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Full text of "Ueber das Verhältniss der ägyptischen Sprache zum semitischen Sprachstamm"

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Ueber  das  Verhältniss 

der 

ägyptischen  Sprache 


zum 


semitischen  Sprachstamm. 


lieber  das  Verhältniss 


der 


ägyptischen  Sprache 

^K  zum 

semitischen  Spraclistamui. 


Theodor  Benfey. 


F.    1 


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1844.       ' 


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MAR  1 4  1974      )) 


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o  r  r  e  d  e. 


Durch  die  so  resultatereichen  Untersuchungen  über 
die  ägyptischen  Hieroglyphen ,  welche  man  vor  allen 
Andern  Champollion  verdankt,  ist  auch  der  Eifer 
für  die  koptische  Sprache,  die  schon  für  vieles  den 
Schlüssel  gegeben  hat  und  für  noch  bei  weitem  mehr 
ihn  erwarten  lässt,  von  neuem  geweckt  worden; 
tüchtige  Arbeiten  sind  in  den  neusten  Zeiten  da- 
durch hervorgerufen,  welche  nicht  wenig  dazu  bei- 
tragen^ das  Studium  derselben  zu  erleichtern.  Nicht 
mit  Unrecht  wurde  sie  in  den  vorzüglichsten  unter 
diesen  mehr  von  Seiten  ihrer  hohen  Bedeutung  für 
die  Entzifferung  der  Hieroglyphen  aufgefasst;  denn 
beim  Mangel  einer  ihr  eigenthümlichen  Literatur 
scheint  auf  den  ersten  Anblick  hier  allein  die  Pforte 
zu  sein,  durch  welche  sie  würdig  in  den  Kreis  der 
Wissenschaften  eintritt  Allein  wir  leben  in  einer 
Zeit  tieferer  Sprachauffassung  überhaupt;  die  Spra- 
chen werden  nicht  bloss  als  Vehikel  der  Thätigkeit 
des  Menschengeistes,  sondern  vielmehr  vor  allem 
als  eine  der  bedeutendsten  Formen  desselben  studirt; 
und  dieser  Betrachtungsweise  wird  sich  am  wenig- 
sten  eine   der  älteren   Sprachen    entziehen    können, 


VI 


von  denen  man  Auskunft  über  Sprachformation  über- 
haupt erwarten  darf.  Dass  auch  in  dieser  Bezie- 
hung die  koptische  Sprache,  welche,  wie  die  neu- 
sten Untersuchungen  ergeben  haben,  mit  der  ägyp- 
tischen der  Hieroglyphen  wesentlich  dieselbe  ist, 
von  grosser  Bedeutung  sei,  wird  sich  an  vielen 
Stellen  dieser  Schrift  beiläufig  und  gleichsam  von 
selbst  ergeben.  Denn  derartige  Untersuchungen  sind 
keineswegs  die  eigentliche  Aufgabe  derselben.  Diese 
ist  vielmehr,  wie  der  Titel  anzeigt,  die  Erörterung 
des  Verhältnisses  der  ägyptischen  Sprache  zu  den 
semitischen.  Diese  schien  mir  unter  den  vielen,  zu 
genauerer  Erwägung  auffordernden  Problemen,  wel- 
che die  ägyptische  Sprache  darbietet ,  eins  der  alier- 
bedeutendsten  und  einer  sorgsameren  Betrachtung 
in  unserer,  durch  die  tiefsten  Sprachuntersuchungen 
geübten  und  zur  Lösung  solcher  Aufgaben  kräftiger 
als  je  vorher  vorbereiteten ,  Zeit  um  so  eher  wür- 
dig ,  als  die  mancherlei  Aehnlichkeiten  und  Verschie- 
denheiten dieser  Sprachen  schon  in  älteren  Zeiten 
vielfach  aufgefallen,  im  Einzelnen  verfolgt,  im  Gan- 
zen aber  unerkannt  geblieben  waren.  Zu  einer  rich- 
tigen Einsicht  in  das  gegenseitige  Verhältniss  kann 
aber  nur  eine  Gesammtvergleichung  dieser  Sprachen 
führen.  Diese  habe  ich  in  diesem  ersten  Versuch 
begonnen.  Er  beschränkt  sich  auf  die  Gegeneinan- 
derstellung der  wesentlichsten  flexivischen  Formen. 
Sein  Resultat  ist,  dass  die  ägyptische  Sprache  in 
dieser  Rücksicht  auf  einer  und  derselben  Basis  mit 
den  semitischen  steht,  dass  aber  diese  beiden  Seiten 
der  einen,  ihnen  zu  Grunde  liegenden,  Mutter- 
sprache   sehr    früh,    noch   lange  vor  Fixirung  der 


TU 


allermeisten  flexmschen  Formen,  sich  von  einander 
getrennt  und  die  gemeinschaftlichen  Basen  indivi- 
duell weiter  entwickelt  haben.  Sollte  sich  dieser 
erste  Versuch  einer  günstigen  Aufnahme  erfreuen, 
so  habe  ich  die  Absicht,  diese  Yergleichung  auch 
auf  die  thematischen  Formationen  und  Wurzeln  aus- 
zudehnen und  glaube  schon  jetzt  versichern  zu  dür- 
fen, dass  das  in  den  fiexivischen  Formen  erkannte 
Verhältniss  sich  auch  in  diesen  Theilen  widerspiegeln 
werde.  Zu  einer  verwandtschaftlich  verbindenden 
Vergleichung  mit  dem  indo  -  europäischen  Sprach- 
stamm, welcher  ich,  da  ich  auf  des  letzteren  Ge- 
biet schon  literarisch  zu  wirken  gesucht  habe,  nicht 
aus  dem  Wege  gegangen  sein  würde,  ergab  sich 
innerhalb  dieses  ersten  Versuchs  keine  Veranlassung 
und,  wenn  meine  Untersuchungen  richtig  geführt 
sind,  so  existirt  in  flexivischer  Beziehung  über- 
haupt zwischen  dem  indo  -  europäischen  und  ägypto- 
semitischen  Sprachstamm  keine  Verwandtschaft.  Die- 
ses negative  Resultat  schliesst  jedoch  keineswegs 
die  Möglichkeit  einer  bloss  wurzelhaften  Verwandt- 
schaft aus  fvgl.  S.  191);  zu  ihrer  Erwägung  wird 
uns  der  Fortgang  dieser  Untersuchungen  Veran- 
lassung geben. 

Gern  hätte  ich  ausser  den  verglichenen  Sprachen 
noch  diejenigen  in  Betracht  gezogen,  welche  sich 
von  Aegypten  aus  westlich  bis  zum  atlantischen  Meere 
erstrecken;  allein  die  Quellen  für  eine  genauere 
Auffassung  derselben  fliessen  noch  zu  spärlich  (das 
Neuste  über  sie  enthält  Journ.  of  the  Royal  As. 
Soc.  HI,  106  ff.  IV,  115  ff.),  und  ich  habe  daher 
für  sicherer  gehalten,   die  Arbeiten,   welche  in  Be- 


VIII 


Ziehung  auf  sie  in  Paris  vorbereitet  werden,  abzu- 
warten. Doch  will  ich  nicht  bergen,  dass  mir  die 
bis  jetzt  bekannten  Thatsachen  höchst  wahrscheinlich 
machen,  dass  auch  sie  zu  dem  ägypto  -  semitischen 
Stamm  gehören,  so  dass  sich  als  dessen  Gebiet  die 
physisch -verwandte,  vornehmlich  wüste,  durch  das 
Nilthal  gespaltene  Ländermasse  vom  persischen  Meer- 
busen bis  zum  atlantischen  Meer  ergiebt;  von  des- 
sen östlicher  Hälfte  drang  er,  wie  es  scheint,  colo- 
nieartig,  theils  in  vorgeschichtlicher  (Babylonier, 
Syrer,  alte  Bewohner  Palästinas),  theils  in  geschicht- 
licher Zeit  (Phönicier,  Juden  u.  s.  w.)  nach  dem 
Nord -Osten  und  Norden  vor.  Eine  genauere  Be- 
trachtung des  sprachgeschichtlichen  Verhältnisses 
aller  auf  der  gemeinschaftlichen  ägypto  -  semitischen 
Basis  beruhenden  Sprachen  wird  am  Schluss  der 
detaillirten  Vergleichung  möglich  sein,  wo  denn 
auch  die  in  diesem  ersten  Versuch  hervortretenden 
Beiträge  in  ihrem  Zusammenhange  werden  erkannt 
werden  können. 

Für  Manchen  mögen  die  Resultate  bezüglich  der 
Sprachformation  überhaupt,  welche  sich  aus  diesen 
Untersuchungen  zu  erheben  beginnen,  etwas  über- 
raschendes haben.  Während  man  nämlich  vielfach 
geneigt  ist,  Pronomina  und  flexivische  Formen,  weil 
sie  sich  als  so  nothwendige  Glieder  des  reinen  Sprach- 
begriifs  kund  geben,  zu  den  ersten  Gestaltungen  des 
Sprachvermögens  zu  rechnen,  liess  sich  das  Gebiet 
der  erkennbaren  Bildungen  von  uns  so  weit  verfol- 
gen ,  dass  nur  vollbegriiTliche  Wurzelwörter  —  denn 
selbst  bei  den  unselbstständigen  Pronominibus  liess 
sich  die  Art  und  Weise  ihrer  Entstehung,  wenn  auch 


IX 


nicht  im  Einzelnen,  doch  im  Allgemeinen  erkennen 
(vgl.  S.  34  und  Nachtrag)  —  als  erste  Sprachform 
übrig  blieben,  alle  vicarirenden  (ihrer  ursprüngli- 
chen Bedeutung  nach  abbreviirenden )  Bildungen 
dagegen  (pronominale,  flexivische,  syntaktische)  sich 
als  hervorgegangen  aus  vollbegriiflichen  erwiesen. 
Diese  Erscheinung  erklärt  sich,  wenn  man  bedenkt, 
dass  zwar  jede  einzelne  Manifestation  des  Sprach- 
begriffs diesen  in  sich  birgt,  aber  nur  nach  und 
nach,  und  die  eine  Manifestation  mehr,  die  andere 
weniger,  seine  organischen  Gliederungen  zur  Er- 
scheinung zu  bringen  vermag.  Daher  darf  auch 
der  Sprachforscher  keiner  Ansicht  von  der  Bedeu- 
tung und  Stellung  der  einen  oder  der  anderen 
Sprachkategorie,  oder  der  Kategorieen  überhaupt, 
einen  solchen  Einfluss  auf  seine  Untersuchungen 
einräumen,  dass  er  nach  ihr  der  einen  oder  der 
anderen,  oder  allen  eine  historisch  ältere  oder  jün- 
gere Entwickelung  zuschriebe.  Die  Geschichte  je- 
des Stammes  und  jeder  Sprache  möge  so  weit  als 
möglich  aus  ihnen  selbst  erkannt  werden;  bei  tie- 
fem Durchdringen  des  vom  Geist  gebildeten  Stoffes 
wird  auch  der  Gang,  welchen  dieser  dabei  genom- 
men hat,   selten  dunkel  bleiben. 

Während  des  Drucks  dieses  Buches  ist  das 
grosse  Werk  von  Hrn.  Dr.  M*  G.  Schwartze  ^) 
erschienen.      Man  wird   es   auffallend    finden,    dass 


1)  Das  alte  Aegypten,  oder  Sprache,  Geschichte,  Religion 
und  Verfassung  <les  alten  Aegyptens  ii.  s.  w.  Erster  Theil,  in 
•2  Abtheilungen.  (4.)  XLVIII,  il8,  2183  Seiten.  Leipzig, 
bei   A.   Barth.      1843. 


darauf  so  gut  wie  gar  keine  Rücksicht  genommen 
ist.  Der  eigentliche  Grund  davon  ist  ein  rein  äus- 
serlicher;  denn  über  die  Hälfte  meines  Manuscripts 
befand  sich  schon  in  Leipzig,  wo  der  Druck  im 
Januar  begoimen  hatte,  als  mir  jenes  Werk,  den 
12.  Mai  1843^  zukam.  Die  damals  schon  gedruckten 
Bogen  mit  Nachträgen  und  mein  noch  nicht  gedrucktes 
Manuscript  mit  Umarbeitungen,  welche  bei  meinem 
von  dem  des  Hrn.  Dr.  Schwartze  grösstentheils 
sehr  divergirenden  Standpunkte,  fast  nur  polemisch 
geworden  wären,  zu  beschweren,  schien  mir,  zumal 
bei  dem  meiner  Schrift  zugemessenen  Räume,  nicht 
sehr  dienlich.  Das  Verhältniss  meiner  Resultate  zu 
denen  des  erwähnten  Werkes  möchte  eher  aus  einer 
besondern  Kritik  des  letzteren  hervorgehen,  welche 
ich  an  einem  anderen  Orte  geben  werde. 


Inhalt. 


Seite 

§.  1.  Die  luiselbststäiidigen  Pronomina  männliches 
Geschlechts  Singularis  in  der  ägyptischen 
Sprache  und  im  semitischen  Sprachkreis...    l  —  10 

a)  Erste  Person:  ägypt.  I  =s  sem.  i  S.   1  — 4. 

6)  Zweite  Person :  ägypt.  K  =  sem.  5  S.  4  —  6. 

c)  Dritte  Person:  ägypt.  q  =  sem.  NT   S.  6 — 10. 

§.  2.  Der  ägypt.  Artikel  Singularis  männliches  Ge- 
schlechts   10—12 

§.  3.   Weitere  Entwickelung  des  unselbstständigen 

Pronomens 12  —  56 

A.  In  geschlechtlicher  Beziehung   S.  12  —  38. 

d)  Dritte  Person  Fem.:  ägypt.  CJ  T  rz:  sem.  n; 
J  (e)  =  sem.  N^   S.  13  —  22. 

6)  Zweite  Person  Fem.  im  Aegypt. :  T,  J  (e)  5  Ent- 
stehung derselben  aus  den  gleichlautenden  Zeichen 
der  dritten;  pe  Zeichen  der  dritten  überhaupt 
und  der  zweiten  Fem.  Sing.   S.  22  —  35. 

Zweite  Person  Fem.  im  Semit,  (genauere  Bestimmung 
der  Form  der  zweiten  masc.)    S.  35  —  38. 

B.  In  numerischer  Beziehung    S.  38 — 56. 

I.  Im  Semitischen   S.  38  —  44. 

a)  Dritte  Person  Plur.   (vgl.  S.  96,   317)   S.  38 
—  41. 

6)  Zweite  Person  Plur.   S.  41  —  43. 

c)  Erste  Person  Plur.   S.  43  —  44. 


XII       

Seite 
II.  Im  Aegyptischen  S.  44  —  56. 

o)  Erste  Person  Plur.   S.  44—46. 

b)  Zweite  Person  Plur.  S.  46. 

c)  Dritte  Person  Plur.  (in  den  Hieroglyphen :  CJl  • 
Ce,  enit;  der  Pluralcharakter  it  =  semit. 
Fem.  •))    S.  46  —  47. 

d)  Dritte  Person;  kopt.  OV  u.  s.  w.  (vgl. S. 3 17); 
hierogl.  enO V,  COT,  kopt.  THTTJl,  THJIO V, 
TeTeji;  OV  aus  qUl  ==  sem.  üNV,  JÜL  als 
Pluralzeichen  =  sem.  masc.  d  (vgl.  S.  317) 
S.  47  —  56. 

§.  4.   Bildung  der  selbstständigen  Personalprono- 
mina   56  —  110 

Art  der  Entstehung:  epO,   bis    (vgl.  S.  242,    355), 

e,  b ,  Ä<s-5  (b)  11 ,  JiÄie,  n(fif  exoT,  ep^T, 

CÄCÜ,   IJÜÜLO,  iXÜXm  JüLlüLO,   II,   if^.,  JtT^. 

u.  s.  w.  T   S.  56  —  79. 
Detaillirte  Behandlung    S.  79  —  110. 

a)  Erste  Person  sing.:  ^JIOK,  -^i^bfij  (vgl.  S.  357), 
■»SN  u.  s.  w.    S.  79  —  86. 

b)  Zweite  Person  masc.  s.:  JlTOKj  rrriN  u.  s.  w. 
S.  86  —  88. 

c)  Zweite  Person  fem.  s.,  dritte  masc.  fem.,  2,  3 
plur.  im  Aegypt.    S.  88. 

d)  Aegypt.  Nebenform  der  ersten  Person  "J  =  se- 
mit. "^n  (vgl.  S.  91,  202  u.  357)   S.  88  —  89. 

e)  Dritte  Person  sing.  masc.  im  Semit,  (vgl.  S.  357) 
S.  89—90. 

/)  Dritte  Person  sing.  fem.  im  Semit.   S.  90  —  91. 

g)  Zweite  Person  sing.  fem.  im  Semit.   S.  92. 

Ä)  Plur.  der  dritten  Person  im  Semit.    S.  92  —  97. 

i)  Plur.  der  zweiten  Person  im  Semit.    S.  97  —  99. 

k)  Plur.  der  ersten  Person  im  Semit.  S.  99  — 101. 

l)  Einige  besondere  Pronominalformen  des  Semiti- 
schen'^JlSN,  NSN,  ^iT^fc«  (vgl.  s.  359),  nbs,  mbn 
S.   101  —  109. 

m)  Arabische  Dualformen  S.   109. 


I 


I 


—      XIII       

Seit« 

§.  5.  Verwendung  der  in  den  vorhergehenden 
Paragraphen  behandelten  Bildimgen  zur  For- 
mation flexivischer  und  flexionsartiger  For- 
men  110  —  359 

A.  Suffixe    S.   110—158. 

a)  Suffixe  der  Nomina    S.   110  —  127. 

b)  Suffixe  der  Verba    S.   127  —  153. 

Nunnirte  Suffixe  (vgl.  S.  361)  S.   138  —  153. 
Suffixe  mit  vorlautendem  JV,   "^    S.   153. 

c)  Suffixe  der  Partikeln    S.  153—158. 

B.  Verbalflexion   S.  158—243. 
Im  Aegyptischen ;  Entstehung;  durch  Suffigirung  ge- 
bildete Verbalformen ,  RGÄe  ^    durch   Suffigirung 
gebildete  Hülfszeitwörter  S.  158  —  194. 

Vergleichung  der  durch  Suffigirung  gebildeten  ägypt, 
Verbalformen  mit  dem  semit.  sogenannten  Präte- 
ritum S.  194  —  210. 

Durch  Präfigirung  gebildete  ägyptische  Verbalfor- 
men S.  210—211. 

Vergleichung  derselben  mit  dem  sogenannten  semiti- 
schen Futur   S.  211 — 229. 

Arabische  energet.  und  imperativ.  Form  S.  229  — 
231. 

Bemerkung  bezüglich  der  Bedeutung  der  semitischen 
Verbalformen    S.  231 — 233. 

Aegypt.  Imperativ   S.  233  —  237. 

Semit.  Imperativ   S.  237  —  240. 

Hebräischer  Cohortativ    S.  240  —  241. 

Amharisches  Präsens  S.  241 — 243. 
€.  Nominalflexion   S.  243  —  352. 

I.  Casusbildung;  im  Semitischen;  stat.  constr.  -  artige 
Zusammensetzungen  im  Aegyptischen ;  bK  =  ^PO^ 
b  =  pOj  nN  aa. ;  casuale  Bezeichnung  über- 
haupt S.  243 --254. 

II.  Geschlechtliche  Scheidung  der  Singularform  S.  554 
—  297. 


XIV 


Im  Allgemeinen    S.  254  —  256. 

Im  Aegyptischen  1)  durch  Artikel;  2)  durch  Suf- 
figirung  der  weiblichen  Pronominalformen  J  (e), 
•^  (TG)^  C  und  des  männlichen  ^j  3)  durch 
Präfigirung  derselben  S.  256  —  264. 

Jm  Semitischen    S.  264  —  297. 

1)  Femininale  DifFerenzürung  durch  Suffix :  hebr.  Hn, 

arab.  cy^  »j  u^  hebr.  nn,  "^n,  äth.  fi;  arab. 
—  vor  der  Nunnation;  stat.  emphat.  einiger  se- 
mit.  Diall.;  organ.  Form  des  semit.  Femininal- 
zeichens:  Nin;  hebr.  n,  äth.  <«,  amhar.  f/c,  phö- 
nic.  n,  neu-himjar.  ^;i>;  im  Hebr.  n  hinter  ^  ein- 
gebüsst,  daher:  T*^',  nj73  u.  anall.;  chald.  N^; 
n    in    weiterem  Umfange  *  eingebüsst  im   Chald., 

Syr.,  Samar.;  Arab.  vs^j  85  {S~^  if— 9  hebr. 
-._-,    j^__    S.  265—281. 

2)  Masculinare  Differenziirung  durch  Suffix;  durch 
NIm,  verstümmelt  zu  i  und  n;  aus  derartigen 
Masc.  entstehen  die  Femin.  auf  n^,  m,  r\'^-r-  > 
ri-7-  ,  r\-r-  ;  Masc.  auf  "^  -7- ,  n-^  ,  n^r-  ? 
n-^  ;  Bildung  der  Ordinalzahlen  und  Gentil- 
namen  S.  281—296. 

3)  Geschlechtliche  Differenziirung  durch  Präfigirung : 
masculinare  durch  •< ;  femininale  durch  n  unsi- 
cher   S.  296  —  297. 

111.  Pluralformation  S.  297  —  344. 
Uebergang   S.  297  —  312. 

A.  Bezeichnung  des  Abstracten ,  Allgemeinen  durch 
Femininalformen  im  Semit,  u.  Aegypt.  S.  297 
—  305. 

i.  Nominalabstracta  S.  298  —  301. 
2.  Verbalabstracta  S.  301  —  305. 

B.  Verwandtschaft  des  Abstract-  und  Plural -Be- 
griffs S.  305  —  307. 

C.  Bildung  des  eigentlichen  Plurals  im  Aegypt.  durch 
Suffigirung  des  unselbstständigen  Pronomens  der 
dritten  Person  Plur.  OT  u.  s.w.  S.  307  — 312. 


SeitQ 


XV 


Organischere  Form  des  semit.  Pluralzeichens  ä5<1 
=  ägypt.  OV,  oder  üNIln    S.  312  —  313. 

Geschichte  der  semit.  Pluralform:  arabischer  stat. 
constr.  plur.  masc.  1^—;  hebr.  i,  syr.  o  ;  chald. 
*i;  samar.  \;  hebr.  ü%  ü-^  alte  Plurale,  in 
Adverbien  erhalten ;  hebr.  ü  desgl.;  hebr.  Ül-zr  '-> 
1  7-  ;  stat.  constr.  ^-^  ;  hebr.  S'^-t-  ;  l^p- ; 
D  -—  ;  "p-T"  *?  himjaritische  Pluralform ;  chald., 
syr.,  samar.,  arab.  stat.  absol.  plur.;  äthiop. 
Pluralform   S.  313  —  325. 

Plural  Femin. :  Femininalplurale  auch  ursprüngUch 
im  Aegypt.;  Principien  bei  Bildung  der  Femi- 
ninalplurale; Plurale  auf  OVJ,  OVe,  eve, 
HVG;  Semitisch:  hebr.  nV,  "^ni  vor  Suffixen 
und  auch  ausserhalb  der  Verbindung  mit  Suf- 
fixen; chald.  ^n —  in  Zahlwörtern;  ebenso  sa- 
mar. (TIA;  Adverbia,  welche  auf  org.  ^rn  be- 
ruhen; "^ni  auf  org.  ini  reducirt;  dieses  führt 
auf  org.  Form  t&^im,  endlich  DNlnNV,  himja- 
rit.  Pluralform;  Entstehung  von  ü^^1nN^;  Rück- 
kehr zu  hebr.  nV,  chald.,  syr.,  samar.  stat. 
constr.  plur.  fem.;  arab.,  äthiop.,  amhar.  Plu- 
ralform; chald.,  syr.,  samar.  stat.  absol.  plur. 
durch  pti;  Spuren  derselben  Form  im  Hebr., 
Arab.;  DNim,  ^^n  treten  an  das  Thema  sing, 
masc  ;  Spuren  eines  Femininalplurals  aus  dem 
Thema  sing.  fem.  durch  Ü'^-r-  (für  org.  t2!Sl), 
also  üT.;  dieser  =:  ägypt.  TOV;  arab.  Plu- 
rales Pluralium.    S.  325  —  344. 

IV.  Dualformation  :  fehlt  im  Aegypt. ;  beschränkt  im 
Semit.,  mit  Ausnahme  des  Arab.  und  wahr- 
scheinlich Himjarit.;  Entstehung  der  Formen 
der  Dualkategorieen ,  welche  diese  beiden  Spra- 
chen vor  den  übrigen  semitischen  Dialekten 
voraus  haben,  aus  der  Dualform  der  Nomina; 
diese  bestand  im  Altsemitischen  allein ;  ihre 
Entstehung  aus  der  Pluralform:  hebr.  D^.^-  , 
t^- ,  ü^T-  ,  OTT  >  Vt-  ,  l^r  '  saina^M  chald., 
syr.,  arab.,  himjarit.  Dualformen  der  Nomina; 
Erklärung  der  verbalen  Dualformen  des  Him- 
jaritischeo;  Versuch,  die  Spaltung  der  ägypto- 


Seite 


XVI       

Seite 
semitischen  Pluralform   in    eine   semitische   Plu- 
ral-   und   Dualforra   zu   erklären.     Schhiss.     S. 
344  —  352. 

Verbesseiiingen  und  Nachträge 353  —  363 

Alphabetisches  Verzeichniss  einiges  beiläufig  Er- 
klärten   364  —  36  7 


§.  1. 

Die  unselb  st  ständigen     Pronomina    männliches    Ge- 
schlechts Sinffularis  in  der  ägyptischen  Sprache  und 
im  semitischen  Sprachkreis. 


Wie  im  semitischen  Sprachkreis ,  so  zerfallen  auch  in 
der  ägyptischen  Sprache  die  Formen ,  welche  zur  Be- 
zeichnung der  persönlichen  Beziehungen  dienen,  in  selbst- 
ständige und  unselbst ständige.  Diese  üeberein- 
stimmung  im  Allgemeinen  ist  auch  von  Zusammentreffen 
im  Speciellen  begleitet,  sowohl  in  Bezug  auf  das  We- 
sentliche der  Form,  als  auch  d^s  Gebrauchs.  Die 
Abweichungen,  welche  eintreten,  erklären  sich,  sowie 
im  indo  -  europäischen  Sprachkreis  und  andern  ursprünglich 
identischen  Sprachen,  welche  sich  durch  die  und  nach 
der  Separation  variirt  haben,  aus  wesentlich  gleichen 
Principien,  welche  aber  vor  der  Separation  noch  nicht 
das  ganze  Sprachgebiet  durchdrungen  hatten,  oder 
nach  derselben  auf  verschiedenartige  Weise  angewendet 
wurden. 

Dieses  ist  im  Detail  zu  verfolgen . 

aj  Das  unselbstständige  Lautzeichen  der  ersten  Per- 
son ist  im  Aegyptischen  l  (i) ^  z.  B.  pO  Gesicht: 
pcM-J   Gesicht -mein:  mein  Gesicht.    In  den  Hierogly- 

1 


plicn  tvird  dieses  Laiitzeichen  der  ersten  Person,  wegen 
einer  Eigenthümliclikeit  der  ägyptischen  Sprache,  welche  Avir 
auch  weiterliin  hervortreten  sehen  werden,  gewöhnlich  aus- 
gelassen und  durch  ideographische  Zeichen  ersetzt  (Cham- 
follion^  Gramm,  egjpt.  p,  259).  Im  Semitischen  hat  / 
dieselbe  Bedeutung:  hebr.chald.  '^___-  ,  samarit.  /Tl?  sjr.  ^. 
arab.  ^,  z.B.  hebr.  u;^d4  Kleid:  ''-yj^Db  mein  Kleid 
(vgl.  §.  5,  A).  Bloss  das  Acthiopische  hat  statt  ii 
P  Qä)  ^  worin  zwar  eine  wesentliche  Verschiedenheit 
nicht  liegt  5  aber  es  entsteht  die  Frage,  ob  hier  vielleicht 
die  organischere  ^)  Form  dieses  Personalzeichens  vorliegt. 
Eine  Entscheidung  derselben  ist  für  jetzt  nicht  möglich. 
Denn  wenngleich  einerseits  der  Uebergang  von  ja  in 
i  vom  allgemein  -  menschlichen  phonetischen  Standpunkt 
aus  der  natürlichere  ist  —  also  von  diesem  Gesichts- 
punkt aus  das  Aethiopische  die  organischere  Form  er- 
halten zu  haben  scheinen  könnte  — ,  so  kann  man  sich 
doch  nicht  genug  hüten,  rein  -  phonetischen  Erscheinun- 
gen ,  selbst  wenn  sie  in  noch  so  vielen  Sprachen  sich 
zeigen,  eine  allgemeine  Gültigkeit  zuzuschreiben.  Denn 
in  Beziehung  auf  sie  herrschen  in  den  allernächst  ver- 
wandten Sprachen  oft  die  allergrössten  Verschiedenheiten, 


1)  Für  die  in  den  neaern  Sprachiintersuchungen  minder  Bewan- 
derten erlaube  ich  mir  folgende  Bemerkung  über  das  oft  vor- 
kommende Wort  „organisch"  im  Sinn  der  Linguistik.  Die  orga- 
nische Form  würde  eigentlich  die  Mutterform  aller  in  den  Sprachen 
einer  Familie  sich,  gewissermaassen  dialektisch,  reflectirenden 
Formen  sein;  also  diejenige,  von  welcher  sie  ausgegangen  sind 
und  in  welche  sie  gleichsam  aufgehen.  Da  diese  aber  nicht  immer, 
ja  sogar  selten,  sicher  zu  erfassen  ist,  so  gilt  uns  auch  die  letzte 
Form,  bis  zu  welcher  wir  durch  Vergleichung  der  verwandten 
Sprachen  dringen  können,  für  die  organische.  Wo  sich  mit  Sicher- 
heit erkennen  lässt,  dass  diese  letzte  Form,  über  welche  in  einem 
gegebenen  Fall  die  Untersuchung  nicht  hinauskommen  kann,  die 
organische  im  eigentlichen  Sinn  nicht  ist,  möge  diess  bemerkt  wer- 
den; andernfalls  verschlägt  es  nichts,  wenn  sie  —  die  gleichsam 
hypothetisch- organische  —  fürs  erste,  wenn  auch  missbräuchlich, 
das  Epitheton  „organisch"  erhält. 


so   dass    auch    das    äthiopische  P    (ja)  eine    phonetische 

ij    Erweiterung   von    i   sein   könnte.      Der   Umstand,    dass 

im  Arabischen  unter  bestimmten  Bedingungen  für  ^  ßj 

—  der  Form  nach  mit  dem  Aethiopischen  übereinstimmend 

—  <5  Ö^^  eintritt  (vgl.  Ewald^  Gramm,  crit.  ling.  Arab. 
§.  369  ) ,  entscheidet  weder  für  noch  wider  diese  Frage 5 
höchstens  sieht  man  hier  ein  Beispiel,  wie  sich  i  unter 
gewissen  Bedingungen  in  ja  auflöst,  welches  aber  noch 
nicht  erklärt,  warum  das  Aethiopische  i,  wenn  es  die 
organische    Form   ist,    durchgängig  in  ja  aufgelöst  hat. 

Für  unsere  Untersuchung  ist  die  Entscheidung  dieser 
Frage  jedoch  imerheblich.  Denn  wenn  wir,  theilweise 
uns  auf  die,  im  Folgenden  immer  mehr  hervortretende, 
Uebereinstimmung  zwischen  dem  Aegyptischen  und  Se- 
mitischen stützend,  das  semitische  i  sammt  dem  entschie- 
den verwandten  ja  mit  dem  form-  und  bedeutungsglei- 
chen ägyptischen  J  identificiren,  so  sieht  ein  jeder,  dass, 
wenn  ja  die  organische  Form  wäre ,  das  ägyptische  i 
eben  so  gut  daraus  hätte  entstehen  können,  wie  das  im 
Semitischen  ebenfalls  vorherrschende  i. 

Die  Versuche,  das  semitische  i  einseitig  aus  dem 
semitischen  Sprachkreis  zu  erklären,  weisen  wir  ab, 
was  um  so  unbedenklicher,  da  die  bis  jetzt  vorgeschla- 
genen sehr  unzureichend  sind.  AVenn  z.  B.  Ewald 
(Grammat.  der  hebr.  Spr.  1838,  §.  421,  verglichen 
mit  Kze.  Gramm.  1828,  §.  311)  dieses  "'__  aus  dem 
selbstständigen  hebr.  Pronomen  "^DN  entstehen  lässt,  in- 
dem er  annimmt,  dass  es  zu  dem  blossen  ^__  verkürzt 
sei,  oder,  wie  er  sich  an  der  einen  Stelle  ausdrückt, 
dass  von  "»DNI  „bloss  der  lange  Yokal  geblieben  sei", 
so  sieht  ein  jeder  das  Re in  wi  11k ühr liehe  dieser  Er- 
klärung. Eine  solche  Verstümmelung  Aväre  denkbar^ 
wenn  "^  als  Präfix  erschiene,  da  es  aber  suffixal  an- 
gehängt ward,  so  würde  bei  Aveitem  eher  das  zunächst 
mit  dem  Wort  verbundene  und  davon  geschützte  DN  als 
das ,  wie  wir  weiterhin  sehen  werden,  am  Schluss  ohne- 

1  * 


diess  so  häufig  im  Semitischen  cingebüsste  ^  -^ ,  sich  ge- 
halten haben. 

h)  Das  Zeichen  der  zweiten  Person  männliches 
Geschlechts  ist  im  Aegyptischen  K,  z.  B.  pcü  -  K  Gesicht- 
dein:  dein  Gesicht.  Im  Semitischen  erscheint  in  derselben 
Bedeutung  ebenfalls  ein  K-Laut^  im  Hebr.  vokalisirt  durch 

—  :  T],  im  Arab.  entsprechend  d,  im  Aethiop.  Hl  (]cä)y 
samarit.  chald.  sjr.  haben  den  K-Laut  ohne  Vokal, 
schliessen  ihn  aber  an  das  damit  zusammengesetzte  Wort 
durch  einen  bestimmten  Vokal,  und  zwar  chald.  und  höchst 
Avahrscheinlich  samarit.  durch  -—,  also  T]  -^^  ^  (^) 
(IJhlemann^  Instit.  ling.  Sam.  p.  121),  syr.  durch  — : 
^  "  •  Die  organische  Form  dieses  Pronomens  im  Se- 
mitischen können  wir  erst  weiterhin  begreifen,  dürfen 
aber,  da  wir  schon  das  Pronomen  der  ersten  Person 
im  Aegyptischen  und  Semitischen  als  identisch  erkannten, 
nun  mit  desto  grösserer  Zuversicht  auch  das  in  der 
zweiten  Person  beiderseits  gleichbedeutend  erscheinende 
K  sich  gleich  setzen. 

Auch  hier  weisen  wir  demnach  alle  einseitigen  Ver- 
suche, das  semitische  K  aus  dem  semitischen  Sprachkreis 
zu  erklären,  ab,  und  können  diess  mit  um  so  grösserer 
Unbefang-enheit,  da  wir  auch  hier,  wie  bei  der  ersten, 
nur  sehr  ungenügende  ausgesprochen  finden.  G  e  s  e  n  i  u  s , 
der  unsterbliche  Begründer  einer  tiefer  in  die  Sprache 
eindringenden  semitischen  Philologie,  nimmt  ohne  Wei- 
teres eine  Pronominalform  der  zweiten  Person  an,  welche 
nSN  gelautet  hätte  5  er  macht  dafür  die  Analogie  von 
^DiN  ßch)  und  die  Form  der  zweiten  Person  Präter., 
welche  in  einigen  semitischen  Sprachen,  dem  Aethiopi- 
schen,  Himjaritischen  u.  a.  statt  des  im  Hebräischen 
u.  a.  erscheinenden  T  ein  K  zeigt,  geltend  (vgl.  §.  5). 
Die  Analogie  von  iDäN  zunächst  fällt  aber  sogleich  da- 
durch, dass  alle  Pronominalsuffixe,  welche  Gesenius 
mit  diesem  fingirten  n3S  in  Verbindung  setzte,  wie 
hebr.  t],  DD  ti.  s.  w.  kein  Dagesch  zeigen,   also  auch 


das  Dagesch  in  riDN  unzulässig  ist,  womit  denn  die 
Hypothese  einer  Ableitung  aus  ^3N  gleich  dem  ^^N  in 
piN  von  selbst  fällt.  Abgesehen  aber  von  diesem ,  zur 
Abweisung  der  Hypothese  schon  hinlänglichen,  Grund 
würden  wir  bei  Annahme  derselben  auch  noch  in  andere 
Collisionen  gerathen.  Im  Fall  nämlich  das  K  in  hebr. 
T],  DD,  p  oder  das  3N  in  dem  fingirten  HDN  dem  D2N 
in  ^Dit<  gleich  ist,  so  kann  in  ihm  in  beiden  Fällen 
nicht  wohl  das  Zeichen  der  Persönlichkeit  liegen  5  denn 
sonst  würde  es  die  erste  und  die  zweite  Person  zu- 
gleich bezeichnen  5  bei  ^D3N  muss  es  in  dem  ^  liegen, 
was,  wie  wir  weiterhin  sehen  werden,  in  der  That  der 
Fall  ist  5  bei  nDN  müsste  es  dagegen  in  n  liegen  5  dass 
aber  organisches  jl  Zeichen  der  zweiten  Person  sei, 
ist  nicht  zu  beweisen  5  weiterhin  werden  wir  es  zwar 
unorganisch  als  solches  eintreten  sehen,  aber  gerade 
für  organisches  K  (§.  4)5  wollten  wir  diesem  gemäss 
für  rOS  als  organischere  Form  TI^N  setzen,  so  würden 
wir  aus  Gesenius  Ansicht  geradezu  heraustreten  und 
damit  schon  zur  Identification  mit  dem  ägyptischen  gleich- 
bedeutenden K  zurückkehren,  jedoch  mit  dem  Unterschied, 
dass  wir  statt  des  einen  realen  O  zwei  hätten  und  zwar 
ein  fingirtes.  Der  andere  Grund:  die  Erscheinung  des 
K  statt  T  im  Aethiopischen ,  entscheidet,  obgleich  wir  sie 
noch  nicht  mit  Gewissheit  erklären  können,  wie  wir 
weiterhin  sehen  werden^  nicht.  Denn  entweder  ist  hier  K 
dialektisch  für  T  eingetreten,  oder  was,  wie  wir  wei- 
terhin sehen  werden  (§.  5,  B),  bei  weitem  wahrschein- 
licher ist,  statt  des  selbstständigen  Pronomens  der  übri- 
gen semitischen  Sprachen  (z.  B.  hebr.  n^N)  ist  im  Aethio- 
pischen u.  s.  w.  das  unselbstständige  (hebr.  D)  gebraucht. 

Ewald  tranchirt  die  Frage 5  das  K  des  unselbst- 
ständigen  Pronomens  ist  ihm  aus  dem  T  des  selbststän- 
digen TT\S  entstanden  5  seine  eigenen  Worte  sind :  „Sehr 
selten  gehen  dagegen  solche  Laute  in  ein  verschiedenes 
Organ  über  5  wie  das  Pronomen  aiia  (du)  aus  ältester 
Zeit  ein  Suffix  -ka  bildet"   (Hebr.  Gr.  1838,    §.    90). 


6 


Für  diesen  IJebcrgang  findet  sich  im  Hebr.  z.  B.  gar 
keine  Analogie  5  denn  die  Ungeliörigkeit  der  Vergleichung 
von  npjli  vnid  noilj  trinken^  auf  welche  er  sich  früher 
(Kze,  Grammat.  d.  h.  Spr.  1828,  §.  311)  berief,  scheint 
er  selbst  gefühlt  zu  haben.  Doch  wir  dürfen  uns  füg- 
lich der  Discussion  dieser  Hypothese  überheben.  Denn 
eine  Ansicht,  für  welche  sich  nichts  sagen  lässt,  gegen 
die  lässt  sich  auch  nichts  sagen. 

Uns  ist  also  das  ägyptische  K,  als  Zeichen  der 
zweiten  Person  Masc.  gleich  dem  gleichbedeutenden  und 
wesentlich  formgleichen  semitischen, 

c)  Das  Zeichen  der  dritten  Person  männliches  Ge7 
schlechts  ist  im  Aegjptischen  q ,  z.  B.  pcü  -  cj  sein  Ge- 
sicht Die  Kopten  sprechen  diesen  Buchstaben  wie  F. 
In  den  Hieroglyphen  wird  aber  nicht  bloss  das  phoneti-r 
sehe  Zeichen,  welches  cj  entspricht,  zur  Bezeichnung 
der  dritten  Person  gebraucht,  sondern  auch  das  Zeichen 
für  OV  (Champollion^  Gr,  egypt.  p,  260),  und  die  Zeichen 
für  beide  Buchstaben  wechseln  überhaupt  oft  mit  einander 
(^Ideler^  Hermapion  p.  104^5  dasselbe  findet  auch  im 
Koptischen  Statt  und  hier  wechselt  cj  auch  noch  mit  ß, 
welches,  dem  Laute  nach,  dem  neugriechischen  /S,  fast 
unserm  w  entspricht  (vgl.  Peyron^  Lex.  ling.  Copt.  p.  260)  5 
hieraus  erklären  sich  auch  mehrere  sprachliche  Erschei- 
nungen, z.  B.  die  Form  des  Imperativs  von  qi  tragen^ 
welche  ^,T  (für  organisch  ^qj)  lautet.  Wir  dürfen  die- 
ses cf  demnach  für  eijpen  Laut  nehmen,  welcher  um  so 
mehr  für  wesentlich  identisch  mit  dem  hebr.  1  gelten 
kann,  da  der,  diesem  entsprechende  phönicische  Buch- 
stabe bei  den  Griechen  zur  Bezeichnung  des  Lauts  des 
Digamma  und  bei  den  Römern  sogar  für  F  passend  ge- 
funden ward. 

Wir  finden  nun  zwar  unter  den  als  Suffixe  dienenden 
unselbstständigen  Pronominalzeichen  der  dritt.  Pers.  Masc. 
Sing,  im  semitischen  Sprachkreis  ein  1  nicht  unmittel  bar. 
Denn  das  im  Hebräischen  mehrfach  in  diesem  Fall  ein- 


tretende  %  z.  B.  ')""*>S  ^  *)'"Iin3  5  'l^rDOD,  ist  nicht  orga- 
nisch 5  sondern  Verstümmelung  des  entsprechenden  selbst- 
ständigen, hier  als  Suffix  gebrauchten,  Pronomens  N'in. 
Dieses  zeigen  einerseits  die  neben  jenen  erscheinenden 
Formen ,  welche  die  ganze  Stufenfolge  des  Uebergangs 
veranschaulichen:  1)  ^PT^Bj  irr^nDOS  2)  1-^2,  '."^nqn? 
3)  ')"'ti;^3^5  T'OD^^  ^""DDDDj  andererseits  die  in  den 
Schwestersprachen  correspondirenden  Formen  dieses 
Suffixes,  welche  das  anlautende  n  erhalten  haben  (vgl. 
§.  5,  A)5  bei  dem  Aethiopischen  ist  diess  um  so  ent- 
scheidender, da  hier  im  selbstständigen  Pronomen  dritter 
Person  das  H  eingebüsst  ist  (vgl.  §.  4  mit  §.  5). 

Dagegen  werden  wir  in  mehreren  andern  Bildungen, 
welche  aus  dem  unselbstständigen  Pronomen  dritt.  Pers. 
Masc.  Sing,  hervorgegangen  sind,  Laute  finden,  welche  sich 
auf  hebr,  1  als  wesentliches  Characteristicum  der  dritten 
Person  Masc.  reduciren  (vgl.  dritte  Person  Futur.  §.  5, 
B,  Spuren  des  ")  als  Zeichendes  männlichen  Geschlechts 
§.  5 ,  C  und  Anderes) ,  und  das  selbstständige  Pronomen 
hebr.  N-H  wird  sich  als  eine  Zusammensetzung  von  n 
mit  NT,  als  Zeichen  des  unselbstständigen  Pronomens 
ergeben  (§.  4,  vgl.  auch  die  Erklärung  von  N^n  §•  3, 
A,  a).  Dieses  N1  aber  werden  wir,  da  wir  die  erste 
und  zweite  Person  im  Semitischen  und  Aegyptischen 
übereinstimmen  sahen,  und  es  nach  Obigem  im  Wesent- 
lichen mit  ägjpt.  q  gleichlautend  ist,  unbedenklich  mit 
diesem,  dasselbe  bedeutenden,  gleich  setzen. 

Das  hebr.  KlH  wird  sich  weiterhin  (§.  4)  innerhalb 
des  semitischen  Sprachkreises  als  die  organischste  Form 
erweisen 5  demnach  und  wegen  der  übrigen  Formen,  in 
welchen  sich  Spuren  dieses  unselbstständigen  Pronomens 
erhalten  haben,  ist  auch  N1  im  Semitischen  als  die  or- 
ganischste Form  des  entsprechenden  unselbstständigen 
anzusehen.  Indem  diese  aber  dem  ägyptischen  q  gegen- 
über tritt,  entsteht  die  Frage,  welche  von  diesen  beiden 
die  organischere  Form  am  treuesten  bewahrt  hat.  Wir 
entscheiden  uns  für  das  Hebräische  5   1)  wie  im  Hebräi- 


8 


sehen  selbst  ( z.  B.  •l'^D  u.  s.  w.) ,  konnte  sich  auch 
im  Aegjptischen  der  dem  hebr.  N  entsprechende  Vokal, 
zumal  bei  suffixalem  Gebrauch,  leicht  abschleifen 5  ausser- 
dem ist  es  bekannt,  dass  die  Aegypter  in  Bezeichnung 
der  Vokale  sehr  sparsam  sind  5  2)  werden  wir  weiterhin 
(§.2)  eine  ägyptische  Form  mit  diesem  q  identificiren, 
welche  vokalisirt  erscheint  5  3)  endlich  will  ich  einen 
Grund  berühren,  welcher  jedoch  auf  einem  Princip  be- 
ruht, dessen  Richtigkeit  ich  erst  an  einem  andern  Ort 
in  seinem  ganzen  Umfang  nachweisen  kann  5  sehr  vie- 
les dafür  Sprechende  wird  auch  im  Fortgang  dieser 
Untersuchungen  hervortreten  5  die  meisten  Data ,  aus  de- 
nen es  zu  entwickeln  ist,  liegen  in  den  Arbeiten  der 
bedeutendsten  Sprachforscher  unserer  Zeit.  Die  meisten 
genauer  durchforschten  Sprachen  zeigen  nämlich,  bei 
ihrer  anatomischen  Zerlegung,  dass  ursprünglich 
nicht  der  Zusatz  eines  Lautes,  als  solchen,  sondern 
nur  der  eines  Wortes  (mag  es  nun  in  seiner  ursprüng- 
lichen Gestalt  einsjlbig,  oder  mehrsjlbig  gewesen  sein), 
als  einzigen  Trägers  eines  Begriffs,  einen  Begriff  zu 
modificiren  vermochte.  Ich  erlaube  mir,  mich  durch  ein 
Beispiel  klarer  zu  machen.  Im  Sanskrit  werden  Femi- 
nina zumeist  durch  den  Hinzutritt  von  i  formirt^  ober- 
flächlich betrachtet,  könnte  daher  der  Laut  t  als  solcher 
etwas  Femininales  zu  haben  scheinen,  wie  man  denn 
im  Sinn  solcher,  eben  so  subtiler  als  verkehrter  Laut- 
grübeleien, welche  die  subjectivsten  Einfälle  für  Laut- 
naturablauschungen  auszugeben  pflegen,  etwa  sagen 
könnte,  t  habe  etwas  Spitzes,  Discantartiges ,  ergo 
zur  Bezeichnung  des  femininalen  Geschlechts  sehr  Passen- 
des. Allein  eine  solche  Erklärung  wäre  hier  gar  nicht 
an  ihrem  Platz  5  denn  i  machte  diese  Art  Wörter  nicht 
wegen  der  Natur  seines  Lautes,  sondern  wegen  der 
Natur  seiner  Bedeutung  zu  Femininen  5  t  ist  nämlich  das 
alte  Femininum  des  Pronominalstamms  t,  welches  an 
die  geschlechtlich  noch  nicht  differenziirten  Themen  tritt, 
so  dass  also   z,  B.  sanskr.   tuda(n)t^i  wörtlich   hiess 


9 


stossend  sie  =  (eine)  stossende^  also  diese  Femi- 
ninalform  ganz  auf  dieselbe  Weise  entstanden  ist,  wie 
die  Engländer  ihr  she  gebrauchen,  woraus,  beiläufig 
bemerkt ,  im  Fall  eine  neue  Sprachbildungs  -  Epoche  und 
-Periode  in  England  eintritt,  sich  sehr  gut  bestimmte, 
flexionsartige  Femininalformen  entwickeln  können. 

Dieses  Princip  ist  zwar  noch  nicht  in  allen,  von 
diesem  Gesichtspunkt  aus  zu  untersuchenden  Fällen  nach- 
gewiesen 5  wohl  aber  in  allen  bis  jetzt  erklärbaren.  Die 
Zahl  der  so  schon  erklärten,  oder  noch  zu  erklärenden 
überwiegt  aber  bei  weitem  die  der  noch  nicht  erklärten  5 
wir  können  daraus  schliessen,  dass  die  noch  nicht  so 
erklärten,  äusserlich  gemehrten  Formen,  in  denen  die 
Mehrung  einen  begrifflichen  Werth  hat  (nicht  etwa  bloss 
phonetisch,  bedeutungslos  ist),  entweder  ebenfalls  auf 
diesem  Weg  ihre  Erklärung  finden  werden,  d.h.  durch 
Auffindung  des  Worts,  mit  welchem  sie  zusammengesetzt 
sind,  oder  als  noch  nicht  erklärt  anzusehen  sind. 

Dass  aber  auch  das  Aegypto  -  Semitische ,  wo  es 
durch  Anfügung  modificirt ,  würktich  Wörter  zusammen- 
setzt, wird  sich  im  Weitern  durch  die  überwiegende 
Mehrzahl  der  so  zu  erklärenden  Erscheinungen  heraus- 
stellen. 

Da  aber  das  unselbstständige  Zeichen  der  dritten 
Person  ein  Wort,  mit  welchem  es  in  Composition  tritt, 
begrifflich  modificirt,  so  muss  es  hiernach  ebenfalls  ur- 
sprünglich ein  Wort  sein.  Eines  Worts  geringster 
Lautcomplex  kann  aber  nur  ein  Vokal  oder  ein  Conso- 
nant  mit  Vokal  sein.  Das  ägyptische  q  ist  aber  nur 
ein  Consonant^  der  Vokal  muss  also  phonetisch  einge- 
büsst  sein,  und  dem  hebr.  N  entsprechend,  dürfen  wir 
als  organischen,  wohl  den  einfachsten,  einen  zwischen 
a  und  e  liegenden,  annehmen. 

Dasselbe  Raisonncment  entscheidet,  dass  auch  das 
K  als  Zeichen  der  zweiten  Person  ursprünglich  nicht 
vokallos  gewesen  sein  könne  5  doch  würde  man  irren, 
wenn  man  als  dessen   ursprünglichen  Vokal  das  _^  im 


10 


hebr.  T[  ansehen   wollte 5    dieses  ist,  wie  sich  weiterhin 
ergeben  wird,  auf  andere  Weise  entstanden. 

Schliesslich  bemerke  ich  aber  hierzu,  dass  ich  weder 
für  das  Zeichen  der  ersten  Person  i  noch  das  der  zwei- 
ten k  noch  das  der  dritten  wa  eine  Etymologie  kenne, 
d.  h.  das  vollbegrilTliche  Wort,  dessen  Bedeutung  iu 
ihnen  zu  der  bloss  vikarirenden ,  in  gewissem  Sinn 
leeren  —  insofern  die  Pronomina  nicht  an  und  für 
sich  etwas  bezeichnen,  sondern  an  die  Stelle  eines  an- 
dern Wortes  treten  —  herabgesunken  wäre.  (Zum  Ver- 
ständniss  dieses  Satzes  beachte  man  die  Entstehung  der 
selbstständigen  Pronomina  §.  4  und  die  Bemerkung  über 
die  Eritstehung  des  ägyptischen  Zeichens  für  das  unselbst- 
ständige  Pron.  dritt.  Pers.  Sing.  Fem.  in  §.  3,   A,  a.) 


§.2. 


Der   ägyptische   Artikel    Sin^ularis    männliches 
Geschlechts. 

In  fast  allen  tiefer  durchforschten  Sprachen  erweist 
sich  der  Artikel  als  Ergebniss  einer,  zwar  nicht  im 
chronologischen,  wohl  aber  im  sprachgeschichtlichen 
Sinn,  späten  Sprachentwickelung.  Im  Griechischen  ist 
sein  Gebrauch  zur  Zeit  der  homerischen  Gedichte  kaum 
in  seinen  Anfängen  und  die  Ausdehnung  desselben  lässt 
sich  fast  historisch  verfolgen.  Im  Lateinischen  existirt 
noch  keine  Spur  desselben,  während  er  in  den  romani- 
schen Sprachen  die  umfassendste  Anwendung  erhalten 
hat.  In  den  meisten  der  uns  bekannten  Sprachen  ent- 
steht er  aus  einem  Lautcomplex,  welcher  ursprünglich 
die  dritte  Person  bezeichnete  5  im  Griechischen  z.  B.  ist 
o^  ^  ==  dem  sanskr.  sa^  sd^  vom  Pronomen  der 
dritten  Person  sa  (vgl.  Griechisches  WzUex.  I,  379), 
roy  rov  u.  s.  w.  ebenfalls  von  einem  Pronomen  mit 
gleicher  Bedeutung,   sanskr.  ta*^   eben   daher,    oder  aus 


I 


11 


dessen  comparativartiger  Form  sanskr.  tja  stammt  der 
althochdeutsche  Artikel  (Graff^  Althd.  Sprsch.  V ,  3  fF. ; 
Griech.  Wzllex.  11,  231)5  in  den  romanischen  Sprachen 
ist  er  bekanntlich  aus  dem  lateinischen  illey  a,  ud  her- 
vorgegangen. 

Nach  diesen  und  andern  Analogieen  lässt  sich  auch 
vermuthen,  dass  dem  ägyptischen  Artikel ,  welcher  im 
Koptischen  einen  umfassendem  Gebrauch  hat,  als  in 
irgend  einer  Sprache  ,  eine  ähnliche  Entstehung  zuzu- 
schreiben sei  5  für  diese  Vermuthung  spricht ,  dass  der 
ägyptische  Artikel  weibliches  Geschlechts,  theb.  xe,  T, 
memph.  "f",  T,  o,  baschm.Te,  ^^  T  sich  entschieden 
in  den  verwandten  Sprachen  und  mit  hoher  Wahrschein- 
lichkeit im  Aegyptischen  selbst  zugleich  als  Pronomen 
der  dritten  Person  Fem.  Sing,  kund  geben  wird. 

Das  Zeichen  des  Artikels  männliches  Geschlechts  ist 
theb.  ne,  PL,  memph.  ns,  ii,  c^,  baschm.  iie.  Hl,  n. 
Der  Consonant  gehört  demselben  Organ  an,  wie  der 
des  unselbstständigen  Pronomens  dritter  Person  männl. 
Geschl.  Sing.  q.  Hierzu  kommt,  dass  sich  im  Koptischen 
mehrere  Wörter  finden ,  in  denen  cf  nicht  bloss  mit  dem 
ihm  so  nah  verwandten  ß  (vgl.  S.  6 ) ,  sondern  auch 
n  wechselt,  z.  B.  goqc  :  gSc  :  gonc  bedecken^  KHq  : 
khS  :  KHH  kalt-^  ^^^  '  Sy«5ß  :  cytün  scheeren]  e?\gCMCf  : 
e>^gcwß  :  eJ^gcwn ,  vapor ;  KeqTO  :  KeßTO  :  Kenxo 
Coptus^  ebenso  wechselt  das,  dem  q  verwandte  S  mit 
n  z.  B.:  OVOS :  OTOn  rein^  CWßs :  ccwns  fimhria^ 
Tvojßcy  :  Tvcwncy  flamma^  ^^^^  :  tycüncy  Arm,-  tyeß- 
cycüß  :  cyencycwn  scharfe  cynSe  :  cyme  erröthcn  (vgj. 
cymT  gleichbd.),  tycwgeß  :  cycügn  verbrennen^  ZCüß  : 
Z^cwn  schwach^  endlich  wechselt  das  sicherlich  mit  q 
lautverwandte  c^  mit  n,  z.  B.  «j^ne  :  ^c^e  Kopf ;  «J.c^cw<^  : 
<5.c^cwn  Gif/anf.  Dieses  ^  finden  wir  auch  geradezu  für 
n  in  mehreren  entschieden  aus  dem  Artikel  entstandenen 
Formen,  zwar  nur  memphit.  aber  z.  B.  in  ^^J  hic^ 
c^ci35  meus    (zusammengesetzt    aus  ^,    Artikel ,  +  cm  , 


12 


seilt)  +1,  iniselbstständiges  Pronomen  der  ersten  Person 
§.  1,  a^  Avörtlich:  der  -  sein  -  meinj  ^  nicht,  wie  bei 
dem  Artikel  im  Wechsel  mit  n,  sondern  fest  fixirt^  in 
andern  wechselt  n  :  cf  wie  bei  dem  Artikel,  z.  B.  memph. 
n<J.  5    c^^  (wörtlich  der-sein  von  ^  sein)^  IIH  :  <^H  ille. 

Nach  diesem  Allen  ist  die  Vermuthung  schwerlich 
abzuweisen,  dass  ne  und  q  ursprünglich  identisch  sind 5 
dass  sie,  als  der  Begriff  des  Artikels  sich  von  dem  Be- 
griff der  dritten  Person  schied,  sich  nach  und  nach  — 
da  das  Sprachgefühl  sich  ihrer  ursprünglichen  Identität 
nicht  bewusst  blieb  —  auf  verschiedene  Weise  variirten 
und  einander  unähnlich  wurden  5  Aehnliches  finden  wir  in 
allen  Sprachen,  z.  B.  italienisch  egli  (e  r),  il  Artikel,  beide 
entstanden  aus  lat.  ille ,  ebenso  französisch  il  und  le  und 
unzählige  andere. 

Hier  entsteht  nun  die  Frage:  ist  das  n  der  organi- 
schere Consonant ,  oder  das  (J  ( =  hebr.  1 )  ?  Mit  Si- 
cherheit lässt  sie  sich  nicht  entscheiden 5  häufiger  ist  je- 
doch die  Abschwächung  einer  Tenuis  vermittelst  der  Spi- 
ration,  als  umgekehrt  die  Erhärtung  einer  Aspirata  zur 
Tenuis  5  weiterhin  werden  wir  nun  Spuren  finden  (§.  5, 
C),  dass  in  einem  altern  Sprachzustand  des  Aegypti- 
schen  zu  demselben  Zweck  das  Zeichen  der  dritten  Per- 
son einem  Worte  nachgesetzt  wurde,  wie  der  Artikel 
vorgesetzt  ward )  vielleicht  führte  die  Nachsetzung  die 
Abschwächung  des  n  zu  c[  herbei,  während  sich  bei  der 
Yoransetzung  der  organischere  Laut  erhielt. 


§  3 

Weitere   Entwickelung  des  unselb  st  ständigen  Prono- 
mens und  ägyptischen  Artikels. 

A.   In  geschlechtlicher  Beziehung. 

Die  Unterscheidung  der  Objecto    nach  Geschlechtern 
bleibt  im  Aegjptischen,  ebenso  wie  im  Semitischen,  inner- 


13 


halb  des  natürlichen  Gegensatzes :  männlich  und  weib- 
lich. Dagegen  wird  sie  nicht,  wie  in  den  indo- eu- 
ropäischen Sprachen  j  auf  Objecte  dritter  Person  be- 
schränkt; sondern  auch  auf  die  zweite  Person  ausge- 
dehnt. Mit  Vorbedacht  brauchen  wir  das  Wort  ausge- 
dehnt; denn  schon  im  Allgemeinen  lässt  sich  annehmen, 
dass  die  Nothwendigkeit  oder  Aufforderung  zu  geschlecht- 
licher Unterscheidung  sich  zunächst  nur  an  Objecten 
dritter  Person  ergab;  und  bezüglich  des  Aegjptischen 
und  Semitischen  wird  sich  im  Folgenden  zeigen,  dass 
sie  grösstentheils  nur  mittelbar  durch  Verwendung  von 
Characteristicis  der  dritten  Person  zu  äusserer  geschlecht- 
licher Unterscheidung  der  zweiten  gelangten.  Diesem 
gemäss  ist  hier  zuerst  die  dritte  Person   zu  besprechen. 

a)  Im  Aegjptischen  erscheint  als  Zeichen  der  dritt. 
Pers.  Sing.  Fem.  zunächst  c ,  z.  B.  pcü  -  C  Gesicht-ihrer : 
ihr  Gesicht.  Im  Semitischen  erscheint  nichts  dieser 
Form  in  dieser  Bedeutung  Entsprechendes.  Wenn  man 
sich  demnach  im  Fortgang  dieser  Untersuchungen  mit 
mir  überzeugen  wird,  dass  das  Aegyptische  ursprünglich 
mit  dem  Semitischen  identisch  war  und  sich  nur  durch 
die  und  nach  der  Separation  eine,  von  ihren  Sprach- 
geschwistern, in  vielen  Beziehungen,  abweichende  Gestalt 
erwarb,  so  muss  man  dieses  c  für  ein,  erst  nach  der 
Separation,  entweder  zu  der  Bezeichnung  der  dritten  Per- 
son Fem.  Sing,  geschaffenes ,  oder  verwendetes  Ele- 
ment erklären  (vgl.  auch  weiterhin). 

Als  Suflfix-Pronomen  der  dritt.  Pers.  Fem.  Sing,  er- 
scheint im  Semitischen,  wie  beim  Masc.  (§.  1,  c,  S.  6), 
eine  Verstümmelung  des  entsprechenden  selbstständigen 
Pronomens,  hebr.  N'^n.  Wenn  nun  oben  (§.  1,  c)  mit 
Recht  behauptet  ist,  was  erst  weiterhin  (§.  4)  erwie- 
sen werden  kann,  dass  NIH  aus  n  und  N1  zusammen- 
gesetzt und  letzteres  das  unselbstständige  Pronomen 
dritt.  Pers.  Masc.  Sing,  ist,  so  können  wir  schon 
nach  derselben  Analogie  N^"l  in  D  und  N^  zerlegen  und 


14 


N^  als  unselbststäiidigcs  Pronomen  dritt.  Pers.  Fem.  Sing» 
auffassen. 

Wenn  es  nun  ferner  erlaubt  wäre,  nach  Analogie  des 
Suffixes  der  dritt.  Pers.  Masc.  das  im  Arabischen  erschei- 
nende Suffix  der  dritt.  Pers.  Fem.  Li  als  Zusammcnzieluing 
des  entsprechenden  sclbstständigen  Pronomens  ^  zu  be- 
trachten und  ebenso  das  hcbr.  Suffix  n?  welchem  chald.  n 
und,  ganz  dem  arabischen  Suffix  analog  NH  entspricht, 
von  N^n  abzuleiten,  so  könnten  wir  daraus  schliessen, 
dass  die  Vokalisirung  von  N^H  nicht  die  organische  ist  5 

es  ergäbe  sich  vielmehr  als  solche  hebr.  N^H,  arab.  \li 
welches  in  seinem  suffixalen  Gebrauch  sich  durch  Aus- 

stossung  des  ^  verstümmelt  hätte:  zu  arab.  Li,  chald. 
Nn    und    durch    weitern  Verlust   des    N    zu   hebr.    und 

T 

chald.  n?  als  selbstständiges  Pronomen  verwandelt  es 
sich  durch  Einfluss  des  J,  welches  den  ihm  verwandten 

Vokal    herbeizieht,    zunächst   in    arab,  ^56  für  IJüö   und 

dadurch,  dass  das  i  das  ihm  verwandte  J  in  sich  aufnimmt 
und  dann  als  langes  i  den  unähnlichen  Vokal  a  verschlingt, 
weiterhin  in  hebr.  N^n. 

Diese  Entwickelung  gäbe  uns  nun  auch  genauem 
Aufschluss  über  die  organische  Gestalt  von  NIH?  nach 
Analogie  von  N^""n  wäre  auch  als  primitive  Vokalisa- 
tion  N*!"!!  aufzufassen;    dieses    wäre  durch  Einfluss  des 

TT  •' 

T,    welches    den    ihm   verwandten   Vokal   u   herbeiführt, 

arab;  yo  für  organischeres  Lyö  und  dadurch,  dass  u  das 
ihm  verwandte  w  in  sich  aufnimmt,  und  dann  als  langes 
u  den  ihm  unähnlichen  Vokal  a  verschlingt,  hebr.  N^n 
geworden. 

So  erhielten  wir  als  organischere  Form  des  unselbst- 
ständigen  Pron.  dritt.  Pers.  Fem.  Sing.  hebr.  S^  und  des 
entsprechenden  Masc.  NT  5  letzteres  =  ägjpt.  q  (§.  1 ,  c) 
und  ne  (§.   2). 

Allein  ich  will  nicht  bergen,  dass  die  Ableitung  des 


15 


Suffixes  n  von  N^n  keineswegs  sicher ,  ja  sogar  nicht 
wahrscheinlich  ist  (vgl.  §.  5)  und  somit  die  darauf  ge- 
bauten Schlüsse  ebenfalls  schwankend  5  dagegen  werden 

wir  den  schon  in  der  Form  N^^TI,  ^  liegenden  Beweis 

für  die  Bezeichnung  des  unselbstständigen  Pron.  dritt. 
Pers.  Fem.  durch  S^  noch  durch  ein  anderes  Moment  stützen. 

Wir  haben  oben  (§.  2)  den  ägyptischen  Artikel 
männliches  Geschlechts  Sing,  mit  dem  unselbstständigen 
Pronomen  dritt.  Pers.  Masc.  Sing,  identificirt.  Nach  dieser 
Analogie  dürfen  wir  auch  vornweg  den  ägyptischen  Ar-r 
tikel  Fem.  Sing.:  theb.  Te,  T,  memph.  'f,  T,  e, 
baschm.  Te,  T,  ^^  als  ein  ursprüngliches  Pronomen 
der  dritt.  Pers.  Fem.  Sing,  erkennen,  und  also  für 
begrifflich  identisch  mit  dem  ägyptischen  c  erklären. 
Wer  da  weiss ,  wie  viele  einfache  Pronominalformen  der 
dritten  Person  z.  B.  die  indo  -  europäischen  Sprachen 
entwickelt  haben,  wird  zwei  und  auch  wohl  drei  im 
Aegypto  -  Semitischen  nicht  zu  viel  für  dieselbe  Bedeu- 
tung finden. 

Diesem  Te  u.  s.  w. ,  als  Zeichen  der  dritten  Person 
weibl,  Geschl.  Sing. ,  entspricht  im  Semitischen  der  T  - 
Laut  als  Characteristicum  des  Fem.  Wie  nämlich  im 
Koptischen  mehrfach  nach  älterm  Sprachverfahren  durch 
Hinzufügung  der  unselbstständigen  Pronomina  der  dritt. 
Pers.  Sing.  c[ :  c  im  Singular  geschlechtlich  difFerenziirt 
wird,  z.  B.  Ji^tyo  -  q  gleichsam  viel- er ^  muUus^ 
jl*j.cyo  -  C  viel- sie ^  multa  (vgl.  §.  5,  C),  wie  im 
Sanskr.  das  Femininum  durch  Antritt  des  Feminini  des 
Pronomens  i :  i  bestimmt  wird  (vgl.  S.  8) ,  so  im  Se- 
mitischen durch  Antritt  von  hebr.  n,  z.  B.  'npv  femin. 
n""^'^3J?  (vgl.  die  genauere  Entwickelung  §.  5,  C). 
Daraus,  dass  diesem  H  ägypt.  Te  entspricht,  sowie 
aus  der  oben  geführten  Untersuchung  über  die  organische 
Form  des  Zeichens  der  dritten  Person  Masc.  (S.  9) 
schliessen  wir  zunächst,  dass  n  in  seiner  organischen 
Gestalt  nicht  vokallos  war;  theils  nach  jener,  theils  nach 


16 


im  Folgenden  hervortretenden  Analogieen,  theils  nach 
weiterhin  sich  zeigenden  organischem  Formen,  endlich 
wegen  des  Vokals  des  ägyptischen  Te,  nehmen  wir  fürs 
erste  hypothetisch  n  als  organische  Form. 

Von  dieser  Femininalbildung  durch  das,  dem  somit, 
hebr.  n  gleiche,  ägypt.  Te  u.  s.  w.  nach  Analogie  der 
Formationen  durch  c  und  cf  haben  sich  auch  im  Aegyp- 
tischen  Spuren  erhalten ,  z.  B.  in  der  Bildung  des  Zahl- 
worts für  zwei,  dessen  Vergleichung  zugleich  für  das 
Resultat  der  folgenden  Untersuchungen:  ursprüngliche 
Identität  des  Aegyptischen  mit  dem  Semitischen,  günstig 
stimmen  wird.  Im  Hebr.  heisst  zwei  im  Mascul.  be- 
kanntlich D^5^.,  wo  Ü\  die  Dualendung  ist,  so  dass  als 
radikaler  Theil  y^  übrig  bleibt  5  im  Arab.  entspricht, 
mit  Vorsatz  eines  stützenden  | ,  wegen  des  schwer  aus- 
zusprechenden Gruppenanlauts,  und  mit  dialekt.  e>  für  hebr. 

Ti;  jj^Lot  ebenfalls  in  der  Dualform,  syr.  und  chald.  mit 

dialekt.  A^ertretung  des  hebr.  Tt?,  arab.  ^  durch  t  und 
des  3  durch  r:  P"""in,  t^^-^j  ebenfalls  im  Dual.  Imi 
Aegyptischen  entspricht  mit  c  für  hebr.  T17,  wie,  um 
diess  sogleich  zu  bemerken,  fast  durchgehends  und 
mit  einer  Endung ,  welche  wir  weiterhin  ( §.  5  ,  C ) 
als  Pluralendung  erkennen  werden,  statt  der  dualen  des 
Semitischen :  memph.  theb.  cji^v  (für,  wie  sich  weiter- 
hin zeigen  wird,  organischeres  cm,  mit  der  Pluralendung 
OT).  Da  die  Vokale  insbesondere  ^  und  o  im  Aegyp- 
tischen häufig  wechseln ,  so  finden  wir  statt  cm, :  cjio 
in  CJIO  -  OV  und  zusammengezogen  CJIOT5  ^^  endlich 
die  Versetzung  der  Vokale  nicht  selten,  obgleich  an  ge- 
wisse, andern  Orts  zu  erörternde  Bedingungen  geknüpft, 
erscheint,  so  findet  sich  auch  CHJI  in  Zusammensetzun- 
gen, als  eine  Art  Status  constructus. 

Das    Femininum   dieses   Zahlworts  wird  im  Aegyp- 
tischen gebildet: 

1)   durch   Hinzutritt   Ton   Lauten,    welche  mit   den 


IT 


uns  schon  bekannten  Zeichen  der  dritten  Pers.  Fem.  c 
(vgl.  A,  a)  zusammenhängen  5  diese  treten  hinter  die 
Pluralform  des  Masc. ,  also  theb.  Ciioo v  -  ce  5  allein 
hierbei  ist  die  Form  ce  auffallend,  da  wir  oben  als  Fe- 
mininalzeichen  nur  unvokalisirtes  c  fanden.  Es  könnte 
dieses  ce  die  organischere  Form  von  c  sein,  welche, 
wie  wir  der  oben  (§.  1,  c,  S.  9)  gegebenen  Ausein- 
andersetzung gemäss  annehmen  dürfen,  ebenfalls  ursprüng- 
lich vokalisirt  war 5  in  diesem  Fall  wäre,  etwas  auf- 
fallend ,  das  weibliche  Geschlecht ,  trotz  des  Mehrheits- 
begrilFs  des  Zahlworts  zwei,  durch  das  unselbststandige 
Pronomen  Fem.  im  Singular  ausgedrückt.  Dasselbe 
werden  wir  aber  sogleich  bei  einer  andern  Formation  des 
Feminini  dieses  Zahlworts  eintreten  sehen  und  weiterhin 
(§.  5,  C}  bei  der  Femininalbildung  überhaupt 5  der  wört- 
liche Sinn  von  CJIOOV  -  ce  wäre  dieser  Erklärung  zu- 
folge duo-illa:  die  Masculinarform  Plur.  durch  Hin- 
zutritt des  Femininalpronomens  im  Singular  femininalisirt. 
Weiterhin  werden  wir  aber  ein  ce  als  Verkürzung  von  ceJl 
und  als  Pluralform  jenes  c  kennen  lernen  5  fassen  wir 
CJIOOV  -  ce  nach  dieser  Analogie  auf,  so  hiesse  es  wört- 
lich duo-illae  oder,  mit  andern  Worten,  die  Masculinar- 
form Plur.  wäre  durch  den  eigentlichen  Plural  des  Pro- 
nomen Fem.  femininalisirt.  Für  diese  Erklärung  spricht 
der  Umstand,  dass  neben  cjtoov  -  ce  auch  das,  sicher- 
lich nicht  davon  zu  trennende ,  cjtoov  -  c  erscheint,  aber 
als  Masc.  nachgewiesen  ist  5  weiterhin  werden  wir  aber 
sehen,  dass  der  eigentlich  femininalc  Plural  cell  im 
Aegjptischen ,  einer  besondern  Eigenthümlichkeit  dieser 
Sprache  gemäss,  gen.  comm.  ist.  Man  könnte  zwar,  da 
CXIOOV  -  c  bis  jetzt  nur  in  der  Zusammensetzung  mit 
Zahlen  nachgewiesen  ist,  z.  B.  JUiJiT  -  CJIOOV  -  C  :  10 
4-  2  =  12,  sich  dadurch  an  das  semitische  Verfahren 
erinnern  lassen,  wo  eben  bei  der  Zusammensetzung  mit 
10  in  Verbindung  mit  Wörtern  gen.  masc.  die  kleinere 
Zahl  die  femininale  Form  erhält,  z.  B.  -j^y  riTübc  u.  s.  w., 
aber  dieses,  dem  Semitischen  ganz  eigenthümliche  Ver- 

2 


18 


faliren,  dessen  Erklärung  sich  uns  weiterhin  ergehen 
wird,  hat  im  Aegyptischen  keine  Analogie.  Wir  er- 
klären demnach  dieses  c  sowohl  als  ce  für  Verstümme- 
lung des  weiterhin  zu  erkennenden,  ursprünglich  femi- 
ninalen,  im  Gebrauch  aber  gen.  comm.  gewordenen  Plu-* 
rals  der  dritten  Person:  cejl. 

2)  Hinter  das  Zahlwort  tritt  der  femininale  Artikel, 
welchen  wir  oben  (ß.  15)  ebenfalls  für  ein  ursprüngliches 
Zeichen  der  dritten  Fers.  Fem.  Sing,  nahmen ;  und  zwar : 

a)  hinter  die  masculinare  Pluralform,  also  memph. 
CJIOV*-^,  wörtlich  also  duo-^illa  (vgl.  1)5  daraus, 
zusammengesetzt  mit  ep  machen^  sein:  ep-CHOV-'i^ 
duplicari  (Peyron^  Lex.  1.  Copt.  p.  206),  mit  JÜL^.g,  wo- 
durch die  Ordinalzahlen  formirt  werden  (aus  lieg  voll 
seifig  vgl.  die  numerischen  Bildungen  der  indo  -  europäi- 
schen Sprachen  aus  Würz,  sanskr.  pfi  füllen,  Griech. 
Wzllex.  II,  97) :  il^g  -  CJtOV  -  "f" ,  die  »weite, 

h)  Das  Zeichen  der  dritten  Person  Fem.  tritt  an  die 
radikale,  oder  wenigstens  nicht  pluralisirte  Form  des 
Zahlworts ;  theb.  CJI  -  Te  ^  oder  mit  Vokal  cell  -  Te , 
mit  Jüteg  (=  memph.  Jti^.g)  zusammengesetzt :  Jtieg  - 
CJl  -  Te  die  xweite^  diesem  entspricht  baschm.  JUieg  - 
CHJl  -  +   gleichbedeutend. 

Dieser  Bildungsweise  entspricht  augenscheinlich  die 
semitis(5lie  5  nur  dass  hier  zu  dem  so  entstandenen  Thema 
hebr.  rO'^  =  ägjpt.  CJI  -  Te ,  arab.  c^jit ,  chald.  n'^n, 
syr.  ^hz  ,  wie  im  Masc. ,  sich  die  Dualendung  gesellt^ 
also   hebr.   mit   Assimilirung   des  3  an  das  folgende  n  : 

D^^nTlJ,    arab.  ^j.u3j|,  chald.  pHlH^  syr.  ^^^z. 

3)  So  wie  die  Pronominalzeichenjder  dritten  Pers.  Fem. 
Te  (Sing.)  und  ce  (Plur.)  zur  Bildung  der  Femininalform 
dieses  Zahlworts  dienen,  so  endlich  auch  theb.  e,  wel- 
ches an  die  masculinare  Pluralform  tritt,  also  cjiov-e 
»voei  Fem.  in  compositione  cum  numerr.  (Peyron  a.  a.  0.). 

Diese  Femininalbildung  durch  theb.  e  ist  aber  kei- 
neswegs auf  diesen  einen  Fall  beschränkt,    sondern    sie 


19 


erscheint  auch  in  vielen  andern  Fällen  5  mempb.  tritt  alsdann 
immer  j  für  theb.  e  ein  5  doch  hat  auch  letzteres  einmal  5. 

Diese  Bildung  kömmt  zunächst  in  Zahlwörtern  vor, 
welche  bekanntlich  fast  in  allen  Sprachen  die  treusten 
Bewahrer  alter  Formationen  sind: 

OV^  einer  M.  —  theb.  OVe-5  eine  F.,  mph.u.bsm.  OVJ  F. 
theb.  cyjüLJiT,  cyoiiJlT,  tyoJüieJlT^  baschm.  cy^iieJlT^ 
theb.  memph.  cyoULT  drei  Masc.  —  theb.  cyoJtlT  -  e , 
memph.  cyojmi"   (für  cyoJULT  -  j)  Fem. 

cjTOOV  5  qTCWOV,  qTev  (für  organisch  qTe  r|-  ov) 
vier^  diese  Formen  schliessen  mit  ov  (und  v  für  ov), 
welches,  wie  schon  im  Allgemeinen  bemerkt,  und  wei- 
terhin klarer  hervortreten  wird,  Plur.  gen.  comm.  ist  5  das  Fe- 
mininalzeichen  schliesst  sich,  wie  beim  Zahlwort  zwei 
unter  2,  b  an  die  nicht  pluralisirte  Form,  also  theb.  qTO- 
e  und  zusammengezogen  (vgl.  weiterhin  die  Bildung  des 
selbstständigen  Pronomens  der  zweiten  Pers.  Fem.  Sing. 
§.  4) :  qTO  vier  Fem.  (Peyron^  Lex.  1.  Copt.  p.  324). 

theb.  ^ov  fünf  Masc.  —  Das  Fem.  bildet  sich 
wiederum  aus  der  nicht  pluralisirten  Form,  also  theb. 
^e  zusammengezogen  (wie  bei  vier)  »f". 

theb.  cooi^  sechs ^  Masc.  —  Fem.  wiederum  aus  der 
radikalen  Form,  also  co-e,  zusammengezogen  co  und 
mit  Vokalverdoppelung,  wie  im  Thebanischen  ofji^    COO. 
theb.  c<J.tt|C]  sieben  Masc.  —  c^cyq  -  e  Fem. 

mph.    «(JüLHn)  ttjJüLHJi-s  ) 

theb.  ijfjc)  Ta  "»fiT  -  e  j  p„„ 

memph.  -^i-,]  ""««^asc.  -  ^^^    ^^..^  ^^^  _  ^^j  Fem. 

theb.  iiHT)  ^^^^  ^^^^^  _  ilHTe  P^^_ 


memph.  JuieTJ  '   '       JüiH^  (für  hht  -  5)j 

theb.  Ä0TCX3T  xwanxig  Masc.  —  ZOTCüT-e  Fem. 
theb.  JüL^.iJ.S  dreissig  Masc.  —  JüL^,^ß-e  Fem. 
memph.  nJCT^v  neunzig  Masc.     Dieses  nJCT«J,V  steht 
für  HiCTiJ,  +  ov  und  im  Fem.  tritt  zunächst  statt  dessen 
das  wesentlich  gleiche  nsCTCOV  ein,    und    daran  (nach 

2* 


20 


Analogie    vQn   cjt<J.v  -  ^ ,    CJlov  -  e)    das    femininale 
Zeichen  5  also  Fem.  mcTeov  -  u 

Hieher    ferner    memph.    baschm.    cyopn    der   erste 
Masc.  —  memph.  cyopn  - 1 ,  baschm.  cy<x.pn  -  5  die  erste 
Fem.      (Der     Etymologie    nach    gehört    es    zu    cycMpH 
Frühsf^eitJ 
memph.    gOVST    der   erste   Masc.    —    gOVi'f'    (für 
gOViT-j)  Fem. 
Man  wird  bemerkt  haben,  dass  hier  mehrere  Femi- 
ninalformen  im  Memphitischen  fehlen  5    diess  erklärt  sich 
dadurch ,  dass  die  memphitischen  Manuscripte  gewöhnlich 
statt  der  Zahlwörter  Zahlzeichen  haben. 

Der  Gebrauch  dieses  Femininalcharakters  ist  aber 
keineswegs  auf  Zahlwörter  beschränkt,  sondern  hat  sich 
auch  noch  in  einigen  andern  Wörtern  erhalten  5  zunächst 
in  Verwandtschaftswörtern  5  welche  ebenfalls  Alterthüm- 
liches  zu  erhalten  pflegen.  Im  Allgemeinen  ist  er  aber 
im  Aegjptischen  untergegangen,  weil  hier,  nach  Ent- 
wickelung  des  Artikelgebrauchs,,  dieser  die  geschlecht- 
liche Differenziirung  anzeigt.  Ich  führe  folgende  Bei- 
spiele an  5  Verwandtschaftsnamen : 

COJI  Bruder^  —  theb.  ctüJl-e,  memph.  baschm. 
ccwil  -  5   Schwester. 

cycwJUL  oder  cyojtl  Schwiegervater^   Schwiegersohn ; 
theb.  cyßüJUL  -  e ,  memph.   cycwjtl  - 1  Schwiegermutter. 
Andere  Wörter: 
memph.   ßcwK  Sklav ;  —  ßcMK  -  1   Sklavin. 

theb.  cySeep  socius ;  —  cyßeep  -  e  socia. 
memph.  cy<^ep,  cyc^Hp     „  Sö^^P ""  ^       99 

theb.  giesß  agnusy'  —  gl^iß-e,  gS<J.ejß-e,  geiiX,jß-e  agna. 
mph.b.gsHß     „  memph.  gjeß-s  gmß-i  „ 

theb.  memph.  dr^JüL^v?^  Kameel^  —  theb.  (T^JüL^v^v-e, 
memph.  Ö^JüL^vJ^-l  Kameelin. 
memph.  eocwcy  ein  Aethiopier  ^)  ;  eocMcy-S  Aethiopierin. 


1)  An  diese  Form,  die  niederägyptische,  lehnt  sich  die  da- 
raus hervorgegangene  griechische  Ai&ioip ,  welche  keine  Erklärung 
ausr  dem  Griechischen  erhalten  darf,    sondern  nur  eine   Verunstal- 


21 


theb.  K€T  alius^  —  memph.  Ke'l^  (für  KeT-j)  (^Peyron 
Lex.  1.  Copt.  p.  60). 

memph.  KOVp  surdus^  —  K^vp-J  surda. 

theb.  memph.  JUIJIOVT,  theb.  IIJIOT  J«mVor; —  theb. 
JÜLJIOOT  -  e  janitriiv. 

Vielleicht  gehören  auch  einige  im  Masculinum  auf 
e,  im  Femininum  auf  H  schliessende  Wörter  hieher,  in- 
sofern sich  theb.  e-e  memph.  e-s  in  h  zusammen- 
gezogen hat: 

theb.  ße?\?ve  caecus^  —  ße?\?\H  caeca*^ 

memph.  oecye  vicinus^  —  oecyH  vicina^ 

theb.  memph.  c^ße  sapiens  Masc.5  —  c^ßH  Fem. 

memph.  ;Ö^e  ultimus^  —  ^^H  ultima^ 
theb.  g45,e         „     th.u.b.g<5.H       „ 
(Vgl.  theb.  ^<J.je  Masc.  finis^  ^^IH  ultima,^ 
Doch  wie  man  auch  bezüglich  dieses  zuletzt  erwähn- 
ten   H   statuiren   mag ,    so    erkennen   wir   docli  aus   den 
früher  erAvähnten  Formationen  hinlänglich,  dass  im  Aegjp- 
tischen  theb.  e  memph.  i  so  gut ,  wie  c  (vgl.  weiterhin 
§.  5,  C)  und  Te  als  Femininalzeichen  fungirt  haben,  und 
dürfen  schon  daraus  vermuthen,  dass  es,  wie  jene,  ur- 
sprünglich ein  Pronomen  der  dritten  Pers.  Sing.  Fem.  sei  5  in 


tnng  des  ägyptischen  Wortes  ist,  durch  welche  es  griechischen 
Stämmen  (ald^  und  on)  einigermaassen genähert  ward;  ein  Verfahren, 
welches  sich,  bei  Uebernahme  von  fremden  Eigennamen,  fast  in 
allen  Sprachen  findet,  vgl.  z.  B.  deutsch  Mayland  für  Mediolanunty 
Milano.  Die  oberägyptische  theb.  Aussprache  von  eOCÜCy  ist 
eöOOCy,  womit  hieroglyphisch  KCy,  (^  und  hebr.  IIJ^S  stimmt 
(vgl.  Gesen.,  Thes,  phil.  crit.  ling.  Hebr.  p.  673).  Da  wir  aber 
in  Ald^ioxp  =  eOCWCy  u4i  dem  6  und  1//  oder  n  (in  den  Casibus 
obliqq.)  dem  Cy  gegenübertreten  sehen,  so  kann  griech.  Alyvnxog^ 
bei  Homer  Namen  des  Flusses  (Nil)  und  des  Landes  (Aegypten) 
dieser  andern  Form  e^TÖOCy  entsprechen;  und  diese  Etymologie 
lässt  sich  durch  historische  Untersuchungen,  welche  hier  jedoch  zu 
weit  führen  würden ,  zur  Evidenz  erheben.  Ich  bemerke  hier  nur, 
dass  Aegypten  nach  Angabe  des  Eustath.  ad  Dionys.  Perieg.  239 
auch  Aethiopia  hiess;  dieser  Namen  erklärt  sich  aus  der  Herr- 
schaft äthiopischer  Könige  über  Aegypten. 


22 


derselben  Bedeutung  erkannten  wir  aber  früher  (S.  14) 
semitisch  S"^,  und  gemäss  den  bisher  schon  erkannten 
üebereinstimmungcn  zwisclien  dem  Aegyptischcn  und 
Semitischen  werden  wir  keinen  Anstand  nehmen,  dieses 
N^  mit  dem  ägyptischen  memph.  5  theb.  e  für  ursprüng- 
lich identisch  zu  erklären. 

Einen  genaueren  Aufschluss  über  die  organische  Form 
von  N^  =  5  5  e  giebt  uns  diese  Vergleichung  nicht  5  doch 
irren  wir  schwerlich,  wenn  wir,  wegen  des  semit.  N, 
ja  mit  dem  einfachsten  Vokal  als  diese  nehmen  und  dar- 
aus ägjpt.  s ,  e  und  hebr,  u.  s.  w.  N^„  auf  dem  oben 
(S.  14)  angegebenen  Weg  entstehen  lassen. 

Ü)  Als  Zeichen  der  zweiten  Pers.  Fem.  erscheint 
in  den  Hieroglyphen  durchgehends  ein  T-Laut;  im  Kop- 
tischen im  Allgemeinen  1)  ebenfalls  ein  T-Laut:  theb. 
Te,  memph.  ^'^  2)  theb.  e^  memph.  5,65  in  der  Ver- 
bindung mit  dem  Possessivartikel  erscheint  theb.  ov, 
memph.  e. 

Die  Hieroglyphen  betreffend  vgl.  man  Champollion^ 
Gramm,  egypt.  p.  260  5  Ideler  ^  Hermapion  p.  108  5 
so,  um  einige  Beispiele  zu  erwähnen,  in  den  Hiero- 
glyphen po-T  »u  dir  (Fem.)  für  theb.  und  memph. 
(e)  po  statt ;organischeren  (e)-po-e  (vgl.  qTO  S.  19)  5 
hieroglyph.  Jl-T  Champ.  (292)  für  theb.  memph.  Ji-e 
dir  F(em.)  5  in  der  Zusammensetzung  mit  dem  Possessiv- 
artikel hieroglyph.  n-T  {Champ.  265)  o  aov  (Fem.), 
wo  theb.  nov,  memph.  n  ^  e  entspricht,  und  so  durchweg. 

Daraus,  dass  in  den  Hieroglyphen  t  in  dieser  Be- 
deutung erscheint,  entnehmen  wir  zunächst,  dass  dieser 
Laut  in  den,  neben  e,  \  erscheinenden  späteren  Formen 
Te,  ^  wesentlich  ist,  nicht  etwa  ein  mit  einem  andern 
Begriff,  oder  gar  überflüssig  zu  der  andern  Form  e ,  i 
getretener  5  diess  wird  auch  bestätigt  durch  die  Pluralform 
der  zweiten  Pers.  (vgl.  weiterhin)  und  die  thebanische  und 
memphitische  Form  des  entsprechenden  Personalzeichens 
Präsentis  und  der  mit  diesem  zusammenhängenden  Ver- 
balbildungen, nämlich  Te  dti  Fem.  (vgl.  §.  5 ,  B) ,  ob- 


23 


gleich  dieses  nach  Analogie    des  weiter  zu   erklärenden 

Zeichens  der  ersten  Pers.  »j"  aus  T  als  Beziehungszeichen 

(vgl.  §.  4)  und  j,  dem  nnselbstständigcn  Pronomen  der 

ersten   Pers.    (§.    1,   a),   eine    ähnliche   Erklärung   aus 

demselben  T  und  dem  gewöhnlicheren  Zeichen  der  zweiten 

Pers.  Fem.  e  z uliesse. 

Memph.  '^ ,  theb.  Te  erscheint  zunächst  als  Verbal- 

suHlx,  z.  B. : 

flieb.         ce  m,  crj       Te  \    .  „    ,  . 

1  ^  r.  I   tollent  te 

memph.     ce  Ji^  qs        »f  |     rp^m.! 

Ausdruck  der  3.  Ps.  Plur.    Futurzeichen     tragen    dlcH  )         ^  '-^ 

Vgl.  Peyron^  Gramm,  ling.  Copt.  p.  156  sqq. 

Ferner  in  der  Zusammensetzung  mit  partikelartig 
gebrauchten  ursprünglichen  Substantiven,  z.  B.  gO)  (eig. 
Vermehrung ,  von  g5  adjicere)  auch  :  theb.  gcw  -  Te 
oder  gcwcw  -  Te ,  eig.  deine  (Fem.)  Vermehrung  für 
auch  du^  z.  B. 
uto    goj-Te   ßHoJ^eeJUL      n       K^g      Ä      iov2i*j,5 

du  auch    du  Artikel      LdUnd    Genitivzeichen 

xal  ov  BrjOleEjLL  yJ]  ^lovda.    (Vgl.  Peyron^  Lex.  ling. 
Copt.  p.  342  5  Rosellini^  Elementaling.  Aegjpt.  p.  28, 29). 

Ebenso  memphitisch  in  der  Zusammensetzung  mit 
^^O,  welches  die  Bedeutung  von  quid  hat  5  die  Ety- 
mologie ist  mir  noch  dunkel  5  z.  B.  ^^O-'i"  quid  tibi 
(Fem.)  5  diese  Verbindung  führt  Schölte  (Gramm.  Aegypt. 
ed.  Woide  p.  41)  an,  belegt  sie  aber  nicht  5  bei  Pcyron 
findet  sie  sich  nicht,    daher  sie  vielleicht  zu  bezweifeln. 

Te  als  Zeichen  der  zweiten  Pers.  Praes.  Fem.  Sing, 
ist  schon  erwähnt,  z.  B. 

Te        geooTep  |  ^^^^^^ 

du  turöare     )  ^         -^ 

Memphitisch  1  theb.  e  erscheint  zunächst  ebenfalls 
als  Vcrbalsuffix  bei  den  Verben,  welche  auf  e  auslauten  5 
hierbei  fällt  theb.  ein  e  ab  und  memph.  wird  e-J  in  l 
zusammengezogen,  z.  B. 

memph.  ^  q       It^giA-S  (fiir  it^.glie-l))  ^^^^^^^  .^  ^^ 

theb.       ^        q       n^.giA-e(lurji^giie-e)|    r^^^^^ 

Zeichen d.PritetUi     3.  Ps.        SUlvure    te  /      ^  '^ 


24 

memph.  ferner  in  der  Verbindung  mit  dem  eben 
erwähnten  gcü:gCü-5  auch  du  (Fem.). 

memph.  theb.  baschm.  in  der  Verbindung  mit  e-p«J.T, 
baschm.  e-J^eT,  welche  wörtlich  siu-Fuss  bedeuten  und 
zur  Bildung  von  casusartigen  Pronominalformen  dienen,  also 

theb.  memph.  baschm. 

e-p^T-e  e-pij.'t' (für  e-p^T-s)  e-?\eT  (füre->.eT-j) 
wörtlich :  zii-Fnss- dein  (Fem.),  im  Gebrauch :  ad  te  (Fem.) 
ebenso  e-TOOT,  e-TOT,  eigentlich  %u-Hand  und  ähn- 
lich, wie  ep<J,T  gebraucht,  z.  B. 
theb.         memph. 
e-TOOT-e  e-TO'f  (für  e-TOT-l)  xu-Hand-dein 
(Fem.)  :  dir  (Fem.) 
In  mehreren  Verbindungen ,  sowohl  mit  dem  Verbum, 
als  mit  partikelartig    gebrauchten   Substantiven   Avird  das 
Femininalzeichen   memph.   und   theb.  ganz  verschlungen, 
z.  B.  in  den  Verben  auf  o: 

ce       Jl^       TlJ{i>0  (für  Tl,Sit)0-'e))vivam  serva- 
s.Ps.piur.  Futurum    vivum  servave    ^e(Fem.))      bunt  te. 

ebenso   memph.  theb.  e-po   für   epo-e  oder  e-po-i 
eig.  ssu~Gesicht-dein  (Fem.)  :  xu  dir  (Fem.). 

Eine  Zusammenziehung  von  i  oder  e  scheint  auch  in 
den  Fällen  anzunehmen  zu  sein,  avo  organisch  ^.  vor- 
hergegangen zu  sein  scheint  und  alsdann  beim  Ausdruck 
einer  Beziehung  auf  Fem.  2  Sing,  blosses  e  eintritt  z.  B. 

memph.  theb.  siTe  tut  (Fem.)  für  jiT^-e   von   jit/., 
welches  in  theb.  iiT^J,-!  mei  u.  s.  w.  erscheint  5 

ebenso    Jie  tibi  (Fem.)   für  ii^.-e,    von  Ji^,    welches 
sich  in  theb.  Ji^-X  mihi  u.  s.  av.  zeigt. 

Auch  memph.  ne,  Te,  Jie  tuus^  tua^  tui  danken 
ihre  Form  wohl  irgend  einer  Contraction,  welche  ich 
jedoch  nicht  mit  Zuverlässigkeit  zu  bestimmen  Avagen 
möchte.  Dass  zwischen  dem  Artikel  n  oder  ne,  T  oder 
Te,  Jt  oder  Jie  und  dem  Personalzeichen  (z.  B.  n-e-K 
o  aov  Masc.)  ein  bedeutungsvolles  Element  eingetreten 
sei,  glaube  ich  der  ganzen,  Aveiterhin  immer  klarer  her- 
vortretenden,  Natur   dieser  Sprache  gemäss,    behaupten 


25 


zu  dürfen  5  schwieriger  ist  zu  bestimmen,  wie  es  orga- 
niscli  lautete.  Denn  bei  solchen  aus  so  kleinen  Elementen 
forniirten  Wörtern  verschwindet  die  Kenntniss  der  Com- 
positionselemente  rasch  aus  dem  Sprachbewusstsein,  und 
alsdann  sind  solche  Wörter  phonetischen  Umwandlungen 
preisgegeben  5  welche  durch  mancherlei  und  sehr  ver- 
schiedenartige Sprachanforderungen  geboten  werden,  selbst 
durch  das  Bedürfniss  ähnliche  Formen  zu  difFerenziiren, 
obgleich  dieses  sich  am  seltensten  in  der  Lautvariation 
wirksam  zeigt.  Ich  vermuthe,  dass  dieser  Possessivartikel 
aus  einer  Zusammensetzung  mit  der  W^urzel  i,  sein 
(vgl.  n-^  o  ejuov  eigentlich  nur  der -sein  mit  Aus- 
lassung des  Personalzeichens  der  ersten  Person,  wovon 
weiterhin)  entstanden  sei,  welche  sich  in  den  meisten 
Formationen  zu  e  schwächte  (zu  neK  eig.  der -sein- 
dein  6  oov  Masc),  welches  alsdann  mit  dem  e  der 
zweiten  Pers.  Fem.  zusammenstossend,  den  Verlust  von 
einem  herbeiführte  (wie  S.  22)  5  aber  in  dem  theb.  nov 
TOV,  Jiov,  O)  Tjy  ol,  al  —  öov  (Fem.)  scheint  mir 
statt  «J,  das  mit  ihm  gleichbedeutende  und^  dem  allge- 
meinen Wechsel  von  ^  und  o  gemäss,  auch  wurzel- 
gleiche o  eingetreten  zu  sein,  welches  vielleicht,  mit  e 
zusammenstossend,|ov  ward  (jtOT[u.  s.  w.  also  für  n-O-e). 

Wie  es  aber  auch  mit  der  Deutung  dieser  letzter- 
wähnten Formen  stehen  mag,  im  Allgemeinen  können 
wir  als  fixirt  betrachten,  dass  die  Hauptformen  des  un- 
selbstständigen  Pronomens  zweiter  Pers.  Fem.  Sing.  theb. 
Te,  e  memph.  »-f-,  5  (seltener  auch  Te,  e)  sind. 

Hier  muss  nun  sogleich  auffallen,  dass  diese  Formen 
mit  den  oben  (a)  als  Ausdruck  der  dritten  Pers.  Fem. 
Sing,  gefundenen  (»j^,  s,  Te,  e)  übereinstimmen.  Hier 
entsteht  die  Frage,  ob  sie  ursprünglich  identisch  sind, 
oder  genauer :  ist  es  möglich,  dass  die  ägyptischen  For- 
men ,  theb.  Te,  e,  memph.  '^,  s,  welche  wegen  der 
üebereinstimmung  mit  den  semitischen,  hebr.  n  und  N^ 
für  ursprüngliche  Bezeichnungen  des  Pronomens  der 
dritten  Pers.  Fem.  Sing,  zu  erklären  sind,  im  Speciell- 


26 


Aegyptischen  auch  zur  Bezeichnung  der  zweiten  Pers, 
desselben  Geschlechts  und  Numerus  verwendet  werden 
konnten? 

Ich  beantworte  diese  Frage  mit  Ja,  und  zwar  1)  vom 
allgemein  -  sprachlichen  Standpunkt  aus.  Denn 
wir  finden  in  allen  Sprachen,  dass  der  Gebrauch  der  Prono- 
mina von  bestimmten  volksthümlichen  Ansichten  über  Stände, 
Classen,  oder  sonstige  Zersplitterungen  völkerlicher  Ge- 
sellschaften beherrscht  und  oft  zu  sehr  naturwidrigen  — 
Natur  im  gewöhnlichen  Sprachgebrauch  5  denn  im  wissen- 
schaftlichen Sinn  ist  jede  menschliche  Entwickelung  eine 
naturgemässe  —  Entwickelungen  gelenkt  wird  (vgl.  auch 
Pott  in  Erschund  OrwÄ^r, Encyklop. Sekt. II,  Bd.  XVIII, 
S.  35).  Um  die  im  Allgemeinen  nicht  unbekannten,  aber 
uns  ferner  liegenden  Erscheinungen  dieser  Art  im  Chi- 
nesischen, wo  der  Kaiser  sein  besonderes  Pronomen  erster 
Pers.  hat  und  Jeder  andere,  seinem  Rang  angemessene, 
Ausdrücke  gebraucht,  um  sich  zu  bezeichnen  (^Äbel 
Remusat  ^  Elemens  de  la  Gramm.  Chinoise^  style  an- 
tique  §.  V  und  noch  mehr  style  moderne  §.  IV),  oder 
im  Birmanischen  und  andern  hinterindischen,  neuvorder- 
indischen  u.  a.  Sprachen  zu  übergehen ,  haben  wir  ähn- 
liche Erscheinungen,  welche  jenen  an  Naturwidrigkeit 
wenig  nachgeben,  ganz  in  unserer  Nähe.  Der  Grad  der 
Naturwidrigkeit  hängt,  bezüglich  der  Rangunterscheidung 
beim  Gebrauch  der  Pronomina,  von  dem  mehr  oder  min- 
der, durch  innere  Anlage  oder  äussere  Verhältnisse,  ent- 
wickelten Knechtessinn  eines  Volkes,  welches  eine,  im 
übrigen  verfeinerte  Cultur  besitzt,  ab.  Wir  Deutschen 
stehen  in  dieser  Naturwidrigkeit  den  Chinesen  wenig 
nach.  „Meine  Wenigkeit"  für  „ich"  steht  auf  dersel- 
ben Stufe  mit  dem  chinesischen  „Dummkopf"  für  „ich" 
im  alten  Styl  und  siao  ti  „kleiner  jüngerer  Bruder"  im 
neuen  Styl.  Die  Italiäner  geben  den  Deutschen  wenig 
nach 5  die  Franzosen  haben  sich  durch  die  Revolution' 
fast  ganz  aus  dieser  Naturwidrigkeit  gerettet  und  wieder 
bis  zu  der  Stufe  erhoben,   auf  welcher   sich   die   Eng- 


27 


länder  erhalten  haben.  Der  Engländer  you  und  das 
französische  vous  statt  des  entsprechenden  Singulars  tritt 
zwar  auch  aus  der  nächsten  Natürlichkeit  heraus,  steht 
aber  doch  hoch  über  dem  italiänischen  Gebrauch,  der, 
ausser  manchen  andern  Classificationen  in  der  Pronomi- 
nalbehandlung,  sich  schon  bis  zu  der  Verwendung  der 
dritten  Pers.  des  Pron.  Fem.  Sing,  ella  für  die  zweite 
verirrt  5  noch  weiter  geht  unser  vielfach  verschlungener 
pronominaler  Gebrauch,  ein  wahres  Kreuz  für  Fremde 
bei  Erlernung  des  Deutschen.  —  Alle  Sprachen,  welche 
in  die  Verwendung,  oder  Vermeidung  der  Pronomina 
eine  Höflichkeit  oder  Unhöflichkeit  zu  legen  glauben, 
neigen  sich  insbesondere  dazu,  diese  Anschauung  auf 
die  zweite  Person  wirken  zu  lassen.  Schon  im  Sans- 
krit ist  es  höflich,  an  die  Stelle  des  Pronomens  der  zwei- 
ten Pers.  bhavat  mit  der  dritten  Pers.  des  Verbi  treten 
zu  lassen  5  der  chinesische  neue  Styl  braucht  tä  magnus 
u.  a.  m.  (^Abel  Remusat^  Gr.  chin.  §.  IV,  nr.  319}. 
Der  Deutsche  braucht  oder  brauchte  zur  Zeit  der  Blüthe 
des  Stocks  und  der  Perücke,  um  unhöflich  zu  sein,  die 
dritte  Person  statt  der  zweiten:  er  und  sie  für  du 
männl.  oder  weibl.  Geschlechts.  Bei  andern  Völkern 
konnte  ein  ähnlicher  Gebrauch  eben  so  gut  ein  Zeichen 
der  Artigkeit  sein  5  denn  die  Basis  solcher  Variationen 
bildet  der  im  Menschengeist  ruhende  Gegensatz  der  Ver- 
nunft, welcher  sich  glücklicherweise  nicht  übereinstim- 
mend manifestirt. 

Mit  diesem  Gebrauch  des  sie  für  du  stimmt  nun 
der  in  Frage  kommende  ägyptische  äusserlich  ganz  und 
gar,  und  im  Fall  man  sich  schon  bei  diesem  ersten  Grund 
beruhigen  wollte,  würde  nur  zweifelhaft  sein,  ob  diese 
Bezeichnung  des  du  (Fem.)  durch  sie  aus  einem  Gefühl 
der  Verachtung  *  oder  Hochachtung  vor  dem  weiblichen 
Geschlecht  hervorgegangen  wäre.  Dieses  Hesse  sich  nur 
aus  der  Ansieht  des  ägyptischen  Volks  von  den  Frauen 
im  Allgemeinen  entscheiden.  Im  Allgemeinen  wissen 
wir  nun,   dass   in   Aegypten    die   Frauen  in  sehr  hoher 


28 


Achtung  standen  5  dieses  zeigt  auch  ihr  Namen.  Denn 
Cgsjuie  Frau  ist,  wie  die  Nebenform  gsiie,  oder,  mit 
Vorsetzung  des  weiblichen  Artikels  t  und  Verwandlung 
von  Tg  in  O :  esiie  zeigt,  aus  vorgesetztem  c  als 
Zeichen  der  dritten  Pers.  Fem.  und  gilite  formirt  5  dieses 
c  tritt  nach  alterthümlicher  Weise  vor,  fast  in  derselben 
Bedeutung,  wie  später  der  Artikel  (vgl.  ebenso  q-c<J.a|e 
durch  q,  Pronomen  der  dritten  Pers.  Masc.  Sing.,  und 
und  c^cye  amarus  u.  a.  §.  5,  C)^  gSJüie  gehört  aber 
zu  dem  Wurzelwort  geJüiJ,  so  dass  c-glJüie  eigentlich 
sie  Herr :  die  Herrin  bedeutet  (vgl.  auch  die  weiter- 
hin hypothetisch  gegebene  Erklärung  des  unselbststän- 
digen  Pron.  dritter  Pers.  Fem.  Sing.  c).  Von  diesem 
Gesichtspunkt  aus  würde  die  Verwendung  der  dritten  Pers. 
Fem.  Sing,  für  die  entsprechende  zweite  ein  Zeichen 
der  Achtung  gewesen  sein. 

Wollte  man  hiergegen  einwenden,  dass  eine  solche 
Verfeinerung  der  Sprache  nicht  für  sehr  alt  gelten  könne, 
so  ist  zunächst  zu  bemerken,  dass  wir  das  eigentliche 
Alter  dieses  Gebrauchs  nicht  kennen,  sondern  nur  wissen, 
dass  er  schon  in  den  Hieroglyphen  erscheint  (nämlich 
T  für  die  zweite  Pers.  Fem.).  In  den  Hieroglyphen 
finden  wir  aber  noch  eine  derartige,  aus  einer  solchen  Ver- 
feinerung hervorgegangene  Pronominalform  cov,  welches 
nur  als  Pronomen  eines  Königs  eintritt  (vgl.  Champollion^ 
Gr.  eg.  p.  287)  und  dessen  Formation  sich  weiterhin 
erklären  wird.  Ferner  ist  bezüglich  von  Sprachent- 
wickelungen  überhaupt  zu  beachten,  dass  sich  Sprachen 
nicht  eigentlich  stetig,  sondern  der  Hauptsache  nach, 
epochenartig  und  nur  untergeordnet,  innerhalb  einer 
Epoche,  stetig  entwickeln.  Eine  Entwickelungs-Epoche 
wird  durch  das  Aufgehen  einer  Idee  gebildet  5  diese  Idee 
durchdringt  dann  zuerst  rasch,  mit  ihrer  ganzen  jugend- 
lichen Kraft,  allmälich  langsamer,  die  Poren  der  Sprache, 
bis  sie  zuletzt  alle  Kraft  verliert  und  die  Sprache  ent- 
weder im  Wesentlichen  in  der  durch  sie  fixirten  Gestalt 
stockt,  oder  von  einer  neuen  Idee  bewältigt  wird.    Das 


29 


Eintreten  solcher  Epochen  ist  nicht  vom  chronologischen 
Zeitmaass  bedingt^  sondern  beruht  auf  der  Entwickelung 
aller  geistigen  Mächte  eines  bestimmten  Volkes. 

2)  beantworte  ich  diese  Frage  mit  Ja  vom  spe- 
ciell-ägyptischen  Standpunkt  aus,  da  sich  im Aegjp- 
tischen  ein  fast  ganz  analoger  Fall  zeigt. 

Die  Hülfsverba,  oder  genauer  Hülfswurzelwörter, 
werden,  wenn  die  dritte  Pers.  Sing,  oder  Plur.  durch 
ein  Substantiv  bezeichnet  ist,  oder  ein  selbstständiges  Pro- 
nomen eintritt,  sehr  natürlich  ohne  die  noch  ablösbaren 
Personalzeichen  gebraucht,  z.  B.: 

e  (Hülfswort  zur  Bezeichnung  des  zweiten  Präsens 
nach  Peyrons  Classificirung}  statt  e-cj  (dritte  Pers.  Masc. 
Sing.)  e-c  (dritte  Pers.  Fem.  Sing.)  und  ev  (für  e-f-ov 
dritte  Pers.  Plur.) 

e       ov  p4jJüL«j.o        ne)  .,    .. 

^     .  ,  ,  \  quum  Sit  dtves 

indefiniter  Artikel  reiCil  Seifl)    ' 

ferner  mit  dem  selbstständigen  Pronomen  der  ersten  Pers. : 
.  ,  ^        \  existens  eqo  femma 

ich       jndefiniter  Artikel   I^raU    \  *'      ' 

(vgl.  Peyron,  Gramm,  ling.  Copt.  p.  94).    ^ 

^  (Hülfswort  des  Präteriti)  unter  der  bemerkten  Be- 
dingung für  ^-cf,  ^-c,  ^v  (dritte  Personen). 

,   X,      \  Moses  praecepit. 
vorschreiben )  ^  * 

Das  zweite  Perfectum  wird  durch  theb.  iiT*x.,  memph. 
eTl.  formirt,  also  dritte  Personen  theb.  ÜT^-q,  JIT^-C, 
jiTiJ.v,  memph.  eT<J.-c[,  eT^-c,  eT^vj  dafür  unter 
der  bemerkten  Bedingung  bloss  Ht^,  eT^. 

Das  Tempus  subjunctivum  wird  durch  theb.  ÜTe  und 
n ,  memph.  iiTe  formirt,  welche  in  den  dritten  Personen 
unter  den  bemerkten  Bedingungen  ohne  Personalzeichen 
gebraucht  werden. 

Das  zweite  der  Tempora  composita  (bei  Peyron 
die  siebzehnte  Verbalform)  wird  theb.  durch  cy<uiTe, 
memph.  durch  cy^Te  formirt  ^  von  ihnen  gilt  dasselbe 
wie  von  den  frühern  Hülfswörtern. 


30 


Unter  derselben  Bedingung  wird  nun  ferner  in  meh- 
reren Bildungen  dasHülfsvvort  durch  die Sjlbe  pe  vermehrt: 

Präs.  II  für  e-q,  e-c,  ev  oder  OT  :  e-pe,  z.B. 
epe      ne-K        &^,'k      jix      nonnpoc)  est  oculus 
(es)ist  ö  Oüv  (M.)  Auge  Adjectivz^ichen  ^  tuus  nequam. 

Im  Imperfectum  (bei  Pcyron^  Gramm.  1.  Copt.  p.  85 
nr.  III)  ist  das  Characteristicum  Jie  .  • . .  ne ;  an  Jie  tre- 
ten die  Personalzeichen  z.  B.  Jie-c[5  Jte-c,  Jiev  ne^ 
im  angegebenen  Fall  erscheint  statt  dieser  drei  Formen 
jie  -  pe. 

Präsens  definUum  hat  zum  Zeichen  cy^  (Peyron 
p.  865  nr.  V)5  in  dem  angegebenen  Fall  statt  jy^-q, 
2l^-c ,  cya.T  :  cy^-pe. 

Imperf.  indeßnitum  (JPeyron  nr.  VI)  hat  Itecy^, 
aber  im  angegebenen  Fall  statt  Jiecy<x.-c[5  Jtecy^-c, 
jiecy^v :  xiecy^J^-pe. 

Imperf.  Futuri  (JPeyron  p.  89 ,  nr.  ;XII)  hat  als 
Characteristicum  jie  . . . .  m.^  aber  in  den  angegebenen 
Fällen  statt  Jie-cf  Ji^,  Jie-c  Ji*^,  Jtev  Ji^ :  Jte-pe  it^.. 

Das  dritte  der  Tempora  composita  (bei  Peyron  nr. 
XYIII^  p.  92)  hat  exie  als  Characteristicum  und  für 
ene-q,  ejie-c,  enev  :  enepe. 

Dasselbe  gilt  für  die  aus  diesen  Formen  abgelei- 
teten Bildungen. 

Dass  nun  das  hier  zum  Hülfswurzelvvort  gefügte  pe 
kein  Personalzeichen  sei,  folgt  schon  1)  daraus ,  dass  es  in 
denselben  Fällen  erscheint,  in  denen  auch  das  Hülfswort 
ohne   Personalzeichen  gebraucht  wird,    und  in  welchen, 
da  das  Subject  auf  andere  Weise  bezeichnet,    ein  Per- 
sonalzeichen  auch  überflüssig   ist 5    2)  daraus,    dass    es 
unverändert  im  Masc.  und  Fem.  Sing,  und  Plur.  eintritt. 
Aber   3)  geht   es    mit  noch  grösserer  Bestimmtheit  aus  i 
der  Bildung   des    Optativs  und  des   ersten   theb.    Temp,  \ 
compositumhervor  (bei  Peyron  nr.  XIV,  p.90undnr.XVI,  \ 
p.  91).    Bei  diesen  dient  nämlich  eine  Zusammensetzung  ; 
als  Hülfswort,    deren  zweites  Glied   pe  bildet 5    nämlich 
Optativ  JUL<5.  -  pe  und  nr.  XVI  theb.  itTe-pe.    An  diese 


31 


Formen  treten  die  Personalzeichen  5  aber  in  den  dritten 
Personen  erscheint  im  angegebenen  Fall  statt  jui^pe-q, 
jut^pe-c,  JüLi^pov,  ÜTepe-cf,  iiTepe-c,  ÜTepov 
bloss  juL^-pe,  üTepe. 

Diese  Formen  aber  endlich,  welche  unter  den  an- 
gegebenen Bedingungen  auch  die  dritte  Pers.  Fem.  Sing, 
bezeichnen ,  weil  sie  eigentlich  gar  kein  Personalzeichen 
enthalten,  werden  auch  in  den  meisten  Fällen  zur  Be- 
zeichnung der  zweiten  Pers.  Fem.  Sing,  gebraucht  5  so 
z.  B.  Praes.  II  (^Peyron  p.  83)  e  -  pe  du  bist  (Fem.) ; 
Imperf.  theb.  Jiepe  ne  du  warst  (Fem.) ,  memph.  Ji^pe 
ne  5  Praes.  indefin.  cy^pe ,  Imperf.  indefin.  Jiea|«j.pe,  Im- 
perf. Fut.  theb.  jiepeji^  memph.  ji^peJi^,  Optat. 
JüL^pe,  Tempus  compos.  I  (Peyron  nr.  XA^I}  theb.  ÜTepe, 
temp.  comp.  III  (^Peyron  nr.  XVIII  eJiepe.) 

Hieraus  können  wir  endlich  schliessen,  dass,  wo 
pe  zu  einem  Hülfswort  tretend,  die  zweite  Pers.  Fem. 
Sing,  bezeichnet,  diese  Formation,  selbst  wenn  ihr  keine 
gleiche  für  die  dritten  Personen  entspricht,  doch  eben- 
so aufzufassen  ist,  nämlich  nicht  als  ein  eigentliches  Per- 
sonalzeichen, sondern  als  Bezeichnung  der  zweiten  Pers. 
Fem.  Sing,  durch  das  blosse  Hülfszeitwort^  so  z.  B. 
Perf.  I  (JPeyron  p.  86,  nr.  V),  wo  ^  -  pe  Zeichen  der 
zweiten  Pers.  Fem.  Sing. ,  obgleich  für  die  dritten  Per- 
sonen unter  der  bemerkten  Bedingung  nur  ^  erscheint  5 
ebenso  Perf.  II  (bei  Peyron  nr.  VII),  wo  theb.  iiT^.p, 
memph.  eT<J.pe  Zeichen  der  zweiten  Pers.  Fem.,  obgleich 
in  den  dritten  Personen  nur  iiTJw,  CT^  unter  der  an- 
gegebenen Bedingung  gebraucht  werden. 

VTas  die  in  den  angeführten  Fällen  hinzugetretene 
Sjlbe  pe  bedeute,  ist  für  den  nächsten  Zweck  dieser 
Untersuchung  gleichgültig  5  ich  ziehe  sie  zu  ]/  ep 
sein.  Für  uns  ist  es  genügend  constatirt  zu  sehen,  dass 
die  ägyptische  Sprache  im  Vcrbum  vielfach  die  zweite 
Pers.  Fem.  Sing,  dadurch  hinlänglich  bezeichnet  zu  haben 
glaubte ,  dass  sie  die  Persönlichkeit  gar  nicht  be- 
zeichnete, sowie  sie,  anstatt  ein  bestimmtes  Pronomi- 


32 


nalzeichen  für  die  zweite  Pers.  Fem.  Sing,  zu  fixiren, 
sich  damit  begnügte,  das  Zeichen  der  entsprechenden 
dritten  auch  für  dieses  zu  verwenden.  Beide  Fälle 
sind  sich  so  ähnlich,  dass  sie  sehr  gut  zu  gegenseitiger 
Erklärung  dienen. 

Ausser  diesen  beiden  Gründen ,  welche  allein  zur 
Affirmation  der  angeregten  Frage  genügend  scheinen^ 
will  ich  noch  drei  Momente  in  Betracht  ziehn. 

3)  Es  lässt  sich  nicht  in  Abrede  stellen,  dass  die 
geschlechtliche  Unterscheidung  der  zweiten  Person  bei 
einem  ursprünglich-einfachen  Sprachzustand  eben  so  über- 
flüssig ist,  als  die  geschlechtliche  Unterscheidung  der 
ersten.  Denn  an  und  für  sich  muss  man  sich  die  zweite 
eben  so  sehr  gegenwärtig  denken  und  also  über  ihr  Ge- 
schlecht durch  den  Augenschein  genügende  Auskunft  ge- 
bend, wie  die  erste  5  nur  bei  der  dritten  —  als  der  ei- 
gentlich abwesend  gedachten  —  ist  die  geschlechtliche 
Scheidung  bei  Völkern,  welche  geschlechtliche  Scheidung 
ausdrücken,  gebieterisch  nothwendig.  So  wenig  nun 
das  Aegjptische  und  Semitische  für  die  Bezeichnung 
der  ersten  Person  im  Pronomen,  oder  ihrem  sonstigen 
Eintritt  eine  geschlechtliche  DifFerenziirung  entwickeln, 
eben  so  wenig  Avar  es  nothwendig,  sie  in  der  zweiten 
auszudrücken.  Zu  dieser  Differenziirung  führte  wohl 
erst  die  Analogie  der  dritten.  Diese  Hypothese  wird 
durch  die  nachfolgende  genauere  Betrachtung  des  semiti- 
schen Zeichens  für  die  zweite  Pers.  eine  bedeutende  Bestäti- 
gung erhalten  j  denn  hier  werden  Avir  eine  femininale 
und  masculinare  Differenziirung  durch  Hülfe  des  unselbst- 
ständigen  Pronomens  der  dritten  Pers.  Sing,  erkennen,  und 
diese  difFerenziirten  Formen  beruhen  auf  einer  nicht  diffe- 
renziirten,  deren  Gestalt  genauer  zw^ar  nicht  zu  erken- 
nen ist,  aber  k  als  wesentlichen  Laut  hat.  Hatte  aber 
dieses  k  im  Semitischen  einst  eine  geschlechtlich  nicht 
differenziirte  Bedeutung,  so  muss  es  diese  auch  im  Aegjp- 
tischen  gehabt  haben.  Wie  im  Semitischen  die  geschlecht- 
liche Difl^erenziirung   gewonnen   wurde,    ist   soeben  an- 


33 


gedeutet  und  wird  sogleich  genauer  verfolgt  5  im  Aegyp- 
tischen  wäre  es  dadurch  geschehen,  dass  das  ursprüng- 
lich nicht  difFerenziirte  Zeichen  der  zweiten  Pers.  k  für 
das  Masc.  als  das  vorherrschende  Geschlecht  fixirt  wurde, 
zur  Bezeichnung  des  Fem.  aber  die  Femininalzeichen  der 
dritten  Pers.  verwendet  wurden. 

4)  Nehmen  wir  an,  dass  die  geschlechtliche  DifFe- 
renziirung  der  zweiten  Pers.  vor  der  Separation  des 
Aegyptischen  und  Semitischen  nicht  ^Statt  fand,  so  erklärt 
sich  uns  dadurch  die,  bei  der  sonstigen  üebereinstimmung 
des  Aegyptischen  und  Semitischen,  welche  wir  theils 
schon  erkannt  haben,  theils  immer  mehr  erkennen  wer- 
den ,  auffallende  Abweichung  bezuglich  der  zweiten  Pers, 
Fem.  Sing.  Diese  ist  im  Aegyptischen  sowohl  als  im 
Semitischen  erst  nach  der  Separation  formirt. 

5)  Nehmen  wir  an,  dass  im  Aegyptischen  ein  Sprach- 
zustand existirte,  wo  'i^,  Te,  5,  e,  welche,  wie  ihre 
Üebereinstimmung  mit  somit,  n,  N^  zeigte,  eigentlich 
nur  die  dritte  Pers.  Fem.  bezeichneten,  zugleic^i  für  die 
ZAveite  Fem.  Sing,  verwendet  wurden,  so  erklärt  sich 
uns,  wie  es  kam,  1)  dass  sie  sich  im  Aegyptischen 
als  Zeichen  der  dritten  Pers.  nicht  durchweg,  sondern 
nur  in  gewissen  Verbindungen  (vgl.  S.  15,  21)  behaupten 
konnten  5  2)  dass  für  die  dritte  Pers.  Fem.  ein  anderes 
Zeichen  sich  nothwendig  machte  (c  S.  1 3)  und  3)  dass 
dieses  im  Semitischen  durch  keine  gleichbedeutende  Form 
reflcctirt  Avird. 

In  allen  Sprachen  zeigt  sich  nämlich,  dass  die  erste 
Person  eine  gewisse  Herrschaft,  oder  eine  Art  Vorrang, 
über  die  zweite  sammt  der  dritten  hat,  die  zweite  da- 
gegen über  die  dritte.  Dieser  Ansicht  gemäss  musste, 
sobald  die  Zeichen  der  dritten  Pers.  Fem.  auch  zur  Be- 
zeichnung der  zweiten  verwendet  wurden,  diese  letztere 
Anwendung  die  vorwaltende,  und  somit  der  Gebrauch 
dieser  Formen  in  ihrer  ursprünglichen  Bedeutung  mehr 
zurückgedrängt  werden  5  da  nun  aber  die  geschlechtliche 
Differenziirung    der    dritten    Pers.     unumgänglich    nöthig 

3 


34 


war  5  so  ward  dafür  ein  neues  Zciclien  gcscliaflTen^  in- 
soCorn  nun  aber  schon  jene  Verwendung  der  dritten  Pers. 
Fem.  für  die  zweite  individuell -ägyptisch  ist  und  nach 
der  Separation  fällt,  trifft  diess  noch  mehr  die  Fixirung 
des  c  als  Zeichens  der  dritten  Pers.  Fem.  tmd  erklärt. 
>varum  es  im  Semitischen  nicht  erscheint. 

Hier  bemerke  ich  nun,  dass,  während  sich  für  die 
übrigen  bis  jetzt  besprochenen  Elemente,  die  wir  —  den 
folgenden  Untersuchungen  gemäss  —  den  Aufzug  des 
ganzen  semito  -  ägyptischen  Sprachgewebes  nennen  kön- 
nen (es  treten  nur  noch  zwei  auf  derselben  Stufe  ste- 
hende hinzu),  nämlich  Pron.  l  ägjpt.  s ,  somit,  i  0-^) 
Pron.  2  ägypt.  und  somit,  k^  Pron.  3  Masc.  ägypt.  cf, 
ne  5  semit.  N1^  Pron.  3  Fem.  ägypt.  Te ,  '^ ,  somit,  n 
und  ägypt.  e,  5  semit.  N^,  keine  Etymologie  erkennen 
lässt,  sich  für  das  (nach  Obigem)  viel  später  hinzutre- 
tende c  (Pron.  3  Fem.)  eine  gar  nicht  unwahrschein- 
liche ergiebt  5  es  scheint  nämlich  mit  c^  schön  sein  zu- 
sammenzuhängen, welches,  das  Aveibliche  als  das  schöne 
Geschlecht  aufgefasst,  sehr  gut  dazu  passte,  die  dritte 
Pers.  Fem.  zu  bezeichnen^).  Wenn  diese  Etymologie 
richtig  ist,  so  zeigt  sie  uns  zugleich  den  Weg,  wie 
die  ägypto- semitische  Sprache  zur  Bezeichnung  pronio- 
minaler  Beziehungen  gelaugte.  Denn,  da  wir  weiterhin 
sehen  werden  (§.  4),  wie  die  ägypto-semitische  Sprache 
sich  die  selbstständigen  Pronominalformen  bildete,  wor- 
aus wir  einen  Sprachzustand  folgern  können  und  müssen, 
in  welchem  dieser  Sprachstamm  keine  selbstständigen 
Pronomina  besass,  so  können  wir  auch  schon  weiter 
daraus  schliessen,  dass  er  einst  auch  keine  unselbststän- 
digen  Pronomina  kannte,  dass  es  also  einen  Sprachzustand 
gab,  in  welchem  statt  der  Pronomina  theils  die  Objecto 


l).EiDe  nicht  ganz  unähnliche  Unterscheidung  weiblicher  Eigen- 
namen durch  Zusätze,  welche  suavüas  bedeuten,  erwähnt  Peier- 
mann  aus  dem  Persischen  und  Armenischen  (Gramm,  ling.  Ar- 
men, p.  91). 


35 


selbst  genannt  wurden,  für  welche  jene  im  späteren 
Sprachzustand  vikarircnd  eintraten,  tlieils  die  pronomi- 
nalen Beziehungen  ganz  und  gar  unbezeichnet  gelassen 
wurden  und  aus  dem  Zusammenhang  der  Rede,  oder 
andern  diese  begleitenden  Verständigungsmitteln  erkannt 
wurden.  Dieses  Verfahren  finden  wir  noch  ganz  in  der 
Sprache  der  Kinder,  welcher  sich  die  ersten  Sprach- 
anfänge des  Menschengesclüechts  sicherlich  näherten  und 
mit  welcher  der  ägypto  -  semitische  Sprachstamm,  so- 
wie andere  tiefer  erkennbare,  bei  sorgfältiger  Analyse, 
die  grösste  Analogie  darbieten.  Man  wende  hiergegen 
nicht  ein ,  dass  dieser  Ansicht  zufolge  die  ersten  Sprach- 
anfänge ein  sehr  unbestimmtes  A'erständigungsmittel  ab- 
gegeben zu  haben  scheinen  möchten ,  während  es  keinem 
Zweifel  unterworfen  sein  kann,  dass  die  Menschen, 
gleich  bei  den  ersten  Sprachanfängen  fähig  sein  mussten, 
sich  einer  einander  verständlichen  Sprache  zu  bedienen. 
Denn  einerseits,  wie  man  aus  dem  Umgang  mit  Kindern 
sehen  kann,  ist  es  keineswegs  das  Wort  allein,  welches 
den  Gedanken  verständlich  macht,  sondern  Ton,  Miene 
und  Gesten  thun  fast  eben  so  viel  und  in  den  Sprach- 
anfängen fast  noch  mehr  5  andererseits  hängt  das  Bedürf- 
niss  der  Schärfe  und  Bestimmtheit  der  Rede  aufs  enxrstc 
mit  dem  Bildungsgrad  der  Redenden  zusammen.  Noch 
jetzt  glaubt  der  Ungebildetere  sich  mit  hinlänglicher  Be- 
stimmtheit ausgedrückt  oder  Andere  verstanden  zu  haben, 
wo  der  Gebildetere  kaum  den  Schatten  eines  Gedankens 
erkennt. 

Wenden  wir  uns  zum  Semitischen!  Hier  erscheint 
als  Zeichen  der  zweiten  Pers.  weiblichen  Geschlechts 
Sing.  hebr.  (selten) :  "»ID ,  arab.  d ,  äthiop.  ^  Qki) ,  sjr. 

v*a,  wo  aber  i  nur  graphisch  existirt,  und  nicht  mehr 
gesprochen  wird  5  aus  demselben  Verlust  erklärt  sich  die 
hebr.  Mauptform  7|,  und  die  ihr  gleichen:  chald.  "n, 
samar.  y ;  man  erkennt  hier  zunächst  d»äs  Characteristicum 
der  zweiten  Pers.,  welches  wir  oben  in  Uebereinstimnumg 
mitdemAegyptischen  fürs  erste  als  Zeichen  des  Masc.  auf- 

3  * 


36 


gefasst  haben  (§.  1 ,  b,  S.  4).  An  dieses  trat  i ,  wel- 
ches im  Fortgang  der  semitischen  Sprachentwickelungen 
theils  verkürzt  (im  Arab.  und  Aethiop.)  theils  ganz  ein- 
gebüsst  ward  (im  Chald.,  8amar.,  Hebr.  thcilweis,  im 
Syrischen  pronunciativ).  Diese  Darstellung  ergiebt  sich 
schon  desswegen  als  die  naturgemässere ,  weil  in  allen 
Sprachen  eine  Menge  ursprünglich  oft  sehr  wesentlicher 
Laute  auf  rein  phonetischem  Weg  (zumal  am  Schluss) 
eingebüsst  sind,  aber  überaus  selten  bedeutungslose  (am 
Schluss  mit  Sicherheit  nur  das  griech.  r  kpelx.  in  ei- 
nigen, nicht  in  allen,  Fällen,  wo  es  den  bisherigen 
Darstellungen  gemäss  für  bedeutungslos  gilt)  hinzutreten. 
Sie  wird  noch  mehr  dadurch  gesichert,  dass  1)  auf 
dem,  dem  0  folgenden  i  der,  dem  D  vorhergehende 
Vokal  beruht  (hebr.  —  u.  s.  w.  vgl.  §.  5,  A),  wel- 
cher durch  die  rückwirkende  Assimilation  der  organischen 
Vokalisation  von  "'D  entstanden  ist  (vgl.  weiterhin)  5 
2)  dadurch,  dass  sich  i  weiterhin  in  vielen  Fällen  als 
Zeichen  des  weiblichen  Geschlechts  ergeben  wird  (vgl. 
§.  4  und  §.  5). 

Dass  dieses  i  aus  dem  Zutritt  des,  als  Zeichen  des 
«nselbstständigen  Pronomens  dritter  Pers.  Fem.  Sing, 
erkannten  N^  (S.  14,  22)  zu  deuten  sei,  braucht  wohl  nur 
ausgesprochen  zu  vi^erdenj  denn  es  liegt  schon  an  und 
für  sich  nichts  näher,  als  dass  das  Zeichen  der  dritten 
Pers.  zur  blossen  Geschlechtsunterscheidung  gebraucht 
werde  5  so  sahen  wir  denn  auch  im  Sanskr.  das  femi- 
ninale  i  verwandt  (S.  8)5  die  ägjpt.  Personalzeichen 
<J  :  c  werden  wir  weiterhin  in  demselben  Gebrauch  fin- 
den und  eben  so  schlagende  Analogieen  im  Semitischen 
(vgl.  §.  5).  Keineswegs  aber  hatte  N^  sogleich  bei  sei- 
ner Zusammensetzung  mit  dem  Zeichen  der  zweiten  Pers. 
ka  (nach  S.  9)  diese  schwache  Bedeutung  5  sondern 
zuerst  geschah  beiden  Wörtern  ihr  Recht:  N;""D  bedeu- 
tete eigentlich  du  (der  du  eine)  die  (bist)  5  aber  in 
jeder  Zusammensetzung  findet  eine  Durchdringung  der 
verbundenen  Begriffe  Statt,    bei  welcher  jeder    einzelne 


37 


von  seiner  Bedeutung  verliert  und  so  ein  neuer  Begriff 
entsteht,  in  welchen  beide  aufgegangen  sind;  so  ver- 
einigt sich  hier:  du  sie  zu  du   weiblichen    Geschlechts. 

Die  Formübergänge  bedürfen  kaum  einer  Bemerkung: 
N'^D  ward  wohl  zunächst  mit  Verlust  des  N  und  Herbeifüh- 
rung des  dem  ^  verwandten  Vokals  i  ^D?  dafür  spricht 
der  dem  D  vorhergehende  Vokal  (hebr.  —S))  denn  die 
innige  Verwandtschaft  des  —  mit  ^  — --  zeigt  z.  B.  der 
stat.  constr.  ^2T1J  von  D^D^  u.  aa.  Alsdann  drang  der 
Vokal  i  noch  weiter  vor  und  absorbirte  -—  :  also  ^D  (vgl. 
übrigens  wegen  des,  kraft  des  Assimilationsgesetzes, 
aus  der  folgenden  Sjlbe  in  die  frühere  dringenden  Vo- 
kals die  griechischen  Personalendungen  des  Präsens  2, 
3  Big,  (I ,  welche  ganz  auf  dieselbe  Weise  aus  organisch 
t-aiy  s-riy  =  sanskr.  a-si^  a-ti^  zunächst  durch  Assi- 
milation ei-öij  fi-TL  wurden,  dann  durch  Verlust  des 
i:  fiQj  €c  (t)  und  für  letzteres,  da  kein  r  schliessen 
kann:  ei).  Endlich^  indem  das  schliessende  ^  __  ein- 
gebüsst  wird  (wie  in  dem  eben  angeführten  griech,  Fall 
und  im  Semitischen  sehr  oft,  vgl.  weiterhin},  blieb  bloss 
•^  (vgl-  §.  5). 

Nachdem  wir  nun  die  semitische  Bildung  der  zweiten 
Pers.  Fem.  Sing,  erkannt  haben,  kann  uns  die  entsprechende 
masculinare  Form  (vgl.  S.  4}  nicht  mehr  dunkel  blei- 
ben. Auch  hier  war  in  mehreren  semitischen  Sprachen 
der  Schlussvokal  durch  Assimilation  in  die  vorhergehende 
Sjlbe  getreten  und  dann  an  seiner  ursprünglichen  Stelle 
eingebüsst;  im  Sjr.  war  dadurch  ^^  —  entstanden  5  dessen 
A'okal  deutet  auf  einen  ursprünglich  schliessenden  ihm 
verwandten  Laut  5  wir  werden  im  Fortgang  sjr.  — *  ge- 
wöhnlich ein  hebr.  T  indiciren  sehen  (vgl.  z.B.  sjr.  stat. 
constr.  Plur.  Fem.  ^  -^  z=  hebr.  n*l) ,  und  schliessen 
daraus ,  dass  die  organische  Form  des  Masc.  der  zweiten 
Pers.  hebr.  13  lautete;  dessen  T  erinnert  aber  eben  so 
sehr  an  das  unselbstständige  Zeichen  der  dritten  Pers. 
Masc.  Sing.  NT  (S.  7)  ,  wie  ^  in  ^D  an  das  entspre- 
chende Fem.  N^ ,  und  ich  trage  daher  kein  Bedenken,  d.^s 


ii 


38 


semit.  Zeichen  der  zweiten  Pers.  Masc.  für  eine  Ziiisam- 
mensetzung  von  J  und  N|  zu  erklären  5  daraus  hätte 
nach  Analogie  von  *ip  entstehen  müssen  O5  dessen  Spur 
wir  im  Syrischen  zu  entdecken  glaubten.  Die  daraus 
entstehende  Form  hebr.  T]  hat  zur  Nebenform  das  §.  5 
zu  erwähnende  n^  und  dessen  Verhältniss  zu  dem  hy- 
pothetischen 'ID  findet  seine  vollständige  Analogie  in  dem 
weiterhin  (§.  4)  zu  erklärenden  ntDIlj  in  beiden  Fällen 
ist  übrigens,  um  diess  sogleich  zu  bemerken,  n  nur  eine 
Stütze  des  vorhergehenden  (V) ,  wie  im  Hebräischen  oft, 
und  die  eigentliche  Lautvariation  besteht  nur  in  der 
Schwächung  des  ^  zu  (V).  Die  Bedeutung  der  orga- 
nischen Form  N1""P  war^  ursprünglich  du  (der  du  ein) 
der  (bist),  durch  Begriffsdurchdringung  (vgl.  S.  37) 
du  männl.  Geschlechts. 

Haben  wir  hier  richtig  die  semitischen  Personalzeichen 
der  zweiten  Pers.  Sing,  für  Zusammensetzungen  mit  den 
geschlechtlich  difFerenziirten  Zeichen  der  dritten  Pers.  Sing, 
erklärt,  so  folgt  daraus,  dass  ihnen  ein  geschlechtlich  nicht 
differenziirtes  Zeichen  der  zweiten  Pers.  überhaupt  zu 
Grunde  liegt  (vgl.  S.  25)  5  wir  haben  schon  früher  zu 
erweisen  gesucht,  dass  dieses  nicht  vokallos  gewesen  sein 
könne,  und  ihm  nach  Analogie  anderer  unselbstständiger 
Pronomina  den  natürlichsten  Vokal  ä  als  organischen 
zugesprochen  (oben  S.  9). 

B.   In   numerischer   Beziehung. 

I.  Die  semitischen  Pronomina  der  zweiten  und 
dritten  Pers.  sind,  wie  im  Singular,  auch  im  Plural  ge- 
schlechtlich geschieden  5  die  ä  g  y  p  t  i  s  c  h  e  n  Pluralformen 
sind  generis  communis. 

(i)  Wie  im  Semitischen  im  Singular  als  Pronominal- 
suffix der  dritten  Pers.  in  beiden  Geschlechtern  nicht 
das  unselbstständige  Pronomen  dient,  sondern,  wie  vom 
Masc.  schon  bemerkt  und  vom  Fem.  weiterhin  (§.  5) 
gezeigt  werden  wird,  eine  Verkürzung    des    selbststän- 


39 


digen^  so  auch  im  Plural;  man  vgl.  Türs  erste  nur  das 
selbstständige  lieLr.  Pronomen  Masc.  DH^  Fem.  jn^  mit 
den  entsprechenden  Suffixen  Masc.  DH,  Fem.  jnj  ähn- 
lich ist  das  Verhältniss  in  den  übrigen  semitischen  Spra- 
chen (vgl.  §.  5).  Wie  wir  aber  nun  bemerkten  ^  dass 
der  Singular  dieses  Pronomens  aus  n  und  dem  nnselbst- 
ständigen  Pronomen  zusammengesetzt  ist  (§.  l  5  c ,  §.35 
A,  a},  so  dürfen  wir  auch  vorweg  dasselbe  vom  Plural 
vermuthcn. 

Die  Vergleichung  der  dialektischen  Formen  im  All- 
gemeinen 0^'*  ^^^  genauere  §.  5}  zeigt  dem  hebr.  — 

und  — —  gegenüber  im  Masc.  arab.  u  Q^^ ,  im  Aethiop. 
0  (Suffix  U<^  homu)^  im  Chald.,  Sjr.,  Samarit.  1  (j*in, 
\f  ^  5  J^^);  wir  können  nach  dieser  allgemeinen 
Üebereinstimmung  den  "l-Laut  für  den  organischen  er- 
klären und  treffen  hier  zuerst  auf  den  für  uns  so  be- 
deutend werdenden  üebergang  von  organischem  voka- 
lisirten  1  in  hebr.  --—  und  weiterhin  — ^.  Da  aber  fer- 
ner nach  allgemein  -  sprachlichen  Analogieen  der  üeber- 
gang von  schlicssendem  m  in  n  natürlicher  ist  als  um- 
gekehrt (vgl.  z.  B.  griech.  schliessendes  v  =  sanskr. 
und  lat.  u.  s.  w.  m^  franz.  schliessendes  n  =  lat.  m  und 
unzählige  andere),  so  werden  Avir  das  im  Gegensatz 
von  hebr.,  arab.  und  äthiop.  m  im  Sjr.,  Chald.  und  S«a- 
marit.  erscheinende  n  für  eine  unorganische  Abschwä- 
chung  von  jenem  erklären  5  so  erhalten  wir  als  organi- 
schere Form  zunächst  Din,  in  welchem  in  =  dem  in 
in  Nin,  dieser  Vergleichung  folgt  auf  den  Fuss  der 
Schluss,  dass  Din  für  organischeres  DNIH  stehe,  also 
wie  auch  in  NIH,  als  Suffix,  N  eingebüsst  sei^  von  der 
volleren  Form  mit  N  werden  sich  übrigens  weiterhin 
(§.  5,  B,  C)  Spuren  zeigen.  DNIH  ist  aber  nun  augen- 
scheinlich zusammengesetzt  n  +  NT  (=  Nin,  S.  7) 
4-  D,  in  welchem  letzten  Element 'wir  das  Pluralzeichen 
KU  erkennen  haben. 

Im    Femininum    ist   die    organische  Form    nicht  ganz 
so  sicher  zu  erkennen.    Das  Samaritanischc  zeigt  pdl^^ 


40 


(las  Syi\  T^^«,  das  Chald.  yn  dem  hebr.  ]n  gegen- 
über. Da  hier  auch  im  Hebr.  und,  wie  wir  gleich  sehen 
werden,  ebenso  im  Arabischen  und  Aethiopischen  n 
schliesst,  so  ist  dieser  Laut  als  organischer  geschützt 
und  als  femininales  Pluralzeichen  im  Gegensatz  zu  dem 
masculinaren  D  aufzufassen.  Mit  dieser  Aenderung  ver- 
halten sich  die  erwähnten  Formen  zu  einem  denkbaren 
jN^n,  als  Plural  des  selbstständigen  Pron.  dritter  Pers. 
Fem.,  wie  die  erwähnten  masculinaren  zu  dem  organi- 
schen DNIHj  denn  der  Uebergang  von  JN^H  in  hebr. 
p  ]n  liegt  eigentlich  an  und  für  sich  noch  viel  näher, 
als  der  von  1  in  ~^  —— ,  welcher  letztere  weiterhin 
durch  eine  Menge  Beispiele  fixirt  werden  wird. 

Allein  arabisch  erscheint  der  Vokal  u  (jjJö)  und 
äthiopisch  der  wie  im  Masc. ,  daraus  hervorgegangene, 
0  (Ifi  hone)^  und  da  sich  das  Hebr.  enger  an  diese 
Dialekte  schliesst,  als  an  Chald.,  Sjr.  und  Samar. ,  so 
werden  wir  auch  hebr.  ]ri  IH,  zugleich  der  Analogie 
des  Masc.  folgend,  für  organischeres  pH  und  weiter 
]Nin  nehmen. 

Von  dieser  Formation  werden  wir  aber  weiterhin 
auch  Spuren  im  Sjr.,  Chald.  und  Samarit.  finden,  z.  B, 
die  Pluralendung  des  Fem.  sjr.  ^,  chald.  ]  — ,  samar. 
>  O  (vgl.  §.  5,  C). 

Es  entsteht  hier  die  Frage:  sind  diese  zwei  For- 
mationsclassen,  deren  eine  sich  auf  ^N'^H,  die  andere  auf 
"[Nin  zu  reduciren  scheint,  ursprünglich  identisch?  Ent- 
scheidet man  diese  Frage  affirmativ,  so  wird  man,  da 
sich  der  Uebergang  von  1  in  "^  überaus  häufig,  der  um- 
gekehrte mit  vollständiger  Sicherheit  nirgends  nachwei- 
sen lässt,  ]Nln  als  die  organische  und  ]N^n  als  die 
geschwächte  Form  anzusehen  haben.  Obgleich  ich  aber 
noch  keine  Mittel  weiss,  diese  Frage  mit  Sicherheit  zu 
entscheiden^  so  neige*  ich  mich  doch  dazu  sie  zu  negiren. 
Ich  glaube,  dass  beide  Formen  einst  im  Semitischen  in 
gewisser  Beziehung  unabhängig  von  einander  entstanden 
sind  und  theilweis  neben  einander  bestanden.    Vieles  dafür 


41 


»Sprechende  wird  im  Fortgang  dieser  Untersuchungen 
hervortreten.  ]N^n  war  der  eigentlich  regelrechte  Plural, 
formirt  aus  dem  Pron.  dritter  Pers.  Fem.  durch  das  fe- 
mininale  Pluralzeichen.  Bei  dem  natürlichen  Vorrang, 
welchen  in  allen  Sprachen  das  männliche  Geschlecht 
einnimmt  und  da  die  Pluralform  geschlechtlich  geschie- 
den war  (Masc.  D ,  Fem.  ]) ,  war  der  Femininalplural 
aber  auch  hinlänglich  ausgedrückt ,  wenn  man  an  die 
Masculinarform  (^NlH)  das  femininale  Pluralzeichen  (j) 
hing  (also  ]Nin  :  ]*n  entstand)  5  ähnlich  sahen  wir  schon 
im  Aegjptischen  das  femininale  Zahlwort  für  zwei 
aus  der  masculinaren  Pluralform  durch  Hinzufügung  des 
Femininalcharakters  hervorgehen  und  ganz  ähnliche  Fälle 
werden  uns  weiter  in  Menge  entgegentreten  (vgl.  z.  B. 
die  äthiop.  Formation  des  Pron.  der  dritten  Pers.  Plur. 
§.  4,  die  Bildung  des  hebr.  u.  s.  w.  Plurals  Fem. 
§.  5).  Ich  erinnere  hierbei  zugleich  an  die  11  Stellen 
im  Pentateuch  und  einige  andere  in  den  übrigen  Schrif- 
ten des  A.  T.  5  wo  sogar  der  Sing,  der  dritten  Pers. 
Fem.  durch  die  Masculinarform  ausgedrückt  ist  (vgl. 
Gesenius^  Thes.  p.  368),  und  bemerke  schon  hier,  dass 
sich,  mir  wenigstens,  die  Form  des  Femininalsuffixes 
daraus  erklären  wird. 

b)  Die  unselbstständigen  Pronomina  der  zweiten  Pers. 
Pluralis  entsprechen  ganz  denen  der  dritten  Pers. 

Im   Masc.    wieder   hebr.    DZ?,   (wie    DH)    gegenüber 

von  arab.  l^j  svr.  .©ä,  chald.  ji3,  samar.  i^ä  C^g'« 
oben  S.  SO);  bloss  das  Aethiopische  hat  statt  o  seinen 
schwächsten  Vokal  f,  also  ^ft^**  (kentu). 

Im  Fem.  stehen  wieder  auf  der  einen  Seite,  hebr.  p, 

GS         f 

arab.  ^^-)  äthiop.,  jedoch  mit,  wie  im  Masc,  ge- 
schwächtem Vokal,  511  (Jitnt)*j  auf  der  andern  sjr. 
^AÄ,  samarit.  ^Hlü?  wozu  wir  auch  nach  der  frühern  Ana- 
logie der  dritten  Pers.  und  der  allgemeinen  üebereinstimmung 
des  Chald.  mit  den  letzterwähnten  Dialekten,  chald.  p 


42 


zu  rechnen  haben  ^  welches  demnach  (nach  Analogie 
von  ]^n)  für  organischeres  J^p  steht. 

Diese  genaue  ücbereinstimmung  mit  den  Pluralformen 
der  dritten  Pers.  lässt  nicht  zu,  an  eine  von  diesen  un- 
abhängige Formation  der  Pronominalformen  der  zweiten 
zu  denken,  sondern  es  ist  anzunehmen^  dass  das  in- 
differente Zeichen  der  zweiten  Pers.  D  (B.  38)^  ähn- 
lich wie  im  Singular  (ß.  36  ff.),  zum  Zweck  geschlecht- 
licher und  numerischer  Differenziirung,  geradezu  mit  den 
geschlechtlich  und  numerisch  geschiedenen  Formen  der 
dritt.  Pers.  zusammengesetzt  sei,  wobei  denn  H,  wie  | 
oft  (vgl.  z.  B.  schon  im  Singular  in  der  suffixalen  Form  " 
(S.  7)  und  in  den  suffixalen  Pluralformen  D  — p- ,  ]  — i^ 
(vgl.  auch  §.  5,  A))  als  schwacher  Buchstab  ausgestossen 
Avard.  Hebr.  DD  ist  demnach  eine  Zusammenziehung  von 

DH-D  ,  arah.  l^s  von  15>—.Ä,  sjr.  ^  von  ^ai^^ 
chald.'"  [to  von  ]in""D,  samarit.  ^tü  von  ^tH  ü  "nd 
äthiop.  ^^^  Qktmu)  von  ^-IT^^  (ks-homu)  und  die 
eigentliche  Bedeutung  du  (zweite  Pers.)  (seiend)  die 
(d.  h.  eine  Mehrzahl  männlichen  Geschlechts),  durch 
Ineinanderdringung  der  verbundenen  Begriffe :  ihr  männ- 
lichen Geschlechts. 

Ebenso  bestehen  die  Femininalformen    1)  der  ersten 

Classe :  hebr.  p  aus  in""!)^, ,  arab.  J^.^  aus  ^\s^  .^, 
äthiop.  !a?  (kens)  aus  51-171  (ke-hone) ,  2)  der  zwei- 
ten Classe  syr.  ^  aus  ^ois,  chald.  p  (für  yC)  aus 
]^n  3,  samarit.  irnji  ^"s  ^Hl^ü?  i"id  bedeuten  eigent- 
lich: du  (zweite  Pers.)  (seiend)  die  (d.h.  eine  Mehr- 
zahl weiblichen  Geschlechts)  durch  Ineinanderdringung 
der  Begriffe:  ihr  weiblichen  Geschlechts. 

Der  Umstand  kann  bei  dieser  Erklärung  auffallen, 
dass  in  Folge  derselben  eine  einfache  Pluralform  der 
zweiten  Pers.  dem  semitischen  Sprachstamm  ganz  abgeht, 
und  statt  deren  eine  sehr  zusammengesetzte  erscheint, 
welche  durch  ihre  Formation  sich  als  eine  in  verhält- 
nissmässig  später  Sprachentwickelung  entstandene  erweist. 


43 


i^agegen  ist  aber  zu  bemerken:  einerseits,  dass  diese 
Formation  nicht  ausschliesst ,  dass  früher  eine  einfachere 
Form  existirt  habe  (etwa  aus  dem  indifferenziirten  Per- 
sonalzeichen und  dem  PUiral  des  unselbstständigen  Pro- 
nomens der  dritten  Pers.,  also  organisch  DNIiDj  l^*^^)* 
Denn  wir  finden ,  dass  fast  alle  Sprachen  stets  zusam- 
mengesetztere Pronominalformen  an  die  Stelle  der  ein- 
fachem setzen,  weil  sich  grade  Pronomina  (insbesondere 
der  dritten  Pers.)  sehr  rasch  abnutzen  und  fast  bedeu- 
tungslos werden  5  so  ist  z.  B.  griech.  av-ro  eine  zwie- 
fach, o-v-TO  sogar  eine  dreifach  zusammengesetzte  Form 
(vgl.  Griech.  Wzllex.  II,  230,  I,  281,  282)5  die 
einfachen  Formen  gehen  dadurch  ganz  verloren,  oder  er- 
halten sich  nur  in  einzelnen  Trümmern  (z.  B.  der  Pro- 
nominalstamm L  im  Griechischen,  lat.  is  in  den  roma- 
nischen Sprachen)  5  so  konnte  auch  im  Semitischen  eine 
ältere  einfachere  Formation  von  der  spätem  zusammen- 
gesetztem absorbirt  sein.  Andererseits  wissen  wir  auch 
nicht,  zu  welcher  Zeit  «ich  im  Semitischen  feste  For- 
men für  die  Bezeichnung  der  zweiten  Pers.  Pluralis 
lixirten^  wir  haben  aber  schon  oben  gesehen,  dass  im 
Semitischen  zur  Bezeichnung  der  Suffixe  der  dritten  Pers. 
nicht  wie  bei  der  ersten  und  zweiten  das  unselbststän- 
dige,  sondern  das  selbstständige  Pronomen  verwendet 
wurde  (S.  7).  Diese  Abweichung  beruht  auf  der  eben 
bemerkten  Steigerung  der  Pronominalformen  der  dritten 
Pers.  War  nun  die  unselbstständige  Pronominalform  der 
dritten  Pers.  schon  abgenutzt,  als  sich  die  unselbststän- 
digen Pluralformen  der  zweiten  fixirten,  so  trat  natürlich 
zur  Bildung  von  letztern,  die  selbstständige  ein  (wie 
bei  den  SufBxalformen  der  dritten  Pers.  Sing,  und  Plur.). 

c)  Wie  schon  in  der  dritten  Pers.  Sing,  und  Plur, 
männl.  und  weibl.  Geschlechts  statt  der  unselbstständigen 
Pronominalformen,  die  selbstständigen  zu  Suffixen  ver- 
wendet wurden,  so  auch  bei  der  ersten  Pluralis 5  hebr. 
13  ist  eine  durch  die  suffixale  Stellung  herbeigeführte 
Verstümmelung  der  entsprechenden  selbstständigen  Form 


44 


5);3S  (vgl.  über  deren  Bildung  §.  4  und  über  ihre  Ver- 
wendung §.  5). 

IL  Wir  wenden  uns  jetzt  zu  der  ägyptischen  Plu- 
ralbildung des  unselbstständigen  Pronomens. 

Wir  haben  durch  unsere  Untersuchung  über  die  For- 
mation des  in  diesem  Paragraph  behandelten  semitischen  Plu- 
rals zwei  neue  Formationselemente  kennen  gelernt :  m  als 
Zeichen  des  masculinaren ,  n  als  Zeichen  des  femininalen 
Plurals. 

Im  Aegyptischen  finden  wir  nun  zunächst  Jt  im  Ar- 
tikel des  Plurals  5  dieser  lautet  theb.  Jie,  Jl,  memph.  JW^), 
baschm.  Iie,  JII,  JI5  er  ist  generis  communis.  Haben 
wir  oben  den  Artikel  männlichen  und  weiblichen  Geschlechts 
im  Singular  (vgl.  §.2,  S.  10,  §.3,  S.  15)  mit  Recht 
für  ursprünglichere  Pronomina  der  dritten  Pers.  erklärt^ 
so  wird  nach  dieser  Analogie  der  Plural  des  Artikels 
für  einen  ursprünglicheren  Plural  der  dritten  Pers.  gelten 
müssen,  n  dient  ferner  zur  Bildung  der  Plurale  der 
unselbstständigen  Pronomina  unä  ist  in  dieser  Beziehung 
sicherlich  nicht  von  dem  ji  des  Artikels  zu  trennen. 
Wenden  wir  uns  zum  Einzelnen: 

(i)  In  der  ersten  Person  des  Plurals  wird  Ji  ohne 
weiteren  Zusatz  eines  Personalzeichens  gebraucht.  Diess 
beruht  auf  der  schon  (8.2,  25)  angedeuteten  Eigenthüm- 
lichkeit  des  Aegyptischen,  das  Personalzeichen  der  ersten 
Person  bisweilen  auszulassen  (vielleicht  aus  demselben 
Grund,  aus  welchem  man  im  Deutschen  noch  nicht  vor 
langer  Zeit  „ich"  zu  vermeiden  suchte),  so  dass,  wo 
persönliche  Beziehung  überhaupt  bezeichnet,  die  bezüg- 
liche Person  aber  nicht,  die  erste  verstanden  wardj 
so  z.  B.  wo  durch  Hinzufügung  von  T  (vgl.  über  dieses 


1)  Selten  ist  die  Form  JieJt  {Peyron,  Gr.  I.  Copt.  p.  31) 
und  vielleicht  in  der  Bedeutung  des  blossen  Artikels  zu  bezweifeln; 
wenn  sie  in  dieser  gesichert  wäre ,  so  würde  sie  für  eine  Verdoppe- 
lung zu  halten  sein,  wofür  sich  weiterhin  Analogieen  finden  werden. 


45 


weiterhin  §.  4)  ein  Zustand  der  Beziehung  (dem  Begriff 
nach  gleichsam  ein  status  constructus)  bezeichnet  ist, 
wird  die  Beziehung  auf  die  erste  Pers.  nicht  ausgedrückt  5 
z.  B.  gH  Gesicht  formirt,  wo  persönliche  Beziehungen 
ausgedrückt  werden,  gHT,  z.  B.  gH-T-c[  sein  Gesicht^ 
durch  den  Sprachgebrauch  =  ihn]  soll  dagegen  die 
erste  Person  ausgedrückt  werden,  so  steht  bloss  gHT, 
nicht,  wie  man  nach  Analogie  von  gH-T~q  u.  s.  w. 
erwarten  sollte,  gH-T-Sj  dass  hier  T  nicht  Zeichen 
der  ersten  Person  sei,  zeigt  sein  Vorkommen  vor  den 
übrigen  Pronominalzeichen,  z.B.  gH-T-K  dich^  gHTC 
sie  u.  s.  AV.  AVas  aber  von  diesem  T  gilt,  gilt  auch  von 
dem  T,  welches  als  Verbalsuffix  die  erste  Person  zu 
vertreten  scheint,  z.  B.  ^^-T  fac  me  (^Peyron^  Gr. 
1.  Copt.  p.  156)5  ^"^^^  ^^^^^  *^^  "^  blosses  Zeichen  der 
persönlichen  Beziehung  und  das  eigentliche  Personalzeichen 
der  ersten  Person  ganz  ausgelassen  5  es  ist  dasselbe  T, 
welches  überhaupt  an  viele  Verba  tritt,  um  die  Ver- 
bindung mit  Suffixen  zu  bezeichnen  (^Peyron  a.  a.  0.  153), 
obgleich  diese  Identität  beider  T  theilweis  aus  dem  ägyp- 
tischen Sprachbewusstsein  geschwunden  zu  sein  scheint, 
so  dass  in  einigen  Fällen  bei  Verben  der  letztern  Art 
(wie  qj  vor  Suffixen  c[J-t),  wenn  Beziehung  auf  die 
erste  Person  bezeichnet  werden  soll,  das  t  verdoppelt  wird 

Präteritum  dritte  Pers.  tragen       \ 

während  in  andern  regelrecht  nur  ein  T  erscheint  (^Peyron^ 
Gr.  1.  C.  p.  157).  Ebenso  wenig  ist,  wie  schon  früher 
bemerkt  (S.  25),  in  n^  6  bjiiov  ,  T«J,  tj  ejLiov ,  il^  ol, 
al  i/uoi)  j  die  persönliche  Beziehung  ausgedrückt,  wie 
dieses  mit  Entschiedenheit  daraus  folgt,  dass  diese  For- 
men auch  die  Beziehung  zu  einer  Person  überhaupt  aus- 
drücken, z.B.  n^  qui  pertinet  ad  aliquem^  T^  quae 
pert,  ad  al,^  Jl^  qui^  quae  pertinent  ad  al. 

Diese  Neigung,  die  erste  Person  in  manchen  Fällen 
der  Beziehung  nicht  zu  bezeichnen,  wirkte  auch  auf 
die  Schreibart  der  Hieroglyphen,    insofern    hier  die  un- 


46 


sclbstständigc  Form  der  ersten  Pers.  ideographisch,  nicht 
phonetisch  ausgedrückt  ward  (^ChampoUion y  Gr.  eg. 
p.  259,  264,  270,  284  ff.),  sogar  als  8ubject  des 
Verbi  (ebds.  293)^  ja  es  dient  hier  zur  Bezeichnung 
der  ersten  Pers.,  wenn  sie  wcibhch  ist,  der  blosse  Fe- 
niininalartikel,  z,  B.  jL_^_^,  wo  f!^  wie  gewöhnlich  das 
koptische  Te  die^  L~Ji/  aber  das  Verb  um  "^  geben  aus- 
drückt, so  dass  eigentlich  nur  dasteht  die  geben '^  dabei 
ist  aber  ich  zu  suppliren,  so  dass  es  heisst  (ich)  die 
(d.  i.  ich  weiblichen  Geschlechts)  gebe  (vgl.  noch  ebds. 
406)5  erscheint  dagegen  das  selbstständige  Pronomen, 
so  Avird  phonetisch  ^JIK  ich  geschrieben  (ebds.  247). 

jl  als  Zeichen  der  ersten  Pers.  Plur.  drückt  also 
eigentlich  nur  die  (Plur.  gen.  comm.)  aus,  welches^ 
kraft  der  eben  entwickelten  Eigenthümlichkeit  des  Aegjp- 
tischen:  wir  (gen.  comm.)  bedeutet. 

Ä)  Die  zweite  Pers.  des  Plurals  wird  dadiirch  ge- 
bildet, dass  Jl  hinter  das  Zeichen  der  zweiten  Pers.  Fem. 
Te^  'i^  (y^'  S.  22)  tritt  5  dadurch  entsteht  in  den  Hiero- 
glyphen TJl,  theb.  TJl,  memph.  Text.  Die  Form  be- 
deutet also  eigentlich  du  (weiblichen  Geschlechts)  +  die 
(Plur.  gen.  comm.),  welche^  durch  Durchdringung  der 
Begriffe,  die  Bedeutung  ihr  (gen.  comm.)  erhalten. 

c)  Die  dritte  Person  wird  in  den  Hieroglyphen  nach 
der  Analogie  der  zweiten  gebildet,  nämlich  durch  Hin- 
zutritt von  Jt  an  das  Fem.  der  dritten  Pers.  Sing,  c, 
also  CJI.  Diese  Form  brachte  Champollion  (Gr.  eg. 
p.  256,  261)  in  einige  Verlegenheit. 

Sie  würde  memph.  cell  (nach  Analogie  von  Teil 
=  hierogljph.  TJl}  lauten,  und  ich  erkenne  sie  in 
dem  koptischen  ce,  welches  zwar  nicht  in  demselben 
Umfang,  wohl  aber  ia  derselben  Bedeutung  erscheint, 
nämlich  in  mehreren  Verbalformen  (z.  B.  Präs.  I)  als 
Pronomen  der  dritten  Pers.  Plur.  Das  schliessende  Jl 
ist  abgestossen,  wahrscheinlich  wegen  der  stets  engen 
Verbindung  mit  dem  folgenden  Wort  (gewissermaassen 
im  stat.  constr.). 


47 


Theilwcis  nach  derselben  Analogie,  wie  die  erwälm- 
(en  Formen  der  zweiten  nnd  dritten  Pers.  Plur.,  ist  au- 
genscheinlich der  in  den  Hieroglyphen  erscheinende  Plural 
o'on.  comm.  eines  Pronom.  demonstr,  gebildet ,  welcher 
t'Hil  lautet  (Jüliampollion^  Gr.  eg.  p.  187)  und  diese 
bedeutet.  Das  anlautende  e  ist  das  relative  (^Peyron^ 
Lex.  1.  Copt.  s.  v.},    von  welchem  weiterhin  die  Rede 

I   sein  wird ,  n  ist  der  Artikel  und  Ji  wieder  das   Zeichen 

I   des  Plurals  5  es  ist  also  begrifflich  ungefähr  =  dem  sanskr. 

I  je  te^   welche^    die^    welches  bekanntlich  ebenfalls  die 

;  Demonstration  verstärkt  ^). 

In  der  Reihe  der  bisher  behandelten  Pluralformen 
tritt  also  n  als  charakteristisches  Zeichen  des  Plurals 
hervor.  Gemäss  der  bisherigen  üebereinstimmung  zwi- 
schen den  Grundelementen  des  ägyptischen  und  semitischen 
Sprachgerüstes  (denn  als  solche  werden  sich  die  bisher 
behandelten  Formen  in  den  folgenden  Paragraphen  kund 
geben)  und  da  Avir  dieses  Jt  vorwiegend  an  die  femininalen 
Singularpronomina  treten  sehen*  —  nehmen  wir  das  Recht 
in  Anspruch,  dasselbe,  fürs  erste  rein  hypothetisch,  mit 
dem  gleichlautenden  semitischen  Femininalpluralzeichcn 
n  (S.  40)  zu  identificircn. 

Neben  diesen  durch  ji  geformten  ägyptischen  Plu- 
ralen  erscheinen  aber  noch  andere. 

fl?)  Die  koptische  Form  der  dritten  Pers.  Plur.  ist 
nicht,  wie  in  den  Hieroglyphen  cjt,  sondern  theb.  eT, 
memph.  ov.  Yen  dieser  Formation  erscheinen  auch  schon 
Spuren   in    den   Hieroglyphen.  ^    Neben    dem   erwähnten 


i)  In  den  Hir.roglj'phen  erscheinen  auch  zwei  ähnlich  ge- 
formte Demonstrativpronomina  mit  Singnlatbedeutung,  nämlich  Masc. 
IUI  dieser^  Fem.  TJt  diese  (Champollion ,  Gr.  e-^.  p.  181 — 186;; 
dennoch  könnten  sie  ursprüngliche  Phiralc  sein,  welche  aber  ad- 
verbial gebraucht  wären.  Denn  durch  die  Pluralform  wird,  wie 
wir  sehen  werden,  wie  im  Semitischen,  so  auch  im  Aegjptischen 
der  Begriff  abstract  und  dadurch,  als  ein  verallgemeinerter,  fähig 
adverbial  gebraucht  zu  werden. 


48 


Plur.  eines  Demonstrativpronomens  enjl  (ß.  47)  erscheint 
gleichbedeutend  ejtov  {Champollion ^  Gr.  eg.  p.  187), 
wo  also,  der,  von  eilJt  gegebenen,  Analyse  gemäss, 
OT  dieselbe  Bedeutung  hat,  wie  hier  JI5  ebenso  werden 
wir  weiterhin  dieses  OT  vielfach  zur  Bildung  des  Plu- 
rals von  Nominibus  verwendet  finden  (^§.  5,  C)  und  in 
diesem  Fall  zeigt  sich  auch  in  den  Hieroglyphen  OT,  V 
(jChamj)ollion y  Gr.  eg.  p.  169).  Durch  diese  Form 
erklärt  sich  ferner  die  schon  beiläufig  als  Königspronomen 
erwähnte  hierogljphische  Form  COV.  Wie  nämlich  ei- 
nerseits, in  e-n-OT,  die  Demonstrativform  e-n  durch 
OV  pluralisirt  ist,  andererseits,  in  Analogie  mit  der  zweiten 
Ps.  Plur.  und  der  dritten  in  den  Hieroglyphen  (Teil ,  CJl) 
in  eirn  durch  Jl,  ebenso  ist  COT  aus  der  Verbindung 
des  Femininalcharakters  der  dritten  Pers.  Sing,  c  (wie 
in  cn)  mit  dem  Pluralzeichen  OT  formirtj  bedeutet  also 
eigentlich  sie  (Plur.)  und  dient  als  plur.  majest. ,  als 
Pronominalsuffix  eines  Königs  für  ihn  (J^hampollion^ 
Gr.  eg.  p.  287). 

Aus  dieser  Formation  erklären  sich  endlich  die  ei- 
genthümlichen  koptischen  Formen  des  Pronom.  der  zwei- 
ten Pers.  Plur. :  theb.  THTTÜ  und  THJIOV ,  z.  B. 

llTe     .      THTTÜ )         .    .       j       eTOOT  THJIOT)       ,. 

Svestriwna  „      ,  \vobis 

von  2.  Ps.  PI.  )  %u-Hand      2.  Ps.  pi.  j 

und  memph.  OHJIOT  5  theb.  thttÜ  ist  nämlich  ein  dop- 
pelter Plural,  zusammengesetzt  aus  THT,  welches  aus 
Te  (Zeichen  der  zweiten  Pers.  Sing.  Fem.)  und  dem 
eben  erkannten  Pluralchärakter  CT  contrahirt  ist,  und 
TU,  dem  gewöhnlichen  Plural  des  unselbstständigen  Pro- 
nomens der  zweiten  Pers.  (S.  46)  5  THJlOT,  OHitOT 
haben  dagegen  nur  die  Pluralzeichen  verdoppelt  5  THJl 
steht  für  Teil,  TU. (vgl.  CHJl  neben  CJI-^T  S.  18) 
und  dazu  ist  der  eben  erkannte  Pluralcharakter  OT 
getreten  5  denn  OT  erscheint  auch  im  thebanischen 
Dialekt  als  Plur.  der  dritten  Pers.,  obgleich  im  Gebrauch 
von  eT  geschieden  (über  den  Gebrauch  dieser  J'ormen, 
welche  als  oblique  Casus  der  selbstständigen    Pronomina 


49 


.vorkommen,  vgl.  Feyron^  Gr.  ling.  Copt.  p.  55,  61  und 
Lex.  \mg,  Copt.  p.  255)  5  als  verdoppelte  Pluralformen  er- 
kennen wir  5  nach  diesen  Analogieen ,  auch  die  in  der 
koptischen  Yerbalformation  erscheinenden  TeTÜ  5  TeTejl 
für  Ten  -  Ten  (Zeichen  des  Plur.  der  zweiten  Pers. 
vgl.  S.  46)^  mit  Verlust  des  einen  Jl,  wie  in  ce 
(a.  a.  0.).  Auch  im  Semitischen  werden  sich  analoge 
Erscheinungen  ergeben. 

Es  tritt  demnach  zu  der  Pluralformation  durch  JI  eine 
zweite  durch  memph.  theb.  0T5  theb.  eT. 

Allein  wir  können  dieses  ov,  obgleich  es  in  den 
meisten  der  erwähnten  Bildungen  mit  Jl  bedeutungsgleich 
scheint,  doch  nicht  für  ursprünglich  ganz  bedeutungs- 
gleich nehmen.  Denn  während  ji  nur  in  Verbindung 
mit  c  die  dritte  Pers.  Plur.  bezeichnet,  bezeichnet  OT 
dieselbe  ohne  weitern  Zusatz.  Da  sich  aber  keine  Ana- 
logie zeigt,  welcher  gemäss  wir  behaupten  könnten,  dass 
im  Aegyptischen,  wie  bei  der  ersten,  so  auch  bei  der 
dritten  Person  die  Personalbezeichnung  habe  ausgelassen 
werden  können  —  denn  die  Auslassung  des  Personal- 
zeichens der  dritten  Pers.  im  Ycrbum  unter  der  oben 
(S.  29)  angegebenen  Bedingung  (wenn  nämlich  das 
Subject  durch  ein  Nomen  ausgedrückt  ist)  ist  wesentlich 
verschieden  und  in  einer  Sprache,  welche  die  Fähigkeit 
behielt,  die  Personalzeichen  abzulösen,  sehr  natürlich  — , 
so  schliessen  wir,  dass  OT  nicht  als  blosses  Pluralzei- 
chen, sondern  als  Pluralzeichen  der  dritten  Pers.  auf- 
zufassen sei,  also  ein  Zeichen  der  dritten  Pers.  mit 
enthalten  müsse.  Der  Gebrauch  von  OT  als  blossem 
Pluralisationszeichen  in  eiT-OT,  C-OV,  THVTJl,  THil- 
OT  entscheidet  hiergegen  nicht  5  das  Zeichen  der  dritten 
Pers.  Plur.  ist  hier  nach  derselben  Analogie,  wie  im  Se  - 
mitischen  z.  B.  hebr.  DH,  IH  in  DD,  p  (vgl.  S.  42), 
verwandt. 

Wenn  aber  OT,  CT  zugleich  ein  Zeichen  der  dritten 
Pers.  enthält,  so  Averden  wir  durch  die  oben  (§.  1,  c, 
S.  6)  erwähnte  Verwandtschaft  zwischen    ägypt.  q  und 

4 


60    

OV  sogleich  auf  die  Vermiithnng  gefiiiirt,  dass  in  ov. 
ev  das  Zeichen  des  Sing,  der  dritten  Pers.  Masc.  r[ 
stecken  möge. 

Dieses  angenommen,  mnssten  ferner,  wegen  dn 
veränderten  Bedeutung,  noch  ein  oder  mehrere  Laute  hin- 
zugetreten sein,  welche  dem  Pronomen  die  plurale  Be- 
deutung gaben.  Wir  haben  nun  zwar  ii  als  Charac- 
teristicum  Pluralis  kennen  gelernt  5  allein,  dieses  mit  r| 
verbunden  (etwa  wen  lautend},  konnte  schon  aus  allge- 
meinen phonetischen  Gründen  schwerlich  eine  Veränderuna 
in  ov  herbeiführen,  wie  wir  denn  auch  im  Aegjpt.  qjiT 
Wurm  mit  der  Gruppe  qjl  finden. 

Wenn  aber  das  ägyptische  Pluralzeichen  n  sich  mit 
Wahrscheinlichkeit  dem  semitischen  femininalen  Plural- 
zeichen Ji  gleichstellen  lässt  (vgl.  8.  47),  so  entsteht 
schon  an  und  für  sich  die  Vermuthung,  dass  sich  im 
Aegjptischen  auch  eine  Spur  des  semitischen  masculi- 
naren  Pluralzeichens  m  auffinden  lassen  werde  und,  so 
wie  wir  ii  vorwiegend  mit  Femininalpronominibus  ver- 
bunden fanden,  werden  wir  grade  bei  einem  Masculinum, 
wie  q,  eine  Spur  des  masculinaren  m  erwarten,  q  (w) 
mit  jtx  zusammengesetzt,  hätte  aber  bei  der  bekannten 
nahen  Verwandtschaft  dieser  Töne  sehr  leicht  zu  OV, 
dialektisch  eT,  werden  können.  Eine  entschiedene  Ana- 
logie für  diesen  Uebergang  finde  ich  im  Aegyptischen 
nicht  5  allein  1)  es  giebt  auch  kein  Wurzelwort  mit  qiXy 
2)  in  den  Verbalbildungen,  wo  q  mit  JüL  zusammentrifft, 
wie  z.  B.  eq-jüie  liebend^  eq-jLieg  voll  u.  aa.,  musste, 
durch  die  allgemeine  und  durchgreifende  Analogie  solcher 
Bildungen ,  durch  die  Ablösbarkeit  der  Präfixe,  die  pho- 
netische Einwirkung  dieser  Laute  auf  einander  gehemmt 
werden  5  endlich  3)  hängt  die  Annahme  phonetischer 
Uebergänge  in  einem  einzelnen  Fall  an  und  für  sich 
gar  nicht  davon  ab,  ob  sich  analoge  Fälle  finden  oder 
nicht,  sondern  sie  wird  dadurch  nur  sicherer.  Denn  es 
ist  an  und  für  sich  klar,  dass  in  einem  einzelnen  Falle 
phonetische  Uebergänge  Statt  finden  können,  welche  im 


... —     51     ~ 

ganzen  übrigen  8prachschatz  nicht  erscheinen ,  da  sich 
ja  in  diesem  Umstände  zur  Herbeiführung  eines  phone- 
tischen üebergangs  vereinigen  können,  welche  sonst  nicht 
zusammentreffen  5  natürlich  bleibt  die  Annahme ,  wenn 
nicht  andere  Gründe  dafür  entscheiden,  alsdann  unsicher. 
Für  unsere  Annahme  kenne  ich  einen,  obgleich  nicht 
gleichen,  dennoch  ähnlichen  üebergangs  Kejix-Kejtx 
tympcmum  ist  eine  der  im  Aegyptischen  so  häufigen 
reduplicativen  (hier  zugleich  schallnachahmenden)  For- 
men 5  gewöhnlich  Averden  in  solchen  reduplicativen  For- 
men die  Vokale  dissimilirt,  und  zwar  hat  der  eine  Theil 
grösstentheils  o,  der  andere  e  5  so  wäre  eine  Form  KOJUL- 
KeStX  möglich,  und  an  diese  schliesst  sich  augenscheinlich 
das  mit  KeJüLKeil  gleichbedeutende  KOTKJUL,  wo  wir 
wenigstens  11  in  t  übergehen  sehen. 

Dennoch  wage  ich  die  Annahme,  dass  ov,  ev  aus 
qjUL  entstanden,  und  also  wesentlich  dem  semitischen 
DNI  (S.  39)  gleich  sei,  noch  keineswegs  für  mehr  als 
Hypothese  zu  geben  5  aber  folgende  Gründe  scheinen  sie 
mir  sehr  wahrscheinlich  zu  machen. 

1)  Im  Semitischen  wird  der  Plural  der  Nomina,  vor- 
züglich derer  gen.  masc,  (in  Avenigen  Fällen  auch  derer 
gen.  fem.)  durch  Hinzufügiing  des  Plurals  des  unselbst- 
ständigen  Pronomens  der  dritten  Pers. ,  organisch  QNI, 
durch  Yermittelung  von  D^  0'^'^*  ^*  ^^3  "^^  Hebr.  zu 
Q^__-  umgestaltet,  gebildet  (vgl.  jedoch  §.  5_,  C) ;  ebenso 
dient  das  mit  DN1  identificirte  ägyptische  OV  in  einer 
grossen  Menge  Fällen,  z.  B.  JüL^T^T-c]  allein  (formirt 
durch  das  adjectivische  üt  und  OT^T  von  OTWT  einer 
—  welches  selbst  von  ov^  eins  stammt  —  und  q,  Zeichen 
der  dritten  Pers.  Masc.  hier  als  Geschlcchtszeichen,  also 
eigentlich :  allein  -er  =  solus^ ,  im  Plur.  il^v^T-OT 
(gleichsam  allein- sie ^  eigentlich,  wenn  ov  richtig  er- 
klärt ist,  bloss  Plural  des  Masc. :  soli^  aber  durch  Usus 
gen.  comm.  also  sali  und  solae^  vgl.  genauer  §.  5). 

Noch  auffallender  ist  diese  üebereinstimmung  bei  der 
Verbindung  mehrerer  ursprünglich    als  Nomina  gcfasstcr 

4* 


52 


Wörter,  welche  zu  Präpositionen,  Conjimctionen  u.  s.  w. 
herabgesunken  sind,  mit  PronominalsuHixen.  Wie  im 
Semitischen,  so  dienen  auch  im  Aegjptischen  in  solchen 
Fällen  vielfach  die  Pluralformen,  welche,  wie  schon 
bemerkt  (ß.  47},  den  Nominalbeg'riflTadverbialisiren  (vgl. 
§.  5)5  im  Semitischen  erscheint  in  diesen  Fällen  der, 
bloss  phonetisch,  nicht  flexivisch  (vgl.  §.  5)  vom  stat. 
absol.  verschiedene,  stat.  constr.,  z.B.  Tf"h}^ .,  ei^.  deine 
Deberheiten  :  über  dir}  ebenso  im  Aegjptischen  von  ^1 
adjicere  u.  s.  w.  gl  als  Präposition :  auf^  über  u.  s.  w. 
in  der  Verbindung  mit  Pronominalsuffixen  g5Cü,  dessen 
Cü  Umlaut  des  pluralen  OT  ist  (vgl.  62^03  theb.  =  e^ToT 
memph.  forceps^ ,  z.  B.  gscü  -  ci  über  ihm.  Dieser  Um- 
laut ist  vielleicht  durch  die  Status  -  constructus  -  artige 
Verbindung  herbeigeführt.  Die  eigentliche  Pluralform  von 
gl  erkenne  ich  in  gOTO  abundanfia^  'pluralitas  (j)lu- 
res)^  Avelches  aus  gov  für  glOT,  gewissermaassen  übere^ 
adjecti^  und   o  sein  zusammengesetzt  ist. 

2)  entscheidet  mich  die  sonst  hervortretende  allge- 
meine Uebereinstimmung  zwischen  dem  Aegjptischen  und 
dem  Semitischen,  die  zwiefache  Pluralbildung  jener  Sprache 
mit  der  masculinaren  und  femininalen  in  dieser  zu  iden- 
tificiren,  zumal  da  die  eine  durch  Ji  auch  durch  die  Form 
und  ihre  vorwiegende  Verbindung  mit  Femininalpronomm. 
(S.  47)  diese  Identification  unterstützte. 

Hiergegen  wird  man  aber  nun  einwenden,  dass  die 
Form  ov  (für  q-JUl) ,  welche  wir  mit  DN")  identificirten, 
also  für  ursprünglich  masculinar  nehmen,  auch  mit  den 
Femininalpronomm.  in  den  Formen  c-OT,  THT-TÜ, 
THJl  -  OT  verbunden  wird  und  umgekehrt  Jl  =  semit.  n 
also  ursprünglich  femininal,  mit  dem  masculinaren  en 
in  der  Form  en-Jl. 

Dieser  Einwand  wird  uns  Gelegenheit  geben,  unsere 
Ansicht  noch  mehr  zu  befestigen. 

Das  Bedürfniss  einer  Pluralform  entsteht  eben  so  sehr 
beim  Ausdruck  geschlechtlich  gleicher  als  geschlechtlich 
ungleicher  Mehrheiten.     Es  giebt  Wörter,  welche  an  und 


53 


füi*  sich  beide  Geschlechter  umfassen ,  z.  B.  Mensch  im 
Plur.  Menschen  beiderlei  Geschlechts  5  Adjective  im  Plur. 
beziehen  sich  auf  beide  Geschlechter,  z.  B.  Mann  und 
Frau  sind  gut;  die  Pronomina  endlich  werden  in  den 
überwiegenden  Fällen  ihres  pluralen  Gebrauchs  verschie- 
dene Geschlechter  zugleich  bezeichnen.  Danach  sollte 
man  nun  vermuthen,  dass  dieses  Bedürfniss,  als  ersieh 
durch  Formgestaltungen  manifestirte,  Formen,  in  denen 
nur  der  Pluralitätsbegriff  überhaupt,  nicht  zugleich  der 
geschlechtliche  Unterschied  ausgeprägt  wäre,  geschaffen 
hätte.  Allein  bei  Völkern,  welche  sich  zur  geschlecht- 
lichen Unterscheidung  überhaupt  neigen,  liegt  sie  so  tief 
in  dem  Charakter  der  Sprache,  dass  sie  sich  durchweg 
geltend  macht  ^  dieses  und  die  Analogie  der  geschlecht- 
lichen Unterscheidung  im  Singular  bewirkte,  dass  auch 
der  Plural  nicht  geschlechtlos,  sondern  sogleich  mit  ge- 
schlechtlicher Differenziirung  eintrat. 

Allein  sobald  die  geschlechtlich  diflferenziirten  Plural- 
formen sich  geltend  gemacht  haben,  muss  sich  auch  der 
Mangel  einer  geschlechtlich  nicht  dilferenzürtcn  Form 
fühlbar  machen.  Die  Sprachen  helfen  sich  alsdann  so, 
dass  sie  eintretenden  Falls  eine  Pluralform  zur  Bezeich- 
nung beider  oder  mehrerer  Geschlechter  berechtigen,  gen. 
comm.  oder  omnis  machen.  Welchem  Geschlechte  dieser 
Vorrang  eingeräumt  werde ,  hängt  natürlich  von  concret- 
nationellen  Anschauungen  ab.  Das  männliche  Geschlecht 
hat  bei  Verbindung  von  Gegenständen  männlichen  und 
weiblichen  Geschlechts,  als  sprachlicher  Ausdruck  des 
kräftigeren,  Welt-  und  Menschen-Leben  gestaltenden,  ent- 
sprechenden natürlichen  Geschlechts,  einen  natürlichen 
V^orrang  vor  dem  weiblichen,  und  man  wird  es  nicht 
auffallend  finden ,  wenn  es  in  Verbindungen  der  ange- 
führten Art  das  weibliche  mitumfasstj  andrerseits  neigt 
sich  der  semitische  Sprachstamm  dazu,  zunächst  Ab- 
stractes  und,  in  Folge  davon,  Collectivbegrilfe  vorzugs- 
weise weiblich  aufzufassen  (vgl.  Ewald ^  Gramm, 
crit.  ling.  Arab.  §.  297  5  Hcbr.  Gr.  1838  §.  346  u.  aa.). 


54. 

Aehnlich  sehen  wir  auch  im  Aegypiischcn  Allgemeines 
(wo  die  indo- europäischen  Sprachen  das  Neutrum  im 
Plural,  oder  Singular  gebrauchen  würden}  durch  das 
Fem.  bezeichnet,  z.  B. 

eT  ^  c  cyojm 

Ilelativum  Präteritum  3.  Ps.  F.  S.  Seifl 

gewissermaassen  quae  facta  est  für  quod  factum  est : 
"f  2:CÜ  JUÜULO  C  JIH      TJl 

Verbalpräfix    a„noYt    ein  Wort  zur  liililunt;  von  Prono-    o    «„    p    c      anti    9  i>«   Pi 
1.  Ps.   W.       vagen       nilnalfurmen  (vgl.  wcltorlnn)        ^.  iS-*.».    «W    Ais.  ii. 

o'ewissermaassen  hanc  vobis  dico  für  hoc  iwbis  dico. 

o 

So  werden  auch  durch  das  Zeichen  der  dritten  Pers. 
Fem.  j,  e  (vgl.  8.  18  ff.)  Plurale  gebildet,  z.B.  Jl^gß 
Schütter ,  Plur.  Jl*^gS-J ,  JlJCf  Nebel^  Plur.  JUCf-e  u.  aa,- 
(vgl.  weiterhin,  wo  sich  auch  noch  mehr  aus  diesem 
Princip  hervortretende  Formationen  zeigen  werden). 

Konnte  nun  in  Fällen,  wo  ein  Plural  Verschieden- 
geschlechtliches umfassen  sollte,  wie  dieses  grade  bei 
den  Pronominalpluralen  überaus  häufig  eintreten  musste, 
je  nach  der  ersten  Vorstellung  (vom  Vorrang  des  männ- 
lichen Geschlechts),  oder  nach  der  zweiten  (von  der 
Collectivbedeutung  des  weiblichen)  sowohl  die  masculi- 
nare  als  die  femininale  Pluralform  gebraucht  Averden, 
so  musste  sich  entweder  rasch  ein  bestimmter  Gebrauch 
fixiren  —  welcher  die  eine,  oder  die  andere  Form  aus- 
schloss,  oder  jede  in  bestimmte  Grenzen  einschloss  — 
oder  die  Sprache  musste  dazu  kommen,  die  so  vielfach 
bedeutungsgleich  eintretenden  Formen  für  begrifflich  iden- 
tisch zu  halten,  die  in  den  Pluralzeichen  zugleich  lie- 
gende geschlechtliche  Diff'crenziirung  nach  und  nach  zu 
vergessen  und  diesen  -Zeichen  bloss  die  Function  der 
Pluralisirung  zuzuschreiben. 

Von  dieser  Entwickelung  glaube  ich  selbst  im  se- 
mitischen Sprachkreis  noch  eine  Spur  zu  erkennen  5  ich 
meine  die  Erscheinung,  dass  hier  viele  Nomina,  welche 
männlichen  Geschlechts  gedacht  werden,  die  weibliche 
Pluralendung  erhalten,  z.  B.  QU? :  H'lD^,  und  umgekehrt 
weibliche  Nomina  die  männliche,  z.  B.  niDI  :  D^l^l; 
auch  hier  scheint  die  Anschauung,  dass  die  Pluralzeichcn 


55 


keinen  geschlechtlichen  Unterschied  iucliidiien,  im  Begriff 
gewesen  zu  sein,  sich  zu  entwickeln,  aber  ehe  sie  ei- 
nen umfassenden  Einfluss  gewinnen  konnte,  wurde  die 
semitische  Sprache  durch  eine  jener  geistigen  Kraftent- 
faltungen, welche  die  Sprachen  plötzlich  zu  einer  ge- 
waltigen Stufe  erheben,  um  sie  auf  dieser  für  lange 
Zeit,  oft  bis  zu  ihrem  Tod,  in  ihrer  Wesentlichkeit  zu 
fixiren,  in  dieser  Entwickelungsrichtung  gehemmt. 

Um  zu  der  Pluralformation  der  ägyptischen  unselbst- 
ständigen  Pronomina  zurückzukehren,  so  würden  nach 
dieser  Theorie  —  ganz  allgemein  gefasst  —  ursprüng- 
lich verschieden-geschlechtliche  Formationen  durch  masc. 
m  und  fem.  n  aus  den  verschieden-geschlechtlichen  Pro- 
uomm.  Sing,  möglich  gewesen  sein,  also  z.  B.  k  +  JÜL 
ihr  männlichen  Geschlechts,  T  +  Jl  ihr  weiblichen  Ge- 
schlechts. Wenn  wir  aber  bedenken,  dass  Jl  in  allen 
Pronominalpluralen  erscheint  (jl,  TJt,  CJl)  und  sich  ohne 
Weiteres  hier  an  die  Femininalzeichen  des  Singulars 
schliesst,  jtX  dagegen  nur  in  der  Verbindung  mit  q  (Sing, 
dritter  Pers.) ,  woraus ,  nach  unserer  Erklärung  OT,  CT 
entstand,  und  dass  erst  dieses  ov,  mit  Aufgeben  eines 
Theils  seiner  Bedeutung  (^wie  im  semitischen  Plur.  der 
Pronomm.  der  zweiten  Pers.  S.  42  und  sonst) ,  als  blosses 
Pluralzeichen  gefasst,  mit  c ,  Te  und  en  in  Verbindung 
tritt  (c-OT,  Te  H- ev  in  thv,  en-OT),  so  ist  es  bei 
weitem  wahrscheinlicher,  dass  die  ägyptische  Sprache 
der  allgemein  -  semitischen  Neigung,  das  Fem.  als  Col- 
lectivkatcgorie  zu  fassen ,  früh  auch  bei  der  Bildung  der 
Pronominalplurale  folgte,  und  die  so  entstandenen  For- 
mationen als  nicht  geschlechtlich  -  dilferenzürte  auffasstej 
bloss  in  der  dritten  Person,  in  welcher  die  Geschlechts- 
untersch'eidung  am  ehesten  nothwcndig  ist,  bestand  — 
einst  vielleicht  auf  den  masculinaren  Gebrauch  allein 
beschränkt  —    eine    masculinare  Form  (qjül  =  ov)  ^). 


1)  Auch    im  Semitischen,   sahen  wir  oben  (S.  13  u.  39),  ist 
nur  in  tkr  drillen  Pers.  Sing.  Geschlecht,  und  in  der  dritten  Plur. 


56    

• 

Aber  selbst  diese  konnte  sicli  im  Fortgang  der  Sprach- 
entwickclung  dem  Gebrauch  für  beide  Geschlechter  nicht 
entziehen,  nnd  OT,  wie  Jt,  erscheinen  nun  als  geschlecht- 
lose Pluralzeichen,  jenes  fähig  sich  mit  Hingularen  der 
Femininalpronomina,  dieses  mit  Singularen  der  Mascu- 
linarpronomina  zu  verbinden. 

Sonach  glaube  ich  festhalten  zu  dürfen,  dass  das 
ägypt.  plurale  il  ursprünglich  dem  femininalen  somit,  n 
gleich  sei  und  in  ov,  ev  ein  jut  stecke,  welches  dein 
masculinaren  somit,  m  ursprünglich  gleich  war. 


§.4. 

Bildung  der  seih  st  ständigen  Personalpronomina, 

Man  neigt  sich  jetzt  m  der  Linguistik  zu  der  An-' 
sieht,  dass  die  Pronomina  zu  den  allerältesten  Sprach- 
formationen gehören 5  Einige  gehen  sogar  so  weit,  in 
ihnen  Trümmer  einer,  allen  menschlichen  Sprachen  zu 
Grunde  liegenden,  Ursprache  erkennen  zu  wollen. 

Die  erste  Ansicht  stützt  sich  darauf,  dass  sowohl  in 
den  tiefer  oder  genauer  durchforschten  Sprachfamilien^ 
z.  B.  der  indo-europäischen,  semitischen  u.  aa.,  als  auch 
in  den  obenhin  bekannten  der  uncultivirten  Yölker  eine 
bedeutende  üebereinstimmun-g,  ja  fast  eine  vollständige 
Gleichheit  der  Pronominalformen  herrscht,  so  dass  man 
berechtigt  ist^  eine  derartige  Gleichheit  als  ein  Haupt- 
kennzeichen der  Verwandtschaft  in  Anspruch  zu  nehmen. 
Allein  aus  dieser  üebereinstimmuna*  darf  man  doch  nicht 
zu  viel  für  das  Alter  der  Pronominalformen  schliessen^ 
auch   in   vielen    andern   Beziehungen   —    Wurzelformen 


Numerus  und  Geschlecht  unmittelbar  geschieden.  Die  ge- 
schlechtliche Scheidung  der  zweiten  geschah  nur  mittelbar  durch 
Composition  mit  der  dritten.  Die  erste  ist  weder  im  Äegyptischen 
noch  im  Semitischen  geschlechtlich  geschieden. 


51 


und  Flexioiisfonnen  —  herrscht  in  den  Sprachen  einer 
Familie  die  allergrösste  Uebereinstimmung,  und  dennoch, 
sobald  man  tiefer  in  derartige  Organismen  eindringt^  zeigt 
sich  die  Art  und  Weise  ihrer  Entstehung  und  berechtigt 
entschieden  zu  dem  Schluss^  dass,  wenn  sie  auch  noch 
so  alt  sind,  ihnen  dennoch  eine  Sprachperiode  vorherging, 
in  welcher  sie  noch  gar  nicht ^  oder  Avenigstens  nicht 
in  fixirter  Form,  existirten.  Dasselbe  kann  also,  trotz 
der  grossen  Uebereinstimmung  der  Personalpronomina  in 
verwandten  Sprachen,  auch  mit  diesen  der  Fall  sein. 

Die  zweite  Ansicht  beruht  auf  sehr  oberflächlichen 
Vergleichungen ,  welche  vor  einer  eindringenderen  Be- 
trachtung sogleich  in  ihr  Nichts  verschwinden.  Der  Art 
ist^  um  von  diesen  kritiklosen  Zusammenwürfelungen 
nur  wenige  Beispiele  zu  geben,  Ewald' s  (Gramm,  crit. 
ling.  Arab.  p.  91^  n.  1  und  sonst)  Yergleichung  von  arab. 
/m,  Pronom.  der  dritten  Pers._,  mit  lateinisch  hic^  von 
anta  (Pron.  der  zweiten  Pers.) ,  ana  (Pron.  der  ersten 
Pers.)  und  dem  ihm  entsprechenden  hebr.  "^DiN,  in  denen 
das  anlautende  an^  ohne  alle  mitgetheilte  Begründung, 
für  ein  Präfix  erklärt  wird^  mit  lat.  tu  und  griech.  lyiu 
(==z  oki  in  O^n).  Die  erste  und  dritte  schwindet  hin, 
sobald  man  bedenkt,  dass  hi  in  lat.  hi-c  organischeres  gha 
vertritt  und  die  organischere  Form  von  iyvi  ma-gham 
ist  (Griech.  Wzllex.  II,  187  und  sonst)  5  den  Schein, 
welchen  die  zweite  noch  behaupten  mag,  wird  die  in 
diesem  Paragraph  zu  gebende  Erklärung  ihrer  Form  zer- 
stören 'j  denn  es  wird  sich  ausweisen^  dass  das  arabische 
la  das  Personalzeichen  gar  nicht  ist. 

Lassen  wir  also  das  Vorurtheil  von  der  hohen  Ur- 
sprünglichkeit pronominaler  Formen  fallen  und  denken 
uns  vielmehr  in  eine  Sprachperiode  zurück,  wo  die 
Sprache  sich  noch  darauf  beschränkte,  die  allernoth- 
wendigsten  Bedürfnisse  des  Versländnisses  zu  befriedigen, 
so  wird  uns  für  eine  solche  Zeit  jede  Pronominalform 
vielmehr  überflüssig  erscheinen.  Um  diess  zu  begreifen, 
brauchen    wir   uns   nur   zu    erinnern,    wie  spät  und  mit 


5ä 


welclicr  Schwierigkeit  Kinder  Pronomina  zu  gebrauchen 
anfangen.  Wie  diese ,  so  begnügte  sich  olme  Zweifel 
auch  die  älteste  Sprachperiode  mit  Nennung  des  Nomens 
selbst.  —  Doch  dieses  fürs  erste  nur  beiläufige  um  es 
zu  entschuldigen e  dass  ich^  der  jetzt  herrschenden  An- 
sicht gegenüber _,  von  einer  Entstehung  der  Personal- 
pronomina, sowohl  dem  Begriff  als  der  Form  nach 
(was  eigentlich  tautologisch  ist,  denn  sobald  der  Begriff 
existirt,  existirt  auch  eine,  wenngleich  nicht  immer  die 
schlagendste  Form  für  ihn) ,  spreche  und  sie  in  einem 
speciellen  Sprachgebiet  zu  erläutern  suche. 

Den  Weg,  auf  Avelchcm  die  Formen  zur  Bezeich- 
nung der  selbstständigen  Personalpronomina  im  Aegypto- 
Semitischen  gefunden  wurden,  zeigt  das  Aegyptische 
und  selbst  das  Semitische  mit  grosser  Klarheit. 

1)  Im  Aegjptischen  sowohl  als  im  Semitischen  wer- 
den zur  Bezeichnung  der  Pronomina  mehrfach  Wörter 
gewählt _,  welche  durch  ihre  Bedeutung  geeignet  sind, 
Persönlichkeit  an  und  für  sich  auszudrücken,  und  an  diese 
das  unselbstständige  Pronominalzeichen  derjenigen  Person 
gesetzt,  welche  man  bezeichnen  will 5  z.  B.  ägjpt.  po, 
hebr.  TOD  heisst  Gesicht ,  bezeichnet  also  einen  hervor- 
stechenden Körpertheil^  dieser  schien  passend  die  ganze 
Persönlichkeit  zu  veranschaulichen,  diente  also  gleichsam 
wie  eine  pars  pro  toto^  z.  B.  «5,JtOK  pcü,  wörtlich:  ich 
Gesicht  heisst  ich  seihst '^  mit  den  unselbstständigen  Pro- 
nominibus verbunden  _,  bezeichnen  sie  die  durch  letztere 
ausgedrückte  Person,  z.  B.  po-K,  eig.  Gesicht -dein: 
du  selbst^  "^""^PS  Gesichter  -  dein  :  du  seihst  u.  s.  w.  5 
ebenso  ägjpt.  ^H  Gesicht^  in  der  Verbindung  mit  Suf- 
fixen gHT  (vgl.  S.  45),  z.  B.  gHT-q,  eig.  sein  Ge- 
sicht: ihn  QPeyron^  Gr.  ling.  Copt.  p.  58,  73);  hebr. 
^53  ^eele ,  "^""U^SDD  meine  Seele  :  ich  selbst  u.  s.  w. ; 
ägjpt.  TOT  Handj  TOT-c[,   eig.  seine  Hand :  er, 

2)  Steht  die  Person  in  Beziehungsverhältnissen,  so 
wird  das  unselbstständige  Pronominalzeichen  (vgl.  diese 
§.  1  und  3)  an  Wurzel  Wörter  gehängt,  welche  zu  prä- 


59 


positlonalcr  Bedeutung  al) geschwächt  sind,  z.  B.  ägypt. 
po  Gesicht  mit  der  Präposition  e  :  e  -  po  heisst  eig. 
»u- Gesicht 'j  dieser  Verbindung  wird  sehr  natürlich  die 
Bedeutung  zugekehrt :  ^u  gegeben  (vgl.  lat.  coram  von 
CO  und  ora  (alte  Form  für  os)  =  sanskr.  dsja)'^  so 
heisst  nun 

theb.  memph.       baschm.  (wo  X^  dialek- 

tischer Reflex  von  po  ist) 
Sg.  1.  Ps.  e-po-J       e-po-5       e-'K^-l     eig.  adversum 


2.  Ps. 


me^  dann  übh.  mir 

iM.  e-po-K  e-po-K  dir  (M.) 

(F.  e-po  0  e-po  0  ^*>  (F.) 

Im.  e-po-q  e-po-q     e-?^^-q    ihm  (M.) 

•    ^'  (F.  e-po-c  e-po-c      e-?^^-c     ihr  (F.) 

Plur.l.Ps.e-po-Ji  e-po-Ji     e->vi5,-ji       tin« 

2.Ps.e-po-Tl!  e-pa^-Teji  e-?^^-Ten  euch 

e-po-OT  oder  e-pOJ-OT  e?\i^v  (für  org.  J  ., 
e-poj-ov  e->v^-f  OT     j  * 

Wer  aus  der  bisher  entwickelten  Üebereinstimmung 
zwischen  ägyptischen  und  semitischen  Sprachelementen 
schon  so  viel  üeberzeugung  bezüglich  der  ursprünglichen 
Identität  des  semitischen  Sprachstamms  und  der  ägypti- 
schen Sprache  geschöpft  hat,  dass  er  es  wagt,  schon 
Wörter  aus  beiden  zu  vergleichen,  der  wird  keinen  An- 
stand nehmen,  das  semitische"  hebr.  ^N,  welches  im  We- 
sentlichen ganz  ebenso  mit  den  unselbstständigcn  Prono- 
minibus zusammengesetzt  wird ,  mit  theb.  memph.  e-po 
und  baschm.  e-^^  zu  identificiren.  Das  b  für  p  ist  ein 
allgemein  -  menschlicher  Lautübergang  und  zeigt  sich, 
wie  wir  sehen,  grade  bei  diesem  Wort  auch  im  Aegyp- 
tischen  dialektisch  5  die  organischere  Form  wäre  dem- 
nach wohl  Vn  (vgl.  arab.  3  für  J,  Ewald ^  Gr.  arab, 
§.471)5    N  =  ägypt.    e    siu    und    b  =   po    Gesicht^ 

1)  Steht  für  organisch  e-pO-C  :  epO-J   (vgl.  S.  24  und 
weiterhin  JIG).  ;  '?ii 


60 


bezüglich  der  Verbindung  mit  den  Suffixen  weicht  das 
Semitische  vom  Aegyptischen  insofern  ab,  als  jenes  nicht, 
wie  in  epo,  den  Singular  gebraucht,  sondern  den  Plu- 
ral (welcher  mehr  dem  adverbialen  Charakter  eines  zur 
Präposition  herabgesunkenen  Nomens  entspricht,  vgl.  S.  52) 
im  stat.  constr.  z.  B.  T]""^bN  gegenüber  von  baschm. 
e?s<x.-K.  Von  diesem  Gebrauche  des  Plurals  glaubte  ich 
auch  Spuren  im  Aegypt.  zu  finden  (a.  a.  0.  imd  wei- 
terhin), und  in  diesem  einzelnen  Fall  ist  vielleicht  epco 
in  epcw-TeJl,  epcw-ov  als  eine  Art  stat.  constr.  plur. 
(welcher  pcwOT  lautet)  zu  fassen  5  übrigens  werden  wir 
in  ähnlichen  Fällen  auch  im  Semitischen  den  Singular 
finden;  ob  dieser  in  ^N  zu  erkennen,  so  dass  es  status 
constr,  von  7N  wäre,  oder  ob  es  eine  Verstümmelung 
von  ^VNj  stat.  constr.  des  Plurals,  ist,  wage  ich  nicht 
zu  entscheiden. 

Das  im  Aegyptischen  vorgesetzte  e,  welchem  das 
somit,  hebr.  N  entspricht^  erscheint  auch  in  mehreren 
andern  Bedeutungen  (^Peyron^  Lex.  ling.  Copt.  p.  29  IF.) : 

1)  in  verschiedenen  präpositionalen  tn,  ad^  ciy  jjrae^ 
circa y  apud^  daran  schliesst  sich  sein  Gebrauch  in  der 
Bezeichnung  des  Accusativs  und  Dativs  5  in  beiden  Fällen 
liegt  der  Begriff  der  Richtung,  etwa  die  Bedeutung  »u 
zu  Grunde;  auf  denselben  stützt  sich  der  Gebrauch  als 
Infinitivpräfix:  ssu^  z.  B. 

e  K^  eßo?v  )      ,        's*    j 

,  .,  -^        ,  \  ad  remittendum. 

^u       legen  (JassenJ        heraus ) 

2)  als  Relativ,  qui^  quae^  quod.  Diese  Bedeutung 
beruht  auf  dem  Begriff  der  Richtung,  Beziehung 5 
daran  schliesst  sich  sein  Gebrauch  als  Präfix  des  Par- 
ticipii  und  des,  wie  schon  Peyron  erkannte,  damit  zu- 
sammenhängenden Präsens. 

Diese  Bedeutungen,  in  Verbindung  mit  der  Form, 
machen  es  mir  sehr  wahrscheinlich,  dass  dieses  e  eine 
durch  den  präfixalen  Gebrauch  herbeigeführte  Verstüm- 
melung der  Wurzel  es  gehen  ist.  Diese  wird  auch  zur 
Bildung  eines  Futuri  als  Hülfswort  verwandt,  z.  B. 


61 


Präteritum     3.  Ps.M.Sg.      (jehetl       Präs.     3.  Ps.     Futurum        tÖdletl       3.  Ps. 

Wörtlich:  er  kam  er  wird  tödten  ihn  für  erat  se 
occisurus.  Hierdurch  erkennen  wir  zugleicli,  tlass  auch 
das  e  hieher  gehört,  welches  an  die  Präsensform  ge- 
hängt Futura  (bei  Feyron^  Gr.  ling.  Copt.  p.  83)  bildet, 
z.  B.  e     \         e 

Präs.  ich  bin 

Fut.  ich  bin  gehen  =  ich  werde. 

Man  vergleiche  hierzu  den  Gebrauch  des  französischen 
venir  als  Hülfsverbum  wnd  die  Bildung  des  Futur,  in  dem 
indo-europäischen  Sprachstamm  durch  das  Präsens  vom 
Verbum  ja  :  gehen '^  s-jämi  heisst  nämlich  ich  werde  sein 
und  ist  |/  as  sein  +  jdmi :  ich  gehe ,  also  eigentlich : 
sein  gehe  ich;  mit  diesem  sjämi  werden  dann  die  übri- 
gen Wurzeln  zusammengesetzt  und  so  Futura  gebildet, 
z.  B.  tud  sjdmi 

sfossen       werde  ich  sein 
woraus  durch  Guna  u.  s.  w.  töt-sjdmi  wird. 

Doch  zurück  zu  po !  Wir  werden  sogleich  sehen, 
dass  das  gleichbedeutende  ji)^,  g^  Gesicht  schon  an 
und  für  sich  die  Bedeutung  ^e^ßw  hat  5  so  konnte  denn  auch 
po  allein,  ohne  e,  ziemlich  dieselbe  Bedeutung,  wie 
e-po,  haben,  und  da  Avir  in  den  Hieroglyphen  p  aul 
diese  Weise  gebraucht  finden,  so*  dürfen  wir  keinen 
Anstand  nehmen,  das  koptische  po  darin  zu  erkennen 
(vgl.  Champoltion^  Gr.  eg.  p.  302).  Haben  wir  aber 
mit  ägypt.  e-po  hebr.  bN  mit  Recht  identificirt,  seist 
keine  Frage,  dass  das  gleichbedeutende  semitische,  hebr. 
^  mit  po  zu  identificiren  und  seine  organischer^  F'orni 
^  ist^  so  dass  sich  z.  B.  T|""b  zu  hieroglyphisch  pK  ver- 
hält wie  T]"^Vn  zu  kopt.  e-po-JK. 

Statt  des  e  werden  vor  po  auch  andere  präpositio- 
nal  gebrauchte  Wurzel  Wörter  gesetzt,  z.  B.  das  eben 
erwähnte  memph.  i)^.^  theb.  g^,  Gesicht ^  so  dass  ^<^- 
po  als  Präposition  etymologisch  nur  ein  verstärktes  ge- 
gen ist^  diese  Bedeutung  cor  am  :  contra  tritt  auch  zunächst 


62 


in  dieser  Formation  hervor,  z.  B.  g^-po-q  coram  eo. 
In  weiterer  Entwickelung  drückt  diese  Form  aber  fast 
alle  Bczieliimgsverhältnissc  aus  (vgl.  Feyron^  Lex.  ling. 
Copt.  p.  325  5  332):  contra^  ante^  erga^  ad^  ajtudy 
8ub^  dCy  ab^  ex y  pro  ii.  s.  w. 

Wer  mit  uns  hebr.  ^N  mit  epo  und  ^  mit  po 
identificirt  hat,  wird  wenig  Anstand  nehmen,  mit  diesem 
g^po  den  semitischen  Artikel,  organisch  in  (wie  die 
Combination  von  hebr.  n  imd  arab.  J.I ,  sowie  das  durch 
den  Artikel  im  Hebr.  herbeigeführte  Dagesch  forte  des 
auf  n  folgenden  Consonanten  beweist)  zu  identificiren. 

Diese  Identification  möge  zugleich  den  Leser  von 
dem_,  durch  die  uns  näher  liegenden  Sprachen  genährten, 
Yorurtheil  befreien,  als  ob  der  Nominativ  keine  prä- 
positionsartige Verbindung  vertrüge  5  w  enn  dieser  Etymolo- 
gie gemäss  der  hebr.  Artikel  mit  einem  nominativartig 
stehenden  Begriff  in  Verbindung  tritt,  so  ist  es  gleich- 
sam, als  ob  gesagt  ^väre  „w  as  anbetrifft  den  oder  das", 
z.  B.  1!r)3T\  nN"^*)  et  vidit  quod  pertinet  ad  sacerdo- 
tem  für  vidit  sacerdos.  Ueberhaupt  aber  ist  es  noth- 
wendig^  dass  man  sich  bei  Betrachtung  der  ägypto- 
semitischen  Sprachen  ganz  und  gar  aus  unsern  Anschau- 
ungen über  Casusverhältnisse,  welche  theil weise  auf  der 
frühen  Erlernung  der  classischen  Sprachen  beruhen,  her- 
aus versetzt  5  es  giebt  im  Aegjptischen  eben  so  wenig, 
wie  im  Hebräischen  und  den  meisten  übrigen  semitischen 
Sprachen  (das  Arabische  hat  bekanntlich  drei  casusartige 
Formen  erworben)^  Casus,  sondern  in  beiden  Sprachen 
werden  die  casusartigen  Beziehungen,  wo  es  nöthig  ist, 
oder  dem  concreten  Sprachgefühl  scheint,  durch  zu  Prä- 
positionen herabgesunkene  Wurzehvörter  bezeichnet. 

Auch  bei  dem  Nominativ  konnte  häufig  genug  Ver- 
anlassung entstehen,  sein  Vcrhältniss  zum  Satz  bestimmter 
durch  Hinzufügung  eines  präpositionsartig  gebraucht'^n 
Wortes  oder  Wendung  zu  bezeichnen.  So  dient  im 
Koptischen  unter  gewissen  Bedingungen  zur  Bezeichnung 
des  Nominativs  theb.  liöl,  memph.  ii^e  QPeyron^    Gr. 


I 


63 


ling.  Copt.  p.  40}  'y  dieses  ist  entweder  das  Wurzelwort 
theb.  mempli.  basclim.  25:6  sagen  ^  verbunden  mit  dem 
Infinitivpräfix  ü,  also  wörtlich  xu  sagen^  d.  i.  namentlich^ 
das  scilicet  des  schlechten  Lateins,  oder  theb.  baschm. 
AT,  memph.  (fi  nehmen  mit  demselben  Präfix,  also  wört- 
lich ^u  nehmen  :  nehmlich  5  bei  beiden  Etymologieen 
machen  die  ,  in  diesem  Fall  ganz  von  der  allgemeinen 
Regel  abweichenden,  dialektischen  Reflexe  Schwierig- 
keiten 5  doch  ist  im  Allgemeinen  zu  bemerken,  dass  der 
dialektische  Gegensatz,  wenigstens  in  den  vorliegenden 
koptischen  Schriften,  nicht  mit  entschiedener  Consequenz 
liervorzutreten  scheint. 

Sowie  hier  der  Nominativ  eine  Art  Casuszeichen  — 
wenigstens  nach  demselben  Recht  so  zu  benennen,  Avie 
JlTe-Jl,  und  die  übrigen  ägyptischen  Casuspräpositionen 
—  erhält  und  gewissermaassen  wie  ein  casus  obliquus 
aufgefasst  zu  sein  scheint,  ebenso  erscheinen,  umgekehrt, 
die  eigentlich  für  den  Nominativ,  nach  unserer  Anschau- 
ungsweise, fixirten  Pronomina,  z.  B.  ^JlOK  ic/i,  in  obli- 
quem Gebrauch,  z.  B. 

c    ,      ^  r,  '  1      i   rnea  linqua.  oder 

o  taov  Zunge  tc/t     )  *f      :> 

^  q  ZJ  T  l,SVOK)sumsit 

l»r".t».rihitn    3.  I's.  7  IJczielningszeUIieii  ohne  Bezeich-    ^'«Z,     (      ,^p 

QPeyron^  Gr.  ling.  Copt.  p.  54). 

Diescmnach  darf  es  uns  nicht  auffallend  scheinen, 
wenn  sich  ergeben  wird,  dass  die  selbstständigen  Pro- 
nomina, welche,  wie  bemerkt,  uns  casus  recti  zu  sein 
scheinen,  wesentlich  nach  denselben  Principien  formirt 
sind,  nach  welchen  ihre  casus  obliqui. 

Ehe  wir  uns  jedoch  zu  jenen  wenden ,  wollen  wir 
noch  einige  von  diesen  betrachten,  damit  uns  die  Art 
und  Weise  ihrer  Formation  recht  klar  vorliege. 

Sowie  epo  eig.  xu-Gesichty  adversum^  zur  Be- 
zeichnung der  Beziehung  dient,  welche  in  Verbindung 
mit  den  unselbstständigen  Pronominibus  etwa  von  unsern 
Pronominaldativen  ausgedrückt  wird   (S.  59),    so   auch 


«* 


(las  schon  beilätifio;  erwähnte  tot  Hand  mit  Präfix  t'  : 
eTOT,  eig.  »UV  Händ^  z.  11.  CTOT-K^  ei^*.  xur-Hand- 
dein^  (1.  i.  mi  dir  ^  dir,  J)as  hebr.  gleichbedeutende  T 
neigt  sich  schon  ganz  und  gar  zu  einem  ähnlichen  Her- 
absinken zu  präpositionalem  Gebrauch,  sobald  eine  Prä- 
position, Avic  im  Aegypt.  e,  davor  getreten  ist,  z.  B. 
'IT^^  eig»  in  -  Hand  -  sein  ^  d.  i.  Htm  u.  aa.  Statt  e 
tritt  ferner  das  präpositionale  Jl  vor  TOOT  (theb.  Form 
für  meniph.  tot),  z.  B.  JI-toot-c[,  eig.  etwa  von- 
Hand-sein^  aber  entsprechend  etw^a  unserm  ihm  (Dat.), 
oder  von  ihm  (^Abl.),  vgl.  Peyron  (Lex.  ling.  Copt. 
p.  254)5  in  der  Grammatik  von  ^choU^  (ed.  Woide 
p.  38)  wird  sogar  eine  Stelle  citirt,  wo  Ü-TOT,  eig. 
von -meiner- Hand  (mit  Auslassung  des  Zeichens  der 
ersten  Pers.  nach  S.  44)  bedeuten  soll:  ic/i,  den  ca- 
sus rectus. 

Auf  ähnliche  Weise  dient  p^T  Fuss  mit  Präfix  e  : 
ep^T  als  Bezeichnung  von  ad^  des  Dativs  und  des  Ac- 
cusativs^  z.B.  e-p<J.T-<!f,  eig.  xu-Fuss-sein^  ad  eum^ 
eiy  eiim,  Rosellini  führt  daher  die  hieher  gehörigen 
Formen  mit  den  unselbstständigen  Pronominibus  als  Da- 
tive der  selbstständigen  Pronomina  auf  (Elementa  ling. 
Aegjpt.  p.  30),  während  Peyron  diese,  sowie  andere 
von  Rosellini  zur  Erläuterung  der  Pronominalformen 
herangezogene  Bildungen  bei  den  Präpositionen  erwähnt. 

Z:Cü  Kopf  mit  e  %u  :  eZiCü,  eig.  siu-Kopf,  über 
wird  ebenso  mit  den  unselbstständigen  Pronominibus  ver- 
bunden und  könnte  daher  eben  so  gut  wie  jene  Forma- 
tionen Casuspräfix  genannt  werden  5  steht  diese  Präposition 
in  Verbindung  mit  andern  Wörtern^  so  lautet  sie  e2$:en 
memph.  baschm.,  e^Jl  theb.  baschm.,  d.  i.  e  -\-  ÄC,  letz- 
teres in  der  Singularform  (während  äcü  der  stat.  constr. 
plur.  ursprünglich  zu  sein  scheint  (vgl.  S.  60)  Ji; 
Zeichen  des  Genitivs  (vgl.  weiterhin),  also  eig.  %u-Kopf 
von^  super,  supra  (Peyron,  Lex.  ling.  Copt.  p.  47  ^)). 


J)  Peyron  giebt  dieser  Präposition  anch  die  Bedeutung  sine 
in  dieser  gehört  sie  aber    etymologisch  nicht  zu    ÄCW  Kopf,    son 


65 


In  allen  diesen  Fällen  liegt  die  Etymologie  klar  vor. 
Allein  die  so  verwendeten  Wörter  erhalten  Bedeutungen, 
welche  sich  immer  mehr  von  ihrer  wurzelhaften  entfer- 
nen; sie  mussten  sich  daher  im  Sprachbewusstsein  be- 
grifflich ganz  von  ihrer  Wurzel  ablösen  5  mit  dieser  nicht 
mehr  begrifflich  verbunden,  konnten  sie  sich  phonetisch 
ganz  anders  umwandeln,  als  ihre  Wurzeln ;  ihre  Stellung 
und  ihr  Gebrauch  setzte  sie  mancherlei  Verstümmelungen 
aus,  und  so  Avird  es  kein  in  Sprachforschung  Geübter 
unnatürlich  finden,  wenn  die  Elemente  derartiger  Zusam- 
mensetzungen so  in  einander  wachsen  und  phonetisch  sich 
umwandeln,  dass  einige,  oder  gar  alle  ihren  Wurzeln 
so  unähnlich  werden,  dass  sie  sich  mit  grosser  Schwierig- 
keit und  Unsicherheit,  oder  gar  nicht,  etymologisiren  lassen. 

So  wird  der  Accusativ  der  selbstständigen  Pronomina 
auf  die  nun  mehrfach  kennen  gelernte  Weise  durch  An- 
knüpfung der  unselbstständigen  Pronominalformen  an  theb. 
JÜÜüLO,  memph.  JUÜULO,  baschm.  JüUl^  gebildet  5  also 


theb. 

memph. 

baschm. 

JÖüULO-5 

JÜLJÜLO-3 

ff  11^.-5 

mich 

ilJULO-K 

JÜLJULO-K 

dich  (Masc.) 

JÜÜÜLO  0 

JÜÜÜLO*) 

dich   (Fem.) 

JÜÜÜLO-CJ 

JÜÜUL0-C[ 

JÜÜULi?.-C[ 

ihn 

MflO-C 

JÜÜÜLO-C 

( JÜÜUL4J.-C 
(  JÜLJÜLO-C 

sie 

JÜÜÜLO-Jt 

JÜÜÜLO-Jl 

JÜÜÜL^-Jl 

uns 

JÜÜÜLCW-TÜ 

jüüüLtw-Ten 

JÜLiUL^-TeJl 

euch 

ffttO-OV 

JÜLJÜLCÜ-OV 

(  ff  fi^T  (für 

(    ff  ff4J,+  OV) 

sie. 

clern  zu  ZI  nehmen  und  steht,  wie  er  selbst  bemerkt,  für  ^ZJI, 
welches  aus  ^TZil  durch  Assimilation  entstanden  ist  (vgl.  das 
dialektisch  entsprechende  ^TÄJl);  dieses  ist  zusammengesetzt  aus 
<5.T  privativum,  AI  oder  (Tl  nehmen  und  Jl,  Genitivzeichen,  be- 
deutet also  eigentlich :  ungenommen  des;  die  Form  eÄeHTCJl  sine 
nobis  ist  mir  sehr  fraglich;  eine  Conjectur  liegt  nahe;  ich  will 
sie  aber  nicht  wagen ;  sonst  müsste  man  Teil  für  T  +  Jl  neh- 
men, wie  in  §.  5. 

n  Fiir  JÜÜÜLO-e,   JÜÜÜLO-I  (vgl.  S.  59). 

5 


G6 


Hier  entsteht  die  erste  Frage  über  das  anlautende  jöi,  ^', 
Peyron  (Gramm,  ling.  Copt.  p.  57)  erklärt  es  für  pho- 
netischen Vertreter  der  Präposition  ji,  welche  sich  im 
Koptischen  vor  Jti  und  einigen  andern  Lauten  in  JU  ver- 
wandelt 5  in  den  Hieroglyphen  finden  wir  aber  auch  eine 
selbstständige  Präposition  jti  (Champollion  ^  Gr.  eg.  p. 
300,  450)  ungefähr  gleichbedeutend  mit  Ji,  welche  eben 
durch  letztere  im  Allgemeinen  im  Koptischen  verdrängt 
zu  sein  scheint,  sich  jedoch  in  einigen  Spuren  erhalten  hat^). 

Das  darauf  folgende  Jüto,  baschm.  JUL<x.  erklärt  Fey- 
von  (a.  a.  0.)  gradezu  für  unbekanntes  Ursprungs  5  ich 
bin  nun  zwar  Aveit  davon  entfernt,  mich  mit  dem  tief- 
sten Kenner  des  Koptischen  in  einen  Wettstreit  einlassen 
zu  wollen  5  allein  überaus  nahe  liegt  die  Verbindung  die- 
ses Jtio,  JUL^  mit  11^  Ort',  so  gut  wie  Jl-TOT,  eigent- 
lich von  oder  betreffend  Hand^  in  Verbindung  mit  den 
unselbstständigen  Pronomm.,  den  Accusativ  bezeichnet,  in- 
dem es  die  Richtung  veranschaulicht,  eben  so  gut  kann 
es  JüL-JtlO,  ursprünglich  etAva  von  oder  betreffend  Ort^ 


1)  z.  B.  im  Adverbium  eJÜL-4J,a|^ ,  ejll-^cyCÜ  sehr,  welches 
von  eil  lind  ^cy^I  grade  so  formirt  ist,  wie  ejl-^cye  aus 
eil  (=r  Jl)  und  ^ty^5;  diese  genitivischen  Präpositionen  die- 
nen hier  zu  Adverbialbildungen  ganz  ähnlich  wie  franz.  de  den  Ge- 
nitiv und  Formen,  welche  z.  B.  deutschen  Adjectiven  der  Bedeu- 
tung nach  entsprechen,  bildet.  Durch  dieses  11  ist  auch  11- 
HCy  viel  (ebenfalls  von  ^cy-^l,  Oty ,  CMCy  viel  sein  u.  s.  w.; 
Hey  ist  die  passivische  Form,  vgl.  weiterhin),  111J13  Art  und 
Weise  von  11  und  15\\  u.  s.  w.  ähnlich  sein,  ll^V^T  allein  voa 
11  +  OV^T  einer  zu  erklären;  hieher  gehört  das  11  hinter  dem 
zu  Zusammensetzungen,  welche  eine  Beschäftigung  bezeichnen, 
dienenden  g^,  z.  B.  g^-11-cye,  eig.  g^J.  Gesicht,  d.  i.  gewandt 
zu,  sich  abgebend  mit,  11  Genitivzeichen,  cye  Holz  :  Zimmermann^ 
g^-ll-pe  Bäcker  u.  aa.  (Peyron,  Lex.  ling.  Copt.  p.  332) ;  ich  be- 
merke sogleich,  dass  mir  dieses  genitivische  11  aus  11^  Ort  ab- 
zuleiten scheint,  welche  Bedeutung  präpositional  zu  von  herabge- 
sunken ist. 


07 


also  z.  B.  JÜüüLO-J,  eigentlich  von  Ort-mein^  beireffend 
Ort-mein  (meine  StatQ  für  mich  (vgl.  die  Aveiterhin 
zu  gebende  Erklärung  von  )T0  in  V^')Ü^  und  älinlichen}^ 
wenn  unsere  in  der  Anmerkung  gegebene  Deutung  von 
jUL  richtig  ist,  so  wäre  die  ursprünglichste  Bedeutung 
Ort-Ort  -  meiu'^  allein  als  JUL  fähig  war,  in  eine 
solche  Zusammensetzung  zu  treten,  muss  es  von  seiner 
wurzelhaften  Bedeutung  schon  ganz  zu  der  präpositio- 
nalen  herabgesunken  gewesen  sein. 

Mit  dem  durch  diese  Zusammensetzung  entstandenen 
JUÜULO-J,  iJUULO-K  u.  s.  w.  Avird  ferner  eine  Partikel 
UUULm  verbunden  5  diese  Formation  tritt  zu  andern  Pro- 
nominalcasus ,  oder  Pronominalsuffixen  mit  der  Bedeutung 
selbst^  ipse^  z.  B. 

epo-5  jütjuim  jüLjULO-i, 

mihi  ipsi 

^  J  CWpK        JUUUL05   JULJUL3JI  JÜUULOi  \  jaravi  per 

präter.  1.  Ps.  s.  schwöreu     me  ipsum        \  ^^  ipsum. 

l.  V  T^^  V        •  JÜLiULJJI   JÜÜULO-OV 

"       I'räter.       für  OV         thuH  für  OT  ipSOS 

3.  Ps.  PI.  3.  Ps.  PI. 

sie  thaten  (es)  sich  selbst. 

ne        q         OTtüo,        «^im_iJuio-q  j  ^„„  ^^,,-„, 

possess. Art.  1;  ^J;     voluntas  sclbst^  ipsius    )    voluntus. 

In  seinem  Lexikon  (p.  96)  gibt  Peijron  diesem 
JÜÜtim  hypothetisch  die  Bedeutung  intra*^  in  der  Gram- 
matik (p.  58)  erklärt  er  seine  Bedeutung  für  ungewiss. 
Ich  glaube,  dass  es  mit  JUUULO  eng  zusammenhängt  5  JULJJI 
ist  mir  eine  Art  stat.  constr.  von  jul^  Ort  mit  Hinzutritt 
des  genitivischen  oder  überhaupt  Beziehung  ausdrücken- 
den Ji  (vgl.  über  dasselbe  8.66  und  gleich  weiterhin); 
dieses  tritt  nämlich  fast  an  alle  Präpositions-  oder  par- 
tikelartig gebrauchten  Wörter^  sobald  ihnen  keine  Prono- 
mina suffigirt  sind,  z.  B.  das  schon  erwähnte  ezejl  oder 
eÄil  neben  Cäcü-  QPeyron^  Lex.  ling.  Copt.  p.  47) 
ep-ji,  baschm.  e7\en  lür  das  schon  erwähnte  epo,  baschm. 

5* 


68 


eT^l.;  gp*J.  Genicht  zusammengesetzt  aus  g^.  und  po 
fin  der  Form  p^  vgl.  basclim.  ?v^),  beide  eig.  Gesicht 
(vgl.S.  59,  61 J,  bildet  mit  e  zusammengesetzt  eine  Präpo- 
sition mit  der,  vsclion  mehrfach  als  aus  diesem  BegrilT 
fliessend  erkannten,  Bedeutung  gegen  u.  s.  w. 5  mit  Pro- 
nominalsuffixen egp<J.-K  coram  te  u.  s.  w.  5  in  andern 
Verknüpfungen  dagegen  mit  hinzugefügtem  Ji :  egp€-Jl  5 
ebenso  mit  Vortritt  des  präpositionalen  Ji^  vor  Prono- 
minalsuftixen  Ji<5,-gp^-K  u.  s.  w.  sonst  Jl^-^p-jij  auch 
mit  nochmals  vorgesetztem  Ji:  it-Ji^-gp-Jl.  Durch  das- 
selbe Jt  ist  aus  OV^  einer^  OTJI  für  OT<J,-Jl,  eig.  etwa 
einer  von^  aliquis  entstanden  5  aus  cyiJ.  ugque  ad  cy^-Ji 
quando  5  von  cy^T  indigere  cy^T-Jl  «m^ ;  im  Mangel 
des;  von  gs  werfen  u.  s.  w^  kömmt  gs  in  u.  s.  w.  mit 
pcü  zusammengesetzt  gj-pcü,  Q\g,  auf  -  Gesicht^  super  ^ 
mit  Personalsuffixen  gl-pcü-q  u.  s.  w.  5  in  andern  Ver- 
bindungen aber  theb.  g^-p-Jl,  memph.  gj-pe-Jl  QPeyroUy 
Lex.  ling.  Copt.  p.  337)  5  g5  mit  toot  Hand  zusammen- 
gesetzt, bildet  eine  Präposition  mit  der  Bedeutung  per^ 
ab  u.  s.  AV.  (eig.  werfen-Hand  =  von^  in^  Händen^  ; 
diese  Form  bleibt  vor  Personalsuffixen,  z.  B.  gi-TOOT-q[ 
per  eum'^  sonst  tritt  theb.  gs-T-Jl,  memph.  gs-Te-ll 
ein  (vgl.  Peyron^  Gramm,  p.  76,  Lex.  p.  337);  eben- 
so kömmt  von  gs  in  das  gleichbedeutende  gji  (für  gl-Jl) ; 
von  gcü  und^  auch  (vgl.  8.  23)^  oder  wenigstens  von 
derselben  Wurzel  mit  diesem :  g<5.- Ji,  eig.  Mehrheit  von^ 
der  indefinite  Artikel  des  Plurals  5  von  äj  nehmen  ZS-n 
in  präpositionaler  Bedeutung  eop  u.  s.  w. 

Ich  könnte  diese  Beispiele  noch  um  einige  mehren  5 
sie  sind  aber  genügend ,  um  die  Etymologie  von  JüUULSJl 
von  dieser  Seite  her  zu  schützen.  Hiernach  also  eig. 
JÜÜÜLIJI  iJUüLOl  von  Ort  von- mich ^  indem  wir  JUJüLO-5 
sogleich  die  Bedeutung  geben  müssen,  in  welcher  es 
zur  Zeit  dieser  Verbindung  schon  fixirt  gewesen  zu  sein 
scheint.  VTie  wenig  diese  aber  eigentlich  unserm  Ac- 
cusativ  entspricht ,  zeigen  viele  Verbindungen ,  z.  B.  wo 
JüUULO  unsern  Genitiv  auszudrücken  scheint: 


69    

}\^.^^r        jüuiöö-ov  )     ... 

,     .  .  >    aliquis  eorum 

irgend  einer         sie         \         ^ 

vgl.  Peyron^  Gramm,  p.  58.  Man  würde  sich  der  ei- 
gentlichen Bedeutung  dieser  Zusammensetzung  wohl  am 
meisten  nähern,  wenn  man  sie  als  den  Ausdruck  der 
nächsten  pronominalen  Beziehung  auffasste. 

Wenn  uns  bei  diesen  casusartigen  Formen  schon  be- 
deutende Schwierigkeiten  entgegen  traten,  welche  wir 
jedoch  noch  mit  ziemlicher  Sicherheit  lösen  zu  können 
glaubten,  so  häufen  sie  sich  noch  mehr  bei  der  einen 
Form,  welche  durch  unsern  Dativ  ausgedrückt  wird. 

Wie  im  semitischen  b  =  hierogljphisch  p  =  po 
(vgl,  S.  59),  tritt  auch  hier  nur  eine  einfache  Präpo- 
sition vor  die  unselbstständigen  Pronomina;  ihr  Conso- 
nant  ist  in  allen  drei  ägyptischen  Dialekten  Ji ,  ihr  Vo- 
kal wechselt: 


theb. 
jie  0 

memph.     baschm. 
JIH-I             JIH-J 

Jie') 

Ji45.-q        JiK-q 

(jtiu  mir)  mir 
dir  (M.) 
dir  (F.) 
ihm 

JI45.-C 

JI4S.-C             JIH-C 

ihr 

m.-n 

JliJ.-Jl            ilH-Jl 

uns 

IIH-TÄ 

JlCÜ-TCJl     JlK-TCn 

euch 

m.r  (für  ji*J.-eT)     jiw-ov      jih-ot  und  jiev    ihnen, 

Dass  das  hier  erscheinende  n  nicht  bloss  verwandt, 
sondern  wesentlich  identisch  ist  mit  dem  Ji,  welches  als 
Nominalpräfix  zur  Bezeichnung  fast  aller  casusartigen 
Beziehungen  dient  (Genitiv,  Dativ,  Accusativ,  Ablativ), 
bedarf  kaum  der  Bemerkung.  In  der  Verbindung  mit 
Nominibus  ist  der  Vokal,  den  wir  im  Aegjptischen  nun 
schon  oft  als  nicht  fixirt,    wandelbar  und  verlicrbar  ge- 


1)  Für  Jl<5.-e  (vgl.  S.  65). 

2)  Für  II45--J  (vgl.  S.  65). 


70 


luridcn  haben  ^),  ganz  eingebüsst.  Allein  mit  dieser  Zu- 
sammenstellung haben  wir  für  die  eigentliclie  Bedeutung 
dieser  Präposition  nichts  gewonnen  5  diese  lässt  sich  nur 
durch  Auffindung  der  Etymologie  erkennen.  Dass  sie, 
wie  die  übrigen  semitischen  und  ägyptischen  Präpositio- 
nen, ursprünglich  ein  Wurzelwort  ist,  welches  zu  dieser 
Bedeutung  herabgesunken  ist,  ist  keine  Frage.  Mit  Aus- 
nahme des  Ji  für  m  (xirtikel  des  Plurals),  des  Ji  für 
gjt  (von  gj  S.  68)  und  des  Ji  negativum  gehört  es 
wohl  in  allen,  von  Peyron  (Lex.  ling.  Copt.  p.  117,  118) 
hergezählten  Bedeutungen  zu  einem  und  demselben  Grund- 
wort. In  seinem  Gebrauch  bei  Verbindung  eines  Sub- 
stantivs mit  seinem  Adjectiv  ist  es  wesentlich  gleich  mit 
seinem  Gebrauch  als  Genitivzeichen,  z.  B. 

,.     . ,  ^,  >   ullum  veroum 

aliquid  veroum    ) 

ist  gewissermaassen  aliquid  verhi  wie  lat.  aliquid  boni^ 
irgend  eines  von  Wort^  in  seinem  Gebrauch  als  Infi- 
nitivpräfix  ist  es  reines  Casuszeichen,    z.  B. 

T  e^OTCJ^  Jl-OVa5JüL  )   potestas  edendi 

Artikel  Fem.  edere    )         (Genitiv) ; 

als  Bildungsmittel  von  Adjectiven  ist  es  fast  nur  geniti- 
visch gefasst,  z.  B.  n-JlOVß  golden^  eig.  von  Gold^ 
wie  franz.  d'or^  vgl.  mit  de  als  Genitivzeichen  ^).     Als 


1)  Vgl.  auch  den  Gebrauch  von  Yokalen  in  den  phonetischen 
Hieroglyphen  im  Allgemeinen  und  insbesondere  beim  Ausdruck 
fremder  Eigennamen  {Ideler,  Hermapion  p.  147).  Dieses  Capitel 
—  die  ägyptische  Vokalisation  —  bedarf  einer  besondern  Behandlung, 
welche  ich  jedoch  in  diesem  ersten  Versuch  noch  nicht  mittheilen 
kann.  Bezüglich  der  hier  besprochenen  Präpositionen  bemerke  ich 
ihre  Form  en  in  den  phonetischen  Hieroglyphen  sowohl  (z.  B« 
ZT  ejl  ^Cüp  Rede  des  Horus,  Champollioji,  Gr.  eg.  p.  352), 
als  auch  im  Koptischen  im  adjectivischen  Gebrauch  (z.  ß.  in  dem 
schon  S.  66  erwähnten  ejl-^cye).  Versetzung  des  Vokals  wird 
uns  grade  bei  Liquidis,  in  denen  der  Vokal  gleichsam  in  den  Halb- 
consonanten  selbst  dringt ,  im  Aegyptischen  oft  begegnen. 

2)  Hieher  gehören  auch  ausser  dem  in  der  früheren  Anmerkung 


71 


Bezeichnung  verschiedener  Präpositionen,  wie  Uy  per, 
nach  Art  u.  s.  w.  lässt  es  sich  auch  nicht  von  seinem 
Gebrauch  als  Casuszeichen  trennen,  indem  der  letztere 
auf  dem  erstem  beruht  5  endlich  drückt  es  wie  e  (wel- 
ches man  überhaupt  vergleichen  möge  S.  59 — 61)  auch 
relative  Beziehung  (qui^  quae^  quod)  aus.  Factisch 
tritt  es  uns  also  so  ziemlich  in  derselben  Bedeutung  wie 
e  entgegen  und  wie  dieses  fast  als  allgemeines  Zeichen 
der  Beziehung.  Wenn  wir  e  mit  ei  gehen  mit  Recht 
in  Verbindung  gesetzt  haben,  so  räth  diese  Analogie 
dazu,  il  von  Ji^.  gehen ^  kommen  abzuleiten,  so  dass  es 
in  seiner  präpositionalen  Bedeutung  Gang  y  Richtung 
bezeichnete.  Diese  Etymologie  erhält  durch  das  futurale 
Präfix  n^  eine  Stütze,  welches  nach  den  oben  bei  e 
(S.  61)  bemerkten  Analogieen,  von  ji^.  gehen  nicht 
getrennt  werden  darf  (vgl.  übrigens  noch  §.  5,  B). 
Verwandt  oder  ursprünglich  identisch  mit  jl^X.  gehen  ist 
eil  führen  (richten  :  sich  richten^.  Doch  bleiben  diese 
Erklärungen  natürlich  noch  Hypothesen. 

Auffallen  muss  es  dem  Leser,  dass  nach  den  bis- 
herigen Erklärungen  mehrere  im  präpositionalen,  par- 
tikelartigen u.  s.  w.  Gebrauch  fast  gleichbedeutende  For- 
mationen neben  einander  treten  (wie  hier  e,  Jt).  Um 
sich  diess  zu  erklären,  muss  man  sich  in  die  ältesten 
Sprachzustände  zurückzuversetzen  suchen.  Es  darf  diess 
aber  keineswegs  auf  dem  Wege  blosser  Speculation  ge- 
schehen, welche  gewöhnlich  weit  vom  Ziel  abirrt 5  son- 
dern es  wird  nur  möglich,  indem  wir  in  die  uns  bekann- 
ten ältesten  Sprachformationen  eindringen;  von  diesen 
aus  gewinnen  wir  auch  Licht  über  die  ihnen  vorherge- 
henden  Sprachzustände.     Auf  diesem    Wege   lässt  sich 


erwähnten  6X1- ^cye  noch  Cit-^^S :  it-[)C<^  aliquid  von 
^<5,S  Sache,  Jl-<S-ne  gut  von  ^JI<5.S  bonitas,  und  andere,  welche 
Heyron  (Gramm,  ling.  Copt.  p.  75)  anders  erklärt;  allein  seine 
Annahme  einer  Partikel  Jl^  mit  3er  Bedeutung  valde  wird  durch 
kein  Wort  mit  dieser  Bedeutung  unterstützt. 


k 


72 


erkennen ,     dass ,    sobald    die    Periode     eines    schäiTeni 
Ausdrucks  eingetreten  war,  lur  jede  specielle  Gedanken- 
manifestation  —  selbst  für  die  geringste  Nuance  —  auch 
eine  specielle  Wortbildung  gebraucht  ward.    Diese  Wort- 
bildung   geschah    in    den    tiefer    durchforschten  Sprachen 
(den  indo-europäischen  und  semitischen,  auf  denen  über- 
haupt die  Untersuchungen  beruhen  und  für  welche  allein 
sie  nur  Gültigkeit  haben  5   von    der  Formationsweise  der 
übrigen    Sprachfamilien    wissen    wir    eigentlich    noch 
nichts),    nachdem    die   primären    Wurzeln    schon  ge- 
schaffen waren  —  denn  über  deren  Formation  sind  un- 
sere  Kenntnisse    auch   noch    sehr    unzureichend  — ,  nur 
durch  Composition  aus  den  schon  vorhandenen  Elementen. 
In  einer  solchen  Composition  konnten  nun,  so  lange  sie 
ein  freier  Ausfluss  des  Sprachgefühls  war    und  mit  Be- 
wusstsein  der  Bedeutung  der  dazu  verwandten  Elemente 
vor  sich  ging,  die  verschiedensten  Homo-  oder  Homoio- 
njmen,    letztere  von  der  schärfern  Bestimmung  der  Be- 
griffsnüance  bedingt,  mit  einander  wechseln,    ohne    dass 
dieses  dem,  in  einer  solchen  Periode  nothwendigen,  Grad 
der  Verständlichkeit  im  Geringsten  Abbruch  that.  Um  dieses 
Verfahren  zu  verstehen,   muss    man  sich  nur  vom  Vor- 
urtheil  befreien,    als  ob  die    Sprachkategorieen,    welche 
bei  uns  und  in  allen  Sprachen  schon  seit  langer,  langer 
Zeit  Flexions-  oder  flexionsartige  Formen  haben,  schon 
früh  in  den  ersten  Sprachanfängen  erkannt  gewesen  wä- 
ren.    Umgekehrt  spricht  vielmehr  alles  dafür,  dass  alle 
derartigen   Verhältnisse   ursprünglich    auf  das  speciellste 
bezeichnet  wurden  (z.  B.  nicht  Vergangenheit  im  All- 
gemeinen, sondern  der  specielle  Zeitabschnitt   der   Ver- 
gangenheit, z.  B.    nicht   ich   habe  gethan^   sondern  je 
nach    der,    seit   der   Handlung   verlaufenen   Zeit,    etwa 
eben  gethan^  gestern  gethan  u.  s.  w.)    und  dass  sich 
erst  kraft  des  menschlichen  Generalisationsvermögens  nach 
und   nach   der   kategorische  Begriff  aus  diesen,  un- 
ter ihn  fallenden  speciellen  Ausdrücken  im  Sprachbewusst- 
sein    erhob,    womit  dann,    im   Verhältniss    zur    Klarheit 
und  'zum  Umfang ,   in  welchem   er  sich  geltend   machte. 


n 


immer  mehr  specielle  Bezeiclmuiigen  imtei*  einer,  am 
meisten  passend  scheinenden,  allgemeinen  zusammenge- 
fasst  wurden,  welche  dann,  in  eben  dem  Maass  ihre  ei- 
gentliche Bedeutung  verlierend,  äusserlich  der,  im  Sprach- 
bewusstsein  aufgegangenen  Kategorie,  entsprach  und  somit 
rein  -  flexivisches  Element  wurde  (vgl.  übrigens  §.  5, 
B,  C).  Drückte  man  ein  unbestimmt  Zukünftiges  durch 
Zusammensetzung  mit  einem  Wort  aus,  welches  gehen 
bedeutete  (ich  gehe  xu  thun  =  ich  werde  thun)^  so 
konnten  natürlich  ursprünglich  —  als  diese  Zusammen- 
setzung noch  mit  Bewusstsein  geschah  —  alle  Synony- 
men, welche  gehen  bedeuteten,  zu  demselben  Zweck 
dienen,  also  auch  ei  und  ji^,  wenn  sie  ganz  gleich- 
bedeutend waren  5  waren  sie  eigentlich  nur  ähnlich- 
bedeutend, so  trugen  sie  diese  Bedeutungsschattirung 
auch  in  die  flexionsartige  Composition  über. 

Eben  so  schwierig,  wie  die  eben  behandelte  Dativ- 
form des  selbstständigen  Pronomens,  ist  die  des  Geni- 
tivs.  Er  wird  gebildet  durch  das  Präfix  ilT^,  welches 
mit  dem  als  Casus-  insbesondere  Genitivzeichen  der  No- 
mina dienenden  Präfix  nxe  identisch  ist  5  der  Vokal  wech- 
selt vor  den  angefügten  unselbstständigen  Pronomm.  5  also : 
theb.  memph. 

iiT^.-j  Üth-i  mei 

ÜT^-K  At^-k  tui  (Masc.) 

ÜTe  ^)  jiTe  ^)  tui  (Fem.) 

itT<J.-q  iiT4J.-q  ejus  (Masc.) 

liT^.-c  nT^.-c  ejus  (Fem.) 

liT^.-Jl  11X^.-11  nostri 

ÜTe  THVTÄ^)  ÜTe  OHllOV^)       restri 

JIT«J.V  (für  JiT<^+ev)  Ätoj-OV  eoruMy  earum  *). 


1)  Für  ÜT^^-e  (vgl.  S.  69). 

2)  Für  SVTl.'-l  (vgl.  S.  69). 

3)  Vgl.  S.  48. 

4)  Vgl.  Peyroti,  Lex.  ling.  Copt.  p.  126,  wo  auch  eiuigcbaschm. 
Formen  bemerkt  sind. 


14    

Dieses  SVT^,  oder  iiTe  ist,  sowie  die  bisher  be- 
handelten 5  in  Verbindung  mit  den  unselbstständigen  Pro- 
nomm.  vorkommenden,  Präpositionen  keineswegs  auf  die 
beiden  erwähnten  Fälle  beschränkt  5  es  erscheint  als  Prä- 
position mit  den  Bedeutungen  ab  u.  s.  w. ,  auf  denen 
der  Gebrauch  als  Casuszeichen  beruht _,  z.  B. 
^^      V        go?\iie     (j       jiTe       ne      q        scwt 

Präter.  Tut  ov      rauben    i/^{     von     p'tF^IT^     Vater 

'*3.  Ps.Pl.  *  ° 

sie  raubten  ihn  seinem    Vdter, 

Wie  ferner  Jl  (8.  71)  und  e  (ß.  61)  als  Relativ- 
zeichen erscheinen,  so  auch  theb.  Ht,  welche  wir  nach 
diesen  Analogieen  nicht  davon  trennen  dürfen  5  statt  üt 
erscheint  memph.  eT  in  derselben  Bedeutung  5  da  wir 
schon  nach  frühern  Analogieen  (z.  B.  e-po,  Jüt-ilO 
u.  aa.)  vermuthen  dürfen,  dass  ÜTe,  SVT^,  eine  zu- 
sammengesetzte Präposition  sei,  deren  erstes  Glied  das 
eben  behandelte  A  sei  (vgl.  ji-toot  S.  64) ,  so  könnte 
man  das  memph.  eT  für  organisch  verschieden  von  üt 
und  für  eine  Composition  mit  e  erklären  (vgl.  e-TOOT 
S.  64)5  allein,  da  wir  sogleich  wieder  memph.  eTe 
theb.  ÜTe  genau  entsprechen  sehen  werden,  ferner  schon 
oben  (S.  71)  die  Form  ejl  für  Ji  nachgewiesen  ist, 
danach  also  ejl-Te  angenommen  werden  darf,  endlich 
grade  im  memph.  Dialekt  thebanisches  ji  eingebüsst  wird, 
z.  B.  theb.  iiJlTpe,  memph.  JUteTpe  Zeuge  *^  theb. 
tyOJULJlT,  memph.  cyOJüLT  drei^  theb.  JÜLJIT,  memph.  iieT 
Abstractpräfix ;  theb.  gOJüLJlT ,  memph.  goJüLT  Erx  ^) , 
so  halte  ich  memph.  eT  für  bloss  dialektischen  Reflex 
des  theb.  JIT  (vermittelt  durch  eJl-T). 

An  den  relativen  Gebrauch  schliesst  sich  die  Bildung 
der  XVIten  Verbalform  (bei  Perron,  Gr.  ling.  Gopt.  p.  91) 
durch  theb.  JiTe,  memph.  eTe.  Thebanisch  Avird  die- 
ses JiTe  mit  dem  schon  besprochenen  pe  (S.  30)  ver- 


1)  Auch  bisweilen  im  Theb.  selbst,  z.  B.  theb.  JÜLJIT   zehn, 
theb.  ilHT>  memph.  bloss  JULCT  u.  aa.  vgl.  Peyron,  Gr.  1.  C.  p.  1 8. 


75 


buiulen   und  daran  treten  die  unselbstständigen  Pronomina 
als  Personalzeichen  5  z.  ß. 

JITC  pe  S  )    qiiando  fui^   cum  sim^ 

quando  esse  i.  ps.J  essem^  fuissem. 

im  Memph.  tritt  das  Characteristicum  des  Präterit.  ^  an 
CT  und  daran  die  Personalsuffixe,  z.  B. 

CT  ^  3   )  »     /.  . 

,  \   quando  fui  u.  s.  w. 

quando    Präteritum   l.Ps.J     ^  ' 

Ebenso  gehört  hieher  die  Bildung  des  Subjimctivs 
durch  theb.  und  memph.  JlTe  (^Peyron^  Gr.ling.  Copt.p.90, 
XVte  Verbalform),  an  welches  sich  die  Personalsuffixe 
unmittelbar  anknüpfen,  z.  B.  JlTe-K  sis  u.  s.  w.  Da  aber 
theb.  statt  Atg  in  dieser  Formation  mehrfach  blosses  jt 
erscheint,  wir  auch  schon  bemerkt  haben,  dass  das  in 
ÜTe  anlautende  Ü  zu  dem  schon  behandelten  Jt  gehört, 
so  werden  wir,  um  diess  noch  nachträglich  zu  bemer- 
ken, auch  dieses  subjunctive  Jl  mit  jenem  Jt  und  zwar 
ebenfalls  in  seinem  Relativgebrauch  identificiren. 

Wenn  demnach  jiTe,  ÜT^  und  eTe  eine  Zusam- 
mensetzung von  Jl  (dialektisch  e)  und  Te  oder  t^  ist, 
so  bleibt  uns  nur  noch  letzteres  zu  betrachten. 

Darüber  geben  uns  aber  die  Präpositionen  glTJl, 
ilTCJI  u.  aa,  im  Wesentlichen  vollständigen  Aufschlüsse 
diese  Formen  stehen  nämlich,  wenn  nicht  die  unselbststän- 
digen  Pronomina  suffigirt  werden  5  sobald  man  diese  suf- 
figirt,  steht  statt  jener  theb.  g5-T00T,  memph.  gs- 
TOT  und  JI-TOOT5  TOT  heisst  aber  die  Hand  und 
das  in  jenen  Formen  angetretene  Ji  ist  das  schon  oben 
(S.  68)  erwähnte  und  eben  (S.  70)  besprochene  Ji. 
Wir  können  also  schon  hiernach  sagen,  dass  TOOT, 
TOT  in  seinem  präpositionalen  Gebrauch  sich  leicht  habe 
verkürzen  lassen,  und  so  auch  das  t<J.,  Te  :  t  in 'ÜTe, 
ÜT^,  ÜT,  eTe,  eT  für  eine  Verkürzung  von  TOOT, 
TOT  nehmen  5  diese  Ansicht  wird  aber  noch  durch  die 
Etymologie  einerseits  bestätigt,  andererseits  aber,  jedoch 
in  untergeordneter  Beziehung,  ungewiss.  TOOT,  TOT 
ist  nämlich  durch  die,  im  Aegyptischen  überaus  häufige. 


76 


Rcdiiplication  aus  |/  »j"  geben  abgeleitet,  grade  wie 
ÄJÄ  pugillus  von  ZI  nehmen ,  ZCüÄ  iRT?/?/"  von  äcw 
gleichbd.  u.  aa.  Von  »i"  kommen  nun  aber  Formen  mit 
^. :  T^5  mit  o  :  TO  u.  s.  w.  und  es  wäre  also  aucli  mög- 
lich, dass  zur  Bildung  von  JIT/,,  JlTe  u.  s.  w.  eine  die- 
ser kürzern  Formen  verwendet  wäre.  Dafür  spricht  die 
Präposition  g^TJl  neben  ^  Avelche  nach  Analogie  von 
glTJl  aus  g^  +  TOOT  +  Jl  zu  bestehen  scheint,  aber 
vor  Suffixen  nicht  g^ioOT  sondern  g^-TH  hat  (vgl. 
Feyron^  Lex.  ling.  Copt.  p.  332,  333),  es  bedeutet 
wörtlich  Gesicht-Hand^  aber  Gesicht  in  der  präposi- 
tionalen  Bedeutung  gegen.  Wie  passend  übrigens  grade 
die  Begriffe  Hand  und  geben  zur  Bildung  von  präposi- 
tionalen  und  andern  Hülfsformen  sind,  zeigt  der  vielfache 
präpositionale  Gebrauch  von  TOOT^  die  Menge  von  Zu- 
sammensetzungen mit  ^  zur  Bildung  neuer  Verba  (^Pey- 
ron^  Gr.  ling.  Copt.  p.  24  und  wir  weiterhin),  endlich 
die  Bildung  des  vierten  Futuri  (bei  Peyron^  Gr.  ling.  Copt. 
p.  89  die  Xllte  Verbalform,  vgl.  §.  5)  und  die  des 
Optativs  durch  jtx.^.  gieb  (ebend.  p.  90  die  XIVte),  in 
denen  auch  noch  das  Hülfszeitwort  pe  sein  hinzutritt. 

Da  wir  hier  Te,  T  fast  in  der  Abstraction  eines 
reinen  Beziehungszeichens  gebraucht  sehen,  so  erkläre 
ich  daraus  das  t  ,  welches  sehr  häufig  vor  Pronominal- 
suffixen in  ihrer  Verbindung  mit  Verben,  Nominibus  und 
Präpositionen  erscheint  und  gleichsam  einen  status  con- 
structus  der,  durch  die  Personalsuffixe  bestimmten.  For- 
men bildet  (vgl.  Feyron^  Gr.  ling.  Copt.  p.  135),  z.  B. 
bei  den  einsylbigen  Verbalwurzeln  auf  i,  wie  cys  wägen 
u.  s.  w.,  mit  Pronominalsuffixen,  z.  B.  cyi-T-q  QPey- 
von  a.  a.  0.)  5  bei  dem  schon  oben  (S.  45)  erwähnten 
gH5  es  thun  nimmt  dieses  t  nur  vor  dem  Suffix  der 
dritten  Pers.  Plur.  es-T-OV  facere  ea'y  ejl  und  Ji  du- 
cere  in  einigen  Fällen  (Peyron^  Lex.  ling.  Copt.  p.  37)  5 
Jüiec,  mit  Suffix  auch  jül^,c-t  zeugen  ^  liejlJlH-T  (von 
JüLOOne  weiden^  5  p^K-T  inclinare  (neben  p^.K) ;  p«J.ty 
und  p^cy-Tj    ceßi,    coTfie  :  cotSh-t  circumcidere ,- 


77 


Clin  :  ciiJt-T  constituere^  ceiiJM  :  ceiiJW-T  gleiclibd.5 
covn :  coTn-T pretlum ^  c^&  oder  c^g :  cge-T  schrei^ 
ben  5  C^ge  :  c<J.g-T  ahmenden  ;  cyeiicyj :  cyeiltyH-T 
ministrare  ^  ^\CG  :  g^C-T  laborare^  ÄCMK  :  ÄCK-T 
^niV^,  jedoch  letzteres  nurvorPronominalsuffix  OT  u.  aa.  *) 
Man  würde  sehr  irren,  wenn  man  etwa  aus  dem 
Umstand,  dass  dieses  T  nicht  stets  vor  Pronominal- 
suffixen  erscheint ,  sondern  in  verhältnissmässig  nur  wenig 
Fällen,  einen  Einwand  gegen  meine  Erklärung  entnehmen 
und  es  deswegen  als  schon  ursprunglich  bedeutungsloses 
rein  phonetisches  Einschiebsel  (Bindelaut)  betrachten 
wollte.  Die  neuere  Sprachforschung  hat  durch  viele 
Entwickelungen  gezeigt,  dass  man  in  der  Annahme  von 
rein  phonetischen  Einschiebseln  nicht  vorsichtig  und  ent- 
haltsam genug  verfahren  könne,  dass  die  Sprachen,  w  eit 
entfernt  Lautcomplexe  rein  phonetisch  zu  erweitern,  viel- 
mehr überaus  geneigt  sind ,  Laute  einzubüssen,  und  dass 
man  durchschnittlich ,  wo  sich  lautvollere  und  lautleerere 
Formen  neben  einander  finden,  eher  diese  für  phonetisch 
verstümmelt,  als  jene  für  phonetisch  bereichert  zuhalten 
hat.  Vielfach  kömmt  es  aber  auch  vor,  dass  ein  sol- 
cher, bald  erscheinender  bald  fehlender  Laut  zwar  ur- 
sprünglich bedeutungsvoll,  aber  nicht  nothwendig  ist 5 
dieses  ist  hier  der  Fall.  Denn  wenn  dieses  T  mit  Recht 
mit  TOT  Hand  oder  'f  g^ben  in  Verbindung  gebracht 
ist,  so  werden  wir  ihm  in  dem  zuletzt  besprochenen 
Gebrauch  eine  präpositionale  Bedeutung  zur  nähern  Be- 
zeichnung des  begriflflichen  Zusammenhangs  zwischen  dem 
Pronominalsuffix  und  dem  Regens  zusprechen,  allein  in 
allen  den  Fällen,  in  welchen  es  sich  findet,  konnte  das 
Pronominalsuftix   auch    ohne   Weiteres  angeknüpft   wer- 


1)  Beiläufig  bemerke   ich,    dass    mir   das  T    in   den   Znsam- 
mensetzungen von  CCÜge  weben,  z.  B.  in 

j^  ^,  *,  =  Kleiderweber 

weben  Kleid 

ganz  genitivisch  zu  sein  scheint  {Peyron,  Lex.  ling.  Copf .  p.  224) 


78 


den  (vgl.  §.  5,  A).  So  lange  die  Bedeutung  des  t 
im  8prachbevvusstscin  lebte,  hing  sein  Gebrauch  oder 
Nichtgebrauch  von  feinen  Schattirungen  des  begrilHichen 
Zusammenhangs  zwischen  Regens  und  Pronominalsuffix 
ab  5  als  die  Bedeutung  aus  dem  Sprachbewusstsein  ge- 
schwunden war,  hielt  es  sich  nur  noch  in  Formen,  in 
denen  es  entweder  durch  Usus,  oder  durch  phonetische 
Verhältnisse  des  Regens  geschützt  wurde. 

Nicht  ganz  unähnlich  ist  das  ^,  welches  im  Sanskrit 
am  Ende  von  Wurzeln  antritt,  welche  auf  kurze  Vo- 
kale schliessen,  sobald  diese  in  der  Zusammensetzung, 
wie  alle  übrigen  Wurzeln  ohne  weitern  Zusatz,  par- 
ticipartig  dienen  (JBopp^  Gr.  sscr.  r.  643),  z.  B.  sarva- 
gi-t^  alles  besiegend  von  ]/  g'i^  gegenüber  von  g  ala- 
fi  Wasser  trinkend.  Auch  dieses  #,  obgleich  im  Sanskrit 
nur  auf  verhältnissmässig  Avenig  Fälle  beschränkt  (in 
den  verwandten  Sprachen  ist  sein  Gebrauch  umfassender, 
aber  ohne  durchgreifende  Analogie) ,  ist  nichts  weniger 
als  rein -phonetisch,  sondern  dem  Pronominalstamm  ta 
entlehnt  (g''i-t  gleichsam  siegen-der^  ^  es  ist  aber  zur 
Bildung  nicht  absolut  nothwendig,  sonst  würde  es  sehr 
gut  in  allen  Wurzelbildungen  dieser  begrifflichen  Kate- 
gorie haben  antreten  können.  Gewiss  war  auch  hier 
eine  Sprachperiode  ^  avo  es  je  nach  dem  Auszudrücken- 
den hinzugesetzt  ward  oder  nicht ;  als  diese  Unterschei- 
dung aufhörte,  wurde  es  durch  die  phonetischen  Ver- 
hältnisse der  auf  kurze  Vokale  schliessenden  Wurzeln 
in  die  Zeit  der  fixirten  Sprache  hinübergerettet. 

Durch  die  bisher  gegebenen  Entwickelungen  der 
Casusformation  der  selbstständigen  Pronomina  und  damit 
zusammenhängender  Formen  sind  wir  hinlänglich  vorbe- 
reitet, zur  Betrachtung  derjenigen  Form  der  selbststän- 
digen Pronomm.  überzugehen,  welche  der  Bedeutung 
nach  wesentlich  unsern  Pronominalnominativen  Sing,  und 
Plur.  entsprechen. 

Mit  Sicherheit  dürfen  wir  erwarten,  sie,  Avie  jene, 
durch  Zusammensetzung  der  unselbstständigen  Pronomina 


19 


(§.  1  und  §.  3)  mit  5  zu  präpositionaler  Bedeutung  her- 
abgesunkenen, Wurzelwörtern  —  und  zwar  entweder 
einer  praepositio  simplex  oder  composita  —  gebildet  zu 
sehen  5  ob  es  aber  uns  schon  gelingen  werde,  diese  Prä- 
positionen ganz  genügend  zu  etjmologisiren,  ist  zweifelhaft. 
Die  erste  Erwartung  bestätigt  ein  übersichtlicher  An- 
blick der  ägypto-semitischen ,  jetzt  in  Untersuchung  kom- 
menden Formen: 

Erste  Ps.:  somit,  hebr.  "^""DiN  ^^^S**  sogleich  das  hinten  an- 
geschlossene unselbstst.  Pronomen  der  ersten  Ps.  ^  -^ 
(§.  1  5  a),  grade  wie  in  "^"b  (für  organischeres  "^""b  : 
«I-b,  §.4,  S.  59)  -«-bN  =  ägypt.epo-5  (S.  59). 
Zweite  Ps.  M.  ägypt.  Uto-K  du  zeigt  ebenso  K  (§.  1,  b). 
55         55    F.        55       liTO    für    organischeres    üto  -  e 
(S.  73)5  JITO-J  (S.  73)  hatte  65  i  (S.  19)5  vgl. 
epo  (S.  59). 
Dritte  Ps.  M.  ägypt.  llTO-c[  er  zeigt  ebenso  cf  (§.15 

c),  vgl.  epo-cj  (S.  59). 
Dritte  Ps.  F.  ägypt.  iiTO-c  sie  zeigt  c  (§.  3,  A,  8.13)5 

vgl.  epo-c. 
Erste  Ps.  Plur.    *J.JI-Jl  wir   zeigt  H  (§.  3,  B,  S.  44), 

vgl.  epo-Ji. 
Zweite  Ps.  Plur.  ütcü-tH  ihr  zeigt  tH  (§.  3,  B5  S.  44) 

vgl.  epcw-Tit. 
Dritte  Ps.  Plur.  JiTCü-ov  sie  zeigt  ov  (§.  35  B5  S-  47), 
vgl.  epcw-oT. 
Dieses  ist  im  Einzelnen  zu  verfolgen. 
a)  Erste  Pers.  Das  hebr.  ^""DJN  hat,  wie  bemerkt  — 
wenigstens  hat  diese  Erklärung  für  jetzt  wegen  der  Ana- 
logie der  übrigen  Formen  der  selbstständigen  Pronomina 
viel  für  sich  5    obgleich  ich  nicht  bergen  will  5    dass  wir 
weiterhin    noch    eine    andere    hinzufügen  müssen  —  das 
Zeichen    des    unselbstständigen   Pronomens    am    Schluss. 
Koptisch  entspricht :  theb.  ^.nOK  5   oder  5  mit  der  in  diesem 
Dialekt  häufigen  Vokalauslassung    iÄ{k   und    mit    r^    für 
K5    wegen    des    vorhergehenden    Jl  (vgl.  Peyron^  Lex. 
ling.  Copt.  p.  285  59)  ^iTi^5  memph.  ^.nOK^  baschm.  <s.Jt«J.K. 


80 


An  der  Uebereinstimmuno*  mit  der  semitischen  Form  ist 
nicht  zu  zweifeln  und  sie  ist  auch  von  Denen  zu- 
gestanden 5  welche  sonst  keine  Sprachverwandtschaft  des 
Aegjptischen  und  Semitischen  anerkennen,  so  von  Ge- 
senins  im  Thes.  phil.  crit.  ling.  Hebr.  (p.  326  s.  v. 
^D^N^j  wo  er  einfach  bemerkt:  linyuae  aegyptiacae  pro- 
nomina  personalia  semilicis  cognata  sunty  und  im  „Lehr- 
gebäude der  hebr.  Sprache"  (p.  200} ,  wo  er  das  Zu- 
sammentreffen des  Koptischen  und  Semitischen  in  der 
Bezeichnung  der  ersten  und  zweiten  Pers.  bemerkt,  aber 
glaubt,  „dass  diese  Formen  eher  von  den  Semiten  zu 
den  Aegjptern  gekommen  sein  mögen,  da  sie  in  die 
Analogie  der  übrigen  Personen  und  die  Bildung  des 
Pronomens  (nämlich  im  Semitischen)  eingreifen.''  Was 
den  hier  angeführten  Grund  betrifft,  so  sieht  jeder,  dass 
die  Bildung  von  ÜTO-K  u.  s.  w.  bei  weitem  mehr  in  die 
Analogie  der  ägyptischen  Pronominalformation  eingreift 
als  nriN  u.  s.w.  z.B.  in  die  semitische  5  wenn  also  hier 
jener  Grund  zu  dem  angeführten  Schluss  berechtigte^ 
würde  man  eher  geneigt  sein  müssen,  das  Umgekehrte 
anzunehmen.  Allein  der  stets  mit  der  Wissenschaft  fort- 
geschrittene Gesenius  würde  diese,  im  Jahre  1817  aus- 
gesprochene, Ansicht  schwerlich  jetzt  wiederholen.  Denn 
Entlehnungen  von  so  wichtigen  Elementen,  wie  die 
einfachen  Personalpronomina  sind,  finden  in  keiner  Sprache 
Statt;  wenn  sich  daher  in  Beziehung  auf  sie  üeberein- 
stimmung  findet,  so  beruht  sie  entweder  auf  reiner  Zu- 
fälligkeit —  denn  auch  der  Zufall  treibt  in  den  Sprachen 
sein  Spiel  —  oder  auf  ursprünglicher  Verwandtschaft. 
Ewald  (Hebr.  Gr.  1838,  §.  449)  vergleicht  ebenfalls 
die  koptischen  Pronominalformen ,  aber  auch  die  indo- 
europäischen 5  wie  kritiklos  die  Zusammenstellung  mit 
letzteren  ist,  ist  schon  oben  bemerkt. 

Wenden  wir  uns  zu  der  ägyptischen  Form! 

Sie  weicht  von  der  hebr.  darin  ab,  dass  ihr  das 
schliessende  i  fehlt  5  diess  könnte  rein  phonetisch  ein- 
gebüsst  sein ,  wie  diess,  wie  sich  weiterhin  zeigen  wird^ 


81 


in  den  meisten  semitischen  Dialekten  geschehen  ist 5  allein 
es  könnte  auch  im  Aegjptischen  gar  nicht  angehängt 
gewesen  sein  5  denn  wir  haben  schon  oben  (ß,  44)  die 
eigenthümliche  Neigung  des  Aegyptischen  erkannt,  das 
Personalzeichen  der  ersten  Pers.  nicht  auszudrücken. 

Nach  Abzug  dieses  i  entsprechen  sich  hebr.  02S  und 
ägypt.  ^JlOK,  ^Jl^K,  l,nk',  in  diesem  dem  i  vortreten- 
den Lautcomplex  haben  wir,  den  obigen  Analogieen  ge- 
mäss, eine  einfache  oder  zusammengesetzte  Präposition 
zu  erkennen,  zu  deren  Erklärung  wir  jetzt  schreiten  müssen. 

Die  zweite  Person  heisst  ägypt.  Üto-Kj  semitisch 
entspricht  (vgl.  weiterhin)  nnDN,  also  dem  ägypt.  Jt 
semitisch  2Sj  da  wir  nun  schon  wissen,  dass  die  Aegyp- 
ter  genauere  Vokalbezeichnung  unterlassen,  so  werden 
wir  aus  dieser  Vergleichung  schliessen ,  dass  die  orga- 
nischere Form  dieses  it  vokalisirt  war ,  und  zwar  mit 
l.}  so  entsteht  ^Jl,  und  dieses  werden  wir  unbedenklich 
zunächst  mit  dem  i.n  in  ^Ji-OK,  «J.Jl-<5.K  identificiren 
und  weiterhin  mit  dem,  wie  wir  gesehen  (S.  69  fF.),  mehr- 
fach zur  Bildung  pronominaler  Präpositionen  verwendeten 
präpositionalen  jt;  das  ü  in  ü-TO-K,  sowie  das  ^Jt, 
hebr.  3N  in  <J-Jl-0K,  D2S  ist  also  dasselbe  wie  das  jt 
in  Ji-TOOT  (S.  64)  und  in  dem  nominativischen  Ji-ze, 
«-(^3  (S.  63). 

Demnach  bleibt  uns  nur  noch  die  Erklärung  des 
ägypt.  OK,  4^K,  hebr.  D5  es  wäre  nicht  unmöglich,  dass 
dieses  Element,  welches  der  ganzen  bisher  erkannten 
Analogie  gemäss  (vgl.  ^il-OK  mit  Jt-TOOT,  wo,  indem 
Ui  =  n  ist,  OK  dieselbe  Function  haben  muss,  wie 
TOOt),  ein,  und  wohl  das  wichtigste,  Wurzelwort  in 
dieser  Zusammensetzung  sein  muss,  mit  ägypt.  kcü  po- 
nere  in  Verbindung  stehe  (vgl.  weiterhin  die  Ablei- 
tung von  semit.  hebr.  3^  wie  u.  s.  w.  von  dieser  Wurzel 
mit  der  eigentlichen  Bedeutung  nach  Lage)^  so  dass 
'>"'D"2N  wörtlich  hicss:  bezüglich -Lage- mein  =  ich 
(vgl.  den  ganz  ähnlichen  Gebrauch  des  Begriffs  Orf, 
Statt y    S.    67)5    allein    diese    Etymologie    ist    natürlich 

6 


82 


nur  Hypolliese,  und  ^vir  dürfen  daher  nicht  unterlassen, 
ihr  eine  andere,  dem  Begriff  nach  vielleicht  wahrschein- 
lichere, aber  in  der  Form  wenig'er  übereinstimmende  zur 
Seite  zu  setzen  5  nämlich  eine  Zusammenstellung  mit  dem 
schon  erwähnten  (8.81)  Nominativzeichen,  theb.  Ji-ZC, 
memph.  Ü-öl.  Den  Anstoss,  welchen  man  an  der  Ver- 
schiedenheit der  Buchstaben  finden  kann,  räumt  der  Um- 
stand einigermaassen  weg,  dass  in  den  Hieroglyphen 
die  koptischen  Buchstaben  k,  ä,  (T' durch  dieselben  pho- 
netischen Zeichen  vertreten  werden  (^Champollion ^  Gr. 
eg.  p.  40 ,  43)  ,  ferner,  dass  im  Koptischen ,  beim  Aus- 
druck griechischer  Wörter  mit  y ,  sow  ohl  k  als  (^  zum 
Ausdruck  des  y  dient  und  (T  wiederum  dialektisch  und 
oft  in  demselben  Dialekt  mit  2$:  wechselt;  auch  bei  Ueber- 
nahme  des  Wortes  eö^ocy  ins  Hebr.  (UJ^IS)  fanden  wir 
<f  durch  hebr.  3  vertreten  (ß,  21).  Wenn  diese  Er- 
klärung vorzuziehen  wäre,  so  würde  ■>  D3N  etwa  %u 
sagen  oder  ßsu  nehmen  ich  heissen  (ß,  63).  Im  Aegjp- 
tischen  würde  es  dasselbe  bedeuten,  allein  das  Perso- 
nalzeichen ausgelassen  sein.  Ich  wage  über  die  beiden 
vorgeschlagenen  Erklärungen    noch   keine  Entscheidung. 

Wir  haben  aber  endlich  noch  den  Vokal  zwischen  Ji  und 
K  (mag  nun  letzteres  aus  KO?,  oder  Äe,  (f\  zu  deuten 
sein)  zu  betrachten.  Aegyptisch  zeigt  entweder  gar 
keinen  Vokal,  ^JiK,  ^llü,  oder  den  einfachsten,  «j,:«5,Jl^K, 
oder  endlich  o  :  ^JlOKj  diesemnach  irren  wir  Avohl 
schwerlich,  wenn  Avir  ihn  hier  als  blossen  Spalter  der 
schwer  auszusprechenden  Gruppe  JIK  betrachten;  so  könnte 
auch  das  somit.,  hebr.  — -  in  n^N  (in  ^3"n3N  wir)^ 
w'elches  dem  DIN  C^gl»  weiterhin)  entspricht,  angesehen 
werden ,  aber  schwerlich  kann  diess  von  dem  —  in 
Ö^S  gelten.  Sollen  wir  den  Vokal  hebr.  ■^—  für  orga- 
nisch nehmen  und  ägypt.  ^  :  o  grade  wie  das  hebr.  -^- 
in  ^3""n3N  für  eine  Schwächung  desselben?  Eine  Er- 
klärung desselben  wüsste  ich  in  diesem  Fall  nicht. 

Wäre    es  aber   nicht  möglich,  dass,  wie  im  Aegyp- 
tischen  ^JIOK,  ^.m^K  u.  s.  w.  kein  Personalzeichen  hin- 


83 


zugetreten  ist,  so  auch  die  semitische  Form  gar  kein 
Personalzeichen  ursprünglich  hatte?  dass  sie  in  diesem 
Fall^  ganz  dem  Aegjptischen  entsprechend,  anaU  lau- 
tete  ?  dass  das  angehängte  ^  . —  hier  gar  nicht  das  Zei- 
chen der  ersten  Pers.  sei?  dass  vielmehr,  wie  bei  dem 
unselbstständiffen  Pronomen  der  zweiten  männlichen  Ge- 
schlechts,  organisch  "O  (S.  37),  auch  zu  der  ersten 
Pers.  das  Zeichen  der  dritten  1  als  blosses  Geschlechts- 
zeichen gefügt ,  und  dann  die  erste  Pers. ,  obgleich 
eigentlich  bloss  Masc,  wie  bei  dem  Vorrang  des  mann- 
liehen  Geschlechts  über  das  weibliche  in  sprachlicher  Be- 
ziehung sehr  natürlich,  auch  für  das  Fem.  gebraucht 
sei?  In  diesem  Falle  würde  die  organischere  Form  des 
Pronomens  der  ersten  Pers.  im  Semit.  ir^3N  gelautet 
haben,  mit  rückwirkender  Assimilation  des  Tokals,  welche 
wir  schon  kennen  gelernt  haben  (S.  37)  und  noch  mehr 
kennen  lernen  Averden:  ID^N  und  mit  dem  üebergang 
von  ^  in  ^,  welcher  uns  im  Folgenden  oft  begegnen 
wird,  ^piN.  Ich  will  diese,  bloss  hypothetisch  hinge- 
stellte, Erklärung  nicht  weiter  rechtfertigen,  möge  es 
uns  fürs  erste  genügen ,  die  Identität  des  ägyptischen 
und  semitischen  Personalzeichens  *der  ersten  Pers.  und 
die  Erklärung  der  Anlaute  ^^.Ji,  ;:n   festzuhalten. 

Wenden  wir  uns  zu  den  dialektischen  Formen  im 
Semitischen!  Zunächst  haben  alle  hier  aufzuführenden 
dasr  t  eingebüsst;  hierin  sehe  man  aber  keine  nähere 
Verwandtschaft  mit  dem  Aegyptischen;  dieser  Verlust 
ist  vielmehr  rein  phonetisch  5  ähnlicli-,  wie  im  Syrischen 
in  mehreren  Fällen  schliossendcs  i  zwar  geschrieben, 
aber  nicht  gesprochen  wird  (vgl.  Hoff^mann ,  Gr.  Sjr. 
§§.  32,  36,  43)5  wenn  die  vorgeschlagene  Erklärung 
des  — ^  in  *>d;^N  richtig,  so  folgt  diess  mit  der  gröss- 
ten  Entschiedenheit  daraus  5  denn  die  dialektische  Voka- 
lisation  setzt  dieses  o  voraus  und  dieses  selbst  beruht  nach 
jener  Erklärung  auf  "],  als  organischerer  Form,  des  ■^. 

Nach  A'erlust  dieses  i  bleibt  "^^N,  die  phönicische 
Form,  welche  aber  wohl  nicht  mit  Gesenius  (Lehrgob. 

G* 


84 


p.  200)  piN  zu  punciiren  ist.  Das  nun  schliessende 
D  geht  alsdann  in  n  über,  grade,  wie  sich  in  der  zwei- 
ten Pers.  Masc.  für  das  ägjpt.  K  (in  jito-k)  schon  im 
Hebr.  n  (nnN)  zeigt.  Diese  Umwandlung  erscheint  im 
chald.  n3N ,  wo  zugleich  chald.  -;—  =  hebr.  —  ,  und 
samarit.  ^^A?  H  wird  endlich  auch  eingebüsst  und  statt 
dessen  tritt  N  ein ,  syr.  Pf  mit  '  =  hebr.  ^  chald. 
NDNj  sam.    A^A?  zabisch  N3N  (Jloffmann^    Gr.   syr. 

p.  157),  arab.  Ül  mit  Schwächung  des  —  zu  -^; 
äthiop.  ist  der  schliessende  Vokal  verkürzt  Ai  («n«), 
amhar.  dagegen  in  e  geschwächt  und  das  anlautende  a 
zu  e  getrübt  Ki  (j^ne)  ^).  Der  hierosolym.  Dialekt 
schliesst  sich,  bezüglich  dieses  Pronomens,  an  den  chald.^ 
indem  er  dessen  Anlaut  N  einbüsst,  also  nur  S3  behält; 
andere  mit  den  besprochenen  leicht  zu  vermittelnde  Formen 
findet  man  bei   Gesenius  (Thes.  er.  ph.  1.  Hebr.  p.  126). 

Wir  haben  noch  zwei  Nebenformen  des  Pronomens 
der  ersten  Pers.  zu  berücksichtigen. 

I.  Semitisch  und  zwar  nur  hebr.,  so  viel  mir  we- 
nigstens bekannt,  "^^N;  denn  samarit.  fll^A  is*?  sowie 
fflüJA  ""I*  dem  Hebräischen  entlehnt.  Da  wir  für  D 
dialektisch  n  eintreten  sahen  und  in  der  zweiten  Pers. 
auch  hebr.  n  einem  ägypt.  K  gegenüber  finden  werden, 
der  Ausfall  von  n  aber  im  Semitischen  überaus  häufig 
ist  (vgl.  i""^")3b.  u.  s.  w.  S.  7  und  weiterhin),  so  könnte 
man  ^3N  für  eine  bloss  -  phonetische  Nebenform  von  "^D^N^ 
vermittelt  durch  "^riDN  halten.  Allein  gegen  diese  An- 
nahme scheint  mir  zu  sprechen  ,  dass  dieser  phonetische 
üebergang    ein  überaus  alter,    älter    als    die    Separation 


1)  Diese  amhar.  Form  dient  auch,  wider  die  Analogie  der 
übrigen  semitischen  Dialekte,  zur  Bildung  der  obliquen  Casus,  wie 
sich  denn  solches  Streben  nach  scheinbarer  Regelmässigkeit,  im 
Fortgang  der  Entwickelung  der  meisten  Sprachen  zeigt;  so  la-tne 
MU  mir,  mir  (gegenüber  von  hebr.  u.  s.  w.  "^b  u.  s.  w.),  ja-ine 
Genitiv  (wo  ja  =  chald.  *j,  äthiop.  »a,  hebr.  T,  vgl.  weiterhin 
die  Etymologie  von  tiT). 


85 


aller  speciell- semitischen  (mit  Ausschluss  des  Aegjpti- 
schen)  Sprachen  sein  müsste;  denn  auf  der  Form  "JDN 
beruht  nicht  bloss  ein,  in  allen  semitischen  Sprachen 
erscheinendes,  Suffix  der  ersten  Pers.,  nämlich  ";]■",  son- 
dern auch,  wie  wir  weiterhin  sehen  werden,  die  Plural- 
bildung der  ersten  Pers.  durch  5)2"". 

Ich  neige  mich  daher  dazu,  ^JN  nicht  für  eine  pho- 
netische, sondern  organische,  ursprunglich  eben  so  sehr 
begrifflich,  wie  formativ  verschiedene  Nebenform  von 
^P'DN  zu  halten.  Wir  sahen  schon  oben  Beziehungs- 
formen der  selbstständigen  Pronomina  nicht  bloss  durch 
zwei  präpositionsartige  Wurzelwörter  gebildet  werden, 
sondern  auch  nur  durch  eines ;  so  in  einem  einzelnen  Fall 
sogar  im  Aegjptischen  und  Semitischen  gleichmässig, 
nämlich  in  den  Hieroglyphen  r  (für  ro)  neben  epo, 
im  Semitischen  h  neben  Sn  (S.  60,  61).  Wir  können  dem- 
nach schon  hypothetisch  annehmen,  dass  auch  hier  in 
^2  N  neben  pDN  5  neben  der  Formation  durch  2N  und  3, 
eine  durch  blosses  2N  vorliege.  Für  diese  Erklärung  spricht 

1}  das  schwerlich  auf  andere  Weise  zu  erklärende 
ägypt.  theb.  ^Ul-Jl,  oder  <j.jl-OJt,  memph.  <ut-OJt, 
baschm.  ^j^Jt-^Jl,  welches  den  Plur.  des  selbstständigen 
Pronom.  der  ersten  Pers.  wir  bezeichnet;  das  Plural- 
zeichen Jl  (S.  44)  ist  hier,  der  nun  schon  mehrfach 
erkannten  ägjpt.  Eigenthümlichkeit,  das  Personalzeichen 
der  ersten  Pers.  auszulassen,  gemäss,  gradezu  allein 
an  das  präpositionale  ^it  getreten.  Das  in  der  theb. 
Nebenform  und  im  Memph.  erscheinende  o  ist,  wie  schon 
seine  Auslassung  in  der  einen  theb.  Form  und  seine  Ver- 
tretung durch  <5,  im  Baschm.  höchst  wahrscheinlich  macht^ 
blosses  Pronunciationselement.  Wen  es  aber  dennoch 
zweifelhaft  machen ,  oder  gar  auf  den  Gedanken  bringen 
möchte,  däss  ^Jion  für  4J.JIOK  +  Jl  (also  Pronomen  der 
ersten  Pers.  mit  Hinzufügung  des  Pluralcharakters)  stehe, 
den  wird  wenigstens  von  der  Möglichkeit,  den  Nominativ 
selbstständiger  Pronomina  durch  das  blosse  präpositionale  ji 


86    

(mit  vvclchcm  wir  ^41  ideniificirt  haben,  8.  81 J  zm  bil- 
den, überzeugen; 

2)  die  hieratische  Form  des  selbstständigen  Prono- 
mens der  dritten  Pers.  Jl-Cil  (^Ideler^  Hermap.  p.  108;, 
I,  b)  für  das  hierogljphische  ilT-CJl,  welches  dem 
theb.  ilTO-OT  gleich  ist,  indem  zunächst  das  schon  (8. 
46)  erwähnte  alte  (hierogljphische)  Characteristicum 
des  unselbstständigen  Pronom.  dritter  Pers.  Plur.  CJl  statt 
des  kopt.  OT  gebraucht  ist  und  ferner  statt  der  zwie- 
fachen Präposition  Jl  4-  T  (vgl.  Aveiterhin)  die  einfache  Jl. 

Was  das  ^  — -  in  '^^!iH  betrifft,  so  ist  wenigstens  kein 
Grund  vorhanden,  es  für  etwas  Anderes,  als  das  unselbst- 
ständige  Pronom.  der  ersten  Pers.  (§.  1,  a)  zu  nehmen, 
und  wir  betrachten  also  ^3N  als  eine  Zusammensetzung 
von  diesem  mit  ;n  =r  ägypt.  ^,n  und  Ji  (vgl.  8.  81). 

II.  hätten  wir  ägypt.  ^  zu  erwähnen  5  dessen  Bil- 
dung kann  aber  erst  weiterhin  verstanden  werden,  daher 
ich  seine  Behandlung  noch  aussetzen  muss. 

^)  Die  zweite  Pers.  Masc.  heisst  theb.  JIT-K,  oder 
ÜTO-K,  mempli.  Jieo-K,  baschm.  JIT^-K;  das  schlies- 
sende  k  ist,  wie  schon  bemerkt,  das  entsprechende  un- 
selbstständige  Pronomen  (§.  1 ,  b).  Semitisch  entspricht 
zunächst  chald.  DFlDN  mit  n  für  K,  wie  in  H^N  (S. 
84)5  das  anlautende  3N  ist  schon  besprochen  (S.  81)5 
es  ist  =  ägypt.  ü  =  ^Jl  (in  ^jiok).  Diese  Erklä- 
rung wird  entschieden  durch  das  hieroglvphische  jUL-TCW- 
Tejl  statt  Jl-TCW-Teil  ihr  (Champollion^  Gr.  eg.  p.  256), 
wo  statt  der  Präposition  ii  die  ,  wie  schon  bemerkt,  im 
Gebrauch  mit  ihr  gleichbedeutende  li  (ß.  ß(y)  erscheint. 

Demnach  besteht  Ji-T-K  aus  der  Präposition  ji  (S. 
69),  einem  Worte,  dessen  Consonant  t  ist,  und  dem 
unselbstständigen  Pron.  zweiter  Pers.  Masc.  5  zu  betrach- 
ten bleibt  nur  noch  T.  Rosellini  (Elem.  Gr.  aeg.  26), 
der  memph.  Form  iieo-K  folgend,  hält  00  für  eine  Zu- 
sammensetzung aus  "f  geben  und  go  oder  g^  Gesicht; 
mit  e  für  Tg,  wie  oft;  gegen  ihn  entscheidet  aber  das 
unaspirirte  t  im  theb.  und  baschm.  Dialekt  5  das  memph. 


87 


e  ist  bloss  dialektisch  5  wie  denn  das  Memph.  bekannt- 
lich sicli  durchweg  zur  Aspiration   neigt. 

Da  wir  oben  in  gs-T-Jl  u.  s.  w.  (S.  75)  für  TOT 
blosses  T  fanden,  TOT  ferner  zur  Bildung  von  Bezie- 
hungsformen  des  selbstständigen  Pronomens  dient  (vgl. 
e-TOOTj  ji-toot),  so  nehme  ich  keinen  Anstand,  das 
T  in  UTK,  JlTOK,  JlTiJ.K  eben  daher  zu  erklären,  es 
auf  jeden  Fall  mit  dem  Wurzelwort  "^  geben^  also  das 
hier  vorkommende  ÜT  im  Wesentlichen  mit  JiT^,  JlTe, 
jlT  (S.  73)  für  identisch  zu  erklären  5  was  jedoch  die 
specielle  Bedeutung  in  dieser  Composition  in  Verbindung 
mit  K  ursprünglich  war,    wage  ich  nicht  zu  bestimmen. 

Diesem  ägyptischen  JlTO-K,  JlT<J.-K^  organischer  ejl- 
T^-K,  ejl-TO-K,  tritt  gradezu,  wie  schon  bemerkt,  chald. 
7]?0>i  gegenüber;  ebenso  hat  auch  das  Hebr.  hier  schon 
n  im  Gegensatz  von  ägypt.  k,  grade  wie  viele  semi- 
tische Dialekte  das  D  in  ^p3N ,  welches,  nachdem  das 
schließende  i  eingebüsst,  als  Auslaut  zu  stehen  kam, 
zu  n  schwächten.  Diese  Analogie  macht  es  wahrschein- 
lich, dass  schon  die  älteste  individuell -semitische  Form 
der  zweiten  Pers.  keinen  Vokal  hinter  dem,  nach  Ana- 
logie des  ägyptischen^  als  organischen  Auslaut  erschliess- 
baren  T|  (für  n)  hatte,  also  nicht  das  von  uns  oben 
(8.  37)  als  uiiselbstständiges  Pronom.  zweiter  Pers.  M. 
aufgestellte  1D  zur  Bildung  des  selbstständigen  Pronom. 
der  zweiten  diente 5  in  diesem  Fall  ist  es  wahrscheinlich, 
dass  im  Semitischen  und  Aegjptischen  zur  Bildung  die- 
ser P'orm  das  geschlechtlich  nicht  diflTerenziirte  Charac- 
teristicimi  der  zweiten  Pers.  (vgl.  S.  38)  gedient  habe 
und  durch  Usus  lür  das  Masc.  fixirt  sei.  War  dessen 
Form  ursprünglich  ka  (S.  9),  so  hat  es  seinen  Vokal, 
wie  diess  kaum  anders  zu  erwarten  w^ar,  noch  vor  der 
^^cfuiung  des  Aegyptischen  vom  Semitischen  eingebüsst. 

Die  weitern  dialektischen  Formen  des  Semitischen 
betrclfend,  so  hat  sich  das  n,  ausser  dem  Chald.,  noch 

im  Arab.  ool,  malt,  ynt ^  äthiop.  h'i'V  (jinita)^  amhar. 
Ki^  (jtmte^  vollständig    erhalten;   im    syr.    ^1    cxistirt 


ii 


88 


es  nur  graphisch ;  im  hebr.  riHN?  sowie  im  saiiiar.  ^^^ 
und  zabischen  NHN  (^Hoffmann^  Gr.  syr.  p.  157}  ist 
es  dem  folgenden  n^  A  assimilirt.  Das  schliessende 
k  ist  im  Hebr.,  Chald.  und  Samar.  in  n,  ^  geschwächt, 
wie  schon  bemerkt  5  im  Zabischen  ist  statt  dessen  N  ein- 
getreten (vgl.  NDN  S.  84)  5  im  Arabischen  und  Aethio- 
pischen  ist  auch  diess  abgefallen  und  nur  der  Vokal  ge- 
blieben, im  Amharischen,  Sjr.,  Malt,  sowie  in  den  chald. 
und  samar.  Hauptformen  rj3N  ,  AA  endlich  auch  dieser. 

c)  Durch  dasselbe  ÜT,  oder  JiTO,  iiT<5,,  wodurch 
im  Aegypt.  die  zweite  Pers.  Masc.  formirt  ist,  werden 
auch,  mit  Ausnahme  der  schon  erwähnten  ersten  Pers. 
Sing,  und  Plur.,  die  übrigen  selbstständigen  Pronomm., 
den  schon  erkannten  Principien  gemäss,  formirt.  Wir 
dürfen  uns  also  damit  begnügen,  sie  einfach  hieherzusetzen : 

theb.  memph.       baschm. 

Sing.  2.  Ps.  F.  ^TO  0       Äeo ')       kri,  ^       du  (F.) 
„    3.  „  M.  jiTO-q       Äoo-q       ÜT^-q        er 
„     „   „  F.  jiTO-c       Äeo-c       JiT^-c        sie 

Plur.  2.   „  ÜTCÜ-TÜ     Aotü-TeJl  ÄT<5,-Tll     ihr 

„     3.   „  ÜTO-OV      ÄOCM-OT     ÄT^J-VrfÜr     . 

^T  ^^  ^       Sie 

JIT4J.-0V) 
in  den  Hieroglyphen  ht-cji,  hieratisch  ji-cjl  (vgl.  S.  86). 

d)  Wir  sahen  hier  die  zweite  und  dritte  Pers.  Sing, 
durch  dieselben  präpositionsartigen  Wörter  gebildet;  es 
folgt  daraus,  dass  in  deren  ursprünglicher  Bedeutung 
nichts  lag,  wodurch  sie  grade  nur  für  bestimmte  Per- 
sonalpronomina hätten  verwendet  werden  können.  Es 
wäre  demnach  auch  möglich  gewesen,  dass  sie  zur  Bil- 
dung des  Pronomens  der  ersten  Pers.  hätten  mitwürken 
können,  so  dass  also  etwa  Jl  +  T  +  3  (Zeichen  der 
ersten  Pers.  §.  1,  a)  ich  bedeutet  hätte.    Ferner  haben 


1)  Für  ilTO-e  (S.  65). 

2)  Für  UeO-l  (S.  65). 

3)  Für  llT*J,-e  (S.  65).  i  .^Hy^ 


89 


wir  gesellen,  tlass  statt  zwei  zu  diesem  Zweck  dienender 
Präpositionen  mehrfach  nur  die  eine  diente  (vgl.  ^2Sj 
S.  85)5  ^^^^  ^^  S^*^  brauchte  nur  die  zweite  verwen- 
det zu  Averden  (vgl.  S  neben  "^N,  po  neben  epo  S.  61). 
Wenn  t,  wie  Avir  anzunehmen  geneigt  sein  mussten^ 
in  diesem  Zusammenhang  eigentlich  Hand  bedeutete,  so 
würde  T  -f-  l,  eigentlich  meine  Hand ^  nach  demselben 
Princip,  nach  welchem  toot-c[,  eigentlich  seine  Hand^ 
er  bedeutet,  ich  bezeichnen.  Die  Form  'f  (besonderer 
Buchstab  für  Tl)  erscheint  auch  würklich  und  nicht  bloss 
als  Characteristicum  der  ersten  Pers.  Präs.  u.  s.  w.  im 
Verbum,  sondern  auch  ganz  selbstständig,  z.  B.  "f  Jienoü- 
Tesi  ich  (bin^  mit  euch  (vgl.  Peyrön^  Gr.  ling,  Copt. 
p.   93). 

Die  Erklärung  aber,  welche  von  dieser  Form  gilt, 
gilt  auch  von  dem  Characteristicum  der  ersten  Pers.  Plur. 
Präs.  u.  s.  w.  T-Jl  wir ,  nur  dass  hier,  wie  gewöhnlich, 
nur  das  Pluralzeichen,  mit  Auslassung  des  Personalzei- 
chens, zu  der  Präposition  (t)  gesetzt  ist. 

e)  Wenden  wir  uns  jetzt  zu  den  noch  zu  betrach- 
tenden semitischen  Formen ,  wobei  wir  uns  zunächst  mit 
denen  der  dritten  Pers.  beschäftigen  müssen. 

Nachdem  die  Art  und  Weise,  wie  die  selbstständigen 
Pronomina  im  Aegypto-Semitischen  formirt  werden,  durch 
eine  Menge  Beispiele  hinlänglich  erkannt  ist,  werden 
wir  nun  kein  Bedenken  mehr  tragen,  die  schon  oben 
(S.  7)  angedeutete  Erklärung  des  semitischen  Pronom. 
der  dritten  Pers.  als  entschieden  anzuerkennen.  Die  or- 
ganischste und  zugleich  hebr.  Form  dieses  Pronom.  im 
männl.  Geschlecht  NlH  löst  sich  demnach  in  n  und  Nl 
auf,  deren  letzter  Theil  das  entsprechende  unselbststän- 
dige  Pronom.  ist.  Die  Erklärung  des  ersten:  n  kann 
natürlich  nicht  mit  gleicher  Sicherheit  gegeben  werden. 
Allein,  da  wir  das  ägypt.  Wurzel  wort  g^.  schon  mehr- 
fach zu  präpositionalem  Gebrauch  herabgesunken  sahen 
(vgl.  Peyron,  Lex.  ling.  Copt.  p.  332,  wo  die  ver- 
schiedenen präpositionalen  Bedeutungen  angegeben  sind), 


00 

da  wir  lorner  ^<:t,j  wie  das  ^•Iciclibedeutendc  pcw,  Per- 
sönlichkeit bezeichnend  linden  fvgl.  Peyron  a.  a.  0.  p.325 
unter  ^^  und  p.  338  unter  g^j,),  z.  B.  /.riOK  Ä^,  cig. 
leÄ  Gesicht  für  icÄ  selbst^  und  da  endlich  gH,  wel- 
ches nur  eine  leichte  Modilication  von  g^  ist ,  im  theb. 
Dialekt^  mit  den  Zeichen  der  unsolbstständigen  Pronomm, 
zusammengesetzt,  den  Accusativ  der  selbstständigen  be- 
zeichnet (z.  B.  gH-T-K,  eig.  Gesicht  dein  für  dicJi)^ 
so  nehme  ich  keinen  Anstand ,  das  anlautende  n  in  Nin 
für  identisch  mit  ägypt.  g^  zu  erklären  j  ob  es  aber 
in  präpositionaler  Bedeutung ,  etwa  bezüglich  (versus) 
ihn  für  er  aufzufassen  ist,  oder  in  nominaler:  Gesicht- 
sein für  er  (vgl. 'S.  58),  das  will  ich  nicht  zu  ent- 
scheiden wagen. 

Durch  diese  Erklärung  w  ird  nun  die  schon  oben  (ß, 
14)  gegebene  Auffassung,  wonach  NlH  organisch  hava 

lautete,  gerechtfertigt 5  wie  daraus  arab.  yfc  und  hebr. 
N^n  hervorgeht,  ist  ebenfalls  schon  bemerkt 5  ganz  der 
hebr.  gleich  ist  die  chald.  und  eine  samar.  Form  A^^? 
vulgär -arab.  und  malt,  y^ird  v  ausgestossen :  hua^ 
hue y  huae]  in  der  andern  samar.  und  im  Sjr.  ist  das 
in  jenen  nur  eigentlich  graphisch  existirende  N  eingebüsst: 
^^,  OÖ1-  neben  letzterer  besteht  noch  o«?»,  welches  sich 
vielleicht  am  treusten  an  die  organische  Form  hava 
schliesst  (wegen  des  begrifflichen  Unterschiedes  zwischen 
beiden  Formen  vgl.  Iloffmanuy  Gr.  syr.  §.41  Ann.  4). 
Im  Aethiop.  ist  zunächst  das  anlautende  h  eingebüsst: 
dass  dieser  Verlust  aber  erst  innerhalb  des  Individuell- 
Acthiopischen  Statt  fand,  beweist  das  aus  der  vorn  un- 
verstümmelten  Form  hervorgegangene  entsprechende  Suf- 
fix, in  weldiem  h  erhalten  ist  (vgl.  §.  5);  so  bleibt 
nur  von  der  organischeren  Form  v  und  «,  welche  mit 
dem  äthiopischen  kürzesten  Vokal  (=  hebr.  Schewa) 
pronunciirt  werden,  also  (SPh  (vef) ,  dazu  tritt  aber  noch 
ein  T-Laut,  im  Accusativ  mit  «,  im  Nominativ  mit  u 
vokalisirt,  also  (D'A-lJ :  (D'Tii".  Die  Vokalisation  dieses 
t  erinnert  sogleich  an  die  casusbildende  Function  der  drei 


91 


(jiriindvükale  im  Arabischen,  das  t  als  Bildaugseleineiit 
in  diesem  Gebrauch  ist  dagegen  ohne  Analogie  in  den 
übriffen  semitischen  Dialekten  und  wohl  für  individuell- 
äthiopisch  anzusprechen.  Wir  werden  es  ebenso  im  Fem. 
des  selbstständigen  Pronom.  der  dritten  Pers.  und  in  den 
Pluralen  beider  Geschlechter  desselben  eintreten  sehen  5 
ob  das  ^  im  Dativ  der  ersten  Pers.  A."P  ßita)^  wo  A. 
dem  hebr.  "^b  gleich  ist^  damit  verwandt  ist,  kann  we- 
gen des  eben  erkannten  (ß.  89)  ägypt.  Zeichens  der 
ersten  Pers.  "^  (ti)  fraglich  erscheinen,  wenngleich  die 
Zusammenstellung  des  äthiop.  't  (ta)  der  ersten  Pers. 
mit  diesem  ägypt.  'f  dadurch  sehr  zweifelhaft  wird, 
dass  im  engeren  semit.  Sprachkreis  dieses  "f"  zwar  sein 
Analogen  findet  (semit.  hebr.  ^n  als  Zeichen  der  ersten 
Pers.  im  Verbum,  §.  5,  B},  aber  nicht  innerhalb  der  zum 
selbstständigen  Pronom.  gehörenden  Formen. 

/3  Die  Erklärung,  Avelche  für  die  dritte  Pers.  Masc. 
bezüglich  des  n  anzunehmen,  gilt  auch  für  das  Fem. 
(vgl.  8.   14);    auch    hier   ist  n  =  g<J«   imd   ha-ja  die 

organischere  Form;    wie    daraus   hebr.    N^H?    arab.    ^ 

entstand,  ist  schon  bemerkt  (a.  a.  0.);  vulgär-arab. 
u.  malt,  mit  Ausstossung  des  j:  hie y  hia^  hiae^  der 
hebr.  Form  ist  die  cliald.  und  samar.  gleich ;  in  der  samar. 
Nebenform  wird  das  ^  eingebüsst,  fil^;  ebenso  im  Syr. 
^,  daneben  erscheint  ^"^5  deren '^  auf  ein  organisches  1  zu 
deuten  scheint;  schlösse  sich  diese  Form  an  die  mascu- 
linare,  wie  wir  auch  im  Hebr.  das  masculinare  Nin 
mehrfach  statt  des  Fem.  N^n  gebraucht  finden  und  das 
Femininalsuffix  der  dritten  Pers.  Sing,  aus  der  Mascu- 
linarform  erklären  werden  (vgl.  §.  5,  A)?  Im  Aethio- 
pischen  ist,  wie  beim  Masc.,  das  anlautende  h  einge- 
büsst, und  ebenfalls  ^,  aber  hier  im  Nominativ  mit  Vo- 
kal i  (vielleiclit  durch  Einlluss  des  unselbstständigen  Fe- 
mininalpron, hebr.  N"'^  §.  3,  S.  1 4,  indem  sich  dadurch  i  als 
Fcmininalzeichcn  im  Sprachgefühl  festsetzte)  angehängt; 
also  Nomin.  JBK-'t  (jte~li)^  Accus.  .Eh-l'  Q'se-ta)  sie. 


92 


g)  Das  Pronoin.  der  zweiten  Pers.  Sing,  weiblichen 
Geschlechts  wird  aus  der  zweiten  Pers.  männlichen  Ge- 
schlechts auf  dieselbe  Weise  gebildet,  wie  die  zweite 
Pers.  Plur.  beider  Geschlechter  aus  der  nicht  geschlecht- 
lich difFerenziirten  Form  der  zweiten  Pers.  Sing,  (vgl, 
S.  42);  es  tritt  an  die  schon  dcsorganisirte  Form  der 
zweiten  Pers.  Sing,  des  selbstständigen  Pronom. ,  hebr. 
nnN  5  chald.  nj^3N  das  Zeichen  des  selbstständigen  Prononi. 
der  dritten  Pers,  Sing,  weiblichen  Geschlechts,  hebr. 
NTI ,  bloss,  wie  schon  das  entsprechende  unselbstständige 
bei  dem  unselbstständigen  der  zweiten  Pers.  (S.  36) 
und  die  selbstständigen  Plur.  der  zweiten  Pers.  bei  dem 
unselbstständigen  Plur.  der  zvA^eiten  Pers  (S.  42),  ge- 
schlechtlich differenziirend  5  die  organischere  Form  würde 
also  N^nnn^N  gleichsam  du  (der  du  eine)  sie  (bist) 
sein,  d.  h.  du  weiblichen  Geschlechts  (vgl.  S.  38,  42) ; 
auf  ganz  analoge  Weise  werden  wir  weiterhin  die  zweite 
Pers.  Plur.  beider  Geschlechter  sich  bilden  sehen. 

An  diese  organischere  Form  des  selbstständigen  Pronom. 
zweiter  Pers.  Fem.  schliesst  sich  zunächst  mit  Ausfall 
des  Ä,  wie  oft,  und  Verlust  des  schliessenden  N,  wel- 
chem wir  ebenfalls  weiterhin  mehrfach  begegnen  werden : 

vulg.  arab.  ^^t  und  sjr.  ^2^j| ,  in  welcher  letztern  aber 

wie  im  Masc.  das  n  nur  graphisch  existirt  und  ebenso 
das  schliessende  ^A,  ferner  mit  assimilirtem  n  die  hebr. 
Nebenform  "^""HN,  sowie  die  gleichlautende  samar.  fflAA« 
Im  Arab.  und  Aethiop.  ist  ^  abgefallen  und  nur  der  Vo- 
kal geblieben  c>j|,  Äl*!:    (anttt)  ^    im    Amharischen   ist 

der  Vokal  zu  Schewa  geschwächt  und  n  sowohl  als  ^, 
der  eigenthümlichen  Lautneigung  dieser  Sprache  gemäss, 
mit  J  versehen  (jerirt):  A^"!"  («^J*(/0*  Sowie  das  schlies- 
sende ^  des  Syrischen  nur  graphisch  existirt,  nicht  mehr  ge- 
sprochen wird,  so  ist  es  in  den  chald.  Formen  HD.N, 
HN  und  m  der  hebr.  Hauptform  HN  ganz  eingebüsst. 
K)  Die  Pluralbildung  der  Pronomina  der  dritten  und 


93 


zweiten  Pers.  ist  aus  dem  Bisherigen  sclion  klar  (vgl. 
S.  38  ff.). 

cf)  Dritte  Pers.  Masc. ,  aus  n  (==  ägjpt.  g<5.,  8. 89) 
und  der  organischen  Phiralform  des  unselbstständigen 
Prononi.  dritter   Pers.    Masc.    DNl;    daran    schliesst   sich 

zunächst  arab.  Ist ;  hebr.  tritt  für  )  der  Yokal  —^  ein 
Dn.  Die  organische  Femininalform,  an  welche  sich  das 
hebr.  Fem.  jn  schliesst,  war,  wie  oben  (ß,  41)  aus- 
einandergesetzt ist,  JNin. 

Einige  Dialekte  haben  theils  neben  diesen,  theils  al- 
lein, andere  von  diesen  formativ  verschiedene  Gestalten: 

Neben  hebr.  DH  erscheint  ril^n ;  dieser  Form  ent- 
spricht augenscheinlich  chald.  picn;  da  wir  nun  l)  mehr- 
fach sahen,  dass  das  masculinare  Pluralzeichen  im  Chald. 
zu  I  abgeschwächt  wird  (vgl.  ]Ti  u.  »•  w. ,  S.  39), 
ferner ,  2)  dass  überhaupt  die  mascul.  Form  des  unselbst- 
ständigen Pronom.  der  dritten  Pers.  Plur.  organisch  DNl, 
chald.  ]')  wird,  wobei  die  Vokalisation  durch  1  (wie  in 
pr)3N)  oder  durch  *)  (wie  in  ]*in  und  sonst)  eben  so 
wenig  einen  wesentlichen  Unterschied  begründet,  als  im 
Hebr.  z.  B.  die  Umwandlung  von  N'in  in  1  und  *)  (S. 
7,  vgl.  §.  5,  A),  dann  auch  3)  wissen,  dass  n  in- 
lautend, sehr  häufig  ausgestossen  wird,  wobei  denn  der 
Ausfall,  insofern  er  in  Folge  von  Assimilation  eintritt, 
sich  häufig  durch  Dagesch  manifestirt,  welches  hier  in 
23  (riDn,  pCn)  erscheint,  endlich  4)  die  Steigerung 
der  PronominalfiDrmen  (insbesondere  der  dritten  Pers.,  vgl. 
S.  43)  entweder  durch  Verbindung  von  formal  verschie- 
denen^ aber  begrifflich  gleichen,  oder  formal  und  be- 
grifflich gleichen,  oder  begrifflich  gleichen  und  formal 
ähnlichen  in  allen  Sprachen  häufig  ist  —  so  erklären 
wir  chald.  J'icn  für  eine  Verdoppelung  der  einfachen 
Pluralform,  welche  organisch  DNin,  oder  mit  dem  zu- 
nächst liegenden  Verlust  des  N  :  Din  gelautet  haben  würde, 
also  in  der  Verdoppelung  D^nDln.  Indem  diese  Ver- 
doppelung zu  einer  Zeit  eintrat,  in  welcher  die  Schwä- 
chung   des    schliessenden    D  in  J   im    Chald.    noch  nicht 


94 


(Mngelreton  war,  miisstc  sich  das  iiiiii  im  Inlaut  zu  stc-  I 
hon  kommende  D  halten;  das  im  Auslaut  stehende  konnte  1 
dagegen  der  allgemeinen  Neigung  des  Chald.  nicht  wi- 
derstehen und  ward  ] ,  so  entstand  nach  Assimilation  des 
n  :  pDin ;  die  Veränderung  des  dem  anlautenden  n  ge- 
bührenden Vokals  in  _  erklärt  sich  durch  die  Vermitte- 
lung  des  hebr.  DH  (für  Din)  und  weiterhin  durch  den 
üebergang  des  _ _  in  -;-  beim  Antritt  von  Suffixen 
(z.  B.  DN  :  "^"I^N)  5  so  ward  aus  organisch  DNinx^^NlH : 
chald.  ]')J^n. 

Die  entsprechende  hebr.  Form  nXTn  muss  natürlich 
ebenfalls  aus  organisch  DNinDN.D  entstanden  sein;  für 
den  üebergang  des  ersten  DNln  in  !Dn  haben  wir  zu- 
nächst die  Analogie  der  einfachen  Form,  andere  werden 
uns  im  Verlauf  dieser  Untersuchungen  in  grosser  Fülle 
entgegentreten.  Das  zweite  CNIH  betreffend,  so  würde, 
da  im  Hebr.  dieses  □ ,  wenigstens  im  Allgemeinen,  nicht 
in  ]  geschwächt  wird,  auch  das  zweite  DNIH  mit  □ 
schliessen  müssen;  allein  wir  werden  weiterhin  nicht 
Avenig  Beispiele  sehen,  wo  dieses  D  abfällt,  nicht  bloss 
in  Folge  der  engen  Verbindung  zweier  Wörter,  wie  im 
stat.  constr. ,  wo  der  Verlust  übrigens  auch  keineswegs 
flexivischer  Natur  ist,  sondern  nur  rein  phonetischer, 
sondern  auch  in  andern  Fällen,  z.  B.  in  der  Verbalfor- 
mation^  in  -j^N,  ^^nDN  wir^  am  wenigsten  kann  dieser 
Verlust  bei  so  häufig  gebrauchten  Wörtern,  wie  Prono- 
mina sind,  überraschen;  diese  neigen  sich  wegen  der 
Leerheit  und  ünvollständigkeit  ihrer  Bedeutung  an  und 
für  sich  zu  jeder  Verstümmelung  ihres  Lautcomplexcs 
und  insbesondere  zu  näherer  Verbindung  mit  den  sie  um- 
gebenden Wörtern,  also  auch  zu  den  eine  solche  be- 
gleitenden Lautveränderungen  (vgl.  die  Enklisis  der 
meisten  Pronomina  im  Griech.),  ebenso  hat  auch  die 
chald.  Nebenform  von  ]i^n  ihr  ]  eingebüsst:  iX^H;  fer- 
ner finden  wir  Aveiterhin,  dass  die  organische  Form  des 
Plur.  des  unselbstständigen  Pronom.  der  dritten  Pers., 
in   ihrem   Gebrauch   als    Nominalpluralzeichen    in   D  — 


95 


übergeht  (nämlich  ni  den  Adverbial  formen  auf  D  -7  5 
welche  ursprüngliche  Plurale  sind,  vgl.  weiterhin) .  und 
ebenso  organisch  D*)n  in  DH  (in  dem  gleich  zu  erwäh- 
nenden 'lO^fn)  lind  der  Suffixalform  der  dritten  Pers. 
Plur.  D  ^,  vgl.  §.  5,  A). 

Indem  zunächst  letzterer  Üebergang  eintrat,  musste 
aus  CNlntrin  werden  Cnpn,  oder,  mit  Assimilirung  des 
n  wie  im  Chald.,  Dt^nj  indem  ferner  das  schliessende 
D  nach  der  zuerst  erwähnten  LautalFection  abfiel ,  J^n : 
nun  erscheint  aber  im  Hebr.,  mit  Ausnahme  des  unselbst- 
ständigen  Pronom.  Masc.  zweiter  Pers.  TJ,  nie  ein  — 
am  Ende  eines  AYortes,  und  wir  irren  daher  schwerlich, 
wenn  wir  annehmen,  dass  das  an  tSH  tretende  n  (HDri) 
nur  als  ein  das  —  stützender  Laut  hinzugefügt  sei. 
Ganz  analog  dem  hier  angenommenen  üebergang  ist  fol- 
gender: ^^nDN  ist,  wie  eben  beiläufig  bemerkt  (vgl. 
weiterhin}  eine  verstümmelte  Form  für  organischeres 
D^Dn^N;  jenem  entspricht  chald.  N^n^N,  das  schliessende 
N  aber  würde  genauer  einem  hebr.  n  entsprechen  (vgl. 
z.  B.  die  chald.  Femininalendung  N  —  =  hebr.  n  — ) 
und  einmal  erscheint  auch  (dem  Princip  nach  hebraisi- 
rend)  chald.  njDn^N^  wo  wir  also  eine  Form  haben, 
welche  ihrer  Geschichte  nach  ganz  der  hebr.  Dt^n 
entspricht. 

Identisch  mit  diesem  ptDH ,  rüt^H  ist  ferner  äthiopisch 
TPö^  Qiomv^^  welches  jedoch  nur  suffixal  dient,  wie 
wir  denn  weiterhin  die  verdoppelte  Form  auch  im  Hebr. 
als  Suffix  finden  werden ,  und  zwar  sogar  in  weniger 
desorganisirter  Gestalt ;  ydl  z.  B.  steht  nämlich  für 
*)OT'"V  nnd  *i?rn  (eigentlich  wohl  mit  Dagesch  im  d) 
für  organischeres  DiniDln  nach  Obigem.  Diesem  ']'0T\ 
entspricht  aber  das  äthiopische  \f^^  fast  ganz,  nur  dass 
hier  der  Vokal  o  eine  Verstärkung,  hebr.  -;-  aber  eine 
Schwächung  des  organischeren  *)  oder  ^  ist. 

Ganz  ebenso  ist  zu  erklären  syr.  ^qJ«  und  ^f^  ^^^^ 
die  diesem  entsprechende  chald.  Form  p2n ,  zabisch  't^^TVi 
(Uoffmann^    Gr.    syr.    p.   157)  sie  (Masc.)  5    nur    sind 


96 


diese  Formen  zu  einer  Zeit  gebildet,  als  schon  das  or- 
ganisch schliessende  □  in  ]  nach  syr. ,  chald.  und  zab. 
Gesetz  übergegangen  war  5  so  steht  syr.  ^<n  für  ^ooi^o«, 
mit  Uebergang  des  o  im  ersten  Glied  in  "  und  mit  Assimila- 
tion des  h  an  n,  wie  in  dem  frühern  Fall  an  m;  für 
dieselbe  organischere  Form  tritt  ^<y*  ein  mit  -^  für 
organischeres  o^  welches  wie  — r  im  chald.  ^!)3n  auf 
dieselbe  Weise  entstanden  ist  wie  — -  in  J'icn. 

Wie  hebr.  nx^H  durch  Verdoppelung  des  organischen 
DN^I  entstanden  ist,  ganz  ebenso  entsteht  durch  Ver- 
doppelung des  Fem.,  organisch  ]Nin,  durch  Verlust  des 
N:  J'in.'nsn  sle^'  auf  demselben  Wege  entstand  die  arab. 
Femininalform,  welche  theilweis  die  organischere  Gestalt 
treuer  bewahrt  hat 5    organisch  ^lyo  zieht  sich  wie  das 

Masc.  Ijö  in  ^^jo  zusammen  5  dieses  verdoppelt  ^2h€^*^ 
bewahrt  im  ersten  Glied  den  organischeren  Vokal  ^5 
alsdann  tritt,  wie  im  Hebr.  Assimilation  des  Anlauts  h  des 
zweiten  Glieds  und  in  Folge  davon  Teschdid  (=  hebr. 
Dagesch),  ferner  Schwächung  des  u  des  zweiten  Glie- 
des   zu  —    (=    hebr.  ^ )  und   Verlust    des    schliessenden 

^  (grade  wie  im  Hebr.)  ein,  so  dass  also  ^^  ganz 
=  hebr.  sn,  entsteht,  zu  welchem  letztern  n  grade  wie 
in  ntsn  (ß'  95)  nur  stützend  trat. 

An  diese  arabische  Form  lehnt  sich  die  äthiopische 
Xfi  (Jions)  mit  o  wie  im  Masc.  und  Verlust  des  schlies- 
senden Vokals;  wie  die  entsprechende  masculinare  er- 
scheint sie  nur  als  Suffix. 

Die  einfachen  Femininalformeu  der  dritten  Pers.  Plur. 
erhielten  sich  im  Sjr.  und  Chald.  nur  suffixal ;  wir  glaub- 
ten sie  oben  (S.  40)  von  der  hebr.,  arab.  u.  s.  w.  tren- 
nen und  als  ihre  organische  Form  JN"*!!  annehmen  zu 
müssen.  Als  selbstständige  Pluralform  Fem.  der  dritten 
Pers.  gilt  im  Sjr.  und  Chald.  eine  Verdoppelung,  näm- 
lich sjr.  ^^01  und  ^^Ijoi  und  chald.  p3n  5  deren  letztes 
Glied  augenscheinlich  sjr.  ^^"01 ,  chald.  ]'»n  C^g^«  S.  40) 
enthält;    der    Anlaut   h  ist,    wie    in  den  frühern  Fällen, 


97 


dem  n  assimilirt:  das  erste  Glied  dagegen  kann  wegen 
des  ''  im  syrischen  ^01  nicht  aus  ^01  erklärt ,  son- 
dern muss  aus  der  hebr. ,  arab.  u.  s.  w,  Femininal- 
form^  organisch  ]Nin  (ß.  40)^  gedeutet  werden,  und  wir 
sehen  hier  die  erste  Spur,  dass  diese  Pluralbildung  des 
Fem.  aus  der  Bingularform  des  Masc.  NIH  durch  das 
femininale  Pluralzeichen  ]  O'Sl«  S»  41)  auch  im  Sjr., 
Cliald.  u.  s.  w.  existirt  habe,  zu  der  sich  weiterhin  meh- 
rere fügen  werden  5  die  organischere  Form  dieses  ge- 
steigerten Plur.  Fem.  ist  also  ^^n^lH- 

Nachdem  wir  diese  Formen  der  dritten  Pers.  Plur. 
behandelt  haben,  können  wir  uns  zu  der  Formation  des 
Plur.  der  zweiten  Pers.  wenden,  welche  nun  mit  Leich- 
tigkeit verstanden  werden  Avird. 

f)  Diese  geschieht,  ganz  wie  bei  der  Bildung  der 
entsprechenden  unselbstständigen  Formen,  durch  Zutritt 
des  Pronomens  der  dritten  Pers.  zu  dem  schon  desorga- 
nisirten  Zeichen  der  zweiten  Pers.  Sing.  Masc.  nHDN. 
Die  angehängten  Pronomina  der  dritten  Pers.  fungiren 
als  geschlechtlich  -  numerische  Characteristica.  Wie  in 
der  zweiten  Pers.  Sing.  Fem.  sowohl  das  n^  wo- 
mit das  Pronomen  der  zweiten  Pers.  Sing.  Masc.  schloss, 
als  auch  das  n,  womit  die  hinzugesetzten  Pronomina 
der  dritten  Pers.  beginnen,  ausgestossen  ward  (vgl.  S. 
92),  so  auch  hier.  Im  Syr.^  Chald.^  Samar.  dienen  hier 
natürlich  die  einfachen  Pronominalformen  der  dritten  Pers. 
Plur.,  welche  wir  den  Suffixen  entnehmen  müssen,  da 
sie  als  selbstständige  Pronomina  durch  zusammengesetzte 
aus  dem  Gebrauch  verdrängt  sind  (ß.  96). 

Also  Masc.  hebr.  nr}N  +  DH,  dessen  —--  wie  im 
Suffix  der  dritten  Pers.  —  wird :  DHN  eig.  du  (seiend) 
$ie  (männliches  Geschlechts),  durch  Ineinanderdr'ngung 
der  verbundenen  Begriffe:  ihr  (männl.  Gcschl.);  die 
organischere  Form  dieses  DH  warDlil?  dadurch  würde  D^HN 
entstanden  sein  und  von  dieser  Form  werden  wir  wei- 
terhin Spuren  finden;  Fem.  wird  rr\t<  +  JH  zu  ]r)Sy 
dessen  —-jedoch  gewöhnlich  wie  im  Masc.  in  —  über- 

7 


98 


geht,  also  IHN?  indem  statt  dieser  einfachen  Form  die 
verdoppelte  in  ihrer  verstümmelten  Gestalt  rOT}^  (ß*  96) 
hinzutritt,  entsteht:  rDHN. 

/  -r    ••   — 

Arab.  Masc.  oo!  +  ^  wird  IäjI?  Fem.  zusammcn- 

a   9         ö  >  o*- 

gesetzt  mit  ^jj^  :  ^jJiJU 

Sjr.    Masc.     i^l     mit     ^«i    wird    f^l,     Fem.    mit 

Chald.  Masc.  HDN  oder  HN  mit  ]^n  (das  Suffix  lau- 
tet zwar  hinter  Nominibus  jin,  aber  hinter  Verbis  ]5)2 
(worüber  weiterhin)  und  der  Wechsel  zwischen  ^  und  *) 
ist  gewöhnlich):  pnZJN 5  PHN?  Fem.  mit  pH:  pnON,  T^.^* 

Samarit.  Masc.  AA  «lit  ^t^^'jltAAj  Fem.  mit 
>I71^ :  ^ITIAA. 

Aetniopisch  Masc.  A^l*  (anda)  verbunden  mit  ü*^^ 
(Jiomu)  ^  der  verdoppelten  Form  in  verstümmelter  Ge- 
stalt, zieht  sich  zu  Ki^^^  (jinsttrmi)  zusammen;  Fem., 
ebenfalls  mit  der  verdoppelten  Form  in  der  äthiopischen 
Verstümmelung  (S.  96)  IPl  (Jione)^  wird  Ki^'i  (anehne). 

Amharisch  entfernt  sich  auch  hier,  wie  öfters,  wei- 
ter von  der  übrigen  semitischen  Analogie.  Der  Plur., 
welcher  hier  gen.  comm.  ist,  bildet  sich  aus  dem  Sin- 
gular durch  Vorsetzung  von  K\  (jlä)  ^  demselben,  wel- 
ches den  Plur.  von  JP  (ja)  [im  Fem.  auch  durch  H  (ssä) 
vertreten  =  äthiop.  H  (%a)  im  Masc.  H  (s^e)  =  arab. 

L  j,  hebr.  ni]  bildet  (liAHj  (tldxejä)  diese  gen.  comm.) 
und  dem  äthiop.  Fem.  2iA  oder  Masc.  SiA-  diese  =i  hebr. 
n^N  O^orüber  weiterhin)  gleich  ist;  so  entsteht  die 
Form  5iA?^  (tlänite)  gleichsam  diese  (seiend)  du^ 
durch  Ineinanderdringung  der  BegrilFe  ihr^  so  dass  in 
dieser  Composition,  vom  begrifflichen  Standpunkt  aus, 
wesentlich  dasselbe  Verfahren  herrscht,  wie  im  übrigen 
semitischen  Sprachkreis,  nur  dass  1)  ein  anderes  Pro- 
nomen der  dritten  Pers.  Plur.  zur  Bildung  verwandt  ist, 
und  2)  das  Zeichen  der  dritten  Pers.  vorgesetzt  ist, 
während  es  in  den  übrigen  semitischen  Dialekten  nach- 
steht.    Das  erwähnte  JiATFU  (tläxhju)  ^  um  nicht,  was 


99 


wir  schon  erklären  können ,  unerklärt  zu  lassen,  ist  zu- 
sammengesetzt aus  'h\  =  liebr.  n^N  diese  und  H  Ge- 
nitivzeichen (=  äthiop.  H  =  chald.  T,  syr.  ?)  und  J, 
welches  schon  besprochen,  hcisst  wörtlich  also  diese- 
des  (^oder  -von  dem)  =  diese. 

k)  Wir  sind  jetzt  auch  im  Stande  die  Entstehung 
der  Pronominalform  des  Plur.  der  ersten  Fers,  zu  begreifen. 

Die  ägyptische  Form  des  Plurals  haben  wir  schon 
erklärt  (S.  85)  5  sie  lautete  <uwi^  ^JlOJt,  l.mji. 
Verführerisch  nahe  klingt  hier  das  gleichbedeutende  chald. 
J3N5  samar.  ^^A^  und  ohne  tieferes  Eingehen  würde 
man  sich  durch  die  Lautähnlichkeit  leicht  bestechen  lassen, 
diese  Formen  mit  der  ägyptischen  zu  identificiren  5  allein 
damit  würde  diese  semitische  Pluralbildung  ganz  aus  der 
Analogie  der  übrigen  heraustreten  5  denn  wir  glauben 
erkannt  zu  haben,  dass  im  Semitischen  das  plurale  n 
=  ägypt.  11  organisch  bloss  für  das  Fem.  reservirt  ist  5 
ausserdem  würde  das  Yerhältniss  jener  semitischen  For- 
men zu  hebr.  ^3N  keine  zureichende  Erklärung  finden. 
Wir  wollen  uns  daher  jetzt  nicht  weiter  auf  eine  Wi- 
derlegung dieser  Identification  einlassen  —  sie  uns  für 
den  Fall  aufbewahrend,  wo  jemand  diese  Combination 
in  Schutz  nehmen  möchte  — ,  sondern  sogleich  unsere 
Erklärung  entwickeln. 

Zu  der  Pluralbilduug  der  zweiten  Pers.  des  selbst- 
ständigen (S.  97)  und  unselbstständigen  Pronom.  (S.  41) 
war  die  dritte  Pers.  Plur.  des  selbstständigen  Pronom, 
verwandt ,  wir  dürfen  dasselbe  Yerfiihren  also  schon  auch 
bei  Bildung  des  Pronom.  der  ersten  Pers.  Plur.  voraus- 
setzen. Bei  Bildung  des  Plur.  des  selbstständigen  Pronom. 
der  zweiten  Pers.  (und  ähnlich  bei  Bildung  des  Fem. 
der  zweiten  Pers.  Sing.  S.  92)  traten  die  sie  bewir- 
kenden Zeichen  der  dritten  Pers.  an  die  Form  der  zAvei- 
ten  Pers. ,  in  welcher  das  organisch  schlicssendc  T]  (vgl. 
S.  86),  das  wesentliche  Zeichen  der  zweiten  Pers. 
(§.  1 ,  b^  S.  4) ,  schon  zu  n  und  weiter  geschwächt 
war  (S.  84)  und  gar  nicht  mehr  zum  Vorschein  kam. 
Das  Sprachbewusstsoin  hatte  also,    als    diese    Formation 

7* 


100 


eintrat^  die  eigentlichen  Bildungselemen<c  der  Form  nn^jN 
und  der  dialekliscli  entsprechenden  ganz  vergessen  5  der 
liautcomplex  im  Ganzen  galt  ihm,  ohne  weitere  Kennt- 
niss  der  Bedeutung  seiner  Elemente,  für  Bezeichnung 
des  Begriffs  der  zweiten  Pers. ;  es  Avusste  nicht  mehr, 
dass,  indem  es  das  n  z.  B.  aufgab,  es  das  etymologisch- 
wesentlichste Element  dieser  Formation  einbösste,  son- 
dern r)3N  war  ihm  auch  in  dieser  Verstümmelung  hin- 
länglicher Repräsentant  des,  durch  dessen  organische 
Form  einst  mit  Bewusstsein  ausgeprägten,  dann  bewusst- 
los  an  ihm  haftenden  und  in  ihm  —  trotz  aller  phone- 
tischen Veränderungen  —  fortlebenden  Begriffs.  Denn 
das  einst  lebendige  Wort  wird  im  Fortgang  der  Sprache 
ein  blosses  Zeichen. 

Eben  dasselbe  Vergessen  der  Bedeutung  der  Com- 
Positionselemente  musste  auch  bezüglich  der  ersten  Pers. 
Sing.  "^^N  (S.  84)  eintreten,  so  dass  nur  die  Bedeu- 
tung des  Compositionsganzen  dem  Sprachbewusstsein  ver- 
blieb, und  selbst  bei  Verstümmelung  des  Wortes,  daran 
forthaftete. 

Da  das  Pronom.  der  ersten  Pers.  im  somit.  Sprach- 
gefühl als  gen.  comm.  aufgefasst  ward,  die  zur  Bildung 
zu  verwendende  dritte  Pers.  Plur,  aber  geschlechtlich 
geschieden  war,  so  musste  entweder  die  masculinare 
oder  femininale  Form  für  diese  Verbindung  sich  zu  gen. 
comm.  erweitern  5  dem  natürlichen  Vorrang  des  männ- 
lichen Geschlechtes  folgend,  ward  das  Masc.  gewählt. 
Dessen  organische  Form  DN*)n  (S.  93),  mit  A^erlust 
des  N  :  D'^H,  mit  chald.  und  samar.  ]  für  das  schliessende 
Q  (vgl.  S.  39)  \)71j  musste  hebr.  Dln^JN ,  chald.  samar. 
pn"^3N  bilden ;  indem,  wie  gewöhnlich  n  ausfiel  (DT^^N)? 
wurde  auch  der  Verlust  des  ^  herbeigeführt,  also  Dl^N^ 
p3N5  im  Hebr.  fiel,  wie  oben  (ß.  95)  das  schliessende 
D  ab^  so  blieb  die  Form  ^Dls?,  im  Chald.  dagegen  schwächte 
sich  der  Vokal  ^  oder  i  zu — —  (ähnlich  wie  im  hebr. 
Suffix  D  — ;-  aus  DNin,  vgl.  auch  weiterhin  NJDn^N  == 
hebr.  ^Dn.3N)j  so  entstand  chald.  "|DJ<,  samar.  ^"^A? 
mit  Verlust  des  Anlauts  chald.  (rabb.)  fo  (vgl.  N3  S.  84X 


101 

Der  Elemente,  aus  denen  diese  Formation  hervor- 
gegangen war  5  blieb  sich  die  Sprache  natürlich  wieder 
nicht  bewusst  und  organisch  DNIDN,  hebr.  ^jS^  chald. 
]3N  wurden  nur  in  der  Bedeutung  wir  erkannt  5  so  schie-- 
nen  sie  denn  auch  fähig,  mit  der  andern  Singularform 
der  ersten  Pers.  "^I^JN  in  Verbindung  zu  treten  und  sie 
so  zu  pluralisiren;  so  entstand  DNON'^DJN,  eig.  ich  wir. 
In  dieser  Verbindung  zeigt  sich  eine,  allen  semitischen 
Dialekten  gemeinschaftliche,  und  daher  der  Separation 
dieser  Sprachen  vorhergegangene  Vertretung  des  !D  durch 
n,  zugleich  mit  Verlust  der  organisch  zwischen  Z  (Jl) 
und  3  stehenden  Laute,  also  etwa  DIDPI^N;  worauf 
diese  Umwandlung  beruht,  wage  ich  nicht  zu  vermu- 
then.  An  diese  Form  schliesst  sich  zunächst  hebr.  ^DriDN 
wit  Verlust  des  D,  wie  in  ijJDN;  daneben  ^jP!^?  mit  Ver- 
lust des  Anlauts,  wie  in  dem  hierosolym.  [D,  sb  (ß*  100); 
an  die  erste  Form  schliesst  sich  chald.  NOri?^.  ^^^ 
riDni^N  mit  —  für  1  und  stützendem  N  oder  n  5  samar. 
^^^!lA  verhält  sich  bezüglich    der  Endung  wie  'l^A? 

arab.  ^jäj  fast  ganz  wie  die  hebr.  Nebenform  ^2r\2; 
davon,  nur  durch  Vokalschwächung  abweichend^  äthiop. 
1/hi  (rithtna).  Weiter  geht  das  nun  anlautende  na 
verloren  in  syr.  ^-^^  wo  das  schliessende  ^  =  chald. 
]3  ist  und  eine  noch  stärkere  Abschwächung  des  Vokals 
eintritt  5  an  diese  P^rm  schliesst  sich  nasor.  p3n  (des- 
sen ^  vielleicht  für  das  organische  1  eingetreten  ist) 
und  dessen  Nebenform  mit  prothetischem  N  (der  An- 
lautgruppe wegen)  ]'^3nN ;  ähnlich  wie  diese  letzte  Form 
sind  die  maltes.  und  maurit.  Uä.|  ahhna^  ahhnae  ent- 
standen, wo,  wie  im  Aethiop.,  der  Schlussvokal  aus 
arab.  u  in  a  übergegangen  ist;  mit  derselben  Prothese, 
aber  mit  Zusammenziehung  des  äthiop.  hena  zu  gna^ 
erscheint  amhar.  5\?  Off^^J- 

/)  Wir  haben  noch  einige,  einigen  semitischen. Dia- 
lekten besonders  cigenthümliche.  Formen  des  selbststän- 
digen Pronom.   dritter  Pers.  zu   betrachten. 

Zunächst  die  dem  S.yr.,  Chald.  und  Samar.,    diesen 


loa 


gewöhnlich  zusammenstimmenden  Dialekten,  eigenen  F^i<- 
men:  Masc.  chald.  I^3N ,  syr.  ^],  samar.  ^^JA?  Fem. 
chald.  pSNj  syr.  ^|,  samar.  'jKTl'jlA«  Diese  P'ormen 
können  uns  nach  den  bisherigen  Entwickelungen  keine 
Schwierigkeiten  mehr  entgegensetzen  5  sie  sind  Zusam- 
mensetzungen mit  den  einfachen  Formen  Masc.  ]^T^  u.  s.  w. 
Fem.  ]^n  ".  s.  w.^  deren  n  dem  3  assimilirt  ist  (wie 
oben  S.  96),  daher  auch  im  Chald.  noch  Dagesch  in 
0.  Das  anlautende  3N  ist  das  präpositionale ,  welches 
wir  in  "»"rSN,  ''D^iN^^  riri"'5N,  in  ägypt.  ^.Jt-OK  Jl-TOK 
u.  s.  w.,  dritte  Pers.  jt-TOOT  und  Jl-T-CJl  (ß.  81)  ge- 
funden haben;  die  organischere  Form  dieser  Pronomina 
ist  also  pn-DN,  rn""DN. 

Hierdurch  erklären  sich  uns  auch  sogleich  zwei  chald. 
Formen  des  Singulars,  welche  wir  bis  jetzt  unberührt 
lassen  mussten^  weil  wir  ihre  Formation  doch  noch  nicht  zu 
begreifen  vermocht  hätten. 

1)  Chald.  NSN  er;  dieses  steht  für  organisch Nin""2N 
oder  in^DN  C^gl-  die  sogleich  zu  besprechende  Form 
^n""^N)5  welches  durch  die  uns  schon  bekannte  Assi- 
milation, und  Vokalisation  des  N  wie  in  p3N,  zunächst 
^3N  ward  5  dessen  ^  geht  nach  Analogie  von  N3n3N  = 
hebr.  IDmS  (S.  101)  in  N  — ;-  über,  also  N2N." 

2)  Chald.  ^rr^N  er  mit  entsprechendem  Fem.  '^ri^t< 
sie*^  hier  ist  zunächst  das  organisch  schliessende  N  ein- 
gebüsst,  wie  oft  5  ^N  steht  aber  für  3N  ganz  nach  der- 
selben Analogie,  wie  aus  der  organischen  Form  T1J3N 
die  gewöhnliche  hebr.  "s^'^N  Mann  entstand  5  ebenso  ist 
Sn^N  sie  zu  erklären,  wo  aber  NH  aus  dem  Gebrauch 
der  Masculinarform  NIH  für  die  Fem.  (vgl.  S.  4 1 )  her- 
vorgegangen ist. 

Die  Formen  N^N  er^  p^'^N?  p:;'*N  sie  (Plur.)., 
gehören  aber  nicht  zu  der  letzten  Kategorie,  sondern 
entsprechen  ganz  dem  chald.  NDN,  ][^3N  mit,  wie  in 
diesen  Dialekten  oft,  bloss  vokalisch  dienendem  "^  (vgl. 
übrigens   Gesenius^  Lehrgeb.  S.  145). 

Wir   müssen  ferner  hier  noch,    insbesondere  bezüg- 


103    

lieh  der  Endung,  liebr.  n^N  Plur.  gen.  comm.  von  HT 
(über  dieses  weiterhin)  sammt  den  dialektisch  entspre- 
chenden    Formen     betrachten.       Letztere     sind,     arab. 

1^5^!,  iS  5f,  ipi,  2ij(^  J^l  (^Gesenius,  Thes.  p.  94), 

chald.  p^N,  ^Vn,  rabbin.  V'vJN  (Gesenius  a.  a.  0.), 
sjr.  ^iNl],  samar.  iflliA;  ferner,  mit  geschlechtlicher 
Unterscheidung^  äthiop.  Masc.  TiAr  Qlu)^  Fem, 'h\  (ela) 
diese  ^  womit  man  tiA  (tlä)  als  Plur,  gen.  comm.  in 
relativer  Bedeutung  zusammenzustellen  hat  (grade  wie 
auch  hebr.  nj.  in  den  Dialekten  grösstentheils  Relativum 
ist,  im  Hebr.  Demonstrat.)  5  im  Amhar.  erscheint  diese 
Form  nur  im  Accusativ  in  einfacher  Gestalt  ?i45  (tld- 
ne)  ^  sonst  nur  zusammengesetzt. 

Im  Aethiopischen  sehen  wir  diesen  Plur.  geschlecht- 
lich geschieden,  während  er  in  den  übrigen  Dialekten 
gen.  comm,  ist.  Da  das  Semitische  keinen,  geschlecht- 
lich nicht  -  differenziirten ,  Plural  besitzt,  so  liegt  schon 
darum  die  Vermuthung  nahe,  dass  hier  eine  eigentlich 
geschlechtlich  -  difFerenziirte  Form  nur  durch  Gebrauch 
generis  communis  geworden  sei,  und  diese  Vermuthung 
erhält  durch  die  äthiopische  Geschlechtsunterscheidung 
hohe  Wahrscheinlichkeit.  Bei  dem  natürlichen  Vorrang 
des  männlichen  Geschlechts  einerseits,  der  semitischen 
Neigung  collectivisches  femininal  aufzufassen  andererseits, 
konnte  sich  eben  so  gut  die  masculinare  wie  die  femi- 
ninale  Form  zum  gemeinschaftlichen  Gebrauch  für  beide 
Geschlechter  erweitern. 

Die  femininale  Form  liegt  deutlich  im  sjr.,  samar., 
chald.  ^:^|,  inliA^  r^>;^^^5  als  letzter  Bestandthcil  die- 
ser Form  ist  ^01 ,  i(Tl^ ;  1^1  mit  der  grösstcn  Bestimmt- 
heit zu  erkennen;  das  anlautende  n  ist,  wie  in  den 
übrigen  schon  vorgekommenen  Fällen,  dem  vorhergehen- 
den h  assimilirt  und  dieses  hat,  grade  wie  in  jenen  V 
und  2  (vgl.  S.  95  (f.),  deshalb  Dagesch  erhalten.  In  der 
äthiopischen  Fcmininalform  tld  ist,  grade  wie  im  Ilebr. 
nsn  für    ]"in3n  (S.  9G),  das  schliesscnde  ]    eingebüsst 


104 


und  der  ihm  vorhergehende  Vokal  in  ä  übergegangen; 
daran  schliesst  sich  das  amhar.  tld-n  gen.  comm.  und 
das  äthiop.  elä  als  Plur.  des  Relat.  gen.  comm. 

Wie  hier  das  schliessende  Pluralzeichen  eingebüsst 
ist,  so  auch  in  den  übrigen  Formen,  welche  ich  alle 
als  masculinare  erkenne.    Am  treusten  ist  die  organische 

Form  in  ijjf  erhalten,  zusammengesetzt  aus  }\  und  der 
organischen  Pluralform  DNIH  (ß-  «)3),  welche  nur  das 
D^  wie  schon  mehrfach,  eingebüsst  hat;  an  diese  schliesst 
sich  zunächst  chald.  ^^N^  rabb.  ^^N,  dann  äthiop.  1\A: 
(jeIu)  ,  endlich  mit  üebergang  von  ^  in  —  (wie  in  DH 
aus  Din)  hebr.  ^N  mit  stützendem  n  (vrie  in  nöH  und 
sonst):    n^N«      An    die   hebr.    Form,    organischer   Vn, 

schliessen    sich  die  übrigen  Formen,    arab.    J^l,    ^^^\y 

^^\y  yi,  welche,    um   diess   beiläufig  zu  bemerken,  den 

üebergang  des  1  in  —  und  — --  erklären ,  nämlich  aus 
der  organischere^  Form  des  Plurals  der  dritten  Pers. 
havam  mit  Verlust  des  m  :  hava^  mit  üebergang  des  v 
in  i ,  wie  so  oft^  und  Absorption  des  a :  hai  =  Ae,  he. 

So   bleibt   uns    als    organische   Form  b'^N  Vn^   ^I, 

j^t  +  Masc.  DNln  und  Fem.  ]"»n  und  pn  (S,  41). 

Das  dem,  hier  in  Zusammensetzung  getretenen,  Pro- 
nomen vorhergehende  b  werden  wir  unbedenklich  mit 
dem  schon  erkannten  ^  ==  po  (S.  59)  verbinden,  um 
so  mehr,  da  wir  es  in  dem  begrifflich  verwandten  ni^Hj, 
zusammengesetzt  aus  dem  Artikel  bn  ("^gl-  S.  62),  dem 
präpositionalen  b  und  dem  demonstrativen  nj  wiedererkennen. 

Schwieriger  ist  der  erste  Anlaut  zu  erklären;  seine 

organische  Form  ist  am  treusten  im  Arab.  .1  bewahrt; 
denn  ^  geht  im  ganzen  semitischen  Sprachkreis  mit  Leich- 
tigkeit in  ^  über,  welches  wir  in  sjr.  J|  und  chald.  "^N 
finden ;  den  üebergang  von  ^  in  -— -  in  hebr.  n^N  sahen 
wir  schon  mehrfach,  und  ebenso  den  in  — ^,  wie  in 
chald.  pbN. 


I 


105 


Um  dieses  organischere  IN  aber  zu  erklären  5  müs- 
sen wir  unsere  Zuflucht  wieder  zu  dem  Aegyptischen 
nehmen 5  dessen  Hülfe,  wie  wohl  jeder  nach  dem  Bis- 
herigen anerkannt  hat,  wir  nicht  ohne  Lohn  in  Anspruch 
genommen  haben. 

Der  semitische  Artikel,  als  dessen  organische  Form 
ich  wohl  ohne  weitern  Beweis  ^n  setzen  darf,  entspricht 
der  ägypt.  zusammengesetzten  Präposition  &<J.-po  oder 
g^-po,  wörtlich  Gesicht  -  Gesicht  ^  im  präpositionalen 
Gebrauch  contra^  ante^  erga^  ad,  sub ^  de^  apudy 
a,  ex  ^  pro  (^Peyron^  Lex.  ling.  Copt.  p.  324,  332 
und  oben  S.  62),  die  allgemeine  Bedeutung  ist  gleich- 
sam gegen  etwas  hinweisend ^  und  daraus  erklärt  sich 
der  somit.  Gebrauch  derselben  als  Artikel  mit  Leichtig- 
keit; TlJp^n  ist  gewissermaassen  gegen  die  Sonne  ^ 
bessüglich  der  Sonne  ^  der  Begriff'  Sonne  besonders 
hervorgehoben.  In  diesem  artikelartigen  Gebrauch  dient 
bn,  wie  bemerkt,  zur  Zusammensetzung  mit  nT""^?  wo 
b  =  ägjpt.  po ,  also  gleichsam  s^u  dem.  Dieser  Ana- 
logie gemäss  würde  es  uns  nicht  verwundern,  wenn 
sich,  durch  Erklärung  von  organisch  "IN,  für  nV.N  ^*  ^-  '^^^• 
eine  ähnliche  Erklärung  aus  >N  +  DliT^  5  pn"b  ergäbe. 

Wir  haben  schon  früher  (S.  59)  erkannt,  dass  so- 
mit, hebr.  N  =  der  ägypt.  Präposition  e  ist.  Die  bis- 
herigen Untersuchungen  über  die  schon  vorgekommenen 
Präpositionen  berechtigen  uns,  sie  für  ursprüngliche  Wur- 
zelwörter zu  nehmen,  welche  in  ihrer  präpositionalen 
Benutzung  zuerst  nominale  Bedeutung  hatten.  Ich  habe 
schon  darauf  aufmerksam  gemacht  —  was  übrigens  auch 
bekannt  ist  — ^  dass  der  Plural  insbesondere  zu  solcher 
adverbialer  Benutzung  eines  nominal  gefassten  Begriffs 
dient.  Ich  bemerke  nun  gleich,  dass  das  H^jN,  welches 
im  Hebr.  in  Verbindung  mit  den  Prononominalsuflixen 
den  Accusativ  der  Pronomina  bildet,  der  Femininalplural 
dieser  Präposition  N  =  e  ist ,  also  DiT'niN  (durch  den 
uns  mehrfach  vorgekommenen  Umlaut  Dn^HN}  eigentlich 
Richtungen  (vgl.  S.  60)-  «iV,  gerichtet  (Plur.  adver- 


106 


bialiter)-  sie^  äw  ihnen  =  sie  (wie  ja  auch  im  Aegjpt. 
e  Verbindungen  herbeifülirt ,  welche  unserer  Accusativ- 
construction  ähnlich  sind)  5  den  Uebergang  von  niN  in 
riN  wnd  riN  kann  niemand  (da  wir  ihm  nun  so  oft  be- 
gegnet sind)  auffallend  finden  5  sjr.  chald.  und  samar. 
verlieren  das  anlautende  N  zunächst,  daher  sjr.  l.o^  chald. 
njj  samar.  A'^j  welche  Formen  sich  jedoch  nur  in  der 
Zusammensetzung  erhalten  haben,  z.  B.  sjr.  A^ ,  chald. 
Dlbj  sjr.  -^iQ-sj  chald.  np.,  samar.  At^ü?  welche  einem 
hebr.  niN"^?  HiN^D  entsprechen  würden  (^Gesenius^ 
Thes.  p.  746  anders,  aber  ganz  irrig).  Freistehend  im 
Anlaut  ist  1  der  semitischen  Neigung  gemäss  in  diesen 
Dialekten  in  ^  übergegangen,  sjr.  mit  organischerem 
Vokal  " :  ^^  chald.  mit  geschwächtem  n^ 5  samar.  Affl« 

Wir  werden  nun  grade  bei  zu  Präpositionen  herab- 
gesunkenen Wörtern  Beispiele  finden,  dass  von  einem 
VTorte  Plurale  in  beiden  Geschlechtern  sich  finden,  wie 
diess  denn  auch  bei  andern  semitischen  Wörtern  bekannt- 
lich vorkömmt. 

Von  dem  hier  in  Frage  kommenden  e  glaube  ich 
nun  grade  die  masculinare  Pluralform  in  dem,  dem  hebr. 

n*)N  u.  s.  w.  entsprechenden  arab.  Gl  (^Gesenius^  Thes. 
p.  169)  zu  erkennen  5  die  organische  Pluralform  DNIN5 
welche  sich  —  abgesehen  von  dem  uns  schon  so  oft 
vorgekommenen  Verlust  des  schliessenden  D  —  am  treu- 
sten im  arab.  stat.  constr.  bewahrt  hat,  würde  mit  die- 

sem  Verlust  arab.  1^1  lauten;    mit  Uebergang   von  ^    in 

j,  wie  so  oft^  ül;  doch  gestehe  ich,  dass  mir  dabei 
das  —  über  dem  j  noch  unerklärlich  bleibt. 

Verlor  diese  Pluralform  ausser  dem  D  noch  das  vor- 
hergehende  N,    wie    in   so   vielen,    uns    schon  vorge- 

kommenen  Beispielen,  so  blieb  IN  =  arab.  ^1  in  dem 
zu  erklärenden  Worte  5  so  ist  also  die  organischere  Form 
von  hebr.  n^N  u.  s.  w.  chald.  p^N  u.  s.  w. :  Din""b""lN  : 


107     

pn^bnN,  welches  ganz  gebildet  wie  nT""b""Vn  = 
riT^n  5  wörtlich  etwa  mu  (IN)  -«w  (V)-  die  (Din)  heisst. 

Ehe  ich  diese  Untersuchung  abschliesse,  will  ich 
noch  die  mit  den  erwähnten  äthiop.  Formen  zusammen- 
gesetzten äthiop.  Pronomina  bemerken.  Es  sind  die  Ne- 
benformen von  f^iii,  tldi  Masc.  Nomin.  'KA?i'^  (eldnstu)^ 
Accus.  'hA°i't  (jldnsta)^  Fem.  Nomin.  KA.lr't  (elänstu)^ 
Accus.  liAll'  (tldntta).  Im  Masc.  ist  statt  u  (elu) 
o  (elo)  eingetreten,  grade  wie  oben  in  homu  (S.  95)  5 
der  vokalische  Gegensatz  im  Ausgang  der  Nominative 
und  Accusative  ist  schon  oben  (ß.  90)  erwähnt  5  die 
hier  an  elo  ^  da  getretenen  nta  ^  ntu  sind  Verstümme- 
lungen des  relativisch  dienenden,  indeclinablen  äthiopischen 
tii't  (enta) ^  welches  zugleich  Genitivzeichen  ist,  also 
dem  ägyptischen  ÜTe  entspricht  und,  wie  ich  vermuthe, 
ins  Aethiopische  von  da  als  Lehngut  übergegangen  ist  5 
elontta^  elänsta  heisst  also  wörtlich  diese  -  welche. 

Aus  dem  Amharischen  haben  wir  zwei  Formen,  welche 
mit  tlä  zusammengesetzt  sind,  schon  erwähnt  (S.  98) 5 
nach  Analogie  derselben  scheint  mir  auch  hA  im  Plur. 
von  K^  (jtseche)  ==  äthiop.  H^  (j^eku)  u.  s.  w.  (vgl. 
Gesenius  ^  Thes.  p.  337):  KAK^  (tlaxeche)  hielier- 
zuziehen  zu   sein. 

Endlich  haben  wir  noch  die,  bis  jetzt  noch  nicht  er- 
klärten, äthiopischen  Pluralformen  des  Pronomens  der 
dritten  Pers.  zu  betrachten,  die  uns ,  nach  allen  frühern 
Untersuchungen,  auch  keine  bedeutenden  Schwierigkeiten 
mehr  entgegenzusetzen  vermögen. 

Es  existiren  für  beide  Geschlechter  zwei  Nominativ- 
formem  Die  eine  (bei  Ijudolf  die  zweite)  schliesst  sich 
in  beiden  Geschlechtern  an  die  äthiopische  F^orm  des 
8ing.  im  Masc,  (also  ähnlich  wie  die  organischere  Fe- 
mininalform  des  hebr.  u.  s.  av.  pNlH  an  das  Masc.  Sing. 
Nin),  Avelcher,  wie  oben  (S.  90)  entwickelt,  im  Accus. 
ÜTKI*  (witta)  lautete,  im  Nomin.  (Sfly^  (weetu).  Da- 
raus bildet  sich  der  Plur.  durch  Antritt  der  Formen  der 
dritten   Pers.   Plur.,    welche   hebr.    Masc.   nöH,    Fem. 


108 


n^n  entsprechen,  nämlich  Masc.  homu^  Fem.  kons  (S* 
95  ff.).  MitVerhist  des  anlautenden  A,  wie  fast  in  allen 
bisher  vorgekommenen  Fällen,  und  Zusammenziehung  der 
nun  neben  einander  tretenden  Vokale  (a-o  oder  u-o^ 
was  ich  nicht  zu  entscheiden  wage)  in  o,  entsteht  dar- 
aus: Masc.  (D-^i-t^^  (yceet-omu)  ^  Fem.  drJi-i-'l  (w^tt- 
one)  sie. 

Die  andere  Form,  bei  Ludolf  die  erste,  ist  schwie- 
riger zu  deuten  5  allein  da  wir  schon  in  der  eben  er- 
klärten eine  bedeutende  Desorganisation  zu  erkennen 
haben ,  so  wird  uns  auch  bei  der  folgenden  eine  ähn- 
liche nicht  überraschen. 

Sie  lautet  im  Masc.  h^^ll^  (^emunetu)  ^  im  Fem. 
ti^'i'^  (emänetu)'y  beide  Formen  weichen  also  nur  be- 
züglich des  in  der  Mitte  stehenden  Vokals  u  :  d  von 
einander  ab  5  das  masculinare  emu  erinnert  nun  ganz  und 
gar  an  die  äthiopische  Pluralform  des  Masc.  homu  = 
hebr.  T\OT)  (S.  95)  5  da  wir  schon  im  Bingular  des  Pro- 
nomens der  dritten  Pers.  Masc.  und  Fem.  das  anlautende 
h  abfallen  sahen  (vgl.  S.  90  ff.),  so  werden  Avir  auch  kei- 
nen Anstand  nehmen,  diesen  Verlust  im  Plural  für  mög- 
lich zu  halten 5  so  würde  aus  homu:  omu  geworden 
sein  5  die  Abschwächung  des  anlautenden  0,  bei  einer 
Vermehrung  des  Lautcomplexes  von  hinten,  zu  e  ist 
sehr  natürlich,  aber  möglich  wäre  es,  dass  statt  homu 
die  organischere  Form  humu^  aus  welcher  homu  erst 
durch  Verstärkung  des  u  entstanden  ist,  zu  Grunde  läge, 
also  ums  übergegangen  wäre.  Das  an  emu  getre- 
tene mtu  ist  augenscheinlich  wieder  dieselbe  Endung 
wie  im  Nomiri.  tlö-netu^  Accus,  elöneta  (S.  107)  und 
also  ebenfalls  das  relative  tii't  Qenta}^  also  das  Ganze 
ähnlich  wie  tlo-nttu^  zusammengesetzt  aus  homu  (diese) 
itita  (welche),  Dass  das  Fem.  emd-netu  wesentlich 
ebenso  formirt  ist,  ist  keine  Frage 5  «ma  für  organische- 
res homä  ist  augensdieinlich  für  eine  Femininalform 
des  masculinaren  homu  genommen ;  wie  so  es  kam,  dass 
das  individuell  -  äthiopische   Bprachgefühl   dieses   ä   statt 


109 


des  im  Masc.  erscheinenden  u  für  ein  genügendes  Fe- 
mininalzeichen  nahm,  wage  ich  noch  nicht  zu  entschei- 
den; beruht  es  darauf,  dass  einst  die  dem  Masc.  homu 
entsprechende  Form  in  ungeschwächterer  Gestalt  honä 
(statt  des  geschwächten  hone  S.  96)  lautete,  also  ge- 

CS    9 

wissermaassen  zwischen  hebr.  nSH  und  arab.  j^jo  in 
der  Mitte  stand?  Dann  konnte  sich,  da  die  Sprache 
der  Entstehung  dieser  Form  sich  natürlich  nicht  bewusst 
blieb,  im  Sprachgefühl  die  Anschauung  entwickeln,  als 
ob  die  geschlechtliche  Differenz  der  Formen  hcnnu  :  honci 
wesentlich  auf  dem  Gegensatz  des  u  und  ä  beruhte,  und 
indem  man  nun,  wie  in  den  ersten  Pluralformen  der 
dritten  Pers.  das  Masc.  Sing,  zur  Bildung  verwandte^ 
so  konnte  man  glauben,  bei  Bildung  der  zweiten  aus 
dem  Plur.  Masc,  dem  Bedürfniss  der  geschlechtlichen 
DifferenzHrung  durch  Eintritt  des  femininal  scheinenden 
d  statt  des  masculinar  scheinenden  u  Genüge  zu  thun. 
'Möglich  ist  übrigens,  dass  dieser  Vokalwechsel  rein 
nach  der  Analogie  des  Vokalwechsels  in  el-o-netu  (für 
organisches  e^-w-nc^w)  und  6?-a-W6/«  eintrat  (vgl.  S.  107). 
Dualformen,  jedoch  nur  für  die  zweite  und  dritte 
Pers.  und  zwar  ohne  geschlechtliche  Differenziirung,  hat 
das ,  überhaupt  weiter ,  als  die  übrigen  semitischen  Dia- 
lekte, entwickelte  Arabische.  Sie  sind  aber,  wie  schon 
viele  der  behandelten  semitischen  Formen,  auf  secundärem 
Wege,  und  zwar  in  bei  weitem  höheren  Grade  als  fast  alle 

jene,  entstanden.     Sie  lauten  in    der    dritten  Pers.    Ui, 

in  der  zweiten  Ubl^  diess  sind  augenscheinlich  Forma- 
tionen aus  der  entsprechenden  Masculinarform    des   Plur. 

9  >ü^ 

li>,  Ixjj  (ähnlich  wie  in  der  letztbehandelten  äthiopi- 
schen Bildung)  durch  das  |  "  ,  welches  als  Endung  des 
stat.  constr.  des  Duals  der  Nomina  erscheint  (vgl.  Sing. 

9        ^  6 

Masc.  |JLt,  Fem.  iuJU,  Dual  stat.  abs.  Masc.  ^QLc, 
Fem.    ^UiJU,  stat.  constr.  Masc.  QLi,  Fem.  LxULä). 


110 


Dass  wir  hier  in  der  Pronominalform  die  Form  des 
stat.  constr.  verwendet  selien,  mag  uns  den,  in  mehreren 
in  diesem  Paragraph  behandelten  Pronominalformen  vor- 
gekommenen Verlust  des  finalen  D  und  if  (wie  ^2N, 
!)3n:N,  nx^n,  nsn,  n^N,  =)Vn  u.  aa.)  aus  einem  an- 
dern als  rein-  phonetischen  Standpunkt  anzusehen  rathen. 
Ich  habe  diesen  mit  Vorbedacht  noch  nicht  hervorge- 
hoben,  weil  wir  ihn  erst  hier  und  im  folgenden  Para- 
graph in  ähnlichen  Erscheinungen  sicher  wollten  hervor- 
treten lassen,  um  darauf  den  im  zweiten  Versuch  ge- 
nauer zu  entwickelnden  Schluss  zu  bauen,  dass  die  Pro- 
nomina häufig  durch  ihre  Unselbstständigkeit  und  Nei- 
gung zu  engerer  Verbindung  mit  dem  nächsten  Worte 
(vgl.  die  vorherrschende  Enklisis  der  Pronomina  in  den 
meisten  Sprachen)  fähig  waren,  dieselben  phonetischen 
Verstümmelungen  zu  erleiden,  welche  im  stat.  constr. 
im  Semitischen  eintreten. 


§.5. 

Verwendung  der  in  den  vorhergehenden  Paragraphen 

behandelten   Bildungen   ssur    Formation    flexivischer 

und  flexions  artig  er  Formen. 

Durch  Zusammensetzung  mit  den  bisher  behandelten 
Elementen  werden  im  Aegyptischen  alle ,  im  Semitischen 
fast  alle  Formen  gebildet,  welche  sich  als  flexivische, 
oder  flexionsartige  betrachten  lassen.  In  der  Zusammen- 
setzung herrscht  ferner  hier,  wie  dort,  ursprünglich 
dasselbe  Princip. 

Dieses  haben  wir  im  Einzelnen  zu  verfolgen. 

A.    Suffixe. 

Die  Pronominalformen  werden  im  Aegyptischen  und 
Semitischen  mit  Nominibus,  Verbis  und  Partikeln  zusam- 
mengesetzt und  fallen  danach  unter  drei  Gesichtspunkte  5 


iii 


man  bezeichnet  sie  in  diesem  Gebrauch  mit  dem  Na- 
men Suffixe. 

a)   Suffixe  de?'  Nomina, 

Im  semitischen  Sprachkreis  werden  Pronominalforraen 
den  Nominibus  suffigirt,  um  die  Beziehungen  der  letzteren 
auf  Persönlichkeiten  auszudrücken.  Im  Aegyptischen  tritt 
in  demselben  Fall  die  Suffigirung  ein.  Jedoch  nur  in,  im 
Verhältniss  zu  dem  Sprachganzen,  wenigen  Wörtern;  im 
Allgemeinen  hat  sich  eine  andere  Grundregel  fixirt,  welche 
jedoch  auf  demselben  Princip  der  Suffigirung  beruht. 

Zur  Bezeichnung  der  persönlichen  Beziehung  der 
Nomina  des  sogenannten  possessivischen  Verhältnisses  hat 
sich  nämlich  aus  dem  Artikel  durch  Zusammensetzung 
mit  einem  Wurzel wort,  welches  sein  bedeutete,  wie 
wir  vermutheten  (S.  25),  ein  Possessivartikel  gebildet, 
und  die  allgemeine  Regel  ist,  dass  das,  die  persönliche 
Beziehung  ausdrückende,  unselbstständige  Pronomen  die- 
sem, gleichsam  dem  Hülfswort  des  Nomens,  suffigirt 
wird,  das  in  persönliche  Beziehung  tretende  Nomen  da- 
gegen unafficirt  bleibt,  z.  B. 

,  .         »•!%/>  ^^*^  Namen, 

der        sein      dem      Namen!^  ' 

so  dass  alles,  was  zur  nähern  Bestimmung  des  Namens 
dient,  nahe  zusammen  und  vor  ihn  tritt,  grade  wie  im 
Griechischen  6  avrov  nairiq^  im  Italienischen  il  mio 
amicoy  il  di  lui  amico  gesagt  wird.  Haben  wir  den 
possessivischen  Artikel  richtig  etjmologisirt ,  so  beruht 
dieses  Verfahren  auf  demselben  Princip,  wie  das  andere, 
nur  ist  die  persönliche  Bezeichnung  sogleich  dem,  den 
Beziehungscharakter  des  Nomens,  bezeichnenden  Artikel 
beigefügt.  Das  andere  Verfahren,  ganz  dem  semitischen 
analog,  wo  der  Ausdruck  der  persönlichen  Beziehung 
dem  Nomen  selbst  suffigirt  wird,  zeigt  sich,  wie  bemerkt, 
in   mehreren  Wörtern,    z,  B.      pcw       K  )     ,  .      m-      , 

Mund  dein)  ' 

ganz  wie  hebr.  Tf"^^. 


1» 


Dass  nun  dieses  letztere  Verfahren  das  ursprüng- 
liche, von  jenem  erstem  erst,  in  weiterer  individueller 
Entwickelung  des  Aegyptischen  nach  der  Separation  von 
seinen  Sprachverwandten,  verdrängte  sei,  folgt  aus  meh- 
reren Gründen :  1)  hängt  das  erste  allgemeine  Verfahren 
aufs  engste  mit  dem  so  sehr  erweiterten  Gebrauch  des 
Artikels  zusammen,  dass  dieser  fast  durchgehends  als 
ein  nothwendiges  Accessorium  eines  jeden  Nomons  er- 
scheint. Ein  s  0  erweiterter  Artikelgebrauch,  wie  über- 
haupt der  Gebrauch  eines  Artikels,  ist  aber  nach  der 
Analogie  aller  Sprachen  und  nach  der  Art,  wie  das 
Zeichen  des  Artikels  im  Aegjptischen  gebildet  ist  (§.  2), 
eine  sehr  späte  Sprachentwickelung.  Sobald  er  aber  zu 
einer  solchen  Erweiterung  seines  Gebrauchs  gelangte, 
zog  er  die  näheren  Bestimmungszeichen  des  Nomons  von 
diesem  ab  und  an  sich,  und  dieses  letztere  Verfahren 
scheint  sogar  auf  einer  allgemein  menschlichen  Neigung 
zu  beruhen  5  wenigstens  ist  es  auffallend,  dass  sich  alle 
diejenigen  Sprachen  dazu  neigen,  welche  den  Artikel- 
gebrauch, wie  im  Aegyptischen,  auch  auf  die  Fälle  aus- 
gedehnt haben ,  wo  das  Nomen  auf  sonstige  Weise  hin- 
länglich bestimmt  ist_,  wie  z.  B.  eben  in  der  Verbindung 
mit  Possessivpronominen  ^)  (vgl.  das  oben  schon  angeführte 
griech.  und  ital.  Beispiel).  2)  Die  Pronomina  folgen 
dem  zweiten,  meiner  Erklärung  nach  ursprünglicheren 
Verfahren  bei  allen  Nominibus,  welche  zu  partikelar- 
tigem, präpositionalem  Gebrauch  und  Bedeutung  herab- 
gesunken sind.  Die  Erfahrung  aller  Sprachen  lehrt  aber, 
dass  grade  derartige  Wörter  —  weil  sie  aus  der  all- 
gemeinen Analogie,  welcher  sie  ursprünglich  angehörten, 
der  nominalen,  wegen  der  Abschwächung  ihres  Begriffes, 
herausgetreten  sind    —    am  längsten  das  Alterthümliche 


1)  Die  meisten  Sprachen  halten  bekanntlich  in  diesem  Fall 
den  Artikel  für  überflüssig,  z.  B.  hebräisch  im  Allgemeinen  (denn 
in  wenigen  Fällen  findet  er  sich  auch  hier,  Gesenius,  Lehrgeb. 
§.  163),  französ.  (mon  jjere),  deutsch  u.  aa. 


113 


bewahren.  Diese  ursprünglichen  Nomina  schienen  dem 
Sprachgefühl 5  zur  Zeit,  als  sich  das  neue  Verfahren 
bei  pronominalen  Nominal-Bestimmungen  festsetzte,  gar 
keine  Nomina  mehr  zu  sein  5  auch  fehlte  ihnen  der  Ar- 
tikel, auf  dessen  Gebrauch  das  neue  Verfahren,  wie 
schon  bemerkt,  beruhte.  Wie  bei  dieser  Art  ursprüng- 
licher Nomina  das  neue  Verfahren  keinen  Eingang  fin- 
den konnte,  so  wurde  es  von  andern,  als  eigentliche 
Nomina  fungirenden  Wörtern,  durch  den  Usus,  welcher 
das  ursprüngliche  Verfahren  (^die  Suffigirung  am  Nomen 
selbst)  in  ihnen  fixirt  hatte,  fern  gehalten  (vgl.  die  die- 
ser Regel  folgenden  Wörter  hei  Peyron^  Gr.  ling.  Copt. 
p.  71 — 74).  3)  spricht  dafür  die  unter  B  zu  entwi- 
ckelnde Verbalformation,  wo  wir  ganz  analog  in  der 
einen  Verbalform  (und  den  sich  daran  lehnenden  Bil- 
dungen) Suffigirung  der  Personalpronomina  an  den  Ver- 
balstamm als  ursprünglich  erkennen  werden,  dann  aber 
diess  Princip  scheinbar  verdrängt,  dadurch,  dass  die  Per- 
sonalpronomina nicht  mehr  an  das  Verbum  selbst,  son- 
dern —  wie  beim  Nomen  gleichsam  an  dessen  Hülfswort, 
den  possessivischen  Artikel  —  so  beim  Verbum  an  dessen 
Hülfszeitwörter,  die  Temporal-  und  Modalzeichen  gehängt 
werden.  4)  endlich  dürfen  wir  dafür,  dass  das  fast  all- 
gemein-ägyptische Verfahren,  trotz  seinem  überwiegen- 
den Vorwalten,  ein  spätes  sei  —  nachdem  wir  schon 
so  viele  Uebereinstimmungen  zwischen  dem  Aegjptischen 
und  dem  Semitischen  kennen  gelernt  haben  — ,  auch  den 
Umstand  geltend  machen,  dass  sich  das  eine  Verfahren 
auch  im  Semitischen  findet  und  dadurch  als  ein  dem 
ägjpto-semitischen  Sprachkreis  gemeinschaftliches  erweist, 
von  dem  andern  dagegen  keine  Spur  im  Semitischen  er- 
scheint, wodurch  seine  Nichtexistenz  vor  der  Separation, 
somit  seine  Entwickelung  in  der  individuell-ägyptischen 
Sprache  höchst  wahrscheinlich  wird.  Dass  es  sich  trotz- 
dem im  Aegyptischen  zur  fast  allgemeinen  Regel  erhob 
und  das  ältere  Verfahren  fast  allenthalben  verdrängte, 
wird  niemand  auffallen,  der  es  weiss,  mit  welcher  Ge- 

8 


114 


walt  neue  Sprachentwickelungen  oder  neue  Sprachprin- 
cipien  alles,  ihnen  irgend  Zugängliclie ,  in  ihr  Bereich 
zu  ziehen  wissen  und  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  ist 
es  vielmehr  auffallend,  dass  sich  auch  nur  die  wenigen 
Spuren  des  ursprünglichen  Verfahrens  erhalten  haben. 

Wir  wenden  uns  zum  Einzelnen,  wobei  wir  uns 
natürlich  auf  das  Wesentliche  beschränken  und  das  Spe- 
ciellere  den  Special-Grammatiken  überlassen  müssen. 

Nominalsuffix  der  ersten  Pers.     Sow^ohl  im  Aegyp- 

tischen    als    im   Semitischen    dient    das    unselbstständige 

Personalpronomen  (§.  1 ,    a ,    S.    1)5    im    Aegyptischen 

wird  es,  wie  schon  mehrfach  bemerkt  (ß,  85),   häufig 

ausgelassen ,  sobald  die  Beziehung  des  Nomons  im  All- 

ffemeinen  charakterisirt  ist;  also  pcw  5  )  •  mr  / 
^  71^  *  ,        •  ?    niei?i  Mund, 

Mund-mein) 

dagegen  gH  Gesicht  mit  Beziehungszeichen  gH-T^ 
durch  Usus  mein  Gesicht  (vgl.  S.  45)  =  mich^  bei 
Wörtern,  welche  auf  T  schliessen,  wird  T  als  Bezie- 
hungszeichen  häufig  nicht  geschrieben,  z.  B.  e  p^^)        1 

»u-Fuss) 
ohne  noch  hinzutretendes  Beziehungs-T  durch  Usus  »u 
meinem  Fuss  =:  mir  (vgl.  S.  64)  5  ebenso  wird  das 
Personalzeichen  der  ersten  Pers.  beim  Possessiv-Artikel, 
in  dessen  Composition  der  Begriff  der  Beziehung  aus- 
gedrückt ist,  ausgelassen  (vgl.  S.  25),  also  n-«5-  eig. 
0  Tiros^  durch  Usus  auch  u  efiovj  T-^  rj  liiov^  il-^ 
oL  al  Euov. 

Semitisch:  hebr.  '^^dl^Kleid^  '<""t2;=)3b  mein  Kleid -^ 
Fem.  HDVd  Könujin^  stat.  constr.  HD*?!??  phonetische 
Umwandlung  (wegen  der  Verbindung  mit  dem  folgenden 
W^ort)  der  organischeren  Form  DSV^D  (vgl.  unter  C  Fe- 
mininalbildung) ,  mit  Suffix  ''"'nS/D  meine  Königin^ 
Plur,  Masc.  D"^""U7^D7  für  organischeres  D'^"";i;^3b,  stat. 
constr.  ^"Ti;^3b  für  organischeres  ^"^j^Db,  mit  Suffix 
^"^;^Ilb  für  organischeres  ^""^U^Ilb  (vgl.  unter  C  die 
Pluralbi'ldung  des  Masc);  Plur.^  Fem.  ni^ins;  zur  Suf- 
fixalform dient  aber  im  Allgemeinen  eine  Gestalt,  welche 


115 


sich  äusserlich  an  die  masculinare  aiiscliliesst :  '^"■nibins, 
wie  von  einem  stat.  constr.  '^"■nV'7^ri3  5  daher  hat  man 
angenommen,  dass  die  eigentlich  und  organisch  nur  dem 
Masc.  Plur.  angehörige,  aus  der  Verbindung  des  plu- 
ralen  ^  mit  dem  suffixalen  Pronomen  entstandene  Suf- 
fixalform 5  unorganisch  auch  mit  dem  Plur.  Fem.  verbun- 
den sei  (^Gesenius^  Lehrgeb.  §.  60,  3;  Ewald ^  Hebr. 
Gramm.  1838,  §.430).  Weiterhin  aber  (unter  C)  wird 
sich  zeigen,  dass  es  eine  organische  Pluralform  des  Fem. 
gegeben  habe,  deren  stat.  constr.  organischer,  wie  auch 
im  Masc.  Plur.  auf  1  geendet  hat ;  dieses  1  hat  sich  wie 
im  Masc.  immer,  so  im  Fem.  vor  Suffixen,  mit  einer  im 
Semitischen  sehr  gewöhnlichen  Lautveränderung,  in  ^ 
umgewandelt,  also  ^H^lb^HS,  und  daran  schliesst  sich  das 
Personalpronomen,  üebrigens  existiren  auch  nicht  we- 
nige Fälle,,  wo  sich  das  Suffix  an  die  Endung  ni  schliesst, 
z.  B.  ^""Onj?.  (^Gesenius^  Lehrgeb.  p.  215),  wo  sich 
zugleich  die  regelrechtere  stat.  constr.  -  Form  mit  * —  statt 
•j  zeigt  (==  sjr.  '  (i» -^0  chald.  ^  (in  ri— ;— )).  Der 
Dual,  da  er  dieselbe  Form  des  stat.  constr,  hat,  wie 
der  Plur.,  hat  auch  dieselben  Suffixalformen. 

Chaldäisch  im  Wesentlichen,  wie  das  Hebr.,  nur  bezüg- 
lich der  im  Fem.  Plur.  dienenden  Nominalform  abweichend; 
die  vokalischen  Abweichungen  bezüglich  der  Nominal- 
formen erklären  sich  aus  den  vokalischen  Eigenthümlich- 
keitcn  des  Chald.  im  Gegensatz  zum  Hebr.  5  Masc.  Sing. 
^bö  König  ^  ^"^Dbj^  mein  König  ^  Plur.  ^•"SblOj  Fem. 
Sinff.  Nb'in^,  stat.  constr.  nb^DZ,  mit  Suffix  "i—nb  03, 
Plur.  stat.  constr.  nb^HS  (O— :;-  =  hebr.  fl  —  in  mp 
oben),  also  "»"HbTi^. 

Syrisch  folgt  denselben  Gesetzen;  das  Suffix  existirt 
jedoch  nur  graphisch,  indem  es  nur  geschrieben  aber 
nicht  gesprochen  wird  (vgl.  Genaueres  bei  Hoffmann^ 
Gr.  ling.  Syr.  §.  93  und  43),  z.  B.  Masc.  Sing.  w^,i 
sanclusmeusy  Plur.  -  ^'^'^^  sanctimei^  Sing. Fem. v-ȣ^oi^ 
mrgo  mea-y  Plur.  ^^i^oLs  virgines  meae. 

Samaritanisch,  wie  die  beiden  letzten  Sprachen  (vgl. 

8* 


116    

Uhlemann^  Inst.  ling.  Sam.  p.  121)  z.  B.  Sing.  Masc. 
Ijj-Aju.^32,5  Plur.  Masc.  fH^-^tSi  {^Kleidf-er  mein)^ 
Sing.  Fem.  ffl-AitA3,  Plur- ffl-AAZtAS  C^ungfrau, 
^en  mein). 

Arabisch  lautet  das  Suffix  — ,  welches  unter  ge- 
wissen Umständen  "  wird,  und  auch  ümlautungen  des 
Nominalschlusses  herbeiführt;  die  Nominalform  ist,  wie 
in  den  übrigen  semitischen  Dialekten,  die  des  stat.  constr. 
selbst,  oder  eine  ihm  sehr  ähnliche,  durch  dasselbe  Prin- 
cip  (das  der  nächsten  Verbindung    mit    einem    folgenden 

Worte)  phonetisch  verwandelte;  Beispiele  ^li^  von 
C>\S^s   ^^— ,  oder  vo,  im  stat.  constr.  ^^,  C>,  ^->    (Ge- 

naueres  bei  Ewald^  Gr.  crit.  ling.  Arab.  §.  369). 

Aethiopisch  lautet  das  Suffix  P  (jä)^  z.  B.  A^(ri-P 
(aminotfja)  mein  Glauben  (Ludolf,  Gr.  aeth.  119  fol.) 

Amharisch  lautet  es  e  (aus  äthiop.  ja):  (D^.?*^ 
(wanedem-ej  mein  Bruder  (Genaueres  Ludolf^  Gr. 
amh.  p.  44). 

Zweite  Pers.  Masc.  Aegyptisch  k  (§.  1 ,  b,  S.  4) 
pcw-K  dein  Mund^  gH-T-K  eig.  dein  Gesicht  für  dich^ 
ne-K  ü  oov^  Te-K  r/  aov^  Jie-K  olj  al   aov. 

Semitisch.  Die  organische  Form  des  Masc.  ist  NID  ; 
mit  Verlust  des  N:  "^D  (vgl  S.  37);  hebr.  zu  T|  ge- 
schwächt und  mit  stützendem  n :  HD  (vgl*  die  Analogie 
von  x^JZT)^-)  r\iiT)^  S.  95);  im  Plur.  und  Dual.  Masc.  und 
Fem.  tritt  es,  wie  bei  der  ersten  Pers.,  an  die  Plural- 
form des  stat.  constr.  ^  —^^  dessen  —  dann ,  wie  oft 
(vgl.  Dn  für  Dn)  in  ^--  übergeht,  z.  B.  T]""^3N , 
TP^O?  in  Pa"s^  TP.^0,  HD^SD,  Fem.  Sing.  TfODSc, 
Plur.   Masc.  Tl"*-p;)D , "  Fem.  Tj^-n'lDbr. 

Syrisch  tritt  der  Vokal  assimilirend  auf  die  dem  Suf- 
fix vorhergehende  Sjlbe,  jedoch  in  geschwächter  Form 
(vgl.  ganz  analog  die  zweite  Pers.  Fem.  Sing.)  und 
wird  w^eiterhin  am  Suffix  selbst  eingebüsst;  so  entsteht 
für   Sing.    Masc,    und    Fem.    und    Plur.    Fem.  die  Form 


117 


^  und  >f^ —  für  organischeres  a^-^,  z.B.  i-a^]^  ^^^-^j 
^z^ÄÄ,  s/i^oLäj  im  Plur.  Masc.  tritt  die  Suffixalform, 
mit  Verlust  des  organisch  schliessenden  Vokals,  ohne 
Weiteres  an  die  Form  des  stat.  constr.,  also  >^-^-^j  z.  B. 

7       «      7 

Chaldäisch  verfährt  wesentlich  auf  dieselbe  Weise, 
nur  dass  1)  statt  syr.  '  hier  ^  eintritt  und  2)  im  stat. 
constr.  Masc.  Plur.  statt  der  aus  organisch    ^  (oder 

•»  — — 5  welches  ich  noch  nicht  vom  Standpunkt  des  Chald. 
aus  entscheiden  kann)  zusammengezogenen  ^  die  or- 
ganische Form,  wenn  ^  __  ,  gradezu  zurückkehrt,  wenn 
'^.--.  zurückkehrt  und  durch  den  assimilirenden  Einfluss 
des  ursprünglich  das  Suffix  begleitenden  Vokals  (chald. 
--—  für    organischeres    1)    in    ^__--    verwandelt    wird; 

also  Tin3N?,  "ji-^bD,   "T|-n^^n3,^Ti-nb^n3,  Y^3^_', 

letzteres  bisweilen  mit  Verlust  des  ^    bloss  'T] .  ^- . 

Samaritanisch  ganz  nach  derselben  Analogie  (vgl. 
genauer  Uhlemann  p.  121,  122)  ü-^l^Si?  ÜAitAS, 
aAAitA3.  üm^t3i. 

Arabisch  hängt  0,  äthiop.  Ki  (ka)  =  hebr.  "?]  an, 
wozu  es  keiner  Bemerkung  bedarf 5  amharisch  hat  das 
k  in  ch  verwandelt  und  den  Vokal  zu  Schwa  abge- 
stumpft, also  "^  (cJuJ. 

Zweite  Pers.  Fem.  Acgyptisch  lautet  das  Suffix 
memph.  "^  und  3,  theb.  TG  und  e  (vgl.  S.  25 — 32). 
pcü-'f  dein  Mund  wird  von  SchoUx  (p.  47  ed.  Woide) 
angeführt;  doch  kenne  ich  keinen  Beleg  dafür;  ep^J.'f' 
(für  T-3)  ,  ep^T-e  (ßu  deinem  Fuss)  dir^  gewöhn- 
lich wird  I  und  e  vom  vorhergehenden  Vokal  verschlun- 
gen, z.  B.  epo  (für  epo-e,  epo-s),  ebenso  in  den 
Possessivpronomm,  Hieb,  ncw,  memph.  cj^o)  6  oov  (Fem.), 
theb.  TCü,  memph.  ocü  1)  aou^  theb.  memph.  nov  ol, 
tl  oov  5  auch  in  diesem  Possessivpronomen  haben  wir  eine 
Zusammensetzung  des  Artikels  mit  irgend  einem  Wur- 
zelwort (wie  ich  vermuthe,  mit  cw,  O  sein^  welches 
Wurzelhaft  mit  ^,  in  n-^.  (S.  25)  identisch  ist);  ferner 
in  dem  Possessivartiiiel  memph.  baschm.  ne  6  oov  (Fem.) 


118 


Te  ry  öovj  Sie  üiy  al  öoi) ;  theb.  erscheint  statt  der 
drei  letzterwähnten  Formen  nov,  TOT,  Jiov;  diess 
scheint  kein  dialektisch-lautlicher  Reflex  zu  sein,  son- 
dern eine  Zusammensetzung  des  Artikels  mit  einer  laut- 
lich verschiedenen  Wurzel;  ob  o  sein  (also  H-OV  für 
no-e,  S.  25)^  oder  OT^  mit  Absorption  des  Pronomi- 
nalzeichens e,  wie  in  dem  eben  erwähnten  Possessiv- 
pronom.  Plur.  JIOT  (woher  «oy-J  )  \  .^,,  ^.^^^ 

Ol  oyrsg  tjLiot)  J 
zu  entscheiden. 

Semitisch  5  die  organische  Form  ist  ^D  (femininalisirte 
Form  des  Charakters  der  zweiten  Pers.,  vgl.  S.  35}. 

Syrisch  hat  sich  diese  organische  Form  graphisch 
ganz  erhalten ,  allein  das  schliessende  ^  wird  nicht  mehr 
gesprochen  (vgl.  die  zweite  Pers.  Masc. ,  wo  das  or- 
ganisch schliessende  ©  ganz  eingebüsst  ist) :  ^oä).  Durch 
die  rückwirkende  Assimilationskraft  tritt  ferner  der  or- 
ganische Vokal  des  Suffixes,  jedoch  in  geschwächter 
Form -^5  zu  der,  dem  Suffix  vorhergehenden,  Sjlbe 
(grade  wie  im  Masc),  sodass  an  das  Nomen  Sing. 
Masc.  und  Fem.  und  Plur.  Fem.  waä  '^  tritt^  z.  B.  v-uIaIj-d, 
^b^oL£>^  ^^L^Ls.  Plur.  Masc.  tritt  das  Suffix  ohne  Wei- 


teres an  den  stat.  constr.  plur.  ^ 

Hebräisch  hat  sich  die  organische  Form  'O  nur  in 
wenigen  Beispielen  erhalten;  sonst  ist  das  im  Syr.  nur 
noch  graphisch  existirende  ^  -7-  hier  ganz  eingebüsst, 
also  vom  Suffix  nur  T]  geblieben,  z.  B.  "^J-'^DN;  allein 
vor  seiner  Einbüssung  hatte  der  organische  Schlussvokal 
durch  Assimilation  — -  vor  dem  Suffix  herbeigeführt  (ähn- 
lich wie  im  Syr.  — ^) ,  also  "^p  — -  (selten,  z.  B.  Psalm 
103,  3),  -q  -^  im  Sing.  Masc.  und  Fem.  z.B.  Tl'D^D, 
einmal  pleno  mit  "^  :  T]"» — -  (Ezech.  5,  12),  wie  im 
Samar.  immer 5  im  Plur.  und  Dual  Masc.  und  Fem.  mit 
der  organischeren  Gestalt  des  stat.  constr.  (^  —-)  und  des 
Suffixes  "^p  entsteht:  "^p^  _-_  (selten,  z.  B.  '^P'^^n  in 
Pausa),  mit  verstümmeltem  Suffix,  aber  mit  rückwir- 
kender Kraft  des  verlorenen  ■"__  :  T]^.  -^,  die  allgemeine 


ii9 


F'orm;  einmal  tritt  das  verstümmelte  Suffix  an  die  ge- 
wöhnliche   Endung    des  stat.  constr.  ^-^^5  also  T]^ ; 

an  diese  Form  schliesst  sich  das  ebenfalls  nur  einmal 
vorkommende  rO  ——  (Nahum  II5  14)  für  'O'i  — ,  statt 
des  gewöhnlicheren  ^D^  __-5  das  ^  des  stat.  constr.  ist 
ausgestossen  und  —  des  stat.  constr.  würkte  vorwärts 
assimilirend  auf  das  organisch  schliessende  '^—-5  so  dass 
P  —  entstand  5  diesem  ist  das  n  nur  als  Stütze  beige- 
fugt, nach  schon  mehrfach  vorgekommenen   Analogieen. 

Chaldäisch  stimmt  mit  den  gewöhnlichen  Formen  des 
Hebr.,  also  T]  (T]"'1:3N  und  die  dieser  Analogie  folgen- 
den Wörter)  und  T|  —-  im  Sing.  Masc.  Fem.  und  Plur. 
Fem.  5  im  Plur.  3Iasc.  "T]^-^  . 

Samaritanisch  im  Wesentlichen  ebenso,  nur  mit  plene 
geschriebenem  durch  die  Assimilation  entstandenen  Vokal 
im  Sing.  Masc.  und  Fem.  und  Plur.  Fem.  (vgl.  das  ein- 
mal erscheinende  hebr.  T|^  T")?  so  dass  dieses  Suffix  ganz 
ebenso  geschrieben  wird,  wie  das  des  Plurals  Masc, 
nämlich  ÜfH?  ^^^r  verschiedentlich  zu  vokalisiren  ist. 

Arabisch   d    und    äthiop.  Ki,    (ki)    haben   beide    den 

organischen  Vokal  bewahrt,  jedoch  verkürzt;  im  Am- 
harischen  ist  durch  Einfluss  des  i  der  K-Laut  in  einen 
Zischlaut  verwandelt,  wie  in  vielen  Sprachen  (vgl.  z.B. 
ital.  ci  gesprochen  ischi  im  Verhältniss  zu  lat.  ci  ge- 
sprochen kl) ,  und  dann  der  A^okal  zu  Schewa  verstüm- 
melt, also  fl  (sluj. 

Dritte  Pers.  Masc.  Aegyptisch  tritt  q  an  (vgl.  S. 
6):  pcü-q,  gH-T-q,  ne-q,  Te-q,  Jie-q. 

Semitisch  wird,  wie  schon  bemerkt  (S.  7),  das 
selbstständige,  nicht  das  unselbstständige  Pronomen  als 
Suffix  gebraucht,  natürlich  in  mehrfach  und  verschie- 
dentlich verstümmelter  Gestalt. 

Hebräisch  tritt  zunächst  statt  der  organischeren  Form 
N^n  (S.  89),  ^n,  mit  blosser  Einbusse  des  schliessen- 
den  N  an  das  pronominal  zu  bestimmende  Nomen,  z.  B. 
tjn—^S,  cig.  Mund -er  =  sein  Mund^  durch  die  Assi- 
milationskraft des  !)   würde  ein  dem  ^   verwandter  Vokal 


—     120    

vor  n  zu  stehen  kommen ,  also  etwa  in  ~-"  entstehen 
(vgl.  sogleich  n  ~^)  5  organisches  ^  und  •)  sahen  wir  nun 
aber  schon  mehrfach  (S.  93  ff.)  in  — -  übergehen^  und 
so  erklärt  sich  uns  auch  die  Suffixalform  ^n  — —  mit  vor- 
tretendem —-^5  z.  B.  ^nTi;V7''S  (Rieht.  19,  24).  2)  Von 
der  Suffixalform  ^n  fällt  ferner,  vrie  so  oft,  das  nach 
der  Suffigirung  inlautende  n  ab,  Avorauf  das  *!  mobile 
wird,  z.B.  '5"^3Nj,  T'^S ;  3)  und  4)  entsteht  n-^  und 
•j,  für  deren  Formen  sich  vom  rein  hebr.  Standpunkt 
aus  zwei  Erklärungen  darbieten  5  entweder  ging  nach 
Ausfall  des  n  (wie  iu  Nr.  2)  das  5]  in  das,  ihm  so  nah 
verwandte  und  oft  damit  wechselnde  )  über  (vgl.  z.  B. 
]^  in  chald.  p3J^  (S.  102)  dem  ]]  in  chald.  liri""  gegen- 
über) ;  (in  diesem  Falle  würde  sich  n  ^~  an  diese  Form 
schliessen,  indem  n^  wie  so  oft,  nur  stützend  einge- 
treten wäre  und  •)  sich  in  ^-  geschwächt  hätte  5)  oder, 
n —  stände  für  ^n^-^  ganz  wie  sjr.  ^ — ^,  das  Suf- 
fix der  zweiten  Pers.  Masc.  für  os-^ — (S.  117),  so  dass 
in  diesem  * —  der  durch  Assimilation  entstandene  Vokal, 
als  dessen  Vertreter  wir  unter  Nr.  1  — --  erblickten, 
in  seiner  organischen  Form  vor  uns  stände;  in  diesem 
Fall  liesse  sich  *)  aus  diesem  in  —  durch  Verlust  des 
n,  wie  in  Nr.  2,  erklären.  Welche  Erklärung  vorzuzie- 
hen^ oder  vielmehr  höchst  wahrscheinlich  die  einzig  richtige 
sei,  entscheidet  sogleich  der  sjr.,  chald.  und  samar.  Dialekt ; 
hier  finden  wir  (vgl.  weiterhin)  das  Suffix  auf  h  schlies- 
send,  und  da  h  in  diesen  Dialekten  nicht  stützend  ein- 
tritt, so  ist  vielmehr  der  Vokal  hinter  ihm  eingebüsst, 
und  nach  dieser   Analogie    auch    n  aus  ^,ri  zu  erklären. 

Die  Nominalplurale  betreffend,  so  tritt  entweder  ^n 
an  den  gewöhnlichen  stat.  constr.,  also  ^D"^  — — ,  oder  n  wird 
eingebüsst,  1   mobile  und  statt   der   gewöhnlichen   Form 

des  stat.  constr.  dient  die  organischere  i_ ,  also  1"^ , 

woraus  mit  Einbusse  des  doch  nicht  pronunciirten  "^ : ") 

(vgl.  oben  chald^  "T] — -_,  S.  117)   entsteht. 

Chaldäisch  ist,  wie  schon  bemerkt,  vom  Pronomen 
Sin  nur  n  geblieben,  jedoch  nur  bei  Nominibus  im  Sing. 


121 


und  Fem.  im  Pliir. ;  die  Masc.  im  Plur.  (seltener  auch 
Sing.,  z.  B.  ^n"l3N  und  die  dieser  Analogie  folgenden 
Wörter)  haben,  wie  im  Semit,  so  sehr  häufig,  das  im 
Hebr.  scliliessende  ^  in  "^  verwandelt ,  also  'H.  Im  Sing, 
hat  der  ursprünglich  auslautende  Vokal  grade  wie  im 
Hebr.  — -  vor  dem  Suffix  herbeigeführt  (bisweilen  or- 
ganischer   ^nl)  also    n (selten    plene    v\^ — --,    vgl. 

S.  119);  im  Plur.  Masc.  hat  sich  die  organischere  Form 
des  stat.  constr. ,  nämlich  mit  ")  statt  des,  später  dafür 
eingetretenen  '',  erhalten  (vgl.  die  sjr.  Form  und  unter 
C  die  Pluralformation)  _,  also  ^ri^V,  daraus  wird  mit 
Ausstossung  des  n,  wie  im  Hebr.  so  oft,  ^S 

Syrisch  folgt  ganz  derselben  Analogie,  also  im  Sing, 
und  Plur.  Fem.  ^oi  (selten.  De  Dieuj  Gramm,  härm.  p. 
165)  und  01—^  (==  chald.  H— )?  im  Plur.  der  No- 
mina tritt  wi.01  an  die  noch  reiner  erhaltene  organische 
Form  des  stat.  constr.  ©  also  w»oio,  wobei  jedoch  das  oi 
nicht  pronunciirt  wird,  so  dass  im  Wesentlichen  eine  dem 
chald.  '<')  gleiche  Form  entsteht. 

Samaritanisch  hat  im  Sing.  Masc,  Fem.  und  Plur. 
Fem.  nur  die  zu  ^  abgestumpfte  Form  ==  chald.  n  -z~  5 
im  Plur.  Masc.  folgt  es  dagegen  der  Analogie  der  hebr. 
Form  mit  blossem  1  mobile,  welches  es  dem  gewöhn- 
lichen stat.  constr.  anhängt ,  also  X(n  G  •)  ?  ^S'-  ^^"^ 
lemanriy  Inst.  p.   122. 

Arabisch  hat,  fast  wie  das  Hebr. ,  h  mit  seinem  Vo- 
kal erhalten,  dagegen  das  *)  aufgegeben,  also  ». 

Aehnlich  äthiopisch  l>  Qiu)  und  mit  verstärktem  Vo- 
kal,  wie  in  homu  (S.  95)  ü*  (ho)  ^  welche  sich  beide 
an  die  organischere  ,  dem  individuell-Aethiopischen  vor- 
hergegangene ,  Form  des  selbstständigen  Pronomens  (vgl. 
S.  90)  lehnen. 

Amharisch  ist  das  h  eingebüsst  und  nur  der  Vokal, 
wie  im  Aethiopischen  m  oder  o,  geblieben. 

Dritte  Pers.  Fem.  Sing.  Aegyptisch  c  (§.  3,  S. 
13)  pcw-c,  ^H-T-c,  ne-c,  xe-c,  jie-c. 


122 


Semitisch.  Wir  sahen,  wie  im  Semitischen  mannig- 
fach Femininalformen  der  dritten  Pers.  unorganisch  aus 
der  Masculinarform  der  dritten  Pers.  gebildet  sind  (vgl. 
S.  93)5  wir  haben  ferner  darauf  aufmerksam  gemacht, 
wie  das  Masculinum  des  Pronom.  der  dritten  Pers.  für 
dieselbe  Pers.  Fem.  gebraucht  ist  (S.  41);  es  lässt  sich 
also  nicht  gegen  die  Möglichkeit  streiten,  dass  das^uf- 
fix  der  dritten  Pers.  Fem.  aus  der  Pronominalform  der- 
selben Pers.  Masc.  gebildet  sei.  Dass  diess  Avürklich 
der  Fall  sei,  dafür  spricht  mir  einerseits  der  Umstand, 
dass  sich  die  meisten  Suffixalformen  der  dritten  Pers. 
Fem.  im  Semitischen  nur  mit  grosser  Schwierigkeit  aus 
der  organischen  Form  des  Pron.  Fem.  dritter  Pers.  N^n 
erklären  lassen,  andererseits  aber  und  zwar  entscheidend 
der  Vokal,  welcher  im  Syrischen  vor  dem  Trümmer  des 
Femininalsuffixes  Ol  erscheint,  nämlich  "5  dieser  kann,  wie 
in  den  übrigen  bisher  behandelten  Fällen ,  nur  durch  die 
assimilirende  Kraft  des  einst  organisch  hinter  oi  existirt 
habenden  Vokals  entstanden  sein;  dann  muss  diess  aber 
ein  mit  o  nicht  mit  w*.  verwandter  gewesen  sein  5  denn 
letzterer  hätte  -I—«  herbeigeführt,  aus  welchem  nach  kei- 
ner Analogie  -^  werden  konnte  5  so  werden  wir  darauf 
geführt,  als  die  organischere  Form  des  Femininalpronomens 
oci  =  hebr.  in  anzunehmen,  wodurch  dieses  mit  dem 
Masculinarsuffix  zusammenfällt;  noch  entscheidender  spricht 
die  amharische  Form  T  wä  dafür,  welche  der  organi- 
schen Form  des  Masc.  Nin  (ß»  B9)  am  nächsten  steht; 
das  h  ist  eingebüsst,  wie  im  Masc.  und  auch  schon  im 
Aethiopischen  in  den  selbstständigen  Pronominalformen  der 
dritten  Pers.  (S.90_,91);  vgl.  weiterhin  die  amhar.  Suf- 
fixalformen des  Masc.  und  Fem.  im  Verbum  (^bj. 

Hebräisch  ging  organisches  iH  im  Fem.  in  n  über 
(ähnlich  wie  in  t;,  Ht^H,  HSH  S.  95  ff.):  rj"*'!?;"  durch 
Assimilation  tritt  dieser  Vokal  vor  das  Suffix  und  Avird 
hinter  dem  Suffix  eingebüsst,  grade  wie  im  Chald.  und 
Syr.  schon  in  der  zweiten  Pers.  Masc.  Sing.  (S.  1 16  ff.) ; 
so  entsteht  r\~ —  5  niit  Mappik  im  Hj,  um  dessen  guttu- 


123 

ralen  Charakter  anzudeuten :  n^UJ-lüb ;  doch  fehlt  Mappik 
bisweilen  und  dann  scheint  n  blosses  Fulcrum,  daher  auch 

endlich  N  eintritt.     Bei  Nomm.  gen.  plur.  bleibt  n, 

welches  sich  an  die  stat.  constr.-Endung  ^-z-  schliesst, 
deren  —  aber^  wie  in  der  zweiten  Pers.  Masc.  in-; — 
übergeht,  also  ri^-^ — • 

Chaldäisch  liegt  die  Form  NH  zu  Grunde,  aber  hier 
S-;^ —  für  das  organischere  vokalisirte  "i  (vgl.  NDPI^^ 
=  hebr.  ^^Pj^N ,  S.  101),  Nrjm^?  und  die  dieser  Ana- 
logie folgenden  Wörter 5  gewöhnlicher,  mit  Verlust  des 
suffixalen  Vokals,  aber  mit  Vortreten  des  durch  Assi- 
milation entstandenen,  also  n  -:;—  5  im  Plur.  Masc.  erscheint 
NH  und  davor    ,  also  NH —  9    welches  aus  Sn**     ent- 

T  -r'  TT'  Tr 

standen  ist,  wie  denn  auch  NH^ ,  H^ —   und  selbst 

7  T  r  /  T 

n^ —    daneben    erscheint,    grade   wie    "T] —  neben  T|^ 
(S."ll7). 

Syrisch  hat  oiioiaif^  und  mit  "  davor  oi  -^  im  Sing. 
Masc.  Fem.  und  Plur.  Fem.  Im  Plur.  Masc.  tritt  01  an 
die  stat.  constr.-Endung,  welche  hier  -^^  nimmt,  ent- 
sprechend dem  hebr.    - —  also  oi  'aiLkl^. 

Samaritanisch  hat  ebenfalls  nur  ^5  im  Plur.  Masc. 
mit  vorhergehendem  ffl  des  stat.  constr. 

Arabisch  und  äthiopisch  haben  li,  V  (hn)^  also  die 
nächste  Zusammenziehung  der  organischen  Form  Nin 
(S.  89).  Amharisch,  wie  schon  bemerkt,  mit  Verlust 
des  anlautenden  ha  bloss   T   (wo). 

Erste  Pers.  Plur.  Im  Aegjptischen  dient  das  blosse 
Pluralzeichen  ohne  Personalzeichen,  der  mehrfach  bemerk- 
ten Eigenthümlichkeit  des  Aegjptischen  gemäss  (vgl. 
S.  114,  44),  also  ptü-Ji,  gH-T-Jl,  ne-Jl,  iiJl;  Te-n, 
tjT^  Jie-n. 

Semitisch.  Wie  in  der  dritten  Pers.  Sing,  statt  der 
unselbstständigen  Pronomina  die  selbstständigen  zur  For- 
mation der  Suffixe  verwandt  sind,  so  auch  in  der  ersten 
Pers.  Plur.  (vgl.  S.   119  ff.). 

Hebräisch  wird  ^j^ni  (S.  100)  dazu  verwendet,  wel- 
ches  in   der    suffixalen    Verbindung   sein    anlautendes    S 


124 


einbüsst^  durch  die  assimilirende  Kraft  würde  etwa  ^31 
entstellend  dieses  wird  mit  dem  uns  schon  vielfach  vor- 
gekommenen üebergang  ')3  — 5  im  Plur.  tritt  O  an  die 
Form  des  stat.  constr.;  also  ^2'^  — . 

Chaldäisch  erscheint  gewöhnlich  N3  (=  hebr.  ^3,  vgl. 
Nrn5y  =^  ^^n5^  ^'  1^^1)5  "*^*  rückwirkender  Assimila- 
tion: N3  ^7-  (wesentlich  =  hebr.  ^3  —  )  5  im  Plur. 
Masc.  schliesst  sich  N3  an  die  organischere  Endung  des 
stat.  constr.  ^  ,  also  N3""^ -;— ;  an  die  chald.  (talmud.) 
Form  73 N  (S.  100)  schliesst  sich  ferner  p  als  Suffix, 
welches  in  Verbindung  mit  der  zusammengezogenen  Form 
des  stat.  constr.  p^  —  bildet. 

An  diese  letzte  Form,  samar.  JjA?  schliesst  sich 
auch  das  samar.  Suffix  JJ,  welches  sich  auch  in  meh- 
reren Fällen  zu  i  verstümmelt  (^Vhlemann  p.  121)5 
im  Plur.  Masc.  schliesst  es  sich,  wie  immer,  an  den 
stat.  constr. 

Dieselbe  Form  liegt  im  Syrischen  zu  Grunde,  allein 
hier  stets  in  der  verstümmelten  Gestalt  ^  mit  Vokal  a^ 
grade  wie  in  ^jL^  (S.  101)5  dieses-^  wird  in  ^-oä) 
und  ähnlichen  und  hinter  dem  stat.  constr.  plur.  masc. 
z.  B.  ^  Läl^  absorbirt. 

Arabisch  hat  LS,  welches  sich  fast  ganz  dem  chald. 
N3  nähert. 

Im  Aethiopischen  ist  der  arabische  Vokal  verkürzt 
i  (na). 

Amharisch  hat  den  Vokal  zu  Schewa  geschwächt 
"i  (nf)  ^  hat  aber  die  Eigenthümlichkeit,  in  dieser  und 
in  der  zweiten  Pers.  Plur.  ^  vorzusetzen  ,  also  fje-ns. 
Dieses  tjs  entspricht  dem  hebr.  u.  s.  av.  HIN  (S.  105), 
welches  zur  Bildung  von  Pronominalcasus  dient,  die 
auch  im  Samarit.  zu  Suffixen  dienen  (vgl.  weiterhin). 
Amhar.  würde  es  dfje  lauten  müssen  5  der  Anlaut  ist 
eingebüsst  und  n  jerirt  (S.  92)5  (/e-w«  ist  also  ge- 
wissermaassen  =  hebr.  ^^^N- 

Zweite    Pers.  Plur.     Im  Aegyptischen   ist    sie    gen. 


125 


comm.  und  lautet  Teji,  Tii  (vgl.  S.  46),  also  pcM-Ten, 
ne-TJt,  Te-Tji,  Jie-Txi. 

Semitisch.  Als  Suffix  dient  das  unselbstständige  Pro- 
nomen der  zweiten  Pers.  (vgl.  S.  41). 

Hebräisch  Masc.  DD  (S.  42)  und  HtDD  (Gesenius, 
Lehrgeb.  p.  216,  nr.  16)  formirt  aus  ntSri^D  für  n'^H 
(ß.  95),  grade  wie  DD  aus  Ü7]'D  für^  DH  (S.  42); 
im  Plural  tritt    dieses  Suffix    an    den    stat.  constr. ,    also 

Chaldäisch  DiD  (aus  D')n'"D)  und  mit  gewöhnlichem 
üebergang  des  D  in  | :  '\]D  (vgl.  S.  39) ;  bisweilen  ist 
auch  vor  diese ,  nach  der  vorherrschenden  Analogie  - — 
und  zwar  pleno  geschrieben,  getreten^  also  fO^^  —  5 
im  Plur  der  Masc.  führt  Winer  nur  ]*iD  auf,  welches 
sich  an  den  stat.  constr.  schliesst,  also  pD~^  ^^  . 

Syrisch  hat  .oa,  welches  im  Plur.  Masc.  an  den 
stat.  constr.  tritt. 

Samaritanisch  ebenfalls  i^Ü5  im  Plur.  Masc.  eben- 
falls dem  stat.  constr.  angeschlossen. 

Arabisch  ^  (vgl.  S.  42). 

Aethiopisch  hat  !ftö^  (ktmu)  =  hebr.  T\'Q':)^  aus  !ft 
+  \y<f^  (homu) ,  vgl.  S.  95. 

Amharisch  "t.  (hue)  verstümmelt  (ausArtm?),  aber, 
wie  schon  bei  der  ersten  Pers.  Plur.  bemerkt,  mit  vor- 
gesetztem (;V,  also  0*£-ÄW£  =  hebr.  DDnN;  es  istgen.  comni. 

Zweite  Pers.  Fem.  Hebräisch  ]D  (vgl.  S.  42)  und 
niD  (aus  n^rrD  für  n:f\,^  wie  riOD)]  im  Plur.  ip-v—.  . 

Chaldäisch  JD  (für'  YVTD^  Sl  42) ;  im  Plurl  Masc. 

p;  -  • 

Syrisch  ^,  im  Plur.  Masc.  ebenfalls  dem  stat. 
constr.  angehängt. 

Samaritanisch  ifflä  "lit  der  Nebenform  iü  iy^^* 
chald.  p). 

Arabisch  ^*^^  (aus  ^jSb  .^,  S.   42). 

Aethiopisch  'Jll   (ktnt')  aus  ks  +  hone. 

Dritte  Pers.  Plur.     Im  Aegypt.  gen.  comm.  und  aus 


126 


den  unselbstständigen  Pronomm.  bestehend  (vgl.  S.  46) ; 
also  in  den  Hieroglyphen  cjt,  (heb.  ev,  memph.  ov 
(S.  46  fr.);  pc«-OT,  theb.  baschm.  nev  (für  ne-ev), 
memph.  nov  (für  ne-OT),  ebenso  theb.  baschm.  Tev, 
Jiev,  memph.  TOT,  JlOV. 

Semitisch  ist  das  selbstständige  Pronomen  als  Suffix 
verwendet  (vgl.  8.  119  fF.). 

Masc.  Hebräisch.  An  die  gewöhnliche  Form  des 
selbstständigen  Pronomen  DH  schliesst  sich  die  suffixale 
DH,  z.  B.  in  Dn"""'S5  die  organischere  D^H  (vgl.  S.  39) 
sahen  wir  ferner  schon  oben  (in  *)!D— —  S.  95)  in  or- 
ganischeres DH  übergehen  (vgl.  auch  n  S.  1 22  aus  N^H) ; 
indem  in  dieser  Form  das  n,  wie  so  oft,  eingebüsst 
wird,  entsteht  als  Suffixalform  D  ^__  ,  z.  B.  in  D—Ii;=)2b.. 

An  die  Form  iCH  selbst  (S.  95)  schliesst  sich  eben- 
falls mit  Verlust  des  n,  die  Suffixalform  )V-^ — . 

Im  Plur.    der   Nomina    erscheinen    zunächst  DH  und 

)V als  Suffixe;    beide  lehnen  sich  an    die  Form  des 

stat.  constr.  "^  —  ,  w^obei  das  anlautende  —  der  zwei- 
ten  Form  absorbirt  wird:  also  DH"^  —  und  iX3-"^ —  : 
ausserdem  erscheint  hier  auch  DVn  (vgl.  S.  95),  also 
n^T)-^-^   (Ezech.  40,  16). 

Chaldäisch  erscheint  Din  und  ]in  (vgl.  S.  125), 
bisweilen  mit  bei  vortretendem  Vokal  plene  geschriebenem 
^  .."  (y^^*  zweite  Pers.  Plur.  Masc);  im  Plur.  Masc. 
führt  Winer  nur  ])r\  auf,  welches  sich  natürlich  an  die 
Endung  des  stat.  constr.  i  -^    schliesst,  also  l'in""^-^—  . 

Sjrisch  ganz  ähnlich  .coi,  im  Plur.  Masc.  an  die 
Form  des  stat.  constr.  geschlossen. 

Samaritanisch  itT^  oder  mit  Verlust  des  '^  (wie 
im  Hebr.)  i'^;  letzterer  Verlusit  ist  beim  Plural  eines 
Nomons  gen.  fem.  die  Regel,  z.  B.    l^^-AAi'tAS» 

Arabisch  gebraucht  das  selbstständige  Pronom.  un- 
verändert, also  £jö  (S.  93). 

Aethiopisch  schliesst  das  Suffix  an  die  ältere  allge- 
mein  semitische  Form   des  selbstständigen    Pronom.,  je- 


127 


doch  in  seiner  verdoppelten  Gestalt  (vgl.  S.  95),  also 
\y^  (homu^. 

Fem.  Hebräiscli  (vgl.  die  Analogie  des  Masc.)  ]7] 
(aus  ]T\  S.  93)5  jedoch  auch  ],"!  selbst  (|n""ns  Jesaj. 
3,  17)-'  ferner  ]  -^  (für  ]n,  vgL  D-7-  S.  126)5  fer- 
ner T\ip^_  (für  nsn  S.  96 /vgl.  n^^.  's.  125),  im  Plur. 

am  stat.  constr.,  also  n^ri""^ ;    endlich  D^n  statt  nSH 

aber  mit  vortretendem  ,  also  nzn —  und  nach  Ausfall 
des  n,  wie  so  oft  HB— 7-  • 

Chaldäisch  (vgl.  die  Analogie  des  Masc.)  J^n  (vgl. 
S.  40),  im  Plur.  Masc.  an  den  stat.  constr.  geknüpft 
und  ohne  *  geschrieben,  also  in""^-^:-  (vgl.  p  S.  125). 

Syrisch  ^ ,  im  Plur.  3Iasc.  an  den  stat.  constr. 
geknüpft. 

Samaritanisch  ^J/Tl^  u"d  wie  im  Masc.  mit  Verlust 
des  %  :  ;]in. 

Arabisch  ^  (vgl.  S.  96). 
Aethiopisch  ebenso  ITlf  (lione)  vgl.  S.  96. 
Das    Arabische    verwendet    auch    Dualformen    (vgl. 
S.    109)  zum  Ausdruck  dualer    Personalbeziehungen  als 

Suffixe,  nämlich  U^,  Ujd. 

h)   Suffixe  der   Verha. 

Im  Aegyptischen ,  wie  im  Semitischen  werden  we- 
sentlich dieselben  Pronominalformen,  welche  wir  eben 
als  Nominalsuffixe  behandelt  haben,  auch  in  der  Ver- 
bindung mit  Verbalformen  benutzt,  um  die  Person  zu 
bezeichnen ,  welche  die  Vcrbalhandlung  afficirt.  In  ei- 
nigen der  semitischen  Sprachen  zerfallen  die  Verbalsuffixc 
in  zwei  Classen,  deren  eine  sich  durch  Vorsetzung  eines 
n  von  der  andern  unterscheidet.  Wir  werden  zunächst 
die  einfache  ohne  n  besprechen,  dann  die  mit  n  beson- 
ders folgen  lassen. 

Erste  Pers.  Sing.  Im  Aegyptischen  hat  sich  der 
Gebrauch  des  unselbstständigen  Pronomens  nur  hinter 
Verben  auf  o  erhalten,  wo  bisweilen  auch  es  statt  1 
nrscheint,  z.  B. 


128 


JtX^,  TOTZO  s   )    ,., 

.    ^:^j.  ^      ..  .  7   /•    •  i   libera  me. 

*^%-  gieOf  dann  überhaupt      befreien       1.  Ps.l 

Inipvrativ-Zuiclien 

Jl  1?  T        CTO  ei     )  ne    reprobes 

Kcgativcharakter  ^^t'psTsg*!'  geben  Werfen  1.  P8.  sg.)         me. 

verwerfen 
Sonst  erscheint  das,  Beziehung  überhaupt  bezeichnende, 
T  und  das  Personalzeichen  wird,    der    ägyptischen    Ei- 
genthümlichkeit  gemäss,  ausgelassen  (vgl.  S.  93,    41) 

^  Cf  V*^  T  ) 

„      .       „  .    ^  *^  \   posuit  me. 

Präteritum    3.  Ps.  Sg.  M.    setssen    Beziehungszeichenj     ^ 

Semitisch.  Schon  unter  den  Nominalsuffixen  wa- 
ren die  Formen  der  ersten  Pers.  Plur.  und  der  drit- 
ten Sing,  und  Plur.  den  selbstständigen  Pronominibus  ent- 
lehnt; es  wird  uns  also  nicht  auffallen,  wenn  dasselbe 
hier,  mit  Ausnahme  des  Samaritanischen ,  auch  bei  der 
ersten  Pers.  Sing,  geschieht.  Als  Suffix  dient  hier  "^3^ 
(S.  84),  welches  in  der  Verbindung  seinen  Anlaut  N 
einbüsst,  grade  wie  ^DN  als  Nominalsuffix  (S.  123).  Dem- 
nach lautet  das  Suffix: 

Hebräisch  ^3,  z.  B.  "^D—nblDp,,  bisweilen  tritt  eine 
Schwächung  des  organisch  vorhergehenden  Verbalvokals 
ein,  %.  B.  r)blD|D  (zweite  Pers.  Masc.  Sing.  Praet.), 
'^^"'r^^.'Üp.,  oder  der  organische  Vokal  des  Verbi,  der 
sonst  in  der  absoluten  Form  eingebüsst  ist,  hält  sich  in 
der  Verbindung  —  wie  denn  bekanntlich  organische  For- 
men sich  durch  Verbindungen  ,  wo  ihr  Ende  nicht  frei 
steht,  am  leichtesten  erhalten,  wie  z.  B.  franz.  a  (==  lat. 
habet)  in  der  Verbindung  mit  il  (a-t^if)  sein  organisches 
t  bewahrt  hat  — ^  entweder  vollständig,  z.  B.  ^^""^rjVtOp 
(zweite  Pers.  Fem.  Sing.  Praet.) ,  in  der  absoluten  Stel- 
lung nblOp  (vgl.  unter  B) ,  oder  mit  Schwächung,  z.  B. 
^^""blOp  (dritte  Pers.  Sing.  Masc.  Praet.),  in  absoluter 
Form  b'Dp  für  organisch  ^Dp  (vgl.  unter  B).  Sonst 
wird  durch  die  assimilirende  Kraft  des  schliessenden  '^ 
ein  --—  vor  3  erzeugt  (vgl.  die  syrische  Formation), 
grade  wie  im  Nominalsuffix  Fem.  T] —   (S.  1 18),  so  dass 


129 


dieses   Suffix    in    den    drei    Gestalten    ^3,   ^3"" —     und 
^2^—    erscheint. 

Clialdäisch  ebenfalls  "^D,  oder  mit  vorhergehendem  — 
O— —  .  • 

Syrisch  ^2  ,  wo  jedoch  das  i  nur  graphisch  existirt 
(vgl.  Hoffmann  §.32,  3  b,  §.  42,  3,  §.  65—68 
und  §.  77);  schliesst  die  Verbalform  auf  einen  Vokal, 
so  tritt  das  Suffix  ohne  Weiteres  an  5  schliesst  sie  auf 
einen  Consonanten,  so  tritt  1)  der  organische  Vokal, 
welcher  diesem  Consonanten  gebührte,  zurück  (so  im 
Masc.  und  Fem.  dritter  Pers.  Sing.  Praet.  wa  ii^  u.  s.  w. 
im  Fem.  Plur.  3  ^aJ-^— ^vgl.  unter  B),  oder  2)  durch 
die  assimilirende  Kraft  des  schliessenden  i  wird  vor  dem 
n  v^  - —  erzeugt  (ganz  gleich  dem  hebr.  —^  ),  jedoch  nur 
im  Imperativ  ..ü-Jila^  (für  dieses  ^  ist  jedoch  vielleicht 
eine  andere  Erklärung  wahrscheinlicher,  vgl.  unter  B), 
oder  3)  tritt  als  Bindevokal,  dessen  Entstehung  ich  jedoch 
noch  nicht  erklären  kann^  -^,ein,  nämlich  in  den  Ver- 
balformen, welche  auf  n  schliessen,  und  in  der  zweiten 
Pers.  Masc.  Sing.  Praet. ,  oder  4)  —  ,  z.  B.  Fut.  dritter 
Pers.  Sing.  Masc.  ..i's^n^,  wie  im  Chald.  gewöhnlich. 

Arabisch  tritt  ^  an  5  ebenso  äthiop.  £  0^\}'y  ^'nlia»'- 

tritt  das  i  als  j  in  das  n,  also  ^  C^JO' 

Bloss  das  Samaritanische  scheidet  sich  insofern  von 
seinen  Verwandten,  als  es  nicht  bloss,  wie  diese,  das 
selbstständige  Pronomen _,  in  der  Gestalt  Hl!]?  als  Ver- 
balsuflfix  anwendet,  sondern  auch  das  unselbstständige 
fll  wie  beim  Nomen  (S.  116). 

Zweite  Pers.  Masc.  Sing.  Im  Aegyptischen  K  (vgl. 
S.4,  116),  welches  theb.  nach  ii  in  i^  übergeht  (vgl. 
S.  79),   z.  B. 

^  S  Z^O  K 

Praeteritum    1.  Ps.  Sg.    xeugen    2.  Ps.  Sg.  M. 


genui  te 


Praeteritum    3.  Ps.  M.  Sg.  ^erkennen    'i-  Ts.  M.  S. 


cognovit  te, 
9 


(30 


Mit  dem  Bezichungszeiclien  t  vor  dem  Personalzci- 
chon  (vgl.  S.  70): 

G  ^l  T  K  ) 

^^       „   ..  ,         .     „  ^  \ad  proßcienäum  te. 

«M      IVer/en      Beziehungszeiclicn   ^.  l»s,  M.  Sg.J  '        "^ 

Semitisch  dient  das  entsprechende  imselbstständige 
Pronomen,  wie  bei  der  Verbindung' mit  dem  Nomen  (vgl. 
S.  4  und   116). 

Hebräisch,  wie  beim  Nomen,  riD  und  ?|  (vgl.  S. 
116),  in  Pausa  dringt  der  Vokal  vor^  also  T] —  (^g'« 
auch  Ewald^  Hebr.  Gr.  d.  A.  T.  1838,  §.  302). 

Chaldäisch  mit  A^erlust  des  Suffixvokals  Avie  beim 
Nomen:  "T],  mit  dem  durch  die  Assimilation  herbeige- 
führten (wie  beim  Nomen,  vgl.  S.  117):  T]-;— • 

Syrisch  ebenso  s^  und  ^  -1—  . 

Samaritanisch  *i. 

Arabisch  o),  äthiop.  ^  (kcT)  ^  amhar.  che  ^  alle  drei 
wie  beim  Nomen  (vgl.  S.  117). 

Zweite   Pers.   Sing.   Fem.      Aegjptisch   dienen    die 
unselbstständigen  Pronominalzeichen,  memph.  "f ,  s ,  theb. 
Te,  e  (vgl.  S.  22  (F.  und  117),  z.B. 
theb.     ce       jiiJ.       qs         xe     \ 

memph.     ce       Jl^       qi         "1^      !   '^^^^^^    ^^  (Fem.) 
3.  Ps.  PI.  Futur,  tragen  2  ps.  f.  sg.) 
Memph.  5,  theb.  e  bei  den  Verben,    deren    Verbin- 
dungsform auf  e  schliesst*,  dabei  wird  theb.    ein   e  ein- 
gebüsst  und  memph.  e  +  5  zu  blossem  j,  z.  B. 

theb.  ^.     c     iiiJ.     gJUL  (e)     e  \ 
memph.  ^.     c     ll«^     gJüi  (e)     1    {salvabit(¥,^  te(¥,y 

Praet.  J^ä   Futur,    rettcn    2.Ps.FSg.l 

In  den  Verben,  Avelche  auf  o  ausgehen,  wird  das 
Personalzeichen  e  oder  j  von  dem  schliessenden  o  (wie 
bei  den  Nominibus  S.   117)  absorbirt,  z.  B. 

ce        SS.^^       Ti?,JlÄO  (e  oder  5)  )  vivam  serv abunt 
3.  Ps.  piur.  Futur.       lebend      bewahren   \        t  e  (Fem), 
(vgl.  Peyron^  Gr.  ling.  Copt.  p.  157  und  oben  S.  24). 

Semitisch  dient  dieselbe  Form  des  unselbstständigen 
Pronomens  wie  bei  den  Nominibus  (vgl.  S.  35  und  1 1 8). 


131 


Hebräisch  ^1:3  und  mit  Verlust  des  scliliessendeii  ^-^ 
r\  (vgl.  S.  118%  z.  B.  Tl""^nbl?p  5  schliesst  die  Ver- 
balform auf  einen  Consonanten,  so  wird  vor  dem  Suffix 
durch  die  Assimilationskraft  des  organisch  schliessenden 
^^  ßin  — — -  gezeugt,  welches  auch  in  -_—  geschwächt 
wird,  daher  ^D — —  ,  "T]-  -7- 5  '^--7'  • 

Chaldäisch.  Die  organische  Form  ^3  ist  nur  selten, 
gewöhnlicher  ist  T]  und  mit  -^7-  :  Tj^^  bisweilen  plene 
geschrieben  T]^  -7-  . 

Syrisch  wird  das  Suffix  zwar  ^  geschrieben,  aber 
das  i  existirt  nur  graphisch;  geht  ein  Consonant  vorher, 
so  tritt  durch  Assimilation  entstandenes  -^  (=  hebr. 
und  chald.  -7-  )  davor  5  also  ^  -^  5  hinter  n  und  zweite 
Pers.  Masc.  Sing,  aber  "  (wie  bei  der  ersten  Pers.,  vgL 
S.  129). 

Samaritanisch  ist  der  Vokal  stets  eingebüsst,  daher 
das  Suffix  bloss  ti  und  kein  sichtbarer  Unterschied 
vom  Masc. 

Arabisch,  äthiopisch  und  amharisch  lautet  das  Suffix 
wie  das  nominale  ö),  ^  C^O^  *^^^  C^S'«  ^*  119). 

Dritte  Pers.  Masc.     Aegjptisch  cf  (vgl.  S.  6  u.  119) 
«j,  K  THJ  q        )   dedisti  eum  oder  ei 

Praet.  2.  Ps.  M.  sg.  geben  3.  Ps.  M.  Sg.  j  (Masc.) 

Semitisch  dient,  wie  bei  den  Nominibus,  das  selbst- 
ständige Pronomen  zum  Suffix  (S.  119). 

Hebräisch  liegt,  wie  bei  diesen,  die  um  das  schlies- 
sende  N  verstümmelte  Form  (vgl.  S.  119)  zu  Grunde: 
^n?  durch  Ausstossung  des  n  entsteht  daraus  ebenfalls 
wie  dort ,  1  mobile ,  ^  und  ) ;  ist  ein  Bindevokal  nöthig, 
so  entsteht  durch  Assimilation  und  üebergang,  nach  den 
uns  bekannten  Analogieen  —  ,  also  'IHtt^  (in  der  Form 
^n-^  kehrt  bloss  der  organische  Vokal  des  Verbi  zurück, 
z.  B.  ^n-blDp  u.  a.). 

Chaldäisch  ist  ebenfalls  N  eingebüsst ,  aber  das  ihm 
vorhergehende  1,  wie  auch  im  Nomen  seltner  (S.  121) 
in   •»  übergegangen,    also    ^n ,    durch    die    assimilircndc 


132 


Kraft  des  ursprünglich  organisch-scbliesscnden  1  (statt 
dessen  phonetischen  Vertreters)  entsteht  das  ähnliche  ) 
vor  ^n  also  ^Hi;  indem,  wie  beim  Nominalsuffix  ge- 
wöhnlich, auch  das  schliessendc  ">-;—  eingebüsst  wird, 
entsteht  als  Suffix  n^  mit  Verwandlung  des,  durch  die 
assimilirende  Kraft  des  organisch-schliessenden  1  entstan- 
denen Aortons  i    in    --—  n   -7-    und,   plene  geschrieben, 

Syrisch  ebenso  ^m ,  mit  nur  graphisch  existirendem  01, 
wie  es  im  Hebr.  ganz  eingebüsst  wird,  und  blosses  n, 
wie  im  Chaldäischen  5  durch  assimilirenden  Einfluss  des 
organisch  schliessenden  ©  entsteht  o  vor  ci  also  ^010 
(=  chald.  ^ni)^  im  Fem.  Sing.  2.  Praet.  und  Imper. 
^oia  li^l:!^,  ^(Jia  Il^o-jus  und  im  Fut.  3.  Masc.  Sing. 
^oia.  Üib^LoJ,  dessen  ^  (vor  ©)  nicht  zum  Suffix,  sondern 
Avie  ich  weiterhin  wahrscheinlich  machen  werde ,  zu  der 
organischeren  Form  des  Fut.  gehört;  in  andern  Fällen 
ist  das  durch  Assimilation  entstandene  ©  mit  dem  im  Se- 
mitischen häufigen  Uebergang  in  ^  übergegangen,  also 
.M^^  und  zwar  in  allen  Fällen,  wo  -^  entweder  als 
organischer^  oder  als  Bindevokal  vorhergeht  5  endlich  ist 
der  durch  Assimilation  entstandene  Vokal  ~  (=  chald. 
—  3  gew  Orden ,   also  01  -^  . 

Samaritanisch  hat  nur  ^  bewahrt  5  die  Nebenform 
X'^  ist  dem  Hebr.  entlehnt. 

Arabisch  hat  wie  bei  den  Nominibus  s ,  ebenso  äthio- 
pisch Ih  (Jiu)  und  ir  (ho),  Amharisch  hat  treuer,  als 
beim  Nomen,  nur  das  anlautende  h  eingebüsst,  also  (D» 
(you)  und  fl)  (wo). 

Dritte  Pers.  Fem.  Sing.     Aegyptisch    das    unselbst- 
ständige  Pronomen  c  (vgl.  S.  13  und  121);  z.  B. 
^  er      coojiie        c       )  ,.  .^ 

Praet.    3.  Ps.  M.  Sg.    korCn     3.  Ps.  Fem.  Sg.j 

Semitisch  dient,  wie  beim  Nomen,  das  selbstständige 
Pronomen ,  welches  eigentlich  dem  männlichen  Geschlechte 


— >-     133     

gebührte  5  auch  hier  als  8uffix  und  in  wesentlich  gleicher 
Lautveränderung  5  also 

Hebräisch  n  (vgl.  S.  1 22) ,  n  ^—  und  mit  durch  As- 
similation entstandenem  -—-    :  n  —  • 

Chaldäisch  NH,  H,  H--    (vgl.  S.   123). 

Syrisch  hat  bloss  oi  und  nach  Consonantcn  theils 
durch  Assimilation  theils  als  Bindevokal  davor  \  also 


Ol. 


Samaritanisch  ebenfalls  nur  %[j  daher  Masc.  und  Fem. 
scheinbar  zusammenfallen. 

Arabisch  und  äthiop.  wie  bei  dem  Nomen  Li  und  V(Äa). 

Amharisch  hat  zwei  Formen  5  erstens  dieselbe  wie 
beim  Nomen  T  (vgl.  S.  123)  und  2)  eine  durch  das 
auch  äthiopische /:  ^  gemehrte  Tl*  (wäte)^  vgl.  S.  91. 

Erste  Pers.  Plur.  Aegjptisch  wie  beim  Nomen  blos- 
ses Pluralzeichen  (vgl.  S.   123),  z.  B. 

K  JT^.      JIOÄ         Jl  ) 

^  >    encies  nos. 

2.  Ps.  M.  Sg.    Fut.    werfen     PluralJ       '^ 

Davor  tritt  mehrfach  das  Beziehungszeichen  t  (vgl.  S. 
130),  welches  zwar  auch  bei  andern  Personalsuffixen  er- 
scheint, aber  nur  hier  von  mir  erwähnt  wird,  weil  es 
hier  verkannt  ist^  also  theb.  T-Jl,  memph.  Teil,  z.  B. 

ZI  T  Jl  )  . 

^  \    accipere  nos 

em'pfangen    Beziehungszeichen    Plur.  l  ' 

(vgl.  genauer  Feyron^  Gr.  ling.  Copt.  p.   157). 

Semitisch.  Wie  bei  den  Nominibus  (S.  123) ,  dient 
das  selbstständige  Pronomen  in  ähnlich  verstümmelter 
Gestalt  (vgl.  S.  123  ff.). 

Hebräisch  ?13,  ^3—  (vgl.  S.  124). 

Chaldäisch  N2 ,  N3  —  ,  ND'^  —  (=^  hebr.  5)3—  , 
aber  pleno  geschrieben)  5  endlich  auch  ]  —  verstümmelt 
aus  J5  (vgl.  S.  101),  wie  im  Sjr.  und  Samar.  schon 
beim  Nominalsuffix  (vgl.  S.   124). 

Samaritanisch,  wie  beim  Nomen,  hi  und  v  erstümmelt  i. 

Syrisch  hat  nur  die  verstümmelte  Form  .  ;  mit  Bin- 
devokal " :  yy  wegen  des  vor  dem  n  erscheinenden  -^ 
also  ^—  im  Imperat.  Masc.  Sing,  ist  ebenso  zu  statuiren 


134 


wie  über  das  .^  vor  dem  Zeichen  der  ersten  Pers.  Sing. 
in  Verbindung  mit  derselben  Form  (vgl.  S.  129). 

Arabisch,  Aethiop.  haben  wie  beim  Nomen  b,  i  (na) ; 
Amharisch,  sich  an  letzteres  schliessend,  1  (ne^  mit 
Veränderung  des  schliessenden  Vokals  in  Schewa. 

Zweite  Pers.  Plur.  Im  Aegyptischen  werden  ausser 
theb.  TJI5  memph.  Text  (wie  im  Nomen),  hier  auch 
die  verdoppelten  Formen  theb.  THTTJl,  memph.  OHilOV 
(vgl.  S.  48)  verwendet,  und  zwar  bei  solchen  Verben, 
welche  in  der  ersten  Pers.  Plur.  das  Zeichen  der  Be- 
ziehung T  vorhergehen  lassen,  also  TJt,  Ten  als  Suffix  der 
ersten  Pers.  haben  5  auf  diese  Weise  wird  die  mögliche 
Verwechselung  der  Suffixe  der  ersten  und  zweiten  Pers. 
Plur.  verhütet,  z.  B. 

,  ,  [    docere  vos. 

lehren  Pron.  2  piur.  \  ' 

a|<J,Jiett|  OHJlOY 

nutrire  vos. 

Semitisch.     Zweite   Pers.    Plur.   Masc.      Als    Suffix 

dient  der  Plur.  des  unselbstständigen  Pronom.  grade  wie 

beim  Nomen  (vgl.  S.  41  und  125). 

Hebräisch   DD  (vgl.  S.  125);    chald.   pD   (vgl.   S. 

125),    sjr.  .OÄ,  nach  zweiter  Pers.  Masc.  Sing.  Praet. 

und  den  Formen  auf  n  mit  vorhergehendem  -^  ;  samar. 

jtü  ist  zweifelhaft  5  arab.  lAs  (vgl.  S.  125)  5  äthiop. 
^<^  (ktmu)^  vgl.  S.  125. 

Im  Amharischen  hängt  das  A'erbalsuffix  (welches  gen. 
comm.  ist)  eng  mit  dem  Nominalsuffix  zusammen;  es 
lautet  T^''^  (viUjthue)^  wo  tjthue  identisch  mit  dem 
Nominalsuffix  und  wd  dem  hebr.  T  in  organisch  n^N  für 
IHN  entspricht,  so  dass  hier  die  organische  Form  dieser 
Bildung  (=z=  hebr.  DDHN  S.  125,  124)  noch  bestimm- 
ter hervortritt. 

Zweite  Pers.  Plur.  Fem.;  analog  wie  beim  Masc, 
hebr.  p  (vgl.  S.  125),  chald.  p  (vgl.  S.  125),  sjr. 
^  (vgl.  S.   125)  und  ^  — ,  samar.  ^*i  mit  ausge- 


135 


stossenem  ffl,  wie  bisweilen  auch  im    Nomiiialsuffix  (ß, 

125)  ist  zweifelhaft;  arab.  ^X^=>  (vgl.  S.  J 25) 5  äthiop. 
j     511  (kene^^  vgl.  S.  125. 

Dritte  Pers.  Plur.  Aegyptisch  dienen  die  imselbst- 
ständigen  Pronomina  (ß.  46),  wie  beim  Nominalsuffix 
(S.  126);  in  den  Hieroglyphen  CJI ;  im  späteren  Aegypt. 
in  allen  drei  Dialekten  OT  (vgl.  S.  47)^  z.  B. 

^    .  i   vffl.  genauer  bei  Peyron   f Gr.  linff. 

acmpere         eos  )      »     »  ^  ^  » 

Copt.  p.    159.)" 

Semitisch:  Hebr.,  Samar. ,  Arab.  und  Aethiop.  die- 
nen die  einfachen  oder  verdoppelten  Formen  des  ent- 
sprechenden selbstständigen  Pronomens ;  hebr.  Masc.  Dil 
(vgl.  S.  126),  D  -:—  O'örDn),  D  ^  (für  DH),  D-^" 
(für  DH,  vgl.  B.  126),  geschwächt  in  D-^-  ,  mit  Ab- 
sorption des  Vokals  D;  endlich  "iD— 7-  (für  *)t2n,  S.  94), 
•jD—  (für  «iDH,  S.  95,  126)^  mit  Absorption  des  Vo- 
kals (wie  bei  D):  to 

Fem.  |n  (vgl.  S.  127),  ]—  (für  ]n),  J-^  (für 
]n,  vgl.  die  Analogie  von  DH  :  D-r— ^  ).j  mit  geschwäch- 
tem Vokal  ]^^  . 

Samaritanisch  hat  das  anlautende  ^  eingebüsst,  also 
Masc.  "l^  Ogl«  ^*  120)5  ^^^  Femininalform  ist  zwei- 
felhaft (eine  andere  Formation  s.  weiterhin). 

Arabisch  Masc.  '^ ,  Fem.  ^ '(vgl.  8.  126,  127). 
Aethiopisch  Masc.  \f<^  (liomu)^  Fem.  U*l  (lionty,  vgl. 
S.  126,  127. 

Amharisch  bildet  SP"?"'  väijo^  augenscheinlich  eine  Art 
Pluralform  vom  >  crbalsiiffix  der  dritten  Pers.  Fem.  Sing. 
wäfs  (S.  133);  nach  welchem  Princip  diese  Pluralform 
gebildet  ist,  kann  ich  jedoch  nicht  bestimmen. 

Das  Syrische  gebraucht  zur  Bezeichnung  der  per- 
sonlichen Beziehung  die  mit  organisch  an  zusammenge- 
setzten Formen  des  Pronomens  der  dritten  Pers.  Plur. 
>Iasc.  ^i|,  Fem.  ^|  (vgl.  S.  102)  und  verbindet  sie 
nicht  suffixal  mit  dem  Verbum,  setzt  sie  ihm  jedoch  nach. 


136 


Dieselben  Formen  gebrauchen  die  Zabier,  suffigiren 
sie  aber,  ohne  sie  jedoch  zu  verkürzen  (vgl.  Hoß^manriy 
Gr.  ling.  Syr.  §.  42,  Annot.  1). 

Die  Verkürzung  ist  ein  so  nahe  liegender  Schritt, 
dass  wir  wohl  unbedingt  das  Recht  haben,  chald.  p3— 
Fem.  ]^5 —  ebenfalls  aus  den  entsprechenden  Pronomi- 
nibus ]^3N,  pSN  (S.  102)  zu  erklären  5  neben  ^3-7— 
erscheint  jC ohne  Dagesch ,  welches  schwerlich  or- 
ganisch richtig,  und  eben  so  wenig  ist  es  J^D-;-  ohne 
Dagesch.  Neben  p3 —  erscheint  ferner  ]3 —  ,  wel- 
ches ich  aus  ;}N  zusammengesetzt  mit  der  Femininalform 
organisch  INIH  (ß.  93)  erkläre;  das  daneben  aufge- 
führte p —  ist  wiederum  schwerlich    organisch   richtig. 

An  dieses  \^  ~- — würde  sich  samarit.  J^  schliessen, 
Avelches  jedoch  zweifelhaft. 

Ehe  wir  zu  der  zweiten  Classe  der  Verbalsuffixe 
übergehen,  erlaube  ich  mir  eine  kleine  Bemerkung,  welche 
auf  die  höheren  Resultate  hindeutet,  die  wir  aus  dieser 
Vergleichung  und  Betrachtung  des  Verhältnisses  zwischen 
dem  Aegjptischen  und  Semitischen  zu  ziehen  hoffen. 

Die  Verbalsuffixe  sind  augenscheinlich  wesentlich  iden- 
tisch mit  den  Nominalsuffixen.  Bezüglich  der  mehrfachen 
Formen,  welche  aus  einer  und  derselben  Grundform  her- 
vortreten ,  z.  B.  die  Menge  der  Suffixalformen  der  drit- 
ten Pers.  Masc.  Plur.  im  Hebr.  aus  organisch  DNIH, 
bedarf  es  wohl  keiner  weitern  Ausführung  des  Satzes, 
dass  diese  Verschiedenheiten  nichts  weniger  als  wesent- 
lich sind^  sondern  rein  phonetisch;  die  genauere  Aus- 
führung muss  den  Special-Grammatiken  überlassen  blei- 
ben. Noch  weniger  wird  man  einen  wesentlichen  Un- 
terschied darin  erkennen  dürfen,  dass  in  der  ersten  Pers. 
des  Sing,  im  Semitischen  (mit  Ausnahme  des  Samarit.) 
bei  den  Nominibus  das  unselbstständige ,  bei  den  Verben 
das  selbstständige  Pronomen  gebraucht  wird.  Denn  bei 
der  ersten  Pers.  Plur.  und  der  dritten  Pers.  Sing,  und 
Plur.  ist  auch  das  Nominalsuffix  den  entsprechenden 
selbstständigen  Pronominibus  entlehnt. 


137 


Aus  dieser  wesentlichen  Gleichheit  im  Semitischen 
und  fast  ganz  vollständigen  im  Aegjptischen  dürfen  wir 
schliessen  ,  dass  beide  Sprachen ,  als  sie  diese  suffixalen 
Formen  für  verbale  und  nominale  Personal -Beziehungen 
fixirten,  keine  innere  Verschiedenheit  dieser  beiden  Be- 
ziehungen fühlten  5  dass  ihnen  kein  Unterschied  darin  zu 
liegen  schien,  dass  in  jener  Verbindung  das  Verhältniss 
der  Person,  um  sich  nach  unserer  Art  die  Sache  anzu- 
sehen auszudrücken,  gewissermaassen  passivisch,  in  die- 
ser dagegen  possessivisch  ist.  Hier  wie  dort  sah  der 
Aegjpter,  wie  der  Semite,  nichts,  als  die  Beziehung 
auf  eine  Person  überhaupt;  die  schärfere  Bezeichnung 
dieser  Beziehung  —  wie  etwa  im  Indo  -  Europäischen 
durch  verschiedene  Casusformen  —  schien  ihm  nicht 
nothwendig5  die  Bezeichnung  der  Person  überhaupt 
schien  dem  damaligen  Bedürfniss  der  Verständlichkeit 
zu  genügen. 

Hierbei  mögen  wir  uns  erinnern,  dass  wesentlich 
dasselbe  auch  bei  der  Bildung  der  Formen  des  selbststän- 
digen Pronomens  Statt  fand  (ß.  56 — 1 10),  dass  auch  hier 
die  eigentlichen  Pronominalzeichen  durch  die  verschie- 
denen Beziehungen,  in  welche  die  Person  trat,  nicht 
afficirt  wurden ,  sondern  die  specielleren  Beziehungen  im 
Aegjptischen  und  Semitischen  durch  vorgesetzte,  prä- 
positionsartig dienende,  ursprüngliche  Nomina  bezeich- 
net wurden. 

So  wenig,  wie  die  Nominal-  und  Verbalsuffixe  we- 
sentlich (d.  h.  durch  ein  sprachliches  Mittel,  welches 
zum  Ausdruck  begrifflicher  Modification  gedient  hätte) 
verschieden  sind,  eben  so  wenig  werden  die  Nominal - 
und  Verbal  formen ,  welche  mit  den  Suffixen  verbunden 
werden,  auf  eine  wesentliche  Weise  verändert.  Die 
Lautveränderungen  sind  in  beiden  Fällen  rein  phonetischer 
Natur,  und  fliessen  bloss  aus  dem  Streben  die  beiden 
im  Begriff  verbundenen  —  an  und  für  sich  begrifflich 
ungeänderten  —  Wörter  eng  mit  einander  zu  verbinden, 
also  aus  einer  gegenseitigen  Enklisis.  Bei  den  Nomini- 
bus sind  die  Lautumwandlungen  fast  derselben  Art,  wie 


138 


in  dem  (rein-phonißtisch  entstandenen)  stat.  constr.  (vgl. 
unter  C)  5  dass  sie  im  Verbiim  in  dieselbe  Kategorie  ge- 
hören, möge  die  oberflächliche  Verglcichung  (vgl.  ge- 
nauer unter  B  und  C)  zweier  Umwandlungen  aus  dem 
Hebr.  zeigen.  Bei  den  Nomm.  gen.  fem.,  welche  im 
stat.  absol.  auf  n  -;—  schliessen,  tritt  statt  dessen  im  stat. 
constr.  und  vor  Suffixen  n -^r"  ^»"5  HSVt?  :  n3'7D 
DD""n3bt?;  ebenso  erscheint  n-^^-  statt  des  H—  5  welches 
die  Endung  dritter  Pers.  Fem.  Sing.  Praet.  bildet^  z.  B. 
n"lp.S  :  T|""n"]|5S.  Ferner,  wie  im  Plur.  Masc.  der  No- 
mina, welcher  auf  D^-^  schliesst,  im  stat.  constr.  ei- 
gentlich nur  das  D  abfällt  (vgl.  unter  C),  ebenso  in 
der  Endung  der  zweiten  Pers.  Plur.  Praet.  DH,  IH, 
welche,  wie  wir  weiterhin  sehen  werden  (unter  BJ, 
für  organisches  D^H,  pn  stehen,  das  D,  \  vor  fol- 
gendem Suffix,  z.B.  ■»^"^inSlDp  ihr  habt  mich  getödteL 

Hier  tritt  uns  denn  schon  die  Ahnung  entgegen, 
die  sich  weiterhin  immer  mehr  als  Wahrheit  erweisen 
wird,  dass  im  Aegjpto- Semitischen  zur  Zeit,  als  sich 
diese  Verbindungen  formirten,  selbst  der  wesentliche 
Unterschied  der  Verbal-  und  Nominal  -  Kategorie  noch 
nicht  ins  Sprachbewusstsein  getreten  war,  dass  die  Er- 
kenntniss  dieser  Kategorieen  erst  zu  einer  Zeit  ins  Be- 
wusstsein  trat,  als  jene  Suffixalformen  schon  zu  bestimmt 
fixirt  waren,  als  dass  sie  noch  bedeutend  hätten  afficirt 
werden  können. 

Im  Semitischen  haben  wir  es  jedoch  als  eine  Folge 
der  Erkenntniss  dieser  Kategorieen  zu  betrachten,  dass 
sich  bei  Fixirung  der  Sprachformen  die  Suffixalformen, 
wenn  gleich  wesentlich  identisch,  doch  im  Gebrauch  nach 
diesen  beiden  Kategorieen  spalteten  und  ebenso  die  ur- 
sprünglich rein-lautlichen,  ohne  begrifflichen  Werth  ein- 
tretenden, Lautumwandlungen  der  Verba  und  Nomina 
bei  der  Verbindung  mit  Suffixen  diesen  Unterschied  auf 
sich  einwürken  Hessen  und  sich  danach  differenziirten. 

Wenden  wir  uns  jetzt  zu  der  zAveiten  Classe  der 
semitischen   Verbalsuffixe!      Von   denen    der    ersten  sind 


139 


sie  zunächst  nur  dadurch  unterschieden,  dass  ein  n  in 
ihnen  vortritt.  Dieser  Art  Suffixal  formen  erscheinen  im 
Hebr.  5  Chald.  und  Samarit;  keine  Spuri^zeigt  sich  da- 
von im  Arab. ,  Aethiop.  und  Amhar.  und  eben  so  wenig 
kann  ich  sie  im  Syrischen  finden.  Denn  die  Formen, 
in  welchen  Hoffmann  dieses  n  erkennen  will  (Gramm, 
ling.  Syr.,  §.  776,  Ann.  2,  p.  230),  glaube  ich  an- 
ders erklären  zu  müssen.  Hoffmann  glaubt  es  nämlich 
in  der  Nebenform  des  Imper.  Sing.  Fem.  mit  Suffix  der 
ersten  Pers.  Sing,  und  Plur.  der  Verba  "|3  zu  finden. 
Das  Fem.  lautet  z.  B.  ^^ix^.  und  mit  den  bemerkten  Suf- 
fixen der  ersten  Pers. 

Sing.  Plur. 

Das  w,  womit  die  Mittelsylbe  der  zweiten  Formen 
aJ  beginnt,  hält  Ho  ff  mann  für  das  hier  in  Frage  kom- 
mende. Allein  woher  dann  das  darauf  folgende  i?  Denn 
auch  dieses  müsste  man  alsdann  als  eingeschoben  betrach- 
ten. Wenn  man  die  Abstammung  dieser  Form  des  Im- 
perativs berücksichtigt  5  welcher  sich  bekanntlich  (vgl. 
auch  weiterhin  unter  C)  aufs  engste  an  das  Futu- 
rum schliesst,  so  ergiebt  sich,  dass  diess  n  (vgl.  zweite 
Pers.  Fem.  Futur.  ,-1:^»^)  und  höchst  wahrscheinlich 
auch  das  darauf  folgende  1  (vgl.  ^j-^i^^z  neben  rv^  p"  j 
zu  der  organischen  Form  des  Imperativs  gehört,  welche 
sich,  eben  durch  die  Zusammensetzung  geschützt,  er- 
hielt, auf  ähnliche  Weise  j  wie  sich  im  Zcnd  die 
organischere  Gestalt  mancher  Formen  vor  dem,  sich 
eng  an  das  vorhergehende  Woxi  schliessenden  k'a 
(lat.  que)  erhalten  hat,  z.  B.  veherka^-h:  a  u.  aa.  Bopp^ 
.Vergleichende  Grammat.  p.  ]  75  n.  vgl.  ähnliche  Erschei- 
nungen in  den  bei  Bopp  (Gr.  er.  1.  sanscr.  r.  82)  vor- 
kommenden Fällen  (vgl.  desselben  kz.  Gramm.).  Dass  sich 
die  organische  Form  grade  in  dieser  schAvachen  Conjugation 
behauptete,  mag  sich  aus  dem  Bedürfniss,  derselben  mehr 
Lautcomplex  zu  geben,  erklären. 


140 


Wenden  wir  uns  jetzt  zu  den  sogenannten  nunnir- 
ten  Suffixen  im  Hebräischen.  Hier  ist  die  Erhaltung  der 
vollen  Form,  d.  h.  des  Suffixes  mit  vorhergehendem 
3,  seltner,  z.  B.  ^D"3""13D^  er  wird  mich  ehren ^ 
T|""3""PDN  (von  pHD)  ^eh  werde  dich  abreissen^ 
^n—b""-?"!^^  ^^  lutrrf  ihn  segnen '^  n""3""b^S^^  er  wird 
sie  erniedrigen  u.  s.  w.3  gewöhnlicher  werden  durch 
die,  mit  3  zusammentretenden,  Suffixal-Consonanten  As- 
similationen herbeigeführt,  in  denen  der  eine,  oder  der 
andere  der  so  zusammentreffenden  Consonanten  einge- 
büsst  wird.  Im  Hebr.  hat  sich  diese  Formation  nur  für 
Sing.  1,  2  Masc,  3  Masc.  und  Fem.  und  Plur.  1  ent- 
wickelt, oder  ist  wenigstens  nur  in  diesen  Suffixen  nach- 
weisbar. Am  häufigsten  ist  der  Gebrauch  dieser  Suffixe 
beim  Futurum,  allein  keineswegs  darauf  beschränkt, 
sondern  es  kommen  auch  Particip,  Infinitiv  und  Impera- 
tiv damit  verbunden  vor  (vgl.  Beispiele  bei  R,  David 
Kimchi  und  De  Dieu ,  Gramm,  härm.). 
Diese  Suffixalformen  lauten  im  Hebr. 
Sing,  erste  Pers,  -^^—D    oder   mit   Verbindung  beider  3  : 

•^3  (mit  vorhergehendem    ,  ^  und    ). 
Zweite  Pers.  Masc.  T|-3.  oder  nD--3  (vgl.  S.  130),  oder 
mit  Assimilirung  des  3  an  den  folgenden  Consonanten 
T| ,  rD  (mit  vorhergehendem    ). 
Dritte   Pers.   Masc.    in~35   mit   Absorption  des  n  durch 
3,    und  daher  eintretendem  Dagesch  13   (mit   vorher- 
gehendem   )5  ferner  *)— 3  (vgl.  S.  120). 
Dritte  Pers.  Fem.  n"3  mit  Absorption  des  n  und  Dagesch 
(wie  beim  Masc.)  und  mit  alsdann  als  Fulcrum  des  ^ 
hinzutretendem   n  (vgl.  S.  95):    n3    (mit   vorherge- 
hendem   ). 
Plur.  erste  Pers.  ^3  für  organischeres  5)3"3  0  C"*^^  ^^^" 
hergehendem    ). 


1)  Bezüglich  dieser  Form,  welche  nur  auf  zwei  Belegen  im 
Hebr.  beruht,  aber  ausserdem  durch  die  Analogie  des  Chald.  (vgl. 
weiterhin)  geschützt  wird,    vgl.    man    Gesenius,    Lehrgeb.   p.    207, 


141 


Aus  dem  Samaritanischen  gehören  eigentlich  hieher  nur 
Zweite  Pers.  Sing.  Masc.  und  Fem.  ü^  und 
Dritte  Pers.  Sing.  Masc.  und  Fem.  g|], 
welche  bezüglich  der  Consonanten  in  beiden  Geschlech- 
tern übereinstimmen,  wie  diess  auch  bei  den  ihnen  ent- 
sprechenden einfachen  (nicht  -  nunnirten)  Verbalsuflfixen 
der  Fall  ist  (vgl.  S.  131,  133);  dass  diess  auch  bezüglich 
der  vokalischen  Pronunciation  der  Fall  war,  ist  nicht 
wahrscheinlich  (vgl.  weiterhin  chald.  Masc.  T|D,  Fem. 
-qD,  Masc.  PID,  Fem.  n3). 

Die  Form  der  dritten  Pers.  Masc.  Plur.  ^"^i  ent- 
spricht chald.  ]^2  (S.  136),  die  zweifelhafte  der  drit- 
ten Pers.  Fem.  Plur.  "li  würde  chald.  p  entsprechen 
(vgl.  S.  136). 

Die  von  Vhlemann  ebenfalls  in  diese  Classe  (der 
nunnirten)  gestellten  der  ersten  Pers.  Sing,  ffji.und  ersten 
Plur.  i*]  gehören  entschieden  nicht  hieher,  und  sind  auch 
schon  oben  behandelt  (S.  129,  133),  denn  dasjenige  n, 
von  welchem  hier  die  Rede  ist,  fehlt  ihnen  (man  be- 
achte hebr.  "»3-3  und  ^2  für  5)2~3  oben). 

Die  beiden  zuerst  erwähnten  Sufllixalformen  treten 
im  Fut.,  Imperat.  und  Infinit,  verbal,  unter  gewissen  Be- 
dingungen an  (vgl.  Vhlemann^  Inst.  ling.  Samar.  p. 
82,  84,  85). 

Chaldäisch.  Wenn  wir  uns  erlauben^  die  Suffixe 
der  dritten  Pers.  Plur.,  welche  schon  bei  der  frühern 
Classe  erwähnt  sind  (S.  136),  da  2  in  ihnen  sicher  als 
Rest  des  präpositionalen  3N  erscheint  (S.  135,  102),  auch 
hier  mitzurechnen,  so  erscheinen  hier  alle  Verbalsuffixe 
mit  präfigirtem  w,  und  zwar  zunächst  als  Suffixe  des 
Futur.,  bei  welchem  diese  zusammengesetzten  Suffixal- 
formen nicht,  wie  im  Hebr.  und  Samar.,  mit  den  ein- 
fachen wechseln ;  hier  lauten  sie  (vgl.  De  Dieu^  Gramm, 
härm.  382  5    Winer ,  Chald.  Gr.  §.   16): 


n.  99  und  wegen  ^i~2n!D'^T  denselben  im  Tlies.  phil.  crit.  s.  v.  ']15 
p.  66(5. 


142     

Sg.l.Ps.       ^2-2 (^)  PLl.Ps.       N3-3(-r) 

2.  Ps.  M.  T|-3  (--)  2.  Ps.  M.  ]i5"5  (-r) 

„  „  F.  ^-i(-.)  „  „  F.  p-pH 

3.P«.M.  n-3(-)  (3.PS.M.  J^-S/H 

Beiläufig  erwähne  ich  die  Doppelform,  welche  durch 
die  Verbindung  des  Suffixes  der  dritten  Pers.  Masc.  mit 
den  chald.  Futurpersonen,  welche  auf  ]^  schliessen  (zwei- 
ter und  dritter  Pers.  Masc.  Plur.),  entsteht.  Entweder 
wird  hier,  dem  Bildungsprincip  gemäss,  welches  im 
Hebr.  die  Verwandlung  der  Verbalendungen  DH",  ]r\'  für 
organischeres  D^H",  pn~)  in  ^n  herbeiführt  (nämlich 
wegen  der  stat.  constr.-artigen  Verbindung,  S.  140), 
das  schliessende  "J  eingebüsst,  so  dass  die  Form  ^^3-?i  ent- 
steht, oder,  indem  die  Sprache  das  schliessende  ]  zu 
erhalten  sucht,  wird,  um  dieses  und  das  anlautende  des 
Suffixes  mit  einander  zu  vermitteln,  zwischen  beiden  ein, 
durch  die  assimilirende  Kraft  der  umstehenden  5)  erzeug- 
tes 5)  eingeschoben,  also  ]^3"r3^  QDe  Dieu^  Gramm, 
härm.  p.  387). 

Dass  die  Suffixe  der  dritten  Pers.  Masc.  und  Fem. 
in  allen  Verbalformen  dienen,  ist  schon  oben  bemerkt 5 
von  den  übrigen  nunnirten  Formen  erscheint  im  Infinitiv 
die  erste  ^  zweite  und  dritte  Sing.,  welche  auch  im  Hebr. 
die  gebräuchlicheren  Formen  sind  5  im  Imperativ  ebenso 
die  erste  und  dritte  (die  zweite  kann  nicht  vorkommen, 
da  im  Semitischen  bekanntlich  eine  durch  die  Verbalform 
als  Subject  bezeichnete  Person  nicht  zugleich  suffixal 
als  Object  der  Handlung  bezeichnet  werden  darf). 

Im  Imperativ  lautet  die  Suffixalform  der  dritten  Pers. 
n-'^D,  deren  "^  sich    wie  oben  H^-^     (S.  132)  erklärt. 

50"3  und  'p'Z  als  Suffixalformen  in  der  dritten  Pers. 
Plur.  Praet.  (i>ö  Dieuj  Gramm,  härm.  p.  363)  sind 
nicht  hieher  zu  ziehen  5  deren  3  gehört  vielmehr  zur  Ver- 
balendung, welche  in  organischerer  Form  chald.  auf  J^ 
schliessen  würde  (vgl.  6)5  im  übrigen  vgl.  man  Winer^ 
Chald.  Gr.  §.  16,  S.  49. 


143 


Wenden  \Vir  uns  jetzt  zur  Erklärung  dieser  Suf- 
fixalformen !  Gesenius  spricht  (Lelirgeb.  S.  208,  "209) 
keine  ganz  entschiedene  Meinung  darüber  aus  5  er  er- 
wähnt zuerst  die  Ansicht  mehrerer  Grammatiker,  ^^dass 
dieses  Nun  nicht  als  blosser  bedeutungsloser  Bindebuch- 
stab eingeschoben  sei,  sondern  zur  Verbalform  gehöre 
und  dass  diese  Formen  dem  Futuro  energico  (paragogico) 

der  Araber  5  welches  die  Sjiben  ^J  —  5  ,0—  anhängt, 
entsprächen".  Gegen  den  positiven  Theil  dieser  Ansicht 
fuhrt  er  drei  Gründe  an  ,  deren  letzter  (dass  im  Chald. 
Nun  auch  am  Infinitiv  u.  s.  w.  stehe)  schärfer  urgirt  und 
auch  die  analogen  Fälle  des  Hebr.  und  Samar. ,  wo 
die  nunnirte  Form  ebenfalls  nicht  auf  das  Futurum  be- 
schränkt ist,  herbeigezogen  werden  mussten.  Die  bei- 
den andern  Gründe  will  ich  nicht  anführen,  da  sie  Ge- 
senius selbst,  so  wenig,  wie  den  erwähnten,  „gegen 
die  Möglichkeit,  dass  dieses  Nun  doch  ursprünglich 
zum  Verbo  gehörte,  aber  bedeutungslos  war  und  durch 
Missverstand,  nachdem  es  einmal  mit  dem  Suffix  ver- 
wachsen war^  auch  an  andere  Wörter  gehängt  wurde^', 
für  entscheidend  hielt.  Diese  Möglichkeit,  an  und  für 
sich,  wilL  auch  ich,  auf  dem  Standpunkt,  auf  Avelchem 
bis  jetzt  die  Untersuchung  steht,,  nicht  leugnen,  nur  sehe 
ich  nicht  ab,  warum  dieses  Nun,  wenn  es  ursprüng- 
lich dem  Verbo  gehörte,  dort  bedeutungslos  gewesen 
sein  sollte.  Etwa  weil  es  in  vielen  Fällen  nicht  er- 
schiene? Ich  erwähne  diesen  Grund  hypothetisch,  weil 
Gesenius  öfters  aus  dem  öfteren  Erscheinen  oder  Nicht- 
erscheinen lautlicher  Elemente  Schlüsse  auf  ihre  Wesent- 
lichkeit oder  Nichtwesentlichkeit  zieht  (vgl.  z.  B.  seine 
Ansicht  über  das  Characteristicum  des  Niphal  S.  238)  5 
diese  Schlüsse  sind  aber  entschieden  falsch.  Die  Spra- 
che verliert  rasch  das  Bewusstsein  der  Bedeutung  von 
Lautcomplexen ,  sobald  sie  zu  Flexionsformen  geworden 
sind.  Denn  das  Wesen  der  Flexion  beruht  eben  auf 
dem  Vergessen  der  ursprünglichen  Bedeutung  der  zu 
Flexionselementen    gewordenen    ursprünglichen    Wörter. 


144 


Sobald  aber  ihre  Bedeutung  vergessen  ist ,  hängt  die 
Erhaltung,  oder  der  Verlust  der  Laute  nur  von  rein- 
lautlichen  Gesetzen  ab.  In  den  indo-europäischen  Spra- 
chen kommen  gar  nicht  selten  Fälle  vor,  wo  der  ganze 
radikale  Theil  eines  Wortes  eingebüsst  ist,  und  der  Laut- 
complex  nur  noch  aus  accessorischen  Elementen  besteht, 
während  die  Bedeutung,  nach  wie  vor  der  Desorganisa- 
tion der  Form,  sich  eng  an  die  Wurzelbedeutung  schlicsst. 

Die  Analogie  übrigens,  welche  Gesenius  für  die 
angeführte  Möglichkeit  geltend  machte,  nämlich  dass 
die  Suffixe  der  Nomina  plural.  der  Masc.  und  Fem.  ^ 
vorgesetzt  haben,  fällt  nach  der  oben  (ß,  115)  ange- 
deuteten und  weiterhin  (unter  C)  auszuführenden  Er- 
klärung, wonach  das  "^  hinter  den  Femininalpluralen  auf 
einer  besondern  Pluralform  der  Femininen  beruht,    weg. 

Schlagender  sprechen  folgende  zwei  Gründe  gegen 
die  Ableitung  des  fraglichen  Nun  aus  einer  Verbalform: 

1)  die  Vergleichung  mit  dem  arab.  Futur,  energ.  be- 
treffend, so  zeigt  sich  keine  Spur  desselben  in  den  übri- 
gen semitischen  Sprachen,  man  müsste  denn  die  weiter- 
hin (unter  B)  zu  besprechende  Form  der  zweiten  Pers. 
Fem.  Sing.  Fut.  (vgl.  auch  oben  S.  139)  dahin  rech- 
nen, welches  aber,  da  sie  sich  nicht  bestimmt  damit 
vermitteln  lässt^    eine    vage   Hypothese   bleiben   würde  5 

2)  wollte  man  an  andere  Verbalformen  denken,  welche 
auf  n  auslauten,  so  böten  sich  von  hebr.  Seite  die  zweite 
Pers.  Fem.  Sing.  Fut.  auf  p  ,  die  zweite  und  dritte  Plur. 
Fut.  auf  ]5)  und  die  zweite  Fem.  Plur.  Praet.  auf 
]-^  dar;  chald.  ausser  denselben  Personen  noch  die 
zweite  und  dritte  Fem.  Plur.  Fut.  auf  "[-^  5  samarit. 
fällt  von  den  erwähnten  Personen  die  zweite  Fem.  Sing. 
Fut.  hinweg  5  dagegen  tritt  die  erste  Plur.  auf  Jjj  hinzu 
(vgl.  B). 

Was  nun  aber  zuerst  die  zweite  Pers.  Fem.  Sing. 
Fut.  betrifft,  so  ist  beachtenswerth ,  dass  grade  sie  im 
Hebr.  nie  mit  dem  nunnirten  Suffix  erscheint.  Alle  an- 
dern  Formen   sind   aber   Plurale^    in   welchen,   als   der 


145 


Genius  der  Sprache  noch  lebendig*  würkte,  grade  dieses 
n  vor  dem  Suffix  abfallen  musste,  damit  die  stat.-constr.- 
artige  Form  entstände  (vgl.  8.  138).  Man  wende  nicht 
hiergegen  ein,  dass  im  Chald.  das  schliessende  n  vor 
Suffixen  nicht  ausfallt,  wie  im  Hebr.  das  D  und  J  der 
zweiten  Pers.  Plur.  Praet. ,  ja  dass  es  sogar,  nach  der 
von  mir  (ß.  142)  gegebenen  Erklärung  der  Formen 
pD""3^bP|55  P.""5^^^i?  [vor  diesen  Suffixen  wiederge- 
kehrt ist,  obgleich  es  in  der  absoluten  Form  ^^Dp  ein- 
gebüsst  ist.  Die  Analogie  der  Nominalformen  (vgl.  S. 
138)  entscheidet  dafür,  dass  das  Hebr.,  wie  es  über- 
haupt das  Organischere  im  Allgemeinen  am  treusten  be- 
wahrt hat,  auch  hier  dem  Princip  gemäss  verfährt, 
während  das  Chald.,  nachdem  das  Princip,  dem  gemäss 
die  Abstumpfung  eintreten  musste,  nicht  mehr  im  Sprach- 
bewusstsein  lebte,  einer  scheinbaren  grössern  Regelmäs- 
sigkeit zu  Gefallen  (ein  Bestreben,  welches  in  allen 
Sprachen  würkt  und  welchem  auch  die  deutsche  Sprache 
so  viel  Unorganisches  zu  verdanken  hat),  das  Suffix  an 
die  volle  Form  setzte.  Die  syrische  Sprache  ging  so- 
gar noch  weiter  5  sie  setzte  die  Suffixa  in  dritter  Pers. 
Masc.  und  Fem.  Plur.  Praet.  und  im  Imper.  Plur.  mit 
beiden  Formen  zusammen. 

Gegen  diese  beiden  Gründe  ist  nur  noch  eine  Aus- 
hülfe möglich,  welche  zwei  Hypothesen  enthält,  näm- 
lich die  Annahme,  dass  1)  die  Suffixalform  mit  Nun 
sehr  jung  sei  (weil  so  unorganisch)  und  2)  nicht  ei- 
gentlich hebräisch,  weil  hier  kein  D  vor  dem  Suffix 
bleiben  konnte ,  sondern  aus  dem  Chald.  (wo  sich  3  vor 
dem  Suffix  zeigt)  ins  Hebr.  übergegangen.  Aber  auch 
so  wäre  es  eine  starke  Anomalie^  wenn  eine  so  unor- 
ganische Formation  einen  solchen  Umfang  gewonnen  hätte. 

Ich  glaube  daher ,  dass  man  die  Annahme,  dass  die- 
ses n  ursprünglich  verbal  sei,  aufgeben  muss.  Dazu 
neigte  sich  denn  auch  Gesenius^  welcher  nach  einem, 
für  die  wissenschaftliche  Untersuchung  gleichgültigen 
Satz,  fortfährt:    „dass    man  übrigens  in  den  semitischen 

10 


146 


Dialekten  die  Neigung  gehabt  habe,  zwischen  Verbuni 
und  SufTixnm  einen  solchen,  leicht  beweglichen,  aber 
bedeutungslosen  Buchstaben  einzuschieben,  zeigt  ausser- 
dem das  Sjr.  und  Chald.,  wo  man  auch  ein  eingescho- 
benes Jod  hat",  so  dass  er  auf  die  schon  (ß.  206  u. 
140)  ausgesprochene  Meinung  zurückkömmt,  wonach  n 
als  blosser  bedcutungvsloser  Bindebuchstab  eingeschoben 
sei.  Hier  müssen  wir  sogleich  wieder  von  Gesenius 
abweichen.  Die  neuere  Sprachforschung  hat  im  Allge- 
meinen hinlänglich  gezeigt,  dass  man  in  Annahme  be- 
deutungsloser Einschiebsel  nicht  vorsichtig  genug  sein 
könne  5  sie  kann  eine  solche  Annahme  nur  billigen,  wenn 
sie  durch  lautliche  Verhältnisse  der,  ohne  dieses  Ein- 
schiebsel, zusammentreffenden  Laute  motivirt  ist,  also 
z.  B.  in  dem  von  Gesenius  als  Stütze  seiner  Ansicht 
angeführten  griech.  fx^fx-ß-lsro^  är-d-Qog^  wo  ß^  iJ 
gleichsam  den  Kitt  zwischen  den  unverträglichen  ^A, 
VQ  bilden.  In  jedem  andern  Fall,  wo  die  Einschiebung 
nicht  durch  den  Lautcomplex  bedingt  ist,  wird  man  ent- 
weder beweisen  können,  dass  der  scheinbar  eingescho- 
bene Laut  organisch  ist  und,  wo  er  in  analogen  Fällen 
fehlt^  ausgefallen  —  z.  B.  in  dem  ebenfalls  von  Gesenius 
geltend  gemachten  lat.  pröd-eo  (im  Gegensatz  von  pro- 
ficio)^  wo  pröd  organisch  (alte  Ablativform),  pro  da- 
gegen verstümmelt  ist  (von  diesem  pröd^  pro  ist  pro 
in  prö-hibeo  n.  s.  av.  genau  zu  scheiden 5  beide  gehö- 
ren zu  Einem  Thema,  sind  aber  verschiedene  Casusfor- 
men) —  oder,  wo  man  diess  nicht  beweisen  kann,  seine 
Unwissenheit  oder  Schwanken  eingestehen  müssen. 

Die  aus  dem  Syrischen  geltend  gemachte  Analogie 
^juk  haben  wir  oben  (S.  139)  besprochen,  die  chald. 
(yCr")  n^)  ^v^**^  gleich  weiterhin  zur  Sprache  kommen. 
Mag  dann  unsere  Erklärung  dieses  Jod  richtig  oder 
falsch  sein,  bei  der  Annahme  einer  willkürlichen  Ein- 
schiebung desselben  darf  man  sich  nicht  beruhigen^  aber 
selbst ,  wenn  ein  Jod  hätte  eingeschoben  werden  können, 
so  folgt    daraus    noch    gar    nichts    für    die    Einschiebung 


ni 


eines  Nun.  Denn  es  ist  keinem  Zweifel  unterworfen, 
(lass,  wenn  man  auch  die  Möglichkeit  von  Einschiebun- 
^en  im  Allgemeinen  zugesteht ,  man  doch  das  Recht  hat, 
jede  specielle  in  jedem  speciellen  Fall  falso  hier 
das  Nun  zwischen  Yerbum  und  Suffix)  speciell  motivirt 
zu  verlangen.  Als  eine  solche  Motivirung  könnte  selbst 
der  Umstand  nicht  gelten,  dass  n  in  manchen  Sprachen 
würklich  eingeschoben  scheint,  z.  B.  in  den  indo-euro- 
päischen  1)  in  der  siebenten  Conjugationsclasse  des  Sans- 
krit und  den,  in  den  verwandten  Sprachen  entsprechen- 
den Fällen  (z,  B.  jug  :jung^  5  2)  dieser  Einschiebung 
analog  in  Verben,  welche  der  siebenten  Conjugations- 
classe sonst  nicht  folgen  5  3)  wider  die  Regel  der  sie- 
benten Conjugationsclasse  auch  in  den  allgemeinen  Ver- 
balformen (z.  B.  latjungo^  junxi^  statt  regelrecht^wiz?/)  5 
4)  ziemlich  analog  der  siebenten  Conjugationsclasse  auch 
in  Nominibus,  5)  endlich  zwischen  Thema  und  Casus- 
endung in  mehreren  Casus  im  Sanskrit,  Zend  und  selbst 
Germanischen  (vgl.  Bopp^  Vergl.  Gramm,  unter  aa.  S. 
284  und  Burnouf^  Comment.  s.  1.  Y.  T.  I,  p.  497). 
Denn  überhaupt  geben  rein -phonetische  Erscheinungen 
der  einen  Sprache  keine  Analogie  für  die  andere  ab  5 
diese  müssen  stets  aus  der  Sprache,  in  welcher  sie  vor- 
kommen sollen,  selbst  bewiesen  werden.  VTas  aber 
jene  Fälle  aus  den  indo-europäischen  Sprachen  betrifft, 
so  will  ich  im  Allgemeinen  bemerken  —  den  Beweis 
für  einen  andern  Ort  aufsparend  — ,  dass  auch  da  das 
n  ursprünglich  wenigstens  nicht  überall  bedeutungslos 
eingeschoben  ist  (vgl.  für  jetzt  Griech.  Wurzell.  II,  330). 

Diese  von  Gesenius  gelassene  Lücke  _,  nämlich  die 
specielle  Motivirung  der  Emschiebung  des  n  vor  den 
Suffixen  aus  dem  Charakter  des  Hebr.  versucht  Ewald 
(Hebr.  Gr.  1838,  §.  306,  p.  185)  auszufüllen.  Seine 
Worte  sind:  ^,Der  bis  zum  vollen  Vokal  gedehnte,  be- 
tonte Zwischenlaut  zwischen  Yerbum  und  Suffix  kann 
durch  ein  nachlautcndes  n  noch  länger  gedehnt  werden. 
Die  Möglichkeit  dieser  grösseren  Dehnung  und  Spannung 

10* 


Il 


148 


zwischen  zwei  zusammengehenden  Wörtern  liegt  darin, 
dass  die  Suffixe  am  Verbum  und  wo  sie  sonst  den  Ac- 
cusativ  bedeuten  (§.  466)  loser  hängen  5  denn  bei  ^ler 
engeren  Verbindung  mit  dem  Nomen  ist  diese  Dehnung 
des  mittleren  Lautes  ungebräuchlich.  Auch  versteht  sich 
hiernach,  dass  dieses  n  nicht  vor  Suffixen  lauten  kann^ 
die  nie  einen  Zwischenvokal  haben  ^  nämlich  vor  den 
schweren  und  stets  betonten  DZ:,  p,  sowie  vor  den 
ähnlichen  D  ,  ]^.  Die  wahre  Art  dieses  n  ist,  dass  es 
selbst  Ton  und  mit  dem  Ton  zusammenhängend  (wie 
die  arabische  Nunnation)  dem  betonten  Zwischenvokal 
nachtönt,  oder  nachgezogen  wird,  so  dass  die  tonlose 
Sjlbe  des  Suffixes  sich  u.  s.  w."  So  kategorisch  und 
dictatorisch  hier  auch  die  Worte  gestellt  sind,  so  sind 
sie  doch  eigentlich  nichts^  als  die  Umschreibung  der 
Thatsache  in  die  täuschende,  trügerische  Form  einer 
Motivirung  gekleidet.  Ganz  abgesehen  von  der  sonder- 
baren und,  entweder  gar  nichts  sagenden,  oder  auf  ei- 
ner mir  und  ,  soviel  ich  weiss,  allen  Grammatikern  un- 
bekannten, Begriffsbestimmung  beruhenden,  Behauptung, 
^,dass  Nun  Ton  sei"^),  kommen  alle  Umschweife  ein- 
fach darauf  hinaus,  dass  n  eingeschoben  sei,  „weil  die 
Suffixe  loser  am  Yerbum  als  am  Nomen  hängen'^  Woher 
weiss  Ewald  aber,  „dass  die  Suffixe  loser  am  Yerbum 
als  am  Nomen  hängen"?  Antwort:  „weil  diese  Deh- 
nung (nämlich  die  durch  n  5  denn  der  Zwischentritt  von 
Vokalen  kommt  auch  beim  Nomen  vor)  bei  der  engeren 
Verbindung  mit  dem  Nomen  ungebräuchlich  ist*^'  oder 
mit  andern  Worten,  aber  völlig  demselben  Sinn:  weil 
das  Nun  beim  Nomen  nicht  eingeschoben  wird.  Also 
ein  Cirkel!  Wie  wenig  wahr  es  übrigens  ist,  dass 
die  Suffixe  im  Allgemeinen  am  Verbum  loser  hängen, 
als   am   Nomen,    zeigt  der   Umstand,   dass   bei   weitem 


1)  Sollte  Ewald  etwas  von  nasalirten  Vokalen  dabei  im  Sinn 
gelegen  haben?  Deren  Natur  und  Entstehung  lässt  aber  mit  dem 
vorliegenden  Fall  gar  keinen  Vergleich  zu. 


149 


häufiger  das  Suffix  ohne  dieses  n  an  das  Verbum  tritt 
und  dass  die  nunnirte  Form  des  Suffixes  von  der  Haupt- 
verbalform, dem  Praeterit.,  im  Hebr.  ganz  ausgeschlossen 
ist,  wobei  ich  nicht  umhin  kann,  es  zu  rügen,  dass 
Ewald  (a.  a.  0.)  durch  die  Worte:  „Auch  ist  zu  be- 
achten, dass  diese  und  alle  Verlängerungen  durch  den 
Nasal  im  Imperfecto  häufiger  sind  als  im  Perfecto" 
die  Meinung  erregt,  als  ob  er  nicht  wüsste^  dass  die 
nunnirten  Suffixe  im  Hebr.  mit  dem  Praet.  überhaupt 
nie  verbunden  sind. 

Denken  wir  uns  aber  trotz  allem  dem  und  anderem, 
was  in  der  Ewald^schen  Darstellung  anstössig  ist  (z.  B. 
der  Vergleich  mit  der  arab.  Nunnation ,  welche  nur  am 
Ende  Statt  findet,  die  Erklärung,  weswegen  D^  und  ]^ 
kein  n  haben  u.  s.  w.},  seine  Hypothese  dennoch  als 
richtig,  so  müsste  sie  natürlich  auch  ihre  Anwendung 
auf  das  Chald.  finden.  Denn  eine,  so  Avesentlich  iden- 
tische, Erscheinung  in  zwei  so  innig  verwandten  Spra- 
chen kann  nur  auf  einem  wesentlich  identischen  Grund 
beruhen.  Hier  aber  fällt  die  ganze  Hypothese  zusammen ; 
abgesehen  von  dem  chald.  ]^3,  über  dessen  Verhältniss 
zu  hebr.  D-;^ —  schon  oben  die  Rede  war,  zeigt  sich 
hier  auch  ])Z)^  p  =  DD,  ]3  mit  vorgesetztem  3,  ob- 
gleich auch  im  Chald.  jiD,  p  schwere  Suffixa  sind, 
und  wo  sie  ohne  n  erscheinen,  keinen  Zwischenvokal 
haben  5  ferner  zeigen  die  Formen  '^y'3  —  N3"3  — —  das 
n  keineswegs  in  dem  Tone  des  Zwischenvokals  ruhend, 
sondern  im  Gegentheil  hat  es  selbst  einen  Vokal. 

Soviel  gegen  die  Gründe,  welche  bis  jetzt  für  die 
Ansicht,  dass  dieses  3  ein  bedeutungsloses  Einschiebsel 
sei,  geltend  gemacht  sind,  oder  werden  könnten.  Fol- 
gende Umstände  scheinen  mir  mit  Entschiedenheit  dafür 
zu  sprechen,  dass  es  kein  bedeutungsloses  Einschiebsel 
sein  könne:  1)  es  ist  nirgends,  wo  es  erscheint^  laut- 
lich nothwendig  (vgl.  S.  146)5  denn  die  Laute,  zwi- 
schen denen  es  erscheint,  könnten  sich  ohne  Hülfe  des 
n  sehr  gut  mit  einander  verbinden,    wie  das    schon  die 


150 


Nebenformen  mit  dem  einfachen  ÖufOx,  welche  gewöhn- 
lich neben  den,  ja  häufiger  als  die  mit  nunnirtem  erscheinen 
(z.  B.  'in-ipS';^  *^"^R?'  "^^^"  ^^""ipD':)  zeigen,  2)  es  ist 
sogar  gewöhnlich  lautlitjh  überflüssig  und  selbst  störend, 
wie  daraus  hervorgeht,  dass  bei  seinem  Zusammentreffen 
mit  consonantischem  Suffix-Anlaut  entweder  dieser  oder 
n  absorbirt  wird  (vgl.  S.  140). 

Wenn  demnach  dieses  n  1)  nicht  ursprünglich  zum 
Verbum  gehört^  2)  nicht  bedeutungsloses  Einschiebsel 
ist,  so  bleibt  nichts  übrig,  als  dass  es  zum  Suffix  selbst 
gehöre  und  zwar  ein  ursprünglich  bedeutsames  Element 
desselben  sei. 

Nahe  liegt  der  Gedanke  an  das  koptische  li^,  wel- 
ches mit  den  Personalpronomm.  verbunden  wird  (vgl. 
S.  71)^  also  z.  B.  hebr.  zweite  Pers.  Masc.  Sing.  TfZ^ 
chald.  •!]"":d  ganz  mit  dem  koptischen  Jt^-K  (S.  69) 
gleichzusetzen  5  allein  gegen  eine  so  vollständige  Iden- 
tification sträuben  sich  die  nunnirten  Formen  der  ersten 
Pers.  Sing,  und  Plur.,  wo  das  3  nicht  vor  das  unselbst- 
ständige  (wie  im  Aegypt.) ,  sondern  vor  das  selbststän- 
dige Pronomen  in  seiner  Verstümmelung  (^D  (N)'"3. 
^2  (n)~D)  tritt.  Wir  werden  daher  diese  nunnirte  For- 
mation für  eine,,  auf  semitischem  Boden  entstandene,  neh- 
men, was  jedoch  keineswegs  ausschliesst,  dass  die  Ele- 
mente derselben  zugleich  ägyptische  sind. 

Als  Suffixe  der  dritten  Pers.  Sing,  und  Plur.  (or- 
ganisch Nin,  DN^n,  S.  119,  126)  sahen  wir  in  allen 
semitischen  Sprachen  statt  der  unselbstständigen  Prono- 
mina selbstständige  verwendet ;  ebenso  im  Verbum  in  der 
ersten  Pers.  Sing,  und  Plur.  (S.  128,  133).  Weiter  sahen 
wir  im  S jr. ,  Zab.,  Chald.  und  Samar.  (vgl.  S.  135) 
als  V^erbalsuffix  der  dritten  Pers.  Plur.  eine  zusammen- 
gesetzte Pronominalform  verwendet^  welche  im  Syr. 
noch  getrennt  geschrieben  ward,  im  Chald.  und  Samar. 
dagegen  als  reines  Suffix  diente  (S.  136).  Das  in  ihr 
anlautende  OK  entsprach  ägypt.  ^it,  jt  und  weiterhin 
auch  dem  eben  erwähnten  m,  (vgU  S.  102,  71).    Durch 


151 


dasselbe  3N  war  auch  im  Chald.  eine  zusammengesetzte 
Form  des  Singulars  gebildet  (ß,  102).  Was  steht  nun 
entgegen,  dass  durch  dasselbe  eine  zusammengesetzte 
Form  der  zweiten  Pers.  Sing.  Plur.  Masc.  und  Fem.  aus 
dem  unselbstständigen  Pronomen  gebildet  war,  also  wie 
Plur.  dritte  Pers.  Masc.  chald.  jr^-f-  für  organisch 
prpN  (S.   136)  steht,  so 

Sing,  dritte  Pers.  Masc.  hebr.  ^n"3  (u.  s.  w.  S.  140), 
samar.  ^p  (ß.  141),  chald.  PT^  —  für  organisch  NliT^N 
(vgl.  S.   102  und   132), 

Sing,  dritte  Pers.  Fem.  hebr.  rr3  u.  s.  w.,    samar. 

^^,    chald.    rr^ für    organisch"  Nirr^N    (über    NIH 

als  Fem.  vgl.  S.  122), 

Sing,    zweite   Pers.   Masc.    hebr.    T|"3    (u.  s.  w.  S. 

140),  samar.  i^i,  chald.  "n~3 für  organisch  N1D"0N 

(S.  116), 

Sing^  zweite  Pers.  Fem.  samar.  ü^,  chald.  ■?|"3— 
für  organisch  N'^D'^N   (S.  116), 

PI.  zweite  Ps.  M.  chald.  ])3^3  —  für  organischeres  ]iD"2N 
„         „     F.      „     p-D'-r    „  „  p;??i' 

zu  nehmen  sei?  endlich,  da  wir  3N  vor  die  selbststän- 
digen Pronominalformen  organisch  N'IH  und  DNIH,  N^H 
und  jN'n  (S.  102)  treten  sahen,  hindert  nichts  anzu- 
nehmen^ dass  es  auch  vor  die  selbstständigen  der  ersten 
Pers.  treten  konnte,  also  hebr.  ^3*3  u.  s.  w.,  chald. 
•^r?—  für  organisch  "«ZN-DN  und  hebr.  13  (statt  13-3 
S^   140),  chald.  N3"3~  für*  organischeres  OMN    stehe. 

Dass  der  Gebrauch  dieser  zusammengesetzten  Pro- 
nomina wahrscheinlich  beim  Futur  anfing _,  auch  da  we- 
sentlich hellsehend  blieb,  scheint  darauf  zu  beruhen,  dass 
das  Futur  ursprünglich  hinten  fester  abgeschlossen  war 
(vgl.  B)  und  daher  keine  suffixale  Verbindung  so  rasch 
zuliess^  als  das  Praeteritum;  vielleicht  beruht  es  aber 
auch  auf  der  ganzen  ursprünglichen  Bildungsweise  des 
Futur  ').      Erst  vom  Futurum  aus  scheint  sich  der  Ge- 


1)  Während  diis  Praet.  alle  Fersonalzcichen  hinten  anknüpft, 
hat  das  Fut.,    Imperat.    und    Infinit,  hinten    kein  Personalzeichen 


152 


brauch  dieser  ProhomiiiaU'orincn,  nachdem  sie  ganz  zu 
suffixalem  Charakter  herabgesunken  waren,  auch  in  an- 
dere Verbindungen  eingedrängt  zu  haben  ^  zunächst  in 
den,  dem  Futur  so  innig  verwandten,  Imperativ.  Bloss 
vom  Praeteritum  hielt  sich  diese  Suffixalform  fern.  Denn 
den  Gebrauch  von  ]^n2N  u.  s.  w.  im  Sjr.,  Chald.^ 
Zab.  und  Samar.  statt  des  einfachen.  Pronomens  erkläre 
ich  aus  der  sich  rasch  im  Gebrauch  abschwächenden  Be- 
deutung der  Pronomina  der  dritten  Pers.  (vgl.  S.  43), 
welche  dazu  nöthigte,  eine  verstärkte  Form  zu  Avählen. 
Das  3  in  ]i^3  und  p3  im  Praet.  haben  wir  aber^  nach 
Analogie  des  Sjr.^  der  organischeren  Gestalt  der  Ver- 
balform zugesprochen  (S.  142). 

Als  andererseits,  im  Lauf  der  Zeit,  die  Kategorie 
des  Verbiß  der  Verbalb egrifF,  immer  klarer  ins  semitische 
Sprachbewusstsein  getreten  war,  wurden  auch  im  P\i- 
turo  die  gewöhnlichen  Verbalsuffixe,  welche  sich  durch 
leichte  Verschiedenheiten  von  den  Nominalsuffixen  getrennt 
hatten,  statt  der  ursprünglichen  selbstständigen  Prono- 
minalformen (welche  nun  ebenfalls  zu  [nunnirten]  Suf- 
fixen herabgesunken  waren)  mit  dem  Futuro  verbunden. 
Dazu  mochte  auch  die ,  wie  sich  weiterhin  zeigen  wird 
(vgl.  B) ,  abgestumpfte  Futurform  von  phonetischer  Seite 
beitragen. 

Bezüglich  der  chald.  Gestalt  dieser  nunnirten  Suf- 
fixe muss  ich  noch  auf  eine  phonetische  Frage  aufmerk- 
sam machen,    die   ich  jedoch   noch   nicht   genügend  zu 


(vgl.  B);  es  sind  diess,  um  diess  proleptisch  zu  bemerken,  gleich- 
sam hinten  abgeschlossene  Nominalformen  mit  vortretendem  Per- 
sonalzeichen. Warum  nun  diese  sich  mehr  sträubten ,  sich  die 
objectiven  Personalbeziehungen  in  den  Suffixalformen  der  einfachen, 
oder  unselbstständigen  Pronomina  anknüpfen  zu  lassen,  sondern 
vielmehr  zusammengesetzte,  ursprünglich  selbstständige  Pronomi- 
nalformen in  Anspruch  nahmen ,  welche  ohne  Zweifel  (vgl.  im  Syr, 
die  Verbindung  von  ^ai]  ^]  S.  135  u.  s.  w.)  erst  nach  und  nach 
suffixal  wurden,  darüber  könnte  ich  Manches,  jedoch  nichts  Siche- 
res sagen. 


153 


beantworten  weiss  5  das  vor  das  einfache  Suffix  tretende 
3  erscheint  hier  nämlich  mehrfach  mit  Dagesch,  ohne 
dass  diese  Verdoppehmg  sich  durch  einen  Ausfall  er- 
klären Hesse,  z.  B.  "^D'S—  "?1"3~  "•  s.  \v.  Dass  dieses 
Dagesch  keine  organische  Entstehung  habe^  dafür  spricht 
die  Yergleichung  des  Hebr.,  z.  B.  Tf2  ==  chald.  ■T]"^—, 
hehr.  ^H"^.  =  chald.  ""3  —  u.  s.  w.  Diese  Verdoppelung 
scheint  daher  bloss  phonetisch,  ähnlich  wie  im  Sanskrit 
die  Nasale  am  Ende  eines  Wortes  zwischen  Vokalen 
(den  vorhergehenden  kurz)  verdoppelt  werden  (Bopp^ 
Gr.  er.  1.  sanscr.  r.  62).  Diese  Verdoppelung  fliesst 
aus  dem  Liquida-Charakter  des  Nasals. 

Wir  haben  noch  zwei  Suflfixalformationen  zu  erwäh- 
nen, deren  eine  dem  Samar. ,  die  andere  dem  Chald. 
eigen  ist.  Das  Samar.  setzt  vor  die  Suffixe  bisweilen 
A,  dessen  Zusammenhang  mit  AfTl  =  hebr.  HIN  (S. 
106)  schon  Uhlemann  (Inst.  ling.  Samar.  p.  80)  er- 
kannt hat;  in  ^t-A-t^ül3  ist  also  ^t-A  =  hebr. 
Dn"nN  zusammengezogen  DHN ,  und  die  sonst  selbststän- 
dige Pronominalform,  welche  durch  organisch  HIN  (S. 
105)  gebildet  ward,  zu  suffixalem  Gebrauch  herabge- 
schwächt und  verstümmelt. 

Chald.  erscheint  ^  vor  dem  einfachen  Suffix,  z.  B. 
-T]-^^  (=  Tl-|-r),  n-;  (=  n-5-)  u.  aa.  (vgl.  De  Dieu^ 
Gramm,  härm.  384  5  Winer]  Chald.  Gr.  p.  49).  Da 
wir  oben  DN  in  ^N  übergehen  sahen  (vgl.  S.  102), 
so  betrachten  wir  diese  Suffixalformen  als  wesentlich 
identisch  mit  den  entsprechenden  nunnirten  5  also  "N,  durch 
Verlust  des  N,  blosses  "^  (vgl.  den  üebergang  von  or- 
ganisch niN  in  chald.  ni  (S.  106));  ähnlich  erklärte  es 
«chon  Fürst, 

c)   Suffixe  der  Partileln, 

Im  Aegyptischen,  wie  im  Semitischen,  treten  ferner 
die  Pronominalsuffixe  an  Partikeln_,  um  deren  persönliche 
Beziehung  zu  bezeichnen,  und  zwar  zunächst  an  Prä- 
positionen;   dadurch    erhalten    die  verschiedenen  persöii- 


154    

liehen  Beziehuiigeu  Form,  welche  wir  durch  verschie- 
dene Casus  der  Pronomina,  oft  zugleich  in  Verbindun«; 
mit  Präpositionen  5  bezeichnen.  Mehrere  der  Art  sind 
schon  oben  (ß.  68  IF.)  vorgekommen;  ich  füge  noch 
einige  hinzu :  z.  B.  OTße  conlray  im  stat.  constr.  ovßH^ 
memph.  eeße,  theb.  eTße  propter^  im  stat.  constr. 
eeßH-T,  eTßHT5  z.  B. 

OVßH-K  contra  te     )       .i    i^  .         «^ 

eoSiH-T-K  propter  te]   ^^^     ^^*''  "^""^ 

OVßH-<!l  contra  cum     } 

eoSH-T-q  propfer  eum)  ''        " 

JiejüL  mit 

JieJULH-J  mit  mir  ,,         „     ^""^5^ 

JieJüLJ,-K  mit  dir  „         „     T^^* 

Mit  Fragwörtern  z.  B.  memph.  i,i)0^  theb.  ^gpo. 
cwr^  quid^ 

^.i)0-K,  <^gpo-K  ^rmW  ^w/  vgl.  hebr.  n3"!^N 
/-;4)0-(j5  ^gpo-q  quid  ille^  55  5,  i-'N. 
Im  Aegjptischen,  wie  im  Semitischen ,  beruhen  diese 
Constructionen  darauf,  dass  die,  in  solchen  Verbindun- 
gen mit  Pronominalsuffixen  erscheinenden,  Wörter  ent- 
weder nachweisbar  ursprüngliche  Nomina  sind  (vgl.  S. 
59  ff.),  oder  sich  an  Wurzelwörter  schliessen,  von 
denen  sich  nach  der  überwiegenden  Analogie  der  ety- 
mologisch erklärbaren  (worüber  an  einem  andern  Ort) 
annehmen  lässt,  dass  sie  in  dieser  Verbindung  ursprüng- 
lich ebenfalls  nominal  gefasst  sind. 

lieber  die,  im  Aegyptischen  antretenden,  Pronomi- 
nalsuffixe ist  nichts  zu  bemerken  5  da  sich  im  Aegypti- 
schen ,  wie  die  Vergleichung  der  Suffixe  unter  a  und  b 
zeigt,  noch  so  gut,  wie  gar  keine  Verschiedenheit  be- 
züglich derselben  in  der  Verbindung  mit  nominal,  oder 
verbal  gefassten  Lautcomplexen  zeigt,  so  würden  wir 
etwas  dem  ägyptischen  Standpunkt  ganz  Fremdartiges 
thun,  wenn  wir  die,  den  Partikeln  suffigirten.  Pronomi- 
nalformen nominale,  oder  verbale  Suffixe  nennen  woll- 
ten.     Es  sind  nur  Pronominalformen   (unselbstständige). 


Uro 


welche  ohne  Rücksicht  auf  die  Kategorie  des  Worts, 
welchem  sie  zum  persönlichen  Beziehungszeichen  dienen, 
bloss  das  persönliche  Verhältniss  überhaupt  erklären. 

Im  Semitischen  ist  es  anders.  Hier  hat  sich  der 
kategorische  Unterschied  verbaler  und  nominaler  Begriffe 
aus  seiner  ursprunglichen  Indifferenz  zu  grösserer  Klar- 
heit erhoben  und,  in  Folge  davon,  die  ursprünglich 
wesentlich  identischen  Pronominalsuflixe  in  zwei  Classen 
geschieden  (jt  und  ä). 

Diese  Diff*erenziirung  afficirt  auch  die  Suffixal  Verbin- 
dung mit  partikelartig  dienenden  Wörtern  5  nicht  jedoch 
so,  dass  das  semitische  Sprachbewusstsein  den  Unter- 
schied erkannt  hätte^  welcher  darin  liegt,  dass  das  Pro- 
nomen entweder  als  Subject  oder  Object,  oder  über- 
haupt in  einer  (nach  unserer  indo-europäischen  Weise, 
diese  Verhältnisse  anzusehen)  casusartigen  Beziehung 
zu  der  Partikel  steht,  sondern^  je  nachdem  in  einer  sol- 
chen partikelartigen  Formation  mehr  die  nominale ,  oder 
die  verbale  Kategorie  hervortritt,  dienen  die,  nach  der 
Differenziirung ,  für  die  Verbindung  mit  Verben  oder  mit 
Nominibus  fixirten  Suffixalformen,  also  ähnlich  fast,  wie 
beim  Infinitiv  und  Particip  (je  nach  deren  nominalem  oder 
verbalem  Charakter,  vgl.  Gesenius^  Lehrgeb.  §.  89,  3 
und  ebenso  in  den  übrigen  semitischen  Sprachen).  Nicht 
unmöglich  wäre,  dass  diese  Scheidung  theilweis  auch 
damit  in  Verbindung  stände,  dass  einige  Partikeln  aus 
Wörtern  hervorgegangen  sind,  welche,  als  sie  mit  den 
Suffixen  zu  dieser  Bedeutung  in  Verbindung  traten^  Ver- 
balformen waren,  wie  ja  z.  B.  lat.  vis  (zweite  Pers. 
Sing.  Praes.  von  volo}  zu  partikelartigeni,  bloss  indefinit 
machendem  Gebrauch  (quid^xng)  herabgesunken  ist  5 
allein  diese  Annahme  wird  durch  die,  bis  jetzt  mit  ei- 
niger Sicherheit  zu  gebenden,  Etymologieen  der  parti- 
kelartigen Wörter  im  Semitischen  nicht  gestützt;  denn 
diese  erweisen  sich  als  ursprunglich  nominal  gefasste, 
selbst,  wo  sie  mit  den,  sonst  für  die  Verba  rescrvirten, 
Suffixen  verbunden  werden.     So  ist  z.  B.  1D  in  ^3-i03 


156 


wie  ichf  dessen  ÜD^,  wie  schon  im  Allgemeinen  (vgl. 
weiterhin)  bemerkt  (S.  81),  zu  ägjpt.  K^,  KCü,  Ke 
ponere  (nach  Lage)  gehört,  sicherlich  nicht  von  dem 
D  loci  (vgl.  weiterhin)  =  ägjpt.  JUi^,  Ort  zu  trennen 
und  unz weifelbar  der  stat.  constr.  des  Plurals  mit  Er- 
haltung des  organischeren  1  (vgl.  weiterhin  unter  C  und 
oben  IN  S.  105  in  nVN)5  es  entspricht  genau  ägjpt. 
JUL^V,  welches  der  organische  Plural  von  jul«j.  ist,  aber 
adverbial  gebraucht  wird,  grade,  wie  auch  im  Hebr., 
Adverbia  durch  die  Endung  Q  ——  gebildet  werden,  welche, 
wie  sich  weiterhin  ergeben  wird  ,  ebenfalls  die  Endung 
des  Plur.  (Masc.)  ist,  so  dass  ■'JD'iD'iS  wörtlich  heisst: 
Lage  -  Oerter  -  ich  :  Lage  -  meiner  Statt :  nach  -Lage- 
mein :  wie  ich. 

Chald.    entspricht    zunächst    mit    N =    hebr.    ^ 

(vgl.  N5n?N  S.  101)    NDp,    ebenso    arab.   U^  (vgl. 

arab.  13  ==  hebr,  !)3  S.  134)  5  äthiop.  5lö^  kema  mit 
Verkürzung-  des  ä.  Indem  sich  im  Chald.  das  Nomi- 
nalsuffix der  ersten  Pers.  anhängt,  entsteht  "^"pp  für  or- 
ganischeres "»-ND;^  ,  z.  B.  "^ppn  ^ie  ich  (Job  VIII,  22)  5 
in  den  Formen  mit  Suffix  der  dritten  Pers.  Sing,  und 
Plur.  Masc.  n""<t5P5  l'^n"''P.P  kann  "^p  der  gewöhnliche 
regelrechte  stat.  constr.  Plur.  sein,  mit  ^  für  das  orga- 
nischere und  hebr.  *)  5  die  Form  mit  i :  "^n'iC^  erscheint 
Job  II,  3  (vgl.  über  dieses  \  weiterhin). 

Dem  chald.  NDp  entspricht  syr.  jU] ,  wo  |  als 
Prothese ,  w^gen  der  folgenden  Consonantengruppe  vor  - 
gesetzt  ist.  Der  Vokal  "  deutet  noch  das  organische  1 
an  5  die  vollere^  organische  Form  des  stat.  constr.  würde 
nämlich,  wie  wir  weiterhin  sehen  werden,  NID  sein 5 
im  samar.  ^-^ü  ist  das  chald.  auslautende  N  eingebüsst 
und  g,  wie  im  Hebr.  so  oft,  stützend  zu  -^  getre- 
ten. Wie  wir  nun  schon  oben  (S.  105  bei  n)  mas- 
culinare  und  femininale  Pluralform  im  adverbialen  Ge- 
brauch wechseln  sahen,  so  tritt,  statt  des  stat.  constr. 
der  masculinaren  Form,  der  der  femininalen  ein,  1)  rab- 


157    

binisch  mit  der  hebr.  Pluralendung  n*)  (vgl.  C)  :  nto3 
z.  B.  *)~nto3  u.  s.  w.  2)  mit  der  cliald.  Endung  des 
stat.  constr.  Fem.  n^^-  (vgl.  C),  also  HtDq,  z.  B.  |i3-nDD 
tcie  ihr.  Eine  dritte  organische  Form  zeigt  das  syr. 
^loL]  wißf  dieses  steht  für  organischeres  ^s],  wie  "  in 
"  auch  in  ^  (S.  101)  und  ^  (S.  124)  übergegangen 
ist,  und  ^  ist  der  stat.  absol.  Plur.  Fem.  von  D  (vgl.  C). 

Ebenso  ist  y)  (^j2n  siehe  ich  u.  s.  av.)  schwerlich 
von  dem  uns  schon  im  Semit,  vorgekommenen  ägypti- 
schen g«j.  Gesicht  zu  trennen;  ]n  steht  für  organische- 
res '^^T^')  nach  dem  uns  schon  mehrfach  vorgekommenen 
üebergang,  und  ist  ein  Femininalplural  (nach  sjr.  chald. 
samar.  Analogie,  vgl.  C  und  das  eben  vorgekommene 
sjr.  ^ä]),  Gesichter^  adverbial  gefasst  =  siehe  (vgl. 
Aehnliches  unter  C  z.B.  D'JJDN,  nach  Gesenius^  Thes. 
117  von  'jDN  veritaSj  würde,  da  D  —  für  Di  steht 
(vgl. 'iX3n  S.  95  u.  aa.)  und  dieses  =  D^—  Plur.  Masc. 
ist  (vgl.  C),  eigentlich  veritates  heissen,  bedeutet  aber 
vere^  grade  wie  im  Griechischen  der  Plur  gen.  neutr. 
Adverbien  formirt).  Dass  in  ]n  die  suffixale  Form  ^2'3 
an  die  absolute  Form  getreten  ist,  nicht,  wie  dem  Genius 
der  Sprache  angemessener  ist,  an  die  des  stat.  constr.,  mag 
darin  seinen  Grund  finden,  dass  die  Form  ^y^  aus  ^3N'3N 
(S.  151)  selbstständiger  angeknüpft  ward  (vgl.  S.  151); 
übrigens  bemerkten  wir  auch  im  Verbum  schon  den  Ge- 
brauch der  absoluten  Form  neben  und  statt  der  stat. 
constr.-artigen  im  Syr.  und  Chald.  (S.  142).  Allein 
der  Gebrauch  des  syr.  ^oj],  ^],  mit  welchem  nach  Obigem 
(S.  151)  die  sogenannten  nunnirten  Suffixe  innig  zu- 
sammenhängen, deutet  noch  eine  andere  Erklärung  die- 
ser Erscheinung  an,  welche  mir  die  wahrscheinlichste 
scheint.  Diese  Pronomina  werden  nämlich  auch  gebraucht, 
um  das  Verbum  substant.  zugleich  auszudrücken  Qllo/fmann^ 
Gr.  syr.  §.41,  5,  p.  157  und  §.121;,  3,  a^  b,  p.  314). 
Nach  dieser  Analogie  würde  also  z.  B.  "py,  eigentlich 
iteratioj  continuatio  (vgl.  Gesenius^  Thes.  ph.  er. 
1.  Hebr.    p.  998  a),    mit    dem    Nominalsuffix    verbunden. 


158 


z.  B.  ^"I^jr3^  gcwisscrmaassen  in  meiner  Nochheit  heis- 
scn,  dagegen  'iS^lijJ  für  organischeres  IH^N  l)V  Noch- 
heit (nochj  er  (^  verbum  substant.) ,  grade  wie  DH  TlV 
noch  sie  (+ verb.  subst.) ;  ebenso  alsdann  ^S'l^lP^  ^j'SD, 
für  organischeres  ^32^  "njJ,  "^^P^i  IHj  eigentlich  noch 
ich  (+  verb.  subst.),  siehe  ich  (+  verb.  subst.). 

Bezüglich  der  Form,  welche  die,  mit  den  Suffixen 
verbundenen  Wörter  (^ursprünglich  nominal  gefasst)  als ' 
Partikeln  annehmen,  gelten  im  Wesentlichen  dieselben 
Analogieen,  wie  bei  der  Verbindung  mit  Verbis  und 
Nominibus.  Im  Allgemeinen  tritt  die  Form  des  stat.  constr. 
oder  eine,  durch  die  noch  engere  Verbindung  noch  stär- 
ker umgewandelte  ein.  Da  die,  in  diese  Verbindung 
tretenden,  Wörter  zunächst  aus  dem  nominalen  Begriff 
sich  zu  einem  adverbialen  erweitern,  so  erscheinen  sie 
am  häufigsten  im  Plur.  stat.  constr.  z.  B.  hebr.  "^by  5  ägypt. 
gj-cw  (vgl.  S.  52,  60). 

B.    V  e  r  b  a  1  f  1  e  X  i  o  n. 

In  dem,  unter  A  behandelten,  Gebrauch  der  Pro- 
nominalformen als  Suffixe  sahen  wir,  dass  die  Prono- 
minalformen selbst  dem  Begriff  des  Worts,  zu  welchem 
sie  traten,  nichts  weiter  hinzufügten,  als  die  persönliche 
Beziehung  überhaupt^  welcher  Art  diese  persönliche 
Beziehung  sei,  ob  die  Person  —  nach  unserer  indo- 
europäischen Auffassungs weise  —  im  Nominativ,  Accu- 
sativ,  Genitiv,  Dativ,  oder  in  sonst  einer  casusartigen 
Beziehung  aufzufassen  sei,  das  lag  im  Personalzeichen 
nicht  ausgedrückt,  war  also  in  dem  Sprachbewusstsein, 
zur  Zeit  als  sich  diese  Sufüxalformationen  bildeten,  noch 
gar  nicht  differenziirt. 

Diese  Allgemeinheit  der  Bedeutung  der  Pronominal- 
formen machte  sie  natürlich  fähig ,  auch  diejenigen  For- 
men  zu   entwickeln ,    welche   nach    unserm   Begriff   der    j 
Verbalkategorie  angehören. 

Das,  was  wir  Verbum  nennen,  konnte  zunächst, 
'.wie  bei  A,  a  (S.  1 1 0  ff.),  gradezu  so  ausgedrückt  wer- 


159     

tien,  dass  ein  nominal  gefasstes  Wurzelvvort  mit  den 
Pronominalformen  verbunden  ward.  Madien  wir  diess 
iliirch  ein  Beispiel  klarer  !  Im  Aegjptischen  lieisst  äC« 
sagen  und  singen'^  davon  kömmt  5K:CW  Gesang '^  etymo- 
logisch könnte  es  eben  so  gut  Wort  bedeuten;  denken 
wir  es  uns  in  dieser  letzteren  Bedeutung!  Nehmen  wir 
nun  an,  dass  nach  altem,  ägjpto-semitischen  Verfahren, 
heim  Ausdruck  der  persönlichen  (nach  unserer  Denk- 
weise in  specie  possessivischen)  Beziehung,  die  zu 
diesem  Zweck  dienende  Pronominalform  suffigirt  sei, 
also  nicht ,  wie  im  Neu  -  Aegyptischen ,  um  sein   Wort 

auszudrücken ,  gesafft  worden  sei     c    ^  y"    ^    c~    ' 

^  ^      ^  •     o  eirai  avrov  ^rj^ia 

sondern    c      c-  3^  -[?  nicht  neKÄW,  sondern nÄCüK 

ü     ()}]^a  avTov )  ^ 

u.  s.  w.,  oder,  in  beiden  alten  Formen,  mit  voka- 
lisirtem  Artikel  (vgl.  §.  2,  S.  10)  nestcwq,  nexcwK  — , 
so  haben  wir  einen  Ausdruck,  welcher,  obgleich  er  die 
Zeit  unbezeichnet  lässt  (wie  diess  ja  in  so  vielen  Spra- 
chen, z.  B.  im  Latein,  bei  der  Ellipse  des  verbi  substant, 
so  oft  geschieht),  doch  vollständig  genügt,  um  die  ver- 
bale Kategorie  zu  ersetzen.     Verbinden  wir  diese  Form 

z.  B.  mit  einem  Substantiv,  etwa   c    "j    /     (,  so  würde 

R  pcüjuie  n  (e)   äcü       er     )        .  ,,.  1     1  •  / 

c    *  3    /        c^  ^  c~  y^    A      wortlich     heissen:     der 

0     avi]Q      o        {trjiia    ctvTOv) 

Mann  sein  Wort  ^  was,  durch  die,  allen  Sprachen  fa- 
miliäre, Ellipse  des  verbi  substant.  ausgefüllt,  fast  ganz 
dem  deutschen  Provinzialismus:  dem  Mann  sein  Wort 
(ist,  war)  entspricht  und  augenscheinlich  die  verbale 
Wendung  der  Mann^  spricht^  sprach  —  abgesehen 
von  der  Zeit  —  mit  einer,  einem  alterthümlichen  Be- 
durfniss  der  Verständlichkeit,  zumal,  wenn  man  sich 
zu  allgemeineren  Temporalanschauungcn  noch  nicht  erho- 
ben hatte  (vgl.  S.  72)  ^),  genügenden  Schärfe  bezeichnet. 


l)  Wo  also  die  Zeitbestimmung  durch  speciellcre  Ausdrücke, 
wie  „eheii,  heilte^  gestern"  u.  5.  \v.  zu  erzielen  war. 


160 


Was  hier  als  Hypothese  hingestellt  ist,  ist  aber, 
nur  wenig  modificirt,  eine  würkliche  Thatsache  der  ägyp- 
tischen Sprache.  Die  einfachere  Form,  von  welcher  das 
erwähnte  äcw  aasgeht,  heisst  Äe ;  mit  Verbalafformativen 

CG  2tP    I 

bedeutet   es   sagen,   z.  B,  [    dicunti    absolut 

^         '  3.  Ps.  PI.  j  ' 

stehend,    dient   es   partikelartig    und    entspricht   zunächst 
etwa  unserm  Infinitiv:  %u  sagen ^  z.  B. 

^.         s         OTcwcyT         Ji^  q  Äe 

praet.  1.  Ps.  Sg.       ehren  %u  3.  Ps.  sg.  M.    ß^u    sagen 

JITOK       ne        n^  ^oeic)  ich  habe  verehrt  ihn 

du      eig.  Artikel  mein(8.114)  Herr  \  Sagend  du  bist  mein 

Herr. 
OV  pCMiie  2Sie       «^Jl^JU^c)  Ein  Mann  Na- 

Indefiniter  Artikel  Mann     %u  Sagen  )  mens  Ananias, 

In  diesem  partikelartigen  Gebrauch  sind  seine  Be- 
deutungen vielfach  generalisirt  und  müssen  beim  IJeber- 
setzen  mannigfach  specialisirt  werden.  Wir  können  schon 
daraus  erkennen,  dass  eine  üebersetzung  von  ste  durch 
ein,  der  Verbalkategorie  angehöriges,  Wort  nicht  dein 
ganzen  Umfang  seines  Begriffs  deckt.  Wie  nun  SSiCM 
mit  Verbalafformativen,  singen  mit  Nominalafformativen 
hied  heisst,  wie  7L\  empfangen  und  Empfang  und  so 
die,  bei  weitem  grösste_,  Zahl  der  Wurzelwörter  eben 
so  sehr  der  Nominal-  als  der  Verbalkategorie  angehört, 
so  würde  auch  vlg  in  Verbindung  mit  Nominalafforma- 
tiven Wort  heissen.  Nun  erscheint  würklich  ne-Äe 
theb.  u.  memph.  Der  Form  nach  stimmt  dieses  ne  mit 
dem  theb.  Artikel,  nicht  aber  mit  dem  memph.  (vgl.  S. 
10)5  obgleich  es  nun  keineswegs  unmöglich  wäre,  dass 
das  Memph.  in  dieser  Zusammensetzung  den,  wahrschein- 
lich (vgl.  §.  2)  organischeren,  Vokal  des  Artikels  be- 
wahrt hätte ,  so  liegt  doch  eben  so  nahe ,  dieses  ne 
eben  so  zu  erklären ,  wie  ne  im  Possessivartikel  (S. 
25),  also,  nach  unserer  Hypothese,  durch  die  Zusam- 
mensetzung des  Artikels  zu  einem  Wurzelwort,  welches 
sein  bedeutete,  was  ich  jedoch  nicht  entscheiden  will. 


IGl 


Man  wende  hiergegen  nicht  eip,  dass  ne  bei  ver- 
balen Verbindungen  erscheint,  z.  B.  ,^^^^,^'^^1    "^| 

rerbum  erat  Denn  hier  vertritt  ne  die  dritte  Pers. 
Sing.  Masc.  sammt  dem  Verbum  substant. ,  grade  wie 
im  Semitischen  das  selbstständige  Pronomen,  z.  B.  hebr. 
^n  N^n  TIJN  ^D")"'b3  (^lles  Gewürm  welches  er  (ist) 
lebend. 

Ebenso  erscheint  im  Aegjpt.,  wenn  das  Subject 
Fem.  ist,  diese  Form  mit  dem  femininalen  Te: 

T»T-^,  {   hiems  erat. 

Imperfectum        Winter  )  ^ 

wenn  Plural,  mit  dem  pluralen  Jie: 

ne        gen        cy^e        ne  1   .^.^...„^  _„^. 
piur.  des  mdefin./T^„_L^_r.^     (    locustae  crant  ^ 
Artikels  (S.  68).  tieusciirecKe     ) 

wie  im  Semit,  ebenfalls. 

Eben  so  wenig  kann  der  Umstand  gegen  uns  gel- 
tend gemacht  werden,  dass  dieses  ne,  obgleich  seiner 
eigentlichen  Bedeutung  nach  zu  der  dritten  Pers.  Sing. 
Masc.  gehörig ,  auch  bei  der  ersten  und  zweiten  Masc. 
erscheint,  z.  B. 

^°*^"«  UcA  im  "T°*^  "^  i   du  bist. 

ich  )  du  ) 

Ganz  dieselbe  Erscheinung  zeigt  uns  das  Semitische  eben- 
falls, z.  B.  syr.  em  hl] ,  eig.  du  er  =  du  bist ,  äthiop. 
(^Ludolf^  Lex.  Aeth.  p.  417  edit.  1702  fol.)  u.  aa. 
(^Gesenius^  Thes.  ph.  er.  1.  Hebr.   p.  369  b). 

Durch  diesen  Gebrauch,  wo  ne  schon  reiner  Aus- 
druck des  Verb,  substant.  zu  sein  scheint,  hat  sich  wei- 
ter ,  noch  unorganischer,  sogar  der  Usus  festgesetzt,  dass 
ne  bisweilen  auch  erscheint,  wo  Te  oder  ne  eigent- 
lich stehen  müssten,  mit  Fem.  Sing,  und  mit  Plur.,  ob- 
gleich das  organische  Te  und  ne  in  der  erwähnten 
Verbindung  häufiger  ist  (vgl.  Peyron^  Gr.  ling.  Copt. 
p.  150  und  Lex.  p.   164). 

Diese  Desorganisation  ist  in  der  Formation  des  Im- 
perfects  (^Peyron^  Gr.  ling.  Copt.  p.  93,    Illte  Verbf.) 

11 


162 


sogar  zur  Regel  ge>yorden.  Hier  tritt  ne  ungeändert 
zu  allen  drei  Personen,  in  beiden  Geschlechtern  und  Nu- 
meris,  wobei  wohl  kaum  nöthig  zu  bemerken,  dass  diese 
drei  Verbalkennzeichen  in  den,  ausserdem  in  dieser  Ver- 
balform erscheinenden,  AflTormativen  ihren  Ausdruck  fin- 
den (vgl.  Peyron  u.  weiterhin).  Nicht  unmöglich  wäre, 
dass  diese  Desorganisation  auch  im  Semitischen  ihre  Ana- 
logie fände,  nämlich,  wenn  das  sogenannte  Vav  conver- 
siv.  fut.,  wie  es  äusserlich  dem  Zeichen  der  dritten  Pers. 
Masc.  Sing.  (ni  S.  6)  so  nahe  verwandt  ist,  also 
auch  dem  damit  identischen  ägjpt.  Artikel  Masc.  Sing. 
(ne,  115,  n,  vgl.  S.  10),  welcher  entschieden  das  Haupt- 
element des  besprochenen  ne  ist,  als  wesentliche  Par- 
tie dieses  1  dritter  Pers.  Masc.  Sing,  enthält  5  denn^  wie  | 
das  Dagesch  im  folgenden  "^  des  Fut.  zeigt,  ist  hinter 
dem  ")  conversiv.  wahrscheinlich  noch  ein  I^aut  eingebüsst, 
dessen  Erkenntniss  ,  so  wie  die  ganze  Etymologie  die- 
ses 1,  insbesondere  dadurch  erschwert  wird,  dass  sich 
in  den  semitischen  Dialekten  kein  formal  reflectirtes  und 
bedeutungsgleiches  Correlativ  dieses  1  conversiv.  findet. 
(Aeltere  Etjmologieen  desselben  s.  bei  GeseniuSy  Thes. 
p.  398  b). 

Die  erwähnte  Form  ne-^e ,  mag  sie  nun  eigentlich 
biossaus  dem  Artikel  (ne)  +  ze  (^Zustand  des  Spre- 
chens) oder  aus  dem  Artikel  (n)  +  einem  Wurzelwort 
(sein)  +  25e  zusammengesetzt  sein,  erhält  die  Perso- 
nalsuffixe und  tritt  auf  diese  Weise  in  die  verbale  Ka- 
tegorie, ohne  jedoch  fähig  zu  werden,  die  Zeit  zu  be- 
zeichnen; ich  erlaube  mir  das  ganze  Schema  herzusetzen: 

memph.  theb.  baschm. 

Sg.  l.Ps.      ne-ZH-j        ne-2^^-i       ne-2te-i 

entweder  eigentlich  das  Wort-mein  oder  das-sein- 
Wort^mein  (das  mein  seiende  Wort)  =  ich 
spreche^  ich  sprach. 

2.  Ps.  M.  ne-2S:^,-K       ne-Ä^-K      ne-ze-K 
du  sprichst  p  sprachst. 


163 


memph.  theb.  baschm. 

Sg.  2.  Ps.  F.  ne-2Sie  ^)    *    ne-zie  ^)       ne-^e  ^ 
du  (F.)  sprichst  f  sprachst, 
3.  Ps.  M.  ne-z^-c[       ne-zi^-q      ne-xe-q     und 

neÄH-tf  er  spricht y  sprach, 
3.  Ps.  F.  ne-2t^-c       ne-2S:^.-c      ne-ze-c 
sie  spricht^  sprach, 
PL  l.Ps.      ne-z^-ii       ne-Ä^-ji      ne-^e-n 
wir  sprechen )  sprachen, 

2.  Ps.      ne-2tcM-Teji  ne-ÄCM-xH  ne-ÄCü-Texi 

ihr  sprecht^  spracht, 

3.  Ps.      ne-2S:cM-ov     ne-Ä^v^)    ne-^ev^) 

sie  sprechen ,  sprachen  ^). 
Obgleich  die  ursprüngliche  Formation  dieser  Verbal- 
form noch  ziemlich  klar  vorliegt,  so  ist  sie  dennoch  — 
theils,  weil  sie,  als  Nominalbildung  gefasst,  einem  Prin- 
cip  angehört,  welches  sich  im  Aegjpt.  nicht  erhielt  (vgl. 
S.  1 1 1  ff.),  theils,  weil  der  durch  sie  ausgedrückte  Be- 
griff, als  der  wesentliche  Unterschied  zwischen  der  Ver- 
bal- und  Nominalkategorie  auch  im  Aegyptischen  ins 
Sprachbewusstsein  getreten  war,  als  ein  verbaler  erkannt 
wurde  —  im  Spi*achgefühl  als  eine  verbale  aufgefasst 
und  der  Analogie  der  Nominalbildung  entzogen  5  daher 
in  Fällen ,  wo  die  dritte  Pers.  Sing,  und  Plur.  durch 
ein  Nomen  ausgedrückt  ist,  auch  bei  neze,  wie  bei  der 
eigentlichen  Verbalformation  (vgl.  S.  29),  das  Zeichen 
der  dritten  Pers.  ausgelassen  und  nicht,  wie  diess  nöthig 


1)  Für  organisch  ne-Ä^-I. 

2)  Für  organisch   Iie-Ä^-e. 

3)  Für   organisch   11^-216-6. 

4)  Für   organisch   ne-5S:^  +   GT. 

5)  Für    organisch   ne-ÄC   +   eV. 

6)  Die  hier  aufgeführten  Formen  sind  zwar  noch  nicht  alle, 
jedoch  für  unsere  Zwecke  genügend,  belegt,  vgl.  Peyron,  Gramm, 
ling.  Copt.  p.   152,  Roaellini,  Elero.  ling.  Aegypt.  p.   63. 

11* 


164 


Aväre,  wenn  ireÄe  noch  als  Nomen  gefasst  wäre,  ein 
Beziehungswort  (Präposition)  hinzugefügt  wird;  man 
sagt  also  weder,  wie  oben  (ß,  159)  angenommen, 
n-pcX5JÜLe  Iiez<^~q  der  Mann  sein  Wort  ^  noch  neze 
linpCWJüie  das  Wort  des  Mannes  für  der  Mann  spricht^ 
sprach^  sondern  neze  (das  Wort)  n-ptüJüie  {der  Mann),  i 

Diese  Formation  neZH-s  u.  s.  w.  steht ,  so  viel  uns 
bekannt,  im  Koptischen  ganz  isolirt,  grade  wie  beim 
Nomen  die  Anfügung  der  Suffixe  an  dieses  selbst  nur 
auf  wenig  Beispiele  beschränkt  ist  (vgl.  S.  112).  Den- 
noch war  Jetzteres  Verfahren  bei  dem  Nomen,  unserer 
Entwickelung  gemäss,  das  ältere  und  erst  durch  das 
Umsichgreifen  des  Artikelgebrauchs  verdrängt  (vgl.  S. 
112  fF.).  Hiernach  steht  schon  zu  vermuthen,  dass  auch 
diese  Verbalformation,  welche,  wie  jene  nominale,  das 
Suffix  an  die  Wurzelform  selbst  knüpft,  das  ältere  sei. 
Wenn  aber  die  Ansicht  über  die  späte  Entstehung  des 
Artikels  richtig  ist  —  und  diese  wird  nicht  leicht  jemand 
bezweifeln  — ,  so  kann  in  der  Formation  ne-ÄH-s, 
rie-25:^,-K  u.  s.  w.  der  vorgesetzte  Theil  ne,  welcher 
eng  mit  dem  Artikel  zusammenhängt,  nicht  ursprünglich 
sein  5  nach  dessen  Abtrennung  bliebe  als  ursprünglicher 
Ausdruck  zur  Bezeichnung  der  verbalen  Kategorie 

iWortf  oder  sprechen  ~  ick^  iWort^  oder  sprechen-du 
u.  s.  w.  Für  diese  Ansicht  entscheidet  die  wesentliche 
üebereinstimmung  des  Aegjptischen  und  Semitischen  im 
Allgemeinen,  ferner  im  Besonderen  die  der  Verbalfor- 
mation überhaupt  und  endlich  in  specie  die  der  ersten 
Verbalform  (Praeter.)  im  Semitischen^  welche  nach  dem 
Princip  der  Formation  von  2tH-J,  2t<J.-K  gebildet  ist 
(vgl.  dazu  auch  die  Adjectivbildung  unter  C).  Dieses 
Princip  bildet  aber  im  Aegyptischen  die  ganze  eine 
Classe  der  Verbalformen,  während  die  andere  dem 
Princip  folgt,  welches  im  Semitischen  die  zweite  Ver- 
balform (Fut.)  gestaltet. 

So  wie  an  die  Stelle    der   alten   Nominalcomposition 


165 


mit  Pronominalformell,  welche,  dem  Semitischen  analog, 
diese  dem  Nomen  selbst  sufifigirte  (ß.  112  ff.),  die  neue 
dadurch  trat,  dass  jedes  Nomen  in  dem  Artikel  eine 
genauere  Bestimmung,  ein  Hülfswort  gleichsam,  erhielt, 
an  welches  nun  die  zweite  Bestimmung^  die  pronominale, 
geknüpft  wurde,  insofern  jedoch  mit  dem  alten  Verfah- 
ren in  Analogie,  als  auch  hier  das  Princip  der  Suffigi- 
rung  (nicht  etwa  der  Präfigirung)  eintrat  —  ebenso 
treten  in  der  weitern  individuell-ägyptischen  Sprachent- 
wickelung zu  dem  Wurzelwort,  welches  unserer  Ver- 
balkategörie  gemäss  aufzufassen  war,  analog  dem  no- 
minalen Hülfswort,  dem  Artikel,  Hülfswörter  zur  Be- 
j  Stimmung  der  Zeitverhältnisse  und  anderer  Modificationen, 
welche  ein  verbaliter  aufzufassendes  Wurzelwort  affici- 
ren,  und  die  weitere  Bestimmung,  die  pronominale,  trat, 
wie  beim  Nomen,  zu  den  Hülfswörtern ,  in  der  ersten 
Classe  (analog  der  Formation  ZlK-i,  ä^-K  und  dem 
semit.  Praeter.)  durch  Suffigirung,  in  der  zweiten 
(analog  dem  semit.  Fut.)  durch  Präfigirung.  Wie  das 
Nomen  selbst,  nach  Fixirung  der  neuen  Pronominalcom- 
position, wesentlich  unverändert  bleibt,  so  auch  das  Ver- 
bum;  fast  alle  Zeichen,  durch  welche  es  modificirt  wird, 
treten   davor. 

So  giebt  sich  also  bezüglich  der  ersten  Classe  der 
Verbalformen ,  von  welcher  zunächst  die  Rede  sein  wird, 
dasselbe  Verhältniss  des  alten  und  neuen  Verfahrens 
kund,  wie  bei  der  Nominalcomposition   mit   Pronominal- 

formen,     z.B.   vergleiche    man       £d,.v,.l.sl   ■"" 

,         .  '  X     j  \  ^^^n   Mund  einerseits    und 

der  sein    3.  p«.  m.  s.    Mund  | 

(ne)  Ä^       q     j      .      ^       q       ze       j  , 

Wort     3.  Ps.  M.  S.j  Praet.  3.PS.M.S.    Wort    \  " 

Zustand  des  Sprechens  Zustand  des  Sprechens 

andererseits.     Denken  wir  uns,  «J.  in  ^-cj  hiesse  eigent- 
lich im   Zustand  des  Gewesenseins  (beiläufig  bemerke 

ich,  dass  im   Zustand  des am  besten  dient,  um 

den    allgemeinen   Begriff    einer   Wurzel   auszudrücken), 


106 


so  würde,  wie  ne-q  (die  Verbindung  possessivisch  ge- 
fasst)  eigentlich  heisst  der-seyn-sein  =  sein^  ital.  il 
suo^  so  ^-q  eigentlich  bedeuten:  Gewesen-seyn-sein^ 
franz.  son  avoir  ete  und  mit  Zie ,  im  Zustand  des 
Sprechens^  verbunden:  sein  Gewesenseyn  im  Zustand 
des  Sprechens  =  er  sprach^  ausdrücken. 

Wir  müssen  uns  erlauben ,  dieses  Verfahren  noch 
an  einigen  Formationen  der  ersten  Classe  der  ägypti- 
schen Verbalformen,  zu  welcher  wir  uns  zunächst  wen- 
den, zu  erläutern. 

Das  vierte  Futurum,  nach  Peyron''s  Nomenclatur 
(Gr.  ling.  Copt.  p.  89)  wird  durch  das  Hülfswurzel- 
wort  T^,  eine  Form  von  ^  gehen  und  durch  dessen 
Zusammensetzung  mit  pe  sein  u.  s.  w.  (S.  31)  ge- 
bildet. Die  eigentliche  Bedeutung  ist  wohl  mehr  opta- 
tivischj  dafür  spricht  l)  die  Bedeutung  des  Hülfsworts, 
da  geben  eher  einen  Wunsch  implicirt ,  2)  die  Verglei- 
chung  des  eigentlichen  Optativs,  formirt  durch  jui^  in 
der  Bedeutung  gieb  und  3)  endlich  eine  genauere  Be- 
trachtung der  wenigen  Stellen,  in  denen  sich  diese  For- 
mation findet;  Marc.  IX,  5,  Luc.  IX,  33  erkennt  sie 
Peyron  selbst  als  Optativ  (Gr.  ling.  Copt.  p.  103). 

In  der  ersten  Pers.  Sing,  dient  memph. ,  baschm. 
bloss  T^  zur  Bildung  und,  nach  der  schon  mehrfach 
erwähnten  ägyptischen  Eigenthümlichkeit  (vgl.  S.  44), 
wird  das  Personalzeichen  ausgelassen,  also  z.  B. 

h  r  h       1   wo  bei  T^  zu  suppliren  5,  eigentlich 

geben-ich  lieben  =  in  meinem  Gebexust  and -lieben 
=  amem^  amabo. 

Theb.  erscheint  schon  in  der  ersten  Pers.  auch  pe, 
also  T^-pe,  mit  Hinzufügung  des  Personalzeichens  J 
eigentlich  T^  -  pe  -  S ,  zusammengezogen  T^.  -  ps ,  also 
T^.-pi-JüLe,  eigentlich  Geben -sein -ich -lieben^  =  in 
meinem  Seyn- Zustand  des  Gebens -lieben  =  amem^ 
amabo.  In  der  zweiten  und  allen  folgenden  Personen 
haben  alle  drei  Dialekte  die  Zusammensetzung  T«5.-pe, 


167    

also  T<J.-pe-K-lie  ames^  amabis^  T<J.-pe-q  amabit 
u.  s.  w.  ^). 

Der  Optativ  (XIVte  Verbalform  bei  Peyron  p.  90) 
wird  durch  die  Hülfswörter  JüL^  und  pe  formirtj  jui^ 
als  Simplex  bildet  den  Imperativ  des  eben  erwähnten 
^  geben '^  allein  nach  der  allgemeinen  Analogie  der  im 
Aegjptischen  herrschenden  Imperativformation  (vgl.  wei- 
terhin}, lässt  sich  annehmen^  dass  ii«j.  selbst  eigentlich 
ein  Wurzelwort  sei^  und  dann  ist  es  fraglich,  ob  in  die- 
sem Fall  geben  seine  eigentliche  Bedeutung  war  5  es 
könnte,  wofür  seine  Form  sehr  spricht,   zu   der  )/  jtie 

i  lieben  gehören,  und  im  Gebrauch  als  Imperativ  von  *f" 
nicht  eigentlich  gieb^  ff^^h  sondern  beliebe^  beliebt^ 
habe ,  habt  die  Gewogenheit  bedeuten ,  also  eine  höf- 
liche Wendung  der  Imperativ  -  Kategorie  sein,  wie  sie 
bei  einem,  grade  nach  dieser  Richtung  hin,  cultivirten  Volk, 
recht  gut  zu  erwarten  steht  (jül^-t^JULIO  also  z.  B.  ei- 
gentlich beliebe f  beliebt-thun  =  thue ^  thui^.  Allein 
wie  dem  auch  sei,  in  seinem  Gebrauch  als  Optativcha- 
rakter geht  es  von  dem  als  Imperativ  von  ^  aus,  so 
heisst  denn  jüL«J.-pe+J,  zusammengezogen  JüL^-ps-Jüie, 
eigentlich  giebt  (gebtj  mein  Sein  -  lieben  =  ich  möge 
lieben^  il^-pe-K  du  u.  s.  w. 

In  diesen  beiden  Fällen  liegt  das  Princip  der  Bildung 
klar  vor;  wir  können  daraus  schliessen,  dass  dasselbe 
Princip  auch  bei  denen  herrsche,  welche  etymologisch 
nicht  so  klar  sind.  Wir  müssen  uns  erlauben,  sie  alle 
durchzugehen. 

Präsens  wird  durch  das  schon  oben  (ß.  60) 
aus  es  gehen  hypothetisch  erklärte  e  formirt.  Wenn 
diese  Erklärung  richtig,  so  heisst  e  +  Personalzeichen, 
z.  B.  I    mein   Gehen    mit  JLie  mein   Gehen -lieben  = 


1 )  Die  zweite  Pcrs.  Sing.  Fem.  heisst  Tep«X.  für  organische- 
res T<J.-pe  nach  dem  oben  entwickelten  Gesetz  (S.  23);  allein 
woher  der  Umlaut  von  6  zu  ^  und  <^  zu  6,  weiss  ich  nicht 
zu  erklären. 


168 


ich  liebe.     Durch  die  Verbindung  dieses  e  mit  den  Per- 
sonalzeichen (§.  1   und  3)   entstehen    folgende  Formen: 

theb.  memph. 

Bg.  l.Ps.      e-j  e-i 

2.PS.M.  e-K  e-K 

2.PS.F.  e-peO  e-peO 

3.PS.M.  e-qj  ^  ,.                  e-qj  ^           ,. 

3.PS.F.  e-cS^^^  P^  ^  e-ci^  *^  "^  ^ 

PL  l.Ps.      e-ji,  Ä  e-ji 

2.Ps.      e-xeTJiO  e-ieTen^) 

3.Ps.      ^!^'^^"'^^"*"^*^^!od.e-pe2)  ev,OTod.e-pe2j 

Imperfect.  (vgl.  Peyron^  Gr.  ling.  Copt.  p.  85,  95)  5 
das  Hülfswort  ist  theb.  Jie,  memph.  m.;  die  Etymolo- 
gie desselben  unsicher;  der  Form  nach  ist  es  mit  dem 
Hülfswort  des  Futur,  wesentlich  übereinstimmend  5  den- 
noch besteht  zwischen  der  Bildung  des  Imperfects  und 
des  Futurs  die  sehr  wesentliche  Verschiedenheit,  dass 
das  Imperfectum  zu  der  ersten  Classe  der  Verbalformen 
gehört,  d.  h.  die  Personalzeichen  seinem  Hülfswort  suf- 
figirt,  das  Futuralhülfswort  dagegen  die  Personalzeichen 
präfigirt  hat.  Da  wir  sehen  werden,  dass  im  Semiti- 
schen grade  auf  dieser  Verschiedenheit  fast  allein  der 
Unterschied  der  Bedeutungen  des  sogenannten  Praeter, 
und  Futuri  beruht,  im  Wesentlichen  aber  die  beiden  ägyp- 
tischen Verbalclassen  auf  demselben  Unterschied  jener 
semitischen  Verbalformen  basirt  sind,  so  können  wir  un- 
bedenklich annehmen,  dass  diese  Verschiedenheit  in  der 
Anknüpfung  der  Personalzeichen  im  Aegjptischen  ge- 
nügend war,  ein  und  dasselbe  Hülfswort  temporal  zu 
differenziiren.  Wenn  also  Jie,  Jl^  würklich  eigentlich 
kommen^  gehen  (ß,  71)  hiess,  so  hiess: 


1)  Vgl.  S.  31. 

2)  Vgl.  S.  30. 

3)  Vgl.  S.  49. 


169 


jt^x,-!,  forinirt  im  Wesentlichen  wie  ^n^^O!?  (vgl- 
weiterhin) ,  eig.  kommen-ich  :  ich  kam ,  grade  wie  das 
semitische  Beispiel :  ich  schrieb  ^)  heisst. 

Dagegen  ^-m.  formirt  im  Wesentlichen  wie  DHDN 
(vgl.  weiterhin)  eigentlich  ich -kommen  :  ich  werde 
kommen^  grade  wie  das  semitische  Beispiel  ich  werde 
schreiben  ^)  heisst. 

So  könnte  also  das  ne ,  Jl^  des  Imperfects  und  das 
n<s,  des  Futur,  recht  gut  zu  einem  und  demselben  Wur- 
zelwort gehören.  Doch  will  ich  weder  diese  Identifica- 
tion, noch  überhaupt  die  oben  versuchte  Etymologie 
dieses  ji<x.  für  mehr  als  Hypothese  geben.  Bezüglich 
des  Futural-  und  selbst  des  Imperfecthülfsworts  darf  ich 
nicht  unterlassen,  noch  eine  andere  anzumerken,  welcher 
ich  jedoch  jene  zuerst  gegebene  vorzuziehen  geneigt  bin. 
m,T  heisst  nämlich  sehen  (^Peyron^hex,  Copt.  p.  120), 
dazu  gehört  m.T,  eigentlich  Augenblick^  aber  im  Ge- 
brauch in  speciellerer  Bedeutung  Stunde  (Peyron  p.  119) ; 
damit  identisch  ist  JIOV,  adverbial  gebraucht:  augen- 
blicklich^ jetxi  (vgl.  lat.  temp-us^  ex~templo  von 
[/  tap  in  der  Bedeutung  sehen  ^  Griech.  Wzllex.  II, 
237);  daher  e-Jl^V  eigentlich  die  Zeit  (o  Artikel 
F'em.  §.  2  und  3,  S.  11  iF.),  quando'^  Te-JlOV  eigentlich 

den  Augenblick,  jetsut.       ,  ,.       -  ,,.  ,( 

^  ^  ./         7  nehmen  von   die    Augenblick) 

nunc 

abhinc^  ganz  ähnlich  ^^-v^—  V        .  .  \     ^^ 

ex      o  Blickf  Zeit^  Stundet 

quo^    ferner    eben    hieher  ov-jiov    (^Peyron    p.    147) 

zusammengesetzt    mit    ov   entweder    in    der   Bedeutung 


1)  Es  ist  wohl  nicht  nöthig  zu  bemerken,  dass  die  Ueber- 
setzung  der  semitischen  zwei  Verbalformen  durch  unser  Praeter, 
und  Fut.  nur  eine  annähernde  ist;  für  uns  ist  diess  aber  hier 
gleichgültig ;  wir  haben  nur  festzuhalten  ,  dass  durch  die  verschie- 
dene Stellung  der  Personalformen  eine  wesentlich  verschiedene  Mo- 
dification  des  Wurzelbegriffs  eintritt. 


170 


des  indefiii.  Artikels,  oder  in  der  Grundbedeutung,  aus 
welcher  sich  die  des  indefin.  Artikels  entwickelt  hat :  ein 
(ov^),  also  eigentlich  ein  Augenblick ^  Stunde^  mit 
diesem  JlOT  =  m^V  hängt  innig  zusammen  Jiov  als 
Futuralzeichen  QPeyron  p.  121),  z.  B. 

jiTe  pe  er  jiov...e  en  t  q  eßo?v] 
quum  esse  |\m.*  eoptemplo  ««?  «^wce^e 'dTif  "sf  tö')' s.  m*  ^^  ' 

quando  Fut,  ) 

quando  in  eo  erat^  ut  eum  produceret. 

Dieses  Ji^v,  oder  iiov  führt,  nach  weiterhin  zu 
erkennenden  Gesetzen,  auf  eine  einfachere  Wurzelform, 
deren  adverbial  gefasster  Plural  es  ist  5  diese  könnte  Ji^ 
sein  5  hatte  es  dieselbe  Bedeutung  wie  Jiov,  so  konnte 
es  so  gut,  wie  nOT  als  Futuralhülfswort  dienen,  in 
der  Bedeutung  augenblicklich^  eben.  Diese  beiden  Wör- 
ter sind  aber  gewissermaassen  begriffliche  /nsoa ;  augen- 
blicklich^ eben  können  sich  eben  so  gut  auf  eine  zu- 
nächst bevorstehende  (Futur.),  als  jüngst  vergangene 
Zeit  (Imperf.)  beziehen. 

Welche  von  diesen  Etjmologieen  aber  die  richtige 
sei,  oder  mag  auch  eine  andere  aufzusuchen  sein,  das 
Princip  der  Imperfectformation  ist  dasselbe,  wie  bei  den 
bisher  erwähnten  5  iiec  Ji^,  erhalten  die  Pronominalsuffixe 
in  ursprünglich  demselben  Sinn  wie  die  Nomina  (unter  a). 
Die  Formation  lautet: 

theb.  memph. 

Sg.l.Ps.      Jie-j  JI4S.-1 

2.Ps.M.  jie-K  Ji^-K 

'    2.Ps.F.  xie-pe^)  jt45.-pe  ^) 

3.Ps.M.iie-qj   ^^^^  ,^       n^-q  j   oder 

S.Ps.F.  Jie-c^  ^    ^       n^-c  )ji<j,-pe') 


1)  Vgl.  S.  168. 

2)  Vgl.  S.  168. 


\1\ 


Pl.l.Ps.  Jie-ji  Ji^-Ji 

2.Ps.  ne-TernO  jt^-pe-Teji  ^) 

3.Ps.  jiev  (für  jte-eT)  ne-pe^)   xi^v  (fürji^-ov) 

ji^-pe  ^). 

Zu  diesen  Formen  tritt  bisweilen  in  beiden  Geschlech- 
tern und  Numeris  ne  (über  welches  S.  161),  jedoch 
so^  dass  sich  zunächst  das  eigentliche  Yerbalwort  an 
die  gegebenen  Präformative  knüpft  und  erst  darauf,  ge- 
trennt geschrieben,  ne  folgt,  z.  B. 

Jt^-c-juie  ne  sie  liebte, 
lieben 

Perfectum  (vgl.  Peyron^  Gr.  ling.  Copt.  p.  86,  96). 
.Das  Hülfswort  ist  ^  machen^  sein  (vgl.  S.  25)^  wie 
daraus  mit  ziemlicher  Entschiedenheit  geschlossen  wer- 
den kann,  dass  «J.^  die  Suffixform  (stat.  constr.)  dieses 
^  QPeyron^  Lex.  ling.  Copt.  p.  1)  auch  die  Nebenform  des 
Hülfswortes  i,  ist  (Peyron^  ebds.}.  Die  Formation  lau- 
tet in  Analogie  mit  den  bisher  behandelten  Formen : 

theb.  memph. 

Sg.l.Ps.       ^-s  ^-i 

2.Ps.M.^-K  ^-K 

2.Ps.F.  ^-pe*)  ^-pe^ 

3.PS.F.  ^-cS  ^  J  ^,-ci  ^  J 

PI.  l.Ps.  ,^,-n  ^-n 

2.  Ps.  4j.-TeTii  ^)  4S.-pe-Te  n  0 

3.  Ps.  ^.T  (für  4J.  +  e v)  od.  ^^)  ^.v  (für  4J.-0V)  od.  ^^). 


1)  Vgl.  S.   168. 

2)  Tst  nach    dem    (S.  46)    bemerkten   Princip   aus    Jl«J.-pe 
als  Zeichen  der  zweiten  Pers.  Fem    Sing,  formirt. 

3;  Vgl.  S.    168. 

4)  Vgl.  S.  168. 

5)  Vgl.  S.  29. 

6)  Vgl.  S.  168. 

7)  Vgl.  Anmerk.  2. 


172 


Zweites  Perfectum.  Peyron  (Gr.  ling.  Copt.  86, 
97)  nennt  diese  Form  Praesens  indefinitum ,  seu  con- 
suetudinis,  ohne  jedoch  ihren,  der  Form  und  dem  Be- 
griff nach  innigen,  Zusammenhang  mit  dem  eben  be- 
handelten Praeter,  zu  verkennen.  Er  übersetzt  sie  durch 
solcre^  ita  ut  designet  consuetudinem^  quae  ex  prae-  \  i 
teritis  actibus  descendit  (p.  98).  Schollx  stellt  sie  [J 
gradezu  zu  dem  Perfectum  und  übersetzt  sie  theils  durch 
dieses,  theils  durch  Präsens  (p.  89,  90,  91,  §.  94). 
Rosellini  nennt  sie  Praeteritum  definitivum,  dabei  be- 
merkend: aegyptiaci  sermonis  indolent  ita  esse  com- 
paratam^  ut  per  Praeteritum  definitivum  is  actus 
exprimatur  y  qui  more  aliorum  quidem  idiomatum, 
praesenti  tempori  conveniat^  sed^  quum  id  novum 
non  sit  ^  immo  crebro  fieri  soleat^  ad  praeteritum 
reducitur^  er  übersetzt  es,  wie  Peyron  (dessen  Lex. 
folgend)  ,  durch  soleo  (p.  84).  Dem  Leser  wird  bei 
diesen  Beschreibungen  ein  vorherrschender  Gebrauch  des 
griech.  Aorist  eingefallen  sein,  dessen  Namen  für  diese 
Form  vielleicht  der  passendste  wäre. 

Gebildet  wird  diese  Form  aus  den  Präformativen  des 
Praeteriti :  ^-s ,  ^-K  u.  s.  w.  (vgl.  oben)  ,  denen  ecy, 
verstümmelt  cy,  vorgesetzt  wird  5  die  verstümmelte  Form 
ist  die  gewöhnliche ,  die  volle  selten  (^Peyron^  Gr.  ling. 
Copt.  p.  93). 

Dieses  cy  erklärt  Peyron  für  ein  Verbum  mit  der 
Bedeutung  solere^  allein,  wie  seine  eigenen  Worte  zei- 
gen ,  beruht  diese  Annahme  bloss  auf  der  Bedeutung  der 
durch  cy  formirten  Verbalbildung ;  er  sagt  nämlich :  in- 
definitum —  habitum  seu  consuetudinem  —  notat  ac 
valet  solere,  —  Quare  cum  characteristica  cy a,  hu- 
jus  temporis  coalescat  ex  illa  praeteriti  ^  e^  cy  prae- 
missoy  jure  videor  asser  er  e  t6  cy  esse  verbum  so- 
lere (p.  98,  99).  Wie  wenig  man  aber  zu  diesem 
Schluss  berechtigt  ist,  zeigt  eine  hypothetische  Anwen- 
dung desselben  Verfahrens  etwa  auf  den  sogenannten 
griech.   Aor.   I,      Hier  könnte   man   ganz   eben   so   gut 


173 


sagen 9  da  e — oa  das  Characteristicum  des  Aorists,  die 
hervorstechende  Bedeutung  aber  soler e  ist,  in  aa  sich 
aber  das  a  des  Perfects  (rhvcp-a)  erkennen  lasse,  so 
sei  o  ein  Verbum  mit  der  Bedeutung  solere^  und  würde 
damit  unendlich  weit  von  der  Wahrheit  abirren.  Um  seine 
Erklärung  von  cy,  ecy  zu  sichern,  hätte  Peyron  das- 
selbe auch  ausserhalb  dieses  flexionsartigen  Gebrauchs 
an  und  für  sich  in  der  Wurzelbedeutung  solere  nach- 
weisen müssen.  Dieses  ist  von  ihm  nicht  geschehen  und, 
so  weit  mir  der  ägjpt.  Sprachschatz  bekannt  ist,  auch 
nicht  nachweisbar. 

Mir  ist  keinem  Zweifel  unterworfen,  dass  dieses 
cy,  ecy  mit  dem  Wurzelwort,  welches  in  den  Formen 
ecy ,  ^cy ,  ocy  ,  Cücy  vorkömmt ,  zusammenhängt.  Die 
eigentliche  Bedeutung  dieser  Wurzel  ist  viel  sein;  daraus 
gehen  zunächst  die  Bedeutungen  stark  sein^  vermögen 
hervor.  Hierhin  gehört  j,cy-^S  multiplicari^  abundare 
muUitudo^  ^cy-H  multitudo^  mit  adjectivischem  eil 
davor  (vgl.  S.  70)  eJl-«J.cye  viel;  Ocy  multus  y  twty 
gleichbd.,  ecy  posse  (^eigentlich  stark  sein^  vermögend 
sein^'^  für  dieses  ecy  tritt,  mit  dem  uns  schon  oft  vor- 
gekommenen, Vocal- Verlust  im  Aegyptischen ,  blosses 
cy  ein  QPeyron^  Lex.  ling.  Copt.  p.  45)  5  daher  zu  die- 
ser Wurzel  auch  cy^  (=  ^,^^S)  multiplicari ,  cy^v 
utilitas  (eigentlich  Vermehrung)^  cyi<5,5  protendi^  cyov 
dignus  (eigentlich  potens^^  T-^cye  (mit  |/  "f  geben 
zusammengesetzt)  und  vieles  aa.  ^).     Diese  Wurzel  wird 


1)  Beiläufig  will  ich,  semitischer  Elymologleen  wegen,  eine 
ägyptische  noch  bemerken.  Hieher  gehört  nämlich  noch  ^m 
bascfam.  ecy»  eigentlich  Zustand  der  Vielheit^  (um  die  Wurzelbe- 
deutung mit  dem  möglich  allgemeinsten  Ausdruck  zu  bezeichnen); 
indem  aus  Vielheit  die  Bedeutung  Stärke ,  Grösse,  wie  im  Verhal- 
gebrauch  dieser  Wurzel,  sich  entwickelt,  erweitert  sie  sich  zu 
dem  Be^nS  Ei ge7ischaft  überhaupt  und  wird  reines  Frag  wort,  z.B. 

(Eigenschaft^    des  (ß,  69^     Hauses)  ^ 


174 


ferner  mit  bloss  intensiver  Bedeutung  andern  Wurzeln 
präfigirt,  z.  B.  <J.gOJtl  gemilus^  ^tt|-<s,gOJüL  wörtlich 
viel-sein-gemitus  =  magnus  gemitus  ^  0<J.UL  claudere^ 
cyo^JJUL  eigentlich  multum  claudere  (vgl.  Peyron^  Lex. 
ling.  Copt.  p.  279) ,  und  zu  diesem  Gebrauch  derselben 
gehört  augenscheinlich  ihre  Verwendung  zur  Bildung  der 
in  Frage  stehenden  Verbalform  5  auch  irren  wir  schwer- 
lich, Avenn  wir  als  eigentliche  Bedeutung  von 


Jl  4X.cy  Jl  JI^V    \  qua 

ßüu  (ß.  69)    (Eigenschaff)    der  (ß.  69)  stunde]  horä. 

Die  ganz  substantivische  Auffassung  dieser  Partikel  zeigt  sich  noch 
in  ihrer  Construction,  z.  B. 

^^j^^[^^^^^  Eigenschaß  von  (S.  69)    Weisel    quales. 

Eigenschaften  ] 

An  die  Pronomina  interrogativa  lehnen  sich  aber  mit  Leichtigkeit 
die  Pronomina  relativa  (vgl.  z.  B.  lat.  quis  und  qui  =  sskr.  ka 
u.  s.  w.  Griech.  Wzllex.  II,  145);  daher  gehört  zu  diesem  ^m 
hebr.  "I^ÜN,  das  schHessende  ^  gehört  zu  der  postpositiv  in  Com- 
position  tretenden  ägypt.  j/  pe  oder  ep  machen ,  sein  (vgl.  S. 
31).  —  Zu  der  präpositiven  Verbindung  der  ^  ^m  mit  andern 
Wurzeln  gehört  der  syr.  Schafel  und  was  dieser  Form  in  den 
übrigen  semitischen  Sprachen  correspondirt  (vgl.  Hoffmann  ^  Gr. 
syr.  §.  61;  Gesenius,  Lehrgeb.  d.  h.  Spr.  S.  500,  36;  Winer^ 
Chald.  Gr.  §.  14,  1,  4  und  an  andern  Stellen  dieser  Grammatiken ; 
dazu  Eshtafal  Hoffmann  §.  61;  zehnte  arab.  Conjug.  Ewald  ^  Gr. 
Arab.  p.  105;  zehnte  äthiop.  Ludolf  p.  26,  29);  in  dieser  Zu- 
sammensetzung hatte  "Oi  zunächst  die  Bedeutung  'posse,  wie  ^m 
ebenfalls,  und  würkte  dann  eigentlich  causativisch  (vgl.  Hoff  mann, 
Gr.  syr.  §.61),  grade  wie  auch  in  den  indo-europäischen  Sprachen 
eine  ursprüngliche  Causalform  durch  die  j/  "pd,  vermögen ,  können 
und  insofern  machen  (griech.  no-teir,  vgl.  Griech.  Wzllex.  II ,  465 
unter  p,  II,  348,  Neue  Nachtr.  zu  I,  293)  gebildet  wird.  Aehn- 
lich  hängt  syr.  Safel  u.  s.  w.  (Hoffmann  §.  63 ,  10 ;  Gesenius, 
Lehrgeb.  p.  862;  Winer  §.  14,  2;  Uhlemann  p.  35,  4  A,  a) 
mit  dem  ägypt.  c  (kopt.  c^?  hieroglyph.  c?  Champollion,  Gr. 
^g.  p.  439)  zusammen,  wovon  später. 


175 


Ol  «J.         J   [    «VÄ   ii?«r   i?iV/   nehmen,    so   jedoch, 

viel  gewesen  ich) 

dass  wir  den  PräteritalbegrifF  mehr  im  Sinne  des  griech. 
Aorist  fassen,  was  denn  im  Wesentlichen  mit  der,  von 
Peyron  vorgeschlagenen,  üebersetzung  durch  soleo  über- 
einstimmt. 

Bei  dieser  Formation  entsteht  noch  eine  Frage ,  wel- 
che manchem  vielleicht  zu  minutiös  scheinen  wird,  deren 
Wichtigkeit  und  scharfbestimmte  Beantwortung  jedoch 
erst  an  einem  andern  Ort  hervortreten  kann  5  nämlich, 
ob  wir  in  ecy-^-S  u.  s.  w.  erst  eine  Zusammensetzung 
von  ecy  und  ^  anzunehmen  haben,  an  welche  die  Per- 
sonalform trat  —  d.  h.  dass  ^,  in  seinem  Zustand  als 
Wurzelwort  mit  ecy  sich  verband  und  diese  Composition 
zur  Bildung  der  vorliegenden  Formation  verwendet  wurde 
—  oder  ob  wir  erst  die  Composition  ^-1  u.  s.  w.,  das 
Präformativ  Perfecti  (ß,  171),  anzusetzen  haben,  vor 
welche  ecy  zum  Zweck  der  neuen  Bildung  gesetzt  ward. 
So  sehr  beide  Fälle  in  letzter  Instanz  identisch  sind,  so 
verschieden  sind  sie  vom  sprachgenetischen  Standpunkt. 
In  diesem  speciellen  Fall  wird  die  zweite  Erklärung  da- 
durch sehr  wahrscheinlich,  dass  die  Formation  ecy-^ 
als  besondere  Wurzelform  nicht  vorkömmt,  wohl  aber 
^.-l  u.  s.  w.  als  besondere  Bildung  5  eine  bestimmtere 
Antwort,  welche  übrigens  ebenfalls  zu  Gunsten  der  zwei- 
ten Erklärung  ausfallen  wird ,  kann  erst  von  einem  hö- 
heren allgemeineren  Standpunkt  aus  gegeben  werden. 

Die  Formation  bedarf  keines  Paradigma;  mit  Aus- 
nahme, dass  in  den  dritten  Perss.  Sing,  und  Plur.  statt 
^.  die  zusammengesetzte  Form  ^pe  (über  welche  S. 
30  zu  vergleichen)  benutzt  wird,  hat  manzur  Construction 
derselben  nur  vor  das  Präformativ  des  Perfect  (S.  171) 
jy  oder  ea^  zu  setzen  5  also  z.  B.  cy-^-i  5  cy-<J,-K  u.  s.  w.  j 
in  den  dritten  Perss.  gen.  comm.  beider  Numeri  nicht 
jy-<5.,  sondern  cy-<5.-pe,  baschm.,  mit  'h  für  p,  cy-<5.-?^e. 

Imperfectum  indefinitum  (nach  Peyron  s  Nomenclatur 


176 


Gr.  ling.  Copt.  p.  87)  wird  aus  der  letzten  Form  durch 
Präfigirung  des  Zeichens  des  Imperfect  (ß.  170)  Jie 
gebildet,  also  Jie-ty-^,-i  solebam ;  bisweilen  tritt,  grade 
wie  beim  Imperf.  (ß.  171)  ne  hinter  das  eigentliche 
Verbalwort  Jie-cy^U  (-Jtie)  ne  solebam  amare. 

Das  Perfectum  II  (^Feyron  p.  87)  wird.  theb.  durch 
irr,  memph.  eT  formirt,  welche  wie  ecy,  cy  (S.  175) 
vor  das  Präformativ  des  Perfects  ^-5  u.  s.  w.  treten. 
Obgleich  Peyron  mit  Recht  davor  warnt ^  dieses  ht, 
eT  mit  dem,  wesentlich  gleichlautenden  Relativum  (ß, 
74)  zu  verwechseln  (Gr.  ling.  Copt.  p.  99,  100), 
so  gilt  diese  Warnung  doch  nur  für  den  fixirten  Sprach- 
gebrauch 5  ursprünglich  sind  beide  Formationselemente 
identisch,  wie  diess  schon  der,  in  beiden  Bedeutungen 
gleichmässige ,  dialektische  Wechsel  zeigt  (vgl.  S.  74 
und  weiterhin  die  XVIte  Verbalform  im  memph.  Dialekt)  5 
ob  aber  in  diesem  Gebrauch  zur  Perfectformation  eine 
andere  Bedeutung  als  die  relativische,  vielleicht  eine, 
sich  enger  an  die  etymologische  Bedeutung  anschlies- 
sende, zu  Grunde  liegt,  will  ich  nicht  entscheiden. 

Eines  Paradigma  bedarf  es  auch  hier  nicht;  da  man 
nur  theb.  ITt,  memph.  eT  dem  Präformativ  des  Per- 
fects vorzusetzen  hat,  also  ifT-^L-j  u.  s.  w.  In  der 
zweiten  Pers.  Fem.  Sing. ,  welche  eigentlich  iiT-^,-pe 
lauten  müsste,  wird  dasschliessendee  phonetisch  eingebüsst. 

Das  Plusquamperfectum  wird  ebenfalls  aus  dem  Per- 
fectum gebildet,  indem  diesem  das  Zeichen  des  Imper- 
fect. Jie  (S.  170)  vorgesetzt  wird,  also  Jie^-J  u.  s.  w.; 
bisweilen  tritt  auch  hier  ne  hinzu  (vgl.  S.  171);  in- 
nerlich analog  ist  die  lat.  und  griech.  Bildung  des  Plus- 
quamperfect.,  indem  hier  das  Imperfect.  von  j/  as  sein 
zum  Perfect.  z.  B.  fui  :  fu  (t)  -{-  eram^  Tsrvcpa^ 
6-TeTV(p  (a)  -j-  eav  (für  organischeres  saar)  tritt. 

Das  von  Peyron  (Gr.  ling.  Copt.  p.  88)  genannte 
zweite  Fut.  bildet  sich  aus  dem  Präformativ  des  Prä- 
sens (S.  168),  hinter  welches  der  Futuralcharakter 
n<5,  (vgl.  S.  71   und    168)  tritt.     Memph.  und   baschm» 


177 


existirt  eine  Nebenform,  welche  sich  auf  dieselbe  Weise 
mit  dem   Präformativ   des  Perfects   (8.  171")    vereinigt 
theb.  ^' 

Sg.    1.    Ps.  65-11^ 

Präs.     kommen  oder  eben 
hf  ich  bin 

2.  Ps.  M.  eK-m. 

2.  Ps.  F.    epe-ji^ 

3.  Ps.  M.  ecr-ji^) 
3.  Ps.  F.   ec-xi^l  ^P^  •  •  ^^ 

PI.  l.  Ps.        ejt-jt^ 

2.  Ps.        eTeTJi-Ji^  (auch  eTeriü.) 

3.  Ps.        ev-jiij,  (ov-ji^) 

memph. 

Sg.  l.Ps,       es    -     m.  ^i-jt^. 
Perfect.     kommen  oder  eben 
ich  war 

2.  Ps.  M.  eK-ll^  ^K-JliJ. 

2.  Ps.  F.  epe-ii^  ^.pe-ji^ 

3.  Ps.  M.  ecr-ji^)  ^ ^  ^tf-Jt^i 

3.PS.F.  ec-nj  ^P^  •  •  «^  J.,,J  ^pe  . .  ii^ 

PL  1 .  Ps.      e jt-Ji^  ^.jt-jt^ 

2.  Ps.      epeTeji-ji<J.  0  <j.peTeji  ,n<j. 

3.  Ps.      ev-ji^,  oV'Ji^        ^v-Ji^ 

Die  bei  Feyron  (ebends.)  Fut.  III  genannte  Form 
bildet  sich  ebenfalls  aus  den  Präformativen  des  Präsens, 
an  welche  e  hinten  antritt,  also  ei-e  u.  s.  w. ;  dieses 
e  haben  wir  oben  (S.  61)  zu  etymologisiren  versucht. 
Für  das  Paradigma  ist  nichts  zu  bemerken,  als  dass  in 
der  zweiten  Pers.  Fem.  Sing,  und  in  den  dritten  Perss. 
gen.  und  numeri  commun.  sich  epe  +  e  in  epe  zusam- 
menzieht 5  ausserdem  ist  in  der  dritten  Pers.  nur  ev-e 
nachgewiesen. 

Das  vierte  Fut.,  aus  T^  und  T^-pe  formirt,  ist 
schon  oben  (ß,  166)  besprochen 5  das  Paradigma  lautet: 


1)  epeTejl   formirt  aus  Sing.  Fem.  2  epe   (vgl.  S.    171). 

J2 


178 


theb.  memph.       basclim. 

Sg.  l.Ps.      T^,0  T-^pj')      '^^0  ^^'^  \ 

2.  Ps.  M.  T^-pe-K 

2.  Ps.  F.  Tep^^)  Tep^') 

3.  Ps.  M.  T^-pe-q 
3.  Ps.  F.  T^-pe-c 

PL  l.Ps.      T^-p-li 

2.  Ps.      T^-pe-xn  T^.->^e-Teji 

3.  Ps.       T^-p-ov 

Das  Imperfectum  Fut.  (^Peyron  ebends.)  schliesst  sich 
an  das  zweite  Futur  (S.  177),  vor  dessen  Präfor- 
mati ve  der  Charakter  des  Imperfecti  (Jie)  tritt 5  memph. 
ist  hier  nur  die  zweite  Form  jenes  Futurs  im  Gebrauch. 
Das  schliessende  e  von  Jie  fällt  vor  dem  anlautenden 
Vokal  des  folgenden  Präformativs  aus  5  also  Jl-es-Jt^, 
memph.  m.l-m.',  bisweilen  tritt  auch  hier,  wie  beim 
Imperf.  u.  s.  w.  (S.  171,  176)  ne  hinzu. 

Die  Bildung  des  Optativs  ist  schon  (S.  167)  be- 
sprochen. Die  Zusammensetzung  ll<J.-pe  verbindet  sich 
mit  den  Personalpronomm.,  grade  wie  T<5,-pe,  nur  dass 
sich  hier  nicht  der  unregelmässige  Vokalwechsel  im  Fem. 
Sing.  2  zeigt,  sondern  regelrecht  JUL^-pe  erscheint,  also 

theb.  memph. 

Sg.  1 .  Ps.        JÜL^.-p3  0  JÜL^-p J  ^) 

2.Ps.M.jüL^-pe-K  jut^-pe-K 

2.Ps.F.  jUL^-pe  juL^-pe 

3.PS.F.  ii^-pe-cj^^-P^  )  Ai^-pe-cj  ^^"P«  ^) 
PL  l.Ps.      M^-pe-Ji  jUL^,-pe-jt 

2.Ps.      T^,-pe-TJi  jUL^-pe-Ten 

3.  Ps.      jULiJ,-pov  od.  ju.^.pe^)  ju.45,-pov  od.  ut^-pe^). 

1)  Vgl.  S.   166. 
t^)  Vgl.  S.   166. 

3)  Vgl.  S.   167. 

4)  Vgl.  S.   167. 

5)  Vgl.  S.  29. 


179    

Baschm.  tritt  häufig  ?\  statt  p  ein,  wie  in  diesem  Dia- 
lekt gewöhnlich. 

Auch  die  Bildung  des  Subjunctivs  ist  schon  erwähnt 
(ß.  75);  sie  geschieht  theb.  durch  Jt  (vgl.  S.  71), 
oder  Ifre,  JTt^  (ß.  73),  memph.  durch  Ätg,  Ät^j 
der  Gebrauch  hat  sich  zunächst  aus  der  relativen  Be- 
deutung dieser  präpositionalen  Elemente  entwickelt;  grade 
wie  griech.  wg^  aus  dem  Relativpronomen  6  =  sskr. 
fa^  lat.  uti^  für  cuti  (Griech.  Wzllex.  I,  402,  11,  145 
ff.)^  aus  CO  =  sskr.  ka^  eigentlich  wie^  dann  dass  be- 
deuten.    Die  Formation  lautet: 

theb.  memph. 

Sg.l.Ps.      HT^-O  JlT^O  eigentl.  ut 

sim^  dann  sim  u.  s.  w» 
2.Ps.M.jt-ü2^  ÄTe-K 

2.PS.F.  üTeO  ÄTe^ 

3.PS.M.  a-q  od.  jfe-cfj         4.       Äxe-qj  v 
3.PS.F.  ü-c  ;  ^^^  ^       jiTe-ci  "^^  J 

PI.  l.Ps.      ÄTJp)  Äxe-Ji 

2.Ps.      Ä-TeTjT^)  ÄTe-Ten 

3.  Ps.      ji-ce  ^)  oder  jiTe  ^)  ätov  oder  iiTe  *). 

Die  XVIte  Verbalform  (bei  Peyron^  Gr.  ling.  Copt 
p.  91)  wird  fheb.  durch  ÜTe  als  Relativpartikel  mit 
Temporalbedeutung :  quum^  quando^  und  daran  tretendes 
pe,  wie  mehrfach,  formirt;  an  diese  Composition  tre- 
ten die  Pronomina,  wie  im  Optativ  (S.  178)5  also 


1)  Ohne  Personalzeichen,  vgl.  S.   114. 

2)  x^  wegen  ji,  vgl.  S.  79. 

3)  Vgl.  S.  31. 

4)  Vgl.  S.  29. 

5)  Nach  der  Analogie  der  zweiten  Pers.  Sing.  Masc. ,  der 
dritten  Pers.  Sing.  Masc.  und  Fem.  und  der  zweiten  und  dritten 
Pers.  Plur.  für  n   -|-   »xji;  über  XJI   ^g^-  S.  89. 

6)  Vgl.    S.  49. 

7)  Vgl.  S.  46. 


180     

,      ^  \  quando  fui,  cum  sim.  aucli  zusam- 

quando  esse  meumy  '     ^  ^ 

mengezogen  ÜTe-ps ;  im  Plur.  erste  Pers.  erscheint  ne- 
ben der  zusammengezogenen  Form  iiTe-p-Jl  roll  ge- 
schrieben ilTe-pe-it5  baschm.  ^  für  p  wie  gewöhnlich, 
Memph.  tritt  statt  theb.  ÜTe  mit  dialektischem  Wech- 
sel eT  (vgl.  S.  74)  ein,    wird   aber   dem  Präformativ 

des  Perfects  vorgesetzt,    also    }  #     >.  . 

^  ^  [quando   fuisse   meurrv 

quando  fui  ^    so    dass    die    memph.    Form    ganz  mit  der 

Form  des  zweiten  Perfecti    (S.    176)  stimmt,    mit    der 

sie  auch  wesentlich  identisch  ist. 

Die  XVIIte  Verbalform  (^Peyron  ebends.)  hat  als 
Characteristicum  theb.  cy^llTe;  dieses  besteht  aus  dem 
Präformativ^,  welches  auch  zur  Bildung  des  Subjunctivs 
diente,  theb.  liTe  (S.  179),  mit  davorgesetztem  cy*?., 
welches  nur  in  präpositionaler  Bedeutung  erscheint  und 
usque  ad  u.  s.  w.  bedeutet  (ob  von  cy<J,  nasci^  in  Com- 
position  initiunij  oder  von  eye  ire^  pervenire  (reichen?) 
oder  andersAVoher,  wage  ich  nicht  zu  bestimmen), 
cy^  -  SVre  heisst  also  eigentlich  usque  ad  (jfuum^ 
quandoj  ut 

Memph.  tritt  mit  bekanntem  dialektischen  Wechsel 
(S.  74),  statt  theb.  ütg,  exe  ein,  dessen  anlautendes 
e  bei  dem  Zusammentreffen  mit  cy^  eingebüsst  wird, 
also  u)^.Te. 

An  diese  Formen  treten  die  Pronominalsuffixe: 
theb. 
Sg.  1 .  Ps.       cy*j.-JtTe-j  zusammengezg.    cy^J.ii'i^    usque 
ad  ut  sim. 

2.Ps.  M.  cy^XlT^ 
2.Ps.  F.  cy^jiTe 
S.Ps.M.  cy^uiT^  )  1^ 

3.Ps.  F.  cy^,JiT-c  )   ^  ^ 

PL  l.Ps.       cy^J-JiT-xi 


1)  Vgl.  S.  29. 


181 


theb. 
PL  2.  Ps.  (cy^jiT-TCTeJt  ^))  zusgezg.  cy<5.iiTeTeJi 
3.  Ps.  ty^jiTOV  5  cy*j,jiTe  ^). 
memph. 
Sg*.  1.  Ps.       ty^'t^  (für  cy<5,-Te-i)  </onec  /i*i  u.  s.  w. 
2.  Ps.  M.  cy^Te-K 

2.  Ps.  F.  cy,j.Te 

3.  Ps.  M.  oj^Te-cr )  o^ 

PI.  l.Ps.       cyiJ.Te-ji 

2.  Ps.       cy^Te-TCJi 

3.  Ps.       cy^TOV ,  cy^.Te  ^). 

Die    XVIIIte   Verbalform    QPeyron   p.  92)    hat   als 

Characteristicum  ejie,  welches,  sonst  allein  stehend,  die 
Bedeutung  si,  an  u.  s.  w.  hat.  Peyrons  Etymologie 
von  sinon  ist  falsch  (Gr.  ling.  Copt.  p.  114)5  ^^^^  kenne 
zwar  keine  ganz  sichere,  aber  höchst  wahrscheinlich 
ist  mir,  dass  das  anlautende  e  das  präpositionale  und  Jie 
ein  Wurzel  wort  sei  5  wenn  es  mit  Jl^  kommen  identisch 
ist,  so  würde  e-Jie  eigentlich  heissen  yMTa  ro  rt» ^/c?j/«^?/^ 
also  etwa  im  Fall^  woraus  sich  seine  Bedeutungen  am 
besten  entwickeln  ^). 

Dieses  ejie  tritt  theb.  vor  die  Präformativen  des 
Präsens  (S.  168);  memph.  vor  die  des  Perfects  (S. 
171),  vor  deren  anlautendem  Vokal  das  schliessende  e 
gewöhnlich  eingebüsst  wird  (vgl.  S.  1 80)  5  wenn  es  im 
Memph.  bleibt,  so  wird  ejie  getrennt  geschrieben. 

theb. 
Sg.  1 .  Ps.  ejl  (e)  -ej  zsammengzg.  eji-ej 

im  Fall     ich  bin 
2.  Ps.  M.  eji-eK 
2.  Ps.  F.   eji-epe 

1)  Vgl.  die  Analogie  des  Subjunctivs;  auch  das  £  hinter  jnr  ent- 
scheidet, dass  diess  die  organische  Form  ist  und  nicht  cy<J.JlTe-T€Jl. 

2)  Vgl.  S.  29. 

3)  Vgl.  ebenso  e-cyCWR  «,  von  6  zu  u.  s.  vv.    (S.  ÖO)  und 
'  Cl|On  «ein,  also  im  Sein  =  im  Fall. 


182 


theb. 


Sg.  3.  Ps.  M.  eit-eq  U„_ 
3.  Ps.  F.  en-ec  )  * 


PL  1.  Ps. 

eji- 

en 

2.  Ps. 

eji- 

•eTern 

3.  Ps. 

en-ev, 
mempli. 

1,1  zusamn 
Fall     ich 

eii-epe 

l.Ps.     ^em 

im 

nengzg.  eit-^s 
war 

2.  Ps.  M.  ejie 

^K 

eit-^K 

2.  Ps.  F. 

3.Ps.F.f^^ 

^, 

eji-^pe 

eii-^q  od.  eji-^pe 

l.Ps. 

eii-^ji 

2.Ps. 
3.Ps. 

en-^peTeji 
eji-^v  od.  eji-^pe. 

PL 


Die  XIXte  Verbalform  (Peyron  p.  92)  wird  wie- 
derum theb.  aus  den  Präformativen  des  Präsens  (S.  168), 
mempli.  aus  denen  des  Perfects  (ß.  171)  gebildet,  zu 
welchen  in  beiden  Dialekten  cy^xi  gefügt  wird,  in  der 
Bedeutung  si^  also  ej-cy^Jt,  oder  ^5-ty^jt.  Aus  der 
Entwickelung  der  Bedeutung  dieser  Formation  (bei  Pey- 
ron  p.  116)  folgt,  dass  sie  ungefähr  dem  lat.  Fut. 
exact. ,  conditionell  gesetzt,  entspricht,  also  etwas  Zu- 
künftiges ausdrückt;  daher  glaube  ich,  dass  a|<J,Jl  aus 
cy^.,  welches  wir  in  der  präpositionalen  Bedeutung  do- 
nee  u.  s.  w.  schon  kennen  gelernt  haben  (ß.  180),  und 
dem  genitivischen  Jt  (S.  69)  bestehe,  also  z.  B. 

ei  oj^       ji       KOHite  ,         .-.,.. 

•  I.    IL«      i«  \i    •!     i  =  ^*^*  *<^Ä    einst  ur- 

tcti   bm    bis  an   von  urt heilen] 

theilend  (so)  =  si  judicavero. 

Bezüglich  des  Paradigmas  ist  w.eiter  nichts  zu  be- 
merken, als  dass  theb.  epe  (im  Fem.  Sing.  2  und  Sing, 
und  Plur.  3)  vor  cy<J,Jl  sein  schliessendes  e  einbüsst, 
diese  Formen  also  nur  ep-cy^Jl  lauten. 

In  dieser  ganzen  ersten  Classe  der  Verbalformen  sehen 


183     

wir  also  die  Hülfswörter  wesentlich  nach  demselben 
Princip  zu  Conjugationsformen  gebildet,  wie  2Le  (in 
ne-Äe,  S.  i  62  (F.)  dazu  gebildet  ward.  Wenn  (ne)  2tH-3 
ich  sagey  sagte  ausdrückt,  so  bedeutet  eigentlich  e-l 
ich  komme ,  kam ,  «j,-3  ich  bin^  ich  war  u.  s.  w.  oder 
genauer:  e-J,  <5.-J  u.  s.  w.  haben  eine  persönliche,  aber 
ursprünglich  nicht  temporale  AflTection  ihres  Wurzelwor- 
tes. Die  üebereinstimmung  in  der  Formation  von  (ne)- 
ze^  und  in  der  der  Hülfswörter  und  endlich  beider  mit 
der  ersten  Verbalform  im  Semitischen  führt  uns  unbe- 
denklich zu  der  üeberzeugung,  dass  diess  Verfahren  in 
einem  älteren  Zustand  des  Aegyptischen  das  allgemeine 
zur  Bildung  von,  verbal  zu  fassenden.  Formen  war,  dass 
man  also  einst,  wie  von  2te  :  äK-j,  auch  von  iie  lie^ 
ben :  JüLH-5  bilden  konnte,  ganz  wie  im  Semit,  von 
hebr.  ZHD  :  ^H^-IinD^  im  Fortgang  der  speciell-ägjpti- 
schen  Sprachentvvickelung  zeigt  sich  nun  dasselbe  Ver- 
hältniss  zu  dpm  ursprünglichen,  gemeinschaftlichen,  se- 
mito  -  ägyptischen  Sprachzustand,  welches  sich  auch  in 
den  meisten  neuen  indo- europäischen  im  Verhältniss  zu 
ihren  alten  Gestalten  zeigt;  an  die  Stelle  der  alten  For- 
mation, durch  die  Flexion  des  Verbalbegriffs  selbst,  tritt 
die  Modification  durch  flectirte  Hülfswörter.  Im  Aegyp- 
tischen ,  als  einer  dem  ursprünglichen  Sprachzustand  nä- 
her liegenden  Entwickelung,  haben  sich  die  Verbalfor- 
men, welche  durch  die  Hülfswörter  bestimmt  werden, 
in  einfacherer  Gestalt,  wahrscheinlich  vielfach  in  der 
Wurzclgcstalt  selbst  erhalten;  in  den  neuen  indo-euro- 
päischen  Sprachen  dagegen,  welche  schön  um  so  viel 
ferner  von  ihrem  Urzustand  liegen,  haben  sich  ursprüng- 
lich flexivische  Formen  ihrer  speciellen  Bedeutung  ent- 
äussert und  sich  so  sehr  zu  verallgemeinern  gesucht, 
dass  sie  sich  fast  wieder  dem  mehr  oder  minder  unmo- 
dificirten  Wurzelbegriff  nähern  und  dadurch  der  Verbin- 
dung mit  flexivisch-gcstalteten  Hülfswörtcrn  fähig  werden  5 
so  liegt  in  den  meisten  neuen  indo-europäischen  Sprachen 
(z,  B.   im  Englischen)    fast  schon    dasselbe  Verhältnisse 


184 


wie  im  Aegyptischen  vor:  dass  nämlich  die  ursprüng- 
liche Flexionsfähigkcit  aller  Verljalvviirzcln  nur  noch  in 
wenigen  Trümmern  sichtbar  ist,  und  sich  in  grösserm 
Umfans:  nur  in  der  Flexion  der  Hülfszeitwörter  erhalten 
hat.  Im  Aegyptischen  steht  in  der  ersten  Classe  der 
Verbalformen  25:6  als  das  einzige  Beispiel  der  alten  Fle- 
xionsfähigkeit aller  Verbalwurzeln  oder  vielmehr  Wur- 
zeln überhaupt  da^  sonst  hat  sich  diese  Fähigkeit  nur 
in  Hufs  Wörtern  erhalten. 

Um  die  Möglichkeit^  wie  nahe  verwandte  Sprachen 
bezüglich  der  flexivischen  Formen  aus  einander  treten  kön- 
nen, klarer  zu  begreifen,  wird  es  dienlich  sein,  einiges 
über  die  Gestaltung  flexivischer  Formen  im  Allgemeinen 
zu  bemerken. 

In  den  tiefer  untersuchten,  oder  erkennbaren  Spra- 
chen, den  indo-europäischen  und  ägjpto-semitischen  ent- 
steht alle  Flexion  durch  Zusammensetzung 5  es  wer- 
den begriflf-bezeiclmende  Wörter  mit  dem  begrifflich  zu 
modificirenden  Wort  verbunden.  Höchst  wahrscheinlich 
ist  dieses  selbe  Verfahren  auch  in  allen  andern  flexivi- 
schen Sprachen  (z.  B.  den  amerikanischen)  eingetreten  5 
doch  ist  hier  die  Bedeutung  der  Compositionselemente 
noch  nicht  so  klar  zu  erkennen. 

Als  diese  Zusammensetzung,  ursprünglich  sicherlich 
nur  als  Nebeneinanderstellung,  eintrat,  waren  diese  Ver- 
bindungen noch  nichts  weniger  als  flexivische  Formen; 
als  sie  im  Fortgang  der  Zeit  unter  einem  Accent  ver- 
bunden wurden^  noch  nicht  viel  mehr,  sondern  nur  Com- 
positionen,  wie  alle  andern,  so  dass  jedes  Compositions- 
element  noch  in  seiner  eigentlichen  Separatbedeutung 
dem  Sprachbewusstsein  vorlag,  aber  durch  die  Verbin- 
dung in  eine  Worteinheit  sich  auch  eine  Begriff'seinheit 
durch  Ineinanderdringung  der  Separatbegriffe  gestaltet 
hatte.  Da  nun  die  Sprachen  begrifflich -gleiche  oder 
begrifflich- verwandte  Wörter  besitzen,  so  konnten  in 
jenem  ersten  Zustand  —  der  blossen  Verbindung  —  und 
ebenso   in    diesem    zweiten   —    der  Composition  —  die. 


185 


zur  Modification  verwendeten  Wörter,  oder  Compositions- 
elemente,  mit  andern  liomo-  oder  homoionjmen  Avech- 
seln  5  entweder  ohne  allen  modificativen  Unterschied,  oder 
mit  leichter,  der  Begriffsverwandtschaft  der  modificativen 
Elemente  entsprechender,  Differenz.  Bpaltete  sich  eine 
Sprache  in  einem  solchen  Zustand,  so  konnten^die  dar- 
aus hervortretenden,  wenn  gleich  eng  verwandten  Spra- 
chen ,  bei  individueller  Entwickelung  der  flexivischen 
Formen,  absolut  von  einander  abweichen. 

Aus  dem  Gebrauch  solcher  Compositionen  musste  sich 
alsdann  das  Gefühl  für  sprachliche  Kategorieen,  je  nach 
der  geistigen  Anlage,  oder  Richtung  eines  bestimmten 
Volkes,  in  grösserer  oder  geringerer  Spaltung  entwi- 
xkeln,  z.  B.  bei  der  Conjugation  die  Zeitkategorieen, 
numerische  u.  s.  w.  Hatte  sich  das  Sprachbewusstsein 
einer  solchen  Kategorie  in  einer  gewissen  Allgemeinheit 
bemächtigt ,  so  fixirte  sich  zur  Bezeichnung  derselben 
eine  jener,  so  lange  sie  als  Compositionselemente  im 
Sprachbewusstsein  in  ihrer  Separatbedeutung  lebten, 
schwankenden  Compositionsformen ,  entweder,  weil  sie 
dem  Wesen  dieser  Kategorie,  so  weit  es  in  seiner  All- 
gemeinheit ins  Bewusstsein  getreten  war,  am  besten  zu 
entsprechen,  die  rechte  Form  zu  sein  schien,  oder  durch 
•die  eiserne  Gewalt  des  Gebrauchs.  Aehnlich  sehen  wir 
bei  uns  beim  Bewusstwerden  eines  neuen  Begriffs  die 
Bezeichnung  desselben  lange  schwanken  —  besonders 
sich  in  Zusammensetzungen  der  verschiedensten  Art 
herumtreiben  —  bis  das  Wort  gefunden  ist,  welches 
dem  Sprachgefühl  das  rechte  dünkt ^  oder  selbst  ein 
minder  schlagendes  durch  den  Gebrauch  fixirt  wird. 

Sobald  aber  eine  Kategorie  im  Sprachgeist  erkannt 
und  eine  Compositionsweise  zur  Bezeichnung  derselben 
bevorzugt  ist^  so  hört  diese  sogleich  auf,  Composition 
zu  sein,  insofern  als  eines,  oder  mehrere  ihrer  Compo- 
sitionselemente, dem  Sprachgeist  gegenüber,  keinen  vol- 
len begrifflichen  Werth  mehr  haben,  sondern  nur  einen 
einen  Begriff  modificircnden.     Die   ursprüngliche  Bedcu- 


186 


tung  der  Coniposition  verschwindet  aus  dem  Sprachbe- 
wusstsein,  sie  scheint  eine  bloss  lautliche  Umformung 
des  Wurzel  Wortes  5  die  Analogie  wird  nur  noch  kralt 
des  Lautsinns,  nicht  kraft  des  begrifflichen  Werths 
erhalten,  und  damit  ist  die  Formation  eine  flexivische 
geworden. 

Je  mehr  also  die  Erkenntniss  der  Sprachkategorieen 
in  einer  Sprache  entwickelt  ist,  sich  somit  in  ftexivischen 
Formen  ausgeprägt  hat,  desto  ähnlicher  werden  sich  die 
aus  einer  Sprache  in  einem  solchen  Sprachzustand  her- 
vorgetretenen Töchter  derselben  sehen.  Die  weitere  Ent- 
Wickelung  der  Geschichte  der  Flexionsformen  ist  für  un- 
sere nächsten  Untersuchungen  von  keinem  Belang. 

Die  hier  im  Allgemeinen  gegebene  Erklärung  der 
Entstehung  der  Flexion  bedürfte  eines  durch  alle  flexi- 
vischen  Sprachen  und  an  allen  Flexionen  geführten  Be- 
weises; wir  müssen  uns  jedoch  auf  einige  erläuternde 
Beispiele  beschränken. 

Klar  und  unzw^eifelhaft  ist  es,  dass  die  flexivische 
Form,  welche  im  Griech.  den  Optativ  Praes.,  im  Sanskr. 
den  Potentialis,  im  Latein,  den  Conjunctiv  Praes.  bezeich- 
net, formirt  ist  durch  Coniposition  einer  Wurzelform, 
oder  genauer  gesprochen  eines  Themas  mit  der  Präte- 
ritalform  (^sanskr.  fünfte  Form  des  vielförmigen  Praet. 
Porasmaip,^  des  Themas  sanskr.  ja  gehen  5  in  der  Com- 
position  ist,  wie  bei  allen  Formationen  dieser  Art,  das 
Augment  eingebüsst,  also  z.  B.  sanskr.  dvish  -f-  (fjäm 
eigentlich  hassen-ich  ging  zusammengezogen  dvish-jdm^ 
griech.  riS^e-iriv ,  lat.  vide-am  (Jür  jam)'^  diese  Zu- 
sammensetzung beruht  also  auf  demselben  Compositions- 
princip ,  w^elches  wir  im  Sanskr.  noch  in  den  Nominibus 
lebendig  finden,  wo  auch  thematische  Formen  vor  eine 
flectirte  treten,  z.  B.    hrid  +  ^aja-s  (hrik'kliajas)  ^). 


1)  Beiläufig  bemerke  ich,  dass  die  sanskr.  Potentialform  der 
Themen,  welche  in  den  vier  ersten  Verbalformen  auf  a  schliessen 
(Cl.  1,  IV,  VI,  X),  keine  wesentlich,  sondern  nur  eine  phonetisch 


187 


Warum  die  Zusammensetzung  mit  ajdm  von  ja  zur  Be- 
zeichnung* dieser  BegrifFsmödlfication  passend  schien,  dar- 
über lässt  sich  wohl  vieles,  aber  nichts  gewisses  sagen, 
zumal  da  derselbe  Wurzelbegriff  auch    in  vielen    andern 
Verbalformationen  gewissermaassen  als  Hülfsverbum  dient 
(wie    wir   ihn    und    verwandte    Begriffe    denn    auch   im 
Aegyptischen    servil   fanden,  S.  61,    71),    obgleich    sie 
kategorisch  sehr  verschieden  sind,  z.  B.  zur  Bildung  der 
vierten  Conjugationsclasse  (im  Sanskr,  und  den  entspre- 
i   chenden  Bildungen    der   verwandten    Sprachen),    wo   er 
;,  dem  zu  modificirenden  Wurzelbegriff    ursprünglich    neu- 
,  trale  Bedeutung  gibt,  z.  B.  nrit-jämi  tanxen-gehe  ich 
l  u.  s.  w.  5  mit  diesem  neutralen  Gebrauch  hängt  die  Ver- 
j  Wendung  derselben  Wurzel  zur  Bildung  des  Passivs  zu- 
sammen^ welche    aber   nur    dem  Sanskrit   und    den  ihm 
zunächst    stehenden   Sprachen   eigen   ist,    dem    Griech., 
Lat.  (vgl.  hier  jedoch  amatum  iH),  Deutschen  u.  s.  w. 
dagegen  abgeht  5  hier  tritt  ja    in   seiner   Form   als   At- 
manepadam  (reflexiv)  an  das  verbale  Thema,  z.  B.  dvish^ 
je  u.  s.  w.  hassen-gehe-ich-mich  u.  s.  w.     Wie  natür- 
lich übrigens  die   Verwendung    des   Begriffs  gehen   zur 
Bildung  der  neutralen  und  passivischen  Begriffsmodifica^ 
tion  ist,  zeigt  der  deutsche  Gebrauch  von  gehen  in  rör- 
loren  gehen  und  ähnlichen  Wendungen. 

Neben  der  Bildung  des  Potentialis,  von  welchem 
wir  zunächst  sprachen,  durch  das  Augment-Praeteritum 
>cheint   ursprünglich   eine  wohl  leicht   specialisirte    For- 


verschiedene ist.  1)  a  -f-  jäm,  2}  a-\-jds,  3)  a  -f-  jdt  11.  s.  w. 
wird  eigentlich  wie  in  2.  3  u.  s.  w.  durch  Vokalisirnng  von  jd  zu 
1:  es,  et,  eva,  etnm,  etdm,  ema^  eta;  bloss  in  1  Sing,  ist  statt 
cm  eigentlich  edm  entstanden,  dann  a  in  «  verkürzt  (vgl.  ähnlich 
Instrum.  Sing,  der  Nominalthemen  auf  a:  inä  fiir  organischeres 
^«4  wie  noch  mahitvänd,  Ri^r  Veda  LXXXV,7.  LXXXVl,  9)  und 
endlich  das  so  oft  im  Sanskrit  conglutinirend  dienende  j  eingescho- 
ben ,  also  ejäm  \  theilweis  analog  ist  3  Flur,  ä-jus  zunächst  eigent- 
lich ius  und  dann  durch  das  conglutinirende  j:  ejus  geworden. 
Genaueres  sowohl  über  diese,  als  die  andern  hier  beiläufig  er- 
wähnten indo-europäischcn  Formationen  an  einem  andern  Ort. 


188 


mation  durch  das  Präsens  von  ja  bestanden  zu  haben^ 
(erscheinend  im  griech.  iui :  Tvnro-iui}^  welche  aber, 
als  sich  der  Sprachgeist  zu  allgemeinerer  Erkenntniss 
dieser  Modalität  erhob,  als  begrifFlich  identisch  mit  jener 
angesehen  wurde.  Diese  Formation  mit  dem  Thema  as 
sein  gebraucht,  würde  asjämi  bilden,  oder  mit  Abstos- 
sung  des  a^  wie  so  oft  und  grade  in  dem  Potentialis 
dieses  Thema  sjdm  Qat.  s-iem :  s-inC) :  s-jdmi^  eigentlich 
sein-gehe  ich  :  ich  möge  sein.  Durch  Zusammensetzung 
mit  dieser  Form  bildet  sich  in  den  meisten  indo-europäi- 
schen  Sprachen  das  Futurum^  z.  ß.  sanskr.  dd-sjdmi  ^),  ge^ 
hen-sein-gehe-ich  :  ich  werde  geben^  griech.  dialekt.  aiaif 
asw^  gewöhnlich  av)  5  aber  schon  diese  Formation  ist  kei- 
neswegs allen  indo-europäischen  Sprachen  eigen.  Das 
Deutsche  z.  B.  hat  keine  Spur  davon  5  das  Lat.  hat  statt 
as  das  fast  sinngleiche  sanskr.  hhü  sein  (^eigentlich  wer- 
den^ ohne  Zweifel  eine  componirte  Wurzelform  aus  dem 
Präfix  sanskr.  abhi  und  einer  noch  nicht  erforschbaren 
Wurzel),  welches  in  seiner  Präsensform  an  gewisse 
Themen  tritt,  also  ama-bo  für  ama-bu-o;  in  der  Re- 
gel genügt  ihm  aber  die  Potentialform  (^sanskr.  (a~)jdm 
oben)  mit  vortretendem  a ,  dessen  Entstehung  noch  nicht 
sicher  (z,  B.  leg-a-jam  :  leg  am  ^  leg^a-jas^  zusammen- 
gezogen lega-is  und  weiter  leg  es)  ^  bloss  im  Futurum 
von  ]/  as  selbst  ero  für  esJo-'(mi)  und  den  damit  zu- 
sammengesetzten Formen  ist  jene  Bildung  erhalten. 

Das  Imperfectum  von  ]/  as  heisst  sanskr.  dsam*^  dieses 
mit  dem  Thema  zusammengesetzt,  bildet  die  Form,  welche 
im  Griech.  als  Aorist  I,  im  Lat.  unter  den  Perfectfor- 
men,  im  Sanskr.  als  zweite  (und  mit  einigen  Modifica- 


1)  Man  könnte  gegen  diese  Erklärung  daher  einen  Ein- 
wand nehmen,  dass  das  Futur  sjä-si  u.  s.  w.  kurzes  ä  hat,  jd-si 
u.  3.  w.  dagegen  d;  dieser  Einwand  wird  sich  an  einem  andern 
Ort  widerlegen;  ich  mache  hier  nur  darauf  aufmerksam,  dass  die 
verwandten  Sprachen  in  analogen  Fällen  diesem  d  kurze  Vokale  1 
gegenüber  stellen,  welche  auch  im  Rig  Veda  erscheinen,  vgl,  gä  ^ 
für  gd,  Ros.  ad  Rig   Veda  XIX,   1. 


189 


tionen  erste  und  dritte)  Form  des  vielförmigen  Praete- 
riti  aufgeführt  wird.  Bei  dieser  Zusammensetzung  gellt 
nicht  bloss  das  Augment  (wie  oben),  sondern  auch  der 
damit  zusammengezogene  und  vielfach  abfallende  Anlaut- 
vokal der  Wurzel  as  verloren,  also  sanskr.  a~dig  + 
(ß)  sam  eigentlich  ge  ^)  -^eigen-war-ich  (^durch  pho- 
netische Einwürkung  sanskr.  adiksham)^  griech.  e-rvn-aa^ 
lat.  scrib-si^  um  eine  sinnverwandte  Verbalform  zu  ma- 
nifestiren,  erscheint  im  Lateinischen  eine  Zusammense- 
tzung mit  dem  Praeteritum  des  schon  erwähnten  sinn- 
verwandten hu:  ama-bam  (Jm  ama(e)-buam'^  dieses 
(ejbuam  ist  aber  nicht  =  griech.  ecpvov  Imperf.,  son- 
dern =  8q)vr  Aor.,  aber  in  der  sanskr.  Form  a-bhavam)'^ 
die  lat.  Form  eram  Q=  sanskr.  dsam)  componirt  sich 
nur  zur  Bildung  des  Plusquamperfectum  (leg- eram ^ 
fu{v)-eram ^  ama-{f)v-eram). 

Noch  ein  Beispiel  aus  dem  Kreise  der  semitischen 
Sprachen  selbst,  welches  vor  allen  geeignet  ist,  die 
Entstehung  der  flexivischcn  Formen  und^  wie  leicht  die 
innigst  verwandten  Sprachen,  bezüglich  derselben,  aus 
einander  treten  können,  klarer  zu  machen! 

Allgemein  semitischer  Gebrauch  ist,  das  Präsens  durch 
das  selbstständige  Pronomen  und  das  Particip  auszudrü- 
cken, z.  B.  hebr.  nr)N  N")"^  fürchlend  du  ==  du  fürch- 
test^ -)i|^  nnN  (vgl.  Gesenius,  Lehrgeb.  p.  791).  Die 
Stellung  des  Pronomens  ist  aber  in  den  meisten  semiti- 
schen Sprachen  nicht  fixirt  und  die  begriffliche  Verbin- 
dung bleibt  daher  äusserlich  getrennt.  Im  Sjr.  und  Chald. 
dagegen  wurde  nun  zunächst  für  das  Pronomen  in  die- 
sem Gebrauch  die  Postposition  fixirt;  nun  vereinigten  sich 
die  beiden  Wörter  auch  bald  äusserlich  und  es  entstand 
eine  vollständige  flexivische  Präsensform,  deren  Forma- 
tion, bei  weiterer  Entwicklung  dieser  Sprachen,  sicher- 
lich zu  grosser  Unkenntlichkeit  der  Compositionselemente 
verstümmelt  sein  würde.     Im  Syr.  werden  zwar    einige 


)  Ueber  dtis  Augment  a  vgl.  Griech.  Wzllex.  IT,  3.31 


190 


Formen  noch  getrennt  geschrieben,  aber  auch  in  diesen 
finden  starke  Verstümmelungen  der  Pronominal  formen 
statt,  und  in  der  Aussprache  sind  beide  Elemente  der 
Formation  verbunden  (vgl.  Hoff  mann  ^  Gr.  sjr.  §.  57, 
p.  177,  De  Dieu^  Gramm,  härm.  p.  371,  Winer^ 
Gr.  chald.  p.  42,  §.  13).  Nur  die  dritten  Perss.  wei- 
chen cinigermaassen  ab,  wahrscheinlich  weil  sie,  nach 
semitischer  Anschauungsweise ,  eigentlich  gar  keines  Per- 
sonalzeichens bedurften,  z.  B. 
Sing.  syr.  chald. 

3.  (M.  ootC^  J5  od.  ootC^ 

Ps.  (F.  ^a\  13!ju5  „  ^o^UVö 

2.lM.ÄJ^'C^i  oLh<4l        nbiP|DCzsgzg.ausn3N  ViO.p) 
Ps.  (F.  J^\'  l4i  „  ^h::L^       ^nSüp  (aus  ^O^N  N^Dp)  ' 

'   (ygii.  92) 

1 .  (M.  jii_  ^::^  NDbicp  (aus  n;n  Vi?.]:) 

Ps.(F.  \l\  i£^i  ^^'^^^^15  (^"s  '^5^.  ^^^^^ 

Plur. 
3.(M.^Qjo;^I:^ 

Ps.(F.^^o,^,^^       . 

2.(M.^o2J]  ,-:^^'  od.^oz^Ii^i)  ]^n^blOp  (aus"Nr^lCp^)) 
Ps.(F.^W,^'  ,,^h<4J>^)    inbDp(aus  "NT^^lbp^)) 

Ps.|f.^  ^^^-^^-^^    ,3biqpl 

Wir  sehen  hier  die  aufs  engste  verwandten  Sprachen 
in  flexivischen  Formationen  von  einander  abweichen  5  um 
wie  viel  mehr  können  wir  dasselbe  bei  minder  eng  ver- 
bundenen, bei  solchen,  welche  sich  schon  in  einer  frü- 
hern Periode  der  Sprachentwickelung   von    einander  se- 


1)  Das  J  des  Plurals    ist  eingebüsst  wegen  der  stat.  constr.- 
artigen  Verbindung. 

2)  Hier  dient  für  beide  Geschlechter    der  Plur.    Masc,   nach 
nun  mehrfach  vorgekommenen  Analogieen,  mit  Verlust  des  schlies- 

y 

senden  n;  die  Pronominalform  ^  ist  =  chald.    -^i    (vgl.  S.  100). 


191 


parirt  haben,  erwarten.  Eine  Sprache  kann  sich  au- 
i^enscheinlich  in  mehrere  getrennt  haben,  ehe  noch  über- 
haupt eine  Erkenntniss  von  Sprachkategorieen  ins  Be- 
uiisstsein  getreten  war,  also  jede  specielle  Modification 
eines  Begriffs  noch  durch  selbstständigen  Beisatz  von 
AVörtern,  welche  zur  Bezeichnung  derselben  dienlich 
schienen ,  ausgedrückt  werden  musste.  Solche  Sprachen 
können  nur  Avurzelhaft  verwandt  ^in.  Die  Separa- 
tion kann  aber  ferner  in  der  Periode  eingetreten  sein, 
wo  die  modificirenden  Wörter  durch  Composition  mit  den 
zu  modificirenden  Begriffen  verbunden  wurden^  ohne  dass 
jedoch  die  modificirenden  Wörter  im  Sprachbewusstsein 
ihre  eigentliche  Bedeutung  verloren  hatten,  also  noch 
mit  gleich-  oder  ähnlich-bedeutenden  wechseln  konnten. 
Solche  Sprachen  können  neben  wurzelhafter  Verwandt- 
schaft auch  mehr  oder  weniger  flexivische  haben.  In 
diesem  Verhältniss  stehen  die  Sprachen  des  indo- euro- 
päischen einerseits  und  ägypto  -  semitischen  Kreises  an- 
dererseits unter  einander 5  jene  mehr,  diese  vom  ägjpto- 
s emitischen  Standpunkt  aus  zwar  weniger,  dagegen 
vom  speciell-semitischen  wiederum  mehr,  aber  auch  hier 
mit  Nuancen,  welche,  wie  beim  indo-europäischen  Sprach- 
krcis,  eine  Geschichte  der  Separation  derselben  mög- 
lich machen. 

Bei  der  Conjugation  (Verbalflexion)  ist  nun  in  specie 
die  Zahl  und  Art  der  Kategorieen,  bezüglich  der  Mo- 
dification des  Verbalbegriffs,  in  Betracht  zu  ziehen.  Wie 
in  jeder  sprachlichen  Erscheinung,  so  gibt  es  auch  für 
die  verschiedenen  Modi  (Modus  im  umfassendsten  Sinn 
genommen:  jede  begriffliche  Affection  des  Verbalbegriffs, 
welche  flexivisch  bezeichnet  wird)  des  Verbalbegriffs 
keine  absoluten  Gesetze.  Wie  der  Verbalbegriff  auf 
die  allermannigfaltigste  Weise  afficirt  zu  werden  vermag, 
so  sind  auch  die  allermannigfaltigsten  flexi  vischen  Verbal- 
formen möglich.  Da  der  Verbalbegriff  die  Grundlage  eines 
jeden  einfachen  Gedankens  —  manifestirt  durch  den  einfa- 
chen Satz  —  bildet^  so  steht  jeder  Theil  desselben  in  mehr 


192 


oder  minder  engem  Zusammenhang  mit  ihm.      Es    kann 
sich  ein  Volk  darauf  beschränken,  diesen  inncrn  Zusam- 
menhang äusserlich   ganz   unbezcichnet   zu    lassen,    also 
jeden  Theil  des  Satzes  in  absoluter  Gestalt  vorzuführen, ^ 
das  Verständniss  des  Ganzen  etwa  nur  durch  Wortstellung 

erleichternd,  wie  im  Chinesischen  .  ,  ,  \  =  ich  sage 

^  ich  sagen  dw  "^ 

dir.     Andere  pflegen  einem  den  Verbalbegriff  vspeciali- 

sirenden  Satztheil  zuerst  eine  bestimmte    Stellung   neben 

dem  Verbalwort  zu  geben,  ihn  dann  mit  diesem  zu  com- 

poniren    und  endlich  flexivisch  einzuverleiben,    so    z.   B. 

sanskr.    dvesh-mi  tväm:  ich-hasse  dichj    wo  mi  der 

Pronominalstamm    der    ersten  Pers.  ist;    wieder  andere 

mehr,  z.  B.  hebr.   /    .  i      '■'^  Aich-sage-dir.  italienisch 
^  du  ich  sagen?  .         '^  ' 

lascia  -  te  -  mi  .    ,      ,       .  , 
,  .,       .  ,    (   lasst  mich, 

lassen    ihr  ich  ] 

Wie  sich  schon  hier  eine  Verschiedenheit  zeigt,  so 
treten  noch  stärkere  bei  der  Verbindung  oder  Nichtver- 
bindung  derjenigen  Affectionen  ein,  welche  man  gewöhn- 
lich als  Modalitäten  des  Verbalbegriffs  fasst,  und  der- 
jenigen, welche  von  einem  höheren  Standpunkt  aus  in 
dieselbe  Classe  gehören  würde,  z.  B.  temporale  u.  s.  w. 
Die  Chinesen  fügen  diese  letzteren  (temporalen)  Bestim- 
mungen durch  besondere,  speciell  bedeutungsvolle,  oder 
allgemeinere  Partikeln  hinzu,  wie  gestern^  morgen^ 
heute ^  vorher^  nachher^  schon ^  bald.  Die  meisten 
flexivischen  Sprachen  drücken  sie  durch  ursprüngliche 
Composition  (spätere  Flexion)  aus  (vgl.  S.  188  ff.  Bildung 
des  Praet.  Fut.  u.  aa.).  Aehnlich  ist  es  mit  denjenigen 
Verbalbegriffsmodificationen,  deren  flexivische  Formen  wir 
—  da  unsere  Grammatik  von  dem  Studium  der  latein. 
und  griech.  Sprache  ausgegangen  ist  —  in  specie  modi 
nennen.  Hier  ist  die  Modification  des  Verbalbegriffs, 
insofern  er  als  würklich,  gedacht,  möglich,  gewünscht 
u.  s.  w.  erscheinen  soll,  durch  ursprüngliche  Composi- 
tion  (später   Flexion)   in   das  Verbalwort  aufgenommen. 


193 


Andere  Völker  gehen  hier  noch  weiter,  indem  sie  auch 
andere  Modificationen  des  Verbalbegriffs  :  insofern  er  ne- 
gativ, conditional,  auf  verschiedene  Geschlechter  bezüg- 
lich gefasst  werden  soll  u.  s.  w.,  auf  demselben  Weg  in 
flexivischen  Formen  sich  manifestiren  lassen.  Dieses  al- 
les im  Einzelnen,  im  Baskischen,  Georgischen,  den 
nordamerikanischen  Sprachen  u.  aa.  nachzuweisen,  theils 
etymologisch ,  theils,  wo  die  Etymologie  noch  nicht  mög- 
lich, durch  Analogieen,  muss  für  einen  andern  Ort  ver- 
spart werden. 

Forschen  wir  der  historischen  Entstehung  der  Ver- 
!  baiformen  nach^  so  deutet  die  Vergleichung  der  in  .den 
verschiedensten  Sprachen  vorliegenden  Verbalflexionen  dar- 
auf hin,  dass  die  erste  Composition  dieser  Art  bloss  aus 
der  Aufnahme  des  Pronomens  (in  subjectiver  Bedeutung) 
in  das  Verbalwort  bestand.  Denn  in  allen  Sprachen, 
welche  weitere  Modificationen  des  Verbalbegriffs  flexi- 
visch  bezeichnen,  liegt  jene  erste  Composition  (später 
Flexion)  zu  Grunde.  Diesen  Satz,  welcher  eines  in- 
ductiven  Beweises  bedürfte,  muss  ich  mich  hier  beschrän- 
ken durch  ein  Beispiel  zu  erläutern  5  ein  solches  bietet  die 
schon  besprochene  Futuralformation  des  Indo  -  Europäi- 
schen durch  8-jämi  (für  as-jämi^',  diese  konnte  nicht 
anders  entstehen,  als  nachdem  schon  die  Formation  jd-mi) 

gehen-ich) 
existirte.  Trat  aber  an  die  erste  Verbalform  Aveiter 
nichts  als  der  Personalcharakter,  so  konnte  die  erste 
Verbalform  ursprünglich  auch  nichts  weiter  bedeuten  als 
den  Verbalbegriff -|-  subjective  Person.  Wenn 
wir  im  indo-europäischen  Sprachkreis  diese  primäre  Ver- 
balform als  Zeichen  des  Präsens  in  dem  uns  bekannten 
weiter  entwickelten  Sprachzustand  finden,  so  erklärt 
'  sich  diess  daraus,  dass  entweder  der  Verbalbegriff  an 
j  und  für  sich  als  ein  präsentiver  aufgefasst  war,  oder 
dass  die  speciell-temporale  Bedeutung  sich  in  Analogie 
mit  den  A  erbalformen,  in  denen  die  temporale  Modifica- 

13 


194 


tioii  durch  Composition  (z.  B.  im  Pract.  durcli  Aug- 
ment S.   189)  scharf  bestimmt  war,  fixirte. 

Wenn  aber  die  historisch-erste  flexivische  Form  nur 
aus  einer  Composition  des  verbal  gefassten  BegriflTs  mit 
dem  Pronomen  bestand,  so  werden  wir  in  früh  von  ein- 
ander getrennten  Sprachen  nur  Uebereinstimmung  bezüg- 
lich dieser  primären  Formation  erwarten  5  die  weitere 
Aufnahme  anderer  Verbalbegriffsmodificationen  in  die  Ver- 
balform kann  einer  spätem,  nach  der  Trennung  der  ver- 
wandten Sprachen  eingetretenen,  individuellen  Entwicke- 
lung  angehören. 

So  ist  es  bezüglich  des  Aegjptischen  und  Semiti- 
schen. In  der  Bildung  der  primären  Yerbalformen  stim- 
men beide,  wie  wir  gleich  genauer  erkennen  werden, 
im  Wesentlichen  überein  5  in  der  weitern  Entwickelung 
der  Erkenntniss  von  Verbalkategoricen  und  in  den  dar- 
aus hervortretenden  Flexionsformen  weichen  sie  von  ein- 
ander ab. 

Der  ersten  Classe  der  ägyptischen  Verbalformen  — 
der,  welche  die  Personalkennzeichen  dem  zu  flectirenden 
Element  suffigirt  —  entspricht  die  erste  semitische 
Verbalform  (sogenanntes  Praeteritum). 

Dritte  Pers.  Sing.  Masc.  ägypt.  (ne)-Z:^-c[  (S. 
163),  e-q  (S.  168),  ^-cf  (S.  171)  u.s.  w.;  ist  das 
Subject  durch  ein  Nomen  oder  sonst  besonders  ausgedrückt, 
so  fehlt  das  Personalzeichen,  erscheint  also  bloss  (ne) 
TLe^  ^.  (epe  S.  30  u.  aa.).  Da  die  Verbindung  der 
dritten  Pers.  mit  sonst  ausgedrücktem  Subject  die  vor- 
waltende ist,  so  hat  sich  im  Semitischen  durchweg  die 
Form  ohne  Personalzeichen^  d.  h.  im  Kai  die  blosse  Wur- 
zel, in  den  übrigen  Verbalclassen  das  Thema  fixirt.  Die 
semitische  Wurzel  ist  im  Allgemeinen  triconsonantisch 
geworden  und  jeder  Consonant  hatte  einen  Vokal  5  diese 

organische  Form  ist  am  treusten  bewahrt  in  arab.  C^J^  5 
daran  schliesst  sich  zunächst  amhar.  illZ^  (nabara)  er 
war  ^  das  Aethiop.  hat  den  Vokal  des  zweiten  Radikals 
zu  Schewa  herabgedrückt  l'til.  (gabtra).    Hebr.,  Chald., 


195 


Sjr.,  Samar.  haben  in  der  absoluten  Form  den  schlies- 
senden  Vokal  eingebüsst,  im  Syr.,  Chald.  und  Samar. 
zugleich   den    des    ersten  Consonanten,    also  hebr.  VojD, 

(vgl.  vulgär-arab.  v_^.x^    im    Verhältniss    zu    alt-arab. 

sS£^),  chald.  bl?p5  sjr.  "C^,  samar.  2,^?  (wahr- 
scheinlich weil  ursprunglich  der  Accent  auf  dem  Vokal 
des  zweiten  Radikals,  in  der  Mittelsjlbe ,  ruhte).  In 
der  Verbindung  mit  dem  Suffix  der  ersten  Pers.  Sing, 
erscheint  vor  dem  SufBx  der  Vokal  a:  hebr.  "^;5""bDp. 
chald.  "^Zj^hü.iD  5  s jr.  ^  1:1^^ ,  samar.  iJ^T^X^^  $  ^^^  ^^be 
schon  fräher  die  Vermuthung  ausgesprochen,  dass  ich 
diesen  Vokal  für  den  ursprünglichen  des  dritten  Radik. 
halte  (wie  denn  bekanntlich  jede  Verbindung  mit  einem 
folgenden  Wort  den  organischen  Auslaut,  welcher  in  freier 
Stellung  leicht  eingebüsst  wird,  gern  erhält,  z.  B.  franz. 
a-t-il  gegenüber  von  d);  doch  könnte  er  auch  aus 
dem  -^r  i"  "^3^  (ß*  iSS)  gedeutet  Averden. 

Dritte  Pers.  Fem.  Sing,  ägjpt.  (ne)-Z^-C,  e-c, 
^-C  u.  s.  w.  5  bei  besonders  ausgedrücktem  Subject 
(ne)-Äe,  <j,  (epe  S.  30)  u.  s.  w.  Im  Semitischen, 
wo  sich  die  geschlechtliche  Scheidung  stärker  ausgeprägt 
hat  (man  vgl.  z.  B.  die  Pluralformen  der  Pronomina, 
I  wo  ägjpt.  nur  eine  Form  gen.  comm.,  im  Semit,  da- 
gegen zwei  geschlechtlich  geschiedene  existiren),  wird 
sie  stets  bezeichnet,  und  zwar  durch  organischeres  n  ^  wel- 
ches dem  ägypt.  Te,  Zeichen  der  dritten  Pers.  Fem. 
entspricht  und  begrifilich  =  dem  ägypt.  c  ist.  Die  Or- 
gan, semit.  Form  der  dritten  Pers.  Fem.  Sing,  würde 
also  kat^aba~fa  lauten.  Allein,  wie  gewöhnlich,  ging 
zunächst  der   Vokal    der  Endung  verloren;    daher   arab. 

\IUlife,  äthiop.  l'ül,^  (gaberatf)  amhar. ,  mit  Jeri- 
rung  des  l  (vgl.  S.  92),  iClZj^^  (nabarntjh)^  chald. 
nbpp ,  svr.  Lil^ ,  samar.  A2^^  ?  vor  Suffixen  der  er- 
sten Pers.  Sing,  erscheint  r/,  welches,  wie  in  dem  ähn- 
lichen Fall  bei  der  dritten  Pers.  Masc.  Sing,  zu  deuten 
ist,  chald.  ^3""nh?üp,  syr.  ^  h£^^. 

13* 


196 


Im  Hebr.  hat  sich  die  organischere  F'orra  n,  abermitj 
stützendem  n,  wie  so  oft  (vgl.  B.  95,  104),  also 
nn  5  zunächst  hinter  ursprünglich  vorhergehendem  ^  oder 
1 ,  erhalten  ^),  nämlich  in  den  Verbis  n  b  (welche  bekannt- 
lich zum  grössten  Theil  organische  i'^  oder  "i'b  sind,  Ge- 
senius  ^  Lehrgcb.  S.  419)5  ganz  ebenso  werden  wir 
bei  der  Bildung  der  Fem.  der  Nomm.  n  hinter  denselben 
Lauten  erhalten  sehen  (vgl.  unter  C  die  Bildung  der  Fem., 
deren  Characteristicum  n  mit  dem  dieser  Verbalform  iden- 
tisch ist).  Im  Verbum  rf7  würden  eigentlich  die  For- 
men nn*^ — 5  nnl  —  entstehen,  aber  im  Fortgang  der 
phonetischen  Entwickelung  wurde  der  organische  Schluss- 
laut der  Wurzel  ausgestossen ,  und  so  entstand  rin""V.5 
für  organischeres  n'"^b;5.  Die  Richtigkeit  dieser  Dar- 
stellung zeigt  das  Verhältniss  der  hebr.  Verbalformen 
dritter  Pers.  Fem.  Sing,  zu  den  entsprechenden  sjr., 
chald. ,  samar.  und  noch  mehr  die  Betrachtung  der  Fe- 
mininalbildung  der  Nomina,  welche  ich  sogleich  zu  ver- 
gleichen bitte  (unter  C).  Während  im  Hebr.  die  Aus- 
stossung  des  organischen  Schlussradikals  in  allen  Ver- 
balclassen  Statt  findet,  z.  B.  Niphal  nn""^:|3  ,  Fiel  nn^Vs 
u.  s.  w. ,  ist  im  Sjr.  und  Chald.  in  den  entsprechenden 
V  quiesc.  (welche  die  Wurzeln  auf  organisch  N,  ^,  % 
umfassen)  organisch  ^  durchweg  erhalten,  z.  B.  Peal 
syr.  luL^  p  chald.  n^Z^p ,  oder  selbst  HN^^H  ,  organisch 
1  dagegen  im  Peal  sjr.  ",  chald.  ^  geworden,  wie  oft 
(vgl.  S.  37),  z.  B.  ^^^,  chald.  0^7^,  in  allen  übrigen 
Verbalclassen  aber,  mit  dem  gewöhnlichen  üebergang  ^, 
so  dass  die  Formen  von  organisch  '»'^  und  "i'^  überein- 
stimmen, z.  B.  sjr.  Ethp.  i^I^ii^M  ,  chald.  H^b^HN ,  sam. 
Arrl'^^AA  =  liebr.  nn—^.ann.  Was  die  Vokalisation 
des  "^  im  Sjr.,  Chald.  und  Samar.  betrifft,  so  ist  das 
a  durch  rückwirkende  Assimilation  des  organischen,  qua- 


1)  Dass  dieses  Ji  hier  bloss  stützend  sei,  zeigt  die  Form 
der  dritten  Pers.  Fem.  Sing,  der  nb  vor  Suffixen,  wo  keine  Spur 
des  n  erscheint,  z.  B.  ';j-nN*n  aa.  {Gesenius,  Lehrgeb.  S.  434). 


197 


litativisch  gleichen,  Vokals  der  Endung  entstanden,  wie 
in  einer  Menge  ähnlicher  Fälle,  also  chald.  DN'^^O,  rPÄO 
aus  n-^rip ,  in  den  Wurzeln  auf  organisch  1  ward  die- 
ser Vokal  von  sjr.  "  und  chald.  ^  (aus  1)  verdrängt; 
an  diese  letztere  Bildung  schliesst  sich  hebr.  DtjJJ  (^Ge- 
senius^  Lehrgeb.  4171,  wo  für  das  organische  ^ 
steht  (vgl.  S.   135). 

Weiter  hat  sich  HD  in  zwei  Beispielen  erhalten,  in 
denen  Gesenius  das  n  fälschlich  für  paragogisch  nimmt 
(Lehrgeb.  S.  266),  naiiilich  in  HH^N^SD,  nn-NSnn, 
also  hinter  Wurzeln  n"*?,  wo  also  N  in  diesen  Fällen 
in  dieselbe  Kategorie  mit  ^,  1  tritt;  ähnlich  werden  wir 
sogleich  n  hinter  N  erhalten  sehen,  und  bemerken  schon 
hier,  dass  n  nur  dann  nicht  auslautend  hinter  N  stehen 
kann,  wenn  dieses  erhält.  Wir  sehen  also  S,  ^,  T 
bezüglich  dieses  n  fast  auf  derselben  Stufe  5  wie  denn 
ja  im  Sjr. ,  Chald.  und  Samar.  die  Verba  organisch 
Nh>,  ^'S,  i*^  bekanntlich  fast  ganz  zusammenfallen. 

Der  nächste  Verlust  der  organischeren  Endung  n  ist 
der  des  Vokals,  wie  in  allen  verwandten  Sprachen,  so 
(lass  nur  D  bleibt.  Diese  Form  hat  sich  nur  in  einigen 
N^J  erhalten,  in  denen  das  N  kein  Kamez  hat,  z.  B. 
n^N"ip  QGesenius^  Lehrgeb.  S.  417). 

Schliesst  eine  Wurzel  auf  einen  andern  Laut  als  N, 
^ ,  *) ,  so  wird  unbedingt  und  auch  bei  denen  auf  N  in 
der  Regel  durch  die  uns  schon  mehrfach  entgegenge- 
iictene  Assimilationskraft,  weil  die  organische  Endung 
n  war,  ein  zwischen  ihr  und  der  Wurzel  erzeugt, 
>o  dass  nach  Verlust  des  Vokals  der  Endung,  als  or- 
oanischere  Form  z.  B.  D^^Op,  HNKO  entstehen  würde* 
W  ir  haben  aber  schon  bemerkt,  dass  im  Hebr.  mit  we- 
nigen Ausnahmen  (welche,  wie  z.  B.  nto?  auf  beson- 
dern Bedingungen  beruhen)  kein  0  hinter^  auslauten  kann. 
Der  Grund  dieser  Erscheinung,  welche  uns  noch  klarer 
bei  der  Bildung  der  Fem.  der  Nomina  entgegentreten 
wird  und  sich  da  auch  —  und  in  noch  weiterm  Umfang 
(vgl.  C)  —    im  Chald.,    Sjr.  und    Samar.  zeigt,    be- 


108 


ruht  ohne  Zweifel  auf  der  Aussprache  des  n  und  ist,  I 
da  diese,  der  Natur  der  Dinge  nach,  nicht  mehr  mit 
Sicherheit  zu  bestimmen  ist,  nicht  vollständig  zu  erken- 
nen. War  aber  die  Aussprache  des  ri  ähnlich  der  des 
englischen  f/i,  wie  diess  am  wahrscheinlichsten,  das 
heisst,  wurde  es  mit  fast  geschlossenen  Zähnen  gelis- 
pelt, so  konnte^  wenn  langes  a  vorherging,  welches 
mit  ganz  geöffnetem  Mund  gesprochen  Avird,  der  Schluss 
der  Zähne  nicht  ohne  Zwang  eintreten,  also  n  nicht 
gut  lautbar  werden.  Weiterhin  werden  wir  sehen,  Avie 
andere  semitische  Dialekte,  bei  der  ganz  analogen  Fe- 
mininalbildung  der  Nomina  selbst  hinter  vokalisirtem  or- 
ganischen ^,  *!  (also  ß,  i)  organisches  n  in  der  abso- 
luten Form  einbüssen,  und  in  dieser  Ausdehnung  hat 
dieser  Verlust  einige  Aehnlichkeit  mit  dem  sanskr.  Ueber- 
gang  von  s  (in  Pausa)  in  Visarga»  Doch,  wie  man 
auch  diese  Erscheinung  erklären  mag ,  das  Factum  leidet 
iCeinen  Zweifel ,  dass  hinter  eigentlichem  ^  im  Hebr.  kein 
n  auslauten  kann.  Die  absolute  Form  riblDP^  HNHID 
ist  daher  phonetisch  unmöglich.  Dass  diess  aber  die 
organische  Form,  zeigt  einerseits  die  Vergleichung  der 
Dialekte,  welche,  wie  wir  gesehen,  hier  das  n  erhalten, 
andererseits  aber  die  hebr.  Form  des  stat.  constr.,  z.  B. 
■^"nblOp  u.  s.  AV. ,  wo  das  n  ebenfalls  bewahrt  ist,  Avie 
denn  eine  Wortverlängerung  gewöhnlich  die  organische 
Form  schützt  (ß,  139).  Die  forma  absoluta  hätte, 
nach  Verlust  des  n,  werden  müssen:  blOD,  deren  aus- 
lautendes -^j—  erhält  aber,  nach  mehreren  uns  schon  vor- 
gekommenen Analogieen,  als  Stütze  n^  so  entsteht  die 
Form  nbqp,  HNro. 

T      :1t  J  t    :    t 

Dass  diese  Erklärung  der  dritten  Pers.  Fem.  Sing, 
richtig  ist,  leuchtet  Avohl  schon  durch  die  gegebene 
Darstellung  hinlänglich  ein  und  wird  durch  die  Behand- 
lung der  Femininalform  der  Nomina  noch  mehr  Sicher- 
heit gOAvinnen.  Ich  darf  mich  daher  einer  Widerlegung 
der  frühern  Erklärungsversuche  überheben,  gestehe  aber, 
dass  ich  es  unbegreiflich   finde ,  wie  Ewald^  der  durch- 


199 


gängigen  Uebereinstimmung  der  semitischen  Dialekte  ge- 
genüber, zumal  da  ihm  die  Vergleichung  des  ägjpt. 
Te  nicht  ganz  entgangen  ist  (§.  209  in  der  dritten  Ausg. 
der  Hebr.  Gr.),  n^  für  die  organische  Form  und  at  für 
eine  Erhärtung  nehmen  konnte  (Hebr.  Gr.  §.  281, 
303),  oder  wie  Gesenius  sogar  die  sjr.  und  arab.  Form 
(^z"^  uij  — )  für  eine  Abkürzung  des  hebr.  n  zu  erklären 
vermochte  (Lehrgeb.  S.  264). 

Schliesslich  bemerke  ich  noch,  dass  sich  in  zwei 
Stellen  die  absolute  Form  auf  H  erhalten  hat,  aber  mit, 
nach  chald.  Weise,  vorhergehendem  -^  (Mos.  V,  32, 
36,  Ezech.  46,  17);  an  einer  Stelle  erscheint  N  statt 
n^5  welches  nach  mehrfach  vorgekommenen  Analogieen 
(vgl.  S.  101  und  unter  C  die  F^em.  der  Nomina)  der 
chald.  Reflex  des  hebr.  n—;-  ist. 

Zweite  Pers.  Masc.  Sing,  ägjpt.  (ne)-Ä^-K,  e-K 
u.  s.  w.  Im  Semitischen  sahen  wir  schon,  bei  der  Ver- 
wendung der  Pronomina  zu  Suffixen,  die  selbstständigen 
mehrfach  statt  der  unselbstständigen  eintreten  (vgl.  S. 
119^  128);  dieselbe  Erscheinung  kann  uns  hier  also 
nicht  überraschen.  Im  Hebr. ,  Arab. ,  Chald.,  Syr.  und 
gewöhnlichen  Samar.  ist  die  Zusammensetzung  mit  dem 
sclbstständigen  Pronomen  der  zweiten  Masc.  Sing.  (S. 
81)  augenscheinlich.  Sie  ging  zu  der  Zeit  vor  sich, 
wo  die  sclbstständige  Form  in  schon  desorganisirter  Ge- 
stalt (vgl.  S.  81)  nn!?N  lautete  5  so  dass  also  die  or- 
«»:anische  Form  der  zweiten  Pers.  kafaba-anfa  Avar. 
\V  ie  in  der  späten  chald.  Zusammensetzung  des  Partie, 
mit  dem  selbstständigen  Pronom.  zur  Bildung  eines  Prä- 
sens das  anlautende  3N  spurlos  verloren  ging  (vgl.  Sing. 

Mascn-bipp,  n-Vi3p,  Piur.  Masc.  pin-^bDfj,  pn— 'b-^ipp, 

rem.  Plur.  (n-Vcp,  ]n'"h''D ]:) ,  ebenso  hier,  sowohl 
im  Chald.  H'Süp  u.  s.  w.  ds  im  Hebr.  n-^bs,  H^NKO, 

sjr.    üJ^I^uß,    arab.    ^iuUÄ,    samar.   Ai^?»      D*e   hebr. 

(-) 

W^urzeln,  welche  nicht  auf  organisch  N,  ^,  ^  schliessen, 
erhalten   V\   mit   Dagesch,    wo    aber   Dagesch  nicht  den 


200 


Verlust  des  3  anzeigt,  sondern  rein  phonetisch  QGese'^ 
nius^  Lehrgcb.  §.  20,  2,  c)  ist,  also  n'"7I5p  u.  s.  w.  5 
die  organischere  Flexionsendung  war  demnach  bloss  nr). 
Diese  hat  sich  vollständig  im  Hehr,  nur  in  wenigen  Bei- 
spielen erhalten,  z.  B.  nn~"!33 ;  sonst  hat  das  Hebr.  und 
Arab.  das  n  eingebüsst  und  nur  den  Vokal  behauptet 
(s.  die  angeführten  Beispiele) ;  Chald.,  Sjr.  und  Samar. 
haben  auch  den  Vokal  eingebüsst  (s.  ebenfalls  die  an- 
geführten Beispiele). 

Von  den  angeführten  semitischen  Dialekten  weicht 
ab:  das  Aethiopische ,  Maltesische,  Himjaritische ,  Am- 
harische  und  Samaritanische  (in  Nebenformen,  vgl.  üh- 
lemann^  Inst.  ling.  Samar.  p.  38;  Gesenius^  Anecd. 
Oriental.  I,  p.  43,  lieber  himjarit.  Sprache  und  Schrift  | 
p.  7)  5  diese  zeigen  einen  K-Laut  als  Zeichen  der  zwei- 
ten Pers.  Masc.  äthiop.  jI-OC^  (gabtrs-ka)  fecisti^ 
malt.  dLa»  attulistiy  samar.  ürfliA  divulgasti^  himjar. 
ÜJc^v  (segideU)  sumsisti^  amhar.  mit  ch  für  k  (vgl. 
117)  inC,^   (nabare-chs}. 

Es  ist  nicht  daran  zu  denken ,  dass  das  hier  erschei- 
nende k  ein  dialektischer  Reflex  des  in  den  übrigen  Dia- 
lekten erscheinenden  f  ist.  An  und  für  sich  schon  ist 
ein  üebergang  von  organisch  f  in  k  nicht  sehr  wahr- 
scheinlich 5  man  könnte  zwar  dafür  anführen,  1)  dass 
äthiop.  und  amhar.  auch  in  der  ersten  Pers.  Sing,  k  statt 
des  f  der  übrigen  Dialekte  erscheint,  und  2)  dass  dem 
Zahlwort  zwei  hebr.  D'JD^,  chald.  p-)n  (mit  "^H  — 
hebr.  ^tlJ)  AMo^^.^S^K  (kthf) ^  amhar. 'S-. A^  (Jiutlati) 
entspricht^  wo  also  äthiop.  k^  amh.  hu  dem  chald.  n  zu 
entsprechen  scheinen 5  allein  was  das  erste  betrifft,  so 
wird  sich  dafür  weiterhin  eine  andere  Erklärung  erge- 
ben und  bezüglich  des  zweiten  ist  es  gar  nicht  wahr- 
scheinlich^ dass  kthe^  huelats  das  hebr.  D"^?^^  chald. 
p')n  reflectiren,  sondern  sie  scheinen  wurzelhaft  ver- 
schieden zu  sein  und  zu  äthiop.  ^^"h  (kdlee)  alius  zu 
gehören,  während  fiJ-E  (sanuje)  der  »weite  des  Mo- 
nats zu  hebr.  y^  u.  s.  w.  zu  ziehen  ist.    Ferner  würde. 


201 


selbst  wenn  wir  diese  Erklärung  für  das  Aethiop.  und 
Amhar.  annehmen  wollten,  es  doch  schon  gewaltsam  sein, 
das  k  im  Himjar.  und  Malt,  auf  dieselbe  Weise  zu  deu  - 
ten  (da  es  nicht  wahrscheinlich  ist,  dass,  sonst  diver- 
girende  Sprachen  in  einer  so  eigenthümlichen  phoneti- 
schen Umwandlung  übereinstimmen)  und  am  wenigsten 
erlaubt,  das  8amar. ,  welches  diesen  Sprachen  sonst  so 
fern  liegt,  in  dieselbe  Kategorie  zu  stellen. 

Da  wir  sahen ,  wie  die  selbstständigen  und  unselbst- 
ständigen  Pronomina  vom  begrifflichen  Standpunkt  aus 
wesentlich  identisch  sind^  wie  sich  ihre  Vertheilung  im 
I,  suffixalen  Gebrauch,  ursprünglich  ohne  inneren  Grund, 
bloss  durch  Usus  fixirte,  wie  sie  mehrfach  in  derselben 
Composition  mit  einander  wechseln  (vgl.  A^  a,  b  und 
z.  B.  samar.  |7J  und  /Tji  S.  129),  so  liegt  vielmehr 
der  Gedanke  nah,  dass  wir  in  den  Formen  durch  k  Bil- 
dungen der  zweiten  Pers.  durch  das  unselbstständige 
Pronomen  (S.  37)  statt  des  selbstständigen,  welches  in 
den  übrigen  Dialekten  dient,  zu  erkennen  haben.  Zu 
der  Zeit,  wo  man  sich  der  Bildungselemente  noch  be- 
wusst  war,  konnten  beide  Formationen  als  wesentlich 
gleiche  neben  einander  bestehen  5  wie  lange  aber  diese 
Zeit  dauerte,  lässt  sich  natürlich  nicht  bestimmen;  bei 
der  zweiten  Pers.  Plur.  werden  wir  das  Amhar.  sich 
eine  ganz  von  den  übrigen  somit.  Sprachen  abweichende 
Formation,  durch  Benutzung  seines  ziemlich  eigenthüm- 
lichen unselbstständigen  statt  des  selbstständigen  Pronom., 
bilden  sehen. 

Zweite  Pers.  Fem.  Die  ägjpt.  Formation  betreffend- 
vgl.  oben  S.  31.  Im  Semitischen  haben  Hebr.,  Arab., 
Sjr.,  Chald.,  Samar.,  wie  beim  Masc,  die  selbststän- 
dige, Aethiop.,  Himjar.,  Amhar.  die  unselbstständige 
Pronominalform  zur  Zusammensetzung  benutzt. 

Die  Form,  in  welcher  das  selbstständige  Pro- 
nom.  zur  Composition  verwandt  ward,  war  ^PiDN  (vgl. 
S.  92),  welche  ähnlich,  wie  das  Masc,  verstümmelt 
ward  5  so  entstand  zunächst  ^n?   das  anlautende  n  ward 


202 


im  Hebr.,  ausser  bintcr  Nj,  %  %  zu  n  (S.  200).  Diese 
Form  hat  sich  zunächst  im  Samar.  erhalten  nlAi^^ 
u.  s.  AV.  5  im  Sjr.  existirt  das  schliesscnde  i  wenigstens 
graphisch  -l1I^5  hebr.  und  chald.  ist  sie  im  Allgemei- 
nen nur  in  der  Verbindung  mit  Suffixen  bewahrt,  z.  B. 
hebr.  -^D-^nDn:)  j,  chald.  ■'^■"'riblDp^ ;  in  absol.  Form  er- 
scheint sie  im  Hebr.  nur  einmal  im  Keri  '^nn^IlJ  (Zach. 
IX,  11)  und  ist  hier  zweifelhaft 5  im  Kefib  kömmt  sie 
häufiger  vor.  Im  Allgemeinen  hat  sie  im  Hebr.  und  im 
Chald.  den  Vokallaut  sammt  "^  ganz  eingebüsst^  also 
hebr.  HN^D,  r\^%^  ^^^R?  ^^^^^^*  H^P'R-  Arabisch  hat 
nur  das  schliessende  "^  eingebüsst,  den  Vokal  aber  er- 
halten, also  c^lxÄ. 

Die,  welche  das  unselbstständige  Pronom.  ansetzen, 
benutzen  die  Form  ">D  (ß.  35);  daher,  mit  Verlust 
des  ^  und  Bewahrung  des  Vokals ,  äthiop.  l-flC^  Q/a- 
btre-kij,  Amhar.  und  himjar.  ist  durch  Einfluss  des  pa- 
latinalen  ^~':^  das  vorhergehende  Ar  palatinal  (Jsch  vgl. 
ital.  tschi  (ci)  für  lat.  ki  u.  aa.),  dann  überhaupt  Zisch- 
laut geworden  und  das  "^ eingebüsst  (vgl.  S.  119), 

daher  amhar.  {flCTl  (nubare-shi)  ^  himjar.  yi-J^\ 
(segideschj. 

Erste  Pers.  Sing,  ägypt.  (ne)-ÄH-5,  e-J  u.  s.  w. 
Semitisch  zerfällt,  wie  bei  der  zweiten  Pers.  Masc.  u. 
Fem.,  in  zwei  Classen.  Hebr.,  Arab._,  Sjr. ,  Chald., 
Samar.  setzen  eine  Form  an,  deren  erreichbar  organisch- 
ste Gestalt  ^n  ist;  den  bisher  erkannten  üebereinstim- 
•mungen  zwischen  dem  Aegjptischen  und  Semitischen  ge- 
mäss identificiren  wir  dieses  ^n  mit  dem  ägyptischen 
Verbalcharakter  der  ersten  Pers.  Sing,  »f  (vgl.  S.  89 
ff.).  Ewald' s  Erklärung  des  hebr.  "^n  lautet  folgender- 
maassen  (Hebr.  Gr.  3.  Aufl.  §.  281 ,  3) :  „Im  Singular 
sollte  aus  ^3N  ich  verkürzt  werden  "^D ;  nachdem  sich 
aber  von  dieser  Endung  das  schwache  2  verlor,  und 
bloss  i  als  wesentlich  blieb,  ersetzte  die  Sprache  den 
weggefallenen   Consonanten   durch   das   stärkere   n    aus 


203 


den  vielen  Formen  der  zweiten  Person,  so  dass  die  stete 
Endung  ist  ^n^  tonlos.'*  Einer  Widerlegung  bedürfen 
solche  Einfälle  nicht.  Gesenius  versuchte  keine  Erklä-^ 
Hing  dieses  ^H;  er  meinte  „den  Spracherfindern 
liabe  dunkel  der  Gesichtspunkt  vorgeschwebt,  der  Ver- 
Avechselung  der  Verbalafformativen  mit  den  Suffixen  aus- 
zuweichen.'^  Dass  kein  solcher  Gesichtspunkt  den  so- 
genannten Spracherfindern  vorgeschwebt  habe,  zeigt  das 
Afformativ  der  ersten  Pers.  Plur.  mit  dem  gleichförmigen 
Suffix  verglichen,  üeberhaupt  hat  sich  die  Sprache  im 
Allgemeinen  völlig  ohne  Rücksicht  auf  die  Möglichkeit 
einer  Verwechselung,  oder  Zweideutigkeit  gebildet.  Die 
Gesenius^ sehe  Ansicht  beruht  ausserdem,  obgleich  das 
AVort  dunkel  gebraucht  ist,  auf  der  Annahme  einer 
Art  bewusster  Sprachgestaltung,  wie  sie  der  Sprach- 
cntwickelung  ganz  fremd  ist. 

Das  dem  semit.  tH  entsprechende  ägjpt.  "^  (tf) 
^^  erden  wir  in  derselben  Function  bei  der  zweiten  Classe 
der  Verbalformen  finden. 

Hebr.  entsteht  durch  Zutritt  von  ^n  :  ^HNKÜ ,  ^rrh\ 
und  mit  n,  unter  derselben  Bedeutung  wie  bei  der  zwei- 
ten Pers.  Masc.  imd  Fem.  (S.  202),  "^nViOi^;  auslau- 
tendes ^  sahen  wir  schon  mehrfach  abfallen  (vgl.  S. 
202,  92)5  so  auch  hier  bisweilen  im  Kefib;  zweifel- 
haft ist,  ob  in  diesen  Fällen,    Avie  im   Sjr.  und  Chald. 

auch nicht  pronunciirt  ist;  punktirt  wird  z.B.    D'^ON. 

S  vr. ,  Chald.  und  Samar.  ist  das  schliessende  "^ — -  durch- 
w  cg  eingebüsst,  allein  durch  die  assimilirende  Kraft  des- 
selben vor  n  ein  dem  ^  -—  verwandter  Vokal  erzeugt 
(>gl.  S.  118,  121),  also  syr.  iJ^ljuo,  chald.  obcp^  samar. 
Ai^?5  die  samar.  Nebenform  ^A   »st  dem  Hebr.  ent- 

(•) 

lehnt  (JJhlemann^  Inst.  ling.  Samar.  p.  44). 

Arab.  hat  statt  i  den   Vokal  w,    dessen   Entstehung 

ich  kaum  zu  deuten  wage  (vgl.  weiterhin),,  also  oJJl^* 

Aethiop.  hat  fc,  wie  schon  im  Allgemeinen  bemerkt, 

und  wie  das  Arab.  den  Vokal  u.     Mir  ist  kaum  einem 


204 


Zweifel  unterworfen,  dass  dieses  k  mit  dem  D  in  lüDiN 
zusammenhängt^  also  das  Aethiop.  zur  Bildung  der  er- 
sten Pers.  die  selbstständige  Form  des  Pronom.  gebrauchte, 
welche  auch  der  entsprechenden  Pronorainalform  im  Aethiop. 
zu  Grunde  liegt 5  dass  die  organischere  "^piN  hier  ge- 
braucht ward  und  nicht  die  daraus  entstandene  äthiop. 
ana  (vgl.  S.  84),  zeigt,  dass  die  Bildung  dieser  Ver- 
balform zu  einer  Zeit  Statt  fand,  wo  die  Pronominalform 
noch  nicht  so  sehr  zerstört  war;  das  anlautende  2N  ist 
wie  das  in  der  zweiten  Pers.  Masc.  und  Fem.  des  Hebr. 
Arab.  u.  s.  w.  nODN,  ^HDN  (S.  199  u.  201)  abgefallen. 
Allein  statt  H,  wie  man  (für  ^p)  erwarten  sollte^  er- 
scheint ku^  also  ungefähr  in  demselben  Gegensatz,  wie 

arab.  <^  gegenüber  von  hebr.  u.  s.  w.  ^n.  Dürfen  wir 
in  diesem  ku  eine  Bestätigung  der  oben  (S.  83)  aus- 
gesprochenen Vermuthung  sehen,  dass  die  organische  Form 
von  "^DbN  lautete:  "^lIDiN?     Wie  ist  es  dann  aber  mit  dem 

T  T 

u  in  arab.  ^w5*  Ist  daraus  eine  ähnliche  Annahme  zu 
folgern?  Ich  wage  über  tu  keine  bestimmte  Entschei- 
dung 5  die  Erklärung  von  ku  aus  organisch  I^JN  scheint 
mir  aber  höchst  wahrscheinlich.  Also  äthiop.  IflC^ 
(jabart-kuj.  Amhar.  und  himjar.  verlieren  den  schlies- 
senden  Vokal,  und  amhar.  hat  (wie  bei  der  zweiten 
Pers.  Sing.  Masc.)  hu  für  äthiop.  k ,  also  amhar.  iflC^ 
(nabare-hut^  ^  himjar.  dj^\   (segide-kj. 

Dritte  Pers.  Plur.  Aegypt.  (ne)-2tCü-OV,  e-T  (für 
e  +  Ot)  u.  aa.  Im  Semitischen  sahen  wir  in  der  drit- 
ten Pers.  Sing,  und  Plur.  schon  mehrfach  das  selbststän- 
dige Pronomen  statt  des  unselbstständigen  verwendet. 
Schon  desswegen  ist  es  wahrscheinlich,  dass  es  auch 
bei  Bildung  der  jetzt  zu  behandelnden  Pers.  gedient  habe. 
Es  spricht  aber  mit  ziemlicher  Entschiedenheit  dafür,  dass 
einige  Femininalformen  sich  nur  durch  Femininalformen 
des  selbstständigen  Pronomens,  nämlich  durch  die 
aus  pn  (S.  40)  hervortretenden  erklären  lassen.  Muss 
aber  die  Femininalform  der    dritten  Pers.   Plur.   Perfecti 


205 


aus  dem  selbstständigen  Pronomen  gedeutet  werden,  so 
wird  man  die    masculinare  nicht  anders  erklären  dürfen. 

et)  Masc.  Die  organische  Form  des  hierher  gehö- 
rigen Pronomens  ist  DNIH  (S.  39),  dessen  anlauten- 
des n,  wie  so  oft  (vgl.  S.  121),  eingebüsst  wirdj  so 
würde  Uafaba  +  DNIH  zu  DS1""3nD  werden. 

Zunächst  wird  aber  nun  das  schliessende  D;  oder 
dessen  dialektischer  Vertreter,  eingebüsst.  Diesen  Ver- 
lust halte  ich,  obgleich  er  uns  schon  mehrfach  entgegen- 
getreten ist  und  in  manchen  Fällen  für  rein  phonetisch 
gelten  mag  {jg\.  8.  95,  100),  im  vorliegenden  Fall 
für  eine  Folge  davon,  dass  das  Verbum  gewöhnlich  in 
enger  Verbindung  mit  einem  davon  abhängigen  Wort 
steht,  so  dass  das  D^  oder  der  dasselbe  dialektisch  ver- 
tretende Consonant^,  aus  demselben  Grund  eingebüsst 
ward ,  aus  welchem  der  dem  Ursprung  und  begrifflichen 
^Verth  nach  gleiche  Laut  im  stat.  constr.  des  Plur.  der 
Nomina.  Diese  Einbusse  ist  zwar  ursprünglich  ebenfalls  eine 
rein  phonetische  —  wie  denn  die  Form  des  stat.  constr.  über- 
liaupt  nur  auf  rein  phonetischem  Weg  entstanden  ist, 
nicht  aus  der  Absicht,  eine  BegrifFs-Modification  zu  be- 
zeichnen —  allein  durch  die  durchgreifende  Analogie  hat 
sie  später  fast  den  Charakter  einer  flexivischen  Forma- 
tion angenommen.  Aehnliches  findet  sich  auch  im  indo- 
europäischen Sprachstamm,  z.B.  im  Allgemeinen  Guna, 
im  Speciellen  sanskr.  Vriddhi^  der  griech.  Vokalumlaut 
im  Perfect.  und  Anderes,  welches,  ursprünglich  bloss 
piionetisch,  durch  umfassendere  Analogie  und  die  daraus 
hervortretende  Lautherrschaft  ^),  begrifflichen  Werth  erhielt. 

Das  häufigere  Erscheinen  der  besprochenen  Verbal- 
furm  in  der  Verbindung  (der  stat.  constr.-artigen)  und 
die  Neigung,  schliessendes  D  abzustossen,  verdrängte  in 


1)  Wie  gewaltig  diese  Lautherrschaft  sei,  zeigt  die  Sprache 
der  kleinen  Kinder;  auf  ihr  beruht  der  Umstand,  dass  diese  die 
meisten  Formen,  wie  man  zu  sagen  pflegt,  regelmässig  bilden, 
z.   B.   gebringt  statt  gebracht,  gebeisst  statt  gebissen. 


206 


einigen  Dialekten  die  absolute  Form  ganz  5  auf  ähnliche 
Weise,  wie  wir  auch  im  Plur.  der  Nomm.  gen.  masc. 
einige  Formen  ohne  dieses  organische  D  finden  werden 
(vgl.  C).  In  den  Dialekten,  in  denen  das  schliessende 
D  zu  ]  ward,  hielt  es  sich  besser  und  selbst  unorganisch 
in  der  Verbindung  mit  Suffixen  (vgl.  weiterhin  und  oben 
S.  142),  wo  eigentlich  die  stat.  constr.  -  artige  Form 
hätte  eintreten  müssen. 

Nach  Verlust  des  D  bleibt  nun  als  AfFormativ  blosses 
NT  5    mit    Vokalisirung  des  1 :  N^  5    diese   Form    erscheint, 

im  Arab.  als  die  regelmässige,  z.  B.  I.  x£^ ;  im  Hebr. 
seltner,  z.B.  N1  3br\5  gewöhnlich  ist  hier  auch  N  ein- 
gebüsst  (wie  in  in  "S.  119;  ^2N  S.  94  u.  aa.),  also 
die  Endung  blosses  1,  z.  B.  ^  303?  ebenso  samar.  \X^^; 
äthiop.  und  amhar.  ist  bloss  der  Vokal  u  geblieben,  z.  B. 
äthiop.  I'fll^  (gabtr-u) ,  amhar.  1114-  (nabar-u) ;  him- 
jar.  ist  auch  dieser  eingebüsst,  z.  B.  ö<s^y 

Das  Syrische  hat  das  schliessende  m ,  wie  gewöhn- 
lich (vgl.  S.  39),  in  n  verwandelt,  und  sowohl 
die  forma  absol. ,  Jedoch  wie  im  Hebr.  mit  Verlust  des 
S,  also  .0,  als  die  constr.:  ©^  ohne  hervortretenden  Un- 
terschied im  Gebrauch  (lloffmann^  Gr.  sjr.  p.  171, 
Annot.  3),  z.  B.  ^oiljuo ,  ail^  5  das  ©  der  zweiten  Form 
existirt  nur  noch  graphisch,  ohne  gesprochen  zu  werden, 
und  wird  daher  bisweilen  auch  nicht  geschrieben,  z*  B. 
V:!  für  n\s  sie  ginyen. 

Im  Chald.    erscheinen    ebenfalls   beide   Formen,    wie 
im  Syrischen  5  die  auf  p  jedoch  seltner  (vgl.  Gesenius^ 
Lehrgeb.    S.    265;    Winer^  Chald.  Gr.  §.  12,  2    und  , 
oben  (S.  142),  wo  wir  sie  in  der  Verbindung  mit  den  i 
Suffixen  der  zweiten  Pers.  Plur.    erkannten) ;    die  hau-  ^ 
figere  ist  die  auf  1,  z.  B.  y\  13^,  1  ^Dp. 

Auch  im  Hebr.  erscheinen  Formen  auf  ]^  5  deren  ]  ist 
entweder^  wie  im  Syr.  und  Chald.,  aus  der  fast  all- 
gemein menschlichen  Abschwächung  des  m  zu  n  zu  er- 
klären, wäre   also   ein   Beispiel  der  absoluten  Form  im 


207 


|[ebr.9  oder  diese  Formen  sind,  was  mir  wahrschein- 
licher, durch  denElnfluss  der  Dialekte  ins  Hebr.  gekommen. 

bj  Dritte  Pers.  Fem.  Plur.  Hier  gehen  die  semiti- 
schen Dialekte  sehr  aus  einander  5  meine  Erklärung  basirt 
Äuf  der  oben  (S.  93)  gegebenen  des  Plur.  des  ent- 
sprechenden selbstständigen  Pronom.  Wenn  man  syr., 
ehald.  u.  s.  w.  ^n  (S.  40)  für  eine  nicht  organisch 
verschiedene  Form  von  ]")n  C^«  40)  nimmt  —  denn  "i 
konnte  im  Sjr.  u.  s.  w.  eben  so  gut  sl  werden ,  wie 
es  im  Hebr.  — -—  (jn)  wird,  da  der  üebergang  von  ^ 
in  ^  ein  allgemein-semitischer  ist  (vgl.  z.  B.  selbst  syr. 
Vl^j  chald.  b^Dp  im  Gegensatz  von  hebr.  ^^D]5)  — 
so  gehen  die  meisten  Formen  von  derselben  Grundform 
aus 5  dafür  spricht  der  Umstand,  dass  sich  die  sjr.  und 
samar.  Form  an  ^^  schliesst,  die  chald.  dagegen  an 
jin,  während  diese  drei  Dialekte  sonst  in  der  innigsten 
Verbindung  stehen  5  noch  mehr  vielleicht,  dass  wir  in  dem 
syr.  Imperativ  ^  (aus  ^n)  finden  werden,  wo  das 
Futur.,  welches  wesentlich  gleich  mit  dem  Imperat.  ist, 
^  (aus  jin)  zeigt  (vgl.  weiterhin).  Doch  wage  ich  die 
IVage  nicht  zu  entscheiden. 

Sjr.  hängt  ^01  (S.  40)  an;  mit  Verlust  des  ci, 
wie  im  Masc.  :  ^;  wie  im  Masc.  erscheint  auch  hier 
neben  der  forma  absol.  die,  um  das  schliessende  n  verkürzte, 
in  welcher^  nicht  gesprochen  wird,  also  ^i'n^x)  und  wJ!l^. 

Samar.  hat  nur  die  verstümmelte  HlZ^?' 

Chald.  schliesst  sich  an  die  Pronominalform  ]Nln, 
pn  (S.  40) ,  welche  ^  mit  gewöhnlichem  üebergang 
(vgl.  8.  1 00) ,  ]n  mit  Verlust  des  n  :  J  -;—  ward.  Diese 
absolute  Form  (z.  B.  ]1DN)  ist^  wie  beim  Masc,  die 
seltenere 5  gewöhnlicher  erscheint  die  verstümmelte,  wel- 
che blOp  lauten  müsste,  deren  aber  ein  stützendes  N 
erhält,  welches  dem,  in  ähnlichen  Fällen  erscheinenden^ 
hebr.  n  correspondirt,  also  N^Dp. 

Hebr.  würde  zur  Bildung  des  Fem.  pH  (S.  39) 
dienen^  daraus  musste^  nach  Analogie  von  ^  aus  dem 
masculinaren    Din  (S.   206),    ebenfalls  ^  werden    (vgl. 


208 


weiterhin  die  zweite  Pers.  Plur.  Fem.  im  stat.  constr.), 
so  dass  also  die  femininale  Form  mit  der  mascul.  zu- 
sammenfiel; ganz  ähnlich  sahen  wir  die  zweite  Pers. 
Sing,  im  Chald.  in  beiden  Geschlechtern  zusammenfallen. 
Es  ist  also  ein  blosser  Zufall,  dass  im  Hebr.  beide  Ge- 
schlechter in  der  dritten  Pers.  Plur.  nicht  geschieden  sind. 

Aethiopisch  erscheint  als  Femininalform  l-flÄ  (gabtr- 
a)  im  Gegensatz  zu  dem  mascul.  gabtr-w^  das  Ver- 
hältniss  ist  wie  in  Masc.  tl-u  Fem.  tl-ä  (S.  103)  und 
das  d  erklärt  sich  wie  im  Hebr.  aus  organischerem 
INin,  pn  (vgl.  S.   104). 

Amharisch  kennt  im  Plural  keinen  geschlechtlichen 
Unterschied  und  gebraucht  die  mascul.  Form  als  commun. 

Himjaritisch  hat  keine  differenziirte  Form,  da  schon 
im  Masc.  der  Yokal  eingebüsst  ist. 

Arabisch  bildet  das  Fem.  durch  Hinzutritt  der  ver- 
doppelten Femininalform  J^  (ß.  96)  ,  welche  aber 
durch   den    allgemein  -  semitischen   Verlust    des   ;d  zu  ^ 

verstümmelt  wird ,  also  r^  jJ^s.  Diese  Erklärung  wird 
die  Yergleichung  der  Femininalformen  des  Plur.  im  Fut. 
als  entschieden  richtig  erweisen. 

Zweite  Pers.  Plur.  Aegjpt.  (ne)-2ttü-Te Ji ,  e-TexH 
(vgl.  S.  49)  u.  s.  w. 

Semitisch  treten  die  entsprechenden  selbstständigen 
Pronomina  (S.  97)  hinzu,  im  Allgemeinen  sich  ähn- 
lich ,  wie  in  der  zweiten  Sing. ,  modificirend.  Also  mit 
Verlust  des  anlautenden  an:  sjr.  Masc.  ^z,  Fem.  ^z  : 
^cÄ:4-ß,  rr^^i^:^;  chald.  Masc.  iinbop,  Fem.  irib.DK, 
samar.  i^AZ^^?  "jl/TlAi^??  l^ebr.  hat  in  der  absolu- 
ten Form  den  organischen  Vokal  in  der  Schlusssjlbe,  | 
wie  in  den  entsprechenden  Pronominalformen  (S.  97), 
umgelautet  also  DH^'lS,  IH^b^,,  DnblOp^  iH'^ipp,  in  der 
stat.  constr.-artigen  Form  dagegen  liegen  die  organi- 
scheren Gestalten  des  Pronomens  im  Masc.  Din(3N), 
im   Fem.   pn  (3N)    (S.    97)    zu  Grunde,    welche   beide 


209     

durch  Verlust  des   D    und   ]  ^in  werden    (vgl.  die  dritte 
Pers.),  z.  B.  ''Z^n^Dp.. 


a  9    0  ^ 


Arab.  Masc.  ,U.jJL^,  Fem.  ^  jüi^  (vgl.  S.  98). 

Aetliiop.  hat,  wie  im  Sing.  (8.  SOI),  das  entspre- 
chende unselbstständige,  oder  vielmehr  suffixale 
Pronomen  statt  des  in  den  bisher  besprochenen  semiti- 
schen Dialekten  erscheinenden  selbstständigen,  also 
Masc.  laC  5lö^  (gabare-kemu)  ^  Fem.  IflC  51?  (ga- 
öare-kensj  ^  vgl.  oben  S.  41 5  ebenso  himjar.  Masc. 
jvd  J^\,  Fem.  ^<J  J^)?  auch  im  Samar.  weist  Uh- 
lemann  eine  ebenso  zu  erklärende  Nebenform  durch 
^tü  (vgl.  S.41,  134)  nach  (Inst.  ling.  Sam.  p.  38). 

Wie  das  Aethiopische  sein  suffixales  Pronomen  zur 
Bildung  verwendete,  so  auch  das  Amharische  die  sei- 
nigen (vgl.  über  letztere  S.  125,  124,  134);  so  ent- 
steht i['\^'^;»'^  (nabar-äfjthue)^  das  vor  (/fAwf  erschei- 
nende d  vertritt  das  organische  IN  in  organisch  ri^N  (S. 
105),  wie  im  Aethiopischen  und  Arabischen  bisweilen; 
(UJehue  steht  also  für  organischeres  DIZrniN  (vgl.  S. 
42)  und  entspricht  dem  hebr.  DDHN. 

Erste  Pers.  Plur.  Aegypt.  (nej-2S:<J.-Jl,  e-Jl  u.  s.  w. 
Semitisch  liegt  die  organischere  Form  des  entsprechen- 
den selbstständigen  Pronom.  DN13N  (vgl.  S.  100  ff.) 
zu  Grunde.  Daraus  entsteht,  mit  uns  bekannten  üeber- 
iiängen  und  Verstümmelung :  hebr.  ^D  :  ^2"bD|5  (vgl. 
S.   123,  133),    chald.    N^-^Dp.    (vgl.  a.  a.  Ö.),    arab. 

ClIx.^  (a.  a.  0.),  äthiop.  ICiQi  (jabare-nay  vgl.  a. 
n.  0.),  amhar.  ißO  (nabare-ne  ^  vgl.  a.  a.  0.),  him- 
jar. ganz  analog  dem  Acthiop.  ^jjc^x. 

Syr,  und  8amar.  haben  zwei  Formen :  syr.  ,-iiI^^  und 
,-l4^,  sam.  iii^^,  ^i^^;  <^'C  erste  schliesst  sich 
nn  die  entsprechende  Pronominalform  iIN  (S.  100)  in  ab- 
s(duter  Gestalt;  die  zweite  an  dieselbe  Form,  in  ihrer 
s(at.  constr.-artigen  Form  eigentlich  3N  (=  chald.  NDV, 
vorn  verstümmelt  NO):  I);  durch  die  uns  schon  vielfach 
\orgekommene    Assimilation    wird  ^  ,-;-     vor  3    erzeugt 

14 


210 


und  hinter  ;d  eingebusst.  Die  Endungen  J^j  J-7-  stehen | 
also  ganz  in  demselben  Verhältniss,  wie  die  sjr.  und! 
chald.  Endungen  der  dritten  Pers.  Plur.  Masc.  und  Fem.  1 
(ß,  206  ff.)  5  die  eine  ist  die  absolute,  die  andere  die  stat. ! 
constr.-artige  Form.  Im  Sjr.  dient  in  der  Verbindung! 
mit  Suffixen,  der  allgemeinen  Regel  gemäss,  nur  die! 
zweite;  im  Samar.  zwar  die  erste;  allein  es  treten  diei 
Suffixalformen  mit  vorhergehendem  A  an,  welche  ei- 
gentlich selbstständige  Pronomina  sind  (vgl.  S.  153,  124); 
i5.  B.  ÜA^^li^?. 

Das  Arabische  bildet  für  die  zweite  und  dritte  Pers. 
Dualformen,  wie  im  Pronomen  (S.  109),  jedoch  für 
die  zweite  nur  eine  masculinare,  welche  zu  gen.  comm. 
erweitert  wird.  Diese  wird^  nach  Analogie  des  Ver- 
hältnisses des  Personalzeichens  im  Plur.  zu  dem  selbst- 
ständigen Pronom.  Qp  zu  hUjI)  durch  Hinzufügung  von 
Uj  (vgl.   Dual   des    selbstständigen  Pronom.  UäSI)  for- 

mirt :  Ujüjc^  ;  die  dritte  nach  Analogie  des  Verhältnisses 
der  dritten  Masc.  Plur.  zu  dem  stat.  constr.  des  Nomi- 
nalplurals (vgl.  1^  xX^=  mit  1^  ^j  Li),  durch  Hinzufügung 
der  stat.  constr.-Endungen  des  Duals  Masc.  und  Fem.: 
also  Masc.  \Sxds  (vgl.  QU),  Fem.  Iil£^  (vgl.  LQLc). 

Das  Himjaritische  hat  ebenfalls  Dualformen,  welche 
wir  jedoch  erst  weiterhin  besprechen  können. 

Wir  wenden  uns  zur  zweiten  Classe  der  Verbal- 
formen; sie  unterscheidet  sich  von  der,  bis  jetzt  behan- 
delten ,  erstens  dadurch,  dass  die  Personalzeichen  nicht, 
wie  in  der  ersten  Classe,  s  u  f  f  i  g  i  r  t ,  sondern  p  r  ä  f  i  g  i  r  t 
werden.  Diese  Bildung  hat  sich  im  Aegjptischen  auch  in 
der  Verbindung  mit  der  blossen  Wurzel  in  umfassender 
Analogie  (nicht  wie  bei  der  ersten  Verbalclasse  nur  in 
einem  Beispiel,  S.  160  ff.)  erhalten.  Im  Aegjptischen 
dienen  im  Wesentlichen  dieselben  Pronominalformen,  wie 
bei  der  ersten  Classe  der  Verbalformen ;  nur  erscheint  in 


211 


der  ersten  Fers.  Sing.  ^  C^S*^*  ^'  ^^)  =  semit.  ^n 
(S.  203),  im  Fem.  Sing.  2  Te  (vgl.  S.  23—35); 
im  Flur.  1  tlieb.  TJl,  oder  Tejt,  mempli.  Ten  (vgl. 
S.  89),  im  Flur.  2  theb.  tgtH,  TeTeJl,  mempli. 
TGTeJI  (vgl.  S.  49),  endlich  im  Flur.  3  ce  (vgl.  S. 
46),  deren  Formation  an  den  angeführten  Stellen  er- 
örtert ist. 

Zu  dieser  Verbalclasse  gehört  die  einfache  Form  des 
Präsens  (Nr.  I  bei  Peyron^  Gr.  ling.  Copt.  p.  85),  in 
welcher   die   Fersonalzeichen   vor   jede   Wurzel   gesetzt 


werden  können; 

also 

theb. 

memph. 

Sg.l.Fs.       + 

+              \ 

2.  Ps.  M.  K 

K  oder  X 

2.Fs.  F.  Te 

"^^                   1           o 

3.  Ps.  M.  q 
3.PS.F.  c 

^             f  z.  ß.  jtie  5  ich 

^                V  liebßy  du  Hebst 

Fl.  1.  Ps.       TJt  oder  Tejt    Ten         '        "*  ^*  ^^' 

2.  Ps.       TeTÜi,  TeTCJt  TeTen 

3.  Ps.       ce  ce  / 

Hieraus  entsteht  eine  zusammengesetzte  Form,  in- 
dem ein  Hülfswort  angewendet  wird,  grade  wie  deren 
viele  in  der  ersten  Classe  formirt  sind.  Zur  Bildung 
desselben  dient  das  uns  schon  bekannte  Futuralcharac- 
teristicum  Jl^  (vgl.  S.  176).  Das  eigentliche  Verbal- 
wort wird,  wie  bei  der  ersten  Classe,  nicht  afficirt^ 
also  z.  B.  «^-Jl^-JUie  ich  werde  lieben ,  K-Jl^-lie  du 
wirst  lieben  u.  s.  av. 

Das  Semitische  bildet  die  zweite  Verbalform  (ge- 
wöhnlich Fut.  genannt)  ebenfalls  durch  Vorsetzung  der 
Personalsuffixe,  so  dass  diese  Formation  von  dieser  Seite 
eben  so  sehr  der  zweiten  Classe  der  ägjpt.  Verbalfor- 
men entspricht,  wie  die  des  Ferf.  der  ersten.  Die  Wur- 
zel wird  im  Allgemeinen  in  der  Gestalt,  welche  sie 
im  Infinitiv  hat,  mit  welcher  in  den  meisten  Verbal- 
classen  auch  die  des  Ptcpii  zusammenhängt^  gebraucht; 
vgl.  hcbr.  Inf.  Kai  bViDi:,  ViOp.:    Fut.    Masc.  3    Vc]:-^ 

14* 


212 


li 


(vgl.  Ptcp.  i:^?  u.  s.  w.,  Gesenius  §.91,  16,  §.  120, 
3);  Niph.  Infin.  bü.i^n:  F«t.  bp.p,^  (für  bp^qn*)) ;  M«-' 
Fiel  bpp:  Fut.  bp^"1  (vgl.  Ptcp.  '7p.|^D)  u.  s.  w.  In 
den  schwachen  Conjugationen  ist  dieser  Zusammenhang 
bisweilen  durch  phonetische  Gesetze  verwischt,  z.  B. ! 
Inf.  Kai.  piJJT,  Fut.  pj;n;  5;_*lD;2; :  S^rilJ-i ;  ^y'lJiD  lOT-l? 
DinO,  stat.  constr.  n'Ojib";,  biDNi^N"'«  (mit  dem 
uns  schon  mehrfach  entgegengetretenen  üebergang  von 
1  in  -^')5  Diir;  :  D^.:>.  (für  n')^^')',  Dip  (für  D^'ip)  : 
D^P"!^?  NiSSn :  NKp-^  (üebergang  von  ")  in  -;— ,  vgl. 
S.  95) ,  rhl  (für  iiS^  mit  stützendem  n) :  n^.3^  (für 
l^b^^.  mit  üebergang  von  1  in  -^  ,  wie  oft,  li']  und 
mit  stützendem  n ,  vgl.  weiterhin  HT  für  organischeres 
*)i)  u.  aa.  In  den  verwandten  Dialekten  ist  dieser  Zu- 
sammenhang des  Infinitivs  und  Futurs  noch  mehr  ver- 
wischt, da  hier  grösstentheils  weiter  entwickelte  Infini- 
tivformen an  die  Stelle  der  einfachen  getreten  sind,  z.  B.  | 
im  Sjr.  die  aus  der  ursprünglich  participialen  Formation 
durch  vorgesetztes  m  entwickelten  (vgl.  die  griechische 
Bildung  der  Infinitive  durch  uevai,  den  alten  Dativ  des 
Participialsuffixes  /usro^.  Im  Chald.  hat  der  Infinitiv 
grösstentheils  die  femininale  Motion  erhalten^  z.  B.  Pael 
J^^Pl?  für  organischeres  nihlDp  =  syr.  nX^n^  für  or- 
ganischeres L.  aiiljuÄ  1ä  =  hebr.  n Vs  für  organischeres 
mil^U,  welches  weiterhin  klar  werden  wird.  Aethio- 
pisch  tritt  der  Zusammenhang  wieder  klarer  hervor,  z.  B. 
Infinit.  I  der  ersten  Conjugation  IfbC  (gahurl  =  hebr. 
bilOp:  Fut.  X-t-flC  Qe-gabtrf)  =  hebr.  VlOp*! ,  mit 
Schewairung  des  Vokals  (vgl.  kemu  S.  41,  42)  ^ 
Infinit.  II  derselben  Conjugation  l-flC  (^gaberoj  = 
dem  sjr.  oX^^  in  äI^-aLs  für  organischeres  a  0^4.0^ 
welches,  wie  schon  bemerkt,  die  Femininalform  ist.  Alle 
diese  Gesetze  werden  wir  weiterhin  klarer  zu  erken- 
nen vermögen. 

Der  Infinitiv  ist  aber  unzweifelhaft  vom  semitischen 
Standpunkt  aus  die  Wurzel  in  nominaler  Auffassung. 
Diess  wird  noch  bestimmter  hervortreten,  wenn  wir  seine 


213 


'    femininale  Formation  weiterhin  genauer  entwickelt  haben 
w  erden.     Dass  der  Infinitiv  aber  auch  in  seiner  Zusam- 
«    mensetzung  zur  Bildung  des  Futur,  noch  nominal  gefasst 
?    sei,    wird  uns  die  dem    letzteren    eigenthümliche    Femi- 
'    iiinal-  und  besonders  Pluralbildung  noch  klarer  machen. 
Die  Yokalumlautung   genauer  zu  entwickeln  ist  hier 
1   noch  nicht  der  Ort.     Im  Allgemeinen  bemerke  ich  bloss, 
1    dass  1  die  Bedeutung  der  Wurzel  neutral  pn  sich  blei- 
;   bend,  oder  in  sich  zurückkehrend  sanskr.  atmane-padam)^ 
- —  dagegen,  wo  es  organisch  (aus  •>)  entstanden,  nicht 
r )  phonetischer   Umlaut   von    1,    ist,    passivisch    macht ; 
I   diese  Bedeutung  dieser  Umlaute  wird  uns  weiterhin  auch 
i   im  Aegyptischen  entgegentreten.     Eine  deutsche  BegrifFs- 
modification,  welche  diese  Bedeutung  ganz  deckte,  liegt 
mir  nicht  vor  5  für  den  Kai,  dessen  Behandlung  für  den 
jetzigen  Standpunkt  der  Untersuchung  ausreicht,  wollen 
wir    den    Begriff  so    allgemein    wie    möglich  halten  und 
Infin.  b")D]3  etwa   Zustand  des   Tödtens  übertragen. 
Wenden  wir  uns  zum  Einzelnen! 
Dritte  Pers.  Sing.  Masc.   Aegjptisch  q,  z.  B.  q-lie 
er  liebt  ^    C[-Jl^-Jtie    er   wird  lieben.      Im   Semitischen 
tritt   in    den    allermeisten   Dialekten    (eine    regelmässige 
Ausnahme  bilden  nur  Sjr.  und  Zabisch)  ^  als  Personal- 
sufifix  vor  die  Infinitivform.     Da  wir  wissen,    dass  1    so 
überaus  häufig  in  ^  im  Semitischen  übergeht,    so  könn- 
ten wir  dieses  "^  unbedenklich  für  Vertreter  von  1  =  ägypt. 
q^,   Pronomen    der    dritten  Pers.    Sing,    nehmen  (S.  6): 
ebenso  wird  im  Hebr.  anlautendes  organ.  1  durchgehends 
zu  ^  (vgl.  Verba  'fa,    deren    grösster    Theil    bekanntlich 
aus  organisch  fD  besteht).      Auffallend  kann  bei  diesem 
üebergang  des  Personalpronomens   1    in    ^    der  Umstand 
scheinen,  dass  er  auch  in  solchen  semit.  Dialekten  vor- 
kömmt, welche  Vav  im  Anlaut  im    Allgemeinen   erhal- 
ten, z.  B.  im  Arab. ,  Aethiop.5  man  könnte  darin  einen 
Grund   gegen    die    Richtigkeit   dieser    Erklärung    finden. 
Hierauf  hat    aber    schon    Gesenius   (Lehrgeb.    p.    274} 
die  im  Allgemeinen  richtige  Antwort  gegeben,  die  wir, 
nur  wenig   im  Ausdruck   ändernd,    so    formuliren:   diese 


214 


einfachsten  Verbalformen  sind  zu  einer  Zeit  fixirt,  wo 
phonetische  Gesetze  in  der  Sprache  würkten,  welche 
den  individuell-hebräischen  näher  standen,  als  den  indi- 
viduell-arabischen u.  s.  w.  Aehnliche  Erscheinungen: 
dass  Formationen  einer  Sprache  auf  phonetischen  Ge- 
setzen einer  andern  innig  mit  ihr  verwandten  beruhen, 
zeigen  sich  auch  im  indo  -  europäischen  Sprachstamm 
und  sind  der  rothe  Faden,  an  welchem  sich  die  Art  des 
historischen  Zusammenhangs  der  stammverwandten  Spra- 
chen ableiten  lässt.  Sie  erklären  sich  einfach  daraus, 
dass  zu  der  Zeit,  als  die  verwandten  Sprachen  noch 
nicht  separirt  waren,  eine  phonetische  Neigung  herrschte^ 
welche  sich  nach  der  Separation  in  einigen  der  sepa- 
rirten  Sprachen  hielt,  in  andern  aufgegeben  ward 5  so 
z.  B.  sanskr.  has-ta  mit  s  für  d  nach  zend.  Phonolo- 
gie  (Gr.  Wzllex.  II,  108)  eben  so  wohl  mas-ta 
(ebds.  I,  512). 

Da  uns  aber  hier  zum  erstenmal  das  unselbstständige 
Pronomen  der  dritten  Fers.  Masc.  im  Semit,  entgegen- 
tritt, wir  sonst  bisher  statt  dessen  fast  stets  das  selbst- 
ständige fanden,  so  kann  auch  hier  die  Frage  entstehen, 
ob  nicht  als  die  organischere  Form  dieses  ^  ebenfalls  das 
selbstständige  Pronom.  Sin  zu  nehmen  sei  5  ich  gestehe, 
dass  ich  sie  nicht  mit  Bestimmtheit  zu  entscheiden  wage. 
Dagegen  spricht,  dass  sich  hebr.  n  gern  im  Anlaut 
hält;  doch  könnte  es  nichts  desto  weniger  dennoch  in 
einem  oder  mehreren  einzelnen  Fällen  eingebüsst  sein^). 


1)  Euphonische  Umwandlungen  hängen  nämlich  von  einem 
Complex  von  phonetischen  Bedingungen  ab;  und  selbst,  wo  alle 
Bedingungen,  unter  denen  sie  eintreten  sollten,  sich  erfüllen,  brau- 
chen sie  nicht  immer  Statt  zu  finden,  da  sie  sehr  häufig  nicht, 
die  ganze  Sprache  zu  durchdringen  vermochten.  Ein  schlagendes 
Beispiel  für  diese  Behauptung  bildet  im  Sanskrit  das  Verhältniss 
des  Atmanepadam  der  fünften  Aoristform  (vielförmiges  Präteritum) 
zu  dem  der  dritten.  Diese  unterscheiden  sich  bekanntlich  bezüg- 
lich der  Endungen  (welche  aus  dem  Aorist  der  Wurzel  as  sei?iy 
mit   Verlust  des  Anlauts:   si  u.  s.  w.  bestehen,  der 


215 


Chald.,  Sjr.,  Arab.  u.  s.  w.  verlieren  bekanntlich  n  im 
Anlaut   gern. 

Syrisch  und  Zabisch,  bisweilen  auch  Chald. ,  haben 
als  PersonalpräGx  n.  Ho  ff  mann  (Gr.  sjr.  p.  175)  er- 
innert zur  Erklärung  desselben  an  das  syrische  Prono- 
men jjoi  dieser'^  allein  um  dieser  Andeutung  grössere 
Sicherheit  zu  geben,  hätte  es  der  Etymologie  dieses  Pro- 
nomens bedurft.  Wir  wollen  sie  um  so  mehr  versuchen, 
da  dadurch  einerseits  die  Unstatthaftigkeit  dieser  Erklä- 
rung, und  andererseits  die  wahrscheinlich  richtigere  sich 
ergeben  wird.  Dem  Masculinarpronom.  |ioi,  oder,  mit 
Verlust  von  |— 1-  ,  ^  entspricht  im  Fem.  Ijoi  diese, 
Dass  des  letzteren  1?  mit  ?  und  hebr.  nT ,  Fem.  HT  u.  s.  w. 
in  Verbindung  steht,  bedarf  keines  Beweises  (vgl.  die 
Etymologie  von  HT  u.  s.  w.  und  De  Dieu^  Gramm,  härm, 
p.  140)^  demnach  ist  ]?oi  eine  Zusammensetzung  aus  oi 
und  I?  (Fem.,  über  dessen  Formation  weiterhin).  Ebenso 
ist  alsdann  der  Plur.  Masc.  ^oi,  Fem.  ^oi  eine  Zu- 
sammensetzung; als  deren  Elemente  ergeben  sich  deut- 
lich Ol  (=  Ol  in  ]?oi)  und  die  uns  schon  bekannten  Pro- 
nominalformen Plur.  syr.  Masc.  r^jf,  Fem.  ^]"  (vgl. 
S.  102).     Wie  diese  aber  aus  3N    und   dem   einfachen 


durch  Bindevokal  i  angeknüpft  wird)  nur  in  2.  3.  Sing^und  2.  Plur. 
indem    die    3.  Form  ^^TRT    ishth'ds,    ^^    isht'a,   Xü^  idh'vam, 

TUl^  iddhvam,V^  idhvam)  hat,  die  5.  dagegen  TSiJ^  ühäs, 

3tT   *^«>   ^ü^   idh'vam.     Der    Unterschied   beruht   einzig   darin, 

dass  in  der  5.  phonetische  Regeln  beobachtet  sind,  in  der  3. 
dagegen  nicht:  A»((<i   ithds,  TfT  ita  haben  nach  i  vor  thy  t  das 

*  eingebüsst  nach  Bopp    (Kze.  Sanskrit-Gr.  r.  351,  352);    ib*i 

idhvam    hat    regelrecht   H  «  nach    T  t  in  ^  «ä,  dieses  vor  tf  dh 

•\  ^  ^  'S 

in  3^  cT  und  tf  dh  durch  Einfluss  des  3^  d  in  ü  dJi  verwandelt, 
worauf  dann  ^  «T  eingebüsst  ist ;  in  JT^T^j  Z^PT  sind  diese  Regeln 
vernachlässigt. 


216 


Pronomen  der  dritten  Pers.  Plur.  gebildet  waren,  ganz 
ebenso  fanden  wir  einen  Skig.  der  dritten  Pers.  cliald, 
N3N  (yg^'  ^-  102);  CT  mit  diesem  zusammengesetzt, 
konnte  nach  Analogie  von  ^oi,  ^01  nur  jj«  werden; 
U  ist  also  =  chald.  N3(n)  für  organisch  NinDNiNH^N, 
mit  "  wegen  des  organischen  l,  wie  gewöhnlich.  Dass 
CT  =  hebr.  ^n  sei,  wird  sich  erst  an  einer  andern  Stelle  de- 
monstriren  lassen,  doch  will  ich  schon  hier  daran  erin- 
nern, wie  einerseits  der  Uebergang  von  al  in  0  ein  sehr 
allgemeiner  ist,  andererseits  ]?ct  dadurch  in  enge  Ana- 
logie mit  hebr.  niVri  (ß.  1 04,  dessen  Fem.  n'lT^n  sein 
würde)  tritt. 

Da  nun  der  Gebrauch  des  n  als  Personalzeichen,  wie 
die  Uebereinstimmung  des  Sjr.  und  Zab.  und  selbst  des 
Chald.  zeigt,  ein  relativ  alter  ist,  so  ist  es  bei  weitem 
wahrscheinlicher,  dass  er  aus  der  einfachen  Pronominal- 
form (chald.  N2N)  hervorgegangen  sei,  als  aus  der  so 
sehr  zusammengesetzten  |jct  verkürzt  .ai.  Der  Umstand^ 
dass  dieses  Pronom.  im  Fut.  an  die  Stelle  des  ^  (für 
1)  der  übrigen  Dialekte  trat,  erklärt  sich  durch  die  schon 
früher  bemerkte,  allgemein  -  menschliche ,  Neigung  an 
die  Stelle  einfacher  Formen  für  das  Pronomen  der  drit- 
ten Pers.  zusammengesetztere,  d.  i.  zugleich  begrifflich 
vollere,  bedeutsamere,  zu  setzen  (S.  43). 

War^  was  wir  nicht  zu  entscheiden  wagten,  das 
organische  Personalpräfix  der  übrigen  somit.  Dialekte 
Nin,  so  Avard  im  Sjr.  u.  s.  w.  statt  dessen  organisch 
NlHDN  vorgesetzt,  dessen  schwache  Laute  N^IH  N ,  nach 
vielfach  vorgekommenen  Analogieen,  in  der  Zusammen- 
setzung leicht  eingebüsst  werden  konnten. 

Also  hebr.  3^3"^ ,    samar.  i^^""/Tl  5  arab.  v^^^i^  j, 

0  (■) 

äthiop.  S'l-flC  (js-gabsrs)^  amhar.  J?"iilC  (je-nabtrt)^ 
himjar.  d^\  j  Qe  -  sgod). 

Sjr.  Vo^  j ,  zab.  b')p^'"'^3  (^  als  Vokalzeichen). 

Chald.   bpp"^,    bisweilen,    wie    im   Sjr.   u.  s.  w.. 


217 


mit  3,  z.  B.  r|:)nq""3  und  für  3,  mit  dem  allgemein- 
nicnschlichen  Wechsel  von  l  und  n,  bisweilen  selbst  h, 
z.  B.  NlH^  (vgl.  De  Dieu^  Gramm,  härm.  p.  608, 
Beer^  Inscript.  et  pap.  vett.  sem.  I,  19,  20,  Gesenius^ 
Thes.  II,  734  a). 

o     >      " 

Im  Arabischen  erscheinen  neben  ^„^ji^s  =  hebr,  ^HD 
u.  s.  w.    auch    andere   Formen    der   Wurzel  5    zunächst 


in  _>v«'^  j  u.  s.  w. ,  daneben  v«^jc^=  in  v_,Jc^3  ^ 
u.  s.  w.  Das  hier  schliessende  ^  und  —  erinnert  an  die 
Nominalendungen  — ,  — ,  durch  welche  sich  Nomin.  und 
Accus.,  oder  genauer  Nomin.  und  Cas.  obliq.,  von  ein- 
ander differenziiren  (vgl.  Nom.  Jll ,  Accus.  jULi  [Gen. 

|JLc]  und  Nom.   5lLl ,  cas.  obliq.  311l) ;  ist  diese  Ver- 

gleichung  richtig,  so  sehen  wir  hier  die  nominale  Auf- 
fassung der  Wurzel  im  Futur  von  neuem  bestätigt. 

Dritte  Pers.  Fem.  Aegyptisch  c-Aie,  c-Jt^,-iie. 
Was  das  Semitische  betrifft,  so  müssen  Avir  zunächst 
das  Vorurtheil  entfernen,  als  ob,  weil  das  Nomen^  wel- 
ches zur  Bildung  des  Futurs  dient,  gewöhnlich  mit  der 
Infinitivform  stimmt,  ihm  auch  eine  Bedeutung  als  ur- 
sprüngliche zu  geben  wäre,  welche  unserm  Infinitivbegriff 
entspricht.  Dieses  Vorurtheil  musste  schon  dadurch  er- 
schüttert werden,  dass,  wie  schon  bemerkt  (S.  211), 
dieselbe  Form  gewöhnlich  auch  der  Bildung  des  Parti- 
cipii  zu  Grunde  liegt.  Eine  Form  kann  aber  ursprüng- 
lich nicht  mehr  bedeutet  haben,  als  die  formativen  Um- 
wandlungen derselben  einzeln  besagen.  Geschah  die 
Bildung  der  Nominalform,  welche  wir  jetzt  behandeln, 
bloss  durch  Eintritt  von  1  zwischen  den  beiden  letzten 
Radikalen  und  wird  diese  formative  Wandlung  durch  die 
Uebereinstimmung  des  Aegjptischen  und  Semitischen  als 
Characteristicum  eines  Medial-  oder  Neutralbegriffs  er- 
kannt werden,  so  drückte  diese  Infinitivform  auch  nur 
einen   nominalen   Neutralbegriff  aus,   und   entsprach   ur- 


218 


sprünglich  weder  unserm  Infinitiv  noch  Particip  von  Neii- 
tralverben,  sondern  konnte  dieses  und  anderes,  in  ihren 
Bedeutungsumfang  einschlagende,  welches  seine  speciel- 
lere  Charakteristik  erst  durch  den  ganzen  Gedanken  er- 
hielt, dessen  Theil  diese  Formation  bildete^  zugleich  be- 
zeichnen. Man  könnte  hierin,  einen  Widerspruch  gegen 
unsere  frühere  Erklärung  finden,  wonach  die  Sprache 
in  ihrer  Entwickelung  im  Allgemeinen  den  Gang  vom 
Speciellen  zum  Generellen  nimmt;  allein  damit  trüge 
man  nur  unsere  Sprachanschauungen  in  die  semitischen 
hinüber.  Es  kann  ein  Wort  sehr  gut  fähig  sein,  in  der 
Verbindung  Particip ,  Infinitiv  u.  s.  w.  nach  unserer  An- 
schauungsweise auszudrücken ,  und  doch  in  der  Sprach- 
anschauung eines  bestimmten  Volkes  eine  sehr  specielle 
Bedeutung  haben;  so  haben  im  Aegjpt.  fast  alle  Wur- 
zeln, je  nach  ihrer  syntaktischen  Verbindung,  verbale, 
nominale  u.  s.  w.  Bedeutungen ,  ohne  dass  ihre  Bedeu- 
tung an  und  für  sich  im  ägyptischen  Sprachbewusstsein 
unbestimmt  gewesen  wäre  ^).  Wir ,  bei  unserer  ganz 
anders  entwickelten  Sprache,  sind  natürlich  nicht  fähig, 
einem  solchen  Worte  ein  dasselbe  deckendes  gegen- 
überzustellen 5  dass  aber  auch  der  indo-europäische  Spracli- 
stamm  aus  so  begriffenen  Wurzeln  sich  entwickelt  hat, 
wird  jetzt,  nachdem  es  lange  schon  vermuthet,  mit  schla- 
gender Gewissheit  nachgewiesen  werden  können. 

Denken  wir  uns  nun  das,  bei  der  semitischen  Fu- 
turalbildung  zu  Grunde  liegende  Nomen  sich  unserm  Par- 
ticipialbegriff  nähernd^  so  wird  es  uns  zunächst  nicht 
auffallen ,  wenn  es ,  wo  es  das  weibliche  Geschlecht  zu 
bezeichnen  dient,  wie  auch  die  semitischen  Participia, 
durch  Postposition  geschlechtlich  difFerenziirt  wird. 


J)  Aus  dem  bisher  Entwickelten  kann  man  auch  schon  ent- 
nehmen, dass  das  semitische  sogenannte  Perfectum  und  Futurum 
weder  unserm  Perfect-,  noch  unserm  Futurbegriflf  entspricht,  ohne 
dass  man  desswegen  annehmen  dürfte,  dass  die  Bedeutung  dieser 
Formen  im  semitischen  Sprachbewusstsein  nicht  bestimmt  specia- 
lisirt  gewesen  wäre. 


219 


Diese  Diiferenziirung  geschieht  durch  Hinzutritt  des 
selbstständigen  oder  unselbstständigen  Pronomens  der  drit- 
ten Fem.  Sing.  N">  (S.  14,  22),  oder  N'^n  (S.  91), 
welches  ich  wie  in  mehreren  ähnlichen  Fällen  (vgl.  S. 
204,  214)  nicht  zu  entscheiden  wage;  so  entsteht  als 
organische  Femininalform  des  Nomons ,  welches  zur  Fu- 
turalbildung  dient:  NTfVlDp  oder  N^"bVtOp5  gleichsam 
Tödten  die  oder  tödtend  die*  Der  Zusatz  dient  bloss 
zur  geschlechtlichen  Differenziirung ,  nicht  prono- 
minal (ähnlich  wie  der  Artikel  in  Sprachen^  in  denen 
er  aus  einem  Pronomen  dritter  Pers.  entstanden  ist,  z.  B. 
duy  der^  av  o,  oij  77).  Diese  Form  erhält  als  Perso- 
nalzeichen  präpositiv  das  andere  uns  schon  bekannte 
Pronomen  der  dritten  Pers.  Fem.  Sing,  n  C^^gl»  S.  15 
ff.),  so  dass  die  organische  Form  NTr^lDp'^  war, 
wörtlich  sie  tödtend- die ^  gleichsam  ea  interfectura 
mit  zu  supplirendem  est  =  interficiet^  ähnlich  wie  auch 
im  Sanskrit  das  Futurum  I  der  dritten  Pers.  nur  durch 
den  Nomin.  des  nomen  agentis  der  Wurzel  formirt  wird, 
z.  B.  dd'tä  formativ  =  griech.  Soj-tyiq^  lat.  da-tor^ 
der  Bedeutung  nach  ==  lat.  daturus^  (a,  um)  est. 

An  diese  organische  Form  schliesst  sich  zunächst  sjr. 
V»  iuijuo  2,  mit  Verlust  des  n  und  S  wie  oft,  oder,  wenn 
man  die  Erklärung  aus  dem  unselbstständigen  Pronomen 
vorzieht,  bloss  mit  Verlust  des  N.  Das  schliesscnde  ^ 
dieser  Form  existirt  jedoch  nur  graphisch,  daher  es  oft 
auch  nicht  geschrieben  wird,  V^lj  doch  ist  die  volle 
Form  die  gebräuchlichere. 

In  den  übrigen  semitischen  Dialekten  ist  das  schlie^- 
sende  ^,  welches  sich  im  Auslaut,  wie  wir  nun  schon 
an  so  vielen  Beispielen  gesehen  haben  (S.  83,  aa.), 
nicht  leicht  zu  halten  vermag,  spurlos  eingebüsst,  also 
hebr.  btopn  (gewöhnlich  ^bpn,  weil  sich  der  organi- 
sche Laut  n  nur  hinter  vokalischem  Laut  halten  kann), 

chald.  biDpn,  samar.  i^SA?  arab.    .\i<^\^ 

0  (•) 


220 


^  9 


jc^aj*,     äthiop.    M-flC    (te-gabtre)  ^    amhar.    ^i-flC 
(te-nabert) ,    liimjar.  d^y  (tesgod). 

Zweite  Pers.  Masc.  Sing.  Aegypt.  K-Jtie,  K-Jl^- 
Jüie.  Semitisch  tritt,  wie  in  der  dritten  Pers.  desselben 
Geschlechts  5  das  Personalzeichen  vor  das  Nomen.  Zum 
Personalzeichen  dient  das  entsprechende  selbstständige 
Pronomen  in  der  Form  nni5N  (S.  86),  welche  aber  wie 
oben  (ß.  199)  die  Anlauts jlbe  einbüsst  und  ebenso  das, 
so  oft  in  der  Verbindung  ausgestossene,  n,  so  dass  nur 
n  bleibt.    Daher  chald.  ^DpO,  hebr.  VlOpn  (b'Dpn),  syr. 

Va^2  ^  samar.  i^^A?  arab.  ^l/jc^nS,  _-v^V;  vl^jc^ai^ 

0  0 

äthiop.  ^jl-flC  (ie-gabtre)  ^  amhar.  ^i-flC  (te~nabtrt)^ 
himjar.  d^y  (tesgod). 

Zweite  Pers.  Fem.  Sing.  Aegypt.  Te-JUie,  le- 
Jl^-jtie.  Wie  im  Semitischen  der  Plural  (vgl.  weiter- 
hin) aus  der  mascul.  Form  Sing,  durch  postpositive  Plu- 
ralzeichen gebildet  wird,  so  auch,  diesen  Analogieen  ge- 
mäss ,  das  Fem.  der  zweiten  Pers.  Sing,  aus  dem  Masc. 
durch  Femininalisirung.  Diese  Femininalisirung  konnte 
durch  dasselbe  Verfahren,  wie  bei  der  dritten  Pers.  Fem. 
Sing,  erreicht  werden  und  hebr.  ^^Dpn,  samar.  fiili^^A? 

arab.     t        ^^  5  äthiop.  i^l-fl^  (Jegabtr-i)^  amhar.  ^l'O^ 

(itnabtr-t)  ^  himjar.  cXä-J)  (tesgid)  —  das  letzte  mit 
Verlust  des  schliessenden  Vokals ,  aber  vorher  herbeige- 
führter Assimilation  des  Vokals  der  vorhergehenden  Sylbe 
—  lassen  sich  alle  sehr  gut  aus  N'^n  btOpH  oder  N"^  VlDpH 
(vgl.  S.  219)  erklären,  so  dass  diese  Bildung  wörtlich  hiess : 
du~tödten-die  d.  h.  du  (eine)  die  tödtest^  durch  In- 
einanderdringung  der  zusammengesetzten  Begriffe :  du 
(Fem.)  tödtest. 

So  lange  die  Theile  dieser  Composition  im  Sprach- 
bewusstsein  lebten,  konnten  Synonyme  der  flexivischen 
Elemente  eintreten  5  also  z.  B.  für  N^"l  dessen  im  Praet. 
Sing.  3  erscheinendes  Synonym  H  -;—  ?   ist   daraus    das 


221 


auffallende   ns^n   (Hiob.  11,  17)    zu   erklären?   allein 
es  steht  so  isolirt  und  die  Exegese  ist  noch  sehr  schwankend. 

Im  Hebr.  erscheint  neben  der  Form  auf  ^-—  eine 
Form  auf  ]'^ —  ,  z.  B.  "[nDHU^H.  Im  Chald.  ist  diese 
Form  sogar  die  regelmässige  und  ebenso  im  Syrischen, 
chald.  p^ippn,  sjr.  ^r\^j>  z.  Aus  dieser  üeberein- 
stimmung  folgt  unzweifelbar ,  dass  das  ]  im  Hebr.  kein 
bloss  phonetischer  Zusatz  ist,  und  unbegreiflich  bleibt, 
wie  Geseniiis  daraus  das  Entgegengesetzte  schliessen 
konnte  (Lehrgeb.  S.  278).  Einige  Wahrscheinlichkeit 
hätte  dieser  Schluss  nur  dann,  wenn  im  Chald.  und  Syr. 
(vom  Arab.  wird  sogleich  die  Rede  sein)  dieses  schlies- 
sende  Nun,  eben  so,  wie  nach  Gesenius  Angabe,  im 
Hebr.  „vorzüglich  gern  am  Ende  der  Sätze,  besonders 
rhythmischer  Absätze  in  der  Poesie"  erschiene  5  allein  da 
es  im  Chald.  und  Syr.  die  allgemeine  Form  ist,  so  würde 
vielmehr  aus  diesem  Verhältniss  folgen,  dass  sich  das 
Nun  im  Hebr.  in  den  angegebenen  Fällen  leicht  erhielt, 
während  es,  wenn  die  Form  auf  ^-^  mit  der  auf  p-;— 
formativ  gleich  wäre^  in  engerer  Verbindung  (stat.  constr.- 
artig,  vgl.  S.  206)  eingebüsst  wäre. 

Allein  es  ist  fraglich,  ob  die  Formen  auf  "» — -  und 
p  _  ursprünglich  formativ  gleich  sind. 

Denn  im  Syr.  erscheint  neben  der  Form  auf  ^  noch 
eine  vollere  auf  ^.xZ,  z.  B.  ^oll^^z  (Jloffmann^  Gr. 
syr.  p.  176),  in  welcher  das  schliessende  ^^  wie  ge- 
wöhnlich, nicht  gesprochen  wird.  Da  wir  aus  einer 
Menge  von  Beispielen  wissen,  wie  leicht  schliessendes 
^ —  im  Hebr.,  Chald.  und  Syr.  eingebüsst  ward,  aber 
kein  Beispiel  kennen,  wo  es  bedeutungslos  hinzugesetzt 
wäre,  so  können  wir  schon  hieraus  mit  Wahrschein- 
lichkeit folgern,  dass  ini  die  organische  Form  und  in 
daraus,  durch  Verlust  des  »,  abgestumpft  sei.  Dafür 
wird  auch  die  entsprechende  arab.  P^rm  ^—  entschei- 
den, sobald  wir  die  Etymologie  dieser  Formation  er- 
kannt haben  werden.  Die  Beschränkung  der  hebr.  Form 
j^  —   auf  die,  von  Gesenius  angenommenen  Fälle,  fin- 


222 


det  übrigens,  wie  schon  Ewald  bemerkt  hat,  keines- 
wegs Statt.  Eine  Erklärung  dieses  Nun  finde  ich  in 
der  neuen  Ausgabe  von  Ewalds  hebr.  Grammat.  nicht  5 
in  der  ersten  (Kze.  Gr.,  1828,  >S.  107)  denkt  er  an 
eine  aus  einer  Form  pHN  für  ^HN  C^gJ»  S.  92),  von 
welcher  sich  aber  keine  8pur  findet;  in  der  neuen  scheint 
er  diese,  so  wie  die  ganze  verkehrte  Erklärung  der 
Futuralformen  aus  einer  Spaltung  der  Pronomina  in  zwei 
Stücke ,  deren  eines  vorn ,  das  andere  hinten  an  den 
Verbalstamm  geklebt  ward  ^) ,  ganz  aufgegeben  zu  haben. 
Die  arab.  Form  erklärt  Ewald  so :  „Fem.  Sing.  2  inä 
adsciscity  ad  i  ecc  pronom.  anti  (clii)  ortum  na 
accedente  ecc  formarum  üna  (^wodurch  der  Plur.  gen. 
masc.  in  2,  3  gebildet  wird)  similitudine''  (Gramm,  crit. 

ling.  Arab.  §.  217).  Demnach  bedeutet  jj-sxL^aJ,  sei- 
nen Elementen  nach,  wörtlich  taktub  du  (Masc.)  schrei^ 
ben  -{-  i^  du  (Fem.)  +  na^  die ^  männlichen  Ge- 
schlechts Plur.  Wie  diese  Composition  zu  der  Be- 
deutung du  (Fem.)  schreibst  habe  gelangen  können^ 
begreife  ein  Anderer. 

Wir  haben  für  die  zweite  Pers.  Fem.  Sing,  also  drei 
Endungen  erhalten  ini  (arab.  inaj^   tn^  t'y   die  beiden 


1)  Damit  man  nicht  glaube,  dass  ich  Ewald  Unrecht  thue, 
indem  ich  ihm  eine  solche  Widersinnigkeit  unterschöbe,  muss  ich 
seine  eigenen  Worte  hersetzen.  „Indem  die  Pronomina  dem  Ver- 
bam  vortreten,  kürzen  sie  sich  —  bis  auf  einen  vokallosen  Con- 
sonanten  ab,  in  der  Regel  den  ersten,  oder  den  stärksten 
und  unterscheidendsten"  (stärkste  ist  wahr,  nämlich  der  phone- 
tischstärkste, unterscheidendste  ist  im  Allgemeinen  nicht  wahr, 
da  die  Sprache  bei  flexivischen  Formationen  sich  nicht  der  eigent- 
lichen charakteristischen  Laute  bewusst  blieb).  „Da  aber  so  von 
mehreren  Pronominen  nur  derselbe  eine  Consonant  bleiben  kann, 
vorzüglich  von  allen  Pronominen  für  die  zweite  Pers.  nur  n,  so 
müssen  bei  solchen  Formen  die  weiteren  Unterscheidungen  durch 
Nachsätze  bezeichnet  werden  und  daher  theilte  die  Sprache 
in  solchen  Fällen  die  Pronominalformen,  z.B.  nsnx 
in  rts-n"  (z.  B.  n^-bbp-r)). 


223 


ersten  sind  ursprünglich  identisch;  die  dritte  Form  i 
könnte,  wie  bemerkt,  ebenfalls  dem  Ursprung  nach  iden- 
tisch und  eine  bloss  -  phonetische  Abstumpfung  von  in 
sein  (vgl.  S.  221),  doch  bleibt  diess  noch  unentschieden. 

Die  etymologische  Deutung  von  int  ßna)^  in  be- 
treffend, so  läge  es  nah,  nach  Analogie  von  chald.  S2N 
für  organischeres  Nin^N,  und  ^H^N  für  organischeres  N'^H'N 
(S.  102)  eine  Femininalform  organisch  N^HDN  anzu- 
nehmen, und  daraus  int  zu  deuten  5  allein  1)  sahen  wir 
mehrfach  die  masculinare  Form  Nin  zur  Bildung  femi- 
ninaler  verwendet  (vgl.  8. 122, 133)  und  grade  N*)n2N 
femininal  gebraucht  (ß.  151);  2)  erklärt  sich  aus  NlDDN 
am  einfachsten  die  arabische  Form  ina^  durch  Eintritt 
Aon  —  für  organischeres  N1  grade  wie  in  hunn-ä  (ß. 
96),  vermittelt  durch  das  sonst  dem  Nl  mehrfach  ent- 
sprechende I  —  ,  während  ich  für  arab.  ä  aus  N^  keine 
sichere  Analogie  kenne  5  3)  ist  uns  derUebergang  von  ")  in  ^ 
im  Semitischen  schon  sehr  oft  vorgekommen  (vgl.  z.  B. 
oben  S.  120  ff.,  chald.  und  syr.  "»n  für  Nin).  Ich 
nehme  daher  an ,  dass  so  wie  in  dritter  Pers.  Sing.  fem. 
N"^  oder  N"^?!  zur  Bezeichnung  des  Geschlechts  antrat 
(S.  219),  so  hier  die  verstärkte  Pronominalform  NIH^N 
in  femininaler  Bedeutung  (wie  S.  151)  angeknüpft  sei; 
syr.  ging  in  dieser  das  1  in  ^  über  und  N  ward  ein- 
gebüsst  (grade  wie  S.  121);  arab.  trat  -  für  N1  ein; 
in   beiden   ging   anlautendes    H,   wie   so    oft,    verloren; 

also  ^  J:i4^-z ,  ^jjuJi^=i3  für  organischeres  Sin3N"7Dp"n. 

Die  chald.  und  hebr.  Form  auf  ]''— 7-  hat  das  im 
Syr.  noch  graphisch  existirende  auslautende  *,  wie  oft 
(vgl.  S.  202),  eingebüsst. 

Im  Fall  nun  die  Form  auf  i  nicht  ursprünglich  iden- 
tisch ist  mit  der  auf  int  ßna)  ^  in^  sondern  für  eine 
besondere  zu  nehmen,  so  erklärt  sie  das,  der  Endung 
nt  (na)  ^  w,  vorhergehende  t  und  verräth  wohl  zugleich 
den  Grund,  warum  diese  Form  auf  ini  (ina)  entstand. 
Existirte   nämlich   die  Form    "^blDpH  zuerst,    so  stimmte 


224 


sie  fast  ganz  überein  mit  der  organischen  Form  der 
dritten  Pers.  Fem.  (vgl.  syr.  .^^2  S.  219)5  denn 
es  gab  sicherlich  eine  Zeit,  wo  das  wesentliche  Cha- 
racteristicum  der  Futiiralform  ( 1  zwischen  den  zwei  letz- 
ten Radikalen)  dem  phonetischen  Gesetz,  welches  sonst 
im  Hebr.  seine  Verwandlung  in  -^—  und  in  der  zweiten 
Pers.  Fem.  seinen  vollständigen  Verlust  herbeiführte, 
noch  nicht  gewichen  war.  Zu  der  Zeit,  wo  diese  bei- 
den gleichlautenden  Formen  neben  einander  bestanden, 
ohne  dass  sich  die  Sprache  ihrer  Entstehung  und  Ele- 
mente noch  bewusst  war,  konnte  man,  um  sie  zu  schei- 
den j  auf  den  Gedanken  gerathen,  zur  DifFerenziirung 
das  verstärkte  Femininalpronomen  hinzuzusetzen,  so  dass 

also  syr.    iiTS^js^,  arab.  ^^.juJL^saJ,  organ.  •.»!^&^2  (== 

hebr.  "^biPil^n) ,  (^-^i^aJ  +  ^| ,  ^^^  (|)  =  organisch  Nin^N 

ist.  Nimmt  man  dagegen  an,  dass  die  Form  auf  "^-^ — 
eine  weitere  Verstümmelung  der  auf  ^3^-^-  ist  und  diese 
allein  organisch,  so  würde  ich  in  letzterer  die  Länge 
des  anlautenden  ^-y-   nicht  zu  erklären  wissen. 

Bezüglich  des  Arabischen  ist  noch  zu  bemerken,  dass 
die  Futuralform  auf  —  (vgl.  S.  217),  wie  die  auf  — 
nur   ^—  anhängt,    vor  welchem  der  schliessende  Vokal 

eingebüsst  wird ,  also  ebenfalls  ^-Jl^sJ.  Dieser  Unter- 
schied im  Gebrauch  spricht  dafür,  dass  die  Form  auf 
^  —   nicht  aus  der  auf  "^D^ entstanden  ist. 

Erste  Pers.  Sing.  Aegyptisch  '^-JUte,  "t-m.-H.e 
(über  rf-  vgl.  S.  89).  Im  Semitischen  wird  vor  die, 
hinten  ungeänderte,  Nominalform  als  Personalzeichen  das 
selbstständige  Pronomen  ^JN  (S.  34)  gesetzt^  welches 
zunächst  sein  schliessendes  ^  —  ,  wie  so  oft,  und  dann 
bei  der  Verbindung  mit  dem  folgenden  auch  sein  3  spur- 
los einbüsste,    also  hebr.  biOpN,  chald.  blQpN  ,    samar. 

i^SA^   syr.  V^l,    arab.  JLL^I,    JuäI,    JJl^I, 


225     — 

äthiop.  M-flC  (e-gab^re)^  amhar.  ^ii-flC  (t-nabtri)^ 
himjar.  d^\\  (esgo(f).  Da  wir  in  der  dritten  und  zwei- 
ten Pers.  die  femininale  DiflTerenziirung  postpositivisch 
eintreten  sahen  (vgl.  auch  die  Differenziirung  im  Plur. 
weiterhin),  so  können  wir  daraus  schliessen,  dass  die 
in  der  ersten  Pers.,  postpositivisch  nicht  affieirte.  Form 
für  eigentlich  masculinisch  galt  (vgl.  auch  weiterhin  zu- 
i  nächst  insbesondere  bei  den  Zahlformen)  ,  also,  insofern 
sie  auch  zur  Bezeichnung  des  Fem.  diente,  zu  generis 
communis  erweitert  ward. 

Plural.  Im  Aegjptischen  wird  er  durch  Vorsetzung 
der  pluralen  Pronomina  gebildet  (S.  211).  Im  Semiti- 
schen sahen  wir  im  Singular,  schon  bei  Bezeichnung 
des  Geschlechts,  zwei  Wege  eingeschlagen:  die  dritte  Pers. 
Fem.  ward  präpositiv  und  postpositiv  femininalisirt^  die 
zweite  Pers.  Fem.  nur  postpositiv  aus  der  zweiten  Pers. 
>Iasc.  Da  im  Plural  ausser  Person  und  Geschlecht  noch 
ein  drittes  Moment,  der  Numerus,  zu  bezeichnen  war, 
M>  standen  bei  der  Pluralbildung  mehrere  Wege  offen. 

Dritte    Pers.    Plur.      Aegypt.    gen.    comm.    ce-JUie, 

ce-JlJ,-JüLe.    Semitisch  sind  die  Geschlechter  geschieden. 

Das  Masc.  wird  aus  der  dritten  Pers.   Sing,   durch  Suf- 

,  ligirung  der  masculinaren  Nominal-Pluralendung ,  analog 

I  der  Bildung  des  Fem.  der  zweiten  Pers.  Sing.  (S.  220) 

I  formirt.     Klar  liegt  diese  Formation  im  Arabischen  vor ; 

an  s^Jc^ao  knüpft  sich  die  nominale  masculinare  Plural- 

endung    ^%—    (vgl.    weiterhin    C),    so    dass    ^yjJi^=Lj 
wörtlich  heisst:  er  schreibt  X  Plural  =  sie  schreiben. 

Die    Formen    ,^Jc.£=j->    und    _■  v  «==^  ^    bilden    ihren    Plural 

i  ebenfalls  durch  Hinzufügung  des  nominalen  masculinaren 

Pluralzeichens,    aber  in  der  Form  des  stat.  constr.  L  -^, 

also    t^  h  ;•  ^ ,) ;    vor   der   Endung    geht   wie    in   2   Sing. 
Fem.  der  Vokal  der  Wurzelform  verloren. 

Hebräisch  hätte  die  organischere  Endung  des  Nomi- 
nalplurals   (DN1    oder  DNln?    vgl.    unter  C)    aus  ^üp"; 

16 


226     

bilden  müssen  DNl(n)VlDp^5  wie  in  der  zulegt  erwähn- 
ten arab.  Form,  dient  aber  auch  hier  der  stat.  constr. 
und  erleidet  dieselbe  Umwandlung  wie  ONIH  in  der 
dritten  Pers.  Plur.  Praet.  (ß.  206),  so  dass  ^btOp^ 
als  gewöhnliche  Form  bleibt  5  die  vollere  Form  mit  N^ 
findet  sich  nur  in  N^U72^   (Jer.  10,  5). 

Aus  hebr.  DN1  muss  nach  uns  bekannten  Analogieen 
chald. ,  sjr.,  samar.  durch  üebergang  des  schliessenden 
D  in  n  (ß.  39)  und  Verlust  des  N ,  chald.  \'^ ,  s jr.  ^o^ 
samar.  ^^  werden  5  so  entstehen:  chald.  ausging.  ^Dp*^., 
Plur.  I'lhiüp^,  oder,  wie  im  Sing.,  mit  anlautendem  b, 
nach  syrischer  Weise  und  dafür  ^  (vgl.  S.-217)5  ^.^^^• 
aus  VoN^nf  :  ^»::x^oJ5  samar.  aus  i^^jll  :  ^t^i^?ffl.  Im 
C^^hald.  erscheint  neben  der  absoluten  Form  auf  ]J)  auch 
die  stat.  cönstr.-artige  auf  >,  z.B.  ^D'n^  (Esr.  4,  12). 

Mit  der  chald.  Form  übereinstimmend,  erscheint  auch 
im  Hebr.  eine  Nebenform  auf  ]") ,  z.  B.  p^")"}^.  (Psalm. 
11,  2)  u.  aa. ,  Av eiche  auf  dieselbe  Weise  zu  erklären 
ist,  wie  die  ähnlichen  dritte  Pers.  Plur.  Praet.  (S.  207). 

Aethiop.  und  Amhar.  schliessen  sich  an  die  Formen 
im  stat.  constr. ,  deren  Vokal  sie  bloss  erhalten  (vgl.  S, 
206);  äthiop.  Jtl-flJ^  Q^gabtr-uJ^  amhar.  jLi-fXL  Qt- 
naber-uj'j  himjar.  büsst  auch  den  schliessenden  Vokal 
ein  cX^'o  (jlsged). 

Dritte  Pers.  Fem.  Plur.  Von  den  mehreren  Wegen^ 
welche  zur  Bildung  des  Plurals  vorlagen,  finden  wir 
hier  zwei  verschiedene  eingeschlagen.  Einige  bilden  den 
Plur.  durch  Hinzufügung  eines  femininalen  Plural-Cha- 
racteristicums  an  die  masculinare  Singularform  der 
dritten  Pers. ,  also  ganz  analog  der  Formation  der  zwei- 
ten Pers.  Fem.  Sing,  nach  unserer  Erklärung  (S.  220)  5 
andere  durch  Hinzufügung  des  femin.  Pluralcharact.  an 
die  femininale  Singularform.  Die  so  geschiedenen 
Formen  hängen  aber  nicht  historisch,  sondern  nur  in- 
nerlich zusammen,  so  dass  man  daraus  schliessen  kann, 
dass  zu  der  Zeit,  als  sich  die  semitischen  Dialekte  se- 


227     

parirten,  noch  keine  flexivische  Form    für   diese   Person 
fixirt  war. 

Der  ersten  Weise  folgen  zunächst  Chald.,  Syr., 
Samar.,  welche  die  nominale  Femininalpluralendung  chald., 
samar,  ]-;—  ^  i  (^)  «nd  sjr.  ^  (vgl.  unter  C) ,  an  die 
masculinare  Singularform  knüpfen ,  also  Vo^uai  :  .  ^v i^y 
chald.  bDp^  :  iblDp"^,  bisweilen,  wie  im  Sjr.  mit  3  für  "^ 
Ogl.  S.  226),^  samar.  ii^?|Tl. 

Q 

Hebr.  hängt  das  femininale  Pluralcharact.  an  die  sin- 
gulare Femininalform ;  als  femininales  Pluralcharact.  wird 
(lie  verstärkte  Pluralform  DSn  (ß.  96)  benutzt ,  deren 
n,  wie  gewöhnlich  bei  der  Contraction,  ausgestossen 
wird,  worauf  dann  nur  HD  bleibt;  so  entsteht  die  Form 
n3bbpn  5  seltner  erscheint  im  Hebr.  die  Bildung  aus  dem 
Masc.  durch  dasselbe  Femininalcharact. ,  also  HD^bp^ 
(in  3  Beispielen  Gesenius  ^  Hebr.  Gr.  1842^  S.^  88)^ 
Mit  dieser   letzteren   Form   stimmt   das  Arab.,    wo   sich 

CS     ' 

die,    dem  hebr.  nSH  entsprechende   Form  ,jjd    (S.  96} 
auf  dieselbe   Weise  zu    r^    verstümmelt,    wie   schon   im 

0  9      *      ^ 

Praet.    (ß.    208);    so    entsteht   j^v'^;-      Die  genauer 

entsprechende  Form  U  hat  sich,  wie  wir  weiterhin 
sehen  werden,  in  Zusammensetzung  mit  einem  folgen- 
den Wort^  wie  gewöhnlich  (vgl.  S.  202),  erhalten. 
Bisweilen  verliert  die  hebr.  Form  ihr  schliessendes  n^ 
so  dass  bloss  l  bleibt,  ganz  wie  im  Arabischen.  Eini- 
gemal dient  die  masculinare  Form  auch  für  das  Fem. 
(vgl.  Ewald  3.  Aufl.  S.  153),  grade  wie  im  Amhar. 
und  im  Yulgärarabischen  durchweg  der  Plural,  weder 
im  Praet.,  noch  im  Fut. ,  geschlechtlich  geschieden  ist. 
An  zwei  Stellen  ist  im  Hebr.  sogar,  ganz  wider  die 
Analogie,  der  Bing.  Fem.  durch  das  masculinare  Plu- 
ralzeichen pluralisirt  ^nü^H  (Jer.  49^  11,  Ez,  37,  7). 
Aethiopisch  charakterisirt  die  femininale  Differenz 
ebenfalls  am  Sing.  Masc.  durch  dieselbe  Endung,  wie  im 
Praet.,    welche  schon    oben   erklärt  ist  (S.  208),    also 

15 '^ 


228 


JLl'iXlt*  Qtgabtr~ä)%  Das  Amhar.  hat,  wie  bemerkt^  die 
masculinare  P^orm  zu  gen.  comm.  gemacht. 

Himjar.  schliesst  sich  an  das  Hebr.,  bildet  also  den 
Plur.  aus  dem  Fem.  Sing.  Das  femininale  Pluralcharact. 
hat  seinen  schliessenden  Vokal  eingebüsst,  aber  einen 
bloss  pronuntiativen  vor  sich  erzeugt,  also  ^^Jc^-o 
(tesgodun) '^  u  vielleicht  wegen  des  folgenden  n,  wel- 
ches dunklere  Vokale  zu  lieben  scheint. 

Zweite  Fers.  Plur.  Aegjpt.  gen.  comm.  TeTJt- 
(TeTejt-)  Jute,  TeTJt-Jf^-Jtie.  Diese  Bildung  bedarf 
im  Semitischen  kaum  einer  Bemerkung.  Sie  wird  aus 
der  zweiten  Pers.  Sing.  Masc.  durch  Hinzutritt  dersel- 
ben geschlechtlich  difFerenziirten  Pluralcharacteristica,  w  ie 
in  der  dritten  Pers.  Plur.,  erzielt;  also 

Masc.  Fem. 

hebr.  (p)  ^i^pp^o  (On^btopn 

chald.       '[l'Tdp.n  '      f^'ppn 

sjr.  ^«^IxUz  ^J9^ 

samar.   ;]nf^A  )Z^?A 

arab.        ^yjuL±=u  u.  \mjui^=u  ^jj<x^=i~i 

äthiop.        ^l-ni.  (tegaber-u)  Tl-OÄ«  (Jegaber-a) 

himjar.  J^o   (tesged)  ^Jo^yj*   (tesgodun), 

Amhar.  hat  die  masculinare  Form  ^i'ül^  (ttnaber-u) 
zu  gen.  comm.  erweitert,  wie  auch  das  Vulgär-Arabische. 
Erste  Pers.  Plur.  Aegypt.  tH-  (Text-)  JUie,  TJl- 
Jl^-JUte.  Im  Semitischen  wird  wieder  ein  neuer  W^g 
eingeschlagen 5  es  tritt  nämlich  vor  das,  zur  Bildung 
des  Futurs  dienende,  Nomen  das  selbstständige  Pronomen 
der  ersten  Pers.  Plur.  in  der  Form  5)jN  (S.  100);  diese 
verstümmelt  sich  sehr  natürlich  zu  blossem  3 ,  also 
hebr.  bbpD,  chald.  bppD,  samar.  i^?^;  sjr.   V^^, 

arab.  v^a^^uj,  ^^ y «==^  i ,  v^^Jc^aJ,  äthiop.  Vl'fiQ,  (ns- 
gabtre)  ^  amhar.  li-flC  (nt-nabere)  ^  himjar.  Ss^y 
(nesgod). 

Bezüglich  des  Arabischen  sind  noch  zwei  Bemerkun- 
gen nachzutragen:  1)  wie  bei  den  Pronomm.  (S.  109) 


229 


und  im  Praet.  (S.  210)  bildet  es  auch  hier  für  die 
zweite    und    dritte  Pers.    Dualformen,    und    zwar  in  der 

Form  ■_-v*^-^  durch    Anhängung  der    nominalen   Dualen- 

düng  in  der  absoluten  Form,  in  den  Formen  v^>y^^,  v^>y*^ 
durch  Anhängung  der  nominalen  Dualendung  in  der  stat. 
constr.-Form  (also  ganz  nach  Analogie  der  Pluralbil- 
dung, S.  226  ff.);  in  der  dritten  Pers.  treten  diese  an  die 
geschlechtlich  differenziirten  Formen  des  Singulars  (in 
letzterer  Beziehung  mit  der  hebr.  und  himjar.  Pluralbil- 
dung stimmend  S.  227) ,  in  der  zweiten  an  die  mascu- 
linare^  also 

Sg.  M.  3.  vLjäJ  Dual  M.   3.  ^  I IL^ 

S^.  F.  3.  Ji^  Dual  F.  3.    ^1  ^yAv 

Sg.M.2.4^Ü=J  DualM.u.F.2.  ^1  Ty Av 

97       99       v^'  *  ^  "^    U*  'w*  y  *^  >  ,,  „  f  « Y  *^  V 

lieber  den  himjaritischen  Dual  später. 

2)  Im  Arabischen  treten  zu  den  drei  behandelten 
Futurformen  noch  zwei  andere:  das  sogenannte  energe- 
tische und  das  Imperativisch  gebrauchte.  Wenn  wir  de- 
ren Formen  mit  den  bisher  behandelten  vergleichen,  so 
erkennt  man  sogleich,  dass  sie  aus  der  Conjugation  der 

Formen  von  _^  v  «=^  ^ ,  oder  _^  v  *=^  >  u.  s.  w.  bestehen , 
zu  welchen^    je  nachdem  man  die  eine  oder  die  andere 

zu  Grunde  legt,  entweder  im  Fut.  energ.    ^^—    und   im 

I  (5 

j  Imperat.  jj  — ^  oder  in  jenem  ^    und  in  diesem  ^    ge- 
treten ist.     Bloss  die  zweite  und  dritte  Pers.  Plur.  Fem. 
I  des  Fut.  energ.  weichen  insofern  ab,    als  sie  eine   Fe- 

mininalform  jener  Futura  durch  r^,  wie  von  _-y<^^^-, 
voraussetzen,  welche  in  Folge  der  Neigung  der  semiti- 


230    — 

(^hen  Dialekte,  die  Masc.  des  Plur.  zu  gen.  coinm.  zu 
erweitern^  in  jenen  Formen  eingebüsst  ist^  aber  sicher- 
lich ursprünglich  bestand.  In  diesen  Formen  hat  sich  zu- 
gleich die  organischere  Gestalt  der  Femininalendung  IS  = 
hebr.  HD  (S.227)  erhalten  (vgl.  S.  95  ff.).  Man  vergleiche 
Sing.  Fut.  energ.      Fut.  imper. 


^j  -1^.="        ^j  ^ 


-^>     o 


■(- 


^  aää!  ^  -oÄl 


fehlt 

5? 


C5      >  > 


o  -y^a^.  0     u  •v'^^=^  '^ 


[iq^jü/)]  [ii;i^o]  J>^^^^^^') 


fehlt 


fehlt 


v,>Ä*— 1  ?  i^  Ax::=aJ  ^  i* 


1)  {  kl  i  wegen  des  folgenden  ?m  und  ^  (vgl.  Anm.  3). 

2)  Das  schliessende  ä  in  i  wegen  des  ä  in  der  vorhergehen- 
den Sylbe  (Ewald,  Gr.  arab.  §.   156). 

3)  w  in  tt  wegen  des  folgenden  7in  und  n. 

4)  Existirt  nicht,  vgl.  aber  oben. 


231 


'•    Wenn  wir  bedenken,    wie   die   Araber   die    Verbal- 

formen  durch  Vorsetzung  von  ^L^d  (fuit)^  h3  und  JbS 

eigentlich  secHo^  03  (von  03^  um  diess  beiläufig  zu 
bemerken,  ebenfalls  schneiden^  in  specieller  Bedeutung 
verkürzen  und  adverbial  gefasst,  so  viel  als  unser  kurx^ 
eben)  u.  aa.,  specieller  modificiren,  so  liegt  sogleich  der 
Gedanke  nah,  dass  in  den  besprochenen  Formen  zu  dem- 
selben Zwecke  ein  Wort  von  hinten  hinzugetreten  sei, 
welches  sich,  in  der  Weiterentwickelung,  flexionsartig 
untrennbar  mit  der  Futurform  verbunden  hat.  Der  Ge- 
brauch dieser  Futura  bei  Fragen^  Befehlen^  Wwn- 
schen^   Schwüren  u.  s.  w.  leitet  mit  der  grössten  Ent- 

GS 

ßchiedenheit  auf  die  Etymologie  5    ^    ist  augenscheinlich 

das  adverbiale  ^jl   sicherlich  ^  schlechterdings  u.  s.  w. 

jjjjc^:?  "•  s.  w.  steht  also  ^'"^  ^jj  ^'"^:>  wörtlicher 
schreiben   schlechterdings.      Diese    Etymologie    verge- 


^  9 


wissert  es  zugleich,  dass  die  Futuralformen  s^>y*=^^  u.  s.  w. 
zur  Bildung  dieses  Futuri    dienten  5    denn    wären    es    die 

von  ox^j  gewesen,  so  wurde  ^1  v-^'-^J  zu  ,jjüi^j 

geworden  sein.  Mit  J^l  ist  aber  fast  bedeutungsgleich 
^1,  ebenfalls  certe  QSilv,  de  Sacy^  Gr.  ar.  p.  I,  p. 
889).     Dieses  konnte    augenscheinlich   zur    Bildung   des 


-  > 


imperativ.  Fut. ,  also  ^  A.y^j  für  ^\^  v-^i^j  gedient 
haben  5  doch  wäre  auch  nicht  unmöglich ,  dass  das  im- 
perativische  Fut.  eine  Verkürzung  des  energetischen  sei, 
in  welcher  durch  Einbüssung   des  Schlussvokals  ä  auch 

das  Teschdid  wegfiel,  ähnlich  wie  ^  aus  iaj,  JL»  aus 

Jki  u.  aa.  (vgl.  weiterhin  über  den  hebr.  Cohortativ) 
entstanden  sind. 


232 


Bezüglich  der  ursprünglichen  Bedeutung  der  beiden  | 
semitischen  Yerbalformen  (Praet.  und  Fut.)  mache  ich  i 
nochmals  darauf  aufmerksam,  dass  die  nominale  AuflTas-  i 
sung  der  Wurzel  im  sogenannten  Fut.  aus  der  ganzen 
formativen  Affection  derselben  mit  unzweifelhafter  Ent- 
schiedenheit hervortrat  (man  beachte  die  rein -nominale 
thematische  Bildung  ^^'üp  und  ihre  rein-nominale-ge- 
schlechtliche  und  numerische  DilFerenziirung}.  Dass  auch  im 
sogenannten  Praet.  die  Wurzel  ursprünglich  nominal  gefasst 
sei,  Avird  uns  im  Fortgange  unserer  Untersuchungen  immer 
entschiedener  einleuchten.  Hier  erinnere  ich  an  die 
amhar.  Formation  der  zweiten  Pers.  Plur.  (ß,  209), 
welche,  da  sie  sicher  eine  späte  Form  ist,  entschieden 
, zeigt,  dass  die  Wurzel  noch  spät  nominal  gefasst  sei 5 
denn  sonst  hätte  man  das  sicherlich  damals  schon  für 
das  Nomen  fixirte  Suffix  nicht  zur  Bildung  derselben 
verwenden  können  5  ähnlich  wie  die  zweite  Pers.  Plur. 
im  Amhar.  erklärten  wir  die  äthiop.  u.  s.  w.  zweite  Pers. 
Plur.  und  die  äthiop.  u.  s.  w.  zweite  Pers.  Sing.  (S.  209, 
200)5  ^"^^  diese  zeugen  also  für  eine  noch  ziemlich 
späte  nominale  Auffassung  der  Wurzel  im  Praet.  Da- 
für spricht  auch  von  ägjpt.  Seite,  bezüglich  der  dem 
semit.  Praet.  entsprechenden  ersten  Classe,  der  Zusatz 
des  Artikels  n  in  n-e-^e  (S.  160),  bezüglich  der  zwei- 
ten Classe,  die  ^  weiterhin  zu  erwähnende,  Bildung  von 
Adjectiven  nach  Analogie  der  dritten  Pers.  Fut.,  z.  B. 

^  ^        U  weicherauch  im  Semitischen  Forma- 

3.  Ps.  sg.  M.    warm)^ 

tionen,  z.  B.  D'pjr  2  u.  aa.  entsprechen  (vgl.  weiterhin). 

Im  Aegyptischen  beruht  also  der  charakteristische 
Unterschied  dieser  beiden  Classen  von  Verbalformen  bloss 
auf  der  verschiedenen  Stellung  der  Personalzeichen,  in- 
sofern diese  in  der  ersten  sufögirt,  in  der  zweiten  prä- 
figirt  werden.  Im  Semitischen  würde  man  ausser  die- 
sem Characteristicum  noch  die  Verschiedenheit  der  Wur- 
zelform zu  beachten  haben,  allein  diese  fällt,  dem  bisher 
Entwickelten  gemäss,  unter  den  nominalen  Gesichtspunkt 


233     

und  die  oben  (S.  211  fF.)  gegebenen  Andeutungen  wer- 
den später  ihre  Ausführung  erhalten.  Die  Verschieden- 
heit des  verbalen  Charakters  beruht  also  auch  hier  we- 
sentlich bloss  auf  der  Verschiedenheit  der  Stellung  der 
Personalzeichen.  Dass  eine  solche  Verschiedenheit  auch 
Verschiedenheit  der  Bedeutung  herbeizuführen  vermöge, 
zeigen  uns  eine  Menge  Sprachen,  in  denen  die  Stellung 
ein  wesentliches  Moment  der  Differenziirung  der  Bedeu- 
tung ist;  im  Deutschen,  Französischen  und  andern  uns 
nah  liegenden  Sprachen  unterscheidet  z.  B.  eine,  jener 
ägjpt.  und  semit.  Verschiedenheit  der  Stellung  der  Per- 
sonalpronomina,  analoge  die  interrogative  Wendung  von 
der  einfach  enunciativen.  Welche  Differenz  der  Bedeu- 
tung aber  in  specie  von  der  ägjpto-semitischen  Grund- 
sprache durch  die  Verschiedenheit  der  Stellung  der  Per- 
sonalpronomina erreicht  ward,  Avage  ich  noch  nicht  zu 
bestimmen  und  ist  vielleicht  auch  nicht  mehr  zu  erken- 
nen. Denn  aus  dem  späteren  Gebrauch  der,  durch  diese 
Zusammensetzung  ursprünglich  formirten,  Bildung  in  den 
hieher  gehörigen,  weiter  entwickelten  Sprachen,  lässt 
sich  wenig  auf  die  ursprüngliche  Bedeutung  derselben 
schliessen  und  andere  Momente  der  genaueren  Bestim- 
mung stehen  mir  noch  nicht  zu  Gebote. 


Wir  haben  für  unsere  Zwecke  nur  noch  die  Bezeich- 
nung des  Imperativs  in  Betracht  zu  ziehen. 

Im  Aegjptischen  bildet  ihn  zunächt  das  Wurzelwort 
selbst,  ohne  alle  weitere  Affection,  so  dass  die  nähere 
Bestimmung  der  Bedeutung  dem  Zusammenhang  über- 
lassen bleibt 5  ähnlich  ist  der  Gebrauch  des  Infinitivs  statt 
des  Imperativs  im  Griech.^  also  z.  B.  ßtüK,  eigentlich 
im  Zustand  des  Gehens^  durch  den  Zusammenhang 
bestimmt  zu  der  Bedeutung  geh  und  geht 

Ferner:  es  treten  Wurzelwörter  oder  F'ormen  yor, 
welche  durch  ihre  Grundbedeutung  sich  zur  Bezeichnung 


ns 


dieser  Kategorie  eignen,  also  gewissermaassen  grade, 
wie  in  den  bisher  behandelten  Verbalformen,  als  Hülfs- 
wörter  dienen.  So  zunächst  <5,,  z.  B.  ^,-Jta.T  siehe, 
seht,  Peyron  (Gr.  ling.  Copt.  p.  119)  leitet  dieses 
^,  von  ^.T  ab ,  welches  einmal  in  diesem  Gebrauch  vor- 
kömmt, nämlich  ^T-OT^-g,  appone  von  ov^g,  OVCWg 
u.  s.  w.  addere^  und  alleinstehend  dem  griech.  «ttoJoc, 
(pige  C^gl.  Peyron^  s.  v.  Lex.  ling.  Copt.  p.  2)  ent- 
spricht 5  aus  der  letztern  Bedeutung  können  wir  aber 
mit  Bestimmtheit  schliessen,  dass  <j,t  zu  dem  Wurzel- 
wort cfS  (pe^eir  bringen  gehört  und  ohne  Zweifel  eine 
Contraction  aus  ^-cf5  ist,  indem  sich  das  mit  V  ver- 
wandte q  (ß.  6)  vokalisirte  und  hinter  ^v  das  i  ab- 
sorbirt  ward.  Somit  haben  wir  den  Imperativ  ^V  selbst 
aus  einer  Composition  mit  ^  zu  erklären,  können  also 
auch  dieses  ^,  nicht  für  eine  phonetische  Wandlung  von 
45.V  nehmen,  wogegen  übrigens  auch,  wenn  wir  uns  in 
genaueres  Detail  einlassen  wollten,  die  phonetischen  Ver- 
hältnisse der  meisten  Wörter,  welche  ihren  Imperativ 
durch  <5,  bilden,  sprechen  würden.  Denn  ^v  hätte  sich 
in  den  meisten  derselben  sehr  gut  halten  können,  wäh- 
rend grade  in  ^v-ov^g  die  euphonischen  Bedingungen 
eine  Verkürzung  des  ^.v  in  ^,  oder  noch  weiter,  am 
ehesten  zugelassen  hätten.  <5,VOV<5.g  ist  vielmehr  durch 
^  gebildeter  Imperativ  eines  Compositi  von  c[5  (Avelches 
so  oft  zu  Compositionen  verwandt  wird^  Peyron^  Gr. 
ling.  Copt.  p.  25,  nr.  7)  und  ov^g  =  portare  -f- 
addere  =  apportare.  Ich  leite  #5,  mit  Rosellini  (Elem. 
ling.  Aeg.  p.  122)  von  «5,  facere  ab,  so  dass  es  in  die- 
sem Gebrauch  ungefähr  dem  griech.  äye  und  unserm 
schon  fast  als  imperativisches  Hülfswort  dienenden  mach 
(mach  siehj  entspricht  5  ^-Jt^V  ist  also  eine  Compo- 
sition zweier  Wurzelwörter,  welche  eigentlich  beide  im- 
perativisch  gefasst  wurden,  dann  sich  aber  amalgamirten, 
indem  die  Bedeutung  des  einen  nur  zur  Verstärkung  der 
imperativischen  Auffassung  dient  (grade  wie  in  mach 
sieh^'j  über  ^  vgl.  man  noch  S.  186. 


235 


Ausser  ^  dient  zu  demselben  Zweck  ll^,  welche» 
wir  oben  (ß.  182)  aus^  dem  Wurzel  wort  iie  lieben^ 
ungefähr  in  der  Bedeutungsmodification ;  belieben  erklärt 
haben;  es  dient  jedoch  in  der  Regel  nur  als  Imperativ 
von  ^  geben  (vgl.  ebds.)  und  den  mit  '^  zusammen- 
gesetzten Wörtern  (vgl.  Peyron^  Gr.  ling.  Copt.  p.  120); 
für  gieb y  gebt  wird  artiger  beliebe^  beliebt  gesagt;  in 
Zusammensetzungen  5  in  denen  ^  dem  Sprachbewusst- 
sein  noch  deutlich  erkennbar  war,  tritt  JUL^  an  seine 
Stelle;  z.  B.  'f-TOT  eigentlich  geben- Hand  durch 
Usus  =  adjuvare^  im  Imperativ  JUi^-TOT,  eigentlich 
beliebe  (beliebt)  Hand  (jiu  geben)  =  adjuva^  ad- 
juvate.  Wo  das  ^  enger  in  Composition  getreten  und 
entweder  nicht  gut  erkennbar,  oder  erklärbar  war,  bleibt 
es  auch  im  Imperativ  nach  JüL^,  z.  B.  T~c^ßcw  dooerCy 
von  "J"  dare  und  cßcw  doctrina^  im  Imperativ  Jtl^-T- 
cßcw  wörtlich  beliebe  (beliebt)  lehren  =  lehre^  lehrt. 
Bisweilen,  jedoch  selten,  dient  Jii^  auch  in  Wörtern, 
welche  nicht  mit  "f  zusammengesetzt  sind,  als  Hülfs- 
wort  des  Imperativs ,  indem  die  umfassende  Analogie 
der  Composita  dieser  Art  auch  zur  Einordnung  nicht 
ganz  analoger  Fälle  führt,  z.  B.  eye,  ire :  JüL^.-cye 
geh^  geht. 

Die  Personen  werden  weder  geschlechtlich  noch  nu- 
merisch geschieden;  k  und  TJt  (zweite  Pers.  Sing,  und 
Plur.)  in  i!Ko-K  desine,  ^?^Cü-TJl  desinite  dürfen  nicht 
als  subjective  Personalzcichen  genommen  werden,  son- 
dern es  sind  die  objectiven  Verbalsuffixe,  indem  l\o  ei- 
gentlich continere  heisst,  <J.-?»vO-K  wörtlich  facere-con- 
iinere-te  =  fac  contine  te  =  desine  und  ^^vCMTll 
continete  vos  =  desinite. 

Nach  diesem  allgemeinen  Grundsatz  wird  man  sich 
scheuen  müssen,  auch  in  den  andern  Phallen,  in  welchen 
sich  Spuren  von  Flexion  auf  den  ersten  Anblick  zu  fin- 
den scheinen,  solche  anzuerkennen.  So  heisst  ^Jüiov, 
^JüLOVe,  iJJUOTJt,  komm  Masc.  Sing.,  dagegen  Fem. 
Sing.    <x.JüLH     und    Plur.    coram.    ^JüloitS,     fJtlHSTJf, 


236 


4j.JüLHesTJi  und  ii,jtJt03JiJ5  <J.iJLC«sjtl.  Diesen  Variationen 
ist  sehr  ähnlich  jüloj  accipe^  im  Plur.  JüLa5J-Jli  accipite 
QPeyron^  Lex.  ling.  Copt.  p.  90).  Was  diese  Verän- 
derungen bedeuten,  lässt  sich  nicht  entscheiden,  ohne 
dass  man  die  Etymologie  kennt.  Da  aus  Wurzeln  auf 
einfachen  Vokal  häufig  Formen  mit  hinzutretendem  5 
(vgl.  darüber  weiterhin)  und  Umwandlung  des  Vokals 
entstehen  (vgl.  z.  B.  'j~  geben^  T^,^ ,  Tei ,  TOS  glbd. 
u.  aa.),  so  halte  ich  jülos  wiederum  für  eine  Neben- 
form von  Jüie,  so  dass  es  also  auch  nur  beliebe  heisst 
und  eine  artigere  Wendung  für  nimm  ist.  Sehen  wir 
aber  diese  artigere  Wendung  so  häufig  eintreten^  so 
Averden  wir  auch  wenig  Anstand  nehmen,  das  ^iJLOl  in 
^JUL05-TJl  ebenso  zu  fassen,  also  ^-110 J  eigentlich  mach 
beliebe^  dazu  scheint  dann  TJl  wie  in  ^.T^OJ-TJt  als  ob- 
jeetives  Suffix  hinzugetreten  zu  sein  5  beliebt  euch  = 
kommt.  Die  Form  ^julhj-tti  verhält  sich  zu  ^jülos-tH 
wie  TRI  geben  zu  dem  gleichbedeutenden  toi  5  ^JüLHejTJl 
ist  nur  eine  Nebenform  davon  (vgl.  i  und  ei  im  Wech- 
sel S.  128  und  in  den  Wurzelformen  sehr  oft,  z.  B. 
eme  :  \ne',  ei^ :  i^.  u.  aa.).  Wenn  ^.ixol  aber  zu  ixe 
gehört  und  TU  objectives  Suffix  ist,  so  werden  wir 
keinen  Anstand  nehmen ,  im  Fem.  Sing,  ^-jülh  zunächst 
^-JLie,  also  Jüie  in  der  einfachen  Form  zu  erkennen  5 
zu  diesem  trat  e  als  Zeichen  der  zweiten  Pers.  Fem. 
(vgl.  S.  18)  und  e  +  e  ward  H,  grade  wie  Masc. 
WK'Ke  im  Fem.  fie>v>.H  (aus  ^eX^e  +  e)  ward  (S.  21), 
sodass  ^-JULH  eigentVichheisst  mach  beliebe  dich  =  komme. 

Die  Form  ^JULOT  wird  uns  erst  weiterhin  klar  wer- 
den 5  sie  ist  eine  Pluralform  ^  welche  adverbial  gefasst, 
als  neue  Verbalwurzel  diente  5  dasselbe  gilt  von  ^JUiOTe 
(in  welchem  das  femininale  e  (S.  18)  zur  masculinaren 
Pluralform  getreten  ist,  vgl.  weiterhin) ;  an  diese  Form 
schliessen  sich  die  Imperativ-Formen:  ^-Jli-ovi  (mit 
dialektischem  i  statt  e  im  Auslaut^  vgl.  S.  1 9)  von  ejl, 
ms   führen   (Peyron^    Lex.  ling.  Copt.   p.  8,  9)    mit 


237 


präfigirtem  imperativischen  ^5  ferner  «J.-pj-ovs  (von 
^  +  eps  (ep)  machen)  und  ^-?v5-OV5  (von  ^,  +  e^ 
heben).  Diese  drei  Formen  dienen  im  Sing,  und  Plur. 
beider  Geschlechter  des  Imperativs,  und  wir  dürfen  dar- 
aus schliessen,  dass  die  Beschränkung  von  ^julot, 
^JüLOTe  auf  den  Sing.  Masc.  nur  ein  Zufall  ist,  viel- 
leicht dadurch  herbeigeführt,  dass  sich  für  das  Fem.  und 
für  den  Plur.  bei  diesem  Worte  besondere  Formen  gel- 
tend gemacht  hatten. 

Zu  den  Formen  JULCM5-Jtl,  ^il05-JH,  ^Jtltt5S-Jl5  tritt 
formativgleich  (nur  mit  dialektischem  e  statt  s  im  Aus- 
laut) <J,-Jtl-Jie  der  Bedeutung  nach  gleich  ^JISOVS;  wir 
können  also  schon  hiernach  wie  bei  ^JULOVe  vermuthen, 
dass  auch  in  jiicüS-JlI,  ^ilCümx,  <J.JtlOSJlX  die  Fixirung 
dieser  Formen  für  den  Plural  nur  zufällig  ist  und  dass 
sie  an  und  für  sich  auch  den  Singular  und  das  Fem. 
Sing,  bezeichnen  konnten  j  in  diesem  Fall  dürfen  wir 
unbedenklich  das  Ji  in  ^Jtiov-vfl  mit  diesem  Jti  identifi- 
ciren;  Wenn  sich  nun,  wie  eben  bemerkt^  weiterhin 
erweisen  wird,  dass  sich  neue  Yerbalformen  aus  den 
Pluralformen  auf  OY-e,  ov-3  bildeten,  deren  schliessen- 
des  \  das  femininale  ist,  so  liegt  der  Gedanke  nah,  dass 
sich  einst  auch  durch  Zusatz  des  femininalen  Pluralpro- 
nomen (=  Artikel)  Jis  (jie  S.  44,  47 ,  55)  statt  des 
singularen  i  solche,  verbal  -  brauchbare ,  Pluralformen 
bilden  konnten  (eine  Analogie  dazu  wird  die  arabische 
Pluralbildung  des  Masc.  im  Y  erhältniss  zu  der  des  Fem. 
weiterhin  (unter  C)  bieten). 

Im  Semitischen  hat  der  Imperativ  ebenfalls  keine 
Personalzeichen,  wohl  aber  die  des  Geschlechts  und 
Numerus  5  er  schliesst  sich  zugleich  so  eng  an  die  ent- 
sprechenden Formen  des  Futur  (nämlich  in  der  zweiten 
Pers.  Sing,  und  Plur.),  dass  man  ihn  gradezu  für  ein 
Futurum  ohne  Personalzeichen  erklären  darf.  Diess  zei- 
gen insbesondere  die  Imperativformen  der  schwachen 
Conjugationen  (vgl.  z.  B.  Imper.  ^^_  mit  Fut.  TOH  von 
^qD;  :3Ii;  mit  DU;n  von  3^  II.  aa.).      Es    wird  daher 


238 


geniigen,  die  Formen  des  Kai  mit  einigen  Bemerkungen 
hierher  zu  setzen.  Die  der  derivirten  Vcrbalclassen,  be- 
züglich ihrer  scheinbaren  Abweichungen  zu  erörtern, 
würde  uns  hier  zu  weit  und  von  unserer  Aufgabe  abführen. 
Hebräisch:  Sing.  Masc.  b'iop  (vgl.  ViCpn  S.  220). 
„  Fem.  ^btpp*  (vgl. -^ibpn  S.  220). 
Plur.   Masc.  ^j^JICp*  (vgl.  ^bbpn  S.  228). 

5,     Fem.   n;^  Dp  (vgl.  ni'^bpn  S.  228). 

*  Bemerkung,     Das  —     im    8ing.    Fem,    und  Plur. 
Masc.  ist  durch  den  allgemeinen  Lautcomplex  herbeige- 
führt für  Dp,  wie  das  Fut.  hat. 
Samaritanisch :  Sing.  Masc.  X^^  Fem.  /Tli^^ 

(■■■)  S) 

Plur.     „    taf S       „    ^Jif ? 

(■■)  G)  (■■) 

Bemerk.  1)  Der  organischere  lokal  des  Fut.  () 
welcher  im  Sing.  Fem.  und  Plur.  Masc.  des  Fut.,  ähn- 
lich wie  im  Hebr. ,  durch  den  erweiterten  Lautcomplex 
verdrängt  ist,  ist  in  den  entsprechenden  Formen  des  Im- 
perativs erhalten,  oder  zurückgekehrt  (im  Gegensatz  zum 
Hebr.,  wo  sich  diese  Formen  am  engsten  an  die  des  Fu- 
tur schliessen). 

2)  Masc.  Plur.  hat,  wie  so  häufig  (S.  226),  das 
schliessende  i  eingebüsst. 

3)  Fem.    Plur.    hat   als    Pluralendung   ^i  =  hebr. 

T^2  statt  des  im  Samar.  zu  erwartenden  Jj  ( )  (S.  228) ; 
wie  ich  glaube,  durch  Einwürkung  des  Hebr. 5  will  man 
diess  nicht  zugestehen,  so  muss  man  hier  eine  ganz  ei- 
genthümliche  Dialektvermischung  annehmen  5  denn  die 
Form  DSn,  auf  welcher  das  hebr.  n3  basirt  (S.  227), 
kann  nicht  samaritanisch  sein;  sie  müsste  im  Samar. 
■jlffl)^  lauten  (S.  96). 

Chaldäisch     ^Dp  '^Vop 

^Spp  ND^Dp 

1)  Vgl,  alle  drei  Bemerkungen  zum  Samar.  5  N3 
=:  hebr.  P2j 


239 


2)  Fem.  Sing,  hat  das  schliessende  ]  eingebüsst, 
oder  schliesst  sich  an  eine  Form ,  welche  der  hebr.  Fut. 
Sing.  Fem.  2  entspricht   (S.  220). 

Svrisch  Vo^us  ..J:^a4uo 

o^ijuD    (^o^a^j)  ,-2:^Q>JuO    und    v^oljuo. 

Bemerk.   1)  vgl.  Bemerkung  1  zu  Samaritanisch. 

2)  Masc.  Sing,  hat  vor  dem  Suffix  der  ersten  Pers. 
Sing,  und  Plur.  die  Form  Jl^^o^  =  hebr."  ^üp  (vgl. 
oben  S.  129). 

3)  Vgl.  Samar.  Bemerkung  2  und  Chald.  2,  wo- 
bei jedoch  zu  beachten,  dass: 

a)  im  Masc.  Plur.  auch  die  volle  Form  erhalten 
ist,  vor  Suffixen. 

h)  im  Fem.  Sing,  haben  wir  eine  volle  Form  auf 
.*i^  schon  oben  (S.  139)   nachgewiesen. 

4)  im  Fem.  Plur.  ist  statt  des  pluralen  ^  in  der  ent- 
sprechenden Person  Futuri  das  wesentlich  gleichbedeu- 
tende ^  eingetreten  (wie  im  Plur.  3  Fem.  Praet.  S. 
207  und  sonst)  5  doch  erscheint  auch  die  Endung  ^,  aber 
in  ihrer  stat.  constr.-artigen  Gestalt  (mit  Verlust  des 

Z«     B.    <^    i^Q-JUD     (TL^O^. 

Arabisch  hat  drei  Imperativformen:   1)  von  der  Form 


2)  von  den  um  ^[  und  ^i  gemehrten  (vgl. 
S.  230).  Zur  Erleichterung  der  Aussprache  der  An- 
lautgruppe wird  ein  stutzendes  I  vorgesetzt. 

1.         v_>JC£isl  ^-xÄ^sl 


2.      ,j.x;cÄl 
Plur.  gen,  comm.    j^^JJä! 


^o> 


210 


Aethiopisch    lilQ  [gebare^         ICiL  (gebart) 
laC  (gebaru)        '3n^  (gtbara) 

Bemerkimo".  Der  organische  Vokal  des  Futur,  wel- 
cher im  äthiopischen  Futur  ganz  eingebüsst  war  (vgl. 
S.  212),  ist  hier,  so  wie  im  8ubjunctiv  (einer  sich 
bloss  dadurch  vom  Futur  unterscheidenden  äthiop.  Ne- 
benform des  Futur),  erhalten,  oder  wiedergekehrt,  und 
durch  ß  =  hebr. -^,  arab.    '    repräsentirt  (geschwächt). 

Amharisch.  Hier  schliesst  sich  Imperativ  und  Sub- 
junctiv  eng  an  die  entsprechenden  äthiop.  Formen  und 
Aveicht  daher  ebenfalls  von  der  individuell  -  amhar.  Fu- 
turalform  ab: 

3FflC  (jitbare)  j  'iül,  (nebart) 

Plur.  gen.  comm.  1114-  Qnebaru), 

Wir  haben  somit  die  für  uns  wesentlichsten  Verbal- 
formen des  Aegjptischen  und  der  semitischen  Dialekte 
durchgenommen.  VTir  begnügen  uns,  nur  noch  zwei 
hinzuzufügen. 

1)  Der  von  Ewald  genannte  hebr.  Cohortativ 
(^E^ald^  Hebr.  Gr.  3.  Aufl.  §.  293)  wird  durch  Hin- 
zutritt von  n-^  an  einige  Personalformen  des  Fut.  ge- 
bildet. Schon  Gesenius  (Lehrgeb.  S.  285)  und  Ewald 
(a.  a.  0.)  erinnern  an  das  formal  gleiche  n  —  der 
Nomina,  welches  eine  Richtung  (loärtsj  anzeigt 5  diese 
Zusammenstellung  wird  um  so  sicherer,  da  sich  mit  Ent- 
schiedenheit herausgestellt  hat,  dass  die  Futuralbildung 
eine  Zusammensetzung  mit  einer  nominal  gefassten  Wur- 
zelform ist.  rT5GT""NJ  lässt  sich  also  gradezu  erklären 
ich  -  Sang  -  wärts.  Dieses  n  —7-  lässt  sich  nicht  vom 
äthiopischen  Accusativzeichen  V  QidJ  trennen  QLudolf 
Gr.  aeth.  p.  112),  welches  jedoch  auf  die  Verbindung 
mit  Eigennamen  beschränkt  ist.  Mit  diesem  ha  ist  wie- 
derum, innig  verwandt  die  amharische  untrennbare  Prä- 
position III  oder  »5  Qia)  xu  u.  s.  w.  (^Ludolfj  Gr.  amh. 

p.  47).     Dieses  n- 5  hä^  hä  erinnert    aber    sogleich 

an  ägjpt.  ^^,   Gesicht^  welches  als  Präposition  wärts^ 
gegen  ^   »u   bedeutet   und  in  der  verwandten   Form   gH 


241 


auch  postpositiv  gebraucht  wird,  z.  B.  |  ^*^'^^"3  &** 
cor  am  eo  ^  obviam  ei  (^Peyron^  Lex.  ling.  Copt.  p. 
335).  Bemerkt  ist  schon  (S.  IST),  dass  auch,  hebr. 
jn  ein  Plural  von  n  =  ägypt.  g^  ist  (^Gesichter^  ad- 
verbial gebraucht  für  sieli)  und  für  organischeres  y\T^ 
steht.  Weiterhin  wird  sich  dieses  als  Plur  gen.  fem. 
j  nach  Analogie  der  sjr.,  chald.  und  samar.  Femininal- 
endungen  ^  ergeben  (vgl.  C)  und  dann  auch  klar  wer- 
den, dass  das  arab.  ^jj^,  wodurch  die  Imperativische 
Form  gebildet  ward  (S.  231),  diesem  ]n  entspricht,  so 

wie  das  ^jl  des  energ.  Fut.  (S.  23  J)  der  hebr.  Form 
il^P»  Diese  Zusammenstellung  zeigt  uns  zunächst,  wie 
das  Arabische  selbst  mit  seinem  energetischen  und  im- 
perativischen  Futur  nicht  ganz  einsam  steht,  sondern 
einen  flexivischen  Anfang  consequent  durchgeführt  hat. 
Das  äthiop.  ha  ==  hebr.  n  ^  zeigt  uns  aber  das  d^  wel- 
ches wir  so  oft  als  die  durch  phonetische  Abschwächung 
entstandene  Femininalendung  des  Plurals  erkannt  haben 
(vgl.  S.  103,  208)5  ihm  würde  organischer  hebr.  in 
statt  n  entsprechen  5  indem  dieses  an  eine  Wurzelform 
tritt,  büsste  es  wie  gewöhnlich  sein  n  ein;  so  blieb  ei- 
gentlich nur  *) ,  welches  mit  Uebergang  in  ^  und  stützen- 
dem n  (wie  in  ntSn  und  oft)  n^,  mit  Uebergang  in 
und  stützendem  n,  wie  noch  häufiger  (vgl.  n^S?  HT 
u.  aa.)  n  ward ,  wie  die  Nebenform  dieses  n  ^  lautet 
(GeseniuSf  Lehrgeb.  288,  Anm.  2).  Die  Form  in 
entspricht  aber,  abgesehen  von  dem  so  oft  eingebüssten 
schliessenden  ]  (vgl.  S.  96  und  chald.  Nn  5  samar.  A^^ 
syr.  foi  als  Reflex  von  jn)^  der  organischeren  Form  von 
jT),  welche  ]"jn  lauten  musste,  also  auch  dem  arab.  ,j|, 
wodurch  sich  die  Formation  des  hebr.  Cohortativ  und 
des  arab.  Imperativ  noch  entschiedener  als  ursprünglich 
identisch  erweist;  denn  der  Verlust  des  ]  begründet 
eben  so  wenig  hier  einen  wesentlichen  Unterschied  als 
z.  B.  in  den  syrischen  Doppelformen  (mit  und  ohne  n) 
im  Praet.  Plur.  3,  Imperat.  Plur.  und  sonst  vielfach. 

16 


242 


2)  erwähne  ich  die  dem  Amhai*.  ganz  eigenthümliche 
Bildung  seines  sogenannten  Präsens,  weil  sie  insbeson- 
dere vom  allgemein -sprachwissenschaftlichen  Standpunkt 
aus  sehr  interessant  ist.  Sie  geschieht  durch  Hinzutritt 
von  älä  und  Suffixalformen  der,  der  auszudrückenden 
Person  entsprechenden,  Pronomina  an  das  Futurum.  Die- 
ses älä  ist  aber  =  dem  oben  erkannten  organischen 
•»blN^  wörtlich  äi^-«m  (S.  105)5  hierbei  will  ich  nun, 
eine  frühere  Ableitung  genauer  formulirend,  bemerken, 
dass  in  hebr.  u.  s.  w.  "»bN  (S.  59)  das  N ,  J<  nicht  dem 
ägjpt.  e  entspricht,  sondern  ebenfalls,  wie  in  ViN  fS. 
105),  dessen  Pluralform  ist,  also  - —  und  —  ,  wie 
gewöhnlich,  für  organisches  "1  steht  und  das  N  in  "^^N 
mit  dem  N  in  H^N  C^«  103)  identisch  ist  5  diesem  '^'ti 
entspricht  das  eben  zu  behandelnde  amhar.  a^«^),  so 
dass  das  amhar.  Praesens  3  Sing,  einem  hebr.  V^N  VDp") 
u.  s.  w.  entspricht 5  diese  Zusammensetzung  macht  es 
mir  wahrscheinlich,  dass  die  eigentliche  Bedeutung  die- 
ser Form  nicht  eine  präsentive,  sondern  eine  gemildert- 
reflexive  Avar,  dass  diese  Form  also  eine  Art  Atmane- 
padam^  ein  Auf-sich-Würken  des  Handelnden  aus- 
drückte. —  Wir  müssen  diese  Formation  einzeln  durch- 
gehen,   da    sie  uns  auch  hier  noch    Interessantes   bietet. 

Sing,  dritte  Pers.  Masc. ;  im  ¥\\i\xv.  jtnabtr  {b)^  im 
Praes.  jmaher-äh  5  äh  ist  hier  aus  in  ^h?1N  (organischere 
Form  für  hebr.  vVn)  entstanden ;  und  schliesst  sich  zu- 
nächst an  die,  dem  letzteren  entsprechende,  äthiop.  Form 
all 'hü  (in  l-alihiiier  selbst^  Ludolf  ^,  117);  der 
Verlust  des  /t,  die  Abschwächung  des  Vokals  zu  amhar. 
£  sind  uns  oft    vorgekommen  ]    also    die    Form    =  hebr.  « 


1)  d  für  organisch  IN  (S.  227),  ä  abgestumpft  aus  '^-— _  für 
organisches  i  — —  (vgl.  Piuralbildung  der  Nomina);  sonst  ist  diese 
Form  im  Amhar.  nicht  bewahrt",  auch  im  Aethiop.  erscheint  sie 
nur  in  Zusammensetzungen,  da  hier  äli,  in  AA.P  (l-ali-jd)  ich 
selbst)  J^JSj{i  Q-ali-ka)  du  selbst  u.  s,  w.,  ==  hebr.  ^Vn  ist,  so 
dass  lalija  u.  s.  w.  einem  hebr.  "^b^b  u.  s.  w.  entspricht. 


243 


Dritte  Pers.  Fem.  Fut,  tenabtr  (f) ,  Praes.  tena- 
htr'äla-tjs'j  fjs  ist  =  hebr.  n^  dem  Pronom.  3  gen. 
fem.  (8.  15),  welches  wir  auch  im  Praet.  3  Sing-, 
Fem.  gebraucht  sahen  (ß.  195) ;  äla-tje  entspricht  also, 
zwar  nicht  bezüglich  der  Pronominalform,  wohl  aber  be- 
züglich der  Bedeutung,  dem  hebr.  n  "^Sn  :  H^bN  Vopp. 

Zweite  Pers.  Masc.  Fut.  ttnaber{t)^  Praes.  tena- 
htr-dla-che  (51)?  wo  Mache  ganz  gleich  hebr.  TJ^^N 
(vgl.  die  amhar.  Suffixalform  S.  11 7)  5  also  TI^^^N  V^i^H. 

Zweite  Pers.  Fem.  Fut.  tsnabsri^  Praes.,  mit  Liqui- 
dirung  des  i  vor  folgendem  Vokal  (grade  wie  im  Sans- 
krit), tsnaberj-äla-shs  (wegen  shs  vgl.  S.  119),  also 
^^Icichsam  hebr.  "TJ^lbN  "^biPIDn. 

Erste  Pers.  Fut.  tnabere  ^  Praes.  enab(r-äla-hue '^ 
das  Personalsuffix  hus  ist  hier  dasselbe,  wie  in  der  er- 
sten Pers.  Praet.  (vgl.  S.  204);  also  •^b_N  V'tOpN. 

Plur.  dritte  Pers.  jtnaberu^  Praes.  mit  Verlust  des 
n:  jtnaber-älu^  diu  ist  aus  älahu  zusammengezogen 
und  steht  für  organischeres  a/a-Äi^m  (vgl.  äthiop.  ^-a?«- 
Iiom-u  sie  selbst^;  das  schliessende  m  ist  eingebüsst, 
wie  in  hus  (in  tje-hue)  =  äthiop.  kem-u  (vgl.  S.  125); 
also  ü:i;bs  ^blO|D\ 

Zweite  Pers.  Fut.  hnabsru^  Praes.  tmaber-äla-^ 
tffhue  5  als  Personalsuffix  dient ,  wie  in  der  ersten  Pers. 
Sing.,  dieselbe  Form  wie  im  Praet.  (vgl.  S.  209); 
also  gleichsam  ÜD^^S  ^^lOpn  (eigentlich  ^N  ^bppn 
Uzp^S  S.  125). 

iSrste  Pers.  Fut.  nsnaber{b)^  Praes.  nenabtr^dla- 
ne,'  über  ns  als  Personalsuffix  vgl.  S.  134;  also  gleich- 
sam  ?)3t^NI  VüpD. 

C.     N  o  m  i  II  a  l  f  1  e  X  i  o  n . 
/.   Casushildung, 

Die  semitische  Sprachfamilie  hat  bekanntlich  ursprüng- 
lich keine  Casiisflcxion.  Die  casusartigen  Beziehungen 
werden  thcils  durch  Nebeneinanderstellung  —  j^tatus  con- 

16* 


244 


structus  5  wobei  einige,  dem  grammatischen  Princip  nach, 
bloss  phonetische  Affectionen  des  voranstehenden  Wor- 
tes eintreten  —  theils  durch  präpositionsartige  Verwendung 
ursprünglich  nominal  aufgefasster  (vgl.  oben  B.  154  und 
weiterhin)  Wörter  ausgedrückt.  In  diesem  zweiten  Ver- 
fahren liegen  die  Anfänge  einer  ächten  casualen  Flexion. 
Hätte  sich  aus  der  Verbindung  beider  Begriffe  und  Wör- 
ter im  Sprachbewusstsein  der  Begriff  casualer  Katego- 
rieen  entwickelt,  d.h.  hätten  die  Präpositionen  ihre  Be- 
deutung so  sehr  erweitert,  dass  sie  fähig  wurden,  eine 
cusuale  Kategorie  zu  decken  (ähnlich  wie  z.  B.  in  den 
romanischen  Sprachen  die  flexivisch  verwendeten  römi- 
schen Präpositionen  (z.  B.  franz.  de^  a),  im  Englischen 
die  deutschen  (o/^,  ^o)),  so  würden  sie  dem  Sprachbe- 
wusstsein  in  derartigen  Verbindungen  bald  nicht  mehr 
in  ihrer  speciellen  Bedeutung  vorgeschwebt  haben,  son- 
dern nur  als  Modificationselemente  des  Nominalbegriffs, 
und  alsdann  bedurfte  es  nur  eines  jener  äussern  Momente, 
welche  die  Sprache  einer  vollständigen  Umformung  ent- 
gegenführen (nämlich  Verharren,  oder  Rücktritt  des 
Sprachvermögens  in  die  Unmittelbarkeit,  concreter  ge- 
sprochen^ einer  vollständigen  Ablösung  der  Volkssprache 
vom  Einfluss  einer  gebildeten),  um  die  begrifflich  voll- 
endete Flexion  auch  äusserlich,  durch  Ineinanderwachsen 
der  Präposition  und  des  Nomons^  zu  fixiren. 

So  sehen  wir  denn  auch  in  den  semitischen  Sprachen, 
wie  sich  in  den  später  fixirten  das  Bewusstsein  der  Ca-  j 
sus-Kategorieen  schärfer  ausspricht,  als  in  den  früher 
fixirten.  Wenn  sich  z.  B.  das  Hebräische  zur  Bezeich-  f 
nung  des  Genitivverhältnisses  fast  durchgängig  mit  der 
blossen  Aneinanderrückung  (stat.  constr.)  begnügt,  so 
sehen  wir  im  Syr.  ?,  Chald.  "1,  Samar.  T,  Neuarab. 
I  j  QGesenius^  Lehrgeb.  d.  hebr.  Spr.  p.  672),  Aethiop. 
H  (jicQj  Amhar.  P  Qa)  verwendet,  welche  alle  dem 
hebr.  T  (in  HT  u.  s.  w.  vgl.  weiterhin)  entsprechen  und 
aus  dessen  relativischem  Gebrauch  (vgl.  die  relative  Be- 
deutung von  9    im  Svr.  bei  Uoffmann^  p.  163)  hervor- 


245 


gegangen  sind  (vgl.  die  Verwendung  von  Demonstrativen 
als  Relativa  in  vielen  Sprachen,  griech.  t6^  deutsch  der^. 
Auch  im  Hebr.  finden  wir,  bei  genauerer  Bestimmung 
des  genitivischen  Verhältnisses  Präpositionen  verwendet, 
z.  B.  b  "^^N  (vgl.  chald.  b"^!  von  ^-l  =  hebr.  HT  (s. 
weiterhin)  unil  ^).  Im  Neuarabischen  finden  wir  so- 
gar besondere  Nomina  zu  diesem  präpositionalen  Gebrauch 
herabgeschwächt 5    so    cüüo    (rntaj^    oder   cUü   (Vta'J 

Eigenthum^  oder  ^y^  (hhakh)  Recht^  z.B.  i^U^s 
^j-  LJ!  cLäj  eigentlich  Buch  Besitx  des  Diebs  =  Buch 
des  Diebs  (vgl.  Gesenius  a.  a.  0.,  Caussin  de  Per- 
cevaly  Gramm,  arabe-vulg.  p.  44,  55).  Der  Gebrauch 
von  b^ta  ^  rata  gilt  bis  jetzt  für  niedrig  {Causs.  de 
Ferceval  p.  55)  5  es  bedarf  aber  nur  einer  neuen  Bnt- 
wickelung  der  arabischen  Volkssprache  zur  litterarischen, 
um  ihn  als  den  angemessensten  zu  fixiren.  Nicht  un- 
ähnlich ist  die  sanskritische  Genitivendung  sja^  z.  B. 
(^iva-sja^  welche  ein  aus  der  Wurzel  as  durch  das 
Suffix  ja  gebildetes  Suffix  ist  und  eigentlich  Possessiv- 
bedeutung hat  5  sie  ist  identisch  mit  dem  Adjectivsuffix 
sjay  so  dass  ^iva-sja  kategorisch  gleich  ist  dem  Thema 
manu-s  (li)  ja  und  beides  eigentlich  bedeutet  seiend  von^ 
^iva-sja  seiend  von  ^iva  (y=  des  ^ivci) ^  manu  - 
s  (li)  ja  seiend  't^on  Manu  (=  Mensch). 

Im  Alt  arabischen  bildete  sich  durch  Vokalschwächung 
(u  in  a)  zunächst  ein  Gegensatz  obliquer  Formen  zu 
der  direkten  5  durch  weitere  Schwächung  («  zu  i)  spal- 
tete sich  die  oblique  Form  in  zwei.  Die  erste  Form 
auf  a  mit  der  Nunnation:  an  wird  auch  im  Neuarabi- 
schen angewendet,  jedoch  mehr  adverbial,  z.  B.  Ltjj 
(fesiän)  aus  Furcht  (Causs.  de  Perceval  p.  45); 
noch  bestimmter  scheint  sie  im  Amhar.  bewahrt,  wo  ns 
den  Accus,  bildet,  z.  B.  (D'i^  (vandf)  Mann^  Accus. 
Sing,  vandt-nf^^  Accus.  Plur.  G)'JJB^^  (yandafjt-nf)^ 
Fem.  Accus.  Sing,  fb^l  (sete-m)  Frauy  Plur  th-^^Ti 
(selotjt-nhj. 

Sehen  wir  so  innig  verwandte  Sprachen    so  ausein- 


246 


andertreten  _,  so  wird  es  uns  auch  nicht  überraschen, 
wenn  wir ,  bezüglich  der  Bezeichnung  der  Casuskate- 
gorieen ,  auch  das  Aegyptische  vom  Semitischen  abwei- 
chen sehen.  Doch  ist  auch  hier  die  ursprüngliche  üeber- 
einstimmung  noch  deutlich  zu  erkennen. 

Wie  im  Semitischen  wird  auch  im  Aegyptischen  das 
genitivische,  oder  diesem  ähnlich  aufgefasste,  Verhältniss 
ursprünglich  durch  blosses  Aneinanderrücken  der  in  die- 
ser   Beziehung    stehenden  Wörter  ausgedrückt ,    und  es 
treten  auch  hier   phonetische  Umwandlungen  des  voran- 
stehenden Wortes  ein,  welche  man,  nach  Analogie  des 
Semitischen  _,  ui^ter  dem  Namen  des  stat.  constr.  zusam- 
menfassen kann.    Allein,  wie  im  Hebr.  das  voranstehende 
Wort,  wenn  es  einen  geringen  Lautcomplex  hat,  z.  B. 
b:D,    in  diesem  Zusammenhang  mit  dem  folgenden  durch 
Makkeph  verbunden  wird,  so  tritt  im  Aegyptischen,  da  i 
hier  die   Wörter   im    Allgemeinen    weniger   umfangreich  | 
sind ,    als  im  Semitischen  (worüber  im  Fortgang    dieser 
Untersuchung),     stets    Zusammenrückung    ein.      Ausser 
diesem  Verfahren    dient  aber,    wie   im  Semitischen,   zur 
genaueren  Bestimmung  casualer  Verhältnisse,    die   Ver- 
wendung von,  zu  Präpositionen  herabgesunkenen,  Nomi- 
nibus ;  von  diesen  sind  drei  ji,  jül  (vgl.  S.  66^^  e  in  ihren 
Bedeutungen  schon  sehr  erweitert  5  ii,  jül  dienen  zur  Be- 
zeichnung aller  unserer  casualen  Verhältnisse  ausser  No- 
min, und    Accus,    (also    Gen.,    Dat.,    Accus.,    Abi.),    e 
zur  Bezeichnung   unsers    Dat.  und  Accus,    (vgl.    wegen 
der  Etymologie    dieser   Präpositionen    S.  60,    66  ^  69). 
Daher  finden  wir  das  genitivische  Verhältniss  in  dersel- 
ben Verbindung  bald  durch  blosses  Aneinanderrücken,  bald 
präpositional  (durch  Jl,  JUl)  bezeichnet.  —  Für  den  Ge- 
brauch des  stat.  constr.   wird   man   mir    einige    Beispiele 
anzuführen  erlauben:    ß^?V-^ßa3K    oculus    corvi    (faba 
graeccQ^  pejüL-^iie  theb.,    ?\ejUL-'i-JULl   baschm.  neben 
peJÜL-Jl-^JUü  memph.  homo  pagi  (jpaganus)'^    peAl  ist 
stat.  constr.   von  pcwiie    (|/  peJUL  =  hebr.  ZT,  in  D^"^, 
ZXTS  erhaben:    der    aufrecht   gehende^ *y     peJüL-p^cy, 


—     247    

baschm.  ?^ejüL-?vHcy  eigentlich  Mensch  des  Maasses : 
homo  modeslus  (vgl.  nog-Jl-pcwcy  eigentlich  Strick 
des  Messens^  über  die  Vokalisation  durch  cw  :  H  s.  wei- 
terhin) 5  JtlOT-e^OOTe  aqua  lotionum  neben  JüLOY-Jl- 
ejoOTe,  wo  110 Y  stat.  constr.  von  iioov  (=  hebr. 
D^O)5  JULO V-€e?vgO ,  neben  JtlOV-Jl-ce?^gO  eigentlich 
Wasser  des  Warmseins  ==  warmes  Wasser  (vgl.  hebr. 
Ll^'ll^n  ^D  Wasser  der  Bitterkeiten  ==  bitteres  Wasser 
II.  aa.  bei  Geseniusj  Lehrgeb.  §.  löS,  d  und  §.  176, 
ilj  5  JtlO-gOüZ.  aqua  frigida^  wo  JULOOV  im  stat.  constr, 
noch  stärker  verkürzt  ist  5  e?^e?v-cyOTa:OT  uva  passa 
(von  cyooTe  arescere^  ariditas)^  gleichbd.  ist  e^- 
cycüOT,  wo  eK  eine  Art  stat.  constr.,  ebenso  e?^e?^- 
KHJUie  uva  nigra  ^  e^e?^  -  gHJtlÄ  uva  acerba  (vgl. 
^JULÄ  acetum^ ;  C^-JULJIT  pars  occidentalis  (von  ejüLJlT 
occidens^ ,  eien-C^  (eigentlich  Schmuck  des  Schönen^ 
schöner  Schmuck^  5eß-a|a3T  Ifunst  des  Handelns^ 
^jotiatio^  p^-CWgc  Handlung  des  Mähens^  p^- 
o^oS  actio- faciendi  opus  (der  zweite  Theil  ist  aus 
p  facere  und  goß  o/7m«  zusammengesetzt)  5  p<j,-a|?sHg 
actio  derivandi  aquam  QPeyronj  Lex.  ling.  Copt. ,  p. 
40  b);  Jieß-5CügJ  dominus  agri]  j^g-covo  Acker  der 
Frucht  =  Fruchtacker^  wo  J^g  stat.  constr.  von 
\cyg5;  ebenso  J<x.g-^-?vO>v3  Traubenacker;  5^.g-cycyHJl 
(  HaumackerJ  Wald;  jj,g-ÄCW5T  (äcüJT  =  hebr.  n")l) 
Olivenacker^  daneben  mitgcnitivi.*chcm  Jt :  5J.g-A-epil^ll 
(  epiJL<J,Jl  =  hebr.  ]iD"))  Granatenacker  ^  ferner  eov- 
pKC  ventus  Austri^  wo  eov  stat.  constr.  von  OHOV 
'-entus;  UL^-pHC  locus  Auslri  (das  südliche  Aeg.vp- 
n,  Ober-Aegypten),  von  JüL^,  welches  sehr  oft  in 
Zusammensetzungen  dieser  Art  vorkömmt  und  gewöhn- 
lich das  genitiv.  k  annimmt  (^Peyron^  Gr.  ling.  Copt. 
p.  25,  liosellini^  Elem.  ling.  Aegypt.  p.  13;  Schott» 
ed.  Woide  p.  15);  c^S^-pHC  pars  Austri  neben  c^- 
iül-n-pHC,  mit  genitiv.  Jl  (oder  Jtl  S.  60)  und  Artikel 
H;  peiJL-pHC  homo  Austri^  ein  Oberägypter  ^  Kencyo, 
KHCnoio,  K<i.ncy^  (heb.,  ^<j.ncy^  memph.^  terra  arc- 


248 


nosa    gehört    ebenfalls   hielier^    es   ist   aber  nicht  ^    wie 
Rossi  (Etjm.  Aeg.  p.  243)  annimmt  und  Peyron  (Lex. 
ling.  Copt.  p.  69)   zu  billigen  scheint :    KH  Qpositus)  -  e 
ßrQ-JV  (Artikel)  -  cyo    (arena)  ^   sondern    K<J.g    Land 
und   n-a|0    Trockenheit    (vgl.    cyoOTe    oben)  5    ferner 
K«J.C-po    eigentlich    Knochen    des    Gesichts   =    Kinn^ 
K^.C-ßHT  Knochen  der  Heite  ==   Rippe ;  hieher  gehört 
auch  das    von  Herodot    angeführte    ägypt.    xaldai^igj 
in  der  Bedeutung  ud/iuoi  (II,   164)  ist  es  kopt.  Äe?^- 
cyHpi  Jüngling^  dessen  zweiter  Theil  zu  cyHpe   ^ohn 
gehört ;  über  die  Etymologie  des  ersten  Theiles  will  ich 
noch    nicht    entscheiden;    xaldoiQig    in    der   Bedeutung 
'Ai&ihv    Xiveog   tibqI    rd    ayJlea    &vaarwTog    (II,    81) 
ist  kopt.  K4J.^-ty«J,p  aus  K^X  crura    und    ty«j,p    vestis 
Beinkleid^  und  für  yMldaiQig    ist  sicher  xaldaaQig   zu 
schreiben;  diese  Zusammensetzung  entspräche  nicht  ganz 
dem  somit,  stat.  constr.;  es  ist  aber,  Avie  in  dem  gleich 
zu  erwähnenden  Xl-Jl^cyT-JUL^Kg ,    das    adjectivische  Jt 
vorzusetzen;  ferner  Ziec-KJ'i^  memph.  Hälfte  der  Di- 
drachme^  wo  atec,    stat.  constr.  von  ZOC;    theb.    ent- 
spricht (fic-KiTe  und  (Tbc;  man  vergleiche  auch  ölc- 
Tß^  neben  (Tic-Jl-Tß^    Hälfte  einer  Myriade;   hier 
will  ich  auch  als  ganz    analog  dem  hebr.  Gebrauch  des 
stat.    constr.    in  ?^")JJ  H^p    Qhart   des   Nackens^    hart- 
näckig ^  vgl.   Gesenius  ^  Lehrgeb.  S.  678)  das  gleich- 
bedeutende und  gleichartig  zusammengesetzte  jl-jl<j,cyT- 
lliJ-Kg  erwähnen,   von    ji^cyT    (mit  Vorsatz  des  geni- 
tivischen, hier,  in  unserm  Sinn,  adjectivischen  Ji)   hart 
und  JüL^J-Kg  Hals^   man    vergleiche    ohne  dieses   ji:    p- 
Jl^,cyT-JüL^Kg  hartnäckig  sein  (p  von  epe)  und  juljit- 
n^J-cyT-JUL^-Kg     Hartnäckigkeit     (wo    JULJlT    Abstract- 
präfix).     Ferner  cyen-JU.opT  tonsura  barbae^  wo  cyen 
von  cytüll    (stat.  constr.);    man    vgl.  auch  cyß-ÄCü,  ei- 
gentlich    Schur    des    Kopfes   ==    Kahlköpfigkeit    (vgl. 
Griech.  Wzllex.  I,    174    ff.,    wo  die  Wörter  für   kahl 
ebenfalls  aus  Wörtern  mit  der  Bedeutung  scheeren  her- 
vorgehen) ;  cyß  ist  hier  stat.  constr.  von  cy wß  =    cycün 


249    

(S.  11)5  eine  andere  Form  des  stat.  constr.  ist  ojoß. 
Ferner  jij.cynHp3  von  JiOTcyn  Scheuche  (ji<5.cyn  stat. 
constr.)  und  ilHpl  coturniic^  Vogelscheuche.  Jieg-cyXg-(J, 
zusammengerückt  aus  Jieg  {concutere  hier)  concussio 
und  cy?^g  (2^o^8)  Furcht;  über  q  vgl.  man  weiter- 
hin 5  also  Schütteln  der  Furcht 'y  C<J.-0VJI<^11  oder 
c^-OV5Jl^JUL  oder  c^  -  SCWJl^JUL ,  eigentlich  TÄci7  ö?cr 
Rechten  :  xur  Rechten^  c5-poove  (cß  stat.  constr. 
von  CHße  arundo)y  eigentlich  arundo  spicae^  der  un- 
tere  Theil  des  Rohrs, 

Diese  Beispiele,  welche  sich  leicht  mehren  Hessen 
und  zu  denen  gelegentlich  noch  einige  treten  werden, 
genügen ,  um  die  Nebeneinanderstellung  und ,  in  Folge 
davon  ^  bloss  phonetische  AfFection  des  voranstehenden 
AV^ortes  als,  auch  im  Aegypt.  bestehende,  alte  Weise 
der  Bezeichnung  nächster  casualer  Verhältnisse  fest- 
zustellen. 

Da  wir  bezüglich  des  präpositionalen  Gebrauchs  zur 
Bezeichnung  casualer  Beziehungen  keine  Uebereinstim- 
mung  in  den  nächst  verwandten  semitischen  Dialekten 
fanden,  so  werden  wir  noch  weniger  eine  solche  mit 
dem  ferner  stehenden  Aegyptischen  erwarten  dürfen.  Um 
so  auffallender  ist,  dass  sich  dennoch  selbst  hier  mehr- 
fach üebereinstimmungen  ergeben  5  so  vollständig  bezüg- 
lich des  hieroglyph.  p  =  kopt.  po  =  hebr.  b  u.  s.  w. 
(S.  59),  theilweise  in  hebr.  "^Sn  ==  kopt.  epo,  welche 
sich  dadurch  schieden,  dass  im  Semit.  N  (für  "^N  S. 
242)  und  ^V  Plurale  sind,  während  im  Aegypt.  der 
8ing.  derselben  Worte  e  und  po  entspricht.  Den  Sin- 
gular e  werden  wir  weiterhin  mehrfach  im  Semitischen 
finden  (in  S^N  =  e^o'h ,  "^IN ,  r]N,  IDN  (zunächst  von 
p)  u.  aa.,  wo  N,  wie  sich  ergeben  wird,  stets  dem 
kopt.  e  entspricht) ;  ebenso  andere  Präpositionen ;  .  am 
interessantesten  würde  die  vollständige  üebereinstimmung 
des  äthiop.  tii^  (jntta)  mit  dem  ägypt.  JiTC,  JlT^ 
(S.  73)  sein,  indem  es  der  Form  nach  identisch,  ganz 
wie  dieses,  die  Bedeutung  eines  Relativ-  und  Genitiv- 


250 


Zeichens  und  mancher  Präpositionen  hat  (^Ludolf  p.  365} ; 
allein  es  entsteht  hier  die  Frage,  ob  diess  nicht ,  wie 
manches  Aethiopische ,  dem  Aeg-yptischen  entlehnt  ist; 
für  diese  Annahme  spricht  der  Umstand,  dass  dieses 
Wort  in  der  relativen  Bedeutung  und  als  Genitivzeichen 
sich  in  den  übrigen  semitischen  Dialekten,  so  weit  mir 
bekannt,  nicht  nachweisen  lässt^  dagegen  —  also  da- 
für, dass  es  altsemitisch  sei  —  der  Umstand,  dass  es 
in  präposilionaler  Bedeutung  wenigstens  im  Hebräischen 
nachweisbar  ist.  Denn  es  ist  das  hebr.  HN,  welches, 
wie  das  Dagesch  im  n  in  der  Verbindung  mit  Suffixen  zeigt 
(z.  B.  '^rjSf  TjDN  u.  s.  w. ,  Gesenius^  Thes.  p.  167), 
für  n3N  steht  und  nicht  mit  dem  absolut  verschiedenen 
organischen  HIN,  welches  oben  besprochen  ist  (ß.  105), 
zu  verwechseln  ist.  Der  Etymologie  nach  (S.  75)  heisst 
es  xur  Handp  daher  äthiop.  und  hebr.  bei^  mit  u.  s.  w. 
Durch  dieses  präpositionale  Wort  wird,  beiläufig  bemerkt, 
im  Aethiopischen  (ähnlich  wie  im  Aegypt.  S.  73)  der 
Singular  eines  Possessivpronomens  gebildet,  nämlich  durch 
Zusammensetzung  mit  den  Pronominalsuffixen,  denen,  wie 
auch  in  andern  Possessivpronominibus,  Ä  ä  vorausgeschickt 
wird,  indem  zugleich  der  Yokal  des  ta  in  i  übergeht, 
also  z.  B.  ensti-a-ja  (j=  ägypt.  JlTH-l)  meiri'^  den 
Uebergang  des  ii  in  i  weiss  ich  nicht  mit  Sicherheit  zu 
deuten  5  ob  a  mit  ägypt.  e  =  hebr,  K  -xu  zu  identifi- 
circn  ist,  wage  ich  noch  nicht  zu  entscheiden.  Der  Plural 
dieser  Possessivpronomina  wird  so  gebildet,  dass  an  die 
Stelle  von  tn^ti  :  ili  tritt^  dieses  letztere  ist  augenschein- 
lich =  hebr.  HylN  (S.  103)  und  da  das  diesem  ent- 
sprechende äthiop.  elä  auch  relative  Bedeutung  hat  (Lw- 
dolf  ^,  J18,  vgl.  oben  S.  103),  sowie  auch  ttuta^ 
so  werden  wir  als  eigentliche  Bedeutung  dieser  Zusam- 
mensetzung im  Sing,  fneti-a-ja^  welches  -  s^u  -  mir  = 
meus^  a  und  im  Plur.  di-a-ja  xcelche  - ^u  -  mir  = 
meiy  meae  hinstellen  müssen. 

Ehe  wir  diesen  Abschnitt  über  Bezeichnung  casualer 
Verhältnisse  schliessen,  will  ich  noch  zwei  aUgemeincre 
Bemerkungen  hinzufügen.     Erstens ,    wie  in  den  später, 


251 


als  z.  B.  das  Hebräische  5  fixirten  semitischen  Dialekten 
(las  Bewusstsein  casualer  Verhältnisse  mit  grösserer  Be- 
stimmtheit hervortritt  (ß,  244  ff.),  so  entschieden  auch  im 
Aegjptischen  im  präpositionalen  Gebrauch  des  Ji  (jul) 
und  e.  Es  ist  in  diesen  schon  eine  Flexion  anzuer- 
kennen, insofern  die  eigentliche  Bedeutung  derselben  in 
diesem  Gebrauch  untergegangen  ist  und  sie  dem  Sprach- 
bewusstsein  bloss  als  Zeichen  casualer  Abhängigkeit  ent- 
gegentreten. Zweitens  —  bezüglich  der  Entstehung  ca- 
sualer Flexion  im  Allgemeinen  —  zeigt  uns  der  indo- 
europäische Sprachstamm  wesentlich  denselben  Gang, 
^^  eichen  wir  im  Aegjpto-Semitischen  erkannt  zu  haben 
glauben.  Auch  hier  beweist  die,  in  den  Einzelsprachen 
mehr  oder  weniger  erhaltene,  Compositionsfähigkeit, 
welche,  je  höher  man  hinaufsteigt,  desto  umfassender 
erscheint,  während  sie  in  der  weitern  Sprachentwicke- 
lung immer  mehr  verschwindet,  dass  in  einer  der  älte- 
sten Sprachperioden  das  Aneinanderrücken  der  in  casua- 
ler Beziehung  stehenden  Nomina  dem  damaligen  Ver- 
ständlichkeitsbedürfniss  (denn  das  Yerständlichkeitsbedürf- 
niss  und  die  ihm  entsprechende  Bestimmtheit  des  Aus- 
drucks ist  individuell,  nationell  u.  s.  w.  und  sprachperiodisch 
verschieden)  genügte.  Allein  die  indo-europäischen  Spra- 
chen sind  in  einem,  geistig  bei  weitem  mehr  fortge- 
schrittenen. Zustand  fixirt,  als  die  ägyptc-semitischen, 
sowie  diese  in  einem  fast  gleichen  Verhältnisse  zu  der 
chinesischen  stehen.  Zur  Zeit,  als  die  indo-europäische 
Gesammtsprache  sich  fixirte  ,  war,  zum  Zweck  casualer 
Bezeichnung,  an  die  Stelle  der  Aneinanderrückung  durch- 
weg llexivische  P'ormation  getreten  und  die  Aneinander- 
rückung  erhielt  sich  nur  in  bestimmten  Gränzen.  Die 
llexivischen  F'ormen  aber  entstanden  aus  dem  Bedürfniss 
bestinimterer  Bezeichnung  der  casualen  Beziehungen; 
dieses  zu  befriedigen,  diente  der  Zutritt  von  Wörtern, 
welche,  ihrer  eigentlichen  Bedeutung  nach,  dazu  fähig  wa- 
ren (z.  B.  im  Dativ  sanskr.  abhi:  «m,  vgl.  lat.  H-bi 
=  sanskr.  lubhi-am^  eigentlich  </u-«m  =  (/tr,  G riech. 


252 


Wzllex.  U,  104  grade  wie  ägypt.  e,  pO  und  hebr. 
^  «u  (S.  59  ff,)).  Ein  genaueres  Eingehen  in  diese 
Formationen  würde  uns  zu  weit  von  unserer  eigentlichen 
Aufgabe  führen 5  ich  bemerke  nur,  dass  dieser  Satz  für 
die  Mehrzahl  dieser  Formationen  schon  bewiesen  werden 
kann  5  danach  kann  er  hypothetisch  auch  für  die  Fälle 
gelten^  wo  die  weitere  Geschichte  der  Flexionszeichen 
ihren  Körper  so  afficirt  hat,  dass  die  ursprüngliche  Gestalt 
nicht  mehr,  oder  noch  nicht  wieder  zu  erkennen  ist.  Solcher 
Zusammensetzungen  des  Nomens  mit  bestimmenden  Wör- 
tern musste,  sobald  das  Bedürfniss  einer,  auf  diesem 
Wege  zu  erreichenden^  genaueren  Bestimmung  eintrat^, 
eine  ziemliche  Menge  entstehen;  denn  jedes  Beziehungs- 
verhältniss  musste,  bei  der  Verschiedenheit  der  Bedeutung 
der  Bestimmwörter,  so  lange  diese  in  ihren  speciell-be- 
gränzten  Bedeutungen  aufgefasst  wurden,  durch  ein  an- 
deres Bestimmwort  bezeichnet  werden;  und  so  finden 
wir  auch  in  der  That,  je  höher  wir  in  dem  indo-euro- 
päischen  Sprachkreis  hinaufsteigen,  desto  mehr  Casus- 
formen. Aber  indem  diese  ursprünglich  bedeutungsver- 
schiedenen Wörter  zur  Bezeichnung  casualer  Verhältnisse 
dienten,  classificirten  sich  —  gemäss  dem  Generalisa- 
tionsvermögen  des  Menschengeistes  —  nach  und  nach 
die  speciell  hervortretenden  Casualbeziehungen  unter  ge- 
nerelleren Gesichtspunkten.  Diese  Generalisation  beglei- 
tete die  Erweiterung  einer  oder  mehrerer  jener  Zusam- 
mensetzungen auf  sonst  specieller  und  verschieden -be- 
zeichnete Casualverhältnisse.  Bei  dieser  Erweiterung 
der  Bedeutung  schwand  nach  und  nach  die  eigentliche 
Bedeutung  jener  hinzugesetzten  Wörter  aus  dem  Sprach- 
bewusstsein;  dagegen  trat  das  Bewusstsein  der  casualen 
Kategorieen,  welche  diese  Zusammensetzungen  zu  be- 
zeichnen dienten,  immer  bestimmter  hervor,  und  fand 
seine  Vollendung  zuletzt  darin,  dass  das  ursprünglich 
zur  Bestimmung  einer  speciellen  Beziehung  hinzugetre- 
tene Wort  eng  in  das  zu  bestimmende  verwuchs  und 
dieser  Wortcomplex   nicht   mehr   als  eine    Wort-    und 


253 


Begriffscomposition,  sondern  als  eine  Beo-riffs- 
modification  und  Wortflexion  vom  Sprachgeist 
aufgefasst   ward. 

Verfolgen  wir  den  Verlauf  der  Flexionsgeschichte 
noch  etwas  weiter,  so  finden  Avir,  wie  dasselbe  Gene- 
raljsationsv  ermögen ,  wie  es  zur  Bildung  von  Flexions- 
formen wirkte,  so  auch  deren  Zerstörung  herbeiführt. 
Nach  und  nach  (denn  wenngleich  solche  Uebergänge 
in  der  Sprachgeschichte  plötzlich  auftreten,  so  sind  sie 
doch  stets  lange  vorbereitet  5  gehemmt  wird  ihre  Mani- 
festation durch  den  Einfluss  der  gebildeten  Sprache 
auf  die  Volkssprache,  ins  Leben  tritt  sie,  wenn  die- 
ser unterbrochen,  oder  überwältigt  wird)  greift  diese 
Generalisation  auch  die  Modificationsformen  des  Be- 
griffs —  denn  das  sind  die  Flexionsformen  dem  Sprach- 
geiste, so  lange  er  ihrer  mächtig  ist,  —  an 5  sie  fan- 
gen an  ihre  begriffliche  Modification  einzubüssen,  und  ei- 
nige, oder  alle  flexivischen  E'ormen  scheinen  nun  nur  den 
allgemeinen  Begriff  des  Nomons  an  und  für  sich  aus- 
zudrücken. Dann  muss  die  Arbeit  der  Specialisirung 
der  casusartigen  Beziehungen  von  neuem  beginnen.  Be- 
kannt ist,  wie  die  romanischen  Sprachen,  die  englische 
u.  a'a.  verfuhren.  Wie  bei  der  älteren  Entwickelung 
der  indo  -  europäischen  Flexion  die  Bestimmungswörter 
nachgesetzt  wurden,  so  treten  sie  bei  der  neuen  vor. 
Wesentlich  für  den  Ausdruck  ist  dieser  Unterschied  nicht; 
doch  mag  er  nicht  ohne  tiefere  Bedeutung  sein.  In  der 
ersten  Periode  der  Sprachentwickelung  war  das  Her- 
rortreten  der  Begriffe  an  und  für  sich,  ähnlich  wie  in 
der  Kindersprache,  das  Wesentliche  und  genügte  dem 
Verständlichkeitsbedürfniss.  Wenn  wir  z.  B.  Vater  und 
gehen  als  Bezeichnung  der  Begriffe,*  von  welchen  sie 
in  diesen  Formen  eigentlich  Modificationen  sind,  an  und 
für  sich  betrachten,  so  genügte  in  der  ältesten  Sprach- 
periode ihre  Verbindung:  Vater  gehen  zur  Bezeichnung 
des  Satzes:  der  Vater  geht  und  vieler  anderer,  in  de- 
nen   diese    beiden    Begriffe    das  Wesentliche    sind.      Die 


254 


Unbestimmtheit  des  Ausdrucks  wurde  durch  den  Zusam- 
menhang mit  andern  Worten,  oder  würklich  Geschehen- 
dem hinlänglich  ausg*eglichen.  Die  nähere  Bestimmung 
durch  Hülfswörter,  die  zuletzt  flexivisch  verwuchsen, 
war  auf  diesem  Standpunkt  und  den  ihm  zunächst  fol- 
genden nicht  nöthig,  sondern  nur  gewissermaassen 
dienlich.  Insofern  verdiente  also  das  Wort,  welches 
den  Begriff  selbst  bezeichnete,  die  rhetorisch  -  wichtigste 
Stelle,  d.  h.  die  erste 5  das  erklärende  Wort  wurde 
nachgesetzt.  Anders  aber  war  es,  als  die  romanischen 
Sprachen  zur  Bildung  von  Flexionszeichen  getrieben 
wurden.  Das  Bedürfniss  der  genauen  Bestimmung  der 
Begriffsbeziehungen  war  durch  die  Geschichte  einer  lang 
an  die  genaueste  Bestimmung  gewöhnten  Sprache  gege- 
ben; die  früher  scharf  bestimmten  Formen  aber  versan- 
ken in  Unbestimmtheit  5  aus  dieser  mussten  sie  gerettet 
werden  5  sie  waren  ohne  Hinzutritt  einer  äusseren  Be- 
stimmung gewissermaassen  todte,  unbewegliche,  concreto 
Massen;  darum  war  das  zu  diesem  Zweck  dienende  Wort 
das  eigentliche  Lebenslicht  des  Begriffs  und  nahm  ak 
solches  in  der  Verbindung  mit  Recht  die  rhetorisch- 
wichtigste  Stelle  ein.  Diese  romanische,  englische  u. 
s.w.  Art,  die  Flexionsformen  zu  bilden,  hat  zwar  ihre 
geistige,  aber  noch  nicht  ihre  vollständige  körperliche 
Vollendung  —  das  Verwachsen  des  Flexionszeichens  mit 
dem  folgenden  Wort  (z.  B.  engl,  to  the  im  Gegensatz 
gegen  franz.  au  aus  ä  le^  du  aus  de  le)  —  erreicht. 
Dazu  wird  es  eines  jener  angedeuteten  Momente  bedür- 
fen, welche  lang  vorbereitete  Sprachübergänge  in  die 
Erscheinung  führen,  eines  Rücktritts  in  die  Unmittelbar- 
keit. Denn  nur  das  unmittelbare  Sprachvermögen  wirkt 
formal,  das  sich  bewusste  nur  geistig. 

//.    Geschlechtliche  Scheidung  der  Siitgidarform. 

Bei  den  sich  zur  geschlechtlichen  DifTerenziirung  der 
Nominalformen  neigenden  Völkern  zeigt  sich  die  Noth- 
wendigkeit   geschlechtlicher   Scheidung  der  Nomina   nur 


255 


bei  Adjectiven^  insofern  diese  mit  verschieden-g-eschlecht- 
liclien  Substantiven  in  Beziehung  treten  können ,  müssen 
sie,  sobald  auch  in  ihnen  diese  Geschlechtsverschieden- 
heit sich  manifestiren  soll,  mehrerer,  dieser  Beziehung 
gemäss,  verschiedener  Formen  fähig  sein.  Da  nun  aber 
ferner  in  mehreren  Sprachen  eine  Menge  Substantiva, 
ihrer  Entstehung  nach ,  durch  den  Usus  in  substantivi- 
scher Bedeutung  fixirte,  ursprüngliche  Adjectiva  sind, 
so  klebt  ihnen  schon,  von  ihrem  Ursprung  her,  das 
äussere  Zeichen  bestimmter  geschlechtlicher  Differenz 
an.  Bei  wirklich  oder  relativ-ursprünglichen  (d.  h.  nach 
dem  Maass  unserer  Sprachuntersuchungen  so  erfassbaren) 
substantivischen  Wortformen  trat  an  und  für  sich  die 
Nothwendigkeit  äusserer  geschlechtlicher  Unterscheidung 
nicht  ein;  natürlich-geschlecht-verschiedene  Gegenstände 
konnten  durch  radikal- verschiedene  Wörter  bezeichnet 
werden^  wie  z.  B.  Mann  :  Frau,  Bock  :  Ziege.  Eine 
Aufforderung  auch  bei  natürlich -geschlecht -verschiede- 
nen Gegenständen  das  Geschlecht  in  der  Wortform  zu 
markiren,  zeigte  sich  hier  in  den  Fällen^  wo  ein  beide 
Geschlechter  umfassendes  Nominalthema  sich  geltend  ge- 
macht hatte  (wie  Fuchs  :  Füchs-in  ,  Bär:  Bär-in~)'^ 
hier  konnte  durch  Zusatz  von  Wörtern,  welche  die  Ge- 
schlechtsunterschiede andeuten,  geholfen  werden,  z.  B. 
engl,  he-goat^  she-goat ,  sanskr.  durch  Hinzutritt  von 
i  {diese  S.  8) ,  zur  Bezeichnung  des  Fem. ,  z.  B.  patn-i 
Herrin  u.  aa.  Bei  den  Völkern,  welche  überhaupt  zu 
geschlechtlicher  Unterscheidung  neigen,  werden  aber 
endlich  alle,  sich  in  der  Sprache  entfaltenden  Substan- 
tivbegriffe  unter  geschlechtlich  differenzürtem  Gesichts- 
punkt aufgefasst.  Es  bedarf  auch  für  diesen  Fall  an 
und  für  sich  keines  äussern  Zeichens  des  Geschlechts- 
unterschieds am  Substantiv  selbst;  eine  Aufforderung  aber 
zur  äussern  Bezeichnung  liegt  darin,  wenn  das  zum 
Ausdruck  dienende  Thema  erst  dadurch  eben  zu  einer 
bestimmten  Bedeutung  befähigt  wird,  dass  es  in  diesem, 
oder  jenem  bestimmten  Geschlecht  aufgefasst  wird;  z.B. 


256 


lat.  pomus  :  pomum ;  in  dieser  Beziehung  ist  aber  der 
Individualität  einer  jeden  Sprache  der  weiteste  Spielraum 
gelassen. 

Im  Aegjptischen  dient  im  Allgemeinen  als  geschlecht- 
liches Unterscheidungszeichen  der  Artikel,  männlich  iix, 
n  (S.  11)5  weiblich  +,  T  (S.  15)5  ferner  zur  Bil- 
dung von  Adjectiven  und  Participien  insbesondere  die 
Verbindung  des  unselbstständigen  Pronomens  dritter  Fers, 
mit  präfigirtem  e  des  Präsens  (vgl.  S.  167  ff.),  also  männl. 
e-c[,  weibl.  e-c,  welche,  wie  bei  der  Bildung  des 
Praesens,  dem  unafficirten  Wort  vorgesetzt  werden,  z. 
B.  e-q-ocy  multus^  e-C-ocy  multa^  man  sieht ^  diese 
Formation  ist  dieselbe  mit  der  dritten  Pers.  Praes.,  wie 
denn  auch  e-c[-ocy  eben  so  gut  muUus  est,  abundat  heisst. 

Ausser  diesen  beiden,  mit  der  späteren  Gestaltung 
des  Aegjptischen  ganz  in  Harmonie  stehenden  (vgl.  S. 
112  fF.  u.  161  fF.)  Verfahrungsweisen  erscheint  zunächst 
eine  dritte,  welche  wir  schon  nach  den  früheren  Ana- 
logieen  (beim  Gebrauch  der  Nominalsuffixe  und  der  Ver- 
balbildung S.  111  u.  160)  und  gemäss  ihrer  üeberein- 
stimmung  mit  dem  semitischen  Verfahren  (vgl.  weiterhin) 
die  ältere  nennen  können 5  nämlich  die  Bezeichnung 
des  geschlechtlichen  Unterschiedes  durch  Suffigirung.  Schon 
oben  (S.  16  ff.)  sind  Beispiele  angeführt,  wie  auf  diese 
Weise  durch  Suffigirung  der  Zeichen  der  dritten  Pers. 
weiblichen  Geschlechts:  1)  1  oder  e,  2)  ^^  Te,  3)  c, 
ce,  Femininalformen  gebildet  sind,  also  ähnlich  wie  im 
Sanskrit  durch  Hinzutritt  von  t,  im  Englischen  durch 
Vorsatz  von  she.  Jene  ägyptischen  Formen  waren  gröss- 
tentheils  so  entstanden,  dass  das  Femininalpronomen  an 
eine  geschlechtlich-nicht-differenziirte  Form  trat,  welche 
trotz  ihrer  Nicht-DifFerenzürung  das  Mascul.  bezeichnete, 
also  grade  wie  im  Semit,  die  geschlechtlich-nicht-difFe- 
renzürte  Verbalwurzelform  die  dritte  Pers.  Masc.  Praet. 
ausdrückte  (vgl.  S.  194).  Wir  sehen  also  hier  im  Aegjp- 
tischen, wie  dort  im  Semitischen,  das  männliche  Geschlecht 
als  das  von  Natur  prädominirende,    an    und  für  sich  zu 


257 


verstehende  hervortreten.  Allein,  wie  in  der  ägyptischen 
Verbalbildung  auch  in  der  dritten  Pers.  Masc.  das  Ge- 
schlecht äusserlich  bezeichnet  wird,  so  ferner  auch  bei 
Nominibus  ^  z.  B.  Jl^cytt3-q[  multus:  Jl^tycw-C  multa^ 
Jt«5.He-cf  bonus:  il^jie-c  bona.  Ursprünglich  drückte 
der  Zusatz  cf :  c  die  dritte  Person  aus ,  also  eigentlich : 
viel-er^  viel-sie,'  und  erst  im  Fortgang  des  Gebrauchs 
sank  die  eigentliche  Bedeutung  zur  blossen  demonstrativen 
und  geschlechtlichen  Bezeichnung  herab  (grade  wie  im 
Griech.  der  Artikel  6^  i),  t6  ursprünglich  Zeichen  der 
dritten  Pers.,  im  Sanskrit  i  und  im  Englischen  he^  she 
in  der  erwähnten  Zusammensetzung  mit  goat  und  ähn- 
lichen). Deutlich  zeigt  diess  die  Construction  von  JtfJ.es^T, 
n^^l^JT  glücklich ,  ji<j.iiOV  gut^  wo  die  glückliche^  gute 
Person  durch  Zutritt  der  unselbstständigen  Pronomina  be- 
zeichnet wird,  z.  B.  jl^es^T-K  feliop  tu  (^Masc),  Jl<x.3^,T- 
THVTJl  felices  vos ,  Jl^JlOV-K  bonus  tu^  bonus  es^ 
n^JlOV-cr  bonus  ille^  bonus  est  und  bonus  überhaupt 
u.  s.  w.  Wenn  die  früher  erwähnte  Adjectivbildung  durch 
Präfigirung  von  eq  :  ec  (S.  256)  sogleich  an  die  Prä- 
sensbildung erinnert  (vgl.  S.  177),  so  erinnert  diese  zweite 
—  durch  Suffigirung  der  unselbstständigen  Pronomina 
überhaupt  und  der  der  dritten  Pers.  insbesondere  —  an 
die  alte  ägypto-semitische  Bildung  der  ersten  Classe  der 
>erbal formen  (vgl.  S.  162 /F.),  wobei  man  sich  jedoch  in 
(ine  Sprachperiode  denken  muss,  in  welcher  das  Sprach- 
bewusstsein  die  Kategorie  des  Verbi  und  Adjectivs  noch 
nicht  geschieden  hat ,  sondern  zur  Bezeichnung  von  bei- 
den die  Zusammensetzung  eines  Themas  mit  einem  Pro- 
nomen genügte ,  grade  wie  bei  Bezeichnung  des  Posses- 
sivverhältnisses (S.  112  ff.).  Weiterhin  werden  wir 
noch  eine  Art  Adjectivbildungen  kennen  lernen,  welche 
sich  eng  an  die  Bildung  der  zweiten  Classe  der  Ver- 
balformen schliesst. 

Die  von  Peyron  (Gr.  ling.  Copt.  p.  73)  für  die 
eben  besprochene  Differenziirung  angeführten  Beispiele 
sind  ausser  den  schon  erwähnten  noch  Ji«j.^-q,  Jt«5.<5.-C 

17 


258 


magnusj  magna  ^  Jieccw-q,  nec^-C  pulcher^  pulchra; 
OV^^-q  solus  (daneben  ov<5.^-K  solus^tu)^  il^v^T-q, 
Jll^T^.T-c  (S.  55,  66)  8olu8^  sola  (daneben  JüL<J,v^^-Jl 
«o?i  nos^  JH^J-ViJ.^  -  K  so^M»  tu)  5  endlich  THp-q  omnis 
nie  und  omnis  überhaupt,  THp-K  omnis  tu  u.  s.  w., 
eigentlich  seine  Spitxe  u.  s.  w.  (von  T^p  Spitxe^ 
TCWp  infigi)  und  Spitxeüir  Ende:  Gesammtheit^  ähnlich 
wie  hebr.  ^D  (für  org.  bih^ID)  5  von  bbzj  vollenden^  in  T]^3 
eigentlich  </^'n  Ende^  deine  Gesammtheit  u.  s.  w.  und  sskr. 
«nf«  in  Zusammensetzungen  eine  Gesammtheit ^  Fülle 
bezeichnet.  Diese  Bezeichnungsweise  gehört  wesentlich 
zu  der  possessivischen  Suffixalverbindung,  von  welcher 
wir  aber  schon  mehrfach  Gelegenheit  hatten  zu  ahnen, 
dass  sie  von  der  verbalen  ursprünglich  im  Aegjpto-Se- 
mitischen  kategorisch  nicht  geschieden  ist,  oder,  um  es 
gleich  allgemein  auszudrücken,  dass  die  Verbindung  ir- 
gend eines  Themas  mit  einer  Pronominalform  durch  Suf- 
figirung  ursprünglich  von  begrifflicher  Seite  ein  und  die- 
selbe Geltung   hatte. 

Auf  die  erwähnten  Fälle  beschränkt  Peyron  dieses 
Verfahren,  und  im  praktisch  -  grammatischen  Sinn  nicht 
mit  Unrecht;  ich  glaube  aber  noch  mehrere  Spuren  des- 
selben zu  entdecken.  Ein  tieferes  Eingehen  behalte  ich 
dem  zweiten  Versuch  vor.  Einige  Beispiele  werden  je- 
doch schon  hier  besprochen  werden  müssen. 

1)  Die  meisten  der  angeführten  Beispiele  enthalten 
Adjective,  welche  durch  Zusammensetzung  insbesondere 
mit  dem  adjectivischen  n  (^,')  (vgl.  S.  71)  entstanden 
sind,  z.  B.  ji^.a|CM  aus  n  -j-  ^cy^s,  eigentlich  von  Viel- 
sein =  viel ,  Jte-ccw  von  jie  und  c^.i  Schönheit  u.  s.  w. 
Ebenso  finden  wir  zunächst  c[ :  c  in  Zusammensetzungen 
mit  dem  negativen  Präfix  ^T  oder  «J^Tcy ;  so  von  gexgT 
scrutari :  Masc.  ^T-geTgOT-q  ^  Fem.  ^T-geTgCüT-C 
non  inv estig abilis  QPeyron^  Lex.  ling.  Copt.  p.  373) ; 
von  opc[,  concludere^  Masc.  ^TOj-opq-q-eÄOvn, 
Fem.  ^.Tcy-opq-c-e;ÖOVJt,  qui^  quae  concludi  nequit. 
Von  vielen  andern  wird  bei  Peyron  nur  die  masculinare 


259 


Form  erwähnt,  theils  mit,  theils  ohne  Nachweisung  ih- 
res masculinaren  Gebrauchs,  so  dass  man  nicht  weiss, 
ob  sie  auch  für  das  Fem.  gebraucht  sei.  Die  Erweite- 
rung des  gen.  masc.  zu  gen.  comm.  hätte  schon  an 
und  für  sich  nichts  Auffallendes  (vgl.  die  griechischen, 
insbesondere  componirten,  Adjective  zweier  Endungen  og, 
oi/) ;  im  Aegyptischen  würde  sie  sich  aber  auch  dadurch 
erklären,  dass  die  ganze  geschlechtliche  DifFerenziirung 
von  Adjectiven  durch  Sufßgirung  der  Pronomina  der 
dritten  Pers.  dem  ägyptischen  Sprachbewusstsein  abhan- 
den gekommen  war  und  nur  trümmerhaft  in  einzelnen 
Formen  fortbestand  5  daher  mussten  solche  Formen  dem 
späteren  ägyptischen  Sprachbewusstsein ,  welches  die 
Differenziirung  im  Allgemeinen  nur  durch  den  Artikel 
bewerkstelligte,  wie  geschlechtlich  gar  nicht  difFerenziirte 
^  orkommen,  und  so  finden  wir  auch  gewöhnlich,  conform 
(lieser  ägyptischen  Entwickelung ,  neben  den  Formen 
auf  q  auch  welche  ohne  dieses,  z.  B.  ^T-T^go-q 
nnd  ^Tcy-T^gO  qui  comprehendi  nequit^  von  T^gO 
prehendere\  ferner  ^T-T^go,  ayMjalrjipla  (Substant.^ 
vgl.  Peyron^  Lex.  ling.  Copt.  p.  259).  Einige  dieser 
Formen  mit  hinzugesetztem  q  sind:  von  T^TO  nun" 
dum :  ^T-T^.VO-c[,  ^Tcy-T^VO-c[  ine/fabilis  QPeyron 
229);  von  nojcy  dividere:  ^T-nocy-q  indivisibilis  ^ 
von  ÄRO  f^eugen:  ^T-ÄHO-CJ  ingenitus^  CHT  creare: 
^^T-COnT-<q  und  ohne  q:  ^T-COIIT  increalus^  00 
Mund:  ^e-ptü-q  mutus^  von  dem  schon  erwähnten 
opq  in  der  identischen  Form  opß  :  ^,T-opSe-q  qui 
concludinequit^xon  jtxe^T^  JüLOcyT:  (n)-^T-JüLOTcyT-q, 
(((/!f]ka(p}]T()g. 

2)  In  Zusammensetzungen  mit  cyoT  (von  |/  «5.cy- 
(^.j),  ocy  u.  s.  w.  S.  173)  dignus^  z.  B.  cyov- 
liexipiT-C|   amore  dignus. 

3)  cyjJie  quaerere  und  gHT ,  cor  bilden  eine  Zu- 
sammensetzung, welche  ci  erhält:  cy^Jl-gTH-c[  mise- 
vicors'j  dieses  q  wird  im  Plur.  nicht  durch  ein  plurales 
Suffix  vertreten,  z.  B.  Jlcy<j,ii-gTHq  misericordes.  als 

17* 


260 


ob  cy^S-jigTHq  das  geschlechtlich  nicht  diflTerenziirte  Thema 
wäre  (vgl.  unter   1). 

4)  Conform  dem  Gebrauch  von  JtAej^T  (ß.  257) 
ist  der  von  C^S-TOT,  zusammengesetzt  aus  ci,  Theil  und 
TOT  Hand^  durch  Usus  =  statim^  z.  B.  C^TOT-q 
stalim  ille^  C^TOT-K  statim  tu  u.  s.  w. 

Auch  andere  könnte  man  den  gegebenen  Beispielen 
beifugen,  doch  ist  bei  einigen  die  Kategorie,  welcher 
der  pronominale  Zusatz  nach  unseren  grammatischen  An- 
sichten zuzusprechen  wäre,  zweifelhaft,  z.  B.  bei  ^pHÄ  c|, 
i,pH2t-C  begränxend  (vgl.  Peyron^  Lex.  ling.  Copt. 
p.  12),  da  die  Grundbedeutung  von  ^J-OHZi  noch  nicht 
erkannt  ist. 

In  allen  hier  angeführten  Fällen  erklärt  sich  die  An- 
fügung des  Personalsuffixes  im  Allgemeinen  auf  dieselbe 
Weise,  Avie  Feyron  die  von  ihm  bemerkten  Fälle  er- 
klärt: nämlich,  weil  diese  Wörter  vorn  einen  Compo- 
sitionstheil  erhalten  haben  (vgl.  Peyron ,  Gr.  ling.  Copt. 
p.  74  und  oben  S.  258) 5  allein,  so  wenig  wie  diese 
Zusammensetzung  in  den  von  mir  hinzugefügten  Beispie- 
len die  Vorsetzung  des  Artikels  zum  Zweck  der  Ge- 
schlechtsunterscheidung hinderte  (wie  z.  B.  ns  ^.tt/.TO-c| 
weiterhin  n-K^-ptü-cj  aa.),  eben  so  wenig  hätte  sie  sie 
bei  den  von  ihm  angeführten  gehindert  (also  z.  B.  nj 
Iiectw-(J  u.  s.  w.  möglich  gemacht).  Es  ist  daher  die 
Erklärung  im  Besonderen  eher  so  aufzufassen:  Diese 
Zusammensetzungen ,  in  denen  der  begriffliche  Haupt- 
theil  der  Composition  nicht  an  der  Spitze  des  Wortes 
stand,  und  daher  die  geschlechtliche  Bezeichnung  in  seine 
Nähe  forderte,  setzten  dem  Eindringen  des  neuen  Ver- 
fahrens: durch  Vorsatz  des  Artikels  geschlechtlich  zu 
differenziiren ,  den  meisten  Widerstand  entgegen;  nach- 
dem die  Compositionselemente  in  einen  Begriff  ver- 
schmolzen waren,  also  das  Wort  als  ein  Ganzes,  ohne 
Rücksicht  auf  seine  Composition  dem  Sprachbewusstsein 
entgegentrat,  wurde  dieser  Widerstand  zwar  in  den  mei- 


261 


steil    Zusammensetzungen    besiegt;    in    einigen   dagegen 
war  das  alte  Verfahren  schon  durch  Usus  fixirt. 

Wir  haben  im  Bisherigen  geschlechtliche  Differen- 
ziirung  durch  SufTfigirung  eintreten  sehen:  bei  Substan- 
tiven weiblichen  Geschlechts  imd  Adjectiven  männlichen 
und  weiblichen  Geschlechts  5  sie  tritt  ferner  aber  auch 
bei  Substantiven  männlichen  Geschlechts  ein;  zunächst 
wiederum  in  Zusammensetzungen,  z.  B.  gp^  Stimme 
zusammengesetzt  mit  theb. ,  baschm.  Zi,  memph.  (fs 
empfangen^  nehmen:  ZJ-gp^  die  Stimme  erheben^ 
davon  (m)  Äl-gp^,-(J,  oder  Öl-gp^-cf  Spiel  QPeyron^ 
Lex.  ling.  Copt.  p.  359)5  von  demselben  gp^x,  und  äU 
25:S-gp<J,  in  der  Bedeutung  sollicite  curare^  (ni)  ÄI- 
gp*J.-c[  sollicitudo  (^Peyron  p.  360)5  (n)-K<5.-pCü-(J 
Silentium  (^von  Kl^ponere^  ^o  Mund^  Peyron  p.  62); 
von  Jieg  und  cyo>vg  :  iieg-cyAg-q  terror  (vgl.  S.  249)  5 
von  p  sein  und  OVCüT  frisch:  ns-pCüOTT-tf  alacri- 
tas^  von  cp  (sternere)  und  p^T  (pesj :  cp-p45,T-q 
(oder  ca3p-Jl-p<J,T-q)  dormitatio  pedibus  extensis^ 
in  diesem  Beispiel,  sowie  in  n-K<s,-pcw-c[  könnte  cf  auch 
possessivisch  genommen  werden. 

Ferner  erscheint  die  masculinare  Differenziirung  durch 
q  auch  in  einigen  unzusammengesetzten  Substantiven; 
in  pe-q^  welches  einem  Wurzel  wort  vorgesetzt,  ihm 
die  Bedeutung  eines  Nomen  actoris  giebt,  z.  B.  pe-q- 
iüLlCl  (lllCJ  generare~)  generator  und  in  dem  gleich- 
lautenden pe-q  von  pe  Theil  (^Peyron  p.  176).  Bei 
dem  ersten  pe-q  kann  man  über  die  Etymologie  in  so- 
fern schwanken,  ali^  man  es  entweder,  der  Bedeutung 
nach  am  passendsten,  zu  epe  machen  zieht  (also  pe- 
q-iAlCS  wörtlich  machen  -  der  ^» engen  :  der  Zeugung 
machende^  »engende^ ^  oder,  nach  Analogie  von  c«S. 
Theil  (^bewirkend ^  vgl.  Safel  S.  174),  Avelches  ähn- 
lich bedeutende  Zusammensetzungen  formirt,  z.  B. 

eiiitiv  VV  *f  \  9^^*^^^^*?  "***  ^^^^  letzterwähnten  peq 
Theil   ideniificirt.     Ich    will    darüber   nicht   entscheiden, 


262 


obgleich  ich  mich  persönlich  zu  der  ersten  Erklärung 
neige.  Das  q  ist  in  beiden  Fällen  ursprünglich  die 
dritte  Pers.  Masc.  Sing,  als  masculinares  Zeichen  und 
hat  sich  hier  erhalten ,  weil  p6-<;[  nur  in  Zusammen- 
setzungen vorkommt 5  die  Stellung  im  Inlaut  aber,  wie 
uns  aus  vielen  ähnlichen  Fällen  bekannt  ist  (vgl.  S.  139), 
besonders  geeignet  ist.  Organisches  zu  bewahren.  Dieses 
c[  erkenne  ich  ferner  in  dem,  neben  dem,  nicht  durch  Suf- 
figirung  geschlechtlich  diflferenziirten  (ni)  Jl^gß  erschei- 
nenden, (m)  Jl<5,gß-c|  oder  Ji^gSe-(![,  neben  welchem 
auch  das  femininal  durch  suffigirtes  s,  e  (ß.  19)  difFe- 
renziirte  ("f)  Jij.gS-s  memph.,  (t)  n^-gS-e  theb.  vor- 
kömmt, so  dass  wir  hier  drei  innerlich  zusammenhän- 
gende Formen  haben :  1)  nicht  differenzürte,  2)  männlich 
differenziirte ,  3)  weiblich  differenzürte,  gewissermaassen 
Masc,  Fem.  und  Neutrum  (vgl.  weiterhin  dieselbe  Er- 
scheinung im  Semitischen,  besonders  bei  den  Zahlwör- 
tern). Alle  drei  Formen  haben  wesentlich  dieselbe  Be- 
deutung, Ji^j-gß  jugum^  humeruff  u.  s.  w.,  Jl<^gS-c[  ju- 
gum^  Jl<J,gS-5  humerus.  Dieses  q  erscheint  ferner  in 
in  qoö^cf  avarus  von  qo(^ /privare^  fraudare'^  bleibt 
auch  in  der  Zusammensetzung  mit  pe-c|  (ähnlich  wie 
in  den  oben  (S.  258)  gegebenen  Zusammensetzungen 
mit  Ji<5,,  <J,T,  tyOT  Uc  s.  w.)  in  pe-c[-qo(5^cj  procacc ^ 
ferner  ?\^Kg  urere^  davon  ?\«J.Kg-c[  combuslioi;  (m) 
Ai025:g  cingulum  (nicht  durch  Suffix  differenziirt),  da- 
neben JUL02S:g-<;[  (männlich  differenziirt)  gleichbedeutend 
und  JüLOÄg-c  (durch  c  femininal  differenziirt,  vgl.  S.  17) 
torturas^  ccwcy  contemnere^  ccwa|-ci  contemtus  (und 
daher  erst  Ca3ty-c[  contemnere^  indem  das  Nomen  in 
verbale  Formation  tritt);  damit  identisch  ist  cycücy  con- 
temnere  (ni)  tycwcy-cf  contemtus  (und  daher  ebenfalls 
cycücy-q  u.  s.  av.  contcmnere) ;  ferner  (ns)  C^g  (nicht 
differenziirt)  und  (ns)  C^-g-q  terehra^  von  TCWJl  Bür- 
gere :  TCWJl-q ,  m ,  resiirrectio  (daher  pe-q-TCXJJl-q 
suscitans)^  wo  jedoch  q  vielleicht  als  reflexives  Suffix 
zu  fassen ,  da  TCWJt  eigentlich  erheben  heisst  und  in  der 


263 


Bedeutung  surgere  die  Verbalsuffixe  affigirt;  ferner  von 
Ä/wK  per  entere  QPetjron  p.  381):  (n)  ÄOKC-q  Stimulus 
(p.  383);  ÄeX^.  urere  QPeyron  p.  383)^  davon  n 
Ä?Vtt3-q  eaminus  (p.  384) ;  2t<x.?vo  deponere  (p.  383), 
davon  (ni)  2LO?^-q  repositorium  (p.  385)  5  endlich 
Z^.ilO  (nicht  differenziirt)  Korb:  ZJlO-q  (männlich  dif- 
ferenziirt) ,  (jf)  Ä^.Ji-H  (weiblich  differenziirt)  gleich- 
bedeutend (^Peyron  p.  389,  390);  TCWn  signare^ 
TOn-q  Signum^ 

Es  gehören  noch  mehrere  P'älle  hieher,  welche  aber 
einer  detaillirten  Discussion  bedürfen,  daher  ich  sie  hier 
noch  nicht  behandle.  Bei  einigen  kann  man  zweifelhaft 
sein,  z.  B.  n-OY^JüL-q,  n-ovojti-q  Krippe  von  ovcwjüi 
essen ^  hier  könnte  q  Abkürzung  der  \/  qi  tragen  sein, 
welche  jedoch  sonst  in  Zusammensetzungen  voran  steht. 

Wir  haben  hier  noch  einige  durch  8uffigirung  femi- 
ninaler  Pronomina  der  dritten  Pers.  Sing,  differenziirte 
Substantiva  kennen  gelernt,  welche  sich  den  oben  (S. 
16  ff.)  bemerkten  beifügen  lassen.  Auch  deren  Zahl 
lässt  sich  noch  vermehren ;  doch  bedürfen  auch  unter  ih- 
nen mehrere  einer  detaillirten  Discussion;  daher  ich 
hier  nur  noch  wenige  anführen  will:  TCün  assuefacere^ 
ni  TCün  (nicht  durch  Suffigirung  differenziirt),  (j\-)  TOn-C 
(durch  c  S.  17  femininal  differenziirt)  consuetudo^  (j\) 
^OpH  und  ^opn-C  vola  manus^  ('i|~)  ZOil  und  ÄOJt-c 
tn«;  KCüg  aemulari:  KOlg-e  (durch  e  S.  19  differen- 
ziirt) aemula ;  ns  cy*^^^  ""^  "f  Sü^^^  C'^"'^  ^~^?  ^S^« 
S.  21)    Wüste. 

Wir  haben  noch  das  oben  angedeutete  (S.  257) 
-Verfahren  zu  bemerken,  wo,  nach  Analogie  der  For- 
mation der  zweiten  Classe  der  Verbalformen  ^  die  ge- 
schlechtliche Differenziirung  durch  Präfigirung  der  Zei- 
chen der  dritten  Pers.  geschieht.  Der  Art  sind  von 
Kens  fett  sein,  q-KeJlX-CMOVT  (über  die  Participial- 
endung  cü-ovt  vgl.  weiterhin)  feil  (der  PInr.  durch 
Präf.  ev  (=  e  +  Ot)  ist  nach  Analogie  der  Forma- 
tion durch  eq  (8.  256)    gestaltet);    julotjik  forinare : 


264 


I 


q-JüLOJli?  (v^  theb.  wegen  des  vorhergehenden  ji)  /*-  i 
ctus^  JlgeT  fidelem  esse  :  q-ilgOT  fidelis^  C-JlgOT, 
Fem.  (Psalm.  18,  8  ed.  Ideler);  cj-ocy  viel  (ebends. 
24,  10):  CJÜL^^.T  benedici :  q-CJüL^«J.T  benedictus^ 
q-CJüL^.Jtl^,^.T  benediclus  (vgl.  K-Cll^JüL^.^.T  tu  bene^ 
dictus  und  benediclus  es)  ^  c[-CJUL^JUL<J.T  glchbd.  (vgl. 
K-CJÜL<5.JÜL^.T)  5  CJUL^pCWOTT  benedici  (pcWOVT  Ptcp. 
von  p  machen):  q-cll^pcwovT  benediclus  (vgl.  K- 
CJüL^.pa50VT  benediclus  lu^  Te-CAl^pcüOTT  benedicta 
tu  [vgl.  Te  S.  211])  5  C^IIT  eligere :  q-coilT  me/ior 
(ebenso  wird  die  Bezeichnung  des  Begriffs  besser  im 
Indo-Europäischen  aus  einem  Wort  mit  der  Bedeutung 
icählen  gebildet,  vgl.  Griech.  Wzllex.  I,  321)5  mit 
C^IIT  identisch  ist  CCWTIT  QPeyron  p.  218);  c<J,cye 
bitter  sein:  ci-c^cye  bitter ^  ebenso  von  cy^cyi  :  c{- 
cyecys  glchbd.;  t<J,J  Ater;  q-T^S  er  hier^  th  rf«: 
q-TH  er  da  y  C-TH  «te  </«;  TCÜll,  TCÜJUIS,  TOJULl 
conjungcre:  q-TOllJ  decens  und  decet  ^  TOTCüT  con- 
gregare^  q-TOVHT  congregatus  (h  ist  der  passivische 
Vokal) ;  cyoTeiT ,  cyOTlT  vanum  esse  :  q  -  cyOTST 
i?anw«;  ^o'h(f  (_^^^G(f)  süss  sein^  q-^^Si\e(i'  süss^ 
gHJüL  warm  sein^  q-gHJtl  calidus^  q-^Tbcj  (Ps.  47, 
2  =  hebr.  48,  3);  andere  dieser  Art  bedürfen  detail- 
lirter  Discussion. 

Von  hierher  gehörigen  Femininalformationen  erkenne 
ich  mit  Sicherheit  nur  das  schon  erwähnte  c-gjjüie  Frau 
neben  gjjme  (vgl.  S.  28). 

Wenden  wir  uns  jetzt  zum  Semitischen !  Wir  haben 
im  Aegyptischen  viererlei  Verfahren  zur  Bezeichnung  der 
geschlechtlichen  Differenz  kennen  gelernt.  Von  diesen 
ist  1)  das  durch  den  ägyptischen  Artikel ,  2)  das  durch 
Präfigirung  von  e-q :  e-c  (Verbindung  der  Pronomina 
mit  einem  Hiilfswort)  der  späteren  ägyptischen  Entwi- 
ckelung  individuell  eigen  und  kann  im  Semitischen  kei- 
nen Reflex  finden.  Nur  die  beiden  andern,  3)  durch 
Suffigirung  und  4)  durch  Präfigirung  der  Pronomina 
dritter  Pers.,    welche  also  wesentlich   den  beiden  semi- 


265 


tischen  Verbalformen  analog  sind  (vgl.  S.  194  und  211}^ 
mögen  wir  auch  im  Semitischen  reflectirt  erwarten. 

Schon  im  Aegjptischen  fanden  wir  bei  Substantiven 
mit  geschlechtlichem  Gegensatz  mehrfach  die,  nicht  durch 
Suffigirung  geschlechtlich  differenziirte ,  Form  für  die 
masculinare  genommen  (vgl.  S.  259).  Dieses,  aus  der 
Prädominirung  des  männlichen  Geschlechts  hervorgegan- 
gene, Verfahren  hat  im  Semitischen  grössere  Ausdehnung 
und  Bestimmtheit  erhalten.  Insbesondere  bei  Adjectiven 
ist  die,  nicht  durch  Suffix  geschlechtlich  -  differenzürte, 
[j  P'orm  immer  masculinar,  nur  selten  erhält  das  Mascu- 
linum  ein  weiterhin  zu  erkennendes  Differenziirungs- 
Suffix ,  aber  selbst  dessen  Bedeutung  ist  ganz  aus  dem 
Sprachbewusstsein  verschwunden,  so  dass  die  durch  mas- 
culinares  Suffix  diiFerenziirten  Formen  dem  Sprachgefühl 
für  nicht  diflferenziirt  gelten  (vgl.  2  und  die  Behand- 
lung der  Zahlwörter).  Das  Fem.  des  Adjectivum  da- 
gegen erhält  stets  durch  Suffix  femininale  Differenziirung. 
Diese  werden  wir  zuerst  behandeln,  dann  die  masculi- 
nare Differenziirung  durch  Suffix  und  drittens  die  Diffe- 
renziirung  durch  Präfix. 

1)  Femininale  Differenziirung  durch  Suffix. 

Im  Aegjptischen  dienten  zu  diesem  Zweck  die  fe- 
mininalen  Pronomina  c ,  i  (e) ,  '^  (Te) ;  von  diesen  war 
C  dem  Aegjptischen  individuell  eigen,  nur  i  (e)  und 
*f"  (t€)  waren  auch  im  Semitischen  reflectirt  5  diese 
haben  wir  also  auch  nur  als  Differenziirungszeichen  im 
Semitischen  zu  erwarten.  Von  dem  Repräsentanten  von 
I  (e)  finde  ich  in  diesem  Gebrauch  keine  sichere  Spur, 
sondern  nur  von  dem  von  '~|"  (Te).  Als  diesen  fanden 
wir  oben  n  (vgl.  S.  15  und  dritte  Pers.  Praet.  S.  195). 

Ueberschauen  wir  nun  die  semitischen  Femininalen- 
dungen  der  Nomina,  so  treten  uns  zuerst  entgegen  hebr. 

nQj  nn^  ^n^    arab.  U,    ^:y,    8,    oder    mit  Weglassung 

der ,  dem  Arab.  ganz  speciell  eigenen  Nunnation :  ^ ,  5. 
nn  erscheint   zunächst   in   nQNT   statt   riNT  (Jerem. 


266 


36^  6  Kfib') ;  ferner  in  mehreren  poetischen  Femininal- 
formen,  z.  B.  nOJJ'lTi;';  für  geAvöhnlicheres  DSJ'IUJV  Man 
könnte  hier,  wenn  das  Hebr.  allein  stände,  in  HD  das 
n,  wie  so  oft,  als  blosse  Stütze  des  nehmen  und  n 
dem  ägjpt.  Te  gleich  setzen.     Dagegen  entscheidet  aber 

das  Arabische;  hier  entspricht  dem  HONT:  15 5  dieses  ist 

entstanden  aus   16  =  hebr.  n;  ^)   und    IS*  ==   hebr.  nn, 

so  dass  die  eigentliche  Form  Lj|6  hätte  lauten  müssen 5 
allein  solche  kurze  und  häufig  gebrauchte  Wörter  sind 
starken  Corruptionen  ausgesetzt 5  eine  solche  führte  zu- 
nächst  im  Arab.  den  Verlust  des  |  hinter  ö  herbei,    so 

dass   die   Form   I5j    C^gl«    weiterhin    die   Analyse    von 

o^t^  \::/JS)  entstand;  in  dieser  Gestalt  absorbirte  i*  den 

ihm  vorhergehenden  verwandten  Laut  j.  Ganz  ebenso 
ist  palmyr.  riH,  dessen  Bedeutung  schon  Hoffmann  er- 
kannte (Gr.  sjr.  p.  163  n.  10),  wenn  richtig  gelesen, 
(^Einige  lesen  nämlich  statt  J^ :  l,  vgl.  a.  a.  0.  und 
Schwartst^e^  das  alte  Aegypten  I,  654  n.  2)  aus  nm 
entstanden,  in  welchem  1  =  hebr.  NT  ist. 

Ist  nun  arab.  Li  als  Femininalendung  =  hebr.  nrj, 
so  muss  für  beide  dieselbe  Erklärung  gegeben  werden ; 
im  Arab.  tritt  aber  I  nicht  als  Stütze  von  —  ein;  folg- 
lich kann  HH  auch  nicht  als  euphonischer  Vertreter  von 
Organ,  n  aufgefasst  werden. 

Dagegen  tritt  die  arabische  Endung  L>  zu  der  schon 
erwähnten  gleichbedeutenden  ^    in  dasselbe   Verhältniss 


l)  Für  orgEinischeres  NiT,  zusammengesetzt  aus  t  ^i  ägypt. 
Äe?  sagen  und  NISl  er  und  eigentlich  bedeutend :  nämlicher;  dar- 
aus entstanden  mit  gewöhnlichem  Verlust  des  !r!  und  i5<  noch  ^T, 
Tt,  mit  Verlust  des  T  und  blosser  Erhaltung  des  Vokals,  aber  stützen- 
dem n  (vgl.  Tih^,  Infinitiv  von  Inb:*  für  organisch  l'lb^,  S.  212) 
und  mit  dem  uns  vielfach  vorgekommenen  üebergang  von  1  in    :n". 


267 


wie  u,  als  Suffix  der  ersten  Pers.,   zu    dem  organisch 

gleichen  ^  in  J^äS  (S.  124,  101)  5  als  vermittelnde 
Form  zwischen  diesem  |—  und  '  haben  wir  N1 
kennen  gelernt  (S.  100).  Im  Hebr.  haben  wir  ferner 
ein  solches  Nl  in  mit  stützendem  n  übergehen  sehen 
(vgl.  S.  95  und  sonst). 

So  würden  sich  also  die  Formen  TT}^  LS',  ^  unter 
einer  organischeren  Form  NIO  vereinigen.  Durch  die- 
selbe Substitution  erklären  sich  die  beiden  andern  hebr, 
Femininalendungen :  nämlich  Pin  in  ilHSn  (neben  HD'n), 
in  welcher  1 ,  wie  so  oft  (S.  40  und  sonst),  in  über- 
gegangen und  n  stützend  hinzugetreten  wäre  (vgl.  S.  1 12 
und  sonst)  und  ^n ,  in  welcher  *) ,  wie  ebenfalls  so  sehr 
oft^  ^  geworden  ist  (vgl.  S.  121  und  weiterhin  oft, 
K.  B.  -^i^N  aus  organisch  l^N)  in '^n^"),  "^n")^,  ^HN^.P 
•»DIDH, '^n3nN^'*r]333..  Der  Umstand^  dass  sich  diese 
letzteren  Formen  nur  im  stat.  constr.  finden,  erklärt  sich 
dadurch,    dass  sich  organischere  Formen    am   leichtesten 

in  der  A^erbindung  erhalten.     ^ für  Zeichen  des  stat. 

constr.  zu  nehmen,  ist  eine  auf  Nichts  (insbesondere 
keinen  dialektischen  Reflex)  gestützte  Hypothese  QGe- 
»eniusy  Lehrgeb.  S.  548,  Ewald  §.  406)  und  ganz 
wider  den  Charakter  der  semitischen  Sprachen,  in  de- 
nen der  stat.  constr.  keine  formative,  sondern  nur  eine, 
durch  die  nahe  Verbindung  herbeigeführte,  phonetische 
Aenderung  erleidet. 

Dieser  Uebergang  in  i  erscheint  auch  im  ätliiop.  H*!: 

(»all)  ^  welches  entschieden  =  hebr.  nnNT,  arab.  li 
ist  und  unsere  Etymologie  des  letztern  über  allen  Zwei- 
.  fei  erhebt.  Wie  im  Palmjrenischen  (no)  sehen  wir  also 
nun  auch  im  Aethiop.  eine  Spur  dieser  Formation  durch 
organischeres  NIH ;  noch  eine  andere  bietet  häa'i:  (=  licbr. 
nriN,  danach  für  organ.  NIOPIN  und  dieses  für  N^HIPIN) 

Fem.  von  ÄAÄ  (jihada  =  arab.  Jl^I,  hebr.  "IPIN  einer^. 
Haben  wir  mit  Recht  für  die  bisher  bemerkten  Fe- 


268 

mininalformen  N^D  als  organischere  Form  erkannt,  so  er- 
hebt sich  die  Frage,  wie  diese  entstanden  sei.  Dass 
das  anlautende  n  mit  dem  ägjpt.  Te  (S.  15)  zusam- 
menhänge, ist  nach  allem  bisherigen  (vgl.  auch  S.  195, 
219)  nicht  zu  bezweifeln  5  dunkler  ist  die  Entstehung 
des  N1. 

Ist  arab.  '  mit  Recht  damit  verglichen ,  so  wird  man 
zunächst  sogleich  daran  erinnert,  dass  *  auch  im  arab. 
Sing.  Masc.  und  Plur.  Fem.  auf  ähnliche  Weise  im  Ge- 
gensatze zu  den  gewöhnlichen  Formen  der  übrigen  so- 
mit.    Dialekte,     gewissermaassen     überflüssig    erscheine 

(z.  B.  hebr.  Tlbp,  dUJo,  Femininalend.  Plur.:  hebr.  0*1 

arab.  ^  L— ).  Man  kann  sich  kaum  des  Gedankens  ent- 
halten, diese  drei  ^  für  formativ  identisch  zu  halten 
(vgl.  jedoch  weiterhin  Plural  Feminini).  Dann  bietet 
sich  aber  zu  kaum  abzuweisender  Vergleichung  das  im 
Syr.^  Chald.,  Samar.  zur  Bildung  des  stat.  emph.  die- 
nende 1-^  ,  N^  "^  Q  dar,  welches  an  die,  wie  sich 
weiterhin  ergeben  wird ,  organischeren  Formen  der  Sing,- 
und  Plural-Themen  tritt,  Avobei  nur  die  Veränderungen 
herbeigeführt  werden,  welche  die  Anknüpfung  bedingt 
(also  im  Allgemeinen  dieselben  wie  im  stat.  constr.). 
Nach  vielfach  uns  vorgekommenen  Analogieen  lassen 
sich  aber  auch  ]  ",  N  ,  ^C^)  auf  organischeres  NT  re- 
duciren,  auf  welches  der  Vokal  "  im  Sjr.  sogar  mit 
ziemlicher  Entschiedenheit  hinweist.  Wäre  aber  arab.  — 
einerseits  mit  der  erwähnten  Form  des  stat.  emph.  zu 
identificiren  und  andererseits  mit  dem  NT  in  hebr.  N^D? 
so  würde  natürlich  auch  dieses  ebenso  aufzufassen  sein, 
und  wir  hätten  Spuren  des  stat.  emph.  auch  im  Hebr., 
Arab.,  Aethiop.  Auch  wäre  es  keineswegs  unmöglich, 
dass  diese  Formation  einst  allgemein  semitisch  war,  aber 
im  Hebr.,  Phönic.  und  Arab.  durch  die  Entwickelung 
des  Artikels  bn  (S.  62),  welchen  das  Aethiop.  noch 
nicht  einmal  besitzt,  verdrängt  ward  und  sich  nur  trüm- 
merhaft und   aus  dem  Organismus  gerissen   erhielt.     Da 


269 


ich  in  der  angeregten  Untersuchung  noch  keinen  Aus- 
weg erblicke,  so  will  ich  das  Für  und  Wider  diese 
Erklärung  nicht  discutiren;  bemerken  will  ich  nur, 
dass,  da  die  begriffliche  Bedeutung  durch  Aufnahme  des 
Artikels  verdrängt  war,  diese  Form,  bei  dem  häufigen 
Verlust  auslautenden  1  und  seiner  Vertreter,  auf  rein 
phonetischem  Weg  verloren  werden  konnte. 

Ist  diese  Zusammenstellung  richtig,  so  hängt  die 
weitere  Deutung  des  Nl  von  der  Erklärung  der  Form 
'  des  stat.  emph.  ab.  Berücksichtigt  man  das  Wesen  des 
Artikels  (dessen  Stelle  der  stat.  emph.  vertritt),  welcher 
eigentlich  aus  der  ganzen  Masse  gleichbenannter  Gegen- 
stände einen  oder  mehrere  demonstrativisch,  hinweisend, 
aufzeigend,  hervorhebt 5  ferner  dass  der,  den  Arabern^, 
Phöniciern,  Juden,  lauter  arabischen  Semiten,  eigene 
Artikel,  nach  unserer  Etymologie  (S.  62),  aus  Wör- 
tern, welche  Gesicht  bedeuten,  entstanden  ist;  ferner 
dass  das  in  ihm  erscheinende  n  (S.  62)  in  hebr.  |n 
(eigentlich  Gesichter^  aber  mit  adverbial  gefasstem  Plu- 
ral [vgl.  weiterhin]  =  siehe)  wiederkehrt,  dass  davon  nach 
Obigem  (S.  241  vgl.  40)  eine  Pluralform  Nin  habe  lauten 
können,  dass  n^  in  der  Zusammensetzung  inlautend, 
gewöhnlich  eingebüsst  wird ,  so  ist  wahrscheinlich, 
dass  die  Form  des  stat.  emph.  und  also  auch  die  daraus 
zu  erklärende  N'IH  auf  einer  Zusammensetzung  mit  die- 
sem Nln,  in  der  Bedeutung  siehe  ^  zuerst  mit  demon- 
strativischer, dann  artikelartig  gefasster  und  in  der  fe- 
mininalen  Pluralform  wieder  verwischter  Bedeutung  (we- 
gen Einführung  des  Artikels  bn)  beruhe. 

Ist  diese  Deutung  richtig,  so  schliesst  die  eigent- 
liche Femininalform  auf  flj  dem  ursprünglich  höchstens 
ein  Vokal  folgte,  welcher  dem  theb.  e,  memph.  s  in 
Te,  ^  entsprach,    lautete  also  etwa  O. 

Bei  dieser  Erklärung  haben  wir  anzunehmen,  dass 
diejenigen  semitischen  Dialekte,  in  denen  sich  Femininal- 
lormen  auf  N'^n  rcduciren,  diese  Form,  welche  eigent- 
lich nur  demonstrativisch  gelten  sollte^  zur  absoluten  ab- 
geschwächt haben,  eine  Annahme,  welcher  um  so  w^e- 


270 


niger  entgegensteht  ^  ila  wir  denselben  Entwickelungs- 
gang  im  Gebrauch  des  stat.  emph.  auch  im  Syr.  finden, 
wo  er  den  stat.  absol.  vielfach  ganz  verdrängt  hat  (vgl. 
Hoffmann  ^  Gr.  sjr.  §.  109,  p.  289  fS,^.  Diejenigen 
Dialekte  dagegen,  welche  stat.  emph.  neben  dem  absol. 
haben,  hätten  das  organischere  Verhältniss  bewahrt,  in- 
dem sie  als  eigentliches  Femininalzeichen  D  hätten  ^  die 
Form,  welche  organisch  NID  entspricht,  aber  als  demon- 
strativische Femininalform  blieb. 

Bezüglich  der  Dialekte,  welche  NIH  als  Femininal- 
form nachweisen,  entsteht  aber  noch  eine  Schwierigkeit, 
die  ich,  obgleich  ich  sie  nicht  lösen  kann,  dennoch  an- 
merken muss.  Wir  wissen,  wie  leicht  schliessendes 
Nl  abfallen  konnte  (vgl.  chald.  n,  syr.  oi  aus  SIHj  S. 
120,  121).  Danach  könnte  man  vermuthen,  dass,  wo 
n  als  Femininalcharakter  eintritt,  es  aus  organisch  NlD 
verstümmelt  sei.  Allein,  da  nach  unserer  Erklärung 
N"^n  eine  ursprünglich  bedeutungsverschiedene  Form  von 
dem,  allein  zur  Charakterisirung  des  Femininum  genü- 
genden, n  war,  so  konnten  beide  auch  einst,  zuerst 
mit  Bedeutungsverschiedenheit,  dann  sich  begrifflich  iden- 
tificirend ,  in  einem  und  demselben  Dialekt  neben  einander 
bestanden  haben,  und  es  lässt  sich  daher  nicht  entschei- 
den, ob  selbst  in  den  Dialekten,  wo  Spuren  von  NIO 
erscheinen  (wie  im  Hebr.,  Arab.,  Aethiop.) ,  n^  als  Cha- 
ract.  fem.,  aus  diesem,  oder  0  zu  deuten  ist. 

Dieses  fl  als  Femininalzeichen  erscheint  zunächst 
durchgängig  im  Aethiop.  in  der  Gestalt  ^  00 '^  ^*  ^* 
Masc.  ^A2i  (kdlee)  alius^  Fem.  ^^ti^  (kähttf),  n-JiA. 
(bussf)  vir  ^  -fthii,^  (buesite)  femina. 

Im  Amharischen  ist  im  Allgemeinen  die  geschlecht- 
liche Scheidung  aufgegeben  (ähnlich  wie  im  Persischen, 
Englischen  und  theilweis  schon  im  Aethiop. ,  Ludolf^ 
Gr.  amh.  p.  40).  Doch  finden  sich  noch  Spuren  davon, 
wo  denn  der  äthiop.  Femininalendung,  Avie  im  Praet. 
Fem.  Sing.  3  (S.  195),  (/f  entspricht,  z.  B.  Masc.  Ji"^ 

(«ßcÄ6  =  arab.  dl3)    dieser^  Fem.  H^^  {xechetjt)» 


271 


Ebenso  erscheint  im  Phönicisclien  n  dem  sogleich  zu 
erörternden  hebr.  n  gegenüber  (^Gesenius^  Monum.  Phoen. 
439,  440). 

Aus  dem  Neu~Himjar.  (Ehkili)  kömmt  bei  Fresne 

(Journ.  As.  1838,  Dec.)  vor:  oä^  ghod^et  (ver- 
stümmelt aus  einem  organischeren  Wort  =  arab.  äJL^J) 
Mädchen  (p.  538),    c^J^aa^ä,    eciret   =   hebr.    n")to' 

(ebds.  p.  544),  über  dessen  ursprünglichen  Femininal- 
werth  bei  Behandlung  der  Zahlwörter. 

Im  Hebr.  hat  sich  dieses  r\  nur  hinter  's ,  1 ,  s^^  —_^ 

—    gehalten^  z.  B.  nnqy,  n^lD^Ü,  HNDn,' n-j.iop', 

nynto,  und  alle  stat.  constr.  auf  D-::-  • 

Wo  dagegen  —  vorhergeht^  wird  n  eingebüsst, 
und  das  nun  schliessende  —  erhält  als  Stütze  ein  n, 
z.  B.  stat.  constr.  TObt?,  wegen  der  engen  Verbindung 
mit  dem  folgenden  Wort^  für  organisch  H^blD ,  dagegen 
im  stat.  absol.  organischer  ^bü,  dann  nsVo. 

Die  Poesie  allein  hat  auch  hier  die  organische  Form 
bisweilen  bewahrt,  z.  B.  HIDT  QGesenius^  Lehrgeb. 
467)  für  gewöhnlich  D^Vh  ' 

Nur  scheinbar  wider  die  Regel  Verstössen  033, 
T\ZV,  n^O,  welche  abbrevirte  Schreibart  für  HNDD  u. 
s.  w.  aus  organisch  ril^D  u.  s.  w.  sind.  Wegen  D'jnO 
vergleiche  man  weiterhin. 

Für  die  Richtigkeit  dieser  Erklärung  entscheidet  1) 
die  Erscheinung  des  0  im  stat.  constr.,  2)  die  Berück- 
sichtigung des  Aethiop. ,  Amhar.,  Phönic. ,  welche  fast 
nur  n  haben,  3)  die  des  Chald.,  Samar.,  Sjr.,  welche, 
während  sie  im  Praet.  Fem.  Sing.  3  den  Verlust  des 
n  nicht  mit  dem  Hebr.  theilten  (S.  195),  ihn  hier  im 
Nomen  noch  weiter  führen,  so  dass  man  sieht,  dass  die 
Neigung  dazu  im  somit.    Lautsystem    tief  begründet  ist. 

Ehe  wir  einige  besondere  Erscheinungen  des  Hebr. 
II  Betracht  ziehen,  müssen  wir  die  übrigen  Dialekte 
'•'handeln. 


272 


Im  Aethiopischen  ist  nur  in  sehr  wenigen  Fällen 
^  (te}  eingebüsst,  z.  B.  Masc.  ihÄLfi  Qiadisf)  neu^ 
Fem.  AJ?il  (liadäst)  ^  vgl.  Ludolf  113.  Die  Vokal- 
veränderung (i  in  «)  geschieht  hier  nicht  zur  Bezeich- 
nung des  Fem.,  sondern  das  d  des  Fem.  ist  der  orga- 
nischere Vokal,  welcher  sich  hier  erhielt,  während  er 
im  Masc.  geschwächt  ist  (genaueres  bei  der  Themen- 
bildung; für  jetzt  vgl.  man  Fem.  ^InQ,  (mardrf)  bitter 
mit  dem  formativ  gleichen  hebr.  IT^hp  Bitterkeit^, 

Im  Chaldäischen  erhält  sich  n  im  stat.  constr.  durch- 
weg. Im  stat.  absol.  wird  es  zunächst,  wie  im  Hebr., 
bei  vorhergehendem  —  eingebusst  und  das  —  durch 
N  gestützt,  z.  B.  stat.  constr.  DD ^10,  (für  organisch 
DDi^D^  hat  im  stat.  absol.  N3'^1D.  Statt  N^  erscheint 
n^  entweder  hebraisirend ,  oder  um  die  Aufeinanderfolge 
zweier  N  zu   vermeiden   QWiner^    Chald.  Gr.    S.    77). 

Die  Wörter,  welche  im  stat.  constr.  ^  -7—  oder  J)  vor 
dem  femininalen  Charakter  n  haben,  verlieren  das  n  im 
stat.  absol.  spurlos,  z.  B.  stat.  constr.  D^^^t^Dj  H^Dbc^ 
stat.  absol.  ^")ti;!5,  l^bD.  Bloss  die  von  Masc.  auf 
^  —  abgeleiteten  Adject.  haben  die  Neigung  n  abzu- 
stossen,    nicht   so  weit    entwickelt    QWiner   a.  a.  0.). 

Syrisch  folgt  im  Wesentlichen  derselben  Analogie. 
Der  stat.  constr.  bewahrt  z  durchweg.  Im  stat.  absol. 
dagegen  ist  es,  mit  Ausnahme  der,  dem  hebr.  r\2V  ". 
s.  w.  (S.  271)  analogen,  Formen,  eingebusst,  und  zwar 
bei  vorhergehendem  Z  und  ©  spurlos  5  bei  vorhergehen- 
dem im  stat.  constr,  erscheint  als  Stütze  |  (=  chald. 
N)  und  vor  diesem  " ,  welches  man  in  diesem  Fall  wohl 
nur  der  Vorliebe  der  Syrer  für  diesen  dunkleren  Vokal 
zuschreiben  kann. 

Samaritanisch  folgt  wesentlich  denselben  Gesetzen, 
welche  aber  in  Uhlemanns  Darstellung  (Inst.  ling.  Sam. 
§.  41  p.  100;,  §.  43  p.  112)  ganz  verdunkelt  sind. 
Nach  den  Vokalen  Hl  5  \  fällt  das,  in  stat.  constr.  er- 
haltene, A  im  stat.  absol.  spurlos  ab ;  nach  ä  (  )  tritt, 
wie  im  Hebr.,    im   stat.  absol.  ^    als  Stütze  ein,    stat. 


273    

coiistr.AnJ^*JA,Atüi^,  AitAS:  «tat.  absol.  (IH^ÜA, 

Im  Arabischen   schliesst  die  Femininalendung  nur   in 

der  Verbindung  mit  Suffixen  mit  ^5  grade  wie  im 
Hebr. ,  Sjr. ,  Chald.  u.  s.  w.  im  stat.  constr.,  vor  Suf- 
fixen und  stat.  emph.  Sonst  tritt  das  schon  erwähnte  ' 
hinzu,  welches  sich  zur  Bezeichnung  casualer  Verhält- 
nisse in  a  und  i  abschwächt.  Der  femininale  Consonant 
cj  wird  aber  nur  nach  andern  Vokalen  als  a^  oder  nach 

Consonanten  geschrieben^  z.  B.  ^^dLLo  =  hebr.  DD^tD? 

oJl?  =  ns  5    sjr.  Lisi^  Fem.    von   hebr.    ]3,      Nach    a 

dagegen  wird  statt  ^:i>  ein  S  geschrieben,  d.  h.  ein  5  (^/i)^ 
welches  zum  Zeichen,  dass  es  t  zu  sprechen  sei,  zwei 
diakritische  Punkte  erhält.  Diese^  wenngleich  eigentlich 
nur  graphische  Verschiedenheit,  erinnert  sogleich  an  die 
hebr.  Regel,  nach  welcher  n  nach-;—  abfiel  und  n  als 
Stütze  eintrat;  und  die  vulgär-arab.  Sprache  scheint  die 
Neigung,  D  am  Ende  abzustossen,  in  derselben  Ausdeh- 
nung gehabt  zu  haben,  wie  das  Hebr.  Dafür  spricht, 
<]ass  diese  Aenderung  im  cultivirten  Arab.  bei  Dichtern 
vorkömmt  und  im  jetzigen  Vulgär-Arab.  herrschend  ist 
(Ewald ^  Gr.  arab.    §.  285  5    Gauss,   de  Perceval^  Gr. 

arab.  vulg.  p.  6,  r.  31).  Man  spricht  Ä^ai  Mekkah, 
iOjJuc  Medineh  und  selbst  wo  die  Schreibweise  5  be- 
wahrt ist,  wird  dieses  nur  im  stat.  constr.,  nicht  im  stat. 
absol.  gesprochen,  z.  B.  »^-u^^  Wbire.  Da  das  cul- 
tivirte   Arab.    seine    Cultur    durch   Dichter   erhalten   hat, 

SO  glaube  ich,  dass  dessen  »—im  Gegensatz  von  vulg. 

eh^  grade  wie  hebr.  HP.   ^       im  Gegensatz  von  n zu 

betrachten  ist,  nämlich  als  eine  dichterische  Erhaltung 
der  alterthümlichen  Form.  Um  aber  den  Zusammenhang 
mit   der   vulgären  Form  zu  bewahren,    wurde    eine   auf 

18 


274 


deren  Pronunciation  (»— )  basirte  Schreibweise  ein-i 
geführt.  i 

Neben  den  erwähnten  Femininalendungen  li,  v:y  C^)? 

'g^  (s— )  erscheinen  noch  zwei  auf  ^—  und  i.|~.  Ewald 

hält  sie  für  blosse  phonetische  Nebenformen  von  i;^),  s. 
indem  er  sie  sich  alle  aus  der  hebr.  Endung  n-7~  ent- 
standen denkt  (Gr.  ar.  §.  285 :  Videtur  igitur  omniiim 
harum  terminationum  origo  in  ah^  ä  f,  latere^  quod 
in  parum  diversas  pauUatim  se  exseruit  pronuncia- 
Hones).  Dass  aber  nicht  hebr.  n^  die  Grundform  der 
Femininalendungen  ist,  zeigt  die  bisherige  Darstellung. 
Man  könnte  nun  zwar    Ewald' s  Ansicht  so  modificiren, 

dass  man  (5—  und  ij—  aus  der  Form  der  Vulgärsprache 
»^  =  hebr.  n^  entstehen  Hesse  5  allein,  wie  Ewald  gsiv 
keinen  Grund  für  seine  Erklärung  dieser  Formen  aus 
hebr.  n^  beibringt,  so  sehe  ich  auch  keinen  Grund, 
durch  welchen  sich  die  Erklärung  aus  dem  vulgären  5  — 
irgend   schützen  Hesse,  und   gradezu  anzunehmen,    dass 

»~  sich  in  ^5  — ,  il—  habe  verändern  können,  ist  nicht 
unsere  Sache.  Wo  sich  die  arabische  Endung  ^^—  mit 
Bestimmtheit  im  übrigen  Semitischen  abspiegelt,  sehen 
wir  ihr  hebr.  n  -^^  entgegentreten,  und  zwar  das  n  -z. — ? 
welches  aus  organischerem  1,  oder  vielmehr,  um  diess 
schon  hier  auszusprechen,  obgleich  der  Beweis  erst  wei- 
terhin hervortreten  kann ,  aus  1  (-;— ) ,  welches  letz- 
tere mit  dem  uns  schon  oft  vorgekommenen  üebergang 
von  T  in  '^^  auch  ^( — )  wird,  entstanden  ist;  dem  hebr. 

n^N,  z.  B.  (vgl.  S.  103)  entsprach  arab.  ^^f^  rhs 
aber  entstand  für  organischeres  DNinblN  (S.  106); 
das  hier  erscheinende  DN1  dient,  wie  wir  weiterhin  se- 
hen werden,  zur  Bildung  des  hebr.  Plur.  gen.  raasc.^ 
dessen  organischere  Gestalt,  bei  vorausgehendem  Vokal 
a ,  eigentlich  a  -f-  DN1  ist ;  in  dieser  geht  im  Hebr.  ge- 
wöhnlich *)  in  ^  über,  und  durch  Zurückwürkung  des  ^ 


275 


auf  den  vorhergehenden  Vokal  (vgl.  arab.  huva^  hija 
S.  90  und  14)  entsteht  D^  -; — ?  doch  werden  wir  auch 
Beispiele  genug  finden,  wo  sich  im  Hebr.  das  organi- 
schere 1  (jedoch  nur  im  stat.  constr.)  erhalten  hat,  und 
im  Arab.  ist  diess  in  der  regelmässigen  Pluralform 
(^)^  -  (vgl.  über  sie  weiterhin)  stets  der  Fall.  Im  ge- 
wöhnlichen  hebr.    stat.    constr.    plur.    *» ,    so  wie   im 

Dual  D^— -  ist  die  Form  noch  nicht  in  D^ —  zusam- 
mengezogen, sondern  es  liegt  noch  D^ — *  als  die  zu- 
nächst aus  dem  organischeren  DJ  -^p-  entstandene  zu 
Grunde.  Ebenso  steht  hVn  für  organischeres  ^\m  der 
üebergang  von  ^-3-  in  —  (vermittelt  durch  —  im 
stat.  constr.)  ist  aber  ganz  natürlich  und  die  Form  — 
ist  im  Arab.  rein  erhalten.  Wie  aber  im  Hebr.  neben 
der  Pluralform  D*^  noch  die  organischere  Dl  nachgewie- 
sen werden  wird,  so  konnte  diese  auch  im  Arabischen 
bestehen  und  es  ist  diess  hier  um  so  wahrscheinlicher,  da  sich 
im  Arabischen  das  . ,  wie  schon  bemerkt,  in  der  regel- 
mässigen Pluralform  (,j)  ^  -^  erhalten  hat  5  diese  Form 
mit  Verlust  des  schliessenden  D  (wie  in  hVn  S.  104) 
würde  eigentlich  .  —  lauten ,  oder,  indem  durch  Einfluss 

deslokals  —  ^  zu  |  wird:  I—,  ^.|^  eine  Form,  welche 
Ewald  anführt^  aber  ohne  weiteren  Grund  für  schlecht 

erklärt  (Gr.  ar.  §.  453) 5  an  dieses  ^.1  tritt,  der  all- 
gemeinen   Analogie    der   Nominalendung    folgend,    aber 

hier  eben  so  unorganisch  wie  an  \S   (=  hebr.  N;^  vgl. 

S.  266)  &  also  ^^^1,  wie  »\ö  (vgl.  Ewald  a.  a.  0.). 
Wir  sehen  also  hier  der  hebr.  Endung  n-7-  sowohl 
^—  als  I—  und  unorganisch  ^\  "  gegenüber  treten,  und 
zwar  so,  dass  beide,  oder  die  daraus  hervorgehenden 
Formen  neben  einander  bestehen.  Ganz  ebenso  entspricht 
dem  hebr.  nj^  welchem,  wie  wir  bemerkt  haben,  NlDT 
zu  Grunde  liegt   (vgl.  S.  266),    einmal   arab.    ^j  (in 

.6-e 

^^43JI)j  welches  ein  hebr.  ^  (für  *T  vgl.  chald.  ^"j),  das 

andere  Mal  iS,  welches  hebr.  NT  repräsentirt. 

18* 


276 


Wir  sehen  als(r,   dass    eine    arabische    findung  ^  ^| » 
sowohl    als    il  —   (in   letzterem  '    eben    so    unorganisch,! 

wie  —  in  ^y.!,  ^^i>J^  beide  einem  hebr.  n  -7-  entspre- 
chen können,  im  Fall  alle  diese  drei  Endungen  auf  or- 
ganischerem *)  beruhen. 

Dieses  vorausgeschickt,  werden  wir  durch  einen  ein- 
zelnen Fall  die  Erklärung  dieser  Endung  erhalten. 

Arab.  ^-aj)  heisst  die  Frawj  es  ist  keine  Frage, 
dass  es  dem  hebr.  nil^N  entspricht.  Die  Wurzelform 
ist  T!73N^  dessen  Nebenform   mit   "^   für  3  (vgl.  oben  8. 

102)  in  hebr.  "slJ'^N  Mann  und  arab.  ^jt^\  Kraft  er- 
scheint 5  die  Wurzel  entspricht  dem  ägjpt.  Jl«5,cy  posse^ 
kräftig  sein^  welches  selbst  eine  Zusammensetzung  des 
adjectivischen  Ji  (=  hebr.  ^N,  vgl.  S.  70  und  150) 
mit  der  Wurzel  ^cy  viel  sein^    kräftig  sein   ist.      Die 

Bedeutung  kräftig  sein  erscheint  in  arab.  yj-b,  ^[^ 
forfitudo^  in  denen,  wie  im  Aegyptischen  der  anlau- 
tende Vokal  eingebüsst  ist  (vgl.  auch  Gesenius^  Thes. 
p.  83,  84). 

Weiterhin  werden  wir  sehen,  dass  H^N,  mit  dem 
gewöhnlichen  Uebergang  von  J)  in  ^^ ,  für  organischeres 
n^^N  steht,  oder,  wenn  wir  die  organischere  Wurzel- 
form tUJN  für  u;N  setzen,  für  organischeres  n^tUDN? 
dieser  Form  entspricht  nun^  der  obigen  Entwickelung  ge- 

mäss,  arab.  ^^| ,  abgesehen  vom  Mangel  eines  Reprä- 
sentanten  für   das  schliessende  n,  ganz   regelrecht  5    als 

Mittelform  zwischen  H^Nfj  ^c^l  und  HI^DN  ist  eine 
Form  anzunehmen,  welche  (sich  an  die  primäre  H^iyJDN 
schliessend,  vgl.  oben  und  weiterhin)  n^tIJ3N  lautete. 
Wie  erklärt  sich  aber  der  Verlust  des  n?  Ich  glaube 
durch  die  Annahme,  dass  die  allgemein- semitische  Nei- 
gung zur  Abstossung  von  schliessendem  n  die  gewöhn- 
lichen, ihr  im  Arabischen  gesteckten  Gränzen ,  ähnlich 
wie  ja  auch  in  einigen  Fällen  im  Aethiopischen  (S.  272 


211 


und  vgl.  weiterhin  abawe)  überschritt  und  auch,  wie 
im  Sjr. 5  Chald.,  Samar.  in  einigen  Formen,  welche 
organischer  auf  ^  hätten  schliessen  müssen ,  sich  gel- 
tend machte.  Die  Form  ri'^N  für  DI^JN  ist  nach  einer 
weiterhin  anzuführenden  Analogie  (ß.  279)   eingetreten. 

Die  Erscheinung ,  dass  Regeln,  welche  in  einer  oder 
mehreren  von  verwandten  Sprachen  fast  allgemein  herr- 
sehen, in  einer  andern  nur  trümmerhaft  bestehen  —  noch 
nicht  durchgedrungen  sind  — ,  zeigt  sich  fast  in  allen 
\  erwandtschaftlich  zusammengehörenden  Sprachketten, 
So  erscheinen  z.  B.  im  Griech.  nur  zwei  sichere:  ijroß^a, 
iji'oxa  und  ein  unsicheres  Beispiel  ärcoya  der  Präteri- 
tal-Reduplication,  welche  im  Sanskrit  Regel  ist  (Bopp^ 
Gr.  sanscr.  r.  433  5  mein  Griech.  WzUex.  I,  77,  II, 
22,  144^)) 5  von  der  Aoristform  der  Wurzeln  auf» 
(^Bopp  r.  416)  nur  ein  Beispiel  elitär  (Griech.  Wzl- 
lex.  I,   175). 

Wenn  die  andere  Femininalform  I  —  lautete,  so  würde 
sie  nach  obigem  sogleich  als  eine  Nebenform  von  — 
zu  erkennen  sein,  in  welcher  .—  noch  nicht  in  ^—  über- 
gegangen war,    sondern    der   Vokal    —   den   Uebergang 

von  ^  in  |  herbeiführte;  allein  sie  lautet  f |  —  mit  Medda} 
das  schliessende  i>  glaubten  wir  oben  für  unorganisch 
erklären  zu    dürfen  und   berücksichtigen    es    daher    nicht 

weiter.  Das  gedehnte  I  aber  wird  sich  als  aus  zwei 
.  entstanden  erklären.  Weiterhin  werden  wir  nämlich 
linden,    dass    Formen,    wie    hebr.    n^lDJ?    für  organisch 


I)  Hierbei  will  ich  bemerken,  dass  in   dieser  Reduplications- 

wcise   (sanskr.    aksh  :  d-n-aksh)    eigentlich   nur   das    anlautende   a 

.\iederholt  werden  sollte,  also  a-aksh  (wie  i-ish)\  das  n  trat  dann, 

N\ie  im  Sanskrit  so  oft  (z.B.  Genit.  Plur.,  Nom.  Plur.  gen.  neufr.) 

zur  Vermeidung  des  Hiatus  dazwischen,  also  a-n-aksh    und    vor  n 

1*1  a,  wie    in  den  angeführten  Fällen  und  sonst,  gedehnt,  also 

i-ahh.      In    ridh  \a-n   ridh    ist    a    Repräsentant    von    ri   nach 

/)/)    r.    431. 


278 


mi'^Dy  stehen j  und  arab.  I  —  ist  identisch  mit  dem,  dem 

n  hier  vorhergehenden,  ll-;--;  I—  steht  also  für  ^^y  —  f 
dieses  wurde  nach  Verlust  des  o.,  wie   in  der  Endung 
— ,  erst  ^^  —  5  durch  Einwürkung   des   Vokals  ~   als- 
dann ^1—,  durch  neue  Assimilation  ||— ,  endlich  |— . 

Haben  wir  hier  mit  Recht  im  Arabischen  Spuren 
einer  weiteren  Ausdehnung  des  Verlustes  des  feminina- 
len  n  gefunden,  so  dürfen  wir  vermuthen,  dass  sich 
deren  auch  im  Hebr.  finden  Averden.  Doch  erkenne  ich 
nur  wenige,  ganz  isolirt  stehende,  und  keineswegs 
ganz  sichere. 

Kann  hierher  gehören  der  Infinitiv  "^D^TlIin  statt 
3''UJin  (Ps.  113,  8)?  Bei  grammatischer*  Erklärung 
dieser  Form  ist  zu  beachten:  zunächst,  dass  im  Hebr. 
und  mehr  noch  in  den  übrigen  semitischen  Dialekten  die 
nominale  Femininalform  als  Infinitiv  erscheint;  im  Hebr. 
z.B.  n:2"l|5  (^Gesenius^  Lehrgeb.  S.  268).  Im  Sjr.  hat 
der  Infin.  fast  durchweg  die  Femininalendung  zo,  welche 
jedoch  nur  vor  Suffixen  erscheint  {Hoffmann  ^  Gr.  sjr. 
p.  193)5  ^^  s*^**  absol.  wird  das  z,  der  obigen  Regel 
gemäss  (8.  272),  eingebüsst.  Dass  dieselbe  Endung 
auch  im  Chald.  zu  Grunde  liegt,  zeigt  die  Form  aller 
Infinitive  (ausser  Peal)  in  der  Verbindung  mit  Suffixen, 
z.  B.  n'^"n')bl3j5  QWiner  S.  47).  Im  stat.  absol.  ist. 
an  die  Stelle  von  ni  die  gewöhnlichere  Femininalendung  f 
N-;r-  getreten  (dieselbe  Erscheinung  wird  uns  bei  den 
Zahlwörtern  begegnen  und  alsdann  auch  ihr  Grund  vor- 
liegen), also  NbD]50'      Auch   im  Hebr.  existirte   diese 


1)  In  ganz  ähnlicbeni  Verhältniss  stehen  im  Hebr.  die  For- 
men, welche  im  stat.  constr.  auf  n  -; — ^,  wenn  der  letzte  Radikal 
Guttural  ist,  n  2 — r-  ini  stat.  absol.  auf  ü  ^  ^  schliessen,  z.  B. 
nsb^JW,  nr|B^')2.  zu  Tt'Dhlzii,  nns^r;;  {GeseniusJ  Lehrg.  b9Q).  Die 
organischere  IForm  ist  (wie  sich  bei  der  Lehre  von  der  Themen- 
bildung zeigen  wird)  n'!Sb73)3  ,  nineti^a,  mit  uns  bekanntem  Ueber- 
gang  von  T  in  ;; —  und  ^  nach  Guttural  ^ — i  ^  ' — >  ^  r—  '»  der 
Vokal    der    paenultima    ist  durch  die  Ässimilationskraft   des  letzten 


279 


Form  auf  D^,  hat  sich  aber  im  siat.  absol.  nur  in  den 
Verbis  pi  ^  (ausser  Kai) ,  sonst  nur  im  stat.  constr.  (wie 
im  Chald.)  des  Kai  der  Yerba  rfb?  fS?  i'2  erhalten, 
und  zwar  in  dem  uns  schon  mehrfach  entgegengetrete- 
nen üebergang  von  ni  in  D-;-  5  so  stat.  constr.  r)Tlj3 
für  organischeres  DW'l^D ,  HZl^.  für  organischeres  n^:3W?9 
nibs  für  organischeres  Dli^^  ^^^^^  organischeren  H^li^i 
(die  Wurzel  ist  nämlich  höchst  wahrscheinlich  1^3^  nicht 
^jß'  Im  stat.  absoL  nbSH  für  organischeres  Dl^Srij 
scheint  das  1  den  Vokal -^  herbeigeführt  zu  haben 5  doch 
kann  uns  das  hier  gleichgültig  sein.  Denn  wir  dürfen 
aus  dem  gegenseitigen  Verhältniss  des  Hebr.,  Chald.  und 
Sjr.  bezüglich  dieses  ro  mit  Recht  schliessen,  dass,  wie 
im  Sjr.  sicherlich,  auch  im  Chald.  und  Hebr.  einst  die 
Infinitivform  auf  H)  in  grösserer  Ausdehnung  und  als 
eine  ganz  regelrechte  existirte  (vgl.  auch  hebr.  Inf. 
Vd]D5  Fem.  DlbD]?,  Gesenius^  Lehrgeb.  S.  498  nr. 
26).  In  diesem  Falle  konnte  neben  dem  Infinitiv  n^^*in 
gleichbedeutend  n^3'Ti;iri  existiren.  Dass  in  diesem  n^ 
1  in  ^  überging,  zeigt  die  aus  ni  entstandene  Endung 
n-;;-  (vgl.  neben  n^^lDp  auch  nbd]2  Gesenius  a.  a. 
0.);  dieser  ging  n^  vorher 5  fiel,  wie  im  Sjr.,  Chald., 
Samar.,  Arab.,  das  schliessende  n  ab,  so  blieb    '^,  also 

Gegen  diese  Erklärung  kann  man  wohl  nur  den  Um- 
stand geltend  machen^  dass  in  deiftselben  Psalm,  in  wel- 
chem ^:3^^*)n  vorkommt,  noch  mehrere  ungewöhnliche 
Formen,  mit  einem  überflüssigen  '^—^  ,  erscheinen,  so 
dass  dieses  "^ in  ihnen  allen  ein  bedeutungsloser  Zu- 
satz zu  sein  scheint  QGesenius^  Lehrgeb.  S.  159). 
Dagegen  aber  ist  zu  bemerken,    dass  auch   die  übrigen 


herbeigeführt.  Im  stat.  absol.  ist  die  Endung  n  durch  das  herr- 
schender gewordene  Charakteristicum  n  verdrängt.  Aehnlichc 
Beispiele  werden  wir  weiterhin  mehrfach  vorkommen  sehen;  man 
vgl.  auch  n^^:  und  n2t?2  Zank  neben  einander,  und  das  schon 
oben   (S.  277)  erwähnte  riiöfc^  neben  n'»^N. 


280 


ungewöhnlichen  Formen,  wie  wir  weiterhin  sehen  wer- 
den 5  einer  grammatischen  Erklärung  fähig  sind  und  dass 
ein  solcher  ganz  grundlos  hinzugefügter  Laut  (denn  we- 
der Reim  noch  Metrum  zwingt  dazu)  eine  ganz  unver- 
nünftige Sonderbarkeit  sein  würde,  während,  bei  unserer 
Deutung^  die  Poesie,  wie  gewöhnlich,  eine  archaistische 
Form  bewahrt  hätte. 

Ein  zweites  durch  diesen  Verlust  von  n  zu  erklä- 
rendes Wort  ist  vielleicht  das  (Mos.  II,  15,  6)  zwei- 
mal vorkommende  ^1*1ND.  Dass  dieses  Fem.  sei,  nicht 
Masc,  wie  Gesenius  (Thes.  II,  599j  annimmt,  folgt 
aus  dem  überwiegend  femininalen  Gebrauch  von  ]^XD], 
dessen  Beisatz  es  ist,  und  aus  dem  in  demselben  Satz 
mit  letzterem  verbundenen  \?nn.  Die  grammatische  Er- 
klärung betreffend,  so  ist  es  bekannt,  dass  mehrere  Par- 
ticipia  ihr  Fem.  durch  n  -7^  bilden;  dieses  H  - — steht,  wie 
sich  weiterhin  immer  mehr  herausstellen  wird,  ebenfalls  für 
organischeres  Ty\.  Ist  also  neben  dem  gewöhnlichen  Fem. 
nilNDnoch  ein  altes  nn"lND  denkbar,  so  konnte  dieses  durch 
denselben  phonetischen  üebergang,  wie  in  ^3'^tLJin,  zu 
^"IIN?  werden.  Dass  sich  aber  die  gewöhnliche  Fe- 
mininalform  hebr.  n  —  ,  chald.  N  -;—  an  die  Stelle  von 
ni  drängte,  das  zeigten  uns  schon  die  Beispiele  des 
chald.  Infin.:  (stat.  absol.  N—;-  ,  vor  Suffixen  organischer 
n^  S.  278)  und  nm; ,  riDbpiD  u.  s.  w.  Sogleich  wer- 
den wir  noch  ein  Participium  dieser  Art  erhalten  und 
weiterhin,  avo  wir  finden  werden,  dass  die  Femininal- 
form  m  auf  einer  masculinaren  DifFerenziirung  durch 
Nin  (verstümmelt  zu  1)  beruht,  werden  sich  uns  auch 
noch  mehr  Spuren  von  Participien  mit  organischerem 
1  zeigen. 

Indem  ni,  wie  so  oft,  in  H -77-  übergeht,  konnte, 
durch  Verlust  des  n  und  die  gewöhnliche  Stütze  des 
n,  daraus  die  Endung  H^t-  entstehen.  Allein  dieses 
n —  lässt  sich  als  Femininalcharakter  mit  Sicherheit 
nur  an  einer  einzigen  Stelle  im  Particip  nilT  nachwei- 
sen, welches  also,  wenn  man  es  nicht  in  rPlIT   zu  an- 


281 


dern  wagt,  für  organisches  n'/l^T  O'gl«  vorhin  ni"^lN3) 
stände.  Denn  nritlJS  kömmt  nach  Gesenius  (Thes.  II, 
1136)  gar  nicht  vor,  «12^.5?  und  nilNJ  aber,  welche 
nur  an  einer  Stelle  erscheinen,  sind  bezüglich  der  Exe- 
gese und  des  Genus  unsicher  (nziN  z.  B.  nennt  Gese- 
nius  im  Thes.  Masc,  in  der  Grammat.  [1842,  S.  141] 
Fem.).  Ewald  (Hebr.  Gr.  §.  369,  wo  ebenso  wie 
§.  370  das  Heterogenste  untereinander  gewürfelt  ist) 
erklärt  T]- —  in  iT^^T  (ja  sogar  in  Masculinis)  für  eine 
Abstumpfung  des  femin inalen  n —  .  Solch  eine  An- 
nahme ist  ohne  sichere  Beispiele  nicht  zulässig.  Bloss 
das  einzige  n?.^  (Praet.  Sing.  3  Fem.)  an  einer  ein- 
zigen Stelle  (Zach.  V,  4),  wo  man  TOb  erwarten 
sollte,  kann  dafür  angeführt  werden.  Aber  darf  ein  so 
isolirt  dastehendes  Beispiel  aller  Grammatik  Trotz  bie- 
ten? Ich  halte  es  nicht  für  zu  kühn,  in  n^^  und  selbst 
n")^1   ein   —  an  die  Stelle  des zu  setzen. 

2)  Masculinare  DifFerenziirung  durch  Suffix. 

Wir  haben  im  Aegyptischen  masculinare  Adjective 
und  Substantive  sich  durch  Zutritt  von  q  (Pronom.  3 
Sing.  Masc),  ganz  analog  den  femininalen  Differenzii- 
rungszeichen  c ,  s  (e) ,  "f"  (tg)  ,  äusserlich  difFercnzii- 
ren  gesehen  (vgl.  S.  258  ff.).  Die  Erscheinung  ist  sehr 
natürlich.  Denn  zu  einer  Zeit,  wo  man  das  weibliche 
Geschlecht,  mit  vollständigem  Bevvusstsein,  durch  Hin- 
zufügung des  Pronomens  weiblichen  Geschlechts  an  das 
nicht  differenzürte  Thema  ausdrückte,  z.  B.  bona  asina 
gewissermaassen  durch  bonu  +  ea  asinu  -f-  ea^  konnte 
es  beim  Streben  nach  bestimmterer  Bezeichnung,  wie  es 
sich  auch  eben  in  der  Femininalbezeichnung  kund  gibt, 
nicht  fehlen,  dass  man  auch  das  Bedürfniss  fühlte,  das 
männliche  Geschlecht  eben  so  bestimmt  zu  bezeichnen, 
also    z.  B.  bonus  asinus  durch  bonu  -f-  is  asinu  -f-  is  ^). 


1)  Ich  hoffe,  dass  mich  niemand  in  Verdacht  hat,  dass  ich 
bonusy  bona  auf  die,  zur  Veranschaulichung  unserer  Erklärung  der 
Geschlechtsbozcichnung  hier  fingirte,  Weise  entstanden  glaube. 


282 


Wegen  der  sonstigen  üebereinstimmung  des  Semiti- 
schen und  Aegyptischen  und  der  Natürlichkeit  mascu- 
linarer  Differenziirung  dürfen  wir  vornweg  Aehnliches  auch 
im  Semitischen  vermuthen  und  haben  auch  schon  früher 
(D  S.  37)  auf  diese  Weise  erklärt. 

Im  Allgemeinen  sahen  wir  aber  statt  des  unselbst- 
ständigen  Pronomens  dritter  Pers.,  insbesondere  im  Masc, 
im  Semitischen  das  selbstständige  NlH  verwendet  5  wir 
dürfen  also  vermuthen,  dass  wir  diesem  auch  bei  Be- 
zeichnung des  männlichen  Geschlechts  begegnen  werden. 

Durch  diese  Annahme  einer  Zusammensetzung  eines 
nominalen  Themas  mit  NlH  erklären  sich  uns  zunächst 
die  flexivischen  Formen  der  semitischen  Dialekte,  welche 
sich  an  die  in  ihnen  sich  reflectirende  Form  des  hebr. 
3N  Vater  und  analoger  Wörter  schliessen.  Wir  wis- 
sen nämlich  aus  mehrfach  vorgekommenen  Analogieen, 
dass  sich  Nin  in  der  Zusammensetzung  unter  andern  in 
n  und  *)  verstümmelt  (^vgl.  S.  120  ff.).  Aus  der  Form 
mit  n  erklären  sich  zunächst  die  Plurale  des  Chald., 
Samar.  und  Syr. ,  in  denen  der  Plur.  durch  das  femi- 
ninale  Pluralzeichen  formirt  wird  (vgl.  über  dieses  wei- 
terhin III),  also  chald.  IHDN,  samar.  ^^SA?  sjr.  ^] 
und,  mit  masculinarer  Pluralendung  daneben,  ^-I^vc].  Im 
stat.  constr.  reflectiren  diese  drei  Sprachen  bekanntlich 
(vgl.  auch  weiterhin  a.  a.  0.)  die  plurale  Femininal- 
endung,  welche  im  Hebr.,  Arab.  und  Aethiop.  auch  den 
stat.  absol.  bildet,  z.  B.  chald.  nn3S5  dieser    entspricht 

arab.  v;i)L^I,  woraus  wir  schliessen  müssen,  dass  auch 
der  hebr.  Plur.  ni3N  für  organischeres  niriDN  steht. 
An  die  Form  mit  1  für  NIH  schliesst  sich  die  arabische 

Nebenform  des  Plur.  c»!^!,  und  an  diese,  mit  Verlust 
des  schliessenden  ^:^  (über  die  arabische  Nunnation  statt 
-^  vgl.  oben  (S.  265)  und  über  den  Verlust  dieses  letz- 
teren Vokals  s.  weiterhin  unter  III),  nach  den  obigen 
Analogieen    (S.  277),    Schewairung   des  dem  ^^  vor- 


283 


hergehenden  Vokals   und  Verkürzung   des  a  vor    Vav: 
äthiop.  AAd)"  (abawe). 

Bei  dieser  Erklärung  kann  auffallen,  dass  dieses  n^ 
1,  welches  wir  als  Trümmer  von  Sin  nehmen^  auch 
in  die  Pluralform  getreten  ist,  welcher  es  seiner  ur- 
sprünglichen Bedeutung  nach  (^als  Sing.)  fremd  sein 
sollte.  Aehnlich  sahen  wir  aber  schon  in  D^HU?  (ß*  18) 
das  Femininalzeichen  in  —  ebenfalls  eigentlich  Pronom. 
Sing.  —  im  Dual  erhalten  5  es  beruht  diese  Erscheinung 
darauf,  dass  die  eigentliche  Bedeutung  des  Elements  H 
oder  ']  y  welches  am  Schluss  des  Themas  steht,  ver- 
gessen war,  und  nun  riDN  oder  IDN  für  das  Thema 
galt.  Dazu  mag  gewirkt  haben,  1)  dass  im  Semitischen 
sich  die  Anschauung  geltend  machte,  dass  das  männ- 
liche Geschlecht  keiner  Differenz  bedürfe^  2)  das,  zu 
irgend  einer  Zeit,  das  Semitische  wie  ein  elektrischer 
Schlag  durchzuckende  Princip,  dass  alle  vollbegrifflichen 
Wörter  auf  trilitteraler  Basis  ruhen  müssten.  Indem 
dieses  durch  alle  derartigen  Formen  drang,  mussten 
manche  flexivische  Elemente,  deren  Bedeutung  dem 
Sprachbewusstsein  entschwunden  war,  den  Charakter 
annehmen,  als  ob  sie  radikal  wären. 

An  die  Form  mit  1  für  Sin  schliesst  sich  ferner 
der  stat.  constr.  Sing,  insbesondere  vor  Suffixen,  wel- 
cher in  den  meisten  semitischen  Dialekten  auf  ^  aus- 
lautet 5  im  Hebr.  hat  sich  diese  organischere  Form  nur 
in  Zusammensetzungen  zu  Eigennamen  erhalten,  wo  die 
Zusammensetzung,  wie  gewöhnlich,  und  insbesondere 
noch  der  Gebrauch  als  Eigennamen,  das  Alterthüm- 
liche  bewahrt;  im  stat.  constr.  und  vor  Suffixen  dage- 
gen ist  im  Hebr.  und  Samar.  1  mit  dem,  uns  schon  so  oft 
vorgekommenen,  Uebcrgang  zu  "^  geworden,  also  chald. 
und  sjr.  vor  Suffixen  i^N,  os],  arab.  im  stat.  constr. 
^1,  äthiop.  vor  Suffixen  Äfl*  (abu)  ^  hebr.  in  Eigen- 
namen, 13N  z.B.  b^r'lDN  als  organischere  Form  neben 
b^}""'^DN|,  vor  Suffixen  und  im  stat.  consti'.  ^3N,  ^3N, 
samar, 'StaA- 


284 


Die  Form  des  stat.  constr.  ist,  wie  man  aus  allem 
Bisherigen  scliliessen  kann,  auch  die  organische  des  stat. 
absol.5  in  diesem  ist  aber  das  anlautende  1,  oder  sein 
Stellvertreter  -«,  wie  so  oft  (vgl.  S.  35,  92,  121, 
202),  eingebüsst,  also  hebr.  2N  u.  s.  w. 

Früher  hat  man  diese  und  analoge  Formationen  durch 
Etymologie  aus  Wurzeln  rib  erklärt  ^)  5  die  Etjmolo- 
gieen  dieser  Art  waren  sehr  gezwungen  und  Gesemus 
hat  sich  dafür  entschieden,  3N  für  primitiv  zu  nehmen 
(Lehrgeb.  §.  118).  Damit  ist  nun  zwar  nichts  gegen 
die  alte  Ableitung  erwiesen  5  denn  der  Begriff  Vater 
hat  so  gut  sein  Etymon,  wie  jedes  andere  Wort,  und 
könnte  sich  also ,  wenn  auch  die  bisher  vorgeschlagenen 
Etymologieen  alle  falsch  wären,  dennoch  auf  eine  Wur- 
zel n^  reduciren.  Allein  dass  das  in  T]^t^')  ")2N,  *^N 
erscheinende  n^  Ij  "^9  welches  augenscheinlich  auf  einer 
und  derselben  organischen  Basis  beruht,  nicht  radi- 
kal sei,  zeigen  auch  mehrere  andere  Wörter,  welche 
in  theilweise  Analogie  mit  3N  treten  und  deren,  diesem 
n ,  1 ,  "^  entsprechender  Laut,  entschieden  nicht  radikal  ist. 

Der  Art  sind  die  meisten  der  Wörter,  welche,  wie 
b^m^N  und  h^]^""<3N,  in  Composition  zu  Eigennamen^ 
mit  diesem  1,  oder  dafür  eintretendem  *',  erscheinen,  z. 
B.  vor  allen  piS'^sbt?,  wo  der  erste  Theil  unbezwei- 
feit  von  Tjbp.  stammt,  also  "^  nicht  radikal  sein  kann. 
In  vielen  andern  Eigennamen  ist  das  organischere  ^ 
erhalten,    z.  B.  in  bN-lDB?    auch  hier  ist   das  ^,    mag 


1)  Hierbei  will  ich  präoccupirend  bemerken,  dass  die  Ana- 
logie dieser  Wörter  mit  den  Wurzeln  n"b,  welche  Manchen  gegen 
meine  Erklärung  bedenklich  machen  könnte,  theilweis  keine  zu- 
fällige ist.  Allein  erst  im  Verfolg  dieser  Untersuchungen  wird 
sich  mit  immer  grösserer  Sicherheit  herausstellen,  was  schon  mehr- 
fach angedeutet,  zunächst:  dass  die  semitischen  Verbalformen  auf 
Nominibus  beruhen,  und  diesem  sowie  Wurzeletymologieen  gemäss, 
dass  die  !rj"b  aus  Nominibus.  der  eben  erklärten  Art  hervorgegan- 
gen sind.  Für  jetzt  vergleiche  man  das  ägypt.  CC13ty-C[  contem- 
ptus  und  daher  CCWty-Cf  als  Verbam  behandelt  contemnere  (S.  262). 


285 


man  nun  T]\3  von  niS,  oder  n32  ableiten  ^  nicht  radi- 
kal. Denn  dass  ^03  im  Ortsnamen  zu  n^3  gehört,  Avie 
schon  Michaelis  annahm^  lässt  sich  durch  den  begriff- 
lich gleichen ,  aber  von  der  späteren  Formation  von  n^3 
gebildeten  5  Eigennamen  ^NTj'^Z!  zu  absoluter  Gewiss- 
heit erheben.  Dass  weder  dieses  ^  noch  "^  Zeichen  des 
stat.  constr.  sei,  wie  Gesenius  in  analogen  Formationen 
annimmt  (Lehrgeb.  §.  123  b,  2  verglichen  mit  1  und 
§.  127,  2)^  folgt  aus  dem  schon  oben  (8.  267)  über 
die  Natur  der  Form  des  stat.  constr.  im  Semitischen 
Bemerkten.  Eben  so  wenig  gehört  das  "J  in  ^N'^DU 
von  DTÜ  Namen  zum  Stamm.  Denn  dass  letzteres  auf 
keinen  Fall  von  arab.  •-m*'  altum  esse^  wie  Ewald 
(Gr.  arab.  §.  409)  will,  abgeleitet  werden  kann^  be- 
darf für  jeden  ^  welchem  der  Zusammenhang  der  Be- 
i>;rifFe  bei  Etjmologieen  nicht  gleichgültig  ist,  keiner 
Bemerkung.  Die  Wurzel  von  DTi;  hängt  augenschein- 
lich mit  der  Grundwurzel  von  JJDUJ  hören  zusammen, 
und  unsern  bisherigen  Ergebnissen  über  das  Verhältniss 
des  Aegjptischen  zum  Semitischen  gemäss,  dürfen  wir 
diese  unbedenklich  für  identisch  erklären  mit  ägypt.  CJULH 
roa?  u.  s.  w.  Sobald  wir  aber  nun  den  chald.  Reflex 
von  D*^  nämlich  D=)UJ  betrachten  und  uns  des  so  häufi- 
gen üebergangs  von  org.  ^  in  hebr.  — -  erinnern,  ist 
es  klar,  dass  DU?,  im  Semitischen  zunächst  auf  einer 
Wurzelform  D^;i7  ruht  (über  deren  Verhältniss  zu  ägypt. 
CJULH  wir  weiterhin  belehrt  werden)  5  diese  Form  ist 
trilitteral,  folglich  das  •)  in  ^VX!)  nicht  wurzelhaft.  Bei- 
läufig ist  zu  bemerken,  dass,  wie  bei  :3S,  das  Chald., 
Sjr.,  Samar.  im  Plur.  statt  des  ^  in  ^tDUJ  (für  organi- 
sches Nin)  ein  n  zeigen^  chald.  JHtJUJ^  nnDIif,  daher 
hebr.  n'lDUJ   für    organ.    HlriDW    steht  5    das    Arab.   hat 

ganz  analog  der  Form  vcyj^l  auch  hier  das    im  Plur.  ^ 

ocl^4-wL  Eben  so  wenig  gehört  das  ^  zum  Stamm  in 
bN"^D^  von  Di^  ^^ff^  dessen  Form  in  dieser  Zusam- 
mensetzung  ganz   der  ^Analogie    von  lOuJ  folgt.    Durch 


286 


die  Analogie  dieser  beiden  Wörter  wird  uns  auch  die 
Etymologie  von  ^HD,  welches  nur  in  derartigen  Eigen- 
namen, z.  B.  n^^^^np  und  im  Plur.  D^DJP  Männer 
vorkommt,  klar.  (Segen  die  Ableitung  von  TTjO  deh- 
nen QGesenius  (nach  Ewald)  Thes.  p.  830)  sträubt 
sich  die  Bedeutung  5  die  Analogie  von  UW  ^  Ü)^  fordert 
auch  hier  in  der  organischen  Form  ein  1  als  Mittellaut; 
diess  führt  auf  die  |/  niO  sterben^  und  aus  diesem  Be- 
griff sehen  wir  in  den  meisten  Sprachen  die  Bezeich- 
nung des  Menschen  als  eines  Sterblichen  ausgehen 
(z.  B.  kopt.  von  der  mit  D)V  identischen  julottc  (vgl. 
weiterhin)  pec[-JüLOVTe  mortalis^  von  sanskr.  mri  ster- 
ben ^  sanskr.  mfi-ta^  griech.  ß^orog^  lat.  mortalis^ 
ferner  sanskr.  mar-ja  QRig  Veda  VI,  3),  woher  griech. 
jLieQ-oxp  für  organischeres  ue^j-oip  wörtlich  Mannsbild 
(wegen  des  Zusatz  des  Begriffs  Bild  vgl.  av&Qwnos 
von  av(^)QO-ono  Mannsbild  (Gr.  WzUex.  I^  122)  und 
yvrar/C  für  yvra-Fix  Weibsbild  (ebds.  11^  168,  118) 
wegen  des  Verlustes  des  j  in  ue^oip  griech.  yiaQOJiog^ 
Gr.  V^^zllex.  II,  197). 

Endlich  ist  noch  ein  Beispiel,  wo  ein  solches  ^  oder 
1  erscheint  ^^N  in  Eigennamen;  dieses  kömmt  zunächst 
von  bN^  welches  mit  —_  für  ^  für  organischeres  blN 
steht;  letzteres,  um  diess  ohne  weiteren  Beweis  fürs 
erste  beiläufig  zu  bemerken,  ist  dasselbe  V1N5  welches 
wir  oben  (S.  106)  kennen  gelernt  haben.  Indem  an 
dieses ,  in  der ,  aus  der  Bedeutung  %u  -  Gesicht  her- 
vortretenden, Bedeutung  voran ^  N'IH  er  tritt,  erhält  es 
in  iblN  die  Bedeutung  der  voran  seiende^  der  erste ^ 
dann  Gott^  erstere  Bedeutung  ist    in  dem   ganz  identi- 

sehen  arab.  ^A  der  erste  erhalten;  denn  dass  orga- 
nisches 1 —  0"V^^)?  ^rdi\i.  (durch  Vermittelung  des 
üebergangs  von  1  in  "')  j^—  wird,  haben  wir  schon 
mehrfach  (z.  B.  S.  275)  Gelegenheit  gehabt  zu  erken- 
nen. So  ist  also  auch  ^  —^  in  ^^N  nicht  radikal ;  statt 
dessen  erscheint  *)  (die  Abstumpfung  von  Nln  zu  ^  ist 
uns  aber  ebenfalls  schon  oft  vorgekommen)  in  dem,  si- 


287    

cherlich  zu  ^i<  gehörigen ,  TYbs<f  Plur.  D%"!'bN.  Das 
hier  angetretene  H  ist  wiederum  Ueberrest  von  org. 
Nin  (y^^'  ^«  1 23) ;  gleich  weiterhin  werden  wir  sehen, 
wie,  durch  Zutritt  von  org.  NlH  an  ein,  schon  durch 
org.  Nin  gebildetes,  Hauptwort,  Adjective,  insbesondere 
patronymische ,  und  Ordinalzahlen  formirt  werden  (^vgl. 
^•^S{P,  ^TlJ'^b^  und  analoge  weiterhin),  so  dass  also 
n^7N  eigentlich  etwa  ein  von  Gott  abstammender^  Gött- 
licher ist.  Die  Bewahrung  des  n  im  Plur.,  sowie 
die  ganze  Pluralform  D'^n'bN  ist  durchweg  analog  der 
erwähnten  sjr.  ^oiä]"  (S.  282)5  höchst  interessant  ist 
der  Singular,  da  er,  so  viel  mir  bis  jetzt  bekannt,  die 
einzige  Form  ist,  in  welcher  n  auch  im  Singular  be- 
wahrt ist  und  die  Vokalisation  noch  eine  Spur  der  or- 
ganischen Vokalisation  von  NlH  (ß-  89)  zu  zeigen  scheint. 
Nach  Analogie  von  ^N ,  DIU  dürfen  wir  endlich  auch 
in  ]2i  Sohn  das  - —  für  Vertreter  von  org.  1  nehmen, 
obgleich  ich  nicht  mit  Bestimmtheit  einen  etymologischen 

Zusammenhang  mit  der  ]/  p3,  arab.  ^Lj  segregatum 
esse  (welche  Gesenius  ]^3  schreibt^  Thes.  I,  202) 
behaupten  will.  Ist  ]^3  die  organische  Wurzelform,  so 
ist  das  )  und  ^  im  stat.  constr.  auch  hier  nicht  radikal, 
sondern  aus  dem  männlich  -  differenziirenden  NIH  zu 
erklären. 

Diesen  Analogieen  gemäss  folgern  wir  endlich  aus 
hebr.  iriN  (in  dem  Nom,  pr.  •^XD-^DN)  und  "^nN,  "^riN, 
chald.  T\Si.  vor  Suffixen  u.  s.  w.,  und  ^tsn  (in  Eigen- 
namen z.  B.  ^-^cn)  und  ^pn  (vor  Suffixen),  dass 
auch  nN  Bruder  und  DD  Schwiegervater  auf  organi- 
scherem IHN  (bewahrt  in  äthiop.  "h"^  (fÄii«)),  wohl 
zusammenhängend  mit  kopt.  ^g-OV,  hebr.  TPIN  (we- 
gen 1  vgl.  für  jetzt  nTüN  S.  174),  also  der  Nachge- 
horene  etwa,  IDPI  (vgl.  kopt.  cyoil  glchbed.)  beruhen. 

Die  Femininalformen  zu  riN,  DPI  lauten  hebr.  rtriN, 

••11  r/T  T' 

riiDrij  sie  smd  also  formirt  dadurch,  dass  das  femini- 
nale  Differenzialzeichen  nicht  an  eine,  geschlechtlich 
nicht  differenziirte^  Form  trat,  sondern  an  die  masculinar- 


288 


(liflTerenziirte  ^IDN?  *)^n?  tlass  das  hier  erscheinende  *] 
statt  des  früher  (in  ^IDN)  erkannten  ^  kein  wesentlicher 
Unterschied    ist,    wissen    wir   aus    einer   Menge  Analo- 

gieen.     Dem  hebr.  HinN    entspricht  arab.   cLcb».|    zusam- 

mengezogen  aus  organischerem  o^.^|,  wie  schon  die 
arabischen  Grammatiker  ohne  Berücksichtigung  der  dia- 
lektischen   Reflexe    erkannt  haben    (vgl.   die  Entstehung 

der  Form  IS  S.  266)  5  nach  dieser  Analogie  können  wir 

6  o 

schliessen,    dass    ebenso    ouL?    für   organischeres    vi^^^Jü 

Tochter  steht ^  und  hier  tritt  uns  dieselbe  Zusammen- 
ziehung auch  in  hebr.  n3 ,  sjr.  hxL  u.  s.  w.  entgegen  5 
diese  beruht  auf  org.  ni^Sj  ist  also  ebenfalls  aus  der 
masculinar-diff*erenziirten  Form  1J3  hervorgegangen.  Die 
Erscheinung,  dass  hier  diese  Zusammenziehung  sich  auch 
über  Hebr.  u.  s.  av.  verbreitet  hat ,  beruht  darauf  wahr- 
scheinlich, dass  die  Form  HIDS  vorher,  mit  dem^  uns 
so  bekannten,  üebergang  von  ")  in  —  ,  zu  r)33  ge- 
worden war. 

Dass  übrigens  das  femininale  DifFerenzialzeichen  an 
die  masculinar-differenziirte  Form  tritt,  überrascht  uns 
jetzt  um  so  weniger,  da  dasselbe  uns  schon  im  Fem. 
HNT  (S.  265  ff*.)  entgegentrat. 

Indem  wir  nun  erkannt  haben,  dass  der  Femininal- 
charakter  n  an  Formen  tritt,  welche  durch  org.  Nin 
masculinar  diff*erenziirt  sind^  erhalten  wir  das  Recht, 
aus  allen  Femininalformen^  deren  n  ein  Laut  vorhergeht, 
welcher  sich  als  aus  diesem  NlH  entstanden  erkennen 
lässt,  auf  ursprüngliche  Masculinarform  mit  NlH  zu 
schliessen. 

Derartige  Feminina  würden  1)  die  auf  D^  sein,  z.B. 
n^Dbo  Königreich^  weiterhin  werden  wir  aber  erken- 
nen, dass  diesem  T\  organisch  nicht  eine,  sondern  zwei 
masculinar  diff'erenziirende  ■)  für  org.  NIH  vorhergingen  5 
aus  ^blD  ist  zuerst  durch  ")  für  NIH  :  I^D^D  herrschen- 
er  =  Herrscher  entstanden  5    diese  Formen  fanden  wir 


'    289    

S.  284  in  ^3^X55  an  dieses  ^D^D  tritt  von  neuem  N"):! 
zu  ■)  verstümmelt  5  wodurch  die  Bedeutung  adjectiviscli 
wird  (vgl.  nibS  8.287),  also  IIDb»  regius,-  das  Fem. 
dieses  Adjectivs  vertritt  im  Semitischen,  als  Ausdruck 
des  Abstracts,  gewissermaassen  das  Neutrum  der  indo- 
europäischen Sprachen,  so  dass  H'^IDb.ö  eigentlich  re- 
gium  ist.  Eine  Bestätigung  des  angenommenen  orga- 
nischen y)  gebe  fürs  erste  der  Plural  von  l^obltD ,  wel- 
cher rii'^pb^  lautet,  ab 5  die  organischere  Form  würde 
ni—^ID^D  gewesen  sein  5  mit  dem  so  häufigen  üeber- 
gang  von  ")  in  ^  wird  daraus  n^—obD,  wo  das  Da- 
gesch  im  ^  zeigt,  dass  "^  einen  Doppellaut  vertritt.  Hier- 
bei bemerke  ich  sogleich,  dass  die  ursprünglichen  dop- 
pelten 1  vor  n  bewirkt  haben,  dass  fil  nicht,  wie  ge- 
wöhnlich bei  vorhergehendem  einfachen  1,  in  n-7-  über- 
gegangen ist.  Ebenso  erklärt  die  Annahme  der  orga- 
nischen Form  nmy,  für  miP?  deren  Plur.  rtny  (ed- 
woi)  für  org.  DTIIISJ. 

2)  Da  zwischen  1  und  *)  kein  wesentlicher  Unter- 
schied ist  (vgl.  z.  B.  S.  120),  so  erklären  wir  auch 
das  Abstractum  nton  (Ps.  49,  4),  Hton  aus  einem 
Hauptwort  IDüDrio  ao^oc,^,  woraus  Adjectiv  I^DDPI  aocpog 
und  Fem.  n'IIDÜyn  to  öocpov  ==  aocpia.  Die  Plural- 
form niDDn  tritt  fast  in  Analogie  mit  ni*!^,  nur  dass 
1  nicht  mobil  wird. 

3)  Da  wir  wissen,  dass  ^  häufig  in  "^  übergeht,  so 
würden  ferner  hieher  gehören  können  die  Fem.,  hebr. 
auf  n^  -7-  5  aber  auch  in  ihnen  vertritt  das  dem  D  vor- 
hergehende '^,  grade  wie  in  Nr.  1  ^,  in  Nr.  2  *),  ein 
doppeltes  1 ,  so  dass  die  Formen  auf  n*^  —  wesentlich 
gleich  sind  mit  denen  auf  ^\^^  Hl.  Dafür  spricht  auch 
einerseits  das  Vorkommen  von  Formen  dieser  Art,  wel- 
che, bedeutungsgleich,  sich  nur  bezüglich  des  ^  und  1 
unterscheiden,  z.  B.  D'^UJSn  und  n^ujsn  Krankheit^ 
andererseits  die  Pluralform  derer  auf  H^-;-,  welche,  we- 
sentlich identisch  mit  der  der  Wörter  auf  D^ ,  ebenfalls  mit 
iJageschirtem   "^  01"^  lautet.      Auch    Ewald  erkennt   die 

J9 


290 


Identität  der  Femininalformen  auf  r?-^  wnd  n^,  ninimt 
aber,  mit  vieler  Leichtfertigkeit,  einen  rein  phonetischen 
Üebergang  von  tt  in  üi  an  (Hebr.  Gramm.  §.  344); 
„je  häufiger,"  heisst  es,  5^ diese  Endung  it  für  Ab- 
sti'acta  wird,  desto  mehr  geht  sie  in  der  Aussprache  in 
üt  über,  indem  ü  als  der  eigentliche  Vokal  des  Ab- 
stractum  nach  §.  328  auch  hier  eindringt." 

4)  Es  ist  uns  schon  aus  sehr  vielen  Beispielen  be- 
kannt, vrie  häufig  an  der  Stelle,  wo  org.  1  stand,  — ;- 
erscheint  5  wir  dürfen  also  auch  vornweg  in  den  Femi- 
ninen auf  D--^—  Femininalbildungen  aus  Masculinen  auf 
1  vermuthen.  Diese  Vermuthung  wird  sogleich  durch 
Vergleichung  des  hebr.  nTlJN  Frau  mit  dessen  dialek- 
tischem Reflex  im  Chaldäischen  bestätigt.  Dieser  lautet 
im  stat.  absol.  IHN  mit  regelrechtem  Verlust  des  schlies- 
senden  n  (S.  272);  nN  steht  für  n3N  =  hebr.  TÜDN, 
so  dass  also  DUJN  sowohl,  als  n~in3N  sich  durch  or- 
ganisches hebr.  ni^JN  vermitteln;  dieses  ist  wie  niFIN 
u.  s.  w.  aus  einem  masculinaren  W3N  Mann  (vgl.  hebr. 
^y'jDN  und  TU^N  für  i2J2Si)  gebildet,  welches  aus  der 
trilitteralen  Wurzelform  tlJDN  Q=  ägjpt.  Jl«J.cy,  vgl.  >S. 
276)  durch  das  masculinar-differenziirende  NlH  gebildet 
ist.  Weiterhin  werden  wir  noch  eine  Menge  Beispiele 
erhalten,  wo  D—  auf  organischeres  ni  zurückdeutet, 
und  wir  dürfen  also  fest  annehmen ,  dass  auch  n  -7- 
auf  eine  ihm  zu  Grunde  liegende  Formation  durch  mas- 
culinares  T  für  NlPI  zu  schliessen  gebietet;  beiläufig  will  ich 
nur  noch  an  den  Wechsel  von  n-7-    und  DI  neben  der 

gewöhnlichen   Femininalendung   n in   den   Infinitiven 

des  Piel  erinnern  (blSJ5;  r)bl3.|59  ni^]2,  GeseniuSj 
Lehrgeb.  p.  498,  nr.  26). 

Dass  n^—  mit  einem  Guttural  auf  dem  Patach,  z.  B. 
DPDtD  Siegelring  (ägjpt.  TCWß,  ecMß-cy  signdre^^ 
nnga  Kahlköpfigkeit  u.  s.  w.  eben  hieher  gehören, 
indem  —  nur  wegen  des  Gutturals  - —  geworden  ist, 
bedarf  keiner  Bemerkung.  Aehnlich  steht  nj^ns ,  Ezech. 
38 ,  12  für  org.  npns  (Gesenius^  Lehrgeb.  S.  467  c, 


291 


ägypt-  ßpH2t  Blitßti)j  so  dass  auch  hier  organisches  1 
zu  Grunde  liegt.  Dasselbe  glaube  ich  von  dem  oben 
unerklärt  gelassenen  H'^nO,  stat.  constr.  rr)T]ü  anneh- 
men zu  dürfen  5  Gesenius  hat  hier  schon  ganz  richtig 
erkannt,  dass  ITO  aus  inN  UV  entstanden  ist  (Thes. 
784);  weiterhin  Averden  wir  sehen ,  dass  die  organi- 
schere Form  von  IHN  :  "liPlN  ist  5  dieses  ist  in  "iriN, 
mit  gewöhnlichem  Uebergang  von  *)  in  -^^^  verwandelt, 
in  "^nN  dagegen  ist  der  uns  auch  schon  mehrfach  vor- 
gekommene, jedoch  im  Allgemeinen  in  dieser  Formation 
seltenere^  Uebergang  von  ^  zu  -^ —  eingetreten.  An 
■^iiriN  lehnt  sich,  wie  wir  weiterhin  sehen  werden  O'S'l. 
die  Zahlwörter),  eine  Formation  durch  das  masculi- 
nare  Differenzialzeichen  1:  ^"^inN^  daraus  Fem.,  orga- 
nisch ni^nriN,  mit  Uebergang  beider  1  in  — — ,  wie 
gewöhnlich,  n")nNj  ganz  ebenso  entsteht  aus  "IHÖ,  or- 
ganisch "^'inO  (das  *)  ist  erwiesen  durch  die  entsprechende 
sjr.  Form  i^sn  wo  "  =  hebr.  - — ),  eine  femininale 
Form    ni'^^nD^    woraus  mit  für    ")    alsdann    n'^no 

'  T-  TT»     r 

ward,  so  dass  sich  hier  — —  vor  n  gegen  die  allge- 
meine Regel  (S.  271)  im  Allgemeinen  aus  demselben 
Grund  hielt,  wie  in  HDJD  u.  s.  w.  febds.). 

Die  Femininalendung  n  -:: —  erscheint  nun  sehr  häu- 
fig in  Participien  neben  der  auf  n-:^-  ^  z.  B.  grade  im 
Hiphil  n*l.3T!D  für  organischeres  HITDT.D  C^gl»  Gesenius^ 
Lehrgeb.'322,  8  und  496,  18  ff.) -dieses  Fem.  führt 
also  auf  eine  Masculinarform  ^b'^ippD;  indem  diese,  wie 
so  oft,  ihr  schliessendes  "^  in  ^  verwandelt,  entsteht 
^b'^DpD  und  somit  die  Formendes  113ten  Psalm  '^q'^^iO 
u.  s.  w.  (vgl.  Gesenius  p.  159),  deren  ^-^  man, 
wie  das  in  "^q^^Uin  (ß*  278),  für  überflüssigen  Zusatz 
hielt.  Wenn  aber  die  eben  gegebene  grammatische  Er- 
klärung von  ^D^vlJiD  kaum  vernünftigerweise  zu  bezwei- 
feln ist,  so  wird  man  nun  auch  meiner  Erklärung  von 
^a^UJin,  "»nN^,  iT).^T  (wenn  letzteres  zu  halten  ist, 
S.  281)  nicht  widersprechen  können. 

Ist  aber  ein  Participium  gen.  masc.  auf  1  und,  durch 

19* 


292 


Üebergang,  ^  nachgewiesen,  so  wird  man  keinen  An- 
stand nehmen,   aucli   das  "^ in   np.p  ^Dp^    ^^''   ß^^- 

wohner  des  Dornbusches  (V  Mos.  33,  ]  6),  I^S^n  'Ot'n 
der  den  Felsen  verwandelt  (Ps.  114,  8),  D'^D'^^S  U^i;'* 
der  im  Himmel  wohnt  (Ps.  123,  1),  ]Z}^3  "^"IPN  der 
an  dem  Weinstock  bindet  (I  Mos,  49/  11)^  "^^TS; 
]VS5n  der  die  Heerde  verlässt  (Zach.  11,  17)  eben 
daher  zu  deuten.  Auch  hier  ist  das  ^  nichts  weniger 
als  Zeichen  des  stat.  constr.  QGesenius^  Lehrgeb.  547; 
Ewald  §.  406)  5  dass  es  sich  als  Trümmer  einer  or- 
ganischen Form  grade  in  dieser  stat.  constr.-artigen 
Verbindung  erhielt,  ist  eine  Erscheinung,  welche  viel- 
fache Analogieen  hat  (vgl.  z.  B.  S.  195). 

Wir  haben  im  Bisherigen  schon  eine  Menge  Spuren 
der  masculinaren  DifFerenziirung  durch  sufHigirtes  NIH 
nachgewiesen,  sind  aber  noch  keinesw  egs  damit  zu  Ende. 

Wir  haben  bemerkt,  dass  Feminina  auf  n^  Mascu- 
lina  dieser  Art  indiciren.  Ein  solches  Fem.  ist  noch 
D'^V')  Freundin^  die  Wurzel  ist  nb;  steht  in  dieser 
n  für  organisches  1,  wie  gewöhnlich,  so  ist  ^  hier  aus 
demselben  Grund  gehalten  und  nicht  in  -^^  übergegan- 
gen, wie  in  n^Dbx?  und  ähnlichen,  nämlich  weil  orga- 
nisch zwei  1  vorhergingen,  indem  an  die  organische 
Wurzelform  MJ^  erst  das  masculinar  -  differenziirende 
1  (für  Nin)  getreten  war,  also  IIJJ")^  und  hieraus  das 
Fem.  nWn^  zusammengezogen  D^yi ,  sich  bildete.  Diese 
masculinare  Form  Vi^l  erkenne  ich  in  dem  Masc.  ny*), 
welches  für  organischeres  Ij;"!  (mit  Verlust  des  einen 
1,  wie  in  rYl^*))  steht,  1,  wie  gewöhnlich,  in  _ _ 
verwandelt  und  n  zur  Stütze  genommen  hat  (vgl.  rhs 
u.  aa.).  Hierdurch  geben  sich  uns  nun  sogleich  auch 
die  wenigen  masculinaren  Wörter  auf  n  — —  zu  erken- 
nen; -  steht  für  organisches  1,  welches  vor  dem 
üebergang  in  -j-  zu  "^  geworden  war  5  indem  diesem 
der  ursprüngliche  Schlussvokal  der  Wurzelform^  nämlich 
a  (vgl.  S.  274  und  195),  vorherging,  ward  v_—  zu 
^- — ;  diese  Darstellung  wird  dadurch  bestätigt,  dass  im 


293 


Byr.  diesem  n  -7^  ^  ^  5  im  Arab.  ^  —  entspricht  (vgl. 
Hojfmann^  Gr.  sjr.  p.  240,  2  5  Gesenius^  Lehrgcb. 
S.  158).  Dieses  riz —  ^^^  ^^^^  nichts  weniger  als  Pa- 
ragoge  (wie  Gesenius  a.  a.  0.  annimmt)  5  so  steht  denn 
riTyN    für    organischeres    WN  5    "^t^N;    n^Ijb    =    arab. 

^uJ,  woher  es  übrigens  vielleicht  entlehnt  ist,,  für 
133b  ,  ^33b ;  über  njiDUJ  vergleiche  man  die  Zahl- 
wörter. 

Wir  wissen  aber  ferner,  dass  T  durch  —  vertreten 
wird_,  ebenfalls  vermittelt  durch  "^  - — 5  daher  hiehcr 
auch  n^'^N  Löwe  für  organischeres  *1"^")N;  dieses  1  ist 
im  chald.    Plur.    ]"")"1*JN    erhalten ,   grade  wie  oben  in 

arab.  v::;.!^!  (S.  282).  lieber  das  ebenfalls  hieher  ge- 
hörige nitJJ?.  vgl.  man  die  Zahlwörter.     , 

Wir  haben  endlich  mehrfach  i  durch  —  mit  stü- 
tzendem  n  vertreten  sehen.  Demnach  erklären  wir  eben- 
falls aus  dem  mascul.  differenziirenden  NIH  das  tonlose 
n  —  ,  welches  an  entschiedene  Masculina  tritt ,  wie 
lirh  (bei  weitem  häufiger  als  b'^b),  nbnJ  für  bn? 
(Ps.'l24,  4),  n^-^N  (mehrmai)',  HD Yn  (einmal), 
nnfo  (einmal),  vgl.  Gesenius  (Lehrg.  p.  545) 5  fer- 
ner ncn*)  Aasgeier^  n")^ä  brennend  (bei  dem  Masc. 
■^=)2n  Öfen)^  n:5innn  (Vel  dem  Masc.  "^u;  Thor)^ 
HD'iaT!  äusserer  (bei  dem  Masc.  N'intD  Eingang^^ 
welche  Gesenius  (Lehrgcb.  S.  546  und  Hebr.  Gr. 
§.  93,  c)  ganz  grundlos  zu  Femininen  machen  will. 
nSJJn  statt  nayn  (vgl.  S.  221)  ist  kritisch  und  exege- 
tisch zweifelhaft  (vgl.   Gesenius,  Thes.  II,   1002). 

Wir  kommen  zu  der  letzten  und  interessantesten  der 
hieher  gehörigen  Formationen,  welche  wir  schon  mehr- 
fach berührt  haben. 

In    den    semitischen    Dialekten    werden   Patronymica 
1    und  Zahladjective,  insbesondere  Ordinalzahlen,  durch  die- 
1    selbe   Formation    gebildet.      Wenn  man  sie  mit  einander 
vergleicht,    so    sieht  man,    dass  sie    in  folgender,    sich 
einander    erklärenden,  Ordnung  stehen,    d.    h.    die    von 


294 


mir  vorangestellte  Form  erklärt  immer  die  folgende,  jene 
stellt  gewissermaassen  auf  einer,  in  organischer  Beziehung, 
höheren  alterthümlicheren  Stufe,  nicht  aber  umgekehrt. 
Aethiop.  lautet  diese  Endung  äwi^  z.  B.  5ifiZn  K\^ 
(sseräel-äwi)  ^  ein  Nachkomme  Israels  ^  ein  Israelit) 
4»J?^^  (kadam-äwi)  der  erste  ^  indem  w  in  j  über- 
geht', wie  so  sehr  häufig,  und  der  schliessende  Vokal 
schewairt  wird,  erscheint  als  Nebenform  *;P^JB  (ka- 
dam-äje)  ^  syr.  (vgl.  Hoffmann  §.  89,  100)  ent- 
spricht ^ "  (im  stat,  emphat.  \1—  },  z.  B.  ^jjof  (Ul^Cjjijr), 
v^po  (1-^,-d)  ;  hier  wird  äthiop.  dvo ,  im  Allgemeinen 
regelrecht,  durch  —  repräsentirt;  chald.  (vgl.  Winer 
§.  30,  36)  entspricht  ^- — ,  augenscheinlich,  wie  der 
stat..  emphat.  zeigt,  für  organischeres  ^--~-  =±=:  sjr.^>*"; 
z.  B.  '^•^3ätD,  stat.  emph.  riN'^Kü;  '^X5*1|55  stat.  emph. 
nNDnpj  samar.  sehr  ähnlich  HlÄ?  stat.  emph.  ^^  und 
ohne  j\  bloss  '^  ( )  (vgl.  Uhlemann  §.  43 ,  III  A, 
§.48b),  z.B.  mm>a,  stat.  emph. -^A^iH^,  fll^T? 
der  erste )  stat.  emph.  '^^^^5^?  (vgl.  ^AflliA  neben 
'^AArriiA  d^^  dritte~)},  hebr.  schliesst  sich  an  das 
Chald.,  indem  aber  durch  Einfluss  des  ^  der  vorherge- 
hende Vokal  -^  wird:  '^'^K.D,  ^tlJ'^^UJ^  dass  hier  das 
schliessende  ">  zwei  Buchstaben  vertritt,  zeigt  der  Plural 
Masc.  und  Fem.,   wo  es  Dagesch  hat,   z.  B.  D^^"1SD 

ri")  '"^S^P;  ähnlich  arab.  ^-«Lc ,  bei  Hinzufügung  von  ® 
aber  mit  verdoppeltem  j^ :  ^J^  ?  zur  Bildung  von  Or- 
dinalzahlen dient  diese  Form  hier  nur  in  ^<>Lä.  der  erste 
(bloss  in    r^  ^t^Li    der  elfte^^    in   ^jG*    der  »weite 

für    organisch    ^ü   und    in   der   Ordinalzahl   für   sechs 

(vgl.  Zahlwörter). 

Die  hier  an  der  Spitze  stehende  Form,  die  letzte, 
welche  sich  durch  Vergleichung  der  von  uns  behandel- 
ten   semitischen    Sprachen    erreichen   lässt,  äthiop.  äwif 


295 


lässt  in  dieser  Gestalt  kaum  eine  Erklärung  zu;  da  wir 
aber  1)  schon  früher  organischeres  u  sich  äthiop.  in  i 
verwandeln  (vgl.  s&äH  S.  267),  2)  in  der  äthiopischen 
Nebenform  kadam-äje  w  in  /  übergehen  sahen^  so  liegt 
schon  von  hier  aus  der  Gedanke  nah,  dwi  für  organi- 
scheres dwu^  oder  vielmehr  gradezu  für  aww  zu  nehmen. 
Wir  sahen  uns  aber  schon  bei  HI^N  zu  der  Annahme  einer 
Formation  durch  NIH,  verstümmelt,  hier  zu  n,  sonst 
gewöhnlicher  zu  1,  aus  einem  durch  N\"l5  verstümmelt 
zu  1,  masculinar  difFerenziirten  Hauptwort,  berechtigt  5 
für  diese  entscheiden  wir  uns  auch  hier,  um  so  eher, 
da  wir  in  dem,  dem  hebr.  ^bNI.^*^  zu  Grunde  liegen- 
den Sn  ein  Hauptwort  dieser  Art  (vgl.  S.  286)  schon 
erkannt  haben  und  weiterhin  auch  auf  dieselbe  Weise 
masculinar-difFerenziirte  Zahlformen  (vgl.  nDbUj,  n*5^5J. 
bei  den  Zahlwörtern)  erkennen  werden.  So  ist  also 
z.  B.  "^bNlU;,^,  "^^^^^  formirt  aus  bN-)il7''.,  v^^^q, 
mit  einfachem  Vokal  des  dritten  Radikals ,  durch 
masculinare  Diiferenziirung  lbNl"^ti;^ ,  l^b^  5  durch 
neuen  Hinzutritt  von  1  (für  Nin),TlbN'i;b'«,  TlUJ*»b;i;5 
dass  dadurch  das  Cardinalzahlwort  zum  Ordinalzahl- 
wort ward,  gewissermaassen  drei-der  =  dritter^  ist 
durch  die  Analogie  vieler  Sprachen  erklärbar.  Das 
Demonstrativum  (Nin)  hebt  nämlich  aus  der  Gesammt- 
heit  gleichnamiger  Gegenstände,  z.  B.  der  drei^  einen 
insbesondere  hervor,  stempelt  ihn  gewissermaassen  zum 
Superlativ  der  drei^  ähnlich  wie  die  romanischen  Spra- 
chen durch  Vorsetzung  des  Pronomen  demonstrat.  als 
Artikel  vor  den  Comparativ  den  Superlativ  bilden;  wie 
aber  die  romanischen  Sprachen  den  Superlativ  durch 
Vorsatz  des  Pronom.  bilden,  so  bildete  ihn  die.  alte  Form 
der  romanischen  Sprachen  (Latein,  Sanskrit  u.  s.  w.) 
durch  Suffigirung  eines  Demonstrativs  (griech.  ro,  sskr. 
ma,  vgl.  Griech.  Wzllex.  H,  230,  254,  w^o  zu  ma 
zu  bemerken,  dass  es  zu  demonstr.  wia,  ebds.  H,  29 
gehört),  und  zur  Bildung  der  Ordinalzahlen  dienen  wie- 
der insbesondere  die  Supcrlativsuffixe ,  z.  B.  sskr.  sap- 
fama:  siebenter  von  der    gewöhnlichen    Superlativ  form, 


296 


nava-ma:  neunter   von  der  älteren    durch   blosses    mal 
(vgl.  Griecli.  Wzllex.  II,  255  u.  aa.). 

In  diesen  Formen  scheint  sich  der  üeberg-ang  des 
schliessenden  1  in  ^,  welcher  den  ganzen  semitischen 
Sprachkreis  durchzieht,  sehr  früh  fixirt  zu  haben,  also 
für  l'^^N^Itr  :  '^'ibN'lii;'^  entstanden  zu  sein;  denn  ich  finde 
in  keinem  Dialekte  mehr  eine  Bpur  von  ^^— — . 

Die  von  S.  281  an  gegebenen  Entwickelungen  ha- 
ben uns  so  viel  Spuren  einer  masculinaren  DifFerenziirung 
durch  N'^n  nachgewiesen  (^man  beherzige  nur^  wie  viele 
bloss  in  den  vier  Wörterformationen ,  welche  S.  288  ff. 
angeführt  sind ,  liegen) ,  dass  es  nicht  mehr  zu  gewagt 
ist,  zu  behaupten,  dass  die  masculinare  Differenziirung 
durch  NID  wohl  einst  eben  so  iimfangsreich  im  Semi- 
tischen war,  als  die  femininale  durch  r\» 

3)  Geschlechtliche  Differenziirung  durch  Präfigirung 
(vgl.  das  Aegjptische  H.  263). 

Dieses  Verfahren  lässt  sich  nur  bei  einigen  auf  diese 
Weise  masculinar  differenziirten  Wörtern  nachweisen  5 
statt  des  ägyptischen  cf  tritt,  wie  im  Futur  (vgl.  S. 
213)  "^  ein  5  ob  wir  dieses  aus  der  unselbstständigen 
Form  NT,  oder  der  selbstständigen  N'in  deuten  sollen, 
wage  ich  auch  hier  nicht  zu  entscheiden  (vgl.  a.  a.  0.). 
Die  Form  des  mit  diesem  "^  zusammengesetzten  Nomen 
ist  eine  nominale,  oft  dieselbe  wie  im  Futur,  da  ja  auch 
dieses  aus  einer  Zusammensetzung  von  Personalprono- 
minen  und  einer  Nominalform  besteht.  Hieher  gehören 
^Wl  C^«  P«  ^^^  Ueberlister)'^  pHS"*;  (N-  P-  wohl 
der  Lächelnde^ ;  H^T^  C^*  P»  tröpfelnd,  thränend?^ ; 
■^n^i""^  (jlänxendj  Oel  und  N.  p.  p^^.""^,  (verlassend 
N"  PO?  ^M"!  {erlösend  N.  p.)  ^ "  ris^""')  (lobend 
N.  p.);  y^jj^  (rathend  N.  p.)  und  andere  Eigenna- 
men; diese  erhalten  bekanntlich  organische,  alterthüm- 
liche  Formen  am  besten  5  von  Nominibus  appellat.  er- 
scheint ausser  dem  schon  erwähnten  ^H'^"^  nur  noch 
D^pb""2  C^er  Sammler)  Hirtentasche^  "yi&l  zurück- 
weichend^ D^P"";?  ^yiTT^  (vgl.  Gesenius^  Lehrgeb.  50ö 


297 


und  501).  Ganz  nach  demselben  Princip  ist  aus  Hin 
(organiscliere  Wurzelform  für  TVT\)  der  Namen  Gottes 
mn^  gebildet,  welches  also  eigentlich  existens^  cjy 
bedeutet.  Nehmen  wir  an,  dass  bei  diesem  Wort,  wie 
bei  den  meisten  Bildungen  dieser  Art,  dieselbe  Nomi- 
nalform wie  im  Futur  zu  Grunde  lag,  so  würde  die 
organischere  Form  n^llH^,  ifliV  sein  (vgl.  auch  Gese- 
nius^  Thes.  11^  577)5  dafür  entscheidet  auch  die  Vo- 
kalisation  in  Eigennamen,  wie  z.  B.  tSf^l^  yTO^IDV 

Aus  der  geringen  Zahl  dieser  Appellativa,  vergli- 
chen mit  der,  im  Verhältniss  dazu  so  grossen,  der  Ei- 
gennamen ,  kann  man  schliessen ,  dass  diese  Formation 
sich  früh  aus  dem  hebräischen  Sprachbewusstsein  ver- 
lor 5  es  darf  daher  nicht  auffallen,  wenn  keine  einzige 
Femininalbildung  dieser  Art  sich  mit  Sicherheit  nach- 
weisen lässt^  nicht  unmöglich  Aväre  es  jedoch,' dass 
unter  den  vielen  Nominalbildungen,  welche  mit  n  an- 
lauten, einige  hieher  gehören,  was  jedoch  nur  eine,  zu 
sehr  ins  Einzelne  gehende^  Discussion  zu  entscheiden 
\crmöchte. 

Aus  dem  Arabischen  führt  Gesenius  als  nach  dem- 


selben   Princip    formirt    an:    p^-y^    Quelle    (von   J733) 
eig.  sprudelnd, 

IlL   Pluralformation. 

Den  üebergang  vom  früheren  Abschnitt  zu  dem^ 
welchen  wir  jetzt  beginnen,  bilde 

A)  die  schon  früher  gemachte  Bemerkung  (vgl. 
S,  54),  dass  im  Aegyptischen ,  wie  im  Semitischen, 
dasjenige  Allgemeine,  welches  die  indo-europäischen 
Sprachen  durch  das  Neutrum  ausdrücken,  vorwaltend 
durch  das  Fem.  bezeichnet  wird,  z.  B.  hebr.  HNT?  eig. 
haec  (Fem.)  für  hoc^  dieses^  HSn,  eig.  hae  für  haecj 
hoc  (vgl.  Ewalde  Hebr.  Gr.  §.  364,  Gr.  arab.  290, 
Gesenius^  Lehrgeb.  661),  ägypt.  Jt^V-ÄCü  liiULO-C 
eig.  dixerunt  eam  für  id  u.  s.  w.  QSchollf^j  Gr. 
aegjpt.    ed.    Waide ^    p.    18,   §.   23):    eT-<5.c-cya)iiJ, 


298    

eig.  quae  facta   enl   =    einem   lal.    quod  factum   est 
(ebds.  p.  73,  §.  81 ,  vgl,  auch  p.  125)  5    j  c  -  T<5.^l 

fFem.  3  Sg. 

datur  von  Tl,Ui  dare. 

Mit  dieser  Anschauung  hängi  im  Semitischen  der 
bekannte  Gebrauch  der  Femininalbildung  zur  Bezeich- 
nung von  Abstractis  zusammen  ^  und  zwar  sowohl  von 
Nominalabstracten  j  wie  n^lD^D  C^gl«  S»  289  j  Ewald ^ 
Gr.  ar.  §.  265)^  als  auch,  jedoch  hier  minder  im  Hebr., 
als  in  den  übrigen  semitischen  Sprachen^  von  Verbal- 
abstracten ,  d.  h.  Infinitiven  (vgl.  oben  S.  278).  Wenn 
wir  hier  im  Hebr.  auch  die  geschlechtlich  nicht  difFeren- 
ziirte  Form,  welche  dem  semitischen  Sprachbewusstsein, 
das  sich  nicht  zur  klaren  Erkenntniss  der  Kategorie  des 
Neutrums  durcharbeitete,  für  masculinar  gilt^  angewen- 
det finden,  und  nicht  minder  zur  Bezeichnung  von  All- 
gemeinem überhaupt,  wenn  gleich  seltner,  so  beruht 
diess  auf  dem  prädominirenden  Charakter  des  männlichen 
Geschlechts. 

Von  dieser  Bildung  von  Abstractis  und  zwar  nomi- 
nalen und  verbalen,  durch  die  Femininalzeichen, 
finde  ich  auch  Spuren  im  Aegyptischen. 

])  Bildung  von  Nominalabstracten ;  dass  in  den  im 
Folgenden  anzuführenden  Beispielen,  die,  nach  der 
vorwiegenden  Analogie  anzunehmende,  scharf  abstracte 
Bedeutung  bisweilen  einigermaassen  modificirt  ist,  ist 
eine  Erscheinung,  die  sich  in  allen  uns  bekannten  Spra- 
chen wiederholt^  und  keiner  besondern  Erklärung  in 
den  speciellen  Fällen  bedarf.  Ich  beschränke  mich  übri- 
gens darauf,  die,  sicher  hieher  zu  gehören  scheinenden, 
Beispiele  anzuführen  5  durch  detaillirte  Discussion  lassen 
sich  auch  noch  manche  andere  hieher  ziehen.  Diess  würde 
uns  aber  für  jetzt  zu  weit  führen. 

«)  Absiractformationen  durch  das  femininale  \  (e), 
vgl.  S.  1 8  5  z.B.  «5,ty  ==  ocy ,  cwcy  u.  s.  w.  multum 
esse:  ^cy-e,  ^cy-H  (wegen  H  vgl.  S.  48),  t  (weibl. 
Geschl.)  multitudo;  ßcMJl  malus:  theb.  fioon-e,  T^ 
memph.  ßoJI-J  noxa  (^Schaden  aus   Schädigung) ;  Hll 


299 


numerari  (Passiv  des  Wurzelwortes  en,  Cün  »ählen; 
über  die  Bedeutung  der  Vokalvertauschung  im  zweiten 
Versuch}:  theb.  HH-ej  memph.  Hll-5,  T,  Zählung^ 
Zahl  (daneben  HIX  glbd.,  ebenfalls  weiblichen  Geschlechts, 
aber  ohne  suflfigirten  Femininalcharakter ,  in  Harmonie 
mit  der  spätem  ägypt.  Sprachanschauung,  welche  sich 
der  flexivischen  8uffigirung  entledigt,  vgl.  S.  256  ff.) 5 
KOJß  duplicare:  KßS-e  duplicatio  ^  KBK  rädere  (de- 
corticare):  KOVK-€,  KOVK-I,  T  cortex^  kX  vol- 
vere^plicare:  K^K-ljunctura,  khJv-J,  KgKK-1  v>ectis  ^ 
KOV^vCü?^  involvere:  K?vCW5?v-S,  "f  secundina^  qua 
foetus  involutus  est  QFeyron  p.  65);  k7\^  flectere : 
K^^-e  angulus^  K^J-ll,  Ktüll  (khii  Passiv)  abscondere: 
KHIl-e,  T  tectum  oris^  fornia?^  durch  ein  zu  suppo- 
nirendes  Verbum  hängen  zusammen  KtwpJUt,  It  Rauch: 
KepjüL-l,  "i^  Äsche^  KtüC  curare  cadaver :  theb.  K^JC-e, 
T^  curatio  cadaveris^  memph.  K^ic-J,  'f"  mit  spe- 
cialisirter  Bedeutung  fasciae  sepulcrales;  JvO^,  ^oq- 
?^eq  conteri:  ^.eqJ^s^-j,  ^^ecj^vsq-e,  ?^ec[>^e(j-e  fra- 
gmen^  ixec  gignere^  parere^  JULHC-I,  JüLHC-e,  T, 
usura^  JIOTßT  plecterc;  memph.  JieS'f'  (für  JießT-l), 
theb.  JlHßT-e  implexio  u.  s.  av.;  OVCWcyc  dilatari: 
ov^-cyc-e,  ovHcyc-i,  OTecyc-i,  T,  latitudo^  ovcügii 
(von  OVCüg  addere,  contignare):  theb.  ov^gitl-e, 
memph.  OV^Jtl-j,  T  contignatio^  ncücy  rumpere^ 
dividere:  n<J,a;-e  (t),  nHcy-e  dimidium^  P^^^g  urere: 
theb.  p^Kg-e,  poKg-e,  memph.  p^,Kg-5  /fö/;?^  (cig. 
Brennstoff^ ;  coovg  (]/  cevg  congregare~) :  covg-e, 
T,  congregatio  ^  ^W5cy  dividere  ^  ^^.cy  bifariam  divi- 
dere:  ^^,cy-3,  T  dimidium^  ^cwcyejt  ministrare : 
^^cyjl-l,  '^  minist erium^  X^^  occultare:  ^HH-J, 
»t*  tectum^  Cüßcy  oblivisci:  theb.  ovßcy-e,  memph. 
eßcy-5,  ^  oblivio^  ausserdem  theb.  eßcy-e,  HScy-e 
und  ßcy-e;  cycwn  emere:  cyCün-5  re«  emta^  ob  ebenso 
qeT  abstergere  und  qcüT-e^  T  «wc^or  zusammengehören  ? 
Ferner  gcMH  (Passiv  gHn)  abscondere '^  zu  welchem  ge- 
mäss dem  gewöhnlichen,  dialektischen  Wechsel  zwischen  g 


300 


und  Ä,  und  dem  zwar  seltneren,  aber  dennoch  (vgl. 
S.  11)  und  zwar  grade  in  dieser  Wurzel  (vgl.  die 
hieher  gehörigen  Formationen  goßc,  g<^nc  u.  s.  w.} 
vorkommenden  zwischen  ß  und  n^  gehört,  aber  zu 
einer  Wurzelform  Äcüß :  ÄHSß-j ,  T  Schatten  (eig. 
Bedeckung)  5  go^^^T  süss  sein:  g^vHÖ^e,  T  Aussig- 
keit^  durch  Vermittelung  eines  zu  supponirenden  Ver- 
bum  endlich  auch  eien  opus:  on-^,  T  ars. 

ß~)  Durch  das  femininale  c  (S.  13):  K.eK  rädere 
(vgl.  oben  unter  a):  KHK-C  cortex^  KehJV  furari: 
K0?vll-C  furtum;  K^T  convertere:  KOT-C  conversio 
(gehört  auch  hieher  KHiüL  niger  esse:  KHXieT-c,  «-f  ob- 
scuritas?);  llK^g  affligere:  iULOKg-C  afflictio;  llTOit, 
ilOTJl  quiescere  :  JüLOTJie-C  quies;  zu  n^g  findere 
wohl:  Il45,g-c  cadaver^  venatio;  ccwpjui  errare: 
COpiie-C,  T  error;  COOVg  (|/  cevg)  congregare: 
COOVg-C^  T  congregatio;  TeS  signare :  TeS-c,  T, 
sigillum;  TCWpn  suere^  Tp^n-C,  op^J-H-C,  'i^  suhula; 
5(;<5.JÜLe  niger:  ^^jüie-C,  "f"  obscuritas;  ajßcy  o^/i- 
viÄci  (vgl.  unter  «)  :  cwßcy-C  ignorantia;  tys^i  /?ro- 
c?tfc*  (j/  ^cy  u.  s.  w.  multum.  esse~) :  cyjH-c  longitudo; 
cycw?^  spoliare:  ^o7k-C  praeda ;  ^^naccipere:  o/cwil- 
C  (jgastliche  Aufnahme^  convivium;  cje^T,  CTOÖ^  /?H- 
vare:  tfOÖ^C  fraus;  ^^ü  abscondere:  gß-C  (über 
ß  vgl.  unter  c«),  t,  tegumentum;  gcwTß  occidere : 
g^Tße-c  5  gOTße-C  5  T  occisio  5  2$:CW?\g  haurire : 
ÄO?^g-C  haustum;  2S:CWp2S:  insidiari :  2S:CWp2S:-C,  "f", 
insidiae;  <Soo?^e  vestire:  (Tbo^^e-C,  T,  veslis;  öa5?^K 
tendere :  ÖO^K-C ,  'f,  extensio'^  ÄtWCW^e  Trauben 
lesen  :  StOoJve-C,  T,  Le«e;  (fcüTIl  proßigare  :  (T^TIl-C, 
T^  exterminium. 

Y^  Durch  das  femininale  Te,  ^  (S.  15):  Jl^cy 
(zusammengesetzt  aus  dem  adjectivischen  ejl  +  ^cy, 
vgl.  S.  66)  posse:  Jl^cy-Te,  T,  protection  memph. 
entspricht  Ji^j.cy-'j^,  ist  aber  gen.  masc;  vielleicht  ist 
dieser  Wechsel  des  Geschlechts  unorganisch,  wie  wir 
ja  auch  in  der  Fortentwickelung   der  indo  -  europäischen 


301 


Spracben  manche  Wörter  (z.  B.  lateinische  in  den  ro- 
manischen Sprachen,  wie  franz.  la  couleur  im  Ge- 
gensatz von  lat.  color^  Masc.)  unorganisch  das  Ge- 
schlecht wechseln  sehen.  Von  diesem  Gesichtspunkt  aus 
liessen  sich  auch  manche  andere  Wörter  männlichen 
Geschlechts,  deren  Wurzel  in  ihnen  durch  5  (e),  c,  'f 
(Te)  gemehrt  erscheint,  hieher  ziehen,  z.  B.  ^H-c,  n, 
Zahl  von  ojn,  Kll  wählen  u.  aa.  Allein  eine,  mehr 
mit  der  ägjpt.  Sprachentwickelung  in  Harmonie  stehende 
Deutung  wird  sich  sogleich  ergeben  (unter  2). 

Wahrscheinlich  gehört  zu  den  Formationen  durch 
femin.  '^,  Te  auch  k^k-os,  ^,  pediculus  (memph., 
mit  o  wegen  der  in  diesem  Dialekt  beliebten  Aspiration) 
indem  es  von  kbk  schaben  abzuleiten  und  eig.  Scha- 
lung^ dann  Schabe  heisst^  endlich  auch  T^CWZ:  aggluti- 
nare:  'Kl.TL-Te  lutum. 

J)  Aus  Femininalformen  haben  sich  wohl  die  Ab- 
.  stracta  JüieT-Jl^s^T-c  (von  JI^I^T  beatus)  beatitudo 
und  JüieT-TCWC-l  (von  tcwc  siccarf)^  siccitas  gebil- 
det. Hierbei  will  ich  noch  beiläufig  ins  Gedächtniss 
rufen,  dass  die,  durch  JUieT  gebildeten,  Abstracta  durch- 
weg Feminina  sind. 

2)  Verbalabstracta.  Solche  glaube  ich  in  den- 
jenigen ägyptischen  Wurzelformen  zu  erkennen,  welche 
sich  von  ihrer  einfacheren  Wurzel  nur  durch  Zutritt  der 
femininalen  Characteristica  s  (e),  c,  »f  (Te)  unter- 
scheiden, sonst  wesentlich  dieselbe  Bedeutung  haben  und, 
mit  verbalen  Hülfsvvörtern  verbunden,  als  Yerba  erschei- 
nen 5  ich  sehe  sie  also  Avie  ursprüngliche  Nominalabstracta 
an,  welche  ähnlich,  wie  z.  B.  die  somit.  Nominal-  und 
Infmitivform  ^iü|P  mit  den  Präformati  von  des  Futur  (vgl. 
S.  212),  so  überhaupt  mit  den  Hülfswörtern  des  Verbi 
verbunden  werden  können.  Insofern  nun  diese  Abstracta 
insbesondere  dem  Verbalbegriff  dienen,  entschwindet  ihr 
ursprünglicher  Charakter  nach  und  nach  aus  dem  Sprach- 
bewusstsein;  sie  erscheinen  diesem  nicht  mehr  im  Licht 
eigentlicher  femininaler  Abstracta,  so  wenig  wie  in  den 
indo  europäischen   Sprachen   die   ursprüngliche   gramma- 


302 


tische  Kategorie  der  Infinitive  im  Sprachbewusstsein 
bleibt  (z,  B.  im  Sanskr.,  dass  tum  ursprünglich  Acc. 
gen.  masc.  ist ,  im  Griech.,  dass  vai  ein  ursprünglicher 
Dativ  Fem.  Bingul.  ist  (vgl.  zunächst  Gott.  gel.  Anz., 
1842,  S.  1227  ff.  und  an  einem  andern  Ort  genauer) 
u.  aa.),  sondern  als  neue  Wurzelwörter^  als  solche  sind 
sie  wiederum  der  —  je  nach  der  nominalen  Bedeutung 
—  geschlechtlich  differenziirbaren,  nominalen  Auffassung 
fähige  sowohl  der  ihnen  organisch  zukommenden  femi- 
ninalen,  als  selbst  masculinaren  5  z.  B.  von  f/  ^,n  Ȋh- 
len^  welche  aus  cün,  OII,  Hit,  nach  weiterhin  zu  ge- 
bender Entwickelung ,  zu  schliessen  ist,  kommt  ^n-c, 
eig.  das  Zählen^  als  Verbum  gebraucht  fnählen^  davon 
dann  ^n-c,  H  (Masc.)  die  Zahl,  Um  hier  schon  sicht- 
bar zu  machen,  wie  diese  Entwickelung  auch  für  das 
Semitische  von  der  grössten  Bedeutung  ist  (genaueres 
kann  erst  in  den  Untersuchungen  über  die  Wurzelent- 
wickelung zu  thematischen  Formen  gegeben  werden), 
will  ich  noch  ein  Beispiel  vorausnehmen  5  jUiov  heisst 
morij  davon  durch  femininales  T€,  wie  in  ^n-C  durch 
fem.  c:  Jtiov-Te^  glchbd.,  mit  Verlust  des  e  :  HO  VT 
occidere^  die  wesentliche  Identität  der  Formen  jUieTT, 
JüLOOVT,  JüLCüOVT,  JtlovOVT,  JüL^J-OVT,  wird  sich  erst 
weiterhin  ergeben  5  diesem  JULO VTe,  JUIOVT  entspricht  hebr. 
niD  u.  s.  w.  unzweifelhaft  und  daher  kömmt  nun  Avieder 
niJD  (Masc.)    Tod. 

Beispiele  dieser  Weiterformation  der  Wurzeln  sind 
nicht  so  selten,  daher  ich  mich  auf  wenige  beschränke : 

a)  Durch  femininales  S  (e):  ^J, :  ^-i  esse^  ^cy  :<j,cy-i, 
^cy-e  pendere^    ßcüp  ;  ßcwp-e  ^rw«?^re  ^)  5  ß^c  :  ßjc-l, 


1)  Ich  darf  diese  Gelegenheit  nicht  vorbeilassen,  ohne  von 
dem  noch  in  Gesemus,  Thes.  I,  19  (vgl.  die  sonstigen  Erklärun- 
gen bei  Ideler,  Hermaplon  1,21),  falsch  erklärten  Tpp.ii  die  rich- 
tige Etymologie  zu  geben;  dass  es  ägyptisch  sein  müsse,  ist  schon 
lange  erkannt;  der  Zusammenhang  (Genesis  41,  43)  ^t^'np'^l 
'^l'lSi^  'T'isb  zeigt  deuthch,  dass  es  ein  Imperativ  sein  müsse, 
woraus  die  Unrichtigkeit  der  bis  jetzt  aus  dem  Aegypt.  versuchten 


303 


»i  ßsc-e  secare^  eicü  :  excü-J   lavare^  icü  :  sw-s  glchbd.5 

'    e?^ :  \K-\  facere  (1  in  der  ersten  Sjlbe  durch  Assimi- 

f  I  lation  ^    wie   z.  B.   griecli.    Yo&i  von  \^  eg  sein)  5   ejl : 

•   em-e,    wt-i  ducere^    epieip-e,    Jp-i?    Jp-e    e««ö 

u.  s.  w.^    eoveT :  ewovf    (Tuv    t-s)     congregare^ 

K^TiKCM't"   (für   T-s),    KtWT-e  convertere^   >vCüä  : 

?^tt32S:-l  convalescere^  JüLe:JULe-l  amare^  JÜL4J.C :  JUlIC-J, 

JüLic-e  gignere^  JUtecy :  Al5cy-i^  JULicy-e  per  entere;  Jia.: 

Jl^-J  misereri^  CJULJl :  ceJtlIl-5 ,  cejüLJl-e  constituere^ 

Teß,  Twß  :  TOoS-e^  Tcwcwß-e  signare^  tcmS  :  TCMCüße 

=  r edder e^    TeJlOCüJt  -  Tenocü Jl-S    comparare  ^    Toncy  : 

i  Tency-J   (in   der   Zusammensetzung  mit  ^)   minitari^ 

I  TCüÄ,  TCüÄ,  Ta5(r:  TCü^T^x,   TCü<r^e    (mit  (T  für  ä 

j  theb.)  plantare   u.   s.  w.5    (^<5.c  :  <^1C-I,   <^OC-J    co- 


Erkläningen  ohne  weiteres  folgt.  Es  ist  ^  (Zeichen  des  Impera- 
tivs S.  234)  ßcjüp  (das  oben  erwähnte  in  der  Bedeutung  trudere, 
projicerey  Peyron,  Lex.  ling.  Copt.  p.  24)  und  j<  (Zeichen  der 
zweiten  Pers.  S.  129),  so  dass  das  ganze  heisst:  U7id  sie  riefen 
vor  ihm  (den  Vorübergehenden  zu  oder  überhaupt);  wirf  dich 
nieder.  Das  ziemlich  nahe  Zusammentreffen  dieser  unzweifelhaft 
richtigen  Erklärung  mit  der  bei  Origen.,  in  der  Vulg.,  Abcn  Esra 
u.  aa.  alten  vorkommenden  ist  rein  zufällig;    denn  deren  Deutung 

H  stützt  sich  auf  eine  ganz  falsche,  vom  Standpunkt  der  hebr.  Gram- 
matik aus  leicht  widerlegbare,  Verbindung  von  ';T'lä5<  mit  der  hebr. 
j/  *^1'3,  (welche  übrigens  beiläufig  bemerkt,  eine  sekundäre  Form 
der  einfacheren  j/  ßcwp  ist).  Dass  die  Abstammung  von  'Tj'iiN 
aus  dem  Aegypt.  und  seine  Bedeutung  bei  den  Juden  schon  längst 
vergessen  war,  während  die  Consonanten  des  Wortes  mit  der, 
diesem  Volke  eigenthümlichen,  Treue  gegen  Ueberliefertes  richtig 
bewahrt  wurden,  zeigt  1)  die  Uebersetzung  des  Targum  durch 
«SV/?^  NSfi^-^'^'l.,  wo  NSN  dem  SN  in  'rj'l-nN  entlehnt  ist;  Tp,  in 
der  Bedeutung  König  existirte  im  Chald.,  war  aber  sicherlich  aus 
dem  röm.  rex  hervorgegangen ;  es  erscheint  in  der  Verbindung  mit 

!  Herodes,  Talm.  Bava  bathra  fol.  4.  1,  wo  NS^  und  Nls^  »nS  durch 
'rf^'D  und  '^b?:  13  glossirt  wird;  die  Gemara  will  es  aus  dem  Hebr. 
erklären,  stützt  sich  aber  dabei  auf  "i^i  in  Sam.  2,  3,  39,  wel- 
ches kein  Vernünftiger  in  dieser  Bedeutung  nehmen  wird,  und 
auf  ':|'^3^?  selbst  (vgl.  Buxiorf^  Lexicon  chald.  talm.  et  rabbin.  s. 
v.  *rp  p'.  2255),  2)  die  falsche  Vokalisation ,  da  es  der  ägypt. 
Etymologie  zufolge  abork  lauten  musste. 


304 


f/uere^  tw  :  oj-j  esse^  tJ^h  :  wK-\  sumere^  cy^  :  cy 4^,-1 
nasci,-  cyS  :  cyxß-e  mutare^  cy^J-ß-l  varium  esse^  cyoS 
differre^  qeT,  qojT,  Sex  u.  s.  w.:  qcw^"  (für  t-s) 
ßCM'i-,  qcüTe,  ßcwTe  abstergere^  qeö,  CTO^T,  ßo^T: 
qcM(r^e,  ßtüö^e  u.  s.  w.  exilire^  ÄcüK  :  ^CWK-J  ra- 
rere j*  Ö^Jl :  (HJl-5  invenire. 

Da  der  Imperativ  im  Aegjptisclien  durch  das  reine 
Wurzelwort  ausgedrückt  wird  (ß.  233),  so  sind  hie 
her  auch  die  Imperativformen  zu  rechnen,  welche  durch 
5  gemehrt  sind  5  sie  sind  als  üeberbleibsel  einer  aus 
Yerbalabstracten  hervorgegangenen  Verbalform  zu  fas 
sen  ^)  5  z.  B.  eJl  ducere :  ^ji-l  duc  (für  i,  (S.  234)  + 
ejts);  ebenso  €}\  tollere:  ^?v-j  (für  i^-e'K-i)',  eX 
facere :  l,-}\i, 

(T)  Durch  femininales  c  (ß.  13). 

^CMJüL :  ?\OJti-c  marcescere ;  von  ^oj ,  ocy ,  cwcy 
(S.  173)  multum  esse  mit  Präfix  ov  (wovon  an  ei- 
nem a.  0.)  OT-CMcy-C  dilatari^  HCWcy  frangere:  ncücy-C 
decedere^  n^g:ncüg-c  lacerare^  CJULJl,  CJÜLJIT:  CJULJIT-C 
constitucre^  "^^  THJ  :  TH5-C  c?«frß;  Teß,  TCüß  :  Tß-C 
TCWß-C  sigillo  obsignare^  TCüß  :  TOOße-C  retribuere  ^ 
TCüK :  TCüK-c  figere^  TCWJl  QFeyron^  Lex.  ling.  Copt. 
p.  244):  TOVJie-c  (ib.  247)  suscitare^  [TJlJiev : 
TJtJlOOT-c  und  T~JlJl00V-ce  mittere  gehören  vielleicht 
unter  eine  andere  Bildungskategorie  ^  welche  erst  später 
erklärt  werden  kann]  5  T^JlgeT,  T^JlgOTT :  T^jlgOVT-C 


1)  Auf  ähnliche  Weise  hat  sich  im  Sanskrit  die  Wurzelände- 
rung in  den  ersten  Verbalformen  durch  änä  für  organisches  äna, 
indem  a  nur  wegen  n  gedehnt,  vgl.  S.  277  Anm.),  welche  im 
öriech.  sehr  häufig  erscheint  {Xa{v)d^'avo,  }.a(ti)ß-uvo  u.  aa.) 
nur  im  Imperat.  2  Sing,  der  9.  Conj.-Classe  in  Wurzeln  auf  Con- 
sonanten  erhalten  (jBopp,  Gr.  sanscr.  316,  woraus  auch,  um  diess 
beiläufig  zu  bemerken ,  die  allgemeine  sanskr.  Imperativendung  der 
ersten  Sing,  dni  (i  für  mi  wie  im  1.  Sing.  Atmanep.  des  Praet. 
Augm.  unif.)  hervorgebildet  ist),  aber  so  unorganisch  und  bloss 
zur  Vervollständigung,  wie  die  arabische  Dualformation  der  Pro- 
nomina, Suffixa  und  Verba  (vgl.  S.   109,   127,  210,  229). 


305 


credere^  ^^H  :  ^on-c  occultare  (letzteres  bloss  in 
eT-5(;oil-c)5  cycün  :  cyon-c  sumere^  gon  u.  s.  w. 
(vgl.  a,  a^  ß^  :  gS-c  u.  s.  w.  QPeyron^  Lex.  ling. 
Copt.    p.  345)   tegere. 

Hieher  gehören  vielleicht  die  Imperativformen  auf  c, 
z.  B.  ep :  iJ.p5-c  (für  ^  +  ep  +  s  (S.  304)  +  c)  5 
ze  sprechen  :  /.-ZI-C  (JPeyron^  Lex.  ling.  Copt.  p.  18). 

^)  Durch  das  femininale  ^  C'^^)* 

JüLÖT  :  llOV-Te  sterben  (vgl.  8.302)^  cyS  :  cyjß-i", 
cyeß-T  u.  s.  VT.  mutare. 

Durch  den  gleichbedeutenden  Antritt  von  1  und  xe 
i  erklärt  sich  das  Verhältniss  der  gleichbedeutenden  Ver- 
I  balwörter:  <JJUL^g-j  :  l,jtX^g-Te  vi  capere. 

Die  Beispiele  j  in  denen  blosses  t  an  die  einfachere 
Wurzelform  tritt,  will  ich  hier  nicht  hinzufügen,  theils, 
weil  sich  deren  auf  jeder  Seite  des  P^rön'schen  Lex. 
finden,  theils,  weil  man  aus  Gründen,  welche  sich  hier 
noch  nicht  auseinandersetzen  lassen,  bei  den  meisten  zwei- 
feln muss,  ob  sie  mit  Recht  hieher  gezogen  werden  dürfen. 

Alle  Formen  nach  Analogie  von  «,  /?,  /  können, 
dem  Charakter  der  ägyptischen  Sprache  gemäss,  als 
Nomina  und  dann,  dem  innern  Charakter  des  dadurch 
j  ausgedrückten  nominalen  Begriffs  gemäss,  auch  im  männ- 
i  liehen  Geschlecht  gebraucht  werden^  und  fast  bei  allen 
l  angeführten  ist  diess  würklich  der  Fall^  z.  B.  öxi : 
(fsjl-e  invenire^  (Sljie,  n  inventio.  Daraus  erklären 
sich,  wie  bemerkt,  am  wahrscheinlichsten,  die  mascu- 
linar  erscheinenden  Nomina  mit  diesem,  unserer  Erklä- 
rung nach  ursprünglich  femininalen  Characteristicum,  z.  B. 
C4J.3,  n  Schönheit  von  c^  schön  sein  durch  Vermitte- 
lung  eines  zu  substituirenden  mit  c^  bedeutungsgleichen 
c«j,-i5  vgl.  Kpjuie-c^  n  Asche  =  KepjüL-5,  ^  (vgl. 
a,  c;),  cyS:cy5ß-e,  n  permutatio^  ^:^-l,  H  actio  ^ 
ze  :  zo-c ,  n  dictum  und   viele  andere. 

B)  In  allen  Sprachen  herrscht  eine  innige  Verwandt- 
schaft zwischen  dem  Abstractbegriff  und  dem  Plu- 
ralbegriff, so  dass  in  der  einen  mehr,  in  der  andern 

20 


306 


weniger  sich  der  Gebrauch  des  Singulars  von  Abstract-i 
Formen  und  -Begriffen  statt  des  Plurals  der  Concreta 
üxirt,  z.B.  franz.  la  nohlesse  statt  les  nobles^  im  Deut- 
schen der  Adely  Gebirg  :  Berge  ^  Gewölk  :  Wolken 
u.  aa.  Zwischen  diesen  beiden  Ausdrucksweisen  selbst. 
wo  sie  mit  einander  wechseln  dürfen,  bestellt  zwar  eig. 
ein  wesentlicher  Unterschied  —  insofern  in  der  Plural- 
form mehr  die  Idee  der  mehreren  Einzelnen,  wel- 
che verbunden  sind,  vorwaltet,  in  der  Abstractform  da- 
gegen mehr  die  der  Einheit,  welche  mehrere  Einzelne 
unter  sich  begreift  (vgl.  z.  B.  Har^  berge  mit  Har%- 
gebirg^  —  allein  in  der  Praxis  der  Rede  ist  dieser 
Unterschied  selten  von  Bedeutung. 

Insofern  nun  im  Semitischen  und  auch,  wenn  gleich 
nicht  so  durchgreifend,  im  Aegyptischen ,  das  weibliche 
Geschlecht  zum  Ausdruck  des  Abstracten  dient,  werden 
seine  Characteristica  auch  zur  Formirung  von  Pluralitäts- 
oder  eher  CoUectivbegriffen  verwendet.  Für  das  Semi- 
tische bedarf  es  keiner  Beispiele  5  man  vgl.  bezüglich 
des  Hebr.  Gesenius  (Lehrg,  S.  477),  des  Arabischen 
Ewald  (Gr.  ar.  §.  297,  302)  und  füge  die  äthiopi- 
schen Plurales  fracti  durch  ^  Qs  ==  arab.  »,  hebr.  n. 
n-r-  w.  s.  w.)  hinzu  QLudolf^  Gr.  aeth.  p.  106,  nr. 
8  — 12);  bezüglich  des  Aegyptischen  glaube  ich  hieher 
ziehen  zu  dürfen:  die  Pluralformen  durch  1  (ß)^  ^^^ 
bei  ich  jedoch  nicht  unerwähnt  lassen  darf,  dass  diese 
sich  insofern  von  den  semitischen  Collectivformen  schei- 
den, als  letztere  im  Singular,  die  ägyptischen  Plural- 
formen auf  s^  e  dagegen  als  Plurale  aufgefasst  wer- 
den 5  dieser  Unterschied  ist  von  keinem  Belange  denn 
die  Verbindung  pluraler  Formen  mit  CoUectiv Wörtern  im 
Singular  kömmt  in  allen  Sprachen  (in  Folge  der  Herr- 
schaft des  Gedankens  über  die  Form)  vor  (vgl.  z.  B. 
Ewald ^  Hebr.  Gr. ,  §.  569  5  Matthäi^  Griech.  Gramm. 
§.  302).  Die  Pluralbildung  durch  s,  e  erscheint  im 
Aegypt.  in  ^ßOK,  ^.ßcwK:  theb.  ^ßooK-e,  ^ßoK-e, 
memph.  ^ßcwK-s  Rabe  [^^ov,   theb.  ^,?voov-e,    mph. 


307    

^^CüOT-J,  ^.7\^'e-^  Kind^  vgl.  jedoch  weiterhin];  ^(^cwc^ : 
^.^a3c|^-3  Gigant-^  So,  cjo  :  qo-l  Canal^  ßHT  :  ß^T-J 
Palmß^weig^  ßovg-e,  ßOT^-J,  g^Il  Augenwimpern^ 
eßoT  :  eß^T-e  Monat;  eioüT,  jcüt  :  theb.  esoT-e, 
ei^T-e,  memph.  el^^^J  JO^^,  JOT'i^,  j^"^  Vater; 
ecwp:Ott5p-s  Eiche;  >vOOT  :Xoov-e  Kleid;  Jti^ :  JüL<5,-J 
Or^/  theb.  JUUüLepxT  :  JUUiep^T-e  Geliebter;  baschm. 
JUieXiT  :  JUieJ^e't^  glchbd. ;  memph.  jüiejtpsT  :  iieiip^.^, 
jtieJlpe^  glchbd.;  JULJiOT  Brust  (ohne  Zweifel  von 
I  JüLOOJie  nähren  y  woher  auch  JüLOJls  Amme  u.  s.  w.): 
JüLJio^  5  ejULJiOT:  ejUiJioi"  glchbd. ;  juetyoT,  JtiecytycMT: 
iiecycyoT-5 ,  Jtxe^o^  Feld;  mqimq-e  Nebel;  ji^.gß 
Jiegß-S  Schulter;  OTpST,  theb.  OTp^J-T-e,  memph. 
OVp^'i^  Wächter;  p^Jti^O  :  p^JUL^O-l  C^g^*  weiter- 
hin die  eigentliche  Pluralform)  reich;  peilHT :  peJUL^T-J 
der  Zehnten;  cyßcüT :  cyßo^  Scepter  (vielleicht  ent- 
lehnt, vgl.  hebr.  Ü2'si;);  cyiiOT  :  ofiiOT-l,  cyjuiov-H 
Nagel;  ecycüT  :  ecyo'f  Kaufmann;  ecyOT  :  cyo'i^ 
glchbd.  (]/  o^OJt);  cy<jep  :  cyAep-i  Gefährte;  cy^s^cy : 
g|Hcy-5  Schlag;  t>e'i\AO  :  ^eA>vO-5  Greis;  ^e'i0\O  : 
g?^?^0-S  glchbd.  5  noov  (für  n  (Artikel)  goOT)  :  noOT-e 
{JPeyron^  Lex.  ling.  Copt.  p.  340)  der  heutige  Tag; 
gOViT  :  gOT*X,+  rf^r  ßrÄ^e;  g^.>vHT:  theb.  g^^^^^T-e, 
memph.  g^>v^'t"  Vogel;  !X:^,JtlOV>v  (hebr.  bX^S):  25:*5.- 
il^V>;-5  Kameel;  ZJIOOT  :  ÄJlooV-e  Tenne)  (^"Ko  : 
o  ?^0-J    Umxäunung, 

Bei  der  entschiedenen  Richtung  des  Acgyptischen, 
statt  alles  Flexionsartigcn ,  Hülfswörter  zu  gebrauchen, 
wurden ,  Avie  in  den  jetzt  sogenannten  neuern  Spra- 
chen, flexivische  Formen  natürlich  als  überflüssig  ver- 
drängt und  konnten  sich  nur  selten  erhalten.  Dennoch 
Hesse  sich  die  Zahl  dieser  Beispiele  noch  vermehren, 
was  aber  ausser  unserm  nächsten  Zweck  liegt  (vgl. 
auch  Peyron^  Gr.  ling.  Copt.  p.  36  fl*.). 

C.  Bildung  des  eigentlichen  Plurals.  Im 
Koptischen  wird  der  Plural  im  Allgemeinen  durch  Vor- 
satz des  Artikels  —  des  bestimmten :  jis  u.  s.  w.  (S.  44) 

20* 


308 


lind  des  unbestimmten:  memph.  g^S-Xl^  theb.  ^n,  thcb. 
baschm.  gen  (==  gs  (adjicere)  +  It  (Geniüv)  Ver- 
mehrung^ Menge  ^  von  S.  68)  —  gebildet. 

Dieses  Verfahren,  den  Plural  auszudrücken,  steht 
mit  der  ganzen  Richtung  des  Aegyptischen ,  alle  Be- 
grilTsmodificationen  durch  Hülfs Wörter  zu  bezeichnen,  in 
Harmonie  5  mehrere  Umstände  aber  bewogen  uns  schon 
mehrfach,  diese  Richtung  für  eine,  später  in  die  Sprache 
gedrungene,  zu  nehmen  und,  wie  wir  sonst  Spuren  ei- 
nes älteren  flexivischen  Verfahrens  fanden,  so  tritt  uns 
auch  ein  solches  beim  Plural  entgegen. 

VTir  haben  schon  oben  (S.  51)  darauf  aufmerksam 
gemacht,  dass  mehrere  Plurale  durch  das  Zeichen  des 
Pronomens  der  dritten  Pers.  Plur. ,  memph.  OV,  theb. 
baschm.  ev  formirt  werden.  Dass  dieser  Zusatz  würk- 
lich  das  Pronomen  enthalte^,  zeigen  diejenigen  Fälle,  wo 
dieser  Pluralformation  eine  Singularformation  durch  die 
im  Sing,  entsprechenden  Pronomina  c[ :  c  gegenübersteht, 
oder  gar  eine  durchgängige  Bezeichnung  der  persönlichen 
Beziehungen  durch  Affigirung  der  unselbstständigen  Pro- 
nomina, aus  welcher  jene,  wo  c[ :  c :  ov  bloss  geschlecht- 
lich und  numeral,  nicht  persönlich  differenziiren,  hervor- 
gegangen ist  (vgl.  S.  284  ff.).  Also  z.  B.  Ji^j,^  gross: 
Jl«J.4S.-^ ,  Jl^^-C  magn-usj  a :  (ee)  Jl^^J.- V  (wo  ^^  -|- 
OT  zu  ^v,  wie  gewöhnlich,  ward)  magnij  «e,  da- 
neben €Jl^«J.-K  magnus  tu  und  sogar,  ganz  verbal  be- 
handelt: K-Jl^<J.-K,  eig.  tu  magnus  tu  =  magnus  tu 
QPeyron^  Lex.  ling.  Copt.  p.  119);  Ji^cye,  eji^cye 
viel :  em.tx)^-q  oder  eJi^cyo-q,  Ji<5.cycü-q^ :  Ji^cycw-c 
eji^,cycü-c  mult-us^  »,  ii«j.tt|Cü-ov,  eii^cycw-ov  mult-i^ 
«e;  ji^jie  ^M^ :  ejt^Jie-cf :  eji«J.jie-c  bon-us^  a:  eji/.ii- 
ev  (e  +  ov  =  ev)  bon-i^  ae^  daneben  Ji^JiOV  = 
Ji^Jie  :  ejiiJ.jiOT-<j  :  eji^jiOT-c  :  eii^Jiov-OT ;  ferner 
>n^.JlOV-K  bonus  tu  u.  s.  w.  5  m,llJT  glücklich :  'jl^s^T- 
cf :  Jl^l^T-c  :  Jl<5,i^T-ov  beat-us^  «^5  *^  ^^y  daneben 
ji^i^t-thvtH  (vgl.  S.  48)  beati  vos  u.  s.  w. ;  Jiece 
schön  :  Jieccü-cf  :  Jiectt3-c,   ejteccü-ov  pulcher^  ra^ 


309 


rij  rae*y  daneben  neccw-K  pulcher  tu  und  pulcher  es^ 
Jteco?-!  pulcher  ego  ii.  s.  w. ;  JüL<J.Y^^5  Nebenform 
von  Jtl^v/,^T  (aus  ii  (S.  ßG)  +  OT^,  OV^T,  ebds.), 
allein:  JUi^-V^J^^-q  :  JULx5,V^«J.-c ,  11^T<J.^-V  (^.  + 
OV  in  ^v  zusammengezogen)  sol-us^  «,  i,  «ey  da- 
neben Jtl«J.V^^-Jt  soli-nosy  JÜL^T<5,J,-K  «ö^ti«  /w  u.  s.  w. 

Andere  mit  c[  (und  bisweilen  femin.  c,  vgl.  S.  258  fF.) 
im  Singular  erhalten,  dem  P^yro/t'schen  Lex.  zufolge, 
im  Plural  im  Allgemeinen  kein  OV  4itatt  des  cf  (oder 
c),  indem  bei  (j,  wie  in  dem  Fall,  wo  es  auch  in 
Femininen  erscheint  (vgl.  a.  a.  0.),  der  ursprüngliche 
Werth  desselben  dem  Sprachbewusstsein  entschwunden 
ist  und  es  als  thematisch  gilt.  Als  Ausnahmen  von 
dieser  Regel  finde  ich  ^Tcy-^CT^OT-OT  inperscru- 
tahilesy  welches  einen  jedoch  nicht  belegten  Sing.  ^Tcy~ 
j6eT;i50T-c[  (S.  258)  voraussetzt,  und  ^T-Mie-ÄCü- 
OV  immorigeri  (eig.  non  suhjicere  caput  +   if). 

Ich  füge  hierzu  jetzt  die  übrigen  Beispiele,  in  denen 
sich  OV,  ev  als  Pluralzeichen  zeigt 5  diese  Sammlung 
wird  ziemlich  vollständig  sein,  doch  verschlägt  es  für 
unsere  Zwecke  nichts ,  wenn  auch  eins  oder  das  andere 
ausgelassen  ist.  Yorausbemerken  muss  ich  hierbei, 
dass  durch  das  Zusammentreffen  des  Pronomens  mit  den 
Schlusslautcn  des  Themas,  und  durch  Benutzung  eines 
andern,  im  Schlusslaut  etwas  verschiedenen,  in  der  Sin- 
gularform aber  verlorenen,,  Themas,  phonetische  Aende- 
rungen  der  pronominalen  Form  oder  des  Themas  ent- 
stehen, z.  B.  mcmph.  e  +  ov  wird  ev  und  Hov, 
theb.  e  -f-  ev  :  ev ,  hv  5  memph.  o  -}-  ov  :  tüov,  theb. 
O  -f-  6V  (oder  auch  +  ov,  da  diese  Form  auch  theb. 
ist,  vgl.  Zusatz  zu  S.  47)  cwov  (vgl.  Peyron,  Gr. 
ling.  Copt.  p.  36  ff.).  Ich  werde  diese  Verschieden- 
heiten hier,  da  ihre  dctaillirte  Erklärung  uns  zu  weit 
fuhren  würde ,  nicht  berücksichtigen.  Ferner  werde  ich 
zugleich  die  entschieden  hieher  gehörigen  Pluralformen 
aufführen,  von  denen  kein  Singular  cxistirt. 

Also:  memph. /.opev  gemini ^  baschm.  ^?vHOV  und 


l 


310     

l^'hH'Vinvicem;  /.v^H  aula  (entlehnt)  ^v^HOV  (^Bcholtu, , 
ed.  Woide  p.  20).  ^j-juie,  Plur.  ^iiHOV  buhulcus  (eine  ij 
Zusammensetzung  mit  ege  Stier ^  welches  weiterhin; 
ijtx  ist  =  g^  QFeyron^  Lex.  ling.  Copt.  p.  332)  JuL 
S.  66^  eig.  Gesicht-von^  d.  h.  Haupt- von  ==  beauf- 
sichtigend); <J,JüLpe  (zusammengesetzt  aus  g^  +  11 
+  gpe  Speise) :  theb.  ^JtxpHV,  memph.  ^utpKOY  Bä^ 
ckevj  i,\\£  Koptf^  baschm.  /.HHOV;  l^cis  leicht:  (ev-)! 
^CJCüOT  leves  (^ch  erscheint  ^CSOüOT  auch  als  8ing. 
vgl.  auch  eCiJ-SoSov,  Peyron^  Lex.  ling.  Copt.  p.  43); 
^,gH  Stier ^  baschm.  <5.P^,T  (wie  von  Sing,  ^g^)? 
memph.  theb.  ^eKKe^  ßA?^e,  baschm.  ße^?vH  blind: 
^'K)\eeT^  ^eXKev  5  memph.  ke^e  merces  :  &e^KOV ; 
ejCM  jEs(?/:  memph.  eevj  egev;  memph.  eßo  stumm 
(aus  JÜL  nicÄ^  und  no  (vgl.  nei  osculum)  wie  jüLßo 
glchbd. ,  wahrscheinlich  macht):  eßOJOT,  theb.  eiepo, 
jepo  F/m«s  ;  esepcwoTj  jepcüo v  5  memph.  s^po  glchbd. : 
J^pcüOT 5  theb.  memph.  epcoj  Wohnung  /pcoov ;  theb. 
memph.  ecytw  Ä^ai* ;  ecy^T  (Avie  von  Sing,  ecy^) ;  ege 
Äf^ier ;  theb.  egoOT,  memph.  egCüO V ;  HJ  Haus :  memph. 
Hov ;  memph.  eecye  Nachbar  :  oecyev ;  1*5,11 ,  JOll 
ilf(?er  ;  «5,ii^jOT ;  Ke  anderer  :  KOOV  [bemerk enswerth 
sind  hier  die  Formen  Ke^X^CüOYJls  und  KeK^TJlJ  glchbd. , 
aber  Plurales  diese  sind  zusammengesetzt  aus  Ke  KG 
(vgl.  Ke  H  Ke  wnw«  aut  alius)^  deren  letztes  Ke  nur 
pluralisirt  ist,  memph.  zu  ^cüOV  (50  wegen  der  Nei- 
gung des  memph.  Dialekts  zur  Aspiration)  theb.  zu  K^V : 
das  in  beiden  Form  Ke^cwov,  KCK^V  antretende  m 
scheint  mir  der  Pluralartikel  ju,  welcher  hier  ohne  son- 
stige Analogie  (man  müsste  denn  das  m  in  den  Impe- 
rativformen, S.  237  damit  vergleichen)  suffigirt  wäre]  5 
memph.  K^?\^ll<^o  Hügel :  K^^v^llc^cwoT  5  theb.  Kpo 
Gründe  :  KpcwOT;  5\<5.V  germina^  memph.  iieope 
Zeuge :  lieepe V  5  theb.  memph.  lieTpe  glchbd.  :  lie- 
TpeT5  memph.  OTpo  ^öm^ :  OVpcwOT  5  lieTOTpoÄo- 
nlgreich  :  llCTOTpcwoT  5  OTe^po  Schwelle :  ove- 
Zipwov,  ezipcüOV  (zusammengesetzt  aus  ovqÄ3  gena^ 


311 


finis  und  po  janud)  5  nc5T  neun :  theb.  nCT^SOV, 
necT^JOT^  mempli.  nscT^^v ;  po  Mund^  Thür  :  pcüov  5 
mempli.  p^jüL^O  reich  :  p^ll^-CMOV ;  mempli.  peJULge 
frei  :  pejULgev ;  theb.  basclim.  ppo,  eppo  König:  ppcüOV, 
eppCüOT,  epcüOT5  -«.JlTppo,  JülJlTepo  Königreich: 
JÜLJlTepCWOT  5  JULJlTppCWOV  [ob  p^T  Fuss  l\\  Ji-peii- 
Jl-p^T-OV  wörtlich  Männer-»u-Fuss?^'^  COOV  sechs 
(vgl.  CO  glchbd.)  5  c^je  schön :  c^lOSOV  QPeyron^  Gr. 
ling.  Copt.  p.  37)5  cßcM  Lehre:  cSoov;  c^ße  weise 
(Fem.  c^Sh)  :  theb.  memph.  c^ßeev,  c^ßer,  baschm. 
e^J-ßHOT^  COßT  Mauer:  ceßO^JOVj  CJÜL4J.V  Schläfen 
(von  CJU.H  Stimme^  hebr.  JJD'slJ  hören ^  eig.  ^/iß  6re- 
genden  des  Ohrs^ ;  COJI  Bruder  :  theb.  CJI«5>V ,  theb. 
baschm.  CJIHT ,  memph.  baschm.  CJIHOV  5  theb.  cnOTOV, 
memph.    Cc^OTOV    Lippen^    Cl^i)    Schreiber  :  C^ÄeT 

von  peq-^-TOT,  oder  -tot-<J?  denn  q  könnte  hier 
possessivische  Bedeutung  haben  j  vgl.  S.  261];  '^^OT 
fünf  (vgl.  ^  glchbd.  und  ^e  Fem.);  T^SOV  fünf- 
xig-,  ^juie  Flecken  :  'f  JtlHev;  cyOT  hundert  (vgl.  eye 
glchbd.);  memph.  cyOiJL  Schwiegervater :  ^jtxwoit*',  theb. 
cyJütJULO  5  memph.  theb.  ojeJüUüLO  fremd :  memph.  cyeil- 
JULCüO V ;  cyjte  A^e^ji^ ;  theb.  ty JiHV ,  memph.  a| JiHOT ; 
theb.  memph.  cyTGKO,  theb.  ecyTexo  Gefängniss :  cyTC- 
KCüOT,  ecyTeKCWOT;  a|<j.qe  Masc.  Wüste  (cy^qn  Fem. 
deserta'):  cy45,qev;  memph.  cyzie  Heuschrecke:  cyXHOT; 
theb.  qTOOV,  memph.  qTCüOV,  theb.  memph.  qTOT, 
theb.  qTer  vier  (vgl.  qTO  glchbd.  qTO-e  Fem.); 
memph.  i>i.e  letfuter:  i^ev;  theb.  g^e  glchbd. :  g^ev; 
gSH  Steuerruder:  gmov  [go  i^Äc/ (ev)-gOOT  (bei 
Scholle ^  fehlt  bei  Feyroti)] ;  theb.  gcüß  Sac/ie  :  gßHV ; 
g€?v2:e  «MÄ«  :  ge?\zeT ;  memph.  gHTen  Daumen  : 
gHTOV  (wie  von  gHT);  theb.  g<J.Tpeev  Zwillinge; 
zoi  Schi/f :  ihch.  eÄHV,  ÄHV,  memph.  ezHOT;  Ä^Jie 
niedrig;  Z/JteT;  ÄeJl<J.V  Höhlungen;  Z^äC  Feind: 
theb.  Äszeev,  zjäcot;  ä^^Jh  verstümmelt :  7L^.(^e'K*; 


312    

öIhov    Gräriftien    (vgl.    öIh    glchbd.)  5    (TiT^e    lahm  : 
(^?vev  5    (Tc  Herr  :  (rtcev.      In    den  Hieroglyphen  ist  i 
der   Gebrauch    dieser   Endung    noch    weiter    ausgedehnt  i 
QChampoUion  j  Gr.  eg.    p.  169  iF.^. 

Das  hier  hinzugetretene  OV  bezeichnet  eigentlich  nur 
die  dritte  Pers.  Plur.  des  männlichen  Geschlechts 
(ß,  51)  und  nicht  unmöglich,  ja  sogar  wahrscheinlich 
ist,  dass  es  ursprünglich  nur  zur  Bildung  bei  männ- 
lichen Nominn.  gedient  hat  (vgl.  S.  55};  da  die  Aegyp- 
ter  aber  im  Plural  die  Geschlechter  nicht  formal  difFe- 
renzüren,  so  ward  das  Zeichen  des  männlichen  Plurals, 
in  Folge  der  Prädominirung  des  männlichen  Geschlechts, 
zu  gen.  comm.  erweitert. 

Dem  ägypt.  ov  entspricht  semit.  DN"!  (ß*  51  fF.) 
und  aus  diesem  lässt  sich  der  semit.  Plur.  gen.  masc. 
vollständig  erklären.  Da  wir  aber  mehrfach  im  Semit, 
statt  der  unselbstständigen  Pronomina  selbstständige  ver- 
wendet sehen  (vgl.  Plur.  Fem.  Fut.  S.  227  und  masc. 
DifFerenziirung  durch  NIH  S.  282  ff.),  ferner  die  gewöhn- 
liche Pluralform  des  Fem.  im  Chald.,  Byr.,  Samar.  (vgl. 
weiterhin)  sich  nur  aus  den  selbstständigen  Pronom.  er- 
klärt, so  wird  auch  vielleicht  der  mascul.  Plur.  eher 
aus  der  Zusammensetzung  mit  DNIH  zu  deuten  sein. 
Ich  wage  diesen  Zweifel  nicht  mit  voller  Zuversicht  zu 
entscheiden 5  drei  Plurale  jedoch,  welche  uns  die  direk- 
ten Beweise  für  die  bis  jetzt  noch  nicht  absolut  gesi- 
cherte Identität  von  fem.  DNI  und  ägypt.  OV  (aus  or- 
ganischerem qjüL,  S.  51)  liefern  werden  (ü\0  =  jülojqV, 
Wy^^  =  CJIOOV  und  D';nSii;  =  C^OTOV)  ,  sind  sicher 
nur  durch  Zusammensetzung  mit  dem  unselbstständigen 
Pronomen  gebildet. 

Ehe  wir  zur  Geschichte  der  masculinaren  Pluralform 
im  Semit,  übergehen,  bemerke  ich,  dass  sie,  wie  im 
Aegypt.,  auch  hier  keinesweges  auf  Masculina  beschränkt 
ist,  sondern  in  mehreren  Fällen  auch  zur  Pluralisirung 
von  Femininen  dient  (s.  Gesenius^  Lehrgeb.  S.  351 5 
Winer^  Chald.  Gr.  S.  78;   Ho/fmann^  Gr.  syr.  §.91; 


313 


Uhlemann^  Inst.  ling.  Sam.  p.  105  u.  aa.  Specialgram- 
matiken);  ich  erkläre  diese  Erscheinung  aus  demselben 
Grunde,  aus  welchem  sich  das  ursprünglich  mascul.  OV 
im  Aegjpt.  ohne  geschlechtlichen  Unterschied  im  Ver- 
bum,  Pronomen  und  Nomen  festsetzte:  aus  der  natürli- 
chen Prädominirung  des  männlichen  Geschlechts. 

Wir  haben  schon  oben  bemerkt,    dass  uns   im  Ver- 

hältniss  von  arab.  J>£^  zu  hebr.  u.  s.  w.  nriD  das  Ära- 

»  —    -r 

bische  in  der  Vokalisation  des  dritten  Radikals  das  Or- 
ganischere bewahrt  zu  haben  scheint,  so  dass  die  semi- 
tischen Sprachen,  welche  den  Schlussradikal  nicht  voka- 
lisiren,  von  der  Neigung,  auslautende,  durch  keinen  Con- 
sonanten  gestützte,  Vokale  einzubüssen,  fortgerissen  zu 
sein  scheinen 5  hebr.  würde  diesem  arab.  —  ein—;-  ent- 
sprechen 5  so  würde  die  Pluralendung  in  Verbindung  mit 
diesem  Vokal  hebr.  DN*)^^—  oder  DSID  ^  gewesen  sein. 
Der  spurlose  Verlust  von  inlautendem  n  ist  uns  schon 
zu  oft  begegnet,  als  dass  wir  uns  längg:.  dabei  aufzu- 
halten brauchten. 

An  diese  Form  schliesst  sich  zunächst  der  stat.  constr. 
im  Arab.,  wo  der  Regel  gemäss  das  schliessende  D 
eingebüsst  ist,  und  durch  die  assimilirende  Kraft  des  T 
der  Vokal  des  Schlussradikals  sich  in  den  dem  *)  homo- 
genen -i  verwandelt  hat ,  also  1^—,  z.  B.  t^J-t- 

Hierauf  folgen  die  hebr.,  chald. ,  syr.,  samar.  For- 
men des  stat.  constr.,  in  denen  sich  1  erhalten  hat^  das 
N  aber,  wie  so  oft  im  Auslaut  (vgl.  IT  S.  295,  dritte 
Pers.  Plur.  Praet.  S.  206,  Fut.  S.  225  u.  a.),  ein- 
gebüsst ist. 

Die  Beispiele  der  Erhaltung  dieses  ^  im  Hebr.,  wel- 
che sich  fast  nur  im  Kef  ib*^  finden ,  siehe  man  bei  Gese- 
nius  (Lehrgeb.  S.  543)5  ich  bemerke  nur  T\dn  (Jes. 
47,  3)  und  im  Keri  «O'iyiD  (Ps.  114,  8);  vgl.  Ü^DiytD. 
Die  Vokalisation  des  *)  im  Keri  ist  die  richtige  und  aus 
}^  =z  av  durch  A^okalisirung  des  v  :  au  entstanden,  wie 
das  gleich  zu  erwähnende  Sjr.  zeigt.     Diese  stat.  constr.- 


314    

Form  deutet  eine  stat.  absol.-Form  auf  Dl  ^  an  (vgl. 
cliald.  U^r\  H.  126).  Gesenhts  fasst  auch  dieses  1  pa- 
ragogisch  (Lehrgeb.  549}.  Ilieher  gehört  auch  *)C  = 
ägjpt.  JUL^^v  (S.  67,   156). 

Im  Sjr.  und  Chald.  hat  sich  diess  *)  nur  vor  dem 
Suffix  dritter  Pers.  Masc.  erhalten,  wo  es  im  Syr.  mit 
der,  noch  ganz  organischen,  Vokalisation  o^—  erscheint  5 
im  Chald.  ist  wie  im  Hebr.  1  entstanden  (z.  B.  sjr. 
^ox^ImI^,  chald.  ^n"1")^D). 

Dasselbe  1  zeigt  sich  ferner  im  8amar.,  in  der  Ver- 
bindung mit  Präpositionen,  welche  ursprünglich  Nomina 
in  der,  sie  zu  Adverbien  fähig  machenden,  Pluralbil- 
dung sind,  mit  Suffixen,  wo  also  die  Nomina  im  stat. 
constr.  stehen  5  z.  B.  il;:ü""^'"i'^  a  vobis  (l-hlemann 
p.  142).  Diese  Form  erklärt_,  beiläufig  bemerkt,  die  hebr. 
Form  "i^D^  sie  ist  stat.  constr.  plur.  für  organischeres 
12X3 ,  nach  Analogie  der  eben  erwähnten  Form  des  stat. 
constr.,  oder,  nach  Analogie  der  gewöhnlichen  stat.  constr.- 
Form,  ^2D^  oder  endlich  nach  Analogie,  der  Form  des 
stat.  absol.  plur.,  welcher  D*>3  auslauten  würde.  Das  l  ist, 
wie  gewöhnlich  und  insbesondere  im  Plur.  in  "^übergegangen 
und  dann  in  JD^  auslautend,  wie  so  oft,  eingebüsst.  ^sp 
ist  zwar  nur  poetisch,  aber  die  Poesie  hat  nicht  will- 
kürlich erfunden,  sondern  nur  das  Alterthümliche,  Orga- 
nischere bewahrt;  die  eigentliche  Bedeutung  von  ^l)!D 
wäre  Theile^  adverbial  genommen:  getheilt  von.  Eben- 
so dürfen  wir  nun  auch  aus  den  samar.  Formen  lifilV?  I 
\^  ^)  schliessen  ^  dass  die  hebr.  entsprechenden  Dy ,  3  1 
für  organischeres  ^OV   (Plur.  von  W^t2}l   Verbindungen^  \ 


1)  Darüber  dass  nicht  auch  ^^  dieses  ^  hat,  werden  wir 
uns  nicht  mit  Vhlemann  wundern,  da  es  stat.  constr.  pkir.  fem. 
ist  (vgl.  S.  106).  —  Uebrigens  ist  der  Eintritt  von  Ähomalieen 
bei  solchen  trümmerhaft  erhaltenen  Formen  natürlich;  daher  z.  B.  I 
mil^iV  ^"^  hebr,  ib:^  (jenes  vom  stat.  constr.  plur.  \V^  =  hebr.  ' 
stat.  constr.  »»bi?),  aber  üffJl^iV  (=  ^^^^-  '^1^?)  ™^*  unorgani- 
schem ^. 


315 


Genossenschaßerij  adverbial  gefasst  mit)  ^3  stehe  und 
stat.  constr.  Plur.  simP}.  Ebenso  steht ,  beiläufig  be- 
merktj  hebr.  p3  für  organischeres  "^^3^  wie  chald.  ^3^3 
sjr.  v^{^o  und  lL^  (^letzteres  stat.  constr.  eines  plur. 
Fem.  gerade  wie  äthiop.  A-D.f^  (ba-bendte)  HIN,  IN 
(S.  106,  und  103,  miOD  S.  156)  und  die  Verbindung 
von  hebr.  'p3  mit  den  sogen.  Suffixen  des  Plurals  zeigt  ^3. 

Da  wir  nun  wissen,  wie  häufig  sich  *)  in  -^-  schwächt 
(vgl.  HN  für  HIN,  ^030  von  DISD  u.  aa.),  ferner,  dass 
Pluralformen  zum  Ausdruck  von  Adverbien  verwendet 
werden  (vgl.  D^"j^^P  aufrichtig^  D^Nbs  wunderbar), 
die  Adverbien  aber  sich  wegen  ihrer  specialisirten  Be- 
deutung ganz  von  der  flexivischen  Analogie,  welcher 
sie  ihrer  Entstehung  nach  angehören,  loslösen,  und  so 
oft  Alterthümliches  bewahren,  oft  sich  auf  anomale 
Weise  umwandeln  —  so  sind  zur  organischeren  Form 
des  Plur.  Masc.  ferner  die  Adverbia  auf  Di  gewöhn- 
lich D  — -  zu  ziehen,  wie  DTO^sÜj ,  DtlJbtlJ  vor  drei  Ta- 
gen^ vorgestern.  In  DNHS  ist  sogar  eine  8pur  des 
organischeren  Plur.  auf  DNT  bewahrt 5  denn  die  Wur- 
zelform liegt  in  JJHD  Augenblick;  trat  daran  DNI,  so 
entstand  DNI— ^DD  mit  —  für  1  (wie  in  NT  «nd  sonst) 
DN"i7nD  und  durch  Verlust  des  J7  vor  N :  DNHS. 

Wir  sahen  ferner  im  Hebr.  mehrfach  ")  in  —  über- 
gehen (z.  B.  im  Suffix  D  ^  S.  126).  Dieser'  üeber- 
gang  musste  Statt  finden,  ehe,  wie  wir  weiter  finden 
werden ,  ^  in  ^  geschwächt  war.  Daher  schlies^en  sich 
weiter  an  die  organischere  Form  des  Plurals  die  Plu- 
rale  auf  D-p-  5  welche  aber  ebenfalls  nur  in  Adverbial- 


1)  Das  —7  in  Ü2^.  ist  der  Verstümmelung  des  Lautcomple- 
xeä  zuzuschreiben. 

2)  Nach  diesen  Analogieen  werden  wir  nun  auch  die  Frage 
über  b«,  welche  wir  oben  (S.  60)  noch  unentschieden  licssen, 
entscheiden  dürfen  und  dasselbe  gilt  von  by  (für  '^by),  ba  (vgl. 
•^^2?),  obgleich  wurzelhaft  =  ägypt.  ße?v  aw**er  (vgl.  weiterhin) 
und  vielen  anderen  Präpositionen,  welche  alle  verstümmelte,  adver- 
bial gefasste,    Plurale  sind. 


31G 


formen    erhalten    sind,    z.  B.    D3t?N    «nd    DJON    fvoni 
ICN)  eig.  Wahrheiten^  adverbial:  wahrlich^  D3n  (von! 

Sonst  ist  in  den  semit.  Dialekten,  so  viel  ich  bis 
jetzt  entwickeln  kann  (anderes  liieher  Gehörige  kann 
erst  im  zweiten  Versuch  zur  Sprache  kommen),  keine  be- 
deutendere (einzeln  stehendes  wird  noch  gelegentlich  be- 
merkt werden)  Spur  des  org.  1  geblieben,  sondern  dasselbe, 
wie  in  so  vielen  schon  vorgekommenen  und  noch  vorkom- 
menden Fällen,  zunächst  in  "^  übergegangen  (vgl.  z.  B. 
weiterhin  sogar  einen  Fall,  wo  das  *)  der  femininalen 
Pluralendung  hebr.  r\\  im  Sjr.  in  hl  übergeht  in  h^z 
neben  organischerem  zoJ^z).  In  diesem  Fall  erscheint 
der,  der  masculinaren  Pluralendung  vorhergehende,  ei- 
gentlich der  Wurzelform  in  ihrer  volleren  Gestalt   (vgl. 

arab.    vjü^    neben    hebr.   3nD   ii.  s.  w.)    angehörige, 

Vokal  hebr.  als   —    (statt ,  dessen  Spuren  wir  im 

Hebr.   S.   120,    im  Chald.  Sl  117,  124  fanden),  syr. 
^  ^  arab.  — . 

In  dieser  Form  würde  der  hebr.  stat.  absol.  D^^t-j 
oder,  indem  •»  den  ihm  verwandten  Vokal  — -  an  sich 
zieht,  D^.-r~  lauten.  Von  ihm  erscheint  nur  ein  Bei- 
spiel, nämlich  hebr.  D^D  Wasser^  welches  ganz  iden- 
tisch ist  mit  dem  gleichbedeutenden  ägypt.  memph.  JüLCW- 
OT,  theb.  JüLO-OV  (mit  der  Singularform  JüLH  und  in 
Zusamm'ensetzung,  in  stat.  constr.-artiger  Form,  jutov, 
Jtio).  Obgleich  diess  im  Aegjpt.  als  Singular  fungirt, 
so  kann  doch  über  die  Richtigkeit  der  Zusammenstellung 
kein  Zweifel  entstehen ;  im  zweiten  Versuch  werden  sich 
uns  eine  Menge  Beispiele  zeigen,  in  denen  ursprüng- 
liche Pluralformen,  insbesondere  im  Aegyptischen ,  zu 
Singularen  wurden  (den  Uebergang  erklärt  die  Con- 
struction  des  Plur.  neutr.  im  Griechischen  mit  dem  Sin- 
gular des  Verbiß  der  Plural  wird  hier  als  eine  Ein- 
heit von  mehreren  Singularitäten,  als  Abstractum,  ge- 
fasst).     In  dieser  Identification   von   D^D   mit   juicü-ov, 


317 


haben  wir,  da  nach  dem  bisher  Entwickelten  und  wei- 
ter sich  Ergebenden  die  Entstehung  von  D^  ( ^-- )  aus 
organischerem  DNl  (J)  nicht  wird  bezweifelt  werden  kön- 
nen, den  ersten  direkten  Beweis  für  unsere  oben  (ß. 
47 — 56)  gegebene  Identification  von  ägjpt.  ov  mit 
semit.  DNI,  wodurch  denn  rückwärts  unsere  Erklärung 
von  ägypt.  ov  aus  c[JüL  (ß,  51)  und  endlich  unsere 
Gleichung  von  ägjpt.  q  mit  hebr.  Nl  (ß*  6)  ihre  Be- 
stätigung erhält.  Ein  anderer  direkter  Beweis  wird  uns 
\  beim  Dual  entgegentreten.  Als  ein  zweites  Beispiel  die- 
ser Plural  form  könnte  man  hebr.  D^D^  betrachten  5  allein 
ich   bezweifle    die   Richtigkeit  der   Ableitung   von    arab. 

ILÜ  und  halte  es  eher  für  eine  Zusammensetzung  von 
0^25  mit  ]/  II?  =  ägjpt.  ^cy,  ocy  u.  s.  w.  abundare^ 
welches  bekanntlich  in  der  Form  ^cy  und  cy  verstär- 
kend vor  AVurzelformen  tritt  (vgl.  B.  174  und  z.  B.  ägjpt. 

Sl     S^'euPn]   ""'Snm  gemitus). 

Da  wir  schliessendes  D  schon  häufiger  abfallen  sahen 
(vgl.  riDH  u.  aa.  S.  95  fl".),  so  ist  hieher  zu  ziehen 
die  hebr.^  Pluralendung  '^-^  ,  welche  jedoch  nur  in  we- 
nigen, von  Ewald  durchweg,  aber  zum  Theil  sicher- 
lich mit  Unrecht^  bestrittenen  Beispielen  erhalten  ist  (6rß- 
9eniu8j  Lehrgeb.  8.  523  5  Ewald ^  Hebr.  Gr.  §.  359). 

Diese  Form  erkenne  ich  auch  in  mehreren  Adver- 
bien (vgl.  S.  314  fl*.),  z.  B.  "^^N,  welches  dem  chald. 
P/IN  zufolge,  für  organischeres  DMN  steht,  und  meiner 
Ansicht  nach  Plur.  von  Pron.  HT  (vgl.  über  dessen  org. 
Form  NlrrT  S.  266)  mit  präfigirtem  N  =  ägjpt.  e 
ist,  also  eigentlich  xu  den  (mit  Ellipse  von  Zeiten  wie 
lat.  tum  und  fast  alle  Zcitpartikcln  in  allen  Sprachen) 
hiess.  Das  gewöhnlichere  hebr.  TN  ist  nur  Verstümme- 
lung von  -^TN,  ähnlich  wie  Dy  für  "^DJJ  (eig.  ^Ü3L)  u. 
aa.  (S.  315).  Für  chald.  ]^"1  erscheint  mit  Zusammen- 
ziehung von  ^  ^-  in ,  wie  im  stat.  constr.  plur.  masc, 

pi,  ]"1  als  Pronom.  demonstr.,  meiner  Ansicht  nach, 
eine  Abkürzung  von   ^^T]    (j\  =  sjr.  "01  S.  215  fF.), 


318 


also  wörtlich  der  da.  Wie  "^TN  fasse  ich  auch  "^niD 
für  D"^nD  von  nntD  dehnen^  also  eig.  Längen^  adver- , 
bial  gebraucht:  lang. 

An    diese   Form    schliesst    sich    ferner    zunächst   diel 
Form  des  stat.  constr.  plur.  im  Sjr.  J' ^   wo  regelrecht! 
der  schliessende  Nasal    eingebüsst    ist  5  von  dieser  Formi 
finden  sich  auch  Spuren  im  Hcbr.    (vgl.  Ewald ^    Hebr. 
Gr.    §.  414   über   nii;,    '»S^TITn    und    Gesenius^    Thes. 
s.  r.  r|t£jn). 

Indem  das  1-3-  des  stat.  absol.  D^-7—  im  stat.  constr. 
sich  zusammenzieht,  entsteht  hieraus  durch  den  natür- 
lichsten üebergang  die  hebr.  und  chald.  Form  des  stat. 
constr.  auf  •^-— -«    (vgl.  D'»3^:'^3UJ,  chald.  pin  u.  aa.) 

Einen  ähnlichen ,  nur  noch  stärker  geschwächten, 
üebergang  (nämlich  in  — -  und  mit  Stütze  des  n  5  also  n .) 
erkannten  wir  oben  in  hebr.  hVn  (S.  103  ff.),  wo 
sich   dialektisch   zugleich    mehrere   organischere  Formen 

erhalten  hatten  (in  erster  Reihe  arab.  I  J| ,  chald.  ^^^S^ 

^7N^  äthiop.  elu'y  in  zweiter  arab.  ^Jl^  in  dritter  hebr. 
n^N).  Hierbei  will  ich  zugleich  noch  bemerken,  dass 
ganz  analog  dem  Verhältniss  von  hebr.  ilr?S  zu  einem 
organischeren  D^^N  (an  welches  sich  zunächst  rabb. 
5)Vn  schliesst),  hebr.  ns  gegenüber  von  sjr.  >cas ,   chald. 

s  9 

D'IS^  DE,  samar.  -^J  und  endlich  arab.  j^  erscheint. 
Auch  hier  ist  als  organischere  hebr.  Form  DID  zu  sta- 
tuiren,  welche  mit  Verlust  des  D9  zunächst  ^S  würde; 
dieses  erscheint,  mit  dem  gewöhnlichen  üebergang  von 
T  in  *>,  ^S  vor  Suffixen;    im  stat.  absol.    trat      und  stü- 

tzendes  n  ein.     Das  Verhältniss  zwischen  nS  und  HvN 

...  .. 

fordert  übrigens  von  selbst  zu  der  Frage  auf,  ob  nicht 
ns  ^  C^iS  u.  s.  w.  ein  ursprünglicher  Plural  sei,  welcher 
ähnlich  wie  das  schon  erwähnte  ägypt.  JüLCü^oV  später 
Singular    geworden    ist^);    als    erreichbar    organischste 


1)    Vcrgl.    S.    316;    auch   im    Semit,    wird    sich    die  Entste- 
hung   von    Singularen    aus    ursprünglichen    Pluralen    im    zweiten 


319    

Form  würde  sich  alsdann  DNID^S  oder  DN1"S  ergeben. 
Zugleich  würde  sich  alsdann  noch  eine  Spur  (^ausser 
den  in  den  Pronominalpluralen  S.  95)  der  masculinaren 
Pluralform  durch  D  auch  in  den  semitischen  Dialekten 
zeigen^  in  welchen  sie  durch  die  individuelle  Entwicke- 
lung  derselben  später  verschwunden  ist.  Für  die  An- 
nahme, dass  D^S  U.S.W.  Plural  sei,  spricht  schon  der 
adverbiale  Gebrauch  von  chald.  012^  u.  s.  w.  5  denn  die 
Adverbia  sind  gewöhnlich  ursprüngliche  Plurale;  noch 
I  mehr  aber  syr.  zosli^,  welches  den  organischeren 
j  stat.  constr.  eines  Plurals  Fem.  gebildet  durch  die  En- 
■  düng  Zo  (vgl.  Zo^z  weiterhin)  enthält  5  ist  aber  in 
Zaa  das  schliessende  z©  als  Pluralzeichen  abzuschneiden, 
I  so  bleibt  als  Wurzeltheil  nur  s  5  und  dasselbe  ist  der 
I  Fall^  wenn  Avir  in  DIE  das  schliessende  DI  als  mascu- 
linares  Pluralzeichen  betrachten.  Pluralbildung  durch 
das  mascul.  und  femin.  Pluralzeichen  nebeneinander  sa- 
hen wir  aber  schon  mehrfach  und  insbesondere  in  ad- 
verbial gebrauchten  Wörtern  (vgl.  8.  315).  Ganz  ent- 
schieden könnte  die  Frage  nur  durch  eine  unzweifelhafte 
Etymologie  werden.  Ich  vergleiche  ägypt. ,  memph. 
c^j,  theb.  nei  osculum*^  denn  dass  dessen  eigentliche 
Bedeutung  Mund  sei,  folgere  ich  aus  dem  damit  zu- 
sammengesetzten "fne,  "fm  Geschmack  ^  wörtlich  ge- 
ben (^)  Mund'y  daraus  zusammengezogen,  entstand 
Ten,  TOn,  tcüH   schmecken. 

Wie  in  der  arab.  Endung  L  ^  das  dem  •  vorher- 
gehende —  durch  den  assimilirenden  Einfluss  des  .  an 
die  Stelle  des  früheren  Vokals  getreten  ist,  so  würkt 
Ü  in  der  zuletzt  besprochenen  Form  D^  —  das  ^  absor- 
i  birend  auf  den  vorhergehenden  Vokal,  und  so  entsteht 
die  gewöhnliche  hebr.  Pluralendung  D''  —  .  Auch  von 
dieser  existirt   eine   Nebenform    mit   dem   uns    so    häufig 


Versuch  ergeben ;    nur   andeutend   bemerke   ich ,    dass   so  Formen 
wie  öV^'IB,  ';^~''by  u.  aa.  aufzufassen  sind. 


320 


vorgekommenen  Verlust  des  D,  also  "»-7-  QEwald  §.  359 ; 
GeseniuSf  Lehrgeb.   S.  524). 

Da  wir  den  Verlust  des  schliessenden  Ü  nicht  mehr 
bezweifeln  können ,  und  als  organischere  Form  der  Plu- 
ralendung DNt  erkannt  haben,  ferner  wohl  nicht  mit 
Unrecht  vermuthet  haben,  dass  der  der  Endung  vorher- 
gehende Vokal  org.  hebr.  - —  lautete,  so  dürfen  wir 
endlich  in  ^IW^  ebenfalls  Adverbium,  eins  der  allerin- 
teressantesten  Beispiele  der  organischeren  Form  des  Plu- 
rals erkennen.  Wenigstens  hat  die  Erklärung  aus  VIW 
QGesenius^  Thes.  S.  589  5  Eivald^  Hebr.  Gr.  §.  457) 
keine  Analogie.  Ist  unsere  Erklärung  richtig,  so  be- 
stätigt sie  unsere  Vermuthung  über  den  der  Endung  vor- 
hergehenden Vokal.  inri^  stände  wahrscheinlich  für 
Organ.  DN^"n^.  In  der  von  aller  flexivischen  Analogie 
abgelösten  Adverbialform  hätte  sich  die  Spur  der  älte- 
sten Pluralform  bewahrt. 

An  die  zuletzt  erhaltene  Form   D^ schliesst   sich 

endlich  die  defectiv  geschriebene  Pluralform  D  -; — • 
Auch  diese  hat  sich  noch  in  einer  Adverbialform  erhal- 
ten, welche  uns  zugleich  noch  zu  Beispielen  früherer 
Stationen  der  Pluralentwickelung  verhilft.  Diese  Ad- 
verbialform ist  DN  wenn.  Dass  dieses  für  D^N  und  wei- 
ter DIN  stehe,  zeigt  die  Form,  welche  es  in  der  Zu- 
sammensetzung "^b^^N  wenn  nicht  annimmt.  Hier  hat 
DIN  wegen  der  stat.  constr.-artigen  Verbindung  dieselbe 

Form  angenommen,  wie  D")N  oben  S.  104  in  ^^\, 
Dass  es  ganz  und  gar  dasselbe  sei,  will  ich  hier^  wei- 
tere Begründung  für  den  etymologischen  Theil  aufspa- 
rend, hypothetisch  aussprechen.  Zugleich  bemerke  ich, 
dass  das  schliessende  'h  C^gl«  ''IN  S.  317)  verglichen 
mit  den  andern  Formen  der  Negation  NT^  C^S^*  ^^ab. 
Endung  des  stat.  constr.  plur.  L  -^  und  hebr.  DNOS  S. 
315),  )fh  (vgl.  J^T  neben  NIT  und  ebenfalls  DNOS)^ 
•jb  C^gl«  ')"3']D  n.  s.  w.),  so  wie  den  dialektischen  Reflexen^ 
höchst  wahrscheinlich  macht,  dass  wir  auch  in  diesen 
Formen    einen,     adverbial    gewordenen,    ursprünglichen 


321 


Plural  eines  Nomens  vor  uns  haben.  Ich  leite  es  von 
ägjpt.  ^o  ablassen  ab,  so  dass  es  wörtlich  Ablassun- 
gen^  adverbial  abgelassen^  ausser^  ohne  bedeutete  (vgl. 
hebr.  ^in  ablassen^  dann  nicht  thun^  und  ähnlich  griech. 
ov  von  sanskr.  ava^  ab  Gr.  WzUex.  I,  275). 

Durch  Erweichung  des  D  zu  J  entsteht  endlich,  ähn- 
lich wie  in  den  sogleich  zu  erwähnenden  Dialekten, 
hebr.  ]^-7-.  Diese  Endung  scheint  durch  den  Einfluss 
eben  dieser  Dialekte  aufgenommen  zu  sein  (vgl.  S.  207 
und  226 ,  sowie  Gesenius  S.  523).  Zu  beachten  ist  je- 
doch, dass  auch  im  Phönic. ,  welches  dem  Hebr.  am 
nächsten  liegt^  neben  dem  pluralen  D,  jedoch  seltner,  ] 
erscheint  QGeseniuSj  Monum.  Phoenic.  442),  und  eben- 
so in  den  himjaritischen  Inschriften,  DIDI  (vgl.  Bödi^ 
ger  in  Wellstedt  Reise  II,  398,  9),  DNDH  (ebds.  ü, 
280,  2)5  dagegen  ]nbN  QRödiger^  Versuch  23  5  Ge- 
senius^ über  die  himjar.  Spr.  u.  Schrift  24),  py  (^Rö- 
diger  in  Wellstedt  Reise  II,  384,  2),  ]i5!nO  (ebds.), 
pönn  (ebds.  380,  3). 

Nachdem  sich  uns  die  Erklärung  der  hebr.  Endung 
plur.  gen.  masc.  und  bisweilen  comm.  auf  die  natür- 
lichste Weise  ergeben  hat,  dürfen  wir  es  wohl  wa- 
gen, die  von  Ewald  vorgeschlagene  ohne  weitere  Wi- 
derlegung^ als  eine  oder  die  andere  Anmerkung,  ge- 
genüber zu  stellen,  das  ürtheil  dem  Leser  überlassend. 
Sie  lautet  (Hebr.  Gr.  §.  208):  „Diese  Endung  scheint 
ursprünglich  -am  (dn)^  oder  -om  gewesen  zu  sein,  in- 
dem der  Laut  ä  die  Dehnung,  die  Ausbreitung,  m 
ihre  Umschliessung  und  beide,  so  vereint,  den  Be- 
griff des  Mehreren  auszudrücken  scheinen.''  Der  Aehn- 
lichkeit  wegen  möge  auch  der  folgende  Satz  hinzuge- 
fügt werden,  wo  durch  eine  eben  so  willkührlich  ange- 
nommene Lautsjmbolik  der  Dual  erklärt  wird:  „Der 
Dual  -aim  durch  ein  eindringendes  i  (wie  u  a-u  im 
Sanskrit  ^))  sich  vom  Plural  sondernd  u.  s.  w.  5 "   hierzu 


1)  Das  sanskritische  u  ist  =  va  und  dieses  =  dva  (wie  vi 
in  vin-^ati  für  dvi,  vi  (Präf.)   für   dvi  u.  aa.)    zwei  (vgl.    Griech. 

21 


322 


die  Note :  ,,denn  der  Laut  i  (u)  ^)  malt  das  sich  Z  e  r  - 
theilen,  Bpalten  also  (!)  auch  möglicherweise 
den  Begriff  des  in  zwei  Hälften  gespaltenen  Ganzen 
des  Dual". 

Chaldäisch  und  Sjrisch  schliessen  sich  an  das  Hebr. 
Die  hier  gewöhnliche  Pluralform  ändert  das  schliessende 
D  in  1,  wie  mehrfach,  also  chald.  ]^ —  ;  stat.  constr. 
wie  im  Hebr.  "^—^  (Spuren  der  organischeren  Form 
sind  theilweis  erwähnt  5  alles  derartige  zu  behandeln, 
würde  hier  zu  weit  führen).  In  den  Targumim  erscheint 
der  stat.  absol.  auch  ohne  |,  und  zwar  zunächst  ^  -^  (= 
der  hebr.  Form  ^^-  S.  317,  aber  -—  zusammengezo- 
gen aus  —  S.  318);  und  ferner  ^ —  (=  hebr.  ^  — 
S.  320)/ vgl.    Winer  (Chald.  Gr.  S.  78). 

Syr.  im  stat.  absol.  t--k--— 5  im  stat.  constr.  ohne  as- 
similirenden  Einfluss  des  v»:  ^-^  (S.  318)5  auf  die 
speciellen  Regeln  dürfen  wir  uns  hier  nicht  einlassen 
(vgl.  Hoffmann  ^  Gr.  syr.    §.  91). 

Samar.  erscheint,  wie  im  Hebr.,  ^fll  und,  wie  im 
Chald.  und  Syr.,  ifll  im  stat.  absol. 5  im  stat.  constr. 
wird,  der  allgemeinen  Regel  gemäss,  der  schliessende 
Consonant  eingebüsst;  die  Vokalisation  folgt  entweder 
dem  Hebr.-chald.  oder  dem  Syr.  (Uhlemann^  Inst.  ling. 
Sam.  §.  42,  A,   p.  104  und  §.  43,   II,  B,   p.  J12). 

Schwieriger  als  die  Erklärung  dieser  Formen 
ist  die  des  arab.  stat.  absol.  (über  stat.  constr.  s.  S. 
313).  Die  Endung  lautet  ^.  -^5  dass  hier  in  dem  an- 
lautenden •  ^  die  Form  des  stat.  constr.  L  —  (S.  313) 
zu  erkennen  sei,  bedarf  kaum  einer  Bemerkung^  das 
auslautende  t  ist  vor  ^j  eingebüsst,  grade  wie  im  Hebr. 
N  vor  D  (S.  315  ff.).     Allein  woher  erklärt  sich  das  hin- 


Wurzellex.  II,  221,  218,  wo  dieses  u  jedoch  noch  nicht  richtig 
gedeutet  ist)  also  vrikd  -|-  u  =  vrikau  wörtlich  Wolf- zwei,  wel- 
ches wohl  die  natürlichste  Bezeichnung  des  Duals  ist,  wobei  denn 
keine  Spur  einer  Lautsymbolik  bleibt. 

1)  Als  ob  i  und  u  gleich  wären! 


323 


zugetretene  ^?  Dass  ^  hier^  wie  im  Chald.,  ^jr«> 
Samar.  aus  organischerem  C  erweicht  sei  (ß.  822}^ 
ist  nicht  zu  statuiren;  denn  wenn  man  auch  kein  zu 
grosses  Gewicht  darauf  legen  darf,  dass  sich  dieses  m 
im  Arab.  im  Plural  der  Pronomina  Masc.  erhalten  hat 
(S.  93  5  98  5  125  u.  s.  w.),  weil  dieses  auch  in  den 
chald.  Nebenformen  Dto ,  üTi  (neben  ])D ,  ]T\)  geschieht 
(obgleich  deren  D  vielleicht  dem  Binfluss  des  Hebr.  zu- 
zuschreiben ist),  so  würde,  bei  dieser  Deutung,  doch 
die  Entstehung  des  Vokals  —  keine  Erklärung  erhalten 
können.  Ich  nehme  diese  Endung  ^.  —  für  eine  Zu- 
sammensetzung des,  um  das  organisch  schliessende  Q 
verstümmelten  (wie  S.  317  ff.),  3Iasculinarzeichens  .-^ 

mit  dem  Femininalpluralzeichen  r^  (verstümmelt  aus  ^jjo 
(vgl.  S.  227,  208)).  Dafür  spricht  1)  das  Verhältni^s  der 
casus  obliqui  plur.  zum  casus  directus.  Jene  lauten  ^jj  — • 
Das  vokalische  Verhältniss  von  ^  —  zu  ^^  —  steht 
aber  augenscheinlich  in  einer  gewissen  Analogie  mit  dem 
vokalischen  Wechsel  von  u:  a :  i  im  Sing.  Masc.  und 
Fem.  und  Plur.  Fem.  Hier  tritt  aber  der  Unterschied 
ein,  dass,  während  in  den  letzten  drei  Fällen  der  vo- 
kalische Wechsel  (abgesehen  von  der  Nunnation)  am 
Ende  der  Form  erscheint,  er  in  ^— ,  (jy  —  dem,  in 
beiden  Formen  entschieden  identischen,  ^  vorhergeht. 
Das  Verhältniss  ist  also  hier  ähnlich  dem  in  der  Bil- 
dung des  Fut.  energ.,  imper.  (S.  253)  hervorgetretenen 
und,  wie  bei  dieser,  dürfen  wir  auch  hier  vermuthen, 
dass  mit  .  4- ,  ^  —  die  eigentliche  Formation  schon  ab- 
geschlossen war  und  ^ ,  in  einer  weiteren  Sprachentwi- 
ckclung,  zur  Verstärkung  des  Pluralitätsbegriffs  hinzutrat, 

also  insofern  es  aus  jjje  hervorgegangen  ist,  die  eigent- 
liche Form  einst  etwa  jjjß  +  ^i^?  \J^  "+"  <s^J^ 
lautete,  welches  in   ^^Li,    ^j^}^    zusammengezogen 

ward,  grade  wie  S.  208. 

Ob  übrigens  der  Vokal  des  cas.  direct.  -  nach  Ana- 

21* 


ti 


324 


logie  der  Vokalwandlung  im  Sing.  Masc.,  Fem,  und 
Plur.  Fem.  zum  Zweck  der  Obliquirung  in  — ver- 
wandelt ward  und  dann  durch  Assimilirung  *  in  ,3 
veränderte ,  oder  ob  die  Form  ^  — ,  welche  äusserlich 
ganz  und  gar  der  hebr.  ^  —^  (S.  319)  entspricht^  als 
eine  begriiflich  -  gleiche  Nebenform  von  .  ^  im  Ara- 
bischen erhalten  war  und,  als  sich  der  kategorische 
Gegensatz  des  Direkten  und  Obliquen  im  arabischen^ 
Sprachbewusstsein  geltend  gemacht  hatte,  zum  Aus- 
druck derselben  nur  verwendet  ward,  wage  ich  nicht 
zu  entscheiden  5  2)  die  formale  Uebereinstimmung  die- 
ses ^  mit  dem  femininalen  Pluralzeichen  ^  im  Fut.  2, 
3  (S.  227)5  ^)  ^i®  Analogie  der  sogleich  zu  erwäh- 
nenden semitischen  Plurale,  welche  ebenfalls  durch  das, 
um  D  verstümmelte  Masculinarpluralzeichen  verbunden 
mit  einer  Pluralform  des  Pronom.  3  gen.  fem.  gebildet 
werden  (vgl.  weiterhin  hebr.  m  u.  s.  w.) ,  und  zwar 
im  Allgemeinen  femininal  sind,  aber  auch  mit  Masc.  ver- 
bunden erscheinen  5  4)  die  Analogie  der  sogleich  zu  er- 
wähnenden ägypt.  Pluralbildung  durch  das  Masculinar- 
pluralzeichen ov  (S.  308),  verbunden  mit  dem  Femi- 
ninalcharakter   j  (e).      Den   Grund    dieser   Bildung    des 

Plurals ,  wo  also  ^  1^^  eigentlich  aus    (weise  -j-  sie 

(Masc.)  ==)  die  Weisen  +  sie  (Fem.)  besteht,  finde 
ich  darin,  dass,  dem  Charakter  des  Semitischen  gemäss, 
der  CoUectivbegrifF  durch  das  femininale  Pronomen  (vgl. 
S.  297  ff.)  angedeutet  werden  sollte  5  dass  sie  im  Arabi- 
bischen  grade  die  allgemeine  Pluralform  des  Masc.  ward, 
erklärt  sich  daraus,  dass  dieser  Charakter  des  Semi- 
tischen grade  im  Arabischen  vorzüglich  hervortrat  (vgl.  auch 
den  Plural  im  Amharischen,  wo  die  ursprüngliche  Form 
des  Femininalplurals  zu  gen.  comm.  erweitert  ist). 

Die  Pluralform  des  Vulgär- Arabischen  :  in  (Gauss, 
de  Perceval  p.  40  5  Bombay  p.  25,  §.  40)  ist  durch 
den  gewöhnlichen  semitischen  üebergang  des  ü  m  i 
zu  erklären,    nicht  aus  dem  alt-arab.  cas.  obliq. 


325    

An  die  alt-arab.  Pluralform,  aber  in  ihrer  organi- 
scheren Gestalt,  schliesst  sich  die  äthiopische;  sie  lautet 
dnsj  wo  ä  [=  arab.  1.  -^  (im  stat.  constr.)]  aus  der 
organischeren  Form  N1  (  )  (ß-  313)  durch  Ausstossung 
des  1  und  Zusammenziehung  des  —  und  S  in  a  ent- 
standen ist  (vgl.  den  arab.  und  äthiop.  Plur,  Fem.),  ne 
aber  dem  arab.  ^  entspricht. 

Wegen  des  amharischen  Plurals  siehe  Femininalplural. 

Wir  würden  uns  jetzt  sogleich  zu  der  semitischen 
Bildung  des  Plurals  der  Feminina  zu  wenden  haben,  da 
im  Aegjptischen,  wie  bemerkt,  im  Plural  die  Geschlech- 
ter nicht  geschieden  werden.  Allein  auch  dieser  Satz 
ist  nur  im  Allgemeinen  und  für  die  spätere  Gestalt  der 
Sprache  wahr ;  genauere  Untersuchung  der  Sprache  zeigt 
auch  geschlechtliche  Scheidung  im  Plural.  Ich  erinnere 
hier  zunächst  nur  an  die  geschlechtliche  Scheidung  der 
Zahlwörter  über  eins  (vgl.  S.  16  ff.),  welche  dem 
Begriff  nach  Plurale  sind  und  sich  dennoch  geschlechtlich  ge- 
schieden haben;  sie  drücken  das  Fem.  Plur.  auf  drei-, 
oder  viererlei  Arten  im  Allgemeinen  aus: 

1)  durch  Antritt  des  femininalen  Pronom.  Sing,  i 
(e)  und  zwar: 

a)  an  die  thematische  nicht  pluralisirte  Form, 

a)  indem  diese  zugleich  die  Masculinarform  ist,  z.  B. 
Masc.  c^cycf  sieben:  Fem.  c^.cyc[-e;  theb.  Masc.  cyiiovjl 
«cA/,  Fem.  cyJüLOVJl-e  5  memph.  tyjuiHJl,  Fem.  cyJüLHJl-j ; 
•«IfST  neun ,  Fem.  theb.  "^JT-e ,  memph.  "^f S'f  u.  s.  w. 
Diese  Bildung  ist  wesentlich  analog  dem  somit.  Ycr- 
hältniss    von   z.  B.    hebr.  UJV^  :  IT'IlJbTlJ,    indem    das 

T  -r  t  ' 

ägypt.  j,  e  der  Bedeutung  nach  =  hebr.  D—  ist; 
warum  die  hebr.  u.  s.  w.  masc.  Form  mit  Nomm.  gen. 
fem.  und  umgekehrt  die  fem.  Form  mit  Nomm.  gen. 
masc.  verbunden  wird ,  darüber  weiterhin  bei  den  Zahl- 
wörtern ; 

/?)  indem  das  Masculinum  die  Pluralform  (S.  308)  erhält, 
z.  B.  Thema  cjTO,  qTG  vier :  Masc.  qTO-ov :  Fem.  qTO-e ; 
'J-  fünf:  Masc.  +-0V :  Fem.  ^-e  ;  CO  sechs :  Masc. 


326 


CO-OV  5  Fem.  co-e.  Dieses  Verliältniss  hat  keine  Ana- 
logie im  Semitischen,  weil  hier  die  Pluralformen  der 
Einer  im  Allgemeinen  die  Bedeutung  der  Zehner  er- 
halten hat. 

b)  durch  Antritt  an  die  plurale  Masculinarform,  z.  B. 
CJi-ov-e  (vom  Thema  cii  +  Masc.  Plur.  ov  •+•  Fem. 
e)  »wei, 

2)  durch  Antritt  des  femininalen  Fron.  ^^  Te  und  zwar 
«9  an  die  thematische  Form :  c  Jl-xe ,  ceil-Te  xwei 

(=  somit,  n^'^  8.   16); 

h)  an  die  masculinare  Pluralform:  CJl-OV-'i^  (S.  18). 

3)  Das  femininale  c  und  ce  ist  angetreten  und  zwar 
nur  an  die  masculinare  Pluralform:  CJlOOV-c,  Citov-C, 
CJlooT-ce  5  wir  haben  c  und  ce  für  Plurale  genommen 
(S.  17,  18),  ohne  unsere  Ansicht  jedoch  zur  Entschie- 
denheit erheben  zu  können. 

Es  zeigen  sich  in  diesen  Bildungen  drei  Principien 
der  femininalen  Pluralbildung,  welche  ursprünglich  (ehe 
die  dazu  verwendeten  Elemente  zu  blossen  Flexionszei- 
chen in  ihnen  erstarrt  waren)  sicher  eine  leichte  Mo- 
dification  der  Bedeutung  bedingten. 

1)  An  das  Thema  tritt  das  Femininalpronomen  im 
Singular,  also  cd  Weiblich.  Dieser  Fall  ist  augenschein- 
lich nur  dann  geeignet,  einen  Femininalplural  angemes- 
sen auszudrücken,  wenn  das  Thema  eine  Pluralität  be- 
zeichnet, wie  hier  bei  den  Zahlwörtern  vibev  eins»  Vom 
Gebrauch  bei  Nominibus,  deren  Thema  eine  Einheit 
bezeichnet,  muss  er  ganz  ausgeschlossen  bleiben,  da  er 
diese  Einheit  wohl  femininalisiren  (nach  S.  256)^  oder 
pluralisiren  (nach  S.  306),  nicht  aber  beides  zugleich 
kann. 

2)  An  den  Plural  (der  Form  nach  ursprünglich 
gen.  masc,  aber  nach  der  ägjpt.  Auffassung  S.  308  gen. 
comm.)  tritt  das  Femininalpronomen  im  Singular,  also 
gleichsam     dem     pluralisch     aufgefassten    Begriff    einen 

Femininalcharakter  gebend .  a?P*"^^*^®'^*         .^,.- 

^  weiblich. 


327     

Dieser  zweite  Fall  ist  zur  Bezeichnung  des   Plur.  Fem. 
passend,  erfüllt  seine  Aufgabe  aber  nicht  vollständig. 

3)  An   den  Plural  (wie   in   Nr.  2)   tritt  der  Plural 

j       1]^     •  •     1  pluralisirt  .,  ,.    , 

des   Feminmalpronomens :     off    ^  weiblich 

pluralisirt.     p..         ü  n   r      i  i,      -i.  •  ►      * 

•^  Dieser  h  all  (welcher  übrigens  im  Aegyp- 

tischen     noch    zweifelhaft,    vgl.    oben)    thut    eigentlich 

zu  viel. 

Die  natürlichsten  Femininalpluralisirungen  würde  4) 
5),  nach  Analogie  der  Masculinarpluralisirung,  Antritt  des 
Plur.  des  Pron.  Fem.  3  an  das  Thema  überhaupt,  oder 
des  Pluralzeichens  an  das  femininale  Thema  sein;  von 
diesem  Verfahren  werden  wir  weiterhin  eine  Spur  im 
Aegjpt.  finden,  und  grössere  Anwendung  in  einigen  der 
semitischen  Dialekte.  Warum  es  sich  nicht  umfassender 
geltend  gemacht  hat,  lässt  sich  nicht  mit  Entschieden- 
heit erklären  5  vielleicht  liegt  der  Grund  darin,  dass  sich, 
durch  die  Prädominirung  des  männlichen  Geschlechts, 
die  masculinare  Pluralisirung  schon  vorher  in  sehr  um- 
fassendem Gebrauch  als  allgemeine  (gen.  comm.)  fest- 
gesetzt hatte. 

Wenden  wir  uns  jetzt  zur  Vergleichung  der  ägyp- 
tischen und  semitischen  Pluralformation.  Die  Bildung 
nach  dem  zweiten  Princip  (Thema  +  Masc.  Plur.  + 
Fem.  Pronom.  Sing.)  ist  im  Aegyptischen  ziemlich  aus- 
gedehnt 5  allein  so  wie  im'  Amhar.  der  ursprüngliche 
Femininalplural  gen.  comm.  geworden  (vgl.  weiterhin), 
und  im  übrigen  semitischen  Sprachkreis  die  vorwiegend 
Femininalpluralendung  auch  im  Masc.  dient  (z.  B.  niZlN 
aa.),  so  sind  im  Aegypt.  die  nach  diesem  Princip  ge- 
bildeten Plurale  gen.  comm.  Mit  Sicherheit  gehören 
hieher  alle  Nominalplurale  auf  memph.  ov-i,  theb.  ov-e, 
ev-e,  HV-e  (vgl.  S.  308);  [baschm.  erscheint  bis- 
weilen €J  statt  s  (e)];  in  der  folgenden  Sammlung  sind 
wohl  nur  wenige  übergangen;  ^?^cw  -  OTS  Zweige^ 
theb.  ^.ne,  T  Kopf^  Plur.  ^.ii-Hve;  memph.  ^cj^e,  »f 
glchbd.:  ^.(JH-OVIJ  ^^e,  n  erster:  /,^H-OTi;  ^po- 


328 


OVe  TQißoloi^  ^'XP?  ^^  Magier:  ^X^'^VS^  ^.q, 
n  Fleisch:  ^j-q-OTS,  ßxp?  T,  Korb:  ßpH-OTe;  ße;)ce 
Lohn  :  ße^^H-ovs  (^Peyron ,  Gr.  Fing.  Copt.  p.  37, 
im  Lex.  fehlt  er);  ejcw,  n,  T  Esel^  -in:  ejcw-ove^ 
ecü  glclibd. :  eo-ove  5  ej^.  Waschung  :  eso-ove,  eßp^ 
Korn:  eßp-Hve,  eqp-Hve,  ßp-Hve^  eüipcü  oder 
jüipcü,  T  Hafen:  ejüipo-ove^  iipo-ove  (ygl,  po 
(S.  311),  aus  dem  dieses  Wort  durch  ejüL  (S.  66)  ge- 
bildet ist);  epjüLH,  T  Thräne:  epJULCü-OTS  (aus  ep 
machen  und  juio ,  JülH  Wasser^ ;  theb.  epne  oder  pne, 
n  Tempel :  epn-Hve,  pn-Hve ;  memph.  ep<^e  glchbd. 
ep(^H-0V3  (ob  entlehnt?  griech.  oQocpog),  eTc^cw,  "f" 
Last:  eT(^CM-OVJ  (j/  OUT,  OJHT  tragen^;  baschm. 
7\\xx\  Thräne  :7\eM.l-^.1t*e^;  julwxt,  ni  Weg :  jtxeiTW- 
OVi;  OVJIOV,  T  Stunde:  (vgl.  S.  169),  theb.  OTXIO- 
ove,  memph.  OTXtcü-ov5 ;  ovcye,  t  Nacht;  OTcyo- 
ove;  OTestpo,  "f  Schwelle  (vgl.  S.  306):  oveÄpcü- 
ovj;  theb.  ne,  t,  Himmel:  Ti-Hve,  baschm.  n-Hves, 
n-HVS;  JiClT  neun :  viiCTe-Oii^l  neunzig  ^  theb.  pjULlU, 
pitieiH,  T  Thräne  (s.  oben):  pjüieio-ove;  pjmne, 
T  Jahr:  pjiino-ove;  pejuige  frei:  pejüige-eve; 
Cßcüj  T  Lehre:  theb.  cßo-ove^  memph.  cßcü-OVJ; 
CK-HVe  Aecker  (|/  ck^-I  pflügen^ ;  COJIS ,  n ,  Hieb : 
C5JICW-OVJ;  theb.  cjwp,  ne  iSfei7e;  cmpo-ove;  mph. 
C^sp  glchbd. :  c^spcü-OVi;  C^,^,  ni  Schreiber;  ch- 
OVi;  theb.  TßJlH,  n  Lasithier^  TßJlO-ove;  memph. 
TeßjlH  glchbd. :  Teßjicw-ovj ;  t<^cw-ovj  Lasten  (vgl 
CT^Cü);  ^e,  T  Himmel:  §H-ovi  (vgl.  ne);  cyne, 
T  Netss :  cyn-Hve ;  ipe ,  i"  Speise :  ipH-OTJ ;  g^.e 
letzter:  g^e-eve;  gm,  t,  W^<^^j  theb.  gio-ove, 
baschm.  gj-^vj;  gio-ove  Wogen;  gcüß,  n  Sache: 
theb.  gß-Hve,  gßH-ove,  Masc.  gßH-ovi,  baschm. 
gß-Hves,  gßH-OTes;  g^.ßi-ovj,  g^,ß-ovei  Wespen; 
gßcwc,  gßoc,  m  Kleid :  gßco-ove ;  gpe^  Te  Speise : 
gpe-ove,  gp-HVe;  goq,  n,  gßo,  Te  Schlange: 
gß-OTJ;  peqÄtw,  n  Sänger  (von  peq  machend  (S. 
261)   und  zcü   GesangJ :    memph.    peqÄW-OTJ,    theb. 


329 


peq^o-ove;  Äoesc,  n  Herr:  stesco-ove,  äsco- 
ove^    25:^.z:e,    n    Feind:    zi2ie-eve;    (TiTve  ^«Äm; 

"  Vergleicht  man  die  hier  durch  OV-J  u.  s.  w.  gebil- 
deten Pliirale  mit  den  oben  (S.  308)  angeführten  durch 
OV  u.  s.  w.  ^  so  wird  man  finden,  dass  in  der  Mehrzahl 
beide  Formen  neben  einander  vorkommen. 

So  wie  hier  an  die  eigentliche  Mascul.-Plural-En- 
dung  OV  (S.  51)  das  Femininalpronomen  Sing.  1  j  (e) 
getreten  ist,  ebenso  könnte  das  begrifflich  gleiche  xe 
('j")  5  verstümmelt  T  antreten,  wodurch  als  Pluralendung 
OV-Te^  OV-'i"^  OV-T  entstände.  Diese  Formation  werde 
ich  in  dem  theb.  cyHT  ssweihundert  und  sonst,  jedoch 
mit  veränderter  Bedeutung,  (im  zweiten  Versuch)  erkennen. 

Diesem  ov-Te  könnte  gradezu  somit,  ni  u.  s.  w. 
entsprechen,  welches  wir  am  umfassendsten  als  Femi- 
ninalpluralendung  finden  werden.  T  erscheint  hier  für 
organischeres  DN1  (=  ägjpt.  ov,  S.  312),  mit  der- 
selben Verstümmelung,  wie  in  !)3NJ  (ß.  100)  und  arab. 
^_*  —  (hier  wahrscheinlich  wegen  der  stat.  constr.-ar- 
tigen  Verbindung  mit  dem  folgenden  Characteristicum 
Fem.  eingebüsst) ,  und  n  ist  =  ägypt.  T  (e).  Allein 
eine  genauere  Untersuchung  zeigt  uns  eine  noch  vollere 
Femininalpluralendung  im  Semit. 

Zunächst  ist  im  Hebräischen  die  Verbindung  der 
Endung  ni  mit  Suffixen  überaus  selten  QGesenius^  Lelir- 
geb.  S.  215).  Regel  ist  vielmehr,  dass  durch  die 
Verbindung  von  Suffixen  mit  den  Femininalplur.  dieselbe 
Gestalt  entsteht,  wie  bei  der  Verbindung  von  Suffixen 
mit  den  Masculinarplur.  Man  hat  diese  Erscheinung 
dadurch  zu  erklären  gesucht,  dass  man  annahm:  die 
mascul.  Pluralsuffixc  —  bekanntlich  durch  Zusammen- 
fliessen  des  den  mascul.  stat.  constr.  im  Plur.  schlies- 
senden  ^-—  mit  den  Suffixen  entstanden  —  hätten  sich 
nach  Vergessen  der  Art,  wie  sie  entstanden  seien,  auch 
i  an  die  Femininalendung  rt\  gehängt  QGesenius^  Lchrgeb, 
ti  S.  214).     So  unorganisch  dieses  Verfahren  auch  wäre, 


li 


330 


so  könnte  es  dennocli  eingetreten  sein,  da  alle  Spra- 
chen auch  unorganischen  Entwickelungen  ausgesetzt  sind. 
Allein  diese  Erklärung  würde  nur  dann  einen  Schein 
für  sich  haben,  wenn  sich  eine  erweitert  scheinende 
Femininalpluralendung  nur  in  Verbindung  mit  Suffixen 
fände.  Aber  es  finden  sich  Spuren  derselben  auch  ausser 
der  Verbindung  mit  Suffixen  und,  so  wie  man,  nach 
Analogie  der  Masculinarplurale  mit  Suffixen  aus  i  -^— 
-I-  Suffix,  diese  Femininalplurale  mit  Suffixen  sogleich 
hypothetisch  in  eine  Femininalpluralendung  ^^i  +  Suffix 
zerlegen  möchte,  so  zeigt  sich  diese  Form  selbst,  oder 
auf  sie  reducirbare  auch  ausserhalb  der  Verbindung 
mit  Suffixen. 

Die  Form  selbst  zunächst  im  Hebr.  '^nTON'l  (^Gese- 
niusj  Lehrgeb.  S.  541;  Ewald  §.  430),  ferner  im 
Kfib*^  in  ^niD3,  wofür  Keri  ^Ojpz  (vgl.  Gesenius^ 
Thes.  p.  187).  Der  üebergang  von  org.  i  durch  Ver- 
mittelung  von  _^  C^g^-  "^H^^?  GeseniuSj  Lehrgeb. 
S.  215,  2)Mn  —  ist  uns  schon  im  Hebr.  begegnet 
(vgl.  Don  u.  aa.)  und  ist  ganz  =  dem  im  chald. 
n  -;—  als  Feminin alplur.  für  hebr.  ni  5  wir  werden  dafür 
auch  weiterhin  noch  eine  xinalogie  in  *nb^T  finden.  Da- 
nach glaube  ich  fast,  dass  das  -;—  in  Tj^nVnn  und 
selbst  TJ'^nN^ilJ  ebenso  zu  deuten  und  der  JPlur.  hier 
anzuerkennen  ist  (anders  Gesenius^  Lehrgeb.  S.  215, 
Anmerkung  3). 

Noch  entschiedener  zeigt  diese  Form  das  Chald.  und 
Samarit.5  hier  um  so  bemerkenswerther ,  da  diese  die 
Suffixe  an  die  Femininalform  des  stat.  constr.  n  —  ^ 
jV  ( J  ohne  Weiteres  anhängen.  Aus  dem  Chald.  ge- 
hören hieher  zunächst  die  stat.  constr.  von  Fem.  der 
Zahlwörter  (wobei  zu  bemerken,  dass  Zahlwörter  al- 
terthümliches    gewöhnlich    am    treusten    bewahren),    so 

*.ri")b?  (für  org-  "^nnosOJ  "»nSn  endlich  für  org.  "^nnSn 

durch  Sjnkopirung   =   einem  hjpothet.  hebr.  "^n*1^7ÜJ« 
Man  vergleiche  den  gewöhnlichen  stat.  constr.  der  chald. 


331 


Plur.  Fem.  in  n^  (z.  B.  ODnp)  und  der  Plur.  Masc. 
auf  ^^-  (z.  B.  ^"^^D)  und  "die  Behandlung  der  Zahl- 
wörter weiterhin. 

Mit  diesen  chald.  Zahlwörtern  sind  die  von  Lhle» 
mann  (Inst.  ling.  Sam.  p.  133  Anm.,  135  Anm.)  nicht  er- 
kannten mAVS^A,  mAV9i^?  fflA'i^V  identisch. 

Dieselbe  Form  zeigt  sich  nun  ferner  in  Adverbien, 
welche  aus  ursprünglichen  Pluralfemininen  entstanden 
sind  5  denn  auch  Adverbia  pflegen  theils  das  Alterthüm- 
liche  zu  bewahren,  theils  sich  ganz  individuell  -  eigen- 
thümlichen  Laut- Wandlungen  hinzugeben,  weil  sie  durch 
ihren  begriff'lichen  Gebrauch  aus  dem  flexivischen  Zu- 
sammenhang gerissen,  und  gleichsam  für  sich  gestellt 
werden;  also  die  Geschichte  der  Flexionsform,  zu  wel- 
cher sie  ursprünglich  gehörten,  nicht  mehr  mitmachten 
(vgl.  S.  315  fl'.)  Hier  erscheint  das  svr.  zq-1^,  chald. 
ninn,  samar.  A^A?  wie  die  hebr.  Pluralfeminina  im 
Allgemeinen^  mit  den  Suffixen  des  Plurals,  d.  h.  nach 
dem  bisherigen:  es  dient  in  der  Suflßxalverbindung  syr. 
wkZo-^z  (^Hoffmann^  Gr.  sjr.  p.  280,  3),  chald.  "^n^nn, 
sjnkopirt  "^n^H  (vgl.  Buxtorf^  Lex.  chald.  talm.  p. 
2586),  samar.  fflA^A  (z-  B.  Exod.  17,  12  in  TJh- 
lemann^  Chrestom.);  dass  hier  die  Endung  syr.  Zo, 
chald.  n*)  dem  hebr.  femininalen  ril  entspricht  und  diese 
Form  organischer  bewahrt  hat,  als  im  gewöhnlichen 
sjr.  z%  chald.  D^,  bedarf  keines  Beweises.  Ebenso 
syr.  ,*£ui.^  propler  in  Suffixalverbindung  5  ausser  dieser 
Verbindung  ::Ljl:»d  (entweder  von  der  organischen  Fe- 
mininalendung  zol^^  (vgl.  Zaj*z)  mit  Verlust  des  z 
(wie  im  Sing,  nach  S.  272),  oder  eher  von  der  syr. 
chald.  samar.  Pluralform  der  Fem.  im  stat.  absol.  auf  ^ 
(vgl.  weiterhin),  mit  dem  so  häufigen  Verlust  des 
schliessenden  ^5^in  beiden  Fällen  wäre  der  dann  schlies- 
sende  Vokal  eingebüsst.  Im  Chald.  erscheint  vor  Suf- 
fix statt  syr.  ^.£i^:  nblüt?,  nb-iüDN,  welches  wir 
nach  Analogie  des  Syr.  und  ^r\)TT]  für  eine  Verstüm- 
melung von    T^b^DD   organischer   ^nlV^üX^,    also   Plur. 


332     

F'em.  im  stat.  constr,,  nicht  für  nVlIOÜ  (Sing.  Fem.) 
nehmen  und  so  schon  eine  noch  stärkere  Verstümmelung! 
in  der  adverbialen  Verbindung  dieses  VTortes  mit  Suffix 
erkennen.  Die  Form  blDD?  =  syr.  'C^io,  ist  hier 
auch  schon  in  die  Verbindung  mit  Suffixen  eingedrun- 
gen, z.B.  ]*)nb^DD. 

Die  Formen:  chald.  Dinn,  sjr.  zLäJL   (neben    wel- 
cher,  mit   gewöhnlichem  üebergang  von   o    in    w»    auch 
erscheint),  zusammengehalten  mit  der  samar.  Form 


A^A  O'^l«  ^wch  arab.  iJUs^f,  äthiop.  i'äi'l'  tdhtta» 
wo  im  ä  der  ersten  Sjlbe  eine  Spur  des  organischeren 
Vokals  erhalten  ist,  wovon  im  zweiten  Versuch)  und  der 
entsprechenden  s jr.  h^z ,  zeigen  uns,  dass  in  der  entspre- 
chenden hebr.  nnn  dieselbe  Schwächung  von  org.  *)  zu 
—^^  vorgegangen  ist  wie  im  sjr.  zlIz  ,  dass  also  auch 
dieses  für  organischeres  DinD  steht  und  ursprünglicher 
Plural  ist  5  dafür  entscheidet,  dass  es  vor  Suffixen  eben- 
falls in  der  als  stat.  constr.  Plur.  Fem.  erkannten  Form 
mit  "»n  C'^.nn}  erscheint  (beiläufig  bemerke  ich,  dass  es 
von  ägjpt.  ^gov  pars  posterior  einer  Pluralform  durch 
OT  S.  308  mit  wahrscheinlich  (nach  S.  !296)  vorge- 
setztem femininalen  r\  =  ägypt.  T  kömmt  5  eben  daher 
kommt  Tlin  und,  das  schon  (S.  291)  beiläufig  be- 
merkte, "iriN). 

Da  wir  diese  alte  Form  des  stat.  constr.  Plur.  Fem. 
im  Samar.  und  Chald.  insbesondere  in  Zahlen  erhalten 
fanden,  ferner  ^riHH  aus  organischerem  "^ninn  (:7~  unter 
den  Anlaut  fordert  die  allgemeine  Analogie  der  hebr. 
Vokalisation  für  ein  dieser  Umwandlung  zunächst  vor- 
hergehendes Stadium),  so  erkennen  wir  ferner  dieselbe 
Form  des  stat.  constr.  in  hebr.  ^H^S^  für  organischeres 
^riiHJJJ.  (beiläufig  bemerkt  von  ägypt.  ocy  mehr  sein 
(S.  174),  also  niUJJ^,  eig.  Vermehrungen,  adverbial 
gefasst  mehr  als^  also  1^5;  ^^^R  ^^S*  ^^^  mehr  ah 
xehn  =  elf). 

Wir  haben  bis  jetzt  als  org.  Form  des   stat.  constr. 


333    

Plur.  Fem.  ^ni  erkannt  5  im  Plur.  Masc.  sahen  wir  statt  des 
^  des  stat.  constr.  im  stat.  abs.  D^  erscheinen  ^  wel- 
ches wir  (S.  319)  für  eine,  durch  das  *>  herbeigeführte^ 
Lantumwandlung  nahmen;  dieser  Uebergang  wird  uns 
auch  in  nur  adverbial  erhaltenen  Formen,  welche  ganz  aus 
ihrer  Analogie  gerissen  sind,  nicht  auffallen ;  daher  gehört 
j  hieher  zunächst '^n'7')T  für  organischeres  ^nib^Tj  mit— ^  für  i, 
1  wie  im  Chald.,  Samar.  u.  oben  (S.  330),  eig.  Ent- 
fernungen (arab.  Jl\  entfernt  sein^  fehlenfy  Mängel 
\  adverbial  gefasst  awss^r;  wie  in  chald.  nbiDD  im  Ver-  • 
1  hältniss  zu  sjr.  wi-zCi^^^ao,  ist  auch  in  "^nbn  (welches  nur 
in  wenigen  Stellen  voll  erhalten  ist)  das  schliessende  ^ 
eingebüsst;  dasselbe  ist  der  Fall  im  Hebr.  selbst  mit 
p3  (vgl.  8.  315)  u.  aa.  Wie  im  ^rinn  das  n  ganz 
vokallös  geworden  ist^  so  war  diess  ferner  auch  in  an- 
dern möglich ,  dann  musste  der  Anlaut-Consonant,  wenn 
er  kein  Guttural  war ,  -— ~  erhalten  (vgl.  z.  B.  von  TlJbiPj 
Diüb'^);  so  erklärt  sich  als  hieher  gehörig  "^rjbz  für 
org.  "^ni /3  (zusammenhängend  mit  hebr.  Til3y  aber  eig. 
von  ägypt.  ß?^  lösen ^  auflösen^  also  eig.  Ablösungen^ 
adverbial:  abgelöst^  ausser^  ohne^  vgl.  ägypt.  it-ßo?v 
extra j  foras^  praeter^  hieher  gehört  auch  hebr.  ^3 
(S.  315),  b^iV  (lat.  imo  gegensätzliche  Bejahung)  for- 
mativ  =  ägypt.  e-ßo?^,  zusammengesetzt  mit  e  =  N 
(S.  59) ,  ferner  ^ZiV  in  der  Bedeutung  Ablösung  u.  aa. 
wovon  im  zweiten  Versuch). 

Die  bisher  erkannte  Form  des  stat.  constr.  plur.  fem. 
tritt  bezüglich  der  Endung  ^-—  in  Harmonie  mit  dem 
stat.  constr.  plur.  masc.  Hier  beruhte  ^-^^ —  auf  orga- 
nischerem •)  (S.  313  (F.),  welches  wir  zunächst  spur  weise 
durch  hebr.  chald.  1 ,  syr.  o"  vertreten  fanden  (a.  a.  0.). 
Ganz  ebenso  finden  wir  stat.  constr.  plur.  fem.  auf  \ 
zunächst  im  hebr.  ^IH^n^  welches  wir  nach  Analogie 
von  "^nnn  ohne  Anstand  für  Umwandlung  eines  orga- 
nischeren in'l'^n  nehmen  dürfen;  so  dass  auch  hier  das 
1  nicht  paragogisch  ist  (^wic  Gesenius^  Lehrgeb.  S.  548 
annhnmt).     Im  Syr.  und  Chald.  erscheint,  wie  im  Masc. 


334 


Plur.j  o%  ^  vor  dem  Suffix  3  Masc.  bei  za^^,  ßixjLLe^ 
ninn^  weiches  wir  hier,  wie  dort,  als  üeberrest  der 
organischeren  Form  des  stat.  constr.  nehmen  (vgl.  S.  314). 
Hier  kann  die  Frage  entstehen,  ob  dieses  1  nicht 
vielleicht  auch  in  dem  arab.  -^  zu  erkennen  ist,  mit  wel- 
chem  die  Femininalendung   ^  —   (=  hebr.  fl*))  5  abge.- 

9  6 

sehen  von  der  Nunnation  (also  ol— ,  ^:y|  — )  schliesst. 
In  diesem  Falle  wäre  diess  mit  dem  ^  im  Masc.  und 
Fem.  Sing,  nicht  zu  identificiren  (vgl.  S.  268).  Ich 
wage  keine  Entscheidung. 

Nachdem  wir  nun  den  stat.  constr,  plur.  fem.,  ganz 
in  Analogie  mit  dem  des  Masc,  in  1  und  ^  -; —  und  nach 
Analogie  des  stat.  absol.  masc.  in  ^ —  schliessen  sa- 
hen, liegt  die  Hypothese  sehr  nahe^  dass  diese  Endun- 
gen auf  einem  stat.  absol.  beruhen,  welcher  mit  der  En- 
dung des  Masc.  identisch  ist,  also  org.  DN1  lautete  und 
in  der  gewöhnlicheren  Form  D^  -;— .  Ob  bei  dieser 
Hypothese  ein  bedeutendes  Gewicht  auf  das  würkliche, 
jedoch  nur  einmalige  und  in  einem  späten  Werk  (Chron. 
n,  34,  5)  im  Kefib*"  vorkommende.  Erscheinen  der  hier 
supponirten  Form  D^Hi  (für  organischeres  DNin'i), 
nämlich  D^ninSTD  (im  Keri  DHin^TD)  zu  legen  ist, 
will  ich  nicht  entscheiden.  Eine  bedeutendere  Stütze 
dagegen  erhält  sie  1)  in  den  Dualformen  wie  D'JHtoin 
QGesenius^  Lehrgeb.  541  nr.  6),  Avelche  sich  zu  dem 
supponirten  Plural  C^nit^in  grade  so  verhalten,  wie  die 
Dualendung  überhaupt  D^  — —  zu  der  masculinaren  ü^  — 
und  2)  in  den  in  den  himjaritischen  Inschriften  erscheinenden 
Formen  des  Plurals  Feminini :  DOND  (Rödiger  in  Well- 
stedt  Reise  II,  398,  10),  Dnp"in  (ebds.)^  das  hier 
schliessende  DH  steht  in  demselben  Verhältniss  zu  einer, 
nach  Analogie  des  masculinaren  Plurals  U\  (für  DNI, 
S.  314),  anzunehmenden  Mittelform  DID,  wie  der  him- 
jaritische  Masculinarplural  D  (S.  321)  zu  der  Mittel- 
form DI. 

Sonach  löst  sich  uns  die  organischere  Endung  des 
semitischen  Femininalplurals   DNIDNI   in  einen,   im   stat. 


335    

constr.  stehenden,  Masculinarplural  auf  (auf  N%  mit  Ver- 
lust des  N9  1  scliliessend)  5  welcher  aber  als  Plural 
überhaupt  gefasst  ist,  und  eine,  daran  tretende,  durch 
das  masculinare  Pluralzeichen  (hier  ebenfalls  als  allge- 
meines Pluralzeichen  gefasst^  wie  im  Aegypt.5  vgl.  S. 
48  ff.  und  308)  plnralisirte ,  Form  des  Pronomens  der 
dritten  Pers.  gen.  fem. :  n  =  ägypt.  ^,  Te.  Ein  Wort 
mit  dieser  Pluralendung^  z.  B.  DNimolD,  ist  also  gewisser- 
maassen  DNIH  ID^D?  d.  h.  ein  Plural  überhaupt,  in  der 
organischeren  Form  des  stat.  constr.,  -|-  Plur.  der  dritten 
Pers.  gen.  fem.  als  plurales  Femininalzeichen^  also  gleich- 
sam equi  -}-  eae^  grade  wie  sich  der  Sing.  Fem.  viel- 
fach aus  einem  ursprünglich  mascul.,  aber  geschlechtlos 
gefassten  Wort  +  n  als  Pron.  3  Sing.  Fem.  bildete, 
z.  B.  n'"inN  gleichsam  frater  +  ea  ist.  So  wären 
diese  Femininalplurale  nach  dem  dritten  Princip  (S.  327) 
formirt.  Dem  hier  gefundenen  Plur.  des  Pronom.  org. 
DN^n  würde  ägjpt.  Te  -f  ov  entsprechen  (S.  265 
u.  308);  diess  konnte  sich  zu  tov  zusammenziehen, 
von  dessen  Verwendung  zur  Bildung  des  Plur.  Fem.  im 

Aegypt.  wir  weiterhin  eine  Spur  finden  werden. 
I 
j         Da  sich  diese  Endung,    org.  DNIH"),    durch   Verlust 

I  des  n  wie  im  Plur.  Masc.    (S.  319),    in    ^3N    u.    aa., 
j!  und  des  alsdann  auslautenden  ^  (wie  oft  S.  35  und  sonst) 
oder  ")  leicht  zu  Dl  verstümmeln  konnte ,  so  glaube  ich, 
dass  diese  letztere  Endung,  die  vorherrschend  im  Hebr. 
und   in   allen    somit.   Dialekten   reflectirt  wird,   nur  eine 
!  früh    eingetretene  Verstümmelung    von   jener    ist^    nicht 
aber  eine    org.  Nebenform,    etwa   =    ägypt.   OVT    (S. 
i;  329).     Dafür  entscheidet  mich  vor  allem   die   im    Hebr. 
1  mit    unbedeutenden    Ausnahmen     durchgängig    bewahrte 
i  volle  Form  vor  Suffixen ,  indem  sich  in  der  engen  Ver- 
f  bindung  die  organischere  Form  erhielt,  während  es  um- 
gekehrt eine  sonderbare  Erscheinung  wäre,    wenn    eine 
andere  organische  Form  im   stat.  absol.  derselben  Wör- 
ter angewendet  wäre   und   wieder  eine  andere   im   stat. 
constr.     Dafür  entscheidet  ferner,  dass  sich  Spuren  die- 


336 


ses  volleren  DNim  auch  im  Sjr.,  Chald.  und  Bamar. 
nachweisen  Hessen.  Nicht  dagegen  entscheidet,  dass 
sich,  wider  die  Analogie  des  Hebr.,  im  Syr.,  Chald. 
u.  s.  w.  die  Suffixe  mit  der  Form  verbinden ,  welche 
die  hebr.  Endung  reflectirt.  Denn  alle  diese  Sprachen 
sind  später  fixirt;  also  zu  einer  Zeit,  wo  es  in  ihnen 
wohl  fast  gar  keine  Spuren  der  vollen  Form  mehr  gab ; 
es  war  daher  natürlich,  dass  sich  auch  in  der  Verbin- 
dung mit  Suffixen  statt  der  organischen  Form  die  all- 
gemein gewordene  verstümmelte  geltend  machte.  Wäh- 
rend wir  hier  im  Sjr.  die  organische  Form  sich  noch  in 
zwei  Beispielen  ^^^LmZ^  ^i^L^  halten  sahen,  ist  sie  im 
Chald.  schon  in  dem  zweiten  Beispiel  von  der  alK 
gemeinen  verdrängt,  und  auch  im  Hebr.  sehen  wir  auf 
dieselbe  Weise  in  Bildungen,  wie  T]n3X5^  ^H"^??  ^^ 
dem  spätem  Sprachbewusstsein  näher  liegende^  verstüm- 
melte Form  r\)  sich,  im  Gegensatz  ge^en  die,  sonst, 
durch  herrschenden  Usus  in  dieser  Verbindung  bewahrte, 
organischere  eindrängen.  Hebr.  ni  als  gewöhnliche  En- 
dung des  Plur.  Fem.  ist  also  nur  Verstümmelung  von 
organischerem  DNlni. 

Die  Schwächung  von  T  zu  -—  ist  uns  schon  in  den 
eben  erwähnten  Verbindungen  ^rßTO  u.  s.  w.  begegnet  5 
ebenso  erscheint  sie  in  dem  schon  behandelten  riN^  für  wel- 
ches auch  mit  gewöhnlichem  üebergang  fiN,  HN  er- 
schien (S.  106). 

An  rh  schliessen  sich  von  den  dialektischen  Formen 
zunächst  die  Formen  des  stat.  constr.  im  Syr.^  Chald. 
Samar.  Voller  erhalten  war  diese  Form  nur  in  adver- 
bial gewordenen  Wörtern:  chald.  Dl  Pin  ^  syr.  za^z, 
zoal.  (S.  319).  Aus  jenem  ward  mit  dem  so  häufig 
gewordenen  üebergang  von  o  in  ^  syr.  b^z.  Der- 
selbe üebergang  erklärt  die  dialektischen  Reflexe  von 
hebr.  riJ<  C^gl«  ^«  106).  Regelmässig  wird  durch  die 
stat.-constr.  -  Verbindung  mit  dem  folgenden  Wort  der 
organischere  Vokal  vor  n  zu  syr.  "  (also  -^0,  chald. 
und  samar.  -;—  (also  n  ^    5  A  (  )3  geschwächt. 


337 


Arabisch  lautet  der  Plur.  Fem.  ohne  Nunnation,  i:yt— ; 
über  die  Entstehung  des  schliessenden  -^  haben  wir  nicht 
gewagt,  uns  zu  entscheiden.  Das  vorhergehende  ^  — 
entspricht  aber  augenscheinlich  dem  hebr.  ni;  bemer- 
kenswerth  ist  aber  hier  das  |  — .  Da  wir  die  organi- 
schere Form  DNim  als  Zusammensetzung  des  Plur.  Pron. 
Fem.  mit  einem  Wort  im  stat.  constr.  plur.  erkannt  ha- 
ben, so  träte  statt  des  in  dieser  Endung  vor  n  stehen- 
den 1  organischer  NI  ein  (vgl.  S.  313  und  206),  also 

arab.  !^;  hier  hat  nun,  wie  in  arab.  13  =  hebr.  or- 
ganischer N^T  (ß.  266)^  das  |  assimilirend  auf  das  ^ 
gewürkt,  während  es  selbst  erhalten  ist.  Wir  können 
also  nun  als  organisch  erkennbarste  Femininalendung 
DNli^NI  mit  Bestimmtheit  setzen.  Späterhin  (ß,  344) 
wird  uns  eine  arabische  Form  vorkommen,  in  welcher^ 
wie  im  Hebr.,  das  T  erhalten  und  das  N  eingebüsst  ist. 

An  die  gegebene  arabische  Form  schliesst  sich  die 
äthiopische,  in  welcher  das  o  schewairt  erscheint,  also 
äk  [hudolf  p.  105). 

Im  Amharischen  erscheint  statt  des  arab.  und  äthiop. 
a,  dem  hebr.  *i  genauer  entsprechend,  05  das  t  ist  je- 
rirt,  wie  oft  (S.  1 95)  5  also  öfje  (^Ludolf  p.  40).  Diese 
Endung  ist  gen.  comm.  geworden  (ähnlich  wie  im  Aegypt. 
der  Plur.  der  Pronomina  femininal  formirt  ist  und  auch 
das  Arab.  im  Masc.  ein  Femininalpronomen  angehängt 
hat  (S.  323),  alles  weil  im  Semit,  das  Fem.  collecti- 
visch  aufgefasst  Avurde)  und  hat  die  Form  des  Plur. 
Masc.  spurlos  verdrängt. 

Die  natürlichste  Pluralformation  des  Femin.  würde 
die  nach  dem  vierten  Princip  (S.  327)  gewesen  sein: 
durch  Zutritt  des  Pronom.  Fem.  der  dritten  Pers.  im 
Plur.  Diese  bildet  regelrecht  den  stat.  absol.  im  Sjr., 
Chald.  und  Samar.  An  das  Thema  trat  das  selbststän- 
dige Pron.  3  Fem.  im  Plur.  ]Vn  (vgl.  8.  93),  welches, 
wie  gewöhnlich,  das  n  cinbüsste  und  im  Sjr.  i  in  ", 
im  Chald.  und  8am.  in  -;—  verwandelte  (vgL.S.  336); 

22 


338 


für  diese  Erklärung  entscheidet  die  Vergleichung  der 
sjr.  Endung  der  zweiten  Pers.  Fem.  Fut.  mit  dem  ent- 
sprechenden Imperativ  (^  :  ^" ,  S.  227  ^  239)  einerseits 
und  andererseits  die  Vergleichung  der  Endung  derselben 
Pers.  Fut.  im  Sjr.^  Chald.,  Samar.  mit  der  entspre- 
chenden im  Hebr.,  Arab.:  ^,  ]— ^  r'^~r  )  C^"^^  ^A^ 
wo  A  schwerlich  aus  der  organischeren  Form  ]i<in  zw 
erklären  ist,  sondern  als  Vokalzeichen  steht)  mit  hebr. 
HD,  arab.  ^  (aus  hebr.  r\:iin  S.  227  ff.)*  ^'^^  ^^ 
Hebr.  und  Arab.  diese  Endung  aus  dem  selbstständigen 
Pronomen  zu  deuten  war  (a.  a.  0.),  so  auch  im  Sjr., 
Chald.  und  Samar. ,  nur  dass  dort,  die  verdoppelte  (nsn 
S.  96),  hier  die  einfachere  Femininalform  (org.  ^in, 
S.  93)  als  Bildungselement  angetreten  ist.  Die  For- 
men: syr.  ^"I^ii^,  chald.  J^D'^lO,  sam.  |jlAi1^A3  s^nd 
also  auf  dieselbe  Weise  aus  Thema  +  \)T]  entstanden, 
wie  hebr.  pWDb  aus  y;lnb+  pH  (S.  127),  nur  dass 
das  angetretene  Suffix  dort  —  nach  unserer  grammati- 
schen Auffassung  —  subjective,  hier  objective  Bedeu- 
tung hat^  welches  aber,  wie  schon  mehrfach  bemerkt, 
vom  archaistischen  Standpunkte  aus  indifferent  ist^  da 
hier  die  Pronomina  nur  die  bezogene  Persönlichkeit  über- 
haupt, aber  nicht   die  Art  der   Beziehung  ausdrückten. 

Da  sich  der  einfachere  Femininalplural  Cpn)^  auf 
welchem  diese  Pluralbildung  beruht,  als  selbstständige 
Form  weder  im  Syr._,  noch  Chald.^  noch  Samar.  in  ih- 
rem vorliegenden  Zustand  findet,  so  folgt  daraus,  dass 
die,  auf  ihm  beruhende,  Pluralformation  aus  einem  äl- 
teren Sprachzustand  herrührt.  Wie  hoch  hinauf  dieser 
zu  rücken  sei,  ist  natürlich  nicht  zu  bestimmen 5  allein 
er  könnte  recht  gut  älter  als  die  semitische  Sprach- 
trennung sein,  und  dafür  spricht  der  Umstand,  dass  sich 
auch  in  den  übrigen  semitischen  Dialekten  Spuren  dieser 
Femininalpluralformation  erkennen  lassen  werden  5  näm- 
lich in  mehreren  Adverbien,  indem,  wie  gewöhnlich, 
Femininalplurale  (vgl.  S.  333  und  sonst)  zu  Adverbien 
verwandt  sind,  durch  ihre   adverbiale  Verwendung   aber 


339 


der  flexi\1scheii  Analogie,  welcher  sie  ursprünglich  an- 
gehörten,  entzogen  und  in  ihrem  altertliümlichen  Zustand 
bewahrt  wurden.  Dahin  gehört  z.  B.  hebr.  ]n  siehe^ 
von  einem  Worte  =  ägypt.  g^  Gesicht  (ß.  157  vgl. 
241)5  es  steht  für  organischeres  jNIH,  mit  dem  uns 
vielfach  bekannten  üebergang  von  ")  zu  -;;-  ;  die  für 
uns  erreichbare  organischste  Form  ist  ]in"T|j  für  die 
Richtigkeit  der  Erklärung  spricht  einerseits  das,  mit 
]n  identische ,  nSH  ^  andererseits  die  Vergleichung  der, 
schon  erwähnten,  unzweifelhaft,  dem  Ursprung  und  der 
grammatischen  Form  nach,  mit  diesen  beiden  Formen 
zu  identificirenden    (S.    231,    266),    arab.  ;^l  (==  fH, 

Vgl.  arab.  ^^!  nehe)  und  ^1   (^  T^^rO-     ^'^^  Verglei- 

chung  von  nSH  mit  jjj[  berechtigt  uns  zu  der  Annahme, 
dass,  wie  wir  im  Fut.  Fem.  2,  3  Plur.  (Hebr.  und  Arab.) 
und  im  Praet.  Fem.  3  Plur.  (Arab.)  die  verdoppelte  Fe- 
iiiininalform  des  Pron.  3  (hebr.  nSH  B.  96),  statt  der 
einfachen  (hebr.  ]T)  S.  93)^  gebraucht  fanden,  so  auch 
hier  in  jjl,  ^H  die  einfache  (also  org.  pn-n),  dagegen 

in  ^l  C«^?n)  die  verdoppelte,  also  hebr.  rEn^n,  anzu- 
erkennen ist  5  man  sollte  nun  zwar  vom  hebr.  Standpunkt 
aus  für  niir!  eher  nSH  erwarten  (vgl.  r\2  im  Futur, 
und  in  der  Pronominalform  nsnN  S.  98);  die  Abwei- 
chung erklärt  sich  aber  theils  dadurch,  dass  die  Adver- 
hia  sich  ganz  von  aller  flexivischen  Analogie  loslösen 
und  nun  unter  dem  Einfluss  ihres  Lautcomplexes  sich 
phonetisch  umwandeln  (vgl.  oben  ''n^S  S.  333  u.  aa.), 
theils  durch  die  der  Form  nSH  zu  Grunde  liegende  organi- 
schere Form  inDin  (S.  96),  deren  *)  sich  auch  in  —  , 
welches  sogar  der  gewöhnliche  üebergang  ist,  umge- 
stalten konnte.  Das  Hiehergehören  von  andern  Formen 
lässt  sich  erst  demonstriren ,  sobald  wir  die  Art  und 
Weise,  wie  sich  Wurzeln  im  ägjpto-semitischen  Spracli- 
kreis  weiter  formirt  haben,  so  weit  wie  bis  jetzt  mög- 
lich, erkannt  haben  (vgl.  im  zweiten  Versuch  unter  ^ 
ägypt.  K^.  stellen^  hebr.  Wurzelform  yo  und  p).    Dann 

22* 


340 


wird  sich  mit  grösserer  Sicherheit  aussprechfti  lasscn^i 
dass  zur  Zeit,  als  noch  keine  flexivische  Form  für  denj 
Femininalplural  fixirt  war,  und  man,  bei  Bedürfnissj 
desselben,  ihn  durch  bewusste  Zusammensetzung  aus-i 
drückte^  beide  Formationen  durch  D"^ri1  (ß*  334)  und 
^in  neben  einander  bestanden  5  als  diese  Compositionen 
flexivischen  Charakter  annahmen ,  gab  die  eine  Seite  der 
semit.  Sprachen  (Arab.,  Hebr.^  Phönic.^  Aethiop.,  Amhar.) 
die  letztere  ganz  auf,  so  dass  sie  nur  in  einigen  adverbial 
gewordenen  Trümmern  fortbestand,  die  andere  (^Chald.^ 
Sjr.,  Samar.)  dagegen  verband  beide  s  0 ,  dass  die  eine 
dem  stat.  absol. ,  die  andere  dem  stat.  constr.  verblieb. 

Es  kann  nicht  unsere  Absicht  sein ,  hier  alle  Femi- 
ninalpluralformen  zu  erläutern.  Nur  einige  will  ich  noch 
anmerken,  welche  sich  nach  dem  bisher  Entwickelten] 
mit  Leichtigkeit  erklären  und  uns  den  Weg  zu  einer 
schon  (ß,  335)  angedeuteten  Bemerkung  bezüglich  des 
Aegyptischen  bahnen. 

Wir  fanden  bisher  als  Regel,  dass  die  Femininal- 
endung  org.  DSlONl,  verstümmelt  ^\^  u.  s.  w. ,  sowie 
^S'in,  verstümmelt  ^  u.  s.  w. ,  sich  an  das  Thema  hängt^ 
welches  den  Sing.  Masc.  bezeichnen  würde.  Aehn- 
lich ,  wie  nun  im  Sing.  hebr.  n  an  die  Wortformen  trat, 
welche  eigentlich  durch  org.  KIH  masculinar  differen- 
ziirt  waren  (vgl.  HinN  u.  s.  w.  S.  288),  so  treten  an 
diese  Formen  auch  die  Pluralendungen  z.  ß.  eben  von 
n^iriN  Plur.  mit  gewöhnlichem  üebergang  des  1  (im 
org.  Masc.  IHN  S.  287)  in  1  (vgl.  ■'2N  aa.  S.  282  ff.): 
ni^^nN,  chald.  vom  Sing.  nrjN  (— ;-  für  hebr.  l',  wie 
gewöhnlich^  S.  336) :  Plur.  stat.  constr.  n]nN  (vgl.  Plur.  abs. 
]'pbp_j  st.  c.  niD^D  vom  Sing.  st.  constr. 'nD^XD  S.  272), 
sjr.  im  st.  emph.  sing.  |2u»  (durch  Verlust  des  anlau- 
tenden I  von  einem  zu  supponirenden  st.  absol.  2L1),  Plur. 
st.  emph.  ]'zLȊf;  samarit.  heisst  der  Sing.  All^^A  ^^^ 
mit   Ausstossung  des  "^i  A^A?    ebenso    ist   1    im  arab. 

Sing,    o^t    eingebüsst    (vgl.    ähnlich   S.    332),    kehrt 


341     

aber  im  Plur.  ^I^a-I  zurück.  So  erklärt  sich  auch  der 
hebr.Plur.  von  HDD  (für  org.  m2D  S.271),  nämlich  nV^D 
und  mit  N  für  1  (wegen  des  vorhergehenden  -^  ,  ähn- 
lich wie  imArah.):  HINjO.?  sjr.  Sing,  zoiö,  Plur.  stat. 
constr.    zoi^ . 

Wir  sahen  nun  ferner  von  dem_,  zur  Diflferenzirung 
des  Masc.  dienenden  NIH,  auch  n  erhalten  (vgl.  S.  282  ff.). 
Daher  ist  der  hebr.  Plur.  niriDN,  chald.  [HDS,  nriDN 
nach  Analogie  von  ^  chald.  nrjDU?  u.  s.  w.  auf  ein  mas- 
culinares  Thema  N'^H^DN  zurückzuführen,  welches  in  der 
gewöhnlichen  Zusammenziehung  ^DS^  im  Fem.  HIDN  hätte' 
werden  müssen 5    statt  dessen  erscheint,    mit  Eintritt  der 

gewöhnlicheren    Femininalendung  n ,    wie    in    ITON? 

(S.  277)  und  in  den  oben  (S.  278  ffl)  angeführten  Bei- 
spielen :  hebr.  DJDS ,  chald.  NDN  5  ebenso  ist  dem  chald. 
Plur.  ]nps  5  nnpN^O  zufolge  der  Sing.  DN  Mutter  auf  ein 
organisches  n^öN  zu  reduciren,  welches  aber  seinen  fe- 
mininalen  Charakter  n  ganz  einbüsste  (wie  S.  277  ff.) 
und  dann  auch  das  nun  auslautende  1  verlor  (vgl.  2N 
S.  282  ff.  aa.).  Nicht  minder  entscheiden  die  Pluralfor- 
men (von  hebr.  riDllJ  Lippe) :  chald.  ])D\1J  ^  DIDU?  5  sa- 
marit.  ^A^J^?  AAl^J^?  sjr.  stat.  emph.  ]z^,    arab. 

-»LLä  (5  aus  Nin  erhalten^  wie  S.  282  in  c^L^lj    vgl. 

s  auch    im    Diminutiv    x.g^<ä),    dass    hebr.    sing.    DSU;^, 

cliald.  ND^5  syr.  stat.  emph.  |La»j    samar.    ^3^;    aiab. 

^äÜ»,  für  org.  n'^D^  steht  5  wie  in  HVS  und  den  dabei 
angeführten  Analogieen,  ist  an  die  Stelle  der  ungewöhn- 
licheren Femininalendung  ni  welche  (wie  in  nUJN)  hebr, 
n—  hätte  werden  müssen  (vgl.  S.  290  u.  sonst),  die 
gewöhnlichere  PI—  (vgl.  HUJN)  getreten. 


1)  Also  hebr.  m?25^  zusammen«;ezogeii  aus  nitT^aj^  (vgl.  n'iDiJ 
S.  282).  Die  Wurzel  ist  das  allgemein -iiicnschliclie  ma,  mam  (Gr. 
WzUex.  II,  31,  wo  man  noch  pers.  viLoLo  mdmeky  türk,  f^^^ 
mameh,    Itth.  »luma,  kopt.  il^V  u.  aa.  hinzufügen  kann). 


342 


Dieses  Wort  führt  uns  zunächst  auf  eine  dem  Flebr. 
eigenthümliche  unorganische  Pluralform. 

Während  nämlich  die  allermeisten  der  Wörter  aufi 
n^-^  ,  rPl  regelrecht  ihre  Femininalpluralendung  D)  an 
das  Singularthema  nach  Abzug  des  Femininalcharaktcrs 
hängen,  also  H^D^D  an  ^D^ü  (S.  289),  woher  nVD^t? 
(für  organischeres  nt"11^bc),  knüpfen  einige  dersel- 
ben die  Pluralendung  —  masculinare  oder  femininale  — 
an  das  femininale  Singularthema,  z.  B.  n^2U  im  Plur. 
D'^""n^3n  und  ni""n^3n5  [die  Wurzelf.  ist  wahrscheinlich 
org.  Sin  (vgl.  Fem.  n^3n)5  ebenso  n^J^H:  Plur.  D'^rmn 
von  Wurzelf.  org.  ')2'^  (vgl.  s jr.  \i\ ) ;  ferner  ?J""'^n;S!t?  (Jes. 
41,  12)  von  Wurzelf.  HKD  (wo  n  vvohl  auch  für  org.  1, 
obgleich  mir  dieses  wegen  der  dialektischen  Reflexe  weniger 
sicher)  ] ;  weiter  auch  viele  der  Wörter  auf  n  ^  5  in  wel- 
chen nach  Obigem  —^  an  die  Stelle  eines  organischeren  1 
oder  ^  getreten  ist  fvgl.  Geseniusy  Lehrgebäude  S.  527, 
528)  z.B.  HiDii;  (von  rTRTlj^  arab.  yuw)  Plur.  nrnp^l?; 
nUJp.  (für  organischeres  n"")"^''p  vgl.  arab.  jj^^j) :  Plur. 
ni"nT!jf3  und  niTOp;  endlich  n"i-"nDÜ7  von  dem  oben 
besprochenen  organischeren  ms^,  welches  hebr.  HSto 
hätte  werden  müssen. 

In  mehreren  dieser  Pluralbildungen  tritt  an  die  Fe- 
mininalform  des  Singular  das  masculinare  Pluralzeichen 
(z.  B.  D'^'^n'^wn),  mit  Aufgebung  seines  speciell  mas- 
culinaren  Charakters  bloss  als  Pluralzeichen  überhaupt, 
wie  oft.  Diese  Pluralisirung  ist  eigentlich  so  natürlich 
(ihre  Formel  ist:  Femininum  pluralisirt) ^  dass  ich 
mich  nicht  entschliessen  kann,  sie  für  eine  unorganische 
zu  halten,  sondern  glaube,  dass  sie  ursprünglich  neben 
den,  bis  jetzt  nachgewiesenen,  durch  DN^IHNT,  IN'in^ 
bestand  und  nur  durch  das  üeberhandnehmen  von  jenen 
nach  und  nach  verdrängt  ward  5  wie  denn  auch  nTH^'JDn 
neben  D^""n^3n  entstand. 

Für  diese  Ansicht  entscheiden  mich  noch  insbesondere 
zwei  Gründe:  1)  das  Dualzeichen  D^ :: — ^  welches  gen. 
comm.  ist,  hängt  sich  bei  Fem.  durchweg  an  das  femi- 


343 


ninal  charakterivsirte  Thema  des  Shigulars  ^  z.  B.  D^'DD'^^j 
so  (lass  hier  D^O  zu  D^D  sich  gerade  so  verhält,  wie 
der  Dual  der  Masc.  D^  - —  zum  Plur.  D^ —  5  weiter  wer- 
den wir  aber  sehen,  dass  die  Dualendung  höchst  wahr- 
scheinlich keine  organische  Form  ist,  sondern  nur  eine 
i ein -phonetische  Nebenform  des  Plurals  5  2)  erscheint 
im  Aegypt.  ganz  ebenso  eine  Pluralform  auf  T-OV. 
Von  org.  msu  (ß.  341)  lautet  nämlich  der  Dual,  mit 
-;-  für  org.  1  wie  oft,  z.B.  auch  in  HTH^^  (S.342): 
D^'nD^..  Da  wir  nun  schon  in  0*^3117  u.  s.  w.  =  ägypt. 
citoov,  CJIOV,  CJti5,-r  (S.  16)  die  ägypt.  Pluralendung 
OT  der  semit.  Dualendung  D^-;7-  entsprechen  sahen,  so 
dürfen  wir  unbedenklich  das  mit  D^HSt?  begrifflich 
gleiche  memph.  C^OTOT,  theb.  cnOTOV  Lippen^  mit 
diesem  identificiren.  Nach  dem  allgemein  herrschenden 
Gebrauch  müssen  wir  aber  in  ov  das  ägypt.  Pluralzei- 
chen erkennen.  Dafür ^  dass  das  ihm  vorhergehende  T 
das  Femininalzeichen  sei,  entscheidet,  abgesehen  von 
dem  ganz  analogen  hebr.  n  vor  D*^^-  5  welches  nach 
Analogie  der  übrigen  hebr.  Dualform  entschieden  Cha- 
racteristicum  fem.  ist:  1)  die  ganz  analoge  Verwendung 
des    femininalen   Te,  'f   i»    CJlTe,  cnov-'f  (S.  17), 

2)  der  gleichmässige  Gebrauch  der  Femininalpronomina 
c  :  s  (e),  Te  zur  Bildung  neuer  Verbalformen  (S.  302  IF.), 

3)  endlich  das  von  c^OT,  cnOT  schwerlich  zu  tren- 
nende ägypt.  ^cn-e,  ^cn-S,  T  Sprache  ^  Dialekt. 
Denn,  was  die  formale  Verwandtschaft  dieser  Wörter 
betrifft,  so  ist  o  in  cnOT  nicht  als  wurzelhaft  zu  be- 
trachten (vgl.  z.B.  ÄCWK,  Äex:  2ü<-0  u.  viele  andere) 5 
dann  bleibt  als  eigentlicher  Radikaltheil  nur  cn,  ferner 
\>i  der  Vorsatz  von  ^,  im  Aegypt.  überaus  häufig  (vgl. 
z.  ß.  ÄH  :  <J.Än)  5  gewöhnlich  ist  er  bedeutungsvoll  (von 
1^  l,  sein^  thun)*^  bei  anlautender  Consonantengruppe, 
wie  hier  cn,  könnte  er  aber,  nach  allgemein  -  menschli- 
chen phonetischen  Erscheinungen,  auch  bloss  phonetische 
Pronunciationshülfe  sein  5  so  wird  ^cn  =  cno  5  das  i,  e 
in    «j:,cn-e,    ^cn-l    ist   aber   augenscheinlich    nach    der, 


344 


noch  im  Kopt.  mehrfach  erscheinenden  Analogie,  das 
als  Geschlechtszeichen  fungirende  Pron.  3  gen.  fem.  j,  e 
(B,  19);  danach  ist  auch  t  in  cno-T  das  ebenso  fun- 
girende  gleichbedeutende  Te^-'f  (S.  18).  Den  Zusam- 
menhang der  Bedeutungen  Lippe  und  Sprache  beweist  das 
entsprechende  semit.  Wort,  welches  im  Hebr.  (ns^)? 
im  Samar.  u.  s.  w.  ebenfalls  Sprache  heisst.  Da  wir  oben 
(S.  301)  bemerkten,  dass  im  Aegypt.  durch  Suffigirung 
der  Femininalpron.  der  dritten  Person  neue  Verbalwurzeln 
gebildet  werden,  so  werden  wir  zu  Wurzel  cn  auch  die 
Wurzelformen  cojn-c,  cen-c,  con-c,  c^n-c  orare^  ro- 
gare  u.  s.  w.  ziehen  (wegen  des  suffig.  c  vgl.  S.  304  5  für 
den  Wechsel  der  Vokale  findet  man  fast  auf  jeder  Seite 
des  kopt.  Lex.  von  Feyron  Belege)  5  die  Form  ohne  die- 
ses c  erkenne  ich  ferner  in  dem  redupl.  con-cen,  mit 
fi  für  n  (^vgl.  S.  11),  coß-ceß  Betrug  (wo  Betrug 
als  mancherlei^  verschiedenerlei  Bede  aufgefasst  ist, 
vgl.  die  Etymologie  von  ^jieQonsvg  Griech,  WzUx.  1, 129). 
Da  cn  in  einfacher  Form  nicht  als  Verbalwurzel  er- 
scheint, so  ist  die  Grdbed.  nicht  ganz  sicher  zu  erken- 
nen; nach  den  derivirten  Formen  und  Begriffen  zu  ur- 
theilen,  ist  sie  sprechen  und  die  Lippe  als  die  spre^ 
chende  aufgefasst. 

Nur  wegen  allgemein  -  linguistischen  Interesses  er- 
wähne ich  noch  die  arabischen  Plurales  Pluralium(>S>t7vesfr0 
de  Sacy  Gr.  ar.  I,  §.  704,  bei  Gesenius^  Lehrgeb.  541 ),  z.  B. 


Ü-- 


**ouo  Haus:  Plur.  o*jo  (wo  ^.  =  hebr.  ni  aus  org. 
DN"^,  also  1  erhalten  ist,  nicht  N  vgl.  S.  337)  und 
daraus  mit  Hinzufügung  der   gewöhnlichen  Pluralendung 

fem.  (::jIjc»ju. 

IV.    Diialformaüon. 

Das  Aegyptische  kennt  keine  Dualform  als  besondere 
Kategorie.  Im  Semitischen  erscheint  zwar  eine  solche, 
aber ,  mit  Ausnahme  des  cultivirten  Arabfschen  und  viel- 
leicht Himjaritischen  ^    in   sehr  beschränktem  Verhältniss. 


345 


Aethiopisch  und  Amharisch  kennen  den  Dual  gar  nicht. 
Im  Syrischen  (vgl.  Hoffmann  §.  9]^  1),  Chaldäischen 
{Winer  §.  31,235  Samaritanischen  (IJhlemann  §.42, 
III)  erscheinen  wenige  Spuren  desselben  in  Nominalfor- 
men. Im  Hebräischen  ist  die  Zahl  der  Nominalduale 
zwar  grösser,  aber  die  Formation  nichts  weniger  als 
durchgreifend ,  sondern  auf  bestimmte  Nomina  beschränkt. 
Verba  und  Pronomina  sind  keiner  Dualform  fähig.  Dem 
Hebräischen  analog  ist  das  Verhältniss  des  Duals  in  den 
vulgär  -  arabischen  Dialekten  5  er  ist  auf  wenige  Nomina 
beschränkt.  Seine  Ausdehnung  im  Himjaritischen  zu 
bestimmen ,  reicht  unsere  bisherige  Kenntniss  dieser  Spra- 
che noch  nicht  zu.  Die  von  Fresnel  aufgestellten  Pa- 
radigmen zeigen  ihn  als  durchgreifende  Formation  im 
Verbum  5  danach  ist  wohl  auch  auf  jeden  Fall  eine  wei- 
tere Ausdehnung  seiner  Formation  im  Nomen  zu  erwar- 
ten 5  allein  eine  genauere  Darstellung  der  Nominal  -  For- 
mation und  -Flexion  fehlt  noch  und  beiläufig  finde  ich 
in  den  FresneV^cliQW  Mittheilungen  nur  einen  Nominal- 
dual ^c-:svx  (ghodzi,  Fresnel  im  Journ.  as.  1838  Decbr. 

p.  538)  xwei  Männer y  welcher,  wie  ich  aus  einer 
brieflichen  Mittheilung  des  Hrn.  Prof.  Rödiger  schliessen 
muss,    seiner   Form    nach    auch   Plural    sein    könnte  ^). 

Derselben  gütigen  Mittheilung  verdanke  ich  dagegen 
eine  andere  sichere  nominale  Dualform.  Mit  Wahrschein- 
lichkeit dürfen  wir  wohl  auch  Dualformen  der  Prono- 
mina  im   Himjar.    erwarten;    doch    fehlen   auch    darüber 


1)  Von  jij  (=  hebr.  t»^,  'i\25  Brust)   erscheint  nämlich  als 
Mehrheitsforni   ^^^\JJ ,  welches    man   mit   hebr.  Ü'^.'l^   identificiren 

könnte;  allein  ähnliche  Formationen  finden  sich  als  entschiedene 
Plurale,  nach  Hrn.  Prof.  R.'s  Bemerkung;  das  inlautende  x  deutet 
mir  wie  das  -^  (für,  wie  gewöhnlich,  org.  i)  auf  i'i'iD  als  Wurzelform, 
nicht  Ji^uJ,  wovon  anderwärts.  Die  Pluralform  ^^•J  entspricht  der 
hebr.  auf ^  —  (S.  .^SO). 


34G 


noch  genauere  Mittheilungen  5  eine  kurze  Andeutung  bei 
Fresnel  ^)  giebt  uns  keinen  nutzbaren  Aufschluss.  Nur 
(las  litterarische  Arabisch  besitzt  die  Dualform  entschie- 
den die  ganze  Sprache  consequcnt  durchdringend,  also 
im  Nomen,  Verbum  und  Pronomen.  Dieser  letzte  Um- 
stand könnte  auf  den  ersten  Anblick  dafür  zu  sprechen 
scheinen,  dass  sie  auch  in  den  übrigen  scmit.  Dialekten 
einst  in  demselben  Umfang  existirte,  aber,  wie  in  den 
allermeisten  indo -  europäischen  Sprachen,  durch  Sub- 
sumirung  des  DualbegrifTs  unter  den  umfassenden  des 
Plurals,  von  letzterem  absorbirt  und  so  nach  und  nach 
in  dem  einen  mehr,  in  dem  andern  minder  eingebüsst 
sei.  Allein  eine  genauere  Betrachtung  der  Dualkatego- 
rieen,  welche  das  Arabische  und  Himjaritische  vor  den 
übrigen  semitischen  Dialekten  voraus  haben,  scheint  mir 
vielmehr  zu  beweisen,  dass  jene  beiden  eine  eigenthüm- 
liche  Weiterentwickelung  besitzen ,  welche  sich  nur  aus, 
wie  in  den  übrigen  somit.  Dialekten  mehr  oder  minder, 
sporadisch  bestehenden  Dualformen  von  Nominibus  her- 
vorbildete. 

Wäre  die  Dualform  im  Arabischen  organisch,  so 
dürften  wir  nach  dem  bisher  erkannten  Entwickelungs- 
gang  in  der  Bildung  der  somit.  Flexion,  welche  ganz 
auf  den  Pronominalformen  beruht,  organische  Dualformen 
der  Pronomina  erwarten.  Allein  die  oben  (ß,  1 09)  er- 
klärte Bildung  der  Dualformen  der  Pronomina  steht  in 
gar  keiner  Innern  Harmonie  mit  der  Bildung  der  Nomi- 
nalduale und  ist  ganz  unorganisch.  Die  Nominalduale 
hängen  ihre  Endung  naturgemäss  an  das  Thema  5  hat 
die  Endung  Dualbedeutung,  so  wird  also  ganz  natur- 
gemäss das  Thema  dualisirt^  die  Pronomina  dagegen 
bildeten  ihre  Form  erst  aus  dem  stat.  constr.  der  No- 
minalduale   und    hingen   dessen  Endung   an    die   plurali- 


l)  a.a.O.  544,  wo  er  vom  ji  handelt,  heisst  es:  son  usage 
nie  parait  horni  aux  afformatives  des  preUrits  au  duel.  —  Peut- 
etre  faut-il  l'üendre  aux  pronoms  personnels  du  nombre  duel. 


347 


sirten  Pronomina.  Dieses  Verfahren  ist  wohl  entschie- 
den ein  unorganisches  zu  nennen  und  zeigt  auf  jeden 
Fall 5  dass  Nominalduale  vor  den  Pronominaldualen 
cxistirten.  Ganz  ebenso  sind  die  Verbalduale  nach  dem 
Muster  der  nominalen  gebildet  (vgl.  S.  210,  229),  so 
dass  sich  auch  diese  als  unorganische^  auf  jeden  Fall 
den  nominalen  Dualen  am  Alter  nachstehende  Bildungen 
erweisen.  Dass  dasselbe  von  den  himjaritischen  Ver- 
baldualen höchst  wahrscheinlich  anzunehmen  sei,  können 
wir  erst  erkennen,  sobald  die  Entstehung  der  Dualform 
im  Semit,  überhaupt  erklärt  ist. 

Wenn  nämlich  nach  der  gegebenen  Auseinander- 
setzung im  Altsemitischen  die  Dual -Form  und  natürlich 
dann  auch  -Bedeutung  auf  einige  Nomina  beschränkt 
war  5  so  ist  es  schon  an  und  für  sich  kaum  wahrschein- 
lich, dass  sie  eine  ursprüngliche  Sprachkategorie  im 
semitischen  Bewusstsein  gebildet  habe.  Ich  muss  noch- 
mals darauf  aufmerksam  machen,  dass  sie  anderen  Falls 
vor  allem  die  Basis  der  ganzen  semitischen  Flexion,  die 
Pronomina,  würde  afficirt  haben.  Es  ist  vielmehr  schon 
hiernach  wahrscheinlich,  dass  die  Dualform  im  Semit, 
mehr,  wenn  ich  so  sagen  darf,  einem  Zufall  ihre  Ent- 
stehung verdankt,  und  betrachten  wir  sie  genauer,  so 
ergiebt  sich,  dass  sie  nichts  weiter  als  eine  alte  pho- 
netische Nebenform  der  masculinaren  Pluralendung  ist. 

Die  gewöhnliche  hebr.  Dualform  D^.  ^:—  entspricht 
ganz  der  oben  (S.  316)  erkannten  gleichlautenden  Plu- 
ralform. Die  gewöhnliche  Form  des  stat.  constr.  i^^ 
ist  ganz  identisch  mit  dem  stat.  consti*.  plur. 

Die  um  das  schliessende  D  verstümmelte  Dualform 
^ —  QGesenius^  Lehrgebäude  S.  537)  erscheint  eben- 
falls als  Pluralform  (S.  317). 

Die  Dualform  D^  (D-n31!,  035?  öe«.  a.  a.  0.  536) 
ist  ebenfalls  unter  den  Pluralformen  in  den  Adverbien 
(S.  315)  und  in  dem  Suffix  □ ,  aus  dem  Plur.  org. 
DNln  (S.  126)  und  anderen  nachgewiesen.  Die 
Form  D     endlich  findet  ihr  Analogon   in   der  Pluralfomi 


348 


Dn,  wie  sich  denn  -—  oben  im  stat.  constr.  plur.  als 
zunächst  aus  der  Pluralform  W^  hervorgegangen  er- 
wies (S.  318). 

Der  Uebergang  des  schliessenden  D  in  J  in  den 
Dualendungen  ^'^^7-  (Jur  W^^- — )  ]^  (für  D^)  ist  wie 
beim  Verbum  (S.  207,  226)  und  dem  Nomen  plur. 
(ß.  321)  zu  deuten. 

Vom  samarit.  ^|7(  (_«)  und  i(7l  (_?)  (^ühlemann 
a.  a.  0.)  gilt  dasselbe ,  wie  vom  hebr.  D^  — ,  p —  . 

Die  chald.  Vokalisation  — ,  sowie  die  sjr.  "  in 
]^  —  ^"  erklärt  sich  aus  der  hebr.  in  DH  u.  aa.;  das 
•^  für  das  organischere  "1  (wie  so  oft,  vgl.  z.  B.  selbst 
sjr.  zuJz  S.  336)  der  Pluralendung  hat  sich  erhalten, 
nachdem  sich  ^ —  in  —  verwandelt  hatte  (vgl.  ähn- 
lich chald.  f n  zu  p  S."  127,  125). 

In    der   arabischen    Endung   ,jl  — ,    in    den    cas.    obl. 

jj^-,   ist   jj    augenscheinlich    mit    dem   ^   des   Plurals 

(S.  322)  zu  identificiren ,  obgleich  ich  die  phonetische 
Umwandlung  des  Vokals  nicht  zu  deuten  versuche  5  die 
eigentliche  Endung  schliesst  also  wie  beim  Plural  vor 
diesem   ^j .      Das   ihm    im    cas.    dir.    vorhergehende    t  — 

verhält  sich  zu  dem  dem  pluralen  ^  vorhergehenden  ^-^ 

fast  ganz  ebenso,  wie  U  zu  ^  im  Plur.  des  Pronom. 
der  ersten  Person  (ß.  124,  134^,  209  vgl.  mit  101),  und 

IS  zu  ^  (>S.  266  IF.);  die  Vermittelung  zwischen  bei- 
den Formen  bilden  die  organischeren  Pluralelemente  L^ 
(S.  313),  in  denen  bald  .  vorwaltete  und  den  Vokal 
u  herbeiführte,  bald  durch  Vorwalten  von  !— ^^^  das  in- 
lautende .  paraljsirt  ward  (vgl.  auch  S.  275).  Das 
j—  der  cas.  obl.  verhält  sich  zu  dem  j>—  des  Plurals 
grade  wie  das  dualische  ^-j-  im  Hebr.  zu  dem  plura- 
lischen ^-^  ,    und   hat   im   Arabischen   die    Endung  ^^— 

im  Plur.  ^^1  (ß.  103  ff.)  als  plurales  Analogon. 


349 


An  die  arabische  Dualform  der  cas.  dir.  schliesst  sich 
die  mir  von  Hrn.  Prof.  Rödiger   nachgewiesene   himja- 

ritische,    nämlich    von    ,jjlä    Auge    ^LSLi;    an   die  der 

cas.  obl.  5  welche  aber  nach  allem  Bisherigen  nur  eine, 
aus  dem  gewöhnlichen  semit.  Umlaut  von  org.  T  zu  "^ 
hervorgegangene  5  ursprünglich  bloss  phonetische  Neben- 
form ist 5  die  oben  (S.  345)  erwähnte  ghodxi  vom  Sin- 
gular  >s^  ghegu'  (^arab.  J^^  Mann)},    das    antretende 

t  hat,  wie  oben  (S.  119,  131,  202)  und  in  vielen 
Sprachen,    den  voranstehenden  Guttural  sibilirt. 

Wenn  wir  schon  dieser  Exposition  zufolge  den  se- 
mit. Dual  für  eine,  bloss  phonetische,  durch  Usus  für 
die  Dualbedeutung  fixirte,  Nebenform  des  Plurals  nehmen 
dürfen,  so  wird  diese  Ansicht  zur  Gewissheit  erhoben^) 
durch  die  Yerffleichuno:  der  wurzelhaft  und  flexivisch 
übereinstimmenden  Formen  ägjpt.  CJIO-OV  u.  s.  w.  == 
hebr.  D^"^^  u.  s.  w.,  C(^o-T-OV  u.  s.  w.  =  D'^"n~Dt7 
(S.  343).  Denn  aegypt.  OT  ist  entschieden  Pluralform. 
Zugleich  zeigt  diess  noch  entscheidender,  dass  wir  den 
hebr.  Dual  D''"~n  mit  Recht  für  einen  alten  Femininal- 
plural  nehmen  durften  (S.  343). 

Ist  aber  die  Dualendun«*  nur  eine  Nebenform  des 
Plurals,  so  konnte  sie  dieselbe  phonetische  Geschichte 
durchmachen,  wie  diese 5  diese  Voraussetzung  erklärt 
uns  die  verbalen  Dualformen  des  Himjaritischen. 

Die  organischere  Phiralendung  DN1  verstümmelt,  wie 
so  oft  und  grade  im  arabischen  Plural  und  in  den  bei- 
den nachgewiesenen  himjaritischen  Dualformen,  um  den 
schliessenden  Nasal ,  geht  theils  in  .-^  ,  theils  mit  dem 
bekannten    Wechsel    von    1    und   "^   in    ^—   über.     Diese 


1)  Dafür  spricht  auch,  dass  im  Syr.  und  Chald.  Forraeo, 
welche  im  Hebr.  Dualeodung  haben,  Masculinarphirale  gegenüber- 
stehen mit  demselben  begrifflichen  Gegensatz  zu  Femininalpluralen, 
wie  im  Hebr.  zwischen  Dual  und  Plural  (vgl.  Gesen.  Lgb.  S.  540). 


350 


Formen  treten ,  um  den  Dual  zu  formiren,  im  Activ  an 
die  entsprechenden  Personen  im  Singular  5  also  wesent- 
lich demselben  Princip  folgend,  wie  das  Arabische  bei 
Bildung  des  Duals  der  zweiten  Verbalform  (ß.  229)  5  geht 
dem  antretenden  i  ein  k  voraus,  so  wird  es,  wie  oben, 
sibilirt^  die  übrigen  lautlichen  Umänderungen  bedürfen 
keiner  Bemerkung ,  also  ^) : 


Erste   Verbalform, 

Sing. 

Dual 

8  m. 

<^) 

zegued 

y^X 

zegued  -  6 

-  f. 

c 

zeguedot 

^''^l 

zeguidet  -  6 

2  m. 

J^^ 

zeguidek 

1"  "    "C- 

zeguidets-i 

-  f. 

Ü^.^) 

zeguidech 

1"  "    -> 

zeguidets  -  i 

1 

^^l 

zeguidek 

zeguidets  - 1 

Zweite   Verbalform. 

Sing, 

Dual 

3  m. 

jizeguiod 

ih^i 

jizgued  -  6 

-  f. 

f^'ri 

tezeguiod 

i'hf- 

tezgued-6 

2  m. 

C^fl 

tezeguiod 

y'h'f- 

tezgued  -  6 

-  f. 

'^■^' 

teziguid 

}^)i 

tezgued  -  6 

1 

<^)i 

ezeguiod 

}h)i 

ezgued  -  6 

1)  Ich  folge  hier  der  genaueren  Bezeichnungsweise  bei  Fres- 
nel,  bedauernd,  dass  ich  dasselbe  nicht  auch  früher  gethan,  wo 
ich  Gesenius  gefolgt  bin. 


351 

Die  zweite  Form  des  Passivs  (bei  Fresnel  a.  a.  0.  567) 
ist  im  Singular  auf  eine  Weise  desorganisirt ,  welche 
sehr  an  die  Geschichte  der  passivischen  Formen  im  indo- 
germanischen Sprachstamm  (über  welche  an  einem  an- 
dern Orte)  erinnert  5  die  erste  Pers.  J^\l  ezeguiod   hat 

sich  allein  erhalten  und  für  alle  übrigen ,  wenigstens 
nach  FresneVs  Schema  ^  geltend  gemacht  (vgl.  das  Go- 
thische  u.  s.  w.  bei  Bopp^  Vergleich.  Gramm.  S.  672). 
•Dieselbe  bildet  auch  den  Dual  5  allein  bei  Mittheilung 
desselben    ist    der    Fresnersciie   Abdruck    ungenau  5    er 

bezeichnet  nämlich  als  Dualformen  aller  Personen  y3ö<^\l 

ezguedo;  in  der  lateinischen  Transscription  fehlt  hier  die 
Bezeichnung  des  j',  welches  auch  schwerlich  richtig  ist  5 
in  diesem  Falle  ist  dieser  Dual  durch  ^-^  formirt^  grade 
wie  in  der  zweiten  Verbalform  des  Activs. 

Wir  haben  also  die  Dualendung:  hebr.  D^^-  u.  s.  w. 
als  eine  bloss  phonetische  Nebenform  des  Masculinar- 
plurals  zu  betrachten.  Eine  Erklärung ,  wie  es  gekom- 
men sei,  dass  diese  die  Dualbedeutung  annahm,  würde 
unserm  Resultate  noch  grössere  Zuverlässigkeit  geben; 
wir  wollen  daher  eine  solche  versuchen;  aber  selbst, 
wenn  sie  misslänge,  würde  das  Faktum  dadurch  nicht 
zweifelhaft,  sondern  es  ergäbe  sich  bloss  die  Nothwen- 
dlgkeit,  eine  richtigere  an  die  Stelle  der  unsrigen  zu 
setzen. 

Ich  glaube,  dass  sich  die  Kategorie  des  Duals  im 
semitischen  Sprachbewusstsein  durch  Wörter  zu  ent- 
wickeln begann,  welche  Gegenstände  bezeichneten,  die 
in  der  Natur  paarweise  bestehen,  z.  B.  Augen,  Hände 
u.  s.  w.  Diese,  obgleich  mit  dem  Flexionszeichen  des 
Plurals  versehen,  schienen,  da  sie  stets  eine  Paarheit 
bezeichneten,  einer  andern  als  der  pluralcn  Kategorie 
anzugehören;  indem  sich  diese  kategorische  Verschie- 
denheit im  Sprachbewusstsein  zu  grösserer  Schärfe  er- 
hob, lösten  sich  derartige  Wörter  in  derjenigen  plu- 


352 


rauschen  Gestalt,  welche  der  Plural  zu  einer  bestimm- 
ten Zeit  seiner  Geschichte  hatte,  aus  der  Analogie  dej^ 
Plurals  ab  und  nahmen  nicht  länger  an  dessen  phoneti-i 
scher  Geschichte  Antheil,  ähnlich  wie  sich  auch  Plural-! 
formen  in  Adverbien  versteinerten,  oder  der  Geschichte 
der  Pluralform  entfremdeten  (S.314  u.  sonst).  Die  Differenz 
der  ins  Bewusstsein  getretenen  verschiedenen  Bedeutung 
hinderte  sie  wieder,  mit  der  ihrem  Ursprung  nach  gleichen 
Pluralform  zusammenzufallen  (ähnlich  wie  sich  im  PVanzös. 
il  und  le  für  immer  trennten,  obgleich  beiden  lat.  iUe 
zu  Grunde  liegt). 

Die  durch  diesen  Zufall  gewonnene  Form  zur  Be- 
zeichnung der  Kategorie  der  Paarheit  erweitert  sicli 
dann  zum  Ausdruck  der  Zweiheit  überhaupt,  und  wird 
auch  auf  nicht  paarweise  existirende  Wörter  übertra-i 
gen,  um  diese  begriffliche  Kategorie  an  ihnen  flexivischl 
darzustellen.  Aber  auch  in  dieser  weiteren  Entwicke- 
lung  nimmt  sie  im  Hebr.  eine  beschränkte  Stellung  ein  5 1 
tritt  unorganisch  sogar  an  einige  Formen  des  Plurals 
fem.,  z.  B.  D^""n'Cn  QGesenius^  Lehrgeb.  541) ,  erinnernd 
an  die  unorganische  Formation  der  Plural  -  Pronomina 
im  Arab.  (ß.  109)5  g^^^*  i^  ^^^  meisten  semitischen 
Dialekten  fast  spurlos  wieder  im  allgemeinen  Begriff 
der  Mehrheit  unter  (ähnlich  der  Geschichte  des  Duals 
in  indo  -  europäischen  Sprachen),  und  durchdringt  nur 
im  Himjaritischen  und  cultivirten  Arabischen,  dort  noch 
nicht  ganz  sicher,  die  ganze  Sprache. 

Somit  sehen  wir  auch  in  diesem  grammatischen 
Verhältniss  nichts  gegen  die  ursprüngliche  Identität  des 
Aegjptischen  mit  dem  Semitischen  streiten.  Hatten 
wir  sonst  häufiger  Gelegenheit,  zu  bemerken^  wie  das 
Aegjptische  gemeinschaftliche  Anfänge  in  individueller 
Entwickelung  weiter  führte,  so  sehen  wir  hier  umge- 
kehrt, das  Semitische  den  ägjpto  -  semitischen  Plur.  ov 
=  DS1  (n)  in  die  Plural-  und  Dualform,  auf  eine  fast 
zufällig  zu  nennende  Weise,   zerspalten. 


tMf. 


Verbesserungen  und  Nachträge. 


tt 


S.  4,  Z.  3  ff.:  vgl.  S.  37. 

S.  5,  Z.  4  V.  u.:  1.  nrjN. 

S.  8 ,  Z.  22  ff. :  statt  i  hsiUe  ich  lieber  ein  minder 
bestreitbares  Beispiel  wählen  sollen  5  jedoch  kommen  der- 
artige mehrfach  vor,  vrie  S.  186,  und  sind  den,  in 
den  sprachlichen  Untersuchungen  der  neueren  Zeit  Be- 
wanderten, bekannt. 

S.  11,  Z.  23:  man  beachte  auch  die  organische 
Identität  des  Lautes  D  und  S  im  Hebräischen  5  letzterer 
ist  nur  eine ,  durch  die  Stellung  herbeigeführte ,  Verhär- 
tung des  ersteren  (vgl.  D  zu  n  S.   199  und  sonst). 

S.  16,  Z.  19:  1.  ^?-i. 

S.  18,  Z.  8  V.  u.:  1.  ^2hz  u.  ^lilif. 

S.  21 ,  Anm.:  vgl.  man  Ideler  ^  Hermap.  p.  10, 
71   n.  19  und  p.  60  n.  31. 

S.  25,  Z.  23:  I.  noT  für  jiov. 

S.  32,  Z.  5  ff.:  wegen  des  innigen  Verhältnisses 
der  dritten  zur  zweiten  Person  vergleiche  man  noch  die 
so  häufige  Verbindung  des  sanskrit.  Pronomens  der  drit- 
ten Person  sa  (Griech.  Wurzellex.  I,  379  ff.)  mit  der 
zweiten  Person  des  Verbi,  insbesondere  Imperativ  Sing., 

23 


354 

vorzüglich  in  den  Vcden^  dieser  Gebrauch  macht  es  mir  i 
höchst  wahrscheinlich ,  dass  auch  das  8  der  Endung  der 
zweiten  Person  sing.  Verbi  in  si  aus  sa  zu  erklären  ist. 

S,  37^  Z.  10:  Die,  rückwirkend  Vokale  zeugende 
und  umwandelnde,  Assimilation  wird  uns  im  Fortgang 
im  ganzen  semitischen .  Sprachkreis  überaus  oft  begeg- 
nen (vgl.  8.  116  ff. 5  130  ff.,  220,  278  Anmerk.  und 
sonst  vielfach). 

S.  40,  Z.  13  V.  u.  ff.:  Da  der  bloss  phonetische 
Uebergang  von  1  in  -^  im  semitischen  Sprachkreis  uns 
so  häufig  entgegentritt  (S.  121,  267,  316,  347  und 
sonst),  wir  ferner  sjr.  ^*  mit  .  "  im  Imperativ  ent- 
schieden identisch  fanden  (ß.  239),  und  ^  im  Prä- 
terit.  dem  chald.  ]^^  gegenübertreten  sahen  (ß.  207), 
so  bin  ich  jetzt  überzeugt,  dass  überhaupt  die  Form 
des  Fem.  plur. ,  welche  sich  auf  ]S^r{  zu  reduciren 
scheint,  eine  bloss  phonetische  Nebenform  von  ISin^ 
der  Plur.  fem.  also  durchweg  aus  dem  Sing.  masc.  ge- 
bildet ist,  grade  wie  entschieden  im  Aethiop.  der  Plur. 
fem.  ws-et-ons  aus  dem  masc.  we  ==  hebr,  NID  C^gl- 
S.  107  u.  Nachtr.  dazu).  Danach  betrachten  wir  nun 
auch  ^01,  ^ffi  (S.  96)  als  Reduplicationen  der  Form 
^01  =  hebr.  ]n  für  org.  ]N"in5  in  der  ersten  hat  die 
Umwandlung  von  1  zu  S  nur  das  zweite  Glied  afficirt, 
während  sie  in  der  zweiten  beide  betraf  und  in  deren  er- 
stem Glied  selbst  das  ^^  ausstiess,  wie  in  chald.  p  im 
Verhältniss  zu  fn  (S.  125):  man  vgl.  ^  auch  im  er- 
sten Glied  des  Mascul.  ^oioi  (S.  95). 

S.  41,  Z.  9  V.  u-  1.:   ^^. 

S.  44,  Anmerk.:  vgl,  Schwarte e^  Das  alte  Aegyp- 
ten    S.  1256. 

S.  47,  Z.  26:  Da  neben  theb.  er  auch  ov  er- 
scheint 1)  in  der  Pluralendung  (z.  B.  lepcM-OV  von 
jepo  neben  cy^-^eeT  von  cy^qe  Peyron^  Gr.  1.  C.  37), 
2)  als  Pronominalsuffix  der  Nomina  und  Verba  (z.  B. 
pco-OT   ihr   Mund^    epcü-OT    ^u   ihnen  ^    n^.gU-OV 


355 


rette  sie  «.  s.  w.  Peyron  p.  56 ,  57,  65,  76,  159), 
so  kann  ev  kein  phonetischer  Vertreter  von  memph.  ov 
sein;  ich  betrachte  es  vielmehr  als  eine  Zusammen- 
setzung des  relativischen  e  mit  ov,  welche,  nach  mem- 
phitischer  Weise ,  ev  Avard  (z.  B.  ö^^e  +  ov  :  ^?vev 
vgl.  auch  theb.  Jl^T  u.  aa. ,  wo  ^,  +  OT  zu  uv  ward)  5 
dieses  zusammengesetzte  Pronomen,  ähnlich  dem  hiero- 
gljph.  en-OV  (S.  48),  wusste  sich,  wie  verstärkte 
Pronominalformen  fast  in  allen  Sprachen,  vielfach  an 
die  Stelle  des  einfachen   einzudrängen. 

S.  51,  Z.  16  ff.:   vgl.  S.  316,  341,  349. 

S.  53 ,  Z.  2  V.  u. :  auch  im  Aegjpt.  sind  die  Abs- 
tracta,  welche  durch  Zusammensetzung  mit  theb.  JüLJiT, 
memph.  lieT,  Jtiee  gebildet  werden,  Feminina. 

S.  59,  Z.  25:  vgl.  S.  242. 

S.  60,  Z.  16:  vgl.  S.  249,  wonach  ^N,  und  eben- 
so ^,  ly,  für  Verkürzung  der  daneben  poetisch,  d.  i. 

archaistisch,  erscheinenden  ^^N  (arab.  ^JV)f  ^bj?  (arab. 

^Li),  ^*1JJ  zu  nehmen  sind. 

S.  60,  Z.  18:  wegen  S  =e  vgl.  für  jetzt  S.249; 
genaueres  im  zweiten  Versuch. 

S.  62,  Z.  6:  wegen  n  =  ägypt.  g^  vgl.  S. 
57,  241,  269  5  wegen  des  dem  indo  -  europäischen 
Sprachbewusstsein  auffallenden  Ausdrucks  eines  unserm 
Nominativ  entsprechenden  Casus  durch  Präpositionen, 
mache  ich  auf  die  S.  242  Anmerk.  erwähnten  äthiopi- 
schen Pronomina  aufmerksam.  Dass  überhaupt  der  Un- 
terschied von  direkten  und  obliquen  Casus  im  semiti- 
schen Sprachbewusstsein  zur  Zeit  der  Fixirung  der  Pro- 
nominalformen noch  nicht  aufgegangen  war,  zeigt  auch 
die  Verwendung  der  in  unserm  Sinne  nominativischen 
Pronominalformen  zur  Suffigirung  in  Fällen,  wo  sie  in 
unserm  Sinne  als  Accusative  aufzufassen  sind,  z.  B. 
^DN  S.   128. 

23* 


356 


8.  63,  Z.  2ff. :  vgl.   ^chwartxe^  Das  alte  Aegyp- i 
ten  I,  1434,  1440,  1441. 

S.  64,  Z.  3  V.  u.:  setze  ,  statt  ;.  1 

S.  67 ,  Z.  1  fF. :  Ich  halte  jetzt  JULJüio  für  eine  ver-  | 
kürzte  (stat.  constr.  -  artige)  Form  des  Plurals  JuUi^v  i 
(vgl.  Jtiov,  JüLO  stat.  constr.  von  JüLOOV  u.  aa.  S.  247  fF.), 
welcher  adverbial  gebraucht  wird  und  hier  bedeutet, 
so  dass  also  eigentlich  JUUULO-I  u.  s.  w.  meine  Hier- 
heit,  oder  in  adverbialer  Auffassung  ich  hier  (durch 
Usus  mich)  u.  s.  w.  bedeutet.  Ebenso  erkenne  ich  in 
po  (S.  59)  eine  verkürzte  Pluralform  (vgl.  Cü  in  e- 
pcM-Tejl,  e-pcw-ov)  und  in  vielen  anderen  derartigen 
präpositional  dienenden  Nominibus,  so  dass  im  Aegjpt., 
wie  im  Semit,  (vgl.  S.  314  ff.),  vorwaltend  Nominalplu- 
rale  zu  Adverbien,  und  daraus  Präpositionen  geworden 
wären  und  sich,  indem  sie  ihre  ursprüngliche  begriff- 
liche Kategorie  aufgaben,  auch  von  der  phonetischen 
Entwickelung  des  Plurals  entfernt  hätten.  Genaueres 
hierüber  im  zweiten  Versuch. 

S.  71,  Anmerk.:  vgl.  noch  en-0V05  Wagen  von 
OVOJ  Lauf  (^Peyron^  Lex.  138). 

S.  71,  Z.  9  ff.:  m,  in  seinem  präpositionalen  Ge- 
brauch scheint  mir  von  einem  zu  supponirenden  Nomen 
mit  der  Bedeutung  Gang  auszugehen  (vgl.  bezüglich  des 
Herabsinkens  von  Nominibus  zu  Casuszeichen  S.  245 
und  Nachtrag  dazu). 

S.  76,  Z.  7  ff.:  Schon  nach  dem  Gegebenen  durfte 
ich  Te,  T<5.,  T  und  ebenso  to  (S.  86  ff.)  gradezu 
die  Bedeutung  Hand  geben  5  wegen  des  Herabsinkens 
dieses  Nomons  zu  präpositionalem  Gebrauch  vgl.  S.  245 
und  Nachtrag  dazu. 

S.  81,  Z.  31:  Wegen  Verwendung  von  KC«  = 
hebr.  D  zur  Bildung  von  Pronominalcasus  vgl.  man  äthiop. 
IDJP  kijä  in  ^XJ?-P  kijd-jä^  mich^  mich  selbst^  ^JP-^ 
kijä-kaj  dichy  dich  selbst^  msc;  ^XJP-TÜL  kijd-kiy  dich^ 
dich  ^selbst  ^   fem. 5    IfXP-ö'  kijd-hu^   ihn^    es;   ^CUP-V 


357 


kijä-hd^  ne:  ^ftJP-i  kiß-nä^  uns  selbst^  K\J?-^<^ 
kijä-ktmu^  euch  selbst^  msc.5  ^njP-!ft?  kijä-ksm^ 
euch  selbst^  fem.;  injP-U*^^  kijä-homu^  sie,  msc; 
IfU-U?  kijä-hons)  sie.  kijä^  welches  mit  den  Pro- 
nominalsiiffixeii    (S.    114  ff.)    zusammengesetzt   ist,    ist 

selbst  aus  k  =  hebr.  ::  und  (i) ja  =  arsLl),  LI  (S.106) 
zusammengesetzt. 

S.  82,  Z.  2  v.u.  ff.:  Da  wir  im  Semit,  fast  durch- 
gängig im  präpositionalen  Gebrauch  Nominalplurale  fin- 
den und  ähnliches  auch  bezüglich  des  Aegjptischen  ver- 
muthen  (Nachtrag  zu  67),  so  betrachte  ich  als  flexi- 
vische  Grundform  des  D,  welches  zur  Bildung  des  Pro- 
nom.  "^DiN  diente,  den  stat.  constr,  plur.  verstümmelt  zu 
ID  (ß.  314)5  daran  trat  das  unselbstständige  Zeichen 
des  Pronom.  der  ersten  Person  ^ ,  so  dass  die  Grundform 
■^IDDN  war;  durch  rückwirkende  Assimilation  ^^DiN;  mit 
Absorption  des  *!  durch  das  folgende  ^  "^DwN;  dadurch 
erklärt  sich  nun  äthiop.  u.  s.  w.  ku  (S.  204). 

S.  84,  Anmerk.  Z.  2  v.  u.:   1.  T  für  ']. 

S.  86,  Z.  27  ff.:  vgl.  man  Nachtr.  zu  76. 

S.  89,  Z.  9:  Mit  diesem  -f"  ist  8.  203  ff.  somit, 
hebr.  '^n  identificirt  (S.  202);  statt  dessen  erschien  arab. 

c^  (S.  203);  beide  Formen  vereinigen  sich,  wenn  wir, 
*wie  bei  '^Z'ZS  (Nachtr.  zu  82),  einen  stat.  constr.  plur. 
mit  dem  Suffix  Pronom.  also  etwa  ^""lO  zu  Grunde  le- 
gen,   welches  sich  in  ^n  und  ^n  spaltete. 

S,  90,  Z.  1  ff:   vgl.  Nachtr.  zu  62. 

S.  90,  Z.  27  ff.:  Die  äthiopischen  Formen  des  Pro- 
nom. der  dritten  Person  sind  theilweis  falsch  erklärt; 
sie  erklären  sich  durch  die  Auffassung  der  amhar.  Suf- 
fixe (S.  124).  Das  X^  0^(0)  ^"  WB-st'U^  we-tt-a^ 
JB-et^i,  JB-tt-a^  WB-ft-omu^  iCB-tt-oriB  (S.  107)  ist 
gleich  dem  ot  im  Dat.  sing.  masc.  Ap'fr  (J-ot-u) ,  plur. 
fem.  A"!*!  (J-ot-onf)^  so  wie  dem  dt  im  Dat.  sing, 
fem.    A-l:  (/-«M);    alle    diese    Formen    vereinigen   sich 


358 


in  der  Griindfonn  des  hebi*.  r,N  organischer  nlN  (S.  106),  | 
welches  in  allen  semitischen  Spraclicn  Pronominalformen 
bildet ;  we-tt-u  ist  also  eigentlich  NIH  n')N  ^T^  etwa  = 
hebr.  'iHN  i^^T^'j  js-et-i  HON  NTI  (wegen  äthiop.  ti  = 
hebr.  T\T\  vgl.  »dti  u.  s.  w.  =  nPNl  ii.  s.  w.  8.267); 
/-ö^-w  ~  ^nk  bj  /-«M  =  HHN  S;  l-ot'One  =  JON  hj 
(vgl.  sjr.  chald.  n)b  S.  106);  we-et-omu  =  DHN  NIH  j 
we-st-ons  =  ]^^j  N^D  (vgl.  Avegen  des  Verhältnisses 
von  0  :  d  in  l-otu  l-dti  noch  äthiop.  masc.  D't  (ä-o^-w), 
fem.  Q"l:  b-dt-i  (J^udolf  S.  85)  =  einem  hebr.  *inN  3 , 
nnN  3,  in  ihm^  in  ihr^  durch  Usus:  er^  sie  hat. 

S.  91^  Z.  8:  ist  l-it-a  =  einem  hebr.  ^HN  b,  (vgl. 
Nachtr.  zu  90)? 

8.  91^  Z.  16:  Nachträglich  einige  Worte  über  das 
amharische  Pronom.  der  dritten  Person.  Es  lautet  im 
Masc.  'hQü'  ertsu^  im  Fem.  KC^iY  trasewd^  hierin  ist 
SU  eine  Zusammenziehung  von  jftCD"  sawu^  Mann^  die- 
ses aber  ist  dialektischer  Reflex  von  äthiop.  A-OJi  sabse  j 
das  im  amhar.  Fem.  erscheinende  sewd  ist  gewiss  wohl 
eine  alte  Femininalform ,  aber  natürlich,  da  die  Femi- 
ninalbildung  dem  Amhar.  ganz  abhanden  kam  (S.  270), 
verstümmelt,  vielleicht  nach  Analogie  der  S.  272  er- 
wähnten äthiop.  Femininalformen.  —  Das,  dem  sm, 
sewd  vorhergehende  ers  enthält  nach  der  allgemeinen 
Analogie  der  Pronominalbildungen  eine  oder  zwei  Prä- 
positionen; welche,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden,  ver- 
miithe  aber,  dass  es  dem  organischeren  blN  in  D^N 
(S.  107)  entspreche,  also  im  Amharischen  das  ägypt. 
p  bewahrt  sei;  der  Singular  masc.  von  n^N  würde 
organischer  Nln""SlN  heissen;  an  die  Stelle  von  J<in 
wäre  im  Amhar.  ein  Wort  mit  der  Bedeutung  Mann 
getreten  (vgl.  unsern  pronominalen  Gebrauch  von  man^ 
welches  aus  Mann  entstanden).  Eine  Wurzel,  welche 
dem  äthiop.  sab^e  in  den  übrigen  semitischen  Dialekten 
entspricht,  kenne  ich  nicht,  nehme  aber  kaum  Anstand 
mit    dem   pronominalen    amhar.  su    für  sawu  das  himja- 


359 


ritische  Pronomen  der  dritten  Person  Li  er    sammt   den 

daraus    hervorgehenden    Suffixalformen    gi    (in    ji  L^ 

ejus  fratres   [wo   ä    =   dem    arab.  ä-    in  _^|    Bruder 

und  die  Pluralform  sich  nach  S.  282  erklärt]  und  ji  aIö 

ejus  patris  [wo  ib  Zeichen  des  Genitivs  und  j  Trüm- 

mer  von  ^|  stat.  constr.  von  v^l^  Vater  =  arab.  *j! 
mit  j  für  .   wie  so  oft]    Journ.  as.   1838  Juill.  p.  83). 

S.  93,  Z.  23:  Zu  Dagesch  wegen  absorbirten 
nachlautenden  n  vgl.  5)2,  HS  (S.  140)  und  3  Praet. 
sing.  fem.  mit  Suff.  3  sing.  masc.  ^n  ^  für  das  daneben 
erscheinende  ^n""ri« 

S.  96,  Z.  3  v.u.  ff.:  vgl.  Nachtr.  zu  S.  40,  Z.  13. 

S.  98,    Z.  4:    Organischer  ist  die  vulgär-arabische 

Form  lyül  (^Gesenius^  Lehrgeb.  S.  298),  indem  sie 
sich  an  die  organischere  Form  DNIH  enger  anschliesst 
(vgl.  Präter.  3  plur.  S.  206  und  stat.  constr.  plur. 
S.  313). 

S.  98,  Z.  22:    vgl.  S.  242. 

S.  102,  Z.  27:  Dass  UJ^N  (vgl.  auch  S.  276)  aus 
tl73N  durch  blosse  phonetische  Veränderung  von  2  zu  ^ 
entstanden  sei,  wage  ich  nicht  mehr  anzunehmen;  viel- 
mehr scheint  mir  die  daneben  anzunehmende  Form  U73N 
(Gesenius^  Lehrgeb.  S.  603)  auf  eine  organischere 
thematische  Form  TTD^N ,  mit  -^—  für  T  wie  gewöhn- 
lich, zu  führen 5  dieses  1  ging,  wie  so  oft,  in  «^  über 
und  3  ward  von  TIJ  absorbirt  (genaueres  im  zweiten  Ver- 
such). Hierdurch  fällt  aber  auch  die  Erklärung  von 
in  — ^N  u.  s.  w.  (vgl.  die  übrigen  Formen  bei  Fürst^ 
Chald.  Gramm.  §.  200).     Deren  ^N  identificire  ich  jetzt 

mit  arab.  lll  (S.  106)  =  org.  N^N,  verstümmelt  IN, 
mit  ^  für  1,  wie  oft,  ^N;  so  ist  natürlich  nun  auch  "^ 
S.  153,  Z.  23  aufzufassen.  Dasselbe  IN.  aber  ver- 
stümmelt   zu   h  ä    (vgl.  tuhtua  S.    101    und    Suff,    na 


360 


==  hebr.  ^3  S.  124  und  viele  andere)  erkenne  ich  in 
den  ätliiop.  Pronominalformen  des  Possessivi  S.  250^  wo 
ich  über  dieses  ä  noch  zu  keiner  Gewissheit  gelangt 
war;  und  in  den  mit  dem  genitivischen  H.  «i  =  chald. 
T  u.  s.  w.  (vgl.  S.  84,  Anmerk.)  zusammengesetzten 
»i^a~ja  u.  s.  w. 

S.  104,  Z.  13:  vgl.  ns  u.  s.  w.  S.  318. 

S.  107,  Z.  9  v.u.  ff.:  s.  Nachtr.  zu  S.  90,  Z.  27. 

S.  109,  Z.  4  ff.:  Ueber  u  :  d  vgl.  man  S.  206,  208 
und  226,  228. 

S.  112,  Z.  18:  Durchweg  erhalten  in  den  neueren 
Sprachen  die  Bestimm  Wörter  alle  weiteren  Bestimmun- 
gen, nicht  die  bestimmten,  z.  B.  ich  werde  thun^  du 
wirst  thun^  nicht  du  werde  thust  u.  s.  w. ;  dies  gilt 
auch  für  die  ägjpt.  Entwickelung   des  Verbi  S.  1 59  ff. 

S.  123,  Z.  1:  vgl.  ähnliches  in  einigen  n'4^  die 
mit  n  b  alterniren  (^Gesenius^  Lehrgeb.  S.  420  n.  e.). 

S.  J23,  Z.  17:  vgl.  die  Erklärung  des  sjr.  vIci 
S.  91. 

S.  124,  Z.  24:  Die  althimjaritischen  Inschriften 
haben  gewöhnlich  j,  einmal  N3  Rödiger  (üebers.  von 
Wellstedt  Reise  11^  406). 

S.  126,  Z.  3  V.  u.:  Die  althimjaritischen  Inschrif- 
ten haben  "^DH  {Rödiger  a.  a.  0.  II,  280  Z.  2)  und 
daneben  organischer  "iXOn  (ebendas.  Z.  3)^  jenes  mit 
dem  gewöhnlichen  Eintritt  von  "^  für  \ 

S.   127^  Z.  13:  1.  ^01. 

S.  133,  Z.  12:  Wie  im  Aethiopischen  der  Plur. 
fem.  3  aus  dem  Sing.  masc.  gebildet  war  (s.  Nachtr. 
zu  S.  90),  so  scheint  mir  das  Amhar.  schon  eine  Bil- 
dung des  Fem.  sing,  aus  dem  Masc.  zu  enthalten,  so 
dass  wate  gleichsam  ein  hebr.  riHN  NIH,  oder  äthio- 
pisches we-et-i  statt  je-et-i  ist  (vgl.  Nachtr.  zu  S.  90). 

S.  135,  Z.  9  v.u.:  Wie  weite  (Nachtr.  zu  S.  133) 
einem  supponirten  äthiop.  we-tt-i  entspricht^  so  wdtjo 
dem  äthiop.  Plural  5    allein  es  hat  sich  als  Pluralendung 


361 


unorganisch  eine  organischere  alte  (vgl.  über  sie  Nach- 
trag zu  S.  333)    der  Nomina  eingedrängt. 

S.  151:  Meine  Erklärung  der  nunnirten  Suffixe 
wird  noch  mehr  gesichert  durch  die  Vergleichung  des 
Amharischen.  Die  sjr.  Formen  der  dritten  Person  Plur. 
lify  r^r?  niit  welchen  die  nunnirten  Suffixe  von  uns 
zusammengestellt  sind ,  dienen  insbesondere ,  wo  das  Pro- 
nomen zugleich  das  Verbum  substant.  umfasst  (^Hoffmann^ 
Gr.  syr.  §.  41,  5  p.  157).  In  diesem  Gebrauch  er- 
scheinen aber,  mit  {  na  zusammengesetzt,  im  Amhari- 
schen alle  Pronomina  (Jjudolf^  Gr.  amh.  p.  33), 
also   1         1^    na-nje  (vgl.    S.  123)    =   chald.   ^2  "3 

(vgl.  S.  142  und  140). 
2  m.  i!ft   na-che  (S.  130)  = -?]-2  (a.a.O.)  u.  s.  w. 

2  f.    ifl  na-shs  (S.   131). 

3  m.  KD-   na-wu  (S.  132). 

3  f.  1*^  na-tje  (ob  zusammengezogen  aus  na  + 
väte  [S.  133]  mit  Jerirung  des 
/,  wie  im  Amharischen  so  oft, 
oder  eher  mit  dem  tje  =  hebr. 
n,  ägjpt.  Te,  Pronomen  3  fem. 
^  [S.  15,  195,  265  ff.j  insbes.  270] 

zusammengesetzt,  wage  ich  nicht 
mit  Sicherheit  zu  entscheiden; 
letzteres  ist  mir  wahrscheinlicher). 

1  pl.   i'i     na-ne    (S.  134). 

2  -    fT'^'S^  na-wdtjehue  (ebds.). 

3  -    1T$  na-wäfjo  (S.   135   und  Nachtr.). 

S.  153,  Z.  23:  s.  Nachtr.  zu  S.  102. 

S.  159  ff.:   s.  Nachtr.  zu  S.  112. 

S.  161,  Z.  13  V.  u.:  I.  Äj/. 

S.  199,  Z.  7  V.  u.:  Wegen  Verlust  des  3N  vgl. 
auch  sjr.  ,^  S.  101. 

S.  202,  Z.  6  V.  u.  ff.,  insbesondere  S.  203,  Z. 
4  V.  D.:    vgl.  Nachtr.  zu  S.  89. 

S.  204,  Z.  15:  vgl.  Nachtr.  zu  S.  81. 


362     

S.  206 5  Z.  J4:  Auch  die  althirnjaiitischen  Inschril- 
teu  haben  1  QRödiger  a/ a.  0.  II,  380,  3  5  396,  65 
398,  8). 

S.  245 ,  Z.  3  ff. :  vgl.  man  Schwart»e ,  Das  alte 
Aegjpten    I,  705  n. 

S.  250^  Z.  25:  s.  Nachtr.  zu  S.  102. 

8.  268,    Z.  8  V.  u.:     Die    organischere    Form   der 

Feniininalendung  '^^  tu  =  arab.  ^  hat  sich  im  Aethiop. 
in  der  forma  aucta  der  Zahlwörter  erhalten  UüTAfi't' 
shalasetu  u.  s.  w.  (über  den  ursprünglichen  Femininal- 
werth  dieser  Formen  im  zweiten  Versuch). 

S.  279,  Z.  ,1   V.  u.:  1.  nUJN  st.  n^N. 

8.  288,  Z.  1   V.  u.:  I.  Form  für  Formen. 

S.  290,  Z.  20:  vgl.  Nachtr.  zu  S.  102. 

S.  332,  Z.  2  V.  u. :  Hieher  gehört  auch  sjr.  zu]  sammt 
ü^^  chald.  D^N^  H^b,  welche  Pluralsuffixe  annehmen, 
z.  B.  >^mohl]  u.  s.  w.  (Jtoffmann^  Gr.  sjr.  p.  377), 
^nin^N  (JBuxtorfy  liOx.  s.  V.).  Daraus  folgt,  dass 
auch  deren  dialektische  Reflexe,  z.  B.  hebr.  ;i;;],  ur- 
sprüngliche Plurale  sind 5  dafür,  dass  letzteres  in  der  [ 
Suffixalverbindung  seine  Pluralform  nicht  mehr  erhalten 
hat,  finden  sich  vielfache  Analogieen  (vgl.  S.314,332aa.). 
Die   Etymologie   betreffend,    so  ist  im   Hebr.,    wie   der 

syr.  chald.  und  arab.  (u-yol)  Reflex  zeigt,   das    anlau- 
tende N  eingebüsst  (vgl.  chald.  u.  s.  w.  n^  8.  1 06).  Wur- 
zelhaft hängt  es  mit  TIJ^N  zusammen  (s.  S.  276,  Nach-    1 
trag  zu  8.  102),  aber  in  der  Bedeutung  Kraft  y  Mög- 
lichkeit. 

8.  333,  Z.  5  V.  u. :  An  die  organischere  Form  des 
Plur.  Fem.  nach  Verlust  des  D  (Nim)  schliesst  sich  die 
amhar.  Form  des  Plur.  (vgl.  8.  358)  tfo  im  Pronomen 
der  dritten  Person  plur.  2iC  -  «^^  srs-sätjo  (vgl.  Nach- 
trag zu  8.  91),  mit  Jerirung  des  t^  wie  im  Amhar. 
oft,  und  wätjo   (s.  Nachtr.  zu  8.  135).      Die   Neben- 


863 


form  von  bra-sätjo^  nämlich  trs-sotje^  schliesst  sich  an 
die  gewöhnliche  Pluralform  (ß.  337).  Ferner  scheinen 
aus  der  organischeren  Form  zwei  himjaritische  Plurale 
zu  deuten,    deren  Kenntniss  ich  der  gütigen  Mittheilung 

des   Hrn.   Prof.    Rödiger   verdanke,    nämlich  von  ^jol 

Ohr  oojo[    und   von    ^^.-u«.j   Zunge    v^yj^^i    OS^'  ^*® 

althimjarit.  Formen  S.  334). 

S.  348,  Z.  10:  Eine  alte  chaldaisirende ,  wahr- 
scheinlich von  den  älteren  Bewohnern  Palästinas  auf  die 
Juden  übergegangene  5  Dualform  scheint  mir  das  Nom. 
proprium  ]'^')^  Os^'  ^^^  T^nal  p"^n  und  p  im  Verhält- 
niss  zu  ]^n  S.  125),  von  "IH^,  etwa  der  Doppelfluss^ 
weil  er  durch  den  8ee  Genezareth  getheilt  ist  5  ähnlich 
ist  vielleicht  ]n:|  als  Dual  zu  fassen  (  für  wie  jn 
S.   127  u.  sonst)  und  eigentlich  bipennis^  Doppelbeil. 


I 


Alphabetisches^)  Verzeichnis^  einiges  beiläufig 
Erklärten. 


3N  282. 

b^SIDN,  V:3''nN?   und  älin- 
liehe  283. 

bDN  249.  333. 

T  -:  -' 

•Tl^qN  302. 
^b^N  320. 
TN  317. 
•^TN  317. 
HN  287. 
nm  288. 
-)nN  287. 

nnN  267. 

o^l  340. 

Gf  106. 
JXyvnrog  21. 


^n-'N  (chld.)  359. 
Jl&io^  21. 
•^■>N  359. 
TIN  249. 

^r  157. 

PN  249. 

Vn  59,  242,  249,  355. 

bS  286. 

2iA,&P  (f^i«»  250,  359. 

n^N    und   dialekt.   Reflexe 
1Ö3  fF. 

nibN  287. 

liAlIJ*  (elä^fjä^  amh.)  98. 

2iAl^  (elänete^  amh.)  98. 


1)  Die  Folge  der  Buchstaben  ist  die  hebräische;  chaldäisches 
hat  den  Beisatz:  chld.;  amharisches:  amh.;  himjaritisches :  himj.; 
palmyrenisches:    palm. 


365 


i\A''i'^(elomtUy  amh.)  u.s.w. 
107. 

DN  320. 

DN  341. 

"  ntDN  341. 

ti^'i'P  (smunetu)  u.  s.  w. 
108. 

^!  24J    (vgl.  339). 

^1  241   (vgl.  339). 

N^N  (chld.)   102. 

\^r  102,  135,  157,  361. 

Ki-t  (eneta)  249. 

Ki'thP  (enttiaja)  u.  s.  w. 
359,   250. 

^t  276. 
P|N   249. 

nnN  293. 

JiCjfr  (fvesu^  amh.)  358. 

TJJN   174. 

nuJN  276,  290. 

HN  (f.  org.  niN)   105. 

HN  (f.  org.  n3N)  250. 

nSHN  98. 

T     ••     — 

3  314. 
r3  315. 
^3  315,  333. 
-^3  315. 
^nb3  333. 
■^r\D3  330. 


P.  287. 

npl3  290. 

^N^n3  285. 

jn?  363. 

n  (chld.)  317. 

n-;-    (Endung,    Bez.    der 
Richtung)  240. 

n  (Artikel)  62,  355. 
•»D^TÖ'in  u.  ähnliches  278. 
HT^n  104. 

nun  u.  dialekt.  Refl.  93. 
in  157,  241,  339. 
^Si  215. 

nsn  339. 

U^  215. 

n^n  96. 

^Qjoi  95. 
^oj«  95. 
^«  96,  354. 
^^at  96,  354. 
nr  (chld.)   106. 

nn>cT  265. 

ni  266. 
^nSlT  333. 
)D'n  333. 

ntopn  289. 

Dn  287. 

n*)»n  288. 


366 


n')r^^  297. 
^q*)"»  333. 
Iin"'  320. 
^i<^ü]  285. 
n-]2  363. 
t£);  362. 

n:  (chid.)  106. 

3  81,  156. 

tij??  (Äi/a»  u.  s.  w.  356. 

y.alaöLQig  248. 

nira  157. 

b,  Qi^  249. 

J^b  320.  vi^ 

\l  320. 

Nib  320. 

AA.P  {lalija)  242. 

D*),     D,    D,     (Adverbial- 
enduiig)  315. 

'ydi  95. 

X 

^D-  67,  156,  314. 
^:iy^yO  u.  ähnliche  291. 
niD  303. 
D'>nin3TD  334. 
n-JHD  291. 
D^D  316. 

Pl^;^^^  284. 
ip  314. 
•»SD  314. 


IH€(J07I>  286. 
nVyj^HD  286. 
■^HD  318. 

-      T 

D-^nr?  286. 
n-JN3  280. 
Hin?  289. 
b?  315. 
Dy  314. 

^nyjs;  332. 
ns  318. 
DNnS  315. 
<>i  231. 

^ni^üKl  330. 

"T]7  303. 

nn  292. 

H'lJJn  292. 

5  (Zeichen  der  zweit.  Pers. 
Singiil.  im  indo-europ. 
Sprachstamm)  354. 

sja  (Endung  des  Genitivs 
im  Sanskr.  u.  s.  w.)  245. 

nsto  341  ff.,  349. 

U  (himj.)  359. 

i3p^  u.  ähnliche  292. 

DU?.  285. 
^N^DTIJ  285. 

DiDy;  317. 
j;Dti;  285. 


367 


D^3"q  18;  349.  TQ-'^^n^  ^^^• 

Cn^lJ  18.  Onn  u.  dialektische  Reflexe 

15  266.  ^^^  ^• 

nn  (paim.)  266.  ^nbr)  (chld.)  330. 


Druck  von  F.  A.  BrOCkhaOS  in  Leipxfff. 


F«i^hrii^%j  %»fcvi.  JULlUnfA'r 


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PJ     Benfey,  Theodor 
1111      üeber  das  Verhaltniss  der 
B4.     ägyptischen  Sprache  zvm 
sendtischen  Sprachstasim 


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