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MINEEALOGISCHE
PETROGRAPHISOHE
MITTHEILIINGEN
HERAUSGEGEBEN VON
G. TSCHERMAK.
(NEUE FOLGE.)
FTJISrFTEIt BA.]>ri>.
MIT ACHT TAFELN, ACHT HOLZSCHNITTEN UND TIERZEHN ZINKOGRAPHIEN.
WIEN, 1883.
ALFRED HOLDER
K. K. HOF- UND UNI Y R R 81 T A T S-BUG H HAN D L E R.
KOTHKNTHURMSTILAMB 16.
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6tOV06<
Alle Rechte Torb«>halten.
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INHALT.
1. Heft.
Seit«
L £in Beitrag zur Petrographie des Yiti- Archipels. Von Arthar Wich-
mann. (Mit 14 Zinkogn^hien) 1
U. Ueher einige alpine Serpentine. Von Eugen Hussak 61
in. Barytkrystalle in den Quellbildungen der Teplitzer Thermen. Von
F. Becke. (Mit 2 HobsscfaDitten) 82
IV. Notizen: OUrin von Fehring bei Gleichenberg. — Bemerkungen zu
Penck's Abhandlung über die pyroxenführenden Gf'steine des nord-
sächsischen Porphyrgebietes. — Neue Minerale. — Literatur . . 85
2. Heft.
V. Die vulkanischen £reigDi||8e ^^'il'^^'^B 1881. 17. Jahresbericht von
C. W. C. Fuchs . . . ^ 97
VI. Eruptivgesteine aus der Gneissformation des niederösterreichischen
Waldviertels. Von F. Becke. (Mit Tafel I) 147
Vn. Glaseinschlüsse in Gontactmineralen von Ganzacoli bei Predazzo.
Von F. Becke 174
VIII. Mineralogisches. Von A. Frenzel 176
IX. Notizen: Seridt von Wiltau. — Bemerkungen zu E. Mallard's Ab-
handlung: „Sur l'isomorphisme des Feldspaths tricliniques.'' —
Literatur 188
S. Heft.
X. üeber die Gesteine des Wechsels. Von August Böhm 197
XI. Der Granit von Bastenberg. Von Rafael Koller 215
XII. Ueber einige Augite von bemerkenswerther Zusammensetzung. Von
C. Doelter 224
Xm. Ergänzender Bericht über den Meteoritenfall bei Mocs in Sieben-
bürgen am 3. Februar 1882. Von A. Koch in Klausenburg . . . 234
XIV. Beiträge zur Kenntniss des Gyps- und Anhydritgesteines. Von Franz
Hammerschmidt. (Mit Tafel II) 245
XV. üeber einige optische Erscheinungen am Quarz, Gyps und Kalkspath.
Von Heinrich Baumhauer 285
XVI. Notizen: Basalt und Tuff von Ban im Bar&nyer Gomitat. — Literatur 289
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4. Heft.
Seite
XYII. Zar Kenntniss der Phylllte in den tiroUschen Gentralalpen. Von
Adolf Pichler 293
XYIII. Untersuchungen über den Rubellan. Von Max Udo Hollrung.
(Mit Tafel III) 304
XIX. Parallele Yerwacbsung von Fahlerz und Zinkblende. Von Friedrich
B ecke. (Mit Tafel IV) 331
XX. Die vulkanischen Ereignisse des Jahres 1882. — 18. Jahres-
bericht von C. W. C. Fuchs 339
XXI. Notizen: Zinnober, Rauschroth und Rauschgelb in Tirol. —
Literatur 881
6* Dnd 6. HefH«
XXII. Einwirkung kohlensäurebaltigen Wassers auf den Gleichenberger
Trachyt. Von Conrad Clar 385
XXIII. Das Gestein der Insel Ferdinandea (1831) und- seine Beziehungen
zu den jüngsten Laven Pantellerias und des Aetnas. Von
H. Foerstner ^7 ^^
XXIV. Studien über die Flächenbeschaffenheit und ole Bauweise der
DanburitkrystaUe vom Scopi in Graubündten. I. ?heil. Von Max
Schuster. (Mit Tafel V und VI) ... 397
XXV. Aetzversuche an der Zinkblende.. Von F. Becke. (Mit Tafel
VII und VIII und 6 Holzschnitten) 457
XXVI. Notizen: Ueber die Unterscheidung von Augit und Bronzit in
Dünnschliffen. — Ueber eioen verglasten Sandstein von Ottendorf.
— Berichtigung bezüglich der Wildschönaner Schiefer. — Literatur 527
Register 637
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I. Ein Beitrag zur Petrographie des Viti-Archipels.
Von Arthur Wichmann.
(Mit 14 Zinkographien.)
Mit den meisten Inseln des stillen Oceans theilt der Yiti-
Archipel das Schicksal, geognostisch sehr . unvollkommen erforscht
zu sein. Das ^"^ jge, was insbesondere von den Viti-Inseln bis
jetzt bekannt ger-'^rden ist, hat Mein icke in seinem bekannten
Werke^) auf Grand der Angaben von Gräffe, Macdonald,
Seemann u. A. zusammengestellt. Diese Angaben beschränken
sich jedoch meist auf Mittheilung einzelner Gesteine und Minera-
lien, sowie auf die Oberflächenbeschaffenheit mancher Gegenden.
Einige neuere Mittheilungen verdanken wir Horne^). Nach ihm
sind die verbreitetsten Gesteine auf Yiti Mergel und Ealke, sowie
Breccien und Agglomerate, beide besitzen eine ziemlich gleiche
Verbreitung, doch werden die letzteren gewöhnlich von den erst-
genannten überlagert. Im Innern von Viti Levu und Vanua Levu
sollen Sandsteine und Schieferthone vorkommen. Basaltische und
trachytische Gesteine sind nicht selten und betheiligen sich nament-
lich an der Zusammensetzung der höheren Gipfel, an welche sich
jüngere sedimentäre Bildungen anlagern. Wie Home annimmt,
ist Taviuni die einzige Insel dieser Gruppe, welche rein vulkani-
schen Ursprungs ist. Dieselbe besitzt noch verschiedene Krater
erloschener Yulkane und finden sich auf ihr lediglich Basalte,
Schlacken imd Tuffe. Sie ist nach ihm die einzige Insel, welche
sich über dem Meeresspiegel gebildet hat, während alle anderen
') Die Inseln des stillen Oceans. Leipzig, 1876, 11., p. 2 ff.
•) A year in Fyi. London, 1881, pag. 163—170.
HiBenüof. «Bd petroir'* llittli«il. V. 1882. Wiohmanii. \
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2 Arthur Wichmann.
erst durch spätere Hebungen entstanden sein sollen. Diese An-
nahme ist jedoch nicht stets zutreffend, so findet sich am Büke Levu
auf Eandavu vom Fuss bis zum Qipfel lediglich compacter Andesit
anstehend, nirgends die geringste Bedeckung von Tuffen oder son-
stigen Gesteinen.
Wie O raffe in den Jahren 1862 und 1865^), so bereiste
Th. Eleinschmidt 1876—78 die Yiti-Inseln im Auftrage des
Museum Godeffroy in Hamburg. Die von Letzterem gesammelten
Gesteine, welche den Gegenstand der nachfolgenden Untersuchungen
ausmachen, stammen hauptsächlich von den Inseln Viti Leyu, Ean-
davu, Ono, Yatu Lele und Ovalau. Auch von G raffe lag eine,
allerdings kleine Sammlung vor, welche Gesteine von Viti Levu
und von einigen der zu den Exploring-Isles gehörigen, von Elein-
schmidt nicht besuchten Inseln enthält^).
Das wichtigste Ergebniss, welches sich aus der Untersuchung
des Eleinschmidt'schen Material es ziehen lässt, ist der Nach-
weis, dass sich sowohl altkrystallinisohe Massengesteine, als auch
Felsarten, welche den sogenannten krystallinischen Schiefern zu-
gezählt werden müssen, in nicht unbeträchtlicher Ausdehnung auf
Yiti Leyu (far Yanua Levu, dessen Aehnlichkeit im Bau auch
Hörne hervorhebt, ist es ebenfalls wahrscheinlich) vorhanden sind.
Unter den zu den krystallinischen Schiefern gehörigen Gesteinen
sind zu erwähnen: Amphibolite, Eurite, Quarzglimmerschiefer, kör-
niger Ealkstein. Zu den bemerkenswerthesten älteren Massen-
gesteinen gehören Granit, Quarzporphyr, Diorit, Gabbro, Diabas,
Foyait. Diese Gesteine sind zum Theil anstehend gefunden, zum
Theil sind sie aus den Betten verschiedener Bäche und Flüsse auf-
gelesen worden. Paläozoische und mesozoische Bildungen sind
nirgends nachzuweisen gewesen. Als Yertreter der jüngeren Massen-
gesteine finden sich nur Andesite und Basalte, unter denen die
erstgenannten weitaus vorherrschen. Ihre Taffe und Conglomerate
sind in vielen Fällen fossilführend und bilden die oberflächliche
Bedeckung, wie dies auch von den verschiedenen Besuchern der
Inselgruppe hervorgehoben wird. Prof. Martin in Leiden theil te
') Reisen auf Viti Levu. Zürich, 1868.
Petermann'B Geogr. Mittheilg. Gotha, 1869, pag. 60.
') Das gesammte Material wurde mir vom Museum Godeffroy m dankens-
werther Weise zur Verfügung gestellt.
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Ein Beitrag zur Petrographie des Yiti-ArcMpels. 3
mir freundlichst mit, dass diese Fossilien tertiären Alters, jedenfalls
aber nicht älter als miocän sind.
Alle übrigen Inseln, welche Eleinschmidt besuchte, also
Eandavu, Ovalau, Ono, Vatu Lele, ferner die von Gräffe be-
suchten, zu den Exploring-Isles gehörigen Inseln : Munia, Eanathia,
Yanua - Balavn, bestehen, nach dem untersuchten Material zu
urtheilen, fast lediglich aus Andesiten und Basalten, sowie deren
Tuffen. Von einzelnen, z. B. Ono, Yatu Lele, sind noch Eorallen-
kalke und verkieselte Korallen bekannt.
Geben uns nun diese Sammlungen ein im Allgemeinen zu-
treffendes Bild von der Zusammensetzung des Archipels, so geht
daraus hervor, dass derselbe während des Verlaufes der paläozoi-
schen und mesozoischen Periode nicht vom Wasser bedeckt, also
Continent gewesen ist, und erst mit dem jüngeren Tertiär eine
Niveauveränderung stattfand, welche die Bildung neuer Ablagerun-
gen ermöglichte. Treffende Belege sind übrigens dafür vorhanden,
dass noch in jüngerer oder jüngster Zeit Niveauschwankungen sich
geltend machten. Hierzu gehören die doppelt-unterwaschenen
Kalksteinfelsen von Vatu Lele, welche Kleinschmidt des Näheren
beschrieben und abgebildet hat^). Ein anderes Beispiel bietet ein
Kalkstein, welcher als Spaltenausfüllung in einem Basalt auf der
Insel Munia aufgefunden wurde. Derselbe zeigt sich fast aus-
schliesslich aus Foraminiferen u. s. w. zusammengesetzt, ein Be-
weis, dass die Insel nach ihrer Bildung wieder vom Wasser be-
deckt gewesen sein muss.
Vergleicht man die für die Viti-Inseln gewonnenen Resultate mit
den geologischen Verhältnissen anderer Inseln des stillen Oceans, so
bemerkt man eine theilweise sehr überraschende üebereinstimmung.
Noch vor recht kurzer Zeit wurde es als sicher und allgemein
festgestellt angenommen, dass sämmtliche Inseln des stillen Oceans
ihre Entstehung vulkanischen Kräften verdankten ^). Als Ausnahmen
galten allein Neu-Seeland und Neu-Caledonien, welche jedoch,
Tasmanien und Neu-Guinea eingeschlossen, als ursprünglich zum
australischen Continent gehörig betrachtet wurden. Die For-
schungen der letzten Jahre haben über manche dieser Verhältnisse
*) Journal des Museum Godefl&oy, Hamburg, 1879, XIV., pag. 264.
') Peschel, Neue Probleme, 2. Aufl., 1876, pag. 24 ff.
1»
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4 Arthur Wicbmami.
mehr Licht verbreitet und so konnte v. Dräsche in einer Zu-
sammenstellang derselben im Jahre 1879^) darthun, dass nur die
ostwärts Yon einer sich von Eamschatka über Japan, die Philip-
pinen, Neu-Guinea, Neu-Caledonien; Neu-Seeland, Auckland, Mac-
quarie und das antarktische Victoria erstreckenden Linie befind-
lichen Inselgruppen entweder Eoralleninseln sind oder aus jung-
vulkanischen Gesteinen bestehen.
Welche Formationen betheiligen sich nun an dem Aufbau
der Inseln, welche an der Westgrenze des grossen Oceans auf-
treten? Auf Japan sind bekannt ein krystallinisches Grundgebirge,
Granite, Diorite, paläozoische Schiefer, Eohlenkalk und vielleicht
Rothliegendes ^). Darauf folgend kennt mau erst wieder jüngere
mesozoische Gebilde (Jura und Kreide)') und schliesslich Tertiär.
Die Philippinen sind uns durch die Aufnahmen v. D ra-
sch e's^) etwas näher bekannt geworden. Das Liegende der Insel
Luzon bilden krystallinische Schiefer (Chloritschiefer, Gneisse),
dann Gabbro, Diorite und Diabase, sowie deren Conglomerate
(Agno-Schichten), welche v. Dräsche für paläozoisch hält ^), wor-
auf erst wieder Tertiärschichten folgen, unter denen eocäne und
miocäne unterschieden werden. Auf den zu Niederländisch-Indien
gehörigen Inseln kennt man jetzt, wenigstens auf den grösseren,
überall ein krystallinisches Grundgebirge. Hierauf lagern paläo-
zoische Schiefer und Kohlenkalk, wie auf Sumatra®) und Timor').
Endlich folgen tertiärische Schichten, die, wie auf Java das Miocän %
das Grundgebirge®) direct überlagern. Von Sumatra und Borneo
werden von Verbeek Eocän, Miocän und Pliocän angeführt'®).
') N. Jahrb. f. Min., 1879, pag. 265.
*) Geographiaches Jahrbach, Bd. VIII., Gotha, 1881, pag. 859.
') MittheiluDgen der deatschen Gesellschaft f. Natur- und Völkerk. Ost-
Asiens, 1880 (Juni, August). N. J. f. Min., 1881, I., pag. 80 (Referat).
^) Fragmente zu einer Geologie der Insel Luzon. Wien, 1878.
*j N. Jahrb. f. Min., 1879, pag. 268.
^) Verbeek, Jaarboek van het m^nwazen van Nederl. Oost-Indie, 1878.
') Beyrich. üeber eine Eohlenkalkfauna auf Timor. Abhdlg. d. Akad.
Berlin, 1864.
Martin, Sedimente Timors, pag. 1, Leiden, 1831.
") Martin, Tertiärschichten auf Java. Leiden, 1880.
^) Verbeek u. Fennema, Nieuwe geologische ontdekkingen op Java.
Amsterdam, 1881.
*<') Geolog. Notizen üb. d. Inseln des Niederl. Ind.- Archipels. Kassel, 1881.
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Ein Beitrag zur Petrographie des Yiti-Arcbipels. 5
Unsere Eenntniflse von Neu-Ouinea aind recht mangelhafte,
ausser Graniten und krystallinischen Schiefern scheinen nur jüngere
Tertiärbildungen bekannt zu sein. Nach den Mittheilungen ven
Etheridge^) lagert am Cap York das Miocän direct auf Granit.
Auch Martin^) hat jüngsthin nachgewiesen, dass. die angeb-
lichen Grauwacken, Jura-Dolomite etc. tertiären Alters (alt-miocän)
sind. Auf Neu-Caledonien sind altkrystallinische und paläozoische
Schiefer längst durch Garnier bekannt geworden, ebenso meso-
zoische Schichten, der Trias und Kreide (?) zugehörig. — Neu-
seeland erscheint zufolge den Aufnahmen von Hutton^) und
von Haast^) reich gegliedert. Es finden sich archäische Granite,
krystallinische Schiefer, paläozoische Schichten (Silur, Carbon),
mesozoische Schichten (Trias, Jura und das „Cretaceo-Tertiär**)^),
schliesslich miocäne, pliocäne, pleistocäne und recente Ablagerungen.
Jenseits der von v. Dräsche gezogenen Linie liegen jedoch
ausser den Yiti-Inseln noch einige andere Inselgruppen. In einer
früheren Notiz ^) hatte ich mitgetheilt, dass auf den Palau-Inseln
sowohl am Meeresstrand, als auch noch in Höhen von 400 Metern
grosse Blöcke eines sehr grobkörnigen Hornblendegranits, sowie
von Diabasen angetroffen werden. Um diese Erscheinung mit den
damals herrschenden Ansichten in Einklang zu bringen, musste
eine submarine Eruption und ferner angenommen werden, dass die
betreffenden Gesteinsmassen durch spätere Hebungen mit empor-
gebracht wurden. Nun steht Nichts mehr der Annahme entgegen,
dass sich diese Gesteine dort auch anstehend finden werden. —
Auf Neu-Britannien sollen Grauwacken, Thonschiefer, Sandsteine
und Porphyre vorkommen^), jedenfalls ist aber durch Liyer-
sidge^) das Auftreten yon Kreide sichergestellt worden. Von
0 Geological magazine, 1876, pag. 428.
*) Beiträge zur Geologie von Ost-Asien, I, pag. 82, Leiden, 1881.
«) Geology of Otago, 187ö, pag 26.
*) Geology of the provincea of Canterbury and Westland.-CbriBtchurch,
1879, pag. 249.
') Vgl. hierüber auch Mareen, Explication etc., pag. 192.
«) Journal des Museum Godeflfroy. 1875, VIII., p. 126.
0 Meinicke, Die Inseln des stillen Oceans, 1875, L, pag. 183.
^) On the occurrence of Gbalk in the New-Britain-Group.
Journal and proceedings of the roy. soc. of New-South-Wales, 1877, XI.
pag. 85.
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g Arthur Wichmann.
den SalomonB-Inseln nimmt Mein icke an, dass wohl ältere sedi-
mentäre Bildungen vorbanden sein werden. Jedenfalls ist es sehr
möglich, dass auch hier die Kreide angetroffen wird, denn Elein-
schmidt übersandte einen echten Feuerstein, welcher von Malanta
oder Yon Guadalcanar (dies konnte nicht ausgemacht werden) mit-
gebracht worden war.
Endlich muss noch der Markesas gedacht werden. Marcou
gibt an, dass sie aus Granit und Gneiss bestehen^). Den aller-
dings sehr mangelhaften Beschreibungen von J ardin zufolge')
wären hier nur jüngere Eruptivgesteine anzunehmen, doch führt er
auch Granulit an'). Dass auf den Aleuten Kreide vorkommt, ist
durch Eichwald ^) bereits bekannt geworden. Yon den übrigen
„vulkanischen" Inselgruppen des stillen Oceans sind keine älteren
Massengesteine oder Sedimentärbildungen bekannt und scheint es
bei einigen von ihnen, z. B. den Galapagos- und den Sandwich-
Inseln, in der That festzustehen, dass dieselben sich lediglich aus
jüngeren und recenten Eruptivmassen aufgebaut haben, jedoch ist
es immerhin möglich und wahrscheinlich, dass ältere Gebilde als
Fundament gedient haben, dessen Erforschung durch starke Be-
deckung gehindert wird.
Aus den bisher angeführten Thatsachen ergibt sich zur Genüge,
dass in der Süd-See Inseln, die, soweit bekannt, lediglich vulkani-
schen Ursprungs sind, eine ganz untergeordnete Bolle spielen.
Femer sind manche ausgedehnte Gebiete während langer Zeit-
räume Festland gewesen; so z. B. fehlen auf den Inselgruppen,
welche sich von den Philippinen bis zu den Yiti-Inseln hinziehen,
alle marinen Ablagerungen bis zur oberen Kreide (Neu-Britannien),
auf den übrigen sogar bis zum Miocän. Bemerkenswerth ist, dass
nördlich gelegene Inseln (Japan) und südlich gelegene (Neu-See-
land) eine viel reichere Gliederung erkennen lassen. Auf keiner
Inselgruppe findet sich eine vollständige Entwickelung der Schichten-
*) Marcou, Explication etc., pag. 185.
') Mdmoires de la soc. imp. des sciences natur. de Cherbourg, lY., 1856,
pag. 55 S.
*) Leptynites ä grains excessivementB fios, avec grenats microscopiques dis-
s^minäs (1. c. pag. 58), die allerdings hier den Trachyten zugezählt werden.
^) GeognoBtisch-paläontolog. Bemerkungen über die Halbinsel Magischlak
und die aleutischen Inseln. Petersbarg, 1871.
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Ein Beitrag zur Petrographie des Yiti-Archipels. 7
reihe, und daher ist man zu der Annahme berechtigt, dasa auch
sie und mit ihnen Theile des Oeeans zu Zeiten Festlandsmassen
dargesteUt haben« Dann wird es aber auch wahrscheinlich, dass
der Süd-See kein grosses Alter zugeschrieben werden kann, son-
dern, dass sie ihre jetzige ungefähre Gestalt erst während der jün-
geren Tertiärzeit erhalten hat.
Unter diesen Umständen erscheint auch die Hypothese von
Dana^) über die Entstehung des stillen Oeeans, resp. der Meere
und Continente überhaupt nicht länger haltbar. Denn, waren die
Contouren der Continente bereits bei Abkühlung der Erdoberfläche
vorgeschrieben, indem in der Richtung des geringsten Zusammen-
haltes (NW. u, NO.) eine Spaltung der Erdkruste eintrat, drückten
die niedersinkenden Erdtheile auf die erhalten gebliebenen Schollen,
welche sich in Folge dessen an den Rändern der Continente zu
Gebirgen aufrichteten, so folgt unmittelbar, dass nur jüngere
Eruptivgebilde oder Eoralleninseln *) sich über den Spiegel erheben
konnten. Da diese letztere Folgerung nicht zutrifft, so ist auch
die Hypothese nicht richtig. — Nimmt man jedoch mit Suess^
an, dass die Yertheilung der älteren Schollen auf der Erdoberfläche
kein geometrisches Gesetz yerräth, dass die Entstehung der Ge-
birge auf einer horizontalen Verschiebung der Erdoberfläche beruht,
so folgt hieraus ebenso gut, dass den höchsten Eüstengebirgen
auch die grössten und tiefsten Meere entsprechen. Und man kann
die Schlussfolgerung ziehen, dass, da die höchsten Gebirge' auch
die jüngsten sind, auch die tiefsten Meere die jüngsten sein müssen.
Wir besitzen wenige Gebiete auf der festen Erdoberfläche, die
nicht einstmals vom Meere bedeckt gewesen sind. Wenn auch
zugegeben werden muss, dass die horizontale Verbreitung der letz-
teren in früheren Perioden eine grössere gewesen ist, als jetzt, so
müssen doch zu Zeiten Gebiete, welche jetzt von Oceanen bedeckt
sind, Festland gewesen sein. Und würde man im Stande sein,
eine geologische Karte des Meeresgrundes mit Hinweglassung der
*) Manual of Geology, 2. ed., 1876, pag. 787, 745 ff.
') Hiermit stand auch die Theorie Darwin's ttber die Entstehung der
Koralleninseln im besten Einklang. In Folge der neueren Untersuchungen
Murray's (Nature, vol. 22, pag. 361) hat dieselbe aber auch verlassen werden
mossen.
*) Entstehung der Alpen. Wien, 1875, pag. 157.
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g Arthur Wicfamiuiu.
recenten und jüngeren Ablagerungen anzufertigen, so würde man
vielleieht ein ebenso buntes Bild erhalten, wie uns dies von jetzt
continentalen Gebieten dargeboten wird. Vielleicht ist bei den
riesigen Fortschritten, welche die Technik heutzutage macht, der
Tag nicht mehr fern, dass man mit Hülfe von Tiefseebohrungen
auch die Geschichte des Meeresgrundes zu entziffern im Stande ist.
Den Yorstehenden Mittheilungen, in welchen die Yerhältnisse
des Yiti-Archipels zu den übrigen Süd-See-Inseln in kurzer Bkizze
erörtert wurden, mögen sich nunmehr die Resultate der an den Ge-
steinen ^) angestellten mikroskopischen Untersuchungen anschliessend
Granit
Im Muanivatu-Gebirge auf Yiti Levu treten namentlich in der
Nähe der „grossen Fälle ^ granitische Gesteine auf« Sie gehören
zu den Amphibol-Graniten, w^enn man sie nicht etwa ihres theil-
weise vorherrschenden Plagioklas-Gehaltes wegen den dioritischen
Gesteinen (Tonalit^) zuzählen will.
Das eine dieser Vorkommnisse zeigte mikroskopisch die fol-
gende Beschaffenheit: Die wasserhellen Quarze sind reich an
Flüssigkeitseinschlüssen und schwarzen, feinen Mikrolithen. Wie
sich bei der Untersuchung im polarisirten Lichte ergibt, sind es
jedoch keine einheitlichen Individuen, sondern Aggregate, und man
gewahrt jenes schöne Mosafkbild, welches die Quarze der Gneisse
gern wahrnehmen lassen. Da das betreffende Handstück keine
schief er ige Structur besiti;t und die in nächster Nähe gesammelten
Granite diese Erscheinung nicht zeigen, so hielt ich mich nicht für
berechtigt, dieses Gestein als Gneiss zu bezeichnen. Orthoklas ist
in geringen Mengen vorhanden, seine Individuen sind noch recht
frisch und wenig getrübt, daneben kommt Mikroklin vor (der ein-
zige unter diesen Gesteinen beobachtete Fall). Plagioklase sind in
reichlichem Masse vertreten. Ihre Auslöschungsrichtungen schliessen
mit den Zwillingsnähten Winkel von 10—18° ein. Durch die in Folge
beginnender Umwandlung eingetretene Trübung kommt oftmals ein
zonenförmiger Aufbau zum Vorschein. Die grüne, compacte Horn-
*) Zur OrientiraDg über die angegebenen Fundorte kann mit Vortheil von
der im Maiheft von Petermann's Mittheilungen erscheinenden Karte Gebrauch
gemacht werden.
*) Tschermak. Sitzber. d. Wiener Akademie 1867. Bd. LY. 1. Abthlg. pag. 287.
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Ein Beitrag zur Petrographie des Yiti-Archipels. 9
blende, welche an einzelnen Stellen sich in ziemlicher Menge an-
häuft, bildet unregelmässig begrenzte Erystallkomer. Mit ihnen
verwachsen findet sich Biotit, dessen Blättchen oftmals gestauchte
Formen annehmen. Zwischen den einzelnen Blättchen, sowie an
den Rändern derselben finden sich schwarze Körnchen imprägnirt.
Apatit tritt in farblosen, dünnen Säulohen auf, ebenfalls dann und
wann etwas Turmalin.
Die übrigen Granite yom Muanivatu zeigen eine untereinander
mehr übereinstimmende Zusammensetzung und Structur.
Quarz erscheint in ihnen als zuletzt ausgeschiedener Bestand-
theil. Seine äusseren Begrenzungsformen sind lediglich eine Folge
des ihm zu seiner Ausbildung belassenen Raumes, und so erscheint
er denn eingeklemmt zwischen den Feldspäthen ^). Diese eingekeilten
Quarze zeigen übrigens keine Aggregat-Polarisation, sondern stellen
einheitliche Individuen dar. Sie sind stets reich an Flüssigkeits-Ein-
schlüssen, die kleineren führen meist mobile Libellen. Ein eigenthüm-
licher Flüssigkeits-Einschluss ist in Fig. 1 zur Darstellung
gelangt, wo an der Libelle (wenigstens scheinbar) vier '^'
rundliche, wasserhelle Eörperchen hängen. Die Feldspathe
sind meist noch ziemlich frisch und zeigen, von Spalten
ausgehend, eine Trübung ihrer Substanz, in welchen
sowohl Yiridit, als auch zuweilen Epidot zur Ablagerung
gelangt Bei den Plagioklasen betragen die Auslöschungsschiefen
14 — 16^, sie zeigen eine Trübung ihrer Substanz auch längs den
Zwillingsnähten. In einigen Yorkommnissen ist mehr Plagioklas
als Orthoklas vorhanden. Die Hornblende-Individuen sind von
braungrüner Farbe und besitzen eine kurz säulenförmige Gestalt.
In Querschnitten tritt die prismatische Spaltbarkeit deutlich hervor,
ebenso zeigen die Individuen eine Begrenzung ooij. ©oPoo. Mit
der Hornblende verwachsen, aber auch in isolirten Partien, findet
sich ein grüner, schwach dichroitischer Glimmer. Apatit erscheint
in kräftigen Säulchen, die im Querschnitt scharf begrenzte Hexagone
darstellen. Das Centrum derselben ist von einem dunklen Staub
erfüllt, welcher nach den Rändern zu allmälig abnimmt, so, dass
diese ganz hell erscheinen. Ein grosser Theil dieser staubähnlichen
^) Ganz Übereinstimmend mit Stufe 6 von Ealkowsky. (N. Jahrb. für
Min. 1880, I., pag. 87.)
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10 Arthur Wichmann.
Partikelchen entpuppt sich bei sehr starker Yergrösserung als
Flüssigkeits-Einschlüsse, von denen manche mit einer mobilen Libelle
versehen sind. Sparsames Titaneisen mit seinem grauen Umwand-
lungsproduct ist vorhanden, ebenso etwas Eisenkies, welcher theil-
weise auch in Zersetzung begriffen ist. Die Hornblende ist stellet-
weise einer Umwandlung bereits anheimgefallen, als deren erstes
Stadium sich eine Bildung vonYiridit und hierauf folgend die von
Epidot kund gibt.
Die aus dem Gebiet des Singa Toko vorliegenden Oranite
sind hornblendefrei. Eines dieser Gesteine ist feinkrystallinisch,
zuckerkörnig und lassen sich mit dem blossen Auge kaum die
Quarze und Feldspathe von einander unterscheiden. Auch mikro-
skopisch bilden Orthoklas und Quarz fast die einzigen Bestand-
theile. Der erstere bildet unregelmässig begrenzte Individuen^ die
durch streifenweise angeordneten Staub getrübt erscheinen. Dieser
Staub ist kein Umwandlungsproduct, sondern besteht (wenigstens
zu einem grossen Tbeile) aus Fiüssigkeits-Einschlüssen. Der Quarz
bildet ebenfalls unregelmässig begrenzte Körnchen, die reich an
Flüssigkeits-Einschlüssen sind und auch einzelne Blättchen von
Eisenglanz, sowie schwarze Nädelchen enthalten. Sparsam ist ein
grüner Glimmer vorhanden, der schwarze Körnchen eingelagert
enthält.
Ein anderes Yorkommniss ist bedeutend grobkörniger. Die
recht grossen Quarzkörner fuhren in reichlicher Menge reihenförmig
angeordnete Flüssigkeits-Einschlüsse. Die Orthoklase sind von staub-
artigen Partikelchen stark imprägnirt, ausserdem aber noch einem
von Spalten ausgehenden Umwandlungsprocess anheimgefallen.
Auch hier erscheint wiederum ein grüner Glimmer als Gemeng-
theil. In Schnitten senkrecht zur Basis zeigen die aneinander
gelagerten Blättchen parallele Auslöschung und deutlichen Diohrois-
mus. Die horizontal liegenden Blättohen werden bei gekreuzten
Nicols vollständig dunkel. Einige Körnchen von Epidot sind wahr-
zunehmen.
Aus dem Wai-ni-Yau liegen verschiedenartige Granite vor.
Eines dieser Yorkommnisse ist ein weisses, zuckerkörniges Gestein
mit vereinzelten porphyrischen, bis 2 Mm. im Durchmesser betra-
genden Quarzkörnern. Sonst ist dieses Gestein dem ersten, aus
dem Singa Toko beschriebenen sehr ähnlich. Grüner Glimmer ist
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Ein Beitrag zur Petrographie des Yiti-Archipels. 1 {
etwas reichliche^ vorhanden, auch finden sich einige Pyritkörnchen.
Neben dem Orthoklas wurde etwas Plagioklas angetroffen. Die
Feldspathe erscheinen durch streifenartig angeordnete Einschlüsse
staabartig getrübt, daneben werden sie, yon den Spalten aus-
gehend, in Aggregate feinster Schüppchen umgewandelt.
Die übrigen hierher gehörigen Gesteine sind Amphibol-Qranite,
welche besonders dadurch charakterisirt sind, dass schriftgranitische
Verwachsungen yon Quarz sowohl mit Orthoklas, als auch mit
Plagioklas sehr häufig sind. Orthoklas ist vorherrschend. Die Aus-
löschungsschiefen der Plagioklase variiren von 28 — 40^. Beide
Feldspathe sind in Umwandlung begriffen und erscheinen in Folge
dessen stellenweise getrübt. Quarz ist wiederum reich an Flüssig-
keits-Einschlüssen. Etwas Magnetit ist vorhanden. Wie in den
übrigen Amphibol-Qraniten, so fehlt auch hier der Titanit gänzlich.
Qnarzporphyr (Mikrogranit).
Quarzporphyre scheinen auf Yiti Levu nicht sonderlich häufig
zu sein, wenigstens lag nur ein Handstück vor, welches von Elein-
Bchmidt aus dem Singa Toko als Geröll aufgelesen wurde.
Das Gestein setzt sich aus einer fleischrothen, felsitischen
Gnindmasse zusammen, in welcher porphyrische Quarzkornchen
(bis 2 Mm. im Durchmesser) und kleine, trübe, weisse Orthoklase
enthalten sind.
Die unregelmässig begrenzten Quarzk5rner führen lediglich Flüssig-
keits-Einschlüsse, welche oft in Reihen angeordnet sind. Die klei-
neren Einschlüsse sind fast stets mit einer mobilen Libelle ver-
sehen. Ausserdem beobachtet man isolirte Partien als Grundmasse,
welche letztere aber auch oft zungenförmig sich in die Quarzindivi-
daen hineinerstreckt.
Die Orthoklaskrystalle bilden im Dünnschliffe rechteckige
Durchschnitte. Trotzdem ihre Substanz durch einen feinen Staub
vollständig getrübt erscheint, sind sie noch vollkommen frisch und
unzersetzt, wie dies die Untersuchung im polarisirten Licht erkennen
lässt Der Staub, welcher sich in den verschiedenen Individuen
gleichmässig vertheilt findet, entpuppt sich bei stärkster Yergrös-
sernng als Anhäufungen von Flussigkeits-Einschlüssen. Plagioklas
ist nicht vorhanden.
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12 Arthiur Widunaim.
Die Grundmasse ist vollständig kry^talliniach. Zwischen den
einzelnen Körnchen, welche sie zusammensetzen, haben sich Haut-
ohen von Eisenhydroxyd abgelagert, letztgenannte Substanz bildet
auch zuweilen schmutzigbraune Anhäufungen.
Quarzfreier Porphyr (Syenitporphyr).
Auch quarzfreie Porphyre spielen in unserem Gebiete nur
eine unbedeutende Rolle.
Ein Handstück, welches am Zusammenflusse des Singa Toko
und Slato bei Wai Basanga aufgelesen wurde, setzt sich aus einer
felsitischen, ziegelrothen bis gelbbraunen Grundmasse zusammen,
in welcher vereinzelte trübe Orthoklaskrystalle eingebettet sind.
Die Grundmasse ist vollständig krystallinisch und besteht
mikroskopisch aus einem Aggregat kleinster Körnchen. Die roth-
braune Färbung rührt theils von auf Spalten eingedrungenem Eisen-
hydroxyd her, theils von zersetzten Eisenverbindungen in der
Grundmasse selbst. Auch die zerstreuten Magnetitkömehen sind
theilweise von einem braunen Hof umgeben. Staubig rechteckige
Durchschnitte vom Orthoklase sind häufig und besitzen eine Länge
von 0*1 — 0*3 Mm. und eine Breite von 0*05 Mm.
Die porphyrisohen Orthoklaskrystalle zeigen unter dem Mikro-
skop ebenfalls fast überall eine vollständige Trübung, die von
ausserordentlich winzigen, massenhaft eingelagerten Flüssigkeiis-
Einschlüssen herrührt. An einzelnen Stellen jedoch gewahrt man
innerhalb, sowie an den Bändern der Feldspathindividuen, als Um-
wandlungsproduct derselben, den Epidot. Die Anwesenheit und
Bildung dieses letztgenannten Minerals ist darum bemerkenswerth,
als im Gestein keine Hornblende vorhanden ist. Die mikroskopi-
schen Untersuchungen der letzten Jahre haben nämlich in der
Mehrzahl der Fälle ergeben, dass die Umwandlung der Feldspathe
in Epidot auf die Anwesenheit von Hornblende zurückzuführen sei.
Auch eine intermediäre viriditische Bildung, welche der des Epi-
dots so oft vorangeht, ist ebenso in unserem Fall nicht wahrzu-
nehmen. Die Epidote siedeln sich namentlich an den Rändern an
und verbreiten sich von hier aus strahlenförmig in das Innere.
Auch die im Innern der Feldspathe isolirt angetroffenen Epidot-
partien stehen vielleicht mit den Rändern im Zusammenhang. Die
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Ein Beitrag zur Petrographie des Tili- Archipels. 13
Wahrnehmung des letzteren wäre dann durch die Richtung der
Schnitte yerhindert. .Die Färbung der Epidote ist oft an einem
und demselben Individuum eine abweichende, der innere Kern ist
meist lebhaft grüngelb, während die äusseren Ränder eine hellere
Färbung zeigen. Reliefartig hervorstehende, unregelmässig be-
grenzte Körnchen von Epidot finden sich innerhalb der Grund-
masse.
Ein quarzfreier Porphyr mit dunkel rothbrauner Grundma^e
mit grossen bis zu P/t Cm. langen Orthoklas- Individuen, die noch
frisch sind und glänzende Spaltungsflädhen zeigen, fand sich im
Wai-ni-Mala.
Endlich ist noch eines Vorkommnisses zu gedenken, welches
als Geschiebe im Reva-Pluss (Peal river) 7Va geographische Meilen
landeinwärts aufgelesen wurde. Es ist ein felsitisches, rostbraunes
Gesteio, welches keine makroporphyrisch ausgeschiedenen Krystalle
enthält. Unter dem Mikroskope lassen sich jedoch kleine Krystalle
von Orthoklas, sowie vereinzelte Yiellingsindividuen von Plagioklas
nachweisen. Dieselben sind sämmtlich vollständig mit Flüssigkeits-
Einschlüssen erfüllt, wodurch sie staubartig getrübt erscheinen.
Die Grundmasse ist vollständig krystallinisch, doch Hessen
sich hier ebensowenig wie in den oben besprochenen Vorkomm-
nissen die zusammensetzenden Mineral-Elemente mit einiger Sicher-
heit bestimmen. Die Färbung ist eine gleichmässig rothbraune
und zwar dilute, die färbende Substanz ist nirgends individualisirt.
Die ganze Gesteinsmasse ist von Spalten vielfach durchsetzt, in
welche eine dunkel- bis schwarzbraune Masse zum Absatz gelangt
ist. Von diesen Spalten geht eine Epidotbildung aus, die an ein-
zelnen Stellen zu beträchtlicher Ausdehnung gelangt ist. Bei dem
Fortschreiten des Epidots bleibt die eben erwähnte braune Aus-
füllungsmasse unverändert in der Weise, dass sie später stets eine
schmale Zone zwischen dem unveränderten Gestein und dem Epidot
darstellt. Der Epidot selbst tritt nicht in Krystallen auf, sondern
bildet lebhaft gelbgrün gefärbte, unregelmässig begrenzte Indivi-
duen, die zu Aggregaten vereinigt sind.
Auffallig erscheint es, dass den oben genannten Yorkomm-
nissen Augit, Hornblende und Glimmer fehlt und dass auch deren
Zersetzungsproducte nicht nachgewiesen werden konnten.
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14 Arthur Wichmann.
Foyait.
Unter diesem Namen sollen im Nachfolgenden Gesteine be-
schrieben werden, welche sich hauptsächlich an der Zusammen-
setzung der Kuppe des Mnanivatu betheiligen. Wenn man von
dem Dorfe Muaniyatu nach Naloka geht, so biegt links ein Weg
ab, welcher über den Gipfel der Kuppe führt. Kleinschmidt
hat von den verschiedensten Stellen Handstücke geschlagen, die
sich wohl in einem mehr oder minder vorgeschrittenen Stadium
der Zersetzung befanden, sonst aber eine sehr übereinstimmende
Zusammensetzung aufweisen. Bei Naloka selbst steht Diorit an,
dagegen findet eich unser Gestein am Koro Yalewa wieder, wel-
cher dem Muanivatu gegenüber liegt und sich circa 185 Meter
über Naloka erhebt. Im Wai-ni-Vau, welcher bei letzterem Orte
vorbeifliesst, wurde ein ganz analog zusammengesetztes Gestein als
Gerolle aufgefunden.
Ihrem äusseren Aussehen nach gleichen die frischen Hand-
stücke vollkommen feinkornigen Syeniten, manche sind fast dicht
und enthalten nur etwas grössere, deutlich hervortretende Augite.
Bei fortschreitender Zersetzung wird das Gestein lichter und matt,
sehr bröcklig und ist dann erfüllt mit kleinen, weissen, seiden-
glänzenden, strahligen Zeolith-Aggregaten (Natrolith). Mit heisser
Salzsäure behandelt, gelatinirt das frische Gesteinspulver schnell,
aber nicht stark. Es bleiben ungelöst zurück Augit, Orthoklas und
etwas Plagioklas.
Trotzdem der Orthoklas dem blossen Auge nicht sanidin-ähn-
lich erscheint, so ist derselbe doch vorwiegend tafelförmig, nach dem
Klinopinakoid ausgebildet, allerdings nicht immer mit geradlinigen
Contouren, auch erscheint er theilweise in einfachen Zwillingen
Fig. 2. °^^^ ^^™ Carlsbader Gesetz. Die Individuen sind meist
noch recht frisch und enthalten reichlich Gas- und
Flüssigkeits-Einschlüsse, welche in Flächen angeordnet
sind (Fig. 2), demzufolge sie in vielen Durchschnitten
auch reihenformig angeordnet erscheinen. Bisweilen
sind sie, .gleich den in geringer Menge vorkommenden
Plagioklasen, von Spalten durchsetzt, von denen aus-
gehend sie sich in eine trübe, weissliche oder auch schmutzig-braune
(wenn Eisenhydroxyd hinzutritt) Substanz umwandeln. Bei den Pia-
Y i " '
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Ein Beitrag zur Petrographie des Viti-Archipels. 15
gioklasen wurde die Schiefe der Auslöachung gegen die Zwillingsnähte
za 28—33® gemessen.
Der Nephelin bildet hauptsächlich die Ausfüllungsmasse zwi-
schen den Feldspath-Indiyiduen und erscheint dann gleichsam ein-
gekeilt zwischen den letzteren. In diesem Falle geht ihm eine
vollständige Begrenzung ab, doch kommen auch säul^aförmige In-
dividuen vielfach vor. Im frischen Zustande ist der Nephelin
farblos und enthält zahlreiche Apatitnadeln, auch Gas- und Flüssig-
keits-Einschlüsse. Er ist nicht immer gut von dem Or4;hoklase
zu unterscheiden, weil letzterer tafelförmig nach ooPoo ausgebildet
ist; doch behandelt man einen Dünnschliff kurze Zeit mit Salz-
säure, so sind beide • Mineralien vortrefflich auseinander zu halten.
Der XJmwandlungsprocess, welchem der Nephelin anheimfällt, lässt
sieh schon in den frischeren Vorkommnissen wahrnehmen. Der-
selbe besteht in einer Zeolithisirung. Die Bildung der Zeolithe
geht von einem Punkte aus und verbreiten sich die zarten Fasern
strahlenfSrmig, bis sie den von dem Nephelin früher eingenom-
menen Raum ausgefüllt haben. Nie greifen die Fasern in den
Orthoklas hinein, sondern die Grenzen Beider sind sehr scharf
Regellos durcheinander liegende Zeolithnadeln kommen nicht
vor, ebensowenig erfolgt ein Angriff auf den Nephelin von zwei
oder mehr Seiten aus. Das zersetzte Gestiein enthält gar keinen
Nephelin mehr, dagegen ist es reich an strahlenförmigen, seiden-
glänzenden Natrolith-Aggregaten, bis 5 Mm. lang.
Der Augit bildet meist unregelmässig begrenzte Erystall-
kömer, doch kommen auch deutlich ausgebildete Krystalle vor.
In der Säulenzone erscheinen dann die Flächen ooP. ooPoo.ooPoo.
Schnitte ungefähr parallel der Axenebene ac geben ein Rhomboi'd,
so dasB wahrscheinlich zu oben genannten Formen noch P hinzu-
tritt. Zwillinge kommen zuweilen vor. Der Pleoehroismus ist
schwach, aber sehr deutlich wahrnehmbar. Die Auslöschungsschiefe
erreicht Werthe bis zu 44®. Zonenförmiger Aufbau ist nirgends
zu beobachten. Die prismatische Spaltbarkeit tritt sehr deutlich
hervor. Im Allgemeinen sind die Augite sehr frisch, auf den
Spalten sind zuweilen Häutchen von Eisenhydroxyd zur Ablagerung
gelangt. An' Einschlüssen sind sie dagegen sehr reich, und zwar sind
es Magnetite in Oktaedern und unregelmässig begrenzten Körn-
chen, femer stellenweise in manchen Individuen zierliche Aggregate
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]Q Arthur WichmamL
schwarzer Nädelchen, die sich unter Winkeln von oiroa 60 und
120^ durchkreuzen, besonders hervorzuheben sind aber die zahl-
reichen Qlaseinschlüase. Dieselben besitzen meist eine elliptische
Form, dann aber kommen auch solche vor, welche die äussere
Gestalt des Augites repetiren und eine achtseitige Umgrenzung
zeigen, E^leinere Augitsäulchen sind nicht selten, auch kommen
einzelne Augitmikrolithen vor; das schwarze Erz im Gestein ist
stets Magnetit, welcher manchmal yon einem braunen Hof von
Eisenhydroxyd als Zersetzungsproduct umgeben ist. Lamellen von
Biotit stellen sich zuweilen ein, dagegen gehört das Vorkommen
von brauner Hornblende zu den seltensten Erscheinungen, dieselbe
wurde nur ein einziges Mal in einem Foyait gefunden, welcher
am Fusse der WSW.-Seite des Muanivatu geschlagen wurde. Das
Vorkommen von Sodalith ist sehr zweifelhaft. Die kaum wahr-
nehmbare Chlorreaction, welche sich bei Behandlung des Gesteins
mit Salpetersäure ergab, muss viel eher auf Apatit bezogen wer-
den, dessen Anwesenheit durch den Kachweis der Phosphorsäure
sichergestellt wurde. Die farblosen isotropen Partien können in
diesem Falle auch basischen Schnitten des Nephelins angehören.
Nachdem schon früher Stelzner^) und Rosen busch^)
mikroskopische Untersuchungen über den Foyait mitgetheilt hatten,
ist uns durch die Arbeiten von Scheibner ^), namentlich aber
von van Werveke*) dieses Gestein näher bekannt geworden.
Aus den Angaben des letztgenannten Forschers geht namentlich
hervor, dass der Foyait sich hauptsächlich aus Orthoklas, Augit
und Nephelin zusammensetzt, also in dieser Beziehung mit den
Gesteinen vom Muanivatu und Koro Yalewa übereinstimmt. Auch
das gleiche constante Vorkommen von Apatit und Magnetit ist
bemerkenswerth, dagegen konnte in unseren Gesteinen der Sodalith
nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden, während Titaneisen und
Titanit gänzlich fehlt. Ein besonders hervorzuhebender Unterschied
besteht aber darin, dass die Augite hier Glaseinschlüsse führen^).
») Berg- u. Httttenmänn. Ztg. 1867, XXVI., Nr. 6, pag. 47.
^) Mikroskop. Physiograpfaie der massigen Gesteine. 1877, pag. 203.
^) Qaarterly Journal of the geol. soc. 1879, pag. 42.
') N. Jahrb. f. Min. 1880, II., pag. 141.
^) Abgesehen davon, dass ich ans den bereits von Rosenbusch ange-
führten Gründen (1. c. pag. 204, Anmerkung) die Bezeichnung Elaeolith-, resp.
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Ein Beitrag zur Petrographie des Viti- Archipels. 17
Die älteren Massengesteine führen auf Yiti Leyu keine Glasein-
BcUüsse, und es ist immerhin möglich, dass man hier für den
Foyait ein jüngeres Alter annehmen könnte, dass er also einen
kömig ausgebildeten Phonolit darstellte (dem allerdings die Be-
schaffenheit des Orthoklases widerspricht). In dieser Beziehung ist
übrigens auf den kürzlich von Goldüchmidt beschriebenen Elaeo-
lith-Syenit yon Pouzae in den Pyrenäen ^) hinzuweisen. Soweit
aus den den Gesteinen von Kleinschmidt beigefügten Etiquetten
ermittelt werden konnte, tritt der Foyait hier in Begleitung älterer
Gesteine auf. In der Nähe der grossen Fälle am Muaniyatu steht
Granit an, dicbt beiNaloka findet sich Diorit und amEorpYalewa
selbst finden sich Blöcke von Diabas.
Die Felsen desMuanivatu sind von vollständig horizontal lie-
genden Schichten von Andesit, Tuffen und Conglomeraten bedeckt.
Schliesslich mag noch erwähnt werden, dass unter den jüngeren
Massengesteinen des Yiti- Archipels keines gefunden wurde, welches
Nephelin führt.
Diorit
„Unterhalb Na Bokoyawa macht der Wai-ni-Mala eine kurze
Biegung, indem schroff vorstehende Felslager von beiden Seiten
den Fluss einengen. Anstatt der sonst meist vorkommenden Grün-
steine ist hier das Gestein das beigefügte und kommt in senkrecht
gespaltenen Lagern aus den Flussseiten ^ (Eleinschmidt). Das
Gestein ist ein ausgezeichneter porphyrartiger Diorit. In einer licht-
grauen Grundmasse, welche kleinere Feldspath-Individuen und
Hornblendekryställchen enthält, sind grosse, bis iVa Cm. lange,
schwarze, glänzende Hornblendekrystalle ausgeschieden. Die End-
flächen der letzteren sind meist schlecht entwickelt, in der verti-
ealen Säulenzone bilden ooP . ooPoo ein fast regelmässiges Hexa-
gon. Die Grundmasse ist vollständig krystallinisch, sie setzt sich
mikroskopisch im Wesentlichen aus Plagioklas zusammen. Die
Plagioklase stellen weniger schmale Leistchen, als vielmehr breitere
Sammelindividuen dar, die neben einer vortrefflichen Zwillingsstrei-
fang auch einen deutlich zonenförmigen Aufbau wahrnehmen lassen.
Nephelin-Syenit nicht für zweckmässig erachte, wurde der Name Foyait auch
deshalb angewandt, weU das Alter nicht feststeht.
>) N. Jahrb. f. Min., BeUage Bd. L, pag. 228.
Miaeraloff. «nd petrofr. Mitth. V. 1882. Wlohmann. 2
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18 Arthnr Wicfamann.
An EinBchlüssen sind die Feldapathe sehr arm, stellenweise ent-
halten sie langgestreckte, feine Hohlräume. Dagegen macht sich
eine von Spalten ausgehende Trübung der Substanz vielfach be-
merkbar, die jedoch nie weit vorgeschritten ist. Innerhalb dieser
Spalten hat sich zuweilen gelbgrüner Epidot angesiedelt, der dann
zackenformig in den frischen Feldspath hineingreift. Die Horn-
blende-Individuen sind stets grün, ebenfalls sehr einschlussarm und
stellenweise einer Umwandlung in Yiridit anheimgefallen. Ihre
Durchschnitte nach der Symmetrieebene besitzen eine Auslöschungs-
schiefe von 15^ gegen die Yerticalaxe. Titaneisen zeigt zuweilen
eine Umrandung von Titanit (P) als Umwandlungsproduct.
Die Diorite, welche in Blocken am Wege vom Muanivatu
nach Naloka sich finden, ferner am Zusammenflusse des Singa Toko
und Slato bei Wai Basanga und im oberen Singa Toko in der Nabe
von Lombe-ni-Koro aufgelesen wurden, sind grob- bis mittel-
körnige Gesteine, welche sich aus unregelmässig begrenzten Indi-.
viduen von Feldspath und dunkler Hornblende zusammensetzen.
Der weitaus grösste Theil der Feldspathe ist Plagioklas, Orthoklas
findet sich nur in ganz untergeordneten Quantitäten. Sie sind im
Allgemeinen recht frisch und stellenweise auffallend reich an
Flüssigkeits-Einschlüssen , welche zuweilen eine mobile Libelle
führen. Ausserdem finden sich in grosser Menge farblose oder
schwach grünlich geförbte rundliche Blättchen, denen vielfach
Magneteisenkörnchen angeheftet oder eingelagert sind und so oft
Glaseinschlüssen ausserordentlich ähnlich erscheinen. Als Einschlüsse
erscheinen sodann noch Apatite in kräftigen oder zarten Säulchen
und in sechsseitigen Durchschnitten, die stets mit trübem Staub
erfüllt sind. Im polarisirten Licht lässt sich die Zwillingsstreifung
vortrefflich wahrnehmen, zuweilen auch die doppelte Polysynthese
(kein Mikroklin). Die Auslöschungsschiefen wurden im erstgenannten
Vorkommniss zu 33 — 38^ in den beiden anderen zu 21—32® ge-
messen. Der Plagioklas in dem Diorit aus der Nahe von Lombe-
ni-Koro enthält viele eingelagerte schwarze Nadeln und hexago-
nale Blättchen von Eisenglanz, ganz wie der vieler Gabbro's. Die
Umwandlung der Feldspathe gibt sich in einer Trübung der Sub-
stanz zu erkennen, die meist von Spalten ausgeht; innerhalb der
letzteren ist aber häufig Yiridit zur Ablagerung gelangt, der jeden-
falls ein Umwandlungsproduct der Hornblende ist. Diese Trübung
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Ein Beitrag zar Petrographie des Viü- Archipels. 19
bleibt aber oft auf bestimmte Zooen beschränkt, so dass yermathet
werden darf, dass in der chemischen Zusammensetzung der ver-
schiedenen Zonen sich Abweichungen geltend machen.
Die grünen Hornblende-Individuen sind von kurz säulen-
fSrmiger Gestalt, sie zeigen schwachen Pleochroismus und ihre
Aoslöschungsschiefen betragen 12 — 17^. In den .basischen Schnitten
kommt die prismatische Spaltbarkeit deutlich zum Vorschein. Im
Allgemeinen ist der Amphibol recht einschlussarm, manchmal finden
sich einzelne Magnetitkörnchen, die nicht selten von einem braunen
Hof von Eisenhydroxyd umgeben sind und schwarze, j^g 3,
dünne, unbestimmbare Nadeln. Manche Hornblende-
Individuen zerfallen an den Rändern in besenformige
^ggi^%ate kleiner, nadeiförmiger Säulchen (Fig. 3). Der-
gleichen Aggregate kommen selten auch isolirt vor.
Stellenweise zeigt die Hornblende den Beginn einer
Umwandlung in kurzfaserigen Yiridit; im Diorit von
Lombe-ni-Eoro findet sich bereits Epidot in einzehien Körnchen.
Die übrigen Diorite stellen feinkörnige bis dichte Gesteine
dar, die selten einzelne grössere Hornblende-Individuen ausge-
schieden enthalten. Sie stammen sämmtlich aus dem Gebiet des
Wai-ni-Vau. — Die grösseren, wie auch die erst mikroskopisch
wahrnehmbaren Hornblenden erweisen sich aus lauter kleinen,
Kchtgrünen, parallel gelagerten Nädelchen aufgebaut^).
Die Auslöschuugsschiefe eines jeden Nädelchens wurde zu
15^ gemessen. Stellenweise sind die Amphibol-Aggregate auf das
Reichlichste mit opaken Körnchen imprägnirt, auch ziehen breite
Spalten hindurch, die mit grüngelben Epidotkömchen erfüllt sind.
Wahrscheinlich ist es jedoch, dass sie nicht direct aus der Horn-
blende hervorgegangen sind, denn die unversehrte Amphibol-Sub-
stanz liegt unvermittelt neben ihnen. Auch sonstige Beobachtun-
gen an diesen Gesteinen sprechen dafür, dass der Epidot-Ent-
wicklung stets andere Bildungen vorangehen. So sind auch die
kleineren Hornblende-Nädelchen, welche neben den Plagioklas-
leistohen das Gestein im Wesentlichen zusammensetzen, in faserigen
Viridit umgewandelt. In diesen Viridit-Anhäufungen, wie auch in
den getrübten Plagioklasen siedeln sich Körnchen von Epidot an.
*) Zirkel, Mikroskopische Beschaffenheit der Mineralien and Gesteine.
1878, pag. 34, Fig. 4.
2»
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20 Arthur Wichmann.
Trotzdem die Leistenform der Plagioklase noch im Allgemeinen
recht deutlich hervortritt, so ist die Zwillingsstreifung fast stets
verloren gegangen; nur in vereinzelten Fällen konnte eine Aus-
loschungsschiefe von cirea 16® gemessen werden. Die Feldspath-
Substanz erscheint ganz trübe und ist vielfach mit Yiridit imprägnirt,
ausserdem haben sich, wie eben erwähnt, Epidotkömchen an-
gesiedelt. Magnetit findet sich in Form kleiner Körnchen unregel-
mässig zerstreut durch das ganze Gestein. Endlich sind noch
Erystallkömer von lichtgrünem Augit in geringer Anzahl in diesen
Gesteinen enthalten.
Diabas.
Die Diabasgesteine scheinen auf Yiti Levu eine ausgedehnte
Verbreitung zu besitzen. El ein seh mi dt fand sie allerorts, so-
wohl anstehend, als auch in den Geschieben der meisten Flüsse
und Bäche. Im Allgemeinen sind es dunkle, aphanitische, zum
Theil porphyrartige Gesteine, welche eine grosse Neigung zur
Mandelsteinbildung besitzen. Die meisten Vorkommnisse sind leider
bereits stark zersetzt. Bemerkenswerth ist das Fehlen des Titan-
eisens, auch Olivin wurde nie beobachtet, dagegen sind sie reich
an Zersetzungsproducten, namentlich Epidot und Viridit. Einige
fuhren etwas Quarz als Gemengtheil. Die meisten Vorkommnisse
führen eine Basis, doch schien es hier nicht thunlich, einen Unter-
schied zwischen Diabasen und Diabasporphyriten zu machen, eines-
theils, um nicht Gesteine von demselben Fundort auseinander zu
reissen, anderseits weil manche Vorkommnisse so sehr der Zer-
setzung bereits anheimgefallen waren, dass nicht mit Sicherheit
das Vorhandensein oder Fehlen einer Basis constatirt werden
konnte.
Am Koro Yalewa finden sich überall, auch im Thale des an
ihm vorbeifliessenden Wai-ni-Vau, Blöcke eines sehr dunkel-
schwärzlich grünen Diabases, der vollständig dicht erscheint und
makroskopisch nur einzelne grüne Epidotpartikelchen wahrnehmen
lässt. Mikroskopisch treten zunächst die schmalen, scharf be-
grenzten Plagioklasleisten hervor, dieselben besitzen eine durch-
schnittliche Länge von 0*15 Mm. Ihre Auslöschungsschiefe beträgt
13 — 27*>. Die Leistchen sind theils noch vollständig frisch und
dann frei von Einschlüssen, theils sind sie wolkig getrübt und
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Ein Beitrag zur Petrographie des Yiti-ArchipelB.
21
weisen dann Aggregatpolarisation auf. Die lichtgrünen, eben-
falls einschluBsfreien Augite kommen in beschränkter Anzahl
Yor, vielfach sind sie bereits der Umwandlung anheimgefallen.
Als Zwischenklemmungs - Masse erscheint eine amorphe Basis,
die ein trübes schmutziggraues Aussehen hat und reichlich mit
Opacit imprägnirt ist. Die in grosser Zahl vorhandenen Blasen-
räume sind mit Mandelbildungen erfüllt. An der Zusammensetzung
dieser Mandeln betheiligen sich namentlich Quarz, Epidot und
Yiridit. Die Hauptausfüllungsmasse bildet in der Regel derOuar^,
(Fig. 4), der vollständig farblos ist. Im polarisirten „. '
Licht zerfallt die anscheinend homogene Masse in
einzelne unregelmässig begrenzte Individuen, welche
einigermassen radial angeordnet sind, indem jedes In-
diyidaum an die Wand des ursprünglichen Hohlraumes
angrenzt. Der Kern dieser Mandeln besteht in den meisten
Fällen aus grünem, faserigen Yiridit, welcher zuletzt zur Ab-
lagerung gelangt ist und den vom Quarz nicht mehr erfüllten
Raum eingenommen hat. Zuweilen beobachtet man noch auf den
Grenzflächen zweier Quarzindiyiduen etwas Yiridit. An Stelle des
letzteren tritt theilweise oder auch ganz der Epidot. Entweder
bildet derselbe Aggregate unregelmässig begrenzter grüngelber
Körnchen oder auch die Individuen gehen strahlenförmig von einem
Punkte aus und erfüllen so den ihnen zur Ausbildung überlassenen
Baum. Es erscheint ziemlich sicher, dass der Epidot das zuletzt
gebildete Mineral ist. In Folge der Zersetzung des Feldspathes
wird seine Bildung aus dem Yiridit ermöglicht. Andere Diabase
vom Koro Talewa enthalten Mandeln, wie auch Trümer, welche
fast ganz aus Epidot bestehen ; auch ist dann etwas Ealkspath zur
Ausbildung gelangt. Schliesslich stammen von demselben Fundort
noch sehr feinkörnige Diabase, welche frei von Mandelsteinbildungen
sind. Ein solches Gestein stellt ein kryEtallinisches Gemenge von
Plagioklas, Augit, Magnetit, nebst etwas Apatit und Quarz dar.
Die schmalen Plagioklasleisten sind bereits stark getrübt, doch ist
stellenweise die Zwillingsstreifung noch recht gut wahrzunehmen.
Tom Augit bemerkt man allein noch seine früheren Umrisse, im
üebrigen ist er überall der Yiriditbildung unterlegen. Magnetit
and Apatit sind unverändert erhalten geblieben. Quarz ist hier
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Arthur Wichmftnn.
als nrsprfinglioher Gesteinsgemengtheil Torhanden und enthält win-
zige FlüBsigkeits-Einsehlüsse.
Bemerkenswerth wegen seiner Mandeln ist ein von Griffe
im Innern von Yiti Levu (ohi^ nähere Fundortangabe) gesammelter
Diabas. In diesem dunhelgrttnen, aphanitischen Gestein ist der
Augit zum Theil hoch ganz frisch und gut erhalten, zuweilen kommen
Zwillinge
scheinen.
Fig. 5.
Yor, während die Plagioklasleisten gänzlich getrübt er-
Die reichlich yorhandene Basis ist vollständig zersetzt
und stellt eine grünlichgraue, reichlich mit Yiridit impräg-
nirte Substanz dar; Magnetite sind in einzelnen Körnchen
verbreitet. Die Mandelräume werden wie in andern
Yorkommnissen von Yiridit (Delessit?) ausgefüllt, der
kurzfaserig ist und im Innern strablige Aggregate bildet.
Die Wände sind jedoch bekleidet von halbkugelformigem,
tropfenähnlichem, farblosem Ghalcedon (Fig. 6), der sich bei Anwen-
dung des polarisirten Lichtes durch eine feinfaserige Structur zu
erkennen gibt.
Die Frage, unter welchen Bedingungen Quarz und unter
welchen Chalcedon sich bildet, ist noch eine durchaus offene.
Eine wiederum etwas andere Art der Mandelsteinbildung
wurde in einem aus dem Wai*ni-Yau stammenden Diabas beob-
achtet. Yon den Gemengtheilen des Gesteins ist allein der Plagio-
klas in leistenformiger Gestalt einigermassen frisch erhalten ge-
blieben. Die übrige Gesteinsmasse enthält keine ursprünglichen
Bestandtheile mehr, sondern ist in eine stark mit Yiridit impräg-
nirte trübe Substanz umgewandelt worden, aus welcher sich nur
einzelne gelbgrüne Epidotkömchen deutlich abheben. Die zahl-
reich vorhandenen Mandeln besitzen
schnittlich 0*1 — 0*5 Mm., sie sind
Fig. 6.
Fig. 7.
einen Durchmesser von duroh-
meist kreisrund, selten lang-
gestreckt oder mit unregel-
mässigen Ein- und Ausbach-
tungen versehen. Parallel
mit dem äussern Rande zieht
sich eine lichtgrünliche Zone
hin, die auch alle Unregel-
mässigkeiten der Form mit-
macht (Fig. 6 und 7). Diese Substanz ist ausserordentlich fein-
faserig und bei stärkerer Yergrösserung ergibt sich, dass die Fasern
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Ein Beitri^ zur Petrographie des Ylti-ArchipelB. 23
senkrecht auf ihrer Unterlage stehen. Die innere AiiBfullungsmasse
zeigt nun eine verschiedenartige Zusammensetzung, entweder besteht
dieselbe lediglich aus Quarz (also gerade der umgekehrte Fall, wie
früher), oder neben dem Quarz sind noch radialfaserige Yiridit-
partien vorhanden, oder aber die innere Masse besteht aus radial-
faserigen Yiriditaggregaten, zwischen welchen zuweilen ellipsoidische
Kömehen von Epidot zur Ausbildung gelangt sind. Die kleinsten
Mandelräume -.sind gleich massig mit Yiridit ohne sonstige Bei-
mengungen erfüllt.
Endlich mag noch kurz eines Diabases aus dem Navua ge-
dacht werden. Die Plagioklase zeigen eine deutlich leistenformige
Ausbildung, doch sind dieselben schon vielfach der Zersetzung an-
heimgefallen und enthalten Schüppchen von Ealkspath. Augit ist
fast gar nicht mehr vorhanden, sondern zum allergrössten Theil
der Zersetzung anheimgefallen. Die Basis ist ebenfalls gänzlich
zersetzt. Auf Spalten und Hohlräumen ist lediglich secundärer
Quarz zur Ausbildung gelangt. Alle diese Räume besitzen eine
anregelmässige Gestalt und sind zunächst von einem verhältniss-
mässig dicken, schwarzen Erzrand umgeben. Das Innere besteht
ausschliesslich aus wasserhellem Quarz, der Aggregat-Polarisation
aufweist. Parallel dem Erzrand, auf eine geringe Erstreckung hin,
enthält der Quarz geringe Mengen eines feinen schwarzen Staubes.
Neben den oben besprochenen Yorkommnissen gibt es noch
von denselben Localitäten einige, welche porphyrisch ausgebildete
Feldspathe enthalten. Diese porphyrischen Feldspatbe sind stets
vollständig matt und trübe, doch wie die mikroskopische Unter-
suchung lehrt, beruht diese Erscheinung nicht stets auf Umwand-
lung, sondern auch auf Einlagerungen staubartiger Einschlüsse, von
denen sich einzelne als Flüssigkeits-Einschlüsse deutlich erkennen
liessen. Dabei ergibt sich zugleich, dass diese Einschlüsse in paral-
lelen Bändern angeordnet sind. Yen den Bändern ausgehend,
ist häufig Yiridit in die porphyrischen Plagioklase eingedrungen,
und oft ist als letztes Umwandlungsproduct auch der Epidot bereits
zur Ausbildung gelangt. Auch diese Gesteine enthalten, wie die
oben besprochenen, vielfache Mandelsteinbildungen. Bei manchen
tritt eine Basis sehr zurück, und ist dann die Grundmasse aus-
schliesslich oder fast ausschliesslich aus Plagioklasleistchen nebst
(meist bereits zersetztem) Augit zusammengesetzt. Magnetit findet sich
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24 Arthur Wichmaan.
überall und bleibt auch bei yorgeschrittener Zersetzung unversehrt
erhalten. Titaneisen fehlt auch hier überall.
Im AnschlusB hieran mag noch einiger Diabas-Breecien
gedacht werden, die namentlich im Gebiet des Wai-ni-Yau dann
und wann auftreten. Diese Gesteine setzen sich aus kleinen, bis
über erbsengrossen, lichten und dunklen, aphanitischen Diabas-
bruohstücken zusammen. Die Fragmente sind meist eckig, zui^reilen
aber auch abgerundet. Das Gäment ist grünlichgrau, dickt und
besitzt äusserlich eine diabasähnliche Beschaffenheit. Aus der mikro-
skopischen Untersuchung geht heryor, dass die Diabasfragmente
eine unter einander zum Theil abweichende Beschaffenheit besitzen,
wenn sie auch in ihrer allgemeinen Zusammensetzung mit einander
übereinstimmen. Manche Bruchstücke erscheinen yollständigimpellucid
und schwarz. In dieser schwarzen Grundmasse gewahrt man nur
einzelne ganz schmale Plagioklasleistchen und rundliche (003-^0' 1 5 Mm.
im Dm.) kleine Hohlräume, . die mit Yiridit erfüllt sind. Ausserdem
gehen schmale Quarztrümer hindurch, die jedoch nur diese Bruch-
stücke durchsetzen, woraus hervorgeht, dass diese Breccie erst- ge-
bildet worden ist, nachdem der Quarz bereits zum Absatz gelangt war.
Da nun ausserdem die Quarzadern auch die mit Yiridit erfüllten
Mandelräume durchsetzen, so geht mit Sicherheit daraus hervor,
dass die Yiriditbildung bereits beendigt war, ehe sich die Spältchen
bildeten, welche nun vom Quarz ausgefüllt sind. — Andere
Brocken dieses Gesteines sind wieder reich an Plagioklasleisten,
die Augite sind vollständig zersetzt, ebenso die Basis, die eine trübe,
durch Yiridit grün gefärbte Masse darstellt; zuweilen ist auch
Epidot zur Ausbildung gelangt.
Das Cäment scheint aus vollständig zersetztem und zer-
malmtem Diabasschutt zu bestehen. IT. d. M. lässt sich dasselbe
nicht mehr in seine einzelnen Bestandtheile zerlegen, sondern es
stellt eine trübe, grauliche, reichlich mit Yiridit imprägnirte Masse
dar, die einzelne Körnchen von Epidot enthält.
In einem anderen Yorkommniss, zwischen WaUali und Namoli
aufgelesen, trifft man ebenfalls von Quarzäderchen durchsetzte
Fragmente an, und auch hier reichen dieselben nicht über die
äusseren Ränder hinaus. Den Diabasbruchstücken sind auch zuweilen
einzelne fremde Bestandmassen, von krystallinischen Schiefern (?)
stammend, beigemengt. Das Cäment ist hier Quarz, der Aggregat-
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Ein Beitrag zur Petrograpliie des Viti-Archipels. 25
Polarisation aufweist, aber derselbe ist vielfach durch beigemengten
Yiridit yerunreinigt. Augite triffi; man in den Fragmenten nirgends
mehr an, auch Magnetit ist nicht häufig, dagegen in reichlichem
Maasse Yiridit und auch stellenweise Epidot.
Gabbro.
Unter den zur Untersuchung yorliegenden, hierher gehörigen
Oesteinen waren nur Olivin-Gabbros vertreten. •
Im Singa Toko und am Zusammenfluss desselben mit dem Slato
bei Wai Basanga kommen Rollstücke ausgezeichneter grobkrystal-
linischer Gabbros Vor. Die Zwillingsstreifung der grossen
frischen und glänzenden Feldspathe gibt sich dem blossen Auge
bereits vortrefflich zu erkennen. Auch in Dünnschliffen zeigen
sich die Plagioklase recht frisch, wenn man auch oft eine von
Spalten ausgehende Trübung gewahrt. Der Winkel, welchen
die Zwillingsgrenzen mit der Auslöschungsrichtung einschliessen,
schwankt zwischen 32 und 40^, selten geht er bis zu 23® herunter.
Sehr häufig sind die Viellingsindividuen der Plagioklase reich an
Flüssigkeits-Einschlüssen, die vielfach eine reihenförmige Anordnung
zeigen und mit einer mobilen Libelle versehen sind. Zum Theil
sind die Flüssigkeits-Einschlüsse recht gross. Ausserdem finden sich
lange schwarze Nadeln und vereinzelte Magnetitkömehen. — Die
Olivine sind nie krystallographisoh begrenzt, sondern stellen grössere
und kleinere rundliche Körnchen dar, welche meist frisch sind und
den Beginn einer von den Spalten ausgehenden Serpentinisirung
wahrnehmen lassen. Die frische Olivinsubstanz enthält häufig in
. Reihen oder richtiger in Ebenen angeordnete Flüssigkeits- ^,
EmschlUsse, welche ebenfalls zuweilen mit einer beweg-
lichen Libelle versehen sind; ausserdem stellen sich in
ziemlicher Menge lange schwarze Nadeln ein, die mehr-
fach zu verschiedenartigen Aggregaten zusammengruppirt
sind (Fig. 8). In einigen dieser Gabbros bemerkt man
an den Spalten, welche die Olivine durchsetzen, eine
Ausscheidung schwarzer Körnchen, ohne dass anderweitige Umwand-
Inngserscheinungen wahrzunehmen wären.
Die stets grüne Hornblende (Axenfarben: a gelbgrün, b braun-
grfio, c schwarzbraun) ist meist compact, doch kommen auch ver-
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26 Arthur Wichmann.
worren durch einander liegende Säulchen in Aggregaten vor. Ihre
Au8lÖ8ohung88chiefe beträgt 12 — 15^ Plagioklas und Oliyin werden
zuweilen von der Hornblende umschlossen, ausserdem finden sich
als Einschlüsse Magnetitkörnchen und zuweilen in grossen Mengen
Flüssigkeits-Einschlüsse, zum Theil mit beweglicher Libelle. Dann und
wann beobachtet man den Beginn einer von Spalten ausgehenden
Umwandlung in kurzfaserigen Yiridit. Mit der Hornblende ist nioht
selten ein fast farbloser Augit (Auslöschungsschiefe 40^) yerwachsen,
der reichlich kleine Glimmerblättchen und Magnetit enthält. Die
für den Diallag charakteristische Absonderung ist nicht zu gewahren.
Einen typischen Gabbro stellt das yon Gräffe im Innern von
Yiti Leyu (nähere Angabe des Fundortes fehlt) gesammelte
Gestein dar.
Der Diallag tritt in unregelmässig begrenzten Körnern auf, die im
Dünnschliff die charakteristische Faserungund ausserdem den Reich th um
an dünnen schwarzen Nüdelchen und braunen gelappten Blättchen
erkennen lassen, Ihre Auslöschungsrichtung besitzt zur Yerticalaxe
eine Neigung yon 40^, wodurch auch die Zugehörigkeit zum Pyroxen
sicher festgestellt ist. Die Plagioklase besitzen ausgezeichnete
Zwillingsstreifung und enthalten eingelagerte farblose und schwach
grünliche Lamellen. Auf den Spalten sind Häutchen yon Eisen-
hydroxyd zur Ablagerung gelangt. Ihre Auslöschungsschiefe beträgt
32 — 40^. Die meist noch recht frischen Oliyine sind yon zahlreichen Spal-
ten durchsetzt. Längs derselben haben Opacitausscheidungen stattgehabt,
die wiederum einer Umbildung in braunes Eisenhydroxyd anheim-
gefallen sind, welches dann in Form dünner Häutchen den Spalten
eingelagert erscheint. Als Einschlüsse im Oliyin treten lediglich
Gasporen auf, die yon einem dunklen Rand umgeben sind und so
nur ein kleines Lumen besitzen. Etwas grüne Hornblende ist in
Gestalt zarter Säulchen yorhanden, als Umrandung des Diallags findet
sie sich selten. Magneteisen bildet unregelmässig begrenzte Körner,
die sich zerstreut im Gestein yorfinden.
Auf der Eammhöhe des Gebirges, welches die Wasserscheide
zwischen dem Nayua und dem Singa Toko bei dem Dorfe Yosedum
bildet, finden sich Gabbros, welche in Form grosser Blöcke aus
dem lehmigen Boden heryorragen.
Das eine der yon diesem Fundort yorliegenden Handstücke
ist ein echter 01iyin*Gabbro, welcher sich im Wesentlichen aus
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Ein Beitrag zur Petrographie des Viti-Archipels. 27
Plsgiaklas, Olivin und Diallag zusammensetzt. Daneben ist auch
reichliche Hornblende vorhanden, welche sich von der der oben
erwähnten Gabbros dadurch unterscheidet, dass sie stets compact
and viel dunkler gefärbt ist.
Magnetit ist ebenfalls vorhanden.
Das andere Yorkommniss stellt einen sogen. Forellenstein dar,
indem es sich fast ausschliesslich aus Plagioklas und Olivin zu-
sammensetzt. Die Auslöschungsschiefen der Plagioklase schwanken
in weiten Grenzen, nämlich von 22 — 40^ Stellenweise sind die
polysynthetisch verzwillingten Individuen in ausserordentlicher Menge
Yon Flüssigkeits-Einschlüssen erfüllt. Der Olivin erscheint wiederum
in rundlichen und unregelmässig begrenzten Körnern. An den
Spalten hat überall eine Ausscheidung schwarzer Körnchen statt-
gefunden, dann ist aber auch der Beginn einer Serpentinisirung,
sowohl von den Spalten, als von den Rändern ausgehend, wahr-
zunehmen. Reihenformig angeordnete Flüssigkeitseinschlüsse finden
sich in der frischen Substanz häufig. Ganz untergeordnet ist etwas
grüne faserige Hornblende, welche die beträchtliche Auslöschungs-
schiefe von 21 ^ besitzt, zugegen.
Die im Vorhergehenden besprochenen Gesteine sind sämmtlich
zu den' Gabbros gestellt worden, trotzdem sie theilweise keinen
Diallag führen. Hierbei ist zu bemerken, dass die Forellensteine,
welche keinen oder nur wenig Diallag enthalten, stets den Gabbros
zugezählt worden sind, was schon dadurch auch gerechtfertigt ist,
dass dieselben geologisch in engem Verbände stehen. Auch Horn-
blende ist ein häufiger Gemengtbeil der Gabbros, und man wird
daher keinen grossen Fehler begehen, wenn man diese wenigen
hornblendeführenden Plagioklas - Olivingesteine hier unterbringt,
da in Anbetracht der ausserordentlich schwankenden Zusammen-
setzung der Gabbros sie eine nur locale Ausbildungsform darstellen
können. Auf die zweifelhafte Stellung dieser Gesteine im petro-
graphischen System hat schon Rosenbusch ^) aufmerksam gemacht.
Da über die Lagerungsverhältnisse der Gabbros auf Viti-Levu nichts
bekannt ist, so lässt sich auch nicht entscheiden, ob dieselben hier
etwa den krystallinischen Schiefem zuzuzählen sind.^)
*) Mikroak. Physiogr. der massigen Gesteine, pag. 468 ff.
*) Ealkowsky, Die Gneissformation des Eulengebirges. Leipzig 1878,
m- 46.
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28 ArÜmr Wichmann.
Andesit.
Wie in der Einleitung bereits hervorgehoben, fähren alle
kleineren Inseln des Yiti-Archipels nur jüngere Eruptivgesteine,
sowie deren Tu£Pe und Zersetzungsproducte. Unter den ersteren
sind Andesite, und zwar sowohl Hornblende- und Augit-Andesite
als auch Zwischenglieder derselben weitaus vorherrschend. Ohne
der Ansicht Lagorio's beizupflichten, dass die Andesite nur nach
texturellen Verhältnissen zu classificiren seien, sind im Folgenden
aus praktischen Gründen die verschiedenen Andesitvarietäten ge-
meinsam und nur nach den Localitäten getrennt behandelt.
Andesite von Eandavu.
Am West-Ende von Eandavu erhebt sich die Kuppe des Büke
Levu oder Mount Washington (ca. 840 M.), von El ein seh mi dt ^)
in Gemeinschaft mit Büchner^) bestiegen. Die von verschiedenen
Theilen dieses Kegels ') geschlagenen Handstücke zeigen mannigfache
Abweichungen in Structur und Zusammensetzung. Einige der wich-
tigsten Vorkommnisse mögen hier kurz besprochen werden.
Ein von der Nähe des Gipfels stammendes Handstück besteht
aus einer lichtgrauen Grundmasse, in welcher zunächst weisse und
farblose, glasige, rissige Feldspathe von bis 1 Cm. Länge, sodann
kleinere schwarze Hornblendesäulchen und Täfel-
^S* 9* eben eines rothbraunen bis schwarzbraunen Glimmers
porphyrisch hervortreten. U. d. M. geben sich die
Feldspathe als Plagioklase (Mikrotin) zu erkennen.
Ihre Substanz ist noch recht frisch, nur auf Spalten
finden sich zuweilen Häutchen von Eisenhydroxyd
abgelagert. Besonders reich sind die Plagioklase an
Glaseinschlüssen, und zwar finden sich sowohl solche
aus einem farblosen Glase, als auch solche aus braunem
Glase bestehend. Daneben kommen auch ausgezeichnete Doppelein-
schlüsse vor (Fig. 9 a u. b), die Hauptmasse eines derartigen Einschlusses
') Journal des Moseiim Godeffroy, 1879, XIV, pag. 257.
') Reise durch den Btillen OceaD. Breslau 1876, pag. 282.
') Seemann (Mission to the F^i Islands, pag. 211) und Büchner,
sowie Klein Schmidt geben das Vorhandensein eines Kraters an einer Ein-
Senkung an. Da der Berg dicht bewaldet ist, l&sst sich die Frage nicht leich t
entscheiden.
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Ein Beitrag zur Petrographie des Viti-Archipels. 29
bSdet das braune Glas, hierauf folgt das farblose Glas, in dem sich
auch die fixe Libelle befindet. Das Auffällige dieser Erscheinung besteht
darin, dass sonst im Gestein kein braunes Glas vorhanden ist. Zuweilen
finden sich in den Einschlüssen ausser der Libelle noch farblose Säul-
chen mit paralleler Auslöschung (Apatit ?), die dann auch wohl wieder
einen Glaseinschluss enthalten (c). Die Basis besteht aus einem farblosen
wasserhellen Glase, in welches einzelne Magnetitkömehen gestreut sind.
Unter den Bisilicaten überwiegt die braune Hornblende, deren
Individuen theils mit, theils ohne Opacitrand erscheinen. Sie zeigt
die charakteristischen Eigenschaften andesitischer Hornblenden.
SteUenweise bemerkt man eine Umwandlung in Epidot und hat
dieselbe ohne das übliche viriditische Z wisch enstadium stattgefunden ;
namentlich der mit Opacit (Magnetit) imprägnirte Rand fallt am
leichtesten der Epidotisirung anheim. Man gewahrt eine Entfärbung
desselben und dann die plastisch hervortretenden Epidotpartikeln,
Augit ist in lichtgrünen Erystallkömern mikroskopisch ziemlich
yerbreitet, dagegen trifft man den Biotit als Gemengtheil der Grund-
masse nicht wieder an. Als Seltenheit für die Andesite der Yiti-
Inseln ist der Tridymit zu erwähnen, welcher die bekannten dach-
ziegelartig gruppirten Aggregate bildet.
Sehr ähnlich dem vorhergehenden ist das Gestein, welches in
grossen Blöcken in der „Gebirgs-Sturmwasser-Schluoht" circa 400
bis 450 M. über dem Meeresspiegel an der NNW.-Seite des Büke
Levu auftritt. Es ist im Allgemeinen noch frischer, lässt in Dünn-
schliffen die Erscheinung der verschiedenartigen Glaseinschlüsse
ebenfalls vortrefflich wahrnehmen. Die farblose Basis fuhrt ausser
IGkrolithen noch Plagioklasleistchen und blutrothe hexagonale
Täfelchen von Eisenglanz. Apatit erseheint in scharf begrenzten
Prismen, die im Innern oft Glaseinschlüsse enthalten. Augit
findet sich nur untergeordnet in platten Erystallen nach cx>Poo.
Bemerkenswerth ist ein Hornblende-Andesit, welcher „von
einem grossen Block oberhalb Lomadji^ circa 60 Meter über dem
Meere, am Büke Levu geschlagen wurde. Dieses Gestein ist. voll-
ständig krystallinisch, besitzt keine Grundmasse, sondern setzt sich
aus einem gleichmässigen Gemenge von Hornblende und Mikrotin
zusammen, hat also in seinem Aeussern einige Aehnliohkeit mit
Diorit. Mikroskopisch bildet die Hornblende ziemlich grosse säulen-
förmige, aber sonst unregelmässig begrenzte braune Individuen
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30 Arthur Wichmann.
denen der sonst fast überall vorkommende Opacitrand vollständig
fehlt. *Die Auslöschungssehiefe betragt bis 17 ^ An EinschlCLssen
finden sich grosse, aber nicht reichlich vorhandene Qlaseinschlüsse.
Die Plagioklase sind recht frisch, zeigen einen zonenformigen
Aufbau, wobei dann der Fall vorkommt, dass eine innere Zone
eine andere Auslöschungsschiefe aufweist, als die- äussere, so z. B.
die innere 15^, die äussere 30^. Die Einschlüsse bestehen meist
aus solchen eines farblosen Olases, doch kommen auch einige vor,
die aus grünem Glase bestehen. Apatitnadeln und -Säulchen finden
sich in reichlicher Menge namentlich in den Feldsipathen, weniger
in der Hornblende. Auch sie enthalten mehrfach Glaseinschlüsse
und sind von einem trüben Staub erfüllt. Sowohl Augite, als Bio-
tite fehlen vollständig, desgleichen Titanit, der in keinem der An-
desite vorgefunden wurde.
Eine Reihe von Andesiten, welche am Fuss des Büke Levu
gesammelt wurden, zeigten makroskopisch eine lichtgraue Grund-
masse mit porphyrischen, glasigen Feldspathen. Mikroskopisch tritt
namentlich eine mikrofelsitische Basis hervor, welche durchsftet ist
mit kleinen Magnetitkömehen. Die Plagioklase sind noch durch-
gebends ziemlich frisch, doch sind sie vielfach von Spalten durch-
setzt, auf denen Yiridit zur Ablagerung gelangt ist. Sie führen
äusserst wenig Glaseinschlüsse, keine Partikeln der Basis und der
zonale Aufbau ist nur stellenweise schwach angedeutet. Ihre Aus-
lösehungsschiefe wurde zu 23—27® gemessen. Die Zwillingsstrei-
fung tritt im polarisirten Lichte vortreflTlich hervor. Hornblende
p. tritt als Gemengtheil ziemlich zurück, die Individuen
sind in der Säulenzone scharf begrenzt und von Spalten
durchsetzt, die sich unter einem Winkel von p. m. 124®
schneiden. Sie sind stets von einem| starken Opacitrand
umgeben, zuweilen sind die Amphibol-Individuen in Folge
des reichlich eingelagerten Opacits vollständig schwarz
geworden. Augite sind ziemlich reichlich in Form gelb-
grüner Erystallkörner vorhanden, die auch einzelne Glas-
einschlüsse enthalten. Eine Umwandlung ist deutlich
wahrnehmbar. Von Spalten ausgehend, greift kurzfaseriger Viridit
(Fig. 10) zackenformig in die frische Augitsubstanz hinein. Wahr-
scheinlich haben die Augite auch den in Spalten der Plagioklase
abgelagerten Yiridit geliefert.
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Ein Betrag zur Petrographie des Viti- Archipels. 31
Erwähnenswerth ist sohliesslich noch ein YorkommnisB dieser
Localitat, welches reichlichen Biotit enthält, der allerdings nirgends
mehr recht frisch ist. Die Lamellen sind zuweilen gebogen und
geknickt und stellenweise fast farblos. In einzelnen Glimmerblätt-
chen, die im Schli£P parallel der Basis gelagert erscheinen, finden
sich zertreut liegende Mikrolithen* Da die letzteren nur in um*
gewandelten Biotitblättchen gefunden werden, so ist ihre secundäre
Natur nicht unwahrscheinlich.
Im Grossen und Ganzen wird man die Gesteine des Büke
Levu als Homblende-Andesite betrachten können.
Andesit von Wi-lai-lai-iwi.
Gegenüber der Eoro-Leyu-Bay an der Südseite von Eandavu
erhebt sich die Insel Wi-lai-lai-iwi. Die Andesite dieser Insel
bilden compacte, harte Gesteine mit braunschwarzer Grundmasse,
in welcher einzelne glänzende Feldspathe und Hornblende-Indivi-
duen deutlich hervortreten. Mikroskopisch setzen sich diese Ande-
site aus einer mikrofelsitischen Basis zusammen, welche reich ist
an eingestreuten Magnetitkörnchen und Plagioklasleistchen. Die
braunen Hornblende-Individuen sind in der Säulenzone scharf be-
grenzt. Sie sind stets von einem Opacitrand umgeben, aber an
Einschlüssen recht arm (vereinzelte Apatitsäulchen, Magnetitkörn-
chen und Glaseinschlüsse). Den Augiten, die theils in Erystallen,
theils in Erystallkömern auftreten, fehlt der Opacitrand hier stets.
Sie sind licht gelbgrün gefärbt und enthalten Glaseinschlüsse,
Hikrolithen und Mag^eteisenkörner. Ton Spalten ausgehend, greifen
Zacken eines grünen, faserigen Yiridits als Umwandlungsproduct
in die frische Augitsubstanz hinein. Was das gegenseitige Quan-
titatsYerhältniss anlangt, so stehen sich Augit und Hornblende
ziemlich gleich. Die noch recht frischen Plagioklase zeigen
meist einen zonalen Aufbau, sind theilweise fast einschlussfrei,
theilweise aber von einer enormen Menge von Partikelchen und
Fetzen der Grundmasse erfüllt. Bemerkenswerth ist, dass die ein-
sehlnssfreien Plagioklase optisch anders orientirt sind, als die ein-
schlussreichen. Bei ersteren beträgt die Auslöschungsschiefe 6 bis
16<^, bei letzteren 38 — 43^ Magnetit findet sich in Oktaedern und
unregelmässigen Körnchen. Apatit ist sparsam vorhanden, ebenso
Tridymit. Diese Gesteine sind am besten als Augit-Horn-
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32 Arthur Wichmann.
blende-Aodesite zu bezeichnen und ähneln in ihrer Zu-
sammensetzung manchen Andesiten des Siebengebirges (z. B. Bol-
yershahn).
Hornblende-Andesite von Ono.
Die Insel Ono liegt im NO. von Eandayu und innerhalb des
Barriere-Riffs dieser InseP). An der Wept-Seite von Ono liegt
die Nomboallo-Bayi von welcher Eleinschmidt^ eine Abbildung
gibt. Die untersuchten Handstücke stammen von dem auf der Ab-
bildung sichtbaren Aufschluss am Abhang. Alle diese Gesteine
sind echte Amphibol-Andesite, Augit fehlt fast vollständig, nur
selten stellt sich ausserdem accessorisch ein rhombischer Pyro-
xen ein.
Der allgemeine Habitus dieser Gesteine ist ein porphyrischer,
doch sind die in der grauen Qrundmasse eingestreuten Plagioklas-
und Hornblende-Individuen nur klein. Die Grundmasse setzt sich
mikroskopisch vornehmlich aus einer mikrofelsitischen Basis zu-
sammen, ausserdem reichlichem Magnetit und einigen Plagioklas-
leistchen und Hornblende-Individuen. Die porphyrischen Plagio-
klase sind noch recht frisch, aber in auffalliger Weise von vielen
Spalten durchsetzt, auf denen blutrothes bis braunrothes Eisen-
hydroxyd in dünnen Häutchen und Lamellen sich abgelagert hat.
Diese Lamellen laufen oft in nadeiförmige und zackenartige Enden
aus. Als Einschlüsse finden sich Partikelchen der Basis und solche
eines farblosen Glases, die Libellen des letzteren sind vielfach ge-
runzelt. Zwillingsstreifung lässt sich stets vortrefflich wahrnehmen,
die Auslöschungsschiefe wurde zu 20 — 25® gemessen.
Die Hornblende-Individuen sind stets von einem starken
Opacitrand umgeben, die kleineren Kryställchen erscheinen voll-
ständig schwarz. An Einschlüssen finden sich namentlich kräftige
Apatitsäulen. Zeigen die übrigen Yorkonminisse auch die gleiche
mineralogische Zusammensetzung, so geht doch allmählig mit dem
Gesteine eine Yeränderung vor sich. Es wird zunächst mürber
und die Feldspathe werden matt und trübe, die Hornblenden
nehmen einen specksteinähnlichen Charakter an, ähnlich wie die in
') Journal des Maseum Gk>deffiroy XIY, pag. 278.
•) Ibid. Taf. XV.
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Ein Beitrag zur Fetrographie des Yiti-Archipels. 33
dem Andesit (Traohyt) von Margarethenkreuz im Siebengebirge.
Schliesslich resultirt ein graues, mattes Gestein, welches sich be-
quem mit dem Messer schneiden lässt. Den genaueren Gang der
Umwandlung wird erst die chemische Analyse kennen lehren, doch
ergeben auch die mikroskopischen Wahrnehmungen schon einige
Resultate. Die verschiedenen Stadien lassen sich in den entspre-
chenden Präparaten^) recht gut verfolgen. Die Hornblende wird
allmählig nach dem Innern zu opacitreicber,
während der äussere Opacitrand lockerer wird ^^^' ^^'
(Fig. 11), die Substanz des Amphibols bleibt
scheinbar noch unverändert, bis auch hier eine
Entfärbung stattfindet, dann ist eine farblose, mit
Opacit imprägnirte Masse vorbanden (Fig. IIb),
welche feinkrystallinisch ist und blass graublaue
Polarisationsfarben bei gekreuzten Nicols ge-
wahren lässt. Die Plagioklase, deren äussere
Contouren in einigen Fällen noch vortrefflich erhalten sind, zeigen meist
eine vollständige Umwandlung. Ihre Durchschnitte sind noch ganz
farblos und scheinbar vollkommen frisch und unverändert, im polari-
sirten Licht stellen sie ein blass graublaues Aggregat kleinster Blättchen
dar. In anderen Fällen ist jede Spur des Feldspathes vollständig
verschwunden. Die Grundmasse ist in Folge der Umwandlung
krystallinisoh geworden, farblos und von gleicher Beschaffen-
heit, wie die zersetzten Plagioklase, stellenweise ist sie imprägnirt
'} Behufs mikroskopischer Untersuchung präparirt man derartige weiche
Dod zersetzte Gesteine am besten so, dass man zunächst eine kleine Scherbe
Termittelst eines Messers auf der einen Seite eben schabt und dann die erhal-
tene Fliehe auf einer trockenen Glasplatte glatt reibt. Mit dieser glatten Fläche
wird die Scherbe alsdann auf einen Objectträger mittelst gekochten Oanada-
balsams festgekittet, doch thut man gut, den Balsam erst bis zur ZähflQssigkeit
abkühlen zu lassen, da das Gestein sonst leicht durch die höhere Temperatur ver-
ändert wird. Nach dem Festwerden des Ganadabalsams schabt man mit einem
Messer von der Scherbe so viel ab, bis schliesslich nur noch ein dünnes H&ut-
chen zurückbleibt. Das so erhaltene Präparat wird sodann von dem an-
haftenden Staub und dem überflüssigen Ganadabalsam gereinigt, mit einigen
Tropfen einer Auflösung von Ganadabalsam in Chloroform bedeckt und schliess-
lich mit einem Deckgläschen versehen. Durch die Chloroformlösung wird das
Präparat vollkommen durchsichtig und entspricht allen billigen Anforderungen.
Mit gutem Erfolge Hess sich diese Methode auch bei solchen Mineralsubstanzen
anwenden, welche in Wasser zerfallen, z. B. Bol, Walkerde etc.
Mineralof. and petrogr. Mltth. V. 1882. Wichmann. 3
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34 Arthur Wichmann.
mit braunem Eisenhydroxyd und Magneteisenkörnchen; ausserdem
reich an rothen Nädelchen, welche parallele Ausloschung zeigen
und yielleicht dem Göthit angehören. Die unveränderte und stetige
Anwesenheit des Magnetits im Verlaufe des Umwandlungsprocesses
ist bemerkenswerth.
Andesite von Ovalau.
Einen eigenthümlichen augitführenden Hornblende-
Andesit fand Eleinschmidt als Gerolle in einem Bach dieser
Insel. Das Gestein setzt sich aus einer ziegelrothen Grundmasse
zusammen, in welcher, eleich Rosinen in einem Pudding, bis iCm.
lange schwarze Hornblende-Indiyiduen eingebettet sind. Mikro-
skopisch setzt sich die Grundmasse aus einer Basis zusammen,
welche eine amorphe, braunrothe, meist etwas gekörnelte Masse
darstellt, ferner Plagioklasleistchen , die in grosser Zahl vor-
handen sind. Sie zeigen eine massenhafte Erfüllung von Partikel*
chen der Basis, welche in ihrer Anordnung theilweise den zonen-
formigen Aufbau der Feldspathe sehr schön zur Darstellung bringen.
Auf Spalten finden sich überall Häutchen von Eisenhydroxyd ab-
gelagert, sonst ist die Substanz noch frisch und die Zwillingsstrei-
fung vortrefflich erhalten. Schliesslich tritt als Bestandtheil der
Grundmasse Augit auf in lichtgrünen Individuen mit einzelnen
grossen Glaseinschlüssen und Magnetitoktaedern, während auf-
fallender Weise die Hornblende fast gänzlich fehlt.
Die übrigen, anstehend gefundenen Vorkommnisse sind als
echte Augit-Andesite zu betrachten. Sie setzen sich im Wesent-
lichen aus Plagioklas, Augit, Magnetit und einer farblosen Glasbasis
zusammen. Die grösseren Plagioklase zeigen einen zonenformigen
Aufbau und enthalten in reichlichem Masse verschlackte Partikel-
chen dej Grundmasse. Ihre Auslöschungsschiefen betragen 34 bis
38^. Augit tritt in gelbgrünen Erystallen, seltener Erystallkörnern
auf, welche Magnetitoktaeder und vereinzelte, aber verhältniss-
mässig grosse Glaseinschlüsse enthalten. Hornblende-Individuen
sind in verschwindend geringer Anzahl zu beobachten, dieselben
sind braun, stets von einem starken Opacitrand umgeben, enthalten
nie Glaseinschlüsse, sondern nur Magnetit.
Ein gleichmässig grauer Andesit, ohne porphyrisch hervor-
tretende Gemengtheile von Nai-koro-koro auf Ovalau, ist dadurch
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Ein Beitrag zur Petrographie des Viti-Arcbipels. 35
bemerkenswerth, dass sich mikroskopisch ausser einer farblosen
Olasbasis und einzelnen Magnetiten, sowie etwas Tridymit, nur
schmale Flagioklasleistchen an der Zusammenset-zung des Gesteines
betheiligen. Augit, Hornblende, sowie Glimmer fehlen vollständig.
In Hohlräumen und Spalten der Andesite Ovalau's kommen
namentlich wohlauskrystallisirte Chabasite, stets nur das einfifiche
Rhomboeder zeigend, und Ealkspathe vor. Die Bildung derselben
steht wahrscheinlich in einem engen Zusammenhang mit dem
grossen Kalkgehalt (wie sich wenigstens nach den optischen Eigen-
schaften vermuthen lässt) der Plagioklase.
Von Levuka lag nur das im Folgenden beschriebene schwarze
basaltartige Handstück, welches keine makroporphyrischen Aus-
scheidungen enthält, vor. Mikroskopisch lassen sich zunächst die
gelbgrunen, meist völlig auskrystallisirten Augite wahrnehmen,
welche in basischen Schnitten die bekannte achteckige Form
ooP. ooPoo . ooPoo aufweisen, wobei zugleich auch die prismatische
Spaltbarkeit deutlich hervortritt. Sie enthalten vereinzelte grosse
Glaseinschlüsse und Magnetite. Die Plagioklase zeigen einen aus-
gezeichneten zonalen Aufbau, welcher durch verschlackte Partikel-
chen der Basis besonders deutlich zum Ausdruck gebracht wird.
Ihre Auslöschungsschiefen betragen 35 — 40^ Glaseinschlüsse sind
nicht vorhanden. Zwischen den scharf auskrystallisirten Augiten
and Plagioklasen findet sich eine zwischengeklemmte Basis, welche
(za einem kleinen Theile) aus einem wasserhellen Glase besteht,
m welchem zahlreiche kleine Magnetitkörnchen, Plagioklasleistchen
und Augite enthalten sind.
Auch dieser Andesit enthält in Spalten und Hohlräumen aus*
gezeichnete, aber kleine und zierliche Chabasitkrystalle, welche
stets das Orundrhomboeder ^) zeigen.
Anhangsweise mag eine Andesit-Breccie hier noch kurz
erwähnt werden. Ob dieses Gestein in grösserer Ausdehnung auf
Ovalau vorkommt, ist nicht bekannt. Es setzt sich aus eckigen,
bis zu 4 Cm. im Durchmesser betragenden Andesit-Brocken zu-
sammen, die jedoch von verschiedenartiger Beschaffenheit sind.
*) Neueren Ansichten zufolge wird der Ghabasit fUr triklin gehalten
(Backe in diesen Mitthlg. Wien 1679, pag. S91), doch zeigt sich dieses Vorkomm-
nis8 entschieden optisch einaxig. Eine nähere Mittheilung über diesen Gegenstand
bebalte ich mir vor.
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36 Arthur Wichmann.
Auch die Mikrostructur derselben erweist sich als eine abweichende.
In einigen der untersuchten Bruchstücke zeigt sich eine globulitische
Basis, frische grüne Augite, Plagioklase ziemlich zersetzt mit*Par-
tikelchen der Basis als Einschlüsse; andere führen etwas Horn-
blende, die bereits in Umwandlung begriffen ist, yorherrschende
frische Augite, trübe Plagioklase und eine vollständig zersetzte
Basis, die in eine trübe, schmutziggrüne Masse umgewandelt ist.
Auch enthalten solche Brocken kleine Mandeln, deren äusserster
Rand eine schmale, grüne, amorphe Zone bildet, hierauf folgt eine
zweite hellere, noch schmälere, welche Aggregatpolarisation auf-
weist, und endlich der Kern, welcher ein farbloses Aggregat un-
regelmässig begrenzter Chabasit-Individuen darstellt. Das Cement
dieser Breccie ist ebenfalls Chabasit in Form eines Aggregates
unregelmässig begrenzter Individuen.
Augit- And esit von Kanathia (Exploring-Isles).
Das dem blossen Auge homogen erscheinende lichtgraue Ge-
stein setzt sich mikroskopisch zusammen aus einem vorwiegenden
Aggregat schmaler Plagioklasleistchen, eingestreuten Magnetitkörn-
chen und einer wasserhellen Glasbasis. Augit tritt in sehr geringer
Menge in Form hellgrüner Krystallkömer auf.
Augit-A ndesite von Munia (Exploring-Isles).
Die vorliegenden drei kleinen Gesteinsstückchen, von G raffe
gesammelt, zeigen eine unter einander abweichende Beschaffenheit
und sollen daher einzeln besprochen werden.
Das eine ist ein schwarzgrünes, pechglänzendes Gestein,
welches durch heisse Salzsäure nicht zersetzt wird. Unter dem
Mikroskop lässt sich wahrnehmen, dass dasselbe der Hauptsache
nach aus einem bouteillengrünen Glase besteht, welches erfüllt ist von
einem Filz von Augitmikrolithen. Daneben finden sich mikropor-
phyrisch vollständig ausgebildete Augitkryställchen und Plagioklas-
leisten. Die letzteren besitzen eine Auslöschungsschiefe, welche
zwischen 34 und 40'' schwankt. Sie sind vollständig frisch und
lässt sich daher im polarisirten Lichte die Zwillingsstreifung vor-
trefflich wahrnehmen. In reichlichem Masse sind die Plagioklase
erfüllt mit unregelmässigen Fetzen des grünen Glases, welches aber
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Ein Beitrag zur Petrographie des Viti-Archipels. 37
frei von mikrolithiBchen Ausscheidungen ist. Nur wenn das Glas
der Basis buohtenförmig in die Individuen hineinragt, finden sich
Mikrolithen in demselben. Ausserdem finden sich Glaseinschlüsse
mit meist einer fixen Libelle, seltener sind deren zwei oder drei
vorhanden, das Glas derselben ist ebenfalls grün.
Schon makroskopisch gewahrt man, dass das Gestein von
zarten Sprüngen durchsetzt wird, von denen eine Umwandlung aus-
geht. Das Umwandlungsproduct ist eine gelbliche Substanz, wel-
che zu beiden Seiten der Spalten sich gebildet hat, in letzteren
selbst ist eine schmutziggraue, gekomelte Masse zur Ablagerung
gelangt. Auch die in dem Glase liegenden Augitmikrolithen und
-Erystallchen erfahren eine Umwandlung in eine trübe, gekörnelte
Substanz. Merkwürdigerweise gewahrt man die Zersetzung schon
an einigen Stellen, an denen die umgebende Glasbasis noch
scheinbar gänzlich unverändert ist.
Ein anderes Yorkommniss von Augit-Andesit stellt ein etwas
poröses, mattschwarzes Gestein dar mit kleinen weissen, porphyri-
schen Mikrotinen. Unter dem Mikroskope lässt die Grundmasse
eine vollständig zersetzte Basis erkennen, eine schmutzigschwarze,
braune, undurchsichtige Substanz, die sich nicht weiter in ihre
Elemente zerlegen lässt, die kleinen Plagioklasleistchen sind noch
deutlich erkennbar und zeigen eine fluidale Anordnung. Die por-
phyrischen Plagioklase enthalten Partikelchen der Basis, aber nicht
reichlich und sodann noch vereinzelte farblose Glaseinschlüsse. Sie
sind noch vollkommen frisch. Ihre Auslöschungssehiefen wurden
zu 34 — 36^ gemessen. Gelbgrüne Erystallkömer von Augit sind in
geringer Anzahl vorhanden, auch einzelne Kryställchen tafelartig
Dach ooPoo.
Das letzte dieser Gesteine ist seiner äusseren Beschaffenheit
nach stark porös und schwarz von Farbe. Unter dem Mikroskope
gibt sich eine farblose Glasbasis zu erkennen, welche reich an
Globuliten und winzigen Augitsäulchen, sowie Plagioklasleistchen
ist. Die mikroporphyrischen Pyroxene sind auffallend licht gefärbt.
Die säulenförmigen Individuen sind in Schnitten parallel der Yer-
ticalaxe von Längsspalten durchsetzt und zeigen parallel den-
selben, sowie den Kanten gerade Auslöschung. In Querschnitten
gewahrt man auf das Deutlichste die prismatische Spaltbarkeit des
Augits, sowi^ die durch Combination von ooP . ooPoo . ooPoo
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38
Arthur Wichmaon.
achtseitige Figur. Parallel den BegrenzungBlinien der beiden Pina-
koide beobachtet man wiederum gerade Auslöschung, so, dass hier
zweifellos rhombischer Pyroxen vorliegt. Die Endflächen sind nie
zur Entwickeluug gelangt. Eine auffallige Erscheinung ist, dass
die Individuen einen schmalen Opacitrand besitzen, der nach dem
Innern zu allmählig braun wird. Bekanntlich hat sich das Vor-
kommen von Enstatit in dem Andesite von St. Egidi in Steier-
mark, welches Niedzwiedzki^) nachweisen zu können geglaubt
hat, nicht bestätigt'). Dagegen sind rhombische Pyroxene erkannt
worden von Fouquc und Michel L6vy^) in Gesteinen von
Santorin und im Basalt von Anliac (Haute Loire) und von Vclain.
Die Plagioklase sind recht frisch, weisen im polarisirten Licht
schöne Zwillingsstreifung auf und enthalten nicht reichlich Par-
tikelchen der Basis, sowie vereinzelte Glaseinschlüsse.
Andesite von Viti Levu.
Die vorliegenden Handstücke stammen aus dem Innern von
Yiti Levu, sind aber nirgends anstehend gefunden, sondern nur in
Form von Gerollen.
Aus dem Koroi-lave-Fluss stammt ein Hornblende-An-
desit, in dessen feinkrystallinischer Grundmasse vollständig zer-
setzte Hornblende-Individuen vorkommen, dieselben sind nur noch
Fig. 12. ^^ ihren Krystallformen zu erkennen und stellen sonst
eine schmutzigbraune Substanz dar, die zum grössten
Theile wahrscheinlich aus Eisenhydroxyd besteht. Dieses
Umwandlungsproduct ist jedoch nicht allein an die
Stelle des Amphibols getreten, sondern bildet auch
unregelmässige Partien in der Grundmasse, sowie
SpaltenausfüUungen innerhalb der Plagioklase. In den
letzteren imprägnirt diese Substanz zugleich gewisse Zonen auf
regelmässige Weise (Fig. 12).
Man geht wohl nicht fehl, wenn man für diese Zonen eine
etwas andere chemische Zusammensetzung annimmt, in Folge deren
sie eher der Umwandlung anheimfielen und die sie zur Aufnahme von
*) Tschermak's Mineralog. Mittheilungen, 1872, pag. 253.
*) HuBsak in Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt 1878, p. 838 u. N.
Jahrb. f. Min. 1880, I., pag. 290.
') Mineralogie micrographique. Paris 1879, Taf XXX7, 1 u. Taf. XL, 1.
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Ein Beitrag zur Petrographie des Viti-Archipels. 39
fremden Stoffen befähigte. Zwillingsstreifung zeigen die Plagioklase
sehr deutlich. An Einsohlttssen führen sie langgestreckte Gasporen,
deren Längsaxe oft parallel den Zwillingsnähten verläuft, und
Apatitnadeln.
Etwas Sanidin wurde sicher nachgewiesen.
Auch an den Abhängen des Singa-Toko-Thals kommen Blöcke
eines Hornblende-Andesits vor, dessen Amphibol-Individuen eine
YoUständige Umwandlung in eine vollkommen schwarze Masse'
(ähnlich wie im Porphyrit von Potschappel bei Dresden) erfahren
haben.
Die übrigen Andesite aus dem Singa-Toko-Thal sind Augit-
An de Site. Es sind dunkle Gesteine, welche porphyrisch aus-
geschiedene kleine, aber glänzende und frische Mikrotine ent-
halten. Wie die mikroskopische Untersuchung ergibt, besitzen sie
einen schonen zonenformigen Aufbau, enthalten verschlackte Par-
tikelchen der Basis, wenige Glaseinschlüsse, Dampfporen, Apatit-
nadeln und auf Spalten Eisenhydroxyd. Augite treten in gelb-
grunen Erystallkörnem auf, zuweilen sind einzelne lichtbraune Horn-
blende-Individuen vorhanden, welche keinen Opacitrand besitzen und
deren Yerticalaxe mit der Auslöschungsrichtung einen Winkel von 16^
einschliesst. Die Basis ist eine mikrofelsitische und enthält Magnetite
nnd schwarze unbestimmbare Nädelchen. Einige Handstücke lassen
eine weit vorgeschrittene Zersetzung wahrnehmen. Die Grundmasse
enthält dann kleine Mandeln von Chalcedon und ist auch von
dieser Substanz imprägnirt. Nur die Plagioklase sind ziemlich
frisch geblieben.
Aus der Untersuchung der Andesite der Yiti-Inseln ergeben
sich die nachfolgenden Resultate : Quarz fehlt ihnen stets, wie über-
haupt von den Südsee-Inseln bis jetzt keine quarzführenden, jün-
geren Eruptiv-Gesteine bekannt geworden sind, ebenso hat nirgends
weder Titanit, noch Titaneisen nachgewiesen werden können.
Während viele Andesite fast auschliesslich Augit, resp. Hornblende
enthalten, halten diese beiden Gemengtheile sich an manchen Orten
das Gleichgewicht. Mit Ausnahme der glasigen Glieder der Am-
phibol- Andesite ^) kommen alle Structurvarietäten vor. Tridymit
*) Dieselben sind überhaupt eine sehr seltene Erscheinung (Sumatra,
Kamschatka).
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40 Arthur Wichmann.
ist ein äusserst seltener Bestand theil. Die Plagioklase zeigen zum
grössten Theil eine beträchtliche Auslöschungsschiefe, wären also
demzufolge sehr kalkreieh, womit wahrscheinlich die häufige Bil-
dung des Chabasites und des Kalkspathes im Zusammenhang steht.
Sanidin tritt selten und dann nur als accessorischer Gemengtheil
auf). Apatit ist stellenweise reichlich vorhanden, in manchen
Vorkommnissen fehlt er gänzlich (Ovalau, Munia). Die Hornblenden
•führen fast stets Opacitrand und fast nie Glaseinschlüsse.
Basalt.
Basaltische Gesteine scheinen auf den Yiti-Inseln nicht in
besonders reichlichem Masse vertreten zu sein. Die Sammlungen
von Gräffe und Eleinschmidt enthalten Vorkommnisse von
Viti Levu (aus dem Singa-Toko-Thal, dem Wai-Dinai-Thal als Gerolle
im Peale- [Reva-] Pluss), ferner von den Inseln Vanua-Balavu,
Eanathia und Munia.
Alle diese Gesteine gehören mit einer einzigen Ausnahme
zu den echten Plagioklas-Basalten und weisen im Allgemeinen eine
ziemlich übereinstimmende Structur und Zusammensetzung auf. Sie
sind dunkelschwarz, dicht und enthalten bisweilen porphyrisch ein-
gesprengt Körner von Augit und Olivin. — Die mikroskopische"
Untersuchung dieser Gesteine ergibt zunächst, dass die Olivine
theils in Gestalt scharf begrenzter Krystalle, theils in solcher von
unregelmässigen Körnchen erscheinen. Ihre Substanz ist entweder
noch vollkommen frisch und dann sind die Individuen farblos und
mit der charakteristischen, rauhen, gewellten Oberfläche versehen oder
sie sind bereits in Umwandlung begriflFen. Die gewöhnliche, von
Spalten ausgehende Serpentinisirung lässt sich nur in dem Basalt
aus dem Singa-Toko-Thal wahrnehmen, in den übrigen Vorkomm-
nissen von Viti Levu, sowie denen von Vanua Balavu und Kana-
thia findet dagegen eine Umwandlung in braunes Eisenoxydhydrat
statt (wenigstens bemerkt man in Folge der Umwandlung eine Im-
prägnation mit Eisenhydroxyd). Man beobachtet dann wohl, dass
Spalten den Olivin nach verschiedenen Richtungen durchziehen,
aber an den Bändern derselben ist das Mineral noch gänzlich
*) Jüngere Ortfaoklasgesteine sind ebenfalls auf den Südsce-Inseln noch
nicht nachgewiesen worden, wenn man den Foyait nicht dazu rechheu will.
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Ein Beitrag zur Petrographie des Viti- Archipels. 41
t
unYersehrt, dagegen sieht man von den äusseren Grenzen des Erystalles
her das Eisenoxydhydrat in wolkigen, gelbbraunen Massen hinein-
dringen ^). Einzelne kleinere Olivine sind auf diese Weise .,.
bereits vollständig zersetzt. Ausser Magnetit fuhren die
Olivine zuweilen recht grosse Glaseinschlüsse, wenn auch
nicht allzu häufig.
DieAugite sind stets gelbgrün, besitzen einen äusserst
schwachen Pleochroismus und erscheinen gern in Krystallen.
Namentlich häufig sind die bekannten achteckigen Durch-
schnitte (ooP . ooPoo . ooPoo). Sie sind vielfach von
Spalten durchzogen, aber sonst ganz frisch und unzersetzt. Als
Einschlüsse finden sich häufige und grosse Glaseinschlüsse, sowie
Magnetitkörnchen.
Die Plagioklase erscheinen überall in grösseren und kleineren
leistenformigen Yiellings-Individuen, welche theils einschlussfrei
sind, theils verschlackte Partikeln der Grundmasse oder (wie dies
namentlich bei dem Vorkommnisse vom Singa-Toko der Fall) Glas-
einschlüsse fuhren. Ein zonenformiger Aufbau wird nur an grös-
seren Individuen wahrgenommen. In den meisten Fällen sind die
Plagioklase recht frisch, nur in dem Basalt aus dem Reva-Fluss
auf Yiti Levu, dessen Grundmasse ausserordentlich zersetzt ist,
hat sich auf Spalten reichlich Yiridit abgelagert Die Zwillings-
streifung lässt sich bei Anwendung des polarisirten Lichtes stets
vortrefflich wahrnehmen. Die Auslöschungsschiefe schwankt bei
den Plagioklasen in den Basalten von Eanathia und Vanua-Balavu
zwischen 27 und 30^ bei denen von Viti-Levu zwischen 36
und 40^
Die Grundmasse dieser Gesteine zeigt weniger Ueberein-
Btimmung. In dem Basalt aus dem Wai-Dinai-Thal ist sie voll-
ständig krystallinisch und setzt sich aus Krystallen und Krystall-
kömem von Augit, Plagioklas und Magnetit zusammen. In den
übrigen Vorkommnissen findet sich überall, wenn auch ziemlich
zorficktretend, eine farblose Glasbasis. Dieselbe führt in den
Basalten der Inseln Yanua-Balavu und Eanathia Globuliten und
Augitmikrolithen, in denen aus dem Singa-Toko-Thal durchtränkt
*) Eine ähnliche Umwandlung dos Olivins in einen Gabbro beobachtete
Behrens (Beiträge zur Petrographie des indischen Archipels, pag. 8, Amster-
dam, 1880).
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42 Arthur Wichmaon.
sie ein Gewebe von Augitmikrolithen, Plsgioklasleistchen und
Magnetitkörnchen.
Von besonderem Intferesse ist ein von Gräffe auf der Insel
Munia gesammeltes Gestein, welches seiner Structur und Zusammen-
setzung nach als Limburgit zu betrachten ist. Schon in seiner
äusseren Beschaffenheit hat es viele Aehnlichkeit mit dem typi-
schen Yorkommniss von der Limburg im Kaiserstuhl. In einer
braunen, pechglänzenden Grundmasse liegen zunächst sehr scharf
begrenzte Augitkrystalle, die tafelförmig nach ooPoo ausgebildet
sind, doch überschreiten sie in den wenigen Gesteinsbröckchen,
welche zur Verfügung standen, nicht die Länge von 3 Mm. An
manchen Stellen sind die Augite herausgesprungen und haben
scharfe Abdrücke hinterlassen. Sowohl Zwillinge, als auch regel-
lose Verwachsungen kommen vor. Einzelne glänzende Olivinkry-
ställchen bis 1 Mm. sind ebenfalls mit blossem Auge zu gewahren,
ob dieselben dem Hyalosiderit zuzuzählen sind, konnte nicht aus-
gemacht werden, da sie sich nicht isoliren Hessen. Die zahlreichen^
aber nicht sehr grossen Mandelräume sind mit einer dünnen Kruste
von Zeolithen ausgekleidet, enthalten jedoch keine Carbonate. An
den Rändern der Mandelräume hat die Grundmasse überall eine
gelbliche Färbung angenommen.
Mikroskopisch tritt zunächst die braune Basis hervor, ein
homogenes Glas, in welchem nur vereinzelte Augitmikrolithen,
Plagioklasleistchen und Magnetitkörner eingebettet sind. Die Augit-
mikrolithen sind an den Rändern meist ausgefranst und gezackt,
auch zuweilen gebogen. Die frischen Plagioklasleistchen enthalten
einzelne Glaseinschlüsse und zeigen eine Auslöschungsschiefe von
26 — 30^, sie sind in nur beschränkter Anzahl vorhanden. An den
Rändern der Mandelräume wird die Basis in Folge der Umwand-
lung orangefarben, erhält ein gekörneltes Aussehen und weist
Doppelbrechung auf, die in ihr liegenden Augitmikrolithen und
Magnetitkörnchen bleiben aber gänzlich unverändert. Die fein-
faserige Zeolithsubstanz steht mit den einzelnen Fasern senkrecht
auf ihrer Unterlage. Die Umwandlung der Basis scheint im eng-
sten Zusammenhange mit der Bildung der Zeolithe zu stehen. —
Die porphyrischen Augitkrystalle zeigen auch mikroskopisch eine
regelmässige Begrenzung ihrer Contouren. Im Allgemeinen sind
sie von gleichmässig gelbgrüner Färbung, doch finden sich auch
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Ein Beitrag zur Petrographie des Viti-Archipels. 43
Augite mit abwechselnd gefärbten Zonen. Die unregelmässigen
Verwachsungen treten mikroskopisch besonders deutlich hervor,
gleichfalls finden sich aber auch polysynthetisohe Zwillingsverwach-
sungen. Auf Querschnitten tritt die prismatische Spaltbarkeit deut-
lich hervor. Der Pleochroismus ist schwach. An Einschlüssen
beobachtet man grosse, aber nicht sehr reichliche Glaseinschlüsse
und Magnetitoktaeder. — Olivin erscheint in regelmässig begrenzten
Erystallen, welche die charakteristische, rauhe, gewellte Oberfläche
besitzen. Meist ist er vollkommen frisch und farblos, doch finden
sich auch Erystalle , an welchen man den Beginn einer von
Spalten ausgehenden Serpentinisirung gewahrt. Sie enthalten eben-
falls Glaseinschlüsse und Magnetitkörnchen. Wie leicht die Basis
der Umwandlung anheimfällt, kann man daraus ersehen, dass von
einigen Spalten, welche Olivin, Augit und Basis zugleich durch-
setzen, nur an letzterer umwandelnde Wirkungen beobachtet
werden.
Soll auch der echte Limburgit keinen Feldspath enthalten, so
sind doch auch andere Vorkommnisse bekannt, welche, wie das
hier besprochene, accessorischen Plagioklas^) fuhren. Ueberhaupt
ist es wohl zweckmässiger, ihm eine Stelle unter den Basalten,
als unter den Pikriten anzuweisen.
Tuffe.
Zur Bildung der Tuffe hat in den meisten Fällen andesiti-
sches Material gedient, wie sich dies durch die mikroskopische
Untersuchung vielfach darthun Hess. Dieselben sind theils fossil-
fahrend, theils fossilfrei. An sonstigen Bestandtheilen, die nicht
von andesitischem Material herstammen, findet sich namentlich
häufig Quarz, der seiner Beschaffenheit nach entschieden nicht jün-
geren Massengesteinen entstammt, die ja überhaupt auf den Viti-
Inseln nicht quarzführend zu sein scheinen. Ob sich in Bezug
auf den Quarzgehalt eine Verschiedenheit der Schichten nach ihrem
Alter ergeben wird, wie dies Martin und Zirkel für Java mit
Erfolg durchführen konnten^), muss dahingestellt bleiben, da über
') Rosenbusch. Mikroskopische Pbysiographie der massigen Gesteine.
1877, p. 643.
') Martin, Tertiärschicliten auf Java. Allgemeiner Theil. pag. 16. Lei-
> den 1880.
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44 Arthur Wichmann.
die LagerungB Verhältnisse dieser Gesteine Nichts bekannt ist und
die Fossilien noch einer näheren Untersuchnng durch meinen
Collegen Martin in Leiden entgegensehen.
Viele dieser Tuffe sind bereits tief eingreifenden Umwand-
lungsprocessen anheimgefallen und bilden so Uebergänge zu Thonen,
welche hier lediglich als Zersetzungsproducte von Tuffen, resp. von
Basalten und Andesiten selbst zu betrachten sind.
Unter den hier zu besprechenden Gesteinen ist einzig in
seiner Art ein
Hyalomelan-Tuff
von der Insel Munia (Exploring-Isles). Derselbe stellt eigentlich
eine Hyalomelan-Breccie *) dar, deren Fragmente aber so klein
sind, dass das Gestein seiner äusseren Beschaffenheit nach als Tuff
zu betrachten ist.
Die kleinen grünen Glasscherbchen, aus denen sich dieses
Gestein im Wesentlichen zusammensetzt, sind frei von jeglichen
krystallinischen Ausscheidungen, dagegen auf das Reichlichste er-
füllt mit Dampfporen. Dieselben liegen oft sehr dicht neben ein-
ander und besitzen bei einem Durchmesser von 0*02— 0'2 Mm.
eine kreisrunde, seltener elliptische Form. Die kleinsten dieser
Gaseinschlüsse sind von einem dunklen Hof umgeben, zuweilen
zieht sich auch um eine Dampfpore eine lichter gefärbte Glaszone
herum. Die Glasscherbchen sind von sehr verschiedener Grösse,
stets aber scharfeckig. Ihre Farbe ist eine gleichmässig bräunlich-
grüne und werden sie von Säuren nicht merklich angegriffen. Ein
Cement ist in untergeordneter Menge vorhanden. Es stellt eine
wolkige, trübe, nirgends individualisirte Masse dar und ist gewöhn-
lich lichter gefärbt, als die Hyalomelan-Scherben. Manche Partien
sind durch Imprägnation mit Eisenhydroxyd dunkelbraun gefärbt
Tuff von der Insel Su-Sui (Exploring-Isles).
Nach der Angabe von Gräffe wird dieses Gestein (das ein-
zige, welches von der Insel stammt) von den Weibern der Ein-
geborenen gegessen. Es ist ein grauer, leicht zerreiblicher Tuff
0 Vgl. Journal Mnseum Godeffroy. 1879, XIV, pag. 219; einen Hya-
lomelan-Tuff beschreibt auch Zirkel. (Ber. d. k. Sachs. GeselUchaft der Wiss.
1877, pag. 243.)
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Ein Beitrag zur Petrographie des Viti-Archipeh. 45
TOD mattem Aussehen. Unter dem Mikroskope besteht derselbe
hauptsächlich aus einer trüben, graulichen Masse, deren zusammen-
setzende Elemente mit Ausnahme von etwas braunem Eisen-
hydroxyd, Magnetit und Ealkspäthschüppchen nicht mehr erkennbar
sind. Bemerkenswerth ist der Reichthum an Foraminiferenresten.
Einzelne farblose Körnchen lassen eine eigenthümliche Erscheinung
wahrnehmen. Im (parallelen) polarisirten Licht erblickt man näm-
lich das Axenkreuz sehr deutlich, ebenso noch die äusseren Ringe
und deren untereinander abweichende Färbung. Auch zerbrochene
Stücke lassen dieselbe Erscheinung gewahren, doch tritt dann auch
das Kreuz unvollständig auf. Diese Körnchen besitzen einen durch-
schnittlichen Durchmesser von 0*025 Mm. Bei näherer Betrachtung
ergibt sich, dass einzelne Ausfüllungsmassen von Foraminiferen-
kammern genau dieselbe Erscheinung aufweisen. Die Balken der
Kreuzchen besitzen in diesen Massen stets eine parallele Stellung.
Wahrscheinlich wird hierdurch, dass auch die isolirten Körnchen sich
ursprünglich an der Ausfüllung der Kammern betheiligten. Sie be-
stehen aus Kalkspath und verschwinden demgemäss bei Behandlung
des Dünnschliffes mit Salzsäure. Es mag noch darauf hingewiesen
werden, dass die Partikelchen, welche die Kreide von Meudon zu-
sammensetzen, dieselbe Erscheinung im polarisirten Licht aufweisen.
Die übrigen hier zu besprechenden Tuffe stammen sämmtlich
Ton Viti-Levu.
Einzig in seiner Art ist ein am Wai-ni-Mala von Klein-
schmidt anstehend gefundenes Gestein, welches am oberen Lauf
desselben (etwas weiter unten steht Amphibolit an) horizontale
oder schwach geneigte Lager bildet. Es ist ein ziemlich
lockeres, sich rauh anfühlendes, gelblichgraues, dünn geschich-
tetes Gestein, dessen Schichtflächen in grosser Menge von braunen
glänzenden Glimmerschüppchen bedeckt sind. Calciumcarbonat ist nur
in sehr geringer Menge vorhanden. Bei der mikroskopischen Unter-
suchung finden sich einzelne der im Tuff von Su-Sui erwähnten
wasserhellen Körnchen wieder, welche im polarisirten Licht das
Axenkreuz zeigen. Foraminiferen sind sonst nirgends bemerkbar.
Hauptsächlich treten im Präparat die braunen Biotitblättchen her*
vor, die fast stets scharf begrenzte, hexagonale Umrisse aufweisen,
ausserdem finden sich reichlich zerbrochene und unregelmässig ge-
staltete Augit-Fragmente. Dieselben sind von grüner Farbe; ihre
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46 Arthur Wichmann.
Substanz ist sehr rein, sie enthalten nur vereinzelte schwarze Mikro-
lithen, aber keine Glaseinschlüsse. Sehr häufig ist Quarz in Form
kleiner abgerundeter Körnchen, welche winzige und staubartige
Flüssigkeits-Einschlüsse enthalten. Die übrige Masse stellt eine
feinschuppige, trübe, mit Eisenhydroxyd reichlich imprägnirte Sub-
stanz dar. Bei Behandlung des Gesteines mit Salzsäure entwickeln
sich wenige Gasblasen, die feinschuppige Substanz wird zum
grössten Theil gänzlich entfärbt und stellt dann ein Aggregat
kleinster, farbloser Schüppchen dar, wahrscheinlich Kaolin. Seiner
ganzen Beschaffenheit nach ist dieses Gestein als ein Zusammen-
schwemmungsgebilde zu betrachten.
Bei Nadi (Nandi) kommt ein ziegelrother, leicht zerreiblicher
Tuff vor, welcher bis erbsengrosse Quarzkörnchen enthält. Bei Be-
handlung mit Salzsäure findet ein schwaches Aufbrausen statt und
geht zugleich das Eisen in Lösung. Es bleibt ein weissgraues
Pulver zurück, welches unter dem Mikroskope kleinere Quarz-
körnchen mit reichlichen Flüssigkeits-Einschlüssen erfüllt wahr-
nehmen lässt. Die übrige Masse setzt sich aus ballenähnlichen
Anhäufungen von kleineren Schüppchen und trüben Partikelchen
zusammen. Aehnliche Tuffe kommen im Nageli-Districte u. a. O.
vor. Sie stehen in Folge der weit vorgeschrittenen Zersetzung den
Thonen theilweise schon näher, als den eigentlichen Tuffen.
Zu denjenigen Gesteinen, welche sich als echte Augit-Andesit-
Tuffe erwiesen, gehört vor Allem das Gestein vom Dre Buketi-
Berg bei Na-Tuatuacoko. Dasselbe ist ziemlich weich, matt, von
schmutziggrauer Farbe und enthält weisse oder graue, mehlartige
und kaolinähnliche Partien. Mit der Loupe sind allein einzelne
Augitkörnchen wahrzunehmen. — Im Dünnschliff beobachtet man
zunächst den Plagioklas meist in Gestalt unregelmässig begrenzter
Bruchstücke, seltener in wohlerhaltenen Leistchen. Sie sind im
Allgemeinen recht frisch und zeigen vortreffliche Zwillingsstreifung.
Theils sind sie sehr einschlussarm und enthalten dann nur einzelne
Apatitnädelchen, theils sind sie auf das Reichlichste erfüllt mit
verschlackten Partikelchen einer Basis und einzelnen grossen braunen
GlaseinschlÜBsen. Die gelbgrünen und braungrünen Augite treten
ebenfalls theils in Form vollständig begrenzter Krystalle, theils in
solcher von Bruchstücken auf. Sie enthalten mehrfach viele Flüssig-
keits -Einschlüsse, schlauchartige Dampfporen und Magnetitkörnchen,
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Ein Beitrag zur Petrographie des Yiti-Archipels. 47
stellenweise sind sie aber wieder gänzlich einschlussfrei. Quarz-
kömohen sind nur ganz vereinzelt vorhanden. Die Hauptmasse
des Gesteins setzt sich aus dunklen bis schwarzen Partien zu-
sammen, die sich bei dem an und für sich schon schlecht präparir-
baren Gestein nicht in genügender Dünne erhalten lassen. Man
beobachtet noch Bruchstücke eines gelb- und grünbraunen Glases
mit eiförmigen Glaseinschlüssen und einzelnen mikrolithischen Aus-
scheidungen. Die äusserlich kaolinähnlichen Partien scheinen sich
aus einem Gewirr lichter Glasfaden zusammenzusetzen, nur einzelne
Nädelchen sieht man in ihnen im polarisirten Licht noch hervor-
blitzen.
Ein ebenfalls echter Augit- Andesit-Tuff findet sich in Blöcken im
Wai-Manu. Die Plagioklase treten mehr in Form breiter, recht-
eckiger Durchschnitte auf, als in solcher von schmalen Leisten. Sie
sind reich an dunkelumrandeten Gasporen, vielfach von Spältchen
durchsetzt, welche von einer braunen, schmutzigen Materie erfüllt
sind, auch die inneren Kerne zeigen sich von diesem Stoff zuweilen
in regelmässiger Weise erfüllt. Glaseinschlüsse und verschlackte
Partikeln der Grundmasse finden sich in ihnen seltener. Die gelb-
grünen Augite zeigen ebenfalls keine besonders charakteristischen
Eigenschaften. Sie bilden unregelmässige Bruchstücke mit verein-
zelten Glaseinschlüssen, durchsetzt von vielen Spalten, die von der
oben erwähnten schmutzigbraunen Substanz erfüllt sind. Diese
Materie, welche sich auch wesentlich an der Zusammensetzung des
Oesteines betheiligt, erscheint an den einigermassen pelluciden
Stellen des Präparates in Form eines dicht zusammengedrängten
braunen Staubes.
Die übrigen, noch kurz zu besprechenden Tuffbildungen sind
sämmtlich fossilführend. Der Reichthnm an organischen Resten
und Ealkspath kann so gross werden, dass man es eigentlich schon
mehr mit einem an Tuffmaterial reichen Kalkstein zu thun hat.
In solchen Gesteinen befinden sich namentlich einige Höhlen am
oberen Laufe des Singa-Toko, z. B. die Wai-Ro-Ro-Höhlen und die
Ta-Tumba-Höhlen (beiläufig bemerkt, finden sich in den letzteren
Absätze eines von* Fledermäusen stammenden Guano's). Neben den
organischen Resten ist Quarz in rundlichen Körnchen ein constant
Torkommender Gemengtheil, theilweise sind seine Individuen echte
Granitquarze, enthalten unregelmässig vertheilte Flüssigkeitsein-
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48 Arthur Wichmann.
Schlüsse, z. Th. mit mobiler Libelle, anderntheils zeigen sie sich
Yon den staubartigen, dichtgedrängten Einschlüssen erfüllt, welche
für Gangquarze sehr charakteristisch sind. Ebenso fehlt diesen
Gesteinen nie der Augit, während die Feldspathe nicht immer xor-
handen sind. Manche machen den Eindruck von verkittetem vul-
kanischen Sand. So fand sich aus dem Innern von Viti-Levu (ohne
weitere Pundortsangabe) ein dunkler, ziemlich compacter Tuff,
welcher sich mikroskopisch zusammensetzt aus abgerundeten Granit-
quarzen, eckigen und rundlichen Augiten, welche theilweise grosse
Glaseinschlüsse enthalten. Zwischen den grösseren Quarzen und
Augiten finden sich^ wiederum eingekeilt, kleinere Bruchstücke.
Vereinzelte, staubig getrübte Orthoklas-Individuen finden sich vor
neben wasserhellen, mit Zwillingsstreifung versehenen Plagioklasen.
An sonstigen Bestandtheilen treten auf Biotitlamellen, Magnetit-
körnchen, Eisenglanzblättchen, sowie vereinzelte Fetzen eines grünen
Glases und endlich noch in nicht allzu reichlichem Masse Fossil-
reste. Als verbindendes Cement ist Ealkspath vorhanden, doch
kommen keine verzwillingten Individuen vor. Reich an Operculinen
ist ein am Strand am Ausflusse des Peale-Flusses anstehendes Ge-
stein. Dasselbe ist sehr mit Eisenhydroxyd imprägnirt und ist
namentlich reich an Augiten, enthält ausserdem dann noch Quarz
und Magnetit.
Als ein Tuff ist endlich ein am oberen Navua bei Na-Moali
vorkommendes Gestein zu bezeichnen, welches hart und compact
ist und aus abwechselnden grünschwarzen und lichtgrauen Lagen
sich zusammensetzt. Sehr dünne Schliffe lassen in den lichtgrauen
Partien (die dunklen bleiben impellucid) ein farbloses isotropes, mit
dunklem Staub imprägnirtes Cement erkennen, welches sich in
reichlichem Masse an der Zusammensetzung des Gesteins betheiligt.
Ferner stellen sich Fossilreste ein, dann Quarz- und Augitkörn-
chen, auch sind einige polysynthetisch verzwillingte Ealkspath -
Individuen und kleine Schüppchen desselben Minerals vorhanden.
Bruchstückchen eines Augit-Andesits, welcher schmale Plagioklas-
leistchen in einer dunklen Basis enthält, stellen sich zuweilen ein.
Ein Andesit-Conglomerat findet sich im Muanivatu-Gebirge
im Wai-Manu zwischen Naroko - Bokoyawa und Tavuasaselli.
Dasselbe enthält zuweilen wallnussgrosse Einschlüsse eines
grauen, feinkrystallinischen Kalksteins und auch einzelne FosslU
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Ein Beitrag cur Petrographie des Viti-Archipels. 49
reste, die sich in Dünnschliffen in reiohlicbem Maasse erkennen
lassen. Die kleinen Rollstücke bestehen aus verschiedenartig ge*
stalteten Augit-Andesit-Bruchstücken. Wie in manchen typischen
Angit-Andesiten, finden sich tafelartig ausgebildete Plagioklase in
glasiger Basis mit zurücktretenden Augiten. Andere dieser Frag-
mente enthalten nur leistehförmige Plagioklase, wieder andere be-
sitzen eine yollständig zersetzte Basis und Augite, selten sind
Bruchstücke reinen, grünen Glases. Das Cement ist Ealkspath.
Dieses Mineral bildet körnige Aggregate, welche durch eingedrun-
gene fremde Bestandtheile vielfach verunreinigt sind. Polysynthe-
tisch verzwillingte Individuen gehören zu den seltenen Erschei-
nungen.
Die Thone, welche auf den Viti-Inseln vorkommen, scheinen
stets aus der Zersetzung der Basalte, Andesite und deren Tuffe
hervorgegangen zu sein. Sie sind gelblichgrau bis dunkelgrau, auch
kommen ziegelrothe Varietäten vor. Soweit Untersüchungsmaterial
vorlag, Hessen sich mit Ausnahme von Quarzkörnchen, frühere Be-
standtheile nirgends mehr erkennen. Auch enthalten sie kein
Calciumcarbonat mehr und ebenso wenig Fossilreste. Er-
wähnenswerth ist ein sogenannter Laterit aus dem Wai-da-Lidi-
Oebirge auf Yiti-Levu. Dieser ziegelrothe, sehr zähe, fette Thon
enthält, wie dies auch von Lateriten anderer Gegenden bekannt
ist^), rundliche Concretionen, die auf der Oberfläche vielfach ge-
borsten und auch eisenhaltig sind, aber nicht in dem Maasse, dass
sie als Brauneisenstein bezeichnet werden dürften. Näheres hier-
über kann erst mitgetheilt werden, wenn quantitative Analysen
vorliegen. Ueber den Ursprung dieses Laterits können keine näheren
Daten gebracht werden, da über Art und Weise des Yorkommens
Nichts bekannt ist.
AmphlboUte.
Die Amphibolite sind auf Viti-Levu nur durch einige Aktino-
Kth führende Oesteine vertreten.
In der Graf forschen Sammlung fand sich ein dunkel grau-
grünes, schieferiges Gestein, welches als Gerolle aus dem Yai-
koroiluba-Fluss aufgelesen worden war. Nach dem üblichen Ge-
*) Lenz, Jahrb. d. k. k. geolog. Reicksanstalt 1878, pag. 79 a. 351.
Miaeraloff. ond patrogr. Mltth. V. 1882. WiehmAim. 4
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50 Arthar Wichmann.
brauch würde man dasselbe als Grunschiefer zu bezeichnen haben.
Irgendwelche Gemengtheile sind makroskopisch nicht wahrzu-
nehmen. Die mikroskopische Untersuchung ergibt, dass das Ge-
stein sich im Wesentlichen aus einem innig verfilzten Gewebe von
Aktinolithnädelchen zusammensetzt. Dieselben sind farblos bis
schwach grünlich und ausserordentlich zart und dünn. Meist liegen
sie dicht gedrängt, vielfach ziemlich parallel aneinander gelagert.
Zuweilen umschmiegen diese Nädelchen linsenförmige Epidotpar-
tien. Das Gewebe ist in der Regel so dicht, dass die dazwischen
liegende Grundmasse nicht bemerkt wird, doch kommen Partien
vor, in denen sie deutlich hervortritt. Hier kann man dann ein-
zelne Aktinolithnadeln beobachten, die, wie dies auch bei anderen in
ähnlichen Schiefern der Fall ist ^), nie Endflächen zeigen, sondern in
Zäckchen oder Spitzen auslaufen. In Schnitten parallel der Yerticalaxe
wurde der Auslöschungswinkel zu 12 — 14® gemessen. Die Grund-
masse zeigt sich im gewöhnlichen Licht vollständig farblos und
durchaus homogen, im polarisirten Licht zerfällt sie jedoch in ein
Aggregat kleinster, unregelmässig begrenzter Körnchen mit licht-
blauen oder auch graublauen Farbentönen. Die mineralogische
Natur derselben Hess sich nicht feststellen, da keine Spaltungsrich-
tungen vorhanden sind und auch die Auslöschungswinkel nicht
studirt werden konnten. Als weiterer Gemengtheil erscheint der
Epidot. Derselbe bildet einestheils linsenförmige Partien, die aus
einem Individuum bestehen, deren beste Spaltbarkeit parallel mit
der kurzen Axe verläuft, anderntheils stellt dieses Mineral unregel-
mässig begrenzte, gelbgrüne Körnchen dar, welche einzeln oder zu
kleinen Häufchen aggregirt in der Gesteinsmasse zerstreut vor-
kommen. Magnetit erscheint meist in Gestalt kleiner Oktaeder
und ist recht verbreitet. Dieses Gestein ist als Aktinolith-
sehiefer zu bezeichnen.
Zwei andere Gesteine — von denen das eine von Klein-
Bchmidt am oberen Lauf des Wai-ni-Mala anstehend am Fusse
des Gebirges gefunden wurde, das andere in Gestalt von Blöcken
im oberen Lauf des Navua bei Na-Moali — besitzen eine ähnliche
Zusammensetzung. Sie sind dicht und hart, besitzen einen split-
') Rothpletz, Ueber meehanische Gesteinsumwandlnngen bei Hainfchen,
Zeiuchr. d. d. g. G. 1879, pag. 877.
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Ein Beitrag zur Petrographie des Viti- Archipels. 51
terigen Brucb und sind von dunkelgrüner Farbe. Man kann sie
als „dichter Aktinolithfels*' bezeichnen. Der Aktinolith
stellt hier wiederum ein Aggregat farbloser oder sehr blassgrüner
Säulehen dar, die wirr durcheinander liegen. Sie sind kräftiger,
als in dem oben besprochenen Yorkommniss, aber nicht breiter
als 0006 Mm. und nicht länger als O'l Mm. Terminale Fljlchen
fehlen ebenfalls vollständig, die Enden der Säulchen laufen ent-
weder in Spitzen und Zacken aus oder zerfallen wieder in einzelne
kleinere Nädelchen. Reichliches Magneteisenerz in einzelnen Körn-
ehen und Aggregaten verursacht jedenfalls die dunkle Färbung des
Gesteins. Dann und wann stellen sich hexagonale Blättchen von
Eisenglanz ein. Die Grundmasse besteht wahrscheinlich zum aller-
grossten Theil aus Feldspath. Es finden sich rechteckig begrenzte
Individuen, welche meist dem Orthoklas angehören, z. Th. aber
dem Plagioklas zuzuzählen sind. Beiderseits der Zwillingsnäthe be-
tragen die Auslöschungs Winkel des letzteren 14 — 24^ Wenn auch
recht frisch, so sind doch die Feldspathe durch stäubähnliche Par-
tikelchen, die sich auch bei starker Yergrösserung nicht auf-
lösen lassen, sehr verunreinigt. Kleine Körnchen von Epidot
beobachtet man überall, aber nur in geringen Quantitäten. An
einzelnen Stellen sind diese Gesteine von Spalten durchsetzt. Von
diesen ausgehend, findet eine Imprägnation mit Eisenhydroxyd
statt, welches einen schmalen Saum zu beiden Seiten der Spalten
bildet.
Ein ganz ähnlich zusammengesetztes Gestein, welches aber
einzelne porphyrisch ausgeschiedene Feldspath-Individuen enthält,
wurde anstehend am Singa-Toko aufgefunden.
Enrit.
Die Bezeichnung Eurit für Gesteine, welche in ihrer äusseren
Beschaffenheit und wohl auch in Bezug auf ihre Zusammensetzung
sehr viel Aehnlichkeit mit dem Felsitfels besitzen, aber nicht, wie
dieser eruptiven Ursprungs sind, sondern als Glieder der krystallini-
sehen Schiefer erscheinen, ist neuerdings von schwedischen Geo-
logen') eingeführt worden.
') Törnebohm, Einige Bemerkungen über das Urterritorium Schwe-
dens. N. Jahrb. f. Min. 1874, pag. 187.
4*
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52 Arthur Wicbmann.
Einige Gesteine, welche den Euriten zuzuzählen sind, wurden
von Kleine chmidt im Flussbett des Wai-ni-Yau aufgelesen.
Sie sind von weisser oder röthlich- weisser bis fleischrother Farbe, dicht
und besitzen einen splitterigen Bruch. Dünne Splitter sind kanten-
durchscheinend. Eine schieferige Textur kommt nirgends zum Yor-
scheth. Manche Vorkommnisse sind von zarten rothen Adern
durchsetzt. Unter dem Mikroskope stellen dünne Schliffe im ge-
wöhnlichen Licht wesentlich eine wasserklare, pellucide Masse dar.
Im polarisirten Licht zerfällt dieselbe in ein ausserordentlich fein-
körniges Aggregat unregelmässig begrenzter Individuen , deren
Durchmesser 001--0*03 Mm. durchschnittlich beträgt. Die Polari-
sationsfarben sind blass blaugrau bis gelblich. Wegen der Klein-
heit der Individuen ist es unmöglich, zu bestimmen, ob sie ein
Gemenge von Quarz und Feldspath darstellen und welche Köm-
chen diesen Mineralien angehören ^). Möglich ist übrigens, dass
sie weder das Eine, noch das Andere sind. Schmale Trümer
von Quarz, welche hindurchziehen, lassen sich deutlich als solche
erkennen. Die zusammensetzenden Körnchen sind beträchtlich
grösser und ihre Polarisationsfarben weit lebhafter. Sie sind unter-
einander optisch verschieden orientirt. Ihre Substanz ist wasserklar
und Flüssigkeits-Einschlüsse sind nur in geringer Anzahl vorhanden'
und ausserordentlich klein. Orthoklas findet sich in ganz verein-
zelten kleinen, staubig getrübten Individuen. Plagioklas war nir-
gends nachzuweisen. Farblose Häutchen sind recht häufig nachzu-
weisen, sie gehören wahrscheinlich einem Glimmer an und schmiegen
sich anscheinend zwischen die das Gestein zusammensetzenden
Körnchen. Einen häufigen Gemengtheil stellt der Rutil dar, wel-
cher in Form rothbrauner Nädelchen sehr häufig die bekannten
knieformigen Zwillinge bildet; auch erscheinen prismatische
Kryställchen, welche mit einer Pyramide combinirt erscheinen.
Diese Mengen von Rutilnädelchen sind hauptsächlich die Veran-
lassung gewesen, den hier besprochenen Gesteinen einen Platz unter
den „krystallinischen Schiefern** anzuweisen. Wie sich durch die
Untersuchungen der letzten Jahre herausgestellt hat, ist gerade der
Rutil ein sehr charakteristischer Gemengtheil von Schiefergesteinen *),
^) Dünne Splitter schmelzen an den Kanten Yor dem Löthrohre.
') Vgl. Gathrein, N. Jahrb. f. Min. 18dl, I, pag. 169. In genannter
Abhandlang findet sich die ganze Rutilliteratar aasammengestellt.
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Ein Beitrag zar Petrographie des Yiti-Archipels. 53
und wenn auch in einigen Dioriten und Graniten ^) accessorisch
als makroskopischer Gemengtheil vorkommend, so doch nirgends in
der hier geschilderten Weise des Auftretens. Da die hier bespro-
chenen Gesteine nirgends anstiahend angetroffen wurden, so ist man
bei Entscheidung dieser Frage im Wesentlichen auf die mikro-
skopische Structur und Zusammensetzung angewiesen. Die mikro-
skopische Structur spricht nicht gegen die Einreihung (sie hat
sogar sehr viel Analogien mit der von Porphyrolden, resp. porphyroi-
dischen Hälleflinta's), die Zusammensetzung in gewissem Sinne aber
sehr für die Einreihung unter die Schiefergesteine. Neben dem Rutil
treten ganz untergeordnet einige graugrüne Turmalinsäulchen, einige
unregelmässige Granatkörnchen und etwas schwarzes Erz auf. Die
braunrothen Aederchen, welche diese Gesteine häufig in regelloser
Weise durchziehen, geben sich mikroskopisch als Spältohen zu er-
kennen, die von schmutzigbraunem Eisenhydroxyd erfüllt sind.
Von beiden Seiten der Spalten aus dringt die Eisenverbindung in
lichtbraunen Häutchen weiter in die Gesteinsmasse hinein. Sehr
selten finden sich einzelne braune grössere Glimmerblättchen, die
dann an den Enden durch Eisenhydroxyd braun gefärbt erscheinen.
Neben diesen als Eurit betrachteten Vorkommnissen finden
sich auch einzelne Ad inol-ähnliche Gesteine. Grünlichgrau von
Farbe besitzen sie einen flachmuscheligen und splitterigen Bruch.
Dünne Splitter sind durchscheinend und lassen sich zu schönen
Dünnschliffen verarbeiten. Das Gesteinsgewebe ist noch feinkry-
stallinischer, als bei den Euriten, so dass ein Theil bei gekreuzten
Nikols stets dunkel erscheint, erst eine volle Umdrehung des
Tisches, ' sowie die Anwendung der Elein^schen Quarzplatte be-
lehrt uns, dass keine isotrope Substanz vorhanden ist. Ausser den
nicht zu identificirenden Hauptbestandtheilen stellen sich kleine
Schüppchen ein, welche Ealkspathe sind. Sie werden bei Behand-
luDg des Dünnschliffes mit Salzsäure unter Entwicklung von Gas-
blasen weggeätzt. Endlich finden sich neben wenigen und win-
zigen Erzpartikelchen noch einzelne farblose, stark lichtbrechende,
unregelmässig begrenzte Körnchen, deren mineralogische Natur
nicht ermittelt werden konnte.
') Zirkel, Lehrbuch der Petrographie I, pag. 482, Rosenbusch, Phy-
liographie I, pag. 186. Senft, Glassific. u. Beschreibung der Felsart^n, p. 244.
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54 Arthur Wichmann.
Quarzlt.
Dickschieferige Glimmerquarzite treten im Wai-ni-Mala, nament-
lich in der Nähe von Roko-Rokoyawa auf. „Sie etossen in scharf-
eckigen Lagern aus dem Gebirge an den Ufern in den Fluss
hinein ** (Eleinschmidt). Dasselbe Gestein findet sich auch
häufig im Plussbett in Form von Gerollen. Die eben erwähnten
Lager werden häufig von schmalen Gängen eines weissen körnigen
Quarzites durchsetzt.
Die Färbung dieser GHmmerquarzite ist eine lichtgrauö bis
dunkelgraue, oft fast grauschwarz, dabei erscheinen sie feinkrystal-
linisch bis vollkommen dicht. Die dunklen Partien sind zugleich
am glimmerreichsten und umschliessen oft augenartig die lichteren.
Pünktchen von Eisenkies finden sich in geringer Menge durch das
ganze Gestein zerstreut. Eine mikroskopische Untersuchung der
Dünnschliffe ergab, dass dieselben sich im Wesentlichen aus einem
Aggregat sehr kleiner Quarzkörnchen zusammensetzen, die im polari-
sirten Licht das bekannte mosaikartige Bild geben. Es sind nur
wenige und dann ganz winzige Flüssigkeits-Einschtüsse wahrzu-
nehmen. Stellenweise ist die Gesteinsmasse (und zwar die oben
erwähnten dunklen Partien) auf das Reichlichste imprägnirt mit
kleinen braunen Blättchen von Glimmer, die nie eine regelmässige
krystallographische Begrenzung zeigen, sondern unregelmässig ge-
lappt und ausgefranst sind. Recht häufig sind stark lichtbrechende
farblose Körnchen, die in allen ihren Eigenschaften mit denen des
Salits übereinstimmen^). Sie besitzen einen Durchmesser von
durchschnittlich 003— 0'05 Mm. und einzelne Individuen erreichen
eine Länge von Ol Mm. Die Eörn erform ist die vorwiegende,
meist ist die Begrenzung eine unregelmässige, doch finden sich
einzelne gerade Begrenzungslinien. Zarte Spältchen ziehen zu-
weilen hindurch, sich unter fast einem rechten Winkel durchkreuzend.
Bei den in die Länge gezogenen Individuen bildete die Yerticalaxe
mit der Auslöschungsrichtung einen Winkel von 38— 40^ Zahlreiche
Erzpartikelchen, die theils dem Magnetit, theils dem Pyrit anzu-
gehören scheinen, liegen unregelmässig zerstreut im Dünnschliffe.
*)Ealkow8ky, Ueber den Salit als Gesteinsgemengtheil, in T s c h e r m a k's
Mineralogf Mittheilungen. 1876, pag. 45.
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Ein Beitrag zur Petrographie de« Viti-Archipels. 55
Vielfach verbreitet sind lange, sehr dünne, schwarz erscheinende
Nadeln, welche vielleicht ident sind mit kleinen, vollständig aus-
gebildeten s&ulenformigen Kryställchen, die auch ausgezeichnete
knieformige Zwillinge bilden (Fig. 14). Die Individuen sind stets
ausserordentlich scharf begrenzt und auch die Endflächen ^ig. u,
sind immer zur Entwicklung gelangt. Bei den Zwillingen a ^
besitzen die Individuen gleiche Grösse, oder auch das ^ <^
Eine ist beträchtlich länger, zuweilen sind beide verkürzt. /j
Sie sind stark lichtbrechend, daher von einem dunklen fl y
Rand umgeben und farblos mit einem Stich in's Grau- \i / ^
liehe. Gegen Rutil spricht die Färbung (wenn auch die ^
Titansäure farblos ist, so ist doch noch kein farbloser Rutil nach-
gewiesen worden), es könnte eher an Zirkon, von dem jetzt auch
makroskopische Zwillinge bekannt geworden sind, oder gar an
Zinnstein gedacht werden.
Eine daraufhin angestellte Untersuchung ergab ein vollständig
negatives Resultat. Selten ^rden einzelne Granatdurchschnitte
beobachtet. Unregelmässig vertheiltes gelbbraunes Eisenhydroxyd
wird stellenweise wahrgenommen.
Rollstücke von derbem, weissen Quarzit (wahrscheinlich
Gangquarze) sind im Singa-Toko aufgefunden worden. Ein Stück
Faserkiesel stammt aus dem Peale-Fiuss. Derselbe setzt sich
mikroskopisch aus unregelmässig begrenzten Quarz-Individuen zu-
sammen, wie dies die Beobachtung im polarisirten Licht zeigt. Sie
enthalten wenige und winzige Flüssigkeits-Einschlüsse, sowie grös-
sere, unregelmässig gestaltete Gasporen. Die langen, farblosen
Sillimanitnadeln durchziehen dichtgedrängt die Quarzmasse.
Hornsteln und Chalcedon
treten gesteinsbildend auf und zwar im Wesentlichen als Yerstei-
nerungsmaterial der tertiären Korallenstöcke. Beträchtliche Massen
dieser Gesteine sind auf Ovalau, Ono, Yiti-Levu (N^asaucoko, auch
als Gerolle im Singa-Toko) bekannt. Man geht wohl nicht fehl, wenn
man diese Eieselsäuremengen auf die Umwandlung der Andesite
zurückführt, als deren Hauptzersetzungsproducte Thon und freie
Kieselsäure zu betrachten sind. Nur dort, wo Andesite vorhanden
sind, finden sich daher auch diese Gesteine. Sie sind hart, matt
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56 Arthnr Wichmann.
bis wenig glänzend und besitzen einen splitterigen, oft flachmusche-
ligen Bruch. Ihre Farbe ist eine lichtgraue bis rauchgraue, auch
kommen lichtgelbe Varietäten vor. Der Unterschied zwischen
Hornstein und Chalcedon ist hier lediglich in der Mikrostructur
begründet. In Uebereinstimmung mit den bisherigen mikroskopi-
schen Untersuchungen^) zeigen sich nämlich die Hornsteine aus
Aggregaten sehr kleiner, unregelmässig begrenzter Quarzkörnchen
zusammengesetzt, während die Chaicedone faserige, radialstrahlige
Aggregate darstellen, die hier stets im polarisirten Lichte das
Kreuz sehr schön zeigen. An fremden Beimengungen werden nur
zuweilen schmutzigbraune Anhäufungen von Eisenhydroxyd wahr-
genommen. Die Eorallenstructur ist in den meisten Fällen aufs
Deutlichste vorhanden und kommt um so mehr zum Vorschein, als
die Septa in der Regel aus Ealkspath bestehen. Die Spitzen der
kleinen Rhomboedercben ragen in die Chalcedon-, resp. Hornstein-
masse hinein und heben sich scharf von ihr ab. Der ganze Ver-
steinerungsprocess scheint im Wesentlichen in einer Durchtränkung
der Korallenstöcke mit Kieselsäure zu bestehen. Auf Ovalau kommen
Hornsteine vor, deren Hohlräume mit Quarzkrystallen bekleidet sind.
Jaspis.
Aus den Oeröllen des Wai-ni-Mala stammt ein ziegelrother,
auf den Bruchstücken glänzender, harter Jaspis, der von schmalen
Pyrit-Trümern durchsetzt wird. Der Pyrit findet sich auch in Form
kleiner Pünktchen im Gestein unregelmässig vertheilt. Ausserdem
bemerkt man noch einzelne Körner eines raucbgrauen Quarzes.
Ein Jaspis, der mit Quarz verwachsen ist, aus dem Peale-Fluss, wurde
mikroskopisch untersucht. Das auch im DünnschliiF rothe Gestein
zeigte sich von kleinen Aederchen von farblosem Quarz durchzogen.
An einzelnen, besonders dünnen Stellen am Rande des Schliffes
.konnte man beobachten, dass die eigentliche Grundmasse farbloser
Quarz ist, der auf das Reichlichste imprägnirt ist mit schwarzen
und rothbraunen Pünktchen, die auch mitunter zu Häufchen aggre-
girt sind. Vielleicht sind die dunklen Pünktchen Eisenglanz, doch
konnte dies ihrer Kleinheit wegen nicht festgestellt werden.
*) Zirkel, Mikroskop. BcBcbaffeDheit d. Min. u. Gest. 1873, pag. 108.
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Ein Beitrag zur Petrographie des Yiti- Archipels. 57
Im Sioga-Toko fand Eleinschmid t ein J aspis-Conglo-
merat, welches sich aus haselnuss- bis wallnussgrossen Rollstücken
eines gelbbraunen Jaspis zusammensetzt. Das Gemeint besteht aus
kleineren Jaspisfragmenten und weissem Quarz. Wo die Fugen
nicht vollständig ausgefallt sind, finden sich dünne Krusten von
Quarzkryställchen*
SaDdBtelD.
Aus dem Gebiet des Singa-Toko liegt als einziges Yorkomm-
niss ein licht gelblichgrauer, ausserordentlich feinkorniger Sand-
stein vor, der sich zwischen den Fingern sehr leicht zu einem gelb-
lichen Pulver, welches ungeßlhr wie Hexenmehl aussieht, zerreiben
läset. Die Zusammensetzung dieses Gesteines ist eine sehr merk-
würdige. Hauptsächlichster Gemengtheil ist Quarz, der in Form
ganz wasserheller Körnchen erscheint (0'05 — Ol Mm. im Durch-
messer), die nur vereinzelt winzige Flüssigkeits-Einschlüsse und
einzelne Mikro'lithen enthalten, häufiger sind kleine Körnchen von
Magnetit. Als zweiter Bestandtheil ist Enstatit vorhanden. Der-
selbe bildet unregelmässige Körnchen oder (und zwar meist) Säul-
chen bis zu 0025 Meter lang. Sie sind ganz lichtgrün, nur an
einzelnen Stellen sind sie durch eingedrungenes Eisenhydroxyd
schwach gelblichbraun gefärbt. Pleochroismus ist nicht wahr-
nehmbar. Die feine Längsstreifung tritt sehr deutlich bervor,
nach den Enden zu erscheint die Oberfläche meist treppen-
formig rauh. Parallel zur Streifung zeigen die Individuen eine
gerade Auslöschung. Dies sind alles Eigenschaften, die mit denen
des Enstatits übereinstimmen. Ausser dem Magnetit, der auch in
isolirten Körnchen vorkommt, finden sich nur ganz vereinzelt einige
braune Glimmerblättchen, einzelne Orthoklas-Individuen und noch
seltener Plagioklas, aber mit vortrefflicher Zwillingsstreifung und
ganz frisch. — Das einzige Gestein, welches einigermassen zum
Vergleiche herangezogen werden konnte, ist der Itacolumit. Ein
Yorkommniss von Rutherford County (Nord-Carolina) , welches
keinen Glimmer ^) makroskopisch enthielt, Hess sich leicht zu einem
') Es mag hier darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Biegsam-
keit des Itacolamites unmöglich auf die Einlagerung von Glimmer zurückzuführen
ist Abgesehen davon, dass der Itacolumit viel biegsamer als reiner Glimmer
ivt (natttrlicb bei gleicher Dicke der Platten), gibt es viele Itacolnmite, welche
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58 Arthur Wichmann.
r
Pulver zerreiben. Die BeschaSlbnheit der Quarzkörner erwies sich
als eine recht übereinstimmende. Sie besitzen ein ziemlich gleich-
massiges Korn, sind alle wasserhell, enthalten nur seltene und win-
zige Flüssigkeits-Einsohlüsse und kleine Erzpartikelchen. Andere
Gemengtheile fanden sich nicht vor, mit Ausnahme einzelner
Glimmerblättchen.
Yermuthlich ist dieser Sandstein von Viti-Levu ein Glied der
krystallinischen Schiefer, denn Qaarzköraer von so gleichmässiger
Beschaffenheit sind von keinem Quarzit, Sandstein oder Sande
jüngerer Formationen bekannt, auch, dass durch massenhafte
Flüssigkeits-Einschlüsse staubig getrübte Quarze fehlen, ist bemer-
kenswerth.
Kalkstein.
Ueber die Kalksteine der Yiti-Inseln können an diesem Orte
nur wenige Notizen gegeben werden. Altkrystallinische, körnige
Kalksteine scheinen nur eine sehr geringe Verbreitung zu besitzen.
Es ist nur ein EoUstück eines solchen im Singa-Toko aufgefunden
worden. Die mit Tuffmaterial reichlich untermengten Kalkstein-
gebilde sind bereits pag. 47 kurz erwähnt worden, und es erübrigt
noch, einiger jüngerer Bildungen (Korallenkalke) zu gedenken,
welche einige Inseln zusammensetzen. Von der von Kleinschmidt
bereits beschriebenen Insel Vatu-Lele^) und den ihr benachbarten
Inselchen Vatu-Sau, Vatu-Lai-Lai liegen einige Handstücke vor.
Es sind vollkommen dichte, sehr harte, splitterige Kalksteine, die
nicht die geringste organische Structur mehr erkennen lassen,
selten finden sich hie und da einige schlecht erhaltene Steinkeme.
Sie sind entweder schneeweiss und dann ist ihre Substanz so rein,
dass die salzsaure Lösung eine wasserklare ist, ohne dass ein Rück-
stand zurückbleibt, andererseits kommen aber auch gelbliche und
keinen oder fast keinen Glimmer enthalten, worauf Übrigens bereits Haus
mann aufmerksam machte. Dies ist namentlich bei denen von Nord-Carolina
der Fall. Und trotzdem zeigen sie die charakteristische Eigenschaft des Itaco-
lamits in Tortrefiflicher Weise. Eher Hesse sich die Biegsamkeit des Itacolomits
auf das lockere Gefage zurückfahren, welches ihnen eigen ist — doch muss zu-
gegeben werden, dass damit das Räthsel auch noch nicht in befriedigender
Weise gelöst ist.
*) Journal des Museum Godeffroy. Hamburg, 1879, XIV., pag, 263.
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£in Beitrag sur Petrographie des Viti-Archipels. 59
röthliche bis ziegelrothe Varietäten vor, deren Farbe bedingt ist durch
Beimengung von Eisenhydroxyd und einen oft nicht unbeträcht-
lichen Thongehalt, letzterer eigentlich nur in den oberflächlichen
Lagen vorherrschend. Bemerkenswerth ist in den reinweissen Vor-
kommnissen ein Magoesiagehalt. Quantitative Analysen dieser Ge-
steine sollen später folgen. Die mikroskopische Untersuchung zeigt,
dasB diese Kalksteine Aggregate sehr kleiner, unregelmässig be-
grenzter Ealkspathkömchen darstellen. Eorallenstructur konnte
nirgends wahrgenommen werden, doch sind dann und wann ein-
zelne Foraminiferen erhalten geblieben. In den thon- und eisen-
reichen Varietäten sind die Kalkspathindividuen oft gar nicht mehr
•ZQ erkennen.
Anhangsweise mag hier noch ein Verzeiphniss der bisher auf
den Viti-Inseln aufgefundenen Mineralien folgen, wobei die als Ge-
mengtheile der oben besprochenen Gesteine vorkommenden nicht
berücksichtigt werden. Bei den Mineralien, welche mir nicht durch
Autopsie bekannt geworden sind, ist der Name des Berichterstat-
ters hinzugefügt.
1. Gold. Vanua-Levu (Seemann, A mission to the Fiji-
Islands, pag. 160).
2. Kupfer bei Namosi (Seemann), bei Rabi (Home').
3. Eisenkies, sehr verbreitet auf Viti-Levu. In Adern und
Schnüren im Jaspis und Diabas, auch in Hexaedern auf Quarzit
und Jaspis aus dem Singa-Toko.
4. Eisenglimmer, feinschuppige Massen von Vatu-Ressa-Ressa,
District Quarawai'). Ein kieseliger Rotheisenstein findet sich in
grossen Blöcken an der Küste von Viti-Levu.
5. Quarz. Bergkrystall als Gerolle im Singa-Toko. Sehr zier-
liche, kleine, wasserhelle Quarzdihexaeder kommen im Peale-
Pluss vor.
*) A year in Fiji. London, 1881, pag. 169.
*) Kleinschmidt hatte dieses Mineral unter dem Namen Antimon ein-
gesandt Nach seiner Angabe benatzen die Eingeborenen dasselbe, um ihren
Körper zu beschmieren. Danach scheint es, dass der von demselben Orte von
Hörne (1. c. pag. 169) angeführte Graphit mit dem Eisenglimmer identisch.
Aach die Angabe von Seemann über das Vorkommen von Antimonerzen hat
sich big jetzt nicht bestätigt.
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(jO Arthur Wichmann.
Quarzdrusen fiaden sich im Hornstein auf Ovalau.
Jaspis als Flussgerölle im Singa-Toko, Peale-Fluss.
ChaIcedoD in kleinen opalisirenden, radialstrahligen Kügel-
chen in einem in die Viti-Levu-Bay mündenden Flüsschen. Ueber
ein weiteres Vorkommen siehe oben pag. 55.
Feuerstein soll nach Hörne in der Nähe von Na-Wasa-Kuba
nicht weit entfernt vom Pickering Pik vorkommen. Die von Klein-
Schmidt gesammelten „Feuersteine^ gehören zum Chalcedon, resp.
Hornstein.
6. Pyrolusit, derb, stahlgrau, aus dem Singa-Toko.
7. Magneteisenerz, derb, stark attractorisch. Nadroga-District
Viti-Levu.
8. Kalisalpeter. Haarförmige Nädelchen , die Wände der
Ta-Tumba-Höhle überziehend.
9. Kalkspath in Drusenräumen der Andesite von Ovalau. Die
Krystalle waren in Folge des Transports stark beschädigt. Einmal
wurde die Combination oojK . Jß 3 . — 7a ^ beobachtet.
10. Malachit, bei Namosi, Viti-Levu (Seemann).
11. Epidot (Pistazit), grüne, radialstrahlige Aggregate in einem
zersetzten Porphyr aus dem Wai-Ga.
12. Augit, scharf ausgebildete, kurz säulenförmige Krystalle von
2 bis 5 Mm. Länge von der Combination P.cx>P.ooPoo. ooPoo.OP
aus einem Tuffe zwischen Na-Wai-Wai und Nasaukoko.
13. Chabasit, sehr verbreitet in Form kleiner zierlicher Rhom-
boeder in Hohl- und Spaltenräumen der Andesite von Levuka
u. a. 0. auf Ovalau.
14. Desmin, kleine zierliche Krystalle in einem Andesit von
Levuka.
15. Natrolith in strahligen , feinfaserigen, seidenglänzenden
Aggregaten im Foyait, Muanivatu.
Utrecht, Mineralog.-geolog. Institut. April 1882.
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üeber einige alpine Serpentine. g]
II. Ueber einige alpine Serpentine.
Von Dr. Engen Hussak.
Seit Roth^) nachgewiesen hat, dass nicht nur der Olivin,
sondern auch thonerdefreie Augite und Hornblenden einer Um-
wandlung in Serpentin fähig sind, hat sich die Aufmerksamkeit
der Petrographen einige Zeit auf die mit Hornblende-Fels und
Schiefern im innigen geologischen Verbände stehenden Serpentine
gelenkt, und war wohl y. Dräsche') der erste, welcher nach-
wies, dasB 68 unter den Serpentinen zwei genetisch verschiedene
Gruppen gibt, die eine, welche die aus nachweislich olivinführenden
Gesteinen, und die zweite, von ihm als „serpentinähnliche Gesteine**
benannt, welche die aus olivinfreien Augitgesteinen entstandenen
umfasst. V. Dräsche beschreibt eingehend die Structurverschieden-
heiten beider Gruppen und kommt zu dem Schlüsse, dass das
Mnttergestein seiner „serpentinähnlichen Gesteine^ ein Bronzit-
Diallagfels sei.
Auf diese für die Eenntniss der Serpentine hochwichtige
Arbeit v. Drasch e's werde ich im Verlaufe dieser Abhandlung
noch oft Gelegenheit haben, zurückzukommen.
Eine zweite ausführlichere Arbeit über aus Hornblende-
Gesteinen entstandene Serpentine ist von W ei g and') erschienen,
der in klarer und überzeugender Weise die Entstehung der im
Gneiss eingelagerten Serpentine des Rauenthales aus den Amphi-
boliten darlegt. Auch diese Arbeit war mir bei meinen Serpentin-
Studien von grossem Vortheile, da sich so manche Uebereinstim-
mung zwischen diesen und den alpinen Serpentinen zeigte. Ich
hatte auch Gelegenheit, Präparate von dieser Localität, wie auch
die von v. Dräsche untersuchten Serpentinschliffe zu studiren
') J. Roth: „Ueber Serpentin-Bildung '^ in den Abhandig. der k. Akad.
d. Wifls. Berlin, 1869.
') Y. Dräsche: „üeber Serpentine und serpentinähnliche Gesteine" in
Tschermak's Mineralog. Mitth. 1871, pag. i ff.
•) 0. Weigand: „Die Serpentine der Vogesen", ebenda 1875,
pag. 188 ff.
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62 C- Hnvsak.
und bin dafür Herrn Hofrath Professor Dr. G. Tsehermak und
Herrn Dr. A. Brezina, Gustos am k. k. Hofmuseum zum grossten
Dank verpflichtet.
Seit dem Erscheinen dieser beiden Arbeiten wurde auch von
anderen Forschern die Entstehung des Serpentins aus Augit- oder
Hornblende-Gesteinen wahrscheinlich gemacht; so beschreibt La-
gorio^) solche von Selgapajalax auf der Westküste der Insel
Hochland.
Kalkowsky*) weist eine Serpentinisirung der Hornblende
in den Serpentinen des Eulengebirges, so von Stein-Kunzendorf,
Yon der Eatzenkoppe und bei Neu-Bielau nach. Jedoch kommt
die Hornblende hier in echten Olivinserpentinen vor; eine voll-
standige Umwandlung olivinfreier Hornblende-Gesteine in Serpentin
konnte er nicht beobachten.
Hecke') zeigt, dass ein kleiner Theil der von ihm unter-
suchten griechischen Serpentine, so besonders solche aus Euböa,
Lokris, Attika und wenige aus Thessalien zu den „serpentinähn-
lichen Gesteinen" v. Drasche's gehören, ist aber nicht der An-
sicht desselben, dass das bald parallel-, bald divergirend-faserige
Mineral, welches die Substanz des Gesteines bildet, Bastit ist,
sondern stellt es, wie ich auch später für andere Serpentine zeigen
werde, mit vollstem Rechte zu den Faserserpentinen Metaxit und
Pikrosmin.
Die von mir untersuchten Serpentingesteine stammen zum
grossten Theil aus Tirol und verdanke ich das Untersuchungs-
materiale den Herren F. Teller und Oberbergrath G. Stäche. Es
gelangten zur Untersuchung Serpentine und Schiefer vom Sprechen-
stein bei Sterzing und deren östliche Vorkommen, wie der Sattelspitz,
Wurmthaler Joch; vonMatrei an der Brennerlinie und vomRothen
Kopf im Zillerthale, femers die von Windisch-Matrey und Heiligen-
blut im hohen Tauerngebiet, die mit den obigen in jeder Beziehung
vollkommen übereinstimmen und einige wenige mehr.
*) A. Lagorio: „Ostbaltische Qesteine'^, pag. 43.
'j £. Ealkowsky: „Die Oneissformation des Eulengebirges'. Leipzig,
1878, pag. 48.
') F. Becke: .Gesteine aus Griechenland^, in diesen Mitth., I. Bd.,
1878, pa«. 459 ff.
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üeber einige alpine Serpentine. ()3
Mein Hauptaugenmerk bei dieser Arbeit war in erster Linie
aaf die genaue Bestimmung der einzelnen Minerale, in zweiter auf
die Stmeturverhältnisse gerichtet; grosse Dienste leisteten mir
biebei die Anwendung der Jodkalium-Jodquecksilberlosung und der
Gebrauch der Condensorlinse. Da sich die petrographischen Unter-
Buchungsmethoden innerhalb des letzten Decenniums so ausser-
ordentlich yervollkommnet haben, schien es auch nöthig, die be-
reits von T. Dräsche untersuchten Serpentine in den Kreis meiner
Untersuchungen zu ziehen.
T. Die Serpentine ron Sprechenstein«
Herr F. Teller, der die geologischen Aufnahmen in diesem
Oebiete ausfahrte, hatte die Freundlichkeit, mir über das geo-
logische Vorkommen der Sprechensteiner Serpentine folgende Mit-
theilnngen zu machen.
,,Das durch seine schroffen Formen auffallende Felsriff von
Sprechenstein, das südöstlich von Sterzing in die versumpfte Thal-
weitung des Eisack hinausragt, bezeichnet die Nordgrenze einer
breiten Zone älterer Gneisse, welche die Granitmasse von Fran-
zensfeste nordwärts umrandet. Sie bilden als ein Aequivalent der
Gneisse des Tauemkammes die Basis jener bunten Reihe von
Schiefergesteinen, die Stur unter der Bezeichnung „Schieferhülle*',
Stäche als „Ealkphyllitgruppe^ zusammenfasst. Nahe der Grenze
dieser beiden, in ihrer petrographischen Entwicklung so verschie-
denen Schichtgruppen, die das Senges-, Yalser-, Pfunders- und
Mühlwalder-Thal verquerend mit ostwestlichem Streichen bis nach Tau-
fers fortsetzt, liegen, den kalkreichen Phylliten der Schieferhülle
eingeschaltet, mehrere Serpentinvorkommnisse, die sich, obwohl
änsserlioh isolirt, durch stratigraphisohe Stellung sowohl, wie durch
ihre mineralogischen Charaktere, als eine geologisch einheitliche
Zone erweisen.
Das westlichste dieser Vorkommnisse, der Serpentin von
Sprechenstein, ist schon seit längerer Zeit bekannt und wurde erst
jüngst von P i e h 1 e r ^) eingehend besprochen. Der zweite grössere
Aufachluss liegt an der Sattelspitze (2658 Meter) im Bereiche des
nordsüdlioh streichenden Felskammes , der die Wasserscheide
') Neue« Jahrb f. Min. n. Oeol. 1880, I. Bd., pig. 178.
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64 £• HoBsak.
zwischen Senges- und Yalser-Thal bildet. Das östlichste Yor-
kommen endlich findet sieh zu beiden Seiten des Wurmthaler
Jöchrs, eines von Lappach über die Gorner Alpe ins Weissenbaeh-
Thal führenden Jochsteiges.
Nur im Gebiete des Sattelspitz herrschen normale LageruDgs*
Verhältnisse. Auf die in Nord einfallenden älteren Gneisse des
Maulser Baches folgen hier mit flacher Auflagerung (20^30^ die
Schiefer der Kalkphyllitgruppe, in welchen, durch den oberen
Boden der Gansör-Alpe durchstreichend, eine conoordante Lager-
masse von serpentioig-veränderten Schiefergesteinen mit lenticularen
Massen von echtem Serpentin, Talk und Magnesit auftritt. Im
y aiser Thal ist dieser Gesteinszug nicht mehr nachweisbar, da-
gegen tritt er im Westen, im Senges-Thal, wieder zu Tage, yon
wo er längs des Zwölfeneckl-Gschlies-Eammes durchstreichend mit
den Serpentinen von Sterzing in direete Verbindung treten dürfte.
Anders gestalten sich die Lagerungsverhältnisse bei Sprechen-
stein. Hier sind die lamellar-plattigen Augen- und Enotengneisse
und die mit ihnen wechsellagernden Amphibolite, mit denen die
ältere Schichtgruppe nach Nord hin abschliesst, sehr steil aufge-
richtet und schneiden längs einer im Streichen liegenden, mit 70®
in Nord einschiessenden Yerwerfungskluft scharf an den zu steilen
Mulden und Sätteln zusammengefalteten Schiefern der Kalkphyllit-
gruppe ab. An der Grenze liegen die Serpentine in zwei getrennten
Zonen zu beiden Seiten eines schmalen Phyllitsattels und zwar in
der Weise, dass die südliche Serpentinpartie, welche sammt den
Phylliten des südlichen Gewölbeschenkels mit 80® in Süd neigt,
längs der Yerwerfungskluft mit den Gneissen in unmittelbare Be-
rührung tritt. Die dem nördlichen Flügel des Phyllitsattels auf-
lagernden Serpentine stehen etwas weniger steil und sind durch
Steinbrucharbeiten in grösserer Breite aufgeschlossen.
Der homogene, massige Serpentin bildet hier, wie im Gebiete
des Sattelspitz, in Yerbindung mit Talk und Magnesit grössere
linsenförmige Concretionen, die von eigenthümlichen bunten, in's
Grünliche und Bläuliche spielenden, von Chlorit- und Strahlstein-
schiefern schon äusserlich auffallend verschiedenen Schiefergesteinen
umlagert werden, die zunächst die Anregung zu den folgenden
petrographischen Detailuntersuchungen gegeben haben. Die dichten
Serpentine sowohl, wie die Gesteine der schieferigen HüUzonen, die in
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Ueber einige alpine Serpentine. 65
ihrem äusseren Habitus lebhaft an die Glaukophan-führenden
Schiefer des griechischen Archipels, vor Allem Syra's erinnern, lie-
fern ein geschätztes Material für die Werkstätten der Sterzinger
Schleifereien.
Die Serpentine des Wurmthaler Jöchls haben dieselbe geo-
logische Position, wie jene von Sprechenstein. Doch ist die Schicht-
folge hier nicht nur steil aufgerichtet, sondern zugleich überkippt ;
die in einer langgestreckten Ellipse durch den Jochübergang durch-
streichenden Serpentine fallen zusammen mit den Schiefern der
Ealkphyllitgruppe unter die im Süden vorliegende ältere Gneiss-
masse des Mühlv^alderjoches ein.^
Von der Sprechensteiner Localität kamen nun sowohl der
echte Serpentin, wie auch die mit demselben im engen Zusammen-
hang stehenden, ihn begrenzenden grünen und blauen Schiefer-
gesteine zur mikroskopischen und chemischen Untersuchung. Es
war von vorneherein wahrscheinlich, dass die Untersuchung der-
selben einigen Aufschluss über die Genesis der mit ihnen ver-
knüpften Serpentine geben vmrde, und will ich daher mit der ein-
gehenderen Beschreibung derselben, und zwar vorerst mit der der
grünen Schiefer beginnen.
Bei weitem die Hauptmasse, gleichsam die Grundmasse der-
selben, bildet ein lichtgrünes, dem Chlorit ungemein ähnliches,
nach einer Kichtung, und zwar nur nach dieser, höchst vollkommen
spaltbares Mineral, das theils in Blättchen, theils, wenn senkrecht
auf die Spaltbarkeit, in den bekannten glimmerähnlichen, lamel-
laren Längsschnitten auftritt und einen ziemlich kräftigen Pleo-
chroismus, wenn der Hauptschnitt des Polarisators den Spaltrissen
parallel war, lauchgrün, senkrecht dazu farblos, besitzt. Die Längs-
schnitte löschen gerade aus; Blättchen werden unter gekreuzten
Nicols bei totaler Horizontaldrehung viermal hell und dunkel.
Dies Mineral ist schwach doppelbrechend und liefert blau-
graue Polarisationsfarben, etwa wie Feldspath in sehr dünnen
Schliffen. Es ist dies insoferne hervorhebenswerth, da mit diesem
Mineral, aber bei Weitem seltener, noch ein anderes tiefgrünes
Mineral in Blättchen vorkommt, das aber eine sehr starke Doppel-
brechung besitzt; letzteres ist Chlorit.
IIIa«r»loc. nad p«trop. Mitth«iL V. 1882. Huiak. 5
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66 £• Hussak.
Zwischen die Spaltblättchen des oberwähnten lichtgrünen
Minerals sind ausser Magneteisenkörnern noch massenhaft farblose,
sehr stark licht- und doppelbrechende, unregelmässig begrenzte,
in der Grösse sehr variirende Körner eingestreut. Eine Spaltbar-
keit ist an diesen selten wahrzunehmen ; in den grösseren Körnern
ist sie jedoch bald eine fast rechtwinklige, bald sind es parallele
Längsrisse. An letzteren wurde schiefe Auslöschung constatirt, der
^ c : e betrug 39 ^ und andermal 42 ^
Dies Mineral ist ferners ausgezeichnet durch, diesen Längs-
rissen parallele, eingelagerte Zwillingslamellen.
Gerade auslöschende Längsschnitte und die mit fast recht-
winkliger Spaltbarkeit versehenen zeigen im Condensor seitlichen
Austritt einer optischen Axe. Diese Merkmale zusammen berech-
tigen mit dem später anzuführenden chemischen Nachweise zu dem
Schlüsse, dass dies Mineral ein eisenfreier Augit, Salit ist.
Ausser diesem farblosen Augit treten aber noch vereinzelt,
in grösseren Gruppen, bis 2 Mm. lange, unregelmässig begrenzte
Augite auf, die eine bräunliche Farbe besitzen, durch massenhafte
winzige, bräunliche Einschlüsse und Magneteisenkörnchen verun-
reinigt, ausserdem durch eine höchst vollkommene Längsspaltbar-
keit ausgezeichnet sind. Aus dem Gesteinspulver ausgelesene
Spaltblättchen zeigen im Nörremberg'schen Polarisationsapparat
das Bild einer optischen Axe. Es ist dies also Diallag.
Der Diallag zeigt öfters eine von Einschlüssen freie, dann
farblose äussere Schale, die dem Salit ungemein ähnlich ist ; ich
wage dies nicht als eine Verwachsung beider zu deuten. Die Aus-
löschungsschiefe beträgt 41—44^. Auch der Diallag ist oft durch
zahlreiche Zwillings-Einlagerungen parallel der Querfläche aus-
gezeichnet; er kommt nie in so winzigen Körnchen, wie der Salit,
vor oder ist wenigstens dann als solcher nicht mehr zu erkennen.
Oft zeigen sich in den grossen Diallagkrystallen regellos, kräftig
polarisirende, farblose Talkindividuen eingewachsen.
Als ein weiterer, oft häufiger, aber doch accessorischer Ge-
mengtheil tritt der
Staurolith in winzigen, rundlichen, bald keilförmigen,
seltener in säulenförmigen Individuen von höchstens ()•! Mm.
Grösse auf.
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lieber einige alpine Serpentine. 67
Er besitzt eine gelbe Farbe und ungemein starken Pleo-
cbroismuB c dunkelhoniggelb, b und a wenig yerschieden, schwefel-
gelb; die Längsschnitte löschen gerade aus und zeigen meist eine
deutliche Querabsonderung. Rhombische Querschnitte sind selten
zu beobachten. In einem Längsschnitte konnte mit dem Gon-
densor deutlich das für optisch zweiaxige Körper charakteristische
Axenbild beobachtet werden; die Axenebene ist parallel der
Längsaxe.
Eine zweite Abart dieses Schiefers ist die bläuliche. In der
mineralogischen Zusammensetzung ^zeigte sich nur insoferne ein
Unterschied zwischen diesen und den grünen Schiefern^ dass er-
steren der Staurolith gänzlich fehlt, der Diallag seltener wird und
zwischen den Gemengtheilen und als Einschluss im Salit reichlich
feinvertheiltes Magneteisen sich befindet.
Um die mineralogische und chemische Natur des so oft er-
wähnten, eingangs beschriebenen, chloritähnlichen Minerals kennen
za lernen, wurde sowohl eine Bauschanalyse des grünen Schiefers,
wie auch eine Separatanalyse des chloritähnlichen, lichtgrünen
Minerals selbst ausgeführt.
I. Grüner Serpentinschiefer von Sprechenstein.
SiO^ 40-55 Proc.
Fe^O, .... 10-40 ^
AkO, .... 2-70 „
CaO 4-40 ,
MgO .... 33-59 „
H^O 932 „
100-96 Proc.
Es wurde nun behufs Separirung des chloritähnlichen, licht-
grünen Minerals von den Augiten das mittelfeine Gesteinspulver
mit der Thoulet-Goldschmidt'schen Lösung vom spec. Gew.
= 3-172 behandelt. Wie die mikroskopische Untersuchung zeigte,
fielen fast alle Gemengtheile ausser dem chloritähnlichen heraus,
80 das Magneteisen, sehr viel Salit, Diallag und spärlich Stauro-
lith. Dieses Pulver wurde nun mehrere Stunden mit concentrirter
Salzsäure gekocht, wobei sich das Erz vollkommen löste; das
farblose, oben als Salit bestimmte Mineral blieb gänzlich unan-
5*
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'08 ^- Hussak.
gegriffen. Es ist dies deshalb hervorhebenswerth, da eine vielleicht
theilweise Verwechslung des Salits mit Olivin noch nicht ganz aus-
geschlossen war.
Es wurden nun 0*4 Gr. dieses von Magneteisen ganz und von
grosseren Diallagindividuen möglichst befreiten Mineralpulvers ana-
lysirt. Es ergaben sich: über 52 Proc. Sf02, 3-75 Proc. AliO^ und
FeaOs, über 20 Proc. CaO und gegen 20 Proc. MgQ] ich führe
diese allerdings nicht sehr gelungene Analyse blos deshalb an, weil
sie mich überzeugte, dass das farblose Mineral doch ein Augit ist.
Es wurde nun behufs Herausfallung der Zwischenproducte
die Thoule tische Lösung bis zum spec. Gew. von circa 2*7 ver-
dünnt, das oben schwimmende Pulver abgenommen, ausgewaschen,
getrocknet und in Canadabalsam präparirt. Es zeigte sich voll-
kommen frei von den Augiten, Staurolith und Magneteisen; ausser
dem chloritähnlichen Mineral waren nur noch spärlich Chlorit-
und Talkschüppchen vorhanden. Das specifische Gewicht der letz-
teren drei Minerale scheint also ein ziemlich gleiches zu sein.
Nun war auch Gelegenheit vorhanden, diese chloritähnlichen
Blättchen optisch zu untersuchen. Spaltblättchen zeigten im Con-
densor sehr deutlich das Axenbild eines zweiaxigen Minerals mit
kleinem Axenwinkel, Doppelbrechung negativ, ausserdem deutliche
Dispersion der Axen p >> u; die negative Bisectrix fällt also in
die Verticalaxe.
Im Dünnschliff zeigte sich in den in Folge der vollkommenen
Spaltbarkeit lamellaren Längsschnitten bei Anwendung des Con-
densors Austritt der stumpfen Mittellinie; die Axenebene ist senk-
recht zu den Spaltrissen.
Die chemische Analyse ergab:
II. d) grünes, chloritähnliches Mineral aus dem Ser-
pentinschiefer von Sprechenstein.
SiOi 41-14 Proc.
Fe,0, 3*01 ,
AkOj, 3-82 „
CaO 0*40 „
MgO 39-16 ,
H^O 11-85 ^
99-38 Proc.
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lieber einige alpine Serpentine. 69
h) Antigorit von Antigora (Piemont).
SiO^ 41-58 Proc.
Fe,0, 7-22 „
AkO, 2-60 ,
CaO - „
MgO 36-80 „
H^O 12-67 „
I roO-87 Proc.
I Die chemische Analyse zeigt, dass dies Miaeral eine Serpentin-
abart ist, die, was auch die optischen Eigenschaften betrifft, mit
dem Antigorit^) vollkommen übereinstimmt. Der Unterschied im
Eisengehalt rührt davon her, dass das von mir untersuchte Minera]
! von Magneteisen befreit wurde.
Wie ich auch noch später an einem anderen Antigorit zeigen
werde, ist derselbe zumeist durch Magneteisen verunreinigt, was
wahrscheinlich auch bei dem von Antigoria der Fall ist. Der hohe
Tfaonerdegehalt rührt wohl zum Theil von dem spärlich vorhan-
denen Chlorit her.
Pichler (1. c. pag. 174) erwähnt auch Serpentinschiefer von
Sprechenstein und von Mauls; es scheinen dieselben mit den von
mir untersuchten identisch zu sein, es war mir jedoch nicht mög*
lieh, den Muskowit in denselben nachzuweisen.
Wie schon erwähnt, stehen mit diesen „Serpentinschiefern*'
die eigentlichen dichten Serpentine in engster Verbindung. Da
die östlich von Sterzing gelegenen Serpentinvorkommen, wie insbeson»
ders die der Sattelspitz und vom Wurmthaler Jöchl mit dem von
Sprechenstein bis in's Detail in den Structurverhältnissen und auch
in der mineralogischen Zusammensetzung übereinstimmen, so gilt
die anfolgend gegebene Beschreibung für alle oberwähnten Ser-
pentine.
Die schon bei 2 Mm. Dicke schön ölgrün durchscheinenden,
nur durch wenige Erzanhäufungen gefleckt erscheinenden Blättchen
geben dünngeschliffen unter dem Mikroskope ein Bild, wie es schon
von Dräsche (1. c. pag. 5, Taf. I, Fig. 2) für die Windisch-
Jlatreyer Serpentine trefflich beschrieben und abgebildet wurde.
0 Vgl Descloizeaux, Manuel de Mineralogie. T. I, pag. 108—110.
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70 £• HusBak.
Eb ist ein Aggregat von überaus winzigen grünen, pleochroi-
tischen, oft in grossen Partien höchst regelmässig in zwei aufein-
ander senkrechten Richtungen orientirten Blättchen, die, wie der
Antigorit, schwache Doppelbrechung zeigen und optisch zweiaxig
sind. Diese „gestrickte^ Structur der Serpentinsubstanz tritt be-
sonders deutlich erst im polarisirten Licht hervor.
Bei stärkerer Yergrösserung lassen sich zwischen diesen,
jedoch sehr spärlich, wieder die ungemein kräftig polarisirenden,
winzigen, unregelmässigen, farblosen Salitkörnchen nachweisen. Oft
bemerkt man, dass eine Reihe von solchen Salitkörnchen, die
zwischen den Antigoritblättchen stecken, einheitlich optisch orien-
tirt sind, wie dies auch in dem „ Serpentinschiefer ^ der Fall ist.
Magneteisen ist spärlich und zu Schnüren und grösseren Flecken
angeordnet. Der Diallag und Staurolith, welche beide ja auch in
dem „Serpentinschiefer" nur die Rolle eines accessorischen Gemeng-
theiles spielen, fehlen hier. Schliesslich ist noch das allerdings
spärliche Auftreten des Chlorits und Talks in diesen Serpentinen
zu erwähnen.
Grosse Aehnlichkeit mit den Serpentinen von Sprechenstein
und Sattelspitz zeigen die von Becke (1. c. pag. 461) beschrie-
benen von Nezeros in Thessalien.
Eine an dem dichten Serpentin von Sprechenstein ausgeführte
Analyse ergab:
SiO^ 40-90 Proc.
Fe^O, .• 7-68 „
ÄkOs 2-08 „
CaO 0-30 „
MgO 37-45 „
H^O 12-15 „
100-56 Proc.
Ghlorit und Talk sind auch in diesem Serpentin, wie in den
vogesischen, secundärer Natur. Ein grosser Theil der Thonerde
scheint dem Antigorit anzugehören. Im Vergleiche mit dem Ser-
pentinschiefer ist der Kalkgehalt des dichten Serpentins, wie dies
aus dem spärlichen Auftreten winziger Salitkörnchen zu erwarton
war, ein überaus geringer.
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Ueber einige alpine Serpentine. 71
Bei Weitem ohlorit- und talkreioher ist der Serpentin yom
Wurmthaler Jöchl in Lappach; in diesem kommen auch isotrope,
bei sehr starker Yergrösserung wie gekörnelt erscheinende grüne
Serpentinpartien neben den gestrickte Formen aufweisenden Anti-
goritblättchenpartieen vor.
Auch aus diesem Serpentin konnten Antigoritblättchen isolirt
und im Nörremberg untersucht werden; auch sie waren optisch
zweiaxig und negativ.
Das in grösseren Körnern gruppenweise auftretende Magnet-
eisen ist total zu Eisenoxydhydrat umgewandelt. In einem Falle
konnten auch, allerdings total zersetzte, grössere, unregelmässige
Körner nachgewiesen werden, die einestheils eine Spaltbarkeit nach
der Längsaxe, anderntheils auch eine solche nach zwei Richtungen,
einen Winkel von circa 120° einschliessend, wie sie der Horn-
blende eigen ist, aufweisen. Ich wage es jedoch nicht, auf diese
Beobachtung hin zu behaupten, dass in diesem Serpentin ausser
dem Salit auch Hornblende als ursprüngliches Mineral vorkomme,
da von letzterer mit Sicherheit keine unzersetzten Reste oder
Körner aufgefunden wurden.
Fassen wir nun kurz die bei der mikroskopischen Unter-
suchung der Sprechensteiner Serpentine erhaltenen Resultate zu-
sammen, so sehen wir, dass sich die der chemischen Zusammen-
setzung und dem äusseren Habitus nach als Serpentine zu bezeich-
nenden Gesteine in ihrer Structur und mineralogischen Zusammen-
setzung, wie auch in ihrer Genesis bedeutend von den eigentlichen,
d. i. Olivinserpentinen unterscheiden, und mit Recht hat daher
V. Dräsche seinerzeit den Vorschlag gemacht, die Serpentine in
zwei, ihrer Genese nach verschiedene Gruppen zu theilen.
In erster Linie ist bei den Sprechensteiner Serpentinen her
vorzuheben das gänzliche Fehlen des Olivins, wie der für die
Olivinserpentine so charakteristischen Maschenstructur, ferners des
in Olivinserpentinen nie fehlenden Picotits oder Chromits. Hingegen
scheint manchen Serpentinen, so den Sprechensteinern und den von
V. Dräsche untersuchten eine merkwürdig regelmässige Anordnung
der Antigoritblättchen eigenthümlich zu sein.
Ferners lässt sich schon aus der Untersuchung der Sprechen-
ßteiner Serpentine mit grosser Wahrscheinlichkeit der Schluss zie-
lieo, dass das Serpentin-, resp. antigoritbildende Mineral Augit,
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72 £- Hassak.
und zwar vorzugsweise der Salit ist. Das allmählige YerschwiDden
desselben in dem Serpentinschiefer bis zum gänzlichen Fehlen in
den dichten Serpentinen, wie auch die Art und Weise, wie der
Salii-, zwischen die Antigoritblättchen geklemmt, vorkommt, berech-
tigen wohl zu diesem Schlüsse. Als Ueberproduct bildete sich bei
der Zersetzung der Augite immer etwas Talk.
Endlich geht noch hervor, dass das Gestein, welches Anlass
zur Serpentinbildung gab, ein augitreiches Schiefergestein ist und
kein Olivin- Augitgestein ; wir haben in dem sog. Serpentinschiefer
ein solches, allerdings schon halb zersetztes vor uns. Ganz be-
sonders bezeichnend für die Schiefernatur dieses Gesteines scheint
mir das für krystallinische Schiefer höchst charakteristische Auf-
treten accessorischer Minerale, wie das des Stauroliths, zu sein,
der bisher, meines Wissens, noch in keinem Olivingestein aufgefun-
den wurde.
Es würden also augitreiche Schiefer, die wie die Aktinolith-
und Chloritschiefer der Schieferhülle angehörten, das Muttergestein
der Sprechensteiner Serpentine sein; es ist dies um so weniger
befremdlich, da neuerdings der Augit als häufiger, ja hauptsäch-
licher Gemengtheil vieler Schiefergesteine, so von Eälkowsky
und Becke, aufgefunden wurde.
Die Art der Umwandlung derselben in Serpentin ist wohl
eine ähnliche, wie die der Amphibolite des Rauenthals in den
Vogesen, die We ig and 1. c. so trefiflich beschrieb; den chemi-
schen Process, der bei der Umwandlung von Salit und Diallag in
Serpentin stattfindet, hat Roth a. a. O. bereits in klarer und
ausführlicher Weise dargelegt.
II. Die Serpentine von Matrey (Brennerlinie).
Ein weiteres alpines Serpentin-Vorkommen, welches unter-
sucht wurde, ist das von Matrey. Es sind dies theils echte Ser-
pentine mit grossen, auf den Spaltflächen metallisch glänzenden,
dem Bastit sehr ähnlichen Krystallen, theils dichte und schieferige
Gesteine, die den Sprechensteiner Serpentinen sehr gleichen.
Ein Serpentin von Matrey wurde schon von v. Dräsche
untersucht und zu den Olivinserpentinen gestellt; ich kann nach
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lieber einige alpine Serpentine. 73
der mikroskopischen Untersuchung des Serpentins von Schloss bei
Matrey und yon Pfuns nur mit ihm übereinstimmen.
Dieser Serpentin macht schon im Handstück den Eindruck
eines OÜTinserpentins sowohl wegen der dunklen Farbe und des
Fettglanzes, als besonders des porphyrartigen Auftretens der grossen
bastitähnlichen Erystalle wegen. Im Dünnschliff zeigt er eine
entschiedene Maschenstructur, jedoch in meinen Präparaten nicht,
wie y. Dräsche abbildet, ein quadratisches, von Magneteisen ge*
bildetes, sondern ein ovales, von theils isotroper, theils fein radial-
faseriger Serpentinmasse ausgefülltes, Zellen bildendes Netzwerk.
Das die Maschen bildende Mineral ist auch nicht Magnet-
eisen oder wenigstens zum grössten Theile nicht, sondern ein dun-
kelbraunes, blätteriges, nach einer Richtung ausgezeichnet spaltbares
Mineral, welches ich, da es auch in Schnitten senkrecht zur Spalt-
barkeit starken Dichroismus, dunkelbraun bis dunkelgrün, aufweist
und lebhaft doppelbrechend ist, als Magnesiaglimmer deuten
möchte. Die Blättchen sind zu winzig, um, mit dem Gondensor
auch bei starker Yergrosserung geprüft, einen Anhaltspunkt zur
Bestimmung liefern zu können.
Die grossen, porphyrartig eingesprengten schillernden Ery-
stalle, die der Spaltbarkeit nach wohl einem Augitminerale ange-
hören, sind so total zersetzt, dass es unmöglich ist, zu bestimmen,
ob sie einem rhombischen, wie v. Dräsche meint, oder einem
monoklinen Augit angehören. Es sind reine Pseudomorphosen von
Talk und etwas Serpentin nach Augit, durch Magneteisen ein wenig
verunreinigt.
Reste von frischem Olivin nachzuweisen, gelingt nicht.
Schliesslich möchte ich noch erwähnen, dass ich in den fase-
rigen Serpentinpartien höchst winzige dunkelbraune Körnchen fand,
die man leicht für Picotit oder Ghromit halten könnte, jedoch ge-
lang es mir nicht, mich von der Apolarität derselben vollkommen
zu überzeugen. Jedenfalls sind sie aber nicht identisch mit den
oberwähnten Magnesiaglimmerblätichen.
Ein mit dem von Schloss bei Matrey vollkommen überein-
stimmender Serpentin kommt auch bei Pfuns nahe Matrey vor.
In der Nähe dieses Serpentins treten auch echte Ophicaicite
auf. Diese bestehen aus abwechselnden Streifen und Plasern von
gelber Serpentinmasse und stängelig- faserig ausgebildetem Kalk-
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74 £• Uussak.
spath. Die parallelen Ealkspathfasern stehen senkrecht auf die
schmalen, oft mikroskopischen Serpentinadern und -Linsen und sind
an der Berührungsstelle gebogen und gestaut. Im Serpentin lassen
sich noch frische Reste eines dunkelgelben, nicht besonders pleo-
chroitischen Minerals nachweisen, welches in einem Falle deutlich
die Hornblendespaltbarkeit zeigte und im Condensor seitlichen Aus-
tritt einer optischen Axe beobachten Hess.
Aus der Umgegend von Matrey wurden mir noch andere ser-
pentinartige oder wenigstens mit dem Serpentin im innigen geolo-
gischen Zusammenhang stehende Gesteine zur Untersuchung gegeben ;
ein dichtes, dem Sprechensteiner Serpentin ähnelndes Gestein von
der Brennerlinie und ein schieferiges vom Steinbruch oberhalb Pfuns
bei Matrey.
Wie jedoch die chemische und mikroskopische Untersuchung
lehrte, sind beide Gesteine Chloritgesteine.
Das erstere, dichte erweist sich unter dem Mikroskope als
ein feinkrystallinisches Aggregat lichtgrüner, nicht stark pleochroi-
tischer und doppelbrechender Blättchen, ähnelt also auch im Dünn-
schliff sehr dem obbeschriebenen dichten Serpentin von Sprechen-
stein. Höchst selten finden sich unregelmässig begrenzte, Flüssig-
keitseinschlüsse führende Quarzkömchen, grünliche, unbestimmbare,
winzige Körnchen stecken spärlich zwischen den Blättchen.
Schon der, wenn auch sehr geringe Gehalt an offenbar pri-
mären Quarz brachte mich auf die Vermuthung, dass dies Gestein
ein dichtes Chloritaggregat wäre, was auch durch die angestellte
Bauschanalyse genügend bewiesen wurde.
Dieselbe ergab:
SiO^ 29-62 Proc.
^'•^^^l. . . . 41-92
CaO 0-30 „
MgO 18-23 „
ILO 10;3^ „
100-41 Proc.
Das andere Gestein von Pfuns ist als Chloritschiefer zu be-
zeichnen. Auch in diesem ist der Chlorit vorwiegend in höchst
winzigen Blättchen verbreitet. Epidot ist nicht selten in Körnchen
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Ueber einige alpiae Serpentine. 75
und grösseren Säulen und Säulchengruppen zwischen die grösseren
dunkelgrünen Chloritblätter zerstreut und scheint wohl primärer
Oemengtheil zu sein. Quarz in unregelmässigen Körnern; Apatit.
Letzterer tritt auch, als secundärer Gemengtheil, in Form von
Adern, Aggregate bildend, auf und führt als Einschlüsse Calcit-
oder Magnesit (?) -Bhomboeder und Hohlräume, die, von Gas oder
Flüssigkeit erfüllt, rhomboedrische Formen aufweisen.
Ich habe diese beiden Gesteine von Matrey eingehender be-
schrieben als Beispiel, wie schwer es oft ist, gewisse Chlorit-
gesteine Yon Serpentin zu unterscheiden: manchmal gibt gewiss
nur die chemische Analyse Aufschi uss darüber.
III. Serpentin Tom „Bothen Eopf^ im Zlllerthal.
Leider ist dies das einzige von den vielen im Centralgneisse
liegenden Serpentingesteinen, welches mir zur Untersuchung über-
geben wurde, denn es scheinen gerade die Zillerthaler Serpentine
za den schönsten und interessantesten zu gehören. Das im frischen
Bruch dunkelgrüne, auf der Verwitterungsfläche licht grasgrüne
Gestein führt porphyrartig eingesprengt bis zu ^/a Cm. grosse, nach
der Längsaxe vollkommen spaltbare Krystalle von schwarzer Farbe.
In dünnen Platten von circa 2 Mm. Dicke geschliffen wird
das Gestein schön dunkel ölgrün durchscheinend und gleicht dann
Yollkommen dem Sprechensteiner Serpentin; unter dem Mikroskope
erweist sich das Gestein als aus zahllosen winzigen, unregelmässig
angeordneten, bläulich polarisirenden Blättchen, dem Antigorit,
bestehend.
Die grossen, eingesprengten Erystalle werden erst in sehr
dünnen SchlifiEen pellucid und sind an und für sich absolut farblos,
nur durch massenhafte Magneteisen- und Eisenglanz-Einschlüsse so
dunkel gefärbt. Die ausgezeichnete Längsspaltbarkeit tritt im
Schliffe noch viel deutlicher hervor; die Auslöschungsschiefe, an
Schnitten parallel der Symmetrieebene gemessen, betrug 36 — 40®.
Spaltblättchen parallel der Querfläche lassen im Condensor das Bild
der einen optischen Axe erkennen ; das Mineral ist demnach Diallag.
Der Diallag ist meist von unregelmässig eingelagerten Talk-
blättchen förmlich durchspickt; an den Bändern sind die grossen
Oiallagkrystalle in einzelne Körnchen zertheilt, die oft weit in die
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76 E. Hussak.
Antigoritmasse verflösst sind, alle aber noch ihre Zugehörigkeit za
einem grossen Individuum durch die gleiche optische Orientirung
bekunden.
Wie die Beschreibung zeigt, hat dieser Serpentin eine überaus
grosse Aehnlichkeit mit dem Sprechensteiner auch im mikroskopi-
schen Bau. Maschenstructur, Olivinreste, Picotit sind auch hier
nicht zu beobachten, und es ist wohl wahrscheinlich, dass auch
diese Serpentine ihre Entstehung einem sehr augitreichen Schiefer-
gestein oder einem Diallagfels vielleicht verdanken.
Serpentin von Brixlegg. Geschiebe.
Auch dieser Serpentin wurde schon von v. Dräsche unter-
sucht und von ihm zu den Olivinserpentinen gezählt, da er noch
Olivinreste, wie auch eine Maschenstructur nachweisen konnte. Als
grössere Einsprengunge erwähnt er Diallag.
Das von Magneteisen gebildete Maschennetz ist ein recht-
winkeliges; in den einzelnen Feldern liegen immer im Centrum
farblose, kräftig polarisirende Körner, die beständig mit Talkschüpp-
chen associirt sind. Diese Körnchen sah v. Dräsche für Olivin
an. Von den Erzbändem sind gegen die Mitte zu schwach bläu-
lich polarisirende Serpentinfasern gerichtet; ausser diesen kommen
aber auch grössere unregelmässige Partien von isotroper Serpentin-
masse vor, in welchen gewöhnlich grosse farblose, an den Rändern
in kleinere Körnchen aufgelöste Diallage liegen, die oft reich ver-
zwillingt und immer mit Talk vergesellschaftet sind. Hin und wieder
findet man Querschnitte dieses farblosen Augits, die ausgezeichnete
Prismenspaltbarkeit mit einem "Winkel von circa 90^ und irii Con-
densor seitlichen Austritt einer optischen Axe zeigen. Auch die
grossen Augite sind oft auf Spaltrissen von Magneteisen erfüllt
und weisen dann ebenfalls ein rechtwinkliges Magneteisenmaschen-
netz auf. Deshalb, wie auch, weil die kleinen farblosen Körnchen
im Serpentin beständig mit Talk vergesellschaftet sind, wie dies
auch bei den grossen unzweifelhaften Augiten der Fall ist, glaube
ich die von v. Dräsche für Olivin gehaltenen Körnchen ebenfalls
als Augitreste deuten zu müssen. Eine rechtwinklige, Maschen
bildende Magneteisenanhäufung erwähnt übrigens v. Dräsche,
wie in den folgenden Zeilen gezeigt werden wird, auch in einem
„serpentinähnlichen** Gestein von Windisch-Matrey.
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Ueber einige alpine Serpentine. 77
DasB diese Körnchen dem Augit in der That angehören,
kann ich allerdings nicht näher beweisen, da mir nur ein Schliff •
zur Untersuchung vorlag; übrigens gibt auch v. Dräsche ausser
der Maschenstructur nichts weiteres die Olivinnatur derselben B«- '"7"~^-,^^^,^^^
weisendes an. ^'•\^^^^^' \[^,^^^^
Serpentin von Innsbruck. Gerolle, lll
Dieser Serpentin stimmt in der Structur vollständigN^. dem
zuerst beschriebenen dichten Serpentin von Sprechenstein unct der
Sattelspitz überein. Auch hier sind die winzigen Antigoritblättchen
oft höchst regelmässig unter einem rechten Winkel angeordnet.
Farblose Augitkörnchen sind sehr spärlich vorhanden, ebenso wenig
Talk anwesend. Das Gestein ist von parallelen Erzschnüren
darchzogen.
Serpentin (Antigorit)^) von Pernegg (Obersteiermark).
Stur^) sagt über dieses Serpentinvorkommen: „Ein kleiner
Serpentinstock kommt auch bei Trafoss, unmittelbar am rechten Mur-
ufer zwischen den Südbahnstationen Pernegg und Mixnitz vor.**
Nach Dr. Andrae') gewahrt man im Steinbruch deutlich, dass
sich der Serpentin in mehrere Fuss mächtige Bänke sondert, die
ein Streichen hora 5 — 6 zeigen, südlich unter 35® fallen. Der Ser-
pentin liegt in einer mächtig entwickelten Partie von Hornblende-
gesteinen und hält Andrae die Metamorphose dieses Serpentins
ans den Hornblendegesteinen für evident. Man hat also in diesem
Vorkommen wieder ein Beispiel von aus Schiefergesteinen, hier
Amphiboliten, entstandenen Serpentinen. Von dieser Localität kam
ein typischer dunkelgrüner, grossblättriger Antigorit als Yergleichs-
material zur Untersuchung. Derselbe ist, die nicht unbedeutenden
Einsprenglinge von Magneteisen, welchen er auch den hohen Eisen-
gehalt verdankt, abgerechnet, von Einschlüssen vollkommen frei.
Bpaltblättchen, im Nörremberg untersucht, zeigen das Inter-
ferenzbild eines zweiaxigen Körpers und Austritt der negativen
Mittellinie.
') Siehe die Notiz Ton A. Hof mann im Bande IV dieser Mittheilangen,
pag. 688.
') D. Star, „Geologie der Steiermark'', pag. 57.
') Im Jahrb. d. k. k. geolog. Beichsanstalt, V. Jahrg., 1854, pag. 542.
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78 £• Hassak.
Schliesslich ist noch als ein dem Sprechensteiner analog zu-
sammengesetzter Serpentin der vom
Mittersberg bei Bischofshofen, Salzburg, zu nennen. Auch
dieser ist ein echter Augit-Antigoritserpentin. Die Antigoritblätt-
chen sind jedoch unregelmässig und nicht zu dem bekannten qua-
dratischen Netzwerk angeordnet.
Der farblose Augit ist mit grossen Erzkörnern in Gruppen
vereint und liegt gewöhnlich in grossblätteriger Antigoritmasse ;
auch hier ist er meist randlich in winzige Körnchen aufgelöst. Das
Magneteisen ist auch in höchst feinen Körnchen unregelmässig
zwischen den Antigoritblättchen vertheilt.
IV. Die Serpentine von Wlndlsch-Matrey und Heillgenblat.
Wie schon erwähnt, sind dies die ,,serpentinähnlichen Q-e-
steine", Welche bereits von v. Dräsche eingehend mikroskopisch
und chemisch untersucht worden sind. Ich war nun in der Lage,
dieselben Dünnschliffe neuerdings, zum Vergleiche mit den Sprechen-
steiner Serpentinen, untersuchen zu können, und sollen die Zeilen
dazu dienen, v. D rasch e's Untersuchungen zu ergänzen, wohl
auch theilweise zu berichtigen.
Die Lagerungsverhältnisse der Windisch-Matreyer und Hei-
ligenbluter Serpentine sind dieselben, wie bei den Sprechenstei-
nern, auch sie gehören der Kalkphyllitzone an.
1. Der Serpentin von Windisch-Matrey (bei v. Dräsche
Nr. I, 1. c. pag, 3). Im Dünnschliff gleicht dieser vollkommen
dem von mir eingangs beschriebenen dichten Serpentin von Spre-
chenstein und der Sattelspitz. An diesem hat auch v. Dräsche
die netzförmige Anordnung des lichtgrünen, rhombischen Minerals,
das er für Bastit hielt, eingehend beschrieben und abgebildet.
Jedoch hat schon Becke a. a. 0. nachgewiesen, dass dieses
Mineral nicht Bastit, sondern ein dem Metaxit verwandtes Serpentin-
mineral ist, und auch ich zeigte bei den Sprechensteiner Serpentinen,
dass die Ansicht Beckers die richtige ist und dies Mineral sowohl
in seiner chemischen Zusammensetzung, wie auch in den optischen
Eigenschaften vollkommen mit dem Antigorit übereinstimmt.
Uebrigens gibt auch v. Dräsche zu, dass dieses Mineral
der Analyse nach mit der Serpentinformel ziemlich übereinstimmt.
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Ueber einige alpine Serpentine. 79
Diallag, den auch v. Dräsche als Gemengtheil aller dieser
Serpentine erwähnt, ist in diesem in der Zersetzung schon weit
gediehenen Gestein nur in sehr geringer Menge vorhanden.
Was nun v. Draschc's Ansicht, dass die Substanz dieses
Serpentins aus zwei rhombischen Mineralen, einem härteren und
einem weicheren, seinem Bastit, bestehe, betrifft, so glaube ich
diese dahin ergänzen zu müssen, dass das härtere Mineral, welches
das Knirschen beim Reiben des Gesteinspulvers zwischen Glas-
platten hervorruft, der farblose Augit ist, der in winzigen Körn-
chen zwischen den Antigoritblättchen steckt und auch mikroskopisch
oachweisbar ist.
Aber auch in der chemischen Zusammensetzung stimmt der
von V. Dräsche analysirte Serpentin von Windisch-Matrey mit
dem von mir untersuchten dichten Gestein von Sprechenstein voll-
kommen überein.
2. Serpentin vom Bretterberg bei Windisch-Matrey (Nr. II,
V. Dräsche 1. c. pag. 7). Von diesem Gestein scheint v. Dräsche
die Entstehung aus einem Olivin-Augitfels anzunehmen, während
er das erste als ein Bronzit-Bastitgestein bezeichnet. Meiner Mei-
nung nach geht dies deutlich aus den Schlussworten der betreffen-
den Abhandlung hervor, und zwar kommt er zu dieser Ansicht,
weil sich Partien eines aus Magneteisen gebildeten quadratischen
Netzwerkes zeigen.
Nun habe ich schon oben gelegentlich des Serpentins von
Brixlegg gezeigt, dass ein solches Netzwerk auch auf die Weise
entstehen kann, dass sich secundäres Magneteisen auf den Spalt-
gangen des Diallags und Salits absetzt und dieser späterhin dei
Zersetzung anheimfällt. Meiner Ansicht nach ist es auch in diesem
Gestein "der Fall.
Talk, der immer bei der Zersetzung der Augite auftritt, ist
ziemlich reichlich vorhanden.
Ein dritter Dünnschliff eines Serpentins von Windisch-Matrey
(v. Dräsche, pag. 7, GeröUe) erweist sich als ein reiner Anti-
goritserpentin. Kein Talk, kein Chlorit und Augit ist vorhanden,
es besteht in der That das Gestein blos, wie v. Dräsche sagt,
nauB dem rhombischen Mineral (Bastit) und Magneteisen ^. Leider
wurde von diesem Gestein keine Analyse gemacht, sonst hätte sich
der Unterschied in der chemischen Zusammensetzung zwischen
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80
E. Hassak.
Bastit und dem „rhombischen Mineral** wohl noch deutlicher
gezeigt.
Was die Serpentine von Heiligenblut betrifft, so hat v. Dräsche
von diesen ebenfalls zwei Handstücke untersucht und kommt zu
dem Schlüsse, dass auch von diesen eines olivinhältig war. Wie
das Mikroskop zeigt, sind die Heiligenbluter Gesteine bei weitem
augitreicher, als die Windisch-Matreyer und gleichen darin, abge-
sehen vom Staurolith, mehr dem oben beschriebenen Serpentin-
schiefer Yon Sprechenstein.
Die Analysen der Heiligenbluter Gesteine weisen deshalb
auch einen bei weitem grösseren Ealk- und geringeren Wasser-
gehalt auf, ganz ancdog dem Sprechensteiner Serpentinschiefer.
V. Dräsche glaubt jedoch, dass dieser Ealkgehalt yon der grösseren
anwesenden Menge von Bronzit herrühre, der sich ja in sein
„rhomrbisches Mineral**, den Bastit, umwandelt.
Zum Yergleiche will ich zum Schlüsse die Analysen der
Sprechensteiner, Windisch-Matreyer und Heiligenbluter Serpentine
in der Ordnung anführen, dass in erster Linie die am wenigsten
zersetzten Gesteine zu stehen kommen.
Heiligen-
Serpentin-
Heiliiren-
Serpentin
blnt
schiefer Ton
blnt
T. Wlnditoh-
(t. Draaohe
Sprechen-
(t. Dräsche
MAtrey
Nr. I)
Stein
Nr. II)
(T. Dräsche)
Dichter
Serpentin
Ton
Spreohen-
Btein
P 6 r c 6 n t
SiO^
^hO,
Fe,0, ....
FeO
CaO
MgO
H,0
CO,
Summa
40S9
1-68
9-98
8'32
4-78
8012
9-86
40-55
4105
41-57
2-70
1-67
0-67
10-40
8-82
2-63
—
8-16
5-81
4-40
376
1-22
83-59
33-70
36*66
9-32
8.45
11-88
—
—
0-51
10O96
100 60
10045
40 90
208
7-68
0-80
87-46
12-15
10013
100-56
Nach diesen Resultaten scheint wohl das Heiligenbluter Ge-
stein (Nr. I) das augitreichste und der Serpentin von Sprechen*
stein der daran ärmste zu sein.
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üeber einige alpine Serpentine. gl
Schliesslich sei es mir noch erlaubt, die Resultate Torliegen-
der Arbeit kurz zusammeDzufassen.
1. Eine Reihe alpiner Serpentine, so die von Sprechenstein,
Sattelspitz und Wurmthaler Jöchl östlich von Sterzing, vom Rothen
Kopf im Zillerthal, vom Mittersberg bei Bischofshofen in Salzburg,
endlich die von Windisch-Matrey und Heiligenblut im Grossglockner-
Gebiet sind entstanden durch Zersetzung augitreicher Schiefer-
gesteine und nicht etwa eines Augit-, Olivin- oder Diallag-Bronzit-
felses.
2. Es lässt sich dies nachweisen durch Verfolgung der Zer-
setzungs-Erscheinungen an halbzersetzten schieferigen, durch Füh-
rung eines für krystallinische Schiefer bezeichnenden, in Olivin-
oder Bronzitfelsen bisher nicht nachgewiesenen accessorischen
Oemengtheiles, des Staurolith, ausgezeichneten Gesteinen bis zu
den vollständig fertigen dichten Serpentinen.
3. Unterscheiden sich die echten Olivinserpentine in ihrer
Strnctur bedeutend von den aus Schiefergesteinen hervorgegangenen
Serpentinen. In letzteren fehlt die für erstere so überaus charak-
teristische Maschenstructur vollständig, ebenso der Picotit und
Chromit.
4. In den obbeschriebenen Schieferserpentinen ist es der Salit
nnd der Diallag, welche der Serpentinisirung unterliegen und kommt
es dabei zur Bildung von Antigorit, der häufig eine „gestrickte^
Anordnung zeigt und wohl immer auch, aber in geringem Maasse, zur
Bildung von Talk.
5. Die Serpentine von Pfuns und Schloss bei Matrey sind,
wie schon v. Dräsche angab, echte Olivinserpentine.
6. Als zweifelhaften Ursprungs sind die allerdings nur in Ge-
rollen vorkommenden Serpentine von Innsbruck und Brixlegg zu
bezeichnen; meiner Ansicht nach stimmen sie aber in ihrer
Stmctur eher mit den Schieferserpentinen überein.
Das interessante Serpentinvorkommen von Traföss in Ober-
steiennark werde ich vielleicht noch Gelegenheit haben, eingehen-
der zu schildern; nach den vorliegenden Mittheilungen seheint
dieser Serpentin aus Amphiboliten entstanden zu sein.
Wien, März 1882.
Mioeralof . and petrogr. HlUh. V. 18d2. Becke. Notizen.
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82 F. Becke.
III. Barytkrystalle In den Quellbildungen der teplitzer
Thermen.
Von Fricdricli Becke.
(Mit zwei HolzBchnitten.)
Bei den Schachtarbeiten, welche im Jahre 1879 nach dem
Wassereinbruch in den Ossegger Eohlenwerken in dem Teplitzer
Quellengebiete ausgeführt wurden, kamen nebst Homstein und zer-
setztem, durch Homstein wieder verkitteten Porphyrgrus auch
Stücke zum Vorschein, welche Baryt in spaltbaren Individuen und
Krystallen von bedeutender Grösse enthielten. Die Erystalle errei-
chen eine Grösse von 4 Cm. und sinken nicht unter 0*5 Cm. hinab.
Sie sind mit ihrer Unterlage stark verwachsen, so dass sie fast
stets nur zum Theile frei ausgebildet sind. Die Farbe derselben
ist dunkel honiggelb. Die Krystalle sind Combinationen folgen-
der Einzelformen:
P M 0 d z q r y c k
010 101 011 120 111 121 141 122 100 001
(Flächensignatur und Bezeichnung wie in Naumann-Zirkel,
Elemente der Min.)
Fig j Vorwaltend sind die Flächen M und P, welche
einen dicktafeligen Habitus bedingen, der am nächsten
mit den Krystallen von Felsobanya übereinstimmt.
Die Flächen o und d zeichnen sich durch
ihren starken Glanz und durch die Schärfe der
von ihnen reflectirten Bilder aus. Die Pyramiden
£r, r, q sind sehr schmal und treten selten voll-
zählig auf. y wurde nicht an allen Krystallen
beobachtet, c und h sind gewöhnlich schmal (vgl.
Fig. 1, welche einen Krystall ungefähr in natür-
licher Grösse darstellt).
Die folgende Tabelle gibt einige Messungen, welche zur
Flächenbestimmung ausgeführt wurden. Die berechneten Werthe
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Barytkryatalle in den Quellbildangen der Teplitzer Thermen.
83
sind aus dem AxenTerhältniss abgeleitet, welches Sohrauf in
seinem Atlas der Erystallformen angibt.
ans a : 6 : c =
0-81462 : 1-81268 : 1
gemessen
gerechnet
P.o •
• • -010.
011
52» 41'
52» 42'
0.0 •
• • -011
011
74» 36'
74» 36'
p.d .
• • • 010 .
120
38» 51'
38» 51-5'
cd
•100
. 120
51» 4-5'
51« 8-5'
d.d ■
• • 120 .
120
77» 49'
77» 53'
P.s
010 .
111
64» 12'
64» 17-5'
0. z
•011
. 111
44» 19'
44» 18-8'
oy
• 011
122
26» 9'
26» 1'
P.q
• • • 010
.121
27» 34'
27» 27'
P.r
• • 010
141
46» 8'
46» 5'
Bei allen Krystallen sind die if-Plächen matt, während P, o
and d stark glänzen. Es gelang mir mit Mühe, einen Erystall zu
finden, an welchem die Jlf-Flächen eine beiläufige Messung erlaubten.
Wenn man einen Erystall gegen das einfallende Licht dreht
und wendet, so bemerkt man auf den Üf-Flächen einen orientirten
Schiller, welcher auf beiden, in einer stumpfen Eante znsammen-
Btossenden if-Flächen gleichzeitig auftritt, wenn die Fläche c, die
jene stumpfe Eante abstumpft, spiegelt.
Untersucht man eine solche matte Fläche
mikroskopisch, so erkennt man bei schwacher Yer-
grösaerung zahlreiche feine Riefen, welche der
Eante M . P parallel laufen. Bei Anwendung stär-
kerer Tergrösserung zeigt es sich, dass diese Riefen
durch eng aneinander gerückte, in parallelen Reihen
Mgeordnete Grübchen gebildet werden. Wo die-
selben mehr einzeln stehen , zeigen sie die in
Fig. 2 gezeichneten Formen, zwischen denen alle
Uebergänge auftreten. Fig. 2 zeigt auch die Orientirung dieser Figuren
auf den 3f-Flächen durch die beigesetzten Indices der Nachbar-
flächen an.
Die schmal erscheinende obere Fläche ist es, welche bei ge-
eigneter Stellung gegen das Licht den oben beschriebenen orien-
tirten Schiller hervorruft.
6*
JOO
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84 F« Becke.
Es ist kaum zweifelhaft, dass diese Grübchen durch natür-
liche Aetzung der gebildeten Erystalle entstanden, dass sie als
Aetzfiguren zu betrachten sind.
Möglicherweise ist sogar die Fläche c nichts Anderes, als
Aetzfläche, da sie der Lage nach mit der oberen Fläche der Aetz-
figuren übereinstimmt, meist rauh und wenig glänzend ist, und an
jenen Erystallen am breitesten erscheint, bei welchen die Aetz-
figuren auf M. am reichlichsten auftreten.
An solchen Erystallen erscheinen auch die Eanten zwischen
d und M durch matte, gerundete Flächen abgestumpft
Die Erystalle und spaltbaren Individuen von Baryt sitzen in
einem eigenthümlichen Gestein von dunkelgrau und bräunlich ge-
fleckter Färbung, das aus Eörnem von Porphyrquarz und Bruch-
stückchen von zersetztem Porphyr besteht, die durch eine dunkel-
graue dichte Hornsteinmasse verkittet sind.
In dieser Matrix findet sich der Baryt zum Theil eingesprengt,
zum Theil in die Hohlräume mit freien Erystallenden hinein-
ragend.
Sowohl der Hornstein, als der Baryt sind unzweifelhaft aus
dem Thermalwasser abgesetzt.
Merkwürdig erscheint es angesichts dieser Thatsache, dass
das Wasser der Teplitzer Thermen nach den Analysen von Son-
nenschein keinen Baryt enthält.
Durch die Entdeckung jener Barytkrystalie ist die Zahl jener
Fälle um einen vermehrt, in welchen heisse Quellen solche Minerale
zur Bildung brachten, welche wir sonst als Gangminerale, von
Erzgängen her kennen.
Es ist mir eine angenehme Pflicht, Herrn Bergrath Wolff,
welcher diesen interessanten Fund machte und mir die betreffen-
den Stücke zur Beschreibung übergab, meinen Dank auszu-
sprechen.
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Notizen. 85
lY. Notizen.
Olivin von Fehring bei Gleichenberg. Der durch seine besonders
zahlreichen Einschlüsse von Olivin bekannte Basalttuff des Schlossberges von
Kapfenstein nächst dem Curorte Gleichenberg in Steiermark, welcher die Cerithien-
schichten überlagernd unter etwa 30'' gegen NW einfällt, findet eine Fortsetzung
im Tnffzuge des Waxenegg und Wienerberg, dessen scharfer Kamm in der
Streichrichtung von Kapfenstein gegen NO laufend, vor Fehring im Raabthale
endet. Seine Tuffe enthalten ausser loser Hornblende typisch entwickelte
Bomben, deren oft noch scharfkantiger Olivinkern eine Hülle von basaltischer
Schlacke trägt. Ein schönes Vorkommen derartiger, durch ihren Schlacken-
mantel conservirter Fragmente von Olivinfels bietet ein Steinbruch südlich von
Fehring, dessen Belvedereschotter zahllose Auswürflinge enthält. Der Olivin
Ton dieser Localität zeigt ein specifisches Gewicht von 3*3592, und nach der
im Laboratorium des Herrn Professor Ludwig ausgeführten Analyse folgende
procentische Zusammensetzung:
Kieselsäure 42*45
Thonerde • 0 30
Eisenoxydul 8-48
Magnesia 49*17
Wasser 0;85
101*25
Dr. Clar.
Bemerkung zu A. Fenck's Abhandlung über die pyroxen-
f&hrenden Gesteine des nordsächsiBchen Forphyrgebietes. (Diese
MittbL, 1880, Bd. III, pag. 71.) Unter Hinweis auf den Umstand, dass in der
vorstehend citirten Abb. nur Granwacketi als Fragmente im Pyroxen-Granit-
porpbyr des Leipziger Kreises aufgeführt sind, obgleich schon Kalkowsky
in seiner Schrift über die Augit haltenden Felsitporphyre bei Leipzig (Zeit sehr,
i d. geol. Gcsellscb., 1874, pag. 588), neben den Grauwackenein Schlüssen auch
solche von Glimmerschiefer und von QuarzgeröUen erwähnt hatte, macht Herr
Bob er t Nessig aus Würzen in Sachsen darauf aufmerksam, wie ihm eine
eingehendere Beschäftigung mit den Einschlüssen des Granitporphyrs von Würzen
(Wachti'lberg) Gelegenheit geboten habe, zu constatiren, dass die Reihe der
Granitporphyr-Einschlüsse mit den vorhin genannten noch nicht erschöpft sei.
Nach ihm finden sich neben den schon von Kalkowsky beobachteten
Glimmerschiefer-Fragmenten, die stets dunkle Biotit-Glimmerschiefer darstellen,
eigenthümliche, Quarzitschiefem ähnliche Gesteinsbruchstücke, ferner solche ecbt
kdniiger Amphibolite, die sammt und sonders umgewandeltes Titaneisen führen.
Das Auftreten der hier genannten Gesteine in Form von Einschlüssen
scheint ihm dafür zu sprechen, dass der eruptive Granitporphyr die archäische
Schichtenreihe der nördlichen Antiklinale des Granulit- Gebirges in der Tiefe
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86 NotizeD.
durchbrochen bat. Dass sich keine Phyllite und Grauulite als Einschlüsse
fanden, würde vielleicht nur daran liegen, dass man noch nicht darnach gesucht
hat, oder es könnten auch andere Gründe vorhanden sein. Endlich wurden
auch eigenthUmliche diabasartige, zum Theil der Variolit- Gruppe zugehörige
Gesteine und ferner echt klastische Quarzsandsteine mit thonig-eisenschüssigem
Cäment als unzweifelhafte Granitporphyr -Einschlüsse von demselben beobachtet
und grosse und kleine Knauem glänzenden Quarzes wiederholt gefunden.
Neue Minerale.
Serpierit. Dieses neue Mineral wurde von E. Bertraud und A.
Descloizeaux auf den Spalten eines zinkerzführenden Ganges von Laurium
entdeckt. Es ist in Büscheln auf Smithsonit aufgewachsen uud besitzt blaue
Farbe mit einem Stich in das Grünliche. Nach Damour ist es ein in Wasser
unlösliches wasserhaltiges basisches Ziuk-Kupfersulphat. Die 0*5—1 mm langen
und 0'25 — 0*5 mm breiten Erystalle gehören dem rhombischen Systeme au
Beobachtet wurden folgende Formen: (110) (111) (001) (203) (034) (011) (043)
(053) (081); (010) ist unsicher zu bestimmen, a :&: c = 0*85862 : 1 : 1-36373.
Gemessen wurden folgende Winkel:
Gemessen
110 llO *8V 18'
001111 *64 28
111.111 51 5
203 001 47 circa
034001 45—46
011001 52-55
043001 61 3
053001 65 55
111*111 71 48
081 001 84 31
Optische Axenebene parallel zu 100. Erste Mittellinie negativ, parallel der
Axe c. Dispersion g^v sehr stark.
Es wurden an 3 Krystallen gemessen:
2 H roth 43« 4i/ (Oel w ^ 1,466) daraus 2E= 66" 5'
2H „ 44 20 2Jy = 67 10
2 7/ „ 43 35 2 £=65 57
E. Bertrand fand 2H gelb 43—44«.
Der Name wurde zu Ehren des Herrn Serpieri gewählt. (Bull. soc.
min, 1881, Bd. IV. Nr. 4, S. 89.)
Tobermorit. Dieses zeolithische Mineral wurde von Heddle am Ufer
in der unmittelbaren Nähe des nördlichen Brückenpfeilers bei Tobermory auf
der Insel Mull gefunden. Dicht oder sehr feinkörnig. Blass rosafarbeo.
Durchleuchtend. Gewöhnlich schliesst es dünne Zonen von blassblauem, dichteo
Berechnet
51« 4'
46 38
45 39
53 45
61 11
66 15
72 0
84 46
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Notisen.
87
Mesolith ein. Es fehlt jede Spur einer krystallinischen Ausbildung. Femer
fand er den Tobermorit den Abhang nahe dem Leuchtthurm nördlich von
Tobermory entlang gegen die Bloody-Bay. Das spec. Gewicht wurde zu 2-428
bestimmt. Als Mittel wurden aus zwei Analysen von den Proben beider Fund-
orte folgende Zahlen erhalteu :
Kieselsäure 46*564
Thonerde 3 148
Eisenoxyd 0*901
Eisenoxydul . 1*466
Kalk 33*691
Kali I
Natron j
Wasser 12*357
Atomverh.
1*552
0*08
0*04
1-203
15
12
1*632 008
1'373
13
Rechnung
49*83
37*21
12-96.
Hieraus leitet sich folgende Formel ab:
8 [(4 CaO . U^O) bSiO^] + 10ü,0.
(Min. Mag. 188Ü, Bd. IV. Nr. 18, S. 119.)
Walkerit. Das neue Mineral, welches Ileddle beschreibt, wurde von
Walker in einem Diabas von Corstorphiue bei Ediuburgh gefunden. Es ist
verwandt mit Pektolith und kommt in radialfasrigen Bündeln oder flachen
Krystallen vor. Glanz perlmutterartig. Farbe milchweiss bis blassrosa. Phos-
phoreacirt bei dem Zerbrechen.
Die Analyse gab folgende Zusammensetzung:
Atomverh. Rechnung
Kieselsäure
Eisenoxydu
Kalk . .
Magnesia
Kali . .
Natron .
Wasser .
Diesen Zablen entspricht die Formel :
(4 CaO . MgO . Na^O . H^O) 7 ÄO, -f //,0.
(Min. Mag. 1880, Bd. IV. Nro. 18, S. 121.)
Balvraidlt. Diesen Namen gibt Ileddle einem Minerale, welches er zu-
sammen mit Dadgeon in einem körnigen Kalkstein im Nordwesten des Dörfchens
Bftivraid, Invernessshire, Schottland, associirt mit blauem Necronit und Biotit auffand.
Seine Farbe ist purpurbraun; die Structur zuckerköruig. H =* 6. Spec. Gew. = 2905
bis 2*908. Im Ganzen hat es eine grosse Aehnlichkeit mit Bytownit. Analysirt
wurden eine dunkle und lichte Varietät und folgendes Mittel aus den beiden
Asalysen erhalten:
52-202
1-74
7
53-71
1*335
28-635
1023
4
28 65
5*12
0.25
1
512
0-852
6*504
024
1
7*92
5*276
0*586
2
4-6.
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88 Notizen.
Atomverh.
]
Elechnnn
Kieselsäure
. . 46103
1537
15
45-32
Thonerde .
. . 23-261
. 4-51
45
23-33
Kalk . . .
. . 18-55
4-84
ö
1409
Magnesia
. . 7-941
3-97
4
8-05
Natron . .
. . 4-446
1-50
15
463
Wasser . .
. . 4-802
5-33
5
4-53
y. d. L. gibt es Wasser, schäumt auf und schmilzt zu einem blassblauen Glas.
Unter dem Mikroskop erscheint der Balvraidit in seiner ganzen Masse
mit einer andern Substanz gemengt, indem er ein scheckiges Bild zeigt, hervor-
gerufen durch kleine dünne durchsichtige Kryställchen. Der Balvraidit durfte
wahrscheinlich ein Gemenge von wasserhaltigem Labradorit und Biotit sein.
(Min. Mag. 1850, Bd IV. Nr. 18, S. 117.)
Tysonit. Als Tysonit bezeichnen 0. D. Allen und W. J. Gomstock
ein den Bastnäsit begleitendes Mineral, welches in hexagonalen kleinen bis
0-5 Zoll grossen prismatischen Krystallen vorkommt. Der Fundort ist nahe
dem Pikes Peak in Colorado gelegen. Glasglanz bis Harzglanz. Farbe hell
wachsgelb. Strich nahezu weiss. Y. d. L. wird er schwarz ohne zu schmelzen.
Decrepitirt im geschlossenen Rohr und färbt sich blassroth. unlöslich in
Salzsäure und Salpetersäure. Löslich in Schwefelsäure unter £ntwickelung von
Fluorwasserstoff, ff = 4-5—5. Spec. Güw. = 614 und 612.
Aus zwei Analysen wurde folgendes Mittel erhalten:
Atomverh
Ce . . . . 40-19
0284
La, Di. . . 80-37
0-220
Fl (Diff.) . . 29 44
1-E47
100-00
dem Atomenverhältniss:
B.Fl^l: 3 07
leitet sich folgende Formel ab: {Ge,La, Di\f\
Die Bastnäsitkrystalle sind wahrscheinlich Pseudomorphosen nach Tysonit.
Der Name wurde nach S. T. Tyson gegebon: (Americ. Journ sc. 1830(111) 10,
S. 391.)
Brackebuschit. Der Brackebuschit wurde von Döring als ein neues
Mineral erkannt. Er fand dasselbe in kleinen schwarzen gestreiften Prismen
auf Yanadinerzen, welche Descloizit und Vanadinitkrystalle zeigen. Die Vana-
diuerze wurden von Brackebusch an vier Stellen der Sierra de Cordoba,
Argentinien, Sad- Amerika, angetroffen. Eine Analyse von Brackebuschiikrystallen
gab Döring nach Abzug von 4*86% unlöslichen Rückstandes folgendes
Resultat:
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Notizen.
89
Yanadinsäure
26.S2
Phosphorsäure .
018
Bleioxyd . . .
. 6100
Manganoxydul .
4 77
Eisenoxydul . .
4-65
Zinkoxyd . . .
1-29
Kupferoxyd . .
0-42
Wasser . . .
2-08
99()6
Rammelsberg leitet aus diesen Zahlen folgende Formel ab:
(Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1880, Bd. 32, S. 711.)
Zinkaluminit. Diese neue Substan» fand E. Bertrand associirt mit
Zinkspath, Serpierit und mehreren andern unbestimmten, wahrscheinlich neuen
Mineralen an Erzstufen von Laurium auf.
Die Farbe des Minerales ist weius, etwas in das Grünliche ; es ist in hexago-
oalen Tafeln ausgebildet Optisch negativ, dieZweiaxigkeit ist nicht mit Sicherheit
zu erweisen, ^<Cv. Nach den Untersuchungen von A. Damour ist die Härte
grösser als 3. Spec. Gew = 2*26. Im Eölbchen erhitzt, entweicht Wasser.
Gibt auf Kohle Zinkoxydbeschlag. In Salpetersäure mit Hinterlassung von
5—7^/, Thon löslich. In Kalilauge ebenfalls löslich. Nach Abzug des beige-
mengten Tbones fand Damour folgende Zusammensetzung:
Sauerstoff?.
Rechnung
Schwefelsäure
. . 12-49
7-76
6
12-48
Thonerde .
. 25-48
11.87
9
2412
Zinkoxyd .
Kfipferoxyd
. . 34-69
1.85
iti] '■«
6
8812
Wasser . . .
. 2504
22-26
18
26-28
Die Formel ist demnach: QZnO + SÄl^O^ + 2SO^-\- ISH^O. (Bull. soc.
min 188), Bd. IV. Nr. 5, S. 136—138.)
Dtunortierit. Der Fundort des neuen Minerales ist ein Steinbruch
zwischen OuUins und Ghaponost im Thale Iseron (Rhone), wo dasselbe in
strahligen, tiefblauen, nahezu schwarz aussehenden Aggregaten in Pegmatitgängen
vorkommt, welche Gneiss durchsetzen. Die Gänge sind nach M* F. Gonnard
2—3 Cm. mächtig und führen rosafarbenen Orthoklas, grauen Quarz, weissen,
schwarzen oder broncefarbenen Glimmer, wenige Büschel von schwarzem Tur-
maün, und kleine Massen eines fasrig-lamellaren gelblichweissen Minerals
(Pyrophyllit). Ausserdem wurden noch sehr kleine opake, grüne Krystalle von
Apatit gefunden, und zwar zum ertttenmale im Lyonnais. Die physikalischen
Eigenschaften hat £. Bertrand bestimmt. (Bull. soc. min. 1880. Bd. III.
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90 Notizen
Nr- 7 8. 171.) DichroismuB stark. Die Fasern erscheinen bei Parallelstellung
ihrer Längsrichtung mit dem Ilauptschnitt des Nicol weiss, bei der Stellung
senkrecht dazu smalteblau. Die Fasern sind zweiaxig. Die Ebene der
optischen Axen ist parallel den Fasern, die zweite Mittellinie senkrecht za
denselben. Dispersion stark ^<iv. Die Erystalle stellen Zwillinge dar mit
Parallelstellung ihrer Längsrichtungen; die optischen Axenebenen bilden mit
einander circa 120^ Erystallsystem daher rhombisch mit einem Prismen winkel
von circa 120^ Im gewöhnlichen Lichte zeigt eine Platte von 0*06 Mm. Dicke
zwei Systeme von Büscheln. Die chemische Untersuchung hat A. Damour
durchgeführt. Das spec. Gew. fand er gleich 8*86. In Säuren unlöslich. Nach
Zusammenschmelzung von 0*5680 6r. Substanz mit der gleichen Gewichtsmenge
von kohlensaurem Kalke wurde folgende Zusammensetzung gefunden:
Sauerstoffv.
Kieselsäure . . 29*85 15.92 1
Thonerde . . . 6602 30-75 \
Eisenoxyd. . . v 101 OS'if^'^^ ^
Magnesia . . . 0*45
GlUhverlnst . . 2;25
99^58"
Die sich ergebende Formel 4:Äl^0^, 3SiO^ verlangt
Kieselsäure . . . 80*40
Thonerde .... 69*60
Die neue Specics wurde nach dem Palaeontologeu E. Dumortier
benannt. (Bull. soc. min. 1881, Bd. IV. Nr. 1, S. 2—8.)
Chaloomenlt. Der Fundort des Chalcomenit (xccXxog Kupfer, fitp^ Mond)
ist im Cerro de Gacheuta 12 Meilen SO von Mendoza, Argentinien gelegen und
wurde er auf einem dem Bomit ähnlichen Erze gefunden. Er kommt vor mit
verschiedenen Seleniden so Cacheutit (Domeyko), Clausthalit, Zorgit, Berzelianit
Die optischen und krystallographischen Charaktere wurden von D«sCloizeaux
bestimmt und die ehem. Untersuchung von A. Damour durchgeführt. Das
neue Mineral erscheint auf dem bornitähn liehen Erze als ein krystallinischer
Ueberzug mit kleinen blaaen durchsichtigen Krystallen. Kry stall System mono-
symmetrisch. Formen (HO) (100) (101) (261) (2.12.1). Die Flächen sind
glänzend und eben. Mit mehr oder weniger gerundeten Flächen treten noch
auf (001) (801) (421). Parallel der Combinationskante (001) (loi) tritt zuweilen
eine feine Streif ung auf diesen beiden Flächen hervor.
a:h:c:= 0*722188 : 1 : 246038 ; ß = 89" 9'.
Gemessen
Berechnet
l'O
110
*35« 50'
35« 50*
100
801
19 27
20 8
001
100
88 50
89 9
001
101
*18 54
18 54
101
100
♦71 57
71 57
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Gemessen
Berechnet
89 6
89 19
54 26
54 51
58 82
58 9
39 15
38 58
68 40
68 40
86—86° 40'
37 33
41« 80'
41 43
43 30 circa
44 7
72 28 „
71 34
770 13/
770 25
68 16
68 82
79 50 circa
80 59
77 30 „
76 42
16 56
17 7
79 0 circa
79 4
44 52
44 51
72 28
71 40
69 12
69 6
Notizen. cyi
001.110
001 . 421
001 . 261
100 . 421
100 . 261
110.421
110.261
110.2.12.1
2.12.1.001
2.12.1.100
2.12.1. llO
2.6.1.110
2.12.1.101
2.12.1.261^
261.261
2.12.1 . 2^12.1
110.110
801 . 001
Die optische Axeuehene liegt normal zu 010; Erste Mittellinie negativ, ihre
Lage nicht genau bestimmbar, Axenwinkel sehr klein. Spec. Gew. =r. 3'76, wegen
Beimengung von Gangmineral etwas zu hoch. Im Kölbchen erhitzt, gibt er
saures Wasser ab, worauf bei weiterer Erhitzung Selenigsäureanhydrid sublimirt.
Die Analyse ergab:
Sauerstoffv.
Selenige Säure . . 4812 18*81 2
Kupferoxyd . . . 35-40 7-12 1
Wasser 1530 13.60 2
98-82
Der Chalcoraenit ist daher ein Kupferselenit mit der Formel:
CuO,S€0^.2H^O,
Von G. Friedel und E. Sara sin ist der Chalcomenit auch künstlich
dargestellt worden. Siehe darüber Bull. soc. min. 1881, Bd. IV, S. 225. (Bull.
80C. min. 1881, Bd. IV. S. 51 und 164).
Lintonit. In einem diabasähnlicben Gesteine an der Nordwestkttste des
liftke superior bei Grand Marais, Cook County, Minnesota fanden S. F. Peckham
QitdG. W.Hall mit Zeolithen erfüllte Mandeln. Sie unterschieden darin dreierlei
Varietäten. Der dritten Varietät, welche an abgewetzte Prehnitfragmente erinnert,
gaben die Verfasser den Namen Lintonit. Derselbe ist durch ein feinkörniges,
erst im polarisirten Lichte hervortretendes Gefttge ausgezeichnet. Seine Farbe
ist grüo. Das spec. Gew. 2-32— 2*37 ist dasjenige des Thomsonit. Die Analyse
lieferte:
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92 Notizen.
Kieselsäure . . . 40*605
Thonerde . . . 30-215
Eisenozydul . . 0*40
Kalk 10-370
Kali 049
Natron , . . . 4055
Wasser .... 13-75
9yb85
Diese Analyse steht sehr nahe den vom Thomsonit bekannten Analysen
und da es nicht erwiesen ist, dass reines und frisches Material untersucht wurde,
so ist es sehr zweifelhaft, ob der zu Ehren der Aualytikerin Miss Laura
A. L i n 1 0 n für die aualysirte Substanz gegebene Name beizubehalten ist. (Am.
Journ. of scienc. 1880 (III) Bd. 19. S. 122. S. auch das Referat von C. Klein
im N. Jahrb. 1881, Bd. I. S. 19.)
Neues Mineral von Nantes. In den Hohlräumen eines Pegmatit^s von
Petit-Port bei Nantes fand E. Bertrand das neue Mineral, associirt mit Apatit,
Misspickel und Turmalin. Es kommt vor in kleinen durchsichtigen, gelblichen, glän-
zenden Kryställchen. Krystallsystem rhombisch. Beobachtete Formen : (OUl) (HO)
(010). Der Prismenwinkel ist nahe 60". Nach (001) sind die Krystalle tafelartig.
Prismenfiächen vertical gestreifr. Die optische Axenebene liegt parallel (010),
die negative Mittellinie geht der Brachy diagonale parallel. g<Cv,2Ha=zS2^.
2iro=118^ daher 2Va 7i^ 51' 34" /?= 1-569 (Brechungpexponent des Oels
= 1-46). Das spec. Gew., mit der Thoulet' schon Flüssigkeit ermittelt, ist
gleich 2*593. Härte geringer als 6. Vor d. L. unschmelzbar, weiss und undurch-
sichtig werdend. In Salpetersäure unlöslich. Damour hat in einer Probe Kiesel-
säure, Thonerde, Eisenoxydul und Kalk nachgewiesen. Zu einer Probe auf Fluor
reichte die Substanz nicht aus. (Bull. soc. miu. 1880, Bd. III. S. 96 und 111.)
£rythro8inkit. Dieses neue Mineral fand A. Damour auf Springen
eines Lapis lazuli aus Sibirien. Es kommt vor in krystallinischen Tafeln von
rother Farbe. Durchscheinend. Weich mit hellgelbem Strich. Im Röhrchen
erhitzt, entwickelt es schwefelige Säure. Schmilzt in der Platinzange zu einer
schwarzen Perle. In Phosphorsalz löst es sich bei Zusatz von Salpeter in der
Oxydationsflamme mit violetter Farbe. In Salpetersäure löslich mit Ausscheidung
von etwas Schwefel. In Lösung befindet sich Zink und Mangan. Eine quan-
titative Analyse wurde aus Mangel an Material nicht ausgeführt. (Bull. soc.
min 1880, Bd. HI. S. 156.)
Chromophosphat von Blei und Kupfer. Auf Vauquelinit führenden
Stufen von Beresowsk, Ural, fand F. Pisani ein dunkel orangerothes Mineral,
welches nach seiner Zusammensetzung dem Laxmannit Nordenskiöld^s und
dem Phosphorchromit Hermann's nahesteht. Die Analyse ergab:
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Literatur.
Sauerstoffv.
Bleioxyd . . .
70-60
4.57
Kapferoxyd . .
5.92
Chromsäure . .
15-801
9-78}
Phosphorsäure .
1307
93
lOü-75
Hieraus leitet Pisani die Formel: SPbO. PO^. +{PbO, CuO) CrO^ ab.
(Bull. 80C. min. 1880, Bd. III. S. 196.)
F. Berwerth.
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der Theorie der Krygtallstruktur. — Verband!, d. naturwiss. Vereines, Nr. 9,
April 1882.
A. Streng: Beitrag zur Kenntniss des Magnetkieses. — N. Jahrb. für
Min. 188-2, I. Bd.
J. Thoulet: Recherches exp^rimentales sur ]a conductibilit^ thennique
des min^raux et des roches. — Comptes rendus, April 1882.
Freiherr Th. v. Ungern-Sternberg; Untersuchungen über den
finnländiscben Rapakiwi-Granit. — Dissertationsschrift, Leipzig 1882.
Carl Vogt: Les prötendus organismes des mät^orites. — Mem. Inst,
nat genev.. Vol. XIV, 1882.
Dr. F. Weinland: üeber die in Meteoriten entdeckten Thierreste. —
EssliDgen 1882. In früherer Zeit wurden die im Thon und Mergel vor-
kommenden Concretionen öfters für Versteinerungen gehalten. Auch manche
Tropfsteine, ferner die kugeligen, traubigen, nierförmigen Mineralbildungeu
werden bisweilen 7on solchen, die mit den Thatsachen der Mineralogie nicht
vertraut sind, für thierische üeberreste angesehen, weil die äussere Atiholicbkeit
mit diesen zuweilen sehr gross ist. Es kommt jedoch nicht mehr vor, dass derlei
Büdungen als Versteinerungen beschrieben werden, da man die Entstehungs-
weise derselben kennt. Die Textur ist eine unorganische und von innen bis
zur äussersten Begrenzung gleichartig krystallinische. Ebenso verhält es sich
mit jenen oft rundlichen Gebilden (Chondren), welche in den hauptsächlich aus
OHvin, Bronzit undEnstatit bestehenden Meteoriten häufig sind. Dieselben sind
gleichförmig krystallinisch und zeigen im Inneren nicht die Spur von secun-
dären Formen. Seit den Arbeiten G. Rose's über diese merkwürdigen Kör-
perchen sind dieselben oft geprüft und abgebildet worden. Berufene Forscher
lullten sie für Erstarrungsgebilde, die aus dem dampfförmigen oder flüssigen
Zustande direkt hervorgegangen sind, ähnlich wie die Hagelkörner oder wie die
Lavatropfen der vulkanischen Asche. Da jedoch die Bildung der Chondren nicht
beobachtet werden kann, so bietet ihre Form dem Uneingeweihten Gelegenheit
für mancherlei Vermnthungen.
Der Verf. der oben genannten Schrift hat sich durch die Pablicationen
eines eifrigen Freundes der Naturwissenschaften, der von Beruf Jurist und nach
dem Ausspruche des Verf. ein „trefflicher Mineralog" und „geübter Mikroskopiker«
ist, verleiten lassen, die Bildungen für Versteinerungen zu erklären. Die Chondren
werden als Polycystinen, Foraminiferen, Schwämme, Korallen, Crinoiden be-
schrieben und mit zoologischen Namen belegt. Der Eindruck, welchen dieses
Gebahren auf den Meteoritenforscher macht, ist ungefähr deijenige, welchen ein
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96 Literatur.
Zoologe empfände, wenn er sieht, dass ein Freund der Naturgeschichte Bienenzellen,
Seesterne, Korallen wegen ihrer regelmässigen Form für Ery stalle erklärt und
diese mit krystallographischen Bezeichnungen beehrt.
Vor längerer Zeit hat der Wtlrzburger Professor Beringer Gebilde aas
Thon, welche seine Studenten fabricirt hatten, für Versteinerungen gehalten und
als solche abbilden lassen, vor 13 Jahren wurden vom Bergrath Jenzsch die
wohlbekannten rundlichen, oft verzweigten Einschlüsse in Quarz, der aus einem
Melaphyr genommen war, für Algen, Infusorien, Räderthierchen erklärt. Nun
hat die Literatur der Meteoriten einen entsprechenden Zuwachs erhalten. Diesem
gegenüber ist ea vielleicht nützlich zu bemerken, dass in künstlichen Gläsern
und Schlacken, sowie im Obsidian, Perlit und in manchen Porphyren con-
cretionäre Bildungen vorkommen, die viel schöner, auch oft grösser sind als die
Chondren, und die für vergleichende Studien sehr geeignet erscheinen.
Tschermak.
V. Ritter v. Zepharovich: lieber die Formen des Bibromkampfer
C.^H^^Br/). — Sitzber. d. k. Akad. d. Wiss., Wien, März 1882
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Die valkanischen EreigniMe des Jahres 1881. 97
V. Die vulkanischen Ereignisse des Jahres 1881.
17. Jahresbericht von G. W. C. Faehs.
L Eruptioneii..
Schon seit mehreren Jahren befindet sich die vulkanische
Thätigkeit der Erde in einem Stadium ungewöhnlicher Ruhe und
auch das Jahr 1881 hat den gleichen Charakter bewahrt wie die
Yorhergehenden. Weder durch die Zahl, noch durch die Heftigkeit
der Eruptionen lässt sich darin eine Aenderung erkennen, denn auch
der bedeutendste Ausbruch des Jahres, der des Mauna Loa, wie
grossartig er auch im Vergleich zu den Ausbrüchen anderer Vulkane
gewesen sein mag, erscheint doch nicht ungewöhnlich hervorragend
nach dem Massstab, den wir an diesen Vulkan anzulegen gewohnt
sind und steht noch weit zurück gegen die grossen Eruptionen, die
mehrmals in den letzten Jahrzehnten von ihm ausgingen.
Der Vesuv.
Die Thätigkeit dieses Vulkans verharrte in dem im letzten
Jahresbericht geschilderten Zustand auch während des Jahres 1881
und war nur etwas abgeschwächt. Nach dem kleinen Ausbruch im
November 1880 erfolgte der erste Lava-Ausfluss wieder am
3. März 1881, wodurch die Vesuvbahn gefährdet wurde. Der einige
Zeit andauernde Lava-Erguss liess sich jedoch ablenken. Der Berg
war zu dieser Zeit mit Schnee bedeckt. — Ein etwas stärkerer
Aasbruch erfolgte dann am 1. Juni, wo breite Lavaströme am Nord-
ost-Abhang des Vulcans hinabflössen. Dagegen scheint sich der
Berg in der. zweiten Jahreshälfte mehr und mehr beruhigt zu
haben, doch ergoss er gegen Ende des Jahres auf der Ostseite
reichliche Lava, die bis über die Basis des Kegels gelangte.
Azoren.
In dem so häufig aktiven Bezirk vulkanischer Thätigkeit bei
der Inselgruppe der Azoren, wo erst 1880 ein Ausbruch statt-
gefunden hatte, ereignete sich abermals einer Mitte Februar 1881,
Miaeralof. «nd petrogr. Mitth. V. 1882. C. W. a Fuchs. 7
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98 C. W. C. Fuchs.
durch den, wie gewöhnlich, eine neue Insel zu bilden begonnen wurde.
Sie scheint das Schicksal ihrer Vorgänger getheilt zu haben und
bald wieder verschwunden zu sein, denn die später dort vorftber-
segelnden Schiffe gaben keine Nachricht mehr von ihr. Der sub-
marine Ausbruch war von zahlreichen Erderschütterungen begleitet,
die man auf den Azoren spürte und die auf San Miguel, wo sie
lange Zeit fortdauerten, sogar bedeutenden Schaden anrichteten.
Oeorgios.
Die grosse, yieljährige Eruption der Insel Santorin ist noch
in Aller Gedächtniss. Ihr hauptsächlichster Mittelpunkt war der
damals neu gebildete Eegel „Georgios'^. Seit dem Abschluss jenes
Ereignisses hatte auch er, wie die ganze Inselgruppe, jegliche
Thätigkeit eingestellt. Nach mehr als zehn Jahren begann die Insel
am 30. Mai 1881 wieder Dämpfe auszustossen und am 2. Juni
steigerte sich diese Art von Thätigkeit plötzlich in hohem Grade.
Das Meer zwischen Palaeo- und Nea-Eaimeni zeigte wieder eine
erhöhte Temperatur, wie zur Zeit der grossen Eruption. Diese Er-
scheinungen hatten jedoch keine weiteren Folgen, der Vulkan
blieb ruhig.
Vulkan Idaho.
Aus Levinston, Id. U. St. of. Am., kam die unerwartete Nach-
richt, dass 12 Meilen östlich vom Mount Idaho, wo bisher ein
Vulkan nicht bekannt war, an einem Berge am 9. August ein
heftiger vulkanischer Ausbruch begonnen habe. Die Stelle dieser
Eruption soll an der südlichen Abdachung der South-Fork-Berge,
am Clearwater-River gelegen sein. Augenzeugen erzählten, dass
Rauch- und Feuersäulen von mehreren hundert Fuss Höhe auf-
stiegen und weithin sichtbar glühende Lava sich über den Abhang
ergoss. Der Lavaausfluss hörte nicht früher auf, wie der Rauch und
Feuerschein, die lange Zeit aus grosser Ferne gesehen werden
konnten. Man glaubt, dass der thätige Krater etwa 1000 Fuss über
dem Clearwater-River lag, in einer Gegend, in der früher Erd-
erschütterungen gespürt worden waren und wo auch der Tradition
nach vulkanische Ausbrüche schon vorgekommen sein sollen. Die
Eruption hatte mit so furchtbarem Getöse begonnen, dass man es
an der Mündung des Salmon«River in Camas-Prairie und in M. Idaho,
also im Umkreis von 75 engl. Meilen hörte.
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Die TulkaniBchen Ereignisse des Jahres 1881. 99
Per Albay oder Mayen.
Der bekannte, 2300 Meter hohe Vulkan Mayon in der Provinz
Albay auf Luzon, welcher nach der Provinz auch Albay genannt
wird und viele grosse Eruptionen hatte (z. B. 1766, 1800, 1814,
1854, 1861, 1871), begann Mitte August wieder einen Ausbruch,
der leider nur gelegentlich der am 14. und 15. August in Manila
eingetretenen Erdbeben erwähnt wurde.
Neuer Vulkan in Mexiko.
Ein bisher unbekannter Vulkan in der Serra de Azusco gerieth
plötzlich am 23. September in Eruption. Gewaltige Ströme von
Lava ergossen sich und breiteten sich so sehr aus, dass mehrere
Ortschaften zerstört wurden, wobei 50 Menschen umkamen. Die
letzten Nachrichten über die damals noch andauernde Eruption
kamen vom 28. September.
Der Aetna.
Seit 28. December zeigte auch dieser Vulkan einige Tbätig-
keit, die in dem Auswerfen von Asche und Sand aus dem Central -
krater bestand. Besonders am 29. December sah man grosse Massen
davon gegen Nordwesten auf den Feldern von Bronte und Maletto
sieh niederlassen, wodurch die weisse Schneedecke in kurzer Zeit
dunkel gefärbt wurde.
Der Mauna Loa.
Die schon im 16. Jahresbericht geschilderte Eruption des
Haana Loa setzte sich auch 1881 fort. Der Ausäuss der Lava er-
folgte aus drei verschiedenen Erateren, alle auf dem Abhang nörd-
lich und östlich vom grossen Gipfelkrater Mokunweoweo gelegen.
Aus den Schlacken bildeten sich dort hohe Hügel in einer durch-
schnittlichen Entfernung von 2 bis 3 engl. Meilen von einander,
der mittlere etwa 130 M. hoch. Sie waren dem Anschein nach
gleichzeitig thätig. Der grosse Lavastrom, welcher nach Südost auf
den Bezirk Kau zufloss, stand im März still, jener Strom, der sich
nach Osten gegen das lange in Gefahr schwebende Hilo gewandt
hatte, erreichte um diese Zeit die Wälder, bewegte sich aber nur
noch wenig. Dagegen brach etwas südlich davon aus dem höchsten
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100 C. W. C. FnchB.
Eegel ein neuer Strom hervor, der sich bald in zwei Arme theilte
und weithin Feuerschein ausstrahlte. Erst im Anfang August blieb
der grosse Layastrom ganz stille stehen, nachdem er neun Monate
in Bewegung gewesen und dabei am Ostabhang 96 Em., bis fa^t
zur Küste zurückgelegt hatte. Sein Endpunkt liegt nur wenige
tausend Schritte yon Hilo. — Die Quantität der vom Mauna Loa
ergossenen Lava war selten so gross, wie diesmal; es stieg kein
Dampf und kein Gas aus ihr auf, obgleich sie flüssig war wie
Wasser und weissglühend. Eine sonderbare Erscheinung bestand in
einer über dem Lavastrom stehenden Wolke, welche unbeweglich
blieb. Mehrere Quadratmeilen waren gleichzeitig mit glühender
Lava bedeckt; schliesslich stürzte die Lava 3 Em. von Hilo in
einen Teich.
Schlammvulkane.
Seit dem Jahre 1878 sind die sonst nur periodisch thätigen
Schlammvulkane am östlichen Fusse des Aetna in einer fast un-
unterbrochenen Eruption begriffen, worüber die früheren Jahres-
berichte Auskunft geben.
In der ersten Hälfte des Juni 1881 verstärkten sie ihre da*
mals . etwas abgeschwächte Thätigkeit bedeutend. Dör grosse
rauchende Schlammpfuhl dehnte sich mehr und mehr aus und schnitt
mehrfach den Lauf der vom Aetna herabkommenden Bäche ab, so
dass sie sich nach den niedrigen Theilen von Paternö wandten.
Da man in der heissen Zeit gesundheitsgefahrliche Folgen daraus
drohen sah, suchte man durch Canäle eine Ableitung nach dem
Flusse Semeto herzustellen.
Noch bedeutender war die Thätigkeit eines Schlammvulkans
auf dem Festlande, der Salsa dl Querzuola, dem wichtigsten in der
Provinz Reggio. Anfangs Juli war er in voller Eruption. Am 5. Juli
vernahm man unterirdisches Rollen bis in die Ebene hinab und
aus seinem Erater wurden Schlammmassen mehrere Meter hoch
ausgeworfen. Während dieser Erscheinungen spürte man in der
Umgebung von Regnano zahlreiche Erderschütterungen.
Eine andere ungewöhnliche Naturerscheinung im Meerbasen
von Eorinth reiht sich an die hier mitgetheilten Ereignisse an. In
der Nacht vom 15. zum 16. December 1881 erfüllte sich die Luft bei
Aitolikon mit einem so heftigen, Erstickung drohenden Geruch von
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Die valkanischen Ereignisse des Jahres 1881. 101
SchwefelwasserBtoff, dass die im Schlafe liegenden Einwohner da-
durch geweckt wurden. In dichten Schaaren drängten sich die
Fische des Meeres von allen Seiten gegen die Küste, wo sie leicht
gefangen werden konnten. Das Meer war weithin mit todten Fischen
bedeckt, da ans dem mittleren Theile des Beckens die Gasaus-
strömung stattgefunden hatte, wie man an einer lange Zeit
dauernden milch weissen Trübung des Wassers, die von aus-
geschiedenem Schwefel herrührte, erkennen konnte.
II. Brdbeben.
Folgende Zusammenstellung enthält die mir bis jetzt bekannt
gewordenen Erdbeben aus dem Jahre 1881 ^):
Januar.
1. Januar. Abends 6 Uhr 55 Mio. Erdstoss zu Red Bluff,
ChI, von N. nach S.
5. Januar. Abends 4 Uhr 50 Min. ziemlich heftiges, aber
nur eine Sekunde dauerndes Erdbeben in Agram.
5. Januar. Abends 10 Uhr 56 Min. Erdstoss zu Bainbridge,
Island, W. T. (4?^ 42' n. Br., 122« 31' w. L.«),
6. Januar. Morgens 4 Uhr 5 Min. Erdbeben in Bomsdorf,
Kreis Lennep, aus einem einzigen starken Schlag.
6. Januar. Abends 4 Uhr 20 Min. abermals Stoss zu Bain-
bridge, Island.
6. Januar. Abends 6 Uhr 25 Min. Erdstoss zu Bed Bluff.
U. S., Weath Rev.
7. Januar. Morgens 6 Uhr 15 Min. schwacher Stoss zu
Campo, Cal. — U. S. Weath Review.
7. Januar. Abends 10 Uhr 15 Min. Erdstoss zu Bainbridge,
Island. Am. J. of. Sc.
7. Januar. Erdbeben in der Nähe von Yokohama.
10. Januar. Morgens 7 Uhr schwacher Erdstoss in Reichenau
(Oesterreich).
*) Die Erdbeben von Japan stehen noch aus.
') Die Mehrzahl der americaniscben Erdbeben verdanke ich der gtttigen
Mittheilnng dnrch Prof. Rockwood.
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102 C W. C. Fuchs.
10« Januar. Zwischen 8'|4 und 9 Uhr morgens in Landeok
(Tirol) zwei Erdstösse von Ost nach West, davon der erste
sehr stark.
11. Januar. Abends 11 Uhr Erdbeben in Kreuzungen
(Schweiz) so stark, dass Häuser bebten und leichte Möbel ge-
rückt wurden.
12. Januar. Abends 7 Uhr erschien nordwestlich von Bereg-
sass eine Viertelstunde lang eine hohe Flammensäule.
13. Januar. Abends 9 Uhr 30 Min. leichtes Erdbeben in
Ala (Tirol).
15. Januar. Morgens in St. Simon bei Agram heftiger Erd-
stoss, der sich Abends wiederholte.
15. Januar. Abends 11 Uhr 15 Min. schwacher Erdstoss in
Tossignano und Brisighello bei Bologna.
16. Januar. Abends 11 Uhr schwacher Stoss zu Bainbridge,
Island. Am. J: of. Sc.
18. Januar. Morgens 2 ^(2 Uhr leichter Stoss in Agram.
18. Januar. Morgens lO^ja Uhr soll, nach dem „Grazer Yolks-
blatf^ vom 9. Februar, in St. Peter im Sulmthal eine Erderschütterung
gespürt worden sein.
19. Januar. Morgens 4 Uhr 2 Min. ziemlich starker Erd-
stoss von 2 Secunden in Agram.
20. Januar. Abends 9 Uhr 40 Min. Erderschütterung von
circa 10 Secunden in der Umgebung von Bath, Me., auch in Bruns-
wick, Bowdoinham u. a. O. bis Portland und Lewiston gespürt.
Am. J. of. Sc. u. A.
20. Januar. Abends 11 Uhr 25 Min. Erdbeben mit Getöse
in Agram, von verschiedener Intensität in den einzelnen Stadttheilen.
22. Januar. Erdbeben in Yokohama und Umgebung.
23. Januar. Morgens 1 Uhr 30 Min. ziemlich heftiger Erd-
stoss von 2 Secunden in Canea von West nach Ost gerichtet.
Gegenstände in den Zimmern geriethen in rollende Bewegung.
23. Januar. Erdstösse in Oberitalien, deren Sitz bei Bologna
gewesen zu sein scheint, wo sie am stärksten waren. Ihre Wirkung
erstreckte sich einerseits bis Verona, andererseits bis Florenz.
23. Januar. Kurz nach Mitiornacht heftiger Erdstoss in
Heiligenblut mit starker, kanonenschussartiger Detonation.
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Die Yiilkanischen Ereignisse des Jabres 1881. 103
24. Januar. Abenda 5 Uhr 5 Min. leichtes aber lange
daaemdes Erdbeben in Ala (Tirol). Nach der Eintrittszeit unter-
liegt sein Zusammenhaug mit dem italienischen Erdbeben wohl
keinem Zweifel.
24. Januar. Abends 5 Uhr 4 Min. ein heftiger Stoss von
6 Secunden Dauer und mit heftigem Getöse in Bologna. Die Fort-
pflanzung geschah in der Richtung von Nordwest nach Südost.
Schwächer wiederholte sich der Erdstoss um 5 Uhr 48 Min. Um
5 Uhr 10 Min. nahm man in Brisighello lange Zeit unterirdisches
Getöse wahr, worauf ein wellenförmiges Erdbeben folgte.
24. Januar. Abends 8 Uhr 54 Min., 9 Uhr 15 Min. und U Uhr
15 Min. Erdstösse in San Francisco, Cal., von NW. nach SO. In
Oakland waren die beiden ersten Stösse mit unterirdischem Getöse
YerbuDden und ihre Richtung von SW. nach NO. Am. J. of. Sc.
24. Januar. Erdbeben in Yokohama.
25. Januar. Morgens 1 Uhr 15 Min. und 11 Uhr heftige
Erderschütterungen in Agram«
25« Januar. Abends 12 Uhr 39 Min. starkes Erdbeben in
Bologna yon 5 Secunden Dauer. Die Erschütterung breitete sich
Ton Süd nach Nord bis Padua und Venedig aus. Um 7 Uhr
36 Min. erfolgte in Bologna unter Getöse ein zweiter Stoss und
um 9 Uhr 30 Min. ein dritter.
26. Januar. Morgens 10 Uhr 5 Min. heftiger Stoss in
Bologna.
27* Januar. Morgens 12 Uhr 52 Min., 3 Uhr 4 Min. und
4 Uhr 32 Min. Pester Zeit Erdstösse mit unterirdischem Getöse in
St Ivan Zelina, zwei davon sehr stark.
27. Januar. Abends 2 Uhr 20 Min. in Bern sehr starkes
donnerähnliches Getöse mit heftigem Erdbeben. Die Bewegung war
während einiger Secunden wellenförmig von Südwest nach Nordost,
wodurch Möbel gerüttelt wurden, und endigte mit einem heftigen
Stoss, welcher im Innern der Stadt mehrere Oefen umwarf und
mehr als 90 Kamine einstürzen machte; von den Plafonds lösten
sich Stücke los und von dem Zeitglockentburme fielen Steine und
Ziegel herab. Um dieselbe Zeit fanden in Solothurn mehrere Erd-
stösse statt, in Basel waren es drei starke Stösse, die ferner in
Liestal, Aarau, Baden, Zürich, Thun gespürt wurden. In Solothurn
ging die Bewegung von Süd nach Nord. Ausserhalb der Schweiz
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104 C. W. C. FachB.
wurde das Erdbeben im südlichen Schwarzwald beobachtet, besonders
in der Umgebung von Lörrach, wo die wellenförmige Erschütterung
5 Secunden anhielt, dann in Eandem, im Wiesenthal und Neustadt.
In Mühlhausen im Elsass trat es bald nach 2^|4 Uhr ein, war
schwach, aber mit Getöse verbunden. — Abends nach 6 Uhr er-
folgte in Bern noch ein schwacher Stoss. — Das erste grosse Erd-
beben um 2 Uhr 20 Min. hatte folgende Grenzen: Genf, Morges,
Payerne, Freiburg i. Ue., Biel, Thun, Luzern, Muottathal, Glarus,
St. Gallen, Herisau, Frauenfeld, Schaffhausen, Neustadt im Schwarz-
wald, Lörrach, Mühlhausen im Elsass.
27. Januar« Abends 11 Uhr 8 Min. Erdstoss in Agram.
28. Januar. Morgens 3 Uhr abermals Erdstoss in Bern.
28. Januar. Morgens 11 Uhr 30 Min. wellenförmige Erd-
erschütterung in Brisighello.
28. Januar. Abends 2 Uhr 15 Min. Erdbeben in Narwa
(Russland) von 3—4 Secunden. Das erschütterte Gebiet erstreckte
sich von Narwa gegen Westen 13 £m., gegen Osten 21 Em.,
nach Süden 15 Em. und nach Norden 10 Em. Auf der. Station
Eorff der baltischen Eisenbahn und den esthländischen Gutshöfen
Logena und Repnik fiel Mörtel von den Wänden und war die Er-
schütterung am stärksten; in Eorff sprangen mehrere Fenster-
scheiben, in Logena hörte man auch unterirdisches Getöse. In
Narwa und Iwangorod wurden theils leichte Erschütterungen, theils
unterirdisches Rollen wahrgenommen.
28. Januar. Abends 8 Uhr 50 Min. in Gurkfeld zwei
ziemlich heftige Erdstösse rasch nach einander in der Dauer von
2 Secunden und von Nordwest nach Südost. Schon seit einer
Woche hatte man schwache Vibrationen beobachtet. In Landstrass,
auf einer Insel in der Gurk gelegen, waren in letzter Zeit mehrere
Erschütterungen gespürt worden.
30. Januar. Abends 9 Uhr 45 Min. schwacher Erdstoss zu
Bainbridge Island. Am. J. of Sc
31. Januar. Abends 5 Uhr 15 Min. Erdbeben in Bern,
kurzer und schwacher Stoss you Südost nach Nordwest; auch in
Muri wahrgenommen.
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Die Yulk&QiBchen Ereignisse des Jahres 1881. 105
Februar«
1. Februar. Erdbeben in Unter- und Inner-Erain, beson-
ders in Brod an der Kulpa, Oottschee, Badolfswerth, Laibach,
Franzdorf, Loisch, Planina, Podgrod in Istrien. Die Eintrittszeit
war 2 Uhr 25 Min. und unter starkem unterirdischen Getöse ging
die Bewegung von Ost nach West und konnte darnach wohl mit
den Ereignissen von Agram im Zusammenhang stehen. Meist
wurden zwei Stösse gespürt, an einigen Orten sechs und einzelne
waren so heftig, dass Mauern Sprünge bekamen.
1. Februar. Nachts mehrere Erdstösse in Agram. Morgens
3 Uhr war ein Stoss sehr heftig und anhaltend, mit unterirdi-
schem Getöse, das im Agramer Gebirge so stark war, dass die
Bauern ihre Häuser verliessen.
1. Februar. Abends 9 Uhr 23 Min. schwacher wellen-
förmiger Erdstoss in Bern.
1. Februar. Abends 4 Uhr 11 Min. in zwei Secunden drei
Erdstösse zu Yisalia, Cal., und um 9 Uhr 53 Min. noch zwei in
der Richtung SO-NW. Am. J. of Sc.
2. Februar. Zu Salinas City, Cal. ein schwacher Stoss Yon
Nord nach Süd. — U. S. Weath Review.
2. Februar. Gegen 4 Uhr Morgens schwacher Stoss in
Boston. Mass. Am. J. of Sc.
3. Februar. Morgens 4 Uhr Getöse und Erdstoss zu Ply-
month. Mass. Am. J. of Sc.
3. Februar. Morgens 5 Uhr abermals zwei Erdstösse in
Bern, wovon einer ziemlich stark.
3. Februar. Abends 12 Uhr 18 Min. und 4 Uhr 15 Min.
Erdstösse in Agram.
4. Februar. Im Gebiete der karnischen Alpen und auf
dem Karst bis Triest fand Nachts ein ausgedehntes Erdbeben statt.
In Elagenfurt erfolgte ein Stoss um 2 Uhr Morgens, der Haupt-
Btoss um 2 Uhr 22 Min. von Ost nach West wellenförmig 5 bis
6 Secunden lang, wobei die Plafonds und Balken ächzten. Ein
weiterer Stoss erfolgte dann noch um 3Va Uhr. In Triest traten
2 Uhr 24 Min. Morgens mehrere Erdstösse von 4 Secunden Dauer
ein, von Nordost nach Südwest gehend; in Laibach, wo die Er-
schütterung heftig und horizontal schaukelnd auftrat, wird die Zeit
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106 C. W. C. Fuchs.
auf 2 Uhr 16 Min. und die Dauer auf 3—4 Secunden angegeben,
Folgende Nachrichten liegen aus anderen Orten vor: In Gotschee,
Idria, Rudolfswerth und Tüflfer von 2 Uhr 26—38 Min. heftige
Erschütterungen von Nordost her, in Gilli um 2 Uhr 30 Min.
ziemlich heftig, in Tarvis, Adelsberg, Preudenthal und Stein in
Krain um 2 Uhr 30 Min., in Fiume 2 Uhr 25 Min. zuerst leichte
Vibration, dann starker Stoss von Nord nach Süd während 6 Secun-
den mit furchtbarem, donnerähnlichem Getose, ähnlich in Yolosca,
Görz, Gapo d' Istria. Darnach scheinen die Grenzen Fiume, Triest,
Görz und im Norden Laibach und Klagenfurt gewesen zu sein.
Ausser den mitgetheilten Stössen spürte man noch einen um 4 Uhr
Morgens in Beifnigg.
4. Februar. Heftiges Getöse und Erdstoss zu Greenland
und Stratham, N. H. Am. J. of So.
Anfangs Februar. Morgens 4 Uhr in Breaute, Canton
Goderville bei Bouen dumpfes Getöse, begleitet von heftigem Kra-
chen und schwachem Lichtschein, worauf ein Haus in einen sich
öffnenden Schlund versank. Bald darauf hörte man abermsJs Kra-
chen und noch zwei Häuser verschwanden. Der Abgrund war
10 Meter lang und in ihm lagen die Häuser unter einer 6 bis
7 Meter hohen Wassersohicht. Die mitversunkenen Bäume waren
nicht einmal mit ihren Wipfeln sichtbar.
5. Februar. Abends 2 XThr 45 Min. schwache Erderschüt-
terungen in Adjud und gleich darauf donnerartiges Getöse, das
3 Secunden anhielt. Die Bichtung des Erdbebens ging von Nord
nach Süd ; Spiegel, Bilder und Möbel wurden in Bewegung gesetzt.
7—8. Februar. Abends 9Va und 10 Uhr schwaches Erd-
beben zu Gurkfeld von 2 — 3 Secunden.
Nachrichten aus Lissabon, die vom 23. Februar datiren,
sagen aus, dass während der im Februar sich abspielenden sub-
marinen Eruption in der Azorengruppe heftige Erdbeben gespürt
wurden. Besonders auf San Miguel waren 36 Stösse von ausser-
ordentlicher Kraft; es wurden dadurch 200 Häuser zerstört nebst
einer Kirche und mehrere Menschen verloren ihr Leben. Leichte
Stösse dauerten lange Zeit fort und wurden noch im Anfang März gespürt.
8. Februar. Abends 5 Uhr 25 Min. traten in Bern zwei
so erhebliche Erdstösse ein, dass z. B. im Bundesrathhaus in einem
Bureaux eine Scheibe zerbrach.
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Die vulkaniscben Kreigohse des Jahres 1881. 107
10.— 11. Februar. In der Btürmischen Nacht will man in
Herisan deutlich ein Erdbeben gespürt haben (Basler Nachrichten
13. Februar).
11. Februar. Morgens 8 XJhr ziemlich heftiges wellenför-
miges Erdbeben in Braila an der Donau. Die Erschütterung ging
von Ost nach West und dauerte 7 Secunden. Um halb 8 Uhr
erfolgte eine Erschütterung in Oalacz.
12. Februar. Erdstoss zu Portsmouth, N. H. Am. J. of Sc.
14. Februar. Morgens 9 Uhr 15 Min. starker wellenför-
miger Stoss von Nordwest nach Südost in Bologna mit schwachem
Oetose, um 9 Uhr 30 Min. in Casalecchio stark, um 1 Uhr Jfor-
gens und 9 Uhr 50 Min. sehr stark in Quaderna.
14. Februar. Schwacher Stoss zu Ukiah, Cal., von Ost
nach West. Am. J. of Sc.
18. Februar. Etwa 20 Min. nach Mitternacht ein schwa-
cher Stoss in Locle (Schweiz), und um 3 Uhr 20 Min. ein stär-
kerer. Schwächere Erschütterungen traten noch mehrere ein.
24. Februar. Abends halb 8 Uhr wurde in Ludwigshafen
am Bodensee yorzugsweise im oberen, am Fusse des Berges ge-
legenen Ortstheil ein Erdbeben bemerkt, das von eigenthümlichem
Getöse begleitet war; zwei Stösse waren deutlich zu unterscheiden
(Bad. Landeszeit. Vs)*
25. Februar. Abends 3 Uhr 45 Min. ziemlich heftiges Erd-
beben in Agram während 2 Secunden. Gegenstände in den Zimmern
£ogen zu schwingen an und Mauern krachten.
26. Februar. Abends 10 Uhr ö5 Min. Erdstoss zu Augusta,
Me. Am. J. of Sc.
26. Februar. In St. Ivan Zelina, wo die Erderschütterungen
am häufigsten waren, erfolgten um 3 Uhr 5 Min. Morgens zwei
starke Stosse mit heftigem unterirdischem Getose von West nach
Ost in 2 Secunden ; Thüren und Fenster klirrten*
27. Februar. Gegen 12 Uhr 30 Min. Morgens kurzer Stoss
und um halb 6 Uhr mehrere Minuten lang unterirdisches Getose
in St. Ivan Zelina bei Agram. Leichte Schwingungen kamen viele
in der Nacht vor. In Glavnica stürzten Schornsteine herab.
28. Februar. Morgens 2 Uhr 20 Min. ziemlich starke
wellenförmige Erderschütterung in Kirchberg am Wechsel (Oester-
reieh) in der Dauer von 2 Secunden.
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108 C. W. C. Fuchs.
28. Februar. Gegen 6 Uhr Abends starke Erderschättening
in Beokrath und Wickrathsberg bei Qladbaoh.
März.
1. März. Kurz nach Mitternacht ziemlich heftiges Erdbeben
in Gilli während 3 — 4 Secunden; dabei war auch ein schwaches
Getöse hörbar.
1. März. Erdbeben in Central-Frankreich, besonders dem
Dep. Puy de Dome. Ungeföhr 10 Uhr 10 Min. Abends trat plötz-
lich unterirdisches Rollen ein, wie von einem schwer beladenen,
über Pflaster fahrenden Wagen herrührend, und Zittern des Bodens
mehrere Secunden .lang. Die Bewegung pflanzte sich von Nordost
gegen Südwest fort. Besonders stark war das Erdbeben in Thiers
Billom, Issoire bei Glermont, Usson, Sauzillages und Porentigrat.
3. März. Morgens 3 Uhr 35 Min. ausgedehntes Erdbeben
in der Schweiz. In Bern starker Stoss von West nach Ost drei
Secunden lang mit Getöse, inYitznau 3 Uhr 35 Min. von Nordost
nach Südwest, in Olten starker Stoss von 3 Secunden, der Hausglocken
anschlagen machte, in Liestal ziemlich stark, in Aarau, Zofingen,
St. Gallen, Frauenfeld, Schaffhausen, Zürich, Glarus, Genf, überall
ziemlich stark. In Montreux um 3 Uhr 30 Min. drei starke, scheinbar
verticale Stösse. Das Erdbeben wurde auch auf dem Nordwestplateau
von Gross-Basel gespürt, in Frankreich gegen 3 Uhr 45 Min.
Morgens in Beifort, Yesoul und dem ganzen Ognonthal schwach. —
Das Gentrum scheint im Ober- Wallis gewesen zu sein, von wo sich
die Wirkung über den grossen St. Bernhard, das Aostathal, Waadt,
Neuchätel, den südlichen Schwarzwald erstreckte, hier wurden in
Todtnau um 3 Uhr 15 Min. zwei starke Stösse beobachtet, der
erste von 3 Secunden war so heftig, dass die Fenster erzitterten.
Aehnlich war die Erscheinung am Bodensee und in Mühlhausen
u. a. O. am Bhein. Höchst merkwürdig ist es, dass an einem
einzelnen Orte, viel weiter nördlich, in Graben, das Erdbeben eben-
falls um 3 Uhr 35 Min. gespürt und unterirdisches Geräusch ge-
hört worden sein soll.
Anfangs März wurden auch in Gosenza wieder Erderschüt-
terungen gespürt.
4. März. Furchtbares Erdbeben auf Ischia. Dasselbe be-
schränkte sich auf die Umgebung von Casamicciola und besonders
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Die yulkanischen Ereignisse des Jahres 188L 109
dessen oberer, auf dem Hügel gelegener Theil wurde davon auf
das Schwerste betro£fen, während die sogenannte Mariua nicht yiel
litt. Um 1 Uhr 5 Min. Abends h5rte man heftiges Getöse und
sogleich erfolgte eine 7 Secunden dauernde Erderschütterung, welche
die Hauptursache der Zerstöruug des 4000 Einwohner zählenden
Städtchens war. Die Bewegung war wellenförmig und ruckweise*
Der obere Stadtheil wurde fast gänzlich zerstört und die Zahl der
eingestürzten Häuser auf etwa 300 geschätzt. Von der Kathedrale
blieben nur unkenntliche Mauerreste übrig, ebenso yollständig war
die Zerstörung in den drei Strassen del Purgatorio, Casamerella
und Najo, wo nicht ein Haus erhalten blieb. Viele Männer, waren
gerade auf den Feldern 'beschäftigt, die Personen aber in den Häu-
sern wurden yerschüttet; am 7. hatte man schon 126 Todte und
83 Verwundete gefunden *und eine Strasse, St. Barbara, war noch
nicht durchsucht. An der Marina wurden nur einige Häuser be-
schädigt, in dem auf der andern Seite des Hügels gelegenen Lacco
sind mehrere Häuser eingestürzt. — Um 4 Uhr Abends erfolgte
ein zweiter starker Stoss, jedoch schwächer und von kürzerer
Dauer, als der erste. — Das Erdbeben war nur ein locales, denn
es wurde nicht einmal auf der ganzen Insel gespürt und die feinen
Apparate auf dem Vesuv-Observatorium zeigten nicht die leiseste
Bewegung und ebenso wenig der Seismograph in der Universität
von Neapel. Man muss sich wohl nach Allem dem der Ansicht von
P a 1 m i e r i anschliessen, dass ein durch locale Unter waschung. erfolgter
unterirdischer Einsturz die Veranlassung, dazu gab und wahrschein-
lich haben die zahlreichen heissen Quellen, welche dem Boden des
Hügels von Casamieciola entspringen, das Ereigniss herbeigeführt.
6. März. In der Nacht vom 6. zukn 7. erfolgte ein neuer
Erdstoss in Casamieciola, der wieder in der Strasse del Purgatorio
am empfindlichsten war.
7. März. Gegen 3 Uhr Morgens Erdstoss in Fischenthal,
District Hinwyl im Canton Zürich.
8. März. Gegen 2 Uhr 30 Min. Morgens drei Erdstösse in
Zwischenräumen von 2 — 3 Secunden in Lausanne. Viele wollen sie
auch in Genf gespürt haben.
8. März. Schwacher Erdstoss in Torre del Greco.
8. März. In Tokio und Yokohama bemerkte man innerhalb
25 Secunden zahlreiche Erderschütterungen.
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110 C. W. C. Fuchs.
11. März. Auf St. Thomas (Antillen) leichte Erderschüt-
terungen.
11. März. Abends 4 IThr 58 Min. wellenförmiges Erdbeben
in Rom von Ost nach West. Im Albaner Gebirge war der Seismo-
graph mehrere Tage sehr unruhig.
11. — 12. März. In dieser Nacht erfolgten in Foligno 15 Erd-
stosse, die selbst in Perugia gespürt wurden. In Gitta Ducale
wurden drei Stösse beobachtet, ebenso in Aquila, Bieti, Assissi. In
Aquila stürzten Kamine ein.
12. März. Die Erdstösse auf St. Thomas setzten sich an
diesem Tage fort.
14. März. Abends 10 Uhr 30 Min. *sch wacher Stoss zu Bain-
bridge Island in der Dauer von 30 Secunden. Am. J. of Sc.
16. März. Morgens 12 Uhr 5 Min. heftiger Erdstoss mit
lautem Getöse in Casamicciola. Einige Fumarolcn des Etablisse-
ment Piesco stiessen grosse Dampfmassen aus. Das Ereigniss wurde
auch in Lacco wieder bemerkt.
17. März. Abends 3 Uhr ziemlich heftiger Erdstoss in Agram
von 2 Secunden. In der vorhergehenden Woche waren mehrere
Erderschütterungen eingetreten, in erheblicher Stärke aber nur in
der Umgebung, wo sie auch Schaden angerichtet haben sollen.
17. März. Abends 10 Uhr in Leuk (Schweiz) zwei Erd-
stösse.
18. März. Abends 9 Uhr 30 Min. sehr schwacher Stoss zu
Schenectady, N. Y. Am. J. of Sc.
18. März. Gegen 1 Uhr Morgens schwacher Stoss in Casa-
micciola.
18. März. Morgens 6 Uhr 32 Min. Erdstoss in Tisp.
19. März. Morgens 1 Uhr 20 Min. Erdstoss in Visp.
19. März. Abends 6 Uhr 45 Min. heftiger Erdstoss in
Agram, begleitet von starkem, explosionsartigem Getöse. Mauer-
stücke fielen herab.
20. März. Morgens 8 Uhr 40 Min. ziemlich heftiger Erdstoss
von 3 Secunden in Agram, dem mehrere schwache Stösse folgten,
dabei hörte man mehrere Minuten lang unterirdisches Getöse.
20. März. Abends 12 Uhr 5 Min. Erdstoss in Monte Cassino.
25. März. Gegen 7 Uhr Abends schwacher Erdstoss zu
Hebron, Utah und Pioche, Nev. Am. J. of Sc.
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Die vulkanischeii Ereignisse des Jahres 1881. Hl
AprU.
2. April. Morgens 1 Uhr 20 Min. in Smyrna Erdbeben von
5 Secunden aus Nordost nach Südwest mit leisen Nachschwingun-
gen während 52 Secunden, laut Bericht des k. k. österr. Yiceconsuls
daselbst.
3. April. Morgens 4 Uhr 52 Min. schwacher Stoss zu An-
trim N, H. Am. J, of Sc.
3. April. Gegen halb 2 Uhr Abends furchtbares Erdbeben
auf der Insel Chios. Der erste Stoss kam so plötzlich und mit
solcher Heftigkeit, dass der grosste Theil der Stadt in wenig
Secunden in Trümmer fiel, unter denen Hunderte von Leichen be-
graben lagen. Die Ueberlebenden wurden von der Katastrophe
auf den Stiegen und in oberen Stockwerken überrascht, als sie flüch-
ten wollten und waren förmlich gefangen, da sie sich aus den sie
umringenden Trümmern nicht herausarbeiten konnten. Der Boden
tanzte und ein nervenerschütterndes Brausen ertönte von allen
Seiten. Jene, welche sich noch aus den Häusern und engen
Strassen hatten retten können, erreichten kaum die freien Plätze,
als ein zweiter, sehr heftiger Stoss die Verwüstung vollendete.
Dann blieb Alles ruhig bis Sonnenuntergang, worauf sich die Erd-
stosse erneuerten und mit kurzen Zwischenräumen die ganze Nacht
fortdauerten, jeder Stoss von dumpfem Getöse, wie von unterirdi-
schen Explosionen, angekündigt. Die Reste der stehen gebliebenen
Mauern wurden von den späteren Stössen in entgegengesetzter
Richtung, wie anfangs, umgeworfen. — War das Erdbeben schon
furchtbar in dem Hauptort Eastro, so wurde es doch noch in der
alten genuesischen Festung Eostor fibertroffen. Hier senkte sich
der Boden um einen halben Meter, wodurch alle Häuser zusammen-
stürzten und die Bewohner begruben. Am meisten litt der süd-
liehe Theil der Insel, besonders die Ortschaften Sarkies, Eali-
massia, Bassiliones, Yerverato. — Die Wirkung erstreckte sich auch
auf Syra und Smyrna, ohne jedoch Schaden anzurichten. Dagegen
waren die Verwüstungen in dem der Insel Chios gegenüberliegen-
den Eriegshafen Tschesme sehr bedeutend; die Stadt und viele
Ortschaften der Umgebung wurden zur Hälfte zerstört und etwa
80 Menschen verloren ihr Leben. Auf der 70.000 Einwohner zäh-
lenden Insel Chios ward die Zahl der Todten auf 4181 Personen
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112 C. W. C. Fuchs.
und die der Verwundeten auf 10.000 angegeben; von den 600
Häusern in Eastro blieben nur 5 erhalten; im Ganzen wurden
14.000 Häuser zerstört. — Das Centrum des Erdbebens soll bei
Nevita an der Ostküste gewesen sein, das nur noch ein Schutt-
haufen ist und von dessen 12.000 Einwohnern 300 getodtet wur-
den. Die benachbarten Orte Yannos, Philatia, Ealamanti litten
ebenso stark; in Lethi spurte man schon vor der Katastrophe
schwache Erderschütterungen, so dass die Einwohner die Hänser
verliessen. Die Dorfer im Westen haben zwar alle gelitten, sind
aber nicht zerstört.
3. April. Erdbeben in Serbien, besonders in Golubatz an
der Donau, in Gornja, Eruschewitza und Gradischte, von kurzer
Dauer. Am ersten Ort war es 4 Uhr Morgens und ziemlich
schwach, am stärksten um 8 Uhr Morgens in Gornja und Erusche-
witza, wo auch unterirdischer Donner gehört wurde. In Ungarn
beobachtete man es in Weisskirchen bei Temesvar, in der Nacht
ein schwacher, morgens ein stärkerer Stoss.
5. April. In Cristobal auf Cuba einige leichte Erderschüt-
terungen von 80 nach NW.
7. April. Um Mitternacht zum 7. ein Erdstoss zu St. Pauls
Bay am St. Lorenzstrom, Quebeck. Am. J. of Sc.
9. April. Die seit 3. April andauernden Erdbeben auf
Chios wurden vom 9. an schwächer. Man hatte bis dahin 250
Stösse gezählt, darunter 30—40 so heftig, dass jeder derselben
die stärksten Mauern hätte zerstören können.
10. April. Abermals heftiges Erdbeben auf Chios, welches
die Zerstörung noch weiter vollendete. Diesmal waren es sieben
heftige Stösse, die 3—4 Secunden anhielten. Die Insel soll sich
um 1 Meter gesenkt haben, dagegen soll der Meeresboden zwischen
der Insel und dem Festland von 45 auf 15 Faden sich gehoben haben.
10. April. Morgens 2 Uhr heftiger Erdstoss im mittleren
Californien. Der betroffene Landstrich reichte von Sacramento im
Norden bis Yisalia im Süden, und von der Sierra Nevada bis zur
Eüste. In Sacramento und Merced waren es zwei Stösse, in Wat-
sonville vier Stösse.
10. April. In Bisoka (Croatien) heftiger Erdstoss.
11. April. In der Nacht vom 10. zum 11. fanden in Eladno
in Böhm en ziemlich heftige Erderschütterungen statt, in der Gens-
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Die yalkanischen EreigniBse des Jahres 1881. 113
darmeriekaaerne und in der Hüttengasse so stark, dass visrBohie-
dene Gegenstände von ihrem Platze gerüekt wurden.
12. April. Morgens 4 Uhr Erdbeben in Agram; schon am
Tage Torher waren mehrere leichte Erschütterungen bemerkt
worden.
12. April. Morgens 9 Uhr 44 Min. ziemlich starker Erd-
stoss aus West nach Ost in Pola (Oesterreich).
17. April. Abends 11 Uhr 5 Min. fanden nach dem Bericht
des k. k. österr. Consuls Mieschke in Canea daselbst zwei rasch
auf einander folgende, kaum 1 Secunde dauernde Stösse von Ost
nach West statt; die Pendeluhren an der Wand blieben sofort
stehen.
18. April. Morgens 4 Uhr 52 Min. in Zara heftige Erd-
erschütterung mit unterirdischem Getose von Süd nach Nord.
19. April. Abends halb 12 Uhr heftiger Erdstoss auf
ChioB.
20. April. Erdstösse mit Getose zu Goshen, Indiania. Am.
J. of Sc.
21. April. Morgens 11 Uhr 30 Min. Erdstoss mit Getose
zu Port Jefferson. N. Y. Am. J. of Sc.
31. April. Heftiges Erdbeben auf Sandwichinseln.
23. April. Von diesem Datum wird gemeldet, dass vor
einiger Zeit heftige Erdstösse sich in Britisch- und Spanisch-Hon-
doras ereigneten und besonders einer Ende März in Belize sehr
heftig war.
24. April. Erdbeben in Colorado, besonders in der Um-
gebung der Twin Lakes. Das Datum ist unbestimmt. N. Y.
Times.
26. April (nach anderen Nachrichten: 16. April). Abends
4 Uhr 55 Min. heftiges Erdbeben in Möttling in Unterkrain aus
einem starken, von Ost nach West gehenden Stoss, dem bald ein
schwacher folgte, beide mit donnerähnlichem Getöse.
27. April. Erdstoss zu Los Angelos, Cal. von SW nach NO
während 2 Secunden. Am. J. of Sc.
30. April. Abends 1 Uhr 49 Min. und 9 Uhr schwache
Erdstösse mit starkem donnerähnlichem Rollen zu Gradatz in
Krain.
Miunaof. und p«trogr. Mittb. Y. 18B2. 0. W. G. Fuchs. 8
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114 C. W. C. FuchB.
Mai.
4. Mai. Abends 5 Uhr 38 Min. heftiger Stoss mit Getöse in
Bologna. In Locano ging das Getöse voraus von Ost nach West.
In Casalecchio de Conti war der Stoss sehr stark.
6. Mai. Abends 7 Uhr 39 Min. ziemlich heftiges Erdbeben
in Steinbrück 2 Seconden lang; um 7 Uhr 41 Min. trat es in
Tüffer in Untersteiermark während 4 Secunden auf von Nordost
nach Südwest und um 7 Uhr 52 Min. zu Nassenfuss in Unterkrain
3 Secunden lang.
8. Mai. Abends halb 12 Uhr unterirdisches Getöse und Erd-
erschütterung in Mineo am Aetna.
9. Mai. Abends halb 3 Uhr Erdstoss in Mineo.
12. Mai. Häufig unterirdisches Getöse, besonders um halb
11 Uhr Morgens sehr heftig, in Mineo, ohne bemerkbare Er-
schütterung.
17. Mai. In der Nacht während eines Ungewitters verspürte
man auf Hayti einen Erdstoss, in Folge dessen mehrere Erd-
rutschungen entstanden.
18. Mai Morgens 12 Uhr 20 Min. und zwischen 3 und
4 Uhr Erdstösse zu Contoocok. N. H. Am. J. of Sc.
19. Mai. Gegen 9 Uhr Morgens schwacher Stoss zu Law-
rence, Ean. Am. J. of Sc.
19. Mai. Morgens 2 Uhr in Glina (Groatien) ziemlich starker
Erdstoss von 8 Secunden mit unterirdischem Getöse. Er wurde
auch in Agram und einigen andern Orten gespürt.
20. Mai. Nachts fanden auf Chios wieder zwei heftige Erd-
stösse statt, wodurch abermals einige Häuser einstürzten.
21. Mai. Abends gegen 11 Uhr in Kopenhagen und Um-
gebung schwache Erderschütterung von 3—6 Secunden von Nord-
ost nach Südwest.
22. Mai Abends 6 Uhr 15 Min. in Zwickau ein circa
2 Secunden anhaltendes oscillirendes Erdbeben, dessen Bewegung
sich von Südost nach Nordwest fortpflanzte. Im Freien hörte man
einen Enall, der einem entfernten Eanonenschuss glich. In man-
chen Häusern wurden auch einzelne Gegenstände herabgeworfen.
23. Mai. Von Morgens 10 Uhr 15 Min. bis Abends 10 Uhr
57 Min. in Jagnina (Dalmatien) 7 Erdstösse, wovon die um 8 Uhr
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Die ynlkanisclieii Ereignisse des Jahres 1881. 115
42 Min. nnd 9 Uhr 57 Min. die grosste Starke besassen und mit
Gerausob verbunden waren. In Stagno war um 8 Uhr 23 Min.
ein starker Stoes und um 9 Uhr 3 Min. ein schwächerer und um
9 Uhr 53 Min. wieder ein stärkerer mit Geräusch zu spüren, in
Slano trat 8 Uhr 35 Min. ein schwacher Stoss ein. In Bagusa,
Yon wo die meteorologische Station das Ereigniss meldete, war
nichts beobachtet worden. Dagegen in Metkovich um 8 Uhr
21 Min. eine 8 Secunden dauernde wellenförmige Erschfitterung
Yon Nordost nach Südwest und um 9 Uhr 47 Min. eine zweite von
5 Secunden.
23. Mai. Abends 12 Uhr 45 Min. ziemlich starkes, IVa See.
dauerndes Erdbeben in St. Lambrecht in Steiermark von Südwest
nach Nordost, bestehend aus einem Hauptstoss, dem ein dumpfes
Rollen folgte. Die in einem Zimmer stehenden Personen wurden
geneigt, als wenn sie sich auf einem in Bewegung gerathenen
Wagen befänden.
27. Mai. Vor Tagesanbruch Erdstoss zu LaSalle, Ind. Am.
J. of Sc.
29. Mai. Heftiger Erdstoss zu Saint Pierre sur Dives (Cal-
vados) mehrere Secunden lang. (Temps).
SO.-— 31. Mai. Nachts Erdbeben auf dem Observatorium des
Vesuv und in den Orten an dem Fusse des Berges, besonders in
Torre del Greco.
31. Mai. Morgens 3 Uhr 20 Min. Erdstoss zu Murray Bay
am St, Lorenzstrom. Am. J. of Sc.
Juni.
Anfangs Juni mehrere Erderschfitterungen an der Murray Bay,
Provinz Quebeck in Ganada. (Daily News.)
2. Juni. Morgens 4 Uhr 40 Min. Erdbeben in Serajewo
3 Secunden lang.
7. Juni. Im Bezirk Wan in Armenien wurden 34 ostlich
Ton Wan gelegene Dorfer durch Erdbeben zerstört, wobei 95 Men-
schen umkamen und etwa 400 Häuser zu Ruinen wurden.
8. Juni. Schwache Erschütterungen in Bologna, M. Fortino,
d' Ascoli, M. Cavo.
8. Juni. In der Nacht zum 8. vier Erdstosse, einer ziemlich
stark in Greytown, Nicaragua. Am. J. of Sc.
8»
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116 C. W. C. FuchB.
9. Juni. Schwache Erschütterungen in Yelletri, Palazzuolo,
Rom und Ceccano.
9. Juni. Morgens 12 Uhr 40 Min. Erdbeben am Genfer
See und in den Cantonen Waadt und Wallis, besonders in Mar-
tigny, Monthey, Bex, Gryon,Aigle, Villeneuve, Montreux, Vevey, Lau-
sanne, Morges, Genf, Chatillon und im Jouxthal. In Bern war es
noch ziemlich stark, indem rasche Schwankungen einander folgten,
begleitet von eigenthümlichem Brausen, wie im Wald, und Krachen
oder Knacken der Gebäude. Eine Stunde später erfolgte ein
zweiter Erdstoss. In Bex scheint die Kraft am grössten gewesen
zu sein und ein Geräusch, ähnlich dem Gesumme ferner Menschen-
massen, ging voraus, dann folgte zuerst schwaches, dann starkes
Krachen. In Montreux schlugen Glocken an. Die Stosse gingen
meist Ton West nach Ost, in Lausanne von Südost nach Nordost.
Ein anderer Stoss trat um 4V3 Uhr ein.
^10. Juni. An diesem Tage begannen Erdbeben im süd-
lichen Tunis, besonders in Gabes und Umgebung bis auf 18 Km.
Entfernung. Die Erschütterungen waren während der Nacht massig.
In der Nähe bei Hamma sind heisse Quellen.
10. Juni. Morgens halb 10 Uhr abermals Erdstoss in Chics,
wodurch ein Minaret und mehrere Häuser einstürzten.
11. Juni. Morgens 3 Uhr heftiger Erdstoss in Gabes mit
unterirdischen Detonationen und Oscillationen von Ost nach West.
An fünf Tagen spürte man jede Stunde heftige Stosse.
12. Juni. Aus St. Ivan Zelina wurde dem „Pester Lloyd*"
geschrieben, dass die Erde noch immer schwanke. In dem eine
halbe Stunde entfernten Blazedotve wurden vom 20. Mai bis 7. Juni
20 Stosse mit starken unterirdischen Detonationen wahrgenommen.
Am 6. dauerten die Schwingungen beinahe 4 Minuten lang. Am
11. um 10 Uhr und zwischen 11 und 12 Uhr Abends erfolgten
drei Stosse und am 12. Morgens 3 Uhr und zwischen 4 und 5 Uhr
abermals, der heftigste Stoss jedoch 6 Uhr 10 Min. Morgens, wor-
auf Viele in's Freie flohen.
16. Juni. Von diesem Tage an waren die Erschütterungen
bei Gabes weniger häufig und bestanden oft nur aus Oscillationen
mit unterirdischen Detonationen; 55 Km. rings um Gabes wurde
jedoch ihre Wirkung bemerkt.
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Die vulkanischen Ereignisse des Jahres 1881. 117
17. Juni. Morgens 3 Uhr 58 Min. in Pontafel Erdbeben
von 3 Secanden in der Richtung von Süd nach Nord, und von
horizontalen Schwingungen begleitet. Lehrer Christheller in Carnat
berichtete von einem Erdstoss um 3 Uhr 15 Min. Morgens von Nord
nach Süd, der so heftig war, dass Gegenstände im Zimmer in
schwingende Bewegung geriethen und Fenster klirrten.
19. Juni. Morgens 3 Uhr 35 Min. Erderschütterung mit
Rollen in Newbury port, Mass. Am. J. of Sc.
19. Juni. Morgens schwacher Erdstoss zu Ottawa, Ant.
20. Juni. Morgens 11 Uhr zwei Erdstösse, jeder von
10 Secunden, in Nickerie, Guiana; vorher und nachher Getöse.
Am. J. of Sc.
22. Juni. Abends 11 Uhr heftiges Erdbeben in Szegszand
mit zwei rasch auf einander folgenden Stossen und unterirdischem
Getöse (N, fr. Pr.), stärker in Agard und Tolna.
22. — 23. Juni. Im Laufe der Nacht vier ziemlich starke
Erdstösse mit unterirdischem Getöse in Agram, von denen einer
Morgens 3 Uhr, die andern 5 Uhr 45 Min. eintraten; alle waren
ziemlich heftig und mit unterirdischem Getöse verbunden.
24. Juni. Abends 9 Uhr 15 Min. in Bukosnica (Krasso-
Szorenyer Gomitat) Erdbeben von Nord nach Süd während einiger
Secunden und mit Geräusch.
24. Juni. Erdstoss auf St. Vincent.
25. Juni. Abermals Erdstoss auf S. Vincent.
27. Juni. Morgens 3 Uhr kam bei Gabes der letzte Stoss
vor, der auch in Meret, einer Oase 25 Km. von Gabes, gespürt
wurde.
29. Juni. Erdstoss auf Trinidad.
30. Juni. Morgens 8 Uhr starker Stoss zu Gampo, Cal. von
80— NW mit Getöse. Am. J. of Sc.
Juli.
2. Juli. Abends 11 Uhr Erdstoss zu San Juan und San
Benito, Cal.
3. Juli. Morgens 2 Uhr 10 Min. leichter Erdstoss zu Han-
ford und Visalia. Am. J. of Sc.
4. Juli. Morgens 10 Uhr 28 Min. leichtes, wellenförmiges
Erdbeben in Ragusa von 1 — 2 Secunden. Dasselbe breitete sich
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118 C. W. C. Fnchs.
über gaDz Säd-Dalmatien aae, dauerte in Caitaro um 10 Uhr
30 Min. zwei Seounden und trat in Sutomore schon um 10 Uhr
19 Min. auf. An diesem Orte wiederholte es sich um 1 Uhr
53 Min. Abends von Nord nach Süd während 3 — 4 Seeunden. Der
Stoss am Morgen war jedoch starker und wurde auch in Budua
und Castellastua gespürt.
5. Juli. Erdbeben auf Hayti.
5. Juli. Erdbeben in Yokohama.
5. Juli. In der Umgebung des thätigen Schlammvulkans
Salsa di Querzuola in der Provinz Reggio, besonders in Regnano,
machten sich Erderschütterungen bemerklich.
5.-6. Juli. Nachts heftiger Erdstoss in Udine und Tol-
mezzo, vorher starkes uDterirdisches Getöse.
7. Juli. Abermals Erdbeben auf Hayti.
8. Juli. Abends 3 und 8 Uhr Erdstösse in Sumatra, die
heftig bis 11. Juli andauerten.
18. Juli. Morgens 4 Uhr 52 Min. in Zara mit deutlich
wahrnehmbarem unterirdischen Getose starke Erderschütterung von
Süd nach Nord.
18. Juli. Abends 8 Uhr 30 Min. unterirdisches Getöse und
sehr schwacher Stoss in Gasamicciola, besonders in der Gegend
del Fango gegen Lacco Ameno.
19. Juli. Abends einige Minuten nach halb 10 Uhr beob-
achtete man in Arzl in Tirol zwei ziemlich heftige Erderschüt-
terungen, von denen die erste ungeföhr 10 Seeunden dauerte.
Nach kurzer Pause folgte der schwächere Stoss von Ost nach West.
Das Elrachen der Gebäude war heftig und das Gehen schwer. In
Fliess verspürte man um 10 Uhr ein wellenförmiges Erdbeben von
NW nach SO während einer Secunde. Bei Eichholz setzte sich
bei ganz trockener Witterung eine Berglehne in Bewegung und
die Strassen begannen sich zu senken, täglich durchschnittlich
zwei Zoll. (Tiroler Bote.)
22. Juli. Morgens Erdbeben am Genfer See. In der Stadt
Genf erfolgten sechs Stösse, zwei um Mitternacht, zwei gegen
2 Uhr Morgens und zwei um 2 Uhr 39 Min. Die letztern, die in
Zwischenräumen von 4 Seeunden auf einander folgten, waren so
heftig, dass in den Zimmern Alles schwankte und die Leute aus
den Häuser^ flohen. Am See spürte man überall mindestens fünf
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Die Tulkanisclien Ereignisse des Jahres 1881. 119
StÖBse, um 12 Uhr 2 Min. zwei Stosse, dann 1 Uhr 30 Min. ein Stoss
und die zwei heftigsten um 2 Uhr 40 Min. und 3 Uhr, nach Einigen
von Ost nach West, nach Anderen von Nordost nach Südwest, der
letzte mit rollendem Geräusch. — Um 2 Uhr 28 Min. Morgens
spürte man in Chamounix ein wellenförmiges Erdbeben von Nordost
und zu derselben Zeit in Bern, Neuchätel, Basel, an der Lenk,
Chaux-de-fonds, Solothurn, Aix; in Grenoble um 2 Uhr 40 Min.
sechs Erdstosse, in Macon zwei, wobei in einigen Häusern die
Möbel schwankten und die Glocken erklangen, in der Umgebung
waren die Erscheinungen in Prisse besonders stark. In Chambery
zwei Stosse, der erste um Mitternacht schwach, der zweite heftig
um 2 Uhr 37 Min. in der Dauer von 3 — 4 Secunden aus Nordost
nach Südwest, in Annecy ein heftiger Stoss mit donnerartigem
Getöse und noch stärker im Bassin von Bumilly ; in Saint- Julien-en-
Genevois ein Stoss um Mitternacht und einer um 2 Uhr 40 Min.
heftig, wodurch ein älteres Haus beschädigt wurde. In Yalence
um 3 Uhr Morgens ein Erdstoss, in Lyon um 2 Uhr 40 Min. zwei
Stosse von Nord gegen Süd, am stärksten in Croix Rousse und
auf dem Plateau. Auf dem Bahnhof von Perrache entstand dadurch
ein Riss im Plafond. Das Erdbeben wurde femer gespürt im
Departement Is^re, Saöne et Loire, Aine, Savoie und einigen öst-
lichen Departements, besonders auch in Amberien und Guloz. Die
Grenzen der Erschütterungen waren ungefähr: Grenoble, Yalence
Lyon, Macon, Mühlhausen, Basel, Bern, an der Lenk, Cha-
mounix, Aix.
23. Juli. Morgens bei Tagesgrauen in Biel, wo das Erd-
beben vom 22. ebenfalls gespürt worden war, abermals ein Erd-
beben, wodurch in einem etwas baufölligen Haus in der Rue haute
ein Kellergewölbe einstürzte. (Frkf. Pr.)
27. Juli. Morgens 11 Uhr 8 Min. wellenförmiges Erdbeben
in Agram von Südost nach Nordwest, ziemlich stark und von unter-
irdischem Getöse begleitet.
31. Juli. Abends 9 Uhr 45 Min. Erdstoss zu Banger, Me.
und Umgebung.
August.
3. August. In Agriäm zwei Erdstosse, wovon der zweite
um 2 Uhr 15 Min. Morgens 3 Secunden anhielt und in eine
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120 C. W. C. Fuchs.
wellenförmige Bewegung verlief , begleitet von unterirdischem
Rollen.
5. August. Morgens ]2 Uhr 44 Min. in Lausanne Erdbeben
in drei wellenförmigen, anscheinend von Südwest nach Nordost
gehenden Erschütterungen. In Genf spürte man zwei Stosse, ebenso
im südostlichen Frankreich bis Grenoble.
10. August. Heftiges Erdbeben in den Abbruzzen und bis
Neapel, am stärksten in den Orten Orsogno und Lanciano. Mehr
als tausend Häuser wurden unbewohnbar, fast alle Mauern ge-
spalten, die stehen gebliebenen Kirchen baufällig und mehrere
Menschen kamen um. In Orsogno waren 79 Häuser ganz, 618 theil-
weise zerstört, Vs der Bevölkerung von 7000 Seelen waren ohne
Obdach.
12. August. Abends 11 Uhr starkes Erdbeben in Tiflis
und andern Orten des kaukasischen Gebietes.
13. August. Erdbeben zu Candoba, Mexico. Am. J. of Sc.
13. August. Morgens früh Erdstoss zu Contoocok N. H.
Am. J. of Sc.
14. August. Morgens 3 Uhr 30 Min. kurzes, aber heftiges
Erdbeben in Gitta ducale bei Aquila.
14. und 15. August. Erdbeben in Manila, wodurch viel
Schaden angerichtet wurde, bei gleichzeitiger Eruption des Vulkan
Mayen in der Provinz Albay.
22. August. Morgens 6 Uhr 35 Min. in Ganea (nach dem
k. k. österr. Consularberichte) zwei schnell auf einander folgende
heftige Erdstösse eine halbe Secunde lang von West nach Ost.
24. August. Erderschütterungen auf Chios, Mytilene und
in Tschesme.
27. August. In der Nacht erfolgten äusserst heftige Erd-
stösse auf Chios und in dem gegenüberliegenden Tschesme, wo in
der Stadt und Umgegend grosse Verwüstungen angerichtet wurden.
27. August. Abends 9 Uhr in San Pietro Brazzo, einer
Insel bei Spalato, Erdbeben von 4 Secunden wellenförmig und
ziemlich stark aus Südwest gegen Nordost.
28. August. Vom 28. August bis 11. September erfolgten
ürber 40 Erdstösse in Ehoi, persische Provinz Aserboidschan, wo-
durch mehrere Häuser zerstört wurden; auch in Taebris war das
Erdbeben sehr heftig.
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Die valkanischen Ereignisse des Jahres 1881. 121
29. August. Kurz nach 11 Uhr schwacher Stoss zu Hills-
boro und Umgebung in Ohio.
30. August. Abends 7 Uhr zwei leichte Stösse in Santa
Barbara, Cal. von N nach S. Am. J. of Sc.
September.
2. September. Morgens 11 Uhr 50 Min. starkes wellen-
förmiges Erdbeben von der Station Sign an das k. k. österrei-
chische Handelsministerium in Wien gemeldet. In Brazza, Macarsca,
Sebenico und Spalato waren es zwei rasch auf einander folgende,
im Oanzen 3 bis 4 Secunden dauernde und von unterirdischem
Getöse begleitete Stösse in der Richtung von Südwest nach Nordost.
12. September. Heftiges Erdbeben in den Gemeinden
Edpolna, Kacsko und Qalgö im Szolnok-Dobokaer Comitat.
13. September. Heftige Erdstösse in Main auf Hawa'i
Am. J. of Sc.
17. September. Abends 7 Uhr 20 Min. in Lublo und
Jarembina (Ungarn) zwei heftige Erdstösse von West nach Ost.
Dauer: 2 Secunden.
18. September. Abends 5 Uhr 20 Min. heftiger Erdstoss
in San Francisco, Cal. von West nach Ost in 5 Secunden, auch in
Angel Island schwach gespürt. Am. J. of Sc.
21. September. Abends 11 Uhr 30 Min. Erdstoss am west-
lichen Ufer des Genfer See'e.
22. September. Seit 11. September kamen in Ehoi neun
weitere Erdbeben vor.
22. September. Morgens 12 Uhr 15 Min. Erdstoss in
Morges, Genf, Celigny und Preiburg i. Ue.
22. September. Morgens 11 Uhr 57 Min. in BÄcs-Foldv&r
Erdbeben von 5 Secunden unter Oetöse. Die Fenster zitterten
und selbst schwere Möbel geriethen in Bewegung.
23. September. In Castel Frentano in den Abbruzzen
abermals heftiges Erdbeben, wodurch eine bedeutende Erdab-
rutschung hervorgerufen wurde, ^so dass der Ort fast ganz ver-
schwunden ist.
24. September. Kurz nach 5 Uhr Morgens ein von dum-
pfem, donnerartigem Getöse begleiteter Erdstoss in Zwickau.
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122 C. W. C. Fuchs.
25. September. Nach heftigem Sturm schwacher Erdstoss
zu Elmira, K Y. Am. J. of Sc.
28. September. In der Gegend von Tschangri in Armenien
fand ein Erdbeben statt, in Folge dessen mehrere Häuser und
Minarets einstürzten und zwölf Personen verunglückten.
30. September. Heftiges Erdbeben in Honolulu und auf
mehreren der Sandwichsinseln, eines der stärksten seit 1868. Der
erste Stoss erfolgte 4 Uhr 53 Min. Morgens sehr heftig während
30 Secunden unter lautem Getöse von Südost nach Nordwest.
Darauf kamen zwei kurze und leichtere Stösse. Die Mauern zahl-
reicher Gebäude erhielten Bisse, darunter die 1 Meter dicken
Steinmauern der Eosala-Eirche, und auf vielen Plantagen barsten
die Gisternen, so dass das Wasser ausfloss. Zu gleicher Zeit war
die Eilauea sehr thätig. (A. Allg. Z. 28. Dcbr.)
October.
1. 0 et ober. Morgens 1 Uhr 40 Min. heftiger Erdstoss zu
Kamouraska, Quebeck, auf der Südseite des St. Lorenzstromes.
2. Oc tober. Morgens 9 Uhr heftiger Stoss zu Campo mit
dumpfem Getöse von Südost nach Nordwest während 8 Secunden.
Am. J. of Sc.
2. October. Abends 1 Uhr 30 Min. leichter Stoss zu Ghil-
coot, Alaska. Am. J. of Sc.
4. October. Mehrere Erderschütterungen in Gallipoli.
5. October. Abermals Erderschütterungen in Gallipoli. In
Adrianopel wurden vier schwache Erderschütterungen gespürt.
6. October. Bald nach Mitternacht zu Concord und Bri-
stol, New Hamp., Erdstoss mit Getöse von Ost nach West. Am.
J. of Sc.
6. October. Abends 11 Uhr leichter Stoss zu Chilcoot,
Alaska. Am. J. of Sc.
21. October. Abends 7 Uhr zu Virginia City, Nev., zwei
Erdstösse von Südwest nach Nordost, in Carson City um 6 Uhr
41 Min. Abends von Süden nach Norden. Am. J. of Sc.
23. October. Morgens 10 Uhr 11 Min. in Agram unter-
irdisches Getöse, dem sogleich ein heftiger Stoss von 3 Secunden
folgte. Die Bewegung war wellenförmig von Süd nach Nord und
verursachte in einigen Häusern Sprünge.
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Die valkanischen Ereignisse des Jahres 1881. 123
27. October. Morgens 4 Uhr 30 Min. in Cilli schwaches
Erdbeben, das auch in der Umgebung an einigen Orten gespürt
worden sein soll.
28. October. Qegen 4 Uhr Morgens in Szentes (Ungarn)
mehrere schwache Erdstösse und stärker in Szarvas.
29. October. Abends 10 Uhr 30 Min. im nordlichen Theil
des Canton Zürich ein ziemlich starkes Erdbeben.
31. October. Abends 1 Uhr 40 Min, leichter Stoss zu Con-
toocok, Henniker, Deering und Hillsboro N. H. Am. J. of Sc.
Norember.
4. November. Morgens 3 Uhr 30 Min. Erdbeben in Gh&-
teau d'Oex (Waadt).
5. November. Morgens 9 Uhr 37 Min. Erdbeben in
Kärnten. In Elagenfurt traten um 9 Uhr 37 Min. Ortszeit heftige
verticale, rasch auf einander folgende Stösse ein, worauf man viele
schwache Vibrationen spürte, deren Richtung von West nach Ost
ging. Die meisten Stösse erfolgten in Yillach, wo sechs in der
Richtung von Süd nach Nord beobachtet wurden, und in Qmünd,
wo um 10 Uhr 5 Min. in derselben Richtung vier Stösse spürbar
waren. Vorherging ein kurzes Brausen, und donnerähnliches
Rollen begleitete die Erderschütterungen. Der erste Stoss war der
heftigste, er brachte Pendeluhren zum Stillstand und rief Sprünge
in dem neuerbauten Schulhause hervor.
Weitere Nachrichten sind: Spital an der Drau um 9 Uhr
40 Min. vier Stösse von Ost nach West, 9 Secunden dauernd mit
unterirdischem Getöse ; Moosburg, heftiger, von Südwest nach Nord-
ost gehender Stoss um 9 Uhr 40 Min.; Paternion, heftiger
Stoss aus Südwest um 9 Uhr 45 Min. ; Sachsenburg um 9 Uhr
30 Min. ein Stoss, nur 1 Secunde anhaltend, aber heftig; Ober-
Yellach 9 Uhr 55 Min. Stoss von 4 Secunden von Nordwest gegen
Südost; ähnliche Beobachtungen in Eellerberg, GummerU; Weiss-
briach, Oberdrauburg (9 Uhr 44 Min.), Carnat im Lesachthal sehr
stark; Himmelberg 9 Uhr 45 Min. stark, wellenförmig, 3 See.
lang von Südwest nach Nordost unter Rollen. In Bleiberg war
das Ereigniss um 9 Uhr 35 Min. Telegraphen-Zeit nur schwach,
obgleich 6 — 7 Secunden dauernd, und wurde in vielen Häusern
nicht beobachtet ; in St. Lambrecht um 9 Uhr 40 Min. ein starker
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124 C. W. C Fuch«.
Stoss von SfidoBt und nach 1 Vs Secunden ein schwächerer ; in
Turrach um 9 Uhr 38 Min. Ortszeit unter Qetöse aus Südwest her
ein Stoss, ebenso in Murau, in Obdach wurde er nur von Wenigen
beobachtet. Im Salzburgischen spürte man um 9 Uhr 30 Min. das
Erdbeben in Tamsweg und St. Michael, wo Mauern Risse erhiel-
ten ; gegen Osten scheint Eisenkappel der äusserste Punkt gewesen
zu sein, wo um 9 Uhr 30 Min. die Erde bebte, Fenster klirrten,
und das Rollen von West nach Ost fortzuschreiten schien.
5. November. Morgens 10 Uhr 15 Min. ziemlich heftiges
Erdbeben von Südost nach Nordwest in Landeck im Ober-Innthal;
um 10 Uhr 39 Min. spürte man in Langen (Tirol) eine von Süd-
west nach Nordost gehende Erderschütterung und um 11 Uhr ein
kurzes heftiges Erdbeben in Vorarlberg. Der Stoss um 10 Uhr
30 Min. wurde auch in Stuben auf dem Arlberg während 5 bis
7 Secunden gespürt und machte die Häuser erzittern, ebenso in
Pettnen und Flirsch. Seine Richtung ging überall von Südwest
nach Nordost. Um 10 Uhr 10 Min. wurde das Erdbeben an zahl-
reichen Stellen des Bregenzerwaldes beobachtet, besonders im
grossen und kleinen Walserthal. — Die Eintrittszeit dieser Erd-
beben liegt der des Kärntner Erdbebens sehr nahe, Nichts deutet
jedoch darauf hin, dass die Ereignisse im westlichen Tirol und in
Vorarlberg mit denen in Kärnten in Verbindung standen. Gegen
einen Zusammenhang spricht der Umstand, dass auf der ganzen
Strecke von dem Salzburgischen (Tamsweg) bis zum Oberinnthal
nirgends etwas gespürt wurde, und ebenso die immerhin erheb-
liche Zeitdifferenz, welche durch die westliche Lage dieser Erd-
beben noch grösser wird, und endlich die abweichende Richtung.
Dagegen scheint Alles darauf hinzuweisen, dass es ein dem Axl-
berg eigenthümliches Erdbeben war, welches daher auch auf
beiden Seiten des Gebirgsstockes in ziemlich gleicher Stärke
gespürt wurde.
6. November. Morgens 10 Uhr 30 Min. Erderschütterung
in St. Gallen und einem grösseren Theil der Ostschweiz, besonders
in Herisau, Appenzell und bis Zürich, aber überall schwach. Die-
selbe war wohl der Ausläufer des Erdbebens am Arlberg.
6. November. Abends 11 Uhr 25 Min. schwache Erd-
erschütterung in Agram von Nordost nach Südwest.
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Die valkaniflchen Ereignisse des Jahres 1881. 125
8. November. Morgens 5 Uhr 38 Min. senkrechter Erd-
stoBB in A£;ram mit nachfolgendem Erzittern von Nordost nach
Südwest 2 Secunden lang.
8. November. Abends 6 Uhr 10 Min. und 10 Uhr zwei
Erdstösse am südlichen Ufer des Qenfer See^s. (Die Nachricht ist
der N. Züricher Ztg. vom 24. November entnommen und ist in
der Zusammenstellung von Prof. Forster nicht enthalten; sie be-
ruht vielleicht auf einer Verwechslung mit dem Erdbeben vom
9. November.)
9. November. Abends 2 Uhr 40 Min. ziemlich starker
StosB in Qenf, besonders in Pleinpalais.
9. November. Abends 6 Uhr Erdstoss in Ch&teau d'Oex.
9. November. Morgens 10 Uhr 10 Min. zu Virginia City
zwei starke Stösse, in Garson von Süden nach Norden. Am. J. of Sc.
10. November. Morgens 2 Uhr Erdstoss in Chäteau
d'Oex.
10. NoTember. Morgens 6 Uhr 30 Min. in Coredo (Tirol)
ein Erdstoss.
11. November. Abends 4 Uhr leichter Stoss in San Fran-
cisco.
13. November. Abends 11 Uhr 20 Min. leichter Stoss in
San Francisco.
13. November. Erdbeben in Iquique.
14. November. Morgens 3 U£r 55 Min. Erdbeben in
Villeneuve, Rivaz, Bouveret und an dem Ufer des oberen Genfer
See's und bis Zweisimmen. Der Stoss wurde auch auf dem Dampf-
schiff „Aigle** im Hafen von Bouveret gespürt.
14. November. Morgens 3 Uhr Erdstoss in Gstad, Berner
Oberland.
15. November. Morgens 5 Uhr 8 Min. schwaches Erd-
beben in Bern von 2 — 3 Secunden.
15. November. In der Nacht drei Erdstösse in Agram,
wovon der um 12 Uhr 30 Min. Morgens der heftigste war.
15. November. Abends 3 Uhr 40 Min. Erdstoss in Lau-
sanne.
15. November. Abends 11 Uhr schwacher Stoss in Locle.
15. November. Mehrere starke Erdstösse zu San Jos^,
Cal. Am. J. of Sc.
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126 C. W. C. Fuchs.
16. November. Morgens 3 Uhr 30 Min. schwacher Stoss
in Lausanne.
16. November. Morgens 4 ühr 45 Min. wellenförmiges
Erdbeben in Fiume aus Ost nach West. Dasselbe dauerte nar
kurz, war aber so heftig, dass Möbel und Fensterscheiben zitterten.
16. November. Morgens 5 Uhr 45 Min. Erdbeben in dem
grossten Theil der Schweiz. Um 5 Uhr 5 Min. war es besonders
in der südlichen und westlichen Schweiz zu spüren, in Tessin
(Mendrisio), Bern u. s. w., um 5 Uhr 8 Min. in Grenohen, um
5 Uhr 15 Min. in der Central- und Ostschweiz bis Schaffhausen
und südlichen Schwarzwald, wo es hauptsächlich in Waldshut
wahrgenommen wurde, um 5 Uhr 45 Min. in St. Gallen. Der
Stoss um 5 Uhr 10 Min. soll durch ganz Italien bis Calabrien er-
kennbar gewesen sein.
16. November. Abends 11 Uhr 45 Min. Schwingungen in
Lausanne.
17. November. Morgens 5 Uhr 45 Min. schwache Erschüt-
terungen in St. Gallen.
17. November. Morgens 7 Uhr 42 — 45 Min. zwei leichte
ErdstoBse in Büren (Bern).
18. November. Morgens 1 Uhr 45 Min. Erdstoss in Pie-
mont, der sich bis Genf erstreckte.
18. November. Morgens 4 Uhr 52 — 54 Min. starkes Erd-
beben in einem grossen ^heil der Schweiz, am stärksten in der
Ostschweiz. Schon um 1 Uhr 45 Min. trat in Genf die oben er-
wähnte, jedoch nicht sicher constatirte Erschütterung ein, eine
andere dagegen um 2 Uhr 52 — 55 Min. Der Hauptsitz des grossen
Erdbebens war in dem Canton St. Gallen, besonders im Toggen-
burgischen und dem Thal der Thur. In der Stadt St. Gallen
spürte man drei wellenförmige Stösse, von denen der erste so stark
war, dass schwere Möbel und Häuser erschüttert wurden. In Ragaz
waren zwei Stosse, die in den Häusern Alles zum Wanken brach-
ten, in der Richtung von Nord nach Süd. In Glarus trat es 4 Uhr
47 Min. ein und dauerte 4 — 5 Secunden mit heftigem Krachen.
Aus Borschach wurden ebenfalls zwei Stösse gemeldet. Gegen
80 Pereent der Hausbesitzer haben es im Oanton Appenzell ge-
spürt, allgemein wurde es auch inUri, Schwyz, Zürich, Graubünd-
ten, Vorarlberg, Arbon, Schaffhausen und dem südlichen Schwarz-
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Die volkaniscbeD EreigniBse des Jahres 1881. 127
wald beachtet. In Conetanz fühlte man sich 4 Uhr 50 Min. Mor-
gens im Bette hin- und hergeworfen. In Horb und Bieringen in
Württemberg hatte man einige Minuten Tor 5 Uhr Morgens eben-
falls das Gefühl, als wenn durch einen von Südwest nach Nordost
yerlaufenden Erdstoss das Bett gehoben und gesenkt würde; eine
Thürglocke schlug dreimal an (Frankf. Ztg. 22. Nov.). Die Be-
wegung erreichte noch den Jura und das Tessin. — Die Orei^zen
des Ersohütterungsgebietes sind darnach ungefähr: Jura, Genf,
Tessin, Landquart, Feldkirch (Morgens 5 Uhr stark), Bodensee,
Schaffhausen, Waldshut, Stockach, Horb. Die Richtung der Stosse
ging von Südost nach Nordwest und von Südwest nach Nordost.
Die Intensität scheint von den Centralmassen gegen die Yoralpen
and die Hochebene abgenommen zu haben. Am Fasse des Säntis
war das Beben bedeutender, als in den Molassegebieten nahe dem
Gebirge, und während dort drei Stosse gespürt wurden, hatte man in
der Ebene ziemlich allgemein nur einen Stoss beobachtet. An zwei
Orten des Canton Appenzell entstanden Spalten in den Mauern,
ebenso in Ebnat. — Weitere Stosse erfolgten um 5 Uhr 10 Min.
und um 7 Uhr 30 Min. Morgens in der Ostschweiz.
18. November. Abends Erdbeben in einem grossen Theil
von Belgien, Rheinpreussen und Westphalen. Von den einzelnen
Beobachtungen sind folgende hervorzuheben: In Köln trat das Ereig-
niss um II Uhr 17 Min. mit zitternder Bewegung ein und pflanzte
sich dann wellenförmig von West nach Ost fort und endigte wieder
tzitemd. Dabei vernahm man dumpfes Rollen, Thuren bewegten
sich in den Angeln, Tische, Stühle, Betten u. s. w. schwankten,
Glas- und Porcellangegenstände rasselten. Der Stoss selbst war
senkrecht und dauerte 2 Secunden. Manche spürten bald darauf
einen zweiten Stoss; Andere behaupteten, dass die Richtung von
Südwest nach Nordost gewesen sei. In Bonn erfolgte das Erd-
beben Abends 11 Uhr 22 Min. in zwei starken Stössen, in Wesel
11 Uhr 20 Min. von Südwesten her; in Bochum sprangen durch
zwei starke Stosse Thüren auf und Hausglocken läuteten. Duis-
burg 11 Uhr 20 Min. Stoss aus West nach Ost, Häuser zitterten;
Crefeld 11 Uhr 19 Min. Rollgeräusch und zwei schwache Stosse;
Barmen 11 Uhr 21 Min. aus Südwesten zwei Stosse und Geräusch.
In Düsseldorf sprangen einige Scheiben und später folgte ein
zweiter Stoss. Mainz 11 Uhr 15 Min., Fenster klirrten; Marburg
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128 C. W. C. Fachs.
(A. AUg. Ztg. 24. Nov.) dreifacher Ruck um 1 1 Uhr 24 Min. ;
Herzogenrath 11 Uhr 13 Miu. sehr heftig; Eohlgcheid schwach
und in den Gruben gar nicht bemerkt, dagegen in den Gruben
von Stolberg; Düren 11 Uhr 15 oder 18 Min.; Aachen 11 Uhr
15 Min., Rollen, Schornsteine fallen, Bewegung von Nord nach
Sud; Brüssel 11 Uhr 8 bis 11 Uhr 14 Min. 50 See. Aachener Zeit
mit explosionsartigem Geräusch wellenförmige Bewegung 10 See.
lang, die aus 10bisl2St58sen zu bestehen schien; Lüttich
11 Uhr 8 Min. aus Süden zwei Stösse, der zweite um 11 Uhr
45 Min. Scheiben zersprangen; Charleroi 11 Uhr 15 Min. 7 bis
8 Stösse; Yerviers 11 Uhr 18 Min. sehr stark. — Das Erdbeben
scheint von dem belgischen Eohlengebiet ausgegangen zu sein und
erstreckte sich am Rhein von Wesel bis Mainz (zwei Breitengrade
oder 30 Meilen), der westlichste Punkt im Erschütterungskreis ist
Toumai, 31 Meilen von Cöln, der östlichste Marburg. In Ortenberg,
Grossherzogthum Hessen, trat es Abends 11 Uhr 30 Min. in vier
Stössen aus Ost gegen West ein.
19. November. Morgens 1 Uhr 46 Min. schwacher Stoss
in Büren (Bern).
19. November. Morgens 7 Uhr 30 Min. eine nicht sicher
festgestellte Erderschütterung in Genf.
20. November. Morgens in Pergine (Tirol) zwei mit
donnerartigem Getöse rasch auf einander folgende Erdstösse.
20. November. Morgens 5 Uhr 30 Min. Erderschütterung
im Rheinthal.
21. November. Morgens 3 Uhr 30 Min. in Bern ziemlich
starker Erdstoss und um 5 Uhr 30 Min. ein schwächerer.
23. November. Abends 12 Uhr 57 Min. in Altenberg bei
Mürzzuschlag (Oesterreich) unter Getöse Erdbeben mit Klirren von
Geschirren und Gläsern 4—5 Secunden lang.
24. November. Starkes Erdbeben auf den Somoa- und
Tonga-Inselgruppen, auch auf den Schiffen in den Häfen gespürt.
Vier Meilen von Nukualasa, Hauptstadt von Tongatabu, senkte
sich die grosse Ebene und bildet jetzt ein tiefes Thal. (A. A. Z.
1882, Nr. 104.)
25. November. Morgens 3 Uhr 10 Min. Erdstösse in
Central-Italien.
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Die vulkanischen Ereignisse des Jahres 188]. 129
25* NoTember. Morgens gegen 4 Uhr ErdstosB in Thun,
um 6 Ubr 25 Min. am Genfer See bis in die Gegend Ton Bex,
einem Theil von Wallis und bis Chamounix.
26. NoTember. Morgens 12 Uhr 5 Min. Erdstoss in Unter-
wallis, Bex, Aigle n. s. w., der sich um halb 2 Uhr daselbst wie-
derholte; um 7 Uhr Morgens trat einer in Yevey ein.
26. November. Abends 2 ühr 9 Min., 2 Uhr 11 Min.,
2 Uhr 14 Min. und 2 Uhr ^7 Min. Erdstosse in Judenburg, von
denen der erste und letzte die stärksten waren.
26. November. In Waidenburg und Bennwil bei Basel soll
an diesem Tage eine Erdersohütterung stattgefunden haben.
27. November. Abends 11 Uhr 30 Min. in Maria-Saal ziem-
lich heftiges Erdbeben von Nordwest nach Südost mit rollendem
Geräusch. (Klagenfurter Ztg.)
28. November. Abends 9 Uhr 5 Min. Erdstoss an der
Rhdnemündung in den Genfer See, dann in Bex, OUon und Unter-
Wallis.
29. November. Morgens 1 Uhr 45 Min. leichter Erdstoss
in Neuchätel (P).
30. November. Morgens 12 Uhr 45 Min. schwacher Stoss
in Martigny und um 1 Uhr 45 Min. in Neuchätel.
30. November. Morgens 8 Uhr 27 Min. heftiges Erdbeben
in Agram. In der obern Stadt war es so stark, dass die Schulen
geschlossen wurden. Man spurte es ferner in Okic bei Rakovpatok
und schwach in Bann zwei Secunden lang. In Okic soll schon
am 28. eine Erderschütterung eingetreten sein und eine Mauer
zum Einstürze gebracht haben.
Ende November fanden wieder mehrere Erdstosse auf der
Insel Chios statt.
Beeember.
2. December. Morgens 5 Uhr und Abends 11 Uhr heftige
Erdstosse in Peldkirch (Vorarlberg) von Südwest nach Nordost.
2. December. Abends 10 Uhr 43 Min. leichter Erdstoss
in Tüffer.
4. December. Morgens 2 Uhr 55 Min. heftiges Erdbeben
in Sion mit starker Detonation; zwei Stösse folgten sich in Zwi-
schenräumen von 1 Seounde und jeder dauerte 2—3 Secunden.
Miaenaog. oad pelrogr. MitkheU. V. 1882. C. W. 0. Fachs. 9
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130 C. W. C. Fuchs.
Richtung : Südwest nach Nordost. In Sierre war es ebenfalls, jedoch
bedeutend schwächer gespürt worden, auch in Bex, Aigle und
Granges. Um 3 Uhr 5 Min. ein Stoss im Wallis und um 4 Uhr
25 Min. einer in Sion.
4. De comb er. Abends 6 Uhr 30 Min. leichter Stoss zu
Huntingdon, Quebeck von West nach Ost. Am. J. of Sc.
6. December. Morgens 1 Uhr 35 Min. Erdstoss in Cha-
teau d^Oex (nur nach einem Beobachter).
7. December. Leichter Stoss zu Eureka, Nev. Am J. ofSc.
9. December. Abends 11 Uhr Erdstoss in Neuchätel.
10. December. Morgens 2 Uhr schwacher Stoss in Her-
zogenbuchsee.
12. December. Mitternacht und 3 Uhr Morgens Erdstosse
in Lausanne (von Prof. Forel, dem ich diese Mittheilung ver-
danke, als zweifelhaft betrachtet).
14. December. Morgens 5 Uhr Erdbeben in SchaflFhausen,
auch deutlich in Zürich gespürt. (Allg. Schweiz. Ztg.)
16. December. Abends 4 Uhr leichter Stoss zu Dorchester,
Mass., in geringem Umfange. Am. J. of Sc.
17. December. Morgens 3 Uhr 15 Min. Erdbeben in Vevey
und Chaux-de-Fonds.
17. December. Morgens 6 Uhr 16 Min. Erdbeben in Genf,
Morges, Lausanne, Yeyey, Aigle, Bex und bis nach Martigny und
Saxon; das Centrum war das untere Rhönethal.
17. December. Morgens 11 Uhr 55 Min. schwacher Stoss
in Martigny und dem Yal d'llliez.
19. December. Abends 11 Uhr 42 Min. in Neumagen
Erdbeben von 3 — 4 Secunden mit dumpfem Getöse, ähnlich einem
in der Ferne vorüberfahreaden Eisenbahn zug. Richtung: Südost-
Nordwest. (Trierer Ztg.)
20. December. Abends 2 Uhr 45 Min. bei heftigem Sturm
Erdstoss in Hohengeissenberg (Baiern).
22. December. Morgens 1 Uhr 20 Min. Erdstoss in Mor-
ges (von Prof. Forel bezweifelt).
24. December. Morgens 3 Uhr 10 Min. Erdstoss in Mal-
leray, um 4 Uhr 16 Min. einer in Morges, letzterer von Professor
Forel bezweifelt.
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Die valkanischen Ereignisse des Jalires 1881. 131
25. De comb er. Abends 9 ühr 15 Min. heftiger Stoss in
Zutz und Zernetz im Engadin.
26. December. Abends 11 Uhr 45 Min. leichter Stoss zu
Kingston, Jamaica. Am. J. of Sc.
26. December. Morgens 4 Uhr 20 Min. abermals Erdstoss
in Zntz.
26. December. Abends 6 Uhr 20 Min. Erdstoss in Lau-
sanne.
27. December. Abends 11 Uhr Erdstoss in St. Moritz im
Engadin.
28. December. Eine Minute nach Mittemacht Erdstoss in
Martigny.
28. December. Morgens 3 Uhr Erdstoss in St. Moritz im
Engadin.
29. December. Morgens 12 Uhr 45 Min. Erdstoss in Bern
(nur durch einen Beobachter bekannt).
29. December. Erdstösse in mehreren Gegenden Ostgali-
ziens von einigen Secunden Dauer. (N. Pr. Pr.)
30. December. • Der französische Consul meldete ein Erd-
beben in Brussa, wodurch das französische Consulatsgebäude bei
einem in Folge davon entstandenen Brande zerstört wurde.
31. December. Erdbeben im mittleren Eleinasien, das in
Brussa noch in einem schwachen Stoss gespürt wurde. (Köln. Ztg.
12. Jan. 1882.)
31. Decemb er. Heftiger und ungewöhnlich lange anhaltender
Erdstoss an der Ostküste von Indien, in Calcutta angeblich zwei
Minuten lang und sehr stark in Madras.
Die vorstehende Zusammenstellung der aus dem Jahre 1881
bis jetzt bekannt gewordenen Erdbeben enthält 297 einzelne Erd-
beben. Dieselben vertheilen sich folgendermassen auf die Jahres-
zeiten :
Winter: 100
(December 30, Januar 41, Februar 29).
Frühling: 68
(März 26, April 24, Mai 18).
9»
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132 C. W. C. Fuchß.
Sommer: 55
(Juni 23, Juli 17, August 15).
Herbst: 74
(September 14, October 13, November 47).
An folgenden Tagen ereigneten sich mehrere Erdbeben an
versehiedenen Orten:
10. Januar. Reichenau, Landeck.
15. Januar. St. Simon, Tossignano.
20. Januar. Bath, Me., Agram.
23. Januar. Canea, Bologna.
24. Januar. Ala, Bologna, Yokohama.
25. Januar. Agram, Bologna.
27. Januar. Agram, Bern.
28. Januar. Bern, Brisighello, Narwa, Ourkfeld.
1. Februar. Erain, Agram, Bern.
28. Februar. Eirchberg am Wechsel, Niederrhein.
1, März. Cilli, Central-Frankreich.
8. März. Lausanne, Torre del Greeo, Yokohama.
18. März. Casamicciola, Yisp.
20. März. Agram, Mte. Cassino.
10. April. Chios, Californien, Bisoka.
23. Mai. St. Lambrecht, Jagnina.
9. Juni. Yelletri, Genfer See.
10. Juni. Tunis, Chios.
5. Juli. Yokohama, Regnano, Udine.
18. Juli. Zara, Casamicciola.
14. August. Citta ducale, Manila.
27. August. Chios, Brazzo.
22. September. Ehoi, Genfer See, Bdcs-Földvdr.
5. November. Eämten, Arlberg.
8. November. Agram, Genfer See.
10. November. Chäteau d'Oex, Coredo.
15. November. Bern, Agram, Locle.
16. November. Fiume, Schweiz.
18. November. Schweiz, Belgien.
26. November. Wallis, Judenburg, Bennwil.
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Die Yulkanischen Ereigni-sse des Jahres 1881. 133
30. November. Schweiz, Agram.
26. December. Zutz, Lausanne.
31. December. Brussa, Caicutta.
Folgende Orte warden wiederholt im Laufe des Jahres be-
troffen :
Agram: Vom 5. Januar an an mehr als 24 Tagen.
Yokohama: 7., 22., 24. Januar, 8. März, 5. Juli.
Canea: 23. Januar, 17. April, 22. August.
Land eck: 10. Januar, 5. November.
Ala: 13., 24. Januar.
Bologna: 23., 24., 25., 26. Januar, 4. Mai, 8. Juni.
Bern: 27., 28., 31. Januar, 1., 3., 8. Februar, 9. Juni,
22. Juli, 15., 16. November, 29. December.
Gurkfeld: 28. Januar, 7. Februar.
Casamicoiola: 4., 6., 16., 18. März, 18. Juli.
Genfer See: Vom 27. Januar an an mehr als 22 Tagen.
Klagen fürt: 4. Februar, 5. November.
Chios: 3., 9., 10., 19. April, 20. Mai, 10. Juni, 24., 27. Au-
gust, Ende November.
Zwickau: 22. Mai, 24. September.
Spalato: 27. August, 2. September.
Zara: 18. April, 18. Juli.
G renoble: 22. Juli, 5. August.
Cilli: 1. März, 27. October.
Aus dem vorhergehenden Jahre erstreckte sich in das Jahr
1881 die Erdbebenperiode von Agram. Sie hatte am 9. November
1880 begonnen und war an diesem ersten Tag gleich mit grösster
Stärke aufgetreten, so dass das Erdbeben bis tief nach Ungarn,
Böhmen, Bosnien, Tirol und Oberitalien gespürt wurde. Schwächer,
aber ungemein häufig traten Erdstösse in der nächsten Zeit ein
und setzten sich auch im Jahre 1881 fort, wo man in Agram selbst
mindestens 24 Erdbebentage zählte und an manchen derselben,
wie am 1. Februar, waren die Erderschütterungen äusserst heftig,
noch mehr jedoch in dem nahen St. Ivau Zelina, wo allein zwischen
20. Mai und 7. Juni 21 Stösse vorkamen. Man wird auch schwer«
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134 C. W. C. Fuch».
lieh irren, wenn man zwischen diesem Erdbeben und den in den
angrenzenden Ländern in diesem Jahre besonders zahlreichen Erd-
erschütterungen (in Dalmatien und der Herzegowina 6mal) einen
Zusammenhang sucht. Die Ton Croatien ausgehenden häufigen
und starken Stösse können in den davon betroffenen Gebieten leicht
den AnstosB zu secundären Erdbeben gegeben haben.
Die Mehrzahl der mitgetheilten Erdbeben gehört zu den
schwächeren Ereignissen der Art; einzelne zeichneten sich jedoch
durch ihre grosse Stärke und bedeutende Folgen aus. Den ersten
Bang in dieser Beziehung dürfte das Erdbeben auf der Insel Chios
einnehmen. Am ersten Tage schien dort, wie ein Berichterstatter
sich ausdrückte, der Boden förmlich zu tanzen unter furchtbarem
unterirdischen Getöse und die Bewegung erstreckte sich nicht nur
über die ganze Insel, deren südlicher Theil am meisten litt, son-
dern auch auf das gegenüberliegende Festland, wo der Ort und
Kriegshafen Tschesme zur Hälfte zerstört wurde. Für die Bewohner
war das Erdbeben um so verderblicher, als die zwei weitaus hef-
tigsten Stösse gleich anfangs und ganz unvermuthet eintraten, wor-
auf stundenlange Buhe folgte, bis dann die zahlreichen anhaltenden
Erschütterungen begannen. Dadurch erklärt sich, dass 4181 Per-
sonen getödtet und etwa 10.000 verwundet wurden. Nur in Lethi
hatte man vor der Katastrophe Erderschütterungen gespürt, so dass
die Einwohner ihre Häuser verlassen hatten. Sechs Tage dauerte
das Erdbeben in seiner ganzen Stärke fort und unterdessen er-
folgten 30—40 Stösse von solcher Heftigkeit, dass jeder allein
schon die furchtbarsten Yerwüstungen hätte anrichten können. Am
10. April traten noch sieben dieser heftigsten Stösse ein, dann
wurden sie schwächer und hörten mehr und mehr auf; nur der
20. Mai, 10. Juni und 27. August zeichneten sich noch durch hef-
tige Stösse aus, wodurch jedesmal noch einzelne Gebäude zerstört
wurden, aber selbst Ende November waren die Erderschütterungen
noch nicht ganz beendigt.
Ein anderes bedeutendes Erdbeben ereignete sich am 7. Juni
in Armenien. Oestlich von Wan wurden in Folge dessen 34 Dörfer
zerstört und 95 Menschen verloren ihr Leben.
Sehr erheblich war auch das Erdbeben in den Abbruzzen am
10. August, wie man aus dem angerichteten Schaden sohliessen
muss, denn ausser mehreren Menschenleben bestand der Verlust in
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Die Yulkanischen Ereignisse des Jahres 1881. 135
der Zerstönmg Ton etwa 1000 Häusern, davon gegen 700 in Or-
sogna, dem am stärksten betroffenen Orte. Wahrscheinlich stand
damit auch noch das Erdbeben vom 23. September in Verbindung,
wobei der Ort Castel Frentano durch eine Erdabrutschung yer-
schfittet wurde.
Zwischen Taebris und Khoi in Persien erfolgte das yierte
grosse Erdbeben dieses Jahres zwischen dem 28. August und
11. September, welches dann noch in geringerem Grade längere
Zeit fortdauerte.
Durch bedeutende Stärke und unheilvolle Folgen gehört auch
das Erdbeben von Ischia zu den hervorragenden Ereignissen, kamen
doch etwa 150 Menschen um und wurden in Casamicciola ganze
Strassen zerstört. Trotzdem hatte es einen durchaus localen
Charakter. Es wurde nicht einmal auf der ganzen Insel gespürt,
sondern beschränkte sich auf die nächste Umgebung von Casamic-
ciola und Lacco. Die Apparate auf dem Yesuv-Observatorium
zeigten während seiner Dauer nicht die leiseste Bewegung und
ebensowenig der Seismograph der Universität in Neapel. Für Den-
jenigen, der die Qegend kennt, ist es kaum einem Zweifel unter-
worfen, dass ein durcb locale Unterwaschung erfolgter unterirdi-
scher Einsturz die Veranlassung zu dem Ereigniss gab, eine An-
sicht, die auch Palmieri aussprach. Die zahlreichen heissen
Quellen, welche dem Boden des Hügels von Casamicciola in der
Nähe der erloschenen Vulkane M. Botaro und Epomeo entspringen,
können als die wahren Urheber desselben betrachtet werden. Wie
so häufig, erfolgten auch hier spätere Nachrutschungen, die sich am
6., 16., 18. März und 18. Juli fühlbar machten.
Die submarine Eruption bei den Azoren war ebenfalls von so
heftigen Erdbeben begleitet, dass die Inseln schwer darunter litten.
Am stärksten wurde, wie in den letzten Jahren mehrmals, San
Miguel betroffen, wo sie am längsten, bis in den März anhielten.
Ueber 200 Häuser wurden auf dieser Insel zerstört und mehrere
Menseben gingen dabei zu Grunde.
Unter den sehr zahlreichen Erdbeben der Schweiz zeichnen
sich vor Allem die von dem Rhdnegebiet ausgehenden sowohl
durch ihre Häufigkeit, als durch ihren bedeutenden Umfang aus.
Ihr Centrum lag bald im oberen Theil, dem Canton Wallis, bald
am Qenfer See, und hauptsächlich die Westschweiz wurde davon
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136 C. W. C. FucbB.
in Mitleidenschaft gezogen; bei .d^n stärkeren breiteten sich jedoch
die Erschütterungen nach Westen mehr oder weniger tief nach
Frankreich hinein aus und nach Norden bis in den sfidlichen
Schwarzwald. Am 27. Januar wurden die vom Genfer See aus-
gehenden Erschütterungen im Wiesenthal, Neustadt im Schwarzwald
und in Mühlhausen im Elsass gespürt und in derselben Gegend ferner
am 3. März, 22. Juli, 16. und 18. November. Weiter nordlich ist
ihre Verbreitung nicht erwiesen, denn das am 3. März in Graben,
zwischen Mannheim und Karlsruhe, beobachtete Erdbeben war von
zu localer Art, um damit in Zusammenhang gebracht werden zu
können. Im Westen machten sich die Erdbeben am 3. März bis
in das Ognonthal und nach Vesoul, am 22. Juli in Savoyen und bis
Grenoble und Yalence und in denselben Grenzen am 5. August geltend,
im Süden am 3. März, 16. und 18. November bis Piemont. Die
schwächeren Erdbeben hatten einen geringeren Umkreis, wie am
9. Juni von Martigny bis Bern und Genf, am 22. September von
Genf bis Freiburg, am 16. November über die westliche und süd-
liche Schweiz bis Mendrisio. Der Ausgangspunkt scheint sich
mehrfach verschoben zu haben, er lag nämlich am 28. Januar nordlich
vom See in Freiburg oder Bern, am 3. März in Oberwallis, am
9. Juni und 16. November im unteren Bhönethal und am 22. Juli
am westlichen Seeufer; bestimmte Resultate darüber werden jedoch
erst aus den zu erwartenden Berichten der schweizer Commission
hervorgehen. Locale Erschütterungen von geringem Umfange
waren sehr zahlreich, z. B. in Lausanne am 18. März, 15. und
16. November, 12., 26. und 31. Deoember, in Visp am 18. und
19. März, in Leuk am 17. März, in Chäteau d'Oex am 4., 9.,
10. November und- 6. December u. s. w. Daneben ereigneten sich
noch eine ganze Reihe secundärer Erdbeben durch die ganze
Schweiz, am häufigsten in Bern, aber auch an verschiedenen andern
Orten. Die starken Erdbeben wurden durch die Gebirgszüge nicht
aufgehalten, weder die Alpen, noch der Jura bildeten für ihre Aus-
breitung nach Süden, Westen und Norden ein Hinderniss.
Das Erdbeben vom 18. November hatte einen eigenen Herd
in der östlichen Schweiz, etwa in der Gegend zwischen Säntis und
Glämisch, denn am stärksten war es im Toggenburgischen, dem
Thal der Thur und im Canton Appenzell, wo Bisse in den Mauern
beobachtet wurden. Von hier breitete* es sich abschwächend nach
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Die Tulkanischen Ereignisse des Jahres 1881. 137
aUen Seiten aus, bis zu den tiroler Bergen, dem südlichen Schwarz-
wald, dem Jura und bis Tessin. Während in diesem Falle Ton
der Ostschweiz ausgehend Vorarlberg in den Bereich der Erschüt-
terung gezogen wurde, bildete dieses in andern Fällen einen eigenen
Herd mit dem Arlberg als Centrum, von dem aus dann mehr oder
weniger von der Ostschweiz in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Beschrankte sich auch am^lO. Januar das Erdbeben auf den öst-
lichen Abhang dieses Gebirgsstocks (Landeck), und am 2. Dec. auf
den westlichen (Feldkirch), so dehnte es sich doch am 5. Nov.
Tom Arlberg ausgehend über den Bregenzer Wald, den grössten
Theil der Ostschweiz, besonders St. Gallen, Appenzell, Herisau
und bis Zürich aus.
Getrennt von den übrigen schweizer Erdbeben bildete sich
gegen Ende des Jahres ein neues Gentrum im Engadin; am
25. December wurde Zutz und Zernetz, am 26. Zutz, am 27. und
28. Dec. St. Moritz betroffen.
Auch die Eohlendistricte, welche in diesen Mittheilungen
wiederholt als Herde von Erdbeben bezeichnet wurden, blieben in
diesem Jahre nicht ruhig und darum soll nochmals nachdrücklich
auf dieselben aufmerksam gemacht werden.
In dem belgisch-rheinischen Becken erfolgte ein kleines Erd-
beben am 28. Februar in Beckrath und Wickrath, ein grösseres
aber am 18. November, wodurch hauptsächlich Belgien, die Rhein-
provinz und Westphalen betroffen wurde. Nach Zahl und Stärke
der Stösse scheint sein Sitz bei Charleroi gewesen zu sein, von
wo sich seine Wirkung bis Mainz im- Süden, bis Toumai im
Westen, Marburg im Osten und Wesel im Norden erstreckte. Das
sächsische Becken, in den letzten Jahren wiederholt genannt, hatte
am 22. Mai und 24. September Erderschütterungen aufzuweisen.
Sind schon bei den zuletzt erwähnten Erdbeben mechanische
Veränderungen in der Lagerung der Schichten die deutlich erkenn-
bare Ursache, so war das noch auffallender bei einem in Stass-
furth vorgekommenen Ereigniss. Am 2. December erfolgte daselbst
um 4 Uhr 18 Min. Morgens eine alle früheren an Heftigkeit und
Ausdehnung übertreffende Erderschütterung, wodurch an der neu-
erbauten Thurmgallerie Risse entstanden. Die Arbeiter in den
Gruben hatten schon eine halbe Stunde früher dumpfes Rollen und
Knattern gehört, dem unmittelbar vor der Erderschütterung ein
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138 C. W. C. Fuchs.
dreimaliges donnerähnlicheB Krachen folgte. Es stellte sich bald
heraus, dass in der fünften Etage des Schachtes von Leopoldshall
gewaltige Salzmassen niedergegangen waren ; durch den davon ver*
ursachten Luftdruck wurden alle Orubenlichter ausgelöscht. Da in
diesem Falle so augenscheinlich der menschliche Eingriff durch
Bergbau die Yeranlassung gab, ist das Ereigniss unter den Erd-
beben nicht aufgeführt, während in den Eohlengebieten naturliche
Veränderungen nicht ausgeschlossen sind.
In Bezug auf die im letzten Jahresbericht besprochenen und
früher von Perrey häufig aufgezählten schwachen Erderschüt-
terungen in Nizza bin ich nun zu der Ueberzeugung gekommen, dass
sie dem Anprall der Brandung an den Felsen des Raupa Capeu ihre
Entstehung yerdanken und sich durch das dichte Gestein weiter
fortpflanzen. Es erscheint daher unnöthig, die lange Liste der Ton
dem Yerfasser dieser Zeilen im letzten Winter gemachten Beob-
achtungen mitzutheilen. Auffallend bleibt nur, dass die Erschütterun-
gen nicht Ton der Stärke der Brandung allein abhängen, sondern
bisweilen bei sehr geringem Wellenschlag recht merklich, bei viel
stärkerem oft gar nicht nachweisbar sind. Es lässt sich dies nur,
wie im vorigen Bericht geschehen, durch den Einfluss der Richtung
der Wellen erklären. Bei vollkommen unbewegter See traten sie
während der vier Monate dauernden Beobachtungszeit nie ein.
Die in diesen Berichten bekanntlich zuerst und unablässig
seit langen Jahren vertretene Erklärung der Erdbeben befestigt
sich in erfreulicher Weise immer mehr, seitdem in den letzten
Jahren mehrere Geologen ihr Literesse diesem Zweige der Geo-
logie zugewendet haben. Nur scheint eine der erdbebenerzeugenden
Ursachen mit grosser Vorliebe behandelt zu werden und dadurch
zu sehr in den Vordergrund zu treten. Gewiss sind die bei der
Entstehung und Entwicklung der Kettengebirge wirkenden Kräfte
eine mächtige und häufig thätige Veranlassung dieser Ereignisse und
die den alpinen Erdbeben gegenwärtig zugewandte Fürsorge hat darum
zu sehr wichtigen Ergebnissen geführt, allein die zahlreichen andern
Ursachen, die ausserdem noch Erdbeben herbeiführen und nichts
mit den Kettengebirgen zu thun haben, dürfen doch nicht in den
Hintergrund treten. Es wird die Aufgabe dieser Berichte sein,
wie seit zwanzig Jahren, so auch ferner auf die Mannigfaltigkeit
der diesen Naturereignissen zu Grunde liegenden Vorgänge hinzu-
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Die vulkanischen Ereignisse des Jahres 1881. 139
weiseo. Besonders dürfen auch nicht die vulkanischen Erdbeben
unterschätzt werden. Nachdem man so lange Zeit alle Erdbeben
auf ^plutonischem" Wege erklärt hatte, könnte nun leicht eine
Untersohätzung der Wichtigkeit der vulkanischen Ereignisse für
die Zahl und Bedeutung der Erdbeben Platz greifen. Fand sich
doch in einer vor Kurzem erschienenen werthyollen, der Verthei-
digung unserer Ansicht über Entstehung der Erdbeben gewidmeten
Schrift der Satz: „Wir erachten vulkanische Erdbeben für schwä-
chere, locale und seltenere Erscheinungen.'' Das dürfte doch zu
weit gehen; local, d. h. von beschränkterem Umfange, wie die
grossen, nicht vulkanischen Erdbeben pflegen sie allerdings zu sein,
aber an Stärke können sie sich wohl mit ihnen messen, wie die
Oeschichte unserer europäischen Vulkane sowohl, wie der fremden
nur zu häufig beweist. Seltenere Ereignisse sind die vulkanischen
Erdbeben auch nicht; wenn man z. B. berücksichtigt, dass im
Jahre 1876 am Vesuv allein 57 verschiedene Tage mit Erdstössen
Torkamen und am Aetna 34 Tage, in einem Jahre, wo beide Vul-
kane keine Eruption hatten, so wird man zugestehen müssen, dass,
wenn wir von den übrigen Vulkanen auch nur ganz unvollständige
Berichte besässen — gerade in Folge der aus der Häufigkeit der
vulkanischen Erdbeben sich ergebenden Gewöhnung der Bevöl-
kerung an diese Ereignisse werden meist nur einzelne der. verderb-
lichsten mitgetheilt — die vulkanischen Erdbeben den nicht-vul-
kanischen an Zahl mindestens gleichkommen, wahrscheinlich aber
sie übertreffen würden.
Nachträge.
1877.
31. October. Morgens 2 Uhr Erdbeben zu San Vittore in
Graubündten.
1879.
28. Mai. Auf dem Gipfel des Aetna spürte 0. Silvestri
während der Eruption so heftige Bewegung des Bodens, dass er
ein Gefühl von Seekrankheit bekam.
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140 C. W. C; Fuchs.
2. September. Morgens 4 Uhr 40 Min. schwache Erd-
erschütterung zu Frasoati von 4 Secunden, um 5 Uhr 30 Min. in
Palestrina und später mehrere sehr schwache in Spoleto.
3. September. Gegen 8 Uhr Abends unter Getöse Erd-
erschütterung in Guzzano. In Spoleto ein schwacher Stoss.
13. September. Abends 10 Uhr schwaches wellenförmiges
Erdbeben in Belluno.
14. September. Morgens 3 Uhr 30 Min., 3 Uhr 40 und
3 Uhr 45 Min. firdstösse in Monte Cassino von Nord nach Süd.
14. September. Abends 10 Uhr 55 Min. in Rocca di Papa
ein schwacher Stoss.
29. September. Gegen 10 Uhr 30 Min. Morgens schwa-
cher Erdstoss in Reggio-Emilia.
6. Oc tober. Morgens 9 Uhr heftiger Stoss und Getöse in
Mineo.
14. Oc tober. Nachts zwei sehr schwache Stösse auf dem
Vesuv.
16. — 17. O et ob er. In der Nacht zwei Erdstösse auf dem
Vesuv.
26. October. Abends 2 Uhr schwacher Stoss in Rocca
di Papa.
27.- October. Morgens 5 Uhr 25 Min. Erdstoss in Narni.
29. October. Abends 9 Uhr 15 Min. in Ferentino zwei
schwache Stösse.
3. November. Abends 3 Uhr schwacher Erdstoss auf dem
Vesuv.
5. November. Abends 2 Uhr 30 Min. Erdstoss auf dem
Vesuv
6. November. Morgens 4 Uhr 55 Min. Erdstoss in Pale-
strina.
10. November. Zwischen 8 und 9 Uhr Morgens starker
Erdstoss am Monte Baldo.
21. November. Morgens 11 Uhr 1 Min. schwacher Stoss
in Velletri.
23. November. Morgens 1 Uhr 15 Min. schwacher Stoss
in Palestrina.
3. December. Nach 4 Uhr Abends unterirdisches Getöse
in Narni.
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Die vulkanischen EreigniBse des Jahres 1881. 141
4. December. Morgens 9 Uhr 30 Hin. Erdstoss in Colom-
bier (Neuch&tel), darauf erfolgte um 5 Uhr 33 Min. Abends in
Genf, Lausanne und Savoyen das im Bericht von 1879 schon mit-
getheilte Erdbeben und um Mittemacht ein Erdstoss in St. Loup
(Preiburg).
5. December. Morgens 5 Uhr schwacher Stoss in Lau-
sanne und Etay, um 5 Uhr 32 Min. in Lode und um 10 Uhr in
Itingen (Base]). Um 2 Uhr 31 Min. Abends trat das im Bericht
mitgetheilte grosse Erdbeben im Baseler Jura ein und um 9 Uhr
Abends noch ein Stoss in Riehen.
8. December. Morgens 12 Uhr 20 Min. und 12 Uhr
50 Min. Zittern des Bodens in Rom.
12. December. Morgens 6 Uhr Erdstoss in Lostarf (Solo-
thum) und Gösgen bei Ölten.
12. December. Abends 2 Uhr 30 Min. Erdstoss in Ober-
weiler am Fusse des Blauen (Schwarzwald).
12, December. Abends 4 Uhr 55 Min. heftiger wellen-
förmiger Stoss in Yaldieri.
13. December. Abends 7 Uhr 30 Min. heftiger Stoss in
Mineo, Militello und Aderno; um 8 Uhr 45 Min. ein schwacher
in Rom.
22. December. Abends 8 Uhr 9 Min. schwache Erd-
erschütterung in Nami.
23. December. Morgens 1 Uhr 30 Min. nach heftigem
Getose schwacher Stoss in Bologna, Quaderno, Casaleechio de Conti
und um 1 Uhr 34 Min. Morgens in Modigliana, Abends 9 Uhr
32 Min. in Quaderno.
29. December. Abends 11 Uhr 15 Min. schwacher Stoss
in Ascoli.
29. December. Abends 11 Uhr 20 Min. Erdstoss in Genf.
30. December. Zu dem im Bericht enthaltenen Erdbeben
vom 30. December 1879 in Savoyen und der Schweiz. Professor
Forel hat neuerdings dieses .interessante Erdbeben studirt, was
er durch 202 zuverlässige Documente im Stande war. Es ereig-
neten sich folgende Erdstösse: Morgens 12 Uhr 15 Min. in Genf;
zwischen 2 und 3 Uhr in Rolle; 3 Uhr 30 Min. in Genf; 6 Uhr
in Yverdon; 10 Uhr in Martigny; zwischen 11 Uhr und 11 Uhr
30 Min. in Rossiniferes; Abends 12 Uhr 27 Min. heftig in Savoyen
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142 C. W. C. Fuchs.
und Theilen der Schweiz und von Frankreich ; 1 Uhr 20 Min. in
Genf, Sion, Thun ; 2 Uhr 15 Min. in Sixt ; 6 Uhr 30 Min. in Bern
und Thun ; 8 Uhr 10 Min. heftig in Savoyen und der Schweiz ; 8 Uhr
24 Min. in Montriond; 11 Uhr 32 Min. in Samoens. Am 31. Dec.
war das Erdbeben Morgens 1 Uhr 30 Min. heftig in SavoyeD,
Sixt, Samoens, Tanninges, Montriond, Cluses u. a. 0. — Der erste
grosse Stoss trat am 30. December 12 Uhr 26 Min. Bemer Zeit
ein und wurde gespürt a) in Savoyen : Thal der Arye und deren
Seitenthäler, Dransethal, Annecy, Chambery ; b) in Frankreich :
Lyon und Salins; c) Schweiz: Cantone Genf, Waadt, Unterwallis,
Neuchfttel, Bern, Solothurn, Luzern und in Alpnach. Die extremen
Punkte waren also: Lyon, Salins, Locle, Solothurn, Luzern, Alp-
nach, Sion, grosser St. Bernhard, Chamounix, Annecy, Chambery,
Lyon, und sie bilden ein Oval, dessen grosse Axe parallel der
Alpenkette, Lyon-Luzem, etwa 300 Kilometer, dessen kleine Axe
150 Kilometer misst und das eine Oberfläche von 40.000 □Kilom.
besitzt. Das Centrum war im oberen Arve- und im Dransethal
und lag vielleicht unter dem Col de Gal^ze, 6 Kilometer nordost-
lich von Samoens. — Der zweite grosse Stoss erfolgte 8 Uhr
10 Min. Abends ; in Savoyen : im ganzen Arve- und Dransethal ; in
der Schweiz : an den Ufern des Genfer Sees bis Morges, im Rhone-
thal bis Sion, im Aarthal bis Thun und Interlaken. Die Grenzen
gingen von Cluses nach Mesinges bei Thonon, Morges, Lausanne,
Thun, Interlaken, Sion, Martigny, Chamounix, St. Gervais, und
bildeten ein 10.000 [^Kilometer einnehmendes Oval mit einer
grossen Axe, Cluses-Interlaken, von 150 Kilom. und einer kleinen,
Sion-Morges, von 80 Eilom. — Der dritte grosse Stoss trat un-
geföhr 1 Uhr 30 Min. Morgens am 31. December im Arvethal
ein. Die Begrenzung war: Sixt, Cluses, Tanninges, Montriond mit
einem Durchmesser von 20—30 Eilom. und einer Oberfläche von
500 Q Kilom. Der Raum ist von den beiden andern umschlossen
und das Centrum war das gleiche, wie bei jenen. Vom ersten Stoss
wurden in St. Jean d'Aulph, Montriond, Sixt, Samoens, Cluses,
Yailly, Kamine herabgestürzt und Felsblocke lösten sich von den
Bergen und rollten in das Thal, doch nahm die Intensität nicht
regelmässig vom Centrum aus ab, sondern das südliche Ufer des
Genfer See^s wurde weniger stark, als das nördliche erschüttert,
das Thal der Broie bildete eine Erdbebenbrücke, in Payeme, Aven-
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Die yalkaniflchen Ereignisse des Jahres 1881. 143
chea u. s. w. warde nichts gespürt, obgleich es in Biet und Locle
auftrat, in Morges nur im ostlichen Stadttheil. Gegen Ch&teau d'Oex
pflanzte sich die Bewegung um etwa 240 M. in der Secunde fort.
Unterirdisches Qetose begleitete die beiden grossen Stosse ; es war
ein allmälig wachsendes Rollen, wie durch rutschenden Schnee.
31. December. Abends 2 Uhr Erdstoss in Ascoli.
1880.
7. Januar. Morgens 12 Uhr 30 Min. Erdbeben zwischen
Mayenfeld, Ilanz, Hinterrhein, St. Bemhardin, Bondo, Yicosoprano,
BergÜD, Daves, Eüblis und ein zweites 3 Uhr 40 Min. und 4 Uhr
25 Min. Abends. Der erste Stoss wurde von Splügen bis Chur
und Filisur gespürt, der zweite von Mayenfeld bis Canters und
vom St. Bernhardin bis Bergün, der dritte und stärkste im ganzen
obigen Gebiet, Mayenfeld und Ilanz ausgenommen.
30. Januar. Morgens 3 Uhr 28 Min. Erdstoss in Sion,
Martigny, St. Maurice und Youvry mit kanonendonner-ähnlichem
Qetose. Gegen 5 Uhr Morgens noch ein schwacher Stoss in Sion.
20. Februar. Kurz nach Mitternacht schwacher Stoss zu
Nufenen und zwischen 4 bis 4 Uhr 30 Min. Morgens starker Stoss
in Nufenen und Splügen im Rheinwaldthal und in Campodolcino.
im Yal Lire. Der erschütterte Raum hatte einen Durchmesser
von 18 Kilometern.
22. Februar. Abends 9 Uhr 30 Min. schwacher Stoss auf
Beatenberg.
23. Februar. Zwischen 2 und 3 Uhr Morgens leichter
Stoss in Ringgenberg am Brienzer See, 6 Uhr 30 Min. heftiger
Stoss auf dem Bödeli von Interlaken und in den Thälem von Aar
und Lütschüne, so dass das Erschütterungsgebiet von Beatenberg,
Habkeren, Brienz, Meyringen, Grindelwald und Lauterbrunnen be-
grenzt, eine Länge von circa 24 Kilometern hatte.
26. Februar. Erderschütterung in Acireale.
28. Februar. Morgens 11 Uhr hörte man in Zafferana am
Ostabhang des Aetna, in einer Höhe von 604 Metern an der oberen
Grenze der bebauten Region gelegen, unterirdisches Getöse und
nach einer Viertelstunde spürte man eine dreimal sich wieder-
holende Erschütterung. Auf derselben Bergseite hatte man schon
seit mehreren Tagen Erderschütterungen bemerkt.
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144 C- W. C Fuchs.
I
1. März. Morgens 10 Uhr 30 Min. kurzer wellenförmiger
StosB in Cätania.
1. März. ErdstOBB in einem Theil des Depart. Pay de Dome.
Besonders stark war derselbe in der Umgebung von Yeyre uifd
Authezat Abends 10 Uhr von Ost nach West mit heftigem Getöse.
Yiel schwächer war er in Ambert;, St. Amant und Arlane.
12. April. Abends 7 Uhr 40 Min. sehr schwacher Erdstoss
aus drei Oscillationen in Bergün, Filisur und Alveneu in der Aus-
dehnung von ungefähr 10 Kilometern.
17. April. Morgens in Acireale zwei leichte wellenförmige
Erderschütterungen.
26. April. Morgens 3 Uhr 30 Min. Erdstoss in Banz.
26. April. Abends 8 Uhr 45 Min. wellenförmiger Stoss in
Mineo, von heftigem Getöse begleitet.
7. Mai. Morgens 7 Uhr 5 Min. Erdstoss in Tarasp.
7. Mai. Morgens 9 Uhr 5 Min. Erdstoss in Yilleneuve,
Mäzi^res und von Montreux bis Aigle.
8. Mai. Morgens 1 Uhr 5 Min. schwache Erschfitterung zu
M6zi^res (Waadt).
15. Mai. Abends 11 Uhr schwacher wellenförmiger Stoss in
Acireale.
16. Mai. Morgens 2 Uhr schwacher wellenförmiger Stoss in
Acireale.
16. Mai. Abends 10 Uhr 9 Min. Erderschütterung in Wald-
schäch (Steiermark).
23. Mai. In Islikon und Gachnang bei Frauenfeld (Thar-
gau) erfolgten vier Erdstösse: um 1 Uhr, 5 Uhr, circa 8 Uhr
30 Min. und 11 Uhr 50 Min.
4. Juni. Morgens 2 Uhr 45 Min. Erdstoss in Moires, nur
von 3 Personen bemerkt.
9. Juni. Morgens 7 Uhr 2 Min. Erdstoss in SchaflPhausen.
13. Juni. Kurz nach Mittemacht wellenförmiger Stoss in
Zafferana, der sich um 2 Uhr und 4 Uhr Abends wiederholte.
16. Juni. Zu Yernou (Indre et Loire) hörte man, etwa
2 Kilometer vom Orte entfernt, auf einem Hügel, wo die Domäne
Querri&re liegt, unterirdisches Getöse, ähnlich dem Zischen Yon
ausströmendem Dampf. Die Erscheinung dauerte mehrere Tage.
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Die Tnlkanischen Ereignisse des Jabres 1881. 145
18. Juni. Abends 9 Uhr 15 Min. und 10 Uhr 30 Min. in
Zafierana wellenförmige starke Stösse, die auch in Bongiardo ge-
spürt wurden. In Acireale beobachtete man dagegen yiele schwache.
28. Juni. Morgens 12 Uhr 30 Min. und 2 Uhr 15 Min.
schwache Erdstösse in Genf, um 3 Uhr 12 Min. erschütterte
dagegen ein heftiger Stoss den westlichen Theil des Sees von Genf
bis Lausanne.
9. Juli. Abends 9 Uhr 30 Min. schwacher Stoss in Lode
(Neuchätel).
14. Juli. Abends 8 Uhr 20 Min. zwei schwache Erdstösse
in Bergfln (Graubündten).
15. Juli. Morgens 10 Uhr 30 Min. schwache Erschütterung
zu Linguaglossa.
16. Juli. Morgens 8 Uhr 30 Min. mehrere wellenförmige
Erdstösse in Giarre, Dagala, Bongiardo und Linguaglossa.
8. August. Morgens 8 Uhr mehrere schwache Stosse in
Santa Veneria und Dagala.
10. August. Abermals mehrere Erdstösse in Santa Veneria,
Bongiardo und Linera.
11. August. Von Mitternacht bis 1 Uhr Morgens 3 Erd-
stösse in Linera, Bezirk Acireale, besonders der zweite empfindlich.
20. August. Gegen 10 Uhr Abends schwacher Stoss in
Lavaux, Pully, Jongny sur Vevey und in Frutigen, also in einer
Ausdehnung von 75 Kilometern.
22. August. Abends 12 Uhr 30 Min. wellenförmiger Erd-
stoss auf der Strasse von Ardichetto, Linera inferiore und Palombaro.
23. August. Morgens 11 Uhr zwei schwache wellenförmige
Erschütterungen zu Guardia (Acireale).
3. September. Morgens 6 Uhr 45 Min. schwacher Erd-
stoss allein in Zermatt gespürt.
8. September. Morgens 8 Uhr Erdstoss in Visp.
10. September. Morgens 1 Uhr 29 Min. Erdstoss in Brugg
(Aargau).
15. September. Morgens 8 Uhr 50 Min. schwaches Erd-
beben in Acireale.
16. September. Morgens 1 Uhr 37 Min. ziemlich heftiges
Erdbeben, anfangs von unten, dann wellenförmig vom Centrum des
Aetna gegen den Umfang, aber nur auf einem beschränkten Ge-
Miaeraloff. and p^tro^r. Mltth. Y. t882. Fachs. Becke. 10
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146 C. W. C. Fuchs.
biete von Aoireale bemerkbar. Ein zweites Erdbeben an dem-
selben Ort um 5 ühr Morgens.
19. September. Morgens 11 Uhr 1 Min. heftiger Erdstoss
in Freiburg i. XJe. (Schweiz).
20. September. Morgens 5 Uhr 3 Min. Erdstoss in Rech-
terschwyl (Schweiz).
22. September. Morgens 1 Uhr 15 Min. und 11 Uhr,
Abends 5 Uhr 46 Min. Erdstösse in Freiburg i. Ue.
23. September. Abends 5 Uhr 50 Min. Erdstoss in Frei-
burg i. Ue.
24. September. Abends 7 Uhr 25 Min. Erdstoss in Thun.
28. September. Abends 6 Uhr auf der Insel Ukamok
(Alaska) 55® 48' n. Br., Ibo^ 34' w. L. drei leichte Erdstösse,
der erste von Nord nach Süd, die andern TonWest nach Ost. Um
9 Uhr heftiger Stoss von West nach Ost. Am. J. of Sc.
29. September. Morgens 3 Uhr und Abends 1 Uhr wieder
von West nach Ost gerichtete Erdstösse auf der Insel Ukamok.
Das Erdbeben , dauerte bis zum 16. October und in der ganzen
Zeit erzitterte der Boden und zuweilen war unterirdisches Rollen
zu vernehmen. Tiefe Spalten bildeten sich in dem Boden. U. S.
Weath. Rew.
26. October. Abends 1 Uhr 20 Min. sehr heftiger Erdstoss
auf Ukamok von Ost nach West, um 2 Uhr 14 Min. und 8 Uhr
46 Min. Abends leichte Stösse.
27. October. Morgens 5 Uhr 35 Min. zwei starke, kurze
ost-westliche Erdstösse auf Ukamok, um 9 Uhr 15 Min. einer von
SW nach NO, um 11 Uhr 4 Min. und 11 Uhr 45 Min. leichte
Stösse von Ost nach West.
29. October. Morgens 1 Uhr 5 Min. und 6 Uhr 38 Min,
Erdstösse von SO nach NW* mit (Jetöse auf Ukamok, um 11 Uhr
58 Min. drei Stösse aus Nordost. Am. J. of Sc.
30. October. Morgens 11 Uhr 55 Min. empfindlicher wellen-
förmiger Stoss in Borgata Mangano tief am östlichen Aetna-
Abhang.
8. November. Abends 9 Uhr 15 Min. heftiger wellenför-
miger Stoss und unterirdisches Getöse zu Linera inferiore, der
auch in Acireale und an der benachbarten Küste gespürt wurde.
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Die yalkamschen EreignisBe des Jahres 1881. 147
8. November. Ungefähr 7 ühr 30 Min. Abends ein Erd-
Btoss in Bmnnsee, nm 10 Uhr 15 Min. ein anderer in Eirchbacfa
(Steiermark).
13. November. Morgens 5 Uhr 28 Min. Erdstoss zu Sitka.
Am. J. of So.
14. November. Morgens 5 Uhr 50 Min. zu Sitka zwei von
NO nach SW gerichtete Erdstösse. Am. J. of Sc.
11. November. Morgens 10 Uhr 20 Min. Erdstoss in
Kirchbach (Steiermark).
11. November. Das Erdbeben von Agram an diesem Tage,
welches im letzten Jahresbericht erwähnt ist, breitete sich auch
über einen Theil von Steiermark aus, in Graz, Andritz, Marburg
wurde es um 11 Uhr 25 Min. Morgens gespürt, in Brunnsee, Cilli,
Oonobitz, Pettau um 11 Uhr 30 Min. und in Spielfeld, Pössnitz,
Radkersburg um 11 Uhr 21 Min.
22. November. Morgens 4 Uhr Erdstoss in Judenburg.
16. Deco mb er. Abends eine Erderschütterung in Agram,
die auch in Graz gespürt worden sein soll.
22. December. Abends 1 Uhr 45 Min. Erdbeben in Daves
und zu St. Peter in Scbanfigy (Schweiz).
VI. Eruptivgesteine aus der Gneissformation des
niederfisterreichischen Waldviertels.
Yen Friedrieh Becke.
(Hieza Tafel I.)
In dem Gneissgebiete von Niederösterreich spielen die Eruptiv-
gesteine keine grosse Rolle. Die Seltenheit guter Aufschlüsse
bringt es mit sich, dass man fiber das geologische Auftreten nur
sehr mangelhafte Kenntnisse erlangen kann. Der Nachweis durch-
greifender Lagerung konnte in zwei Fällen bei dem Glimmersyenit
von Stallegg und bei dem Dioritporphyrit von Steineggleiten mit
Sicherheit erbracht werden. Bezüglich der anderen Eruptivgesteine,
namentlich der Eersantite, ist man fast nur auf einzelne Findlinge
10*
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148 P- Becke.
angewiesen. Diese Gesteine als Eruptivgesteine aufzufassen, erfor-
derte die richtungslos körnige Struetur, der Hangel jeglichen
Ueberganges in die krystallinischen Schiefer und die Uebeiein-
stimmung mit anderwärts als eruptiv erkannten Gesteinstypen.
Einigermassen zweifelhaft erscheint die letzte Gruppe, bei
welcher die Struetur zwar auch richtungslos körnig ist, bei welcher
aber Uebergänge vorkommen in Gesteine, welche mit dem als in-
tegrirendes Glied der Schiefer erkannten Gabbro von Langenlois
übereinstimmen.
I. Glimmersyenit von Stallegg.
Bei Stallegg ist am linken Eampufer am Felsabhang an der
Strasse im körnigstreifigen Dioritschiefer ein Syenitgang aufge-
schlossen. Derselbe steigt ziemlich senkrecht etwa 0*5 Meter
mächtig auf und setzt sich nach oben in eine lagergangartige Partie
fort, welche den flach nach Süd fallenden Schichten ziemlich con-
cordant eingelagert ist. Der Durchschnitt hat die Gestalt eines
schiefen T.
Der Syenit ist mittelkörnig, besteht aus einem gleichmässig
körnigen Gemenge von Orthoklas, Mikroklin, Plagioklas und nicht
sehr viel Biotit; keines dieser Minerale zeigt eine Andeutung
von Erystallform. Accessorisch treten noch auf Apatit in kurzen
dicken Erystallen und Zirkon in quadratischen Säulen. Das Ge-
stein sieht den weiter im Süden lagerartig auftretenden Granit-
gneissen sehr ähnlich, unterscheidet sich aber von ihnen durch das
Fehlen von Fibrolith und Mikroperthit und den Reichthum an fein-
gestreiftem Plagioklas.
n* Quarz- Diorit-Porphyrit.
Der Fundort dieses Gesteines ist westlich von dem Oertchen
Steinegg, südlich von Hern am Kamp. Wendet man sich von
Steinegg am linken Eampufer aufwärts gegen die Beuthmühle, so
gelangt man an den Ausgang einer kleinen, von einem Bache
durchströmten Schlucht. Am Ausgange derselben liegen zahlreiche
gerundete Blöcke des grauen Gesteines herum. Am linken Ufer
des Baches sieht man dasselbe Gestein zwischen den hier recht-
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Eraptiygesteine ans derOneissformation der mederösterr. WaldTiertels. 149
nnniseb vom Gebirge abfallenden Granulitbänken in massigen
Felsen anstehen. Klettert man in der steilen Schlucht über grosse
and kleine Dioritblocke und GranulitsohoUen aufwärts, so sieht
man bald das graue Gestein am linken Ufer in prallen Felsen an-
stehen und man kann das gangförmige Durchsetzen durch di^-'^iv- ; ,' [ \BR 7/^ >
gestört nach SSO. einfallenden Granulitbänke eine ziemliche^reeke • . ^ ' ^
aufwärts verfolgen. Der Bach folgt hier dem westlichen iMI}^'
des Ganges. Weiter oben verdecken Schutt und Yegetalron^ß«
anstehende Gestein.
Der Quarz-Diorit-Porphyrit bildet also einen fast genau NS.
streichenden, etwa 2 — 3 Meter mächtigen Gang im Granulit
Das Gestein hat aschgraue Farbe und zeigt dem freien Auge
durch Hervortreten grösserer Einsprengunge in einer feinkörnigen
grauen, schwarz gefleckten Grundmasse porphyrartige Textur.
Ton den Einsprenglingen erkennt man schon mit freiem Auge
2 — 4 Mm. im Durchmesser haltende graue, etwas fettglänzende
Quarzkörner. Manchmal beobachtet man Andeutungen bipyra-
midaler Erystallform. In etwas verwitterten Stücken, wo die Körner
aus der locker gewordenen Grundmasse sich unverletzt heraus-
lösen, beobachtet man an der Oberfläche der Quarze eine dunkel-
grüne Rinde.
Feldspat h. Derselbe bildet weisse bis gelbliche, meist
trübe, mit dem Gestein fest verwachsene Körner und Krystalle.
Die Spaltbarkeit ist ziemlich undeutlich, die Zwillingsriefung auf
P ist selten zu beobachten. Das verschiedene Einfallen der Spalt«
richtungen nach P im selben Korn weist auf Karlsbader Zwillinge.
Mit vieler Mühe gelang es, aus dem Gestein einige Körner her-
auszupräpariren und orientirte Schliffe nach P und M zu erhalten.
Die Form der 5 Mm. nicht übersteigenden, meist 2 — 3 Mm. mes-
senden Krystalle wird vorzüglich durch die Flächen Jf, P und y
gebildet; die Prismenflächen treten sehr zurück; es sind nahezu
rechtwinkelige Parallelepipede.
Die hergestellten Präparate liessen zunächst einen Aufbau
aus verschieden orientirten Zonen deutlich erkennen.
Eine Platte parallel Jlf, an welcher die Kanten RM und y.M
erhalten waren, welche ferner die Trace von x durch kurze paral-
lele Risse erkennen Hess, so dass die Orientirung eine sichere war,
zeigte einen ziemlich homogenen Kern und mehrere Randzonen mit
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150 F- Becke.
abweichender Lage der AuslösehungBriolitiuig. Die groBste Yerschie-
denheit zeigten die äussersten Zonen. Der Aaslöschungswinkel gegen
die Kante PM ist sowohl für Kern als für die Hülle negativ und
beträgt für die Extreme:
Kern . . — 8-4®
Hülle . . — 3-7 ^
Einige sehr feine, im selben (negativen) Sinn wie die Aus-
lÖBohung gegen die Kante P.M geneigte Linien sind auf Zwillings-
lamellen nach dem Rath'schen Gesetz zurückzuführen.
Interessant gestalten sich die Verhältnisse in einem parallel
P geschliffenen Präparat (vgl. Taf. I, Fig. 1).
Li dem Durchschnitte tritt der schichtenweise Aufbau sehr
deutlich hervor. Ausserdem beobachtet man einzelne Lamellen
nach dem Albitgesetz. Jede Schichte setzt ganz scharf von den
benachbarten ab, besteht aber selbst aus optisch verschieden orien-
tirten Partien. Dies tritt deutlich hervor an dem Yerhalten der
den ganzen Durchschnitt durchsetzenden Lamellen nach dem Albit-
gesetze. In der dem Kern zugewendeten Partie jeder Schichte
ist der Ausloschungswinkel der abwechselnden Lamellen ziemlich
gross, in der äusseren Partie ist er fast Null. Der Uebergang
zwischen beiden Partien ist ein allmähliger, aber nicht vollkommen
continuirlicher, indem auch innerhalb jeder der deutlich abge-
setzten Schichten feine Schichtstreifen auftreten.
In Folge dieser Verhältnisse erscheinen die Zwillingslamellen
in der inneren Partie einer jeden Schichte deutlich, z. B. in der
gezeichneten Stellung dunkel auf hellem Grunde, während sie nach
Aussen allmählig zu verschwimmen scheinen, um in der inneren
Partie der nächsten Schichte wieder deutlich aufzutauchen.
Für die innerste, dem Kern anliegende Schichte erhielt ich
eine Abweichung der Auslöschungsrichtung von der Zwillings-
grenze für
das Hauptindividuum • . \'&^
die Lamellen 1-4®
Diese Ausloschungsschiefe von 1*5^ im Mittel ist negativ zu
nehmen, da auf M nur negative Auslöschungsschiefen beobachtet
wurden.
Die Auslöschungsschiefe derjenigen Theile, wo die Zwillings-
lamellen undeutlich zu beobachten waren, wurde mit 0*5® gemessen.
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finiptiygeBteine aus der Gneissformatioii des niederöBterr. Waldviertels. 151
Zu beBprechen ist noch das Mittelfeld des Präparates, dessen
AusloschuBg mit der scheinbar streifenfreien Partie der äusseren
Schichten übereinstimmt. Dasselbe entspricht wohl nicht dem Kern
des Erystalls, sondern, da der Schnitt über oder unter der Mitte
gefahrt sein kann, einer der scheinbar ungestreiften Randzonen.
Combinirt man die oben mitgetheilten extremen Auslöschungs-
schiefen mit einander und vergleicht dieselben mit den yon Schu-
ster^) gegebenen Auslöschungscurven, so findet man, dass das
eine Endglied einem Feldspath von der Zusammensetzung Ab^ An^
entspricht.
gemessen Ab^ An^u, Schuster
Auslöschungsschiefe auf P . . — 0.5® — Q'6^
^ M . . — S'V — 30«
Das andere Endglied entspricht einem Feldspath von der
Formel Äb^ An^
gemessen A\ An^ n. Schuster .
AuslöschungsBchiefe auf P . — 1'5® — 2'18®
„ Jlf . - 8-4® — 8-45«
Dieser Feldspath ist also ein Andesin, der sich dem Andesin
Ton St. Raphael, Dep. Yar, nahe anschliesst.
Ein fernerer, mit freiem Auge erkennbarer, als Einsprengung
auftretender Gemengtheil ist dunkler Magnesiaglimmer. Der-
selbe bildet selten 6 Mm. erreichende sechsseitige Tafeln, häufiger
sieht man unregelmässige Schuppen, welche oft zu mehreren aggre-
girt auftreten.
Die grösseren Tafeln lassen in abgespaltenen Lamellen deut-
lich einen etwas helleren grünlichbraunen Kern und eine dunkle
schwarzbraune Hülle erkennen. Je kleiner der Erystall, desto
kleiner ist im Yerhältniss der helle Kern. Die dunkle Hülle er-
scheint einaxig, der helle Kern dagegen ist deutlich zweiaxig, die
Axenebene steht senkrecht auf einer Randkante. Es gehört also
dieser Glimmer zur seltenen . Gruppe der An o mite; meines Wis-
sens ist dies der erste Fall, dass dieses Mineral als wesentlicher
Gemengtheil -eines Massengesteines beobachtet wurde.
Da Rosen b US ch^) für die Glimmer der Glimmerdiorite
rhombisches Verhalten angibt, habe ich des Vergleiches wegen den
») Optische Orientirung der Plagioklase. Diese Mitth. Bd. III. Taf. W.
*) Physiogr. d. Massengest, p. 244.
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152 ^- Becke.
Glimmer zweier Handstücke von Eersanton von Brest, die mir
zur Verfügung standen, sowie mehrerer anderer Gesteine untersncht
Ein Handstück des Eersantons besass scheinbar einaxigen Glim-
mer, das zweite deutlich zweiaxigen, die Axenebene parallel einer
Randkante. Aehnlich dem letzteren verhielten sich Augitminette
von Pfibram und Minette von VrSovic bei Prag. Hier tritt dem-
nach echter Biotit auf.
Alle übrigen Yerhältnisse des Gesteins lassen sich erst im
Dünnschliff erkennen.
Die Quarz-Einsprenglinge zeigen im Inneren Reihen
kleiner Flüssigkeits-Einschlüsse; die meisten enthalten ein spontan
bewegliches Bläschen. Der grösste war 0*018 Mm. lang, 0005 Mm.
breit und hatte ein Bläschen von 0*003 Mm. Durchmesser. Meist
sind sie jedoch bedeutend kleiner.
Seltener als die Flüssigkeits - Einschlüsse beobachtet man
Einschlüsse der kornigen Grundmasse, bisweilen als negative Ery-
stalle, die im Maximum 0*3 Mm. gross werden. Ferner findet man
Glimmertafeln und sehr dünne kleine Prismen; manche derselben
sind ungemein stark licht- und doppelbrechend und dürften dem
Zirkon angehören, der als Einschluss auch in den Feldspathen
auftritt; andere gehören dem Apatit an.
Die Quarzdurchschnitte sind von einer Binde umgeben, die
aus grasgrünen, nicht stark, aber deutlich pleochroitischen Stängeln
besteht, die am Rande compact an einander schliessen, mit ihren
freien Enden in das Innere des Quarzkrystalls hineinragen. Bei
manchen dieser Stängel gelang es, die schiefe Auslöschung zu con-
statiren. Nach diesen Eennzeichen kann man diesen Eranz für
Hornblende ansehen.
Fig. 2 zeigt ein solches Quarzkom mit seinem Eranz bei
zehnmaliger Yergrössemng; Fig. 3 einen Theil des Randes bei
zweihundertmaliger Yergrpsserung.
Die Feldspath-Einsprenglinge zeigen die schon be-
sprochene Zonenstructur. An Einschlüssen sind sie nicht reich.
Es wurden farblose, schwach doppelbrechende Nadeln mit sechs-
seitigem Querschnitt beobachtet, wohl Apatit; ferner kürzere, blass
weingelbe Eryställchen von tetragonaler Form (100). (111), die
sehr deutlichen Aufbau aus dünnen Schichten zeigen, und sehr
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ErupÜTgesteine aus der Oneissformation des niederöBterr.Waldvierteh. X53
stark liebt- and doppelbrechend sind. ' Es ist Zirkon. Der grosate
Erystall misst Q 078 Mm. Länge, 0021 Mm. Dicke.
Die Durchschnitte der Feldspath-Einsprenglinge zeigen durch-
wegs Zwillingsstreifung und zwar nebon der gewohnlichen nach
dem Albitgesetz auch ein zweites, nahe senkrecht zu dem ersten
gerichtetes Streifensystem nach dem Periklingesetz. Häufig beob-
achtet man auch Durchschnitte, die aus zwei nach dem Karls-
badergesetz verbundenen Sammelindividuen bestehen.
Der Feldspath ist im Innern gewöhnlich vollkommen wasser-
hell und frisch. Auch der äusserste, mit der Grundmasse innig
verwachsene Rand ist unzersetzt. Eine Zone nahe dem Rande ist
aber gewöhnlich durch schuppige, lebhaft polarisirende Neubildungen
getrübt. Hiedurch erscheint im Dünnschliff jeder Feldspath von
einem weissen, trüben Rahmen umschlossen.
Die Glimmertafeln zeigen ausser Einschlüssen von Apatit
und Zirkon nichts Bemerkenswerthes. Sie zeigen sich in Schnitten
senkrecht zur Spaltbarkeit stark pleochroitisch : a hell leberbraun;
6 und c fast schwarz.
Ausser diesen schon makroskopisch erkannten Mineralen
treten als Einsprengunge noch auf: Hornblende in zweierlei Arten
and Augit.
Die Hornblende findet man einmal in spärlichen, langsäulen-
formigen, compacten Erystallen. Dieselben sind deutlich trichroitisch.
Die Axenfarben sind: c lauchgrün in's Blaugrüne, f> leberbraun,
a olivengrün. Absorption c > 6 > a. Sie sind frei von Ein-
schlüssen.
Ferner findet man eine blassgrüne, faserige Hornblende, die
wenig pleochroitisch ist. Die Farben sind: c berggrün, i grasgrün,
a blass olivengrün. Die Faserbüschel, in denen diese Hornblende
auftritt, zeigen in Querschnitten die Hornblende-Spaltbarkeit, aber
die Umrisse sind achtseitig und haben die Augitform. Zwischen
den Hornblendefasem findet man viel Magnetitkörnchen in der
FaseruDg parallelen Schnüren. Diese Hornblende halte ich daher
für Ural it.
In der That findet man in manchen Durchschnitten Reste eines
fast farblosen Augit, ja ziemlich gut erhaltene, durch polysyn-
thetische Zwillingsbildung ausgezeichnete Augitkrystalle, die nur
von einer dünnen Hornblenderinde umgeben sind. Der Augit ist
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154 F- Becke.
compact, nicht faserig, ganz schwach braunlich, und führt keine
bemerkenswerthen Einschlüsse.
Diese Einsprenglinge liegen in einer kleinkörnigen Grund-
masse, Dieselbe bestehi? aus gestreiften und ungestreiften Feld-
spathkörnern, aus in geringer Anzahl beigemischten QuarzkSmem
von ganz unregelmässiger Form, welche Qruppen sehr kleiner
Flüssigkeits-Einschlüsse enthalten, femer aus kleinen Glimmer-
tafeln, aus kleinen Büscheln faseriger, hellgrüner Hornblende, ob
dieselbe aus Augit entstand, bleibt ungewiss. Ferner treten auf
Apatit, Körner und Erystalle von Magnetit und in sehr geringer
Quantität kleine unregelmässige Körnchen von Titanit. Amorphe
Basis ist nicht zu beobachten.
Nach der neuerlich von Rosenbusch ^) vorgeschlagenen
Terminologie wäre dieses Gestein als Quarzglimmerdioritporphyrit
mit holokrystalliner Grundmasse zu bezeichnen.
Ein ganz ähnliches Gestein wurde in Lesesteinen nordostlich
von der Ruine Eammegg, nördlich von Gars, auf den Feldern
angetroffen. Es unterscheidet sich nur durch reichlicheren Gehalt
an compacter Hornblende, welche hier braun ist.
Der Glimmer ist durchgehends zersetzt zu einem intensiv
grünen Mineral, welches stark pleochroitisch ist mit ungemein
starker Absorption der senkrecht zur Basis schwingenden Strahlen.
Dieses Mineral verhält sich wie ein Chlorit. Die Umwandlung
ist mit Beibehaltung der glimmerartigen Structur vor sich ge-
gangen, so dass auch das ümwandlungsproduct sich im parallelen,
polarisirten Licht einheitlich verhält; doch erhält man im conver-
genten Licht kein deutliches Interferenzbild. In jeder solchen
Pseudomorphose steckt aber noch ein stark lichtbrechendes, grell
polarisirendes Korn mit ungemein starkem Pleochroismus. Durch
Combination der Erscheinungen, welche mehrere geeignete Durch-
schnitte im convergenten polarisirten Licht und bei Anwendung
des unteren Nicol allein erkennen Hessen, ergab sich, dass das
Mineral zweiaxig, der Axenwinkel gross ist, die Axenebene quer
zur längsten Erstreckung der Körner liegt, und dass den Mittel-
linien folgende Farbentöne entsprechen: a farblos, i pistazgrün in's
^) Neues Jahrbuch f. Min. 1882. II. Bd.
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ErapÜTgesteme ans derGneissformation des niederlteterr.WaldviertelB. 155
Bräunliche, c zeisiggrün. Diese Orientirung stimmt mit Epidot
sehr gat überein.
Der Glimmer dieses Gesteines liefert also bei der Verwit-
terung Chlorit und Epidot In basal liegenden Schnitten zeigten
die Epidotkorner häufig Anordnung nach drei unter 60^ geneigten
Richtungen. Es wäre nicht unmöglich, dass ein Theil der so häufig
bei Umwandlung der Biotite auftretenden, gewöhnlich ähnlich orien-
tirten Nadeln und Stacheln gleichfalls Epidot ist.
in. Kersantite.
Die Kersantite des Waldviertels weichen in einigen Punkten
von der gebräuchlichen Definition dieser Gesteine ab, die aber
nicht bedeutend genug erscheinoD, um die vorliegenden Gesteine
von den Eersantiten abzutrennen. Die Abweichungen betreffen z. Th.
die mineralogische Zusammensetzung, z. Th. den Gang der Um-
wandlung.
Als primärer Gemengtheil tritt nämlich ausser den von Rosen-
busch als wesentlich angegebenen Mineralen: Plagioklas, Biotit,
Augit, noch Hornblende auf, deren Yorhandensein freilich schon Ton
M. L^vy und H. Duvillö*) angegeben, von C. W. Gross*) fär
das .Gestein von Thdpital Camfron bestätigt wurde, welche ferner
nach E. E a 1 ko w s k y ^) in dem Eersantit vom Wilischthal gleichfalls
auftritt.
Ferner wurde in einer Gruppe von Gestemen, die mit den typi-
schen Eersantiten in innigstem Zusammenhange stehen, Olivin ge-
funden, z. Th. frisch, z. Th. in Hornblende verwandelt. Diese
Gesteine würden eine bisher noch nicht beobachtete Untergruppe
büden, die einen Uebergang zu den Falaeopikriten vermittelt. Zu
den diabasischen Gesteinen kann man sie wegen des Reichthums
an Glimmer, der Armuth an Eisenerzen und der durchaus vom
Diabas verschiedenen Structur (namentlich der auskrystallisirten
Augite wegen) nicht stellen; ebenso yerbieten dies die augenschein-
liehen Uebergänge in normale Eersantite.
Femer fehlen hier die von manchen Forschem für primär
gehaltenen Caicitkomer und bezeichnender Weise auch die chlori-
») ^ote Bur le Kersanton. Bull. bog. g^ol. Fr. (8) V. 61—67. 1876.
') Stadien an bretonischen Gesteinen. Biese Mitth. Bd. DI. p. 406.
") Nenes Jahrbach f. Min. 1876. p. 160.
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156 F. Bedke.
tischen UmwandlungRproducte von Augit und Biotit. Da die Eer»
santite des Waldviertels überhaupt weniger verwittert erscheinen,
als es sonst der Fall zu sein pflegt, kann man darin nur einen
Beweis für die von Rosenbusch verfochtene Ansicht von der
secundären Natur des Calcit sehen.
Dagegen lassen die Eersantite des Waldyiertels eine Um-
wandlung der Augite und der Olivine, wo solche vorkommen, in
Hornblende in grossem Massstabe erkennen.
Die hier zu besprechenden Eersantite sind im niederösterrei-
chischen Waldviertel in allen Stufen der Gneissformation ver-
breitet, erreichen aber nirgends bedeutende Entwickelung.
lieber ihr geologisches Auftreten vermag man sehr wenig
auszusagen. Anstehend habe ich sie zwar an einigen Punkten an-
getroffen, allein die Aufschlüsse waren sehr mangelhaft. Sonst
findet man sie gewöhnlich auf den Feldern in einzelnen Blöcken,
wo sie nicht selten durch Sprengarbeiten herausgesprengt wurden.
Die Art des Auftretens in allen Gesteinen aller drei Stufen der
Gneissformation macht es wahrscheinlich, dass man es hier mit
Gängen zu thun hat.
A. Normale EerBantlte.
Mit freiem Auge betrachtet erscheinen die Eersantite des
Waldviertels als mittelkörnige bis kleinkörnige Gesteine, als deren
Gemengtheile Feldspath und brauner Glimmer deutlich erkannt
werden können. Daneben beobachtet man meist noch matte dunkel-
grüne bis schwarze Flecken und einzelne durch ihre deutliche
Spaltbarkeit erkennbare Hornblendesäulen.
Was nun den Glimmer anbelangt, so bildet er häufig
sechsseitige, bis 4 Mm. messende Tafeln, öfter aber auch unregel-
mässige Schuppen. In einem Gestein aus der Gegend vonHarau
bei Eis konnte nachgewiesen werden, dass die Glimmerblättchen
deutlich zweiaxig mit kleinem Axenwinkel und die Ebene der
optischen Axen parallel einer der Randkanten, also parallel der
Symmetrieebene ist. Der hier auftretende Glimmer gehört also
zum Biotit im Sinne Tschermak's. Häufig sind die Tafeln nach
der Längsaxe gestreckt.
Im Dünnschliff erweist sich der Glimmer als stark pleochroi-
tiscb, aber die Absorption ist nicht so intensiv, wie bei dem Anomit
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Eraptivgesteine ans der Gneisafoimation des niederösterr. Waldviertels. ] 57
von Steinegg. Die Farben sind: a und i rothbraun, c hell holz-
braun ohne eine Spur eines grünlichen Stiches.
Die Biotitlamellen zeigen öfter Biegungen und Zerreissungen,
die nur durch mechanische Bewegungen innerhalb des Gesteins
erklärt werden können.
Der Augit konnte in allen Gesteinen in noch unveränderten
Resten, häufig in vollkommen erhaltenen Erystallen von achtsei-
tigem Querschnitt und flach zugespitzter Endigung erkannt werden.
Derselbe ist farblos oder ganz schwach bräunlich violett, zeigt be-
deutende Auslöschungsscbiefe und weder Faserstructur, noch diallag-
artige Spaltbarkeit.
Der grösste Theil der Augite ist indess in ein giünes sten-
geliges oder faseriges, schwach pleochroitisches Mineral umgewan-
delt, welches geringe Auslöschungsschiefe besitzt und in Quer-
schnitten Spaltbarkeit nach dem Hornblendeprisma zeigt (vgl. Fig. 4) ;
also ist Uralit vorhanden. Man kann im selben Schliffe Augite in
allen Stadien der Uralitbildung beobachten, vom intacten Augit-
krystall bis zur vollständigen Pseudomorphose. Bei dieser Umbil-
dung wird auch Magneteisen gebildet, dessen Körner oft zu paral-
lelen Schnüren angereiht zwischen den Hornblendenadeln liegen.
Neben diesem Uralit findet man noch eine zweite Horn-
blende in compacten Erystallen. Diese compacten Krystalle haben
eine dunklere, mehr in's Braune geneigte Farbe, der Pleochroismus
ist kräftiger. In der Prismenzone beobachtet man neben dem
Prisma die Längsfläche, mitunter auch die Querfläche.
Dass diese beiden Hornblenden in derThat verschieden sind,
zeigt sich auch in der Lage der Ausloschungsrichtungen. Unter-
sucht man Spaltblättchen in der von mir beschriebenen Weise ^)
auf ihre Auslöschungsscbiefe, so erhält man für die primäre Horn-
blende Zahlen zwischen 10° und 12^ für den Uralit 13— 14^
Das schon erwähnte Gestein von Harau bei Eis hat braun-
grüne compacte Hornblende mit den Axenfarben: a blass oliven-
grün, f> leberbraun, c lauchgrün.
Spaltblättchen nach dem Prisma gaben folgende Auslöschungs-
Bcbiefen:
*) Vgl. diese Mitth. Bd. IV, pag. 235.
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158 F. Becke.
I 10-4«
n 10-5«
III 9-2«
Mittel lO-O«
Die blasBgrüne, wenig pleochroitische Hornblende ergab:
I 13-5«
n U'V
Mittel .... 13-8**
In einem etwas Terwitterten Gestein von Hirn b er g, wo die
primäre Hornblende intensiv braun erscheint, mit den Axenfarben
a gelblicbgrau, b und c kastanienbraun kaum verschieden, wurden
folgende Auslöschungsschiefen erhalten:
I 10-20
n 10-9«
ni 10-9«
IV 10-9"
Mittel 10-7«
Für die neugebildete, hier ziemlich intensiv gefärbte Horn-
blende, welche die Axenfarben : c berggrün, b spargelgrün, a blass-
grünlichgrau erkennen lässt, folgende Zahlen:
I 13-2«
II 12-6<>
m 130«
Mittel 12-9«
Wie man sieht, stimmt diese neugebildete Hornblende auf-
fallend überein mit dem aus Diallag entstandenen Smaragdit^) im
Smaragdit-Gabbro des Waldviertels, welcher bei ganz ähnlichem
pleochroitischen Verhalten eine Ausloschungsschiefe von 13*5®
ergab.
Der Unterschied liegt also blos in der Diallag-ähnlichen
Structur des Smaragdit.
Die primären compacten Hornblende-Krystalle sind sehr häufig
von einer Binde umgeben, welche aus stängeliger grüner Hörn*
') Vgl. diese Mitth. Bd. IV, Heft III, pag. 286.
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Eraptivgesteine aus der Gneissformation des niederösterr.Waldyiertels. 159
blende besteht, die ganz mit der Hornblende des Uralit überein-
stunnit.
In Querschnitten (Fig. 5) beobachtet man die durch Kern
und Hülle gleichmässig fortsetzenden Spaltrisse. Mitunter hat der
so weitergewachsene Krystall andere Krystallflächen in der Prismen-
zone, als der Kern.
In Längsschnitten (Fig. 6) sieht man den compacten Kern mit
Bundein parallel angewachsener Homblendenadeln versehen, welche
sich weiterhin zu divergirenden Büscheln auflosen.
Solche excentrisch strahlige Büschel findet man sehr häufig
auch unabhängig von primären Hornblendekrystallen im Gesteine
yertheilt.
Primäre Hornblende und Augit sind häufig parallel mit einan-
der yerwachsen. Liefert ein solcher eingeschlossener Augit bei der
Umwandlung des Gesteines Uralit, so umschliesst dann compacte
Hornblende einen Kern von faseriger Hornblende (vgl. Fig. 7).
Anderseits kann die compacte Hornblende von der Faserhomblende
umwachsen werden. Hieduroh wird eine grosse Mannigfaltigkeit
in den Structurverhältnissen des Gesteins hervorgebracht, die beim
ersten Anblick den Beobachter verwirrt.
Die stängelige Hornblende lässt dine Erscheinung erkennen,
auf welche aufmerksam zu machen vielleicht nicht überflüssig ist.
Man beobachtet in derselben häufig rundliche Flecken, welche im
Centrum am tiefsten gefärbt sind und nach aussen allmählig in die
hellere Umgebung verlaufen. In der Mitte dieser Flecken, welche
in dem Gestein von Harau besonders deutlich zu beobachten sind
und einen Durchmesser von 0*05 Mm. haben, sieht man häufig,
aber nicht immer, ein kleines, stark lichtbrechendes Körnchen.
Die Erscheinung erinnert an die bekannten gelben pleochroi-
tischen Hofe um Einschlüsse im Gordierit^); M. L6vy^) hat kürz-
lich ähnliche Flecken im Glimmer beobachtet, wo sie an einge-
schlossene Zirkone gebunden sind.
An Hornblenden der Dioritschiefer und Amphibolite des
Waldviertels wurden solche Höfe, die namentlich bei gewissen
') Rosenbusch, Physiogr. d. Minerale, pag. 272.
') M. L^vy, Sur lea noyaux ä polychrolsme iotense du mica noir.
Comptes rendus. 24. April 1882.
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160 F. Beck6.
Stellungen des Präparates gegen den Polariseur deutlich hervor-
treten, um Rutilkömchen herum beobachtet.
In dem für das freie Auge gleichmässig kornig aussehenden
Qesteinsgemenge zeigt das Mikroskop einen deutlichen Unterschied
zwischen ursprünglichen, primären Feldspatbkrystallen und einem
nicht krystallisirten, aus Quarz und Feldspath bestehenden Ge-
menge, welches die Zwischenräume der ersteren ausfüllt.
Die primären Feldspathkrystalle zeigen in den mei-
sten Durchschnitten die polysynihetische Zwillingsstreifung. Ortho-
klas scheint zu fehlen. Man beobachtet femer eine hervortretende
Tendenz zur Entwickelung von Erystallformen. Wenn auch die
äussere Form derselben nicht immer folgt, spricht sie sich doch in
den sehr deutlich hervortretenden zonenformigen Anwachsstreifen
aus, besonders bei Anwendung polarisirten Lichtes.
Dabei zeigt sich, dass die einzelnen Zonen sehr verschiedene
Auslöschungsschiefen besitzen. Der Uebergang von einer Schichte
zur anderen erfolgt dabei ganz allmählig. Die Unterschiede sind
hier viel bedeutender, als bei dem Feldspath des Quarz-Glimmer-
Diorites, so dass, wenn der Kern in Platten parallel P eine nega-
tive AuslöschungSBchiefe im Sinne Schuster's besitzt, dieselbe in
der Hülle positiv wird. In einer bestimmten mittleren Zone be-
trägt die Auslöschungsschiefe 0^
Besonders auflFallend wird diese Erscheinung dann, wenn in
einem Durchschnitt ein Hauptindividuum (a) von schmalen Zwil-
lingslamellen (b) durchzogen ist (vgl. Fig. 8, Taf. I).
Da Hauptindividuum und Zwillingslamellen symmetrisch zur
Zwillingsgrenze auslöschen, erscheint bei einer bestimmten Stellung
des Präparates das Hauptindividuum iip Kern und die ZwilUngs-
lamellen in der Hülle dunkel. Bei einer Drehung des Präparates
um einige Grade ist die Erscheinung die entgegengesetzte.
An einem Präparat, welches dem Gestein von Harau ent-
nommen wurde, wo der Feldspath bisweilen die Grösse von 3 Mm.
erreicht, konnten Messungen angestellt werden, die natürlich nur
die Extreme berücksichtigen.
Es ergaben sich für das Hauptindividuum im Kern (a), die
Zwillingslamellen im Kern (&), für das Hauptindividuum in der
Hülle (a^) und die Zwillingslamellen der Hülle (b^) folgende Aus-
löschungsschiefen gegen die Zwillingsgrenze.
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firuptivgesteioe aus der Gneissformation des niederOaterr. Waldviertels. 161
a -1-84 h +1-65 Mittel 1-75«
fli+1-65 6i— 1-91 „ 1-78^
Durch das Hauptindividuum des Kernes sieht man in der
angenommenen Stellung rechts oben die Andeutung einer optischen
Axe im convergenten Licht, daher ist die Auslöschungsschiefe des
Kernes negativ. Der Kern ist also Andesin.
Durch das Hauptindividuum der Hülle ist kein deutliches
Interferenzbild wahrzunehmen.
Dies stimmt mit Oligoklas.
Leider misslangen die Versuche, Präparate parallel M herzu-
stellen, durch die Ungunst des Materiales. Ein Spaltblättchen nach üf,
welches wegen seiner Kleinheit verschiedene Zonen nicht er-
kennen Hess, zeigte eine negative Auslöschungsschiefe von 2^
Der Feldspath besteht also aus einem Andesinkern, auf den
sich, Schichte für Schichte ganz allmählig sich ändernd, immer
natronreichere Feldspathsubstanz absetzte, bis die äussere Hülle den
Charakter des Oligoklases darbietet. Der Kern entspricht nach der
Tabelle von Schuster einem Andesin mit SS^o ^^j ^i^ Hülle
einem Oligoklas mit 207o -^^ o^^r Ab^ Afii.
Durch den Umschlag der Divergenz der Auslöschungsschiefen
der alternirenden Zwillingslamellen in Kern und Hülle lässt sich
die Erscheinung auch ohne Herstellung von Präparaten nach P,
im Dünnschliff an jedem Durchschnitt, der annähernd senkrecht
zur Zwillingsebene liegt, gut verfolgen.
Ich habe diese Erscheinung bei allen im Folgenden genannten
Eersantiten des Waldviertels beobachtet. Aber auch im Kersan-
thon von Brest zeigen die Feldspathe das gleiche Verhalten.
Im Zusammenhange damit erscheint auch die Beobachtung,
dass die Zersetzung der Feldspathe der genannten Gesteine immer
vom Centrum beginnt, auf welche hin schon Bosenbusch die
Vermuthung ausgesprochen hat, dass die Kerne eine etwas basischere
Zusammensetzung besitzen, im richtigen Lichte. Diese centrale
Zersetzung der Feldspathe ist auch bei den Kersantiten des Wald-
viertels stets zu beobachten.
Ein ähnliches Verhalten der Feldspatheinspr englinge wurde jüngst
von C. Hoe pfner ^) in dem Andesit des Mte. Tajumbina besprochen.
') Neues Jahrb. 1881, I. Bd., pag. 164.
Min«ra1o|f. and petrogr. Mitth. V. 1882. Beoke. Frenzel. H
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162 ^- Becke.
Zwischenmasse.
Es ist nun noch die Zwischenmasse zu besprechen, welche
zwischen den Glimmer-, Augit-, Hornblende- und Feldspathkry-
stallen auftritt. Dieselbe besteht aus einem durchaus krystallinen
Gemenge, nirgends ist eine Spur amorpher Substanz nachzuweisen.
Die Korngrösse dieser Zwischenmasse ist meist kleiner, als die
Grosse der genannten Erystalle, obwohl die Unterschiede manchmal
sehr gering sind. Die Menge, in der sie auftritt, ist wechselnd.
Als Gemengtheile treten auf: Ein Feldspath, der öfter un-
gestreift ist, ferner Quarz, dann stengelige grüne Hornblende.
Der Feldspath dürfte zum grossen Theil Orthoklas sein. Der
reichlich vorhandene Quarz führt kleine Flüssigkeits-Einschlüsse
mit trag beweglicher Libelle und ist nicht selten von grünen Hom-
blendenadeln durchwachsen. Niemals beobachtet man an dem Feld-
spath oder dem Quarz auch nur eine Andeutung von Erystall'
form. Dagegen spielt prachtvoller Mikropegmatit eine grosse Rolle.
Die in der Zwischenmasse auftretenden Titanitkörner und in
reichlicher Menge vorhandenen Apatitsäulen ragen häufig auch in
die primären Erystalle hinein und gehören somit wohl zu den
ältesten Bildungen.
Auffallend ist der gänzliche Mangel an primären Eisenerzen.
Die Zwischenmasse ist mit den Erystallen in folgender Weise
auf das Innigste verknüpft.
Die primären Homblendekrystalle sind mit einer Rinde von
stengeliger Hornblende umgeben, welche sich nach aussen in
divergirende Nadeln auflöst, die in die Quarze und Feldspathkörner
der Zwischenmasse, aber nie in das Innere der primären Feldspath-
krystalle hineinragen.
Auch von den Uraliten gehen solche divergent strahlige
Büschel aus. Dagegen sind die frischen Augite, soweit sie mit
den primären Feldspathen verwachsen sind und ihre unversehrte
Erystallform zeigen, nie mit solcher Hornblende besetzt. Ein
Zeichen, dass sie durch die Verwachsung mit dem Feldspath vor
der Uralitisirung geschützt wurden.
Die Feldspathkrystalle sind mit der Zwischenmasse durch die
Oligoklashülle verbunden. Letztere enthält, besonders in den äusser-
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Eraptivgesteine aus der Gneissformation des niederöBterr.Waldvieriels. 163
sten Partien, häufig Nadeln grüner Hornblende, welche im Kern
fehlen, wo nur Biotitkrystalle als EinscblÜBse auftreten. Auch
setzen sich die Oligoklashüllen häufig direct in Mikropegmatit fort,
was daran erkannt wird, dass der Feldspathgrund desselben gleich-
zeitig mit der OligoklashüUe benachbarter Feldspathkrystalle aus-
löscht.
Nur der Biotit scheint in keine nähere Beziehung zur kör-
nigen Zwischenmasse zu treten.
B. OUvin- (PiUlr) Kersantite.
Viele der hieher gehörigen Gesteine enthalten eigenthümliche
Gebilde, die man als Pseudomorphosen betrachten muss.
Sie bestehen der Hauptsache nach aus einem Filz von Horn-
blendenadeln; die Hornblende ist im Schliff fast farblos und wurde
an den hie und da zu beobachtenden Querschnitten und an der
schiefen Auslöschung erkannt; sie ist zum Strahlstein zu stellen.
Diese Hornblendenadeln entspringen am äusseren Rande der Pseudo-
morphosen und ragen in diyergirenden Büscheln in das Innere
hinein. Das Innere ist entweder von einem wirren Filz solcher
Nadeln ausgefüllt, oder es tritt ein schwach doppelbrechendes,
chlorit- oder serpentinähnliches Mineral ohne deutliche Structur
dazwischen auf. Magnetitkömer sind zwischen den Hornblende-
nadeln stets verstreut (vgl. Fig. 9).
Von den Pseudomorphosen von Hornblende nach Augit dem
üralit unterscheiden sich diese in folgenden Punkten:
1. Die Form lässt sich auf den Augit nicht zurückführen,
man beobachtet entweder rundliche Formen oder Umrisse mit
seharfer Endigung.
2. Die Uralite zeigen einheitliches optisches Verhalten, diese
Pseudomorphosen Aggregatpolarisation.
3. Die Hornblende desUralit ist dunkler gefärbt, als die der
Pseudomorphosen.
4. Niemals wurden in denselben Augitreste beobachtet.
Die Vermuthung, dass diese Pseudomorphosen von Olivin
abstammen, wurde dadurch zur Gewissheit erhoben, dass in einem
der gesamnielten Handstücke, welches einem offenbar sehr wenig
veränderten Gestein entnommen war, in welchem der Augit kaum
11*
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164 ^' Becke.
an den Rändern eine Spur von Üralitbildung erkennen liess, der-
artige Gebilde entdeckt wurden, welche noch einen Kern von fri-
Bchem Olivin enthielten.
Diese Pseudomorphosen sind also ein neuer Beleg für die im
Berefch der krystallinen Schiefer schon wiederholt beobachtete
Umwandlung von Olivin in Hornblend^minerale *).
Da die Pseudomorphosen von Hornblende nach Pyroxen be-
sondere Namen erhalten haben, die sie auch dann im Interesse der
Kürze des Ausdrucks behielten, als man ihre Natur als Pseudo-
morphosen erkannte, scheint . es mir zweckmässig, auch für die
Pseudomorphosen von Hornblendemineralen nach Olivin einen Namen
einzuführen. Ich erlaube mir für dieselben die Bezeichnung Pili t^
vorzuschlagen, die ich im Folgenden auch gebrauchen werde.
Danach würde also auch die Gesteinsbenennung erfolgen und
der veränderte Olivingabbro von Langenlois beispielsweise Pilit-
Gabbro zu nennen sein. Ebenso würden diejenigen Eersantite des
Waldviertels, welche diese Pseudomorphosen als wesentliche Ge-
mengtheile führen, als Pilit-Eersantite bezeichnet werden müssen,
während die mit unverändertem Olivin Olivin-Eersantit zu nennen
wären.
In diesen letzteren Gesteinen ist ein Zurücktreten des Feld-
spathes gegenüber den anderen Gemengtheilen nicht zu verkennen.
Er ist aber immer vorhanden und dies hindert, die Gesteine zu
den Pikriten zu stellen, zu denen sie eine grosse Verwandtschaft
besitzen.
Der Feldspath dieser Gesteine hat gewöhnlich die Form
schmaler Leisten, die oft deutliche Fluidalstructur darbieten.
In Bezug auf die sonstigen Gemengtheile ist nur zu bemer-
ken, dass die olivin- (oder pilit-) reichen Eersantite keinen Quarz
führen weder in Eörnern, noch in pegmatitischer Verwachsung
mit dem Feldspath.
') Vgl. diese Mitthlg. Bd. lY, pag. 330, 858 und 450. Femer: Törne-
bohm, Neues Jahrb. f. Min. 1877, pag. 888. Durch ein Versehen habe ich
verabsäumt, in der obea citirten Abhandlang auf die ähnlichen Beobachtungen
Törnebohm's hinzuweisen.
') 0 TctXo; = Filz von der filzähnlichen Verwachsung der Hornblende-
fasern.
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Eraptivgesteine aas der Gneissformatioa des uiederösterr. Wald Viertels. 1 65
Die anderen Gemengtheile bleiben dieselben, namentlich ist
wieder der Mangel aller primärer Eisenerze, welche ausschliesslich
als Neubildungen im Uralit und im Pilit auftreten, bemerkens-
wertb.
Diese olivin- und pilitreichen Kersantite unterscheiden sich
meist schon im Stück von den normalen durch dunklere bis
schwarze Farbe, femer durch das Auftreten seichter Grübchen an
der Oberfläche, welche durch die Auswitterung des Pilit entstehen,
und derselben ein pockennarbiges Aussehen verleihen. Die wenig
veränderten, welche noch Olivin enthalten, sind ungemein hart
und klingen beim Daraufschlagen wie Metall. Die umgewandelten,
in denen die Faserhornblende wie ein Filz Alles durchdringt, sind
sehr zähe Gesteine.
Vorkommen der Kersantite.
Einer der typischesten Kersantite fand sich zwischen Harau
und Eis im Westflügel im Gebiete des Kalkzuges. Es waren
Blöcke, die bei Sprengarbeiten in einem Feld herausgeschossen
wurden. Das Gestein ist ziemlich grobkörnig, Uralit, primäre
Hornblende und Biotit sind ungefähr 'zu gleichen Theilen vor-
handen, das als Zwischenmasse bezeichnete Gemenge beträgt etwa
Vi des ganzen Gesteines.
Ein sehr ähnlicher, durch dunkelgrüne primäre Hornblende
ausgezeichneter Kersantit von etwas kleinerem Korn fand sich bei
Schiltingeramt an der Strasse zwischen Schiltern und Gföhl
mitten im Gebiete des centralen Gneisses.
Dieses Gestein lagert in zahllosen, metergrossen, gerundeten
Blöcken an einem Waldrande nächst dem Bauernhofe Aschauer.
Es ist besonders reich an neu gebildeter Hornblende, welche selb-
ständige, divergent stengelige Aggregate in der Zwischenmasse
bildet.
An der Strasse zwischen Steinegg und St. Leonhardt
findet sich im Granulit, der den Pyrop-Olivinfels von dem Diallag-
Amphibolit trennt, ein Vorkommen von Kersantit in anstehendem
Oesteia, leider ist die Umgebung so schlecht aufgeschlossen, dass das
wahrscheinlich gangförmige Auftreten nicht constatirt werden konnte.
Dieses Gestein ist sehr arm an primärer Hornblende.
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166 F. Becke.
Bei Hirn b er g fand ich Blöcke eines hieher gehörigen Ge-
eteines, welches sich durch Reichthum an primären kaffeebraunen
Hornblenden auszeichnet. Ein ähnliches Gestein tritt bei Langen*
lois im Zoisit-Amphibolit auf. '
Typische Pilit-Eersantite finden sich in der Umgebung von
Eis. Sehr schön ist das an Pilit reiche und sehr frische Gestein,
welches bei den Ealksteinbrüchen von Marbach an der kleinen
Krems ein Haufwerk von losen Blöcken am linken Abhänge des
Eremsthales bildet. Anstehender Fels konnte indess nicht gefunden
werden.
Unveränderten Olivin-Eersantit fand ich südöstlich von Eis
am Wege gegen St. Johann in einzelnen Blöcken von schwarzer
Farbe. Das Gestein ist sehr feinkörnig, aber wenig verändert.
Zwischen Gillaus und Harau findet sich ein gleichfalls hieher
gehöriges Gestein in metergrossen scharfkantigen Blöcken. Es ist
aber stark zersetzt und auch von der Verwitterung stark mit-
genommen. Auffallend ist die Armuth an übrigens ganz verwit-
tertem Glimmer und der Reichthum an dunkelbrauner Hornblende.
Ein ähnliches Gestein mit viel noch erhaltenen Resten von
Augit wurde als Geschiebe im Reislingbach zwischen Gföhl und
Erumau aufgefunden.
Gabbrogesteine des Westflflgels.
Hart an der Südgrenze des in dem Aufsatze: „Die Gneiss-
formation des Waldviertels*' geschilderten Gebietes an der Strasse,
die von Eottes nach Ottenschlag führt und zwar etwa 2 Kilometer
hinter dem ersteren Orte, findet man im Gebiete der unteren
Gneissstufe in einer von üppiger Waldvegetation gedeckten Gegend,
die keinerlei Aufschlüsse darbietet, dunkle Blöcke eines harten
und zähen Gesteins, welches auf den ersten Blick mit den Olivin-
Eersantiten grosse Uebereinstimmung zeigte. Die Blöcke zeigen
untereinander keine vollständige Uebereinstimmung und man kann
wenigstens drei verschiedene Yarietäten unterscheiden, die durch
Uebergänge verbunden sind.
Eine derselben zeigt ein kleinkörniges Gemenge von triklinem
Feldspath mit ungemein feiner und sehr complicirter Zwillingsstrei-
fung, von zweierlei Pyroxenen, nämlich einem schief auslöschenden
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Eruptivgesteine aus der Gneisaforination des niederösterr. Waldviertels. 1 67
Diallag mit zahlreichen schwarzen Eörnchen-EinschlÜBsen und einem
etwas dunkler bräunlich gefärbten Pyroxen mit feineren braunen Ein-
Bchlüasen; letzterer löscht gerade aus; grossere, einsprenglingsartig
hervortretende Körner zeigen vor der Loupe und im polarisirten
Licht untersucht das Verhalten von Bronzit.
Beide Pyroxene sind stets von einer dunkelgrünen Horn-
blendezone von körniger Zusammensetzung umgeben, Ausläufer
derselben ziehen sich zwischen die Feldspathe. Letztere zeigen
die in Gabbrogesteinen so häufig zu beobachtenden Einschlüsse
stark lichtbrechender, hier licht gefärbter Körnchen, die in grosser
Anzahl in parallelen Reihen auftreten, aber immer eine Bandzone
frei lassen.
Mit der körnigen Hornblende, welche aus den Pyroxenen
hervorgegangen zu sein scheint, findet sich nicht selten brauner
Glimmer in Putzen und einzelnen Schuppen. Femer sind Apatit
in langen, farblosen Nadeln und eine nicht unbedeutende Menge
von opakem Eisenorz, welches nach den unregelmässig yerzweigten
Formen Titaneisen sein dürfte, als unzweifelhaft primäre Gebilde
vorhanden«
Weder die Feldspathe, noch die Augitminerale, noch die
Hornblenden zeigen Krystallumrisse, worin ein wichtiger Unter-
schied gegenüber den Kersantiten liegt.
Manche Handstücke zeigen keinen Diallag und Bronzit mehr,
sondern an deren Stelle dunkelgrünen Smaragdit. Dann findet man
bisweilen mitten im Smaragdit Körner von Granat, die so unregel-
mässig gestaltet sind und in einer solchen Weise auftreten, dass
man sie nur für Neubildungen halten kann. Solche Neubildungen
von Granat habe ich auch im Pilitgabbro von Langenlois beob-
achtet.
Eine Analyse eines Handstückes, welches noch viel von den
beiden Pyroxenen enthielt, ergab folgendes Resultat (Analyse von
B-Wegsoheider im Laboratorium von Herrn Prof. v. Barth
ausgeführt):
Kieselsäure 49*89
Thonerde 13-84
Eisenoxyd 7' 15
Eisenoxydul 8*18
Manganoxydul 0*44
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168 F. Becke.
Magnesia 3'20
Kalkerde 792
Natron 5-33
Kali 1-91
Wasser 1*22
Phosphorsäure-Anhydrid • 0'54
Kohlensäure-Anhydrid • • • Spur
99-62
Der ziemlich bedeutende Natrongehalt lässt auf keinen sehr
basischen Feldspath schliessen.
Eine zweite Varietät ist ausgezeichnet durch porphyrartig
hervortretende Feldspathkörner, dieselben erlaubten eine genauere
Untersuchung.
Schliffe parallel P ergaben eine negative Auslöschung von
— 14-8^ — U-l^ — ll•9^ im Mittel —12-6^
Zwei Spaltungsstücke nach M gaben negative Auslöscbungs-
schiefen von —28*2'» und —27-9^ im Mittel —28-0.
Durch üf sah man im convergenten Lichte eine optische Axe
und Lemniscaten in schiefer Richtung, durch P Andeutungen einer
seitwärts austretenden Axe.
Nach den Tabellen Schuster's stimmt dieses Verhalten mit
einem Bytownit von der Zusammensetzung 68®/o -4n, 32®/o -46,
welcher auf P — 12■4^ auf M — 28-4o verlangt.
Diese Angaben beziehen sich blos auf den Kern der Feld-
spathe; derselbe ist von einer allerdings sehr schmalen Hülle um-
geben, welche keine Einschlüsse enthält und eine nach aussen
abnehmende Auslöschungsschiefe darbietet.
In Zusammenhang mit dem Auftreten des kalkreicheren Feld-
spathes steht das Vorkommen von ausgezeichneten* Pseudomor-
phosen von Anthophyllit nach Olivin. Dieselben sind als grün-
liche, radialfaserige Flecken sofort zu erkennen. Unter dem Mikro-
skope bestehen sie aus einem radialstengeligen Aggregat von
Anthophyllit, welcher an der Hornblende-Spaltbarkeit und der ge-
raden Auslöschung leicht erkannt wird. Nach aussen sind sie von
einem schuppigen Aggregat von Klinochlor umgeben.
Von den Pyroxenmineralen ist nichts mehr vorhanden, son-
dern an deren Stelle ist Smaragdit getreten. Das Aussehen und
die Sättigung der Farbe wechselt bei demselben ausserordentlich,
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Eruptivgesteine aus derOneissformation des niederösterr. Wald Viertels. Igg
bald ist er BtraUsteinartig, hell, bald dunkler gefärbt und dann
von mehr körniger ZuBammensetzung. Oft erkennt man noch die
Einschlüsse des früheren Diallages.
Die Untersuchung Ton Spaltstückchen ergab sehr schwan-
kende Resultate, wie dies nach dem yerschiedenartigen Aussehen
der Hornblende kaum anders zu erwarten war. Ich erhielt fol-
gende Auslöschungsschiefen :
10•8^ llOS 11-8«, 12-3S 12»4^ 12-70, 13-6^ HS«.
Die höchsten Werthe beziehen sich auf sehr licht gefärbte,
einschlussfreie Spaltstückchen.
Etwas dunkler Glimmer und schwarzes Eisenerz, ferner Apatit
sind auch hier vorhanden.
Die letzte Yarietät stimmt bis auf den geringeren Feldspath-
gebalt vollständig mit dem Olivin-Gabbro von Langenlois überein,
mit dem sie auch den Gang der Umwandlung des Diallages und
Olivins theilt. Eine genauere Beschreibung erscheint daher über-
flüssig. Der zurücktretende Feldspath . bringt dieses Gestein dem
Paläopikrit nahe. Diese Yarietät wurde im Laboratorium des Herrn
Professors Ludwig analysirt von E. Gamroth*).
Kieselsäure
45-93 Proc.
Thonerde • •
15-09 y,
Eisenoxyd •
Eisenoxydul
Kallc • . •
1-87 „
11-45 „
8-92 „
Magnesia •
Kali . • •
14-82 "
0-22 „
!Natron • •
1-93 „
Wasser • •
0.58 „
1 00-81 Proc.
Mit den früher beschriebenen, unzweifelhaft eruptiven Massen-
gesteinen haben diese Gabbrogesteine die vollständig richtungslos
körnige Structur gemein. Allein in der Zusammensetzung, in den
feineren Structurverhältnissen und in dem Gang der Umwandlung
zeigen sich erhebliche Unterschiede.
0 T scher mak, Min. Mitth. 1877, pag. 278.
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170 F. Becke.
In der mineralogischen ZusammenBetzung unterscheiden sie
sich durch das Auftreten primärer Eisenerze, durch den Mangel
der primären Hornblende, durch den Diallag und den in manchen
derselben beobachteten Bronzit. ^Der Biotit ist niemals in primären
Erystallen vorhanden, sondern scheint später gebildet zu sein.
In Bezug auf die Structur ist namentlich der Mangel an
Kiystallform hervorzuheben, welcher sowohl die Pyroxene, als die
Feldspathe betrifft.
Die Umwandlung ist verschieden durch das Auftreten von
mehr körniger als faseriger Hornblende, welche häufig viel dunk-
lere Farbe besitzt, als die neugebildete Hornblende der Eersantite;
ferner durch das Auftreten neugebildeten Biotites.
Das genaue Studium der Zusammensetzung und Structur der
Kersantite und der verwandten Gesteine des Waldviertels führt zu
folgenden Ergebnissen:
Trotz der anscheinend krystallinisch körnigen Structur lassen
sich deutlich zweierlei Gemengtheile von verschiedenem Alter er-
kennen, nämlich
1. solche, welche schon vor der Erstarrung des Gesteines
vorhanden waren, entsprechend den Clements de premiere consoli-
dation von F. Fouquo und M. Levy.
Als solche sind zu nennen : basischer Feldspath, Biotit, Augit,
dunkle Hornblende, in allen Gesteinen, Olivin in den Olivin-Ker-
santiten, Quarz im anomitführenden Dioritporphyrit.
2. Solche Gemengtheile, welche sich erst bei oder nach der
Erstarrung ausbildeten: natronreicher Plagioklas, Orthoklas, Quarz,
diese zum Theil als Mikropegmatit entwickelt, blassgrune Faser-
hornblende. Diese entsprechen den elements de seconde consoli"
dation von F. Fouque und M. Levy.
Die letzteren Gemengtheile, die man nicht als secundär im
gewöhnlichen Sinne des Wortes bezeichnen kann, die ich deshalb
als Gemengtheile U. Ordnung bezeichnen werde, sind mit den
früher angeführten Gemengtheilen I. Ordnung zum Theil auf das
Innigste verbunden: Oligoklas und Mikropegmatit erscheint als
parallel fortgewachsene Hülle um die Andesinkerne I. Ordnung.
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ErnpÜTgesteine aas der Gneissfonnation des niederösterr. Waldvieriels. 171
Die Faserhornblende bildet parallele Fortwacheungen auf den
Homblendekrystallen I. Ordnung.
Die Art des Auftretens dieser Fortwachsungen lässt keinen
Zweifel, dass während der Ausbildung dieser Fortwachsungen
mechanische Bewegungen innerhalb dieses Gesteins nicht mehr
stattgefunden haben.
Zum Theil ist die Ausbildung derselben mit Umwandlungen
der Gemengtheile I. Ordnung verbunden. Der Olivin wird in radial-
strahligen Pilit, der Augit in parallelfaserigen Uralit umgewandelt,
der Quarz bildet an seinem Umfange einen Hornblendekranz. Man
sieht, die Tendenz dieser Umwandlungen geht dahin, einen Aus-
gleich der chemischen Yerschiedenheiten herzustellen. Die Horn-
blende erscheint als der Gleichgewichtszustand, dem alle abweichend
zusammengesetzten Verbindungen zustreben.
Diese Umbildungen sind sehr verschieden und gewissermassen
entgegengesetzt den Umwandlungsvorgängen, welche bei der Bil-
dung der modernen Eruptivgesteine vor sich gehen.
Interessant ist die entgegengesetzte Bolle, welche Augit und
Hornblende in diesen alten und in modernen Eruptivgesteinen
spielen. In den letzteren ist es der Augit, welcher häufig in ver-
schieden gefärbten Zonen ein Fort wachsen unter geänderten Um-
ständen zeigt, und häufig stimmt die äusserste Zone der Augit-
krystalle mit den Augitmikrolithen der Grundmasse überein, so wie
die Hülle von Faserhornblende, welche die Homblendekrystalle
I. Ordnung umwächst, mit den Bündeln von Faserhornblende
übereinstimmt, welche selbständig in der Zwischenmasse mancher
Kersantite auftreten.
In den Eersantiten ist es der Augit, welcher eine Umbildung
und zwar in Hornblende erfahrt. In den modernen basischen
Eruptivgesteinen ist es die Hornblende, welche in dem Opacitrand
Umwandlungen erkennen lässt, ja es wurden in letzter Zeit von
Hoepfner^) geradezu Pseudomorphosen von Augit nach Horn-
blende beobachtet. Aehnliche Umbildungen fand ich in einem
Phonolith von Grosspriesen bei Aussig in Böhmen. Derselbe ent-
hält ziemlich grosse braune Erystalle von Hornblende, welche ganz
*) Gesteine des Mte. Tajnmbina. N. Jahrb. f. Min. 1881, IL, pag. 171.
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172 F. Becke.
oder zum Theil umgewandelt sind in ein körniges Gemenge von
blassgrünem Augit, Magnetit und einem farblosen, feldspathaha-
liohen Mineral.
Während demnach bei alten und neuen Eruptivgesteinen die
Gemengtheile II. Ordnung, sowiie die bei der Bildung derselben
vor sich gehenden Umwandlungen stark verschieden sind, scheinen
die Unterschiede bei den Qemengtheilen I. Ordnung minder be-
langreich zu sein. Ja sie reduciren sich eigentlich auf das häufige
Auftreten von Glaseinsohlüssen in den modernen Eruptivgesteinen.
Seit man indess weiss, dass solche Glaseinschlüsse secundär ent-
stehen können, hat dieser Unterschied viel von seiner fundamen-
talen Bedeutung verloren. In Bezug auf die primären Gemeng-
theile L Ordnung verhalten sich beide Gruppen ähnlich, namentlich
auch darin, dass dieselben meist kieselsäurearm sind; die Ver-
schiedenheiten liegen in den elements de seconde consolidation,
den Gemengtheilen IL Ordnung, welche bei den Eruptivgesteinen
der älteren Perioden körnig ausgebildet erscheinen, bei den jün-
geren einer mannigfaltigen Entwickelung als mikrolithische, oder
mikrofelsi tische, oder glasige Grundmasse fähig sind.
Yon Wichtigkeit erscheint nun die Beobachtung, dass die
Ausbildungsweise der Zwischenmasse der Eersantite eine grosse
Aehnlichkeit aufweist mit der der krystallinen Schiefer. Mangel
jeder Andeutung von Erystallform, das häufige gegenseitige Um-
schliessen der Gemengtheile , die Häufigkeit pegmatitischer Yer-
wachsungen, die winzigen Flüssigkeits-Einschlüsse im Quarz, wo
solcher vorhanden ist, bedingen dieselbe. Ferner zeigen auch die
Umwandlungs-Yorgänge viele Analogien. Die Umwandlung von
Olivin in Hornblendeminerale, die Umwandlung von Diallag iu
Smaragdit wurde auch im Bereich der krystallinischen Schiefer
des Waldviertels beobachtet.
Es erscheint daher der Schluss nicht unberechtigt, dass die
letzten Abschnitte der Bildungsgeschichte der krystallinen Schiefer
und der in ihnen auftretenden Eruptivgesteine gemeinsam durch-
gemacht wurden.
Wenn nun schon diejenigen Eruptivgesteine, welche gang-
förmig die Gneissformation durchsetzen, in ihrer Structur Aehnlieh-
keiten mit den Gesteinen derselben zeigen , welche auf einen
theilweise ähnlichen Bildungsgang schliessen lassen, so müsste
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EruptiTgeBteine ans der Oneissformation des niederösterr. Wald vierteis. 173
das noch mehr der Fall sein, wenn Gesteine zu einer Zeit empor-
drangen, als die Gesteine der Gneissformation selbst noch nicht so
weit fertig waren, um ein gangförmiges Auftreten zu gestatten.
Vielleicht hat man es in den Gabbrogesteinen, die einerseits
vollkommen die massige, richtungslos körnige Structur von Eruptiv-
gesteinen besitzen, anderseits durch petrographische Uebergänge
nnd geognostische Verknüpfung mit unbezweifelt sedimentären,
krystallinen Schiefern, namentlich Hornblendeschiefern, verbunden
sind, mit derartigen Eruptivgesteinen zu thun, die zu einer älteren
Zeit entstanden, mit den noch unfertigen Schiefern zu einem
Ganzen sich vereinigten.
Tafel-Erklärung.
Fig. 1. FeldspathdurchschniU parallel P. Andesin aas dem Dioritporphyrit von
Steinegg.
Fig. 2. Quarz ans dem Dioritporphyrit von Steinegg. Enthält Reihen yon Fiilssig-
keits-EinschlQssen, Einschlüsse von Grnndmasse, Biotitkry stall chen und
ein Sftnlchen von Zirkon. An der Peripherie ein Homhlendekranz In der
Umgehung sieht man mehrere Durchschnitte von Qlimmer, einige Längs-
schnitte (links oben) und einen Querschnitt (links an der Seite) von Uralit.
Fig. 3. EineParthie des Hornblendekranzes stärker vergrössert. Oben der Quarz,
unten der Feldepath der Grundmasse.
Fig. 4. Uralitqnerschnitt aus dem Gestein von Harau bei Eis. Die Hornblende
z. Th. über den Augit hinausgewachsen; über die dunklen Flecken in
derselben vergl. pag. 169. Im Innern noch Angitreste mit einer eingela-
gerten Zwillingslamelle.
Fig. 5. Hornblendekrystall I. Ordnung, von Hornblende U. Ordnung übemndet.
Querschnitt.
Fig. 6. Ebeoso, Längsschnitt, Gestein von Schiltingeram t.
Fig. 7. Hornblende I. Ordnung, eine faserige Uralitparthie nmschhessend.
Fig. 8. Feldspathdurchschnitt aus dem Gestein von Harau im polarisirten Licht.
Das Krenz gibt die Lage der Nicola an.
Fig. 9. Pseudomorphose von Strahlstein nach Olivin (Pilit) aus dem Pilitkersantit
von Marbach.
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174 F. Becke.
VII. Glaseinschlüsse In Contactmineralen von
Canzacoli bei Predazzo.
Von F. Becke.
Durch die freandliche Zuvorkommenheit von Herrn Professor
E. Suess war es mir möglich, eine Contaotstufe von dem be-
kannten Fundort Canzacoli bei Predazzo zu untersuchen, welche
Eigenthum des geologischen Museums der Wiener Universität ist.
Dasjenige, was an diesem Contactstück zuerst auÜ^llt, ist die
deutlich zonenförmige Anordnung der einzelnen Mineralgemenge.
An der einen Seite der Sture hat man mittelkörnigen Monzonit von
grauer Farbe. Gegen die Contactgrenze zu erscheint derselbe auf
eine 2—3 Cm. breite Zone porphyrisch; in porcellanartig weisser
Grundmasse sieht man nur einzelne Erystalle von schwarzer Farbe.
Unter dem Mikroskope erweist sich die porcellanähnliche Grund-
masse als eine felsitische Masse mit Andeutungen von sphäroliti-
scher Structur; die dunkeln Erystalle sind Augit. Die Grenze
dieser Salbandbildung gegen den Monzonit ist nicht scharf, es
findet ein allmäliger Uebergang statt.
Schärfer ist die Grenze gegen die nun folgenden Contact-
bildungen, innerhalb welcher man deutlich drei Zonen unter-
scheiden kann. Die erste Zone von 3 Cm. Dicke besteht ans
lichtgrünem Augit (vielleicht Fassait), aus erbsengelbem Granat,
der sich im Schliff als schwach doppelbrechcnd erweist, und ans
dunkel honigbraunem Vesuvian. Diese Silicate bilden in der Nähe
der Grenze gegen den Monzonit ein sehr kleinkörniges bis dichtes
Gemenge; weiter hinaus sind die Körner grösser, man erkennt zum
Theil deutliche Erystalle, die Zwischenräume derselben sind mit
jenem bläulichen Ealkspath ausgefüllt, welcher von derartigen
Contactlagerstätten so wohl bekannt ist.
Die zweite Contactzone besteht aus lichtgrünem Phlogopit
mit etwas Augit und Spinell ;- sie ist etwas mächtiger als die erste.
Die dritte Zone endlich besteht aus einem grauliehweissen,
fettglänzenden, muschlig brechenden Mineral, welches v. d. Löth«
röhre unschmelzbar ist und mit Salzsäure gelatinirt. Unter dem
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QlaseinBchlüBse in Gontactmineralen von Ganzacoli bei Predazzo. 175
Mikroskope erweist es sich stark lichtbrechend and stark doppel-
brechend, dem Olivin ähnlich, die Zweiaxigkeit konnte nachgewiesen
werden. Dieses Mineral ist demnach Batrachit. Mit demselben
tritt etwas dunkelgrüner Spinell und fein vertheilter Caicit auf.
Der weitere üebergang von diesem Batrachitgestein, von dem
an dem Stück eine circa 10 Cm. mächtige Lage entwickelt ist,
zum Kalkstein ist an der vorliegenden Prob^ nicht zu beobachten.
Dieser Batrachit ist es nun, welcher ganz ausgezeichnete
Glaseinschlüsse führt. Dieselben erscheinen ge wohnlich schwarm-
weise und sind so gross, dass sie bei 250maliger Yergrösserung
sehr gut studirt werden können.
Sie sind bald rundlich, bald verzogen, zart umrandet und ent-
halten meist ein, bisweilen auch zwei sehr dunkle Bläschen. In
manchen ist das Bläschen rund, in anderen nierenförmig gestaltet
oder 5formig gekrümmt. Mitunter haftet es auch aussen am Ein-
schluss. Da das Bläschen weder bei Erschütterung, noch bei
massiger Erwärmung seinen Ort ändert, scheint die Natur dieser
Gebilde als Glaseinschlüsse durch alle Kriterien sichergestellt. Die
Glasmasse selbst ist farblos, frei von allen Entglasungsproducten.
Der Nachweis von Qlaseinschlüssen in einem Mineral einer
so ausgezeichneten, man kailn sagen typischen Contactlagerstätte,
hat einiges theoretisches Interesse, da hierin ein schwerwiegender
Beweis für jene Ansicht liegt, welche annimmt, dass die Ausbil-
dung jener Contactminerale schon bei der Eruption der Eruptiv-
masse unter dem Einflüsse sehr hoher Temperatur erfolge. Sie
spricht gegen die andere Annahme, welche derartige Contact-
minerale nachträglich durch hydrochemische Processe bei niederer
Temperatur entstehen lässt.
VIII. Mineralogisches.
Von Dr. A. Frenze!.
7. Rezbanylt, eine neue Hineralgattnng.
In den „Mineralogischen Mittheilungen', 1873, S. 293, brachte
ich folgende Notiz : „Zu Bezbanya kommen zwei, bis jetzt von dort
nicht bekannte Schwefelbleiwismuth-Verbindungen vor. Die eine ist
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176 A. Frenzel.
entsprechend der Formel 2 PbS . Bi^S^ zusammengesetzt und dem-
nach Cosalith, die andere hat eine von dem Cosalith abweichende
Mischung und stammt von der Grube Fürst August." Im Jahrbuch
für Mineralogie, 1874, S. 681, gab ich dann die Beschreibung des
Cosalith von Bezbanya.
Zwei Jahre darauf erhielt ich von Freund F aus er in Pest
einige Stufen von Rezbanya zur Untersuchung, welche gleichfalls
eine Schwefelbleiwismuth-Yerbindung waren, doch eine vom Cosa-
lith abweichende Mischung zeigten.
Dieses letztere Mineral ist metallglänzend, von Farbe licht-
bleigrau, dunkler anlaufend, Strich schwarz, Härte 2Vs— 3, spec.
Gew. 609— 6'38, mild, Structur feinkörnig bis dicht. Spaltbarkeit
undeutlich. In derben Massen, verwachsen mit Kupferkies und Ealk-
spath, oder eingesprengt in Quarz. In der Regel ist man nicht im
Stande, bei metallischen Mineralien, die nur derb vorkommen und
zudem mit anderen Mineralien vergesellschaftet sind, mit einer ein-
zigen Analyse über die Constitution genauen Aufschluss zu erhalten
(Beispiel: AUoklas) und so habe ich eine ganze Reihe Analysen
durchgeführt, weil ich ausserdem anfanglich stets einige Procente
Verlust hatte, vergebens auf Arsen, Antimon, Zinn etc. analysirte,
bis ich endlich die Beimischung von Kalkspath auffand, die ich bei
dem Auflösen des Minerals nie wahrgenommen hatte.
Ich führe drei Analysen an, die folgende Resultate lieferten:
a b c
Wismuth 53-54 57 46 56-35
Blei 17-94 13-86 12*43
Silber 1-71 1-73 2*20
Kupfer 3-07 455 ööO
Eisen ..... 135 1*08 1-96
Zink Spur 0*12 0*12
Schwefel 17-72 16'48 17-36
Kalkspath • • • 500 (472) (4-08)
100-33 100-00 100^
Betrachtet man das Eisen als beigemengtem Kupferkies ange-
hörig, so hat man 4*64, 3-63 und 6-58 Prooent Kupferkies, neben
dem Kalkspath, abzuziehen und es berechnen sich die folgenden
Gehalte :
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Mineralogisches.
177
Wismuth 59-08
Blei 19-80
SUber 1*89
Kupfer 1-71
Zink Spur
Schwefel 1785
b
62-57
15-10
1-89
3-71
012
16-61
100-33 100-00
Daraus ergeben sieh folgende Verhältnisse:
Bi
Fb
Ag
du
S
a
59-08
208 =
1980
: 207 = 0095
1-89
: 215-94 = 0008
1-71
: 126-8 = 0013
17-85 : 32 =
c
62-88
13-88
2-46
3-77
012
16-89
lOOOÖ"
0-284
0-U6
0-558
mithin Pb:Bi:S=l: 2-44 : 481 oder 4 : 9-76 : 19-24, woraus die
Formel 4 FhS . 5 BitS^ resultirt. Die Analysen b und c ergeben
ähnliche Resultate, nur mit dem Unterschiede, dass etwas Wismuth
im Ueberschuss vorbanden ist, nämlich die Yerhältnisse :
Pb
Bi
8
b
4 :
10-68 :
18-52
c
4 :
U-08 :
19-36
Und 80 ergebiBn auch alle übrigen Analysen eine Zusammen-
fletzung, welche mehr oder weniger genau der Formel 4 PbS . 5 Bi^S^
entspricht.
Das diesem Rezbanyer Vorkommen zunächst stehende Mineral
ist. der Chiviatit Rammelsberg's. Dieses Mineral ist krystallinisch
blättrig, sehr ähnlich dem Wismuthglanz, spaltbar nach drei Rich-
tungen, hat das spec. Gewicht 6'92 und enthält
Wismuth 61-32
Blei • . 16-83
Kupfer 2*42
Eisen 102
Schwefel 1811
99-70
lÜB^nilog. nnd pctrogr. MlUh. V. 1882. Freniel. Noti.en.
12
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178 A. Frenxel.
Das Eisen soll von beigemengtem Eisenkies herrühren. Zieht
man daher 2*16 Proc. Eisenkies ab, so erhält man die folgenden
Verhältnisse:
Bi . •
■ ■ 62-89 : 208 = 0-302
Pb- .
• . 17-20: 207 =0083 1
■ . 2-47 : 126-8 = 0019/
Cm •
S ■ ■
• • 17-34 : 32 * = 0-542
Also P6:ßi:iS= 1:2-97: 5-31 oder 2 : 594 : 10-62, mithin
2PbS.SBi,S,.
Das Rezbanyer Vorkommen ist weder in physikalischer, noch
chemischer Beziehung mit dem Ghiviatit in Uebereinstimmung za
bringen und so dürfte es als eine neue Mineralgattung anzuführen
sein, für welche ich den Namen „Rezbanyit" vorschlage. Allerdings
hat Hermann bereits einem Mineral von Rezbanya diesen Namen
gegeben, allein dies war ohne Zweifel Cosalith, welches Mineral
zuerst von Genth genauer charakterisirt wurde und Genth's
Name „Cosalith" hat bereits allgemeines Bürgerrecht erlangt.
Hermann gibt in seiner Cosalith- Analyse 7' 14 Proc. Sauerstoff
an, während das vorliegende Mineral sauerstofiffrei ist.
Dem einen Stücke Rezbanyit lag eine Etiquette bei mit der
Aufschrift: „Fürst Lobkowitz- Grube* ^) zu Rezbanya. Der auch in
Rezbanya vorkommende Cosalith lässt sich vom Rezbanyit leicht
durch sein blättriges oder strahliges Gefüge und die dunklere Farbe
unterscheiden.
Wir kennen nun überhaupt folgende Schwefelbleiwismuth- Ver-
bindungen :
1. Ch i viatit.
Rammeisberg: Pogg. Ann., 1853, Bd. 88, S. 320 — Chiviato
in Peru,
2. Cosalith.
Hermann: J. f. prakt. Chemie, 1858, Bd. 75, S. 450 — Rezbanya.
Genth: American Jouru. of Science, 1868, Bd. 45 — Cosala,
Sinaloa in Mexico.
') Ein Fürst Lobkowitz-Stollen bestand in der That in Rezbanya und
zwar im Blidarer Revier. (Siebe F. Poäepny'a Monographie über Rezbanyftf
pag. 108.) Nach ihm stammt der Name aus der Zeit, wo Fürst Lobkowitz Prä-
sident der allg. Hofkammer für Berg- und Mttnzweaen war.
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Mineralogisches. I79
Frenz el: Jahrb. f. Mineralogie, 1874, 8. 681 — Bezbanya.
Sjögren: Zeitschr. f. Krystallographie, 1879, Bd. 3, S. 203 -<
Bjelkes-Grube in Wermland.
3. Galenobismutit.
Sjögren: Zeitschr. f. Krystallographie, 1879, Bd. 3, S. 203 —
Ko-Grube in Wermland.
König: Zeitschr. f. Krystallographie, 1882, Bd. 6, 8. 42 — Mineral
Farm bei Onray in Colorado.
4. B e e g e r i t.
König: Zeitschr. f. Krystallographie, 1881, Bd. 5, 8. 322 — Grant-
Postoffice, Park County in Colorado.
5. Rezbanyit.
Diese Schwefelbleiwismuth- Verbindungen haben , nach der
Formel berechnet, folgende Zusammensetzung:
Beegerit .... 6 PbS . Bi^Sr^ mit 63*82 Pb, 21-38 Bi, 14*80 S.
Cosalith .... 2PbS.BHSj, „ 4r82 „ 42-02 „ 16-16 „
Galenobismutit • PbS . Bi^Ss „ 27*56 , 55-40 „ 1704
Rezbanyit • • • 4P6S.5fiijS, , 23-55 „ 5916 „ 17-29
Chiviatit . • • 2 P6S . 3 BijSs „ 20*55 „ 61*97 „ 17*48
ji
n
An diese Mineralien schliessen sich an :
Kobellit . . . . 3 P6S . (2?i, Sb)^S, und
Schirmerit • • • 3 (Ag^, Pb) S . 2 Bi^Sj,.
8. Alloklas.
Der Alloklas ist bis jetzt nur von einem einzigen Fundorte,
der Elisabeth-Grube bei Oravicza, bekannt. Es existirt bis jetzt
auch nur eine bekannte Analyse dieses Minerals, welche auf kein
einfaches Yerhältniss führte, weswegen man den Alloklas sogar als
ein Gemenge ansah. Da indessen das Mineral in kleinen Kryställ-
chen von der Form des Arsenkieses auftritt, so ist seine 8elb8t-
Btandigkeit zweifellos.
12*
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180
A. Frenzel.
Nach Hein'e Analyse war die chemische Zusammensetzung
folgende :
Wismuth 30-15
Cobalt 10-17
Nickel 1*55
Eisen 5-58
Zink 2-41
Arsen 32*69
Schwefel 1622
Gold 0-68
99-45
Hiernach berechnete Rammeisberg die Formel (Co, Fe)4 {ASjBi}jS^^
desgleichen v. Zepharovich die Formel (Co^Fe\ {As^Bt\^8^^ während
Groth annimmt, dass die Formel (Co^Fe) (As^Bi)S die richtige sei,
da ja die Kiystallform des Alloklases mit derjenigen des Arsenkieses
übereinstimme. Der AUoklas wäre dann ein Kobaltarsenkies, in
welchem das Arsen zum Theil durch Wismuth ersetzt ist.
Seh rauf hatte die Freundlichkeit, mir einige Stückchen des
jetzt selten werdenden Minerals zu senden, behufs einer neuen
Untersuchung. Der Alloklas war mit Ealkspath verwachsen und in
Hohlräumen nahm ich gleichfalls kleine Kryställchen von der Form
des Arsenkieses wahr. Leider boten diese Kryställchen bei weitem
nicht genug Material zu einer Analyse und es konnte daher nur
derbes Material zur Verwendung gelangen. Dieses ist indessen wohl
nicht TÖilig homogen. Trotzdem lassen meine Analysen erkennen,
dass die Groth'sche Ansicht die richtige ist, denn es findet durch-
gängig eine weit grössere Annäherung an die Formel (Co^Fe) (ASyBi)S
statt, im Vergleich mit den Resultaten von Hein. Ich erhielt:
a
b
c
d
e
f
Wismuth •
• 25-67
28-33
(28-87)
22-68
23-80
32-27
Kupfer • •
0-20
0-45
0-28
0-16
016
0-22
Cobalt • . •
• 20-80
24 20
22-25
23-00
21-43
19-90
Eisen •
• 300
3-6Ü
3-80
3-30
3-24
2-66
Arsen ■ •
• 32-G4
27-86
28-10
30-11
3223
27-74
Schwefel •
• 17-99
16-05
15-60
17-88
1814
15-80
Gold • •
• 1-24
1-10
1-10
1-20
1-10
1-70
102-04 101-65 100-00 98-39 100-10 100-29
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Mineralogisches.
181
Die grössten Schwankungen finden sich im Wismuth- und
Arsengehalte. Hiernach ergaben auch die Bestimmungen der spec.
Qewichte ungleiche Werthe; während Tschermak das spec.
Gewicht zu 6*65 bestimmte, erhielt ich bei drei Bestimmungen nur
6*23, 6*37 und 6*50. Das Gold ist beigemengt, es bleibt beim Auf-
lösen des Minerals in Salpetersäure in goldgelben Blättchen von
Terschiedener Grösse zurück, und mnss deshalb in Abzug gebracht
werden. Zink war nur in unbestimmbarer Menge vorhanden, des*
gleichen Nickel in so geringer Quantität, dass ich die Trennung
Yon Cobalt unterliess. Cobalt wurde auf elektrolytischem Wege be-
stimmt, das Arsen als arsensaure Ammoniak-Magnesia und das
Wismuth als Oxyd ausgewogen.
Das Gold in Abzug gebracht, erhält man die nachstehenden
Werthe :
a
b
c
d
e
f
Wismuth • • • 25-99
28-65
29-19
22-96
24-07
32-83
Kupfer .... 020
0-45
0-28
0-16
0-16
0-22
Cobalt • • • 21-06
24-46
22-50
23-29
21-66
2025
Eisen 3'54
3-70
3-84
3-40
3-28
271
Arsen • • • • 33-04
28-17
28-41
30-48
32 59
28-22
Schwefel • • • 1821
16-22
15-78
18-10
18 34
16-06
102-U4
101-65
100-00
98 39
10010
100 29
Hieraus berechnen sich die folgenden Verhältnisse:
Co,Fe As,Bi
S
a • -
: 1-33
: 1-34
b • •
: 1-05
104
c • •
: 114
. 1-08
d.
1-13 :
1-23
e • •
1-28
1-34
f • •
1-35 ;
1-27
Die Analyse b ergibt mit Genauigkeit die yon Groth auf-
gestellte Formel und es darf wohl keinem Zweifel mehr unterliegen,
dass der AUoklas nach der Formel (Co.Fe) (A8^Bi)S zusammen-
gesetzt ist.
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182 A. FreDÄel.
9. Yol'kommnisse Yon Alexandrien.
Von Alexandrien sind sie freilich nicht, die Mineralien, die
ich im Nachstehenden besprechen will, sondern sie sind nur in der
Nähe von Alexandrien gesammelt worden und zwar von Herrn
Dr. Oscar Schneider in Dresden, welcher von 1867 bis 1869 in
Ramie bei Alexandrien weilte. Genannter Herr, für welchen
ich in diesen Mittheil., 1879, S. 125 bereits aus Eankasien mit-
gebrachte Mineralien beschrieb, sammelte auch in Egypten viel-
seitig naturwissenschaftliche Objecte und publicirte darüber bereits
in den Sitzungsberichten der „Isis** zu Dresden 1871 die Abschnitte:
„Beiträge zur Eenntniss der egyptischen und palästinischen
Insecten-Fauna*', „Conchylien-Fauna der egyptischen Mittelmeer-
küste* und „Flora der Ratoleer Wüste". Seine geologischen
Beobachtungen in Palästina sind im Programm des Freimaurer-
Instituts für Knaben zu Dresden 1871 in der Abhandlung: „üeber
die Entstehung des rothen Meeres** niedergelegt, die in erweiterter
Form auch in der Gaea, 1871 und 1872, veröffentlicht wurde.
Die von ihm gesammelten zahlreichen Versteinerungen aus tertiären
Kalken Egyptens, wie der Flint- und Jaspisgerolle der Wüste, harren
noch der Bearbeitung durch Prof. Zittel. Wir verdanken Schnei-
der aus früherer Zeit die „Geognostische Beschreibung des Löbauer
Berges** in den Abhandlungen der naturf. Gesellschaft zu Görlitz,
Bd. 13, und die Entdeckung und Ausbeutung der versteinerungsreichen
Gosauschichten am Glanecker Hügel bei Salzburg (siehe Gümbel,
Sitzungsberichte der Akad. der Wissensch. in München, 1866, II).
Schneider ist jetzt damit beschäftigt, einige seiner For-
schungen einem grösseren Publicum vorzulegen und wird in nächster
Zeit ein Werk: „Naturwissenschaftliche Beiträge zur Geographie
und Culturgeschichte** erscheinen lassen. Dieses Werk wird folgende,
Mineralogen interessirende Artikel enthalten: „Anschwemmungen
bei Alexandrien**, „Porfido rosso antico**, „Schwefelminen am Ras
el Gimseh**, „Kaukasische Naphtagewinnung**, „Sicilianischer Bern-
stein**. Ich glaube dem mineralogischen Publicum einen Dienst zu
erweisen, wenn ich dasselbe im Voraus auf dieses Werk aufmerk-
sam mache, welches namentlich auch in archäologischer Hinsicht
werthvolle Beiträge bieten dürfte, und zum Andern, wenn ich selbst
über die interessanten Anschwemmungen speciell einen kurzen
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Mioeralogiscbes. ]^33
Bericht erstatte. Schneider^s ausführliche Arbeit wird die geogra-
phischen und culturhiBtorischen Verhältnisse der Fundstätte, wie der
einzelnen Mineralspecies in's Auge fassen, besonders der letzteren
Herkunft und Verarbeitung in altegyptischer Zeit erörtern.
Am südöstlichen Ufer des östlichen Hafens von Alexandrien,
da wo früher das Palastviertel der Ptolemäer sich befand, sammelte
Schneider im Eüstensande verschiedene Edelsteine, Halbedelsteine,
Felsarten, Blei- und Kupfererze, Glasflüsse, Korallen, meist unver-
arbeitet, selten in halb bis ganz verarbeiteten Stücken. Schneider
leitet den Ursprung der hier angeschwemmten und verhältnissmässig
leicht aufzufindenden Objecto aus Ateliers der Steinarbeiter und
Juweliere ab, welche sich in den Ptolemäer Palästen befanden.
Die Artenmenge der Mineralien ist überraschend gross und
interessant wegen der zumeist sehr fragwürdigen Herkunft der
Mineralien. Alle Funde Seh neide r's sind als Arbeitsmaterial nach
Alexandrien geschaflft worden, da bei Alexandrien selbst nichts als
junger Küstensandstein zu finden ist, welcher lediglich aus sehr
kleinen Quarzkömchen und Muscheldetritus besteht; ebensowenig
können die Funde durch den Nil nach Alexandrien hingeführt
worden sein. Die Funde bestehen in Folgendem:
Smaragd. In mehr als anderthalb hundert losen und einge-
wachsenen Krystallen, Krystallbruchstücken und verarbeiteten Perlen.
Von Fatbe blass smaragdgrün. Die eingewachsenen Krystalle zeigen
als Begleiter Quarz und Glimmer und das Muttergestein ist wohl
Glimmerschiefer. Als Fundort der z. Th. ziemlich grossen und schön
ausgebildeten Krysfalle, lang- oder kurzsäulenförmig, ooP. oP zei-
gend, muthmasst Schneider Gebel Sabdra, südlich von Koser in
Egypten.
Sapphyr. Von diesem Mineral fand Schneider nur ein
kleines, aber prächtig blaues, völlig durchsichtiges Stückchen.
Chrysolith. Fand sich in losen, hellgrünen, durchsichtigen
Stücken. Als wahrscheinlichen Fundort bezeichnet Schneider die
Gegend von Esne in Ober-Egypten.
Türkis. In halb bearbeiteten, schön himmelblauen Stücken.
Nach anhängendem eisenschüssigen Gestein zu urtheilen, glaubt
Schneider, dass dieser Türkis von einem der in neuerer Zeit
wieder bekannt gewordenen Fundorte am Sinai herstamme. Merk-
würdig sind dunkel- bis hellapfelgrüne, grünlich- bis weisslichgraue,
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184 A. Frenzel.
rundliche Knollen, die man für zersetzten Türkis halten konnte.
Schneider erhielt dieselben nebst Stücken echten Türkises im
Muttergestein von Beduinen aus dem sinaitisohen Qebirge. Die
dunkelgrünen Stücke haben Härte 5, i;?ährend die helleren umso
weicher werden, je heller sie sind; die graulichweissen lassen sich
mit dem Fingernagel ritzen. Das spec. Gewicht ist 2*39 und die
chemische Zusammensetzung folgende:
Thonerde 41*09
Eisenoxyd l'OS
Kupferoxyd 4'54
Phosphorsäure 28*14
Schwefelsäure 0*68
Wasser 2096
Organische Substanz • • • 4*49
100*98
Die organische Substanz, ein Bitumen, beim Auflösen des
Minerals in Säuren zurückbleibend und in kochendem Wasser
schmelzend, ist in annähernd gleicher Quantität sowohl in den dun-
keln, als den hellen Stücken vorhanden; desgleichen enthalten die
gebleichten Stücke fast ebenso viel Kupferoxyd als die dunkel-
grünen.
Die Yermuthung, dass diese Substanz nichts weiter als ein
zersetzter Türkis sei, wurde zur Gewissheit, als mir Schneider
nachträglich noch Stückchen echten Türkises aus dem Magharathal
im Sinai zum Vergleich, bez. zur Untersuchung schickte. Diese
Stückchen zeigten sehr schön den Uebergang aus dem dunkeln
Himmelblau in das Weiss, da manche Stückchen, im Innern
noch ganz frisch, doch schon einen weissen Yerwitterungsüberzug
hatten. Die Farbe des echten Türkises schwankt bedeutend, sie
zeigt verschiedene Nuancen von Blau und Grün. Beide Yorkomm-
nisse, die Stückchen Türkis, wie die betreffenden Knollen, hatte
Schneider von sinaitisohen Beduinen erhalten. Die Knollen haben
das Bitumen später aufgenommen, denn der frische Türkis ist frei
davon und der letztere zeigte das spec. Gewicht 2*70 und die fol-
gende Zusammensetzung:
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Mineralogisches. Ig5
a ^ b
Phosphorsäure 28*95 27-85
Kieselsäure ..... 4*54 4*19
Schwefelsäure ... nicht best. 0*66
Thonerde 38-30 38-92
Kupferoxyd 343 322
Kalkerde 3*71 4-19
Magnesia 0*30 Spur
Wasser • • • 2040 (20-97)
99-63 100-00
Die Kieselsäure ist keineswegs als Quarz beigemengt, sondern
bleibt beim Auflösen des Minerals in Säuren in schleimigem Zustand
zurück. Eher könnte man an eine Beimengung eines Silicates den-
ken, indessen ist der Türkis aus dem Magharathale auch schon
mikroskopisch untersucht worden, und zwar durch B ü ckin g(Zeit8chr.
f. Krystallogr., 1878, 8. 163), welcher darüber schreibt: „Im pola-
risirten Lichte stellt sich der Türkis als ein sehr feinkörniges,
homogenes Aggregat doppeltbrechender Partikel dar.^ Bemer-
kenswerth ist, dass der Türkis frei von Eisen ist, daher zu den
Analysen auch Stückchen werwendet wurden, die nicht Brauneisen-
Bteinäderchen führten, welche letztere nach Bücking allerdings
mikroskopische Quarzkörner enthalten.
Ein seltsames Mineral Ton Alexandrien tritt in runden Knollen
Ton fast dichter Structur und braunschwarzer Farbe auf; weisse
Aederchen durchziehen die schwarze Substanz. Man weiss nicht, was
man vor sich hat und man denkt schliesslich an Braunkohlenbrocken
oder dergleichen. Indessen ergab die Analyse, dass auch diese
schwarzen Knollen in der Hauptsache aus einem Tbonerdephosphat
bestehen und dabei frei sind von Kupferoxyd und Eisenoxyd. Die
Härte ist 4—5 und die Analyse ergab folgende Mischung:
Phosphorsäure 3404
Thonerde 50 71
Kalkerde • 2*66
Magnesia 0*19
Wasser 10*12
Bitumen 1*40
99-12
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186 A. Frenzel.
Bei 100^ entwichen 3"19 Procent Wasser, das übrige beim
Glühen. Ob wohl auch diese schwarzen Knollen in irgend einem
Zusammenhang mit Türkis stehen?
Lasurstein. In vielen, z. Th. bearbeiteten Stücken. Theil-
weise mit Einsprenglingen von Eisenkies und wohl auf alle Fälle
von centralasiatischen Fundorten stammend.
Leucit. In wasserhellen bis wenig trüben, meist völlig abge-
rundeten Erystallen, nur wenige lassen die bekannte Leucitform
noch gut erkennen. Ich analysirte wasserJielle Erystalle vom spec.
Gewicht 247 mit folgendem Ergebniss:
Kieselsäure 5-4'90
Thonerde 2350
Kali _11l'^^
y9-9i
Dr. Schneider nimmt an, dass römische Leucito vorliegen ;
man habe wohl besonders schöne Leucite von Rom aus an die
Steinschleifereien abgegeben.
Dichroit. In losen hübschen Stücken von graublauer Farbe.
Der Fundort dieses Vorkommens ist durchaus fraglich.
Granat. In z. Th. ziemlich grossen, doch nur sehr unregel-
massig ausgebildeten Krystallen, Krystallfragmenten, wie auch ver-
arbeitet. Farbe braunroth, undurchsichtig bis durchscheinend; Art
Almandin.
Amazonenstein. Theils eingewachsen, theils in freien
Krystallbruchstücken mit erkennbarer Feldspathkiystallisation, theils
verarbeitet. Von Farbe bläulichgrün.
Unbestimmtes Silicat. Ein kleines, derbes, abgerundetes
Stückchen von feinkörniger Structur und strohgelber Farbe, sehr
spröd, Härte 5, spec. Gewicht 2'38. Konnte wegen eines Unfalles
bei der Analyse leider nicht vollständig analysirt werden und das
Material war erschöpft. Erhalten wurden die folgenden Zahlen:
Kieselsäure 63*01
Thonerde O'öö
Eisenoxyd 5'44
Kalkerde 700
Magnesia 2*35
Wasser _ 8'06
86-51
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MineralogischeB. Ig7
Das Mineral enthält auf alle Fälle noch Alkalien. Beim Glü-
hen im Platintiegel schmilzt es. Bei 100^ entwichen 3*19 Procent
Wasser, das übrige beim Glühen.
Anhydrit. Ein einziges Stückchen von blauer Farbe und
korniger Structur. Spec. Gew. 2 94. Enthält eine geringe Menge
kohlensauren Kalkes, da das Stückchen mit Säuren braust.
Flussspat h. Ein grosses Stück von bläulichgrüner Farbe
und grobkörniger Structur. Interessant, weil dadurch nachgewiesen
ist, dass die Alexandriner wirklich Rohmaterial zur Herstellung
echter Murrhinischer Gefasse besassen, was bezweifelt wurde.
Onyx. Roh und in allen Yerarbeitungsstadien. Mit einer ein-
zigen Ausnahme zeigen sämmtliche Stücke nur Weiss und Roth,
abwechselnd eine helle und dunkle Lage, das Ausnahmestück da-
gegen noch eine dritte rothe Lage.
Karneol. Hornsteinartig, von hellrother Farbe.
Chalcedon. Roh und in grosser Menge verarbeitet, von
allen Farbenvarietäten. Hervorzuheben ist :
a) eine wunderschöne hellblaue, opalisirende Varietät,
b) eine prächtig dunkel amethystfarbene Varietät,
c) rothgelber, zumeist in verarbeitetem Zustande,
d) graulichweisser, hellgestreift, hornsteinartig,
e) rauchgrauer.
Chrysopras- und Prascm-artige grüne Quarze.
Heliotrop, schön dunkelgrün mit rothen Punkten.
Amethyst, in zum Theil grossen Stücken.
Eisenkiesel, gemeiner Quarz, Bergkry stall. Meist
in derben Stücken und in unverarbeitetem Zustand, nur ein einziger
Scepterkrystall ist angeschliffen.
Serpentin, von der apfelgrünen Varietät, die man William-
sit nennt.
Obsidian in kleinen rundlichen Stücken von schwarzer Farbe.
Talk und Talkschiefer.
Kalkstein. Die verschiedensten Marmorsorten des Alterthums,
sowie Doppelspath und Nummulitenkalk.
Orientalischer 'Alabaster. Dieser sogenannte Alabaster
ist kein Gyps, sondern ein Kalk- oder Aragonitsinter, welcher aus
grauen oder rauchgelben und weissen Lagen von dichter Beschaffen-
heit besteht und noch jetzt in Ober-Egypten gewonnen wird.
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18g Notizen.
Kieselkupfer und Rothkupfererz, beide vergesell-
schaftet.
Bleiglanz, in derben Stuckchen.
Ausserdem sammelte Schneider noch zahlreiche Stücke von
Gabbro, egyptischem Oranit, Glimmerschiefer, Syenit, Diorit, rothen
und grünen antiken Porphyr, Edelkorallen und prachtvolle Glasflüsse.
IX. Notizen.
Bericit von Wiltau. Herr Prof. Dr. Sennhofer hatte auf meioen
Wunsch die Gefälligkeit, eine Analyse des von mir iu meinem Aufsatze Über den
Qaarzphyllit bei Wiltau erwähnten „Scricit^ zu veranlassen.
Diese Analyse ergab folgende Resultate:
Die lufttrockene Substanz erlitt beim Erwärmen auf 100 ' G. einen Gewichts-
verlust von 1*1 O^o, nach vorheriger Behandlung mit Essigsäure von 7'307o- ^'^
so behandelte und bei 100® G. getrocknete Substanz zeigte folgende Zusammen-
setzung:
Wasser \ , „ , • • • 616 Proc.
Kohlenstoff r- ^^^'^''°'^''°« • • . • 0 18 .
Kieselsäure 41*35 „
Eisenoxyd 17-87 ^
Thonerde 19*28 „
Kalk . 0 37 ,
Magnesia 206 „
Kali 8-29 „
Natron • 3*48 „
99 04 Proc.
Das 0 18 Kohlenstoff der Verbrennung gehört dem Graphit Das ResnlUt
stimmt im Wesentlichen mit der Zusammensetzung der Muscovite, wenn auch
der Gehalt an Fe^O^ verhältnissmässig ein höherer und dafür der an Al^O^ ein
geringerer ist.
Das Material wurde von mir mit der Loupe aasgesucht.
Der Eisenreichthnm dieser Gesteine ist überhaupt ein grosser, in der
kalkchloritischen Varietät ist Magnetit makroskopisch in Getanem ausgeschieden.
Dr. Adolf Pichler.
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Notizen. 189
Bemerkungen bu E. Mallard'e Abhandlung „Bur l'iBomorphisme
des feldepathB tricliniquea*' (Bull. d. 1. soo. min. Fr. t. IV, 1881, Nr. 4).
Nachtrag sur optischen Orientirung der Plagioklaae.
Lediglich in der Absiebt, die vorhandenen Beobachtungen zu einem Über-
sichtlichen Gesammtbilde zu vereinigen und so die Möglichkeit darzubieten, von
dem optischen Verhalten der bereits untersuchten Vorkommnisse auf dasjenige
solcher Mischungen zu schliessen, welche bisher noch nicht Gegenstand der
Untersuchung waren, wurde in meiner Abhandlung über die optische Orientirung
der Plagioklase (diese Mittheil. III , 1880, pag. 252 ff.) aus gewissen Grundan-
oahmen von mir eine empirische Formel hergeleitet und dem entsprechend eine
Cnnre construirt, die den erfahrungsmässigen Zusammenhang zwischen Aus-
löschungsschiefe und Mischungsverhältniss der Plagioklase darstellen sollte.
Dabei war ttber die Art der Gesetzmässigkeit dieses Zusammenhanges
keine weitere Voraussetzung gemacht worden, als die, dass die Aenderung der
Auslöschungsschiefen in der Plagioklasreihe ebenso allmählig vor sich gehe, wie
die Aenderung des Mischungsverhältnisses.
Zwischen den beobachteten und den durch die Curve repräsentirten
Werthen ergab sich eine recht befriedigende Uebereinstimmung. Gleichwohl
hatte ich damals schon pag. 255 den Patz ausgesprochen, dass man möglicher-
weise durch eine geschicktere Wahl der Grundannahmen der Wahrheit noch
näher kommen könnte, dass dieses aber in den praktischen Consequenzen wenig-
stens keine Aenderung hervorzubringen im Stande sein würde. Beides wird im
Nachfolgenden seine Bestätigung finden.
Mallard hat nämlich mittlerweile 1. c. jene empirische Formel durch
eine rationelle zu ersetzten gesucht.
Nach ihm besteht das Wesen der isomorphen Substanzen in der Fähigkeit,
Bereinigungen einzugehen, welche so innig sind, dass sie sich in dieser Bezie-
hung den chemischen Verbindungen sehr nähern, von denen tie sich aber wesent-
lich dadurch unterscheiden, dass die sich vereinigenden Substanzen dabei ihre
physikalischen Eigenschaften nahezu vollständig beibehalten.
Unter dieser Voraussetzung müssen die physikalischen Eigenschaften iso-
morpher Mischungen als Resultirende aus denen der darin enthaltenen Substanzen
als Componenten nach Massgabe des Mischungsverhältnisses direct sich berechnen
lassen. Die Gesetzmässigkeit, welche demnach zwischen Auslöschungsschiefe und
Mischungsverhältniss der Plagioklase besteht, findet ihren mathematischen Aus-
druck darin, dass die Endpunkte der Cotangenten der doppelten Winkeldifferenz
(2<r) zwischen der Auslöschungsschiefe je eines Mittelgliedes der Reihe und des
einen Endgliedes auf einer Geraden liegen, wofern man diese Cotangenten als
Ordinaten, die zugehörigen Werthe des Mischungsverhältnisses m^ : m, als Ab-
scissen ansieht, entsprechend der Formel :
cond^ — ^ A^B.
Mallard, welcher in den Ann. de Mines ^ und theilweise 1. c. pag. 101
*) März- April-Heft 1881, pag. 24 des Separat abd ruck es.
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190 Notizen.
eine Ableitung dieser Formel gab, hat daselbst für die Bestimmung der beiden
CoDStanten Ä und B die von mir gemachten Grundannabroen benutzt and sodann
aus den verschiedenen Werthen von cf, welche für bestimmte Werthe von m^ : m^
sich ergaben, die diesen entsprechenden Anslöschungsschiefen zuräckgerechnet.
Während eine bedeutendere Abweichung der so gerechneten und der von
mir beobachteten Werthe für die Anhänger der Tschermak'schen Theorie
meiner Ansicht nach noch kein Grund gewesen wäre, dieselbe zu verlassen, viel-
mehr nur dargethan hätte, dass die oben gegebene Definition isomorpher Mischun-
gen bei den Plagioklasen nicht zutri£ft, musste umgekehrt die überraschende
Üeberein Stimmung, welche sich zwischen Rechnung und Beobachtung ergab, zur
Ueberzeugung führen, dass die Plagioklase in der That jenen Grad von Isomor-
phismus besitzen, welchen die Mallard'sche Definition verlangt, und dass die
daraus hergeleitete Formel in genialer Weise in diesem Falle wenigstens die
thatsächlichen Verhältnisse wiedergibt.
Unter diesem Gesichtspunkte betrachtet, schien mir nun diese Formel
geradezu ein Mittel zu gewähren, die von mir seinerzeit gemachten Grundano ahmen
zu prüfen und zu untersuchen, ob nicht eine geringe Abänderung derselben zu
Resultaten führen würde, welche den Beobachtungen noch besser entsprechen,
kurz unter den verschiedenen möglichen diejenigen herauszufinden, denen die
grösste Wahrscheinlichkeit zukommt.
Die einzelnen Beobachtungen haben jedoch nicht in jedem Punkte der
Plagioklasreihe das gleiche Gewicht, den gleichen Werth. Bei ihrer richtigen
Schätzung und Würdigung hat man vielmehr verschiedene Yorsichtsmassregeln
zu beachten, die ich hier nochmals kurz hervorheben will.
Zunächst sind die Beobachtungsfehler zu erwägen, die im Apparate und
im Beobachter selbst ihren Grund haben; diese sind in meiner Arbeit durch
zahlreiche Wiederholung der Beobachtungen wohl durchgängig auf das geringste
Maass herabgemindert worden.
Eine weitere Schwierigkeit resultirt aus den Beobachtungsfehlern, welche
darauf zurückzuführen sind, dass man nicht^ wirklich Verhältnisse beobachtet, die
jener Fläche zukommen, die man untersuchen will, indem das Präparat entweder
schief geschnitten ist oder, insofeme es ein Spaltblättchen ist, schief aufliegt,
wozu noch die Störungen zu rechnen sind, welche durch die mannigfaltigen
Zwillingsbildungen hervorgerufen werden können.
Als dritte Möglichkeit ist in Betracht zu ziehen, dass eine geringe Aende-
rung des Winkels der optischen Axen unter Umständen, namentlich wenn die-
selben gegen die beobachtete Fläche eine sehr schiefe Lage besitzen, im Stande
sein dürfte, merkliche Variationen der Beobachtungen hervorzurufen.
Endlich ist noch ein Umstand zu bedenken, den ich besonders betonen
möchte, weil Mallard ihn in seiner Arbeit unerwähnt gelassen hat, der Umstand
nämlich, dass die von demselben Fundorte stammenden Stücke erwiesenermassen
in ihrer chemischen Zusammensetzung variiren können und dem entsprechend
auch Variationen in der Auslöschungsschiefe zeigen werden, die man übrigens
in Erystallen mit zonaler Structur an einem und demselben Individuum wab^
nehmen kann. So kann es geschehen, dass man über vollkommen richtige Beob-
achtungen verfügt, aber nicht genau anzugeben weiss, auf welche Plagioklas-
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Notizen. J91
mischung sich dieselben eigentlich beziehen, da ja die Analyse dann nnr die
durchschnittliche Zusammensetzung wiedergibt.
Diese Variation in der chemischen Zusammensetzung wird im Allgemeinen
eine desto grössere Rolle spielen, je mehr wir uns in die Mitte der Plagioklas-
reihe begeben, dagegen wird die Grösse und die Möglichkeit der Beobachtungsfehler
desto mehr in den Vordergrund treten, je mehr wir uns dem Anorthite nähern,
schon wegen der schiefen Lage der optischen Axen.
Unter Berücksichtigung aller dieser Verhältnisse gelangte ich durch mehr-
fache mit der Mal 1 ar d'schen Formel angestellte Versuche zu den folgenden Grund-
auDahmen, welche ich als den Beobachtungen am besten entsprechend ansehen muss.
Für den Albit wurden anstatt + 6^ auf P und + 20^^ auf M die kleineren
Werthe + 4^ SO' für die Auslöschungsschiefe auf P und + 19^ fUr diejenige
auf M gewählt ; da ich selbst niemals Werthe beobachtet hatte, welche den erst-
erwähnten an Grösse gleichkamen, sondern diese vielmehr als Extreme von den
Beobachtungen Des Gloizeaux's herübergenommen wurden, so rechtfertigt sich
diese A enderang von selbst.
Für den Labradorit {ÄbiÄUi) wurden nahezu die gleichen Werthe wie
früher beibehalten, nämlich — b^ 10' auf P und — W auf M. Ebenso für den
Anorthit auf der Endfläche der Werth der Auslöschungsschiefe wie früher zu
— S7% dagegen auf der Längsfläche um einen Grad vermindert zu — 86^ ange-
nommen, womit neuere, sorgsame, an einem schönen^ grossen Anorthitkrystalle
angestellte Untersuchungen vollkommen übereinstimmen.
Aus diesen Grundannahmen berechnen sich die Constanten Ä und B der
Mallar dachen Formel bezüglich der Auslöschungsschiefe auf P zu
^ == -f 2 727 und B = + 0128
und die Formel selbst lautet dana :
Vp = cot 2d' = — 2-727 ^ ~ 0123.
Bezüglich der Auslöschungsschiefe auf M ergibt sich ebenso
^ = + 0 728 und 5 = — 0-364
wonach die Formel
ym = cot 2r = - Ü*^ 0728 -f 0-364 == - (2 ^ — A 0-364.
Ich habe diese beiden Formeln für eine möglichst grosse Anzahl von
Plagioklaamischungen ausgewerthet nnd die Resultate in der nachfolgenden
Tabelle zusammengestellt.
Die erste Colamne gibt die Molekularformeln der betreffenden Mischungen
in der bekannten abgekürzten Schreibweise, in der zweiten findet sich das ent-
sprecheude Mischnngsverhältniss auf An ^ l bezogen. Die diitte Columne ent-
hält die zugehörigen Werthe (y) der Cotagenten von 2 dy die nächste die davon
abgeleiteten Werthe von d und die letzte endlich die Auslöschungsschiefe {A)
selbst, wie sie sich aus der Mallar d'schen Formel ergibt.
In einer sechsten Columne habe ich zum Vergleiche diejenigen Werthe {A!)
daaebengestellt, welche man der von mir sf'inerzeit empirisch entworfenen Curve
entnehmen kano..
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192
Notizen.
Ap AuslöschangSBchiefe auf P
Annahmen : A6 = + 4« SC, Äb^ An^ = — 5» 10', ^n == — 87«
Formel : yp = co^ 2 cT' = — 2 727 ^ — 0128
Mischungs-
formel
yp
Ap
Ah
Ah^^An^
Ah^An^
Ab^An^
Äb^Any^
Ab^An^
Ab^An^
Ab^Afif
Ab^An^
Ab^An^
Ab^ AHi
ÄbiAn^
Ab^An^
Ab^ An^
Ab^ 4n,
AbiAn^
Ab^An^
Ab^ An^
AbyAn^
An
oo
12
8
6
5
4
8
2
16
188
1
0-833
0-75
0-6
0-333
0-26
0-2
0133
0-125
0-09
0«
oo
- 32.847
■ 21-939
16 486
13 768
11031
■ 8 304
5-577
4-2136
3 7521
• 2-850
■ 2-39459
- 2-16825
1-4865
- 102-291
0-80475
0-6684
■ 0-48569
- 0-463875
- 0-36848
- 0 123
0»
0« 62'
V 16'
V 46'
2» 06'
2« 36'
3<> 26'
6'» 05'
6« 42'
70 28'
9« 40'
11« 20'
\2^ 23'
160 55'
220 10'
250 35'
28« 07'
32« OS'
32« 34'
340 5S'
41« 30'
+ 40
+ 8«
+ 3«
+ 2"
+ 2«
+ V
+ l^
— 0«
— 2«
-. 2»
— 5«
— 6'
— 70
— 120
— 17»
— 21«
— 23*
— 270
— 28*
— PO®
— 37»
30'
38'
12'
46'
25'
56'
04'
35'
12'
58'
10'
50'
53'
28'
40'
05'
37'
33'
04'
23'
+
+
+
+
+
50
30 44'
3« If/
2» 39'
20 it,'
1* 46'
0* 56'
0* 4i'
2» 11'
2« 55'
6« 47'
70 33'
1 1« 46'
16« 22'
190 40^
220 05'
2J>o 51'
260 26'
280 59'
3;o
£in Blick auf die Tabelle zeigt die grosse Uebereinstimmuog zwischen
den empirisch bestimmten und den theoretischen Wertlien der Auslöschungs-
schiefen. Wirkliche, grössere Differenzen existiren eigentlich nur innerhalb der
Bytownit-Anorthitreibe. Dass aber hier gerade die theoretischen Werthe den
Vorzug verdienen, davon wird man sich leicht Überzeugen, wenn man meine
Beobachtungen ttber die Bytownitreihe in der oben citirten Arbeit nachzuschlagen
sich die Mühe nimmt. Bei den sehr anorthitreichen Mischungen ist ein Vergleich
zwischen Beobachtung und Theorie gegenwärtig nicht recht möglich, weil von
den dem Anorthit nahestehenden Gliedern der Reihe gute Beobachtungen noch
fehlen, was nicht zum geringsten Theile in der Schwierigkeit der Beobachtung
und der Giösse der Beobachtungsfehler seinen Orund hat, denen man hier ant-
gesetzt ist.
Bei aufimerksamer Betrachtung wird man zu dem Schlüsse kommen, dass
die empirische Curve in allen jenen Fällen, wo man aber keine besonders guten
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Notizen.
193
^M AuBlÖBchungsschiefe auf M
Annahmen: ^& = + 19^ -4&,^«j = — 16^ -4n = — 36^
Formel : y« = cot 2 <r" = — (2 ~* — \\ 0-364
Mischungs-
formel
ym
Ah^An^
Ab^An^
Ah^An^
Ah^An^
Ab^An^
Ahj^An^
Ah^An^
Ah^An^
A\An^
Ah^An^
AbiAn^
Ab^Ab^
Ab^An^
Ab^An^^
An
00
12
8
6
5
4
8
2
1-6
1-33
1
0-888
0-75
0-6
0-833
0-25
0-2
0133
0125
009
0«
00
— 8-372
- 5-460
- 4-0O4
— 8-276
— 2-648
— 1-820
— 1-092
— 0-728
— 0-60424
— 0-864
— 0-242424
- 0182
0000
+ 0-121576
+ 01820
4- 0-2184
+ 0-267176
+ 0-27300
H- 0-29848
+ 0-364
0«
3» 25'
5<> ir
70 Ol'
8° 26'
10« 43'
14» 24'
21° 15'
26« 58'
29« 26'
35«
86« 12'
39« 52'
45«
48« 28'
50« 10'
51« 10'
52« 29'
52« 40'
58« 19'
56«
A'fn
+ 19«
+ 16« 86'
+ 13« 49'
11« 59'
10« 34'
8« 17'
4« 36'
2« 15'
7« 68'
10« 26'
16«
19« 12'
20« 62'
— 29« 28'
— 31« 10'
— 32« 10'
— 38« 29'
— 38« 40'
— 84« 19'
— 36«
+
+
+
+
+
+
+
15« 28'
18« 27'
11« 18'
9« 88'
7« 14'
8« 28'
— 8« 08'
— 8« 27'
— 10« 40'
— 16« 18'
— 19« 37'
— 21« 28'
— 27« 40'
— 82« 05'
— 84« 16'
— 85« 14'
— 85« 58'
— 36« 84'
— 36« 57'
— 37«
Beohachtnngen verfQgt und sich schnell orientiren will, nach wie vor gleich
branchbar bleibt, da die etwaigen Abweichungen von den theoretischen Werthen
sich innerhalb der Fehlergrenzen bewegen, dass es sich jedoch bei genaueren
üntersnchnngen, namentlich wenn dieselben die Bytownit-Anorthitreihe betreffen
empfehlen dürfte, die vorstehende, zu diesem Zwecke [angefertigte Tabelle zu
Rathe zu ziehen.
Indem ich nochmals auf die Abhandlung von Mallard zurückkomme,
möchte ich, um Missverständnissen vorzubeugen, hier zunächst darauf hinweisen,
dass die Tschermak'sche Theorie die Frage, ob die Mischung der Plagioklase
in der Krjstallmolekel vor sich geht oder nicht, völlig offen gelassen hat und dass
mit dem öfters gebrauchten Ausdruck eines allmähligen Ueberganges und einer
•continuirlichen Reihe" nicht, wie Mallard 1. c. anzunehmen scheint, gemeint
ist, dass sich die Albit- und Anorthitsubstanz in jedem beliebigen Verhältnisse
wirklich mische, sondern dass dieser Ausdruck nur zweierlei besagen soll : 1. Dass
Mineralog. and petrop. Mitth. Y. 1882. Notizen. Literatur. ]3
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194 Notizen.
jeder vorhandene Plagioklas, also auch Labradorit und Oligoklas, sich in die
Reihe so einfügt, dass diese in keiner Weise durch ein widersprechendes Glied
unterbrochen erscheint. 2. Dass es jedenfalls mehr Zwischenglieder gibt, als
etwa die vorerwähnten, ja dass die Zahl der Zwischenglieder möglicherweise so
gross ist, dass sie sich überhaupt nicht im voraus bestimmen lässt, eine Ansicht,
welcher ja Mallard selbst sich zuneigt, und welche mit der Ausdehnung der
Untersuchungen sich immer mehr noch befestigen dürfte.
Insbesondere sind in neuerer Zeit wieder mehrfache Beobachtungen bekannt
geworden, welche darauf schliessen lassen, dass andesin- und bytownitähnliche
Glie4er viel häufiger seien, als man bisher glaubte; ich will hier unter anderen
blos die letzten Arbeiten von Becke*) hervorheben und kann hinzufügen, dass
ich selbst hoffe in nächster Zeit über einen mir von Professor Renard aus
Brüssel übergebenen unterseeischen Plagioklas berichten zu können, welcher
gleichfalls eine bytownitähnliche Mischung darstellt und dabei vollkommen aus-
krystallisirt erscheint.
Was endlich die Argumente betrifft, die Mallard 1. c. zur Vertheidigung
der Tschermak'schen Theorie gegen Des Cloizeaux und Fouqu^ in's Feld
führt, so kann man damit in jeder Beziehung übereinstimmen und wird nur eines
ungern darunter vermissen, auf welches nach meiner Ueberzeugung gerade ein
grossen Werth zu legen ist, das ist der Hinweis auf die Erscheinungen im
convergeuten polarisirten Lichte, die übrigens von Bücking in seinem Referate
meiner Abhandlung erfreulicherweise gehörig gewürdigt worden sind.
Wenn auch die zur Stunde darüber vorliegenden Beobachtnngen noch
recht mangelhaft sind, so dass sie sich zu einer mathematischen Behandlung
allerdings nicht eignen, so spricht doch der Uebergang der Lage der optischen
Elasticitatsaxen aus der Orientirung im Albit in die des Änorthites, welcher sich
bei Betrachtung des Interferenzbildes unter dem Nörremberg so deutlich ^K)r
Augen stellt, gewiss sehr zu Gunsten der erwähnten Theorie, abgesehen von der
Wichtigkeit, welche die Interferenzerscheinungen, auf der Längsfläche z. B., bei
Bestimmung der Hauptgruppen der Plagioklase bisweilen gewinnen können, in
welcher Beziehung es genügt, an die Unterscheidung von Albit und Labradorit
zu erinnern. ^^^ ^^ Schuster.
Literatur.
F. Barner: Krystallographische Untersuchung einiger organischer Ver-
bindungen. Inaugural-Dissertation. Göttingen 1882.
A. Ben Saude: Ueber den Perowskit (Preisschrift.) Göttingen 1882.
Ans den von Des Cloizeaux und Mallard mitgetheilten optischen
Untersuchungen, sowie aus den von Baumhauer beschriebenen Aetzungs-
erscheinungen hatte sich ergeben, dass die Perowskitkrystalle, welche tesserale
^) Ueber die Gneissformation des niederösterreichischen Waldviertels und
die daselbst vorkommenden Eruptivgesteine. Diese Mittheil. 1881 und 1882.
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Literatur. 1 95
Formen darbieteD, aas Individuen von niederem Symmetriegrade regelnUMifg ^
zusammengesetzt seien, daher ich diese Kry stalle zu den mimetischy£.Befili^ '\ „.',, " V/^
nete. In der vorliegenden Schrift sind nun fernere derlei Beobachtui]
führt, welche, obgleich der Verf. dies nicht anerkennt, die zuvor
Resultate bestätigen und erweitern, so dass nunmehr die Grund
die Anordnung der Individuen mit grösserer Sicherheit als früher^
werden kann.
Es genügt, bis zum monoklinen System herabzugehen, demnach als Grund-
form eine monokl. Pyramide anzunehmen, welche sich in den Winkeln sehr dem
Oktaeder des tesseralen Systems nähert. Die opt. Axen haben ungefähr die
Ricbtong von a und Cy ihre Ebene ist also parallel der Symmetrieebene. Benutzt
man die Miller'schen Zeichen, so bleibt die Signatur der Flächen wie im tess.
System. Die Zwillingsbildung ist eine complicirte, da nicht nur die Ebenen 100
und 001, sondern auch die Prismenflächen als Zwillingsebenen fungiren. Aut die
scheinbar tesserale Form bezogen, sind also die Zwillingsebenen sowohl Würfel-
als Rhombendodekaederflächen parallel. Mit diesen Annahmen stimmen die Be-
obachtungen vollkommen Uberein, so dass nirgends der geringste Widerspruch
sich ergibt.
Anf den scheinbaren Würfelflächen endigen viele nach den Kanten ge-
streckte Individuen mit ihren 010-Flächen, welche entsprechende, oft in symme-
trischer Stellung befindliche Aetzflguren liefern, diagonale Auslöschung, jedoch
keine Axenbilder zeigen. Andere Individuen endigen daselbst mit den Flächen
100 oder 001. Diese erscheinen als parallel den Diagonalen gestreckte Lamellen,
zeigen die Auslöschungen parallel den Kanten, je eine opt. Axe, die Axenebene
in zwei Stellungen, die monosymmetrische Aetzflgur in vier Stellungen. Auf den
angeschliffenen Oktaederflächen treten im pol. Lichte Lamellen hervor, welche
parallel nnd normal zu den Kanten mit dem Würfel gerichtet sind, mit Aus-
löschnngen senkrecht und parallel zu diesen. Auf den angeschliffenen Dodekaeder-
flächen zeigen sich im pol. L. Lamellen parallel den Kanten mit dem AVUrfel.
Sie zeigen Auslöschungen parallel diesen Linien und lassen oft den Austritt
zweier zur Schnittfläche gleich geneigter opt. Axen erkennen. Femer werden
Lamellen sichtbar, welche parallel zu den Kanten des Rhombendodekaeders
liegen und bezüglich der vorigen diagonal auslöschen.
Eine Schwierigkeit, welche in der Abhandlung nicht überwunden wird, ist
die Verschiedenheit der Aetzflgur auf 010 bei Anwendung verschiedener Aetz-
mittel, ferner die scheinbar verschiedene Symmetrie derselben. Hier liegt kein
Widerspruch vor, wie der Verf. meint, denn so wie eine Krystallform, kann
auch eine Aetzflgur höher symmetrisch erscheinen, als sie es thatsächlich ist.
Combinirt man die Seiten des Würfels und die erhaltenen beiden Aetzflguren,
so erhält man eine Gestalt von antimetrischem Charakter, der Fläche 010 des
monoklinen Systems entsprechend.
Sehr interessant sind Beobachtungen, die das Vorkommen von Rissen con-
statiren, durch welche in geringer Menge vorhandene Lamellen quer getheilt
erscheinen, femer von feinen Spalten, an deren Wänden Verwerfungen von
Lamellen und optische Ungleichheiten bemerkt wurden, endlich die Wahrnehmung
13*
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196 Literatur.
des Zerreissens mancher Lamellen bei der Erhitzung des Präparates. Diese
Beobachtungen bestätigen dasjenige, was ich bei früherer Gelegenheit (Lehrb.p 201)
aussprach, dass „in den mimetischen Erystallen, in welchen die Individuen ganz
verschränkt sind und keine Krümmung gestatten, bei jeder Temperatur, welche
von der Kntstehungstemperatur verschieden ist, Spannungen vorhanden sein
werden". Die Veränderung des optischen Charakters, welche manche Stellen des
Präparates nach dem Erhitzen zeigten, lässt erkennen, dass durch den zufolge
ungleicher Ausdehnung entstandenen starken Druck eine Umstellung von Theil-
chen aus der einen in die zwillingsgemässe Lage erfolgt sei, ähnlich wie dies im
Kalkspath schon bei geringem Drucke eintritt. Dass aber hier frühere Aetzfiguren
scheinbar unverändert bleiben, ist dadurch erklärt, dass hier bei der Umstellung
auch die Form der Krystallfläche scheinbar unvei^dert bleibt.
Nach dem Principe, dass, wenn alle Folgen eines Grundes stattfinden,
auch der Grund stattfinde, muss man demnach schliessen, dass die Erystalle des
Perowskits mimetische seien. Meine frühere Classification dieser Krystalle kt
also gerechtfertigt.
Die vorliegende Schrift endigt jedoch in anderer Weise. Obwohl die
Mehrzahl der Beobachtungen dem widerspricht, wird die Grundform der Krystalle
für tesseral und parallelfiäcbig hemiädriscb, die Doppelbrechung derselben für
eine blosse Anomalie erklärt. Die letztere Anschauuog wird auch von dem Preis-
richter approbirt. Dadurch wird aber, wie ich hoffe, das Urtheil deijenigen,
welche die Thatsachen ohne Voreingenommenheit prüfen, nicht beirrt werden.
Tschermak.
A. Cossa: Ricerche chimiche e raicroscopiche su roccie e minerali d'Italia,
18/6-1880. — Torino 1881.
A. Cossa und A. Arzruni: Ein Chromturmalin aus den Ghromeisen-
lagern des Urals. — Zeitschr. f. Krystallographie, VIL, pag. 1, 1882.
A. Damour: Chemische Zusammensetzung eines grünen Glimmers ans
dem Hüttendistrict von Syssert am Ural. Mit einem Zusatz von A. Arzruni.
Ebenda, pag. 17.
Des Cloizeauz: Note snr lea propri^t^ optiques de la nadorite. —
Nouvelles observations sur divers ächantillons de Prehnite. — Bull, de la 8od6tä
mineralogique de France. 1882, Nr. 6.
0. Luedecke: Ueber Feuerblende von St. Andreasberg. — Zeitschr. f.
Kryatallogr. VI., pag. 670, 1882.
H. Rosenbusch: Ueber das Wesen der kömigen und porphyrischen
Structur bei Massengesteinen. — Neues Jahrb. f. Min. 1882, II. Bd., pag. 1.
J. Rumpf: Ueber eine nordische Reise. — Graz 1882.
F. Sandberger: Ueber Bimssteingesteine des Westerwaldes. — Zeitschr.
der deutschen geol. Gesellschaft, 1882, pag. 146.
C. Scbwippel: Ueb ersieht der geologischen Verhältnisse d^ Umgebung
von BrUnn. — Programm des k. k. I. deutschen Obergymnasiums in BrUnn. 1881.
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üeber die Gesteine des Wechsels. 197
X. Ueber die Gesteine des Wechseis.
Yon Angnst Böhm.
Das Gebiet, aus welchem die in Folgendem beschriebenen
Gesteine stammen, ist das Wech sei gebirg e zwischen Eirchberg
und Voran, Bettenegg und Aspang — der nordöstliche Ausläufer
der Centralkette der Alpen.
Vom „Sattel" (1287 M.), wo der Hauptkamm des Gebirges
von den Pfaffen und dem Stuhleck kommend, in unser Gebiet ein-
tritt, streicht derselbe anfangs in östlicher Richtung über den
Rabenkropf und den Schöberlriegel zum Schöberlberg (1582 M.),
südlieh ober der Eranichberger Schwaig; hier wendet sich der
Kamm nach Süden und zieht in weitem, gegen Nordost geöffneten
Bogen über den Weisseggkogel , Umschussriegel und Hohen
Umschuss (Hochwechsel, 1738 M.) zum Niederwechsel und von da
wieder östlich über die Steinerne Stiege hinab nach Mönichkirchen
(980 M.), von wo dann derselbe bei stetig abnehmender Höhe bis
in das Rosaliengebirge südöstlich von Wiener-Neustadt fortsetzt.
Von diesem Hauptkamme zweigen nach beiden Seiten Neben-
kämme ab; so zieht vom Schöberlberge ein Ast nordöstlich über
den Alpeiberg (1497 M.) zum Saurücken bei Eirchberg, und ein
zweiter in östlicher Richtung über den Arabichl und das Steinerne
Kreuz zum Eampstein (1466 M.) oberhalb Aspang. Vom Umschuss-
riegel senkt sich gegen Südwest der Sauriegel hinab, vom Hoch-
wechsel gegen West der Edelriegel und gegen Südwest die Grosse
Steinwand, die in ihrem weiteren, westlichen Verlauf den Ochsen-
gupf und den Blasenberg bildet; der Niederwechsel entsendet gegen
Süden einerseits den Hinterberg, anderseits den Irrbichl, Windhag
und die Hilm; von der Steinernen Stiege endlich zweigt nordöstlich
der Eogelberg und das Langeck gegen Aspang ab.
Die Gewässer dieses engbegrenzten orographischen Individuums
gehören theils zu dem Gebiete der Leitha, theils zu dem der Raab.
Die hauptsächlichsten derselben sind:
der Trattenbach, welcher am Rabenkropf und Alpelberg ent-
springt, bis zu dem Orte Trattenbach, wo er links den vom „Sattel**
Mlneralog. und petrogr. Hitth. V. 1882. Böhm. ]^4
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igg A. Böhm
kommenden Pfaffenbach aufnimmt, eine nördliche Richtung ver-
folgt, später den Namen Otterbach annimmt und östlich über Kirch-
berg nach Feistriz fliesst, wo er seinen Namen abermals in ^Feistriz'^
verändert, um sich dann bei Wanghof, nördlich von Aspang, in
den Pittenbach zu ergiessen;
der Molzbach hat seine Quellen am Alpelberg, auf der Steyers-
berger Schwaig und im wasserreichen Molzwald, strömt zwischen
Kampstein und Saurücken nach Nordosten und ergiesst sich unter-
halb Kirchberg in den Otterbach;
der Pischingbach entspringt in den Mulden zwischen Arabichl,
Schöberl und ümschuss, strömt unter Aufnahme zahlreicher kurzer
Zuflüsse von der Höhe des Wechsels östlich über Mariensee nach
Aspang, biegt nach Norden um und nimmt nach Aufnahme der
Feistriz den Namen Pittenbach an.
Alle diese Flüsse gehören zu dem Gebiete der Leitha.
In das Gebiet der Raab gehören:
die Pinggau, welche ihre Quellen an der Yorauer Kuhschwaig
und dem Irrbichl sammelt, weiter abwärts den Schwarz- und Kogel-
bach, die Tauchen und den Schäferbach aufnimmt und südöstlich
bei Sinnersdorf nach Ungarn strömt;
die Lafnitz, welche bei Waldbach in unser Gebiet eintritt
und von da ostwärts und später gegen Südost über Mönichwald,
Brück und Ruinberg nach Lafnitz fliesst, wo sie entlang der unga-
rischen Grenze nach Süden umbiegt. Auf dieser Strecke nimmt sie
von Norden her zahlreiche Zuflüsse auf, unter denen der Waldbach,
der Weissenbach und der Festenburger Schlossbach erwähnens-
werth sind;
die Feistriz entspringt am „Sattel" und im Wechselgraben,
strömt anfangs unter Aufnahme zahlreicher Nebenbäche von den
Westgehängen des Wechsels nach Süden, wendet sich dann nach
Westen, um von Rettenegg an bis über Ratten hinaus eine süd-
westliche und dann wieder eine südliche Richtung einzuschlagen.
Was den landschaftlichen Charakter des Gebirges anbelangt,
so haben wir es durchwegs mit jenen flachen, sanft gerundeten
Formen zu thun, wie sie dem kry stall inischen Gebirge überall
dort eigen sind, wo sich dasselbe nicht zu bedeutender absoluter
und relativer Höhe aufschwingt. Der Hauptkamm ist ein breit-
gelagerter, plateauartiger Rücken, von kahlen Matten bedeckt, welche
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Ueber die Gesteine des Wechsels. 199
nar an wenigen Orten das unterliegende Gestein zu Tage treten
lassen. Dies gilt auch von den Seitenkämmen, welche sich indessen
zumeist nur wenig über die Baumgrenze erheben. Eigenthümlich
ist das Auftreten mächtiger und langer Quarzrippen auf den Eamm-
gehangen, welche der Yerwitteruug besser widerstanden haben, als
die übrigen Gesteinsarten, und als die Reste einstiger Spaltausful-
lungen zurückgeblieben sind. Auf der Frauen- Alpe zwischen Arabichl
und Eampstein streicht eine solche Quarzrippe in der Höhe von
1 — IV2 M. und der Breite von Va— 2 M., oft in mehrere parallele
Züge aufgelost, quer über das ganze Eammgehänge hinab und
macht sich schon von weitem durch ihr blendendes Weiss, das
grell von dem sonst allenthalben herrschenden Grün absticht, in
auffallender Art bemerkbar. Auch am Eampstein sind einige kürzere
Quarzrippen bemerkbar. Ueberhaupt tritt der Quarz öfters selbst-
ständig in ausgeschiedenen grösseren Partien auf und bildet an
manchen Orten, besonders am Hauptrücken des Wechselstockes,
formliche Nester, Linsen oder Lager.
Die Thäler sind ziemlich tief eingeschnitten, zeigen keine
Neigung zur Beckenbildung und keine auffallendere Stufenbildung,
und sind deshalb als ziemlich ausgebildet zu betrachten. Ihre
Gehänge sind mitunter sehr steil aber fast nirgends schroff und
felsig; meistentheils sind sie dicht bewaldet, hie und da aber auch
mit Wiesen und Feldern besetzt.
Ueber die geologische Beschaffenheit des Wechselgebirges ist
in der Literatur nur wenig zu finden. Ausser einer Arbeit von
Bergrath Joh. Cijiek im V. Bande des Jahrbuches der k. k.
geologischen Reichsanstalt (1854) : „Das Rosaliengebirge und der
Wechsel in Niederösterreich'*, wurde meines Wissens nichts Ein-
schlägiges hierüber veröffentlicht. Das ganze Terrain gehört der
Central-Alpenkette an und besteht der Grundlage nach aus krystal-
linischen Schiefern, worauf Grauwackengesteine ruhen; letztere
finden jedoch in dem engeren Gebiete, welches hier behandelt wird,
keine Verbreitung.
Die grösste Ausdehnung besitzt der Gneiss, welcher in mäch-
tiger Entwicklung den ganzen Gebirgsstock aufbaut, so dass ihm
gegenüber alle anderen in der Folge zur Beschreibung gelangenden
Gesteinsarten an allgemeiner Bedeutung verlieren und theils als
unwesentliche Einlagerungen, theils als durch den Rücktritt oder
14*
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200 A. Böhm.
die Neuaufnahme einzelner Gesteinselemente bedingte locale üeber-
gange erscheinen. Der Gneiss, welcher sich bei der Untersuchung
als ein Albitgneiss ergeben hat, ist sehr gh'mmerreich und nähert
sich mitunter noch durch Vermehrung des Glimmers und Zurück-
treten des Feldspathes einem Glimmerschiefer, mit dem er dann
leicht, insbesondere bei nur makroskopischer Betrachtung, yerwech-
seit werden kann. In diesen Irrthum ist auch Cijiek mitunter
verfallen; so fand ich beispielsweise bei Ober-Aspang und in der
grossen Klause am Wege nach Mariensee, wo C^jiek Glimmer-
schiefer verzeichnet, einen ähnlichen Gneiss wie auf der Höhe des
Wechsels, nur stieg sein Glimmergehalt stellenweise über das Nor-
male. Die Schichten fallen in dem ganzen Gebiete mit nur geringer
Abwechslung südwestlich ab.
Die nunmehr zu beschreibenden Gesteinsarten sind in über-
sichtlicher Anordnung die folgenden:
L Glimmergesteine: Albitgneiss, granulitartiger Albit-
gneiss, Glimmerschiefer, Epidot-Glimmerschiefer, Quarzit.
II. Chloritgesteine: Chloritgneiss, Chloritschiefer. .
III. Ilornblendegesteine: Dioritschiefer, Hornblende-
Epidotschiefer.
I. Gli mmer gesteine.
1, Alblt-Gnelss.
Schon Cijiek hat das sehr abwechselnde Aussehen und die
verschiedene quantitative Zusammensetzung des Gneisses im Wechsel-
und Bosaliengebirge hervorgehoben, und ebendasselbe gilt auch
hinsichtlich des hier behandelten, räumlich viel beschränkteren Ge-
bietes. Insbesondere sind Uebergänge in Chloritgneiss und Chlorit-
schiefer, vor allem aber in Glimmerschiefer äusserst häufig und
treten oft in ganz kurzen Distanzen, selbst mitten im Inneren der
Masse, auf, „so dass dieser häufige Wechsel in einer selbst sehr
ausführlichen geologischen Karte kaum aufgenommen werden könnte'.
Als das typische Gestein ist jener Gneiss zu betrachten, wie
er in grobkörniger Ausbildung vorzugsweise an der steinernen
Stiege, in feinkörniger hingegen im Trattenbachgraben auftritt. Es
scheint, als ob das Gestein in dieser verschiedenen Ausbildungd-
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üeber die Gesteine des Wechsels. 201
weise zwei Züge bilden würde, die der allgemeinen Streich-Richtung
Yon NW. nach SO. entsprechen, und deren Grenze über den lang-
gestreckten Bücken des Wechsels selbst verläuft. Zur Uebersicht
lasse ich eine Aufzählung jener Localitäten folgen, an denen die
eine und die andere Varietät von mir angetrofiFen wurde, und zwar :
Feinkörnige Varietät: Trattenbachgraben, Steyersberger
Schwaig, Kranichberger Schwaig, Wechselgraben, Weisseggkogel,
Umschussriegel, Hoher Umschuss, Beim Steinwandl, Ohrenwechsel-
graben.
Grobkörnige Varietät: Saurücken, Feistritzer Alpe,
Eampstein, Mariensee, Grosse Klause, Aspang, Mönichkirchen,
Steinerne Stiege, Niederwechsel, Abstieg von der Vorauer Ochsen-
schwoig.
Bemerkenswerth ist, dass in dem Steinbruche bei Ober-
Aspang beide Varietäten, die grobkörnige sowohl als auch die
feinkörnige, nebeneinander vorkommen.
Zur Grundlage der Beschreibung wähle ich den Gneiss von
der Steinernen Stiege.
Das Gestein besteht makroskopisch aus Quarz, Feldspath,
grünem und weissem Glimmer; Feldspath und grüner Glimmer.
(Biotit) erscheinen als die überwiegenden Bestandtheile. Der Feld-
spath tiitt in Körnern von ca. 5 Mm. Durchmesser auf, welche
oft deutliche Krystallumrisse erkennen lassen und mitunter ein
knotiges Aussehen der Schichtflächen bedingen. Aeusserlich hat es
den Anschein, als ob der Feldspath sehr stark verwittert sei, was
jedoch keineswegs der Fall ist; doch enthält derselbe massenhafte
Einschlüsse, und dieser Umstand ist es, welcher sein trübes, grie-
siges Ausseben zur Folge hat. — Der grüne Glimmer ist in
Schuppen und Flasern ausgebildet, welche sich um die Feldspath-
und Quarzkörner herumziehen; hiedurch ist die flaserige Structur
des ganzen Gesteins bedingt, welche bald mehr, bald minder aus-
geprägt ist, und je nach der Komgrösse, hauptsächlich der Feld-
spathkörner als fein-, knotig- oder grobflaserig zu bezeichnen ist. Bei
mancher feinkörnigeren Varietät hat es den Anschein, als ob die
Schichtflächen vollständig wie mit einer dünnen Firnissschichte über-
zogen wären, — Der Quarz tritt am unregelmässigsten auf; an
vielen Handstücken ist er mit unbewaffnetem Auge kaum wahrzu-
nehmen, in anderen tritt er in Flasern, Körnern, oder in grösseren
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202 A. Böhm.
regellosen Partien auf und bildet sogar zuweilen die Hauptmasse
des ganzen Stückes. Was sein Auftreten im Grossen anbetrifft, so
durchsetzt er das Qestein, in bald feineren, bald mächtigeren Adern
und Gängen, die sich stellenweise zu knolligen Massen erweitem
und in ihrer stärksten Ausbildung jene auffallenden Quarz-Rippen
darstellen, welche schon oben bei der landschaftlichen Charakteri-
sirung des Gebirges erwähnt wurden.
Der Feldspath yerräth mitunter schon am Handstück seine
trikline Natur durch eine feine Zwillingsstreifung. Eines dieser Kömer
wurde isolirt und hierauf der Winkel zwischen den Spaltungsflächen
Pundjlf mit dem Wol las tonischen Reflexions-Goniometer zu ca. 8V
gemessen. Sodann wurde ein Schliff senkrecht zur Symmetrie-Ebene
und nahezu parallel der P-Fläche angefertigt und in demselben anter
dem Polarisations-Mikroskop sowohl auf die Zwillingsgrenze als auch
auf die Maxima der Dunkelheit in den beiderlei Zwillingslamellen
eingestellt; als Mittelwerth zahlreicher Messungen für die Aus-
löschungsschiefe auf der Endfläche des vorliegenden Plagioklases
wurde 4*7^ gefunden. Auf einem zweiten Schliffe parallel zur Längs-
fläche ergab sich aus mannigfachen Messungen auf beiden Schliffseiten
für die Auslöschungsschiefe gegen die Kante P M ein Mittelwerth
von 19*4® in positivem Sinne. Dies stimmt sehr gut mit den .von
Des Cloizeaux und Schuster für den Albit angegebenen
Werthen überein, wonach einer Auslöschungsschiefe von 4"5® auf
der Endfläche eine solche von 19^ auf der Längsfläche entspricht.
Den angeführten Beobachtungen zu Folge ist der vorliegende Pla^
gioklas ein typischer Albit.
U. d. M. ist die Zwillingsstreifung des Plagioklases meistens,
hie und da auch an den grössten Körnern wahrzunehmen, so dass
es beinahe den Anschein gewinnt, als ob in diesem Gestein über-
haupt gar kein Orthoklas enthalten sei. Allerdings finden sich
auch grosse Feldspathkömer, die scheinbar keine Spur von Zwillings-
streifung aufweisen und eine dem Karlsbader Gesetz ähnliche
Zwillingsbildung zeigen. Ob dies aber wirklich Orthoklase sind, das
ist zum mindesten noch zweifelhaft, umsomehr als sich bei genauerer
Untersuchung denn doch an manchen dieser Körner ganz feine
Zwillingslamellen erkennen Hessen.
Trotz seines verwitterten Aussehens ist der Feldspath sehr
frisch ; er erweist sich u. d. M. als ganz klar und durchsichtig und
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üeber die Gesteine des Wechsels. 203
zeigt sehr lebhafte PolariBationsfarben. Er ist ungemein reich an
EioBchlüssen der anderen Gemengtheile, besonders von Glimmer,
und enthält nebstdem zahlreiche stabförmige Mikrolithen und Spuren
eines rhomboedrischen Garbonats; auch mikroskopische Flüssigkeits-
Einschlüsse sind sehr zahlreich. Häufig treten ferner Sprünge und
Risse auf, ' welchen die Einschlüsse mitunter folgen. Diese letzteren
sind oft in ganz unglaublicher Menge vorhanden, so zwar, dass
einzelne Partien selbst u. d. M. bei schwacher Yergrösserung ganz
schwärzlich erscheinen und erst bei der Anwendung stärkerer
Systeme aufgelost werden können. Hie und da wurden aber auch
Stellen beobachtet, wo letzteres selbst mit Hilfe der stärksten Yer-
grösserung nicht zu erreichen war. In einem Schliffe fand sich
eine Partie von Feldspathkörnern vor, welche alle ungefähr dieselbe
Orientirung zeigen, und zwischen denen sich ein feinkörniges Quarz-
aggregat befindet. In dem Gneiss von Mariensee tritt der Feld-
spath nicht in gleichmässiger Yertheilung auf, sondern es wechseln
Gesteinspartien, in denen er in grosser Menge vorhanden ist, mit
solchen, die seiner fast ganz entbehren.
Das in dem Gestein als wesentlicher Gemengtheil enthaltene
grüne Mineral tritt in Schuppen auf, von welchen im Schliffe theils
flächenartige, theils leistenförmige Durchschnitte erscheinen; die
letzteren zeigen i. p. L. sehr bedeutende Farbenunterscbiede, sind also
stark pleochroitisch. Einige der Schuppen wurden im convergenten
polaris. Lichte untersucht und zeigten sich schwach zweiaxig, mit nega-
tiver Mittellinie; nach dem Gesagten scheint hier ein grüner Biotit
vorzuliegen. Seine Yertheilung ist ebenfalls eine ungleichförmige ; in
dem Gestein aus dem Bruche von Ober-Aspang bildet er eine
Qrundmasse von tafelförmigen Blättchen, zwischen denen sich Quarz-
körnchen mit kleineren Glimmerflimmern vermengt finden, welch'
letztere eine fluctuationsähnliche Structur aufweisen. Das Gestein
war, wie es scheint, grossem Drucke ausgesetzt. Etwas ähnliches
ist an dem sehr feinkörnigen Gneiss aus dem Höllgraben zu
beobachten, in welchem sämmtliche Bestandtheile sehr innig ver-
mengt sind und auch sehr zahlreich als Einschlüsse in einander
auftreten, welch' letztere in derselben eigenthümlichen Weise durch-
einander gequetscht und geschoben siud. Der grüne Glimmer ist
hier an den Bändern oft streifenförmig ausgezogen und zeigt dort
minder starken Dichroismus. Femer treten in diesem Gestein färb-
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204 A- Böhm.
lose, mitunter strahlenförmig um einen Mittelpunkt angeordnete
Fasern auf, welche an Pibrolith erinnern und ein Umwandlungs-
product des Qlimmers zu sein scheinen. Diese Umwandlung durfte
möglicherweise gleichzeitig mit den Störungen begonnen haben,
welche die eigenartige Structur des Gesteins veranlassten.
Der weisse Ealiglimmer durchzieht das ganze Gestein in
langen Flasem, bildet aber auch grössere, zusammenhängende
Partien, und greift von diesen in länglichen, parallelen, mitunter
auch radienförmig auseinandergehenden Zungen in die anderen
Gemengtheile über. Er ist ebenso wie der grüne Glimmer relatiy
arm an Einschlüssen der übrigen Gemengtheile. Sehr häufig treten
dagegen in demselben reihenförmig angeordnete Flüssigkeits-Ein-
schlüsse auf, und mit dem grünen Glimmer geht er öfters parallele
Yerwachsungen ein, die sich durch ihre gleichzeitige Auslöschung
als solche erweisen.
Der Quarz tritt in grösseren und kleineren zusammenhängen-
den und anscheinend homogenen Partien auf, die jedoch, wie sich
bei der Untersuchung im polarisirten Licht erkennen lässt, zumeist
aus lauter kleinen, unregelmässig begrenzten Körnchen bestehen;
doch finden sich auch gar nicht selten grössere Körner, die ziemlich
reich sind an Einschlüssen der anderen Gemengtheile. Auch finden
sich mitunter nadeiförmige, winzige Mikrolithen. Die feinkörnigen
Quarzaggregate sind häufig von grünem Glimmer durchwachsen.
In manchen Schliffen wimmelt der Quarz von mikroskopischen
Flüssigkeits-Einschlüssen, die bald in Reihen angeordnet, bald verein-
zelt, oft aber auch so gedrängt sind, dass derselbe bei schwächerer
Yergrösserung ganz grau erscheint. An manchen Quarzkörnchen
ist eine undeutliche Streifung wahrzunehmen, die, wie sich bei sehr
starker Vergrösserung erweist, von reihenförmigen Flüssigkeits-
oder Gas-Einschlüssen herrührt, welche so klein sind, dass man
über ihre Natur nicht in's Klare kommen kann. Dieselben sind von
dem SchliflF nicht senkrecht, sondern schief getroffen, wodurch sie
an den Seiten breiter und verschwommen erscheinen. Auch Kal-
kowsky spricht in seiner Arbeit über die Gneissformation des
Eulengebirges *) von einer im Quarz auftretenden Streifung, welche
im polarisirten Lichte zum Vorschein kommt; dieselbe ist jedoch
0 Habilitationsschrift, Leipzig 1878, p. 26.
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üeber die Qesteine des Wechsels. 205
nach dem Gesagten mit der hier besprochenen Erscheinung nicht
zu verwechseln.
An accessorischen Gemengtheilen treten in dem Gesteine auf
Epidot, Magnetit und Calcit, ferner Eisenoxydhydrat und in unter-
geordneten Mengen Apatit, Rutil, Titanit und Granat.
E p i d 0 1 ist mitunter in ziemlicher Menge vorhanden, und zwar
meist als ein feinkörniges Aggregat, das in Folge der starken Licht-
brechung sehr dunkel erscheint; da oft die sämmtlichen Körnchen
eines und desselben Complexes gleichzeitig auslöschen, so scheint
jeder dieser letzteren ein einziges Erystallindividuum darzustellen.
Oft werden diese Aggregate so feinkörnig, dass sie auch bei stärkerer
Yergrösserung nicht ganz aufgelöst werden können. Seltener finden
sich grössere Körner von Epidot, und mitunter auch stark licht-
brechende, farblose, stabförmige Mikrolithen.
Magnetit kommt vor in grösseren und kleineren Kömchen,
die mitunter deutliche Krystallumrisse erkennen lassen, oft aber
auch ganz - unregelmässig begrenzt sind. In einigen Magneteisen-
Kömchen fanden sich kleine Feldspath-Einschlüsse, deren Natur als
wirkliche Einschlüsse aber insoferne fraglich ist, als sie, in Bezug
auf ihre Orientimng ganz mit den umgebenden Feldspathmassen
übereinstimmen, und es somit möglich wäre, dass die scheinbar
eingeschlossenen Partien ursprünglich mit der Hauptmasse des Feld-
spathes zusammenhingen,' nur in äusserliche Höhlungen des Magnet-
eisens eindrangen und erst durch den Schliff von ihrer Umgebung
isolirt wurden. In anderen Kömern, die ebenfalls von Feldspathen
umgeben sind, sind jedoch kleine Einschlüsse von Glimmer ganz
deutlich als solche zu erkennen. Ueberhaupt bemerkt man bei auf-
fallendem Lichte, dass sich in dem Magneteisen vielfach schwarze
Löcher befinden, die vermuthlich mit einer durchsichtigen Substanz
erfüllt sind, so dass also Einschlüsse gar nicht so selten sind, wie
man anfangs glauben möchte, nur sind sie selten sichtbar, nämlich
nur dann, wenn sie eben den ganzen Schliff durchsetzen. Neben
Magnetit kommt auch, wiewohl sehr untergeordnet, Eisenglanz vor.
Calcit ist in dem typischen Gestein ziemlich selten, in
grösserer Menge fiodet er sich in dem sehr feinkörnigen, feldspath-
reichen und quarzarmen Gneiss des Wechselgrabens.
Sehr häufig tritt eine Pseudomorphose nach einem rhomboedri-
schen Carbonat auf, welches, da das Umwandlungsproduct Limonit
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206 A. Böhm.
ist, jedenfalls ein eisenhaltiges Carbonat, wahrscheinlich Anker it
gewesen sein dürfte. Bekanntlich hat schon Hai ding er auf diese
Pseudomorphosen-Bildung aufmerksam gemacht, welche mit einer
oberflächlichen Bräunung beginnt und successive den ganzen Erystall
ergreifen kann. Der Limonit erscheint im durchfallenden Lichte bräun-
lich und undurchsichtig, im auffallenden Lichte gelblich. Oft sind
schon Theile des Limonits . herausgefallen, ja mitunter ist nur mehr
die Form erhalten. Es treten auch farblose Körnchen auf, welche sehr
stark licht- und auch doppelbrechend sind: es ist dies möglicher-
weise noch frischer Ankerit. An einer Stelle sieht man ganz deut-
lich den Ankerit mit den höheren Polarisationsfarben, der an den
Bändern bereits in Limonit umgewandelt ist. Diese Pseudomorphosen
treten sowohl im Quarz, als auch im Feldspath auf, aber die schönsten
Erystall umrisse zeigen sie in den feinkörnigen Quarzaggregaten.
Apatit tritt in dem Qestein nur sehr untergeordnet auf, in
kleinen, unregelmässig begrenzten, stark licht- und schwach doppel-
brechenden Eömern.
^Sehr häufig findet sich ein gelbliches Mineral von unbestimmtem
Umriss, dessen Natur sehr schwer festzustellen ist. In seinem Aus-
sehen ähnelt es Rutil, Titanomorphit — welcher nach Cathrein^)
nichts anderes ist als Titanit — und Staurolith. Das Magneteisen,
welches aus dem Feldspathe, in dem es am häufigsten vorkommt,
nach dessen Pulverisirung leicht mit dem Magnetstabe ausgeschieden
werden konnte, wurde einer chemischen Prüfung auf Titansäure
unterzogen, welche aber ein negatives Resultat ergab. Wenn nun
das gelbliche Mineral, wie es den Anschein hat, ein Umwandlungs-
product des Magneteisens wäre, dann könnte auch in ihm keine
Titansäure enthalten sein, und es wäre in Folge dessen Rutil und
Titanomorphit ausgeschlossen. Allerdings ist dieser Schluss insofeme
nicht ganz einwurfsfrei, als nur nachgewiesen ist, dass das Magnet-
eisen titansäurefrei ist, wogegen ja nebstdem auch Titaneisen, das
durch den Magnetstab nicht isolirt wurde, als selbständiges Mineral
ganz gut vorkommen konnte. Wie sich bei einer weiteren Unter-
suchung herausstellte, ist letzteres wirklich der Fall. Ausser dem
erwähnten opaken, gelblichen Mineral, aus welchem bei stärkerer
Yergrösserung Spitzen hervorragen, die sehr an Rutilnädelchen
') Zeitschrift f. Erystallographie etc. 1882, lY, 8.
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üeber die Gesteine des Wechsels. 207
erinnern, treten auch gelbliche Mikrolithen auf, welche Staurolith
ähnliche Zwillinge bilden. Es wurde nun einer der Schliffe in Salz-
säure gekocht, wobei sich der darin enthaltene Limonit löste, während
die gelblichen Mikrolithen unverändert blieben. Ton den zurück-
gebliebenen kleinen gelblichen Körnchen wurden mittelst Loupe
einige aus dem Schliff herausgenommen und mit der Phosphorsalz-
Perle auf Titan geprüft. Die Perle wurde, nachdem das Korn ein-
geschmolzen war, in der Reductionsflamme violett, wodurch das
Titan nachgewiesen erscheint. Das fragliche gelbliche Mineral ist
also Butil. — In dem Gneiss des Feistriz-Qrabens tritt im
Feldspath eine schwarze Schmiere auf, welche bei schwacher Yer-
grösserung aus verschwommenen Streifen zu bestehen scheint, die
meist parallel und mitunter gekrümmt sind und ihrem ganzen Aus-
sehen nach mit jenem Vorkommen übereinstimmen, welches Sauer in
dem Feldspath eines Feldspath -Phyllites aus dem Erzgebirge beobachtet
hat^). Bei stärkerer Yergrösserung lösen sich diese Streifen in
zweierlei auf: 1. in verschwommene Körnchen, welche mitunter so
dicht stehen, dass die ganze Masse compact wird, und welche im
auffallenden Lichte schwarz erscheinen; und 2. in ein Gewirr von
Nadeln, welche von einem Körnchen radienformig nach allen Seiten aus-
strahlen, oft aber auch regellos umherliegen. Diese Nadeln sind stark
lichtbrechend, stellenweise opak; im auffallenden Lichte erscheinen sie
gelblich. Auch dies ist allem Anschein nach Qutil. Mitunter kommt
derselbe auch in blassen, durchscheinenden Nadeln vor, bald ver-
einzelt, bald in einem Aggregat von Nadeln und kleinen Kömchen.
Es wurde eine solche Gruppe von Nadeln und Körnchen beobachtet,
die sich offenbar in Zwillingsstellung befinden ; es erinnert dies sehr
an das Yorkommen des Rutil in ZwiUingsstöcken als Sagenit.
An den blassen Nadeln wurde deutliche Doppelbrechung beob-
achtet; während der umgebende Quarz auf dunkel gestellt war,
erschienen die Nadeln schön rubinrotb. Sehr hübsche Butil-
zwillinge finden sich in dem Gneiss von Ober-Aspang. In
demselben Gestein treten ausserdem auch kleinwinzige Mikro-
lithen auf, die ganz mit den sogenannten Thonschiefemädelchen
übereinstimmen. Nach den Untersuchungen Cathrein's') und
0 N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1882, p. 231.
') £in Beitrag zur Kenntniss der Wildschönaner Schiefer und der Thon-
ichiefeniüdelchen. N. Jahrbach f. Mineralogie etc. 1881, Bd. I.
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208 A. Böhm.
Sauer 's*) sind diese ebenfalls nichts anderes als feine Rutilnädel-
eben. Ein ähnliches Vorkommen beschreiben auch Pichler und
Blaas in ihren „Quarzphylliten bei Innsbruck"*).
Titan it ist in diesem Gesteine sehr selten; an seiner wecken-
förmigen Form und den Interferenzfarben höherer Ordnung ist er
jedoch leicht zu erkennen.
Granat tritt in dem Gneiss von Ober-Aspang in ziemlich
grossen, stark lichtbrechenden Körnern auf, welche von unregel-
mässigen Spaltrissen durchzogen sind. Auch in einem Schliffe aus
dem Gneiss von der Steinernen Stiege wurde ein vereinzeltes
isotropes Mineral beobachtet, das Granat sein dürfte.
2. Grannlitartige YarietSt des Albitgneisses.
Dieses Gestein wurde nur an einem einzigen Orte, an der
rechten Thalseite des Höllgrabens gefunden. Es stellt sich als ein
feinkörniges Gemenge von Quarz und Feldspath dar, in welchem
grössere Körnchen und Krystalle von Quarz, weissem Glimmer und
Feldspath partienweise ausgeschieden sind. Auch ist ziemlich viel
Eisenoxyd in dem Gestein enthalten, welches nach seinen rhomboe-
drischen Umrissen eine Pseudomorphose nach einem rhomboedri-
schen Carbonat (AnkeritP) darstellt. Dasselbe findet sich haupt-
sächlich im Feldspath, in welchem auch andere Einschlüsse, sowohl
Glimmer, als auch ^hauptsächlich Gas- oder Fiüssigkeitsporen in
grosser Menge auftreten. Einige Feldspathe zeigen eine sehr schöne
und deutliche Zwillingssfreifung. Auch im Quarz sind Einschlüsse
von Glimmer, Eisenoxyd und Flüssigkeit enthalten, jedoch in gerin-
gerer Anzahl. Der Quarz durchzieht das Gestein vielfach in Gestalt
von aderförmigen Partien, in denen die Einschlüsse gehäuft sind
3. Glimmerschiefer.
Eigentlicher, typischer Glimmerschiefer tritt in unsert-m Ge-
biete nicht so häufig auf, wie man früher annahm, wohl aber
gewinnt an vielen Orten der Gneiss durch stellenweises Zurück-
*) Rutil als mikroskopischer Gomengtheil in der Gneiss- und Glimmer-
schiefe rformatioD, sowie als Thonschit-fernädelchen in der Phyllitformation.
N. Jahrb. f. Min. 1881. Bd. I.
^) Diese Mittheilungen Bd. lY. 1882, pag. 513.
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Ueber die Gesteine des Wechsels. 209
treten des Peldßpathes, wie schon oben bemerkt, ein glimmer-
Bchief erartiges Aussehen. Echter Glimmerschiefer wurde am Um-
schuBS-Riegel, am Steinernen Ereuz, im OhrenwQchselgraben und
im Waldbachthale beobachtet. Derselbe ist meist dünngeschichtet
und besteht aus einem feinkörnigen Gemenge von Quarz und
weissem Glimmer, mit welchem mitunter reiner Quarz lagenweise ab-
wechselt. Auch hier enthält der Quarz zahlreiche Piüssigkeits-
einschlüsse, welche nicht selten reihenförmig, oft auch schichten weise
angeordnet sind. Der Muscovit hat u. d. M. einen Stich in's Grün-
liche, ist aber oft durch Eisenoxydhydrat gelb gefärbt; letzteres
dringt auch zwischen die einzelnen Quarzkörnchen spaltenausfüllend
ein. Sehr häufig sind die Pseudomorphosen von Limonit nach einem
rhomboedrischen Garbonat. In dem Glimmerschiefer vom TJmschuss-
riegel treten als accessorische Gemengtheile zweierlei stark licht-
brechende kleine Körnchen auf, von denen die einen, röthlich und
einfach lichtbrechend , Granat , die anderen, doppelbrechenden,
Epidot sind. Im Glimmerschiefer des Ohren Wechsel grabens
nimmt dagegen der Epidot so überhand, dass man das Gestein fast
als Epidot-Glimmerschiefer bezeichnen könnte. Der Epidot sieht
mitunter wie zersetzt aus und zeigt dann unter gekreuzten ^N^icols
keine Aufhellung. Die einzelnen Gesteinselemente sind hier schich-
tenformig angeordnet, was insbesondere beim Quarz deutlich her-
vortritt, der das Gestein lagenförmig durchzieht; nadeiförmige
Durchschnitte von Glimmertäfelchen, welche in diesen Quarzlagen
eingebettet sind, sind sämmtlich so angeordnet, dass ihre Längs-
richtung der Schieferung parallel ist. Auch in diesem Gestein ist
etwas Granat enthalten, ferner eine schwarze Schmiere, deren Natur
nicht festzustellen ist. Die Schliffe aus dem Waldbachthal ent-
halten ziemlich viele und schöne Durchschnitte eines gelblichen
Minerals, das sich durch starke Dispersion der Axen (p > u), kleinen
Axenwinkel, starke Doppelbrechung und positive Mittellinie als
Titanit erwies.
4. Quarzitschiefer.
Quarzitschiefer tritt in unserem Gebiete auf in den Müblstein-
brüchen im Waldbachthal, im Peistrizgraben, wo er auf längere
Strecken fast das ganze rechtseitige Thalgehänge zusammensetzt,
und endlich vereinzelt in Mariensee. Derselbe ist in dünnen Platten
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210 A. Böhm.
geschichtet und von grünlichweisser Farbe. Die Hauptmasse
besteht aus Qaarz mit wenig weissem Glimmer, welcher nur auf
den Schichtflächen etwas häufiger auftritt. Bei makroskopischer
Betrachtung des Dünnschliffes könnte man das Gestein für einen
Sandstein halten, da es den Anschein hat, als ob in einer
Grundmasse klastische Qaarzkornchen eingebettet lägen; u. d. M.
erkennt man jedoch, dass reihenförmig angeordnete Flüssigkeits-
einschlüsse oft durch mehrere Körnchen durchsetzen, was auf eine
einheitliche Entstehung derselben schliessen lässt. Es rührt dies
von einer eigenthümlichen Structur des Gesteins her, welche darin
besteht, dass sich um grössere Quarzknoten eine feinkörnige Masse
von Quarz und wenig blassgrünem Ealiglimmer augenartig herum-
zieht ; die in der Mitte befindlichen Quarzkömer zeigen eine undu-
löse AuslÖBchung. Die grösseren Knollen bestehen aus Streifen,
die in ihrer Orientirung zwar nur etwas, aber eben doch verschieden
sind. Der Quarz ist vielfach von Bissen und Sprüngen durchsetzt;
es finden sich in ihm viele Flussigkeitseinschlüsse, die mitunter so
winzig und so dichtgedrängt sind, dass einzelne Partien bei schwä-
cherer Yergrösserung ganz schwärzlich erscheinen; sie sind bald
in Reihen angeordnet, die sich mitunter auch durchkreuzen, bald
regellos zerstreut; in einigen sind bewegliche Libellen zu beob-
achten. Die Quarzkörncheu zeigen häufig eine feine Streifung,
welche auch durch das Immersions-Objectiv meist nicht aufgelöst
wird : nichtsdestoweniger scheint sie doch auch von nichts anderem
als von Einschlüssen herzurühren, wie dies oben beim Albit-Gneiss be-
sprochen wurde. An accessorischen Gemengtheilen treten auf Magnet-
eisen und wenig, aber sehr frische, kleine Epidotkömchen, femer
sehr stark dichroitischer Turmalin, und sehr untergeordnet winzige
Rutilnädelchen. Auch Pseudomorphosen von Limonit nach dem
rhomboedrischen Carbonat sind daselbst, wie fast in allen hier behan-
delten Gesteinen, enthalten.
II. Chloritgesteine.
1. Chlorit-Gneiss.
Dieses Gestein findet sich nur vereinzelt an folgenden Locali-
täten: Im Anger, Mariensee, Feistriz- und Wechselgraben und
Ober-Aspang. Den Hauptbestandtheil bildet ein glimmerähnliches
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Ueber die Gesteine des Wechsels. 211
Mineral, dessen blassgrüne Farbe, verwaschenes Aussehen, geringe
Lichtbrechung und schwache Polarisationserscheinungen dafür
sprechen, dass wir es hier mit Chlorit zu thun haben. Diese An-
sicht wird auch durch die makroskopische Betrachtung des Gesteins
unterstützt. In dieser feinkörnigen chloritischen Orundmasse finden
sich ausgeschieden grössere Körner von Quarz, seltener von Feld-
spath^ sowie auch kleine Körner von Epidot. Das ganze ist viel-
fach von einer schwarzen Schmiere durchzogen. Im Quarz viele
FIüssigkeits-Eioschlüsse, zerstreut in Reihen und in Nestern ; femer
Einschlüsse von Chlorit. Der Feldspath ist ein Plagioklas und ent-
hält zahlreiche Epidot-Einschlüsse. Durch das ganze Gestein zer-
streut finden sich Pyritkrystalle, bald vereinzelt, bald dichtgedrängt
beisammen; mitunter sind dieselben in Brauneisen umgewandelt.
Das Gestein enthält ferner ziemlich viel Calcit.
In dem Gestein aus dem Feistrizgraben besteht die Haupt-
masse aus einem feinkörnigen Gemenge von Quarz und Feldspath,
an welch' letzterem ebenfalls hie und da die Zwillingsstreifung der
Plagioklase wahrgenommen werden kann; der Quarz überwiegt.
Ausserdem enthält das Gestein kleine Schüppchen eines chloritischen
Minerals, welches sehr schwachen Dichroismus zeigt, und dessen
Schüppchen, wenn sie parallel der Spaltfläche liegen, zwischen ge-
kreuzten Nicols dunkel bleiben. Auch Calcit und Epidot sind hierin
enthalten, letzterer theils in grösseren Körnern mit ungemein feurigen
Polarisationsfarben, theils in schwärzlich erscheinenden Anhäufungen
zahlreicher kleinerer Körnchen.
2. Chloritschlefer.
Dieser wurde nur an einem Orte, in der Nähe derVorauerOclisen-
schwaig angetroffen. Er besteht aus Klinochlor mit polysynthetischer
Zwillingsbildung, viel weissem Glimmer, wenig Quarz und Feld-
spath. Der Quarz bildet mitunter ganze Schichten in dem Gesteine,
tritt aber sonst nur spärlich in kleinen Körnchen auf; er enthält
ziemlich viel Flüssigkeits- und andere Einschlüsse. Der weisse
Glimmer und der Klinochlor machen, wie gesagt, die Hauptmasse
aus, in welcher sich auch hie und da schuppenförmige Einschlüsse
von Eisenglanz finden. In grosser Menge ist ferner in dem Gestein
eine schwarze Masse enthalten, die sich vor dem Löthrobr als
Kohle erwies.
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212 A. Böhm.
III. Hornblendegesteine.
1. Dioritschiefer.
Auch dieses Gestein ist auf ein einziges Yorkommen im Laf-
nitzthale, zwischen Brück und Möoichwald, beschränkt. Es besteht
aus Hornblende, Feldspath und wenig Quarz; ausserdem ist darin
ziemlich viel Epidot enthalten. Die Farbentöne der Hornblende
sind: a grünlichgelb, f> saftgrün und c blaugrün. Der Feldspath
zeigt eine gaoz ausserordentlich feine Zwillingsstreifung und ist des-
halb vermuthlich Oligoklas. Es finden sich in ihm vielfach kleine
Einschlüsse von weissem Glimmer, die wahrscheinlich durch Zer-
setzung desselben entstanden sind. Auch der Epidot tritt meistens
im Feldspath auf, und scheint ebenfalls aus der Zersetzung desselben
entstanden. Einige Epidot-Partien lassen eine radienformige Anord-
nung um einen Gruppen-Mittelpunkt erkennen, der aus einer sehr
feinkörnigen, schwärzlichen Substanz besteht, was darauf hinweist,
dass dieselben eben erst in Bildung begriffen sind. Im Feldspath
sind mitunter Flüssigkeits- Einschlüsse enthalten, sowie auch Ein-
schlüsse der anderen Gemengtheile, namentlich von Epidot und
Hornblende. In kleinen Körnchen wurde ferner Titanit, auch in
Zwillingen, beobachtet. Das Gestein ist vielfach von Sprüngen
durchsetzt, die theilweise von Quarz ausgefüllt sind und oft auch
massenhafte Anhäufungen von Epidot zeigen.
2. Hornblende-Epidotschlefer.
Dieses Gestein findet sich am Saurücken oberhalb Eirchberg,
sowie auch am Steinernen Kreuz. Aeusserlich ist es dem Gneiss
von der Steinernen Stiege sehr ähnlich. Es besteht aus Hornblende,
Epidot, Feldspath, Chlorit, Quarz und Calcit. Besonders Epidot,
Hornblende und Calcit sind massenhaft vorhanden. Die Hornblende
tritt in flächenförmigen Gebilden, meist aber in Nadeln auf, und
in solcher Form auch sehr häufig als Einschluss im Feldspath. Einige
Hornblenden aus dem Gestein vom Steinernen Kreuz zeigen^
wenn das Licht parallel der Yerticalaxe schwingt, eine schöne
blaue Farbe; sie verhalten sich diesbezüglich ähnlich wie Glauko-
phan. Eigenthümlich ist das Verhalten zwischen Hornblende und
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Ueber die Gesteine des Wechsels. 213
Epidot; mitunter hat es den Anschein, als würde die Hornblende
zwischen die Epidotkömer hinein verfliessen. Es drängt sich in
diesem Falle die Yermuthung auf, dass der Epidot bei der Zer-
setzung der Hornblende sich gebildet habe.
Der Epidot ist meist ganz frisch, es kommen schöne, grosse
Ejrystalle Tor, welche meist nach einer Richtung hin auseinander-
gerissen sind, und deren einzelne Theile sich durch yollkommen
gleichzeitige Auslöschungen als zu einem Individuum gehörig er-
weisen. Die hierdurch entstandenen, oft sehr breiten Bisse sind
späterhin zumeist durch Calcit-, aber auch durch Quarzkörner
und Homblendenadeln ausgefüllt worden, welche nach derselben
Richtung hin gestreckt erscheinen. Es liegt hier wieder ein Beweis
vor, dass die Erystallisation dieser Gesteine durch lange Zeit an-
gedauert hat und sehr langsam von Statten gegangen ist; denn
der Epidot, welcher sicher älter ist als die Materialien, welche
seine Spaltgänge ausgefüllt haben, ist yielfach ganz von Hornblende-
nadeln durchspickt, während letztere selbst wieder auch zur Aus-
fallung der Spaltrisse beiträgt.
Calcit bildet kleinere und grössere zusammenhängende
Partien; auch er ist vielfach von Spaltrissen durchzogen. Auch
ZwiUingsIamellen sind zu beobachten, an denen mitunter schöne
Interferenz-Erscheinungen sichtbar sind. Quarz und Hornblende
treten in ihm als Einschlüsse auf.
Der Quarz findet sich in grösseren und kleineren Eömern
regellos zerstreut; er enthält Hornblende und ziemlich viele
Plüssigkeits-Einschlüsse, mitunter von sehr bedeutender Grösse.
In dem Schiefer vom Steinernen Kreuze treten ferner noch
Rutilnädelchen und Turmalin als Einschlüsse auf; in einem der
Schliffe wurde ausserdem ein langer, violettgrauer Krystall be-
obachtet, der wie Turmalin aussieht: schwingt das Licht parallel
zur Basis, so erscheint der Krystall blau; er zeigt nur schwachen
Dichroismus, aber sehr starke Absorption.
Im obersten Feistriz graben, dort wo der Anstieg zum
^Sattel** beginnt, wurden im Walde einzelne grosse, lose Blöcke
gefunden, welche vielleicht als Bruchstücke eines sehr grobkörnigen
Qneisses zu betrachten sind. Dieselben bestehen zum grössten
Minerftlog. und petrojpr. Mitlh. V. 1882. Böhm. Koller. Docltor. 15
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214 A. Böhm.
Theile aus einem dichten, grünen, glimmerähnlichen Mineral, ferner
aus Quarz und Calcit. Das erstere erwies sich u. d. M. als ein aus
ungemein feinen Blättchen bestehendes Aggregat, welches im ge-
wöhnlichen Lichte im Dünnschliffe fast farblos erscheint; seine
Polarisationsfarben sind jedoch sehr lebhaft, es sind die des Muscovits.
Im Schliff treten auch grössere Quarzpartien auf, in die sich der
Glimmer stellenweise wulstformig in gekrümmten Aggregaten hinein-
zieht. Vor dem Löthrohre ist er ziemlich schwer schmelzbar und
wird dabei nicht weiss.
Die hier beschriebenen Gesteine des Wechselberges gehören,
wie ich glaube, einer höheren Schichtgruppe an, als der Central-
gneiss der Alpen, da sie in allen ihren Eigenschaften einen mehr
phyllitischen Charakter zeigen. Auch von den Gneissen des nieder-
österreichischen Waldviertels, welche von Becke beschrieben
wurden, erweisen sie sich sowohl bezüglich der Structurverhältnisse
als der Mineralbestandtheile auffallend verschieden. Dagegen finden
sich hier ganz ähnliche Erscheinungen, wie bei den von Pichler
und Blaas beschriebenen Quarzphylliten von Innsbruck, auch hier
wurde Rutil in eben solcher Häufigkeit als mikroskopischer Bestand-
theil angetroffen, auch hier treten die Ankerit-Minerale auf. Uebri-
gens scheint es, dass unsere Gesteine viel älter sind, als jene
Quarzphyllite, und man dürfte demnach mit Recht dieselben als
ein Uebergangsglied auffassen zwischen den altkrystallinischen
Gesteinen und den echten Phylliten.
Merkwürdig ist es, dass in dem Gneiss des Wechsels Albit
eine hervorragende Rolle spielt, ja dass dieser sogar der einzige
feldspathige Bestandtheil desselben zu sein scheint. Eine ganz
ähnliche Mineral-Association wie sie hier gesteinsbildend auftritt,
findet sich hie und da in schön auskrystallisirten Drusen in den
krystallinischen Gesteinen der Alpen wieder, in welcher Beziehung
es genügt, auf das Periklin- Vorkommen im Rauriser Thale zu
verweisen.
Wien, Miner.-Petrogr. Univ.-Inst., October 1882.
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Der Granit von Rastenberg. 215
XI. Der Granit von Rastenberg.
Von Safael Koller.
Die geologische Beschaffenheit des im Nachfolgenden be-
handelten Gebietes wird von Prof. Becke in folgenden Worten
geschildert:
,yNach Cijlek ^) bildet der Granit von Rastenberg einen insel-
formig aus dem Gneiss auftauchenden Stock. Er erscheint an den
Orten, wo ich ihn beobachtet habe, nämlich im Thale des Kamp-
flusses bei Schloss Ottenstein und Bastenberg, vollkommen massig,
von richtungslos kömiger Structur. Die grob-polyedrische Ab-
sonderung begünstigt das Auftreten unregelmässig gestalteter, ge-
rundeter Blöcke, auf deren Oberfläche die weissen, oft 5—6 Cm.
grossen Orthoklaskrystalle knotig hervortreten. Nur an den Felsen,
auf welchen Schloss Rastenberg steht, beobachtete ich eine unregel-
mässig bankförmige Absonderung; die dicken, ungleichen Bänke
fallen flach nach NW. ein.
An günstigen Aufschlüssen, z. B. in einem kleinen Steinbruch
bei der Brücke über den kleinen Eamp bei Rastenberg beobachtet
man, dass in dem grobkörnigen, phorphyrartigen Granit häufig
unregelmässig gestaltete Nester von dunkler Farbe auftreten.
Dieselben verdanken ihre Farbe dem reichlichen Auftreten von
Glimmer.
Ferner sieht man allenthalben Gänge von glimmerarmem,
feinkörnigem Granit das Gestein nach allen Richtungen durchziehen.
Dieselben wechseln in ihrer Mächtigkeit von wenigen Cm. bis
zu V2 M.
Es hat den Anschein, als wären diese Gänge an den Sal-
bändern grobkörniger als im Innern.
An derselben Localität kann man auch die mehr als einen
Meter tief reichende Verwitterung des Granites studiren, welche
hauptsächlich den Glimmer zerstört; es hinterbleibt ein lockerer
0 Erläuterungen zur geol. Karte der Umgebungen von Krems and vom
Manhartsberge. Wien 1853, p. 61.
16*
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216 R- Koller.
Grus, aus welchem man mit Leichtigkeit die grossen Feldspath-
Krystalle auslesen kann.
Das Yerhältniss zum Gneiss wird von Cijiek so dargestellt,
als ob beide Gesteine durch Uebergänge verbunden wären. Ich
konnte diese Ueberzeugung an den von mir besuchten Localitäten
nicht gewinnen. Aufschlüsse im typischen, porphyrartigen Granit
und im unverkennbaren, viel feinkornigeren flaserigen Gneiss
finden sich oft hart nebeneinander, wenn es auch wegen Mangel-
haftigkeit der Aufschlüsse nirgends gelang, die Gesteinsgrenze
nachzuweisen.
CijJek gibt auf seiner Karte des n.-ö. Waldviertels die Grenze
zwischen Granit und Gneiss zu weit westlich an ; die Ortschaft und
das Schloss Rastenberg stehen schon auf typischem Granit.
Die Lagerung des Gneisses an der Granitgrenze ist bei
Eastenberg gestört. Ich beobachtete an mehreren Punkten im Thale
des kleinen Kamp ein Streichen N. 20® W., Einfallen WNW. 45*,
also scheinbar unter den Granit. Erst weiter im Osten stellt sich
das normale östliche Einfallen her.
In der Nähe des Granitstöckes ist der Gneiss häufig von
feinkörnigen Granitadem durchzogen, welche oft nur wenige Cm.
stark sind.''
Das von Herrn Prof. Becke an Ort und Stelle gesammelte
Material wurde mir von Herrn Hofrath Tschermak gütigst zur
Untersuchung überlassen. Dafür sei hiemit der verbindlichste Dank
ausgesprochen.
Das Gestein zeigt einen vom Granit des böhmischen Massivs
abweichenden Habitus und ist nach der Grösse und Ausbildungs-
weise der zusammensetzenden Bestandtheile entschieden ein por-
phyrischer Granit. Derselbe sieht ini allgemeinen dem Mauthau-
sener Granit ähnlich, nur ist er in Folge der mehr überwiegenden
Bestandtheile Biotit und Hornblende, etwas dunkler, im übrigen
von ziemlich frischem Aussehen; nur jene Handstücke, welche
der Oberfläche entnommen waren, erwiesen sich als stark ver-
wittert und zwar im Sinne der Desaggregation, ohne Spur einer
Kaolinbildung. Das Gestein ist dann durch Ausscheidung von Braun-
eisenerz trübroth gefärbt.
Als gesteinsbildende Elemente treten Quarz, Orthoklas,
Plagioklas, Biotit und Hornblende auf. Muscovit, der im Granit des
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Der Granit von Rastenberg. 217
böhmischen Massivs fast überall anzutreffen ist, fehlt durchwegs.
Alle die erwähnten Minerale bilden ein ziemlich gleichförmiges,
mittelkörniges Gemenge ; diesem sind nun bis 2 Zoll grosse Sjrystalle
Ton OrthoUas eingebettet, welche dem Gestein den porphyrischen
Charakter verleihen. Die specielle Untersuchung der einzelnen Be-
standtheile ergab folgendes Resultat
Der Quarz ist hellgrau bis wasserhell, in bis erbsengrossen Partien
ausgeschieden und bildet etwa ein Viertel bis ein Drittel der Gesteins-
masse. Dihexaedrischer Quarz, der in einem Gestein von dieser
Beschaffenheit zu erwarten wäre, wurde nirgends beobachtet ; eben-
sowenig konnte eine regelmässige Verwachsung von Quarz und
Feldspath constatirt werden. Zahlreich sind die Flüssigkeitsein-
schlüsse, und zwar herrscht in der Art der Vertheilung derselben
eine gewisse Regelmässigkeit. Besonders grosse Quarzkörner zeigen
im Dünnschliff im Centrum oder nahe demselben staubartig er-
scheinende Partien, die sich unter starker Vergrösserung als milch-
strassenartige Züge von Flüssigkeitseinschlüssen erweisen. Häufig
erscheinen sie so, dass von einem Centrum aus, welches die Ein-
schlüsse am dichtesten enthält, sternförmig nach allen Seiten hin
Ströme ausgehen, die sich allmählig im j^neral verlieren ; dagegen
sind andere Partien des Durchschnitts frei von jedwedem Einschluss.
Flüssigkeitseinsehlüsse mit spontan beweglicher Libelle konnten
mit dem Immersionsobjective zahlreich und schön beobachtet
werden« Glaseinschlüsse, nach der porphyrischen Ausbildungsweise
des Granites nicht unmöglich, konnten selbst mit der stärksten
Vergrösserung nicht mit. Sicherheit nachgewiesen werden.
Der Orthoklas ist, abgesehen davon, dass er auch in kleineren
Individuen an der Gesteinsbildung theilnimmt, in grossen Einspreng-
ungen vorhanden, welche theils einfach und dann meist rectangulär
säulenförmig nach den Flächen P . M ausgebildet sind, theils die
Form der Carlsbader Zwillinge zeigen und gerade so wie diese leicht
aus den verwitterten Handstücken herauszuschlagen sind. Während,
wie früher erwähnt wurde, die Hauptmasse des Gesteins ein
frisches Aussehen hat, sind diese grossen Erystalle zuweilen von
einem Hof von infiltrirtem Eisenoxydhydrat umgeben, welches auch
den Erystall selbst in seinen Rissen und Sprüngen durchzieht. Das
hindert aber nicht, dass die Erystalle im Dünnschliff sehr durch-
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218 R- Koller.
sichtig sind und seltener wie gewohnlich die milchig-weisse
Trübung zeigen.
Ein besonderes Interesse gewinnt dieser Feldspath dadurch,
dass er jene Erscheinung wiederholt, welche bis jetzt vorzugsweise
am Orthoklas der Granulite und Gneisse beobachtet und Faserang
genannt wui*de. Neuerdings hat Becke') diese Erscheinung ein-
gehender verfolgt und die fraglichen Orthoklase mit dem Namen
Mikroperthit belegt. Die Grösse der Erystalle erlaubte eine ge-
nügende Anzahl von orientirten Schliffen herzustellen.
In Schliffen nach M beherrscht im Allgemeinen die Faserang
den ganzen Schliff, am deutlichsten dort, wo keine milchige Trübung
wahrzunehmen ist. Sowie eine Spur von letzterer sich findet, ver-
schwindet die Faserung sofort. Erst bei stärkerer Yergrösserung
losen sich die feinen Fasern in langgestreckte spindelförmige Ge-
bilde von sehr geringer Ausbauchung auf. An vielen Stellen jedoch
ist die Faserung so zart, dass auch die stärkste Yergrössenmg
keine Spindelform wahrnehmen lässt, die aber nach der Analogie
mit anderen Stellen zweifellos vorhanden ist. Querrisse in der
Richtung nach P, wie sie die ganz ähnlichen Gebilde der mir von
Professor Becke freundlichst zum Zwecke der Yergleichung über-
lassenen Präparate zeigen, fehlen auch hier nicht, kommen aber erst
bei Anwendung des Immersionsobjectivs deutlich zur Beobachtung.
Ueberhaupt ist die Faserung weitaus feiner, als dort.
Die Auslöschungsschiefe der linsenform. Partien konnte leider,
einerseits wegen der geringen Ausbauchung der Linsen, anderer*
seits weil sehr starke Yergrösserung die Linsenform erst erkennen
Hess, nicht bestimmt werden. Auch zeigte die Hauptmasse undolöse
Auslöschung.
Wenn man nun berücksichtigt, dass diese Erscheinung genau
jener gleicht, welche Becke beobachtet hat, nur viel zierlicher und
feiner ausgebildet, so dürften mit grosser Wahrscheinlichkeit auch
hier die interponirten Gebilde einem Plagioklas zuzuzählen sein. E^r
die Uebereinstimmung mit dem Mikroperthit Beckers spricht auch
der Umstand, dass die Fasern mit Spaltrissen nach P einen Winkel
von 78® 40' (106® 20') bilden, also krystallographisch genau so wie im
') Fr. Becke, die Gneissformation des niederöBterreichischen Waldviertels,
diese Mitth. lY. 1881.
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Der Granit von Rastenberg. 219
Mikroperthit des Centralgneisses jener Gegend orientirt sind. Ausser-
dem sondern sie sich hier ebenso wie dort durch ihr schon im
gewöhnlichen Licht deutlich zu beobachtendes höheres Brechungs-
Termögen von der Hauptmasse ab.
Schliffe nach P liessen nur an wenigen Stellen unregelmässige
Lamellen-Einlagerungen erkennen, yielleicht weil die Ausbildung
der interponirten Linsen zu fein ist. Schliffe nach einer auf M und
P senkrechten Richtung boten keine Erscheinung, die mit der
erwähnten in Zusammenhang gebracht werden könnte.
Es scheint somit dem Orthoklas des Granites von Rastenberg
ebenfalls ein mikroperthitischer Bau zu Grunde zu liegen.
In kleineren Lidividuen findet sich der Orthoklas nicht
häufig in der übrigen Gesteinsmasse. Diese wird, soweit es den
Feldspath betrifft, Torzugsweise von einem Plagioklas gebildet. Der
letztere besteht hauptsächlich aus unregelmässigen, krystallinischen
Körnern; doch lieferte er in schon makroskopisch durch die
typische Streifung charakterisirten, bis 1 Cm. grossen Erystallen
brauchbares Material zur Bestimmung seiner Stellung in der Reihe
der Plagioklase. Sowohl Spaltblättchen, als orientirte Dünnschliffe
wurden benutzt, wobei erstere sich wegen der Congruenz der er-
haltenen Werthe als sicherer und brauchbarer erwiesen als letztere,
da bei Dünnschliffen bekanntlich eine geringe, oft kaum zu yer-
meidende Abweichung vom Parallelismus mit der gewünschten
Fläche, namentlich in Folge der Zwillingsbildung unsichere Werthe
bedingen kann. Trübung, besonders des Centrums, ist vorhanden,
doch nicht weit vorgeschritten. Der Plagioklas zeigt meist eine
eminent zonale Structur, der Kern eine geringere Auslöschung
als die Hülle. Die Auslöschung ist in allen Präparaten negativ
und hält sich innerhalb der Grenzen 4*5® — 11°. Eines der Prä-
parate, welches am meisten Vertrauen verdiente und mit aller
Vorsicht gemessen wurde, ergab die Auslöschungsschiefe von 4*9°
auf M. Auf der Fläche P ergab die Untersuchung ebenfalls
schwankende Werthe. In Schliffen wurde eine zwischen 1'5° — 3**
liegende Auslöschungsschiefe gefunden, in Spaltblättchen desselben
Erystalls genau gemessen im Mittel 1*4°. Die Zwillingsbildung ist
ungemein fein und daraus erklärt es sich, dass nur unter besonders
günstigen Umständen die Auslöschung mit Sicherheit zu bestimmen
war. Aus diesen Beobachtungen geht hervor, dass der vorliegende
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220 ^ Koller.
Plagioklas dem Andesin im Sinne Schnsters nahe steht, oder
eigentlich eine Mischung, welche zwischen Oligoklas und Andesin
liegt, repräsentirt.
Die erwähnten Resultate liefern eine neue Bestätigung für
die Richtigkeit der Ansicht vom Yorhandensein von Zwischen-
gliedern zwischen Oligoklas und Labradorit, indem die angeführten
Ausloschungsschiefen, wie die Tabelle Yon Schuster in diesen
Mittheilungen Y. Bd., Heft 2y pag. 4 zeigt, auf Mischungen hinweisen,
die zwischen Ab^Atii und Äb^Än^ liegen.
Das Auftreten der Hornblende kann nicht mehr als ein
accessorisches aufgefasst werden; denn sie erscheint in solcher
Menge, dass sie der des Biotites fast gleichkommt, zudem auch in
keinem Handstück ein besonderes Zurücktreten derselben zu be-
merken ist. Aujffallend ist der Umstand, dass, während sonst
in dem Masse, als die Hornblende an Menge zunimmt, ein Zurück-
treten des Quarzes erfolgt, dies hier durchaus nicht der Fall ist,
da, wie erwähnt wurde, der Quarz bis ein Drittel der Gesammt-
masse ausmacht. Im Dünnschliff zeigt sich ein eigenes Yerhältniss
zwischen Biotit und Hornblende. Ein einzelner oder mehrere
grössere Erystalle von letzterer sind von einer grossen Anzahl
kleiner Biotitblättchen, wie von einem Hof, umgeben. Zwischen
oder im Feldspath und Quarz erscheint sie dagegen in weit kleineren
Individuen mit unregelmässigen, häufig ausgezackten Formen.
Absorption und Pleochroismus sind wenig intensiv. Absorption :
a <1 c <C b, die Farbentöne für a lichtgelblichbraun, c hellgrasgrün,
i dunkelbräunlichgelb. Unter den verschiedenen Durchschnitten
fand sich auch ein Zwilling und zwar nach der Querfläche.
Es wurde im parallelen polarisirten Lichte die Auslöschungsschiefe
der Zwillingsindividuen gegen die Zwillingsgrenze und auch der
doppelte Winkel ihrer Auslöschungsschiefe gemessen. Im ersteren
Falle ergab sich für das eine Individuum ein Winkel im Mittel
von 14'5^, für das andere 15*8^ Es ist sonach der Schliff ziemlich
senkrecht auf die Zwillingsebene, die Auslöschung etwas über 15^
Die Kleinheit der Hornblendekrystalle gerade in den frischeren
Handstücken erlaubte nicht sicher orientirte Schliffe herzustellen;
nur ein Handstück fand sich, welches, am meisten grobkörnig und
weniger frisch, genügend grosse Erystalle lieferte, um eine genauere
Bestimmung der Auslöschungsschiefen in einer Reihe von Präparaten
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Der GraDit von Rastenberg. 221
zu gestatten, die nach der Längsfläche mit Sorgfalt hergestellt,
Bämmtlich polysynthetische Zwillingsbildung erkennen Hessen. Für
die Auslöschung gegen die Zwillingsgrenze wurde in den zwei
besten Präparaten als Mittelwerth bestimmt:
Pur das Individuum a 15-76®
b 15®
Nach der Umkehrung für a . . . 15-03®
• . « „ b . . . 16-3®
Mittel 15-52®
Im zweiten Falle:
Ffir das Individuum a 14-51®
» « « b 16-63®
Nach der Umkehrung für a . . . 16*85®
b 14'4.®
Mittel 15-56®
Werthe, welche mit den oben im Gesteinsschliff gefundenen recht
gut übereinstimmen.
Die bis 1 Cm. grossen, langgestreckten und lediglich aus der
Combination ooP mit undeutlicher Endfläche und Andeutungen der
Querfläche bestehenden Krystalle boten, wie bereits bemerkt, inso-
ferne eine überraschende Erscheinung, als sie durchwegs eine poly-
synthetische Zwillingsbildung zeigten, wie sie manchen Augiten
eigen ist. Diese polysynthetische Zwillingsbildung ist stellenweise
so fein wie in Plagioklasen und bietet zwischen gekreuzten Nicols
ein besonders farbenprächtiges Bild.
Der Biotit dieses Granites erscheint glänzend schwarz. Quan-
titativ ist er stark vertreten, daher die Farbe des Gesteins ziem-
lich dunkel. Nur in den verwitterten Stücken erhält der Biotit
hellere Töne. Die Querschnitte zeigen starken Pleochroismus, a
selbst in sehr dünnen Blättohen schwarzbraun bis schwarz, c da-
gegen blassgelbbraun bis blasshellgelb. In vielen Durchschnitten
fallt reichliche Einlagerung von Apatitnadeln auf, wie in anderen
zahlreiche interponirte Kömer eines Erzes, welche, da Erzkömer
dem Gestein sonst vollkommen fehlen, zweifellos secundären Ur-
sprunges, und zwar ein Yerwitterungsproduct des Glimmers selbst
sind. In den oberflächlich aufgelesenen Handstflcken ist der Biotit
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222 R. Koller.
schon stark zersetzt und so mürbe geworden, dass ein geringer
Druck genügt, solche Stücke zu Grus zu zerreiben.
Yon accessorischen Mineralen ist das Gestein mit Ausnahme
eines einzigen frei. Es finden sich nämlich hie und da bis 5 Mm. lange
und 1 Mm. breite Stäbchen, welche zum grossen Theil aus einer
gelblichgrauen zerreiblichen Masse bestehend, als Yollkommene
Pseudomorphosen dem Gestein inneliegen. Entfernt man mit einer
Stahlspitze diese Masse, so erhält man einen scharf contourirten
negativen Abdruck des Stäbchens. Es fand sich ein Stäbchen, dessen
verhältnissmässig noch gut spiegelnde Flächen eine beiläufige Mes-
sung mit dem Reflexionsgoniometer gestatteten.
Die Zone, welche 'durch die Längsrichtung des Stäbchens
gegeben war, lieferte folgende Normalenwinkel:
77« 30', bV 40', 65« 10', 50« 45', 64« 30', 50« 25'.
Das Resultat der Messung würde auf ein dem Epidot iso-
morphes Mineral hinweisen. Im Dünnschliff erscheinen die Durch-
schnitte nelkenbraun, in den dunkleren Partien wie ein amorpher
Körper, in den helleren stellenweise schwach doppelbrechend, ein
optisches Yerhalten, welches dem des Orthit es sehr nahe steht.
Ein zum Vergleiche herangezogenes Präparat von Orthit aus der
hiesigen Institutssammlung gab ein ganz ähnliches Bild; auch die
ganze Art des Vorkommens spricht für das Yorhandensein von Orthit.
Die Stäbchen sind an keines der zusammensetzenden Minerale enger
gebunden. Uebrigens finden sich diese Stäbchen auch im Mauthau-
sener Granit, vorzüglich dort, wo er Neigung zeigt grobkörniger
zu werden. Auch hier sind sie in dieselbe gelbliche, erdige, zer-
reibliche Masse umgewandelt und fallen um so mehr auf, als das
Gestein einen absolut frischen Habitus besitzt.
Der Granit yon Rastenberg enthält in der Contactzone mit
der Gneissformation jenes Gebietes zahlreiche Concretionen und
Gänge eingelagert, welche eine vom Hauptgestein sehr abwei-
chende Beschaffenheit und Zusammensetzung haben. Durchwegs
sind diese Einlagerungen feinkörniger als das Hauptgestein und
ohne Ausscheidung grosser Krystalle. Es herrschen zwei Typen vor.
Der eine ist dadurch charakterisirt, dass Plagioklas, Biotit und
Hornblende vollkommen zurücktritt, also ein pegmatitisehes Gemenge
von Quarz und Orthoklas entsteht. Im zweiten Typus fehlt dagegen
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Der Granit von Rastenberg. 223
Orthoklas und Quarz, letzterer nur hie und da mikroskopisch in
ganz kleinen Körnern i^achweisbar. Die Handstücke bestehen dann
nur aus einem mehr feinkörnigen Gemenge von Plagioklas, Biotit
und Hornblende. Vielen Graniteinlagerungen dieser Art ist ein
ungemein frisches Aussehen eigen. Schieferung, die sonst Schollen
im Granit häufig zeigen — so z. B. enthält der Mauthausener Granit
zahlreiche Partien von gneissartigem Habitus — fehlt überall.
AuSallend und yerschieden vom Hauptgestein ist die Beschaffenheit
des Biotits und der Hornblende. Letztere tritt hier nicht mehr in
grösseren wohlausgebildeten Ery stallen auf, sondern in Eömern mit
unregelmässigem, häufig zackigem Rand. Das grösste abweichende
Verhalten weist der Biotit auf. Schnitte senkrecht zur Yerticalaxe
erscheinen hell bräunlichgelb, Schnitte parallel zu derselben oft
wasserhell, nur mit einem Stich in's grünliche. Auch fehlen diesem
Biotit die interponirten Erzpartikel, welche im schon angegriffenen
Biotit des Hauptgesteins anzutreffen sind. Dem erwähnten Yerhalten
im Dünnschliff entspricht auch das ungemein frische Aussehen
dieser Art von Einlagerung.
In letzteren Partien finden sich zahlreiche Erzkömer. Erystall-
umrisse sind selten und undeutlich, die unregelmässige Form ist
die herrschende. Während im Hauptgestein die nicht näher be-
stimmbaren Erzpartikelchen als zweifellos secundäre Producte nur
dem Biotit und der ebenfalls nicht mehr intacten Hornblende ein-
lagern, sind hier gerade diese Bestandtheile vollkommen frei davon.
Die Erzkömer kommen hier vielmehr selbstständig vor, indem sie
den übrigen Bestandtheilen blos Zwischenlagern. Die mikrochemische
Untersuchung eines zu grosser Dünne gebrachten Schliffes liess durch
die Widerstandsfähigkeit gegen kochende Salzsäure Titaneisenerz ver-
muthen, zudem aus dem feinen Gesteinspulver nur Spuren vom
Magneten angezogen wurden. Erst durch das wiederholte Zerreiben
und Schlemmen einer grösseren Menge Gesteins konnte soviel
Material gewonnen werden, um die positive Probe auf Titangehalt
machen zu können. Die energische Beaction auf Titan nach dem
E o b e 1 Tschen Verfahren bestätigte das mikrochemische Verhalten.
Die Erzkömer sind demnach Titaneisenerz oder mindestens titan-
hältiger Magnetit. Leider war die quantitative Bestimmung des
Titangehaltes nicht gut durchführbar, da vom mehrfach geschlemmten
Material die Biotitblättchen wegen ihrer Widerstandsfähigkeit gegen
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224 C. Doelter.
das Zerreiben nicht getrennt werden konnten, ein Fall, bei dem
das Gold Schmidt 'sehe Verfahren, wenn grössere Mengen Material
zu Gebote stehen, am Platze sein dürfte. Es ist jedenfalls auffallend,
dass die Einlagerungen im Rastenberger Granit als primären Be-
standtheil dasselbe Erz enthalten, welches nach B ecke's Unter-
suchungen vielen Gliedern der Gneissforroation jenes Gebietes
eigenthümlich ist. Keines der erwähnten Handstücke liess sich aber
näher mit einem Gliede der umgebenden Gneissformation identi-
ficiren.
Die specielle geologische Untersuchung dieses dem böhmischen
Massiv vorgeschobenen Granitgebietes, sowie ein eingehenderes
Studium der Contactzone desselben dürfte noch manches Interes-
sante ergeben.
Wien, Miner.-Petrogr. Univ. -Inst., October 1882.
XII. Ueber einige Augite von bemerkenswerther
Zusammmensetzung.
Von Dr. C. Doelter.
Unter den von mir untersuchten Augiten von den Capverd^schen
Yulcanen, deren Analysen ich in meinem Werke über die Yulcane
der Gap Verden und ihre Producte ^) publicirte, befinden sich mehrere,
deren Berechnung ungewöhnliche Resultate ergab ; da ich an jener
Stelle wegen Raummangel nicht in der Lage war, eine ausfuhrliche
Berechnung dieser Augite zu geben, so halte ich es für nothwendig,
dies nachzutragen, um gleichzeitig die aus den Berechnungen sich
ergebenden Resultate, welche, wie mir scheint, für die Frage nach
der Constitution der Augite wichtig sind, klarzulegen.
In Bezug auf das Yorkommen, die krystallographischen oder
optischen Yerhältnisse dieser Mineralien, sowie auf die Art und
Weise der Reinigung des Materiales, muss ich auf das in obigem
Werke Yeröffentlichte verweisen, nur bemerke ich, dass die Be-
') Graz, 1882.
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Ueber einige Augite von bemerkenswerther ZuBammensetzang. 225
rechnungen, welche ich hier geben werde, nur solche Mineralien
betre£Pen, welche in gröseeren Partien vorkommen, und von deren
Reinheit ich mich überzeugen konnte.
Die untersuchten Augite sind theils natronfrei, oder enthalten
sehr geringe Mengen von Natron, zum Theil sind es wirkliche
Natron-Augite. Ich will zuerst jene betrachten.
1. Anglt aus NepheÜBbasalt ron Blb. das PatasO-
Das Mineral, welches in grossen Individuen auftritt, wurde
makroskopisch ausgeklaubt, und hierauf vermittelst der beiden
Methoden gereinigt. Da es überdies nur sehr spärliche mikro-
skopische Einschlüsse zeigt, so ist eine Berechnung möglich, die
CJCUJJl\71A OJ,l#«t •
Quotient AtomTerh.
SiOt . . 40-81
Si . . 1905 0-68 16
AkOt . 14-24
AI . . 7-60 0-281 6
FetOt . 7-89
Fe . . 5-53 0-099 2
FeO. . 5-95
Fe . . 4-64 0083 2
CaO . . 16-01
Ca . . 11-43 0-286 6
MgO. . 14-35
Mg . 8-61 0-86 8
Na,0 . 0-61
Na. . 0-45 002 —
99-86
0 . . 42-69 2-66 65
Unter Vernachlässigung der. geringen Menge von Natron
ergibt sich für die Zusammensetzung:
•
Mg /Vi" S»0,
3 Mg AI, SiO,
►
4 Ca Mg SitO,
2 Ca Fe ShO»
Das YerhältnisB
der kieselsäurearmen Ozyd-Silicate zu den
Oxydulsilicaten ist daher 4 : 6.
2. Anglt aus einem Aaswflrfling rom Pico da Croz (Insel
8. Ant&o).
Das hauptsächlich aus Augit und Hauyn bestehende Gemenge
habe ich an anderer Stelle^) beschrieben, ebenso wurde auch die
*
') Loc. dt pag. 129.
») Pag. 160.
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226 C. Doelter.
Art der Isolirung des Augites daselbst angegeben, letzterer ist
genügend rein, um noch eine Berechnung zuzulassen«
Quotient Atomyerh.
SiO, .
. 36-79
8i .
. 17-16
0-613
20
AkQ,
. 16-97
AI,
. 9-06
0-331
10
Fe^O,
. 15-37
Fe,
. 10-76
0-192
6
FeO .
. 2-23
Fe.
. 1-73
0031
1
CaO.
. 18-90
Ca.
. 13-50
0-337
11
MgO.
. 8-99
Mg
. 5-40
0-225
7
Na^O
. 0-60
Na.
. 0-44
0-019
—
99-85
0 .
. 41-95
2-622
84
Man kann, um die Formel nicht allzusehr zu compliciren,
die kleine Menge Na yernachlässigen und erhält dann:
2 Ca Ak SiO^
2 Mg Ak SiO^
FeAk SiOs
3 CaF^'SiO^
6 Ca Mg Si^Of,
Das Yerhältniss der Oxydsilicate zu den Oxydul-Silicaten ist
8 : 6, also herrschen erstere bedeutend vor, was bisher bei keinem
Augit der Fall war, in der That ist auch niemals ein Augit mit
so geringer SiO^- und so bedeudeuder /^aOg -Menge gefunden worden.
Ein anderer Umstand, der sehr auiFällt, ist die grosse Ca-Menge,
indem Ca'^ Mg + Fe trotz der grossen JRaOg -Menge; trotzdem
stimmt aber die Berechnung auf die angenommenen Augit-Silicate,
wenn man das von mir ^) früher im Fassait yermuthete Silicat
CaFelj^SiO^ oder CaAl^SiO^ als hier vorhanden annimmt, will man
dies nicht thun, so ist man gezwungen, yorauszusetzen, dass das
WoUastonit-Silicat CaSiO^ im üeberschusse yorhanden ist. Der
Kalkgehalt ist überdies so beträchtlich, dass man bei dem Umstände,
dass Einschlüsse eines kalkreichen Minerals nicht yorhanden sind,
ihn jedenfalls nicht durch fremde Beimengung erklären kann ; es ist
schwer zu entscheiden, ob dieser Ealküberschuss durch Anwesenheit
des WoUastonit-Silicates, oder durch die yon CaAl^SiO^ yerursacht
wird; bleibt man bei der Annahme, dass die Oxyde Al%0^^ F^O^
immer an FeO resp. MgO gebunden sind, wie dies allerdings yiele
^} Ueber die CoDstitation der Pyrozene, Miner. Mitth. 1879.
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üeber einige Augite von bemerkenswerüier Zusammensetzung. 227
Analysen wahrecheinlich machen, so kann man die Zusammensetzung
dieses Augites auch folgendermassen ausdrücken:
4 Mg Ak SiO.
FeÄk SiO^
3 Mg i?%i" SiO,
5 Coj, Si^Oe
Ca Mg Si^O^
3. Loser Angitkrystall Yom Barzathal.^)
Material vollkommen rein. Die Zahlen sind:
Quotient
Atomverh
StO, .
. 4411
Si .
. 20-71
0-740
23
AkO,
. 9-66
AI.
. 3-16
0-190
6
Fe,0,
. 4-95
Fe.
. 3-46
0-062
2
FeO .
. 5-43
Fe.
. 4-22
0-075
2
CaO .
. 21-92
Ca.
. 15-65
0-391
11
MgO.
. 14-06
Mg
. 8-43
0-351
10
100-13
0 .
. 42-37
2-64
84
daher die Zusammensetzung:
10 Mg Ca 5/^0«
Fe Fe^ SiO,
FeAk iSiOfi
2 CaAk SiOfi
Der Cli-Üeberschuss nothigt auch hier zu der Annahme eines
Ealk-Thonerdesilicates, wenn man nicht lieber alle Thonerde an
Magnesia gebunden lässt, in welchem Falle sich ein Ueberschuss
Yon 4 CaSiOz ergeben würde.
Natron-Augite.
4 Loser ingitkrystall ron Agn^B das caldeiras.^)
Material vollkommen rein.
Quotient
Atomverh
SiO,.
. 45-79
Si .
. 21-37
0-762
36
AkO,
. 7-89
AI.
. 4-21
0-154
6
') Siehe Krystallform und optisches Verhalten, loc. cit. pag. 148,
») Yergl. loc. cit. pag. 148.
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228
C. Doelter.
FetOi . 3-51
Fe . . 2-45
0-044
2
FeO . . 4.81
Fe . . 3-74
0067
2
CaO . . 21-60
ö». . 15-43
0-385
17
MgO . . 14-81
Mff . 8-88
0371
16
Na^O . 1-55
Na . 1-15
0-500
2
99-96
0 . . 42-77
2-673
120
Daraus ergeben sich
CaAk SiO^
2 FeAk SiO^
16 öi% /SijO«
und es verbleiben Na^O^ Fe20ij SiO^ ; wir müssen also hier die
Existenz eines Natron-Oxydsilicates annehmen, welches auf ein
Natron nur ein Silicium enthält, und nicht 4, denn dazu ist der
£ii-Gehalt viel zu gering ; es kann dieser Umstand auch nicht durch
einen analytischen Fehler erklärt werden, denn gerade der SiO^-
Gehalt ist bei einiger Aufmerksamkeit ja leicht genau zu be-
stimmen. Wir haben also hier
16 Ca Mg Ä,0«
2 Fe Ak SiO^
Ca Ak SiO^
Na^F^' SiO,
Auch hier könnte man anstatt CaM^SiO^ einen XJeberschusa
von CaSiO^ annehmen.
5. Anglt ans Dolcrit von 8. Vincent ^).
Derselbe kommt in grossen Ery stallen und Leisten vor, welche
reines Material zur Analyse abgaben, die Zahlen sind:
Quotient Atomyerh«
SiOt . . 45-14
. S» . . 21-06
0-752
32
Jl»Ot . 8-15
AI . . 4-35
0-158
6
Fe^Ot . 5-25
Fe . . 3-69
0065
2
FeO. . 5-20
Fe . . 4-04
0-072
4
CaO. . 19-57
Ca . . 13*97
0-349
14
MgO . 14-76
Mff. . 8-86
0-369
16
NotO . 1-46
Na. . 1-08
0-047
2
99-53
0 . . 42-95
2-681
114
*; Analysirt von Herrn F. Eertscher, s. loc. cit. pag. 115.
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Ueber einige Augite von bemerkenBwerthür Zusammensetzung. 229
Wir haben hier:
U Ca Mg Si^O.
Mg Fe Si^O^
2 Ca Fe Si^Ö^
2 MgAl^ SiOe
MgF^ SiO^
Na^ Ak SiO^.
Na^ kann auch hier nicht in einem kiedelaäurereichen Silicat
vorhanden sein, denn dazu fehlen 3 SiO^.
6. Angit Yom Slderao^.
Grosser Erystall im Leucitit als Einschluss vorhanden ^).
Die Zahlen sind:
Quotient
Atomverh.
SiOt . . 38-22
Si .
. 17-84
0637
11
MtOt . 13-08
AI.
. 6-98
0-255
4
Fe^Oy . 9-29
Fe.
. 6-50
0-116
2
FeO . . 9-14
Fe.
. 7-11
0127
2
CaO . . 14-80
Ca
. 10-57
0-264
4
MgO . 11-73
Mg
. 7-04
0-293
5
Na^O . 4-32
Na
. 3-26
0-139
2
100-58
0 .
. 40-70
2-54
42
Daraus ergibt sich:
Na^ Al^ SiO.
FeF^' SiO,
MgAk SiO,
4 CaMg S^O^
Das Yerhältniss der Oxydsilicate zu den Oxydul-Silicaten ist
3 : 4, auch hier kann das Silicat Na^AltSüOi^ nicht vorhanden
sein, denn es fehlt an Kieselsäure.
7. Angit ans Phonolith von Praya.
Die folgende Analyse betrifft grössere Krystalle, welche als erste
Ausscheidungen betrachtet werden können, und die von den in der
GFrundmasse auftretenden Augiten verschieden sind'). I
') Diese Analyse rührt von Herrn F. Kertscher her, loc. cit. pag. 85. I
*) loc. dt. pag. 90.
iUntralog. nnd petrogr. Mitth. V. 1882. Koch. Doelter. 16
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I
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230
C. Doelter.
Die Grösse und !
[leinbeit der Erystallc lässt
eine B<
nung zu.
QuQtient
Atomverb
SiO^. . 43-99
St . . 20-53
0733
56
AkOi . 14-01
Äl . . 7-48
0-273
20
Fe^Ot . 209
Fe . . 1-46
0026
2
FeO . . 8-84
MnO . 0-30
1} ■ '•"
0127
10
CaO. . 19-42
Ca . . 13-87
0-346
26
MgO . 10-88
Mg. . 6-51
0-271
21
Na^O . 1-09
Na. . 0-81
0-035
2
100-62
0. . . 42-23
2-639
202
Für die grosse Menge von 7^2 ^s ^^^ hier verhältnissmässig
etwas zu wenig Mg^ Fe, vorhanden, daher man auch hier zur Annahme
Yon CaAl^ SiO^ gezwungen ist; es ergibt sich:
21 Ca Mg SiiO,
2 CaFe Si^O^
8 Fe Ak SiOf,
2 Ca Ak SiOe
JVoa FeJ" SiO,
8. Angit ans dem Tephrit toh Pico da Craz»
Die Berechnung dieser Analyse^) soll nur anhangsweise an-
geführt werden, da die betreffenden Augite nicht ganz rein waren
und erst vermittelst der Trennungsmethoden gereinigt werden
mussten, doch war das derart erhaltene Material sehr rein.
Die Zahlen sind:
Quotient
Atomverh
SiOt .
. 37-20
Si .
. 16-03
0-573
23
AkOt
. 16-93
AI .
. 9-04
0-329
12
Fe,0,
. 15-07
Fe .
. 10-55
0-188
6
FeO .
. 3-55
Fe .
. 2-76
0-049
2
CaO .
. 14-81
Ca.
. 1058
0-264
11
MgO
.. 6-89
Mg
. 4-13
0-172
7
Na^O
. 5-06
Na
. 3-75
0-163
6
99-Jl
0 .
. 43-16
2-698
108
) loc. fit
pag. 99.
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Ueber einige Augite von bemerkenswerther ZasammeiiBetzung. 231
Dieser Augit ist sehr reich an Natron-Silicat. Auch hier kann
das Natrium nicht an 4 8i gebunden sein, denn dazu fehlen 9 ^t ,
was wohl nicht durch Yorkommen von Einschlüssen erklärlich ist.
Auch hier dominiren die Oxyd-Silicate ; man kann die Zusammen-
setzung durch. folgende Formel erklären:
6 Ca Mg Si^O^
Ca Fe SjsO«
2 CaFeS" SiO^
2 CaAk SiO^
MffFeS" SiO^
Fe Ah SiO^
3 Na^Ak SiO^
Eine Reihe anderer, von mir analysirter Augite führt zu det
Annahme, dass das Natron in einem weit kieselsäureärmeren
Silicat vorhanden sein muss, als es der Akmit aufweist, denn
überall ist der niedere Eieselsäuregehalt auffallend, so in einem
Augit aus Phonolith von Praya, in^ Augit aus Leucitit, dann, in
einer Hornblende, welcher aus dem Phonolith von Mayo stammt.
Ich habe indessen diese Augite hier nicht berechnet, weil sie nur
durch mechanische Trennung gewonnen worden waren und ihre
Reinheit daher discutirbar ist.
Resultate.
Aus den Analysen der natronfreien Augite geht hervor,
dass dieselben weit mehr Oxydsilioate enthalten, als in allen
bisher publicirten Augitanalysen nachgewiesen wurde, und dass
die Analysen sich sehr gut unter Annahme der bekannten Augit-
silicate berechnen lassen. Doch fallt der Ealküberschuss, der bisher
nur in dem früher von mir analysirten Fassait constatirt worden
war'), auf; man kann ihn, da er weder durch kleine Analysen-
fehler, noch durch Verunreinigungen erklärt werden kann, sich an
Al^O^ xmi SiO^ in einem schon früher vermutheten, aber hier zum
ersten Male constatirten Silicate CaAl^SiO^ gebunden denken, oder,
0 Diese Mitth. 1877.
16*
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232 C. Doelter.
wenn man bei der früheren Annahme bleiben will, nach welcher
die Oxyde nur an Magnesia oder Eisenoxydul, nicht aber an
Ealkerde gebunden sein können, sich denselben als CaSiO^ vor-
handen denken ; welche der beiden Anschauungen die berechtigtere
ist, lässt sich mit Sicherheit nicht behaupten.
In Bezug auf die Natronaugite ergab die Berechnung, dass
bei dem auffallend niederen Kieselsäuregehalt derselben die An-
nahme, als sei das Natron an 4 SiOi gebunden, wie dies im Akmit-
silicat JVo, Fe^' Si^Oi^ der Fall ist, hier mit den analytischen
Daten unvereinbar ist, und man wird noth wendigerweise zu der
Annahme eines kieselsäureärmeren Natronsilicates Na2Al2(Fe2)S%0^
gedrängt. Es muss übrigens betont werden, dass die Analysen
ebensowenig mit der Existenz des früher angenommenen Silicates
Na^Si^O^ vereinbar sind, und sind die Differenzen derartige, dass
sie unmöglicherweise durch kleine Beimengungen oder durch die
Unvollkommenheiten der analytischen Manipulationen zu erklären
wären. Man muss daher annehmen , dass die Oxyde in diesen
Augiten an SiOf und Na^O gebunden sind; wir hätten demnach
in dieser Reihe folgende Silicate, von denen die vier ersten bereits
früher bekannt waren:
Mg Ali SiO^
Mg F^ SiO,
Fe F^ SiO^
Fe Ak SiO^
Ca Ali 8iO^
Ca F^ SiO,
Noi Ali 8iO^
Es gäbe aber noch eine andere Annahme, welche ich nicht
unerwähnt lassen will. Anstatt sich das Natron anThonerde gebunden
zu denken, kann man es sich auch mit CaO und SiO^ gebunden
im Pektolith-Silicat Na^ Ca St^Oty dessen Existenz ich früher')
nachgewiesen habe, vorstellen, und lassen sich obige Augite gut unter
dieser Annahme berechnen, wie es sich aus Folgendem ersehen lässt :
') üeber die CooBtitution der Pyrozene.
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Üeber einige Augite von bemerkeBswertber Zusammensetzung. 233
Augit von Agaas das Caldeiras: Augit von S. Vincent:
Mg Ak SiO^ 3 Mg Jk SiO^
Mg F4" SiO^ Mg F^ SiO,
2 Fe Ak SiO^ 10 Ca Mg SiaO^
14 Ca Mg Si^O^ 4 Ca Fe Si^O^
Na^ Ca «|0e Na^ Ca Si^O^
Ca SiOs Mg Fe Si^O^
Augit von Praya: Angit von Siderao:
8 Fe Ak SiOe 2 Mg Ak SiO^
2 Mg Ak Sic, Fe Fei" SiO,
19 Ca Mg SkOe 3 Ca Mg StjOe
2 Ca Fe SkO^ Na^^ Ca Si^O^
Na^ Ca Ä'aOfl
Ca Fe'i' SiO,
2 Ca SiOs
Trotzdem scheint diese letztere Hypothese weit oomplicirter
und hypothetischer, als die erstere, und ist auch die aus den Be-
rechnungen hervorgehende Zusammensetzung weit weniger einfach,
als die früher angegebene.
Wir stehen also hier vor zwei Annahmen, — des Vorhandenseins
▼on entweder Na2 Ak SiO^ oder von Na^ Ca SkO^^ welche aller-
dings beide eine Berechnung zulassen; weitere Untersuchungen
werden erweisen, ob die erstere einfachere wirklich die berech*
tigtere ist; so viel geht aber aus den Analysen hervor: Na^ kann
hier weder im Silicat Nct^ Ak Si^Oi^j noch in einem Silicat
Na^ Si^Og vorhanden sein.
Bemerkt sei noch , dass alle hier besprochenen Pyroxene
die gewöhnliche Erystallform des monoklinen Augites zeigten, und
dass auch die optischen Verhältnisse, soweit sich aus den Unter-
suchungen ersehen Hess, die des letzteren sind; die natronreichen
zeichnen sich durch leichte Schmelzbarkeit aus.
Drnckfehler Auf Seite S27, Zelle 8 lies Garsathal.
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234 A. Kodh.
XIII. Ergänzender Bericht über den Meteoritenfali bei
Mocs in Siebenbürgen am 3. Februar 1882.
Von Prof. A* Eoeh in Elausenburg.
In einer früheren Mittheilang^) habe ich dasjenige zusam-
fasst, was mir kurze Zeit nach dem Ereignisse bekannt geworden
war. Seitdem hatte ich Gelegenheit, so yiele Erfahrungen über die
Zahl, das Gewicht, das Zerstreuungsgebiet der aufgefundenen
Meteorsteine zu machen, so auch Berichte über die Beobachtung
der Erscheinung selbst zu lesen, dass es mir von Nutzen erscheint,
darüber noch Folgendes mitzutheilen.
Was vor Allem die Beobachtung der Erscheinung betrifft, so
erhielt ich noch einige Berichte von mehreren Orten. Aus Ealocsa
(Pester Com.) schrieb mir der Director der erzbischöfl. Sternwarte,
Hochw. P. Braun S. J., dass man den Durchgang des Meteors
auch hier beobachtete. Herr Joh. Eovdcs, Professor am Debrecziner
ref. Collegium, beschrieb mir sehr ausführlich die Erzählung eines
Augenzeugen, Namens Dobdr Sdndor aus Nagy-Eummadaras, welcher
das glänzende Meteor Ton hier aus gegen Püspök Lad4ny zu
dahinfliegen sah. Noch ausführlicher beschrieb die Erscheinung
nach den Aussagen mehrerer Augenzeugen Herr Professor Mich.
Miess in Bistritz, welche aber alle zu wenig wissenschaftlichen
Werth besitzen, um hier wiedergegeben zu werden. Nach seinen
Erkundigungen sah man das Meteor auch in Alt-Rodna, Naszöd,
Tekendorf, Sächsisch-Regen, ja sogar jenseits des Hargitta-Gebirges
in Oldh-Toplicza.
Der entfernteste Punkt jedoch, von wo aus man das fallende
Meteor noch sah, dürfte die Strasse zwischen Turnu-Severin und
Erajova in Rumänien sein. In der Nummer vom 9. Febr. der
„Vasdmapi Ujsdg" berichtete nämlich ein Augenzeuge: „Wir reisten
Ton Severin gegen Erajova, als auf einmal gerade in nördlicher
Richtung eine dem Leuchten des Blitzes ähnliche Linie nebst einigem
Geräusch unsere Aufmerksamkeit auf sich zog und es uns schien,
als wenn das Feuermeteor von Nordwesten gegen Osten sich senkend
hinter die nächsten Hügel hinunterfiele. Noch 5 — 7 Minuten lange
') Sitzungsber. d. kais. Ak. d. Wiss. Bd.LXXXV, Abth. 1, (Mars 1882).
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Ergänzender Bericht über den Meteoritenfall bei Mocs. 235
nachher sahen wir einen weissen zurückgebliebenen Rauch. Die
Pallrichtung (gegen den Horizont?) betrug circa 60 — 65^**
Wenn man alle Beobachtungen in Betracht zieht, so scheint
es, dass das Meteor innerhalb eines grossen elliptischen Gebietes
sichtbar war, dessen längerer Durchmesser in beiläufig NW. — SO.
Richtung, wenigstens 82, der kürzere Durchmesser aber 56 geogr.
Meilen beträgt; oder wenn wir die Entfernung von T.-äeverin bis
Mocs in Luftlinie annehmen, so dürfte man das fallende Meteor
innerhalb eines Kreises gesehen haben, dessen Radius wenigstens
30 geographische Meilen beträgt.
Was das Gebiet betrifft, innerhalb dessen die Meteorsteine
niederfielen, konnte ich, da ich in der Osterwoche sämmtliche Fallorte
besuchte, darauf bezüglich verlässlichere Daten einsammeln, als
die in meinem ersten Berichte mitgetheilten. Der entfernteste Pankt,
bis wohin der grösste Stein flog, liegt südostlich von Mocs, etwa
1300 Met. entfernt, am Rande des Waldes Namens Paphely. Die
übrigen grossen Stücke wurden — wie es scheint — alle auf der
zwischen Mocs, 0.-Gy6res und Eeszü gelegenen Fläche gefunden.
Bei 0-Gy6res erhielt man einige grosse Exemplare am östlichen
Ende des Dorfes; südlich und westlich davon fiel kein einziges
Stück mehr. Bei Keszü bildet das südliche Ende des Dorfes die
Grenze, über welche gegen Norden zu keine Steine mehr fielen.
In Palatka selbst fiel kein Stein; wohl aber in Yajda-Eamaras,
welches Dorf ganz im Fallgebiete liegt. Das meiste fiel hier auf
die zwischen den genannten vier Ortschaften gelegene Fläche,
welche grösstentheils durch Wald — am sogenannten Nagyerdo
tet5-Berg — bedeckt wird, so dass hier noch mancher schöne Stein
durch Laub bedeckt liegen dürfte.
Gegen Bdre und Marokhdza finden sich die allmählig kleiner
werdenden Steine immer dichter vor, und besonders auf der Fläche
des aus Wiesen und Ackerfeldern bestehenden 526 Meter hohen
Kecskehät-Rückens lasen die Einwohner von Bdre jene grosse Menge
von Steinen auf, welche nach Elausenburg kamen, um von hier
aas weiter verkauft zu werden. Im Dorfe Marokhäza selbst fiel
kein einziger Stein mehr, um so weniger in Bogdcs; denn die
hierortigen Einwohner sammelten die Steine alle bei Gyulatelke
und Bare, und einige Personen, welche die Steine von ihnen
kauften, meinten irrig, diese fielen auch in ihrer Gemeinde nieder.
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236 A. Koch.
Bios auf der südliehen Lehne des Thaies von Marokhdza fand
man einige kleine Stücke; die grosseren stammten alle aus dem
Hattert von Bdr^, vom südlichen Abhang des 555 Meter hohen
Berges Picuiec, welcher die ganze Gegend beherrscht. In Bdr6
selbst fielen genug Steine, über das südliche Ende des Dorfes
hinüber flogen aber kaum einige; die meisten waren auf den baum-
losen Abhängen des Eecskehdt-, Picuiec-, EöristetS- und des Borz&s-
Sattels zerstreut, wo noch in der Osterwoche ganze Truppen Leute
Yon BiT& suchend herumkrochen und hie und da noch immer
Einiges fanden.
Zwischen Gyulatelke und Visa fand man die immer mehr
kleiner werdenden Steine am dichtesten beisammen, und hier
besonders im Borzds- und Eoristhale, auf den Wiesen und Aeckern
der Söshely genannten Anhöhe, an den südöstlichen Abhängen des
Botos-Berges (auf der Specialkarfce ist hier der 471 Meter hohe Godor-
Berg eingezeichnet) und in der Umgebung des Büdöstö; so dass
man in der Osterwoche während meines Aufenthaltes, hier noch
eine ziemliche Menge fand.
Auch im Dorfe Gyulatelke fielen einige Stücke, ja auch am
Abhang des gegen NO. sich erhebenden Tdba-Bückens fanden sich
einige; jenseits dieses Rückens aber fand sich keines mehr. In
Visa fiel ein Stückchen von der Grösse eines Taubeneies in einem
Hofe zu den Füssen einer Bauersfrau und prallte eine Klafter
hoch zurück. Einige sehr kleine Exemplare fand man noch in den
Weingärten am südlichen Abhang des Eöristeto-Berges ; weiter
gegen Süden aber fiel nichts mehr. Im Allgemeinen fielen um
Visa herum die kleinsten Stücke, unter welchen das kleinste, Ton
der Grösse einer Bohne und blos 0*95 Gr. schwer, in der Samm-
lung des arm.-kath. Untergymnasiums von Szamosujydr aufbewahrt
wird. Etwas grössere Exemplare besitzt auch das siebenbürgische
Museum. Es ist zwar nicht unwahrscheinlich, dass auch jenseits des
Botos (oder Gödör) gegen Bonczhida zu noch einzelne sehr kleine
Stücke fielen; ganz sicher Hess sich dies aber nicht constatiren.
Wenn wir nach diesen Daten das Meteoriten-Fallgebiet um-
grenzen, ersehen wir, dass dessen Länge mindestens 20 Em. beträgt ;
die Breite ist am nordwestlichen Ende am beträchtlichsten, nämlich
wenigstens 4 Em., gegen Süden verschmälert sich das Gebiet
allmählig und unterhalb Mocs, bei dem Punkte, wo der grosste
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Ergänzender Bericht über den Meteoritenfall bei Moc9.
237
Stein fiel, läuft es beioahe in eine Spitze zusammen, so dass die
Gestalt dem Durchschnitte einer Spindel ähnlich ist: und wenn
wir die mittlere Breite auf 3 Em. setzen, können wir den Flächen-
inhalt des Fallgebietes jetzt auf beiläufig 60 Q^^^- schätzen.
Was die Zahl und das Gewicht der bisher mir bekannten
Meteorsteine betrifft, so kann ich selbe jetzt (16. Juni) folgender-
massen zusammenstellen :
In den Besitz des Siebenb. Museums gelangt (nach
meinem ersten Bericht)
Seitdem wurden noch erworben
Im Besitze des Kaufmanns Franz Benke hier • • •
Im Verzeichnisse des Dr. L. Mirtonfi zusammeogestellt
Verkanft durch den Kaufmann L. Bogd^n
An das British Museam verkauft
Im Bezitze des Kaufmanns Jak. Azbey
Durch das k. k. Hof-Mineralien-Cabinet erworben • •
Im Besitze des hierortigen ref. Collegiums
n n der Landwirthsch. Anstalt in &o\ Monostor
„ » des Prof. A. Genersich hier
n n n uuitar. Collegiums hier
„ „ „ Apahidaer Notars AI. Szabö
n n n Staatsrathss B. Braun in Wien • . • •
„ „ „ Grundbesitzers Jul. Gkutl in M. Kalyän
n 71 n Kreisarztes Dr. Fr. Winkler in Möcs •
n n n reform. Pastors G&sp&r in Visa • • •
In den Händen von Bäreer Einwohnern sah ich noch •
Im Besitze des reform. Collegiums in Nagy-Enjed • • •
„ „ „ B. Ad. y. B&nffy in Bonczhida • . • •
,. „ der Gräfin Bethlen in V. Kamaräs • • •
„ n des Grundbesitzers M. Elekes
„ n n Präparandie-Direetors Fr. Paal hier • *
„ „ „ Prof Jos. Duret hier
„ n n Prof. Aug. Ksnitz hier
„ n n mineral. Institutes der Univers. Budapest
n n n Nationalmuseums (Geschenk des Herrn
V. NaUczy)
Im Besitze des reform. Collegiums in Marosv&s&rhely •
Zusammen • • • •
11
Gewicht
in Gr.
112
66014
292
22499
294
44626
73
6288
66
8029
2
18100
1
2130
1
6600
9
3096
2
106
1
76
2
428
8
673
1
1240
1
400
1
600
1
600
5
1010
13
6902
10
500
8
1600
1
40
1
600
2
600
1
145
5
2186
12
160Ö
2
186
912
174118
i
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238 A. Koch.
Diese Zahl und das Gewicht vertheilen sich unter den Fall-
orten beiläufig im folgenden Yerhältniss:
fielen beiläufig
Stücke Gr. schwer
1. Zwischen Qyulatelke, Visa und Marokhaza 600 24.000
2. „ B&t&^ Vajda-Kamards und Palatka . 300 70.000
3. Ö-Gy6res, Keszü und Mocs 10 44.000
4. Hinter Mocs 1 35.700
Ausser diesen hier aufgezählten Stücken kamen aber wenig-
stens ebenso viele — zwar nicht in demselben Gewichte — Stücke
ungezählt in den Handel oder verblieben im Besitze der Einwohner
des Fallgebietes ; und der Zahl nach liegen wahrscheinlich abermals
so viele noch draussen an bewaldeten und struppigen Stellen des
Fallgebietes, so dass ich jetzt die Zahl der herabgefallenen Me-
teorsteine zuversichtlich auf 3000 und deren Gewicht auf 300 Egr.
schätzen kann.
Es wird vielleicht nicht ohne Interesse sein, wenn ich das
Verzeichniss — und wo möglich — eine kurze Beschreibung jener
grössten Exemplare, von denen ich Kunde habe, hinzufüge.
1. Das 1300 Meter südöstlich von Mocs niedergefallene
grösste Exemplar, Gewicht 35,700 Gr. Im Besitze des sieben-
bürgischen Museums.
Die eingehende Beschreibung dieses Exemplars übernahm
Herr üustosadjunct Fr. Herbich; da ich aber nicht weiss, wo und
wann sein Bericht erscheinen soll, will ich vorläufig eine kurze
Beschreibung geben. Die Gestalt ist im Grossen eine dreiseitige
Pyramide mit drei ziemlich flachen und glatten, in die Scheitel-
spitze laufenden Flächen, auf welchen nur spärlich Vertiefungen
sichtbar sind, und mit einer sehr unebenen convexen Basisfläche,
erfüllt mit verschieden grossen Grübchen und Vertiefungen. Auf
der einen Seite dieser Basisfläche sieht man eine nach aufwärts
steigende viereckige Bruchfläche, deren eine Dimension durch-
schnittlich 20*5, die andere 188 Cm. beträgt. Die abgebrochene
Ecke, wenn man das Stück im Geiste ergänzt, war wenigstens
6 Cm. entfernt von der Bruchfläche, so dass nach diesen Dimen-
sionen der Kubikinhalt des abgebrochenen Stückes beiläufig 770 Cm.,
das Gewicht aber 2834*23 Gr. betrug. Das Gewicht des un-
versehrten Exemplars dürfte also etwa 38'534 Gr. betragen
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Ergänzender Bericht über den Meteoritenfall bei Mocs. 239
haben. Auf der erwähnten Bruchfläehe sieht man einen glänzenden
Eisen-Pyrrhotin-Harnisch von der Grösse einer Einderhand, dann
die Qaerschnitte einiger ebensolcher Harnische als braune glän-
zende Adern, ferner zwei graulichweisse dichte Kugeln, die eine
2, die andere 1 Cm. im Durchmesser. Auf der einen Seitenfläche
siebt man einen kreisrunden, glänzenden Fleck als den Durchschnitt
einer ebensolchen Kugel.
Der grösste Durchmesser des Meteorsteines vom Scheitel bis
zum äussersten Punkt der Basis beträgt 38 Cm., die grösste
Breite des Steines an der Grundfläche beträgt 35' 7 Cm., die
kleinste Breite 25 Cm.
2. Ein zwischen 0. -Gy6res und Mocs herabgefallenes
Stück im Gewichte von 8500 Gr., im Besitze des BritishrMuseums.
Im Grossen besitzt auch dieses Stück die Gestalt einer drei-
seitigen Pyramide, ist aber durch viele untergeordnete kleinere
Flächen unregelmässig. Die Basis besteht aus drei unter sehr stum-
pfen Winkeln zusammenstossenden Flächen, welche eben, aber
durch ein dichtes Netz von Schmelzstriemen rauh sind, und über
die scharfen Ränder biegt sich die Schmelzkruste herüber. Von
den Scheitelflächen zeigt die eine kaum einige, die anderen viele
Grübchen, ausserdem eine jede dichte Schmelzfäden und Striemen,
welche von der Hauptkante aus radial gegen die Ränder der
Basis ausstrahlen. Endlich sieht man zwischen den Basis- und
den Scheitelflächen noch zwei kleine rhomboidische Flächen, welche
wellig rauh durch dicke Schmelztropfen sind. Es scheinen dies
spätere Bruchflächen zu sein, welche sich während des Fluges in
der Atmosphäre bildeten und überrindeten.
Jedenfalls ist dies eines der schönsten Stücke.
3. Ein bei O.-Gy^res niedergefallenes Stück, 8370 Gr.
schwer, welches das siebenbürgische Museum erwarb und dem
ungarischen Nationalmuseum überliess.
Auch dieses Stück hat die Gestalt einer dreiseitigen Pyra-
mide, deren Spitze abgebrochen wurde. Die Flächen sind ziemlich
eben und glatt, da weder Grübchen noch Schmelztropfen und
Striemen häufig daran sind.
4« Ein im Walde bei Palatka gefundenes Stück, 8150 Gr.
schwer. Dieses wurde vom Finder mittelst einer Axt in 6 grössere
Stücke zerschlagen, welche gut zusammengefügt werden können.
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240 A. Koch.
während unzählige kleine Splitter davon fehlen. Besitzer ist der
Kaufmann Franz Senke hier.
Die Gestalt ist die eines Brodlaibes, d. i. niedrig kegelförmig,
mit zwei unter sehr stumpfen Winkeln zusammenstossenden Basis-
flächen und gekrümmter Kegelfläche. Die Grundflächen sind eben,
durch Schmelzstriemen und Runzeln rauh, besonders gegen die
Ränder zu, wo die Schmelzkruste von der Kegelfläche sich heruber-
schlug, wodurch die Orientirung während des Fluges genau
bestimmt ist. Auf der Kegelfläche sieht man blos einige Grübchen,
aber sehr viele und feine Schmelzstriemen, welche vom Scheitel
des Kegels beinahe radial gegen die Ränder zu ausstrahlen, vielfach
sich verzweigend und dadurch ein feines Netz bildend. In dieser
Hinsicht ist es eines der schönsten Exemplare, Schade, dass es
zertrümmert ist.
5. Ein beiOldh-Györes gefundenes Stück, 6060 Gr. schwer.
Besitzer ist ebenfalls der Kaufmann Franz Benke.
Dieses Stück besitzt eine grosse ebene Grundfläche, an welcher
die Schmelzkruste ganz schuppig rauh ist, und an den Rändern
ringsum biegt sich die Kruste um. Nach oben zu stossen drei
Flächen, eine sehr niedrige Pyramide bildend, zusammen. Diese
sind ziemlich glatt, die Kruste aber ist sehr zerklüftet. Entlang der
längsten Kante zieht sich ein langer Canal, welcher durch die Yer-
schmelzung einer Reihe von Grübchen entstanden ist.
6. Ein bei 0.-Gy6res gefundenes Stück, 5600 Gr. schwer,
welches das Hof-Mineraliencabinet in Wien erwarb. Dieses ist
beinahe unversehrt, zeigt im Grossen auch Pyramidengestalt, and
die Flächen sind mit ziemlich vielen Unebenheiten und Grübchen
bedeckt.
7. Ein bei Keszü gefundenes Stück, 4600 Gr. schwer, wel-
ches das British-Museum erwarb.
Im Grossen besitzt es Würfelgestalt mit einer ziemlich
ebenen Grund- und 5 anderen Flächen. Die Grundfläche ist durch
schuppige Schmelzkruste rauh. Die 4 Seitenflächen zeigen blos
Unebenheiten und Grübchen, Schmelzfaden oder Runzeln kaum
einige. Auf der Scheitelfläche befinden sich sehr tiefe, Finger-
eindrücken ähnliche Grübchen, und etwa von der Mitte gehen feine
Aederchen und Runzeln aus, welche gegen die Ränder anschwellen
und auf die Seitenflächen überquill en.
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Ergänzender Bericht über den Meteoritenfall bei Mocb. 241
8. Ein bei Yaj da-Kamaras gefaHenes Stück, 3194 Qr.8ch wer,
im Besitze des reform. CoUegiums in Nagy-Enyed. Nach der Mit-
theilung des Prof. E. Herepey besitzt es die Gestalt einer vier-
seitigen, stumpfen Pyramide.
9. Ein zwischen Res zu und Palatka gefundenes Stück,
2700 Qr. schwer. Besitzer ist der Kaufmann Franz Benke. Auch
dieses gleicht am ehesten einer dreiseitigen Pyramide mit einer
rauhen Basisfläche, an deren Rändern die Schmelzkruste sich umbiegt.
Von den in die Spitze zusammenstossenden Flächen sind zwei
gewölbt und ziemlich glatt, die dritte ist eingedrückt, mit ziem-
lich grossen Grübchen, Schmelzstriemen und Schlackenschuppen
versehen .
10. Ein bei Yajda-Eamaras gefundenes Stück, 2150 Gr.
schwer, im Besitze des reform. CoUegiums hier. Das Stück ist sehr
unregelmässig polyedrisch, eher dem Würfel als einer Pyramide
ähnlich. Seine sechs verschieden grossen Flächen sind ziemlich eben,
indem die Vertiefungen nicht tief und nicht zahlreich sind; blos
an einer Fläche kommen sie häufig vor, wodurch diese wellig
erscheint, und an den Bändern zeigt sich auch das Umschlagen
der Schmelzkruste. Es besitzt noch eine neuere Bruchfläche, welche
mit dünner, ungleicher Schmelzkruste überkleidet ist, endlich auch
eine ganz frische kleine Bruchfläche.
11. Ein bei Palatka oder Eeszü gefundenes Stück, 2130 Gr.
schwer, im Besitze des Eaufniannscommis Jacob Azbey hier.
Im Grossen besitzt dieses Stück auch eine unregelmässige, drei-
seitige Pyramidengestalt, auf den Flächen mit den bezeichnenden
Grübchen, Sohmelzstriemen und Wülsten am Rande.
Ausser diesen grössten Exemplaren kenne ich kein grosseres
Stück mehr; solche vom Gewicht zwischen 1 und 2 Egr. gibt es
aber so viele, dass sich deren besondere Beschreibung nicht der
Mühe lohnen würde.
Seit dem Erscheinen meines ersten Berichtes hat mein Bruder
Franz Eoch, Assistent der ehem. Lehrkanzel, im ehem. Laborato-
rium hier eine Analyse dieses Meteoriten ausgeführt^).
Das zur Analyse genommene Material wurde, um womöglich
die mittlere Zusammensetzung des Meteorsteines zu erhalten, von
0 Siehe Näheres in der Zeitschrift „Orvoa-term^szettud. Ertesito^S
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242 A. Koch.
6 verschieden grossen Steinen abgeschlagen, welche Ton folgenden
Fallorten herrühren:
1. Bruchstücke von zwei kleineren Steinen, gefunden bei Bare.
2. Bruchstücke von einem 300 Gr. schweren Stein, gefunden
bei Yajda-Kamards.
3. Bruchstücke von einem 200 Gr. schweren Stein, gefunden
bei Gyulatelke.
4. Bruchstücke von einem 200 Gr. schweren Stein, gefunden
bei Gyulatelke, gegen B&re.
5. Bruchstücke, genommen vom grössten Stein, gefunden
bei Hocs.
Von diesen abgeschlagenen Bruchstücken wurde die noch
anhaftende Schmelzrinde abgelöst und dieselben dann zii feinem Pulver
zerrieben. Da aber die Zerreibung einzelner Metallkörner nicht
gelang, wurden diese ausgelöst, ihr Gewicht betrug 0*261 Gramm.
Von diesen Metallkörnern wurde immer die relativ entsprechende
Menge dem zur Analyse genommenen Pulver beigegeben. .
Im Ganzen wurden 5 Versuchsreihen gemacht.
I. Zur Bestimmung der freien Metalle, welche gemäss der
Boussingault'schen Methode durch Quecksilberchlorid gelöst wurden,
dienten 7*9457 Gr. Diese gaben 0*9000 Eisenoxyd, entsprechend
0*63 Eisen oder 793 Perc; ferner 0'1431 Nickeloxyd, entsprechend
0-1124 Nickel oder 138 Perc; ferner 00715 Schwefelmangan,
entsprechend 0*0452 Mangan oder 0*57 Perc. Von Kobalt wurden
blos Spuren erkannt.
II. Von dem nach Entfernung der freien Metalle zurück-
gebliebenen Pulver 3*0508 Gr. zu den ferneren Bestimmungen
benützt, daher 3*3544 Gr. des Meteoriten. Erhalten wurden 1*4338
Kieselsäure oder 42*74 Perc; 0*0928 Kalk oder 2*77 Perc; 1.4771
Magnesiapyrophosphat, entsprechend 15*95 Perc Magnesia; 0*7851
Eisenoxyd, entsprechend 21*06 Eisenoxydul; 0*0465 Schwefelmangan,
entsprechend 1*12 Manganoxydul. Die zurückgebliebene Menge
Chromit betrug 0*0522 Gr. oder .1*56 Perc, der Glühverlust, viel-
leicht als Kohlenstoff anzusehen, 0*0133 oder 0193 Perc.
III. 7*0998 Gr. des Meteoriten, mit Fluorammon und Schwefel-
säure aufgeschlossen, lieferten für die Gesammtmenge des Eisens
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Ergänzender Bericht Ober den Meteoriten&ll bei Mocs.
243
2*433 Gr. EiBenoxyd. Nach Abzug der dem metallischen Eisen ent-
sprechenden Menge gibt der Rest 1 '4658 Eisenoxydul oder 20*65 Perc.
Obige Menge lieferte femer: 0*1202 Nickeloxyd oder 139 Perc,
0*1989 Kalk oder 2*80 Perc, 01855 Chloralkalien und 0*755 Platinsalz
entsprechend 0*20 Kali und 1 '20 Natron. Auch Spuren von Lithion
worden beobachtet.
IV. 7*2785 Gr. des Meteoriten, welche mit Salpeter und
kohlensaurem Natron geschmolzen wurden, lieferten eine Lösung,
die 1*3843 Baryumsulfat gab, entsprechend 0*1899 Schwefel oder
2*61 Perc, ferner 0*1081 Magnesiumpyrophosphat, entsprechend
0*0302 Phosphor oder 0*41 Perc.
V. 1*9868 Gr. des Meteoritenpulvers hinterliessen nach Be-
handlung mit Salzsäure einen unlöslichen Rückstand von 0*9501 Gr.
oder 47*70 Perc.
Die chemische Zusammensetzung des Meteorsteines ist dem-
nach folgende:
Fe .
Mn
m .
Co .
SiO»
AhO,
FeO
MnO
MyO
CaO
Na,0
K^O
LitO
S '
P .
er ■
Chromit
ehenden
7*93
057
1-38
Spur
42-74^
Spur
20*86
1*12
15*95
2.78
1-20
0'21
Spur
2-61
0*41
019
1-56
99^1
1*39
9-88 Perc freie Metalle
89*63 Perc. als Silicate und andere Ver-
bindungen.
Von dieser Summe die dem S und P entspre-
Perc in Abzug gebracht, ergeben sich
98' 12 als analyt. Summe.
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244 A. Koch.
In Säure löslich 52*30 Perc.
In Säure unlöslich 47*70 Perc.
Aus diesem Ergebniss ist es ersichtlich, dass die Menge des
Nickeleisens 9'8798^/o beträgt, also bedeutend mehr, als ich nach
Schätzung der Yolummenge in meinem ersten Berichte erhielt
(nämlich blos 2*5%). Die Ursache dieser grossen Abweichung ist
ohne Zweifel die, dass die Schätzung des Yoluminhaltes sich blos
auf die mit freiem Auge gut sichtbaren grösseren Hetallkörner
bezog, während die ganze Menge der sehr kleinen Partikelchen
nicht annähernd abgeschätzt werden kann.
Die 2'5°/o Nickeleisen können also höchstens die Menge der
mit freiem Auge gut sichtbaren Partikel chen andeuten. Das Yer-
hältniss des Fe+Mn zu dem Ni wird nahe durch die Formel
Fei^Nii2 ausgedrückt, und wenn wir blos das Atomverhältniss
Fe zu Ni nehmen, so gelangen wir sehr nahe auf die Formel
Fe^ Ni, welche die Zusammensetzung des Taenit ausdrückt.
Wenn ferner die ganze Menge des Schwefels (2*6091%) an
das Eisen gebunden als Magnetkies vorkommt und man dafür die
Formel Fe^Sg annimmt, so bindet die oben erwähnte 5-Menge
40168% jPe, und die Gewichtmenge des Magnetkieses in dem
Meteoriten ergibt sich zu 6*6259%. Diese Zahl übertrifft abermals
um Vieles jene meiner Schätzung (0*7%), woraus ebenfalls folgt,
dass nur ein kleiner Theil des Magnetkieses in gut sichtbaren
Körnern eingesprengt sei, der grösste Theil sich aber in mikroskopisch
kleinen Partikelchen zwischen den Silicatkörnern des Meteorites
eingezwängt befinden muss. So viel halte ich für nöthig zur Ent-
schuldigung meiner sehr abweichenden Schätzungsdaten vorzubringen.
In Bezug auf andere Folgerungen muss die Erscheinung der voll-
ständigen Arbeit abgewartet werden.
Klausenburg, den 16. Juni 1882.
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Beiträge zur EenDtnisa des Gypa- und Anhydritgesteines. 245
XIV. Beiträge zur Kenntniss des Gyps- und Anhydrit-
Von Franz Hammerschmidt.
(Mit Tafel II.)
Abgesehen von veremzelten Daten ^) ist bisher eine genauere
und vergleichende mikroskopische Untersuchung des Gyps- und An-
hydritgesteines niemals ausgeffihrt worden, und doch liess sich auch
davon manches Erwähnenswerthe erwarten.
Im Folgenden ist daher der Versuch gemacht worden, an der
Hand einer grosseren Anzahl den verschiedensten Fundorten und
Formationen entstammender und im Mineralogischen Museum zu
Leipzig aufbewahrter Vorkommnisse Einiges zu einer derartigen
Untersuchung beizutragen.
Anhydrit.
Wenn wir zunächst von jedweder Umwandlung in Gyps ab-
sehen und die Structur des reinen, noch unveränderten Anhydrit-
gesteines- betrachten, so lassen sich zwanglos zwei Gruppen des-
selben unterscheiden, die in ihrer Mikrostruotur einen völlig ver-
schiedenen Habitus besitzen. Im Allgemeinen sind sie aber auch
schon makroskopisch oft auseinanderzuhalten, wenngleich die sichere
Zurechnung zu der einen oder anderen Abtheilung, sowie der Nach-
weis von Uebergängen zwischen denselben nur mit dem Mikroskop
gelingt.
Die erste Gruppe, die meisten Vorkommnisse umfassend, mag
einfach ab die des körnigen Anhydrits bezeichnet werden. Sie
schliesst natürlich auch die dichten, d. h. die sehr feinkörnigen
Gesteine ein. Wesentlich und meist auch augenfällig sind davon An-
hydrite unterschieden, die als „f a s e r i g s t r a h 1 i g e^ aufgeführt
werden sollen.
Der körnige Anhydrit.
Zu ihm gehören in erster Linie diejenigen, welche nebenbei
eine ausgesprochene Bänderung oder Zusammensetzung aus
M G. Rose, Ber. d. kgl. Ak. d. Wiss. zu Berlin 1871. S. 363 u. f.
0. Lang. Z. d. g. Qesellsch. XXXIII. 1881, S. 241.
Mineralog. und petrogr. Mltth. Y. 1882. Uammervchmidt. 17
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246 ^- Hammerschmidt.
dünnen, plattenformigen Lagen, aufweisen, und in ihnen steht die
innere Structur in Zusammenhang mit dieser Ausbildungsweise.
Typische Ausprägung dieser Art zeigt der vorzüglich gebän-
derte Anhydrit aus dem Schlüsselstollen im Mansfeldischen. Fast
parallele, hellere und graulich, z. Th. dunkler gefärbte Lagen
wechseln in einer Mächtigkeit von wenigen Millimetern bis einigen
Centimetern sehr regelmässig miteinander ab. Der Anhydrit ist
gleichartig dicht und ohne jede Einlagerung grösserer Individuen.
U. d. M. erweist er sich als ein Aggregat von der Grosse nach in
geringen Grenzen schwankenden, meist 0,03 bis 0,Q4 Mm. grossen
gewöhnlich scharf rectangulär, wohl auch annähernd quadratisch
ausgebildeten, selten unregelmässig kornartig geformten Anhydrit-
schnitten, welche intensiv chromatische Polarisation zeigen. Jedoch
ist diese selten über die ganze Schnittoberiiäche hin gleichmässig
entwickelt, vielmehr zeigt sich, wohl ohne Zweifel durch Abblätie*
rangen bedingt, manchmal ein Wechsel und Uebergäng der Farben,
welcher an die vorhandenen Spaltungslinien und die dadurch er-
zeugten Felder gebunden ist. In diesen sehr feinkörnigen Aggre-
gaten ist das gewöhnlich nur andeutungsweise der Fall, in etwas
grobkörnigen aber sehr regelmässig. Eine auf Domen oder Prismen
verweisende, scharfe Abstumpfung der rechtwinkeligen Ecken war
nie vorhanden, nur hie und da eine undeutliche Abrundung letzterer.
Die Schnitte sind, wie natürlich, in den verschiedensten Orientinin*
gen vorhanden. Es finden sich solche, in denen die hindurchziehen-
den Spaltungslinien etwa von gleicher Stärke sind, und solche, in
denen sie sehr verschieden scharf und ungleichmässig entwickelt
hervortreten. Da bekanntlich die beste Spaltbarkeit des Anhydrits
nach Naumann's Aufstellung dem Brachypinakoid, die fast gleich
vollkommene dem Makropinakoid, die weit weniger gute der Basis
parallel geht, so würden die ersteren, deutliche Ausbildung voraus-
gesetzt, im Allgemeinen für basische, die anderen für brachy- oder
makrodiagonale Schnitte zu halten sein. Da die letzteren in senk-
recht zur Bänderung geführten Schliffen vorwiegen, so hat es den
Anschein, als ob die meisten Individuen mit einer Pinakoidfläche
parallel zu dieser gerichtet seien.
Doch ist das nur annähernd richtig. Kettenähnliche Gruppirung
der Individuen durch Aneinanderlagerung vermittelst der Pinakoid-
flächen ist zwar nicht selten, und dann folgen die linearen Aneinan-
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Beiträge zur Eenntniss des Gyps- und Anhydritgesteines. 247
derreihungen im Allgemeinen der Richtung der Schichtung, aber
8ie behalten diesen Zusammenhang nicht immer. Die Schnüre bie-
gen und verzweigen sich mannigfach, so dass Theile derselben nicht
selten sogar senkrecht auf jener Richtung stehen. Auch sind sie
häufig so verknäuelt, dass sie nur ein ganz unregelmässiges Aggre-
gat darzustellen scheinen. In solchen Strudeln liegen dann meist
auch ein wenig grössere, beliebig orientirte Individuen eingeschlossen.
Die gefärbten Lagen, deren regelmässiger Verlauf übrigens
nur makroskopisch ausgeprägt ist, haben dieselbe Structur, wie die
helleren, nur sind die Individuen bemerkbar kleiner. Viele derselben
sind im Inneren v(m staubförmiger, bräunlichgrauer Pigmentmasse
erfüllt, welche zuweilen auch, den Rand mehr oder minder gut
frei lassend, central eingelagert ist. Ausserdem finden sich hier
in diesen Anhydritaggregaten meist 0*03 Mm. grosse, abgerollten
Rhomboedem ähnliche Partikel, welche stets dicht von jener staub-
ähnlichen Materie erfüllt sind, deshalb deren Farbe tragen und auf
den ersten Blick das eigentliche Pigment darzustellen scheinen
(s. Taf. n, Fig. 1). Sie sind in Schnüren und Ballen zusammengehäuft
und ziehen scheinbar regellos im Schliff durcheinander, bringen aber
doch die makroskopische, sehr regelmässige Bänderung hervor.
Ihre eigentliche Substanz ist, wie weiter unten, wo auf diese Ein-
lagerungen etwas näher eingegangen werden soll, gezeigt werden
wird, ein Ealkmagnesiacarbonat, das, sobald es mit jener bräun-
lichen Staubmasse vergesellschaftet ist, stets eine eigenthümliche
Anziehungskraft auf dieselbe ausübt. Es geht dies so weit, dass da,
wo die pigmentirten, rundlichen Körnchen insbesondere zahlreich
vorhanden sind, der Anhydrit selbst fast rein erscheint.
Diesem Anhydrit anzureihen sind einige andere gebänderte
Vorkommnisse aus der Qegend von Eisleben, darunter eines mit
der näheren Bezeichnung : „Ottoschacht bei Wimmelburg^. Sie sind
nur durch die Eorngrösse, welche meist kleiner, bei dem vom
Ottoschacht aber um das Doppelte grösser ist, sodann durch die
z. Th. sehr verminderte Reinheit der helleren Lagen unterschieden.
Auch die Anordnung der Carbonatpartikel ist nicht mehr ganz die-
selbe. Sie treten weniger körnig hervor und sind mehr zu dichten,
sich netzförmig hindurchziehenden Strängen aggregirt. Bei jenem
Anhydrit von Wimmelburg tritt übrigens auch der oben erwähnte
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248 ^' Hammerschmidt.
Unterschied der Eorngrösse in den helleren und dunkleren Lagen
sehr deutlich hervor.
Den gebänderten Anhydriten schliesst sich der Gekröse-
stein und diesem ähnliche Aggregate an. Er besteht aus sehr
kleinen Individuen von Anhydrit, welche 0'Ö5 — 0-08 Mm. Grosse sehr
selten übersteigen, meist aber darunter bleiben. Ihre Form im
Schliff ist gewöhnlich die eines Rechteckes, jedoch selten mit scharfen
Begrenzungen, meistens mit abgerundeten Ecken; von ihren Con-
teuren ist jedoch nur im polarisirten Licht etwas zu merken. Spal-
tungslinien sind nur in den grössten Individuen und auch dort nur
andeutungsweise vorhanden. Die Anordnung der 'einzelnen Anhydrit-
partikel ist wieder eine stromähnliche, im Allgemeinen der Richtung
der Windungen des Gesteins folgend, dabei selbst aber die vielfachst
wechselnden Biegungen und Schlingungen ausführend. Ein irgend-
wie auffalliger Unterschied zwischen der Structur der breiteren und
schmäleren Gekrösesteine konnte nicht bemerkt werden. Von frem-
den Einlagerungen sind sie, kleine Eisenkiespartikel ausgenommen,
völlig frei. Ganz Aehnliches gilt auch für einen Anhydrit von Bochnia,
der auf thoniger Grundlage frei als knollige Masse aufsitzt und von
Steinsalzadern durchzogen wird, ebenso wie für warzige, blumenkohl-
artige, vom wasserklaren Steinsalz überzogene Gruppen von An-
hydrit desselben Fundortes. Beide zeigen bis auf die weniger gute,
stromähnliche Anordnung der Individuen ganz die Structur des
Gekrösesteines.
Wenn die eben beschriebenen kleinen Abtheilungen der
körnigen Anhydrite charakterisirt sind durch die Anordnung in Lagen,
den, wenn auch nur im Allgemeinen giltigen Parallelismus zwischen
der Form und Anordnung der Individuen und dem Verlauf der
Bänder, so ist dies für die folgenden nicht mehr der Fall. Sie sind
ungebändert und durchaus regellos struirt, und auch die
Form ihrer Elemente entbehrt fast vollständig der bis jetzt vorhan-
denen Regelmässigkeit.
Den Uebergang dazu bilden zwei Gesteine, von Berchtesgaden
und von Dürrenberg bei Hallein. Das erstere zeigt noch am besten
eine Andeutung von jener Structur, nur laufen die in ihm noch vor-
handenen Lagen wirr durcheinander, gegenseitig meistens ganz
verschwimmend. Zusammenhängend damit ist in seiner Mikrostructur
kaum noch von bestimmter Anordnung die Rede. Die Individuen,
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Beiträge zur Keantniss des Gyps- and Anhydritgesteines. 249
von mehr als doppelter Grosse, als bei den echten, gebänderten
Anhydriten, liegen regellos durcheinander, nur hie und da noch zu
kurzen Schnüren zusammentretend. Noch stärker tritt diese Unregel-
mässigkeit in dem Anhydrit yon Dürrenberg hervor. Die Färbung
beider Gesteine, die intensiver als die der meisten anderen ist,
wird ebenfalls durch jene staubfeine Masse hervorgebracht, von den
Carbon atpartikeln ist jedoch nur wenig vorhanden. Völlig regellose
Structur zeigt der auf dieselbe Art fast ebenso dunkel gefärbte
Anhydrit vom Salzbergwerk Hall, in welchem die schönen und
grossen Erystalle von Magnesitspath, meistens das Rhomboeder 4 R
zeigend, eingewachsen sind.
Mit der immer mehr wachsenden Eorngrösse der sich hier
anschliessenden Anhydrite zeigt sich eine sehr rasche Abnahme des
sonst 80 reichlich vorhandenen Pigmentes, und über eine bestimmte
Dimension derselben hinaus scheint es seine Begleitung ganz ver-
sagen zu wollen. Auch das Carbonat wird alsdann seltener und tritt
schliesslich, frei oder fast frei von jeder Färbung, auch seinerseits
in besser ausgebildeten Individuen auf, bis es dann in den grob-
kömigen Anhydriten ebenfalls völlig verschwindet.
Zu erwähnen sind hier zunächst die nur noch Spuren von
beiden enthaltenden Gesteine von Lüneburg (wohl zu unterscheiden
von den faserigstrabligen Vorkommnissen desselben Fundortes), von
Hall, Bex im St. Wallis, vom Salzbergwerk Berchtesgaden, auch
eines von Sulz am Neckar ^). Unter diesen enthält das erstgenannte
noch etwas mehr von den Einlagerungen in grösseren, aber spär-
licheren Schnüren, das letzte ist bereits vollständig frei davon.
Die Gontouren der bereits makroskopisch erkennbaren Elemente
dieser Gesteine sind stets vollständig unregelmässig kornartig, wenn
auch nicht immer abgerundet. Sie lassen vielmehr sehr oft noch an
den hervorspringenden Zacken den rechten Winkel, allerdings viel-
fach abgesetzt, erkennen. Bemerkenswerth ist das nur sehr geringe
Schwanken der Eorngrösse in demselben Gestein, wenn hierbei auch
nicht ausser Acht zu lassen ist, dass sich die Beobachtung blos auf
Handstücke beziehen konnte.
Den eben beschriebenen ganz ähnlich, nur in der Individuen-
grösse weit über sie hinausgehend, bis zu einer Grösse derselben
*) Die Fandortsangaben sind leider gewöhnlich so ungenau, dass oft sehr
verscbiedene Gesteine dieselbe Bezeichnung erhalten haben.
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^50 ^* H&mmerschmidt.
von mehreren Millimetern, erwiesen sich einige prachtvolle, durch-
scheinende, dem schönsten Statuenmarmor nicht unähnliche Gesteine
von Yicenza und von Sulz am Neckar. Yom ersteren Fundort lagen
solche Yon schwach bläulichgrüner und röthlicher, yom letzteren
nur von eben merklich rothlicher Farbe vor. In ihnen zeigen die
Anhydritkorner eine eigenthümliche Ausbildungsweise, höchst voll-
kommen entwickelt, die sich zwar auch in allen übrigen kömigen
Anhydriten mit Ausnahme der gebänderten vorfindet. Sie ist dort
aber wenig deutlich und nur spärlich vorhanden, so dass deren
Beschreibung bis hierher aufgespart wurde.
Die Körner sind von Streifensystemen durchzogen (s. Taf. ü,
Fig. 2), deren Häufigkeit mit der Reinheit und Eorngrosse der Oesteine
stetig zunimmt, bis sie in diesen Vorkommnissen die ausgezeich-
netste Schärfe und Deutlichkeit erlangen. Am häufigsten schneiden
sich die am schönsten ausgebildeten Streifensysteme unter nahezu
einem rechten Winkel, die Sprünge der besten Spaltbarkeit stets
als Winkelhalbirende zwischen sich lassend.
Obwohl sie aber mit geringen und spärlichen Ausnahmen stets
ganz ausserordentliche Dünne besitzen, so lässt die Beobachtung
im polarisirten Licht doch kaum einen Zweifel darüber, dass man
es hier mit einer Zwillingslamellirung zu thun hat, dass nicht etwa
blos ebenfalls Sprünge vorliegen. Die Lamellen polarisiren abwech-
selnd chromatisch, die dieselben enthaltenden Anhydritindividaen
können zwischen gekreuzten Nicols niemals zu völliger Dunkel-
stellung gebracht werden, während dies bei den blos die Spaltungs*
Sprünge tragenden selbstverständlich gelingt. In vielen Fällen durch-
schneiden die Lamellen, sich auskeilend, nur Theile des Anhydrit-
individuums, in anderen durchsetzen sie dasselbe scharf und voll-
ständig, gehen aber nie etwa direct in ein anderes über. Durch
die Spaltungssprünge setzen sie sehr oft scheinbar geradlinig hin-
durch, erleiden jedoch immer eine Verwerfung, wenn diese auch
bei ihrer ausserordentlichen Dünne nicht stets sicher bemerkbar
ist. Da sehr deutlich eine Abweichung des Winkels, den diese
beiden Streifensysteme miteinander bilden, von 90® nicht nur be-
merkt, sondern auch am Tisch zu etwa 5® gemessen werden kann,
so dürfte es wohl kaum zweifelhaft sein, dass hier eine polysynthe-
tische Verzwillingung des Anhydrits nach dem Brachydoma, die
beste Spaltbarkeit brachydiagonal angenommen^ vorliegt, zumal da
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Beitr&ge zur Renntniss des Gyps- und Anhydritgesteines. 251
ja die einfache Verzwilligung nach demselben Gesetz, bei welcher
der Winkel der Flächen 96® 30' beträgt, auch makroskopisch be-
kannt ist.
Seltsam ist der Umstand, dass die Lamellen häufig ganz
Bcharfrandig und geradlinig beginnen, sich dann aber nach und nach
wellig gestalten und mehr oder minder das Aussehen von Inter-
ferenzstreifen mit ihren verschwimmenden Farben im polarisirten
Licht gewinnen. So scheinen sie in sehr enger Beziehung zu an-
deren Streifen zu stehen, welche sich z. Th. ebenfalls unter etwa
95®, oft aber auch unter annähernd 105® schneiden, bei welchen
aber Ton einer scharfen Lamellirung gar keine Bede mehr ist. Sie
folgen zwar im allgemeinen einer Richtung, sind aber ohne jede
scharfe Berandung und in der mannigfachsten Weise gefältelt und
gewunden. Einmal wurde auch beobachtet, wie ein scharfes System
von Lamellen sich unter circa 95® mit einem solchen verschwom
menen und gewellten kreuzte. Endlich sind auch den eben beschrie-
benen völlig gleiche Streifen vorhanden, die, ohne sich zu kreuzen,
ein Anhydritindividuum wellig in seiner ganzen Ausdehnung durch-
setzen, so dass es in keiner Stellung mehr optisch gleichmässig
reagirt. Eine triftige Erklärung dieser Phänomene dürfte nicht ohne
Schwierigkeit zu geben sein.
Von der Möglichkeit, dass hier Gleitflächen vorhanden sind,
ist nicht ganz abzusehen. Doch dürfte auch die Annahme einiges
für sich haben, dass Interferenzerscheinungen vorliegen, die durch
uoregelmässiges Abblättern des Schliffs, den Spalten und Lamellen
entlang, entstehen, wie das ja auch dem sonstigen Verhalten des
Anhydrits z. B. der verschiedenfarbigen Polarisation in den ITeldern
der Spaltungslinien durchaus nicht widerspricht.
Der faserig-strahlige Anhydrit.
Die Bezeichnung „faserig-str ah liger Anhydrit^ ist für die all-
gemeine Charakterisirung der hierher zu zählenden Vorkommnisse
hinreichend, als Ausdruck für deren speciellere Structur aber nur
bedingungsweise. Wohl hat die Hauptmasse derselben ein faserig-
strahliges Gefüge, aber darin eingebettet liegen sehr beträchtliche
Partieen von rein körniger Structur. Doch überwiegen diese nur
ausnahmsweise, und so möge denn die Bezeichnung trotzdem zu
Recht bestehen.
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252 ^- Hammerschmidt.
Die faserig-strahligen Anhydrite unterscheiden sich bereits im
Handstück meist sehr deutlich von den körnigen. Sie besitzen weder
etwas von einer Bänderung noch von einer gleichmässig riohtungs-
losen Structur. Gekennzeichnet sind sie besonders durch unregel-
mässige Abwechslung von helleren, körnigen, maschenähnlichen und
dunkleren, faserigen, netzförmigen Partieen. Das makroskopische
Aussehen ihrer Dünnschliffe ist sehr charakeristiscb, sie sind ganz
augenfällig den Eisblumen der Fenster ähnlich. „Durch die ganze
Breite des Handstucks in mehr oder weniger gerader Linie" ver-
laufende, faserige Lagen, wie sie Q, Rose^) in einem Handstück
vom Schildstein bei Lüneburg beschreibt, habe ich nie beobachten
können, nur Andeutungen davon in einem als Gyps und Anhydrit
von demselben Fundort bezeichneten Stücke, in welchem sich meh-
rere etwa centimeterlange und -breite Lagen von, wie dort, auf
deren Längsrichtung senkrecht stehenden Fasern befinden, die in
der Mitte eine schmale Naht körnigen Anhydrits hindurchziehen
lassen. Im Uebrigen gilt für die makroskopische Structur der von
mir untersuchten faserig-strahligen Anhydrite im Allgemeinen das-
selbe, was G. Rose so schön an dem Gestein von Segeberg be-
schreibt: „Es besteht**, sagt er ^), „aus übereinanderliegenden mehr
oder weniger gekrümmten Lagen, die zwei bis drei Linien dick
sind und aus dünnstängligen Zusammensetzungsstücken bestehen,
die auf der Oberfläche der Lagen senkrecht stehen." Gewöhnlich
ist aber die Krümmung der Lagen sehr bedeutend und der Zusam-
menhang derselben auf weithin nicht gross. Ausserdem zeigen sie
fast sämmtlich zwischen diesen Lagen eine rundliche, körnige Masse,
„deren Zusammensetzungsstücke wiederum aus kurzstrahligen, sich
um den Mittelpunkt radial verbreitenden Zusammensetzungsstücken
bestehen und in dem Mittelpunkt einen Kern von einer dichten
Masse haben/
U. d. M. ergibt sich über diese allgemeine Structur wenig
wesentlich neues. Die erwähnten parallelfaserigen Lagen, und auch
die radialstrahligen bestehen aus Anhydritbändern, die sich aus
rectangulären, nicht ganz gleich orientirten Individuen zusammen-
setzen. Die radiale Gruppirung derselben, die häufig ganz regel-
') A. a. 0. S. 372.
*) Ebenda S. 8Gd.'
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Beiträge zur Kenntniss des Gyps- und Anhydritgesteines. 253
massig und fast Yollständig um einen Punkt herum geschieht ~-
meist um ein abweichend ausgebildetes Anhydritindividuum — ist
in den meisten Fällen doch so regellos, dass deren mikroskopischer
Anblick einer sehr dicht mit Strichsystemen bedeckten Gebirgskarte
nicht unpassend zu vergleichen sein dürfte. Wie dort zwischen
diesen die Kämme der Höhenzüge und die Thäler hervorleuchten,
so liegen hier helle, kömige Anhydritpartieen zwischen den faserigen
Lagen ganz in derselben Weise vertheilt. Das Bild wird dadurch
noch zutreffender, dass die faserigen Theile sich durch stets vor-
handene, parallel verlaufende, strich- oder schnürenförmig sehr
dicht aggregirte Einlagerungen von bräunlich grauer und dunklerer
Farbe sehr bestimmt von jenen abheben. Was die Natur jener Ein-
lagerungen anlangt, so muss davon später eingehender die Rede sein.
Die Ausbildung der früher betrachteten kömigen Individuen
von Anhydrit, sowie der Aggregate derselben findet man in den
hier eingelagerten Partieen dieser Art nicht wieder, und dies dürfte
einer der triftigsten Qründe für die Trennung der beiden Gesteins-
gruppen sein. Man vermisst sehr die Menge der dort so häufig und
regelmässig sich einstellenden Spaltungslinien. Gewöhnlich ist nicht
viel mehr als eine Andeutung derselben vorhanden und von dem
oft ganz schachbrettartigen oder backsteinmauerähnlichen Aussehen
jener ist hier nie die Rede. Trotz der oft makroskopischen Eorn-
grösse ist auch von der sonst so häufigen polysynthetischen Zwil-
lingsverwachsung nichts vorhanden.
Die radialfaserige Anordnung tritt in Anhydriten von Ilfeld
etwas zurück, besser ist sie in solchen von Osterode und Segeberg,
besonders aber in den Lüneburger Vorkommnissen ausgebildet.
Bemerkenswerth sind hier vorhandene, ihrer Natur nach ganz
zweifellose Anhydritkrystalle, die meist ganz isolirt den faserigen
Anhydritbüscheln, wenn auch nicht immer nur diesen, eingelagert
sind. Sie sind es, von denen früher bemerkt wurde, dass sie häufig
das Centmm für die radialstrahlige Anordnung der faserigen Theile
bilden. Auch die Form ihrer Durchschnitte unterscheidet sich ge-
wöhnlich von der der übrigen körnigen Anhydritindividuen. In den
meisten Fällen nähern sie sich abgemndet linsenförmigen Gestalten.
Neben diesen kommen, , freilich nur spärlich, vollkommen scharf
begrenzte und homogene Gypsindividuen vor (Taf. II, Fig. 3).
Wieder ist es nur das typische Lüneburger Gestein, in welchem
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254 F* Hammerschmidt.
sich ausser jenen isolirten Anhydritkrystallen, die in ihm bis 0*5
und ri Mm. Qrosse vorhanden sind, auch diese Einlagerung findet.
Beide tragen durchaus primären Charakter, und die Gypsindividuen
besonders haben mit der sonst sehr wohl bemerkbaren, später zu
besprechenden Umwandlung des Anhydrit in Oyps durchaus nichts
zu thun, wie dies die Art ihrer Einlagerung und ihre Gestaltung
mit Sicherheit beweist. Leider sind sie nur sehr spärlich yorhanden
und auch in mehreren Präparaten gelang es nur zwei davon nach-
zuweisen. Das grossere ist 0*3 Mm. lang und Ol 8 Mm. breit, das
andere hat nur 0'16 Mm. Länge auf 0'17 Mm. Breite. Beide zeigen
im Schnitt ein unregelmässiges, parallel zwei gegenüberliegenden
Seiten auslöschendes, also aus der orthodiagonalen Zone stammendes
Sechseck. Im Inneren ihrer sonst ganz homogenen Substanz finden
sich den Contouren ungefähr parallel ziehende Ringe von dunkler
und heller gefärbten Interpositionen. Das erstere Individuum enthält
davon nur einen etwas breiteren, das andere zwei, und zwar oon-
centrisch verlaufende. Der kleinere Theil der Einlagerungen lässt
sich als Flüssigkeitseinschlüsse, mit z. Th. sehr deutlicher, aber nie
beweglicher Libelle ausgestattet, erkennen. Ihre Form ist meist
langgestreckt und mehr oder weniger geradlinig begrenzt. Der
grössere Theil der Interpositionen ist aber dunkel gefärbt und dürfte
nur aus un regelmässigen, rundlichen Hohlräumen von z. Th. eigen-
thümlich zerlappter Form bestehen. Der sehr regelmässige Verlauf
der zwei Ringe des kleineren Individuums ist insofern noch merk-
würdig, als dieses sich auf Orund seiner optischen Reaction mit
einiger Bestimmtheit als verzwillingt auffassen lässt.
Unter sämmtlichen von mir untersuchten Anhydriten war nicht
einer, der sich nicht zwanglos einer der beiden aufgestellten Grup-
pen, der körnigen und der faserigstrahligen, hätte unterordnen lassen.
Eine weitere Berechtigung für diese Trennung ergibt die Anzahl
und Einlagerungsweise der Interpositionen.
Gas- und Flüssigkeitseinschlüsse im Anhydrit.
In den meisten Anhydriten sind Hohlräume und Flüssigkeits-
einschlüsse mit Sicherheit nachzuweisen. Durchweg giltig ist das
bei den faserigstrahligen, nur beschränkt bei den körnigen Anhy-
driten. Jn den diesen letzteren zuzuzählenden makroskopisch dichten,
wozu also die gebänderten und die Gekrösesteine gehören, ist davon
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Beiträge zur Eenntniss des Oypa- und Anbydritgesteines. 255
noch durchaus nichts zu bemerken. Bei mehr und mehr wachsender
Eomgrosse stellen sie sich aber sehr bald und zahlreich ein.
Den Anfang machen etwa die Geteine mit eben makrosko-
pisch erkennbaren Individuen, wenn sie auch nur noch sehr spär-
liche Spuren davon enthalten. Eine Ausnahme davon bilden in dem
von mir untersuchten Material nur zwei Gesteine, ein bläuliches
von Hall und ein ähnlich gefärbtes von Sulz am Neckar, die sich
auch sonst durch sehr innige Yerschränkung ihrer Individuen und
durch das sehr schwache Hervortreten der Contouren derselben
auszeichnen. Ich habe darin von Einschlüssen nichts beobachten
können, selbst in ihren grossten im Schliff bemerkbaren Individuen
nicht. In aDen übrigen Gesteinen von dieser Korngrösse, z. B. in
einigen von Bex und Berchtesgaden treten sie bereits in recht gut
bemerkbarer Menge auf. Freilich sind sie meistens ganz winzig klein
und wegen des fast immerwährenden Fehlens der Libelle wohl nur
als Hohlräume zu betrachten, aber ihre Ausbildung ist stets eine
ganz vorzügliche. Sie sind auf das deutlichste das, was man nega-
tive Erystalle zu nennen pflegt; sie ahmen, die gewöhnlichste,
würfelähnliche Form des Anhydrits stets auf das vollkommenste
nach, ebenso wie die hier noch selten auftretenden, wegen des
Vorhandenseins von Libellen sicher als solche zu identificirenden
Flüssigkeitseinschlüsse. Die Anordnung dieser -Interpositionen ist
stets die, dass nur grössere vereinzelt vorkommen, dass die kleineren
aber immer zu unregelmässig dahinziehenden Schwärmen verbunden
sind. In grobkörnigen Anhydriten sind sie qualitativ wie quantitativ
von immer besserer Entwicklung, lieber eine bestimmte Grösse
hinaus scheinen sie aber ihre scharfe, rectanguläre Form, deren
Seiten übrigens stets den Spaltungsrichtungen parallel laufen, nicht
wohl bewahren zu können. Sie werden dann auf die wunderlichste
Weise zerlappt.
Besonders schön waren alle diese Verhältnisse an frei aus-
krystallisirtem sog. Würfelanhydrit, der auf dem feinkörnigen Ge-
stein von Bex aufsitzt, zu bemerken. In ihm sind Einschlüsse jeder
Art und Ausbildung von winzigster, unmessbarer Grösse bis zu
O08 Mm. und darüber vorhanden. Die kleinsten zeigen etwas ab-
gerundete, die mittelgrossen rectanguläre, meist langgezogene, die
grösseren fast immer die zerlappte Gestalt. Das Grössenverhältniss
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256 ^* Hammerschmidt.
der Libelle zu den Flüssigkeitseinschlüssen ist, wie immer, sehr
wechselnd, aber im Allgemeinen doch sehr bedeutend.
Deutliche Bewegung derselben ist nur sehr selten wahrnehmbar.
Hier finden sich auch die bereits von Hornstein^) beschriebenen
[pünschlüsse mit Würfel und Libelle, sie sind aber nicht häufig und
nur von geringer Qrösse. Gemessen wurde ein annähernd rect-
angulärer zu 0*018 Mm., sein Würfelchen zu etwa 0*005 Mm.
Ein anderer, etwas zerlappter Einschluss dieser Art mass 0*02 Mm.
Seltsam ist das Vorkommen von ganz ähnlichen Dingen, die neben
dem Würfelchen an Stelle der Libelle ein Häufchen oder mehrere
Streifchen graulicher Materie enthalten.
Eine ganz von der gewöhnlichen abweichende Form besitzt
ein unzweifelhafter Flüssigteitseinschluss von 0*023 Mm. Gröaae
mit deutlich beweglicher Libelle, der in demselben Yorkommniss
in der Nähe der auf Spalten stattfindenden Umwandlung in ganz
unverändertem, weder über- noch unterlagertem Anhydrit liegt.
Er ahmt seltsamer Weise die gewöhnlichste Form des Gypa
(ooP. ooPoo . +P) auf das schärfste nach und trägt den klino-
basischen' Charakter dabei deutlich zur Schau.
In den faserigstrahligen Anhydriten sind die Einschlüsse in weit-
aus grösserer Menge vorhanden. Die früher (S. 253) erwähnten, in die
Fasern parallel eingelagerten Strichsysteme bestehen, soweit sich das
bei ihrer bis zu winzigster Kleinheit herabgehenden Ausdehnung nach-
weisen lässt, nur aus Hohlräumen und Flüssigkeitseinschlüssen, von
denen die ersteren die weitaus grössere Menge bilden und meist ganz
dunkel gefärbt sind. Ihre Form ist stets unregelmässig rundlich, nur
die grösseren nähern sich, wie auch die meisten durch die vorhan-
dene Libelle als Flüssigkeitseinschltisse charakterisirten, der rectan-
gulären Gestalt. Dazwischen ist in den Individuen dieselbe bräunlich-
graue, äusserst fein vertheilte Masse vorhanden, die bereits in den
gebänderten Anhydriten bemerkt wurde. Die körnigen Partieen des
faserigstrahligen Anhydrits sind fast frei von Interpositionen, ebenso
die isolirten, linsenförmigen Anhydritkry stalle desselben. Nur sehr
selten finden sich darin kleine Schwärme von winziger Grösse der
Individuen, hie und da wohl auch ein vereinzeltes grösseres.
Aus Yorstehendem ist leicht zu erkennen, dass in der That
Hornstein, Kl. Lehrbuch der Mineralogie, 2. Aufl. Kassel 1881.
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Beiträge zur Kenntoiss des Gyps- und Anbydritgesteines. 257
zwischen der Structur der beiden Anhydritgruppen und der Menge
und Anordnung ihrer eingelagerten Einschlüsse ein eigenthümlicher
Zusammenhang besteht. Hier die meist richtungslose Structur
mit fast ebensolcher Einlagerung der Einschlüsse, dort die im all-
gemeinen eine Richtung bevorzugende Ausbildung mit der auffallig
regelmässigen Anordnung der unzählbaren Schaaren von Interposi-
tionen. Dieser Unterschied allein würde vielleicht schon als Ein-
theilungsgrund genügen. Mikrolithen oder diesen ähnliche Gebilde
fanden sich in keinem der untersuchten Anhydrite.
Einschlüsse von Mineralien im Anhydrit.
Wohl nirgends fällt der Umstand, dass sich diese Unter-
suchang nur auf Handstücke erstrecken konnte, mehr in's Gewicht, als
hier. Immerhin mögen aber die gefundenen Resultate, unvollständig und
unvollkommen, wie sie sich nur ergeben konnten, aufgeführt werden.
Die bis jetzt vorliegenden Angaben über Mineraleinschlüsse
beziehen sich zumeist auf Anhydrit und Gyps zugleich. Es er-
scheint indessen doch nicht unwichtig, sie auseinander zu halten,
wie sich aus folgender Betrachtung ergeben dürfte: Der grösste
Theil der Gypsvorkommnisse hat sich, wie das weiter unten
auch noch eingehender beleuchtet werden soll, aus Anhydrit ge-
bildet, und zwar durch Aufnahme des auf Spalten zu ihm dringen-
den Wassers. Die Bestandtheile, welche dieses aufgelöst enthielt,
muBste es aber natürlich bei seiner Bindung absetzen ; die bis dahin
vom Anhydrit eingeschlossenen Mineralien veränderten sich durch
die Einwirkung des Wassers wenigstens zum Theil ebenfalls, und
so dürften sich doch einige Unterschiede ergeben, welche diese
Trennung rechtfertigen.
Im folgenden sprechen sich diese Unterschiede, um dies voraus-
zuschicken, allerdings nur darin aus, dass für den Gyps eine
grössere Anzahl beigemengter Mineralien gefunden wurde, als für
den Anhydrit, und dass in ihm einige der auch in diesem vorhan-
denen in besserer Ausbildung, gleichsam umkrystallisirt, nachgewie-
sen werden konnten.
Die schon früher beschriebene, meist sehr regelmässige Bän-
derung und Streifung, die in manchen Fällen das Gestein auch
regellos erfüllt und zuweilen sogar zusammenhängend durch Anhy-
drit- und Gypspartieen hindurchzieht, wird durch eine bräunlichgraue.
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258 F Hammerschmidt.
äusserst fein vcrtheilte, anbestimmbare Materie hervorgebraelit.
Fast immer schien diese sich zu etwa 0*03 Mm. grossen Ballen zu
aggregiren, welche von eigenthümlich compactem Habitus, verhalt-
nissmässig hell gefärbt waren, und deren Form sich stets abgerollten
Rhomboedern näherte (Taf. U, Fig. 1). Das sehr häufige Vorkommen
und die eigenthumliche Gestalt derselben liess es wunschenswerüi
erscheinen, etwas Ifäheres darüber zu erfahren. Nach einigen
erfolglosen Versuchen wurde der Schliff und später das Pulver
eines daran sehr reichen Gesteines mit Salzsäure behandelt. Ein
sehr deutliches Aufbrausen von Kohlensäure war die Folge und
der Auszug enthielt neben Kalk auch Magnesia und eine ganz
geringfügige, kaum nachweisbare Spur Eisen. Da die Löslichkeit
des Calciumsulfats in Salzsäure hier Täuschungen hervorrufen
konnte, so wurde der Versuch gemacht/ die Partikel vermittelst
einer Jodquecksilber-Jodkaliumlösung zu isoliren. Durch sehr vor-
sichtige Verdünnung der Scheideflüssigkeit gelang ihre Abscheidung,
aber nicht ohne dass geringe Quantitäten des Sulfats mit nieder-
gerissen wurden, die durch Wiederholung der Operation nicht ganz
zu entfernen waren. Es wurde deshalb so lange mit Wasser aus*
gewaschen bis mit Chlorbaryum keine Reaction mehr eintrat and
eine Probe sich unter dem Mikroskop bis auf einige unschädliche
Eisenkieskryställchen völlig rein erwies. Darauf wurde in Salzsäure
aufgelöst, wobei Mengen von Kohlensäure entwichen, und der
ungelöste Rückstand unter dem Mikroskop geprüft. Er bestand
aus einigen etwas grösseren Sulfatpartikeln, die auch das lange an-
dauernde Auswaschen nicht zu entfernen vermocht hatte, einigen Eisen-
kiestheilchen und zum grössten Theile aus der bräunlichen Substanz
in ähnlich feinef Vertheilung, wie sie in den Gesteinen vorkommt
Die Lösung enthielt vorwiegend Magnesia und fast gleichviel Kalk.
Es liegt in jenem, so ausserordentlich verbreitetem Gemengtheil also
ein Ealkmagnesiacarbonat vor, das in der winzigen Form,
in der es gewöhnlich vorhanden ist, eine eigenthumliche Anziehungs-
kraft auf jene färbende, unbestimmbare Masse ausübt, die jeden-
falls organischen Ursprungs ist, da Gesteinssplitter über dem Gebläse
im offenen Platintiegel erhitzt, stark bleichen. Das Carbonat con-
centrirt dieselbe oft vollständig auf sich. Der Verbreitung desselben
ist bereits früher gedacht worden. Die beste Ausbildung erfahrt
es im Gyps und darüber wird bei diesem noch die Rede sein.
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Beiträge zur Kenntniss des Gyps- nnd Anhydritgesteines. 259
Wie zu erwarten, ist seine Zusammensetzung, das Yerhältniss von
Kalk zu Magnesia, nicht constant. Dies ergiebt sich besonders aus
zwei zur Untersuchung gelangten makroskopischen Vorkommnissen.
Am besten krystallisirt ist das bekannte im dunklen, feinkornigen
Anhydrit von Hall in Tirol eingewachsene Carbonat. Es ist fast
hnmer in der Form 4B vorhanden, sehr selten tritt das Qrund-
rhomboeder, öfter die schwach abstumpfende Basis auf. Q. Rose
hat dasselbe als Magnesitspath beschrieben, von Anderen ist es für
dolomitisch gehalten worden. Die grösseren Erystalle enthalten
sehr oft in ihrem Inneren Mengen des grauschwarzen Staubes und
unregelmässiger, ebenso gefärbter Partikel eingeschlossen. Nicht
selten sind diese Verunreinigungen ganz regelmässig eingelagert, so
dass das damit imprägnirte Carbonat einen centralen Kern bildet,
der ganz geradlinig absetzend, einen breiten Band frei lässt. Häufig
ziehen von ihm nach den Ecken der Durchschnittsfigur breite Bänder
derselben Masse. Die Oberfläche der Schnitte der Carbonatindivi-
duen erwies sich übrigens von eigenthümlicher Beschaifenheit. Sie
war sehr rauh und bei stärkerer Vergrösserung trat an den kleinen,
meist aber nur dreiflächigen Vertiefungen deutlich die rhomboedri-
Bche Gestalt und zwar mit den charakteristischen Dimensionen des
Grundrhomboeders hervor. Die sich unter etwa 106^ schneidenden
Spaltungslinien waren meistens sehr deutlich ausgebildet Sehr
selten konnte eine Zwillingsverwachsung bemerkt werden. Bei der
Analyse von möglichst reinen Krystallsplittern habe ich Kalk mit
Sicherheit nicht nachweisen können.
Sehr kalkreich dagegen erwies sich das^ andere makroskopische
Vorkommniss des Carbonats in einem bläulichen Anhydrit, der
ebenfalls von Hall stammt. Es ist mit B 1 e i g 1 a n z vergesellschaftet,
zeigt nur wenig gute Ausbildung und enthält auch sehr geringe
Mengen von Eisen, wie das schon seine etwas gelbliche Farbe
andeutet.
Fast ebenso häufig, wie das Carbonat, ist auch der Eisen-
kies eine sehr constante Einlagerung im Anhydrit. Auch er vor-
schwindet in sehr grobkörnigen Gesteinen. Makroskopisch habe
ich ihn nur in Handstücken von Bex und Berchtesgaden beobachten
können, und auch da nur in sehr kleinen Partikeln. In mikro-
skopischer Grösse und in meist würfelähnlichen Formen, seltener in
pentagondodekaedrischen, ist er in den leisten Anhydriten vorhanden.
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260 F- Hammerschmidt.
Mit dem Eisenkies vergesellschaftet, aber nur in nicht mehr
ganz unveränderten Qesteinen, kommt auch Eisenglanz in schönen
rothgelben and dunkleren Tafeln vor; doch sind diese selten gut
ausgebildet. In einem Anhydrit von Berchtesgaden wurden kleine
Lamellen von graubrauner Farbe aufgefunden, die ^den, im zwei«
axigen, pennsylvanischen Glimmer von Pensburg eingewachsenen, zu
den bekannten dendritischen Formen aggregirten Täfelchen augen-
fällig ähnlich sind. Wie diese sind sie wohl ebenfalls für Eisen-
glanz zu halten.
Dass auch Steinsalzadern und -körner vorkommen,
hat bereits Q. Rose gezeigt. In Dünnschliffen ist freilich, wie bei
der Behandlung mit Wasser vorauszusehen, nichts mehr davon zu
bemerken.
Von sonstigen Mineralien konnten Quarz und Boracit nur
in makroskopischen Individuen beobachtet werden, wie das so
häufig auch bei anderen accessorischen Mineralien der Fall ist.
Gyps.
Auch hier mag zunächst noch von den Vorkommnissen abge-
sehen werden, welche noch unveränderten Anhydrit enthalten. Der
Betrachtung der Structur des reinen Gypsgesteins mögen jedoch
einige Bemerkungen über die Fräparation von Dünnschliffen des-
selben vorausgeschickt werden.
Da der Gyps schon bei geringer Temperaturerhöhung sein
Wasser verliert, so wurde als Aufkittungsmaterial statt des erhitzten
Canadabalsams eine Mischung von gleichen Theilen Colophonium
und Wachs verwendet, die leicht schmilzt und gut befestigt. Das
damit hergestellte Präparat muss sauber davon befreit werden, was
am besten und leichtesten so geschieht, dass man es bei der Ueber-
tragung durch eine Schicht schwach erhitzten, noch leichtflüssigen
Canadabalsams hindurchschiebt. Ein starkes Zerbröckeln des Schliffs
ist indessen bei diesem weichen und von Spalten so vielfach durch-
setzten Gestein nicht immer zu vermeiden.
Die Structur des Gypsgesteins bietet keine so ausgeprägt ver-
schiedenen Typen, als die des Anhydrits. Die sonst makroskopisch
unterschiedenen, späthigen, dichten und körnigen Varietäten sind
im Grunde kaum mehr als nur in der Grösse der Individuen ver-
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Beiträge zur Kenntniss des 6yp8- und Anhydriigfeteinen. 261
sohiedene Aggregate. Die Anordnung ihrer Elemente ist, etwa yom
Fasergyps abgesehen, dieselbe regellose. Die vielfach gebrauchte Be-
zeichnung „korniger Gyps** ist fast nie recht zutreffend. Nach allen
Dimensionen gleichartige Entwicklung ist bei den gesteinsbildenden
Qypsindiyiduen fast nur bei mikroskopischer Grösse derselben an-
nähernd vorhanden. Bei irgend erheblicherem Wachsthum derselben
gelangt sofort die Vorliebe zur Entwicklung nach der Yerticalaxe
zur Geltung und das Gestein nimmt blättriges oder blättrigstrahliges
GefBge an. Der Fasergyps, der allein einige Berechtigung böte,
allen übrigen als besonderer Typus gegenüber gestellt zu werden,
ist in so geringfügiger Masse vorhanden, und sein Gesteinscharakter
tritt so wenig hervor, dass dies kaum angängig erscheint. Die Mi-
krostructur der Gypsvorkommnisse mag daher in der Weise be-
trachtet werden, dass die makroskopische Gruppirung trotz ihrer
Mängel beibehalten wird. Von der des Fasergyps wird anhangsweise
die Rede sein.
Die dichten Gypse sind die häufigst vorkommenden. In man-
chen Fällen ist diese Aüsbildungsweise auch mit grosser Reinheit
der Substanz verbunden. Es liegen dann die schönen, Alabaster ge-
nannten Gesteine vor. Ein prächtiger Vertreter derselben stand
mir in einem alten Sammlungsstück mit der Bezeichnung „schöner
Mädgenalabaster von Hohenstein" zur Verfügung. Das Mikroskop
gibt im gewöhnlichen Licht wenig Auskunft über die innere Struc-
tur desselben, man sieht kaum mehr als eine ganz homogene Masse.
Erst das überhaupt für die Untersuchung von Gypsschliffen ganz
unentbehrliche polarisirte Licht lässt weitere Details erkennen. Der
Alabaster besteht aus sehr kleinen, im Durchschnitt etwa 0*05 Mm.
grossen und in dieser Grösse sehr wenig wechselnden Gypsindividuen.
Die Contouren derselben sind auf die merkwürdigste Weise zerlappt
und zerrissen, eins ist eng in das andere eingefalzt und verschlungen,
ohne dass die] Begrenzungen deutlich genug abgesetzt wären, um
im .gewöhnlichen Licht gut erkannt werden zu können. Dabei ist
aber von einem Verschwimmen der Individuen in einander durchaus
keine Rede. Wird das eine im polarisirten Licht dunkel, so setzt
sich das andere, bei der gewöhnlichen Dicke der Schliffe nur ein
bläuliches Weiss gebend, in grosser Schärfe davon ab. Das
im polarisirten Licht entstehende Bild ist vielleicht nicht
ganz unpassend dem zu vergleichen, welches sehr lichte und
Miner«log. and petrogr. Mlttb. V. 1882. F. Uammerschmidt. 13
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262 P* Hammeraehmidt.
zahlreiche am dunkelen Abendhimmel befindliche Wölkchen hervor-
bringen. Im ganzen bewahren diese zerlappten Flecken aber doch
unverkennbar ihren monoklinen Charakter. Wo sich irgend einmal
eine Andeutung einer geradlinigen Ecke zeigt, da springen auch
die Dimensionen der Gypsschnitte und deren so ausgeprägter klino-
basischer Habitus sehr häufig in die Augen. Diese Andeutungen
sind auch nicht gar so selten. Es kommen sogar Individuen vor,
an denen zwei Endigungen ziemlich gut ausgebildet sind, während
der mittlere Theil noch durchaus zerlappt ist
Eine grosse Zahl anderer dichter Gypse zeigt ganz ähnliche
Structur, nur nimmt die Grösse der Individuen und die bessere Aus-
bildung derselben in ihnen immer mehr zu. So sind in dem Gyps
von Stolberg bereits, wenn auch äusserst spärliche und vrinzige, regel-
mässig ausgebildete Schnitte vorhanden. Sie zeigen hier immer nur
das charakteristische, unregelmässige Sechseck, wie es dnrch jeden
Schnitt parallel einer Axenebene geliefert wird. Die Färbung dieser
Vorkommnisse wird wieder von der bräunlich-grauen Staubmasse,
die hier fast nur in eingelagerten Garbonatpartikeln vorkommt,
übernommen. Diese sind in sehr feinkörnigen Gypsen stets noch
von derselben unregelmässigen Form, wie in den dichten Anhydriten.
Einige Gesteine, die hieher zu zählen sind, weisen das Car*
bonat auch in bestimmter Lagerungsform auf. So bildet es in
einem Gyps unbekannten Fundortes annähernd parallel laufende
Lagen, an die sich aber die innere Structur des Gesteines durchaus
nicht etwa anlehnt Ebenso ist es in den vielfach gekrümmten
Bändern eines dem Gekrösestein ähnlichen Gesteines vorhanden,
das, als „Schlangenlaichgyps von Hohenstein am Harz^ bezeichnet,
durchaus reine Gypsmasse darstellt. Auch dieses hat vollkommen
regellose Structur, von einer etwaigen, den Lagen parallel verlaufen-
den Anordnung der Individuen ist in ihm ebenfalls nichts vorhanden.
Regellos vertheilt sind die Verunreinigungen in einem sonst durch-
aus hierher gehörigen „Eeupergyps von Untertürkheim in Würtem-
berg''. Frei davon, aber seiner Structur nach auch hier anzureihen
ist ein weisser, erdiger Gyps von Ruhla. Die beiden letzteren weisen
schon hie und da einige etwas grössere Individuen auf. Noch etwas
besser ausgebildet sind diese in sonst nur ganz geringfügig ab-
weichenden Vorkommnissen von Mansfeld, Sandersleben, Eisleben,
Barranco salado im Ebrobassin und einigen anderen ohne Fund-
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Beiträge zur Kenntniss des Gyps- und ADhydritgesteiues. ^ 263
Ortsangabe. Die meisten enthalten wieder die Carbonatpartikel aud
zwar in ganz derselben Gestalt und Grösse, wie die früheren, das
Gestein von Mansfeld in schönen, netzartig verzweigten Schnüren.
Ein weiterer, wenn auch sehr geringer Fortschritt in der Entwick-
lung der Individuen ist in dem Perlgyps von Mansfeld vorhanden,
einem dem eben erwähnten sehr ähnlichen Gestein. Dasselbe gilt
von Gesteinen von Yolterra, darunter eines mit der näheren Bezeich-
nung Castellina bei Volterra, sodann von einem Gyps von der Val
Canaria. Dieser ist wohl zu unterscheiden von einem, demselben
Fundort entstammenden, sehr interessanten und später noch nach
mehrfachen Gesichtspunkten zu betrachtenden Gestein. In dem
sich hier anschliessenden tertiären Gyps von Hohenhöven bei Engen
in Baden sind bereits Partieen vorhanden, in denen sich die Indi-
viduen schon zu ansehnlicher, an makroskopische Erkennbarkeit
angrenzender Grösse entwickelt haben.
Durchweg giltig ist das für die Structur der rothen Gyps-
einsehlüsse in einem sandigen Schiefer von Werfen, welche ver-
schiedene besondere Mineralien beigemengt enthalten, von denen
später noch die Rede sein wird. Auch einige Gesteine vom Mont-
martre bei Paris, von Recoaro und aus dem Muschelkalk von
Quedlinburg sind bei immer wachsender Eorngrösse den vorigen
ganz ähnlich.
Die Vorkommnisse von Paris sind insofern noch beachteus«
werth, als die meisten ihrer Individuen im Schliff abgerundeten,
langgezogenen Rhomben ähnliche Durchschnitte zeigen, was den
SchluBs gestatten dürfte, dass diese mikroskopischen Elemente
dieselbe linsenförmige Ausbildung besitzen, wie viele der grösseren
dort eingelagert vorkommenden Gypskrystalle.
Auch ein Gestein von Umana bei Loreto zeigt eine von der
gewöhnlichen abweichende Ausbildung seiner Bestandtheile. Der
Hauptmasse nach besteht es aus bis 0*7 Mm. grossen Individuen,
zwischen die sich ein sehr feinkörniges Aggregat als Ausfüllungs-
masse lagert. Die meisten jener grösseren Ttieile sind langgestreckt,
nur an den Enden annähernd scharf begrenzt und an einem stets breiter
entwickelt als am anderen. Der Länge nach hindurch zieht eine fast
immer genau geradlinig verlaufende Zwillingsnaht, über deren Natur
als solche die Beobachtung im polarisirten Licht, zumal am dünnen
Rande der Präparate, besonders aber die optische Reaction der
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264 F* Hammerschmidt.
beiden Schnitthälften kaum in Zweifel lässt. Zuweilen, aber sehr
selten, treten auch zwei in ihrem Verlauf etwas convergirende
Zwillingsnähte auf.
Ein anderes hier noch anzureihendes Gestein von merkwürdiger
Ausbildung lag in einer Gypsplatte von unbekanntem Fundort vor.
In dichter, graulich gefärbter Grundmasse ziehen etwas dunkler
erscheinende, millimeterbreite Adern hindurch, die sich auf das
Mannigfachste verzweigen und verästeln. Einzeln darin verstreut sind
ausserdem bis mehrere Centimeter grosse, gut ausgebildete Gjps-
krystalle, die z. Th. zerbrochen sind. Die Bruchstücke sind oft milli-
meterweit auseinandergerückt, und ihre Contouren passen genau
aufeinander. Die dichte Masse hat eine mit früher beschriebenen
Gesteinen ihrer Eomgrösse ganz identische Structur, die Begren
Zungen ihrer Individuen sind im Ganzen bereits ziemlich scharf.
Die sich hindurchziehenden Adern bestehen aus bei Weitem grösseren
Individuen, die aber ebenso regellos angeordnet sind, wie dort. Sie
ziehen sich meist zu den eingesprengten Erystallen hin und bilden,
diese umziehend, den schon makroskopisch bemerkbaren Hof der-
selben. Diese selbst sind durchaus einheitliche Individuen, enthalten
aber häufig im Inneren einen sehr regelmässig begrenzten Kern
von in ihre Masse eingelagerten kleinen und unregelmässigen Gyps-
partikeln. Die Ausfüllungsmasse zwischen den zerrissenen Krystallen
besteht zumeist aus Theilen, die von diesen selbst abgetrennt sind,
mit ganz eckigen Contouren. Die Bruchstücke sind übrigens doch
meist noch mit den Erystallen nahe gleich orientirt und stets von
klarerer Substanz, als diese selbst. Als Yerkittungsmasse dienen die
ziemlich deutlich begrenzten Theile der Adern.
Als Uebergang von den körnigen zu den blättrigen und spä-
thigen Gypsen können die als Rosettengyps, Sterngyps u. s. w.
bezeichneten Yorkommnisse, wie ich sie von Helbra, Ranis bei
Pösneck und Sevekenberg bei Quedlinburg untersuchen konnte,
betrachtet werden. Die dichte oder feinkörnige Grundmasse derselben
zeigt genau dieselbe Structur, wie diese an früher betrachteten
Gesteinen derselben Individuengrösse beschrieben worden ist. Die
Concretionen sind darin ganz regellos vertheilt. Sie scheinen ge-
wöhnlich ein einziges Individuum darzustellen, da die Schnitte der
einzelnen Strahlen fast genau gleichzeitig im polarisirten Licht
farbig und dunkel werden. Stets enthalten sie spärliche, kleine und
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Beiträge zur KenntDiss des Gyps* uod Anhydritgesteines. 265
unregelmässige Gypspartikel und reichliche Mengen dee Carbonats
in wenig guter Ausbildung in eich eingeschlossen.
Die strahligblättrigen Gypse — es standen davon Yorkomm-
nisse von Liebenstein, Scharf enberg bei Meissen, von Göttingen
und aus dem Eeuper Aragoniens zur Verfügung — bestehen aus
sehr grossen Individuen, die sich mit unregelmässigen Contouren an
einander legen, hie und da auch gegenseitig mit tiefen Buchten
eines in das andere eingreifen und dann nicht selten daran die
charakteristische Gypsendigung zeigen« Die Gesteine von Göttingen
und Aragonien waren beide intensiv ziegelroth gefärbt durch ein-
gelagertes pulverformiges Eisenoxyd, das in seltsamer Weise stets
mit einem dichten Filz feiner, unbestimmbarer, farbloser Nädelchen
verwoben war. Dieselben waren an eisenoxydfreien Stellen nur hie
und da ganz spärlich vorhanden.
Die Mikrostrnctur der späthigen Gypse bietet nichts Neues,
ausser dass in ihnen die Einschlüsse zu vollkommenster Entwicklung
gelangt sind, und von diesen muss später die Rede sein.
Als ein Mittelglied des blättrigen und späthigen zum faserigen
Gyps stellt sich ein als „Thoniger Gyps von Unter-Türkheim
in Würtemberg^ bezeichnetes Gestein dar, das von einem früher
erwähnten von demselben Fundort wesentlich unterschieden ist. Es
enthält bis mehrere Millimeter mächtige, abwechselnd heller und
dunkler grau gefärbte, unregelmässig verlaufende Lagen, welche
zum grösseren Theil blättriger, zum geringeren Theil faseriger
Gyps sind, dessen Fasern, wie auch sonst, immer senkrecht auf der
Schichtungsfläche stehen. Diese setzen sich fast stets je aus einem
einzigen Individuum zusammen, das sich durch die ganze Mächtig*
keit der Schicht hindurch erstreckt. In der Mitte derselben erleiden
sie gewöhnlich eine Knickung oder Biegung, keilen sich wohl auch
aus, was indessen nur selten der Fall ist. Durchquert werden sie
von mehr oder minder schiefwinklig verlaufenden Spaltungslinien.
Dasselbe gilt von allen echten Fasergypsen, die ich untersuchen
konnte. Dass auch der Querdurchschnitt der Fasern ganz unregel-
mässig rundlich ist, zeigte ein Querschliff durch ein besonders schönes
Yorkommniss von Bochnia.'
Anhangsweise seien hier noch z^ei Gesteine von Island er-
wähnt. Es sind aus Palagonittuffen entstandene Solfatarenbildungen.
Das eine stammt von Reykjahlid im nordöstlichen, das andere von
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266 ^- HammerBchmidt.
Krisuvik im südweetlichen Theile der Insel. Schon makroskopisch,
im Handstück betrachtet, machen sie einen durchaus abweichenden
Eindruck. Sie sind derart zerhöhlt und zerfressen, dass man sie
wohl am ehesten dem Kramenzelkalk vergleichen könnte. Grössere
Individuen, welche auf ihrer Oberfläche hervorragen, sind stets mit
drusigen Endigungen versehen, an denen die Form oo P . + P . c»Poo
oft recht gut zu erkennen ist. Unter dem Mikroskop erweisen sie
sich als blättriger Gyps, der auf das Innigste mit einer durchaus
isotropen, im Schliff mattweiss, fast porzellanartig aussehenden Masse
durchtränkt ist, die nur hie und da etwas grössere Partien desselben
freilässt. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist dieselbe amorphe
Kieselsäure. Auf sonstige, nicht uninteressante Einlagerungen muss
später eingegangen werden.
Gas- und Flüssigkeitseinschlüsse im Gyps.
Wie beim Anhydrit, so sind auch hier die Aggregate, welche
sich aus Individuen unter makroskopisch eben erkennbarer Grösse
zusammensetzen, frei von Gas- und Flüssigkeitseinschlüssen. Erst
wenn diese überschritten ist, stellen sich kleine Schnüre der win-
zigsten ein. Sie laufen, wie mit geringen Ausnahmen auch alle anderen,
den feinen Spaltungslinien parallel. Mit zunehmender Grösse der
Individuen wächst auch Zahl und Ausdehnung der Einschlüsse, bis
sie dann in blättrigen und späthigen Gypsen ihre vorzüglichste Aus-
bildung erlangen. Besonders schön waren sie in einem grobspäthigen
Gestein von Sangerfaausen zu beobachten. In diesem liegen unzähl-
bare Mengen derselben dicht gedrängt auf engem Raum beisammen.
Den meisten fehlen Libellen, und sie sind daher wohl nur als Hohl-
räume zu betrachten. Die Ausbildung derselben ist aber eine ganz
ausgezeichnete. Mit Ausnahme der grössten und der kleineren ahmen
sie die gewöhnlichste Form des Gyps ooP. ooPoo . + P. — P stets
in der wunderbarsten Schärfe nach, den klinobasischen Charakter
fast nie vermissen lassend. Auch hier liegen also in höchster YoU-
kommenheit ausgebildet sog. negative Krystalle vor. Ebenfalls ganz
wie beim Anhydrit lassen die unter einer bestimmten Grösse zu-
rückgebliebenen oder über ein gewisses Mass hinaus entwickelten
Einschlüsse diese Regelmässigkeit der Form mehr und mehr
vermissen. Die kleineren nehmen rhombische oder schliesslich rund-
liche Form an, die grösseren, und es gibt deren bis 0*3 Mm. grosse.
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Beiträge zur Kenntnias des Qyps- and Anhydritgesteioea. 267
werden eigenthümlioh zerlappt. Ihre Form ist etwa der za ver-
gleichen, welche in einer Flüssigkeit befindliche, winzige Luftbläs-
chen durch starkes Drücken zwischen ebenen Platten annehmen.
Die Anordnung der Einschlüsse ist gewöhnlich den Spaltungs-
linien parallel. Kommen auch zuweilen kleine, schief dazu ziehende
Schwärme vor, so fallen die Individuen derselben mit ihrer Längs-
axe doch immer in jene Richtung. Bewegliche Libellen sind selten
vorhanden. Merkwürdig ist die Form von Hohlräumen im Fasergyps.
In dem schon früher erwähnten Vorkommnisse von Bochnia wurden
solche von 0*4ö Mm. Länge und nur 0009 Mm. Breite gemessen,
d. h. jene übertrifft dort die letztere um das öOfache. Den grösseren
Einschlüssen fehlt die Libelle meistens, es scheinen also nur die
mittelgroBsen Flüssigkeitseinschlüsse zu sein. In den isländischen
Vorkommnissen besitzen die Interpositionen häufiger unregelmässige
Gestalt und sind durch fast immer tief dunkele Färbung ausge-
zeichnet.
Einschlüsse von Mineralien im Gyps
Die weiteste Verbreitung im Gyps besitzt das schon vom An-
hydrit her bekannte Ealkmagnesiac arbonat und die mit die-
sem so häufig vergesellschaftete bräunlichgraue staubförmige Materie.
Auch hier bringt sie, wie schon früher ausgeführt wurde, die Fär-
bung des Gesteins hervor. Meist ist sie regellos eingelagert, in dem
Vorkommnisse von Scharfenberg bei Meissen und denen von Island
aber auch in eigenthümlicher Vertheilung vorhanden. Sie bildet
dort den Spaltungslinien parallele Lagen, welche sich seitlich ganz
scharf absetzen, in ihrer Längsrichtung aber häufig nach und nach
verschwimmen. Das Garbonat ist in den dichten Gypsen stets in
derselben unregelmässigen Form vorhanden, wie in den Anhydriten.
So bestehen die netzförmigen Schnüre im Perlgyps von Mansfeld
grosstentheils nur aus pigmentirtem Garbonat, ebenso die Bänder
im „Schlangenlaichgyps von Hohenstein*' ; überhaupt ist es in den
meisten Vorkommnissen dieser Art so zu beobachten. Bei weitem
bessere Ausbildung zeigt es bereits in einem etwas graulich ge-
färbten, immerhin noch sehr feinkörnigen Handstück, auf welchem
sehr reiner und durchsichtiger Gypsspath aufsass. Hier bildet das
Carbonat, dessen analoge Zusammensetzung auch chemisch nach-
gewiesen wurde, zwar nur wenig grössere, aber vorzüglich krystal-
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268 F. Hammdrsclunidt.
lisirte Individuen in regelloser Yertheilung. Es zeigt stets Rhombo-
eder und rhomboedrische Formen, yon denen die meisten die so
charakteristischen und leicht erkennbaren Dimensionen des bekannten
Grundrhomboeders der Garbonate aufweisen. Auch die mikrosko-
pischen Individuen der magnesiahältigen Abtheilung derselben be-
wahren sich also die Vorliebe für diese Form, wie sie von ihnen
makroskopisch so augenfällig im Gegensatz zum Ealkspath bekannt
ist. Auf diese immerhin noch winzige Grösse der Eryställchen bleibt
das Garbonat aber nicht beschränkt. Schon in nur annähernd grob*
körnigen Gesteinen tritt es sehr bald in fast makroskopischer Grosse
auf. Besonders schön ist es so in dem rothen späthigen Gyps zu
beobachten, welcher, noch geringe Reste unveränderten Anhydrits
enthaltend, in einem sandigen Schiefer von Werfen eingewachsen
ist. Hier sind Individuen bis zu 0*65 Mm. Grösse in ebenfalls rhomba«
edrischer, aber auch säulenförmig gestreckter Form vorhanden.
Allerdings ist ihre Ausbildung nicht die eben erwähnte scharfe,
dafür zeigen aber die Schnitte der Erystalle die charakteristisohe
Spaltbarkeit von etwa 106® sehr gut. Auch hier wurde die ähnliche
Zusammensetzung chemisch festgestellt.
Sehr ausgeprägt, wenn auch etwas spärlicher, findet sich das
Garbonat auch in dem Gestein von der Yal Ganaria, das die später
zu behandelnde Umwandlung des Anhydrit in Gyps in seltener
Deutlichkeit und Eigenart zeigt. Dies Yorkommniss ist ausserdem
insofern sehr bemerkenswerth, als es fast sämmtliohe, in dem mir
zu Gebote stehenden Gypsmaterial bemerkbaren Mineraleinschlüsse
in sich vereinigt. Die meisten derselben sind auch bereits makro-
skopisch durch v. F r i ts ch ^) in diesem Gestein nachgewiesen worden.
Das Garbonat ist hier in ziemlich grossen, zwar unregelmäs-
sigen, aber mit guten Spaltungslinien versehenen Körnern, wenn
auch nicht sehr reichlich verstreut. Es tritt, wie seltsamer Weise
auch sämmtliche übrigen, hier eingelagerten, zufälligen Gemengtheile
stets oder wenigstens sehr gewöhnlich in der Nachbarschaft des
meist in makroskopischen Individuen vorkommenden Glimmers
auf. Dieser wurde sonst nur noch, und zwar in ganz derselben Aus-
bildung, in dem anderen Gestein von demselben Fundort bemerkt
Es sei gestattet, bereits hier anzuführen, dass dieses an Zahl der
<) K. V. Fritsch, Das Gotthardgebiet. Bern 1878, S. 119.
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Beiträge zur Kenntuiss des Gyps- und Anhydritgesteines. 269
eingefichlossenen Mineralien weit ärmere VorkommnisB als ein End-
product der in dem ersteren noch stattfindenden Umwandlung be-
trachtet werden darf.
Der Glimmer, welchen beide Gesteine enthalten, ist von sehr
heller Farbe, fast farblos, und schwach bräunlich dichroitisch. Er
zeigt selten annähernd regelmässige Umrisse, meist stellt er nur
randliche, polygonale Blättchen dar. Zur Basis senkrecht geschnitten,
bildet er schmale Leisten, die zu mehreren neben einander liegend,
etwas gekrümmt und zerfasert erscheinen.
In der innigsten Gemeinschaft mit ihm kommen kleine Nadeln
eines Minerals vor, dessen prismatische Ausbildung, basische Abson-
derung, starke Lichtbrechung und verhältnissmässig frisches Aus-
sehen durchaus den Schluss auf Apatit zu gestatten schien.
Au£^ig blieb aber besonders der Umstand, dass sein sonst so
charakteristisches Durchspicken des Glimmers nie zu beobachten
war. Zudem war in sechs Präparaten nicht ein einziger jener
hexagonalen, aus dem Gestein hervorleuchtenden Durchschnitte zu
finden, ebensowenig wie die bekannte und häufige centrale Einla-
gerung staubförmiger Materie. Indessen ergab die chemische Prü-
fung des Gesteins doch ein sehr für die Identificirung sprechendes
Resultat. Sie wurde in der Weise vorgenommen, dass eine nicht
zu geringe Quantität des feingepulverten Gesteins mit Salzsäure
mehrmals scharf zur Trockne gebracht wurde, um eine Störung
der Reaction durch möglicher Weise abgeschiedene Kieselsäure zu
verhüten. Darauf wurde mit wenig Salpetersäure aufgenommen
und mit molybdänsaurem Ammon auf Phosphorsäure geprüft. Sehr
rasch trat leichte Gelbfärbung ein, und bald entstand ein nicht
geringer, krystallinischer, gelber Niederschlag, der unter dem Mi-
kroskop die bekannte Form des bei dieser Reaction entstehenden
phosphormolybdänsauren Salzes zeigte. Eine Wiederholung des
Yersuches ergab ganz gleiches Resultat und es dürfte daher kaum
ferner zweifelhaft sein, dass hier wirklich Apatit in einer etwas
abweichenden Ausbildung vorliegt. Sehr ähnliche Nädelchen und
Partikel lagen auch sonst in einer Reihe dichter Gesteine vor, so
in denen von Yolterra, Sandersleben, Quedlinburg u. a. Doch sind
sie darin nur sehr spärlich vorhanden und von einigen derselben
ist nur mit geringer Sicherheit ihre Zugehörigkeit zum Apatit zu
behaupten.
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270 P- Hammerschmidt.
Erwähnenswerth erscheint mir noch der Umstand^ dass in
dem Gestein von der Val Ganaria neben diesen für Apatit zu hal-
tenden Nadeln andere etwas grössere vorkommen, welche zwar die
grosste Aehnlichkeit mit jenen haben, deren ganzer Habitus aber
mit seiner, man möchte sagen, proglottitenartigen Absonderung auf
das genaueste der des Zoisits ist, wie er z. B. in derselben
Weise ausgebildet im Chloritschiefer von Einsiedel in Böhmen vor-
handen ist. Der sichere Nachweis, ob es ebenfalls nur ein etwas
abweichend gearteter Apatit ist, oder ob jenes Mineral wirklich
vorliegt , war mir in Folge des Zusammenvorkommens beider nicht
möglich, zu führen, besonders da dasselbe nur sehr spärlich zugegen
war. In anderen Gesteinen ist davon durchaus nichts zu beobachten.
Ebenfalls gewöhnlich mit dem Glimmer vergesellschaftet und
sogar in einer Verwachsung ähnlichen Aneinanderlagerung mit
diesem auftretend, ist in demselben Yorkommniss, und wiederum
nur in ihm, ein Mineral vorhanden, dessen Schnitte, oberflächlich
betrachtet, einige Aehnlichkeit mit denen des Anhydrit aufweisen.
Wie dieser an anderen Orten, ist es in grossen» unregelmässigen
Körnern ausgebildet, die zwar ebenfalls von zwei Spaltungslinien-
systemen durchsetzt werden, deren Verlauf aber ein nicht entfernt
so regelmässiger und scharfer ist als in jenem. Das eine dieser
Systeme waltet ausserdem sehr bedeutend vor. Optisch reagirt das
Mineral .auch durchaus verschieden von dem Anhydrit. Es löscht
schief aus und vor allem fehlt ihm die intensive chromatische Pola-
risation. Sein ganzer Habitus deutet auf Disthen, wie das be-
sonders ein Vergleich mit diesem, im Granulit von Röhrsdorf ein-
gewachsenen Mineral zeigt. Die innige in den Schliffen bemerkbare
Verbindung mit Glinmier scheint v. Fritsch'a^) Ansicht, dass der
letztere aus dem Disthen entstanden sei, zu bestätigen.
Ein anderer zufälliger Gemengtheil, den das schöne Gyps-
gestein von der Val Ganaria fast nur allein führt, bis auf wenige
unregelmässige Brocken, die sich davon auch in anderen Vorkomm-
nissen vorfinden, ist der Rutil. Seine Anwesenheit ist besonders
auf kleine, etwas dunklere Partien im Gestein concentrirt, die schon
makroskopisch durch ihre Farbe und Härte auffallen. Es sind
wahre Nester von Accessorien, in denen neben fast allen anderen
») A. a. 0. S. 120.
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Beiträge zur Eenntniss des Gyps- und Anhydritgesteines 271
auch der Rutil in Massen und in vorzüglich ausgebildeten Indivi-
duen bis zu O'll Mm. Grösse vorkommt. Er zeigt durchweg die
charakteristische bräunlichrothe Farbe und Durchscheinenheit, und
ist stets mehr oder minder deutlich in der Combination oo P. P
oder auch »o P. oo P oo. P kürzer oder länger säulenförmig aus-
gebildet. Die meisten Individuen sind jedoch verzvrillingt oder
verdrillingt und zeigen die bekannten knieartigen Formen.
Nicht so beschränkt ist das Vorkommen anderer Mineralien,
so besonders das des Eisenkieses. Dieser ist wie im Anhydrit,
so auch in den allermeisten Gypsen, sogar in den Rosetten der
Sterngypse vorhanden. Eine Ausnahme bilden im Gründe nur die
blätterigen und späthigen Gesteine, in denen er nur sehr selten
vorkommt. Seine Form ist meist die des Würfels mit besonders
durch das Pentagondodekaeder abgestumpften Kanten. Seine Yer-
theilung ist eine durchaus regellose. In vielen Fällen ist er mit
Eisenglanz vergesellschaftet und sogar sehr oft mit diesem
derart verwachsen, dass ein Zweifel an der Entstehung desselben
aus ihm nicht wohl statthaben kann. Am besten ist das wieder
in dem Gestein von der Yal Canaria zu beobachten. Dort kommen
sehr ansehnliche Eisenkieskrystalle vor, die zumTheile noch messing-
glänzend, zum Theile bereits die blutrothe Farbe des Hämatits an-
genommen haben. Zuweilen liegt daneben dann auch schon ein
wohlgeformtes neugebildetes Täfelchen des Umwandlungsproductes.
Häufiger ist es in der letzteren Form in den davon gefärbten, schon
mehrfach erwähnten Gypseinlagerungen in einem Werfener Schiefer
vorhanden. Nur pulverformig ist das Eisenoxyd in ziegelrothen
Vorkommnissen von Göttingen und Aragonien eingelagert. Sehr
seltsame Form nimmt es in den merkwürdigen isländischen Gyps-
bildungen an. Dort sitzen in der, das Gestein durchtränkenden,
amorphen Kieselsäure Haufen von, in durchfallendem Licht fast
durchweg opaken, dunkeln 0'02 bis 0'05 Mm. grosseir Körnern,
die sich nur zuweilen und einzeln in die Gypsmasse verirren.
Im auffallenden Licht sind sie braunroth gefärbt und lassen, wenn
auch selten, doch hie und da ganz deutlich am Rande oder in der
Mitte etwas Licht von der charakteristischen Eisenoxydfarbe hin-
durch. Abgesehen von ihrer Kleinheit sind die Körner den im
Sauerstoff geschmolzenen Eisentropfen nicht unpassend zu ver-
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272 ^* Hammerschmiät.
gleichen. An ihrem Vorkommen in der Gypamasae ist zuweilen der
Uebergang in pulyerförmiges Eisenoxyd deutlich zu beobachten.
Zu erwähnen sind hier noch die Kränze von Chloritbü schein,
welche den Oyps yon Werfen durchsetzen und ebenfalls dem Mutter-
gestein desselben, einem sandigen Schiefer, zu entstammen scheinen.
Andere sehr spärlich und undeutlich vorkommende Partikel z. B.
solche Yon bouteillengrüner Farbe ohne bemerkbaren Dichroismus
im strahligen Gyps von Sevekenberg, waren nicht wohl bestimmbar.
Aragonit, Turmalin, Cölestin und SchwefeP) habe ich nicht beob-
achten können.
Die Umwandlung von Anhydrit in Gyps und ihre
Zwischenproducte.
Bei dem Versuch, die Grundzüge der Structur des Anhydrit-
und Gypsgesteines zu schildern, musste zunächst die Umwandlung
des einen in das andere unberücksichtigt bleiben. Der folgende
Abschnitt sei nun diesem Vorgänge, der auch schon an den Hand-
stücken in befriedigender Ausführlichkeit studirt werden konnte,
nebst den dadurch erzeugten Zwischenproducten , die weder dem
einen noch dem anderen Gestein mehr zuzuzählen sind, besonders
gewidmet.
Ein mit der Betrachtung des Dünnschliffs verbundenes Schätzen
lässt den Grad der Umwandlung nur annähernd erkennen, genauere
Anhaltspunkte sind nur durch quantitative Bestimmungen des
Wassergehaltes zu erlangen. Es wurde daher eine Anzahl solcher
ausgeführt und ihre Resultate in der folgenden Tabelle vereinigt.
^) Es stand zu erwarten, dass der Scbwefel, wenn überhaupt, in feinster
Vertheilung vorhanden sein wdrde, sofern er nicht in grösseren Krystallen aus-
geschieden vorlag. Da der sog. „Badeschwefel" diese Aggregationsweise zeigt,
so wurden \vfei Vorkommnisse desselben, von Aachen uod von Baden in Oester-
reich, einer Untersuchung unterworfen. Sie erwiesen sich ah fast durchweg aus
krystallinischen Partikeln bestehend, welche, obwohl sie meistens (besonders in
dem von Baden) recht nnregelmässig geformt waren, doch hie and da einige
Regelmässigkeit erkennen liessen. Es waren dies mikrolitbenartige Gebilde, die
säulenförmig gestreckt, an ihren Enden mehr oder minder dentlich eine vier-
flächige, pyramidale Zuschärfung besassen. Die optische Reaction derselben machte
die Yermuthung zur Gewissheit, dass auch hier „rhombischer" Schwefel vorliegt.
Auch in dieser Ausbildung habe ich in den untersuchten Gesteinen bestimmt dafür
Anzusprechendes nicht bemerkt.
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Beitrüge zur KenntnisB des Gyps- und Anbydritgesteines.
273
Das "Wasser wurde vermittelst Absorption durch Chlorcalcium be-
stimmt, und zugleich ein etwaiger Mehryerlust der Substanz durch
Nachwägen des mit dieser im Yerbrennungsrohr erhitzten SchiiFchens
festgestellt.
Nr..
Bezeichnung des Gesteines
1
2.
3.
4.
6.
6.
7.
8,
9.
10.
11.
12.
18.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
Anhydrit vom Ottoschacht bei Wimmelburg . . .
Anhydrit vom SchlUsselstoUen, Mansfeld ....
Anhydrit von DQrrenberg bei Hallein
*OekröseBtein von Bochnia
♦Dichter Anhydrit von Hall in Tirol
„Würfelanhydrit" von Bex
Grobkörniger Anhydrit von Yicenza
♦Anhydrit von ßegeberg
Anhydrit von Ufeld
Anhydrit von Stempteda
♦Gyps von Lüneburg
♦Dichter Anhydrit von Bochnia
Fleischrother Anhydrit ohne Fundortsangabe . .
Dichter Anhydrit von Osterode
Blättriger Gyps von Jena
Dichter Gyps vom Yal Canaria (mit vielem Anhydrit-
gehalt)
Dichter Gyps vom Val Canaria (ohne bemerkbaren
Anhydritgehalt)
Dichter Gyps von Mansfeld
Gyps von Bex
Gyps von Volterra
Reiner, dichter Gyps
fgef.
Iber.
Gypsspath
WftBter-
rahalt
Spuren
016
0-24
0-29
0-33
0-67
0-68
1-21
213
2-21
291
406
4-37
6-94
13-89
16-41
17-97
19-08
19-64
19-93
20-52
20-91
20-95
% MehrTor-
lust^) durch
das Olfihoii
Spuren
Spuren
Spuren
Spuren
067
051
0-49
153
0-38
Spuren
Anmerkung.
Glühen röthlich.
Die mit ♦ bezeichneten Vorkommnisse färben sich beim
An der Spitze dieser Tabelle sind unter Nr. 1—3 Vorkomm-
nisse aufgeführt, von denen die mikroskopische Untersuchung
erwarten Hess, dass sie sich völlig wasserfrei erweisen würden.
Nicht eine Spur der Umwandlung, nicht das geringste Theilchen
*) Der durch das Glühen hervorgerufene Mehrverlust dürfte grösstentheils
durch die Verflüchtigung beigemengter organischer Substanz verursacht sein.
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274 F- Hammerschmidt
von GypsBubstanz war darin sichtbar vorhanden. Und dennoch
zeigen sie sämmtlich recht bemerkbare Spuren von Wasser, wenn
dies auch vielleicht theilweise als hygroskopisch angesehen werden
kann. Auch das Gestein von Wimmelburg war, obwohl von der
ausgezeichnetsten Frische, doch nicht so völlig frei davon, dass
sich der Gehalt daran der directen Wahrnehmung hätte völlig ent-
ziehen können, wenn die Menge auch eine so geringe war, dass
sie innerhalb der Fehlergrenzen der Bestimmung lag. Sobald der
Wassergehalt jedoch nur noch ein wenig höher steigt, so ist der
Träger desselben in einzelnen Gesteinen, z. B. in dem Gekrösestein
von Bochnia, auch sehr bald deutlich im Schliff wahrzunehmen,
während andere dies erst bei weiterer Zunahme des Wassergehaltes
erkennen lassen. Die Anhydrit-Individuen sind in dem erwähnten
Gestein an einzelnen Stellen kleiner und unregelmässiger, und man
bemerkt dann dort auch, freilich nur an dünnen Stellen des Prä-
parates, die sich dazwischen klemmende Gypsmasse, die sich im
polarisirten Licht gut abhebt. Am besten ist sie durch eine vor-
sichtige Ueberhitzung sichtbar zu machen, durch welche die be-
treffenden Stellen matt und undurchsichtig werden. Zuweilen, aber
selten, thut sie sich auch hier bereits zu etwas breiteren Partieen
zusammen, in welchen dann unveränderte Anhydritpartikel zerstreut
sind. Der unter Nr. 12 aufgeführte dichte Anhydrit von Bochnia,
der, wie schon früher dargethan wurde, ganz ähnliche Structur
mit dem Gekrösestein besitzt, zeigt diese Art der Umwandlung in
bei weitem besserer und vorgeschrittenerer Ausbildung, wie das
ja auch sein viel höherer Wassergehalt erklärlich macht. Selbst
in den blumenkohlartigen Anhydritknollen, die, von wasserklarem
Steinsalz überzogen, von demselben Fundort erwähnt wurden, war
das, wenn auch in geringfügiger Entwicklung zu beobachten.
Ein ganz anderes Bild bieten die ersten Umwandlungsvorgänge
in grobkörnigen Anhydriten, von denen unter Nr. 7 ein Vertreter
von Yicenza aufgeführt worden ist. Trotz des nicht unbeträchtlichen
Wassergehaltes, der viel zu hoch ist, um nur als hygroskopisch
gedeutet werden zu können, ist eine sicher als solche zu erkennende
Gypsmasse darin nicht vorhanden, nur die Ränder der Individuen
sind etwas zerfasert und treten stark hervor. In anderen solcher
Anhydrite, wie z. B. in dem von Hall in Tirol (Nr. 5) sind es
sehr spärlich verbreitete, kleine Gypsadern, die den geringen
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Beiträge zur KenntniBB des Gyps- und Anhydritgesteines. 275
Wassergehalt bedingen; die eigentliche Gesteinsmasse ist aber von
jeglieher Umwandlung frei. Nur die Ränder der die Adern begren-
zenden Anhydrit-Individuen sind etwas zerfressen und kleine Theile
davon losgerissen. Es seheint hier nur ein localer und temporärer
Zutritt von Wasser stattgefunden zu haben.
Bei weitem besser ist die Umwandlung auf Spalten in Kry-
stallen des sogenannten «Würfelanhydrits^, der auf dem feinkörni-
gen Anhydritgestein von Bex aufsitzt, zu beobachten (Taf. II, Fig. iX
Das Resultat der Wasserbestinmiung einiger, nur wenig getrübt
aussehender Erystalle ist in der Tabelle unter Nr. 6 aufgeführt.
Hier ist sehr genau bis in die einzelnsten Details zu verfolgen,
wie auf den Spaltungsrissen zuerst die Umwandlung vor sich
ging und jene daher die Canäle für die Wasserzufuhr abgaben.
Die Theile des noch unveränderten Anhydrits suchten sich ihren
Zusammenhang zu bewahren, die sich vergrössernde Masse drängte
sie aber nicht nur auseinander, sondern verursachte auch schief zu
den Spaltungsrichtungen verlaufende Sprünge. Diese wurden ihrer
rauheren Begrenzungen wegen von der Umwandlung bevorzugt und
verbreiterten sich mehr und mehr, so dass sie schliesslich an Masse
bedeutend überwogen. Dabei verlaufen alle diese Adern direct
ohne abzusetzen in das unterliegende, feinkörnige Gestein, werden
dort aber sehr verschmälert. Kurz, man sieht hier ein ganz typi-
sches Bild einer netzförmig auf Spalten sich vollziehenden Um-
wandlung, das, da die Anhydritkerne ihre Form und sonstigen
Eigenschaften treu bewahren, seines Gleichen suchen dürfte. Uebri-
gens ist hier sowohl wie an anderen Orten deutlich wahrzuneh-
men, dass es der Anhydrit ist, welcher die Contouren zwischen
den noch unveränderten Resten desselben und dem Umwandlungs-
prodnct bestimmt.
Ein ähnlich schönes, aber nicht so vollkommenes Bild der
Umwandlung findet sich in den meisten der faserigstrahligen Anhy-
drite (Taf. II, Fig. 5). In der Tabelle sind bei immer steigendem
Wassergehalt Vorkommnisse von Segeberg, Ilfeld, Stempteda,
Lüneburg und Osterode angeführt. In ihnen sind in den geförbten,
faserigen Theilen lange, schmale Adern von Gyps vorhanden, die
stets eine Menge abgerissener Anhydritpartikel wie Gerolle mit
sich führen. Diese sind dann merkwürdiger Weise, wenn nicht
farblos, so doch grossen Theiles entfärbt, während die färbende,
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276 ^- Hammerschmidt.
bräunlichgraue Masse, zu Klumpen geballt, dazwischen liegt. Diese
Adern führen stets, sich unterwegs auch wohl zu mehreren ver-
einend, zu den kömigen, farblosen Partieen hin, und hier verschwin-
den sie in den dort fast imme^ eingelagerten, grösseren Gjps-
massen. Das Ganze macht den Eindruck, als sei der geßrbte,
faserigstrahlige Theil das eigentliche, primäre Gestein, aus welchem
sich dann die farblosen, kömigen Partien und zugleich der Gyps
bildete. Der letztere ist hier stets reich an grossen, meist dunkel
gefärbten Interpositionen, die zuweilen ganz das Aussehen besitzen,
als wären sie aus den sehr winzigen des faserigen Anhydrits
zusammengeflossen. Sie sind auch sehr häufig in der gleichen
Richtung wie diese eingelagert. Am weitesten vorgeschritten war
diese Art der Umwandlung an . dem Gestein von • Osterode zu
beobachten.
Sehr eigenthümlich ist dieselbe, wenn auch von der eben
beschriebenen ganz abweichend, in zwei weiteren, in der Tabelle
verzeichneten Vorkommnissen vorhanden, einem fleischrothen sog«
Anhydrit ohne Fundortsangabe (Nr. 13) und einem blättrigen,
bereits als Gyps bezeichneten, stark glänzenden Gestein von Jena
(Nr. 15). Das erstere ist von grobkörniger Structur mit fast allen
damit verbundenen, früher beschriebenen Eigenschaften und zeigt
die schon bekannte, vorzügliche Umwandlung auf Spalten. Wäh-
rend aber in einem Theile desselben die sich um die rundlichen
Anhydrit-Individuen herumlegenden Adern nur sehr schmal und
wenig massig sind, verbreitern sie sich in einem anderen immer
mehr und mehr, so dass dort schliesslich die Gypsmasse vorwiegt,
und die Brocken des Anhydrit, die übrigens meist noch von
makroskopisch sehr wohl erkennbarer Grösse sind, regellos darin
verstreut liegen. Das Ganze hat das Aussehen einer durch Gyps
verkitteten Anhydritbreccie, obwohl es von ganz anderer Entstehungs-
art ist. Dieselbe Stmctur, nur noch ausgeprägter, besitzt mit
noch etwas mehr vorwiegendem Gyps das Gestein von Jena. Es
macht dabei schon makroskopisch im Dünnschliff betrachtet, einen
sehr eigenthümliohen Eindruck. Die Gypssubstanz ist in ihm von
so wasserheller Klarheit, dass man dieselbe gar nicht bemerkt,
und es aussieht, als wäre das Präparat in eine sehr grosse Zahl
kleinster Theilchen auseinander gefahren, als wäre ein Bindemittel
zwischen denselben gar nicht vorhanden. An günstigen Stellen
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Beiträge zur KenntnisB des Gyps- und Anhydritgesteines. 277
lehrt Bogar oberfläohliohe Betrachtung unter dem Mikroskop nichts
Beflseres, bis schliesslich die Beobachtung von yielfach vorhandenen
Schnüren von Flüssigkeitseinschlüssen und überraschender no^'.
polariBirtes Licht den Irrthum erkennen lässt. >' V^^ r',
l5ie Oypssubstanz hat sich hier stets zu grossen, opffuhi^^tthr
wohl charakterisirten Individuen entwickelt, die indessen ^imtner
unregelmässige Oontouren zeigen, von denen aber im gewo^MO^en
Lieht durchaus nichts zu bemerken ist. Die grossen, rundn^en
Anhydritreste sind darin regellos eingebettet und lassen eine Zer-
faserung oder Zerbröckelung ihrer Ränder nie recht erkennen, nur
sind zusammengehörige Theile oft weit auseinandergerückt. Die
Structur derselben ist ganz noch die der Individuen in körnigen
Anhydriten, blos treten ihre Spaltungslinien stärker als dort hervor.
Merkwürdig ist der Umstand, dass im Gyps befindliche Schnüre
von Hohlräumen und Flüssigkeitseinschlüssen jenseits des Anhydrit«
Partikels zuweilen geradlinig weiter fortsetzen.
Bemerkenswerth sind femer in beiden Gesteinen vorhandene
Individuen zum Theile von makroskopischer Grösse, die optisch
wesentlich von allen übrigen verschieden sind. Im gewöhnlichen
Lieht sind sie von den Anhydritpartikeln fast gar nicht zu trennen,
ein unmerkliches Verschwinden der Spaltungslinien etwa abgerechnet.
Im polarisirten Licht aber zeigen sie nichts mehr von der ausser-
ordentlich lebhaft chromatischen Polarisation, welche sich diese
auch hier bewahrt haben. Sie haben vielmehr die zwar gleich-
massigere, aber weit mattere angenommen, wie sie der Gyps in den
Präparaten zu haben pflegt. Ausserdem zeigen sie das Maximum
der Dunkelheit stets, wenn ihre Spaltungslinien schief zu den
Bchwingungsrichtungen der Nicols stehen. Da bei der nicht ge-
ringen Anzahl der beobachteten Fälle nie etwaige Störungen durch
Ueber- oder Unterlagerung zu bemerken waren, so dürfte es nicht
gewagt erscheinen, in diesen Individuen Pseudomorp hosen von
Gyps nach Anhydrit anzunehmen.
Eine etwas verschiedene Art der Umwandlung zeigt in grosser
Schönheit das schon mehrfach besprochene Gestein von der Yal
Canaria (Nr. 16, Taf. II, Fig. 6). In keinem anderen Vorkomm-
niss ist die Entstehung des Gyps aus Anhydrit mit grösserer Evidenz
ausgesprochen als in ihm. Schon makroskopisch im Schliff bemerkt
man in matter, wenig gefärbter Masse unregelmässige, lebhaft glän-
1llB«r«lof. and petrogr. Mltth. V. 1882. F. Hanmenohmidt. Bftanibaser. 19
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278 P* HammerBdimidt.
zende und sehr frisch aussehende Tbeile in grosser Menge verstreut,
die bis zu einem Millimeter und darüber gross sind. Unter dem
Mikroskop ergibt sich, dass dies Anhydritreste sind, die in der aus
ihnen entstandenen Gypsmasse förmlich zu schwimmen scheinen.
Alle haben ganz unregelmässige, eckige Contouren und sind von
einem Hof von kleinsten, sich zum Theile noch deutlich vom Gyps
abhebenden Theilchen umgeben, in die sie vom Bande aus zer-
bröckelt sind. Die Partikelchen werden nach aussen zu immer
kleiner und verfliessen schliesslich vollständig in der übrigen Gyps-
masse. Diese Zerstäubung des Anhydrits geht zuletzt so weit, dass
nur noch ein solcher Hof als ein Schwärm winziger Theilchen,
darunter aber ganz gut charakterisirter, übrig bleibt. Die Kerne
selbst aber zeigen, sogar dann noch, wenn sie . kaum mehr als
wirklich zusammenhängende Masse vorhanden sind, durchaus Form
und Eigenschaften des echten Anhydrits. Die scharf geradlinig
verlaufenden, senkrechten Spaltungsrisse, die stark glänzende Ober-
fläche und besonders die intensiv chromatische Felderpolarisation
ist bei den allermeisten noch ganz unverändert vorhanden. Im
polarisirten Liebt bietet sich so ein Bild von eigenihümlicher Schön-
heit, dessen Reiz noch dadurch erhöht wird, dass sehr viele dieser
verstreuten Theile sich als weit auseinander gedrängte Glieder
eines Individuums erweisen. Ihre Verschiebung und Trennung ist
so gleichmässig vor sich gegangen, dass die Spaltungslinien des
einen noch geradlinige Fortsetzungen der des anderen sind und
sie sich so auch ihre gleichartige, optische Beaction bewahrt haben.
Einzelne dieser Theile jedoch und nicht immer nur die an
Masse zurücktretenden, sind nicht mehr als Anhydrit charakterisirt.
Sie haben durchaus das Ansehen der schon oben im Gestein von
Jena beschriebenen Pseudomorphosen von Gyps nach Anhydrit an-
genommen und sind, wie diese, zwar im gewöhnlichen Licht kaum,
im polarisirten aber augenfällig von den übrigen unterschieden.
Die entstandene Gypsmasse besteht hier nur aus vefhältniss»
massig kleinen Individuen von ausserordentlich unregelmässiger und
zerfahrener Form. Ihre Structur ist im Ganzen die nämliche, wie
die der früher beschriebenen dichten Gesteine.
Die Wasseraufnahme und die damit verbundene bedeutende
Massenvermehrung hat aber auch für die Accessorien die verhäng-
nissvollsten Folgen gehabt. Das Carbonat, der Glimmer, der Diathen,
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Beitrftge zur EeDiitniss des Gyps- und Anhydritgesteinefl. 279
der Eisenglanz, der Apatit und der zweifelhafte Zoisit — säinmt-
lich sind sie dadurch in Stücke zerrissen und diese zuweilen weit
auseinander geführt worden, wie dies makroskopisch auch bereits
Tony. F ritsch nachgewiesen wurde. ^J Besonders gut ist die
Zerreissung am Disthen zu beobachten, der oft zwischen jedem
seiner Theilstücke mehr Raum lässt, als diese selbst einnehmen.
Nur am Eisenkies und Rutil war das nie deutlich erkennbar.
Eine nächst höhere Stufe der Umwandlung haben drei unter
Nr. 17, 19 und 20 aufgeführte Vorkommnisse von der Val Oanaria,
von Bex und Yolterra erreicht. Das erstere ist wahrscheinlich nur
ein Stadium weiterer Entwickelung des sich sonst sehr davon unter-
sdlieidenden früher betrachteten Yon demselben Fundort. Die drei
Gesteine sind unter dem Mikroskop von echten Gypsen nicht mehr
sicher zu unterscheiden, das von Bex etwa ausgenommen, in wel-
chem sich noch kleine, winzige Partikelhäufchen erkennen lassen,
die Yielleicht als geringe Ueberbleibsel der früher beschriebenen
Höfe, für den letzten spärlichen Rest des Anhydrits in Anspruch zu
nehmen sind. Aus dem zu niedrigen Wassergehalte dieser Vor-
kommnisse geht aber mit Sicherheit hervor, dass sie noch nicht
reine, leibhaftige Gypssubstanz darstellen. Um den Beweis zu liefern,
dass es nicht nur die Verunreinigungen dieser Gesteine sind, welche
den Procentgehalt an Wasser herabdrücken, wurden zum Vergleich
zwei weitere Wasserbestimmungen an sicher aus Gyps bestehenden
Vorkommnissen angestellt, die mindestens ebensoviel fremde Ein-
lagerungen enthielten als jene. Dem sehr reinen Gestein von Bex
und dem fast alabasterartigen von Volterra wurde das unter Nr. 21
aufgeführte gegenübergestellt, das augenfällig etwas mehr, und zwar
durch Partikel des Carbonats, verunreinigt war, als jene. Es hat
trotzdem um 0*88, resp. 0*59 Percent höheren Wassergehalt. Dem
stark Accessorien und Verunreinigungen enthaltenden von der Val
Canaria entsprach etwa ein fast durchaus dunkel gefärbtes Gestein
von Mansfeld (Nr. 18) mit grossen Massen des Carbonats. Es ent-
hielt sogar 1*11 Percent Wasser mehr. Hieraus geht also hervor,
dass sich auch die letzten Stadien der Umwandlung ganz wie zum
Theile die ersten der directen Wahrnehmung mehr oder minder ent-
ziehen können.
*)A. a. 0. 8. 119.
19*
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280 F- Bammenchmidt.
Die beschriebenen Mittelglieder zwischen Gyps und Anhydrit
sind durchaus nicht selten, selbst wenn man von der geringfügigen
Alteration absieht, der die grösste Zahl der Anhydrite verfallen ist.
Für systematische und Sammlungszwecke dfirfte es daher zweck-
mässig sein, den Gehalt der einen Substanz an der anderen auch
im Namen wiederzugeben. Vielleicht sind dazu für alle Fälle zweck-
entsprechend die zwei Bezeichnungen : „Anhydrit g y p s^^ und „Gyps-
anhydrit'', wenn man sie in auch sonst gebräuchlicher Weise
so anwendet, dass der höhere Gehalt immer durch die zweite be-
tonte Sylbe ausgedrückt wird, und wenn man ihren Gebrauch ver-
meidet, sofern es sich nur um beigemengte, ganz winzige, selbst
mikroskopisch kaum wahrnehmbare Aederchen oder Partikel han-
delt. Die Bezeichnung sollte sich nicht allein nach dem Wasser-
gehalt richten, sondern in erster Linie darnach, ob der Träger des-
selben resp. die davon freie Substanz deutlich und sicher als solche
wahrzunehmen ist. So möchte es z. B. bereits vortheilhaft sein,
den Gekrösestein, wie er von mir untersucht wurde, trotz seines
sehr geringen Wassergehaltes als „Gypsanhydi'it^^ zu bezeichnen,
während das daran viel reichere Gestein von Vicenza (7) noch
durchaus als „Anhydrit** aufgefasst werden kann. Nach der anderen
Seite hin würde aber schon das Yorkommniss von Bex wegen der
ganz unsicheren Bestimmung der für Anhydrit zu haltenden ein«
gelagerten winzigen Partikel als „Gyps^* zu gelten haben.
Durch diese Massnahme würden auch die unleugbaren Mängel,
welche jetzt mit der Bezeichnung der Handstücke in den Samm«
lungen in vielfacher Weise verbunden sind, gehoben werden können.
Ginige Versuche über künstliche Umänderungen
von Gyps und Anhydrit.
Die Leichtigkeit, mit welcher die natürliche Umwandlung des
Anhydrit in Gyps vor sich geht, schien dem Versuch, diese künst-
lich nachzuahmen, um so vielleicht Einiges über die näheren Bedin-
gungen derselben zu erfahren, Gelingen zu versprechen.
Zu diesem Zwecke wurden zunächst mehrere Stücke eines
sehr grobkörnigen und frischen Anhydrits unter einen über einem
Wasserbad befindlichen Glassturz gebracht. Durch gelindes Erwär-
men gelang es, die Luft in demselben stets mit Wasserdampf
gesättigt zu erhalten. Nach mehreren Wochen hatten sich die
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Beitriige zur Kenntniss des Qjpn- and Anhydritgesteines. 281
Stacke zwar mit einem weissen Pulver überzogen, waren aber im
Innern ganz frisch geblieben, von einem etwaigen Eindringen der
Umwandlung auf Spalten war nichts aufzufinden. Das weisse
Pulver bestand aus feinsten Gypsnädelehen, die durch ihre optische
Reaction und ihren meist klinobasischen Charakter als solche zu
erkennen waren. Das gleiche Resultat erhält man durch Behan-
deln von Anhydritpulver mit Wasser, wie das schon G. Rose
in der mehrerwähnten Abhandlung beschreibt. Ich habe noch
einige seiner Versuche nachgemacht, um so eine Yergleichung mit
den natürlichen UmwandlungsYorgängen anstellen zu können. Es
sind besonders die Versuche, welche sich mit der Aenderung des
Gyps in Anhydrit beschäftigen, da ich diesen Vorgang in der
Natur nie habe beobachten können.
Klare Spaltungslamellen von Gypsspath wurden in einer
Platinschale mit Ohlomatrium gekocht. Sie änderten sich, ganz
wie es G. Rose angibt, in theil weise parallel verlaufende, meist
aber wirr durcheinander liegende, rhombische Nädelchen um, die
aber seltsamer Weise, nicht wie die natürlichen, kleinen Anhydrit-
Indi-viduen pinakoidal begrenzt sind, sondern stets eine pyramidale
oder wohl besser domatische Zuschärfung erkenifen lassen. In den
von mir untersuchten Handstücken ist eine auch nur entfernt ähn-
liehe Umwandlung des Gyps nie zu beobachten, obwohl nach
Rose zollgrosse Gyps-Individuen vom Rathssteinbruch bei Stasfurt
dieselbe schon makroskopisch erkennen lassen sollen.
Durch gleiche Behandlung von Gypspulver gelang es mir
ebenfalls, dieses vollständig in jene Nädelchen umzuwandeln. Eine
etwas grössere Portion derselben wurde nun mit Wasser stehen
gelassen, nachdem sie durch Auswaschen vom Chlomatrium voll-
standig befreit waren. Nach einigen Tagen hatten sich die Anhydrit-
nädelehen wieder zu schönen Gypskrystallen bis zu 2 Mm. Grösse
verändert, die zum Theile ausgezeichnete, modellgleiche Ausbildung
besassen (sie zeigten meistens ooP. ooPoo . + P, zuweilen auch
oP) und öfter nach — Poo verzwillingt waren. Zwischen diesen
grösseren Krystallen lagen, zumal wenn nur wenig Wasser ange-
wendet wurde, noch kleine zum Theile sternförmig grüppirte Nädel-
chen, die sich ihrer optischen Reaction nach wenigstens theilweise
bereits ebenfalls als Gyps erwiesen. Wenn man diesen Vorgang
der Umwandlung künstlich dargestellter Anhydritnädelohen durch
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282 F Hamraersdiiiiidt.
Wasseraufnahme an eben dem Ghlornatriumbad entnommenen nnier
dem Mikroskop beobachtet, so setzt die Schnelligkeit in Erstaunen,
mit welcher diese sich zu verändern scheinen. Man glaubt die
Auflösung eines etwas schwer löslichen Salzes zu sehen, so schnell
geht die WegTflhrung der Nädelchen vor sich. Dieser Umstand
leitete sogar zu der Yermuthung, dass hier womöglich nicht reines
Calciumsttlfat, sondern eine Yermeogung desselben mit^ durch das
angewandte Chlornatrium entstandenen Umsetzungsproducten vor-
läge, also z. B. schwefelsaures Natron mit vorhanden sein könnte,
obgleich dies nach der Theorie der Doppelumsetzung von vora*
herein nicht wahrscheinlich war. Die Vergleichung mit kunstlieb
hergestellten Eryställchen dieser Substanz zeigte indessen, die
gleiche optische Reaction ausgenommen, keine Aehnliohkeit. Sodaon
war ja auch die durchaus gleichartige Beschaffenheit der Nädelchen
und ihre Umsetzung in tadellos ausgebildete, unverkennbare Gyps-
krystalle entscheidend. Auch die in den Gypslamellen entstandenen
parallel verlaufenden Fasern verschwinden zum Theile wieder, so
dass hier wieder gleichmässige, optische Reaction eintritt. Doch gilt
das nicht von sämmtliohen, wenn die Behandlung etwas zu lange
währt. Es ist wahrscheinlich, dass hier sich auch wenig stabile
Zwischenstadien von Gyps und Anhydrit bilden, wie ja ein solches
auch schon von Hoppe-Seyler^) durch Erhitzen von Gypsspath
mit Wasser in zugeschmolzener Röhre auf 140^ von der Formel
Ca SO^ -f- ^/s H^ 0 dargestellt worden ist. Es waren seiden-
glänzende Fasern, in die derselbe zerklüftet war, welche diese
Zusammensetzung zeigten.
Es bedarf indessen weder des Erhitzens unter starkem Drnck,
noch der Behandlung mit Cfalomatrium, um eine ähnliche Zerfase-
rung hervorzurufen. Bei allen Dünnschliffen, welche nur mit
Canadabalsam hergestellt wurden, genügte die dadurch veranlasste
Ueberhitzung, um dieselbe Structuränderung zu erzeugen. Die
davon betrofl^enen Individuen werden in ganze Bündel von Fasern
in der Weise umgestaltet, dass deren Längsrichtung der Yertical-
axe entspricht. Die Folge davon ist natürlich ein eigenthümliches
Mattwerden der Schnitte und eine ganz unregelmässig fleckige oder
streifige Polarisation derselben. Die allmähliche Entwicklung dieser
^) Poggendorffs Ann. Bd. 127. S. 161.
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Beiträge sar Kenntniss des Gypa- und Anhydritgesteines. 283
Umwandlung ist leicht zu beobachten, wenn . man sich, wie das
anfanglich oft unfreiwillig geschah, Schliffe herstellt, die nur ein-
seitig überhitzt sind. Das erste Stadium derselben ist recht bemer-
kenswerth. Die Individuen zerfallen zuerst in scharf begrenzte,
parallele Lamellen, die, nicht immer die ganze Länge des Indivi-
dniims durchsetzend, sidi zuweilen auskeilen. Auch ihre optische
Beaction ist yerscbieden, so dass man anfinglich wirklich yersucht
sein kann, hier an eine ganz Torzügliche Ausbildung einer pelysyn-
ihetisehen Yerzwillingung zu denken, und ich bin in der That
anfangs dadurch getauscht worden. Den schlagendsten Beweis,
dass davon sieher nichts vorhanden ist, bietet der Umstand, dass
die sorgfaltigste und eingehendste Durchforschung einer grossen
Zahl von Dünnsehliffen, die mit Bestimmtheit einer Ueberhitzung
nicht anheimgefallen waren, auch nicht eine Spur daron auffinden
Hess. Der Irrthum wird dadurch noch eher ermöglicht, dass die
IndividuMi mit diesen ersten Anfangen der Faserung oft verhältniss-
maasig grosse Strecken unveränderter Substanz zwischen sich und
stärker umgewandelten Partieen lassen. Es kommt daher auch vor,
dass sie sich in Schliffen mit sehr geringer Ueberhitzung ganz allein
vorfinden. Bei weiterem Umsichgreifen der Umwandlung verlieren
die Fasern aber sehr rasch ihre scharfe Begrenzung und im mitt-
leren Stadium . sind die Schnitte bereits zu unregelmässigen Bündeln
derselben geworden. Schliesslich wird die ganze Masse porzellan-
artig, trübe und undurdisichtig, so dass Details nicht mehr zu
erkennen sind. Das Wasser entweicht aus den Präparaten. in der
Weise, dass ausser wirklichen Blasen auch mitten in der Substanz
kleine, unregelmässige, den sonst Torhandenen Hohlräumen ähnliche
Cavitäten entstehen, die stets dunkel und libellenlos erscheinen.
Ganz wie jene sind auch sie zuweilen in kleine Schnüre angeordnet,
bilden aber sonst natürlich immer nur ganz unregelmässige, dichte
Schwärme.
In grösseren Individuen war die Structuränderung zuweilen
nicht als sich lang hindurchstreckende Faserung, sondern mehr als
eine Art fiammiger Tüpfelung vorhanden. Einige Aufklärung über
diese Erscheinung bietet folgender Yersuch: Reine Spaltungsblätt-
chen von (^ypsspath wurden einen kurzen Augenblick mit der
Spitze der Stichflamme erhitzt. Es entsteht dadurch ein weisser
Flecken, der bei einiger Uebung sehr deutlich in der Gestalt der
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284 P* Hammerscbimdt
Propagationsform der Wärme, hier bekanntlich eine Ellipse, erhalten
werden kann. Rings umschlossen ist diese von noch wasserklarer,
durchaus unveränderter Gypsmasse. Das Blättchen wurde dann
in Canadabalsam eingebettet und unter dem Mikroskop betrachtet.
Im gewöhnlichen Licht war kaum mehr als eine faserige Trübung
mit sternförmig verlaufenden Sprüngen zu beobachten. Im pola-
risirten Licht zeigte sich dagegen ein höchst zierliches Bild, und
zwar besonders deutlich an den verschwimmenden Rändern der
Ellipse. Die intensiv gefärbte Gypsmasse ist übersäet mit Tausen-
den kleinster, mehr oder minder scharf ausgebildeter Quadrate. (Taf.
U, Fig. 7.) Die sich dunkler abhebenden Diagonalen derselben
stehen sämmtlioh senkrecht zu dem Orthopinakoid, und theilen
die Quadrate in vier dreieckige Felder, von denen immer je zwei
gegenüberliegende die gleiche Farbe zeigen^ und zwar so, dass die
der einen immer die complementäre der andern beiden ist. Dabei
sind alle Quadrate durch das ganze Gesichtsfeld vollkommen gleich
orientirt, so dass beim Drehen des Präparats auch der Farben-
wechsel der Felder ein ganz gleichmässiger ist. Diese bestehen
aus senkrecht zu den Seiten des Quadrats von dessen Mitte an
verlaufenden, parallelen Fasern. Da die Yermuthung, diese möchten
sich als Anhydrit erweisen, nicht ungerechtfertigt erschien, so wurde
ihre Bestimmung als solche dadurch versucht, dass die Erhitzung
an einem Gypsblättchen wiederholt wurde, welches als PolarisationB-
farbe nur noch ein mattes bläuliches Weiss gab, und dessen Dünne
erwarten Hess, dass die Fasern es vollständig durchsetzen würden.
Die Felder wurden hier ebenfalls, wie natürlich, nur hell und
dunkel, aber ihre Bestandtheile reagirten nicht in der erwarteten
Weise.
Die Anhydritnatur der Fasern wird aber sehr wahrscheinlich
gemacht durch ihr Verhalten gegen Wasser. Bringt man das
erhitzte Gypsblatt unter dem Mikroskop mit Wasser zusammen, so
bemerkt man, wie aus den Feldern kleine Nädelchen grasbüschel-
artig hervorwuchern. Diese waren zwar zu winzig, um auf ihre
optischen Eigenschaften geprüft werden zu können, ähneln aber
aus wässerigen Gypslösungen erhaltenen nadelförmigen Ersytällchen
augenscheinlich. Die früher in den Schli£Pen erwähnte fleckige
Umwandlung scheint also wohl nur eine geringe Modifioation der
von einem Punkt ausgehenden Erhitzung als Ursache zu haben.
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Beiträge zur Kenntniss des Gyps- und Anhydritgesteines. 285
Zum SchlusB ist es mir eine angenehme Pflicht, auch an
dieser Stelle meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Z i r k e 1,
meinen herzlichsten Dank auszusprechen für die Ueberlassung des
Materials sowohl, als auch für die freundliche Theilnahme und das
Wohlwollen, welches er mir jederzeit in so reichem Masse er-
wiesen hat.
Tafel-Erklärung.
Fig. 1. Partikel eines Magneaia-Ealkcarbonates im geb&nderten Anhydrit vom
SchlasselstoUen in Mansfeld (x 450).
Flg. 2. Polysynthetische Zwillingsvenrachsang in Individuen eines Anhydrites
Yon Vicenza (x 48).
Fig. 3. Eingewachsene, isolirte Gypskrystalle mit zonalen Einlagerungen in einem
faserig-Btrahligen Gyps-Anhydrit Ton Lüneburg (X 90).
Fig. 4. Umwandlung von Anhydrit in Gyps auf Spalten im sog. „Würfelanbydrit*'
von Bex im Ct. Wallis (X 48).
Fig. 6. Umwandlung von Anhydrit in Gyps im faserig-strahligen Gyps-Anhydrit
von Lüneburg (X 90).
Fig. 6. Umwandlung von Anhydrit in Gyps im Anhydrit-Gyps von der Val
Canaria (X 48).
Fig. 7. Schematische Darstellung einer der Figuren, welche auf klaren Gyps-
lamellen in Folge der Erhitzung mit einer Stichflamme entstehen (stark
vergrössert).
XV. lieber einige optische Erscheinungen am Quarz,
Gyps und Kalkspath.
Von Heinrich Baumhauer.
In Folgendem mochte ich mir erlauben, die Aufmerksamkeit
der Herren Fachgenossen auf einige optische Erscheinungen an
einfachen Quarzkrystallen, sowie an natürlichen Gyps- und künst-
lichen Ealkspathzwillingen zu lenken, welche in dieser Form wohl
noch nicht allgemein bekannt sind. Dieselben dürften als Demon-
strationsmittel bei Vorträgen der Beachtung werth sein.
1. Die Doppelbrechung am Quarz lässt sich an durchsichtigen
Exemplaren (namentlich an denjenigen von Marmarosch und Her-
kimer) direct auf folgende Weise beobachten. Man lege ein Quarz-
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286 H. Baumhauer.
prisma, bei welchem eine Fläche bo vorherrscht, dass man durch
sie uDd die zweitbenachbarte wie durch ein Priema (ron 60^) hin-
durchsehen kann, so auf einen auf Papier gezogenen Strich, dasa
die stark ausgedehnte Prismenfiäche den Strich bedeckt und die
Hauptaxe demselben parallel geht. Dann erblickt man den Strich
nicht nur durch die obere horizontale Fläche, sondern auch parallel
damit durch die benachbarte schrägliegende (ebenso auf der ent-
gegengesetzten Seite). Dieselbe Erscheinung bietet natürlich jedes
Glasprisma dar. Das seitliche Bild im Bergkrystall zeigt jedoch
bei der Betrachtung durch einen Nicol, dass es aus einem dunkleren
Theile (sichtbar, wenn die kürzere Diagonale des Nicols senkrecht
zur Hauptaxe liegt) und einem helleren Theile (sichtbar, nachdem
der Nicol um 90^ gedreht wurde) besteht. Der durch die horizon-
tale Fläche gesehene mittlere Strich bleibt hingegen bei jeder Lage
des Nicols gleich dunkel.
Entfernt man nun den Erystall in paralleler Lage von dem
Striche, so rücken die seitlichen «Bilder noch mehr von der Mitte
weg, und indem man eines verfolgt, sieht man, wie es sich schon
bei verhältnissmässig geringer Distanz in die zwei vorher zusammen-
fallenden senkrecht aufeinander polarisirten Bilder spaltet, wobei
das äussere Bild weniger dunkel ist, als das innere. Das äussere
entspricht dem extraordinären Strahl, das innere dem ordinären;
ersterer wird, der positiven Natur des Quarzes entsprechend, am
stärksten gebrochen. Aus dem Gesagten geht zugleich hervor, dass
bei dem in Rede stehenden Durchgange durch den Ejystall der
extraordinäre Strahl stärker absorbirt wird als der ordinäre. Die
Doppelbrechung beobachtet man auch, wenn man durch andere
nicht parallele Flächen, wie z. B. durch R und oo R hindurchsieht ;
jedoch konnte ich dabei die ungleiche Helligkeit der beiden Bilder
nicht mit Sicherheit constatiren.
2. Während man beim Quarz schon an einfachen Erjratallen
die Doppelbrechung direct wahrnehmen kann, lässt sich dieselbe
beim Gyps an Zwillingskrystallen nach oo P oo beobachten. Hält
man einen solchen Zwilling schräg über einen Strich, so dass
letzterer der Zwillingsgrenze auf oo Poo parallel geht, und blickt
nun durch die Zwiliingsebene hindurch nach demselben,
so erscheint er doppelt, und zwar gehen die beiden Bilder
noch weiter auseinander, sobald man den Krystall in
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üeber einige optische Erschein ongeo am Quarts, Qyps a. Kalkspath. 287
paralleler Lage weiter von dem Striche entfernt. Durch
einen Nicol betrachtet, erscheinen beide Bilder gleich dunkel, wenn
die kürzere Diagonale desselben dem Striche resp. der Zwillings-
grenze parallel geht. Dreht man nun, während man den Erystall
in der angegebenen Lage so hält, dass der von dem beiderseitigen
Faserbruch Poo gebildete einspringende Winkel nach oben ge-
richtet ist, den Nicol nach rechts, so verschwindet das rechte Bild,
dreht man ihn nach links, so verschwindet das linke Bild. Ausser
diesen beiden Bildern ist von anderen zwischen ihnen liegenden,
deren Vorhandensein wegen der zweimaligen Doppelbrechung (in
jedem Lidividuum des Zwillings) zu erwarten ist, nur eine schwache
Andeutung bemerklich. Die Ursache hievon ist wohl die, dass die
Axe der grossten Elastioität des einen Individuums mit derjenigen
der kleinsten des anderen einen Winkel von nur 9^ 28' einschliesst,
und umgekehrt, während die Axen der mittleren Elasticität bei
beiden parallel gehen. Auf die beschriebenen Erscheinungen am
QjpB wurde ich geführt durch folgende Beobachtungen an
3. kfinstlichen. Ealkspathzwillingen nach — % R. Diese
Zwillinge bieten in optischer Beziehung ein besonderes Interesse
dar. Bedeckt man mit einem solchen modellähnlichen Zwilling
einen auf Papier befindlichen Punkt und blickt durch die Zwillings-
ebene, welche unter 37^ 26' gegen die obere horizontale Fläche
geneigt ist, hindurch, so nimmt man zunächst zwei Bilder wahr.
Während bei einem einfachen Kalkspath die beiden Bilder stets
scheinbar auf der den Hauptschnitt bestimmenden kurzen Rhomben-
diagonale liegen, und zwar das ordinäre Bild zunächst der Poleok,
musB bei dem Zwilling die Lage der Bilder eine wechselnde sein,
je nachdem man durch gleich oder verschieden dicke Partien beider
Individuen hindurchsieht, was man durch einfaches Verschieben
des Zwillmgs bewirkt. Je grosser der Weg ist, welchen die Strahlen
durch das obere Individuum passiren müssen, um so mehr nähert
sich die scheinbare Verbindungslinie beider Bilder der kurzen Diago-
nale der nach oben gekehrten Fläche, in umgekehrtem Falle mehr
und mehr der dazu um 78^ 5' geneigten Richtung. Hebt man nun
den Erystall so auf, dass er eine mit seiner ursprünglichen parallele
Lage behält (die obere Poleck nach oben resp. vom Beschauer
weg und die einspringende Kante nach rechts unten gewendet),
so gehen die beiden Bilder auseinander, das in Beziehung zum
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288 H. Baumhauer.
oberen Individuum extraordinäre Bild wandert nach oben rechts,
das ordinäre in entgegengesetzter Richtung nach unten links. Ausser
diesen beiden Bildern treten aber, vorher in der Regel nicht deut-
lich sichtbar, zwei weitere auf, wie ja auch die Existenz von vier
Bildern von vornherein zu erwarten war. Die beiden letzteren
Bilder stehen hinsichtlich ihrer Deutlichkeit weit hinter den zuerst
erwähnten zurück. Dies hängt damit zusanunen, dass die vertikalen
Hanptschnitte beider Individuen einen Winkel von 7S^ 5' bilden, indem
das obere Individuum gegen das untere bei parallel bleibender horizon-
taler Rhomboederfläche um einen Winkel von 101^ 55' (ebener stumpfer
Rhombenwinkel) gedreht ist Bildeten die Hauptschnitte einen Winkel
von 45^, so würden vier Bilder von gleicher Intensität erscheinen.
Hier verhält sich die Intensität der beiden Nebenbilder zu der-
jenigen der Hauptbilder wie sin IV 55' : sin 78" 5' = ^^f 11" 55' : 1
= 0.21104 : 1, sie beträgt also etwa V5 der letzteren. Man bemerkt
jedoch häufig, namentlich wenn man beim Aufheben den Erystall
nicht genau parallel verschiebt, in Folge emer inneren Reflexion
an dünnen Zwillingslamellen — deren Bildung bei der Darstellung
der Ealkspathzwillinge kaum ganz zu vermeiden bt — noch andere
Bilder von grösserer Intensität. Dadurch verlieren die Erscheinungen
überhaupt leicht an Schärfe.
Die beiden Hauptbilder gehen beim Entfernen des Erystalles
rasch auseinander. Um dies genauer zu beobachten, lege man den
Zwilling so auf einen auf Papier gezogenen Strich, dass letzterer
die Richtung der bei beiden Individuen parallelen Rhomboeder-
kanten besitzt, und dass man den stumpfen Polkantenwinkel des
oberen Individuums zur Linken hat. Schiebt man den Zwilling
jetzt möglichst nach links, wobei die Bilder so viel wie möglich
rechts liegen, so nimmt man von links nach rechts wahr: 1. extra«
ordinäres Hauptbild, 2. ordinäres Nebenbild, 3. extraordinäres Neben-
bild, 4. ordinäres Hauptbild (bezogen auf das obere Individuum).
Hebt man nun den Erystall auf, so geht das extraordinäre Haupt-
bild nach links, das ordinäre nach rechts. Ueber die dabei statt-
findende Bewegung der Nebenbilder, welche auf jeden Fall
eine viel langsamere ist, als die der Hauptbilder,
konnte ich noch zu keinem endgiltigen Resultate gelangen, da das
Verhalten der verschiedenen Präparate in dieser Hinsicht nicht
ganz übereinzustimmen scheint, was wohl auf den Einfluss dibiner
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Notizen. 289
Lamellen zurückzuführen ist. Weitere und eingehendere Mitthei-
luDgen über die besprochenen und verwandte Ilrscheinungen möchte
ich mir deshalb vorbehalten.
XVI. Notizen.
E. HuBsak: Basalt und Tuff von Ban im Baranyer Gomitat.
Die marinen Schichten des Baner Gebirges oder Herczeg Szölloshegy, welches
1872 Dr. 0. Lenz geologisch untersuchte (Verhandlungen der k. k. geolog. R.-A.
1872, pag. 290), durchbrechen an zwei oder drei Orten Basalte, welche mit
Palagonittnffen in Verbindung stehen. Der hier beschriebene Basalt und Basalt-
tnff tritt in der N&he des Ortes Ban auf und sind die untersuchten Gesteins-
stücke Geschenke des Dr. 0. Lenz an Prof. Doelter.
Der Basalt gehört der mineralogischen Zusammensetzung nach zu den
Feldspathbasalten und ist der Komgrösse wegen als ein Anamesit zu bezeichnen.
Der bei weitem vorherrschende Gemengtheil ist der Plagioklas, der theils als
Einsprengung in grösseren, makroskopischen Krystallen vorkommt, theils in
kleinen leistenf5rmigen Durchschnitten sich im Dünnschliffe zeigt. Die ersteren
sind ungemein reich an Einschlüssen insbesonders der Glasbasis; oft sind die
Feldspathkrystalle vollständig von einem dichten Glas-Netzwerke durchzogen.
Auch bläschenführende Glaseinschlüsse, seltener unregelmässige, violette Augit.
kömer sind eingeschlossen. Häufig finden sich die Gruudmassefeldspäthe in
grösseren Gruppen beisammen, den sog. „Augitangen" ähnliche Aggregate bildend.
Der Augit ist ein ziemlich spärlicher Gtemengtheil in diesem Basalte und findet
sich nur in kleinen unregelmässigen Körnern von violett-bräunlicher Farbe,
gleichsam die Zwischenräume der Feldspathlelsten ausfüllend.
Die Olivinkrystalle und -kömer sind zum grössten Theil schon in grün-
faserigen Serpentin umgewandelt, aber leicht noch an den öfters auftretenden
frischen farblosen, ungemein kräftig polarisirenden Resten zu erkennen. Augit
und Olivin sind, ausgenommen etwa Glaseinschlttsse, frei von Einschlüssen. Zahl-
reich und gleichmässig vertheilt finden sich zwischen den Gemengtheilen unregel-
mässige, wie zerhackte, winzige Blättchen, Fäden und Schnüre eines impelluciden
frischen Erzes, welches ich der Aehnlichkeit mit dem Vorkommen des Titan-
eisens in Auamesiten und Doleriten und der Unlöslichkeit in kalter conc. Salz-
säure wegen für Titaneisen halte. Dasselbe ist stets frisch; ein geringer Theil
dieser Blättchen wird aber braun oder violettbraun durchsichtig und ist wohl
Eisenglanz. Ausser diesem Gemengtheil tritt endlich noch als constanter aber
accessorischer Gemengtheil, theils in winzigen lichtvioletten abgerundeten Körn-
chen, theils in grösseren dunkelvioletten Oktaedern der Perowskit auf. Seltener
in der Grundmasse vertheilt, findet er sich hauptsächlich als Einschlnss in den
Plagioklaskrystallen und besonders in grösseren Haufen in den obenerwähnten
Feldspathaugen eingeschlossen. Die hexaödrische Spaltbarkeit ist an den grösse-
ren Oetaäderschnitten deutlich zu beobachten; selten finden sich grössere unre«>
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290 Notiien.
gelmäosige zerhackte Formen des PerowskitB. Behufs qualitativer chemischer
Probe konnte derselbe nicht isolirt werden; auch die BoHcky'sche Probe gab
keinen Anhaltspunkt, da der Perowskit immer in den Feldspäthen eingeschlossen
ist, ebendesshalb konnte auch nicht festgestellt werden, ob er isotrop ist. Deut-
liche Glaseinschlüsse fanden sich in den grösseren Octaederdurcb schnitten. Da
der Perowskit fast immer als Einschluss in den Plagioklasen vorkommt und
Glaseinschlüsse führt, ist es wohl höchst wahrscheinlich, dass er auch hier ein
directes Ausscheidnngsproduct des Basal tmagma's und nicht etwa, woran man
auch glauben könnte, ein Zersetzungsproduct des Titaneisens ist.
In den erwähnten Feldspathaugen findet sich auch manchmal ein Filz
farbloser, langer, ungemein kräftig polarisirender Nädelchen.
In der Ornndmasse tritt gleichsam als Zwischenklemmungsmasse und in
grösseren, unregelmässigen Flecken ein dunkelgrünes, faseriges, viriditisches Zer-
setzungsproduct auf, welches wohl grossen Theils dem Serpentin angehört; das-
selbe findet sich auch in makroskopischen Eügelchen als Ausfüllung von Blasen-
räumen. Möglicherweise rührt aber ein Theil dieses Viridites auch von der Zer-
setzung einer ursprünglich vorhandenen Glasbasis her.
Diese Basalte durchbrechen ausser marinen Schichten auch Tuffe, welche
eine überaus grosse Aehnlichkeit mit den Palagonittuffen haben und der Unter-
suchung nach auch als solche zu bezeichnen sind. Verschieden grosse (bis nuss-
grosse) eckige Stücke eines schwarzen, pechglänzenden Basalts werden von einer
Masse zusammengebacken, die aus kleinen, gelben oder gelbgrünen weichen
Körnchen und einem theils calcitischen, theils dunkelbraunrothen Gäment besteht.
Die Aehnlichkeit mit den typischen Palagonittuffen tritt im Dünnschliffe noch
viel mehr hervor. Die grossen schwarzen Körner gleichen vollständig dem sog.
„Sideromelan** und erweisen sich als Lapilli des fast rein glasig erstarrten
Plagioklasbasaltes. Als Ausscheidungen finden sich hauptsächlich grössere Ery-
stalle und winzige Täfelchen von Plagioklas, wie sie Penck (Lose vulkan. Aus-
würflinge, Zeitschr. d. d. geol. G. 1878) beschrieb; auch die winzigen, modell-
scharfen Olivinkryställchen finden sich hier. Selten sind lichtgrüne Augitkömer;
zur Ausscheidung des Magnet- oder Titaneisens ist es noch nicht gekommen-
Auch der Perowskit fehlt. Hingegen finden sich zahlreich die ^förmigen Krystal-
liten und die von einem gelben faserigen Zersetzungsproduct des Basaltglases
erfüllten, eirunden Gasporen, wie sie in den Sideromelankörnern der isländischen
Palagonittuffe auftreten.
In manchen Basaltglaskörnern sind die Olivinkryställchen wieder sehr
selten und finden sich nur Plagioklastäfelchen und braune, faserige, nadelförmige
Krystallite. Während also der Plagioklas sich im dichten Basalt als ein zuletzt
zur Ausscheidung gelangter Gemengtheil erweist, ist er in den glasig erstarrten
Auswürflingen zuerst gebildet worden. Nicht nur die Gasporen sind mit dem
gelben, faserigen, schwach aggregatpolarisirenden, Palagonit genannten Zer«
setzungsprodnct des Basaltglases erfüllt, sondern auch auf den feinen Sprüngen
und insbesondere am Bande sind die Basaltkörner bereits stark palagonitisirt.
Auch vollständig in Palagonit zersetzte Basaltkörnchen sind häufig; sie führen
als Einschlüsse nur noch Plagioklas. Als Gäment tritt nur Calcit und ein dankel-
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Notizen. 291
brannrothes Zenset^uiigsproduct auf; kemerlei fremde Mineral- oder Gesteins-
thdle finden sich im Bindemittel. Dieser Plagioklasbasalttuff, dessen glasig
erstarrte eckige Körner durch das Meerwasser in Palagonit zersetzt wurden, ist
ein primärer Tuff und findet sich also auf ursprünglicher Lagerstätte.
Das braune, frische Basaltglas ist schwer in heisser concentrirter Salz-
säure löslich und besitzt einen Wassergehalt von 1*92 Percent
Ganz ähnliche Basalt-Palagonittuffe aus dem Baranyer Comitat beschrieb
schon 1867 K. Hoffmann (Yerh. d. k. k. geol. R.-A. 1867, pag. 209) von dem
Szigliget-Berg und LeäoyTär bei Battina und gibt auch eine Analyse dieser
Tuffe an (Hoth, Gesteinsanalysen, Berlin 1869), welche vollständig mit denen
der isländischen u. a. Palagonittuffe übereinstimmt. •
Literatur.
H. Ab ich: Geologische Forschungen in den kaukasischen Ländern.
II. Theil : Geologie des armenischen Hochlandes. I. — Wien 1882. Mit Atlas,
19 Tafeln, 5 Karten und 49 Holzschnitten.
A. D'Achiardi: Sn di alcuni minerali toscani con segni di poliedria.
Granato di Pitigliano. Pirite di Rio nelP Isola d'Elba. — A. d. Processi verbau
della Sodetii Toscana di Scienze Naturali. 12. marzo 1882.
Derselbe und A. Fnnaro: II gabbro rosso. — Ebenda, 7. maggio 1882.
A. Arzruni und G. Baerwald: Beziehungen zwischen Krystallform und
Zusammensetzung bei den Eisenarsenkiesen. — Zeitschr. f. Krystallographie etc.
TU., 4. Leipzig 1882.
C. Baerwald: Mineralogische Notizen. — Hauptbrechungsexponenten
des Rutil. Psendomorphose von Kieselkupfer nach Atacamit. Analyse and Bre-^
ehungsezponenten des Roihbleierzes von Bexjösowsk. Analyse eines Pyromorphits
von Zähringen in Baden. Eisenglanz von Syssert am Ural. — Ebenda, Vü.,
3. Leipzig 1882.
C. Bodewig: Analyse einiger Magnetkiese. — Ebenda.
G. Bodländer: Ueber das optische Drehnngsvermögen isomorpher
Miachungen aus den Dithionaten des Bleies und des Strontiums. — Inangnral-
Dissertation. Breslau 1882.
A. Brezina: Krystallographische Untersuchungen an homologen und iso-
meren Reihen. — Preisschrifi d. k. Akademie d. Wies. Wien 1888, 1. Heft.
A. Cathrein: Mittheilungen aus dem mineralogischen Laboratorium des
Polytdchnicutts zu Garlsruhe. — II. Ueber Saussnrit. III. Ueber die chemische
Zusammensetzung der Diallage von Wildschönau und Ehrsberg. — Zeitschr. f.
Krystallogr. etc. VII, 8. Leipzig 1882.
C. Gol eman: The Melaphyres of Lower Silesia. — Inaognral-Dissertation.
Breslau 1882.
A. Gossa: Ricerche chimiche e microscopiche su roccie e minerali
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292 Notixen.
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North Carolina. — American Journal of Science. Vol. XXII, September 1881.
Derselbe: On crystals of Monazite from Alexander County, North
Carolina. — Ebenda, Vol. XXIV, October 1882.
C. Doelter': Die Valcane der Capverden und ihre Producte. Graz 1882.
U. Fischer und D. Rttst: Ueber das mikroskopische und optische Ver-
halten verschiedener Kohlenwasserstoffe, Harze und Kohlen. Mit Tafel V und
1 Holzschn. — Zeitschr. f. Krystailogr. etc. VII. 3. Leipzig 1882.
W. Frantzen: Uebersicht der geologischen Verhältnisse bei Meiningen
nach den Bealschnlprogrammen des Hofrathes H. Emmrich und eigenen Beob-
achtungen. — Berlin 1882.
B. W. Frazier: On Crystals of Axioite from a locality near Bethlehem,
Peniisylyania, with some remarks upon the analogies between the crystalline
forms of Axinite and of Datolite. — Am. Joum. Sei. 111. Ser., Vol. XXIV,
Nr. 144; December 1882.
F. E. Geinitz: Die skandinavischen Plagioklasgesteine und Phonolith
aus dem mecklenburgischen Diluvium. — Nova acta d. kais. Leop.-Carol. Deutsch.
Akademie der Naturforscher. Bd. XLV, Nr. 2. Halle 1882.
F. A. Genth: Contributions to Mineralogy. — I. Corundom, allered into
Spinel, — Zoisit, — Feldspar and Mica (Damourite), - - Margarite, -> Fibrolite,
— Cyanite; When were the Cor. Alterations formed? II. Alteration of Ortho-
clase into Albite. III. Alteration of Tale into Anthophillite. IV. Tale, pseudo-
morphous after Magnetite. V. Gahnite. VI. Rutile and Zircon from the Itacolu-
mite of Edge Hills, Bucks County, Pa. — Artificial Hutile and Octahedrite.
VII. Sphalerite and Prehnite from Comwall, Libanon Co., Pa. VHI. Pyrophyllite
in Anthracite. IX. Beryl from Alexander Co.^ N. C. — X. AUanite. XI. Niccolite from
Colorado. XII. Artificial Alisonite(?) -~ A. d. Proc. Amer. Philos. Soc.XX. 112, 1882.
Handwörterbach der Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, 2 Lief. —
IL Abth. 5 Lief, der „Encyclopädie der Naturwissenschaften. <* Breslau. Tre-
wendt 1882.
A. JentzBch: Ueber Kugelsandsteine als charakteristische Diluvial-
geschiebe. — Jahrb. d. k. preuss. geol., Landesanstalt 1881, Berlin 1882. Mit 1 Tafel.
M. Kispati^: Die grünen Schiefer des Peterwardeiner Tunnels imd
deren Contact mit dem Trachyt — A. d. Jahrb. 32. Bd., 3. Heft d. k k geol.
Reichsanstalt 1882.
Derselbe: Die Trachyte des Frndka gora in Kroatien (Synnien). Ebenda.
A. T urner. Die Kraft and Materie im Räume. Frankfurt 1882. 2. Auflage.
Der erste Theil des Baches handelt über die Natur des Stoffes und seine
Relationsverhältnisse, der zweite über Atomverbindungen, der dritte Über die
Natur der Molekel und ihre Verbindungen. Dieser letztere, welcher die Prin-
cipien der Krystallisation erörtern soll, entwickelt die Vorstellungen des Ver-
fassers an einigen Beispielen, nimmt jedoch auf die von Bravais, Frankenheim,
Sohncke aufgestellten Sätze keine Rücksicht, daher der Krystallograph kaum
Anlass finden dürfte, auf das Werk einzugehen. T.
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Zar Kenntniss der Phyllite in den tirolischen Centralalpen. 293
XYII. Zur Kenntniss der Phyllite in den tirolischen
Centralalpen.
Von Adolf Piehler.
Soweit es das sehleohte Wetter des abgelaufenen Sommers
gestattete, beschäftigte ich mich wieder mit der Untersuchung der
Phyllite. Ich wählte zuerst den Kanzgraben bei Flaurling westlich
von Innsbruck. Er zieht sich von diesem Dorfe südlich gegen den
Hoeheder und das Seilrain ; der tiefe Runst des Baches zeigt überall
die Schichten sehr gut. Wir befinden ans im Nordflügel der Oetz-
thaler Masse, daher fallen sie mehr weniger steil gegen Süd, das
Streichen ist überall so ziemlich ein ostwestliches. Der Saum des
Phyllites, welcher sich hier dem Glimmerschiefer vorlegt und ihn
unterteuft, ist wohl nur eine Fortsetzung des Phyllites vom Hussel-
Hof und bei Natters, wo ich heuer unweit des Blumeshofes Gletscher-
schliffe entdeckte; die Unterbrechung an der Melach und bei
Oberperfuss dürfen wir zuverlässlich dem Alluvium und der mäch-
tigen Decke des Diluvialschotters zuschreiben. Die Gemengtheile
des Gesteines sind auch hier sehr zahlreich und verschieden aus-
gebildet nach der Grösse des Kornes; dadurch und durch die Zunahme
oder Abnahme derselben entstehen eben die zahlreichen Varietäten
und die Texturverschiedenheiten des Phyllites, welche, abgesehen
von allem Anderen, die Untersuchung mit dem Mikroskop noth-
wendig machen, um Verwechslungen mit älteren und jüngeren Ge-
steinen, wie sie schon auf weiten Strecken vorgekommen sind,
vorzubeugen.
Im ersten Steinbruche, links am Bach, treffen wir bleigraue Schie-
fer; die Spaltfläche theils glatt, theils wenig gefältelt, mit Körnern von
Pyrit und Magnetit, in einem Stücke auch ein freisiclftbaresKryställchen
von Tnrmalin, hemimorpb, oben und unten je ein anderes Rhomboeder,
schwarz, im Dünnschliffe braun. Neben diesem beobachtet man auch das
bisher nur mikroskopisch erkannte und bei Anlass der Quarzphyllite
ans der Gegend von Innsbruck beschriebene und abgebildete Vorkom-
men des Tnrmalins. Er ist jedoch ziemlich spärlich, wie auch der
Rutil. Die anderen Gemengtheile: Quarz, Orthoklas, Plagioklas,
Minerftlof. vnd p«trof r. Mitth. V. 1M2. Pfchler. HoUrung. 20
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294 A. Pichler.
Chlorit, Muscovit, Graphit und Sericit zeigen nichts Au£%lliges. Etwas
aufwärts am rechten Ufer ist für die Eisenbahn ein Steinbruch in
Betrieb ; er liefert einen Bandgneis mit Körnern von grauem Or-
thoklas, wie bei Innsbruck und Lans ; etwas höher treffen wir das
gleiche Gestein und dann in einer Runse, welche rechts herab-
kommt, einen Schiefer mit Lagen von silberweissem Glimmer wie
Blätter Stanniol, Granat und Körner von Magnetit. Man würde
es unbedenklich als echten Glimmerschiefer ansprechen — und es ist
Ton mir und Anderen auf Grund der makroskopischen Betrachtung
hin, stets geschehen, — wenn nicht die charakteristischen mikrosko-
pischen Turmaline, und gerade hier in sehr grosser Menge und
zumeist völlig ganz, die Einreihung beim Phyllit geböten. Das
Mikroskop zeigt uns auch hier die beiden Feldspathe, wie fast
überall. Weiter oben finden wir einen quarzreichen, dunklen (Gra-
phit-) Schiefer, und dann erreichen wir den Bruch, welcher die
breiten Gneisplatten für Herde, Trottoire, Schwellen und dergleichen
lieferte. Es ist ein schönes Gestein mit grossen Kömern von Or-
thoklas und Blättern silberweissen Glimmers, auf den Spaltflächen
begegnen wir nicht selten grossen, schwarzen Krystallen von Tur-
malin. Wenn das Aussehen auch nicht ganz dem mir wohlbe-
kannten der Gneise des Glimmerschiefers entsprach, so veran-
lassten mich gerade diese Turmaline, den hier neben der Kapelle
anstehenden Gneis nicht den Phylliten einzureihen. Das Mikroskop
widerlegte aber meine vorläufige Bestimmung und die mikrosko-
pischen Turmaline, sowie die übrige Beschaffenheit verwiesen
ihn unter die Phyllite. Weil ich aber mein Tagewerk gethan
glaubte, stieg ich nicht höher und kann so die Grenze gegen den
echten Glimmerschiefer und seine Gneise, welche den Hocheder
und die Uebergänge in's Seilrain zusammensetzen, nicht schildern.
Ich stieg am linken Ufer des Baches thalab und kann bemerken,
dass ich auch hier auf Gesteine traf, welche man makroskopisch
kaum, unter dem' Mikroskop unschwer als Phyllite erkennt.
Uebrigens will ich hier beifügen, dass es mir gerade die
Untersuchungen mit dem Mikroskop ermöglicht haben, jetzt die
Gesteine auch makroskopisch zu unterscheiden und ich kaum noch
in Verlegenheit komme, dieses mit Sicherheit zu thun.
Versetzen wir uns nun unmittelbar in das Gebiet des echten
Glimmerschiefers, beziehungsweise in die Formation der meist flase-
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Zur KenntniBS der Phyllite in den tirolischen CentrAlalpen. 295
rigen Gneise des Sellrain und Stubai. Die Beschaffenheit der Ge-
steine ist nach der Grösse der Gemengtheile, dem Vorwiegen des
einen oder des anderen und der Textur sehr verschieden ; sie haben
jedoch ein rauheres, gröberes Ansehen als die Phyllite und die
Anzahl der Mineralien, welche sie zusammensetzen, ist durchschnitt-
lich eine geringere. Quarz und die zwei Feldspäthe mehr oder
weniger zersetzt, kömig ; Lamellen von Biotit und Muscovit, wobei
dieser meistens vorwiegt, aocessorisch schwarzer Turmalin, Granat,
StauFolith und Cyanit in Prismen (z. B. Lizum, Rosskopf, Ereuzjoch),
Kornchen von Caldt, (z. B. bei Neustift), Andalusit (z. B. Lisens), Titan-
eisen, Epidot (z. B. Yillerspitz), untei^eordnet hie und da etwas Sericit;
gesellt sich zum Biotit Hornblende und drängt diesen mehr zu-
rück, so haben wir eigentliche Homblendeschiefer, wiewohl zu be-
merken ist, dass weder diese noch der Glimmerschiefer der beiden
Feldspäthe : Orthoklas und Plagioklas ganz entbehren. Stets fehlt
der mikroskopische in seiner Art für die Phyllite charakteristische
Turmalin und in den zahlreichen mir vorliegenden Schliffen habe ich
auch keinen Rutil ähnlich dem in den Phylliten gefunden. Ebenso
wenig enthalten die Gneise des Glimmerschiefers jene für den
Brennergneis (Gneis der Phyllite) so charakteristischen braunen und
röthlichen Eryställchen von Sphen. Diese Gegenüberstellung lässt
sich und liesse sich wohl auch jetzt schon detaillirter ausführen ;
ich beschränke mich jedoch vorläufig auf das Materiale, welches ich
für diesen Zweck bei den erneuerten Untersuchungen gesammelt
habe, weil man bei der Lösung so mancher hieher bezüglicher Fragen
zur grossten Vorsicht veranlasst ist und in Folge der mikroskopischen
Untersuchungen vieles von vorn angefangen werden muss und die
genaue Autopsie' nöthig hat. Schon auch darum, weil bei dem
in früheren Jahren gesammelten Materiale, wo man sich mit der
Eintheilung nach makroskopischer Ansicht begnügte, die Fundorte
nicht immer scharf bezeichnet sind.
Die Phyllite sind aber nicht blos durch ihre Bestandtheile,
insoferne sie ihnen eigenthümlich sind, sondern auch häufig durch
ihren Zustand, ihre Verbindung charakterisirt. Sehr oft sind Mi-
neralien derselben zerbrochen; die Trümmer, deren Zusammen-
gehörigkeit die Beschaffenheit der Bänder ergibt, auseinander-
gezogen, so die Turmaline, welche oft durch eingeschlossenen
Ghraphitstaub geschwärzt sind, die Tafeln des Graphites sind in
20*
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296 A, Pichler.
Fetzen zerrissen, die Apatitkrystalle in, der Reihe nach liegende
Stücke, zersprengt. Das gilt besonders von der Innsbrucker Oegend
und dem Thale Obernberg; weniger von Flaurling. Soll man diesen
Zustand Längsverschiebungen in der Masse während der Entstehung
der Phyllite oder späteren Aenderungen durch Metamorphosen
zuschreiben ? Sehr eigenthümlich sind Erscheinungen, die geraden-
wegs wie Fluidalstructur aussehen und wohl so bezeichnet würden,
wenn diese nicht den bisherigen Annahmen Ton der Natur und
dem Ursprung dieser Gesteine widerspräche. Die Schüppchen des
Graphites, Glimmers, Sericites zeigen oft wellenförmige Erüm*
mungen, in denen die andern Erystalle wie Scheiter schwimmen. Noch
sonderbarer! Schliffe aus Lüsens bei Brixen enthalten sehr frische
Orthoklase, in diese ziehen sich die Krümmungen jS-formig hinein
und treten auf der anderen Seite aus. Ja das geht selbst von einer
Zwillingshälfte in die andere. Im Staurolith vom Glungezer biegen sich
die Sprünge und Klüfte in gleicher Weise. Muss man das nicht
späteren Pressungen zuschreiben, ebenso wie das Aufblitzen von
Licht in Granaten bei gekreuztem Nicol, wie gepresstes Glas ahn«
liehe Erscheinungen zeigen soll? Dr« Blaas will diese Vorkommen
zum Gegenstand eigener Untersuchungen machen und Folgerungen
über die Genesis und den Metamorphismus der Gesteine daran
knüpfen; ich will daher nicht vorgreifen, da einerseits für eine so
wichtige Frage noch Material beizubringen ist und andererseits ich
mir eine andere Aufgabe gestellt habe.
Wenn sich die Phyllite nach unten von der alpinen Gneis-
formation gut und sicher unterscheiden, so gilt dieses auch nach
oben für die Wildschönauer Schiefer und den klastischen, schiefe-
rigen, sericitischen Yerrucano von Mauls, mit dem, abgesehen von
den Lagerungsverhältnissen, auch sonst kaum eine Verwechslung
möglich ist. Auch die Wildschönauer Schiefer, wenn es Wildschön-
auer Schiefer sind, lassen keine solche zu, wie mir dieses die Unter-
suchungen zeigten, welche ich ad hoc im letzten Herbste bei FUgen,
im Finsinggrund und am Gilfert vornahm.
Es sind echte Thonschiefer, grünlich, gelblich, weiss, grau, eisen-
grau, fast schwarz, manchmal gebändert, bisweilen sandsteinartig,
ja Conglomerate (weisse und violette QuarzgeröUe, Wildschönan) :
auch die klastischen Porphyroide von Pillersee, die pfirsichblüthrothen
Ealkschiefer hier und von Rettenstein gehören hieher, über die ieh
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Znr Kenntniss der Phyllite in den tiroli8chen Gentralalpen. 297
bei anderer Gelegenheit berichtete. Die Wildschonaaer Schiefer
gehören nach der Fortsetzung ihres Streichens ans dem Salzbur-
gischen zur Grauwackenformation ; auf "sie folgt der Schwatzer
Dolomit, über diesem sind die rothen und weissen Sandsteine und
Conglomerate aufgelagert, welche man der untersten Trias zurechnet.
Der ganze Complex der Wildschonauer Schiefer bedarf noch einer
eingehenden Untersuchung, zu der ich vielleicht später Zeit und
Gelegenheit finde.
Herr Dr. Cathrein gibt im neuen Jahrbuch fQr Mineralogie,
Geologie und Paläontologie, 1881, 1. Band, einen „Beitrag zur Kennt-
niss der Wildschonauer Schiefer und Thonschiefemädelchen^. Indem
ich der fleissigen und exacten Arbeit sachlich die höchste Anerken-
nung zolle, bin ich doch des Namens nichif ganz sicher; ich habe
dieses Gestein, welches Dr. Cathrein bei Eitzbüchl entdeckte, noch
nicht anstehend gefunden, und es stimmt weder makroskopisch noch
mikroskopisch mit den mir bekannten authentischen Wildschonauer
Schiefem. Aber auch die von anderer Seite geäusserte Meinung,
dass es mit dem Phyllit vom Husselhof das gleiche sei, widerlegt
eine makroskopische und mikroskopische Yergleichuug auf den
ersten Blick. Vom Husselhof haben wir das typische Sericit-
gestein ohne „weisse Flecken, mit Mikrolithen von ausserordentlicher
Kleinheit ', sondern mit braunen, für das freie Auge noch erkennbaren
Pünktchen, welche sich schon bei geringer Yergrösserung in Sage-
nitaggregate auflösen, was ja auch die chemische Untersuchung be-
stätigte ; die Turmaline sind ebenfalls gross, so dass sie eine geringe
Yergrösserung in volle Klarheit rückt, wie es bereits eine Abbil-
dung zum vorjährigen Aufsatz zeigt. Yolle Gewissheit über die
Stellung von Gathrein's Kitzbüchler Schiefer, der immerhin eine
Yarietät der Wildschonauer Schiefer sein kann, wird nur eine ein-
gehende Localuntersuchung ergeben, wo namentlich das Liegende
und Hangende zu berücksichtigen wäre.
Yerfugen wir uns wieder in das Brennergebiet. Zuerst muss
constatirt werden, dass sich der Glimmerschiefer nirgends an das
rechte Ufer der Sillschlucht zieht, wenn nicht vielleicht ganz in
der Tiefe ; die Gesteine von St. Peter mit den eingelagerten Kalk-
schiefem, ganz ähnlich denen im Yennathal, des Patcherkofels mit
Staurolith, Cyanit, Granat und Hornblende gehören zum Phyllit, so
glimmerschieferartig sie aussehen, wie das Mikroskop entscheidet.
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298 A. Pichler.
Ich habe eie bereits in früheren Jahren zum Phyllit gestellt, bin
aber später schwankend geworden, bis das Mikroskop jeden Zweifel
löste. Am linken Ufer ^er Sill bei Matrei zeigt ein Steinbruch
Glimmerschiefer, am rechten steht die Kirche bei Pfons auf echtem
Phyllit. Verfolgt man die Landstrasse Ton Innsbruck am linken
Ufer bis hieher, so hat man nur Phyllit, und zwar bei St. Peter
den glimmerschieferartigen und dann wieder die typischen Varie-
täten, darunter auch die grüne chloritische mit Magnetit.
Bei Matrei ändert sich am rechten Ufer das Bild. Wir er-
reichen die Serpentine, Serpentinschiefer und jene milden seri-
citischen und kalkigen Schiefer, die ich nach Analogie mit den
stratigraphisch sicher bestimmten Schiefem der Tarnthaler Kopfe
als Lias und Fleckeumergel bezeichnete. Südlich von Steinach
treffen wir dann die Kalkphyllite, die eben nach meiner Ansicht,
auf Grund der neuesten Untersuchungen, mit den Phyllitformatio-
nen gar nichts zu schaffen haben. Sie begleiten uns neben der
Eisenbahn bis zum Eingang des Vennathales. Der Tunnel von
St. Jodok durchzieht sie. Sie liegen in der Mulde des Phyllites,
vielleicht bilden sie noch den Padauner Kopf (6638 Fuss); ich
sage yielleicht, denn kartographisch sind sie erst abzugrenzen,
weil man sie eben als Kalkphyllit betrachtete. Das Gestein zeigt
Lagen von weissem und weisslichgelbem spathigem Kalk, mit fein-
kornigem, weissem Quarz, hie und da liegt auch ein Kornchen Or-
thoklas eingebettet und zwischen diesen Lagen in verschiedener
Dicke Lagen von Graphit mit einem Mineral, spaltbar nach einem
Pinakoid, wasserhell, nach der Polarisation optisch zweiaxig, über
das ich jedoch vorderhand nicht zu entscheiden wage, weil ich
es nur in Scherben und Splittern sah. Ich unterliess es leider,
mir Materiale von verschiedenen Punkten zu sammeln, weil ich
die Sache für abgeschlossen hielt, und als ich einsah, dass sie
erst zu erledigen sei, war es für heuer zu spät. Diese „Kalk-
schiefer* — denn so will ich sie im Unterschied von den Kai k-
phylliten nennen — sind ganz verbogen, gefaltet und zerknillt
und haben in dieser Beziehung Aehnlichkeit mit dem Neocom
der Nordalpen, wobei ich jedoch, obschon ich sie für verhältniss-
niässig jung halte, nur einen Vergleich gemacht haben will.
Bei Steinach greifen die Phyllite auf das linke Sillufer; der
rechte Abhang des Gschnitzerthales ist aus ihnen aufgebaut, das
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Znr Kenntniss der Phyllite in den tiroMschen Gentralalpen. 299
Obemberger Thal und der Brennerpass in ihnen eingeschnitten. Das
Gebirge auf der linken Seite vom Obemberg trägt die Steinkohlen-
formation, rechts triasische Gesteine: Rauchwacken, schwarze und
weisse Kalke; das Detail bleibt noch zu unterbuchen. Die Phyllite
aus dem Obemberger Thale gehören alle dem typischen Vorkommen
an ; die Krystalle^ welche sie enthalten, z. B. Turmalin, sind sehr
zerbrochen.
Ich habe die Gesteine des Brennerpasses, des Griesberg- und
Yennathales bis zum Joch untersucht; das Pfitch kannte ich von
früher ; Herr Rudolf Böckle hat das Gebirge heuer durchquert ; aus
denn von ihm und mir gesammelten Materiale Hess ich zahlreiche
Dünnschliffe anfertigen, weil es mir vorzüglich darum zu thun war,
die Natur der Schiefer festzustellen. Weitläufiger wird er diesel-
ben in der Zeitschrift des Ferdinandeum behandeln und zur Er-
läuterung ein Profil beifugen.
Besondere Aufmerksamkeit fordern die „Kalkphyllite''. Im
Yennathale lagern ihnen die Quarzphyllite in verschiedenen Varie-
täten auf, nach unten folgen Quarzschiefer, Homblendeschiefer und
Brennergneis. Weiter westlich im Griesberger Thal liegen sie un-
mittelbar auf Gneis.
So rasch wechseln die Varietäten des Gesteines oft auf ge-
ringe horizontale oder verticale Entfernungen. Die Ealkphyllite sind
ebenschieferige, dolomitische Gesteine, die man im Vennathal in
Platten bricht und zersägt, von gröberer oder feinerer körnig-sali-
nischer Textur, schneeweiss, gelblich weiss, graulich (graphitisch),
manchmal gebändert. Hie und da enthalten sie etwas Quarz, ein
Eomchen Orthoklas, ein Schüppchen Muscovit oder Biotit Wttrfel-
chen von Pyrit, Rutil in Prismen und manchmal zu Sagenit aggregirt,
selten Turmalin; gegen das Pfitscherjoch schuppige Massen von
Chromglimmer und Nester von Limonit. Interessant sind die langen
röhrenförmigen, manchmal gewundenen Hohlgänge im Caicit eines
Handstückes ober der Postmeisteralm. Ealkphyllite treffen wir auch
nördlich des Brennerpasses in verschiedenen Höhen, am Abhang
gegen St. Jacob im Pfitsch, zwischen Patsch und St. Peter. Wenn
man auch die „Ealkschiefer'^ als eine von Phylliten verschiedene
Formation ansprechen muss, so gilt dieses nicht von diesen Ealk-
phylliten. Diese stellen sich nicht den Quarzphylliten
als eine Formation entgegen, sie sind ihnen eingelagert.
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300 A. Pichler.
Die Brennergneise (Staches-Centralgneise) sind oft besehrieben
worden; thaleinwärts, gegen das Pfitscheijoch, enthalten sie drei
bis vier Zoll lange Carlsbader Zwillinge, welche vom Wasser aus-
gewaschen werden und frei in den Bächen liegen. Eine Varietät
vom Griesberg enthält die bekannten Dolomitrhomboeder (Schwaz,
Wattens), Rutil, bisweilen zu Sagen! t aggregirt, makroskopisch Ora-
nat; eine andere nahe dem Ealkphyllit, hat vorherrschend Muscovit
and einzelne Turmaline.
Was nun die Phyllite betrifft, so ist die Reihe der Varietäten
nach Art der Gemengtheile, ihrer Grosse, Menge und Bescha£Fenheit
eine sehr lange; ich berühre nur eine oder die andere. So ist
etwa ein Kilometer von dem Brennerpass ein Absturz. Die Phyllite
hier zeigen neben Rhätizit ein Gewimmel von kleinen und grossen
Rutilkrystallen, oft in Zwillingen, einzelne schon mit der Lupe be-
merkbar. Am Hühnerspielgipfel steht ein eisengrauer feingefaltelter
Thonschiefer an. Das Mikroskop erweist ihn als Phyllit. Am
Pfitscherjoche, wo die Mannigfaltigkeit der Gesteine überhaupt
eine sehr grosse ist, haben wir schwarze Schiefer mit Büscheln yon
Erystallen. Diese sind unter dem Mikroskop wasserhell, aber oft
bis zunx Rand mit Graphit erfüllt, fast mochten wir sagen, toU-
gestopft. Wohl Tremolith trotz der verhältnissmässig grossen Aus-
löschung gegen 20^ Wir beschränken uns auf diese kurze An-
deutung; Dr. Blaas, der eine Arbeit in anderer Richtung beab-
sichtigt, wird den Gegenstand monographisch mit Abbildungen
darstellen.
Der Südabhang des Gebirges bis gegen St. Jacob und wohl
auch eine Strecke über das Rothbachel hinaus, ist von Schiefern
aufgebaut, welche sich im Ansehen sowohl von den eigentlichen
Phylliten, als von den Glimmerschiefern unterscheiden. Es sind
prächtige Gesteine, deren Stellung wohl fraglich erscheinen kann:
die von mir sogenannten Pfitscherschiefer. Andere rechneten
sie zu den Glimmerschiefern der alten geognostischen Karte und ich
verband sie wohl mit den Phylliten.
Auch hier haben wir eine Menge Varietäten. Die Glimmer
und der Chlorit sind oft in grossen Schuppen ausgebildet; wir ha^
ben ganz schwarze Biotitschiefer und silberweisse Muscovitschiefer
mit Zwischenlagen von Quarz. In jene sind mitunter grosse Gra-
naten oder lange Büschel von Hornblende, dazwischen kleine Krystalle
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Zar Kenntniss der PbylHte in des tiroliBchen CeDtralalpen. 301
TOD Rhätisit eingebettet, oder in feinkörnigem Quarz liegen noch Grana-
ten und lange Prismen von Hornblende, oder wir haben einen sehr feinen
Homblendesehiefer mit grösseren Lamellen von Biotit. Da ist auch
Quarz eingelagert, in welchen die Spitzen der Hornblende stechen.
Besondere Auszeichnung verdient ein Schiefer mit Biotit und Horn-
blende, der ganz gespickt ist mit Eomchen und Erystallen (auch
Zwillingen) von grasgrünem Sphen, von etwa Stecknadelkopfgrösse.
Den accessorischen Magnetit, Pyrit und Kupferkies berühren wir
nicht weiter. Ealkphyllite sehen wir am Abhang gegen die Alpe
Beilstein und im Ausserpfitsch. Hier zeigt uns die steile Wand am
rechten Bachufer die dunkelgrünen Bänder eines Hornblende-
schiefers, der mit silberweissem Quarzschiefer und einem prächtigen
weissen Schiefer mit Körnern von grauem Orthoklas und schwarzen
Tarmalinnädelchen auf der Fläche wechselt. Auch Rhätizit und
Strahlstein finden sich ein.
Die Verhältnisse auf dem linken Ufer verdienen eine eigene
Besprechung. Schon vor mehreren Jahren wurde ein Steinkeil im
Lobs bei ^er Hungerburg, nördlich von Innsbruck, gefunden. Ich
erkannte im Materiale sogleich einen „grünen Schiefer^ aus dem
Sengesthal bei Mauls. Das gleiche Gestein findet sich ausgehend
unweit Sierzing bei Sprechenstein und wird in neuester Zeit zu
allerlei Ornamenten verschliffen. Da es unmittelbar auf Serpentin
folgt, nannte man es Serpentinschiefer. Ein Dünnschliff^ den ich
bereits im vorigen Herbst machen liess, gab eine undeutlich ver-
worren faserige Grundmasse mit Krystallen von Tremolit zu er-
kennen, und es liess sich kein Zusammenhang mit Serpentin ersehen.
Nun erhielt ich heuer von Herrn Hofrath Meyer Nephrite aus Neu-
seeland und Turkestan. Ich liess einen Dünnschliff machen und
war sehr überrascht, als er unter dem Mikroskop völlig mit der
Grundmasse eines , grünen ** Schiefers übereinstimmte. Wir wollen
damit einen ganzen Complex von Gesteinen, welche insgesammt
keine grosse Mächtigkeit besitzen, bezeichnen.
Geben wir zuerst das Profil von der Landstrasse zum Weg
nach Pfitsch. Der Schrofen, auf dem sich Sprechenstein erhebt,
besteht aus Gesteinen der alpinen Glimmerschiefer — Gneisforma-
tion: Gneise, Glimmerschiefer, Hornblendeschiefer — nordfallend.
Dann folgt fast senkrecht ein Stock Serpentin mit Ophicalcit, Talk,
Pikrosmin, Bitterspath, dann leicht südfallend: die Schiefer. Dahin
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302 A. Pichler.
gehört ein Ealkphyllit, ein körniges Gemenge von Caloit, zersprengtem
Tremolit, Quarz, Biotit, Magnetit, was sich schon makroskopisch
zu erkennen gibt. Dann ein grobschieferiges, rauhes, grünlichgraues
Gestein mit Adern von Galcit. Der DunnschliiF zeigt die feinen,
filzartig verwebten Fasern am schönsten, doch ist hie und da schon
Verglimmerung eingetreten, er enthält viel Magnetit; besonderes
Interesse bietet der lebhaft polarisirende Tremolit, auch er ist an
den Rändern zersetzt. Noch mehr ist dieses der Fall bei den grünen
Schiefem, die man verschleift. Das Gestein ist unvollkommen schieferig,
im Bruch grobsplitterig, dunkelgrünlichgrau, feine Splitter durch-
scheinend grasgrün. Die Grundmasse ist so zersetzt, dass man kaum
noch die Fasening erkennen mag, oder nur zu erkennen vermag,
wenn man frischeres Gestein, wie das oben beschriebene, gesehen
hat. Wie stellenweise der Nephrit von Turkestan, erscheint sie unter
dem Mikroskop geflammt. Vor dem Löthrohr brennt er sich weiss
und schmilzt etwas schwerer an den Kanten, als der Nephrit von
Neuseeland, welcher ein gelblichgraues Email gibt, zu einem grauen
Email, in Borax löst er sich etwas schwerer. Die Härte ist ver-
schieden, die seidenglänzenden asbestartigen Fletzen etwa 3, die
dunkelgrüne dichte Masse bei 5, so dass sie Apatit kaum noch
ritzt Dieses und der Wassergehalt 2.66, sowie das speoifische
Gewicht 2.87, lässt ebenfalls auf Zersetzung schliessen. Neben Ca,
Mg^ Fe^ Cr, Mn^ begegnen wir auch mehreren Procent Thonerde. Eine
genaue Analyse soll später folgen. Der Neuseeländer undTurkestaner
Nephrit ist das reinere feinere Gestein, unser mehr zersetztes nephrit-
artiges Gestein, wie wir es vorläufig nennen wollen, enthält mehr
und verschiedenartige Einschlüsse. Freilich stammen unsere Proben
vom AuBgehenden bei Sprechenstein, vielleicht ist es im Inneren
des Gebirges — im Sengesthal — reiner.
Wenden wir uns wieder zu den Pfitscherschiefern ; Wohin ge-
hören sie ? Zu den Phylliten ! Ueberall sehen wir den Rutil, wie in
den typischen Phylliten, und in vielen Lagen den charakteristischen
mikroskopischen Turmalin, oft so schön und gross ausgebildet, wie
kaum in den typischen Phylliten. Ueber den Unterschied dieser von
den echten Glimmerschiefern und der Grauwacke haben wir bereits
gesprochen. Erwähnt sei noch, dass wir Pfitscherschiefer von der Nord-
seite des Brenners nicht kennen; wenn man nicht die Hornblende-
schiefer von Venna und die Gesteine von Fiaurling und vom
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Zur Kenntni38 der Phyllite in dm tiroli^cben Ceatralalpfen. 303
Patscherkofel dafür nehmen will. Die Phyllite bieten immerhin eine
gewisse Parallele zu den echten Glimmerschiefern, wie man bei
diesen fast überall die zwei Fcldspäthe antrifft, so auch hier u. s. w.
Das berechtigt uns aber nicht, sie zusammenzulegen, wie es mit-
unter auswärtige Geologen thun.
Zwischen Glimmerschiefer und Grauwacke liegt also die For-
mation des Phyllites, die wir trotz der Verschiedenheit der
Gesteine als eine einzige betrachten. Ob man sie dem Alter
nach in Unterabth eilungen gliedern darf, bleibe vorläufig dahingestellt.
Wer die Bezeichnung: laurentisch und huronisch anwenden will, thue
es auf eigene Verantwortung. Dass stellenweise auch jüngere Forma-
tionen eintreten, ist bekannt, z. B. Tarnthalerköpfe , Stein-
acherjoch.
Was die Architektur betrifft, so haben wir einen Fächer,
dessen nordlicher Flügel im Streichen der Oetzthaler Masse über
die Sill sehr schmal ist und ganz im Phyllit liegt. Die grosse
Mächtigkeit des Phyllitcomplexes von Pfitsch bis Wiltau lässt sich
vielleicht auf wiederholte Faltungen zurückführen.
Um auch andere Gegenden zu erwähnen, so gehören zum Phyllit
die Schiefer, auf denen die Ruine BranzoU unter Sähen steht und
die Schiefer nordlich von S. Yigilio bei Pinzolo, am Bergsporn
gegen den Bach. Hier werden sie von einem Gang Porphyr durch-
brochen, ohne dass dieser irgend eine Umwandlung hervorgebracht
hätte, wie der mikroskopische Befund zeigte. Ein Stückchen Phyllit
fand ich im Granitite von Grasstein eingeschlossen. Der Dünnschliff
zeigte es völlig unverändert. Von ausländischen Gesteinen enthält ein
Chiastolithschiefer aus Binnenthal die charakteristischen Turmaline.
Dass unsere Centralalpen fleissigen Händen noch für lange
Jahre Arbeit geben, zeigt auch der kleinste Ausflug. Vieles liegt
noch in Schmirn (Molybdänschiefer) und Dux.
In wieweit sich meine Arbeit mit den Untersuchungen Mal-
lard's berührt, kann ich nicht angeben, da ich seine Abhandlung
nicht zu erlangen vermochte.
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304 M. ü. Hollrang.
XVIII. Untersuchungen über den Rubellan.
Yon Hax Udo Hollrnng.
(Mit Tafel III.)
Nur wenige Minerale weisen eine so grosse Anzahl von Va-
rietäten auf, wie der Glimmer, denn Tscbermak^) fuhrt deren bei-
spielsweise 25 an. Den Forschungen vieler Chemiker und Minera-
logen ist es allmählich gelungen, die Zahl der Glimmervarietaten
bedeutend zu vermindern. So hat sich herausgestellt, dass der Di-
dymit, Amphilogit und Adamsit vom Muscovit gar nicht verschieden,
sondern dass das nur Namen für einzelne Muscovitvorkommnisse
sind, dass der Damourit (zuweilen auch Onkosin benannt) ein
dichter Muscovit, der Cossait (öfters ebenfalls als Onkosin be-
zeichnet) ein dichter Paragonit und der Eryophyllit identisch mit
dem Zinnwaldit ist, während der Euphyllit und Margarodit als ein
Gemenge von Muscovit mit Öllacherit und Sericit erkannt wurde,
der Astrophyllit aber ganz aus der Reihe der Glimmervarietäten
entfernt werden musste.
Es ist indessen noch eine beträchtliche Anzahl von Varietäten
übrig geblieben, welche der Deutung harren. Die noch nicht näher
untersuchten Varietäten sind der Aspidolith, Dudleyit, Eucamptit,
Hallit, Jefferisit, Fterolith, Bastolyt, Rubellan, Vermiculit, Voigtit.
Der Gegenstand vorliegender Untersuchung ist der Rubellan, welcher
infolge seiner weiten Verbreitung und seines langen Bekanntseins
am meisten zu einer Elarlegung seiner .Stellung in der Glimmer-
gruppe aufforderte.
Der Name Rubellan wurde von Breithaupt ^) aufgestellt.
Er bezeichnete damit ein Verwitterungsproduct des von ihm Astrites
trappicus [Syn. Trappischer Asterglimmer, Rubellaner Asterglimmer
(Rubellan) Br.] benannten Glimmers, welches von Farbe und Strich
rothbraun bis braunroth, weder biegsam noch elastisch ist und auf
*) Die Glimmergrappe, SitzuDgaberichte der k. Akad. der WissenschafteD,
II. Abtb. Juli-Heft I, XXVI. Band, Jahrgang 1877.
") Breitbanpt, YoUständ. Handbuch der Mineralogie II. 1841, pag. 379.
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ünterBuchungen ^ber den Rubellan. 305
dep Bruchflächen der Lamelleu glanzlos erscheint. Er kommt zu
dieser Absicht durch die von y. Gutbier mehrfach gemachte Beobach-
tung, dasB Astrite an den Rändern ihrer Erystalle in Rubellan
umgeändert waren, während das Innere sich noch frisch erhalten hatte.
Strengt) beschreibt den Rubellan als ,, dunkelbraune, nach
einer Richtung deutlich spaltbare Krystallblättchen von Glas- bis
Perlmutterglanz, die jedoch nicht deutlich elastisch biegsam sind,
sondern zerbrechen, wenn man sie mit einer feinen Messerspitze zu
theilen sucht/' Ferner schreibt er ihm noch braunen Strich, grössere
Härte als Ealkspath und hexagonales Erystallsystem zu.
Roth *) sieht den Rubellan als umgeänderten Biotit, der röth-
lichbraune oder braunröthliche, sechsseitige Tafeln bildet, an. Nach
Tschermak') ist der Rubellan ein zersetzter Meroxen. Naumann^)
erblickt im Rubellan zum Theile nur einen veränderten schwarzen
Glimmer, dessen hexagonale Tafeln sich durch bräunlichrothe, bis
fast ziegelrothe Farbe, Undurchsichtigkeit, Sprödigkeit undUnbieg-
samkeit auszeichnen.
FrenzeP) endlich bezeichnet den Rubellan als eine Varietät
des Biotit, welche hexagonale, bräunlichrothe, bis ziegelroth ge^
färbte Tafeln bildet, die weder biegsam noch elastisch sind und
auf den Bruchflächen glanzlos erscheinen, sich also im Zustande
der Verwitterung befinden.
Bisher ist der Rubellan nur in vor- oder nachtertiären Erup-
tivgesteinen beobachtet worden. Nach Breithaupt's ^) Angaben findet
sich der Rubellan bei Milleschau, Boreslau und Schima in Böhmen,
in der Wacke von Galliläische Wirthschaft bei Annaberg, zu
Wiesenthal, Eibenstock, im Felsitporphyr von Zwickau und Würsch-
nitz in Sachsen, sowie im Basalt der Schwäbischen Alb. A. E.
Reuss^ beobachtete den Rubellan im Basalt von Eostenblatt in
Böhmen, G. Bischof im Basalt (Basaltlava) vom Laacher-See, v.
^) Streng, üeber den Melaphyr des südlichen Harzrandes, Zeitschrift d.
d. geol. Ges. X. 1858, pag. 140.
^) Roth, Chemische Geologie I, 1879, pag. 149.
*} Tschermak, die Glimmergmppe, II. Theil, pag. 53.
*) Naumann, Elemente der Mineralogie, 9. Aofi. pag. 479.
') Frenzel, Mineralogisches Lexicon f. d. Königreich Sachsen, pag. 126.
^ Breithaupt, Vollst. Handbuch d. Mineralogie II, 1841, pag. 380.
0 Reuss, die Umgebung von Teplitz und Bilin, 1840, pag. 175, 210.
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306 M. ü. Hollrung.
Richthofen^) in sehlesischen und thüringischen Melaphyren, ferner
in den Tuffen der Alpe Ciaplaja am Monte üreppa, der Pozza-
Alpe gegen den Monte Ziegelai, im Yal di Monzoni auf Gängen
im Kalk und am Toazzo im östlichen Theile des Latemar-Gebirgea,
gleichfalls in Gängen. Streng ^) bemerkte den Rubellan im Melaphyr
von Ilfeld am Harz, Schneider') im verwitterten Nephelindolerit
des Löbauer Berges, v. Lasaulx^) erwähnt braunrothe bis rost-
farbene, dem Rubellan gleichende Blättchen, welche mit Hornblende
zusammen, meist unmittelbar auf dieser in den Aschen der Monti
Rossi und des Monte Filiere am Aetna liegen.
Durch die Güte des Herrn Prof. Zirkel wurden mir folgende
Rubellanvorkommnisse zur Verfügung gestellt: Rubellan vom Laa-
cher-See, von Schima, von Kostenblatt, sowie eine Anzahl Dünn-
schliffe von rubellanhaltigen Basaltlaven aus der Umgebung des
Laacher-See. Herrn Dr. Schneider in Dresden verdanke ich das
Rubellanvorkommniss vom Löbauer Berg.
L Basalttuff von Schima.
Dieses Handstück besitzt eine vollkommen dichte, schmutzig-
rothbraun gefärbte Grundmasse mit thonigem Geruch; zahlreiche
Augite heben sich aus derselben hervor. Letztere zeigen die Com-
bination (oo Po© . oo P . oo Poo . P), sind sehr spröde und oftmals
bis zu 2 Cm. lang ; in ihrer Mitte lassen sie eine hellgrüne Farbe,
die nach dem Rande zu dunkler wird, erkennen.
Der Rubellan bildet rothbraune, glänzende, sechsseitige
Blättchen, welche bald zu dünnen, bald zu dickeren Partien ver-
einigt sind und sich in bedeutender Menge im Handstück vorfinden.
Ausser diesen beiden Gemengtheilen bemerkt man noch eine grosse
Anzahl kleiner, weisser, gleichmässig durch das ganze Gestein ver-
theilter Punkte. Bei näherer Betrachtung erweisen sich dieselben
als Aggregate vieler winziger Eryställchen, welche nach den An-
<) Zeitschrift der d. geol Ges. VIII. 1856, pag. 637 und Sitzaogsber. d.
k. Akad. d. Wissensch. zu Wien, XXYII. pag. 334.
») A. a 0. pag. 140.
') Schneider, Geognostische Beschreibung des Löbauer Berges; Inaugoral-
diss. Leipzig, 1865.
*) 1. Lasaulx, der Aetna II, pag. 493.
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Untersuchungen über den Rubellan. 307
gaben von v. Zepharovich ^) Phillipöit sind^ Nicht unerwähnt dürfen
hier bleiben die häufig im Handstück zu bemerkenden, zumeist
scharf umrandeten, längs den Wänden mit schmutziggrüner Sub-
stanz ausgekleideten Hohlräume. Zieht man die gänzliche Abwesen-
heit des Olivins in diesem Basalttuffe und die Form der Um-
grenzung dieser Hohlräume in Betracht, so erhält die Annahme,
dass jene Hohlräume einst von Olivin erfüllt waren und jene grün-
liche Substanz ein serpentinähnliches Material ist, einige Wahr-
scheinlichkeit.
IL Basalttuff von Kostenblatt. •
Die Grundmasse dieses Tuffes weist eine hellbraune Farbe
auf, im Uebrigen gleicht dieselbe der des Basalttuffes von Schima.
Der Augit ist nur zum Theile noch ganz frisch, seine Form ist in-
folge der starken Ausbildung des Orthopinakoides oo P oo eine
plattgedrückte, o© P «o, oo p^ P, zuweilen auch OP sind die übrigen
am Augit noch zu bemerkenden Erystallflächen. Auf den Bruch-
flächen zerbrochener Augitkrystalle konnten hier und da kleine
Partien von Glimmer, die an den Rändern schon in eine sohmutzig-
rothe, leicht mit den Fingern zerreibbare Substanz umgewandelt
waren, wahrgenommen werden.
Auf den ersten Blick schon bemerkt man, dass die an dieser
Localität mit dem Namen Rubellan bezeichnete Substanz ganz
und gar verschieden von der des vorigen Handstückes ist. Dieselbe
ist immer scharf, zumeist achtseitig, weniger oft sechsseitig be-
grenzt und zeigt in der Form dieser Umgrenzung eine auffallende
Gleichheit mit den Umrissen eines parallel zu einer Axenebene
geschnittenen Olivinkrystalles. Muscheliger Bruch, Speckglanz bis
Glanzlosigkeit, ziegelrothe Farbe, geringe Härte sind die übrigen
Kennzeichen dieses sogenannten Rubellans, welcher offenbar mit
der von Reuss^ in einem wackeartigen Gesteine aus der Umge-
gend von Schima beobachteten „rothbraunen, specksteinähnlichen
Substanz^ übereinstimmt. Neben diesem specksteinähnlichen Mi-
neral enthält der vorliegende Tuff auch noch einige dunkelbraune,
gut spaltbare Erystalle von Glimmer.
>) Y. T. Zepharovich, Mioer. Lexicon für Oeaterreich I, pag. 314.
») A. a. 0. pag. 210.
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308 M. ü. Hollrung.
Die Frage, ob jenem oder diesem Minerale der Name Ru'-
bellan beizulegen ist, wird weiter unten erörtert werden.
Das ganze Gestein ist von Drusenräumen durchzogen, deren
ganz unregelinässige Form aber schon die Yermuthung widerlegt,
dass sie Hohlräume, entstanden durch die Zersetzung eines Mine-
rales, seien. Die Wände dieser Hohlräume sind mit einer 1—2 Mm.
-dicken Kruste eines weiss oder blassgelblioh gefärbten Minerales
bedeckt. Dasselbe bildet anscheinend kurze Säulchen, auf denen
eine flache, durch die Basis abgestumpfte Pyramide sitzt und dürfte
ebenfalls der von v. Zepharovioh ^) in den Gesteinen des Böhmischen
Mittelgebirges' so pft erwähnte Phillipsit sein.
III. Xephelindolerit rom LSbaner Berg.
Dieses anderorts schon ausführlich beschriebene Gestein ent-
hält unter den bereits bekannten accessorischen Gemengtheilen
auch etwas Glimmer. Er findet sich indessen nur in den Drusen-
räumen verwitterter Stucke und bildet daselbst dünne, wenig gut
durchsichtige, röthlich braune Blättchen. Schneider^) hält Letztere
für Rubellan und wurde in diesem Urtheile durch H. B. Geinitz*)
unterstützt.
lY. Basaltlava rom Laacher See.
Weiter unten im Verlaufe der mikroskopischen Untersuchung
machte sich eine Trennung der drei Handstücke von Basaltlava
nöthig, wesshalb dieselben von vornherein durch die Nummern I,
II und III auseinander gehalten seien.
Der äussere Habitus der drei Handstficke ist fast gleich. Sie
besitzen eine cavernose, dunkelgraue oder rothbraun gefärbte Grund-
masse, aus welcher sich makroskopisch bemerkbar nur Augit und
Rubellan in grosser Menge hervorheben. Der schmutzigrothbraune
Anstrich, welcher der Basaltlava von Laach I und HI eigenthüm-
lieh ist, beruht, wie sich bei der mikroskopischen Untersuchung
dieser Gesteine herausstellte, auf einem bedeutenden Gehalt von
lamellarem Eisenoxyd. Die Wände der Blasenräume sind mit einer
sehr dünnen Schicht gelblichbrauner Substanz bedeckt. Der Augit
0 A. a. 0. 814, 512.
*) A. a. 0. pag. 46, 55.
') SitzuDgsber. d. Ges. Isis zu Dresden, 1862, pag. 125.
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üntenuchungen über den Rnbellan. 309
ist sehr bröckelig; seine Bruchflächen sind mit einem weisslich-
graa-grünen dünnen Häutchen überzogen, oder sie schillern lebhaft
in bunten Farben zum Zeichen, dass der Augit nicht mehr voll-
kommen frisch ist. Makroskopisch schon wahrnehmbar sind Ein-
schlüsse von zersetztem Glimmer im Augit, ja an einigen Stellen
macht die Menge der Glimmereinschlüsse anscheinend zwei Dritt-
theile des Augitkrystalles aus. Die Augite der Basaltlava Yon Laach
in besitzen die eben erwähnten Einschlüsse nicht.
Der Rubellan tritt in schlecht ausgebildeten, vielfach zerbro-
chenen oder verbogenen, regellos durcheinander geworfenen, roth-
braunen Erystallen auf, welche des Glanzes völlig oder zum Theile
entbehren. Selten waren dieselben über 4 Mm. dick, während die
Durchmesser der Spaltungsfiächen etwa 40 Mm. betrugen. Alle
diese Eigenschaften des Minerals konnten leicht zu der Ansicht
führen, dass diese Lamellen überhaupt gar kein Glimmer, sondern
Fragmente eines gebrannten Thonschiefers seien. Durch die mikro-
skopische und optische Untersuchung ergab sich jedoch, dass diese
Ansicht nicht haltbar ist. Die Biegsamkeit, Sprödigkeit und Un-
durchsichtigkeit des Rubellanes ist an allen Stellen ein und des-
selben Krystalles nicht überall gleich. Die an den verticalen Enden
derErystalle befindlichen oberen und unteren Lamellen sind voll-
kommenundurchsichtig, unbiegsam und höchst spröde,
die in der Mitte desselben liegenden Blättchen hingegen zumeist
vollkommen durchsichtig, biegsam und wenig spröde.
Die Farbe der Rubellane ist rothbraun bis braunrotb, in dünnen
Blättchen gelblichbraun bis goldgelb; dem entsprechend war der
Strich scbmutzigroth gefärbt. Die Härte ist geringer, als die des
Ealkspathes. Das specifische Gewicht, mittels des Pyknometers be-
stimmt, betrug für den Rubellan von Laach H 2*81 — 2*86, für den
von Laach III 2'50. Nach einer Richtung ist der Rubellan gut
spaltbar. Krystallformen können hier nicht angeführt werden, da
aus keinem der beschriebenen Handstücke gute, wohlbegrenzte Ery-
stalle von Rubellan, wie das bei so vielen, vielleicht den meisten
Glimmern der Fall ist, erhalten werden konnten.
In optischer Hinsicht erwies sich aller Rubellan als zwei-
axig, entgegen der Behauptung Quenstedt's ^), welcher den Ru-
^) Qaenstedt, Handbach d. Mineralogie. 1877 pag. 398
Mineraloff. und potrogr. Mitth. V. 1882. Hollrung. 21
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310 M. ü. HoUrung.
bellan ausdrücklich für einaxig erklärt. Der Winkel der optischen
Axen war zuweilen sogar sehr gross und überstieg die G-renzen,
nnerhalb deren der Axenwinkel der frischen Magnesiaglimmer
schwankt, ganz beträchtlich. Es betrug nämlich der kleinste der
am Rubellan von Laach gemessenen scheinbaren Axenwinkel bei
Tageslicht und in Luft
30 48'
der grösste dagegen
56° 45'
Die Differenz der Axenwinkel war bei zwei unmittelbar über-
einander gelegenen Blättchen desselben Individuums eine höchst
bedeutende ; sie bewegte sich innerhalb der Grenzen von 0^ 15' bis
^5^ 53'. Die geringe Uebereinstimmung der an ein und demselben
Blättchen von Rubellan wiederholten Messungen hat ihren Grund
darin, dass bei selbst sehr klaren Lamellen die Hyperbeläste im
Allgemeinen sehr wenig scharf und verschwommen begrenzt sind,
was darin zu suchen sein dürfte, dass die zur Messung benutzten,
höchst feinen Blättchen doch noch eine Uebereinanderlagerung feinerer
Lamellen darstellten. Letztere besitzen verschiedene optische Axen-
winkel, wesshalb man in den zur Untersuchung gelangenden Bu-
bellanpräparaten nicht nur eine Hyperbel, sondern eine Summe
von zum Theile sich deckenden Hyperbeln erblickt.
Durchschnittlich die grössten Axenwinkel besass der Rubellan
von Laach HI. An 6 durch Spaltung aus einem und demselben
Krystall gewonnenen Blättchen wurden folgende Winkelwerthe
gemessen :
37^ 53' (Mittel aus 6 Messungen)
7
n v ^ jf
n n • V
n Ji ^ «
w » ' »
Wenn es erlaubt ist, aus diesen 41 Messungen, trotz der er-
heblichen Abweichungen ein Mittel zu ziehen, so beträgt dasselbe:
46« 28'.
Durchgängig kleinere Axenwinkel zeigt der Rubellan von Laach II.
Die an 5 Blättchen gemessenen Winkel betrugen :
I.
37« 53'
IL
42» 39'
m.
45« 30'
IV.
46" 25'
V.
49« 32'
VI.
56« 45'
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Untersuchuiigen über den Rubellao. 3JX
I. 13® 35' (Mittel aus 6 Messungen)
n. 19® 16' , „ 14 „
III. 19*33' „ „ 8 „
IV. 25® 39' , , 7 „
V. 28® 06' « , 8 „
Das Gesammtmittel dieser 43 Messungen beträgt :
21® 14'.
Zieht man aber noch 79 weiter unten angeführte, zu einem
anderen Zwecke an demselben* Yorkommniss vorgenommene Axen-
winkelbestimmungen, deren Mittel 20® 28^ beträgt, in Rechnung,
60 erhält man als Mittel dieser 122 Messungen . den Werth von
20® 51',
welcher sich trotz der grossen Zahl neu hinzugekommener Mes-
sungen von dem oben zuerst gefundenen Werthe fast gar nicht
entfernt.
Die kleinsten optischen Axenwinkel hat der Rubellan von
Laach I. Das Mittel von 99 Messungen, die ebenfalls weiter unten
angeführt sind, beträgt nämlich:
16® 16^
Es muss hier erwähnt werden, dass es gerade der trübere
Glimmer ist, welcher sich durch den grösseren Axenwinkel aus-
zeichnet.
Tschermak^) hat seinerzeit die Thatsache beobachtet, dass
mit dem zunehmenden Eisengehalte der optische Axenwinkel bei
allen Meroxenen, zu denen der Rubellan gehört, zunimmt.
Die soeben mitgetheilte Thatsache, dass der trübere Glimmer
auch den orrösseren Axenwinkel besitzt, scheint andererseits im vor-
liegenden Falle darauf hinzuweisen, dass der Axenwinkel zu dem
Zersetzungsgrade des untersuchten Glimmers in einem bestimmten
Verhältnisse stehe.
Es wurde nun eine dünne Partie von Rubellan aus dem Ge-
stein herausgenommen und in genügend durchsichtige Blättchen
gespalten, deren jedes ein Präparat lieferte. Die unmittelbar am
Gestein liegenden Rubellanlamellen konnten nicht zur Untersuchung
') Tscbermak, die Olimmergruppe pag. 20, 24.
21*
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312 M. ü. Honrang.
gelangen, da dieselben innig mit der Basaltlava verwacbsen waren.
Eine Partie des Rubellanes von Laach II wurde in 13, eine Partie
Rabellan Yon Laach I in 24 Blätter gespalten. Die äussersten
erselben sind mit 1 und 13, bez. 1 und 24 bezeichnet, so dasss
die Lamellen 6 und 7, bez. 11, 12 und 13 etwa die Hitte der be-
treffenden Rubellanpartien gebildet haben. Es seien zunächst die
an den 13 Blättchen gemessenen Winkel angeführt.
I.
19« 50'
(Mitte]
aus
i 5
Messungen)
II.
17» 22'
«
w
6
»
ni
29* 40'
n
1»
5
a
IV.
17» 29'
V
n
5
rt
V.
10« 29'
r
»
3
»
VI.
27« 30'
»
9
6
«
vn.
14» 19'
ff
T»
6
ft
vm.
16« 18'
»
»
6
»
IX.
22» 14'
n
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9
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29» 20'
«
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8
»
XL
19" 51'
n
»
7
lt
XII.
18» 17'
rt
V
6
n
XTTT.
23« 16'
1)
n
6
n
Die Richtigkeit der oben gemachten Annahme vorausgesetzt,
zeigen diese Zahlen, dass der Glimmer nicht gleichmässig von der
Basis nach der Mitte des Erystalles hin zersetzt worden ist; man
wird vielmehr annehmen müssen, dass verschiedene, im Inneren
des Glimmerkrystalles gelegene Blättchen gleichzeitig mit den
Endflächen eine Veränderung erfahren haben. Es scheint sonach
die Zersetzung längs der Blättchen 3, 6, 10 vor sich gegangen za
sein und fast gleichmässig nach beiden Seiten hin ihren Einfluss
geltend gemacht zu haben. Neben den eben genannten Blättcfaen
erscheinen daher die Lamellen 2, 5, 7 und 12 weniger mit dem
Eisenocker, welcher die Zersetzung hier begleitet, durchtränkt.
Die 25 aus einer Rubellanpartie der Basaltlava von Laach I
gefertigten Präparate, deren Dicke durchschnittlich 0,04 Mm. be-
trug, hatten folgenden optischen Axenwinkel:
I. 22® 19' (Mittel aus 4 Messungen)
IL 190 52' . „ 3
IIL 15® 13' , . 5
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Unter8Qchungen ttber den Habellao. 3] 3
IV.
undeatlich
V.
12«> 00' (Mittel
aaa
1 5
MesBungen)
VI.
12» 43'
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5
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»
II
5
II
XXTTT.
undeutlieh
XXIV.
21« 11'
»
»)
2
ff
Auch hier erweisen sich alßo die verschiedenen übereinander
liegenden Partien als in sehr verschiedenem Grade von der Zer-
setzung ergriffen.
Die Abweichung der Mittellinie a von der Normalen auf c
zu bestimmen, musste unterbleiben, weil die Objecto zu genaueren
Messungen nicht geeignet waren.
Mikroskopische Untersuchung.
Ehe zur Untersuchung des Rubellanes in den Gesteinsdünn-
sehliifen geschritten wurde, machte sich, um denselben in ihnen
leichter und sicherer auffinden zu können, eine mikroskopische
Prüfung des aus dem Zusammenhang mit dem Gesteine gelösten
Minerales nach allen Seiten hin nöthig. Zunächst wurden basische
Spaltblättchen untersucht, zu welchem Zwecke der Rubellan so-
lange vermittels eines feinen Messers gespalten wurde, bis genügend
darchsiehtige Lamellen vorlagen. Um die Durchsichtigkeit derselben
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314 M. U. Hollrung.
zu erhöhen, wurden sie in Canadabalsam gebettet und mit einem
dünnen Glasblättchen überdeckt. Schwieriger war die Anfertigung
eines Schliffes senkrecht zur Spaltungsebene des Rubellanes. Nach-
dem eine möglichst dicke Partie von Rubellan aus dem Gesteine
vermittels des Messers herausgehoben worden war, wurde dieselbe,
um ein Auseinanderfahren der einzelnen Blättchen während des
An- und Dünnschleifens zu verhüten, etwa fünfzehn Minuten lang
in Canadabalsam gekocht. Hierauf Hess sich der Rubellan gut
weiter präpariren.
In genügend dünnen, basischen Spaltblättchen wird der Ru-
bellan durchsichtig; in möglichst dünnen Blättchen erscheint er
unter dem Mikroskop fast farblos. Die auffalligste Thatsache, welche
bei der mikroskopischen Untersuchung hervortritt, ist, dass der
Rubellan keine reine, homogene Substanz darstellt, sondern
verschiedenartige Einschlüsse enthält. Am häufigsten
kommen Aggregate von 0*02 — 009 Mm. langen, durchsichtigen
Nadeln vor. Ob letztere lediglich zwischen die Lamellen des
Rubellanes oder nur innerhalb derselben eingelagert sind, kann
vorläufig noch nicht entschieden werden; soviel ist jedoch sicher,
dass sie zwischen die Lamellen eingelagert vorkommen, weil der*
artige Aggregate von der Oberfläche der Spaltblättchen mit einer
spitzen Nadel abgehoben werden konnten, und bisweilen dort über
den Rand eines Blättchen hinausragten. Die Form dieser Aggregate
ist höchst verschieden; bald ist sie fächerartig, bald tannenreis-
ähnlich, bald ganz unregelmässig. Die zwischen den einzelnen, die
Aggregate bildenden Nadeln hervortretende Glimmersubstanz ist
auffallend lichter gefurbt, und ausserdem zeigt sich um die Aggre-
gate noch ein lichter Hof. Zwischen und auf den pelluciden Nadeln
hat sich bald spärlich, bald sehr dicht eine undurchsichtige, braune,
flockige Substanz abgelagert (Taf. IH., Fig, 1), welche da, wo
dickere Blättchen vorliegen, die Aggregate völlig undurchsichtig
macht. Häufig zu beobachten ist die Erscheinung, dass jene Nadeln,
zu einander parallel gelagert, sich unter 60^ kreuzen und dadurch
förmliche Strichnetze bilden (Taf. IH., Fig. 2). An den Enden
zeigen die Nadeln keine regelmässige Begrenzung, sondern er-
scheinen daselbst wie abgerissen oder ausgefranst.
Wir werden weiter unten sehen, dass Gebilde, welche den
eben beschriebenen Nadeln nicht unähnlich sehen, sich als leere
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üntersachungen über den Rabellan. 315
oder mit Eisenocker erfüllte Gleitinterstitien zu erkennen geben.
Die hier in Rede stehenden Nadeln können indessen nicht so auf-
gefasst werden, denn jene Gleitinterstitien schneiden sich immer
unter einem Winkel von 60°, finden sich zumeist nur am Rande
der Erystallblättchen und sind lediglich lineare Risse oder Discon-
tinuitäten, während die vorstehend beschriebenen Nadeln sich keines-
wegs immer unter einem Winkel von 60*^ schneiden, auch nicht
bloB peripherisch auftreten und leibhaftige solide Körper darstellen.
Neben diesen langen, pelluciden Leistchen kommen als zweite
Art von Einschlüssen im Rubellan noch kurze, selbst bei stärkster
Yergrösserung undurchsichtig bleibende Nädelchen vor, welche
ebenfalls Strichnetze bilden und unter etwa 60° sich schneiden.
Eigenthümlicherweise finden sich diese Nädelchen nur in gewissen
Blättchen, während in anderen benachbarten Glimmerlamellen die-
selben gänzlich fehlen.
Um Aufschluss über die chemische Beschaffenheit der beiden
Sorten von Nadeln, sowie die zwischen und über denselben ange-
häufte, rothbraune Substanz zu erhalten, wurden drei diese Nadeln
enthaltende dünne Lamellen, welche vorher genau untersucht
worden waren, zunächst mit verdünnter, kalter Salzsäure be-
handelt. Nach einer vierundzwanzigstündigen Einwirkungsdauer der
Salzsäure auf die Blättchen zeigten sich dieselben unverändert bis
auf eines, welchem eine ganz geringe Menge von Eisen entzogen
worden war.
Hierauf Hess ich concentrirte Salzsäure 36 Stunden lang bei
60—70° C- auf dieselben Blättchen einwirken. Die Nadeln und
sonstigen Einschlüsse waren auch diesmal nicht alterirt worden,
jedoch hatten sich bei diesem Versuche die drei Blättchen voll-
kommen entfärbt; in der Extractionsflüssigkeit fand sich neben
Eisen noch Thonerde und Magnesia vor.
Nunmehr wurden sieben Blättchen, ein jedes mit einer an-
deren Mischung von Schwefelsäure und Wasser, in ein Glasrohr
eingeschmolzen und 3 Stunden lang auf 200 —220° C. erhitzt.
Ueber das Gewicht der benutzten Blättchen, Zusammensetzung der
angewendeten Flüssigkeit und den Erfolg dieses Versuches mag
die folgende Tabelle Auskunft geben.
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316
M. U. HoUrang.
Gewicht
Nr.
in
Grammen
1.
—
2.
0-0024
8.
0-0024
4.
0-0018
6.
—
6.
—
7.
0-0058
Zusammen-
setzung des Lö-
sungsmittels
Ji^O_\ß%SO,
£ r f o 1 g
1-00
000
100
0-25
1-00
0-50
1-00
100
0-50
1-00
0-25
1-00
000
100
Blättchen nicht angegriffen.
Blättchen wenig angegriffen, vollkom-
men entfärbt.
Blättchen wie bei Nr. 2.
Blättchen von einem Theil der Em-
Schlüsse befreit.
Die Einschlüsse sind alle verschwunden
Blättchen fast wie Nr. 5: von Ein-
schlüssen nicht ganz befreit
Blätteben nur am Rande etwas ange-
griffen.
Schliesslich wurden noch Blättchen, sowie grobes Pulver yon
Rubellan mit Flusssäure behandelt. Durch dieselbe wurden die
Blättchen, ohne ihrerseits eine merkliche Veränderung zu erfahren,
von allen ihren Einschlüssen vollständig befreit, dagegen das Pulver
vollkommen, ohne irgend einen Rückstand zu hinterlassen, zersetzt.
Unter dem Mikroskope bemerkte man zwar, dass sich am Rande
der mit Flusssäure behandelten Rubellanblättchen viele helle, kurze
Nadeln angesammelt hatten, welche auf den ersten Blick leicht zu
der Yermuthung Anlass geben konnten, dass es sich hier um eine
Herauslösung der kurzen Nadeln des Rubellanes handele, sich je-
doch durch ihre sofortige Löslichkeit in Salzsäure als eine neuge-
bildete Fiuorverbindung kundgaben.
Die nahe liegende Yermuthung, dass jene Nadeln insbeson-
dere Titansäure in Form von Rutil seien, hat sich daher nicht be-
stätigt. Diese Thatsache muss umsomehr überraschen, als man
bisher in so vielen Fällen die in Glimmern beobachteten dunkeln
Nädelchen für Rutil zu halten geneigt gewesen ist. Kurz nach
Vollendung dieser Abhandlung hat Herr Gylling*) seine Beobach-
tungen über ähnliche Nadeln im braunen Glimmer eines Phyllites
») Geol. Föreningens i Stockholm Förhandl. 1882, Nr. 74 Bd. VI, H 4
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üntereachaDgen aber den Rabella d. 317
von Adorf in Sachsen veroffeDtlieht und darin jene Nadeln eben-
falls far Butil erklärt.
Auf basischen Spaltblättohen des Rubellanes bemerkt man
neben den Nadeln und Leistchen noch eine grosse Anzahl wohl*
eonturirter Kryställchen von ganz abweichendem Aussehen. Ihre
Umgrenzung ist höchst verschieden: quadratisch, rechteckig, regel-
mässig oder unregelmässig sechsseitig, zumeist aber achtseitig.
Häufig zu beobachten ist die Erscheinung, dass mehrere derselben
regelmässig um ein Centrum angeordnet sind, weit öfter aber sind
sie unregelmässig/ oder gar nicht aneinandergeschossen. Die acht-
seitig umgrenzten Einschlüsse besitzen eine auffallende Aehnlichkeit
mit Augitschnitten senkrecht zur Yerticalaxe (Taf. III., Fig. 3).
Oefters sind die Umrisse dieser Einschlüsse nicht vollständig ge-
schlossen, sondern erscheinen nur wie flQchtig angedeutet. Yon
Salzsäure, kalter sowie heisser, werden diese Einschlüsse nicht,
wohl aber von Flusssäure und verdünnter Schwefelsäure (1 Theil
Wasser, 2 Theile conc. Schwefelsäure) zersetzt.
Auch Glimmerblättchen, jedoch nur in geringer Anzahl, sind
im Rubellan unter dem Mikroskop bemerkbar. Die Conturen der-
selben sind nie geradlinig, sondern zerfressen, oder tief ausge-
bnchtet wie diejenigen des Glimmers im Kersantit vom Wilschthale
bei Zschopau, vom Ziegenrücken im Harz, von Caen-Faou, in der
Minette von Himmelsfürst bei Freiberg etc.
Bei schwacher Yergrösserung bemerkt man schliesslich noch
parallele, gerade, gekrümmte oder vielfach verschlungene Linien,
die bei starker Yergrösserung sich als eine Aneinanderhäufung
punktförmiger Einschlüsse zu erkennen geben.
Auf Schliffen senkrecht zur Basis gewahrt man unter dem
Mikroskop, dass sowohl der böhmische, als namentlich der Laacher
Rubellan aus Lamellen von abwechselnd grünlicher und brauner
Farbe zusammengesetzt ist. Die Farbe der rothbraunen Lamellen
Hess sich nur im auffallenden Lichte deutlich wahrnehmen, da die*
selben in dieser Richtung undurchsichtig sind. Nach den an basi-
schen Spaltblättohen von Rubellan angestellten chemischen Ver-
suchen dürfte es kaum einem Zweifel unterworfen sein, dass jene
Lamellen einem Qehalte an Eisenocker ihre geringe Pellucidität
verdanken. Die durchscheinenden Partien waren stets pleochroitisch,
jedoch nicht so stark, wie frischer Glimmer. Die Farben wechselten
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318 M. ü. Hollrung.
im pokirisirten Lichte zwischen gelblichgrün und rothbraun. Auch
basische Blättchen von Rubellan erwiesen sich als dichroitisch ;
in diesem Falle wechselten die Farben zwischen goldgelb und
orange. Jene Erystalle und Nadeln, welche man auf der Fläche
basischer Spaltblättchen und zwar sowohl der hellen, pelluciden,
als der dunklen, weniger pelluciden gewahrt, treten bei den verti-
calen Schnitten in den hellen Lamellen kaum hervor, wesshalb man
annehmen muss, dass jene Erystalle höchst flächenhaft ausgebildet
sind. Auch der Umstand, dass durch das Herauslaugen der Erystalle
vermittels Schwefelsäure oder Flusssäure keine merkbaren Vertiefun-
gen in den Blättchen entstehen, deutet auf die obige Annahme hin.
Die vorstehenden Wahrnehmungen wurden am Rubellan von
Laach III, welcher sämmtliche der angeführten fremden Gebilde
in sich enthält, angestellt. Die wohlconturirten breiten Erystalle
fehlen in I und II; in I sind nur die kurzen, undurchsichtigen
Nädelchen, in II. nur die längeren, pelluciden wahrnehmbar.
Der Rubellan von Schima ist in dünnen Blättchen zum
grossen Theile gut durchsichtig ; der eine Umwandlung andeutende
Eisenocker bildet nur eine schmale Zone um die Blättchen, aus
welcher hier und da schwarze Spiesse in fächerförmiger Anordnung
in den noch unveränderten Theil des Blättchens hineinragen.
Häufig finden sich am Rande der Rubellanlamellen zahlreiche, ver-
schieden lange und undurchsichtige Striche, welche mit den Rändern
des Blättchens etwa 60° bilden. Dieselben sind keine leibhaftigen
Eörper, sondern nur Spalten oder Begrenzungslinien von Rubellan-
schüppchen. Diese Erscheinung lässt sich besonders gut da wahr-
nehmen, wo derartige Schüppchen nach Art der Ziegel eines Daches
übereinanderliegen. Mit den auf pag. 315 erwähnten Nadeln dürfen
diese Gebilde nicht verwechselt werden. Ausserdem weist der Ru-
bellan auch andere Linien auf, welche nicht erst durch das Heraus-
lösen oder Spalten des Rubel lanes, sondern als Gleitinterstitien durch
den Druck, welchen der Erystall beim Hineinpressen in den Ba-
salttuff erlitten hat, entstanden sind, denn längs dieser Linien hat
sich bereits Eisenocker angesiedelt.
Die nämlichen Gleitinterstitien beobachteten Schmid ^) am
gelben Glimmer des Glimmerporphyrites von Oeh renstock, vom
') Schmid, die quarzfreirn Porphyre des centralen Tbaringer Waldgebietes»
pag« 63 and Taf. II, Fig. 6.
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UntersachnDgen über den Rubellan. 319
Fasse des Dachskopfs und südlich yom HöUteiehe, und Hussak^)
am Glimmer eines Augitandesites von der Klamm bei Qleichen-
berg. Bezüglich der von Schmid beobachteten Gleitinterstitien sei
noch erwähnt, dass dieselben mit der Umrandung des Glimmer-
blattes nicht einen Winkel von 60^ sondern von 90^ biiden.
In den Laacher Rubellanen finden sich keine Gleitinterstitien;
in denen von Schima nimmt man dagegen die in ersteren beobach-
teten BoHden Interpositionen nicht wahr.
Der rothe, weiche, scharf umrandete, specksteinartige Ge-
mengtheil des Basalttuffes von Eostenblatt lässt sich nur sehr
schwer zu einem dünnen Blättchen präpariren. Unter dem Mikro-
skop erscheint dieser sogenannte Rubellan bis auf den im auffal-
lenden Lichte dunkelrothen Rand, welcher nach dem Innern zu
hellgelb wird, pellucid; die Oberfläche ist rauh wie beim Olivin
und von unregelmässigen Sprüngen durchsetzt. Sehr dünne Blätt-
chen polarisiren bei gekreuzten Nicols chromatisch, ähnlich wie der
Olivin. Neben dem eben beschriebenen Minerale tritt in diesem
Basalttuffe noch ein mehr oder weniger zersetzter Glimmer auf,
der in seinen Eigenschaften völlig mit dem des Basalttuffes von
Schima übereinstimmt.
Durch die Untersuchung des Rubellanes in Gesteinsdünn-
schliffen wurden viele der bisher gemachten Wahrnehmungen be-
stätigt. Etwas ausführlicher mögen in dieser Hinsicht der Basalt-
tnff von Schima und der von Eostenblatt beschrieben werden, da
eine Untersuchung derselben noch nicht stattgefunden hat.
Der Basalttuff von Schima lässt sich nur unvollkommen zu
einem für mikroskopische Zwecke brauchbaren Dünnschliff verar-
beiten. Deutlich wahrnehmbar sind unter dem Mikroskope vor Allem
zahlreiche Augite in grossen, meist regelmässig umrandeten Schnitten,
oftmals auch in Zwillingen. Der Feldspath und Nephelin
fehlten diesem Gesteine vollständig, Leucit wurde sehr spärlich
in kleinen Individuen darin beobachtet. Ebenso wurde frischer
Oliv in ganz darin vermisst, doch Hessen sich einige Gebilde be-
merken, welche grosse Aehnlichkeit mit stark serpentinisirtem Oli-
vin zeigten. Das eine derselben, mit unregelmässig sechsseitigem.
') Hnssak, die Tracbyte von Gleicbeuberg, in Mitth. d. naturw. Ver. f.
Steiermark. Jahrg. 1878.
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320 M. U. Hollrang.
8chmutzigrothem Rande und schwach getrübtem, lichtem Kerne, be-
sass eine auffallende Aehnlichkeit mit den weiter unten erwähnten
Oliyinen im verwitterten Nephelindolerit vom Löbauer Berg, so-
wie dem specksteinähnlichen Minerale im Basalttuffe von Eostenblatt
Neben verhältnissmässig frischem, eigentlichen Biotit, liegt
in diesem Tuffe auch Rubella n. Der Zusammenhang der Rubellan-
lamellen ist vielfach durch dazwischen gedrungenen Zeolith ge*
lockert. Qestauchte, zerbrochene, oder an den Enden aufgebogene
Erystalle von Rubellan sind eine häufig zu beobachtende Er-
scheinung. Stellt man ein längsgeschnittenes Blättchen so ein, daas
seine Spaltungsriohtung parallel mit der kurzen Diagonale des Po-
larisators geht, so bemerkt man bei abgenommenen Analysator,
dass dasselbe nicht gleichmässig braunroth gefärbt ist, sondern
dicke, längs den Spaltungslinien verlaufende, das Licht vollkommen
absorbirende und daher schwarzgefärbte Streifen erkennen lässi
Die einzige im Rubellan beobachtete Interposition war der Augit,
eine Erscheinung, die auch makroskopisch wahrgenommen wurde.
Der P h i 1 1 i p s i t tritt in grosser Menge, zumeist als Aggregat
von unregelmässig umrandeten Körnern, seltener in radialiaserigen
Partien auf.
Der Basalttuff von Kostenblatt stimmt im Allgemeinen in
seiner mikroskopischen Beschaffenheit mit dem Tnff von Schima
übefein. Feldspath, Nephelin, Leucit, frischer Olivin fehlen gänz-
lich. Neben dem specksteinähnlichen Minerale tritt noch ganz zer-
setzter Glimmer auf, welcher nach den bisherigen Ansichten als
Rubellan bezeichnet werden muss. Die von Reuss ^) ausgesprochene
Ansicht, dass diese specksteinähnliche Substanz umgewandelter
Rubellan sei, erscheint wenig glaubhaft, da sich noch Rubellan im
Gestein vorfindet, welcher eine derartige Umwandlung nicht zeigt,
und es nicht einzusehen ist, wesshalb nur einTheil des Rubellanes
sich umgewandelt haben sollte. Das Fehlen des frischen oder nur
theilweise angegriffenen Olivins in diesem Tuffe, verbunden mit den
weiter oben angegebenen Eigenschaften der specksteinähnlichen
Substanz, muss vielmehr zu der Yermuthung führen, dass letztere
umgewandelter Olivin sei. Bestätigt wird man in dieser Meinung
noch durch die unter dem Mikroskope bei auffallendem Lichte vor
*) A. a 0. pag. 210.
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Untersuchungen über den Rubellau. 321
zöglieh wahrzunehmenden Eigenschaften dieses specksteinähnlichen
Minerales, welche mit denen des serpentinisirten Olivins Yollständig
übereinstimmen.
Der eigentliche Rabellan ist in der nämlichen Weise zersetzt,
zerbrochen und gestaucht wie derjenige des Tuffes yon Schima.
Die runden Flecken von Zeolith besitzen alle einen trüben
Kern und um denselben einen schmutziggrunen Rand. Ersterer er
scheint unter gekreuzten I^icols milchblau bis gelblichbraun, letzterer
dunkel gefärbt und bleibt es auch bei einer yollen Drehung des Prä-
parates in der Horizontalebene.
Der verwitterte, angeblich Rubellan enthaltende Nephelin-
dolerit yom LSbauer Berg führte ausser den von Zirkel ') näher
beschriebenen Gemengtheilen noch ein rothbraunes Mineral, welches
bei oberflächlicher Betrachtung für Glimmer gehalten werden könnte,
ich aber bei näherer Untersuchung als Serpentin zu erkennen gibt.
Derselbe hat grosse Aehnlichkeit mit der specksteinähnlichen, eben-
falls für Rubellan gehaltenen Substanz im Tuffe von Eostenblatt.
In dem am stärksten verwitterten Nephelindolerit tritt ein glimmer-
ähnlicher Gemengtheil auf, jedoch höchst spärlich. Ob derselbe dem
Rabellan zuzugesellen sei, lässt sich, da die betreffenden Blättchen
sehr klein sind, nicht entscheiden.
Die Rubellan enthaltenden Basaltlaven der Eifel und des
Laacher See's stimmen in ihrer mikroskopischen Beschaffenheit
untereinander vollständig überein.
Die in grosser Zahl hervortretenden Augite besitzen eine
ausserordentlich schone zonale Structur. Feldspath fehlte in
allen Laven, hingegen wurde der Leucit in keiner derselben
Yermisst. Besonders deutlich und häufig ist der Leucit in der Lava
vom Difelder Stein zu bemerken. Letztere zeichnet sich auch noch
durch den Mangel an Olivin aus. In den meisten der übrigen Laven
ist der Olivin frisch, und nur in den Basaltlaven vom Fornichor
Kopf, vom Erufter Hummerich und dem Laacher See III erscheint
er am Rande serpentinisirt. Hauyn fand sich in der Lava vom
Fomicher Kopf und vom Scharteberg bei Kirchweiler.
In keiner der Basaltlaven aus der Eifel konnte frischer Glimmer
und in der Lava vom Gossberg bei Walsdorf Glimmer überhaupt
*) Zirkel, Mikroskop. Beschaffenheit d. Minerale etc. 1878, pag. 448.
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322 M. ü Hollrung.
nicht wahrgeDommen werden, obgleich Hussak ^) die Bemerkung
macht, dass wohl in keiner Laya der Eifel ,,die schön lichtbraunen,
frischen und einschlussfreien Biotitblättchen" fehlen. Der Rubellan,
welcher sonst in allen Präparaten mehr oder weniger deutlich auf-
trat, zeigte die grSssten Yerschiedenheiten. Die betreffenden Glimmer
sind freilich bis jetzt nicht sämmtlich zum Rubellan gezahlt worden.
Wenn aber die rothbraunen grösseren Tafeln, wie sie in gewissen
Laven vom Rande des Laacher See's liegen, als Rubellan gelten,
so muss man den grössten Theil der in den Laven des Laacher
See- Gebietes und der Eifel vorkommenden Glimmer, sofern sie auch
makroskopisch nicht gerade roth erscheinen, doch auf Grund ihrer
mikroskopischen Beschaffenheit, als dem typischen Rubellan äusserst
nahestehend, anerkennen.
Am wenigsten zersetzt ist trotz seiner äusserlich wahmehm;
baren Rubellanfarbe der Glimmer in der Lava von Laach L Ein
Theil desselben zeigt auf Yertical schnitten alle die für frischen
Glimmer charakteristischen Merkmale, wie Durchsichtigkeit, starken
Dichroismus und die der längeren Kante parallel laufenden scharfen
Spaltungslinien. Ein anderer Theil, der auf Frische geringeren
Anspruch machen kann, gibt sich sofort durch einen Ol — 0*2 Mm.
dicken undurchsichtigen Rand, der vielfach ausgefranst ist und im
auffallenden Lichte schmutzigroth geßrbt erscheint, kund. Dieselbe
rothe Substanz findet sich stellenweise längs den Spaltungslinien,
bald in dünnen, bald in dicken Partien, vor. Basische Spaltblättchen
besitzen denselben undurchsichtigen Rand und im Innern oftmals
einen Augitkem. Jene auf pag. 314 beschriebenen Nadeln fehlten
fast gänzlich.
Li der Basaltlava von Laach 11 ist der Rubellan stärker
zersetzt als der eben beschriebene. Zwar lässt sich hier noch die
ehemalige Gestalt des Glimmerkrystalles deutlich erkennen, doch
erweist sich der Rubellan bereits als zerfressen, von Löchern und
unregelmässigen Quersprüngen durchsetzt. Bei starker Yergrösserung
lösen sich die starkzersetzten Lamellen in ein Aggregat dicker,
brauner, mit Eisenocker untermischter Schuppen auf. Der Zwischen-
raum zweier Lamellen wird gewöhnlich durch kurze, kaffeebraune
*) Die basaltischen Laven d. Eifel, Sitzb. d. k. Akad. d. Wisseiisch. 1.
Abth. April-Heft, LXXVII. Band. Jahrg. 1878
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üntersuchangen über den Rabellao. 323
oder dunkelgraue Nadeln ausgefüllt, die bald wirr umherliegen,
bald wie Zähne auf den zersetzten Lamellen sitzen und bis in die
nächste Lamelle hineingreifen.
Auf dem am weitesten yorgeschrittenen Stadium der Zersetzung
befindet sich der Rubellan von Laach III. An demselben bemerkt
man wieder jene ebeneifwähnten dicken, planlos durcheinander-
geworfenen, braunen bis gelbliehen prismatischen Erystalle* Der am
wenig zersetzten Rubellan vorhandene, undurchsichtige Rand, welcher
im auffallenden Lichte roth gefärbt erscheint, hat sich völlig auf-
gelöst. Der Rubellan besteht nur noch ans einer nicht allzu dichten
Versammlung von opaken, rechteckig oder unregelmässig geformten
Körnern und Eisenoxydschuppen. In der nämlichen Weise ist der
Rubellan yom Erufter Hummerich, Scharteberg bei Eirohweiler,
vom Forstberg und dem Fornicher Kopf bei Brohl beschaffen,
während der in der Lava von Niedermendig, von Eappesstein
oberhalb Plaidt, vom Difelder Stein bei Wehr und dem Veitskopf
befindliche Rubellan in so hochgradiger Weise umgewandelt ist,
dasB nur noch die verschieden dichte Anordnung jener schwarzen
Kömer in lange, abwechselnd helle und dunkle Striemen auf das
ursprüngliche Mineral schliessen lässt. (S. Taf. III, Fig. 4.)
Aehnliche Bildungen, nämlich Biotite, welche von einem Rande
schwarzer Körner umgeben oder ganz von ihnen erfüllt waren,
beobachtete Hussak im Augitandesit von der Elamm bei Gleichen-
berg. Er ist geneigt, diese Eömer, da dieselben öfters röthlichbraun
durchschimmernd erschienen, nicht für Magneteisen, sondern für
Eisenoxydhydrat zu halten. Die in der Basaltlava des Laacher-See-
Gebietes und der Eifel auftretenden schwarzen Eömer im Rubellan
erscheinen dagegen immer vollkommen opak, so dass man dieselben
vorläufig noch für Magneteisen halten -muss. Einen guten Einblick
in den Verlauf des Umwandlungsprocesses gewährt der in Taf. III,
Fig. 5 abgebildete Rubellanschnitt aus der Basaltlava von Laach II.
Die mittlere Partie desselben ist zum grössten Theile noch frisch ; nur
längs der Spaltungslinien hat hier und da eine Umwandlung statt-
gefunden. Zu beiden Seiten dieser mittleren, gelblich-grün gefärbten
Partie ist die ursprüngliche Substanz bedeutend alterirt worden,
am stärksten nach dem Rande zu.
Auch der Glimmerporphyrit von Wilsdruff und Münster, der
Trachyt und Andesit des Siebengebirges besitzen Glimmer, welcher
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324 M. U. Hollruiig.
in analoger Weise wie jener in der Basaltlava yom Laacher See
umgewandelt ist und daher so lange, als der Bubellan noch für
eine Glimmervarietät erachtet wird, für solchen gehalten werden
muss. Dasselbe gilt auch von dem durch Schmid ^) beschriebenen
und abgebildeten, gelben, stark von opakem Ferrit durchsetzten
und umhüllten Biotit im Glimmerporphyr neben der Chaussee von
Amt- Gehren nach Breitenbach, nahe dem Drahthammer.
Chemische Untersuchung.
Eine Analyse des Rubellanes ist bisher nur von Klaproth *)
ausgeführt worden. Derselbe fand im Rubellan:
SiOa = 45 Perc.
ÄkO, = 10 „
FejOs = 20 „
MgO = 10 ,
NOiO+KaiO^ 10 „
H,0 = 5 ,
Den damals gebräuchlichen Methoden entsprechend sind diese
Zahlen höchst ungenau. Von mir wurde nur der Rubellan aus den
Basaltlaven vom Laacher-See analysirt, da von den böhmischen
Rubellanen eine genügende Menge reinen Materiales nicht erlangt
werden konnte.
Die qualitative Prüfung ergab folgende Bestandtheile im
Rubellan: Kieselsäure, Titansäure, Eisen, Thonerde, Magnesia, Kali
Natron, Wasser und Fluor. Lithium konnte selbst spektroskopisch
nicht gefunden werden.
Von dem Rubellan aus den BasalÜaven von Laach I, 11 und
III wurden je zwei Analysen ausgeführt, die durch ein an die
betreffenden Nummern angefügtes a und b auseinander gehalten
worden sind.
Behufs der quantitativen Analyse wurde der Rubellan von
den ihm an den Rändern noch anhängenden Gesteinspartikeln sorg-
faltig befreit, im Achatmörser ohne Hinzuthun von Wasser gepulvert
und durch ein höchst feines Tuch gebeutelt. Die von Ludwig ^)
») A. a. 0. pag. 58 u. Taf. II, Fig. 8.
') Klaproth, Beiträge zur ehem. Kenntniss der Mineralkörper, 1795—1816;
und in: Breithaupt, Vollständ. Handb. etc. IT, 1841, pag. 880.
') Tschermak, Miner. Mitth 1874, pag. 240.
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Untennchangen ttber den Rnbellui. 326
neu eingeführte Methode, den Glimmer unter Wasser zu pulvern,
wurde einer Prüfung unterworfen, da zu vermuthen war, dass das
Wasser nicht ohne Einfluss auf die feingepulyerte Substanz sei.
Diese Yermuthung wurde durch folgenden Yersuoh bestätigt* 0*3876
Gramm gepulverter Rubellan 21 Stunden lang mit einem Wasser-
quantum von 50 Ccm. bei 20^—23® C. digerirt, hatten nach dieser
Zeit 00024 Gr., also 0*62 Pero. verloren. Es lässt sich nun freilich
der Einwand erheben, dass hier die Einwirkungsdauer des Wassers
auf den Rubellan 10 — 20mal so lang gewesen sei, als beim Pulvern
desselben unter Wasser, mithin der wirkliche Verlust in letzterem
Falle höchstens 0*06 Perc. betrage. Da indessen bei dem ange-
fahrten Versuche die Innigkeit, mit welcher das Wasser und Pulver
in Berührung kamen, eine viel geringere als beim Zerreiben der
Substanz unter Wasser war, so darf man das Pulvern von Mineralien
unter Wasser nur dann anrathen, wenn deren vollkommene Unloe-
lichkeit in Wasser zuvor festgestellt worden ist.
Von dem bei 100® getrockneten Pulver wurde 1 Gr. mit der
10— 12fachen Gewichtsmenge kohlensauren Eali-Natrons 40—50
Minuten lang über einem starken Gebläse aufgeschlossen. Mit der
Yon Rose, Rammeisberg, Fresenius zum Aufschliessen der von
Säuren nicht zersetzbaren Minerale angegebenen 4— öfachen Ge-
wichtsmenge von kohlensaurem Kali-Natron war nur ein unvoll-
kommener Aufsohluss möglich. Die aufgeschlossene Substanz wurde
in heissem Wasser aufgeweicht und sodann durch mehrmals wieder-
holtes Eindampfen dieser Lösung mit concentrirter Salzsäure die
Kieselsäure nebst der Titansäure niedergeschlagen. Der scharf ab-
gesaugte Niederschlag wurde, ohne vorher getrocknet zu werden,
geglüht, gewogen und sodann mit Flusssäure Übergossen, wodurch
die Kieselsäure als Kieselfluorgas verflüchtigt wurde, während die
in Flusssäure unlösliche Titansäure zurückblieb und nach dem voll-
ständigen Verdampfen der Flusssäure ohne weiteres gewogen werden
konnte.
Im Filtrat des Niederschlages von Kieselsäure und l?itansäure
wurde Thonerde und Eisen durch Ammoniak gefallt und deren
Trennung durch Aetzkali bewirkt. Die Niederschläge von Eisen
und Thonerde wurden auf ihre Reinheit geprüft, ersterer durch
Auflösen in concentrirter Salzsäure, letzterer durch Aufschliessen
niit saurem schwefelsaurem Kali. Während sich im Niederschlage
Mineralof. and petrogr. Mitth. V. 1882. HoUrang. Beeke. Fachs. 22
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080
1-08
1-24
17-94
17-11
1702
24-31
27-02
27-15
11-97
11-78
11-53
326 ^- ^' Hollrang.
von Eisenoxyd nicht unbeträchtlicbe Mengen von Ejeselsäure und
Titansäure vorfanden, war der Thonerdeniederschlag frei von irgend
welchen Beimengungen.
Die Magnesia wurde in der üblichen Weise bestimmt.
Die in diesem Theile der Analyse gefundenen Zahlen sind:
la Ib na IIb Illa Illb
SiO^ 36*25 35-90 36-99 36-97 36-63 37-09
TiO^ 0-88 0-65 0-61
AkO^ 14-88 15-34 18-17
Fe^O, 31-28 30-93 24*00
MgO 11-18 11-31 11-75
Das Fluor wurde nach der von Berzelius-Rose angegebenen,
jetzt wohl fast allgemein angewendeten Methode bestimmt. Der
Rubellan von Laach I enthält kein Fluor; in den beiden anderen
Vorkommnissen fanden sich
II III
Fl 1-32 1-19
Die Wasserbestimmung wurde in der von Fresenius ange-
gebenen Weise vermittelst des Chlorcalciumrohres ausgeführt. Die
auf diesem Wege gefundenen Zahlen sind:
la Ib IIa IIb nia Illb
JI^O = 3-29 3-31 3-59 3-61 4-51 466
Zum Vergleich seien die durch den Glühverlust gefundenen
Wassermengen hier angeführt.
la Ib IIa IIb Illa Illb
2-11 3-18 4-75 4-28 1-84 2-38
Bei einer Vergleichung der Zuverlässigkeit beider Methoden
kann es nicht zweifelhaft sein, dass die auf dem ersten Wege
gefundenen Zahlen den thatsächlichen Verhältnissen mehr entsprechen.
Zur Bestimmung des Eisenoxydules wurde etwa 0*3 Gramm
Substanz mit concentrirter Schwefelsäure in ein Glasrohr einge-
schmolzen und dasselbe 10—12 Stunden lang auf 220—230® C.
crhiizt. Damach wurde die in Losung gegangene Menge des Eisen-
oxydules durch Titration mit übermangansaurem Kali bestimmt
Der Rubellan war arm an Eisenoxydui, was überraschen muss, da
frischer Biotit nach den von Tschermak angeführten Analysen bis
zu 21 Perc. Eisenoxydul enthält. Der Rubellan führte dagegen
folgende Mengen:
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Untenachimgen über den Rabellan. 327
la Ib IIa IIb Ula Illb
FeO = 3-24 3-24 1-81 l'öO 119 1-19
Die Alkalien wurden in der fiblichen Weise darch Aufschliessen
des Pulvers mit Flusssäure und schliessliches Fällen des Kalium
als Ealiumplatincblorid bestimmt.
la Ib Ha IIb nia mb
K(hO = 1-87 1-59 1-66 160 188 201
N(hO = 1-25 1-38 1-58 142 0*39 038
Das Gesammtresultat der secbs Analysen ist demnach folgendes :
la
Ib
Ua .
IIb
ma
nib
Fl
=
—
—
1-32
—
1-19
—
SiO,
=:
36-25
35-90
36-99
36-97
36-63
37-09
TiO,
==
0-88
0-65
0-61
0-80
108
1-24
^,0.
=
14-88
15-34
1817
17-94
1711
17-02
Fe^O,
=
2804
27-69
2219
22-81
25-83
25-96
FeO
=
3-24
3-24
1-81
1-50
119
119
MgO
=
1118
11-31
11-75
11-97
11-78
11-53
Ka^O
=
1-87
159
1-66
1-60
1-88
201
Na^O
=
1-25
1-38
1-58
1-42
0-39
0-38
H,0
=
3-29
3-31
3-59
3-61
4-51
4-66
Summe 100*88 100-41 99-67 98-62 101-59 101-08
Zur Yergleichung seien hier die Analysen des Glimmers aus
dem Basalt (?) des Laaeher Sees (IV und V) *) sowie eines tombak-
braunen Glimmers aus der Eifel (VI) *) angeführt.
IV
V
VI
SiO, =
44-63
43*02
43-10
TiO, =
Spur
Spur
103
AkO, =
16-48
16-58
15-05
Fe,0, =
11-32
11-63
25-84
MgO =
1906
18-40
10-28
CaO =
—
0-71
0-81
Ka,0 =1
Na,0 =[
9-75
8-60
1-15
4-62
0-82
GlafaTerloBt
—
—
1-50
Summa
101-24
100-09
103-05
0 Bromeis; in Bischof, Chemische Geologie, 1. Aafl., ü, pag. 418.
*) Kjerulf; Journal f. prakt. Chemie, LXV, pag. 187.
22*
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328 ^' ^' Hollrang.
Eine Yergleiohung dieser Analyseii mit denen des Rubellanes
ergibt, dass derselbe einen geringeren Gehalt an Eieselsäure,
Magnesia und Alkali besitzt. Der Eisengehalt im Rubellan ist
gegenüber dem des Magnesiaglimmers Yom Laacher See (IV und
Y) um durchschnittlich 15 Perc. hoher. In Betreff des Wasser-
gehaltes ist eine Yergleichung nicht möglich, da die Analysen von
Bromeis (lY und Y), welche gar keinen Glühverlust ergeben, hierin
vermuthlich nicht richtig sind.
In welchem Grade der Rubellan von erwärmter Salzsäure
zersetzt wird, mag nachstehender Yersuch beweisen.
0-2976 Gr. gepulverten Rubellanes von Laach I und 06609 Gr.
Rubellan von Laach m wurden 15 Stunden lang in einer Platin-
schale mit erwärmter Salzsäure behandelt. Nach dieser Zeit waren
in Lösung gegangen ausser Eisen noch Thouerde, Magnesia und
sehr geringe Spuren von Alkali:
Laach I Laach III
AkO^ = U-83 Perc. 17-74 Perc.
Fe^O, = 3018 „ 22-31 „
MgO = 1213 „ 11-61 „
Summa 57-U Perc. 51-66 Perc.
Yorstehender Yersuch beweist ferner noch, dass jedes Bemühen,
für den Rubellan eine Constitutionsformel zu gewinnen, vergeblich
sein musB, da es nicht gelingt, den Eisenocker von der Glimmer-
substanz zu sondern.
Nunmehr dürfte es wohl gestattet sein, eine Entscheidung
darüber zu treffen, aus welchem Mineral der Rubellan entstanden
ist. Die bisherigen, diese Frage berührenden Ansichten, sind im
allgemeinen zweierlei Art. Einerseits begegnet man. der von Breit-
haupt ^), Streng *), Naumann *), Tschermak *) und Roth '^) ausge-
sprochenen Ansicht, dass der Rubellan ein zersetzter Magnesiaglim-
mer sei, während andererseits Bischof ^) und Kjerulf ^) die Meinung
*) A. a. 0. pag. 379.
*) A. a. 0. pag. 140. ^
») A. a. 0. pag. 839.
*) Glimmergruppe.
*) A. a. 0. pag. 149.
*) Chemische Geologie, 1. Aufl., II, pag. 1422.
0 A. a. 0. pag. 187.
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Untersachungen Aber den Rabellan. 329
yertreteo, dass gewisse Rubellane Zersetzungsproducte des Augites
seien. Gegen die letzte Auffassung seheint der Umstand zu sprechen,
dass nirgends auch nur einigermassen gut in der Erystallform des
Angites ausgebildete Rubellane wahrzunehmen sind, und dass im
Gegensatz zu der charakteristischen Augitform die Basis der Rubellan-
krystalle gegenüber der Säule so bedeutend vorherrscht. Dahingegen
war im Basalttuff von Schima der Augit an einer jedenfalls lange
Zeit dem zersetzenden Einfluss der Atmosphäre exponirt gewesenen
Stelle in eine mit dem Messer leicht ablösbare Substanz umge-
wandelt, welche unter dem Mikroskop TöUige XJebereinstimmung
mit dem Rubellan des Tuffes besass und jedenfalls kein blosser
Einschluss war, weil die anderen Augite im Dünnschliff sich fast
ganz frei von Glimmereinschlüssen zeigten. Merkwürdig bleibt es
indessen immer, dass der Augit sich in ein glimmerähnliches Mineral
verwandelt hat, von welchem nebenbei noch sehr zahlreiche Individuen
im Tuffe vorhanden sind, die sich ihrerseits keinesfalls secundär
aus Augit gebildet haben. Für den Rubellan von Schima ist es
daher zweifelhaft, ob derselbe lediglich aus Glimmer entstanden ist,
vom Rubellan des Laacher Sees muss man jedoch annehmen, dass
derselbe jedenfalls aus Glimmer, und zwar, wie die Analyse ergeben
hat, aus Magnesiaglimmer hervorgegangen ist.
Ob die oben erwähnten Rubellanblättchen aus dem Augit von
Schima ihrerseits directe XJmwandlungsproducte sind, oder ebenfalls
das einstmalige Stadium eines normalen Biotites durchlaufen haben,
muss zweifelhaft bleiben.
Was schliesslich den „Rubellan^' von Eostenblatt anlangt, so
ist es kaum noch einem Zweifel unterworfen, dass dieses so be-
zeichnete Mineral kein solcher ist.
Am Schlüsse der Untersuchungen über den Rubellan dürfte es
der geeigneteste Ort sein, die Entfernung des Rubellan Breithaupt
aus der Reihe der Glimmervarietäten zu empfehlen. Die Gründe
hierfür sind folgende:
1. Der Rubellan ist überhaupt nicht homogen.
2. stellt er auch keine ursprüngliche Substanz dar, sondern
ein Umwandlungsproduct, welches sich auf verschiedenen
Stufen der Umwandlung befindet; es würde schwer sein, einerseits
sieh zu entscheiden, welches dieser Stadien als Rubellan zu be-
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330 M. ü. Hollrang.
zeichnen sei und andererseits die mit dem Namen Rnbellan belegte
Zersetzungsstufe stets mit Sicherheit wieder zu erkennen.
3. Es hat sich die verwirrende Thatsache herausgestellt, dass
zwei Mineralien, welche sich im Aeusseren bereits unterscheiden
und nichts mit einander gemein haben, als Aehnliohkeit der Farbe,
mit dem Namen Rubellan belegt worden sind.
Schliesslich möge es mir noch vergönnt sein, meinen hoch-
verehrten Lehrern, Herrn Hofrath Professor Dr. G. Wiedemann,
sowie Herrn Professor Dr. F. Zirkel, auch an diesem Orte meinen
herzlichsten Dank für das mir jederzeit in so hohem Masse erzeigte
freundliche Wohlwollen auszusprechen.
Tafel-Brklftrung.
Fig. 1. Basisches Spaltblättchen aus einem Rubellan von Laach III ; zeigt die
Anordnung jener pellaciden, langen Nadeln zu f&cherförmigen und
tannenreis&hnlichen Gebilden; auf den Nadelaggregaten Eisenocker.
VergT. 305.
Fig. 2. Basisches Spaltblättchen ebendaher mit den pelluciden, langen, unter
etwa 60* sich schneidenden, zu Strichnetzen versammelten Nadeln.
Vergr. 305.
Fig. 3. Basisches Spaltblättchen ebendaher; zeigt die auf pag. 314 erwähnten
Kryställchen. Vergr. 305.
Fig. 4. Basaltlava vom Fomicher Kopf bei Brohl; enthält neben Augit, Leudt
und frischem Olivin den höchst zersetzten, nur schwer erkennbaren
Rubellan. Vergr. 105.
Fig. 5. Basaltlava von Laach n mit Rubellan. Letzterer hat einen noch ziemlich
frischen, etwas von Eisenocker durchzogenen Kern, der beiderseits von
einer dicken Kruste Eisenocker (a) umgeben ist. Vergr. 105.
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Parallele Verwachsung von Fahlerz und Zinkblende. 331
XIX. Parallele Verwachsung von Fahlerz und Zinkblende.
Von Friedrich Beckc.
(Mit Tafel IV.)
Die Angaben über parallele Verwachsungen von Fahlerz und
Blende, die sich in der mineralogischen Literatur vorfinden, sind
sehr spärlich; die Erscheinung gehört zu den seltener beobachteten
dieser Art. A.Sadebeck^) sagt in seiner wichtigen Arbeit „Ueber
Fahlerz und seine regelmässigen Verwachsungen mit Kupferkies
und Blende^ Folgendes: ,, Verwachsungen mit Blende sind selten;
am schönsten bei einer Druse von Eapnik, bei welcher die Blende
in den gewöhnlichen spinellartigen Zwillingen ausgebildet ist. An
das eine Individuum ist nun ein Fahlerz so angewachsen, dass die
beiderseitigen 1. Tetraeder zusammenfallen, also in vollkommen
paralleler Verwachsung.*
In Zepharovich Mineral. Lexikon, II. pag. 322, findet sich
gleichfalls die Notiz bei Eapnik: zuweilen finden sich regel-
mässige Verwachsungen mit Blendekrystallen.
In der Abhandlung „Ueber die Erystallisation des Markasits und
seine regelmässigen Verwachsungen mit Eisenkies'' ^) gibt A. Sade-
beck eine Zusammenstellung der bis dahin bekannten Fälle regel-
mässiger Verwachsungen und führt die Verwachsung von Fahlerz und
Blende unter I A. an: die Grundaxen coincidiren sämmtlich.
Das Gesetz, welchem diese von Sadebeck beobachteten Ver-
wachsungen folgen, ist ganz zweifellos: Die Axen sind sämmtlich
parallel und das herrschende, als das erste bezeichnete Tetraeder
des Fahlerzes ist parallel dem ersten Tetraeder der Zinkblende.
Leider ist aus keiner der citirten Angaben etwas über die Aus-
bildungsweise der Verwachsung zu entnehmen.
Ich gehe daran, im Folgenden eine parallele Verwachsung von
Fahlerz und Blende von dem Fundorte Eapnik zu beschreiben,
welche einem von dem Sadebeck'schen verschiedenen Gesetze folgt
und auch durch eine eigenthümliche Ausbildung bemerkenswerth
erscheint.
*) Zeitschr. der deutschen geol. Gesellschaft. Bd. 24, pag. 438, 1872.
^ Pogg. Ann. der Physik u. Chemie. Ergänzungsband VIII, St. 4, pag. 660.
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332 Friedrich Becke.
Die betreffende Stufe fand ich in der Sammlang des minera-
logischen Institutes zu Czemowitz. Sie stammt aus der alten von
Schroeckinger'schen Sammlung und dürfte daher ein älteres Vor-
kommen repräsentiren. Die Stufe zeigt auf einer Unterlage Yon
derber brauner Blende und Fahlerz grosse gelbbraune zum Theile
durchsichtige Erystalle von Blende, die stark miteinander verwachsen,
meist nur wenige Flächen frei entwickelt zeigen. Auf den Blende-
krystallen sitzen in sehr grosser Anzahl winzige Fahlerzkryställchen,
welche meist unter 0*2 Mm. gross sind, in paralleler bestinmit
orientirter Stellung. Beim Abbrechen der Eryställchen hinterlassen
dieselben auf der Blende weder merkbare Eindrücke, noch zeigt
sich an der Blende die geringste Spur eines Angegriffensein's. Die
Fahlerzkryställchen sind daher durchaus jünger als die Blende,
nicht einmal zum Theile gleichzeitig gebildet und sind auch nicht
das Product einer Veränderung der Zinkblende, welche lediglich
orientirend wirkte.
Hie und da bemerkt man auf den Blendekrystallen kleine
Boumonit-Eryställchen, und in den Fugen findet sich eine gelblich-
weisse steinmarkähnliche Substanz.
Die Blendekrystalle sind 1 — 2 0m. gross und stark mit-
einander verwachsen. Träger der Oombination ist das Rhomben-
dodekaeder, dessen Flächen mit abwechselnd matten und glänzenden
Streifen versehen sind, welche den Würfelkanten parallel laufen.
Femer tritt der Würfel auf, an den nicht verzwillingten Ecken
der Erystalle ziemlich gross, matt, doppelt gestreift, parallel dem
ersten und zweiten Tetraeder, auf den diesen Formen zunächst
liegenden Theilen der Würfelfläche.
Die übrigen Formen lassen sich nach den Angaben von
Sadebeck ^) als Formen erster und zweiter Stellung unterscheiden,
wobei hauptsächlich die Triakistetraeder als Leitformen dienen.
In erster Stellung hat man das vollkommen glatte und stark
glänzende Tetraeder x(lll) =: o, begleitet von dem glatten aber
meist völlig matten Triakistetraeder x(311) = ^o. Der Winkel, den
diese Fläche mit dem Tetraeder macht, wurde gemessen mit:
io:o = 29« 29'
während die Rechnung
<) Zeitschr. der deatschen geol. Gesellschaft. Bd. 21, pag. 620, 1869, und
Bd. 31, pag. 678, 1878.
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Parallele YerwachBuog von Fahlerz und SSiikblende. 333
29« 29-5'
erfordert.
In zweiter Stellung bat man an den Ecken, die nicht durch
Zwillingsbildung beeinflusst sind, das 2. Tetraeder — x(lll)==0|,
uneben, mit deutlichem Schalenbau; die Schalen stellen Dreiecke
mit krummen Seiten dar, welche den Kanten mit dem Rhomben-
dodekaeder entsprechen. Auch das zweite Tetraeder ist stark glänzend
und meist grösser als das erste. Wo Zwillingsbildung auftritt,
erscheinen Triakistetraeder, von denen — )c(211) = iOi durch den
Zonenverband bestimmt ist. Die Flächen von --3c(211) sind ziemlich
glänzend, zeigen aber eine Flächenzeichnung in Form spitzer, gleich-
schenkliger Dreiecke, welche ihre Spitze den Würfelflächen zu-
wenden. Ausserdem treten zwischen dieser Form und — x.(Ill)
vicinale Triakistetraeder auf, welche bewirken, dass die Kanten mit
dem Rhombendodekaeder nicht parallel yerlaufen, sondern divergiren
im selben Sinne, wie die entsprechenden Kanten von +^(311) des
anstossenden Zwillingsindividuums. Auch wird hiedurch der ein-
springende Winkel zwischen — 3c(211) des einen und +x(311) des
anderen Individuums kleiner gemacht. Ich erhielt einmal von einer
solchen Yicinalfläche bei der Messung einen scharfen Reflex, welcher
mit der Form — x(744) = ^0 stimmt.
gemessen gerechnet
Ol . ioi = 111 . 112 c= 19« 31' 19« 28'
0, . 40, = 111 . 447 = 15« 46' 15« 47-5'
Fast sämmtliche Blendekrystalle sind Zwillinge nach dem
gewöhnlichen Gesetz; beide von Sadebeck 1. c. beobachteten
Arten der Ausbildung kommen vor; wenn die beiden Individuen
an der Zwillingsebene verwachsen, wiederholt sich die Zwillings-
bildung mit parallelen Zwillingsebenen und fährt zur Bildung von
Zwillingsstocken (Taf. IV, Fig. 5, oberer Theil von Fig. 6), wobei
die zickzackförmige Streifung auf den Dodekaederflächen und die
Abwechslung von den matten Flächen der Form +x(311) und den
glänzenden von — x(211) oder — x(lll) sehr auflGlllt.
Mitunter verwachsen die Individuen auch an einer zur Zwillings-
ebene senkrechten Ebene, welche die Lage einer Fläche des Ikosi-
tetraeders (211) hat. In diesem Falle ist aber die Grenze nicht
vollkommen eben, worin man einen Beweis dafür sehen kann, dass
(211) nicht Zwillingsebene ist. Fig. 6 zeigt einen solchen Blende-
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334 Friedrich Becke.
Zwilling in porträtähnlicher Abbildung. Beide Individuen sind ihrer-
seits Zwillingsstöcke nach demselben Gesetz in der gewöhnlichen
Ausbildung. Fig. 7 zeigt ein ideales Bild dieses Zwillings, welches
zur Orientirung mit Fig. 6 yerglichen werden kann.
Auffallend ist dabei das Zusammenfallen der Flächen 4-x.(311)
der beiden Individuen. Bezeichnet man die Tetraederflächen, welche
als Zwillingsebenen fungiren mit — ^(lll)j resp. +)c(lll), so sind
es die Flächen %(113) des einen und x(l3I) des anderen Indivi-
duums, welche in eine Ebene fallen. Obwohl Sadebeck in
seiner Arbeit über Blende *) Krystalle von Chester Ct. New-
York beschreibt, welche nach dieser Regel verwachsen sind, auch
hervorhebt, dass die Flächen +^'^(311) beiderseits zusammenstossen,
scheint ihm die Eigenthümlichkeit entgangen zu sein, dass die
Flächen dieser Form an der Zwillingsgrenze geradezu zusammenfallen.
Die Zwillingsgrenze verläuft auf der Fläche gekrümmt, durch
die verschiedene Stellung der Fahlerzkryställchen ist sie deutlich
erkennbar.
Die Fahlerzkryställchen sind im Yerhälltniss zu den
Blendekrystallen sehr klein. Die grössten erreichen kaum 0*3 Mm.,
die kleinsten sinken zu mikroskopischer Winzigkeit herab. In Folge
dessen ist die Erkennung der Formen schwer. Erleichtert wird die-
selbe durch die orientirte Verwachsung mit den Blendekrystallen
und durch das gleichzeitige Spiegeln gewisser Flächen der Blende-
krystalle und der parallelen der Fahlerzkryställchen. Man erkennt
an diesem gleichzeitigen Einspiegeln das Auftreten der Flächen
des Würfels, des Dodekaeders, des Triakistetraeders x(211); femer
bemerkt man Reflexe, welche mit denen der Flächen 3c(211) und
(110) in einer Zone liegen und auf das Auftreten eines Hexakis-
tetraeders aufmerksam machen.
Das Yorhandensein dieser Formen wurde durch die Messung
abgebrochener Fahlerzkryställchen bestätigt. Die Orientirung der
kleinen Eryställchen, welche vermöge ihrer Ausbildung nur sehr
wenige Flächen zeigen und eigentlich immer nur ein Krystalleck
repräsentiren, stiess mitunter auf Schwierigkeiten. Die Messung
wurde nur durch den ausserordentlich lebhaften Metallglanz ermöglicht,
konnte aber nur ohne Anwendung von Fernrohren angestellt werden.
«) 1. c. pag. 636, femer Fig, 10.
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Parallele Verwachsung von Fahlerz und Zinkblende. 335
Messungen.
gemessen gerechnet
112 . 112 70<» 1' 70« 32'
112. 001 35 20-7 35 16
213 . 001 36 37 36 42
112.213 10 52 10 53-5
213 . 101 19 15 19 6-5
213 . 312 20 37 21 47
An einem Kryställchen, dessen %(321)-Flächen sehr breit
waren, wurde in der Zone 112 . 213 noch ein Reflex wahrge-
nommen, welcher auf das Auftreten eines zweiten Hexakistetraeders
hinweist.
Fig. 2 zeigt in idealer Ausbildung die beobachtete Oombination.
Die Fahlerzkrystalle zeigen somit fast dieselbe Oombination wie die
von Gt. Bose^) beschriebenen Erystalle von Banz. Die Form
s = 3cf 321) ist an Eapniker Fahlerz^ wie es scheint, noch nicht beob-
achtet. Die Flächen x(211) und )c(321) der Fahlerzkrystalle sind
YoUkommen glatt und eben. Die Würfelflächen sind manchmal pa-
rallel den Kanten mit )c(211) gestreift. Ueber die Aufstellung der
Fahlerzkryställchen kann kern Zweifel existiren, die vorhandenen
Flächen sind sämmtlich 1. Stellung im Sinne von Sadebeck.
Das Yerwachsungsgesetz, welchem die Stellung der Fahlerz-
kryställchen gegen die Blendekrystalle folgt, lautet: Die Haupt-
axen sind parallel, das 1. Tetraeder desFahlerzes ist
parallel dem 2. Tetraeder der Blende.
Das Gesetz ist also ein anderes, als dasjenige, welches Sa*
debeck 1. c. anführt.
Einige auf die Ausbildung der Fahlerzkryställchen bezüglichen
Besonderheiten mögen noch angeführt werden.
Die Ausbildung der Fahlerzkryställchen ist nicht immer die
gleiche,, und es zeigt sich eine gewisse Abhängigkeit von der Unter-
lage, welche sich dahin aussprechen lässt, dass die Fahlerzkry-
ställchen stets so ausgebildet sind, dass sie möglichst wenig
über die Oberfläche der Zinkblendekrystalle hervorragen. Danach
ist die relative Ausdehnung der einzelnen Flächen der Fahlerz-
combination verschieden, je nachdem die Fahlerzkryställchen auf
') 6. Böse; Pogg* Ann. XII, 1828, p. 489.
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336 Friedrich Becke.
den Dodekaeder-, Würfel- oder TriakiBtetraederfiäohen der Blende
aufsitzen. Am ebenmässigsten ist die Form der Fahlerzkrystallehen
auf den Dodekaederflächen. (Vergl. Fig. 5 a.) Auf den Würfel-
flächen sitzen gewöhnlich nach der breiten Würfelfläche tafelige
Eryställchen (Fig. 2) und auf den Flächen %(311) sind die
Fahlerze durch das Vorherrschen zweier Flächen von x{321) aus-
gezeichnet. (Vergl. Fig. 4 a.)
Auch die Vertheilung der Fahlerzkrystalle auf der Oberfläche
der.Blendekrystalle ist nicht ganz regellos ; die Regel, die sich aus
den Beobachtungen ergibt, ist die, dass die matten Erystallflächen
mit Fahlerz bedeckt, die glänzenden frei davon sind. Die Flächen
von +^(311) und die Würfelflächen sind stets reichlich mit Fahlerz
bedeckt. Die Dodekaederflächen, welche abwechselnde matte und
glänzende Streifen zeigen, sind mit Reihen von Fahlerzkrystallehen
bedeckt, welche den matten Streifen folgen. Das erste und zweite
Tetraeder, die beide glänzend sind, sind frei von FaUerz und
ebenso verhalten sich die zwar unebenen, aber auch glänzenden
Flächen von — 3c(211).
Diese Erscheinung tritt am deutlichsten dort hervor, wo an
polysynthetischen Zwillingen Streifen von -{-^(311) des einen In-
dividuums mit solchen von — x(211) oder — 3t(lll) des anderen
abwechseln. Erstere sind dicht mit Fahlerz bestreut, letztere frei
davon. (Vergl. Fig. 5.)
Bemerkenswerth ist ferner, daas feine Zwillingslamellen, die
einen Blendekrystall durchsetzen, gewöhnlich dicht mit Fahlerz-
krystallehen besetzt sind. Diess ist besonders auffallend auf den
Dodekaederflächen.
Durch die parallele Stellung der Fahlerzkrystallehen wird auf
den Flächen der Blendekrystalle ein orientirter Schimmer erzeugt
Dieser Schimmer ist besonders dort auffallend, wo verschiedene
Theile derselben Erystallfläche verschiedenen Individuen eines ZwiU
lings angehören, was bei den Dodekaederflächen häufig vorkommt.
Auf den eingeschalteten Zwillingslamellen sind die Fahlerzkry-
stallehen, dem Zwillingsgesetze entsprechend, anders orientirt, als
auf dem übrigen Theile der Fläche (Fig. 5 a zeigt die gegenseitige
Stellung zweier Fahlerzkrystallehen an der Zwillingsnaht auf der
Dodekaederfläche), daher erscheint bei einer bestimmten Stellung
gegen das einfallende Licht die Zwillingslamelle schimmernd, die
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Parallele Verwachsaog von Fahlen und Zinkblende. 337
Umgebung matt; nach einer bestimmten Drehung kehrt eich das
Yerhältniss um. Auf den Flächen •j'xCSll) des in Fig. 6 abge-
bildeten Zwillings iflt der Verlauf der Zwillingsgrenze nur durch
diesen Unterschied in der Orientirung des Flächenschimmers zu
erkennen.
Wenn man den Angaben von Sadebeck über parallele
Yerwachsung von Blende und Fahlerz glauben darf, was nicht zu
bezweifeln ist, so kommen bei Eapnik zweierlei parallele Yer«
wachsungen vor: Das Gesetz der älteren von Sadebeck beob-
achteten lautet: Die Grundaxen fallen zusammen, das erste
Tetraeder des Fahlerzes entspricht dem ersten Tetraeder der Zink-
blende. Das neue Gesetz lautet: Die Grundaxen fallen zusammen,
das erste Tetraeder des Fahlerzes entspricht dem zweiten
Tetraeder der Zinkblende. Es ergibt sich hieraus, dass die Formu-
lirung der Yerwachsungsgesetze lediglich durch Angabe der zu-
sammenfallenden Axen, wie sie von Sadebeck^) versucht wurde,
für die Yerwachsungen hemiedrischer Minerale nicht ausreicht. So
wie bei der Beschreibung hemiedrischer Formen nebst dem Para-
meterverhältniss noch die Stellung angegeben werden muss, ist
auch bei den Yerwachfiungen hemiedrischer Minerale ausser der
Angabe der zuBammenfallenden Axen noch die gegenseitige Stel-
lung zu bestimmen.
Nach der 1. c. von Sadebeck gegebenen Zusammenstellung
kennt man drei tetraedrisch-hemiedriache Minerale in parallelen
Yerwachsungen: Fahlerz und Blende, Fahlerz und Kupferkies,
Blende und Kupferkies. Jedes dieser Yerwachsungsgesetze zerfallt
nach dem obigen in zwei Fälle, je nachdem die gleichnamigen
oder die ungleichnamigen Tetraeder zusammenfallen. Bei den Yer-
wachsungen von Fahlerz und Blende kennt man beide Fälle. Bei den
Yerwachsungen von Fahlerz und Kupferkies kennt man nur den Fall,
wo die ungleichnamigen Tetraeder zusammenCallen^). Ueber dieYer-
0 P<>Sg' Ann. der Physik a. Chemie, Ergänzungsband YIII, St 4, p. 660.
') Anmerkung. Bei den Angaben über die VerwachBung von Fahlerz
und Kupferkies hat es nach der letzten Publication Sadebeck's ttber diesen
Gegenstand: Zwei neue regelmässige Verwachsungen verschiedener Mineralien,
Wiedeniann, Ann. f. Physik und Chemie n. F. V, pag. 676, den Anschein, als ob
beide Fälle beobachtet wären. Doch liegt in den Angaben Sadebeck's ein
Widerspruch. In der Abhandlung Ober Fahlerz 1. c. beschreibt er die Verwachsung
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338 Friedrich Becke.
waohsungen von Eupferkies und Blende fand ich in der mir zn-
gänglichen Literatur keine ausreichenden Angaben vor, um consta-
tiren zu können, ob beide Fälle, oder welcher von beiden beob-
achtet wurde.
Sadebeck betont die Aehnlichkeit zwischen den Verwach-
sungen von Kupferkies und Fahlerz und den Ergänzungszwillingen
tetraedrischer Erystalle. Diese Analogie hat in diesem Falle aller-
dings einige Bedeutung, da bei beiden Mineralen die tetraedrisehen
Formen vorherrschen. Bei der beschriebenen Verwachsung von
Fahlerz und Blende haben beide Minerale gleichfalls entgegen-
gesetzte Stellung, wenn man die Sadebeck'sche Aufstellung der
Blende adoptirt. Dabei muss man sich aber gegenwartig halten, dass
die Aufstellung der Blendekrystalle eine willkürliche ist, und dass
ferner die Entwicklung der Formen beim Fahlerz von beiden
tetraedrisehen Formengruppen der Blende verschieden ist, so dass
durch die entgegengesetzte Stellung keine Ausgleichung der Hemi-
edrie, keine Wiederherstellung der Symmetrie nach den Würfel-
flächen erfolgt, wie sie für die Ergänzungszwillinge wesentlich ist
Wollte man dennoch einen der beiden Fälle als Analogon der
Ergänzungszwillinge auffassen — was, ich wiederhole es, ohne
tiefere Bedeutung erscheint *— so dürfte es nicht der oben beschrie-
bene sein, da das 2. Tetraeder der Blende durch den unregel-
gelmässigen Schalenbau, durch die Verknüpfung mit der Form
x(211) viel mehr Aehnlichkeit mit dem 1. Tetraeder des Fahlerzes
im Bau zu haben scheint, als das 1. Tetraeder der Blende.
Czernowitz, mineralog. Universitäts-Institut, 12. Jänner 1883.
derart, dass das herrschende 1. Tetraeder des Fahlerzes mit dem 2. TetraSder des
Kupferkieses znaammenfällt. In der späteren Publicatioo beschreibt er dieselbe
Verwachsung als etwas neues und beruft sich auf seine frühere Abhandlung,
wo er derartige Verwachsungen beschrieben habe, „bei denen die Gnmdazea
beider Mineralien zusammenfallen, und das 1. Tetraeder des Fahlerzes da zu
liegen kommt, wo sich das von mir als 1. bezeichnete Tetraäder des Kupfer-
kieses befindet**. Diess ist ein Widerspruch, welcher das Auftreten des ersten
Falles mit zusammenfallenden gleichnamigen Tetraedern als nicht constatirt
erscheinen lässt.
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Die Tulcanischen Ereignisse des Jahres 1882. 339
XX. Die vulcanischen Ereignisse des Jahres 1882.
18. Jahresbericht von C. W. C. Fachs.
I. Eruptionen.
Die in den früheren Berichten signalisirte ungewöhnliche Ruhe-
periode der Vulcane unserer Erde, welche nur selten von einem
Ausbruch der thätigsten unter ihnen unterbrochen wird, scheint in
dem abgelaufenen Jahre fast ihren Höhenpuukt erreicht zu haben.
Nicht eine einzige grosse Eruption, wie sie in früheren Jahren mehr-
fach vorkamen, ist zu melden.
Der Vesuv ^).
Der 250 Meter tiefe Krater mit verticalen Wänden, welcher
während der Ruheperiode von April 1872 bis December 1875 be-
standen hatte, zeigte 1874 durch Zunahme der Fumarolen eine
NeiguDg zu beginnender Thätigkeit. Am 18. December dieses Jahres
spaltete sich dieser Krater und eine Rauchsäule unter Begleitung
von Feuerschein kam zum Vorschein. Ein kleiner Eruptionskegel
bildete sich auf dem Boden und entwickelte Rauch, stiess auch bis-
weilen etwas Lava aus. Letztere häufte sich allmälig so sehr, dass
im October 1878 der grosse Krater ausgefüllt war und nun die
Lava auf die äussere Seite des Kegels sich ergoss und bald in dieser,
bald in jener Richtung floss. Auch der kleine Kegel war so ge-
wachsen, dass er von Neapel aus gesehen werden konnte.
Dieser kleine, seit 1875 entstandene Eruptionskegel war im
Januar 1882 zusammengestürzt, wodurch ein neuer, einige 50 Meter
breiter Krater entstanden war, welcher nicht ganz die Hälfte des
Berggipfels einnahm. Nur aus einer Spalte im Boden kam eine
dichte Rauchsäule mit Asche vermischt und bisweilen glühende
Lavabrocken, die durchschnittlich hundert Meter hoch geschleudert
wurden, ein Kegel war in diesem Krater nicht. Am äussern Abhang
des grossen Kegels gegen Pompeji hin, befand sich eine Oeffnung,
aus der ein kleiner Lavastrom ruhig ausfloss, der nach kurzem
*) ZiimTbeile Dach einem Berichte vom Prof. Semmola an Prof. Palm ieri.
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340 C- W. C. PuchB.
Lauf sich unter älterer Lava verbarg. Möglicherweise konnte diese
Oeffnung mit dem Boden des neuen Kraters correspondiren. Fama-
rolen gab es viele auf dem Rande des alten und neuen Kraters uud
einzelne auf der Lava.
Die Schlacken waren mit Sublimationen bedeckt. Auf einer
der Laven hatte sich ein kleiner Eruptionskegel gebildet, an
dessen Bocca eine Temperatur von 300^ C. zu beobachten war, bo
dass Holz daran verkohlte. Bauch stieg sehr wenig auf, dagegen
viel Kohlensäure, während Salzsäure, von der Spuren am neuen
Krater vorkamen, fehlte, hie und da aber etwas schweflige Säure
zum Yorschein kam.
Bis Ende Februar hatte sich der Zustand des Yulcans in der
Art geändert, dass nun im neuen Krater ein Kegel vorhanden war
mit einer grossen, dichte Rauchmassen und bisweilen glühende
Schlacken ausstossenden Bocca. Auf der vollkommen schwarz aus-
sehenden Oberfläche des Kegels war keine Fumarole mehr zu bemerken,
nur der obere Rand rauchte. Auch an den Kraterwänden gab es
keine Fumarolen und keine Lava, so dass man leicht hinabsteigen
konnte.
Auf dem äussern Ostabhange des grossen Kegels war eine
bedeutende Vertiefung vom Gipfel bis zu ^/^ der Höhe, einige
20 Meter breit und wenig tief, wie ein kleines Thälchen. Unterhalb
davon waren mehrere kleine Lavaströme geflossen, meist unter Lava
verborgen, doch fand sich eine Spalte, durch welche man die
glühende Lava sehen konnte und noch zwei kleinere; Schwefelsäure
wurde in Menge entwickelt.
Der Aetna.
Die Thätigkeit dieses Vulcans war im Jahre 1882 eine sehr
geringe; sie beschränkte sich auf Solfatarenthätigkeit, höchstens
auf kurze Strombolithätigkeit.
Im December 1881 begann der Berg mit einer schwachen
Dampf- und Aschenentwicklung, die am 28. December am stärksten
war und bis 22. Januar andauerte. Darauf nahm die Thätigkeit
bedeutend ab, so dass diese ganze Periode ihren Abschluss erreicht
zu haben schien, nur am 28. Februar war sie wieder etwas leb-
hafter. Am 3. Februar, Morgens 2 Uhr 30 Min,, spürte man in der
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Die Yalcanischen Ereignisse des Jahres 1882. 341
Umgebung von Bandazzo, also am Nordfusse des Berges, zwei wellen-
förmige Erderschütfcerangen. ■
Im Monat März war der Aetna ebenso rahig, wie im Februar,
mit Ausnahme des 10. und 23., wo er sich durch reichliche Rauch-
entwicklung auszeichnete. Zu derselben Zeit, am 10., 11. und
12. März empfand man zwischen dem Aetna und Messina, bei Ali
Superiore, zahlreiche Erderschütterungen^ sie waren jedoch nur von
geringer Ausdehnung.
Im April konnte man anfangs nur am 4, und 6. die Th&tig-
keit des Yulcans aus der Ferne wahrnehmen, aber Yom 12. bis
26. stiegen grosse Dampfmassen mit Asche gemischt auf; am
24. April, Morgens 3 Uhr 30 Min., ereignete sich auf der Nordost-
Seite eine wellenförmige Erderschütterung bei Castiglione. Vom
27. April bis 21. Mai traten zuweilen yulcanische Manifestationen
von kurzer Dauer ein, allein am folgenden Tage, dem 22., begann
die Eraptionsthätigkeit wieder, wie gewohnlich, mit Auswurf von
Sand und Asche und dichtem Bauch, und dauerte in dieser Weise
bis September fort.
Am 8. September sah man von 8 bis lOV« Uhr Abends
Feuerschein auf dem Gipfel und glühende Schlacken, die jedoch
nur innerhalb des Kraters erschi^ien, dagegen wurden Sand, Asche
und Lapilli von den grossen Dampfmassen herausgeschleudert und
refleetirten den Feuerschein des Kraters.
üeber die Art und Weise der Thätigkeit wurden am 29. Juli
BeobachtuDgen angestellt, wobei sich ergab, dass alle 2 bis 3 Minuten
Tom Boden des grossen Kraters aus Dampfexplosionen stattfanden,
gemischt mit viel Salzsäure und gewohnlich durch Oetose zuerst
angekündigt. Zahlreiche salzige Bestandtheile von weisslicher und
gelblicher Farbe fanden sich in Menge und bestanden vorherrschend
aus schwefelsauren Salzen und Chlorverbindungen von Natrium,
Kalium, Aluminium, Eisen, Calcium, Magnesium.
Der StroMboli.
Abends 4 Uhr, am 30. Januar, wurde der Stromboli von einem
Erdstoss erschüttert und sogleich darauf bildete sich eine Bauch-
wolke über seinem Gipfel; in dem Krater wallte die Lava alle
2 bis 3 Minuten auf und nach etwa je 15mal erfolgtem Aufwallen
Mlnoralofr. und petrogr. Hitth. Y. 1882. Fachs. 28
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342 C- W- C. Fuchs.
ergoss sie sich gegen Norden über den Krater hinaus. Später ward
der Vulcan ruhiger, erst am 13. März gegen,. 3 Uhr Morgens
schleuderte er Schlacken gegen Nordwesten. Vom 18. April an,
Abends 6 Uhr, bis 19. April Morgens machte sich anhalten-
des Getöse mit Auswurf glühender Schlacken bemerkbar. Am
25. April trat öfters heftiges Getöse ein und um 4 Uhr
Abends erschien bei einem heftigen Erdstoss Lava auf dem Nord-
abhang. Alle diese Erscheinungen waren schon am 6. Mai sehr
schwach geworden und erst am 13. November begann wieder leb-
haftere Thätigkeit unter zahlreichen Erderschütterungen. Ein sehr
heftiger Stoss trat am 14. November Morgens 3 Uhr ein. Yon.da
an bis 17. erfolgten häufig ähnliche Erdstösse, der heftigste jedoch
am 20. November gegen 5 Uhr Morgens, wobei reichlich Lava
gegen Nordwesten hin ausfloss.
Seit dieser Zeit hielt eine lebhafte Thätigkeit an, Tag und
Nacht von heftigem Getöse begleitet. Während des Tages lagerte
eine Rauchwolke über dem Berge, Nachts erhellte Feuerschein die
ganze Insel. Besonders erregt war die Thätigkeit am 29. November,
wo auch 5 Uhr Abends ein heftiger Erdstoss erfolgte.
Submarine Eruption im Jonlsehen Meere.
Seit December 1881 sind im jonischen Meere Erscheinungen
hervorgetreten, welche an vulcanische Thätigkeit erinnern. Am
Eingang in den Golf von Eorinth, an einer „Aetolikon'' genannten
Stelle, nicht weit von Missolunghi, fand am «13. Januar eine eruptions-
artige Erscheinung, durch Entwicklung von Gasen und Dämpfen
43tatt. Das (ziemlich unwahrscheinliche) Gerücht ging, dass dabei
ein Schiff zu Grunde gegangen sei. Der Geruch von Schwefel-
wasserstoff verbreitete sich weit umher, Metallgegenstände wurden
geschwärzt und eine ungeheure Menge todter Fische bedeckte die
Oberfläche des Meeres und wurde an die Küste getrieben. Das
Wasser schien milchig durch den ausgeschiedenen Schwefel.
Ende Februar wiederholten sich ähnliche Erscheinungen längere
Zeit. Bei lautem unterirdischen Brausen und ziemlich heftigen
Erderschütterungen stiegen wieder nach Schwefel riechende Gase
aus dem Meere auf und eine gallertartige Masse, einer dicken Oel-
schicht ähnlich, schwamm auf dem Wasser.
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Die Yulcanischen Ereignisse des Jahres 1882. 343
Damit steht wahrscheinlich folgende von dem' österreichischen
Consttl in Eorfu der geologischen Beichsanstalt in Wien mitgetheilte
Thatsache im Zusammenhang: Der Commandant des Dampfers
Cephalonia, Herr Lemberri, entdeckte eine Untiefe, die sich auf
Tulcanischem Wege gebildet haben muss, eine halbe Miglie von
Cap Ducato an der Südwest-Spitze der Insel Santa Maura, in
gerader Linie zwischen dieser und Cap Aterra auf Cephalonia. Die
Tiefe des Wassers betrug 13 bis 14 Fuss und der Umfang der
Untiefe eine halbe Meile. Sie liegt auf dem geraden Wege der
Schiffe vom adriatisohen Meere nach Patras.
Noch im August wiederholten sich bei Volo und im Pelion-
gebiet die Erderschütterungen.
Der Mauna Loa.
Von diesem gewaltigen und vor wenig Jahren noch sehr regen
Vulcane wurde in diesem Jahre nur bekannt, dass gegen Ende
Juli schwache Rauchwolken aus ihm aufstiegen. Die um diese
Zeit auf dem ganzen Archipel der Sandwichinseln gespürten Erd-
erschütterungen wurden wahrscheinlich dadurch veranlasst.
Der ChiriquL
Im September hatte dieser Yulcan eine Eruption, von der
jedoch wenig bekannt wurde. Dieser central-amerikanische Yulcan
besteht aus fünf Kegeln, von denen oft grosse Lavaströme ausgingen.
Manche von ihnen haben noch gegenwärtig eine Länge von sechs
geographischen Meilen und bestehen aus Hornblende-Andesit. Der
Berg war bis in's sechszehnte Jahrhundert sehr thätig, seitdem aber
meist in Ruhe. Nach langer Pause trat 1882 ein neuer Ausbruch
ein, der besonders durch grosse, über einen erheblichen Theil von
Central-Amerika und über die Landenge von Panama sich aus-
breitende Erdbeben ausgezeichnet war; die heftigsten Erdstösse
traten am 17. September ein.
Ein unbekannter Yulcan.
Unter den Yulcanen des Kaukasus scheint ein bisher als er*
loschen angesehener Berg seine vulcanische Thätigkeit wieder auf«
genommen zu haben. Ein Petersburger Telegramm des „Czas'* be*
23*
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344 C. W. G. Facbe.
richtete nämlich, dass Ende October in Temrink im Jekateri-
nadaer Gouvernement, auf dem Berg Earabetow, eine vnleaniache
Eruption stattgefunden habe. Ein Lavastrom ergoes sich, der etwa
eine halbe Werst weit floss; furchtbar war das unterirdische Getose,
welches auf einem Umkreis yon 4 Werst Durchmesser hörbar war.
Auf dem Berge entstand ein grosser Krater.
SchlammTulcane.
Der Ausbruch von Thermalschlamm des Schlammyulcans von
Paternö, welcher noch vom 1. bis 15. December 1881 sehr heftig
war, dauerte bis April 1882 fort, beschrankte sich jedoch auf einen
Krater.
IL Erdbeben.
Die bis jetzt bekannt gewordenen, wahrscheinlich noch nicht
Yollzähligen Erdbeben sind in der folgenden Zusammenstellung
aufgeführt.
Januar.
Die im December 1881 begonnene Erdbebenperiode von Latera
am See von Bolsena dauerte in zahlreichen wellenförmigen Erd-
erschütterungen im Januar 1882 fort. Gegen Ende des Monats
waren zwei Erdstosse so stark, dass dadurch 4 bis 5 Häuser zer-
stört wurden. Die schwachen Erschütterungen dauerten bis Ende
Februar fort.
3. Januar. Abends 10 Uhr 23 Min. schwaches Erdbeben in
Martigny (Wallis) von ungewöhnlich langer Dauer; 15 bis 20 Secnnden
hielten die Erschütterungen ununterbrochen an. Das Beben des
Bodens wurde auch in Saxon gespürt.
3. Januar. Morgens 3 Uhr 59 Min. Erdstoss in Spoleto von
Nordost nach Südwest (3®).
4. Januar. Morgens 2 Uhr 6 Min. in Silvaplana (Engadin)
unter unterirdischem Donner zwei massig starke, durch 3 bis
4 Secunden getrennte Stösse von Nordost nach Südwest. Dieselben
waren hinreichend stark, um ein an der Wand hängendes Bild in
Schwankungen zu versetzen.
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Die vulcaniBchen Ereignisse des Jahres 1882. 345
6. Januar. Morgens 2 Uhr 29 Min. Erdbeben in Agram mit
roUendem GeräuBch, in einem sohwachen 2 Secunden dauernden
Stoss endigend.
8. Januar. Abends 5 Uhr 10 Min. Erdstoss von 10 Secunden
3BU Cape Lookout N. C. — Am. J. of Sc.
12. Januar. Morgens 4 Uhr Erderschütterung in Tour de
Peilz bei Vevey (Schweiz). (Nicht sicher).
12. J a n u ar. In Manfredonia iSrderschütterungen aus Nordwest.
13. Januar. Abends 3 Uhr 45 Min. Erdstoss in Eourbatzi.
14. Januar. Abends zwischen 10 und 11 Uhr Erdbeben im
nordlichen Schleswig und südlichen Jütland. In Ringkjöbing war
es an einigen Stellen nur schwach, an anderen aber so stark, dass
Möbel wackelten. Aehnliche Beobachtungen wurden in Eolding und
Klitten gemacht. In Hadersleben spürte man um lOV^ Uhr einen
Stoss von 1 bis 2 Secunden Dauer und so heftig, dass Glasgeräthe
klirrten und hochgelegene Gegenstände herabfielen. Erdbeben sind
in dieser Gegend sehr selten; das hier gemeldete wurde auch in
Bollfuss beobachtet
15. Januar. In der Nacht Erdstoss in Mailand und kurz
nach Mitternacht einer in Saluzzo.
18. Januar. Auf der Insel Ghios fanden wieder zwei Erd-
stösse statt, die jedoch keinen Schaden anrichteten, aber auch in
Smyrna gespürt wurden.
18. Januar. Abends 4Va Uhr fanden in verschiedenen
Oegenden des SomogyerComitates (Ungarn) Erderschütterungen statt.
20. Januar. Morgens 7 Uhr 22 Min. sehr schwacher Stoss
(3^) in Melfi und Abends 2 Uhr 19 Min. ebenso in Firrenzuola.
20. Januar. Abends 10 Uhr 2 Min. Erdstoss in Guatemala.
21. Januar. Abends 7 Uhr 5 Min. Erdbeben in Agram mit
nnterirdischem Getöse.
23. Januar. An diesem Tage ereignete sich ein grosses
Erdbeben in der Provinz Eant-cheon in China, wobei etwa 2ö0
Menschen umkamen.
23. Januar. In Yils ereignete sich Morgens 10 Uhr 35 Min.
ein Erdbeben aus fünf Stössen, die einander in 2 Secunden folgten,
der letzte bedeutend schwächer, wie die anderen. Die Bewegung war
wellenförmig von West nach Ost. Gleichzeitig fand ein heftiger Erdstoss
in Schattwald (Tirol) statt, der sich 7V» Uhr Abends wiederholte.
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346 C- W. C. FuchB.
23. Januar. Abends 10^2 Uhr abermals Erdbeben im Somogyer
Comitat. Eine halbe Stunde später hörte man ein von Westen
kommendes unterirdisches Getöse, das in mehreren Erderschütterungen
verlief.
In Yelletri (Italien) fanden mehrfach in diesem Monat, besonders
am 3., 5., 12 — 14., 17 — 22. Januar leise Erderschütterungen statt.
24. Januar. Morgens 10^/4 Uhr erfolgten in Schattwald und
Tannheim in Tirol, sowie in dem bairischen Orte .Oberdorf mehrere
ziemlich heftige Erdstösse. Das ganze Ereigniss dauerte 10 Secunden
und die wellenförmige Bewegung pflanzte sich von West nach Ost
fort In Schattwald krachten Häuser, Uhren fielen von den Wänden
und Fensterscheiben wurden zertrümmert. Abends 8 Uhr trat noch-
mals ein schwächerer Erdstoss ein.
25. Januar. Morgens 12 Uhr 30 Min. in Bukarest mehrere
rasch aufeinander folgende Erdstösse.
25. Januar. Morgens 11 Uhr Erdstoss in Zweisimmen (Bern);
Abends 6 Uhr 35 Min. ziemlich starkes Erdbeben, wellenförmig
fortschreitend, wodurch Fenster und Thüren klirrten und erzitterten,
Hängelampen in Schwankungen von Südwest nach Nordost geriethen,
was etwa 2 Secunden anhielt. Das Erdbeben scheint scharf localisirt
gewesen zu sein.
26. Januar. Zwei starke Stösse zu Centreville, Cal.
— Am. J. of Sc.
27. Januar. Morgens 7 Uhr 2 Min. Erdbeben von 2 Secunden
in Elagenfurt mit unterirdischem Rollen.
29. Januar. Abends 3 Uhr 5 Min. Erderschfltterung in Bevers
(Engadin), schwach, 2 bis 4 Secunden dauernd und von Nordwest
nach Südost gerichtet. Dieselbe war von einem dumpfen Knall be-
gleitet und gefolgt von donnerartigem Rollen. Im benachbarten
Samaden wurde sie nicht beobachtet, dagegen scheint es dasselbe
Erdbeben gewesen zu sein, das auf der anderen Seite des Gebirgs-
zuges gespürt wurde. Zwischen 3 und 4 Uhr Abends traten nämlich
in Scharans (Domleschg) zwei starke Stösse ein, die auch in
Scanfs, Cienfs, Semeus, Fideris im Prätigau und in Ponte gespürt
wurden.
30. Januar. Die österreichische Militär-Telegraphen-Station
in Projedor (Bosnien) meldete ein Erdbeben, das 5 Uhr 10 Min.
Morgens daselbst 12 Secunden lang heftig auftrat.
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Die vulcauischen Ereignisse des Jahres 1882. 347
30. Januar. Abends 4 Uhr 30 Min. am Stromboli ein Erd-
BtOBS (ß^).
31. Januar. Morgens 4 Uhr 30. Min. in Volo, Lamia u. s. w.
ein ErdstosB (7^).
31. Januar. Abends 2 Uhr 40 Min. starker Erdstoss zu
Trautenau (Böhmen) von Südwest nach Nordost. Auch in Weckels-
dorf war er stark und hielt 3 bis 4 Secunden an.
Februar.
Anfangs Februar, oder auch schon Ende Januar (denn die
Nachricht stammt aus brieflichen nach Plymouth gerichteten Mit-
theilungen, über die in der Wiener ,, Deutschen Zeitung^ am
1 7. Februar berichtet wurde) ereigneten sich in einigen Theilen der
losel Ceylon heftige Erdbeben. Sehr stark waren sie in Trinkomalen,
vo beim ersten Stoss im innern Hafen dass Wasser um 4 Fuss
sank und bald darauf wieder anschwoll. Diese Bewegung im Wasser
wiederholte sich zweimal.
I. Februar. Nachmittags Erdbeben im Unterengadin. In
Schuls trat es 3 Uhr 42 Min. ein und wurde in Martinsbruck,
Strada, Davos, Serneus, Hinter-Prätigau, Scanfs, Daves, Andez,
Lavin, Zernetz gespürt. An einzelnen Orten bemerkte man nur einen
an anderen bis 3 Stösse, nämlich um 2 Uhr 15 Min., 3 Uhr 45 Min.,
und 4 Uhr. Heftiges Geräusch, ähnlich dem Tosen des Windes,
weckte in Daves einen Beobachter auf.
3. Februar. Morgens 2 Uhr 40 Min. heftiger Stoss zu San
Qorgonio, Calif. — Am. J. of Sc.
3. Februar. Morgens 2 Uhr 30 Min. in Bandazzo (Aetna)
zwei Erdstosse.
4. Februar. Morgen 5 Uhr 8 Min. schwache Erderschütterung
in Genf.
4. Februar. Mittags 12 Uhr in Cesena und Brisighella Erd-
beben (6®).
7. Februar. Abends 3 Uhr 30 Min. in Spoleto und 11 Uhr
in Vicenza Erdbeben (3®).
10. Februar. Morgens 11 Uhr 55 Min. Erdbeben in
Korinth (V).
II. Februar. Morgens 4 Uhr 15 Min. in Gastelfrentano
Erdbeben (3^).
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348 C W. C. Fochfl.
12. Februar. Morgens 3 Uhr in Ohieti, Orsogna und Castel-
frentano mehrere Erderschütterungen (8^).
12. Fehruar. Morgens 1 Uhr 30 Min. Erdstoss zu Pagosa
Springs, Lake City und Capitol City im südwestlichen Colorado.
Am. J. of Sc.
13. Februar. Morgens 4 Uhr 32 Min. in Churwalden und
Chur ein schwacher Erdstoss mit donnerähnlichem, in der Ferne
verhallendem Getöse (Allg. Schweiz. Ztg. 15. Febr.).
13. Februar. Abends 2 Uhr Erdstoss in Spoleto (3^).
Mitte Februar spürte man in Bandazzo häufig vom Aetna
ausgehende schwache Erdersohütterungen.
15. Februar. Bedeutendes Erdbeben in dem Ugurisohen
Apennin. Morgens 5 Uhr 50 Min. spürte man in Bobbio, Cabella,
Albena, Tortona, Cusone, Carrega ein heftiges Erdbeben (7^, gleich-
zeitig in dem Thale des Nure mit unterirdischem Getöse, in Yolpe-
gliano, Parma, Piaeenza etc. (6®). — Das Gentrum scheint im Thale der
Trebbia gewesen zu sein; im Thale des Nure, zwischen Piaeenza
und Parma hörte man besonders unterirdisches Getöse. Die Eintritts-
zeit schwankte zwischen 5 Uhr 37 Min. und 5 Uhr 50 Min., die
Bewegung war meist wellenförmig von Nord nach Süd. In Tortona
spürte man drei Stösse; in Bobbio wiederholte sich das Ereigniss
um 12 Uhr 10 Min. und 6Vs Uhr. Der Stoss scheint von dem
1600 Meter hohen M. Ebro ausgegangen zu sein und sich längs der
Thäler ausgebreitet zu haben.
16. Februar. Nachts und auch am Tage mehrere schwache
Erderschütterungen in Bobbio, Coli und Camerino.
17. Februar. Abends IP/^ Uhr heftiger Erdstoss (8*) in
Offeux bei Saint-Blemont (Somme). Von 10 Uhr Abends bis Mitter-
nacht beobachtete man unterirdisches Getöse und Zittern des
Bodens.
18. Februar. Das am Abend vorher begonnene unterirdische
Getöse in Offeux verstärkte sich von 4 Uhr Morgens an. Das
Zittern des Bodens erfolgte nach Einigen gleichzeitig, nach Andern
folgte es nach. Starke Stösse traten noch einige Minuten vor
Mittemacht und 1 Morgens ein.
19. Februar. Morgens 3 Uhr 18 Min. Erdstoss in Trautenaa
von Südwest nach Nordost.
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Die vulcauBelieii Ereignisse des Jahres 1882. 349
20. Februar. Morgens 3 Uhr 44 Min. ziemlich starkes
Erdbeben in Metkoyich (Bosnien) mit unterirdischem Geräusch
während 3 Secnnden wellenförmig von Nord nach Süd.
26. Februar. Abends 6 Uhr 25 Min. Erdstoss zu Murray
Bay in Quebec während 3 — 4 Secunden. — Am. J. of Sc.
27. F ebr uar. Erdbeben in den Südalpen, besonders im Yeltlin,
Val Bregaglia und bis Brescia. Im Yeltlin wurde es in der Höhe
des Stelyio und Splügen nicht gespürt, am heftigsten 7 Uhr 25 Min.
Morgens im Yalle Seriana, besonders im Yilminore, Grumello,
RoYetta und Castione, dann im Yeltlin in Sondrio, Aprica, Tirano
von West nach Ost, in Bergamo und Brescia um 7 Uhr 30 Min.
in Omayasso und Pallanza gegen 8 Uhr. Auf Schweizer Seite er-
folgte in Bondo um 7 Uhr 26 Min. eine so starke Erschütterung,
dasB dadurch ein Kamin herabstürzte ; in Gastasegna geriethen durch
zwei rasch sich folgende Stösse aufgehängte Gegenstände in Schwanken,
ebenso in Promontogno, Borgonuovo und Oliyone. Nach dem „Bund**
soll um 9 Uhr 25 Min. in Bellinzona ein starkes Erdbeben statt-
gefunden haben (?) — Die Erschütterungen gingen wahrscheinlich
vom Monte Gleno aus, die stärkeren durch das Yal Seriana, die
schwächeren ins Yeltlin. Ausserdem gab es yielleicht noch ein
schweizer Centrum im Yal Bregaglia.
Ende Februar fanden häufige und ziemlich heftige Erd-
erschütterungen an der ätolischen Küste, nahe dem submarinen
Emptionspunkt, statt.
28. Februar. Um Mitternacht in Weisskirchen heftiges Erd-
beben in der Richtung von Ost nach West.
MSi*z.
2. März. Morgens 2 Uhr 48 Min. heftiger Stoss von 24 See.
in Guatemala und Umgebung, wodurch in Antigua Schaden ange-
richtet wurde. Um 5 Uhr 58 Min. nochmals 17 Secunden lang von
8W. In derselben Nacht spürte man zu Salama 5 schwache Stösse,
nördlich yon Guatemala.
3. März. Morgens 7 Uhr 48 Min. heftiger Stoss aus NO in
S. Jose de Costa Rica, Puntarenas, Alajuela, Heredia und Cartago.
In Puntarenas noch ausserdem um 11 Uhr 30 Min. Abends und
4 Uhr 30 Min. des andern Morgens. — Am. J. of Sc.
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350 C. W. C. FuchB.
4. März. Morgens 4^/4 Uhr Erdstoss in Alassio (3').
4. März. Abends 2 Uhr Erdstoss in Spoleto (S^).
4. März. Morgens 9 Uhr 5 Min. ziemlich starkes Erdbeben
in St. Johann, Wieselburger Comitat (Ungarn), mit unterirdischem
Donner. Es bestand aus einem 2 Secunden dauernden Stoss von
Süd nach Nord.
4. März. Abends 11 Uhr 59 Min. in Nidau (Bern) ziemlich
starker, aber sehr localisirter Erdstoss in der Richtung von West
nach Ost.
6. März. Morgens 6 Uhr 2 Min. Erdbeben in Chaux de
Fonds (Neuchätel). (Prof. Porel).
7. März. Morgens 4 Uhr 10 Min. Erdbeben in der Ost-
schweiz. Aus Promontogno, Grono, S. Yittore und Roveredo wurden
wellenförmige, von Nord nach Süd gehende Erderschütterungen
gemeldet.
8. März. Morgens 7 Uhr 58 Min. und 8 Uhr 7 Min. in
Ornavasso (Lombardei) und um 8 Uhr 15 Min. in Alesaandria
schwache Erdstösse (3^). Gegen 8 Uhr fand auch in Rom, Frascati
und Yelletri eine sehr schwache Erderschütterung statt.
10 März. Morgens 2 Uhr 55 Min. wellenförmiges Erdbeben
in Metkovich an der Strasse nach Mostar. Es dauerte 3 Secunden
und pflanzte sich von Nord, nach Süd fort. Schon um 1 Uhr
30 Min. Morgens war in Fort Ogus im Narentathale ein sehr schwaches
wellenförmiges Erdbeben gespürt worden, aber in der Richtung von
West nach Ost und ebenso in Nevesinje.
10. März. Zahlreiche Erderschütterungen am Aetna und in
Messina.
11. März. Abends 4 Uhr schwacher Stoss von N zu San
Diego in Calif. — Am. J. of Sc.
11. und 12. März. Andauernde Erderschütterungen am Aetna.
12. März. Morgens 5Va Uhr in Spoleto Erdstoss (3^).
16. März. Abends nach 6 Uhr Erdstoss von 2 Secunden in
Raibl (Kärnten) aus Ost nach West.
16. März. Morgens Erdstoss in der Stadt Mexico.
16. März. Abends 1 Uhr 46 Min. schwacher Stoss in San
Francisco, Cal. — Am. J. of Sc.
16. März. Morgens 1 Uhr 15 Min. heftiger Stoss in S. Jos^
de Costa Rica von 2 Secunden. — Am. J. of Sc.
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Die Yulcanischen Ereignisse des Jahres 1883. 351
18. März. Morgens 3 Uhr 4 Min. mittlere Wiener Zeit heftiger
Erdstoss in Nevesinje von 3 Secunden Dauer. (Meldung der Militär-
Telegraphenstation).
19. März. Morgens 1 Uhr verspürten die am Bergabhange
bei Leissingen (Thuner See) wohnenden Personen einen kurzen
rättelnden Stoss unter Knistern der Wände. In den andern Häusern
wurde nichts bemerkt. Yon dem fraglichen Abhang war ein Jahr
Yorher ein Bergsturz niedergegangen.
19. März. Erdbeben auf Fprmosa.
20. März. Abends 7 Uhr 51 Min. erfolgte in Eerzers in
Freibarg (Schweiz) ein ziemlich starker 2 Secunden dauernder
Stoss. Zu Radelfingen in Bern (Seeland) wurde die Erscheinung als
wellenförmige, west-östlich verlaufende Erschütterung gespürt.
21. März. In Chios fanden an diesem Tage drei Erd-
erscbütterungen statt.
21. März. Morgens 1 Uhr 30 Min. und 2 Uhr 42 Min. Erd-
stösse in S. Jose de Costa Rica, der erste schwächer wie der zweite.
22. März. Abends 1 Uhr 16 Min. und 9 Uhr 5 Min. schwache
verticale Erdstösse in Bern, die nur durch die Instrumente angezeigt
wurden.
23. März. Abends 8 Uhr in Manfredonia Erdstoss (3®).
24. März. Morgens 3 Uhr 20 Min. in Manfredonia starker
Erdstoss (6°).
25. März. Abends 5 Uhr 30 Min. in M. Cassino Erdstoss (3^).
25. März. Abends 6 Uhr 2 Min. in Ljubinje in der Herze-
gowina ein 3 Secunden dauernder wellenförmiger Erdstoss, der auch
in Trebinje und Bilek während 5 Secunden yon West nach Ost
gespürt wurde.
Im März fand, der Leipziger Illustrirten Zeitung zufolge,
ein ziemlich heftiges Erdbeben auf Syra (Griechenland) statt. Trotz
zahlreicher heftiger Erdstösse soll kein Schaden entstanden sein.
27. März. Abends 1 Uhr 32 Min. Erdstoss in Genf.
29. März. Morgens 6 Uhr 27 Min. wellenförmige Erd-
erschütterung in Frascati und Mondragone (3®). Stärker und mit
Oetöse an denselben Orten um 10 Uhr 11 Min. Abends (4^).
31. März. Abends 3 Uhr Erdstoss in Ponteba (3%
Im März soll, nach der U. S. Weath. Rev. in Salinas City
in Califomien zweimal ein schwacher Erdstoss eingetreten sein.
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352 C. W. C. Fuchs.
April.
2. April. Abends erfolgten in Newmarket, Ya, mehrere Erd-
Btösse. — Am. J. of Sc.
2. April. Zwei Erdstösse Morgens zu Amsterdam, N. T.
(unsicher).
11. April. Abends 11 Uhr sohwacher Stoss in New Orleans,
La. (unsicher).
13. April. Morgens 6 Uhr 30 Min. in San Francisco, Cal.
ein starker Stoss von Nord nach Süd 4 Secunden lang.
17. April. Morgens 2 Uhr Erdstoss in Eclepens (Waadt).
17. April. Zu Hopkinton, N. H. kurz nach 2 Uhr ein Erd-
stoss (unsicher).
20. April. Morgens 5 Uhr 25 Min. Erdbeben in Neuch&tel,
Genf, Rolle und Eerzers.
24. April. Morgens 3 Uhr 30 Min. wellenförmige Erschütterung
bei Castiglione am Nordabhange des Aetna.
25. April. Abends 4 Uhr heftiger Erdstoss am Stromboli.
26. April. Morgens 2 Uhr bei heftigem Sturm ziemlich starkes
Erdbeben in Oberkirch im Schwarzwald (Mannheimer N. bad.
Landesz. 28. April).
28* April. Morgens 6V4 Uhr Erdbeben in Brannois (Canton
Wallis).
30. April. Abends 10 Uhr. 48 Min. in der Umgebung Ton
Portland in Oregon zwei Erdstösße von ein paar Secunden, der
zweite der stärkere und mit Getöse, Richtung W-0. — Am. J. of Sc
Mal.
1. Mai. Morgens 12 Uhr 25 Min. nochmals Stoss in Portland.
1. Mai. Erdbeben in East-Greenwich, R. J. (unsicher).
7. Mai. Morgen 7 Uhr 20 Min. Prager Zeit fanden in Heiligen-
berg bei Littai zwei starke Erdstösse statt.
8. Mai. Gegen 4 Uhr Morgens schwacher Stoss zu Concord,
N. H. (unsicher).
8. Mai. Abends 9 Uhr 45 Min. Erdbeben zu Stein in Krain.
9. Mai. Abends 9 Uhr 38 Min. erster Erdstoss in Laibach;
nach wenigen Minuten folgte ein zweiter und gegen Mitternacht
der dritte und heftigste mit unterirdischem Getöse in der Richtung
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Die vulcanischen EreigniBse des Jahres 1882. 353
von West oaoh Ost. Auch in einzelnen Orten der Umgegend beob-
achtete man das Ereigniss.
11. Hai. Abends 8 Uhr Erdstoss zu Pagosa Springs, Col.
— Am. J. of Sc.
17. Hai. Unter diesem Datum berichtete man aus Constan-
tinopel, dasB auf der Insel Skarpanto ein Erdbeben stattgefunden»
aber nur wenig Schaden verursacht habe. Zwischen Eerpa und
Herkep soll eine neue Insel entstanden sein.
20. Hai. In Altbreisach am Oberrhein fand an diesem Tage
ein Erdbeben statt. Auch in Gottenheim ereigneten sich gleichzeitig
starke Erdstösse.
21. Hai. Abends 9 Uhr 37 Hin. schwaches Erdbeben in
Guatemala. — Am. J. of Sc.
27. Hai. Erdbeben auf Formosa (Hongkong papers).
Juni.
3. Juni. Erdbeben in Foochow in China.
6. Juni. Horgens. 6 Uhr heftige Erderschütterung in Neapel,
zuerst wellenförmig, dann Tertical, von der Gesammtdauer von
7 Seeunden. Das Erdbeben war im südlichen Italien weit verbreitet
und hatte seinen Hittelpunkt in Iserino in den Abbruzzen.
8. Juni. Abends 11 Uhr 52 Hin. schwacher Erdstoss in
Guatemala.
9. Juni. Abends 9 Uhr 20 und 28 Hin. schwacher Erdstoss
in Guatemala.
10. Juni. Abends 10 Uhr 37 Hin. schwacher Erdstoss in
Guatemala.
23. J u n i. In den nördlichsten Städten Schwedens Haparanda,
Pitäa und Luleä erfolgte ein starkes Erdbeben. Die Erschütterung
war so heftig, dass man nicht ohne Hübe stehen konnte und nur
dem Holzbau der Häuser war es zu danken, dass kein Schaden
entstand. Die Bewegung ging von Nordost nach Südwest mit unter-
irdischem donnerähnlichen Getöse. Schon einige Tage vorher war
eine schwächere Erschütterung gespürt worden.
27« Juni. Horgens 5 Uhr 22 Hin. in San Francisco und
Umgebung zwei heftige Erdstösse von je 10 See. etwa und 4 See.
Zwischenraum. Sie wurden längs der Küste von Petaluma bis
Hollister und landeinwärts bie Stockton gespürt. — Am. J. of Sc.
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354 C. W. C. Fuchs.
Juli.
4. Juli. Nach mehrjähriger Ruhe wurde die Bergstrasse wieder
von einem Erdbeben betroffen. Kurz vor 4 Uhr Morgens und um
4 Uhr 30 Min. traten kräftige Stosse ein. Zuerst vernahm man ein
Geräusch, wie von einem über einen holperigen Weg fahrenden
Güterwagen, worauf Fenster, Thüren und Wände erzitterten und
gerüttelt wurden. Sobald die Bewegung bis zum Beobachter ge-
langt war, spürte derselbe einen verticalen und horizontalen Stoss,
worauf das Getöse weiter lief. Die Erscheinung dauerte IV, bis
2 See. und ging von Nordost nach Südwest.
10. Juli. Morgens 5 Uhr 47 Min. Erdstoss in Ardon (Wallis).
11. Juli. Abends 2 Uhr Erdbeben in Siena aus zwei heftigen
StoBsen, denen bald noch andere schwächere Stosse folgten.
12. Juli. An diesem Tage waren die Erderschütterungen in
Siena so häufig, dass sie nicht mehr gezählt werden konnten. Ein
sehr heftiger Stoss erfolgte Morgens 2 Uhr, so dass alle Einwohner
aufstanden. Auch am ganzen Tage dauerten die Erdersohütterungen
unaufhörlich fort und eine besonders starke trat wieder 6 Uhr
Abends ein.
13. Juli. Zahlreiche Erdstösse dauerten an diesem und den
folgenden Tagen in Siena fort. Yom 11. bis 22. Juli wurden da-
selbst 71 stärkere Stosse notirt, davon kamen 40 auf die beiden
ersten Tage. Siena hatte schon 1859 und 1869 Etdbebenperioden,
die jüngste zeichnete sich durch das sie begleitende Geräusch aus,
das dem eines schweren über eine Brücke fahrenden Lastwagens
glich. Die Bewegung bestand eigentlich nur in einem Erzittern.
Die am stärksten betroffene Zone hat von Nord nach Süd durch
Siena gehend eine Länge von 15 Em. und eine Breite von 8 Km.
13. Juli. In der Nacht vom 12. zum 13. Juli spürte man
am Mont Cenis zwei Erdstösse, begleitet von Gewitter und orkan-
artigem Sturm.
15. Juli. Abends 7 Uhr 45 Min. starker Stoss in San Francisco,
Cal., und schwach in Point San Jos6.
17. Juli. Morgens Erdbeben in Erain. Um 4 Uhr 30 Min.
fand eine anhaltende Erderschütterung in Laibach und Umgebung
statt, die sich 8 Uhr 45 Min. wiederholte. Um 8 Uhr 49 Min.
wurde auf der meteorologischen Station Elagenfurt ein bedeutendes
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Die valcaniscben Ereignisae^des Jahres 1882. 555
Erdbeben yerspürt. Heftige, sich langsam folgende Horizontal-
Schwingungen machten den Anfang und nach kurzer Pause folgten
yiele Nachschwingungen von West nach Ost. Die ganze Dauer des
Ereignisses betrug jedoch nur 5 bis 6 See. Aus Pötschach wurden
8 Uhr 52 Min. zwei Erdstösse aus Südost gegen Nordwest gemeldet,
auch in Yeldes beobachtete man 8 Uhr 53 Min., Prager Zeit, zwei
von Süd nach Nord gehende Erdstösse, die sich bald darauf wieder-
holten und die an den Wänden hängende Bilder zittern machten.
In Eisenkappel war das Erdbeben um 8 Uhr 42 Min. stark rollend
Yon 8 See. Dauer. Ebenso wurde Triest von zwei Erderschütterungen
Ton je 4 bis 5 See. aus Nordwest gegen Südost betroffen und
Capo d'Istria u. a. 0. der istrianischen Küste, dann Miramar, Na-
bresina, Monfalcone, sowohl um 4^^ als um 8^/4 Uhr. Sehr heftig
machten sich die Erderschütterungen in Sessana bemerkbar, wo im
Salon einer Villa der Plafond herabstürzte. Am gewaltigsten waren
die Wirkungen dieses Erainer Erdbebens zwischen Laibach und
Loitsch in Innerkrain. Im Markt Oberlaibach spürte man sieben-
zehn Erderschütterungen, fast alle ungewöhnlich heftig, so
dass Ziegel von den Dächern fielen und Schornsteine beschädigt
wurden. Das Gewölbe einer Kirche bekam solche Sprünge, dass
sein Einsturz befürchtet wurde.
Wo die Laibach aus ihrem unterirdischen Lauf hervortritt,
blieb nach einer wellenförmigen Erderschütterung plötzlich das
Wasser aus und kam dann gelb und braun getrübt verstärkt wieder.
Dieselbe Erscheinung beobachtete man bei Freudenthal hinter Schlosj
Bistra, wo die Bistra aus Karsthöhlen fliesst. Die Holzarbeiter von
Oberlaibach und Loitsch hörten furchtbares unterirdisches Krachen
und grosse Steine rollten von den Bergen. Das Erdbeben wurde
auch in Cilli in Steiermark bemerkt ; von den in Kärnten und Krain
betroffenen Orten seien folgende noch erwähnt: Krainburg, Weixel-
burg, Tarvis, Villach, Lendorf Völkermarkt, Bleiburg, Raibl, Ferlach,
Peistritz, Idria, Pranzdorf, Mariafeld, Grafenstein, Lieschach. In
diesem Falle führen die geschilderten Erscheinungen zu der Ver-
muthung, dass der Einsturz von Karsthöhlen den Anlass zu dem
Erdbeben gegeben hat.
19. Juli. Morgens 2 Uhr 35 Min. sehr starker Erdstoss in
der Stadt Mexico während 2^^ Min. — Am. J. of. Sc.
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356 C. W. C. Fuchs.
19. Juli. Morgens 5 Uhr 47 Min. zu Eisenkappel in Kärnten
ziemlich starkes Erdbeben.
20« Juli. Morgens 3 Uhr 40 Min. abermals Erdbeben in
Eisenkappel von 3 See. aus Nord gegen Süd.
20. Juli. Morgens 4 Uhr zu Cairo, III., Stoss von 15 See.
— Am. J. of. Sc.
22. Juli. Morgens 11 Uhr 8 Min. leichter Stoss in San
Francisco, Cal. — Am. J. of. Sc.
24. Juli. Erdbeben zu Chungking in China (nach Pore
Dechevren)..
25. Juli. Morgens 4 Uhr 30 Min. Erdbeben in Lauterbrunnen
(Berner Oberland).
25. Juli. Abends 3 Uhr 10 Min. Erdbeben in Saifnitz mit
donnerartigem Getöse.
Gegen Ende Juli in verschiedenen Theilen des Sandwich-
Archipels mehrere Erdstösse in Verbindung mit der erhöhten Thätig-
keit des Mauna Loa.
28. Juli. Erdstoss in Ironton, Mo. — Am. J. of. Sc.
29. Juli. Bei heftigem Orkan eine Erderschütterung in
Yenedig, die 5 See. von Nordosten andauerte.
31. Juli. Gegen 9 Uhr Erdstoss zu Cape Mendoeino, Gal.
August.
I. August. Abends 6 Uhr schwaches Erdbeben zu Point
des Monts am St. Lawrence River in Canada. — Am. J. of. Sc
8. August. Schwache Stösse zu Oakland, Cal. (unsicher).
9. August. Abends 8 Uhr 45 Min. leichter Stoss zu San
Francisco, Cal. — Am. J. of Sc.
II. August. Erdbeben zu Ningpo in China.
14. August. Morgens 4 Uhr 40 Min. heftiger Erdstoss in
Dijon von Süd nach Nord. In derselben Weise auch in Bouillard,
Nuits, Cheneve, Couchy, Brechen, Messanges, Meuilly, Chavannes;
nur in Beaune machten sich zwei Erdstösse bemerklich.
15. August. Morgens 10 Uhr 30 Min. starker Erdstoss zu
Point des Monts in Quebeck.
17. August. Abends in Missolunghi, Yolo und im ganzen
Peliongebiet heftige Erderschütterungen ohne erheblichen Schaden.
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Die vulcaniBchen Ereigniflae des Jahres 1882. 357
24. AuguBt. Abends 3 Uhr 56 Min. Erdbeben zu Teepan
Patrizia und Quezaltenango in Guatemala. — Am. J. of Sc.
Im Laufe des Monats zwei heftige und mehrere leichte Erd-
beben in Caracas in Venezuela. — Am« J. of Sc.
Zu Salinas in Califomien sollen zweimal im August Erd--
erschütterungen gespürt worden sein. — Am. J. of Sc. ^,- ' 1 lP/f^7>>
September«
6. September. Erdbeben zuAux Cayes (Haiti).
J. of Sc. (unsicher).
7. September. Morgens 3 Uhr 18 Min. grosses Erdbeben
in Panama nahezu 1 Min. lang. Die dicksten Mauern bekamen
Sprünge und viele stürzten zusammen, Ziegel fielen von den Dächern
und Schutt erfüllte die Strassen. Die Kathedrale wurde stark be-
schädigt, das Bathhaus verlor seine ganze Fagade, wobei es mehrere
Todte gab. Schwächere Stösse traten noch 11 Uhr 20 Min. und
Abends 2 Uhr 15 Min. und 4 Uhr 19 Min. ein. Diese setzten sich
auch in äer Nacht fort, wodurch noch viele Ruinen einstürzten.
Die Stösse wurden auch auf den Schiffen im Hafen gespürt und
Einige glaubten leck geworden zu sein ; es bildete sich jedoch keine
Fluthwelle. Die Inseln in der Bai wurden gleichfalls von dem Erd-
beben berührt und das Kabel nach Westindien zerriss; die Eisen-
bahn litt erheblichen Schaden. Die Stösse kamen von Nordost
gegen Südwest und sollen in historischer Zeit noch nie gleiche
Heftigkeit besessen haben. In Aspinwall wurden die Eisenbahn-
magazine zerstört und auch die im Innern gelegenen Orte sollen
Sehaden gelitten haben. In Caracas trat der heftigste Stoss Morgens
2 Uhr 20 Min. ein, der 62 Gebäude zerstörte, wobei 8 Personen
umkamen und 26 verwundet wurden. Dasselbe Erdbeben breitete
sich nach Nicaragua aus, wo es in Rivas und Greytown beobachtet
wurde, ferner nach Columbien (Buenaventura und Cartagena), nach
Ouayaquil in Ecuador, nach Maracaibo und über die ganze Nord-
Westküste von Süd- Amerika. Die Veranlassung dazu ist in der neuen
Üruption des Chiriqui zu suchen.
9. September. Gegen 5 Uhr Morgens nochmals heftiger
Erdstoss in Panama.
10. September. Morgens zwischen 4 und 5 Uhr Erdbeben
in Bex (Canton Waadt).
Vineraiog. and petroffr. Mitth. V. 1882. Ftiohs. 04
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358 C. W. C. Fuchs.
12. September. Morgens 3 Uhr 40 Min. heftige Erd-
erschütterung zu Abano bei Padua.
12. September. Erdbeben zu Wenchow in China.
13. September. Abends schwacher Stoss in Caledonia,
Livingston County, N. Y. Nach Am. J. of Sc. (unsicher).
19. September. Morgens 4 Uhr 17. Min. Erdbeben in
Guatemala.
20. September. Erdbeben zu Point des Monts in Canada.
22. September. Erdbeben auf Amoy. (Amoy Qazette).
23. September. Erdbeben zu Ningpo in China.
27. September. Morgens 4 Uhr 20 Min. im südlichen Illinois
heftiges Erdbeben, das sich von West nach Ost von Mexiko,
Mo. bis Washington, Ind. und Henderson, Ey. ausdehnte, Yon Nord
nach Süd von Springfield, III. bis Pinkneyville, 111. oder über einen
elliptischen Raum von 250 engl. Meilen von Ost nach West und
160 von Nord nach Süd. An mehreren Orten spürte man verschiedene
Stösse, deren Zahl von 2 bis 12 betrug, meist mit Getöse.
30. September. Morgens 10 Uhr 57 Min. starker Erdstoss
zu Campo, Cal. 2 Seeunden lang von Südost nach Nordwest.
October.
7. October. Erdbeben zu Foochow in China.
8. October. Morgens 2 Uhr in San Diego, Cal. und Um-
gebung Erdstoss von mehreren Seeunden. — Ajm. J. of So.
8. October. Morgens 5 Uhr heftiger Stoss zu Antigua, W. J.
— Am. J. of Sc.
9. October. „In der vorhergehenden Woche" sollen zu Cap
Haytien, W. J. drei Stösse gespürt virorden sein. — Am. J. of Sc.
10. October. Morgens 12 Uhr 15 Min. leichter Erdstoss zu
Montreal, Lachine, St. Hiliare, Iluntingdon und andern Orten der
Umgebung. — Am. J. of Sc.
11. October. Abends 11 Uhr 15 Min. leichter Stoss in
Panama.
11. October. Abends 3 Uhr 57 Min. Erderschütterung in
Agram, wellenförmig von Südost nach Nordwest und mit unter-
irdischem Geräusch.
11. October. Abends IT; Uhr Erdbeben in Gimet (Waadt).
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Die valcamschen Emgnisse des Jahres 1882. 359
12. October. Im Budlichen Theile von Humboldt Co, Nev. soll
ein ErdstoBB gespürt worden sein. Nach Am. J. of Sc. unsicher.
Anfang October dauerten in der Umgebung von Verona die
Erderschütterungen fort; besonders in Casone, Brescia, Yerona.
Zwischen Campione und Forbesice erfolgte dadurch ein Bergsturz
and mehrere Häuser sollen eingestürzt sein.
13. October. Morgens 2 Uhr Erdbeben am Nordufer des
Genfer See's.
13. October. Abends 7 Uhr 25 Min. abermals Erdstoss in
Agram yon 2 Secunden aus Südost nach Nordwest mit Rollen
Yerlaufend.
13. October. Abends 4 Uhr zwei starke Stosse in St. Thomas,
W. J. — Am. J. of Sc.
14. October. Erdbeben zu Taiyuen in China.
14. — 15. October. Gegen Mitternacht wieder mehrere Stosse
im südlichen Illinois, jedoch schwächer als am 27. September.
Der betroffene Strich reichte von St. Louis und St. Charles,
Mo. bis Springfield und Decatur, 111.; auch in Indianopolis, Ind.
erster Stoss 11 Uhr 49 Min. Abends St. Louis Zeit, zweiter zwischen
12 und 1 Uhr Morgens und ein dritter zwischen 4 und 5 Uhr
Morgens; zu Manchester, Scott Co, 111. nur 12 Uhr 33 Min. und
4 Uhr 35 Min. Morgens. Nur in Centralia, 111. wurden alle drei
Stosse empfunden. — Am. J. of Sc.
15. Ocilober. Abends 12 Uhr 30 Min. Erdstoss in Murphy
N. C. Nach Herrn Rockwood Hesse er sich auf das Erdbeben von
Illinois beziehen, wenn irrthümlich Abends statt Morgens angegeben ist.
15. October. Erdstösse in Schottland. In dem.Dorfe Comrie
in Pertshire erfolgte Morgens 3 Uhr ein leichter Stoss, dem 7 Uhr
30 Min. ein heftiger von Südwest nach Nordost folgte.
20. October. Morgens 1 Uhr 40 Min. Erdstoss in Lima.
20. October. Morgens 2 Uhr 15 Min. starker Stoss in San
Francisco, Cal. schwach in Point San Jose. — Am. J. of Sc.
20. October. Morgens (P) 7 Uhr 30 Min. schwacher Stoss
in San Salvador. — Am. J. of Sc.
22. October. Morgens 12 Uhr 10 Min. ein schwacher Stoss
zu Greenville, Bond Co, Hl. — Am. J. of Sc.
22. October. Abends gegen 4 Uhr 15 Min. Erdbeben im
Norden von Texas, westlichen Arkansas und östlichen Kansas und
24*
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360 C. W. C. Fuchs.
wahrscheinlich in einem Theil des Indianer Territoriums. Die
betroffene Gegend erstreckt sich von Greenville und Paris, Tex.,
und Little Rock, Ark. nordwestlich nach Wichita und Leavenworth,
Ean. etwa 300 Heilen weit. Ein schwacher Stoss wurde weiter
östlich in Warrenton, Mo. beobachtet. Am genauesten ist die Ein-
trittszeit zu Wichita auf 4 Uhr 19 Min., Zeit von JefFerson City,
Mo., bestimmt; an manchen Orten konnte man 2 oder 3 Er-
schütterungen von 40 Secunden ungefähr unterscheiden. Am. J. of 8c.
23. October. Gegen 7 Uhr Abends Erdstoss zu Newbeme,
N. C. — Nach Am. J. of Sc. unsicher.
24. October. Abends 10 Uhr 46 Min. Erdbeben in einem
TheU des Canton Wallis.
25. October. Abends 1 Uhr 26. Min. Erdbeben in Serajewo
von West nach Ost 2 bis 3 Secunden lang und mit donnerähn-
lichem Getöse. Dasselbe Ereigniss meldete auch die Militar-Tele-
graphenstation Priboj.
28. October. In der Provinz Perugia begann an diesem Tage
ein längeres Erdbeben. Es nahm 6 Uhr Abends seinen Anfang und
dauerte mit kurzen Unterbrechungen bis 29. October um Mittemacht.
Die Einwohner von Cascia waren in grösster Bestürzung; mehrere
baufällige Häuser stürzten sogleich beim ersten Stoss ein.
31. October. Abends 6 Uhr 45 Min. starker Erdstoss in San
Francisco, Cal. Derselbe wurde auch in Sonoma, Napa, Petulama
und San Rafael gespürt. Die Bewegung ging yon Ost nach West.
— Am. J. of Sc.
31. October. Abends 6 Uhr 5 Min. Erdbeben in Gorfa
(„N. Pr. Vr\ 9. November).
NoTember.
7. November. Morgens 5 Uhr 2 Min. ereignete sich nach
Angabe des Dr. Ortlieb in Canea ein Erdbeben aus drei Stossen
von West nach Ost.
7. November. In Panama erfolgte wieder eine leichte Erd-
erschütterung, die auch in Tabago und Golva beobachtet wurde.
Schwächere Erschütterungen waren seit September in der Nacht
öfters eingetreten, meist von Nord nach Süd.
7. November. Gegen 6 Uhr 30 Min. Abends ereignete
sich ein ausgedehntes Erdbeben in Colorado, Wyoming und Utah.
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Die vulcanischen EreigniBse des Jahres 1882. 361
Naehrichten darüber kamen ans Salt Lake City und von der
ganzen Union Pacific R. R. östlich bis Laramie City und Cheyenne,
Wyoming Ter.; Ton Georgetown und Louieville, Col. von Denver,
wo die Uhren um 6 Uhr 25 Min. stehen blieben und von Salina
in Kansas. An einigen Orten konnte man drei Stösse unterscheiden.
Im Allgemeinen war die Richtung von Ost nach West.
13. November. Mehrere heftige Erdstösse am Stromboli.
14. November. Morgens 3 Uhr sehr heftiger Erdstoss am
Stromboli von Nord nach Süd.
14. November. Erdstoss über die ganze Landenge von
Panama.
14. November. Abends 9 Uhr 14 Min. in St. Louis, Mo.
ein leichter Erdstoss, der St. Charles um 9 Uhr 21 Min. und in
CoUinsville, 111. um 9 Uhr 17 Min. beobachtet wurde. — Am. J. of Sc.
27. November. Abends 6 Uhr 30 Min. trat in Weiland,
Allanburg, Port Colbome und andern Orten längs des Weiland
Canal zwischen Erie- und Ontario-See ein heftiges Erdbeben ein
— Am. J. of Sc.
28* November. Morgens 12 Uhr 8 Min. ziemlich starker
Erdstoss in Zara und in Spalato eine wellenförmige Erschütterung
aus Süd gegen Nord 2 bis 3 Secunden dauernd.
28. November. Abends 5 Uhr 15 Min. Erdstoss in San
Salvador.
29. November. Abends 5 Uhr heftiger Stoss am Stromboli
von Nord nach Süd.
30. No vemb er. Wiederholung des Erdbebens in San Salvador.
December.
1. December. Erdbeben zu Shenchau in China.
5. December. Abends 3 Uhr 40 Min. starkes Erdbeben in
Siders (Canton Wallis). Die Wände krachten und die Möbel
schwankten. Der Stoss schien in der Richtung von Ost nach West
«u gehen („Basler Nachr." 8. December).
7. December. An diesem Tage, 10 Uhr Abends, begannen
in der spanischen Provinz Almeria Erderschütterungen von Südost
gegen Nordwest 4 Secunden lang.
9. December. Erdbeben auf Formosa.
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362 ^- ^' C- Fuchs.
10. December. Morgens 2 Uhr in Hermagor (Kärnten) nach
einem Gewitter ein Erdstoss („N. Fr. Pr.** Nr. 6572).
10. Deoember. Morgens 11 Uhr 32 Min. Erdbeben in
Douanne (Bern).
10. December. Abends 5 Uhr 20 Min. Erdstoss in Genf,
Morges und bis Grenoble ; um 5 Uhr 42 Min. wurde einer in St. Michel
und Lyon gespürt und Abends 11 Uhr 55 Min. noch einer in Genf.
1 1. D e c em b er. Zwei leichte Erdstosse in Santiago de Cuba. —
Am. J. of Sc.
11. December. Morgens 12 Uhr 2 Min. abermals ein Erd-
stoss in Genf, der sich daselbst um 9 Uhr 52 Min. Abends wiederholte.
11. December. Ziemlich heftige Erderschütterung im Pelikon-
Gebiet (Griechenland).
12. December. Morgens 12 Uhr 22 Min. Erdstoss in Genf.
Abends 12 Uhr 43 Min. beobachtete man ein Erdbeben in Doaanne,
Canton Bern, am Bieler See.
12* December. Bei dem seit 7. December in der Provinz
Almeria eingetretenen Erdbeben waren in den ersten 5 Tagen sieben
Stösse deutlich zu spüren.
12. December. Morgens stärkerer Stoss in Santiago de Cuba.
18. December« Morgens 3Va Uhr in St, Nicolaus im Canton
Wallis ein Erdstoss.
19. December. Abends gegen 5 Uhr 20 Min. im südöstlichen
Theil Ton New-Hampshire ein Erdstoss. In Dover war es 5 Uhr
15 Min., in Contoocook 5 Uhr 20 Min., in Concord 5 Uhr 24 Min.,
in New-Market und Umgebung 5 Uhr 25 Abends. Er dauerte
unter Getöse mehrere Secunden. — Am. J. of Sc.
19. December. Zwei schwache Stösse in Panama. — Am.
J. of Sc.
19. Deoember. Abends 11 Uhr 45 Min. zwei schwache
Stösse zu Visalia, Cal. von 0 — W. — Am. J. of Sc.
20. December. Erdbeben in Yaldieri am Nordabhang der
Alpes maritimes in Piemont.
31. December. Erdbeben im Norden von Frankreich aus
Nordwest gegen Südost. Gegen 6 Uhr 40 Min. Morgens trat dasselbe
heftig in Treport und En auf mit dumpfem Getöse und Schwankungen
in Häusern und ebenso heftig im Canton Ault. In Bethancourt-sur-
mer klirrten Fenster und Möbel wurden gerückt, ebenso in Dargnies,
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Die vnlcanischen Ereignisse des Jahres 1882. 3g3
Canton Gamaches, 4 Kilometer davon. Das Erdbeben erfolgte in diesen
Orten gleichzeitig, ohne dass die dazwischen liegenden Orte es spürten.
31. December. Gegen 10 Uhr 5 Min. Abends Erdstoss mit
Getose in Halifax, N. S. und a. 0. an der Eisenbahn nach Truro;
in Eastport um 9 Uhr 55 Min., Rockland um 10 Uhr und in
Bargor in Maine um 9 Uhr 30 Min. Abends. ^ Am. J. of Sc.
Während der vorhergehende Jahresbericht Mittheilung über
297 verschiedene Erdbeben aus dem Jahre 1881 bringen konnte
und diese grosse Zahl in dem vorliegenden Bericht noch eine
erhebliche Vermehrung derselben durch die darin enthaltenen Nach-
träge erfahren hat, beträgt die Zahl der bis jetzt bekannten Erdbeben
aus dem Jahre 1882 nur 217.
Die beschriebenen 217 Erdbeben vertheilen sich in folgender
Weise auf die Jahreszeiten:
Winter: 73.
(December 19, Januar 30, Februar 24).
Frühling: 56.
(März 34, April 12, Mai 10).
Sommer 35.
(Juni 5, Juli 20, August 10).
Herbst: 53.
(September 13, October 28, November 12).
An folgenden Tagen ereigneten sich mehrere Erdbeben an
verschiedenen Orten:
3. Januar. Martigny, Spoleto.
12. Januar. Tour de Peilz, Manfredonia.
18. Januar. Chios, Somogyer Comitat.
23. Januar. Eant-cheon, Tirol, Somogy.
25. Januar. Bukarest, Zweisimmen.
30. Januar. Bosnien, Stromboli.
31. Januar. Volo, Trautenau.
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364 C. W. C. Fuchs.
3. Februar. Randazzo, San Gorgonia.
4. Februar. Genf, Brisighella.
13. Februar. Chur, Spoleto.
4. März. Alassio, St. Johann, Spoleto, Nidau.
10. März. MetkoYich, Aetna.
16. März. Raibl, Costa-Rica, Califomien, Mexiko.
25. März. Monte Cassino, Ljubinje.
17. April. Eel^pens, Hopkinton.
8. Mai. Concord, Stein.
13. Juli. Siena, M. Cenis.
20. Juli. Dlinois, Eisenkappel.
25. Juli. Lauterbrunnen, Saifhitz.
11. October. Gimet, Agram, Panama. ^
13. October. Genfer-See, Agram, St. Thomas, W. I.
20. October. Lima, Galifornien, San Salvador.
31. October. Corfu, Califomien.
7. November. Canea, Panama, Colorado.
14. November. Stromboli, Panama, St. Louis.
10. De comb er. Hermagor, Douanne, Rhonethal.
19. December. Panama, Califomien, New-Hampshire.
Folgende Orte wurden im Laufe dieses Jahres mehrfach Yon
empfindlichen Erderschütterungen betro£Pen.
Rhonethal (Cantoue Waadt und Wallis) 3. Januar, 28. April,
10. September, 24. October.
Agram: 6«, 21. Januar, 11., 13. October.
Chios: 18. Januar, 21. März.
Somogyer Comitat: 18., 23. Januar.
Serneus, Scanfs: 29. Januar, 1. Februar.
Gen.f: 4. Februar, 27. März, 20 April, 10., 11., 12, December.
Metkovich: 20. Februar, 10. März.
Serajewo: 25. März, 25. October.
Laibach: 9. Mai, 17. Juli.
Brescia: 27. Februar, October.
Panama: 7., 9. October, 7. November, 13. November.
Almeria: Von 7. bis 13. December häufig.
Trautenau: 31. Januar, 19. Februar.
San Francisco: 13. April, 27. Juni, 15. und 22. Juli,
9. August, 20. und 31* October.
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Die Tuleanischen Ereigui^se des Jahres 1882. 335
Das einzige grossere Erdbeben ereignete sich in diesem Jahre
beim Beginn der Eruption des Chiriqui und breitete sich über die
Landenge von Panama und die angrenzenden Theile von Central-
Amerika, sowie über die nördliche Küste Ton Süd-Amerika aus.
Dasselbe begann Morgens 3 Uhr 18. Min. am 7. September und
dauerte in mehreren sehr heftigen und zahlreichen schwachen
Stössen den ganzen Tag und die folgende Nacht hindurch, so dass
sehr beträchtlicher Schaden dadurch angerichtet wurde. Obgleich
sich die Erschütterung über das Festland hinaus erstreckte und
sowohl als Seebeben, wie auch auf den benachbarten Inseln lebhaft
gespürt wurde, so wurde dadurch doch nicht im Meere die bekannte
Bewegung hervorgerufen, welche als Erdbebenwoge die Küsten-
länder oft stärker heimsucht, als das Erdbeben selbst. Schwächere
Nachklänge des grossen Erdbebens traten in Panama noch am
9. December ein.
In Europa war nur eines der gemeldeten Ereignisse von er-
heblicher Bedeutung, das Erdbeben in Krain und Kärnten am
17. Juli. Der Sitz desselben war in Innerkrain; zwischen Laibach
und Loitsch War seine Wirkung nach übereinstimmenden Nach-
richten am heftigsten und im Markt Oberlaibach unterschied man
siebzehn Erderschütterungen, deren Mehrzahl hinreichend heftig war,
um Ziegel von den Dächern herabzuwerfen. In dieser Gegend hörte
man auch lauten unterirdischen Donner. Da hier der Boden vielfach
durch den unterirdischen Lauf von Flüssen unterhöhlt ist, wie von
der Laibach und der Bistra, so liegt die Yermuthung nahe, dass
der Einsturz solcher unterirdischer Karsthöhlen das Ereigniss,
welches sich bis Triest und Nabresina bemerklich machte, herbei-
fahrte, wodurch auch die Störungen im Lauf der aus dem Boden
hervorbrechenden Bäche sich erklären. Am 19. und 20. Juli zeigten
sich noch schwache Nachwirkungen davon.
In der Schweiz hatten sich im vorhergehenden Jahre mehrere
Erdbebencentren ausgebildet. Davon regten sich 1882 besonders
das Rhonethal am 3. Januar (Martigny), 25. Januar (Zweisimmen),
28. April (Wallis), 10. Septembeir (Bex), 11. October (Gimet),
24. October (Wallis), 5. December (Siders), 18. December (St. Nico-
laus) und das Engadin am 4. und besonders am 29. Januar, dann
am 1. und am 13. Februar. Daran reiht sich das Erdbeben im
Yeltlin, und Yal Bregaglia. In beiden Fällen waren es Erdbeben^
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C. W. C. FnchB.
die Bioh über den Gebirgskamm und die Wasserscheide hinweg
ausbreiteten, so von Engadin am 29. Januar nach dem Domleschg,
am 1. Februar nach dem Prättigau und am 27. Februar aus dem
Gebiet der Adda in das der Meira.
Von älteren Erdbeben haben einige leise Erinnerungen an
ihre Existenz hervorgerufen. Der früher so lange Zeit in Bewegung
begriffene Landstrich Grossgerau — Bergstrasse, der seit mehreren
Jahren vollständig ruhig gewesen war, hatte am 4. Juli wieder
mehrere erhebliche Stösse auszuhalten und in dem bekannten Ge-
biet von Agram kamen am 6. und 21. Januar und am 11. und
13. October wieder Erderschfltterungen vor.
Besonders hervorzuheben ist ausserdem noch die am 7. De-
cember in Spanien, in der Provinz Almeria eingetretene Erdbeben-
periode, deren Erschütterungen besonders am 12. December empfind-
lich waren, und die sich in das Jahr 1883 hinein fortsetzten.
Alljährlich kommen einzelne Fälle vor, wo Erderschütterungen
mit allen Eigenthümlichkeiten der gewöhnlichen Erdbeben durch
gewisse auf der Erdoberfläche eintretende Ereignisse ver*
anlasst werden. Die vollständige Uebereinstimmung dieser Erd«
erschtttterungen mit den wirklichen Erdbeben lässt auf ähnliche
Vorgänge im Innern der Erde als zeitweilige Ursache einer Anzahl
von Erdbeben schliessen. Die Uebereinstimmung in allen Einzel-
heiten ist eine so vollständige, dass die erwähnten Fälle immer so
lange als wirkliche Erdbeben betrachtet werden, bis ihre wahre
Veranlassung bekannt wird. Ein derartiges Ereigniss ist diesmal
von Köln zu melden. Am 24. Januar wurde dort um 5 Uhr 18 Min.
Abends eine Erderschütterung beobachtet. Man spürte einen ruck-
artigen Stoss, der von West nach Ost fortschritt und mehrere Personen
hörten ein dumpfes Geräusch wie von dem Anprallen einer schweren
Last verursacht. Später ergab sich, dass die Erschütterung durch
Umsturz von neun Bogen der alten Stadtumwallung im Gewichte
von etwa 10.000 Centner hervorgerufen worden war. Der Ver-
gleich zwischen der durch diesen Zusammensturz erzeugten Wirkung
und den Erscheinungen mancher Erdbeben, wie z. B. des Erdbebens
in Erain am 17. Juli drängt sich unwillkürlich auf.
Zur Angabe der Intensität der Erdbeben bediente man sich
an den italienischen Stationen schon seit mehreren Jahren einer
bestimmten Scala. Neuerdings hat diese durch Vereinbarung mit
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Die YulcaDischen Ereignisse des Jahres 1882. 367
den schweizerischen Stationen einige Abänderung erfahren und steht
nun in dieser Form in beiden Ländern im Gebrauch. Dieselbe ent-
hält folgende zehn Unterscheidungen:
Nr. 1. Mikroseismische Bewegung. Dieselbe kann gewöhnlich
nur von einem geübten Beobachter und nur an einzelnen Seismo-
graphen constatirt werden.
Nr. 2. Erdstoss, von Seismographen verschiedenartiger Con-
struction angegeben und gespürt von einer kleinen Zahl in Ruhe
befindlicher Beobachter.
Nr. 3. Erderschütterung, hinreichend stark, um nach Dauer und
Richtung von mehreren in Ruhe befindlichen Personen beobachtet
zu werden.
Nr. 4. Erschütterungen von Personen, in Thätigkeit begriffen,
beobachtet und verbunden mit Klirren der Fenster, Krachen von
Gebälk etc.
Nr. 5. Allgemein gespürte Erschütterungen, Anschlagen der
Hausglocken u. s. w.
Nr. 6. Erdbeben, welche Schlafende aufwecken und hängende
Gegenstände in Schwingungen versetzen.
Nr. 7. Erdbeben, welche das Umstürzen beweglicher Gegen-
stände veranlassen, häufig auch das Anschlagen der Kirchenglocken.
Nr. 8. Erdbeben mit Herabstürzen von Kaminen, Entstehung
von Sprüngen in Mauern etc.
Nr. 9. Zerstörung einzelner Gebäude.
Nr. 10. Grosse Zerstörung, Spalten im Boden, Bergstürze u. s. w.
Die mit den angeführten Nummern versehenen Erdbeben aus
den beiden Ländern entsprechen auch in diesen Berichten der ver-
einbarten Scala. Andere Erdbeben, von beliebigen Beobachtern
nach subjectiven Eindrücken mitgetheilt, mit den Ziffern der Scala
nachträglich zu versehen, scheint vorerst noch unthunlich.
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368 C. W. C. Fuchs.
Nachträge.
1879.
2. Januar. Abends 9 Uhr 56 Min. Erdstoss von Südwest
nach Nordost in Yokohama und Umgebung.
12. Januar. Morgens 8 Uhr 50 Min. Erdstoss in Yokohama
und Umgebung aus Südwest.
20. Januar. Morgens 10 Uhr Erdstoss in Yokohama aus
derselben Richtung.
22. Januar. Morgens 1 Uhr 45 Min. schwache Erschütterung
in Yokohama und Umgebung in der gleichen Richtung.
26. Januar. Abends 10 Uhr 45 Min. zwei Stösse aus Südost
gegen Nordwest in Yokohama und Umgebung.
30. Januar. Morgens 5 Uhr 18 Min. zwei schwache Stösse
in Yokohama und Umgebung.
2. Februar. Morgens 10 Uhr 8 Min. Erdstoss von Südwest
nach Nordost in Yokohama und Umgebung.
4. Februar. Morgens 11 Uhr 7 Min. Erdstoss in Yokohama
und Umgebung.
14. Februar. Abends 7 Uhr 33 Min. ebenda.
19. Februar. Morgens 10 Uhr 1 Min. und Abends 11 Uhr
38 Min. Erdstosse in Yokohama und Umgebung von SW.-NO.
26. Februar. Morgens 11 Uhr 20 Min. schwacher Stoss in
Yokohama und Umgebung.
4. März. Morgens 4 Uhr 43 Min. und 49 Min., und schwächer
5 Uhr 2 Min. und 6 Uhr 50 Min. Erdstosse in Yokohama und Umgebung.
9. März. Abends 4 Uhr 34 Min. Stoss aus Südwest in Yoko-
hama und Umgebung.
12. März. Abends 3 Uhr 49 Min. Stoss aus Südwest in
in Yokohama und Umgebung.
1. Mai. Abends 1 Uhr 45 Min. schwacher Stoss aus Südost
in Yokohama und Umgebung.
7. Mai. Abends 5 Uhr 13 Min. schwacher Stoss in Yokohama.
8. Mai. Morgens 5 Uhr schwacher Stoss in Yokohama.
12. Mai. Abends 2 Uhr 59 Min. schwacher Stoss in Yokohama.
13. Mai. Abends 12 Uhr 27 Min. schwacher Stoss in
Yokohama.
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Die vulcanischen Ereignisse des Jahres 1882. 3gg
8. Juni. Morgens 10 Uhr 51 Min. Erdstoss in S. J036 de
Costa-Rica (Rockwood).
19. Juni. Morgens 3 Uhr Erdstoss in Guatemala.
18. Juli. Morgens 3 Uhr 9 Min. schwacher Stoss in Yokohama.
6. August. Morgens 8 Uhr 28 Min. zwei schwache Stösse
in Yokohama aus Südost.
19. August. Morgens 1 Uhr 30 Min. schwacher Stoss in
Yokohama.
22. August. Abends 10 Uhr 10 Min. Stoss aus Südwest
in Yokohama.
21. September. Morgens 3 Uhr Stoss aus Südwest in
Yokohama.
21. September. Morgens 11 Uhr 13 Min. Erdstoss in S.
Jose de Costa-Rica. — Am. J. of Sc.
2. October. Morgens 6 Uhr 15 Min. Stoss aus Südwest in
Yokohama.
9.0ctober. Morgens 10 Uhr 18Min. starker Stoss in Yokohama.
11. October. Morgens 12 Uhr 45 Min. Erdstoss in Guatemala.
14. October. Abends 9 Uhr 38 Min. schwacher Stoss aus
Südwest in Yokohama.
17. October. Abends 5 Uhr 52 Min. schwacher Stoss aus
Südwest in Yokohama.
18. November. Morgens 10 Uhr 10 Min. Stoss in S. Jos6
de Qosta-Rica. — Am. J. of Sc.
16. Deco m her. Abends 1 Uhr 59 Min. schwacher Stoss
aus Südwest in Yokohama.
21. De comb er. Abends 11 Uhr 40 Min. schwacher Stoss
aus Südwest in Yokohama.
26. December. Morgens zwischen 8 und 9 Uhr Erdstoss
aus Südwest in Yokohama und Umgebung.
29. December. Abends 7 Uhr 43 Min. heftiger Erdstoss
in San Josä de Costa-Rica. — Am. J. of Sc.
1880,
3. Januar. Morgens 10 Uhr Erdstoss in Ferentino.
4. Januar. Morgens 5 Uhr 30 Min. Erdstoss in Narni.
7. Januar. Erdstoss in S. Josö de Costa-Rica.
7. Januar. Abends 5 Uhr 35 Min. Stoss in Ascoli und Piceno.
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370 C. W. C. Fuchs.
11. Januar. Abends 8 ühr 42 Min. Erdfitoss in Quatemala.
— Am. J. of Sc.
13. Januar. Morgens 9 Ubr 30 Min. schwacher Stoss in Rom.
26. Januar. Abends 5 Uhr 30 Min. Erdstoss in Ferrara di
Monte Baldo und gleich nachher ein zweiter, beide schwach.
26. Januar. Erdstoss in S. Jose de Costa-Itica. — Am. J. of Sc.
27. Januar. Abends 9 Uhr 10 Min. Erdstoss in Piceolo San
Bernardo.
28. Januar. Abends 8 Uhr 6 Min. schwacher Stoss in Rom.
9. Februar. Abends 6 Uhr 32 Min. sehr schwacher Stoss
in Verona von Ost nach West und Getöse; um 7 Uhr 34 Min.
heftiger Stoss in S. Giovanni presse San Martine Canavese.
19. Februar. Um Mittemacht schwacher Stoss mit Getöse
in Malcesine.
20. Februar. Morgens 3 Uhr mehrere schwache Stösse in
Malcesine.
21. Februar. Abends 12 Uhr 50 Min. mehrere sehr heftige
Erderschütterungen in Yokohama und Umgebung. Dauer 1 Min.
26 See. Nach 2 Minuten erfolgte noch ein Stoss.
3. März. Morgens 9 Uhr 50 Min. Erdstoss in San Jos^ de
Costa-Rica.
17. März. Morgens 10 Uhr 32 Min. starker Stoss in S. Jose
de Costa-Rica.
28. März. Schwacher süd-nördlicher Stoss in Lucca.
29. März. Morgens 6 Uhr 57 Min. und 8 Uhr sehr schwache
Stösse in Narni.
2. April. Morgens 7 Uhr 50 Min. sehr schwacher Stoss in
Frascati, Marino, Velletri und merkbar in Rom.
7. April. Morgens 4 Uhr 30 Min. schwache Erderschütterung
in Rom.
13. April. Abends 4 Uhr 5 Min. starke Erderschütterungen
von Nordwest und von Südwest in Yokohama und Umgebung
während 3 Minuten.
21. April. Morgens 4 Uhr 59 Min. schwacher Stoss in
San Remo.
26. April. Morgens 9 Uhr 18 Min. zwei Erdstösse von Südwest
in Yokohama und Umgebung. In den folgenden Monaten ereigneten
sich nur äusserst schwache Erschütterungen.
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Die Talcanischen Ereignisse des Jahres 1882. 371
11. Mai. Abends 1 Uhr circa Erdstoss in Spoleto, um 1 Uhr
11 Min. in Norcia.
15. Mai. Abends 8 Uhr 31 Min. Stoss in San Jos^ de Costa-
Rica. — Am. J. of Sc.
22. Mai. Abends 6 Uhr 17. Min. Erdstoss in S. Jose de
Costa-Rica 8 See. lang. — Am. J. of Sc.
4. Juni. Abends 6 Uhr 80 Min. sehr schwacher Stoss in Spoleto.
17. Juni. Abends 12 Uhr 10 Min. Erdstoss in Zaffarana,
Bongiardo, S. Veneria, der sich um 2 Uhr wiederholte.
28. Juni. Etwa 3 Uhr Morgens heftiger Stoss in Zaffarana.
4. Juli. Das unter diesem l!)atum im letzten Berichte be-
schriebene Schweizer Erdbeben war Morgens 9 Uhr 20 Min. in
Italien in Verona, VercelH, Ivrea, Aosta, besonders aber in Domo-
dossola, Riva, Valsesia, Borgofranco, Cannobio und Gaby nachweisbar
und wiederholte sich 10 Uhr 30 Min. in Valsesia.
8. Juli. Morgens 8 Uhr 30 Min. heftiger Erdstoss in Brisi-
ghella, Faenza und Umgebung. Bis folgenden Morgen traten noch
etwa zehn Stösse ausserdem ein.
11. Juli. Abends 7 Uhr Stoss auf dem Vesuv.
13. Juli. Abends 7 Uhr 30 Min. Erdstoss in S. Jos^ de
Costa-Rica.
18. Juli. Abends 11 Uhr 49 Min. Erdstoss in Monte Fortino
und Monte Giorgio.
20. Juli. Morgens gegen 10 Uhr Erdstoss in Palazzuolo di
Romagna und bis Florenz.
27. Juli. Morgens 1 Uhr 30 Min. sehr schwacher Stoss in
Forio (Ischia) und Abends 4 Uhr 30 Min. nochmals.
13. August. Das im Bericht geschilderte Erdbeben in Judi*
carien (Tirol) wurde in Italien am M. Baldo, in Limone, Tremosine
und Valle di Caprino gespürt.
15. August. Morgens 1 Uhr 28 Min. sehr schwaches Erd-
beben in Guzzano von Süd nach Nord.
20. August. Abends 3 Uhr 30 Min. Getöse in La Corona
di M. Baldo.
28. August. Abends 10 Uhr heftige Detonation in Val
Vaccara di M. Baldo.
30. August. Morgens 2 Uhr 15 Min. sehr schwaches Erd-
beben in Velletri.
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372 C. W. C. Fuchs.
4. September. Abends 12 Uhr 50 Hin. Erschütterung yon
Nordost in Marola, Reggio Emilia, 12 Uhr 56 in Modena zwei.
10. September. Morgens 8 Uhr 37 Min. sehr schwaches
Erdbeben in Fervento mit Qetöse und in Riva Yaldobbia.
10. October. Schwacher Stoss in Rooca di Papa.
17. October. Morgens 5 Uhr 16 Min. Erdstoss in Alatri
von West nach Ost, in Banco mit Q-etöse, schwach in Ceccano und
Rocca di Papa.
27. October. Morgens 1 Uhr 45 Min. Erdstoss in Maradi
(Romagna).
30. October. Morgens 3 Uhr 7 Min. sehr schwacher Stoss
in Palazzuolo und 11 Uhr 55 Min. Abends in Borgata di Munzano.
7. November. Morgens 4 Uhr 25 Min. Erdstoss aus Süd-
west in Yokohama und Umgebung.
9. November. Abends 1 Uhr 8 Min. heftiger Stoss in
Yokohama.
10. Deoember. Abends 2 Uhr 10 Min. sehr schwacher Stoss
in Brescia.
11. December. Abends 2 Uhr 53 Min, Erdstoss in Brescia.
14. December. Abends 6 Uhr heftiger Stoss in Mistretta.
17. December. Das im Bericht geschilderte Erdbeben von
Agram, einem Theil von Erain und Steiermark fand nicht am 17.,
sondern am 16. December statt und ist jene Angabe dahin zu be-
richtigen.
20. December. Morgens 12 Uhr 11 Min. in Yokohama Erd-
erschütterungen von 1 Min. 20 See. Dauer.
23. December. Morgens 10 Uhr 53 Min. in Yokohama sehr
heftige Erderschütterungen während 3 Min. 18 See.
30. December. Abends 7 Uhr 43 Min. Stoss von 3 See.
in S. JosÄ de Costa-Rica. — Am. J. of Sc.
1881.
6. Januar. Morgens 6 Uhr 35 Min. Erdbeben in Yokohama.
7. Januar. Abends 11 Uhr 30 Min. schwacher Stoss in Norcia
von Nordost nach Südwest.
9. Januar. Abends 12 Uhr 54 Min. schwache wellenförmige
Erschütterung auf dem Yesuv.
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Die volcaDischen Ereignisse des Jahres 1882. 373
15. Januar. Nachts starker Stoss auf dem Yesuv und in
S. Simone.
15. Januar. Abends 11 TThr 15 Min. schwacher Stoss in
ßrisighella und Tossignano.
16. Januar. Morgens 8 Uhr 6 Min. zwei schwache Stösse
in H. Gassino.
16. Januar. Morgens 8 Uhr 20 Min. Stoss auf dem Vesuv.
17. Januar. Morgens 11 Uhr 20 Min. Stoss auf dem Vesuv.
20. Januar. Morgens 4 Uhr 30 Min. sehr schwache Er-
schütterung in Crissolo und um 4 Uhr 35 Min. in Castel Delfino.
23. Januar. Morgens 5 Uhr 30 Min. Erdstoss in Guatemala
und S. Jos^.
23. Januar. Morgens 5 Uhr 30 Min. massiger Erdstoss in
Guatemala.
23. Januar. Morgens 5 Uhr 53 Min. Erderschütterung mit
leisen Nachschwingungen in Yokohama.
24. Januar. Abends 5 Uhr Erdstoss in Perrara, Urbino,
Tossignano, Palazzuolo, Reggio-Emilia, stark in Verzuno, Guzzano,
Scanello und Quaderna mit Getöse, um 5 Uhr 4 Min. sehr stark
in Bologna von Nordwest während 6 See. und mit Getose, um
Mittei*nacht stark in Lojano.
25. Januar. Morgens 12 Uhr 35 Min. Erdstoss in Quaderna,
Bologna, 1 Uhr 35 Min. in Quaderna, 7 Uhr Morgens in Lojano
und 7 Uhr 15 Min. heftig in Guzzano, Pulazzuolo, Quaderna, 8 UJir
sehr stark in Tossignano, 9 Uhr 30 Min. Morgens schwach in
Bologna.
26. Januar. Abends 10 Uhr 5 Min. starker Erdstoss in Bo-
logna von Westost. Leise Erschütterungen dauerten in der Romagna
bis Ende Januar fort.
31. Januar. Abends 8 Uhr 30 Min. Erdstoss in Susa, Giaveno
(mit Getöse), Bardonn^che ; stark auch' in Pinerolo 2 See. lang von
Nordwest, schwächer in Perero und Turin.
2. Februar. Erdbeben in der Romagna, Morgens 6 Chr
45 Min. schwach in Lojano und Palazzuolo, um 7 LTir etwa heftig
in Forli, Modigliana (N— S.), Verona und schwach in Guzzano, Paenza
7 Uhr 9 Min, in Ravenna und S. Michele in bosco, 7 Uhr 15 Min.
sehr heftig in Russi, 7 Uhr 20 Min. in Brisighella, schwach wurde
es bis Triest gespürt, am stärksten im Thal des Marzino und Lamene.
Mioeralo;. and petrogr. Mitth. V. 1882. Fuelis. Notizen. Literatar. 25
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374 C. W. C. Fucbs.
3. Februar. Morgens 1 Uhr 8 Min. Erdstoss in Brisighella
und 1 Uhr 13 Min. in Ravenna 2 See. lang.
4. Februar. Morgens 2 Uhr schwacher Stoss in Venedig
und zwei Stösse in Pordenone (um 2 Uhr 22 Min. war ein Erdbeben
in den Julischen Alpen, Triest und Croatien); um 4 Uhr 45 Mih.
ein starker Stoss in Brisighella.
8. Februar. Mitternacht sehr schwacher Stoss in Born.
12. Februar. Morgens 3 Uhr 30 Min. drei starke wellen-
förmige Stösse in Acireale, Giarre und Macchia.
13. Februar. Morgens 8 Uhr schwacher Stoss in Velletri.
14. Februar. Erdbeben in der Romagna. Morgens 1 Uhr
14. Min. schwache Erschütterung in Fermo, Dauer 2 Secunden.
Richtung Nord-Süd; Morgens 9 Uhr 30 Min. in Casalecchio dei
Conti 7 Secunden lang und stark in Lojano aus Nordost; 9 Uhr
50 Min. in Quaderna und Bologna stark mit Getöse. Am heftigsten
war das Erdbeben in den Thälern des Idice, Saveno und Reno
und wurde bis Rom, Florenz und Triest gespürt. Das Gentrum lag
zwischen Florenz und Bologna.
18. Februar. Abends 11 Uhr 30 Min. schwache Erschütterung
in Rom.
27. Februar. Von Morgens 9 Uhr 30 Min. bis Mitternacht
12 heftige wellenförmige Erderschütterungen in Bongiardo und
Magnano.
Ende Februar und anfangs März jede Nacht unterirdisches
Getöse in Malcesine, zuweilen schwaches Zittern.
1. März. Abends 9 Uhr schwache Erschütterung am Vesuv.
1. März. Abends 10 Uhr Erdstoss am Puy de Dame.
2. März. Abends 10 Uhr heftiges Erdbeben in Calabrien,
besonders in Castrovillari und Cosenza von Süd nach Nord, parallel
der Axe des Gebirges.
2. März. Morgens 1 «Uhr Stoss in Omavasso und Occhieppo
in Piemont und 10 Uhr Abends zu Rossano Veneto.
3. März. In der Nacht vom 2. zum 3. März ereigneten sich
mehrere schwache Stösse in San Marcos bei Guatemala.
3. Mäirz. Morgens 3 Uhr 20 Min. schwache wellenförmige
Erschütterung am Celle di Valdobbia, 3 Uhr 55 Min, Erdstoss in
DomodossoUa, Castelleto Tieino, 3 Uhr 58 Min. am Lage Maggiore,
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Die vulcanischen Ereignisse des Jahres 1882. 375
in Yarallo, Ivrea, Aosta, Susa. Um diese Zeit wurde in Bern und
Neuchätel ebenfalls ein Erdbeben gespürt.
5. März. Abends 6 Uhr Erdstoss in Casamicciola.
7. März. Morgens 12 Uhr 5 Min. starker Stoss in Casamicciola.
7. März. Morgens 7 Uhr 53 Min. schwacher Stoss in Dos
Caminos (Mexiko).
8. März. Morgens 2 Uhr 7 Min. starker Stoss in Casamicciola.
11. März. In Rocca di Papa zahlreiche Stosse, in Poligno
und Perugia 15 Stosse im Laufe des Tages; Abends 4 Uhr 55 Min.
in Spoleto, Rom, Rieti und Assissi Erdstoss; 8 Uhr 48 Min. in
Spoleto (NW), Foligno, Perugia; 11 Uhr 45 Min. Fermo, Rieti,
Spoleto, Perugia.
12. März. Nachtd 19 Erdstössein Terni, darunter einige sehr
heftig, 4 Stosse in 2 Stunden in Rieti ; auch Poligno, Perugia, Rocca di
Papa wurden betroflFen und ebenso Morgens 3 Uhr Spoleto, Rieti
und Caprarola.
15. März. Abends 1 Uhr 50 Min. in Dos Caminos Erdstoss
von 4 Secunden. — Am. J. of Sc.
16. März. Morgens 12 Uhr 10 Min. sehr heftiger Stoss in
Casamicciola.
17. März. Morgens 1 Uhr schwacher Stoss in Casamicciola
und Barano.
18. März. Abends 6 Uhr 15 Min. schwacher Stoss am Monte
Rosa und in Riva Valdobbia.
21. März. Morgens 7 Uhr schwache Erschütterung in Verona,
mehrere in Ferrara di M. Baldo, wo sie auch am 22. und 23. März
fortdauerten und sogar bis Ende März bemerkt wurden.
27. März. Morgens 6 Uhr 35 Min. und 7 Uhr Erdstösse
in Casamicciola.
29. März. Abends 12 Uhr 50 Min. Erdstoss in Oaxaca in
Mexiko von Nord nach Süd und 12 Uhr 55 Min. in Tlacoluca
30. März. Morgens 12 Uhr 55 Min. schwacher Stoss von
Nord nach Süd in Yilla Juarez, Ixtlan 5 Secunden lang und zu
San Carlos Yautepec Abends 1 Uhr 30 Min. von Ost nach West
während 4 bis 6 Secunden.
30. März. Nachts heftigter^Stoss in Aquila.
1. April. Morgens 4 Uhr wellenförmige Erschütterung in
Agnone und Umgebung.
26*
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376 C. W. C. Fuchfl.
3. April. Morgens 5 Uhr Erdstoss in Caprarole und seh wach
in Urbino.
6. April. Schwaches Erdbeben in San Salvador.
16. April. Vom 16. bis 22. April mehr als 15 Erdstosse in
San Salvador, alle vertical.
20. bis 22 April. Heftiges Getöse auf Yolcano.
23. April. Morgens 5 Uhr 12 Min. Erdstoss in Paola von
Nord nach Süd und 10 Uhr 15 Min. Abends in Viterbo.
27. April. Morgens 10 Uhr 20 Min, Erdstosse in Guatemala. —
Am. J. of Sc.
27. April. Abends 11 Uhr 50 Min. heftiges Erdbeben
zwischen Calabrien und Sicilien, besonders in Paola, Polistena,
Monteleone, Gioja-Fauro und Reggio, leicht in Messina. Es breitete
sich hauptsächlich parallel den Bergen von Aspromonte aus und
sein Gentrum schien bei Gioja-Fauro zu sein.
28. April. Abends 9 Uhr heftiger Erdstoss von mehr als
50 Secunden zu Managua in Nicaragua, welcher einige Zerstörung
herbeiführte. Abends 10 Uhr 11 Min. und 11 Uhr 30 Min. wieder-
holte er sich weniger heftig. Der erste war auch in San Juan del
Sur, Chinandega und Gopuito schwach zu beobachten, ebenso in
Boas, Granada und Leon. (Bockwood).
4. Mai. Abends 5 Uhr 38 Min. wellenförmige Erschütterung
(6^ in Bologna von Ost nach West, in Villa Quiete, Lojano und
Casalecchio dei Conti (5^) mit Getöse, sehr schwach in Florenz.
8. Mai. Abends 11 Uhr 30 Min. Getöse und Zittern des
Bodens in Mineo, was sich am 9. fortsetzte.
11. Mai. Abends 3 Uhr 38 Min. Erdstoss (6^) in Bologna,
Lojano (3*^) von Ost nach West mit Getöse, in Casalecchio (5^)
ebenfalls 2 Secunden lang.
12. Mai. Von Morgens 10 Uhr 30 Min. an Getöse in Mineo,
das am 15. mit Zittern des Bodens verbunden war und sich bis
25. Mai öfters wiederholte.
13. Mai. Abends 5 Uhr 30 Min. schwacher Stoss in San
Carlos Yautepec 3 Secunden lang von Süd nach Nord. (Bockwood).
27. Mai. Morgens 12 Uhr 10 Min. Erdstoss zu Yautepec von
Süd nach Nord. 12 Uhr 15 Min. in Oaxaca und Villa Juarez,
Ixtlan; Abends 1 Uhr zu S. Cristobal las Casas von Ost nach
West.
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Die vulcanischen Ereignisse des Jabres'1882. 377
29. Mai. Abends 1 Uhr 40 Min. sohwaoher Stoss in Guatemala.
31. Mai. Nachts ein starker Stoss in Torre del Greco (5^).
1. Juni. Abends 8 Uhr ungefähr heftiger Stoss (5) in Torre
deirAnnunziata, T. del Greco und reichlicher Lava-Ausfluss auf
dem Vesuv.
3. Juni. Ungefähr * um Mitternacht Erdstoss in Rom (4).
9. Juni. Gegen 1 Uhr 15 Min. Morgens Erdstoss in Rom (4)
und Abends 2 Uhr zwei in Velletri (4).
13. Juni. Morgens 12 Uhr 15 Min. Erdstoss in Artena (5)
schwach am M. Cavo, in Prascati, Velletri u. s. w,
17. Juni, Morgens 3 Uhr 50 Min. Erdstoss (5) in Tolmezzo
und schwach in Ponteba von Nord nach Süd.
18. Juni. Starker Stoss (6) in Tolmezzo.
20. Juni. Mehrere Erderschütterungen in Querzola.
21. Juni. Abends 5 Uhr 28 Min. schwache wellenförmige
Erderschütterung (4) in Velletri.
22. Juni. Abends 12 Uhr 39 Min. 3 starke Stösse (5) mit
Getose in Perarolo, sehr schwach in Belluno, Pieve di Cadore, etc. etc.
23. Juni. Abends 9 Uhr 3 Min. Erdstoss in Herkulesbad,
Haranscber, Orsowa, Mechaolia.
27. — 28. Juni. Nachts zwei ziemlich starke Stösse in Sulmona.
29. Juni. Abends 3 Uhr 10 Min. Erdbeben in Perrara di
M. Baldo, Castelleto del Brenzone mit Getöse 5 Secunden lang
und später noch eines.
30. J u n i. Abends 12 Uhr Erdstoss (4) in Rocea di Papa, M. Cavo.
2. Juli. Abends 3 Uhr 17 Min. Erdstoss mit Getöse in Tol-
mezzo 7 Secunden lang, um 3 Uhr 20 Min. in Resiutta, 3 Uhr
25 Min. in Clusavera, 3 Uhr 30 Min. in Ampezzo, 3 Uhr 40 Min.
in Ponteba.
18. Juli. Abends 8 Uhr 30 Min. Getöse und Erdstoss in
Casamicciola, Pango und Umgebung.
20. Juli. Morgens 6 Uhr 25 Min. 2 Stösse mit Getöse in
Neapel.
22. Juli. Ungefähr um Mitternacht, zur selben Zeit, wie das
Schweizer Erdbeben, ziemlich starker Stoss in Valenza, Modane, S.
Gervais, le Bourget.
22. Juli. Morgens 12 Uhr Erdstoss in Sayona wellenförmig
von Nord nach Süd, 2 Uhr 44 Min. einer in AUevard, St. Jean de
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378 C. W. C. Fuchs.
Maurienne, Aix, Chambery, Modane, Genf etc., 3 Uhr in Aosta,
Balme d'AIa, Portula, 3 Uhr 1 Min. in Bardonneehe und sehr
schwach in Turin, um 5 Uhr 29 Min. in Domodossola, Alessandria
2 schwache Erschütterungen.
3. August. Abends 3 Uhr 12 Min. Erdstoss (ö) in Cassine,
wellenförmig von Ost nach West mit Getöse.
7. August. Morgens 8 Uhr 20 Min. schwacher Stoss (4) in
Rocca di Papa.
13. August. Abends 12 Uhr 30 Min. heftiger Erdstoss in
San Marcos, Guatemala. — Am. J. of Sc.
14. August. Morgens 3 Uhr 30 Min. Stoss (ö) in Cittä ducale.
19. August. Am M. Baldo Detonationen, « die sich am 20.
um 7 Uhr 45 Min. Morgens in Castelletto di Breszona wieder-
holten.
22. August. In Castiglione di Bavenna und San Bartolo
Erdstösse.
1. September. Am M. Baldo unterirdisches Getöse, ebenso
am 6., Abends 5 Uhr, lange anhaltend und am 7., Morgens 8 Uhr.
10. September. Morgens 8 Uhr in Lanciano furchtbares
Erdbeben (9), dem Getöse voranging. Es begann wellenförmig und
wurde dann stossend. Viele Häuser wurden beschädigt und mehrere
Menschen verunglückten; eine Kirche wurde zerstört. In Orsogna
war es gleich heftig und dauerte mit furchtbarem Getöse 7 See;
bewegliche Gegenstände drehten sich von Nordwest nach Südost,
Dächer fielen herab und es gab 3 Todte und 60 Verwundete, die
sechs Kirchen wurden beschädigt. Auch in Castelfrentano und Pescara,
Torino del Sangro, Crecchio, Ortona entstand erheblicher Schaden.
Um 8 Uhr 10 Min. hörte man lange unterirdisches Getöse am
M. Baldo und spürte zu Spinea di Mestre im Venetianischen ein
Erdbeben. Die Erschütterung um 8 Uhr 3 Min. spürte man von
Vasto suir Adriatico bis Neapel, in Rom und Rocca di Papa war
sie nur schwach bemerkbar.
20. September. Morgens 6 Uhr 30 Min. heftiger Stoss (6)
in Celleno, erst stossend, dann wellenförmig von Ost nach West.
4—5 See. lang, schwächer in S. Michele della Teverina und
Bagnorea.
25. September. Morgens 4 Uhr 17 Min. schwache Er-
schütterung in Verona, der noch zwei schwächere folgten.
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Die YulcaDiBchen EreignisBe des Jahres 1882. 379
25. September. Abeods 4 Uhr 20 Min. Erdbeben in San
Cristobal las Casas in Mexiko während 2 See. — Am. J. of Sc.
28. September. Morgens 6 Uhr 38 Min, Erdbeben in der
Romagna, besonders im Apennin in den Thälcrn des Ronco, Savio,
der Marecch-'a und Faglio. Es begann 6 Uhr 20 Min. als schwacher
Stoss in Bologna, dann erfolgten 6 Uhr 33 Min. ein Stoss in Urbino,
G Uhr 38 Min. in Florenz zwei sehr schwache Siösse, starke in
8. Agata Peltria und um 6 Uhr 40 Min. heftig (6) in Cesena
wellenförmig von Südost und 8 See. Dauer. In Bertinoro fielen
zahlreiche Kamine herab, ebenso in Villa Prati, Porlimpopoli, weniger
in Palazzuolo di Romagna, Modigliana und Forli.
3. October. Abends 9 Uhr 3 Min. schwacher Stoss in Aca-
poncta in Mexiko. — Am. J. of Sc.
8. October. Abends 12 Uhr 45 Min. schwacher Stoss (4)
in Rocca di Papa.
9. October. Morgens 4 Uhr Erdstoss in Rocca di Papa.
17. October. Morgens 12 Uhr 50 Min. in Dos Caminos
(Mexiko) Erdstoss von 2 See. ; ein viel stärkerer um 1 Uhr 55 Min.
Abends von 3 See, auch in Chilpacingo spürbar.
19. October. Abends 4 Uhr 20 Min. heftiger Stoss in Tehuan-
tepec in Mexiko von 6 See. — Am. J. of Sc.
20. October. Abends 2 Uhr 58 Min. Stoss von 4 See. in
Tehuantep6c und in Juchitan, wo er von Ost nach West ging.
21. October. Abends 8 Uhr 5 Min. in Tlacolulu in Mexico
Erdstoss während 3 See. (Am. J. of Sc ), Abends 9 Uhr 22 Min.
und 11 Uhr 30 Min. Erdstösse von 6 und 2 See. Dauer in Tehuan-
tcpec mit unterirdischem Getose.
21. October. Erdstoss in Oaxaca ohne Zeitangabe von Ost
nach West und G See, Dauer, vielleicht mit obigem identisch.
22. October bis 27. October. In Tehuantep^c wurden
folgende Stösse beobachtet: am 22. Morgens 4 Uhr 10 Min. von
6 See. und Abends 8 Uhr 15 Min., 9 Uhr 20 und 11 Uhr 30 Min.;
am 23. Morgens 1 Uhr Stoss von 1 1 See. mit Getöse, 8 Uhr 53 Min,,
9 Uhr 30 Min., 10 Uhr und 11 Uhr 38 Min., Abends 3 Uhr 37 Min.,
7 Uhr 5 Min., 8 Uhr 43 Min. und 10 Uhr; am 27. Morgens 12 Uhr
3 Min. ein Stoss von Nord nach Süd in 3 See. — Am. J. of Sc.
2. November. Abends 5 Uhr 44 Min. Erdstoss (5) mit Ge-
töse in Spoleto von Nordwest und schwach um 6 Uhr 11 Min.
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380 C. W. C. Fuchs.
12. Noyember. Morgens 4 Uhr Erdstoss (5) in Ghieti und
Orsogna.
13. No vember. Morgens 1 Uhr 15 Min. Stoss in Castelfrentano.
16. November. Das im Jahresbericht mitgetheüte Schweizer
Erdbeben wurde von der äussersten Nord-Schweiz bis nach Sicilien
gespürt (nach de Rossi), am stärksten bei Cantanzaro innerhalb
Italiens. Morgens 2 Uhr 20 Min. erfolgte eine schwache Erschütterung
(3) in Verona, um 4 Uhr SO Min. in S. Luca bei Bologna, um 4 Uhr
45 Min. in Rom, Fermo etc. Dann 5 Uhr 15 Min. Morgens (gleich-
zeitig mit der Schweiz) in Pallanza sehr schwach (3), wo sich der
See um 7 Mm. senkte, 5 Uhr 25 Min. stark in Neapel (5), Brindisi,
Tarent, schwach in Rom und Prascati, um 5 Uhr 30 Min. Morgens
ein Stoss in Moncalieri, zwei in Biella, drei in Yarallo-Sesia, zwei
in Borgofranco d'Ivrea mit Getose.
18. November. Morgens 6 Uhr 45 Min. Erdstoss (5) in
Citta ducale.
25. November. Abends 3 Uhr 25 Min. zwei Erdstösse (5)
in Bologna von Südost nach Nordwest, besonders stark in Castel
S. Pietro, Ferrara, Casalecchio (mit Getöse) und 3 Uhr 40 Min.
in Falazzuolo.
28. November. Abends 6 Uhr 45 Min. schwacher Stoss (4)
in M. Fortino.
29. November. Morgens 4 Uhr 45 Min. schwacher Stoss
(4) in Viterbo, dagegen stark (5) 6 Uhr 43 Min. wellenförmig von
Südost während 2 bis 3 See, ebenso in Toscanella, Montefiascone
von West nach Ost und in Latera. Damit begannen zahlreiche
Erderschütterungen, welche in Latera, am nördlichen Ufer des Sees
von Bolsena den ganzen Monat December anhielten.
14. December. Abends 9 Uhr 29 Min. Erdstoss (4) in Foggia
und Umgebung von Nord nach Süd in 3 See, sehr stark in Cirignola.
18. December. Morgens 4 Uhr 37 Min, Münchener Zeit,
erfolgte in Feldkirch ein schwacher Erdstoss von Südwest nach
Nordost, der auch in der Umgebung (Yorarlberg) gespürt wurde.
25. December. Morgens 1 Uhr 45 Min. Erdbeben in Eraubel
(Steiermark), dem nach 6 Minuten ein zweites, jedes in der Dauer
von 4 See, folgte. Die Richtung war von West nach Ost.
28. December. Morgens 7 Uhr 27 Min. zu Punta d'Ostro
n Dalmatien ein Erdbeben von 2 See.
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Die vulcanischen Ereignisse des Jahres 1882. 381
Der Vesuv.
Zu der im letzten Jahresbericht geschilderten Thätigkeit des
Vesuv im Laufe des Jahres 1881 ist noch Folgendes nachzutragen:
Im Monat Januar wurden am 9., 1., und 17. Erdstösse auf
dem Vesuv constatirt. In den späteren Monaten war der Vulcan
bald in Ruhe oder in Solfatarenthätigkeit und ging bisweilen an
einem oder mehreren Tagen in Strombolithätigkeit über. So gab
es eine Anzahl Tage, wo nur Lapilli von ihm ausgeschleudert
wurden und andere, an denen auch Lava in geringer Menge er-
gossen wurde. Auswurf von Lapilli erfolgte an nachstehenden
Tagen: 20., 24. April, 24., 25., 26,, 31. Mai, 3. Juni, 15. Juli,
22., 25. bis 30. August reichlich, 4., 5., 6. bis 27. September,
11. October, 5., 14., 15., 21. bis 23., 25., 26., 30. November, 1.
und 4. December. Lavaerguss trat an folgenden Tagen ein : Nach
Erdstössen am 31. Mai und 1. Juni in Torre del Greco und Torre
der Annunziata reichlicher Lava-Ausäuss, der rasch das Atrio del
Cavallo erreichte; wenig Lava kam am 15., 16. und 23. August
zum Vorschein, ein starker Strom dagegen am 1. und 2. September.
Gering war die ausgestossene Lavamenge am 14., 16., 21. bis
23. September, 2., 3., 16. und 17. December; schliesslich floss noch
ein ansehnlicher Strom am 21. und 22. December in der Richtung
nach Ottajano und Pompeji hin.
XXI. Notizen.
Zinnober, BauBchroth und Bauschgelb in Tirol. Das Vorkommen
des Zinnobers aus dem Späth ei senbergwerke am Pillersee (Silur) ist bekannt.
Es findet sich jedoch aach als Anflug auf den Spalten eines splitterigen, weissen
Kalkes von der Alpe Pardatsch im Pusterthal und wird von den Sennern als
Blutströpfeln bezeichnet. Lieben er erwähnt mehrere Fundorte für Eauschroth und
Rauscbgelb in Tirol. Wir geben Folgendes zur Ergänzung. Das Rauschrotb
kommt im schwarzen, weissadrigen Muschelkalk bei der Thaureralm vor und zwar
eingesprengt in Körnchen; auf den Kluftflächen desselben in der Klamm von
Kranabitten, neuerdings in gleichen Kalken bei Arzl unweit Imst, wo es durch
die Felsensprengungen beim Bau der Eisenbahn aufgeschlossen wurde. Hier
findet sich Rauschroth in grösserer Menge auf den Kluftflächen und ist hie und
da von einem Anflug Rauschgelb begleitet Liebener erwähnt auch ein Vor-
kommen am Maischbach bei Imst, wo die geologischen Karten Hauptdolomit an-
geben. Ich kenne das Vorkommen nicht; auf die Karten ist jedoch in dieser
Gegend kein Verlass. Adolf Pichle r.
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Erklärung der Tafel IV.
Fig. 1. Blendekrystall Ä(IOO), d(llO), o+x(lll), io+A;(311), o^ — xClll). Auf
den Würfel- und Dodekaederflächen sitzen kleine Fahlerzkryställchen.
Fig. 2 zeigt die rechte obere Ecke dieses Erystalls. Tafelförmige Kryställchen
von Fahlerz auf der Würfelfläche. Die Tetraederfläche der Blende ißt
— x(lll), das zweite Tetraeder.
Fig. 8. Ideale Combination der am Fahlerz beobachteten Formen.
Fig. 4. Blendekrystall; oben die Formen erster Stellung, unten das Tetraßder
zweiter Stellung zeigend. Die Form der Fahlerzkryställchen auf der oberen
Fläche von J o = +x(311) zeigt Fig. 4 a,
Fig. 6. Polysynthetischer Zwilling von Blende. Die Flächen l o mit Fahle«
bedeckt, o, und ^ o^ frei davon. Die Form und verschiedene Stellung der
Fahlerzkryställchen auf der vorderen Dodekaederfläche zeigt Fig. 5 a;
der obere Theil gehört dem Hauptkry stall, der untere der Zwillings-
lamelle an.
Fig. 6. Zwilling von Blende, verwachsen an einer Ebene senkrecht zur Zwillings-
ebene. Die Bedeckung mit Fahlerzkryställchen ist in der Zeichnung weg-
gelassen.
Fig. 7. Derselbe Zwilling in idealer Ergänzung.
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Einifirk. kohlenBäarcbalt. Wassers auf den Gleichenberger Trachyt. 385
XXII. Einwirkung kohlensäurehaltigenWassersauf den
Gleichenberger Trachyt.
Von Dr. Conrad Clar.
Obgleich die YerBaohe^ welche Struye seinerzeit anstellte, um
den Salzgehalt der natürlichen Säuerlinge auf die zersetzende und
losende Einwirkung kohlensäurehaltigen Wassers bei hohem Drucke
den von den Quellen durchströmten G-esteinen gegenüber zurück-
zuführen, bei dem oft verschwindenden Gehalte der letzteren an
Stoffen, welche durch die ersteren seit langen Zeiträumen in grosser
Menge zu Tage gefordert werden, von vorne herein nur eine be-
schränkte Möglichkeit zur Erklärung der Mineralquellenbildung bieten
können, so ist es doch von Interesse, zu erfahren, in welchem Grade
bei verschiedenen Mineralwässern eine Bereicherung ihres. Gehaltea
auf Kosten des Muttergesteins durch das Experiment wahrscheinlich
gemacht wird.
Ich wiederholte daher Struve's Versuche in anderer Anord--
nung im Laboratorium des Herrn Prof. Ludwig mit Rücksicht auf
Gleichenberg, dessen Trachyt, wie er zu Tage ansteht, bei seinen
geringen Spuren von Chloriden und Sulfaten nicht ohne weitere
Hypothesen als Vorrathskammer für den entsprechenden Salzgehalt
der mächtigen aus ihm entspringenden Hauptquellen gelten kann,
wohl aber die Frage zulässt, inwiefern der doch überwiegend aus
Carbonaten bestehende Gehalt an fixen Bestandtheilen der Quellen
durch Zersetzung des unter hohem hydrostatischem Drucke von den
kohlensauren Wässern durchströmten zerklüfteten Gesteins aufge-
bracht werden könne.
100 Gramm sehr fein gepulverter Trachyt aus dem Stein-
bruche nächst der Klausner Stahlquelle bei Gleichenberg wurden
in einem innen verzinnten cylindrischen Kupfergefässe mit zwei Liter
deetillirtem Wasser Übergossen und dieses mit kohlensaurem Gas
bei 10 Atmosphären Druck gesättigt.
Dieser Cylinder wurde an dem Schwungrade einer Dampf-
maschine derart angebracht, dass er sich täglich durch 11 Stunden
Mlaaraloir* «nd p«trogr. Xitth. V. 1889. Clar. Focrstner. Schuster. 26
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386
Conrad Clar.
mit einigen 30 Umdrehungen in der Minute während eines Zeit-
raumes von sieben Wochen um seine Achse drehte.
Nach Ablauf dieser Frist restirte noch in dem Gefasse ein Druck
von 2^/2 Atmosphären, und da sein Inhalt sich nach einwöchentlicher
Ruhe noch getrübt erwies, wurde es durch weitere acht Monate in
senkrechter Stellung sich selbst überlassen. Nun gelang es mittelst
Winkelheber 1834 Ccm. vollkommen klarer, viele Eohlensäureblasen
abscheidende Flüssigkeit von dem Sedimente abzuziehen, die über
Nacht stehend sich gelblich trübte und auf Salzsäurezusatz wieder
völlig klar wurde.
Nach Abscheidung von etwas gelöstem Zinn durch Schwefel-
wasserstoff ergab die Analyse dieser Flüssigkeit : einen Kieselsäure-
gehalt von 0*1184 Gramm, Eisenoxyd 0*095 Gramm, entsprechend
0*0813 Gramm Eisenoxydul, ferner 0263 Ealk. Das Filtrat vom
Kalk wurde in zwei gleiche Theile getheilt, und die eine Hälfte
zur Bestimmung der Magnesia, die andere zu jener der Alkalien
verwendet. Es fand sich 0*0293 Gramm pyrophosphorsaure Magnesia,
entsprechend 0*0053 Gramm Magnesia, verdoppelt 0*0106 Gramm
Magnesia.
Ferner ergaben sich 0'0404 Gramm Chloralkalien, welche
0'0691 Gramm Kaliumplatinchlorid, entsprechend 0*0211 Gramm
Chlorkalium, lieferten, so dass 0*0193 Gramm Ghlornatrium resultiren.
Diesen Ghloridmengen entsprechen 0'0155 oder verdoppelt
0*0310 Gramm Kali und 0^0130 oder verdoppelt 0*0260 Gramm
Natron. *
Auf die im Cylinder enthaltenen 2000 Ccm. Flüssigkeit be-
rechnet und mit der Pauschanalyse des Gesteins verglichen, ergibt sich:
GesteiD Extract
Kieselsäure
. 65*01 Percent
Ol 291 Gramm
Eisenoxyd .
. 2-28 „
— —
Eisenoxydul
. 1-18
00887 Gramm
Thonerde .
. 18*12
— —
Kalk . .
305
0*2871 Gramm
Magnesia .
. 0*87 „
00116
Natron . ,
3*38 „
00283 r
Kali . . .
4-96 „
0*0338
Wasser . .
1-56 „
— —
Summe
100*41 Percent
0*5786 Gramm
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£inwirk. kohlens'aarehalt. Wassers auf den Gleichenberger Trachyt. 3g7
Da in der Flüssigkeit alle Sasen als Carbonate gelöst zu
denken sind, berechnet sich für den Liter Extract folgender Gehalt
an fixen Stoffen:
Kieselsäure 0*0645
Kohlensaures Eisenoxydul .... 00715
Kohlensaure Magnesia 0*0149
Kohlensaurer Kalk 0-2564
Kohlensaures Kali 0*0304
Kohlensaures Natron 00301
Summe . . 0*4678
Aus dieser Zusammensetzung des erhaltenen Gesteinsextractes
ergibt sich als dessen Hauptbestandtheil kohlensaurer Kalk, welchem
gegenüber die kohlensauren Alkalien bedeutend zurücktreten, was
noch mehr von der Bittererde gilt. Dagegen wäre der Eisengehalt
für einen Säuerling ganz bedeutend, und auch von der durch die
Zersetzung der Silicate frei gewordenen Kieselsäure ist ein Theil
in Lösung geblieben.
Das Extract ist grundverschieden von den stoffreichen alkalisch-
muriatischen Säuerlingen des Curortes, bietet aber einige Analogie
mit dem in seiner Nähe entspringenden leichten Eisensäuerling, der
Klausner Stahlquelle, deren Nähe auch das Gesteinsmaterial für den
Versuch entnommen wurde. Dieser Säuerling besitzt im Gegensatze
zu den Quellen des Curortes keine erhöhte Ursprungstemperatur
und gibt so die Gewähr eines ziemlich oberflächlichen Quelllaufes,
in dessen Bereiche kaum eine wesentliche Aenderung in der che»
mischen Zusammensetzung des Gesteines zu erwarten ist. Er enthält
nach Gottlieb in 1000 Gewichtstheilen :
Kieselsäure 0*07127
Kohlens. Eisenoxydul ..... 0*01037
„ Magnesia 0-00590
Kalk 0-02357
Chlomatrium 000025
Schwefels. Natron 0*01263
Kali . , 0*00695
Phosphors. Natron 0*00125
Thonerde . . . . . 0'00098
Summe der fixen Stoffe . 0*13462
26*
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388 H- Foerstner.
Verziehten wir auf die Erklärung des ümatandes, daas die
geringen Mengen von Alkalien als Chloride, Sulfate und Phosphate
auftreten, so erinnert das Praevaliren des Kalkes unter den Garbo-
naten und sein Mengenverhältniss zum Eisen, sowie der Gehalt an
Kieselsäure einigermassen an das künstliche Gesteinsextract.
Es scheint demnach das Gestein von seinen Bestandtheilen
vornehmlich Kalk, Eisen und Kieselsäure an die aus ihm entsprin-
genden Säuerlinge abgeben zu können.
XXIII. Das Gestein der Insel Ferdinandea(l83l) und seine
Bezieliungen zu den jüngsten Laven Pantellerias und
des Aetnas.
Yon H. Foerstner.
Im Jahre 1831 fand bekanntlich in jenem Theile des Mittel-
meeres, welcher zwischen der Insel Pantelleria und der Gegend von
Soiacca auf Sicilien gelegen ist, und zwar genau auf 37^ 2' n. Br.
und 30^ 16' östlich von Ferro, ein submariner Vuloanausbruch
statt, der die vorübergehende Existenz jener kleinen Insel zur
Folge hatte, welche von den Neapolitanern Ferdinandea ^) genannt
wurde. Die umstände der Entstehung jenes merkwürdigen Yulcans,
seine Entdeckung durch den Schiffer Trefiletti am 8. Juli jenes
Jahres und die Phasen während seiner kurzen Dauer sind den
Geologen hinlänglich bekannt geworden aus den Yortrefflichen
Schilderungen, welche wir C. Gemmellaro'), C. Privost und
F. Hoffmann') verdanken. Der letztere Forscher war es, welcher
— damals gerade mit der geologischen Untersuchung von Sicilien
beschäftigt — sich behufs näherer Beobachtung des neuen Eruptions-
herdes sofort an Ort und Stelle begab. Seiner Beschreibung nach
0 Dies ist der gebr&achUchste Name; indessen die Eoglftnder nannten
sie Graham, nnd ferner findet man in der Literatur noch folgende seltene
Bezeichungen für sie: Hotham, Julis, Corrao und Nerita. Siehe C. W. C. Fachs,
Die vnlc. Ersch. d. Erde. It65, pag. 857.
') C. Gemmellaro, Leonh. J., 1832, pag. 64 etc.
') F. Hoffmann, Pogg. Ann., Bd. XXIY, pag. 65 etc.
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Das Gestein der Insel Ferdinandea (1881). 389
bestand die ringförmig gestaltete, durch den Band eines aus dem
Heere hervortauehenden Kraters gebildete Insel nach Art vieler
anderer Stratovulcane aus schwarzem groben Sande, welcher hie
und da Schlaokenbrocken einschloss und in Schichten von 2 — 3 Zoll
Mächtigkeit abgelagert war. Bei seinem ersten Besuche am 20. Juli
fietnd er den Krater noch im Stadium voller Thätigkeit mit Schlacken-
and Sandausbrüchen ; bei seiner Rückkehr am 26. September hin-
gegen war derselbe bis auf die Gasexhalationen völlig erloschen.
Nach G. Pr^vost betrug am 28. August der Umfang von
Ferdinandea 2000 Fuss, die Höhe 250 Fuss, und das Meer hatte
in unmittelbarer Nähe eine Tiefe von 700 Fuss.
Noch im Laufe desselben Jahres wurde diese neu entstandene
Insel durch die Brandung wieder fortgeführt. C. Gemmellaro
fand schon am 4. August den Kraterrand durchbrochen vor, und
Ende November war der letztere wieder bis auf das Niveau des
Meeres erniedrigt. Am 28. December bemerkte man an seiner
Stelle, welche jetzt auf den Seekarten unter dem Namen Grahambank
als Untiefe angeführt wird, eine Tiefe von 24 Klaftern.
Das Gestein der Insel ist bisher noch nicht Gegenstand petro-
graphischer Untersuchung gewesen, obwohl sich. Dank dem Fleisse
der genannten Forscher, Proben davon in einigen Museen erhalten
finden. Der Umstand, dass Ferdinandea in einer Entfernung von
nur 11 geographischen Meilen von Pantelleria entstand, und desshalb
eine Beziehung zu den Yulcanen der letzteren Insel, mit deren
geologischer Untersuchung ich mich seit längerer Zeit beschäftige,
nicht ausgeschlossen war, veranlasste mich namentlich zu einer
Untersuchung ihres Gesteins. Ich verdanke die Mittel dazu den
Herren Professoren G. G. Gemmellaro, G. Guiscardi tmd
E. Cohen, welche die Freundlichkeit hatten mir das dazu erforder-
liche Material aus den Sammlungen von Palermo, Neapel, beziehungs-
weise Strassburg zur Verfügung zu stellen. Das mir in Palermo
überlassene Stück ist von C. Gemmellaro, dem Vater des soeben
genannten Forschers, gesammelt worden. Von den anderen Proben
kann ich die Namen der Sammler nicht angeben. Die 3 Stücke
zeigen einige Verschiedenheiten. Dasjenige aus der Sanmilung von
Palermo ist so gross und schwer, dass man annehmen muss, es
stamme aus den Kraterschichten der Insel und wäre etwa identisch
mit den oben erwähnten, von Hof fmann beobachteten, im schwarzen
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390 ^* Foerstoer.
Sande eingeschlossenen Schlackensiücken. Das Gestein ist von
schwarzer Farbe, blasig und von äusserst feinkörniger bis dichter
Structur. Der makroskopische Habitus gleicht dem solcher Basalt-
laven, wie sie die Yulcane noch gegenwärtig liefern. Es erweist
sich im Dünnschliffe folgendermassen zusammengesetzt : die Blstsen-
räume sind rund und vorwaltend, die dünnen Blasenwände bestehen
aus grösseren Erystallen, welche in einer ziemlieh zurücktretenden
Basis eingelagert sind. Unter ihnen herrscht der Plagioklas ent-
schieden vor. Er tritt in zierlichen Leisten auf, welche im polari-
sirten Lichte eine bald grobe, bald feine Zwillingsstreifung parallel
ihrer Längsrichtung zeigen. Die beobachtete AuslöschungBschiefe
gegen die Zwillingsgrenze betrug bis zu 32 ^ In grosseren Individuen
findet man Magnetit und waaserhelle stabförmige Mikrolithe als
Einschlüsse.
In ziemlich untergeordneter Menge kommt der Augit vor. Er
bildet meistens grössere achtseitige Erystalle von oliven- bis blass-
grüner Farbe, und ist von unregelmässigen Sprüngen durchzogen.
Die Erystalle sind mitunter zerbrochen, und ihre Bruchstücke erfüllen
alsdann den ganzen Raum einer Blasenwand. Einzelne Individuen
enthalten Zwillingslamellen; hie und da beobachtet man auch eine
Art Zonarstructur, indem eine Reihe Magnetitkörnchen dem Ery-
stallrande parallel angeordnet ist. Gleichzeitig ist die äussere Zone
etwas lichter gefärbt.
Der Olivin kommt ziemlich reichlich sowohl in Qestalt unregel-
mässiger Eörnchen, als auch in Form von wohl begrenzten rhom-
bischen Querschnitten vor, welche sich gut nach den bekannten
Eigenschaften dieses Minerales bestimmen lassen.
Eleine, meistens quadratisch begrenzte Magnetitkryställchen
sind überall vorhanden, wo die Basis hellfarbig genug ist; um
dieselben wahrnehmen zu lassen.
Die letztere trägt ein sehr verschiedenartiges Gepräge, je
nach der Menge des augenscheinlich ungleichmässig in derselben
vertheilten Eisengehalts. In Folge dessen ist sie an einigen Stellen
kaffeebraun durchsichtig, an anderen opak. Die letztere Beschaffenheit
ist in dieser Gesteinsprobe die vorherrschende. An den durchsich-
tigen Partien erkennt man, dass die Basis etwas weniger als die
Hälfte der ganzen Gesteinsmasse zusammensetzt. Sie besteht, wie
die Untersuchung bei starker Yergrösserung lehrt, zum vorwiegenden
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Das Gestein der Insel Ferdinaadea (1831). 391
Theile aus einer dichten Yerfilzung von Mikrolithen, welche in
einer ziemlich stark zurücktretenden Glasmasse eingebettet liegen.
Die meisten sind stabförmig; dazwischen findet man aber auch
zahlreiche, etwas grössere rhombische Täfelchen von denselben
Eigenschaften wie jene, welche von A. P e n ck ^), A. W i c h m an n ^)
und E. Cohen') als charakteristisch für basische Gesteiusgläser
beschrieben wurden. Man begegnet ferner auch nicht selten gabel-
fonnigen Mikrolithen und solchen mit ausgezackten Gabelansätzen
Die ersteren sind .bis auf die fehlenden haarformigen Ansätze
identisch mit solchen, welche Herr E. Cohen in den Glasbasalten
der Sandwichsinseln (cit. Arb. pag. 28) nachgewiesen hat.
Eine chemische Analyse von dem soeben beschriebenen Gestein
lieferte mir folgendes Resultat:
Kieselsäure 49-24
Thonerde 19'06
Eisenoxyd 1'77
Eisenoxydul 10-33
Kalk 8-75
Magnesia 5'00
Kali 1-19
Natron 3'89
Wasser • 0'63
99-86
Die zweite Probe, welche dem Museum zu Neapel entstammt,
unterscheidet sich makroskopisch von der vorigen nur durch ihr
bimssteinartiges, beinahe schaumiges Gefüge und durch den Glas-
glanz ihrer braunen Grundniasse. Im Schliffe zeigt sich demnach
auch eine grosse Uebereinstimmung mit dem in Palermo erhaltenen
Stücke. Die Mikrostructur erweist sich gross- bis feinblasig. Die
Blasen sind rund, ganz so wie in den meisten Bimssteinauswürflingen
trachytischer Gesteine geformt. Unter den grosseren Krystallen der
Grundmasse bemerkt man beinahe nur Plagioklasleisten von der
Art wie in dem oben beschriebenen Stücke. Grössere Feldspathe
') A. Penck, Stadien über lockere vulc. Auswürflinge.
') A. Wich mann, Laven d. Insel Niuafou. Joorn. d. Mas. Godeffroy.
Heft XIV, 1879, pag. 218—216.
') £. CobeD, Ueber Laven von Hawaii etc. N. J. 1880, IL Bd., pag. SO.
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392 H* Foentner.
schliessen Magnetit und nadeiförmige Mikrolithe ein. Der Augit
kommt nur in kleinen hellgrünen IndiTiduen vor. Er erweist
sich unvollkommen zonar aufgebaut durch Magnetiteinlagerangen.
Der Olivin tritt in weniger deutlichen Formen und seltener als in
der vorigen Probe auf. Magnetit ist in kleinen Erystallchen gleich-
mäseig durch die Basis zerstreut. Die letztere bildet etwa die
Hälfte des Gesteins, besteht vorwiegend aus gelbbraun gefärbter
Glasmasse und enthält ebensolche Interpositionen, jedoch in geringerer
Menge wie der zuerst beschriebene Auswürfling.
Die Probe von Sirassburg war etikettirt: Yom Meer ange-
schwemmte Lapilli der Insel Ferdinandea. Sie dürfte wohl mit
jenen Eruptionsproducten identisch sein, welche nach den geologischen
Berichten den Wasserspiegel in der Umgebung von Ferdinandea
zur Zeit des Ausbruchs auf weite Strecken ganz bedeckten und
am 12. Juli in grosser Menge an die Küste der Gegend von
Sciacca getrieben wurden. Der makroskopische Habitus dieser
Lapilli ist sehr abweichend von dem der bisher beschriebenen
Auswürflinge. Sie sind sehr leicht, linsen- bis erbsengross, abge-
rundet und meistens etwas abgeplattet. Ihre Farbe ist hellgrau
und erinnert an die mancher Mergel. Unter der Lupe betrachtet
erscheinen sie durchgehends porös, und man erkennt schwarze Ein-
schlüsse. Mikroskopisch zeigen sie ein äusserst feines und rund*
blasiges Gefüge. Die Blasenwände bestehen aus einer flockigen
porösen Substanz von graubrauner Farbe, welche aus dichten
Anhäufungen überaus winziger Erystallchen zu bestehen scheint,
von denen die meisten farblos sind und nur wenige auf das pola-
risirte Licht einwirken. In ihr find,en sich grössere rostbraune
Partikelchen und Magnetitkrystalle zerstreut. Die erwähnten schwarzen
Einschlüsse erinnern mit ihren grösseren Plagioklasleisten stark an
die vorwiegend opak bleibende Grundmasse der Probe von Palermo.
Die flockige Masse dieser kleinen Lapilli Hess sich nicht mit
Sicherheit bestimmen; vielleicht besteht dieselbe aus dicht gehäuften
Entglasungsproducten. Ihre hellgraue Färbung legt jedenfalls die
Yermuthung nahe, dass sie durch den Einfluss saurer Dämpfe
verändert worden sei.
Die Resultate der mikroskopischen und chemischen Beobach-
tungen an den beiden ersteren Gesteinsproben lassen deomach
keinen Zweifel übrig, dass sie Plagioklasbasalte sind, und ein
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Das Gestein der Insel Ferdinandea (1881).
393
weiterer Vergleicli mit bekannten Vorkommen lelirt ferner, dasB
dieselben wegen der Beschaffenheit ihrer Basis mit den krystall-
reicberen Varietäten der Glasbasalte von den Sandwichsinseln grosse
Aehnlichkeit haben.
Es ist nun nicht uninteressant die petrographischen Beziehungen
jener Auswürflinge zu den Basalten benachbarter Vulcanherde,
nämlich des Aetna und der Insel Pantelleria weiter zu verfolgen.
Um diesen Vergleich zu erleichtern, mögen hier einige Analysen
von den drei in Bede stehenden Fundorten zusammengestellt werden,
und zwar:
1. Plagioklasbasalt von S. Marco auf Pantelleria
2. Plagioklasbasalt von den Cuddie Monti auf Pan-
telleria.
3. Plagioklasbasalt von der Insel Ferdinandea.
4. Plagioklasbasalt vom Aetna. Eruption von 1865.
Die drei ersten Analysen sind von mir, die vierte ist von
Herrn Or. Silvestri^) ausgeführt.
Kieselsäure .
Thooerde . .
Eisenoxyd
Eisenoxydul .
Kalk . . .
Magnesia . .
Kali. . . .
Natron . . .
Wasser . .
Manganoxydnl
1
2
8
4
49-87
49-85
49-24
49-95
14-80
15-71
19-06
18-76
8-25
7-44
1-77
Spur
6-88
6-96
10-83
11-21
9-86
9-80
8-75
11-10
6-77
5-71
5-00
4-05
0-68
rsi
119
0-70
2-81
2-96
3-89
8-71
0-45
0-49
0-63
0-70
—
—
0-49
99-87
99-43
99 86
100-66
Die Laven des grossen sicilianischen Vulcans sind nach den
Untersuchungen einer Reihe von Forschern, wenn man von den
älteren bank- und gangförmigen Gesteinen im oberen Theile des
Val di Bove absieht, seit den vorhistorischen Zeiten Plagioklas-
basalte von wenig schwankender chemischer Zusammensetzung. Ein
Vergleich der obengenannten Analyse der Lava vom Jßhre 1865
') Atti deir acad. Gioena di Gatania, (3) 1.
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394 H' Foerstner.
mit der des Gesteins von Ferdinandea lässt die Aehnliohkeit beider
nicht nur im Kieselsäuregehalt, sondern auch in den relativen
Mengenverhältnissen der alkalischen Erden und Alkalien deutlich
hervortreten. Wenn nun auch die ätnaischen Lavaströme zu basis-
armen Basalten erstarrt sind, so ersieht man doch aus den zweifellos
ähnlich zusammengesetzten Auswürflingen desselben Yulcans die
Verwandtschaft mit denen von Ferdinandea. (Vergleiche A. Penck,
cit. Arb., pag. 1?.)
Wenden wir uns nun den weniger bekannten Basalten Pantel-
lerias zu. Dieselben wurden von mir in einer geologischen Mittheil uns^
über diese Insel ^) schon kurz erwähnt. Sie kommen als Lapilli und
Laven vor, und die ersteren finden sich auch dort nur in der
Nähe der Ausbruchsstellen, beziehungsweise als Schichtenmaterial
der Krater vor. Zu den letzteren gehören einige der am besten
erhaltenen Stratovulcane der Insel, und zwar: Cuddia') bruciata,
Cddie Perle, C*^** Rosse, C^***« i Monti. Ausserdem beobachtet
man acht kleinere basaltische Yulcanherde, aus denen nur La-
pillimassen zum mehr oder minder vollkommenen Durchbruch
gelangt sind. Die erwähnten Stratokrater liegen im nordwestlichen
Theile der Insel, bilden einen Halbkreis um den Monte S. Elmo,
den letzten Dacit-(Pantellerit-)Vulcan derselben (cit. Arb. d. Verf.,
pag. 22), und haben ihre Lavaströme radial nach der Küste hin
ergossen. Im Mittelpunkte, d. h. im Monte S. Elmo selbst, be-
obachtet man ebenfalls einen nicht unbedeutenden basaltischen
Durchbruch bei S. Marco, welcher tief in die westliche Flanke des
Bergkegels eingedrungen ist. Diese Gesteine sind in Form von
Lapilli blasig, in den Strömen dicht, cavernös- und selbst wabenförmig.
Die. chemische Zusammensetzung der letzteren ersieht man aus
den Analysen 1 und 2; dieselben zeigen ebenfalls wieder eine
unverkennbare Aehnlichkeit mit derjenigen von Ferdinandea. Der
Eieselsäuregehalt ist auch in ihnen derselbe, und die alkalischen
Erden sowie die Alkalien stehen wenigstens in einem sehr ähnlichen
Mengenverhältnisse zu einander. Das mikroskopische Studium aller
dieser Laven lehrt, dass sie typische Plagioklasbasalte von durchana
0 E. Foerstner, Nota preliminare sulIa geologia dell' Isola dl Pan-
telleria. Boll. del R. Com. geol. d'Italia, Roma 1881, pag. 16.
') Cuddia, ein Wort, welches aus dem Arabischen stammt, bedeutet so Tiel
als collioa oder Hügel.
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Das Qestein der Insel Ferdinandea (1831). 395
krystallinischer Zusammensetzung sind. Der letztere Umstand schliesst
zwar wiederum einen unmittelbaren Vergleich der analysirten Hand-
stücke mit den Auswürflingen von Ferdinandea aus. Es ist indessen
wohl anzunehmen, dass die zu diesen Basaltstromen in Beziehung
stehenden Lapilli mit jenen identisch zusammengesetzt seien. Ziehen
wir nun letztere zum Yergleiche heran, so begegnen wir auch in
ihnen zum grossen Theile blasigen bimssteinähnlichen Glasbasalten.
Eine mikroskopische Untersuchung derselben zeigt, dass in der
vorwiegend glasigen Grundmasse von kaffeebrauner Farbe grössere
Erystalle von Plagioklas, braungrünliche Augite, sowie rhombisch
oder unregelmässig begrenzte Olivinkrystalle eingelagert sind. Die
Grundmasse selbst ist ziemlich reich an Mikrolitben, unter welchen
rhombische Täfelchen ebenso zahlreich als die gabelförmigen Mikro-
lithe vertreten sind. Nur die grösseren zeigen noch Doppelbrechung.
Wenn man von den unbedeutenden Abweichungen in der
chemischen Zusammensetzung absieht, so darf man nach dem Obigen
nun wohl behaupten, dass nicht nur petrograpbisch, sondern auch
chemisch eine enge Zusammengehörigkeit unter den Gesteinen des
drei hier verglichenen vulcanischen Localitäten besteht. Es kann
wenigstens als erwiesen gelten, dass die Yulcanherde: Pantelleria
(Elrater der letzten Eruptionsepoche), Ferdinandea und Aetna^ von
welchen die ersteren beiden 11 Meilen, die letzteren 28 Meilen
von einander entfernt sind, Material von beinahe gleicher petro-
graphischer und chemischer Beschaffenheit ausgeworfen haben.
Von den Laven sind diejenigen des Aetna theilweise, diejenigen
von Pantellaria alle vorhistorischer Entstehung, und die letzteren
haben wahrscheinlich in der Quartärzeit die gesteinsbildende
vulcanische Thätigkeit jener Insel überhaupt abgeschlossen.
Aehnliche geologische Beziehungen lassen sich noch etwas
weiter unter den italienischen Yulcanen verfolgen. Das Endproduct
aller sicilianischen Yulcane zunächst ist ebenfalls stets ein Feldspath-
basalt gewesen. Demselben gingen Andesite am Aetna, kalireiche
Liparite auf den Liparen, natronreiche dacitähnliche Gesteine (Pan-
tellerite) auf der Insel Pantelleria als Eruptionsmaterial bei den
vorhistorischen Ausbrüchen voran. Das zu allen Zeiten basisch
geartete Aetnagebiet ist nicht nur das grösste von den in Rede
stehenden, sondern auch dasjenige von ihnen, in welchem die an-
dauerndste vulcanische Thätigkeit stattgefunden hat. Wenn man
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396 ^- Foerstner.
dasselbe als das valcanisohe Oentrum jener Oegenden betrachtet
und sich von diesem in nördlicher Richtung eine gerade Linie nach
dem Stromboli gezogen denkt, so fällt in dieselbe beinahe auch
die Insel Yolcano, demnach diejenigen beiden Eruptionsherde unter
den Liparen, welche noch bis in unseren Tagen basaltische Gesteine
producirt haben. Es ist ferner nicht unwahrscheinlich, dass von
den mit letzteren zusammen vorkommenden Auswürflingen ein
grosser Theil glasig ausgebildet sei; wenigstens hat A. Penck ein
typisches ßasaltglas von jenen Inseln beschrieben (1. c, pag. 11). Hier
dürfte auch Erwähnung finden, dass noch etwas weiter nördlich,
auf der Insel Ventotene nach C. Do elter ^) Plagioklasbasalte mit
49*42 Percent Kieselsäure vorkommen. Dieselben zeigen sich indessen
in ihren basischen Bestandtheilen schon sehr abweichend von den
sicilianischen Basalten zusammengesetzt. Die noch weiter nördlich
vorkommenden Basalte endlich zeigen sich in chemischer Hinsicht
völlig verschieden von den sicilianischen constituirt. So z. B.
begegnet man in Toscana, nach v. Rath's Untersuchungen, Bolchea
mit 55 Percent SiO^^ welche sich den Euganeischen schon sehr
ähnlich verhalten. Verlängert man nun umgekehrt die Linie Aetna-
Stromboli nach Süden, so berührt dieselbe auch das basaltische
Gebiet vom Yal di Noto in Sicilien. Verbindet man hingegen das
angenommene Centrum in WSW-Richtung ebenfalls durch eine
Gerade mit Pantelleria, so findet sich unweit von derselben auch
die Position der ehemaligen Insel Ferdinandea. Diese letzteren
beiden Basaltherde liegen so wenig von einander entfernt, dass
man wohl annehmen kann, sie gehören, ähnlich wie die Liparen
unter sich, ein und demselben Vulcancomplexe an. Es befinden
sich demnach nicht nur in nördlicher und südlicher, sondern auch
in WSW-Richtung vom Aetna basaltische Vulcane, deren Zuge-
hörigkeit zu dem letzteren in allen Fällen durch die petrographische
und chemische Natur ihrer Gesteine, bei einigen derselben aber
auch durch correspondirende seismische Erscheinungen nachweis-
bar ist.
Schliesslich sage ich Herrn Prof. E. Cohen für das mir
freundlichst zur Verfügung gestellte Vergleichsmaterial noch meinen
besten Dank.
*) C. Doelter, Denkschrift, d. Wiener Ak&d. d. Wiss., 1875, XXXVL
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Fl&chenbeschaffenheit und Bauweise der Danboritkrystalle. 397
XXIV. Studien über die FiächenbeschafTenheit und die
Bauweise der Danburiticrystaile vom Scopi in Grau-
bihidten.
Ton Dr. Max Schuster.
(Mit Tafel V n. YI.)
Noch ist kein Jaiir yerflossen, seit der Danburit, jenes merk-
ifürdige Ealkborsilicat, welches bisher nur aus Nordamerika bekannt
war, auch in Europa, und zwar in den Schweizer Alpen, im Granite
des Scopi entdeckt wurde, xmd längst schon ist dieses Torkommen
der Gegenstand allseitiger Aufmerksamkeit und allgemeiner Beachtung,
zum Theil auch eingehenderer Studien geworden.
Das Interesse, welches der neue Fund sofort nach seinem
Bekanntwerden unter den Mineralogen erregen musste, macht dies
wohl begreiflich.
Bereits im Juli 1882 mögen, späteren Nachrichten zufolge, Dan-
buritkrystalle aus der Schweiz in den Handel gekommen sein, doch
wurden dieselben anfangs mehrfach für ein neues Mineral gehalten.
Auch der Mineralienhändler Herr H. Hoseus in Basel, der dem
Funde jedenfalls am nächsten stand, war dieser Ansicht und hatte
demgemäss die Eryställchen, welche er Ende September dem Herrn
Hofirath Tschermakzur näheren Bestimmung übersandte, mit dem
Namen Bementit yersehen. Schon eine flüchtige krystallographische
und optische Untersuchung ergab die Zugehörigkeit des Minerales
zur Species Danburit, wobei sich freilich zugleich zeigte, dass der
Habitus der Erystalle von dem des amerikanischen Torkommens
nicht unwesentlich verschieden sei.
Diese Daten wurden vom Herrn Hofrath Tschermak in
einer kurzen Notiz alsbald bekannt gegeben ^)*
Herr Hoseus hatte die Freundlichkeit, für den Fall ein-
gehenderen Studiums die Ueberlassung einer weiteren, vollständigeren
Suite in Aussicht zu stellen, indem er zugleich der Ueberzeugung
Ausdruck gab, dass er den Fund gegenwärtig so ziemlich in den
0 Anzeiger der k. Akad. d. Wissensch. Wien 1882, Nr. XXI, 12. October.
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398 Max Schuster.
Händen habe, und dass noch kein Gelehrter mit dem Gegenstände
beschäftigt sei.
Der Aufforderung meines hochverehrten Lehrers, mich der
ausführlichen krystallographischen Bearbeitung des schonen Vor-
kommens zu unterziehen, war ich unter diesen Umständen umso
lieber bereit Folge zu leisten, während Herr Professor Ludwig
den chemischen Theil der Aufgabe zu übernehmen versprach.
Die bald darauf in den Sitzungsberichten der k. Akademie der
Wissenschaften in "Wien ^) erschienene Analyse des genannten Forschers
ergab für vorliegende Substanz nicht nur vollständige Identität
mit der für den amerikanischen Danburit ermittelten chemischen
Zusammensetzung, sondern auch fast vollkommene XJebereinstimmung
zwischen den thatsächlich gefundenen und den aus der empirischen
Formel Si^Bo^CaO^ berechneten Werthen, was ebenso sehr als ein
Beweis der Reinheit des Materiales wie der Exactheit der Methode
angesehen werden katin.
In Kurzem traf auch die versprochene zweite Sendung aus
Basel hier ein, welche in der That prachtvolle Erystalle und einen
Reichthum von Formentypen enthielt. Namentlich vierzehn Krystalle,
nach Angabe des Herrn Hoseus, dem ich für die wochenlange
Ueberlassung des Materiales aufrichtig zu Dank verpflichtet bin,
Eigenthum des Herrn Bement aus Amerika, zeichneten sich durch
ihre Grösse (1'5 Cm. in der Länge und 0'5 Cm. in der Breite) und
theilweise auch durch ihre Schönheit und die Mannigfaltigkeit der
Flächenentwicklung aus.
Sie lieferten in der Hauptsache die Grundlage zu den nach-
folgenden Untersuchungen.
Sämmtliche der mitgekommenen Erystalle übrigens und ins-
besondere gerade die kleineren unter ihnen zeigten auf allen Flächen
ausser denen der verticalen Prismenzone, wofern sie nicht mit
Chlorit bedeckt waren, meist starken Glanz, und schienen deshalb
in Hinsicht der Messbarkeit einen grossen Vorzug zu besitzen
gegenüber dem amerikanischen Vorkommen, von welchem, wie
bereits Dana seinerzeit') in seiner Arbeit über den krystallisirten
>) LXXXVI, I. Abth., Nov. -Heft 1882.
*) Am. Journ. Scieoc. Vol. XX, August 1880, pag. 114.
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FlächeobeschaffeDheit und Bauweise der Danburitkrystalle. 399
Danburit von Rüssel in New- York bemerkte, im Allgemeinen eher
das Oegentheil zu sagen ist*
Es schien daher ein Leichtes, zu untersuchen, ob das von
Dana 1. c. aufgestellte Axenverhältniss auch für den Schweizer
Danburit Geltung besitzt, dasselbe durch recht zahlreiche Messungen
zu controliren und eventuell richtigzustellen. Allein es ergaben sich
dabei wider Erwarten nicht geringe Schwierigkeiten^ obwohl Yon der
verticalen Prismenzone, die fast ausnahmslos stark gestreift erschien,
ganz abgesehen wurde.
Dagegen führten schon die zum genannten Zwecke, sowie
die behufs Identificirung der hier vorkommenden mit den von
Dana für den Danburit von Russell angegebenen Flächen, vor-
genommenen Messungen zu einer Reihe von Beobachtungen über
die Flächenbeschaffenheit und Bauweise der mir zum Studium über-
gebenen Krystalle, welche bald mehr als alles Andere mein Interesse
in Anspruch nahmen.
Als die Arbeit bereits etwas weiter vorgeschritten war, erhielt
ich durch Herrn Hofrath Tschermak die Nachricht, dass nach
einer ihm zugekommenen Mittheilung des Herrn Dr. Hintze in
• Bonn dieser selbst sich mit der Bearbeitung des Schweizer Dan-
burits beschäftigt habe und dass die Resultate seiner Untersuchungen
bereits im Drucke seien. Es zeigte sich übrigens bald, dass schon
zu jener Zeit eine grössere Anzahl Forscher dem in Rede stehenden
Vorkommen ihre Aufmerksamkeit zugewendet hatten. So hat
beispielsweise Dr. Lue decke im naturwissenschaftlichen Verein
für Sachsen und Thüringen im Herbst einen Vortrag gehalten, in
welchem er zwar keine besonderen Messungen angibt, aber das
Schweizer mit dem Amerikaner Vorkommen vergleicht, die all-
gemeine Aehnlichkeit beider hervorhebt, und endlich auf Grund der
chemischen, krystallographischen und optischen Eigen^haften des
Danburites zu dem Schlüsse gelangt, derselbe sei als ein borhaltiges
Glied der Olivingruppe aufzufassen, was dahingestellt bleiben mag.
Desgleichen ist hier an die von Hintze bereits angekündigte und
später ^) veröffentlichte Analyse von Dr. Bodewig in Köln, sowie
an die von Prof. Seh rauf in Wien ausgeführte Analyse*) zu
') Zeitschr. für Erystallographie, Bd. YU, 1883, pag. 891.
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400 Max Schuster.
erinnern, welche sämmtlich unter einander und mit der oben
angefüjbrten des Herrn Prof. Ludwig im Einklänge stehen.
Ich selbst sah mich natürlich veranlasst, meine eigenen Untere
suchungen einstweilen zu unterbrechen und die Arbeit von Hintze
abzuwarten, welche mittlerweile in der Zeitschrift für Erystallogr.
Yn, Heft 3, 1882, auch erschienen ist.
Bei Durchsicht derselben finde ich, dass der Verfasser die
bemerkenswerthesten krystallographischen Eigenthümlichkeiten des
Minerales vollkommen richtig und auch ziemlich vollständig, wie-
wohl in manchem Punkte etwas flüchtig darin bereits beschrieben hat.
Was insbesondere die Bestimmung der Grundform und des
Rahmens betrifft, innerhalb dessen sich die Erystallisation des
Schweizer Danburites bewegt, so muss ich mich gleichfalls der
Ansicht anschliessen, dass man zu diesem Zwecke das von Dana
aufgestellte Axenverhältniss unbedenklich acceptiren könne.
Der Zahl der von Dr. Hintze angegebenen Flächen^) kann ich
ferner kaum Nennenswerthes beifugen, z. Th. wohl deswegen, weil das
Aufsuchen von Flächen, die bei dem in Rede stehenden Yorkonmien
nur vereinzelt und selten in messbarer Form auftreten und dem-
gemäss eine höchst untergeordnete Rolle spielen, nicht in meiner
Absicht lag. Die Möglichkeit höchst complicirter Combinationen
wohlausgebildeter Flächen ist ja an anderen Mineralgattungen hin-
reichend erwiesen, sowie die Oesammtheit aller in dem betreffenden
Erystallisationssysteme möglichen, der Rationalität der Parameter-
verhältnisse entsprechenden Flächen bereits im Axenverhältnias
enthalten isü Zwar kann gleich hier darauf hingewiesen werden, dasa
es keine Kante gab, die nicht gelegentlich durch mehr oder minder
glatte Flächen abgestumpft erschien, wobei zu beachten ist, dass bei
der entschiedenen Neigung unseres Vorkommens zur Ausbildung ver-
zerrter Formen die verschiedensten der hauptsächlich ausgebildeten
Flächen unter einander zum Schnitte kamen. Es wäre darum freilich
sehr interessant gewesen, die Umstände des Auftretens dieser secun-
dären Flächen, ihren zweifellosen Zusammenhang mit der Art der
^), Herr Dr. Hintze hat in einem Nachtrage (Zeitschr. f. Erystallogr.,
yn. Bd., S. 591) die 1. c. angeführten Flächen noch mn die als Abstampfang
zwischen J (110) einerseits und r (121) oder X (142) andererseits auftretende
Form o (572), ferner um das Doma "Q (203) Termehrt.
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Flächenbeschaffenheit und Bauweise der Danbnritkrystalle. 401
Terzerrang zu erforschen, und so dieselben für das Studium der
Bildungsgeschichte ' unseres Minerales zu verwerthen. Allein dies
hätte nicht nur gründliche Kenntniss ihrer Oberflächenbeschaffenheit,
sondern auch eine grosse Anzahl von genaueren Messungen derselben
vorausgesetzt, die mir schon nach den an den typischen und gross
entwickelten Flächen gemachten Erfahrungen undurchführbar und
illusorisch erschienen.
Und doch ist es meine feste Ueberzeugung, dass das Studium
solcher Beziehungen in Zukunft die Hauptaufgabe der Erystallo-
graphen bilden wird.
Während in den bisher aufgefundenen Gesetzen der Erystallo-
graphie gleichsam die allgemeinen Ideen, nach denen die ver-
schiedenen Erystaile gebaut sind, bereits festgestellt erscheinen,
sind die Gesetze, nach denen die Erystallisation selbst vor sich geht,
grÖBstentheils erst noch zu erforschen. Der Etystall ist aber etwas
Gewordenes, und nächst der Idee, die in ihm sich verkörpert dar-
stellt, interessirt uns wohl am allermeisten, wie er geworden ist, sowie
nächst dem Plane, der einem Bauwerke zu Grunde liegt, die Aus-
führung desselben in uns das grosste Interesse erweckt. Und da
darf man keinen Augenblick vergessen, dass der Erystallbau selbst
zwar streng mathematischen Gesetzen unterworfen erscheint, dass da-
gegen der fertige Erystall keine mathematische Grösse, kein abstractes
geometrisches Gebilde ist, sondern der Eörperwelt angehört, und
dass auch hier, wie bei allem, was ins Gebiet der Physik gehört,
die Frage zu beantworten bleibt, wie weit in jedem speciellen Falle
der mathematische Caicul darauf Anwendung findet.
Weil ich nun bei den nachfolgenden Untersuchungen dieses
Ziel vor Augen gehabt habe, weil ich dabei bemüht war, in der
FlächenbescbafFenheit die Spuren der bauenden Thätigkeit des
Danburites aufzusuchen, und weil ich endlich der Meinung bin, dass
die Resultate geeignet sein dürften, das von Hintze entworfene
Bild des Schweizer Danburitvorkommens nicht unwesentlich zu ver-
vollständigen und zu beleben, habe ich mich, wenn auch nach
einigem Zögern, entschlossen, diese Detailstudien der OeiFentlichkeit
zu übergeben.
Ich hege dabei allerdings keinen Zweifel, dass ganz ähnliche
Beobachtungen fast ebenso gut an vielen anderen Mineralen gemacht
werden konnten, und habe mich seither an sehr zahlreichen, im
Minenloflr. and petropr. Mitth. V. 1882. Schuster. 27
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402 Max Schuster.
üebrigen sehr yollkommen ausgebildeten Erystallen davon hinlänglich
selbst überzeugt; auch die Literatur beweist, dass ähnliche Erschei-
nungen, wie die hier zu beschreibenden schon mehrfach die Aufmerk-
samkeit auf sich gelenkt haben; allein gerade dieser Umstand gibt
mir Anlass zur Hoffnung, dass die amDanburit gefundenen Resultate
von einem allgemeineren, über den Rahmen des in Rede stehenden
Vorkommens hinausgehenden Interesse sein mögen.
Andererseits scheint gerade der Danburit in Folge des Um-
standes, dass er dem rhombischen Systeme angehört und weder
gar zu einfache noch allzu mannigfaltige Verhältnisse darbietet, zum
vorliegenden Zwecke ganz besonders geeignet zu sein.
Endlich dürfte es wohl sicher sein, dass ich wenigstens in dieser
Beziehung über besseres Material verfugte,; als meinem Vorgänger
zu Gebote stand, sonst würde auch er ohne Zweifel jener Erschei-
nung Erwähnung gethan haben, welche den Ausgangspunkt der nach-
folgenden Untersuchungen bildete und denselben eine bestimmte
Richtung gab, ich meine den wunderbaren Treppen- und Pyra-
midenbau auf der Fläche a.
Nach diesen einleitenden Bemerkungen möge- es gestattet
sein, zur Sache selbst überzugehen.
Was zunächst die Paragenesis unseres Minerales betrifft, so ist
dem darüber bereits Bekannten wenig Neues hinzuzufügen. Ausser
den losen, meist abgebrochenen Erystallen und solchen die in einem
Chloritknollen theils wirr durcheinander lagen, theils zu strahligen
Aggregaten und Gruppen vereinigt erschienen, hatte Herr Hose us
einen Rauchtopas geschickt, welcher an den Prismenflächen ein-
seitig mit Chlorit überzogen und mit Danburitkryställchen besetzt
war und vielfach Spuren von solchen zeigte, die darauf gesessen
waren. Dieser Krystall war abgebrochen und allem Anscheine nach
auf einer der verticalen Prismenflächen aufgewachsen gewesen.
Da er auf dieser Seite völlig glatt und frei von jedem Ueber-
zuge erschien, so gewinnt man bei seinem Anblicke die Ueber-
zeugung, dass an jener frei nach aussen gekehrten Seite die Lösung
vorübergeflossen sei, welche die genannten zwei Minerale daselbst
zum Absatz brachte. Mitten im Rauch topas selbst waren keine
Danburitkrystalle zu bemerken. Dagegen fanden sich dort feine
Turmalinnadeln von zimm^brauner, durch die Basis gesehen bläu-
lichschwarzer Farbe und der charakteristischen starken Absorption
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Fiächenbeschaffenheit und Bauweise der DanbaritkryBtalle. 403
der Schwingungen parallel zur Basis, während die Schwingungen
senkrecht zur Basis einen hlass bräunlichyioletten Farbenton erzeugten.
Ganz dieselben Turmalinnädelchen waren aber auch in einzelnen
Danburitkryställchen zu beobachten, wo sie in krystallographisch
bestimmten Richtungen orientirt auftraten. So lagen in einem
gegebenen bemerkenswerthen Falle drei solche in verschiedenen
Abständen, aber untereinander gleichgerichtet zugleich einer Kante
parallel, welche zwei Flächen des Kopfes des säulenförmigen
Danburitkrystalles angehörte, die hier ganz vorherrschend ent-
wickelt waren, nämlich der Kante zwischen einer Fläche des
Domas d (101) und der Pyramidenfläche X (142). Ein viertes
Nädelchen stand dagegen senkrecht zu zweien der Seltenflächen,
die dem Prisma l (120) angehörten. Das längste dieser Nädel-
chen durchsetzte den Danburitkrystall vollständig, so dass es
zu beiden Seiten aus demselben herausragte; an jener Stelle, wo
das Individuum die Oberfläche des Wirthes verliess, war es von
einem äusserst feinen Filz von Fäserchen umgeben, die eine grünlich-
graue Farbe zeigten, und, soweit sie durchsichtig waren, sich gegen
das polarisirte Licht wirksam erwiesen, schiefe Auslöschung zeigten,
und zwar unter Winkeln, die die Vermuthung nahelegen, dass sie
einem Tremolithasbest angehören.
Der Nachweis des Turmalins vergrössert nur noch die Analogie
mit dem amerikanischen Vorkommen, wo sich nach Dana der
Danburit gleichfalls in einem granitischen Gestein in Begleitung
von blassgrünem Pyroxen, dunkelbraunem Turmalin, etwas Glimmer,
Quarz und Pyrit vorfindet. Man wird wohl nicht weit fehlen, die
Gegenwart des ebenfalls borhaltigen Turmalins mit der Genesis
des Danburites wenigstens in einen mittelbaren Zusammenhang zu
bringen.
Hier wie dort scheint das besprochene Mineral zuerst gebildet
zu sein, während die Entstehung des Danburites zusammenfallen
dürfte mit der letzten Wachsthums-Epoche des im Gestein gebildeten
Drusenquarzes.
Was die beiden Fundorte einigermassen unterscheidet, ist
nebst dem Pyroxenmineral und Glinmier der dem amerikanischen
Vorkommen eigenthümliche Calcit, welcher nach Dana ursprünglich
alle die Höhlungen ausgefüllt haben mag, in die der Danburit dort
mit freien Krystallenden hineinragt, und welcher dann durch lang-
27*
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404 ^&x Scbaster.
same Losung theilweise wieder entfernt wurde, wobei die Erystalle
zwar bloBSgelegt wurden, an Glanz und Frische jedoch wenigstens
oberflächlich einbüssten.
Anders beim Schweizer Vorkommen, an welchem meines
Wissens bisher kein Calcit bemerkt wurde, während reichliches
Auftreten von erdigem Chlorit für dasselbe geradezu charakteristisch
erscheint. Der Calcit dort wie der Chlorit hier stellen jedoch allem
Anscheine nach mit dem Danburite gleichzeitige Bildungen dar.
Zwischen wasserklaren Danburitkrystallen von idealer Reinheit, die
mitten in Chlorit gelegen waren, und solchen, die so vollständig von
dem in wurmförmigen (Helminth ähnlichen) Aggregaten entwickelten
Ripidolith erfällt waren, dass sie den Anblick förmlicher Pseudo-
morphosen gewährten, lässt sich eine vollständige Reihe aufstellen.
Aber schon Hintze hat ganz richtig bemßrkt, dass die Danburit-
substanz, welche die Zwischenräume der Ripidolithblättchen ausfüllt,
stets frisch erscheint, wodurch der Gedanke ausgeschlossen sein dürfte,
als ob vielleicht stellenweise eine Verdrängung der Danburitsubstanz
durch die Chloritsubstanz stattgefunden hätte.
Habitus der Schweizer Danboritkrystalle.
Der Danburit ist nach seinem ganzen Verhalten als dem
rhombischen System angehörig zu betrachten, wie später noch
ausführlicher besprochen werden wird.
Eigentlich nur wenige Flächen sind fast sämmtlichen Erystallen
des Fundortes gemeinsam, so dass man sagen kann, sie seien
charakteristisch für den Zustand der Lösung, aus welcher die
Krystallisation vor sich ging. Mit Rücksicht auf die von Edw. S.
Dana und C. Hintze für den Danburit bereits eingeführte Nomen-
clatur sind es die Flächen
a = (100) r = (121) ^ = (142)
b = (010) l = (120) n = (140)
nur untergeordnet J = (110), ferner d = (101) und
endlich im Falle der Entwicklung einer brachydomatischen Zone
w = (041) f = (061) g = (071).
Von zahlreichen anderen, zwischen den genannten gelegenen
Flächen, die mehr gelegentlich auftreten und verschwinden und ihnen
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FlächeDbescbaffenheit und Bauweise der Danbaritkrystalle. 405
gegenüber jedenfalls nur als secundäre Formen aufzufassen sind,
wird später noch die Rede sein.
Aber auch diese wenigen Hauptflächen spielen noch eine sehr
verschiedene Rolle und sind selbst keineswegs gleichmässig ent-
wickelt, sondern in der Regel so verschieden ausgebildet, dass da-
durch eine Menge von Formentypen entstehen. Obwohl von vorne-
herein im Auge zu behalten ist, dass nicht 2 Krystalle desselben
Fundortes einander vollständig gleichen, sondern dass jeder für sich
besondere Eigenthümlichkeiten besitzt, die erst beim genaueren
Studium hervortreten, und wodurch er sich eben seine Individualität
bewahrt, so liegt doch vielen der an ihnen auftretenden Verzerrungen
eine gemeinsame Tendenz zu Grunde, und es ist möglich, der so zu
Tage tretenden Oleichartigkeit in der Aufstellung einer Reihe von
Typen Ausdruck zu geben.
Diesen Zweck verfolgen die auf Tafel V und VI wiederge-
gebenen bildlichen Darstellungen.
Ehe ich daran gehe, die wesentlichsten Ausbildungsweisen
unseres Vorkommens an Hand der Figuren kurz zu erläutern,
mochte ich eine allgemeine Charakteristik der oben genannten
Flächen erst vorausschicken.
Unter ihnen ist die Pyramide "k diejenige Form, welche am
constantesten vorkommt und sich fast unter allen Umständen erhält.
Unter den Prismenflächen ist es dagegen nicht das zugehörige n
sondern vielmehr das der Pryramide r entsprechende Prisma i,
welches am häufigsten beobachtet wird.
J tritt stets mehr untergeordnet auf und kann selbst ganz
fehlen. Bemerkenswerth ist, dass eine stärkere Entwicklung der
Flächen r auch deutlichere Ausbildung der Fläche J zur Folge
zu haben scheint, dass ferner J gleichzeitig mit n bei gewissen
Verzerrungen sich entwickelt; die vorherrschendere Ausbildung von
n wenigstens lässt sich oft mit dem einseitigen Vorherrschen des
Domas d (101) und Hervortreten der Zone d "X in Zusammenhang
bringen, was übrigens ziemlich leicht zu begreifen ist. In solchem
Falle stellen die Krystalle meist, von der Endigung abgesehen, dick
tafelförmige, lange Säulchen dar, welche in der Art von den
Prismenflächen n und { gebildet sind, dass auf den breiteren Flächen
das n, auf den schmäleren das l vorrherrscht.
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406 ^&x Schuster.
Einen unmittelbaren Einblick in diese Verhältnisse gewinnt
man schon bei Betrachtung eines solchen Säulchens unter dem
Nörremberg'schen Polarisationsinstrument. Da nach den überein-
stimmenden Resultaten der Untersuchungen von Dana und
Hintze der wahre Winkel der optischen Axen für die Strahlen
mittlerer Brechbarkeit beim Danburit nahezu 90^ beträgt, wobei
die Axenebene selbst mit der Basis zusammenfällt, und da ferner
der Winkel der Flächennormalen von 2 mit der Makrodiagonalen
42^ 34' beträgt, also von dem halben Axenvdnkel nur wenig ab-
weicht, so müssen die optischen Axen nahezu senkrecht zu diesen
Flächen, jedenfalls aber auf den Flächen n, deren Lage von
2 um 17^ 54' abweicht, viel schiefer austreten. Man erhält so
gleichzeitig neben einander 2 Bilder derselben Axe in verschiedenem
Abstände vom Mittelpunkt des Gesichtsfeldes. Wird das Säulchen
auf die schmale Seite gelegt, so ist fast nur senkrechter Axen-
austritt zu bemerken, während auf der breiteren Fläche die grössere
Entfernung vom Mittelpunkt des Gesichtsfeldes überwiegt.
Die Flächen a und b sind bald vorherrschend und breit, bald
verschwindend klein ausgebildet, so dass sie dann als äusserst
schmale Abstumpfungen der verticalen Prismenflächen erscheinen.
Obwohlnicht immer messbar, scheinen sie doch nie zu fehlen.
Eine weitere Eigenthümlichkeit ist das plötzliche, oft einseitige
Auftreten der brachydomatischen Zone b w, welches häufig so vor sich
geht, dass in der verticalen Prismenzone nebenan ein einspringender
Winkel gebildet wird und eine Art Vorbau über der Fläche b sich
erhebt ; unter Berücksichtigung gewisser Eigenthümiichkeiten dieses
Vorbaues gelangt man zur Ansicht, als ob neben der gleichförmigen
Vergrösserung des übrigen Krystalles plötzlich auf allen Punkten der
Fläche b oder der dieser entsprechenden Prismenkanten in Folge
localer Verhältnisse die Bauthätigkeit derart gesteigert wurde, dass
dieser Theil als der Ausgangspunkt und das Feld erhöhten Wachs-
tfaums sich darstellt.
Einspringende Winkel sind überhaupt ziemlich häufig zu be-
merken, ohne Spur einer Zwillingsbildung, doch stets in einem
vielfach zu verfolgenden Zusammenhange mit der übrigen Flächen-
ausbildung. Insbesondere scheinen sie ganz allgemein jenen Fällen
eigenthümlich, wo eine bestimmte Art der Verzerrung durch eine
andere in der Folge gleichsam verdrängt wird, d. h. wo (insofeme
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Flächenbeschaffenheit und Bauweise der Danburitkrystalle. 407
jede YerzerruDg auf das einseitige Ueberwiegen gewisser Wachs-
thumsrichtungen zurückzuführen sein mag) diese Wachsthums-
richtungen sich änderten, nachdem der Erystall eine bestimmte
Flächenausbildung bereits erlangt hatte. Es macht sich nämlich,
wie aus mehrfachen Beobachtungen sich ergibt, dann oft die Tendenz
geltend, welche durch den Uebergang aus einem in den anderen
Zustand unterstützt wird, an derjenigen Stelle des Erystalles, welche
der Symmetrie der Anlage entsprechend derselben genau gegenüber
liegt, zu einer bereits vorhandenen Fläche die Gegenfläche auszu-
bilden, so dass es geschehen kann, dass einseitig gegen die Mitte
zu ein steileres über dem dort vorhandenen stumpferen Prisma
sich erhebt.
Noch eine Bemerkung möchte ich hier machen, welche sich
auf einen sehr allgemein ausgesprochenen Satz bezieht.
Wenn man sagt, dass die Verzerrung der Formen ohne Einfluss
sei auf die gegenseitige Neigung der vorhandenen Flächen, was wohl
als Umschreibung des Satzes von der Constanz der Kantenwinkel
gelten darf, so hat dies volle Berechtigung; aber nur bis zu einem
gewissen Grade, insoweit nämlich, als die Flächenneigungen selbst
die innere Anlage des Erystalles zum unmittelbaren Ausdruck
bringen.
Hingegen glaube ich im Verlaufe der Darstellung hinläng-
liche Anhaltspunkte liefern zu können dafür, dass allerdings kleine
Variationen der Flächenneigungen bei bestimmten Verzerrungen in
bestimmter Weise sich der Beobachtung darbieten können, die
dann freilich unter einem etwas anderen Gesichtspunkte zu betrachten
sind, ohne dass es nöthig, ja überhaupt gestattet sein dürfte, solche
Abweichungen von vorneherein als Anomalie zu bezeichnen.
In dieser Beziehung will ich mich hier darauf beschränken, in
Erinnerung zu bringen, dass der Erystallbau als das Ergebniss von
Factoren anzusehen ist, die man in zwei Gruppen einander gegenüber-
stellen kann, ineoferne sie mehr die innere Anlage des Baues betreffen,
welche wohl hauptsächlich in der Beschaffenheit des zu verwendenden
Materiales ihre Grenzen findet, oder mehr die Ausdehnung desselben
betreffen, welche wieder in höherem Grade von äusseren Umständen,
dem Orte, wo die Erystallisation vor sich geht, und insbesondere
der Art der Materialzufuhr abhängt. Diese Factoren sind immer
gleichzeitig vorhanden und werden immer gleichzeitig ihren Einfluss
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408 ^^^ Schuster.
ausüben und es ist dieser gegenseitige Einfluss noch ^iel zu wenig
untersucht, als dass man ohneweiters von einer Störung sprechen
könnte, wenn er sich überhaupt bemerkbar macht, d. h. in Erschei-
nungen offenbart, die innerhalb der Grenzen der Beobachtung liegen.
Die Zeichnungen auf den beiden Tafeln V und VI sind nur
zum geringeren Theile etwas schematisch gehalten, die meisten sind
der Natur möglichst getreu nachgebildet, indem bestimmte Indivi-
duen dabei zur Vorlage dienten.
Das der Construction zu Grunde gelegte Axenkreuz befindet
sich theils in der gewöhnlichen Stellung, theils in einer um 4r)<> ver-
wendeten Stellung, wobei bald die a-, bald die 6-Axe auf den
Beschauer zulaufend gedacht ist, theils ist es etwas stärker gestürzt
oder endlich so gestellt, dass die beiden Horizontalaxen genau
ebenso viel zur Rechten wie zur Linken des Beschauers liegen.
Die betreffenden Krystalle sind eben in derjenigen Stellung auf-
genommen, welche die durch sie repräsentirten Verhältnisse am
besten und deutlichsten erkennen lässt.
Bei Beschreibung der einzelnen Individuen werde ich, unbe-
schadet der Flächenbezeichnung selbst, mir dieselben mit ihrer brei-
testen Seite quergestellt denken, so dass die kürzeste Diagonale des
von den Prismenflächen gebildeten Querschnittes auf den Beobachter
zuläuft. Bei dem Umstände, als zumeist n und { auftreten, deren
stumpfer "Winkel über der 6-Axe liegt, wird dies zur Folge haben,
dass die querliegende Fläche mit der Fläche b zusammenfallt,
während mit der auf den Beschauer zulaufenden Fläche die
Fläche a gemeint ist, wobei als Vorderseite diejenige angesehen
werden wird, welche die bessere Flächenentwicklung zeigt und den
höheren Glanz besitzt.
Zur Erläuterung der einzelnen Figuren folgt nun die Be-
schreibung der wichtigsten Formentypen.
I. Dick tafelförmiger Typus mit rechteckigem, oft
fast quadratischem Querschnitt.
Figur 1 stellt einen Krystall dar, welcher den einfachsten der
hiehergehörigen Fälle repräsentirt. Ausser den beiden Pinakoiden
a und hy von denen letzteres überwiegend entwickelt ist, tritt noch
das Prisma { als schmale Abstumpfung der von den erstgenannten
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FlächenbescbaffeDheit und Bauweise der Danburitkrystalle. 409
Flächen gebildeten Kanten auf, während der Kopf des wie alle
folgenden unten abgebrochenen, sitzend gebildeten Krystalles von
den Flächen d nnd X bedeckt wird.
Die in Fig. 2 a abgebildete Combination ist schon etwas reich-
haltiger, indem auch die Flächen r sich daran betheiligen, während
das Prisma l mehr hervortritt; der ganze Krystall erscheint wieder
ziemlich flach.
Fig. 2 b und 2b^ behandeln mehr specielle Fälle, indem hier
die Variationen ihren Ausdruck finden, die bei ungleichmässiger
Entwicklung stattfinden können, wenn bald die Domen dy bald die
Pyramiden r einseitig vorwalten und auch die Flächen X mit sich
fortziehen.
Die Modification, welche der Habitus der Krystalle erfahrt,
wenn zu der in Fig. 1 abgebildeten Combination noch eine Anzahl
Flächen der brachydomatischen, zwischen b und w gelegenen Zone
hinzutreten, ist Gegenstand der Figuren Sa und 3b.
Fig. 4 vermittelt den Debergang zum folgenden Typus, indem
neben der gross entwickelten Fläche a bereits zweierlei verticale
Prismen auftreten, so dass die Fläche b und die davon ausgehende
Zone b w auf einen kleinen Raum zurückgedrängt erscheint. Im
Uebrigen zeigt der Krystall nebst "k noch r und d. In diesen und
ähnlichen Fällen sind die Abstumpfungen der Kanten w'X durch
eine oder mehrere der Zone d "X n angehörige Flächen fast immer
deutlich zu sehen und von charakteristischer Ausbildung.
II. Prismatisch säulenförmiger Typus mit schief-
winkligem Querschnitt. Symmetrische Ausbildung.
Dieser Typus wird hauptsächlich durch das Zurücktreten der
Pinakoide a und b und das Vorwalten der verticalen Prismen-
flächen bedingt.
Einen ebenso einfachen als häufigen Fall stellt die Fig. 5
dar. Die Pyramidenflächen "X und r sind so ziemlich im Gleich-
gewichte entwickelt, letztere verhältnissmässig gross; dem ent-
sprechend tritt neben dem vorherrschenden Prisma / auch das
Prisma e/, das Grundprisma der Dan ansehen Aufstellung, allerdings
meist nur als schmale Fläche zwischen l und der auf den Beschauer
zulaufenden Fläche a auf; von n ist hingegen in diesen und ähn-
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410 Max Schuster.
liehen Fällen nichts zu bemerken. Die Fläche b ist verschwindend
klein, hingegen ist das t als gerade Abstumpfung der zwischen der
rechten und linken Fläche X liegenden Kante öfters deutlich zu
beobachten.
In sehr vielen Fällen erscheint aber auch die Kante, in der
zwei benachbarte r-Flächenzusammenstossen, durch das Domad abge-
stumpft, welches dann natürlich auch mit den weiter aufwärts
liegenden Flächen "k zum Schnitte kommt. Wenn diese Abstumpfung,
welche mitunter nur ganz schmal ist, eine gewisse Ausdehnung
erlangt, so dass die Zonenkante dl\ welche zu n hinfuhrt, an
Bedeutung gewinnt, dann ändert sich auch die Gestaltung der
verticalen Prismenzone. Wenn überdies die Endfläche hinzutritt,
was allerdings nur sehr ausnahmsweise zu beobachten ist, dann
herrscht das Prisma n, welches im soeben erwähnten Falle bereits
anfangt eine Rolle zu spielen, fast allein vor, und es entsteht jener
Typus, von welchem Fig. 6 ein Bild gibt. Zu bemerken ist, dass
das n hier in einem dreifachen Zonenverbande steht: über "k zur
Endfläche, über d zii V und zwischen a und &, von denen in der
Abbildung die Fläche b stark zurücktritt.
In der im Bilde wiedergegebenen Ausbildung würde der
Krystall einen äusserst symmetrischen Anblick gewähren, während
die ganze Combination lebhaft an den Topas erinnert. Die Abbildung
ist jedoch etwas idealisirt und entspricht insoferne nicht ganz dem
Original, als von den neben n auftretenden, allerdings nur unter-
geordneten verticalen Prismenflächen keine Notiz genommen wurde,
deren Auftreten im Zusammenhange steht mit einem gleichzeitig
bemerkbaren einseitigen Vorherrschen des Domas d und entsprechend
verschiedener Ausbildung der rechts und links liegenden Flächen r.
Durch diese Erscheinung werden wir hinübergeführt zu den
folgenden Typen, welche durch einseitige Entwicklung bestimmter
Flächen ausgezeichnet sind, hierin aber eine gewisse Gesetzmässig-
keit immerhin noch erkennen lassen.
III. Prismatisch-säulenförmiger Typus in mono-
symmetrischer Verzerrung.
Dabei sind zwei Fälle zu unterscheiden.
Zunächst herrscht bei unserer Aufstellung rechts und links
Gleichheit, vorn und hinten Verschiedenheit der Ausbildung, — die
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Fläcbenbeschaffenheit und Bauweise der Danburitkrystalle. 41 1
gegen den Beschauer laufende, der Fläche a parallele Ebene ver-
tritt die Stelle der einzigen Symmetrieebene.
Besonders häufig erscheint dieser Typus in der durch die
Fig. 7a und Tb repräsentirten Form.
Dazu ist Folgendes zu bemerken.
Zwei Umstände sind für diesen Typus charakteristisch, die
bei Betrachtung der Figuren sofort ins Auge fallen. Voran alleiniges
Auftreten von X und starke Entwicklung der brachydomatischen
Zone, in welche öfters noch auch t mit einbezogen erscheint, rück-
wärts deutliche Entwicklung von r neben \ wie die punktirten
Linien andeuten, während von der Zone biw nur die Fläche b als
Gegenfläche zur vorderen auftritt, aber auch fehlen kann. Der
Abschluss erfolgt eben rückwärts ganz anders als vorn.
Die unter 7 a' beigegebene Seitenansicht eines ähnlichen Kry-
stalles dürfte geeignet sein, diese Verhältnisse noch deutlicher
erkennen zu lassen, und namentlich die vermittelnde Aufgabe zeigen,
welche den Domenfiächen d hier zuföllt, die vorne mit X, rück-
wärts mit r und X zum Schnitte kommen.
Fig. 7 a behandelt den Fall, wo a sehr zurücktritt. In der
verticalen Prismenzone bemerkt man angrenzend daran zunächst 2,
dann gegen die Mitte zu folgt n für sich, von da an aber, wo die
Flächen w und f mit den verticalen Prismenflächen zum Schnitte
kommen, wechseln n und l mit einander ab, was zur Folge hat,
dass sich dieser Theil wie ein Vorbau über der b entsprechenden
Kante des Querschnittes erhebt.
Eine kleine, aber in ähnlicher Weise mehrfach beobachtete
Variation der eben besprochenen Ausbildungsweise ist in Fig. 7 b
abgebildet.
Während im Grossen und Ganzen die Eigenthümlichkeiten
des Typus gewahrt sind, macht sich nebstdem auch rechts und
links in der Säulenzone eine Verschiedenheit der Ausbildung
geltend.
In der linken Hälfte ist nahe der Kante der hier deutlich
entwickelten Fläche a ein einspriDgender Winkel zu bemerken,
gebildet dadurch, dass an der Seite zuerst das flachere Prisma n
und erst gegen die Mitte hin das Prisma l auftritt, welches sich in
seiner Neigung der Bechtwinklichkeit sehr nähert, auf l folgt
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412 Max Schuster.
wieder n, welches in dieser Hälfte hauptsächlich auch mit dem nach
abwärts gelegenen Theil der Zone biw zum Schnitte kommt
Auf der rechten Seite des Erystalls verhält es sich anders.
Wieder ausgehend von a treffen wir zunächst auf die stark
entwickelte Fläche /, dann folgt x (130) (eine neue zwischen / and
n gelegene Fläche), und beim Zusammentreffen mit dem unteren
Theile der brachydomatischen Zone beginnt ein Wechsel von l und
n, welcher zur Folge hat, dass auch hier gegenüber dem angren-
zenden Theil des Querschnittes im Ganzen ein einspringender
Winkel existirt, jedoch, wie man sogleich bemerkt, an einer viel
weiter gegen die Mitte gerückten Stelle als in der linken Hälfte.
Nur kurz sei hier darauf hingewiesen, dass auch die Beschaffenheit
der Flächen 1 damit im Zusammenhang steht, wovon später noch
die Bede sein wird.
Noch eine Eigenthümlichkeit, welche in der Figur 7 b gleich-
falls angedeutet erscheint, möchte ich hier erwähnen.
Bei der eben geschilderten Ausbildungsweise ist es nämlich
sehr gewöhnlich, dass auch die Zone b/w ihren einspringenden
Winkel besitzt, wenn in dem an X angrenzenden Theile derselben
die steilere Fläche g^ in dem an die verticalen Prismeniiächen
anstossenden Theile hingegen die stärker geneigte Fläche w weitaus
überwiegt.
Dem entsprechend stellt die Abstumpfung der zwischen X und
g gelegenen Kante, welche in diesem Falle auch öfters auftritt, keine
Zone her zu der am gegenüberliegenden Bande der Fläche X gele-
genen Begrenzung, wie in dem durch Fig. 7 a dargestellten Falle,
wo die Zone diyw existirt, sondern es nimmt vielmehr die Kante
X/^ eine Zwischenlage ein zwischen den Bandkanten X/X und yd,
wenn mit X die rückwärts gelegene angrenzende Fläche der
besagten Pyramide gemeint ist.
Weniger ausgeprägt erscheint der eben besprochene Typus,
im Falle die Flächen r sowohl vom als hinten auftreten und sich
höchstens in ihrer Ausdehnung unterscheiden, wie in Figur 8 zu
sehen ist. In diesem Falle ist gewöhnlich das Prisma l vorherrschend
entwickelt und die brachydomatische Zone, welche durch voll-
ständig einseitige Entwicklung noch am deutlichsten den Typus
zum Ausdrucke bringt, selbst ziemlich einfach gestaltet.
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Flächenbeschaffenheit und Bauweise der Danbaritkryatalle. 413
Die dem zuletzt besprochenen Typus eigenthümliche Ver-
schiedenheit der Vorder- und Rückseite macht sich bei air den
soeben erwähnten Ausbildungsweisen desselben oft noch in der
Weise geltend, dass die vorderen Flächen mehr glatt und glänzend,
die rückwärtigen rauh und unmessbar erscheinen und dass, wenn
der Erystall mit Chlorit erfüllt oder überzogen ist, dieser Ueberzug
oder diese Einlagerung in der Regel rückwärts viel reichlicher
stattgefunden hat, als auf der Vorderseite. ^)
Mit der vorstehend gegebenen Schilderung ist die Mannigfal-
tigkeit der Formenentwicklung unseres Mineralvorkommens noch
lange nicht erschöpft und erscheint in dieser Beziehung zunächst
noch Folgendes erwähnenswerth.
Es kann ferner geschehen, dass gerade im Gegensatze zum
vorigen Falle nur die Vorder- und Rückseite des Erystalles sich
im Gleichgewichte entwickelt, während rechts und links die Flächen-
entwicklung verschieden erfolgt, so dass sich wieder nur eine Ebene,
diessmal aber parallel zur Fläche h hindurchlegen lässt, bezüglich
welcher symmetrische Ausbildung platzgegriffen hat und so entsteht
IV. eine zweite Art monosymmetrischer Verzerrung
durch Ungleichheit der rechten und linken Hälfte.
Die hierher gehörigen Erystalle gewähren einen etwas ver-
schiedenen Anblick, je nachdem das einseitig vorherrschende Doma
d oder die auf der vorherrschend entwickelten Seite gelegenen zwei
Pyramidenflächen X die Hauptrolle spielen.
Der letztere Fall ist in den Fig. 9 a und 9 h zur Darstellung
gebracht. Die Domenflächen d sind hier beiderseits in ziemlich
gleicher Länge vorhanden, allein die auf der linken Seite gelegene
erscheint so tief nach abwärts gerückt, dass sie mit ihrem grössten
Theile zwischen den gleichzeitig ziemlich deutlich entwickelten
Flächen r auftritt und nur in ihrem obersten Theile mit den gross
ausgebildeten Pyramidenflächen \ der linken Hälfte zum Schnitte
kommt. Die schräg aufsteigende lang ausgedehnte Kante zwischen
den beiden letztgenannten Flächen ist es, welche dem Erystall das
') Aehnliches gilt bezüglich der rechten und linken Hälfte in einem
anderen sogleich zu besprechenden Falle.
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414 • ^'^ Schoster.
charakteristische Gepräge yerleiht. Rechts ist die Flache r gar
nicht ausgebildet und die Dömenfläche d liegt daher ausschliesslioh
über der Kante der Pyramidenflächen X der rechten Hälfte.
In der Prismenzone ist streifiger Wechsel zwischen n und l
zu bemerken und zugleich kommt es zur Ausbildung einer zwischen
l und J gelegenen neuen Fläche (560). Rechts herrscht im Allge*
meinen n, links das l vor. Auch hier sind einspringende Winkel
zu yerzeichnen, doch erlangen dieselben niemals jene Bedeutung,
wie in den früher erwähnten Fällen.
Bei jener Ausbildungs weise des in Rede stehenden Typus,
welche in den Fig. 10 a und 10 b ihren Ausdruck findet, erscheint
sozusagen das Doma d als alleiniger Träger der Combination.
Ihm gegenüber sind wenigstens die übrigen noch vorhandenen
Flächen von sehr nebensächlicher Bedeutung.
Beide Figuren stellen denselben Erystall, die zweite jedoch
in etwas schematischer, dabei yergrösserter Seitenansicht dar. Aas
dem Vergleiche beider ist zu erkennen, wie die verticale Säulea-
zone schon durch die rechte Domenfläche d allein oben beinahe
vollständig abgeschlossen erscheint. Die linke Domenfläche d ist in
diesem speciellen Falle zwar vorhanden, jedoch nur ganz unter-
geordnet, ohne den Charakter des Typus zu stören; sie kann
aber auch gänzlich unterdrückt sein.
Auf der rechten Seite (in Fig. 10 ä) stösst das d in der That
unmittelbar an die Prismenzone, welche hier von einer schmal
entwickelten Fläche J, dann von den ungefähr im Gleichgewichte
vorhandenen Flächen l und n gebildet wird. Von der Kante dß
ist nur ein kleiner Theil mit der Fläche r überdeckt. Dann folgt
die Fläche b und in der linken Hälfte eine sehr vorherrschend
ausgebildete Fläche n.
Die Kante, welche nun durch unmittelbares Zusammentreffen
der Flächen d und n hier entstehen müsste, erscheint ihrer ganzen
Länge nach durch die nicht allzu schmal entwickelte rechte Pyra-
midenfläche X abgestumpft, wodurch die Zone zur Gegenfläche von n
hergestellt wird und der Krystall zugleich eine eigenthümliche Zu-
schärfung nach links, respective in der Seitenansicht nach rückwärts
erfährt, während gleichzeitig die linken Pyramidenflächen X und r
auf jenen ganz kleinen Raum beschränkt erscheinen, welcher
an der Spitze der schiefen Endigung gelegen ist. J fehlt an dieser
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Fl&chenbescbaffenbeit und Bauweise der Danbnritkrystalle. 415
Stelle gänzlich, in Folge deesen die Zusohärfung des rückwärtigen
Theiles gegenüber der Abrundung der vorderen Hälfte noch mehr
hervortritt.
Fig. 10 b iat gerade inBofeme etwas schematiBcher gehalten,
als hier J überhaupt vemaohläBsigt ist und die Verschiedenheit
der Ausbildung der Säulenzone in der vorderen gegenüber der
jenseits b gelegenen^ Hälfte blos durch ungleiche Grossenentwicklung
von n und l angedeutet ist, ein Fall, der sich übrigens auch nicht
selten verwirklicht vorfindet.
Schliesslich bleiben noch jene Fälle zu erörtern, wo nicht
einmal die Spur einer Tendenz zu symmetrischer Flächenausbildung
wahrzunehmen ist und die sich vielmehr zusammenfassen lassen
unter der Bezeichnung :
Y< Typus der asymmetrischen Formenentwicklung.
Auch dafür Hessen sich zahlreiche Beispiele anführen. Ich
will mich auf einige recht charakteristische beschränken.
Denken wir uns an dem zuletzt besprochenen Typus die eine
der beiden an das vorherrschende Doma anstossenden Flächen X
fast ebenso stark entwickelt, wie die Domenfläche selbst, dagegen
die auf der anderen Seite von d gelegene Fläche X und auch das
zugehörige r sehr klein, dann erhält der Erystall das Aussehen
der Fig. 11, wofern man ihn von der Seite betrachtet und zugleich
soweit gegen das beobachtende Auge hingeneigt denkt, dass die
rückwärtigen Flächen gleichfalls sichtbar werden. Die Zeichnung
der rückwärts zusammenstossenden Flächen X und r ist nicht will-
kürlich, sondern der Natur in einem speciellen Falle getreu nach-
gebildet, und es ist interessant, zu bemerken, wie ungleichmässig
hier sämmtliche Flächen gestaltet sind.
Die Verhältnisse der Prismenzone wurden hingegen in der
Zeichnung etwas einfacher dargestellt, als sie in der Wirklichkeit
meist sind, da in dem rechts gelegenen Theile, wo die Flächen d
und "k in nahezu gleicher Breite mit der Prismenzone zusammen-
treffen, meist die Fläche l auftritt und dann mit beiden zum
Schnitte kommt, wobei zu beachten ist, dass die Kanten dß und
yi ungefähr gleiche Winkel mit der verticalen Kante einschliessen.
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416 'Max Schaster.
Diese Thatsache verdient umso mehr hervorgehoben zu wer-
den, weil sich ein allgemeineres Gesetz darin auszusprechen scheint.
Denn unter anderen Umständen, wo zwei Flächen des Kopfes in
ungleicher Ausdehnung mit der Prismenzone zum Schnitte kamen,
traf dies nicht ein, sondern es stellte sich dann der verticale Ah-
schlusB in der Regel durch jene Prismenfläche her, welche mit der
vorherrschend entwickelten Fläche des Kopfes die stärker nach
abwärts geneigte Kante bildet, oder es traten zweierlei Prismen
zugleich auf.
Manche Combinationsentwicklung wird unter diesem Gesichts-
punkte leichter verständlich, wenngleich andere Fälle wieder anders
beurtheilt werden müssen.
So scheint schon der Umstand die Verhältnisse anders zu
gestalten, dass in Folge der Verzerrung oft verschiedenen Krystall-
räumen angehorige Flächen neben einander zu liegen kommen. In
diesem Falle wird hauptsächlich die Herstellung gewisser Zonen
von Bedeutung.
Ein abweichendes Verhalten tritt ferner ein, wenn sich ein
Wechsel des Zustandes auch sonst bemerkbar macht. Die in dieser
Hinsicht von mir angestellten Beobachtungen sind noch viel zu
beschränkt, um speciellere Schlüsse zu gestatten. Es soll vielmehr
im Vorigen nur angedeutet sein, dass die Beachtung der Kanten-
neigungen beim Studium verzerrter Formen späterhin vielleicht
ähnliche Dienste leisten wird, wie das Studium der Flächenneigungen
bei Feststellung der SymmetrieverhältniBse, welche die innere An-
lage des betreffenden Krystalles beherrschen.
Das Eine dürfte jedoch aus dem Gesagten bereits hervorgehen
und festzuhalten sein, dass einzelne wenige Flächen für sich allein
schon im Stande sind, auf die Ausbildung aller übrigen einen
bestimmenden Einfluss auszuüben, so dass das locale Vorherrschen
gewisser Flächen auch eine bestimmte Modification der in ihren
allgemeinen Zügen durch die Grunddimensionen der bezüglichen
Substanz und den jeweiligen Zustand ihrer Lösung bereits gegebenen
Combination zur Folge bat.
Ein weiteres Beispiel von völlig asymmetrischer Formenent-
wicklung ist in Fig. 12 abgebildet.
Dasselbe betrifft den ziemlich häufig wiederkehrenden Fall,
wo eine der Pyramidenflächen 1 die Hauptrolle übernimmt, derart,
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Flächenbeschaffeuheit und Bauweise der Danburitkryatalle. 417
dasB ihr gegenüber sämmtliche der ausBerdem etwa vorhandenen
Pyramidenflächen und auch die anliegende Domenfläche d be-
deutend zurücktreten.
Im Uebrigen erinnert dieser Fall sehr an den zuletzt besprochenen,
dem er sich im Ganzen enge anschliesst.
Auch hier ist in der Entwicklung der Säulenzone ein gewisser
Unterschied der Ausbildung zu bemerken — und in der Zeichnung
auch einigermassen angedeutet — zwischen jenem Theile, wo das
Yorherrschende >. mit den dem gleichen Erystallraume angehorigen
yerticalen Prismenflächen zum Schnitte kommt und dem angrenzenden
Theile (in der Zeichnung rechts), wo dieses X in einen benachbarten
Krystallraum übergreift; in der linken Hälfte der Figur wird die
Prismenzone durch ä, r und 1 nach oben abgeschlossen, hier liegen
a, Ij X (130) und n nebeneinander, in der rechten Hälfte, wo der
Kopf bloss von den beiden Fläch'm X gebildet wird, sind nur x
und n zu sehen.
Ein ähnliches Verhalten zeigt sich auch auf der Rückseite
des Erystalles.
Es bleibt nun noch eine Art von Verzerrung zu besprechen,
welche etwas seltener zu beobachten aber desto charakteristischer ist
und welche durch Fig. 13 möglichst naturgetreu wiedergegeben wird.
Im ersten Augenblicke könnte man glauben, einen Erystall
vor sich zu sehen, welcher nach einem der beiden yerticalen Pina-
koide flach ausgebildet und am Kopfe hauptsächlich von zwei
queren Domenflächen begrenzt ist; man überzeugt sich jedoch bald,
dass die beiden gegenüberliegenden Pyramidenflächen X und die
diesen zugehörigen Prismenflächen n es sind, welche in diesem
Falle durch ihre yorherrschende Entwicklung dem Erystalle das
eigenthümliche Aussehen yerleihen.
Zum Verständniss der Zeichnung habe ich noch zu bemerken,
dass das derselben zu Grunde gelegte Axenkreuz so gestellt ist, dass
die vorherrschenden Prismenflächen w quer yor den Beschauer und
dem entsprechend die zwischen den darüber befindlichen Pyramiden-
flächen X entwickelte horizontale Eante auch wirklich horizontal
zu liegen kommt. Der flache, tafelförmige Habitus des Erystalles
tritt so am deutlichsten hervor.
Von der rechtsliegenden Eante des Eopfos ausgehend, tri£Ft
man zunächst auf eine ziemlich gross entwickelte Fläche \ welche
Mineralog. und petrogr. Mitth. V. 188S. Sohatter. 28
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418 ^&x SohuBter.
fast der ganzen Länge nach seitlich rechts an die benachbarte
Domenfläche, links an die benachbarte Pyramidenfläche 1 sich
anschliesst. Nach abwärts hin wird der Abschluss hergestellt von
den verticalen Prismenflächen Z und x.
Dann folgt die weithin nach links sich erstreckende quer
liegende Fläche \ welche oben darch eine horizontale, zur Linken
durch die Domenkante und die Kante einer klein aber deutlich
entwickelten Fläche r, nach unten durch die vom zugehörigen
Prisma n und vom Prisma l gebildeten Kanten begrenzt erscheint.
Hierauf ist r und d zu bemerken, von denen d bereits, und
zwar vorzugsweise, mit der nach hinten liegenden Prismenfläche l
zum Schnitte kommt. In diesem Theile befindet sich über dem
Prisma x deutlich, aber in geringer Grösse entwickelt, die dem
betreffenden Krystallraume angehörige Fläche X und nebenan die
der vorderen gegenüberliegende Pyramidenfläcbe \ welche ebenso
stark oder eigentlich noch stärker entwickelt erscheint als jene,
da sie ja in den Krystallraum der benachbarten Fläche X hinein-
ragt und mit dem unter der letztgenannten Fläche gelegenen Prisma
gleichzeitig zum Schnitte kommt.
Unter ihr selbst ist weder n noch x^ noch l ausschliesslich
anzutreffen, sondern es existirt vielmehr ein Wechsel von lauter
zwischenliegenden Flächen derart, dass in einer linken Hälfte n
und Xj in einer rechten x und l vorherrschen. Die Pinakoide a und h
sind nur als ganz schmale Abstumpfungen der betreffenden Kanten
entwickelt und zwar b nur rechts vorn und a nur links an der Seite
in messbarer Grösse und Ausbildung; aber auch diese sind in der
Zeichnung ganz weggelassen.
In anderen ähnlichen Fällen treten natürlich wieder kleine
Modificatioaen der hier geschilderten Ausbildung ein; in dem hier
erörterten speciellen Falle gewährt die Rückseite in ihrer ganzen
Entwicklung mehr den Anblick des Unfertigen gegenüber der
vollendeteren Ausführung der Vorderseite, und man gewinnt den Ein-
druck, als ob hier hauptsächlich von den letzteren Flächen her der
Krystallbau ausgegangen und auch geregelt worden wäre.
Sämmtliche der bisher betrachteten Krystalle waren nur an
dem einen Ende des von der verticalen Zone gebildeten Säulchens
durch Krystallfläohen abgeschlossen, an dem anderen hingegen
abgebrochen.
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Flächenbeschaffeobeit und Bauweiae der Danburitkrystalle . 419
Unter den weit über 100 Ei^emplaren, die ich im Laufe des
Jahres zu sehen Gelegenheit hatte, da späterhin auch von den Firmen
Erantz in Bonn und Schuchardt in Görlitz und von anderen
Hineralienhändlern Schweizer Danburitkrystalle an das Institut des
Herrn Hofrathes Tschermak zur Ansieht eingesendet wurden,
fanden sich nur sehr wenige, die davon eine Ausnahme machten.
Beiderseits ausgebildete Erystalle scheinen sonach, wie schon
Hintze bemerkt, an dem genannten Fundorte eine SeUenheit zu sein.
Die wenigen von mir beobachteten Eryställchen aber waren
durchwegs mehr weniger unsymmetrisch ausgebildet, verzerrt Nur
in einem einzigen Falle war die Tendenz der Verzerrung oben und
unten beiläufig die gleiche, derart, dass sämmtliche Gegenfläohen in
ungefähr gleicher Ausdehnung entwickelt erschienen und die am
Kopfe oben vorherrschenden Flächen auch unten das Ueberge wicht
besassen.
Meist zeigte sich eine gewisse Selbstständigkeit und Unabhängig-
keit in der Ausbildung der beiden Erystallenden in der Art, dass in
jedem derselben ein anderer Typus der Verzerrung zum Ausdrucke
kam. Ein ziemlich prägnanter Fall dieser Art ist in Fig. 14 dargestellt.
Am Eopfe herrscht Ungleichheit zwischen der rechten und linken
Hälfte, da das Doma d ausschliesslich links, dort aber sehr stark
entwickelt ist, daher sich die Ausbildungsweise dem Typus IV
nähert. Die untere Spitze wird hingegen lediglich von den Flächen X
gebildet, von denen die rückwärtigen gross, die vorderen viel
kleiner entwickelt sind, so dass hierin der Typus III einiger-
massen nachgeahmt wird. Von den Prismenflächen wurden nur
n und l zur Darstellung gebracht.
Schon das eben angeführte Beispiel würde genügen, um zur
Vermuthung zu führen, dass die oben aufgestellten Formentypen
noch beträchtlich vermehrt werden müssten, wenn man auch die
beiderseits ausgebildeten Erystalle berücksichtigen wollte.
Ich werde mich damit begnügen, nur noch zwei Fälle an-
zuführen, die in der Art der Flächenentwicklung an Hemiedrie und
Hemimorphismus erinnern.
Beide Individuen wurden wesentlich durch die Pyramidenflächen
X abgeschlossen, die Pyramidenflächen r, welche seitlich davon auf-
traten, waren von sehr untergeordneter Bedeutung.
28*
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420 ^^ Schnster.
Von diesen Flächen X -waren je zwei gegenüberliegende ganz
Yorherrsohend entwickelt, so dass sie gegenseitig in einer horizontal
gelegenen Kante zum Schnitte kamen. Wenn man die auf der Vorder-
seite der quergestellten Symmetrieebene von den beiden darauf senk-
rechten Symmetrieebenen gebildeten Erystallräume von rechts oben
beginnend nach links hin mit 1, 2, 3, 4 und entsprechend die an-
liegenden der Rückseite mit T, 2% 3', 4^ bezeichnet, so sind an
unserem Erystalle die Flächen \ welche 1 und 3, 2' und 4' an-
gehören, untereinander gleich gross, und dabei im Vergleiche zu den
übrigen sehr vorherrschend entwickelt. Es existirt also hier bezüglich
der Grössenentwicklung der Flächen X dieselbe Verschiedenheit, wie
sie bezüglich ihrer physikalischen Bescha£Fenheit bei sphenoidischer
Hemiedrie zu erwarten wäre.
Im zweiten Falle trat bei sonst ähnlicher Flächenausbildung
eine weitere Complication dadurch ein, dass sowohl oben, als unten
die Flächen der vorderen Hälfte über die der rückwärtigen Hälfte
bei weitem das Uebergewicht besassen, so dass das betreffende
Individuum im Grossen und Ganzen im Beschauer den Eindruck
eines bezüglich der 6-Axe hemimorphen Erystalles hervorrufen musste.
Im Rückblick auf die im Vorhergehenden gemachten Mit-
theilungen über den Habitus der Schweizer Danburitkrystalle er-
scheinen zwei Thatsachen auffallend oder doch beachtenswerth :
1. Die grosse Seltenheit an beiden Enden der Verticalaxe
ausgebildeter Individuen. 2. Die Häufigkeit und grosse Mannig-
faltigkeit verzerrter Formen, wozu noch als 3. Funkt hinzukäme
der fast gänzliche Mangel deutlicher Zwillingsbildung.
Wenn wir bezüglich der beiden ersten Punkte nach einer
Erklärung suchen, so kann diese nur in der Art des Vorkommens
zu finden sein.
Es wurde bereits an anderer Stelle erwähnt, dass der Danburit
vom Scopi bisher theils auf fremder Unterlage und zwar Quarz
regellos aufgewachsen, theils im Chlorit eingebettet angetroffen
wurde.
Bei den auf dem Rauchtopas befindlichen verticalen Säulchen
wird man beiderseitige Endausbildung von vornherein nur dann zu
erwarten haben, wenn diese Säulchen nur in einem kleinen
Theile der verticalen Prismenzone mit der Unterlage verbunden
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FlächenbescbaffeDheit und Bauweise der D&Dboriikiyttslle. 421
erscheinen, also hauptsächlich bei den längs den Kanten des
darunter liegenden Quarzindividuums angesiedelten Individuen^ deren
Entwicklung von einem Punkte dieser Kante aus, quer zu derselben,
nach beiden Seiten hin in der Richtung der Yerticalaxe des
Danburites vor sich ging. Dies scheint eben nicht häufig gewesen
zu sein, und von derartigen Krystallen mögen viele auch hinterher
beschädigt worden sein.
Bei den im Chlorit eingebetteten Individuen, die im gewissen
Sinne wohl als schwebend gebildet zu betrachten sind, hat man
hingegen darauf zu achten, dass sie, soweit sich beobachten Hess,
nie einzeln sondern stets in grösserer Anzahl, zu radialstrahligen
und büschelförmigen Gruppen vereinigt auftreten, so dass mindestens
in jenem Theile (meist ist es das Ende der Säulchen), wo sie an-
einanderstossen und sich bedrängten, die freie Ausbildung der
Formen gleichfalls gehindert erscheint
Es macht überhaupt den Eindruck, als ob man in dem Danburit
vom Scopi das Product einer ziemlich raschen und nicht ganz
ungestörten Krystallisation zu erblicken habe.
Dieser Umstand würde auch den zweiten der oben angeführten
Punkte einigermassen verständlich machen. In letzterer Beziehung
möchte ich, später mitzutheilenden Beobachtungen vorgreifend,
darauf hinweisen, dass auch die in der Lösung, aus welcher der
Absatz der Krystalle erfolgte, etwa vorhandenen Strömungen auf
die Entstehung verzerrter Formen und auf die Art der entstandenen
Verzerrungen nicht ohne Einfluss zu sein scheinen, dass sie im
Qegentheile bestimmend darauf einwirken.
Wenn dies der Fall ist, dann wird ein Wechsel dieser
Strömungen in der Ausbildung der einzelnen bereits bis zu einer
gewissen Grösse gelangten Individuen neue Variationen herbei-
führen, welche bei der grossen Mannigfaltigkeit der gegenseitigen
Lagerung der einzelnen Individuen eine ebenso grosse Verschieden-
heit derselben zur Folge haben müssen.
Was endlich den 3. Punkt betrifft, so scheint der Danburit in
der That wenig Neigung zur Zwillingsbildung zu besitzen.
Trotzdem Durchkreuzung und sonstige Verwachsungen von
Individuen so vielfach zu beobachten sind, gelang es nur in einem
Falle, dieselben auf ein deutlich ausgesprochenes Zwillingsgesetz
zurückzuführen.
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422 ^&x Schnster.
Dabei waren die beiden Individuen von verschiedener Grosse
nnd das kleinere dem grösseren so aufgelagert, dass beide an
den Prismenflächen n verwachsen erschienen, während sämmtliche
übrigen Flächen zu dieser Yerwachsungsebene symmetrisch zu liegen
kamen. Das Gesetz würde daher lauten : Zwillingsaxe die Normale
zur Prismenfläche n, die Individuen nach der Zwillingsebene ver-
wachsen.
Aber auch hier hat es den Anschein, als ob der Anstoss zur
Zwillingsbildung erst später, nachdem das eine Individuum bereits
eine gewisse Grösse erlangt hatte, von einem Punkte seiner
Flächen n ausgegangen wäre und als ob erst dann das zweite
kleinere Individuum in symmetrischer Anlagerung darüber sich
erhoben hätte.
Im Vorausgehenden wurde versucht, ein Bild zu geben, von
der reichen Formenentwicklung des Schweizer Danburites.
Es wurden die auffallendsten Typen hervorgehoben, deren jeder
eine Anzahl Vertreter besitzt. Zwar liegt es in der Natur der Sache,
dass dieselben durch kleine Yariationen alle möglichen Zwischen-
formen und Uebergänge darbieten können, immer aber werden sie
sich dem einen oder andern der angeführten Fälle am meisten
nähern. Wenn man die gegenseitige Abhängigkeit der Flächen in
ihrer Ausbildung zum Gegenstande des Studiums macht, kan*^ eben
jedes einzelne Individuum Interesse und Bedeutung gewinnen.
Ich möchte mich nun der Besprechung der Flächenbeschaffen-
heit zuwenden, die bei unserem Vorkommen besondere Aufmerk-
samkeit zu verdienen scheint.
In vielen Fällen freilich ist ein Hinderniss gegeben in der
Rauhigkeit der Flächen, welche überdies, wie erwähnt, oft mit
Ghlorit überzogen sind.
Meist ist es, wie erwähnt, die rückwärtige Hälfte, die davon
stark bedeckt und wie es scheint, im Zusammenhange damit,
undeutlicher entwickelt ist, (viel kleinere Flächen besitzt) — • zu-
weilen ist es jedoch die rechte und linke Häufte, die einen gleichen
Unterschied zeigt.
Endlich kann es aber auch vorkommen, dass zwar die ver-
ticalen Prismenflächen davon verhältnissmässig frei und glänzend.
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Flächenbeschaffeiilieit und Bauweise der Danburltkrystalle. 423
hingegen sämmtliche Theile des Kopfes damit reichlich überzogen
erscheinen.
Je vollkommener und glänzender die Flächen aber gebildet
sind, desto deutlicher traten jene Erscheinungen hervor, die im
folgenden Capitel behandelt werden.
FlSehenbesehaffenheit der Danburltkrystalle TOin SeopL
Wenn man die Flächen der Schvreizer Danburitkry stalle etwas
aufmerksamer betrachtet, so findet man dieselben mit einer überaus
zarten Zeichnung bedeckt, welche ihren wunderbar feinen Bau
deutlieh verräth.
Diese Zeichnung wird durch kleine, aus der Ebene der betref-
fenden Hauptfläche nur äusserst wenig hervortretende Erhabenheiten
hervorgebracht, welche wir nachdem von Websky^) eingeführten
Ausdruck als vicinale bezeichnen wollen. Dieselben sind keineswegs
auf einzelne Flächen beschränkt, obwohl sie auf jeder eine beson-
dere, charakteristische und zugleich dem Symmetriegrade der
betreffenden Fläche entsprechende Gestalt zu besitzen pflegen,
sondern scheinen ganz allgemein vorzukommen und ein Unterschied
eigentlich nur in der Deutlichkeit zu bestehen, mit welcher sie in
Erscheinung treten. Sie können allerdings so fein werden, dass
sie sich der Betrachtung gänzlich entziehen ; die Grenze jedoch,
bis zu welcher sich die Spuren davon verfolgen lassen, dürfte
lediglich von den Hilfsmitteln, der Schärfe und Uebung des beob-
achtenden Auges abhängen. Es gelang mir wenigstens späterhin
nach einiger Uebung, bei wiederholter Betrachtung, günstiger Be-
leuchtung und unter Anwendung einer geeigneten Lupe Andeutungen
davon selbst auf solchen Flächen wahrzunehmen, die einen auf-
fallenden Glanz besassen, am Beflexionsgoniometer mit den Fern-
röhren ein einziges sehr präcises Signalbild ergaben und mir anfangs
vollkommen eben erschienen waren.
Eine Anzahl von Fällen, in denen die zu besprechenden
Erscheinungen besonders deutlich zu sehen waren, sind Gegenstand
der Figuren 26 und 26', 2 c und 2 c', 3a und 36, 4, 76, 96>
106 und 12.
^) ZeitBchr. d. deutschen geol. Ges., Bd. XV, pag. 679.
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424 ^^^ Schuster.
Die zur Vorlage dienenden Individuen wurden dabei, soweit
es anging, allerdings getreu copirt. Allein es ist oft nicht möglich,
die Feinheit des Baues, wie sie der Wirklichkeit entspricht, mit
dem Stifte auch nur annähernd wiederzugeben. Man müsste jeden-
falls schon zu einer sehr starken Vergrösserung die Zuflucht nehmen,
um nur alles das in der Zeichnung wirklich unterzubringen, was
dem Auge noch gut erreichbar ist.
Im Ganzen darauf verzichtend, sah ich mich doch genöthigt,
in solchen Fällen wenigstens gewisse Einzelheiten etwas übertrieben,
das heisst im vergrösserten Massstabe hervorzuheben, im Uebrigen
mich hingegen darauf zu beschränken, das Charakteristische und
Wesentliche der Erscheinung zum Ausdruck zu bringen. Obwohl
die Figuren unter diesen Umständen immerhin etwas schematisch
ausfallen mussten, so werden sie doch hoffentlich den Zweck erfüllen,
der damit angestrebt wurde, nämlich dem beschreibenden Worte
zu Hilfe zu kommen, zur Erläuterung zu dienen.
Am schönsten und regelmässigsten traten die vicinalen Erhe-
bungen auf den Längs- und Querflächen auf, weshalb sie sich am
besten gerade an solchen Erystallen studiren Hessen, an denen
diese Flächen selbst gross und vorherrschend entwickelt sind, also
an Erystallen vom Typus I. Von den beiden Flächen a und 6
ist es wieder die erstere, welche in der Regel die einfacheren
Verhältnisse darbietet, daher wir mit ihrer Beschreibung den Anfang
machen wollen.
Vicinalflächenbau auf a (100).
Die Erscheinungen, die hier zur Besprechung kommen, lassen
sich kurz zusammenfassen als Pyramidenbau mit oder ohne Treppen-
bildung.
Ein sehr leicht verständlicher Fall ist an dem in Fig. 36
abgebildeten Erystall zu beobachten.
Von den Längsflächen b und den Endflächen c zugleich her-
kommend; einmal in der verticalen Prismenzone, das andere Mal
über das Doma d fortschreitend, würde man hier schliesslich nicht
zur Fläche a selbst, sondern, von beiden Seiten her schwach an-
steigend, auf die Spitze einer vierseitigen Pyramide gelangen, deren
Scheitelkanten gerade über dem Mittelpunkte der genannten Fläche
zusammenstossen und deren Seitenflächen (a^ und a^) genau den
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Flächenbescbaifenbeit and Bauweise der Datiburitkrystalle. 425
Zonen ac und ab angehören, deren Basis endlich wenigstens der
Länge nach vollständig mit der Ausdehnung der Fläche a zusammen-
fällt, indem die der Zone ac angehörigen Seitenflächen d^ oben
unmittelbar an das Doma d angrenzen, während die entsprechenden
a^' unten mit der Bruchfläche des losen Erystalles abschliessen.
Die Scheitelkanten der ncinalen Pyramide, welche in unserem
Falle überaus scharf sind und gerade verlaufen, fallen zu zweien
in je eine Ebene, die zur Ebene von a senkrecht stehen würde.
Schon daraus ist zu erkennen, was späterhin noch manche
Bestätigung finden wird, dass nämlich die Neigung je zweier gegen-
überliegender Seitenflächen zur gemeinsamen Basis die gleiche ist.
Der Winkel, den jene die gegenüberliegenden Scheitelkanten in sich
aufnehmenden Ebenen mit der Yerticalebene b einschliessen, ist
geringer als der mit der Horizontalebene c, woraus wieder hervor-
geht, dass die Seitenflächen a^ und a?' (in Zone ab) steiler auf-
gerichtet sind, als die Flächen a^ und a^', welche der Zone ac
angehören.
Die beiden letzteren Flächen erscheinen vollkommen glatt
und es ist an dem betrachteten Krystall keine Spur weiterer Un-
ebenheit darauf zu entdecken.
Die Flächen a? und a^^' erscheinen in dem den Scheitel-
kanten anliegenden Theil auch vollkommen glatt, dagegen weiter-
hin von einer beiläufig parallelen Lamelle zum Theile überdeckt,
welche, nach der Umgrenzung zU schliessen, für sich ergänzt, eine
zweite, ähnlich gestaltete Pyramide ergeben würde, wie die, auf
deren Seitenfläche sie sich erhebt.
Dass diese kleineren Pyramiden nicht lediglich eine Wieder-
holung der Hauptpyramide darstellen, ergibt sich bei genauerer
Betrachtung als sehr wahrscheinlich. Die den Scheitelkanten der
Hauptpyramide ungefähr parallele Umgrenzung der in Rede stehenden
Lamellen wird nämlich, wie auch in der Zeichnung (etwas über-
trieben freilich) angedeutet ist, von Randkanten gebildet, von denen
die der Unterlage (a^ resp. a^') angehörigen und die in der breiten
oberen Fläche der Lamelle liegenden nicht parallel sind. Es kann
also entweder letztere nicht vollständig gleiche Neigung besitzen,
wie die Unterlage, oder es können, dieses zugegeben, die gegen
die Mitte zu entwickelten Randflächen der Lamelle nicht Wieder-
holungen der Flächen a"^ und a^' darstellen.
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426 ^^^ Schuster.
Es dürfte Beides zugleich stattfinden. Da nämlich die nach
aussen liegende Seite der Lamellen, welche in einer den verticaien
Kanten parallelen Linie mit der Unterlage zusammenstösst, gar
keine deutliche Randfläche in der Begrenzung erkennen lässt, son-
dern sich vielmehr allmälig in den Flächen a^ verliert, so hat es den
Anschein, als ob die Lamellen auf dieser Seite der Unterlage näher
liegen, d. h. also Flächen darstellen würden, welche steiler sind,
als die Flächen a?, auf denen sie sich erheben.
Bemerkenswerth erscheint ferner, dass in der linken Hälfte
(s. die Fig.) keine auffallende weitere Wiederholung durch Lamellenbil-
dung eintritt, während in der rechten Hälfte, in jenem Theile der
hier verbreiterten Fläche a, welche der hier gleichfalls grösser
entwickelten Fläche X anliegt, eine zweite solche Lamelle deutlieh
sichtbar wird.
Schon darin ist eine Andeutung der Thatsache zu erblicken,
dass die Entwicklung des Vicinalflächenbaues zu dem einseitigen Vor-
herrschen gewisser Flächen, der Ausbildung von Yerzerrungen, in
Beziehung steht.
Auf eine mehr directe Weise geben sich solche Beziehungen
zu erkennen durch den Zusammenhang zwischen den jeweiligen
Randkanten der Hauptflächen und den Kanten der darauf befind-
lichen Yicinalflächen, welcher schon in dem vorliegenden Falle,
noch besser aber auf den Flächen "k sich geltend macht.
Wenn wir beispielsweise darauf achten, dass die glatten
Seitenflächen der vicinalen Hauptpyramide oben durch die in a
liegende Domenkante gehen, und dass ihre Scheitelkanten von
jener Stelle ihren Ausgang nehmen, wo die erwähnte Domenkante
und die in a liegende Kante des angrenzenden \ zusammenstossen,
dass sie ferner den von letzteren gebildeten Winkel zu halbiren
scheinen, so drängt sich die Vermuthung eines Zusammenhanges
zwischen der Ausbildungsweise des ganzen Krystalles und der Aus-
bildung der Yicinalflächen unwillkürlich auf.
Die Gegenfläche a' des bisher betrachteten Krystalles (siehe
Figur Sa rechts) ist leider zu stark mit Chlorit bedeckt und zu
rauh, um ein genaueres Studium zu gestatten. Soweit sich übri-
gens erkennen Hess, scheinen die Verhältnisse auf derselben von
den eben beschriebenen nicht wesentlich abzuweichen.
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FlächeDbeachaffenheit und Bauweise der Danburitkryitalle. 427
Anders hingegen gestaltete eich der Anblick in solchen Fällen,
von denen der in Fig« 2 b und 26' mit der Vorder- und Rückseite
abgebildete Erystall ein Beispiel gibt.
Zwar sind auch hier die Flächen a und a* im Wesentlichen
nur von einer einzigen vicinalen Pyramide bedeckt. Allein die
Seitenflächen dieser Pyramide sind nicht glatt, auch nicht von
Lamellen überlagert, sondern treppenartig abgestuft.
Diese Treppenbildung greift an vielen Stellen sehr regelmässig
um die ganze Pyramide herum. Siehe Fig. 2 b*. Am deutlichsten
sind die Stufen der Treppe auf a^, also an der oberen Seite der
Pyramide, zu sehen; auch fst dort die Erscheinung am leichtesten
verständlich, indem sie sich auf eine Art Combinationsstreifung
zurückführen lässt, wobei die Fläche aV mit einer zweiten, in der-
selben Zone gelegenen Fläche zu wechseln scheint. Ob diese
zweite Fläche, welche die schmalen Stufen der Treppe abgibt,
noch derselben Seite angehört, wie a^ selbst, und nur mehr oder
weniger steil aufgerichtet ist, als diese, oder ob sie in die Ebene
von a selbst föUt, oder darüber hinaus liegend den gegenüber be-
findlichen Flächen a(' entspricht, lässt sich wegen der Schmalheit
derselben bei der Spiegelung nicht constatiren.
Wenn man aber bedenkt, dass die aus dem Wechsel resul-
tirende Pyramidenkante hier ziemlich scharf und grade verläuft, so
scheint mir das erstere das wahrscheinlichste.
Was insbesondere das Auftreten der Flächen a und b als
solcher betriift, so soll gleich hier darauf aufmerksam gemacht
werden, dass dasselbe am ganzen Yorkommen mindestens sehr
zweifelhaft erscheint, da kein directer Grund vorliegt für die An-
nahme ihres Vorhandenseins, während ihr Nichtvorhandensein, wie
sich bei Besprechung der Messungsresultate noch zeigen wird, in
vielen Fällen erwiesen erscheint.
An der linken Seite der Fig. 2 b* sind einige kleinere, ganz
untergeordnet hier selbstständig auftretende Pyramiden « durch die
Zeichnung angedeutet.
Auf der Oegenfläche a desselben Erystalles (Fig. 2 b) mögen
die Verhältnisse anfänglich ganz ähnlich gewesen sein, doch
scheint es, dass später beim Weiterwachsen die Regelmässigkeit
der Treppenbildung einigermassen wieder verwischt wurde; die
Seitenflächen der vicinalen Hauptpyramide wenigstens sind hier
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428 Max Schuster.
wahre Scheinflächen, indem sie mit einer so ungemein feinen,
zarten Riefung bedeckt erscheinen, dass von einem Wechsel eigent-
licher, sichtbarer Flächen kaum mehr die Rede sein kann.
Wollte man nach Analogie mit der deutlicheren Erscheinung
auf der Gegenfläche es dennoch versuchen, dieselbe auf gewisse
Flächen zurückzuführen, so würde man schon aus dem unregel-
mässigeren und etwas gekrümmten Verlauf der Scheitelkanten der
resultirenden Scheinpyramide darauf schliessen müssen, dass dieser
Wechsel ein ziemlich unregelmässiger sei und dass er in der
Zone ac der Hauptsache nach zwischen weniger steilen oder
gleichzeitig in der Zone ah zwischeif steileren Flächen stattfinde,
als in denselben Zonen auf der Gegenfläche, indem beispielsweise
auf den Flächen a^ und a^* hier die erwähnten Scheitelkanten
unter einem viel kleineren Winkel zusammenstossen, als im frü-
heren Falle.
Im Einzelnen macht sich jedoch weiterhin zugleich ein Unter-
schied in der Entwicklung der rechten und linken Seite der vici-
nalen Hauptpyramide geltend.
Eine Erklärung dafür und für das verschiedene Verhalten
der Flächen a und a' überhaupt dürfte in unserem Falle nicht so
schwer zu finden sein.
Bei Betrachtung der Fig. 2 h ergibt es sich nämlich, dass an
dem vorliegenden Erystall an der rechten oberen Ecke der Fläche
a und im angrenzenden Theile der gross entwickelten Fläche 6,
ein Stück ausgebrochen war, dass jedoch der Kry stall nach diesem
gewaltsamen Eingriff in sein Bestehen noch weitergewachsen sei.
Es sind ferner die Bruchstellen nicht mehr mit der ursprüng-
lichen Oberfläche versehen, sondern th eilweise ausgeheilt und zwar
durch Anlage von Vicinalflächen, welche in einem den Umrissen
der schmalen Bruchfläche (siehe die Zeichnung) sich anschmie-
genden Treppenbau auf dieser gegen die Mitte fortschritten, wäh-
rend auf dem breiteren Theile ein ähnlicher und nur in höherem
Grade entwickelter Wechsel von vicinalen Prismen der verticalen
ZonO; wie wir ihn auch sonst an den Danburitkrystallen noch viel-
fach bemerken werden, in allmäliger Krümmung einen Ausgleich
der Bruchstelle zwischen a und h vermittelt.
Es liegt in diesem Falle wohl nahe, daran zu denken, dass
die so einseitig gesteigerte Bauthätigkeit auch auf Zufuhr und An-
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Flächenbeschaffenheit und Bauweise der Danburitkrystalle. 429
satz der Molekel in der Nachbarschaft (auf der Fläche a) nicht ohne
EinfluBB blieb und dass also der Yicinalflächenbau auf a zwar nicht
herTorgerufen, wohl aber modificirt worden sei durch die Aushei-
lung der angrenzenden Bruchstelle.
Von der Eyentualität solcher Störungen abgesehen, scheint
die Ausbildung der Vicinalfiächen auf a eine derartige Regel-
mäflsigkeit zu besitzen, dass wenigstens die Neigung der Ebenen,
in denen die sich kreuzenden Scheitelkanten der Hauptpyramide
liegen, gegen die Horizontal- und Yerticalebene ziemlich constant
sich erhält, wobei gleichzeitig auch die Winkel zwischen den
anliegenden Scheitelkanten nur innerhalb geringer Grenzen schwanken.
Dieses deutet darauf hin, dass selbst im Falle, wo die ganze
Pyramide etwas steiler oder weniger steil aufgerichtet sein mag,
doch das Verhältniss der Neigung der Flächen a^ und a?' zu ein-
ander zur Neigung zwischen a^ und aT' sich fast gleich geblieben sei.
Damit steht im Einklänge die Beobachtung, dass derselbe Pyramiden-
bau auch auf den schmälsten Flächen a sich wie^derfindet, dass
aber dann meist eine Anzahl Pyramiden neben einander sich ent-
wickelt haben, sobald die Fläche a über das Verhältniss hinaus
verschmälert erscheint, welches zwischen Länge und Breite der
Basis* der aufsitzenden Pyramiden besteht. Eine einzelne solche
Pyramide ist dann eben nicht im Stande, die ganze Fläche zu
bedecken, da sie sehr bald bis an den Rand hinausreicht. (Siehe
Fig. Tb und 9b rechts.)
Die längeren Randkanten der Flächen a sind bei unserem
Vorkommen in allen Fällen die der verticalen Axe parallelen, da
das Wachsthum in dieser Richtung ausnahmslos überwiegt.
Letztere Eigenthümlichkeit scheint sich auch auf die Aus-
bildung der Vicinalfiächen zu erstrecken.
Im vorhin erwähnten Falle sind wenigstens sehr häufig an
den einzelnen vicinalen Erhebungen die Flächen a? und a^ vor-
wiegend entwickelt, so dass sie in einer verticalen Kante zum
Schnitte kommen und die Pyramiden auf solche Art in Prismen
verwandeln, welche nach oben und unten durch die nur unter-
geordnet ausgebildeten Flächen ä^ und a(' abgeschrägt erscheinen
(Fig. Tb rechts).
Diese Verzerrung scheint aber erst bei weiterem Wachsthum
der regelmässig angelegten Pyramiden einzutreten, hauptsächlich
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430 Max Schuster.
dann, wenn das Waehsthum des ganzen ErystaUes so fortschreitet,
dass die Fläche a immer schmäler wird. Dann kann es so weit
kommen, dass ein einziges solches vicinales Prisma sich der ganzen
Fläche bemächtigt, der Länge nach also nur a^ and a^' oder eines
allein vorhanden ist, die übrigen (a^ und a^'} nur untergeordnet
entwickelt sind, oder gar nicht in Erscheinung treten.
Anders dürfte es sich verhalten, wenn eine ursprünglich
schmal angelegte Fläche a sich nachträglich yerbreitert. In dem
Masse, als sie an Ausdehnung zunimmt, scheint auch die Anzahl
der vicinalen Pyramiden zuzunehmen, welche sich in diesem Falle
aber nicht nur über einander, sondern auch neben einander erheben.
Denkt man sich beim Weiterwachsen die anfanglich isolirt ange-
legten soweit vergiössert, bis sie auf einander stossen, so werden die
davon bedeckten Flächen wie facettirt oder parquettirt aussehen
von den sich kreuzenden Scheitelkanten der vicinalen Pyramiden.
Ein solcher Fall scheint sich in Fig. 2c' darzubieten, wo
man die „gekreuzte^ Pyramidenbildung im oberen Theile von a' ziem-
lich deutlich erkennen kann. Der daselbst abgebildete Erystall ist
zugleich ein weiteres Beispiel von einer gewissen Selbstständigkeit
der Gegenflächen a und a' sowohl* in Bezug auf ihre Grössenent-
wicklung, als auch auf ihre Oberflächenbeschaffenheit, wie der Ver-
gleich von Fig. 2 c und 2 c' zeigt, welche denselben von vorne und
rückwärts gesehen darstellen.
Auf der Seite der grösser entwickelten Fläche a' hat jeden-
falls die regere Bauthätigkeit stattgefunden, was sich wohl schon
in der „hypoparallelen" Anlagerung eines zweiten Individuums in
der unteren Hälfte desselben ausspricht.
Einen ähnlichen Anblick gewähren auch die in Fig. 106 und
12 dargestellten Krystalle. In diesen Figuren wird man überall
entweder doppelte Linien oder Andeutungen'jeiner Streifung bemerken.
Dies dient zur Yeranschaulichung der folgenden Thatsache.
Die Ausfüllung der Vertiefungen, welche zwischen den zusammen-
gerückten vicinalen Pyramiden offen bleiben, erfolgt bei fortgesetztem
Waehsthum, sobald dieses auf Herstellung einer Hauptpyramide
hinzielt, offenbar in der Weise, dass auch hier eine Art Treppen-
bildung, eine Wiederholung benachbarter Flächen eintritt, welche
aber im Gegensatz zu dem früher behandelten Falle die ein-
ander anliegenden Flächen d^ und a? betrifft, daher auch die
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Flächenbeschaffenheit and Baaweiae der Danbaritkrystalle. 431
80 entstehende Streifang hier immer den Scheitelkanten der Pyra-
miden parallel verläuft.
Auf der Gegenfiäche a des Erystalles in Fig. 2c finden sich,
nur Spuren und Andeutungen des Yicinalflächenbaues der auf a'
so schon entwickelt ist, doch ist bemerkenswerth, dass auch hier
nicht etwa die Ebene a selbst Yorzuliegen, sondern dass die ganze
Fläche der Hauptsache nach a( zu entsprechen scheint, auf welchem
nur untergeordnet Wiederholungen derselben und der übrigen
Yicinalflächen lamellenartig aufsitzen.
In dem nahezu parallel angelagerten Individuum (Fig. 2 c'
untere Hälfte) scheint die dieser Vicinalfläche als Gegenfläche
entsprechende, also die in diesem Falle nach abwärts gekehrte
Fläche (a^') weitaus vorzuherrschen; nur ganz oben der unmittelbar
an der Kante mit dem Doma d gelegene Theil ist sehr schwach
nach aufwärts gerichtet.
Sowohl dieser Theil als die grössere untere Hälfte ist mit
einer so feinen horizontalen Streifung versehen, dass beide nur
Scheinflächen abgeben ; bemerkenswerth ist aber, dass die horizon-
tale Streifung an den Seiten des oberen Theiles, welcher von
gerundeten Kanten umgrenzt erscheint, umbiegt und auf dieser
Strecke im Sinne der Kante verläuft, welche dem anliegenden r
und X entspricht. Darin gibt sich nämlich eine Annäherung an die
nunmehr zu betrachtenden Verhältnisse auf der Längsfläche b zu
erkennen, wo ausser den Yicinalflächen, welche den Charakter
von krystallographisohen Prismen besitzen (wie a^ und ä^) auch solche
sehr häufig auftreten, welche krystallographisohen Pyramidenflächen
entsprechen.
An der rechten Seite des kleinen Individuums tritt hingegen
wieder deutlich die gekreuzte Pyramidenbildung auf, wie in der
oberen Hälfte des Hauptindividuums. Doch muss hervorgehoben
werden — was für die Lage des angewachsenen Individuums
bezeichnend ist — dass nur ein Theil der Yicinalflächen oben
und unten zugleich einspiegelt, und dass davon wieder nur eine
einzige einer andern entspricht. Es erscheint sonach das kleinere
Individuum gegen das grössere ungefähr um so viel verschoben, als
die Neigung zweier gegenüberliegender Yicinalflächen des Haupt-
individuums ausmacht.
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432 Max Schuster.
In Fig. 4 endlich dürfte man höebst wahrscheinlich die fast
ToHständige Einigung von ursprünglich selbstständigen kleineren
Pyramiden, deren letzte noch an der linken Seite zu sehen sind,
zu einer Hauptpyramide zu erblicken haben.
Vicinalflächenbau auf b (010).
An allen Erystallen, .wo die Flächen b Torherrschen, sind
sie mit einer horizontalen Streifung versehen. Diese Streifung, welche
zum grössten Theile auf einen Wechsel von Vicinalflächen zurück-
zuführen ist, steht wohl im Zusammenhange mit der in diesen
Fällen überwiegenden Tendenz, die brachydomatische Zone tvlf
zur Ausbildung zu bringen.
Die Zahl der in dieser Zone auftretenden Flächen ist eine
keineswegs bestimmte; doch sind es in der Regel die Flächen w,
g und /*, welche über der von den in t (021) zusammentretenden
Flächen X und den unterhalb angrenzenden verticalen Prismen-
flächen gebildeten Ecke mit einander wechseln, so zwar, dass w
vorzugsweise mit \ f hingegen bereits mit den Prismenflächen
zum Schnitte kommt.
Durch die in der genannten Streifung sich aussprechende
Wiederholung von zwischenliegenden Vicinalflächen erscheint nun
die Zone auch über f hinaus bis in die unmittelbare Nähe des
wahren Flächenortes von b fortgesetzt. Ja es kann der Fall ein-
treten, dass die Zone b/w mit ihrem zwischen w und f liegenden
Theile gar nicht zur Entwicklung gekommen ist ; dann sind es die
nie fehlenden Vicinalflächen von 6, welche ich conform der auf a
gebrauchten Ausdracksweise mit b^ und 6^' bezeichnen will, je nach-
dem sie zwischen b und c oder zwischen b und c', d. h. dem ab-
gebrochenen Theile des Krystalles, gelegen sind, durch welche die
genannte Zone vertreten oder doch angedeutet wird.
In solchen Fällen, wo diese allein vorhanden sind, ist der Vicinal-
flächenbau von b natürlich sehr einfach und leicht zu überschauen,
wie Fig. 2 b' auf der rechten Seite zeigt. Nur hat sich bei genauerer
Untersuchung ergeben, dasa die Streifung nicht immer von einem
Wechsel zwischen 6^ und b^* herrührt, sondern dass derselbe sehr
oft zwischen zwei, der Lage nach b^ entsprechenden Flächen statt-
findet, während von b aus nach abwärts gerichtete Flächen nicht
vorhanden sind. Solches ist auch auf der Gegenfläche des eben
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Fläcbenbescbaffenheit und Bauweise der Danburitkrystalle. 433
erwähnten Erystalles in Fig. 2 h deutlich zu erkennen, wo in dem
unteren Theile der Längsfläche die Streifung seitlich umbiegt in
eine Zone, welche ganz beiläufig zu den Pyramidenflächen \ hin-
führen würde und wo dieses Umbiegen längs einer Kante statt-
findet, deren Verlauf keinen Zweifel darüber lässt, dass die hier
sichtbare Treppe von c her kommend gegen b ansteigt.
Sind nach dem eben Gesagten die Flächen a und b im grossen
Ganzen durch den Bau ihrer Vicinalflächen gut charakterisirt und
im Allgemeinen wohl zu unterscheiden, so zeigt sich doch in den
Einzelheiten desselben grosse Aehnlichkeit.
Zwar fand ich niemals die Fläche b von einer einzigen grossen
Pyramide bedeckt, wie dies in Betreff der Fläche a bereits ge-
schildert wurde. Hingegen geht die horizontale Streifnng nicht
selten schliesslich in eine Art Spitze aus (wie aus Fig. 3 a und 3 b
ersichtlich), welche sich als der oberen Seitenfläche einer vicinalen
Hauptpyramide zugehörig betrachten lässt, deren rechte und linke
Seitenflächen (6* und V) jedoch im gegebenen Falle mit einer
ebenso feinen Streifung versehen und zugleich nach auf- und abwärts
gebrochen erscheinen.
Ziemlich oft kommt es dann gleichzeitig zur Ausbildung ge-
sonderter kleinerer Pyramiden, wie an dem in Bede stehenden
Krystalle, wo sie lamellenartig aus den rechten und linken Seiten-
flächen der treppenartig abgestuften Hauptpyramide hervorragen.
Abgesehen davon, treten sie aber auch selbstständig auf, wie auf
der vorderen Längsfläche des in Fig. 2h abgebildeten Erystalles.
Hier ist im Gegensatze zu dem vorigen gerade im oberen
Theile eine gehäufte Pyramidenbildung zu bemerken, während erst
unterhalb die charakteristische Streifung wieder hervortritt. Die
Form dieser kleinen vicinalen Erhebungen ist bald eine ähnliche
wie die der Vicinalflächen von a, indem sie im Wesentlichen aus
4 Flächen gebildet werden, von denen die einen (i* und i*'), gleich-
geneigt zur Fläche h der Zone a b angehören, die beiden anderen
(b^ und 6^') dagegen in ähnlicher Weise in die Zone hc fallen.
Doch besteht selbst in diesem Falle eine Verschiedenheit
gegenüber den vicinalen Pyramiden auf a, indem die gegenseitige
Neigung der genannten Flächen eine andere ist, als dort, und ins-
besondere der Winkel der in b^ liegenden Scheitelkanten im Allge-
Miaeraloff. und petrogr. Mitth. V. 1882. Schulter. 29
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434 ^az Scfaaater.
meinen ein grosserer ist, als der entsprechende Winkel auf der
Fläche a^.
Meist ist hingegen die Form der einzelnen vicinalen Er-
hebungen auf a eine viel complicirtere, indem an denselben oben
und unten zwar h^ und &^', rechts und links jedoch je zwei Flächen
auftreten, die ich mit h^ und ft^ einerseits, 6^' und i^ andererseits
bezeichnen will, um anzudeuten, dass sie den Charakter von krystallo-
graphischen Pyramiden besitzen und bisweilen wenigstens ungefähr
in die Zonen hß fallen.
Auf solche Weise entstehen aber dann nicht vier- sondern
sechsseitige Pyramiden, deren einige in Figur 2& und äa zu
bemerken sind. Im ersteren Falle beobachtet man überdies beiderlei
Formen gleichzeitig nebeneinander.
Beim Vergleiche der Figuren 2 h und 2 b* fallt es sofort auf,
dass die gehäufte Pyramidenbildung nur auf einer der beiden Längs-
flächen sich vorfindet, der Gegenfläche jedoch vollständig fremd ist.
Man wird wohl nicht irre gehen^ wie in dem analogen Fall auf der
Fläche a, diese Modification des Yicinalflächenbaues der gesteigerten,
gleichsam überhasteten Bauthätigkeit zuzuschreiben, welche der
Erystall bei der Ausheilung der benachbarten Bruchstelle ent-
wickelte. Dem gegenüber würde die Ausbildung der Streifenzone
als das Resultat der ruhigeren, ungestörteren Bildung erscheinen.
Unter einem ähnlichen Gesichtspunkt hat man vielleicht auch
die in den Figuren 2 c und 2 c' sich darbietenden Erscheinungen
aufzufassen.
Was insbesondere die in 2 c* dargestellte Längsfläche betrifft,
so zeigt sich im oberen Theil eine ähnliche Entwicklung wie in
Fig. 2 6; im ersten Augenblicke würde man keinen Unterschied
bemerken. Bei genauerer Betrachtung ergibt es sich, dass ein
solcher dennoch besteht.
Während die vicinalen Erhebungen auf der Längsfläche in
Fig. 2 b ringsum ziemlich vollständig und in sich mehr abgeschlossen
erscheinen, so dass man sich wegen ihres individuellen Verhaltens
allenfalls noch versucht fühlen konnte, den Ausdruck „Subindividuen*',
den Sadebeck geschaffen und mit grosser Vorliebe angewendet
hat^), hier zu gebrauchen, so sind auf der entsprechenden Fläche
•) In seiner Krystallotektomk. Rose-Sadebeck's Elemente der Krystallo-
graphie, II. Bd., pag. 166 und folg.
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Flächenbeschaffenheit and Bauweise der Danburitkrystalle. 43&
in Fig. 2c* diese sogenannten Subindividuen so unvollständig und
unselbstständig entwickelt, erscheinen vielmehr auf einer schief auf-
steigenden gemeinsamen Unterlage lamellenartig in solcher Weise über
einander geschoben und in ihren seitlichen Flächen (b^ und b^') sowie
nach unten hin (b"^') derart verkürzt, dass ich nicht umhin kann,
dieselben lediglich als Theile einer und derselben Fläche b eineh
und desselben Individuums, des Hauptindividuums, aufzufassen. Ich
werde sie demgemäss auch mit gutem Gewissen zwar als Theile
erklären können, welche bei dem Wachsthum der Fläche b an
Stelle derselben sich entwickelten, während kein Grund vorliegt,
in ihnen die kleinsten Theile selbst zu erblicken, aus deren An-
einanderlagerung die Fläche b überhaupt sich aufbaut.
Letzteres wäre aber der Sinn, den Sadebeck mit dem
Worte Subindividuum verbindet, weshalb ich diesen Ausdruck auch
weiterhin lieber vermeiden will.
Der in Rede stehende Erystall ist überdies noch deshalb
bemerkenswerth, weil die Gegenfläche zu ä', welche, wie eben
beschrieben wurde, eine ziemliche Ausdehnung besitzt und mit
vicinalen Pyramiden, theilweise wenigstens, bedeckt ist, gänzlich
fehlt, sei es, dass sie gar nicht zur Entwicklung gekommen ist,
sei es, dass sie bei dem in einer späteren Bildungsepoche einge-
tretenen Ueberwiegen der angrenzenden verticalen Prismenflächen
auf ein Minimum reducirt wurde, während eine entsprechend
gelegene Fläche an dem seitlich angelagerten kleineren Individuum
verhältnissmässig gross und deutlich zu sehen ist.
Diese stellt auch in der Ausbildungsweise eine Art Gleich-
gewicht her zu der früher genannten Fläche, indem auch hier (wie dort
im unteren Theile) die charakteristische horizontale Streifung auf-
tritt, welche, trotzdem oben lediglich die in b liegende, nach rechts
ansteigende Kante der linken Pyramidenfläche X die Randbegrenzung
bildet, doch erst weiter abwärts durch seitliches Umbiegen allmälig
in die verticale Streifung übergeht, worauf die beiden letzteren mit
dem Rest der horizontalen gleichzeitig sich zu einem Treppenbau
vereinigen, welcher bis zum abgebrochenen Ende des Krystalles
hinabreicht, ähnlich wie bereits an anderer Stelle beschrieben wurde.
Kehren wir schliesslich noch einmal zu dem in Fig. 3 a und
3 b abgebildeten Krystall zurück, um noch einen Blick auf das mit so
reichlicher Pyramidenbildung versehene untere Ende zu werfen, so
29*
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436 ^&K Schuster.
ergibt sich, dass dem bereits Gesagten noch Folgendes zur Ei^änzung
beizufügen ist*
Die Spitze, in welche die horizontale Streifang hier ausgeht, er-
scheint theilweise gerundet und gebrochen zugleich, indem sie, anfangs
stumpfer, später sich zuschärft, was sich auch in der Zeichnung
einigermassen angedeutet findet. Dies rührt davon her, dass nicht
nur die Flächen b'^ sondern auch die rechts und links angrenzenden
Seitenflächen b^ und b^* der vicinalen Hauptpyramide ??, der die
Spitze angehört, mindestens verdoppelt erscheinen, so dass eben
durch den Wechsel der betreiFenden zwei zugehörigen Flächen die
auf den Scheinflächen von % beobachtete Streifung zu Stande kommt
Jene beiden gekrümmten Linien erweisen sich bei genauerer
Betrachtung in der That zusammengesetzt aus einer Aufeinanderfolge
von geraden Linien, welche dem Durchschnitte zweier anstossender
Flächen b'^ und b^ entsprechen und in der bald stumpfer, bcJd spitzer
zulaufenden resultirenden Durchschnittsrichtung gibt sich eben der
Umstand zu erkennen, dass anfangs (weiter oben) die steileren,
später (weiter abwärts) die weniger steilen Flächen b^ und b^ die
Oberhand besitzen.
Aus ganz demselben Grunde erklärt sich nicht nur die theil-
weise Abnmdung der Randkanten der rechts und links auf den
Seitenflächen von 77 auflagernden, zur Hälfte gesonderten kleineren
Pyramiden, welche von der gestreiften Unterlage schief durch-
schnitten erscheinen, sondern auch der Umstand, dass die nach
aussen hin liegenden scharfen Scheitelkanten der letzteren, welche
den Flächen &^ angehören, im Allgemeinen den spitzer zulaufenden
Scheitelkanten der vicinalen Hauptpyramide ?r, die in der Unterlage
enthaltenen nach innen zu liegenden Randkanten hingegen meist
den stumpferen Scheitelkanten von tt parallel sind.
Erst in der unmittelbaren Nähe der angrenzenden verticalen
Prismenfläcben sind einige wenige grössere Lamellen, die vorherr-
schend aus Flächen vom Charakter b^ und b'^' bestehen, sowohl
rechts als links zu finden.
Weit einfacher sind die Verhältnisse endlich auf der bedeutend
verschmälerten Längsfiäche des in Fig. 4 dargestellten Erystalles,
wo abwärts von der Streifenzone wlf die Fläche b durch eine Anzahl
ziemlich regelmässig und parallel über einander geschobener Lamellen
von der vorherrschenden Lage b^ und mit Randkanten, welche auf
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FJächenbeschaffenheit und Bauweise der Danburitkrystalle. 437
Ä*, ft*' und h^ zurückzuführen sind, vertreten wird, während unge-
fähr Ton der Mitte an die Flächenlage der vorherrschenden Seite
der Lamellen durch gekreuzte Pyramidenbildung in die entgegenge-
setzte, nämlich die h^ entsprechende übergeht, dabei auiFallend an
die ähnlichen Erscheinungen schmaler Querflächen erinnernd.
Yicinal flächen bau auf den verticalen Prismen flächen.
Nicht ohne Absicht habe ich bei der Beschreibung des Baues
der Flächen a und h etwas länger verweilt. Mein Bestreben geht
dahin, zu zeigen, dass alle die hieher gehörigen Erscheinungen,
trotz ihrer so wechselnden Gestalt auf eine einheitliche Ursache
zurückzuführen sind.
Ein Gleiches gilt auch bezüglich der Prismenflächen, so ver-
schieden der Anblick anfangs erscheint, den ihre Oberfläche bei
der Prüfung mit der Lupe im seitlich spiegelnden Lichte dar-
bietet.
Wenn wir kurz sagen wollten, die verticale Prismenzone sei
stark gestreift, so würde damit das Wesen der Erscheinung wohl kaum
genug charakterisirt, jedenfalls aber nicht erschöpft sein, weil man
dabei zunächst doch nur an die Thatsache denken würde, dass die ver-
schiedenen der Zone angehörigen Prismen, insbesonderlB n und Z,
miteinander vielfach wechseln, also in oscillatorische Combination
treten, was allerdings wirklich der Fall ist, während man dabei
jedoch ausserdem sich vielleicht vorstellen könnte, dass die zwischen
diesen Flächen gelegenen Kanten (wie bei einer blossen Com-
binationsstreifung vorausgesetzt werden dürfte) scharf entwickelt
sind und parallel verlaufen, wovon aber meist das gerade Gegentheil
stattfindet.
Der Grund dessen liegt eben in der Beschaffenheit der in
Combination tretenden Flächen selbst, wenn auch der Gedanke
nicht von der Hand zu weisen ist, dass diese Beschaffenheit untrenn-
bar verknüpft ist mit der Ursache, die jenen periodischen Wechsel
von ähnlich gelegenen Flächen hervorbrachte.
Die Erjrstalle des ersten Typus, an denen die verticalen
Prismenflächen meist ganz untergeordnet entwickelt sind, sind zum
genaueren Studium derselben nicht geeignet. Die hier auftretenden
Flächen erscheinen auch immer mehr weniger rauh und geben
niemals ein schönes deutliches Reflexbild.
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438 Max Schuster.
An den Erystallen vom prismatisch säulenförmigen Typus
hingegen, sie mögen im Uebrigen welche Ausbildung immer zeigen^
findet man stets recht glänzende und gut spiegelnde Partien neben
solchen, die matt erscheinen^ allein uneben sind auch die glänzend-
sten unter ihren Flächen, wie sich bei genauerer Untersuchung
ausnahmslos herausstellt.
Wenn man einen solchen, im abgedunkelten Zimmer von
einer nicht cJlzu fernen Gasflamme beleuchteten Erystall so vor
das Auge hält, dass die Oberfläche der Prismen in die deutliche
Sehweite zu liegen kommt, und ihn dabei um die quer gestellte
verticale Axe langsam von der Querfläche zur Längsfläche hin-
bewegt, so dass immer neue Elächenelemente ins Licht treten, so
sieht man statt der einheitlichen Fläche eine Reihe von scharf
begrenzten, mehr weniger gleichschenkeligen'Dreiecken aufblitzen,
die eine sehr geringe Höhe und eine im Vergleiche dazu ausser-
ordentlich langgestreckte Basis besitzen, welch' letztere mit der
Richtung der Yerticalaxe zusammenfällt.
Anfangs scheint es, als ob diese Dreiecke ganz einseitig liegen
würden, in der Art, dass man von a kommend und gegen b fortschrei-
tend in jedem einzelnen von der Basis zur Spitze gelangt, während
im benachbarten Erystallraume, entsprechend der Symmetrie bezüg-
lich der Ebene der Längsfläche, das Gleiche erfolgt, wofern man
den quergestellten Erystall umwendet, so dass die früher nach
links gekehrte Spitze nunmehr rechts liegt und nun in einer zur
früheren entgegengesetzten Richtung, nämlich von a' nach b sich
hinbewegt.
Wenn man jedoch den Erystall in seiner ursprünglichen
Stellung belässt und dabei über die Eanten der Fläche b hinaus-
geht, den Weg also von b noch a' fortsetzt, dann erkennt man,
dass ausser den obenerwähnten noch andere dreieckige Flächen-
elemente vorhanden sind, deren Basis umgekehrt der Fläche &,
deren Spitze hingegen den Flächen a und a^ zugewendet ist. Diese
Dreiecke sind übrigens an Grösse und Gestalt im Allgemeinen von
den vorigen verschieden; sie sind nicht nur überhaupt von gerin-
gerer Grösse, sondern auch von verhältnissmässig geringerer Höhe
insbesondere. Es sieht im Ganzen so aus, als wenn die verticalen
Prismenflächen aus lauter Streifen bestünden, deren jeder ungefähr
in seiner Mitte durch einen von innen heraus nach aufwärts wir-
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Flächenbeschaffesheit und Bauweise der Daubuiitkrystalle. 439
kenden Druck gleichsam in die Höhe gehoben wurde, wobei die seit-
lich (also am Erystalle oben und unten) gelegenen Theile aufge-
brochen und zerfasert wurden, während die nach vorn und rück-
wärts (also gegen a und b hin) aufgerichteten Theile mehr weniger
glatt und eben blieben, jedoch eine von derjenigen der ur8prfin^;Jidi^Q, ^ ''■')/ ^
Fläche etwas verschiedene Lage einnahmen. x^^v , ., .
Die gleichgerichteten Dreiecke spiegeln gro8Btenthei|[]^])|^e'(r p \V St T ^'^
Partien zusammen ein; dies rührt davon her, weil sieVjals/vY^ci-
nale Erhebungen wesentlich zwei verschiedenen Flächen^^'^^^n^..« .
ich n und Z, angehören, wi^lche Flächen auch in dieser Beziehung einen
Unterschied erkennen lassen, insofeme die vicinalen Erhebungen
auf l in der Regel viel grösser und deutlicher, auf n hingegen
kleiner, jedoch in desto grösserer Anzahl vorhanden sind, weshalb
erstere Fläche unebener aber glänzender, letztere Fläche im Ganzen
ebener aber rauher erscheint.
Das Einspiegeln der gleichgerichteten und derselben Fläche
zugehörigen vicinalen Erhebungen erfolgt übrigens nicht genau zur
selben Zeit, vielmehr ergibt sich bei genauerer Betrachtung, dass
selbst die einander entsprechenden vicinalen Erhebungen an ver-
schiedenen Stellen des Erystalles eine etwas verschiedene Lage
besitzen.
Wenn wir auch darauf verzichten müssen, in weitere Details
hier einzugehen, so können wir das Wesen der eben skizzirten
Erscheinungen doch auf eine sehr einfache Weise uns klar machen,
wenn wir auf die bei Besprechung des Flächenbaues' von a
beschriebenen vicinalen Pyramiden und namentlich auf die lamellen-
artig den Seiten der Hauptpyramide aufsitzenden Erhebungen
zurückgehen und unter der Yoraussetzung, dass die Erscheinungen
hier und dort auf derselben Ursache beruhen, nun beiderlei Vicinal-
flächen mit einander zu vergleichen, resp. zu identificiren suchen.
Die Seitentheile derselben, welche auch auf den Prismenflächen
in die Zone a b fallen und somit den Charakter krystallographischer
Prismen behalten, erweisen sich bei Durchführung analoger Bezeich-
nungsweise, vollkommen entsprechend den beobachteten Thatsachen,
sofort verschieden von einander, da sie die Signatur l^ und Z^, resp.
n' und n^ und nicht wie früher n% n^' etc. bekommen müssen«
In der Zone Ic resp. nc nach auf- und abwärts kommt es
hingegen in den seltensten Fällen zu einer glatteren Fläche (höch-
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440 ^^^ Schuster.
stens unmittelbar an den Kanten der Pyramidenfläche X), im
Uebrigen ist dieser Theil, welcher sich stets als Scheinfläche erweist,
und welcher a^ und a^' auf a entsprechen würde, aus einer Reihe vici-
naler Pyramidenflächen gebildet, die so unregelmässig neben ein-
ander liegen, dass diese Partie in der Regel wie gefasert aussieht
und oft auch vertieft erscheint; mag auch hier noch eine gewisse
Gesetzmässigkeit herrschen, so entzieht sie sich doch entschieden
der directen Beobachtung.
Diese Theile sind naturlich zugleich mehr weniger rauh und
geben entweder gar kein deutliches oder eine Reihe von Refiex-
bildem.
Anders verhält es sich mit den Flächenelementen n^ und n^
oder wenigstens P und l^.
Wenn nämlich die letzteren eine gewisse Ausdehnung besitzen,
wie z. B. in Fig. 7&, wo rechts eine einzige grosse vicinale Er-
hebung die Fläche l fast ganz bedeckt, geben sie häufig ein recht
schönes, gutes Reflexbild, so dass man sie da für vollkommen glatt
und eben zu halten geneigt wäre. Wenn man jedoch das Auge
aus der Nähe der spiegelnden Fläche entfernt, bis diese selbst sicht-
bar wird, so bemerkt man sehr oft auch in solchem Falle eine
Riefung. Diese, bald mikroskopisch fein, bald ziemlich deutlich
hervortretend (siehe Fig. 7&), liefert ein allerdings ziemlich unvoll-
kommenes Analogen zur Treppenbildung auf den Pinakoiden.
Nebst der eben erwähnten Figur, welche die grössten und
deutlichsten Yicinalflächen auf l darstellt und zugleich die That-
Sache zum Ausdruck bringt, dass l^^ in der Regel steiler ist als P,
liefern namentlich noch die Figuren 9 h und 10 b, endlich auch 12 und 2 c
Illustrationen der eben berührten Verhältnisse ; man sieht, dass die
Variationen, die im Baue der Prismenflächen vorkommen können,
wesentlich nur durch die wechselnde Grösse und Zahl der lamellen-
artig an einander geschobenen Theile zu Stande gebracht werden.
Bemerkenswerth erscheint der Umstand, welcher in fast allen den
erwähnten Figuren hervortritt, dass die bis zu den Flächen des
Kopfes hin reichenden seitlichen Spitzen von w* und n^ respective
r und l^ fast ausnahmslos zu der feinen Zeichnung in Beziehung
stehen, welche die Flächen des Kopfes, namentlich X, bedeckt.
Dass die zwischen n und l befindlichen vicinalen Erhebungen
mitunter sich soweit ausdehnen und eine solche Lage annehmen
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FlächenbeBcbaffenbeit und Bauweise der Danb^ritkrystalle. 441
können, dass sie einer Fläche x mit denlndices (130) zu entsprechen
scheinen, wie in Fig. Ih und 12, wurde bereits an anderer Stelle
angedeutet.
In den Fällen, wo die Prismenflächen auf einen kleinen Raum
zurückgedrängt, gleichsam nur als Abstumpfung zwischen den gross
entwickelten Flächen a und& auftreten (I. Typus), sind namentlich in dem
an h unmittelbar angrenzenden Theile eigentliche krystallographische
Prismenflächen auch in der Form yon Yicinalfiächen nicht zur Ent-
wicklung gekommen, sondern fast nur solche vom Charakter vicinaler
krystallographischer Pyramidenflächen Yorhanden , welche theils
direct in die Seitentheile der vicinalen Pyramiden auf h vom gleichen
Charakter sich fortsetzen, z. B. in Fig. 2c\ theils wenigstens von
der horizontalen Streifung daselbst ihren Ausgang nehmen, weshalb
die verticale Randbegrenzung von h in solchen Fällen, wie besonders
Fig. 2h* darstellt, deutlich ausgezackt erscheint.
Schliesslich möchte ich nur noch desjenigen Falles Erwähnung
thun, wo in der That parallel zur Verticalaxe verlaufende Streifen
zu bemerken sind. Abgesehen davon, dass dieser Fall sehr selten vor-
kam, war er überhaupt auch nur dort zu beobachten, wo eine schmal
entwickelte Fläche n mit der zugehörigen Pyramidenfläche \ oder l
ebenso mit seinem r zum Schnitte kam. Auch darf nicht übersehen
werden, dass dann die Streifung gleichzeitig senkrecht steht zu der
in X oder r liegenden horizontalen Randbegrenzung.
Yicinalflächenbau auf den Pyramidenflächen (haupt-
sächlich X).
Unter sämmtlichen an dem in Rede stehenden Vorkommen
typisch entwickelten Flächen sind die Pyramidenflächen X als die
glänzendsten und am besten spiegelnden zu bezeichnen, weshalb sie
auch im Allgemeinen die schönsten und schärfsten Reflexbilder
geben. In jenen Fällen, welche davon eine Ausnahme zu machen
scheinen, kann man sicher sein, dass die benachbarten Flächen
und >. selbst, mit einem Chloritüberzug überdeckt sind oder überhaupt
die ganze Seite, resp. Erystallhälfte, welcher die betreffenden Flächen
angehören, durch auffallende Rauhigkeit und sonstige Umstände sich
als einen unfertigen oder übereiltenBau zu erkennen gibt
Man darf aber nicht gerade glauben, dass eine Fläche desto
ebener erscheint, je glänzender sie ist, wiewohl es gewiss gerecht-»
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442 ^<^ Schoster.
fertigt sein mag, den höheren Glanz als Folge ungestörterer ruhigerer
Bildung zu betrachten; im Gegentheile wurde bereits wiederholt
darauf hingewiesen und muss auch hier betont werden, dass gerade
auf solchen Flächen die vicinalen Erhebungen in grösserer Zahl
und Häufigkeit vorhanden zu sein scheinen, wohl deshalb, weil hier
die feine Zeichnung, welche von den Yicinalflächen herrührt, am
deutlichsten hervortritt und daher am leichtesten wahrzunehmen ist.
Dies ist bei der Beurtheilung der betreffenden Figuren, welche
den Ticinalflächenbau auf X zum Gegenstande haben, nicht ausser
Acht zu lassen, weil man sonst glauben könnte, dass sehr unvoll-
kommen ausgebildete Erystalle zum Vorbild genommen wurden,
während das Gegentheil der Fall ist.
Yicinale Erhebungen scheinen den Pyramidenflächen X aus-
nahmslos zuzukommen, doch ragen dieselben aus der gemeinsamen
Unterlage, welche den wahren Flächenort von X darstellen würde,
80 wenig hervor, dass ihre Erkennung meist grosse Aufmerksamkeit
erfordert und ihre Anwesenheit und gegenseitige Neigung viel eher
auf indirectem Wege aus dem Verlaufe und der Zahl der zwischen
ihnen liegenden Kanten, welche als feine Linien im reflectirten
Lichte unter der Lupe sichtbar werden und die ganze Fläche in
eine Reihe von Feldern theilen, sich erschliessen lässt, als in der
Anzahl oder Lage von getrennten Reflexbildern sich ausspricht, von
denen jedoch mindestens zwei fast auf jedem 1 zu beobachten sind.
Dem entsprechend ist auch am constantesten und deutlichsten
eine zur Kante >/r parallele Streifung zu bemerken, was schon
an sich darauf hinweist, dass jene Reflexe von Flächen herrühren,
die der Zone X/r oder doch (wie sich später erweisen wird)
wenigstens einer ihr vicinalen Zone angehören und in dieser sich
wiederholen.
Die Lage der übrigen Durchschnittskanten der einander be-
nachbarten Flächenelemente von > lässt sich sehr kurz angeben,
weil dieselben mit der Umgrenzung der Fläche X in einem leicht
erkennbaren Zusammenhange zu stehen scheinen. Wenn man näm-
lich zu den Randkanten, und zwar besonders zu den jedesmal vor-
herrschenden unter ihnen, Parallele und Senkrechte sich gezogen,
femer den Winkel, den die Randkanten in der Fläche "k mit ein-
ander bilden, halbirt und zu den von dem Scheitel des Winkels
ausgehenden Halbirungslinien auch sonst noch Parallele gezogen
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FlächenbeBchaffenheit and Bauweise der Danbaritkry stalle. 443
denkt, so erhält man ein Netz yon Linien, welches so ziemlich die
ganze Mannigfaltigkeit von Richtungen angibt, welche in der feinen
Flächenzeichnung auf X als Randbegrenzung der einzelnen Flächen-
elemente sich geltend machen.
Somit erscheinen auch die übrigen Yicinalfiächen von >. durch
Angabe von Zonenkanten, die in ihnen enthalten sind, einiger-
massen fixirt, und — ist auch ihre Lage innerhalb dieser Zonen in
den seltensten Fällen genauer anzugeben, so ist doch eine Wieder-
holung derselben in ihrer Zone öfter deutlich zu bemerken.
Wenn man von den eben besprochenen Einzelheiten absieht,
vielmehr den ganzen Bau der Flächen "k von einem etwas all-
gemeineren Standpunkte aus überblickt, so findet man, dass diese
> Flächen von den Rändern gegen die Mitte zu theils erhöht, theils
umgekehrt vertieft erscheinen, im ersteren Falle zwar noch einiger-
massen an die vicinalen Hauptpyramiden anderer Flächen erinnernd,
dann aber jedenfalls eine ganz ungleichseitige, schiefwinklige
Pyramide darstellend, im zweiten unwillkürlich zum Schlüsse drängend,
dass die betre£Fenden Erystalle zur Zeit, wo sie die gegenwärtige
Grösse fast erreicht haben mochten, von der Lösung, aus der sie
sich bildeten, nicht mehr allseitig umspült und umfluthet, sondern nur
theilweise damit befeuchtet waren, weshalb eine gewisse Beschränkung
in der Materialzufuhr eintrat, wodurch wieder die Yicinalfiächen,
wenn auch nicht ausschliesslich hervorgerufen, so doch wenigstens
in ihrer Anlage sicher beeinfiusst werden mussten, indem bald an
den Rändern, bald in der Mitte ein reichlicherer Ansatz der Molekel
stattfinden konnte.
Da die Flächen X gerade an der Spitze der aufgewachsenen
Krystalle auftreten, also die freien Enden derselben darstellen, so
ist es denkbar, dass die im Yorigen gemachte Yoraussetzung bei
ihnen häufiger zutrifft, als bei den übrigen Flächen.
Nach der im Yorstehenden enthaltenen allgemeinen Erörterung
der Beschaffenheit von X dürften die Figuren, welche eine Reihe
specieller Fälle darstellen, eigentlich ohne weiteren Commentar
schon von selbst verständlich sein, und ich will mich darauf be-
schränken, an ihnen nur dasjenige hervorzuheben, welches mir beson-
dere Aufmerksamkeit zu verdienen scheint.
So ist in Fig. Tb auf der linken Fläche hauptsächlich das
Eine beachtenswerth, dass der Yicinalflächenbau an dem unteren
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444 ^^^ Schuster.
Rande von dem einspringenden Winkel zwischen den Prismenflächen
n und l seinen Ausgang nimmt, wie Aehnliches auch an dem oberen
Rande deutlich zu bemerken ist. Die Fläche r fehlt hier und viel-
leicht im Zusammenhange damit die Streifung parallel X/r; nach
dem Verlaufe der Bruchlinien ^) zu schliessen, gehören dieselben
vielmehr lauter Flächen an, die nicht genau in dieser Zone liegen;
es scheinen sich ferner die gleichen nicht oft zu wiederholen und
überhaupt nur wenige Vicinalfiächen vorhanden zu sein.
Die anliegende Fyramidenfläche (rechts), unterhalb welcher
die Frismenflächen in etwas anderer Folge entwickelt sind, wie
bei der linken, zeigt dagegen eine ungemein feine Streifung nach
X/r, wiewohl nur untergeordnet und stellenweise. Auffallend ist
der neben der gemeinsamen Kante der beiden X vom oberen bis
zum unteren Rande reichende, lamellenartig sich darstellende
Flächentheil, welcher selbst offenbar nicht in der Zone X/r liegt,
da er von solchen Flächentheilen, die derselben angehören, schief
abgeschnitten wird. Auch eine der Durchschnittskante zwischen
X und l parallel gehende Bruchlinie tritt im unteren Theile recht
deutlich hervor.
Von principieller Bedeutung ist die Zeichnung auf der rechts
liegenden Fläche >. in Fig. 4, weil hier entsprechend den oberen
Randkanten, die nacheinander zuerst von der in diesen Erystall-
raum übergreifenden linken hinteren Pyramidenfläche X, dann der
in Rede stehenden anliegenden, rechten rückwärtigen Pyra-
midenfläche, endlich der Domenfläche d gebildet werden, eine Beäe
von Bruchlinien eingetragen sind, die jenen Kanten parallel gehen
und somit direct erweisen, dass gewisse Vicinalflächen von X in
jenen Zonen liegen, was selten genug unzweifelhaft zu beobachten
ist. Nach abwärts hin findet Aehnliches statt — die Fläche erscheint
aber in der Mitte vertieft.
Sehr interessant ist auch der Vicinalflächenbau in Fig. 2 b.
Hier sieht man besonders deutlich die oben besprochene Erscheinung,
wie von gewissen Kanttn her die Vicinalflächen lamellenartig sich
vorschieben, so namentlich auf der rechten Fläche von der oberen
') Mit diesem Ausdrucke will ich der Kürze halber die Durchschnitts-
kanten der einzelnen vicinalen Erhebungen auf X unter einander bezeichnen, nach
denen die betreffende Fläche eben wie gebrochen erscheint.
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Flächenbeschaffenheit and Bauweise der Danburttkrystalle. 445
Domenkante aas, auf der linken hingegen von der unteren Rand-
kante aus, welche in der öfters erwähnten Bruchstelle liegt.
Fig. 26' zeigt auf der rechten Fläche Sti-eifung nach "kfr
und einer dayon nicht allzusehr abweichenden Richtung.
In den Figuren 2 c und 2 c' tritt vor Allem die Selbstständig-
keit gut hervor, welche die verschiedenen Pyramidenflächen X
eines und desselben Erystalles besonders dann häufig erkennen
lassen, wenn sie aufiallend verzerrt ausgebildet sind. Auf sämmt-
lichen vier Flächen ist der Zusammenhang mit der Zeichnung der
benachbarten Flächen der Prismenzone deutlich zum Ausdrucke
gebraclit. So auf der am grössten entwickelten Fläche X in Fig.
2c', deren Bruchlinien sich direct auf 6' hinüber fortsetzen; im
Uebrigen bemerkt man hier Lamellenbau von oben her und Wieder-
holung der Bildungen in der Zone yr und einer einen Winkel
damit bildenden Zone.
Auf der anliegenden Fläche (rechts) herrscht viel einfacherer
Bau, abgeschlossen durch Streifung in dem! an r grenzenden Theile.
Auf der linken Fläche in Fig. 2 c sind verhältnissmässig nur wenige
Bruchlinien zu sehen, diejedoch fast durchwegs von einspringenden und
ausspringenden Winkeln der Prismenzone ausgehen. Rechts angrenzend
an die benachbarte Fläche X fällt eine horizontal verlaufende Linie
ins Auge, welche zwei der Zone X/n oder einer vicinalen ange-
hörige Flächentheile trennt.
In der rechts liegenden Pyramidenfläche überwiegt die Wieder-
holung von Flächen der Zone X/r.
Ein Beispiel besonders reichlicher Entwicklung von sich wieder-
holenden Vicinalflächen bietet Fig. 12 auf der dominirenden Fläche X.
Dieselbe erscheint zunächst ungefähr parallel zur Domenkante,
resp. zur Kante X/n, oder zu X/x in der Mitte gebrochen und im
Uebrigen mit einer theils in die Zone X/r fallenden, theils zur
Domenkante senkrechten Streifung versehen. In demjenigen Theile,
welcher oben von Flächen des nicht benachbarten rückwärtigen
Erystallraumes begrenzt wird, hört die Streifung auf.
Hauptsächlich nur mit einer X/r parallelen Streifung ver-
sehen sind die schmalen, seitlich vom herrschenden Doma ent-
wickelten Flächen in Fig. 10 h. Fig. 9 b endlich stellt einen ziemlich
einfach gebauten Erystall dar, während Fig. 3 a und 3 b complicirtere
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446 Max Schuater.
YerhältnisBO darbieten, die aber, verglicben mit den bereits be-
sprochenen, nichts Neues enthalten.
Bezüglich der Flächen r ist blos zu sagen, dass die-
selben in der Regel nach der Kante X/r deutlich gestreift er-
scheinen. Es wird sich jedoch später zeigen, dass die durch diese
parallele Streifung repräsentirte Zone in vielen Fällen eine vicinale
ist, welche weder durch den wahren Flächenort von X, noch durch
den von r hindurchgeht, und dass sie lediglich zwischen Yicinal-
flächen stattfindet.
Diesonstnoch vorhandenen Flächen, welche übrigens,
von dem Doma d abgesehen, nur klein und untergeordnet auftreten,
habe ich auf ihren feineren Bau nicht näher untersucht. So viel
ich indessen gelegentlich beobachten konnte, sind auch auf ihnen
vicinale Erhebungen vorhanden (siehe z. B. / und g in Fig. 3 a
und 4), deren Lage und Form den Eingangs aufgestellten Satz
ganz allgemein zu erweisen scheint, indem nach sämmtlichen bis-
her mitgetheilten Beobachtungen in der That die Yicinalflächen
jeder Fläche ihren eigen thümlichen Charakter besitzen, welcher
aber vollkommen dem Symmetriegrade derjenigen Hauptfläche ent-
spricht, der sie zugehören.
Was insbesondere d anbelangt, so scheint hier die Form der-
selben im Grossen und Ganzen den Umriss zu wiederholen, der
von den anliegenden Flächen a, r und "k im Durchschnitte mit der
erstgenannten Fläche gebildet wird.
Aetzfiguren.
Wir können das Capitel über die FlächenbeschafFenheit der
Schweizer Danburitkrystalle nicht abschliessen ohne nicht wenigstens
mit einigen Worten noch der Aetzfiguren zu gedenken, die vielfach
auf denselben zu beobachten sind und die beispielsweise auf den
Domenflächen d so constant und reichlich auftreten, dass hier
sogar der Yicinalflächenbau in seiner Deutlichkeit durch sie sehr
beeinträchtigt wird.
Die Aetzfiguren auf d besitzen im Allgemeinen eine
Form, welche einem bald niederen, bald höheren, bald breiteren,
bald schmäleren gothischen Spitzbogen nicht unähnlich ist, was
namentlich die Fig. 106 deutlich zeigt. Doch ist eigentlich nur
die Basis des Bogens, der seine Spitze, wie aus der genannten,
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Fl&chenbeschftffenheit nnd Bauweise der DanbnritkryBtalle. 447
ferner aus den Fig. 12, 4 und 3b ersichtlich, nach aufwärts kehrt,
von scharfen, geraden Linien begrenzt und von einer Fläche ge-
bildet, welche die verticale Axe in einer geringeren Höhe schneiden
würde, als d selbst.
Die Seitentheile der Aetzfigor sind hingegen nur zuweilen
scharf begrenzt und dann von unter einander parallelen Linien
eingefasst, welche der Zonenkante d/r entsprechen; mitunter hin-
gegen erscheinen sie nach unten zu etwas gekrümmt und zum
Theile aus Flächen gebildet, die mit den Abstumpfungen der (gegen-
überliegenden) Kante yd zugleich einspiegeln.
Es ist wohl nicht unmöglich, dass die Flächen, welche Hintze
1. c. als y (13.4.14) bestimmt und gemessen hat, selbst nichts
Anderes sind, als solche Aetzflächen.
Nach oben hin ist der yon den Aetzfiguren gebildete Bogen
am wenigsten scharf und deutlich; ja es erscheint die durch die
Aetzung entstandene Vertiefung nach dieser Seite hin mehr weniger
offen und nicht von bestimmten Flächen begrenzt.
Dies erklärt sich, in Uebereinstimmung mit der ferneren
Beobachtung, dass die Ränder der Vertiefung ringsum von viel
weniger geneigten Flächen nach aussen abgeschrägt erscheinen,
am besten so, dass die Aetzfiguren in die zahlreichen, zum Theil
lamellenartig übereinander geschobenen vicinalen Erhebungen von
der oben beschriebenen Form eingesenkt sind, und daher selbst
jenen Umriss annehmen mussten, welcher aus dem Durchschnitte
der Aetzflächen und Vicinalflächen sich ergibt. Man kann um-
gekehrt aus der Art und Weise, wie dies geschehen, darauf
schliessen, dass die vicinalen Erhebungen hier wesentlich durch
den Zusammentritt yon dreierlei Flächen gebildet werden. Unten
durch eine quer verlaufende vom Charakter einer steileren Domen-
fläche, nach den Seiten hin durch je zwei der Zone (2/r, nach
oben hin mindestens durch zwei der Zone dj'k angehörige Flächen,
wozu aber noch andere kommen können.
Diese Verhältnisse, schon an sich etwas complicirt, weil Ver-
tiefungen und Erhebungen zugleich vorliegen, lassen sich nur da
gut wahrnehmen, wo vereinzelte grössere Aetzfiguren sichtbar sind.
An anderen Stellen, wo dieselben oft zu Hunderten an einander
gereiht erscheinen und namentlich am Rande, wo sie, wie gesagt,
sich zu eigenen Abstumpfungen der Kanten von d anhäufen können,
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44B ^iax Behoster.
ist oft sogar ihr sonst so deutlich monosymmetrischer Charakter als
solcher nicht mehr unzweifelhaft zu erkennen.
Je kleiner die Aetzfiguren, desto seichter erscheinen sie;
jedenfalls weichen aber die Aetzflächen von der Fläche d starker
ab, als die zugehörigen Yicinalflächen.
Ein Gleiches lässt sich auch bezüglich der Aetzfiguren
auf >. behaupten, welche noch viel schärfer und deutlicher ausge-
bildet erscheinen, als auf d. Da auf der Pyramidenfläche die viei-
nalen Erhebungen im Allgemeinen noch geringer, die ausgeätzten
Vertiefungen jedoch im Yerhältnisse dazu viel stärker sind, so tritt
der Gegensatz zwischen beiden noch besser hervor. Ihre Form ist
im Allgemeinen rhombenähnlich. (Siehe Fig. 76, 9&, 3 b).
Ihre Lage ist (wie aus der erstgenannten Figur am leichtesten
ersichtlich) eine derartige, dass bald die kürzere bald die längere
Seite des verzogenen Rhombus der Zonenkante X/r parallel ver-
läuft, während die spitzere Ecke desselben nach links aufwärts sieht
auf der linken, nach rechts auf der rechten Pyramidenfläche X
Der Charakter dieser Aetzfiguren ist aber nur scheinbar ein
disymmetrischer.
Bei genauerer Betrachtung erkennt man zunächst an vielen
sehr deutlich, dass die oben und unten liegende Kante des ver-
meintlichen Rhombus einander nicht genau parallel sind. Die
Neigung gegenüber den zwei parallel erscheinenden Kanten kann
sich übrigens dabei oben und unten gleich darstellen und so den
Aetzfiguren wieder einen monosymmetrischen Charakter verleihen.
Allein in noch anderen und zwar solchen Fällen, wo die
Ausbildung derselben eine besonders gute ist, zeigt es sich, dass
auch diese Gleichheit in Wahrheit nicht besteht und dass der
Charakter eigentlich ein asymmetrischer sei.
Die obere und die der Kante X/>. zugekehrte Umgrenzung
scheint sich am constantesten an allen wiederzufinden.
Dagegen können statt der einen unteren E^nte zwei auftreten,
von denen die eine nahezu parallel zur oberen, die andere, ungefähr
gleich viel wie die obere, zur seitlichen geneigt ist. Die auf der
Seite der Flächen r liegende Kante hingegen, welche in der Regel
der gegenüberliegenden und mit dieser yr parallel verläuft, kann
von dieser Richtung auch nicht unmerklich abweichen.
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Fläch enbeschaffenheit und Bauweise der Danburitkrystalle. 449
Wenn man die verschiedenen Yerzerrungen bedenkt, die
in Folge ungleicher Ausdehnung der genannten Kanten entstehen,
80 wird man sich leicht eine Yorstellung yon der bei aller Gonstanz
im Grundcharakter herrschenden Mannigfaltigkeit der auf X zu
beobachtenden Aetzfiguren machen.
Diese Mannigfaltigkeit mag zum Theile allerdings von der
Unterlage herrühren, zum Theile aber wohl auf die Aetzung selbst
zurückzufuhren sein, da ich in einzelnen Fällen mich genau über-
zeugen konnte, wie die Aetzfiguren auf benachbarten Yioinalflächen
mitunter ganz gleiche Form besitzen.
Aus dem Gesagten ergibt sich, wie vorsichtig man bei Deu-
tung der Aetzfiguren zu Werke gehen muss, wenn man aus ihrer
Form auf einen höheren Symmetriegrad schliessen will.
Auf den beiden benachbarten Pyramidenflächen besitzen die
Aetzfiguren bezüglich der zwischenliegenden Symmetrieebene genau
gleiche Lage. Es ist höchst beachtenswerth, dass dies nicht an
jeder der vorhandenen Aetzfiguren sofort hervortritt, dass es jedoch
nach aufmerksamem Suchen stets gelingt, zu jeder beliebigen auf
der linken Fyramidenfläche z. B. beobachteten Aetzfigur eine solche
auch auf der rechten zu finden, welche ihr in Form und liage
vollkommen entspricht.
Da auf d sowohl als auch auf >. die Aetzfiguren am schönsten
entwickelt sind, so^ wären diese beiden Flächen, namentlich die
letztere, nach S ad eb eck als die eigentlichen tektonischen Flächen
des Schweizer Danburites zu betrachten.
Sonst fand ich noch deutliche Aetzfiguren auf verhältniss-
massig glatten und schmalen Flächen h (wie in Fig. 4 abwärts), hier
von deutlich disymmetrischem Charakter, sich meist als Rechtecke
darstellend, zuweilen zwei solche Vertiefungen durch einen schief
verlaufenden Canal verbunden.
Auf den übrigen Flächen sind ihrer sicher vorhanden, wenn-
gleich ich sie nicht näher untersuchte ; auf aUen mit starker Streifung
versehenen Flächen aber sehr undeutlich und auf den Prismen-
flachen, die ja vielfach selbst förmlich rissig erscheinen, von ganz
unregelmässiger Gestalt.
Oft erscheinen endlich ganze Kanten, besonders zwischen
Prismen- und Pyramidenfläohen, abgeätzt und sind selbst grosse, fast
ausschliesslich dominirende Flächen mitunter zu beobachten, welche
Mineralog. nnd petrogr. Mitth. V. 1882. Sohusier, Beoke. 30
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450 ^^^ Schuster.
sich auf keine bekannten Flächen oder solche mit einfachen Indices
zurückführen Hessen und die nur beiläufig in gewissen Zonen liegen,
80 in einem Falle in den Zonen X/a und X^r, und die nicht
immer den Charakter von Abformungen, sondern bisweilen auch den Yon
Aetzflächen zu besitzen scheinen.
In den beiden Torstehenden Gapiteln sind eine Reihe von
Beobachtungen Terzeichnet, welche sich an Dp^oburitkrystallen vom
Scopi anstellen lassen, ohne dass es dazu genauerer Messungen
bedürfte, als eben zur Erkennung und Identificirung der an den-
selben auftretenden Hauptflächen nöthig sind.
Obwohl dieselben zunächst noch keine zahlenmässigen Resultate
ergeben, so erscheinen sie doch, wie alle derartigen Beobachtungen,
darum nicht minder wichtig; im Gegentheile ist wohl leicht ein-
zusehen, dass es erst dann, wenn man sich wie im vorliegenden
Falle mit der Ausbildungsweise und Flächenbeschaffenheit der zu
untersuchenden Erystalle gehörig vertraut gemacht hat, gut möglich
ist, präcise Messungen mit Erfolg vorzunehmen, resp. die ziffem-
mässigen Resultate derselben richtig zu deuten. Aber auch an sich
schon dürften die diesbezüglichen Mittheilungen nicht ganz ohne
Interesse sein, insoferne sie zu einer Menge von Ideen Veranlassung
geben, welche sich in Betreff der verschiedenen Bildungsepisoden
der Danburitkrystalle daran knüpfen lassen, und von denen einige
an geeigneter Stelle dem beschreibenden Texte bereits eingefügt
wurden.
Die grosse Menge von Formentypen insbesondere, welche bei
Betrachtung des Habitus der in Rede stehenden S^rystalle und beim
Studium ihrer Yerzerrungen zur Beobachtung gelangten, scheinen
ganz allgemein eine weit grössere Empfindlichkeit des wachsenden
Individuums gegenüber den Einflüssen der dasselbe umgebenden
Yerhältnisse zu verrathen, als man vermuthen möchte, derart, dass
man sich gedrängt fühlt, einen Unterschied zu machen zwischen
der „Symmetrie der inneren Anlage" und der „Symmetrie der
Ausbildung** der Erystalle, eben weil es sich zeigt, dass die innere
Anlage die Ausdehnung des Erystallbaues in den wenigsten Fallen
vollständig beherrscht.
Was ferner die zahllosen vicinalen Erhebungen auf sammt-
lichen Flächen der Danburitkrystalle betrifft, die soeben beschrieben
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Flächenbeschaffenheit und Bauweise der DaDboritkrystalle. 45 1
"wurden, so dürfte es nicht schwer sein, schon auf Grund der bereits
angeführten Thatsachen zu einer bestimmten Ansicht über die Rolle,
welche denselben beim Bau der Danburitkrystalle zuzuschreiben
ist und Tielleieht auch über das Wesen und die Bedeutung der
Yicinalflächen überhaupt hin zu gelangen, sobald man nur darüber
im Klaren ist, ob die erwähnten Erscheinungen als Oberfläehen-
erscheinungen aufzufassen sind, oder ob den von der Hauptfläche
abweichenden Flächenelementen zugleich eine Abweichung in der
inneren Structur des betreffenden Hauptindividuums zu Grunde liegt.
Es handelt sich mit anderen Worten zunächst darum, zu ent-
scheiden, ob die Ticinalen Flächen als Grenzerscheinungen gleich-
gelagerter oder verschieden angeordneter Erystallmolekel zu be-
trachten sind.
Wenn wir auf die oben gegebene Beschreibung nochmals
zurückblicken, so fehlt es nicht an Umständen, welche für die
erstere Auffassung zu sprechen scheinen und von denen hier nur
einer beispielsweise angeführt werden mag in der Beobachtung,
dass die horizontale Streifung auf i, wie gesagt, sich einerseits als
Fortsetzung der Zone bito darstellt, resp. deren Stelle vertritt,
andererseits oft in eine Reihe gesonderter vicinaler Pyramiden sich
auflöst, während die ganze Erscheinung in beiden Fällen den
Charakter von Gleichförmigkeit und Regelmässigkeit meist vollkom-
men bewahrt.
Dazu kommen die Ergebnisse der optischen Untersuchung,
welche in dieser Frage als entscheidend anzusehen sind.
Es lag nicht in meiner Absicht, die optischen Eigenschaften
des Schweizer Danburites eingehend zu studiren. Schon desshalb
nicht, weil ja bereits mein Vorgänger, Herr Dr. C. Hintze, sich
dieser Aufgabe mit Erfolg unterzogen hat.
Seine Angaben über die Grösse des Axenwinkels , über
Dispersion und Brechungsquotienten (1. c. pag. 802 und 303) stimmen
im Allgemeinen so gut mit den Yon Edward S. Dana am ameri-
kanischen Danburit ermittelten Daten überein, dass hierin ein
weiterer Gtund für die Wahrscheinlichkeit der von beiden gefun-
denen Zahlen erblickt werden kann. Da ich überdies zugleich
überzeugt war, dass mir zur Untersuchung im convergenten
polarisirten Lichte jedenfalls kein besseres Material zu Gebote
gestanden wäre als dem ersteren, da ja gerade diejenigen Kry-
30*
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452 ^^ Schnster.
stalle, die durch yorwiegende Entwicklung der Pinakoide a
und b wie durch ihre Grösse dazu am geeignetsten erschienen, wie
erwähnt, bereits fremdes Eigenthum waren und nicht yerarbeitet
werden konnten, so beschränkte ich mich hauptsächlich darauf,
einige kleinere Eryställchen vom prismatisch-säulenförmigen Typus
ungefähr parallel den vorherrschenden Prismenflächen (n oder l) dünn
zu schleifen und diese SchlifiFe im parallelen polarisirten Lichte zu
untersuchen.
Gewisse Erscheinungen, welche sich hier darboten, sind durch*
aus nicht uninteressant, und ich behalte mir vor, dieselben an
anderen mir besser zugänglichen Mineralen gelegentlich weiter zu
verfolgen.
Solange diese Kryställchen mit ihrer natürlichen Oberfläche
zwischen gekreuzte Nicols gebracht wurden, zeigten sie in keiner
Stellung ordentliche Auslöschung; es waren vielmehr längs dem
Umrisse der vicinalen Erhebungen prismatische Farbensäume sichtbar,
welche bei der Drehung des Objecttisches sich zwar veränderten,
aber niemals ganz verschwanden und offenbar darauf zurückzufuhren
sind, dass durch die von Punkt zu Punkt wechselnden Uneben-
heiten an der Ein- und Austrittsstelle das vom unteren Nicol her
kommende Bündel parallel einfallender Lichtstrahlen in eine Anzahl
divergirender Strahlen aufgelöst wird.
Sobald an dem betreffenden Erystalle die gegenüberliegenden
Prismenflächen ' beiderseits soweit abgeschliffen wurden, bis ihre
Oberfläche geebnet war, verschwand diese Erscheinung gänzlich,
und sie erschienen meist homogen und ergaben eine Ausloschung
mehr weniger parallel zur Längsrichtung, je nach der Lage der
Schlifffläche gegenüber der verticalen Prismenzone.
Eine besonders energische Einwirkung auf das polarisirte
Licht war bei der geringen Verschiedenheit der drei Hauptbrechungs-
quotienten des Schweizer Danburites (von denen nach Hintze
X = 1-6317, ß = 1-6337, y = 1*6363 für gelb) schon von vorne-
herein nicht zu erwarten; umso geringere Aufhellung war in dieaen
Präparaten parallel l und n zu beobachten, welche ja alle mehr
oder weniger senkrecht zu einer optischen Axe geschliffen waren
und von denen einige in der That durch lange Zeit hindurch
dunkel blieben.
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Flächenbeichaffenheit ufid B&nweise der Danburitkrystalle. 453
Die dabei zu Tage tretende Eigenthümlichkeit, dass die
unterscheidbaren Maxima und Minima der Lichtintensität beim
Drehen des Objeettisches keineswegs bei allen Präparaten um je
90^ auseinauderlagen, will ich nur nebenher erwähnen.
Ob die Ursachen dieser allerdings sehr lichtsohwachen Erschei-
nung im polarisirenden Apparate liegen und inwiefeme dabei die
untersuchten Präparate, sei es wegen der besonderen Lage des
Schliffes nahezu senkrecht zu einer optischen Ax% sei es aus
anderen speoiell in den optischen Eigenschaften des Danburites zu
suchenden Oründen (z. B. wegen des XJmstandes, dass hier die
mittlere Elasticitätsaxe für Strahlen mittlerer Brechbarkeit der
Grösse nach genau in det Mitte steht zwischen den Axen der
grössten und kleinsten Elasticität) eine besondere Empfindlichkeit
gegenüber den Fehlerquellen des Apparates besitzen, wie sie sonst
in den meisten Fällen der Untersuchung nicht existirt — mag hier
unerortert bleiben.
Wenn endlich zugestanden werden muss, dass nicht sämmt-
liche Präparate homogen erschienen, also bei bestimmter Stellung
zwischen den gekreuzten Nicols gleichmässig dunkel wurden, so
muss gleichzeitig heryorgehoben werden, dass die im polarisirten
Lichte in Folge dessen hervortretende Zeichnung mit der auf der
Oberfläche beobachteten Umgrenzung der einzelnen Flächenelemente
nicht im geringsten erkennbaren Zusammenhange stand.
Es waren im Gegentheile die zu verschiedener Zeit aus-
löschenden Theile in einer optisch gleich orientirten Hauptmasse
entweder ganz unregelmässig vertheilt oder es erschien in der Mitte
derselben eine Partie, welche gleichsam die zackig verlaufende
Grenze zweier in einander verzahnter Individuen darstellte und
sofort an die ähnlichen Erscheinungen erinnerte, wie sie an Zoisit-
schliffen aus der Prismenzone bisweilen zu beobachten sind.
Mit dem Gondensor erhält man auch hier das ungestörte Inter-
ferenzbild einer optischen Axe, von der jedoch bei der grossen
Dünne des Schliffes nur die Hyperbel allein sichtbar wird.
Schliffe senkrecht zur verticalen Säulenzone zeigten, wie zu
erwarten war, keinen Axenaustritt und überhaupt kein Interferenz-
bild im convei^enten, dagegen farbige Polarisation im parallelen
polaris. Lichte und bedeutend bessere Auslöschung wie die ersteren,
sie erschienen vollkommen homogen.
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454. ^^^ Schaster.
Von dem bisher Gesagten ist soviel festzuhalten, dass die
erwähnten Erscheinungen, welche zum Theile allerdings mit Structur«
Verschiedenheiten (vielleicht auch Zwillingsbildung) im Innern ein-
zelner Danburitkrystalle zusammenhängen dürften, zur Oberflachen-
beschaffenheit und hauptsächlich zu den beobachteten Yicinalflächen
in keine Beziehung zu bringen sind, so dass man die letzteren hier
vielmehr als lediglich zur Umgrenzung der Individuen gehörig zu
betrachten, mithin den Erystallflächen selbst als gleichwerthig zur
Seite zu stellen hat.
Sobald man aber einmal zu dieser XJeberzeugung gelangt ist^
dann drängen sämmtliche der darüber mitgetheilten Beobachtungen
zu dem Schlüsse, die Yicinalflächen als unentwickelte
Combinationen aufzufassen, als Erscheinungen, in
denen der feinere Bau der Erystalle, und zwar insbe-
sondere das Zustandekommen der Combinationen sich
uns einigermassen offenbart.
Für jetzt sei es gestattet nur noch das eine zu bemerken,
dass ich denmach in dem Yicinalflächenbaue keine Anomalie, son-
dern eine sehr gesetzmässige Erscheinung des Erystallwachsthums
erblicke, indem ich mir vorstelle, dass die Coexistenz einer Anzahl
Maxima und Minima der Anziehung und dementsprechend einer
gewissen Anzahl von Wachsthumsrichtungen weder in jedem Momente
noch an jedem Punkte des wachsenden Individuums nothwendig
die gleiche sein müsse, dass vielmehr ein Schwanken des Znstandes,
mithin auch der entsprechenden Gombinationsbildung nicht nur statt-
finden könne, sondern auch oft stattfinden werde, wobei allerdings
im Allgemeinen nur rauhe Flächen (entsprechend dem vorherr-
schenden Wachsthum) zum Yorschein kommen; das Entstehen
von glatten Flächen, welche in solchen Fällen eben
Yicinalflächen sind, würde hingegen bereits eine ge-
wisse länger andauernde Constanz dieses Wechsels
voraussetzen und somit eine Art Besultirende zwischen
der Ausbildung zweier verschiedener Combinationen
darstellen.
Die weitere Ausführung der soeben ausgesprochenen Ansicht
und ihre Begründung sowohl durch Hinweis auf eigene Beobach-
tungen an anderen Mineralen, wie am Fluorit, als auch durch eine
kurze Besprechung der zugehörigen Literatur, soll erst am Schlussd
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Fl&chenbeBchaffenheit and Bauweise der DanbaritkryBtalle. 455
dieser Arbeit gegeben werden, bis es mir möglich ist, auch die
Resultate zahlreicher namentlich an etwa 20 auserlesenen Erystallen
angestellter, möglichst genauer Messungen zum Vergleiche heran-
zuziehen und zu untersuchen, wie weit sie geeignet sind, diese
Ansicht zu unterstützen.
Die Mittheilung dieser Messungen wird den Gegenstand des
nächsten Gapitels bilden.
Dieses Capitel wird sich aber ausserdem noch mit einer zwei-
fachen Aufgabe zu beschäftigen haben.
. Zunächst mit der Kritik des von Dana fär den amerikani-
schen Danburit aufgestellten und yon Hintze für den Schweizer
Danburit angenommenen Axenverhältnisses.
Da ferner das Erystallsystem des in Frage stehenden Mine-
rales schon durch den ganzen Charakter und die Yertheilung der
zuvor beschriebenen Yicinalflächen und nicht minder durch den
Symmetriegrad der auf den Hauptflächen vorhandenen Aetzfiguren
unabhängig von jeder Messung als rhombisch festgestellt erscheint
und auch die optischen Eigenschaften, wie bereits Dana und Hintze
ausdrücklich bemerkten, nicht dagegen sprechen, während nach den
soeben mitgetheilten eigenen Beobachtungen der Danburit in opti-
scher Hinsicht mindestens mit gleichem Rechte wie der Topas,
Zoisit und ähnliche Minerale als rhombisch zu betrachten ist, so
scheint in diesem Falle die seltene Gelegenheit geboten, sich an
die Fehlergrenze der Beobachtungen selbst zu begeben und die
Messungen als solche auf ihre Güte und Yerlässlichkeit zu prüfen.
Die zweite Aufgabe, die sonach zur Lösung vorliegt, wird
darin bestehen, zu sehen, inwieweit die Messungsresultate den For-
derungen der Symmetrie des Erystallsystems entsprechen, und zu
untersuchen, ob sich hieraus nicht Anhaltspunkte ergeben zur Be-
urtheilung, bis zu welchem Grade wir im Stande sind, direct aus
den Messungen die thatsächlichen Yerhältnisse der Krystalle zu
erkennen.
Wien, Mineralogisch-petro graphisches Universitäts-Institut,
im Juli 1883.
• (Fortsetzung folgt)
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456 Max Schuster.
Erklftrung der Tafeln V und VI.
Tafel V.
Fig. 1. Dicktafelförmiger Typus a, h, d, l, X.
Fig. 2 a, Ebenso, reichere Combioation a, &, d, l, X, r.
Fig. 2 b. Erystall mit besonders deutlichem Yicinalflächenbau auf a, h and X.
Combination wie vorhin.
Fig. 2b\ Derselbe tod rückwärts gesehen.
Fig. 2 c. Erystall mit asymmetrischer Ausbildung der Combination in Fig. 2 a.
Die Fläche b auf dieser Seite nur an dem „hypoparallel ^ angelagerten
kleineren Individuum entwickelt.
Fig. 2 c'. Derselbe Erystall auf der Rückseite. Besonders schöne Zeichnung
auf a, der hier gross entwickelten Fläche b und den Pyramidenflächen X.
Flg. Sa. Individuum mit vorherrschend entwickelter brachydomatischer Zone b/w.
Dem entspricht die Entfaltung des Vicinalflächenbaues auf b. Ueber die
Flächen der Zone biw siehe den Text. Combination im üebrigen wie Fig. 1.
Fig. 3^. Dasselbe von links betrachtet zeigt namentlich den feinen Bau auf der
links liegenden Fläche a.
Fig. 4. Brachydomatische Zone in beschränkterer Ausbildung, den Uebergang
zum folgenden Typus bildend. Modification des Baues auf der Fläche b,
durch „gekreuzte^ Pyramidenbildung. Typischer Bau auf den Flächen X.
Fig. 5. Prismatisch säulenförmiger Typus mit schiefwinkligem Querschnitte, mit a,
J, l, r, X.
Fig. 6. Zonenreiche Combination desselben Typus mit der Endfläche c, femer
a, dj tt, X, r.
Tafel VI.
Fig. 7 a. Prismatischer Typus in monosymmetrischer Verzerrung durch Ungleichheit
der Vorder- und Rückseite, einseitige Entwicklung der brachydomatischen
Zone. — b, f, w^ t^ dy X, r, in der verticalen Zone Wechsel von n und l.
Fig. 7a\ Seitenansicht eines ähnlich gebauten Erystalles.
Fig. 7 b. Variation dieses Typus mit einspringenden Winkeln namentlich links
in der verticalen Zone und in der Mitte in der Zone bIw, wo g oberhalb ir.
ausgebildet erscheint. Vidnalflächenbau auf l und X besonders deutlich.
In der verticalen Zone Wechsel von n, l und x. Auf X sehr schöne Aetz-
figuren.
Fig. 8. Erystall von ähnlicher Ausbildung, jedoch mit weniger ausgesprochenem
Charakter des vorigen Typus.
Fig. 9 a. Prismatischer Typus in monosymmetrischer Verzerrung, Ungleichheit der
rechten und linken Hälfte. Am Eopf d, X, r, in der Säulenzone Z mit n
und Jv wechselnd, ferner a und b.
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Flächenbeschaffenheit und Bauweise der D&nburitkrystalle. 457
Fig. 96. Vsriation desselben Typus mit Zeichnung des YicinalflächenbaueB,
namentlich auch auf den verticalen Frismenflächen.
Fig. 10 a. Eine Fläche des Domas d erscheint als Träger der Combination. Im
• Uebrigen der Torige Typus. Ausser d sind noch a, b, J, /, n, r, X vor-
handen.
Fig. 10 b. Derselbe Erystall in etwas schematisirter Seitenansicht (respective in der
Vorderansicht der Dana'schen Aufstellung). Die Aetzfiguren auf d sind
hier am schönsten zu sehen.
Fig. 11. Beispiel von asymmetrischer Formenentwicklung. Je eine Fläche <2, X vor-
herrschend; sonst noch a, r und n. Seitenansicht, stark gestürzt.
Fig. 12. Desgleichen. Eine Fläche X sehr vorherrschend. In der verticalen Zone
a, Ij X, n links, x und n allein rechts.
Fig. 13. Ebenso. Oben zwei gegenüberliegende Flächen X vorherrschend; tafel-
förmige Ausbildung nach dem Prisma n resp. x. n liegt quer vor dem
Beschauer.
Flg. 14. An beiden Enden der Säulenzone vollständig ausgebildeter Krystall.
Unten ungefähr von der Ausbildung des Typus III (Fig. 7 und 8), oben
ähnlich dem Typus IV (Fig. 9 und 10). Am unteren Ende blos von
Flächen X abgeschlossen.
(In Fig. 1, 2 b, 2b'^ 2 c, 2 c', 8 fr, 4, 12 sind die Azen a und b so
gestellt, dass die dazu senkrechten Pinakoide mit einer auf den Beschauer
zulaufenden Ebene rechts und links genau 45^ bilden.
Fig. 11 ist stark gestürzt. Fig. 13 und 14 liegen über einem Azen-
kreuz, welches gegen das Naumann'sche in der Ebene der Endflächen
um 45** gedreht erscheint. Die übrigen Figuren sind über dem Naumann-
schen Azenkreuz der gewöhnlichen Aufstellung gezeichnet.)
XXY. Aetzversuche an der Zinkblende.
Von F. Becke.
(Mit Tafel VII und VIII und 6 Holzschnitten.)
Einleitung.
Die folgenden Untersuchungen wurden yeranlasst durch den
Wunsch eine Methode zu finden, welche erlaubt, die so mannigfach
ausgebildeten Erystalle der Zinkblende nach einem zuverlässigen
Kennzeichen übereinstimmend aufzustellen.
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458 F. Becke.
A. Sadebeck^) hat diesen Versuch zuerst unternommen
auf Grund eingehender Untersuchungen über Ausdehnung, Glanz
der Flächen und Mitvorkommen secundärer Formen. Sein Yerauch
wurde von P. Qroth^) einer eingehenden und nicht immer bei-
fälligen Kritik unterzogen, worauf 8 ad eb eck in einer Replik
unter mehrfachen Aenderungen im Detail im Grossen und Ganzen
seinen Satz aufrecht hält: Die Tetraedrie beruht auf einem polaren
Gegensatz der Molekularaggregation in den abwechselnden Oktanten,
ein Gegensatz, welcher eine verschiedene Formentwicklung und
Ausbildung, einen verschiedenen Bau und damit verbundene ver-
schiedene physikalische Beschaffenheit der Flächen in beiden Stel-
lungen zur Folge hat^).
Ohne Zweifel ist die Yerschiedenheit der Ausbildung, der
Formentwicklung und des Baues, auf welche hin Sadebeck seine
1. und 2. Stellung unterscheidet, von dem Gegensatz des moleku-
laren Baues nach den zwei entgegengesetzten Richtungen der tri-
gonalen Axen abhängig ; allein auf diese Verschiedenheiten wirken
auch andere Umstände modificirend ein, wie dies Groth 1878
hervorhebt.
Es schien also wünschenswerth, Erscheinungen herbeizuziehen,
welche vom molekularen Bau abhängig sind, bei deren Hervor-
rufung aber die äusseren Umstände in ihrer Wirksamkeit eliminirt
werden können.
Als eine solche Erscheinung sind die Aetzfiguren bekannt,
welche für die feinsten Unterschiede im Erystallbau sehr empfind-
lich sind, und bei deren Hervorrufung die äusseren Umstände gleich
gemacht, also deren Einfluss eliminirt werden kann.
Damit war der Anstoss zu der folgenden Untersuchung gege-
ben, welche umso dankbarer erschien, als ausser dem Boraeit,
dessen tesserale Natur noch strittig ist, kein tesseraler, tetraedrisch-
hemiedrischer Erystall der Aetzung bis jetzt unterzogen wurde.
Dieselbe zerfallt in 2 Theile; im ersten Theil werden die Erschei-
^) Zeitschrift der deutschen geol. Gesellschaft, 1869 (später kurz: Sade-
beck 1869).
') Die Mineralien-Sammlung der Kaiser Wilhelma-Universit&t in Strass-
burg, 1878 (später citirt: Groth 1878).
") Ueber tetra^rische Hemiedrie, Zeitachr. der deutsch, geol. Gesellsch.,
1878, pag. 61S (später citirt: Sadebeck 1878).
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Aetzversache an der Zinkblende. 459
nusgen beim Aetzen beschrieben und der Einflass, welchen ver-
schiedene Umstände auf den Erfolg der Aetzung haben, dargelegt.
Der zweite Theil zeigt die Anwendung der Aetzmethode auf
die Erystallographie der Blende.
L Theil.
Methode der Aetzung.
Als Aetzmittel wendete ich fast ausschliesslich Salzsaure an^
und zwar Säure von bekanntem Procentgehalt. Die Säure muss,
um eine deutliche Aetzung hervorzurufen, bis zum Sieden erhitzt
sein. Unterhalb des Siedepunktes erfolgt kaum eine Einwirkung.
Die Säure wurde in einem kleinen Bechergläschen erhitzt, ein ein-
gehängtes Thermometer gestattete die Temperatur abzulesen. Die
zu ätzenden Erystalle oder Spaltstücke wurden mittelst eines Körb-
chens aus Platindraht eingeführt, welches mit zwei hakig umgebo-
genen Drähten am Bande des Becherglases aufgehängt werden
konnte. Hiedurch war es möglich, die Dauer der Aetzung genau
nach der Uhr zu reguliren.
Die Beobachtung erfolgte theils an den geätzten Krystallen
bei massiger Yergrösserung (bis 100) im auffallenden Licht, theils
an Abgüssen, welche mittelst Gelatine hergestellt wurden. Die
Meesungsmedioden werden später beschrieben werden.
Positives Tetraeder.
Wenn man einen Krystall von Eapniker Zinkblende, welcher
beide Tetraeder zeigt, 2 — 3 Minuten in massig verdünnter Salzsäure
ätzt, so beobachtet man, dass die Flächen des einen Tetraeders,
welche von gewölbten Yicinalflächen umgeben sind, nach Sade-
beck*s Aufstellung das 2. Tetraeder, ganz matt werden, während
die Flächen des anderen Tetraeders mit der triangulären Riefung,
nach Sadebeck das 1. Tetraeder, glänzend bleiben und sich mit
zahlreichen dreiseitigen Aetzfiguren bedecken. Die Aetzfiguren sind
vertiefte dreiseitige Pyramiden, deren Seiten dem Umriss der
geätzten Fläche parallel gehen (vergl. Taf. VII, Fig. 2). Die Seiten-
flächen entsprechen daher einem Triakistetraeder.
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460 F. Becke.
Oefter erscheint die Spitze abgestumpft; die Abstumpfang
ist in manchen Fällen ziemlich eben, oder sie ist sechsseitig flach
vertieft, entsprechend einer Combination von' 3 Flächen eines Triakis-
tetraeders und 3 Flächen eines Deltoeders, welche beide dem
Tetraeder in ihrer Lage nahe stehen.
Auch die vertieften Kanten des steilen Triakistetraeders sind
bisweilen durch gerundete und gestreifte Flächen eines Deltoeders
abgestumpft (Fig. 1 c, /*)•
Bei den dunkelgefärbten Blenden (Rodna, Eapnik) herrscht
das steile Triakistetraeder vor (Fig. 1 a, &), bei helleren (gelbe
Blende von Eapnik, Schemnitz, Binnenthal) tritt die Abstumpfung
mehr hervor, so dass das steile Triakistetraeder nur schmal auftritt
und oft die drei Flächen desselben nicht mehr zum Schnitt kommen.
Der dreiseitige Umriss der Aetzfiguren geht dann in einen sechs-
seitigen über (Fig. 1 d — f).
Die Aetzfiguren erscheinen anfangs vereinzeint, stehen oft in
Reihen neben einander; namentlich geben die Riefen nach dem
Dodekaeder oft Anlass zur Bildung ganzer Reihen von theilweise
zusammenfliessenden Aetzfiguren. Sie erscheinen hier manchmal
verzerrt, einseitig in die Länge gezogen, was nur der Unebenheit
der Oberfläche zuzuschreiben ist.
Bei lange fortgesetzter Aetzung sieht man oft neben einigen
wenigen grösseren, schön ausgebildeten Aetzfiguren die ganze übrige
Fläche mit kleinen rundlichen flachen Grübchen bedeckt, welche
sich als aneinander geschobene Centraltheile verfliessender Aetz-
figuren erweisen.
Lichtfigur. Beobachtet man das Reflexbild eines leuchtenden
Punktes mittels einer geätzten positiven Tetraederfläche, so erblickt
man ein sehr schönes trisymmetrisches Lichtbild. Dasselbe besteht
aus einem centralen Theil und aus drei Strahlen, welche sich
unter 120^ schneiden und den Triakistetraedern entsprechen: Haupt-
strahlen (in den Figuren x). Mitunter treten noch deren Winkel
halbirend drei meist verwaschene Nebenstrahlen (/) auf.
Der centraleTheil zeigt manche Yerschiedenheiten, welche
mit der Entwicklung der Abstumpfung der Aetzfigur zusammen-
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Aetzversuche an der Zinkblende. 461
hängen« Bei den dunklen Blenden (z. B. Rodna) beobachtet man
nur einen yerachwommenen, vag dreieckigen Schein (Fig. 11)^).
Bei den hellgeßlrbten Blenden ist der Centraltheil der hellste
Theil der Lichtfigur. Hier bemerkt man ausser dem hellen Central-
reflex, welcher der unveränderten Lage der Tetraederfläche ent-
spricht, sechs helle Flecke, von denen drei und drei abwechselnd
gleiche Entfernung vom Centralfleck haben (Fig. 8, 9, 10).
Häufig beobachtet man, dass diese Flecke nicht einfach sind,
sondern aus mehreren genäherten Reflexen bestehen. Dann erkennt
man gewöhnlich in den Eauptstrahlen 2 (^i^), in den Neben-
strahlen 3 (^1— ^Is) Reflexe. Die ersteren sind meist schärfer und
schmäler, die letzteren dagegen breit und verwaschen. Je drei
Reflexe der Haupt- und der Nebenstrahlen sind durch Lichtbogen
zu einem winkligen Ring verbunden (Fig. 9, 10), manchmal liegen
alle in einem gleichmässig hellen Feld (Fig. 8).
Die Hauptstrahlen entsprechen den Triakistetraedern und
bestehen aus einem seitlich meist scharf begrenzten, oft sehr ver-
längerten Reflex, in welchem man oft mehrere Culminationen der
Helligkeit, bisweilen sogar eine ganze Reihe von Einzelreflexen
wahrnehmen kann. Der Abstand dieser Reflexe vom Centralreflex
schwankt von 8 — 30^ Welche Momente auf diese verschiedene
Lage Einfluss haben^ wird später gezeigt werden.
Die Nebenstrahlen entsprechen Deltoederflächen und fehlen
manchmal gänzlich. Wenn sie vorhanden sind, erscheinen sie meist
lichtschwächer und verwaschen (Fig. 10). Auch sie lassen häufig
die Zusammensetzung aus genäherten Einzelreflexen erkennen. Die
Entfernung der hellsten Stellen vom Centralreflex ist kleiner als
bei den zugehörigen Häuptstrahlen, aber nicht um so viel, dass
die entsprechenden Flächen in eine Zone fallen würden.
Auf die Lichtfigur des positiven Tetraeders wirken auch die
umgebenden Begrenzungselemente ein. Sind die Flächen des posi-
*) Die anf Tafel YII gezeichneten Lichtfignren beruhen alle auf genauen
Messungen: u. zw. wurden die Keflexe in der Weise eingetragen, dass die Ent-
fernungen den trigonometrischea Tangenten der beobachteten Winkel gleich
gesetzt wurden. Die Figuren sind daher gleichzeitig gnomoniBche Projectionen
der Polfigur der Aetzflächen, wofern sie um 180^ verwendet werden. Alle Figuren
sind in gleichem Massstabe ausgeführt (1 = 16 Mm.). Nur Fig. 19 ist in doppelt
so grossem Massstabe gezeichnet
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462 F. Becke.
tiyen Tetraeders von den Dodekaederflächen begrenzt, so erscheinen
die hellen Reflexe der Hauptstrahlen durch Lichtbogen verbunden,
welche der Lichtfigur der Dodekaederflächen angehören. Lidern man
die betreffende Dodekaederfläohe mit einem Eartenblatt bedeckt,
kann man sich hievon überzeugen (Fig. 8).
Bei Erystallen von Binnenthal, an welchen das negative
Tetraeder vorherrscht und Würfelflächen nur schmal auftreten, sind
die Oktaederkanten durch Aetzflächen abgestumpft, welche Delto-
edem entsprechen und die Nebenstrahlen der Lichtfigur glänzender
erscheinen lassen als die Hauptstrahlen (Fig. 9).
WürfeL
Das Verhalten der Würfelflächen wurde an schwarzen Ery-
stallen von Rodna und Schlaggenwald, an gelbbraunen von Binnen-
thal, an gelben von Schemnitz und Eapnik untersucht.
Nach der Aetzung, welche namentlich bei den hellgefarbten
länger (10 — 15 Minuten) dauern muss, ehe ein deutliches Resultat
sichtbar wird, erscheint die Würfelfläche bedeckt mit dichtgedrängten,
gestreckt rechteckigen Aetzgrübchen, die den Eindruck einer feinen
Riefung nach dem positiven Tetraeder hervorbringen (Fig. 3, Taf.Vjl).
Bei den hellgefarbten Blenden lässt sich diese hier sehr feine
Riefung überhaupt nicht mehr in einzelne Grübchen auflosen.
Die langen steilen Seitenflächen der Grübchen spiegeln gleich-
zeitig mit den entsprechenden Seitenflächen der Aetzfiguren auf
dem positiven Tetraeder, entsprechen somit demselben positiven
Triakistetraeder. Die anderen Seitenflächen verlaufen mit der Boden-
fläche zu einer gekrümmten Fläche; sie entsprechen einem nega-
tiven Triakistetraeder, welches dem Würfel sehr nahe steht
Lichtfigur. Dem entsprechend ist auch die Lichtfigur der
Würfelfläche beschaffen, welche bei Eapniker und Schemnitzer
Erystallen eine in der Richtung des positiven Tetraeders verlän-
gerte Lichtlinie darstellt (Fig. 11 i, Taf. YII). Dieselbe hat einen
centralen gestreckten Reflex, welcher der ursprünglichen Würfel-
fläche entspricht, und an den Enden zwei Culminationen, welche
mit den entsprechenden Hauptstrahlen der beiden benachbarten
Tetraeder zusammenfallen.
Bei den dunklen Blenden ist der peripherische Theil wie bei
den hellen, nur ist er dem Centrum näher gerückt und seitlich von
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Aetzversache an der Zinkblende. 463
dem Würfelreflex, oder statt desselben, erscheinen zwei helle Punkte
(n) oder zwei helle Streifen, die in der Richtung gegen das positive
Tetraeder verlängert, weiterhin in flachem Bogen zusammenfliessen.
Der erstere Fall (Fig. 11, unterer Theil) wurde bei länger dauernder,
der zweite Fall (Fig. IIa) bei kürzerer Aetzung beobachtet.
An Erystallen, deren positives Tetraeder in einer Kante mit
dem Würfel zusammenstösst (Bodna, Binnenthal), entsteht an dieser
eine Abstumpfung, welche mit den Aetzgrübchen des Würfels und
Tetraeders gleichzeitig einspiegelt.
Trlaklstetragder +x(311).
Das Verhalten dieser Fläche wurde an Schemnitzer Erystallen
geprüft, an welchen dieselbe ziemlich gross auftritt. Es entstehen
sehr feine Biefen, ähnlich wie auf den Würfelflächen und gleich
gerichtet. Diese Riefen spiegeln einerseits mit dem Centralreflex
der Würfelfläche, andererseits mit der Aetzfläche derselben Triakis-
tetraederzone und mit dem Centralreflex des positiven Tetraeders ein.
DodekaSder.
Die Untersuchungen konnten bezüglich der Dodekaederfläche
vielfach wiederholt und variirt werden, da durch die vollkommene
Spaltbarkeit ein zur Aetzung sehr taugliches Material gewonnen
werden konnte.
Zur Untersuchung dienten Spaltstücke der Blende von Picos
de Europa, Sautander, Spaltstücke der dunkelbraunen derben Blende
von Offenbdnya, der schwarzen Blende von Rodna, endlich natür-
liche Flächen der Blende von Schemnitz und Eapnik. Letztere
Hessen auch die Stellung der Aetzflguren zum positiven Tetraeder
bestimmen.
Nach der Aetzung erscheinen die Dodeka§derflächen bedeckt mit
dichtgedrängten Aetzflguren, welche unter allen Umständen und vom
engten Moment ihrer Wahmehmbarkeit erhaben sind. Diese A e t z-
hügel haben die Gestalt schiefer, nach der kurzen Diagonale der
Dodekaederfläche monosymmetrischer Pyramiden, sind also z. B. auf
der Fläche 101, auf welche alle späteren Angaben bezogen sind, oben
und unten gleich, rechts und links verschieden. Rechts, also gegen
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464 F* Becke.
das positiye Tetraeder (später : auf der positiven Seite) fallen sie
flach ab und tragen zwei glänzende Flächen (a;-Flächen), die aioh
in einer Kante schneiden, welche die ganze Figur symmetriBch
theilt (Mittelkante). Auf der linken (negativen) Seite tragen sie steil
abfallende Flächen, die bei der Daraufsicht sich z. Th. zu Linien
verkürzen. Die steilen Flächen links und die flachen rechts stossen
in zwei in der Spitze zusammenlaufenden Kanten (Scheitelkanten)
zusammen, deren Winkel gegen das positive Tetraeder offen ist
und bei verschiedenen Blenden bedeutenden Schwankungen unter-
liegt. Er überschreitet 120^ bei den dunklen Blenden (Fig. 5,
Taf. YII) und geht bis auf 70^ herab bei den hellen Blenden
(Fig. 4).
Die a;-Flächen selbst bilden mit der Dodekaederfläche ein-
springende Kanten (Basiskanten), welche miteinander einen nach
links offenen Winkel bilden. Diese Kanten sind wegen der dichten
Stellung der Aetzhügel nur selten zu sehen, und zwar nur nach lang
dauernder Aetzung, wo die Aetzhügel einzeln stehen (Fig. 6).
Man kann übrigens auch schon aus der Gestalt der a;-Flächen
ihre Lage erschliessen. Dieselbe steht ausserdem in gesetzmässigem
Zusammenhang mit der Lage der Scheitelkanten : Wenn diese einen
stumpfen Winkel einschliessen, erscheinen die Basiskanten unter
einem ziemlich spitzen Winkel (dunkle Blenden, kleine Aetzhügel
der Fig. 6). Wenn der Winkel der Scheitelkanten kleiner als ein
lechter wird, nähert sich der Winkel der Basiskanten dem Werth
von 180^ (helle Blenden, grosser Aetzhügel der Fig. 6).
Die a;-Flächen haben genau oder nahezu genau dieselbe Lage
wie die Seitenflächen der Aetzgrübchen auf +50(111).
Hält man einen Krystall, welcher die Flächen 111, die drei
anliegenden Dodekaeder- und Hexaederflächen trägt, mit der Tetra-
ederfläche horizontal, während Licht von vorne schief einfallt, und
dreht ihn so lange um die Kante 111. 110 gegen sich zu, bis die
unteren mit Xi bezeichneten Flächen der Aetzgrübchen Lieht
reflectiren (vergl. die schematische Fig. 2, Taf. VH), so glänzen
gleichzeitig die gleich bezeichneten Flächen der Aetzhügel auf 101
und 011, und die Riefen auf 001. Ebenso erweisen sich die mit
x^ und 0^3 bezeichneten Elemente der Aetzfiguren im ganzen
Oktanten parallel.
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Aetzversuche an der Zinkblende.
465
Auf der negativen Seite der Aetzhügel bemerkt man gewöhn-
licli nur die scharfen Scheitelkanteu, aber keine deutlichen Flächen,
da dieselben zu steil sind, um direet wahrgenommen zu werden.
Man kann sich indess durch folgenden Yersuch von dem Vorhanden-
sein dieser Flächen überzeugen.
Bringt man eine Lichtquelle; das Auge und eine geätzte
Dodekaederplatte in eine Horizontalebene und dreht die letztere
um eine verticale Axe, so sieht man dieselbe bei zwei Stellungen
schimmern, welche zwei zur kurzen
Diagonale symmetrischen Richtungen
der reflectirenden Flächen entspre-
chen. Aus diesem Yersuch geht auch
hervor, dass diese Flächen genau
oder nahezu senkrecht auf der ge-
ätzten Dodekaederfläche stehen.
Durch den Vergleich mit der
nebenstehenden Projection auf die
Dodekaederfläche überzeugt man sich,
dass diese Flächen einem ähnlich
liegenden, wahrscheinlich demselben
Triakistetraeder angehören, wie die Flächen der positiven Seite der
Aetzhügel. Es sind die gleichen Flächen der Oktanten oben links
hinten und unten links vorn.
Nunmehr wird auch der Zusammenhang klar, der zwischen
dem Scheitel- und Basiskantenwiukel constatirt wurde. Je näher
das durch die Aetzung entstehende Triakistetraeder dem Oktaeder
steht, desto näher rücken Xi und Xa zusammen, desto weiter ent-
fernen sich Xj und x^ von einander, desto stumpfer wird der Winkel
der Basiskanten, welcher gleich dem Supplement des Winkels
Xidx^ ist, desto spitzer der Winkel der Scheitelkanten, welcher
gleich dem Kantenwinkel x^Ja ist.
Bei länger dauernder Aetzung, und nachdem die Aetzhügel
bedeutendere Grösse erlangt haben, treten längs der Scheitelkanten
schmale Flächen auf der negativen (Steil-) Seite der Aetzhügel auf,
welche dem Würfel oder häufiger einem dem Würfel genäherten
negativen Triakistetraeder angehören (Fig. 6). Diese Flächen (y)
verursachen bei Beleuchtung von der negativen Seite einen ähnlich
orientirten, aber weit schwächer auftretenden Lichtschimmer
Miseralof . and petro^r. Ifittb. V. 1882. Backe. 31
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466 F. Becke.
wie er auf der positiven Seite durch die a^-Flächen hervor-
gerufen wird.
Auf Spaltplättchen der Blende von Santander erhielt ich
öfters ausser den beschriebenen Aetzhügeln Aetzriefen, welche der
langen Diagonale der Dodekaederfläche parallel und gleichfaUs
erhaben sind; sie erreichen die Länge von 1 bis 2 Mm. und sind
in Folge dessen schon mit freiem Auge als glänzende Linien zu
bemerken (Fig. 7, Taf. VH).
Auf der positiven Seite tragen sie eine glänzende Fläche,
welche einem positiven Deltoiddodekaeder entspricht, auf der nega-
tiven Seite sind sie rauh und glanzlos, und es sieht aus, als ob
hier die Spitzen zahlreicher, sehr kleiner Aetzhugel herausstehen
würden. Oft setzen sie durch grössere Aetzhugel durch, wie die
Figur zeigt, oder enden in solche.
Warum diese Aetzriefen nur manchmal entstehen und durch
welche Umstände ihr Auftreten bedingt ist, vermag ich nicht anzu-
geben. Discontinuitäten der Spaltfläche, welche vor der Aetzung
vorhanden waren, sind die Ursache ihrer Entstehung nicht, da ich
sie bei vollkommen glatten Spaltflächen entstehen sah.
Licht figur. Die Lichtfigur der Dodekaederfläche zeichnet
sich vor Allem dadurch aus, dass ihr ein Centraltheil vollständig
fehlt, sobald die Aetzung so weit fortgeschritten ist, dass überhaupt
eine Lichtfigur sichtbar ist. Will man sich über die Lage der Theile
der Lichtfigur zum Dodekaederreflex orientiren, so muss man durch
Abspalten eines Splitters von der geätzten Oberfläche eine spiegelnde
Fläche- erzeugen.
Auch in der unmittelbaren Nähe des so erzeugten Dodekaeder-
bildes fehlen Reflexe; alle Theile der Lichtfigur liegen weit vom
Centralreflex entfernt, so dass man die einzelnen Theile mühsam
durch Drehen und Wenden der Platte zusammensuchen muss.
In der Lichtfigur machen sich die a;-Flächen der positiven
Seite und die Flächen der Aetzriefen am meisten geltend.
Den a?- Flächen entsprechen zwei mehr oder weniger bestimmt
begrenzte helle Flecke, welche untereinander durch einen schwacher
leuchtenden, gegen den Dodekaederreflex convexen Bogen (Brücke)
verbunden sind, und an welche sich anderseits noch kürzere, gerad-
linige Lichtschweife anschliessen (vergl. Fig. 12, 13, 14).
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Aetzversuche an der Zinkblende. 4g7
Die beiden x-Reflexe sind mehr oder weniger Ton einander
entfernt und entsprechend die Bracke mehr oder weniger lang, je
nachdem die Aetzhügel die Gestalt Fig. 5 oder Fig. 4 haben.
Sind Aetzriefen vorhanden, so bilden sie einen oder eine
Reihe seitlich scharf begränzter Reflexe (Fig. 13), die mitten zwischen
den o^Reflexen liegt. In diesem Falle fehlt gewöhnlich die
„Brücke«.
Untersucht man die Lichtfigur der Dodekaederfläche an einem
Krystalle, der auch das positive Tetraeder zeigt, so sieht man, in
welcher^Weise die Lichtfiguren der beiden Flächen zusammen*
hängen.
Die x-Reflexe des Dodekaeders fallen genau oder nahezu
genau mit den Culminationen der Hauptstrahlen des Tetraeders
zusammen. Die „Schweife^ fallen in die Yerlängerung dieser
Strahlen, die „Brücke*' gehört dem Dodekaeder allein an, wie man
sich leicht überzeugen kann, wenn man die Dodekaöderfläohen
durch ein vorgehaltenes Eartenblatt verdunkelt.
Mittels der Lichtfigur kann man sich auch überzeugen, dass
die Coincidenz der rr-Reflexe mit den Hauptstrahlen des TetraSders
öfter nur eine beiläufige ist, indem die x-Reflexe etwas seitwärts
liegen, so dass die a;-Flächen einem Hexakistetraeder entsprechen.
Dies verräth sich auch an geätzten Spaltplättchen dadurch,
dass neben den , Schweifen'' eine Reihe von Lichtbildern auftritt,
welche in grösserem Abstand vom Dodekaeder-Reflex liegen, als
die verschwommenen x-Reflexe. Diese Lichtbilder rühren her von
Aetzflächen, welche sich an den Kanten der Spalt ungsstücke
ausbilden und genau in der Zone der Triakistetraeder liegen.
Lässt man eine solche Kante Licht reflectiren, so erhält man
als Lichtfigur eine oft aus vielen einzelnen scharfen Bildern
zusammengesetzte Linie und zu beiden Seiten die zwei hellen ver-
schwommenen ^-Reflexe der beiden in der Kante zusammenstossenden
Dodekaederflächen.
Wenn an den Aetzhügeln y-Fläohen aufcreten, so veranlassen
sie zwei Reflexe, die in beiläufig radialer Richtung ziemlich gestreckt
sind. Die auf der Dodekaederfläche senkrechten a;-Flächen können
in der Lichtfigur derselben nicht zum Vorschein kommen (vergl.
Fig. 12, Taf. VII).
31*
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4^ F. Becke.
Negatiyes Tetraeder.
Die negativen Tetraederfläcben machten im Anfange die
grössten Schwierigkeiten. Nach der Aetzung lassen dieselben weder
bei der directen Beobachtung, bei auffallendem Lichte, noch bei
der Untersuchung an Gelatineabgüssen irgend welche regelmässige
Figuren erkennen. Man sieht immer nur eine sehr feingekörneltc
Fläche.
Mit freiem Auge betrachtet erscheint die Fläche matt sammt-
artig, besonders bei schwarzen Blenden. Bei dunkelbraunen Blenden,
welche nur in dünnen Schichten durchscheinend sind, bemerkt man
einen eigen thümlich gelblichbraunen Schimmer, der sich wie ein
reifahniicher Ueberzug abreiben lässt.
Bei der Herstellung der Q-elatineabdrücke bemerkt man,
dass die Gelatinehaut an der geätzten Fläche sehr fest haftet, so
dass sie ohne Verletzung der Oberfläche gar nicht abgehoben
werden kann. Winzige Erystallpartikel werden von der Gelatine
abgerissen und verleihen ihr eine graue Färbung.
Die folgenden Beobachtungen zeigen, dass auch hier die
Aetzung in regelmässiger Weise erfolgt.
Um die zu beschreibenden Erscheinungen gut zu sehen, muss
die Aetzung längere Zeit (10 — 15 Minuten) in kochender Salzsäure
fortgesetzt werden. Aetzt man auf diese Weise einen Erystall z. B.
von Rodna, welcher beide Tetraeder und den Würfel zeigt, und
hält den Erystall mit dem positiven Tetraeder horizontal und neigt
ihn um die Eante 001 . 111, während Licht von vorne einiUllt, so
lange gegen den Beschauer, bis die unteren Flächen der Aetzfigur
auf der positiven Tetraederfläche Licht reflectiren, so tritt auch auf
den beiden benachbarten Flächen des negativen Tetraeders ein
intensiver Schimmer auf.
Hält man die Fläche des negativen Tetraeders horizontal
und dreht den Erystall um eine verticale Axe, während Licht von
vorne unter 60^ gegen die Yerticale einfällt und das Auge des
Beobachters unter gleichem Neigungswinkel von der Seite auf den
Erystall blickt, so sieht man diesen Schimmer bei einer vollen
Umdrehung sechsmal auftreten. In der Regel sind immer zwei
aufeinanderfolgende Schimmerstellungen um einen kleineren, die
zwei nächsten um einen grösseren Winkel auseinander.
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Aetzversuehe an der Zinkblende.
469
Vergleicht man diese Angaben mit der nebenstehenden Pro-
jection auf das negative Tetraeder, in welchem mit Xi^x^ die
Fig. 2.
d^uo.
m^t
'md^
Projectionen derjenigen Aetzflächen
eingetragen sind, welche auf den
drei benachbarten Flächen des posi-
tiven Tetraeders auftreten, so über-
sieht man sofort^ dass die Verthei-
lung dieser Aetzflächen mit der Ver-
theilung des Schimmers überein-
stimmt, dass somit die Unebenheiten
auf der negativen Tetraederfiäche
von den Flächen desselben positiven
Triakistetraeders gebildet werden,
die auf den übrigen Erystallflächen
entstehen.
Die Steilheit der entstehenden Aetzflächen lässt auch die
übrigen Erscheinungen erklären, welche am negativen Tetraeder
auftreten. Man kann sich vorstellen, dass die entstehenden Uneben-
heiten die Gestalt spitzer sechsseitiger Pyramiden haben. Die Steil-
heit ihrer Seitenflächen, deren Neigungswinkel 60° übersteigt,
hindert die Erkennung ihrer Q-estalt unter dem Mikroskop, erklärt
das Festhalten des Gelatinehäutchens, das sammtartige Aussehen
der geätzten Fläche und den gelblichen reifähnlichen Schimmer,
der durch die feinen durchscheinenden Spitzen hervorgerufen wird
und abgerieben werden kann, weil die zarten Gebilde leicht abbrechen.
Auch die negativen Tetraederflächen geben eine Lichtfignr,
welche trisymmetrisch ist, aber aus so zerstreuten Reflexen besteht,
dass das Auge immer nur einen derselben gleichzeitig erblickt. Je
einer der sechs Reflexe fällt mit einem Hauptstrahl der benach-
barten positiven Tetraederflächen zusammen. Auch hier ist diese
Ooincidenz manchmal keine ganz vollkommene.
Uebersieht man die beim Aetzen der Zinkblende auftretenden
Erscheinungen im Ganzen, so zeigt sich, dass bei den vertieften
oder erhabenen Aetzfiguren auf allen Flächen die positiven Triakis-
tetraeder eine Rolle spielen, dass neben diesen auf den einzelnen
Erystallflächen noch andere Aetzflächen vorkommen, die jedoch in
ihrem Auftreten an die betreffenden Erystallflächen gebunden sind.
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470 F- Becke.
Die positiven Triakistetraeder stellen daher die Ha npt ätz-
flächen der Blende dar.
Nebenätzflächen auf dem positiven Tetraeder sind die
Deltoeder, dann der Kranz vicinaler Triakistetraeder und Deltoeder,
welche den Centraltheil der Lichtfigur hervorrufen. Nebenätzflächen
des Würfels sind die demselben nahestehenden negativen Tria-
kistetraeder. Ebensolche treten bisweilen auf den Dodekaeder-
flächenauf; ausßerdem sind die Deltoeder der Aetzriefen Neben-
ätzflächen des Dodekaeders. Auf den negativen Tetraederflächen
seheinen Nebenätzflächen zu fehlen.
Man kann die Zonen zwischen dem Würfel und dem positiven
Tetraeder als Aetzzonen bezeichen. Die Erystallflächen, welche
dieser Aetzzone angehören und welche ausserhalb derselben liegen
zeigen manche bemerkenswerthe Yerschiedenheiten (vergl. hierüber
den Sehlussabschnitt des ersten Theiles).
Messungen.
Zur genauen Bestimmung der Lage der Aetzflächen waren
Messungen nöthig, welche ich auf verschiedene Weise ausführte.
Die exacteste Methode ist die goniometrisehe, wobei die
Beflexe der Lichtfigur der Messung unterzogen werden. Es könnte
auffallend erscheinen, dass die Lichtfiguren noch niemals in diesem
Sinne verwendet wurden. Die Forscher, die sich bisher mit der
Bestimmung der Lag^ von Aetzflächen beschäftigt haben, verwen-
cleten stets Schimmermessungen unter Benützung einer nahe vor
clem Goniometer stehenden Lampe. Die Lichtfigur wurde immer
nur bezüglich ihrer Symmetrie berücksichtigt.
Die Genauigkeit der Messung wird indess auch hier durch
bedeutende Fehler beeinträchtigt, welche von der Justirung und
der Einstellung herrühren.
Die richtige Justirung ist in dem Falle leicht zu erreichen,
wo die geätzte Fläche selbst in der Aetzzone liegt. Dann gibt ein
schwacher Lichtbogen, welcher die zu messenden Reflexe unter-
einander verbindet, die Lage der Zone an, und die Reflexe selbst
sind seitlich scharf begrenzt.
Die richtige Justirung ist dagegen schwierig bei den ausser-
halb der Aetzzone liegenden Flächen. Hier veranlasst die Ter-
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Aetzrersnche an der Zinkblende. 471
schwommenheit und Eriiminung der Reflexe und ihre Ausdehnung
schief oder senkrecht zu der einzustellenden Zone eine bedeutende
Unsicherheit in der Justirung.
Anderseits hängt die Genauigkeit der Messung ab von der
Pracision der Einstellung, welche bei wenigen der Aetzflächen sehr
befriedigend ist.
Am präcisesten erfolgte die Einstellung bei den gegliederten
Hauptstrahlen der positiven Tetraederfläche, wo unter günstigen
Umständen die Mittelwerthe nach dreifacher Repetition um weniger
als 10' differirten.
Dagegen zeigten sich bei den langgezogenen Reflexen, wie
sie manchmal in der Lichtfigur des positiven Tetraeders auftreten,
und bei den verschwommenen a;-Reflexen auf den Dodekaeder- und
negativen Tetraederflächen bedeutendere Differenzen bis zu 1 Grad,
namentlich bei der Messung des gegenseitigen Abstandes zweier
x-Reflexe.
Die Messungen wurden alle mit dem kleinen Goniometer eines
Fuess'schen Universal- Apparates ausgeführt. Als Signal benützte
ich eine runde Oeffnung von 4 Mm. Durchmesser, welche durch
eine Petroleumlampe erleuchtet wurde und sich im Brennpunkt des
Colimationsrohres befand. Dieses letztere wurde in einiger Entfernung
vom Goniometer aufgestellt, um an diesem selbst nicht gehindert
zu sein ; seine richtige Stellung zu demselben wurde mit dem Beob-
achtungsfemrohr geprüft.
Das Messen wurde fast stets mit freiem Auge vorgenommen,
da bei Anwendung eines Fernrohres die Einstellung verschwom-
mener Reflexe noch erschwert wird.
Eine zweite mögliche Methode wäre die Messung der ebenen
Winkel der Aetzfiguren, welche allerdings nur auf den Dodekaeder-
flächen anwendbar wäre, wo die Scheitelkanten der Aetzhügel einen
variablen Winkel einschliessen, welcher zugleich dem Winkel der
längsten Kante des betreffenden Triakistetraeders gleich ist. Diese
Methode, welche Leydolt bei der Untersuchung der Aetzfiguren
des Aragonit verwendete, allerdings in einer nur ganz rohen, auf
Schätzung beruhenden Weise, führte indess zu keinem befriedi*
genden Resultate, da die auftretenden Kanten nicht geradlinig genug
ausgebildet sind.
Eine dritte Methode beruht auf der Einstellung auf das Maxi-
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472 F» Becke.
mum des Schimmers, welcher eintritt, wenn geätzte Flächen ia
bestimmte Lage gegen das einfallende Licht kommen. Auf diese
Art kann man die Azimuthwinkel bestimmen, welche gleichgeneigte
Aetzäächen mit einander auf der geätzten Fläche einschliessen.
Bringt man beispielsweise eine geätzte Dodekaederplatte auf
den drehbaren Objecttisch des Mikroskopes und beobachtet man
die Platte bei schwacher Yergrösserung (grosser Focalabstand ist
hiezu nothwendig), während von vorne ein Bündel paralleler Licht-
strahlen unter geeigneter Neigung auf die Platte föUt, so beobachtet
man in zwei Stellungen einen Schimmer, heryorgerufen durch die
reflectirenden o^-Flächen der Aetzhügel (in den Fällen, wo f/-Flächen
auftreten, bewirken auch diese einen, jedoch weit schwächeren
Schimmer). Der Winkel, um welchen man drehen muss, um aus
einer Schimmerstellung in die andere zu gelangen, entspricht dem
Winkel x^dx^j welcher in der Folge mit -^ Ä bezeichnet wird ;
ebenso bedeutet -^ B den Winkel y^ dy^ auf der Dodekaederfläche.
Der ^ A ist das Supplement des Winkels der Basiskanten.
Auf der negativen Tetraederfläche konnten so die sechs Winkel
bestimmt werden, welche die sechs Aetzflächen auf der Tetraeder-
fläche mit einander bilden. Diese Winkel sind zu dreien abwechselnd
gleich. Die drei grösseren entsprechen jenen Aetzflächen, zwischen
welchen eine Hexaederfläche liegt (^ H\ die drei kleineren entsprechen
jenen, zwischen welchen eine positive Tetraederfläche liegt (-^ 0).
^ 0 + -^ H= \20\
Bei dieser Messung ist auf folgende Punkte Rücksicht zu nehmen :
1. Die Platte muss genau der Ebene der Drehung parallel
sein. Dieses wurde bei der Dodekaederfläche auf folgende Weise
leicht erreicht. Die Oberfläche wurde an einer Stelle abgespalten
und so eine spiegelnde Stelle erzeugt. Die Platte wurde dann auf
den Justirapparat eines Ooniometers gebracht und mit diesem auf
den Objecttisch des Mikroskopes gesetzt. Das Bild einer entfernten
Flamme wurde mit der spiegelnden Stelle der Platte beobachtet
und die Justirung so lange geändert, bis das Bild bei einer Um-
drehung des Objecttisches keine Yerrückung erfuhr. War dies
erreicht, so war die Platte der Drehungsebene parallel.
Bei der negativen Tetraederfläohe, auf welche diese Methode
gleichfalls angewendet wurde, legte ich auf die geätzte Fläche um
ein Spiegelbild zu erhalten einen dünnen Deckglassplitter.
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Aetzyersuche an der Zonkbleude. 473
2. Ein Bündel paralleler Lichtstrahlen wurde durch Anwen-
dung einer Colimationslinse erzeugt, in deren Brennpunkt sich eine
Scheibe mit einer runden, 4 Mm. im Durchmesser haltenden Oeff-
nung befand. Die Oeffnung wurde durch eine Petroleumlampe
erleuchtet, welche hinter einem Schirm aufgestellt war.
3. Die Beobachtung durch das verticale Mikroskop ist nur
dann möglich, wenn die Aetzflächen unter weniger als 45^ gegen
die geätzte Fläche geneigt sind. Dies trifft für die Dodekaeder*
fläche zu; da die Aetzflächen, welche überhaupt der Messung unter-
zogen werden können, Winkel von 27^—33® mit der Dodekaeder-
fläche einschliessen, genügte es, das Licht unter 30^ gegen den
Horizont einfallen zu lassen, um von allen Aetzflächen den Schimmer
zu erhalten.
Auf der negativen Tetraederfläche bilden die Aetzflächen
grossere Winkel (bis über 70^). Hier wurde dem Colimator die
schiefe Stellung gelassen und das Beobachtungsrohr in einer um
90^ verschiedenen Ebene gleichfalls schief aufgestellt. Die für die
Beobachtung geeignetste Schiefe musste durch Yersuchen gefunden
werden.
4. Bei der Messung grösserer Platten zeigte sich, dass der
Schimmer nicht auf allen Theilen der ^ Platte gleichzeitig eintrat,
sondern an der einen Seite begann, über die Mitte hinzog und am
anderen Ende verschwand. Um die hiedurch eintretende Unsicher-
heit zu vermeiden, wurde im Ocular ein Diaphragma mit enger
Oeffnung angebracht, so dass blos der centrale Theil des Gesichts-
feldes sichtbar blieb.
Die Messung ist bei dieser Methode umso genauer, je steiler
die Aetzflächen gegen die horizontal gelegte, geätzte Fläche geneigt
sind, daher sind auf der Tetraederfläche genauere Werthe zu
erwarten als auf der Dodekaederfläche. Dies wurde auch durch die
Erfahrung bestätigt.
Der Winkel <^ A wurde auf der Dodekaederfläche mit
Schimmermessung immer grösser gefunden als die Rechnung aus
dem sphärischen Dreieck Xidx^ ergab, unter Zugrundelegung der
goniometrisch bestimmten Winkel dx^^ dx%^ x^x^* Ich konnte die
Ursache dieses constanten Fehlers nicht bestimmen. Uebrigens laufen
beide Reihen von Werthen parallel, indem einem grösseren berech-
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474 ^- BecRe.
neten auch immer ein grosserer beobachteter Werth entspricht.
Daher zeigte sich diese rasche Methode besonders zu orientirenden
YoruDtersuchungen ganz geeignet.
Vorerst mögen einige Messungen angefQhrt werden, welche
die üebereinstimmung der Lage der Aetzflächen an verschiedenen
geätzten Flächen desselben Erystalles oder gleicher Erystalle darthnn.
Ein Krystall von Rodna, welcher Würfel und beide Tetraeder-
flächen zeigte, wurde 15 Minuten in kochender concentrirter Salz-
säure geätzt.
Die Messung der Lichtfigur auf der Würfelfläche (vergl.
Fig. 11, unterer Theil) gab folgende Winkel:
gemessen berechnet
hx, = 25« 18'
hx^ = 25 13 001 . 113 = 25« 4'
TiiY), = 4 50
Auf der positiven Tetraederfläche war der Centralfleck zu
unbestimmt, als dass genaue Messungen ausführbar gewesen wären.
Die Schimmermessung auf der negativen Tetraederfläche gab
Schimmer in 6 Stellungen, welche die folgenden Winkel einschlössen
(vergl. die Projection Fig. 2, S. 469).
x^x^ = 60-1« x,x, = 61-0«
a:j«4 = 60-3 x^x^ = 60-0
x^x^ = 59*4 x^Xi = 59* 1
Die Winkel -^ 0 und -^ jH sind hier gleich, das Mittel ist
60«, wie es die Lage der a;-Flächen parallel (311) in der ersten
Diagonalzone des negativen Tetraeders erfordert.
Ein anderer Krystall, welcher das negative Tetraeder sehr
gross zeigte, trug an seiner Unterseite eine grosse Spaltfläche,
welche zum Theil einem Zwillings-Individuum angehörte. An dem-
selben wurden nach kürzer dauernder Aetzung folgende Messungen
angestellt.
Die Lichtfigur auf der Dodekaederfläche lieferte folgende
Winkel (vergl. Fig. 14), Hauptkrystall unter I, Zwillingskrystall
unter 11.
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AetZYersuche an der Zinkblende. 475
I ir Mittel
SO'» 29-5'
dx^ = 29^51' dxr = 30^33'
(tea = 30 28 dx^ = 31 6
1-
x^x^ = 46 23 XiX2 = 46 15 46^ 19'
Die in der Zeichnung wiedergegebene Lichtfigur ist besonders
wegen der Annäherung der zwei yerschiedenen Individuen ange-
hörenden x-Reflexe bemerkenswerth ; wären die Aetzflächen pa-
rallel (311), so müssten die betreffenden j!:-Reflexe zusammenfallen.
Die Schimmermessung auf der Dodekaederfläche ergab auf
jedem Individuum zweimaligen Schimmer.
Als Mittel von je 10 Einstellungen erhielt ich folgende Zahlen :
I
236-2»
II
246-8»
348-4'>
Hieraus -^ Ai
. . loi-e»
100-6^
Die Annäherung der a:-Plächen an (311) gibt sich durch den
kleinen Winkel x^ilx-^^u zu erkennen.
Bei einer gewissen Stellung sind beide Individuen fast gleich-
zeitig hell, doch ist der Unterschied der Maxima noch zu erkennen
Wären die ar-Flächen genau parallel (311), so würden dieSchimmer-
maxima auf beiden Individuen zusammenfallen.
Auf der negativen Tetraederfläche wurde der Schimmer in
6 Stellungen beobachtet, welche folgende Winkel ergaben:
x^X2 = 54-6^ XaXa = 65*9^
x^x^ = 53-6 x^x^ = 64-7
Xßj-e = 55*1 x^Xx = 660
54-5« 65-5^
Die Rechnung, welcher das Mittel der Winkel dx und x^x^
zu Grunde gelegt wurde ergab, dass die Aetzflächen auf der Do-
dekaederfläche die Lage von 338, noch genauer unter Berücksichtigung
der Abweichung von der Aetzzone die Lage von 30 . 29 • 80 haben^).
^) Hier und im Folgenden haben die Indices nur die Bedeutung von
Rechnnngsbehelfen. Alle Angaben, auch die Indices beziehen sich auf jene Aetz-
flächen, die bei der Aetzung auf 101 zum Vorschein kommen.
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476
F. Becke.
Diese Lage fordert folgende Winkel verglichen mit dem
Mittel der Beobachtungen :
beobachtet
berechnet
dx . .
: . . 30» 29'
30« 27'
a-jXj .
. . . 46» 19'
46» 8'
^A .
. . . loo-e"
101» 16'
^0 .
. . . 54-5''
54" 32-5'
^H ■
. . . es-ö»
65» 27-5'
Die Torstehende Messung ergab für die Aetzflächen der
Dodekaederfläche eine kleine Abweichung von der Aetzzone.
Dasselbe ergeben die folgenden Messungen für die Fläche
des negativen Tetraeders von Eapnik.
Zur Untersuchung dienten dunkelbraune theils einfache Ery-
stalle, theils spinellähnliche Zwillinge mit beiden Tetraedern im
Gleichgewicht.
Die Schimmermessung auf dem negativen Tetraeder ergab :
^0
oTiXa = 47-9^
rrsX4 = 47-8
Xi,Xe = 47-0
47-6^
Xax, = 71-20
x^Xii — 72-2
a-ßj-i = 73-8
72-4^
Ferner wurden nach der Aetzung auf vier Seiten jene Do-
dekaederflächen, welche senkrecht auf der geätzten Tetraederfläche
stehen, angespalten und die Winkel von diesen letzteren zu den
a:- Reflexen gemessen (vergl. zur Orientirung Fig. 2, S. 469).
dixi =
30» 56'
(?,x, = 31» 17'
XiX. =
118 11
d,x, = 149 15
d^x^ =
31 0
«?,Xj =
59» 23'
rfsx, = 59» 33'
AT, =
60 53
(f,xi = 120 46
^4X3 =
59 17
rfiXe =
70» 3'
d,Xj
= 70«
6'
d,x, = 69» 52'
XtXf, =
40 3
rfjX«
= 109
55
d,xi = 111 7
d,X6 =
70 22
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Aetz versuche an der Zinkblende.
477
Fig. 3.
Bildet man aus allen zusammengehörigen Messungen Mittel-
werthe, so erhält man die folgenden Winkel für die zwischen 111
und 001 liegende Aetzfläche (yergl. Fig. 3).
dix = 69^54'
d^x = 30 58
d^x = 59 27
Rechnet man aus zwei beliebigen dieser
drei Winkel den Winkel d^d^x^ so erhält man
einen Werth grösser als 35^16'; somit kann
X nicht genau in der Zone 111 .001 liegen.
Die Lage der Aetzfläche kann durch
die Indices 19 . 18 . 44 dargestellt werden,
welche verglichen mit der Beobachtung fol-
gende Werthe verlangt:
Rechnung Beobachtung
d^x = 59« 16-9' 59^ 27'
d^x = 31^ 1-9' 30° 58*
d^x = 69° 48-5' 69^54'
-^0 = 47M7-5' 47-6°
^ Ä = 72° 42-5' 72-4°
An der positiven Tetraederfläche desselben Krystalles wurden
die Winkel der drei Seitenflächen der Aetzgrübchen zur Tetraeder-
fläche wie folgt gemessen:
= 22° 8'
= 22° 35'
= 21° 55'
OXi
0x2
ox^
22° 12'
Dies entspricht ungefähr dem Triakistetraeder 5.5.12, welöhes
der Lage von 18 . 19 . 44 sehr nahe kommt und den Winkel
ox = 24° 12' fordert.
An einem Erystall von Schemnitz, der das positive Tetra-
eder und die benachbarten Dodekaederflächen zeigte, wurde nach
15 Minuten dauernder Aetzung die Lichtflgur der positiven Tetra-
ederfläche der Messung unterzogen.
Die Lichtfigur ist in Fig. 8 dargestellt. Die cr-Reflexe haben
die Gestalt langer Lichtstreifen, welche eine deutliche Gulmination
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478 ^- Becke.
(x) besitzen und in eine lichtscbwaclie Spitze auslaufen, die mehrere
Orade weiter reicht; das Ende derselben wurde gleichfalls gemessen
(x*). An die Culminationen schliessen sich, je zwei derselben ver-
bindend, „Brücken" an, welche der Lichtfigur der benachbarten
Dodekaederflächen angehören, wie man sich durch Verdecken der-
selben überzeugen kann. In der Mitte derselben ist ein heller Fleck
(;sr), herrührend von einer Aetzfläche, welche die Eante zwischen
Dodekaeder und Tetraeder abstumpft.
Der Centraltheil besteht aus einer sechseckigen Lichtscheibe
welche Culminationen an den Ecken und in der Mitte trägt; die
in den Hauptstrahlen sind mit ^, die in den Nebenstrahlen mit ^
bezeichnet.
Die Messung ergab:
oa^ = 14<^34' ox\ = 19HA' o^i = 4^12' ol^=2'2V ö^i=8«4(y
ox^ — 15 20 ox\ = 19 11 0^ = 3 56 o?;, = 3 4 oe^ = 8 33
0x3 = 14 20 ox\ = 19 54 0^3 =3 28 oü^ = 2 55
14^5'^ 19^38' 3^52' 2M9' 8^36'
111.335 = Uö24'12" 111. 112 = 19^28' 16" 111 .775 = 8<»28'30''
Wie man sieht stimmen die Messungen in den drei Strahlen
ziemlich gut überein. Die vorhandenen Abweichungen sind zudem
z. Th. der Verschwommenheit des Centralreflexes zuzuschreiben.
Für die Culminationen lassen sich ziemlich einfache Indices berech-
nen. Für die Flächen ^ und ^ habe ich diese Rechnung unterlassen,
da sie zu sehr hohen Zahlen führt, welche bei der Auswahl der
Willkür zu grossen Spielraum lassen. Ein Versuch, diese Messungen
zu deuten folgt später.
An der Fläche des negativen Tetraeders, welche an einem
anderen Krystall geätzt und der Messung unterzogen wurde, konnte
man kaum 6 Schimmerstellungen unterscheiden, indem je zwei den
Winkel -^ 0 einschliessende durch ein continuirliches Glänzen ver-
bunden sind, so dass die Maxima nur schwer zu fixiren waren;
daher ist die Messung ziemlich ungenau.
Xix^ = 2I-3<^ x^x^ = 97-3^
x^x, = 22-0 x^x^ = 104-6
a-fiXe = 17-9 x^x^ = 96'9
20 4° 99-6°
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AetzTersuche an der Zinkblende. 479
Aus den Beobachtungen auf der positiven Tetraederfläobe be-
rechnet man diese Winkel mit 28® 20' und 92° 40'. Die Ueberein-
stinunung ist nur eine beiläufige. Dies stimmt mit Beobachtungen
an den DodekaederSäohen, welche zeigen, dass die x-Flächen sich
umso mehr von der Aetzzone entfernen, je mehr sich dieselben der
Tetraederfiäche nähern. Dann kann aber der aus der Lage der
Aetzflächen in der Aetzzone berechnete Winkel -^ 0 und <^ H
mit der Beobachtung nicht mehr genau übereinstimmen. Daher ist
nur ein Theil dieser Di£forenz auf Beobachtungsfehler zu schieben.
Gelbbraune Krystalle von Binnenthal geben auf den positiven
Tetraederflächen Lichtfiguren, die sich bei längerer Einwirkung der
Säure durch reiche Gliederung der Reflexe auszeichnen.
Fig. 10, Taf. YII, zeigt eine solche complicirte Lichtfigur;
dieselbe ist in doppelt so grossem Masestabe wie die anderen Figuren
gezeichnet.
Im Centraltheil sind zwei scharfe Reflexe in der Richtung
der Hauptstrahlen zu erkennen {^a, ^)y ferner in der Richtung der
Nebenstrahlen zwei deutliche, etwas verbreiterte Reflexe C> und ^,
welche mit ^ und ^ durch Lichtbögen verbunden sind, etwas
weiter ausserhalb noch ein lichtschwacher Reflex 1^.
Die Hauptstrahlen bestehen aus ganzen Reihen von scharfen
Einzelreflexen, die vier hellsten derselben wurden gemessen (^r^,
^9 ^8) ^4)9 <li® äussersten waren die hellsten.
In den Nebenstrahlen waren ausserhalb des Gentraltheiles nur
sehr verwaschene lichtsohwache Reflexe.
Es wurde nur einer der Strahlen gemessen:
gemessen gerechnet
0x1= 8^24' 111.433= 8^ 1'58"
ox, = 10 17 10.7.7 = 10 0 28
ox, = 11 8 322 = 11 25 17
0x4 = 12 32 11.7.7 = 12 44 58
Die einzelnen x-Reflexe führen bei der Berechnung auf ziem-
lich einfache Indices.
Bei diesem Krystalle waren die Schimmermaxima auf der negati-
ven Tetraederfläche so undeutlich, dass eine Messung unthunlich war.
Ein anderer, etwas dunkler gefärbter Erjstall, dessen Licht-
figur durch die starke Entwicklung der Nebenstrahlen ausgezeichnet
ist (vergl. Fig. 9), ergab:
o2:„ = l''32'
0§a= 1«54'
0^ = 2 19
0^=2 30
ol^=3 8
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480
F. Becke.
gemesBen gerechnet
o^ = 2ni' ox^= 7^51' 111.433= 8« 1'58"
ö5 = 1 45 0x2 = 8 46 11.8.8 = 8 54 47
00:3 = 10 12 10.7.7 = 10 0 28
ox, = 14 37 533 = 14 24 12
Die negative Tetraederfläche war hier besser messbar als bei
dem Schemnitzer Erystall und ergab:
^ 0 ^U
XiXi = 25-7 <^ x^Xi = 93-8^
x^X4, = 25'9 x^x^ = 95*2
iTß-Te =^5-6_ x^Xi = 93*8
^5~7^~ ~94"3^
Unter Zugrundelegung des gemessenen Winkels ox^=z 14^37'
berechnet man ^ 0 = 28° 20', -^fi = 9V 40'.
Zur genaueren Bestimmung der mit dem Zeichen y belegten
Aetzflächen, welche bei länger dauernder Aetzung auf den Spalt-
flächen der Blende von Santander zu beobachten sind, verwendete
ich eine Spaltungslamelle, welche 12 Minuten in stark verdünnter
Salzsäure geätzt worden war.
Die Platte zeigte sich aus zwei durch das gewöhnliche Zwillings-
gesetz verbundenen Individuen zusammengesetzt. Auf den beiden
Theilen, welche in der Mitte in Lamellen alterniren und in voU-
Fig. 4. Fig. 6.
kommen geraden, auf der gemeinsamen Kante senkrechten Grenz-
linien zusammenstossen, haben die Aetzhügel die in Fig. 4 ange-
gebene Form und Stellung. Sie stehen, wie man sieht, zur Zwillings-
grenze nicht symmetrisch, wohl aber zu einer auf der Zwillingsebene
senkrechten Geraden. Fig. 5 gibt eine gnomonische Projection der
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Aetzversoche an der Zinkblende. 481
wiehtigsteii Fläehen der beiden Individaen auf die beiden gemein-
same geätzte Dodekaederfläche.
In derselben sind auch die entstandenen Aetzflächen einge-
zeichnet, und zwar dadurch, dass die Lichtfigur an den entspre-
chenden Stellen, also in 180^ verwendeter Stellung eingetragen
wurde. Die Lichtfigur des Individuums I ist ausgef&Ut, die von II
in Contour gezeichnet; die auf das letztere bezüglichen Indices und
Buchstaben sind unterstrichen.
Zur Bestimmung der a?-Flächen wurde dxiy dx^ und qi\x^ ge-
messen; zur Bestimmung der ^-Flächen dyx^ dys. und — weil die
Justirung der Zone y^ly^ Schwierigkeiten machte — der Winkel yi^
Aus diesen Winkeln konnten die sphärischen Dreiecke doxi
und doyi aufgelost und die Position von y und x bestimmt werden.
Auf diese Weise ergab sich, dass x fast genau in der Aetzzone
liegt und der Fläche 17.10.10 sehr nahe kommt, und dass y sich
einem negativen Triakistetraeder 922 nähert.
Die Messung mit der Rechnung verglichen ergab Folgendes:
gemessen gerechnet
dxi = 80« IV
dx^ = 30« 16'
30« 13-5'
30« 18' 20*
Xix, = 25" 42'
25» 52' 10"
dy^ = 33" 59'
dy, = 33« 25'
33« 42' 34* 26' IS"
»1»! = 14« 32' 14« 55'
Die grössere Abweichung bei y erklärt sich daraus, dass der
y-Beflex in der Richtung der Hauptätzzone, welche die Richtung
der justirten Zone schräge durchschneidet, stark gestreckt war,
was sowohl die Justirung als die Einstellung sehr unsicher machte.
Zur weiteren Controle können die Schimmermessungen dienen.
Es wurde auf das Erglänzen der einzelnen Aetzflächen eingestellt y
das Mittel der Ablesungen lieferte folgende Zahlen:
Vi a?i ^ yt
^ ,. .^ I 357-3 76-7 1343 2137
Individuum jj jQ^.g 25-4 3268 248-7
MlneralOf. nnd petrogr. Xittiu V. 1882. Beck«.
32
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482 F. Becke.
Aus den abgelesenen Zahlen ergibt sich, verglichen mit der
Rechnung aus der Goniometermessung:
I 57-8« 143-6^
II 58-6« 143-9
0
gemessen: 58-P 143-7^
berechnet: 52^40' 136^0'
Die Schimmermessung gibt hier, wie fast immer, zu grosse
Werthe. Wie genau indessen die Schimmermessungen unter einander
stimmen, zeigen folgende kleine Rechnungen.
Das Mittel der für y^^a und der für o^i^a abgelesenen ZahleH-
muss sich um genau 180^ unterscheiden.
I -^ = 10&ö^ -^^ = 285-50 Diff. = 180«
jj j^ _ ggg.p. Vi^ _ 176-80 Diff. = ISO-T»
Da I und II sich in Zwillingsstellung befinden, müssen die
Mittel für a^Xj von I und II sich um 109° 28' unterscheiden; das-
selbe gilt für y.
I II
^'- 105*5<> 356-1° Diff. 109'4°
-^^ 285-5» 176-8» Diff. lOS*?»
Die Differenz zwischen den beiden unabhängigen Methoden
kann daher nicht auf die Unsicherheit der Einstellung auf das
Schimmermaximum geschoben werden.
Eine Erklärung kann man darin finden, dass bei der Schim-
mermessung nur ein kleiner Theil der Platte beobachtet wird,
während zur Lichtfigur sämmtliche Aetzhügel der ganzen Platte
beitragen.
Ferner kann zur Erklärung noch der Umstand herbeigezogen
werden, dass möglicherweise die Neigung des Beleuchtungsrohres
nicht genau jene war, welche die glattesten Theile der Aetzflächen
erforderten, um das Licht in verticaler Richtung in das Beobach-
tungsmikroskop zu reflectiren. Diese erzeugen aber die hellsten
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Aetzversache an der Zinkblende. 483
Reflexe der Lichtfigur, und auf diese bezieht sich die O-oniometer-
mesBung. Dass dennoch ein Schimmermaximum eintrat, beruht
auf der Krümmung der Aetzflächen, die sich auch in den „Licht-
schweifen*' der Reflexe ausspricht.
Die Schimmermessung würde sich doifin nicht auf die Reflexe
der Lichtfigur, sondern auf bestimmte Theile der „Schweife"
beziehen.
Wegen dieser Unsicherheit der Schimmermessung wurde dieselbe
nur zu orientirenden Messungen verwendet, wo es auf genauere
Messung ankam, immer das Goniometer angewandt.
Einfluss des Eisengehaltes.
Aus den mitgetheilten Messungen ergeben sich für die Blen-
den verschiedener Fundorte beträchtliche Unterschiede in der Lage
der Aetzflächen, welche namentlich bei den Hauptätzflächen her-
vortreten.
Diese Verschiedenheiten hängen auf das innigste mit dem
Eisengehalte der Blenden zusammen, indem bei den eisenreiohsten
Blenden die Hauptätzflächen der Form (311) nahe kommen, und
bei den eisenärmeren umso mehr sich dem positiven Tetraeder
nähern, je kleiner der Eisengehalt ist.
Diese Beziehung tritt deutlich hervor, wenn man die Winkel
ox bei verschiedenen Blenden mit der Färbung vergleicht, welche
als Mass des Eisengehaltes betrachtet werden kann.
Da auch Concentration der Säure und Dauer der Einwirkung
die Lage der Aetzflächen beeinflussen, so sind nur solche Messungen
angeführt, bei welchen diese Momente gleichartig waren.
Fandort Farbe ox
Rodna schwarz 28° 26'
Kapnik braun 22° 12'
Binnenthal gelbbraun W 37'
Schemnitz hellgelb 14° 45'
Es wurde schon erwähnt, dass auch in dem Aussehen der
Aetzfiguren auf -f-y.(lll) die hellen eisenarmen Blenden sich von
den dunklen eisenreichen unterscheiden. Die ersteren zeigen meist
die Form von Fig. 1 d e f^ die letzteren vorzugsweise die Form
von Fig. lab,
32*
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484 ^^ Becke.
Dieselbe Beziehung tritt auch hervor, wenn man die Aetz«
liSgel auf den Dodekaederflaohen vergleicht. Sie macht sich hier
durch Yariation des Winkels -^ A := Xidx^j welcher durch Schim-
mermessung leicht bestimmt werden kann, geltend.
Da dieser Winkel selbst bei einer geringen Aenderung in der
Lage der Aetzflächen sich bedeutend ändert, daher die Grosse
desselben durch Aenderungen in den äusseren Umständen sehr
bedeutend beeinflusst wird, musste auf Gleichartigkeit derselben,
namentlich der Concentration der Säure und der Dauer der Einwir«
kung geachtet werden. Wegen der grösseren Empfindlichkeit der Spalt-
flächen gegenüber der Aetzung genügt eine weit kürzere Aetzdauer.
Spaltstückchen der schwarzen Blende von Rodna, der dunkel-
braunen von Offenbdnya und der gelben von Santander wurden in
der gleichen Säure von 22'57o Gehalt 1 Minute lang geätzt und
mittels Schimmermessung der Winkel ^ Ä gemessen :
Fundort Farbe ^ A
Rodna schwarz 106*4®
Offenbdnya dunkelbraun 73*1®
Santander gelb 52*1®
Da mit ^ A der Scheitelkantenwinkel in einem geraden
Yerhältniss steht, so ist dieser Unterschied schon beim blossen
Anblick der Aetzhfigel ersichtlich (vergl. die Aetzhügel der
schwarzen Blende von Rodna, Fig. 5, und der gelben Blende von
Santander, Pig. 4, Taf. VII).
Schliesslich mögen noch die Resultate der Schinmiermessung
an — ^(111) von 5 verschiedenen Blenden zusammengestellt wer-
den. Je kleiner der Abstand der Aetzflächen von der positiven
Tetraederfläche ist, desto kleiner wird ^ 0, desto grösser ^ H,
desto grösser der Unterschied zwischen beiden.
Alle untersuchten Blenden wurden in concentrirter kochender
Salzsäure durch 15 Minuten geätzt, wobei auf möglichste Gleichheit
itUer äusseren Umstände gesehen wurde.
Foodort
Farbe
^0
<B
Bodna
schwarz
60«
60"
Eapnik
dnnkelbrann
47-6»
72'4«
Neudorf
rothbrann
31-4«
ss-e«
Binnentbal
gelbbraun
25-7«
94-9''
Scheninitz
hel^elb
20-4«
99-6<»
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AetzYersache an der Zinkblende. 485
Aus allen angeführten Meflsongen ergibt sich der Satz: Die
Hauptätzflächen liegen in der Aetzzone dem posi-
tiven Tetraeder um so näher, je lichter dieFarbe,
also je geringer der Eisengehalt der Blende ist.
Abgesehen hievon werden die eisenreichen Blenden viel stär-
ker angegriffen als die eisenarmen; um den gleichen G-rad der
Aetzung zu erzeugen, müssen die hellen eisenarmen Blenden weit-
aus länger geätzt werden als die dunklen eisenreichen.
Dies spricht sich auch in der Grösse der Aetzhügel auf der
Dodekaederfiäche aus, welche bei gleichen Umständen auf den
schwarzen Blenden grosser ausfallen als auf den hellen. Dies gilt
aber nicht für die Aetzgrübchen auf +x(lll).
Einflnss kasserer Umstände.
Verschiedene Concentration der Säure, sowie längere oder
kürzere Dauer der Einwirkung schienen von bestimmtem Einfluss
auf die Lage der Aetzflächen bei Blenden von gleichem Eisengehalt
zu sein, doch gelang es nicht sofort, diesen Einfluss zu fixiren, da
noch eine Menge anderer^Umstände modificirend mitwirken, welche
man nicht so in der Hand hat wie die beiden genannten.
Ehe diese Umstände alle erkannt und die Mittel, sie nach
Möglichkeit zu eliminiren, gefunden waren, wurden viele vergebliche
Versuche angestellt.
Eines der heikelsten Momente ist die Oberflächenbesohaffenheit
der zu ätzenden Fläche. Natürliche Erystallflächen sind schwieriger
angreifbar als Spaltflächen; Spaltflächen, welche längere Zeit der
Luft ausgesetzt waren, schwieriger als frisch erzeugte.
Von der Aetzung von natürlichen Erystallflächen wurde bei
allen folgAiden Versuchen grundsätzlich abgesehen, da es nicht
möglich schien, ein genügend gleichartiges Material in ausreichender
Menge zu beschaffen.
Auch lag bei der Nothwendigkeit einer längeren Dauer der
Einwirkung die Gefahr nahe, dass sich durch das Sieden die Con-
oentration der Säure änderte.
Die folgenden Versuche wurden alle mit Spaltungslamellen
der Blende von Santander und einer braunen derben Blende von
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486 ^- Becke.
Offenbänya, welche letztere ich der Freundlichkeit des Herrn Hof-
rath Tschermak verdanke, ausgeführt.
Wie empfindlich die Oberfläche einer frischen Spaltfläche ist,
zeigt folgender Versuche
Wischt man eine frische Spaltfläche Tor der Aetzung mit
einem Tuche ab, so treten nach der Aetzung Streifen hervor,
welche der Richtung des Wischens folgen.
Berührt man eine solche Spaltfläche mit dem reinen Finger,
so tritt nach der Aetzung ein Abdruck der Haut des Fingers in
Streifen stärkerer und schwächerer Aetzung hervor.
Diese Erscheinungen erinnern an die Moser'schen Hauch-
bilder und dürften ähnlich zu erklären sein.
Um eine möglichst gleichartige Oberfläche zu haben, wurden
daher nur ganz frisch hergestellte Spaltflächen benützt, welche vor
der Aetzung vor jeder Berührung bewahrt blieben.
Man kann sich leicht überzeugen, dass die Lage der zu
ätzenden Fläche in der Flüssigkeit nicht gleichgiltig ist, indem
man an der Ober- und Unterseite einer in horizontaler Stellung
geätzten Lamelle vergleichende Messungen anstellt.
Die hier und im Folgenden angegebenen Winkel sind sämmt-
lich durch Schimmermessung bestimmt , welche für diese ver-
gleichenden Yorversuche genügende Genauigkeit bietet.
Drei Spaltstückchen lieferten für den Winkel ^ ^ = Xidx%
auf der
I II III
Oberseite • • • 52-1^ 55-6^ 53-1^
Unterseite • • • 55-9 <^ 51-9® 59'8<^
Ein dickeres Spaltstück, dessen schief gelegene Seitenfläche
gemessen werden konnte, zeigte auf der
A 1
Oberseite 65-7<^
Seitenfläche 61-0°
Auch auf einer und derselben Spaltfläche zeigten sich Yer-
sehiedenheiten, welche weniger betragen, wenn man verschiedene
Stellen derselben Platte der Messung unterzieht, als wenn man an
einer und derselben Stelle die häufig eingeschalteten Zwillings-
partien berücksichtigt.
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Aetzrersuche an der Zinkblende. 487
Man beobachtet oft ziemlich bedeutende Unterschiede an
Stellen zweier zwillingsgemäss yerwachsener Individuen, welche
unmittelbar an einander stossen, so dass die Messung sich auf Theile
beider Individuen bezieht, die in dem durch ein enges Diaphragma
verkleinerten Gesichtsfelde zugleich gesehen werden.
Bei zwei derartigen Messungen wurde gefunden :
<A
^^
I 600»
62-30
n es-i»
54-9''
Individuum :
Diese Differenzen sind zu gross, um sie durch Unsicherheit
der Einstellung zu erklären, auch kann man sie nicht auf fehler-
hafte Justirung schieben, denn bei wiederholter Horizontaleinstellung
der Platte blieben die Unterschiede constant.
Da an einer so begrenzten Stelle Unterschiede in der Con-
centration der Säure, in der Temperatur etc. völlig ausgeschlossen
sind, kann man nur Strömungen in der Flüssigkeit zur Erklärung
zu Hilfe nehmen, welche auf die verschieden gestellten Aetzhügel
der beiden Individuen verschieden einwirken mögen.
Die Temperatur zeigte sich nur insoferne von Einfluss, als
eine deutliche Aetzung nur eintritt, wenn die Säure siedet oder
doch deni Siedepunkte sehr nahe ist. Daher wurde die Säure
immer siedend in Anwendung gebracht.
Einfluss der Concentration der SSnre.
Um Säuren von bestimmter Concentration zu haben, wurden
verschiedene Mischungen käuflicher concentrirter Salzsäure mit
Wasser hergestellt.
Die Salzsäure enthielt nach freundlicher Mittheilung von Prof.
Pfibram, der dieselbe in seinem Laboratorium untersuchen liess,
41'25 Proc. HCl. (In der Folge mit Säure I bezeichnet.)
Durch Mischung mit destillirtem Wasser erhielt ich noch fol-
gende drei schwächere Säuren, deren Procentgehalt unter Berück-
sichtigung des specifischen Gewichtes der concentrirten Säure $ =: 1*20
berechnet ist:
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488
F. Becke.
I. 100 Ccm. Säure 41.25 Proc. HCl.
IL 70 « r 30 Ccm. Wasser 304 , „
m. 50 „ „ 50 , , 22-6 , ,
IV. 40 „ . 60 , , 18-3 , .
Versuchsreihe I.
Vier Spaltstucke der braunen Blende von Offenb&nya, welche
unmittelbar yor der Aetzung von einem grösseren Spaltstucke ab-
gespalten, daher möglichst gleichartig waren, wurden mit der zu
ätzenden Fläche horizontal gelegt auf die angegebene Weise in
Säure I— IV je 30 Secunden lang geätzt
Das Resultat der Messung ist in folgender Tabelle zusammen-
gestellt :
Säure
dx
a?,aj, ^ A
gemessen
Zeichen
dx
«1«, <-A
berechnet
I
n
UI
IV
800 i^f
29« 65'
29^40'
30« 10'
240 21'
26« ir
34« 84'
86« 69'
67-8«
62-2«
760«
87-1«
51 . 60 . 84
51 . 50 . 88
51 . 50 . 104
5.5.11
80« 2'
29« 62'
29« 41'
30« 6'
24« 26'
26« 42'
34« 84'
87« 52'
50« 2'
65« 14'
73« 42'
80« 88'
Die berechneten Indices gründen sieh auf die mit dem Gonio-
meter bestimmten Winkel dx und xx.
Die Messungen bei IV sind sehr ungenau, da die Platte
durch die schwache Säure nur wenig angegri£Fen war und sehr
lichtschwache Reflexe lieferte.
Die mittels Schimmermessung bestimmten Winkel ^ A weichen
zwar um mehrere Grade vom berechneten Werthe ab, doch laufen
beide Reihen parallel.
In der Projection (Fig. 6) sind die Projectionspunkte der
Aetzflächen eingetragen und mit Oj — O4 bezeichnet.
Reihe U.
Vier möglichst gleiche vom selben Stack hinter einander abge-
spaltene Lamellen der gelben Blende von Picos de Europa, San-
tander, wurden in Säure I — FV je eine Minute geätzt. Die Dauer
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AetzTersuche an der Zinkblende.
489
der Einwirkung war hier länger, da die eisenarme Blende von
Santander Ton der Säure yiel schwerer angegriffen wird.
Säure
dx XiX^ ^ A
gemessen
Zeichen
dx
x,x^ < A
gerechnet
I.
n.
ni.
IV.
29° 88'
29« 84'
29<> 80'
15« 20'
21« 60'
22*50'
28-8«
49-4«
621«
808«
11 . 10 . 15
20 . 19 . 81
20 . 19 . 82
29« 29'
29« 89'
29« 80'
16« 28'
21« 42'
28« 10'
81« 85'
44« 43'
48« 8'
Platte lY Hess keine deutliche Lichtfigur erkennen.
Auch hier zeigt sich, ähnlich wie bei Reihe I, eine ziemlich
beträchtliche Differenz zwischen dem durch Schimmermessung ermit-
telten und dem aus derOo-
niometermessung berechne-
ten Winkel -^Ä] er wurde
mit Ausnahme von I stets
zu gross beobachtet.
In der Fig. 6 sind die
Projectionen der Aetzflächen
mit jS, — Sn, eingetragen.
Bei einer Reihe III
wurden vier sehr hellgelbe
Spaltstücke tou Santander
▼erwendet, doch wurden hier
nur die Schimmermessungen
ausgeführt. Dauer der Ein-
wirkung 1 Minute.
Fig. 6.
S&nre
«j^
I
. 39-7*
n
. 45-4''
m
. 57-l»
IV
. 64'0<'
Aus der Projection Fig. 6 ergibt sich unmittelbar der Satz:
Die Hauptätzflächen der Blende liegen der positiven
Tetraederfläche umso näher, je concentrirter bei sonst
gleichen Umständen die Säure ist.
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490 F. Becke.
Es ist ferner sehr wahrscheinlich, dass auch die Abweichung
der auf der Dodekaederfläche entstehenden a;-Flächen von der Aetz-
Zone umso grösser ist, je höher die Concentration der Säure.
Dies wird durch mehrfache andere Erfahrungen bestätigt,
welche zeigten, dass die a;*Flächen bei Aetzung mit sehr verdünnter
Säure genau in der Aetzzone liegen.
Man beachte bei Fig. 6 auch den Einfluss des Eisengehaltes.
Zum weiteren Vergleich sind auch die Aetzflächen der schwarzen
Blende von Rodna eingetragen.
Abgesehen von der Lage der Aetzflächen ist noch zu bemer-
ken, dass die Aetzhügel umso grösser werden, je concentrirter die
Säure angewendet wird.
Einfluss der Dauer der Aetzung«
Innerhalb gewisser Grenzen konnte ich bei der hellen Blende
von San tander einen ähnlichen Einfluss auf die Lage der Aetz-
flächen constatiren wie bei Anwendung verschieden concentrirter
Säuren. Zu allen Versuchen wurde Säure II verwendet, da diese
die deutlichsten Erscheinungen hervorbrachte.
Ein Spaltstück wurde 1 Minute geätzt, der Winkel -^ A durch
Schimmermessung bestimmt, hierauf in derselben Säure nochmals
eine Minute geätzt und die Messung wiederholt.
Da bei der Messung eine Berührung der Platte nicht wohl zu
vermeiden war, eine solche aber den Erfolg der zweiten Aetzung
beeinflussen konnte, wurde in allen diesen Fällen die Platte vor
jeder Aetzung durch Kochen zuerst mit Aether und Alcohol, hier-
auf mit Wasser gereinigt.
Dauer der Aetzimg ^ A
1 Minute 63-0*»
2 „ 55-0«
Ein Spaltstückchen wurde 1 Minute geätzt, hierauf ein Theil
der Platte mit Canadabalsam überzogen und die Aetzung durch
eine weitere Minute fortgesetzt. Hierauf wurde der Balsam mit
Aether entfernt und die Platte sowohl an der einfach geätzten als
an der doppelt geätzten Stelle der Schimmermessung unterzogen.
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Aetzversache an der 'Zinkblende. 491
Stelle mit einfacher AetzuDg . . . 63*8^
n 7» doppelter „ ... 55'2°
Ein drittes Blättchen wurde dreimal einer je 1 Minute dauernden
Aetzung unterzogen, nach jeder Aetzung wurde die Schimmer-
messung angestellt.
Dauer der Aetzung ^ Ä
1 Minute 60-5°
2 „ 540^
3 „ 50-6«
In allen diesen Fällen beobachtet man ein Eleinerwerden des
Winkels -^A mit der Dauer der Aetzung, gleichzeitig sieht man,
dasB die Aetzhügel grösser werden, und dass ihre Zahl abnimmt.
Eine Verlängerung der Aetzdauer bei gleiohbleibender Con-
centration der Säure hat daher denselben Effect wie die Anwen-
dung einer concentrirteren Säure bei gleichlanger, d. h. kürzerer
Aetzdauer. Doch gilt dies nur innerhalb gewisser, von Fall zu Fall
wechselnder Grenzen, wie der folgende Versuch zeigt.
Ein Spaltstück wurde in Säure II 1 Minute geätzt. Die Fläche
war dicht besetzt mit kleinen Aetzhügeln, welche ausser den x-
auch die y-Flächen darboten. Die Scbimmermessung ergab:
Dauer der Aetzung 1 Minute: -^A = 60-8^-^5 = 137*7^
Nach der zweiten, 1 Minute dauernden Aetzung waren nur
wenige ziemlich grosse Aetzhügel auf mattem Grunde zu bemerken ;
die Messung ergab:
Dauer der Aetzung 2 Minuten : -^ A = 53-3^ ^B — 156-3^
Nach der dritten, wiederum eine Minute dauernden Aetzung
war das Aussehen der Platte gänzlich yerändert; die grossen Aetz-
hügel waren verschwunden und eine neue Generation sehr kleiner
Aetzhügel entstanden, welche bei der Messung keine y-Flächen
erkennen liessen. Die Platte war von einer ganz kurze Zeit geätzten
nicht zu unterscheiden, die Messung ergab auch einen grösseren
Winkel.
Dauer der Aetzung 3 Minuten: -^^ = 56"2^
Damit stimmen auch die Erfahrungen, welche ich an Platten
machte, die durch 12 — 15 Minuten geätzt wurden.
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492 F* Becke.
Wenige sehr grosse Aetzhügel der Form Fig. 6, Tafel YII,
stehen einzeln auf der fein geätzten Fläche, welche mit yiel
kleineren Aetzhügeln bedeckt ist.
Die grossen Aetzhügel zeigen einen stampfen Basiskanten-
winkel, einen spitzen Scheitelkantenwinkel, an der negativen Seite
treten y-Flächen hervor.
An den kleinen Aetzhügeln bilden die Basiskanten einen
spitzen, die Scheitelkanten einen stumpfen Winkel.
Eine derartige Platte, welche auch Aetzriefen nach der langen
Diagonale zeigte, verhielt sich bei dem Versuch einer Schimmer-
messung folgendermassen:
Wenn das Licht in der Kichtung der kurzen Diagonale ein-
fiel, erglänzten die Aetzriefen.
Dreht man die Platte nach rechts oder links, so erscheint
die Platte dunkel bi» zu einer Drehung von ca. 27*^; dann fangen
wie einzelne Sterne auf dunklem Grunde, die grossen Aetzhügel
zu glänzen an; mit jeder weiteren Drehung nimmt die Zahl der
leuchtenden Punkte zu, bis die ganze Fläche erhellt ist; dieses
Leuchten dauert bis zu einer Drehung von ca. 69*5® von der kurzen
Diagonale an gerechnet. Der Glanz verschwindet auf den grossen
Aetzhügeln früher als auf dem fein geätzten Grunde.
Bei noch weiter fortgesetzter Aetzung gelangen dann die
y-Flächen auf der negativen Seite zum Glänzen.
Die Messung ergibt somit
^^ = 54« . . 138-8Ö
^B = U3-4«
Damit stimmt auch die Lichtfigur der Platte, welche in ihrem
positiven Theil in Fig. 13, Taf. YII, nach goniometrischer Messung
gezeichnet ist.
Der lange Lichtbogen, welcher die a;-Beflexe der gewöhnlichen
Lichtfigur vertritt, entspricht der Ausdehnung des Schimmers über
mehr als 40 Winkelgrade bei der Schimmermessung. Die zwei
hellen Flecken am Ende dieser Lichtbogen werden durch die
a;-Flächen der grossen Aetzfiguren hervorgerufen. Die einzelnen
scharf begrenzten Beflexe in der horizontalen Symmetrielinie der
Figur rühren von den Aetzriefen her.
Die Vorgänge bei länger dauernder Aetzung lassen sich somit
folgendermassen darstellen :
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Aetzversnche an der Zinkblende. 493
Die nach der ersten Einwirkung entstandenen Aetzbügel
erfahren bei längerer Aetzung eine Yergrösserung und eine Aen-
derung in der Lage der x-Fläohen^ welche sich der positiTcn Tetra-
ederfläche nähern. Mit der Zeit werden diese grösseren Aetzhügel
ganzlich aufgelöst und an ihrer Stelle entsteht eine neue Generation
von kleinen Aetzhügeln, welche ihrerseits denselben Veränderungen
unterliegen. Die längere oder kürzere Zeit, durch welche die erste
Generation von Aetzhügeln sich erhält, oder überhaupt ältere Gene-
rationen neben jüngeren sich erhalten, und die Grösse, die sie
erreichen, scheinen Ton Umständen abzuhängen, welche ich nicht
zu ermitteln yermochte. Diese Momente wechseln nicht nur von
Platte zu Platte, sondern sind selbst an yerschiedenen Stellen der-
selben Platte yerschieden, so dass z. B. an der oben beschriebenen
Platte an manchen Stellen grosse alte Aetzhügel dicht gedrängt
stehen, an anderen Stellen nur einzelne zwischen der jüngeren
Generation Ton Aetzhügeln stehen geblieben sind, an noch anderen
die grossen Aetzhügel gänzlich fehlen und lauter kleine mit stum-
pfem Scheitelkantenwinkel die Fläche bedecken.
Die Einwirkung der längeren Aetzdauer ist daher eine perio-
dische, sie zeigt Uebereinstimmung mit der Einwirkung höherer
Concentration der Säure nur so lange dieselbe auf die 1. Gene-
ration der Aetzhügel Bezug hat und ist daher überhaupt nur zu
eonstatiren, so lange man sehr kurze Zeitinterralle berücksichtigt.
Innerhalb dieser Grenze wirkt die längere Aetzdauer im
selben Sinn,aber nicht in derselben Stärke wie eine
höhere Concentration der Säure.
Diese Angaben beziehen sich nur auf die schwerer angreif-
baren eisenarmen Blenden; analoge Untersuchungen für die eisen-
reichen anzustellen fehlte es theilweise an Material^ auch gestalten
sich dort die Verhältnisse noch schwieriger, weil die eisenreichen
Blenden leichter angreifbar sind, so dass die Dauer der Einwirkung
noch kürzer gewählt werden müsste.
Man kann eine Erklärung, welche sowohl den Erscheinungen
bei der Einwirkung yerschieden concentrirter Säuren als bei yer-
schiedener Dauer der Aetzung gerecht wird, darin finden, dass
die Einwirkung an den Kanten immer stärker sein wird als auf
den Flächen. Jede Steigerung der Einwirkung wird also ein stumpfer
werden der Kanten, eine Verflachung der Aetzhügel zur Folge haben.
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494 ^- Becke.
Iq der That entspricht das kleiner werden des <^ A einem
stumpfer werden der Mittelkante, welche von den beiden or-Flächen
des Aetzhügels gebildet wird, und die bei längerer Aetzdauer her-
vortretenden y-FIächen bilden eine Abstumpfung der Scheitelkanten«
Unter denselben Gesichtspunkt würde dann auch die bei
stärkerer Concentration der Säure bedeutendere Abweichung der
a:-Fläche von der Aetzzone fallen, denn auch mit dieser ist ein
Abflachen der Aetzhügel verbunden.
Oehorehen die AetzflSchen dem Parametergesetz!
F. Elocke^) hat in seiner Arbeit über die Aetzfiguren der
Alaune eine Reihe von Gründen geltend gemacht, welche die
Wahrscheinlichkeit, dass die Aetzflächen dem Parametergesetz
unterliegen, darthun sollen, und dieselben durch Schimmermessungen
zu unterstützen gesucht.
Die Erfahrungen an der Blende beweisen eine weitgehende
Abhängigkeit der Lage der Aetzflächen von einer Reihe von
Momenten, die theils in der Substanz der Blende, theils in äusseren
Umständen gelegen sind.
Diese Erfahrungen scheinen geeignet, Zweifel an der krystallo-
nomischen Natur der Aetzflächen zu erregen.
Vor Allem ist zu betonen, dass man nur der Lage in den
Aetzzonen, d. i. in den primären, durch die positive Tetra§derfläohe
gehenden Zonen eine Bedeutung beilegen kann. Die Abweichungen
von dieser Zone, die bei den Dodekaederflächen und negativen
Tetraederflächen zu beobachten sind, dürften lediglich der Unvoll-
kommenheit der Aetzung zuzuschreiben, auf diese Abweichungen
dürfte das Farametergesetz kaum anwendbar sein.
Die Messungen an den zudem verschwommenen Reflexen,
welche die Aetzflächen auf den ausserhalb der Aetzzone liegenden
Krystallflächen liefern, sind daher zur Beantwortung dieser Frage
nicht brauchbar.
Somit bleiben blos die Messungen übrig, die sich auf die
Lichtfigur des positiven Tetraeders und auf die Aetzriefen der
Dodekaederfläche beziehen.
^) Zeitschr. für Krystallogr., Bd. 2, pag. 134.
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Aetzversuche aa der Zinkblende. 495
Für die Hauptätzflächen wurde schon oben angefahrt, dass
sie Flächen mit einfachen Indices oft sehr nahe kommen. Mehr
als das spricht ein anderer Umstand zu Gunsten der krystallo*
nomischen Natur der Aetzflächen, nämlich die Erscheinung der
gegliederten Reflexe, welche zwar nicht immer, aber sehr
oft gerade bei der Lichtfigur der positiven Tetraederfläche und im
Mittelstrahl der Lichtfigur der Dodekaederfläche beobachtet wurde.
Alle Forscher sind darüber einig, dass die Aetzflächen dem
Symmetriegesetz gehorchen , und dass sie in krystallonomisch
bestimmten Zonen liegen.
Für die Blende wurde der Beweis geführt, dass die Lage
der Hauptätzflächen in bestimmter Weise yon der chemischen
Zusammensetzung und von einer Reihe äusserer Umstände beein-
flusst wird. Für die Nebenätzflächen konnte dieser Beweis zwar
nicht geführt werden, es scheint mir aber nicht zweifelhaft, dass
eine solche Abhängigkeit auch für diese existirt.
Wäre die Lage der Aetzfläche in der Aetzzone nur von den
genannten MoLenten abhängig, so könnte wohl unter Umständen
eine ebene, vielleicht noch eher eine gekrümmte Fläche entstehen.
Nun zeigen aber die Aetzflächen wenigstens sehr oft ein ganz
anderes Verhalten : Es entsteht nicht eine einzige continuirlich
gekrümmte Fläche, sondern es tritt eine beschränkte Anzahl ebener
Flächen auf, welche unter kleinen Winkeln zusammenstossen.
Diese nicht continuirliche, sondern sprungweise erfolgende
Aenderung der Lage der Aetzflächen an verschiedenen Stellen
derselben Aetzfigur entspricht dem discontinuirlichen Aufbau der Ery-
stallmasse aus discreten Partikeln, d. h. dem Farametergesetz.
Die Lage der Aetzflächen der Blende in den Aetzzonen hängt
somit ab : in erster Linie von der chemischen Zusammensetzung,
also von der Substanz, wird in zweiter Linie von den äusseren
Umständen beeinflusst. Erst in dritter Linie wirkt das Parameter-
gesetz ein, indem unter den unendlich vielen, unendlich nahe an-
einanderliegenden Flächen, welche den beiden ersten Momenten
entsprechen würden, nur eine endliche Anzahl unter messbaren
Winkeln zusammenstossender Flächen entsteht, d. h. statt einer
flach gekrümmten Fläche eine Reihe ebener, in parallelen Kanten
zusammenstossender Facetten.
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496 F- Becke.
Man kann nun noch einen Schritt weiter gehen und sagen :
Wenn die Gliedemng der Reflexe dem Parametergesetz folgt, so
muss sich in der Aufeinanderfolge der Reflexe eine Regelmässigkeit
aussprechen.
Man berührt damit freilich eine sehr schwierige Frage, welche
für die yerwandte Erscheinung der Yicinalflächen gleichfalls nicht
gelöst ist.
Dennoch mögen hier einige auf die Nebenätzflächen des posi-
tiven Tetraeders bezügliche Messungen und Rechnungen angefahrt
werden, welche auf eine solche Regelmässigkeit .hinweisen.
Der Centraltheil der Lichtfigur von Binnenthaler Blende zeigte
folgende Abmessungen:
o^ = 2^S(y o5a=l'54' ol^=Vi2' o^ = 2n9' ol^ — 3''S'
Hieraus berechnet sich der Index l in dem Zeichen (hht)
wie folgt:
^b $a 0 ^a C& C<?
1-096 1072 1 0-944 0917 0-888
Differenzen: 0*024 0-072 0-056 0-027 0029
Die Differenzen nähern sich dem Werthe Ton 0-025 und
den einfachen Multiplis desselben. Setzt man diese Differenz
= 1, so wird h = 40, während die aufeinanderfolgenden Werthe
von l sich immer um 1 oder eine sehr niedrige von 1 yerschiedene
ganze Zahl ändern. Die Flächen dieser Reihe sind Ton 111 an in
der Reihe der
Triakistetraeder Delto6der
5o =40.40.40 = 111 i;o = 40.40.40 = 111
5i =40.40.41 ^1 =40.40.39
5a = 40 . 40 . 42 = 20 . 20 . 21 ^ = 40 . 40 . 38 = 20 . 20 . 1 9
5b =40.40.43 ^=40.40.37
54 = 40-40.44=10.10.11 C* = 40-40.36 = 10.10. 9
56 = 40.40.45= 8. 8. 9 2:6 = 40.40.35= 8. 8. 7
5e = 40 . 40 . 46 = 20 . 20 . 23 ?;« = 40 . 40 . 34 = 20 . 20 . 17
57 =40.40.47 ^7=40. 40. 33
53 = 40.40.48= 5. 5. 6 4=40.40.32= 5. 5. 4
Bei dem besprochenen Erystall von Binnentbal entspricht:
5a = 5ij 56 = 5*; ^ = Ci? (^6 = J^a, ^ = Ci
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Aetzrersnche ftn der Zinkblende. 497
Inwieweit die Theorie mit der Erfahning stimmt, zeigt fol-
gende Tabelle:
beobachtet berechnet
o§4 2^ 30' 2^ 36' 40"
o5, 1^ 64' 1» 51' 0"
oC, 1^ 32' V 22' 20"
oli 2M9' 2* 9' 40"
0C4 3« 8' 2« 47' 30"
Die Differenz zwischen Beobachtung und Rechnung über-
schreitet nur beim letzten Winkel 10', der Beflex i;« war aber sehr
liohtschwach, weshalb diese Messung minder genau ist. Man könnte
ftbrigens aus dem Anwachsen der Differenzen auch auf ein anderes
Gesetz schliessen.
An einem anderen Binnenthaler ErystaU war nur je ein C
und ein | messbar, welche sich direct mit ^ und 2^ identificiren
lassen«
beobachtet berechnet
0^ 1^5' V 51' 0"
oK^ 2M1' 2^ 9' 40"
Ein Schemnitzer Erystall lieferte für i; und ^ Abmessungen,
welche derselben Reihe zu folgen scheinen:
beobachtet berechnet
0^ 3^ 52' 3« 51' 10''
otU 2M9' 2^ 47' 30"
Auf diese Beobachtung ist ziemliches Gewicht zu legen, da
sie das Mittel aus Messungen in allen 3 Strahlen der Lichtfigur
darstellt.
Ein zweiter Schemnitzer Erystall lässt sich nicht so zwanglos
in die Reihe bringen.
Der Centraltheil zeigte hier einen breiten Ring; in der Rich-
tung des Hauptstrahls lag im Inneren desselben noch ein isolirter
Reflex, welcher mit ^ übereinstimmt. In dem breiten Ring war
zwar die Ejreuzungsstelle mit den Strahlen durch grössere Helligkeit
bezeichnet, aber einzelne Reflexe wurden nicht wahrgenommen;
daher wurde auf den inneren und äusseren Rand eingestellt und
diese Positionen mit ^ und ^3 verglichen. Bei diesem umstände
Mia«niIog. und petrogr. Hitth. Y. 1882. B«ek«. 33
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498 F- Becke.
kt za erwarten, dass o^ wahrsoheinlieh zu klein, o^ wahrscheinlich
zn gross gefunden wurde. Dasselbe gilt für die mit !^ und 2^
verglichenen Messungen im Nebenstrahl :
beobachtet berechnet
0^8 5^ 5^ 2'
o5e 3^ 81' 3^ 51' 10"
o§4 2^ 33' 2^ 36' 40"
0^ 2^ 33' 2^ 47' 30"
oC« ..... 4° 26' 4° 15' 30"
In der That stimmt die Messung, die sich auf den isolirten
Reflex bezieht, sehr befriedigend, während für die anderen Ab-
weichungen in dem yorausgesehenen Sinne eintreten.
Ein Eiystall von Aiston Moor ergab für ^ und ^ folgende
Winkel, die sich gleichfalls auf die Reihe beziehen lassen :
Wiokel zu o
gemessen gerechnet
5, 10.10 . 11 40 . 40 . 44 2« 45' 2« 36' 40''
C4 8.8.7 40 . 40. 35 3^ 33' 3^ 31' 10"
Die Winkel stimmen im Allgemeinen ziemlich gut, namentlich
zeigt sich, dass die Uebereinstimmung bei den gut messbaren
Reflexen besser ist als bei den schlecht messbaren.
Auch bei den Reflexen der Hauptätzflächen wurde die
Erscheinung der Gliederung beobachtet, namentlich schön an Ery-
staUen von Binnenthal. Der Versuch, die gesetzmässige Reihe auch
auf diese Reflexe anzuwenden, misslang.
Manchmal scheinen die Reflexe dieses Theiles der Lichtfigur
nach einem anderen Gesetze aufeinander zu folgen, allein auch
dieses schien dann blos für die nächst gelegenen Reflexe zu gelten,
weiterhin seine Geltung zu yerlieren.
Ich verzichte daher auf die Mittheilung meiner diesbezüglichen
Rechnungen. Das Gleiche gilt Ton den öfter gegliederten Reflexen
der Aetzriefen auf der Dodekaederfläche.
Zasammenhang mit dem Erystallbau.
Trotz aller Verschiedenheiten in der Lage der Aetzflächen
zeigt sich doch eine gewisse durchgreifende Regelmässigkeit im
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Aetzyersache an der Zinkblende. 499
Grundplane, welche deutlich zum Vorschein kommt, wenn man
versucht, die Aetzflächen in eine Projeotion einzutragen. Dies ist
in Fig. 15, Taf. YII, in der Weise geschehen, dase jene Zonenstüeke,
in welchen Hauptätzflächen liegen, durch starke Linien ausge-
zogen, die Nebenätzflächen durch Punkte angedeutet sind.
Zwei Umstände fallen hiebei sofort in die Augen :
1. Fast alle Aetzflächen liegen im positiven Oktanten; die
einzigen im negativen Oktanten liegenden Aetzflächen sind die Neben-
ätzflächen y des Dodekaeders und r, des Würfels. Beide liegen der
Grenze des Oktanten nahe und sind im Sinne der Aetzzone gekrümmt.
2. In der Nähe der Dodekaederflächen fehlen die Aetzflächen.
Die nächstliegenden Reflexe der Aetzriefen sind über 17^ entfernt.
Mit dieser Erscheinung stehen o£Fenbar andere in Zusanmien-
hang. Diejenigen Flächen, welche in der Aetzzone liegen, behalten
nach der Aetzung ihr glänzendes Aussehen und zeigen in ihrer
Lichtfigur einen Centralreflex. Dodekaeder und negatives TetraSder
verlieren ihn bei der Aetzung und die geätzte Fläche selbst wird
sammetartig matt. Die ersteren haben Aetzgrübchen, die letzteren
Aetzhügel. Auch ist nicht zu verkennen, dass auf den letzten beiden
die Auflosung rascher vorschreitet als auf den ersteren. Dies zeigt
sich deutlich, wenn einer negativen Tetraederfläche eine Zwillings-
lamelle eingeschaltet ist. Dieselbe ragt nach der Aetzung als erha-
bene Leiste über die geätzte Fläche empor. Umgekehrt, wenn einer
Würfel- oder positiven Tetraederfläche eine Zwillingslamelle einge-
schaltet ist, die mit einer Fläche des negativen Tetraeders aus-
streicht, entsteht bei der Aetzung eine vertiefte Rinne.
Die Flächen der Aetzzone leisten daher der Auflösung durch
Salzsäure den grössten Widerstand.
Es entsteht nun die Frage, ob eine der gangbaren Theorien
über den Ejrystallbau eine Erklärung dieser Erscheinung bieten kann.
Man muss sich zuerst über die mechanische Bedeutung der
Aetzflächen Rechenschaft geben. Oben wurde gezeigt ^ dass die
Flächen der Aetzzone der Auflösung den grössten Widerstand ent-
gegensetzen. Es liegt nahe, dies auf die Aetzflächen zu übertragen
und zu sagen : Jene Flächen sind Aetzflächen, welche der Auflösung
den grössten Widerstand entgegensetzen. Es muss also diesen
Flächen eine besondere Cohäsion zukommen, welche das Losreissen
der Partikel schwierig macht.
33*
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500 F. Becke.
Da die Kraft, welche die Partikel loszareissen sucht, normal
zu der betreffenden Fläche wirkt, hat man sich auch diese Cohäsion
normal zu der betreffenden Fläche wirksam zu denken. Es wären
somit jene Flächen Aetzflächen, welche eine grosse
normale Cohäsion haben.
Vergleicht man dies mit der Charakterisirung der Spaltflächen,
welche Brezina^) in einem interessanten Aufsatze gegeben hat, und
welche dahm lautet, dass Spaltflächen jene Flächen sind, welchen das
Maximum der tangentialen und das Minimum der normalen Cohäsion
zukommt, so erscheint es durchaus verständlich, dass die Spaltflächen
selbst keine Aetzflächen sind und in ihrer Nähe keine Aetzflächen
auftreten. Ob sich der Zusammenhang zwischen Spaltbarkeit und
Aetzflächen, der hiemit angedeutet ist, bestätigt, muss die Folge
lehren. Die Erfahrungen am Steinsalz, am Fluorit scheinen nicht
zu widersprechen. Jedenfalls vermögen jene Cohäsionsunterschiede,
die in der Spaltbarkeit ihren Ausdruck finden, nicht alle Erschei«
nungen bei der Aetzung zu erklären.
Zur Erklärung des verschiedenen Verhaltens der positiven
und negativen Oktanten müsste man um einen Schritt weiter gehen
und eventuell Sohncke's unendliche Punktsysteme herbeiziehen,
doch scheint mir dazu der Zeitpunkt noch nicht gekommen.
Die hier nur angedeuteten Ideen müssen erst an einer grösseren
Zahl von Fällen geprüft werden, ehe ein weiteres Eingehen in die
Theorie ermöglicht sein wird.
n. Theil.
Krystallographisohes.
In dem verschiedenen Verhalten der beiden Oktanten der
Zinkblende bei der Aetzung mit Salzsäure ist jene Eigenschaft ge-
funden, welche, von der Molekularbeschaffenheit allein abhängig,
mit Sicherheit gestattet, positive und negative Formen zu unter-
scheiden und die übereinstimmende Aufstellung der Zinkblende-
krystalle verschiedener Fundorte auf eine sichere Basis zu gründen.
Soweit mir dies mit bescheidenen Mitteln möglich war habe
loh dieses Ziel verfolgt. Das Material bot mir die Sammlung des
^)Tschermak, Min. Mitth. 1875, pag. 13.
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AetzTonuche an der Zinkblende. 501
Uineralogiflclien InBtitateB in Gzemowitz, welohe durch einige Er*
Werbungen von den bekannten Firmen Dr. A. Erantz in Bonn
und C. Peeh in Berlin vermehrt worden war.
Herr Hofrath Tsohermak hatte die Güte, mir mehrere
Stufen der Wiener Sammlung anzuvertrauen, und eine kleine, aber
sehr lehrreiche Suite von Binnenthaler ErjBtallen verdanke ich der
Zuvorkommenheit des Herrn Professor G. vom Rath.
Es ist mir eine angenehme Pflicht, den beiden genannten
Herren meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.
Das Material war lange nicht ausreichend, eine krystallogra-
phiBche Monographie der Zinkblende zu liefern. Was die folgenden
Blätter bieten können, sind nur einige Beiträge zur Eenntniss einiger
wichtiger YorkonminiBBe dieses Minerales.
Eine Revision eines grösBeren MaterialeB, wobei die richtige
Aufstellung durch Aetzung sichergestellt würde, wäre eine sehr
verdienstliche und gewiss dankbare Arbeit.
Bei der Besprechung der einzelnen Fundorte habe ich mich
wesentlich an die Reihenfolge gehalten, welche Sadebeck 1878
befolgte.
Espnik.
Die Erystalle der gelben bis braunen Blende von Eapnik,
welche den Ausgangspunkt für die wichtigen Arbeiten von Sade-
beck bildeten, wurden schon vielfach beschrieben. Charakteristische
Abbildungen dieser Erystalle liefert Sadebeck 1869, Taf. XYII,
Fig. 4, 5, 8, ferner Hessenberg, Min. Not. I., Taf. YH, Fig. 26.
Die Eenntniss der Formen haben El ein, Neues Jahrb. f. Min.
1871, pag. 492, und Groth, 1. c. 1878, vermehrt. Dass hiemit der
Formenreichthum noch nicht erschöpft ist, zeigt der folgende Beitrag
Eine Stufe zeigt rothbraune Erystalle in folgender Gesellschaft :
Ueber dem Muttergestein (zersetztem AjideBit) folgt eine ununterbro-
chene Lage von Pyrit (1 Mm.), welcher in kleinen Eryställohen auch
das Gestein durchschwärmt ; hierauf folgt 2 — 3 Mul weisser steng-
liger Quarz; sodann wenig Bleiglanz und viel Fahlerz, dessen bis
1 Cm. grosse Erystalle hie und da frei in die .Druse ragen, aber
dann matt, angegriffen aussehen ; jünger als dieses und untereinander
wesentlich gleichalterig sind die Blendekrystalle und Erystalle von
Quarz; als jüngste Generation finden sich 3—4 Mm. grosse Zwil«
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502 F. Becke.
lingskrjBtalle von Bournonit Ton tafeligem Habitus, meist zn
Gruppen vereinigt.
Die Erystalle der Zinkblende sind bis 1 Cm. gross, meist
ö — 6 Mm., und sehr flächenreich.
Es wurden folgende Formen bestimmt:
Grenrfonnen^) . . . ^^ ' T * ^'f?^ " ^^1?^ ' ^'L'^
' a A f a 4a 8a
Im positiven Oktanten + '^ ^'''^ ' + ^^^''^ ' + ^ (^5^>
Im negativen Oktanten , ^ ' , V, « /
Die allgemeine Gestalt der Erystalle entspricht ungeföhr der
Fig. 5 von Sadebeck 1869. Eine Projectiou auf die Würfel-
fläche 100 liefert Fig. 17, Taf. VIII.
Die neue Fläche (810) erscheint als schmale Abstumpfung
zwischen 4d und h und ist mit der letzteren Fläche in oscillato-
rischer Gombination ; zur Bestimmung des Zeichens dienten folgende
Messungen :
100 . 810 = 7« 10'
100 . 810 = 7^ 6'
Mittel 7^ 8'
Die Rechnung fordert 7^ T 30"
101 . 801 = SV 8'
37^ 52' 30'^ berechnet.
^) Ich ziehe die Zasammenfassang der Tetrakishexaeder, des Dodekaeders
and des Würfels unter diesem Namen der Auftheilung derselben unter die post^
tiven and negativen Formen yor, wie sie Sadebeck, Zeitschr. d. deatschen
geolog. Gesellach. 1872, pag. 179, Yersacht hat. Die unterschiede zwischen
Wflrfel 1. and 2. Stellang, Dodekaeder 1. and 2. Stellang, die Sadebeck anf-
ftthrt, sind nnbedentend and selten beständig. Bemerkenswerth ist, dass die Flächen-
Symmetrie deijenigen Formen, welche von der Hemiädrie betroffen werden, die«
selbe ist, wie die Flächensymmetrie der entsprechenden holoedrischen Formen:
Tetraeder ist trisymmetrisch wie Oktaeder, Triakistetraeder and Deltoeder monosym-
metrisch wie Ikositetraäder nnd Triakisoktaeder ; Hexakistetraeder and Hexakisokta-
Sder sind asymmetrisch. Die Grenzformen sind minder symmetrisch als die entsprechen-
den holoedrischen Gestalten. Würfel : tetraädrisch disymmetrisch, holoedrisch tetra-
symmetrisch; Dodekaeder: tetraedrisch monosymmetrisch, holoedrisch disym-
metrisch; Tetrakishexaeder: tetraedrisch asymmetrisch, holoedrisch monosym-
metrisch.
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AetzTersnche an der Zinkblende. g03
Zur Bestimmung der anderen Tetrakisliexaeder dienten fol-
gende Messungen:
gemessen berechnet
100.410 = 13<> 45' 14« 2' 10"
101 . 401 = 30« 53' 30« 57' 50"
100 • 320 = 33« 44' 83« 41' 24"
101.302 = 11« 15' 11« 18' 36"
Die Flächen des negativen Oktanten ergeben sich aus fol-
genden Zonenverbänden : das Triakistetraeder stumpft die Kante
des Dodekaeders gerade ab, das Deltoiddodekaeder liegt in der
Zone 302 . 21 1 und ist somit 331.
Das positive Triakistetraeder +x(311) ist gestreift parallel
den Gombinationskanten mit (320) und diese Kante abstumpfend
treten sehr schmale Flächen von Hexakistetraedern auf. Die Messung
ist wegen der Wölbung und Streifung nur an wenigen Stellen
möglich.
Man beobachtet, dass die scharfen Reflexe von 320, 311 und
308 durch einen Lichtstreifen verbunden sind, in welchem mehrere
Gulminationen der Helligkeit auftreten.
In einer solchen Zone wurden die folgenden Winkel zu 320
gefunden :
320 . V = 7« 38'
[L = 15« 14'
320.311 = 28« 8'
Auf der anderen Seite von 311 folgende Winkel zu 302:
302. Vi = 7« 0'
[iii = 16« 48'
An einer anderen Stelle
302. V = 7« 50'
Die Messungen für v geben im Mittel 7« 29'; dies führt unter
Berücksichtigung der Zone 320.311 zu dem oben angeführten
Zeichen +x(951).
Dieses Zeichen entspricht der allgemeinen Form der isogo-
nalen Hexakistetraeder: h.^-^.l Daher muss die Fläche 951
in einer Zone mit 111 und 101 liegen. Ich habe midi überzeugt.
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504 F. Becke.
dass der gemessene Reflex aus der Zone 320.811 thatsächlich
durch die Mitte des Fadenkreuzes geht, wenn man die Zone 111
und lOl einstellt.
Aus diesem Zeichen ergibt sich der gemessene Winkel za
320 gleich V 8' 20''. '
Das andere Hexakistetraeder scheint in Zonenverband mit
111 und 410 zu stehen, doch fallt der gemessene Reflex nicht ganz
genau in jene Zone. Lässt man den Zonenverband gelten, so wird
das Zeichen 21.9.5, aus welchem man den Winkel (320) .(21.9.5)
= 16® 8' 30" berechnet. Dies stimmt zwar mit dem Mittel der
Messungen, doch sind die Abweichungen der einzelnen Messungen
vom Mittel zu gross, als dass man die Bestimmung für genügend
sicher halten könnte. ^ ^^
Für das sicher bestimmte Hexakistetraeder x(951) := ^^^^—
berechnen sich die Kanten wie folgt: die längste und kürzeste
Kante a = y = 31® 44' 25'', die mittlere Kante ß = 11® 5' 48".
Seltener scheint ein zweiter Typus beobachtet zu sein, welcher
durch fast gleiche Ausdehnung beider Tetraeder oktaedrisehes Aus-
sehen erhält (Fig. 16). Neben den beiden Tetraedern tritt unter-
geordnet das Dodekaeder auf; der Würfel fehlt.
Im positiven Oktanten fehlen alle secundären Formen, +)^111)
ist durch haarscharfe geradlinige trianguläre Biefung parallel den
Combinationskanten mit dem Dodekaeder (in der Folge kurz : „nach
dem D.**) ausgezeichnet. Die Krystallfläche zeigt bei der Licht-
reflexion einen sehr schönen Asterismus: Drei scharfe unter 120®
zusammenstossende, nach den Ecken gerichtete Strahlen (Deltoeder-
strahlen).
Im negativen Oktanten ist das Tetraeder entweder ganz glatt
oder sehr fein und zart gestreift nach dem Dodekaeder. Rings
herum treten schmale, häufig gekrümmte Deltoeder und Hexakis-
tetraeder auf. Das Deltoeder konnte an einigen Eürystallen gemessen
werden. Die Messung führt auf das Zeichen — x(331).
gemessen gerechnet
110 . 3S1 13® 15' 13® 16'
Das Hexakistetraeder ist nach — x(381) gestreift und ge-
rundet, daher der Messung nicht zugänglich; doch erlaubt der
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AetzTeraache ao der Zinkblende. 505
Zonenverband eine wahrsoheinliohe Bestimmang dee Zeichens. Je
zwei Flächen desselben liegen nämlich tautozonal über den kürzeren
Kanten von — }c(331). An etwas verzerrten Erystallen kann man
femer beobachten, dass jede Fläche des Hexakistetradders in eine
Zone fallt mit dem Tetraeder nnd einer jener Dodekaöderflächen,
welche auf demselben senkrecht stehen. Z. B. die in der Figur 16
mit 9 bezeichnete Fläche mit 111 nnd 110. Es sind jene bekannten
Zonen isogonaler Hexakisoktaeder, welche in Winkelabständen von
60^ von der Tetraederfläche ausgehen, welchen auch die Flächen
(321) (432) angehören, die 1. Diagonalzonen des Tetraeders. Aus
diesen beiden Zonen ergibt sich das Zeichen — ^^(975).
Der tektonische Gegensatz der scharfkantig ausgebildeten
positiven Oktanten mit dem Mangel aller secundären Flächen und
der gerundeten, wie geflossen aussehenden Flächen des negativen
Oktanten gehört zu dem prägnantesten, was die Blende in dieser Be-
ziehung aufweist.
Dieser Typus findet sich bei halb metallisch glänzenden, eisen-
schwarzen, in dünnen Schichten dunkelbraunen Erystallen am reinsten.
Begleiter sind Quarz, Galcit, Bleiglanz und Kupferkies.
Durch Auftreten des Würfels, der Form +x(311), welche
dann nach +}c(lll) gestreift ist, geht dieser Typus bei dunkel-
brauner Körperfarbe in den gewöhnlichen über. Einen solchen Mittel-
krysfall bildet Hessenberg von Schemnitz ab (Min. Not. VI.,
Taf. 2, Fig. 18).
Schenmitz.
Die gelben und braunen Krystalle stimmen mit jenen von
Kapnik so überein, dass man sie verwechseln kann. Charakteristisch
ist für Schemnitz die Häufigkeit und Ausdehnung von — )c(211).
An olivengrünen Krystallen der Combination (110)+x(lll)
— x(lll) ist oft eine Unterscheidung der beiden Tetraeder ohne
Aetzung unmöglich, da beide gleiche Ausdehnung, gleichen Glanz,
vollkommene Glätte besitzen und secundäre Formen fehlen.
An einer ähnlich ausgebildeten Stufe aus dem Wiener Insti-
tute ist eine Unterscheidung durch den Glanz möglich. Das positive
Tetraeder ist stark glänzend, das negative etwas matt, wie ange-
laufen, und auf den gleichfalls matten Dodekaederflächen sieht man
bei geeigneter Beleuchtung einen Schimmer ähnlich wie bei schwach
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506 F. Becke.
geätzten Erystallen ; besonders wo zwei Zwillingsindividaen ihre Dode-
kaederfläche in eine Ebene legen, ist die Erscheinung gut zu beob-
achten.
Es scheint mir nicht zweifelhaft, dass man es hier in der
That mit natürlicher Aetzung zu thun hat.
Die Erystalle sitzen auf einer Quarzdruse mit kleinen, ober-
flächlich veränderten Bleiglanzkryställchen und tafeligen Pseudo-
morphosen, die aus Quarz bestehen (Baryt?).
Mit den Eapniker Zinkblenden scheinen überhaupt die Blenden
der übrigen ungarischen und siebenbürgischen Fundorte sehr grosse
Aehnlichkeit zu haben. Ich beobachtete Erystalle von Ol ihlapos-
bänya von brauner Farbe, begleitet von Bournonit, Combination
von (100), (110), +x(lll), -f3c(311),— )c(lll). Das negative Tetra-
eder ist bedeutend grösser als das positive, der Habitus derjenige
der gewöhnlichen Eapniker Erystalle.
Prachtvolle Erystalle von dunkelbrauner Farbe bis 3 Cm. gross,
welche aus der alten v. Schröckinger'schen Sammlung stammen,
tragen die Fundort-Bezeichnung Nagyäg. Es sind Combinatio-
nen folgender Formen (100). (HO). +x(lll). -h3t(311). — )c(lll).
— x(21 1) . — x(331). Die Ausbildung genau so wie sie Hessenberg
Min. Not. VI., Taf. 2, Fig. 18 von Schemnitz zeichnet.
Die Bestimmung von — x(331) geschah auf Grund von Messungen
mit dem Anlegegoniometer, welche für den Winkel zum Tetraeder 22^
ergaben. Die übrigen Flächen sind durch den Zonenverband bestimmt.
Die Erystalle sind begleitet von Bleiglanz, welcher älter, Eupfer-
kies, welcher theils gleichzeitig, theils jünger ist, Dolomit (Braun-
spath mit merklichem Eisengehalt) und Pyrit als jüngsten Bildungen.
Winzige Eryställchen von Kupferkies sind auf der Blende
in paralleler Stellung aufgewachsen. Das grössere schalige Sphenoid
spiegelt mit +x(lll) der Blende ein. Somit wäre die von mir be-
merkte Lücke in der Eenntniss der regelmässigen Verwachsungen
zum Theile ausgefällt, und das Yerwachsungsgesetz für Blende und
Eupferkies würde lauten: die Grundaxen sämmtlich parallel, die
gleichnamigen Oktanten fallen zusammen.
Zepharovich^) gibt von diesem Fundort krystallisirte Blende
nicht an, auch Sadebeck und Groth erwähnen diesen Fundort
0 Min. Lex., I., 1859, pag.
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Aetzversacbe an der ZiukbleDde. 507
nicht. Ob vielleicht eine Fandorteverwechslung mit Schemnitz vor-
liegt, vermag ich nicht zu entscheiden. Der Fundort Nagydg findet
sich in dem noch vorhandenen Katalog der Schrockinger'schen
Sammlung angegeben.
Rodna.
Die hier auftretenden Erystalle hatte Sadebeckl869 noch
unrichtig aufgestellt. In seiner zweiten Abhandlung ist die Stellung
auf Grund der charakteristischen Tektonik verbessert. Auf den
Würfelflächen dieser schönen Erystalle, die eine unvollkommene
Streifung nach dem negativen Tetraeder zeigen, treten öfter sehr
kleine quadratische Yertiefungen auf, welche von beiden Tetraedern
gebildet werden. Nach der Aetzung sind in diesen Yertiefungen
die Flächen — x(lll) rauh geworden, die Flächen +x(lll) durch
glänzende Aetzflächen ersetzt. Fig. 18 zeigt diese Gebilde, welche
ich eine Zeit lang für Aetzfiguren hielt.
Binnenthal in der Schweiz.
Die prachtvollen Blendekrystalle dieses Fundortes hat zuerst
G-. V. Rath^) beschrieben und auf das Vorkommen des Hexakis-
tetraeders x(431) aufmerksam gemacht, welches an solchen Ery-
stallen, die eine verschiedene Ausdehnung der Tetraeder aufweisen,
mit dem grösseren Tetraeder im selben Oktanten liegt. Sade-
beck 1869 hat diesem grösseren, häufig glatteren und glänzenderen
Tetraeder die erste StelluAg gegeben. El ein ^) 1872 behält die
Aufstellung S ad ebeck's bei, beschreibt die Tektonik ganz zutreffend :
auf dem grösseren Tetraeder sparsam sehr feine Streifen, auf dem
kleineren Tetraeder feine, dichtgedrängte dreieckige Erhabenheiten.
Er beobachtet folgende Formen:
In Sadebeck's I. Stellung:
+f K(lll), +?^ x(311), +^ x(431);
in n. Stellung :
-^ x(lll), _2|? x(2ll), -i^ <722).
") Pogg. Ann., 122, 1864, pag. 896.
«) Min. Mitlh., HL, Neues Jahrb. f. Min., 1872, pag. 897.
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508 F. Becke.
Groth 1878 fand das Auftreten von x(43l) und von 3t(211),
letzteres neben dem kleineren Tetraeder, bestätigt.
Sadebeck 1878 gibt von den Binnenthaler Kristallen eine
Besehreibung, die auf wechselnde Verhältnisse hinweist. Alle Beob-
achter geben übereinstimmend an, dass an manchen Erystallen ein
Unterschied beider Tetraeder nicht wahrzunehmen ist.
Meine Kenntnisse von Binnenthaler Blende gründen sich auf
einige Krystalle, welche ich in der Czernowitzer Sammlung vorfand,
einige Bjystalle der Wiener-Sammlung, eine kleine Suite von neu
erworbenen aus den Mineralienhandlungen von Dr. Krantz in
Bonn, und C. Pech in Berlin, endlich ' auf 5 Krystalle, welche
Herr Professor G. vom Rath mit freundlicher Zuvorkommenheit
mir zur Untersuchung übergab.
Die Aetzung einer ziemlichen Anzahl von Ejrystallen, welche
vorher in Bezug auf ihre Oberflächenbeschaffenheit untersucht worden
waren, führte zur Erkenntniss, dass die Binnenthaler Blende von
Sadebeck und Klein unrichtig aufgestellt wurde. Ich gelangte
zu folgenden Sätzen:
1. Wenn bei der Binnenthaler Blende ein Tetraeder vorherrscht,
ist es immer das negative, nie das positive.
2. Wenn ein Unterschied im Glänze zu beobachten ist, so ist
das glänzendere das negative, das mattere das positive ; das mattere
Aussehen des letzteren rührt von der Tektonik her.
3. Das positive Tetraeder zeigt häufiger Schalen, oft von mess-
barer Dicke und die in kleinerem Detail ausgeführte Zeichnung. Auf
dem negativen Tetraeder sind die Schalen seltener, grosser und zarter.
4. Die meist dreiseitigen Schalen liegen auf dem + Tetraeder
mit ihren Seiten theils parallel dem Würfel, theils parallel dem
Dodekaeder, sind also z. Th. von Triakistetraedem, z. Th. von
Deltoedem begrenzt (vergl. Fig. 19 a). Dies gibt Anlass zu einem
prachtvollen Asterismus der matten Tetraederflächen. Das Bild eines
leuchtenden Punktes erscheint als regelmässiger sechsstrahliger Stern.
Die Würfelfläche fand ich in manchen Fällen fein und sehr
regelmässig gestreift nach +}c(lll). Manchmal ist Streifung nach
beiden Tetraedern vorhanden, dann erscheint die Streifung nach
+x(lll) als feine Gombinationsstreifung, die nach — 3c(lll) öfter
unterbrochen und ungleichmässig. U. d. M. erkennt man, dass
sie durch Reihen winziger Knötchen hervorgebracht wird. Sehr
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Aetzversache an der Zinkblende. 509
Belten beobachtete ich Streifang nach — ^3c(lll) allein, welche dann
krummlinig erscheint, wie die Streifung der Würfelfläche von Bodna.
Unter den Ton Prof. G. vom Bath mir anvertrauten Erystallen
befand sich auch einer, der das Hexakistetraeder u = x(431)
darbot An diesem Erystall traten noch winzige Flächen eines
anderen Hexakistetraeders auf, in der Weise, wie Fig. 20, die eine
Ecke des Erystalls darstellt, erkennen lässt. Zwei Flächen desselben
fallen mit den Flächen von 3c(431) in die Eantenzone des Dodeka-
eders. Die Messung führte auf das Zeichen ac(321).
gemessen
berechnet
4SI . 413 = 32» 18'
32» 12' 15"
321 . 312 = 20 55
21 47 12
431 . 321 = 5 44
5 12 32
413.312 = 6 43
Bei diesem Erystall zeigt sich das vorherrschende Tetraeder
völlig glatt und eben, das kleinere von Subindividuen bedeckt,
welche von Triakistetraedem und von den Flächen 3c(431) seitlich
begrenzt sind.
Die Triakistetraeder sind sehr schmal und geben keine Beflexe ;
es seheint, dass hier dieselben Flächen vorliegen, die El ein in
dieser Stellung beobachtet hat. Schimmermessungen gaben in ver-
schiedenen Zonen den Winkel zum Würfel für das steilere Triakis-
tetraeder 22®— 24^ für das andere, welches besser eingestellt werden
konnte, 34* 45'— 35** 48', im Mittel 35^ 15'. Letztere Fläche ist ohne
Zweifel )t(211), erstere kann vielleicht mit x(722) verglichen werden.
Die Würfelfläche zeigt die krummlinige unregelmässige Strei-
fung nach dem vorherrschenden Tetraeder.
Obwohl ich diesen Erystall nicht durch Aetzung geprüft habe,
halte ich in üebereinstimmung mit dem früher Gesagten auch hier
das herrschende Tetraeder für negativ.
Dieser Erystall ist somit eine Combination von ^ , '
+x(211), +x(722)P, ->c(lll), -x(431), — )t(321).
o' w s
Wenn meine Voraussetzungen nicht trügen, so wäre auch der
von Elein 1. c. beschriebene flächenreiche Erystall umzustellen.
An diesem wäre dann die S ad ebec kusche Begel gründlich auf
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510 F. Becke.
den Kopf gestellt, indem neben +5c(211) die Form — x(311)
auftritt. Eine solche Ausnahme tritt übrigens der sonstigen Anwend-
barkeit dieser Kegel nicht hindernd in den Weg, nur muss man
darauf verzichten, ein Gesetz darin zu finden.
Sadebeck erwähnt von diesem Fundorte auch „geflossene^
Krystalle mit gekrümmten Flächen in 2. Stellung. Solche ErystaUe
kenne ich nicht. Hier dürfte indess Sadebeck 's Aufstellung das
Richtige treffen. Ebenso dürfte er die 1. c. 1878, pag. ö90, geschil-
derten Ejrystalle aus der Seligmann'schen Sammlung richtig auf-
gestellt haben.
Bottino bei Serrsrezza, Toscana.
Die Beschreibung, welche Sadebeck 1. c. 1878 von den
Erystallen dieses Fundortes liefert, passt nicht auf jene, die ich
durch das Mineralien-Comptoir von Dr. Erantz in Bonn erhielt.
Die ErystaUe sind begleitet von Quarz, Mesitin, Dolomit,
Eupferkies und Antimonit, und von feinschuppigem Sericit, welcher
auch in dem quarzreichen Huttergestein vorkommt.
Die kleinen eisenschwarzen ErystaUe zeigen vorherrschend
ein stark nach dem Dodekaeder schaliges Tetraeder, welches sich
durch Aetzung als das positive erweist. Das vollkommen glatte,
stark glänzende negative Tetraeder stumpft die Ecken ab. Hie und da
tritt untergeordnet das Dodekaeder als schmale Abstumpfung hinzu,
dieses begrenzt auch die dreieckigen Schalen auf dem positiven
Tetraeder. Fig. 24, Taf. VIII, zeigt einen einfachen Erystall dieses
Vorkommens.
St. Agnes, Cornwall.
Die ErystaUe dieses Fundortes, welche ich prüfen konnte,
zeigen beide Tetraeder und Würfel. Die beiden Tetraeder sind in
Grosse und Bau sehr verschieden.
Das grössere Tetraeder ist glänzender und zeigt feine, gerade
verlaufende Streifen nach dem Dodekaeder und nach dem Hexaeder;
erstere herrschen vor.
Kach diesem Tetraeder zeigt der Würfel deutliche Streifung.
und die Gombinationskante beider ist durch sehr schmale, leider
nicht messbare Triakistetraeder abgestumpft.
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Aetzversache an der Zinkblende. 5X1
Das andere Tetraeder ist kleiner, matter und mit dreiseitigen
isolirten Sabindividuen besetzt, welche seitlich Yon Dodekaeder-
flächen begrenzt sind (vergl. Fig. 23, Taf. VIII).
Nach den Angaben von A. Sadebeck müsste diese Blende
so gestellt werden, dass das grössere Tetraeder das erste wird. Die
Aetzung zeigt jedoch, dass dap kleinere Tetraeder das positive, das
grossere das negative ist.
Hiemit wird auch das Triakistetraeder ^ (a:a:^ ä)^ x(722),
welches Sadebeck als Form 1. Stellung anführt, in den negativen
Oktanten übertragen, ^enn meine Auffassung von der Klein-
schen Form )c(722) an Binnenthaler Krystallen die richtige ist, so
wäre damit ein drittes Triakistetraeder sowohl als positive, wie als
negative Form bekannt.
HolzappeL
Eine Stufe prachtvoller gelbrother Krystalle zeigte meist Zwil-
linge von der Form der Fig. 24.
Eine Gombination der folgenden Formen:
110 +3c(lll) — )c(211) — x(331) — x(431)
d 0 ^0* 3o' u
d ist parallel der langen Diagonale gestreift, die Streifang
nimmt gegen 3o' zu.
0 zeigt bei Beobachtung mit freiem Auge etwas krumme
Streifen nach ä; mit der LupQ löst sich jeder solche Streifen in
eine Zickzacklinie auf, deren Theile vollkommen geradlinig sind
und nach dem Hexaeder gehen.
Die Form So' tritt oft nur mit einer Fläche im Oktanten
auf. Die Bestimmung des Zeichens — x(331) beruht auf der Zone
0. d.3o' und auf der Messung
gemessen gerechnet
d.3o' = 13^ 10' 40" 110.331 = 13^ 15' 46"
13° 14' 13"
Die Form^o' ist durch die Zone d.^o'.d bestimmt; doch
ist die Fläche meist gewölbt und durch keilförmige Subindividuen
gestört; an manchen Krystallen treten statt dieser Form andere
Triakistetraeder auf, bei denen A >> 2.
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512 F. Becke.
Das Hexakistetraeder liegt in der Eantenzone des Dodekaeders,
seine Flächen sind sehr schmal und meist gewölbt, in einigen
Fällen erhielt ich messbare Spiegelbilder; die beste Messung ergab
für den Winkel
gemesBen gerechnet
du = 13« 33' 413. 101 = 13» 53' 52''
Es ist dieses Hexakistetraeder dasselbe, welches G. y. Bath
an der Blende von Binnenthal zuerst entdeckte.
Die richtige Aufstellung wurde durch Aetzung controlirt.
Nendorf am Harz.
Eine Druse ungefähr 1 Cm. grosser, schwarzer, in dünnen
Splittern roth durchscheinender Durchdringungszwillinge, wie sie
1. c. Sadebeck 1869 beschreibt, erlaubten einige neue Beobach-
tungen* Viele derselben sind nach der Zwillingsaxe stark verkürzt,
und die beiden Individuen gemeinsame Fläche — ^3^(111) ist sehr
stark entwickelt, so dass die Erystalle das Aussehen einer tafel-
förmigen rhomboedrischen Combination erhalten (vergl. Fig. 22,
Taf. YIII). — )c(lll) erseheint als Basis, drei sehr kleine anlie-
gende Flächen des Dodekaeders als Bhomboeder, 6 andere Dode-
kaederflächen als ein niedriges yerwendetes hexagonales Prisma.
Da die Erystalle auf die Kante gestellt sind, sieht man von den
sechsseitigen Tafeln höchstens zwei, meist nur eine einzige Ecke.
In Folge der Zwillingsbildung erscheinen die mit Rhomboedem
yerglichenen Dodekaederfiächen auch an zwei benachbarten Ecken.
In der Zone der verwendeten hexagonalen Pyramide finden
sich ziemlich breite, etwas gekrümmte Flächen (<t), welche Hexakis-
tetraödern aus der 1. Diagonalzone des negativen Tetraeders ange-
hören« Gewöhnlich sind nur, 2 selten 3 dieser Zonen an dem Erystall
zu sehen. ZvrischeU dem Tetraeder und den kleinen Dodekaeder-
flächen treten selten sehr kleine Deltoederflächen (e) auf.
An der Unterseite der Erystalle sind die beiden Individuen
an den verschieden gestellten Dodekaederflächen zu kennen. An
den im Zickzack laufenden Bandkanten kommen die gewölbten
Flächen von negativen Triakistetraedern (t) vor, für welche Sade-
beck das Zeichen — x(522) adoptirte.
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Aetzversuche an der Zinkblende. 513
Die Bevorzugung dieses Zeichens passt entschieden nicht auf
alle Erystalle; allerdings ist die Lage der Triakistetraeder eine
sehr schwankende innerhalb der Grenzen von — y-(311) und — 5t(211).
Die Messung ist schwierig, weil diese Flächen nicht nur in
der primären Zone, u. zw. häufig concav gekrümmt, sondern auch
senkrecht zu dieser Zone gewölbt sind. Ich habe zahlreiche Erystalle
zu messen versucht, aber nur an zweien halbwegs verlässliche Mes-
sungen anstellen können.
Ein sehr kleines Krystallfragmcnt lieferte ein einfaches, genau
einstellbares Bild auf der ^ Fläche. Gemessen wurde der Winkel
zu der im selben Oktanten gegenüberliegenden Dodekaederfiäche.
Die Messung führte auf das Zeichen — x(944)
d,^ = 57^ 47' 110.449 = 57« 50' 58"
Ein anderer Erystall lieferte folgende Messungen:
rf.f, = 58« 1' 110.449 = br 50' 58"
t^ = 58« 46' 337 = 58« 46' 50"
t, = 60^ 40' 225 = 60« 30' i5"
Zur Bestimmung des Zeichens der Hexakistetraeder wurden
mehrere Messungen angestellt.
Aus dem Verlauf der Kanten mit den kleinen Dodekaeder-
flächen ergab sich zunächst, dass keine dieser Flächen der Kanten-
Zone des Dodekaeders angehören könne; sie liegen alle zwischen
(321) und (111).
Die Messungen in der Diagonalzone des Tetraeders stiessen
auf Schwierigkeiten; da diese Flächen in Folge doppelter Krümmung
mehrere Reihen von Bildern gaben, welche nicht nur in der zu mes-
senden Zone, sondern auch seitlich von derselben zerstreut waren.
Durch sehr zeitraubende Messungen der hellsten in der Zone
gelegenen Reflexe an mehreren Krystallen, durch Berücksichtigung
des Zoneuzusammenhanges und der von M. Websky angegebenen
Grundsätze für die Wahl der wahrscheinlichsten Indices in einer
bestimmten Zone *) gelang es, ziemlich wahrscheinliche Symbole
für jene Hexakistetraeder aufzustellen.
') Interpretation der Oktaidsymbole auf Rationalität Monatsberichte der
Berliner Akal d. Wiss., 1881, pag. 751.
VlneralOff. und petrogr. Mitth. Y. 1882. Becke. Notizen. 3 t
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514 F. Becke.
An dem besten der untersuchten Erystalle waren nicht nur
zwei der Diagonalzonen, sondern auch die dazwischen liegende
Deltoederzone messbar.
Die Messung ergab folgendes Resultat :
Deltoederzone lll . 101.
o.e, = IV 2V 111 .858 = 11^ 25' 20"
e, = 12° 24' 535 = 12« 16' 29"
^ = 14° 47' 212 = 15« 47'
oder genauer 19. 1Ö.19 = 14« 51' -4"
Die Reflexe ei, e^ sind ziemlich scharf und gut einstellbar;
der letzte, 6s sehr lichtschwach und stark dilatirt; daher ist wohl
das Zeichen 212 vorzuziehen.
Diagonalzone 111. 110.
0.(7, = 12« 53' 111.957 = 13« 7' 53"
(Ja = 15« 12' 423 = 15« 13' 31"
• <T3 = 16« 6' 15.7.11 = 16« 32' 12"
d, = 18« 2' 735 = 18« 5' 10"
Gl ist ein verwaschener, lichtschwacher, isolirter Reflex, g^ — '^i
sind durch einen continuirlichen Lichtbogen verbunden, in welchem
die gemessenen Reflexe als Culminationen erscheinen. Hinter c«
schneidet das Reflexbild scharf ab. Neben dem in der geforderten
Zone liegenden Lichtbogen verlaufen seitlich andere in paralleler
Richtung.
Diagonalzone lll . 011.
o.c'o = 12« 10'
d'i = 13« 27' 111 .759 = 13« 7' 53"
<j'a = 14« 57' 324 — 15« 13' 31"
d's = 16« 9' 11 . 7 . 15 = 16« 32' 12"
(y'4 = 17« 52' 537 = 18« 5' 10"
Die Reflexe aieser Zone liegen alle an einem einheitlichen
Lichtbogen. g\ ist ein ziemlich lichtstarker Reflex, für den ich
kein Zeichen aufstellte. Nahe daran gerückt ist das gleichstarke g\.
a\ ist ziemlich lichtschwach aber scharf, d'g und g\ sind gut mess-
bare isolirte Reflexe. Auch hier schneidet die Reihe mit g\ scharf ab.
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AetzTenuche an der Zinkblende. 515
Die Reflexe <Ti ü\ liegen mit e^ in einer Zone. Es wurde ge-
messen :
dj <y', = 13^ 43' 957 . 759 = 13° V 53''
•Die Zone konnte mit Hilfe der Flächen 101 und 101 scharf
justirt werden.
Die Fläche — 3c(975) wurde auch an Kapniker Erystallen
durch einen anderen Zonen verband mit — 3c(313) und — x(331)
nachgewiesen, erscheint somit gut begründet.
Für die anderen Reflexe konnte ein solcher Zonenzasammen*
hang nicht nachgewiesen werden. Namentlich wurde constatirt, dass
keiner der gemessenen d-Reflexe in der Zone de^ = 101 . 535 lag.
Das Zeichen — /.(432) ergab sich als einfachstes, in dieser
Region der Zone mögliche^ Symbol. Diese Fläche würde ausserdem
mit dem Triakistetraeder — )c(522) in Zonenverband stehen. Die
Triakistetraeder treten indess bei dieser Entwicklung der Tetraeder-
fläche nicht auf, daher kann dieser Zonenverband nicht geprüft werden.
(T^ steht in demselben Zonenverband mit — x(311), welches als
die eine Grenzform der negativen Triakistetraeder zu betrachten
ist. Man bemerkt überhaupt, dass die besprochenen Hexakis-
tetraeder sich in jenen Grenzen halten, welche durch den Zonen-
verband mit den zwischen — )t(211) und — )t(311) schwankenden
Triakistetraedem geboten sind, nämlich zwischen den Grenzen
— x(543) und — 3c(753) (vergl. die Projection Taf, VIII).
Das Zeichen — x(15.11.7) ergab sich aus der übrigen Reihe
als ein Mittelglied. Nach der von Websky vorgeschlagenen Weise
lassen sich die Symbole dieser Hexakistetraeder zerlegen in lll
und in das Symbol der nächsten Prismenfläche derselben Zone: 201.
Es ist
957 = 5 (lll) + 2 (201) = 5 (lll) + 2 (201)
423 = 2 (111) + (201) = 4 (111) + 2 (201)
15.7.11 = 7 (lll) + 4(201) = 3H1I1) + 2(201)
735 = 3 (111) + 2 (201) = 3 (lll) + 2 (201)
Das regelmässige Fortschreiten der Coefficienten von (lll)
tritt in der zweiten Colonne deutlich hervor.
Zur Controle wurden an mehreren anderen Erystallen Mes-
sungen vorgenommen.
34*
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516 F. Becke.
Ein relativ sehr gutes Krystallfragment lieferte in einer
Gruppe zerstreuter Eeflexe ein sehr helles Bild, welches genau der
Lage Yon — :c(432) entsprach, daneben ein zweites entsprechend
— x(15.11.7)
gemessen berechnet
oca = 15^ 17' 111 .432 = 150 13/ 311/
<j, = 160 34/ (III). (15.7.11) = 160 32' 12"
5(7, = 230 2' 101 . 432 == 23^ 12' 0"
An einem dritten Erystalle wurden in zwei Zonen die hellsten
Reflexe gemessen mit folgendem EesuKat:
Z' = 16^ 41' } ^^° ^^' 111.(15.7.11) = 16« 32' 12"
Hit ähnlichen Resultaten wurden noch mehrere andere Ery-
stalle gemessen, indessen dürften die mitgetheilten Messungen
genügen, die aufgestellten Hexakistetraeder zu rechtfertigen.
Die Aetzung derartiger Erystalle lehrte nicht nur die durch
Sadebeck richtig erkannte Stellung, sondern auch die Art der
Verwachsung erkennen. Es zeigte sich hiebei, dass jene Erystalle
polysynthetische Zwillingsstöcke mit paralleler Wiederholung dar-
stellen; jeder besteht aus sehr zahlreichen, oft ungemein dünnen
Zwillingslamellen, welche, parallel der gemeinsamen Tetraederfläche
ausgedehnt, sich auch in dieser Fläche berühren. Nie wurde eine
geradlinige Begrenzung der beiden Zwillingsindividuen an einer zur
Zwillingsebene senkrechten Fläche bemerkt; wenn an einem Erystall
rechts das eine, links das andere Individuum Yorherrscht, so besteht
die Grenze aus ineinander gekeilten Lamellen, welche sich an der
Zwillingsebene berühren, wie dies Leydolt zuerst in ähnlicher
Weise am Aragonit beobachtete. Diese lamellare Zwillingsbildung
macht sich auch an den c-Flächen durch die streifenweise verschieden
gerichtete Riefung geltend (vergl. Fig. 22). An der Tetraederfläche
verräth sie sich durch die wechselnde Stellung der dreiseitigen
Schalen, deren Seiten dem Dodekaeder parallel sind.
Diese lamellare polysynthetische Zwillingsbildung zeigt, wie
richtig die Auffassung des Zwillingsgesetzes durch Sadebeck ist,
welcher eine trigonale Axe als Zwillingsaxe, die Tetraederfläche
als Zwillingsebene aufstellt, und wie unnatürlich es wäre, mit
Groth eine Fläche von 211 als Zwillingsebene anzunehmen.
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Aetzversuche an der Zinkblende. 517
An einer anderen Stufe von Neudorf am Harz, welche ich
Herrn Hofrath Tschermak yerdanke, sind derartige pseudohexa-
gonale Formen seltener, obzwar ab und zu das negative Tetraeder
auch hier auftritt, oft begleitet von sehr breiten Deltoederflächen.
Aehnliche Formen beobachtete ich auch an Erystallen von
Clausthal, welche daneben noch das positive Tetraeder zeigen.
Auch hier sind die Deltoederflächen oft stark entwickelt und die
Hexakistetraeder treten zurück. An einem solchen Krystall wurde
durch approximative Messung — 5c(331) und — x(753) nachgewiesen.
Aiston Moor Camberland. fUr ij ;[ Y £ i^ ^ ^
w * '
Auch für diese Erystalle sind neben dem DodeW|^*d^.^l, >
gekrümmten Flächen von Triakistetraedern bezeichnend^^^^^iS.O-
beck 1869 stellte die Krystalle ursprünglich so auf, dass diese
Triakistetraeder, die er für 9c(311) hielt, in erste Stellung kamen.
Groth stellte die Krystalle mit Rücksicht auf das glänzende und
glatte Tetraeder umgekehrt auf, so dass das Tetraeder in 1. Stellung
und ic(311) in 2. Stellung kam. In seiner zweiten Arbeit (1878)
erklärte sich Sadebeck für diese Umstellung, gibt aber gleich-
zeitig für das Triakistetraeder das Zeichen — ^-~ = — x(522) an.
Meine Aetzversuche ergaben die Richtigkeit dieser geänderten
Aufstellung. Die Triakistetraeder haben auch hier von Erystall zu
Krystall, auch an verschiedenen Stellen desselben Ejrystalles wech-
selnde Lage; bisweilen wird die Lage von — x(311) nahezu erreicht.
An einem Krystall wurden die Winkel der Triakistetraeder-
flächen zur Würfelfläche gemessen.
h.t = 25^52'
h . t' = 25^68^
25^50' gemessen
100.311 = 25n4'll" berechnet.
An einer anderen Stelle desselben Krystalles wurde der Winkel
von t zu der im selben Oktanten gegenüberliegenden Dodekaeder-
fläche gemessen; t gab zwei Bilder:
rf . f, = 60° 38' 110 . 225 = 60« 30' 15''
ti = 6P53' 338 = 62« 3' 44"
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518 F. Becke.
PMbram«
Sehr kleine rotfabraune Krystalle von Blende, welche zasammen
mit Bournonit auf Quarzdrusen aufsitzen, gehören demselben Typus
an wie die zuletzt geschilderten Krystalle. Es herrscht an denselben
das Dodekagder, sonst tritt in einer Stellung ein Triakistetraeder auf,
welches die gewöhnlichen Wölbungen zeigt, daher schwer mess-
bar ist.
Ich erhielt an 3 Erystallen folgende Messungen:
I. Krystall:
d . * = 64^ 39' 110 . 113 = 64« 45' 39"
n. Krystall:
d.t^ ='59«43' (110). (5.512) = 59« 29' 29"
tt = 62« 6' 338 = 62« 3' 44"
III. Krystall:
d.t, = 58« 21' 110 . 337 = 58« 46' 50"
t^ = 60« 6' 225 = 60.« 30' 15"
^8 = 62« 47' (4.i.ll) = 62« 47' 10"
Ohne die aufgestellten Indices als sichergestellt zu betrachten,
sieht man, dass auch hier die Lage der Triakistetraeder von Krystall
zu Krystall schwankt, dass dieselben sich der Grenze von — )c(311)
nähern, welche bisweilen wirklich erreicht wird.
Interessant ist das Vorkommen natürlich geätzter Krystalle.
Solche zeigen auf den Dodekaederflächen deutlichen Krystalldamast
und ähnlichen Schimmer wie die mit Salzsäure geätzten Krystalle,
nur ist derselbe hier durch negative Triakistetraeder hervorgebracht.
Die Aetzung erfolgte also auf andere Weise als bei der künst-
lichen Aetzung mit Salzsäure.
Freiberg.
Von diesem Fundorte kenne ich oktaedrische Krystalle von
der „Alten Mordgrube^ und von „Grube Himmelfahrt*^, aufweiche
die von Sadebeck 1878, pag. 594, Absatz a, gegebene Beschreibung
vollkommen passt. Die Aetzung erwies, dass Sadebeck's Auf-
stellung richtig ist.
Die Eigenthümlichkeiten dieses Vorkommens scheinen auf
natürlicher Aetzung zu beruhen. Dass starke Lösung stattgefunden
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Aetzversuche an der Zinkblende. 519
habe^ zeigen gerundete Ueberreste von Bleiglanzkrystallen, welche
in der Tiefe Yon Löchern in der Blendedruse sitzen und in der
Blende Abdrucke ihrer früheren Gestalt hinterlassen haben.
Schlaggenwald.
Auch die Elrystalle dieses Fundortes waren Gegenstand der
Controverse zwischen Sadebeck und Groth.
Nach meinen Erfahrungen ist die Aufstellung, die Sadebeck
den Erystallen in seiner zweiten Arbeit gegeben hat, richtig.
Es kommen bei Schlaggenwald Gombinationen des Würfels
mit dem negativen oder mit beiden Tetraedern vor. Im letzteren
Falle ist das negative nach meinen freilich nur auf wenige Erystalle
beschränkten Erfahrungen das grössere.
Der Würfel zeigt stets tiefe, kräftige Eiefung nach dem posi-
tiven Tetraeder. Nebenher ist er manchmal mit parallelen Reihen
kleiner Knötchen besetzt, welche dem negativen* Tetraeder parallel
laufen und mit demselben einspiegeln. Hiedurch wird der Eindruck
einer schwachen Riefung nach dem negativen Tetraeder hervorgebracht.
Das positive Tetraeder fand ich glatt und matt oder mit kräf-
tigen, erhabenen, von Würfelflächen begrenzten Subindividuen besetzt.
Das negative Tetraeder zeigt einen schaligen Bau nach dem
Dodekaeder, bisweilen Vertiefungen, die gleichgestellt sind, wie
die Erhabenheiten auf dem positiven Tetraeder, und von Do-
dekaederflächen begrenzt werden.
Die Erystalle sind von Kupferkies in feinen Stengeln gänzlich
durchwachsen^ was nach der Aetzung an Spaltstücken deutlich
hervortritt. Die Verwachsung scheint eine regelmässige zu sein, da die
kleinen Kupferkiespartikel gleichzeitig einspiegeln. Bis jetzt ist es
mir nicht gelungen, das Verwachsungsgesetz zu erkennen.
Die folgende Tabelle ist ein Versuch, das, was über das Vor-
kommen von einzelnen Formen der Blende bekannt ist, zusammen«
zustellen. Ich verhehle nicht, dass manche Formen noch einer Bestäti-
gung bedürfen; solche, bei denen die Stellung im negativen oder
positiven Oktanten noch nicht durch Aetzung sichergestellt oder
nach dem Vorkommen anderer Formen unzweifelhaft ist, sind mit P
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520
F. Bfecke.
bei dem betreffenden Fundort bezeichnet. Bei Angaben von Flächen
die ich selbst überhaupt nicht oder nicht von dem betreffenden
Fundorte kenne, habe ich den betreffenden Autor citirt, auf dessen
Angabe ich mich stütze. Blenden Yon Fundorten, die ich überhaupt
nicht kenne, habe ich in der Tabelle nicht berücksichtigt, da ich
bei solchen keinerlei Anhaltspunkt habe über die richtige oder
falsche Aufstellung, welche diesen Krystallen von den betreffenden
Autoren gegeben wurde. Dies gilt namentlich von yielen Yon
Groth 1878 beschriebenen Blendevorkommnissen.
Yon den sehr schwankenden Triakistetraedem sind nur die
angegeben, welche ich für sicher bestimmt halte.
Miller'scbes
Zeichen
Naumann-
sches Zeichen
Vorkommen
I. Grenzformen.
1
(100)
cxjÜoo
Allgemein.
2
(110)
ooO
Allgemein.
3
(320)
ooOi
Eapnik.
4
(210)
oo02
Kapnik (Groth).
5
(410)
ooOi
Eapnik.
6
(810)
oo08
Eapnik.
II. Positive Formen.
7
8
9
10
11
+=4(111)
+)c(211)
+•4311)
+x(722)
+4411)
+
0
2
202
+
2
303
2
m
2
404
+ ^
Fehlt selten (bei Neudorf, Harz).
Binnenthal PO, Eapnik (Elein).
Sehr häufig namentlich Ungarn.
Binnenthal? (Klein).
Eapnik (Groth), Oberlahnstein
(Sadebeck).
0 Die Aufstellung des Bath'schen Erystalles ist mir zwar nicht zweifel-
haft, doch wurde derselbe nicht geätzt, somit ist eine ahsolute Sicherheit noch
nicht möglich.
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Aetzvenuche «n der Zinkblende.
521
Miller'sches
Zeichen
Naumann-
sches Zeichen
Vorkommen
12
13
+)c(12.1.1)
+>c(95l)
12012
■•" 2
.90^
Oberlafanstein (Sadebeck).
Eapnik.
III. Negative Formen.
14 I — >c(Ill)
0
2
Fehlt den Krystallen von Cumber-
land, Pfibram, vom Rhein.
Triakistetraeder.
Eapnik.
Allgemein.
Neudorf.
Sehr verbreitet.
Aiston Moor, Pfibram, Neudorf.
Aiston Moor, Pfibram; Binnen-
thal? (Klein).
St. Agnes Cornwall ? (Sadebeck).
Eapnik (Groth, Hessenberg).
Eapnik (Quenstedt).
Deltoeder.
24
25
26
-x(331)
-<221)
'•^(553)
30
2
20
2
10
2
Ungarn, Holzappel, Oberlahnstein
(Sadebeck).
Schemnitz (Hessenberg), Ober-
lahnstein (Sadebeck).
Neudorf.
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522
F. Backe.
Miller'sches
Zeichen
Kaumann-
8che8 Zeichen
Vorkommen.
27
28
-x(885)
— )t(l5.15.2)
10
2
2
Neudorf.
Harz (Sadebeok).
29
30
31
32
33
34
35
Hexakistetraeder.
Binnenthal?, Holzappel.
Eapnik (Groth), Binnenthal?
Kapnik (Groth).
Kapnik, Neudorf.
Neudorf.
Neudorf.
Neudorf.
Die in vorstehender Tabelle zusammengestellten Flächen sind
in Fig. 25, Taf. VIII, in eine sphärische Projection eingetragen. Die
Flächenarmuth der positiven Oktanten gegenüber dem Reichthum
an negativen Formen springt sofort in die Augen. Im rechten hin-
teren negativen Oktanten sind alle Zeichen weggelassen, um dafür
die mannigfaltigen Zonenverbände umso deutlicher hervortreten
zu lassen.
Hie und da sind Abkürzungen gebraucht. Es bedeutet:
e, = — x(885)
(Ti = -x(975)
ej = -x.(553)
c, = -/.(432)
f3 = -<15.15.2)
ff, = -x(15.11.7)
c. = -x(753).
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Aetzvennche an der Zinkblpnde. 523
Die Prüfang einer grosseren Reihe von Blendekrystallen ver-
schiedener Fundorte zeigte, dass Sadebeck durch Berücksichti-
gung der von ihm sogenannten Leitformen, der Tektonik, des Glanzes
und der Ausdehnung der beiden Tetraeder in der grösseren Anzahl
der Fälle zu einer richtigen Aufstellung geführt wurde.
Es zeugt dies ebenso für die feine Beobachtung dieses aus-
gezeichneten Erystallographen, als für die Richtigkeit der Yon ihm
aufgestellten Sätze. Namentlich sind es die auf die Tektonik Bezug
nehmenden Regeln, welche sich durchaus bestätigt haben. Trüg-
licher erwiesen sich die Leitformen, auf welche Sadebeck
ein so grosses Gewicht legt.
Eine Anzahl (3) Triakistetraeder kennt man bereits in beiden
Stellungen, selbst +x(311) ist nicht ganz verlässlich als positive
Leitform.
Wo Sadebeck sich in der Aufstellung geirrt hat, geschah
es öfter desshalb, weil er seine eigenen Sätze irrthümlich anwendet
als wegen Fehlern der allgemeinen Sätze selbst.
Für die Ausbildung der Blendekrystalle und die Unterschei-
dung der positiven und negativen Formen kann man folgende Sätze
aufstellen, wovon die mit „ * angeführten wörtlich aus der Arbeit
von Sadebeck citirt sind:
1. Ueber das Auftreten secundärer Formen ist zu bemerken,
dass dieselben im positiven Oktanten überhaupt seltener sind als
im negativen. Ton den Triakistetraedern tritt 3t(311) im positiven
Oktanten häufiger auf als im negativen, wo es immer von weniger
steilen Flächen [—x(833) -x(522) —5c(211)] begleitet ist. Deltoeder
treten, soviel mir bekannt ist, blos im negativen Oktanten auf, ebenso
die Hexakistetraeder mit einer Ausnahme.
2. Flächenzeichnung. „Schaliger Bau kann bei beiden Tetra-
edern vorkommen; bei dem ersten (positiven) Tetraeder sind die
Schalen stets geradflächig begrenzt, bei dem zweiten (negativen)
Tetraeder treten als Begrenzung der Schalen lediglich vicinale
Flächen oder gewölbte neben der scharfkantigen Begrenzung auf.^
Auf den Würfelflächen geht die Streifung bald nach dem einen
bald nach dem anderen Tetraeder, bald nach beiden. Die Streifung
nach dem positiven Tetraeder ist geradliniger, markirter, die Strei-
fung nach dem negativen Tetraeder krummlinig, weitschweifig, oft
durch parallele Reihen kleiner Knötchen hervorgebracht.
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524 F Becke.
3. „An dem einen Ende treten ebenflächige, an dem anderen
gewölbte Flächenelemente auf, es ist also der Bau in erster Stellung
(im positiven Oktanten) vollkommener als in zweiter (im negativen
Oktanten).«
4. Der Glanz ist ganz trügerisch; in manchen Fällen ist das
positive, in anderen Fällen das negative Tetraeder das glänzendere.
Der mattere Glanz des negativen Tetraeders ist oft eine Folge
natürlicher Aetzung.
Die Resultate der Untersuchung lassen sich kurz, wie folgt,
zusammenfassen :
1. Auf den Erystallflächen der Blende entstehen durch Aetzung
mit heisser Salzsäure regelmässige Aetzfiguren, welche mit der
Tetraedrie der Erystalle im Einklang stehen. Dieselben sind
trisymmetrisch auf den Tetraederflächen, disymmetrisch nach den
Diagonalen auf der Würfelfläche, monosymmetrisch nach der kurzen
Diagonale auf der Dodekaederfläche.
2. Die Aetzfiguren sind vertiefte Aetzgrübchen auf dem posi-
tiven Tetraeder und dem Würfel, erhabene Aetzhügel auf dem
negativen Tetraeder und dem Dodekaeder.
3. Diese Aetzgrübchen und Aetzhügel sind von ebenen Flächen,
den Aetzflächen, begrenzt. Die Aetzflächen sind theils Hauptätzflächen,
welche auf allen Erystallflächen an der Begrenzung der Aetzfiguren
theilnehmen, theils Nebenätzflächen, welche nur auf bestimmten
Erystallflächen auftreten.
4. Hauptätzflächen sind die positiven Triakistetraeder ; diese
bilden mit den Flächen des Würfels und des positiven Tetraeders
die Aetzzone der Blende.
Nebenätzflächen sind auf dem positiven Tetraeder vicinale
positive Triakistetraeder und Deltoeder, auf dem Würfel vicinale
negative Triakistetraeder, auf dem Dodekaeder negative dem Würfel
nahestehende Triakistetraeder und positive Deltoeder.
5. Alle Aetzflächen liegen im positiven Oktanten oder doch
seiner Grenze sehr nahe. In der Nähe der Dodekaeder-(Spalt-)
flächen treten keine Aetzflächen auf.
6. Die Lage der Aetzflächen hängt in bestimmter Weise von
dem Eisengehalt der Blende, von der Concentration der Säure und
der Dauer der Einwirkung, endlich vom Parametergesetz ab.
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Aetzversache an der Zinkblende. 525
7. Der Gegensatz des iDneren Baues zwischen positiTen und
negatiyen Oktanten spricht sich deutlich in der Ausbildung, nament*
lieh in der tektonischen Beschaffenheit der Krystalle aus.
Die positiven Oktanten sind durch Flächenarmuth, Ebenflächig«
keit und geradlinige Flächenstreifung ausgezeichnet
In den negatiyen Oktanten sind die secundären Formen häu-
figer, femer treten viele gewölbte Flächen und vicinale Formen
auf, die Flächenzeichnung ist oft krummlinig. Flächenausdehnung
und Glanz sind zur Unterscheidung positiver und negativer Formen
gar nicht, das Auftreten bestimmter secundärer Formen (Leitformen)
nicht ausnahmslos brauchbar.
Mineralogisches Universitäts-Institut in Czernowitz, Juli 1883.
Tafel-Erklärnng.
Tafel VII.
Fig. 1. Aetzfiguren aaf dem pos. Tetraeder a, b bei dunklen, d, e, f bei
hellen Blenden.
Fig. 2. Orientirung der Aetzfignren auf einem auf -f x(lll) projicirten Blende-
krystall.
Fig. 3. Aetzfiguren auf der Würfelfläche (001), die langen Seiten parallel dem
+ Tetraeder.
Fig. 4. Aetzhügel auf der Dodekaederfläcbe von heller Blende v. Santander
nach kurzer Aetzung.
Fig. 5. Aetzbflgel auf der Dodekaederfläche von dankler Blende v. Rodna.
Fig. 6. Ein älterer Aetzhügel neben einer jüngeren Generation von solcheD,
Blende von Santander nach lang dauernder Aetzung.
Fig. 7. Aetzriefen parallel der langen Diagonale der Dodekaederfiäche von San-
tander. Vergrösserung bei Fig. 4—7 ca. 240.
Fig. 8 — 14. Lichtiiguren.
Fig. 8. Lichtfigur auf -|-x(lll) eines Schemnitzer Krystalles. l-x(lll) von Dode-
kaederflächen begrenzt.
Fig. 9. Lichtfigur auf +x(lll) Binnenthal, +x(lll) durch — x(lll) begrenzt.
Fig. 10. Lichtfigur von -|-x(lll) Binnenthal im doppelten Massstabe gezeichnet.
Fig. 11. Lichtfigur von -|-x(lll) Rodna. Die Lichtfigur von (001) ist darunter
gezeichnet, um den Zusammenhang zu zeigen.
Fig Ha. Lichtfigur von ^001) Schlaggonw^ld.
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526 F. Becke.
Fig. 116. Lichtfigur von (001) Schemnitz.
Fig. 12. Vollständige Lichtfigur der Dodeka^derfläche von Santander.
Fig. 18. Desgleichen, positiver Thei],mit Mittelstrahl in Folge von Aeizrinnen.
Fig. 14. Lichtfigur einer verzwillingten Dodekaederplatte von Rodna; die Zwillings-
grenze läuft von links unten nach rechts oben. Zwei x-Reflexe fallen nahe
zusammen in Folge der Annäheruug an 811.
Fig. 15. Projection der Aetzflächen. Die Hanptätzflächen sind durch starke
Linien, die Nebenätzflächen durch Punkte angedeutet.
Tafel Vm.
Fig. IG. Oktaedrischer Erystall von Eapnik:
0 0* d So' tf
+x(lll) — x(lll) (110) — x(331)] — x;975)
Fig. 17. Dodekaedrischer Erystall von Eapnik. Projection auf 100:
Ä d fd 4d 8(J 0 \o V o'
(100) (110) (320) (410) (810) 4-*(lll) +*(311) +*(9ßl) — x(lll)
y So'
— x(211) — x(381).
Fig. 18. Vertiefungen, von Tetraederflächen gebildet, auf der Wttrfelfläche von
Rodna. Nach der Aetzung erscheint — ^x(lll) rauh, statt -j-x(lll) er-
scheint eine glänzende Aetzfläche.
Fig. 19. Blende von Binnenthal. 19 a Aussehen der Fläche -{-x(lll).
Fig 20. Ecke eines Binnenthaler Erystalles mit HexakistetraSderflächen :
h 0 0* u s
(100) +x(lll) ~x(lll) — x(4.31) — x;321)
Fig. 21. Blendezwilling von Holzappel:
0 d (/ io' So' u
+x(lll) (110) -x(lll) — x;221) — x(8Sl) — x(431)
Fig. 22. Penetrationszwilling der Blende von Neudorf. Oben gross die beiden
gemeinsame (Zwilling8)-Fläche o' — x(lll), d(llO), e Deltoeder, 6 Hexa-
kistetraSder. Vergl. Text pag. 512 u. ff.
Fig. 23. Blende von St. Agnes, Cornwall.
Fig. 24. Blende von Bottino bei Serravezza, Toscana, o4-x(lll) herrschend.
Fig. 26. Sphärische Projection der sicher bestimmten Blendeformen.
Abkürzungen: e^ = ^x(885), e, = — x(558), c, = — x(15.15.2), tf^ = -x(975)
6^ = .-x(432), tf, = -x(15.11.7), C^ = -x(753).
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Notizen. 527
XXVI. Notizen.
Ueber die Unterscheidung von Augit und Bronzit in Dünn-
schliffen. SolaDge man bei der mikroBkopischen Qesteinsanalyse ndr paralleles
polarisirtes Licht anwandte und auf das pleochroitische Verhalten Rücksicht
nahm, war die Unterscheidung dieser Minerale zwar nicht unmöglich, aber unter
Umständen unsicher, wie Rosenbusch io seiner mikroskopischen Physiographie
der Massengesteine hervorhebt. Seit der Anwendung des convergenten Lichtes
ist die Sache wesentlich erleichtert. Ein weiteres unterscheidendes Merkmal,
welches nicht allgemein bekannt zu sein scheint und mir in vielen Fällen treff-
liche Dienste leistet, ist die merklich schwächere Doppelbrechung des Bronzites
gegenüber dem monoklinen Augit. Dieselbe gibt sich in den Interferenzfarben
der Durchschnitte im parallelen polarisirten Lichte (p. p. L.) zwischen gekreuzten
Nicola und in den loterferenzbildern im convergenten polarisirten Lichte (c. p. L.)
deutlich genug zu erkennen.
Bei gleicher Orientirung gegen die optischen Mittellinien und gleicher
Dicke erscheinen Platten verschiedener Minerale in p. p. L. ungleich gefärbt
und zwat ist die Interferenzfarbe in der Reihe der Newton'schen Farbenscala
umso höherer Ordnung, je stärker die Doppelbrechung.
Es ist nicht schwierig, ähnlich orientirte Durchschnitte von Bronzit und
Augit im selben Schliff aufzufinden, welche dann verschiedene Interferenzfarben
zeigen. Bei massiger Dünne des Schliffes, bei welcher die Feldspathe zwar keine
bunten Farben, aber auch noch nicht durchgehend bläulichweiss I. Ordnung
zeigen, sondern bei gekreuzten Nicols rein weiss aussehen, erscheint der Bronzit
in Querschnitten (i_ c) und in Längsschnitten parallel der Längsfiäche (J_ a)
gelblichweiss, bei grösserer Dünne bläulichweiss I. Ordnung. Längsschnitte parallel
der Querfläche (_L b) sind wegen der hier etwas stärkeren Doppelbrechung höher
gefärbt; sie erscheinen mit Braunroth I. 0. oder Dunkelpurpur bis Blau IL 0.
In einem Dünnschliff, der überhaupt die zur Untersuchung erforderliche Dünne
hat, wird man kaum einen noch höher gefärbten Durchschnitt von Bronzit finden.
Der monokline Augit zeigt in den ähnlich (1 b) orientirten Schnitten
parallel der Längsfiäche [der SjTnmetrieebene (010)] viel höhere Interferenz-
farben, welche bis zum Gelblichgrün III 0. reichen. Uebrigens sind solche Schnitte
auch durch schiefe Auslöschung leicht zu unterscheiden.
In Schnitten senkrecht zur Axenebene [Querschnitte und gerade auslöschende
Längsschnitte parallel der Querfläche (100)] gehen die Interferenzfarben beim
Augit bis zu dem reinen Blau, Gelb und Roth II. 0. Allerdings treten in dieser
Zone auch beim monoklinen Augit niedere Interferenzfarben auf, und solche
Schnitte, welche genau oder nahezu genau senkrecht zu einer optischen Axe
liegen, erscheinen bläulich- oder gelblichweiss und könnten also Täuschungen
veranlassen. Allein dann tritt das zweite Moment, die Beschaffenheit des Inter-
ferenzbildes im c. p. L. in den Vordergrund.
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528
Notizen.
Bei der Dicke gewöhnlicher Dünoschliffe erscheinen n'ämlich die Inter-
ferenzringe beim Bronzit sehr verwaschen und breit, so dass sich kein Ring um
die Axenpunkte schliesst, sondern bereits der erste farbige Ring lemniscaten-
ähnlich beide Axen umzieht. Beim Augit sind entsprechend der stärkeren Doppel-
brechung die Ringe enger, und der erste Ring schliesst sich noch um jede Axe
gesondert, erst der 2. und 8. verläuft lemniscatenartig. Daher sieht man in
Schnitten nahezu oder genau senkrecht zur optischen Axe beim Bronzit nur die
dunkle Hyperbel mit Andeutungen des ersten Ringes in Gestalt bräunlichrother
Säume am Rande des Gesichtsfeldes ; beim Augit dagegen den ersten Ring ganz
und noch einen Theil des zweiten Ringes am Rande.
Liegt nun ein Durchschnitt von Augit vor, welcher niedere Interferenz-
farbe hat und desshalb für Bronzit gehalten werden könnte, so kann man sicher
sein, im c. p. L. das farbenprächtige Interferenzbild des Augit zu sehen.
Ueber den Pleochroismus dieser Minerale lässt sich nur sagen, dass er
bei gleich dunkler Körperfarbe beim Augit gewöhnlich undeutlicher ist als beim
Bronzit Indessen gibt es ebensowohl Bronzite mit undeutlichem Pleochroismus
als Augite mit deutlichem. Der Pleochroismus kann nicht zur Unterscheidung
beider Reihen dienen, sondern nur dazu, die eisenreichen von den eisenarmen
Gliedern innerhalb der Reihe zu trennen, wie dies namentlich für die Unter-
scheidung des eisenreichen Hypersthen vom eisenarmen Bronzit und eisenfreien
Eustatit möglich ist.
Zur Unterscheidung von Augit und Bronzit kann man folgende Differenz-
Diagnose aufstellen, welche zunächst für die Augit-Andesite gilt, im Wesentlichen
auch für andere Gesteine richtig sein wird.
Ich bemerke noch, dass bei sehr grosser Dünne des Schliffes die Unter-
scheidung im selben Masse schwerer wird als die Interferenzerscheinungen an
Intensität abnehmen.
Augit (monoklin)
Form gedrungene Säulen, häufig mit
schiefer Endigung. Querschnitt meist
Bronzit (rhombisch)
1. Form meistlängere Säulen mit stumpf
dachförmiger Endigung. Querschnitt
breit rechteckig durch Vorwalten voa
(100) und (010) mit durch (110) ab-
gestumpften Ecken. Spaltrisse nach
(110),seltener nach (100) oder (010).
Querschnitte zeigen im p. p. L. gelblich -
weiss I. 0 , Auslöschung nach den
Rechtecksciten. Im c. p. L. verwa-
schenes schwarzes Kreuz, das sich
beim Drehen öffnet, und entweder gar
keine oder nur Spuren von Lemnis-
caten am Rande des Gesichtsfeldes.
Austritt der -f- Mittellinie.
Längsschnitte nach (010) gelblichweiss
I. 0., gerade Auslöschung, Austritt
der — Mittellinie. Interferenzbild
ähnlich wie beim Querschnitt.
achteckig durch gleichmässige Ent-
wickelung von (100), (010), (110).
Spaltrisse nach (110).
Querschnitte genau j_ zur Prismenzone
zeigen im p. p. L. blau bis roth II. 0.
Anslöschung nach zwei Seitenpaaren
des Achteckes. Im c. p. L. das Bild
einer optischen Axe am Rande des
Gesichtsfeldes mit dunkler Hyperbel
und 1 oder 2 farbigen Ringen.
Längsschnitte nach (010) haben oft schiefe
Umrisse, schiefe Auslöschung, hohe
Interferenzfarben bis gelbgrün III. 0. ;
kein Axeobild im c. p. L.
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Notizen. 529
LängBsdmitte nach (100). Interferenz- L&ngszchnitte nach (100). Interferenzfar-
furben brannroth L 0. bis blaa U. 0. ben blaa — roth n. 0., gerade Auslö-
Gerade Anslöschung, im c. p. L. schong. Ein seitl. Azenbild im c. L.
kein Axenbild*). am Rande des Gesichtsfeldes oder
wenigstens deutlich mehrere Ringe.
Schnitte _L znr optischen Axe sind Schnitte J. znr optischen Axe sind schief
schmal rechteckig und zeigen im achteckig, ähnlich den Querschnitten
c. L. blos die Hyperbel. oder sie gleichen den Längsschnitten
nach (100). Im c. L. dunkle Hyperbel
und 1 oder 2 Ringe sichtbar.
Zwillingsbildung ist selten. Enieförmige Zwillingsbildung sehr häufig nach (100),
Berührungszwillinge nach Domen- oft in Gestalt eingeschalteter Lamellen,
flächen 0^ manchmal zu mehreren,
sternförmigen Erystallgruppen ähn-
lich.
Auf die angeführten Unterschiede gestützt, kann man beispielsweise in
den Santorinlaven, in welchen beiderlei Pyroxene durch die Untersuchungen
Yon Fouqu^ auch auf chemischem Wege sichergestellt sind, mit Leichtigkeit
Bronzit und Augit auseinanderhalten.
Ebenso beobachtete ich das Zusammenvorkommen von beiderlei Mineralen
in Dünnschliffen steirischer EroptiYgesteine, welche mir Herr Dr. Hnssak
freundlichst zur Ansicht sendete. Ich fand Bronzit neben Augit in Dünnschliffen
der Gesteine folgender Fundorte : Set. Egidi, Eoinjekberg, Trennenberg,
L a u f f e n. In einem Dünnschliff mit der Fundortbezeichnnng Smrekouz da-
gegen fand sich nur monokliner Augit.
Die Yor Kurzem ron Prof. A. Koch in Klausenburg beschriebenen Augit-
Andesite aus dem Hargittagebirge (Herbich, Geologie des Szöklerlandes)
enthalten sehr häufig Bronzit in schöner Entwicklung, wie ich mich an zahl-
reichen Dünnschliffen überzeugen konnte, zu denen ich das Material der Zuvor-
kommenheit des Genannten verdanke. So namentlich Gesteine von folgenden
Fundorten: Bad Tusn&d, Csik Magos, Közreshavas, Bad Homorod.
Auch in den nördlichen Ausläufern des Hargitta, welche bis in den süd-
lichen Theil der Bukowina hereinreichen, treten bronzitführende Augit-Andeslte
in grosser Menge auf; ich nenne hier nur die Gresteine von den Bergen: Timeu,
Luccaciu, Piatra Dorni u. s. w.
In manchen Varietäten verschwindet hier der Augit fast völlig aus dem
Gemenge, so dass reine Bronzit- Andesite vorliegen. F. Becke.
') Man hüte sich, die lemniscatenähnliche Anordnung der Interferenzfarben
um den Austritt der optischen Normale 6, die im c. p. L. deutlich hervortritt,
für den mittleren Theil eines Axenbildes zu halten. Die Anwendung eines Quarz-
keiles, auf welche dieses Interferenzbild nicht in derselben Weise reagirt wie
das der beiden Mittellinien, bewahrt vor Verwechslungen.
Mlii«ralof. «ad petrofr. Mittb. ▼. 1882. Notixen. LiteMtur. 85
Digitized
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530 Notizen.
Ueber einen verglasten Sandstein von Ottendorf. In dem kurzlich
Yoa Scfaarizer') ausfafarlich beschriebenen Basalt von Ottendorf in Schlesien
kommen interessaote, durch ihre violette Farbe auffallende Gesteinseinschlüsse
vor. Es sind dies, wie man schon an dem überaus grossen Beichthum der-
selben an abgerundeten Quarzkörnern erkennen kann, Einschiasse von Sand-
stein; solche Grauwackensandsteineinschlttsse beschrieb schon Scharizer (1.
c. pag. 494), die von ihm untersuchten Stücke wiesen aber keine so bedeu-
tenden, durch das ßasaltmagma bewirkten Veränderungen auf wie der hier zu
'beschreibende.
, Was Bun zunächst die abgerundeten, zersprungenen Quarzk^^rner betrifft,
so führen sie neben zahllosen, schnurförmig aneinander gereihten Flüssigkeits-
einschlüssen vereinzelt farblose, unzweifelhafte, secundäre Glaseinschlüsse. An
einigen derselben zeigten sich in der umgebenden Quarzmasse feioe Sprünge.
Neben dem vonvaltenden Quarz kommt auch etwas trübzersetzter, an Gasporen
reicher Orthoklas vor. Frischer Biotit fehlt, wohl aber finden sich braune, fein-
gekömelte, an Gasporen reiche Partien, die eine ungemein an Glimmer erinnernde
Lamellarität aufweisen. Es dürften dies in der That durch Einwirkung des
Magmas veränderte Biotite sein.
Diese Gemengtheile des Sandsteines liegen gleichsam in einer Grundmassp,
die sich im polarisirten Lichte als ipotrop erwies. Bei stärkerer Vergrösserung
zeigt es sich, dass dieselbe aus einem farblosen Glase besteht, in dem zahllose
winzige, scharf ausgebildete, isotrope und violette und f rQnfiche OktaMerchen
von Spinell liegen.
Diese sind unregelmässig in der Glasmasse vertheilt, bald in grösseren
länglichen, oft wie flaserigen Haufen beisammen, bald spärlich vrreinzelt im Glase
liegend. Unter diesen lassen pich auch nicht selten Zwillinge nach 0 nachweisen.
Neben dem Spinell finden sich in der glasigen Grundmasse noch ziemlich
häufig längliche, grüne Augitnädelchen, besonders nm die Quarzkömer liegend
und auch mit winzigen eckigen Quarzbruchstückchen zu grösseren Haufen in der
Grundmasse vereint.
Erzpartikelcben sind seit« n und finden sich nur in den flaserigen Spinell-
anhäufungen.
Schliesslich wäre noch zu erwähnen, dass in der Grundmasse häufig rund-
liche Partien eines grünlichen, isotropen Minerals auftreten ; ich halte diese i^v
Hohlräume, welche von den aus dem benachbarten Basalt stammenden Zrr-
setzurgsproducten des Olivins ausgefüllt wurden.
Die Contactzone ist, wie schon Scharizer hervo'hob, ausgezeichnet
dnrch Anhäufung winziger Augitsäulchen, hin und wieder finden sich grössere,
randlicb mehr oder minder in Körnchen und Säulchen aufgelöste, durch das
Magma corrodirte Augitkrystalle in diesen Partim Trotz dieser Corrosion blieb
aber die Krystallform derselben erhalten, und besitzen die Kömchen, wie sich
dies au eint-m Zwillingskrystall schön nachweisen liess, die gleiche optische Grien-
tirung wie der centrale, unveränderte, unregelmässige Augitkern.
*) Jahrbuch der k. k. geolog. Rdchanstalt, 1882, pag. 47 T.
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Notizea. 531
Ein Vorherrschen der Glasmasse an der Contactzone ist nicht nachzuweisen.
Die GranwackensandsteioeiDSchlasse wurden durch den Basalt, wie aus
-diesen Beohachtungen hervorgeht, verglast, indem das wahrscheinlich thonige
.und glimmerreiche Cement desselben schmolz; als Neubildungen treten Augit
und Spinell auf.
Damit stimmt auch die von Scharizer gegebene Analyse des Sandsteinen,
die einen bedeutenden Magoesiagehalt aufweist (10'20i%); derselbe rührt vom
Spinell und nicht von einer, auch mikroskopisch nicht nachweisbaren, innigen
Durchdringung des Sandsteines mit dem basaltischen Magma her.
Dieselben SpinellaDhäufungen fanden sich auch in der violetten Cement-
masse eices ungemein an die verilnderten Muffeln der Freiberger und Raiblei
Zinkhütten erinneroden, allerdings nicht bedeutend verglasten sog. Basalljaspises
von Wunsiedel im Fichtelgebirge.
(Berichtigung.) An dieser Stelle sei es mir auch erlaubt, die in dieser
Zeitschrift, V., 1883, pag. 289, veröfifentlichte Angabe, dass das in df^m Feld-
Fpathbasalt von Ban häufig und in Oktaedern von violetter Farbe besonders in
den Feldppaihaggregaten auftretende Mineral Perowskit sei, dahin zu corrigiren,
dass es, wie ich mich jetzt überzeugen konnte, kein solcher, sondern ein dem
in den eben beschriebenen Sandsteinen ähnlicher Spinell ist.
Es gelavg mir, einige an diesem Mineral reiche Feldspatbspaltblättcben
aus dem Basalt zu präpariren ; dieselben ergaben in der Phosphorsalzperle keine
Spur einer Titanreaction, femer konnte ein unzweifelhafter Zwilling nach einer
Oktaäderfläche und vollkommene Apolarität nachgewiesen werden.
Es bleibt mitbin das Vorkommen des Perowskits, wie schon Stelzner
mit Recht hervorhob, auf die Nephelinbasalte beschränkt; nichtsdestoweniger
scheint mir aber auch das häufige Auftreten des Spinells, als Einschluss im
Feldspatb, einiges Interesse zu bieten. E. Hussak.
Berichtigung besüglich der „Wildschönauer Schiefer*'. In der
Abhandlung: „Zar Kenntniss der Phyllite in den tirolischen Centralalpen'^ in
diesen Mittheilnngen, V., 1883, pag. 297, bezweifelt Herr Professor v. Pichler
die Zugehörigkeit der von mir bei KitzbUhel aufgefundenen Fleckeuschiefer zur
Gruppe der WildschOnauer Schiefer und begründet diesen Zweifel mit den
Worten: „Ich habe dieses Gestein, welches Dr. Cathrein bei Kitzbtthel ent-
deckte, noch nioht anstehend gefunden und es stimmt weder makroskopisch
noch mikroskopisch mit den mir bekannten authentischen Wildschönauer Schie-
fern.** Schliesslich wird die Möglichkeit zagegeben, dass die Kitzbüheler Schiefer
eine Varietät der Wildschönauer Schiefer seien, zur Erlangung voller Gewissheit
jedoch eine e-ngehende Local Untersuchung mit namentlicher Berücksichtii^ung
des Liegenden und Hangenden vorausgesetzt.
Dem gegenüber glaube ich, um e^'ner Verbreitung irrthttmlicher An-
sichten vorzubeugen, auf die im Neuen Jahrbuch für Mineralogie u. s. w.,
1881, J., pag. 169—184 enthaltene Abhandlung: „Ein Beitrag zur Kenntniss der
Wildschönaner Schiefer und der Thonschiefemädelchen" hinweisen zu müssen.
Aus derselben geht hervor, dass die fraglichen Fleckenschiefer sowohl mit Rück-
sicht auf die petrograpMsche als auch ganz besonders in Folge der eingehenden
35*
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632 Notizen.
geognostischen ünterBacbang des Anstehenden und seiner üebergftnge im Han-
genden und Liegenden allerdings zum Complexe der echten Wildscbönaaer
Schiefer gehören, jedoch, wie pag. 168 betont wird, keine normale, sondern eine
recht aoffällige, vom allgemeinen Typns wesentlich abweichende Modification
derselben darstellen. Weiterhin ergibt sich daraus die makro- und mikroskopische
Verschiedenheit des Fleckengesteins von dem eigentlichen Wildschönauer Schiefer,
doch liegt der Unterschied nur in der Structur und nicht in der Natur der
Elemente, welche bei beiden Gesteinen die gleichen sind, während in ihrer Grup-
pirung gewisse Eigenthümlichkeiten, wie die radiale Anordnung der Sericit-
schuppen um die Quarzkörner, die Goncentration der Rutil nädelchen auf einzelne
Punkte beim Fleckengestein im Gegensatz zur gleich massigen Yertheilung und
flächenartigen Lagerung der Bestandtheile beim normalen Schiefer sich geltend
machen.
Auch die Gegenwart des Turmalins, welchem Herr Professor v. Pichler
die bedeutsame Rolle eines Leitminerals der Phyllitformation überträgt (diese
Mittheilungen, lY., 1881, pag. 509}, kann nicht gegen die Einreihung der Flecken-
gesteine in die Wildschönauer Schieferzone sprechen, indem gerade dieses Mineral
sich constant in den typischen Wildschönauer Schiefern findet, und wird über-
haupt der Turmalin schon in Anbetracht seiner bekannten allgemeinen Verbrei-
tung in den krystallinischen und klastischen Schiefern und Psammiten unmöglich
als ein charakteristisches Element für irgend eine Abtheilung von Schiefem auf-
gefasst werden können. Im Allgemeinen sind zur Trennung gewisser Schiefer-
gruppen petrographische Momente weniger brauchbar denn stratigraphisch-
geognostische.
Ausserdem haben auch die österreichischen Geologen die Thonschiefer
jener Gegend von den älteren Phylliten abgetrennt und als Grauwackenschiefer
bezeichnet, mit denen die Wildschönauer Schiefer zusammenfallen.
Karlsruhe, Mineralog. Laboratorium des Polytechnikums, im Juli 1883.
A. Cathrein.
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weisser Zersetzungsrinde vom Vesuv. — Problem, rothe Kryställchen der Ein-
schlüsse von Sarno Nocera. — Kalkspathkrystallisationen von Hüttenberg in
Kärnten und von Arkengarthdale, Yorkshire. — Leucitkr. von sehr ungewöhnlicher
Ausbildung. — Ein Leucit von relativ einfachem Baue. — Eine Zinnoberstufe
von Moschel in der bairischen Pfalz. — Sitzb. d. nied-rhein. Ges. f. Natur-
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Ebenda.
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Derselbe: üeber den das Liegende des Gomstock Lode bildenden
Diorit — Ebenda, Nr. 22.
Derselbe: Microscopical examination of thin sections of the rock of
the Obelisk (from Alexandria). -^ On the Biotite-holding Amphibole-granite
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18 Fig. — Ebenda.
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G. H. Williams: Die Eruptivgesteine der Gegend von Tryberg im
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Druckfehler: Auf Seite 511 Zeile 16 von oben soll es heissen Fig. 21
statt Fig. 24.
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REGISTER
L» bedostet Llteratnraiiflrabe. — N. M, Nenes Mineral.
S0lte
Abich H., Oeolog. Armeniens. L, 291
Achiardi A., Poli^dr. Miner. L. . . 291
— u. Fnnaro, rother Gabbro. L,, 291
Aetna-Eruption 1881 99
1882 840
Aetna, Besieb. d. jüngsten Laven
d. — K. Gestein d. Insel Ferdi-
nandea (1881) 888
Aetzfignren der Blende:
anf dem posit. Tetraeder ... 460
— negat. Tetraeder 468
— Würfel 462
^ Triakistetraäder 468
— Dodekaeder 468
— Messungen 470
— Einfluss d. Eisengehaltes . . 488
äusserer Umstände . . . 486
d. Goncentration d. Säure . 487
d. Dauer d. Aetzung . . . 490
Aetzfignren d. Danburitkryst. vom
Scopi 446
Aetzflächen d. Blende u. Parameter-
gesetz - . . 494
Aetzversuche an der Zinkblende . 467
Albay-Eruption 99
Albit-Gneiss 200
AlloUas 179
Amethvste. L 882
Amphibol, sublimirter. X. ... 98
Amphibolgranit von Syene. L. . . 6S6
Amphibolite 49
Anatas n. Titanit i. Biotitamphibol-
granit. L 688
Andesit 28
Anhydrit 246
-, Einschlüsse i. — . . . 264, 267
— faserig- strahliger 261
Seite
Anhydrit-Gyps 280
Anhydrit, körniger 246
— , Umwandlung i. Gyps . 272, 280
Arsenkiese v. Auerbach. L.. . . 684
Arzruni A., Erystall. Untersuch, an
sublim. Titanit u Amphibol. L, 98
— Miner. d. Chromitlagers v. Sys-
sertsk — L 98
— Nephrit u. Jadeit v. Bodensee
u. M.-Amerika. L 582
— u. Baerwald C.. Kry stallform
u. Zusammens. d. Eisenarsenkiese 291
Augit, tricliner — L 636
Augite V. bemerkensw. Zusammens. 224
— d. Capverden 226
Augit u. Bronzit, Unterscheid, in
Dünnschliffen 627
Augit-Andesit 86
Azoren, Eruption auf d. — . . . 97
Baerwald C., Albit v. Kasbek. L, 582
— Butil, Eieselkupfer n. Atacamit,
Bothbleierz, Pyromorphit, Eisen-
glanz. L 291
Balvraidit, N, M, 87
Bamer S., Kry stall. Unters, organ.
Verbindung. L 194
Barrois Gh., D. Boden Asturiens
u. Galiciens 882
Barytkrystalle i. d. Quellbildungen
V. Teplitz 82
Basalt V. Ban 289
— V. Naurod, Einschlüsse i. — L, 685
— V. Gttendorf. L 883
— a. d. Viti-Archipel 40
Basaltlava v. Laacher See . . . 807
Basalttnff v. Kostenblatt .... 307
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538
Kegister.
Seite
Basalttuff v. Scbima 806
Baamhauer H., Opt. Erschein, a.
Quarz, Gyps u. Kalkspath . . 285
— Referat über Ben-Saude'a Pe-
rowskit. L 532
BeckeF., Aetzversuche a. d. Zink-
blende 457
— Barytkryßt.d.Teplitzer Thermen 82
— Eruptivgest.d.n -ö.Waldviertela 147
— GlaseinschlUsse i. Contactmin.
V. Canzacoli 174
— Farall. Verwachs, v. Fahlerz u.
Zinkblende 831
— unterscheid v. Augit u. Bronzic
i. DOnnschliffen 527
Beckmann £., Aluminate u. bas.
Haloidsalze d. Bariums. L . . 882
Ben-Saude A., Dappelbrech. Stein-
salzkrystalle. L 532
— Perowsfcit L. (Besprech.) . . 194
Bergkrystalle, gewundene. L. . . 95
Bertram R., Kry stall. Unters. Or-
gan. Verbind. L 93
Berwerth F., neue Minerale, Ref. ü. 86
Biscbing A., Grundriss d. Miner. L. 532
Blendekrystalle : 500
Bodewig C, Magnetkiese, Ana-
lyse. L 291
Bodländer G., Opt. Drehungsvenn.
isom. Mischg. d. Blei- u. Stron-
tium-Dithionate. L 291
Böhm A., Gesteine d. Wechsels. . 197
Böklen H.; Amethyste. L. . . . 882
Borazit, Wirkg. d. Wärme auf — i. 882
Bourgeois L., Künstl. Wollastonit
u. Meionit. L 93
— Künstl. Witherit, Strontianit,
Calcit, L 93
— Künstl. Darstellung v. Silicaten,
Titanaten u. Garbonaten. L. . . 533
Brackebuschit, N, M 88
Brezina A., Kr}''St. Unters, a homol.
u. isomeren Reihen. L. . . .291
Brögger W. C., Silur. L. ... 93
Bronzit u. Augit, Unterscheid, in
Dünnschliffen 527
Bücking H., Kinfluss v. Druck a.
doppeltbr. Min. L 583
— Gebirgsstörungen i Thüringer
Walde. L 633
— Zechstein y. Schmalkalden. L. 538
Burgerstein L., Therme y. D.-Alten-
burg. L 93
Carvill Lewis H., Muscovit, Ein-
schlüsse. L 882
Seite
Cathrein A., Berichtig, bezügl. d.
Wildschönauer Schiefer ... 631
— Saussurit, cbem. Zusammens. d.
Dialiage v. Wildschönau. L,. .291
Chalcomenit, N. M. 90
Chiriqui-Eruption 843
Ghlorit-Gneiss 210
Chloritschiefer 211
Chondrodit, Formel. L 535
Chromophosphat v. Blei u. Kupfer 92
Giar G., Einwirk, koblensäurehalt.
Wassers a. d. Gleichenberger
Trachyt 885
— Olivin V. Fehring, Anal. ... 86
Glausius R., Elektr. u. magnetische
Masssysteme L 93
Goleman G., Melaphyre v. Nieder-
Schlesien. L 291
Gordieritzwillinge. X. .... . 584
Gossa A., Ital. Gesteine u. Miner. L. 291
— u. Arzruni A., Ghromturmalin. L, 196
Gredner H., Herkunft d. nord-deut-
schen Nephrite. L 533
Gyanit, opt. Verh. L 534
Dalmer K., Geol. Karte v. Schnee-
berg i. Sachsen. L 583
Damour A., Glimmeranalyse. L. . 93
— u. Arzruni A , Grüner Glimmer,
Analyse. L 196
Dana E. S., Spodumen u. Monazit
V. Alexander Cty., N. G. L. . 292
Danburitkrystalle vom Scopi,
Flächenbeschi»ff. u. Bauweise d. — 89 7
— Typen 408, 409, 410, 411, 413, 415
— Form, Zusammens. L. . . . 882
Dathe E., Granulit. L 98
Datolith V. Bologna, L 584
Des Gloizeanx/ iNadorit, opt. Eig.
— Prehnit. L 196
— Opt. Eigensch. d. Hübnerit u.
Krokoit. L 93
Diabas a. d. Viti-Archipel . , . . 20
Diller S., Aoatas nach Titanit. L, 638
Diorit a. d. Viti-Archipel ... 17
Dioritschiefer 212
Doli E., Neue u. seltene Pseudo-
morphosen. L 688
Doelter G., Augite v. bemerkensw.
Zusammens • 224
— Mechan. Trenng. v. Mineralen
durch d. Elektromagnet. X. . . 98
— Vulcane d. Gapverden. L. . . 292
Dumortierit, N. M, 89
Dziegiecki K., Porpbyrtuff v. Wal-
ditz. L 93
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539
Seite
Eisens, GeoL d, — L 96
Eisenar^enkiese, Krystallf. u. Zu-
sammens. L 291
Elektromagoet, MecbaD. Treun. v.
Mineralen durch d. — X. . . 98
Erdbeben 1877, 1879, Nachträge 189, 868
— 1880, Nachträge . . . 143, 369
— 1881 101, 872
— 1882 844
— Schweizer. 1881. /> 882
Eruptivgest. d. n.-ö. Waldviertels 147
Erythroziiikit 92
Eurit a d. Viti- Archipel .... 51
Fahlerz, Parall. Verwachs, m. Ziuk-
blende 881
Feldspathe, Concentr. Band d. ~ X. 94
Ferdinandea (1881), Gestein der
Insel — 888
Fischer H. u. RQst D., Mikrosk u.
opt Verb. v. Kohlenwasserstoff t^n,
Harzen u. Kohlen. L 292
Flächen beschaffenheit d Danburit-
krystalle vom Scopi 428
FletcherL.jKupferkieszwiliinge. L, 882
Focke H., Quarzporphyre d. ThU-
ring. Waldes. L.. . . • . . 94
Förstoer H., Gestein d. Insel Fer-
dinandea (1881) u. seine Bez. z. d.
jüngsten Laven Paniellerias u. d.
Aemas 888
— Geologie v. Pantelleria. X . . 94
Foster C.,Kobalterz in Flintshire. L. 94
Foullon H. V., Kupferkrystalle v.
Schneeberg. L 588
— Krystall. Schiefer aus Steier-
mark. L 533
— Verwitterungsprod. d. Uranpech-
erzes u. Trenn, v. Uran u. Kalk 538
Fouque F. u. Michel-Levy, Mineral-
u. Gesteins-Synthese. X. . . . 94
Foyait d. Viti-Archipels .... 14
Franuen W., Geol. V. Meiningen X. 292
Frazier B. W., Axinit u. Daiolith
y. Bethlehem, Peons. X. . . . 292
Frenzel A., Bezbanyit N. M. —
Alloklas — Mineralv. v. Alexan-
drien 175
Friedel C. u. Curie J., Pyroelektri-
dtät d. Quarz. X 533
CNibbro 25
Gabbrogesteine 166
Gadolinit. X 535
Gedrit. X 585
Seite
Geinitz F. E., Skandinav. Plagioklas-
gest. u. PhODolithi. Meckleub. X. 292
— Geol. V. Stolpen. X 882
Genth S. A., Pseudomorpbosen. X. 292
Georgios-Eruptiou 98
Geuther A., Constitut. d. Sulfate
u. Grund ihrer Dimorphie . . 588
— Bleioxyd, d. gelbe u. roth« — X. 588
GiseviuB P., Bestimm, d. specif. Gew.
u. mechau. Trennung v. Mineral-
gemengen. X 533
Glasein Schlüsse in Contaetmin. v.
Canzacoli 174
Gleichenbergcr Tiachyt, Eiuwirk.
kohlensäurehalt. Wassers a. d. — 885
Gleitfläcben versch. Min. X. . . 584
Glimmergesteine d. Wechsels . . 200
Glimmerschiefer 208
Glimmersypnic v. Stallegg . . . 148
Gneiss, Albit — des Wechsels . 200
— Chlorit — d. Wechsels ... 210
Gneissbildung. X 882
Gneissform d. n.-ö. Waldv., Eruptiv-
gest. d. — 147
Granat, Opt. Stud. X 382
Granit. X 584
— d. Viti-Archipels 8
— v. Rastenherg 216
Granitische Gänge i. Granulir, Ur- 94
Sprung ders. X 85
Granitporphyreinschlüsse V. Würzen
Granulit. X 93
Grannlitart. Variet. d. Albitgneiss 208
Groddeck, Sericitgesteine. X. . . 94
Groth P., Flussverbiud., natttri. X. 588
Grünsteine v. Wetzlar. X. . . .883
Günibel C, Geol. d. bayr. Waldes. X. 534
— Geolog. Fragmente v. Ems. X. 94
-- Geol. d. GoldküBte i. Afrika. X. 94
Gyps 245, 2ö0
Gypsanhydrit . . . . • . . . . 280
Gyps nach Anhydrit . . . 277, 280
— Einschlüsse i. — . . . 266, 267
— Opt Verb 286
Härtebestimmung. X 585
Hammerschmidt F., Zur Kennt».
d. 6)1)8- u. Anhydhtgesteines . 245
Heim A., Schweizer Erdbeb. 1881.x. 882
Henniges L., Kryst. Unters, orgaa.
Verbindungen. X 584
Hintze C, Danburit a. d. Schweiz. X. 882
— Krystallf. d. Dolomit v. Binnen-
thal. X 584
HiortdahlTh., Pikrinsaures Mangan
u. Eisen. X 94
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540
Register.
Seite
Hoffmann E., Einflass v. Wasser
a. Silicate. L 382
HoUrung M. ü., Riibellan ... 304
Hornblende-Andesit .... 82, 88
Diabas v. Gräveneck. L. . . 636
— -Epidotscbiefer 212
Hübnerit, Opt. Verb. L 93
Humit, Formel. L 535
— I. Typus. L 685
Hussak £., Basalt u. Tuff v. Ban 289
— Cordierit i. vulk. Auswürfl L. 684
— Verglaster Sandstein Y. Ottendorf 680
— Alpine Serpentine ... - . 61
Hypersthen-Andesit. L 536
Idaho-Eruption 98
Jannasch P, Antimonnickelglanz,
Anal. L 534
Jentzscb A., Kugel Sandsteine. L, 292
Jooiscbes Meer, submarine Erupt. 842
Xalkowsky E., Ursprung d. Granit-
gänge i. Granulit v. Sachsen. L, 94
Kalkspath, Opt. Verb 287
Kersantite 156
— normale 156
— Olivin- (Pilit-) 163
Eispatid M., GrQne Schiefer v.Peter-
wardeio. L 292
-— Trachyte d. Fruöka gora. L. . 292
Klein C, Autimonnickelglanz (Ull*
mannit). L 534
— Opt. Studien a. Granat. L. . . 382
— Kryolith, Pacünolith, Tomseno-
lith. L 94
Klinobumit, Formel. L 535
Klockmann. Orthoklaszwillinge. L. 94
Koch A., Geolog, d. Fruäka gora. L. 882
— Meteöritenfall bei Mocs, Febr.
1882 284
Koch S., Wulfenit L 534
Kohlensänrebalt. Wass., Einwirk. d.
— auf Gleichenberger Trachyt . 385
Kokscharow u. Des Cloizeaux, üb.
Yauquelinit u. Laxmannit. L, . 94
Koller R, Granit v. Rastenberg . 215.
Korn 0., Cyanit, opt. Beob. L. . 584
— Vesuvian v. Kedabek. L. . . 382
Krenner J., Grönland. Min. d. Kryo-
lithgruppe. L 634
Krokolt, Opt. Verh. L 93
Kryolithgruppe. L 94, 534
Kry stall ographie, Ableitung des
Grundgesetzes d. — L, . . . 95
/ Seit«
KQnstl. Darstellg. v. Silicaten, Tita-
naten u. Carbonateo. L. . . . 683
— V. WoUastonit, Meionit, Withe-
rit, Strontianit, Calcit. L. . . 98
— V. Pseudomorph. v. Gyps u. An-
hydrit 280
Kupferkieszwillinge. L 882
Iiagarde H., DimorphismVis d. Zinn-
säure. L 94
— Messung d. Wärmeleitungsver-
mögens. L 94
Lapparent A. de, Mineralogie . . 634
Lasaulx A. v., Rutil, Mikrostructur,
opt. Verh. u. Umwandl. i.Titan-
eiseo, Cordieritzwillinge. L, . . 534
Lehmaun J., Gneissbildg. L. . . 882
— D. Pfahl d. bayr. Waldes. L. . 882
Leppla A., Remigiusberg b. Cusel. L, 382
Liohardt E , Fluorescenz 1. Art. L. 584
Lintonit, N. M. 91
Literatur . . 93, 194, 291, 382, 532
Liversidge A., Miner. v. N.-Sttd-
Wales. L 382
Liweh Th., Datolith v. Bologna L. 584
Ludwig E., Danburit, Analyse. L. 382
— u. Renard A., Yesuvian-Aoa-
lysen. L 882
Luedecke 0., Danburit v. Scopi. L. 382
— Feuerblende V. Andreasberg. L. 196
Magel G., Arsenkiese v. A uerbach J^. 584
Mai^nesiasilicate, Associationskreis
d. — L 95
Magnetkies. L 95
— Analyse. L 291
Mallard E., Sur Fisomorphisme des
feldspatbs tricliniques (Besprech.) 189
— Opt. Anomal, d. Prehnit.— Wirk,
d. Wärme a. Krystalle, a. Heu-
landit, a Borazit. L 882
Massengesteine, körnige n.porphyr.
Struct d. — L 196
Manna Loa-Eruption 1881 ... 99
1882 843
Mauro F. u. Panebianco, Molybdän-
verbindungen. L 882, 883
MeioDit, KUnstl. L 93
Melilith u. Melilithbasalte. L. . . 883
Meteoriten, Classification d. — L, 586
Meteoritenfall bei Mocs .... 234
Meteoriten, Thierreste in — L. . 95
Meyer A. B., Nephritfrage. L. . 534
Michel-L^vy, Natur der Sphaero-
Hthe. L 94
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541
Seit«
Michel-L^ vy, Kerne m. starkem Pleo-
chroism. im Biotit. L 94
— Ueb. Orte gleich. LichtiDtensi-
tat i Zwill. i. p. L. n. concentr.
Bänder d. Feldspathe. X.. . . 94
— u. Bourgeois L., Krystallogr.
Kennzeichen d. Zirkons. L, , . 94
Mikrogranit 11
Monazit. L 292
Mflgge 0., Stmcturflächen d. Kalk-
spathes n. Bez. z. Zwillingsbild. L, 684
— - Gieitflächen versch. Min. . . 534
Müller F. £ , Granit d. Hennberges,
Contacterscheinung. L 888
Maeller H., Granite d. Langebachs-
grandes. L 534
Vantes, N, M, von — .... 92
Nephelinbasalt, MelilithfUhr. — L. 586
Nephelindolerit y. Löbaa ... 808
Nephelingesteine. L 586
Nephrit n. Jadeit. X. . . . 582, 588
Nephritfrage. L •. . . 584
Nephrite, Norddeutsche — L. . . 588
NesngR., Eruptivgesteine Elbas. X. 585
— GranitporphyreinschlUsse von
Würzen 85
Neue Minerale 86, 92
Notizen ... 85, 188, 289, 881, 527
Olivin V. Febring, Anal 85
Opt. Erscheinungen am Quarz, Gyps
u. Kalkspath 285
Orthoklaszwillinge d. Riesengeb. X. 94
Pachnolith. L 94
Pantellerias , Bezieh, d. jüngsten
Laven — z. Gestein d. Insel Fer-
dinandea (1881) 888
Pelz A. u. HuBsak £., Trachyte d.
Rhodope. L 585
Penck A., Schwankungen d. Meeres-
spiegels. L 888
Pfaff F., Absoluie Härtebest. der
Min. L 585
Phyllite d. tirol. Centralalpen . . 298
Pichler A., Phyllite d. tirol. Gen-
tralalpen 298
— Sericit V. Wiltau 188
— Zinnober , Rauschroth und
Ransehgelb i. Tirol 881
Pilit-Kersantite 168
Plagioklasbasalt v. Ferdinandea . 898
— V. Aetna 898
— V. S. Marco u. Cuddie Monti a.
Panteileria 898
Seite
PoliSdrische Minerale. Zr. . . . 291
Porphyr, Qaarzfreier — a. d. Viti- ^
Archipel ' 12
Porphyrtuff v. Walditz. i. ... 93
Pseudomorphosen, Neue u. seit. L. 538
Pyroelektricität d. Quarz. L. . . 533
Quarz, opt Verb 286
Quarz-Diorit-Phorphyrit . . . .148
Quarzit 54
Quarzitschiefer 209
Qnarzporphyr (Mikrogranit). . . 11
Qaarzporphyre d. Thüring. Wald. L, 94
Bapakiwigranit. L 95
Raatenberg, Granit v. — . . . . 215
Rath G. V., Yortr. u. Mitth.: Gyps
V. Girgenti, Diopsid, Greenovit,
Braunit, Tungstein v. Ala ; fluss-
spathführ. vulk. Einschl. v. Sarno
Nocera, Leucit, Zinnober, Miar-
gyrit, Cuspidin, Kalkspath. L. . 535
— Scbwefelwasserst. - Exl^lat. v.
Mesolungi. L 94
Renard A., Gesteine v. St.-Paul. X. 383
— Granat- u. Amphibolgest. d.
Bastogne. L 883
— Phyllades Ardennais. Ij. 888, 585
Reusch £., Gewundene Bergkry-
stalle. L 95
— Gyps, Neue Spaltunirsrichtg. X. 585
Reyer E., Geologie d. Eisens. L.. 95
Rezbaoyir, N, M 175
Riemann C, Grünsteine v. Wetz-
lar. 2. 888
Rinne F., Krystallogr. Untersuch.
Organ. Verb. L 585
Rosenbusch H., Gesteine v. Eker-
sund. L.. 883
— Köroige u. porphyr. Structur
d. Massengest L 196
Rubellan, Untersuch, ü. d. — . . 804
— Mikrosk. Untersuch, d. — . .813
— Chemische Untersuch, d. — . 824
Rumpf J., Nordische Reise. L. . 196
Rutil, Mikrostructur, opt. Verb. u.
Umwandl. i. Titaneiseo. L, . . 584
Bandberger F., Bimssteine des
Westerwaldes. X. . . . 196, 383
— Basalt y. Naurod. L 585
— Minerale d. Schwarzwaldes. L. 585
— Mikrosk. Zirkone i. Granit u.
Gneiss. L 585
Sand8tein,Verg1aster—Y. Ottendorf 580
Saussurit L 291
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542
Register.
Sehe
Scacchi A., Sublimate v. Vesuv
1880. L 383
— Flnorhaltige Vulkane d. Cam-
pania. L 883
— Vesuv-Lava 1631. X 686
Srbarizer R., Basalt v. Ottendorf. L. 883
Schlammvulkane 100, 344
Schrauf A., Aseociationskreis der
Magnesiasilicate; — Uranothailit
false Liebigit. L 95
Schuster M., Flachen beschaff, u.
Bauweise d. Danburitkryst. v.
Sropi 397
— Nachtrag z. opt. Orient, d. Pla-
gioklase 189
Scbwefelwass.-Exhalat. v. Meso-
lungi. L 94
Schwippel C, üebers. d. geolog.
Veih. V. Brunn. L 196
Sericit v. Wilt&u 188
Sericitgesteine. L 94
Serpentine, Alpine — 61
— V Sprechenstein 63
— V. Matrey 72
— V. Zilierihal 76
— V. Windisch-Matrey . ... . 78
Serpierit. N, M. . 86
e^jögren H., Cbondrodit v. Kafvel-
torp. L 383
— Humit (I. Typ.), Chondrodit u.
Klinohumit. L 535
— Gadolinit. L 585
— Katapleit. L 535
— Gedrit. L 536
- Titaneisen, Eiystallf. .... 636
Sohncke L., Grundgesetz d. Kry>
stallogr. L 96
Sommer lad H., hornblendef Uhrende
Basalte. L 383
— Nephelingesteine a. d. Vogels-
berg. L 586
Specif. Gewichtsbestimmung. L. . 683
Sphaerolithe, Natur d. — L. . . 94
Spezia G., Beryll v. Craveggia. L. 388
— Gneiss v. Beura. L 383
Spodumen. L 292
bH'lzner A., Diorit u. d. Comstock
Lode. L 536
— Glaukophan-Epidot^estein. L. . 536
— „Grünstein* v. Spitzberg, Rutil
n. Zirkon a. Gnciss v. Freibg. L. 536
— Melilith u. Melilithbasalte. L. 383
— MelilithfUhr. Nephelinbasalt. L. 636
Sternberg Th. v. Ungern, Rapakiwi-
graiiit. Ij 95
Seite
Streng A., Hornblende-Diabas u.
apatitreicber Diabas ▼. Gräven-
eck. L 536
— Magnetkies. 'L 96
Stroman A., Kalkspath ▼. Giessen. L. 636
Stromboli-Erupiion 841
Strontianit, Künstl. L 93
Stur D., Schatzlarer Schichten. L. 596
Sublimirter Amphibol. L. ... 93
— Titanit. L 93
Syenitporphyr 12
Synthese v. Min. u. Gest. L. . . 94
Teller F. u. Jobn C. ▼., Diorit-
Gesteine ▼. Klausen. L. . . . 883
Thoulet J., Wärmeleitung d. Min.
u. Gest. L 95, 884
Titanit, sublimirter — L. ... 93
Tobermorit, N, M, 86
Tomsenolith. L 94
Toula F., Z. Geolog, d. Balkan-
halbinsel L 536
Trachyte d. Friiska gora. L, . . 292
Trechmann Gh., Epistilbit. L. . .884
Tschermak G., Classif. d. Meteo-
riten. L 636
Tuflfe a. d. Viii-Arcbipel .... 48
Tufif V. Ban 289
Türner A., Kraft und Materie im
Räume. I/. (Be^rech.) . . . 292
Tysonit, N. M, 88
Uranothailit false Liebigit. L. . . 96
Vanquelinit = Laxmannit. L, , 94
Verwarhsg., Parallele — ▼. Fahl-
erz u. Zinkblende 831
Vesuv-Eruption 1881 ... 97, 881
— 1882 339
Vesuv-Lava v. 1681. L 635
Vicinalflächenbau d. Danbnritkryst.
V. Scopi auf a 424, — b 4S2, —
Prsmenfl. 437, — Pyramidenfl. 441
Viti-Archipels, Beitrag zur Petro-
graphie des — l
Vogt C, Orgat>i9men der Meteo-
riten. L 95
Vulkane d. Gapverden. L. . . . 292
Vulkan. Ereign. d. J. 1881 ... 97
d. J. 1882 839
Wach A., Netze ieometr. Krystall-
formen. L 384
Wadsworth £., Z. Geolog, des 40.
Parallelkreises. L 384
— Trachyt 686
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Register.
543
Seite
Wadsworth E., Geolog, a. Am. L, 536
Wärmeleitnngsvermögen d. Min.
u. Gest. L 94, 95, 884
Waidyiertels, Eraptivgest. d. n.-ö. — 147
Walkerit, A. 3f. .... ^. . 87
Websky M., Bestimm, d. Normal -
bog. e. Fl. zu sebr nabeliegend.
Zonen. L 884
Wechsels, Gestfine d. — ... 197
Weinland F., Thierreste in Meteo-
riten. L, (Besprech.) .... 96
Whitman Gross, Hypersthen-Ande-
sit u. triklin. Pyroxen. L, . . 636
Wichmann A., Gest ▼. Timor. L. 884
— Beitr. z. Petfographie d. Viti-
Archipels 1
Wildschönaner Schiefer, Berichtig.
bezüglich der — 631
WiUiams G., Eniptivgest. v. Try-
berg. L 536
Whiterit, Künstl. L 93
WollastODit, Künstl. L 98
Wulffnit. L 534
Zepharovich V. v.. Form d. Bibrom-
kampfer. L. 96
Seite
Zepharovich V. v., N. M. — Fandst,
d. Zillerthales: Harmotom, Sko-
lezit, Adnlar, Dpsmin, Calcit,
Apatit, Periklin, Titanit, Rutil,
Laumontit etc. L 884
Zinkaluminit, N. M. 89
Zinkblende-Kryetalie v. Eapnik . 501
— V. Schemnitz 605
— V. Rodna 607
— V. Binnenthal 607
— V. Bottino, Toscana . . . .610
— V. i^t. Agnes, Cornwall . . . 610
— ▼. Holzappel 611
— V. Neudorf 612
-- ▼. Aiston Moor 517
— V. Freiberg 618
— V. Schlaggenwald 519
— Parall. Verwachs. V. Fahlerz u.— 831
— Aetzversuche a. d. — ... 457
Zinnsäure, Dimorphismus d. — L, 94
Zirkon, Kryftall. Kennz. d. — • Ir. 94
— i. Granit u. Gneiss. L. . . . 585
Zuber R., Geol. Stud. i. d. ostgal.
Karpathen. L 884
Zwillinge, Stellen gleich. Lichttnten-
sität ders. i. p. L. jL. . . . 94
Druck von J. C. Fischer & Comp. Wien.
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F.Becke -. Eruptivgesteine aus dGneissformation d.niederösterr. Waldviertels.
Tafl
Figl
fig.2
Fig. 3.
Autor ges.
Tschermakt Mineralog.u.pelrograph Mittheilungen Bd.Y Refill.
Verlag von Alfred Böldep,k.le.Iof u.TJniTer8ität8-Bujchhänäler.
h tV-lr. s t T f. ?' 0 > e '.7: e n
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Hammerschmidt: hi Rennm.d.Oypsu Anl^tgestems
TafI
A^jtDf del
iiiin y r aoKe
Tschermak.Miueralog u petrograph Mittheilungen BdY HeflDI-
Veiiagvon Alfred HolderkK lof uUniversitälilhMhhäiidler.
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Hollning:ftiLbe11aji
Taf.ffl.
Fig 1
Fig. 2.
Ca*../, j,
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Fiq.5
ALu'.'dfl.
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TschennaktMiiiera1o9.u.petrogTaplLMtüieilungen Bd V Heft IV
Terlag-nm Üfred Holder, k. k-Hof-uümversitäts Buchliäiidler , , (^ OOoIp
gi ize y g .^^^
V,
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Becke: TaUcnulinkbleiide.
Taf.IV
AxitoT del.
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T8chepmak:Miiieralog.u.pctrograpli.Mitthcilinigcn Bd.Y. HeftW.
YerlagToiiiKwd Eölder. kJi.Hof u-Universitäts-BucWiäTidler
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Tschermak:Aliiieralog.Ti.petrograph Miltheilungeii Bd A^ Heft Yu.VI.
A^erla^ von Alfred Holder kk.Hof-u.VniversitatsBuchliandlcr.
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Verlag von Alfred Holder klcHof-uViÜTcrsitäts-BudiliÄiidler.
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F. Becke. Zinkblende
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F. Becke: Zinkblende
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Tschermak:Mineralog/ii.petTograph.MiUlieilungen BdY HcflVuYI.
Verlag von iVlfred Holder k.T^ Hof- u lljiiversitäts Buchliandler
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