fr. Hartig ein Thurm an- 
gebaut. 

Das oriemirte Gebäude von Bruchstein mit Mörtelverputz besteht 
aus dem ba rollen Westthurme, einem romanischen rechteckigen Schiffe 
iiiit romanischer Apsis und einer gothischen Vorhalle. Der Thurm ist 
mächtig, mit Lesenen und einem birnförmigen Helme versehen, die Seiten 
des Schiffes von zwei Renaissancefenstern durchbrochen, die Ostecken mit 
gothischen Strebepfeilern gestützt. An der Nordseite eine jetzt als Beinhaus 
verwendete gothische Vorhalle mit rundbogigem, gothisch profilirtem Portale 
und zweitheiligem Renaissancegiebel; innen ist diese Halle 
380 m lang und 3'70 m breit, eingewölbt mit einem Kreuz- 
gewölbe, dessen profilirte Rippen (Abb. 86) sich in einem 
quadratischen Schlusssteine mit einem leeren Wappenschilde ' 

treffen; an den Wänden Steinbänke; der Eingang in die ' 

Kirche vermauert, ebenfalls rundbogig. Die romanische Apsis i " 

wird aussen von vier Lesenen gegliedert, welche etwa in der ^'*"* 

Höhe 1 m über dem Boden beginnen, mit fünf Seiten des 
Achteckes aus der Wandfläche vortreten und oben mit drei grossen Bögen 
verbunden sind; das Gesimse und die Profillheile sind durch neuen Mörtel- 
bewurf verdeckt. Zwei wahrscheinlich vergrösserte Apsisfenster haben innen 
rundbogige aussen schwach gebrochene Laibungen mit breiten Kehlen. 

Das Innere ist schmucklos, das rechteckige Schiff wahrscheinlich 
verlängert, 1040 m lang und 7 m breit, der Triumphbogen halbkreisförmig 
an der Vorderkante abgeschrägt und mit einer Rinne versehen. Die Apsis 
von .4-80 m Breite misst sammt dem Triumphbogen 2-40 m Tiefe. 

Silberkelch, 0^19 >« hoch, der Fuss sechsblärtrig, der Nodos bim- 
förmig, kantig, die Cuppa glatt, geschweift; am Fussrande ist eingravirt: 
atalise €cclEriae KoRemlalEnria ^inis J^cfri et pauIi farc. JSimo 1697. 

Das Beschauzeichen unkenntlich (Prager Kleinseite?! Meistermarke dO 
' - " Casula von weisser Leinwand, mit blauer Seide flach gestickte drei 
Streifen mit stylisirten Pflanzenmotiven, gute Bauernarbeit aus dem 18. Jahrh. 

Glocken: /. Höhe 1*26 w, Durchmesser 1'37 w, am Kronenrande 
zu lesen: 

•^ n_£CTAT ChrIstICoLas tVa VoX qVos seMper aCerVat 
In terrIs trIbVat VIVere paCIfICe (1753). 



126 

Darunter hängende Festons und reiche Cartouchen mit Fruchtdecora- 
tion und dem Auge Gottes ; am Mantel zwei grosse Gestalten des hl. Petrus 
und Paulus und die Inschrift: 

gLorIae patrIs genitorIs fiLII genItI 

ET spIrItVs sanCtI ParaCLItI 

VeneratIonI beatae sIne Labe VIRgInIs 

honorI 
prInCIpIs apostoLorVM petrI et paVLI pIetas feCIt 

Auf der Rückseite: 

gLorIose regnante Cs • r • I • DaDaMo 

FRANCISCO AB HARTIG. 

H^C CaMpana noVIter refVsa 
ET sVo statVI prIstIno restItVta 

InDVstrIa 
georgII kVhner. 

AO 1753 

Unten ein Georgsthaler eingelassen, am Rande Akanthusblätter. 

2. Höhe 105 w, Durchmesser 1 i«, am Kronenrande eine Reihe musi- 
zirender Engel und eine Reihe hängender Blätter. Am Mantel einerseits 
der böhmische Text des 2. Capitels der Canonica des hl. Jacobus, unten 
ein nach der Natur gegossener Büschel von Weiden- und Eichenblättern 
mit Eicheln sowie ein Engelsköpfchen, andemseits die Reliefgestalten des 
hl. Jacobus d. Gr. und des hl. Adalbert, die Datirung: ANNO • 1565 und 
die Inschrift in einem von Tritonen gehaltenen Schilde: 

* 

BRYCCIVS PRA- 
GENSIS AVXI- 
ElO DIVINO 
FECrr ME (!) 

3. Höhe und Durchmesser 090, m die Kronenbänder mit Zopfmuster 
am Kronenrande: 

z anno x bomirri z niillmmo z (Eaxc z tB3cfc z bh z tgo z Qtampana 
z ntmqtiam z pronüncto z nana z igntm z xjbI s fBcfom 

beltem z ani s 
fomis z l^onBrfnm z qui z mc z fml z magiptr z barff^oIoniBOS z nornsn s 
l^abrf z tu z nnna z rintfafe z pra z 

Unter der Inschrift eine Reliefgestalt des hl. Petrus. 

4. Höhe und Durchmesser 0'44 w, am Kronenrande die Inschrift: 

I;k tampana fufa Bp ab aublem bei rf bcafe ntara Bf fanrft pcirt (!) 



127 



Kfesejn - Kfesin. 



Sedlä£ek, Mistop. slovnik 466. — Gedenkbuch des Pfarramtes vom J. 1827, in 

böhmischer Sprache von P. W. Krolmus geschrieben. 

Einzeln gefundene Feuersteinmesser, Beile, Bronzeringe und dergl. im Besitze 
des Tfebenitzer und Libocho witzer Museums; eine römische Münze aus der Zeit der 
Republik, im Besitze des Lehrers H. Strnad. 

Die PFARRKIRCHE des hl. Wenzels stand bereits im J. 1362 
und wurde von den Besitzern der nahen Burg Schebin erbaut. 

Das gothische, orientirte Gebäude besteht aus einem Westthurme, 
einem rechtwinkeligen Schiflfe und einem in fünf Seitei> des Achteckes ge- 
schlossenen Chore; das Äussere ist jetzt schmucklos. Der rechteckige 
Thurm überragt das Schiffsdach nur um ein geringes Stück, ist in seiner 
Westseite von drei rechtwinkeligen Fensterchen, oben jederseits von einer 




Abb. 87. Kfetejn. Grundriss der Kirche, i/mo- 

grossen Schallöffnung mit Spitzbogen durchbrochen. An die Südwand, 
welche ausser einem alten gothischen Fenster ein neues hat, ist eine neue 
Kapelle angebaut, die das alte Portal verdeckt; das Presbyterium ist be- 
deutend niedriger und schmäler als das Schiff, hat sechs Strebepfeiler und 
vier Fenster mit glatten, spitzbogig gebrochenen Laibungen. Über dem 
modernen Nordeingange ist ein stark beschädigtes Wappen der Herren 
von Schebin mit einer Löwentatze. Das Dachgesimse ist unterkehlt, das 
schlanke Dach mit neuen Ziegeln gedeckt. 

Das Kirchenschiff von 8'50 m Länge und 7*60 m Breite, ist einfach 
rechteckig, mit glatten Wänden und flacher Decke (1740 erneuert); der 
ursprüngliche, jetzt verdeckte Eingang an der Südseite misst 2*60 m lichter 
Höhe bei 1*20 m Breite, ist spitzbogig und reich profilirt (Abb. 88). 

Der Triumphbogen von 465 m Spannung ist stumpfwinkelig ge- 
brochen, an den abgeschrägten Kanten von Rinnen begleitet und im 
Widerlager von Gesimstheilen unterbrochen. 

Das Presbyterium von 7*90»« Länge und 5*50 w Breite schliesst 
in fünf Seiten des Achteckes ; die Wände sind glatt, in den Winkeln beim 



128 



Triumphbogen und im Chorschlusse stehen runde Dienste; die profilirten 
Rippen (Abb. 88) des Kreuzgewölbes und des_strah!enförmigen Schlusses 
ruhen auf den Capitälen der Dienste und auf Consolen mit angeblendetem 
Bogenschmuck und treffen sich in zwei Schlusssteinen, deren einer mit 
einem Weinlaubkranze, der andere mit einer Menschenmaske und vier 
Eichenzweigen geschmückt ist; auch die Quergurte trägt einen Scblussstein 
mit dem Wappen der Gründer, der Löwentatze. 

Der Haupt und zwei Nebenaltäre haben alte Steintische mit 
einfachen, gothisch profilirten Platten ; die Altaraufsätze sind werthlose 
Schnitzarbeiten aus dem J, 1776. Im Gedenkbuche des Pfarramtes ist der 
einstige zusammenlegbare Flügelaltar aus dem J. 1566 beschrieben, dessen 



>-t 



Uix 




Abb. U. Kteujn. Profils • 



'•;:n: 



d GcwQlbirippc, du Wappen Ober dem BinianE 



Rest, ein roh geschnitztes Abendmalrelief sich jetzt in der Stadtsammlung 
zu Libochowitz befindet. 

Sanctuariennische (Abb. 89), 210 »i hoch und 1 m breit, von 
Sandstein ausgeführte Blendarchitectur mit profilirter Umrahmung, zwei 
hohen Seitenfialen, vier Krabben und einer Kreuzblume auf dem Giebel, 
drei- und vierblättrigen Masswerken im Giebelfelde rund in den oberen 
zwei angeblendeten Fensterchen und mit einem Zinnenkranze als oberen 
Abschluss, hübsche Arbeit des 14, Jahrh. 

Sediliennische, 240m hoch und 210 m breit, 038 w tief mit 
rechtwinkeliger, gegliederter Umrahmung und drei Spitzbögen. 

Kleine Nische beim Hauptaltare für die Wein- und Wasserkannen 
einfach gothisch umrahmt. 

Kanzel renaissantisch, von Stein, auf kurzem Fusse, achtseitig, die 
jetzt glatten BrüstungsfüUungen hatten einst Reliefschmuck, von welchem 
sich nur der Felsenuntersatz für das Kreuz erhielt; 16. Jahrh. 

Taufstein (Abb. 90) von Plaenerkaik, 092»« hoch, 070 w breit, 
achtseitig, unregelmässig, in den quadratischen Feldern Zeichen, die einem 



129 

Q, gleichen und ein schräggestelltes Kreuz; romanisch, dem Taufstein zu 

Radonitz sehr ähnlich. 

Grabstein von rothem Marmor, 1-70»» hoch, 090 « breit mit 

Wappenresten in der oberen Hälfte und der Inschrift in einer Renaissance- 

cartouche : 

SVB HOC MONVMENTO lACET IL 
LVSTKISSIMVS DOMJNVS DNVS lOAN 
NES THOMAS LIEER BARG DE BRI 
SIGEL DOMINVS IN KOSCHTIZ ET 
REICHENAV SACRAE CAES RAE QVE 
MAIESTATIS FERD HL LEGION. REDEST. 
COLONELLVS ET GENERALIS 
QVARTIRIORVM PRAEFECTVS 
QVI OBIiT 25 IVNXJ ANNO 1652 
CVI DEVS VT PRECAMVfl AETERNAM 
REQVIEM LARGIATXJR. 



Abb. 89. KreteJD. Suciiurium. Abb. 90. KTeteja. RomuiiKlMr Tiufitdn. 

Glocken: 1. Höhe und Durchmesser 0'97 m ; am Kronenrande 
wiederholt sich ein Relief mit der Darstellung eines bacchischen Zuges mit 
einem musizirenden Manne und zwei tanzenden Mädchsn in einer Wald- 
landschaft mit Thieren ; darunter eine Reihe hängender Blätter. Am Mantel 
ein Kreuzrelief mit der Mutter Gottes und dem hl. Johannes, auf der 
anderen Seite ein heiliger Wenzel und die Inschrift: 



130 

LETA PANIE 1607 SLIT GEST TENTO ZWO 

KE CTI A CHWALE BOZI PANNIE MARYGI MATCE 

GEHO WSSEM S. K ZA LOZENI KOSTELA K SWA-, 

TEMV MILEMV WACZLA WOWI DIEDICY GZESKEMV 

DO WSY KRZESYNA NA KLADEM WSSECH OSADNICH 

TOTIZTO KRZESYNSKYCH LY WISKYCH ZELEWSKYGH KOSSICSKY. 
AWIENICSKYCH ZA CTIHODNEHO KNIEZE PETRA FARARZE KRZE- 
SINSKEHO ODE MNE BALTAZARA HOFMANA, ZWONARZE MIESSTE- 
NINA V NOWEM MIESTIE PRAZSKEM, W SLOWANECH. 

Am unteren Rande hängende Blätter und ein schmales Band mit 
streitenden Raben. 

2. Höhe und Durchmesser 0*90 m ; am oberen Rande Reliefs mit 
Darstellungen aus dem Leben des verlorenen Sohnes: 1. derselbe scheidet 
vom Vater, 2. prasst in Gesellschaft von Weibern, 3. hütet Schweine 
4. kehrt nach Hause zurück. 

Am Mantel der Gekreuzigte und die Inschrift: 

CHRISTVS MORTWS ET RESVREXIT PROPTER 

EST PROPTER PECATA IVSTIFIGACIONEM 

NOSTRA NOSTRAM. 

Darunter Naturabgüsse von Blättern. Auf der anderen Seite ein 
schlechtes S. Wenzelsrelief und die Inschrift: 

LETA PANIE MDCXXIII SLIT GEST TENTO ZWON KE CTI A CHWA 
LE PANU BOHU WSSEMOHAVCYMV A TO K ZALOZIENI CHRAMU SWA- 
THO WACLAWA RODICZIE CZIESKEHO ODE MNE THOMASSE FRYCZE 
ZWONARZE A SAVSEDA MIESTA RAVDNICE NAD LABEM YTTEM K ZA- 
DUSSI A OSADIE KRZESEGNSKE STALO SE ZA RYCHTARZU A KON- 
SSELLU RYCHTARZ GYRZYK YaNCZEK. KONSSELE YAN LVNIAK 
WIT KAVTSKI. WAWRZINEC MASSTALKA, GIRZIK BAZANT BARTOLO- 
MIEG MAVDRECZ, SSEBESTIAN BASSTA, RYCHTARZ Z LYWVS ADAM 

STACH, 
KONSSELE RZEHORZ HEINKAR, GAKVB SSTIETINA, GAN PISKACZ 
KOSTELNICI GAN MALEG PETR WSVDYK. 

Am unteren Rande ist ein kleines figurales Relief (die drei hl. Könige }) 
wiederholt unklar abgedrückt. 

j. Höhe und Durchmesser 0*40 w, am Kronenrande Festons und die 
Bezeichnung : 

ZACHARIAS TIETTRICH HAT MICH GEGOSSEN 1716. 

4. Glocke in der Kapelle auf dem Dorfplatze: Höhe 058 w, Durch- 
messer 0*62 m ; die Bänder mit Zopfschmuck, am Kronenrande in gothischen 
Minuskeln : 

t X aöß t matia f 0raci;a z pitna f bomimjs f fehüin f beuBbtria f tt) f i" 

mtlieribx)« f bI i benebirfu» f (!). 



Launken - Lounky. 

Wahner, Ldtmeritzer Kreis II. 447 im Archive des Museums des Königreichs Böhmen. 

Die FILIALKIRCHE des hl. Nicolaus, im 14. Jahrhundert Pfarr- 
kirche, ein orientirtes Gebäude von Bruchstein mit Mörtelverputz, bestehend 
aus einem fast quadratischen Schiffe, einem gothischen Presbyterium, welches 
in drei Seiten des Achteckes schliesst einer nordlichen Sakristei und einem 





modernen westlichen Zubau. Das Äussere ist ganz schmucklos; den Chor 
stützen sechs abgestufte Strebepfeiler, die Laibungen der drei gothischen 
Fenster sind aussen mit breiter Kehle versehen. Das Portal an der West- 
seite von 195 »1 lichter Höhe und 110 w Breite ist rundbogig, mit Kehle 
und Rundstab profilirt (Abb. 9J). 




d der Aluniicbplmi 



Das Schiff ist innen 5'60 m lang und 640 m breit, bei 1 m Mauer- 
stärke; die Rippen seines Kreuzgewölbes (Profil. Abb. 95) steigen von 
Eckdiensten auf, deren einer säulenförmig mit Blattcapitäl auf einem alten 
Altare aufsitzt ; das Capital des gegenüber liegenden Dienstes ist mit einer 
Mannes- und einer Frauenmaske geschmückt. Der Schlussstein glatt, rund. 

Der Triumphbogen, stumpf gebrochen, ist flach, abgekantet. 

Der Chor von 7 40 w Länge und 5 40 w Breite hat ein Kreuz- 
gewölbe und einen sechsstrahl igen Chorschluss; die Rippen gleichen denen 
des Schiffes, im Schlussstcine über dem Altare ein Meisterzeichen (Abb. 92). 
Die Rippen sitzen auf Consolen, von denen vier Menschenköpfe bilden. 



132 



Das 

seitlichen 



g 




iXk 



Sanctuarium von V30 m Höhe und 0'70 m Breite mit zwei 
Halbsäulen und einem Giebelbogen von Form des sogenannten 
Eselsrücken mit sechs Krabben und einer Kreuzblume ; die Fül- 
lung mit Blendmasswerk, flüchtig ausgeführt. 

Die Sakristeithür ist rundbogig, gothisch profilirt 
(Abb. 94). 

Der Altartisch von Stein mit gleich gegliedertem Fuss- 
und Plattenprofile (Abb. 96). 

Monstranz von Silber, vergoldet, 0*48 m hoch; der 
Fuss mit getriebenen Bandomamenten, Engelchen und Blüten^ 
der Strahlenkranz mit einer Cartouche, der Reliefgestalt Gott 
Vaters und gravirtem Bildchen der Enthauptung Johann des 
Täufers; Arbeit des 18. Jahrhunderts von unbedeutendem Kunst- 
werth. 

C a s u 1 a, weiss und roth, mit in Silber und Gold gestickten 
Pflanzen und Bandomamenten ; aus dem 18. Jahrhundert. 

Glocken: /. Umgegossen im Jahre 1889 aus einer Glocke, 
welche im. Jahre 1722 Nicolaus Low goss (die alten Inschriften 
bei Wahner 1. c). 

2, Höhe und Durchmesser 0*92 w, die Bänder mit Zopf- 
omament, am Kronenrande die Inschrift (Abb. 97). Am Mantel 
einerseits die^ Reliefgestalt des hl. Wenzel, ander enseits die des 
hl. Nicolaus. 

3. Höhe und Durchmesser 0*78 w, die Bänder mit Zopf- 
muster, am Rande die mit kleinen gothischen Lilien eingefasste 
Inschrift : 

fxirjttt)ii)ü z slpf z gtai z fenio z jnjon z mtfsfx z f^om z 

Am Mantel ein Relief der sitzenden Mutter Gottes, rück- 
wärts ein Engel mit Kelch, unten ein mit gothischem Laub um- 
wundener Stab. 

Kreuz am Wege gegen Wettl, gute Schmiedearbeit mit 
breiten Blech Verzierungen aus dem 18. Jahrhundert. 

Ledöic - Ledöice. 



p^ Handschriftliche, topographische Sammlung im Archive des Museums des 
ö'.j Kön. Böhmen, Herrschaft Oberbefkovic; Sedlä^ek, mistop. slovnik 502. 

Die FILIALKIRCHE des hl. Wenzel, im 14. Jahrh. Pfarrkirche, 
im 18. Jahrh. ganz neu von Bruchstein errichtet, orientirt Die Westfront 
ist mit einer Pilasterarchitektur geschmückt, das rechtwinkelige Portal 



133 

trägt eine geschwungene Gesimsbekrönung und das lobkoviczische Wappen; 
über demselben ein Fenster zwischen zwei leeren Nischen. Der über der 
Fagade aufragende Thurm mit Barokpilastern hat grosse, schwer um- 
rahmte Schallöffnungen. Die Längsseiten der Kirche sind von glatten 
Lesenen gegliedert und mit je drei Fenstern durchbrochen. An beiden 
Seiten des Chores, dessen halbkreisförmiger Abschluss kahl ist, lehnen sich 
Ifleine Anbauten, die Sakristei und eine Kammer an. 

Innen ist das Schiff rechteckig, 20 m lang und 10*50 m breit, jeder- 
seits zwei Pilaster mit Gebälkstücken, der Ghor 7*20 m lang, 6*40 m breit; 
im ersteren ein Tonnengewölbe, im letzteren . eine böhmische Kappe. 

Über dem Hauptaltar, einer niedrigen Rococoschnitzerei mit vier 
Engelchen ist an der Kirchenwand eine grosse Säulenarchitektur mit vier 
Statuen und zwei Bildern der hl. Dreifaltigkeit und des hl. Wenzel gemalt 
Das Chorgewölbe deckt eine Frescomalerei mit offenem Himmel und 
Engeln. Beides schwache Arbeiten des 18. Jahrh. 

Kelch von vergoldetem Silber, 0'24m hoch giit rundem ausge- 
schweiftem Fusse, birnförmigeia Nodus und ausgebogter Cuppa, sämmtlich 
bedeckt mit guten Rococoornamenten, Weintrauben, Weizenähren und 
Blumen; vom Beschauzeichen nur das Jahr 1745 kenntlich, im ovalen 
Meisterzeichen die Buchstaben F K. 

Glocken: /. Höhe 1 m, Durchmesser 106 m am Kronenrande : 

lOHANN GEORG KVHNER GOSS MICH IN DER KÖNIGLICHEN 
KLEINEREN RESIDENZ STADT PRAG 1762. 

Darunter ein Kranz von Weinlaub und Trauben; am Mantel ein 
S. Wenzelsrelief, das lobkoviczische Wappen und die Buchstaben: F. P. 
H. Z. S. F. V. L. (Ferdinand Popel Herzog zu Sagau Fürst von Lobkovicz.) 
Unten stehende Akanthusblätter. 

2, Höhe und Durchmesser 0*80 m, die Bänder mit Zopfmuster, am 
Kronenrande : 

amiD z bomini s midBcimo s QtQKHQKS^ z odaoo zJBut z me z fieciiz 
magisfer z barlfjolomcus z nontBn z fjabrf z in z nooa z ritJxfafB z pra- 
gcnri z Bx z ^ot z lau« z bBo z pafri z ommpofenfi z • 

Unter der Inschrift eine hl. Barbara. 

3. Höhe 0*60 m, Durchmesser 0*64 m, am Kronenrande : 

RAC DATI . SWE SWATE POZEHNANY PANE BOZE wSEMOHUCI . 

Am Mantel der Gekreuzigte mit der Mutter und dem hl. Johannes; 
16. Jahrh. 

Libkovic - Libkovice. 

In einem Bronzgeßlsse wurde eine Menge verzierter Scheibchen von verschiedener 
Grösse gefunden ; jetzt im Museum des Königreichs Böhmen ; einige in der Ziegelei 



134 

gefundene Urnen im Schlosse zu Oberbef kovic ; in derselben Ziegelei wurden bef 
einem Skelette Latöne-Armringe gefunden, jetzt im Raudnitzer Schlosse. — Pstmätky 
archaeol. VII. 577, 579 und 580. 



Libochovic - Libochovice. 

Arnolt Kaubek, D^je m^sta Libochovic nad OhH, v Litom^Hcich 1874. — Josef 
Öapek, D^jepisn^ mfstopis mßsta Libochovic, v Roudnici 1878. — Gedenkbuch des 
Pfarramtes vom J. 1747 und 1838. — Wahn er, Leitmeritzer Kreis I., 436 im Archive 

des Museums des Königreichs Böhmen. 

Skelettgrab mit einer Nadel und einem Armringe; Feuersteinartefacten, Beile, 
Wirtel, Gefösse sämmtlich in der Libochovicer Stadtsammlung ; Ringe mit Hohlkugeln 
und Urnen im Museum des Königreichs Böhmen. — Pamätky arch. X. 808. XIL 548 

Die STADTKIRCHE, Alien Heiligen geweiht, bereits im J. 1382 
als Pfarrkirche erwähnt ; den ältesten Theil des jetzigen Baues bildet ausser 
dem gothischen Grundgemäuer des Presbyteriums der Renaissancethurm 
aus dem Jahre 1541. Im Jahre 1624 brannte die Kirche ab, worauf nach 
einem neuen Brande im Jahre 1661 die Gräfin Ludmila von Sternberg den 
italienischen Baumeister Dominik berief, welcher den Bau jedoch unbeendet 
verliess; im Jahre 1700 begann der Parlirer Philipp CSok vom neuen die 
Kirche zu bauen, welche 1705 geweiht, jedoch erst später vollendet wurde; 
die verwendeten alten Mauerreste bedingen wohl die jetzige Kirchenform. 

Im Jahre 1727 wurde der Thurm erhöht, 1745 die Kirchenfenster 
beim Altare vergrössert; als man im Jahre 1748 einen neuen Thurmhelm 
aufsetzte, fand man im Knopfe des früheren die Nachricht von Restaura- 
tionen im J. 1622, 1624, 1699 und 1704. Im J. 1892 wurde die Kirche 
hergestellt und der Thurm um weitere 10 m erhöht 

Der Thurm an der Nordseite des Presbyteriums steht auf quadra- 
tischer Grundlage von etwa 7 m Breite, ist mit glatten Lesenen und rauh 
gelassenen Mörtelbewurf geschmückt; die Thüre des niedrigen Treppen- 
thürmchens trägt auf der geraden Oberschwelle die Jahreszahri541. In der 
Höhe des zweiten Stockwerkes ein Wappen der Hasenburge eingemauert. 

Die Westfront der Kirche hat im unteren Geschosse vier hohe 
dorische Pilaster, über deren verkröpftem Gebälke ein kleines Obergeschoss 
mit Voluten und Mittelfenster sich aufbaut. Das rechtwinkelige Portal trägt 
einen Barokgiebel mit dem Monogramme Jesu Christi ; über demselben ein 
Fenster zwischen zwei Nischen. Zu Seiten des Giebels stehen Sandstein- 
statuen ohne Kunstwerth. 

Die Längsseiten des Schiflfes lassen die innere Eintheilung der 
Kirche in ein hohes Mittelschiff und niedrigere Seitentheile erkennen; die 
mit Lesenen versehenen Wände sind in den Seitentheilen von zwei Reihen 
je vier niedriger Fenster durchbrochen, die unteren sind im Halbkreise, 
die oberen im Segmentbogen überwölbt. Das Mittelschiff" hat eine dritte 
Reihe vcm Fenstern. 



135 

Der Chor schliesst mit drei Seiten des Achteckes, wird von vier 
hohen Strebepfeilern gestützt und zwei schlanken Fenstern mit Segment- 
bogen durchbrochen; Lesenen gUedem seine Wände. 

Im Inneren der Kirche schliesst sich an das 23 m lange und 8 m 
breite Schiff an jeder der Längsseiten eine hohe an den Chor anstossende 
Kapelle, sowie je zwei niedrige Altarräume an; über den letzteren sind 
Emporen angeordnet, welche mit der Orgelbühne in Verbindung stehen. 
Drei Paare mächtiger dorischer Pilaster, welche ein verkröpftes Gebälke 
tragen, gliedern die Wände; über dem Gebälke ein Tonnengewölbe mit 
drei Gurtpaaren und je vier Fensterzwickeln. 

Das Presbyterium, 10'70 m lang und 6*30 m breit, ist ein ganz 
modemisirter Rest der gothischen Kirche ; eine gothische rundbogige Thür 
führt zur Sakristei; an der Südseite eine Kammer mit Oratorium. 

Der Hauptaltar mit gutem Tabernakel wurde im Jahre 1745 vom 
Budiner Tischler Martin Poläk hergestellt und von Qtädo Bukleshain aus 
Steiermark vergoldet, ist von guten Barokformen mit zwei Statuen des 
hl. Norb|i4^und hl. Adalbert, welche Bartholomaeus Eder aus Budin ver- 
fertigte. Niiiter dem Altare ein guter Rahmen mit einem tüchtigen Barok- 
bilde der Hinmielfahrt Mariens (beschädigt). 

Nebenaltäre: 1. des hl. Johann vpn Nep. im J. 1736 vom Tischler 
Martin Poldky mit guten Statuen des hl. Josef und hl. Anton sowie einem 
Bilde, das einst von Siard Noseck^ war, jedoch ganz übermalt ist. 

2. und 3. In den Seitenkapellen gute Holzaltäre, welche der Gärtner 
Johann Tulipdn im J. 1711 errichten liess. 

4. und 5. Nebenaltäre in den kleinen Seitenkapellen mit hübschen 
Tischen von Kunstmarmor grauer und rosa Farbe mit vergoldeten Holz- 
zierraten. 

Die Kanzel mit reich geschnitztem figuralen Schmucke wurde im 
Jahre 1749 von Josef Klein für 227 fl. hergestellt und 1771 von Josef 
Dittmann aus Bilin für 330 fl. vergoldet. 

Die Orgel mit Positiv wirkt in reichem Omamental- und Figural- 
schmucke decorativ. Sie wurde in den Jahren 1736 — 1739 von Mathias 
und Franz Gut für 968 fl. aufgebaut. 

Die Kirchenbänke mit guten, barok geschnitzten Pflanzenmotiven 
aus dem 18. Jahrh. 

Monstranz, von Kupfer, vergoldet, 0*64 m hoch, auf ovalem, reich 
getriebenem Fusse, auf welchem vier kleine Emailbildchen mit Darstellungen 
aus dem Leiden Christi aufgesetzt sind ; der Nodus vasenförmig, der Strahlen- 
kranz mit Cartoucherahmen, falschen Steinen, einem Gott Vater-Reliefe, 
einer Taube und drei Emailbildchen. Gute Arbeit aus dem Anfange des 
19. Jahrh., die Emaile etwas älter. 

Kelch von Kupfer, vergoldet mit schwachem Empireschmuck, mit 
sechs Emailmedaillons, 0*26 m hoch. 

Ciborium 034«r hoch, von gleicher Arbeit. 



136 

Antipendium von Leder mit aufgemalten rothen Rosen, blauen 
Tulpen und Goldblättern auf Silbergrundbarok. 

Casula von weisser Seide mit in Nadelmalerei, Silber und Gold 
ausgeführten Tulpen, Nelken, Rosetten u. s. w. ; im Entwürfe schwache, im 
Technischen gute Barokarbeit, bezeichnet: 

AF, PC — 1706 

Glocken. 1. Höhe und Durchmesser 1*39 m^ an den Bändern Löwen- 
masken und Blattdecor, am Kronenrande Reliefe des Kindermordes zu 
Betlehem, ein schmaler Ornamentstreifen und grosse Festons. Am Mantel 
der Gekreuzigte mit Maria und Johannes zwischen zwei Medaillen mit Venus 
und Jupiter (011 m im Durchmesser); auf der Rückseite die vier Evan- 
gelistenzeichen zwischen den Medaillen mit Merkur und Bacchus und die 
Inschrift : 

LETHA PANIE 1.6.2.5. ZWON TENTO SLYT GEST ,KE CZTY 
A CHWALE BOZY A K POCZTIWOSTI BLAHOSLAWENE PANIE 
MARYGI A WSSEM BOZIM SWATYM . KTERYZ LETHA 1624 
W STRZEDU PO PROMIENIENI KRYSTA PANA SKRZE NESTIAST 
NAU PRZYHODU OHNIE K SKAZE PRZISSEL A ZASE OD TOMA 
SSE FRYCZE ZWONARZE W MIESTIE RAVDNICZY NAD LABEM 
SLYT GEST NAKLADEM WSSI OBCZE MIESTA LYBOCHOWICZ 
A WSSECH OSADNICH K TEMVZ ZADVSSI NALEZIEGICZYCH 
TOHO CZASU ZA DVOGI CZTIHODNEHO KNIEZE MATAUSSE 
ERYNACEA PANA WALENTINA SWOBODY HEYTMANA P. FLO 
RYANA PARWUSA DVCHODNIHO P. GANA MAKOWCZE OBROCZ« 
PISARZUW GIRZIHO WRANY PRYMASA P. WITA KVNATY 
PVRGMISTRA P. TOMASSE RABVSKYHO P. lANA HARCZAVNA RA* 
SAMEMU BOHV BVD CIEST SLA WA W SWATYCH GEHO. 

2. Höhe 89 w, Durchmesser 0*93 w, am Kronenrande: 

VALENTIN LISSIACK HAT MICH GEGOSSEN IN DER KONIGL. 
KLEIN RESIDENZ STADT PRAG 1739, 

Unter der Inschrift hängende Akanthusblätter, einerseits der Gekreu- 
zigte, andernseits die Inschrift: 

HAEC CAMP ANA A 1605 CAPELLAE LIBOCHOVICENSI 
SANCTI LAVRENTY EX LIBERALITATE LVDMILLAE MELICHARKA etc 
COMPARATA POST HAC AD ECCLESIAM PAROCHIALEM OMNIVMT (!) 
SANCTORVM TRANSLATA POST SECVNDAM RVPTIONEM SVMPIBUS (!) 
ECCLESIAE REFVSA A 1739 SVB CELSISSIMO PRINCIPE AC DOMINO 
DOMINO CAROLO SAC : ROM : IMP : PRINCIPE DE DIETRICHSTEIN IN 
NICOLSBVRO etc. etc. | : TITVLVS : | EO TEMPORE MAIORATVS LIBO- 

CHOVICENSIS 
DOMINO PATRONO VERO ECCLESIAE PRO TVNC ADMODVM REVE- 

RENDO AC 



137 



EXIMIE PATRE FRANaSCO RE KÖLSCH E SOCIETATE lESV COLLEGt 

COMMOTOVIENSIS 
RECTO DECANO LOCI REVERENDISSIMO PRAENOBILI AC PRAECEL- 

LENTICTAE DOMINO 
lOSEPHO IVANNE NEPOMVCENO GALASS SACRO : SAN. THEOLOGIAE 

PACCALAVREO 
FORMATO COLLECTATAE ECCLESIAE ET REGIAE CAPELPAE AD 

OMNES SANCTOS IN CASTRO 
PKAOENH CÄNONICO ET PER PARTEM DISTRICTVS LITOMERJCENSIS 

EPISCOPATI 
VICARIO FORANEO (I) 

3. Höhe und Durchmesser 0*315 m^ am Mantel der hl. Josef, am 
Rande die Bezeichnung: 

lOHANN GEORG KÜHNER GOSS MICH IN PRAG. 

4. Höhe 0*24 w, Durchmesser 0'20 «r, am Kronenrande eine Reihe 
durchworfener gothischer Minuskelbuchstaben. 

Die Inschrift einer verschwundenen, von Thomas Fryö in Raudnitz 
1630 gegossener Glocke bei Koubek (1. c. 201). 

Grabplatte von Sandstein in der Aussenwand beim Thurme, 1*95 m 
hoch, 1'04 m breit, mit der Inschrift: 

ZtUfa panie 1613 Mxftjxfqt IKagB JAxoitnxf 

Ißaxt Jan Eaükorocq j Hatjftoroiq J^t . . man panprot Itibodf|on)ffel^o 
fmrft fou qiafnou j fo^oio J^roiBfa pobo|nß ffl)ijhroqtI a iufo 
poxi^oroan. Wiohlzh fe ja 3\x^r) gcF^o pami Bofju ürntn. 

Inmitten : 

MEMORIA LVGUBRIS 

MORTIS ET SEPVLTVRAE NOBILIS VIRI DNI 

lOANNIS KAVKOWECII A KAVKOWIC CAPITANEI 

DITIONIS LIBOCHOWICESIS QVI OBIIT 21 MAIL 

ANNO 1613 : A lACOB : PETRZIK N. P. S.: 

OVIS TEGITVR SAXO HOC lANg CAESAR RVDOLPHs 

CVI DE KAVKOVIC NOBILE STEMA DEDIT 

TEKREINV QVOD ERAT TERRA HÄC PETITA ST DEg ALME 

AD COELOS ANIMÄ FAC REMEARE PIAM. (!) 

Im Wappen mit einer stylisirten Lilie zwischen den Heimflügeln be- 
findet sich ein Vogel, welcher einen laufenden Hahn fängt. 
Unten das Chronogramm: 

CHRONODISTICHO N. 
IanVS Vbl LyboChoVInae CapItaneVs aVLae 
FaX heLenae ILLVXIt Morte CItatVs oblt. M. P. 



138 

Die FRIEDHOFSKIRCHE des hl. Lorenz in den J. 1720—1722 
an Stelle eines älteren Baues aus dem J. 1601 (Landesarchiv) von Peter 
Paul Columbani^ einem Raudnitzer Bürger und Baumeister errichtet (laut 
einer im Thurmknopfe gefundenen Angabe, welche Koubek 1. c. 264 und 
274 abdruckt). 

Das Gebäude ist orientirt, einschiffig, von Bruchstein, verputzt Die 
von zwei Pilastern gegliederte Fagade ist in der Grundrisslinie durchbogen ; 
das rechteckige, flach umrahmte Portal bekrönt ein gebrochenes Bogen- 
gesimse und ein Christusmonogramm. Ober dem geschweiften Hauptgesimse 
erhebt sich der mit Lesenen gegliederte Oberstock, welcher mit einem aus- 
geschweiften und gebrochenen Giebel abschliesst; die Mitte des letzteren 
schmückt eine Nische mit einer guten Steinstatue des hl. Lorenz. In den 
mit Pilastern versehenen Längsseiten je drei rundbogige Fenster; die Ost- 
seite schwach ausgebaucht. 

Das Innere von 14 m Länge und 7*60 m Breite enthält einen Altar 
mit einem Bilde des Kirchenpatrons in reichem, gut geschnitzten Akanthus- 
rahmen aus dem Anfange des 18. Jahrh. In der Altarpredelle qfM Holztafel 
von 1'14 m Länge und 0*33 m Höhe mit einem gut gemalten Hl. Abend- 
mahle und Wappen (ein Vogel raubt einen Hahn); über dem letzteren 
die Jahreszahl 1605, unter demselben der Name. lAN BIAVKOW. 

Von den Grabmälern auf dem Friedhofe sind bloss ein Steinkreuz 
vom J. 1707 mit böhmischer Inschrift und eine trauernde Frauengestalt 
aus dem J. 1803 (noch an baroke Arbeit gemahnend) von Interesse. 

Das SCHLOSS an Stelle der einstigen Burg der Herren von Hasen- 
burg, denen Libochovic in den J. 1336 bis 1558 gehörte; in der zweiten 
Hälfte des 16. Jahrh. stellte den Bau Johann der Altere von Lobkovic her 
denn im Jahre 1592 wird von dem neuen Schlosse gesprochen. Nach dem 
Brande im J. 1661 wurde das jetzige Schloss 1683 — 1689 von Antoni Porta 
aus Raudnitz erbaut; auch einzelne Mauerer waren aus Italien gekommen, 
wie der bei S. Lorenz 1684 beerdigte Carl Canderar (Koubek 1. c. 235). 
Die Steinmetzarbeit führte Jakob Mithofet aus, bei welchem laut Ver- 
accordirung vom J. 1689 eine grosse Gartenfontaine, sodann zwei Fontainen 
im Orangengarten, zwei Fontainen neben dem Lusthause u. a. m. bestellt 
wurde (Koubek 1. c. 236). 

Vom gothischen Baue stammt bloss der Schlossthurm und die 
Kapelle, welche an die Nordseite des Schlosses anstossen. Die Kapelle ist 
aus Bruchstein errichtet und mit dem in drei Seiten des Achteckes schliessen- 
den Chore gegen Norden gewendet; unter dem Mörtelverputze dringt die' 
Rustica aus dem 16. Jahrh. hervor. Die Fenster sind hoch und breit; 
mit glatten Laibungen, jetzt ohne Maaswerk, bis auf kleine runde Öffnungen, 
vermauert, nahmen einst fast die ganzen Mauerflächen zwischen den fünf 
Strebepfeilern ein. Das Innere der Kirche ist durch eine eingespannte 
Zwischendecke in einen unteren Wagenschuppen und eine obere Haus- 
kapelle eingetheilt, erinnert jedoch in nichts an den alten Zustand. An die 



139 



Westseite der Kirche stösst der einstige Glockenthurm, ■ jetz^t als Wasser- 
werk dienend. Er ist rechteckig, zweistöckig, oben mit vier gothischen, 
vermauerten Fenstern versehen; die Spuren der Rustica - Sgraffitirung 




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Abb. 98. LibochoTic. Grundriss des Schlosscf. 



stamtnen wohl aus der Schlossrestaurirung, welche im Jahre 1558 die 
Lobkowicze hier vornahmen.. Ausser diesen Resten des alten Baues er- 
hielten sich im jetzigen Schlosse nur noch in dessen Westflügel einige 
Grundmauern. 

Das neue Schloss in den Jahren 1683—1689 von Antoni de Porta 
erbaut, ist um einen rechteckigen Hof angeordnet. Seine gegen den Fluss 
gewendete Südseite erhebt sich über einem mächtigen Unterbaue von grossen 



140 

Sandsteinquadem ; ein breiter Rundstab ab Sockelgesimse und zwü glatte 
Bänder theilen die beiden grösseren Stockwerke und die obere Halbetage 
von einander. Die Flucht der vierzehn Fensterachsen wird in der Mitte 
durch einen kraftlosen, zweifenstrigen Risalit unterbrochen. I^e Fenster der 
beiden unteren Geschosse sind gross, flach rechteckig umrahmt; die untere 
Reihe hat Bogengiebel, die obere dreieckige Giebel. Die Zwischenfiachen 



Abb. 99. LlbochsTic Schlouhal, «richtH tsd Aauato Psitt 16a8— 1689. 

gliedern schwache Lesenen mit in Putz angeführten Flächen. Die Fenster 
dus dritten Stockwerkes sind quadratisch, die Füllungen zwischen denselben 
kreuzförmig. Das ganze schliesst ein wirksames Dachgesimse, auf starken 
Vohitconsolen ausladend, ab. Sämmtliche architektonische Glieder dieser 
Front waren so wie an allen übrigen Aussen- und Hofseiten bemalt und 
zwar die Lesenen und Gäsimse mit gelber, die Pfeiler und alle Consolen 
mit satter, rother Farbe. 

Die Ostfront, welche sich gegen den Park wendet, ist in gleicher 
Weise mit zehn Fensterachsen in drei Stockwerj^en. gegliedert, ohne ein 



141 

Risalit zu haben; in der Mitte führt eine zweiarmige einfache Treppe auf 
toskanischen Säulen in den Garten. 

Die Westfront, der Stadtkirche zugewendet, ist schmucklos, mit 
drei Stockwerken zu je acht flach umrahmten Fenstern in ungleichen Ab- 
ständen, welche Unregelmässigkeit wohl in der Verwendung alter Mauern 
ihren Grund hat. 

An die Nordwand stösst die einstige Schlosskirche mit dem Thurme 
an; die übrige Architectur gleicht jener der Südseite. Das einzige Portal 
an der Nordseite hat rusticirte Pilaster, welche auf verkröpftem, dorischem 
Gesimse mit Triglyphen Giebelsegmente tragen; über der rundbogig ge- 
wölbten Durchfahrt mit einer Maske im Schlusssteine befindet sich das 
Dietrichsteinsche und zwei andere Wappen mit Fürstenkrone und zwei Löwen. 

Der Schlosshof (Abb. 99.) ist rechteckig an allen Seiten gleich- 
massig verbaut ; im Erdgeschosse umläuft an drei Seiten eine offene Laube 
mit Bögen auf viereckigen Pfeilern (an der Nordseite angeblendet) ; das- 
selbe Arkadenmotiv, jedoch blind wiederholt sich im ersten Stockwerke 
des östlichen und westlichen Flügels, in dessen jedem Bogen ein recht- 
eckiges Fenster mit abwechselnd Dreieck- und Bogengiebeln eingelassen 
ist. In dem oberen niedrigen Halbgeschosse sind kleine quadratische Fenster; 
die mit Lesenen versehene Wandfläche hat in den Füllungen rauhen 
Mörtelbewurf. — An der Süd- und Nordseite der Hofarchitektur verbindet 
je eine Reihe von hohen dorischen Wandpilastern beide Geschosse, deren 
Fenster jenen der beiden anderen Seiten gleichen. Unter dem ausladenden 
Dachgesimse läuft ringsum ein Triglyphon. 

Die Sala terrena im Ostflügel öffnet sich mit je drei Bögen auf 
toskanischen Säulen dem Hofe und dem Parke zu, ist rechteckig, niedrig, 
grotesk geschmückt. An den Wänden sind in bemaltem Stucco italienische 
Ruinenlandschaften dargestellt, die auf vier toskanischen Säulen ruhenden 
Gewölbe ahmen durchbrochene alte Gewölbe nach, durch welche der 
Himmel mit Engelchen zu sehen ist (die letzteren neuerdings übermalt). 
Der eigenartige, obzwar wenig künstlerische Eindruck wird durch die Dar- 
stellung fantastischer Geschöpfe und Anwendung zahlreicher glänzender 
Muscheln gehoben; noch aus dem 17. Jahrh. 

Die beiden Treppen in der südöstlichen Ecke und im Westflügel 
sind ganz einfach, bloss ein Spiralgitter in einem Fenster bemerkenswerth. 

Der Festsaal im ersten Stockwerke des südlichen Flügels nimmt 
die iBreite von vier Fensterachsen und die Höhe zweier Etagen ein ; er ist 
rechteckig, mit neuer Ausschmückung der flachen Decke. Seine Westwand 
deckt ein grosser aus Sandstein ausgeführter Kamin, mit zwei lebensgrossen 
Negern, welche auf einem verkröpften Gebälke einen auf Wolken stehenden 
Saturn mit vier Amoretten tragen ; grobe Arbeit von schwerfalligen Formen, 
charakteristisch, für das letzte Viertel des 17. Jahrhunderts. In den Zimmern» 
welche gross imd luftig sind, haben sich aus älterer Zeit blos die Decken: 
und Öfen erhalten; die Einrichtung ist modern. 



143 

Die Decken sind zum grösseren Theile mit schweren Rahmen von 
Stucco und mit Frescogemälden verziert, deren Inhalt theils der classischen 
Mythologie (Zeus, Diana, Athene, Mars und Venus) entnommen ist, theils 
Alegoiien, Amoretten und andere Darstellungen enthält. Die Malereien 
wurden in der Mitte des 19, Jahrhunderts durch Obermalung verdorben. 

Baroköfen (Abb. 100) von schwerer, viereckiger Form, welche sich 
mit kleinen Unterschieden in etwa zehn Zimmern wiederholt; in der Detail- 



Abb. toi. LlbochOYic. Roi» ein» Alunebrain» aua der entan HMte d« 16. Jahrb , im Schloita. 

decoration mannigfaltige Verschiedenheit: Die Eck- und Gesimskacheln 
sind von sattblauer Farbe, die Füllungen weiss; den Relierschmuck bilden 
Cariatiden, Festons, naturalistische und stylisirte Blumenstücke, die Brust- 
bilder der Kaiser Rudolf I. und II., Albrecht II., Friedrich III., Ferdinand II. 
und anderer. Mehrfach das Wappen der Dietrichsteine und zwei andere 
Wappen. Die Öfen, bei deren Decoration bald italienisch baroker, bald 
nordischer Character überwiegt, wurden in Sachsen verfertigt und auf 
Schiften herbeigeschafft (schriftliche Nachweise angebhch im Schlossarchiv). 
Von den zahlreichen Porträts interessiren ein grosses Ölbild des 
Fürsten Ferdinand Gundaker von Dietrichstein und des Cardinales Franz 
von Dietrichstein. , . 



145 

Reste eines grossen Altarschreines aus dem Anfange des 16. Jahr- 
hunderts (Abb. 101 u. 102) mit der Gruppe der Krönung Mariens; die letz- 
tere ist 1*30 m hoch, mit aufgelöstem Haare, in goldenem, blau gefüttertem 
Mantel; links Gott Vater, l'AO m hoch, rechts der Heiland; Polychromie 
alt. Zu demselben Altare gehörten wahrscheinlich auch die Relieftafeln mit 
einem knienden Engel, einer knienden Jungfrau Maria, einem Hirten und 
einer Gruppe der Anbetung der hl. drei Könige (zugleich mit den vorigen 
auf dem Schlossboden entdeckt). 

Wirthschaftsgebäude, den nördlichen Vorhof abschliessend 
mit einer Bogenarkade auf Pfeilern an der Längsseite und einem Voluten- 
giebel mit Steinvasen und Obelisken an der Schmalseite, 17. Jhrh. 

BILDS AULEN l. Bei der S. Lorenzkirche mit den Reliefen des 
Gekreuzigten, des Salvator, der Passionswerkzeuge und dem Monogramme ; 
auf dem Sockel die Inschriften: 

PRAESBYTER HAEC 

PRIMASQVE 

FIDES QVOS 

IVNGIT AVITA 

VIVIFICAE 

STATVVNT VOTA 

TROPHAEA 

CRVCI 

LETA MDLXXXIX 
TATO BOZY MAVKA KE CZTI 
A CHWALE BOZY 
OD CTIHODNEHO 

KNYEZE lANA 

Z VINORZE TOHO 

CASV FARARZE 

W MIESTECKV 

LIBOCHOVICYCH 

A SLOWVTNEHO 

MVZE WACLAWA 

KVNATKY MIESSTIE 

NINA A PRIMASA 

TOHOZ MIESTECKA 

NAKLADEM SPOLEC 

NIM GSAV PO 

STAWENA. 

2. Säule, der vorigen gleich, am Wege gegen Klapy, mit sehr be- 
rschädigter Inschrift: 

Besirkthaoptmaniiicha/t Rattdniu . jq 



146. 

Leta 1589 tato | Bo£f muka od | slovutn6ho mu2e | Melichara Tka- 
dlce I obyvatele mösta | Libochovice ke cti, | a chväle Boil jsou | postavena 
(Koubek 1. c. 146). 

Barockstatuen von Sandstein : Madonnensäule auf dem Stadtplatze 
mit den Statuen des hl. Josef, der hl. Anna und des Christuskindes auf 
dreitheiligem Unterbaue mit Festons und Akanthen ; die Säule mit grossen 
Akanthusblättern an der Basis trägt auf dem vergoldeten korinthischen 
Capitäle eine Madonnenstatue ; im Figuralen schwach, im Ornamentalen 
schwerfallig. Sockelinschrift : 

LETA PANNE 1709 

TITO BOZI MVKA WISTAWENI 

SAV KE CTI A CHWALE PANV 

BOHV WSSEMOHAVCIMV A RODI- 

CE BOZI PANIE MARIGI A WSSEM 

BOZIM SWATIM Z NAKLADU WLA- 

SNIHO PANNI Af^Rl TAGZIKOWI 

POZVSTALI WDOWIE PO NEBO- 

SSTIKOVI P. GAKVBOWI TAIZIK- 

OVI MIESSTIANINV MIESTA 

TOHOTO ZAPLAT PANBV ZA 

GEGICH DOBRODINNI. 

• AMEN (!) 

Statue des hl. Rochus auf dem Stadtplatze, in Lebensgrösse, aus der 
Mitte des 18. Jahrh. 

Sandsteinstatuen auf dem Egerufer unterhalb des Schlosses, von 
geringem Kunstwerth und verschiedener Ausführung aus der zweiten Hälfte 
des 18. und aus dem 19. Jhrh. 

1. Der hl. Josef mit dem Christuskinde ; 

2. Der hl. Johannes, am Sockel das Dietrichstein'sche Wappen; 

3. Kristus am Kreuze mit der hl. Maria Magdalene und der Inschrift : 

HRZYCHVW MLAD 

OSTI ME A CZO GSEM 

CZINIL Z NEWEDO 

MIJ MEHO NEPRZI 

POMINEY PANE 
PS. XXIim : V. VII. 

4. Die Mutter Gottes; 

5. Der hl. Wenzel; 

6. der hl. Johann von Nepomuk. 

Statue des hl. Johann von Nep. am Wege zum Bahnhofe, von Sand- 
stein, geschickte Arbeit, bezeichnet: B, Eder\ am Sockel die Inschrift: 



HONORl DIVI NEPO 

MVCenI sVI nostrI 

qVe patronI 

ereXIt 

lOANNES FRANZ 

sChvvartz 

REGiVS ANONARIVS 

St. Wenzelsstatue von Sandstein an der Strasse nach Slatina, auf 
barockem Sockel von guter Arbeit, mit der Inschrift: 

VIR sanCtVs WenCesLaVs InVICtVs REX 
CzeChIae LaVrraVIt LeoneM gLobIose. 

F. B. WEnCESLaVS HNEDETZ DeDICaT A 1761. 

SIEGELSTOCKE mit dem Stadtwappen, im Rathhause aufbewahrt: 

1. Das kleine Siegel, von Silber, aus dem ]6. Jhrh.; auf dem Griffe 
mit Kette der Inschriftrest: . . . DOMINI . . . Der Abdruck misst 002 m 
im Durchmesser; seine Legende: 

X SIGILLUM CIVITATIS LIBOCHOVI- 
CENSIS * 

2. Das grosse Siegel, ebenfalls von 
Silber, an einer Silberkette, mit der Dati- 
rung am Halter: 

ANNO 
DOMINI 
16(l?i0 

Durchmesser 004 w, mit der Um- Abb loa Libocbowic. sudiiieiEi 
Schrift: on,in.>.t5.... 

*: SIGILLVM CIVITATIS LIBOCHOVICENSIS + 

3. Kleiner Siegel von Kupfer mit ovaler Druckfläche von 0026 m 
Länge und 0024 tn Höhe und der Umschrift: 

PAS : INSIG : CIVIT : LIBOCHOVICENSIS ¥= 

FLÜGELALTAR in der Städtischen Sammlung, aus der Klappayer 
Kirche stammend, woselbst er im Jahre 1493 (siehe Seite 104) aufgestellt 
wurde, von 152 m Höhe und offen von 214 m Breite. In der Mitte stehen 
die ganzen Gestalten der Madonna mit dem Kinde, der hl. Barbara und 
einer Heiligen, charakteristisch, jedoch nicht hervorragend, die Polychromie 
alt. Der Ober- und Unterrand mit durchbrochenem Rankenwetke, der ver- 
goldete Hintergrund mit aufgedrücktem Brocatmuster. Auf den Innenseiten 
der Flügel sind auf vergoldetem, gemustertem Grunde der hl. Jacobus der 

10» 



148 

Ältere und ein Heiliger mit kaiserlichen Abzeichen, unten der hl. ^dalbert 
mit dem Kirchenmodelle und der hl. Laurenz (!■); auf der rechten Seite 
unten die hl. Anna selbstdritt und die hl. Margarethe, oben der hl. Petrus 



und der bl. Paulus, vor welchen der Donator im rothen Gewände kniet; 
bei demselben das Wappen mit einem Fuchse, welcher eine Gans würgt 
(Koubek, I. c. 55). Auf den Aussenseiten der Flügel sind Spuren von 
grösseren Figuren kenntlich. 



149 

GITTERTHOR aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, im 
Hofe des neuen Schulgebäudes, vom Friedhofe der Stadtkirche stammend 
gut geschmiedet, etwas beschädigt, 240 ;« hoch, und 2 80 w breit. 



Libotejnic - Li boten ice. 

Liber memorabilium auf dem Pfarramte aus d. J. 1761. — Handschriftliche topogr. 
Sammlung im Archive des Museums des Königr. Böhmen, Herrschaft Doxan. 

PFARRKIRCHE der hl. Katharina, im J. 1703 erbaut vom do- 
xaner Praelaten Bruno Kunovsky an Stelle einer älteren Kirche aus dem 
J. 1591, orientiert, von Bruchstein, einschiffig, rechtwinkelig; die gerade 
Westfront wird von vier flachen Wandpilastern mit Volutcapitälen, zwischen 
welchen Festons hängen, gegliedert. Auf dem verkröpften Gebälke mit aus- 
ladendem Gesimse ein niedriges Obergeschoss mit zwei Lesenen und flachem 
Giebel, auf welchem die Statue der hl. Katharina steht; in der Mitte eine 
leere Nische. In der Achse das rechtwinkelige Portal mit Gesimse und 
Giebelsegmenten, zwischen welchen sich beide doxaner Wappen in einer 
Akanthencartouche befinden. Zu Seiten dcir Portales leere Statuennischen, 
über denselben unter einem Fenster die umkränzte Widmung: 

Deo oMnIpotentI 

ET SANCTAE CaTHARINAE (1703) 

Die Wände des Schiffes und des gerade geschlossenen Presbyterium 
haben einfache Lesenen und jederseits zwei Fenster in zwei Reihen; die 
unteren sind barock ausgeschnitten, die oberen rundbogig, flach umrahmt. 
Das Satteldach mit Ziegeln gedeckt, das Sanctusthürmchen mit hübscher 
Zwiebelsilhouette, die Kirchenthür mit guten Beschlägen. 

Innen ist das Schiff" 19*60 m lang und 10*30 m breit, der Chor 
620 vt lang und 7*30 ;// breit. Die jederseits zweimal zurücktretenden 
Längswände mit Nischen für vier Nebenaltäre werden von zwei Wand- 
pilasterpaaren belebt; ihre Barockcapitäle sind mit Voluten, Akanthen und 
Engelsköpfchen geschmückt. Die vortretenden Stützen des Triumphbogens 
sind mit ebensolchen Wandpilastern bekleidet. Auf dem mächtigen Gebälke 
sitzt ein Tonnengewölbe mit breiten Gurten und Fensterzwickeln. Die 
Westseite nimmt eine Orgelempore mit Holzbrüstung ein. 

Der Hauptaltar, eine grosse zweistöckige Holzarchitektur mit unten 
vier gewundenen, oben sechs geraden Säulen, Engelscapitälen, verkröpften 
und reich verzierten Gebälken und reichem Figurenschmuck ; Irbensgrosse 
Statuen des hl. Florian, Norbert, Augustin und Rochus, des hl. Wenzel und 
Adalbert und der Madonna mit dem Kinde. Das stark beschädigte Mittel 
bild stellt die Geburt der Jungfrau Maria dar und isl bezeichnet: 



150 

C. I. N. H. P. D. 

F. C. A. 1663 Dn P. 
(Cyrillus Joannes Nep. Hoffmann Praepositus Doxanensis ficri curavit 
anno 1663.) 

Oben ein kleines Bild der Himmelfahrt Mariens. Das Tabernakel ist 
eine gute Tischlerarbeit mit zehn Säulchen, Engelcapitälen und drei hübsch 
umrahmten Nischen. 

Die Nebenaltäre mit gut geschnitzten Barockrahmen von Ranken- 
werk; auf einem derselben die Flügel eines Altarschreines aus dem 16. 
Jahrh. mit den gemalten Gestalten der hl. Ludmila und Elisabeth, voll- 
ständig übermalt. 

Statuetten des hl. Johannes und der Jungfrau Maria, 040 m hoch, 
gut von Holz geschnitzt, aus dem 18. Jahrh. 

Kanzel von Kunstmarmor grauer und rosa Farbe mit schön ge- 
schwungener Brüstung und vier weissen Engel von Holz, welche die Pas- 
sionswerkzcuge halten. 

Die Orgel mit Positiv vom Meister ^oA. Rauch für 460 fl. gebaut 
bildet mit ihrem reich geschnitzten und nicht polychromirten Rococo- 
schmuck eine wirksame Decoration. 

Lampe für das ewige Licht, von Kupfer, 0*30 m breit und 0*40 m hoch, 
durchbrochen, mit gravirten Pflanzenmotiven und drei Engelsköpfen, aus 
dem Anfange des 18. Jahrh. 

Baldachin von rothem Sammt mit Goldborten von zwei Breiten 
dicht in Bogenornamentcn benäht. 

Glocken auf dem Glockenthurme : 1. Höhe und Durchmesser 
1*20 tn. Am Kronenrande ein Tritonenfries mit Medaillons, in welchen das 
Brustbild Rudolf II. mit einem anderen abwechselt; darunter ein schönes 
Band mit stylisirten grossen Blüthen, am Mantel die Inschrift: 

ANNO DOMINI • M • D • LXII • TUNC • TEMPORIS • FVIT • RE- 
VEREND VS • IN • CRISTO • PATER AC • DNS • lOANNES • FREI- 
BALD • PRAEPOSITVS • ET • DEVOTA AC . NOBILS • VIRGO • MAR- 
GARETHA • A • WELLEN • PRIORISA • MONASTERY • DOXANEN- 
SIS • HANG • CAPANAM • AD • LAVDEM • DEO OMNIPOTENTI . 
ET • AD • HONOREM • SANCTE • KATHERINE • SVIS • SVBDITIS • 
IN • VILLA • LIBOTIENIZ • PROPE • FLVVIVM • ALBE • FIERY • 
CVR AVERVNT • TOMASCH . YAIRVSCH ■ SLIL • MINE • (!) 

Darunter ein hübsches Katharinenrelief; auf der anderen Seite der 
Gekreuzigte zwischen den beiden Schachern und St. Wenzel und Sigmund ; 
am Unterrande der böhmische Text eines Psalmcs Davids und: 

U 1^ 1^ ^'^ ' PANA • GL • PS WAGZLAW HRAD • STARSSY • 
V/AGZLAW • BAVCZYEK ■ KOSTELNIK ^1 ^| ^| 



151 

2. Höhe 0*90 w, Durchmesser 1 m; die Bänder mit Masken, am Kro- 
nenrande ein Rankenband und Akanthusblätter mit nach der Natur ab- 
gegossenen Weidenblättern. Am Mantel die umkränzte Inschrift: 

fVsa sVM 

sVb 

losEPHO praeLato DoXanensI 

ET 

beatrICe prIorIssa 

VbI 

InVotIs erat et eXoptabatVr 

In terrIs 
LILIICIDIVM (1710) 

Rückwärts eine schwache Reliefgestalt der hl. Katharina und die Be- 
zeichnung: 

GOSSE MICH 

lOHANN BALTHASAR 

CROMELI IN AVSSIG 

ANNO 1710. 

3. Höhe und Durchmesser 076 m ; die Bänder mit Zopfmuster, am 
Mantel die Reliefgestalt der hl. Katharina, am Kronenrande: 

hniti jroon btjelan ob mipfra iomasistje j Itjtomijerjttj k kaferjtjniB 
bo ibolien^q kt t^txf a h rfjnialB panu buofju (!) 



Libus. - Livousy. 



An prähistorischen Gegenständen wurden Feuersteinmesser, Beilfragmente und 
Gefässcherben älterer Epoche gefunden ; Culturschichten aus der Burgwallepoche. In 
der Ortsschulsammlung. 



Loukofan - Loukofany. 

Vereinzelte Urnen im Besitze des Trebnitzer Museums. 



Mileticko bei Budfn. 

Culturschichte, in welcher Steinbeile gefunden wurden, in der Sammlung des 
Lehrer Herrn Janda in Budin. 



152 



Mscheno - M§eno. 

SCHLOSSj einstige Feste, bis auf einige Grundmauern und Keller 
neu gebaut. Im Orte eine Sandsteinstatue des hl. Johann von Nepomuk; 
ziemlich gute Arbeit aus dem Jahre 1772. 

Podbradec. 

C APELLE des hl. Florian im Jahre 1790 erbaut (Museumsarchiv) 
ein ganz einfaches, kunstloses Gebäude. 

PodcapI (Ober) - Pocäply 

horni. 

_2^. FILIALKIRCHE, der Himmelfahrt der hl. 

Jungfrau Maria geweiht. Im 14. Jahrhundert Pfarr- 
kirche, im Jahre 1869 vollständig erneuert. Von 
dem einst gothischen Gebäude scheint bloss das 
Gemäuer des rechtwinkligen Chores ursprünglich zu 
sein. Derselbe ist 5 m lang und 4*50 m breit, hat 
zwei Gewölbekreuze mit keilförmigen, seitlich gekehl- 
ten Rippen, welche auf Spitzconsolen sitzen und sich 
in zwei Schhissteinen treffen ; in einem der letzeren 
eine achtblättrige Rose. 

Saktuariennische, rechtwinklig, mit Rund- 
stab und Kehle umrahmt ; das alte Gitter hat Blech- 
rosetten. 

Zwei Leuchter von Messing, 0'44 m hoch, 
mit drei Engelsköpfchen an den dreiseitigen Fuss- 
gestellen, aus dem 16.— 17. Jahrhundert. 

Zwei Zinnleuchter 050 w hoch, gute Arbeiten aus dem 18. Jahr- 
hundert. 

Popels. - Popizi. 

Urnen und Feuersteinartefacten in der Ortss^hulsammlung. 

Prestavik - Pfestaviky. 

Ein Thongefass im diluvialem Boden gefunden — Pamdtkyarch. VI. 276. 

Zwei Bildstöcke, einer im Dorfe (Abb. 105), der zweite unweit 
am Wege nach Budin, von Sandstein, 2*45 m hoch. Der zweite trägt den 
Rest einer vielleicht später eingegrabenen Inschrift: 

MLXXXXI . . PAMATKA . . . PA . . .- 



~.~-"^.--'.,j^ 



Abb. 105 Pfettav)k. 



Racinoves - Raöinöves. 



rabilium, auf dem Pfarramte aus dem Jahre 1749 und 1839. 

PFARRKIRCHE des hl. Gallus, bereits im Jahre 1371 erwähnt, 
aus einem gothischen Presbyterium und rechteckigen Schiffe bestehend, 
welches letztere im Jahre 1870 verlängert und mit einem neuen Thurn-e 
versehen wurde. Die Kirche ist orientirt, von Bruchstein mit Mörtel verputz. 



:^zJ^^^^-^ 



Das einfache Äussere haf zwei alte Portale. Eines derselben an die 
neue Thurmmaiier angeblendet, mit profilirter Laibung {Abb. — .). welche in 
Bögen anlaufend mit gerader Oberschwelle abschliesst. Das Portal in der 
südlichen Schiffsmauer ist rechtwinklig, mit Rundstäben, Kehlen und einem 
birnförmigen Hauptgliede im Profile. 



r 



Der Chor wird von fünf schlanken Strebepfeilern j^'estützt, deren 
Gesimstheile in der Höhe nicht mit dem Kaffgesimse übereinstimmt. Die 
liohen Fenster mit profilirten Laibungen waren einst zweitheilig; blos das 
Schlussfenstor behielt sein Masswerk mit drei Schleussen in einem Ringe. 
Zwei Sandsteinplatten in der südlichen Schiffsrtiauer mit dem Wappen der 
Herren von Adlar in Renaissancerahmen und mit der Inschrift in ähnlicher 
Cartouche {aus der 7,cJt um 1600): 



154 

« 

Bo^ut^itml M)alftaun j Jlblaru 
na :5ata|ie, poösforoicjijift, Ka- 
qinicrosij ®. Ifi. CÜ. Rabba a 5aub- 
m \tmshx) xü Bcalorosfroi QTjcahem. 

Das Schiff ist innen 865 m breit und 10 m lang, ursprünglich kürzer, 
die Wände glatt. 

Der Triumphbogen von 3'90 m Spannung, hoch und spitzwinklig, 
profilirt (Abb. 108.) 

Der Chor von 9 20 m Länge und 5*60 w Breite ibt mit drei Seiten 
des Achteckes geschlossen; das in der Höhe von 2*85 m umlautende Ge- 
simse mit Unterkehlung trägt die Gewölberippen, deren Durchschnitt birn- 
förmig ist. Das Gewölbe besteht aus einem quadratischen, sternförmig^en 
Felde mit zwei glatten Schlusssteinen und einem Strahlengewölbe, in dessen 
Schlusssteine das Wappen der Herren von Adlar gemeisselt ist. Das nischen- 
förmige Sanctuarium hat ein altes, mit Rosetten besetztes Eisengitter, die 
Sediliennische vier Blendbögen auf schweren Consolen ; die Sakristeithür 
hat eine spitzbogige Umrahmung mit zwei birnförmigen Gliedern, einem 
Rundstabe und drei Kehlen im Profile, 

Taufbecken von Stein mit Balusterfuss und breiter Schüssel, welche 
mit senkrechten Ausbauchungen verziert ist, 1'20 m hoch, barock, laut An- 
gabe des Gedenkbuches einst bezeichnet WFB 1709 ; der Deckel von Holz, 
barock. 

Monstranz von Silber, 048 m hoch, barock, mit stark ausgebauchten 
Bogcnornamenten und Rosen am Fusse, birnförmigem Nodus und Strahlen- 
kranze mit Wolken und dem Reliefe Gott Vaters; gut concipirte, aber 
schlecht ausgeführte Arbeit aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. 

Kelch mit getriebenem Cartouchenornäment auf der barock ge- 
schweiften Silbercuppe, in den Füllungen Weintrauben, Ahrcn und Blumen ; 
Nodus und Fuss neu ; nach Angabe des Gedenkbuches aus d. J. 1 763. 

Glocken: 1. Höhe 105 /«, Durchmesser 115 w; Bänder mit Schup- 
penverzierung, am Kronenrande ein breiter Ornamentstreifen, darunter 
hängende Akanthusblätter; am Mantel das Wappen der Herren von Adlar 
und die Inschrift: 

LETHA PANIE 1624 MIESYCE CZERWENCZE 10 DNE TENTO 
ZWON SLYTEG GEST KE CTI A CHWALE PRZEDNIE PA NA BOHA WSSE- 
MOHAVCYHO A SWATYCH GEHO TOTIZTO BLAHOSLAWENEHO S. 
WACLAWA A SWATE LYDMILY DIEDICZUW A PATRONUW CZESKYCH 
A TO NAKLADEM VLASTNIM VROZENEHO A STATECZNEHO RYTIRZE 
PANA BOHUCHWALA WALKAUNA Z ADLARU NA SSTAFIE POSSTO- 

WICZYCH 
A RACZINIEWSY GEHO MILOSTI RZYMSKEHO CZYSARZE TOHO GMENA 
DRVHEHO FERDINANDA SLAWNEHO SAUDU ZEMSKEHO RADI 

GAK02TO 



155 

PANA A KOLLATORA TOHOTO ZADUSSI RACZINIEWSKEHO 

ZA CZASU KNIEZE YANA CERNUSA TEH02; 

ZADUSSI FARARZE 

Auf der Rückseite Reliefgestalten des hl. Wenzel und der hl. Lud- 
milla mit Namen und die Bezeichnung: 

STALO SE ODE MNE THOMASSE FRYZCE 

ZWONARZE A SAVSEDA MIESTA RAV- 

DNICE NAD LABEM. 

Unten eine Medaile, zwei Reliefs und nach der Natur abgegossene 
Weidenblätter ; am Rande Akanthe und eine Reihe Darstellungen aus dem 
Leben des verlorenen Sohnes. 

2. Höhe und Durchmesser 0*96 w, am Kronenrande Festons, am 
Mantel die Reliefgestalt des hl. Gallus und die Inschrift: 

Noxl NON noCeant teMpestas, fVLgVra granDo 
NOS OPE patronI sanCtI stIpate rogantes 

Auf der anderen Seite das lobkowiczische Wappen und: 

kVhner Me fVDIt, keYser saCraVerat eppVs 

HERTZiGER SOLERS PASTOR ET ACTOR ERAT. 

An den Seiten Reliefgestalten des hl. Adalbert und hl. Wenzel. 

3. Unzugänglich, mit Masken auf den Bändern, einem Kranze am 
Kronenrande und der Inschrift (laut Angabe des Gedenkbuches): 

PER CVNCTAS GENTES LAVDETUR NOMEN lESUS 

VOX RENOVATA SONET GENS RESONANTER ORET 

CAESARE JOSEPHO SEGUNDO MORTE PEREMPTO 

ANNO MDCCXC DIE 20 FEBRUARII 

VOX OBLATA MIHI REDDITA NOVA MIHI 

LAETOR DUM FELIX LEOPOLDI REGIS AMATI 

AUSPITIUM VIDEO QUI PIA CORDA CIET. 

NUMINIS AD GULTUM, SANGTORUM INGUMBIT HONORI 

QUEM PRIUS IMMINUIT LEX TOLERENTIA PROH ! 

ANNO MDCCLXXXI 

RACZINOVES, BRIZA MULTOS A FIDE RESEGTOS 

INGEMIT, AST PLAUDET DUM LEOPOLDUS ADEST 

CUIUS PRUDENTI STATVTO LAPSA LEVANDA 

SPERAT dum PACIS TEMPORA SACRA DABIT, 

CURAM QUI GESSIT CURATUS NOVA REFUNDAR 

NOMINE ADALBERTUS HERTZIGER AUDIT ITEM 

JOHANES WENZL KHÜNER NEO PRAGAE FVTIT 

ET EPISCOPUS ERASMUS KRIEGER PENTIXIT (!) 



156 

Radovesic - Radovesice. 

Brandgräber aus der römischen Kaiserzeit mit einer BronzschQssel, Spange, Fibel, 
EisenwafTen u. a. m. Eine 52 m lange Bronznadel mit flachem Kopfe ohne Fund- 
angabe im Museum des Kön. Böhmen. Ein Bronzdolch und eine Nadel mit Ohr in 
der Libochovicer Stadt Sammlung. — Pamätky arch. IV. 2. 182. 



Raudnitz. - Roudnice. 

Urkunden im Raudnitzer Schlossarchiv. Liber memorabilium aus den letzten Jahren des 
18. Jhrh. im Pfarramte. — Paprock^, Diadoch, o stavu mÖstsk^m, 240. — Bienenberg, 
Versuch über einige Alterthümer Böhmens III, 56. — Pav!a Jan, D^jepis prvniho klä- 
Stera feholnfch kanovniku sv. Augustina v Cechäch v Roudnici nad Labem 1850. — 
Mikovec. Staroiitnosti a pamätky zemS £esk6 I 154 u. II 100; derselbe, Malerisch hi- 
storische Skizzen aus Böhmen 24. — Wocel, Staro2itn^ obrazy v pr. chrämu roudni- 
ck6m, Pamätky archaeol. V. 185. — Klima, Kv5ty 1869, 100; 1871, 164, 176; 
1872, 77. — Baum, Roudnice, vypsänf stavitelsk^, Pamätky arch. VIII. 2^0. — Gruber, 
Die Kunst des Mittelalters in Böhmen III, 14. — Patera, O zaloieni kl4ltera P. Marie 
V Roudnici a o stavb£ mostu, Pam. arch. XI, 477. — Chytil, O mistru Vil^movi stavi- 
teli z Avignona, Pam. arch. XII, 415., XIV, 601. — SedläCek, Hrady a zämky VIII, 
176. — Cechy, IV, 262. — Brani§, D^jiny sti'edovfik^ho umöni v Cechäch II. 13. — 
Neuwirth, Geschichte der bild. Kunst in Böhmen I, 215 a 450. — Emier Diplomatäf 
kläätera . . . v Roudnici, Sitzungsbericht der kön. Gesellsch. d. W. 1893. 17. 
Von prähistorischen Gegenständen wurden hinter der Capelle des hl. Wilhelm 
Armbänder bei einem Skelette aus der Latönezeit gefunden (Pamätky archaeologick^ 
VII, 323); sodann bei der Zuckerfabrik vier Urnen aus Brandgräbern Lausitzer Typus 
und vier Urnen aus vier Gräbern mit hockenden Skeletten. Die Funde im Museum 
des Königreichs Böhmen. Am Felde >u stinadel« wurde ein Skelett mit Bronzespiralen 
gefunden, Pamätky archaeologickö XII, 427. 

In Raudnitz, dem alten Gute der Prager Bftchöfe, hatten bereits im 
12. Jahrhundert (1167) Erzdiacone ihren Sitz; die Ansiedelung, welche 
frühzeitig bei der dortigen Burg entstand, erhielt im Jahre 1237 von 
König Wenzel I. das Privilegium sich nach dem Leitmeritzer Stadtrechte 
zu richten. Bischof Johann III. (f IT 78) erbaute wahrscheinlich eine neue 
Burg, auf welcher er und seine Nachfolger oft verweilten. Sein Nachfolger 
Tobias von Bechin befestigte nach der Vertreibung der Brandenburger aus 
Böhmen die Kirche und das Städtchen, welches besonders unter dem 
Bischof Johann IV. von Draiic aufblühte. Dieser kunstsinnige Bischof liess 
im Jahre 1310 das Kirchlein des hl. Wenzel erbauen, und gründete nach 
seiner Rückkehr aus Avignon, woselbst er elf Jahre verweilte, im Jahre 1333 
das Kloster der Augustiner Chorherren; zugleich berief derselbe aus der 
genannte i französischen Stadt den Meister Wilhelm zum Baue einer steiner- 
nen Elbebrückc. Sein Nachfolger Erzbischof Ernst von Pardubic, welcher 
die Bauten Johann's fortsetzte, befestigte auch die Stadt Raudnitz mit Mauern 
und Wällen. Nachdem in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts die 
Häuser an der der Burg gegenüber liegenden Anhöhe an Zahl stets zunahmen, 
bestätigte Erzbischof Johann Ocko von Wlascbim der alten Stadt ihre 



h und 113 m breit. 



157 

Privilegien und erweiterte dieselben auf die im Jahre 1378 gegründete 
Neustadt. Im Jahre 1421 vernichteten die Taboriten das Kloster und ver- 
heerten 1425 die Stadt, worauf dieselbe im 15. Jahrhundert noch einigemal 
und im Jahre 1534 von Neuem abbrannte. Nach dem Tode des Erz- 
bischofes Conrad im Jahre 1431 übergieng Raudnitz in weltlichen Besitz. 
In der Mitte des 16. Jährhunderts wurden an der Burg, an der Brücke 
und an der Mühle zahlreiche Verbesserungen vorgenommen. Seit dem 
Jahre 1575 stand Raudnitz unter der Verwaltung des Herrn Wilhelm 
von Rosenberg (f 1592); durch die zweite Ehe seiner Witwe Polyxena 
von Pernstein kam die Herrschaft im Jahre 1603 an Zdenko Adalbert 
von Lobkowicz, dessen Geschlechte sie bis heute gehört. Die beiden Gatten 
Hessen in den Jahren 1609 — 1612 die St Wenzelskirche neu herstellen and 
erbauten 1615—1628 ein Capucinerkloster in der Nähe des Schlosses. Im 
dreissigj ährigen Kriege verarmte die Stadt, deren Brücke damals vollständig 
vernichtet wurde. Wenzel von Lobkowicz erbaute in den Jahren 1652 
bis 1684 das neue Schloss mit Hilfe der italienischen Architecten Pietro 
de Colombo, Francesco de Caratti^ Carlo Orsolini und besonders Antonio 
Porta ^ welcher in Raudnitz bis in das Jahr 1697 wohnte. Der letztgenannte 
baute auch das Bräuhaus unter dem Schlosse im Jahre 1672 auf und be- 
wahrte das damalige Stadtbild in einer im Jahre 1668 ausgeführten Feder- 
zeichnung, welche im Raudnitzer Schlossarchive aufbewahrt wird (Tafel V.). 
Zugleich gedachte man die zerstörte Brücke herzustellen, was jedoch nicht 
mehr geschah. Im Jahre 1676 brannte ein grosser Theil der Stadt ab; In 
den Jahren 1/25 — 1734 wurde auf Kosten des Fürsten Philipp von Lob- 
kowicz die Stadtkirche erneuert. 

Die STADTMAUERN. Von.den von Erzbischof Ernst errichteten 
festen Mauern mit Thürmen standen noch im 19. Jahrhundert nordwest- 
lich das Prager Thor, nordöstlich die »ftebfökovä brdnac und westlich 
neben der Kirche das Judenthor ; zum Theil sind dieselben auf der Stadt- 
ansicht von Porta ersichtlich. 

Die STADTKIRCHE, einst Klosterkirche, ist der Geburt der Jung- 
frau Maria geweiht. In der unter der Raudnitzer Burg entstandenen An- 
siedelung erbauten wahrscheinlich frühzeitig die prager Bischöfe eine Kirche, 
welche durch Bischof Tobias von Bechin befestigt wurde, jedoch bereits 
am Anfange des 14. Jahrhunderts zu klein war. Bischof Johann IV. von 
Dra2ic, der behufs seiner Rechtfertigung elf Jahre am päpstlichen Hofe zu 
Avignon verweilte, gründete nach seiner Rückhehr in Raudnitz ein Augu- 
stiner-Chorherrnkloster, in welches nur gebürtige Böhmen, deren Väter 
und Mütter Böhmen sein mussten, aufgenommen werden sollten. Am 
25. Mai 1333 fand die feierliche Grundsteinlegung des Klosters und der 
Kirche statt, worauf im Jahre 1338 der Chor beendet und am Tage der 
Himmelfahrt Mariens im Jahre 1340 geweiht wurde. Zur Erinnerung der 
Kirchenweihe wurde im Chore eine Gedenktafel aus Sandstein von mehr 
als 1 m Höhe und 104 m Breite in die Wand eingelassen (hinter dem 



158 

Altare des hl. Johann von Nepomuk, im oberen Theile vollständig ver- 
deckt). Die Inschrift von 22 Zeilen, an den Ecken mit vier Wappen des 
Geschlechtes von Draiic lautet (Nach einer Copie im Raudnitzer Schlossarchive) : 

ANNO DOMINI MILLESSIMO TRECENTESIMO TRIGESIMO TERTIO 
FERIA TERTIA IN F£STO | PENTECOSTES VENERABILIS | IN CHRISTO 
PATER DOMINVS lOANNES | IV FILIVS DNI GREGORE DE | DRACZICZ 
PRAGENSIS EPISCOPVS VIGESIMVS SEPTIMVS ANNO \ ORDINATIONIS 
SVAE TRIGESIMO SECVNDO HOC MONASTERIVM AD HONOREM 
SANCTAE MARIAE VIRGINIS FVNDAVIT und nach dem Oiiginal folgt: 

DOüFmcKiHnoniGos-^OGunfis^ 
!sc:i£iüens^oDE-iD&eGraD*0%( 

eßs-eoo&f{)Ho*Ff^esco-S(ii«aKi? 
e&oiTar-DQi-(DQßnsQ6fni*jn^6Gia* 

GOI*0eUS4>€SH[IKI6Kl6SSI0ne*J)Ve 

oeni&mcis-i-pftci-aiOAoixMnyi 
e&ii>paüVjR(Hiaffl-eMflcis-sv 

is*oifnsiOE[e*t.f^isaAfl 

Abb. 110. Raudniti. Gedenktafel aus dem J. 1340 in der Kirchs, '/m. 

Aus der Zeit des Bischof Johann IV. stammt die Sakristei, der an- 
stossende Conventsaal und der östliche Theil des Kreuzganges, der Chor 
und ein Theil des Langschiffes. 

Unter Ernst von Pardubic wurde die Kirche und das Kloster ausgebaut 
wie man nach den mit dem A geschmückten Gewölbeschlusssteinen der 
Seitenschiffe und der Kreuzgänge schliessen kann. Während des 14. Jahr- 
hunderts nahm der Reichthum des von etwa dreissig Chorherren bewohnten 
Klosters ununterbrochen zu. Nach der Verheerung durch die Taboriten im 
Jahre 1421 und durch mehrfache spätere Brände, besonders nach dem 
Brande im Jahre 1676 erlitt die Kirche vielfache Veränderungen. Im Jahre 1725 
wurde mit dem Baumeister und Leitmeritzer Bürger Octavlan Broggio^ ein 
Baucontract abgeschlossen, laut dessen derselbe sich verpflichtete die Grund- 



159 

mauern der Kirche auszubessern und trocken zu legen, so wie die Gewölbe, 
welche vielfache Risse hatten, zu erneuern ; zugleich verspricht derselbe 
nach alter Art und Antiquität KU bauen und auf spitze Lunetten mit Kreuzen 
auf starken Rippen zu wölben, wie im Risse angegeben ist. Den Baustein 
nahm man aus den Brüchen in PFestavIk. Der Bau dauerte vom Jahre 1725 
bis 1734 und erheischte einen Aufwand von 47.408 Gulden. 



Das Gebäude ist orientiert, in seinem alten Gemäuer aus grossen 
Sandsteinquadern, in den späteren Theilen aus Bruchstein. Es besteht aus 
einem dreischiffigen, basilikalen Langhause mit zwei Frontthürmen und aus 
dem Presbyterium, an dessen Südseite eine Sakristei und über derselben 
ein Oratorium (Bibliotheksraum) anstösst. An der Südseite der Kirche der 
quadratische Kreiizgang und der Capitelsaal. Sämmttich aus dem 14. Jahr- 
hundert. 



n Bretgio umc«buu- 



161 

Die beiden Thürme der Westfront stammen von der ursprünglichen 
Anlage, jedoch erhob sich in älteren Zeiten nur der nördliche über das 
Kirchendach. Erst in den Jahren nach 1725 wurden beide zu gleicher 
Höhe ausgebaut und ausgeschmückt. Ihre Strebepfeiler wurden in hohe, 
glatte Pilaster mit Pfeifen an den Capitälen umgeändert und durch ein 
verkröpftes Gesimse verbunden. Die beiden unteren Fenster wurden als 
Vierpasse flach umrahmt und mit Rankenwerk gekrönt, die oberen mäch- 
tigen Fensteröffnungen mit neuen Profilen versehen, jedoch ohne Masswerk 
belassen. Die beiden freistehenden Obergeschosse sind schmäler und nie- 
driger und steigen zwischen je acht über die unteren Pilaster gestellten 
Obelisken auf Ihr Kern ist an den Ecken 
mit Pilastem abgefasst und oben mit einem 
geraden Dachgesimse abgeschlossen. Auf 
jeder Seite zwei gekuppelte Spitz bogenfenster, 
welche zugleich mit einer über denselben 
durchbrochenen RundöfTnung von einem 
grossen, spitzbogigen Flachrahmen umfasst 
werden. Die abgestuften Pyramiden da eher 
sind mit roth angestrichenem Blech beschlagen 
und tragen vergoldete Thurmknöpfe mit 
Sirahlenbündeln, für deren Vergoldung in den 
Jahren 1729 und 1730 im Ganzen 831 Gulden 
gezahlt wurden. 

Die mittlere Fa^adenfläche wird 
unten von einem Portale durchbrochen, _ , , , ^ j , i i . >«. 
dessen Sandstein um rahmung barok, jedoch 

.... , ,,, ■ -. c- .. I n <•> Abb. 113. RKadnill. FcnsMiliibunE m 

m gothisirender Weise imt bpitzbogen, Froni- j« Kiichtnf.(iide. 

gtiederung, Seitenbaldachinen und Fialen, 

Krabben und einer Kreuzblume, sowie mit einer Art von Masswerk aus- 
gestattet ist Die Thürflügel haben einfache Beschläge, einen breiten 
Horizontalstreifen mit geschmackvollen Bandornament und ein schon ge- 
schmiedetes Oberiichtgitter, an der Innenseite ein verziertes grosses Schloss 
mit meisterhaft geschmiedeten Bändern. 

Das grosse Mittelfenster über dem Portale hat seine alte, spitz- 
bogige, reichprofilirte Laibung (Abb. 113.) behalten, während das Masswerk 
aus allerlei gothisirendbaroken Kreis- und Ovalgliedem zusammengesetzt 
ist. Der Giebel zwischen den beiden Thürmen soll ebenfalls als gothisch 
gelten und trägt Ober der rechtwinkelig vorspringenden, im Spitzbogen ge- 
brochenen Gesimsplatte eine Madonnenstatue. 

An der Nordseite der Kirche wird die Nebenschiffmauer von fünf 
Strebepfeilern gestützt, welche unter dem Dache mit Gesimsen versehen und 
abgeschrägt sind ; schwer gemauerte Bögen, die zum Theile im Seitenschitf- 
•dache verborgen sind, führen zur Hauptschi fFmauer über, deren Strebe- 
j)feiler als Wandpilaster behandelt sind und ein verkröpftes DachgesimsQ 



162 

tragen. Die Wände sind glatt, im Nebenschiffe von drei Fenstern (zwef 
hievon gothisch, ohne Masswerk) im Mittelschiffe von fünf grossen Spitz- 
bogenfenstem durchbrochen, welche ohne Masswerk und an den Laibungen 
mit je zwei Kehlen profilirt sind. 

Den dritten und vierten Strebepfeiler verbindet ein baroker Portal- 
a n b a u mit gothisirenden Formen ; der rechteckige Eingang hat ein barok 
durchbrochenes Tympanon, in den gothisirenden Nischen der Seitenpilaster 
stehen Barokstatuen des hl. Petrus und des hl. Paulus ; die Pilaster und der 
spitzbogige Giebel sind mit baroken Aufsätzen bekrönt. 

Der Chor von gleicher Höbe mit dem Hauptschiffe wird an der 
Nordseite von vier hohen, nicht abgestuften Strebepfeilern gestützt; zwischen 
dem letzteren drei hohe Spitzbogenfenster, ohne Masswerk, mit doppelten. 
Kehlen in den Laibungen. 

Der Chorschluss, von fünf Seiten des Zehneckes gebildet, hat vier 
Strebepfeiler und fünf Fenster, von denen die beiden seitlichen den früher 
beschriebenen gleichen, während die drei mittleren zweitheilig mit neuen 
Masswerken und mit je zwei birnförmigen Gliedern an den Laibungen ver- 
sehen sind. Sämmtliche Kirchenfenster waren einst bedeutend höher. Ein 
KafTgesimse verbindet die Fensterbänke und verkröpft sich an den Strebe- 
pfeilern. 

Die Südseite der Kirche ist durch die Sakristei und das einstige. 
Klostergebäude mit dem Kreuzgange verdeckt. 

Die Sakristei, ganz von grossen Sandsteinquadern erbaut, wird 
von drei glatten Strebepfeilern gestützt und unten von fünf grösseren, oben 
von ebensoviel niedrigeren Spitzbogenfenstem durchbrochen ; die Nordseite 
nimmt der hohe Chor ein ; im Winkel zwischen der Sakristei und Propste» 
tritt rechtwinkelig auf Consolen eine Treppenecke mit zwei kleinen Fenster- 
scharten vor. 

In das Kircheninnere gelangt man ausser durch das Westportal auch 
durch die erwähnte nördliche Eingangshalle, vor welcher in der Friedhofs- 
mauer ein hübschgeschmiedetes Gitterthor aus dem 18. Jahrh. steht. 
Die Eingangshalle ist barok, viereckig mit einem Kreuzgewölbe auf Rippen., 
Die inneren Thürflügel sind mit Schnitzereien und Beschlägen verziert. 

Das Kircheninnere hat eine Gesammtlänge von 52*5 m, von denen 
29'5 m auf das Langhaus und 23 m auf den Chor entfallen. Die Mittel- 
schiffbreite beträgt 9*60 m, die Höhe 1918 m\ die Seitenschiffe sind 4*60 m 
breit und 8*30 w hoch; Pfeilerstärke V22m, Der Chor hat eine den 
Maassen des Hauptschiffes gleiche Breite und Höhe (die letztere betrug 
ursprünglich etwa 21 tn). 

Das Hauptschiff wird von den Seitenschiffen durch fünf Pfeiler- 
paare getrennt, von denen das westlichste, stark ummauerte die inneren 
Thurmecken trägt ; die übrigen Pfeiler haben ebenfalls neue Profyirung mit 
zahlreichen kleinlich wirkenden Gliedern ; über den baroken Gesimsbändem 
in Capitälshöhe setzt sich ein Profiltheil an den breiten Bögen fort, welche 



je nach den ungleichen Pfeilerabständen mehr oder weniger spitzgebrochen 
sind. Der einzige starke Rundstab, alt jedoch etwas abgeflacht, an den 




t 



M'^ 



Einitigcn Ripp-in im HaupHchiirE ; der Rippen in den Sehe nichiaen, 
der Rippen im Orataiium; Profil der ThOrlaibung dei Elntinfn 
■ um Kreuigmnge. 

Innenseiten des Hauptschiffes setzt sich an dessen hoher Mauer fort und 
endigt mit einem barok geformten Capitäle, welches ein über's Eck ge- 
stelltes Gebälkstück trägt. 




Das baroke Gewölbe des Hauptschififes ahmt ein gothisches Kreuz 
gewöibe nach, dessen sechs Joche Rippen Gurten und Schlusssteine mit 
grossen Rosen von Stucco haben. Nach den Resten des früheren Gewölbes 
auf dem Kirchendachboden lässt sich bestimmen, dass dasselbe einst um 
etwa 1'80«( höher war und birnförmig profitirte Rippen besass (Abb. 115). 



165 

Der Chor ist an seinen glatten Wänden von 14 Diensten gegliedert, 
welche eine gleiche Form mit jenen des Schiffes aufweisen; acht Fenster 
erleuchten das Innere. Das Gewölbe wird von vier Jochen gebildet, deren 
Grösse und Höhe in der Richtung zu dem sechsstraligen Chorschlusse 
merklich abnimmt; die Rippen und Schlusssteine wie im Schiffe, 

Die Seitenschiffe sind von gleicher Länge mit dem Hauptschiffe, 
rechtwinkelig abgeschlossen, an den glatten Wänden mit baroken Diensten 
versehen und jedes von drei Fenstern beleuchtet; die letzteren haben 
spitzbogige, breit aus- 
gekehlte Laibungenund 
keine Masswerke. Die 
fünf Gewölbejoche in 
jedem Schiffe sind noch 
vollständig erhalten; sie 
haben profilirte Rippen 
(Abb. 116) und meist 
plastisch geschmückte 
Schlusssteine; im nörd- 
lichen Schiffe: 1. glatt; 
2. mit einer Menschen- 
maske ; 3. mit dem 
Buchstaben M; 4. mit 
vier grösseren Blättern ; 
5. mit neun kleineren 
Weinblättern. Im süd- 
lichen Schiffe: 1. und 
2. glatt; 3. mit dem 
Buchstaben A ; 4. mit 
sechs Kleeblättern ; 5. 
mit einer lOblättrigen 
Rose (Abb. 119), 

Der südliche Ein- 
gang in den Kreuz 
gang (Abb. 118 und 

120) im Lichten 250 m Abb. lat laudm... Thur im .ädiuh» KirchoDjcWfr,. 

Höhe und 1 40 /« Breite 

messend, ist spitzbogig, mit einem bimförmig profilirten Gliede und Rund- 
stäben, deren äu.sserster auf einfachen Spitzconsolen aufsitzt. 

Die Orgelempore an der Westseite des Hauptschiffes, auf einem 
einzigen Bogen ruhend, hat an der Brüstung eine durchbrochene Balustrade 
und Bandornamente sowie eine grosse Mittelcartouche von Stucco. 

An der Sakristeithür ein schönes Barokschloss, O^SS wi lang, 
mit durchbrochener und gravirter Unter- und Deckplatte sowie mit schön- 
geschmücktem Griff, aus der ersten Hälfte des 18. Jahrb. 



166 

Die Sakristei von 1580m Länge und 610« Breite bildet eine 
geräumige, orientirte Capelle mit einem aus fünf Seiten des Achteckes ge- 
bildeten östlichen Abschluss. Die glatten Wände werden von Diensten 
unterbrochen, deren runde Dreiviertetsäulchen auf hohen Sockeln stehen, 
welch letztere aus dem Achtecke consCruirt sind. Die verhältnissmässig 
grossen Capitäle sind architectonisch geschmückt mit angeblendeten Bogen- 
Ornament (in 8 Fällen, Abb. 122) oder mit horizontalen Gesimsprofiler 
(in 3 Fällen, Abb. 121), Drei spitzbogige Fenster ohne Masswerk beleuchten 
das Innere hinreichend. Das Kreuzgewölbe, dessen Rippen gleiche Profi- 




Abb. 121—123. R>u 



lirung mit den Rippen der Seitenschiffe und des Kreuzganges aufweist, 
besteht aus zwei rechteckigen Jochen und einem sechsstrahligen Schlüsse; 
von den drei Schlusssteinen hat ein einziger seinen plastischen Schmuck, 
das draJicer Wappen, behalten. 

Die Westwand ist von einem breiten Rundbogen unterfangen, 
welcher abgekantet und doppeh ausgekehlt ist. Unter diesem Bogen führen 
Stufen rechts 2u der baroken Kanzelthür, links zu einer gothischen Thür, 
durch welche man mittelst einer in die Decke der Mauer eingelassenen 
Treppe in das über der Sakristei gelegene Oratorium, die einstige Bi- 
bliothek, gelangt. 

Das Oratoriu m hat mit der Sakristei gleiche Längen- und Breiten- 
masse, ist jedoch bedeutend niedriger; vier spitzbogige Fenster beleuchten 
den Raum. Das durch Brand beschädigte Gewölbe entspricht ebenfalls dem 
unteren Sakristeigewölbe; jedoch ist bloss der sechsstrahlige Abschluss 
mit glattem Schlusssteine und den seitlich gekehlten Rippen (Abb. 117) er- 
halten. A^ den Wänden sitzen die Rippen auf dütenförmigen Consolen 
und auf zwei runden Diensten mit profilirten Platten. In der Wand eine 
rechteckige Sanctuariennische. 

Gemälderoste an der Nordwand des Oratoriums aus dem 14. Jahr- 
hundert, mit einer zwischen zwei Bischöfen sitzenden Gestalt und gemalten 
Bücherschränken; die darunter aufgemalte Inschrift bezeichnet den Raum 
als ursprünglich für Bibliothekszwecke bestimmt: 



167 

Jßui pfat toncBbi libru mit • Bf htm ocBbi 
lex ifa xw^a fonaf ♦ aliuj tnox Ifjit rBponaf 
ßui oaltaf fanfum • obI cBrfe plus aliquanfuj 
&pt fua frujirafur • alifer quia iniquj prtratur. 

An die Westwand des Oratoriums stösst ein enger Gang an, welcher 
zu einer jetzt vermauerten Treppe führte. 

Der Kreuzgang an der Südseite der Kirche erhielt sich in ruinösem 
Zustande an drei Seiten, während der an die Kirche angelehnte Nordflügel 
vollständig demolirt ist (kleine Bogenreste des letzteren am Westflügel). 
Die vier Flügel, welche sich mit je vier Fenstern gegen den quadratischen 
Paradieshof öffneten, stammen aus zwei verschiedenen Bauperioden des 
14. Jahrh. Das Gemäuer an der ältesten Ostwand ist von Sandsteinquadem, 
an der jüngeren Süd- und West- 




wand von Bruchstein; ebenso sind 

die Fenster in beiden Theilen ver- tiz 

schieden, während die Rippenprofile 

und die Schlusssteine überall gleich 

bleiben. An den Strebefeilern sind 

Steinmetzzeichen angebracht (Ab- Abb. 124. Rauduiu. stemmetweichen. 

bildung 124). 

Grössenmasse: Der Hof in der Mitte zählt 1 7 w im Quadrate, die 
Länge aller Kreuzgangsflügel misst 28 m, die Breite des östlichen 5*30 m, 
des südlichen 4*70 m und des westlichen 4*90 m. 

Das Gewölbe von guter Erhaltung, hat in allen 16 Kreuzjochen 
gleichprofilirte Rippen (Abb. 116), welche zu dreien verbunden an den 
Wänden und Fensterpfeilern ohne Capitäle auf dienstartigen Sockeln auf- 
sitzen und sich in plastisch geschmückten Schlusssteinen treffen; diese 
tragen im südlichen Flügel: 1. das Wappen der Draiic, 2. einen Blattzweig, 
3. eine fünfblättrige Rose mit einer Menschenmaske in der Mitte, 4. Wein- 
laub, 5. vier Kleeblätter, 6. einen Schild mit der fünfblättrigen Rose, dem 
Wappen der Rosenberge; — im südlichen Flügel: 7. eine glatte Scheibe, 
8. eine fünfblättrige Rose mit einer Menschenmaske in der Mitte, 9. vier 
Kleeblätter, 10. das Wappen der Draiic, 11. eine volle zehnblättrige Rose ; 
— im westlichen Flügel: 12. einen Schild, 13. den Buchstaben M, 14. den 
Buchstaben S, 15. den Buchstaben T, 16. den Buchstaben A. 

Die Fenster des Kreuzganges weisen zweierlei Grundform auf. Die 
vier Fenster im östlichen Flügel und das anstossende des Südflügels waren 
drei- und viertheilig mit zwei oder drei Stäben, welche auf Rundbögen 
eine schwere, volle Sandsteinquaderfüllung anstatt des durchbrochenen 
Masswerkes trugen ; ein glatter Spitzbogen umrahmt jedes der Fenster. In 
einem einzigen Falle erhielten sich die volle Quaderfüllung und zwei (von 
einst drei) Stäben ; die letzteren sind innen und aussen dreiseitig, schwach 
ausgekehlt, mit Capitälen versehen, welche an der Aussenseite in gleicher 



169 

Weise aus dem Achtecke construirt sind, während an der Innenseite an 

dnem eine Mannsmaske mit Laub, (Abb. 126), am zweiten zwei Ahorn- 
blätter von geschickter Hand ausgemeisselt 

sind. Die drei übrigen Fenster des Südflügels 

und vier Fenster des Westflügels sind im 

Geiste bedeutend vorgeschrittener Gothik 

ausgeführt und jedenfalls um zwei oder drei 

Jahrzehnte jünger. Ihre Laibungen sind breit 

au^ekehlt, die einstigen Masswerke jetzt nur 

in Resten, nach welchen sich ihre frühere 

reiche Ausbildung theilweise noch erkennen 

lässt. Die beiden breiteren Mittelfenster an 

der Südseite waren gleich. Bei den übrigen, 

vermauerten Fenstern ist zu erkennen, dass 

ihre reichen Masswerke aus Drei- und Vier- 
pässen bestanden und bei jedem Fenster 

anders construirt waren. 

Im südlichen Flügel ist eine Ci Sterne 

eingebaut, nun verschüttet 

An der Ostseite des Kreuzganges be- 

findensichnächstdemKircheneingangeSpuren Abb.ue. Riudniu Cuphw -voinOwfen.ui 

von Wandmalereien aus dem 14. Jahrh,; **" '^'""<"8"- 

m ersten Felde stehen unter einem grossen 

verzweigten Weinstocke Heiligengestalten (etwa 1-20 m hoch), von denen 

nur einzelne Umrisä- 
linien sich erhalten 
haben. In dem unteren, 
in Quadrate getheilten 
Streifen Brustbilder. 
Im zweiten Felde zwei 
lebensgrosse Gestalten, 
vielleicht der hl. Jo- 
hannes und die Mutter 
Gottes unter dem 
Kreuze. 

Durch ein kleines 
, Portal in der Ost- 

— V t ' -i ' t ' i V t-i ' mT ■ - — F ^ — wand des Kreuzganges 

Abb. 127-izB. R.u<ii.it.. Profil, d« FeniKrpf.ii« gelangt uiao in den 

• im K-^mgangt- Capitelsaal; von seiner 

einst schön profilirten, 

spitzbogigen Laibung erhielt sich nur ein Sockelrest, nach welchem zu 

schliessen ist, dass jederseits ein stärkeres und zwei schwächere Säulchen 

auf schlanken polygonalen Sockeln standen. 




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172 

Der Capitelsaal von 1540 m Länge und 530 ;« Breite, aus Bruch- 
stein errichtet, bildet einen rechtwinkligen Raum mit drei Kreu?gewölbe- 
jochen, welcher im 17. Jahrhundert durch eine breite Zwischenmauer in 
zwei Kammern getheilt wurde. Die glatten Wände sind verputzt, in den 
Ecken und an den Längseiten mit Diensten auf hohen Sockeln unter- 
brochen; die letzteren sind aus dem Achtecke construirt, die kurzen und 
dünnen Schäfte sind rund. Auf den verhältnissmässig grossen Capitälen 
plastischer Schmuck: 

1. [n der Südostecke 

— zwei grosse Eichen- 
blätter (Abb. 113); 

2. in der Südwesl- 
ecke — fächerartiger 
Bogenschmuck ; 

3. an der Ostwand 

— ein Löwe und ein 
geflügeltes Ungethüm 
auf einander zuschrei- 
tend, über denselben 
Blätter (Abb. 133); 

4. an der Westwand 

— zwei Reihen styli- 
sirter Eichenblätter; 

5. und 6. verdeckt 
durch die Zwischen- 
wand; 

7. in der Nordost- 
ecke — ein katzen- 
artiges Ungethüm mit 
Menschenkopf, beklei- 
det mit Haube und 
Mantel ; der gehobene 
Schweif endigt mit 
Abb. 13a. R.udni... F.n»i«üi.ii ia oicflQiei dei Knu.ging». einem der vier am Ca- 

pitäle ausgemeisselten 
Blätter (Abb. 134) ; 
8. in der Nordwestecke — ein stark beschädigtes, ähnlich bekleidetes 
Ungethüm. 

Die Rippen der drei Gewölbekreuze haben die gleiche Profilirung 
mit den Rippen des Kreuzganges und der Seitenschiffe ; sie treffen sich in 
drei runden Schlusssteinen, aufweichen das Wappen der Herren von 
Draiic und eine Mondsichel mit Gesicht dargestellt ist (der dritte Schluss- 
stein beschädigt Abb. 119). 



173 



Die Einrichtung der Kirche stammt mit Ausnahme einiger Tafel- 
ttilder aus dem t8. Jahrhundert 



Der Hauptaltar von künstlichem 
Marmor grauer und rother Farbe mit ge- 
schnitzten und vergoldeten Holzzieraten 
bildet eine grosse Nische zwischen sechs 
korinthischen Säulen; zu Seiten des Ta- 
bernakels knien zwei lebensgrosse Engel, 
darüber ein Gemälde der hl. Familie. 
Das Ganze ein gutes Werk etwa aus der 
Hälfte des 18. Jahrh. (im Gedenkbuche 
des Pfarramtes wird irrthümlicb ange- 
geben, dass der Altar im Jahre 1791 
von Johann Ignats König, einem Schüler 
des Hennevogel errichtet wurde). 

Zwei Messingleuchter (Abb, 

''""'"*■ 135) zu Seiten des Hauptaltares 135 »» 

hoch, vorzügliche Arbeit aus dem 17. Jahr- 

"hundert; dieselben wurden der Kirche angeblich von der Fleischerzunft 

gewidmet. 

Credenztisch mit altarformigem Aufsatz, von Kunstmarmor mit 
■vergoldeten Holzzierraten und einem Madonnenbild in Rococorahmen, 
Arbeit des Stucateurs Johann Ignatz König aus dem Jahre 1776. 



Abb. 133. Rau 



174 

Altarsch ranken von Stein,'batok verziert mit hübsch geschmiedeteT 
Thür aus dem 18. Jahrhundert 

Seitenaltäre: Die Altäre der Mutter Gottes von Altbunzlau und 
des hl. Johann von Nepomuk von künstlichem Marmor mit vergoldeten 
Holzstatuen des hl, Wenzel und der hl. Lud- 
mila, des hl. Frokop und hl. Adatbert und 
mit Rococorahmen ; au^eführt in den Jahren 
1762 — 1763 von dem Stucateur und Raud- 
nitzer Büi^er Johann Hennevogel. 

St. Barbara-Altar im nördlichen 
Seitenschiffe von Kunstmarmor mit grossem 
Gemälde und zwei weissen Holzstatuen der 
hl. Katharina und Elisabeth, errichtet etwa 
im Jahre 1751 für 700 fl. 

St. Anna-Altar im südlichen Schiffe, 
dem vorgenannten ähnlich, mit dem Bilde 
der Heiligen und den Statuen des hl. Joa- 
chim und der hl. Anna, aufgestellt vor dem 
Jahre 1760. 

Altar im Südschifie mit einem Tische 
von künstlichem Marmor aus dem 18. Jahr- 
hundert und einer Holzstatue der Pieta im 
barocken Glasschranke aus dem 17. Jahr- 
hundert ; angeblich vom früheren Haupt- 
altare. 

Altartisch von vorzüglicher Ausfüh- 
rung in künstlichem Marmor aus der Hälfte 
des 18. Jahrhunderts. Über demselben ein 
Kreu/igungsbild auf Holz aus dem 17. Jahr- 
hundert. 

St. Lorenz-Altar unter dem Süd- 
thurme mit hölzerner Säulenarchitectur und 
einem Reliefe der Seelen im Fegefeuer aus 
dem J. 1739, ohne besonderen Kunstwerth. 

Tafelbild des Todes der Jungfrau 
Abb. 135. R.u^nL...^M,^„Ln,ieucb«,. ^^^j^ ^^^^^j yj-j^ werthvolles Werk aus der 

Zeit Karl IV. auf einer mit Leinwand und 
Kreidegrund überzogenen Holzplatte von r4S w Höhe und V\% m Breite. 
Die Mutter Gottes in blauem, rosa'gefüttertem Gewände und weissem Schleier 
sinkt auf das mit weissen Linnen und reichem Brocatstoff bedeckte Lager. 
Über der Sterbenden erscheint der Heiland, welcher segnend die gekrönte 
Seele seiner Mutter aufnimmt. Ringsum die Apostel, theils mit brennenden 
Kerzen, theils betend, unter welchen der den Leib Mariens stützende 
hl. Johannes und der hl. Petrus zu erkennen ist. Den Hintergrund bildet 



Tod der hl. Jungfrau Maria, Tafelbild aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrb., 
in der PiobsteikErcb« m Randnits, 148 m hoch, riB n breit. 



Altarflügel in der Probsteikirche zu Raudnitz 
t der Mitte des 14. Jahrhooderts, die Umrahmung jünger {Höhe 1*751»). 



175 

eine gothische Bogenarchitektur von grauer Farbe mit rothen Gewölben. 
Interessant die manigfaltige Bogenart; der Grund war ursprünglich ganz 
vergoldet. Vorzügliches Werk eines hervorragenden Meisters des 14. Jahr- 
hunderts. Die Zeichnung stellenweise mit breiten, braunen Umrissen, theils 
in feinen Linien mit spitzen Pinseln ausgeführt, die satte Farbe fein ver- 
trieben. Die Gesichtstypen interessant, besonders der Christuskopf. Der 
Gesammteindruck des Werkes, welches unter italienischem (sienesischem) 
Einflüsse entstanden ist, ist edel und ernst ; seine Erhaltung bis auf einige 
abgelöste Stellen im Ganzen gut (im 18. Jahrhundert wurde die Hinter- 
grundarchitectur um ein angesetztes Stück vergrössert). 

Zwei Flügelbilder eines zusammenlegbaren Altares aus der Mitte 
des 14. Jahrhunderts (Abb. 136 und Taf. VII.) 1-48 tn hoch und 0*485 m 
breit ohne dem 0*135 m breiten Rahmen. Auf den einstigen, mit Leinwand 
und Kreideschichte überzogenen Innenseiten sind die gut erhaltenen ganzen 
Gestalten der Madonna mit dem Kinde und des Heilandes als Ecce homo 
dargestellt. Die Madonna von edler Haltung mit feinen Gesichtszügen und 
unschuldigem Ausdrucke ist in ein faltiges Gewand von blauer Farbe mit 
rother Fütterung gekleidet; das fröhlich blickende Christkind in blauem 
Hemdchen. Unter dem Mantel knien die von der Madonna geschützten 
Repräsentanten aller Stände mit dem Kaiser, welcher die bekannten Ge- 
sichtszüge Karl IV. trägt, und dem Papste im Vordergrund. Den Hinter- 
grund bildet eine grau gemalte Architectur mit Rundbögen. Auf dem 
zweiten Flügel zeigt der Heiland seine Wunden, auf blossem Leibe mit 
blauem, roth gefüttertem Mantel bekleidet. Auf dem Haupte, dessen chara- 
kteristischer Typus sich von dem des früher beschriebenen Tafelbildes im 
Wesentlichen unterscheidet, ruht die Dornenkrone; zu seinen Füssen sind 
kniende Gestalten versammelt. Diese beiden Gemälde, besonders das erstere 
gehören zu den vorzüglichsten Werken böhmischer Kunst aus der Zeit 
Karl IV, Die Rahmen mit zierlichem Rankenwerk sind wohl in der 
Obergangsperiode von gothischer zur Renaissancekunst angefügt worden. 
Auf den einstigen Aussensöiten der Flügel, welche bedeutend einfacher 
gehalten sind, ist wiederum die Madonna und der Heiland dargestellt ; die 
erstere hier jedoch nicht als freudige Mutter, sondern als trauernde Ma- 
trone in rothem, grün unternähtem Mantel und weissem Schleier. Der Sohn 
Gottes nicht als rettender Heiland, sondern als Schmerzensmann, entblösst, 
mit weissem Lendentuche, aus vielen Wunden blutend, mit den Werkzeugen 
seiner Stäupung; der Hintergrund grün, die Heiligenscheine roth. In den 
unteren Theilen der Flügel knien unter dem Heiland der Donator mit 
vier Söhnen, unter der Mutter Gottes dessen Frau mit vier Töchtern, die 
Eltern in schwarzen, die Kinder in weissen Gewändern; das Haar der 
letzteren bei Allen blond. 

Zwölf Passionsbilder auf Holztafeln von 1*63 w Höhe und 1*25 w 
Breite gemalt, Theile eines einstigen Flügelaltares von mächtigen Di- 
mensionen; eine der Tafeln mit der Jahreszahl 1522 bezeichnet. Sie wurden 



im Jahre 1764 in einem der herrschaftlichen Gebäude in der Nähe des 
Kapuzinerklostcrs gefunden und in die Propstkirche übertragen. Im 



Alb. 136. R>u 



Jahre 1898 wurden einzelne der Bilder nach Wien behufs Restaurining 
gesendet, wobei die beiderseitig bemalten Tafeln zersägt werden. Je nach- 
dem die Tafeln ein- oder zweiseitig bemalt waren, Hess sich die Reihen- 
folge der Bilder auf dem Flügelaltare in folgender Weise feststellen: 



Holztafel mit der Grablegung Christi, Thcil eines grossen Altarschreines 

vom J. 1522, in der Probsteikirche zu Raudnitz, 

t'63 m hoch. 



177 

Auf dem geöffneten Altare: 

1. Christus auf dem Olberge betend; 

2. die Gefangennahme des Herrn; 

3. das letzte Abendmahl; 

4. Christus vor Kaifas; 

5. Christus vor Pilatus; 

6. die Stäupung des Herrn; 

7. die Domenkrönung; 

8. Christus dem Volke gezeigt; 
Auf dem geschlossenen Altare: 

9. Die Kreuztragung ; 

10. die Kreuzigung; 

11. die Grablegung (Taf. VIII.); 

12. die Auferstehung des Herrn. 

Das letzte Bild ist unten in der Mitte mit grossen Ziffern 1522 be- 
zeichnet. Einige der Tafeln hatten jetzt übermalten Goldgrund. Im Ganzen 
gut erhaltene Bilder deutschen Charakters, mit sicherer Hand gezeichnet, 
von satter, harter Farbengebung und etwas nüchterner Auffassung ; mit sehr 
interessanten Kostümfiguren. und Renaissancearchitecturen. 

Kanzel von Kunstmarmor rother und grauer Farbe mit vergoldeten 
Holzschnitzereien, decorative Arbeit aus dem Jahre 1777 von Johann 
Ignatz König, 

Die Orgel in ähnlicher Weise aus färbigem Kunstmarmor ausgeführt, 
mit weissen Engelfiguren und vergoldeten Zierrathen, im Jahre 1729 vom 
Prager Orgelbauer Leopold Spiegel für den Preis von 1400 fl. aufgestellt. 

Taufbecken von Zinn, 0905 m hoch, auf drei Füssen mit Krallen 
und Mannsköpfen; der Kessel mit dreizehn sehr beschädigten Heiligen- 
gestalten und gothischer Arcatur geschmückt. Zwischen den Bögen Kronen, 
darüber die Inschrift: 

anno x bomint z miÜBsimo z quabrmgBnfBsinto z quabragBfitmo s 
jorfatjo z tonplBfum z ebJ z ^ot z opus z per magistrun z flpmam 

canfrifuaorEm z riotiafi« z pragBusi«, 

Über derselben wiederholt sich dreimal ein Relief des Gekreuzigten. 

Monstranz, ganz von Silber, vergoldet (Abb. 137) 0*65 w hoch; der 
Fuss mit geschwungenem Bogenornament, Weintrauben und Weizenhalmen 
in reich getriebener Arbeit. Vorne die Inschrift: 

Pro Eccl. B. MARIAE: Virg: Nascentis Raudnicij Ao MDCCLXII sub 

Praeposito loanno Wenzel Petz. 

Der Nodus vasenförmig, auf dem Strahlenkranze eine Cartouche mit 
getriebenem Bogenornament, gegossenen Engelköpfen, der Taube^ und 
der Gestalt Gott Vaters ; reich besetzt mit färbigen Glassteinen. 

Gute Arbeit aus dem 18. Jahrhundert, bezeichnet: v 

Bezirkshauptmannschaft Raudnitz. 12 



178 

Monstranz von Kupfer, vergoldet, 050 w/ hoch; der ovale Fuss 
mit getriebenem Bogenornament, der Nodus vasenförmig, der Strahlenkranz 
mit doppelter Cartouche, den Reliefen Gott Vaters, zweier Engel und der 
Taube des hl. Geistes; schwache Arbeit aus der zweiten Hälfte des 
18. Jahrhunderts. 

Kelch von Silber, ver- 
goldet, 025 m hoch, auf 
sechstbeiligem Fusse, mit 
getriebenen Band Ornamen- 
ten, der Nodus birnförmig 
mit Engelsköpfen, dieCuppa 
mit Bandornament; schön 
und reich getriebene Arbeit 
aus der ersten Hälfte des 
18. Jahrhunderts. 
Kelch (Abb. 138) von 
, Silber, zum Theil vergoldet 
027 m h. ; der Fuss kreis- 
rund, flach gezackt, ganz 
bedeckt mit schön getriebe- 
nen und gravirten Blumen- 
und Rankenomamenten 
und mit drei aufgesetzten 
Cherubinköpfen ; den No- 
dus bilden drei blumen- 
tragende Engel ; auf dem 
Kelche ein durchbrochener, 
reich getriebener Mantel mit 
Blumenschmuck und drei 
Engeln, welche die Passions- 
werkzeuge tragen. Schöne 
Arbeit, bezeichnet mit dem 
Augsburger Beschauzeichen 

und der Meistermarke, 

welche die Buchstaben 

HIE aufweist. * 

Altarlampe vor dem 

Abb. 137. Riudni». Nontm« vom j. 1763, Pnger Aib*i<. Hauptaltare aus vefsilbcr- 

tem Kupferblech von spät 
baroker, getriebener Arbeit 
ohne besonderem Kunstwerthe. Kleine Altarlampe im südlichen Seitenschiffe, 
von Kupfer, mit drei Engelsköpfen, renaissantisch. 

Casulz und zwei Dalmatiken, rothgmit applicirten Ranken- und 
Bandornamenten auf weissem Grund aus dem 18. Jahrhundert. 



179 

Kreuz von schwarzem Holz mit einem gut geschnitzten Leibe des 
Herrn von Elfenbein (dieses 046 m hoch), 17. Jahrhundert. 

Bilderrahmen in der Sakristei von Holz geschnitzt, gute Arbeit 
des 18. Jahrhunderts. 

Glocke aus der Kirche auf dem Georgsberge stammend, woselbst 
sie entwendet und später hier deponirt wurde, etwa 060 m hoch und breit; 
am Kronenrande die Inschrift: 
I tcnto + jniDn bIH niEmijc 
X maihti) hojij + a sroafE^D 
mar lato. 

Darunter die Reliefgestal- 
ten des hl. Paulus und eines 
anderen Heiligen. 

H o 1 z r e 1 i e f der Anbe- 
tung des Christkindes durch die 
drei hl. Könige, Rest eines Altar- 
schreines aus dem 16. Jahrb. 
ohne Kunstwerth. 

Zwei Kanzionale auf 
Papier im 16. Jahrb. geschrieben 
und mit einigen Initialen und 
Rankenomamenten verziert, je- 
doch von unbedeutendem KuDSt- 
werthe ; mit weissen, hübsch ge- 
pressten Ledereiabänden und 
Beschlägen, das eine 048 m 
hoch und 0'37 m breit, das 
zweite 0-39 m hoch und 028 m 
breit. Diese Gesangbücher wur- 
den dem Raudnitzer Literaten- 
chor im J. 1591 vom Propste 
Johann Musofil gewidmet. 

Das jetzige pröpst liehe 
Wohnhaus bildet den ganz 

erneuerten überstock über dem *'''>■ 's»- R»'"ä°i'«. Meiikeidi, Augibuign Aibeii. 

Ost- und Sßdflögel des Kreuz- 
ganges und ist künstlerisch 

ganz werthlos; an seiner östlichen Aussenseite ein vermauertes Renais- 
sanceportal von Sandstein aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrb., rund- 
bc^g mit geradem Triglyphengebälke, welches ein Kreuz zwischen zwei 
Voluten trägt; in den Zwickeln je eine Rosette. 

Der Glockentburm auf der Anhöhe ol?erbalb der Propstwohnung 
im J. 1715 auf rechteckiger Grundlage von 105 w Breite in drei Stock- 
werken errichtet; das Erdgeschoss rusticirt, mit jederseits zwei blinden 



180 

Rundfenstern, die beiden Obergeschosse glatt mit Ecklesenen und Rund- 
bogenfenstern, in welchen in der obersten Reihe Balusterbrüstungen stehen. 
Das niedrige Zeltdach mit Ziegeln gedeckt und einer Laterne bekrönt. 

Glocken: /. Höhe ca. 172 m, Durchmesser 1*78 m, die Bänder mit 
Perlenreiben, am Kronenrande die dreizeilige, durch schmale Ornament- 
streifen getheilte Inschrift: 

LETHA PANIE • M • D ■ XLI ■ SLIT GEST TENTO ZWON SKRZE 
MATIEGE SSPICZE DEN SWATE LIDMILLY KE CZTI A K CHWALE 

PANV BVOHV PANNIE MARIGI 
Y WSSI RZYSSI NEBISKE S RADAV A POMOCZY VROZENEHO A STA- 
TECZNEHO RYTIRZE PANA KARLA DVBANSKEHO Z DVBAN NA 

LIBISSICYCH A RAVDNICZY TYZ 

SKRZE PANA WOLDRZYCHA DIEDICZE TYHOZ PANA A ZA PVRG- 

MISTRA GIRZIKA KALYKA A SPOLV TOHO CZASV RADNICH Y WSSII 

OBCZE RAVDNICZKE 

Am Mantel ein grosses Dreifaltigkeitsrelief und eine Verkündigung 
Mariens; am Unterrande ein Laubstreifen und ein schlecht gegossenes 
Medaillon. 

2. Höhe L34 m, Durchmesser r43 m ; die Bänder mit Omamentstreifen, 
am Kronenrande die zweizeilige Inschrift: 

KE CZTI A CHWALE PANV BOHV WSSEMOHVCIMU GEHO SINV 
MILEMV Y DVCHV SWATEMV NE GMENV GINE^ NEZ TOBIE SA- 

MEMV TOBIE BOHV SWE 

MV DIEKVGI ZES MISTROWSVI DOPOMOHL SWEMV SLEPEMV 

MATIYOWI LETA - M • V^ XXXVI W SOBOTV NA -j- S -|- M -|- MAGDA- 

LENV ■ ZA FARARZE KNIEZE 

WACZLAWA Z STRIBRA. 

Am Mantel die Gestalten des hl. Wenzel 
und Sigmund. 

3. Höher05»<, Durchmesser l'lOw, die 
Kronenbänder geschuppt, am Oberrande in 
zwei Reihen Vögel mit Obst und hängenden 
Akanthen, am Mantel der Gekreuzigte, fQnf 
139. Riudniti. Marven auf d« Wejdenblätter Und zwei Marken (Abb. 139). 
^•'''°""- Die Inschrift: 

CHRISTVS MORTVVS EST PROPTER PEGATA NOSTRA 
ET RESVREXIT PROPTER IVSTIFICATIONEM NOSTRAM. 
STALD SE ZA AURZADV PVRMISTRSKEHO 
TOHO CIASV PANA lACVBA SSTENDORFA 
LETA A DNE SVRCHV PSANEHO 




181 

Auf der anderen Seite ein kleines Medaillon mit dem Wappen des 
Glockengiessers, darunter in rechteckiger Umrahmung: 

LETHA 1619 PRZEDNIE KE CZTI CHWALE PANA BORA 
WSSEMOHAVCZYHO A K BVDAVCY WIECZNE PAMATCE ZADVSSI 
KOSTELA RAVDNIZCKEHO A SLOWVTNEHO PANA MATAVSSE 
WORZISSKA ZWONARZE MIESTIENTNA Y TAKE OSOBV RADNI 
W MIESTIE RAVDNICZY NAD LABEM TOLIKEZ ANNY MANZIELKY 
GEHO SUT GEST TENTO ZWON NA WLASTNI NAKLAD 

TYCH2 MAN 
ZIELVW WSSAK SPRZIDANIM K NIEMV KV POMOCZY GEDNOHO 
MENSSIHO STAREHO ZWONU RAVDNICKEHO A TO ODE MNE 

TOMASSE 
FRYCZE ZWONARZE MIESTIENINA RAVDNICKEHO. 

Unten drei Weidenblätter und hängende Akanthe. 

Auf dem Friedhof bei der Kirche, jetzt Garten, ein verfallenes Bein- 
haus mit fünf Bögen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrh. 

Grabsteine: 1. Sandsteinplatte, im Kreuzgange liegend, ISO m 
hoch, 0'90 m breit, in der unteren Hälfte ein Wappen mit einem halben 
Pferde, in der oberen Hälfte die Inschrift: 

LETHA • 1598 W PATEK W NO 

CZY NA SOBOTU PO NEDIELI LETARE 

UMRZEL VROZENY PAN JAN 

Z FFRANKENOWA HEYTMAN PAN 

STWY TOHOTO RAUDNICZKEHO 

A POD TIMTO KAMENEM GEST 

POCHOWAN OCZEKAWAGE BLA 

HOSLAWENEHO WZRZISSENI 

In die Friedhofsmauer eingelassen: 

2. Marmorplatte 2 m hoch, VlSm breit, oben in einfacher Umrahmung 
die Inschrift: 

VROZENEG A STATECZNEG RITIRZ PAN lAN 
LIPOLT CHRT ZERTINA NA ZWOLENIEWSI A SLATINIE. 
GEHO MILOSTI CISARZSKE RADDA SAVDCE ZEMSKEG 
MISTODRZICI W KRALOWSTWI CZESKEM A HEGTMAN 
KRAGE SLANSKEHO VMRZEL 28 AVGVSTI LETA 1625. 
W TOMTO CHRAMIE PANIE ODPOCZIWA OCZEKAWA 
GE WESELEHO ZMRTWICH WSKRZISSENIE AMEN. 

Unter derselben ein leerer Raum für eine weitere Inschrift. Unten 
zwei Wappen, im ersten ein schräger Balken und ein Windhund auf dem 
Helme, im zweiten eine Mannsfigur im Schilde und auf dem Helme; dar- 
unter eine Cartouche mit der Jahreszahl 1625. 



182 

3. Sandsteinplatte, theil weise verdeckt, 0*88 m breit, mehr als 1*40 m 
hoch; mit der Inschrift: 

aD CaenaM Verae VItae 

VoCatVs 
reverendissimvs praenobilis 
ac praecellens dominvs 
andreas langkhammer 
boemvs schoenfeldensis 
praepositvs ravdnicensis 
mense aprili • die xii 
aetatis sve xliii annorv 
cvivs demortvm 
corpvs hic in 
domino requiescit. 

Andere nun nicht mehr lesbare Grabinschriften ; den verschwundenen 
Stein des Joachim Krocyn von Drahobeyl aus dem J. 1591 citirt Pavla 
1. c. 27. 

Das KAPUZINERKLOSTER mit der St. Wenzelskirche wurde 
von Polyxena von Pernstein und ihrem Gemale Zdenko Adalbert von Lob- 
kowicz gegründet. Im J. 1612 wurde die Baustelle gewählt, am 3. Mai 1615 
der Grundstein vom Erzbischof Lohelius gelegt, in demselben Jahre 
P. Gabriel Bavarus als praesidens fabricae ernannt und am 2. August 1628 
die Kirche eingeweiht (1729 restaurirt). 

Die Kirche ist so wie das Klostergebäude ganz einfach, ohne Kunst- 
werth mit einem einzigen SchiflFe von 16*70 m Länge und 9 m Breite und 
einem 5*20 m langen und breiten Altarraume; die Wände glatt, die Fenster 
rechtwinkelig, das Gewölbe muldenförmig, die Altäre barok. 

Madonnenbild (Taf. IX.) auf einer Holztafel von 092 m Höhe 

und 0*79 m Breite, Nachbildung des Madonnenbildes zu Hohenfurth. Der 

Goldgrund mit punktirten Ornamenten, zwei Engelchen und mit der Inschrift 

am Oberrande: 

LETHA • M • CCCCC • XIII DD. 

Auf der glatten Rahmenleiste sind kleine Bildchen aufgemalt: Die 
Verkündigung der Jungfrau Maria, die Heimsuchung, die Geburt Christi, 
die Anbetung durch die hl. drei Könige, die Auferstehung, die Himmel- 
fahrt, Krönung der Jungfrau Maria und der Todt derselben. Die unbemalte 
Rahmenfläche ist vergoldet und mit punktirten Ornamenten bedeckt. 

Holzschnitzerei (Tafel IX.), das Haupt des hl Johann des Täufers 
auf einer Schüssel darstellend, auf deren Rande eine beschädigte Minuskel- 
inschrift auf den Tod des genannten Heiligen sich bezieht (Evangelium 
des hl. Matthäus 14, 8). Der schön geschnitzte Kopf in Lebensgrösse mit 
alter Polychromie, unter demselben die Jahreszahl 1501; die Schüssel misst 
0*78 m im Durchmesser. 






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183 

Steinplatte mit den Wappen der Herren von Lobkowicz und 
Pernstein, vom Portale der gewesenen St. Wenzelskirche stammend, jetzt 
im Presbyterium vermauert; aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts, 1*20 m 
hoch, 115 w breit, von handwerksmässiger Ausführung. 

Sechs Leuchter aus Kanonengut gegossen, 0*42 m hoch, von hübscher 
Barok-Form und Ausschmückung aus dem 17. Jahrhundert. 

Monstranz von Kupferblech, versilbert und vergoldet mit schön 
getriebenen Bogenornamenten, einer Cartouche und Engelsköpfchen auf 
dem Strahlenkranze, besetzt mit grossen, farbigen Glassteinen. 

Im Klostergange fünf Bildnisse der Wohlthäter des Klosters, der 
Fürsten Wenzel, Ferdinand, Philipp, Ferdinand Philipp und Josef Franr 
von Lobkowicz aus dem 17. und 18. Jahrh. 

Die EINSTIGE KIRCHE des hl. Wenzels, demolirt beim Bahn- 
baue, wurde im Jahre 1310 vom Bischof Johann IV. von Draiic an der 
Elbe in der Nähe der späteren Brücke erbaut, wie auf der Stadtansicht 
des Baumeisters Porta aus dem Jahre 1668 zu erkennen ist. Eine Ab- 
bildung der Kirche erhielt sich auch auf einem Plane im Raudnitzer Schloss- 
archive: »Dominium Raudnitzense .... delineatum 1696« und in den 
Zeichnungen E. Herolds in den Zeitschriften Kv6ty und Pamätky archaeo 
logick6 1. c. Darnach war die Kirche ein gothisches, einfaches Gebäude 
mit einem Schiffe und einem nach Osten gerichteten, mit fünf Seiten des 
Achteckes schliessenden Presbyterium; die Strebepfeiler waren abgestuft, 
die Fenster hoch und schlank, zweitheilig mit Masswerken. Der Anbau an 
der Nordseite scheint späteren Datums zu sein, und zwar gleichzeitig mit der 
Renaissancefagade, deren einziger Rest das Lobkowicz'sche und Pernstein*- 
sehe Wappen in der Kapuzinerkirche sich erhalten hat. Zdenko von Lob- 
kowicz und dessen Gattin Polyxena von Pernstein Hessen die alte Wenzels 
kirche im Jahre 1609 — 1712 wieder herstellen, wobei man die Kirche der 
Jungfrau Maria weihte, während der Name des hl. Wenzel auf die neu 
gegründete Kapuzinerkirche übertragen wurde. Laut der Rechnungen aus 
dem Jahre 1609 führte den Bau Santzm\ dessen Entwurf und Grundriss 
einer ganz neuen Kirche im Schlossarchive aufbewahrt ist. 

KAPELLE des hl. Wilhelm an der Strasse nach Hracholusk, er- 
baut im Jahre 1726 von der Fürstin Wilhelmine Althan, vermählten Lob- 
kowicz, ist ein schönes Barokgebäude auf rechteckiger Grundlage von 
Bruchstein. Die Fagade ist in der Grundrisslinie geschwungen, an den 
Seiten mit verkröpften Pilastern sammt Gebälke, im Obergeschosse mit 
einem Giebel und zwei Sandsteinstatuen der hl. Maria Magdalena und des 
hl. Hieronymus (in Lebensgrösse, ganz unbekleidet) geschmückt. Das Portal 
ist mit einem Gesimse und Voluten bekrönt, auf welchen zwei Engel das 
Lobkowicz'sche Wappen und das Monogramm F v. A tragen (Fürstin 
von Althan). Das Innere bildet ein Rechteck von 7*20 m Länge und 5*80 m 
Breite und ist mit einef Kuppel sammt Laterne eingewölbt. Auf dem 



184 

Altare ein gut geschnitzter Barokrahmen. Die Gewölbefresken stellen in 
der Kuppel die auf der Weltkugel thronende hl. Dreifaltigkeit, umgeben 
von Engeln vor ; in den Pendentifs die Allegorien des Glaubens, der Liebe, 
Hoffnung und Gerechtigkeit, vier Frauengestalten von mächtiger Auffassung. 
Die vorzügliche Arbeit, welche wohl gleich nach dem Baue im J. 1726 
ausgeführt wurde^ ist aus stylistischen Gründen dem W. L, Reiner zuzu- 
schreiben. 

Kapelle der hl. Rosalia an der Strasse nach Doxan erbaut im 
J. 1718 vom fürstlichen Baumeister Anton Rits auf Kosten der Raudnitzer 
Bürger zum Andenken an die Pest; im Schlossarchive der Origmalentwurf 
aufbewahrt. Der Bau selbst schmuck- und kunstlos. 

Kapelle des hl. Josef gegenüber dem Gymnasium in den Jahren 1767 
bis 1777 erbaut, ein einfaches Gebäude von 11'80 m Länge und 7*20 m 
Breite mit kleiner Vorhalle und rechteckigem Schiffe, welches von einer 
Kuppel mit Laterne, auf Pendentifs cingewölbt ist Auf dem Gewölbe flott 
gemalte Fresken, die vier hl. Evangelisten, die Vermählung der Jungfrau 
Maria und die Flucht nach Aegypten vorstellend. Der Hauptaltar von 
Kunstmarmor mit zwei grossen Engelsgestalten aus der zweiten Hälfte des 
18. Jahrhunderts. Aus derselben Zeit zwei Ölgemälde auf Leinwand die 
hl. Katharina und Barbara, eigentlich hübsche Porträts junger Modedamen 
darstellend. 

Tafelbild (Abb. 140) auf einer Holzplatte von 092 m Länge und 
0*40 m Höhe, das Fragment eines Altares aus dem 14. Jahrh. ; in drei 
Blendbögen befinden sich die Brustbilder des hl. Petrus, hl. Johannes und 
hl. Andreas, im Figuralen gut erhalten, der einst vergoldete Hintergnmd 
übermalt. Derzeit im Museum des Königreichs Böhmen deponirt. 

BILDSAULE inmitten des Stadtplatzes, auf quadratischem Sockel 
ein Säulenschaft mit Engelsköpfchen, das korinthische Capital trägt eine 
Figur des hl. Lorenz; ohne Kunstwerth aus der Zeit um 1700. 

Bildsäule mit der Statue des hl. Johannes am Wege gegen den 
Georgsberg mit der Jahreszahl 1721 bezeichnet, ohne besonderen Kunstwerth. 

Reste einer grossen Pestsäule, welche einst bei der demolirten Kirche 
des hl. Wenzel stand, jetzt im Garten neben der Kirchenfagade deponirt, 
Sandsteinstatuen der Jungfrau Maria, des hl. Johann von Nepomuk, des 
hl. Wenzel, Veit und Prokop (Adalbert?) ausgeführt im Jahre 1699 vom 
Raudnitzer Steinmetzen Christian Gebekler laut Contract im Schlossarchive 
für 171 Gulden; die Rechnung aus dem Jahre 1704 unterfertigte zugleich 
der Maurermeister Nicolaus Com. 

Das einstige RATHHAUS, jetzt durch ein neues ersetzt, war ein 
schönes Renaissancegebäude mit Laube^ zwei Geschossen und schmucken 
Giebeln; seine Abbildungen auf der Stadtansicht des Anton Porta aus 
dem Jahre 1668 und auf einem in der Raudnitzer Stadtsammlung aufbe- 
wahrten Gemälde aus dem Jahre 1713 stimmen im Detaile nicht überein. 



186 

STADTSIEGEL auf dem Gemeindeamt, von Silber : 

1. Das grösste (Abb. 141) an einer Silberkette, mit schön gravirtem 
Rankenornamente und der Jahreszahl 1570 auf der Rückseite; die Druck- 
fläche 004 m im Durchmesser mit dem Stadtwappen und der. Inschrift: 

SIGILLVM O CIVITATIS O RAVDNICENSIS + 

2. Das kleinere Siegel aus dem 16. Jahrh. mit glatter Handhabe, die 
Druckfiäche der vorigen gleich, nicht so tief gravirt, 0034 w/ im Durchmesser 
zählend; dasselbe Wappen und Inschrift. 



Abb. 141—142. RaudDili. Siaduiegel Tom J. IS70 und Ccrichtiiiegcl vom J. 1S69, Oritiii>ICT«Me. 

3. Kleiner Siegelstoek mit dem ohne Verständniss wiederg^ebenen 
Stadtwappen und derselben Inschrift, 0021 m Durchmesser. 

4. Siegelstock aus dem J. I63I, 0038 m im Durchmesser messend, 
mit roh gravirtem Stadtwappen und der Inschrift: 

SIGILLVM O CIVITATIS O RAVDNI O CENSIS O 1631 O 

5. Siegelstock aus dem Jahre 1635, Durchmesser 0033 m, mit ein- 
geritztem Stadtwappen und der Inschrift: 

• SIGILLVM ■ CIVITATIS ■ RAVDNICENSIS O A O 1635 + 

6. Siegelstock von Eisen aus demselben Jahre und mit derselben 
Inschrift, Durchmesser 0*026 m. 

7. Siegelstock des Richters von Raudnitz (Abb. 142) aus dem J. 1559; 
Druckfläche 003 OT im Durchmesser, mit schön gravirter Gestalt des sitzenden 
Richters und der Inschrift: 

SIGILLVM O IVDICI3 O RAVDNICENSIS O 1&59. 
Auf der Rückseite eingravirt: 

SVB OFFICIO PAVLI KONSTANTINI 1Ö59. 
In der Stadtsammlung werden neben anderen Gegenständen auf- 
bewahrt : 

Ein Trinkglas 0'C98 m hoch, üll7 r/i breit, von grünlichem Glas 
mit weissen, blauen und rothen Glasperlen besetzt, aus dem 16, Jahrh.; 
auf dem späteren Zinndeckel eingravirt: ESG-^1659. 



187 

Zunfttruhe von Holz und ein Zinnhumpen mit zwei Zinnkelchen, 
der Maurerzunft gehörig, schmucklos ; der Humpen ist 0'44 m hoch, auf 
dem glatten Mantel die Zunftabzeichen und die Namen eingravirt: 

NICOLAVS MATIEG 

WIETERNY KRISTIANELLI 

WENTZEL lOHANN 

REINER SYROWEG 

SIMON LIMON 
1738. 

Auf dem Henkel eine Meistermarke und das Leitmeritzer Beschau- 
zeichen unklar abgedruckt. 

Auf den glatten Zinnbechern gravirt: MSZZZ 1733. 

Mörser aus dem Jahre 1697, ein weisser Majolikateller mit grünem 
Kranze und der Bezeichnung GS 1689, Schüssel mit grüner Umrahmung 
und Mittelblume, unten bezeichnet H B. Ein Zinnkrug vom Jahre 1782. 

Die MÜHLE, ein malerisch an der Elbe gelegenes Gebäude von 
rechteckigem Grundrisse, einstöckig, an den Schmalseiten mit schönen Giebeln 
geschmückt; sie wurde in den Jahren 1738 — 1744 von dem Wasserbau- 
meister Wenzel ökola und dem leitmerijzer Müller Jakob Lyskavec erbaut ; 
urkundliche Detailnachrichten im raudnitzer Schlossarchive, Abbildungen 
in Sedläeeks Hrady a zämky VIII., 180. 

Das BRAUHAUS wurde von Antonio Porta errichtet, welcher im 
Jänner 1672 dem Fürsten Wenzel einen Entwurf für ein Bräuhaus liefert, 
dem kein Bräuhaus in Böhmen gleichkommen soll ; nach alten Abbildungen 
im Schlossarchive (Dominium Raudnitzense . . . delineatum 1696) war das- 
selbe ein schönes Gebäude von drei zweistöckigen Trakten mit Giebeln. 
Bloss ein unbedeutender Theil hat sich erhalten. 

HAUS Nr. 161 *na Hrädku« genannt, mit sichtlichen Resten ein- 
stigen Bauaufwandes, aus der zweiten Hälfte des 18. Jhrh., mit Eckpilastern 
und Fenstergesimsen geschmükt, einst mit Kupfer gedeckt, jetzt ruinös. 

Die ELBEBRÜCKE (Gruber 1. c. II. 22, Neuwirth 1. c. I. 217, 320 
und 574, BraniS II. 15) wurde erbaut von Bischof Johann IV. von Draiic, 
welcher laut gleichzeitiger Angabe (abgedruckt in Bienenbergs Versuch 
III. 56, von Patera in den Pamätky archaeol. XI. 477 und von Neuwirth 
1. c. I. 610) in Anbetracht der täglichen Gefahren auf dem Elbestrome 
den Brückenbau vornahm ; da er weder in Böhmen noch in den Nachbar- 
ländern im Brückenbau erfahrene Meister finden konnte, berief er vom 
päbstlichen Hofe den Meister Wilhelm, den Baumeister der Avignoner 
Brücke, welcher im Brückenbau bestens erfahren war und dem Bischöfe 
persönlich, als dieser beim päbstlichen Hofe gewesen war, nach Böhmen 
zu kommen versprochen hatte. Meister Wilhelm kam mit noch drei franzö- 
sischen Bauleuten und begann sogleich mit der Grundlegung eines Pfeilers 



188 

mitten im Flusse. Am Tage des hl. Bartholomaeus des J. 1333, am 24. August 
wurde feierlich der Grundstein inmitten des Flusses gelegt, worauf 
dieselben Meister mit noch anderen bis zur Vollendung zweier Pfeiler und 
eines Bogens an der Brücke arbeiteten. Im kommenden Jahre kehrten 
Meister Wilhelm und seine Genossen reichlich beschenkt in ihre Heimat 
zurück, worauf der Bischof durch andere, einheimische Arbeiter, welche 
von jenen die nöthigen Informationen erhalten hatten, die Brücke mit 
grossem Aufwände bis zum 2. October 1338 vollendete. Diese Brücke war 
bereits im 16. Jahrh. eingestürzt, wurde in den Jahren 1540 bis 1552 
restaurirt und endlich im dreissigjährigen Kriege auf immer zerstört. Spä- 
tere Restaurationspläne im 17. Jhrh. wurden nicht verwirklicht Einige 
Pfeiler standen im Flusse noch im 19. Jhrh., ein einziger Bogen auf dem 
rechten Ufer erhielt sich bis auf den heutigen Tag. Nach dem Stadtbilde 
von Porta (Taf. V.) und den von Herold aufgezeichneten Resten (Kvfety 1. c.) 
war die Brücke an der Stadtseite mit einem Thurme befestigt (vielleicht 
auch auf dem linken Ufer); sie war etwa 170 m lang und 4*7 m breit, die 
Spannung der acht Bögen (nach Porta s Zeichnung bloss sieben) betrug 
mehr denn 16 m, 

Der einzige erhaltene Rest, ein ganzer Bogen auf Pfeilern, am rechten 
Ufer an den Eisenbahndamm angelehnt, ist an den Aussenwänden von 
grossen, sorgsam behauenen Sandsteinquadem errichtet, das Kerngemäuer 
bildet Gusswerk aus kleinen Stücken Plänerkalkstein. (Detailbemessungen 
des Bogens waren zur Zeit der Verfertigung des Inventares durch die 
daselbst aufgespeicherten Holzmassen verhindert). 



V 

Red host 



P. Fr. St5dr^ im Method XXIII. 100. 

Vereinzelte Funde von Urnen, feilen, Wirteln und ein Beinhammer — in der 
dortigen Schulsammlung. 

FILIALKIRCHE des hl. Eligius etwa aus dem 12. Jahrh. stammend» 
im 14. Jahrh. als Pfarrkirche erwähnt und später zu Doxan gehörig. 

Ein orientirtes Gebäude mit romanischem Westthurme, barokem Schiffe 
und gothischem Chore aus dem 14. Jahrh. 

Der romanische Thurm steht vor der Westfront, ist auf rechteckigem 
Grundrisse aus grossen Sandsteinquadern erbaut, mit neuem Mörtelbewurf 
und Lesenen versehen. Ursprünglich befanden sich an allen Seiten in drei 
Reihen übereinander gekuppelte Fenster und zwar unten zu zweien mit 
einem Säulchen, oben zu dreien mit je zwei Säulchen. Die Laibungen sind 
rechtwinkelig, glatt, von gleicher Höhe (1*76 w) bei gleichen Breiten der 
Abtheilungen (0'67 m). Die Säulchen sind achteckig mit einfachen Würfeln 
als Basen und Würfelcapitälen mit abgerundeten oder schräg zugeschnittenen 



189 





unteren Ecken. Einer der Schäfte ist schraubenförmig gewunden. Bloss die 
beiden unteren Fensterreihen an der Westseite sind offen geblieben, während 
die übrigen vermauert sind. 

Das b a r o k e Kirchenschiff ist aussen rechtwinkelig, schmucklos, jeder- 
seits von einem rundbogigen Fenster durchbrochen. 

Der gothische Chor mit drei 
Seiten des Achteckes schliessend, wird 
von sechs Strebepfeilern gestützt; ein 
abgeschrägtes Sokelgesimse und ein 
unterkehltes Fensterbankgesimse um- 
läuft den ganzen Chor. Von den vier 
spitzbogigen Fenstern sind das südliche 
und östliche breiter, einst zweitheilig, 
jetzt ohne Masswerk, die beiden seit- 
lichen des Chorschlusses sehr schlank 
und schmal mit aus der glatten Laibung 
vortretenden Nasen. 

Das Innere ist lS'65m lang und 
8*10 m breit, mit Wandpilastern ge- 
schmückt. Der Triumphbogen ist spitz- 
bogig mit Kehlen an den Kanten. Der 
gothische Chor hat ein Kreuzgewölbe 
und einen sechsstrahligen Schluss; die 
bimförmig profilirten Rippen sitzen hoch 
an der Wand auf Spitzconsolen mit 
angeblendeten Masswerkschmuck und 
treffen sich in zwei glatten Scheiben. 

Der Hauptaltar hat einen alten 
Steintisch von 1*85 m Breite und V30m 
Höhe (Abb. 144) mit angeblendetem 
Masswerk an der Vorderseite und hüb- 
schem Plattenprofil, gute Arbeit aus 
dem 14. Jahrh. Bei der Restaurirung 
im J. 1886 wurde in diesem Altartische 

eine Reliquienkapsel von Zinn mit Wachsumhüllung gefunden, auf welcher 
sich ein Bischofssiegel aus der 2. Hälfte des 14. Jahrh. befand. Die Altar- 
architektur ist barok mit Holzsäulen, verkröpftem Gesimse und Bogengiebel. 
Über den Seitendurchgängen meisterhaft geschnitzte Rococoreliquiarien. 

Die Kanzel von künstlichem Marmor grauer und rother Farbe mit 
vergoldeten Holzzierraten und kleinen Engeln, gute Arbeit des 18. Jahr- 
hunderts, wahrscheinlich von yohann Hennevogel, 

Taufbecken von Zinn, renaissantisch, 087 m hoch, auf drei Füssen 
mit Vogelkrallen und Menschenköpfen. Der Kessel ist sechseckig, 0*47 m 




i » ♦ ♦ I M < - M j — 



t 



im 



Abb. 143. ftedhoi^. Disposition der Thurm- 

fenster. 



190 

breit, mit Blatt- und Rankenbändem, zwei Ringen und drei Engelsköpfchen ; 
auf dem Zinndeckel eine grosse Kugel mit der Inschrift: 
lEla JSaniE 1692 
(Seß arato :StjiitEbIniqe i Ce J^iaxi 

PaitiE ©0 BlalpEra ©oxanfhefio Wi^aniEna 
Bgia prjElijfa a So BoroiE 3a]t SpufobniEgi Mbiclana 
a tZomxio (S^aimt {ßanis Jae 0bEiD!bana, }0omEtDa^ &h 
©obcolintEju- Kcb I&fabij iEofjotn Ql^camu J9antE ©b prjEbElflpif) 
]9r;Ebftun) j B)Ia|Inf^o B^filabu Bila <SeS Bbnsohtm. 
Ätelo 5e 3a paitDinanij X Bl. p. p. ©ninno 
BanctofliEfiD probolTta K. HIaI]rfera pannEnfftEtjo 
I&oxan. 



Monstranz von vergoldetem Silber, 0"85 m hoch, auf dem Fusse 
sind weisse Bandomamente aufgesetzt, auf dem Strahlenkranze eine Car- 
touche und Rehefe Gott Vaters und Engel; schwache Arbeit des 18. Jahr- 
hunderts. 

Kelch von vergoldetem Silber mit kantiger Basis und Cuppa und 
bimförmigem Nodus, schmucklos, mit dem Beschauzeichen 
der Prager Kleinseite aus dem J. 1745 und der Marke des «4^ m 
Meisters Johann Pakeni: Wir Jv 

Grabstein von Plänerkalk mit dem Wappen der Famihe Hasenburg 
mit dem Inschriftreste: 

bussi; Qtf)o miloettn) 



191 

Glocken: Höhe und Durchmesser l'19m; auf den Bändern Menschen- 
masken, am Kronenrande wiederholt sich ein Relief mit dem Kindermorde 
zu Bethlehem, darunter ein Rankenfries und hängende Akanthe. Am Mantel 
im rechteckigen verzierten Rahmen mit Engelsköpfchen die Inschrift: 

LETHA PANIE 1628 SLYT GEST TENTO 
ZWON KE CZTI A CHWALE PANV BOHV WSSE- 
MOHAVCYMU BLAHÖSLAWENE PANNIE MARY 
WSSEM BOZIM SWATYM A TO K ZADVSSI A ZA 
LOZIENI S. GILGY OSADIE RZEDHOSKE 
ODE MNIE THOMASSE FRYCZE ZWONARZE MIE 
STIENINA MIESTA RAVDNICZE NAD LABEM 
ZA AVRZEDNIKA PANA PAVLA PLACHYHO A 
RYCHTARZE RZEHORZE KARY KONSSELE GY 
RZYK CZAPEK MIKOLASS BRZOBOHATY 

Unter der Inschrift ein Madonnenrelief zwischen den Evangelisten- 
zeichen. Am Unterrande hängende Akanthe und ein Rankenornament. 

2. Höhe und Durchmesser 0'66m; Bänder mit Menschenmasken, am 
Kronenrande zwei Ornamentstreifen, zwischen denselben der Vers: 

GOTT RVFT DVRCH MICH DAS VOLK ZV SICH 

Am Mantel das Doxaner Wappen mit der Legende: 

SIGIL. CONVENT. DOXAN. 
Unten : 

SOR IVLIANA ELISABET WERSCHOWITZIN 
SEKERKIN DE SETZIC ORD. PRAEM. PRIORISS 

Auf der Rückseite neben dem Doxaner Wappen* 

HAEC CAMPANA TRES CENTENARIOS 

PONDERAT EST FVSA A 1667. GVBERNANTE 

LOCI HVIVS DOXANENS ECCLESIAE ORDINARIO 

praelato ad MAIOREM DEI GLORIAM ET 

HONOREM S. S. MARTYRVM CANDIDI ET VICTORIS 

GOSS MICH NICOLA VS LOEW IN PRAG 

3. Höhe und Durchmesser 0*64 m ; die Bänder mit Zopfmuster am 
Kronenrande : 

AB rjft; a äfvoält pami boFju icnfo imon bi^^Ian ob mijBfra lomaBsc 
I I^tomtjßrjijq amen. 

Am Mantel ein Madonnenrelief. 



Rohatec. 



FILIALKIRCHLEIN, Allen Heiligen geweiht, im J. 1744 vom 
Doxaner Probste erbaut. 

Das Barockgebäude ist orientirt, von Bruchstein mit Mörtelputz 
und besteht aus einer kleinen kreisrunden westlichen Vorhalle und dem 
ebenfalls kreisrunden Kirchenraume. (Abb. 145.). 

Das Äussere ist wirksam gruppiert mit Kuppeln und Laternen, die 
Wäniie mit Püastern, einem verkröpften Gebälke und ausgebauchten Friese 
gegliedert Das rechteckige Westportal mit abwechselnd glatt und roh 
belassener Rustikaumrahmung wird von einer Ranken-Cartouche mit dem 
Monogramme I H S bekrönt ; 
seitlich leere Statnennischen. Ein 
Seiteneingang und die Fenster 
sind glatt umrahmt. Das Dach 
des Schiffes wird in seinem 
unteren, pultförmigen Theile von 
drei Fensterlücken durchbro- 
chen, in seinem oberen runden 
Theile von einer vierfensterigen 
Laterne bekrönt. Eine gleiche, 
etwas niedrigere Laterne steht 
auf dem Dache der Vorhalle, 
Abb. 145 Roh..«, c.gndn.. der Kirche, '/„„. Welche an der Portalseite von 

einem Giebelaufsatz mit Glocken 
unterbrochen ist. 
Das Innere der Vorhalle misst 4'40 »( im Durchmesser, wird an 
den Wänden von gekuppelten Lesenen und einem Gesimse gegliedert, auf 
welchem die halbkugelige Kuppel mit lichter Laterne aufsitzt. Die beiden 
Fenster bilden Vierpasse. Über dem Durchgange zum Schiffe eine Ranken- 
cartoucbe von Stucco. 

Das Schiff von 10m Durchmesser hat an den Wänden ebenfalls 
gekuppelte Lesenen mit Bandwerk an den Capitälen ; über dem verkröpften 
Gesimse steigt die überhöhte Kuppel auf, deren acht strahlenförmige 
Rippen auf Konsolen mit Cartouchen aufsitzen. Zwischen den Rippen acht 
ovale Medaillons mit gut gemalten Brustbildern der hl. Ludmtla, des hl. 
Veit, hl. Adalbert, Prokop, Wenzel und Johann von Nepomuk. In dem 
Ovale über dem Altare sind Engel, im gegenüberliegenden die Widmung: 

^acro ;&anclaE 

Et 

inbiBibuE EEtinitati 
DumiumquE sanciorum 



193 

uniüBrBtfafi 

infer praßBentanaea btUorum 

bmmmina 

ßx Bofo 

Parffjenon I^oxanenBie 

anno (Ehrijü 

H 1888 (I) 

Orgelempore mit Ornamenten in Stucco. 

Ober dem gemauerten Hauptaltare von künstlichem Marmor an 
der Wand ein Oelbild auf Leinwand etwa 4 m hoch und 1*80 m breit, 
Gott Vater und Sohn mit der Mutter Gottes, den Aposteln, dem hl. Veit 
^^enzel und Norbert darstellend; meisterhaft gemalt, laut Angabe des 
Gedenkbuches zu Libotejnic von Frans Xav. Balko (für den Preis von 
40 Ducaten). 

Roudnicky. 

<G«fäss5chcrben in Kulturschichten gefuntien. 

Sedlec. 

Ein Bronzeschwert in einem Skelettgrab gefunden. 



Slatina. 



FILIALKIRCHE des hl. Johann von Nepomuk, im 14. Jahrh. als 
Pfarrkirche erwähnt, am Ende des 16. Jahrh. um einen Thurm erweitert, im 
Jahre 1746 restaurirt und im 19. Jahrh. wieder hergestellt; das orientirte 
Gebäude besteht aus einem gothischen Altarraume, einem Renaissancethurme 
und einem modernen Kirchenschiffe. 

Das Äussere ist ganz modernisirt, der Chor von fünf Strebepfeilern 
gestützt. Das Südpottal ist rundbogig, mit Rosetten und Engelsköpfen 
•und geradem Gesimse. Über demselben die Inschrift: 

LEtHA 1595 TATO WIEZE WNOWO STA 
WIETI SE POCZALA NAKLADE ZADVSSY 
TETO OBCE SLATIN3KE ZA AVRZADU WAL 
ENTINA RYCHTARZE A KONOSSELVW ZEG 
MENA POSTAWENY SSYMONA TRHON 
SSYMONA SSYMAKA • JANA HONSA • SY 
MONA MICHALKA • SSYMONA DLVHAK 
A • OBAAV RZADV • KOSTELNIKVW GIRZIKA 
STVCHLEHO • WITA • BATISIT • LAVS DEO. 

■Besirkahauptmannschaft Raudnitz. 13 



194 

Das Innere des Chores ist 8 m lai^, 540 m breit und in drei Seiten 
des Achteckes abgeschlossen. Der Triumphbogen ist spitzbogig, glatt, die 
kahlen Wände von modernen Fenstern 
durchbrochen. Das einzige Kreuzge- 
wölbejoch und das sechsstrahlige Chor- 
sch 1 US sge wölbe hat keilförmige, seitlich 
ausgekehlte Rippen, welche an den 
Wänden auf Spitzconsolen mit ange- 
blendetem Bogenschmuck sitzen und 
sich in glatten Schlusssteinen treffen. 

Der Hauptaltar hat einen Stein - 
tisch mit einfach proülirter Deckplatte; 
der Altarrahmen von guter, baroker 
Arbeit, ebenso die Kanzel, welche im 
Jahre 1747 vom Trebnitzer Tischler 
Martin Poläk verfertigt wurde. 

Madonnenstatue mit dem Christ- 
kinde (Abb. 146), gothisch, V35in hoch, 
von Holz geschnitzt, mit alter Poly- 
chromie. Gut erhaltene Arbeit des 
14. Jahrh. 

Zwei Bildrahmen auf dem 
Hatiptaltar mit geschickt aus Stroh ge- 
flochtenen Blut he n, Tulpen, Rosen und 
Nelken, 035 X 32 m gross, aus dem 
18. Jahrh. 

Glocken: 7. Höhe und Durch- 
messer O'QS m, am Kronenrande ein 
breiter Omamentstreifen mit Tritonen; 
darunter Spiralverzierungen. Am Mantel 
ein Crucifix zwischen dem hl. Wenzel 
und dem h!. Sigmund, auf der anderen 
Seite die Inschrift: 

DO ■ WSI ■ SLATIN - TENTO ■ ZWON 
GEST ■ DIELAN - K ZADVSSI - SWA 
TIHO WACZLAWA ■ MICHALKA 
LIBA - PRZIDAL ■ Z DOROTV ■ MAN 

Abb. 1*6. Sl.tin.. M.dannen.l.tue ■-.■, H»li ZELKV ■ SWV ' PADESAT ■ KOP ■ LETA 

PANIE ■ 1 ■ S ■ 6 ■ 8 ■ MISTR ■ TOMAS. 

2. Höhe 0-78 w, Durchmesser 0-84 w, die Bänder mit Zopfmuster, 
am Kronenrande die Inschrift: 



195 

I Hb titt) M, S lifxoak Tßmn Buol^u rj Wsstm 2roah;m Jl gßfjo 
mtlB BJafcjB Buojrj fenfo jroon btjBl 

A an amen, a 

Am Mantel ein Relief des hl. Wenzel. 

J, Höhe 0*67 w, Durchmesser 0*72 m, am Kronenrande stehende 
Akanthen und die Inschrift: 

GOSS MICH lOHANN BALTHAZAR CROMELIVS VON TRIER 

IN LOBOSITZ. 

Darunter Festons, am Mantel eine Heiligengestalt und die Inschrift 

TENTO ZWON DAL SLYTI 
NA SWVG WLASTNI NAKLAD 
MATIEG STVCHLY SAVSED 
SLATINSKY KE CTI A CHWALE 
BOZI A BLAHOSLAWENE PANIE 
MARIE A SWATEMV WACZLAWV 
LETHA PANNIE 1694. 

Sölany, 

Aschenurnen und Bronzegegenstände im Trebnitzer Museum 

FILIALKIRCHE des hl. Martin, im 14. Jahrh. Pfarrkirche, ein 
orientirtes Gebäude bestehend aus einem neuen Thurme und Schiffe, sowie 
einem gothischen Presbyterium aus dem 14. Jahrhundert. Das letztere ist 
schmucklos, von iünf Strebepfeilern gestützt, innen 9 m lang, 4*80 m breit, 
mit einem Kreuzjoche und einem Strahlengewölbe ; die Rippen sind keilförmig 
mit seitlichen Kehlen, treffen sich in zwei glatten Scheiben und sitzen an 
den Wänden auf Spitzconsolen mit angeblendetem Bogenschmuck auf. Der 
Triumphbogen ist spitzbogig, abgekantet; die Sanktuariennische mit ge- 
brochener, einfach profilirter Umrahmung. 

Glocken: /. Höhe 0*85 w, Durchmesser 94»«, am 'Kronenrande 
stylisirte Blätter, am Mantel ein Barokrelief des hU Martin und die Inschrift : 

SANCTE MARTINE 

ECCLESIAE PATRONVS PERMANE 

GEGOSSEN 1693 

VMGEGOSSEN VND VERGROESSERT" VON F. HEROLD IN LEITMERITZ 

1865. 

2. Aus dem Jahre 1841 von Franz Gold in Leitmeritz. 
J. Höhe 0*34 m, Durchmesser 0'37 m mit Inschrift (nicht gut zu- 
gänglich : 

.... FRANCK ME FVDIT PRAGAE 1755. 

4. Höhe 0*25 m^ Durchmesser 02S m mit der Inschrift : 

VALENTIN LISSIACK HAT MICH GEGOSSEN 1743. 

13* 



196 

Straskov. 

FILIALKIRCHE des h. Wenzel im 14. Jahrh. Pfarrkirche, ein 
orientirtes, gothisches Gebäude von Bruchstein und Mörtelverputz mit einem 
kleinen Westthurme, einem rechteckigen Schiffe und einem in fünf Seiten 
des Achteckes geschlossenen Chore. Das Äussere ist ganz erneuert, die 
glatten Wände mit rechteckigen Fenstern, der Chor mit sechs Strebepfeilern. 
Bios das Thürmchen in der Nordwestecke des Schiffes gewinnt ein in- 
teressanteres Aussehen durch die an allen vier Seiten durchbrochenen 
Fensterchen, welche in der unteren Reihe schlank, mit Kleeblattbögen, in 
der oberen Reihe zweitheilig mit drei- und vierblättrigen Masswerken sind. 

Das Innere des Schiffes ist 12 m lang und 8*40;« breit, hat glatte 
Wände und eine flache Decke. Der Triumphbogen . ist spitzbogig, abge- 
kantet, an den Widerlagern mit Gesimstheilen versehen. 

Der Chor von 9 m Länge und 5'60 m Breite hat ein Kreuzgewölbe- 
joch und einen sechsstrahligen Chorschluss ; die Rippen mit bimförmigen 
Profilen treffen sich in zwei glatten Schlusssteinen und sitzen an den Wänden 
auf Consolen, deren sechs mit Menschenmasken, zwei mit musicirenden 
Engeln (sehr beschädigt) geschmückt sind. Das Sanctuarium mit alter Gitter- 
thür und die Sediliennische sind einfach gothisch umrahmt. 

Tafelbild mit ganzen Gestalten des hl. Wenzel, hl. Adalbert und 
der hl. Ludmila; schwache Arbeit des 16. Jahrh., übermalt. 

Hauptaltarbild, den hl. Wenzel vorstellend, schwache Arbeit, be- 
zeichnet: F. Jo. Kutschera pinxit a. 1800. 

Grabmale: L Rothe Marmorplatte 0'95 m lang und 045 m breit, 
mit Wappen und unkenntlicher Minuskelinschrift. 

2. Rothe Marmorplatte 0*75 tn lang, 085 m breit mit Wappen (stehen- 
der Hirsch) und der Inschrift: 

iBf^a J^aniß 157- u pafßk po &. Jlnfoninu umr|ela geß urojtna 
pani ©arbora j BabcgßBmna . • . man|iBlka uro|Bnßfjo pana Jaroslaina 
BßqhoroghcFlo ... a na IDoböt^öbcdfr tufo porfjoroana böuc oc|ekaroa s roij- 
njokmjmi bojtmi ixtla swzl)ü rojkrjtagBm k cabosfi a jiroolu roißqntB amen. 

Glocken: /. Höhe und Durchmesser 1*125»/, auf den Bändern 
Masken, am Kronen- und hängende Lorbeerkränze, am Mantel die Inschrift: 

OD PRVNIHO MEHO NAROZEIJI MDXX DV£ ST£ A SEDMDESAT 

LET PROSSLO NYNI 
PODRVHY ZASE ZROZENI MEHO POCYTAM OD ROKV B£2ICYH0 

MDCCXCI 
WSSAK MLÖEL SEM ZA MNOHO LET KDYZ NAHODAU ZTRATIL 

SEM HLAS 
ZNOWV PRZELIT SWOLAWAT HNED W£r2ICY LID POGYNAM ZAS 
K VYZWANI GEG W SWATYCH GEHO K WYPROSSENI SKRZ N£: 

WSSEHO 



197 

2WLASST STRASSKOW WODOCHOD WRASSKOW LAVCKY 

T£CH CTYft KE MNE PRIPATftiCYCH OBCY 

POD SPRAWAV PASTÜ^ DVCHOWNIHO WOGTfeCHA HERTZIGER 

REÖENEHO 
lANN WENZL KVHNER MIESSTANN PRASKY MNE SLIL 
ERASMUS KRVGER BISKVP PRASKY POSWIETIL. 

Unten drei Weidenblätter in Naturabguss, auf der Rückseite ein hl. 
Wenzel, am Rande Rococoverzierungen. 

2, Höhe 0*95 m Durchmesser 103, am Kronenrande wiederholt sich 
das Relief des Kindesmordes zu Betlehem; am Mantel der Gekreuzigte 
zwischen der Mutter Gottes und dem hl. Johannes, auf der anderen Seite 
ein Kelch zwischen zwei Sphingen und die Inschrift: 

LETHA PANIE MDLXXXXIIII SLIT GEST ZWON TEN 
TO KE CZTY A CHWALE PANV BOHV WSSEMOHAVCI 
MV TOHO CSASV OSOB RICHTARZE MATIEGE KVZE 
LA MIKVLASSE DWORZAKA SSTIASNYHO SSRASTKY 
PETRA KOSTELNYKA GIRZIKA GONAKA RYCTARZE DA 
VSSY STANKA YAKVBA KRCZMARZE MARTYNA KOSTEL 
NYKA RYCHTARZE GANSV GIRZYKA TOMESA GIRSY 
KA RYCHTARZE RSIHY RSEZACZE TOMASSE KOSTELNI 

KA MYKVLASSE MIKSSE. 

Unten eine Reihe Akanthusblätter, darunter: 

ODE MNE MATAVSSE WORZISSKA ZWONARZE W MIESSTIE 
RAVDNICY NAD LABEM SLIT GEST BVDD PANV BVOHV 
WIECNA CHWALA. 

J. Unzugänglich mit der Inschrift, (laut Gedenkbuch): 
V roce 1730 Philipp vojvoda ze Zahani ve Slezsku Sv. Rz. RzfSe 
knfie z Lobkowic nechal mne ulft u Mikul^Se Lva v Praze, v roce 1791 
nikladem kostela zase mne przelil Johann Vacl. Kühner v Praze. 

4. Auf dem Westthürmchen 0'35 m hoch, 0'32 m breit, glatt, ohne 
Inschrift, gothisch. 

Wettel. - Vetlä. 

Handschriftliche Sammlung im Archive des Museums des Königreichs Böhmen. 

* 

PFARRKIRCHE des hl. Jacob des Ä. bereits im Jahre 1334 er- 
wähnt, gehörte im 14. Jahrh. dem Raudnitzer Kloster an, unter dessen 
Einfluss der heutige Kirchenbau entstand. Das orientirte Gebäude von 
Bruchstein und Eckquadern, verputzt, besteht aus einem westlichen roma- 
nischen Thurme, einem gothischen quadratischen Schiffe mit südlicher Vor- 
halle und einem mit fünf Seiten des Achteckes schliessenden Chor aus 
dem 14. Jahrh.; an der West- und Nordseite neue Anbauten. 



198 



Der romanischeThurm, an die Westseite des Schiffes anstossend, 
ist auf quadratischer Grundlage von 3*60 m Breite und 1 m Mauerdicke 
aus kleinen^ sorgfaltig geschichteten Plänerkalkplatten, welche an den 
Aussenseiten rechteckig zubehauen sind und mit Eckquadem von Sand* 
stein erbaut. An der Südseite zwei rechtwinkelige Fenster von 0'62 tn Höhe 
und O'lOm Breite, nach innen stark ausgelaibt. Aus dem Thurme führte 
zur Empore eine Rundbogenthür mit glatter Sandsteinfüllung. 

Das Schiff hat jederseits zwei Barokfenster und ist an der Nord- 
seite von zwei Strebepfeilern gestützt. An die Südseite stösst eine kleine 
Eingangshalle an. Das Sockelgesimse ist flach ausgekehlt. 




Abb. 147. Wettel. Grandiit« der Kirche, V'ion. 



Der Chor mit acht Strebepfeilern hat an der Ostseite drei, an der 
Südseite zwei Fenster, in welchen die Masswerke mit Dreiblättern, Drei- 
und Vierpässen und Schleussen sich erhalten haben. Das Ziegeldach ist 
neu, das Sanctusthürmchen barok, zwiebeiförmig. 

Durch das Südportal, dessen spitzbogige Laibung profilirt ist 
(Abb. 148.), betritt man die quadratische Vorhalle, welche von einem ein- 
fachen Kreuzgewölbe überspannt ist; die Rippen, bimförmigen Profiles, 
treffen sich in einer runden Scheibe und sitzen in den Winkeln auf Spitz- 
consolen auf Durch die reich profilirte innere Spitz bogenthür (Abb. 147.) 
betritt man das Kirchenschiff. 

Das Schiff von 9'60 m Länge, 1050»/ Breite und 1056 m Höhe, 
mit dem Chore von schönen Raumverhältnissen; in der Mitte erhebt sich 
auf einem quadratischen Sockel eine schlanke Rundsäule von 8*40 m Höhe 
und 0'50 tn Stärke, welche das Gewölbe trägt. Das letztere besteht aus 
zwei regelmässigen Kreuzen in der westlichen Hälfte des Schiffes und aus 
einem symmetrisch gebildeten neunfeldrigen Gewölbe an der Chorseite. Die 



199 

Rippen sind bimförmigen Profiles, trefiTtin sich in fünf kleinen Schlusssteinen 
und sitzen an den Wänden in der Höhe von 6'80 m auf Spitzconsolen, 
während sie an der Mittelsäule einfach todtlaufen. 

Der Triumphbogen von 6« Spannung in stumpfem Winkel ge- 
brochen, hoch, profilirt (Abb. 148.)- 



.JK. 



Der Chor von 13 m Länge 7 m Breite und 10'20 m Höhe hat glatte 
Wände und einen aus fünf Seiten des Achteckes gezogenen Abschluss. Das 
Gewölbe besteht aus zwei Kreuzjochen und einem sechsstrahligen Gewölbe; 
die Rippen, Schlusssteine und Consolen gleichen denen des Schiffes. 

Die Sakristeithür ist rechtwinklig mit profilirter, in den oberen 
Winkeln ausgefüllter Thürfüllung von Plänerkalkstein (Abb, 148.). Der alte 
Thürflügel ist einfach mit Blech beschlagen und mit einem gothischem 
Schlosse versehen. 



200 

Sanctuariepnische, rechteckig, durch eine Gitterthür mit Blech- 
rosetten verschliessbar. 

Kanzel von Plänerkalk aus dem 16. Jahrh. auf schwacher Säule 
mit gewundenem Schafte ; die Brüstung aus dem Sechsecke construirt mit 
glatten, von Rundstäben umrahmten Feldern, auf der Stiegenwand Tulpen 
in Flachrelief. 

Taufbecken von Zinn, 0*87 m hoch, auf drei Füssen mit Menschen- 
masken und fünffingrigen Zehen ; auf dem Kessel in gothischer Bogenarkade 
kleine Gestalten des Heilands und der zwölf Apostel. Einige von Zinn, einige 
von Bronze; drei Ringe hängen an Löwenmasken. Am oberen Rande drei 
Mannsköpfe von Bronze, zwischen denselben und am unteren Rande die 
sehr beschädigte und schlecht lesbare Inschrift: 

biccniß • . . luia (?) trjebtbmf Bf bapfi|atus fuBrif . • • s Brif ainrf in 
prinripiö . . . pafrta Bf ftlü Bt spirifui orbBm unioBraum Bf prBbafß 

gbria pafri Bt ftito Bf fpirtfut fanrfo Ätcuf Btaf in prinripio fua «antti 
Flui crBbibBtif (!) 

Reliquiarium, 0'\25 m hoch, von Kristall, kreuzförmig, in Silber 
gefasst, aus dem 18. Jahrh. 

Glocken: /. Im Jahre 1834 umgegossen; die alte Inschrift lautete 

tiisa B \f capana i fjonoB sei iatobi + in nomiB^ilx amB o a ** bx"n 
m« rcccnii ^ (1407). 

2. Höhe und Durchmesser 1*07 «r, die Bänder mit Zopfmuster, am 
Kronenrande, von einem Wild tragenden Jäger unterbrochen, die Inschrift : 

iBffja bojil^o M^ raxc® xttri^ fBuf o \xom biBlan • ft • « • iafcubu bo roBÜt 
ob IKilfra f^omalTiB ro lif^. 

Am Mantel eine hübsche Reliefgestält des hl. Jacobus. 

3. Höhe und Durchmesser 060 w, unzugänglich, nach Wahner, (Leit- 
meritzer Kreis II. 445 im Museumarchiv) vielleicht mit der Inschrift: 

A FAME FESTE HELLO ET TEMPESTATE LIBERA NOS lESV CHRISTE 

A. MDCCXV 

1|BiIi0Br lffi)Bn|BslaB btffB xior biB ^fabf unb ItanbB. 

GOSS MICH NICOLA VS LOW IN PRAG. ANNO 1719. 

4. Die Sanctusglocke, unzugänglich, hat nach Angabe des Gedenk- 
buches auf dem Pfarramte die Inschrift: 

3a spräorj fjBifmansfof üKiftuläsB ©ätiaua BilBUBh^l^o ;5tamslan 
jroonar Boubnithp slil ntB fefa 1641. JIob jtßaria. 

Vrbka. 

Steinbeile, im Besitze des Landwirthes Herrn Kaiina. 



201 



Vrbice. 

Steinbeile im Besitze des Landwirthes Herrn Lauda. 



Zelevice. 

Aschenschichten mit Gef^ssscherben. 

V 

Zidovice. 

Bei der Zuckerfabrik Brandgräber aus der römischen Kaiserzeit, dazwischen 
Skelette in nordsüdlicher Lage; Gegenstände aus der römischen Provinzialcultur auf 
dem Raudnitzer Schlosse. Pamätky archaeol. IX. 961, VII. 577. 




^^^/'^W^'^^^ 




ORTSVERZEICHNISS. 



Bechlin 1. 
Befkovic Ober- 2 
Brozan 6. 
BHza 20. 
Brzänky 20. 
Budeni^ky 21. 
Budin 21. 
Charvatec 45. 
Chot^Sov 55. 
Chvalin 56. 
Ctinoves 57. 
CernouSek 59. 
Cernoves 62. 
Dobfin 65. 
Dolänky 65. 
Doxan 70. 
Duban 108. 
DuSnfk 113. 
Georgsberg 114. 



Hasenburg 116. 
Horka 117. 
JeCovice 117. 
Klappay 118. 
Klemens St. 120. 
KoStice 121. 
Kostelec 122. 
Kostomlaty 125. 
Kresejn 127. 
Launken 131. 
Led^ic 132 
Libkovic 133. 
Libochovic 134. 
Libotejnic 149. 
Libus 151. 
Loukofan 151. 
Mileticko 151. 
Mscheno 152. 
Podbradec 152. 



Podäapl Ober- 152. 
Popels 152. 
Pfestawlk 152. 
Raäinowes 153. 
Radovesic 156. 
Raudnitz 156- 
6.edho§f 183. 
6.ip s. Georgsberg. 
Rohatec 192. 
Roudniäky 193. 
Sedlec 193. 
Slatina 193. 
Solany 195. 
Stra§kov 196. 
Wettel 197. 
Vrbka 200. 
Vrbice 201. 
ielevice 201. 
&dovice 201. 



NAMENVERZEICHNISS DER KÜNSTLER 
UND HANDWERKER. 



Balko Franz Xaver 193. 

Bartholomeus, Glockengiesser 133. 

Brandl Peter, Maler 71, 96, 97. 

Broggio Octavian, Baumeister 157, 158. 

Bukleshain Quido, Stafüerer 135. 

Canderar Karl, Maurer 138. 

de Carrati Franc, Staffierer 157. 

von Cimperk Brykcius, Glockengiesser 53, 

64, 113, 120, 124. 
de Colombo Pietro, Baumeister 157. 
Columbani Peter Paul, Baumeister 138. 
Com Nicola, Maurermeister 184 
Cromelli Joh. Balt , Glockengiesser 151, 195. 
Cziczovsky Mathias, Palier 59. 



Czok Philipp, Palier 134. 

Dietrich Zacharias, Glockengiesser 105, 113, 

130. 
Dittmann Josef, Staffierer 135. 
Dominik, Baumeister 134. 
Eder Barth., Bildhauer 26, 27, 36, 135, 136. 
Fibing Christian, Maler 57. 
Frank Franz, Glockengiesser 59, 195. 
Frycz Thomas, Glockengiesser 130, 136, 

155, 181, 191. 
Gebehler Christian, Steinmetzer 184. 
Gieorgius, Glockengiesser 62. 
Gold Franz, Glockengiesser 56, 195. 
Gut Franz, Orgelbauer 135. 



Gut Mathias, Orgelbauer 135. 

Hellich Josef, Maler, 49. 

Hennevogel Johann, Stukateur 173, 174, 

189. 
Herold F., Glockengiesser 195. 
Hiebel Johann, Maler 93, 94, 103. 
Hillibranth, Glockengiesser 19. 
Hoffman Balthasar, Glockengiesser 130. 
HornySta Martin, Zimmermann 15S. 
Jarosch Thomas, Glockengiesser 35, 113. 

150. 
Joannes, Glockengiesser 52, 120. 
Klein Josef, Holzschnitzer 135. 
König Joh Ignac, Stukateur 173, 177. 
Kohl Ludwig, Maler 61, 71, 97. 
Koucky Georg, Maurermeister 2. 
Krebs Martin, Zimmermann 158. 
Kuhner Joh. Georg, Glockengiesser 31, 65, 

69, 126, 133, 137. 
Kühner Johann Wenzel, Glockengiesser 

52, 155, 197. 
Kutschera F. Jo., Maler 196. 
Langhoff Franz, Steinmetzer 61. 
Lauermann Fr, Steinmetzer 71, 96, 97. 
Lederer Xav., Bildhauer 5. 
Lemaire Fr., Gärtner 104. 
Link Ernst, Holzschnitzer 119. 
Lissiak Valentin, Glockengiesser 59, 69, 

136, 195. 
Loew Nikolaus, Glockengiesser 105, 118, 

132, 191, 197, 200. 



Mithofer Jakob, Steinmetzer 138. 
Munch Paul, Glockengiesser 55. 
Noseck^ Siard, Mater 135. 
Orsoloni Carlo, Baumeister 157. 
Pakeni Johann, Goldschmied 104, 190. 
Peir (Bayer) Rochus, Stukateur 94. 
Poläk Martin, Tischler 135. 194. 
Porta de Antoni, Baumeister 138, 157, 187. 
Redelmayer G., Maler 73, 75, 
Rechziegel Georg, Palier 59. 
Reiner Wenzel Lorenz, Maler 184. 
Ritz Anton, Baumeister 184. 
Rauch Johann« Orgelbauer 150. 
Santini, Baumeister 183. 
äkola Wenzel, Wasserbaumeister 187 
Schmied Anton, Baumeister 59. 
Schoenfeld Anton, Glockengiesser 53. 
Schwarzenberger Johann, Zimmermann 2. 
Spiegl Leopold, Orgelbauer 177. 
Sspicz Mathias, Glockengiesser 180. 
Stanislaus von Raudnitz, Glockengiesser 

19, 20Ö. 
Sturm Johann, Bildhauer 112. 
Thomas, Glockengiesser 132, 194. 
Thomas von Leitmeritz, Glockengiesser 

18, 65, 116, 124, 150, 191, 200. 
Thomas von Prag, Glockengiesser 177. 
Wilhelm von Avignon, Baumeister 156, 187. 
Walther Christoff, Glockengiesser 2. 
Worzissek Matthaeus, Glockengiesser 59, 

181, 197. 



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