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Full text of "Über die methode des arithmetischen mittels"

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/BERKELEY 

1  LIBRARY 

\rALiPCR^''^ 


ÜBER  DIE  METHODE 

DES 

ARITHMETISCHEN  MITTELS, 

ERSTE  ABHANDLUNG. , 


VON 


C.  NEU  MANN, 

OBD.  MITGLIED  DER  KÖXIGL.  SACHS.  GESELLSCHAFT  DER  WISSESSCHAFTEX. 


Des  XUI.  Bandes  der  Abhandlungen  der  mathematisch-physischen  Classe  der  Könic 
Sächsischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften 

N»  IX. 
MIT  ELF  HOLZSCHNITTEN. 


LEIPZIG 

BEI  S.   HIKZEL. 
1887. 


Cj^  c^\^  CA,  tJcM< 

jMATH-SrAr. 

Vom  Verfasser  übergeben  den  22.  Februar  1887. 
Der  Abdruck  vollendet  den  20.  Mai  1887. 


QA2BS 

M4- 


MATM.. 

STAT. 

UBRARY 


ÜBER  DIE  METHODE 


DES 


APJTH3fETISCHEN  MITTELS, 

ERSTE  ABHANDLUNG. 


VON 


C.  XEUMAXN, 


ORD.  MITGLIED  DER  KGL.  SACHS.  GESELLSCH.  DER  WISSENSCHAFTEN. 


Abhaiidl.  d.  K.  Gesellseh.  d.  Wissensch.  XXII.  ^g 


Mr?9740 


JJie  Methode  des  arilhmetischen  Mittels  dürfte  beachlenswerth  sein 
für  mancherlei  physikalische  Aufgaben.  Insbesondere  aber  ist  sie 
von  Wichtigkeit  für  gewisse  in  der  Functionentheorie  auftretende  und 
schwer  zu  absolvirende  Existenzfragen,  indem  sie  einen  Ersatz  ge- 
währt für  das  so  schöne  und  dereinst  so  viel  benutzte,  jetzt  aber 
wohl  für  immer  dahingesunkene  Dirichlet'sche  Princip. 

In  Folge  dieser  ihrer  Wichtigkeit  dürfte  die  Methode  des  arith- 
metischen Mittels  seit  der  Zeit  ihrer  Publication  vielfach  studirt, 
durchforscht  und  zu  erweitern  gesucht  sein,  —  ohne  da>s  dabei 
indessen,  abgesehen  von  einer  Ausdehnung  auf  n  Dimensionen'), 
nennenswerthe  Resultate  zu  verzeichnen  gewesen  wären.  Wenn  man 
aber  glauben  wollte,  dass  die  Methode  ihren  Höhepunkt,  ihren 
höchsten  Grad  von  Allgemeinheit  bereits  erreicht  habe,  nämlich 
glauben  wollte,  dass  sie  schlechtweg  mir  auf  solche  Curven  und 
Flächen  anwendbar  sei,  die  iiherall  convex  sind;  —  so  dürfte  das 
doch  wohl  eine  irrige  Ansicht  sein.  Tauchen  doch  über  diese  Grenze 
hinaus  mancherlei  vereinzelte  Fälle  empor,  in  denen  die  Methode 
ihre  Herrschaft  behauptet.  Ja  noch  mehr !  Unter  allen  Fällen ,  die  über 
diese  Grenze  hinaus  bis  jetzt  untersucht  worden  sind,  befindet  sich 
(so  weit  mir  bekannt)  kein  einziger,  der  gegen  die  Methode  spräche. 

So  z.  B.  ist  die  Convergenz  und  Correctheit  der  Methode  von 
mir   constatirt   worden    für  diejenige   convexconcave^^)  Curve,   welche 


*)  Riquier :  Extension  ä  Iliyperespace  de  la  melhode  de  M.  Carl  Neuraann  pour 
la  resolution  de  problenies  relatives  aux  fonctions  de  variables  reelles  qui  verifient 
l'equation  differentielle  AF  =  0.  —  »886. 

**)  Es  mag  mir  gestattet  sein,  eine  geschlossene  Curve,  welche  theils  convex, 
theils  concav  ist,  kurzweg  als  convexconcav  zu  bezeichnen. 

<8* 


708  C.  Neumann,  [4 

aus  der  Ellipse  durch  die  dem  Gesetz  der  reciproken  Radien  ent- 
sprechende Transformation  sich  ergiebt.  Desgleichen  habe  ich  die 
Correctheit  der  Methode  nachgewiesen  für  ein  System  von  zwei  con- 
cenirischen  Kreisen,  ebenso  für  das  System  zweier  confocaler  Ellipsen, 
und  ebenso  auch  für  ein  System  zweier  excentrischer  Kt^eise;  — 
wobei  allerdings  einer  gewissen  Restriction  zu  gedenken  ist. 

Es  liegt  nämlich  im  unmittelbaren  Charakter  der  Methode,  dass 
sie  auf  ein  System  von  Curven  oder  Flächen  immer  erst  dann  an- 
wendbar sein  kann,  wenn  die  auf  diesen  Curven  oder  Flächen  vor- 
geschriebenen Functionen  zuvor  vermehrt  worden  sind  um  gewisse 
Constanten.  Sind,  um  näher  hierauf  einzugehen,  im  Ganzen  (n -j- 1 ) 
geschlossene  Curven  oder  Flächen  g,  g, ,  a^,  ...  a„  gegeben,  und  auf 
denselben  resp.  die  Functionen  f,  f^,  f^^  ...  f«  von  Hause  aus  vor- 
geschrieben, so  wird  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels  (wie 
solches  aus  ihrer  eigentlichen  Natur  von  selber  folgt)  auf  dieses  Curven- 
oder  Flächensystem  immer  erst  dann  anwendbar  sein  können,  wenn 
die  genannten  Functionen  zuvor  ersetzt  worden  sind  resp.  durch 
/'  fi  +  ^h^  U  +  ^^2'  •••  fn  +  K^  wo  k^,  \,  ...  Ä-,,  passend  zu 
wählende  Constanten  vorstellen.  Ohne  auf  die  allgemeine  Regel, 
nach  welcher  diese  Constanten  jedesmal  zu  bestimmen  sind,  hier 
näher  einzugehen,  will  ich  nur  bemerken,  dass  jene  Regel  sich 
ausserordentlich  einfach  gestaltet  für  den  speciellen  Fall,  dass  die 
vorgeschriebenen  Functionen  /',  /;,  /;,  ...  /;^  ebenfalls  Constanten  sind. 
Alsdann  nämlich  sind  die  Constanten  k^,  k^,  ...  /t„  so  zu  wählen, 
dass  f  =  f\  -}-  k,   =  f^^  -{-  k^  =   ...   =:  /;  -I-  k,,  wird. 

Ich  beabsichtige,  die  Resultate  meiner  Untersuchungen  allmählich 
zu  publiciren.  In  der  hier  vorliegenden  ersten  Abhandlung  werde 
ich  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels  für  eine  nJjerall  convexe 
Curve  oder  Fläche  darlegen.  Dabei  wird  es  namentlich  meine  Aufgabe 
sein.  Dasjenige,  was  bereits  früher  —  einigermassen  verzettelt  und 
vermischt  mit  allerhand  physikalischen  Betrachtungen  —  über  diesen 
Gegenstand  von  mir  publicirt  worden  ist,  gegenwärtig  in  rein  mathe- 
matischer Form,  befreit  von  allen  fremdartigen  Beimischungen,  als 
ein  ühersichllichcs  und  streng  gegliedertes  System  hinzustellen.  Ins- 
besondere wird  dabei  näher  einzugehen  sein  auf  die  Constantc  A,  d.  i. 
auf  diejenige  der  gegebenen  Curve  oder  Fläche  eigenthümüche  Con- 
stante,   welche   den   eigentliclien   Angelpunkt  der  Methode    des   arith- 


5]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  709 

metischen  Mittels  bildet,  und  welche  von  mir  die  Configuralionsconslanle 
dieser  Curve  oder  Fläche  genannt  worden  ist. 

Das  eigentliche  Fundament  der  Methode  des  arithmetischen  Mittels 
besteht  nämlich  darin,  dass  diese  {ihrer  Natur  nach  positive)  Con- 
figuralionsconstante  ).  stets  <C  1   {nicht  etwa  ^  \)  ist. 

In  dieser  Beziehung  habe    ich    bereits    früher*)   dargelegt,  dass 

für  den  Kreis 

3 


und  dass  für  die  Ellipse 


K, 


.<.-! 


(v)' 


ist ;  dabei  bezeichnen  a  und  b  die  grosse  und  kleine  Axe  der  Ellipse. 
Ferner  habe  ich  damals  dargethan,  dass  die  Configuralionsconstant« 
X  einer  überall  convexen  und  von  (jeradliniijen  Strecken  freien  ge- 
schlossenen CuiDe  der  Formel  entspricht: 

Z 


A<t 


4,fA 


dabei  bezeichnet  I  den  Umfang  der  Curve,  und  A  den  Durchmesser 
des  grössten  Kreises,  welcher  irgend  drei  (benachbarte  oder  nicht 
benachbarte)  Punkte  mit  der  Curve  gemein  hat.  Desgleichen  habe  ich 
damals  gezeigt,  dass  die  Configurationsconstanle  /.  einer  überall  convexen 
und  von  ebenen  Theilen  freien  geschlossenen  Fläche  der  Formel  entspricht: 

V 

;.  <  I  — 


8.tA- 


hier  bezeichnet  I  das  .4;-^«/  (Complanationsresultat)  der  gegebenen 
Fläche,  und  A  den  Durchmesser  der  grössten  Kugelfläche,  welche 
mit  der  gegebenen  Fläche  irgend  vier  (benachbarte  oder  nicht  be- 
nachbarte) Punkte  gemein  hat. 

Diese  Resultate  meiner  damaligen  Untersuchung  sind  als  absolut 
strenge  zu  bezeichnen.  Und  mit  gleicher  Strenge  werde  ich  gegenwärtig 
(in  §  6)  nachweisen,  dass  jene  Configurationsconstante  /.  um  einen 
angebbaren  Betrag  kleiner  als  1  ist  für  jede  beliebige  geschlossene 
Curve  oder  Fläche,  falls  nur  dieselbe  überall  convex  und  keine  zwci- 


*)  Untersuchungen  über  das  Logarithmische  und  Newton' sehe  Potential.  Leipzig, 
bei  Teubner,  1877.  —  Daselbst  auf  Seite  173 — «79. 


710  C.  Neumann,  [6 

sternujc  ist.  Allerdings  ist  solches  auch  schon  damals  von  mir  zu 
beweisen  versucht  worden.  Genauer  betrachtet,  stützt  sich  aber 
mein  damaliger  Beweis  auf  das  Weicrsirass'sche  Theorem,  dass  jed- 
wede in  einem  gegebenen  Spielraum  stetige  Function  irgendwo  in  Er- 
streckung dieses  Spielraums  einen  Maxirnalwerlh  besitzen  muss;  — 
und  dabei  erscheint  es  (dies  ist  der  eigentliche  Stein  des  Anstosses) 
einigermassen  fraglich,  ob  jenes  Weierstrass'sche  Theorem  auf  die 
hier  bei  meiner  Untersuchung  vorliegenden  sehr  eigenthümlichen  Ver- 
haltnisse ivirklich  anwendbar  ist. 

Es  sei  mir  gestattet,  hier  noch  auf  einen  andern  Punkt  meiner 
Untersuchungen  aufmerksam  zu  machen.  Man  denke  sich  eine  ge- 
schlossene Curve  oder  Flache  o  gegeben,  und  auf  derselben  irgend 
eine  stetige  Function  f  vorgeschrieben.  Diese  Function  /'  mag  in 
eine  convergente  Reihe  entwickelt,  und  die  Summe  der  p  ersten 
Glieder  dieser  Reihe  mit  p  bezeichnet  sein.  Ferner  mögen  Y  und 
Y^'  zwei  über  das  Innere  von  g  ausgebreitete  Functionen  vorstellen. 
Und  zwar  sei  Y  diejenige  Function,  welche  auf  a  identisch  mit  f  ist,  und 
welche  überdies  innerhalb  g  der  Laplace'schen  Gleichung  AY  =  0 
und  den  bekannten  Stetigkeitsanforderungen  entspricht.  Endlich  sei 
Y^'  diejenige  Function,  welche  zu  /'^'  in  derselben  Beziehung  steht, 
wie  V  zu  /'. 

Denken  wir  uns  nun  die  Existenz  der  Function  V^',  nicht  etwa 
durch  das  Dirichlet'sche  Princip,  sondern  auf  einem  wirklich  strengen 
Wege  erwiesen,  so  entsteht  die  Frage,  ob  aus  dieser  Existenz  von 
Y^'  unmittelbar  auf  die  von  M^  geschlossen  werden  darf.  Und  ins- 
besondere entsteht  die  Frage,  ob,  ebenso  wie  p,  für  p  =z  oo, 
gegen  /'  convergirt,  ebenso  vielleicht  auch  W  gegen  Y  conveigiren 
werde. 

Diese  Fragen,  auf  welche  Weierstrass  (vor  ungefähr  achtzehn 
Jahren,  in  einem  Gespräch  über  die  damals  schon  von  mir  gefundene 
Methode  des  arithmetischen  Mittels)  meine  Aufmerksamkeit  hinlenkte, 
sind  bejahend  zu  beantworten,  allerdings  nur  unter  der  Voraussetzung, 
dass  1^'  auf  g  überall  gleichmässifj  gegen  /'  convergirt;  —  wie  ich 
solches  in  §  12  der  gegenwärtigen  Abhandlung  zeigen  werde. 

Bevor  ich  die  Abhandlung  selber  beginne,  erlaube  ich  mir  noch 
eine  kurze  Uebersicht  über  den  Inhalt  der  einzelnen  Paragraphen 
voranzuschicken. 


7]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  1\\ 

§  1  und  §  2.  —  Es  sei  eine  geschlossene  Curve  a  in  der  Ebene,  oder 
eine  geschlossene  Fläche  o  im  Räume  gegeben.  Von  den  beiden  Ge- 
bieten, in  welche  die  Ebene  resp.  der  Raum  durch  g  zerlegt  wird, 
mag  das  innere  mit  %  das  äussere  mit  91  bezeichnet  sein.  Dabei  soll 
die  geschlossene  Curve  oder  Fläche  o  ganz  beliebig  gedacht  werden, 
also  z.  B.  mit  Ecken,  resp.  mit  Ecken  und  Kanten  behaftet  sein  dürfen. 

Solches  vorangeschickt,  sind  zuvörderst  (gewissermassen  als  die 
eigentlichen  Bausteine  meiner  Untersuchung)  die  den  Gebieten  3 
und  9t  entsprechenden  Fundamental ftin dienen  einzuführen.  Ich  setze 
Folgendes  fest: 

Unter  einer  Fundamentalfunction  des  inneren  Gebietes  5  ist  jede 
Function  L  zu  verstehen,  welche  1)  m  Ersireckung  von  3  (d.  i.  in 3,  inclu- 
sive g)  stetig  ist,  und  w  eiche  2)  innerhalb  3  (d.  i.  in  ^,  exclusive  o)  derLa- 
place'schen Differentialgleichung  A  r=  0  und  gewissen  Stetigkeitsanfor- 
derungen entspricht.  Diese  Stetigkeitsanfordenmgen  betreffen  die  ersten 
und  zweiten  Ableitungen  von  U  nach  den  rechtwinkligen  Coordinaten. 

Andererseits  soll  unter  einer  Fundamentalfunction  des  äusseren 
Gebietes  91  eine  Function  U  verstanden  werden,  die  im  Ganzen  vier 
Bedingungen  Genüge  leistet.  Es  soll  nämlich  I)  die  Function  U  in 
Ersireckung  von  91  stetig  sein.  Sodann  soll  2)  die  Function  U  inner- 
halb 91  der  Gleichung  AU  =  0  und  gewissen  Stetigkeitsanforderungeu 
entsprechen.  Diese  letzteren  beziehen  sich  wieder  auf  die  ei^sten 
und  zweiten  Ableitungen  von  U  nach  den  rechtwinkligen  Coordinaten. 
Die  3)  Bedingung  bezieht  sich  auf  irgend  eine  die  Curve  oder 
Fläche  G  umschliessende  Kreislinie  oder  Kugelfläche  s^  vom  Radius  r^, 
und  besteht  darin,  dass  das  über  alle  Elemente  ds^  derselben  aus- 
gedehnte Integral 


/ 


du  , 


verschwinden  soll.  Endlich  verlangt  die  4)  Bedingung,  dass  die  Func- 
tion U  für  alle  unendlich  fernen  Punkte  ein  und  denselben  Werth, 
und  zwar  einen  bestimmten  endlichen  Werth  besitzt*). 


*)  Beispiele  für  solche  Fundamentalfunctionen  sind  leicht  angebbar.  Denkt  man 
sich  nämlich  auf  der  Curve  oder  Fläche  ff  eine  Massenbelegung  gegeben,  deren  Dichtig- 
keit auf  ff  stetig  ist,  und  bezeichnet  man  das  (Logarithmische  resp.  Newton  sehe) 
Potential  dieser  Massenbelegung  auf  j«ncrc  Punkte  mit  T,-,  auf  ätissere  Punkte  mit  1'^,  so 
isl  V^  eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes  <);.  Hingegen  wird  >a  eine  Fundamental- 
function des  Gebietes  %  nur  dann  sein,  wenn  die  Gesammtmasse  jener  Belegung  =  0  ist. 


712  C.  Neumann,  [8 

Ich  betrachte  mm  zuvörderst  die  FundameiUaUimctiünen  des 
inneren  Gebiets  3-  tu'"  diese  eigiebt  sich  der  Satz,  dass  der  (jrössle 
Werth,  den  eine  solche  Function  in  Erstreckung  von  3  besitzt,  unter 
allen  Umständen  auf  der  Grenze  von  3,  ^-  i-  auf  g  anzutrefTen  ist. 
Gleiches  ergiebt  sich  für  den  kleinslen  Werth.  Hieraus  ergiebt  sich 
alsdann  vs^eiter,  dass  eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes  3  voll- 
ständig bestimmt  ist  durch  blosse  Angabe  ihrer  auf  der  Grenze  von 
3  (d.  i.   auf  g)  vorhandenen  Werthe. 

Demgemäss  entsteht  die  Aufgabe,  eine  Fundamentalfunction  U 
des  Gebietes  3  wirklich  zu  construiren,  falls  ihre  Grenzwerllie  (d.  i. 
ihre  Werthe  auf  o)  vorgeschrieben  sind.  Ich  werde  diese  Aufgabe 
das  innere  Problem^  und  die  gesuchte  Function  U  die  jenen  vor- 
geschriebenen Grenzwerthen  enls'preclwnde  Fundamentalfunction  des 
Gebietes  3  nennen. 

Dabei  handelt  es  sich  namentlich  um  die  vorläufig  noch  offen 
bleibende  Frage,  ob  dieses  innere  Problem  stets  eine  Lösung  besitzt, 
mit  andern  Worten  um  die  Frage,  ob  eine  solche*  den  vorgeschriebenen 
Grenzwerthen  entsprechende  Fundamentalfunction  des  Gebietes  3 
stets  existirt,  —  also  um  diejenige  Frage,  welche  man  in  früherer 
Zeit,  auf  Grund  des  Dirichlef sehen  Priticips,  ohne  Weiteres  zu  bejahen 
pflegte. 

Es  folgen  nun  analoge  Betrachtungen  über  das  äussere  Gebiet  %. 
Dieselben  fuhren  zu  dem  sogenannten  äusseren  Problem,  welches 
darin  besteht,  die  irgend  welchen  vorgeschriebenen  Grenzwerthen 
entsprechende  Fundamentalfunction  des  Gebietes  %  zu  construiren. 
Dabei  ist  zu  beachten,  dass  das  Gebiet  %  nach  Aussen  ins  Unendliche 
reicht,  mithin  nach  Aussen  unbegrenzt  ist,  dass  also  unter  der  Grenze 
von  51  lediglich  die  Curve  oder  Fläche  g  zu  verstehen  ist. 

§  3.  —  Man  denke  sich  auf  der  geschlossenen  Curve  oder  Fläche  g 
irgend  eine  daselbst  stetige  Function  /"vorgeschrieben,  zerlege  g  in  un- 
endlich kleine  Elemente  üg,  und  markire  überdies  irgendwo  in  der  Ebene 
resp.  im  Räume  (einerlei,  ob  ausserhalb  g,  auf  o,  oder  imierhalb  g) 
einen  Punkt  x.  Sodann  bezeichne  man  die  scheinbare  Grösse  des 
Elementes  dG  für  einen  in  x  befindhchen  Beobachter  mit  ±  (^/g)^, 
und  zwar  mit  -{-  (dG)^.  oder  —  (dG)^,  je  nachdem  jener  in  x  be- 
findliche Beobachter  die  innere  oder  äussere  Seite  des  Elementes  vor 
Augen  hat.      Das  so  definirte  {dG%  multiplicire  man  mit  dem  in  t/a 


9]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  713 

vorhandenem  Werlhe  /*,    und  bilde  das  über  die   ganze  Curve   oder 
Fläche  G  sich  ausdehnende  Inteeral: 


0.)  W^  =  -^ffXda\ 


so  wie  auch  das  (aus  diesem  für  (  =  I   sich  ergebende)  speciellere 


Integral : 

1 


(2.)  w^  =  j^fido)^  . 


Dabei  soll  //  eine  Zahl  sein,  welche  in  der  Ebene  stets  =  I,  im 
Räume  stets  =  2  ist;  so  dass  also  z.  B.  2ä.t  den  Umfang  einer 
Kreislinie  vom  Radius  Eins,  resp.  das  Areal  einer  Kugelfläche  vom 
Radius  Eins  vorstellt. 

Der  Werth  des  Integrals  ir^  ist  sofort  angebbar.  Bezeichnet 
man  nämlich  den  variablen  Punkt  x,  je  nachdem  er  ausserhalb  g, 
auf  G,  oder  innerhalb  g  liegt,  resp.  mit  a,  *•  oder  /,  so  ergeben  sich 
die  Formeln: 

(3.)  ,,.^  =  Ja  =  ,  _  ^^  , 

tci  =  2  , 
wo  Tg  den  Innenwinkel  der  Curve  g  ini  Punkte  s,  resp.  den  räum- 
lichen Innenwinkel  der  Fläche  o  im  Punkte  s  vorstellt.  Dabei  empfiehlt 
es  sich  (wie  in  der  mittleren  Formel  schon  angedeutet  ist),  an  Stelle 
von  Tg  eine  etwas  andere  Grösse  i>g  einzuführen  mittelst  der  Substi- 
tution : 

(3  a.)  r,  =  Ä7r(t  —  !>,)  . 

Aus  dieser  Definition  von  ^^  folgt  sofort,  dass  die  Grösse  ^^  für 
alle  Punkte  s  der  gegebenen  Curve  oder  Fläche  o  -Süll  ist,  mit  al- 
leiniger Ausnahme  derjenigen  Punkt«,  die  in  den  Ecken  der  Curve  g, 
resp.  in  den  Ecken  und  Kanten  der  Fläche  g  liegen.  Auch  ergiebt 
sich,  dass  diese  Grösse  ^^  unter  allen  Umständen  ein  positiver  oder 
negativer  ächter  Bruch  ist,  und  dass  sie  insbesondere  stets  ein  posi- 
tiver ächter  Bruch  sein  wird,  sobald  die  gegebene  Curve  oder  Fläche  g 
überall  convex  ist. 

§  4.  —  Nachdem  soeben  w^  untersucht  ist,  handelt  es  sich  jetzt  um 
die  Untersuchung  von  W^  (1 .).  Man  markire  auf  g  irgend  einen  Punkt  s, 
und  bezeichne  den  Werth  der  Function  W],  in  diesem  Punkte  s  mit 
Wg.     Alsdann  wird    dieses   ^V,  wesentlich  verschieden   sein  von  den- 


714  C.  Neumann,  [10 

jenigen  Werthen  W,,  und  W,,  welche  jene  Function  in  den  mit  s 
benaclibarten  Punkten  a  und  i  besitzt.  Um  diese  zwischen  W^  und 
und  den  Nachbarwerthen  W„  und  W^  vorhandene  Discontinuität 
näher  angeben  zu  können,  beschreibe  man  um  den  anfangs  markirten 
festen  Punkt  s  (als  Gentrum)  eine  kleine  Kreislinie  oder  Kugelfläche  o^. 
Alsdann  werden  alle  innerhalb  Og  vorhandenen  Werthe  W^^,  falls  man 
0^  ins  Unendliche  verkleinert,  gegen  einen  bestimmten  festen  Werth 
convergiren,  der  von  W^  versehieden  ist,  und  zur  Unterscheidung 
mit  W,^g  bezeichnet  werden  mag.  Desgleichen  werden  bei  jener 
Verkleinerung  von  o^  alle  innerhalb  o^  befindlichen  Werthe  W,  eben- 
falls gegen  einen  bestimmten  festen,  von  W,.  verschiedenen  Werth  con- 
vergiren, der  W,^,,  heissen  mag.  Diese  dem  gegebenen  Punkte  s  zu- 
gehörigen, aus  den  Gebieten  51  und  3  Irerstammenden  Convergenzwerthe 
W^^^  und  W^,.  stehen  zu  dem  direct  in  s  selber  vorhandenem  Werthe  W^ 
in  folgenden  Beziehungen: 

Wis=w,  +  ^j;  +  f,  , 

wo  ^^  die  in  (3a.)  angegebene  Bedeutung  hat,  und  f,  den  Werth 
der  auf  o  vorgeschriebenen  Function  /'  im  Punkte  .s  bezeichnet. 
Man  kann  diese  Beziehungen  einfacher  so  schreiben: 

w    =  f" /■  ♦ 

■        ^'^  W,s=fs'+fs- 

Hier  hat  alsdann  /!,.'   die  Bedeutung: 

woraus  mit  Kucksicht  auf  (1.)  sich  ergiebt: 

1 


.(5.)  fs'  =  ^sfs  +  f^^ffiäol 


Denkt  man  sich  nun  die  VV,^  für  alle  Punkte  a  (ausserhalb  a), 
und  die  W^^^  für  alle  Punkte  s  (auf  a)  gebildet,  so  zeigt  sich,  dass 
all'  diese  Werthe  W,^  und  VV«^,  zusammengenommen  eine  in  ganzer 
Erstreckung  des  Gebietes  51  stelige  Function  repräsentiren.  Des- 
gleichen zeigt  sich,  dass  alle  W^  und  W^^  zusammengenommen  eine 
in  ganzer  Erstreckting  von  3  stetige  Fimction  ausmachen.  Diese 
Resultate  lassen  sich  noch  weiter  vervollständigen,  und  führen  als- 
dann zu  dem  Satze,  dass  die  Gesamtntheit  der  W„,  W),,.  eine  B'unda- 
mentalfunction  des  Gebietes  51,    und  dass  ebenso  die  Gesammlheit 


(7.) 


**]  Über  die  AfETiiODE  des  arithmetischen  Mittels.  715 

der  Wi,  VV,3  eine  Fundameuialftinction  des  Gebietes  3  reprä- 
sciiiirl:  —  immer  vorausgesetzt,  dass  die  von  Hause  aus  auf  n  vor- 
geschriebenen Werthe  /'  daselbst  sletici  sind. 

§  5.  —  Die  Function  f  ist,  wie  die  Formel  (5.)  zeigt,  unmittelbar 
ableitbar  aus  der  vorgeschriebenen  Function  f.  Denkt  man  sich  nun 
unendlich  viele  Functionen 

(6)  f,  r,r,  r,  •■•/^"\  ■•. , 

von  denen  jede  aus  der  vorhergehenden  in  genau  derselben  Weise 
abgeleitet  sein  soll,  wie  f  aus  f,  so  finden  die  Formeln  statt: 

fs    =^sfs  +  ^Jf{da),  , 

fs"  =  ^sfs'+-^fndo\  , 

etc.     etc.     etc. 

Auch  ergiebt  sich,  dass  f,  /"',  /"'",  ...,  ebenso  wie  /selber,  'auf 
CT  slciuj  sind.  Die  grösslen  und  kleinsten  Werthe,  welche  diese 
Functionen  (6.)  auf  a  besitzen,  mögen  bezeichnet  sein  mit 

G,  G',  G",  G'",  ...  G("),  

K,K',K",K"',  ...  Ä'(«),  , 

so  dass  z.  B.  G  und  K  den  grössten  und  kleinsten  Werth  der  Function 
/"  vorstellen. 

Um  auf  diese  Constanten  G^  G\  ...  und  Ä,  K\  ...  näher  ein- 
gehen zu  können,  wollen  wir  jetzt  voraussetzen,  die  Curve  oder 
Fläche  G  sei  überall  convex  und  keine  zueisternige.  Dabei  verstehen 
wir  unter  einer  zweisternigen  Curve  eine  solche,  die  (wie  z.  B.  die 
Peripherie  eines  Vierecks)  aus  zwei  Winkeln  zusammengesetzt  ist, 
andererseits  unter  einer  zweisternigen  Flüche  eine  solche,  die  (wie 
z.  B.  die  Oberfläche  desjenigen  Körpers,  der  durch  Rotation  eines 
Dreiecks  um  eine  Seite  entsteht)  aus  zwei  Kegelflächen  zusammen- 
gesetzt ist ;  indem  wir  dabei  die  Scheitelpunkte  jener  beiden  Winkel 
resp.  Kegelflächen  als  die  beiden  Sterne  bezeichnen.  Allgemeiner 
würde  man  sich  so  auszudrücken  haben :  Sind  auf  einer  geschlossenen 
Curve  G  zwei  feste  Punkte  p  und  q  angebbar  von  solcher  Art,  dass 
jedwede  Tangente  der  Curve  entweder  durch  p  oder  durch  q  geht, 
so    soll    die   Curve    zweisternig    genannt    werden;    gleichzeitig    sollen 


716  C.  Neumann,  [12 

alsdann  /),  q  ihre  beiden  Slcrnc  heissen.  Und  genau  dasselbe  ist 
in  Bezug  auf  die  zweisternigen  Flächen  zu  sagen;  nur  mit  dem 
Unterschiede,  dass  hier  statt  der  Tangenten  die  Tangentialebenen 
in  Betracht  kommen. 

Eine  ziveisternige  Ciirve  ist  daher  nicht  nur  das  Viereck,  sondern 
auch  das  Dreieck.  Bei  letzterem  liegt  der  eine  Stern  in  einer  Ecke, 
der  andere  in  einem  beliebigen  Punkte  der  gegenüberliegenden  Seite. 
Andererseits  wird  zu  den  zweistcrnifjen  Flüchen  nicht  nur  das 
Dihcxaeder,  das  lihomboeder,  das  Parallelepipedum,  sondern  z.  B.  auch 
das  Tetraeder  gehören.  Bei  letzterem  kann  man  den  einen  Stern 
in  einer  Ecke,  den  anderen  in  einem  beliebigen  Punkte  der  gegen- 
überliegenden Seitenfläche  sich  gelegen  denken.  Oder  man  kann 
auch  den  einen  Stern  in  irgend  einen  Punkt  der  einen  Kante,  den 
andern  in  einen  beliebigen  Punkt  der  gegenüberliegenden  Kante 
versetzen. 

Setzt  man  nun  voraus,  dass  die  gegebene  geschlossene  Curve 
oder  Fläche  o  nberall  convex  und  keine  ziveisternige  ist,  so  ergeben 
sich    für  die  Constanten  G,  G\  ...    und   /i,  K\  ...    die    Relationen: 

G^G'  ^  G"  ^  G'"  ^  

^^■^  K-^K'  -^  K"  ^  K'"  S 

und  überdies  auch  noch  die  Formel : 

(9.)  (;(«)  —  7i<'*)  ^{G  —  K)  A"   . 

Hier  bezeichnet  l  die  Conßgurationsconstante  der  gegebenen  Curve 
oder  Fläche  a,  d.  h.  eine  gewisse  dieser  Curve  oder  Fläche  eigen- 
thümliche  positive  Constante,  von  welcher  sich  nachweisen  lässt,  dass 
sie  stets  <C    I    ist: 

(9a.)  l<\   . 

Denkt  man  sich  die  Constanten  G,  G',  ...  und  K,  K\  . . . 
graphisch  dargestellt  als  die  Ordinalen  zweier  Curven,  der  Art,  dass 
den  Ordinalen  G,  K  die  Abscisse  0,  den  Ordinaten  G',  K  die 
Abscisse  1  u.  s.  w.,  allgemein  den  Ordinaten  G^"\  K^''^  die  Abscisse  n 
angewiesen  ist,  so  wird,  nach  (8.),  die  Curve  G  G  G"  ...  monoton 
sinken,  und  die  Curve  K  K'  K"  . . .  monoton  steigen.  Ueberdies  ist 
die  Ditferenz  der  beiderlei  Ordinaten: 

durch    Vergrösserung   von   n   unter  jeden    beliebigen   Kleinheitsgrad 


^3]  Über  die  Methode  des  abithmetischen'  Mittels.  717 

hinabdrückbar:  wie  solches  aus  (9.)  sofort  sich  ergiebt,  falls  man 
nur  beachtet,  dass  die  Constante  /.  ein  positiver  achter  Bruch  ist. 

Demgemäss  \\  erden  also  jene  beiden  Curven  G  G'  G"  ...  und 
K  K'  K"  ...  im  Unendlichen  zusammenfliessen.  d.  h.  sie  werden  im 
Unendlichen  ein  und  dieselbe  Ordinate  haben.  Bezeichnet  man  diese 
letztere  mit  C,  so  hat  man  die  Formeln: 

lim„^^  G(^^=C  , 
l'm„  =  ,  Ät«)  =  C  . 

Da  nun  für  «  =  oo  die  beiden  extremen  Werthe  G^"\  K^"^  der 
Function  f**^  unter  einander  identisch  sind,  beide  =  C,  so  gilt 
Gleiches  auch  für  alle  übrigen  Werthe  dieser  Function.  D.  h.  die 
Function  f^"^  verwandelt  sich  für  n  =  oo  in  eine  Constante,  und 
zwar  in  die  Constante  C;  was  angedeutet  werden  kann  durch  die 
Formel : 

00.)  lim„^^/t«)  =  C  . 

Beiläufig  ergiebt  sich  aus  der  hier  angestellten  Betrachtung,  dass 
die  Constante  C  zwischen  G  und  K  liegt,  ebenso  zwischen  G'  und 
IT,  u.  s.  w. 

§  6.  —  Die  cardinale  Eigenschaft  der  Configurationsconstanten  X 
besteht  in  der  Formel  (9  a.): 

Diese  Eigenschaft  suche  ich  hier  in  §  6  von  Neuem  in  wirklich 
strenger  und  zugleich  möglichst  allgemeiner  Weise  zu  demonstriren, 
indem  ich  dabei  als  Ausgangspunkt  für  die  Betrachtungen  in  der 
Ebene  ein  geradliniges  Fünfeck,  anderei-seits  als  Ausgangspunkt  der 
räumlichen  Betrachtungen  ein  von  sieben  ebenen  Flächen  begrenztes 
Polyeder  nehme,  und  indem  ich  dabei  einen  Weg  einschlage,  der 
von  dem  vorhin  (pag.  6)  erwähnten  Weierstrass'schen  Theorem  völlig 
unabhängig  ist. 

§  6fl.  —  In  Betreff  dieses  nur  wenige  Seiten  einnehmenden  Para- 
graphs  sei  bemerkt,  dass  derselbe  zu  keinem  nennenswerthen  Resultat 
führt,  sondern  nur  Betrachtungen  enthält,  die  ich  für  späteren 
Gebrauch  mir  aufliewahren  wollte. 


718  C.  Neumann,  [14 

§  7  und  §  8.  —  Holt  man  fest  an  der  Voraussetzung,  dass  die 
gegeljene  Curve  oder  Flache  o  überall  convcx  uud  keine  zweisternige 
sein  soll,  so  sind  jetzt,  auf  Grund  der  in  (6.),  (7.)  construirten  Func- 
tionen /",  /",  /"'  ...  ,  die  Lösungen  des  äusseren  und  inneren  Prob- 
lemes  sofort  angebbar.  Bildet  man  nämlich,  von  den  Functionen 
l\  /  5  f'\  f'\   •••  ausgehend,  die  Integrale: 


(11.) 


etc.     otc. 


'^-"-=Ä7Jn"<'L, 


und  setzt  man  überdies : 

%  =  c  +  (Tf/,  -  w/)  +  {wr  -  wn  + . . . , 

wo  C  dieselbe  Constantc  sein  soll,  wie  in  (10.),  so  sind  diese  beiden 
Reihen  stets  convergcnL  Und  gleichzeitig  werden  alsdann  die 
Löswigcn  dos  äusseren  und  inneren  Problemes  dargestellt  sein  durch 
die  Functionen  0„  und  ¥j  .  Oder  genauer  ausgedrückt:  Die  den 
auf  G  vorgeschriehenen  Werthen  f  enispreehenden  Fnndamenlalfunctionen 
der  Gebiete  91  und  3  leerden  alsdann  dargesielli  sein  resjjeetive  durch 
die  Gesammlheil  der  ^,n  ^«s  w«t/  durch  die  Gesammtheit  der  T,,  M^,,  . 

Hiermit  aber  ist  alsdann  die  in  §  I  und  §  21  noch  offen  ge- 
bliebene Frage,  wenigstens  für  eine  gewisse  Cdasse  von  Curven  und 
Flüchen,  beantvs^ortet,  nämlich  folgendes  Theorem  bewiesen: 

Denkt  man  sich  eine  geschlossene  Curve  oder  Fläche  a  gegeben, 
ivelche  überall  convex  und  keine  zweisternige  ist,  übrigens  aber 
mit  Ecken  resp.  mit  Ecken  und  Kanten  behaftet  sein  darf,  und  denkt 
man  sich  auf  dieser  Curve  oder  Fläche  o  irgend  welche  daselbst  stetigen 
Werthe  vorgeschrieben,  so  wird  jederzeit  eine,  und  immer  nur  eine 
diesen  Werthen  f  entsprechende  Fimdamentalfunction  des  Gebietes  % 
existiren.  Und  ebenso  wird  alsdann  jederzeit  eine,  und  immer  nur 
eine  den  Werthen  f  entsprechende  Fundamentalfunction  des  Gebietes  3 
existiren. 


45]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  719 

§  9.  —  Man  denke  sich  die  auf  g  vorgeschriebene  Function  f  in 
eine  auf  a  (jleichmiissig  convergente  Reihe  entwickelt,  und  l)ezeichne  die 
Summe  der  jj  ersten  GUeder  dieser  Reihe  mit  f^  .  Oder  allgemeiner: 
Man  verstehe  unter  p  eine  mit  einem  variablen  Parameter  p  be- 
haftete Function,  welche  für  jedwedes  p  auf  g  stetig  ist,  und  welche 
überdies,  für  p  =  oo,  auf  a  gle'uhmäss'uj  gegen  f  convergirt. 
Ferner  mögen  <1>  und  ^  die  den  Werthen  f  entsprechenden  Funda- 
mentalfunctionen  der  Gebiete  %  und  3  sein;  und  analoge  Be- 
deutungen mögen  0^  und  Y^  haben  mit  Bezug  auf  die  Werthe  f^. 
Alsdann  gelangt  man,  wie  ich  zeigen  werde,  zu  dem  Theorem^  dass, 
für  p  =1  oo,  0''  in  ganzer  Erstreckung  von  ^l  gleichmässig  gegen  0, 
und  ebenso  M'^'  in  ganzer  Erstreckung  von  3  gleichmässig  gegen  Y 
convergirt;  —  immei-  vorausgesetzt,  dass  die  Curve  oder  Fläche  a 
aberall  convex  und  keine  zweisternigc  ist. 

§  10  und  §  11.  —  Um  das  Theorem  von  dieser  Restriction  zu 
befreien ,  w  erden  in  §  1 0  und  §  I  I  zunächst  zwei  ganz  specielle 
die  Kreislinie  und  die  Kugelfläche  betreffende  Untersuchungen  an- 
gestellt. 

§  12.  —  Solches  absolvirt,  ergiebt  sich  alsdann  folgende  Ver- 
allgemeinerung des  in  Rede  stehenden  Theorems: 

Ist  die  geschlossene  Curve  oder  Fläche  n  eine  ganz  beliebige, 
haben  ferner  f  und  f  die  schon  genannten  Bedeutungen,  und  gelingt 
es  (durch  irgend  welche  xMethode  oder  vielleicht  auch  durch  Zufall) 
die  der  Function  p  entsprechenden  Fundamentalfunctionen  O''  und  Y'' 
der  Gebiete  %  und  3  wirklich  zu  construiren,  so  wird  hierdurch 
die  Existenz  derjenigen  Fundamentalfunctionen  <t>  und  V,  welche  der 
eigentlich  vorgeschriebenen  Function  f  entsprechen,  bereits  be- 
wiesen sein. 

Und  zwar  wird  alsdann,  für  /)  =  oo,  die  Function  <I>p  in  ganzer 
Erstreckung  von  %  gleichmässig  gegen  0,  und  die  Function  V  in 
ganzer  Erstreckung  von  3  gleichmässig  gegen  Y  convergiren. 

Durch  dieses  Theorem  finden  die  schon  früher  (pag.  6)  er- 
wähnten   Weierstrass'schen   Fragen  ihie  Beantwortung. 


720  C.  Neumann,  I1^> 


§1- 

Die    Fundamentalfunctionen    des   von    einer  geschlossenen    Ourve 
oder  Fläche  a  begrenzten  inneren  G-ebietes  3. 

Die  nachfolgenden  Untersuchungen  betreffen  ziemlich  gleich- 
müssig  die  Ebene  und  den  Raum.  Dabei  soll  unter  g,  sobald  von 
der  Ebene  die  Rede  ist,  eine  gegebene  geschlossene  Cnrve,  und  sobald 
vom  Räume  die  Rede  ist,  eine  gegebene  geschlossene  Fläche  verstanden 
werden.  Von  den  beiden  Theilen,  in  welche  die  unendliche  Ebene 
durch  die  Curve  o,  oder  der  unendliche  Raum  durch  die  Fläche  a 
zerfallt,  mag  der  innere  Theil  mit  3?  der  äussere  mit  %  bezeichnet 
sein. 

Definition,  ■ —  Wir  wollen  unter  einer  Fund a mental function 
des  Gebietes  3  jedivede  Function  U  =  U{x,  y),  resp.  11.=  U{x,  ?/,  z) 
verstehen,  die  folgenden  Bedingungen  entspricht: 

(1.) .  ■  •  •  In  Erstreckung  des  Gebietes  3  ^oll  U  eindeutig  und 
stetig  sein. 

(2.)  . . .  .  Innerhalb  3  sollen  die  ersten  und  zweiten  Ableitungen 
von  U  nach  x,  y,  resp.  x,  y,  z  stetig  sein,  und  überdies 
soll  innerhalb  3  die  Gleichung  erfüllt  sein: 

bx^         oy^  ox'         oy-         öz^ 

Dabei  ist  der  Unterschied  zwischen  r)in  Erstreckung  von  3«  'f'^^d 
))inn erhalb  3«  wohl  zu  beachten.  Während  nämlich  die  erste  Ausdrucks- 
weise das  ganze  Gebiet  3  inclusive  seiner  Grenze.,  d.i.  inclusive  a,  betrifft, 
ist  bei  der  zweiten  Ausdrucksweise  das  Gebiet  3  exclusive  a  zu  verstehen. 

Auf  eine  Fundamentalfunction  U  sind,  der  soeben  gegebenen 
Definition  zufolge,  die  Green'schen  Sätze  anwendbar,  allerdings  nicht 
mit  Bezug  auf  3  selber,  wohl  aber  mit  Bezug  auf  jedes  kleinere  Gebiet, 
das  mit  all'  seinen  Punkten  innerhalb  3  liegt.  Markirt  man  z.  B. 
innerhalb  3  irgend  einen  Punkt  p,  und  beschreibt  man  um  p  (als 
Gentrum)  mit  dem  Radius  r  eine  Kreislinie  resp.  Kugel/läche  s,  und 
zvvai-  der  Art,    dass  s  vollsliindig  innerhalb  3  hegt,    so  werden  jene 


<7]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  721 

Green'schen  Sätze  anwendbar  sein  auf  das  von  s  umgrenzte  Gebiet 
(d.  i.  auf  die  von  s  begrenzte  Kreisfläche  resp.  auf  den  von  s  be- 
grenzten Kugelraum).     Man  erliiilt  in  solcher  Weise  z.  B.  die  Formeln : 


(3.)  /f"»  =  »' 


die  Integrationen  ausgedehnt  gedacht  über  alle  Elemente  ds  der 
Kreislinie  oder  Kugelfläche  s.  Dabei  bezeichnet  Lp  den  Werth  von 
U  im  Cenirum  />,  ferner  r  den  Radius  von  s.  Ueberdies  ist*) 
//  =    I,  resp.  =  2,   und   T  =  log  -,  resp.    —  -•     Aus  dieser  Be- 


deutung von   T  ergiebt   sich   sofort,   dass   T  und  -j—  auf  der  Kreis- 


dT 
dr 
linie  oder  Kugelfläche  s  constant  sind;  so  dass  man  also  die  Formel 

(4.)  auch  so  schreiben  kann : 

„  T      rdU    .  1       dT    r^. 

Hieraus  folgt  mit  Rücksicht  auf  (3.): 

also,  weil  Ä  =  1,  resp.  =  2,  und  -^  = ; ,  resp.  = ~  ist: 


dr    ~  r 


r 


Diese  beiden  Formeln  (5.)  sagen  aus,  dass  der  Werth  von  U  im 
Punkte  p  gleich  gross  ist  mit  dem  arithmetischen  Mittel  aller  auf  s 
vorhandenen  Werthe  von  U,  und  führen  also,  falls  man  dieses 
arithmetische  Mittel  durch  die  Charakteristik  Ü)i  andeutet,  zu  fol- 
gendem Resultate: 


*)  Auch  in  Zukunft  soll  das  h  in  der  Ebene  slets  =  1 ,  im  Haume  stets  =  2  sein. 

Und  ebenso  soll  das  T  in  der  Ebene  stets  ^=  log—  ,   im  Räume  stets  =  —  sein. 

r  r 

Abhandl.  d.  K.  Gesellsch.  d.  Wissensch.    XXII.  49 


722  C.  Nelmann,  [18 

Ist  U  eine  Fiindametüalfnnciion  des  Gebietes  3?  ^'"^  eonstnrirt 
man  eine  völlig  innerhalb  3  Hegende  Iireisli7iie  oder  Kugelfläche  s,  mit 
dem   Centriim  p,  so  wird 

(6.)  Up  =  m{u,) 

sein.  D.  h.  es  wird  der  in  p  vorhandene  Werth  U  gleichgross  sein 
mit  dem  arithmetischen  Mittel  aller  auf  s  vorhandenen   Werthe  U. 

Schon  früher  (im  3.  Bd.  der  Math.  Annal.,  pag.  341  u.  431),  und 
ebenso  in  meinen  Vorlesungen  über  die  AbeFsclien  Integrale*),  habe  icli 
gezeigt,  dass  eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes  3  ihren  grössten 
und  kleinsten  Werth  stets  an  der  Grenze  von  ^,  d.  i.  auf  n  hat.  Da 
aber  dieser  Satz  an  ersterer  Stelle  nicht  mit  der  wünschenswerthen 
Uebersichtlichkeit,  und  an  letzterer  Stelle  nicht  mit  der  erforderlichen 
Strenge  geführt  worden  ist,  so  erlaube  ich  mir,  auf  den  Beweis  des 
Satzes  hier  von  Neuem  einzugehen. 

Versteht  man  unter  U  irgend  eine  Fundamentalfunction  des  Ge- 
bietes 3?    so  sind  offenbar  nur  zwei  Fälle  möglich : 

I.  Fall:  U  ist  in  Erstreckung  des  Gebietes  3  constant.  Dieser 
Fall  bedarf  keiner  weiteren  Untersuchung.  Höchstens  wird  man 
bemerken  können,  dass  in  diesem  Falle  jener  in  Erstreckung  von  3 
vorhandene  constante  Werth  zugleich  auch  der  grösste  sei ,  der  in 
Erstreckung  von  3  sich  vorfindet,  und  ebenso  auch  der  kleinste. 

IL  Fall:  V  ist  in  Erstreckung  von  3  inconstant.  In  diesem 
Falle  markire  man  irgendwo  innerhalb  3  einen  Punkt  p^  und  beschreibe 
um  p  (als  Centrum)  eine  Kreislinie  oder  Kugelfläche  s^ ,  der  Art, 
dass  s^  völlig  innerhalb  ^  liegt.  Alsdann  muss  U  innerhalb  s^  in- 
constant sein.  [Denn  wäre  es  innerhalb  s,  constant,  so  würde  diese 
Constanz,  nach  bekanntem  Satze**),  auf  sämmtliche  Punkte  des  Gebietes 
3  sich  ausdehnen ;  was  dem  Charakter  des  hier  betrachteten  II.  Falles 
widerspricht].  Da  nun  also  die  Function  U  innerhalb  s^  inconstant  ist, 
so  wird  sie  daselbst  z.  B.  nicht  überall  =   U^  sein  können.     Dem- 


*)  Vorlesungen  über  die  lliemann'sche  Theorie  der  Abel'schen  Integrale.  II.  Aufl. 
1884,  pag    395. 

**)  Nämlich  nach  einem  schon  von  Gauss  aufgestellten  Satze.  Der  von  Gauss 
selber  für  diesen  Satz  gegebene  wenig  zuverlässige  Beweis  [Gauss'  Werke,  Bd.  5, 
Seite  223]  kann  leicht  durch  einen  absolut  strenge?iBewe\s  ersetzt  werden ;  wie  solches 
von  mir  angedeutet  worden  ist  in  den  Math.  Annalen,  Bd.  3,  Seite  339  und  430. 


<9] 


Über  die  Methode  des  abitiimetisciien  Mittels. 


723 


gemäss    muss    innerhalb    «,    irgend    ein    Punkt   q  angebbar    sein,    in 
welchem  die  Function  V  von  L],  verschieden  ist: 


(«.) 


Un   +    U. 


Legt  man  nun*)  durch  diesen  Punkt  q 
eine  neue  Kreislinie  oder  Kugel  fläche  s, 
concentrisch  zu  5, ,  so  muss  [nach 
Satz  (6.)]  der  im  Centrum  von  s  vor- 
handene Werth  Ip  das  arithmetische 
Mittel  all'  derjenigen  Werthe  sein, 
welche  U  auf  s  besitzt: 


iß) 


U„ 


mus) 


Hieraus  folgt,  dass  entweder  die  auf  s  vorhandenen  T's  sdmnillich 
=  Up  sind,  oder  aber,  dass  unter  jenen  auf  s  vorhandenen  U's  solche 
sich  vorfinden,  die  <  U^,  und  gleichzeitig  auch  solche,  die  >  U^ 
sind.  Die  erste  Möglichkeit  ist  abgeschnitten  durch  die  Formel  («.) 
[derzufolge  der  auf  s  liegende  Punkt  q  mit  einem  Werthe  l],  behalkM 
ist,  der  nicht  =  t;  ist].  Es  bleibt  also  nur  die  zweite  Möglichkeit 
übrig;  und  wir  gelangen  daher  zu  der  Gewissheit,  dass  unter  den 
aufs  vorhandenen  U's  solche  vorhanden  sind,  die  <  {/„,  und  sleich- 
zeitig  auch  solche,  die  >  U^  sind.  Jener  im  Punkte  p  vorhandene 
Werth  Lp  kann  also  nicht  der  grössie  von  all'  denjenigen  Werthen 
sein,  die  U  in  Erstreckung  des  Gebietes  3  besitzt.  Dieser  Satz  aber 
kann,  weil  der  Punkt  p  innerhalb  3  beliebig  gewählt  war,  von  Neuem 
wiederholt  werden  für  jedweden  anderen  Punkt  p,  falls  nur  derselbe 
wiederum  innerhalb  3  liegt;  sodass  man  also  sagen  kann: 

Der  grösste  Werth,  den  U  in  Erslreckung  des  Gebietes 
(/.)         3    besitzt,    ist    in  einem    Punkte    innerhalb   3   niemals 
anzutreffen. 

Folglich  wird  derselbe  nur  an  der  Grenze  von  3,  d.  i.  nur  auf  o  anzu- 
treffen sein.  Analoges  ergiebt  sich  offenbar  für  den  kleinsten  Werth. 
Hieitnit  ist  die  Disciission  des  II.   Falles  beendet. 


*)  In  der  vorstehenden  Figur  ist  Aiq  Grenze  des  betrachteten  Gebietes  3,  d.  i.  die 
Curve  oder  Fläche  a,  schraffirt. 

49* 


724  G.  Neumann,  [20 

Wir  können  schliesslich  die  Resultate  bei  Betrachtung  des  I.  und 
II.  Falles  zusammenfassen,  indem  wir  uns  folgendermassen  ausdrücken: 

Erster  Satz,  —  Ist  U  eine  Fiindamentalfunction  des  Gebietes  3, 
so  wird  der  gros  sie  Werth,  den  U  in  Erstreckung  von  3  besitzt, 
unter  allen  Umständen  —  einerlei  ob  U  in  Erstreckung  von  3  consta^H 
oder  inconstant  ist  —  auf  der  Grenze  von  3  {d.  i.  auf  o)  anzutreffen 
sein.  Und  ist  insbesondere  U  in  Erstreckung  von  3  inconstant,  so 
wird  jener  grösste  Werth  nur  auf  der  Grenze  von  3  {d-  i-  nur  auf  g) 
anzutreffen  sein. 

Genau  dasselbe  gilt  vom  kleinsten   Werthe. 

Betrachtet  man  also  die  Werihe,  welche  eine  solche  Function 
U  auf  der  Grenze  von  ^,  d.  i.  auf  g  besitzt,  und  bezeichnet  man 
den  kleinsten  und  grössten  dieser  auf  a  vorhandenen  Werihe  resp. 
mit  K  und  G,  so  werden  die  Werthe ,  welche  U  innerhalb  3  be- 
sitzt, ebenfalls  sämmtlich  zwischen  K  und  G  liegen,  also  z.  B,  con- 
stant  sein,  falls  K  ^=  G  ist.     Somit  ergiebt  sich  folgender 

Zweiter  Satz.  —  Ist  U  eine  Fund  amental function  des  Gebietes  3^ 
und  setzt  man  voraus,  dass  U  auf  der  Grenze  von  3  (d.  i-  auf  n) 
constant  ist,  so  wird  U  in  Erstrecku?ig  von  3  allenthalben  con- 
stant  sein. 

Hieraus  folgt  sofort,  dass  eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes 
3  durch  blosse  Angabe  ihrer  auf  der  Grenze  von  2  (d-  i-  auf  o)  vor- 
handenen Werthe  vollständig  bestimmt  ist.  Denn  existirten  zwei 
solche  Functionen  U  und  U',  beide  mit  denselben  Werthen  auf  o,  so 
würde  oifenbar  die  Differenz  U  —  U'  eine  Fundamentalfunction  des 
Gebietes  3  sein,  die  auf  a  überall  =::  0  ist.  Zufolge  des  vorher- 
gehenden Satzes  würde  daher  diese  Differenz  U  —  U'  den  Werth 
0  haben  in  ganzer  Erstreckung  von  3.  —  Q.  e.  d. 

Es  ergiebt  sich  somit  folgender 

Dritter  Satz.  —  Eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes  3  ist 
vollständig  bestimmt  durch  blosse  Angabc  ihrer  auf  der  Grenze  von 
3  {d.  i.  auf  g)  vorhandenen    Werthe. 

Nach  Constatirung  dieses  Satzes  entsteht  von  selber  die  Auf- 
gabe, eine  Fundamentalfunction  U  des  Gebietes  3  wirklich  zu  con- 
struiren,  falls  ihre  Werthe  an  der  Grenze  von  3  (d.  i.  auf  g)  in  be- 
liebiger jedoch  steliger  Weise  vorgeschrieben  sind.  Ich  werde  diese 
Aufgabe  das  innere  Problem  nennen,   und  jene  gesuchte  Function  U 


24]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  ]Mittels.  725 

kurzweg  als  die  den  vorgeschriebenen  Grenzwerlhen  entsprechend e 
Fiindamentalftinction  des  Gebietes  3  bezeichnen.  —  Dabei  handelt  es 
sich  namentlich  um  die  Frage,  ob  eine  derartige  Function  stets  existirl, 
—  eine  Frage,  die  man  früher,  auf  Grund  des  Dirichlel' sehen  Princips^ 
ohne  Weiteres  zu  bejahen  gewöhnt  war. 

§2. 

Die  Fundamentalfunctionen  des  von  einer  geschlossenen  Ourve  oder 
Fläche  G  begrenzten  äusseren  Gebietes  "ii. 

Das  in  der  Ebene  oder  im  Räume  gegebene  Gebiet  91  [vgl. 
den  Anfang  des  vorhergehenden  §.]  ist  innerlich  von  der  geschlossenen 
Curve  oder  Fläche  a  begrenzt,  und  erstreckt  sich  nach  Aussen  rings- 
um ins  Unendliche.  Dieses  Gebiet  51  ist  also  nach  Aussen  unbegrenzt^ 
und  besitzt  mithin  überhaupt  nur  eine  Grenze,  welche  dargestellt 
ist  durch  jene  Curve  oder  Fläche  o. 

Definition.  —  Wir  wollen  unter  einer  Fun  dam en  l a  l  ftin  c li o n 
des  Gebietes  51  jede  Function  U=  U{x,  y)  resp.  U  =  U{x,  ij.  z) 
verstehen,  welche  folgenden  vier  Bedingungen  entspricht. 

(i .)  ....     In  Erstreckung  von  51  soll  U  eindeutig  und  stetig  sein. 

(2.)  . . . .  Innerhalb  5t  sollen  die  ersten  und  zweiten  Ableitungen 
von  U  nach  x,  ij,  resp.  nach  x,  y,  z  stetig  sein,  und 
überdies  soll  innerhalb  51  die  Gleichung   erfüllt  sein: 

(3.)  . .  . .  Es  ist  gegeben  irgend  eine  Kreislinie  oder  Kugelfläche  s^, 
welche  die  Curve  oder  Flüche  a  umseht i esst,  und 
vollständig  innerhalb  51  liegt.  Und  es  wird  verlangt, 
die  Function  U  solle  von  solcher  Beschaffenheit  sein,  dass 
das  über  alte  Elemente  ds^  dieser  Kreislinie  oder  Kugel- 
fläche s^  ausgedehnte  Integral 


/: 


=  0  sei.    Dabei  bezeichnet  r^  den  Badius  von  s^,  mit- 
hin -7-7  den  Differentialquotienten  nach  der  Bichtung  des 

a  1  g 

Badius. 


726 


C.  Neumann, 


[22 


(4.)  •  •  •  •  Die  Function  U  soll  in  allen  unendlich  fernen  Punkten 
ein  und  denselben  Werth,  und  zwar  einen  bestimmten 
endlichen    Werth  haben. 

Oder  genauer  ausgedrückt :  Denkt  man  sich  um  einen 
festen  Punkt  mit  sehr  grossem  Radius  R  eine  Kreislinie 
oder  Kugel/lache  S  beschrieben,  so  sollen  die  Diß'erenzen 
sämmilicher  Werthe,  welche  U  ausserhalb  S  besitzt, 
durch  Vergrösserung  von  R  unter  jeden  beliebigen  Klein- 
heilsgrad hinab  drückbar  sein. 

Auf  eine  so  definirte  Fundamentalfunction  U  des  Gebietes  % 
sind  die  Green' sehen  Sätze  [wie  aus  (1 .),  (2.)  folgt]  anwendbar;  allerdings 
nicht  mit  Bezug  auf  91  selber,  wohl  aber  mit  Bezug  auf  jedes  endliche 
Gebiet,  welches  mit  all'  seinen 
Punkten  innerhalb  51  liegt. 
Denkt  man  sich  z.  B.  irgend 
eine  Kreislinie  oder  Kugel- 
tläche  s  construirt,  welche 
[ebenso  wie  s^;  vgl.  (3.)]  die 

Curve    oder    Fläche    a    um-    i  /     ^''^^^^MßF" y^o  y       \s 

schliesst,  und  vollständig  inner- 
halb 51  liegt,  und  denkt  man 
sich  überdies  eine  Kreislinie 
oder  Kugelfläche  S  construirt, 
welche  sowohl  s  wie  auch 
s^  umschliesst*),  so  werden 
zufolge  jener  Green'schen  Sätze  die  Formeln  stattfinden : 


(5.) 
(6) 


dS 


fdU_        __  rdu 
J  dr,''  -J  Tr 

rdU    .  PdU  .^ 


wo  ?;,  r,   R  die  Radien  von  s^,  s,   S  vorstellen.     Nach  (3.)  ist  aber 
die   linke   Seite    von   (5  )  =   0 ,    folglich    auch   die   rechte.      Hieraus 


*)  In  der  beistehenden  Figur  ist  die  Grenze  a  des  nach  Aussen  sich  ringsum  ins 
Unendliche  erstreckenden  Gebietes  %  schraffirt  angegeben. 


23]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  727 

folgt  ^veile^,    dass  die  Unke  Seite  von  (6.)  ebenfalls  =   0  ist.     Also 
der  Satz : 

Ist  U  eine  Fiindamentalfundion  des  Gebietes  %  und  versteht  man 
unter  s  irgend  eine  die  Curve  oder  Fläche  o  umschliessende,  und 
völlig  innerhalb  %  liegende  Kreislinie  oder  Kugelfläche,  so  wird  das 

über  s  ausgedehnte  Integral 

rdu  , 
(^•)  J  rr  '^' 

stets  =  0  sein.     Hier  bezeichnet  r  den  Radius  von  s*). 

Construirt  man  jetzt  eine  zu  s  concentrische  [in  der  Figur  nicht 
gezeichnete]  Kreislinie  oder  Kugelfläche  s^,  welche,  ebenso  wie  s, 
die  Curve  oder  Fläche  g  umschliesst,  und  vollständig  innerhalb  %  liegt, 
so  ergiebt  sich,  auf  Grund  der  Green'schen  Sätze,  die  Formel: 

\ 

wo  r  und  r,  die  Radien  von  s  und  s^  vorstellen,  während  T  ==  log  - , 

\  ^  i  .  1 

resp.   =      .  und  T,  =  log  —,  resp.  =— sein  soll.    Demgemäss  sind 

IT  (IT 

T  und  Vt  auf  «  constant,  ebenso  T^  und  -^  auf  *,.    Die  Formel  (8.) 
kann  daher  auch  so  geschrieben  werden: 

oder,  weil  die  hier  in  T  und  T,  multiplicirten  Integrale  [zufolge  des 
Satzes  (7.)]  =  0  sind,  auch  so: 

1  1 

und  diese  Formel  endlich  kann,  weil  T  =  log  -,  resp.  =  y ,  mithin 

'—  =   —   —,  resp.  ==  —  -^  ist,   und  Analoges  von  -t— ^  gilt,   auch 
dr  r  ^  r-  ^  ar^ 

SO  geschrieben  werden: 

,o  ,  fUds  _fUds,  fUdi  _  fUds^ 


*)  Man  übersieht  sofort,  dass  dieser  Satz  auch  dann  noch  gelten  wird,  wenn 
man  unter  s  eine  ganz  beliebige  geschlossene  Curve  oder  Fläche  versteht ,  falls  nur 
dieselbe  die  Curve    oder  Fläche  a  umschliesst  und  völlig  innerhalb  %  liegt.       Statt 

—  ist  alsdann  —  zu  substituiren ,   wo  n  die  Normale  von  s  vorstellt.  —  Eine  solche 

dr  dn 

Ausdehnung  des  Satzes  ist  aber  einstweilen  für  unsere  Zwecke  nicht  erforderlich. 


728  G.  Neumann,  [24 

Demgemäss  gelangt  man,  unter  Anwendung  des  schon  vorhin  ein- 
geführten Zeichens  SJi,  zu  folgendern  Satze: 

Ist  U  eine  Fundamental function  des  Gebietes  ^,  und  sind  ferner 
s  und  s  irgend  zwei  concenlrisehe  Kreislinien  oder  Kreis/lachen,  welche 
die  Ciirve  oder  Fläche  o  iimschliessen,  und  vollständig  innerhalb 
51  liegen,  so  wird  stets 

(10.)  ^{u,)  =  m{Us,) 

sein.  D.  h.  es  wird  alsdann  das  arithmetische  Mittel  der  auf  s  vor- 
handenen Werthe  U  stets  eben  so  gross  sein,  wie  das  arithmetische  Mittel 
der  auf  s,  liegenden   Werthe  11. 

Nach  (4.)  hat  V  für  alle  unendlich  fernen  Punkte  ein  und  den- 
selben Werth.  Bezeichnet  man  denselben  mit  V ,  und  lässt  man  jetzt 
in  der  Formel  (10.)  den  Radius  der  Kreislinie  oder  Kugelfläche  s^ 
ins  Fnendliche  wachsen,  so  nimmt  jene  Formel  die  Gestalt  an: 
W.{U,)  =   V.     Also  der  Satz: 

Bezeichnet  U  eine  Fundamental  function  des  Gebietes  %,  ferner  f 
ihren  Werth  im  Unendlichen  [vgl.  (4.)] ,  und  denkt  man  sich  irgend 
eine  Kreislinie  oder  Kugel/lache  s  construirt,  welche  die  Curve  oder 
Fläche  G  umschliesst,  und  vollständig  innerhalb  %  liegt,  so  wird 

(11.)  mus)  =  v 

sein.  D.  h.  das  arithmetische  Mittel  der  auf  s  befindlichen  Werthe  U 
wird  stets  =   f  sein. 

Es  sei  nun  U  irgend  eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes  51. 
Wir  stellen  uns  die  Aufgabe,  diese  Function  näher  zu  untersuchen, 
und  namentlich  diejenigen  Punkte  des  Gebietes  51  zu  entdecken,  in 
denen  sie  am  Grössten  und  Kleiiislen  ist.  Offenbar  sind  nur  zwei 
Fälle  möglich : 

/.  Fa  II:  f/  ist  in  Erstreckung  von  51  constant.  Alsdann  wird 
der  grösste  Werth,  den  U  in  Erstreckung  von  51  besitzt,  in  jedwedem 
Punkte  dieses  Gebietes  anzutreffen  sein ;  ebenso  der  kleinste. 

II.  Fall:  U  ist  in  Erstreckung  von  5t  inconstant.  In  diesem 
Falle  kann  man,  was  den  grössten  Werth  von  U  in  Erstreckung  des 
Gebietes  51  betrifft,  genau  ebenso  verfahren,  wie  im  vorhergehenden  § 
[bei  der  Discussion  des  damaligen  II.  Falles;  pag.  18],  und  gelangt 
auf  diese  Weise  zu  dem  Resultat,  dass  jener  grösste  Werth  in  keinem 


25]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  729 

Punkte  innerhalb  %  anzutreffen  ist,  oder,  genauer  ausgedrückt,  zu 
dem  Resultat, 

dass  jener  grösste  Wcrtli  in  keinem  endlichen  Punkte 
innerhalb  ^^i  anzutreffen  ist. 

Denn  es  könnte  vielleicht  der  in  einem  innem  Punkte  p  vorhandene 
Werth  Lp  gegen  jenen  grössten  Werth  convergiren,  sobald  man  den 
Punkt  p  auf  irgend  welchem  Wege  ins  Unendliche  gehen  lässt.  — 
Um  auf  diese  Frage  näher  einzugehen,  construire  man  eine  sehr 
grosse  Kreislinie  oder  Kugelfläche  s^ ,  der  Art,  dass  sie  die  gegebene 
Curve  oder  Fläche  o  umschliesst,  und  vollständis:  innerhalb  %  licet. 
Alsdann  muss  C  ausserhalb  s^  inconsiant  sein.  [Denn  wäre  es  ausser- 
halb s,  constanl,  so  würde  diese  Constanz,  nach  einem  bekannten 
Salze"),  sich  ausdehnen  über  .«?^y«/w///V//t?  Punkte  des  Gebietes  51;  was 
dem  Charakter  des  hier  betrachlen  II.  Falles  widerspricht].  Da  nun  also 
die  Function  U  ausserhalb  s^  inconsiant  ist,  so  wird  sie  daselbst  z.  B. 
nicht  überall  =:  r  sein  können,  wo  f  den  Werth  der  Function 
U  im  Unendlichen  vorstellen  soll 
[vgl.  (4.)].  Demgemäss  muss  ausser- 
halb s^  irgend  ein  Punkt  q  angebbar 
sein,  in  welchem  die  Function  U 
von  r  verschieden  ist: 

Legt  man  nun  durch  diesen  Punkt  q 
eine  neue  Kreislinie  oder  Kugel- 
fläche s,  concentrisch  zu  Sj,  so 
muss  [nach  Satz  (M.)]  das  arith- 
metische Mittel  der  aufs  vorhandenen  Werthe  von  T  identisch  mit  f  sein: 

(70  r  =  mus) . 

Hieraus  folgt,  dass  entweder  die  auf  s  vorhandenen  U's  sämmtlich 
=z  r  sind,  oder  aber,  dass  unter  jenen  auf  s  vorhandenen  U's  solche 
sich  vorfinden,  die  <  r,  und  gleichzeitig  auch  solche,  die  >  T  sind. 
Die  erste  Alöglichkeit  ist  aber  abgeschnitten  durch  die  Formel  (^1), 
[derzufolge    der   auf  s   liegende   Punkt   q   mit   einem  Werthe  U   be- 


*)  Es  ist  hier  wieder  der  schon  auf  pag.  18  benutzte  Gauss'sche  Satz  gemeint. 


730  C.  Neumann,  [26 

haftet  ist,  der  nic/U  ==  f  ist].  Es  bleibt  also  nur  die  zweite  Mög- 
lichkeit übrig;  und  wir  gelangen  somit  zu  der  Gewissheit,  dass 
unter  den  auf  s  vorhandenen  t/'s  solche  vorhanden  sind,  die  <  r, 
und  gleichzeitig  auch  solche,  die  >>  f  sind.  Jener  im  Unendlichen 
vorhandene  Werlh  f  kann  also  nicht  der  grösste  von  all'  denjenigen 
Werthen  sein,  die  U  in  Erstreckung  des  Gebietes  91  besitzt.  Hier- 
durch aber  gewinnt  der  in  {«.)  ausgesprochene  Satz  folgende  Fassung: 


id.) 


Der  grösste  Werth,  den  U  in  Erstreckung  von  91 
besitzt,  ist  in  einem  Punkte  innerhalb  9t,  mag  nun 
derselbe  im  Endlichen  oder  im  Unendlichen  gedacht 
werden,  niemals  anzutreffen. 


Folglich  wird  jener  grösste  Werth  nur  an  der  Grenze  von  91,  also 
nur  auf  a  anzutreffen  sein.  Analoges  ergiebt  sich  offenbar  für  den 
kleinsten  Werth.      Hiermit  ist  die  Disciission  des  II.   Falles  beendet. 

Schliesslich  können  wir  die  Resultate  bei  Betrachtung  des  1. 
und  II.  Falles  [das  Resultat  des  II.  Falles  ist  in  (().)  ausgesprochen], 
zusammenfassen,  und  gelangen  so  zu  folgendem  Salz: 

Erster  Satz.  —  Ist  U  irgend  eine  Fundamentalfimction  des  Ge- 
bietes 91,  so  wird  der  grösste  Werth,  den  U  in  Erstrevkung  von  91  be- 
sitzt, unter  allen  Umständen  —  einerlei  ob  U  im  Gebiete  91  constant 
oder  inconstant  ist  —  an  der  Grenze  von  91  (d.  i.  auf  g)  anzutreffen 
sein.  Und  ist  insbesondere  U  in  Erstreckung  von  91  inconstant,  so 
wird  jener  grösste  Werth  nur  auf  der  genannten  Grenze  (d.  i.  nur 
auf  o)  anzutreffen  sein. 

Genau  dasselbe  gilt  vom  kleinsten   Werthe. 

Auf  Grund  dieses  Satzes  ergeben  sich  nun  [genau  ebenso  wie  früher 
beim  Gebiete  3  ;  vergl.  pag.  20]  zwei  weitere  Sätze.    Dieselben  lauten: 

Zweiter  Satz.  —  Ist  U  eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes  91, 
und  setzt  man  voraus,  dass  U  auf  der  Grenze  von  91  {d.  i.  auf  a) 
constant  ist,  so  wird  U  in  Erstreckung  von  91  allenthalben  con- 
stant sein. 

Dritter  Satz,  —  Ei7ie  Fundamentalfunction  des  Gebietes  91  ist 
vollständig  bestimmt  durch  blosse  Angabe  ihrer  auf  der  Grenze  von 
91  [d.  i.  auf  o)  vorhandenen   Werthe. 

Es  entsteht  dabei  die  Aufgabe,  eine  Fundamentalfunction  U  des 
Gebietes  91  wirklich  zu  construiren,  falls  ihre  Werthe  an  der  Grenze 


27]  Über  die  ^Methode  des  arithuetischen  Mittels.  73 1 

von  %  (d.  i.  auf  o)  in  beliebiger,  jedoch  stetiger  Weise  vorgeschrieben 
sind.  Ich  werde  diese  Aufgabe  das  äussere  Problem  nennen,  und 
jene  gesuchte  Function  kurzweg  als  die  den  vorgesehri ebenen  Grenz- 
werthen  entsprechende  Fundamentalftinction  des  Gebietes  %  be- 
zeichnen. —  Es  handelt  sich  dabei  namentlich  um  die  Frage,  ob 
eine  derartige  Function  stets  existirt. 


§  3. 

Definition  der  Potentiale  W,  w.     Berechnung  von  w. 

Auf  der  gegebenen  geschlossenen  Curve  oder  Fläche  o  seien 
irgend  welche  Werthe  f  in  bestimmter  Weise  vorgeschrieben. 
Denkt  man  sich  nun  irgendwo  in  der  Ebene  resp.  im  Räume  einen 
Punkt  X  markirt,  und  die  Abstände  dieses  Punktes  von  den  einzelnen 
Elementen  da  jener  Curve  oder  Fläche  g  mit  E  bezeichnet,  so  re- 
präsentirt  der  Ausdruck 

'.r  =J  ('os  -^  1  fda  ,    resp.  -  \\  =  f -^ 
(in  der  Ebene)  (im  Räume) 

dasjenige  Potential,  welches  auf  x  ausgeübt  wird  von  einer  auf  a 
ausgebreiteten  materiellen  Belegung  von  der  Dichtigkeit  f.  Dabei 
pflegt  insbesondere  der  Ausdruck  links  als  Logarithmisches,  der 
rechts  als  Newtonsches  Potential  bezeichnet  zu  werden.     Diese  beiden 

Potentiale,  welche,  unter  Anwendung  der  schon  mehrfach  gebrauchten 

1  I 

Bezeichnungsweise  T  =  log ^  ,   resp.  =  ^,  in  die  gemeinschaftliche 

Form: 


F. 


=fTfdo 


versetzbar,  und  vielfach  untei-sucht  sind,  sollen  hier  nicht  weiter  be- 
sprochen werden. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  hingegen  für  unsere  Zwecke  ist 
derjenige  Ausdruck,  welcher  aus  V^  sich  ergiebt,  sobald  man  da- 
selbst  das  T  durch  -j-  ersetzt,  wo  v  die  innere  Normale  der  Curve 
oder  Fläche  g  vorstellen  soll.     Der  so  entstehende  Ausdruck: 

'dT 


-■^-r/.f- 


732  G.  Neumann,  [28 

pflegt  ebenfalls  als  ein  auf  den  Punkt  x  ausgeübtes  Poienlial  be- 
zeichnet zu  werden,  und  zwar  als  das  Potential  einer  auf  o  ausge- 
breiteten materiellen  Doppelt elegimg  vom  Momente  f. 

Bei  der  genauem  Untersuchung  dieses  Potentials  W^  wird  es 
zweckmässig  sein,  das  /'  durch  y—  zu  ersetzen,  wo  h  wiederum  die 
schon  früher  eingeführte  Zahl  sein  soll,  die  in  der  Ebene  =  ],  im 
Räume  =  2  ist.  [Vgl.  die  Note  pag.  17.]  Der  so  entstehende 
Ausdruck : 

kann  übrigens,  wie  man  leicht  erkennt,  auch  in  folgende  Form  ver- 
setzt werden:  d'^  <- 

1       /'cos  6  „  .  ci\  ^-'  .'^ 


1      /'cos  o  „  , 


wo  f)  den  Winkel  vorstellt,  unter  welchem  die  Entfernung  E 
{da  ^—>  x)  gegen  die  auf  do  errichtete  innere  Normale  v  geneigt  ist. 
Bezeichnet  man  die  scheinbare  Grösse  des  Elementes  da  für  einen 
in  X  befindlichen  Beobachter  mit  ±(t/G)^,  und  zwar  mit  -^(da)^^ 
oder  —  (dö)^,  je  nachdem  der  Beobachter  die  innere  oder  äussere 
Seite  des  Elementes  da  vor  Augen  hat*),  so  kann  das  Potential  W^ 
schliesslich  auch  so  dargestellt  werden: 

(Ib.)  ^^^  =  ^/A^^^^)   • 

Denn  es  ist: 

ro  ^  '^^  ^    /  COS  ^ 

(2.)  —  da  =  — ^-  da  =  (da)^  ; 

wie  sich  solches  durch  einfache  Betrachtungen  leicht  ergiebt. 

Für  den  speciellen  Fall :  /'  =  1  mag  das  Potential  W^  mit  »'^ 
bezeichnet  werden.  Alsdann  hat  man  die  mit  (1.),  (1a.),  (Ib.) 
analogen  Formeln: 

\     rdT 


^    '  ^        hjr  J   dp         ' 

,„     .  i       f  cos  d   - 

(3a.)  ^--"=^J^-^^' 

(3  b.)  w,  =  ±-J[da),. 


*)  Die  innere  Normale  des  Elementes  da  ist  die  in  das  Gebiet  ^  hineinlaufende. 
Und  ebenso  ist  die  innere  Seite  von  da  diejenige,   die  dem  Gebiet  ^zugewendet  ist. 


29] 


Über  die  MEiHOßE  des  arithmetischen  Mittels. 


733 


Es  handelt  sich  nun  darum,  die  allgemeinen  Eigenschaften  der 
Potentiale  ^V_,,  fr^.,  ihre  Stetigkeit  resp.  Vnstetigheit,  ihr  Verhalten  in 
den  unendlich  fernen  Punkten,  u.  s.  «*.,  näher  zu  untersuchen. 

Wir  stellen  uns  zuvörderst  die  Aufgabe,  das  in  (3  b.)  enthaltene 


Integral 


/ 


(da). 


wirklich  zu  berechnen  in  der  Ebene  für  irgend  eine  geschlossene 
Curve  G,  z.  B.  für  diejenige  Curve  o,  welche  weiter  unten  gezeichnet 
ist.  Dabei  sind  drei  Fälle  zu  unterscheiden,  je  nachdem  der 
Punkt  X  ausserhalb  a,  oder  innerhalb  a,  oder  endlich  auf  a  gelegen  ist. 
Befindet  sich  x  ausserhalb  a.  so  ergiebt  sich  sofort,  falls  man  nur  die 
geometrische  Bedeutung  des  (da)^  im  Auge  behält,  die  Formel: 


(A.) 


ßda)^  = 


0 


{x  ausserhalb  c;) 


Liegt  femer  x  innerhalb  o,  so  ergiebt  sich  mit  gleicher  Leichtig- 
keit, ebenfalls  auf  Grund  der  geometrischen  Bedeutung  von  (da)^,  die 
Formel : 


(Ä.) 


f{da)^  = 


2  TT  ,        {x  innerhalb  a) 


Liegt  endlich  x  auf  der  Curve 
a,  z.  B.  in  der  Ecke  s,  so  thut  man 
gut,  das  in  Rede  stehende  Inte- 
gral /(do)^  oder  vielmehr /(do)^ 
nicht  sofort  über  die  ganze  Curve  g, 
sondern  zuerst  nur  über  den  mit 
aßy  bezeichneten  Theil  derselben 
auszudehnen.     Man  erhält  alsdann, 

wiederum  auf  Grund  der  geometrischen  Bedeutung  von  (daX,  die 
Formel : 

J{da\  =  T  , 

apy 

WO  T  den  Winkel  asy  repräsentirt,  während  der  Index  aßy  andeuten 
soll,  dass  die  Integration  nur  über  den  Curventheil  u^jy  ausgedehnt 
zu  denken  ist.  Lässt  man  aber  jetzt  in  dieser  Formel  den  Curven- 
theil « ßy  nach  beiden  Seiten  hin  mehr  und  mehr  wachsen,  nämlich  « 


734  C.  Nel-mann,  [30 

nach  s,  und  y  ebenfalls  nach  j<?  rücken,  so  gewinnt  die  Formel  fol- 
gende Gestalt: 

WO  die  Integration  jetzt  über  die  ganze  Curve  n  sich  ausdehnt,  und 
r,  den  Innenwinkel  der  Curve  im  Punkte  s  bezeichnet.  Dieser 
Innenwinkel  r^  hat  zu  Schenkeln  die  beiden  Tangenten  der  Curve 
im  Punkte  s.  —  In  ganz  analoger  Weise  kann  man  den  Fall  be- 
handeln, dass  der  Punkt  x  auf  der  Curve  an  irgend  welcher  andern 
Stelle,  z.   B.  in  s^  liegt  [vgl.  die  Figur].     Man  eihalt  alsdann 


(C,.)  ßdo)s 


Ts,    =  7t 


WO  Ts^  den  Innenwinkel  der  Curve  im  Punkte  s^  vorstellt.  Dieser 
Innenwinkel  Ts^  ist  aber  offenbar  =  tt,  weil  der  Punkt  s^  kein  Eck- 
punkt der  Curve  ist,  vielmehr  an  einer  Stelle  liegt,  wo  die  Curve 
einer  steligen  Biegung  sich  erfreut,  [vergl.  die  Figur]. 

Wir  wollen  nun  weiterhin  jeden  Punkt  der  Ebene,  je  nachdem 
derselbe  ausserhalb,  auf,  oder  innerhalb  a  liegt,  mit  a,  s  oder  i  be- 
zeichnen. Und  überdies  wollen  wir  den  Innenwinkel  der  Curve  a 
in   irgend    einem  Punkte  .9   mit   77(1  —  /l,)   bezeichnen,    also   setzen: 


(ö.) 


Alsdann   gelangt  man,    auf  Grund  der  Formeln  (A.),  (D.),  {€.),  (C^.), 
zu  folgendem  Satz: 

Ist  in  der  Ebene  eine  geschlossene  Curve  g  von  beliebiger  Gestalt 
gegeben  [die  also  z.  B.  auch  mit  Ecken  behaftet  sein  kann],  ttnd  be- 
zeichnet man  jedtveden  Punkt  x  der  Ebene  mit  a,  s  oder  i,  jenachdem 
derselbe  a  u  ss  er  halb  n,  a  u  f  n,  oder  innerhalb  o  liegt ,  so  gelten 
die  Formeln: 


'^s 

=   7C{\ 

"  ^. )  , 

rs. 

=  7r(1  - 
etc. 

-  »s,)    , 

ß 


(4.)  J{da),  =  7t{\-^,), 

J{da\  =  27r  , 
ivo  3t(1  —  ('>,)  den  lunenivinkel  der  Curve  a  im  Punkte  s  bezeichnet. 


3<]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  735 

Hieraus  ergeben  sich  für  die  Function  w^  (36.),  falls  man  nur 
beachtet,  dass  die  Zahl  //  in  der  Ebene  ^  1  sein  soll,  folgende 
Werthbestinimungen : 

(5.)  tCg  =  ^^Ji.fi(j)s  =  '   —  ^s  » 

u,  =  l/(./a),  =  2. 

Erste  Bemerkung.  —  Der  Innemvinkel  Tg  der  Curve  o  im  Punkte  s 
ist  stets  =  >T ,  ausser  wenn  «  in  einer  Ecke  der  Curve  liegt.  Zufolge 
der  in  (fl.)  für  d-^  gegebenen  Definition  : 

(«.)  T,  =   .T(t— ^,) 

wird  daher  S-g  stets  =  0  sein,  ausser  wemi  s  in  einer  Ecke  der  Curve  liegt. 

Zweite  Bemerkung.  —  Der  Innenwinkel  Tg  liegt  seiner  Natur  nach 
unter  allen  UnKständen  zwischen  0  und  ä/r: 

0  ^  Tj  ^  2/r. 
Und  diese  Formel  ist ,    sobald  man  voraussetzt ,    dass  die  Curve  keine 
Spitzen  haben  soll,  noch  weiter  verschärfbar,  nämlich  ersetzbar  durch 

0  <  r^  <  i;c  . 
Demgemäss  ergiebl  sich  mit  Rücksicht  auf  («.) : 

0  <  I  —  ^^  <  2  , 
oder^  was  dasselbe  ist : 
(ß.)  _  1  <  ^^  <  +  4  . 

Die  Grösse  S-g  ist  somit  ein  jwsitiver  oder  negativer  ächter  Bruch. 

Dritte  Bemerkung.  —  Wir  wollen  jetzt  insbesondere  annehmen,  die 
Curve  ff  sei  überall  convex,  indem  wir  dabei  unter  einer  überall  convexen 
Curve  auch  eine  solche  verstehen,  die  (wie  z.  B.  die  Peripherie  eines 
Kreissectors)  zumTheil  aus  geraden  Linien  besteht,  oder  auch  eine  solche, 
die  (wie  z.  B.  die  Peripherie  eines  Quadrates)  aus  lauter  geraden  Linien 
besteht.  Für  eine  solche  überall  convexe  Curve  a  wird  ollenbar  der 
irgend  einem  Punkte  s  entsprechende  Innenwinkel  Tg  stets  zwischen  0  und 
5T  liegen  : 

0  %  Tg^  7t  . 

Diese  Formel   ist,    sobald  man  wiederum  voraussetzt,    dass  die  Curve 
keine  Spitzen  besitzt,  weiter  verschärfbar,  nämlich  ersetzbar  durch  : 

0<Tg^rr  . 
Substituirt  man  hier  für  Tg  den  Werth  («.),  so  folgt : 

oder,  was  dasselbe  ist : 
(/.)  0^^g<\   . 

Für  eine   überall  convexe  Curve  ist  somit  ^g  ein  positiver  ächter 
Bruch . 


736  G.  Neümann,  [32^ 

Analoge  Resultate  ergeben  sich  offenbar  im  Räume  für  eine 
geschlossene  Fläche  a .  In  der  That  wird  man  alsdann,  an  Stelle  der 
Formeln  (4.),  folgende  Formeln  erhalten: 

(6-)  ßda\=27r{\ --!>,)  , 

und  an  Stelle  der  Formeln  (S.)  folgende : 

(7.)  w,  =  ^^f{da),  =  \  -^,  , 

f{do)i  =  %. 


^»•^äl, 


Dabei  ist  der  räumliche  (vulgo:  körperliche)  Innenivinkcl  r,  der 
gegebenen  Flache  g  im  Punkte  s  durch  27r(1  —  -O-^)  bezeichnet. 
Dieser  räumliche  Innenwinkel  hat  zu  seiner  Begrenzung  die  Gesammt- 
heit  der  im  Punkte  s  an  die  Flüche  a  gelegten  TangenHalehenen.  Ueber 
die  in  dieser  Weise  definirte  Grösse  -ßs  sind  nun  folgende  Be- 
merkungen zu  machen,  analog  mit  denen  auf  p.   31. 

Erste  Bemerkung.  —  Es  ist,  wie  soeben  festgesetzt  wurde  : 
(«.)  r,  =  27^(1   -^,)  . 

Und  hieraus  ergiebt  sich,   dass  die  Grösse  S-^  stets  =^  0  ist,   ausser  tcenn 
der  Punkt  s  in  einer  Ecke  oder  Kante  der  Fläche  O  liegt. 

Zweite  Bemerkung.  —  Die  Grösse  d-g  entspricht  der  Formel : 

Dritte  Bemerkung.  —  Ist  insbesondere  die  gegebene  Fläche  a  eine 
überall  convcxe  [wobei  unter  diesem  Namen  auch  solche  Flächen  mit  ein- 
begrilFen  sein  sollen ,  die  ZAim  Theil  ebenflüchig  sind],  so  entspricht  19-5 
der  Formel : 

(r)  0  s ^. <  1  • 

Man  kann  schliesslich  die  Formelsysteme  (5.)  und  (7.)  zu- 
sammenfassen, indem  man  sich  folgendermassen  ausdrückt: 

Ist  in  der  Ebene  oder  im  Baume  irgetul  eine  geschlossene  Curve 
oder  Fläche  a  gegeben  [die  z.  B.  mit  Ecken  resp.  mit  Ecken  und 
Kanten  behaftet  sein  kann],    und   bezeichnet  man  jedweden   Punkt,  je 


33]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  737 

nachdem    derselbe   ausserhalb    a,    auf  a,    oder   innerhalb    o  H^gly 
mit  a.  s  oder  i,  so  gellen  die  Formeln: 


^^a-j^fida),^o, 
(8).  u,  =  j^f{da\=\  ^^,, 


wo  h  =  1  resp.  =  2  is/,  und  wo  h:i{\  —  i>g)  den  ebenen 
Innenwinkel  der  Curve  g  im  Punkte  s,  resp.  den  räumlichen 
Innenwinkel  der  Fläche  g  im  Punkte  s  vorstellt.  Man  kann  etwa 
diese  Grösse  //t(I  —  O^J  kurzweg  das  innere  Winkelmaass  der 
Curve  oder  Flüche  a  im   Punkte  s  nennen. 

Dabei  ist  zu  beachten ,  dass  die  Grösse  0^  stets 
(9.)  =  0 

istj  ausser  wenn  der  Punkt  s  in  einer  Ecke  der  Curve  g,  resp.  in 
einer  Ecke  oder  Kante  der  Fläche  g  liegt;  —  und  ferner  zu  be- 
achten, dass  &g  stets  der  Formel  entspricht: 

(iO.)  -i  ^^,^-f  4  . 

Ist  insbesondere  die  Curve  oder  Fläche  g  eine  überall  convexe^ 
so  tritt  an  Stelle  des  Spielraumes  (10.)  der  engere  Spielraum: 

Dabei  sind  unter  überall  convexen  Curven  oder  Flüchen  auch 
solche  verstanden,  die  zum  Theil  geradlinig  resp.  ebenflächig  sind. 

Die  Formeln  (1 0.),  (1  I .)  ergeben  sich  unmittelbar  aus  den  Be- 
merkungen pag.  31  und  32.  Setzt  man  voraus,  dass  die  gegebene 
Curve  oder  Fläche  a  frei  von  Spitzen,  resp.  frei  von  Spitzen  und 
Schneiden  ist,  so  sind  diese  Formeln,  wie  aus  jenen  Bemerkungen 
folgt,  noch  weiter  vei*schärfbar,  nämlich  ersetzbar  durch: 

(10a.)  _  I  <;^^<4-<   , 

respective  durch: 

(44  a.)  0  ^,^,  <  t   . 

Uebrigens  wird  im  ganzen  Verlauf  der  arearenwärtisen  Abhand- 
lung  nur  von  den  Formeln  (10.),  (11.)  Gebrauch  gemacht  werden. 
Eine  Ausnahme  macht  allein  der  §  6  a.  In  diesem  nämlich  sind  die 
acuten  Formeln  (10a.),  (IIa.)  erforderlich. 

Abhandl.  d.  K.  Ges^llsch.  d.  Wissensch.  XXII.  50 


738  C.  Neumann,  [34 

Zu  den  soeben  ausgesprochenen  aus  der  (jeometrisclicn  Än- 
schauiiufj  herstammenden  Sätzen  (8.),  (9.),  (10.),  (11.)  resp.  (10  a.), 
(1 1  a.),  mögen  noch  zwei  weitere  Sätze  hinzugefügt  werden,  von  denen 
später  Gebrauch  zu  machen  ist,  und  die  aus  derselben  Quelle  her- 
stammen.    Dieselben  lauten  : 

Ist  in  der  Ebene  oder  im  Räume  eine  geschlossene  Curve  oder 
Fläche  G  gegeben^  und  setzt  man: 

(12.)  fda  =  T  , 

so  ist  I  eine  positive  endliche  Constante.  In  der  That  wird  dieses 
I  nichts  Anderes  sein,  als  der  Umfang  der  gegebenen  Curve,  resp. 
das  Areal  (Complanationsresultat)  der  gegebenen  Flüche. 

Bezeichnet  man  ferner  den  absoluten  Werth  von  {do)^  mit  abs(rfo)^, 
und  setzt  man  das  über  die  gegebene  Curve  oder  Fläche  a  ausge- 
dehnte Integral 

(13.)  Jahs(rf  (7)^  =  0^, 

und  bezeichnet  man  den  grössten  Werth,  den  die  so  definirte  [stets 
positive)  Function  <t>^  für  beliebige  Lagen  des  Punktes  x  anzunehmen 
im  Stande  ist,  mit  M,  so  wird  dieses  M  eine  der  gegebenen  Curve  oder 
Fläche  ö  zugehörige  positive  Constante  sein,  deren  Werth  stets  ein 
e n d l i eher  ist. 

Bemerkung.  —  AU'  diese  Sätze  (8.),  (9.)  ...  (13.)  beruhen,  wie 
schon  mehrfach  betont  ist,  wesentlich  auf  der  geometrischen  Anschauung, 
und  sind  daher  hinsichthch  ihrer  allgemeinen  Gültigkeit  anfechtbar. 
Ohne  auf  solche  Bedenken  mich  hier  weiter  einzulassen,  will  ich  nur  be- 
merken, dass  die  genannten  Sätze  das  wesentliche  Fundament  der  nach- 
folgenden Untersuchungen  ausmachen,  und  dass  also  die  Gültigkeit  dieser 
Untersuchungen  auf  solche  Curven  oder  Flächen  sich  beschränkt ,  für 
ivelche  die  genannten  Sätze  correct  sind. 


§  4- 

Allgemeine  Eigenschaften  des  Potentials   W. 

Nachdem  wir  im  vorhergehenden  §  das  specielle  Potential  7/"^:  unter- 
sucht haben,  wollen  wir  gegenwärtig  das  allgemeine  Potential 

[vgl.  (1a.,  b.,  c.)  pag.  28]  einer  genaueren  Betrachtung  unterwerfen. 


35]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  739 

Wir  werden  dabei  schliesslich  zu  dem  einfachen  Resultate  i'elan2;en, 
dass  dieses  Potential  )V^,  \vas  seine  Werthe  innerhalb  der  gegebenen 
Curve  oder  Fläche  o  betrilTt,  eine  Fundamentalfundion  des  Gebietes  3 
ist,  dass  dasselbe  also  den  in  (1.),  (2.)  pag.  16  angegebenen  Be- 
dingungen entspricht.  Und  gleichzeitig  werden  wir  zu  dem  Resultate 
geführt  werden,  dass  dieses  Potential  \S\.^  was  seine  Werthe  ausserhalb 
G  betrifft,  eine  Fundamentalfunetion  des  Gebietes  9t  ist,  dass  nämlich 
dasselbe  den  in  (L),  (2.),  (3.),  (i.)  pag.  21  genannten  Bedingungen 
sich  subordinirt. 

Dabei  wird  allerdings  stets  vorausgesetzt  werden,  dass  die 
Werthe  /*,  auf  Grund  deren  das  Potential  W^  gebildet  ist,  auf  der 
Curve  oder  Fläche  g  überall  stetig  sind.  —  Zuvörderst  ergeben  sich 
folgende  Sätze: 

Erster  Satz.  —  Sind  auf  der  geschlossenen  Curve  oder  Fläche  a 
[die  mit  Ecken,  resp.  mit  Ecken  und  Kanten  behaftet  sein  darf] 
irgend  welche  IVcr/Äc  f  oder  f^  vorgeschrieben,  die  auf  g  stetig  sind, 
und  setzt  man : 


"^"■-  =  Ä!r/^*''''»- 


SO  werden   die  nach  den  Coordinaten  x,  y,  resp.  x,  y,  z  des  Punktes  x 
gebildeten  Differentialquotienten  beliebiger  Ordnung: 

resp. 


und  ebenso  auch  W  selber  durchweg  stetig  sein,  so  lange  der  Punkt  x 
von  der  gegebenen  Curve  oder  Fläche  g  durch  irgend  welche  Zwischen- 
räume getrennt  bleibt.  Und  gleichzeitig  wird,  so  lange  dieser  Anforderung 
Genüge  geschieht,  die  Gleichung  erfüllt  sein : 

Zweiter  Satz,  —  Die  Function  W^  verschwindet  im  Unend- 
lichen, d.  h.  sie  wird  =  0,  falls  man  den  Punkt  x  nach  irgend 
welcher  Richtung  sich  ins  Unendliche  entfernen  lässt. 

Oder  genauer  ausgedrückt:  Beschreibt  man  um  irgend  einen  festen 
Punkt  mit  sehr  grossem  Radius  R  eine  Kreislinie  oder  Kugelfläche  S, 
so  sind  die  ausserhalb  S  befindlichen  Werthe  W  durch  Ver- 
grössentng  von   R  unter  jedweden   Kleinheitsgrad   hinabdrückbar. 

50* 


740 


C.  Neumann, 


[36 


Dritter  Satz,  —  Construirt  man  irgend  eine  Kreislinie  oder  Kugel- 
fläche  s.  ivelche  die  gegebene  Curve  oder  Fläche  o  ums chliesst,  und 
vollständig  innerhalb  51  liegt,  so  wird  das  über  diese  Kreislinie  oder 
Kugelßäehe  s  ausgedehnte  Integral 

■-dW 


f 


dn 


ds  stets  =  0 


sein.     Dabei  bezeichnet  n  die  Nortnale  von  s. 

Der  Beweis  des  ersten  Satzes   ergiebt  sich  leicht  auf  Grund   des 
in  (1 .)  für    W^  angegebenen  Ausdruckes 

\     rdT 


''' = '''^- i^JVj""  ' 


falls  man  nur  beachtet,  dass  T  =  log  — ,  resp.  =  --  ist,  und  dass 
E  die  Entfernung  des  Punktes  x  vom  Elemente  da  vorstellt.  Will 
man  den  Satz  mit  voller  Strenge  und  zugleich  mit  einiger  Kürze 
beweisen,  so  kann  man  sich  dazu  derjenigen  Hülfssätze  bedienen, 
welche  von  mir  angegeben  sind  in  meinem  Werke  über  das  Log. 
und  Newton'sche  Potential  (bei  Teubner,  1877;  daselbst  pag.  141, 
1  42). 

Beweis  des  zweiten  Satzes.  —  Nach  (1.)  ist: 

1      /'cos  ö 


(2.) 


W. 


1       Pcos  0  . , 


Wir  beschreiben  um  irgend  einen  festen  Punkt  mit  beliebigen  Radien 
r,  B  [r  ■<  R)  zwei  Kreislinien  oder  Kugeiflächen  s,  iS,  jedoch  der  Art, 
dass  .s  (mithin  auch  S)  die  ge- 
gebene Curve  oder  Fläche  a 
umschliesst.  Betrachten  wir 
nun  irgend  einen  ausserhalb  S 
gelegenen  Punkt  x,  so  sind 
die  ihm  zugehörigen  ^'s  [d.  i. 
seine  Abstände  von  den  ein- 
zelnen Elementen  da  der  ge- 
gebenen Curve  oder  Fläche  o] 
durchweg  >  (ß  —  r) ;  so  dass 
also    für  jedes    solches    E   die    Formel    stattfindet: 


37]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  741 

Bezeichnet  man  also  den  absolut  grösslen  Werth  von  f  auf  a  mit  3/, 
so  folgt  aus  (2.): 

also  mit  Rücksicht  auf  (12.)  pag.  34.: 

Diese  Formel  (3.),  in  welcher  3/,  Z,  h  gegebene  endliche  Con- 
stanten voi-stelien  (A  =  1,  resp.  =  2),  gilt  für  sämmtliche  Punkte  j:, 
die  ausserhalb  S  liegen.  Demgemäss  folgt  aus  dieser  Formel,  dass 
sämmtliche  W^,  die  ausserhalb  S  liegen,  durch  Vergrösserung  von  S, 
d.  i.  durch  Vergrösserung  des  Radius  R,  unter  einen  beliebigen 
Kleinheitsgrad  hinabdrückbar  sind.   —   Q.  e.  d. 

Beweis  des  dritten  Satzes.  —  Wir  wollen  den  Satz  bew- eisen 
für  die  schon  construirte  Kreislinie  oder  Kugelfläche  s  (r),  indem  wir 
dabei  der  Linie  oder  Fläche  jS  (ß)  als  eines  Uülfskreises  oder  einer 
llülfskmjel fläche  uns  bedienen,  [vgl.  die  vorhergehende  Figur].  Auf 
Grund  des  ersten  Satzes  pag.  35,  und  unter  Anwendung  der  be- 
kunnten  Green'schen  Formeln,  ergiebt  sich  zuvörderst  die  Gleichung: 

oder  was  dasselbe  ist: 

wo  n  und  N  die   inneren  Normalen  von  s  und    <S   vorstellen    sollen. 
Hieraus  folgt  sofort: 

.    PdW  .        .   rdw.^ 

abs  1  — —  ds  ^  abs  /  -p^  dS  , 
J    an  J    dN 

mithin : 

dW  .    ^ri  .    dW 


^^ri^^sfhm"^ 


Das  hier   auf  der   rechten  Seite  befindliche  -j-^  ist,    nach  (I.), 

dN  ^ 

in  folgender  Weise  darstellbar: 

dW         \     r   d-T 


wo    T  3=  log  — - ,  resp.  =  -pr  ist,  und  E  den  gegenseitigen  Absland 


742  C.  Neumann,  [38 

zweier  Elemente  da,  dS  vorstellt,  während  v,  N  die  inneren  Nor- 
malen dieser  Elemente  bezeichnen.  Demgcmäss  ergiebt  sich,  mittelst 
elementarer  Rechnung : 

d^T     __  cos« — (h -\- \) cos  d cos  A 
dVäN"'  eI^'  ~   ' 

wo  6  der  Neigungswinkel  von  v  gegen  N  ist,  während  ()  und  A  die 
Winkel  vorstellen,  unter  denen  v  und  N  gegen  die  Linie  E{dG  :^  >  dS) 
geneigt  sind.  Beachtet  man,  dass  h  =:  \  resp.  =  21  ist,  so  ergiebt 
sich  aus  der  letzten  Formel  sofort: 

''^^  dv  dN=   A/^-^i     ' 
also,  weil  E  ^  R  —  r  ist,  a  forliori: 

^       d'r      ^       /i  +  2 


dr  dN^  {R  —  rf-^' 
Mit  Rücksicht  hierauf  folgt  aus  (u.)  sofort: 

oder  falls  man  den  absolut  grossten  Werth  von  /'  auf  o  mit  M  be- 
zeichnet, und  überdies  beachtet,  dass /'t/a  =  I  ist  [vgl.  (12.)  pag.  34J: 

y     dW  ^      {h+%)MT 
^^■^  '*''  -Jn  <  h^iR^^^^r-^''  ' 

Dies  in  (4.)  substituirt,  erhält  man  jetzt: 


(5.)  abs  /  -y—  c/s  <   ,       .p rr:^!-  /  c/^ 

J    dn  h7t{R  —  rf^^  J 


also,     weil    yV/*S    =:    ^Rtt,     resp.    =    ^IVti,     mithin     allgemein 
=   2/i  /f  TT  ist: 

f/TF  ,     ^2(/?  +  2)3/1  .  M 


(6.)  absy  -^  ^.  <  — (^j^TTpr 


Der  hier  auf  der  rechten  Seite  stehende  Ausdruck  ist  aber,  weil 
M,  I,  r,  h  gegebene  Gonstanten  vorstellen  (Ä  =  1 ,  resp.  =  2),  durch 
Vergrösserung  von  R  unter  jedweden  Kleinheitsgrad  hinabdrückbar. 
Somit  ergiebt  sich,  dass  das  der  gegebenen  Kreislinie  oder  Kugel- 
fläche s  entsprechende  Integral 

'dW 


f 


,     ds 
dn 


nothwendig  =   0  ist.  —    Q.  e.  d. 


39]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  ISIittels.  743 

Weitere  Untersuchungen.  —  Nach  dem  ersten  Satz  (pag.  35)  ist 
Wj.  stel'uj ,  so  lange  der  Punkt  x  von  der  gegebenen  Curve  oder 
Fläche  G  durch  irgend  welche  (wenn  auch  noch  so  kleine)  Zw  ischen- 
räume  getrennt  bleibt.  Es  fragt  sich,  ob  diese  Stetigkeit  fortdauert 
bis  hart  an  a  heran.  Um  auf  diese  Frage,  deren  Beantwortung 
nicht  ganz  leicht  ist,  näher  einzugehen,  wollen  wir  neben  der 
Function 

gleichzeitig  auch  die  speciellere  Function 

in  Betracht  ziehen,  und  den  Ausdruck  bilden: 

(9.)  Q^=W^  —  kw^, 

wo  k  eine  noch   disponible  Constanle  sein   soll.      Durch   Substitution 
der  Werthe  (7.),  (8.)  ergiebt  sich: 

(iO.)  Q^=/^(./a)^  . 

Wir  markiren  nun  auf  g  irgend  einen  Punkt  x,  beschreiben 
um  X  (als  Centrum)  eine  Kreislinie  oder  Kugelfläche  0^  von  noch 
unbestimmter  Kleinheit,  und  nehmen  zur  Constanten  k  denjenigen 
Werth,  welchen  die  auf  g  vorgeschriebene  Function  /'  im  Punkte  x 
besitzt : 

Durch  die  kleine  Kreislinie  oder  Kugelfläche  0^  zerfällt  die  ge- 
gebene Curve  oder  Fläche  g  in  zwei  Theile,  von  denen  der  innerhalb 
Oy  liegende  mit  o',  der  ausserhalb  0^  befindliche  mit  g"  benannt 
werden  mag.  Diese  kleine  Kreislinie  oder  Kugelfläche  0^  bildet 
alsdann  die  Grenze  zwischen  a'  und  a",  und  soll  auch  st^ts  diese 
Grenze  bleiben;  so  dass  also  z.  B.  bei  einer  \erkleinerung  von  0^  der 
Theil  g'  sich  ebenfalls  verkleinern,  der  Theil  g"  hingegen  sich  ver- 
grösser n  wird. 

Den  beiden  Theilen  g'  und  a"  entsprechend,  zerfällt  das  Inte- 
gral (10.)  ebenfalls  in  zwei  Theile,  die  mit  Qj^'  und  Q/  bezeichnet 


744  C.  Neumann,  [40 

werden  mögen;  wie  solches  angedeutet  sein  mag  durch  die  Formel: 


Q  '  Q«." 


X 


Alsdann  ist  also: 


und  falls  man  für  x  irgend  einen  anderen  Punkt  ij  nimmt: 
mithin : 


%,     =^      Qy'      +      Q,/'        , 


ü^  -  Qy  =  Q^'  +  (-  1)  üy   +  (ß^"  -  ^y")  , 
folglich : 

(13.)     abs  (Q^  —  Qy)  S  «hs  Q^,'  +  abs  Q,/  +  abs  (Q^"  —  Q^/')  , 

tvobei  über  die  Lage  der  Punkte  x,  y  nicht  die  mindeste  Voraussetzung 
gemacht  ist. 

Für  Qx    ergiebt  sich  sofort  die  Formel  [vgl.  (1^.)]- 


'absQ,'^f^^-^[^hhs{do%, 


oder,  falls   man  den  absolut  grössten  Werth  von  (/'  —  k)  auf  a'  mit 
M'  bezeichnet: 

M'   C 

abs  QJ  ^j^J  abs(dff%  , 

also  a  fortiori : 

abs  QJ  ^  -~  (/abs  {da%  -\~fahsida'%^  , 

oder  was  dasselbe  ist: 

M'  r 

abs  Q^'  ^j^J  Abs  (da)-,  , 

also  mit  Rücksicht  auf  den  Salz  (13.)  pag.   34: 

i/'M 


(A.)  abs  Q' 


=    h7t    ' 


wo  M  eine  der  gegebenen  Curve  oder  Fläche  o  zugehörige  positive 
endliche  Constante  vorstellt. 

Ist  0^,    mithin   auch  o'  sehr  klein,  so  werden   die  anf  a'  vor- 
handenen  Werthe   f  (weil  /'  nach   unserer   Voraussetzung   stetig   ist) 


4<]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  745 

sehr  wenig   von   einander  abweichen,    also   z.  B.    auch   sehr   wenig 

abweichen  von  demjenigen  Werthe  k,  den  die  Function  f  auf  a'  im 

Centrum  von  0^   d.  i.    in  x  besitzt.     Demgemäss  wird   die  Dififercnz 

f —  k  für   alle  auf  a'  liegenden  Punkte   sehr  klein  sein,  mithin  der 

absolut  grösste  Werth  3/',  den  diese  Differenz  auf  a'  besitzt,  ebenfalls 

sehr  klein  sein.     Kurz,  man  erkennt  (auf  Grund  der  Stetujkeit  von  /"), 

dass  jenes  M'  durch  Verkleinerung  der  Kreislinie  oder  Kugelfläche  0^ 

und  durch   die  damit  Hand    in  Hand   gehende  Verkleinerung  von  o' 

beliebig    klein,    z.    B.    so    klein    gemacht    werden    kann,    dass    der 

Quotient 

M'fA         e 
hTt    ^  d 

wird,  wo  6  einen  willkürlich  gegebenen  Kleinheitsgrad  vorstellen 
soll.  Solches  aber  ausgeführt  gedacht,  ergiebt  sich  aus  (A.)  die 
Formel  : 

(B)  abs  Q^'  <  I  , 

ohne,  dass  bei  Ableitung  dieser  Fortnel  über  die  Lage  des  Punktes  x 
auch  nur  die  mindeste  Voraussetzung  gemacht  wäre.  Giebt  man 
also  dem  Punkte  x  in  der  Ebene  resp.  im  Räume  irgend  welche 
andere  Lage  t/,  so  wird  wiederum 

(C.)  abs  Qy  <  I 

sein. 

Die  Formeln  (B.),  (C.)  sind  entstanden  durch  eine  gewisse  dem 
vorgeschriebenen  6  entsprechende  A^rkleinerung  von  0^  und  die  da- 
mit Hand  in  Hand  gehende  Abänderung  der  Theile  a'  und  o".  Nach- 
dem solches  ausgeführt  ist,  wollen  wir  jetzt  diese  geometrischen  Ge- 
bilde 0^,  a',  g"  erstarren  lassen,  d.  h.  weiterhin  constant  erhalten. 
Hingegen  wollen  wir  die  bis  jetzt  in  der  Ebene  resp.  im  Räume 
völlig  frei  beweglichen  Punkte  x,  y  fortan  in  das  Innere  einer  um  x 
(als  Centrum)  beschriebenen  Kreislinie  oder  Kugelfläche  o^  hinein- 
bannen, und  dabei  den  Radius  von  o^  gleich  von  Anfang  uns  noch 
kleiner  denken  als  den  von  0,.  Durch  eine  weitere  Yei'Ueinerung 
von  0^  werden  wir  offenbar  dafür  sorgen  können,  dass 

(Z).)  abs  (Q^"—Q/)  stets  <| 


746  C.  Nelmann,  [42 

bleibt,  welche  Bewegung  man  den  Punkten  x,  y  innerhalb  o^  auch 
zuertheilen  mag. 

Denn  das  Integral  QJ'  und  ebenso  Qy"  erstreckt  sich  nur  über 
den  ausserhalb  Oy^  gelegenen  Thell  a" ,  und  ist  daher  stetig  für  alle  inner- 
halb Ojj  befindlichen  Punkte.  Innerhalb  0^  befindet  sich  aber  jene  die 
Punkte  cc  und  y  umschliessende  kleine  Kreislinie  oder  Kugeliläche  o^. 

Jetzt   endlich   folgt    aus   (13.),    mittelst   der    Formeln   (D.),  (C), 
{D.\  dass 

(1 4.)  abs  (Q^  —  Qy)  stets  <;  e 

bleibt,  welche  Bewegung  man  den  Punkten  x  und  y  innerhalb  o^ 
auch  zuertheilen  mag;  so  dass  man  also  zu  folgendem  Satz  gelangt: 
Markirl  man  auf  o  irgend  einen  Punkt  a,  und  bezeichnet  man  den 
in  y.  vorhandenen  Werlh  von  f  mit  k,  so  werden  die  Werlhdl/ferenzen, 
ivelche  die  Function 

(15.)  Q^  =  Wx  —  kw^ 

innerhalb  einer  um  x  {als  Cenlrum)  beschriebenen  Kreislinie  oder  Kugel- 
fläche besitzt,  durch  Verkleinerung  des  Radius  derselben  unter  jeden 
beliebigen  Kleinheitsgrad  hinabdrückbar  sein. 

Oder  kürzer  ausgedrückt:  Die  Function  Q^  ist  im  Punkte  }i  stetig, 
mithin  daselbst  z.  B.  auch  endlich. 

Bemerkung.  - — Es  wird  nach  (15.),  falls  man  x  nach  x  rücken  liissl : 

(«•)  ^x  ="  ^^x  —  ^' ^x  > 

oder  mit  Rücksicht  auf  (H  .): 

iß.)  ^x-W^-fx^^- 

liier  ist  Qjj,  wie  soeben  erläutert  wurde,  endlich.  Gleiches  aber  gilt 
[in  Folge  der  Stetigkeit  von  f\  auch  von  f^,  und  [auf  Grund  des  Satzes 
(8)  pag.  33j  auch  von  w^  .  Gleiches  gilt  daher,  zufolge  der  Formel  (/i.), 
auch  von  W^.  Nun  war  aber  der  Punkt  x  auf  a  ganz  beliebig  markirt. 
Demgemüss  erkennen  wir,  dass  die  Function  TF„  auf  o  überall  end- 
lich ist. 

Nehmen  wir  ferner  für  x  irgend  einen  Punkt  mncr/ta/ö  o  oder  ausser- 
halb a,  so  wird  in  diesem  die  Function  IF^  (erster  Satz  pag.  3b)  stetig, 
mithin  auch  endlich  sein.  Und  diese  Endlichkeit  wird  (vergl.  den  zweiten 
Satz  pag.  35)  auch  dann  noch  fortbestehen,  wenn  wir  den  Pankt  x  in 
unendliche  Ferne  rücken  lassen. 

Demgemäss  gelangen  wir  also  zu  dem  Satz ,  dass  die  Function  W^ 
(ebenso  wie  iv^^  in  der  ganzen  Ebene  resp.  im  ganzen  Räume  allent- 
halben endlich  ist,  loobei  die  unendlich  fernen  Punkte  der  Ebene  resp.  des 
Raumes  mit  einbegriffen  sind. 


i3^  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels,  747 

Man  kaon  den  Satz  (15.),  indem  man  für  u\  seine  Werthe 
[(8.)  pag.  33]  substituirt,  wobei  alsdann,  was  die  Punkte  x  betriflt, 
zwischen  den  a,  s  und  t  zu  unterscheiden  ist,  auch  so  aussprechen: 

Markirt  man  auf  a  irgend  einen  Punkt  /.,  und  bezeichnet  man  den 
in  »  vorhandenen    Werth  von  f  mit  k,  so  wird  die  durch  die  Formeln 

{^6.)  Q,=  ir,  -  (1  -  ^,)Ä- , 

[Q.  =  W.  —  2k 
definirte   Function    Qj.    innerhalb    einer    um   /.   beschriebenen   Kreislinie 
oder  Kufjelfläche  Werthe  besitzen,  deren  Differenzen,  durch  Verkleinerung 
dieser  Kreislinie  oder  Kugelfläche,   unter  jeden  beliebigen  Kleinheitsgrad 
hinabdrikkbar  sind. 

Genau  derselbe  Satz  gilt  aber  auch  von  denjenigen  Functionen 
Hj.  und  Zj.,  die  durch  die  Formeln  definirt  sind: 
(Ha  =  0,  (Z,  =  2A-. 

(H.)  {H,  =  -(1  -^,)(/-,-A),  {z,  =  2Ä+(i  +  ^,)(/.-A), 
lH,  =  0,  (Z,  =  2Ä; 

wie  man  solches  sofort  erkennt,  falls  man  nur  beachtet,  dass  die 
Function  f  oder  f^  (nach  unserer  Voraussetzung)  auf  a  stelig  ist,  und 
dass  k  den  Werth  dieser  Function  im  Punkte  z  repräsentirt. 

Genau  dei^elbe  Satz  gilt  daher  z.  B.  auch  von  der  aus  Qj-  und 
Hj-  durch  Addition  entstehenden  Function: 

O^.  =  Q^  +  H^  , 
ebenso  von  der  Function: 

Y,  =  Q.,  +  Z,  : 
wobei    zu  bemerken   ist,    dass   für   diese   neuen  Functionen  O^.  und 
Vj.  aus  (16.)  und  (17.)  folgende  Ausdrücke  resultiren: 

(48.)  <t>,  =   \r,  +  i>sfs-fs   ,     r»^.  =  "^,  +  ^sfs+fs   , 

Genau  derselbe  Satz  wird  daher  auch  gelten  für  einen  Theil 
dieser  Functionswerthe,  z.  B.  für  die  Oo,  <t>,  (unter  Fortlassung  der  <!>,), 
ebenso  für  die  Y,,  V,  (unter  Fortlassung  der  Yq).  Demgemäss  wird 
also  die  durch  die  Formeln 

(19)  /*..=  "«> 

für  alle  Punkte  a,  s,  d.  i.  für  das  Gebiet  ''}{  (inclusive  o)  definirte 
Function   Oj.   innerhalb    einer    um    x    beschriebenen   Kreislinie    oder 


748  G.  Neümann,  L'^4 

Kugeltlüche  Wcrthe  besitzen,  deren  Differenzen,  durch  Verkleinerung 
des  Radius  dieser  Kreislinie  oder  Kugelfläche,  unter  jeden  beliebigen 
Kleinheitsgrad  hinabdrückbar  sind.  Und  es  wird  daher  diese  Fimclion 
0^  im  Punkte  x  stetig  zu  nennen  sein. 

Dabei  repräsentirt  a  einen  auf  g  beliebig  zu  wählenden  Punkt. 
Nimmt  man  an  Stelle  eines  solchen  Punktes  yt  einen  anderen  (ebenfalls 
auf  G  liegenden)  Punkt  x,  so  bleiben  die  Ausdrücke  (19.)  genau  die- 
selben [was,  beiläufig  bemerkt,  bei  den  früheren  Ausdrücken  (16.), 
(17.),  (18.)  nicht  der  Fall  ist;  denn  jene  sind  mit  '/  resp.  k  behaftet]; 
so  dass  man  also  sagen  kann:  Die  durch  die  Ausdrücke  (19.)  für 
alle  a,  s,  d.  i.  für  das  Gebiet  %  {inclusive  g)  definirte  Function  O^  ist 
stetig  für  jedweden  auf  g  gelegenen  Punkt  a  .  Oder,  falls  man  den 
Buchstaben  x  mit  s  vertauscht:  Sie  ist  stetig  für  jedweden  auf  g 
liegenden  Punkt  s. 

Sie  ist  anderer^seits  aber  auch  stetig  für  jedweden  innerhalb  91 
liegenden  Punkt  a.  Denn  innerhalb  91  ist  sie  [nach  (1 9.)]  identisch 
mit  W;  und  dass  W  innerhalb  %  überall  stetig  ist,  unterliegt  [vgl. 
den  ersten  Satz  pag.  35]  keinem  Zweifel.  Demgemäss  gelangen  wir 
also  zu   folgendem  eleganten  Satz : 

Die  durch  die  Formeln 

^a  =-  Wa  , 

definirte  Function  O  ist  stetig  in  ganzer  Erstreckung  des  Gebietes  %. 
Und  hieraus  folgt  [unter  Hinzunahme  des  zweiten  Satzes  pag.  35], 
dass  sie  in  Erstreckung  von  91  auch  überall  endlich  ist,  miteingerechnet 
die  unendlich  fernen  Punkte  von  91. 

Zu  einem  ganz  analogen  Resultat  gelangt  man,  wie  jetzt  leicht 
zu  übersehen  ist,  mit  Bezug  auf  die  in  (1 8.)  angegebenen  Werthe 
Yj,  N^s,  nämlich  zu  folgendem  Satz: 

Die  durch  die  Formeln 

Y.  =  W 
(21.)  *  '  ' 

^      ^  'Vs-W,  +  ^J,\-f, 

definirte  Function  V  ist  stetig  in  ganzer  Erstreckung  des  Gebietes  3, 
mithin  daselbst  auch  überall  endlich. 

Sie  ist  also  z.  B.  auch  stetig  auf  der  Grenze  von  3-  D-  h.  V^ 
ist  stetig  auf  g.      Gleiches   aber   gilt    auf  g    (nach    unserer    Voraus- 


4Ö]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  749 

Setzung)  auch  von  /",,  folglich  auch  von  der  Differenz 

's  IS    ' 

d.  i.  [nach  (^1.)]  von  der  Function: 

Ws  4-  »sfs   ■ 

Und  demgemäss  ergiebt  sich  also  der  Satz: 
Die  Function 

(22.)  r;  =  w,  +  ^sfs 

ist  auf  der  gegebenen  Curve  oder  Fläche  o  überall  stetig,  mithin  da- 
selbst auch  überall  endlich. 

Es  handelt  .sich  bei  diesen  Sätzen  (20.),  (21.)  und  (22.)  eigent- 
lich nur  um  die  Function  f  und  das  von  ihr  abhängende  Potential 
W.  Wir  müssen  daher,  nachdem  die  Richtigkeit  jener  drei  Sätze 
einmal  erkannt  ist,  auf  Mittel  und  Wege  bedacht  sein,  um  die  übei- 
flüssigen  Buchstaben  0,  ^  wieder  los  zu  werden.  Zu  diesem  Zwecke 
können  wir  jene  Sätze  selber  uns  dienstbar  machen. 

Da  nämlich  *,  zufolge  des  Satzes  (20.),  in  Erstrechung  von  % 
stetig  ist,  so  wird  solches  z.  B.  auch  stattfinden  innerhalb  einer  kleinen 
Kreislinie  oder  Kugelfläche  o^,  die  um  irgend  welchen  auf  a  mar- 
kirten  Punkt  s  (als  Centrum)  beschrieben  ist.  Die  Abweichungen, 
welche  die  innerhalb  o^  befindlichen  Werthe  <t>„  gegenüber  dem  Cen- 
tralwerth  (t>^  zeigen,  sind  also  durch  Verkleinerung  des  Radius  von  o, 
unter  jedweden  Kleinheitsgrad  hinabdrückbar.  Jene  inneihalb  o^  vor- 
handenen Werthe  <t>„  convergiren  also,  falls  man  o,  ins  Unendliche 
verkleinert,  gegen  jenen  Centralwerth  O, .  Oder  noch  kürzer  ausge- 
drückt: Der  Centralwerth  O,  ist  der  Convergen  zwerth  der  be- 
nachbarten <t)„. 

Dieser  Satz  aber  wird,  falls  man  für  4>,  und  <\>„  ihre  eigentlichen 
Ausdrücke  (20.)  substituirt,  dahin  auszusprechen  sein,  dass  der  in  s 
vorhandene    Werth 

Ws  +  ^sfs-fs 

den  Convergenzwerth  der  benachbarten  W„  repräsentiri.  Um  diese 
Beziehung  anzudeuten,  kann  man  schreiben: 

lim«^,  Wa=  W,  +  &,f,-f,  , 
oder  einfacher: 

^yas  =  Ws  +  »srs-rs  < 

wo  alsdann  das  Symbol  W„,  denjenigen  Werth  bezeichnet,  gegen  welchen 
die  innerhalb   o^   befindlichen    W„    convergiren,    sobald  man  den  Radius 


750  C.  Neumann,  [46 

von  0,  ins  Unendliche  verkleinert.  Uebrigens  kann  man  diese  Formel 
für   W^g,  mit  Rücksicht  auf  (22.),  offenbar  auch  so  schreiben: 

^^as  '^^^  Is  IS    ' 

Analoges  ist  zu  bemerken  beim  Satze  (21.).  Und  in  solcher 
Weise  gelangt  man,  auf  Grund  der  Satze  (20.),  (21.),  (22.),  zu  fol- 
gendem Resultat: 

Vierter  Satz.  —  Sind  auf  der  geschlossenen  Curve  oder  Fläche  a, 
[die  mit  Ecken  resp.  mit  Ecken  und  Kanten  behaftet  sein  darf] 
irgend  welche  Werthe  f  oder  /!,  vorgeschrieben,  die  auf  n  stetig  sind, 
und  setzt  man : 

und  setzt  man  überdies: 

(24.)  fs'  =  W,  +  ^.  A  , 

wo  {)g  die  schon  früher  [vgl.  (8.)  pag.  33]  angegebene  Bedeutung  haben 
soll,  so  sind  die  in  solcher  Weise  definirten  f  oder  fj  auf  a  überall 
stetig*). 

Das  hier  in  (24.)  auftretende  W^  repräsentirt  den  directen  Werth 
des  Integrales  (23.)  in  einein  auf  a  gelegenen  Pimkte  s,  nämlich  den- 
jenigen Werth,  welcher  entsteht,  wenn  man  in  (23.)  statt  x  den  Punkt  s 
eintreten  lässt,  und  sodann  die  Integration  ausführt. 

Ausser  diesem  directen  Werthe  W,  treten  nun  im  Punkte  s  noch 
zwei  andere  Werthe  von  W,  in  mehr  indir ecter  Weise,  zu  Tage. 
Denkt  man  sich  nämlich  um  den  Punkt  s  (als  Centrum)  eine  kleine 
Kreislinie  oder  Kugclfläche  o,  construirt,  so  werden  die  innerhalb  o,  vor- 
handenen Werthe  W,, ,  falls  man  o,  ins  Unendliche  verkleinert,  gegen 
einen  bestimmten  endlichen  Werth  convergiren,  der  mit  W^^  be- 
zeichnet werden  mag.  Und  ebenso  iverden  bei  dieser  Procedur  die 
iimerhalb  o^  vorhandenen  Werthe  W^  ebenfalls  gegen  einen  bestimmten 
endlichen  Werth  convergiren,  der  W^,  heissen  mag.  Diese  dem  be- 
trachteten Punkte  s  zugehörigen,  resp.  aus  den  Gebieten  %  und  3  ^'^*'- 
stammenden  Convergenzwerthe  W^^  und  W^^  stehen  zu  den  Func- 
tionen f  und  f  in  einfacher  Beziehung.  Es  gelten  nämlich  für  jedweden 
Punkt  s  die  Gleichungen: 

(25  )  ^^«'  ""  ^'  "  ^'  ' 

Wis-fs'+fs- 


*)  Dies  ist  der  Salz  (22). 


*7]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  751  ^ 

Ferner  bilden,  was  von  hervorragender  Wiehligkeit  ist.  die  ^yerthe 
W„  und  }\],g  zusammengenommen  ein  ]yerlhsystem ,  welches  stelig 
ist  in  ganzer  Erstreckung  von  %*).  Und  ebenso  repräsentiren 
die  W,  und  W.g  zusammengenommen  ein  zweites  Werthstjstem,  welches 
stetig  ist  in  ganzer  Erstreckung  des  Gebietes  5**)- 

Insbesondere  sei  noch  hervorgehoben,  dass  sämmtliche   Werlhe 

(26.)  W,  ,   Wa  ,   W„,  .    ]r,  ,    Wi, 

endlich  sind,  mitinbe griffen  die  in  unendlicher  Ferne  vorhandenen 
Wal  ttie  solches  aus  (20.),  (21.),  (22.)  sich  sofort  ergiebt. 

Auf  diese  Weise  dürfte  das  Resultat  unserer  letzten  Unter- 
suchungen einigermassen  übersichtlich  hingestellt  sein.  Schärfer  ist 
jedenfalls  das  Resultat  in  seiner  ursprünglichen  Fassung,  nilmlich  in 
(20.),  (21.),  (22.),  ausgesprochen. 

Wir  können  jetzt  endlich  den  soeben  ausgesprochenen  vierten 
Satz  mit  den  drei  früheren  Sätzen,  die  zu  Anfang  dieses  §  auf  pag.  33 
hingestellt  Nvurden,  zu  einem  einzigen  Theorem  zusammenziehen.  Aus 
den  genannten  vier  Sätzen  ergiebt  sich  nämlich  sofort,  dass  die 
Werthe  W„  und  W„g  eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes  %  und 
dass  andererseits  die  Werthe  IV,  und  l^',^  eine  Fundamentalfunction 
des  Gebietes  3  repräsentiren.  Man  erkennt  solches,  falls  man  nur 
zurückblickt  auf  die  für  derartige  Functionen  gegebenen  Definitionen 
pag.    1 6  und  pag.  2 1 .     Wir  haben  somit  folgendes  Theorem : 

Theorem.  —  Denkt  man  sich  auf  einer  geschlossenen  Curve  oder 
Fläche  a,  [die  auch  mit  Ecken  resp.  mit  Ecken  und  Kanten  behaftet 
sein  darf]  irgend  eine  Function  f  vorgeschrieben,  die  daselbst  stetig 
ist,  und  setzt  man: 

oder  allgemeiner: 

so  repräsentiren  die  Werthe  W„,  W„g  eine  Fundamentalfunction 
des  Gebietes  %,  und  die  Werthe  TV,,  V^'^,  eine  Fundamental- 
function des  Gebietes  % 


*)  Dies  ist  der  Satz  (20  ). 
**)  Dies  ist  der  Salz  (21.). 


7'52  C.  Neumann,  [48 

§5. 

üeber  die  mit  dem  Poteütial   W  zusammenhängenden  unendlicli  vielen 
Functionen  f,  f,  f'\  f"\  etc. 

Rliminirt  man  aus  den  beiden  Formeln  (23.),  (24.)  pag.   46 : 

(2.)  fs'  =  ^sfs+W, 

das    W,    so    ergiebt    sich   zwischen    den    beiden  Functionen  f  und  f 
folgende  directe  Beziehung: 

1 


(3.)  fs'  =^sfs  +  j^:^f(\do\ 


Nach  unserer  Voraussetzung  ist  die  auf  o  von  Hause  aus  vorge- 
schriebene Function  f  auf  a  tiberall  stetig.  Und  Gleiches  gilt,  in 
Folge  dessen,  auch  von  der  neuen  Function  /",  [Satz  (24.)  pag.  46]. 
Denkt  man  sich  also  zu  /'  und  /"  noch  unendlich  viele  andere 
Functionen  / ',  /"",  etc.  hinzugefügt,  und  zwar  der  Art,  dass  in  der 
Reihe : 

(4.)  f,  f,  r,  r\  ■  ■  ■  f^''K . . . 

jede  Function  aus  der  vorhergehenden  in  genau  derselben  Weise  ent- 
standen sein  soll,  wie  /"  aus  f,  so  werden  all'  diese  Functionen  auf  a 
stetig  sein.  Bezeichnet  man  also  z.  B.  die  kleinsten  und  grössten 
Werthe,  welche  diese  Functionen  auf  o  besitzen,  resp.  mit 

(5.)  K,   K',  K",  K'",   .  ..  At«),    ...   , 

und  mit: 

(6.)  G,   G',  G",   G'",   ...   Gi""),   ...   , 

so  werden  all'  diese  Grössen  (5.),  (6.)  bestimmte  endliche  Gonstanten 
sein.  —  Will  man,  was  kaum  nöthig  sein  dürfte,  die  Entstehungs- 
weise der  f,  f'\  /"",  ...  noch  deutlicher  vor  Augen  haben,  so  hat 
man  nur  die  mit  (3.)  analogen  Formeln  hinzuschreiben: 

1 


0.)  fs"  =^sfs'  +j^fndo)s , 


49]  Über  die  Methode  des  abithmetischen  Mittels.  753 

Wir  wollen  nun  diese  Functionen  und  die  ihnen  zu2:ehöria;en 
Conslanten  (5.),  (6.)  einer  genaueren  Untersuchung  unterwerfen,  unter 
der  Voraussetzung,  dass  die  gegebene  Curve  oder  Fläche  a  überall 
convex  ist,  wobei  unter  diesem  Namen  auch  solche  Curven  und  Flächen 
miteinbegriffen  sein  sollen,  die  zum  Theil  geradlinig  resp.  eben- 
flächig sind.    Zufolge  dieser  Voraussetzung  sind  alsdann  die  Grössen 

(8x.)  {do\  ,  {da)g  ,  &g  durchweg  positiv, 

und  überdies  die  x^g  der  Formel  unterworfen: 

(8y.)  O^^.^l; 

wie  solches  theils  aus  der  geometrischen  Bedeutung  der  (rfo)^  folgt 
[vgl.  pag.  28],  theils  aus  schon  früher  gemachten  Bemerkungen  sich 
ergiebt  [vgl.  (11.)  pag.  33].  Dabei  sei  noch  folgende  Relation  notirt 
[(8.)  pag.  33]: 

(8z.)  f{da\  =  h7v{\  -&g)  , 

von  der  mehrfach  Gebrauch  zu  machen  sein  wird. 

Die  rechte  Seite  der  Formel  (3.)  wird  offenbar,  weil  die  &,  und 
(do),  durchweg  positiv  sind  [vgl.  (8x.)],  vergrösserl  werden,  sobald 
man  alle  daselbst  vorkonmienden  fs  durch  ihren  grössten  Werlh,  d.  i. 
durch  G  [vgl.  (6.)]  ersetzt.     Somit  ergiebt  sich  die  Relation 

und  in  analoger  Weise  auch  folgende  Relation: 


/■;SÄ[*,+  i^/(rfa),]. 


Diese  beiden  Relationen   gewinnen  aber   mit  Rücksicht  auf  (8z.)  die 
einfache  Gestalt: 

/■;  s  G , 

fs  ^  A'  . 
Diese  Relationen  werden,  weil  bei  ihrer  Ableitung  über  die  Lage 
des  Punktes  s  auf  der  gegebenen  Curve  oder  Fläche  a  keinerlei 
Voraussetzung  gemacht  ist,  in  Kraft  bleiben  für  einen  auf  a  in  be- 
liebiger Bewegung  begriffenen  Punkt  s.  und  demgemäss  werden 
also  sämmiliche  Werthe,  welche  die  Function  f  auf  g  überhaupt  be- 
sitzt, der  Formel  entsprechen: 

(9.)  K^f'^G  . 

Abhandl.  d.  K.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  SXII.  51 


754  C.  Neumann,  [50 

Es  wird  daher  diese  Formel  z.  B.  auch  gelten  für  den  grössten 
Werth  von  /',  d.  i.  für  6",  desgleichen  für  ihren  kleinsten  Werth, 
d.  i.   für  K';  sodass  man  erhalt: 

(10.)  K^K'  ^  G'  ^G  . 

Die  Beziehung  zwischen  f  und  f  ist  aber  dieselbe,  wie  zwischen 
/"  und  f".  Ebenso  also  wie  für  die  Functionen  f  und  /'  oder  viel- 
mehr für  die  diesen  Functionen  zugehörigen  Gonstanten  K,  G  und  K\  G' 
die  Formel  (10.)  sich  ergeben  hat,  —  ebenso  wird  für  die  den 
Functionen  /"  und  f"  entsprechenden  Constanten  K,  G'  und  K'\  G" 
die  analoge  Formel  sich  herausstellen: 

(10a.)  Ä"  ^  K"  S  G"  ^  G'  . 

U.  s.  w.  U.  s.  w. 

Durch  Combination  all' dieser  Formeln  (10.),  (10  a.),  etc.  ergiebt 
sich  jetzt  sofort: 

K  ^  K'  ^  K"  ^  K"'  ^  ... 
^^^•^  G  ^  G'  ^  G"  ^  G"'  ^   ... 

Demgemtiss  ist  also  [um  einen  schon  früher  benutzten  Ausdruck 
zu  brauchen,  vgl.  pag.  12]  die  Curve  K K' K"  ...  eine  monoton 
steigende,  und  die  Curve  G  G' G"  ...  eine  monoton  sinkende. 

Gelingt  es  uns  also  nachzuweisen,  dass  die  Differenz  G*"*  —  Ä^"' 
durch  Vcrgrösserung  der  Zahl  n  unter  jeden  beliebigen  Kleinheits- 
grad hinabdrückbar  ist,  so  wird  hierdurch  [vgl.  pag.  13]  zugleich 
nachgewiesen  sein,  dass  die  Function  f^"^  für  n  =  oo  in  eine  be- 
stimmte endliche  Constante  sich  verwandelt.  Und  dies  ist  das  eigent- 
liche Ziel  des  gegenwärtigen  Paragraphs: 

Wir  haben  den  kleinsten  und  grössten  Werth  der  Function  /' 
mit  A  und  G  bezeichnet.  Wir  wollen  jetzt  die  gegebene  Curve 
oder  Fläche  o  in  zwei   Theile  a   und   ß   zerlegen,    deren  jeder   aus 

beliebig  vielen  einzelnen  Stücken  bestehen  darf,  und  zwar  in  solcher 

C  A-  K 
Weise,    dass   alle   auf  a  vorhandenen  f's    zwischen  K  und  — x —  , 

C  -4—  Ä 
andererseits  alle  auf /6'  befindhchen  f's  zwischen  — '^ —  und  G  liegen; 

was  angedeutet  sein  mag  durch  die  Formeln: 

A^  ^  /■  ^  -^  ,     (auf  a)  , 
(12.)  ^         .  ^ 

-5^  ^f-^G,  (auf^)  . 


51 J  Über  die  Methode  des  arithmetischen  mittels.  755 

Denkt  man  sich  die  Theile  «  und  ß  in  lauter  unendlich  kleine 
Elemente  zerlegt,  und  diese  Elemente  resp.  mit  da  und  dfi  be- 
zeichnet, so  ist  oflfenbar 


03.)  J  da  +  Jdß^  fda  =  Z  , 


falls  man  nämlich  das  Integral  fda  über  alle  Elemente  da  des 
Theiles  «,  ebenso  fd^S  über  alle  Elemente  dij  des  Theiles  {i  sich 
ausgedehnt  denkt,  und  falls  man  überdies  unter  I  (ebenso  wie  früher) 
den  Umfang  der  gegebenen  Curve  g.  resp.  das  Areal  der  gegebenen 
Fläche  G  versteht.  Analog  mit  (13.)  wird  z.  B.  auch  folgende 
Formel  gelten: 

iH.)f{da),  +f{dß\  ^fidG\  -=  Ä.T(t  -  &,)  ,   [vgl.  (8z.)]  , 

wo  unter  s  ein  beliebiger  Punkt  auf  der  gegebenen  Curve  oder 
Fläche  o  zu  verstehen  ist.  Da  die  trfo)^,  mithin  auch  die  {daX  und 
(dß)g^  durchweg  positiv  sind  [vgl.  (8x.)],  so  folgt  aus  (14.)  sofort: 

f{d  a),  ^f{da\  =  h.^{\-&,), 
(«5.) 

f{d[i\  ^f(da),  =  Ä TT  (t  -  ^,)  . 

Solches  constatirl,  kehren  wir  zurück  zur  Formel  (3.): 

fs=»sfs  +  f^ffido)s   , 

und  geben  derselben  folgende  Gestalt: 

fs  =^.fs  +  ]r^ff(dc')s  +  ^^ff^^ß^s  ■ 

Die  hier  auftretenden  beiden  Integrale  werden  offenbar  [weil  die  {dcc% 
und  {dß\  sämmtlich  positiv  sind;  vergl.  (8x.)]  vergrösserl  werden, 
sobald  man  alle  in  ihnen  enthaltenen  fs  vergrösserl.  Solches  aber 
geschieht  nach  (12.),  sobald  man  die  mit  den  Elementen  {dcc\ 
multiplicirten  f  durch  — ^— ,  und  die  mit  den  {dßX  multiplicirten  /' 
durch  G  ersetzt.     Man  erhält  also: 

(.1.)    /•;  ^»,f,  +  ^*7(rf«),  +  ^/c^). . 

und  in  analoger  Weise: 

51* 


756  C.  Neumann,  52 

Benutzt  man  jetzt  die  Relation  (14.): 

um  aus  der  Formel  (A.)  das  f{dß)s  und  aus  (B.)  das  f{du\  zu  eli- 
miniren,  so  ergiebt  sich: 

fs'  S  ^.  A  +  ^(1  -  ^«)  +  ^^fida)s  , 
oder  was  dasselbe  ist: 

m     /•/sA-+(G-A-){Äk  +  |£i4:*,}, 

Markirt  man  jetzt  auf  a  zwei  ganz  beliebige  Punkte  ;)  und  q,  und 
subtrahirt  man  sodann  die  beiden  Formeln  (C),  (/).)  von  einander, 
nachdem  man  zuvor  den  Punkt  s  in  (C)  durch  p,  in  (D.)  aber  durch 
q  ersetzt  hat,  so  erhiilt  man: 

f  f{da\,+  f{dß\,       G—L  fn  —  K     1 

(16.)    f■-r^'S(G~K)\^-J'    \+f  ^'^_-_/^^_/i-^^j, 

z 
wo    2;    als    Abbreviatur    dienen    soll    für    den    in    der   geschweiften 
Klammer  enthaltenen  Ausdruck. 

Die  Grössen  (G  — /i),  {G  —  Q  und  (/",  —  A')  sind,  nach  der 
Definition  von  G  und  K,  stets  positiv.  Und  Gleiches  gilt  [nach  (8x.)] 
auch  von  den  Grössen  ^^^  und  i)^.     Somit  folgt  aus  (16.)  a  fortiori: 


07,   /--,.s, ;-.){. -/^""V+f'^'v} 


WO    t   als   Abbreviatur    dienen    soll    für    den    in    der   geschweiften 
Klammer  enthaltenen  Ausdruck*). 

*)  Man  übersieht  sofort,  dass  man  in  den  Formein  (A.)  und  (ß.)  das  auf  der 
rechten  Seite  stehende  f^  olme  Weiteres  durch  G,  resp.  K  ersetzen,  und  so  auf  be- 
deutend kürzerem  Wege  zur  P^ormel  (17.)  gelangen  liönnte.  Der  eingeschlagene  Um- 
weg hat  aber  den  Vortheil,  dass  man  dabei  gleichzeitig  auch  zur  Formel  (16.)  gelangt, 
von  der  späterhin  [in  §  6a.]  Gebrauch  zu  machen  ist. 


53]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  757 

Ich  werde  nachweisen,  dass  dieser  Ausdruck  ^  stets  ^  0,  und 
dass  derselbe,  abgesehen  von  gewissen  singulären  Fällen,  st«ts 
<   I    ist. 

Ersteres  ergiebt  sich  mit  grösster  Leichtigkeit.  Zufolge  (13.) 
ist  nämlich 

Und  mit  Rücksicht  hierauf  ergiebt  sich  für  jenen  Ausdruck 

.  _  ,        Ada)p-\-Adß\ 

die  Formel : 

-  >  i   _   hrt{\-^p)-^h7c{\-^^)  ^    ^  ^  ^  ^p  +  ^^ 


ihTt  '        ==         2 

Nach  (8x.)  sind  aber  &p  und  0-^  stets  positiv.     Somit  folgt: 

(18.)  L  ^  -'^ — ^  ^0  .  —  Q.  e.  d. 

z 

Weniger  einfach  ist  der  Beweis  für  die  Behauptung:  C  <C  '• 
Nach  (17.)  ist: 

(19.)  :=|_^,     (Ä  =  1  resp.  =  2)  , 

wo  alsdann  ^  die  Bedeutung  Jiat: 

(20.)  ^  =f{da)p  -\-J{dß\  . 

Dieses  |  ist  offenbar  [weil  die  (</«)p,  (<//?),  durchweg  positiv 
sind,    vergl.    (8x.)]    eine    Summe   von    lauter  positiven  Grössen,    also 

stets  der  Formel  entsprechend: 

(21.)  ^^0   . 

Von  besonderer  Wichtigkeit  ist  nun  für  uns  die  Frage,  ob  der  Aus- 
druck ^  seine  unlere  Grenze,  die  0,  wirklich  erreichen  kann. 

Der  Ausdruck  |  ist  [wie  schon  betont]  eine  Summe  von  lauter 
positiven  Gliedern,  zu  seinem  Nullwerden  also  erforderlich,  dass 
sämmtliche  Glieder  einzeln  =  0  sind.  Nun  kann  aber  ein  Glied  von 
der  Form  {da)^  [zufolge  seiner  geometrischen  Bedeutung,  vgl.  pag.  28] 
offenbar  nur  dann  =  0  werden,  wenn  die  in  da  an  die  gegebene 
Curve  oder  Fläche  g  gelegte  Tangente  resp.  Tangentialebene  durch 
p  geht.  Analoges  gilt  für  die  Glieder  (dß\.  Soll  also  jener  Aus- 
druck   ^    verschwinden,     so    müssen    sämmtliche    Tangenten    resp. 


758  C.  Neümann,  [54 

Tangentialebenen  des  Theiles  a  durch  p^  und  gleichzeilig  sämmtliche 
Tangenten  resji.  Tangenlialebenen  des  Theiles  ß  durch  q  gehen;  wobei 
zu  beachten  ist,  dass  die  Punkte  p  und  q  auf  a  liegen. 

Es  muss  also,  fylls  etwa  die  beiden  Punkte  p  und  q  mit  einander 
coincidiren,  die  gegebene  Curve  oder  Fläche  g  die  Gestalt  eines  von 
diesem  Coincidenzpunkte  {p,  q)  ausgehenden  Winkels,  resp.  die  Ge- 
stalt einer  von  (p,  q)  ausgehenden  Kegelfläche  haben;  —  was  nicht 
möglich  ist,  weil  g  nach  unserer  Voraussetzung  geschlossen  sein  soll. 

Oder  es  muss,  falls  die  Punkte  p  und  q  nicht  mit  einander 
coincidiren,  die  Curve  oder  Fläche  a  aus  zwei  von  p  und  q  aus- 
gehenden Winkeln,  resp.  aus  zwei  von  p  und  q  ausgehenden  Kegel- 
flächcn  zusammengesetzt  sein. 

Soll  also  der  Ausdruck  ^  verschwinden ,  so  muss  [um  einen 
schon  früher  (pag.  11)  eingeführten  Terminus  technicus  zu  brauchen] 
die  gegebene  Curve  oder  Fläche  o  eine  zweisternige  sein,  und  über- 
dies der  Punkt  p  im  einen,  der  Punkt  q  im  andern  Stern  gelegen  sein; 
wie  solches  angedeutet  ist  in  folgenden  beiden  Figuren: 


(22.) 


Die  erste  derselben  repräsentirt  ein  geradliniges  Viereck  mit  den 
Sternen  p,  q,  die  zweite  ein  Dreieck  mit  den  Sternen  p,  q  [vergl. 
pag.  12].  Man  kann  aber  diese  beiden  Figuren  andererseits  auch 
räumlich  auffassen.  Alsdann  werden  in  der  ersteren  unter  den  beiden 
von  p  und  q  ausgehenden  Winkeln  zwei  von  p  und  q  auslaufende 
Kegelflächen  zu  verstehen  sein.  Ferner  ist  alsdann  in  der  zweiten 
Figur  unter  dem  von  p  ausgehenden  Winkel  wiederum  eine  von  p 
auslaufende  Kegelßäche,  hingegen  unter  der  durch  q  gehenden  Linie 
eine  durch  q  gehende  Ebene  zu  verstehen*). 


*)  Das  hier  im  Raum  über  die  zweite  Figur  Gesagte  ist  noch  nicht  erschöpfend. 
Denn  es  kann  durch  diese  zweite  Figur  z.  B.  auch  ein  Tetraeder  angedeutet  sein,  und 
zwar  in  der  [schon  auf  pag.  1  2  erwähnten]  Auffassung,  dass  der  eine  Stern  in  irgend 
einem  Punkte  einer  Telracderkanle,  und  der  andere  Stern  in  einem  beliebigen  Punkte 
der  gegenüberliegenden  Kante  gedacht  wird. 


55]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  759 

Um  die  Hauptsache  zu  wiederholen:  Soll  die  Grösse  ^  ver- 
schwinden, so  muss  die  gegebene  Curve  oder  Fläche  a  eine  zivei- 
sternige  sein.  Schliesst  man  also  diesen  Fall  der  Zweisternigkeit 
von  der  Betrachtung  ganz  aus,  so  wird  die  Grösse  ^  ihre  untere 
Grenze,  die  0,  niemals  erreichen  können,  die  Formel  (21.)  also  um- 
zuwandeln sein  in: 

(23.)  i  >  0  . 

Hieraus  folgt  alsdann,  mittelst  (19.): 

(24.)  :<<  . 

Vereinigen  wir  schliesshch  dieses  Resultat  mit  dem  in  (18.)  er- 
haltenen, so  gelangen  wir  zu  folgendem  Satz: 

Zerlegt  man  eine  geschlossene  Curve  oder  Fläche  a  in  zwei  Theile 
u  und  ß,  von  denen  jeder  aus  beliebig  vielen  einzelnen  Stücken  be- 
stehen kann,  und  versteht  man  unter  p  und  q  zwei  auf  o  frei  beweg- 
liche Punkte,  so  wird  die  Grösse 

,25.)  ^^  _  ^  _fida)^±fm, 

ihn: 

variiren  mit  der  Art  und    V^'me  jener  Zerlegung,   sowie   auch   mit  der 
Lage  der  Punkte  p,  q. 

Setzt  man  aber  voraus,  die  Curve  oder  Fläche  a  sei  überall 
convex  und  keine  zweisternige,  so  wird  ^  dem  Spielraum  unter- 
worfen sein: 

(26.)  0  ^  r  <  1  . 

Da  nun  ^  bei  stetiger  Abänderung  der  vorhin  genannten  Zerlegung 
und  bei  stetiger  Bewegung  der  Punkte  p,  q  in  stetiger  Weise  uariirt, 
so  muss  [nach  den  ^yeierstrass'Bchen^)  Principien]  unter  allen  }yerlhen, 
die  ^  überhaupt  anzunehmen  im  Stande  ist,  ein  bestimmter  Maximal- 
werth  existiren.  Dieser  Maximalwerth  aber  wird  sich,  ebenso  wie  jeder 
andere  Specialwerth  von  ^,  der  Formel  (21.)  subordiniren.  Bezeichnet 
man  also  diesen  Maximalwerth  der  Grösse  C  »ti^  ^-  •>  «^  eihält  man: 
(27.)  0  ^  r  ^  /.  <  1  . 


*)  Es  könnte  wohl  sein,  dass  hier  [beim  üebergange  von  (26.)  zu  (27.)]  die  Trag- 
weite der  Weierstrass' sehen  Principien  überschritten  ist.  Ich  betrachte  daher  den  hier 
für  den  Satz  (27.)  gegebenen  Beweis  nur  als  einen  provisorischen,  und  werde  den- 
selben im  folgenden  §  durch  einen  anderen  und  zwar  absolut  «trennen  Beweis  ersetzen. 


760  C.  Neumann,  [56 

Das  so  defmirtc  k  repräsentirt  eine  der  (jcgebenen  Curve  oder 
Fläche  G  eUjenthümliche  Constante,  welche  die  Configuralions- 
cons laute  derselben  heissen  mag. 

Wir  kehren  jetzt  zurück  zur  Formel  (17.): 

(28.)  fp'  -  fg  s  (r^  -  Ä-)  C  , 

und  bemerken,  dass  wir  derselben,  auf  Grund  des  soeben  bewiesenen 
Satzes  (27.),  auch  folgende  Gestalt  geben  können : 

(29.)  f^'-f^'^^G-K)l  . 

Diese  Formel  wird,  weil  bei  ihrer  Ableitung  über  die  Lage  der 
Punkte  p,  q  auf  a  keinerlei  Voraussetzung  gemacht  ist,  Gültigkeit 
haben  für  zwei  auf  a  in  beliebiger  Bewegung  begriffene  Punkte  p,  q, 
und  also  z.  13.  in  Kraft  bleiben,  wenn  man  die  Punkte  p  und  q  an 
diejenigen  Stellen  von  g  rücken  lässt,  in  denen  die  Function  /"  ihre 
extremen  Werthe  G'  und  IC  besitzt.     Somit  folgt: 

(30.)  G'  —  K'  ^  {G  —  K)  l  . 

Da  nun  die  Beziehung  zwischen  /',  /"  genau  dieselbe  ist  wie 
zwischen  /",  f'\  u.  s.  f.,  so  ergeben  sich,  parallel  der  Formel  (30.), 
folgende  weitere  Formeln: 

(30  a.)  G"  —  K"  ^{G'  ~  K')  l  , 

(30  b.)  G"'  —  K"'^{G"  —  K")l  , 

etc.     etc.     etc. 

Aus  diesen  Relationen  (30.),  (30  a.),  (30  b.),  etc.  entspringt  sofort 
folgendes  Formelsystem : 

G'  —  K'  S  {G  —  K)  l  , 
G"  —  K" S  (G  —  Ä)  X^  , 
G"'  —  K"'^{G  -  K)P  , 


(31.) 

G(«)_A'(«)^(G_Ä')A 


Nehmen  wir  zu  diesen  Formeln  (31.)  noch  die  früheren  Formeln 
(1 1 .)  hinzu: 

K  S  A-  S  K"  S  A-  S  .  .  .  , 
G^G'  ^G"  ^  G'"  ^  ...   , 

so    haben    wir    jetzt    die    Mittel    in    Händen   zur  Erreichung  unseres 
eigentlichen  Zieles. 


57]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  76 i 

Ist  nämlich  y(w)  eine  monoton  wachsende,  ferner  <t>(n)  eine  monoton 
abnehmende  Function,    und    ist  überdies  bekannt,    dass  die  Differenz 

einen  stets  positiven  und  für  ;j  =  oo  gegen  JN'w//  convergircnden 
Werth  hat;  so  folgt  hieraus,  dass  beide  Functionen  y(«)  und  <t>[n) 
f ür  »  =  oo  gegen  ein  und  dieselbe  endliche  Constante  convergiren. 

Die  hier  den  Functionen  (p{n)  und  <!>(«)  auferlegten  Bedingungen 
sind  aber  erfüllt,  wenn  man  für  dieselben  respective  K^"^  und  G^"^ 
nimmt.  Denn  nach  (32.)  ist  K^"^  monoton  wachsend,  ebenso  G^"^  mono- 
ton abnehmend.     Ferner  ist  die  Differenz 

G(n)  _  £(«)   ^ 

ihrer  Natur  nach,  stets  positiv.  Und  ausserdem  convergirt  diese 
Differenz  für  n  =z  oo  gegen  Null;  wie  sich  solches  sofort  aus  (31.) 
ergiebt,  falls  man  nur  beachtet,  dass  die  Configuralionsconstante  ). 
[vergl.  den  Satz  (27.)]  positiv   und  <   I    ist.     Man  erhält  also: 

(33.)  lim,,^,  Ä-"0  =  lini,,^,  G^'O  =  C  , 

wo  C  eine  bestimmte  endliche  Constante  vorstellt.  Hieraus  endlich 
folgt  [vergl.  pag.  3],  dass  die  Function  p"^  für  «  =  oo  in  eine 
Constante,  und  zwar  in  die  Constante  C  sich  verwandelt;  was  an- 
gedeutet werden  kann  durch  die  Formel: 

(34.)  \im„^^fW  =  C. 

Hiermit  haben  wir  das  eigentliche  Ziel  des  gegenwärtigen  § 
erreicht.  Es  bleibt  noch  übrig,  einige  Bemerkungen  hinzuzufügen, 
die  weiterhin  von  Nutzen  sein  werden. 

Erste  Bemerkung.  —  Nach  der  Definition  der  K^"^,  G^*^  ist  stets: 

a(P'  ^/(p)  ^  g(p) 
(35  )  —         —  ' 

wo  p   und   q   irgend    zwei  positive   ganze  Zahlen    vorstellen    sollen 
Solches  aber  vorausgesetzt,  ist  nach  (32.) 

A(P)  ^  K(P-^9)   und   G(P+9)  ^  G(p)  ; 

so  dass  man  also  aus  (35.)  erhält: 

K(P)  ^  f(P)^  G^P) 
'  K(P)  ^  f(P-^9)  ^  G^P^ 


762  G.  Neumann,  [58 

Demgemäss  liegen  also  die  Werthe  f^^'^  und  f^P  +  '^^  beide  zwischen 
denselben  Grenzen  Ä^^'\   G^**;  und  es  ist  daher: 

abs  ifiP-^l)  —  f(P))  ^  G(P)  —  K(p)  , 
also  mit  Rücksicht  auf  (31.): 

(37.)  abs  {f(P-^'i)  —  f(P))  %  {G  —  A')  XP  . 

Lässt  man  in  dieser  letzten  Formel  die  Zahl  q  ins  Unendliche  wachsen, 
so  folgt  mit  Rücksicht  auf  (34.): 

(38.)  abs  (C  —  f(P^)  ^{G  —  K)XP  . 

In  gleicher  Weise,  nämlich  ebenfalls  durch  ein  Anwachsen  von  q 
ins  Unendliche,  ergiebt  sich  aus  der  zweiten  Formel  (36.): 

(39.)  K^P)  ^  C  ^  G^P)  . 

Bei  air  diesen  Formeln  (35.),  (36.),  (37.),  (H8.),  (39.)  ist  festzuhalten, 
dass  p  und  q  beliebige  Zahlen  aus  der  Reihe  0,  1,  2,  3,  4,  ... 
vorstellen. 

Zweite  Bemerkung,  —  Setzt  man  nur  voraus,  dass  die  gegebene 
geschlossene  Curve  oder  Fläche  o  überall  convex  ist,  ohne  dabei 
z.  J3.  den  Fall  der  Zweisternigkeit  auszuschUessen,  so  sind  die  in 
der  Formel  (3.): 

fs'  =  ».  f,  +  J^  ffCiol 

enthaltenen  Grössen  0-^  und  {da\  durchweg  positiv,  und  überdies 
,>,  ^  1.     Somit  folgt: 

(40.)         abs  r;  ^  (abs  f,)  ^s  +  j^  /(abs  f)  {d  o\  . 

Bezeichnet  man  also  den  absolut  grössten  Werth  von  /'  [derselbe 
würde  unter  Anwendung  der  in  (5.),  (6.)  eingeführten  Grössen  ent- 
weder =  —  /{  oder  =.  -\-  G  sein]  mit  3/,  so  ergiebt  sich  zu- 
vörderst für  jedweden  auf  a  liegenden  Punkt  s  die  Relation : 

(41.)  abs/;  ^  M  , 

und  alsdann  aus  (40.)  die  Formel: 

ahsf;^M^s-h^J\do\  . 

Das  Integral  /{da),  ist  aber,  nach  (8z.),  =  Ä7r(1  —  i%);  man  erhält 
also: 

(42.)  abs/'/  ^  M  . 


59]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  763 

Nun  gelten,  was  das  Potential  (I.): 
(43.)  W^  =  ^ff{da)^ 

anbetrifft,  die  bekannten  Relationen: 

w,  =  f;  —  &j, , 

(44.)  Wa,  =  /•;  -  f,  ,  [vergl.  {U),  (25.)  pag.  46]  . 

Hieraus  folgt  mit  Rücksicht  auf  (41.),  (42.),  und  falls  man  von  Neuem 
beachtet,  dass  ^,  positiv  und  <<   I    ist: 

abs  TV,  S  21/  , 

(45.)  abs  Was^  2J/  , 

abs  Wis  S2i/  , 

Analoges  gilt  aber  auch  für  die  W^  und  W,.  Es  repräsentiren 
nämlich  die  TV^,  und  TV^s  zusammengenommen  eine  Fundamenlal- 
fundion  des  Gebietes  91  [Satz  pag.  47].  Und  nach  (43.)  gilt  für 
sämmtliche    VV^,  die  Formel 

—  21/^  U,,S  +  2J/  . 

Zufolge  eines  bekannten  allgemeinen  Satzes  über  die  Fundamental- 
functionen  [Erster  Satz  pag.  26]  wird  daher  für  die  W^  ebendieselbe 
Formel  gelten: 


2J/S  tl'a^  +  2J/ 


woraus  folgt 


(46.)  abs  n'a^2J/  . 

In  ähnlicher  Weise  wird  man  offenbar  erhalten: 
(47.)  abs  TV'i^SJ/  . 

Diese  Formeln  (4ö.),  (46.),  (47.)  führen  zu  folgendem  Satz: 

Denkt  man  sich  auf  einer  überall  convexen  geschlossenen  Ctirve 
oder  Fläche  a  [die  übrigens  mit  Ecken  resp.  mit  Ecken  und  Kanten 
behaftet  sein  darf],  irgend  eine  daselbst  stetige  Function  f  vorge- 
schrieben, deren  absolut  grösster  Werth  M  heissen  mag,  und 
setzt  man: 


(48.)  "    W^  =  j^ff{da)^  , 


so  werden  die    W^,    VV„,    W„^.    TV..    TV„,  ihrem  absoluten  Betrage  nach, 
durchweg  ^  23/  sei«. 


764  G.  Neümann,  [60 

§6. 

Genauere  Untersuchung  der  im  vorhergehenden  Paragraph  eingeführten 

variablen  Grösse  f. 

In  einem  beliebigen  geradlinigen  Viereck  ilßfZ)  wird  die  Hal- 
birungslinie  des  bei  A  gelegenen  Innenwinkels  nothwendiger  Weise 
durch  das  Centrum  des  dem  Viereck  cinheschrichencn  Kreises  gehen. 
Gleiches  gilt  von  den  Winkeln  /?,  C,  D.  Somit  gelangt  man  zu  dem 
Satz,  dass  bei  jedem  Viereck  die  Halbirungslinien  der  vier  Innen- 
winkel sich  in  ein  und  demselben  Punkte  schneiden. 

Dieser  Satz  ist  offenbar  falsch.  Und  der  von  uns  gemachte 
Fehler  besteht  darin,  dass  wir  mit  einem  in  Wirklichkeit  nicht  exi- 
stirenden  Begriff  (nämlich  mit  dem  Begriff  des  dem  Viereck  einbe- 
schriebenen Kreises)  operirt  haben.  Es  erwächst  hieraus  die  Regel, 
dass  man  bei  mathematischen  Untersuchungen,  falls  Fehler  vermieden 
werden  sollen,  keinen  Begriff  früher  gebrauchen  darf,  als  bis  seine 
Existenz  nachgewiesen  ist,  —  selbst  dann  nicht,  wenn  der  betreffende 
Begriff  nur  eine  auxiliare  Rolle  spielt,  und  das  schliesslich  sich  er- 
gebende Resultat  von  demselben  frei  ist. 

So  wird  man  z.  B.  den  Maximalwerth  einer  gegebenen  Function 
in  die  Reihe  der  aufeinander  folgenden  Conclusionen  niemals  auf- 
nehmen dürfen,  falls  nicht  zuvor  seine  Existenz  constatirt  ist. 

Nun  ist  im  vorhergehenden  §  bei  Aufstellung  des  Satzes  (27.) 
pag.  55  von  dem  Maximalwcrthe  der  Variablen  ^  Gebrauch  gemacht 
worden.  Wäre  f  eine  gewöhnliche  Function  von  n  Argumenten,  so 
würde  (weil  die  Stetigkeit  von  f  keinem  Zweifel  unterliegt)  die  Exi- 
stenz eines  solchen  Maximal werthes  ohne  Weiteres  folgen  aus  einem 
bekannten  Weierstrass' sehen  Theorem.  Bei  dem  ganz  absonderlichen 
Charakter  der  Variablen  f  erscheint  aber  die  Anwendbarkeit  des 
Weierstrass'schen  Theorems  auf  diese  Variable  ^  einigermassen  6c- 
denkiich,  mithin  die  Existenz  eines  Maximalwerthes  von  ^  einiger- 
massen unsicher,  und  hierdurch  das  Fundament  des  in  Rede  stehen- 
den Satzes  (27.)  pag.   55  einigermassen  erschüttert. 

Demgemäss  werde  ich  diesen  Satz  (27.)  im  gegenwärtigen  § 
auf  einem  andern  Wege  ableiten,  und  zwar  auf  emem  Wege,  der 
von  subtilen  Maximums-  oder  Minimums-Untersuchungen  völlig  frei, 
und  überhaupt   von    ganz    elementarer  Natur   ist.     Dabei  beschränke 


6<J  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  765 

ich    mich    von   vornherein   auf  solche    Curven   oder   Flüchen  o,    die 
überall  convex  und  keine  zweistermgen  sind. 
Es  handelt  sich  um  die  Variable 

(1.)  r  =  < Yh7c '     (vgl.  pag.  52); 

und  es  mag  wie  früher  gesetzt  werden: 

wo  alsdann  ^  die  Bedeutung  hat: 

(3.)  ^=f{da)j,+f{d§\  . 

Ich  beginne  in  der  Ebene,  und  zwar  mit  dem  Falle,  dass  die 
Curve  G  ein  geradliniges  Fünfeck  ist.  Alsdann  wird  also,  weil  a 
überall  convex  und  nicht  zweisternig  sein  soll,  vorauszusetzen  sein, 
dass  die  Innenwinkel  dieses  Fünfecks  durchweg  <  ISO'*,  und  dass 
seine  Seiten  durchweg  >>  0  sind.  Diese  Seiten  des  Fünfecks  seien 
bezeichnet  mit  a,  b,  c,  f/,  e;  femer  sei  k  die  kleinste  derselben, 
und  Q  irgend  eine  positive  Constante,  die  <  ^  ist.  Ueberdies  sei 
der  zu  a  complementare  Theil  der  Peripherie  des  Fünfecks,  d.  i. 
die  gebrochene  Linie  bcde^  mit  A  bezeichnet.  Ebenso  sei  der 
zu  b  complementare  Theil  jener  Peripherie  mit  B  benannt ;  u.  s.  w. 

Denkt  man  sich  um  die  beiden  Endpunkte  von  a  Kreise  be- 
schrieben vom  Radius  ^,  und  die  innerhalb  dieser  Kreise  befindlichen 
Theile  von  a  und  A  ausgelöscht,  so  mögen  die  alsdann  noch  übrig 
bleibenden  Theile  von  a  und  A  respective  mit  a^  und  A^  bezeichnet 
sein.  Alsdann  sind  offenbar  a^  und  A^  zwei  von  einander  völlig  ge- 
trennte Gebilde,  a^  geradlinig,  und  A^  eine  gebrochene  Linie  mit  drei 
Ecken').  In  analoger  Weise  mögen  6^  und  B^,  ferner  c_  und  C^^ 
ferner  d^  und  D^,  endlich  e^  und  E^  definirt  sein. 

Ich  werde  nun  nachweisen,  dass  der  in  (3.)  angegebene  Aus- 
druck : 

^=f{da)p+f{dß\   , 

wie  man  die  beiden  Theile  «  und  ß  der  Peripherie  o  des  gegebenen 
Fünfecks  auch  immer  wählen  mag,  stets  >  0  bleibt,  so  lange  die 
Punkte  p,  q  in  ihrer  Bewegung  auf  A^  beschränkt  sind.     Solches  aus- 


')  Vergl.  die  Figur  pag.  6i. 


766  C.  Neumann,  [62 

geführt  gedacht,  wird  alsdann  oüenbar  Gleiches  aucli  gelten,  wenn 
die  Bewegung  der  beiden  Punkte  p,  q  auf  B^  besclirankt  ist,  ebenso, 
wenn  sie  auf  C^,  oder  auf  7)^,  oder  auf  E^  beschränkt  ist.  Hiermit 
wird  alsdann  aber  zufßcich  dargeihan  sein,  dass  ^  auch  dann  stets 
>>  0  bleibt,  wenn  jene  Punkte  p,  q  auf  der  Peripherie  o  des  Fünf- 
ecks in  völlig  freier  Bewegung  begriffen  sind.  Denn  welche  Lage 
man  den  Punkten  p,  q  auf  dieser  Peripherie  auch  zuertheilen  mag, 
stets  werden  sie  entweder  beide  auf  A^,  oder  beide  auf  B^,  oder 
beide  auf  C^,  oder  beide  auf  />^,  oder  endlich  beide  auf  E^  liegen; 
—   wie  sich  solches  leicht  beweisen  lässt  in  folgender  Art. 


Man  denke  sich  die  Punkte  p,  q  auf  der  Peripherie  des  Fünf- 
ecks beliebig  markirt,  und  bezeichne  diejenige  der  fünf  Seiten  a,  6,  c,  d,  e, 
auf  welcher  p  liegt,  oder  (falls  p  in  einer  Ecke  des  Fünfecks  gelegen 
sein  sollte)  eine  von  denjenigen  beiden  Seiten,  auf  denen  p  hegt, 
mit  u.  Desgleichen  bezeichne  man  diejenige  Seite,  auf  welcher  q 
liegt,  resp.  eine  von  denjenigen  beiden  Seiten,  auf  denen  q  liegt, 
mit  V.  Möglicherweise  können  p  und  q  beide  auf  derselben  Seite 
sich  befinden ;  alsdann  würden  u  und  v  untereinander  identisch  sein, 
—   was  auf  den  Gang  unserer  Betrachtungen  keinen  Einfluss  hat. 

Man  bezeichne  nun  die  beiden  Endpunkte  der  Seife  u  mit 
P,  P',  und  zwar  der  Art,  dass  p  P  ^  p  P'  ist.  Alsdann  wird  offenbar, 
P  p  P' 


weil  (nach  der  Definition  von  q)  PP'  >  2^  ist,    die  Formel  gelten: 

(a.)  pP'  >  Q   ■ 

Ebenso  bezeichne  man  die  beiden  Endpunkte  von  v  mit  0,  Q\  der  Art, 
dass  qQ  ^  qQl  ist;   so  dass  also  wiederum   die  Formel    stattfindet: 

iß-)  qQ'>Q   • 

Die  beiden  Punkte  P,  Q  repräsentiren  zwei  Ecken  des  gegebenen 
Fünfecks.  Diese  beiden  Ecken  P,  Q  können  zusammengenommen 
höchstens  vier  Seiten  des  Fünfecks  angehören.  Es  wird  also  stets 
mindestens  eine  Seite  existiren,  die  von  P,  Q  frei  ist.  Diese  von  P,  Q 
freie  Seite  mag  w  heissen.  Und  sollten  mehrere  solche  von  P,  Q 
freie  Seiten  vorhanden  sein,    so  mag  unter  iv  irgend  eine  derselben 


63]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  767 

(gleichviel  welche)  verstanden  werden.  Gleichzeitig  mögen  die  Be- 
zeichnungen u'^ ,  >V,  TV^  eingeführt  werden ,  genau  in  derselben 
Weise,  wie  z.  B.  mit  Bezug  auf  a  die  Bezeichnungen  a^,  A,  A  ge- 
braucht sind ;  so  dass  z.  B.  W  eine  gebrochene  Linie,  nämlich  einen  Com- 
plex  von  vier  Seilen  vorstellt.     Alsdann  gehören  die  beiden  Seiten 

(y.)  H=P})P'     und     v=QqQ' 

nothwendiger  Weise  zum  Seitencomplex  W.  Denn  gehörte  z.  B. 
die  Seite  u  =  Pp  P'  nicht  zu  IV,  so  müsste  sie  identisch  sein  mit  «•, 
und  es  müsste  also  w  den  Punkt  P  enthalten,  während  doch  w 
(seiner  Definition  zufolge)  von  P  frei  sein  soll. 

Die  beiden  Endpunkte  des  Coiuplexes  TV  sind  otTenbar  identisch 
mit  den  beiden  Endpunkten  der  Seite  «•.  Und  dabei  ist  zu  be- 
merken, dass  keiner  der  beiden  Punkte 

{ö.)  P  und  Q 

ein  Endpunkt  von  W,  oder  (was  dasselbe)  ein  Endpunkt  von  w  sein 
kann.  Denn  sonst  würde  «•  mit  P  behaftet  sein,  respective  mit  Q, 
während  doch  w  (seiner  Definition  zufolge)  von  P  und  Q  frei  sein 
soll.  Schliesslich  sei  noch  bemerkt,  dass  die  vier  den  Complex  W 
constituirenden  Seiten  in  innere  und  äussere  eintheilbar  sind;  wobei 
alsdann  unter  den  äusseren  diejenigen  beiden  zu  verstehen  sein 
werden,  welche  je  einem  Endpunkte  von    IV  sich  anschliessen. 

Wir  kommen  endlich  zum  eigentlichen  Kern  der  Sache.  Der 
Punkt  p  liegt  auf  m,  also,  nach  (/.),  auch  auf  W.  Nun  lässt  sich 
aber  nachweisen,  dass  p  nicht  nur  auf  W,  sondern  auch  auf  W  liegt. 
Dies  bedarf  offenbar  für  den  Fall,  dass  u  =  PpP'  eine  innere  Seite 
des  Complexes  W  ist,  keiner  weiteren  Erläuterung.  Ist  andererseits 
u  =  Pp  P'  eine  äussere  Seite  des  Complexes  W,  so  muss  entweder 
P  oder  P'  ein  Endpunkt  von  W  sein;  und  es  muss  daher,  weil  die 
erstere  Möglichkeit  durch  (rV.)  abgeschnitten  wird,  nothwendiger  Weise 
der  Punkt  P'  ein  Endpunkt  von  W  sein.  Der  Abstand  des  Punktes  p  von 
diesem  Endpunkte  F  ist  aber,  nach  («.),  >  p.    Folglich  liegt  p  auf  W  . 

Der  Punkt  p  befindet  sich  also  unter  allen  Umständen  auf  W . 
Und  Gleiches  wird,  mittelst  iß.),  (/.),  {ö.)  für  q  nachweisbar  sein. 
Es  liegen  also  die  Punkte  p,  q  beide  auf  W^,  d.  h.  entweder  beide 
auf  A^,  oder  beide  auf  B^,  oder  beide  auf  C^,  oder  beide  auf  D^, 
oder  endlich  beide  auf  E^.  —   Q.  e.  d. 


768  C.  Neümann,  [64 

In  der  nachstehenden  Figur  sei  a  die  untere  Seite;  so  dass  also 
a^  den  ausserhalb  der  beiden  Kreise  ((>)  befindlichen  stark  markirten 
Theil   der  Linie    a,    und  A^  die    ausserhalb  jener  beiden  Kreise  be- 


findliche stark  markirte  gebrochene  Linie  bezeichnet*),  Ist  nun  da 
irgend  ein  Element  der  Linie  a^,  und  p  irgend  ein  Punkt  auf  A^, 
so  wird  [vgl.  (2.)  pag.   28]: 

U^-)  ido)p  = ~ , 

wo  E  den  Abstand  des  Punktes  p  von  da,  und  d  den  Winkel  von 
E  gegen  die  auf  da  errichtete  Normale  vorstellt.  Construirt  man 
eine  die  Linie  a^  in  da  berührende  und  durch  p  gehende  Kreisperi- 
pherie, so  ergiebt  sich  für  den  Radius  R  dieser  Peripherie  die 
Gleichung:    2ß  cos  ()  =  E;    wodurch   die    Formel  (4.)  übergeht  in: 

(5.)  (da),  ^  1^  . 

Welche  Lage  man  nun  dem  Elemente  da  auf  «^  und  dem 
Punkte  p  auf  A^  zuertheilen  mag,  niemals  kann  dabei  der  Kreisradius  R 
unendlich  gross  werden;  denn  der  Punkt  p  kann  bei  einer  Durch- 
laufung der  gebrochenen  Linie  A^  niemals  auf  die  Linie  f/^  oder  auf 
die  Verlängerung  derselben  fallen**). 


k 
*)  In  dieser  Figur  ist  in  der  That  Q  <C  - ,    entsprechend   der   auf  pag.  61   ge- 
machten Festsetzung. 

**)  Es  ist  hierbei  die  anfangs  (pag.  61)  gemachte  Voraussetzung  im  Auge  zu  be- 
halten, dass  das  gegebene  Fünfeck  überall  convex  und  kein  ziveisterniges  sein  soll,  dass 
also  seine  Innenwinkel  durchweg  <;  180°,  und  seine  Seiten  durchweg  >.  0  sind. 


65]  Über  die  Methode  des  abithmetischen  Mittels.  769 

Ja  noch  mehr:  Man  erkennt,  dass  der  grösste  Werth,  den  jener 
Radius  R  für  alle  auf  a^  befindhchen  Elemente  da  und  für  alle  auf 
A^  befindlichen  Punkte  p  annehmen  kann,  ein  bestimmter  end- 
licher ist,  der,  falls  die  Seiten  und  ^ViwA^/  des  Fünfecks  in  be- 
stimmter Weise  gegeben  sind,  sofort  und  ohne  Mühe  berechnet  werden 
könnte.  Bezeichnet  man  nun  diesen  bestimmten  endlichen  Werth 
mit  i?j,  so  ist  B  stets  ^  R^;  so  dass  sich  also  aus  (5.)  ergiebt: 

(6p.)  {da)p^YD'  >     (vorausgesetzt  d<7 auf  a„,  und  jo  auf  y4j)  . 

Nimmt  man  statt  p  irgend  einen  anderen,  ebenfalls  auf  A^  gelegenen 
Punkt  q,  so  wiederholt  sich  dieselbe  Formel: 

(6q.)       {da\  ^  ^-^  ,     {da  auf  a^  ,  und  q  auf  /!„)  . 

Wir  zerlegen  jetzt  die  ganz£  Peripherie  des  Fünfecks  [genau 
wie  früher,  Satz  pag.  55]  in  beliebiger  Weise  in  zwei  Theile  a  und  /?, 
deren  jeder  aus  beliebig  vielen  einzelnen  Stücken  bestehen  kann, 
und  bezeichnen  die  auf  a^  fallenden  Theile  von  «  und  ,i  respective 
mit  «g  und  ß^ ;  so  dass  also  a^  durch  die  Gesammtheit  von  a^  und  ß^ 
dargestellt  ist: 

(7.)  «0  =  «0  +  /!?o    • 

Alsdann  wird  offenbar,  weil  «^  einen  Theil  von  «,  möglicherweise 
auch  das  ganze  «  repräsentirt  [und  weil  überdies  die  (rfa),  durch- 
weg positiv  sind;  vergl.  (8x.)  pag.   49],  die  Relation  stattfinden: 

fidcc)p^f{da,)p  . 
Ebenso  ergiebt  sich: 

fidß\^f{dß,\  . 

Demgemäss  folgt  aus  (3.)  pag.  61    sofort: 

(8.)  i  ^/(dao)p  +fidß,\  . 

Nach  (6p.)  ist  aber  jedwedes  {da^  ^  ^,   und    nach  (6q.)  jed- 

Z  /l  j 

wedes  {dßX  ^41^-     Somit  folgt  aus  (8.): 


(9.) 


^/A^^+fdß,        a^-\-ßo 


d.  i.  mit  Rücksicht  auf  (7.): 

(40a.)       i  ^  —^  ,    (vorausgesetzt  p  und  q  beide  auf  A^)  . 


Ablnndl.  d.  K.  Gesellsch.  d.  Wissenseli.  XXII. 


52 


770  G.  Neumann,  [66 

Bei  analoger  Bezeichnungsweise  wird  sich  nun  ferner  ergeben: 

(1 0 1).)       ^  ^  -^   ,     (falls  j)  uud  q  beide  auf  B,)  ; 

hier  steht  alsdann  R^  zu  h^,  B^  in  derselben  Beziehung  wie  i?^ 
zu  a^,  A^.     U.  s.  w.  U.  s.  w. 

Im  Ganzen  erhält  man  fünf  solche  Formeln  (10  a.),  (lOb.),  etc., 
in  denen  fünf  Grössen  jR,  nämlich  7?^,  Rß,  Rc,  Rn,  Re  enthalten 
sind,  die  durchweg  ebenso  wie  Ra  ,  völlig  bestimmte  endliche  Werthe 
haben.     Bezeichnet  man  nun  den  kleinsten  der  fünf  Quotienten; 

(\  \     \  ^0  ^0  ^0  ^0  ^0 

^     ^^  2/{a  '    2i?ij  '    2/ic'    2/?7,  '    2i?^ 

mit  ii\  so  folgt  aus  jenen  fünf  Formeln  sofort: 

^  ^  x^ ,  (falls  p,  q  beide  auf  A^)  , 

^  ^  x^ ,  (falls  p,  q  beide  auf  5,,)  , 

(12.)  ^  ^  >t%  (falls  p,  q  beide  auf  CJ  , 

(^  ^  x^ ,  (falls  p,  q  beide  auf  Z)^)  , 

^  ^  x^ ,  (falls  p,  q  beide  auf  E^^)  . 

Folglich  gilt  die  Formel  ^  ^  x^  ganz  allgemein  für  zwei  auf  der 
Peripherie  des  Fünfecks  in  beliebiger  Rewegung  begriffene  Punkte  /),  q. 
Denn  welche  Lage  dieselben  auf  dieser  Peripherie  auch  annehmen 
mögen,  stets  wird,  wie  vorhin  bewiesen  ist,  unter  den  gebrochenen 
Linien  A^^  R^,  C^,  7)^,  E^  eine  vorhanden  sein,  welche  gleichzeitig 
beide  Punkte  enthält.     Aus  dieser  ganz  allgemein  geltenden  Formel 

(13.)  ^^/^ 

folgt  sodann  aber  mittelst  (2.)  pag.  Gl  ,  dass  in  gleicher  Allgemein- 
heit auch 

ist^).  Die  Gonstante  x^  repräsentirt  den  kleinsten  der  in  (11.)  auf- 
geführten Quotienten,  und  besitzt  also  einen  jeder  Zeit  berechen- 
baren positiven  und  vo7i  Null  verschiedenen  Werth.  Und  demgemäss 
ist  die  Differenz 


nothwendig  <;  1. 


^  tTt 


*)  Es  ist  zu  beachten,   dass  die  in  (2.)  enthaltene  Zahl  h  hier  im  Fall  der  Ebene 
\  ist. 


67] 


Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels. 


771 


Hiermit  können  wir  in  Verbindung  bringen  ein  früher  [in  (18.) 
pag.  33]  auf  völlig  unanfechtbarem  Wege  erhaltenes  Resultat,  dem- 
zufolge die  Variable  ^  *tets  positiv  bleibt.  Da  nun  nach  (14.)  dieses 
stets  positive  ^^  M    —   ~\  ist,  so  folgt  hieraus,  dass  die  Constante 

ebenfalls  positiv  ist.  Bezeichnet  man  daher  diese  Constante  mit  A, 
so  gelangt  man,  auf  Grund  der  Formel  (14.),  zu  folgendem  Resultat: 

Denkt  man  sich  irgend  ein  geradliniges  Fünfeck  gegeben, 
und  setzt  man  voraus,  dass  die  Peripherie  desselben  überall  convex 
und  keine  zweis lern  ige  ist,  so  wird  die  dieser  Peripherie  ent- 
sprechende Variable  ^,  unter  allen  Umständen,  immer  nur  solche  Werthe 
anzunehmen  im  Stande  sein,  die  der  Formel  Genüge  leisten: 

(15.)  0  S  ?S>-<  «   • 

Dabei  bezeichnet  l  eine  positive  Constante,  die  wirklich  <i  \  ist,  d.  h. 
eine  positive  Constante,  die  um  einen  angebbaren  Betrag  <C  I  ist. 
Und  zwar  würde  man  diesen  Betrag,  falh  die  Seiten  und  Winkel  des 
Fünfecks  in  bestimmter  Weise  gegeben  sind,  sofort  und  ohne  Mühe  zu 
berechnen  im  Stande  sein. 

In  genau  derselben  Weise  wie  das  Fünfeck  wird  man  nun 
z.  B.  auch  den  Halbkreis  behandeln  können.  Man  hat  zu  diesem 
Zweck   die  Peripherie    des  Halbkreises  in  fünf  Theile   a,  b,  c.  d,  e 


zu  zerlegen,  von  denen  a  den  Durchmesser  repräsentirt,  mithin  =  2 
ist,  falls  man  den  Radius  des  gegebenen  Halbkreises  der  Einfachheit 
willen  =   1    nimmt.      FUr   die    vier   anderen  Theile  b,  c,  d,  e  kann 

5«* 


772  C.  Neumann,  [68 

man    je    ein    Viertel    der    halben    Kreislinie    nehmen;     so    dass    also 

jeder   der  Theile   ^,  c,  f/,  c   die  Lange  -j-  besitzt.      Ueberdies   kann 

man  den  Radius  q  der  anzuwendenden  kleinen  Kreise  (die  um  die 
gegenseitigen  Grenzpunkte  von  a,  6,  c,  d,  e  zu  beschreiben  sind), 
beliebig  wählen,  jedoch  der  Art,  dass  ausserhalb  dieser  Kreise  noch 
gewisse  Stücke  jener  Theile  b,  c,  d,  e  übrig  bleiben.  —  Solches 
festgesetzt,  ist  alsdann  die  anzuwendende  Methode  Schritt  für  Schritt 
dieselbe  wie  vorhin  beim  Fünfeck,  auch  genau  von  demselben 
Resultat  (1 5.)  begleitet,  und  genau  von  derselben  Evidenz. 

Solches  erkannt,  übersieht  man  jetzt  sofort,  dass  jener  Satz  (1 5.) 
in  ganz  analoger  Weise  constatirbar  ist  für  jede  beliebige  überall 
convexe  und  nicht  zweisternige  geschlossene  Curve  o.  Man  wird  zu 
diesem  Zweck  die  Curve  g  in  irgend  welche  fünf  Theile  a,  b,  c,  d,  e 
zu  zerlegen,  und  dabei  nur  darauf  zu  achten  haben,  dass,  falls  die 
Curve  geradlinige  Strecken  besitzen  sollte,  keine  dieser  geradlinigen 
Strecken  bei  jener  Zerlegung  zerschnitten  wird. 

In  analoger  Weise  lässt  sich  nun  auch  die  Untersuchung  im 
Räume  beiverkstelligeti.  Wir  betrachten  zunächst  ein  von  sieben 
ebenen  Seitenflächen  begrenztes  Polyeder,  welches  überall  convex  und 
nicht  zweisiernig  sein  soll  (wie  z.  B.  ein  mit  zwei  ebenen  Endflächen 
versehenes  fünfseitiges  Prisma),  und  bezeichnen  die  sieben  Seiten- 
flächen in  irgend  welcher  Reihenfolge  mit  a,  b,  c,  d,  e,  /",  g.  Der 
zu  a  complementare  Theil  der  Polyederoberfläche,  d.  i.  der  Complex 
bcdefg  mag  mit  A,  ebenso  der  zu  b  complementare  Theil  jener 
Oberfläche  mit  D  bezeichnet  sein,  u.  s.  f.  Beschreibt  man  um 
sämmtliche  Punkte  der  Peripherie  der  Fläche  a  kleine  Kugelflächen, 
alle  vom  Radius  ^ ,  so  liefern  all'  diese  Kugelflächen  zusammen- 
genommen eine  bestimmte  Enveloppe  (die  die  Gestalt  eines  in  sich 
zurücklaufenden  Kanales  besitzt).  Denkt  man  sich  nun  die  innerhalb 
dieser  Enveloppe  liegenden  Theile  der  Polyederoberfläche  ausgelöscht.^ 
so  mögen  die  alsdann  noch  übrig  bleibenden  Theile  von  a  und  A 
resp.  mit  a^  und  A^  bezeichnet  sein ;  so  dass  also  a^  und  ^4^  zwei 
von  einander  völlig  getrennte  Gebilde  repräsentiren.  In  analoger 
Weise  mögen  b^,  ß^  definirt  sein,  ferner  c^,  C^,  u.  s.  f.;  wobei  der 
für  die  kleinen  Kugeln  resp.  Enveloppen  anzunehmende  Radius  q 
stets  eiti  und  derselbe  sein  soll. 


69]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  773 

Diese  Constante  p  brauclit  übrigens  nicht  gerade  eine  Super- 
lative Kleinheit  zu  haben,  sondern  nur  so  klein  zu  sein,  dass  das 
Polygon  a^  ebenso  viele  Seiten  hat  wie  a  selber,  dass  ferner  das 
Polygon  b^  ebenso  viele  Seiten  hat  wie  6,  u.  s.  f. 

Nachdem  q,  dieser  Restriclion  entsprechend,  in  bestimmter  Weise 
festgesetzt,  mithin  a^,  A^,  b^,  B^,  etc.  ebenfalls  völlig  6t'Ä'//«j/«/ ßxirt 
sind,  wollen  wir  jetzt  in  der  Ebene  der  beiden  Polygone  a,  a^,  eine 
Kreislinie  vom  Radius  g  construiren.  Diese  Kreislinie  wird,  falls 
man  ihr  Centrum  längs  der  Peripherie  des  Polyyons  a^  fortwandern 
lässt,  fortdauernd  mit  der  Peripherie  von  a  in  Berührinuj  bleiben; 
und  zwar  der  Art,  dass  in  jedem  Augenblick  entweder  einer  oder 
zwei  Berührungspunkte  vorhanden  sind.  Ferner  wird  diese  Kreis- 
linie, wenn  man  ihr  Centrum  innerhalb  a^  sich  bewegen  lässt,  die 
Peripherie  von  a  nirgends  treffen.  Endlich  wird  diese  Kreislinie, 
falls  man  ihr  Centrum  zwisehen  den  beiden  Peripherien  von  a  und  a 
sich  fortbewegen  lässt,  die  Peripherie  von  a  schneiden,  jedoch  der  Art, 
dass  sie  in  jedem  Augenblick  von  allen  Seiten  oder  Kanten")  des 
Polygons  a  immer  nur  eine  oder  aber  zwei  aufeinanderfolgende  schneidet. 

Diese  Bemerkungen  vorausgeschickt,  werde  ich  nun  nachweisen, 
dass  die  dem  gegebenen  Polyeder  entsprechende  Variable 

Stets  >  0  bleibt,  so  lange  die  Punkte  p,  q  auf  A^  beschränkt  sind. 
Gleiches  gilt  alsdann  für  eine  Beschränkung  derselben  auf  B^,  oder 
auf  C^,  u.  s.  f.  Und  Gleiches  gilt  daher  alsdann  auch  für  den  Fall, 
dass  die  Punkte  p,  q  auf  der  gegebenen  Polyederobertläche  in  völlig 
freier  Bewegung  begritfen  sind.  Denn  welche  Lage  man  den 
Punkten  p,  q  auf  dieser  Oberfläche  auch  zuerlheilen  mag,  stets 
werden  sie  entweder  beide  auf  A^,  oder  beide  auf  ß„,  u.  s.  f.  sich 
befinden,  wie  sich  solches  in  folgender  Art  beweisen  lässt. 


Die  Punkte  p,  q  seien  auf  der  Polyederoberfläche  beliebig 
markirt;  und  es  sei  u  diejenige  der  sieben  Polyederflächen 
a,  6,  c,  rf,  e,  /;  ^,  auf  welcher  p,  und  v  diejenige,  auf  welcher 
q  liegt.      ^*3Q  bezeichne  nun  eine  Ecke  des  Polygons  m  mit  P,   die 


*)  Ich  bezeichne  die  Seiten  des  Polygons  a  als  Kanten,   weil  sie  Kanten  des  ge- 
gegebenen Polyeders  sind. 


774  G.  Neumann,  •  [70 

beiden  von  P  ausgehenden  Seiten  (oder  Kanten)  des  Polygons  mit 
PP'  und  PP",  und  alle  übrigen  Seiten  (oder  Kanten)  des  Polygons 
zusammengenommen  mit  P'  P" .  Und  zwar  richte  man  diese  Be- 
zeichnungen der  Art  ein,  dass  der  auf  u  markirte  Punkt  p  von  jed- 
weder Seite  des  Complexes  P  P'  einen  senkrechten  Abstand  hat,  der 

ist,  —  was  zufolge  der  Ueberlegungen  auf  pag.  69  stets  möglich 
sein  wird*). 

In  analoger  Weise  mögen  auf  v  der  Punkt  Q  und  die  Symbole 
QQ'i  QQ  ■>  QQ  definirt  sein;  also  der  Art,  dass  der  auf  i;  gegebene 
Punkt  q  von  jedweder  Seite  des  Complexes  QQ  einen  senkrechten 
Absland  hat,  der 

iß-)  >  Q 

ist. 

Die  Polyederecken  /*  und   Q   liegen    zusammengenommen   (weil 

die  Polyederoberfläche  aus  sieben  ebenen  Flächen  besteht,  und  keine 

zweisternige    sein   soll)   höchstens    auf  sechs  Polyederllächen.     Unter 

allen  Umständen    wird   also   eine   von    P  und  Q  freie  Polyederlläche 

angebbar  sein.      Sie  mag  iv  heissen.      Und   dementsprechend  mögen 

die  Bezeichnungen  w^,  VV,   W^  angewandt  werden.     Alsdann  gehören 

die  beiden  Polyederflächen 

(j/.)  u  =  {pPP'P")     und     V  =  [qQQ'Q") 

jedenfalls  zu  W.  Denn  gehörte  z.  B.  u  uichl  zu  W,  so  müsste  u 
identisch  sein  mit  w;  es  müsste  also  tv  den  Punkt  P  enthalten, 
während  doch  w  (seiner  Definition  zufolge)  von  P  frei  sein  sofl. 


*)  Denkt  man  sich  nämlich  in  der  Ebene  der  Polyederfläche  u  um  den  ge- 
gebenen Punkt  p  (als  Centruni)  eine  Kreislinie  vom  Radius  Q  beschrieben,  so  sind, 
welche  Lage  auch  p  auf  u  haben  mag,  stets  nur  drei  Falle  möglich.  Entweder  die 
Kreislinie  schneidet  (resp.  berührt)  gar  keine  Seite  des  Polygons  u;  oder  sie  schneidet 
(resp.  berührt)  nur  eine  Seite  des  Polygons;  oder  endlich  sie  schneidet  (resp.  berührt) 
zwei  aufeinanderfolgende  Seiten  des  Polygons.  Stets  wird  man  also  die  Bezeichnungen 
PP',  PP",  P'P"  der  Art  einrichten  können,  dass  der  Coraplex  P' P"  nur  solche  Selten 
enthält,  die  von  jener  Kreislinie  weder  geschnitten  noch  auch  berührt  werden. 
Alsdann  aber  wird  p  voll  jedweder  Seite  dieses  Complexes  P'P"  einen  senkrechten 
Abstand  haben,  der  ^  q  ist.  —  Q.  e.  d. 


Ti]  Über  die  Methode  des  aritumetischen  Mittels.  775 

Die  Peripherie   des  Complexes    W  ist  offenbar  identisch  mit  der 
Peripherie  von  w.     Hieraus  folgt,  dass  keiner  der  beiden  Punkte 

(ö.)  P    und     Q 

auf  der  Peripherie  von  W,  oder  (was  dasselbe)  auf  der  Peripherie 
von  w  Hegen  kann.  Denn  sonst  würde  w  mit  P  behaftet  sein, 
respective  mit  Q,  während  doch  w  (seiner  Definition  nach)  von  P 
und  Q  frei  sein  soll.  Dabei  sei  bemerkt,  dass  die  sechs  den  Complex 
W  constituirenden  Flächen  in  imiere  und  äussere  eintheilbar  sind, 
wobei  alsdann  unter  den  äusseren  diejenigen  zu  versieben  sein  werden, 
welche  der  Peripherie  von   W  sich  anscli Hessen. 

Der  Punkt  p  liegt  auf  «,  also  nach  (y.)  auch  auf  W.  Nun 
lässl  sich  abei'  zeigen,  dass  der  Punkt  p  nicht  nur  auf  W,  sondern 
auch  auf  W,  liegt.  Dies  bedarf  für  den  Fall,  dass  u  eine  innere 
Fläche  des  Complexes  W  ist,  keiner  Erläuterung.  Ist  andererseits 
u  eine  äussere  Fläche  des  Complexes  W\  so  werden  unter  den  mit 
PP\  PP\  P'P"  bezeichneten  Seiten  des  Polygons  u  eine  oder 
mehrere  vorhanden  sein,  die  auf  der  Peripherie  von  W  liegen. 
Hierher  aber  können  die  Seiten  PF  und  PP"  unmöglich  gehören, 
weil  sonst  P  auf  dieser  Peripherie  liegen  würde,  w as  nach  (d.)  nicht 
der  Fall  ist.  Auf  der  Peripherie  von  W  können  daher  nur  solche 
Seiten  des  Polygons  u  gelegen  sein,  welche  dem  Complex  P'  P"  zu- 
gehören. Von  jeder  solchen  zu  FP"  gehörigen  Seite  hat  aber  der 
Punkt  p,  nach  («.),  einen  senkrechten  Abstand,  der  >  q  ist.  Folg- 
lich wird  der  Punkt  p  auch  in  diesem  Falle,  dass  u  eine  äussere 
Fläche   des  Complexes    W  repräsentirt ,    nothwendig  auf  W^  liegen. 

Gleiches  lässt  sich ,  mittelst  {ß.),  (/.),  (().),  für  q  nachweisen. 
Folglich  liegen  die  Punkte  p  und  q  beide  auf  W„,  d.  i.  entweder 
beide  auf  A  ,  oder  beide  auf  ß„,  u.  s.   f.   —   Q.  e.  d. 


Ist  nun   dö   irgend   ein   Element   der  Fläche  o„,   und  p  irgend 

ein  Punkt  auf  A„,  so  wird  [vergl.  (2.)  pag.  28] 

, ,  ,         da  .  cos  6 
(16.)  (da)p  = -^ , 

wo  E  den  Abstand  des  Punktes  p  vom  Element  da  vorstellt,  und 
d  den  Winkel  von  E  gegen  die  auf  do  errichtete  Normale  bezeichnet. 
Construirt   man   eine    die   Fläche  a    m  da  berührende   und   durch  p 


776  C.  Nel'mann,  [72 

gehende  Kiigelttäche,  und  ist  li  der  Radius  dieser  Kugelfliichc,  so 
wird  [vergl.  etwa  die  Figur  auf  pag.  04]  die  Relation  stattfinden: 
27i  cos  ()  ==  1^.     Somit  folgt  aus  (16.): 

(17.)  ^^"^^P^fWß  ' 

also,  weil  E  ^  ^ZR  ist: 

(18.)  (^^)p^^^   - 

Von  hier  aus  kann  man  nun  in  genau  derselben  Weise  weiter 
schliessen,  wie  früher  beim  Fünfeck  [beim  Uebergange  von  (5.)  zu 
(11.),  (12.)j,  und  gelangt  so  zu  dem  Resultate,  dass 

(19.)  ^' Slots  ^  z;^ 

ist,  wo  a'^  eine  bestinunt  angebbare  poailive  und  von  Null  versc/i'tcclcnc 
Constante  vorstellt. 

U.  s.  w.  —  Man  findet  also  sc/tliesdich,  dass  der  für  ^  beim 
Fünfeck  avffjeslellle  Salz  (15.)  in  genau  derselben  Weise  auch  bei 
dem  hier  betrachteten  siebenflächigen  Polyeder  gilt. 

Sodann  aber  übersieht  man  sofort,  dass  man  diesen  Satz  auf 
demselben  Wege  überhaupt  für  jede  beliebige  überall  convexe  und 
nicht  ziveisternige  geschlossene  Flüche  beweisen  kann.  Man  wird  zu 
diesem  Zweck  die  gegebene  Flache  in  sieben  beliebige  Stücke 
a,  b,  c,  d,  6',  /*,  g  zu  zerlegen,  und  dabei  nur  darauf  zu  achten 
haben,  dass,  falls  die  F'läche  etwa  ebene  Theile  besitzen  sollte,  keiner 
dieser  ebenen  Theile  bei  jener  Zerlegung  zerschnitten  wird. 

Alles  zusammengefasst,  gelangen  wir  also  zu  folgendem  Resultate: 

Detrachtet  man  die  früher  [(25.)  pag.  55]  definirte  Variable  ^  für 
irgend  eine  geschlossene  Curve  oder  Fläche  a,  und  setzt  man  dabei 
voraus,  dass  diese  Curve  oder  Fläche  a  überall  convex  und  keine 
zweisternig e  ist,  so  wird  jene  Variable  ^  stets  der  Formel  ent- 
sprechen : 

(20.)  0  ^  C^  A<  1   , 

wo  A  eitle  positive  Constante  vorstellt,  die  wirklich  <C  1  ist.  Diese 
Constante  X  mag  die  Configurationsconsiante  der  gegebenen  Curve 
oder  Fläche  g  genannt  werden. 


^3]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  777 

§6a. 

An  Stelle   von  C  wird   eine   etwas   andere  Variable  :    eingeführt,  und 
letztere  näher  untersucht. 

Wir  wollen    hier   eine   überall  convexe  geschlossene  Curve  oder 
Fläche  G  betrachten,  und  dabei  die  zugehörige  Formel  (1!  a.)  pag.  33: 

(I .)  0  ^  ^,  <  1 

in  ihrer  vollen  Strenge  verwenden,  was  die  Voraussetzung  involvirt, 
dass  jene  Curve  oder  Fläche  g  frei  ist  von  Spitzen  resp.  von  Spitzen 
und  Schneiden*). 

Ein  Blick  auf  die  früheren  Formeln 

fp  —  fq  ^{G  —  K)z  ,     [{\  6.)  pag.  52]  , 
und 

fp'  —  fq  ^  {G  -  KU  ,     f(i  7.)  pag.  52J  , 

zeigt,    dass   man,    statt   der  Discussion  von  ^,  ebenso  gut  die  von  z 

hätte    können   eintreten    lassen,    und    dass   letzteres  wohl  sogar  vor- 

Ihellhafter  gewesen  wäre.     Denn  ;  ist  entstanden  durch  eine  gewisse 

Vergrösseriing  von  :,  mithin  ^  z;  und  in  Folge  dieser  Beziehung 


dürfte  für  die  Beweisbarkeit  der  Formel  :  <   I    mehr  Aussicht  vor- 
handen sein,  als  für  die  Beweisbarkeit  der  Formel  ^  <   I. 
Allerdings  liegt  bei  der  Variablen  z 

(2 . ) .  =  i  _ /(^^^-v  +/(^^i^).  _  « - /p .      f,-^\ 

^   ^  2A.r  TTITk  -^p  ~  JTirj  ^'i 

[vgl.  ( 1 6.)  pag.  52]  der  Uebelstand  vor,  dass  sie  nicht,  wie  dies  bei 
s  der  Fidl  war,  nur  von  geometrischen  Verhältnissen  abhängt,  sondern 
vielmehr  überdies  auch  noch  von  den  jedesmal  vorgeschriebenen 
Funclionsweithen  f  dependirt.  Von  diesem  Uebelstande  aber  kann 
man  sich  leicht  dadurch  befreien,  dass  man  vier  Fälle  unterscheidet: 
/.  Fall:  die  Punkte;?,  q  liegen  beide  auf«, 
(3)        J   ^^-  ^"^^•'  P'  9  liegen  beide  auf/:?, 

///.  Fall:  p  liegt  auf  a,  und  q  auf  ,i, 
IV.  Fall:  p  liegt  auf  p?,  und  ^  auf  a  ; 

*)  Es  ist  dieser  §  6a.  der  einzige,  m  welchem  wir  die  Formel  (I.)  in  voller 
Strenge  anwenden.  Denn  in  allen  früheren  ^^,  und  auch  in  allen  iceiter  folgenden  §§ 
wird  immer  nur  die  laxe  Formel 

0  ^  ^s  S  I 
in  Anwendung  gebracht.      Vgl.  pag.  33. 


778  C.  Neumann,  {74 

und   jeden  Fall    einzehi   betrachtet.      Alsdann   nämlich  gewähren  die 
für  a  und  ß  von  Anfang  an  festgesetzten  Bestimmungen: 

(4a.)  K^f^^^-^  ,     (auf«)  , 

(iß.)  ^-itl^f^G    ,  (auf/?)  , 

[vgl.  (12.)  pag.  50]  die  Mittel  und  Wege,  um  die  Variable  z  in  jedem 
solchen  einzelnen  Fall  von  den  /"'s  zu  befreien. 

So  ergeben  sich  z.  B.  im  /.  Fall,  wo  p  und  q  beide  auf  a  liegen 
sollen,  aus  der  Formel  (4 «.)  die  Relationen 

^"~^^  ^  —     und    ''i  ~  -.  ^  0  ,   (/)  und  (/  beide  auf  a)  ; 
G  —  K  z  Cr  —  K 

und  hieraus  ergeben  sich,  weil  xh^  und  ^^J  [vgl.  (1 .)]  stets  positiv  sind, 
die  weiteren  Relationen: 

^^  ^p  ^  ^     und    ^^-^  ^^  ^  0  ,  (p  und  q  beide  auf  «)  . 

Betrachtet   man   also  den   /.   Fall   für   sich  allein,   so   folgt   aus  (2.), 
und  mit  Rücksicht  auf  die  beiden  letzten  Relationen,  sofort: 

Wir  wollen  das  in  dieser  Formel  enthaltene  z,  weil  es  speciell 
dem  I.  Fall  entspricht,  mit  z^  benennen,  und  in  ähnlicher  Weise  die 
dem  IL,  III.  und  IV.  Fall  entsprechenden  Werthe  von  z  resp.  mit  Zj,  z-^ 
und  Z4  bezeichnen.  Alsdann  ergeben  sich  aus  (2.)  mit  Rücksicht 
auf  die  in  (3.)  gegebene  Charakteristik  jener  vier  Fälle ,  und  mit 
Rücksicht  auf  (4«,/?.)  im  Ganzen  folgende  vier  Formeln: 

Ada)p-^f{dß\        ^p  _ 


Z^^  \  — 


(5.) 


nda\-\-f{dß\ 

%h7t 
Ada\+f{dß\ 

Ada\+f{dß\ 


2 

"1   > 

2 

= 

Z.  , 

^v 

2 

= 

z.  . 

= 

z.  . 

wo  Zi ,  Z2 ,   Z3 ,   Z4  als  Abbreviaturen  dienen  sollen  für  die  Ausdrücke 
rechts. 

Wir  ivollen  jetzt  z^,  Z2,  Z3,  z^  oder  vielmehr  Z^,  Zj,  Z3,   Z4  mer 
genaueren  Discussion  unterwerfen,   indem  ivir  dabei  die  gegebene  Curve 


75]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  779 

oder  Fläche  a  der  in  (i.)  genannten  Beschränkung  unterwerfen^   sonst 
aber  fibei'  dieselbe  keine  weitere    Voraussetzung  machen. 

Der  Ausdruck  Z^  (5.)  gewinnt,    falls  man  aus  ihm   das  Integral 
f{du\^  mittelst  der  Relation 

f{dct\  +f{dß)p  =  h7i  (I  -  ^p)  ,  [vgl.  (U.)  pag.  51]  , 

eliminirt,  die  Gestalt: 

(6.)  Z.  =.  -^-  ,   wo  ip  =    L /   . 

Nun   sind   zwei  Möglichkeiten   vorhanden,   indem  ß  entweder  einen 
Theil  von  o,  oder  das  ganze  a  repräsentirt. 
Repräsentirt  ß  das  ganze  a,  so  ist: 

fidß)p  =f{da)p  =  h.ri\-  ^^  , 

fidß)g  =fido)g  =  h7ti\  -  &^)  ,   [vgl.  (U.)  pag.51]  , 

also  nach  (6.) 

Hieraus  aber  folgt,  mittelst  der  aus  (1.)  entspringenden  Relationen 

sofort : 

(G.)  _  1  <  ^  <  +  i   . 

Repräsentirt  andererseits  ß  einen   Theil  von  g,  so  ergiebt  sich: 

fidß)p  <  f{do)p  =  Arr  (1  -  ^p)  ^  hit  , 

also,  weil  die  {dß)j,,  (dß\  stets  positiv  sind: 

O^J\dß)p<h  7t  , 
^^fidß\<h7t  . 

Somit   erhält   man   für    den    in    (6.)    angegebenen   Ausdruck   ip    die 
Formel 

d.  i.  dieselbe  Formel,  wie  vorher  in  (G.). 


780  C.  Neümann,  [TG 

Stets  ist  also  i/;  <    I,  und  daher  nach  (6.)  auch 
(7.)  Zj  stets  <  1    . 

In  genau  derselben  Weise  wird  sich  otlenbar  ergeben,  dass  auch 
(8.)  Z^  Siels  <  1 

ist.      Ferner  ist  nach  (5.):   Z3   ==   Zg  —   -^,  also,  weil  Z-i  <  1    und 
d-^  positiv  ist,  auch: 

(9.)  Z3  stets  <  \   . 

Ks  erübrigt  also  nur  noch  die  Untersuchung  des  Ausdruckes 

(4  0.)      Z,  =  '1  -  ^1^,  ,  wo  ^  =f{da)^  +  j[dß\  . 

Beschränkt  man  sich  zunächst  auf  die  Ebene,  d.  i.  auf  eine  in  der 
Ebene  gegebene  überall  convexe  geschlossene  Curve  o,  so  ist  zum 
Verschwinden  des  Ausdruckes  'S,  [wie  schon  früher  constatirt  wuixle; 
vgl.  pag.  53,  54]  erforderhch,  dass  alle  Tangenten  des  Theiles  «  durch 
p,  und  alle  Tangenten  des  Theiles  ß  durch  q  gehen.  Es  ist  also 
zum  Verschwinden  von  ^'  erforderlich,  dass  die  Curve  a  ein  rjerad- 
linüjes  Viereck  oder  Dreieck  ist,  und  gleichzeitig  erforderlich,  dass 
dabei  die  Situation  der  Curventheile  «,  /:>'  und  die  Lage  der  Punkte 
p,  q  einer  der  drei  folgenden  Figuren  entspricht: 


(11.) 


Betrachtet  man  aber  diese  Figuren  (in  denen  der  Theil  «  slark,  der 
Theil  ß  schwach  angegeben  ist)  ein  wenig  genauer,  so  bemerkt  man,  dass 
der  Punkt  p  in  der  ersten  Figur  nicht  auf  ß  liegt,  ebensowenig  in  der 
zweiten  und  dritten  Figur,  dass  mithin  all'  diese  drei  Figuren  in  Wider- 
spruch sind  mit  dem  Charakter  des  hier  betrachteten  IV.  Falles  [vgl.  (3.)]. 

Die  Grösse  ^  kann  also  in  dem  hier  betrachteten  IV.  Fall  7iie- 
mals  verschwinden*).     Sie   wird    daher   (weil    sie    ihrer  Natur    nach 


*)  Sie  kann  aber ,  oline  mit  dem  Charakter  des  IV.  Falles  in  Widerspruch  zu 
gerathen,  unendlich  klein  werden;  wie  solches  z.  B.  der  l^all  sein  wird,  wenn  man 
z.  B.  in  der  ersten  Figur  (11.)  auf  der  Peripherie  des  Vierecks  zu  beiden  Seiten  von  p, 
und  unendlich  nahe  an  p  zwei  Punkte  p'  und  p"  markirt ,  und  die  so  entstehende  un- 
endlich kleine  gebrochene  Linie  p' p  p"  nicht  zu  a,  sondern  zu  ß  geliören  lässt.  Alsdann 
nämlich  ist  der  Charakter  des  IV.  Falles  gewahrt,   und  gleichzeitig  ^  unendlich  klein. 


77]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  781 

positiv  ist)  in  dem  hier  betrachteten  IV.  Fall  stets  >  0  sein.  Solches 
aber  erkannt,  folgt  aus  (1 0.),  dass  das  diesem  IV.  Fall  entsprechende 
Z4  stets  <<   I   ist. 

Analoges  wird  sich  offenbar  in  analoger  Weise  im  Räume  bei 
einer  geschlossene?!  Fläche  herausstellen.  Und  man  gelangt  also  zu 
dem  Resultate,  dass  im  Räume  wie  in  der  Ebene 

(42.)  Z^  stets  <  4 

ist. 

Die  Resultate  (7.),  (8.),  (9.)  und  (12.)  übertragen  sich,  mittelst 
der  Relationen  (5.),  sofort  auf  Cj,  Z2,  Zg,  z^.  Man  erhält  in  solcher 
Weise  die  Formeln: 

(13.)     z,<:\  .   ,., <i  .   z,<:\  ,  z^<i  , 

und  gelangt  also  zu  der  Erkenntniss,  dass  für  irgend  welche  der 
Voraussetzung  (1.)  entsprechende  geschlossene  Curve  oder  Fläche  o  die 
Yariahle  z  stets  <C  1  bleibt,  dass  sie  also  z.  B.  auch  dann  stets  <;  I 
bleibt,  wenn  jene  Curve  oder  Fläche  a  eine  zweisternige  ist. 

Gegen  die  Richtigkeit  dieses  Satzes  au  und  für  sich  ist  nichts 
einzuwenden.  Sehr  störend  aber  für  die  Anwendung  des  Satzes  ist 
der  Umstand,  dass  die  Variable  z,  im  Fall  einer  zweisternigen  Curve 
oder  Fläche,  dem  Werthe  1  sich  asymptotisch  zu  nähern  im  Stande 
ist;  wie  solches  aus  einer  näheren  Betrachtung  der  in  (II.)  ange- 
deuteten Verhältnisse  leicht  hervorgeht  [vgl.  die  Note  pag.   76]. 


Das  äussere  und  innere  Problem.     Lösung  derselben  nach  der 
Methode  des  arithmetischen  Mittels. 

Ich  habe  die  hier  zu  behandelnden  Aufgaben  —  das  äussere 
und  innere  Problem  —  bereits  früher  angegeben  [pag.  20  und  27]. 
Dieselben  lauten: 

Das  äussere  Problem.  —  Es  soll  diejenige  Fundamentalfunction  0 
des  Gebietes  91  construirt  werden,  welche  an  der  Grenze  von  ^  (d.  i. 
auf  g)  vorgeschriebene  Werthe  f  besitzt.  Oder  kürzer  ausgedrückt: 
Es  soll  die  den  vorgeschriebenen  Grenzwerthen  f  entsprechende 
Fundamentalfunction  0  des  Gebietes  '^l  construirt  werden. 


782  G.  Neumann,  [78 

Das  innere  Problem.  —  Es  soll  die  den  vorgeschriebenen  Grenz- 
werlhen  f  entsprechende  Fundanientallhnction  V  des  Gebietes  3  coti- 
struirt  werden. 

Bei  der  Behandlung  dieser  beiden  Probleme  setze  ich  voraus, 
jene  auf  a  vorgeschriebenen  Werthe  f  seien  daselbst  überall  stetig. 
Die  gegebene  geschlossene  Curve  oder  Fläche  g  soll  mit  Ecken 
resp.  mit  Ecken  und  Kanten  behaftet  sein  dürfen.  Jedoch  setze  ich 
voraus ,  dass  dieselbe  ftberall  convex  und  keine  zweisternige  ist. 
Demgemäss  wird  derselben  eine  bestimmte  Configurationsconslante  A 
zugehören,  d.  i.  eine  Constante,  die  positiv  und  <C.  1  ist  [vgl.  den 
Satz  pag.  55  u.  72]. 

Ich  werde  im  gegenwärtigen  §  nur  die  Lösungen  der  beiden 
Probleme  angeben,  und  den  Beweis  für  die  Richtigkeit  derselben 
erst  im  nächstfolgenden  §  mittheilen. 

Die  LösuDgen  der  beiden  Probleme.  —  Auf  Grund  der  auf  a 
vorgeschriebenen  stetigen  Werthe  f  bilde  man  zuvörderst  die  Func- 
tionen   W  und  f  mittelst  der  Formeln: 

{A.)  \V^  ^  äT^/a^^).-  '         f^'  =  ^^^  +  ^^f^  ' 

hierauf  bilde  man,  auf  Grund  der  Function  /',  die  neuen  Functionen 
W  und  f"  mittelst  der  Formeln: 

iA\)       w^'  =  j^ffido)^  ,      f,"  =  w;  +  ^s fs  ; 

sodann  bilde  man,    auf  Grund  von  /"',  die  Functionen    W"  und  ('" : 
{A".)        W^'  =  -^ffid  0),  ,     fr  =  W,"  +  ^,  f,"  ; 


u.  s.  w.,  u.  s.  w. 

Alsdann   sind    [vgl.  pag.   48]  die   Functionen   //,   f"^  fj",   etc., 

ebenso  wie  f^  selber,  auf  a  stelig.  Auch  finden  alsdann   [nach  Satz 
pag.   46]  die  Relationen  statt: 

(ß.)           Was  =  fs'-fs    ,  Wi,=f;+f,    , 

{B\)      wj^fs"-fs'  ,  w,;  =  f;'+f:  , 

{B".)         Was"=fs"'-fs"    ,  Wi;'  =  rs"'-^fs"   , 
U.    S.    W.,    U.    S.    W. 


79]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  iMittels.  783 

Auch  ist  bekannt  [Satz  (34.)  pag.  57],  dass  alsdann  die 
Function  p"\  für  7^3=00,  in  eine  bestimmte  endliche  Conslante  C 
sich  verwandelt: 

(P.)  Hm„^^ /•,(")  =  C  . 

Setzt  man  nun,  unter  Benutzung  dieser  Constante  C: 
|,=  (C-/;)  4- (C  - /•/)  +  (C  — A")  +  •  ••  in  inf., 
';.  =  ifs-fs)  +  ifs-rn  +  ifs^'^-fs^'^)  4-  •  .  •  in  inf., 
SO   sind    diese  Reihen   auf   a  überall   cojivergent,   und    die   durch   sie 
definirten  Functionen  ^j,  r^^  auf  a  überall  stetig. 

Gleichzeitig  sind  jetzt  die  Lösungen  O  und  ^  der  beiden 
Probleme  ohne  Weiteres  angebbar.  Einerseits  nämlich  werden  dieselben 
auf  G  identisch  sein  mit  den  daselbst  vorgeschriebenen  f's.  Und 
andererseits  werden  dieselben  für  alle  ausserhalb  a  liegenden  Punkte  a, 
resp.  für  alle  innerhalb  g  befindlichen  Punkte  i  darstellbar  sein 
durch  die  Formeln: 

(fi) 

^•-  =  ^  +  Ä^/-'«""--  ■ 

wo  C,  ^,  Tj  die  in  {P.\  (Q.)  angegebene  Bedeutung  haben. 

Es  werden  also  die  Lösungen  jener  beiden  Probleme  dargestellt 
sein  durch  die  beiden  Werthsysteme : 

(«'•)  i<^a,fs)     und     {V,,A)   . 

Oder  was   auf   dasselbe  hinauskommt:    Sie   werden   dargestellt   sein 
durch  die  beiden  Werthsysteme: 

(«"•)  (*a,  ^as)    und    (Y...  Y,.,)  ; 

denn    die    <t)„s    sind    identisch    mit    den    f^,    und    die   V.s   ebenfalls 
identisch  mit  den  f^. 

Diese  in  (Q.),  (/i.),  (/?'.),  {R".)  gemachten  Behauptungen  sollen  im 
folgenden  §  bewiesen  werden.  Zuvor  aber  mag  hier  noch  auf  gewisse 
Transformationen  der  Ausdrücke  (R.)  aufmerksam    gemacht    werden. 

Andere  Form  der  Lösungen.  —  Aus  (R.)  ergiebt  sich  durch 
Substitution  der  Werthe  (Q.): 


(«•) 


^a=C  +  ^/[(C-/-)  +  (C-n  +  iC-f")  +   ...]ido)a  , 
^'i=C-{-±f^{f-f')  +  if"-f"')^ifi^)-fi-^))^...yda)i  . 


784  C.  Neumann,  [80 

Hier  sind  die  Integrationen  sofort  ausführbar.  Einerseits  ist  nämlich 
nach  (A.),  (A'.),  {A".),  etc.: 

iß.) 

und  andererseits  ist  nach  bekanntem  Satz  [vgl.  (8.)  pag.   33]: 

iy.)    '  ßda)„  =  0  . 

Man  erhalt  somit: 

.g.     <^a=C-Wa-  Wa'  -  W^"  -  W,'"  -  ...  in  Inf., 
Y,.  =  C  +  {W.i  —  W/)  +  {Wf  —  Wi")  +  ...  in  Inf. 

Dies  dürfte  die  einfachste  Gestalt  sein,  in  welcher  die  Losungen  der 
beiden  Probleme  im  Allgemeinen  angebbar  sind. 

Dritte  (aber  hypothetische)   Form    der  Lösungen.    —  iMan   kann 
otfenhar  die  Formeln  (a.)  mit  Rücksicht  auf  (y.)  auch  so  schreiben: 

j^^  *«  =  c + ,7^  /[-  /  -  r  -  r'  ^  r"  - . . .]  a  «)„ . 

Nun  ist  aber  nach  (ß.),  (/i'.)  etc.: 

f-Vr  =  ^  T^-.  ,   f"  +  r  =  +  ^K;'  ,  f^'^  +  f^"^  =  +  W,, f^)  ,    etc.  etc., 

/" -  r  =  -  ^^«. ,  r  -  r" = -  ^^a." ,  /-(^^  -  f^^^  =  -  Tr„,(^) ,  etc.  etc., 

und  überdies  ist  [vgl.  (2.)  pag.   28]: 

d  T^ 

^^^^^'  --dV''""  ■ 

Somit  folgt  aus  {().): 

liier  repiiisentirt  v  die  auf  da  errichtete  innere  Normale.  Ferner 
ist  T"  =  log  -^,  resp.  =  ^,^,  falls  man  niimlich  unter  E"  den  Ab- 
stand des  Punktes  a  vom  Elemente  do  versteht.  Und  analoge  Be- 
deutung hat   T'  mit  Bezug  auf  den  Punkt  i. 


81]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  78ö 

Construirt  man  jetzt  zwei  auxiliare  geschlossene  Curven  oder 
Flächen :  a'  und  a ",  beide  sehr  wenig  von  a  verschieden,  und  der  Art 
gelegen,  dass  o'  von  a,  und  o  von  g"  umschlossen  wird,  so  ist 
offenbar  das  innerhalb  a'  liegende  Gebiet  3  ein  Theil  von  3,  und 
ebenso  das  ausserhalb  n"  befindliche  Gebiet  91 "  ein  Theil  von  %. 
Durch  Anwendung  der  bekannten  Green'schen  Sütze  auf  diese  Ge- 
biete 5'  und  91"  ergeben  sich  alsdann  die  Formeln: 


(?) 


«/  \       UV  av  J 


dp"! 

wo  v'  und  v"  die  inneren  Normalen  von  n'  und  a"  vorstellen.  Es 
sind  nämlich  {bei  festgehaltenem  a)  W^.  und  T^  Fundamentalfunctionen 
des  Gebietes  %  Demgemäss  sind  auf  diese  Functionen  die  Green- 
schen  Sätze  anwendbar,  wenn  auch  nicht  mit  Bezug  auf  3  selber, 
so  doch  mit  Bezug  auf  jedes  kleinere  Gebiet,  welches,  wie  z.  B.  3» 
mit  all'  seinen  Punkten  innerhalb  3  liegt.  Bringt  man  nun  aber 
jene  Sätze  auf  W^.,  T^  und  das  Gebiet  3'  in  Anwendung,  so  erhält 
man  die  erste  der  beiden  Formeln  (^.).  Und  in  analoger  Weise  er- 
giebt  sich  die  zweite  dieser  Formeln  durch  Anwendung  der  genannten 
Sätze  auf  W^,   Tj  und  das  Gebiet  %". 

Nun  lässt  sich  zeigen,  dass  diese  Formeln  {^.)  im  Allgemeinen 
[d.  li.  unter  gewissen  Voraussetzungen,  auf  die  ich  hier  nicht  näher 
eingehen  will;  vgl.  meinen  Aufsatz  in  den  Math.  Annalen,  Bd.  16, 
pag.  409 — 438]  auch  dann  noch  in  Kraft  bleiben,  wenn  man  a'  mit 
o,  und  ebenso  auch  a"  mit  o  identiQcirt;  so  dass  man  also  erhält: 


irj.) 


Diese  Formeln  (fj.)  können  hingeschrieben  werden,  nicht  nur  für  W, 
sondern  ebenso  auch  für  W\  W",  W",  etc.  Und  mit  Rücksicht 
auf  all'  diese  Formeln  gewinnen  alsdann  die  Ausdrücke  (*.)  folgende 
Gestalt : 


{&.) 


Abhandl.  d.  K.  Uosellsch.  d.  Wissensch.  XXII.  53 


786  C.  Neumann,  [82 

Nun  lüssl  sich  zeigen,  dass  im  Allgemeinen  [d.  h.  unter  gewissen 
Voraussetzungen,  auf  die  ich  hier  nicht  näher  eingehen  mag;  vgl. 
in  den  Math.  Annal.  Bd.  16  die  Formeln  (D.)  pag.  414  und  die 
Formeln  (/).)  pag.   436]  die  Gleichung  stattfindet 

dv  dv       ' 

und  dass  also  die  in  {d-.)  in  den  geschweiften  Klammern  enthaltenen 
Ausdrücke  beide  ein  und  denselben  Werth  haben.  Demgemäss  ge- 
winnen also  jene  Formeln  (//.)  folgende  Gestalt: 

^^•^  ^   r    . 

"Vi  =  C—  -f—     qT*  da  , 

wo  Q  die  Bedeutung  hat: 

_  d{Wi,+  Wj+Wi,^^)+...)  _  d{Wa,+  WJ'  +  WaJ<^)  +  ...) 
^  dv  dv  ' 

Durch  diese  Formeln  (T.)  werden  die  Lösungen  O«  und  Yj  der  beiden 
Probleme,  abgesehen  von  der  Gonstante  C,  dargestellt  als  Polenliale 
ein  und  derselben  Curven-  oder  Fläch enbelegung.    Die  Dichtigkeit  dieser 

Belei^un^  ist  =:  —  ■^. 

^     ^  hTt 

Bemerkung.  —  Es  sei  innerhalb  3  irgend  ein  Punkt  i  markirt, 
und  um  i  (als  Gentrum)  eine  Kreislinie  oder  Kugelfläche  x  vom 
Radius  1  beschrieben.  Denkt  man  sich  nun  die  auf  der  gegebenen 
geschlossenen  Gurve  oder  Fläche  a  vorgeschriebenen  Werthe  /",  längs 
der  von  i  ausgehenden  Strahlen,  und  ohne  Aenderung  ihrer  Grössen, 
von  a  nach  x  versetzt,  so  wird  das  arithmetische  Mittel  aller  dieser 
jetzt  auf  X  vorhandenen  Werthe  f  dargestellt  sein  durch: 

Versteht  man  aber  unter  da  das  mit  dx  correspondirende  Element 
der  gegebenen  Gurve  oder  Fläche  o,  so  ist  offenbar  dx  nichts  An- 
deres als  das  (rfa),.  Jenes  arithmetische  Mittel  ist  daher  auch  so 
darstellbar: 

also   identisch    mit    J  W,.,  [vgl.  (A.)]. 


S3j  Über  die  Methode  des  abithmetischen  Mittels.  787 

Demgemäss  kann  man  dieses  4^  TV,  das  arithmetische  Mittel  aller 
auf  G  ausgebreiteten  Werthe  f  in  Bezug  auf  den  Punkt  i  nennen.  Und  mit 
Rücksicht  hierauf  habe  ich  die  hier  exponirte  Methode,  in  welcher  die 
aufeinanderfolgenden  arithmetischen  Mittel  ^W,,  J  W/,  J  W, ",  etc.  eine 
wichtige  Rolle  spielen,  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels  genannt. 

§8. 

Beweis  für  die  Richtigkeit  der  angegebenen  Lösungen. 
Das  schliesslich  sich  ergebende  Existenztheorem. 

Zu  beweisen  ist  zuvörderst  die  Convergenz  der  Reihen  (O-)' 

^  '^     >i=  (/•-  n  +  (r  -  D  +  (/"f^>  -  /•(^>)  -f  .  ■  •  in  inf. 
Setzt  man 

indem  man  dabei  den  Restgliedem  (>'•**,  e^"'  die  Bedeutungen  zu- 
ertheilt : 

?^"^  =  (C  -  /■("))  +  (C  -  /•(»  ■*•  0)  +  . . .  in  Inf., 
^   -^        e(«)  =  (/•(2»)  _  /-(^n+O)  _^  (/•(•2«  +  -2)  _  ^(2n+3))  _|_  . , .  in  inf., 

so  folgt  aus  (37.),  (38.)  pag.  58  sofort: 

(ff.)       abs  ^(«)  ^  (G  -   Ä)  (/"  +  /."  +  >  +  ;."  +  *  +  .  .  ■  in  inf.)  , 
0?.)       abs  gC")  ^  (G  —  A')  {?:'"  +  Ä-"-^^'  +  /.^"-^*  +  ...  in  inf.)  , 

also,  weil  A  ein  positivei'  ächter  Bruch  ist,  a  fortiori: 

iy.)      abs  e(«)  ^  (G  —  Ä')  (A«  +/."  +  •  +  /» +  -2  -f-  ...  in  inf.)  . 

Und  nunmehr  folgt  aus  («.)  und  (;'.): 

abs  ^(«)  S  (G  -  Ä-)  ^-^  , 

abs  e(«)  S  (G  —  Ä)  ^-^  , 

wo  der  Ausdruck  rechts  in  beiden  Fonneln  derselbe  ist.  Denkt  man 
sich  nun  diesen  Ausdruck  (was  offenbar  stets  möglich  ist)  durch 
Vergrösserung  von  n  unter  einen   beliebigen  Kleinheitsgrad  *  hinab- 

53* 


788  C.  Neümann,  [84 

gedrückt,  so  sind  die  Restglieder  q^"\  g^"\  ihrem  absoluten  Betrage 
nach,  in  sämmUichcn  Punkten  der  Curve  oder  Fläche  a  kleiner  als 
jenes  6.  Hieraus  aber  folgt,  dass  die  Reihen  nicht  nur  convergeni 
sind,  sondern  auch,  dass  die  durch  sie  dargestellten  Functionen  |,  7; 
auf  a  stetig  sind. 

Erläuterung.  —  Hat  man  nämlich  n  so  weil  vergrössert,  dass  abs  ^(") 
für  sämmtliche  Punkte  der  Curve  oder  Fläche  ff  kleiner  als  e  ist,  so  hnden 
für  je  zwei  solche  Punkte  s  und  s^  die  Formeln  statt  : 

(a  )  abs  Q,W  <  e   , 

(b.)  abs  ^,/")  <  fi  . 

Andererseits  kann  kein  Zweifel   darüber  bestehen,   dass    der  geschlossene 
Ausdruck 

t(n)  ^  (c  —  /■)  4-  (C  —  /")  +  . . .  -f-  (C  —  /■("-!)) 

eine  F^mction  repräsentirt ,   welche   [ebenso  wie  f,  f',   f",    ...  ;     vgl. 
pag.  78]  auf  ff  überall  stetig  ist;   und  man  kann  daher  durch  gegenseitige 
Annäherung    der   (bis  jetzt  beliebig   gelassenen)   Punkte  s  und  s^  dafür 
sorgen,  dass 
(c.)  abs  (^/")  —  ^5/"))  ebenfalls  <  e 

wird. 

Solches  aber  ausgeführt  gedacht,  folgt  jetzt  aus  (a.),  (6.),  (c.)  sofort: 

abs  [(^/«)  +  ^/"))  -  (,^,/«)  +  e,/«))]  <  3  £  , 

oder,  was  dasselbe  ist  [vgl.  (2.)] : 

abs  {^s  —  ^sj  <C  3«   • 

D.  h.  ^  ist  im  Punkte  s  stetig  ;   s  war  aber  ein  beliebiger  Punkt  der  Curve 
oder  Flüche  ff.     U.  s.  w. 

In  analoger  Weise  ergiebt  sich  der  Beweis  mit  Bezug  auf  die 
Function  r]. 

Da  nun  die  Functionen  §,  tj  auf  a  überall  stetig  sind,   so   sub- 
ordiniren  sich  die  in  (R.)  pag.  79  angegebenen  Ausdrücke 

ohne  Weiteres  dem   allgemeinen  Theorem   pag.   47.     Demzufolge    ist 
jedes  der  beiden  Werthsysteme 

(et)«,  cD„,)  und  (V„.  V„,) 


85]  Ober  dib  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  789 

eine  Fundametilalfunclion  des  Gebietes  %,   und   andererseits  jedes  der 
beiden  Systeme 

(0,,   <J>,-,)  und  (Y...   Yi,) 

eine  Ftmdamenlalfunction  des  Gebietes  3- 

Soll  also  nachgewiesen  werden,  dass  die  Systeme  (O^,  4>„s)  und 
(^u  ^.s)  wirklich  die  Lösungen  unserer  beiden  Probleme  sind,  so 
wird  nur  noch  zu  zeigen  sein,  dass  die  <Pas  identisch  mit  den  f^,  und 
die  Y,,  ebenfalls  identisch  mit  den  f^  sind. 

Zu  diesem  Zwecke  substituiren  wir  in  (5.)  für  ^  die  Zerlegung 
(2.),  und  erhalten  so,  indem  wir  gleichzeitig  für  x  einen  Punkt  a 
eintreten  lassen,  die  Formel: 

d.  i.  die  Formel: 

(6.)  (t>,  =  0«(»)  +  P„(«)  , 

wo  alsdann  <t>o(")  und  Po^"^  die  Bedeutungen  haben: 
(7.)  <D„(")  =  C  +  ^/^">  ida)a  , 

(8.)  P.C)  =  ^/e(»)  (da),  . 

Dabei  mag  die  Zahl  n  vorläufig  ganz  ad  libitum  gewählt  sein. 

Aus  (7.)  ergiebl  sich  durch  Substitution  des  Werthes  von  l^"^ 
[vgl.  (1.),  (2.),  (3.)]: 

0^(»)  =  C  +  ^/[cC-n  +  (C-n-+(C-/-("->)](rfa)„  ; 

hier  aber  ist  die  Integration  sofort  ausführbar  mittelst  gewisser  schon 
im  vorhergehenden  §  [auf  pag.  80]  notirter  Formeln: 


1 

ÄTTt 


ßda)a=-0    . 

Man  erhält  in  solcher  Weise: 

(9.)      <D^(")  =  C  —  [W^  -h  ir„'  4-  TV«"  ...  +  Tr„("-0] 


790  C.  Neumann,  [80 

Nach  den  Formeln  (7?.),  (/?.'),  (/?.")  elc.  pag.   78  ist  aber 

'^^a s  ^^^  IS  IS      ' 

"^as  IS  IS      ' 

w     "  —  f"'_f" 
'' as  IS  IS) 


Was^''"^=fs^''^-fs^''-'^   ; 

woraus  durch  Addition  folgt: 

1^«.  +  Was'  +  ^a/'  •  .  •  +  Wj^-')  =  /•,(«)  ~  /,   . 

Demgemäss  ergiebt  sich  aus  der  Formel  (9.)  für  <!>«/")  folgender  Werth  : 
(10.)  0^/»)  =  C  - /,W  + /-^  . 

Was  nun  ferner  den  Ausdruck  (8.)  betrifft: 

1 


'"'"'  =  ätJ^^"'  <"<"" 


so  subordinirt  sich  derselbe,  weil  ^  selber,  mithin  auch  das  [dem  § 
zugehörige  Restglied]  f'^  auf  a  slet'uj  ist,  ohne  Weiteres  dem  Satze 
pag.  59.  Diesem  Satze  zufolge  sind  z.  B.  die  absoluten  Werthe  der 
Pa(")  und  P«/")  durchweg  ^  2M,  falls  man  nämlich  unter  M  den 
absolut  grössteu  Werth  von  ^^"^  auf  a  versteht.     Man  erhält  also : 

abs  Pa/"^^  2if  . 
Dieses  M,   der  absolut  grösste  Werth  von  ^^"^  auf  a,   ist  aber  nach 
(4.)  nothwendig 

rn 

Demgemäss  ergiebt  sich: 

absP«/^)S2(G-Äl      ^'^ 
ist: 

(H.)  p^^(n)_20((;_A') 


1   —  yl    ' 

oder,  was  dasselbe  ist: 

-  A  ' 

wo    0    einen    unbekannten    positiven    oder   negativen    ächlen    liruch 
vorstellt. 

Substituirt   man  jetzt   die   Werthe   (10.),    (II.)    in    die    aus   (6.) 
sich  ergebende  Formel: 

^as  —  ^as       n^  ~as        > 

so  erhält  man 

(12.)     <i>^^=C  +  r,-f^i^)  +  2e{G-K)-^-^j  • 


87]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  791 

Diese  Formel  ist  gültig  für  jedwedes  n ,  weil  n  zu  Anfang  ad  libitum 
gewählt  war.  Lässt  man  aber  n  ins  Unendliche  wachsen,  und  be- 
achtet man,  dass  die  Configurationsconstante  A  positiv  und  <C  I  ist, 
so  ergiebt  sich 

(<3.)  <t>a.  =  C  +  A -»!"«  =  ./■/">  , 

also  mit  Rücksicht  auf  (P.)  pag.  79: 

In  analoger  Weise  lässt  sich  zeigen,  dass  auch 

(15.)  "Vis^fs 

ist;  was  weiter  auszuführen  überflüssig  sein  würde.  Nachdem  aber 
die  beiden  Relationen  (14.)»  (I^)  constatirt  sind,  ist  hiermit  zugleich 
die  Richtigkeit  aller  im  vorhergehenden  §  gemachten  Behauptungen 
darget/ian. 

Bemerkung.  — Man  wird  vielleicht  der  Ansicht  sein,  dass  die  Relation 
(14.)  auf  kürzerem  Wege  ableitbar  sei,  dass  nämlich  dieselbe  direct  aus 
der  Formel  (10.)  sich  ergebe,  sobald  man  daselbst  n  =  oo  macht. 

Um  genauer  hierauf  einzugehen,  sei  zunächst  bemerkt,  dass  die 
Function  0  ausführlicher  zu  bezeichnen  sein  würde  mit  O*"^'.  unsere 
Aufgabe  bestand  in  der  Ermittelung  derjenigen  Werthe,  welche  diese 
Function  O  oder  0"'  für  die  Punkte  as  annimmt;  und  hierüber  haben 
wir  durch  die  Relation  (14.)  Auskunft  erhalten  ;  denn  dieselbe  lautet : 

(«.)  (<t>'""%,  =  fs  • 

Aus  der  Formel  ( J  0 .)  hingegen  würde  sich  für  n  =  ex»  ein  ganz  anderes 
Resultat  ergeben  haben,  nämlich  folgendes : 

0*-)  (^«/"^)»  =  ^  =  fs  ■ 

In  solcher  Weise  geschrieben ,  dürfte  der  Unterschied  klar  zu  Tage 
liegen.  —  Wir  können  uns  so  ausdrücken:  Die  linken  Seiten  der  For- 
meln (a.),  (ß.)  beziehen  sich  beide  auf  den  Ausdruck  ^a  ,  jedoch  mit 
dem  Unterschiede^  dass  die  linke  Seite  von  (a.)  denjenigen  Werth  be- 
zeichnet, welchen  dieser  Ausdruck  annimmt,  sobald  man  darin  zuerst 
n  =  oo  macht,  und  sodann  a  nach  s  rücken  lässt;  während  die  linke 
Seite  von  (ß.)  denjenigen  Werth  bezeichnet,  welchen  der  Ausdruck  an- 
nimmt ,  sobald  man  die  genannten  beiden  Operationen  in  umgekehrter 
Reihenfolge  vornimmt. 

Nachdem  wir  nun  die  Richtigkeit  der  im  vorhergehenden  §  ge- 
gebenen Lösungen  der  beiden  Probleme  bewiesen  haben,  ist  damit 
zugleich  auch  constatirt,  dass  diese  Probleme  stets  lösbar  sind,  d.  h., 
dass  die  durch  die  beiden  Probleme  geforderten  Functionen  0,  Y 
stets  existiren;  so  dass  wir  also  zu  folgendem  Theorem  gelangen. 


792  C.  Neumann,  [88 

Existenztheorem.  —  Es  sei  in  der  Ebene  oder  im  llaume  eine 
(jeschlossenc  Curve  oder  Fläche  a  (je(jeben,  ivelehe  mit  Ecken,  resp.  mit 
Ecken  und  Kanten  behaftet  sein  kann,  welche  aber  überall  convex 
und  nicht  ziveistemiy  sein  soll.  Und  von  den  beiden  Gebieten,  in 
welche  die  Ebene  oder  der  Raum  durch  diese  Curve  oder  Fläche  o 
zerlaß  wird,  mag  das  äussere  mit  Ql,  das  innere  mit  3  bezeichnet  sein. 

Denkt  man  sich  nun  auf  g  irgend  welche  daselbst  stetige  Werthe  f 
vorgeschrieben,  so  wird  immer  eine  Fund  amental function  O  des  Gebietes 
51  existiren,  welche  auf  g  jene  vorgeschriebenen  Werthe  f  besitzt;  des- 
gleichen wird  alsdann  stets  eine  Fundamentalfunction  Y  des  Gebietes  3  ^'^*- 
stiren,   welche  ebenfalls  auf  g  jene  vorgeschriebenen  Werthe  f  besitzt. 

Auch  sind  diese  Fundamentalfunctionen  O  und  V  durch  die  An- 
forderung, auf  G  mit  jenen  vorgeschriebenen  Werlhen  f  identisch  zu 
sein,  vollständig  und  eindeutig  bestimmt  [zufolge  der  Sätze  pag.  20 
und  26]. 

§9. 
Sich  anschliessende  Betrachtungen. 

Wir  hallen  fest  an  den  Vorstellungen,  Voraussetzungen  und  Be- 
zeichnungen der  beiden  vorhergehenden  §§ ;  so  dass  also  z.  B.  0  und  Y 
die  den  vorgeschriebenen  f  entsprechenden  Fundamentalfunctionen 
der  Gebiete  %  und  3,  und  diese  /'  auf  g  überall  stetig    sein    sollen. 

Ausser  f  selber  mögen  auf  der  gegebenen  Curve  oder  Flache  g 
noch  unendlich  viele  andere  Functionen*) 

(1-)  r,  r,  P,   ...  P,   ...  ininf. 

ausgebreitet  sein,  die  (ebenso  wie  /')  auf  g  überall  stetig  sind.  Dabei 
wollen  wii-  annehmen,  dass  p,  bei  ins  Unendliche  wachsendem  p, 
gegen  jene  eigentlich  vorgeschriebene  Function  /'  convergirt.  Alsdann 
wird,  sobald  auf  g  irgend  ein  Punkt  *■  markirt  ist,  die  diesem  Punkte  *■ 
zugehörige  Quantität 

abs  (/•/-/;) 

*)  Diese  Functionen  sollen  vollständig  andere  sein,  als  die  in  den  vorhergehenden 
§  §  besprochenen  Functionen 

r,  r,  f", . . .  fw, . . . 

Zur  bessern  Unterscheidung  habe  ich  daher  die  einen  durch  obere  Indices,  die  andern 
durch  Accente  bezeichnet.  So  ist  ja  z.  ß.  auch  das  eingcklannnerte  (/<)  ebenfalls  nur 
eine  Andeutung  für  n  aufeinanderfolgende  Accente. 


89]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  793 

durch  Vergrösserung  des  Parameters  j)  unter  jeden  beliebigen  Klein- 
heitsgrad hinabdrückbar  sein.  Oder  genauer  ausgedrückt:  Es  wird 
alsdann,  falls  irgend  ein  Kleinheitsgrad  *„  ad  libilum  gegeben  ist, 
stets  eine  positive  ganze  Zahl  p^  von  solcher  Grösse  angebbar  sein, 
dass  jene  Quantität 

abs  (/•/  -  r,) 

<C  #0  ist,  nicht  nur  für  p  =  7^,  sondern  auch  für  alle  ganzen 
Zahlen  p,  die  >>  p^  sind. 

Wir  wollen  jetzt  aber  die  über  die  Convergenz  von  f^  gemachte 
Voraussetzung  noch  weiter  verschärfen^  nämlich  annehmen,  dass  f^, 
bei  ins  Unendliche  wachsendem  p,  für  alle  auf  g  befindlichen  Punkte  n 
gleichmässiij  gegen  f  convergirt.  Alsdann  wird,  nachdem  irgend  ein 
Kleinheitsgrad  t^  ad  libitum  gewählt  ist,  stets  eine  Zahl  p^  angebbar 
sein  von  solcher  Grösse,  dass  die  Formel 

(2.)      abs  {fgf  —  fg)  <C  «0  •  0^  beliebig,  aber  ^  p^  gedacht)  , 

simultan  stattfindet  für  sämmtliche  Punkte  s  der  Curve  oder  Fläche  o. 
Dies  vorangeschickt,  betrachten  wir  jetzt  die  den  Functionen 

fuudr,  r,  r,  •••  r,  ••• 

entsprechenden   Fundamentalfunctionen 

O  und  0'.  0-.  0'.   ...  0P,  ... 

des  Gebietes  ^*);  und  legen  uns  die  Frage  vor,  ob  ebenso  wie 
/*  gegen  /"  convergirt,  ebenso  vielleicht  auch  <K  gegen  O  conver- 
giren  wird. 

Nach  der  Definition  von  <t>  und  0^'  ist:  O^^  =  /".  und  ebenso: 
^af  =  /s^5  oder  wenn  man  hier  (wo  kein  Missverständniss  möglich 
ist)  s  für  as  schreibt: 

0,=/;    und    0/=/-/  . 

Demgemäss  ist  jene  simultan  für  alle  Punkte  s  geltende  Formel  (2.) 
auch  so  schreibbar: 

(3.)    abs  (0/  —  et),)  <  5^^  [p  beliebig,  aber  ^  p^  gedacht)  . 


*)  Diese  Fundamentalfunctionea  des  Gebietes  %  würden,  falls  es  beliebt, 
sofort  construirt  werden  können  mittelst  der  Methode  des  aritbmelischen  Mittels 
(pag.  79).    An  ihrer  Existenz  ist  also  kein  Zweifel. 


794  C.  Neumann,  [90 

Da  nun  4>^  —  0  (ebenso  wie  0  und  <t>^  selber)  eine  Fundamenlal- 
function  des  Gebietes  91  ist,  so  können  wir  auf  diese  Function  O^'  —  O 
ohne  Weiteres  den  ersten  Satz  pag.  26  in  Anwendung  bringen.  Als- 
dann aber  gelangen  wir  auf  Grund  der  Relation  (3.)  sofort  zu  der 
allgemeineren  Formel: 

(4.)     abs  {<^^P  —  <t>^)  <  £„ ,  ip  beliebig,  aber  ^  p,)  , 

nämlich  zu  dem  Resultat,  dass  diese  letztere  Formel  simultan  statt- 
findet für  sämmtliche  Punkte  x  in  ganzer  Erstreckung  des  Gebietes  ^. 

Erläuterung.  —  Ist  nämlich  U  irgend  eine  Fundamentalfunction  des 
Gebietes  31,  und  findet  für  alle  auf  der  Grenze  von  51,  d.  i.  auf  a  gelegenen 
Punkte  s  die  Formel  statt : 

—  «0  <  ^s  <  +  «0    ' 

so  wird,   zufolge  des  ersten  Satzes  pag.  26,  für  alle  Punkte  x  in  ganzer 
Erstreckung  von  31  die  analoge  Formel  gelten : 

—  «0  <  ^x  <  +  «0    • 

Oder  mit  anderen  Worten:  Findet  für  die  Punkte  s  an  der  Grenze 
von  31  die  Formel  statt : 

(a.)  abs  f/5  <  ßo  > 

so  toird  für  alle  Punkte  x  in  ganzer  Erstreckung  von  31  die  analoge 
Formel  gelten: 
iß.)  abs  f/^  <  £„   . 

Mittelst  dieses  Satzes  (a.),  {f:i.)  gelangt  man  aber  sofort  von  der 
Formel  (3.)  zur  Formel  (4.).  —  Q.  e.  d. 

Erinnern  wir  uns  an  die  Art  und  Weise,  wie  [bei  (2.)]  s^  und  ^„ 
eingeführt  worden  sind,  so  werden  wir  dieses  Resultat  folgender- 
massen  klar  zu  stellen  haben:  Bezeichnet  t^  einen  ad  libitum  ge- 
gebenen Kleinheitsgrad,  so  exislirt  stets  eine  'positive  ganze  Zahl  p^  von 
solcher  Grösse,  dass  die  Formel 

abs  {<\>^P  —  (i>J  <  «0  ,    iP  beliebig,  aber  ^  p,)  , 

simultan  erfüllt  ist  für  alle  Punkte  x  in  ganzer  Erstreckung 
von  91.  —  Hierfür  aber  können  wir  kürzer  sagen:  Die  Function ^^ 
convergirt,  bei  ins  Unendliche  wachsendem  p,  in  ganzer  Erstreckung  des 
Gebietes  %  gleichmässig  gegen  die  Function  0. 

Dass  man  Analoges  in  Betreff  des  Gebietes  3  und  der  Function  ^ 
zu  beweisen  vermag,  bedarf  keiner  weiteren  Erläuterung.  Man 
gelangt  daher  zu  folgendem  Satz. 


91]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  795 

Theorem,  —  In  der  Ebene  oder  im  Räume  sei  eine  geschlossene 
Curve  oder  Fläche  o  gegeben,  welche  mit  Ecken,  resp.  mit  Ecken  und 
Kanten  behaftet  sein  darf,  welche  aber  überall  convex,  und  keine 
zw  eis  lern  ige  ist.  Ferner  sei  auf  g  irgend  welche  daselbst  stetige 
Function  f  vorgeschrieben. 

üeberdies  sei  [durch  irgend  welche  Methode,  oder  vielleicht  auch 
durch  Zufall]  eine  mit  einem  variablen  Parameter  p  {=z  I,  2,  3,  i,  ...) 
behaftete  Function  f^  entdeckt,  welche  ebenfalls,  und  zwar  für  jedwedes 
p,  auf  a  stelig  ist,  und  welche,  bei  ins  Unendliche  wachsendem  p,  für 
sämmtliche  Punkte  der  Curve  oder  Flüche  a  gleichmässig  gegen  f 
convergirt. 

Bezeichnet  man  alsdann  die  den  Functionen  f,  f^  entsprechenden 
Fundamental functionen  der  Gebiete  %  und  3  ""'  ^5  <t>'^  und  mit  W,  M^^', 
so  wird  0'  in  ganzer  Erstreckung  von  '^i  gleichmässig  gegen  O,  und 
V^  in   ganzer  Erstreckung   von   3  gleichmässig  gegen  V  convergiren. 

Wir  haben  hier  dieses  Theorem  unter  der  (besonders  betonten) 
Voraussetzung  bewiesen,  dass  o  überall  convex  und  nicht  zwcisternig 
ist.  Doch  lässt  sich  das  Theorem  von  diesen  Restrictionen  befreien. 
um  die  hierzu  erforderlichen  Mittel  zu  gewinnen,  werden  wir  in  den 
beiden  folgenden  §  §  zunächst  einige  speciellere  Untersuchungen 
anzustellen  haben. 


§  10. 

Anwendung  der  Methode  des  arithmetischen  Mittels  auf  die  Kreislinie. 

Bringt  man  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels  auf  eine 
Kreislinie  o  in  Anwendung,  so  tritt  insofern  eine  Vereinfachung  ein, 
als  die  &,  durchweg  =   0  werden.     [Vgl.  (9.)  pag.   33.] 

Die  auf  der  Kreislinie  a  vorgeschriebenen  Werthe  /'  oder  /^  seien 
daselbst  stetig,  mithin  darstellbar  durch  eine  Fourier'sche  Reihe: 

oo 
A  +^(J('»)  cos  Uli)  +  B(")  sin  nw)  , 

wo  CO  das  Azimuth  vorstellt,    und  die  A,   A^'*\    B^"^  Constanten   sind. 
Dabei   aber   wollen   wir   zuvörderst   auf   den   Fall    uns  beschränken. 


796  C.  Neumann,  [92 

dass  diese    Reihe   endlich  ist,   dass    mithin    für  jene   /'  oder  /j    eine 
Formel  vorliegt  von  der  Gestalt: 


y 
11=1 


(1 .)      f=.f^  =  A  -f^^ (ylC»*)  cos  n w  +  5(")  sin  n w )  , 


wo  p  irgend  eine  endliche  Zahl  vorstellen  soll. 

Es  sei  Q  der  Radius  der  Kreislinie  o;  dcmgemäss  seien  {(j,  (o) 
die  Polarcuordinaten  irgend  eines  auf  a  liegenden  Punktes  s.  Be- 
zeichnet man  nun  den  Abstand  dieses  Punktes  *■  (^,  m)  von  irgend 
einem  Punkte  «((>„?  f'«)  mit  A',  so  ergeben  sich  die   Formeln: 

ii2  =  ^4  _^  ^^2  _  2^^^  cos  (w  —  wj  , 

1  1         °°  '1  /  ^  \*' 

r  =  log  -  =  log  -  +27  -  (r)  ^^^  n{oj  —  iOa)  ,      {Q  <  Qa)  • 

Nun  ist  nach  (2.)  pag.  28: 

(rf ff)    =  — —  da  = 7—  gdüj  , 

^        dv  dq^         ' 

WO  i'  die  innere  Normale  von  a  bezeichnet.     Somit  folgt . 
(2.)a  [do)a  =  —     ^7  (^)  cos  w(w  —  wj  Nw  . 

In  analoger  Weise  erhält  man  ferner  für  den  Abstand  E  des 
Punktes  s  (^,  w)  von  irgend  einem  Punkte  i(^j,  o),)  die  Formeln: 

E^  =  Q^  -\-  q^  —  '^QQi  COS  (w  —  coi)  , 
T  =  log  -  =  log  -  -\-J^ ~  \^\  COS  n{(x)—to^)  ,      (^i  <  q)  . 

Bezeichnet  man  nun  wiederum  die  innere  Normale  von  o  mit  v^    so 
ist  nach  (2.)  pag.  28 : 

{do)i  =  -r-  da  = —  gdw  . 

*        dv  dq  ^ 

Somit  folgt: 

(2.)i         {do\  =  H-    1  +^  /-^»rcos  n(w  —  Wj)    (/w  . 

L  n  =  1  '  ^  '  J 

Dies  vorausgeschickt,  haben  wir  nun  zu  verfahren  nach  den 
allgemeinen   Vorschrißen   (pag.   78)   der    Methode    des    arithmetischen 


93]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  797 

Mittels,  und  in  solcher  Weise  die  Functionen  TV,  f,  W',  f,  etc., 
sodann  die  Functionen  |,  7p  endlich  die  Functionen  <1>,  V  zu  con- 
struiren.  Die  letzteren  werden  alsdann  die  Lösungen  der  beiden 
Probleme,  d.  i.  die  den  vorgeschriebenen  Werlhen  f  entsprechenden 
Fundamenlalfunclionen  der  Gebiete  91  und  3  repnisentiren. 

Nach  jenen  allgemeinen  Vorschriften  [vgl.  (A.\  {B.)  pag.  78]  ist: 

(3).         Wa  =  ~fndo)a  ,     und     /•;  =  W\,  +  /;  . 

Hieraus  folgt  durch  Substitution  der  Werthe  (1.),  {%X  und  durch 
Ausfuhrung  der  Integration: 

Wa  =  —   y  (iV\.l(")  cos  n  10 a  +  ßC*)  sin  n  wj  . 

Lässt  man  jetzt  in  dieser  Formel  den  Punkt  «((>„,  wj  unendlich  nahe 
an  den  Kreislinienpunkt  s((),  oi)  heranrücken,  mithin  q„  in  q  und  (o^ 
in  w  übergehen,  so  erhält  man  keineswegs  das  TT,,  sondern  viel- 
mehr das  W^s  [vgl.  den  allgemeinen  Satz  pag.  46];  so  dass  man  also 
zu  folgender  Formel  gelangt: 

p 
Was  ^  —  2J  (^^"^  cös  n  w  +  B<")  sin  nio)  . 

M=l 

Substitiiirt  man  diesen  Werth  in  der  zweiten  Formel  (3.),  und 
substituirt  man  daselbst  gleichzeitig  für  f^  den  Werth  (1.),  so  folgt: 

(4.)  fs=A,    d.  i    =  Const. 

Da  nun  von  den  Functionen  l\,  fj,  f^'\  /*,'",  etc.  jede  aus  der 
vorhergehenden  in  genau  derselben  Weise  entsteht,  ^vie  /"/  aus  f^, 
so  gelangt  man  ohne  Weiteres,  auf  Grund  der  bereits  vorliegenden 
Formeln  (I.),  (4.),  zu  dem  Resultate,  dass  /"/'  =  A,  dass  ferner  /",'" 
ebenfalls  =  A  ist,  u.  s.  w.     Man  erhält  also : 

(5.)  f;=f;'  =  f;"=  ...  =a  , 

mithin  z.  B. : 

Iim„^^  /"/")  ebenfalls  =  A  . 

Die  in  unseren  aligemeinen  Vorschriften  auftretende  Constante  C 
[vgl.  (P.)  pag.  79]  wird  daher  im  gegenwärtigen  Falle  identisch  mit 
A  sein: 

(6.)  C  =  A  . 


798  C.  Neumann,  [94 

Ferner  sind  nach  jenen  allgemeinen  Vorschriften  [vgl.  {Q.)  pag.  79] 
unter  ^,  tj  folgende  Functionen  zu  verstehen : 

^  =  ic-f)-\-{c-n  +(c  -/•")  +  .. 
v  =  if  -n-i-  (/"  -  n  +  if''^  -  f^'^)  + .  ■ . 

Hieraus  folgt  durch  Substitution  der  Werthe  (5.),  (6.) : 

rj=f—A   . 

Und  demgemüss  ergeben  sich,  auf  Grund  unserer  allgemeinen  Vor- 
schriften [vgl.  (/?.)  pag.  79],  für  die  Lösungen  O  und  Y  der  beiden 
Probleme  die  Formeln: 

(8.) 

H',  =A  +  ^f{f-A){do\   . 

Diese  Formeln  (8.)    sind,   mit  Rücksicht   auf  die  bekannten  Re- 
lationen : 

f{do)a  =  0      und    f{da)i  =  27r  ,     [vgl.  (8.)  pag.  33]  , 
auch  so  darstellbar: 

^.=-A  +  -Jf{da\   . 
Beachtet  man  ferner,  dass  nach  (1 .) 


27t 


Ifda  ^=  I  fQdoj  =  %7tQA  ,     mithin     ^  =  ä Ifdo 

0  " 

ist,  so  kann  man  die  Formeln  (9.)  auch  so  schreiben: 

Wir  haben  bisher  nur  den  Fall  betrachtet,  dass  die  vorgeschrie- 
benen Werthe  /  durch  eine  endliche  ^eihe  (1.)  dargestellt  sind.  Be- 
vor wir  zum  Fall  einer  unendlichen  Reihe  übergehen,  erscheint  es 
gut,  zunUchst  die  Ausdrucksweise  ein  wenig  zu  ändern,  nämlich  die 


95]  Lber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  799 

bisher  mit  /*,  0,  Y  benannten  Functionen  fortan  mit  f ,  <l>^,  V^  zu 
bezeichnen.  Alsdann  gelangen  wir,  auf  Grund  der  Fonneln  (I.)  und 
(10.),  zu  folgendem  Satz: 

Sind  auf  der  Kreislinie  g  die    Werthe  vorgeschrieben: 

(H  )    fP=  f^P  =  A  +^  (/K")  cos  noi  +  /?(")  sin  not)  , 

WO  p  irgend  eine  endliche  Zahl  vorstellt,  so  sind  die  diesen  Werthen  p 
entsprechenden  Fundamental fttnctiofien  <!>''  und  M^^  der  Gebiete  ^\  und  3 
leicht  angebbar. 

Einerseits  nämlich  werden  dieselben  auf  g  mit  jenen  p  identisch 
sein.  Und  andei'erseits  iferden  dieselben  für  alle  ausserhalb  g  liegen- 
den Punkte  fl,  re^p.  für  alle  innerhalb  g  befindlichen  Punkte  i  dar- 
stellbar sein  durch  die  Formeln: 


(12.)  -' 


wo  Q  den   Radius  der  Kreislinie  g  vorstellt. 

Wir  gehen  jetzt  zu  dem  Falle  über,  dass  auf  g  irgend  eine 
Function  f  in  ganz  beliebiger  Weise  vorgeschrieben  ist,  nur  mit  der 
Restriction,  dass  sie  längs  g  stetig  sein  soll.  Diese  Function  f  ist 
alsdann  darstellbar  durch  eine  Fourier'sche  Reihe: 

oo 
(<3.)        f=A  +^  (/!(»)  cos  n  w  +  5^")  sin  n  tu)  , 

»»  =  1 
also  darstellbar  durch  die  Formel: 

(HO  /"=linip  =  „P, 

wo  p  dieselbe  Bedeutung  hat,  wie  in  (II.). 

Da  nun,  nach  unserer  Voraussetzung,  die  vorgeschriebene  Function 
f  auf  G  stetig  ist,  so  wird  die  in  (14.)  angegebene  Convergenz,  nach 
einem  bekannten  Satz*)  über  die  Fourier'sche  Reihe,  gleichmässig  sein 
für  alle  auf  a  befindlichen  Punkte.  Demgemäss  sind  die  dieser  vor- 
geschriebenen Function  f  entsprechenden  Fundamental functionen  <t>  und  ^ 
der  Gebiete  ^H  und  3  sofort  angebbar  auf  Grund  des  Theorems  pag.  91, 
nämhch  darstellbar  durch  die  Formeln: 

HS)  <l>a  =  Hmp^.0,P  , 
r  =Hnip  =  .  V    , 


'^)  Heine:  Handbucli  der  Kugelfunotionen.     1878.    Bd.  «.  pag.  58. 


SOG  ^^-  Neumann,  [96 

wo  O/,  M^,^   die    in   (12.)    angegebenen  Bedeutungen    liaben.      Sub- 
slituirl  man  aber  diese  Werlhe  der  d»/,  Y/  in  (15.),  so  erhalt  man: 


(16.) 


Die  hier  auftretende  Operation  hni^^^  ist  in  Anbetracht  der  Formel 
(1 4.),  und  namenthch  in  Anbetracht  des  Umslandes,  dass  jene  durch 
(14.)  ausgedrückte  Convergenz  für  alle  Punkte  der  Kreislinie  n  gleich- 
massig  ist,  ohne  Weiteres  ausführbar;   —  man  erhalt: 

'*''  =  +  f^/^"<'-^/^<'''"«' 

'*'-■  =  - 57^ /^'' "  + -^ . M'' "'■  ■ 

und  gelangt  daher  zu   folgendem  Satz: 

Satz  über  die  Kreislinie.  —  Sind  auf  einer  gegebenen  Kreis- 
linie G  irgend  welche  daselbst  stetige  Werthe  f  vorgeschrieben,  so 
sind  die  diesen  Werlhen  entsjwechenden  Fundamenlalfunclionen  O  iind  Y 
der  Gebiete  ''}\  und  3  ^'^'  einfacher   Weise  angebbar. 

Einerseits  nämlich  werden  dieselben  auf  g  mit  jenen  f  identisch 
sein.  Und  andererseits  werden  dieselben  für  alle  ausserhalb  o  liegen- 
den Pmikte  a,  resp.  für  alle  innerhalb  o  befindlichen  Punkte  i  dar- 
stellbar sein  durch  die  Formeln: 


(18.) 


iDo  Q  den  Radius  von  g  vorstellt. 

Man    kann    übrigens    diese    Formeln    [vgl.   (2.)   pag.  28]    auch  so 
schreiben: 


.  1    /"/  1  cos  (5\  , , 

i    PI         1       ,     cos  d\   „  , 


^  i    PI        1      .    cos  ö 


hier  bezeichnet  E  den  Abstand  des  Punktes  a  oder  i  vom  Elemente  dG, 
und  d  den  Winkel  von  E  gegen  die  auf  dG  errichtete  innere  Normale. 


97]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  801 

Substituirt   man   in   (18.)   für   da,   (rfo)„,  {äo),  ihre  analyJisehen 
Ausdrücke  [vgl.  (2.)„  (2.),]: 

da  =  Qdio  , 
{da)a  =  —  l2J  \^)  ^^^  w(w  —  Wa)|  dto  , 

{da\  =  +  H  +27  (-)"cos  n((ü  —  lüM  dio  , 

und  gloichzeilig  für  f  die  Entwickelung  (13.): 

oo  ,  . 

(20.)  f=  A  -\-2;  L{(»)  cos  nw  +  ß(»>  sin  nio\  , 

und  führt  man  sodann  die  in  jenen  Formeln  (18.)  angedeuteten  Inte- 
grationen wirklich  aus,  so  gewinnen  die  Werthe  der  0„ ,  H*.  folgende 
Gestalt: 


^a  =  -1  4-J7    — )  (^^**>  COS  nwa  +  ßC»)  sin  noi«)  , 

^  /o  X" 
"*".   =  -4  -{-V  l^\  (y|(»)cos  «w,   +  ßC)  sin  nwi)  . 


(21.) 

oo 


Diese  neuen  Formeln  (21.)  besitzen  gegenüber  den  ursprünglichen 
Formeln  (18.)  einen  wesentlichen  unterschied.  Aus  jenen  ursprüng- 
lichen Formeln  (18.)  kann  man  niimlich  die  Werthe  der  Fundamental- 
functionen  in  einem  auf  a  liegenden  Punkte  ä  nur  dadurch  erhalten, 
dass  man  die  Punkte  a  und  i  diesem  Punkte  s  sich  ins  Unendliche 
nähern  lässt  (nämlich  nur  dadurch,  dass  man  die  betreffenden  Con- 
vergenzwerthe  O^^  und  V,^  bildet);  —  hingegen  kann  man  aus  den 
neuen  Formeln  (21.)  die  Werthe  der  Fundamentalfunctionen  in  s  einfach 
dadurch  erhalten,  dass  man  a  und  /  mit  s  zur  Coincidenz  bringt: 
wie  sich  solches  durch  Vergleich  der  Formeln  (21.)  mit  (20.)  sofort 
ergiebt. 

Beiläufige  Bemerkungen.  —  Man  kann  übrigens  zur  Lösung  der 
beiden  Probleme  auf  viel  kürzerem  Wege  gelangen  ohne  die  Methode 
des  arithmetischen  Mittels.  Der  Einfachheit  willen  beschranke  ich 
mich  bei  den  hierauf  bezüglichen  Auseinandersetzungen  auf  das  innere 
Problem. 

Äbhandl.  d.  K.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  XXII.  54 


802  C.  Nkumann,  [^« 

Setzt  man  ebenso  wie  früher : 

und 


(2.)  r=r.m^^.p, 

und  bezeichnet  man  die  den  vorgeschriebenen  Functionen  p  und  /' 
entsprechenden  Fundamentalfunclionen  des  Gebietes  3  "^i^  ^^'  ""<'  ^5 
so  ergiebt  sich : 

(3.)   y./'  =  ^  +2J  (  -)''(^'l^"^  cos  Mw^  4-  /?("^  sin  n  w^)  , 

WO  ((),,  o;,)  die  Polarcoordinaten  des  Punktes  i  sind,  während  (j  den 
Radius  der  gegebenen  Kreish'nie  a  vorstellt.  In  der  That  übersieht 
man  leicht,  dass  dieser  in  (3.)  angegebene  Ausdruck  den  Bedingungen 
(1 .),  (2.)  pag.  i  6  entspricht,  und  dass  derselbe  also  eine  Fundamental- 
function  des  Gebietes  3  ist;  und  überdies  erkennt  man  sofort,  dass 
diese  durch  (3.)  dargestellte  Fundamentalfunction  am  Rande  von  2? 
d.  i.  auf  (7,  identisch  wird  mit  den  in  (1.)  vorgeschriebenen  Werthen  p'. 
Setzt  man  nun  voraus,  dass  /'  auf  o  stetig  ist,  so  wird  die  in 
(2.)  angegebene  Convergenz  auf  o  (ileichmüssif/  sein,  nach  einem 
bekannten  Satze  über  die  Fourier'schen  Reihen.  Und  demgemäss  wird 
die  der  Function  f  entsprechende  Fundamentalfunction  Y  des  Ge- 
bietes 3  ohne  Weiteres  angebbar  sein  auf  Grund  des  Theorems 
pag.   91,  niimlich  dargestellt  sein  durch  die  Formel: 

(4.)  '^e  =  linip  =  ./*'i^  • 

Auch  wird  diese  Convergenz  (4.),  zufolge  jenes  Theorems,  gleichmässiij 
sein  in  ganzer  Erstreckung  von  3;  so  dass  man  also  zu  folgendem 
Satze  gelangt: 

Ist  auf  der  Kreislinie  o  eine  daselbst  stetige  Function  f  vorge- 
schrieben, so  ivird  dieselbe  in  eine  auf  g  gleichmässig  convergirende 
Fourier'sche   Reihe  e7itivickelbar  sein  : 

oo 
(5.)  f=Ä  +2J  (^^"^  cos  w w  +  £(«)  sin  nco)  . 

n  =  \ 

lind  gleichzeitig  ivird  alsdann  die  dieser  Function  f  entsprechende 
Fundamentalfunction   V  des  Gebietes  3   darstellbar  sein   durch  folgende 


99]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  803 

in  ganzer  Erslreckumj  von  3  glciclimässiff  convergirende  Enlwickelung : 

(6.)      Y  =  .1  +j;    -)    (-1^")  cos  ;jw  +  ä(")  sin  nw)  . 

//iVr  repräsciUiren  ((>,,  fo,)  (/i>  Polarcoordinaten  des  Punktes  i,  während 
Q  den  Radius  der  Kreislinie  o  vorstellt*). 

Bringt    man  jetzt    auf   die    hier    vorliegenden    Verljiilhiisse   den 
ersten  Satz  pag.  20  in  Anwendung,   so  erkennt  man  sofort,  dass  für 
jedweden  Punkt  i  die  Formel  stattfindet: 
(7.)  Ä-^H^.SG, 

wo  K  und  G  den  kleinsten  und  grössten  Werth  von  f  auf  der  Kreis- 
linie G  bezeichnen  sollen. 

Diese  Bemerkungen  (5.),  (G.)  und  (7.)  führen  schliesslich,  falls 
man  zur  Abkürzung  den  positiven  ächten  Bruch  —  mit  q  bezeichnet, 
zu  folgendem  Resultat : 

Satz  über  die  Fourier'schen  Reihen.  —  Ist  die  mit  irgend  welchen 
Constanten  A,  A^"\  ß^"^  behaftete  Reihe 

oo 
(a.)       f{io)  =  Ä  -i-JJ  (.4(")  cos  n  w  4-  ä(")  sin  n  w) 
11=1 

für  alle  Werthe  von  (o  gleichmässig  convergent**)^  so  gilt  Gleiches 

auch  von  der  Reilie: 

oo 
iß.)       Y(w)  =  A  +^  q"  (.K«)  cos  n  lo  +  ß<'*>  sin  n  lo)  , 
»1  =  1 
vorausgesetzt,  dass  die  Consta nte  q  der  Redin gung  entspricht:  0  ^  ^  ^  1. 
Und    gleichzeitig    wird    alsdann    für  jedweden    Werth   von   w    die 
Foimel  stattfinden: 

(/.)  K^^icü)^  Cr  . 

wo  K  und  G  den  kleinsten  und  grössten  Werth  der  Function  f{oi) 
vorstellen  sollen. 

In  ähnlicher  Art  werde  ich  späterhin  zu  einem  verwandten 
Satze  gelangen.  Und  diese  Sätze  sind  nicht  blos  beiläufiger  Natur, 
sondern  für  den  weiteren  Fortgang  meiner  Untersuchungen  von 
Wichtigkeit. 


*)  Wir  sind  hier  zu  demselben  Resultate  gelangt,  wie  vorhin  pag.   97  in  der 
ztceiten  Formel  (31.). 

**)  Aus  dieser  Voraussetzung  folgt  alsdann  offenbar  bereits  von  selber,  dass  /"(w) 
eine  stetige  Function  von  w  ist. 

54* 


804  C.  Neumann,  [100 

§  11. 
Anwendung  der  Methode  des  arithmetischen  Mittels  auf  die  Kugelfläche. 

Auf  einer  gegebenen  Kugelßäcltp  n  seien  irgend  welche  Werihe 
vorgeschrie])en.  die  daselbst  stelig  sind,  mithin  darstellbar  sind  durch 
eine  Laplace'scJic  Bcihe: 

oo 

11=1 

wo  A  eine  Constante  bezeichnet.  Dabei  wollen  wir  aber  zu  Anfang 
auf  den  Fall  uns  beschranken,  dass  diese  Reihe  endlich  ist,  dass  also 
jene  vorgeschriebenen  Werthe  /'  oder  [^  der  Formel  entsprechen: 

»1=1 

wo  j)  irgend  eine  endliche  Zahl  vorstellt. 

Es  sei  q  der  Radius  der  KugelflUche  o;  demgemäss  seien 
(^,  />,  fo)  oder  {q,  fi,  (o)  die  Polarcoordinalen  eines  auf  a  liegenden 
Punktes  s.  Dabei  soll  w  die  geographische  Länge^  und  i)^  das  Complement 
der  geographischen  Breite  sein ;  überdies  soll  //  =  cos  />  sein.  Be- 
zeichnet nun  E  den  Abstand  des  Punktes  s  (^,  //,  w)  von  irgend 
einem  Punkte  a{Q„,  fi„,  wj,  und  y  den  Winkel,  unter  welchem  ^ 
und  Q,,  gegen  einander  geneigt  sind,  so  gelten  die  Formeln : 


cos 


y      =       /'."rt       +       Vi        —      ^l^        Vi         —      /<„'       cos       {(O      —       W«)         ; 


(A.)     T=^=^-\-2'  rro  P^^Ucos  y),   {Q<  Qa)  ■ 

Bezeichnet   man    nun   die   innere   Normale    der  Kugelflache  g   mit  v^ 
so  ist  nach  (2.)  pag.  28 

i.do)a  =d^^^==  ~  ^^    ^^^'  ^^    ' 

also,  falls  man  für  T  den  obigen  Werth  einsetzt: 

(2.)„     {da)„  =  -11'  ^  (fy  ^^"^  (cos  7)1  d^t  dco  . 


iOi]  Über  die  Methode  des  aritumetischex  Mittels.  805 

Bezeichnet  man  andererseits  den  Abstand  des  Punktes  s{q,  /tt,  «) 
von  irgend  einem  Punkte  /((>,,  //,,  «,)  mit  E  und  den  Neigungs- 
wiukel  von  q  gegen  p,  mit  y,  so  wird : 

E-  =  Q-  -{-  O,-  —  iQQiCOSy, 


cos  y  =  ii^i  +  V  I  —  u-  ^  I  —  ."j*  cos  (w  —  w^)  , 


oo 


'•        rt=i  " 
Bringt  man  also  die  allgemeine  Formel  (2.)  pag.  28: 

(da):  z^  -—  da  =^  —  -T-  Q^  du  dio 
•        dv  dQ 

in   Anwendung,    in    welcher   v   die    innere  Normale    bezeichnet,    so 
ergiebt  sich: 


(2.),       (rf  a),=\\   4-  J7  ('»  +  ')  (-  r  P^"^  (cos  y)  rf.u  d 


lO 


Dies  vorangeschickt ,  haben  wir  nun  zu  verfahren  nach  den 
iilltjemeinen  Yurschrijien  der  Methode  des  arithmetischen  Mittels. 
Nach  (A.),  (B.)  pag.   78  ist: 

Hieraus  folgt  durch  Substitution  der  Werthe  (1.),  (2.)«  und  durch 
Ausfuhrung  der  Integration: 

,,  =  1  2"  4-  I    \Qaf 

Lässt  man  in  dieser  Formel  den  Punkt  a{Q^,  /tia-,  wj  unendlich 
nahe  an  den  Kugelflächenpunkt  s{^,  «,  co)  heranrücken,  mithin  q^ 
in  ^,  //^  in  //,  und  oj^  in  oj  übergehen,  so  erhält  man  keineswegs 
das  W,,  sondern  das  W„^,  [vgl.  den  allgemeinen  Satz  pag.  46];  so 
dass  man  also  zu  folgender  Formel  gelangt : 

Was  =--  —i  — "—  l'C)  C",  w)  . 
»=1  ' 

Substituirt  man  diesen  Werlh  in  der  zweiten  Formel  (3.),  und  substituirt 
man  daselbst  gleichzeitig  für  l\  den  Werth  (!.),  so  folgt: 

(4.)  /■;  =  .1  +jj  __L_  }•(")  (//,  cu) . 


806  C.  Neumann,  l^O'i 

Da  nun  von  den  Functionen  /',,  /',',  /l",  /!'",  etc.  jede  aus  der 
vorhergehenden  in  genau  derselben  Weise?  entsteht,  wie  /'/  aus  /^, 
so  gelangt  man,  auf  Grund  der  beieits  vorliegenden  Formeln  (1 .) 
und  (4.),  ohne  Weiteres  zu  folgendem  Formelsystem: 


n=:\ 


fs  =^i+i^  ^_^r,  »'<"^(/'."'). 


(5.) 


H=l 


etc.     etc.     etc. 
Hieraus  folgt  sofort: 

Die  in  unserm  allgemeinen  Schema  [vgl.  (P.)  pag.  79]  mit  C  be- 
zeichnete Constante  ist  daher  im  gegenwärtigen  Fall  identisch  mit  A: 

(6.)  C  =  A  . 

Substituirt   man  jetzt   die  Werthe    (5.),  (G.)   in  die   allgemeinen 
Formeln  [{Q.)  pag.  79]: 

^  =  (C'^/')-t-(C  -/•')  + (C    -/•")+■••, 

V  =  (/'  -/")  +  (r  -  n  +  (A^>  -  /•(^))  + . .  • , 

so  ergiebt  sich  ohne  grosse  Mühe : 

(7-) 

Und  demgemäss  ergeben  sich,  auf  Grund  unserer  allgemeinen  Vor- 
schriften [vgl.  {II.)  pag.  79]  für  die  Lösungen  0  und  ^  der  beiden 
Probleme  die  Formeln: 

<^"=-^-.y(i; '-^  *•<"""•  ^<""'"  • 


(8.) 


103]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  807 

Subslituirt  man  hier  für  ((io)„  und  (da),  ihre  Werthe  (2.)«  und  (2.)., 
so  sind  die  [über  u  =  —  \  ...  -\-  I  und  oj  =  0  ...  tn  sich  er- 
slreekendenl  Integrationen  sofort  ausführbar;  so  dass  man  erhall: 

Wir  haben  bisher  nur  den  Fall  betrachtet,  dass  die  vorge- 
schriebenen /■  (I.)  durch  eine  endliche  Reihe  dargestellt  sind.  Doch 
sind  die  für  diesen  beschränkten  Fall  erhaltenen  Resultate  (8.),  mittelst 
des  Theorems  pag.  91  auf  den  allgemeinern  Fall  einer  unendlichen 
Reihe  ohne  Weiteres  übertragbar,  falls  man  nur  beachtet,  dass  die 
vorgeschriebenen  Werthe  f  auf  o  stetig  sein  sollen,  dass  also  die 
diese  Werthe  ausdrückende  ins  Unendliche  fortlaufende  Laplace'sche 
Reihe,  nach  einem  bekannten  Salze ""),  auf  a  gleichmässig  convergirt. 
Wir  gelangen  somit  zu  folgendem  Resultat: 

Auf  einer  Kugelfläche  o  seien  irgend  welche  Werthe  f  vor- 
geschrieben, die  dcLseWsl  stetig  sind,  und  die  daher  darstellbar  sind 
durch  eine  auf  o  gleichmässig  convergirende  Laplacesche  Reihe: 

oo 
(9.)  /•=-l+^  l'(">(//,w)  , 


»i  =  i 


wo  A  eine  Constante  vorstellt. 

Alsdann  werden  die  diesen  Werthen  entsprechenden  Fundamentid- 
functionen  4)  m«(/  V  der  Gebiete  "ä  und  3  dargestellt  sein  durch  die 
ReUien : 


CO    /ß  \n+i 
<l>«  =  -l4-2^     f  IC)  (.«„,  a>„)  . 

.-1 

oo   /o.\«+l 

V,  =A+2;M     ic)(."..  <Oi) . 


(«0.)  ■   ' 

oo    /^   \»J+i 


...1  ^ 


von  denen  die  erstere  gleichmässig  convergirt  in  ganzer  Erstreckung 
von  31,  während  die  letztere  gleichmässig  convergirt  in  ganzer  Er- 
streckung von  % 

Dabei  bezeichnet  q  den  Radius  der  gegebenen  Kugelßäclie  g. 
Ferner  sind  {q^,  //„,  toj  und  ((),,  ^,,  w.)  die  Polarcoordinaten  der 
Punkte  a  und  i. 


*)  Heine:   Handbuch  der  Kugelfunctionen.     1878,   Bd.  I.   pag.  440. 


808  G.  Nelmann,  |104 

Um  die  in  (10.)  auftretenden  unendlichen  Reihen  zu  summiren, 
sei  aufmerksam  {gemacht  auf  die  aus  (A.)  und  (2l.)„  resultirende 
Formel : 

da  {da)a 


+ 


[^|.«..o(fJ-.«.„..]^^«, 


i  7t  qE  2  7) 

sowie  auf  die  aus  (/.)  und  (2.),  sich  ergebende  Formel : 


1  _|-2^^(2,^+  1)  l^Vp(.n)  (cos  y)j 


ItTtQ E         2  TT         I         -*^.  \q1  I      4  7«:      ' 

''  L  w  =  1  *>  J 

wobei  unter  E  in  der  ersleren  Formel  der  Abstand  des  Elementes 
(/()((;, //,w)  vom  Punkte  a,  in  der  letzlercn  hingegen  der  Absland 
jenes  Elementes  vom  Punkte  l  zu  verstehen  ist.  Mit  Rücksicht  auf  diese 
Formeln  kann  man  den  Ausdrücken  (10.)  folgende  Gestalt  verleihen: 

^«  =  T^   (It^  +  -  —  ~]fda—  ~    ffidu)^  . 

"  IlTtpJ    \E  O  Q„r  %7tJ    '^        ^"     ' 

(II) 

nämlich  zeigen,  dass  diese  letzteren  Ausdrücke  (1 1 .),  bei  wirklicher 
Ausführung  der  Integration,  in  jene  früheren  Ausdrücke  (1 0.)  über- 
gehen.    Man  gelangt  daher  zu  folgendem  Resultat: 

Satz  über  die  Kugelfiäche,  —  Sind  auf  einer  gegehcnen  Kiujel- 
f lache  G  irgend  welche  daselbst  stetige?i  Werlhe  f  vorgeschrieben, 
so  sind  die  diesen  Werlhen  entsprechenden  FundamenkUfunclionen  <t> 
tmd  V  der  Gebiete  Ol  und  3  *^<^  ziemlich  einfacher    Weise  angebbar. 

Einerseits  werden  nämlich  dieselben  auf  a  mit  jenen  f  identisch 
sein.  Und  andererseits  werden  dieselben  für  alle  ausserhalb  o 
liegenden  Punkte  a,  resp.  für  alle  innerhalb  n  befindlichen  Punkte  i 
darstellbar  sein  durch  die  Formeln: 


(12.) 


*  iTtoJ  E'  '•ZjvJ  '        ' 


Uebrigens   kann   man   diese  Formeln  [vgl.  (2.)  pag.   28]    auch   so 


schreiben : 
(13.) 


^^3]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  8ü9 

Dabei  bezeichnet  (j  den  Radius  der  Kmjel fläche  a,  und  (>„  den 
Cenlralabsland  des  Punktes  a.  Ueberdies  bezeichnet  E  den  Abstand 
des  Punktes  a  oder  i  vom  Elemente  d  a ,  und  d  denjeniyen  Winkel^  unter 
welchem   E  gegen   die  auf  da  errichtete  innere  Normale  geneigt   ist. 

Man  bemerkt,  dass  dieser  Satz  über  die  Kugel/läche,  seiner 
ganzen  Form  nach,  parallel  steht  zu  dem  früher  (pag.  96)  über  die 
Kreislinie  aufgestelltem  Satz, 


§  '2. 

Aufstellung  eines  sehr  allgemeinen  Theorems. 

Es  handelt  sich  hier  um  die  weitere  Verallgemeinerung  des 
schon  auf  pag.  91  aufgestellten  Theorems,  oder  vielmehr  um  die 
Befreiung  dieses  Theorems  von  der  damaligen  Restriction,  dass  die 
gegebene  Curve  oder  Fläche  n  überall  convex  und  keine  zweisternige 
sein  solle. 

Wir  werden  zunächst  nur  den  Fall  der  Ebene,  d.  h.  den  Fall 
einer  Curve  in  Betracht  ziehen,  und  hierbei  Gebrauch  machen  von 
dem  über  die  Kreislinie  erhaltenen  Specialsatz  pag.  96.  Jenem  Special- 
satz schliessen  sich  gewisse  Zusätze  an,  von  denen  hier  gleichfalls 
Gebrauch  zu  machen  ist. 

Jener  Specialsatz  lautete  folgendermassen  [vgl.  (19.)  pag.  96]: 
Sind  auf  einer  Kreislinie  a,  irgend  welche  daselbst  stetige  Werthe  /", 
vorgeschrieben"),  und  bezeichnet  man  die  beiden  Gebiete,  in  welche 
die  Ebene  durch  a,  zerlegt  wird,  mit  %^  und  3,?  «o  wird  die  jenen 
Werthen  /",  entsprechende  Fundamentalfunction  O  des  Gebietes  51,  für 
alle  innerhalb  51,  liegende  Punkte  x  darstellbar  sein  durch  die  Formel : 

Hier  ist  (>,  der  Radius  von  o, .  Ferner  bezeichnet  E  den  Abstand 
des  Punktes  x  vom  Elemente  rfa,,  und  d  den  Winkel  von  E  gegen 
die  auf  do,  errichtete  innere  Normale. 


*)  Wir  ersetzen  hier  absichtlich  die  früheren  Bezeichnungen  o,   Q,   'ä,  ^,  f 
durch  a^,  Q^,  ^T,,  ^,.  /", ,  und  zugleich  die  Bezeichnung  o,  i  durch  x. 


810  C.  Neümann,  [106 

Gleichzeitii;  wird  alsdann  die  jenen  Werlhen  l\  entsprechende 
Fundamental iunction  V  des  Gebietes  3,  für  alle  innerhalb  3,  liegenden 
Punkte  X  dargestellt  sein  durch  folgende  Formel : 


(2 


■)     "^x  =  :;^  y(~  2o    +  '^f^'  ^^'   '     ^'^  hinerhalb  ^J  , 


wo  {\ ,  /i",  ()  dieselben  Bedeutungen  haben  wie  in  (1 .). 

Hieraus  aber  ergeben  sich,  falls  man  die  Di>/in'Uion  der  Funda- 
mentalfunctionen  (pag.  IG  und  pag.  21)  berücksichtigt,  sofort  folgende 
weitere  ScHze : 

Erster  Zusatz.  —  Versteht  man  unter  [^  eine  längs  der  Kreis- 
linie a,  stetige  Function,  ferner  unter  ^^2  irgend  ein  votlsländ'uj  inner- 
halb 91,  liegendes  Gebiet,  so  wird  der  in  (1.)  angegebene,  mit  E,  d 
behaftete,  also  von  der  Lage  des  variablen  Punktes  x  abhängende 
Ausdruck 


<^-)  ./U-^-f-l /."<'. 


eine  Enmlamentalfimction  des  Gebietes  'i^fj  sein. 

Zweiter  Zusatz.  —  Ist  eine  liings  a^  stetige  Function  /',  gegeben, 
und  versteht  man  unter  ^2  i'gend  ein  vollständicj  innerhalb  3,  liegen- 
des Gebiet,  so  wird  der  in  (2 )  angegebene,  mit  E,  ()  behaftete, 
also  von  der  Lage  des  variablen  Punktes  x  abhängende  Ausdruck: 

eine  Fundamcntaljunction  des  Gebietes  ^2  sein. 

Solches  vorangeschickt,  gehen  wir  über  zu  unserm  eigentlichen 
Thema.  In  der  Ebene  sei  eine  ganz  beliebige  geschlossene  Curve  o 
gegeben,  und  auf  derselben  sei  irgend  welche  daselbst  stetige  Function  /' 
vorgeschrieben.  Ferner  existire  eine  mit  der  veränderlichen  Zahl 
p  (=  i,  2,  3,  ...)  behaftete  Function  p\  welche  ebenfalls  [und  zwar 
für  jeden  Werth  der  Zahl  p]  auf  a  stetig  ist,  und  w^elche,  bei  ins 
Unendliche  wachsendem  p,  für  alle  auf  o  befindlichen  Punkte  *'  gleieh- 
mässig  gegen  f  convergirt.  Ueberdies  sei  es  [mittelst  irgend  welcher 
Methoden]  geglückt,  die  dem  p'  entsprechenden  Fundamental functionen 
O^'  und  W  der  Gebiete  91  und  3  wirklich  zu  construiren.  — 

Wir  ivollen  die  Consequenzen  entwickebi.,  die  aus  diesen  Voraus- 
setzungen   sieh    ergeben,    und    dabei    natnentlieh    untersuche?!,    ob    ebenso 


<07]  Lber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  811 

irte  p  if^O^i^  f  converyirL  ebenso  vielleichi  auch  <t>''  und  ¥''  gegen  be- 
sfitninle  LimitalfwicUonen  convergiren,  und  ob  ferner  (falls  solches  der 
Fall  sein  sollte)  diese  Limitalfunctionen  die  den  f  entsprechenden  Fun- 
damenlalfunctionen  der  Gebiete  ^l  und  3  sind. 

Bezeichnet  f„  einen  ad  libitum  gewählten  Kleinheitsgrad,  so  wird 
[in  Folge  der  gleichmässigen  Convergenz,  welche  die  Function  f  nach 
unserer  Voraussetzung  besitzen  soll!  stets  eine  positive  ganze  Zahl  p^ 
exisliren  von  solcher  Grösse,  dass  die  Formel 

(5.)  abs  (/■/  —  fs)  <Z  «0  »     iP  heliebig,  aber  ^  p^  gedacht)  , 

simultan  erfüllt  ist  für  alle  auf  g  befindlichen  Punkte  s.  Man  kann 
also  diese  Formel  z.  B.  successive  auf  zwei  Zahlen  p  und  q  an- 
wenden, falls  nur  jede  derselben  ^  p^  ist.  Durch  Combination  der 
so  entstehenden  beiden  Formeln  ergiebt  sich  alsdann  sofort : 

(5a.)  abs  {fg^  —  fg^')  <;  2£„  ,    (/>  und  q  beliebig,  aber  beide  ^  p^)  , 

oder,  was  dasselbe  ist: 

(56.)       abs  {<t>gP  —  4)59)  <^  2  £^  .     (j)  und  q  beliebig,  aber  beide  ^  />„)  ; 

denn  es  ist  0/  identisch  mit  ff,  zufolge  der  für  ^  gegebenen  De- 
finition; und  ebenso  O/  identisch  mit  /"/. 

Beachtet  man  nun,  dass  die  Formel  (56.)  [ebenso  wie  (5.)  und 
(5  a.)],  simultan  stattfindet  für  alle  Punkte  s  der  gegebenen  Curve  o, 
und  beachtet  man  ferner,  dass  auf  die  Fundamentalfunction  <t>P  —  W^i 
der  erste  Satz  pag.  26  ohne  Weiteres  anwendbar  ist :  so  gelangt  man 
sofort  zu  der  allgemeinen  Formel*): 

(5  c.)       abs  {<t>j,P  —  <t>Ji)  <i'h   •     iP  und  q  beliebig,  aber  beide  ^  p^)  , 

nämlich  zu  dem  Resultate,  dass  die  letztere  Formel  simultan  statt- 
findet für  sämmtliche  Punkte  x  in  ganzer  Erslreckung  des  Gebietes  ^. 
Also  der  Satz: 

Bezeichnet  t^  einen  beliebigen  Kleinheitsgrad,  so  existirl  stets  eine 
positive  ganze  Zahl  p^  von  solcher  Grösse,  dass  die  Formel 

(6.)       abs  (0j.^  —  0J.9)  <  2  £^  ,     (j)  und  q  beliebig^  aber  beide  ^  p^  gedacht)  , 

simultan  erfüllt  ist  für  sämmtliche  Punkte  x  in  ganzer  Erstreckung 
des  Gebietes  %. 


*)  Vgl.  die  Erläuterung  auf  pag.  90. 


8-12  C.  Neumann,  [108 

Markirt  man  also  in  Erstreckung  von  91  irgend  einen  bestimmten 
jeden  Punkt  x  (a  oder  6'),  und  llisst  man  also  in  dem  Ausdruck  Oj' 
nur  noch  das  j)  variabel,  so  sind  die  Schwankimtjen  dieses  Ausdruckes 
jenseits  p^  (d.  i.  für  p  ^  p„),  durch  Vergrösserung  von  p^,  unter  jed- 
weden Kleinheitsgrad  2f„  hinahdrückbar.  Man  wird  also  z.  B.  für 
p  eine  endliche  Zahl  von  solcher  Grösse  angeben  können,  dass  alle 
jenseits  p^  liegenden  Werthe  dieses  Ausdruckes  vom  Werthe  0j'«  um 
weniger  als  t-t^  abweichen.     U.  s.  w. 

Kurz,  man  gelangt  auf  Grund  des  Satzes  (0.)  zu  dem  Resultate, 
dass  das  jenem  festen  Punkte  x  entsprechende  (t)j',  für  p  =z  oo,  gegen 
eine  feste  endliche  Grenze  convergirt.  Bezeichnet  man  diese  Grenze 
mit  (1>J  oder  kürzer  mit  O^,  so  wird  in  solcher  Weise,  weil  x  in 
Erstreckung  von  %  jede  beliebige  Lage  haben  darf,  eine  neue 
Function  O^  de/inirt  sein  für  alle  Punkte  x  des  Gebietes  Ql,  und 
zwar  eine  Function,    die   in   ganzer  Erstreckung   von    91    endlich   ist. 

LSsst  man  nun  in  (6.)  die  Zahl  q  ins  Unendliche  wachsen,  so 
verwandelt  sich  daselbst  das  Oj'  in  Oj  d.  i.  in  O^.  Man  gelangt 
in  solcher  Weise  also  zu  der  Formel  : 

(7.)       abs  (Oj.^  —  0,J  <C  2£„ ,    (p  beliebig,  aber  ^  /)„  gedacht)  ; 

und  zwar  zu  dem  Resultate,  dass  diese  Formel  [ebenso  wie  (6.) 
selber]  simuUan  stattfindet  für  alle  Punkte  x  in  ganzer  Erstreckung 
von  91.  Mit  anderen  Worten:  Man  gelangt  zu  dem  Resultat,  dass 
die  Function  Oj',  bei  ins  Unendliche  wachsendem  p,  für  alle  Punkte 
des  Gebietes  91  (jleichmässiy  gegen  O^  convergirt. 

Wir   haben    somit  nachgewiesen,    dass  eine  in  Er- 
streckung   von    91    überall    endliche   Function   <I>^   existirl, 
(A.)"     von  solcher  Beschaffenheit,    dass  die  gegebene  Function 
Oj',   bei   ins    Unendliche   wachsendem  p,   in   ganzer  Er- 
streckung von  91  (jleichmässig  gegen  O^.  convergirt. 
Da  ^j',  seiner  Definition  zufolge  (nämlich  als  Fundamcntalfunction 
des  Gebietes  91),    in  Erstreckung  von  91  stetif/  ist,    so    liegt   es  nahe 
zu   vermuthen,    dass    Gleiches    auch    gelten    wird    von    der    neuen 
Function  0^.      Auch    liegt   es  nahe  zu  vermuthen,    dass  0^,    ebenso 
wie  <^i,  an  der  Grenze  von  91,  d.  i.   auf  a  identisch  sein  wird  mit  /'. 
Um  näher  hierauf  einzugehen,  markiren  wir  in  Erstreckung  von 
91  irgend  einen  Punkt  x  {a  oder  *),   und  beschreiben  um  diesen  festen 


109]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  813 

Punkt  X  (als  Centnini)  eine  Kreisperipherie  vom  Radius  (>.  Diesen 
Radius  q  wird  man  offenbar')  so  klein  machen  können,  dass  für 
zwei  auf  91  beschränkte,  sonst  aber  innerhalb  der  genannton  Peripherie 
frei  bewegliche  Punkte  j*,  und  x^  fortdauernd  die  Relation  stattfindet: 

(8.)  abs  (Ox/  —  <t>x/)  <  t„  . 

Dabei  mag  p  beliebig  fixirt,  aber  ^  /?„  gedacht,  und  unter  s^  derselbe 
Kleinheitsgrad  wie  in  (7.)  verst<inden  werden.  In  dieser  Formel  (8.) 
kann  man  alsdann,  zufolge  (7.),  <!>''  mit  <l>  vertauschen,  ohne  dabei  einen 
Fehler  von  mehr  als  i  6„  hineinzubringen.    Somit  ergiebt  sich  die  Formel  : 

(9.)  abs(0a-,  —  0.r,)<5«„  , 

und  zwar  wiederum  als  gültig  für  zwei  auf  %  beschränkte,  sonst 
aber  innerhalb  jener  [mit  dem  Radius  q  um  x  beschriebenen]  Kreis- 
peripherie frei  bew^egliche  Punkte.  Demgemäss  ist  O  im  Centrum 
X  dieser  Peripherie  siet'uj  zu  nennen,  also,  weil  x  in  Erstreckung 
von  5(  beliebig  gewählt  w^ar,  auch  stetig  zu  nennen  in  ganzer  Er- 
streckung von  %. 

Was  ferner  die  Werthe  von  <t>  an  der  Grenze  von  91,  d.  i.  auf 
o  betrifft,  so  gilt  für  jedweden  auf  o  gelegenen  Punkt  s  die  Formel: 


<^s^  =  n 


p 


zufolge  der  Definition  von  <t>''.     Lässt  man  aber  hier  die  Zahl  p  ins 
Unendliche  wachsen,  so  folgt: 

(9a.)  <^s=fs' 

Somit  sehen  wir  unsere  Vermuthungen  bestiitigt,    und  gelangen 
also  zu  folgendem  Satz: 

Die  in  (A.)  definirte  Function  <t>j.  oder  <t>  ist  in  ganzer 
(B.)    Erstreckung  von  %  stetig,  und  an  der  Grenze  von  %  d.  i. 
auf  o  identisch  mit  f. 
Wir  haben  jetzt,  um  unser  eigentliches  Ziel  zu  eireichen,  noch  die 
Differentialquotient cn  von  0  zu  untersuchen. 

Man  markire  innerhalb  91  irgend  einen  Punkt  a  (vgl.  die  folgende 
Figur),    beschreibe    um    a  (als  Centrum)  zwei  vollständig  inneihalb  % 


*)  Weil  nämlich  <t>j.P  eine  Fundamentairunction  des  Gebietes  §(.  mittiin  in  ganzer 
Erstreckung  von  'S.  stetig  ist. 


8U 


C.  Neumann, 


[WO 


liegende  Kreislinien  a,  und  a^  mit  den  Radien  (j^  und  ^^,  (^^  ;>  ^J, 
und  bezeichne  das  von  a,  umschlossene  Gebiet  mit  3p  das  von  a 
umschlossene  mit  3^.  Alsdann  ist  z.  B.  ^^  ein  T//ei/  von  91.  Folglich 
wird  die  Fundamentalfunction  O^^  des  Gebietes  51  zugleich  auch  eine 
Fundamentalfunction  von  3,  sein,  mithin  für  alle  innerhalb  ^^  liegen- 
den Punkte  X  darstellbar  sein  durch  die  F'ormel  (2.): 


(10.) 


O^P  =  -J{-  ,^J^  +  -Ij--)  ^.^'  d<h  ,  (^  innerhalb  ^J  , 


wo  O/'  den  Werth  von  0''  im  Elemente  ^a,  vorstellt. 

Fraglich  ist,  ob  diese  Formel  (10.)  noch  Gültigkeit  behalt,  wenn 
man  in  ihr  <t>''  durch  O  ersetzt.  Bezeichnet  man  vorläufig  den  durch 
diese  Substitution  hineintretenden  Fehler  mit  A,  setzt  man  also: 


so  folgt  aus  (10.),  (11.)  durch  Subtraction: 


X  innerhall)  ^J  , 


(12.)  A,:  +  {(p^~ct>P)-. 


\f{' 


2?. 


+ 


cos  ö 


^  I  (<t>i  -  ^/)  dG^,ix  innerhalb  3J . 


Dabei  ist  zu  beachten,  dass  das  hier  eingeführte  A^  [seiner  Definition 
(11.)  zufolge]  von  p  unabhänfjig  ist,  also  für  einen  r/e^e^^«ßw  Punkt  a; 
jedesmal  einen  völlig  bestimmten,  festen  Werth  besitzt. 


Beschränkt  man  jetzt  den  Punkt  x  auf  das  Gebiet  3^  (welches 
ein  Theil  von  3i  ist),  so  wird  die  Entfernung  E  des  Punktes  x  vom 
Elemente  d<i^  stets  ^  {()^  —  qJ,  also 


-zr   Stets    ^  


4  41]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  815 

sein.  Bezeichnet  man  also  den  absolut  grössten  Werth  von  (O  —  <!>'') 
in  ganzer  Erstreckung  des  Gebietes  ?l  mit  NV,  so  ergiebt  sich  aus 
(12.)  für  alle  Punkte  x  des  Gebietes  5,  die  Formel: 

;ihs  Aj.  ^  M^  H /  (^ 1 )  M^  (la^  ,  {x  in  Erstreckung  von  gj) , 

also,  weil  fdo^  =  2.t(>,  ist: 

(t3.)  abs  Aj.  ^  2  M^  (l  H ^ — )  .  {x  in  Erslreckung  von  Sj)  . 

Beachtet  man  nun,  dass  A^,  für  einen  bestimmten  Punkt  x  des  Ge- 
bietes 3i  einen  (von  p  unabhängigen)  vöUig  bestimmten  festen  Werth 
hat,  dass  aber  andererseits  die  reefite  Seile  der  Formel  (13.),  wie 
aus  der  Delinition  von  M*"  folgt,  durch  Vergrösserung  der  Zahl  p 
unter  jedweden  Kleinheitsgrad  hinabdrückbar  ist,  so  ergiebt  sich  aus 
dieser  Formel  (13.)  sofort : 

(14.)  Aj,  =  0  ,     (ac  in  Erstreckung  von  Sj)  • 

Demgemäss  gewinnt  die  Formel  (H.)  für  alle  Punkte  x  des  hier 
betrachteten  Gebietes  3j  die  einfachere  Gestall: 

(15.)      0j,  =  —  11 —  ^       H —  I  0,  do^  ,  {x  in  Erstreckung  von  3j)  • 

Hieraus  aber  folgt,  mit  Rücksicht  auf  den  Satz  (4.),  sofort,  dass 
0  eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes  3^  '«'•  Beachtet  man  daher 
die  bekannten  Eigenschaften  einer  solchen  Fundamentalfunction  [vgl. 
pag.  16],  und  beachtet  man  femer,  dass  der  Mittelpunkt  a  des  Ge- 
bietes 5j  innerhalb  91  beliebig  gewählt  war,  so  gelangt  man  zu  fol- 
gendem Resultate : 

In  jedem  Punkte  a,  der  innerhalb  %  liegt,  sind  die 
ersten  und  zweiten  Ableitungen  von  O  nach  x,  y  stetig. 
Auch  findet  in  jedem  solchen  Punkte  a  die  Gleichung  statt : 

(f.)  ^    .    ^_n 

^x-  "^  hy- 

Dabei  sind  unter  x,  y  die  rechtwinkligen  Cooi'dinaten  des 
Punktes  a  zu  verstehen. 
Man   construire  jetzt   drei   concentrische   Kreislinien    a,,    a^,  S, 
welche  die  gegebene  Curve  g  umschliessen,  und  vollständig  innerhalb 


81G 


C.  Neumann, 


[112 


Ql  liegen,  und  bezeichne  die  Radien  dieser  Kreise  mit  ^, ,  ^^^,  /?, 
(?i  ^  ^i  <^  ^0-  Ferner  bezeichne  man  das  ausserhalb  n^  liegende 
und  von  o^  begrenzte  Gebiet  der  Ebene  mit  ^^  ebenso  das  ausserhalb 
a^  liegende  und  von  a^  begrenzte  Gebiet  mit  \ ;  so  dass  also  ''^  ein 
Theil  von  51^  ist,  und  51^  ein  Theil  von  QL  —  In  der  hier  folgenden 
Figur  sind  die  drei  Kreislinien  (der  Raumersparniss  willen)  nicht 
völlig  ausgezogen,  sondern  nur  angedeutet. 


O^'  ist  eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes  51,  also  auch  eine 
Fundamentalfunction  von  ^, ,  also  für  alle  innerhalb  91^  liegenden 
Punkte  X  darstellbar  durch  die  Formel  (1.): 

(16.)  0/  =  —f(^ ^^ir)  ^1^'  ^^^1   '     ^^  innerhalb  §tj  , 

wo  O/'  den  Werth  von  0''  im  Elemente  da,  vorstellt. 

Fraglich  ist,  ob  diese  Formel  (IG.)  gültig  bleibt  bei  einer  Ver- 
tauschung von  0^'  mit  O.  Bezeichnet  man  den  durch  eine  solche 
Vertauschung  entstehenden  Fehler  mit  A^,  setzt  man  also: 

(17.)         A,  +  0,  =  ^f(^  -  "^j  ^.  <l<^.   ,     (^  innerhalb  Sä^)  , 

so  folgt  aus  (16.),  (17.)  durch  Subtraction: 

(18.)    A,,-f-(0,,-0,^)=l/(^_.^)(0,  -0,?')^^,  ,  (.T  innerhalb  Sg. 

Um  nun  das  (von  /}  unabhüngige)  A^  zu  ermitteln,  beschranken 
wir  den  Punkt  x  auf  das  (einen  Theil  von  91^  bildende)  Gebiet  ^l^. 
Alsdann  ist  der  Abstand  E  des  Punktes  x  von  do^  stets  ^  i^i—  ^iK 
mithin 


Ji 


stets 


Q~2  —  Qi 


1 1 3]  Über  die  Methode  des  arithmetischen  Miitels.  8 1 7 

Bezeichnen  wir  also  den  absolut  grösslen  Werth  von  (0  —  <^')  in 
^'anzer  Erstreckunü  des  Gebietes  %  [ebenso  wie  früher]  mit  M'',  so 
ergebt  sich  aus  (18.)  für  alle  Punkte  x  des  Gebietes  %  die  Formel: 

abs  A^.  ^  MP  +  —  n,—  -h -)  MP  da,  , 

also,  weil /f/ö,   =   2.t(),  ist: 

(<9.)  abs  Aj.  ^  2  M^'  ( I    i ^ — 1  ,      i-^  in  Erstreckung  von  31,) . 

Hieraus  aber   folgt,   durch  dieselben  Ueberlegungen  wie  früher 

bei  (13.): 

(90.)  A,.  =  0  ,     (x  in  Erstreckung  von  31,)  . 

Demgemäss  gewinnt  die  Formel  (17.)  für  die  Punkte  x  dieses  Gebietes 
51    die  einfachere  Gestalt : 

(24 .)        ^i'=  /  ( ~^l  ^»  ^'  ^^  '      ^^  ^^  Erstreckung  von  §(,) . 

Hieraus  aber  folgt,  mit  Rücksicht  auf  den  Satz  (3.),  dass  <t>  eine 
Fundamenlaljundion  des  Gebietes  %^  ist. 

Demgemäss  ergiebt  sich,    aus  den  bekannten  Eigenschaften  der 
Fundamentalfunctionen  [vgl.  den  Satz  pag.  23],  z.  B.  folgendes  Resultat: 
Für  den  in  der  letzten  Figur  angedeuteten  Kreis  S 
findet  die  Formel  statt : 

(A.)  Jrn  "'=<>' 

wo  R  den  Radius  des  Kreises  vorstellt. 
Und   gleichzeitig  ergiebt   sich    aus  dem  Umstände,   dass   0  eine 
Pundamentalfunction    des   Gebietes  %    ist,    auch    noch    folgender    Satz 

[vgl.  (4.)  pag.  22]: 

Die  Werthdifferenzen,    welche  <J>   ausserhalb  des   in 

der  letzten  Fisur  eezeichneteu  Kreises  S  besitzt,    sind, 
(E )  o       ö 

durch  Vergrösserung  des  Radius  R  dieses  Kreises,  unter 

jedweden  Kleinheitsgrad  hinabdrückbar. 
Blicken  wir  nun  zurück  auf  die  soeben  constatirten  Eigen- 
schaften (A.),  (B.),  (f.),  (A.),  (E.)  unserer  Function  O,  so  erkennen 
wir  [vgl.  pag.  21]  nicht  nur,  dass  <t>  eine  Fundamentalfiinction  des 
Gebietes  %  ist;  sondern  zugleich  auch,  mit  Rücksicht  auf  (B.),  dass 
diese  Fundamentalfunction  O  an  der  Grenze  des  Gebietes  31,  d.  i. 
auf  o  identisch  ist  mit  den  daselbst  vorgeschriebenen    Werthen  f. 

Abhandl.  d  K.  GeseUsch.  d.  Wissensch.  XXII.  53 


818  C.  Nelmann,  [114 

Wir  haben  hiermit  unser  vorläufiges  Ziel  erieiclit.  Denn  wir 
übersehen  leicht,  dass  unsere  Betrachtungen  über  O^'  in  analoger 
Weise  bei  Y^'  vviederholbar  sind. 

Desgleichen  übersehen  wir  leicht,  dass  fast  genau  dieselben 
Betrachtungen,  wie  hier  in  der  Ebene,  auch  im  Jkmme  anstellbar 
sind.  Der  einzige  Unterschied  wird  nur  darin  bestehen,  dass,  statt 
des  die  Kreislinie  betretfenden  Specialsatzes  (19.)  pag.  96,  alsdann  der 
die  Kmjelßäche  betreffende  Specialsalz  (13.)  pag.  104  anzuwenden  ist. 
—  Demgemäss  gelangen  wir  zu  folgendem 

Theorem.  —  In  der  Ebene  oder  im  Räume  sei  eine  ganz  beliebige 
gesehlossene  Curve  oder  Fläche  a  gegeben,  die  z.  B.  auch  mit  Ecken, 
resp.  mit  Ecken  und  Kanten  behaftet  sein  darf.  Ferner  sei  auf  a  irgend 
welche  daselbst  stetige  Function  f  jvor geschrieben. 

Ueberdies  sei  [durch  irgend  welche  Methode  oder  durch  Zufall] 
eine  mit  einem  variablen  Parameter  p  behaftete  Function  fv  gefunden, 
welche  ebenfalls,  und  zwar  für  jedivedes  p,  auf  o  stetig  ist,  und  welche, 
bei  ins  Unendliche  wachsendem  p,  für  alle  auf  a  liegenden  Punkte 
gleich  massig  gegen  f  convergirt. 

Gelingt  es  alsdann,  die  dieser  Function  fp  entsprechenden  Funda- 
mentalfun clionen  0P  und  Y^'  der  Gebietet  und  3  zu  conslruiren*),  so 
tvird  hierdurch  zugleich  auch  die  Existenz  derjenigen  Fundamenlal- 
functionen  <t>  und  V  der  Gebiete  %  und  3  bewiesen  sein,  welche  den 
eigentlich  vorgeschriebenen  Werthen  f  entsprechen. 

Und  zwar  wird  O'',  bei  ins  Unendliche  wachsendem  p,  in  ganzer 
Erstreckung  von  %  gleichmässig  gegen  O  convergiren.  Und  ebenso 
tvird  ^P,  für  p  =  oo,  in  ganzer  Erstreckung  von  3  gleichmässig 
gegen  Y  convergiren. 

*)  Ist  die  gegebene  Curve  oder  Flüche  o  überall  convex  und. keine  ziveisternirjc, 
so  sind  0^  und  "^P  construirbar  durch  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels. 


DEPARTMENT  OF  MATHEMATICS 

UNIVERSITY  OF  CALIFORNIA 

BERKELEY  4,  CALIFORNIA 

*'^J  Über  DIE  Methode  DES  ARITHMETISCHEN  Mittels.  819 

Nachträgliche  Bemerkungen. 

Erste  Bemerkung.  —  Im  Anschluss  an  eine  Stelle  der  Einleitung 
(pag.  3,  4)  mag  hier  noch  folgender  Satz  milgelheilt  werden,  durch 
welchen  das  dort  Gesagte  bedeutend  verallgemeinert  wird: 

Ist  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels  für  irgend  eine  geschlossene 
Ciirve  convergent  und  correct,  so  wird  sie  diese  Eigenschaften  auch 
haben  für  jedwede  andere  CAirve,  welche  aus  Jener  durch  die  dem  Gesetz 
der  reciproken  Radien  entsprechende   Transformation  entsteht. 

Ich  behalte  mir  vor,  den  Beweis  dieses  Satzes  bei  späterer  Ge- 
legenheit mitzulheilen.  Ob  aber  ein  analoger  Satz  auch  im  Räume 
für  geschlossene  Flächen  existirt,  muss  vorläufig  noch  dahingestellt 
bleiben.  Jedenfalls  ist  hier  im  Räume  die  betreffende  Untersuchung  eine 
wesentlich  andere,  und  bei  weitem  schwieriger  als  im  Fall  der  Ebene. 

Zweite  Bemerkung.   —  In  Betreff  der  Formeln  (Q.)  pag.  79: 

io)  s^  =  (C— n  +  cc— n  +  (C-r)  +  -  •  .  • 

'/  =  (/'-  /■')  +  if"  -  n  +  (/<^)  -  f^'^)  + . . . . 

sei  bemerkt,  dass  man  dieselben  auch  so  schreiben  kann: 

(0')   ^"  =  +  (^-/)  +  (^-rj  +  (c-r)  +  (c -/•")  +  + .... 
'/  =  -(c-/-)-h(c-n-(c-r)H-(c-r")-  +  . .  • ; 

woraus  z.  B.   folgt: 


((?"•) 


!? 


-^  =  (C-/-)  4-  (C  -  n  +  (C'-/-W)  +  .  . 


Dabei  ist  im  Auge  zu  behalten,  dass  alle  diese  Formeln  nach 
den  angegebenen  Rinomen  fortschreiten,  und  ihre  Convergenz  und 
Gültigkeit  verlieren  würden,  falls  man  diese  Binome  zerreissen  wollte. 
So  z.  B.  würde  die  Formel 

'i  =  f-r+ f"  -  /"' + /  (^>  -  /^■-•)  +  - . . . 

schon  deswegen  sinnlos  sein,  weil  f^"^  bei  wachsendem  n  nicht  gegen  0, 
sondern  gegen  die  Constante  C  convereirt,  letztere  aber  im  Allire- 
meinen  von  0  verschieden  ist. 

Was  den  Beweis  der  Formeln  {Q.\  ((>'.),  {(/'.)  betriff't,  so  ist 
die  erste  der  beiden  Formeln  [Q' .)  bereits  constatirt  worden  durch 
die  Betrachtungen  pag.  83  —  87.  Und  genau  in  derselben  Art  und 
Weise  ist  auch  die  zweite  dieser  beiden  Formeln  beweisbar.  Sobald 
aber  die  beiden  Formeln  {Q'.)  bewiesen  sind,  ergiebt  sich  hieraus 
ohne  Weiteres  auch  die  Richtigkeit  der  Formeln  {Q.)  und  (Q".). 

Dritte  Bemerkung.  —  Bei  dem  Beweise,  den  ich  für  den 
Hülfssatz  pag.   96  gegeben   habe,   ist  von  mir  stillschweigend  voraus- 


55 


820       C.  Neumann,  Üüeu  die  Methode  des  AiiiTiiMETisciiEN  Mittels.        [116 

gesetzt  worden,  class  die  Function  /'  längs  der  gegebenen  Kreislinie 
nicht  nur  •■slel'uj,  sondern  auch  ublheUuugswcise  monolon  sei.  Doch 
betriil't  das  nur  den  Beweis  des  Satzes,  nicht  aber  seinen  LthaU. 
In  der  That  ist  hervorzuheben,  dass  der  Satz  selber,  in  der  ihm  auf 
pag.  9G  zuertheilten  Fassung,  vollständig  correel  ist.  [Vgl.  meine 
Vorlesungen  über  die  lliemann'sche  Theorie,  II.  Aull.,  1884,  pag.  410]. 
Aehnliches  ist  zu  bemerken  hinsichtlich  des  die  KugeKlache  be- 
treuenden Hülfssatzes  pag.  104.  Ich  behalte  mir  vor,  auf  diesen 
Gegenstand  später  von  Neuem  zurückzukommen. 


Inhalt. 


■  Seite 

Einleitung      3 

Kurze  UebersicIU  über  den  Inhalt  der  einzelnen  Paragraphe 7 

§     I.     Die  Fundanientalfuncüonen   des   von    einer  geschlossenen  Cuive  oder  Fläche  a 

begrenzten  inneren  Gebietes  3 16 

§    2.     Die  Fundamentalfunctionen  des  von  a  begrenzten  äusseren  Gebietes  31  ...    .     21 

§    3.     Definition  der  Potentiale   W ,  tv.     Berechnung  von  iv 27 

§    4.     Allgemeine  Eigenschaften  des  Potentiales  W 34 

§    3.     Uebcr  die  mit  dem  Potential    \V  zusammenhängenden    unendlich  vielen  Func- 
tionen f,  /■',  /•",  /•'",   elc 48 

§    6.     Genauere  Untersuchung   der   im    vorhergehenden  Paragraph   eingeführten  vari- 
ablen Grösse   C 60 

§    6  a.  An  Stelle   von   f  wird   eine   etwas  andere  Variable  z  eingeführt,    und   letztere 

näher  untersucht 73 

§    7.     Das  äussere  und  innere  Problem.     Lösung  derselben  nach  der  Methode  des  arith- 
metischen Mittels 77 

§    8.     Beweis   für   die  Richtigkeit   der   angegebenen  Lösungen.     Das  schliesslich   sich 

ergebende  Existenztheorem 83 

§    9.     Sich  anschliessende  Betrachtungen 88 

§10.     Anwendung  der  Methode  des  arithmetischen  Mittels  auf  die  Kreislinie   .        .    .     91 

§11.     Anwendung  derselben  auf  die  Kugelfläche 100 

§  12.     Aufstellung  eines  sehr  allgemeinen  Theorems 105 

Nachträgliche  Bemerkungen 115 


Verbesserung. 

Auf  Seite  55    ist  in  der   siebenten  Zeile  v.  u.  zu  lesen   »der  Formel  (26.)«  statt  »der 
Formel  (21 .).« 


Druck  von  Breitkopf  k  llärtcl  in  Leipzig. 


ÜBER  DIE  METHODE 

DES 

ARITHMETISCHEN  MITTELS, 

ZWEITE  ABHANDLUNG. 


VON 


C.  NEUMANN, 


OBD.  HITGLIED  DER  KÖSIGL.  SACHS.  GESELLSCHAPT  DER  WISSENSCHAFTEN. 


Des  XIV.  Bandes  der  Abhandlungen  der  mathematisch-physischen  Classe  der  Königl. 
Sächsischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften 

NO  XIII. 


MIT  NEUNZEHN  HOLZSCHNITTEN. 


LEIPZIG 

BEI    S.    HIRZEL 

1888. 


Das  Manuscript  übergeben  am  6.  August  1888. 
Der  Abdruck  vollendet  den  10.  November  1888 


ÜBER  DIE  METHODE 

DES 

ARITHMETISCHEN  MITTELS. 

ZWEITE  ABHANDLUNG. 

VON 

C.  NEUMANN, 

OBD.  MITGLIED  DER  KÜL.  SACHS.  GESELLSCH.  DER  WISSENSCHAFTEN. 


Abhandl.  d.  K.  S.  Gesellsch.  d.Wissensch.  XXlV.  ^^ 


Die  Methode  des  arithmetischen  Mittels  giebt  niclit  nur  den 
Existenzbeweis  der  betreffenden  Functionen,  sondern  Hefert  aucli  für 
diese  Functionen  bestimmte  analytische  Ausdrücke,  und  ermöglicht  hier- 
durch eine  tiefer  gehende  Untersuchung  dieser  Functionen.  Derartige 
Untersuchungen  sollen  nun  in  der  vorliegenden  Abhandlung  wirklich 
angestellt  werden. 

Die  unendliche  Ebene  sei  durch  eine  geschlossene  Curve  in 
einen  mnern  Theil  3»  und  einen  äussern  Theil  51  zerlegt.  Und  zwar 
mag  jene  Curve,  unter  Zugrundelegung  eines  posiliven  Axensyslems 
X,  y,  gegeben  sein  durch  die  simultanen  Gleichungen: 

(A.)  l  =  f(0    und     Ji  =  ä(/). 

Sodann  aber  mag  nachtraglich,  statt  der  independenten  Variable  /, 
die  Bogenlänge  a  eingeführt,  und  die  so  entstehende  Gestalt  der 
beiden  Gleichungen  mit: 

(ß.)  I=5(ff)     und     »;  =  ®(ff) 

bezeichnet  sein.  Dabei  mag  die  Bogenlänge  o,  von  irgend  einem 
festen  Punkte  aus,  gerechnet  sein  in  der  Richtung  der  positiven 
Tangente  t,  d.  i.  in  derjenigen  Richtung,  welche  zur  innern  Normale  v 
ebenso  liegt,  wie  die  x-kyie  zur  y-Axe. 

Bezeichnet  man  also  für  irgend  einen  Curvenpunkl  {$,  /;)  die 
Richtungscosinus  der  positiven  Tangente  r  mit  «,  /?,  ferner  die 
Richtungscosinus  der  innern  Normale  v  mit  A  B.  und  vei-steht  man 
überdies  unter  6  das  Azimuth  von  t  gegen  die  j'-Axe,  so  werden  die 
Formeln  stattfinden: 


(C.) 


f/5 
a  =  cos  ö  =  — ^  =  *- 
da 

ß  =  sin  <y  =  '^'  =  r' 

da         ' 


A  =  —  sin  Ö  =  - 

B  =  cos  Ö  =  r  : 


44* 


5G0 
worau 

s  z.  B.  folgt: 

C.   Neumann, 

(/).) 

r  +  v"-  =  ^ 

[4 


Bezeichnet    man    ferner    den    Krümmmuffiradius    der   Ciirve    im 
Punkte  (^,  ij)  mit   /?,  so  ist: 

iE.)  ^  =  ^~-^ö'  =  .(rv'-^'r), 

wo  die  Accente,  ebenso  wie  in  (C),  (D.),  Differentiationen  nach  der 
Bogenlänge  a  andeuten.  Das  in  {K.)  enthaltene  s  ist  =  -j-  1  oder 
=  —  1,  je  nachdem  der  betreffende  Krümmungskreis  ein  innerer 
oder  äusserer  ist,  d.  i.  je  nachdem  derselbe  die  gegebene  Curve  von 
Innen  odei-  von   Aussen  Ijeriihit. 


Determinationen. 

Um  für  unsere  Unlersiichungen  ein  brauchbares  festes  Fundament 
zu  f/ewinnen ,  wollen  ivir  für  die  vorliegende  Abhandlung,  ein  für  alle 
Mal,  Folgendes  festsetzen: 

I.  —  Die  gegebene  geschlossene  Curve  soll  keine  Doppelpunkle 
haben;  so  dass  also  durch  sie  die  unendliche  Ebene  immer  nur  in 
zwei   Theile  3  und  %  zerlegt  wird. 

II.  —  Die  Coordinaten  ^,  ?/  sollen  stetige  Functionen  der  Bogen- 
länge G  sein.  Ueberdies  soll  0  entiveder  ebenfalls  eine  stetige,  oder 
doch  wenigstens  eine   abtheilungsweise  stetige  Function  von  a  sein. 

TU.  —  Der  Umfang  Z  der  Curve  soll  einen  bestimmten  end- 
lichen   Werth  besitzen. 

IV.  —  Die  Curve  soll  von  solcher  Beschaffenheit  sein,  dass  die 
Anzahl  der  durch  die  Curve  auf  irgend  einer  geraden  Linie  markirten 
Punkte  stets  <  N 'ist,  wo  N  eine  bestimmte  endliche  Zahl  vor- 
stellt. Diese  Zahl  N  kann  alsdann  etwa  als  der  Bang  der  Curve  be- 
zeichnet iverden. 

V.  —  Im  Allgemeinen  soll  jede  längs  der  Curve  vorgeschriebene 
Function  f  als  eine  eindeutige  und  periodische  Function  der 
Bogenlänge  a  angesehen  werden;  so  dass  also  die  Formel  gilt: 

f  =  fio)=f{a  +  mY.), 
wo   m  jede    beliebige    positive    oder    negative    ganze    Zahl    bezeichnet, 
während   I   den    Umfang    der    Curve    vorstellt.       Wird    also   von   einer 


ö  Leber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh,   II.        ä67 

solchen  Function  z.  B.  gesagt,  sie  sei  überall  stetig,  so  ist  dadurch 
schon  mitausgedrückl,  dass  sie  für  0  =  0  und  für  g  =  Z  ein  und 
denselben   Werth  hat. 

Ausser  solchen  pei'iodischen  Functionen,  zu  denen  z.  B.  $,  1^,  «, 
,i,  A.  B.  R  (jchören  [vgl.  die  Formeln  (ß.),  (C),  (Z>.),  [E.)],  werden 
aber  auch  nichtperiodische  Functionen  in  Betracht  kommen,  tcie 
■z.  B.  0. 

Erste  Bemerkung  (zu  II.).  —  Ich  nenne  eine  Function  F{x)  in  einem 
gegebenen  Intervall  a  .  .  .h  abtheilungsweise  stetig,  sobald  dieses  Intervall 
in  eine  endliche  Anzahl  von  Strecken  zerlegbar  ist,  der  Art,  dass  die  Func- 
tion F{x)  längs  jeder  einzelnen  Strecke  stetig  bleibt. 

Ist  also,  was  den  hier  vorliegenden  Fall  betrifft,  6  eine  abtheilungs- 
weise stetige  Function  der  Bogenlänge  ff,  so  wird  die  gegebene  Curve  eine 
endliche  Anzahl  von  Ecken  besitzen.  Mit  anderen  Worten:  Es  wird  als- 
dann die  Curve  ein  Polygon  sein;  und  0  wird  unstetig  sein  in  den  Ecken 
dieses  Polygons,  hingegen  stetig  sein  längs  jeder  einzelnen  Seite  des 
Polygons. 

Zweite  Bemerknng  (zu  IV.).  —  Für  einen  Kreis  oder  für  eine  Ellipse 
ist  die  Zahl  A'  =  i.  Für  die  Peripherie  eines  Quadrates  ist  sie  aber 
ebenfalls  =  2.  Denn  giebt  man  z.  B.  der  geraden  Linie  (welche  selbst- 
verständlich nach  beiden  Seiten  ins  Unendliche  laufen  soll)  eine  solche 
Lage,  dass  zwei  aufeinanderfolgende  Ecken  p,  q  des  Quadrates  in  die 
Linie  hineinfallen,  so  werden  offenbar  auf  dieser  Linie  durch  die  Peri- 
pherie des  Quadrates  im  Ganzen  nur  zwei  bestimmte  Punkte  raarkirt, 
nämlich  nur  die  Punkte  p  und  q  selber.  Und  giebt  man  jener  Linie  irgend 
welche  andere  Lage,  so  wird  die  .\nzahl  der  auf  ihr  durch  die  Peripherie 
des  Quadrates  markirten  Punkte  je  nach  Umständen  bald  =  0,  bald  =  \ , 
bald  =  2,  niemals  aber  ^  2  sein. 


Plan  der  Untersuchung. 

Das  eigentliche  Ziel,  dem  die  vorliegenden  Lnteisucluingeu  zu- 
slfeben  —  von  einer  wirklichen  Erreichung  desselben  kann  selbstver- 
ständlich nicht  die  Rede  sein  —  besteht  in  der  genaueren  Untersuchung 
gewisser  Ableitungen  oder  Diflerentialquotienten,  nämlich  in  der  Ab- 
solvirung  zweier  Aufgaben,  von  denen  die  eine  folgendermassen  lautet: 

Es  sei  Y  =  Y  (X,  y)  eine  Function ,  w  eiche  in  Erstreckung  des 
Gebietes  3  eindeutig  und  stetig,  welche  ferner  innerhalb  3?  sammt 
ihren  ersten  und  zweiten  Ableitungen,  stetig  und  der  Gleichung 
A  Y  =  0  entsprechend   ist ,    und   welche   endlich    am   Rande   von  3 


ÖG8  C.   Neumann,  [6 

vorgeschriebene  Werthe  /'  besitzt.     Es   soll    das  Verhalten    der   Ab- 
leituneen   ^-   und  ^^    in    unmiltclbarcr    Nähe    des    Randes    genauer 

untersucht  werden. 

Die  zweite  der  in  Rede  stehenden  Aufgaben  bezieht  sich  in 
analoger  Weise  auf  das  Gebiet  51.  Und  bei  beiden  Aufgaben  mögen 
die  vorgeschriebenen  Randvverthe  dargestellt  gedacht  sein  durch  ein 
und  dieselbe  Function  der  Bogenlänge:  f  =.  f  [g). 

Bedienen  wir  uns  des  Wortes:  Fundamentalfunction  in  dem 
früher  (Abh.  I,  pag.  16  und  21)  festgesetzten  Sinne*),  so  können 
wir  diese  beiden  einander  parallel  stehenden  Aufgaben  folgender- 
massen  zusammenfassen: 

f  eine  Fundamenialfnncüon  des  Gebietes  \cx\, 

welche    am   Rande**)   dieses   Gebietes    vorfjeschriebene    Werthe  f  =/'((t) 
besitzt.     Es  soll  die  Reseha/fenkeit  der  Ableitungen 


(1.) 


^ —  und  -. — 

r —  und  T— 
O'X  dy  } 


in  nnmittelbarer  Nähe  des  Randes  einer  (jenaiieren  Uidersuchunfj  unler- 
worj'en  werden.  Namentlich  sollen,  tvas  den  Charakter  der  gegebenen 
Randeurve,  und  den  Charakter  der  vorgeschriebenen  Randwerthe 
f  =1  I' [g)  betri/ft,  möglichst  allgemeine  Fälle  angegeben  werden,  in 
denen  jene  Ableitungen  (1 .)  bei  einer  Annäherung  an  den  Rand  gegen 
bestimmte  endliche   Werthe  convergiren. 

Bei  der  Inangriffnahme  dieser  Aufgaben  werde  ich  als  Basis 
meiner  Untersuchung  diejenigen  analytischen  Ausdrücke  benutzen, 
welche  für  die  Functionen  O  und  H'  —  wenigstens  unter  gewissen 
Voraussetzungen  —  durch  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels 
sich  ergeben.  Diese  analytischen  Ausdrücke  besitzen  [vergl.  Abh.  I, 
l)ag.  79  (7?.)  und  pag.  28  (2.)]  die  Gestalt: 


*)  C.  Neumann,  Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels,  erste  Abhand- 
king, 1887;  im  X[II.  Bande  der  Abhandlungen  der  math.-phys.  Classe  derKgl.  Sachs 
Ges.  d.  Wiss. 

**)  Der  Rand  von  %  ist  identisch  mit  dem  von  3f ;  vgl.  pag.  3  und  4. 


>J  Ueber  die  Methode  des  abithmetiscuen  Mittels.      Abu.   II.        569 

<t)  =  <t)(x  ,  y)  =  (Const.)  +  ^f~  ida  , 

W  =  ^ix,  y)  =  (Const.)  +  ^  /^  ,;  (/a  , 

oder,  was  dasselbe  ist,  folgende  Gestalt: 

<t>  =  <t>{x,  y)  =  (Const.)  +  -  /  Bida)^^,  „  , 
(2ji.) 

V  =  Y(j:  ,  y)  =  (Const.)  +  J;   A(rfa),,,  ^,  , 

7t   t/ 

die  Integrationen  hinerstreckt  gedacht  über  alle  Eleraente  da  der 
gegebenen  Randcurve.  Dabei  soll  r  die  innere  Normale  des  Ele- 
ments d  G ,  und   r  =  log   p  sein,   wo  E  den  Abstand  des  Elements 

da  vom  Punkte  (a;,  y)  vorstellt.  Ferner  bezeichnen  |  und  ij  (nicht 
zu  verwechseln  mit  den  Coordinaten)  gewisse  längs  des  Randes  sich 
hinerstreckende  Functionen  der  Bogenlänge  a,  und  zwar  Functionen, 
deren  Beschaffenheit  in  bestimmter  Weise  von  den  jedesmal  vorge- 
schriebenen Randwerthen  f  abhängt*).  Was  endlich  die  Formeln 
(2a.)  betrifft,  so  bezeichnet  ((/a)^^  ,,,  die  mit  dem  Factor  -j-  I 
multiplicirte  scheinbare  Grösse  des  Elementes  da  für  einen  in  [x,  tj) 
befindlichen  Beobachter;  und  zwar  ist  jener  Factor  =  -|-  I  oder 
r=  —  I,  je  nachdem  dieser  Beobachter  die  innere  oder  die  äussere 
Seite  des  Elementes  do  vor  Augen  hat. 

Die  Beschaffenheit  der  Functionen  <t>.    .     ,   ^— ,  v~i  •>  etc.  hängt, 

ö.r      hy      ox^  ^ 

zufolge  (2.),  in  erster  Linie  von  |  ab,  während  |  seinerseits,  wie 
soeben  betont  wurde,    von  f  abhängt.     Analoges  ist  über  die  Func- 

tionen  V,  v- ,  ^- ,   etc.  zu   bemerken.     Dieselben    hängen   in   erster 

ox      oy  ^ 

Linie  von  ;/  ab,  während  ?;  seinerseits  von  f  abhängt.  Und  dem- 
gemäss  werden  wir  also  diese  Abhängigkeitskellen 

^  "^  l  und  Y  ,;  f 

genauer  zu  untersuchen  haben. 


*)  Die  Buchstaben  ^,  »j  werden  in  der  ganzen  Abhandlung  in  zweierlei  Bedeu- 
tungen benutzt  werden.  Bald  nämlich  werden  sie  dienen  zur  Bezeichnung  der  so- 
ebeü  genannten  von  f  abhängenden  Functionen,  bald  aber  auch  (wie  z.  B.  auf  pag.  3) 
zur  Bezeichnung  der  Coordinaten  der  einzelnen  Curvenpuokte. 


570  C.  Neijmann,  [8 

Dabei  wollen  wir,  um  die  Schwierigkeilen  einzeln  zu  über- 
winden, zuvörderst  (im  ersten  Capitel)  nur  die  vorderen  Glieder 
dieser  Kelten,  d.  i.  die  Beziehung  zwischen  et)  und  |,  respective 
zwischen  H^  und  i^  in  Betracht  ziehen,  um  sodann  erst  später  (im 
zweiten  Capitel)  die  ganzen  Ketten  ins  Auge  zu  fassen. 

Erstes  Capitel  (§§  1 — 10).  —  Benutzen  wir  2^,  W,  A  als  Col- 
lectivbezeichnungen  für  51,  O  —  (Gonst.),  ^  und  3?  ^  —  (Gonst.),  ?/,  so 
wird  unsere  Aufgabe  in  diesem  ersten  Gapitel,  zufolge  der  soeben  ge- 
trotlenen  Disposition,  in  der  genaueren  Untersuchung  derjenigen  Be- 
ziehung bestehen,  welche  durch  die  Formel 

(4.)  W=  W{x,  y)  =  ~   f~  Ido 

^    '  7t  J  dv 

zwischen  W  und  A  hervorgebracht  wird.  Hierbei  erscheint  es  zweck- 
mässig, neben  dieser  Formel  (4.)  zugleich  auch  folgende  einfachere 
Formel  in  Betracht  zu  ziehen*): 

(5.)  V=  V{x,y)=.  -  frida  . 

Otfenbar  reprüsentirt  dieses  V  das  Potential  einer  materiellen  Belegung 

X 
der    Randcurve    von    der    Diclitigkeit    - ,    ebenso    wie    W   zu    be- 
zeichnen ist  als  das  Potential  einer  materiellen  /Jo/)/)6'/-Belegung  vom 
Moment  -  . 

7t 

Auf  Grund  der  Formeln  (4.),  (5.)  wird  sich  nun  ergeben,  dass 
jedwede   Ableitung    von    Y  oder   W  —  mag    sie    nun    erster    oder 

höherer  Ordnung  sein  —  im  Allgemeinen  immer  darstellbar  ist  als  die 
Summe  zweier  neuer  Potentiale,  von  denen  eines  zur  Gattung  der 
y,  das  andere  zur  Gattung  der  W  gehört.  Mittelst  dieses  allge- 
meinen Satzes  aber,  durch  welchen  die  Untersuchung  der  Ableitungen 
der  Potentiale  Y  und  W  auf  die  Untersuchung  dieser  Potentiale 
selber  sich  reducirt,  werden  wir  zu  dem  Resultate  gelangen,  dass  die 
Ableitungen 


*]  In  der  Abhandlung  selber  findet  man  f  statt  l  gesetzt.  Hier  in  der  Einlei- 
tung aber  habe  ich  eine  derartige  Anwendung  des  Buchstabens  /"absichtlich  vermieden, 
um  einer  Verwechselung  mit  den  von  Hause  aus  vorgeschriebenen  llandwerthen  f  vor- 
zubeugen. 


9]  ÜEBER  DIE  Methode  des  arithmetischen  IMittels.     Abh.   II.        371 

bW        ,    hW 

-—  und    -— 
ox  öy 

bei  eioer  Annäherung  an  den  Rand  gegen  beslimmte  endliche  Werlhe 
convergiren,  und  dass  diese  beiden  Ableitungen,  die  soeben  ge- 
nannten   Convergenzwerthe    miteingerechnet,   zwei    Fundamcnlalfunc- 

tionen  des  Gebietes  %  repräsentiren,  —  vorausgesetzt  dass  /. ,  ~    und 

(/« ; 

-j-^  ,    sowie    auch     die    Beschatrenheit     der    Randcurve,    eewissen 

Voraussetzungen  entsprechen,  auf  welche  hier  näher  eingehen  zu 
wollen  zu  weit  führen  würde. 

Es  werden  also,  falls  man  das  soeben  über  J,  W,  /  Gesagte 
auf  51,  4>,  ^  und  3?  ^i  '/  überträgt,  die  vier  Ableitungen 

(6.)  -—  ,   -—    und    -—  ,   -— 

hx      by  bx       by 

am  Rande  gegen  bestimmte  endliche  Werthe  convergiren  und,  diese 
Convergenzwerthe  miteingerechnet  gedacht,  vier  theils  zu  Ol  theils 
zu  3  gehörige  Fundamentalfunctionen  repräsentiren,  —  vorausgesetzt 

dass  ^,   :7^  ,  -^-1  und  v.  -r- ,   -r-4,  sowie  auch  die  Beschaffenheit  der 
^    da  '   da^  '^    da^    do- 

Randcurve,  gewissen  noch  näher  anzugebenden  Voraussetzungen  ent- 
sprechen. 

Zweites  Capitel.  (§§  11 — 15.)  —  Was  nun  ferner  die  hintern 
Glieder  der  Ketten  (3.),  d.  i.  die  Beziehung  zwischen  |  und  /', 
respective  zwischen  tj  und  f  betrifft,  so  sind  |  und  tj  durch  unend- 
liche Reihen  darstellbar,  deren  einzelne  Glieder  von  f  abhängen. 
■  Vgl.  Abh.  I,  pag.  79  [Q.)  und  pag.  113  (O'.f.  Mehr  geeignet  aber 
als  diese  Reihen  selber  erscheinen  zur  Untersuchuns:  der  eenannten 
Beziehungen  gewisse  auf  Grund  dieser  Reihen  für  |  und  //  sich  erge- 
bende Function aUjleichungen.  Diese  letztern  lauten,  falls  man  unter  s 
jeden  beliebigen  Puncl  der  Randcurve  versteht,  folgendermassen : 

^5  +  /;  =  +  (CoDst.)  +  1  A((/ff), , 

TCtJ 

(7.) 

^is  —  fs  =  —  (Const.)  —  -jr^{da\  , 

wo  Is ,  j~fg ,  fg  die  Werthe  von  > ,  ?j,  f  im  Punkte  s  vorstellen, 
während  [d  a\  denjenigen    Werth    bezeichnet,    welchen  {dö)^^^y)   an- 


572  C.  Neumann,  [<0 

nimmt,  sobald  man  statt  des  Punktes  (x,  y)  den  Punkt  *•  eintreten 
lässt.  Auf  Grund  dieser  Functionalgleichungen  (7.)  wird  sich  nun 
ergeben,  dass  die  Beschaffenheit  der  Functionen 

(8.)  ^  ,    T^  ,   -r-T  uud    »7  ,   -r-^  ,   —4 

wesentHch    abhängt    von    der   Beschaffenheit    der   Functionen  /',    —■  , 

V4  ,  sowie  auch  von  der  Beschatrenheit  der  Randcurve. 

do^ 

Schiiesshch  werden  wir  sodann  durch  Zusammenfassung  der  in 
(6.)  und  (8.)  angedeuteten  Sätze  zu  folgendem  Theorem  gelangen 
[man  findet  dasselbe  am  Schluss  des  §  1 3  dieser  Abb.] : 

Theorem,  —  Wird  in  Beireff  der  geyebenen  Curve  und  in  Betreff 

dO      d^O 
der    vorgeschriebenen   Fnnclion   f  vorausgesetzt    dass    0  ^   y  ,    -j-i    ^'^^ 

/' ,  —-stetige  Funclionen  von  a  sind,  dass  ferner  j\  c^'*^'  ^^  ^  ^ ''  ^  *  ^  '^  ngs- 

IV eise    stetiqe    Function    von    n   ist,    und    dass    überdies    -y—  überall 
^  da 

>  0  ist%  so  werden  die  Ableitungen  :  -  und  -r--  bei  einer  Annäherung 

an  den  Band  gegen  bestimmte  endliche  Werthe  convergiren,  und,  diese 
Convergenziverthe  mit  eingerechnet  gedacht,  zwei  Fiindamentalfunc- 
tionen  des  Gebietes  51  repräsentiren. 

Oder  ein  wenig  anders  ausgedrückt:  Es  werden  alsdann  drei 
Fundamentalfunctionen  O,  O^,  O^  ^(^^  Gebietes  %  existiren  von  solcher 
Beschaffenheit,  dass  O  die  vorgeschriebenen  Bandiverthe  f  besitzt,  und 
dass  überdies  für  jedweden  Punkt  innerhalb  %,    wie   nahe   derselbe 

dem  Bande  auch  liegen  mag,   die  Belationen   stattfinden  — -  =  <t>,   und 

^^ 

—  =  (p 

Desgleichen  ivcrden  alsdann  drei  Fundamentalfunctionen  V,  Y,,  Y^ 
des  Gebietes  3  existiren  von  solcher  Beschaffenheit,  dass  M^  die  vorge- 
schriebenen Bandwerthe  f  besitzt,  und  dass  überdies  für  jedweden  Punkt 
innerhalb  3?    ^^^    nahe   derselbe   dem  Bande    auch   liegen  mag,    die 

Belationen  stattfinden:  -— ;  =  M^^  und  —  =:  V.^ . 

Aus   diesem   Theorem,   welches   übrigens,   wenn   auch    weniger 


0  soll  die  auf  pag.  3  angegebene  Bedeutung  besitzen. 


t1  Leber  die  Methode  des  arithmetischem  Mittels.      Abh.   II.        573 

scharf,   schon  vor  langer  Zeit*)   von   mir   ausgesprochen  worden  ist, 
ergiebt  sich  z.  ß.,  dass  der  nach  der  innern  Normale  v  genommene 

DilTerentialquotienl  -j-  bei    einer    Annäherung    an    den    Rand,    und 

ebenso    auch    bei   einer    Bewegung    längs    des   Randes   sielig   bleibt, 
immer  vorausgesetzt,   dass   die   im  Theorem   genannten   Bedingungen 

erfüllt  sind.    Analoges  ergiebt  sich  für  -j^  ,  wo  N  die  äussere  Nor- 
male vorstellen  soll. 

Das    dritte    Capitel    (§§  16 — 22)    bezieht    sich    speciell    auf   die 

Greensche    Function    und    auf    die    Theorie   der   conformen    Abbildung. 

Sind 

. ^  .  ^      dO       d^d     ,    .      „         .  ,       r.         , 

(10.)  ö  ,    -p  ,    -r— 5  stetige  Functionen  der  Bogenlänge  a  , 


da  '    da' 


ist  ferner 


j  n 

(II.)  -r-    überall  >  0  . 

da  — 

und  ist  überdies  irgendwo  innerhalb  3  ein  fester  Punkt  (a,  b)  ge- 
geben, so  werden  zufolge  des  soeben  ausgesprochenen  Theorems 
drei  Fundamentalfunctionen  t\  f/i,  U-j  des  Gebietes  3  existiren,  von 

solcher  Beschatfenheit,  dass  erstens  für  jeden  Randpunkt  U  =  log  - 

ist,  wo  r  den  Abstand  dieses  Punktes  vom  festen  Punkte  (a,  b)  vor- 
stellt, und  dass  zweitens  für  jedweden  Punkt  innerhalb  3  (^vie  nahe 
derselbe  dem  Rande  auch  liegen  mag)  die  Relationen  stattfinden 

^^  TT  A    ^^  TT 

--  =  U^    und  ^-  =  f/,  . 

Die  Function  U  heisst  alsdann  die  dem  Punkte  (a,  b)  entsprechende 
Green'sche  Funclion,  und  der  Punkt  (a,  b)  der  Cenlralpunkl  dieser 
Function. 

Setzt  man  jelzt: 

(12.)  Q  = /log-j  —  L' =  —  (L' +  log  r)  . 

wo  U  den  Werth  der  Function  U  in  einem  beliebigen  Punkte  {x,  y), 
andererseits  r  den  Abstand  dieses  Punktes  (.t,  y)  vom  festen  Punkte 


*)  In  den  Ber.  der  Kgl.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  von  1878,  pag.  50  und  52.    Vgl. 
auch  die  Math.  Annal.  Bd.  16,  pag.  428. 


574  C.   Neumann,  [12 

{a,  l))  vorstellen  soll,  so  wird  Q  eine  Function  von  {x,  y)  sein,  welche 
am  Rande  von  3  durchweg  verschwindet,  welche  ferner  innerhalb 
3  überall  ^  0,  und  speciell  im  Punkte  [a,  b)  positiv  unendlich  ist. 
Hieraus  ergiebt  sich,  dass  der  nach  der  innern  Normale  i>  ge- 
nommene   Ditferentialquotient  -j—  längs  des  Randes  durchweg  posUiv 

ist.  Auch  liisst  sich  ohne  grosse  Mühe  nachweisen,  dass  derselbe 
niemals  in  sämmtlichcn  Punkten  eines  Randelementes  verschwinden 
kann,    wie    klein    das   Element   auch    sein    möge.      Ob    aber   dieser 

Ditferentialquotient  -j-  nicht  vielleicht  in  einzelnen  Punkten  des  Randes 

verschwinden  könne,  —  diese  Frage  scheint  bisher  noch  niemals 
in  Angriff  genommen,  und  überhaupt  mit  grossen  Schwierigkeiten 
verbunden  zu  sein.  Das  Resultat,  zu  dem  ich  in  dieser  Beziehung 
—  allerdings  auf  sehr  verwickeltem  und  mühsamem  Wege  —  ge- 
langen werde,  lautet  folgendermassen : 

Sind  die   Voraussetzungen  (10),    (11.)  erfülll,   so   wird   der  üi/f'e- 

rentialquotient    -j-   am    Rande    überall    exi stiren ,    längs   des    Randes 

überall  stetig  sein,  und  zugleich  auch  längs  des  Randes  überall 

03.)  >/. 

sein,  ivo  k  eine  positive  und  von  0  verschiedene  Constante  vorstellt. 

Um  diese  Constante  k  wirklich  angeben  zu  können,  bezeichne 
man  den  kleinsten  Krümmungsradius  der  gegebenen  Randcurve  mit 
/?o,  ferner  den  kleinsten  Abstand  des  gegebenen  Punktes  (a,  b)  vom 
Rande  mit  '^  I\,  und  verstehe  sodann  unter  A  irgend  eine  Con- 
stante die  ^  0 ,  die  überdies  <^  /i*o  und  zugleich  auch  <^  P„  ist. 
Sodann  lasse  man  auf  der  innern  Seite  der  Randcurve  einen  Kreis 
vom  Radius  A  fortrollen,  und  denke  sich  diesen  Kreis  in  jedem 
Augenblicke  der  genannten  Bewegung  in  zwei  Halbkreise  zerlegt 
mittelst  eines  Durchmessers,  welcher  senkrecht  steht  zu  dem  nach  dem 
augenblicklichen  Berührungspunkte  hinlaufendem  Radius.  Der  dem 
Berührungspunkte  abgewendele  Halbkreis  wird  alsdann  während  jener 
rollenden  Bewegung  eine  gewisse  ringförmige  Fläche  überstreichen, 
die  vom  Rande  des  Gebietes  3  überall  durch  einen  gewissen 
Zwischenraum  getrennt  ist.  Bezeichnet  nun  Q,,  den  kleinsten  Werth 
von  Q  in  Erstreckung  dieser  ringförmigen  Fläche,  so  hat  jene  Con- 
stante k  den  Werth: 


'^]  Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.   II.        575 

Solches  absolvirt,  gehen  wir  über  zur  Aufgabe  der  conformen 
Abbildung  des  Gebietes  3  «w/  einer  Kreisfläche.  E.s  sei  (Tq  ,  y,,)  irgend 
ein  fester  Punkt  innerhalb  3,  «"^fl 

(^5)  V=fiU,dy-U,dx), 

wo  f/,  und  f72  f^'G  schon  vorhin  genannten  Fundanientalfunctionen 
sein  sollen,  und  die  Integrationscurve  auf  das  Gebiet  3  beschriinkl 
sein  soll.     Ferner  sei: 

(16.)  z  =  x-^iy,      c  =  (i  +  ib.       ir  =  T  +  /  T  , 


(/  =  V-  1). 
Endlich  mag  unter  F{z)  folgende  Function  versanden  sein: 
(17.)  F(:3)  =  (3-c)e'^. 

liildel  man  nun  das  in  der  z-Ebene  gelegene  Gebiet  3  mittelst  der 
Formel 
(18.)  wr=F{z) 

auf  der  w -Ebene  ab,  so  wird  das  Resultat  dieser  Abbildung  eine 
Kreisfläche  ^  sein,  deren  Radius  =:  \  ist,  und  deren  Mittelpunkt 
w  =  0  in  Correspondenz  steht  zu  dem  gegebenen  Punkte  z  ^=.  c. 

Das  sind  bekannte  und  einfache  Sachen.  Will  man  nun  aber 
beweisen,  dass  diese  Abbildung  wirklich  conform  ist  in  ganzer  Er- 
streckung von  3  5  dass  sie  also  in  jedwedem  Punkte  z  des  Gebietes 
3,  mag  nun  derselbe  innerhalb  3  oder  am  Rande  von  3  liegen, 
eine  in  den  kleinsten  Theilen  ähnliche  ist,    so  wird  man,    was  z.  B. 

den  üifferentialquotienten       _    betrifft,  zu  zeigen  haben,  dass  dieser 

Differentialquotient  überall  exislirt,  sowohl  in  jedem  Punkte  innerhalb 
3  wie  auch  in  jedem  Randpunkte  von  3^  ferner  zu  zeigen  haben, 
dass  die  Entstehungsw^eise  dieses  Differentialquotienten  in  jedem 
solchen  Punkte  eine  von  allen  Seiten  her  äquiconvergente  ist,  und 
endlich  zu  zeigen  haben,  dass  der  Werth  dieses  Differentialquotienten 
in  ganzer  Erstreckung  des  Gebietes  3  (also  z.  B.  auch  am  Rande) 
verschieden  von  0  ist. 

Ich   werde   nun    diese  Nachweise  für  den   Fall,    dass  die   Voraus- 


576  C.   Neumann,  [H 

Setzungen  (10.),  (11.)  erfülU  sind,    wirklich   führen,   wobei   mir  der  in 
(1 3.)  angegebene  Satz  ivesentlich  zur  Stütze  dient. 

Vorläufige  Mittheilungen  über  die  Resultate  der  gegenwärtigen  Ab- 
handlung sind  von  mir  bereits  erfolgt  in  den  Sitzungsberichten  der  Kgl. 
Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  im  Juni  1878  und  im  Mai  1888,  ferner  im  Jahre 
1880  im  16.  Bande  derMathem.  Annalen  ;  wobei  erwähnt  sein  mag,  dass 
'  am  letztern  Orte  nicht  nur  Sätze  über  das  Logarithmische  Potential,  son- 

dern auch  die  analogen  Sätze  über  das  Newton'sche  Potential  im  Räume 
angegeben  sind. 

Zur  besonderen  Genugthunng  gereicht  mir  das  Interesse,  welches 
Herr  Beltuami  für  diese  letzcrn  Sätze  dadurch  an  den  Tag  gelegt  hat,  dass 
er  kurze  Zeit  nacii  ihrer  Publication  nicht  nur  einen  Bciveis,  sondern 
gleichzeitig  auch  eine  Verallgemeinerung  derselben  mittheilte.  In  der 
That  hat  Beltrami  im  .Jahre  188  0  im  10.  Bande  der  Annali  di  Matemalica 
in  seinem  Aufsatz :  Intorno  ad  alcuni  nuovi  Tcoremi  del  Sig.  Neumann 
sulle  Funzioni  potenziali  jene  von  mir  für  geschlossene  Flächen  aufge- 
stellten Sätze  nicht  nur  bewiesen,  sondern  auch  auf  den  Fall  tinge- 
schlossener  Flächen  ausgedehnt. 

Methoden  und  Resultate. 

Wie  wohl  in  allen  Gebieten  der  Mathematik,  so  dürften  auch 
hier  die  Methoden  bei  Weitem  wichtiger  sein  als  die  augenblick- 
lichen Besidtate.  Die  Methoden  aber  pflegen  einfacher  und  klarer 
hervorzutreten  durch  Beschriinkung  auf  mehr  oder  weniger  specielle 
Fülle.  Demgemass  ist  mein  Bestreben  in  der  vorliegenden  Abhand- 
lung vor  Allem  dahin  gerichtet  gewesen,  die  Methoden  der  Unter- 
suchung in  helles  Licht  zu  stellen,  —  selbst  auf  Kosten  der  Allge- 
meinheit der  zu  erlangenden  Resultate. 

Aus  dieser  Tendenz  erklart  sich  die  sehr  mangelhafte  Aus- 
nutzung der  von  mir  dargelegten  Methoden.  So  z.  B.  werden  wir 
fast  stets  nur  Curven  betrachten,  die  frei  von  Ecken  sind,  trotzdem, 
dass  die  exponirten  Methoden  die  Durchführung  der  Untersuchungen 
meisten theils  auch  dann  noch  gestatten  würden,  wenn  Ecken  vor- 
handen sind.  Ueberhaupt  würde  es  mittelst  der  exponirten  Methoden 
möglich  gewesen  sein,  fast  alle  Resultate  der  vorliegenden  Abhand- 
lung in  sehr  viel  grösserer  Allgemeinheit  zu  erhalten;  wie  denn 
z.  B.  auch  die  im  Jahre  1880,  ohne  Beweis,  von  mir  publicirten 
Satze  (Math.  Annal.,  Bd.  16)  über  die  hier  mitzutheilenden  Sätze 
vielfach  hinausgreifen. 


<5]         Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.   II.        577 

Ebenso  erklärt  sich  aus  jener  Tendenz  der  Umstand,  dass  in 
der  vorliegenden  Abhandlung  nirgends  der  Versuch  gemacht  ist,  die 
Voraussetzungen  auf  ihr  geringstes  Maass  zu  reduciren.  So  z.  B. 
ist  häufig  der  Begriff  der  abtheilungm'eisen  Stetigkeil  angewendet,  wo 
schon  der  blosse  Begriff  der  Integrirbarkeil  ausreichend  gewesen 
wäre.  Auch  ist  zuweilen  kurzweg  die  Stetigkeit  der  zweiten  Ab- 
leitungen   vorausgesetzt,    wo    schon    die    Stetigkeit    der    beiden  Ab- 

leitungen  t~^  und  — j  ein  ausreichendes  Fundament  geliefert  hätte. 

Um  eine  wirklich  genaue,  und  dabei  nicht  allzuschleppende 
Ausdrucksweise  zu  ermöglichen,  habe  ich  mich  genöthigt  gesehen, 
einerseits  den  Begriff  der  Fundamenialfunct'wnen  einzuführen  (Abh.  I, 
pag.  16  und  21),  und  andererseits  auch  dem  Worte  Convergenzwerlh 
eine  gewisse  eigenthümliche  Bedeutung  beizulegen  (vgl.  in  der  vor- 
liegenden Abhandlung  die  zu  Anfang  des  §  2  gegebenen  Definitionen 
pag.  22,  23). 

Die  wirkliche  Ausnutzung  der  dargelegten  Methoden  und  die 
Aufstellung  eines  abgerundeten  und  vollständigen  Systems  von  Sätzen 
dürfte  allerdings  eine  sich  von  selber  aufdrängende  Aufgabe  sein. 
Aber  man  kann  eben  nicht  Alles  auf  einmal  erreichen.  Vorläufig 
sollen  hier  nur  die  von  mir  entdeckten  Methoden  dargelegt  werden. 
Später  dürften  wohl  alsdann  zu  diesen  Methoden  noch  andere  nicht 
minder  wichtige  Methoden  sich  gesellen.  Auch  dürfte  im  Laufe  der 
Zeit  die  Ausdrucksweise  sich  etwas  mehr  abschleifen,  und  dem  be- 
handelten Gegenstande  sich  besser  accommodiren.  Und  dann  erst 
dürfte  es  vielleicht  angemessen  sein,  an  die  Construction  eines 
nach    allen  Seiten  hin  möglichst  vollständigen  Systems  zu  denken. 


Erstes  Capitol. 

üeber  die  Potentiale   V  und   W,  namentlich  über  die 
Differentialquotienten  derselben. 

Die  Hauptpunkte  dieses  Gapitels  bestehen  in  zwei  Theoremen 
Va.  und  Wa.,  welche  die  Potentiale  selber  betreffen,  ferner  in 
zwei  Theoremen  Vß.  und  Wß.,  welche  die  ersten  Differentialquotienten 
derselben  betreffen,  endlich  in  zwei  Theoremen  Vy.  und  Wy., 
welche  auf  die  ziveiten  Differentialquotieiiten  der  Potentiale  Bezug 
haben.  Eine  übersichtliche  Zusammenstellung  all'  dieser  und  noch 
höherer  Theoreme  findet  man  in  §  9. 

Uebrigens  sind  für  die  weiter  folgenden  Capitel  dieser  Ab- 
handlung nur  die  vier  ersten  Theoreme  (§§  1 — 6)  erforderlich.  Die 
Aufstellung  dieser  vier  Theoreme  lässt  aber  eine  gewisse  Gesetz- 
müssigkeit  zu  Tage  treten,  die  von  selber  zu  den  Theoremen 
Vy.  und  Wy.  (§  7  und  §  8),  sowie  auch  zu  noch  höheren  Theoremen 
(§9)  hindrangt.  Schliesslich  ist  (in  §  iO)  eine  ganz  beiläufige  Be- 
trachtung hinzugefügt  über  monogene  Functionen  von  der  Form 
V  -^iW. 

§  ^- 
üeber  das  Potential  V.  Theorem  Va. 
Längs  der  gegebenen  geschlossenen  Gurve  sei  irgend  eine 
Function  der  Bogenlänge  f  =  ({g)  vorgeschrieben.  Denkt  man  sich 
nun  irgendwo  in  der  Ebene  einen  Punkt  {x,  y)  markirt,  und  die 
Abstände  dieses  Punktes  von  den  einzelnen  Elementen  da  der  Gurve 
mit  E  bezeichnet,  so  repräsentirt  der  Ausdruck "*) 


*)  Gelegentlich  dieser  Formel  (1 .)  sei  noch  bemerkt,  dass  die  unter  dem  Inte- 
gralzeichen befindlichen  Bogenelemente  da  unter  allen  Umständen  als  positive  Grössen 
angesehen  werden  sollen. 


<7]  Leber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.   II.        579 

(1.)  V=  V{x,  y)  =  :^/(log  i)  fda  =  ^jTfda  , 

in  welchen  T  Abbreviatur  ist  für  log  ^,  dasjenige  Potential,  welches 
auf  den  Punkt  {x,  y)  ausgeübt  wird  von  einer  auf  der  Curve  aus- 
gebreiteten materiellen  Belegung  von  der  Dichtigkeit  -  •  Für  dieses 
Potential  gilt  folgender  Satz : 

Erster  Satz.  —  Sind 
(2-)  Ö  und  f  ahth eilung sweis  stetige  Functionen  von  0, 

so  wird  das  Potential 
(3.)  V=V{x,y)=:.lfTfda 

eine  Function  von  {x,  y)  sein,  die  in  der  ganzen  unendlichen  Fbene 
überall  stetig  ist. 

Beweis.  —  Dass  V  für  alle  von  der  Curve  getrennten  Punkte 
stetig  ist,  übersieht  man  sofort.  Und  es  wird  also  der  Beweis  der 
Stetigkeit  von  V  nur  noch  für  solche  Punkte  {x,  y)  zu  führen  sein, 
die  auf  der  Curve  liegen.  Zu  diesem  Zwecke  aber  wird  es  aus- 
reichend sein,  dem  Punkte  {x,  y)  auf  der  Curve  eine  beliebige  Lage 
zu  geben,  und  sodann  zu  zeigen,  dass  die  diesem  Punkte  zunächst 
befindlichen  Curventheile  zu  jenem  Potential  V  immer  nur  einen 
verschwindend  kleinen  Beitrag  liefern.     Oder  genauer  ausgedrückt: 

Denkt  man  sich  den  Punkt  {x,  y)  irgendwo  auf  der  Curve  ge- 
legen, beschreibt  man  sodann  um  {x,  y),  als  Cenlrum,  einen  kleinen 
Kreis  vom  Radius  /?,  und  bezeichnet  man  das  innerhalb  dieses 
Kreises  befindliche  Stück  der  gegebenen  Curve  mit  y,  so  wird  es 
für  den  genannten  Zweck  ausreichend  sein,  zu  zeigen,  dass  der 
von  y  herrührende  Theil  V^^^  des  Potentials  V  durch  Verkleinerung 
von  R  unter  jedweden  Kleinheitsgrad  hinabdrückbar  ist. 

Zufolge  unserer  Voraussetzung  (2.)  ist  das  Azimuth  0  eine  ab- 
theilungsweise  stetige  Function  der  Bogenlänge,  die  gegebene  Curve 
also  als  ein  Polygon  mit  einer  endlichen  Anzahl  von  Ecken  anzu- 
sehen [vgl.  die  erste  Bemerkung  pag.  51.  Liegt  nun,  um  die 
Vorstellung  zu  fixiren,  der  Punkt  (o?,  y)  in  einer  Ecke  des  Polygons, 
und  sind  a  und  b  die  beiden  in  dieser  Ecke  zusammenstossenden 
Seiten  des  Polygons,  so  wird  6  stetig  sein  längs  a,  und  ebenso  auch 

Abhandl.  d.  K.  S.  Gesellsch.  d.  Wiüsensch.  XXIV.  4  j 


580  C.   Neumann,  [18 

längs  b.  Demgemäss  wird  man,  von  jener  Ecke  {x,  y)  aus,  auf 
a  und  h  zwei  Strecken  a  und  ß  abschneiden  ktjnnen,  die  so  klein 
sind,  dass  0  längs  a  beliebig  wenig,  z.  B.  um  weniger  als  60"  variirt, 
dass  mithin  alle  Elemente  da  dieser  Strecke  a  gegen  die  in  (x,  y) 
an  u  gelegte  Tangente  A  Winkel  bilden,  die  <^  60  "  sind,  und  dass 
andererseits  Analoges  auch  stattfindet  für  die  Elemente  dß  der 
Strecke  ß  mit  Bezug  auf  die  in  {x,  y)  an  ß  gelegte  Tangente  B. 
Solches  festgesetzt,  ist  also  der  Winkel  (da,  A)  stets  <^  60°,  mithin 

cos  {da,  A)  ^  cos  (60")  =  ^,   folglich: 

i  4 

(o.)  -; TT  <  2  ,     und  ebenso ^rr^ — -.  <  2  , 

^^'  cos  [da,  A)  ^     '  cos  {(iß,  B)  ^ 

vorausgesetzt,  dass  man  unter  den  hier  genannten  Winkeln  stets  die 
spitzen  Winkel  versteht. 

Diese  beiden  Strecken  a  und  ß  wollen  wir  jetzt  noch  weiter 
sich  verkleinern  lassen.  Zu  diesem  Zwecke  beschreiben  wir  um 
{x,  y),  als  Gentrum,  einen  Kreis  mit  einem  Radius 

ih.)  n<^  , 

der  so  klein  sein  soll,  dass  der  Kreis  die  beiden  Strecken  u  und  ß 
schneidet,    und   lassen   sodann  a  und  ß  auf  diejenigen  Stücke   sich 
zusammenziehen,  welche  innerhalb  dieses  Kreises  liegen. 
Für  den  von  a  herrührenden  Theil  des  Potentials   V: 

FC«)  =  l/(logl)/rfa 

ergiebt  sich  alsdann  die  Formel: 

ahs  F(«)  ^  ^/('^S^)  ^^^^  r)  da  ; 

denn  es  ist  zu  beachten,  dass  die  da  alle  positiv  zu  denken  sind 
[vgl.  die  Note  pag.  16],  und  ferner  zu  beachten,  dass  die  da  alle 
innerhalb  des  Kreises  {R)  liegen,  dass  mithin  die  zugehörigen  E 
durchweg  <  /?,  also,  nach  (ä.),  durchweg  <^  1,  und  dass  daher  die 

\ 
hier  in  Betracht  kommenden  log  -^  durchweg  positiv  sind. 

Die  Function  f  ist,  nach  der  Voraussetzung  (2.),  längs  der  gege- 
benen Gurve  abtheilungsweise  stetig,  mithin  durchweg  endlich.  Be- 
zeichnet man  nun  ihren  absolut  grössten  Werth  mit  M,  so  folgt  aus 
der  letzten  Formel  sofort: 


19] 


0'.) 


Ueber  ime  Methode  des  arithmetischen  Mittels.      Abu.   II. 


abs  F(«)^^y*/|og-^K/a 


Projicirt  man  jetzt  [vgl.  die  Figur]   die  Linien  E  und  du  senk- 
reclit   auf  die   in    (x,  y)  an  «   gelegte    Tangente   A,    und   bezeichnet 


man  diese  Projectionen  mit  r  und  dr,  so  ist  einerseits 

/  (/>• 

COS  {da ,  A) 

mithin  nach  (g.): 

da  <  2f/r  , 

und  andererseits  E~>r,  mithin: 

1  1 

log  —  ^  log  -   ; 

SO  dass  die  Formel  {}.)  übergeht  in: 

(Ä-)  absr(«)<?J^/'(logl)cir  . 

Hier  bezieht  sich  q  auf  den  Endpunhl  j)  der  Curvenstrecke  «.  Denkt 
man  sich  niimlich  von  j)  aus  ein  Perpendikel  pq  herabgelassen  auf 
die  Tangente  A,  so  bezeichnet  (>  den  Abstand  des  so  erhaltenen 
Fusspunktes  q  vom  Punkte  (x,  y). 

Offenbar  \vird  die  rechte  Seite  der  Formel  (k.)  noch  weiter 
vergrössert  werden,  falls  man  daselbst  die  Integration  nicht  bis 
r  =  () ,  sondein  bis  r  =  R  ausdehnt ;  so  dass  man  also  a  fortiori 
erhält : 

*    42» 


582  C.  Neümann,  [20 

(7.)  abs  I'(")  <  ^^j  ^  (log  i)  dr  , 

oder  was  dasselbe  ist: 

(m.)  abs  F(«)  <  --^^-  (l    h  log  ^  j  . 

Hieraus  aber  folgt  sofort,  dass  das  abs  Vi")  durch  Verkleinerung  von 
R  unter  jedweden  Kleinheitsgrad  hinabdrückbar  ist.  Analoges  gilt 
offenbar  auch  von  Viß) ,  und ,  wenn  man  beide  Strecken  a  und  ß 
zusammengenommen  mit  y  bezeichnet,  auch  von 

(n.)   .  F(/)  =  F(«)  +  F(/^)  .  Q.  e.  ä. 

Dass  man  endlich  zu  genau  demselben  Resultate  auch  dann  ge- 
langt, wenn  der  Punkt  {x,  y)  nicht  in  einer  Ecke,  sondern  irgendwo 
anders  auf  der  gegebenen  Curve  liegt,  bedarf  keiner  weiteren  Er- 
liiuterung. 

Wenn  wir  nun  aber  auch  den  vorstehenden  Satz  wirklich  bewiesen 
haben,  also  eingesehen  haben,  dass  Y  in  der  Ebene  aUcnlhalhcn 
stelig  ist,  so  bleibt  doch  noch  fraglich,  ob  dieses  V  nicht  vielleiclit 
beim  Fortgang  zu  unendlich  fernen  Punkten  ins  Unendliche  anwachsen 
kann.     Diese  Frage  findet  ihre  Beantwortung   durch  folgenden  Satz: 

Zweiter  Satz,    —    Füfjt   man   zu    den    sehon    gemachten    Voraus- 
setzungen  (2.)   noch   die  hinzu,   dass    das    über   die   gegebene    Cmrve    n 
erstreckte   Integral 
(4.)  ffdo  --  0 

sein  soll,  so  wird  V  in  den  unendlich  fernen  Punkten  der  Ebene  nicht 
nur  endlich,  sondern  sogar  =0  sein. 

Oder  genauer  ausgedrückt:  Denkt  man  sich  irgend  eine  die  Curve 
G  umschliessende  Kreisperipherie  s  vom  liadius  r  construirt,  so  werden, 
falls  die  Voraussetzungen  (2!.)  mui  (4.)  erfüllt  sind,  alle  Werthe,  ivelche 
V  ausserhalb  dieser  Peripherie  s  besitzt,  ihrem  absoluten  Beirage  nach, 
durch  Vergrösserung  von  r  unter  jedweden  Kleinheitsgrad  hinabdrück- 
bar sein. 

Und  gleichzeitig  iverden  alsdann  für  jeden  solchen  die  Curve  a 
umschliessenden  Kreis  s,  mag  nun  sein  liadius  r  gross  oder  klein  sein, 
die  Formeln  stattfinden: 

(5.)  /  Vds  =  0      und      f—  ds  --=0  , 

^  ./    d  r 


21]  U£B£R  DIE  Methode  des  arithmetischen  iMittels.      Abu.  11.        583 

die  hileijralionen  ausgcilchni   gedacht    über   alle  Elemente  ds  der  Peri- 
pherie s. 

Beweis.  —  Es  sei  C  das  Cenlrum  der  Peripherie  s.  Markirt 
man  nun  auf  der  Peripherie  s  irgend  einen  Punkt  (j-,  y),  und  auf 
der  gegebenen  Curve  a  irgend  einen  Punkt  (|,  /^),  und  bezeichnet 
die  dem  Cenlrum  C  entsprechenden  Polarcoordinaten  dieser  Punkte 
respective  mit  (r,  o)  und  ((>,  w),  so  dass  also  r  den  Radius  von  s 
vorstellt,  —  so  erhalt  man  für  den  gegenseitigen  Absland  E  dieser 
beiden  Punkte  die  Entwicklung: 

log  ^  =  lo. -+^^--(-)  cos  n(a>-o). 
Bildet  man  jetzt,  unter  Anwendung  dieser  Entwicklung,  das  Potential 

für  jenen  auf  s  markirten  Punkt  {x,  y)  oder  (r,  o),  so  ergiebt  sich: 

also  mit  Rücksicht  auf  (i.): 

(CO  K=.J|(,lW"??^+B<»)?i^"), 

wo  alsdann  unter   den  A^"\  /?*"^  folgende  Condanten   [d.  i.  von  (iC,  y) 
oder  (r,  0)  unabhängige  Grössen]  zu  verstehen  sind: 


{H.) 


J(«)  ^  J_  l\n  (cos  nio)  [da  , 
M»)  =  — -  /^»  (sin  mo)  fda  . 

/J  j'C    V 


Auf  Grund  der  Formel  (G.)   erkennt  man  aber  nun  sofort  die  Rich- 
tigkeit der  in  unserm  Satze  ausgesprochenen  Behauptungen. 

Zusammenfassung  der  erhaltenen  Eesultate.  —  Bezeichnet  man 
die  gegebene  Gurve  schlechtweg  mit  o,  und  jedweden  Punkt  (x,  y\ 
jenachdem  er  innerhalb  3?  oder  auf  0,  oder  innerhalb  Ql  liegt,  respec- 
tive mit  j  oder  s  oder  a,  und  erinnert  man  sich  endlich  an  die 
Art  und  Weise,  in  welcher  früher  (Abh.  I,  pag.  16  und  21)  die 
Fundamental functionen    der    Gebiete   3    und   %    definirt    worden  sind. 


584  C.   Neumann,  [22 

so  gelangt  man  auf  Grund  der  soeben  bewiesenen  beiden  Satze  so- 
fort zu  folgendem  Theorem : 

Theorem  V«  ,  —  Ist  längs  dar  gegebenen  geschlossenen  Ciirve  o 
eine  heslimmle  Funclion  der  Bogenlänge:  /' --  /'(a)  vorgeschrieben,  und 
setzt  man  voraus,  dass 

0   und    f  ab Iheilunasiveis    steliqe    Functionen    der 
(6.)  . 

Bogenlänge  sind, 

so  wird  das  auf  den  Punkt  {x,  y)  ausgeübte  Potential 

n.)  F  =  ~  frfda 

eine  Function  von  {x,  y)  sein,  ivclche  in  der  ganzen  unendlichen  Ebene 
allenthalben  stetig  ist.  Gleichzeitig  iverden  alsdann  die  Werlhe 
Vj  und  Vg  zusammengenommen  eine  Fundament alfunciion  des  Ge- 
bietes 3  repräsentiren. 

Fügt  man  ferner   zu  den    Voraussetzungen  (6.)    noch    die    hinzu, 
dass 
(8.)  ffdo  =  0 

sein  soll,  so  wird  Aehnliches  auch  von  den  Werthen  V^,  V^  zu  sagen 
sein.  Denn  es  iverdcn  alsdann  aW  diese  Werthe  Y^  und  V^  zusammen- 
genommen eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes  %  repräsentiren. 


§  2. 

Ueber  das  Potential   VV,     Theorem   Wa , 

Ist  eine  Function  F  =  F{x,  y)  in  der  gegebenen  Curve  unstetig, 
so  sind  im  Allgemeinen  drei  Werthsysteme  zu  unterscheiden:  das 
System  der  F^,  das  der  F^,  und  das  der  Fj.  Dabei  sind  sämmt- 
liche  Punkte  der  gegebenen  Curve  mit  s,  andererseits  aber  alle  von  der 
Curve  getrennten  Punkte  mit  a  oder  j,  und  zwar  die  zu  %  gehörigen 
mit  a,  die  zu  3  gehörigen  mit  j  bezeichnet  zu  denken.  Im  Anschluss  an 
diese  Vorstellungen  und  Bezeichnungen  wollen  wir  nun,  um  an  Kürze 
des  Ausdruckes  zu  gewinnen,  folgende  Definitionen  festsetzen: 

Definitionen.  —  Es  sei  s  ein  bestimmter  Punkt  der  gegebenen 
Curve,   und    o    ein  um    s    {als    Centrum)    beschriebener    kleiner    Kreis. 


23]  Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.   II.        585 

Läs.st  sich  ahdann  zeigen,  dass  dem  Punkte  s  eine  bestimmte  end- 
liche Grösse  1^  zugchOrt  von  solcher  Beschaffenheit,  dass  alle  Ab- 
weichungen, welche  die  innerhalb  o  befindlichen  }\erthe  F^  gegenüber 
P^  zeigen,  durch  Verkleinerung  von  o  unter  jedweden  Kleinheitsgrad 
hinabdrückbar  sind,  so  soll  jene  Grösse  P^  der  Convergenzwerth 
der  Werthe  F^  für  den  Punkt  s  genannt,  und  kurzweg  mit  F^^ 
bezeichnet  werden. 

Lässt  sich  ferner  nachweisen,  dass  jenem  Punkte  s  noch  eine 
zweite  bestimmte  eitdliche  Grösse  Q^  adjungirt  ist,  von  solcher  Be- 
schaffenheit, dass  alle  Abweichungen,  welche  die  innerhalb  o  befindlichen 
Werthe  Fj  gegenüber  Q^  zeigen,  durch  Verkleinerung  von  o  unter  jed- 
weden Kleinheitsgrad  hinabdrückbar  sind,  so  soll  Q^  der  Convergenz- 
werth der  Werthe  Fj  für  den  Punkt  s  genannt,  und  mit  Fj^ 
bezeichnet  werden. 

Lassen  sich  die  in  Bede  stehenden  Nachweise  bewerkstelligen  für 
jedweden  Punkt  s  der  gegebenen  Curve,  so  hat  man  längs  dieser  Curve 
im  Allgemeinen  dreierlei  Functionen,  die  erste  bestehend  aus  den 
direct  auf  der  Curve  selber  gegebenen  Werthen  F^,  die  zweite  bestehend 
aus  den  äussern  Convergenzwerthen  -Pj  =  F^,  und  die  dritte  endlich 
bestehend  aus  den  inner n  Convergenzwerthen  0«  =  fjs- 

Bemerkung.  —  Maa  wird  diese  Definitionen  z.  B.  auch  anwenden 
können  auf  den  besonders  einfachen  Fall,  dass  die  gegebene  Function 
F  =  F{x,  y)  in  der  ganzen  unendlichen  Ebene  allenthalben  stetig  ist. 
Alsdann  wird  offenbar 

sein.     So  z.  B.  wird  für  das  auf  pag.  22  besprochene  Potential  V,  falls 
die  dortigen  Voraussetzungen  (6.)  erfüllt   sind,    die   Formel    stattfinden 

'^  s  '  as  '  js' 
Dies  vorangeschickt ,  mag  es  mir  gestattet  sein,  an  die  Unter- 
suchungen meiner  ersten  Abhandkmg  kurz  zu  erinnern.  Jene  Unter- 
suchungen beruhen,  wie  dort  besonders  betont  worden  ist  [Abh.  I, 
pag.  34]  auf  gewissen  aus  der  geometrischen  Anschauung  herstam- 
menden Elementarsätzen,  welche  folgendermassen  lauten: 

Erster  Elementarsatz.  —  Zerlegt  man  die  gegebene  geschlossene 
Curve  in  lauter  unendlich  kleine  Elemente,  und  bezeichnet  man  die 
scheinbare  Grösse  eines  solchen  Elementes  da  für  einen  im  Punkte  {x,  y) 
befindlichen  Beobachter  mit  -j-  (rfo),^,  y),  und  zwar  mit  -\-  (da)(j  yj  oder 


Ö86  C.   Neumann,  [24 

—  (t/o)(^, jy),  jenachdem  jener    Beohachler    die   innere   oder   äussere 
Seile  des  Elenienles  vor  Amjen  hal,  so  wird  das  über  die  yanze  Curve 

ersireekle  InUujral  j  {dG\^  ^^   versehiedene    Werlhe  haben,  jenachdem  der 

Punkt  (x,  y)  zu  den  Punkten  a,  s  oder  j  (jehört.      Und  zwar  gelten  die 
Formeln : 

ßdo),  =.  0  , 
(1.)  ßda),-^^yc{\ -;/,), 


j{dö)j 


=-   27f 


wo  n{\  —  0\)  den  Innenwinkel  der  gegebenen  Curve  im  Punkte  s  vor- 
stellt. 

Dabei  isl  in  Belreff  des  in  (1 .)  enthallenen  Ausdruckes 

(2.)  j\do\ 

und  zugleich  aucli  in   Betreif  des  allgemeineren  Ausdruckes 

(3.)  ff{do% 

stets  zu  beachten,  dass  unter  diesen  Symbolen  (2.)  und  (3.)  nicht 
Integrale,  sondern  die  Grenzen  gewisser  Integrale*)  zu  verstehen  sind. 
Will  man  nämlich  die  eigentlichen  Werthe  dieser  Symbole  haben, 
so  hat  man  zuvorderst  die  Integrationen  auszuführen  mit  Ausschluss 
eines  kleinen  den  Punkt  s  enthaltenden  Curvenstuckes,  sodann  aber 
dieses  Curvenstück  ins  Unendliche  sich  veikleinern  zu  lassen.  Ent- 
spricht nun,  was  wir  stets  voraussetzen,  die  gegebene  Curve  den 
festgesetzten  Determinationen  pag.  4,  so  wird  _das  Symbol  (2.)  den 
in  (1.)  angegebenen  Werth  haben.  Und  ist  überdies  /"  längs  der 
Curve  stetig,  oder  wenigstens  abtheilungsweise  stetig,  so  wird  das 
Symbol  (3.)  ebenfalls  einen  bestimmten  endlichen  Werth  haben;  wie 
solches  mittelst  des  Satzes  Abh.   I,  pag.   42  sich  leicht  ergiebt. 

Zweiter-  Elementarsatz.   —   Setzt  man: 
(4.)  fda^Z, 


*)  Hierauf  aufmerksam  zu  machen  ist  um  so  wicliliger,  weil  solches  in  Abh.  I. 
nicht  genügend  hervorgehoben  ist. 


25'  LIeber  dh:  Methode  des  akith.>ietische.>  Mittels.      Auh.   II.        587 

so  besitzt  das  so  ilefinirtt:  I  einen  bestimmten  endlichen  Werth. 
Dieser    Wcrtit  lieisst  der  iinfany  der  fjeyebenen  Curve. 

Dritter  Elementarsatz,  —   Setzt  man: 

(5)  fnhs{da\,^y)  =  <t)(j,y)  . 

und  denkt  man  sich  dabei  dieses  Integral  für  den  Fall,  dass  der  Punkt 
{x,  y)   auf  der  Curve  liegt,  ebenso  ivie  vorhin  das  Integral   1  {daX  ,    (2.), 

berechnet,  so  wird  die  in  solcher  Weise  definirte  Funciiun  4>(jr,  y)  in 
der  ganzen  unendlichen  Ebene  überall  endlich  sein,  der  Art,  dass  ihr 
absoluter  Werlh  stets  <^  M  bleibt,  wo  M  eine  endliche  Conslanle 
vorstellt. 

Ob  diese  aus  der  geometrischen  Anschauung  herstammenden 
Elemenlarsatze  auch  noch  gültig  sind  für  ganz  nebelhaft  vor- 
schwebende Curven,  z.  B.  für  Curven  mit  unendlich  vielen  Ecken, 
—  das  dürfte  eine  müssige  Frage  sein.  Ist  man  doch  bei  solch' 
nebelhaften  Curven  nicht  einmal  von  der  Länge  des  Curvenelements 
zu  sprechen  berechtigt,  also  nicht  einmal  befugt  zur  Anwendung 
des  Zeichens  da  und   der  damit  verbundenen  Vorstellungen! 

Dass  hingegen  diese  Elementarsatze  für  die  vorhin  (pag.  4) 
determinirten  Curven  denselben  Grad  von  Strenge  besitzen  wie  etwa 
der  Pythagoraische  Lehrsatz,  bedarf  keiner  weitem  Erläuterung. 
Gleiches  gilt  daher  auch  von  sämmlUchen  IxesuUalen  meiner  ersten  Ab- 
handlung. Denn  all'  diese  Resultate  sind  aus  jenen  Elementarsätzen 
mit  absoluter  Strenge  abgeleitet. 

Und  wir  werden  daher  hier,  wo  wir  uns  durchweg  auf  jene 
determinirten  Curven  beschränken,  von  sämmtlichen  Resultaten  der 
ersten  Abhandlung  Gebrauch  machen  dürfen,  ohne  dass  dabei  irgend 
welche  Restriction  erforderlich  wäre.  Demgemäss  werden  wir  z.  B. 
die  dort   ^Abli.  I,  pag.  4G,  47';   über  den  Ausdruck 

(6.)  W=W{x,y)^^-j''^^fdo 

aufgestellten  Sätze  benutzen  dürfen.  Dieser  Ausdruck,  in  welchem 
T,  f,  da  dieselben  Bedeutungen  haben,  wie  in  (I.)  pag.  17,  und 
in  welchem  v  die  auf  da  errichtete  innere  Normale  bezeichnet,  re- 
prä.sentirt   bekanntlich    dasjenige    Potential,    welches    auf    den    Punkt 


588  C.  Necmann,  [26 

{x,   y)    ausgeübt    wird    von    einer    auf    der    Curve    ausgebreiteten 

materiellen  Doppelbclcyimg  vom  Momente  -  •     Bringen  wir   nun  jene 

damals  (Abb.  1,  pag.  4G,  47)  I'ür  dieses  Potential  W  erhaltenen  Sütze 
auf  den  besonderen  Fall  in  Anwendung,  dass  die  gegebene  Curve 
keine  Ecken  bat,  dass  mithin  0  überall  stetig  ist,  so  gelangen  wir  zu 
folgendem  Theorem: 

Theorem  Wa ,  —  Denkt  man  sich  längs  der  gegebenen  geschlossenen 
Curve  eine  Function  der  Bogeiüänge :  f  =  f{o)  vorgeschrieben,  und  setzt 
man  voraus,  dass 

f  und    0    stetige    Functionen   der    Bogenlänge    a   sind, 
dass  also  die  Curve  z.  D.  frei  von  Ecken  ist, 

so  wird  das  auf  den  Punkt  (x,  y)  ausgeübte  Potential*) 

(8.)  W  =  W{x,y)  =  i /^  fdo  =  ^Jf{do\.,  y) 

eine  Function  von  {x,  y)  sein,  welche  in  der  ganzen  unendlichen  Ebene, 
mit  alleiniger  Ausnahme  der  gegebenen  Curve,  überall  stetig  ist. 

Die  in  der  Curve  vorhandene  Unstetigkeit  hat  zur  Folge,  dass  im 
Ganzen  dreierlei  Werthsysteme  zu  unterscheiden  sind:  das  System 
der    Wa,  das  der    Wg,  und  das  der   Wj. 

Für  jeden  Punkt  s  besitzen  die  W^  und  Wj  bestimmte  endliche 
Convergenziverthe  W^^  und  Wj^  [vgl.  die  Definitionen  pag.  22,  23], 
ivelche  zu  dem  direct  in  s  selber  vorhandenem  Werthe**)  Wg  in  der 
Beziehung  stehen : 

Ws^+f,; 


"^Vjs  - 

-  Ws 

woraus  z.  B.  folgt: 

(10.) 

"^Vas  - 

-  Wn 

*)  In  dieser  Formel  (8.)  bezeichnet  v  die  auf  dem  Curvenelement  da  errichtete 
innere  Normale.  Ueber  die  Bedeutung  von  {da)r^  y\  ist  Näheres  angegeben  auf 
pag.  23,  unten. 

**)  Will  man  diesen  directen  Werth   Wg  mittelst  der  aus  (8.)  entspringenden 
Formel 


w.    ' 

7t' 


fs 


wirklich  berechnen,  so  ist  dabei  die  bei  (3.)  gegebene  Vorschrift  im  Auge  zu  behalten. 


I 


27]  Ueber  die  Methode  des  Arithmetischen  Mittels.     Abh.   II.        589 

Vor  Allem  ist  dabei  aber  hervorzuheben ,  Jass  die  Werlhe  W„  und 
Was  zusammengenommen  eine  Fundamcntulfunction  des  Gebietes 
%  bilden,  dass  ferner  die  VV,  und  Wj^  zusammengenommen  eine  Fun- 
damental function  des  Gebietes  3  bilden,  und  dass  endlich  die 
\\\  längs  der  gcifebencn  Curve  stetig  sind. 

Bemerkung.  —  Die  Voraussetzungen  (7.)  haben  keinerlei  Bezug  auf 

de  df 

die  Ableitungen  -^—  und  -r-  •     Demgemäss  wird  also  nicht  nur  die  Be- 
da         da 

schaflfenheit  dieser  Ableitungen,  sondern  selbst  auch  die  Existenz  der- 
selben für  die  Gültigkeit  des  vorstehenden  Theorems  vollkommen  gleich- 
gültig sein. 

Aehnliches  hätte  bei  dem  Theorem  Va.  pag.  22  bemerkt  werden 
können.  Doch  werden  wir  derartige  Bemerkungen,  die  eigentlich  doch 
nur  besagen,  dass  das  betrefifende  Theorem  in  correcter  Weise  von  uns 
ausgesprochen  ist,  in  Zukunft  meistentheils  ganz  unterdrücken. 

Mit  Rücksicht  auf  eine  allgemeinere  Durchführung  der  Unter- 
suchung (von  welcher  auf  pag.  14  die  Rede  war)  sei  bemerkt, 
dass  man  das  Theorem  TV«,  leicht  auf  den  Fall  ausdehnen  kann, 
dass  f  und  6  nicht  stetige,  sondern  nur  abtheilungsweise  stetige  Func- 
tionen der  Bogenlänge  o  sind.  Alsdann  wird  die  gegebene  Curve 
in  einzelne  Strecken  zerlegbar  sein,  der  Art,  dass  f  und  6  längs 
jeder  einzelnen  Strecke  stetig  bleiben.  Auch  übersieht  man  sofort, 
dass  das  Theorem  Wa.  in  diesem  allgemeinern  Falle  Wort  für  Wort 
in  Gültigkeit  bleibt,  abgesehen  von  denjenigen  Gurvenpunklen  g, 
durch  welche  jene  Zerlegung  der  Curve  markirt  ist ;  so  dass  also  das 
Verhalten  der  Function  IV  =:  TV(a7,  y)  nur  noch  in  der  Nähe  dieser 
Äusnahinspunkte  g  einer  weiteren  Untersuchung  bedarf.  Ohne  auf 
eine  solche  Untersuchung  hier  näher  einzugehen,  will  ich  nur  mit- 
theilen, dass  das  Resultat  derselben  folgendes  ist: 

Drei  aufeinander  folgende  Punkte  g  seien  mit  g^,  g,  g^  be- 
zeichnet. Ferner  seien  die  Punkte  der  Curvenstrecke  g^g  mit  g\ 
die  der  Strecke  gg^  mit  g",  und  die  zugehörigen  Werthe  von  /' 
respective  mit  /'  und  f"  bezeichnet: 

(14.)  ^ 


r  r 

Andererseits  aber  mögen  unter  a  und  j  (nach  wie  vor)  alle  von  der 

Curve   gelrennten,    theils    zu  %,  theils   zu  3   gehörigen   Punkte    ver- 
standen sein. 


590  C.  Neumann,  [28 

Alsdann  wird,    falls  t    einen    beliebig   gegebenen   Kleinheitsgrad 
vorstellt,   um  ij  (als  Centruni)  stets  ein  Kreis  o  von  solcher  Kleinheit 
construirbar  sein,  dass  für  alle  innerhalb  o  befindlichen  Punkte  a,  j,  f/',  (j 
die  Formeln  gellen:  , 


Wa^W,-  1-  '^—^  -./,"  ^^-=^-  +  0.x   s 


IC 


(12.) 


^Vg„^W,    +   f,'      ^^    +    0,£, 

wo  0j ,  04,  03,  04  unbekannte  üchte  Brüche  sind. 

Hier  repriisentirt  Wg  den  direcl  in  (j  selber  voihandenen  Werth*). 
Ferner  bezeichnet  ;'  den  Innenwinkel  der  Curve  im  Punkte  (j.  Ferner 
bezeichnen  A/  und  A/  die  Winkel,  unter  denen  die  gerade  Linie 
(jj  im  Punkte  (j  gegen  die  innern  Seiten  der  Curvenslrecken  <j<j^ 
und  <j (j2  geneigt  ist;  so  dass  also  z.  B.  die  Relation  stattfindet: 
A/  +  A/'  =  y  .  Endlich,  bezeichnen  A„'  und  A/  die  Winkel,  unter 
denen  die  gerade  Linie  (ja  im  Punkte  g  gegen  die  äussern  Seiten 
der  Curvenstrecken  giji  und  </^2  geneigt  ist;  so  dass  also  die  Relation 
stattfindet   A^/  4-  A/  ==:  2jr-  —  y  . 

Bereits  in  der  tTA^e?*  Abhandlung  (in  der  dritten  Bemerkung  pag.  I  15) 
ist  von  mir  hervorgehoben,  dass  die  in  jener  Abhandlung  über  den  Kreis 
und  die  Kugel  aulgeslellten  Sätze  mamjclhafl  bewiesen,  trotzdem  aber 
correct  sind.      Solches  soll  hier  dargelegt  werden. 

Beweis  des  Satzes  über  den  Kreis  (Abh.  I,  pag.  96).  — .Längs  einer 
Kreislinie  vom  Radius**)  Ä  sei  eine  6<di</e  Function  /"vorgeschrieben, 
l'erner  sei  gesetzt:  . 

(«•)  M  =-=  I fda  , 

und  .  ; 

die  Integration  hinerstreckl  gedacht  über  alle  Elemente  do  der  Kreislinie. 


*)  Es  ist  also  dieser  Werth  Wg  ebenso  gebildet  zu  denken,  wie  vorhin  der  Werth 
Wg,  vgl.  die  zweite  Note  pag.  26,  und  namentlich  die  bei  (3.)  pag.  24  gegebene 
Vorschrift. 

**)  Dieser  Radius  A  ist  in  Abb  I,  pag.  96  nicht  mit  J,  sondern  mit  Q  bezeichnet 
worden. 


29] 


Ceber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.      Abu.   II.        59i 


Zufolge  des  Theorems  W'a.  (pag.  26)  repräsentiren  alsilann  die  Hg, 
\Vf^g  und  die  Wj ,  H}"s  zwei  respeclive  zu  ^  und  zu  3  gehörige  Funda- 
mental functionen.     Setzt  man  also 


(/-) 


^«  <i7lÄ 


%  =  Wi  - 


w. 


M 


i.rA  ' 


so  gilt  Analoges  auch  von  den  <t>a ,  <t>gg  und  Hj  ,  ^js  .     Um  den  in  Rede 
stehenden  Satz  (Abh.  I,   pag.  96)  zu  beweisen,  wird  also  nur  noch  zu 
zeigen  sein,  dass  die  <I>a,  sowohl,   wie  auch  die  ^js  identisch  sind  mit 
den  vorgeschriebenen  /, . 
Nun  ist  nach  (/-): 

3/ 


0     = 


^fj,  =  Wjs  - 


W. 


M 


(ä.) 


tTlA     ' 

also  mit  Rücksicht  auf  (9.): 


"'•-[""-'-T^^+r' 


Was  die  Berechnung  des  aus  (/?.)  entspringenden  Ausdruckes 

W\  =  —  I  f{(la)g  ,      [vergl.  das  bei  (3.)  Gesagte], 

anbelangt,  so  ist: 

y  ,'  1   .  ,  \   da 

wo  c  das  Centrum,  und  A  den  Radius  des  Kreises  vorstellen.  Somit  folgt: 

Demgemäss  gewinnen  die~  Formeln  (d.)  die  einfache  Gestalt : 

^/^  =  A  •    -   (?.  ^.  rf. 
Beweis  des  Satzes  über  die  Kugel  (Abh,  I,  pag.  104).  —  Auf  einer 
Kugelfläche  vom  Radius  A   sei   eine  daselbst   stetige  Function  f  vorge- 
schrieben.    Ferner  sei  gesetzt : 

{A.)  AI  =  ffda  , 


und: 


(B.) 


W  -^  Wix,  y,  ^)  =  ^fnda\^^  ^^  ,)  , 


592  C.  Neumann,  [30 

die  Integrationen  ausgedehnt  gedacht  über  alle  Elemente  do  der  ge- 
gebenen KugelflUche.  Dabei  soll  E  den  Abstand  des  variablen  Punktes 
{x,  y ,  z)  vom  Element  r/ ff  vorstellen;  so  dass  also  z.  B.  das  in  (C.)  ent- 
haltene Glied*) 

M      rda        M     ,  M 

(^•)  7 7^  I    T^  =  1^  oder  =    - 

ist,  je  nachdem  der  Punkt  {x ,  y,  z)  ausserhalb  oder  innerhalb  der  Kugel- 
tläche  liegt,  vorausgesetzt  dass  man  unter  R  den  Cenlralabstand  dieses 
Punktes  versteht. 

Der  Ausdruck  W  (li.)  subordinirt  sich  dem  Theorem  Abh.  I,  pag.  47. 
Nach  diesem  Theorem  repräsentiren  die  TF^,  VF^^  und  die  Wj ,  Wjs  zwei 
respective  zu  51  und  3  gehörige  Fundamentalfunclionen.  Gleiches  gilt, 
wie  man  leicht  erkennt,  auch  von  den  Q^,  Q^g  und  den  Qj  ,  Qjs  ■  Setzt 
man  also 

<!>«-««-  W,  , 

so  gilt  Gleiches  auch  von  den  O^,  O^^.  und  den  M^y  ,   Wjs  .     Um  den  in 
Rede  stehenden  Satz  (Abh.  I,  pag.  10  4)  zu  beweisen,  ist  dalier  nur  noch 
zu  zeigen  nöthig,  dass  die  Werthe  ^^s  sowohl,  wie  auch  dieYjs  identisch 
sind  mit  den  vorgeschriebenen  Werthen  fg  . 
Nun  folgt  aus  (E.) 

Wjs    =  Wjs  -  Qjs     . 
Diese  Gleichungen  (F.)  aber  sind  mit  Rücksicht  auf  die  aus  Abh.  I, 
pag.  46  (2  4.)  und  (25.)  entspringenden  Relationen 

,  „  -  ^^as  ^^^   ''^s        IS  ' 

Wjs  =  Wg  +  fs  , 


und  mit  Rücksicht  auf  die  aus  (C),  (D.)  entspringende  Formel : 

\ 

iTtA' 


HD  Q,  =  Qas  =-  ^Js  -  r-rj  '-jf 


auch  so  darstellbar: 

'^as  =  ^s-iWs-fs), 

Das  hier  auftretende  Wg  hat  nach  (B.)  den  Werth : 

(«.)  W,  =  ^^ff{dG),    , 


")  Für  yl  und  R  sind  in  der  Abh.  I,   pag.  104  respective  die  Buchstaben  Q  und 
gebraucht  worden. 


3<]  ÜEBER  DIE  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.   II.        593 

wobei  das  früher  bei  (3.)  Gesagte  zu  beachten  ist.     Nun  ist: 

, ,  ^         cos  d  .  da         da 
iß)  i'lo%  = j^, =  ^lE  ' 

wo  E  den  Abstand  des  Punktes  s  vom  Elemente  da,  also  eine  gewisse 
Sehne  der  Kugelfläche  vorstellt,  während  d  den  Winkel  dieser  Sehne  E 
gegen  die  in  rfa  errichtete  innere  Normale  bezeichnet.  Denkt  man  sich 
nämlich  über  der  Sehne  E,  als  Gnmdlinie ,  ein  gleichschenkliges  Dreieck 
construirt,  dessen  Spitze  im  Kugelcentrum  liegt,  so  repräsentirt  ö  den  ge- 
raeinschaftiichen  Werth  derjenigen  beiden  Innenwinkel  dieses  Dreiecks, 
welche  der  Grundlinie  E  anliegen;  so  dass  also  z.  B.  die  Relation  statt- 
findet :  2  A  cos  d  =  E.  Durch  diese  Relation  aber  geht  der  zweite 
Theil  der  Formel  (/?.)  in  den  dritten  über. 
Aus  (a.)  und  (/?.)  folgt  sofort : 

also  mit  Rückblick  auf  {H.) : 
id.)  W,  =  Q,; 

so  dass  also  die  Formeln  (/.)  folgende  Gestalt  gewinnen : 

'Vjs=fs  .  -  Q.e.d. 


§   3. 
Die  ersten  Ableitungen  des  Potentials   V.     Theorem   V/t?. 

In  der  Formel 
(1.)  V=V{x,y)=^fTfda 

hat  T  die  Bedeutung: 

(2.)  r=  log  1  =  -  A  log  [(X  _  s^'+  (y-  »;)*]  , 

wo  I,  ri  die  Coordinaten  des  Elementes  da  vorstellen.  Bei  der 
gegenwärtigen  Untersuchung  des  Potentials  Ymag  nun  vorausgesetzt 
werden,  dass 

Ö,  f  stetige.,  und  d\  f  ahtlieilungsweis  stetige  Functionen 

,„  -                     der    Boeenlänse    a    sind.  Alsdann    sind    offenbar*) 

(3.)                                     .  .       , 

^',  ij'  stetige,   und  ^'\    if  abiheilungsiveis   stetige  Func- 
tionen von  o. 


*)  Man  erkennt  nämlich  solches  mittelst  der  Formeln  (C.)  pag.  3  :  ^'  =  cos  d , 
1]   =  sin  d  ;    aus  denen  sofort  folgt  |"  ^=  —  6'  sin  ß  ,      rj"  ^=  6'  cos  0  . 


Ö94  C.   Nelmann,  [32 

Für   einen  von    der  Curve   getrennten  Punkt  {x,  ?/)  ergeben  sich 
aus  (1.)  und  mit  Rücksicht  auf  (2.)  sofort  die  Formeln: 


7CJ    hu    '  TCJ     dr 


hJV 

wo  die  Ausrufungszeichen  andeuten  sollen,  dass  diese  Formeln  nur 
so    lange  gültig   sind,    als    der  Punkt  {x,  y)  von   der  Curve   getrennt 

bleibt.     Auch   erkennt  man  sofort ,    dass  die  Ableitungen  —  und  yy 

stetige  Functionen  von  {x,  y)  sind,  —  immer  vorausgesetzt,  dass  der 
Punkt  (^,  y)  von   der  Curve   getrennt   bleibt.     Fraglich   hingegen  er- 

scheint  das  Vei halten  der  Functionen  r—  und  ^-  für  den  Fall,  dass 

ox  oy 

der  Punkt  {x,  y)  der  gegebenen  Curve  sich  ins  Unendliche  niiherl. 
Um  hierauf  genauer  einzugehen,  wollen  wir  zuvörderst  die  Formeln 
(4.)  einer  gewissen  Transformation  unterwerfen. 

Diflerenzirt  man  den  Ausdruck  T  (2.)  nach  der  Bogenllinge  o 
des  Punktes  {^,  rj),  und  nach  der  in  diesem  Punkte  errichteten  innern 
Normale  v,  so  erhalt  man: 

(IT  _  hT  d^        hJ^dt] 
du         d|   da        öi/   da  ' 
(5-) 

dr  __  ö_r  ^§      öt;  dri       - 

dv         h^   dv        öi;   dv  ' 
Formeln,  welche  mit  Rücksicht  auf  die  Relationen, (LV)  pag.  3: 


(6) 


— ^  =  A  =  —  sin  8  =  —  n    , 

dv 

dv 


auch  so  darstellbar  sind: 

(7.) 

dT  hT  .,    ,    b-T  ^, 

dv  ÖS  ^V 


+  f^'do 


[yj'aIg 


Hieraus  aber  folgt  durch  Multiplication  mit  den  beigesetzten 
Factoren  nnd  Addition  und  mit  Rücksicht  auf  die  aus  (6.)  ent- 
springende Relation  p- -^  V——  ^•>  sofort: 


33  Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.      Ahh.   If.        595 


T  f. ,  (IT  f^^  p  '\   , 

it  '  \da  '  dv'  '  f        ' 


oder,  was  dasselbe  ist: 

,8.)  ^A/ .  =  {'^  -T'Mi}-'-!  ,A/))</.  . 

^    ^  ö^'  \     da  da  dv  ^'  '  '] 

Nun  ist,    nach  (3.),   Tf^'  eine   stetige  und   ~f-~  eine  abtheihingsweis 

stetige  Function  der  Bogenlänge.  Integrirt  man  daher  die  Formel 
(8.)  über   alle  Elemente  da   der  gegebenen  Curve,    so  wird   hierbei 

das    Glied  — j^-do  verschwinden;    mithin    die   erste   der   folgenden 

da  '  ^ 

beiden  Gleichungen  entstehen: 

Die  zweite  dieser  beiden  Gleichungen  ergiebt  sich  in  analoger  Weise, 
nämlich  ebenfalls  durch  Combination  der  beiden  Formeln  (7.),  unter 
Anwendung  der  Factoren  fr/da  und  fi'da  . 

Air  diese  Gleichungen  (7.),  (8.),  (9.)  sind  unanfechtbar,  falls 
man  nur  annimmt,  dass  der  Punkt  (o;,  y)  von  der  Curve  getrennt 
ist.  Substituirt  man  nun  die  unter  dieser  Annahme  erhaltenen  Werthe 
(9.)  in  den  unter  derselben  Annahme  erhaltenen  Formeln  (4.),  so 
ergiebt  sich: 


(10.) 


g 

da? 


WO  z.  B.  {f^')'  die  Ableitung  von  (f^)  nach  der  Bogenlänge  g  vor- 
stellt, und  wo  ^  und  23  als  Abbreviaturen  dienen  sollen  für  die 
beiden  Integrale  erster  Zeile. 

Nach   Ausführung    dieser    Transformationen   wollen    wir   jetzt   das 

Verhalten  der  beiden  Ableitungen  r—  und  j-  für  den  Fall  untersuchen^ 

dass  der  Punkt  (o?,  y)  von  Innen  oder  von  Aussen  her  der  gegebenen 
Curve  sich  ins  Unendliche  nähert. 

Abhandl.  d.  K.  S.  Sesellsch.  d.  Wisseusch.  XXIV.  43 


596 


C.   Neumann, 


[34 


Zufolge  der  Voraussetzungen  (3.)  sind  die  Producte  (ft')  und 
(ffj')  stetige,  und  die  Ableitungen  (f^')'  und  (fif)'  abtheilungstveis  stetige 
Functionen  der  Bogenlänge;  so  dass  man  also  mit  Bezug  auf  die  in 
(10.)  vorhandenen  Integrale  ^  und  2Ö  folgende  Notizen  machen 
kann: 


mit  Bezug  auf  3]. 

mit  Bezug  auf  2ö. 

{f^')'  ist   eine    abtheilungsiveis 
stetige    Function    der    Bogen- 
länge, und  f{f§')'ilG  ist  ==  0. 

if?/)  ist   eine   stelige  Function 
der  Bogenlänge. 

Demgemäss  subordinirt  sich  das  Integral  !i^  ohne  Weiteres  dem 
Theorem  Vu.  pag.  22 ,  und  das  Integral  2Ö  dem  Theorem  Wa. 
pag.  26. 

Aus  dem  Theorem  Wa.  folgt,  dass  die  Werthe  2Ö^  und  2Öy  für 
jedweden  auf  der  Curve  gelegenen  Punkt  s  bestimmte  endliche  Con- 
vergenzwerlhe  besitzen  [vgl.  die  Definitionen  pag.  22,  23],  und  dass 
zwischen  diesen  Convergenzwerthen  —  sie  mögen  3[Ö„s  ""^^  '^js 
heissen  —  die  Relation  stattfindet: 


(11.) 


^as  -  %-s  =  -  '^fsVs 


Sodann  ergiebt  sich  weiter  aus  jenem  Theorem  Wa.,  dass  alle 
Werthe  30^  und  20«^  zusammengenommen  eine  Fund  amental function 
des  Gebietes  %  und  andrerseits  alle  2Öy  und  ©y^  zusammengenommen 
eine   Pnndamentalfunction  des  Gebietes  3  bilden. 

Andererseits  folgt  aus  dem  Theorem  Va.  ,  dass  33  eine  Func- 
tion von  (x,  y)  ist,  welche  in  der  ganzen  unendlichen  Ebene  allent- 
halben stetig  bleibt,  dass  mithin  für  diese  Function  33  [vgl.  die  Be- 
merkung pag.  23]  die  Gleichungen  stattfinden:  33«^  =  !öjs  =  ^^i 
so  dass  man  also  schreiben  kann: 

(12.)  33«, -%  =  0  . 

Sodann  ergiebt  sich  weiter  aus  jenem  Theorem  Ya.  ,  dass  alle 
Werthe  23a  und  ^^s  zusammengenommen  eine  Fundamentalfunction 
des  Gebietes  %,  und  andererseits  alle  23y  und  2^^^  zusammengenommen 
eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes  3  bilden. 


35]  Ueber  die  Methode  des  aritjimetisciien  Mittels.     Abu.   II.        597 

Diese  Eigenschaften   der   Functionen  33  und  3S  übertragen   sich 
nun,  mittelst  der  Formel  (10.): 

03.)  ^._25_|_3ö,^(!) 

sofort  auf  die  Function  r—  .     Diese  Formel  säst  z.  B.  aus*),  dass  die 

ö  V 
beiden  Functionen  —  und  (93  +  23)  für  jedweden  Punkt  a,  wie  nahe 

derselbe  der  gegebenen  Curve  auch  liegen  mag,  unter  einander 
identisch  sind ,  und  dass  folglich  diese  beiden  dem  Gebiet  %  ent- 
sprechenden Functionen  für  jeden  Curvenpunkt  s  ein  und  denselben 
Convergenzwerth    besitzen.      Demgemäss   erhalten    wir   die   Formeln 


bl  =  ^^«  +  ^« '  ^'-^ 


(U.) 

/^)     =33     +21^ 

und  ebenso  auch  folgende  Formeln: 

(sll-  =  ^>  +  ®>  ■  « 

((5.) 

woraus  mit  Hinblick  auf  (H.),  (12.)  sich  ergiebt: 

Da  nun  die  Werthe  (513^  -|-  SÖJ  und  (93as  +  ^as)  zusammenge- 
nommen eine  Fundameutalfunction  des  Gebietes  %  bilden,  so  gilt,  zu- 
folge (14.),  Gleiches  auch  von  den  Werthen  (t— 1   und  (r— )    .    Ebenso 

ergiebt  sich  aus  (13.),  dass  die  Werthe  (t— ).  und  j— j  zusammen- 
genommen eine  Fuudamentalfunction  des  Gebietes  ^  repräsentiren. 

Zu    analogen   Resultaten    wird    man   oflfenbar,    auf    Grund    der 

ö  V 
zweiten  der  beiden  Gleichungen  (10.),  für   —  gelangen;  so  dass  man 

also.  Alles  zusammengefasst,  folgendes  Theorem  erhalt: 


*)  Man  beachte  dabei  das  der  Formel  beigefügte  Ausrufungszeichen,  welches 
hier  und  ebenso  in  allen  späteren  Formeln  beständig  andeuten  soll,  dass  die  betreffende 
Formel  Gültigkeit  besitzt  für  jedweden  (durch  einen  wenn  auch  noch  so  kleinen 
Zwischenraum)  von  der  Curve  getrennten  Punkt. 

43* 


598  C.   Neumann,  [36 

Theorem  Yß,  —  Denkt  man  sich  längs  der  gegebenen  geschlos- 
senen Ciirve  eine  Function  der  Bogenlänge  f  ==  /"(o)  vorgeschrieben,  und 
setzt  man  voraus,  dass 

0,  f  stetige,    und   6',    f    abtheilungsweis  stetige 
Functionen  der  Bogenlänge  sind, 

so  sind  die  ersten  Ableitungen  des  Potentials 

(18.)  V=Vix,y)=  -  [rfda 

in  jedem  Punkte  (x,  y),    der   von   der  Curve  getrennt  ist,  darstellbar 
durch  die  Formeln 


==^jTifado-^lf^imda,        (!) 


ö  X 
(19.) 


öl/ 


wo  die  Äusrufungszeichen  andeuten  sollen,    dass  diese  Formeln  nur  für 

solche  Punkte  {x,  y)  Gültigkeit  haben,  die  von  der  Curve  getrennt  sind. 

Aus  diesen   Formeln  ergiebt  sich*),  dass  die  vier  Functionen 

ßV\       {hV\         ,    ßV\       lbV\ 

für  jedweden  Punkt  s  bestimmte  endliche  C onv er g enzwerthe**) 
besitzen,  und  dass  zwischen  diesen  Convergenzwerthen  —  sie  mögen 

y^xJas      \^ylas  X^xjjs'     \byljs 

genannt  werden   —  folgeiide  Beziehungen  stattfinden: 


(22.) 

ihv\        Ihr 


fei-a--^«- 


Als  besonders  wichtig  ist  hervorzuheben,  dass  die  vier  Functionen 
(20.),  inclusive  ihrer  Convergenzwerthe  {9,\ .),  vier  Fundamentalfunc- 
tionen  repräsentiren ,    die  theils  dem  Gebiete  %,  theils  dem  Gebiete  3 


*)  Wie  nämlich  solches  im  Vorhergehenden  dargelhan  ist. 
**)  Vgl.  die  Definitionen  pag.  22,  23. 


37]  Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.   II,         599 

r— 1   ,  inclmive  der 

(r— )     ,    eine   Fundamental function  des  Gebietes  %.     U.  s.  f. 

Bemerkung.  —  Denkt  man  sich  in  irgend  einem  Curvenpunkte  s  die 
positive  Tangente  r  und  die  innere  Normale  v  construirt ,  und  legt  man 
sodann  der  Betrachtung  dasjenige  Coordinatensyslem  zu  Grunde ,  dessen 
x-Axe  mit  T,  und  dessen  y-Axe  mit  v  zusammenrällt,  so  werden  die  all- 
gemeinen Relationen  (C.)  pag.  3  : 

^'  =  cos  6    und    rj'  =  sin  0 

für  jenen  speciellen  Punkt  s  die  Gestalt  annehmen  : 

1/  =  1     und    »;/  =  0  ; 

denn  das  Azimuth  d  ist  für  jenen  Punkt  s  offenbar  =  0  . 

Demgemäss  gewinnen  die  Relationen  (22.)  speciell  für  den  Punkt  s 
folgende  Gestalt : 


(ö^L  -  (dy.  = ' '      ^-  •■•  {Iris  -  (^l  =  '  ' 


Die  letzte  dieser  beiden  Formeln  repräsentirt  den  bekannten  Z,a/)/ace- 
schen  Satz,  oder  vielmehr  das  Analogon  dieses  Satzes  für  die  Theorie  des 
Logarithniischen  Potentials. 


Die  ersten  Ableitungen  des  Potentials   W.     Theorem   }\\i , 
Der  in  der  Formel 
(I.)  W=Wix,y)  =  ^f/jüa  =  lfQfäc 

enthaltene  Ausdruck  Q  hat  die  Bedeutung: 
(2.)  Q=_-=A+— -B, 

woraus  mit  Rücksicht  auf  (C.)  pag.  3  sich  ergiebt: 

(3.)  Q=lI=_AI,'  +  iI,.. 

^        dv  b§   '    ^  bri  ^ 

Dabei  ist: 

(4.)  7-  =  log  I  =   -  1  log  [{X  _  D»  +  (y  _  ^y]    , 


600  C.   Neumann,  [38 

wo  I,  7]  die  Coordinaten  des  Elementes  da  vorstellen.  Aus  (3.)  und 
(4.)  folgt  z.  B.: 

ör  bT  bQ  bQ 

^    ^  bx  b§  '  bx  b§ 

Bei  der  gegenwärtigen  Untersuchung  über  das  Potential  W  mag 
nun  vorausgesetzt  sein,  dass 

Ö,  /",  /"  stetige,  und  0' ,  f"  abtheilungsweis  stetige  Func- 
tionen der  Bogenlänge  n  sind.  Alsdann  sind  offenbar*) 
^',  7/  stetige,  und  §",  tj"  abtheilungsweis  stetige  Func- 
tionen von  G. 

Für    einen  von   der   Gurve   getrennten  Punkt  {x,  y)  ergiebt   sich 
aus  (1 .),  und  mit  Rücksicht  auf  (5.),  sofort  die  Formel : 

/^^  öTF         \    fbQ  .j  1    fbQ  „.  ^.^ 

bx         7tJbx  7cJb§ 

bW      . 
Auch  erkennt  man  sofort,  dass  y—  eine   stetige   Function   von   {x,  y) 

ist,  —  immer  vorausgesetzt,  dass  der  Punkt  {x,  y)  von  der  Gurve 
getrennt  bleibt.  Um  nun  das  Verhalten  dieser  Function  für  den  Fall, 
dass  der  Punkt  {x,  y)  der  Gurve  sich  ins  Unendliche  nähert,  zu 
untersuchen,  wollen  wir  zunächst  die  Formel  (7.)  einer  gewissen 
Transformation  unterwerfen. 

Differenzirt   man    den  von  x,  y,  ^',  ?],  ^',  r/  abhängenden  Aus- 
druck Q  (3.)  nach  der  Bogenlänge  0  des  Punktes  {B,  ij),  so  folgt: 

dQ        bQ  .^,    ,    bQ  bQ  ^„        bQ    „ 

äa=H^  +"ö^'^  +öT'^    -^W"'    ' 

1  M  u    /o  A    öO  br         .    bQ  bT   .  , 

oder,  weil,  nach  (3.),  — ^,  =  -— -  und  ^7  =  —  -.1^  ist: 
^ö^  bin  bi]  bg 

dQ  _^_Q_  .',^_Q    '   ,   11 1" _  i^   " 

da        H  ö»;  '^         ^V^  ^^  ^    ' 

Diese  Formel  aber  gewinnt  mit  Hinblick  auf  die  aus  den  Gleichungen 
(C.)  pag.  3: 

l  jy   ==  sin  0 
entspringenden   Helationen 


*")  Man  vgl.  die  Note  pag.   31. 


39]  ÜEBER  DIE  Methode  des  akithmetischen  IMittels.     Abu.   II.        601 

f§"=-  d'  smO  ,  .       U"=  -  0'  rf  , 

^'^  l;;"  =  +  Ö'cosö,      ^'''      lr/'  =  +  ö'r, 

folgende  Gestalt: 

dQ  _  /ÖQ  ,,        IQ     \  _  /ÖT  ÖT    A     , 

rfa  -We  "  +  H   W       U/;  ^  ^  ö|^r   ' 

oder,  einfacher  geschrieben,  folgende  Gestalt: 

^^•^  d^-Ui-=   +  ö,;  '^/        rfa^    • 

Andererseits  ergiebt  sich  aus  der  Formel : 

da"  h^^   "^  ö»;   '^ 
durch  nochmalige  Ditferentiation  nach  g: 

wofür  man.    auf  Grund  der  bekannten  Gleichung    ^r^  +  t— »  =  0, 
und  mit  Rücksicht  auf  die  Relationen  {ß.).  auch  schreiben  kann: 


d'^T 


Und    diese.  Formel   endlich    ist,   mit  Rücksicht   auf   die  aus  (3.)  ent- 
springenden Gleichungen: 

ö  0  _  _  ö^  '  .    ^'  ^  ^' 
H>  _  _  ^    '  .   ^  t' 
offenbar  auch  so  darstellbar: 

Multiplicirt  man  jetzt  die  beiden  Formeln  (8),  (9.)  einmal  mit 
den  Factoren  $',  //,  das  andere  Mal  mit  den  Factoren  ?/,  —  ^',  und 
addirl  jedesmal,  so  erhält  man,  mit  Rücksicht  auf  die  ans  («.)  ent- 
springende Relation  ^'^  -J-  )■-  =  1  : 


G02  C.  Neumann,  [40 

(dQ    ,    (/r,„\     ,        (d-T        ^  ,.,\    ., 
[cla+da'V^   -{do^-^'V   ' 


oder,    falls   man   die  Differentiationen  nach  der  Bogenlänge  0  durch- 
weg durch  Accente  andeutet,  und  zugleich  die  Relationen  (ß.)  beachtet: 


oder,  was  dasselbe  ist: 


Hieraus  foliit  sofort: 


oder,    falls    man,    was    die    letzten   Terme   betrifft,    die    identischen 
Gleichungen : 


benutzt: 
(10.) 


A^  =  U\Q^'  +  T'ri')  -  Tf'ri']'  +  T{f' r^')'  -  Qf^' 


f^  =  mri'  -  rn  +  rf'^']'  -  nrn'  -  orv 


Zufolge  der  Voraussetzungen  (6.)  sind  die  hier  in  den  eckigen 
Klammern  [  ]  enthaltenen  Grössen  stetige  Functionen  der  Bogen- 
länge, und  die  Ableitungen  derselben  nach  o,  d.  i.  die  Grössen 
[  ]',    ahtheilungsweis   stetige  Functionen    der    Bogenlänge.       Substituirt 

man    daher    die    Werthe   (10.)    in    der    in  (7.)    für  ^^|^  aufgestellten 

Formel  und  in  der  analogen  für  -—  geltenden  Formel,  so  erhält 
man  sofort: 


411 


ÜEBER  DIE  Methode  des  arithmetischen  Mittels.      Abh.   II.        603 

9?  5B 


(H.) 


=  -  In-  r>i')'do  +  -i  fQ{f'^')do  ,  (!) 


wo  33  und  ©   als  Abbreviaturen   dienen   sollen  für  die  beiden  Inte- 
grale erster  Zeile. 

Nun  sind,  zufolge  der  Voraussetzungen  (6.),  (/l)  und  (f ff) 
stetige,  und  andererseits  {f  ^')'  und  (/'//)  (iblheilitngsweis  stelige  Func- 
tionen der  Bogenlänge;  so  dass  also  in  Betreff  der  Integrale  93, 
SS  folgende  Notizen  zu  machen  sind : 


mit  Bezug  auf  93. 

mit  Bezug  auf  ©. 

( —  /"?/)'  ist  eine  ahtheUumjs- 
weis     stetige     Function      der 
Bogenlänge,  und  /  ( —  f  r/jclo 
ist  =  0. 

(/'  ^')  ist  eine  stetige  Function 
der  Bogenlänge. 

Demgemäss  subordiniren  sich  die  Integrale  ^  und  ifö  ohne 
Weiteres  den  Theoremen  Va.  und  Wa.  (pag.  22  und  26).  Man  kann 
daher  die  im  vorhergehenden  Paragraph  angestellten  Ueberlegungen 
hier  Schritt  für  Schritt  von  Neuem  wiederholen ,  und  gelangt  so  z.  B. 

zu   der  Einsicht,  dass  die  Werthe  l-r — 1    und   i-r — j     für    jedweden 

Punkt  s   bestimmte   endliche  Converqenziverthe  \- — )      und  [^ — |       be- 
sitzen,  zwischen  denen  die  Relation  stattfindet: 


Analoges  ergiebt  sich  sodann,  was  die  zweite  der  Formeln  (II.) 
anbelangt,  für  — ;  so  dass  man,  Alles  zusammengefasst,  zu  fol- 
gendem Theorem  gelangt: 

Theorem  W^i.  —  Denkt  man  sich  längs  der  gegebenen  geschlossenen 
Curve  irgend  eine  Function  der  Bogenlänge  f  =  /"(a)  vorgeschrieben, 
und  setzt  man  voraus,  dass 


604  C.  Neumann,  [*2 

Ö,  /*,  f  stetige,  und  0' ,  /"'  abtheilungsiveis  stetige 
Functionen  der  Bogenlänge  sind, 

so  sind  die  ersten  Ableitungen  des  Potentials 

(13.)  W=  W{x,y)=  y^f'l^fäo 

in  jedwedem  von  der  Curve  getrennten  Punkte  {x,  y)  folgendermassen 
darstellbar: 


hx 
(U.) 


-=Lh-rnyäo  +  lf'ilmäa,  (.) 


Auf  Grund  dieser  Formeln  ergiebt  sich  *),  dass  die  vier  Functionen 

für  jedweden  Punkt  s    bestimmte   endliche  Conver genzw erthe**) 
besitzen : 

\^xlas       \^y/as  \^X  fjs       \^y  Ijs 

und    dass  zivischen  diesen  Convergenzwerthen  die  Relationen  statt/inden: 

Sodann  aber  ist  als  ganz  besonders  tvichlig  hervorzuheben,  dass 
jene  vier  Functionen  (15.),  inclusive  ihrer  Convergenzwerthe  (16,),  vier 
Fundamental functionen  repräsentiren ,  die  theils  dem  Gebiete  %, 
theils  dem  Gebiete  3  angehören. 

Bemerkung.  —  LUsst  man,  ebenso  wie  früher  [vgl.  die  Bemerkung 
pag.  37]  die  os-Axe  mit  t,  die  y-Axe  mit  v  zusammenfallen,  und  be- 
zeichnet man  den  Ausgangspunkt  der  beiden  Linien  r  und  v  mit  s,  so 
werden,  ebenso  wie  damals,  die  Formeln  stattfinden : 

^;  =  1     und    r^;  =  0  ; 

wodurch  die  Relationen  (17.)  die  Gestalt  gewinnen  : 

*)  Wie  nämlich  solches  im  Vorhergehenden  erläutert  worden  isi. 
**)  Vgl.  die  Definitionen  pag.  22,  23. 


*3j  Ueber  die  Methode  des  akithmetischen  Mittels.     Abu.  II,         605 

W  l'-^]    -C^    =0. 

\  ^y  las        ^  öf/  fjs 

Die  Formel (^.) steht  io  vollem  Einklang  milder  Formel  (10.)  pag.  26. 
Andererseits  enthält  die  Formel  (ß.)  den  wichtigen  Satz,  da-is  der  Diffe- 
rentialquotient des  Potentiales  IT  nach  der  Xormale  bei  einem  Durchgange 
durch  die  gegebene  Curve  in  stetiger  Weise  sich  ändert. 

Zweite  Bemerkung.  —  Es  sei  s  ein  bestimmter  Punkt  der  gegebenen 
Curve,  und  ebenso  wie  bisher: 


W=W(^,y)='-J'^fda. 


Alsdann  wird  offenbar  die  Stetigkeit  resp.  Unstetigkeit  von    W ,    - —  , 

— —  in  unmittelbarer  Nähe  des  Punktes  s  nur  von  derjenigen  Beschaffen- 

heil  abhängen,  welche  die  vorgeschriebene  Function  /,  sowie  auch  die 
gegebene  Curve  selber,  in  unmittelbarer  Xähe  von  s  besitzen.  Dem- 
gemäss  ergiebt  sich  auf  Grund  der  Thoreme  Wa.  pag.  26  und  \Vß. 
pag.  4 1  folgender  Satz : 

Erster  Satz.  —  Es  seien  0  und  f  stetige  Functionen  der  Bogen- 
länge G;  so  dass  also  das  Integral 

(a.)  W  =  Wix,  y)  =  ~f~fda  =  ~Jnda\^.,  y) 

unter  allen  Umständen  einen  bestimmten  endlichen  Werth  besitzt. 

Denkt  man  sich  nun  auf  der  gegebenen  Curve  irgend  einen  bestimmten 
Punkt  s  markirt,  so  werden  W,  utid  namentlich  auch 

bei  einer  Annäherung  an  diesen  Punkt  s  gegen  bestimmte  endliche  IVerthe 
convergiren,  falls  nur  innerhalb  eines  den  Punkt  s  einschliessenden  beliebig 
kleinen  Curvenintervalls  f'  stetig,  und  6'  und  f"  abtheilungsweise 
stetig  sind. 

Dieser  Satz  ist  ohne  Weiteres  anwendbar  auf  die  Fundamentalfunc- 
tionen  einer  Kreisfläche  [Abb.  I.,  pag.  96],  und  führt  alsdann  zu  folgendem 
Resultate : 

Zweiter  Satz.  —  Am  Rande  einer  gegebenen  Kreisfläche  seien 
irgend  welche  daselbst  stetige  Werthe  f  =  f{a)  vorgeschrieben;  so  dass 
also  die  diesen  Werthen  f  entsprechende  Fundamentalfunction  V  der  Kreis- 
fläche in  jedwedem  Punkte  {x ,  y)  innerhalb  dieser  Fläche  darstellbar  ist 
durch  die  Formel    Abh.  I.,  pag.  96  (18.)] : 

iy.)  Y  =  M^(x,^)  =  Consl.  +  |//X(/a)(^,  j,). 


606  C.    Neumann,  [44 

Markirt  mati  alsdann  irgend  einen  liandjmnkt  s,  so  werden  Y  und 
namentlich  auch 

id.)  - —     und     z — 

bei  einer  Annäherung  an  diesen  Punkt  s  gegen  bestimmte  endliche  Werthe 
convergiren,  falls  nur  innerhalb  eines  den  Punkt  s  einschliessenden  beliebig 
kleinen  Randintervalls  f'  stetig ,  und  f"  abtheilung sweise  stetig  ist. 

Diese  die  Kreisfläche  belredenden  Dinge  sind  übrigens  von  P.  du  Bois- 
Hkymond  in  einem  kürzlich  erschienenen  Aufsatz  (Crelle's  J.,  Bd.  103, 
pag.  221)  einer  etwas  ii'e/'er  gehenden  Untersuchung  unterworfen  worden, 
—  wenigstens  insoweit,  als  es  sich  um  die  Ableitung  von  Y  nach  der 
Normale  v  des  Randes  handelt.  Das  Resultat,  zu  welchem  der  genannte 
Autor  gelangt,  ist  folgendes : 

Man  bezeichne  die  Bogenlänge  des  gegebenen  Punktes  s  mit  er,  und 
verstehe  unter  A(f)  eine  monoton  mit  t  verschwindende  Function  von 
solcher  Beschaffenheit,  dass  der  Quotient 

Ro  +  0  +  [{o  -  0  -  ^Ro) 
l{t) 

bei  abnehmendem  t  unter  einer  endlichen  Schranke  bleibt,  und  einmal 
aufhört  Null  zu  werden,  Oder  genauer  ausgedrückt:  Man  beschränke  sich 
auf  solche  Fälle,  in  denen  eine  Function  l{t)  von  der  soeben  genannten 
Beschaffenheit  wirklich  existirt.  Alsdann  wird  die  nach  der  Normale 
V  des  Punktes  s  gebildete  Ableitung 

dv   ' 

bei  einer  Annäherung  an  den  Punkt  s,  convergiren  oder  divergiren,  je 
nachdem  das  Integral 

'<'l{t)dt 


I 


0 


convergent  oder  divergent  ist.      Dabei  bezeichnet  a  eine  positive  Con- 
stante  von  beliebiger  Kleinheit. 


§  s. 

Allgemeine  Betrachtungen  über  die  höheren  Ableitungen  der 
Potentiale   F  und    W . 

Benutzt  man  P  als  Collectivbezeichnung  für  die  beiden  PoteQ- 
tiale  Y  und  W,  so  ist  nach  den  Theoremen  Yß.  (pag.  36)  und  Wß, 
(pag.  41): 

(1.)  ^  =  3$  +  2ß,      (!) 

wo  23   das  Potential  einer  gewissen  einfachen  Belegung,   andererseits 


^^,  =  (35' +  95")  +  (S' +  5Ö5")  ,    (!) 


*5]  Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.    Abh.   II.         607 

2?  das  Potential  einer  gewissen  Doppelbelegung  vorstellt.  Hieraus 
folgt  sofort: 

dx*        bjc'^  hx  '     ^'' 

Nun  ergiebt  sich  al^er,  falls  man  jene  Theoreme  Tß.  und  Wß.  aber- 
mals, und  zwar  diesmal  auf  35  und  SS  in  Anwendung  bringt: 

Ö95 

^  =  1V  +  S',    (!) 

^=^'H-Sß",     (!) 

wo  wiederum  35',  35°  die  Potentiale  gewisser  einfacher  Belegungen, 
und  2Ö',  25"  die  Potentiale  gewisser  Doppelbelegungen  vorstellen.  So- 
mit folgt: 

oder  kürzer  geschrieben: 

(ä.)  »^=>'  +  «''  (') 

wo  alsdann  t»  =  35'  -\-  35"  das  Potential  einer  gewissen  einfachen 
Belegung,  und  w  =  ©'  -f  30"  das  Potential  einer  gewissen- />o/)pe/- 
belegung  vorstellt. 

Ebenso  wie  wir  hier,  mittelst  der  Theoreme  Vß.,  Wß.,  von 
(1.)  zu  (2.)  gelangt  sind,  ebenso  werden  wir  offenbar,  mittelst  der- 
selben beiden  Theoreme,  von  (2.)  aus  zu  folgender  Formel  gelangen 
können: 

(s.)  ^  =  ,■  +  „.,    C) 

und  sodann  von  hier  aus  zu  folgender: 

(4.)  ^^  =  t>"  +  m" .    (!) 

u.  s.  w.  —  Wir  übersehen  somit  bereits,  dass  wir  in  dieser  und 
ähnlicher  Weise  schliesslich  zu  folgendem  Resultate  gelangen : 

Allgemeiner  Satz.  —  Benutzt  man  P  als  Collectivbezeichnung  für 
die  beiden  Potentiale  V  und  W,  so  ist  im  Allgemeinen  jedwede 
Ableitung  von  P  folgendermassen  darstellbar: 

5im  +  n  p 

(5.)  - -  ^  25    1   555 


G08  C.  Neumann,  [^C 

wo   33    das   Potential   einer  gewissen    einfachen    Belegung,    und   3B 
das  Potential  einer  gewissen  Dop  p  elbeleg  im  g  vorstellt. 

Will  man  indessen  die  Dinge  nicht  im  Allgemeinen,  sondern-  niit 
wirklicher  Genauigkeit  haben,  so  muss  man  mühsam  von  Stufe  zu 
Stufe  emporsteigen,  und  also  von  den  in  den  beiden  vorhergehen- 
den Paragraphen  besprochenen  ersten  Ableitungen  zunächst  empor- 
steigen zu  den  zweiten  Ableitungen.  Und  zu  diesem  Zwecke  mögen 
zuvörderst  die  Ergebnisse  jener  beiden  vorhergehenden  Paragraphe 
in  eine  etwas  einfachere  und  mehr  symmetrische  Form  versetzt 
werden. 

§  c. 

Recapitulation  und  Vereinfachung  der  Theoreme   V«.^   Wu, 
und    V>\,   \V(J. 

Aus  den   Formeln  (C.)  pag.  3: 

l  B'  =  a  =  eos  0  ,  f  A  =  —  sin  <9  , 

\rf  =  ß  =  s\n  0  ,  IB  =  cos  ö 

folgt  durch  Differentiation  nach  dei'  BogenlUnge  o  sofort: 
\rj"  ==:ß'  =  Bö'  ,  \B'  =  -  ßO'  , 


und  hieraus  durch  nochmalige  Differentiation: 

^"'  =  a"  =  K&"  -  aO'O'  ,  JA"  =  -  aO"  -  kO' 0'  , 

rj'"  =  ß"  =B6"  —  ßO'O'  ,  \b"  =  -  ßO"  —BO'O'  . 

Und  mit  Rücksicht  auf  diese  Relationen  (A.),  (/?.),  (6'.)  kann  den 
Theoremen  Vß.  und  Wß.  eine  etwas  einfachere  und  mehr  sym- 
metrische Gestalt  verliehen  werden.  Aber  auch  die  Theoreme  Va. 
und  W«.  sind  einer  etwas  bequemeren  Darstellung  fähig.  So  z.  B. 
kann  das  Theorem  Va.,  oder  wenigstens  der  für  uns  ivichtigste 
Theil  dieses  Theorems  folgendermassen  ausgesprochen  werden  [vgl. 
pag.  22]: 

Theorem  Va.  —  Ist  längs  der  gegebenen  geschlossenen  Curve  eine 
Function  der  Bogenlänge  f  =  /'  (a)  vorgeschrieben ,  und  setzt  man 
voraus,  dass 


47]  Uebek  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.   II.        609 

6  und  f  ablheilungsweis  stetige  Functionen  von  o 
sind,    und    dass  überdies   1  fda  =  0   i,v/, 

so  wird  das  Potential 

(«.)  y=  \\x,y)=^fTfda 

in  der  ganzen  vnendliclicu   Ebene  allenlhalbcu  stetig  sein;   so  dass 
z.  B.  die   Formeln  stallfinden : 

(3.)  Vag  =  l'j  =  Vjs  ,    i^vgl.  die  Bemerkung  pyg.  23  . 

Auch  werden  alsdann  die  Wert/ie  Va,  inclusive  der  Vas-,  eine 
Fund  amental  function  des  Gebietes  ^l,  und  ebenso  die  T},  iw- 
clusive  der  Vy,,  eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes  3 
bilden. 

Andererseits  kann  man  das  Theorem  Wa.  (pag.  26),  seinem 
Hauptinhalt  nach,  folgendermassen  ausdrücken: 

Theorem  W  a,  —  Ist  längs  der  gegebenen  Curve  eine  Function 
f  =  /(ö)  vorgeschrieben,  und  setzt  man  voraus,  dass 

(*•)  0  und  f  stelige   Functionen  von   g  sind, 

so  wird  das  Potential 

(5.)  11-  =  n'(x, ,)  =  '/^ /■</«■  =  IffCio),,.  „ 

in    der   Ebene    überall  stetig   sein,    mit   alleiniger  Ausnahme   der  ge- 
gebenen Curve. 

Insbesondere  werden  alsdann  die  Weithe  Wa,  inclusive  ihrer  Con- 
vergenzwerthe  Was,  eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes  % 
und  die  Wj,  inclusive  ihrer  Convergenzwerthe  Wjs,  eine  Funda- 
mentalfunction des  Gebietes  3  bilden.  Veberdies  werden  jene 
Convergenzwerthe  durch  die  Relation 

(6)  " a. -  ">  =  - 2/; 

mit  einander  verbunden  sein. 

Bemerkung.  —  Sagt  man  von  einer  Function  F{x),  sie  sei  sammt 
ihrem  DifTerentialquotienten  stetig,  so  ist  dadurch  schon  mitausgesagt  die 
Existenz  dieses  Ditferentialqiiotieuten. 

Aehnlich  liegen  die  Dinge  hier.  Wenn  z.  B.  gesagt  wird,  die  Werthe 
Iffl  bildeten,  inclusive  ihrer  Convergenzwerthe  H^,,  eine  Fundamental- 


G10  C.   Neumann,  [48 

function  des  Gebietes  2t,  so  ist  damit  schon  mitausgesagt  die  Existenz iancr 
Convergenzwerlhe,  und  ebenso  auch  das  Endlich-  imd  Stetigsein  der- 
selben. Denn  eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes  3t  ist  (ihrer  Defini- 
tion zufolge)  endlich  und  stetig  in  ganzer  Erslreckung  von  2t,  also  z.  B. 
auch  am  Rande  von  2t. 

Die  in  dem  vorstehenden  Theorem  benutzte  Ausdrucksweise  dürfte 
also  in  Bezug  auf  Kürze  und  Schärfe  nichts  zu  wünschen  übrig  lassen, 
und  soll  demgemäss  auch  weiterhin  Zur  Anwendung  kommen. 

Mit  Rücksicht  auf  die  zu  Anfang  dieses  Paragraphs  notirten 
Relationen  (A.),  (Fi.),  (C.)  gewinnt  das  Theorem  Vß.  (pag.  3G)  fol- 
gende Gestalt: 

Theorem  Vß,  —  Ist  längs  der  gegebenen  Curve  eine  Function 
f  =:  I\g)  vorgeschrieben^  und  setzt  man  voraus,  dass 

6,    f  stetige,  und  0',  f  abtheilungsweis  stetige 
Functionen  von  g  sind, 

so  sind  die  ersten  Ableitungen  des  Potentials 

(8.)  V=  Vix,y)=  ^^  fr/da 

in  jedem  von  der  Curve  getrennten  PunJäe  {x,  y)  darstellbar  durch 
die  Formeln: 

^  =  i  fnfayda  -f   -  f^i-  fA)dG  ,      (!) 
hx        jtJ  71 J    dv 

(9.) 

V  =  -  fnfßhlo  4-  -  /v^t-  fSyda  .      (!) 
hy         7cJ  TtJdv 

Auch  werden  alsdann  die  vier  Functionen: 

inclusive  ihrer  Convergenzwerlhe,  vier  iheils  zu  Qt,  theils  zu  3  gehörige 
Fundament alfunctionen  sein.  Ueberdies  werden  jene  Convergenz- 
werihe  durch  die  Relationen 

mit  einander  verbunden  sein. 


*9]  LiEBER  DIE  Methode  des  ARiTHMETisrHEX  Mittels.     Abh.  II.         6  H 

Endlich  wird  man  das  Theorem  W(i.  (pag.  41),  mit  Rücksicht 
auf  die  zu  Anfang  dieses  Paragraphs  gegebenen  Relationen  (A.), 
(ß.),  (C),  in  folgende  Fassung  versetzen  können: 

Theorem  VV^y.  —  hl  längs  der  gegebenen  Ciirve  eine  Function 
f  =  /"(ö)  vorgeschrieben,  und  setzt  man  vor  am,  dass 

..a^  ^1  l\  f  stetige,  und  0' ,  f"  abtiieilungsweis  stetige 

Functionen  von  a  sind, 

so  sind  die  ersten  Ableitungen  rfes  Potentials 

(43.)  ,r  =  W(a=,  y)  =  'J'^Jäo  =  i/A</«)(.,  „ 

in  jedwedem  von  der  Curt^e  getrenntem  Punkte  (x,  y)  darstellbar 
durch  die  Formeln: 

(U.) 

Ji  =  rJ^V-BUlo  +  yJ'~ifß)do  .    (!) 

Auch  werden  alsdann  die  vier  Functionen 

inclusive  ihrer  Convcrgenzweithe,  vier  theils  zu  %  theils  zu  5  gehörige 
Fundamentalfunctionen  sein.  Ueberdies  werden  jene  Convergenz- 
werlhe  durch  die  Relationen 

(16.) 

mit  einander  verbunden  sein. 


§  7- 
Die  zweiten  Ableitungen  des  Potentials   V.     Theorem    Vy. 

Im  Anschluss   an    die   auf  der  Curve   vorgeschriebene  Function 
f  =  /(<>)  mögen  die  Ablireviaturen  eingefühi  t  sein : 
(<•)  g  =  {fa)'     und     h  =  -  fA  . 

Ueberdies  mag  vorau.sgesetzt  sein,  dass 

Abhandl.  d.  K.  S.  Gesellseh.  d.  Wissenscli.  XXIV.  ^^ 


612  C.  Neumann,  [50 

Ö,  0',  /",    f  stelige,   und    O",  /'"  ahlheilurigswcis   stelige 

Functionen  von  a   sind.     Alsdann    werden    oß'enbar*) 
(2.) 

g,  h,  1i   stetige,  und  g\  h"  ahiheilungstveis  stetige  Func- 
tionen von  ö  sein. 

Dies  vorangeschickt,  ergiebt  sich  nun  für  das  Potential 
(3.)  V=V(x,y)=  l'jTßo 

mittelst  des  Theorems   Yß.  (pag.  48)  die  Formel: 

eine  Formel,  die  man  mit  Hinblick  auf  (1.)  auch  so  schreiben  kann: 

(4.)  l^==-  frgclG  -\-  ^  f'-i^hda.     (!) 

^    ^  bx        7cJ     ^  7r'f  dv 

Hieraus  folgt,  falls  man  die  Integrale  rechts  mit  %,  2B  bezeichnet: 

bx^    ~    ÖCR    "^    Ö.X     '       ^'' 

(5.) 

h^V  _  033        Ö3a> 

öa?  ö?/        öy  ö//    '      ' 

wo   die    Ausrufungszeichen    nach    wie    vor    andeuten,    dass   die   be- 
treffenden Formeln   nur   so   lange   gültig   sind,   als   der  Punkt   {x,  y) 
von  der  Gurve  getrennt  bleibt. 
Das  Potential  33  (4.): 

iP)  ^  =  ^fTgda 

subordinirt  sich ,  in  Hinblick  auf  die  Angaben  (2.),  ohne  Weiteres 
dem  Theorem  Vß.  (pag.  48).  Hieraus  folgt  einerseits,  dass  die 
Formeln  stattfinden : 


Jnyayda-r^f'-^i-gA)do,     (!) 
jTigßydo+lf'^i-9B)do,     (!) 


m 

\ 

hx 

TT 

Ö93 
hy 

TT 

andererseits  aber,  dass  die  vier  Functionen 


*)  Vgl.  die  für  u,  A  gegebenen  Formeln  {A.),  (li.),  {€.),  pag.  46. 


5<]  Leber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.  II.         613 

^•^        fei-  ya;"M4'  y.' 

inclusive  ihrer  Convergenzwerlhe ,  vier  Fumlamentalfunclionen  sind, 
und  dass  zwischen  diesen  Convergenzwerthen  die  Relationen  statt- 
finden : 

Aehnliches  ist  zu  bemerken  über  das  Potential  ©  (4.): 

ig.)  m=-  f~hda. 

.cJ  dv 

Aus  (2.)   ergiebt   sich   nämHch,   dass    dieses  Potential  dem  Theorem 
SVß.  (pag.   49)  sich   subordinirt.     Und  hieraus  folgt  einerseits,  dass 
die  Formeln  gelten : 

^^^         \    r  \    PdT 

^-=-Jnh'Ayda-^J^^ih'a)da,    (!) 

(?'.) 


Ö9vn  4     /*  I     PilT 


andererseits  aber,  dass  die  vier  Functionen 

(m'(fi-(m-(fi' 

inclusive  ihrer  Convergenzwerlhe,  vier  Fundament alfunctionen  sind, 
und  dass  zwischen  diesen  Convergenzwerthen  die  Relationen  statt- 
finden: 


(f) 


Da    nun,   nach    {p'.\  (q".\    die  i^\     und  die  /-— 1  ,    inclusive 

ihrer  Convergenzwerlhe,  zwei  Fundamentalfunclionen  des  Gebietes 
91  sind,  so  gilt  Gleiches  auch  von  der  Summe  dieser  beiden  Func- 
tionen:  1^^  +  ^j  ,  d.  i.  nach  (3.)  von    l^^]  .      In    solcher   Art 

gelangt  man,  auf  Grund  jener  Sülze  (p".),  {q".\  und  mit  Rücksicht 
auf  (3.),  zu  der  Einsicht,  dass  die  vier  Functionen 


kk' 


614 


G.  Neumann, 


[52 


inclusive  ilirci-  (]onvergenz\vei1lie ,  Fundamentaljundioiicn  sind,  und 
dass  mithin,  wie  unmittelbar  aus  der  Symmetrie  folgt,  Gleiches  auch 
gelten  muss  von  den  beiden  Functionen 

(6a.) 


^W)a  ""'    ^Wl  ■ 


Gleichzeitig   ergeben   sich    für   die  Conveigenzvverthe  der  Functionen 
(6.)  aus  (5.),  (/)'".),  iq'".)  die  Relationen: 


(7.) 


Die  Werthe  der  Fundamentalfunctionen  (6.),  (6«.)  sind  leicht 
naher  angebbar.  Substituirt  man  nUmlich  die  Werthe  {/)'.),  (q.)  in 
(5.),   so  folgt: 


(8.) 


IfTirjß  +  /''B)V/a  +  y  ^'  (-  &B  +  //'A>/o-  •     (!) 


ö^  1' 


Substituirt  man  aber  hiei'  (üi-  q,  h  ihre  eigenllichcn  Bedeutungen 
(1.),  so  erhält  man,  nach  einigen  elementaren  Reductionen  [bei  denen 
die  Relationen  (/?.)  pag.  IG  von  Nutzen  sind],  die  erde  und  letzte 
Formel  folgenden  Systems: 


(0-) 


=  -  frif'ia'  -  A-)  +  A^'(2«A)]^/o- 
+  If^  [-  /"('2«A)  +  fO'ia'  -  m  da  ,     (!) 
VT  =  !  A'l/"(/^'  -  B')  +A^>'(2A^B)lVo- 

+  ~  fl^  i-  /"(2/^B)  +  /V/(P'^^  -  B"^)]./o-  ,     (!) 

jC''     (IV 

J-lll  =  A  fririaß  -  AB)  +  /-^/(«B  +  /M)lV/ff 


+ 


1  /W/r 

(I  V 


U 


/"(«B  +  /M)  +  ^^'(«/^  -  AB)]</(7  ,      (!) 


33:  Uebeb  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abu.  II.         615 

wahrend    die    miUlere   Formel    ohne   Weiteres    hinzugefügt    ist   nach 
Analogie  der  ersten. 

Desgleichen  gelangt  man  von  den  Formeln  (7.)  aus.  durch  Sub- 
stitution der  in  (I.)  angegebenen  Bedeutungen  von  g,  h,  zur  ersten 
und  letzten  Formel  folirenden  Svsteras: 


UO.) 


wo  wiederum  die  mittlere  Formel  hinzugefügt  ist  auf  Grund  ihrer 
Analogie  mit  der  ersten.  Dabei  sei  bemerkt,  dass  das  in  (9.),  (10.) 
auftretende  d'  den  Werth  hat: 

wo  R  den  Krümmungsradius  der  gegebenen  Curve  bezeichnet,  und 
wo  6  =  -f-  '  ^^^^'  =  —  '  islj  je  nachdem  der  betreifende  Krüm- 
mungskreis ein  innerer  oder  äusserer  ist.  Wir  können  schliesslich 
die  Resultate  dieses  Paragraphs  folgendermassen  zusammenfassen: 

Theorem  Vy.    —    Ist    längs    der    gegebenen    Curve    eine  Fnnetion 
f  z=z  I\g)  vorgeschrieben,  und  setzt  man  voraus,  dass 

ö,    6\  /',   f    stetige,  und   ö  ",   /'"   abtheilungsiveis 
stetige  Functionen   von  o  sind, 

so  sind  die  zweiten  Ableitungen  des  Potentials 

(13.)  V=V{x,y)=  ^frfda 

für  jeden  von  der  Curve  getrennten  Punkt  {x,  y)  durch  die  Formeln 
(9.)  darstellbar. 

Ferner  werden  alsdann  die  sechs  Functionen 

^'*>    (si?L'  (§-)„•  i^i'""'  (s3^l-  (wl'  (Äl ' 

inclusive  ihrer  Convergenzwerthe ,  sechs  theils  zu  ^^\,  theils  zu  3  ge- 
hörige Fundamentalfunctionen  sein.  Und  überdies  werden  jene 
Convergenzwerthe  durch  die  Relationen  (10.)  mit  einander  verbunden  sein. 


616  C.   Neijmann,  [54 

Bemerkung.  —  Niiiiint  mau  ebenso  wie  früher  [vgl.  die  Bemerkung 
pg.  37j  zur  a;-Axc  eine  positive  Tangente  der  Curve,  und  zur  y-A\G  die  im 
Berührungspunkte  s  errichtete  innere  Normale,  so  wird  für  diesen  Punkt 
s  das  AzinuUh  0  =  0,  mithin  [nach  (Ä)  pag.  46] : 

a  :=  ]  ,     ß  =  0  ,     A  =  ()  ,     B  =  ^  , 

sodass  also  die  Formeln  (I  0.),  mit  Rücksicht  auf  (I  1  .),  für  diesen  speciellen 
Punkt  s  die  Gestalt  erhalten : 


Die  Richtigkeit  dieser  Foiniehi  lässt  sich  z.  B.  leicht  conlroliren 
für  eine  gleichmässig  nüt  Masse  belegte  Kreisperipherie.  Für  eine 
solche  Belegung   ist  nämlich  das  Potential   auf  innere    Punkte    constant, 

andererseits  aber  das  Potential  auf  äussere  Punkte  =  M  log  — ,  wo  M  die 

r 

Gesammtmasse  der  Belegung,   und   r  die  Ceniraldistanz  des  sollicitirten 

Punktes  vorstellt.    U.  s.  w. 


§  8. 
Die  zweiten  Ableitungen  des  Potentials    VV.     Theorem    Wy, 
Zur  Abkürzung  sei  gesetzt: 
(I.)  g  =  (/'A)'  und  h  =f'a. 

Zugleich  mag  angenommen  werden,  dass 

0,   0',  /",  /',  ["stelige,  und  0'\  ["'  ahlheilungswcis  stetige 

Functionen    von  g  sind.      Alsdann    werden    ollenbar*) 
(2.)  ,         .  ,      „  .  .  . 

g,  //,  h   sielige,  und  g ,  h    abtheilimgsweis  sielige  Func- 
tionen  von   a  sein. 

Dies  vorangeschickt,  ergiebt  sich  nun  für  das  Potential 
mittelst  des  Theorems    \\ß.  (pag.  49)  die  Formel: 


^)  Vgl.  die  l^orraeln  {A.),  {B.\.{C.)  pag.  46. 


55]  Lieber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.  II.         61 7 

d.  i.  mit  Rücksicht  auf  (1.): 


woraus  folgt: 
(5.) 


95  33 


bX'   ~  bx  ~^    hx    '     ^' 

b-  w  _m     b^ 

hxhy~~  by   ^   hy    '    ^'' 


Das  Potential  5B  (4.): 

(P.)  Xs=yfTgda 

subordjnirt  sich  [vgl.  (2.)]  dem  Theorem  Vß.  (pag.  48).  Hieraus  folgt 
einerseits,  dass  die  Formeln  stattfinden: 

(P'.) 

b'&        \    P  \    PdT 

4  =  'J^^tO-do  +  -J^  (-  sB,<ia  ,     (!) 

andrerseits  aber  —  u.  s.  w.  Kurz  es  ergeben  sich  genau  dieselben 
Formeln  und  Bemerkungen,  wie  sie  im  vorigen  Paragraph  in  (/).),  (/>'•), 
(]/'.),  {p" .)  und  (^.),  (g'.),  {q.'%  {(]'"')  notirt  worden  sind,  nur  mit 
dem  Unterschiede,  dass  g  und  h  hier  andere  Bedeutungen  haben 
als  damals. 

üemgemäss  sind  auch  die  weitern  Ergebnisse  analog  mit  denen 
des  vorigen  Paragraphs.  Man  gelangt  nämlich  zu  dem  Resultate, 
dass  die  sechs  Functionen 

inclusive  ihrer  Convergenzwerthe.  Fundamentalfuncüouen  sind,  ferner 
zu  dem  Resultate,  dass  zwischen  den  soeben  genannten  Convergenz- 
werthen  die  Relationen  staltfinden: 


(7.) 


Gl  8 


C.   Neuriann, 


(56 


und   endlich    aucli    zu    dem  Resultate,    dass  für  jene  Functionen  (6.) 
die  Foi'uieln  yt^lten: 

^   =   '',  fnga  +  h'^)'do  +  l  pl^i-  r/A  +  }ia)do  ,     (!) 

?)^  W  \    f  ,  1    i'd  T 

=  ^T{gß  +  hB)'da+-^l~--{-,jB  +  liß)dö.     (!) 


(8.) 


hxhy 


Substituirt  man  hier  in  (8.)  für  g  und  h  ihre  eigenthclien  Be- 
deutungen (1.),  so  erhalt  man,  nach  einfachen  Reduclionen  [hei  denen 
die  Relationen  (B.)  pag.  4G  von  Nutzen  sind],  die  erslc  und  leizle 
Formel  folgenden  Systems: 

+  ir^  [/■"(«'—  A^')  H-  /■'  0'{'ia/\)]  da  ,     (!) 

+  lf~j^  [fiß'  -  B'^)  +  /V/(2/^B)lr/r7  ,     (!) 
ÖMF 


(9.) 


,     ,     =    '    A'i/>B  +  /^A)  ~  /'ÖH«/^  -  AB)]^/a 

0  X  0  jj  ji  '^ 

+  ■!  PTiT,  r^"(«/^  -  A^)  +  /"^'('^^    t^  /^A)]ric7  ,     (!) 

in  welchem    die    miUlerc  Formel    hinzugefügt    ist   nach  Analogie    der 
ersten. 

Desgleichen  gelangt  man  von  den  Formeln  (7.)  aus,  durch  Sub- 
stitution jener  Werthe  (1.),  zu  folgendem  Formelsystem: 


(10.) 


I  h"^  W  \  /  ö^  VV  \ 


hier  ist  wiederum: 
(H.) 


s 
Ti  ' 


wo  H  den  Krümmungsradius  der  gegebenen  (^urve  vorstellt,  und 
6=  -j-  1  oder  =:  —  1  ist,  je  nachdem  der  betreffende  Krümmungskreis 
ein  innerer  oder  äusserer  ist.  —  Somit  ergiebt  sich  folgendes  Theorem : 


57]  Uebek  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.  II.         GI9 

Theorem    Wy,   —    hl    längs    der  gegebenen  Curve   eine    FuncUon 
f  =  l\a)  vorgeschrieben,  und  setzt  man   voraus,  dass 

^A   ff'i  fi  f  1  1"  stetige  und  0'\  f"  ablliei  l  ungs  weis 
stetige  Functionen  von  g  sind, 

so  sind  die  zweiten  Ableitungen  des  Potentials 

(!:{.)  W  =  W{.r,  y)  =  ^^p-Ifdo  =  ~ff\do\,^  „) 

/)//•  jeden  von  der  Curve  getrennten  Punkt  {x,  y)  darstellbar  durch 
die  Formeln  (9.) 

Ferner  werden  alsdann  die  sechs  Functionen 

^'^■)  IT^H'     l^/H-     \^a    ""'     M/      \^'/l     \^/ 

inclusive  ihrer  Convergenzwerthe ,  sechs  theils  zu  91,  theils  zu  3  ge- 
hörige Fundamental j'unctionen  sein.  Und  endlich  werden  jene 
Convergenzwerthe    durch    die    Relationen  (10.)    mit    einander   verbunden 

sein. 

Bemerkung.  —  Nimmt  man  zur  x-X\c  eine  positive  Tangente  der 
Curve,  und  zur  y-A\e  die  im  Berührungspunkte  s  errichtete  innere  Nor- 
male, so  wird  für  diesen  Punkt  *  das  Azinnilh  ö  =  0  ,  mithin  [nach  (-1.) 
pag.    i6] : 

a  =  \  ,     ii  =  0  ,     A  =  0,     B=l; 

sodass  also  die  Formeln  (1 0.),  mit  Rücksicht  auf  (M.),  für  diesen  spe- 
ciellen  Punkt  s  die  Gestall  gewinnen : 


wo  R  den  Krümmungsradius  vorstellt,  und  6  =  d=  I  ist. 

§9. 

Tabellarische  Uebersicht. 

Blickt  man  zurück  auf  die  Theoreme  F«.,  Wa.,  Vß.,  Wß., 
^y->  ^^ ;  •  P'^S-  46 — 57,  so  sieht  man,  dass  die  Voraussetzungen, 
unter  denen  diese  Theoreme  aufgestellt  sind,  durch  folgende  Tabelle 
angedeutet  werden  können : 


620 


(.-.   Neumann, 


158 


Va. 

{0.  /■)• 

Wa. 

0,  f. 

Vß. 

Vy. 

0,  /;  {0',  n- 

Wii. 

ö,  /;  /•',  {(r,  /■"). 

0,  0',  /;  r,\o'\  /■"). 

Wy. 

0, 0',  /;  /■',  r,  (ö",  n- 

In  dieser  Tabelle  sind  ulimlich  diejenigen  Functionen,  welche  sleiig 
sein  sollen,  geradezu  hingeschrieben ,  diejenigen  Functionen  aber, 
welche  nur  abtheiliingsweise  sleiig  zu  sein  brauchen ,  in  Klammern 
beigefugt. 

Aus  dieser  Tabelle  erkennt  man  bereits  mit  ziemlicher  Sicherheit, 
wie  die  weiteren  Theoreme  Vd.,  W().,  Ve.,  VVt. ,  etc.  lauten  werden. 


§    10. 

Ueber  eine  aus  zwei  Potentialen   V  und   W  zusammengesetzte 
monogene  Function. 

Markirt  man  irgendwo  innerhalb  3  einen  Punkt  j{x,  y)  und  be- 
zeichnet man  den  von  diesem  Punkte  nach  irgend  einem  Gurven- 
punkte  (I,  ?/)  gezogenen  Radiusvector  mit  E,  und  das  Azimuth  des- 
selben gegen  die  a;-Axe  mit  y,  so  ist  otlenbar 


(1-) 


lang  y  =  -_-^  ; 


woraus    durch    partielle    Ditl'erentiation    nach   x    und    y    die   Formeln 
sich  ergeben : 

'hy 


(2.) 


E^  ^  hy  ' 


X  -  § 


-  ,   wo  r  =  loe  —  . 


Ist  nun   längs   der   gegebenen  Curve    eine  Function  der  Bogen- 
länge /'  =  /'((j)  voigeschrieben,  und  setzt  man  voraus,  dass 

Ö,    /'   slelige   Functionen,    und    dass   überdies  /"   eine 
abtheihingsweis  stelige  Function  ist, 

so  subordiniren  sich  die  Potentiale 


(3.) 


(4.)  V=  Vix,y)  =  LJTf'do     und      IF  =  W{x,  ?/)  =  -  /'-j^  fda 


591 


ÜEBER  DIE   MeTBODE  DES  ARITHMETISCHEN   MlTTELS.       AbH.   II.  621 


resp.  den  Theoremen   V«.  pag.   i6  und    Wa.  |>ag.   47;  so  dass  also 

z.  B.  die  beiden  Functionen 

(5.)  Vj    und    \Vj , 

inclusive    ihrer    Convergenzwerthe,    zwei    Fundamentnlfwicl'wnen   des 
Gebietes  5  ^<^'ö  werden. 

Dies  vorangeschickt,  wollen  wir  jetzt  die  Funclion  H}  einer 
gewissen  Transformation  unterwerfen.  Sind  y  und  y  -j-  dy  die- 
jenigen Werlhe  des  vorhin  deliuirten  Azimuths,  welche  respective 
den  Bogenlängen  o  und  g  -\-  do  entsprechen  (vergl.  die  beistehende 
Figur),  so  wird: 


(6.) 


W,^'-f'-lfäa='-JRda),=  '-fräy. 

7t  *f    dv  TT«'  '^  '^ 


In  der  That  erkennt  man  leicht,  dass 
{d(3)j  und  dy  unter  allen  umständen 
einander  gleich  sind,  einerlei  ob  der 
in  j  befindliche  Beobachter  die  innere 
oder  die  äussere  Seite  des  Elementes 
da  vor  Augen  hat. 

Aus  (6.)  folgt  sofort: 

(7.)  ^>=;^/K/')-^''/)  ' 


(8.) 


d-  i.  H}=  ^[yn-^fyf'da  , 


wo  \yf\  die  Differenz  derjenigen  Werthe  vorstellt,  welche  das  Pro- 
duct  ;'/  zu  Ende  und  zu  Anfang  des  Integralionsinlervalles  besitzt. 
Denkt  man  sich  also  das  Azimuth  von#  einem  festen  Curvenpunkte  s« 
aus  gerechnet,  dessen  Azimuth  /  =  y^  ist,  so  wird  yp  = 
(Yü  ~r  ^^)U  —  /'o/o  =  -"^/o  sein,  wo  {^  den  Werth  von  f  in  s^  vor- 
stellt; so  dass  man  also  erhält: 


(9.) 


^yj  =  iro-~fyrdo 


Dies    erscheint   befremdlich. 


Denn    hätte    man    statt   Sq    irgend 
einen  andern  festen  Punkt  s,  gewählt,  so  würde  sich  ergeben  haben: 

00.)  ":  =  2/\-  :^///V/(7  , 

wo   /'i    den  Werth  von  f  in  Sy  vorstellt.      Und   man   würde    also   in 


G22 


C.   Neümann, 


[60 


solcher  Art  für  ein  und  dasselbe  Wj  zwei  von  einander  verschiedene 
Werthe  (9.)  und  (10.)  erhalten.  Doch  llisst  sich  leicht  zeit>en  [vergl. 
die  folgende  Erläuterung],  dass  die  beiden  in  (9.)  und  (10.)  ent- 
haltenen Integrale,  obwohl  der  Form  nach  identisch,  verschiedene 
Werthe  haben,  und  dass  mit  Rücksicht  hierauf  die  rechten  Seiten 
jener  Formeln  (9.)  und  (10.)  sich  als  (jleich  gross  ergeben. 

Erläuterung.  —  Wir  bezeichnen  die  Integrale  (9..)  und  (10.)  mit  U^ 
und  U^,  geben  jenen  beiden  Formeln  also  folgende  Gestalt: 

1 


(.1.) 


(ß.) 


Wj  =  2/; 


Wi 


V\ 


1 


£/. 


U, 


Üjjis  Aziniulh  y  ist  derjenige  Winkel,  unter  \vel(;lieui  der  von  y  nacli  einem 
Curvenpunkte  hin  gelegte  lladiusvcctor  gegen  die  ac-Axe  geneigt  ist,  und 
wird  daher  um   2  7t  anwachsen,  sobald  man  den  Curvenpunkt  liings  der 


Cvirve  einmal  herumlaulen  liisst.  Bezeichnet  man  also  die  Bogenlänge 
dieses  Curvenpunktes  mit  a,  so  ist  y  eine  nichtperiodische  Function  von  a. 
Sind  nun  y^^  und  y^  +  ö  die  Azimuthe  der  beiden  festen  Punkte  .s„  und  s^ 
[vgl.  die  Figur]^  so  ist  das  Integral  //„  hinzuerstrecken  von  /^  bis 
(/ü  +  2  yc),  hingegen  das  Integral  ?/,  hinzuerstrecken  von  (j^j,  +  d)  bis 
(/o  "+"  ^  +  2  tt)  ;  sodass  man  also  schreiben  kann  ; 


U.= 


rfdG-i-J 

y»  yo- 

\=J       rräo+J 


yo  +  'l/t 


yf'da 


yo4-(J 


Yo+2ii+d 


U.==J  yf'da -i-J  yf'do. 

Yo+d  yo+'2n 

Subtrahirt  man  diese  beiden  Formeln  von  einander,  so  hebt  sich  das 
Integral  oben  rechts  gegen  das  Integral  unten  links  fort ;  sodass  man 
erhält : 


u. 


u. 


yf'do— J         yf'da 


Yo+iu 


6<]  ÜEBER  DIE  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.  II.         623 

Die  in  dieser  letzten  Formel  eDthalteneii  Integrale  tlurcblaufcn  beide  den- 
selben Bogen  s^s^■,  sodass  also  in  beiden  dieselben  Bogeneleniente  da 
und  auch  dieselben  Werthe  von  /"'  in  Betracht  kommen.  Hingegen  be- 
merkt man,  dass  das  erste  mit  dem  Anfangsvs  erthe  (/o  +  -  ^):  das  zweite 
aber  mit  dem  Anfangswerthe  /„  ausgebt,  und  dass  überhaupt  in  jedem 
Punkte  des  Bogens  «o«,  bei  dem  einen  und  anderen  Integral  zwei  Werthe 
von  y  in  Betracht  kommen ,  die  um  t/t  von  einander  abweichen.  Somit 
geht  die  letzte  Formel  über  in : 


f'da,    d.i.:  =  i:rj         df, 


r» 


(C.)  d.i.:   U,  -  U,  =  ^7T{f,-r,), 

wo  /o  und  /",,  ebenso  wie  früher,  die  Werthe  von  f  in  .\  und  s^  vor- 
stellen. Diese  Formel  (C.)  aber  lässt  sofort  erkennen,  dass  die  beiden  in 
{A.)  und  (ß.)  für  »}•  aufgestellten  Werthe  einander  ^/eicÄ  sind .  —  Q.  e.  d. 

Offenbar  gilt  die  Formel  (9.)  für  jeden  beliebigen  Punkt  j{x,  y), 
falls  nur  derselbe  von  der  Curve  gelrennt  ist.  Denigomäss  ergeben 
sich   durch  Differentiation   der  Formel  (9.)   nach   x  und    y  die  Glei- 


chungen : 


»:  =  _ir^^v/.,  (-) 

hy  TrJhy'         '     ^^ 


wo   zur  Abkürzung   W  für   H}  gesetzt   ist.     Diese  Gleichungen   sind 
mit  Rücksicht  auf  (2.)  auch  so  darstellbar: 

hx  ;cJ   by  '  '     ^' 

(J2.) 

bW 


^1^  +  Lp^r'io.  0) 

y  TT'J   o,r 


Vergleicht    man    nun  diese  Formeln  (12.)   mit    den    aus  (4.)  für 
das  Potential    V  sich  ergebenden  Formeln: 


((3.) 


bx 


so  gelangt  man  sofort  zu  den  Relationen : 


624  C.  Neumann, 

mitlun  zii  clor  Einsicht,  dass  der  Ausdruck 

(15.) 


[62 


innerhalb  3  eine  monogene  Function  von  x  -{-  iy  ist. 

Analoges  ergieht  sich  in  analoger  Weise  für  jeden  Punkt  inner- 
halb ^(;  so  dass  man  also  zu  folgendem  Satze  gelangt: 

Satz.  —  Ist  längs  der  gegebenen  Curve  eine  Funclion  der  Bogen- 
länge f  =  /"(a)  vorgeschrieben,  und  setzt  man  voraus,  dass 

(Iß.)  0,    f    stetig    und   f    abtheiliingsweis    stetig   sind, 

so  wird  das  ans  den  beiden   Potentialen 

(17.)        V  =  V{x,  y)  =  -flfda     und     W  =  W{x,  y)  =.  -  f^-^  fda 

zusammengesetzte  lünoni 

(18.)  V+iW,     (i  =^V-^\)  , 

für  jedweden  von  der  Curve  getr ennten  Punkt  eine  monogene 
Function  von  x  -\-  iy  sein. 

Gleichzeitig  tverden  die  beiden   Functionen 

(19.)  Va-hnV^     und     \^j -^  iWj  , 

inclusive  ihrer  Convergenzwerlhe,  zwei  respective  zu  %  und  3  gehörige 
Fundamental functionen  sein.  —  Diese  letztere  Behauptung  er- 
giebt  sich  für  das  Binom  V}  -|-  i  Wj  ohne  Weiteres  aus  dem  bei 
(5.)  Bfjmerkten,   und   für  das  Binom    V„  -\-  i  }\],  in  analoger  Weise. 


Zweites  Capitel. 

tJeber  Fundamentalfunctionen  mit  vorgeschriebenen  Rand- 

werthen.  namentlich  über  die  Differentialquotienten  dieser 

Fundamentalfunctionen. 

Erst  nach  Absolvirung  einiger  vorbereitender  Betrachtungen 
(§  1 1  lind  §  1 2),  werden  wir  zu  unserm  eigentlichen  Thema  ge- 
langen, und  (in  §  13)  dasjenige  Theorem  aufstellen,  welches  den 
eigentlichen  Höhepunkt  dieses  Capitels  repräsenlirt,  und  von  welchem 
in  der  Einleitung  (pag.  I  0)  bereits  die  Rede  war.  Dieses  Theorem 
wird  uns  sodann  Veranlassung  geben  zu  gewissen  weiteren  Unter- 
suchungen (§  14  und  §  15),  namentlich  auch  zur  Untersuchung 
monogener  Fundamentalfunctionen. 


§  11 


Vorläufige  Betrachtungen  über  die  Azimuthe  6  und  y. 

Auf   der 
Bogenlängen   a   und   s,    deren   Coordinaten 
Werlhe  haben  [vgl.  pag.  31 : 


gegebenen  Curve   seien   zwei  Punkte   markirt  mit  den 


71   und   .r,  y   also   die 


0) 


(5  =  t5(ff)  ,      f-T  =  S(s)  • 
1 ,;  =  @(a)  ,      \tj=  (3is)  . 


Ferner  sei  E  der  gegensei- 
tige Abstand  der  beiden  Punkte, 
und  ;'  dasjenige  Azimuth ,  unter 
welchem  diese  Linie  E  (forllau- 
fend gedacht  von  s  nach  o)  gegen 
die  j--Axe  geneigt  ist. 

Alsdann  sind  offenbar  E  und 


626  C.   Neumann,  [6i 

y  Fnnrlioncn  der  beiden  liofjenlünoen   a  nnd  s.      Für    du^so  FuiKMioiuMi 
gellen,  uuler  Anwendung  der  Abkürzungen: 

(2.)  Z  =  i'  —  (v     und     H  =  ry  —  y 

die  Formeln : 


(3.)                 r-  = 

E^^  +  H^^  , 

(•(>.'■ 

E                       H 

Hieraus   folgt  z.  ]J. : 

-h 

Er/-Hi-' 
y,2 

(i.) 

by 

E//  -  H.r/ 

ö7  ^ 

/,2 

und   weiter: 

0  0 

Ev"-H^-" 

— 

^(E,/-H^-')(H^"  +  H//) 

Ey"  —  Hx" 
1^ 

— 

7i* 

+ 

^(Ev'-H^-')(E.x''  +  H.v') 

wo  selbstverständlich  ^',  ?/,  ^",  if  die  Ableitungen  von  ^,  ij  nacii 
der  IJogenliinge  o,  und  ebenso  .r',  ?/,  j-",  ?/"  die  Ableitungen  \on 
a;,  y  nach  der  Bogenlänge  s  vorstellen, 

Liisst  man  die  beiden  Bogenlängen  a  und  .v  einander  gleich 
werden,  oder  allgemeiner,  liisst  man  die  Diflerenz  der  beiden  Bogen- 
längen gleich  einem  ganzen  Vicifaclien  von  T  werden,  wo  I  den 
Umfang  der  Curve  vorstellt,  so  erfolgt  ein  Nullwerden  von  ]j,  mit- 
hin ein  IJnendliehwerden  der  Ausdrücke  (4.),  (;').).  Dieses  Unendlich- 
werden ist  aber,  wie  man  leicht  übersieht,  in  der  Regel  nur  ein 
schemhares. 

Um  näher  auf  (he  Saclie  einzugehen,  denken  wir  uns  je  zwei 
Cnrvenpunhle  r,  und  s  geometriscli  dargestellt  durch  einen  einzigen 
idealen  Punld  {a,  s).  Dieser  letztere  soll  in  irgend  einer  Ifülfsebene 
liegen,  und  in  Bezug  auf  ein  in  dieser  llülfsebene  festgesetztes 
senkrechtes  Axensystem  zwei  Coordinaten  a  und  s  besitzen ,  die 
ebenso  gross  sind,  wie  die  Bogenlängen  jener  beiden  Cuivenpunkle. 
bi  dieser  (ts- Ebene  wird  alsdann  eine  Function  F{a,  s)  in  irgend 
einem  Punkte  (o,  s)  stelifj  zu  nennen  sein,  sobaUl  sie  der  bekannten 
Bedingung   genügt,    dass    all'    ihre    Werthdilferenzen    innerhalb   eines 


65]  Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abu.  II.         627 

um  den  Punkt  (g,  s)  beschriebenen  Kreises  durch  Verkleinerung  des 
Kreisradius  unter  jedweden  Kleinheitsgrad  hinabdrückbar  sind.  Solches 
festgesetzt,  gelten  für  die  Ausdrücke  (4.),  (5.)  folgende  Sätze: 

Erster  Satz.  —  Ist    die   gegebene  Curve  von   solcher    Beschaffen- 
heit^ dass 

(6.)  6  lind  h'  stetige  Functionen  von  a  sind, 

so  werden 

(6  a).  -^     und     -^ 

ha  ÖS 

Functionen  von  (g,  s)  sein ^  welche  in  der  os-Ebene  allenthalben 
stetig  sind. 

Zweiter  Satz.   —   Ist  die  gegebene  Curve  der  Art  beschaffen^  dass 

(7.)  ö,  6'  und  0"  stetige  Functionen  von  o  sind, 

so  u'erden 

hy      hy      b-y      h'y  b-y 


ba'    ös'    ÖG*'    ÖS*  bobs 

Functionen  von  (g,  s)  sein,  welche  in  der  os-Ebene  allenthalben 
stetig  sind. 

Allgemeiner  Satz.  —  Nimmt  man  an,  es  seien 

(8.)  Ö,  ö',  6",  (i"\  .  .  .   6^"^  stetige  Functionen  von  g, 

so  werden  sümmtliche  Ausdrücke 

Functionen  von  (g,  s)  sein,  die  in  der  os-Ebene  allenthalben  stetig 
sind. 

Beweis  des  ersten  Satzes.  —  Die  Grössen  y,  t^,    r^  sind  Func- 

'        ÖG  ÖS 

tionen  von  g  und  s.  Während  aber  /  eine  nicht  periodische  Func- 
tion repräsentirt,  sind  r-^  ,    r-^  periodisch   sowohl   nach  g,   wMe   auch 

nach  s.  Und  zwar  ist  die  Periodenlänge  für  jedes  dieser  beiden 
Argumente  =i  I;  wie  sich  solches  z.  B.  aus  den  Formeln  (4.)  sofort 
ergiebt,  falls  man  nur  beachtet,  dass  >,  ;^,  ^',  ?/  periodische  Func- 
tionen von  G  sind  [vergl.  V.,  pag.  4,  5],  und  dass  ebenso  x,  y ,  x, 
y    periodische    Functionen   von   s    sind.     Denkt    man    sich    also    die 

Abhandl.  d.  K.  S.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  XXIY.  45 


628 


C.   Neumann, 


[66 


(js -Ebene  parallel   ihren  beiden  Axen  in  lauter  Quadrate,  jedes  von 

ö  y 
der  Seitenlange  T  zerlegt,    so   werden   die  Werthe,    welche  r-^  oder 

--    in    einem    dieser    Quadrate    besitzt,    in    jedem    andern    Quadrate 
von  Neuem  und  in  derselben  Anordnung  sich  wiederholen. 

Die  Formel  a  —  s  =  Gonst.  repräsentirt  in  der  as- Ebene  ein 
System  paralleler  Linien,  die  gegen  die  o-Axe,  und  ebenso  auch 
gegen  die  s-Axe  unter  45°  geneigt  sind.  Bezeichnet  nun  M  eine 
beliebige  positive  oder  negative  ganze  Zahl,  so  mögen  diejenigen 
unter  jenen  Parallellinien,  welche  durch  die  Formel 

(7  —  5  =  Ml. 

dargestellt    sind,    kurzweg    die    Hauptlinien    heissen.     Diese    Haupt- 
linien   sind    äquidislant.     Eine    derselben    —    sie    mag   L  heissen   — 


geht  durch  den  Anfangspunkt;  und  die  übrigen  schneiden  die  o-Axe 
in  Punkten,   die  in  der  Entfernung  I  auf  einander  folgen. 

Dass   die  Functionen  ^  ,    ^    in   jedwedem  Punkte  (g,  s\    der 

öa      öS 

nicht  auf  einer  Hauptlinie  liegt,  stetig  sind,  unterliegt  keinem  Zweifel. 
Denn  durch  jeden  solchen  Punkt  ((j,  s)  werden  zwei  von  einander 
verschiedene  Curvenpunkte  angedeutet  sein,  also  zwei  Punkte,  deren 
E^O  ist;  so  dass  sich  also  in  diesem  Falle  die  Stetigkeit  jener 
Functionen  auf  Grund  der  Formeln  (4.)  leicht  ergiebt. 

Zu  untersuchen  bleibt  also  nur  noch  das  Verhalten  der  Func- 
tionen r-^  ,  7-^  in  denjenigen  Punkten  (o,  ,s),  die  einer  Hauptlinie  an- 
gehören. Und  hierbei  können  wir  uns  auf  eine  dieser  Hau|)tlinien 
z.  B.    auf  L   beschranken.     Denn    die  Functionen  werden,    in  Folge 


67]  ÜEBER  DIE  Methode  des  akithmetischen  Mittels.      Abb.  II.        629 

ihrer  Periodicität,    auf  jeder   andern  Hauptlinie  genau  dasselbe  Ver- 
halten zeigen,  wie  auf  L. 

Für   die  von  (a,  »)  abhängende  Function  ^   gilt    nach  (4.)  und 
(3.)  die  Formel: 

^    '  ha  =*  +  H* 

Nun  sind,  zufolge  der  Voraussetzungen  (6.),  die  sechs  Grössen 
^  =  dio)  ,  f  =  g'(a)  ,  r  =  %"io)  , 

stetige*)  Functionen   von  o.     Setzt   man  also  s  —  a  =  A,  so  erhält 
man  für  die  Coordinaten 

x=  ms)  =  \^{o  -f  A)  , 
y  =  ®(s)  =  @(a  -f  A) 

nach  bekanntem  Satze  folgende  Darstellungen: 

^  =  Uo)  +  7  i^'(^)  +  ^  W'ia  +  ^,  A) , 

y  =  ®(ff)  +  ^  ®'(a)  +  ^  ©"(a  +  ^,  A) , 

wo  t^i,  &2  unbekannte  positive  echte  Brüche  vorstellen.     Aus  (,1),  (d.) 
folgt  durch  Subtraction: 


(e.) 


-  =  I  -  X  =  -  A  (i5'(<i)  +  y  r(<y  +  ^t A)) 


H  =  >;  -  y  =  -  A  (®'(a)  +  ~  &"{a  +  ^,  A))  , 

und  hieraus,  unter  Zuziehung  der  Formeln  (/?.): 

(C.)         £.?'  -  H,^'  =  ^  (g'(<y)®''(<y  +  ^,  A)  -  ®'(a)g>  +  ^,  A))  . 

Substiluirt  man  aber  diese  Werthe  (*.),  (f.)  in  («.),  und  beachtet 
man  dabei  die  bekannte  Relation: 

I'*  +  >r  =  «  ,     d.  i.     (g'(a))«  +  (®'(<y))'  =  1  ,     Ivgl.  (Z)).  pag.  4]  , 

SO  hebt  sich  A-  fort;  und  man  erhält,  indem  man  das  zurück- 
bleibende A  durch  seinen  eigentlichen  Werth  s  —  g  ersetzt,  die 
Formel : 


'^)  Man  vergl.  z.  B.  die  Note  pag.  31. 

*5* 


630 


C,  Neumann, 
^(s'(a)®"K)-®'(a)rK)) 


[68 


^ +-^(gx^)r(^j+(^'('^)®''(^,))+(^)'((r(aj)^+(®>,))') ' 


{&.) 


in     welcher     aj     und    02    Aljl)rcviatiiren     sind     für    a  -j-  //,  A    und 
(i  -|-  i'>2^-     Demgemass  ist: 

o^=.  o  +  &^{s  —  g)  , 

ff,  =  0-  +  ^,(s  —  ff)  ; 

SO   dass    also  r^  und  (J2  Grössen  vorstellen,    deren  Werthe   zwischen 
ff  und  s  liegen.     Mittelst   der  Formel  (?/.)  wollen  wir  jetzt  das  Ver- 

ö  y 
halten   der  Function  r-^    in    irgend   einem  Punkte  v  der   durch    den 

Öff  *  ^ 

Anfangspunkt  gehenden    Hauptlinie   1j    [vgl.    die   vorhergehende    und 
auch  die  folgende  Figur]   näher  untersuchen. 

Für  diesen  Punkt  j)  sind  die  beiden  rechtwinkligen  Coordinaten 
Gp  und  Sp  einander  gleich  : 

(f.)  ff^  =  5p   . 

Beschreibt  man  nun  um  ja,  als  Centrum, 
einen  kleinen  Kreis  vom  Radius  ü,  so  gelten 
für  jedweden  Punkt  (a,  s)  innerhalb  dieses 
Kreises  die  Formeln: 

(x.)  abs  (ff  —  ffp)  ^  /?  ,     abs  {s  —  s^)  "^  R  . 

Ferner  ergiebt  sich  mit  Rücksicht  auf  (/.):  s  —  o  =  (.9  —  s^)  —  {a  —  o,,), 
also  mit  Hülfe  von  (x.): 

(;i.)  abs  (s  --  ff)  :^  2  fi  . 

Ferner   ist   nach   (^^.):   {a^  —  a^)  =  (a  —  a^)  -|-  />i(s  —  0) ,  also   mit 
Rücksicht  auf  (x.),  (/.): 


(/^) 


I  abs  (ff,  —  ffp) 
l  abs  (ff.  —  ff^) 


—  ö'p)  =  3  i?  ;     und  ebenso  ergiebt  sich 
(ff,  -  ffp)  ^  3  fi  . 


A/r  diese  Formeln  (x.),  (/.),  (//.)  ^c/fe7i  /?7r  jedweden  Punkt  (a,  s) 
innerhalb  jenes  um  p  mit  dem  Radius  li  beschriebenen  Kreises, 
welch^  letzterer  mit  {p,  R)  bezeichnet  sein  mag. 

Da  nun  die  Functionen  ^',  5",  ©',  (^",  wie  bei  (ß.)  betont 
wurde,  durchweg  stetig,  mithin  auch  durchweg  endlich  sind,  so  wird 
man,  in  Anbetracht  der  Relation  (A.): 


69]  L'EBER  DIE  Methode  des  arithmetische.s:  Mittels.      Abh.  II.        631 

abs(5  —  ff)^2/i  , 

durch  Verkleinerung  tles  Radius  R  dafür  sorgen  können,  dass  der 
Nenner  des  Ausdruckes  (t^.)  für  alle  innerhalb  des  Kreises  (p,  jR) 
vorhandenen  Punkte,  (a,  s)  beliebig  wenig  von   I   abweicht. 

Sodann  wird  man  ferner,  in  Anbetracht  der  Stetigkeit  von 
8?  85  ®''  ®    ""^^  '"  Anbetracht  der  Relationen  (x.),  («.): 

abs  {a  —  ffp)  ^  ß  , 

abs  {a^  —  (Tp)  ^  3  ß  , 

abs  (ff,  —  (Tp)  ^  3  ß  , 

durch  weitere  Verkleinerung  von  R  dafür  sorgen  können,  dass  der 
Zähler  des  Ausdruckes  (?/.)  für  alle  innerhalb  des  Kreises  (/>,  R)  vor- 
handenen Punkte  ((7,  s)  Schwankungen  darbietet,  die  unterhalb  eines 
beliebig  gegebenen  Kleinheitsgrades  bleiben. 

Beides  zusammengefasst,  ergiebt  sich,  dass  jener  Ausdruck  (tj.) 
innerhalb  des  Kreises  (p,  R)  Schwankungen  besitzt,  die  durch  Ver- 
kleinerung von  R   beliebig   klein  gemacht  werden  können.     Folglich 

ist  die  Function  ^  im  Punkte  p  stetig. 

ha  r  :/ 

Solches  gilt  für  jedweden  Punkt  p  der  Hauptlinie  L,  und 
also,    in  Folge   der   vorhandenen    Periodicität,    auch   für  die   Punkte 

aller   übrigen   Hauptlinien.     Dass   andererseits   die   Function  ^  auch 

stetig  ist  in  all'  denjenigen  Punkten  (g,  s),  die  nicht  auf  einer  Haupt- 
linie liegen,  —  darauf  ist  schon  vorhin  aufmerksam  gemacht  worden. 

Folglich   ist   die  Function   r-^  auf    der    a^-Ebene    allenthalben    stetig. 

Gleiches  gilt  selbstverstUndlich  von  y-  •  —  Q.  e.  d. 

Beweis  des  zweiten  und  des  allgemeinen  Satzes.  —  Der  Beweis 
des  zweiten  Satzes  ist  dem  des  ersten  analog.  Es  mögen  daher 
hier  nur  einige  Andeutungen  ihre  Stelle  finden. 

Aus  den  Voraussetzungen  (7.)  des  zweiten  Salzes  ergiebt  sich 
sofort,  dass   die  acht  Functionen 

§=  g((7) ,      I'  =  g'  (a) ,      r  =  r  (<y) ,      r  =  r'io) , 

stetige  Functionen  sind.  Setzt  man  also  s  —  a  =  A ,  so  ergeben 
sich  z.  B.  für  die  Grössen 


632  C.   Neumann,  [70 

X  =  5-  (6)  =  e  (ff  +  A)  , 

x'  =  g'  (6)  =  g'  (a  +  A) 
die  Darstellungen : 

X  =^{o)-\-j  g'((7)  +  ^--  g"(a)  +  ^  g"'(a  +  ^,  A)  , 

00'  =  SV)  +  j  mo)  +  -g-  i5"'(ff  +  0,  A) , 

wo  «9i,  Oj   positive  echte  Brüche  vorstellen.     Deingemäss  wird: 

(/.)  =  =  ^-a'  =  -A  (S'(a)  +  I  r(ff)  +  ^  r(ff  +  ^.  A)j  . 

Substituirt  man  jetzt  die  Werthe  (r«.),  (/?.),  (;'.),  sowie  auch  die  mit 
{ß-)->  (/•)  analogen  Werthe  der  Grössen  y,  ij\  H,  in  den  Formeln  (5.), 
und  beachtet  man  dabei  die  Relation 

^'''  + 1;'^  =  1 ,   d.  i.   {^'{a)r  +  nby{o)y  =  \ , 

(£.) 


so 

erhält 

man 

z.  ß 

iö.) 

1  +  ly,  A  +  W^A^ h  11^8 A»  ' 

ÖV    _     K+  r^A  +  F^A^  •••  H-  ^4A* 


öffös        1  +  H^, A  +  TF,A* h  VFgA«  ' 

wo  die  (/,  y,  W  Grössen  vorstellen,  die  durchweg  endlich  bleiben; 
so  dass  also  die  absoluten  Werthe  dieser  U,  V,  W  durchweg  <^  M 
sind,  wo  M  eine  bestimmte  endliche  Constante  vorstellt.  Ueberdies 
erhellt  man  z.  B.,  was  die  Formel  {().)  betrid't,  für  das  erste  Glied 
des  Zählers  den  Werth : 

(C.)       ^  =  -  2  (^"'^^^^''^^^  -  ®'(^)3-"(ff))  (s'(ff)r(tf)  +  ®'(c;)cr(a)j 

+  l  ^^'{oWia  +  ^,A)  -  ®'(a)r (ff  +  ^^A))  , 

wo  0\  und  (^2  unbekannte  positive  echte  Brüche  vorstellen,  von  denen 
der  erstere  identisch  ist  mit  dem  in  (ß.). 

Markirt  man  nun,  ebenso  wie  vorhin,  in  der  o6- Ebene  auf  der 
Hauptlinie  L  einen  Punkt  p,  und  beschreibt  man  um  p  einen  kleinen 
Kreis  vom  Radius  R,  so  kann  man  durch  Verkleinerung  von  R  dafür 
sorgen,  dass  die  Differenz  A  =  s  —  g  für  alle  innerhalb  dieses 
Kreises  befindlichen  Punkte  beliebig  klein  wird ,  dass  mithin  der 
Ausdruck  (ö.)   für  all'  diese  Punkte  beliebig  wenig  von  U  abweicht. 


7^]         Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels,      Abu.   H.        633 

Sodann  aber  kann  man  durch  weitere  Verkleinerung  von  R  dafür 
sorgen,  dass  die  Schwankungen  dieses  U  (^.)  für  alle  Punkte  inner- 
halb jenes   Kreises   beliebig   klein  werden.      Folglich    ist   die    durch 

(d.)  dargestellte  Function   ^   eine   Function   von   (a,  s),    welche   im 

Punkte  p  stetig  ist.     ü.  s.  f. 

In  solcher  Art  gelangt  man  zur  Constatirung  des  zweiten  Satzes, 
und  in  ähnlicher  Art  auch  zur  Constatirung  des  in  (8.),  (8a.)  ange- 
gebenen allgemeinen  Satzes. 

Beiläufige  Betrachtungen.  —  Die  von  «  nach  o  gehende  Secante 
(Fig.  pag.  63)  verwandelt  sich,  sobald  man  s  nach  a  rücken  liisst, 
in  die  in  a  an  die  Curve  gelegte  Tangente.  Mit  andern  Weiten : 
der  Winkel  y  verwandelt  sich  für  E  :=z  0  in  das  Azimuth  6  der  ge- 
nannten Tangente.      Demgemäss  steht  zu  vermuthen,    dass  auch  die 

Ableituneen  ^  ,    ~  ,    ~  ,    ^    {    ,   ^  ,    elc.  für  E  ^^  0  in  einfache 


ha  '    ÖS  '    da*  '     habs   '    ds' 

da'  da'- 


Beziehungen  treten  weiden  zu  den  Ableitungen  0'  =  -)— ,  0"=   ,  ,  , 


etc.     Um  hierauf  näher    einzugehen,  -notiren  wir  zuvörderst  die  aus 
(3.)  und  (2.)  pag.  64  entspringenden  Formeln : 

E  cos  >'  =  ^  —  X  , 
Esm  y  =  }]  —  y  . 

Hieraus  folgt  durch  Differentiation  nach  g: 

ö£-  ^.    .        by 

r —  COS  y  —  h  sin  y  -'=  ^   =  cos  u  . 

öff         '  '  da       ' 

—  sin  y  +  E  cos  y  ^  =  »/  =  sin  d  ,   [vgl.  (C.)  pag.  3], 


oder,  falls  man  diese  Gleichungen  nach  -^^  und    ^  auflöst 


hE  ,  öy 
^—  und  ^ 
öff  öa 


(ß.)  Ep^  =  sin  (ö  —  y)     und     ^  =  cos  (ö  —  y)  . 

In  analoger  Weise  ergeben  sich  aus  (A.),  falls  man  nicht  nach 
a,  sondern  nach  8  differenzirt,  die  analogen  Formeln: 

(C.)  i^^  =  -  sin  [t  -  y)     und     ^  =  _  cos  (f  -  y)  , 

wo  /  das  Azimuth  der  im  Punkte  6'  an  die  Curve  2:ele£;len  Tane;ente 
vorstellt. 


634 


C.   Nelmann, 


[72 


Differenzirt  man  jetzt   die  erste  der  beiden  Formeln  (/?.)    noch- 
mals nach  G,  so  ergicbt  sich  mit  Rücksicht  auf  die  zweite: 


0  (j  '  ha- 


^^    "  ha 


cos  [0  —  y)  , 


oder,  was  dasselbe  ist: 

h{d  —  2y) 


(^•) 


öff 


cos  [0  —  y)  =  E 


'  ha^ 


Hieraus  folgt,  falls  man  abermals,  und  zwar  einmal  nach  a,  das 
andere  Mal  nach  s  dillerenzirt,  und  dabei  die  Gleichungen  (/i.),  (C.) 
rechter  Hand  berücksichtigt, 


{E.) 


hHO-^Zy)         ,„         ,         h{0-2y)  h{0  -  y)    . 

-^"  cos  {0  —  y) r '- — '—  sin  {ß  —  y)  = 

ha^  '  ha  ha  .         ' 


K'y 


+  j^  cos  {d-y)i-  E 


,  Ö'V 


ha 


3      ' 


('••) 


*'(- 2y) ,„, ^0-,)-  M«^ ^1-zJl ,i„ (« ^  ,) 


Ö(7  0  6" 


ötf 


Ö6- 


=   —  v4  «OS  ^  -  7  +  A^  -^ 
öff^  '  ha'hs 


wobei,  was  die  Ableitung   der    letzten   Formel    betrlff't,  zu  beachten 
ist,  dass  6  nur  von  a  abhängt,  nicht  aber  von  s. 

Lässt  man  jetzt  die  beiden  Punkte  s  und  a  miteinander  coin- 
cidiren,  also  y  =:  0  =z  t  und  £"  r=  0  werden,  so  gewinnen  die 
Formeln  (Z).),  (E.),  (F.)  die  einfachere  Gestalt: 

h{0-2y)       ^ 


ha       -^  ' 

(G.) 

h\d  —  'iy)        h^y 
ho^        ~  öa^    ' 

h^-2y)              h'y 
hahs                 ha^  '' 

.  für  E=()   ; 

und  hieraus  folgt 

sofort: 

hy        \    de       \ 
ha    '~  %    da  ^  2 

(IL) 

h'y          1    dW       1      , 
ha^    ""  3  dff^  ~  3        ' 

h^y         \    d^O        1      , 
hahs  ~  6   da*  ~  6        ' 

.  für  ^^  =  0  . 

73J  ÜEBER  DIE  Methode  des  arithmetischen  Mittels.      Abh.   II.        635 

In  wie  weit  diese  beiläufigen  Betrachtungen ,  und  namentlich 
die  Formeln  (//.)  zuverlässig  sind,  wird  man  mittelst  der  vorhin  auf- 
gestellten Sätze  (pag.  65)  leicht  zu  beurtheilen  im  Stande   sein. 

§  12. 

Einige  Hülfssätze. 
Es  sei  A  eine  gegebene  positive  Constante.      Ferner  sei: 

a,)  J{s)  =  /  w{a)  F{a,  s)da     und     ^    1^'  ^^  =  G{a,  s)  ; 

•'  OS 

0 

und  zwar  mögen  die  Functionen  (p  (o),  F {a,  s),  G  (o,  s)  periodisch^) 
sein,  der  Art,  dass  jede  derselben  nngeändert  bleibt,  sobald  man  o  oder 
s  um  die  Constante  I  anwachsen  lässt.  Ueberdies  sei  vorausgesetzt, 
dass  y(o)  längs  der  a-Axe,  und  F{g,s),  G{g,s)  in  der  gs -Ebene 
überall  stetig  sind.     Alsdann  gelten  folgende  Sätze: 

Erster  Satz.  —  Die  durch  ( I .)  definirte  Function  J{s)  besitzt  für 
jedwedes  s  einen  bestimmten  Differentialquotienten.  Und  dieser  Di/fe- 
rentialquotient  ist  darstellbar  durch  die  Formel: 

(2.)  ^  =f  ifia)G{G,  s)da  . 

0 

Zweiter  Satz.  —  Der  soeben  genannte  Differentialquotient  ist  eine 
durchweg  stetige  Function  von  s. 

Beweis  des  ersten  Satzes.  —  Nach  (I.)  gilt  für  zwei  beliebige 
Argumente  s  und  s^  die   Formel: 


,,^^,  ^y.^^,„, 


J{s,)  -  J{s)  _  r^^^  F{a,  s,)  -  F{a,  s) 


da  . 


Beachten  wir  nun,  dass  F{g,s)  und  G  (g,  s)  nach  unserer  Voraus- 
setzung stetige  Functionen  von  s  sind,  und  in  der  in  ( I .)  angegebenen 
Beziehung  zu  einander  stehen,  so  ergiebt  sich  nach  bekanntem  Satze: 
F{o,  s,)  —  f(ff,  s) 


G{a.  s*)  , 


S^  —  S 

wo  s*  einen  unbekannten  Mittelwerth  zwischen  s  und  s^  vorstellt, 
der  Art,  dass  entweder  «  ^  «*  ^  «i  oder  .y  >  s*  >  s,  ist.  Dem- 
gemäss  kann  man  die  Formel  (A.)  auch  so  schreiben: 


t)  Absichtlich  beschränken  wir  uns  nämlich   bei  Aufstellung  dieser  Hülfssätze 
auf  solche  Fälle,  die  weiterhin  wirklich  gebraucht  werden. 


636  C.   Neumann,  [11 

'  '    0 

oder,    was  dasselbe  ist,  auch  so: 


(B.) 


J{s,)-Jis) 


'-j-:ZJ^-ffpi^)('i^,  ,)^a  ^J',^^a)[r.{o,  6*)  -  G{o,  s)]da  . 

^  i\  A 


Hieraus  folgt  sofort: 

(C.)        ul)s  /-Mrp^_|(y^((j)f;((7,  6)t/(;j  -Si  m/  i.hs  [(;((/,  Ä*)— {;((;,  s)j(/ ff  , 

wo  M   den  absolut  grössten    Werlh  der  Function  (p  (o)  vorstellt. 

Verstellt  man  nun  unter  «  einen  beliebig    gegebenen  Kleinheils- 
grad,  und  unterwirft  man,  bei  festgehaltenem  s,  das  Argument  s^  der 
Bedingung 
(D.)  al.s  {s^  —  s)  %  K  , 

wo  K  eine  positive  Constanle  sein  soll,  so  wird  man  durch  gehörige 
Verkleinerung  dieser  Constante  Ä  dafür  sorgen  können,  dass  die 
rechte  Seite  der  Formel  (C.)  für  siimmtliche  der  Bedingung  {D.) 
entsprechenden  Werthe  von  *"i  kleiner  als  t  bleibt.  Denkt  man  sich 
diese  (bis  jetzt  noch  unbewiesene)  Behauptung  als  richtig  constatirt, 
so  ergiebt  sich  alsdann  aus  der  Formel  (C.)  sofort,  dass  die  Function 
J{s)  im  Punkte  s  einen  Differentialquotienten  besitzt,  und  dass  der 
Werth  dieses  Differentialquotienten  durch  das  in  (C.)  auf  der  linken 
Seite  stehende  Integral  dargestellt  ist.  Kurz,  es  ergiebt  sich  alsdann 
aus  jener  Formel  (C.)  die  Richtigkeit  des  hier  zu  beweisenden  ersten 
Satzes. 

Um  nun  jene  Behauptung  als  richtig  zu  constatiren,  bemerken 
wir  zuvörderst,  dass  die  periodische  Function  G  (o,  s\  zufolge  unserer 
Voraussetzungen,  in  der  (js- Ebene  allcnllialben  stetig  ist.  Nach 
dem  HEiNE-LüROTii'schen  Satze  muss  daher  eine  positive  Constante  R 
von  solcher  Kleinheit  existiren,  dass  die  VVcrthdiCferenz  der  Function 
G  (a,  s)  für  jedwedes  /J-Punktpaarf) 

^  MÄ 


f)  Unter  einem  li-Punktpaar  versiehe  ich  irgend  zwei  Punkte  (ff',  s')  und 
(ff",  s"),  deren  gegenseitiger  Abstand  ^  R  ist.  Man  erhält  also  eine  anschauliche 
Vorstellung  eines  solchen  7?-Punktpaares ,   wenn    man  sich   zwei   Punkte  denkt,  die 


75]  Leber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.      Abh.   II.        637 

ist.  Nehmen  wir  jetzt  die  so  definirte  Constante  R  an  Stelle  von  A'  in 
der  Bedingung  (D.),  und  beachten  wir,  dass  s*  stets  zwischen  s  und 
s,  liegt,  so  haben  wir  es  alsdann  nur  noch  mit  solchen  Argumenten 
s,  Sj  und  s*  zu  thun,  die  den  Formeln  entsprechen: 

abs  {s^  —  5)  ^  /?  , 

abs  (s*  —  s)  ^  R  . 

Aus  der  letzten  Formel  folgt  sofort,  dass  die  beiden  Punkte  (a,  s) 
und  (a,  s*),  welchen  Werth  man  dabei  dem  0  auch  zuerlheilen 
mag,  stets  ein  /i-Punktpaar  bilden,  dass  mithin  die  Werthdifferenz 
der  Function  G{a,  s)  für  diese  beiden  Punkte  (0,  s)  und   (a,  s^)  stets 

<^  M~4  ^^^'  ^™  *^'^  Hauptsache  hervorzuheben :  Nimmt  man  für  K 
die  vorhin  detinirle  Constante  /{,  so  wird  stets  die  Relation  stattfinden: 

abs  [G(«7,  s*)  -  G{ü,  ^r  <^^. 

und  es  wird  daher  alsdann  die  rechte  Seite  der  Formel  (C)  stets 
<^  t  sein.     —   Q.  e.  d. 

Beweis  des   zweiten   Satzes.    —  Es  ist  nachzuweisen,   dass    die 
Function 

(^•)  U{ü)  =f  ff  {a)  (J  (ff,  s)  d a 

0 

eine  stetige  Function  von  s  ist. 

Nun  ergiebt  sich  aus  (L.)  ohne  Weiteres: 

(J/.)  U{s^)  -  f/(6)  =fff  (ff)  [G{a,  sj  -  Gia,  s)da  , 

0 
mithin : 

(A.)  abs  [f/(s,)  —  U{s)]  ^  My*  abs  [G{a,  s,)  —  G(a,  s)]  da  , 

0 

wo  wiederum  M  den  absolut  grössten  Werth  der  Function  tf  (n)  vor- 
stellt. 


durch  einen  biegsamen  Faden  von  der  Länge  R  an  einander  gefesselt ,  /m  Uebrigen 
aber  von  willkürlicher  Lage  sind.  —  Unter  der  U'erlhdifferenz  der  Function  G  (ff,  s) 
für  ein  solches  Ä-Punktpaar  ist,  was  wohl  kaum  noch  der  Erwähnung  bedarf,  die 
Differenz  derjenigen  beiden  Werthe  zu  verstehen,  welche  die  Function  G  {a ,  s)  in 
dem  einen  und  dem  andern  Punkte  dieses  Paares  besitzt. 


638  G.   Neumann,  [76 

Ist  nun  6  ein  beliebig  gegebener  Kleinlieitsgrad,  und  unterwirft 
man,  bei  festgehaltenem  s,  das  Argument  6',  der  Bedingung: 

abs  {s^  —  6)  ^  K  , 
SO  kann  man,  Uhnlich  wie  vorhin,  diese  Constante  K  so  klein  machen, 
dass  die  Ditferenz  G{a,  s^)  -—  G{(>,  s),  welchen  Werth  man  dabei 
dem  G  auch  zuertheilen  mag,  ihrem  absoluten  Betrage  nach  stets 
<^  rv-j  bleibt,  und  dass  also  die  rechte  Seite  der  Formel  (N.)  stets 
■<  6  bleibt.   —   Q.  c.  d. 

Dritter  Satz.  —  Es  seien  zwei  Fwictionen  [{x)  und  (f'{x)  ge- 
geben, die  auf  der  x-Äxe  in  Erslreekung  eines  gegebenen  Intervalls 
ab  sielig  sind.  Ausserdem  sei  bekannt,  dass  die  Function  (p{x)  in 
jedem  Punkte  innerhalb  ab  den  Differenlialquotienten  von  [{x)  re- 
präsenlirt.  —  Alsdann  wird  solches  auch  der  Fall  sein  in  den  beiden 
Endpunkten  des  Intervalls,  d.  i.   in  a  und  in   b. 

Beweis.  —  xMarkirt  man  irgendwo  innerhalb  ab  einen  Punkt 
tti,  und  sodann  irgendwo  innerhalb  a  a^  einen  Punkt  x,  so  muss,  zu- 
folge der  gemachten  Voraussetzungen, 


innerhalb  ax  ein   Punkt  |  existiren,  welcher  der  Formel  entspricht: 

wie  sich   solches  aus  bekannten  Sätzen*)  leicht  ergiebt. 

Es  sei  nun  6  ein  beliebig  gegebener  Kleinheitsgrad,  und  man 
denke  sich,  was  zufolge  der  gemachten  Voraussetzungen  stets  mög- 
lich ist,  den  Punkt  a,  so  nahe  an  a  gelegen,  dass  die  Schwankung 
der  Function  (p{x)  in  Erstreckung  des  Intervalls  aa^  kleiner  als  t 
ist.     Alsdann  geht  die  Formel  {p.)  über  in: 

wo  0  einen  unbekannten  echten  Bruch  vorstellt.  Diese  für  jeden 
Punkt  X  innerhalb  aa^  gültige  Formel  [q.)  zeigt  aber  sofort,  dass  ip{a) 
der  Ditferentialquotient  von  f{x)  im  Punkte  a  ist.   —  Q.  e.  d. 


*)  Man  vgl.  z.  B.    das  Werk  von  Tannery  :    Introduction  a  la  Theorie  des  Fonc- 
tions,  Paris  1886,  pag.  232. 


77]  ÜEBER  DIE  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.    II.        639 

§    13. 

Ein    wichtiges    Theorem,    das   durch    die  Methode  des   arithmetischen 
Mittels  für  die  Ableitungen  der  Fundamen talfunctionen  sich  ergiebt. 

Wir  beginnen  mit  einem  bereits  früher  bewiesenen  Satze  [vgl. 
Abh.  I,  pag.  77  —  79,  sowie  auch  die  dortige  zweite  Bemerkung 
auf  pag.  115.  Beschränken  wir  uns  dabei,  was  nur  der  Einfach- 
heit willen  geschieht,  auf  den  Fall,  dass  die  Curve  keine  Ecken  hat, 
so  lautet  jener  Satz  folgendermassen : 

Hauptsatz,  —  Isl  längs  der  gegebenen  Curve  eine  Function  der 
Bogenlänge  f  =  /*(o)  vorgeschrieben,  und  setzt  man  voraus,  dass 

ß  und  /'  stetiqe  Functionen  von    a   sind,  und   dass   6' 
überall  >  0  ist, 

so  existiren  stets  zwei  den  Werthen  f  entsprechende  Fundamental- 
functionen  O  und  V  der  Gebiete  %  und  3'  '/■  ''•  2;«?«  Fundamental- 
functionen  O  und  M^  dieser  Gebiete,  deren  Randwerthe  mit  jenen  Wer- 
then f  identisch  sind.  Diese  Functionen  sind  wirklich  construirbar. 
Und  zwar  ist  hinsichtlich  ihrer  Construction  Dreierlei  zu  bemerken : 

I.  —  Denkt  man  sich  von  f  aus  der  Reihe  nach  die  Functionen 
gebildet : 

(2-)  fs^'^  =  -^ff^'Hdo),  , 

etc.  etc., 
so  werden   diese   fj"^  für  n  :=  oo  gegen  eine  bestimmte    endliche  Can- 
stante  C  convergiren. 

II.  —   Setzt  man  sodann: 

I  =  +  (C  -  n  +  (C  -  /•('))  +  (C  -  /(*))  +  + , 

^  '^  »?  =  -  (c  -  n  +  (c  -  A('))  -  (C  -  fi'))  + , 

so  werden  diese  Reihen  stets  convergent,  und  die  durch  sie  definirten 
Functionen  |,  1^  stetige  Functionen  der  Bogenlänge  sein*). 

*)  In  Betreff  der  Formeln  (2.),  (3.)  sei  Folgendes  bemerkt :    Sind  auf  der  ge- 


640 


C.   Nehmann, 


[78 


III.  —  Mittelst  der  Constante  C  und  der  Functionen  ^,  t]  sind 
nun  endlich  jene  Fundamentalfunctionen  <t>  und  Y  für  jeden  Punkt  a 
innerhalb  ^I,  und  für  jeden  Punkt  j  innerhalb  3  folgendermassen 
darstellbar  : 

(4.) 

Es  werden  also  z.  B.  für  jediveden  Ciirvenpiinkt  s  die  Convergenzwerthe 
^as  und  ^jg  mit  dem  in  s  vorgeschriebenem    Werthe  fg  identisch  sein. 

Bemerkung.  —  Dass  dieser  Satz  bei  unsern  gegenwärtigen  Betrach- 
tungen d.  h.  für  die  von  uns  determinirten  Curven  (pag.  4)  ein  absolut 
strenger  ist,  geht  hervor  aus  unseren  früheren  Erörterungen  (pag.  22 — 25). 

Aus  den  Formeln  pag.   24  ergiebt  sich    mit  Rücksicht  auf  die 
gegenwärtigen  Voraussetzungen  (1.)  sofort: 


(5.) 


J{da\  =  7t  , 


sodass  man  also  die  Formeln  (2.)  auch  so  schreiben  kann : 

1.       II. 

+  1 


(6.) 


C-f,^^)^-~J[C-n{da\, 


etc.     etc. 


+  1 

+  1 

etc. 


—  1 

—  \ 

etc. 


gebenen  Curve  irgend  zwei  Punkte  mit  den  Bogenlängen  a  und  s  markirt,  so  be- 
zeichnen wir  die  Werllie,  welche  die  Function  f  in  diesen  beiden  Punkten  besitzt,  mit 
f{ö)  und  /(s),  oder  auch  mit  /"^  und  f^.  Und  häufig  werden  wir  dabei  statt  ff^  auch 
das  nackte  f  schreiben.  Ebenso  verfahren  wir  bei  allen  andern  Functionen  der  Bogen- 
länge, bei  /■(*),  f^'^\  etc.,  bei  §,  rj,  etc.    Es  ist  also  z.  B. 

Demgemäss  sind  in  (2.)  unter  /",  f^^\  f^^K  etc.  die  Werthe  dieser  Functionen  im 
Punkte  ff,  d.  i.  an  der  Stelle  des  Curvenelementes  da  zu  verstehen;  während  die  da- 
selbst linker  Hand  befindlichen  fg,  fg^^K  fs^^\  etc.  dem  Punkte  s  zugehören. 


79]  Ueber  die  Methode  des  abitbhetischen  Mittels.     Abh.   II.        64i 

wo  C  dieselbe  Constante  sein  soll,  wie  in  (3.)  und  (4.).  Multiplicirt 
man  diese  Gleichungen  einmal  mit  den  Factoren  1.,  das  andere  Mal 
mit  den  Factoren  IL,  und  addirt  jedesmal,  so  erhält  man,  mit  Rück- 
sicht auf  (3.),  die  erste    und  zweite   der  folgenden    beiden  Formeln: 

r]s-\-{C-  f,)  =  -  -frMo\  . 

Zieht  man  nun  von  s  aus  zwei  Strahlen  nach  den  Punkten  a  und 
ü  -{-  da,  und  bezeichnet  man  die  Azimuthe  dieser  beiden  Strahlen 
gegen  die  a;-Axe  mit  y  und  /  +  dy,  so  ist  offenbar:  (daX  =  dy^ 
oder  genauer  ausgedrückt: 

(äa),  =  ^  </.  , 
sodass  man  also  die  Formeln  (7.)  auch  so  schreiben  kann: 

(8.) 

^,  +  (C-A)  =  --/.;^,/a. 

Lassen  wir  jetzt  zu  den  Voraussetzungen  (I.)  noch  die  hin- 
zutreten, dass  B'  und  ö",  ebenso  wie  6  selber,  stetige  Functionen 
der  Bogenlänge  o  sein  sollen,  so  werden  (zweiler  Satz  pag.  65)  die 
Grössen 

öy       öy       ÖV        ö^         ^V 

Functionen  von  (a,  s)  sein,  die  in  der  as -Ebene  allenthalben  stetig 
sind.  Beachten  wir  aber  dies,  und  beachten  wir  ausserdem  Tvel. 
(3.)],  dass  ^  und  7/  stetige  Functionen  von  g  sind,  so  ergiebt  sich, 
auf  Grund  der  Sätze  pag.  73,  aus  den  Formeln  (8.)  Dreierlei, 
nämlich  erstens,  dass  die  Functionen 

nach  der  Bogenlänge  s  ditlerenzirbar  sind,  ferner  zweitens,  dass 
diese  Differenlialquolienten  die  Werthe  haben: 


ds  aJ       da  ÖS 

00.) 

as  TvJ    '   da  öS 


642  C.   Neumann,  [80 

und  endlich  drittens,  dass  diese  Differentialquotienten  stetige  Func- 
tionen von  s  sind.     Also  folgender 

Erster  Zusatz.  —  Hält  man  fest  an  den  Vorstellungen  und  Be- 
zeichnungen des  Hauptsatzes  (pag.  77),  indem  man  zu  den  dortigen 
Voraussetzungen  noch  die  hinzufügt,  dass 

ß'  und  0".  ebenso  wie  0  selber,  stetige  Ftmctionen  der 
(11.)  '  .  '  y 

Bogenlänge  a  sein  sollen, 

so  wird,  als  Folge  hiervon,  zu  der  schon  früher  vorhandenen  Stetigkeit 
von  ^,  7^  noch  die  Existenz  und  Stetigkeit  der  Differential- 
quotienten *) : 

(.2.)  ^^^     unä     '"\-^> 

(IG  da 

hinzutreten.      Dabei   aber   bleibt    die    Existenz    und    Stetigkeit    von   -p 

und  -j-[  ebenso  fraglich,  wie  die  Existenz  und  Stetigkeit  von    .'    • 

Fügt  man  jetzt  zu  den   schon   gemachten  Voraussetzungen  noch 

7   p 

die  hinzu,  dass  der  Differentialquolient  f  z=z  —f-  existirt,  und  dass 
derselbe   eine   stetige   Function  von    a  ist,  so  ergiebt  sich  auf  Grund 

des    Satzes   (12.)    sofort,  dass   -r^   und   ~   ebenfalls    existiren,    und 

^       ^  da  da 

ebenfalls  stetige  Functionen  von  o  sind;  sodass  man  also  alsdann  den 
Formeln  (10.)  die  Gestalt  geben  darf: 

m^  =  +  l-f^  m  de  -  1/-^  ^  äa  , 
ds  7tJha  \    ÖS/  TtJ   da  hs 

rffa  -  A)  ^  _  1  e  IM]  a„  +  Lfh  ^  rf„ . 

ds  7tJoa\'dsl  7cJ  da  ös 

Diese  Formeln  aber  reduciren  sich,  weil  die   Grössen 

d^     dt] 
ebenso    wie  |,  ij,  -j^,  -~  und   die  Ausdrücke  (9.),  periodische    und 

stetige  Functionen  von  o  sind,  auf  folgende: 


by  hy 

Vs  '     "^  ö  5  ' 


")  Vgl.  die  Note  pag.  77,  78. 


84]  Ueber  die  Methode  des  ABiTiiMETisciiEN  Mittels.     Alu.   II.        643 

äs  n  J  da  hs        ' 

(13.) 

ds  7tJ   da  ÖS 

An  (lieso  Formeln  (13.)  schliessen  sich  analoge  Folgerungen  wie 
vorhin  au  die  Formeln  (8.).  In  der  That  ergiebt  sieh  aus  den  For- 
meln (13.),  und  zwar  wiedemm  auf  Grund  der  Siitze  pag.  73, 
Dreierlei,  nämlich  erstens,  dass  die  Ausdrücke 

da  ds 

nach    der   Bogenlänge   s   differenzirbar    sind ;    ferner    zweitens ,    dass 
diese  Ditlerentialquotienlen  die  Werthe  haben: 


(U.) 


ds*  7t  J  da  ÖS*         ' 

ds'  TiJ  da  ds"         ' 


der  Different'ialquotienl  f  z=.  -L  existirt,  und  dass  der- 


und  endlich  drittens,  dass  diese  Ditferentialquolienlen  atetige  Functionen 
von  s  sind.     Also  folgender 

Zweiter  Zusatz.  —  Fügt  man  zu  den  im  Hauptsätze  und  im  ersten 
Zusätze  gemachten   Voraussetzungen  noch  die  hinzu,  dass 

.'  _  df 

uci    Ayi/i ci  ciiitunfiiuiiciii    I 

(lö.) 

selbe  eine  stetige  Function  von  o  ist, 
so  tritt,  als  Folge  hiervon,  zur  Existenz  und  Stetigkeit  von  ^,  ?j  auch 
noch  die  Existenz  und  Stetigkeit  von 

„6.)  ^,<^/lii  +  n  „„„  äHs_-n 

da      da  ^        da'  da- 

hinzu.     Dabei  aber  bleibt  die  Existenz  von  -rAi  und  -p-r  ebenso  i'raqlicK 

da'  da*  i     j        f 

d*f 
wie  die  von  -r-k- 
da* 

Fügt    man    schliesslich    zu    den    bis    jetzt    gemachten    Voraus- 
setzungen   (1.),  (11.),  (15.)   noch    die    hinzu,    dass   der    Ditlcrential- 

quotient  f  =  y-^  existiren,  und  eine  abtheilungsweis  stetige  Function 
von  G  sein  soll,  so  hat  man  alsdann  in  Betreff  der  Functionen  6  und 
f  im  Ganzen  folgende  Voraussetzungen : 


'AT 


ö"  stelig,  und  Ö'  überall  >0, 
stelig,  und  f"  abtheilungweise  stetig; 


(P-) 

Abhandl.  d.  K.  S.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  XXIY.  I,  ß 


Gi4  C.  Neumann,  [82 

und  in  Betreff  der  Functionen  ^,  i]  folgende  Resultate: 

(/<•)  ^,  7/,  I',  7j    stetig,  und  |"  if  abtheilungsweis  stetig*). 

Aus  diesen  Resultaten   (/?.)   folgt   nun   aber  sofort,  dass  die    in   (4.) 
genannten  Fundamentalfunctionen 


dem  Theorem  Wß. ,  (pag.  40)  sich  subordiniren,  so  dass  man  also  zu 
folgendem  wichtigen  Satze  gelangt: 

Theorem  **^^).  —  Ist  längs  der  geyehcnen  geschlossenen  Curve  eine 
Function  f  =  /"(a)  vorgeschrieben,  und  setzt  man  voraus,  dass 

0,  6',  0"  und  /',  /"  stetige  Functionen  von  o  sind,  dass 
(17.)  ferner  f"   eine    abtheilungsweis    stetige    Function 

von  G  ist,  und  dass  endlich  0'  überall  >  0  ist, 

so  iverden  die  jenen  Werthen  f  enlspj'echenden  Fundamentalfunctionen 
(t>  und  Y  der  Gebiete  %  und  3  liicht  allein  existiren,  sondern  zugleich 
auch  von  solcher  Beschaffenheit  sein,  dass  die  vier  Ausdrücke 

inclusive  ihrer  Convergenziverlhe,  wiederum  vier  theils  zu  %  theils  zu  3 
geh  örige  F  und  amental  f  und  i  oncn  repräsen  tiren. 

Uebrigens  kann  man  diesem  Theorem,  welches  die  Grundlage 
der  weiteren  Untersuchungen  bildet,  wie  man  leicht  übersieht,  auch 
folgende,  vielleicht  noch  etwas  durchsichtigere  Fassung  geben : 

Andere  Form  des  Theorems.  —  Sind  die  Voraussetzungen  (17.) 
erfüllt,  so  existiren  d r e i  Fu n dame n talfunctio n e n  <t>,  <^^ ,  <t>,  des 
Gebietes  %,    von    denen    die    erste    die    vorgeschriebenen   Randwerthe   f 


*)  In  der  That  ergeben  sich  diese  Resultate  ohne  Weiteres  aus  dem  letzten  Zu- 
sätze, falls  man  nur  beachtet,  dass  die  Differentiationen  nach  o  augenblicklich  durch 
Accente  angedeutet  sind. 

**)  Dieses  wichtige  Theorem  wurde  bereits  vor  zehn  Jahren  vom  Verf.  ohne  Be- 
weis mitgetheilt  in  den  Ber.  d.  Kgl.  Sachs.  G.  d.  W.,  1878,  pag.  50  u.  52.  Man  vgl. 
auch  die  Math.  Ann.,  Bd.  16;  pag.  428. 


83]  Leber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.      Arh.   II.        6iä 

besiizl.   während   gleichzeitig  für  jedweden  von  der  Citrve  gelrennten 
Punkt  fl(j7,  y)  die  Relationen  stattfinden: 

(<9.)  r^  =  ^.    «"rf    ^  =  ^'  •    ('■) 

Desgleichen  werden  alsdann  drei  Fundamentalfunclionen 
^.  V, .  Yj  des  Gebietes  3  existiren,  die  für  jedweden  von  der  Curve  ge- 
trennten Punkt  j{x,  y)  den  Relationen  entsprechen 

(20.)  _  =  M',     unä     ^  =  V.,     0) 

und  von  denen  die  erste,  nämlich  Y.   die  vorgeschriebenen  Randwerthe  f 
besitzt. 

Die  Formeln  (19.),  (20.)  bezieben  sich,  wie  dureb  das  Zeicben 
(!)  angedeutet  ist,  nur  auf  solche  Punkte,  die  von  der  Curve  durch 
irgend  welchen,  wenn  auch  noch  so  kleinen,  Zwischenraum  getrennt 
sind.     Und  es  bleibt  also  bei  dem  vorstehenden  Theorem  die  Existenz 

und  Beschaffenheit  der  Ableiluno;en  r — .  ,—  ,  v- •>  ^-  für  solche  Punkte, 

^       öa;     hy      i>x     iiy  ' 

die  auf  der  Curve  liegen,  völlig  dahingestellt. 

Uebrigens  lässt  sich  leicht  zeigen,  dass  die  genannten  Ableitungen, 
wenn  auch  die  Voraussetzungen  (17.)  erfüllt  sind,  in  einzelnen  Punkten 
der  gegebenen  Curve  nicht  existiren.  Ist  z.  B.  die  Curve  ein  Kreis, 
und  denkt  man  sich  an  diesen  Kreis  eine  Tangente  L  gelegt,  parallel 
der  a;-Axe,  so  wird  die  Function  ^  (die  Fundamentalfunction  des 
innern  Gebietes)  längs  der  Linie  L  nur  in  einem  einzigen  Punkte, 
nämlich  nur  im   Berührungspunkte  definirt   sein.      Folglich    wird   der 

Dillerentialquotient    y-   in  diesem  Berührungspunkte    nicht   existiren; 

so  dass  also  dieses  j— - ,    auf  den  Berührungspunkt    angewendet,    ein 
leeres  Zeichen  sein  würde,  ohne  irgend  welchen  Sinn.     U.  s.  w. 


§  u. 

Weitere  Sätze  über  die  Ableitungen  der  Fundamentalfunctionen. 

Die  durch  die  letzten  Worte  des  vorigen  Paragraphs  angeregten 
Fragen  finden,  insoweit  sie  das  innere  Gebiet  3  betreffen,  ihre  Be- 
antwortung durch  folgende  Sätze: 

*6* 


()4G  C.  Neumann,  [84 

Erster  Satz,  —  Es  mcuj  vorausgesetzt  sein,   dass  für  das  von  der 

fjcijebenen  Curve  umschlossene  Gebiet  3 

drei  Fundamentalfimclionen  U,   Uy ,   U2  existiren,  welche 
in  jedwedem  Punkte  [x,  y)  innerhalb  ^  den  Relationen 

('•)  entsprechen: 

Alsdann   wird  für  jeden  Punkt  p  innerhalb  3    ^'^^^   /''^'  j^'^^«^'  ^<^'^  P 
ausgehende  Richtung  r  die  Formel  stattfinden: 

(2.)  -^^.  =  IJi  cos  y  +  U.,  sin  y  , 

wo  y  das  Azimuth  der   liichtung  r  gegen  die  x-Axe  vorstellt. 

Und  diese  Formel  (2.)  wird  auch  dann  noch  gültig  sein, 
wenn  p  am  Rande  von '^  liegt,  vorausgesetzt,  dass  man  zur  Richtung  r 
ein  dem  Gebiete  3  angehörendes  Linienelcment  pq  wählt,  welches  mit 
dem  Rande  von  3  wir  allein  den  Punkt  p  gemein  hat.  Dabei  bleibt  es 
übrigens  gleichgültig,  ob  dieses  Linienelement  p  q  in  p  mit  dem  Rande 
irgend  welchen    Winkel  macht,  oder  ob  es  den  Rand  daselbst  tangirt. 

Zweiter  Satz.  —   Fügt  man  zur  Voraussetzimg  (1 .)  noch  die  hinzu, 
dass 
(3.)  0  und  0'  stetige  Functionen   der  Rogenlänge  a   sind, 

so  wird  die  Function  U  in  jedwedem  Randpunkte  p  einen  Di/ferenlial- 
quoticntcn  nach  der  Rogenlänge  besitzeti.  Und  zwar  wird  derselbe  den 
Werth  haben : 

(4.)  ^ß-  =  U.  cos  0  +  U,  sin  0  , 

da  ^  ' 

wo  ä  das  Azimuth  der  in  p  an  die  Curve  gelegten  Tangente  gegen  die 
x-Axe  vorstellt. 

Beweis  des  ersten  Satzes.  —  Für  innere  Punkte  p  bedarf  die 
Richtigkeit  des  Salzes  keiner  Erläuterung.  Von  hier  aus  aber  gelangt 
man  alsdann  zur  Constatirung  des  Satzes  für  irgend  einen  Rand[mnki  p 
durch  Anwendung  des  auf  pag.   76  bewiesenen  Hüifssalzes. 

Beweis  des  zweiten  Satzes.  —  Für  die  Randcurve  von  3  gelten 
die  Gleichungen  [{R.),  {C)  pag.  3] : 

,^  =  g(ff)  ,  _       l^'  =  cosO  , 


[,;=®(a)  ,  [rj'  =  sinO 


85]  Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels,      Abh.   II.        647 

so  dass  also  ^,  /;  und  6  gegebene  Functionen  von  g  sind.  Setzt 
man  aus  diesen  Functionen,  unter  Hinzunahme  irgend  einer  positiven 
Conslanle  A,  die  beiden  Ausdrücke  zusammen: 

fac  =  ^"  —  A  s\vk  0  , 
\  y  =  r/-{-  A  cos  0  , 

SO  sind  die  so  definirten  Grössen  x,  y  gleichfalls  gegebene  Functionen 
von  G.  Ebenso  wie  nun  die  beiden  Formeln  («.)  die  simultanen 
Gleichungen  der  Randcurve  vorstellen,  ebenso  werden  die  beiden 
Formeln  (/.)  die  simultanen  Gleichungen  einer  gewissen  Parallclcurve 
sein,  nämlich  einer  Curve,  die,  innerhalb  3  liegend,  jene  Randcurve 
im  Constanten  Abstände  A  begleitet.  Aus  (;'.)  und  mit  Rücksicht 
auf  (ß.)  ergiebt  sich : 

\(lx={\  —  AO')  cos  6  da  . 

[dy  =  {\  —Ad)  sin  0  da  ,     inithia :       dx  :  dy  =  cos  0  :  sin  0  ; 

wodurch  bestätigt  wird,  dass  die  neue  Curve  der  Randcurve 
parallel  ist. 

Nach  unserer  Voraussetzung  (3.)  sind  ö,  0'  sielig,  mithin  auch 
durchweg  endlich.  Demgemäss  wird  man  die  positive  Constante  A 
so  klein  machen  können,  dass  die  Differenz  (I  —  AO')  durchweg 
^  0  ist.  Alsdann  aber  erhält  man  aus  {d.)  für  das  dem  Rand- 
element da  correspondirende  Element  ds  der  Parallclcurve  die 
Formel : 
(«.)  ds  =  (l  —  Ad')  da  . 

Errichten  wir  nun  (vgl.  die  folgende  Figur)  in  irgend  zwei  Rand- 
punkten p  und  p  die  jene  Parallclcurve  in  den  Punkten  g  und  g'  er- 
reichenden Normalen  pg  und  p' g',  und  bezeichnen  wir  sodann  irgend 
ein  Element  der  gebrochenen  Linie  pgg'p'  mit  ds,  so  ist  zufolge 
des  ersten  Satzes: 

"^^  TT  ^TT       ■ 

—  =  f/,  cos  y  +  U^  sin  -/  , 

wo  y  das  Azimuth  des  Elementes  ds  gegen  die  j'-Axe  vorstellt. 
Integrirt  man  diese  Formel  über  sämmlliche  Elemente  ds  jener  ge- 
brochenen Linie,  so  folgt*): 


*)  Es  ist  im  Auge  zu  behalten,  dass  U,  i\,  L\  (als  Fundamenlalfunclionen  des 
Gebietes  3)  in  ganzer  Erslreckung  von  3  stetig  sind. 


648 


C.   Neümann, 


[86 


U'  —  U=  t        (U^  cos  y  +  U^  sin  y)  ds  , 


vgy'v 


WO  \]  und  []'  die  Werthe  in  p  und  p'  vorstellen.  Die  den  Perpen- 
dikeln (|)«;)  =  A  und  (^'p')  =  A  entsprechenden  Integraltheile  sind, 
einzeln  genommen,  <2!MA,  falls  man  nämlich  unter  1/ den  absolut 
grössten  VVerth  der  Functionen  t/,  f/j,  (^  in  ganzer  Erstreckung  von 
3  versteht.     Somit  folgt: 


[/' 


U=e  .  iMA  -i-  f     [U,  cosy  -{-  U^  sin  j/)  ds  , 


wo  0  einen  echten  Bruch  vorstellt,  und  wo  die  horizontalen  Ueber- 
streichungen  hervorheben  sollen,  dass  die  betreffenden  Werthe  der 
Parallelcurve  angehören.  Die  letzte  Formel  ist  mit  Rücksicht  auf  (f.) 
auch  so  darstellbar: 

U'  —  U  =  Q  .  i  M  A  +  f     [U^Gosy-i-  Ü^  sin  y)  {]  —  A  0')  da  , 

gg' 

also,  mit  Rücksicht  auf  die  für  M  gegebene  Definition,  auch  so: 

U'  —  U=Q  .  !iMA-\-Q,  ^mMA  {pp')  +  f    {Ü\  cos  /  +  t^  sin  y)  da  , 

WO  m  den  absolut  grössten  Werth  von  0\  und  [p])')  die  Länge  der 
Randslrecke  pja'  bezeichnet,  während  0^  wiederum  einen  echten  Bruch 
vorstellt. 

Sublrahirt  man  von  der  letzten  Formel  das  über  die  Randstrecke 
fp'  erstreckte  Integral*): 


(^.) 


J  =f     (C7,  cos  6»  +  f7,  sin  0)do  , 

^  pp' 


'^)  Das  ä  soll  hier  das  AziinuUi  des  Randelementes  da  gegen  die  tc-Axe  vorstellen. 


87]  ÖEBER  DIE  jMeTHODE  DES  ARITHMETISCHEN  MiTTELS.        AbH.     II.  649 

und  beachtet  man  dabei,  dass  die  dem  Rande  und  der  Paralleicurve 
zugehörigen  Azimulhe  0  und  /  in  je  zwei  einander  correspondirenden 
Punkten  gleich  gross  sind,  so  erhült  man: 

irj.)     (r-r)-J=-iJ/.l|0+0/-?ii|^^)+/   ((r,-(/,)cosö+(Z7,-f7jsinö)^/(T, 

wo  Ui  und  L\  die  Wertho  der  Function  f/,  in  je  zwei  correspon- 
direnden Punkten  der  Randcurve  und  der  Paralleicurve  vorstellen,  und 
Analoges  gilt  von  U2  und  i^- 

Sind  ;}  und  p'  gegeben,  so  haben  in  {ij.)  die  auf  der  linken 
Seite  stehenden  f/,  U',  J  völlig  bestimmte  feste  Werthe,  wahrend 
die  rechte  Seite  der  Formel  alsdann  noch  eine  Constante  A  enthiilt,  die 
wir  nach  Belieben  verkleinern  dürfen.  Ist  nun  irgend  ein  Kleinheits- 
grad f  gegeben,  so  können  wir  durch  Verkleinerung  von  A  zunächst 
dafür  sorgen,  dass  der  erste  Theil  der  rechten  Seite  <^  —  wird,  so- 
dann  aber  durch  weitere  Verkleinerung  von  A  dafür  sorgen,  dass 
der  zweite  Theil  der  rechten  Seite  (d.  i.  das  Integral)  ebenfalls  <^  -^ 
wird'f).  Somit  ergiebt  sich,  dass  die  linke  Seite  der  Formel  (?/.) 
nolhwendig  =  0  ist.  Wir  erhalten  daher  V  —  U  =  J,  oder  mit 
Rückblick  auf  i^.): 

(^.)  U'  —  U  =  f     {U^  cos  0  +  U.  siD  0)dG  . 

Nachdem  diese  Formel  constatirt  ist  für  jede  beliebige  Rand- 
strecke pp'^  wollen  wir  jetzt  irgend  einen  Kleinheitsgrad  6  uns  ge- 
geben denken,  und  vom  Randpunkte  p  aus  (vgl.  die  folgende  Figur) 
eine  Randstrecke  pq  auftragen  von  solcher  Kleinheit,  dass  die 
Schwankungen  der  Function 

(/.)  U^  cos  0  -\-  U^  sin  6 

längs  pq  weniger  als  6  betragen.  Bringen  wir  alsdann  die  Formel 
(t^.)  auf  einen  beliebigen  Theil  pp'  dieser  Strecke  pq  in  Anwendung, 
so  erhalten  wir  sofort: 


U'  —  U  =  {b\*  cos  0*  -h  U^*  sin  0*)  f 


da 


pp 
d.  i. 

(x.)  ^,  ~,^  =  U*  cos  0*  H-  U*  sin  G*  , 

iPP) 


i)  Vgl.  die  Note  pag.  85. 


G50  C.  Neümann,  [88 


wo  die  mit  einem  Stern  versehenen  Buchstaben  die  Werlhe  der  be- 
treffenden Functionen  in  einem  unbekannten  Randpunkte  p*  zwisciien 
p  und  p'  vorsteilen,  wahrend  {pp')  die  Liinge  der  Strecke  pp'  be- 
zeichnet. Zufolge  der  Festsetzung  (/,)  weicht  der  in  (x.)  auf  der 
rechten  Seite  vorhandene  zu  p*  gehöiige  Werlh  von  dem  analogen  zu  p 
gehörigen  Werlhe  U^  cos  0  -\-  IJ^  sin  0  um  weniger  als  «  ab.  Somit 
folgt  aus  (x.)   sofort : 

{l.)  ^   ~ /^  =  (IJ,  cos  0  -f-  f/,  sin  0)  -1-  0£  , 

wo  0  einen  echten  Bruch  bezeichnet.  Ist  also  irgend  ein  Kleinheits- 
grad s  und  überdies  der  Punkt  ])  gegeben,  so  kann  q  so  nahe  an  p 
gelegt  werden,  dass  für  jedweden  der  RandsIrecke  pq  angehörigen 
Punkt  p'  die  Formel  stattfindet: 

(.«.)  abs  1^   ~ ,^  —  (C/,  cos  0  -f  t/,  sin  ö))  <  e  .     —     Q.  e.  d. 

Zu  den  soeben  bewiesenen  SUtzen  fügen  wir  noch  folgenden 
hinzu,  der  von  hervorragender  Wichtigkeit  ist  für  unsere  weiteren 
Untersuchungen. 

Dritter  Satz,  —  Die  gegebene  geschlossene  Cnrvc  sei  von  solcher 
Beschaff enheit,  dass 

(5.)  Ö,  6'  stelige  Functionen  der  Bogenlänge  a  sind. 

Ueberdies  sei  vorausgesetzt,  dass  für  das  von  dieser  Curve  umschlossene 
Gebiet  3  ^^'c*  Fimdamentalfunctioncn  U,  L\,  U^  exisUren,  die  in  jed- 
ivedem  Punkte  (a^,  y)  innerhalb  3  ^^cn  Formeln  entsprechen: 

(6.)  V^^U,     und     ~=U..     (!) 

Markirl  inan  nun  einen  hcliebigen  Punkt  p  des  Gebietes  3  — 
einerlei  ob  derselbe  innerhalb  3  oder  am  Bande  von  3  Hcfjl  —  ^""' 


S9j  Heber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.   II.        651 

versieht  man  unter  t  einen  willkürlich  gesehenen  Kleinheitsgrad,  so  wird 
man  um  p ,  als  Centrum ,  stets  einen  Kreis  von  solcher  Kleinheit  be- 
schreiben können,  dass  für  alle  zu  3  gehörigen  und  innerhalb  dieses 
Kreises  befindlichen  Punkte  p'  die  Formel  stattfindet: 

(7.)  abs  I       "~ (r,  cos  7+1^,  sin  7))  <  «  , 

wo  ipp)  die  Länge  der  von  p  und  p  begrenzten  geraden  Linie,  und 
Y  das  Äzimulh  dieser  Linie  gegen  die  x-Aire  vorstellt.  Dabei  bezeichnet 
U'  den  )Ve/7Ä  in  p',  während  V  selber,  some  auch  V^  und  U^,  die 
Werthe  der  betreffenden  Functionen  in  p  vorstellen. 

Beweis  des  Satzes  für  innere  Punkte.  —  Liegt  p  innerhalb  % 
so  kann  der  Kreis  gleich  von  Anfang  so  klein  gedacht  werden,  dass 
er  ebenfalls  völlig  innerhalb  3  liegt.  Sodann  aber  können  wir  durch 
weitere  Verkleinerung  des  Kreisradius  dafür  sorgen,  dass  die 
Schwankungen  der  Functionen 

innerhalb    des  Kreises  durchweg  <^  -   sind,    wo   s   den    gegebenen 

Kleinheitsgrad  vorstellt.  Maikiren  wir  jetzt  innerhalb  des  Kreises 
einen  beliebigen  Punkt  p',  und  bezeichnen  wir  die  gerade  Linie  pp' 
noit  r,  und  irgend  ein  Element  derselben  mit  dr,  so  ist  nach  dem 
ersten  Satze  (pag.  84): 

dU       ,.  ,    ,,    . 

-r-;  =  Ui  COS  y  -\-  t ,  sm  y  , 

WO  y  das  Azimuth  der  Linie  r  =  (pp')  vorstellt.  Hieraus  folgt 
durch  Integration  über  alle  Elemente  dr  dieser  Linie: 

U'  —  tJ  =  I     {U^  COS  y  +  L\  sio  y)  dr  , 
pp' 
d.  i. 

V  —  U=  {U*  cos  y  +  U*  sin  y)  f    dr  , 


d. 


pp 


=  U*  cos  y  -\-l  i    siD  y  , 


W) 

wo  U  und  L'  die  Werthe  von  U  in  p  und  p'  vorstellen,  während 
die  mit  einem  Stern  versehenen  Buchstaben  die  Werthe  der  be- 
treffenden   Functionen   in  einem  unbekannten  Punkte  p^  zwischen  p 


G52  C.   Neumann,  [90 

und  2^'  repriisentiren.  Zufolge  der  Festsetzung  (a.)  ist  nun  aber  die 
letzte  Formel  auch  so  darstellbar: 

(b.)  ^J^^^^'  '"'  ^  +  ^^  ''"  ^^  +  ®'  ' 

wo  alsdann  f/,  und  U^  die  Wertlie  in  ji  bezeichnen,  und  0  ein  echter 
Bruch  ist.  —  Q.   c.  d. 

Beweis  des  Satzes  für  die  Eandpunkte.  —  Liegt  der  zu  be- 
trachtende Punkt  j}  am  Hemde  von  3?  so  beschreibe  man,  nachdem 
zuvor  ein  beliebiger  Kleinheilsgrad 

{A.)  e,  <  i 

gegeben  ist,  um  />,  als  Centrum,  einen  Kreis  von  solcher  Kleinheit, 
dass  die  Schwankungen  der  Functionen  U,  U^,  V^  innerhalb  dieses 
Kreises 

sind,  wo  M  (ebenso  wie  früher)  den  absolut  grössten  Werth  von 
f/,  l/j ,  V^  in  ganzer  Erslreckung  von  3  vorstellen  soll.  Sodann 
sorge  man  durch  noch  weitere  Verkleinerung  des  Kreisradius  dafür, 
dass  der  innerhalb  des  Kreises  befindliche  Theil  des  Randes*)  aus 
einem  einzigen  Stück  besteht,  und  auch  dafür,  dass  die  Schwankungen 

von  0  für  diesen  Theil  des  Randes  <^  ^  sind;  so  dass  also  summt- 

liehe  Tangenten  dieses  Randtheiles  in  ihren  Richtungen  um  weniger  als 

(c.)  I 

von  einander  abweichen. 

Innerhalb  des  so  definirten  Kreises  markire  man  nun  einen  be- 
liebigen zu  3  gehörigen  Punkt  p'.  bi  Betreff  der  von  p  und  p'  be- 
grenzten geraden  Linie  r  =  (pp)  sind  alsdann  sehr  verschiedene 
Fälle  denkbar.  Entweder  wird  sie,  ausser  p  selber,  keinen  weitern 
Punkt  mit  dem  Rande  gemein  haben.  Oder  sie  wird  den  Rand 
zwischen  p  und  p'  irgend  welche  Anzahl  von  Malen  schneiden  resp. 
berühren.  Dabei  kann  sie  möglicherweise  auch  den  Punkt  p'  mit 
dem   Rande   gemein    haben;    denn    es    kann  ja   jener   innerhalb  des 


*)  Unter  dem  Rande  \sl  stets  der  Rand  von  Q,  das  ist  die  von  Hanse  aus  gege- 
bene geschlossene  Curve,  zu  verstehen. 


9<]  Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.  II.        653 

Kreises  markirte,  zu  3  gehörige  Punkt  p'  möglicherweise  ein  Rand- 
punkt von  3  sein.  All'  diese  Fälle  zusammenfassend,  bezeichnen 
wir  mit  q  den  letzten  Punkt,  den  die  Linie  r  =  {pp'),  von  p  aus 
gerechnet,  mit  dem  Rande  gemein  hat,  und  ferner  mit  s  =  {pp') 
diejenige  Ctnve^  welche  von  p  bis  q  längs  des  Randes  fortgeht,  so- 
dann aber  von  q  aus  geradlinig  nach  ;/  geht.  Aus  dieser  Definition 
der  Curve  s  =  [pp  )  ergiebt  sich  mit  Rücksicht  auf  {€.),  dass  die 
einzelnen  Elemente  ds  dieser  Curve  gegen  die  gerade  Linie  r  r=  {pp') 
unter  Winkeln  geneigt  sind,  die  durchweg  <^  —  sind.  Bezeichnet 
man  also  den  Neigungswinkel  eines  solchen  Elementes  ds  gegen  die 
Linie  r  mit  2  d,  so  ist  stets : 

(D.)  ahs^<^«<-l:     [vgl.  (.4.)]  . 

Zur  Erläuterung  des  soeben  Gesagten  dürfle  es  angemessen  sein,  im 
Ganzen  zwei  Fälle  zu  unterscheiden. 

Erster  Fall:  Die  gerade  Linie  r  =  (pp')  hat,  ausser  p  selber,  keinen 
weiteren  Punkt  mit  dem  Rande  gemein.  Alsdann  wird  jener  Punkt  q 
identisch  sein  mit  p  selber,  folglich  die  Curve  s  identisch  sein  mit  r;  so 
dass  also  in  diesem  Falle  jene  mit  2  (J  bezeichneten  Neigungswinkel  durch- 
weg =  0  sind  : 
(«.)  ^  =  0   . 

Zweiter  Fall :  Die  gerade  Linie  r  =  {pp')  hat,  ausser  p  selber,  noch 
irgend  welche  Anzahl  anderer  Punkte  mit  dem  Rande  gemein.  Alsdann 
wird,  von  p  aus  gerechnet,  der  letzte  dieser  Punkte  mit  q  zu  bezeichnen 
sein.  Und  die  Curve  s  wird  in  diesem  Falle  also  aus  zwei  Theilen  s^  und 
s,  zusammengesetzt  sein : 

Si  =  {iJql       s..  =  {qp'); 

der  Art,  dass  s,  durch  die  Randstrecke  (pq),  s^  aber  durch  die  gerade  Linie 
iqp')  dargestellt  ist.  Die  Linie  r  geht  von  p  aus,  und  durch  q  hindurch, 
während  die  Curve  s^  ebenfalls  von  p  nach  q  geht.  Folglich  wird  die 
Linie  r  parallel  sein  mit  einer  gewissen  Tangente  der  Curve  s^.  Zufolge 
(C)  wird  nun  jedwedes  Element  ds^,  seiner  Richtung  nach,  von  dieser 

Tangente,  d.  i.  von   der  Richtung  der  Linie  r  um  weniger  als  ~  ab- 

weichen.  Andererseils  aber  wird  jedwedes  Element  ds^  in  die  gerade 
Linie  r  =  ipqp')  hineinfallen,  also  mit  dieser  Linie  r  den  Winkel  0 
machen.  Somit  sehen  wir,  dass  sämmtliche  Elemente  ds  (sowohl  die 
ds^,  wie  auch  die  ds^)  gegen  die  Linier  unter  Winkeln  geneigt  sind, 

die  <^  —  sind.    Bezeichnen  wir  also  diese  Neigungswinkel  mit  %d,  so 

ergiebt  sich : 


Go4  C.   Neiimann,  [92 

iß.)  «bs()<^    . 

Dem  hier  belrachteten  zweiten  Falle  subsumirt  sich  offenbar  auch 
z.  B.  der  Fall,  dass  p  ein  Randpunkt  von  3  ist.  In  diesem  letzteren  Falle 
gestalten  sich  die  Dinge  nur  dadurch  ein  wenig  specieller,  dass  q  identisch 
wird  mit  p  ,  dass  mitliin  s^  verschwindet,  und  s^  identisch  wird  mit  s. 

Zusammenfassung.  —  Die  erhaltenen  Resultate  (a.)  und  (/:?.)  zeigen, 
dass  die  oben  angegebene  Formel  {D.)  ganz  aligemein  gilt.   —  Q.  c.  d. 

Für  jedes  Element  ds   der   Curve   s  ■=-  (pp)  gilt,    zufolge  des 
ersten   und  zweiten  Satzes  (pag.  84),  die  Formel: 

falls  man  nämlich  unter  (y  -j-  ^())  das  Azimuth  des  Elementes  ds 
gegen  die  x-Axe  versteht.  Dabei  mag  ;'  selber  das  Azimuth  der 
geraden  Linie  r  =  {pp')  gegen  jene  Axe  vorstellen;  so  dass  also 
2!r),  in  Uebereinstimmung  mit  unsern  bei  (/).)  gemachten  Bezeich- 
nungen, den  Neigungswinkel  des  Elementes  ds  gegen  die  Linie  r 
repriisentirt.  Integrirt  man  die  Formel  (E.)  über  alle  Elemente  ds 
der  Curve  s  =  {pp')->  so  folgt: 

U'  —  U=  f         [f/,  cos  (7  +  2 (J)  +  t/,  sin  {y  +  2 d)]  ds  , 

d.     i. 

(F.)  U'  —U=  [U^*  cos  (y  +  2 d*)  +  U^*  sin  (y  +  2 6*)]  s  . 

Hier  bezeichnet  s  die  Länge  der  Curve  s=  (pp)',  während  ü*,  f/2*, 
^d*   die  Werthe    von  U^,   f/2,  '^d  in  einem  unbekannten    Punkte  p* 
der    Curve    s    vorstellen.      Ueberdies    reprüsentiren    U  und    V    die 
Werthe  der  Function   U  in  p  und  p'. 
Nun  ist  identisch: 

(G.)  U*cos{y-{-2ö*)=U^cosy-\-U*\cos{y  +  'i^*)  —  cosy]-{-{U*—U^)cosy, 

d.  i. 

(//.)     U*cos{y-\-'iö*)=  U^cosy—  2  f/^*sin  d*sin{y  +  d*)-i-{U,*  —  U^)cosy  , 

wo  f/i  den  Werth  von  t/,  in  p  vorstellen  soll.  Beachtet  man  jetzt, 
dass  nach  (D.) 


abs  ö-  < ;« <  I 


mithin  auch 


93]  ÜEBER  DIE  Methode  des  arithmetischen  Mittels.      Abh.   II.        655 

{X.)  abs  (sin  d*)<  ^  <  ^ 

ist,  beachtet  man  ferner,  dass  (nach  der  Definition  von  3/) 
(y.)  abs  U,*^M  , 

und  beachtet  man  endlich,  dass  nach  (B.) 

(=.)  abs  {U,*  -  U,)  <  ^ 

ist,  so  kann  man  die  Formel  (//.)  auch  so  sclireiben: 

U,*  cos  (/  +  2(J*)  =  r,  cos  ^^  +  ^  ^  +  y  ^  , 

oder  auch  so: 

(7,.)  f/,*  cos  (y  +  2(5*)  =  (7,  cos  /  +  0,  M€,  , 

wo  t>,  !>',  0^  echte  Brüche  vorstellen.   —   Ebenso  ergiebt  sich 

(/,.)  U^*  sin  (/  +  2d*)  =  U^  sin  /  +  0,  Me,  . 

Substituirt  man  aber  diese  Werlhe  (Jy.)^  {J-y)  'o  l^),  so  folgt  mit 
Rücksicht  auf  (A.): 

(K.)  ^    —  ^   ^  ^jj^  p^g  /  +  f/,  sin  7)  +  20  J/to  =  4  H  ,V  , 

wo  H  und  0.  ebenso  wie  0i  und  0.,  echte  Brüche  vorstellen. 
Nun  ist  nach  der  Definition  von  2^: 

/    __^ 

^-"€08  2^    ' 

wo  ilr  die  senkrechte  Projection  des  Elementes  ds  auf  die  gerade 
Linie  r  =:  {pp')  vorstellt.  Hieraus  folgt  durch  Integration  über 
alle  Elemente  ds  der  Curve  s  =  {pp')'- 

_       \ 
^  ~  cos  2(5*  ^"  ' 

wo  s  und  r  die  Längen  der  Curve  s  und  der  Linie  r  vorstellen, 
während  2^*  den  Werth  von  2d  in  einem  unbekannten  Punkte  p* 
der  Curve  s  bezeichnet.     Somit  fokt : 


I       _  1  —  cos  2  J* 


d.  i. 


r         cos  2(5*  '        cos  2ö* 

s   _  2  sin"-  ö* 

7  ~      "^  1  —  2  sin*  d*  ' 


036  C.   Neumann,  [94 

Nach  (x.)  ist  abci-: 

2  sin'  d*  <  ^o-  <  4-  »      f"'^l>'"  :   -l  —  2  sin"^  d*  >  1  —  i-  =    !    , 

o  o  o  o 


mithin: 


i  —  2  sin^  d*  ^  8    7 
Somit  folü;t: 

r  7 

Multiplicirt  man  diese  Formel  mit  der  Formel  (K.),  und  macht  man 
dabei,  was  die  in  jener  Formel  (/i.)  auf  der  rechten  Seite  stehenden 
beiden  Ausdrücke  anbelangt,  sowohl  von  dem  einen  wie  auch  von 
dem  andern  Gebrauch,  so  erhält  man  sofort: 

(L.)         ^   7  ^  =  (^1  ^"os  /  +  ^»2  ^i'^  /)  +  '^  ö-^^ßü  +  0 '  >  4  H  i/  , 

wo  0,   0',  und   H   echte  Brüche  sind. 

Hieraus  aber  ergiebt  sich  schliesslich: 

(M.)  abs  1^    7  ^  —  (^1  cos  /  +  C/,  sin  7)j  <  3i/e,   . 

Diese  Formel  gilt,  ihrer  Ableitung  nach,  für  jedweden  innerhalb 
des  Kreises  liegenden  und  zu  3  gehörigen  Punkt  p'.  üemgemäss 
ist  der  verlangte  Beweis  geführt,  falls  man  nur  das  hier  gewühlte 
fo  so  klein  sich   denkt,  dass  3}h^^<^f■  ist. 


üeber  monogene  Fundamentalfunctionen. 

Der  üebersichtlichkeit  willen  mögen  die  Salze,  um  die  es  sich 
hier  handelt,  vorangestellt,  und  die  Beweise  derselben  erst  hinterher 
gegeben  werden. 

Erster  Satz.  —  Die  gegebene  geschlossene  Curve  sei  von  solcher 
ßescha/l'enheil,  dass 

(1.)  0  und  0'  stelige  Functionen  der  Bogenlänge  a  sind. 

Ferner  sei  vorausgesetzt,  dass  für  das  von  dieser  Curve  umschlossene 
Gebiet  3  drei  Fundamentalfunctionen  U,  t/j ,  U^  existiren ,  die  in  jed- 
wedem Punkte  {x,  y)  innerhalb  3  den  Formeln  entsprechen: 


95]  Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittei^.     Abh.  IL        637 

Denkt  man  sich  alsdann  in  Erslreckung  des  Gebietes  3  irgend 
eine  in  sich  zurücklaufende  Curve  s  construirt^  so  wird  das  über  diese 
Curve  s  erstreckte  IntegrcU 

(3.)  f{U^dy  —  U^dx)  stets  =  0  sein*)  . 

Zweiter  Satz.  —  Bildet  man  ferner,  nachdem  innerhalb  5  ^*» 
fester  Punkt  {Xq,  y^,)  markirt  ist,  das  Integral 


.^y» 


(*.)  y=J  {i^^dy-  U^dx)  , 

und  denkt  man  sich  dabei  die  Integrationscurve  auf  das  Gebiet  3  be- 
schränkt, so  wird  die  so  definirte  Function  V  =^  V(j;,  y)  nicht  nur  in 
ganzer  Erstreckung  von  3  eindeutig  und  stetig,  sondern  überdies  auch 
eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes  3  sein.  Auch  wird  diese 
Function  V  in  jedwedem  Punkte  innerhalb  3  ^^^  Formeln  entsprechen: 

Formeln,  die  mit  Rücksicht  auf  (2.)  auch  so  darstellbar  sind: 

'  ö.r  by  '         by  hx  '     ^'^ 

Dritter  Satz.  —    Setzt  man  jetzt: 


(7.)  W  =  U-{-  i  y    und     z  =  x -\-  iy  ,       {i  =  V^^H)  , 

so  wird  man,  falls  innerhalb  3  oder  am  Rande  von  3  irgend  ein 
Punkt  :  markirt,  und  überdies  irgend  ein  Kleinheitsgrad  f  gegeben  ist, 
um  diesen  Punkt  z,  als  Centrum,  stets  eine  Kreisperipherie  von  solcher 
Kleinheit  beschreiben  können,  dass  für  alle  zu  3  gehörigen  und  inner- 
halb dieser  Peripherie  befindlichen  Punkte  z   die  Formel  stattfindet: 


*)  Setbstverständlich  ist  die  in  Rede  stehende  Curve  der  Art  zu  denken ,  dass 
das  Integral  (3)  einen  bestimmten  Sinn  hat.  Man  kann  daher,  um  den  Salz  völlig 
strenge  zu  machen,  und  zugleich  ohne  Beeinträchtigung  der  weiterhin  anzustellenden 
Betrachtungen,  festsetzen,  dass  jene  Curve  ein  Polygon  sein  solle,  dessen  einzelne 
Seiten  entweder  lauter  gerade  Linien  und  Kreisbogen  sind,  oder  aber  überdies  auch 
noch  aus  irgend  weichen  Strecken  der  gegebenen  Randcurve  bestehen.  Analoges  ist  zu 
bemerken  mit  Bezug  auf  das  Integral  (4.). 


658  C.  Neumann,  [96 

W  —  W 


(8.) 


Dabei  bezeichnet  W  den  Werth  in  z  ;  während  W  selber,  sowie  auch 
Ui  lind  U2 ,  die    Werlhe  der  betreffenden  Functionen  in  z  vorstellen. 

Hieraus  folgt  sofort,  dass  das  Jiinoin  ((/j  —  iil^)  in  dem  be- 
trachteten Punkte  z  den  I)i/ferentialquotienten  von    \V  nach    z  vorstellt: 

(9.)  ^  ==  ^.  -  '"'-  ' 

dW 
und    dass    also    -y-,    ebenso    wie     W   selber,   eine    Fundamental- 

et  % 
function  des  Gebietes  3  ist^). 

Vierter  Satz.  —  Ueberdies  eryiebt  sich  aus  (8.),  dass   der  Werth 

dW  .      . 
des  Di/fcrcntiahpiotienten    - —  in  jedwedem  Punkte  z,  mag  nun  derselbe 

innerhalb  3?  ^'^^'^'  f^^^  Rande  von  3  Hegen,  von  der  Wald  des  bei 
seiner  Bildung  in  Anwendung  gebrachten  Nachbar jnmktes  z  -\-  dz  un- 
abhängig, und  dass  also  die  Function  W  nicht  nur  in  jedem  inneren 
Punkte,  sondern  ebenso  auch  in  jedem  Randpunkte  als  monogen 
zu  bezeichnen  ist. 

Fünfter  Satz,  —  Endlich  ergiebt  sich  aus  (8.),  dass  die  Convergenz 
des  Differenzen -Quotienten  der  Function  W  gegen  den  im  Punkte  z  vor- 
handenen Differentialquotienten  -j^  eine  von  allen  Seiten  her  gleich- 
massige  ist;  oder  mit  anderen    Worten,  dass  die  Entstehungsweise  des 

dW    . 
Di/ferentialquotienten  -r^   in  jedwedem  Punkte    z    des  Gebietes   3   ^''''^' 

von  allen  Seiten  her  äquiconvergente  ist;  wobei  es  keinen  Unter- 
schied macht,  ob  der  betrachtete  Punkt  z  innerhalb  3?  oder  am  Rande 
von  3  liegt. 

Bemerkung  zum  vierten  und  fünften  Satze.  —  Ist  der  Punkt  z  ein 
Randpunkt  von  ^,  so  hat  man  sich^  was  die  »Nachbarpunkte  z  -\-  dz«  und 
das  »von  allen  Seiten  her«  betriirt,  selbstverständlich  auf  solche  Nachbar- 
punkte und  auf  solche  Seiten  zu  beschränken,  für  welche  die  Function  W 
wirklich  deßnirt  ist,  also  sich  zu  beschränken  auf  das  Innere  und  den  Kand 
des  Gebietes  3f. 


*)  Es  sind  nämlich  U,  U^,    U^  und  V  Fundamentalfunctionen  des  Gebietes  Q. 

d  W 

Gleiches  gilt  daher,  auf  Grund  der  Formeln  (7.)  und  (9.)  auch  von  IF  und . 

dz 


d7]  Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.  II.         639 

Beweis  des  ersten  Satzes.  —  Setzt  man  zuvörderst  voraus,  dass 
die  geschlossene  Curve  s  vollständig  intierlialb  3  l'^gt»  so  erhJilt  man 
nach  einer  bekannten  GREEN'schen  Formel: 


/ 


—-ds  =  0  , 
an 


wo  »  die  innere   Normale  des  Elementes    ds   vorstellt.     Nach  dem 

ersten  Satze  pag.  8i  ist  aber  -r—  =  L\  cos  /  -j"  ^2  sin  /,  wo  y  das 

Azimuth  der  Normale  u  gegen  die  x-Axe  bezeichnet.    Somit  ergiebt 
sich: 

{U^  cos  y  +  U^  sin  y)  ds  =  0  , 


/( 


oder,  was  dasselbe  ist: 

[U^  sin  (y  —  90°)  —  U^  cos  [y  —  90°)]  ds  =  0  . 


fi 


Die  Differenz  (/  —  90")  reprüsentirt  aber  das  Azimuth  des  Elementes 
ds  gegen  die  J*-Axe.  Bezeichnet  man  also  die  Componenten  dieses 
Elementes  ds  nach  den  Coordinatenaxen  mit  dx  und  dy,  so  ist 
ds  cos  (/  —  90")  =  dx   und    ds  sin  (/  —  90")  =  rfy,  wodurch  die 


vorstehende  Formel  die  Gestalt  gewinnt: 


f{U^dy  —  U^dx)  =  0  . 


Dass  nun  schliesslich  diese  Formel  auch  dann  noch  gültig  bleibt, 
wenn  einzelne  Punkte  oder  auch  irgend  welche  Strecken  der  Curve 
s  in  den  Rand  von  3  hineinfallen,  erkennt  man  leicht,  falls  man 
nur  beachtet,  dass  (7,  und  Hj  (als  Fundamentalfunctionen  des  Ge- 
bietes 3)  in  ganzer  Erstreckung  von  3  stetig  sind.  —  Q.  e.  d. 

Beweis  des  zweiten  Satzes.  —  Aus  dem  soeben  bewiesenen 
ersten  Satze  folgt  sofort,  dass  die  durch  die  Formel 

(a.)  V  =J (U^dy  -  U^dx) 

definirte  Function  V  =  \{x,  y)  in  ganzer  Erstreckung  von  3  eindeutig 
und  stetig  ist^  und  dass  sie  überdies  in  jedem  Punkte  innerhalb  3 
^eo  Formeln  entspricht: 

W  */  =  -  i'. .     ^-^  =  +V,.    0) 

Abhaudl.  d.  K.  S.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  XXIV.  47 


GGO  C.  Neümann,  [98 

Nach  unserer  Voraussetzung  sind  aber  f/j,  U2  Fundamentalfimctionen 
des  Gebietes  3.     Folglich  werden  z.  B.  die  Ableitungen 

hU^        hU^        hU^       bU^ 

innerhalb  3    nicht    nur   überall    existiren,  sondern    innerhalb   3    auch 
überall    stetig   sein.      Gleiches   gilt    daher   nach  (ß.)  von   den  Ablei- 


tungen 


hV       ö  F       h^V       h^V        h^V 


auch  ergiebt  sich  aus  (ß.),  unter  Rücksichtnahme    auf  (2.),  dass   der 

Ausdruck  r — ^  H — r-5-  innerhalb  3    überall  =  0    ist.     Folijlich   ist    V 

eine  Fundamenialfunction  des  Gebietes  3-  Ueberdies  sind  die  Glei- 
chungen (/?.)  mit  Rücksicht  auf  (2.)  auch  so  darstellbar: 

(y.)  - —  =  —  -: —  ,       T—  =  r —  •     (!)  —  Q.  e.  d. 

^'  '  bx  dy  ^        hy         hx        ^' 

Beweis  des  dritten  Satzes.  —  Nach  unserer  Voraussetzung 
sind  [/,  /7i,  IJ-i  Fundamentalfunctionen  des  Gebietes  3?  die  den  Re- 
lationen entsprechen 

Genau  dasselbe  gilt  aber,  auf  Grund  des  soeben  bewiesenen  zweiten 
Satzes,  auch  von  den  Functionen  V,  —  fZj?  f^i-  I"  f^^r  That  sind  diese 
Functionen  F,  —  IJ-i,  U^,  zufolge  jenes  Satzes,  Fundamentalfunctionen 
des  Gebietes  3  "nd  den  Formeln 

|I  =  -£/,,       '-f^U^     (,) 
öo;  .  oy  1     ^' 

entsprechend. 

Demgemäss  ist  der  Satz  pag.  88  auf  f/,  f/^,  t/2  und  ebenso  auch 
auf  y,  —  t/2,  (7i  ohne  Weiteres  anwendbar.  Denkt  man  sich  also 
irgend  einen  Punkt  j)  des  Gebietes  3  markirt,  und  versteht  man 
überdies  unter  e^  einen  beliebig  gegebenen  Kleinheitsgrad,  so  wird 
man  um  p  (als  Centrum)  stets  einen  Kreis  von  solcher  Kleinheit  be- 
schreiben können,  dass  für  alle  innerhalb  dieses  Kreises  liegende 
und  zu  3  gehörigen  Punkte  p'  die  Formeln  stattfinden: 


99]  Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.  II.         661 

F'  —  V 
(B.)  -^^^^^ (-  r,  cos  /  +  l\  sin  ;')  =  e,£„  , 

WO  y  das  Azimulh    der  geraden   Linie  ipp')  gegen  die  a;-Axe  vor- 
stellt ;  während  0, ,  0,  echte  Brüche  bezeichnen. 

Setzt  man  jetzt: 

W  =  r  +  n'  ,      z  =  X   -\-  iy  , 

W'  =  V  +  iV  ,       z'  =  x'  -\-  iy'  ,      (/  =  /^TT), 

und  betrachtet  man  dabei  (x,  y)  und  {x\  y)  als  die  Coordinaten  der 
beiden  Punkte  p  und  p\  so  erhält  man 

x'  —  X  =  ipp')  cos  y  , 

y    —y  =  ipp')  sin  y  , 
mithin : 

Multiplieirt  man  jetzt   die  Formeln  {A.)^{B.)  mit  1,  i  und  addirt,  so 


folgt: 


W  —  W 

(r,  _  iL\)e^y  =  £,(0.  +  .0,)  , 


iPPl 

oder,  falls   man    für  {pp)   den  aus  [C.)  entspringenden   Werlh   sul)- 
stituirt: 

■>  I  f   -  (r.  -  /Xg  =  f,  (0,  +  /0Je-'/'  , 
also  (weil  y  seiner  Definition  nach  reell  ist): 
(p.)  mod  ' 


Demgemäss  ist  der  verlangte  Beweis  geführt,  falls  man  nur  das  hier 
gewählte  fo  sich   so  eingerichtet  denkt,  dass  2fo  <C  *  J^t. 

Der  Beweis   des  vierten  und  fünften  Satzes   dürfte  schon  mitge- 
geben sein  durch  die  blosse  Aussprache  dieser  Sätze. 


47* 


Drittes  Capitel. 

lieber  die  Green'sche   Function  und  über  die  Theorie  der 
conformen  Abbildung. 

Nach  Absolvirung  einiger  Hülfssätze  (§§  IG,  17),  werden  wir 
(in  den  §§  18  —  21)  die  Green' sehe  Function,  und  sodann  in  (§  22) 
die  Theorie  der  conformen  Abbildung  einer  genaueren  Untersuchung 
unterwerfen. 

Dabei  werden  uns  ausser  den  Stetigkeitsfragen,  die  mit  Hülfe 
der  beiden  vorhergehenden  Capitel  leicht  zu  absolviren  sind,  auch 
Fragen  über  das  Nidlwerden  resp.  Nichtmdliverden  gegebener  Func- 
tionen entgegentreten,  deren  Beantwortung  wesentlich  neue  Hülfs- 
mittel  und  Methoden  erheischt.  Und  jene  vorangeschickten  Hülfs- 
sätze  (§§  16,  17)  sollen  dazu  dienen,  um  die  Darlegung  dieser 
Methoden  etwas  einheitlicher  und  übersichtlicher  zu  machen. 

§    16. 

Geometrische  Sätze. 

Die  gegebene  geschlossene  Curve  sei  von  solcher  Beschaffenheit^ 
dass 

ß,  0\  0"    stetige    Functionen  der  Bogenlänge   a  sind, 
und  dass  überdies  0'  überall  !>  0  ist*). 

Ferner  sei  /?,,  der  kleinste  Krümmungsradius  der  Curve.    Alsdann  gelten 
folgende  Sätze: 


*)  Hieraus  folgt  z.  B.,  dass  die  Curve  überall  convex  ist,  jedoch  der  Art^  dass 
sie  auch  geradlinige  Strecken  enthalten  kann.  Vgl.  auch  die  ausführlichere  Note  auf 
pag.  1  13. 


<Olj         Heber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.  11.        663 

Erster  Satz.  —  Denkt  man  sich  zur  gegebenen  Citrve  eine  innere 
Parallelciirve  conslruirl^  deren  constanter  Abstand  von  jener  <^  /f„  ist, 
und  die  Bogenlängen  zweier  einander  correspondirender  Punkte  dieser 
beiden  Curven  mit  a  und  s  bezeichnet,  so  wird  s  eine  eindeutige  und 
stetige  Function  von  g,  und  ebenso  auch  umgekehrt  a  eine  eindeutige 
und  stetige  Function  voti  s  sein. 

Zweiter  Satz.  —  Ilepräsentirl  A  irgend  eine  positive  Consta  nie, 
die  <^  Rq  ist,  und  construirt  man  irgend  einen  die  gegebene  Curve  auf 
ihrer  inneren  Seite  berührenden  Kreis  vom  Badius  A,  so  mrd  dieser 
Kreis,  ausser  seinem  Berührungspunkte ,  keinen  weiteren  Punkt  mit  der 
Curve  gemein  haben. 

Dritter  Satz.  —  Es  sei  q  der  Berührungspunkt  und  C  der  Millelpunkl 
des  soeben  construirten  Kreises  vom  Radius  A.  Denkt  man  sich  als- 
dann um  C  einen  etwas  grösseren  Kreis  vom  Badius  A  -{-  (t  construirt, 
so  wird  dieser  letztere  die  gegebene  Curve  in  zwei  zu  beiden  Seiten  von 
q  liegenden  Punkten  schneiden,  sonst  aber  keinen  weiteren  Punkt  mit 
der  Curve  gemein  haben ,  falls  man  nur  den  Badius  A  -\-  a  der  Be- 
dingung unterwirft: 

(2.)  A<:A  +  a<Q*  , 

wo  Q*  eine  passend  zu  wählende  Constante  vorstellt. 

Auch  wird  man  durch  weitere  Verkleinerung  von  (j*  dafür  sorgen 
können,  dass  diese  beiden  Schnittpunkte  dem  festen  Punkte  q  beliebig 
nahe  liegen. 

Beweis  des  ersten  Satzes.  —  Die  gegebene  Curve  wird,  zufolge 
der  Voraussetzungen  {!.),  von  säramllichen  Krümmungskreisen  auf 
ihrer  innern  Seite  berührt.  Demgemäss  ist  der  in  der  Formel  {E.) 
pag.  i  enthaltene  Factor  6  im  gegenwärtigen  Falle  =  -j-  I  ;  sodass 
also  jene  Formel  die  Gestalt  annimmt: 

(«.)  fl'  =  I . 

Hieraus  folgt  sofort  O'  ^^,  mithin: 

falls  man  nämlich  unter    Bq  den  kleinsten  Krümmungsradius    der   ge- 
gebenen Curve,  und  unter  A  irgend  welche  positive  Constante  versteht. 


664  C.  Neümann,  [102 

Conslrulit  man  jetzt  zur  gegebenen  Gurve  irgend  eine  innere 
Parallelen rve  im  constanten  Abstände  il,  und  setzt  man  voraus,  dass 
dieser  Abstand  A  <^  11^  sei,  so  ergiebt  sich  aus  {§.) 

(j/.)  1  —  ylf9'>  0  . 

Und    mit  Rücksicht   auf   diese   Relation  {y.)  ergiebt  sich   nun  weiter 
aus  (f.)   pag.   85,  dass   zwischen   den  Bogenlängen    a   und  s    zweier 
auf  den  beiden  Gnrven  einander  correspondirenden  Punkte  die  Glei- 
chung stattfindet: 
((5.)  ds=={\  —  ÄO')da  . 

Hieraus  aber  folgt  sofort,  dass  s  eine  cindculige  und  stetige  Function 
von  G  ist. 

Ferner  ergiebt  sich  aus  (d.),  unter  Rücksichtnahme  auf  (;'.),  dass 
jedem  Wachsen  von  a  ein  Wachsen  von  s,  und  umgekehrt  jedem 
Wachsen  von  s  ein  Wachsen  von  a  entspricht.  Denkt  man  sich 
also  die  gegenseitige  Beziehung  zwischen  a  und  s  geometrisch  durch 
eine  Gurve  dargestellt,  indem  man  die  a  zu  Abscissen,  die  s  zu 
ürdinaten  nimmt,  so  wird  diese  Gurve  in  unaufhörlichem  Steigen 
(niemals  im  Fallen  oder  in  einem  Parallelbleiben  zur  Abscissenaxe) 
begriffen  sein.  Und  hieraus  folgt,  dass,  ebenso  wie  s  eine  eindeutige 
und  stetige  Function  von  o  ist,  ebenso  auch  umgekehrt  g  eine  ein- 
deutige und  stetige  Function  von  s  repräsentirt.  —  Q.  e.  d. 

Den  Beweis  des  zweiten  Satzes  muss  ich  einstweilen  schuldig 
bleiben*).  Doch  dürfte  die  unmittelbare  geometrische  Anschauung 
so  sehr  für  diesen  Salz  sprechen,  dass  man  wohl,  auch  ohne  Be- 
weis, die  Richtigkeit  desselben  kaum  bezweifeln  wird. 

Beweis  des  dritten  Satzes.  —  Nimmt  man  C  zum  Anfangspunkt 
und  Cq  zur  a;-Axe  des  Goordinatensystems,  und  bezeichnet  man  die 
Goordinaten  irgend  eines  Gurvenpunktes  a  mit  ^,  ?/,  so  gilt  für  den 
von  C  nach  dem  Punkt  a  laufenden  Radius-vector  (>  die  Formel: 


Beachtet  man  nun  die  Relationen   [vgl.  (C.)  pag.  3] : 

f^'=cosö,  (r=— <9' sin  <9  ,  fr'=  — ö"'cos(9  — Ö"sin6', 

l^'=sin(9,  U/'  =  +ö'cosö,  h/"=  — ö'^sinö+6/"cosö, 


*)  Ich  werde  den  inzwischen  (nUmhch  während  des  Druckes  dieser  Abhandhxng) 
von  niir  gefundenen  Beweis  ini  Anhange  mittheilen. 


103]         Leber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abb.  II. 


665 


so  ergiebt  sich  aus  den  Voraussetzungen  (1.)  und  mit  Rücksicht  auf 
{A.)  sofort,  dass 


?-'/    f-'ff 


w  nr 


stetige  Functionen  von  g  sind.     Setzt  man  also 

(C.)  Q  =  <t>{a)j     mithin    q' =  (t>' (a)  , 

und  denkt  man  sich  der  Bequemlichkeit  willen  die  Bogenlänge  a  von 

q  aus  gerechnet,  so  erhält  man  nach  bekanntem  Satze: 

(D.)  q'  =  <J>'  (0)  +  j  cD"(0)  +  ^  (D"'(e  o)  , 

wo  0  einen  unbekannten  echten  Bruch  vorstellt. 

Bringt  man  jetzt  die  theils  aus  (A.),  (B.),  (C),  anderntheils  aber 
auch  aus  pag.  4,  (E.)  und  pag.    101,  (a.)  entspringenden  Formeln: 

i'  =  cos  0  , 


r/  =  sin  ö  , 


f   0(<j)  =  D  =  )'«  +  r,'  , 

I 


<D"(a)  =  o"= 


speciell   auf  den  Punkt  q   in  Anwendung,   und  beachtet  man  dabei, 
dass  die  diesem  Punkte  q  zugehörigen  a,  |,  ?/,  ö  die  Werthe  haben: 


«y«  =  0  ,        1,  =  .1  , 

nq  =  o,      ö,  =  90°  , 

0  erhält  man: 

[V  =  o, 

[  ^(0)  =  e.,  =  ^  , 

< 

»^7'  =  <   > 

<1>'(0)  =  C9'=0, 

---1" 

o"(0)=,,"=4--£ 

so  dass  also  die  Formel  (D.)  übergeht  in 


666  C.   Neumann,  [^04 

Diese  Formel  ist,  falls  man  den  absolut  giössten  Werth  der 
stetigen  Function  (/"  =  ^"(o)  niit  M  bezeichnet,  auch  so  darstellbar: 

1  1    . 

(F.)  ^'  =  (7  (L  +  0,  oM) ,    wo  L  =  -T ^   ist  , 

während  0,  wiederum  einen  echten  Bruch  vorstellt. 
Nach  unsern  Voraussetzungen  ist: 

Folglich  ist  die  in  [F.]  enthaltene  Coustanle  L  unter  allen  Umstanden 
^  0.  Folglich  werden  wir  auf  der  gegebenen  Curve  zu  beiden 
Seiten  des  Punktes  a  =  0  (d.  i.  des  Punktes  q)  zwei  Punkte 
a  =  —  d  und  a  =  -f-  ()'  markiren,  und  dabei  rT  so  klein  machen 
können,  dass  der  in  [F.)  in  den  Klammern  enthaltene  Ausdruck  längs 
der  von  diesen  beiden  Punkten  a  =  —  d  und  g  =:  -\-  d  begrenzten 
Curvenstrecke  durchweg  ^  0  bleibt.  Alsdann  aber  wird,  falls  man  d 
als  positiv  sich  vorstellt,  und  die  Punkte  a  =  —  (),  o  =  0,  ö  =  -{-  d 
kurzweg  mit  A^,  (/,  A  bezeichnet,  der  Werth  von  (j' 

[längs  der  Curvenstrecke  A^  q  (excl.  q)  durchweg  <^  0, 
lund  längs  der  Strecke  q  A  (excl.  q)  durchweg  ^  0 

sein,  wie  solches  aus  (F.)  ohne  Weiteres  sich  ergiebt.  Folglich  wird 
der  Werth  von  ^  selber 

fläne;s  der  Strecke  A,  r/  unatifhörlich  abnehmen. 
lund  längs  der  Strecke  ^A  unaufhörlich  wachsen. 

Nun  soll  der  um  C  mit  dem  Radius  [Cq)  =  A  beschiiebene  und 
die  Curve  in  q  berührende  (in  den  betretfenden  Figuren  nicht 
gezeichnete)  Kreis  den  Voraussetzungen  des  hier  zu  beweisenden 
dritten  Satzes  entsprechen.  D.  h.  sein  Radius  A  soll  <^  /?„  sein, 
wo  i?o  den  kleinsten  Krümmungsradius  der  Curve  vorstellt.  Zufolge 
des  zweiten  Satzes  (pag.  101)  wird  daher  dieser  Kreis,  ausser  seinem 
Berührungspunkte  q ,  keinen  weiteren  Punkt  mit  der  Curve  gemein 
haben.  Bezeichnet  man  also  die  zur  Strecke  A,^A  complementare 
Curvenstrecke  mit  AA*Ai  (der  Art,  dass  beide  Strecken  zusammen- 
genommen die  ganze  gegebene  Curve  ausmachen),  so  werden  die 
dieser     complementaren     Curvenstrecke    AA*A,    zugehörigen     Radii- 


<05]        Uebeb  die  Methode  des  abitiimetiscuen  Mittels.     Abb.  II.         667 

vectores  g  durchweg  ^  A  sein.  Oder  mit  andern  Worten:  bezeichnet 
man  das  Minimum  der  der  Curvenstrecke  AA*A,  zugehörigen  Radii- 
vectores  mit  (>*,  so  ist  g^  ^  .4,  mithin : 

(H.)  A<:q*  . 

Denkt   man    sich  jetzt  eine  neue  Conslanle  «  der  Art  gewählt, 
dass 

(J.)  A<:A  +  a<:Q* 

ist,  und  um  C,  als  Cenlrum,  eine  Kreisperipherie  vom  Radius  A  -J-  « 
beschrieben,  so  wird  jene  Curvenstrecke  AA*A,  völlig  ausserhalb 
dieser  Peripherie  liegen.  Andererseits  aber  wird  der  Punkt  q,  dessen 
Radiusveclor  [Cq)  =  A,  mithin,  nach  (/.),  <^  .4  -j-  «  i»^  innerhalb 
dieser  Peripherie  sich  befinden.  Hieraus  folgt  mit  Rücksicht  auf  (G.), 
dass  die  Curvenstrecke  A,  g  die  Peripherie  einmal  durchschneidet, 
dass  sie  aber,  abgesehen  von  diesem  einen  Schnittpunkte,  keinen 
weiteren  Punkt  mit  der  Peripherie  gemein  hat,  und  dass  überdies 
genau  dasselbe  auch  von  der  Curvenstrecke  ^A  gilt. 

Alles  zusammengefasst,  ergiebt  sich  also,  dass  die  um  C  mit 
dem  Radius  A  -\-  a  beschriebene  Peripherie  die  gegebene  Curve  in 
zwei  zu  beiden  Seiten  von  q  gelegenen  Punkten  schneidet,  und  dass 
sie,  ausser  diesen  beiden  Schnittpunkten,  keinen  weiteren  Punkt  mit 
der  Curve  gemein  hat. 


Auch  kann  man  durch  weitere  Verkleinerung  des  Radius  A-\-a 
jene  beiden  Schnittpunkte,  welche  in  vorstehender  Figur  mit  0,  0, 
bezeichnet  sind,  beliebig  nahe  an  q  heranbringen.     Denn  wenn  man 


068  C.   Neumann,  [106 

(c  gegen  Null  convergiren  Uisst,  so  werden  Q  und  0,  unendlich  nahe 
an  q  heranrücken;  wie  sich  solches  mit  Rücksicht  auf  (6'.)  leicht 
ergiebt.     U.  s.  w. 

§   n- 
Aufstellung  einiger  Hülfssätze. 

Erster  Hülfssatz.  —  Längs  der  gegebenen  Curve  sei  eine  Fmielion 

der  Bogenlänge  0  =:   4>(o)  vorgeschrieben,   und   zwar   sei  vorausgesetzt 

dass 

0,  0'  und  <t>  stetiqe  Functionen  von  g  sind,  und  dass 
(1.)  . 

<t>  durchweg  >  0  ist. 

Ferner  sei  q  irgend  ein  Punkt  der  Curve,  und  (qp)  irgend  ein  Stück 
der  in  q  errichteten  inner n  Normale.  Endlieh  sei  qQ  eine  von  q 
aus  auf  der  gegebenen  Curve  abgeschnittene  Strecke,  und 


(2.)  j^—-  f   (t> 


COS  w     , 

— n—  da 
b 


ein  über  alle  Elemente  da  der  Curvenstrecke  qQ  ausgedehntes  Integral. 
Dabei  bezeichne  O  den  Werth  der  Function  <t>  im  Element  do,  ferner 
E  den  Abstand  dieses  Elementes  vom  Punkte  p,  endlich  co  den  Winkel 
von  E  gegen  pq.     Vgl.  die  folgende  Figur. 

Versteht  man  alsdann  unter  s  einen  beliebig  gegebenen  Kleinheits- 
grad, so  wird  man  —  und  zwar  ohne  über  die  Länge  von  [qp]  irgend 
welche  Kenntniss  zu  haben  —  durch  ein  näheres  Her  anschieben  von  Q 
gegen  den  festen  Punkt  q  stets  dafür  sorgen  können,  dass 

(3.)  absJ<-V^ 

4 

ivird,  wo  <t>^  den   Werth  von  0   im  Punkte  q  vorstellt. 

Zweiter  Hülfssatz.  —  Wort  für  Wort  dasselbe  gilt  auch  dann, 
wenn  man  unter  (qp)  ein  beliebiges  Stück  der  in  q  errichteten  äussern 
Normale  versteht. 

Beweis  des  ersten  Satzes.  —  Nimmt  man  q  zum  Anfangspunkte, 
die  positive  Tangente  in  q  zur  x-Ax.e,  und  die  innere  Normale  qp  zur 
//-Axe,  und  bezeichnet  man  die  Coordinaten  des  Elementes  da  mit 
I,  //,  so  ist  [vgl.  die  folgende  Figur] : 


*07]        Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abu.  II.         669 
(.4.)  cos  10  =  — -  ,     und  zugleich  :     da  = 


E        '  ^  cos  ö  ' 

wo  d^  die  Projection  des  Elementes  do  auf  die  x-A\e  vorstellt, 
während  0  das  Azimuth  von  da  gegen  diese  Axe  bezeichnet.  Dabei 
mag  die  Curvenstrecke  qQ  gleich  von  Anfang  an  so  klein  gedacht 
werden,   dass  0   längs   dieser  Strecke   zwischen  —  60"  und  -}-  60**, 

mithin    cos  0  zwischen   1   und  -^  bleibt.    Alsdann  wird   zufolge   der 

Voraussetzung  (1.)  die  Function 

^    läD£;s  der  Curvenstrecke  g  Q  durchwes:  >  0 

cos  ö         ^  ^  "^  — 

sein.  —  Substituirt  man  nun  die  Werthe  (Ä.)  in  (2.),  so  folgt: 


iilJgQ     cos    0  E- 


mithin: 


oder,    falls   man    den   grössten  Werth  jener  positiven  Function 


<l> 

cos  0 
längs  der  Strecke  qQ  mit  G  bezeichnet: 


(5.)  absy^-^Gr,     wo  r=  r    (abs^^4~-^)rf| 

Nun  ist  identisch: 


jpg)  —  >;  ^  /5\'  [m)  _  ^ 


wo  ß  den  Abstand  des  Elementes  di  von  p  vorstellen  soll  (vgl. 
die  folgende  Figur).  Dieser  Abstand  R  ist  aber  die  dritte  Seite  eines 
Dreiecks,  dessen  beide  andern  Seiten  E  und  //  sind,  also*): 

R'^E  -\-  abs  t]  . 


Somit  folgt: 


oder,  weil  £"  >  ^,  mithin  -^  <  ^   ist: 
—  /i    —    § 

(C.)                     abs  (-Mzi-^  ^(\  -{-  ^2]^y  ^-^^  +  ^^  • 
E-  '       '        ^     f     R-  f- 

*)  Es  ist  zu  beachten,  dass  ^  für  alle  Elemente  da  der  Curvenstrecke  9O  positiv 
ist,  dass  hingegen  r^  für  einige  dieser  Elemente  positiv,  für  andere  negativ  sein  kann. 


670 


C.  Neümann, 


[108 


Zufolge  der  Voraussetzungen  (1.)  sind  ^,  t,  ^"  und  rj,  rj',  y" 
stetige  Functionen  der  Bogenlänge  a.  Reclmet  man  daher  diese 
Bogenlänge  von  q  aus,  und  bezeichnet  man  den  absolut  grössten 
Werth  jener  sechs  Functionen  längs  der  ganzen  gegebenen  Gurve 
mit  M,  so  erhält  man  [vgl.  etwa  die  analogen  Betrachtungen  auf 
pag.    103]   die  Formeln: 


Sg  +  a-§,;  +  a'e,M 


wo  01,  02    echte   Brüche   sind 
mithin : 


Es   ist    aber    f^ 


V, 


e„  =  0, 


=    cos    0r, 


l^g  =  0    ,  i^g'  =  cos 

\r^^=  Q   ,  \  t-i^'  =  sin 


SO  dass  also  jene  Formeln  die  Gestalt  gewinnen: 

l^=  0-^0.,^  . 

Somit  folgt,  falls  man  den  absoluten  Werth  von  0^  mit  00  bezeichnet: 


^09]         Heber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.  II.         671 

,    ,  absTj  gQ-M  ,      abs  r  Q- M 

(«•)  —r-  =  I    .    ^Q   ,r  '      und 


Da  wir  die  Bogenlänge  g  von  q  aus  gerechnet  haben,  so  sind 
die  Funkle  q  und  Q  respective  mit  g  =  0  und  g  =  ()  zu  be- 
zeichnen, wo  alsdann  d  die  Lrt«^e  der  betrachteten  Curvenstrecke  qQ 
repräsentirt.     Denken  wir  uns  nun  Q  so  nahe  an  q  herangeschoben, 

dass  d  <^  ^   ist,   so   gilt   für   die   Bogenlänge  g  irgend   eines   zur 

Curvenstrecke    qQ    gehörigen     Punktes    (|,    ?j)    stets    die    Formel : 

G  <.  d  <^  T-r, ,  d.   i.  die  Formel: 

wodurch  die  Relationen  («.)  übergehen  in: 


<ibs  i;            <5if                                     absi;   ^          J/  ,„ 

(y.)        -^  <  j  =  idil  ,     und     -^  < —  =  43/ 


(-^r 


Mit  Rücksicht  auf  diese  Relationen  (y.)  ergiebt  sich  aus  {€.): 

(fl.)  „bs  ^J^-pJs  <  (I  +  äd  J/)--  <|f  +  i  ,,  , 

also  mit  Rücksicht  auf  iß.)  a  fortion*): 

(£.)  „„s  iESLpJl  <  (I  +  6 a-W)  'ä'  +  i .V  . 

Demgemäss   erhält   man    für  das    in  [B.)   angegebene  (stets    positive) 
Integral   Y  die  Formel: 

(F.)  y<(l+6^3/)/  ^-^^-hiJU  f   d^  . 

^  qQ         ti  tf  gQ 

Bezeichnet  man  nun  den  Neigungswinkel  von  R  gegen  pq  mit  (>, 
so  ist  (vgl.  die  vorhergehende  Figur): 

^  =  (pq)  tang  o  ,       mithin  :        dt  =  (pq)  — ^ —  ,      und:     R  =  . 

'  ^^       "  ^  '  ^       ^^^^  cos*  Q  cos  Q 

mithin: 

wodurch  die  Formel  (F.)  übergeht  in: 


*)  Es  ist  nämlich  nach  (/?.):  2  d  Jf  <  4 ,  mithin :  (2  ÖMf  <  2  (5-W. 


G72  C.  Neümann,  [MO 

(G.)  F<(1  +  6(J1/)  r    (Iq  -i-  UI  f   d^  . 

''<iQ  "^qQ 

Von  diesen  beiden  Integralen  ist  offenbar  das  erste  gleich  dem 
Winkel  {qi)f)->  und  das  ziveite  gleich  der  Lange  (qf),  wo  f  den  Fuss- 
punkt   des    von   Q  aus   auf  die   x-A\e  herabgelassenen  Perpendikels 

vorstellt    (vgl.    die   Figur).       Folglich    ist    das    erste  <   ^,  und  das 

M 

ztveite  <  d,  wo  d  nach  wie  vor  die  Länge  der  Gurvenstrecke  qQ 
vorstellt.     Demgemass  ergiebt  sich  aus  (G.): 

r<(1  +  6(571/)^  +  iÖM  , 
(IL)  d.  i.  F<  ^  +  (3  7r  +  4)  ^il/  . 

Dies  in  (B.)  substituirt,  erhalt  man: 
(/.)  abs  J<(-i-  + 5-^^  ^iJfJG, 

oder,  falls  man  G  =  cj)^  -[-  (G  —  O^)  schreibt,  indem  man  dabei 
unter  0^  den  Werth  von  O  im  Punkte  q  versteht: 

0.        /3  TT  +  4  ,     ^  \  /  1  3  yr  +  4  ^     \ 


(Ä.)      abs  ^  <  f  +  (^^  ^^^%j  +  (G  -  0,)  (y  + 


2  7r 


Was  die  drei  hier  auf  der  rechten  Seile  stehenden  Glieder  be- 
trifft y  SO  kann  man,  falls  irgend  ein  Kieinheitsgrad  6  gegeben  ist, 
durch   Verkleinerung   der    Länge    d  der   Gurvenstrecke   qQ   zunächst 

dafür   sorgen,    dass    das  vorletzte   Glied   <^  -^   wird.     Sodann   aber 

kann  man,  weil  G  den  erössten  Werth  der  stetigen  Function  — -  längs 

.  *=•  °  cos  6        '^ 

jener  Gurvenstrecke,  0^^  aber  den  Werth  dieser  Function  in  q  vorstellt, 
durch  weitere  Verkleinerung  von  d  den  Factor  (G  —  0^)  des  letzten 
Gliedes  beliebig  klein  machen,  und  in  solcher  Weise  dafür  sorgen,  dass 

der  Werth  dieses  letzten  Gliedes  ebenfalls  <^  —  wird.  Solches  ausge- 
führt, ist  alsdann: 

(I.)  absJ<^*  +  |-  +  |-  =  5£  +  i._o.,.d. 

Der  Beweis  des  zweiten  Hülfssatzes  ergiebt  sich  in  ganz  analoger 
Weise,  und  bedarf  daher  keiner  weiteren  Erläuterung. 


^<^]         Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.  II,         673 

Dritter  Hölfssatz.  —  Eine  gegebene  Function  Q  =  Q(j,  y)  sei 
stetig  in  ganzer  Erstrechung  einer  in  der  xy- Ebene  um  den  Punkt  C 
mit  dem  Radius  R  beschriebenen  Kreisfläche  ^.  Ferner  mag  der  kleinste 
Werth,  den  ö  längs  einer  um  C  mit  dem  Radius  r  <  R  beschriebenen 
Kreisperipherie  besitzt,  mit  Q^ir)  bezeichnet  sein. 

Alsdann  wird  dieses  Q^i^)  ^'"^  Function  von  r  sein,  die  in  Er- 
streckung des  Intervalls  (0,  R)  stetig  ist. 

Beweis.  —  Es  sei  €  ein  beliebig  gegebener  Kleinheitsgrad.  Wir 
denken  uns  das  Intervall  (0,  R)  aufgetragen  auf  irgend  einer  geraden 
Linie,  die  etwa  die  r-Axe  heissen  mag.  Sind  nun  ßo(0  u^t^ 
Qo(r  -j-  ())  die  Werthe  der  Function  Ö„  in  irgend  zwei  dem  Intervall 
(0,  R)  zugehörigen  Punkten  r  und  r  -\-  q,  und  denken  wir  uns 
dabei  g  der  Bedingung  unterworfen: 

(a.)  abs  c  ^  a  , 

WO  «  eine  positive  Constante  vorstellen  soll,  so  haben  wir  nachzu- 
weisen, dass  der  Ausdruck 

iß')  abs[Q„(r+^)-Q,(r)]  , 

falls  man  die  Constante  «  hinreichend  klein  sich  vorstellt,  stets  <^  « 
bleiben  wird,  welche  Lage  man  jenen  beiden  der  Bedingung  («.) 
unterworfenen  Punkten  r  und  r  -f-  (>  in  Ei-streckung  des  Intervalls 
(0,  JR)  auch  immer  zuertheilen  mag. 

Wir  werden  zeigen,  dass  solches  in  der  That  der  Fall  ist>,  und 
dass  a  die  erforderliche  Kleinheit  besitzt,  sobald  man  «  so  einrichtet, 
dass  die  Werthdifferenz  der  gegebenen  auf  ^  stetigen  Function 
Q  1=  Q[x,  y)  für  jedwedes  zu  ^  gehörige  «-Punktpaar")  <^  f  ist. 

Zu  diesem  Zwecke  beschreiben  wir 
um  das  Gentrum  C  zwei  Kreisperipherien 
mit  den  Radien  r  und  r  -j-  q.  Auf  der 
erstem  Peripherie  werden  sich  alsdann  ein 
Punkt  oder  auch  mehrere  Punkte  befinden, 
in  denen  die  Function  Q  den  dieser  Peri- 
pherie zugehörigen  kleinsten  Werth  QoCO 
annimmt.  Irgend  einer  von  diesen 
Punkten    mag    pi    heissen.      Desgleichen 


*)  Vgl.  die  Note  pag.  74. 


674  C.  Neumann,  [112 

mag  Pi  irgend  einer  von  denjenigen  Punkten  der  zweiten  mit  dem 
Radius  (r  -|-  q)  beschriebenen  Peripherie  vorstellen,  in  denen  Q  den 
kleinsten  dieser  zweiten  Peripherie  zugehörigen  Werth  Q(,(r  -{-  q) 
besitzt.  Ueberdies  markiren  wir  noch  zwei  weitere  respective  zur 
ei'sten  und  zweiten  Peripherie  gehörige  Punkte  q^  und  q^,  und  zwar 
der  Art,  dass  pi  und  ^2  ^luf  demselben  Radius,  und  andererseits  p2 
und  q^  ebenfalls  auf  gleichem  Radius  liegen.  Vgl.  die  vorstehende 
Figur. 

Nach  («.)  ist  aber  abs  q  <  a.  Folglich  bilden  die  Punkte  p^  und  ql 
ein  «-Punktpaar,  ebenso  ^^  "nd  ^1.  Denken  wir  uns  also  die  Con- 
stante  a  so  klein  gewühlt,  dass  die  Werthdifferenz  der  Function 
Q  z=  Q(x,  y)  für  jedwedes  zu  ^  gehörige  «-Punktpaar  <^  e  ist, 
und  bezeichnen  wir  die  Werthe  dieser  Function  in  den  vier  Punkten 
Vi,  P>.  q\i  q-i  kurzweg  mit  Pj,  P^,  öi,  Qi,  so  ist: 
(rO  Qi  =  P^-i-  ^«     und     Q^  =  P^-^Qe  , 

wo  i')-  und  0  wirkliche  echte  Brüche'*)  vorstellen.  Ueberdies  aber 
finden,  weil  P^  und  P2  die  Minimalwerthe  der  P'unction  Q  für  die 
erste  und  zweite  Peripherie  vorstellen,  die  Relationen  statt: 

P,  ^  Q,     und     P,^Q,  . 
Substituiren  wir  hier  für  Oi  »nd  Ö2  die  Ausdrücke  (;'.),  so  erhalten  wir: 

Pi^Pi  +  ^s     und     P,  ^P,  +0e. 
Und  hieraus  folgt  sofort: 

P,  -^s^P,^  P,  +  06  , 
also,  weil  «>,  0  wirkliche  echte  Brüche  sind: 

P,-^<P,<P,  +  e: 

mithin: 

-£</%-  P,  <  H-  e  , 

oder,  was  dasselbe  ist: 

(ö.)  abs  (P,  -  P^X  fi  . 

Diese  F'ormel  (d.)  aber  ist,  weil  P^  und  P2  respective  mit  Q^  (r)  und 
^o(**  +  9)  identisch  sind,  auch  so  darstellbar: 

(£.)  abs  [Q,  (/■  +  Q)-Q,  (/•)]  <e.  -  Q.e.  d. 


*)  Ich  nenne  ih  einen  wirklichen  echten  Bruch,  sobald  abs  S-  nicht  ^  \ ,  sondern 
geradezu  <:^  \  ist. 


H3]        Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.   II.        675 

Vierter  Hiilfssatz.  —  Es  sei  ^  die  Fläche  eine^  Halbkreises 
vom  Ixadius  7i,  und  C  ihr  Cenlnim,  d.  i.  der  IJalbirungspunkt  des  die 
Fläche  auf  der  einen  Seite  begrenzenden  Durchmessers.  Ferner  sei 
Q  =  Q(jr,  y)  eine  gefjcbcne  Function,  die  in  ganzer  Erstreckung  von  ^ 
sielig  ist.  Denkt  man  sich  ferner  um  C  eine  Kreisperipherie  vom 
Radius  r  ^  R  beschrieben,  so  mag  der  kleinste  Werlh,  den  Q  längs 
des  zu  ^  gehörigen  Theiles  dieser  Peripherie  besitzt,  mit  Q^{r)  be- 
zeichnet sein. 

Alsdann  wird  dieses  Q^i^)  ^'"^  Function  von  r  sein,  die  in  Er- 
streckung des  Intervalls  (0,  R)  stetig  ist. 

Der  Beweis  dieses  letzten  Satzes  ist  offenbar  ganz  analog  mit 
dem  des  vorhergehenden,  eine  weitere  Erläuterung  also  unnölhig. 

§  18. 

UntersQchuDg  der  Green'schen  Function  am  Rande  ihres  Gebietes. 
Die  sich  zunächst  darbietende  Methode. 

Die  gegebene  Randcurve  des  Gebietes  3  naag  von  solcher  Be- 
schaffenheit sein,  dass 

6,  6\  6"  stetige  Functionen  der  Bogenlänge  g  sind, 
und  dass  überdies  0'  überall  >  0  ist*). 
Ist  nun  innerhalb  3  ein  fester  Punkt  c  gegeben,  so  werden  zufolge 
des  Theorems  pag.  82  drei  Fundamentalfunctionen  U,  Ti,  Li  des 
Gebietes  3  existiren,  von  denen  die  erste  am  Rande  von  5  gleich- 
werthig  ist  mit  log  -,  wo  r  den  von  c  aus  nach  dem  Rande  hin- 
laufenden Radiusvector  vorstellt;  während  gleichzeitig  für  jeden  Punkt 
{x,  y)  innerhalb  3  die  Relationen  stattfinden: 

*)  Hieraus  folgt  z.  B.,  dass  die  Curve  überall  convex  ist,  jedoch  der  Art,  dass  sie 
auch  geradlinige  Strecken  enthalten  kann. 

Demgemäss  werden  sämmtliche  Krümmungskreise  die  Curve  auf  ihrer  innem 
Seile  berühren;  und  es  wird  also  z.  B.  der  in  der  Formel  {E.)  pag.  4  enthaltene  Factor 
€  durchweg  =  +  '  sein,  jene  Formel  also  die  Gestah  annehmen : 

\ 

Hieraus  aberfolgt,  weil  0',  zufolge  der  Voraussetzungen  (I.),  überall  sfefi^,  mithin 
auch  überall  endlich  ist,  dass  der  Krümmungsradius  R  überall  ^  0  ist. 

Abhsndl.  d.  K.  S.  GeseUsch.  d.  Wiss.  XXIY.  48 


676  C.   Neumann,  [^14 

Diese  Function  U  pflegt  man  alsdann  die  dem  Punkte  c  entsprechende 
Grecn'sche  Fimclion,  und  jenen  Punkt  c  den  Ccnlraljmnkl  dieser  Func- 
tion zu  nennen.  Mehr  im  Sinne  Green's  würde  es  allerdings  sein, 
als  GREEN'sche  Function  nicht  das  U  selber,  sondern  den  Ausdruck 

(3.)  Q=  |ioglj_  t7=:-((/+logr) 

zu  bezeichnen,  wo  f/den  Werth  der  Function  Um  irgend  einem  Punkte 
[x,  v/),  und  r  den  Abstand  dieses  Punktes  {x,  y)  von  c  vorstellen 
soll.  Wie  dem  auch  sei,  —  wir  werden  beide  Functionen  unter- 
suchen, sowohl  U  wie  Q,  und  dabei  vorzugsweise  die  Diüerential- 
quotienten 

(4.)  F  = -r-     und     0  = -j— 

^  dr  dv 

ins  Auge  fassen,  wo  v  die  innere  Normale  der  Randcurve  vor- 
stellen  soll. 

Aus  der  für  V  gegebenen  Delinition  folgt  sofort,  dass  Q  eine 
Function  von  {x^  y)  ist,  die  am  Rande  dieses  Gebietes  3  überall  ver- 
schwindet, die  ferner  in  jedwedem  Punkte  innerhalb  des  Gebietes 
^  0 ,  und  speciell  im  Punkte  c  positiv  unendlich  ist.  Auch  wird 
Q  für  jedweden  Theil  des  Gebietes  3?  tler  den  Punkt  c  nicht  ent- 
hält, als  eine  Fundamenlalfuncliou  zu  bezeichnen  sein. 

Erläuterung.  —  Man  denke  sich  um  c,  als  Centrutn,  eine  völlig 
innerhalb  ^  liegende  äusserst  kleine  Kreisflache  construiii,  und  den  nach 
Absonderung  dieser  Kreisfläche  noch  übrig  bleibenden  Theil  des  Gebietes 
Q  mit  3Jgjj  bezeichnet,  indem  man  dabei  unter  a  und  x  die  beiden  Rand- 
curven  dieses  Theiles  ^ßyf,  nämlich  unter  a  den  ursprünglich  gegebenen 
Rand  des  Gebietes  ^,  andererseits  aber  unter  x  die  soeben  construirte 
kleine  Kreisperipherie  versteht.  Alsdann  wird  die  in  (3.)  angegebene 
Function  Q  olfenbar,  ebenso  wie  U  selber,  eine  Fundamentalfunction  des 
Gebietes  3gj(  sein. 

Zufolge  des  ersten  Satzes  Abh.  I,  pag.  20  sind  daher  der  grösste 
und  der  kleinste  Werth^  die  Q  in  Erstreckung  des  Gebietes  3^o-jj  besitzt, 
nothwendiger  Weise  auf  den  liandcurven  dieses  Gebietes,  und  nur  allein  auf 
diesen  Randcurven  anzutrefTen.  Hieraus  aber  ergiebt  sich,  weil  Q  auf  ö 
überall  =  0,  und  auf  y,  überall  ausserordentlich  gross  ist,  Zweierlei, 
nämlich  erstens,  dass  der  kleinste  Werth  von  Q  in  ganzer  Erstreckung 
des  Gebietes  3fg^  die  0  ist,  und  zweitens,  dass  Q  in  jedem  Punkte  inner- 
halb dieses  Gebietes  ^  0  ist.  Diese  Resultate  aber  übertragen  sich,  wie 
man  sofort  übersieht,  mit  Leichtigkeit  auf  3  selber.  —  Q.  e.  d. 


<45]        Heber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.   II,        677 

Denkt  man  sich  auf  der  gegebenen  Curve  irgend  eine  innere 
Normale  v  errichtet,  die  so  kurz  ist,  dass  sie  den  gegebenen  Cen- 
Iralpunkt  c  nicht  erreichen  kann ,  und  bezeichnet  man  einen  he- 
liebigen  Punkt  dieser  Normale  mit  jj,  ferner  den  Fusspunkt  derselben 
mit  (/,  so  werden  die  Functionen 

längs  der  Normale  i>  (inclusive  ihres  Fusspunktes  q)  dcl'uj  sein.  Und 
lässt  man  jetzt  die  Normale  v  (sammt  ihres  Fusspunktes  q)  längs 
der  gegebenen  Curve  fortvvandern ,  so  werden  hierbei  die  Functionen 

(5/? )  F   =  ^-^       und      O    =  ^2 

Schritt  für  Schritt  in  slet'ujer  Weise  sich   andern. 

Diese  Siitze  ergeben  sich,  soweit  sie  auf  F  Bezug  haben,  leicht 
mittelst  der  aus  dem  ersten  Satze  pag.  84  enlspringenden  Formeln: 

^9  =  -^*  =  {^\)q  COS  /  +  {l^\  sin  /  , 

\X0  die  zugefügten  Indices  /)  und  q  die  Werthe  der  betrelfenden 
Functionen  in  den  Punkten  p  und  q  andeuten,  während  /  das  Azi- 
nuilh  der  Normale  v  gegen  die  a;-Axe  vorstellt.  Denn  einerseits 
sind  li  und  f/j  (^Js  Fundamental functionen  des  Gebietes  3)  'w  ganzer 
Erstreckung  von  3  stelig;  und  andererseits  wird  /,  falls  man  die 
Normale  v  längs  der  Curve  forlwandern  lässt,  zufolge  der  V^oraus- 
setzungen  (I .)  sich  Schritt  für  Schritt  in  stetiger  Weise  ändern. 

Sobald  aber  die  in  Rede  stehenden  Sätze  für  F  bewiesen  sind, 
ergiebt  sich  sodann,  auf  Grund  der  Formel  (3.),  ihr  Beweis  auch 
für  die  Function  <t>,  falls  man  nur  beachtet,  dass  die  Normale  v  so 
kurz  gedacht  werden  soll,  dass  sie  den  gegebenen  Centralpunkt  c  nie- 
mals erreicht. 

Uebrigens  sind  die  Sätze  (5  a.,  ß.)  einer  etwas  allgemeineren 
Fassung  fähig.  Bezeichnet  man  nämlich  das  von  der  gegebenen 
Curve  ö  und  einer  inneren  Parallelcurve  s  begrenzte  ringförmii/e 
Gebiet  mit  ^a«?  so  ergiebt  sich  leicht*),  dass  die  Functionen 

(5y.)  F  = -r-     und     (J)  =  —- 

av  av 

*)  Etwa  unter  Anwendung  des  erslen  Satzes  pag.  101. 

48» 


678  C.   Nelmann,  [116 

in  ganzer  Erstreckung  des  Gebietes  3us  eindeutig  und  stelig  sind,  falls 
man  nur  den  gegenseitigen  Abstand  jener  beiden  Cuiven  o  und  s 
hinreichend  klein  macht. 

Wir  wenden  uns  jetzt  zu  Betrachtungen  anderer  Art.  Da  die 
Function  Q,  wie  schon  bemerkt  wurde  (pag.  1 1 4),  im  Randpunkte  q 
verschwindet,  in  allen  übrigen  Punkten  der  Normale  v  aber  ^  0  ist, 
so  erkennen  wii"  sofort,  dass  der  Ausdruck 

(6.)  0^  =  ^     stets    ^  0 

'i        dv  — 

sein  miiss. 

Schliessen  zu  wollen,  dass  er  geradezu  ^  0  sei,  würde  offenbar 
voreilig  sein.  Denn  es  könnten  ja  z.  B.  die  Werthe  von  Q,  als 
Ordinalen  auf  die  Ebene  des  Gebietes  3  senkrecht  aufgesetzt  ge- 
dacht, über  der  Linie  v  eine  Curve  liefern,  welche  die  Linie  v  im 
Punkte  q  berührt,  sonst  aber  durchweg  oberhalb  v  bleibt.  Und  alsdann 
würde  der  Ditferentialquoticnt  (6.)  nicht  ^  0,  sondern  =  0  sein. 

Es  handelt  sich  mm  um  die  ebenso  nichtige  wie  schwierige  Erage, 
ob  in  der  für  alle  Randpunkle  q  geltenden  Formel  (6.)  das  zweifelhafte 
Zeichen  ^  wirklich  zu  belassen  sei,  oder  ob  man  vielleicht  berechtigt 
ist,  dasselbe  durch  das  kategorische  ^  zu  ersetzen. 

Da  U  eine  Fundamental function  des  Gebietes  3  ist,  so  ergeben 
sich,  auf  Grund  bekannter  GiiEEN'scher  Sätze,  für  irgend  einen  Punkt  J 
innerhalb  3  folgende  Formeln : 

.r,x  r^  TT  rirr    dP  ^y    dU\      , 

(7.)        ^7tU,=      [U-, P-r-\da,  [vgl.(4  0£.)I.«.  N.P.  png.  19]   , 

•^      J  \      av  dvj 


(8.) 


/^/  7  T'?  7  ^C\ 

^JV      UV  —  ^^^  W)  ^^'   '         [^8l-(42cf.)i.M-  iV.P.pag.  21]  *) 


die   Integration   ausgedehnt   über   alle   Elemente   da  der   Randcurve. 

Dabei   dient  T  als  Abbreviatur   für  log  — ,  wo  r  den  gegenseitigen 

Abstand  zweier  Punkte  vorstellt;  insbesondere  beziehen  sich  TJ  und 
T"  auf  die  Abstünde  {j  »^  >  da)  und  (c  »-  >  da),  wo  c  den  gegebenen 
Gentralpunkt  vorstellen  soll.     Um  die  Gleichung  (7.)  mit  voller  Strenge 


*)  Diese  klein  gedruckten  Citate  bezielicn  sich  auf  das  Werk  des  Verfassers : 
yyUnter suchungen  über  das  Logarithmische  uiid  Newton' sehe  PotentiaU(.  Leipzig,  bei 
Teubner.    1877. 


<<7]         Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.  II.        679 

abzuleiten,  hat  man  zuvörderst  statt  der  eigentlichen  Randcurve  o 
eine  innere  ParaUcIcurve  anzuwenden.  Aus  der  so  erhaltenen  Formel 
ergiebt  sich  alsdann  die  Gleichung  (7.),  sobald  man  den  Abstand 
dieser  Parallelcurve  von  der  Randcurve  zu  0  herabsinken  lasst,  und 
dabei  Rücksicht  nimmt  auf  den  Satz  (5/.).  —  Beachtet  man,  dass  ü 

am  Rande  =  log  -^,  d.  i.   =   T"  ist,   so  erhält  man   aus  (7.)  und 

(8.)  durch  Subtraction  sofort: 

(9.)  i^r^f'l^I^^Väa. 

Andererseits   ergeben   sich    in   analoger  Weise  für  irgend  einen 
Punkt  a  ausserhalb  3  die  Formein: 

(40.)  2 /r  V  =  -f[T^'  ^  ~  ^'^  ^)  '^'^  '      [vgl.(*2^.)  L.  «.  iV.  P.  pag.  a<]  , 
(H  .)  0  =  —J  iU.    -^  —  r'   j-\  da  ,       [vgl.(40 (f.)  L.U.  N.  P.  pag.  49]  ♦) , 

wo  T"  und  P  respective  den  Abständen  (aif-^da)  und  (c  ^^  da) 
zugehören,  während  T«  auf  den  Abstand  (c  ^->  a)  sich  bezieht. 
Aus  (10.)  und  (11.)  folgt  durch  Subtraction: 


d{r  —  U) 


Vda  . 


(.2.)  2-V=/       ^^ 

Nun  ist  T'  ~  1=  (log  |\  —  T  =  Q  [vgl.  (3.)] ;    so  dass  also 
die  beiden  Formeln  (9.)  und  (12.)  die  Gestalt  gewinnen: 

Demgemäss  können  IJj  und  Tl  als  Potentiale  angesehen  werden, 
die  respective  auf  j  und  a  ausgeübt  werden  von  ein  und  derselben 
Curvenbelegung,  deren  Dichtigkeit  7^  den  Werth   hat: 

'        Z7t  dv 
Wir  wollen  jetzt   annehmen,  der  DifTerenlialquolient  ^,  mithin 


*)  Auch  diese  Cilate  beziehen  sich  auf  das  genannte  Werk. 


680 


C.  Neumann, 


[118 


auch  7]  seien  längs  irgend  eines  Elementes  pq  der  gegebenen  Rand- 
curve  überall  =  0 ,  und  die  aus  einer  solchen  Annahme  sich  erge- 
benden Consequenzen  entwickeln. 
Die  beiden  Potentiale  (13.): 


(15.) 


Ui     und     Tn 


werden   alsdann   von   der   Belegung   der   ungrschlosscnen    Curve   qhp 
herrühren,    mithin    zusammengenommen    eine    Function    bilden,   die 


durch  die  Üeffnung  pq  hindurch  stelig    ist.     Hieran  wird   nichts   ge- 
ändert,   sobald    man    von    beiden   Potentialen    das   von    dem    festen 
Punkte  c  herrührende  Potential  T*"  in  Abzug  bringt;   so  dass  also  die 
beiden  Ausdrücke 
(16.)  Uj-  Tf     und     V-  V 

zusammengenommen  wiederum  eine  Function  reprUsentiren,  die  durch 
jene  Oeffnung  pq  hindurch  stetig  ist.  Da  nun  aber  von  diesen  bei- 
den Ausdrücken  (16.)  der  zweite  identisch  verschwindet,  so  er- 
giebt  sich  hieraus  nach  bekanntem  Satze,  dass  der  evstere  ebenfalls 
verschwindet,  und  zv^ar  für  sämmtliche  Punkte  j ;  was  mit  der  Natur 
dieses  Ausdruckes  in  offenbarem  Widerspruch  steht.  Wir  sehen  so- 
mit, dass  die  gemachte  Annahme  wihaltbar  ist,  und  gelangen  daher 
zu  folgendem  Salze : 


(17.) 


Der  in  (6.)  genannte   Differentialquotient: 

CD   ^^^ 
'J        dv 


kann    niemals    in    sämmtlichen    Punkten    eines    Randelementes    ver- 
schwinden^ wie  klein  man  sich  dieses  Element  auch  denken  möge*).  ■ — 
Ob  aber   dieser  Differenlialquotient   nicht  vielleicht    in    einzelnen 
Punkten    des   Randes  verschwinden    kann ,   —    diese   Frage  scheint 


*)  Dieses  Resultat  ist  schon  früher  vom  Verf.  abgeleitet  worden.     Vgl.   das  in 
den  l)oi«len  vorliergelienden  Noten  genannte  Werk,  pag.  77. 


<*9]        Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.   II.        681 

bisher  noch  niemals  in  Angriff  genommen,  und  überhaupt  mit  grossen 
Schwierigkeiten  verbunden  zu  sein.  Um  so  mehr  dürfte  es  gerecht- 
fertigt sein,  wenn  ich  die  beiden  folgenden  Paragraphe  dazu  ver- 
wende, um  die  von  mir  in  dieser  Richtung  angestellten  Unter- 
suchungen in  sorgfältiger  Weise  darzulegen. 

Beiläufig  sei  bemerkt,  dass  man  durch  die  in  diesem  Paragraph  dar- 
gelegte Methode  z.  B.  auch  zu  folgendem  Satze  gelangen  kann: 

Satz.  *)  —  Ist  längs  der  gegebenen  geschlossenen  Curve  eine  Function 
f  ==  /"(a)  vorgeschrieben,  und  setzt  man  voraus,  dass 

ö,  ö' ,  0"  und  f,  f'  stetig  sind,  dass  femer  f"  ah- 
(a.)  theilungsweise  stetig  ist,  und  dass  endlich  0'  über- 

all ^  0  ist, 

so  werden  die  den  Werthen  f  entsprechenden  Fundament alfunctionen  <J>  und 
V  der  Gebiete  ä  und  3  nicht  allein  existiren,  sondern  auch  mit  den  früher 
{Theorem  pag.  8  2)  angegebenen  Eigenschaften  behaftet  sein. 

Gleichzeitig  werden  alsdann  sämmtliche  IVerthe ,  welche  <t>  und  W  in 
Erstreckung  von  %,  resp.  in  Erstreckung  von  3  besitzen,  abgesehen  von 
einer  additiven  Constante,  darstellbar  sein  als  die  Potentiale  ein  und  der- 
selben Curvenbelegung  auf  äussere,  resp.  auf  innere  Punkte. 

Es  werden  nämlich  folgende  Formeln  gelten : 


iß) 


<t>j  =  r  +  /  Tj.  öda  ,     {x  in  Erstreckung  von  ä)  , 
^ j.  =  r  -\- 1  Tj,öda  ,     {x  in  Erstreckung  von  3)  , 

wo  Tj.  =  log  — -  ist,  und  Ej.  den  Abstand  des  Elementes  d  a  vom  Punkte  x 

vorstellt,  während  f  eine  bestimmte  endliche  Constante,  nämlich  den  fVerth 
von  <l>  im  Unendlichen  repräsentirt,  [vgl.  Abh.  I,  pag.  22  (l-)]. 

Dabei  bezeichnet,  ivas  besonders  zu  betonen  ist,  ö  eine  längs  der 
Curve  stetige  Function.  Auch  ist  der  Werth  dieser  Function  darstellbar 
durch  die  Formel : 

^^•^  ^  =  ^         äv  ' 

wo  V  die  innere  Normale  der  Curve  vorstellt. 


*)  Vgl.  den  von  mir  im  Jahre  1878  in  den  Der.  der  Kgl.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss. 
publicirten  Aufsatz,  insbesondere  den  III.  und  IV.  Fundamentalsalz,  daselbst  pag. 
52  und  54. 


G82  C.   Neumann,  [ISO 

§   1«. 
Fortsetzung.     Die  Methode  der  berührenden  Kreisfläche. 

Für  diesen  und  den  folgenden  Paragraph  wird  es,  zur  Verein- 
fachung der  Darstellung,  gut  sein,  folgenden  Hülfssatz  voranzuschicken: 

Hülfssatz.  —  Es  seien  [vgl.  die  folgende  Figur]  BCD  und  UCH^ 
zwei  aufeinander  senkrechte  Durchmesser  einer  um  C  mit  dem  Radius 
A  beschriebenen  Kreisperijjherie.  Ferner  sei  p  ein  auf  dem  Radius  CD 
gelegener  Punkt,  dessen  Centr aldistanz  =  r  ist.  Ueberdies  mögen  auf 
der  Peripherie  zu  beiden  Seitoi  von  D  zwei  Punkte  N  und  Ni  in 
solcher  Weise  markirt  sein,  dass  N,p,  U^  in  gerader  Linie,  und 
andererseits  Ny ,  p,  H  ebenfalls  in  gerader  Linie  liegen.  Endlich  sei  S 
ein  längs  der  Peripherie  herumlaufender  Punkt,  und  E  der  von  Augen- 
blick zu  Augenblick  sich  ändernde  Abstand  dieses  Punktes  S  vom  fes- 
ten Punkte  p. 

Alsdann  wird  die  von  E  abhängende  Function 

in  dem  Augenblicke  =  0  sein,  in  ivelchem  S  in  N  sich  befindet,  sodann 
^  0  sein,  während  S,  von  N  aus,  längs  der  Peripherie  über  B  nach 
N^  geht,  ivieder  =  0  werden,  sobald  B  in  Ni  anlangt,  und  endlich 
<^  0  sein,  während  S,  seine  Wanderung  längs  der  Peripherie  fortsetzend, 
von  iVi  über  D  nach  N  geht.  Oder  genauer  ausgedrückt :  Es  wird  diese 
Function  f  längs  der  Strecke  NBN^  positiv,  längs  der  Strecke  N^DN 
negativ  sein,  und  im  Ganzen  nur  zwei  Nullpunkte  haben,  die  in  N 
und  iVi  liegen.  Insbesondere  wird  ihr  Werth  längs  des  Halbkreises 
IIB  Hl  durchweg 

sein. 

Dabei  mag  noch  bemerkt  sein,  dass  man  die  negative  Strecke 
N^DN  durch  Vergrösserung  von  r  beliebig  klein  machen  kann;  wie 
solches  aus  der  für  die  Punkte  N,  N^  angegebenen  Construction  sofort 
sich  ergiebt. 

Beweis.  —  Aus  der  Formel  («.)  folgt  sofort,  dass  die  Function 
f  z=.  f[E)  nur  für  einen  einzigen  Werth  von  E  verschwindet.  Dieser 
Werth  lautet: 


131]        Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.   II. 

E  =   ^^  ~^*    =  (.4  -r){A-\-r) 

v.i'  +  7*        y.4*  +  /  *    ' 

und  ist  daher  [vgl.  die  Figur]   auch  so  darstellbar: 

ipD){pB) 


683 


£■ 


(p^A) 


oder  auch  so 


£'  =  (/>Al  =  (/,iVJ  . 


Folglich  repräsentiren  N  und  Ni  die  beiden  einzigen  Lagen  des 
peripherischen  Punktes  S,  für  welche  f  verschwindet.  Folglich  hat 
f  längs  NBNi  constantes  Vorzeichen,  und  ebenso  längs  N^DN.  Dass 
aber  ersteres  -f-,  und  letzteres  —  ist,  erkennt  man  sofort  aus  den 
in  B  und  D,  d.  i.  für  E  =^  A  -\-  r  und  E  z=i  A  —  r  sich  ergebenden 
Werthen : 

1 


Werth  in  B:     f{ii  +  /•)  =  + 
Werth  in  D:     f{A  —  r)  =  — 


7i{A-\-  rf  ' 

\ 

71  {A  —  rf  ' 


Um  schliesslich   die  Behauptung  {ß.)  zu  beweisen,  bemerken  wir, 
dass  für  alle  Punkte  S  des  Halbkreises  HBH^  die  Relation  stattfindet: 

{q.)  A^E^^A  , 

dass  mithin  die  Function 

(/l*  +  ;•«)£•*  —  {A^  —  r*)» 


f  = 


iTcAvE* 
für  die  Punkte  S  des  genannten  Halbkreises  der  Formel  entspricht: 


684  G.  Neumann,  [122 

^  (^'  +  r^)  ^'  —  (/t'  —  ry-  _  r^ß/l^  — ?») 
'=  271  Ar  J'?  "      27rylr/i'* 

Diese  Formel  aber  kann,  mit  abermaliger  Rücksicht  auf  ((>.),  auch 
so  geschrieben  werden: 

'  =  2  7ryl?-(2^)«   ' 
oder,  weil  r^  <.  A^,  mithin  3  A^  —  r^  ^  2A^  ist,  auch  so: 

r^-2A'      ^       r  _ 

Dies  vorangescMckt,  gehen  wir  jetzt  über  zu  unserm  eigentlichen 
Thema,  indem  wir  dabei  festhalten  an  den  Bezeichnungen  und  Voraus- 
setzungen des  vorhergehenden  Paragraphs.  Aus  jenen  Voraussetz- 
ungen folgt  [vgl,  die  Note  pag.  113],  dass  der  kleinste  Krümmungs- 
radius Rq  der  gegebenen  Curve  stets  ^  0  ist.  Bezeichnet  man 
ferner  den  kürzesten  Abstand  des  gegebenen  Gentralpunktes  c  von 
der  Curve  mit  SlJPo,  so  wird  Po  ebenfalls  ^  0  sein  (weil  c  inner- 
halb 3  liegen  soll).     Bezeichnet  nun  A  eine  den  Formeln: 

(1 .)  0  <  J  <  i?o     und    0  <  .4  <  Po 

unterworfene,  sonst  aber  beliebig  gewählte  Constante,  und  denkt  man 
sich  einen  Kreis  ^  vom  Radius  A  construirt,  der  die  gegebene  Curve 
in  irgend  einem  Punkte  q  von  Innen  berührt,  so  wird  die  Peripherie 
dieses  Kreises,  ausser  dem  Punkte  q,  keinen  weiteren  Punkt  mit  der 
gegebenen  Curve  gemein  haben  [Zweiter  Satz  pag.  101].  Dem- 
gemäss  wird  die  Fläche  dieses  Kreises  ^  ein  Theil  des  Gebietes  3  sein. 

Ueberdies  erkennt  man  leicht,  dass  der  gegebene  Centralpunkt 
c  ausserhalb  des  Kreises  ^  liegt.  Denn  befände  sich  c  innerhalb  ^, 
oder  am  Rande  \on  51,  so  würde  der  Abstand  (cq)  <Z  21 A,  also, 
nach  (1.),  <^  2^0  sein.  Es  würde  also  in  diesem  Falle  der  Punkt 
c  vom  Curvenpunkte  q  einen  Abstand  haben,  der  <^  2!jPo  'st;  während 
doch  2/^0  den  kürzesten  Abstand  jenes  Punktes  c  von  der  Curve 
vorstellen  soll. 

Da  nun  die  Fläche  ^  ein  Theil  von  3  ist,  und  der  Punkt  c 
ausserhalb  ^  liegt,  so  ergicbt  sich  hieraus  sofort,  dass  die  Functionen 
ü  und  Q  Fundamentalfunctionen  des  Gebietes  ^  sind.  Markirt  man 
daher  irgend  einen  Punkt  /}  innerhalb  Ä,  und  zugleich  auch  irgend 
einen  Punkt])'  ausserhalb  H",  so  gelten  die  Formeln: 


<23]        Leber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.      Abh.   If. 


685 


(2.) 


(3.) 


(*.) 


[vgK  L.  u.  y.P.  {kOd.)  pag.  i9], 


[vgl.   L.  u.  S.P.   HOe.)  pag.   49], 


ds    ,  [vgl.  L.  u.  y.P.  [kOd.)  pag.  19]»), 


WO  die  Inlegration  hinläuft  über  alle  Randelemente  ds  des  Kreises 
H",  und  wo  n  die  innere  Normale  des  Elementes  ds  repräsentirt. 
Dabei  bezeichnet  Q^  den  Werth  von  Q  in  ja;  während  T  und  T 
respective  den  Entfernungen  (p  is-^  ds)  und  {p  »— >►  ds)  angehören. 
Air  diese  Formeln  (2.),  (3.),  (4.)  ergeben  sich,  ebenso  wie  die  auf 
pag.  I  1 6  besprochenen,  mit  absoluter  Strenge  durch  Anwendung  der 
auch  damals  benutzten  Parallelcurven.     (Vgl.  pag.    117.) 


Es  mögen  nun  die  beiden  Punkte  p  und  p'  in  Bezug  auf  den 
Kreis  Ä,  dessen  Cenlrum  C  heissen  soll,  zu  einander  conjiigirt  sein; 
sodass  also  z.  B,  zwischen  ihren  Centraldislanzen  r  und  r  die  Kela- 
tion  stattfindet 

(5.)  rr'  =  .-i'-  . 

Ueberdies  liege  p  auf  dem  Radius  T^,  mithin  p'    auf  der  Vcrlänge- 


*')  Diese  Cilate  beziehen  sich  auf  das  io  der  Note  pag.   \  I  6  genauDle  Werk. 


686 


G.   Neumann, 


[124 


rang  dieses  Radius.  Bezeichnet  man  alsdann  die  Abstünde  eines 
Elementes  ds  von  den  drei  Punkten  C,  p,  p  rospective  mit  A,  E ,  E', 
so  sind,  zufolge  (5.),  die  beiden  Dreiecke  EAr  und  Er  A  einander 
ähnlich;  woraus  folgt: 


(6.) 

EAr 
Ir  '^  7  '~  A 

Somit  ergiebt  sich: 

log^-log-i=: 

d.  i. 

(7.) 

T'  —  r  =  log  - 

(8.) 


Bezeichnet    man   ferner   in  jenen  beiden  Dreiecken   den   den    Seiten 
E  und  E'  gegenüberliegenden  Winkel  mit   (p,  so  ist: 

E^   =  yl*  _j-  r^   —  2  Ar  cos  cp  , 

E'^  =  A^  -\-  r"^  —  %Ar'  cos  cp  . 

Und  mit  Rücksicht   hierauf  ergeben  sich ,  falls  man    die   innere  Nor- 
male des  Elementes  ds  mit  n  bezeichnet,  folgende  Formeln: 

dT  d  log  /i    ö  log  ii"  A  —  r  cos  (p 

dn  dn  'öA  £"*  ' 

([T  _  _  (/  log  E'  _  ö  log  E'  _  A  —  r'  cos  cp 
dn  dn  ^A  E'^  ' 

Formeln,  die  man  mit  Rücksicht  auf  (6.)  auch  so  schreiben  kann: 


(9.) 


dT  A  —  r  cos  cp  A^ 

In   ~  W^  ^  ' 


dT'        A  —  r'  cos  cp  r* 

dn   ~~           E^           A^ 

Hieraus  folgt  durch  Subtraction: 

dT'       dT       Air^  —  A^)  —  r{rr'  - 

■  A"^)  cos  cp 

dn        dn  ~~                          A^  E^ 

also  mit  Rücksicht  auf  (5.): 

dT'         dT_r^-A^^ 
^      ^                                    dn         dn            AE^ 

Subtrahirt  man  jetzt  die  beiden  Formeln  (3.),  (4.)  von  einander 
so  erhalt  man  mit  Rücksicht  auf  (7.)  und   (10.): 


<25]        Leber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.    Abh.  II.         687 

also  mit  Rücksicht  auf  (2.): 

eine  Foraiel,  die  sich  ohne  Weiteres  nach  r  differenziren  ISssl. 
Aus  (8.)  folgt  sofort: 

d^  //•'  —  ^«\  _   2Ar  —  {A^  -{-  r*)cos  rp 
dl'  [iTrAE^J  "  TtT'  ' 

oder,  falls  hier  für  cos  (p  der  aus  (8.)  entspringende  Werlh  sub- 
stiluirt  wird: 

^^^■^      dr  U;rAE''j  "  irvAr  \      E^  T*        }  '     ^-  ''  " '    ' 

wo  /*  die  in  («.)  pag.  120  besprochene  Function  repräsenlirt.  Dif- 
ferenzirt  man  also  die  Formel  (II.)  nach  r,  so  erhält  man: 

(.3.)  -  ^P-  ^füfUs  , 

wofür  man  auch  schreiben  kann: 

(U.)  -^=f      Qfds  +  f      Qds, 

« t'  ^  qHB  J  BU,q 

WO  alsdann  das  eine  Integral  über  den  Halbkreis  qHB,  das  andere 
über  den  Halbkreis  B Il^q  hinerstreckt  zu  denken  ist  [vgl.  die  vorher- 
gehende Figur]. 

Diese  Formel  (1  3.)  oder  (1 4.)  gilt  offenbar  (wie  aus  ihrer  Ent- 
stehungsweise hervorgeht)  nicht  nur  für  die  Function  Q,  sondern 
ganz  allgemein  für  jedwede  Fundamentalfunction  der  Kreisfläche  Ä. 
Sie  wird  also  z.  B.  richtig  bleiben,  wenn  man  in  ihr  statt  Q  eine 
Conslante,  etwa  die  Zahl  1,  nimmt.     Somit  folgt: 

0  =r     fds  +f      fds  . 

^  qHB  'J  BHiq 

Hieraus  aber  folgt,  weil  f  lediglich  von  E  abhängt,  mithin  diese 
beiden  Integrale  einander  gleich  sind,  dass  jedes  derselben  einzeln 
=  0  ist;  sodass  man  also  die  Formeln  erhält: 

f      fds  =  0      und      f       fds  =  0  . 


688  C.   Neumann,  [126 


(15.)  -"^  ==/*    (ß  -  h)fds  +f      (Q  -  k,)fds  , 

(ir  J  nhli  "J  nihn 


Und    mit    Uücksicht    hierauf    kann    man    die    Formel   (1 4.)   auch    so 
schreiben : 

qllU  ^  Blhq 

WO  k  und  k^  ivillkürHch  zu  iväldende  Constanten  vorstellen. 

Bezeichnet  man  jetzt  [vgl.  die  vorhergehende  Figur]  die  im 
Punkte  q  auf  der  gegebenen  Gurve  errichtete  innere  Normale  qCH 
kurzweg  mit  v,  und  beachtet  man,  dass  die  zu  untersuchende  Func- 
tion 0p  [pag.  115]  die  Bedeutung  hat: 

dQp 

dv  dr 


0«)  %  =  1^  =  -7&. 


so  folgt  aus  (15.): 

(17.)  %=^f     {Q-k)fds+f       {Q~k,)fds. 

•^  qHB  ^  Blhq 

Um  von  dieser  Formel  (1 7.)  Nutzen  zu  ziehen,  wollen  wir  (vgl. 
die  folgende  Figur)  die  Niveaucurven 

(18.)  Q  ==  Const. 

ins  Auge  fassen.  ülTcnbar  werden  wir  diese  das  ganze  Gebiet  3 
erfüllenden  Niveaucurven  dadurch  erhalten,  dass  wir  die  Gonst.  von 
0  zu  -|-  oo  wachsen  lassen.  Und  zwar  wird  die  Gurve  Q  =  Gonst., 
falls  wir  die  Gonst.  zuerst  =  0  machen,  sodann  allmählich  wachsen, 
und  schliesslich  =  -[-  oo  werden  lassen,  zuerst  identisch  sein  mit 
der  Handcurve,  sodann  sich  ein  wenig  verkleinern  und  mit  dieser 
Randcurve  nahezu  parallel  werden,  hierauf  sich  mehr  und  mehr 
zusammenziehen,  und  schliesslich  zu  dem  gegebenen  Gentralpunkte 
c  zusammenschrumpfen. 

Denken  wir  uns  nun  den  Gentralabstand  r  des  Punktes  -p  sehr 
wenig  kleiner  als  den  Kreisradius  A,  mithin  p  sehr  nahe  an  </,  so 
werden  auch  die  [mittelst  der  punklirten  Linien  sich  bestimmenden] 
Punkte  N  und  JVi  sehr  nahe  an  q  liegen ;  es  werden  daher  in  diesem 
Falle  die  durch  N  und  N^  gehenden  Niveaucurven  >«  und  Xj  dem 
Rande  von  ^  sehr  nahe  liegen,  und  mit  diesem  Rande  nahezu  pa- 
rallel sein;  sodass  also  z.  B.  der  Halbkreis  qllB  von  der  Gurve  x 
nur  in  dem  einen  Punkte  iV,  und  ebenso  der  Halbkreis  BH^q  von 
der  Gurve  x,  nur  in  dem  einen  Punkte  N^  geschnitten  wird.  Bezeichnet 
also   k   den    constanlen    Werth    von   ß   längs   der   Niveaucurve  x,  so 


427]        Leber  die  Metuode  des  ARiTiiMETisniEN  Mittels.     x\bh.  II.        689 


wird  {Q  —  /.)  längs  des  Kreisbogens  giV  durchweg  negativ^  und  längs 
des  Kreisbogens  NHB  durchweg  positiv  sein.  Genau  dasselbe  gilt 
aber,  zufolge  unseres  Hülfssatzes*)  pag.  12d,  auch  von  der  Function  /'. 
FoUjlich  ist  das  Producl  (Q  —  k)f  längs  des  ganzen  Halbkreises  qHli 
überall  jiosiliv.  Analoges  gilt  offenbar  von  dem  Producte  (Q  —  A,)/'  mit 
Bezug  auf  den  andern  Halbkreis  BU^q,  falls  nämlich  k^  den  cou- 
stanlen  Werlh  der  Function  Q  längs  der  Niveaucurve  Xj  vorstellt. 

Denkt  man  sich  also  in  der  Formel  (17.)  den  dortigen  Constanten 
k  und  Ä,  die  soeben  definirten  Werlhe  zuertheilt,  so  wird  jedes  der 
dortigen  beiden  Integrale  eine  Summe  von  lauter  positiven  Gliedern 
sein,  mithin  verkleinert  werden,  sobald  man  irgend  welchen  Theil 
dieser  Glieder  fortlässt,  also  z.  B.  verkleinert  werden,  sobald  man 
die  dortigen  Integrationen  nicht  über  die  Halbkreise 

qUB         und         BlI^q  , 
sondern  nur  über  die  Kreisquadranlen 

HB         und         BH, 
sich  hinerstrecken  lässt.     Somit  ergiebt  sich  aus  (17.): 

^         '^  HB  J  DIU 

Bezeichnet  man  daher  den  kleinsten  Werth  von  Q  längs  des  Halbkreises 
UBH^  mit  Q(,?    und    beachtet   man,  dass  /",   zufolge    des  Hülfssatzes 


*)  Die  Bezeichnungen  in  jenem  Hülfssatze  sind  genau  dieselben  wie  hier,  nur  mil 
dem  Unterschiede,  dass  der  Punkt  q  dort  mit  D  benannt  ist. 


690 


C.   Neümann, 


M28 


pag.   120,  längs  dieses  Halbkreises  II BH^  überall    positiv  ist,  so  er- 
hüll  man  a  fortiori: 

(19.)  %^(ßü-/0/'    fds-^{Q,-k,)f     fd 

Nach  (ß.)  pag.   120  ist  aber: 

/     fds  ^  — — jr  /      ds  = 

./  Hfl  —   \&7CA^J  HU 


ßUi 


7t  A 


und 


\^7tA^J  UB^""  \^7tA^       2 


ebenfalls    > 


lÖTryl'     2 


Somit  folgt: 


(20.) 


^p  ^  ((«0 


/.)  +  (Q„  -  k 


.') 


32^' 


oder  ein  wenig  anders   geschrieben: 
(21.)  0p_|2Q^_/,_A-,j 


32  yl^ 


Diese  Formel  wird,  ihrer  Entstehung  zufolge,  gültig  sein  nicht 
nur  für  das  augenblicklich  betrachtete  r,  sondern  auch  für  jedes 
grössere  r,  falls  nur  dasselbe  <^  A  bleibt.  Sie  wird  also,  falls  man 
dieses  augenblickliche  r  mit  a  bezeichnet,  gültig  sein  für  jedwedes 
der  Bedingung  a  ^  r  <^  A  entsprechende  Argument  r.  Bezeichnet 
man  daher  die  linke  Seite  dieser  Formel  (21.)  mit  F{r),  so  ist: 

(22.)  F{r)  ^0     für     a  ^  r  <C  A  . 

Dabei  ist  F{r)  eine  in  ganzer  Erstreckung  des  Intervalls  a  ...  A 
stetige  Function.  Denn  einerseits  sind  k,  /«i  und  O^  F'unctionen  von 
r,  die  einer  derartigen  Stetigkeit  sich  erfreuen,  wie  solches  Iheils 
aus  der  Bedeutung  von  k,  k^,  theils  aus  dem  Satze  (5«.)  pag.  115 
hervorgeht.  Und  andererseits  ist  Qo  (^^r  Mininalwerlh  von  Q  längs 
des  Halbkreises    IIBII^),  ebenso   wie   der  Radius  A,  eine  Constante. 

Mit  Rücksicht  auf  diese  Stetigkeit  der  Function  F(r)  folgt  nun 
aus  der  Formel  (22.)  sofort,  dass 

(23.)  F{A)  ^  0 

ist.  Denn  wollte  man  annehmen,  es  sei  F{Ä)  <^  0,  so  müssten,  in 
Anbetracht  der  soeben  besprochenen  Stetigkeit  von  F{r),  in  unmittel- 
barer Nähe  von  A  Argumente  r  <^  A  existiren,  für  welche  F{r)  eben- 
falls <^  0  wäre;  was  mit  (22.)  in  Widerspruch  steht. 


^29]        Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.   II.        691 

Die  in  solcher  Weise  constatirte  Formel  (23.)  nimmt  nun,  falls 
man  für  F(A)  seine  eigentliche  Bedeutung  eintreten  lasst,  die  Gestalt  an: 

Denn  für  r  =  A  geht  O^  in  <\>g  über,  während  k  und  k^  hierbei  zu 
0  werden. 

Nun  war  aber  q  ein  beliebiger  RandpunM.  Und  mr  ersehen  also 
aus  (24.),  dass  0  in  jedwedem  Randpuukte  ^  0  ist;  womit  die  auf 
pag.    I  1 6  aufgeworfene  Frage  beantwortet  ist. 

Indessen  lässt  die  Methode,  durch  welche  wir  hier  zu  diesem 
Resultate  gelangt  sind.  Manches  zu  wünschen  übrig,  insofern  als  uns 
vorläufig  noch  die  Mittel  fehlen  dürften,  um  das  Operiren  mit  Niveau- 
curven  mit  wirklicher  Strenge  zu  vereinen ;  wie  denn  z.  B.  auch  die 
A^orhin  (pag.  126)  ausgesprochene  Behauptung,  dass  der  Halbkreis 
qHB  von  der  Niveaucurve  x  immer  nur  in  einem  einzigen  Punkte  ge- 
schnitten wird,  ohne  wirklichen  Beweis  geblieben  ist. 

Immerhin  dürfte  die  hier  exponirte  Methode  eine  passende  Ein- 
leitung sein  für  diejenige  wirklich  strenge,  aber  auch  complicirlere 
]Methode,  von  welcher  der  folgende  Paragraph  handeln  soll. 


§  20. 

Fortsetzung.     Methode  der  übergreifenden  Kreisfläche. 

Wir  halten  fest  an  den  Bezeichnungen  und  Voraussetzungen  der 
beiden  vorhergehenden  Paragraphe,  und  denken  uns  also  z.  B.  die 
gegebene  Curve  von  solcher  Beschatfenheit  [vgl.  (I.)  pag.    113],  dass 

0,0'  Q"  stetige  Functionen  der  Bogenlänge  a  sind,  und 
(i .) 

dass  ausserdem  (jf  überall  >  0  ist. 

Es  sei  nun  ß^  der  kleinste  Krümmungsradius  der  Curve,  ferner  sei 
2  Po  cicr  kürzeste  Abstand  des  innerhalb  3  gegebenen  Centralpunktes 
c  von  dieser  Curve,  endlich  sei  .4  irgend  eine  den  beiden  Bedingungen 

(2.)  0  <  .1  <  R^     und     0  <  .1  <  P, 

entsprechende  Constante.  Denkt  man  sich  alsdann  einen  Kreis  Ä 
vom  Radius  A  conslruirt,  der  die   gegebene  Curve  in  irgend  einem 

Abhandl.  d.  K.  S.  (iesellsch.  d.  Wissensch.  XXIV.  49 


692  C.   Neumann,  [130 

Punkte  q  von  Innen  beiühii,  so  wird  der  Centialpunkt   c  auascrhalh 
der  Kreisfläche  51  liegen,  mithin 

(3.)  A  <  (Cc) 

sein,  wo  C  das  Centrum  der  Fläche  ^  vorslellt.  Auch  wird  alsdann 
diese  Fläche  ü'  ein  Theil  von  3  sein.  Und  zwar  wird  die  Peripherie 
dei'  Fläche  51,  ausser  dem  Berührungspunkte  (/,  keinen  weiteren  Punkt 
mit  dem  Rande  von  3?  d.  i.  mit  der  gegebenen  Curve  gemein  haben. 
Diese  bereits  früher  (pag.  122)  constatirten  einfachen  Sätze  bilden 
das  Fundament  der  jetzt  anzustellenden  Betrachtungen,  Denken  wir 
uns  um  das  Centrum  C  des  nnt  dem  Radius  A  beschriebenen  Kreises 
^  einen  zweiten  Kreis  Ä*  vom  Radius  A  -\-  u*  beschrieben,  und 
dabei  {A  -j-  « *)  der  Bedingung  unterworfen : 

(4.)  /i<J  +  «*<(Cc)  , 

so  wird  otfenbar  der  Centralpunkt  c  nicht  nur  ausserhalb  51,  sondern 
auch  ausserhalb  5t*  liegen. 

Gleichzeitig  aber  wollen  wir  die  neue  Constante  a^'  so  kleiri 
uns  denken,  dass  die  Peripherie  ^*  die  gegebene  Curve  in  zwei  zu 
beiden  Seiten  von  q  gelegenen  Punkten  schneidet,  sonst  aber  keine 
weiteren  Punkte  mit  der  Curve  gemein  hat,  und  dass  Gleiches  auch 
gilt  von  jedweder  um  C  beschriebenen  Peripherie,  deren  Radius 
[A  -\-  a)  der  Relation  entspricht 

(5.)  J  <  .4  +  a  ^  A  +  «*  . 

Dass  eine  derartige  Bestimmungsweise  der  Constante  [A  -j-  «*),  bei 
den  von  uns  gemachten  Voraussetzungen  (1.),  stets  möglich  ist,  er- 
giebt  sich  sofort  aus  dem  dritten  Satze  pag.  101.  Denn  es  wird  zu 
diesem  Zwecke  nur  erforderlich  sein,  dieses  (A -|- « *)  <^  (> '  zu 
machen,  wo  (j*  die  dort  besprochene  Constante  voistellt. 

Bezeichnet  man  den  innerhalb  der  Peripherie  {A  -{-  a)  betind- 
lichen  Theil  des  Gebietes  3  Ji^Jt  ^w.  ^o  wird  5i\,  theils  von  jener 
Peripherie  selber,  theils  von  einer  gewissen  Strecke  QqQ^  der  ge- 
gebenen Curve  begrenzt,  und  in  Q  und  Q^  mit  zwei  Ecken  versehen 
sein.  Dieses  Gebiet  ^„  ist  in  beistehender  Figur  duich  Schrad'irung 
hervorgehoben.     Die  aus  (4.),  (ö.)  entspringende  Formel 

(6.)  yl<  J  + «  ^  vi  +  a*<(Cc) 

zeigt,  dass  der  Centralpunkt  c  stets  ausserhalb  51«  liegt.    Demgemäss 


<3-l]         Leber  die  ^Iethode  des  arithmetischen  Mittels.     Abu.   11. 


Ü93 


sind  also  U  und  Q  FuiuliwieHtalfundionen  des  Gebietes  Ä„.  Ist  mit- 
hin p  irgend  ein  Punkt  innerhalb  Ä'„,  und  //  ein  beliebiger  Punkt 
ausserhalb  Ä„ ,  so  ergeben  sich  folgende  mit  (2.),  (3.),  (4.)  pag.   123 


analoge  Formeln : 


0) 


(8.) 


(9.) 


0  =/:;!- +/f  "- 


die  Integrationen  ausgedehnt  gedacht  über  alle  Elemente  ds  der  das 
Gebiet  Ä'„  begrenzenden  Kreisbogenstrecke  QBQ^  [vgl.  die  Figur]^ 
und  über  alle  Elemente  da  der  zur  gegebenen  Curve  gehörigen  Strecke 
Qx'^lQ'  Dabei  bezeichnen  n  und  v  die  auf  ds  und  dn  errichteten, 
in  das  Innere  von  .^„  hineinlaufenden  Normalen.  Ferner  haben  T 
und   T'  die  Bedeutungen: 


(10.) 


T'  =  log  ;g  ,     T   =\oa,-^  , 


wo  E  und  E'   die  Abstände   der   beiden  Punkte    p  und   p'  von   ds, 
respective  von  da  vorstellen. 

Subtrahirt  man  die  beiden  Formeln  (8.)  und  (9.)  von  einander, 
und  beachtet  man  dabei,  dass  die  Function  Ö  längs  des  Randes  von 
3,  also  z.  B.  auch  längs  der  Curvenstrecke  Q^qQ  überall  =  0  ist, 
so  folgt: 

49* 


694  C.   Neumann,  [132 

LHsst  man  nun,  ebenso  wie  im  vorhergelienden  Paragraph,  den  Punkt 
p  auf  den  Radius  Cq  fallen,  und  nimmt  man  für  jj  den  zu  p  in  Be- 
zug auf  die  Peripherie  (A  -{-  «)  conjtigirien  Punkt  [vgl.  die  folgende 
Figur],  so  werden  die  damals  in  (7.),  (10.)  pag.  124-  gefundenen 
Formeln  Gültigkeit  haben  für  alle  Elemente  ds  des  Kreisbogens  QDQi, 
nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  an  Stelle  des  dortigen  A  gegen- 
wärtig [A  -\-  a)  zu  stehen  kommt;  so  dass  man  also  erhalt: 

r  —  T=  log 


A  +  a  ' 
d  r        d  T        r^  —  {A-\-  af 


dn         dn  {A  +  a)  £*      ' 

wo  r  den  Centralabstand  (Cp)  des  Punktes  p  vorstellt,  wahrend  E 
den  Abstand  dieses  Punktes  vom  Elemente  ds  bezeichnet.  Demge- 
mUss   folgt  aus  (11.)- 

oder ,  falls  man  das  zweite  dieser  drei  Integrale  durch  den  aus  (7). 
entspringenden  Werth  ersetzt,  und  zugleich  die  Formeln  (10.)  beachtet, 

(12.)  —   2y7Qp  = 

Setzt  man  jetzt  zur  Abkürzung: 

d    H--iA-^afX 
^      '  '        dr  \2  7r(/l  +  a)iiV 

=  ^  /(^  +  af  +  r'  _  [{A^ar-r'']h 

^7i{A  +  a)r  \  E^  E*  )  ' 

[vgl.  die  analoge  Formel  (12.)  pag.  125],  so  ergiebt  sich  aus  (12.) 
durch  Ditlerentiation  nach  r: 

,,,,        äQp        r      ^..     ,       I      r     /1  1    dE'       \    dE\dQ   , 

(i4.)   —  — -i^  =  /        Qfds  -f-  -r—  / h  T7,  -/ iT  w~  -7-^^   ? 

rf?'        ^§5^1  27r  ^r^,j,2  \  ^'         E     dr        E  drjdv 

wo    der    grösseren    Deutlichkeit    willen    die    Integrationswege   durch 

Indices  markirt  sind. 

Nun  haben  wir  [vgl.  (5«.)   pag.  115]  unter  O^  den  üitferential- 

quotienten  von  Qp  nach  der  durch  p  gehenden  Normale  v  verslanden. 

üemgemäss  ist  [vgl.  etwa  die  niichstfolgende  Figur] : 


^33]         Leber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.      Abh.   H.        695 

et)  =  ^!^p  =  _  ^p . 

^         dt'  dr 

Somit  folgt  aus  (H.)- 

wo  im  letzten  Integral  <J>  den  Werth  dieser  Function  im  Elemente 
da  vorstellt.  Hieraus  ergiebt  sich  leicht  [vgl.  die  nachfolgende  Er- 
läuterung] : 

,.^ .     ^  r       r^ ,  ,  ^/*/'        (-1  +  «)*  cos  w'       cos  0J\  .   , 

wo  G)  und  w'  diejenigen  Winkel  vorstellen,  unter  denen  E  und  J5^' 
gegen  pp  respective  gegen  p'p  geneigt  sind.  Und  diese  letzte  For- 
mel (16.)  ist  offenbar  auch  so  darstellbar: 

^ir,x  A.      ,    i—  ^)  r      ^cosw   .      ,    [A -\- af     1     r       .cosw'   , 

=:/  QfdS  +   ^^f  0dc7. 

Erläuterung  zu  Formel  (<  6.).  —  Ist  F  die  vom  Centrum  C  nach  da 
gelegte  Linie,  und  <p  der  Winkel  von  F  gegen  Cftp\  so  gelten  für  die  Ab- 
stände £",  i^  des  Elementes  da  von  den  Pnnklen  p,j/  die  Gleichungen  : 

£«  =  r*  +  F*  —  2rF  cos  y  , 
E'-  =  r'*-  +  F*  —  2  r'F  cos  (f  , 

wo  r  =  (r^j)  und  r'  =  (ry/)  ist.     Vgl.  die  folgende  Figur. 
Hieraus  folgt  sofort : 


(«.) 


dE  r  —  F  cos  q 

— —  =  — - — '—  =  —  cos  10  , 

dr  E 

dE'         r'  —  Fcosff  dr'        dr 

— -  = ^  -p^  =  -^  cos  w 

dr  E  dr         dr 


wo  10  und  lo'  diejenigen  Winkel  vorstellen ,  unter  denen  E  und  E'  gegen 
pp',  respective  gegen  p  p  geneigt  sind. 

Nun  findet  aber,  weil  p  und  p'  mit  Bezug  auf  die  Peripherie  (.4  +  a) 
zu  einander  conjugirt  sind,  die  Relation  statt : 

rr'  =  (.1  -1-  «)*  , 

woraus  folgt : 

dr_  _  _  (-1  +  «)* 
dr   "  r* 


69G 


C.  Neijmann, 


1134 


Somit  ergiebt  sich  aus(«.): 


iß.) 


jdE 
dr 

dJT 
dr 


cos  w 


(/1  +  cif 


cos  (xJ 


Q.  e.  d. 


NB.  Um  die  gegenseitige  Beziehung  zwischen  p  und  p'  deullicli  vor 
Augen  zu  haben,  ist  in  vorstehender  Figur  in  j)  ein  Perpendikel  pg  auf 
der  Linie  Cp  errichtet,  und  in  dem  so  erhaltenen  Punkte  g  eine  Tangente 
an  die  Peripherie  {A  -f-  a)  gehegt.  Der  Schnittpunkt  dieser  Tangente  mit 
der  verlängerten  Linie  Cp  ist  alsdann  der  zu  jj  conjugirle  Punkt  p'. 

Durch  Verkleinerung  der  Constanle  «*  kann  man   offenbar   den 
der  Bedingung  (5.): 

(18.)  A<:A-{-a^A-\-a* 

unterworfenen  Kreisradius  {A  -\-  u)  beliebig  nahe  an  A  herandiüngen, 
und  in  solcher  Weise  dafür  sorgen,  dass  das  Curvenstiick  QiqQ  be- 
liebig klein  wird.  [Vgl.  den  letzten  Theil  des  dritten  Satzes  pag.  101.] 
Hiervon  Gebrauch  machend,  wollen  wir  zuvörderst  dmch  Verkleine- 
rung von  a*  dafür  sorgen,  dass  die  Winkel 

(18a.)  qCQ     und     qCQ,   , 

beide  <:^  90"  sind.     Sodann  aber  wollen   wir,  nachdem  zuvor  irgenil 


135]        Leber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.      Abh.   II.        697 

ein  beliebiger  Kleinheit^grad  e  gegeben  ist^  durch  weitere  Verkleine- 
rung von  a*  und  durch  die  damit  Hand  in  Hand  gehende  Verkleine- 
rung des  Curvenstückes  Q^qQ  auch  dafür  sorgen,  dass  die  beiden 
ersten  Integrale  der  Formel  (17.)  folgenden  Relationen  sich  subordiniren: 


HU-'^'-)<'^ 


7 
09.) 

wo  O^  den  Werth  von  0  im  Punkte  q  voistellt.  Dass  solches  mög- 
lich ist,  ergiebt  sich  aus  den  beiden  Sätzen  pag.  106,  falls  man  nur 
beachtet,  dass  die  Function  0  [vgl.  (5/?.)  pag.  1 15  und  (6.)  pag.  116] 
längs  der  gegebenen  Curve  stetig  und  ^  0  ist.  Aus  dem  letzlern 
Umstände  ergiebt  sich  zugleich  die  Formel: 

(i9a.)  f      (i>(la^  0  . 

Mit  Rücksicht  auf  diese  Relationen  (19.)  und  (19  a.)  folgt  aus  (17.) 
sofort : 

Hier  repräsentirt  [  die  in  (13.)  angegebene  Function,  also  eine  Func- 
tion, die  dem  Hülfssatze  pag.  120  sich  subordinirt.  Construirt  man 
also  [vgl.  die  folgende  Figur!  im  Hülfskreise  (A  -\-  «)  den  zu  Cp 
senkrechten  Durchmesser  HCII^^  zieht  man  sodann  die  beiden  Li- 
nien //,j}  und  Hp,  und  bezeichnet  man  diejenigen  beiden  Punkte, 
in  denen  die  Verlängerungen  dieser  beiden  Linien  jenen  Hülfskreis 
schneiden,  mit  N  und  A',,  so  wird  f 

längs  des   Bogens  NBNi   überall  positiv,  und    ins- 
{^^\  besondere    längs    des    Halbkreises    UBH^     überall 


=  16/r(.t  -f-  af 


sein. 


Mittelst  der  Formel  (20.)  wird  es  nun  leicht  sein,  unser  eigentliches 
Ziel  zu  erreichen,  nämlich  Aufschluss  zu  gewinnen  über  den  im  Rand- 
punkte q  vorhandenen  Werth  O^.  Zu  diesem  Zwecke  müssen  wir 
den  Punkt  p  näher  und  näher  an  den  Punkt  q  heranschieben,  also 
die  Centraldistanz  r  des  Punktes  p  gegen  A  hin  sich  vergrössem  lassen; 


698 


G.  Neumann, 


[136 


wobei  es  uns  frei  steht,  die  auxiliare  Constante  «  gegen  0  hin 
sich  verkleinern  zu  lassen.  Um  diese  beiden  Operationen,  die  Ver- 
grösserung  von  r  und  die  Verkleinerung  von  «,  in  eine  einzige  Ope- 
ration zu  verschmelzen,  construiren  wir  in  q  die  Tangente  mqmi 
der  Randcurve,  tragen  auf  dieser  Tangente  von  q  aus  zwei  Strecken 
ab:  (qx)  und  iqy),  beide  =--  (qo),  d.  i.  =  «,  construiren  hierauf  die 
durch  X  und  y  gehenden  Linien  H^xN  und  HyNi,  und  nehmen  endüch 
zum  Punkte  p  denjenigen  Punkt,  in  welchem  diese  beiden  Linien  ein- 
ander schneiden.  Hierdurch  ist  alsdann  die  augenblickliche  Lage  des 
Punktes  p  in  bestimmte  Abhängigkeit  versetzt  zum  augenblicklichen 
Werthe  der  Constante  a.  Und  diese  Abhängigkeit  ist  der  Art,  dass 
eine  Abnahme  von  a  gegen  0  hin,  eo  ipso  eine  Zunahme  der  Central- 
distanz  r  des  Punktes  p  gegen  A  hin  hervorbringt.  Auch  kann  man 
diese  Aneinanderkettung  von  r  und  a  leicht  durch  eine  Formel  aus- 
drücken. Zufolge  der  angegebenen  Construction  sind  nämlich  die 
beiden  rechtv^'inkligen  Dreiecke  pCH  und  pqx  einander  ähnlich. 
Folglich  ist: 


<37]        Leber  die  Methode  des  arithmetische»!  Mittels.      Abu.   II.        699 

ipC)  ^{pq}         .    .  '•       ^  -4  -  r 

(CH)        iqx)  '         '   '      A  +  a  a       ' 

d.i.  ar  =  (A  +  a){A  -  r)  , 

oder,  falls  man  nach  r  auflöst: 

Durch  diese  Formel  tritt  nicht  nur  die  stricte  Abhängigkeit  zwischen 
r  und  «,  sondern  gleichzeitig  auch  der  Umstand  klar  zu  Tage,  dass 
r  gegen  A  convergirt,  sobald  man  «  gegen  0  hin  abnehmen  lässt. 

Bevor  wir  weitergehen,  ist  noch  eine  Bemerkung  beizufügen  in 
Betreff  der  von  uns  construirten  Punkte  N  und  ?i\.  Die  gegebene 
Randcurve  des  Gebietes  3  i^t  zufolge  der  Voraussetzung  6'  >  Ol  von 
solcher  Beschaffenheit,  dass,  wenn  an  die  Gurve  eine  beliebige  Tan- 
gente gelegt  wird,  sämmlliche  Punkte  der  Gurve  auf  derselben  Seite 
der  Tangente  liegen.  [Vgl.  die  Note  pag.  113.]  Betrachtet  man  also 
in  der  letzten  Figur  die  Tangente  nigm^  als  horizontal,  und  den 
Durchmesser  ßo  als  vertical  nach  Oben  gerichtet,  so  werden  sämmt- 
liche  Punkte  der  gegebenen  Randcurve,  also  z.  B.  auch  Q  und  Qx 
unterhalb  der  Tangente  mqm^  liegen;  während  jene  von  uns  con- 
struirten Punkte  A'  und  N^  stets  oberhalb  dieser  Tangente  sich  be- 
finden. Folglich  wird  der  Kreisbogen  QBQ^  stets  ein  Theil  sein  vom 
Kreisbogen  NBN^.     Zufolge  (21.)  wird  daher  die  Function  f 

längs  des  Kreisbogens  QBQy  überall  positiv,  und  ins- 
besondere   längs    des    Halbkreises    HBH^    durchweg 

(23.)  >  7^ : TT   sein.     Dass    dieser    Halbkreis    HBH, 

^      ^  lb7r(.4  -f-  ay 

Stets  ein  Theil  jenes  Bogens  QBQ^  ist,  unterliegt  keinem 

Zweifel,   [vgl.  (l8o.)]. 

Beachtet  man  dies,  und  beachtet  man  ausserdem,  dass  die 
Function  Q  im  Gebiete  3  durchweg  positiv  ist  [vgl.  das  auf  pag.  1 1  i 
über  Q  Gesagte],  so  ergiebt  sich  sofort,  dass  das  in  (20.)  auftretende 
Integral 


L 


Qfds 

QBQi 


eine  Summe  von  lauter  positiven  Gliedern  ist,  dass  mithin  dieses  Inte- 
gral, durch  Fortlassung  eines  Theils  seiner  Glieder,  stets  eine  Ver- 
kleinerung erleiden  wird,  und  dass  daher  z.  B.  die  Formel  stattfindet: 


700  C.   Neumann,  [138 


f       Qfds^r       Qfds 

J  QBQx  J  HDIh 


Diese  Formel  aber  gewinnt,  mit  Rücksicht  auf  das  in  (23.)  über  den 
Halbkreis  HBH^  Gesagte,  folgende  Gestalt: 


(24.)  f        Qfds^  ...     ',1    ,3  /* 

'f  nun,  —   \b7t{A  -h  ccYJ  f 


ds 


WO   Qo   ^ß**    Jdeinsicn    Werl/i  von   Q  längs   des  Halbkreises   IinTI^  re- 
piiisentirt. 

Auf  Grund  dieser  Relation  (24.)  können  wir  jetzt  unsere  For- 
mel (20.)  auch  so  schreiben: 

(.o.j  ^p-t-^i^-        ^,,       j        2        -^16(yl  +  «)^' 

oder,  indem  wir  für  r  seinen  Werth  (22.)  substituiren,  auch  so: 

In  dieser  Formel  sind  <^q,  A  und  6  Conslanten.  Und  zwar  re- 
prUsentirt  «  irgend  welchen  Kleinheitsgrad,  der  in  unsere  Untersuchung 
bei  (19.)  hineintrat,  der  damals  beliebig  gegeben  war,  und  den  wir 
einstweilen  ungeändert  beibehalten,  d.  h.  als  eine  gegebene  Conslanle 
betrachten. 

Andererseits  sind  in  der  vorstehenden  Formel  die  Variablen  «, 
Qq  und  <t>p  enthalten.  Und  zwar  repriisentirt  a  eine  independente 
Variable,  die  wir  gegen  0  hin  beliebig  abnehmen  lassen  dürfen; 
wahrend  Q^,  und  0p  sielige  Fnncüonen  von  a  sind,  und  zwar  Func- 
tionen, deren  Stetigkeit  bei  abneinnendem  a  ausdauert  bis  inclusive 
a  =  0.  Es  repriisentirt  niunlich  Q^  den  Minimalwerth  von  Q  liings 
des  Halbkreises  ///i//,.  Und  es  wird  dalier  dieses  Q^,  weil  Q  (als 
Fundamenlalfunction  des  Gebietes  ^«)  in  ganzer  Erstreckung  von  St„ 
stetig  ist,  nothwendiger  Weise  sielig  sich  andern,  sobald  man  jenen 
Halbkreis  durch  Verkleinerung  seines  Radius,  d.  i.  durch  Abnehmen 
von  a  mehr  und  mehr  zusammenschrumpfen  lasst;  wie  solches  aus 
dem  Satze  pag.  113  sofort  sich  eigiebt.  Was  andererseits  <t>p  be- 
trifft, so  ist  <t>p  [vgl.  (5«.)  pag.  115]  eine  67e//^ß  Function  von  r,  und 
r  [vgl.  (22.)]  eine  sielige  Function  von  a,  folglich  auch  O^  geradezu 
eine  sielige  Function  von  «. 

Alles  zusammengefasst,  ergiebt  sich  also,  dass  die  Formel  (26.) 
die  (i estalt  hat: 


<39]        Leber  DIE  Methode  DES  ARITHMETISCHEN  Mittels.     Ann.   II.        701 

ß.)  F(a)>0, 

wo  F{a)  eine  Function  von  a  vorstellt,  die  bei  abnehmendem  «  ste- 
tig bleibt  bis  inclusive  a  =  0.  Da  nun  diese  Formel  {)..)  gUltig  ist, 
wie  klein  man  «  auch  nehmen  mag,  so  folgt  hieraus  sofort,  dass 

Ca.)  F(0)  ^  0 

ist.  Denn  wollte  man  annehmen,  F(0)  sei  <^  0,  so  müssten,  in  An- 
betracht der  Stetigkeit  von  F{ct\  in  unmittelbarer  Nähe  von  «  =  0 
positive  Werthe  des  Argumentes  «  angebbar  sein,  für  welche  F(«) 
ebenfalls  <^  0  wäre;  was  mit  dem  Umstände  in  Widerspruch  steht, 
dass  die  Formel  (A.)  Gültigkeit  besitzt  für  jedwedes  auch  noch  so 
kleine  «. 

Die  in  solcher  Weise  constatirte  Formel  ijt.)  gewinnt  nun,  falls 
man  für  F{u\  resp.  F(Q)  seine  eigentliche  aus  (26.)  ersichtliche  Be- 
deutung substituirt,  folgende  Gestalt: 

denn  für  «  =  0  wird  r  =  A,  mithin  0^  z=  O^.  Dabei  ist  zu  be- 
achten, dass  das  hier  in  (27.)  stehende  Q„  nicht  mehr  den  Minimal- 
werth  für  den  Halbkreis  HBH^^  sondern  vielmehr  den  Minimalwerth 
für  denjenigen  kleineren  Halbkreis  /»6Ä,  vorstellt,  in  welchen  jener 
durch  das  Herabsinken  von  a  zu  0  übergeht  [vgl.  die  letzte  Figurj. 
Da  nun  diese  für  die  Constanten  A^  O^^  Q„  erhaltene  Formel  (27.): 

(28.)  0^  _!_  1  ^    ^ 

Gültigkeit  besitzt,  völlig  unabhängig  von  dem  zu  Anfang  gewählten 
Kleinheitsgrade  *,  so  folgt  hieraus,  dass  auch 

(29.)  0^  selber  ^  ^^~ 

ist.  Verwandeln  wir  hier  die  Zahl  32  in  33,  so  werden  wir  stall 
^  schlechtweg  ^  zu  schreiben  haben;  sodass  wir  also  die  Formel 
erhalten : 

Durch  diese  für  jedweden  Handpunkt  q  geltende  Formel  ist 
nun  endlich  die  auf  pag.  116  erhobene  Frage  beantwortet,  tiämlich 
dargethan,  dass  in  der  dortigen  Formel  (6.)  in  der  That  das  Zeichen 
>  durch  ^  ersetzt  werden  darf. 


702 


C.   Neumann, 


[UO 


§  21. 

Zusammenstellung   und  Vervollständigung  der  über   die   G-reen'sche 
Function  erhaltenen  Eesultate. 

Die  Resultate  der  drei  letzten  Paragraphe  lassen  sich  zusammen- 
fassen in  folgenden  drei  Sätzen ,  denen  ein  leicht  zu  beweisender 
vierter  Satz  noch  hinzugefügt  werden  soll. 

Erster  Satz.  —  Die  das  Gebiet  3  begrenzende  geschlossene  Curve 
sei  von  solcher  Beschaffenheit,  dass 

0,  0',  0"  stetige  Functionen  der  Bogenlänge  sind,  und 
dass  überdies  0'  überall  >  0  ist. 


(<) 


Ferner  sei  innerhalb  3  6*^  fester  Punkt  c  gegeben.  Alsdann  werden 
stets  drei  Fundamentalfimctionen  U,  f/j,  U^  des  Gebietes  3  existiren  von 

solcher  Beschaffenheit,  dass  erstens  für  jedweden  Bandpunkt  U  =  log - 

ist,  ivo  r  den  Abstand  des  Bandpunktes  vom  festen  Punkte  c  vor- 
stellt, und  dass  zweitens  für  jedweden  Punkt  {x,  y)  innerhalb  3  ^^^' 
Belationen  stattfinden : 

r^^  ^^        TT  ^^        TT        n^ 

(2.)  —^  =  u   ,       -—  =  1/        (!) 

Die  Functio7i  U  heisst  die  dem  Punkte  c  entsprechende  Green\sche 
Function,  und  c  der  Centralpunkt  dieser  Function.   [Vgl.  pag.  113.] 

Zweiter  Satz.  —  Setzt  man 


(3.) 


Q 


H'-r) 


u 


{U  +  log  r)  , 


und  versteht  man  dabei  unter  U  den  Werth  von  U  in  einem  belie- 
bigen Punkte  {x,  y),  ferner  unter  r  den  Abstand  dieses  Punktes  {x,  y) 
vom  festen  Punkte  c,  so  wird  Q  eine  Function  von  {x,  y)  sein,  welche 
am  Bande  von  3  überall  verschwindet,  welche  ferner  in  jedwedem  Punkte 
innerhalb  3  grösser  als  0,  und  speciell  im  Punkte  c  positiv  unendlich 
ist.      [Vgl.  pag.   1 1  4.J 

Es  sei  nun  ferner  9t  das  zivischen  dem  Bande  und  einer  innern 
Parallelcurve  liegende  ringförmige  Gebiet.  Alsdann  wird  der  Diffe- 
rentialquotient 

a )  '!« 


nij        Ueber  die  Metbode  des  arithmetischen  Mittels.      Abh.  II.        703 

falls  man  Ot  hinreichend  schmal  sich  vorstellt,  in  fjanzer  Erstreckung 
von  Ot  stetig  sein.     [Vgl.  (oy.)  pag.   115.] 

Dritter    Satz.    —    Insbesondere    ist   hervorzuheben,  dass   in  jed- 
wedem Randpunkte  des  Gebietes  3  ^'^  Formel  stattfindet: 

(«•)  Tr>'' 

wo  k  eine  positive  und  von    0  verschiedene  Constante    vorstellt.      Dabei 
ist  unter  v  die  innere  Normale  des  Randes  zu  verstehen. 

Um  die^e  Constante  k  wirklich  angeben  zu  können,  bezeichne  man 
den  kleinsten  Krümmungsradius  der  gegebenen  Randcurve  mit  Rq, 
ferner  den  kürzesten  Abstand  des  Punktes  c  von  dieser  Curve  mit 
2 Po,  und  verstehe  sodann  unter  A  irgend  eine  bestimmte  positive  und 
von  0  verschiedene  Constante,  die  <^  R^ ,  und  zugleich  auch  <^  P„  ist. 
Sodann  lasse  man  auf  der  innern  Seite  der  Randcurve  einen  Kreis 
vom  Radius  A  fortrollen,  und  denke  sich  diesen  Kreis  in  jedem  Augen- 
blicke der  genannten  Rewegung  in  zwei  Halbkreise  zerlegt  mittelst  eines 
Durchmessers,  der  senkrecht  steht  zu  dem  nach  dem  augenblicklichen 
Rerührungspunkte  hinlaufenden  Radius.  Der  dem  Rerührungspunkte  ab- 
ge wendete  Halbkreis  nird  alsdann  während  jener  rollenden  Bewegung 
eine  gewisse  ringförmige  Fläche  überstreichen,  die  vom  Rande  des 
Gebietes  3  überall  durch  einen  geivissen  Zwischenraum  getrennt  ist. 
[Vgl.  den  zweiten  Salz  pag.  1 0 1 .1  Rezeichnet  nun  Q„  den  kleinsten 
Werth  der  Function  Q  in  Erstreckung  dieser  ringförmigen  Fläche,  so 
hat  jene  Constante  k  den    Werth: 

(6.)  ^  =  WÄ  '[Vgl.  (30.)  pag.  139.] 

Vierter  Satz.    —    Man   markire   innerhalb   3   einen   festen    Punkt 
{X(f,  y^),   und  de/inire    V  durch  folgendes  Integral: 

iU,dy-i',dx)  , 
xoy* 

die  Integrationscurve   in  ihrer  Rewegung   auf  das  Gebiet   3   beschränkt 
gedacht.      Sodann  setze  man: 

(8.)         z.  =  x-\-ig  ,     c  =  a-\-ib  ,     und     W=l-^  i  V  .     ( /  =  V^^)   , 

wo  a.  b  die  rechtwinkligen  Coordinaten  des  festen  Centralpunkles  c  vor- 
stellen sollen.     Endlich  setze  man: 


704  C.   Neimann,  [H'i 

(9.)  w  =  {z-  -  cOe"    . 

Alsdann  irerden  w  und  W  Funciioncn  von  z  sein,  die  folgende  drei 
Kujensehaflcn  besitzen : 

Alpha.    —     Die    Differenüalquoiienlen    -r--   und   —r—  existiren  in 

jedwedem  Punkte  des  Gebietes  '^,  einerlei  ob  derselbe  innerhalb  ^  oder  f 

am  Rande  von  3  li(^<ß-     Aueh  ist  die  Entstehungsweise  des  Differential- 

quotienten  -r- ,  ebenso  wie  die  von  — :— ,  in  jedwedem  Punkte  des  Ge- 

^  dz  dz  '' 

bietes  3  ^^*^<^  ^on  allen   Seiten  her  äqiiiconv  e  r  cj  e  n  t  e.      lieber  dies  sind 

w  und  -r-  ,  ebenso    wie    W  und   —j—  Fundamentall'unctionen   des 

dz  dz  ' 

Gebietes  3- 

Beta.  —  Der  Modul  der  Function  w  ist  in  jedem  Jtandpunkte  =  I , 
hinijegen  in  jedem  Punkte,  der  innerhalb  3  Hcyt,  <^  1. 

Gamma.  —  Der  Wcrth  des  Differentiatquotienten  ——  ist  längs  des 

(IZ 

Randes  überall  verschieden  von  0. 

d  \V 
Der  Beweis  für  Alpha  cigiebt  sich,  so  weit   W  und  -j--  in  Be- 

et  Z 

traclit  kommen,  unmiltelhar  aus  den  früheren  Sätzen  pag.  94  —  96. 
Sodann  aber  ergiebt  sich  der  Beweis  für  w  und  -v^  sofort  auf  Grund 
des  durch  (9.)  zwischen  w  und    W  festgesetzten  Zusammenhanges. 

Beweis  für  Beta.  —  Setzt  man 
{A.)  z  —  c  =  re''f, 

so  ist  nach  (9.)  und  (H.): 
(B.)  w  =  re''le^-^'^' , 

also  mit  Kücksicht  auf  (3.): 
(C.)  niod  w  =  re^^'  =  e~^  . 

Diese  Formel  aber  ergiebt,  unter  Anwendung  des  zweiten  Salzes, 
sofort  die  Richtigkeit  der  Behauptung  Reta. 

Beweis  für  Gamma.  —  Aus  (9.)  folgt:  log  w  =   VV  -|-  log  (2:  —  c), 
mithin: 

dz  dz 


'i3  Lebeu  die  .Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.  II.         705 

Und  zwar  wird  diese  Formel  (D.\  zufolge  des  schon  bewiesenen 
Satzes  Alpha,  nicht  nur  auf  jeden  Punkt  innerhalb  %  .sondern  auch 
auf  jeden  Randpuukl  anwendbar  sein.  Denkt  man  sich  aber  in 
irgend  einem  Randpunkte  z  die  innere  Normale  v  construirt,  so   ist: 

d[W  +  lo-  {z  —  cy        d  W  +  log  {z.  —  c)\  dz 


iP-) 


dp  dz  dp 


und  -j^  =   , 1-  i-^  =  cos    d  +  i  sin  d  =  e    .   wo  d  das  Azinmlh 

dv        UV     '      dv  ' 

der  Normale  v  gegen  die  x-Axe  vorstellt;  sodass  also  die  Formel  (;j.) 

die  Gestalt  erhalt: 

)  d[W+\o%{-^  -0    ^  <t   W  +  \o'A  {<  -  c)}  ^_,.^ 

'  dz  dv 

Substituirl  man  jetzt  diesen  Werth  (</.)  in  (p.\  so  ergiebt  sich: 

dw  _  ^^.^_.,).  d[W+Wi{z-c) 
dz  dv 

oder,  weil  W  =  V  -\-  i  V,  und,  nach  {A.),  log  (:;  —  c)  =i  (log  /)  -|-  iq 
ist: 


\  Tv  +  '         dv       )  ' 


also  mit  Kiicksicht  auf  (3.): 

(fi  )  ^  =  wc-^'  (-  4?-  +  ,  ""'+'^')  . 

Diese  Formel  (G.)  ist  bezogen  zu  denken  auf  einen  beliebigen  Rand- 
punkt  z.  Von  den  drei  Facloreu,  welche  die  rechte  Seite  der  Formel 
bilden,  kann  (\qv  erste  niemals  verschwinden,  wie  sich  solches  direct 
aus  (9.)  ergiebt,  falls  man  nur  beachtet,  dass  W,  zufolge  des  schon 
constalirten  Satzes  Alpha,  eine  Fundamentalfunction  von  3?  mithin 
in  ganzer  Erstreckung  von  3  endlich  ist*).  Der  zweile  Factor  kann 
ebenfalls  nicht  verschwinden,  weil  d  (seiner  Definition  nach)  reell  ist. 

Und  der  dntte  Factor  kann  ebenfalls  nicht  verschwinden,  weil  ^— , 

dp 

zufolge  des  dritten  Satzes,  stets  ^  0  ist.  Somit  ergiebt  sich  aus 
(C),  dass  -1^  am  Rande  des  Gebietes  3  nirgends  =:  0  ist.  —  Q.  e.  d. 


*)  Ueberdies  ist  zu  beachten,  dass  der  Punkt  c  innerhalb  3  liegt,  vom  Rande 
also  durch  irgend  welchen  Zwischenraum  getrennt  ist. 


706  C.   Neumann,  [144 


Zur  Theorie  der  conformen  Abbildung. 

Sind  die  Punkte  der  w- Ebene  und  die  der  z-Ebene  einander 
zugeordnet  mittelst  der  Gleichung 

(a.)  w  =  F{z)  , 

so  wird  zwischen  dem  System  der  w-Punkle  und  dem  System  der 
z-Punkte  vollkommene  Aehnlichkeii  stattfinden,  sobald  für  je  zwei  be- 
liebige Punkte  z  und  z    die  Bedingung  erfüllt  ist: 

wo  K  eine  von  Null  verschiedene^  reelle  oder  complexe  Constante 
vorstellen  soll.  "  Diese  Bedingung  aber  wird,  wie  man  sofort  erkennt, 
nur  dann  erfüllt  sein,  wenn  F{z)  =  Kz  -\-  Gonst.  ist,  also  nur  dann, 
wenn  F{z)  eine  lineare  Function  von  z  ist. 

Der  soeben  ausgesprochene  Satz  («.),  (/?.)  scheint  einer  gewissen 
Verallgemeinerung  fcihig  zu  sein.  Denn  es  wird  oflenbar  vollkonwiene 
Aehnlichkeit  auch  dann  noch  stattfinden,  wenn  man  in  (ß.)  die  nicht 
verschwindende  Gonstante  K  durch  irgend  eine  nicht  verschwindende 
Function  0{z)  ersetzt,  also  verlangt,  dass  jedweder  Punkt  z  in  Ver- 
bindung mit  all'  seinen  Nachbarpunkten  z  der  Formel  entsprechen 
soll: 

z  —  z 

Indessen  wird  diese  Formel,  weil,  w^enn  z  Nachbarpunkt  von  z  ist, 
auch  umgekehrt  z  einen  Nachbarpunkt  von  z  repräsentirt,  die  wei- 
tere Formel  nach  sich  ziehen: 

z  —  z 

Und  aus  beiden  Formeln  zusammengenommen  folgt  sofort:  <t>{z)  =  (p{z'), 
d.  i.:  (I>(z)=  Gonst.;  sodass  man  also  auf  diese  Weise  zur  früheren 
Bedingung  (ß.)  zurückgeführt  wird. 

Vollkommene  Aehnlichkeit  wird  daher  nur  dadurch  zu  erreichen 
sein,  dass  ivir  an  der  Bedingung  (ß.)  festhalten,  oder  (was  auf  dasselbe 
hinauskommt)  nur  dadurch  zu  erreichen  sein,  dass  wir  F{z)  als  eine 
lineare  Function  von  z  uns  denken. 


145]        Leber  die  Methode  des  arithmetischen  Mitteln.     Abb.  II.        707 

Hingegen  werden  wir  über  jene  Bedingung  (/?.)  hinausgreifen, 
nämlich  statt  derselben  diejenige  allgemeinere  Bedingung  nehmen 
dürfen,  in  welcher  die  nichlverschwindende  Conslante  A'  durch  eine 
nichtverschwindende  Function  <J>(2)  ersetzt  ist,  —  sobald  wir  mit 
einer  nur  unvollkommenen  oder  approximativen  Aehnlichkeit  oder  (wie 
man  zu  sagen  pflegt)  mit  einer  Aehnlichkeit  in  den  Ueinsten  Theilen 
uns  begnügen  wollen.  In  der  That  wird  zu  diesem  Zweck  nur  er- 
forderlich sein,  dass  der  Quotient 

F{z)  -  F{z) 

für  jeden  Punkt  z  und  all'  seine  Nachbarpunkte  z  einen  von  diesen 
Nachbarpunkten  z'  nahezu  unabhängigen  Werth  besitzt,  und  dass 
ausserdem  dieser  Werth  ein  nichtverschwindender  sei.  ^\\i  andern 
Worten:  Es  wird  zu  dem  genannten  Zweck  nur  erforderlich  sein, 
dass  dieser  Quotient  für  jeden  Punkt  z  und  all'  seine  Nachbarpunkte 
z  nahezu  =  0(3)  sei,  wo  <l>(3)  irgend  eine  beliebige,  von  z  unab- 
hängige und  nichtverschwindende  Function  von  z  vorstellt. 
Oder  genauer  ausgedrückt:  Die  durch  die  Formel 

(/.)  w  =  F{z) 

bewirkte  Abbildung  wird  eine  in  den  kleinsten  Theilen  ähnliche  zu 
nennen  sein,  sobald  —  unter  «  ein  beliebig  gegebener  Kleinheils- 
grad verstanden  —  um  jedweden  Punkt  z  (als  Cenlrura)  ein  Kreis 
von  solcher  Kleinheit  construirbar  ist,  dass  für  alle  innerhalb  dieses 
Kreises  befindlichen  Punkte  z   die  Formel  stattfindet: 


(,.)  „od  (^^;?  -  f ->  -  ci>(3)) 


<e  , 


wo  <l>  (3)  eine  beliebig  gegebene,  von  z  unabhängige  und  nichtverschtcin- 
dende  Function  von  z  vorstellen  soll. 

Nachträglich  erkennen  wir  nun,  dass  diese  neue  Function  <t>{z) 
zur  ursprünglichen  Function  F{z)  in  einfacher  Beziehung  steht.  In 
der  That  ergiebt  sich  aus  der  Bedingung  (d.).  dass  <t>{z)  der  Di/fe- 
rentialquotient  von  F{z)  sein  muss.  Oder  genauer  ausgedrückt:  Soll 
jene  der  Function  F{z)  auferlegte  Bedingung  (d.)  erfüllbar  sein,  so 
ist  dazu  erstens  erforderlich,  dass  die  Function  F{z)  einen  Differential- 
quotienten besitzt,  und  zweitens  erforderlich,  dass  die  Entstehungs- 
weise dieses   Differentialquotienten   für  jedweden  Punkt   z   eine    von 

Abhandl.  d.  K.  S.  GeseUsch.  d.  Wissensch.  XXIV.  5q 


708  C.  Neumann,  [146 

allen  Seiten  her  äqinconvergente  ist.  Zugleich  wird  alsdann  jene  neue 
Function  <t>{z)  nichts  Anderes  sein,  als  der  Werth  dieses  Differential- 
quotienten. Demgemäss  können  wir  die  von  uns  angestellten  Be- 
trachtungen {y.\  (d.)  schliesslich  folgendermassen  formuliren : 

Definition.  —  Die  durch  die  Forin el 
{e.)  IV  —  F{z) 

bewirkte  Abbildung  wird  eine  in  den  kleinsten  T heilen  ähnliche 
zu  nennen  sein,  sobald  die  Function  F{z)  einen  Differentialquotienten 
besitzt,  dessen  Entstehungsweise  für  jedtveden  Punkt  z  eine  von  allen 
Seiten  her  äquiconvergente  ist,  und  dessen   Werth  nirgends  =  0  ist. 

Dabei  kann  noch  hinzugefügt  werden,  dass  die  durch  jene  Formel 
(6.)  bewirkte  Abbildung  eine  eindeutige  zu  nennen  ist,  sobald  die  Func- 
tion F{z)  eindeutig  ist,  mithin  jedem  Punkte  z  immer  nur  ein  Punkt 
tu  zugehört. 

Ist  in  der  z- Ebene  irgend  ein  bestimmtes  Gebiet  gegeben,  und 
soll  die  Eindeutigkeit  der  Abbildung  und  ihre  Aehnlichkeit  in  den 
kleinsten  Theilen  nicht  schlechtweg,  sondern  nur  in  Erstreckung  dieses 
Gebietes  stattfinden,  so  werden  selbstverständlich  auch  die  soeben 
ausgesprochenen  Anforderungen  nur  insoweit  zu  erfüllen  sein,  als 
sie  dieses  specielle  Gebiet  betreffen. 

Ich  werde  nun  zeigen,  dass  durch  die  im.  vorhergehenden  Paragraph 
[in  (9.)  pag.   1 42]   angegebene  Function 

(1.)  w  =  {z  —  c)e^^  —F{z) 

eine  eindeutige  und  in  den  kleinsten  Theilen  ähnliche  Abbildung 
des  in  der  z- Ebene  gegebenen  Gebietes  3  (^^i^f  einer  in  der  w- Ebene 
um  den  Punkt  w  ■=^  0  mit  dem  Radius  1  beschriebenen  Kreisfläche  ^ 
bewirkt  wird.  Um  dieses  nachzuweisen  werde  ich,  in  Anbetracht  der 
soeben  gegebenen  Definition,  Zweierlei  zu  zeigen  haben,  nämlich 

A.,  dass  die  Formel  (1 .)  für  jedweden  Punkt  z  des  Gebietes  2 
einen,  und  stets  nur  einen  Punkt  iv  der  Kreisfläche  51  liefert,  und  dass 
dabei  für  jeden  Punkt  z  innerhalb  3  (^in  Punkt  w  innerhalb  51, 
andererseits  aber  für  jedweden  Punkt  z  am  Rande  von  3  em  Punkt  w 
am  Rande  von  ^  sich  ergiebt; 

B.,  dass  in  jedwedem  Punkte  z  des  Gebietes  3?  ^<*f/  **^*^  derselbe 
innerhalb  3  oder  am  Rande  von  3  gelegen  sein,  ein  Differenlialquolient 


^47]  Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.  Abu.  U.  709 
—j—  existirl^  dass  ferner  die  Entstehungsweise  dieses  Differentialquotienten 

US 

für  jeden  solchen  Punkt  z  eine  von  allen  Seiten  her  äquiconvergente 
ist.  und  dass  endlich  der  Werth  dieses  Differentialquotienten  in  ganzer 
Erstreckung  des  Gebietes  3  verschieden  von  0  ist. 

Beweis  für  A.  —  Die  Formel  (I.)  liefert,  weil  w  [Satz  Alpha 
pag.  1 42]  eine  Fundanientalfunction  des  Gebietes  3 .  also  in  Er- 
slreckung  von  3  eindeutig  ist,  für  jedweden  Punkt  z  des  Gebietes 
3  einen,  und  nur  einen  Werth  w.  Und  zwar  wird  dieser  Werth 
w  [nach  Beta,  pag.  1 42],  jenachdem  z  innerhalb  3  oder  am  Rande 
von  3  l'^S''  ^^^  Formel  mod  w  <^  I  oder  der  Formel  mod  w  =  I 
entsprechen,  also  einen  Punkt  w  repräsentiren,  der  im  ersteren  Fall 
innerhalb  Ä,  im  letzteren  am  Rande  von  ^  liegt.  —  Q.  e.  d. 

Beweis  für  B.  —  Dass  der  Dißferentialquotient  -j^  in  jedwedem 
Punkte  des  Gebietes  3  existirt,  und  dass  seine  Ent^tehungsweise  in 
jedem  solchen  Punkte  eine  von  allen  Seiten  her  äquiconvergente  ist, 
ergiebt  sich  ohne  Weiteres  aus  dem  Satze  Alpha  pag.  1 42.  Es  bleibt 
also  nur  noch  nachzuweisen  übrig,  dass  sein  Werth  in  ganzer  Er- 
streckung des  Gebietes  3  nirgends  verschwindet. 

Bezeichnet  man  den  Ausdruck  auf  der  rechten  Seite  der  Formel 
(1.)  mit  F{z),  die  Formel  selber  also  mit  w  =  F{z),  so  wird  nach 
Beta,  pag.  1 42]  mod  F{z)  =  \  bleiben ,  sobald  man  z  den  Rand 
von  3  durchlaufen  liisst.  Ist  also  %  irgend  ein  vorläufig  fester  Punkt 
innerhalb  ^^  mithin  mod  u\  <^  I,  so  wird  in  dem  über  jenen  Rand 
von  3  erstrecktem  Integral 


^.L 


F'{z)dz 
0  F{z)—  w\ 

der  Nenner  F{z)  —  u\  niemals  verschwinden  können.  Hieraus  folgt 
sofort,  dass  der  Werth  dieses  Integrals  bei  einer  innerhalb  ^  blei- 
benden Bewegung  des  Punktes  u\  nur  in  stetiger  Weise  sich  ändern 
kann,  und  dass  derselbe  also,  weil  er  stetiger  Aenderungen  unfähig 
ist,  bei  jener  Bewegung  constant  bleiben  muss.  Dass  nämlich  der 
Werth  dieses  Integrals  stetiger  Aenderungen  unfähig  ist,  ergiebt  sich 
aus  einem  bekannten  Cauchijschen  Theorem^  dem  zufolge  der  Werth 
des  Integrals  die  Anzahl  der  elementaren  Nullpunkte  der  Function 
F(z)  —  u\   innerhalb   3?   otler  (was    auf  dasselbe   hinauskommt)   die 

50* 


710  C.   Neumann,  [148 

Anzahl  der  elementaren  Nullpunkte  dieser  Function  in  ganzer  Er- 
streckung von  3  vorstellt*);  so  dass  also  der  Wcrlh  des  Integrals 
immer  nur  eine  ganze  Zahl  sein  kann. 

Zugleich  ergiebt  sich  aus  diesem  GAucHY'schen  Theorem,  dass 
man  den  soeben  über  die  Constanz  des  Integrales  (2.)  ausgesprochenen 
Satz  auch  so  ausdrücken  kann: 

So  lange  w^  innerhalb  ^  bleibt,  ist  die  Anzahl  der  in  Erstieckung 
von  3  vorhandenen  elementaren  Nullpunkte  der  Function  F{z)  —  w, 
stets  ein  und  dieselbe,  mithin  z.  B.  ebenso  gross  wie  für  iv^  =  0, 
und  folglich  =  1.  Denn  für  tVi  =  0  reducirt  sich  die  genannte 
Function  auf  F{z)  selber,  d.  i.  [vgl.  (1.)]  auf  die  Function  {z  —  c)e^^; 
und  diese  letztere  besitzt  in  der  That,  weil  W  [als  Fundamentalfunction 
des  Gebietes  3 ;  vgl.  Alpha  pag.  i  42]  überall  endlich  ist ,  in  ganzer 
Erstreckung  von  3  "^wi"  einen  einzigen  elementaren  Nullpunkt,  nämlich 
nur  den  Nullpunkt  z  =  c. 

Giebt  man  also  dem  Punkte  w^  innerhalb  ^  eine  beliebige  Be- 
wegung, so  wird  hierbei  die  Anzahl  der  in  Erstreckung  von  3  befind- 
lichen elementaren  Ntdlpunkte  der  Function 

(3.)  Fiz)-w, 

fortdauernd  =  1   bleiben. 

Wir  markiren  jetzt  irgendwo  innerhalb  3  einen  Punkt  Zi ,  und 
beschreiben  um  Zi  (als  Centrum)  eine  völlig  innerhalb  3  liegende  Kreis- 
fläche. Alsdann  sind  F(z)  und  F'  (z)  [als  Fundamentalfunctionen  des 
Gebietes  3;  vgl.  Alpha  pag.  142]  in  ganzer  Erstreckung  dieser  Kreis- 
fläche stetig.  Folglich  wird  F{z)  für  alle  Punkte  z  innerhalb  dieser 
Kreisfläche  darstellbar  sein  durch  die  TAYLOR'sche  Reihe : 

(4.)  Fiz)  =  F{z,)  4-  ^^  F'{z,)  +  ^^^^  F"iz,)  +•-■■, 

eine  Formel,  die  auch  so  geschrieben  werden  kann : 

(5.)  Fiz)  -w,  =  '-^  F'iz,)  -h  ^^^=^  F"{z,)  +..... 


*)  In  der  That  kommt  es  auf  ein  und  dasselbe  hinaus ,  ob  man  so  oder  so  sich 
ausdrückt.  Denn  die  Function  F(z)  —  ^ü^  kann,  wie  schon  betont  wurde,  so  huige  ^v^ 
innerhalb  ^  gedacht  wird,  am  Rande  von  3f  niemals  verschwinden.  Und  es  wird  da- 
her diese  Function  innerhalb  ^  genau  dieselben  Nullpunkte  besitzen,  wie  iti  ganzer 
Erstreckung  von  ^,  —  immer  vorausgesetzt,  dass  w,  innerhalb  ^  sich  befindet. 


<*9]        Leber  DIE  Methode  DES  ARITHMETISCHEN  Mittels.     Abh.   II.        711 

Hier  ist  u\  =  F{Zi).  Es  bezeichnet  also  u\  den  mit  z^  correspon- 
direnden  Punkt;  und  es  wird  daher,  weil  z^  innerhalb  5  angenommen 
war,  auch  u\  iiuierhaU)  51  liegen,  [wie  solches  aus  dem  schon  be- 
wiesenen Satze  A.  pag.    1 46  hervorgeht]. 

Aus  der  Formel  (5.)  ergiebt  sich  nun  sofort,  dass  F'(z,)  ver- 
schieden von  0  ist.  Denn  wäre  F'(zi)  =  0,  so  würde  die  Function 
F(z)  —  tt'„  zufolge  der  Formel  (5.),  an  der  Stelle  z^  einen  Nullpunkt 
zweiter  Ordnung,  d.  i.  zwei  mit  einander  coincidirende  elementare  Null- 
punkte besitzen;  was  dem  Satze  (3.)  widerspricht. 

Somit  ist  bewiesen,  dass  der  Differentialquotient  F'{z)  oder  -r— 
in  einem  Punkte  z^  innerhalb  3  niemals  Null  sein  kann.  Anderer- 
seits aber  ist,  zufolge  des  Satzes  Gamma,  pag.  1 42,  ein  Nullwerden 
desselben  am  Rande  von  3  ebenfalls  unmöglich.  Demgemäss  kann 
dieser  Differentialquotient  -y^  in  ganzer  Erstreckung  des  Gebietes  3 
niemals  verschwinden.  —  Q.  e.  d. 


Anhang  zum  letzten  Capitel. 

Wenn  hier  eine  Begründung  desjenigen  geometrischen  Satzes 
gegeben  werden  soll,  der  früher  ohne  Beweis  hingestellt  worden  ist 
(vergl.  die  Note  pag.  102),  so  werden  andererseits  die  folgenden 
Darlegungen  zugleich  auch  ein  Beispiel  dafür  bieten,  wie  schwer  es 
zuweilen  ist,  Sätze,  die  aus  der  geometrischen  Anschauung  fast  von 
selber  sich  ergeben,  mit  wirklicher  Strenge  zu  constatiren. 

Es  sei  irgend  eine  geschlossene  Curve  gegeben.  Ueber  die  Be- 
schaffenheit dieser  Curve  mögen,  unter  Anwendung  der  auf  pag.  3 
eingeführten  Bezeichnungen:  a,  ö,  Ö'  =  -p,  folgende  \oraussetzungen 
gemacht  sein: 

(1-)  0  und   d'   sollen  stetige   Functionen   von    a   sein, 

(so  dass  also  die  Curve  nicht  nur  von  stetiger  Biegung, 
sondern  auch  von  stetiger  Krümmung  ist). 
(2.)  6'  soll  durchweg  ^  0  sein,  (so  dass  also  die  Curve 

überall  convex  sein  wird,  jedoch  in  dem  Sinne,  dass 
auch  geradlinige  Strecken  mit  unterlaufen  können). 


712  G.  Neumann,  [150 

(3.)  Das   Azimidh    0    der   Ciirventangente   soll,    sobald 

man    ihren   Bervhrnngspunkt    die    ganze    Ciirve    einmal 
durchlaufen  lässt,  um  360°  wachsen,  (wodurch  das  Vor- 
kommen   von   Doppelpunkten   bei    der    Curve    ausge- 
schlossen sein  wird). 
Bezeichnet  man  alsdann  den  Krümmungsradius  mit  R: 
1 

(4.)  R  =    yjT   ,     [vgl,  die  Note  pag.  113], 

und  den  kleinsten  Krümmungsradius  der  ganzen  gegebenen  Curve  mit 
Rq,  so  gelten  folgende  Sätze: 

Erster  Satz.  —  Sind  p^  und  m  irgend  zwei  Curvenpunkte,  deren 
Azimuthuntcrschied*)  ^  0  und  <Z  90°  ist,  und  schneiden  die  diesen 
'Punkten  zugehörigen  Normalen  einander  im  Punkte  q ,  so  werden  die 
Richtungen  der  in  p^  und  p^  errichteten  inneren  Normalen  von  p^  nach 
q ,  respeciive  von  p^  nach  q  laufen.  Ueberdies  wird  alsdann  jedes  der 
beiden  Liniensegmente  p^q  und  piq,  seiner  Länge  nach,  >  Rq  sein. 

Zweiter  Satz.  —  Denkt  man  sich  auf  der  gegebenen  Curve  irgend 
zwei  innere  Normalen  errichtet,  jede  <^  Rq,  so  können  diese  beiden 
Normalen  keinen  Punkt  mit  einander  gemein  haben. 

Dritter  Satz.  —  Ein  irgendiuo  an  die  Curve  gelegter  innerer  Be- 
rührung skr  eis,  dessen  Radius  <^  Rq  ist,  kann  mit  der  Curve  stets  nur 
einen  einzigen  Punkt,  nämlich  nur  den  Rerührungspunkt  gemein  haben. 

Mit  andern  Worten:  Denkt  man  sich  einen  solchen  Kreis  construirt, 
so  werden  sämmiliche  Punkte  der  Curve,  mit  alleiniger  Ausnahme  des 
Rerührungspunktes,  ausserhalb  dieses  Kreises  liegen. 

Vierter  Satz.  —  Werden  zur  gegebenen  Curve  zwei  innere  Parallel- 
curven  construirt,  so  können  diese  beiden  letzteren,  falls  ihre  Abstände 
von  der  gegebenen  Curve  beide  <^  Rq  sind,  keinen  Punkt  mit  einander 
gemein  haben. 

Fünfter  Satz.  —  Eine  innere  Parallelcurve ,  deren  Abstand  von 
der  gegebenen  Curve  <^  Rq  ist,  kann  keinen  Doppelpunkt  haben. 


*)  Unter  dem  Azimuth  irgend  eines  Curvenpunktes  soll  hier  dasjenige  Azimuth 
verstanden  sein ,  unter  welchem  die  in  diesem  Punkte  an  die  Curve  gelegte  Tangente 
gegen  die  cc-Axe  geneigt  ist.  Solches  festgesetzt,  ist  nun  unter  dem  Azimuthunler- 
schied  der  beiden  Punkte  p^  und  p,  die  Differenz  derjenigen  Azimulhe  zu  verstehen, 
welche  diese  beiden  Punkte  besitzen. 


<54]        LJeber  DIE  Methode  DES  ARITHMETISCHEN  Mittels.     Abh.  II.        713 

Für  unsere  Zwecke  handelt  es  sich  eigentlich  nur  allein  um  den 
dritten  Satz^  (vgl.  die  Note  pag.  102).  Die  beiden  ersten  Satze 
bilden  aber  das  Gerüst,  auf  welchem  wir  zu  diesem  dritten  Satze 
gelangen  werden.  Andererseits  sind  die  beiden  letzten  Sätze  nur 
beiläufig  hinzugefügt. 

Beweis  des  ersten  Satzes.  —  Lässt  man  einen  Curvenpunkt 

Pio,  ö,  ^,  »?) 
—  d.  h.  einen  Curvenpunkt  p  mit  der  Bogenlänge  0,  dem  Azimulh*) 
0  und  den  rechtwinkligen  Coordinaten  ^,  //  —  längs  der  gegebenen 
Curve  in  positivei'  Richtung  fortschreiten ,  so  wird  a  wachsen ,  und 
daher  0  ^zufolge  (2.)]  ebenfalls  waclisen,  respective  sich  gleich  bleiben. 
Man  bezeichne  diesen  in  positiser  Richtung  fortschreitenden  Punkt 
in  irgend  einem  bestimmten  Augenblicke  mit 

PiK?  <^4'  ^11  Vi)  y 
und  in  irgend  einem  späteren  Augenblicke  mit 

PiiOi^  ö,,  I,,  1^,)  ; 

so  dass  also  01  <^  Go  und  Öj  <  (ii  ist.  Diese  beiden  Augenblicke 
aber  denke  man  sich  der  Art  gewählt,  dass 

(5).  Ö,  <  6/5     (nicht  ^  ö,)  ,     und     ö,  —  ^,  ^  90° 

ist.  Trägt  man  nun  auf  den  in  p^  und  p^  errichteten  inneren  Nor- 
malen Vi  und  »»2,  respective  von  pi  und  p^  aus,  irgend  zwei  Längen 
auf:  L,  und  L2,  so  ergeben  sich  zwischen  den  Anfangspunkten  /)i(li,  7/1), 
P2(^2^  '/a)  dicscr  Liuicu  JLi,  Lo  und  zwischen  ihren  Endpunkten  (Z„  HJ, 
(=,,  H,)  folgende  Relationen: 

=  ,  =  i,  +  I,  cos  {0^  +  90°)  ,  =,  =  5,  +  I,  cos  ((9,  +  90°)  , 

H,  =  r,  +  L^  sin  {ß^  +  90°)  ,  H,  =  r^^  +  L^  sin  (ö,  +  90°)  ; 

denn  Ö,  -j-  90°  und  62  -^  ^0^  sind  die  Azimuthe  der  beiden  Normalen 
Vi  und  V2  gegen  die  a'-Axe. 

Sollen  jene  beiden  Endpunkte  (H,,  HJ  und  (E,,  H,)  unter  einander 
identisch  sein,  also  zusammenfallen  mit  dem  Schnittpunkte  der  in  pi 
und  p.2  errichteten  Normalen,  so  müssen  die  Gleichungen  stattfinden : 
£,  =  =.,  und  Hj  =  Hj,  d.  i.  die  Gleichungen : 


*)  Vgl.  die  vorhergehende  Note. 


714  C.  Neumann,  [152 

L,  cos  (ö,  +  90°)  -  L,  cos  (ö,  +  90°)  =  ^%  -  ^,  , 

^^■^  L,  sin  («9,  +  90°)  -  L,  sin  (ö,  +  90°)  =  ^,  -  ^,   . 

Die  Richtigheit  unseres  ersten  Satzes  wird  nun  offenbar  dargethan 
sein,  sobald  es  uns  gelingt  zu  zeigen,  dass  die  aus  diesen  Gleichungen  (6.) 
für  Li  und  L^  sich  ergebenden  Werthe  beide  positiv,  und  beide  >  R^ 
sind. 

Aus  den  bekannten  Formeln  -r-  =  cos  0  und  -7^  =  sin   0  \vs^. 

da  da  '-  ^ 

(C.)  pag.   3]   ergiebt  sich  zuvörderst: 

COS  0  ■  da  , 
PI 

&in  0  '  da  , 

pi 

die  Integrationen  längs  der  gegebenen  Gurve  in  positiver  Richtung 
von  pi  nach  p2  hinerstreckt  gedacht.  DemgemUss  gehen  die  Gleicli- 
ungen  (6.)  über  in: 

/Pi 
cos  0  ■  da  , 

(7.) 

sin  0  •  da  . 

Multiplicirt  man  diese  beiden  Formeln  einmal  mit  cos  Oi,  sin  6^2,  das 
andere  Mal  mit  cos  öj,  sin  Öj,  und  addirt  man  jedesmal,  so  erhält 
man : 


L,  sin  (6»,  —  ÖJ  =  r'cos  {0^  —  0)  ■  da  , 
PI 

L^  sin  (6*3,  —  0^)  =/' %os  {0  —  0^)  -  da  . 


pi 
(8.) 


Pi 

Hier  repräsentirt  das  0  (ohne  Index)  das  Azimuth  eines  in  posi- 
tiver Richtung  von  p^  nach  p^  laufenden  Curvenpunktes.  Demgemäss 
wird  die  Differenz  0  —  Ö^ ,  wie  sich  aus  (2.)  und  (5.)  sofort  ergiebt, 
stets  >  0,  und  stets  ^  90**  sein.  Folglich  wird  cos  {0  —  0^)  stets 
positiv  sein.  In  solcher  und  ahnlicher  Weise  gelangt  man  zu  der 
Einsicht,  dass  die  in  (8.)  auftretenden  Grössen 

(9.)  cos  (Ö,  —  0)  ,     cos  {0  —  0^)     und     sin  {0^  —  ÖJ 


<53]        Ueber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.  II.         715 

durchweg  positiv  sind.     DemgemUss   ergiebt  sich  aus  jenen    Formeln 

(8.)  sofort,  dass 

(10.)  L^     und     I, 

ebenfalls  stets  positiv  sind. 

Um  nun  ferner  zu  zeigen,  dass  L^  und  L,  stets  ^  B^  sind,  müssen 
wir  mehrere  Fälle  unterscheiden. 

Erster  Fall:  6'  ist  längs  der  betrachteten  Curvenstrecke  p,  Pj  durch- 
weg ^  0.  Alsdann  ist  jedes  Bogenelement  da  dieser  Curvenstrecke 
durch  die  Formel  ausdrückbar: 

(«•)  da  =  -ß-  =  Rde,     [vgl.  (4.)]; 

sodass  also  die  Gleichungen  (8.)  die  Gestalt  erhalten: 

L^  sin  (Ö,  —  e^)  =f   R  cos  (Ö,  —  6)  ■  dO  , 

m 

L,  sin  (ö,  —  Ö,)  =y    B  cos  (Ö  —  ÖJ  .  dd  . 

Ol 

Diese  Integrale  aber,  in  denen  die  Cosinus  [vgl.  (9.)]  durchweg  positiv 
sind,  werden  verkleinert  werden,  sobald  man  das  in  ihnen  enthaltene  R 
durch  seinen  kleinsten  Werth,  d.  i.  durch  7?^  ersetzt.  Somit  ergiebt  sich 
z.B.: 

cos  {e^  —  6)  •  de  , 

oder,  falls  man  die  Integration  wirklich  ausführt : 

L,  sin  (Ö,  -  Ö,)  ^  it„  sin  (ö,  -  ö.)  , 
also,  weil  sin  (ö^  —  (9^),  zufolge  (3.),  stets  ^  0  ist : 

Und  in  analoger  Art  wird  sich  auf  Grund  der  zweiten  Formel  (ß.)  ergeben : 
id.)  L,  ^R^   .  -  Q.e.  d. 

Zweiter  Fall:  Die  Curvenstrecke  pjp,  besieht  aus  zwei  Theilen  i\  g 
und  gp^,  von  solcher  Beschaffenheit,  dass  6'  längs  des  ersten  Theiles 
durchweg  =  0  ,  längs  des  zweiten  Theiles  aber,  mit  alleiniger  Ausnahme 
des  Punktes  g,  überall  ^  0  ist.  Alsdann  kann  man  für  die  Strecke  p^g 
von  der  Formel  («.)  keinen  Gebrauch  machen,  weil  der  in  dieser  Formel 
enthaltene  Xeimer  6 '  längs  p^  g  verschwindet.  Wir  sind  somit  jene  im 
ersten  Fall  benutzte  Methode  hier  bei  Behandlung  des  zweiten  Falles  zu 
niodißciren  gezwungen. 


716  C.  Neümann,  [iö4 

Wir  markiren  zuvörderst  auf  der  Curveiistrecke  c/p^  einen  auxiliaren 
Punkt  h,  beliebig  nahe  an  g  gelegen : 

Pi 9  ••  h p^ 

so  dass  also  6'  längs  hp^  ausnahmslos  ^  0  ist.  Sodann  schreiben  wir 
die  erste  der  Gleichungen  (8.)  folgend ermassen: 

COS  {6^—  6)  ■  do  -\-  j     cos  (Ö^  —  6)  ■  da  . 

pi  h 

Die  rechte  Seite  dieser  Formel  wird  aber,  weil  die  Cosinus  [vgl.  (9.)] 
durchweg  positiv  sind,  verkleinert  werden,  sobald  man  das  erste  Integral 
ganz  fortlässt.      Somit  folgt: 

cos(^,  —  6)  •  da  . 

h 

Hier  nun  können  wir,  weil  6'  längs  hp^  ausnahmslos  ^  0  ist,  von  der 
Substitution  (a.)  Gebrauch  machen,  und  erhalten  also: 

{Yj.)  L^  sin  (Ö,  —  6,)  ^  /    '/{  cos  {6^  —  6)  •  dB  . 

h 

Längs  p^g  ist  nach  unserer  Annahme  ö'  =  0,  mithin  6  constant, 
=  6^.  Demgemäss  wird  6  im  Punkte  h  nur  wenig  grösser  sein  als  6^  , 
etwa  =  6^  -\-  ß ^  wo  alsdann  ß  eine  positive  Grösse  vorstellt,  deren 
Werth  durch  ein  näheres  Heranschieben  des  Punktes  h  gegen  g  beliebig 
klein  gemacht  werden  kann.  Da  nun  überdies  6  im  Punkte  p^  den  Werth 
6^  hat,  so  geht  die  Formel  {i].)  über  in : 

R  cos(Ö2  —  6)  •  dd  . 

Bi+ß 

Die  rechte  Seite  dieser  Formel  wird  aber,  weil  der  dortige  Cosinus 
[vgl.  (9.)]  durchweg  positiv  ist,  verkleinert  werden,  sobald  wir  R  durch 
/?o  ersetzen.  Thun  wir  dies,  und  führen  wir  sodann  die  Integralion  wirk- 
lich aus,  so  erhalten  wir : 

(<■)  i.  a  B.  — 'Ix^'  .     «0    A  =  ö,  -  e,  , 

oder  ein  wenig  anders  geschrieben: 

sin  A  —  sin  (A  —  ß) 
(X.)  L,^B,-y,     wo     y  =  /?o ^i^^^^^ 

ist,  und  wo  also  y  (ebenso  wie  ß)  eine  positive  Grösse  repräsentirt,  deren 
Werth  durch  ein  näheres  Heranschieben  von  h  gegen  g  beliebig  klein  ge- 
macht werden  kann. 

Die  Formel  (x.)  ist,  ihrer  Ableitung  zufolge,  stets  gültig,  wie  nahe 
wir  uns  den  Punkt  h  an  g  auch  denken  mögen.     Demgemäss  wird  also 


15S]        Ueber  die  Methode  des  abithmetischen  Mittels.     Abb.  IL         717 

diese  zwischen  den  beiden  festen  Werthen  L^  und  /?,  stattfindende  Re- 
lation (z.)  stets  in  Kraft  i)leiben,  bis  zu  welcher  Kleinheit  wir  die  positive 
Grösse  /  auch  herunterdrücken  mögen.  Hieraus  aber  folgt  nach  be- 
k!|nnter  Schlussweise,  dass 

a.)  i.  ^  «. 

sein  muss.  Und  in  analoger  Art  wird  sich  zeigen  lassen,  dass  auch 
I,  ^  R^  ist.  —  Q.  e.  d. 

Alle  übrigen  lalle  werden,  wenn  auch  etwas  weitläufiger,  so  doch 
in  ähnlicher  Art  behandelbar  sein.  Ausgenommen  bleibt  dabei  aber  ein 
Fall,  der  besondere  Schwierigkeiten  machen  dürfte,  nämlich  drr,  dass  6' 
längs  der  gegebenen  Curvenstrecke  in  unendlich  vielen  discreten  Punkten 
zu  0  ^ird.  —  All'  diesen  Weitläufigkeiten  und  Schwierigkeiten  jedoch 
können  wir  entgehen  durch  Anwendung  folgender  sehr  einfachen,  wenn 
auch  etwas  künstlichen  Methode : 

Es  ist  identisch: 

sin  (Ö,  —  Öj)  =Jcos  (Öj  —  ö)  dfl  . 
01 

Demgemäss  können  w  ir  die  erste  der  Formeln  (8.)  auch  so  schreiben : 

/cos  (6,  —  6)-  da 

(<<■)  ^.  =  ^7 '- , 

/  cos  (ö,  —  e)de 

oder  auch  so: 

/  cos(ö,  —  ö)-d<y 


fcos{e^  —  6)'  6' da 

beide  Integralionen  hinersireckt  gedacht  über  die  gegebene  Curven- 
strecke PiPi-  Die  rechte  Seite  dieser  Formel  (12.)  wird,  weil  die 
daselbst  auftretenden  Cosinus  vgl.  (9.)]  stets  positiv  sind,  und  6' 
[vgl.  (2.)i  ebenfalls  stets  positiv  ist,  verkleinert  werden,  sobald  wir 
daselbst  dieses  6'  durch  seinen  grössten  Werth  ersetzen.  Somit  er- 
halten wir: 

^        feos  {8^  —  6)  de 


(13.)  L,  fe  j,^^  ^^.^ 


fcos  (Öj  —  6) .  de 


d. 


also,  weil  der  Minimalwerth  von  R  mit  R^  bezeichnet  worden  ist 


718  .  C.  Neümann,  [156 

(15.)  A^«o- 

Jn  analoger  Art  wird   sich   oflenbar,   auf  Grund   der   zweiten  Formel 

(8.),  darlhun  lassen,  dass  auch  L.2  ^  i?o  ist.   —  Q.  e.  d. 

Beweis  des  zweiten  Satzes.  —  Wir  betrachten  irgend  drei  auf 
der  gegebenen  Gurve  in  positiver  Richtung  aufeinander  folgende  Punkte 
Pi^Po^P2  "fiit  den  inneren  Normalen  v^^  v^,  v-i,  und  mit  den  Azimulhen*} 
^y,,  öo,  6*2,  indem  wir  zugleich  setzen: 

{A.)  e^  =  6^  —  a     und     6^  =  d^-\-  ß  . 

Alsdann  sind  a  und  ß  positive  Grössen,  die  aber  auch  0  sein  können. 
So  z.  B.  wird  «=0  sein,  falls  die  Gurvenstrecke  jt^^Q  geradlinig 
ist.     U.  s.  w. 

Denken  wir  uns  die  Punkte  |)i,j?o»P2  vorläufig  sehr  nahe  an- 
einander, mithin  a  und  ß  sehr  klein,  und  bezeichnen  wir  die  beiden 
Punkte,  in  denen  die  Normale  v^^  von  i\  und  v.^  geschnitten  wird, 
mit  ^1  und  ^2?  so  ist  zufolge  des  schon  bewiesenen  ersten  Satzes: 

W  (Pi^J^^o     und    (p,7.)^«o  • 

Dabei  macht  z.  B.  der  Fall,  dass  die  Gurvenstrecke  p,  q^  geradlinig 
ist,  keine  Ausnahme.  Allerdings  würde  alsdann  «  =  0,  d.  h.  0^  =.  öo, 
mithin  der  soeben  citirte  Satz  nicht  mehr  anwendbar  sein.  Es 
würden  aber  in  diesem  Falle  die  beiden  Normalen  v^  und  Vq  einander 
parallel  sein.  Mithin  darf  man  in  diesem  Falle  (j^i^,)  =  -[-00  sich  vor- 
stellen; so  dass  also  {piq^)  ^  A'o  ist.     U.  s.  w. 

Tragen  wir  nun  auf  den  Normalen  v^  und  v-^^  respective  von 
jPi  und  JO2  aus,  irgend  zwei  Längen  A^  und  A^  auf,  deren  jede  <^  /?o 
ist,  so  werden  diese  beiden  Liniensegmenle  A^  und  A^  keinen  Punkt 
mit  einander  gemein  haben.  Denn  zufolge  (B.)  liegt  Ai  anf  der  einen, 
und  A.2  auf  der  andern  Seite  von  v^,  und  zwar  der  Art,  dass  sowohl 
Ai  wie  auch  A2  von  der  Normale  Vq  durch  irgend  welchen  Zwischen- 
raum getrennt  sein  wird. 

Diese  einfachen,  auf  den  ersten  Satz  sich  stützenden  Betrach- 
tungen bleiben  Schritt  für  Schritt  in  Kraft,  sobald  wir  die  Grössen 
a  und  ß,  die  bis  jetzt  sehr  klein  gedacht  wurden,  mehr  und  mehr 
anwachsen  lassen,  falls  wir  nur  dieselben  dabei  ^  90"  erhalten. 
Also  folgendes  Resultat: 


*)  Vgl.  die  Note  pag.  150. 


157]        Leber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.  11.         719 

Eiiichtet  man  in  irgend  zwei  CHrvenpunkten  j)^  und  y^-»  deren 
Äzimulh-lJnter schied  O-,  —  ^i  ^  '80"  ist,  die  inneren  Normalen,  und 
macht  man  dabei  die  Länge  der  einen,  und  ebenso  auch  die  Länge  der 
andern  Normale 

so  werden  diese  beiden  Normalen  keinen  Punkt  mit  einander  gemein 
haben. 

Hieraus  ergiebt  sich  leicht  die  Richtigkeit  des  eigentlich  zu  be- 
weisenden Satzes.  Lüsst  man  nämlich  einen  Punkt  die  gegebene 
Curve  in  positiver  Richtung  einmal  durchwandern,  so  wird  hierbei 
sein  Azimuth  monoton  wachsen,  und  im  Ganzen  um  360*^  zunehmen, 
[vgl.  (2.)  und  (3.)  pag.  149].  Sind  also  irgend  zwei  feste  Curven- 
punkte  g  und  h  in  ganz  beliebiger  Weise  gegeben,  und  wachst  das 
Azimuth  bei  einer  positiven  Wanderung  von  g  nach  h  um  A,  so  wird 
dasselbe  bei  einer  Fortsetzung  dieser  Bewegung,  nämlich  bei  der 
positiven  Wanderung  von   h  nach  ^,  um  E  =  360"  —  A  wachsen. 

Ist  nun  A<  180^  so  ist  der  Salz  (C.)  auf  die  beiden  Punkte 
</,  h  ohne  Weiteres  anwendbar,  indem  man  g  mit  pi  und  Ä  mit  jy^ 
bezeichnet. 

Und  ist  andererseits  A  ^  1 80^,  so  ist  jener  Satz  (C.)  ebenfalls 
anwendbar.  Denn  in  diesem  Falle  ist  E  <^  180''.  Und  die  beiden 
Punkte  subordiniren  sich  also  jenem  Satze,  sobald  man  h  mit  pi  und 
g  mit  p.2  bezeichnet. 

Jener  Satz  [C.)  ist  mithin  auf  diese  beiden  ganz  beliebig  gege- 
benen Curvenpunkte  g,  h  unter  allen  Umständen  anwendbar.  —  Q.  e.  d. 

Beweis  des  dritten  Satzes.  —  An  die  gegebene  Curve  sei  irgend- 
wo ein  innerer  Berührungskreis  gelegt,  dessen  Radius  A  <^  /?„  sein 
soll.  Bezeichnet  also  C  das  Cenlrum ,  und  p  den  Berührungspunkt 
dieses  Kreises,  so  ist: 

m  (Cp)  =  A  <  H,  , 

mithin : 

wo  alsdann  d  eine  positive  und  von  Null  verschiedene  Grösse  vorstellt. 

Versteht  man  nun  unter  (j   den  von  C  aus   nach   irgend  einem 

Curvenpunkte  ($,  rj)  gezogenen  Radiusvector,  und  bezeichnet  man  die 


720  C.  Neumann,  [158 

Bogenlänge  dieses  Ciirvenpunktes  mit  o,  so  sind  §,  tj,  ^',  //',  |",  ?/', 
mithin  auch  (j,  (>',  (>",  und  folglich  auch 


Q' 


da    '       da^ 


stetige  Functionen  von  a;  wie  sich  solches  aus  den  Voraussetzungen 
(1.)  pag.  149  leicht  ergiebt;  [vgl.  etwa  die  Note  pag.  31].  Nach 
bekanntem  Satze  gilt  daher,  falls  man  die  Bogenlänge  a  des  Punktes 
(^,  7j)  in  positiver  Richtung  von  p  aus  rechnet,  folgende  Formel: 

wo  m  =  (f„„  7]„)  einen  unbekannten  intermediären  Curvenpunkt  zwischen 
p  =z  (^^,  7ip)  und  (I,  ?/)  bezeichnet.  Nimmt  man  das  Kreiscentrum  C 
zum  Anfangspunkte  des  rechtwinkligen  Goordinatensystems,  so  wird 
z.  B.  (ji^  =.  ^'^  -\-  ij"^,  ferner  (>J  =  ^J  -{-  7^J,  u.  s.  f.  Kurz,  die  Formel 
{(i.)  gewinnt  alsdann  folgendes  Aussehen: 

(®.)        q'  =  Qp'  +  2o{§^'  +  r,r^\  +  aM^'^  +  v"  +  ^^"  +  ^llm  ■ 

Nach  (^l.)  ist  aber  ^^  =  il.  Ueberdies  steht  dieser  von  C  nach  dem 
Berührungspunkte  p  laufende  Radiusvector  ^^  gegen  die  Curve  senk- 
recht; so  dass  also  (^|'  ~\-  ?/?/)^  =  0  ist.  Demgemäss  reducirt  sich 
die  Formel  (3).)  auf: 

m  q'  =  A'  +  oHr  +  v"  +  ^^"  +  V  f)m  ' 

Nun  ist  allgemein   [vgl.  (C)  pag.  3]: 

^'  =  cos  ö  ,         ^"  =  —  ö'  sin  6  , 
?^'  =sin  (9  ,         t]"  =  -\-  d'cos  d  , 

mithin  einerseits: 

(«.)  r^  +  V'  =  ^ 

und  andererseits: 

§$"  +  VV"  =  Ö'(-  ^  sin  Ö  +  t;  cos  ß)  , 
also  mit  Rücksicht  auf  (2.),  (4.)  pag.    149,    150: 

abs  {^§"  +  /ji?")  ^  ß'VVTJ'  =  f  ^  ^;  ' 

und  folglich : 


<o9j         L£BER  DIE  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abu.  11.         721 

wo  6  einen  unbekannten  echten  Bruch  bezeichnet.  Subslituirt  man 
in  (6.)  die  Werthe  («.),  ij.),  so  erhält  man : 

wo  G  die  (von  p  aus  gerechnete)  Bogenlänge  des  Endpunktes  von 
g  vorstellt,  während  (>,„  einen  unbekannten  intermediären  Radiusveclor 
zwischen  ^  und  g^  bezeichnet. 

Denkt  man  sich  nun  irgend  ein  den  Punkt  p  einschliessendes 
Curvenintervall  p[PP2  construirt,  so  ergiebt  sich  aus  (g.)  für  alle 
diesem  Intervall  PxPPi  zugehörigen  Radiiveclores  q  folgende  Formel: 

wobei  unter  Max  {q)  der  grösste  unter  all'  jenen  dem  Curvenintervall 

PiPPi  zugehörigen  Radiiveclores  q  zu  veretehen  ist. 

Dieses  Intervall  PiPPi  wird  man  aber  so  klein  machen  können, 

dass  alle  demselben  angehörigen  Radiivectores  g  von  dem  speciellen 

Radiusveclor 

ep  =  ^u(«  -2(5),     Ivgl.  (».)], 

um  weniger  als  R,jd  verschieden  sind.  Alsdann  wird  der  grössle 
jener  Radiivectores  <^  I{^^  (I  —  d)  sein,  wodurch  die  Formel  (®.) 
übergeht  in: 

Hieraus  folgt  sofort,  dass  sämmtliche  zum  Intervall  p^ppi  gehörige 
Radiivectores  (>  >>  A  sind,  mit  alleiniger  Ausnahme  des  Radiusvectors 
()p .  Für  diesen  letzteren  ist  nämlich  a  =  0,  also  nach  (-p.) :  (>p  >  A, 
was  in  Einklang  steht  mit  der  Formel  (51.),  der  zufolge  q^  ^nz  Ä  ist. 
Also  der  Satz:  Es  exislirt  stets  ein  den  gegebenen  Punkt  p  ein- 
schliessendes Curvenintervall 
(3)  PiPPi 

von  solcher  Kleinheit,  dass  sämmtliche  Punkte  dieses  Intervalls,  mit  al- 
leiniger Ausnahme  von  p,  ausserhalb  des  um  C  mit  dem  Radius  A 
beschriebenen  Kreises  liegen.     Demgemäss  ist  z.  R.: 
(Ä.)  i^Pi)  !>  -^  j     i*'^d  ebenso  auch :     (C/>,)  ^  ,1  ; 

wobei  die  schon  in  {%.)  notirten  Formeln: 
(S.)  iCp)  =  A    und    A</Jo 

zuzufügen  gut  erscheint. 


722  C.   Neumann,  [160 

Die  zu  Pi2)Pi  complementare  Ciirvenstrecke  mag  niil  p^TTp^^  be- 
zeichnet sein,  der  Art,  dass  beide  Strecken  pipp2  und  p^Tipi  zu- 
sammengenommen die  ganze  gegebene  Gurve  ausmachen.  Dabei 
mag  unter  n  ein  längs  dieser  complementaren  Gurvenstrecke  frei 
beweghcher  Punkt  verstanden  sein,  dessen  extreme  Lagen  also  durch 
die  beiden  Endpunkte  dieser  Strecke  d.  i.  durch  p^  und  p^i  darge- 
stellt sein  werden. 

Wir   wollen   nun    einstweilen    annehmen,    auf  dieser    Gurven- 
strecke P'inp^  existire  irgend  ein  Punkt  n^,  für  welchen  der  Radius- 
vector 
(3W.)  {C7t,)  ^  A 

ist,  und  die  aus  einer  solchen  Annahme  sich  ergebenden  Gonse- 
quenzen  näher  zu  entwickeln  suchen.  Offenbar  sind  nur  zwei  Fälle 
möglich. 

Entweder  nämlich  wird  der  Radiusvector  {Cn^  in  n^  senkrecht 
auf  die  Gurve  fallen.  Dann  würden  {Ctt^  ^  A  und  {Cp)  =  A  zwei 
in  TTo  und  p  auf  der  Gurve  errichtete  innere  Normalen  sein,  die 
[vgl.  (S.)]  beide  <^  /?o  sind,  und  die  überdies  den  Punkt  C  mit  ein- 
ander gemein  haben;  —  was  dem  schon  bewiesenen  zweiten  Satze 
widerspricht. 

Oder  aber:  {Cn^  fällt  in  tt^  schief  auf  die  Gurve.  Alsdann 
muss  die  Länge  des  Radiusvectors  {Cn)  noth wendig  sich  ändern,  so- 
bald man  seinen  Endpunkt  tt,  von  n^^  aus,  längs  der  Gurve  ein 
wenig  verschiebt,  und  zwar  wachsen  oder  abnehmen,  jenachdem  man 
diese  Verschiebung  im  einen  oder  andern  Sinne  ausführt.  Diejenige 
Bewegungsrichtung  des  Punktes  n,  mit  welcher  eine  Abnahme  der 
Radiusvectorlänge  verbunden  ist,  mag  mit  tt^Pj^  bezeichnet  sein ;  der 
Art,  dass  p^  einen  bestimmten  der  beiden  Punkte  p^,  p-i  lepräsentirt. 
Lassen  wir  also  den  Punkt  n  die  Gurvenstrecke  tto/)/,  von  tt^  bis  pf, 
durchwandern,  so  wird  der  Radiusvector  [Cn)  zu  Anfang  den  Werth 
(Ctto)  ^  A  besitzen,  und  sodann  in  den  nächs^tfolgenden  Augenblicken 
noch  kleinere  Werthe  annehmen.  Dieses  Sichverkleinern  oder  Ab- 
nehmen des  Radiusvectors  {Cn)  kann  aber  nur  eine  Zeit  lang,  näm- 
lich nur  bis  zum  Eintreffen  des  Punktes  tt  in  einem  noch  vor  p,^ 
liegenden  Punkte  n^  fortdauern : 

(^•)  ^0 ^^ Ph\ 


<6<]        Leber  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.  II.         723 

denn  zu  Ende  der  in  Rede  stehenden  Bewegung,  d.  i.  beim  Ein- 
treffen des  Punktes  :t  in  p^  hat  der  Radiusvector  die  Länge  (Cp^), 
also  eine  Länge,  die  ^  A  ist  [vgl.  {^S .  Demgemäss  \yird  die  Ver- 
kleinerung des  Radius vectors  (Ct)  ununterbrochen  fortdauern  von 
To  bis  7^1,  um  sodann  von  rr^  aus  zunächst  einem  Wachsen  oder 
auch  einem  Sichgleichbleiben  Platz  zu  machen.  Folglich  steht  der 
Radiusvector  (Cjti)  im  Punkte  jr^  zur  Curve  senkrecht.  Ueberdies  ist 
seine  Länge  <^  (Ctto),  mithin  auch  <^-'i;  [vgl.  {^l.f.  Demgemäss 
repräsentiren  die  beiden  Linien  (C.Ti)  <^  A  und  (Cp)  =  A  zwei  in 
-Ti  und  p  auf  der  Curve  errichtete  innere  Normalen,  die  [vgl.  (2.)] 
beide  <[  R^  sind,  und  die  überdies  den  Punkt  C  miteinander  gemein 
haben;   —  was  dem  schon  bewiesenen  zweiten  Satze   widerspricht. 

Jene  von  uns  gemachte  Annahme  (2)1.)  führt  also  unter  allen 
Umständen  zu  absurden  Folgerungen,  und  ist  daher  unhaltbar.  Folg- 
lich kann  auf  der  Curvenstrecke  p2  Tipi  niemals  ein  Punkt  n^,  existiren, 
für  welchen  (Cttq) -^  A  ist.  Oder  mit  anderen  Worten:  Sämmtliche 
Punkte  der  Cwvenstrecke  pi^Pi  liegen  ausserhalb  des  um  C  mit 
dem  Radius  A  beschriebenen  Kreises. 

Die  Gombination  dieses  Resultates  mit  dem  früheren  Resultate 
(3.)  führt  aber  sofort  zu  der  Einsicht,  dass  der  von  uns  aufgestellte 
dritte  Satz  wirklich  correct  ist.  —  Q.  e.  d. 

Dass  die  im  Vorhergehenden  über  die  Existenz  und  Eigenschaften 
des  Punktes  7r^  angestellten  Betrachtungen  auf  Grund  unserer  über  die 
Curve  gemachten  Voraussetzungen  und  unter  Anwendung  der  schönen 
BoLZANO-WEiERSTRASsschen  Methoden  als  vollkommen  strenge  sich  heraus- 
stellen, —  bedarf  wohl  keiner  näheren  Darlegung.  Genauer  genommen 
ergiebt  sich  nämlich,  dass  innerhalb  des  Intervalls  (iJi.)  irgend  welche 
Punkte  existiren  müssen,  in  denen  der  nach  der  Bogenlänge  genommene 
Differentialquotient  des  Radiusvectors  (Ctc)  verschwindet.  Und  unter  7t ^ 
ist  alsdann  derjenige  dieser  Punkte  zu  verstehen,  welcher  auf  tt^  zu- 
nächst folgt. 

Beweis  des  vierten  Satzes.  —  Denkt  man  sich  zur  gegebenen 
Curve  zwei  innere  Parallelcurven  s  und  s  construirt,  deren  Abstände 
A  und  A'  von  der  gegebenen  Curve  der  Formel  entsprechen 

{U.)  Ä  <  A'  <  R,  , 

so  ist  nachzuweisen,  dass  diese  beiden  Curven  s  und  s'  keinen  Punkt 
mit  einander  gemein  haben  können. 

Abhandl.  d.  K.  S.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  IXIY.  5< 


724  C.   Nelmann,  [162 

Wir  wollen  annehmen^  es  existirte  ein  solcher  den  Curven  s  und  s 
gemeinsamer  Punkt  ^,  und  die  hieraus  sich  ergebenden  Consequenzen 
entwickeln. 

Der  Detinilion  von  q  zufolge  muss  die  gegebene  Curve  eine 
durch  q  gehende  innere  Normale  besitzen,  deren  Länge,  bis  q  ge- 
rechnet, =  A  ist,  gleichzeitig  aber  auch  eine  innere,  ebenfalls  durch 
q  gehende  Normale  besitzen,  deren  Länge,  bis  q  gerechnet,  =  A 
ist.  Bezeichnet  man  also  die  Fusspunkte  dieser  beiden  Normalen 
mit  p  und  jo',  so  ist: 

(F.)  {pq)  =  A     und     (p'9)  =  ^'  , 

also  mit  Rücksicht  auf  (f/.): 

{W.)  ivqXK    und   {p'qxn,  . 

Nun  sind  offenbar,  was  die  Grösse  des  Winkels  pq'p  betrifl't,  nur 
zwei  Fälle  möglich. 

Entweder  nämlich  wird  dieser  Winkel  =  0  sein.  Dann 
würden  die  beiden  Punkte  jo  und  p  unter  einander  identisch,  also, 
nach  (F.),  il  =  A'  sein;   —   was  mit  {V.)  in  Widerspruch  steht. 

Oder  aber:  der  Winkel  'pqp  ist  von  0  verschieden.  Alsdann 
sind  {jiq)  und  {'p' q)  zwei  auf  der  gegebenen  Curve  errichtete  innere 
Normalen,  die  beide  [vgl.  (W.)]  <^  /?,)  sind,  und  die  überdies  den 
Punkt  q  mit  einander  gemein  haben;  ■ —  was  in  Widerspruch  steht 
mit  dem  schon  bewiesenen  zweiten  Satze. 

Jene  von  uns  gemachte  Annahme,  dass  s  und  s  einen  Punkt 
gemein  haben,  führt  also  unter  allen  Umständen  zu  absurden  Kesul- 
taten,  und  ist  daher  unhaltbar.   —  Q.  e.  d. 

Beweis  des  fünften  Satzes.  —  Es  sei  auf  der  gegebenen  Curve 
eine  innere  Normale 

{pq)  =  A<H, 

errichtet;  dabei  bezeichne  p  den  Fusspunkt  und  q  den  Endpunkt 
derselben.  Denken  wir  uns  den  Fusspunkt  p  dieser  Normale  längs 
der  gegebenen  Curve  fortwandernd,  während  ihre  Länge  A  constant 
bleibt,  so  wird  ihr  Endpunkt  q  eine  innere  Parallelcurve  von  con- 
stantem  Abstände  A  beschreiben. 

Besässe  nun  diese  Curve  in  q  einen  Doppelpunkt,  so  müsste 
die  Normale  (pg),   nachdem  sie   eine  Zeit   lang  fortgewandert  ist,  in 


<63^         Uebek  die  Methode  des  arithmetischen  Mittels.     Abh.  11.        725 

eine  Lage  (pY)  gelangen,  bei  welcher  q  mit  q  zusammenfällt.  Dann 
aber  würden  diese  beiden  Normalen  {pq)  und  {p  q),  die  beide  <^  ß« 
sind,  den  Punkt  q  gemein  haben;  —  was  dem  schon  bewiesenen 
zweiten  Satze  widerspricht.  Folglich  ist  die  Annahme,  dass  jene 
Paiallelcurve  einen  Doppelpunkt  besitzt,  unhaltbar.  —  Q.  e.  d. 


Nachträgliche  Bemerkung  zum  Theorem  pag.  82. 

Es  sei  ii^end  ein  Gebiet  2^  gegeben,  einerlei  ob  die  Randcurve  dieses  Gebietes 
den  auf  pag.  4  angegebenen  Delerminalionen  entspricht  oder  nicht.  Ferner  sei 
V  =  ^{x,  y)  irgend  eine  Fundamentalfunction  des  Gebietes  X:  und  die  Randwerthe 
von  V  mögen  mit  /"bezeichnet  sein.  Betrachtet  man  nun  diese  Randwerthe  f,  ebenso 
wie  die  Werthe  6  \g].  pag.  3],  als  Functionen  der  Bogenlänge  a,  und  bezeichnet 
man  die  Dilferentialquotienten  dieser  Functionen  nach  a  durch  Accente,  so  erhält  man, 
und  zwar  unmittelbar  auf  Grund  des  Theorems  pag.  82,  folgenden  Satz  : 

Satz.  —  Ist  s  ein  Randpunkt  des  Gebietes  X,  und  setzt  man  voraus,  dass  inner- 
halb eines  beliebig  kleinen  den  Punkt  s  einschliessenden  Randintervalls  6,  0' ,  6",  f,  f' 
stetig,  und  f"  abtheilungstceise  stetig  sind,  und  dass  ausserdem  0'  innerhalb 
dieses  Intervalls  durchweg  ^  0  ist,  so  werden  die  Ableitungen 

T—      «nrf       T— 
öx  öy 

bei  einer  Annäherung  an  den  Punkt  s  gegen  bestimmte  endliche   M'erthe  convergiren. 
Ueberhaupt  icerden  alsdann  diese  Ableitungeti  stetig  sein  in  ganzer  Ert^treckung  des- 
jenigen Gebietes,  welches  von%  abgetrennt  wird  durch  eine  um  s  mit  hinreichend  kleinem 
Radius  beschriebene  Kreisperipherie, 

Dieser  Satz,  dessen  Zusammengehörigkeit  mit  den  Sätzen  pag.  43.  44  von  selber 
ins  Auge  fällt,  dürfte  wohl  noch  einer  gewissen  Vereinfachung  fähig  sein.  In,  der 
That  dürfte  eine  genauere  Untersuchung  zu  dem  Ergebniss  führen,  dass  die  in  diesem 
Satz  genannte  Voraussetzung:  Ö'^O  überflüssig  ist,  und  also  ganz  fortgelassen 
werden  kann. 


726     C.  Nelmann,  Ueber  die  Methode  des  ap.ithm.  Mittels.   Abh.  IL      [164 

Inhaltsübersicht. 

Seite 

lieber  die  Gebiete  21  and  3,   und  über  die  geschlossene  Curve,  durch  welche 

diese  beiden  Gebiete  sich  bestimmen 3 

Determinationen 4 

Plan  der  Untersuchung 5 

Methoden  und  Resultate 14 

»  Erstes  Oapitel:  Ueber  die  Potentiale  Fund  W,  namentlicli  über  die 

Ableitungen  derselben. 

§      1 .      Ueber  das  Potential  V.    Theorem  Va {ß 

§      2.      Ueber  das  Potential  W.    Theorem  \Va 22 

(Nachträge  zur  ersten  Abhandlung  findet  man  auf  pag.  28 — 3  I .) 

§     3.      Die  ersten  Ableitungen  des  Potentials  F.    Theorem  Vß 31 

§     4.      Die  ersten  Ableitungen  des  Potentials  W.    Theorem  Wß 37 

§     3.     Allgemeine  Betrachtungen  über  die  höheren  Ableitungen  der  Potentiale 

F  und  IF 44 

§     6.      Recapitulatioti  und  Vereinfachung  der  Theoreme  Va. ,  TFa.  und  Vß.,  Wß.  46 

§     7.     Die  zweiten  Ableitungen  des  Potentials  F.    Theorem  Vy 49 

§      8.      Die  zweiten  Ableitungen  des  Potentials  W.    Theorem  Wy S4 

§     9.      Tabellarische  Uebersicht  der  sechs  Theoreme  Va.,    Vß.,    Vy.  und  Wa., 

Wß.,  Wy 57 

§   10.     Ueber  eine  aus  zwei  Potentialen  F  und  IF  zusammengesetzte  monogene 

Function 58 

Zweites  Oapitel:  Ueber  Fundamentalfunctionen  mit  vorgeschriebenen 
Randwerthen,  namentlicli  über  die  Ableitungen  dieser  Functionen. 

§   n  .      Vorläufige  Betrachtungen  über  die  Azimuthe  d  und  y 63 

§    12.     Einige  Hülfssätze 73 

§   13.      Ein  ivichtiges  Theorem,    welches  durch  die  Methode  des  arithmetischen 
Mittels  für    die    Ableitung en    der   Fundamentalfunctionen    sich 

ergiebt.    (Man  findet  dieses  Theorem  auf  pag.  82.) 77 

§    14.     Weitere  Sätze  über  die  Ableitungen  der  Fundamentalfunctionen    ...  83 

§    15.     Ueber  monogene  Fundamentalfunctionen 94 

Drittes  Oapitel:  Ueber  die  G-reen'sche  Punotion  und  die  Theorie  der 
conformen  Abbildung. 

§   16.     Geometrische  Sätze 100 

§   17.     Aufstellung  einiger  Hülfssätze 106 

§   18.      Untersuchung  der  Green  sehen  Function  am  Rande  ihres  Gebietes.     Die 

sich  dabei  zunächst  darbietende  Methode 113 

§   19.      Fortsetzung.      Methode  der  berührenden  Kreisfläche 120 

§  20.      Fortsetzung.      Methode  der  übergreifenden  Kreisfläche 129 

>^  §   2  1 .      Zusammenstellung  und  Vervollständigung  der  über  die  Green'sche  Func- 
tion erhaltenen  Resultate 140 

§   22.      Zur  Theorie  der  conformen  Abbildung 144 

Anhang  zum  letzten  Capitel  (gehörig  zu  §  1  6) 149 

Nachträgliche  Bemerkung  zum  Theorem  pag.  8  2  (in  §  13) 163 


Druck  von  Breitkopf  &  Härtel  in  Leipzig. 


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