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Full text of "Ueber den etruskischen Tauschhandel nach dem Norden"

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UEBER DEN 



ETRUSKISCHEN TAUSCHHANDEL 



NACH DEM 



NORDEN. 



VON 



HERMANN 6ENTHE, 

PROFESSOR AM GYMNASIUM ZU FRANKFURT A/M. 



NEUE. ERWEITERTE BEARBEITUNG. 



MIT EINER ARCHAEOLOGISCHEN FÜNDKARTE. 




HEILBRONN. 
VERLAG VON GEBR. HENNINGER. 



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Das Recht einer Ueberiraguiig in fremde Sprachen ist vorbehalten. 




Früher Verlag der Zimmer'schen Buchhandlung. 
Fi-ankfurt a. M. 1874. 



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HERRN 



Dr. LUDWIG L1NDEN8CHMIT, 

DIBECTOR DEB ROEMISCH- OEKM ANISCHEN CENTRALMUSBUMS 



ZU 



MAINZ 



IN HOCHACHTUNG UND FREUNDSCHAFT 



DER VERFASSER. 



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VORWORT. 

Von Jahr zu Jahr mehrt sich in erfreulichster Weise die 
Zahl der Funde, welche unzweifelhafte Zeugnisse sind für einen 
Völkerverkehr, der schon lange, ehe die Römer ihre Herrschaft 
bis zu den Alpen ausdehnten, den transalpinischen Völkern Er- 
zeugnisse der höchstentwickelten italischen Metallindustrie und 
mit diesen Elemente einer höheren Civilisation zugeführt hatte. 
Durchgreifende Bodenkultur, dazu grosse und vielverzweigte 
Wegebauten aller Art haben in der Neuzeit diese Funde wohl 
besonders begünstigt. Auch wachen heut zu Tage, obwohl noch 
Vieles unbeachtet bleibt oder gar durch Unverstand verschleppt, 
zersplittert, zerstört wird, doch zahlreichere und verständnissvoK 
lere Augen über solchen Dingen als früher. Durch die Gunst 
dieser Umstände ist die vergleichende Alterthumskunde in den 
Besitz eines überaus schätzbaren Materiales gekommen, durch 
welches es möglich geworden ist, wenigstens eine Bahn der Kultur- 
geschichte der transalpinischen Länder um mehrere Jahrhunderte 
über das erste Bekanntwerden mit den Römern hinaus rückwärts 
zu verfolgen. Dieses Material zu sammeln, zu ordnen und zu 
verarbeiten hatte ich im diesjährigen Osterprogramm des hiesigen 
Gymnasiums einen ersten Versuch gemacht. Der vorgeschriebene 
Raum erheischte Beschränkung. Vieles konnte nur in Umrissen 
angedeutet werden. Anderes musste ganz wegbleiben, noch An- 
deres ward vergessen. Die leitenden Gedanken aber konnten 
in allem Wesentlichen gegeben werden. Beim Niederschreiben 

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Vm Inhalt. 

Strassen. S. 69 f. 6. EQnter-Rheinstrasse. S. 70 f. 7. Stilfser Strasse. 
S. 71. 8. Brennerstrasse. S. 71 f. — Funde an der Etschstrasse. S. 72. 
Fnnde an der Mur- Leithastrasse. S. 73. Funde in Ungarn. S. 74. 

VII. Alter der HandelSTerbindnn^en nach dem Norden. S. 74—88. 
Etruskischer Handel in ältester Zeit. S. 74 f. Seevölkerbund gegen 
Aegypten im 14. Jb. v. Chr. S. 75 f. Heraklesstrasse. S. 77 f. Weihe- 
gaben der Hyperboreer. S. 78. I. Periode: Anfänge des Landhandels 
nach Norden. S. 79. Verhältniss der Räter und Etrusker. S. 80. 
Etruskische Sprache inRätien. ebda. U. Periode: Sinken der etruski- 
schen Seemacht. S. 81. Rückwirkung auf den Landhandel. S. 82. Kel- 
teneinfall. S. 82. m. Periode: Einfluss der Kelten. S. 83. Lebhaftig- 
keit des Landhandels. S. 84 f. Keltische Münzen. S. 85. Sklavenhan- 
del. S. 85. IV. Periode: Veränderte Stellung der Kelten und Etrusker. 
S. 86. Versiechen des Handels. S. 87. 

VIII. Der Betrieb des Handels. S. 88 — 101. Tauschhandel mit den 
Alpenbewohnem. S. 88 f. Handelsverkehr der Barbarenvölker unter sich, 
S. 90 f. Handel mit Steinwaffen. S. 91. Germanischer Handel im 5. 
u. 4. Jh. S. 91 f. Gallischer Binnenhandel. S. 92 f. Münzumlauf vom 
4. Jh. an. S. 93 ff. Peripherie des etruskischen Landhandels. S. 96. Hau- 
sierhandel S. 98. Sprachliche Verständigung. S. 99. Vergrabene 
Waare. S. 99 ff. 

IX. Der Bernsteinhandel. S. 101 — 110. Aelteste Bemsteinstrasse. S. 
102. Hatriastrasse. Etruskischer Handel mit Athen. S. 102 f. Eri- 
danusmythus. S. 103 f. Ligurische Strasse. S. 104 1 Lyncurium. S. 105. 
Antheil Massiliens, S. 107. Bernstein in Etrurien. S. 107 f. Etrurische 
Bemsteinarbeiten diesseits der Alpen. S. 108 f. 

X. Einfluss des Handels auf die CiTÜisation. S. 110-119. 

XI. ANHANG. Uebersicht der Fände etruskischer Alterthümer. S. 
120-176. Oberitalien Nr. 1—22. Schweiz 23—62. Frankreich 63—70. 
Oesterreich 71 — 121. Walachei 122. Würtemberg. Hohenzollern. 
123 — 131. Baden 132. Baiern 133 - 139. Birkenfeld. Saargebiet 
140—143. Rheinhessen u. Oberhessen 144—149. Preussen 156—192 
(excl. 179-188 Mecklenburg). Dänemark 192—202. Schweden. Hol- 
land 206-208. Belgien 209. England 210— 212. Irl^d 213. 



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I. Das Entstehen der Frage, 

Als die Vase von Grächwyl und nicht lange daüach bei Deutung 
Schwarzenbach (Saargebiet) eine etruskische Amphora gefunden ^^l ®'**®'* 
war, meinte Eduard Gerhard (Arch. Zeit. 1856. Nr. 85. S. 162), man 
müsse Angesichts dieser Funde die Möglichkeit einräumen, „dass 
ein oder der andere kriegführende Römer dann und wann alter- 
thümliche Kunstwerke seines Besitzes auch in entferntere Pro- 
vinzen gern mit sich führte.* Diese Erklärung der Funde zwei- 
fellos etruskischen Metallgeräthes in transalpinischen Ländern 
schien eine Bestätigung darin zu finden, dass der Metallspiegol 
von Avenches (Waadt) innerhalb der Umfassung eines Römer- 
castells zum Vorschein gekommen war. Allein die schnell sich 
mehrenden derartigen Funde, ihr besonders häufiges Auftreten 
in bestinmiten Landstrichen und zwar weit über die Grenzen 
der Römerherrschaft hinaus , ihr fast ausschliessliches Yorkom- 
men in Barbarengräbern uralten Charakters und das Fehlen von 
irgend welchen Beigaben römischen Ursprungs in denselben — *- 
Alles das zwang bald jene Yermuthung als unhaltbar aufzuge- 
ben. Auch der Gedanke, dass die gefundenen Alterthümer 
Beutestücke gewesen wären und so ihren Weg in die Gräber der 
Kelten und Germanen gefunden hätten, war nicht mehr für die 
Erklärung als ein flüchtiger Einfall; die grosse Menge von Haus- 
rath und Frauenschmuck, welche in süen überhaupt in Frage 
kömmenden Landstrichen in Gräbern einer friedlichen Bevölke- 
rung gefunden war, blieb bei jener Annahme unerklärt. Dazu 
kamen die Funde etruskischer Münzen in der Schweiz, in Tirol, 
in Baiern und im östlichen Frankreich. Diesen Funden am grossen 
St. Bernhard 5 bei Innsbruck, im Murthale und bei Jonquidres 
an der Vaucluse hat zuerst Theodor Mommsen bei ihrer Be- 
sprechung in seiner Abhandlung „über die nordetruskischen 
Alphabete^ (i. d. Mittheilungen des Züricher antiquarischen Ver- 
eins YIL (1853. 199 — 237) mit sicherer Hand bereits diejenige 

Genthe, etrusk. TaoschhandeL 1 

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2 1. Das Entstehen der Frage. 

Stellung angewiesen, welche sie für weitere Kreise der Alter- 
thumsforscher nur nach und nach und erst in Verbindung mit 
weiteren in den Alpenländem und darüber hinaus gefundenen 
unbestritten etruskischen Alterthümern erlangt haben. Mit vol- 
lem Rechte fasst der Genannte (a. a. 0. 8. 228) jene Münzfunde 
als „ebenso viele Spuren des Culturzuges, der von den Thälern 
des Arno und Pö ohne Zweifel auf den für und durch den 
Handel gebahnten Strasssen an und über die Alpen vordrang" 
und als „sichere Zeugen dafür, dass die etruskische Civilisation 
vor der römischen Machtentwickelung eine ähnliche Stellung zu 
den nordlichen Alpenländern behauptete, wie etwa die mas- 
saliotische gegen Gallien. Wer erwäge, wie viele Mittelglie- 
der, zwischen dem Eindringen der etruskischen Civilisation und 
der Verwendung der etruskischen Schrift auf Stein und Metall 
nothwendig liegen müssen , werde den Einfluss, der von Italien 
aus hier sich geltend machte, nicht nach dem Maasse der gerin- 
gen TJeberreste messen, die auf uns gekommen sind." 

Diese Ansicht hat volle Bestätigung erhalten. Ja noch mehr, 
es lässt sich auf Grund vieler, seitdem in Gräbern der Alpen- 
länder selbst und diesseits der Alpen zu Tage gekommener Alter- 
thümer der Beweis führen, dass auf jenen aus Italien in die Alpen- 
länder gebahnten Strassen etruskische Geräthschaffcen, Schmuck- 
sachen und Waffen weit über jene Länder hinaus bis zu den 
Barbarenstämmen an der Nord- und Ostsee durch lebhaften 
Tauschhandel gelangt sind. Was ich eben ausspreche, ist aller- 
dings noch Streitfrage , während die in den Alpenländern und 
--an der Vaucluse gefundenen etruskischen Münzen von vorn her- 
ein unanfechtbar waren. Es ist eben leichter die Herkunft von 
Münzen , als die Herkunft von Geräthschaffcen und Waffen zu 
bestinmien. Aber die Streitfrage erscheint jetzt, nachdem sie 
nahezu fünfundzwanzig Jahre discutiert ist, als eine solche, die 
mit den vorhandenen Mitteln lösbar ist und die folgende Ab- 
handlung soll die Lösung in der Weise versuchen, dass nicht 
nur das Resultat im Ganzen und Grossen gesichert , sondern 
auch für die Ermittelung des Zusammenhanges der Thatsachen 
einiger neuer Gewinn erzielt wird. Es ist, meine ich, wohl an 
der Zeit, die Thatsachen, welche sich aus einschlägigen Gräber- 
funden der Länder diesseits der Alpen ergeben, einmal in mög- 
lichster Vollständigkeit zusammenzufassen und ihrem Zusammen- 
hange nachzugehen, um das Bild eines Handels, der geraume 
Zeit vor Christi Geburt Italien mit dem Norden in Verbindung 
brachte, zu entrollen. Gerade gegenwärtig, wo Corssen^s mit 



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funde. 



I. Das Entstehen der Frage. 3 

allgemeiner Spannung erwartetes Werk „über die Sprache der 
Etrusker*' dies bisher als ethnographisches ßäthsel betrachtete 
Volk in unerwarteter Weise als ein zu den mittelitalischen Völ- 
kerschaften linguistisch gehöriges nachzuweisen versprochen hat, 
ist ein Verfolgen und Sammeln der Spuren des Einflusses etrus- 
kischer Civilisation auf die Alpenvölkrr und deren nördliche 
Nachbaren vielleicht doppelt willkommen. 

Viele Gräberfunde, welche Spuren eines solchen Einflusses Gräber- 
enthielten, waren schon seit längerer Zeit gemacht, aber nicht 
in ihrer Bedeutung erkannt. Sie waren ungleich in den Län- 
dern, die hier in^Betracht kommen, vertheilt, rücksichtlich ihrer 
Auffindung vielleicht ungleichmässig vom Glück begünstigt 
worden; gewiss aber ist, dass sie nicht mit gleicher Gründlich- 
keit untersucht worden sind. Von einseitigem kunstgeschicht- 
lichen Interesse geleitet , vernachlässigte man die Prüfung , ja 
oft genug die Aufbewahrung der Gegenstände des alltäglichen 
Gebrauches; nur was durch Grösse oder Absonderlichkeit her- 
vorstach, fand Beachtung. Wie viel ist bei uns, wie ^ viel mehr 
noch nach dem Zeugniss der Behörden und Forscher, welche 
jetzt dem Unwesen zu steuern suchen, in den Ländern der 
österreichischen Monarchie, und wie viel in Italien in den 
Schmelztiegel gewandert, weil es keinen Kunstwerth hatte! 
Und doch ist nur durch eingehende Kenntnissnahme gerade von 
diesen Gebrauchsgegenständen ein vollständiges und zuverlässiges 
Bild der betreflfenden Landesindustrien und Handelsbeziehungen 
zu gewinnen. Ein Glück, dass das ernsten Studien wiedergewon- 
nene Italien, welches berufen ist in der vorliegenden Frage ein 
entscheidendes Wort zu sprechen, angefangen hat unter der 
unerschöpflichen Menge antiquarischer Funde, die aus seinem 
Boden zu Tage gefördert werden, neben den Kunstwerken auch 
den untergeordneten Gegenständen gewöhnlichen Hausrathes 
und Schmuckes Aufmerksamkeit zuzuwenden. Denn von dem 
bisher gesammelten Material dieser Art dürfte der grösste Theil 
unbenutzbar sein,^ weil Angaben über Herkunft und Fundort 
fehlen. Man lese die Klagen der Herren Strobel und Pigorini 
über, die Turiner Sammlungen in der von Charles Harcourt 
Chambers übersetzten Schrift Bartolomeo Gastaldi's: „Lake ha- 
bitations and pre-historic remains in the turbaries and marl-beds 
of northem and central-Italy. London. 1865. 8^.* Man lese die 
Klagen, welche der sorgfaltige J. G. Seidl seinen „Beiträgen zu einer 
Chronik der archäologischen Funde in der Oesterreichischen Mo- 

Aarchie (Wien, 1840 — 1855.) vorangeschickt hat. 

1* 

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4 I- Bas Entstehen der Frage. 

HindeniifM Der richtigen Yerwerthung dessen, was glücklich gefunden, 
gjj^^ gebucht und dem wissenschaftlichen Publikum zuganglich ge- 
worden war , schadeten andere Dinge. Hinderlich war för 
die richtige Erkenntniss die plumpe Schablone des Stein-, 
Bronze- und Eisenalters, welche man gleichmassig far alle Funde 
in Anwendung brachte, ohne deren charakteristische Besonder- 
heiten zu betonen, ja ohne sie zu buchen ; hinderlicher das Zerreis- 
sen der Funde, durch welches gewöhnlich nur das grösste und 
schwerste oder materiell werthvollste Stück in die Ifuseen ge- 
langte, das oft so wichtige kleine Beiwerk aber vemachlassigt 
und versprengt wurde ; am hinderlichsten abeivwar der Irrthum, 
welchen ich überhaupt für die Entmckelung der Alterthums- 
kunde als den folgenschwersten bezeichnen mochte, dass man 
nämlich so rielfach und so lange annahm, die aufgefundenen 
Alterthümer seien in den Gegenden, in welchen sie entdeckt 
wurden, auch verfertigt worden. Durch dieses Identificieren 
von Fundort und Fabrikationsstätte kam man zu den wunder- 
lichsten Folgerungen. Fast alle Völkerschaften Mitteleuropas 
erschienen im Gegensatze zu den anderweitig bezeugten Abstu- 
fungen ihrer Entwickelung und Cultur als gleichzeitig im Besitze 
einer gleichartigen Technik der Metallarbeit. Da nun in weit 
auseinanderliegenden Ländern Geräthschaften und Waffen ganz 
gleicher Art zu Tage kamen, so wusste man besonders für die 
HTpotheien. unverkennbare Uebereinstimmung des Stiles und der Ornamente 
schliesslich keinen anderen Ausweg als die Yermuthung, dass 
diese Uebereinstimmung wohl auf dem Erbe beruhe, welches 
die einzelnen Völker aus der gemeinsamen Urheimat der Indo- 
'' germanen mitgenommen hätten'. Ausserdem müsse doch festge- 
halten werden, dass gewisse Formen und Verzierungsarten sich, 
wie es schien, auf einer gewissen Stufe der Entwickelung bei 
allen Völker vorfanden, offenbar hervorgerufen durch die Wechsel- 
wirkung der bearbeiteten 8toffe und der noch unentwickel- 
ten menschlichen Gestaltungskraft. Man übersah, dass diese 
Erklärungsweisen nicht ausreichend waren. Die letztere hat nur 
Giltigkeit für unentwickelte Formen und barbarische Verzie- 
rungsweisen; die erstere lässt phönizich-assyrische Einflüsse, wie 
sie z. B. die Vase von Grächwyl (Bern) und die Gefässe von 
Siem und Bönning (Dänemark) zeigen ; als ungelöste Eäthsel 
zurück. — Der neuesten Hypothese, welche Alexander Bertrand 
In seinem Artikel „deux mors de cheval en bronze (Moeringen 
et Vaudrevanges)" (Revue arch6ologique. Paris 1878. Mai. 
p. 327—332) vorgetragen hat , die gesammte naitteleuropäische 



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I. Dag Entstehen der Frage. 5 

Bronzekultur habe sich vom Kaukasus durch das Dnieperthal nach 
Jütland und durch das Donauthal nach den Alpen ausgebreitet, 
— dieser Hypothese, sage ich , brauche ich nur Erwähnung zu 
thun; einw besonderen Widerlegung bedarf sie nicht. Ihr Ur- 
heber urird, davon bin ich überzeugt, sie selbst aufgeben, wenn 
er sich die Thatsachen vergegenwärtigt , welche im Folgenden 
vorgetragen und erörtert und in dem angehängten Fundregister 
in ihren Einzelheiten verzeichnet werden sollen. Auch brauche 
ich nicht von den Naivetäten zu reden, wie die Herleitung aller 
in den Sammlungen durch bessere Technik hervorstechenden 
Gegenstände aus Bronze und Eisen von einer einzigen Pro- 
duetionsstätte diesseits der Alpen, oder von Phöniziern, die in 
den Pfahlbauten der Alpenl&nder Erz gössen , schmiedeten und 
walzten, eine gewesen war. Yon diesen Dingen hat man sich 
in Deutschland glücklich losgemacht. Anders steht es mit der ' 
Annahme eines hochgebildeten, einheimischen Handwerks in Erz- 
guss und Schmiedekunst. Man gab den Import einiger etruski- 
scher Gefösse nnd Schmucksachen zu , meinte aber einer „mit 
Metall und Geschick ausgestatteten einheimischen Bevölkerung 
es nicht absprechen zu dürfen, in dem durch jene etruskischen 
Vorbilder eingeführten Geschmacke weiter gearbeitet zu liaben. 
(Vgl. E. aus'm Weerth, der Grabfund von Wald - Algesheim. 
Bonn 1870. S. 30. und E. Weinhold, heidnische Todtenbestattung 
I. S. 200. n. S. 180.) Diese Annahme hat zwei seltsame Vor- 
aussetzungen ; einerseits die, dass das heimische Handwerk zur 
Zeit jenes Importes sich bereits auf einer so hohen Stufe tech- 
nischer Vervollkommnung befand, dass es die bisher betretenen 
Bidmen mit Leichtigkeit verlassen und fremdländische Formen 
und Ornamente nachahmen konnte; und andererseits die, dass 
der mit wenigen importierten Waaren ins Land gebrachte Stil 
auch auf die Nation im Ganzen einen solchen Reiz ausübte, 
dass man die heimischen Formen verschmähend das Fremde 
begehrte. Keine von diesen Voraussetzungen trifft zu. Die 
Fertigkeit in der Verarbeitung der Metalle ist noch mehrere 
Jahrhunderte später eine nur massig grosse gewesen ; sie zeigt 
eine constante aufsteigende Entwickelung von einfacher Werkel- 
arbeit zu künstlerisch strebendem Handwerk und Hand in Hand 
mit dieser Entwickelung geht die Ausbildung eines nationalen Ge- 
schmackes, der die Elemente seiner Ornamentik nicht an bildsamem 
Thone, sondern an Holz und Knochen gewonnen hatte , ehe 
er zur Verzierung von Metallgeräth überhaupt gelangte. Es fehlt 
schliesslich an jedem Nachweis von Nachahmiungen der angegebenen 

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6 I. Das Entstehen der Frage. 

Art. Davon gleich noch mehr. Man braucht nur eine Reihe 
von Erzgeräth und Goldschmuck aus unzweifelhaft keltischen 
Gräbern nebeneinander zu sehen, um den gewaltigen Unterschied 
zu ermessen. In Deutschland kann diese Erkenntniss, dass die 
Kelten in der Metallarbeit nicht den Phönikem, nicht den 
Griechen, nicht den Etruskern ebenbürtig gewesen seien , jetzt 
als eine durch die vergleichende Forschung gesicherte gelten. 
Einigen anderen Ländern fällt es offenbar noch schwer Vorstel- 
lungen aufzugeben, in welche sie sich, verleitet durch einen 
höheren Grad von Nationaleitelkeit , tief eingelebt haben , und 
dem Glauben zu entsagen, dass von ihnen aus jene meisterhafte . 
Arbeit in Erzguss und Schmiedekunst sich theils durch einge- 
wanderte Arbeiter, theils durch fortschreitende Nachahmung ein- 
geführter Muster in die anstossenden Länder verbreitet habe. 
Auch dieser nationalen Befangenheit wird ehrliche, ununterbro- 
chene Forschung Herr werden. Durch die unbefangene Ver- 
gleichung der Gräberfunde wird sie lehren, dass nationale Selb- 
ständigkeit nicht gleichbedeutend ist, geschweige denn gleichbe- 
deutend sein muss mit Unabhängigkeit von fremden Einflüssen 
auf dem Gebiete der Industrie und Kunst. Man kehre sich 
Revision des einmal' gar nicht an die den Fundstücken bisher gegebenen Be- 
zeichnungen als keltisch , gallo-römisch , gallo-italisch , althel- 
vetisch, alpinisch, germanisch, nordisch, skandinavisch, alt-sla- 
visch, wendisch u. s. w., vertraue diesen blossen Namen am 
wenigsten, viel mehr guten Abbildungen und Beschreibungen, am 
meisten gründlicher Autopsie, die sich nach der Maxime Eduard 
Gerhard's, meines Lehrers, richtet : qui unüm nionumentum vidit, 
nuUumvidit; qui mille vidit, unum vidit. Prüft man so, unbe- 
irrt durch frühere Anschauungen, leidenschaftslos und ruhig die 
Schätze der Sammlungen auf die neuen Gesichtspunkte hin , so 
wird der Gewinn nicht ausbleiben; statt Thatsachen ina täu- 
schenden Licht der Vereinzelung festzuhalten , wird man die- 
selben in ihrem inneren Zusammenhange be^^fen lernen.* 

Von einer solchen Revision ist auch die Helbung «ines 
wissenschaftlichen Bedenkens zu erwarten, welches zu Gunsten 
einer ausgebildeten einheimischen Industrie . geltend gemacht 
worden ist. Man bemerkte gewisse stilistische Besonderheiten an 
den aufgefundenen Alterthümern , welche wie barbarisierende 
Nachbildungen eines edleren Stiles aussahen. Nichts schien 
glaublicher als die Vermuthung , dass man es hier nicht mit 
eingeführter fremder Waare, sondern mit Erzeugnissen einer 
nach ausländischen Vorbildern arbeitenden Kunst zu thun 

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I. Das Entstehen der Frage. ' 7 

habe. Allein diese Yermuthung ist haltlos. Man überzeugt sich 
bald , dass jene Gegenstände zwar in Stilisierung und Zeich- 
nung einem barbarisierenden Geschmack angehören, dass aber 
die darin bekundete äussere Fertigkeit im Glossen und Bear- 
beiten des Metalles eine hochentwickelte ist; wie sie nur eine 
Industrie von alter Tradition und ununterbrochenem Betriebe 
aufzuweisen vermag. Von einer solchen Sicherheit der Erzar- 
beit und Goldschmiedekunst ist aber bei den Gegenständen 
welche nach ihrem ganzen Charakter als echte Yertreter der 
einheimischen Industrie gelten müssen, in diesen Barbarenländem 
gar nicht die Rede. Andrerseits fällt jedem , der aufmerksam 
eine grössere Reihe Metallarbeiten unbestritteii etruskischen 
Fundorts durchmustert, eine starke Yerschiedenheit des sich in 
der Durchführung, Zeichnung und Stilisierung kundgebenden 
Geschmackes auf; hier gewahrt man strenge Stilisierung nach 
orientalisch-griechischen Mustern, dort eine Töllig barbarisierende 
Art der Zeichnung und die schlagendsten Parallelen für die 
diesseits der Alpen gefundenen Gegenstände der oben bezeichne- 
ten Art. Yor dem Ergebniss der Ausgrabungen besonders in 
der Umgegend von Bologna (Marzabotto und Yillanova) , wel- 
ches als eine der hauptsächlichsten Ausgangsstätten dieses ver- 
wilderten Geschmackes gelten muss, ein Punkt, auf den zurück- 
zukommen unten Gelegenheit sein wird , zerflattert jene An- 
nahme einheimischen, nach fremden Mustern arbeitenden Kunst- 
gewerbes in Nichts. 

Wenn auch so auf der einen Seite nicht Nationaleitelkeit, 
welche den Ruhm schon in der Urzeit hochentwickelter Metall- 
industrie sich nicht nehmen lassen wollte, auf der anderen Seite 
kein durch ungenügende Umschau veranlasster wissenschaftlicher 
Irrthum die Erkenntniss des Richtigen aufhielt, so scheute man 
sich doch oft selbst in Fällen , wo der etruskische Charakter 
der Arbeit als solcher erkannt wurde , das Fabrikat selbst als 
etruskisch zu bezeichnen, weil man die Möglichkeit, wie derartige 
Gegenstände in nordliche Barbarenländer gelangt sein könnten, 
nicht absah; ausdrückliche Zeugnisse der Alten lagen darüber 
nicht vor; die etruskische Industrie erschien für solchen Massen- 
export nicht leistungsfähig genug; die Schwierigkeit des Waaren- 
transportes durch die Alpen in so früher Zeit unüberwindlich. 
Yon diesen Bedenken sogleich. 



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IL Bedenken gegen etnukiflcben Import, 



IL Bedenken gegen etroskisehen Import. 

Man hielt also die Alpen für einen Oebii^wall, den der 
Der Alpen- Handelsverkehr in 8o früher Zeit nicht zu überschreiten vermocht 
^*^^ habe. Nun gar Hannibals Heerzng über ihn weg erschien dabei 
als eine That von märchenhafter Kühnheit. Wie die Alten, 
von denen Plinius N. H. XXXVI. 6 spricht, sah nuui ihn bei- 
nahe wie ein Wunder an. Ich könnte zunächst erwidern, was 
Hannibal selbst seinen Kriegern sagte : ,die Gesandten der Boier 
und ihres Häuptlings Magalus, welche bis zum Bhodanus ihnen 
entgegengekonmien waren und sich als Bundesgenossen und 
« Führer durch die Alpen bis in die Po -Ebene angeboten hatten, 
seien gewiss nicht auf Schwingen durch die Lüfte über die 
Berge gekommen*' (Liv. XXI. 30, 8), wenn ich nicht fürchtete, 
dass man sich, da von älterer Zeit die Rede ist, auf ein aus- 
drückliches Zeugniss des Livius berufen möchte, der V. 34, 6 
sagt : „die Alpen starrten den Galliern (c. 590) entgegen und ich 
wundere mich gar nicht, dass sie ihnen als unübersteiglich er- 
schienen, da noch keine Strasse — so weit wenigstens die un- 
unterbrochene Ueberlieferung reicht, wenn nian nicht etwa an 
die Herculesmythen glaubt — hinüberführte." Grade dies Zeug- 
niss beweist uralten Völkerverkehr über die Alpen. Livius be- 
richtet a. a. 0., wahrscheinlich auf Grund volksmässiger Ueber- 
Keiteninva- lieferung seiner Heimat, abweichend von der gewöhnlichen An- 
gabe, als seien die Gallier erst um die Zeit der Eroberung 
Vejis nach Italien gekommen, dass schon während der Regie- 
rung des Tarquinius Priscus die gallische Einwanderung in die 
Po -Landschaft oder Nord-Etrurien stattgefunden habe. Durch 
das Gebiet der Tauriner und über die Julischen Alpen (Alpis 
Cottia und M. Genövre) lässt er sie nach dem Ticinus vordrin- 
gen. Von jener Zeit an also war nach seiner Ansicht ein Weg 
durch die Alpen gebahnt, der jedenfalls im 4. Jahrh. v. Chr. 
sehr lebhaft benutzt wurde, als keltische Stämme Stoss auf 
Stoss, Welle auf Welle in Italien einbrachen (z. B. 390, 361, 

1360, 349 u. s. w.) — Eine dunkle Kunde von dem Vorhan- 
densein eines Weges über das gewaltige Gebirge, welches Ita- 
j] lien von dem Norden und Nordwesten schied, und zwar eines 

I Weges, dor friedlichem Handelsverkehr diente, klingt aus dem 

;j Herakiea- Berichte wieder, der in der pseudoaristotelischen Schrift Mirab. 
^••' \ Auscult. §. 85 enthalten ist : „aus Italien soll ein Weg zu den 
' Kelten, Keltoligurern und Iberern führen, der Pfad des He- 

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n. Bedenken gegen etroskUchen Import 9 

rakles genannt. ,Wer diesen bereist; sei es Grieche oder Lan* 
deseinwohner , öoll von den Anwohnern gegen jede Unbill 
geschützt werden; denn es werde denen eine Strafe auferlegt, 
in deren Gebiet das Unrecht begangen worden sei.'^ Aus den 
Andeutungen bei Diod. IV. 19. Sil. Ital. III. 513 und Ammian. 
Marcell. XY. 10 ergiebt sich, dass man diese s. g. „heilige 
Strasse ** sich als über die graischen Alpen gehend dachte. Liv. 
V. 34, 6 und XXL 30 verweist diese Kunde deshalb in das Reich • 
der Fabeln, weil zu seiner Zeit jede weitere Erinnerung an 
jenen uralten Volkerverkehr völlig verklungen war. — Jeden- 
falls kannte Polybios (bei Strabo IV. p. 209), der für sein Ge- 
schichtswerk mindestens den südlichen Theil der Alpen bereist 
h|ytte (vgl. III. 48), ausser dem Pass des Hannibal noch drei, 
nämlich den durch Ligurien, den durch die Salasser und über 
den Poeninus, und einen in der Ostschweiz durch das Gebiet der Andere ai- 
Bätier. Von dem Pass des Hannibal aber ist durch die meister- p®****'"**°- 
haften Untersuchungen Cramers und Wickhams festgestellt, dass 
der Weg durch das obere Thal der Isdre nach dem kleinen 
St. Bernhard und von dort in das Doriathal nach Ivrea zu 
selbst far ein Heer gangbar war. Auf diese Thalwege, viel- 
leicht auf das schwierige Defil6 im Bette des Baches Eeclus 
am kleinen St. Bernhard beziehen sich wohl die Worte der 
gallischen Führer bei Hannibal, „es gebe Engpässe, durch die 
selbst Heere dringen könnten." — Schon 60 Jahre vor Han- 
nibals Zug waren Gallier in grossen Haufen über die Alpen 
hemiedergestiegen, hatten sich nach Griechenland gewendet 
und waren bis nach Delphi vorgedrungen. Dies Factum steht 
für das Jahr 278 fest. Ob es 150,000 Fussgänger, 10,000 Rei- 
ter und 2,000 Wagen waren, oder 60,000 oder 40,000 Mann im 
Ganzen, ist ganz unsicher. Am wenigsten darf man sich Ver- 
muthungen erlauben,, wie F. de Saulcy „numismatique des 
llduens et des Sequanes (Revue arch^ol. 1868. XVQI. p. 126), 
dass die Gallier bald nach Rückkehr der Räuber von Delphi 
angefangen hätten Goldmünzen nach dem Muster der Stateren 
des Philippus zu prägen. Schon Poseidonios wendete gegen 
dieselbe kindliche Vorstellung, welche de Saulcy vorträgt, ein, 
dass von dem erbeuteten Golde wohl wenig nach Gallien ge- 
kommen sein werde (vgl. Strabo IV. 1, 13); ja nach unseren 
geschichtlichen Quellen ist es sogar zweifelhaft, ob überhaupt 
nur ein Bote des Unglücks von dem gänzlich aufgeriebenen 
Kel|;enhaufen nach der Heimat zurückkam (vgl. Paus. X. 19—23. 
Diod. Sicul. Fragm. XXII. p. 300 f. ed. Bip. Justin. XXIV, 

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10 n. Bedenken gegen etmskischen Import. 

6'— 8). Was von dieser Nachmünzung der goldenen Philippeer 
• bei den Kelten gesagt werden kann, hat Th. Mommsen Born. 
Münzwesen 8. 678 ff. so vorsichtig gesagt, wie es zur Zeit ge- 
sagt werden muss. Doch dies nebenbei. — Dass in der Thai 
die Alpenwege durch das Doriathal über den kleinen St. Bern- 
hard, von da durch das Thal der IsÄre einerseits nach Grenoble, 
andererseits von Conflans nordwärts nach dem Genfer und Neuen- 
• burger See schon vor dem vierten Jahrh. v. Chr. stark benutzt 
wurden, wird unten näher dargethan werden. Aber selbst für 
die Ostschweiz und Bätien wird man lebhaften Verkehr in jener 
Zeit als wahrscheinlich annehmen müssen. Oder meint man, 
dass die durch die Keltenstämme seit 391 v. ' Chr. von ihren 
Stammgenossen getrennten Etrusker nicht Verbindungen mit 
jenen unterhielten und umgekehrt, zumal da die Natur ihnen 
von etruskisch gebliebenen Landschaften um Hatria und Mantua 
aus durch das Etschthal einerseits bis zum Inn und andrerseits 
durch das bequeme Thal des Mincio bis zu dem noch vier Mei- 
len weit in das Gebiet Bätiens sich nordwärts erstreckenden 
Garda-See die Wege selbst zeigte? Auch die Wege von Mai- 
land nach Como, über den Julier, Septimer oder Splügen (denn 
alle drei scheinen feehr früh benutzt zu sein) oberhalb Chur in 
das Bheinthal und links am Wallen- und Züricher See vorbei 
waren nachweislich schon einige Jahrhunderte v. Chr. betreten 
(vgl. Th. Mommsen, „die Schweiz in römischer Zeit" in den 
Zürich, antiqu. Mittheil. IX. 2. Abth. 1855. S. 21 f.). 

Das andere sachliche Bedenken, welches man gegen die 
Möglichkeit etmskischen Tauschhandels nach dem Norden erhe- 
Lcistungs- ben zu müsscu glaubte, war der Zweifel an der Leistungsfähig- 
deretrus- ^®^* ^^^ etruskischeu Industrie. Ich fürchte sehr, dass dieses 
kischen In- Bedenken aus unklaren Vorstellungen geflossen ist. Gegen wen 
dnstrie. ^gj^jefc es sich? Fast sieht es aus, als ob gegen Anhänger 
einer Ansicht, nach welcher sämmtliches Bronzegeräth unserer 
vorchristlichen Gräber als etruskisch gelten sollte. Wer vertritt 
diese Ansicht? Ich kenne Niemanden, der es thäte. Der An- 
griff nach dieser Seite hin ist somit der Kampf gegen ein Phan- 
tom. Wenn aber das oben angeführte Bedenken geäussert wird 
mit Bücksicht auf die Alterthümer, welche aus Gräberfunden 
in den Alpenländern und jenseits derselben wirklich als etrus- 
kisch in Anspruch genommen sind, so beruht es ebenfalls auf 
unklarer Anschauung der Dinge. Denn man vergisst, dass 
jedenfalls, wie es in der Natur eines Tauschhandels zwischen 
industriereichen und noch unentwickelten Ländern liegt, nicht 



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n. Bedenken gegen etrnskischen Import 11 

in kurzen Zeiträumen grosse Massen, sondern in lange fortge- 
setztem Yerkehr stetig kleinere Quantitäten ausser Landes ge- 
führt wurden. Dasjenige übrigens, was an Geräth, Schmuck 
und Waffen in unseren Sammlungen wirklich auf etrnskischen 
Ursprung zurückzuführen ist, ist alles zusammen nicht soyiel, 
als Etruriens Werkstätten im Laufe eines Jahres neb6n dem 
Bedarf der Heimat noch für die Ausfuhr hätten liefern können. 
Denn wenn es auch unmöglich ist, ein genaues Bild von dem 
Umfange der etrnskischen Industrie zu gewinnen, so legt doch 
die in den Necropolen von Cerveteri (Cäre), Cometo (Tarqui- 
nii), Yillanoya (Felsina) und Marzabotto eröffnete Gräberwelt 
mit ihrem Pomp und ihrer Ausstattung Rückschlüsse auf Wohl- 
häbigkeit und Prunklust der BeYÖlkerung. wie auf Rührigkeit, 
Höhe und Vielseitigkeit Ton Kunst und Handwerk nahe. Ich 
spreche nicht von den zahllosen, ordentlich in Strassen, Gassen, 
Plätze abgetheilten Felsengräbern Cäres mit ihren geräumigen 
Zimmern, Seitenkammern, Pfeilern, Inschriften; nicht von den 
Felsfa^aden der Gräber in den Schluchten von Castel d^Asso 
und Norchia mit ihren ägyptischen Thürformen und Gesimsen; 
nicht von dem Grabe in der Cucumella bei Vulci mit seinen 
Sphinxen-, Gemächern und Thüren; nicht von den Wandma- 
lereien in den Grabgrotten von Tarquinii. Ich spreche hier nur 
von dem reichen Inhalt an edlem Geräth, welchen diese Grä- 
ber einst hatten, wie die wenigen uns lehren, welche nicht 
durchwühlt auf uns gekommen sind. In einem hochalterthüm- 
lichen Grabe von Tarquinii fand man 1869 zwei Pferdegebisse 
aus Bronze, mehrere Fibeln aus Bronze oder Silber, zum Theil 
mit Bernstein incrustiert, zwei einfache Armringe aus Bronze, 
einen grossen Ring aus gleichem Metall, mehrere Rosetten von 
Pferdegeschirr, einen Scarabäus mit ägyptischen Figuren, ein 
Messer, dessen Griff mit abwechselnden Gold - und Bronzeringen 
bekleidet ist, und eines der gewöhnlichen halbmondförmigen 
Rasiennesser (W. Heibig, scavi di Corneto. Bulletino dell' 
Inst, di corrisp. archeol. 1869. Nr. XH. p. 257-260). In einem 
anderen Kiiegergrabe die volle Rüstung und eine Menge von 
Geräthen; auf der viereckigen Brustplatte war ein goldenes 
Schild eingefugt, auf das verschiedene Zierrathen eingepresst 
sind, unter denen Darstellungen von gänseartigen Vögeln in 
Reihen herlaufen; eine mit denselben Vogelgestalten bemalte 
enghalsige Flasche lag dabei; ferner ein Scarabäus mit ägyp- 
tischen Figuren, zwei getriebene Bronzegefässe , eine schmuck- 
lose silberne Schale u. a. m. (Berliner Eunstbl. Mai 1870). In 



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12 n. Bedenken gegen eknakischen Import. 

einem Frauengrabe ein Halsband aus grossen einfachen und 
farbigen Glasperlen und länglichen Silberrohren, Bernsteinstücke, 
einen Scarabäus, Bronzearmringe, eine Bronze- und eine Silber- 
fibel. (Bulletino d. Inst. arch. 1870. p. 55—60). Das waren 
▼erhältnissmässig einfache Gräber. Was ein Prunkgrab des 
alten Etrüriens besagte, zeigt das berühmte .Grab von Cäre, 
dessen Inhalt noch jetzt im Museo Gregoriano zu Rom taglich 
beues Staunen erregt. Ich beschreibe ihn mit den anschaulichen 
Worten J. Brauns (Studien und Skizzen aus den Ländern der 
alten Kultur. Mannheim 1854. 8. 355-358). Am Ende des 
ersten Ganges stand ein Bett von Bronze mit erhabener Stelle 
für den Eopf, sechsfossig und geflochten aus ehernen Reifen, 
die sich schief kreuzen. Dabei Reste von getriebenen Figuren, 
Chimären, Lotosblumen, die in durchbrochener Arbeit spitzen- 
artig eine Garnitur der Bahre gebildet haben mögen. Zur Linken 
war die Bahre von einer Reihe kleiner irdener Gotterfiguren 
umgeben, zu Eopf und zu Füssen ein grosser Dreifuss mit Koh- 
lenbecken. Rechts auf vier Rädern ein Rauchgefass, wagen- 
artig. Ein Bündel Pfeile lag zu Füssen, eine Reihe bronzener 
Schilde lehnte an der Wand links. Diese Schilde in getriebener 
Arbeit zeigen verschiedene Kreise von Fabelthieren , Zickzack- 
linien, Wellengewinde, Schuppen etc. Das Oberblech ist oft sehr 
zerfressen und sich lösend. — Hinter diesem ersten Gange in 
einer anderen Abtheilung zwar auch kein Skelett, aber ein 
¥runderbar reicher Goldschmuck, jedes Stück an der Stelle, wo 
es die verschwundene Leiche bekleidet hatte. Da war eine 
goldene Brustplatte, nach Art der ägyptisch priesterlichen, oval, 
mit Ausschnitt für den Hals und getrieben in zahlreiche Reihen 
kleiner Fabelthiere, menschlicher Flügelwesen, Hirsche, Bienen, 
zweiköpfige Chimären,, ganz wie sie auch in mehreren Reihen 
übereinander aus dem Schurz der ephesischen Diana vorsprin- 
gen. Menschliche Figuren, jede zwischen zwei aufrechten Lo- 
wengestalten kämpfend, offenbar die orientalische Darstellung des 
Kampfes guter Genien oder Menschen gegen böse Mächte. Wir 
wissen freilich nicht, ob hier, noch ein Sinn darin zu suchen, 
oder ob ein beliebiges Ornament daraus geworden. Da waren 
Goldfäden und Fransen in solcher Menge, dass der hier beige- 
setzte Priester ein ganzes Gewand von Gold getragen haben 
muss. Armbänder, abermals mit erdolchten Löwen in Filigran- 
arbeit; lange feine Ketten; eine Menge Brechen, deren Nadel 
in einer Scheide geht und auf der Rundung ihrer Fahne die 
ägyptische iMäanderlinie, jenes Band von sich brechenden Viot- 

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n. Bedenken gegen etraskidchen Import. 13 

ecken. Ein Kopfputz von zwei runden, reidi geschmfickten 
Goldplatten, deren kleinere für den Oberkopf, die grössere für 
den Haarwulst dahinter bestimmt ist. Zwischen beiden, und 
sie zusammenheftend, sind zwei Querbänder von freien Enden, 
welche die Haarwellen dazwischen umspannten. — Dazu sil- 
berne Schalen , die offenbar auf ägyptische Ueberlieferung deu- 
ten. Um sie herum gehen im Kreise Züge von ägyptischen 
Kriegern zu Pferde und zu Puss, ägyptisch in Stil und Tracht, 
in der Mitte ein Lotosdickicht mit auffliegenden Vögeln. An- 
dere Bildwerke darauf sind Kriegszüge und Jagden, bei denen 
ein Löwe einen Aegypter niedergeworfen hat, während andere 
ihn bekämpfen. Ein Steinbock springt vom Felsen, Adler 
schweben darüber u. s. w.^ — Das sind Gräberfunde aus der 
ersten Blüthezeit Etruriens, welche vor dem Eindringen grie- 
chischer Einflüsse lag, Funde, welche eine nach assyrischen und 
ägyptischen Mustern arbeitende hoch entwickelte Metallindustrie 
voraussetzen lassen. Aber selbst für die Zeit der sinkenden 
Volkskrafll; darf man den Umfang und die Rührigkeit der etrus- 
kischen Metallindustrie nicht unterschätzen. Als Yolsinii mit 
seiner aufrührerischen Fabrikbevölkerung (so fasse ich den Her- 
gang auf, vgl. Val. Max. IX, 1) den herbeigerufenen Römern 
preisgegeben ward (267 v. Chr.), fielen 2000 eherne Statuen in 
die Hände der Eroberer, so dass Metrodorus von Scepsis spot- 
tete, die Romer hätten nur der Kunstwerke wegen den Ort 
erobert (Plin. N. H. XXXIV, 7, 16). Arretium vermochte der 
Flotte Scipios (205) binnen fünfundvierzig Tagen als freiwillige 
Beisteuer 3000 Schilde, ebensoviel Helme, 50,000 Lanzen dreier- 
lei Art, und an Beilen, Spaten und Sicheln zu liefern, was 
dreissig grosse Kriegsschiffe zu ihrer Ausrüstung gebrauchten 
(Liv. XXVIII, 45, 16). Populonia, welches den Eisenstein von 
Elba verarbeitete, lieferte für dieselbe Flotte das Eisen. Seine 
Industrie war damals wohl nicht geringer als zur Zeit Cäsars 
die von Dicäarchia (Puteoli), deren aus demselben Rohmaterial 
verfertigte Hacken, Sicheln und künstliche Werkzeuge nach 
Diodors (V, 13) Zeugniss durch Kaufleute überall hin verführt 
wurden. — 

In gleicher Weise ist für Kunstwerke, besonders statua- 
rischer Art, die Verbf eitung, welche PUnius kennt (N. H. XXXTV. 
7. 16 Signa quoque Tuscanica per terras dispersa, quae inEtru- 
ria factitata nbn est dubium), in ähnlicher Weise auch für die 
ältere Zeit anzunehmen. Ein vereinzeltes Zeugniss bestätigt 
dies. Pherekrates bei Athenaeus I. 28. B. I. 246. XV. 700. c. 

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14 n. Bedenken gegen etraskischen Import. 

belehrt uns, dass etruskische Candelaber und goldgetriebene 
Schalen in Athen zur Zeit des Perikles hochgeschätzt waren. 

Ich komme zum dritten.Einwand, der gegen die Annahme 

einer Einfuhr etruskischer Geräthe und Waffen erhoben worden 

Mangel di- ist, es Sei kein direktes Zeugniss dafür aus dem Altcrthum 

" nisge!"^^''^^'*^^ ^^^ ®® ®®^ daher kaum glaublich, dass Jahrhunderte 

lang irgendwie „ein nennenswerther Tauschhandel nach dem 

Norden bestanden habe/ — . 

In der That, von etruskischem Seehandel, der, mit See- 
räuberei verbunden, Jahrhunderte lang die italischen Küsten 
beherrschte und noch nach der Befestigung der griechischen 
Herrschaft, in Sicilien und Unteritalien, ja bis in die Zeiten der 
rhodischen Seeherrschaft hinein fortdauerte, wissen wir durch 
ausdrückliche Zeugnisse der Alten; vgl. Aristides erat. Bhod. 
p. 342 A., de conc. ad Rh. p. 399 D. ed. Canter., Diodor XI. 
88., Strabo VI. p. 257 A. In sehr früher Zeit hatten etrus- 
kische Städte Handelsverträge mit Karthago (Aristoteles Polit. 
III. 5) und mit Sybaris (Athen. XII. p. 518 B.) Ueber den 
Landhandel nach dem Norden liegen keine solche Zeugnisse 
vor. Denn nur eine allgemeine Schilderung der Macht, welche 
die Etrusker in frühester Zeit zu Wasser und zu Lande be- 
sassen, enthalten die Worte des Livius I. 2, 5: „So gross war 
Etrurien durch seine Macht (zur Zeit der trojanischen Einwan- 
derung), dass es bereits nicht allein die Länder, sondern auch 
das Meei: in der ganzen Länge Italiens, von den Alpen bis zur 
Sicilischen Meerenge mit dem Ruhme seines Namens erfüllt 
hatte,* eine Schilderung, der farbenreicher und vollständiger 
eine andere Stelle zur Seite tritt V. 33, 4 : „Der Tusker Macht 
erstreckte sich vor der Römerherrschaft weithin über Land und 
Meer. Wie viel sie im oberen und unteren Meere, von denen 
Italien inselartig eingeschlossen wird, vermocht haben, dafür 
sind die Namen selbst ein Zeugniss; denn das. eine von beiden 
nannten die Völker Italiens selbst nach dem gemeinsamen Na- 
men des Stammes das Tuskische ; das andere nach Hatria, einer 
Colonie der Tusker. Die Griechen nennen diese auch das 
Tyrrhenische und Adriatische. Jene nun nach beiden Meeren zu 
wohnend besetzten die Länder mit je zwölf Städten; zuerst 
diesseits des Apenninus am unteren Meere, später legten sie 
jenseits des Apenninus ebenso viel Golonien an als sie Stamm- 
sitze hatten; die gesammte Gegend jenseit des Padus, mit Aus- 
nahme des Winkels der Veneter, welche am Busen des Meeres 
wohnen, bis zu den Alpen hatten sie in den Händen. Auch 

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II. Bedenken gegen etrnskischen Import. 15 

die Alpenstämme haben ihren Ursprung daher, sEamal die R&ter, 
welche aber grade die Gegend hat verwildern lassen, so dass 
sie von ihrem alten Wesen nichts ausser dem Klange ihrer 
Sprache und nicht einmal den unverfälscht bewahrten.* 

Wohl zeigen diese Worte, dass etruskischer Einfluss einst 
die West- und Ostküste Italiens und selbst das Binnenland von 
den Alpen bis zur sicilischen Meerenge beherrscht hatte, und 
dass man zu den Spuren des Vordringens der Etrusker in die 
Alpenländer selbst auch die nahe Verwandtschaft der rätischen 
Sprache rechnete, aber von einem nordwärts betriebenen Land- 
handel findet sich Nichts. Für denjenigen, der in der Alter- 
thumskunde nur das anzuerkennen vermag, was ihm durch ein 
ausdrückliches Gitat der Alten bewiesen werden kann, wäre 
somit die Sache eine hoflfnungslose, weil unbeweisbare. Für die 
Wissenschaft ist sie es nicht. Sie ist es um so weniger, als aueh 
für den durch Tausende von Fundstücken bestätigten Binnen- 
handel aus Etrurien nach den südlichen Nachbarländern kei- indirekte 
nerlei ausdrückliche Angabe erhalten ist. Nur gelegentlich ^«"«"**»«- 
erfahren wir, was auf solchen Handel schliessen lässt, dass zu 
den Messen, welche sich an die festlichen Volksversammlungen 
bei den Bundesheiligthümern der Feronia und Voltumna an- 
lehnten, Händler der Sabiner, Latiner und Etrusker kamen 
(Liv. L 30, 5; IV. 23, 5). Auch bei dem Haine der Ferentina, 
welche wohl identisch mit der Feronia ist, am nördlichen Bande 
des Albanersees, war ein solcher panegyrischer Messplatz für 
die Latiner, und die Sage von der Beseitigung des Turnus 
Herdonius durch Tarquinius lässt errathen, dass dort auch Waf- 
fenhandel getrieben ward; ohne irgend welche Vorbereitungen 
ist Tarquinius bei der Bundesversammlung daselbst im Stande 
eine bedeutende Masse Schwerter heimlich in das Quartier des 
Turnus schaffen zu lassen, um den Verdacht, fils habe derselbe 
einen Staatsstreich vor, zu begründen. (Liv. I. 51, 2). Für 
diesen Handel war die Hauptstrasse die, welche von Pisa aus 
im Arnothale über Florentia nach Arretium, von da das Bett 
des Clanis entlang hinter Volsinii in das Tiberthal führte, und 
sich von Rom aus über Fregellä nach Gapua fortsetzte. 

Noch ein Einwand gegen diejenigen, welche den etrus- 
kischen Landhandel nach dem Norden leugnen, weil die Alten 
ihn nicht ausdrücklich bezeugen. Das Grab der Poledrara in 
Vulci enthielt u. a. (vgl. Bullet, dell' Inst. 1839. p. 73) vier 
Strausseneier, welche in flachem Relief eine Reihe von Kriegern Handel mit 
mit grossen kreisrunden Schilden zeigen ; ein bemaltes Straussenei ^*'" Orient. 



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16 n. Bedenken gegen etroskischen Import. 

brachten die von der Herzogin von Sermoneta veranstalteten 
Ausgrabungen in Alsium (Monterone) zu Tage (Abeken, Mittel- 
italien S. 267). "Woher stammten diese? Man darf an Handel 
mit Karthago denken, mit welchem Etrurien, wie erwähnt, seit 
alter Zeit durch Verträge in Verbindung stand. Aber jene 
Strausseneier aus Vulci tragen am Rande die als ägyptisch be- 
kannte Lotosverzierung; die Kriegerreihen auf ihnen gleichen 
ganz denen der ältesten gemalten Balsamarien, welche nicht 
nur dieselbe Form wie die ägyptischen haben, sondern aus 
einem Albaster gefertigt sind,, als dessen Vaterland wir nur 
Indien, Syrien und einige andere Theile Asiens kennen. Um 
auch den letzten Zweifel zu beseitigen, tragen vier davon hiero- 
glyphische Aufschriften (s. die Abbildung und Nachweise bei 
Abeken, Mittelitalien S. 270). Auch die sogenannten Feld- 
flaschen in den Kriegergräbern von Vulci haben ägyptische 
Form und tragen auf dem Rücken zusammengereihte kleine 
Phthahbilder mit Hieroglyphen, am Rande ebenfalls ein, wenn 
auch wohl nur nachgemachtes hieroglyphisches Zeichen (vgl. 
Micali tav. XL VI. 9. CXVIII. 3 und Bulletino delP Inst. 1839. 
p. 73). Dasselbe Grab der Poledrara in Vulci. enthielt nebst 
den Strausseneiern eine solche Flasche aus Smalt und zwei ächt- 
ägyptische Götzenbilder von gebrannter Erde (Bullet, a. ti. 0.). 
Indische Smaragde kommen häufig vor. Man wird nicht um- 
hin können, lebhafte Handelsverbindungen, welche den Etrus- 
kem die Erzeugnisse des Orients, besonders Phöniziens und 
Aegyptens zugänglich niachten, anzunehmen und diese Annahme 
erhält die voUgiltijgste Bestätigung durch eine Menge besonders 
in Cäre gefundener Schmucksachen und Geräthe rein ägypti- 
schen Charakters, rücksichtlich deren Raoul-Rochette schon 
1834 die Darstellungen vögelwürgender Frauen betonte. — 
Aber kein Zeugniss der Alten unterrichtet uns von solchen Be- 
ziehungen der Etrusker zu dem Orient, obwohl sie Jahrhunderte 
lang bestanden haben müssen, damit in so zahlreichen Gräbern 
hochalterthümlichen und jüngeren Charakters eine solche Fülle 
von Gegenständen, die aus dem Orient eingeführt waren, nie- 
dergelegt werden konnten. Und nun die historischen Nachrich- 
ten selbst! Cäre, die zuerst von den Griechen in Italien ge- 
nannte Stadt (Herod. I. 167), müsste nach den Zeugnissen der 
Alten als pelasgische Niederlassung gelten. Die Gräberfunde 
aber bestätigen, was die Sprachforschung lehrt, dass der Ort 
eine phönizische Colonie war; ihr ältester Name Agylla bedeutet 
phönizisch „Rundstadt^. So wenig Sicherheit gewähren in 



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in. Die Sprache der Funde. 17 

solehen Fragen die Nachrichten der Alten, welche nicht von 
unterrichteten und vorurtheilslosen Zeitgenossen herrühren. 



III. Die Sprache der Funde. 

In Erwägung der eben angeführten Thatsachen wird man, 
meine ich,"" sich gegen die auf Gräberfunden beruhende An- 
nahme eines Tauschhandels mit etruskischen Industrieerzeug- 
nissen nach dem Norden nicht mehr aus dem Grunde ablehnend 
verhalten dürfen, weil uns keinerlei literarische Zeugnisse dafür 
au# dem Alterthume erhalten seien. Die Sprache jener Funde 
ist laut und vernehmlich genug für den, der sie hören will. 
Für einzelne derselben war man von vorn herein nicht zweifel- 
haft. Die Vase von Grächwyl, das Junobild von Chur, den 
Spiegel von Avenches erklärte bereits Albert Jahn (s. Anbang 
unter Grächwyl u. s. w.) 1853 für etruskisch; mit ihm Eduard 
Gerhard, der auch, unbeirrt durch die abweichende Technik, 
dem Schwwrzenbacher Goldschmuck 1854 mit Sicherheit gleichen 
Ursprung zuschrieb. Für die Mehrzahl der übrigen Funde 
gewann die gleiche Ansicht erst allmälig Boden und noch wer- 
den von Manchen alle , von Vielen einzelne derselben angefoch- 
ten. Aber grade auf Grund weitester Umschau erkannten den 
etruskischen Character der reichen Bronzefunde der österreichi- 
schen Lande Ed. v. Sacken und Friedrich Kenner an, denen 
für die aus mehr als tausend Gräbern bei Hallstatt gehobenen 
Gegenstände auch Morlot, „quelques remarques sur Hallstatt^ 
(in Mortillet's Mat6riaux p. s. k l'hist. etc.) zustimmte. Für 
.die Schweizer BronzewaflFen weist v. Bonstetten, wenn auch 
mehr Griechen als Etrusker in's Auge fassend, auf südlichen 
Ursprung hin (second Supplement au recueil d'antiquites Suisses, 
Lausanne 1867); F. Keller, H. Meyer, A. Quiquerezs u. A. nehmen 
directen Handel mit Etrurien an. Für den eigentlichen Norden 
schliesst sich der Richtung der Genannten C. F. Wiberg an : „Der 
Einfluss der klassischen Volker auf den Norden durch den Handels- 
verkehr.*' A. d. Schwedischen übers, v. J. Mestorf. Hamburg 1867, 
und Abh. „üb. d. Einfl. der Etrusker und Griechen auf die Bronze- 
kultur* übers, v. J. Mestorf im Archiv f. Anthropologie IV. 
(1870) S. 11 — 37. Für das gesammte Gebiet aber immer ein- 
gehender, inmier überzeugender mit Wort und Zeichnung die 
XJebereinstimmung transalpinischer Funde der s. g. Bronzezeit 
mit etruskischen Gräberfunden nachgewiesen zu haben ist Lin- 

Genthe, etrusk. Tauschhandel. 2 r^ i 

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^8 III- I^ie Sprache der Funde. 

denschmit^s grosses und bleibendes Verdienst und das seines 
monumentalen Werkes ^die Alterthümer unserer heidnischen 
Vorzeit^ (Mainz 1858-1873. Bd.I. U. TU. 1.2). Ueberblicken 
wir nun die wichtigsten Funde mit Rücksicht auf die Sicherheit 
ihres etruskischen Gharacters und Ursprungs, so fand man 

Inschriften etruskische Münzen in der Schweiz bei Colombey, Port-Valais, 
^gg®" Kulm und am grossen St. Bernhard, in Prankreich bei Jon- 
qui^res an der Yaucluse; Bronzcgefasse mit etruskischen In- 
schriften in Tirol im Val di Cembra, bei Kaltem und Matray ; 
bei Negau in Steiermark zwei Helme mit etruskischer Inschrift ; 
und selbst ein in der Wallachei gefundenes schlangenförmiges 
Halsband von massivem Golde entbehrte nicht eines solchen 
Zeugnisses seiner Herkunft. Gegen diese Ursprungszeugnisse 
haben selbst die eifrigsten Vertheidiger transalpinischer Bronze- 
kultur nichts zu erinnern gehabt. Merkwürdig genug ist in 
gleicher Weise gegen die etruskische Herkunft einiger Bildwerke 
kein Einspruch erhoben; das Junobild von Chur (Graubünden) 
und der Metallspiegel von Avenches (Waadt) haben zwar ver- 
schiedene Deutung erfahren , aber dass sie etruskisch seien, 
daran hat Niemand gezweifelt. (Vgl. Albert Jahn, etruskische 
Alterthümer in der Schweiz, 1853). Zweifel wurden nur erho- 
ben gegen WaflFen und Geräthe des alltaglichen Lebens, gleich- 
sam als ob die Etrusker als Vorfahren der heutigen italienischen 
Gipsfigurenhändler nur mit kleinen plastischen Kunstwerken 
über die Alpen gezogen wären und gerade dafür Absatz bei den 
Barbarenvölkern der Alpenländer gefunden hätten. Und doch 
tragen grade von Gebrauchsgegenständen sehr viele den un- 
verkennbaren Stempel etruskischer Herkunft an sich, so dass 
es für das Bestimmen derselben nicht erst einer etruskischen 
Inschrift auf ihnen bedarf. Bilden doch auch unter den Ergeb- 
nissen der umfassenden Ausgrabungen der etruskischen Necro- 
polen Stücke mit Inschriften nicht die Regel, sondern beach- 
tenswerthe Ausnahmen, so dass es von vorn herein als wahr- 
scheinlich zu betrachten wafj^ dass hüben wie drüben der Min- 
derzahl mit Inschriften versehener Gefässe und Geräthschaften 
in der Menge inschriftloser, aber in Form und Verzierung 
gleicher oder verwandter Fundstücke echte etruskische Fabri- 
kate zur Seite stehen würden. In der That erweisen sich bei 

Arohäoio- näherer Betrachtung nicht wenige dieser Gegenstände als Er- 
lofftache Pa- zeugnisse derselben Technik, ja derselben Fabriken. Dem bron- 

ra een. ^^^^^^ Inschriftengefass aus Val di Cembra stellen sich ganz 
ähnliche, aber inschriftlose aus der Gegend von Este (Cavedoni, 

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III. Die Sprache der Funde. 19 

mnseo Estense del Catajo p. 48 ff. annali dell' Instit. archeol. 
1842. p. 71. tav. G. Nr. 5), von Hallstatt im Salzkammergut 
(Th. Mommsen, nordetrusk. Alphabete S. 208. Taf. I.), an- 
deren Hallstättern die von Grauholz (Bern), Anet oder Ins, 
ZoUikon (s. d. Pundregister) zur Seite. Für den in Deutschland 
allein dastehenden stilvollen Bronzeeimer von Wald -Algesheim 
sind Seitenstücke bis jetzt nur aus dem Museum zu Kopenhagen 
und zu Savona (Etrurien) nachgewiesen (s. unten). Mit den bei- 
den Inschriftenhelmen wurden bei Negau siebzehn andere von 
ganz gleicher Arbeit gefunden. Erzkessel von den kolossalen 
Verhältnissen der Hallstätter sind anderweitig bis jetzt nur be- 
kannt aus Gräberfunden von Cerveteri, Bomarzo und Vulci. 
Der kostliche Dreifuss von Dürkheim glich so sehr einem in 
Vulci ausgegrabenen (Museo Gregoriano tav. 56), dass es mög- 
lich wäre die an dem letzteren fehlenden Theile nach dem er- 
steren zu restauriren. Das schöne Bronzeschwert aus dem 
Kriegergrabe von Vaudrevanges (Lothringen) zeigt eine Art des 
Griffes, welche ganz der einer in Italien gefundenen Gussform 
(bei Lindenschmit A. d. h. V. 1. Taf. ü. Nr. 10—12) verwandt 
ist. Der mit Bernstein ausgelegte Elfenbeingriff eines Hall- 
stätter Schwertes hat ein Seitenstück in einem vejentischen 
Dolche. (Discovery of sepulcral remains at Veji and Praeneste, 
by P. R. Garucci. Translated by W. M. Wylie Lond. 1867). 
Im Marne -Gebiet gefundene Grabalterthümer (Schwert, Lanze 
und Fibel) stimmen augenfällig mit gleichen Eundstücken von 
Marzabotto (Mortillet in der Revue arch6ol. XXII. (1870). p. 288 ff. 
und Taf. 22). In Steiermark, in der Schweiz, im Salzkammer- 
gut, im Würtembergischen und Sigmaringen'schen ausgegrabene 
getriebene Gürtelbleche zeigen dieselben Stempel und Orna- 
mente' wie Thongefässe und Metallgeräthe aus der Umgegend 
von Bologna. Fibeln, Hals- und Armringe, "Klapperbleche, 
Haarnadeln transalpinischer Gräberfunde stimmen in über- 
raschendster Weise mit in Etrurien selbst aufgedeckten überein. 
Ja selbst die vielbesprochenen "ehernen Kesselwagen, welche 
man so gern als unzweifelhafte Erzeugnisse barbarischer Erz- | 
arbeit betrachtete, haben in etruskischen Gräbern (vgl. z. B. | 
oben S. 12) ihre Parallelen gefunden und den Wagen von [ 
Frankfurt a/0. , Peckatel, Oberkehle, Tstadt und Szasvaros | 
stehen als völlig gleichartig zur Seite die in Vulci, Lucera, t 
Cervetri u. a. w. gefundenen (vgl. on the discovery of sepulcral ^ 
remains at Veji and Praeneste, by P. ß. Garucci. Transl. by 
W. M. Wylie , pl. IV. und „notes accompanying eight plafes * 

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20 ni. Die Sprache der Fnnde. 

of antiquities comprising bronze and other Ornaments from 
Praeneste, Ostia and Albano and two archaic bronze cars, com- 
munieated to the society of antiquaries by W. M. Wylie. Lon- 
don 1870." Wiberg, Einfluss der klassischen Völker etc. S. 22 
und „über den Einfluss der Etrusker und Griechen auf die 
Bronzekultur" im Archiv, für Anthropol. IV. (1870. S. 20). — 
Den Rasiermessern, welche 1855 neben Bronzegegenständen 
mit etruskischen Inschriften in den Gräbern von Kaltem (Sud- 
Tirol) gefunden wurden, ganz gleiche ergaben Gräber an der 
Ostsee und bei Bologna (v. Gozzadini, di un sepolcrcto Etrusco 
scoperto presso Bologna 1863. tav. VI. 10. 16). Das auf vielen 
derselben angebrachte Schiffsornament erscheint in gleicher 
Weise auf einem am rechten Addaufer bei Trevisio gfundenen 
Grabstein mit doppelseitiger etruskischer Inschrift (Planta im 
Anzeig. f. Schweiz. Alterth. IV. 1871. 8. 301). — Ein bei Lü- 
neburg gefundenes flaches Bronzebecken mit Greifenköpfen 
neben und zwischen den Henkelringen bietet eine höchst merk- 
würdige Parallele zu einem Gefässe aus einem cäritanischen 
^ Grabe (Lindenschmit , A. d. h. V. 11. 3. Taf. V. Nr. 1. — Der 
1867 bei Halland (Schweden) gefundene Erzschild hat am Rande 
eine Reihe von Schwimmvögeln, für die es kein augenfälligeres 
Seitenstück geben kann als die Verzierungen flacher Erzbecken 
aus Gräbern von Hajlstadt und Villanova und des Goldbeschla- 
ges einer Panzerplatte in einem 1870 zu Cäre (Cometo) gefun- 
denen Kriegergrabe (Berliner Kunstblatt 1870. Mai). 

Es ist unnöthig diese Belege hier zu vermehren. Ich 
kann dieselben vielmehr in den Anhang dieser Abhandlung ver- 
weisen, welcher eine Uebersicht der bisher diesseits der Alpen 
gemachten Funde etruskischer Alterthümer geben soll. Um die 
blosse Thatsache, dass etruskische ludustrieerzeugnisse über 
die Alpenländer hinaus nach dem Norden gelangt seien, zu 
beweisen, reicht schon das Wenige, was eben angeführt ist, 
vollkommen aus. Lohnender als ein blosses Häufen der Be- 
weise dafür, so interessant und wichtig sie sind, wird es sein 
den Wegen nachzugehen, auf denen sich diesa Thatsache voll- 
zogen hat. Betrachten wir zu diesem Zwecke zunächst die 
aus diesen Funden erkennbaren Gegenstände des in Rede 
stehenden Handels. 



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21 



tV. Die Gegenstände der Einfuhr. 



Die hervorragendste Stelle in den betreffenden Gräber- 
funde nimmt unstreitig Hausrath ein, dann folgt Schmuck, dann 
Kriegsgeräth. In dieser überwiegenden Verbreitung von Gegen- 
ständen wirthschaftlichen Gebrauchs und friedlichen Schmuckes 
nicht nur in weitester Peripherie, sondern in gewisser Gleich- 
mässigkeit über einzelne bestimmte Landstriche liegt ein weiterer 
Beweis für das lange Bestehen uralter Handelsbeziehungen der 
transalpinischen Völkerschaften zu den bis in die Alpen vor- 
dringenden etruskischen Händlern. Denn einzelne Kriegszüge 
so wenig wie vorübergehende Handelsbeziehungen hätten grade 
solche Gegenstände und in solcher Weise verbreiten können. 
Das konnte nur ein lange Zeit bestehender lebhafter Handel, 
der es dem Einzelnen möglich machte zu erwerben , was ihn 
reizte , was er brauchte oder zu brauclien lernte. Mustern wir 
nun die Gegenstände selbst. 

I. Hausrath. 

1. Eimer, a. aus einem Stück dünnen gerippten Erzbleches ^^™«^- 
cylinderfSmig zusammengebogen und genietet. Der Boden ist 
durch Umschlagen des unteren Gefässrandes fest gehalten. 
Die Oehre zum Einhängen des Tragreifen sind nicht angegossen, 
sondern angenietet. Nach den Nachweisen von E. v. Sacken, 
d. Grabfeld von Hallstatt, fand man solche Gefasse in den Grä- 
bern von Cumae, Monteveglio und Nocera , und zwar am letzt- 
genannten Orte mit Lekythen archaischen Stiles mit schwarzen 
Figuren. Von Hallstatt selbst beschreibt v. S. sechs Stück. Vgl. 
Taf. XXn. 1. u. 2. Man kennt deren weitere sechs aus han- 
noverschen Gräberfunden (Lindenschmit A. d. h. V. II. 3. Tf. V. 
7. u. 8.) von Mainz (ebda.); von Eygelbilsen (Schuermans, objets 
etrusques decouvertes en Belgique. Bruxelles 1872.) und zwar 
in einem den von Zerff und Nienburg bis auf etwas andere 
Form der Henkelbeöchläge durchaus gleichartigen , sogar in der 
Zahl der Rippen übereinstimmenden Exemplare ; von Gommeville 
(Cote d'Or). Der Eimer von Grauholz (Bern. vgl. Bonstetten 
antiq. Suisses. Supplem. Tf. XV.) bildet in so fern eine Varie- 
tät, als er nicht Bügelhenkel wie die bisher erwähnten hat, son- 
dern etwa zwei Drittel seiner Höhe vom Boden eine schräg auf- 
wärts stehende Handhabe auf jeder Seite; vier Niete halten eine 
jede. Die gleiche Beschaffenheit zeigt ein bei Marzabotto ge- 
fundener (vgl. Alex. Bertrand, seaux ou cistes en bronze a cotes 



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22 IV. Gegenstände der Einfohr. 

in der Revue archeol. 1873 Juin. p. 361—372.) Noch etwas höher 
sitzen diese Handhaben an dem interessanten Eimer aus dem 
Hallstatter Grabe Nr. 299 , welcher sich durch weniger, aber 
breitere Rippen auszeichnet, zwischen denen von Doppellinien 
eingeschlossene aus Punkten- gebildete Zickzackornamenta in 
vier Feldern sich gegenüberstehen , während den oberen und 
unteren Rand ein aufgenieteter Streifen mit phantastischen 
Schwimmvögeln und concentrischen Kreisen ziert. Die Art der 
Handhabenbefestigung mit je sechs Nieten, die geringere Zahl, 
aber grössere Breite der Rippen, die in breiten Streifen einge- 
. schlagenen Punkte haben unlängst ein ausgezeichnetes Seiten- 
stück aus Magny-Lambert (C6te-d'0r) erhalten, welches ausserdem 
die Besonderheit zeigt, dass in die Handhaben Ringe und drei- 
eckige Gehäng - und Rasselstücke eingehängt sind. (Revue 
archeol. 1873. pl. XTT.) Von solchen Verzierungen mit vertieften 
Punkten zeigen von den norddeutschen Eimern einige Anfänge; 
bei dem einen ist das Feld zwischen den obersten beiden Rip- 
pen mit je zwei Punktlinien und dazwischen eich scherenartig 
kreuzenden Reihen verziert, bei einem anderen jedes Feld mit 
einer einfachen Punktreihe. Eine Verzierung des Bodenbleches 
und zwar mit concentrischen Kreisen habe ich bisher nur an 
den Gefassen von Panstorf und Eygelbilsen bemerkt. 
Tragkessel. fc, g. g. Kesscleimer oder Tragkessel, meist aus vier 

Stücken dünnen (oft kaum 1 Mm.) Bronzebleches zusammengenietet, 
von einfacher aber gefälliger Form. Vom Bodenbleche erheben 
sich die Gefässwände gradlinig oder in leicht geschwungenem 
Profile weiter werdend bis zu einer scharf abgesetzten Auslad- 
ung, um von da sich wieder verengend mit schmalem, scharf 
eingezogenem Rande zu enden. Die häufiger am Rande 
als am Körper des Gefässes befestigten Henkel bestehen aus 
massiven runden Stäben oder aus breiten Blechstreifen, die an 
ihren Enden mit je zwei oder drei Nieten befestigt sind, und 
theils allein, theils durch eingehängte Tragringe ihrem Zwecke 
entsprachen. Die Köpfe der Niete sind flach und kreisrund. 
Der Rand ist oft durch einen eingelegten Bronzedraht verstärkt, 
um dem ausserordentlich dünnen und elastischen Bleche mehr 
Festigkeit zu geben. Einige haben etruskischen Inschriften am 
y Rftnde (Negau in Steiermark), andere am Boden, noch andere an 
den Henkelbügeln ; bisweilen finden sich auch nur einzelne Schrift- 
zeichen oder Marken. — Diese ausserordentlich weit verbreitete 
Gefassart findet sich in den ital. Gräbern meistens mit Knochen- 
resten und Leichenbrand gefüllt, so dass man ihnen eine ausschliess- 



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rV. Gegenstände der Einfahr. 23 

lieh sepulcrale Verwendung zuzuschreiben geneigt gewesen ist. 
Gewiss mit Unrecht. Als vielgebrauchtes Hausgeräth vielmehr 
wanderten sie als Beigabe auch in die Behausung der Todten. 
Deshalb fanden sich bei Hallstatt aut^h einige bei unverbrannten 
Leichnamen; Gebeine und Leichenbrand wurde dort überhaupt 
in keinem solchen Eimer, sondern nur in der Nähe davon gefun- 
den. Graf Conestabile hat sie auf dem archäologischen Congress 
zu Bologna als transpadanisches Fabrikat bezeichnet, Graf Goz- 
zadini dagegen als circumpadanisches. Ich vermuthe, dass sie 
auch im südlichen Etrurien allgemein verbreitet und nur wegen 
der leichten Zertörbarkeit (oft deutet nur noch der Henkel auf , 
ihre ehemalige Anwesenheit in der Graberde) und des Mangels 
an jeglichem Kunstwerthe bisher dort nicht beachtet worden sind. 
Bei Hallstatt kamen an hundert (also auf jedes zehnte Grab 
eines) zum Vorschein, zwar an Grösse (28—54 Cm. Hohe, 21—45 
Cm. Weite) und Sorgfalt verschieden, aber alle von übereinstim- 
mender Technik. Fr. Simony, d. Altert h. v. Hallstätter Salzberg 
S. 7 bezeugt ausdrücklich, dass sie in Beziehung auf Festigkeit 
und VoUkommenJieit der Arbeit den Erzeugnissen unserer Kupfer-' 
schmiede nicht im geringsten nachstehen. In manchen Gräbern 
waren zwei ; so in einem der zuerst entdeckten ein kleinerer (ab- 
geb. bei Gaisberger, die Gräber b. Hallst. Linz 1848. S. 13. Taf. 
IX. 4.) von 29 Cm. Höhe und 21 Cm. grösster oberer Weite, der 
eine frappante Aehnlichkeit mit einem bei Russikon (Zürich) ge- 
fundenen hat (Mittheil. d. antiq. Gesellsch. in Zürich L S. 34 
Taf. n. 7.) und ein grösserer von mehr bauchiger Form. In 
der Schweiz sind sie besonders im Gebiete des Cantons Zürich 
vertreten (S. das Fundregister im Anhang und die Nachweisse 
von Fr. Keller in den Mitth. d. antiq. Ges. in Zürich HL. 5. 
S. 86.) Anderweitige Funde sind bekannt aus Steiermark (Alter- 
thümer in Saggauthale von E. Pratobevera i. d. Mitth. d. hist. 
Ver. f. Steierm. VH. 1857); aus Ungarn von der PusztaSt. Gyorgy 
(v. Sacken, Grabf. v. Hallstatt, S. 97 f.), aus Schleswig von 
von dem Gräberfunde bei Siem (Lindenschmit, A. d. h. V. HI. 
1. Tf. IX. Nr. 1.) und zwar mit Rad- und Vogelornamenten, 
ja selbst aus Irland (s. Lindenschmit a; a. 0). Die Homogeni- 
tat der im Museum zu Dublin aus irischen Gräberfunden aufbe- 
wahrten glatten und gerippten Eimer, mit den eben angeführten 
Gefassen aus Oberitalien, dem Sälzkammergut , der Schweiz 
und Frankreich (Museum St. Germain) erkennt Alex. Bertrand 
(Revue archeol. 1873. S. 371) an. 

c. Eine bisher in Deutschland einzig dastehende Varietät 

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24 IV. Gegenstände der Einfahr. 

bildet der überaus schone Eimer von Wald-Algesheim von dem 
E. aus'm Weerth (der Grabfund von Wald- Algesheim, Bonn 1870. 
S. 16.) mit Recht sagt , dass er durch seine geschmackvolle Form 
und stilvoll gehaltenen Verzierungen der hervorragendste Theil 
des Geräthes sei (s. die Abbildung a. a. 0. Taf. lU. und 
Lindenschmit, A. d. h. V. HI. 1. Taf. 1.) Die Hohe beträgt 
von Rand zu Rand 20. Cm. , die grösste Weite 17 V2 C«»« Die 
beweglichen vierkantigen (massiven) Henkel legen sich, Yrenn 
sie nicht in die Höhe gehalten werden, als Rand auf. Der 
flache Fuss war durch Anlöthung mit dem Gefasso verbunden. 
Die Verzierungen in zarter ciselierter Arbeit bestehen in einem 
eierstabähnlichen Randornament, welches beim Henkelansatz 
nach unten in eine Palmette , nach oben in ein Arabesken- 
stfick (das 2 Cm. über den Rand sich erhebt) übergeht. — Ein 
vollkommen gleichartiges Exemplar hat Lindenschmit aus dem 
Museum zu Kopenhagen nachgewiesen; von einem ähnlichen 
aus Savona (Etrurien) erhielt E. aus'm Weerth durch W. Heibig 
Kunde (s. a. a. 0. S. 16. Anm. 5.) 
Amphoren 2. Amphoren oder Vasen. Auch diese stilvollen Q^- 

und Vasen. ^^^^ ^j^^ treffliche Vertreter etruskischer Kunst. Sie sind zum 
Theil von beträchtlicher Grosse. Der eigentliche Körper des 
Geßisses ist aus Erz getrieben und ist unten entweder flach 
oder eiförmig gerundet, um auf einen Untersatz gestellt zu wer- 
den. Gewöhnlich ist auch nur der obere Theil mit umlaufenden 
Ornamenten versehen. Die Hauptzierde der Gefasse bilden 
stets die gegossenen und ciselierten Henkel und Henkelansätze 
mit Menschen- und Thierfiguren. — Das alterthümliohste der- 
artige Gefäss ist die berühmte Vase von Grächwyl (Bern), welche 
in ihrer gesammten Stilisierung und in der weiblichen Figur, 
den Löwen, Hasen und bärtigen Schlangen noch ganz asiati- 
schen Kunstcharacter zeigt (s. die nähere Beschreibung im Fund- 
register). Besser erhalten war die zur Aufiiahme der Leichen- 
reste verwendete Amphora von Schwarzenbach. Auch der Deckel 
dazu war wohl erhalten wie bei der 57 Cm. hohen schönen 
Vase von Ottweiler, deren Henkelenden mit Silenfiguren ver- 
ziert sind, während weiter oben zusammengekauerte Windhunde 
angebracht sind. Die Vase von Dürkheim gehörte zu dem 
prachtvollen Dreifusse, dessen oben schon Erwähnung gethan 
ward und erwies sich ebenso wie dieser als einem volcentischen 
Geräth völlig homogen. — Der bei Borsdorf (Hessen) gefun- 
dene Henkel mit zwei sich gegeneinander stemmenden Ringen 
scheint ebenfalls einer Amphora angehört zu haben. 



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IV. Gegenstände der Einfahr. 25 

3. Kannen von getriebenem Erze, mit charaoteristisch Kannen. 
langem schräg emporragenden Ausguss , der in der Regel oflFen, 
selten röhrenförmig gechlossen ist. Die meisten sind am Halse 
mit Gravierung oder Ornamentstreifen in Tremolierstich verziert; 
der massiv gegossene Henkel endigt unten stets in eine stili- 
sierte Palmette, in dem oberen Theile oft in eine Gruppe von 
Panthern oder Löwen. Die allgemeine Form der Gefässe ist 
ganz gleichartig. — Besonders reich an diesen bemerkenswer- 
then Gerathen sind die Rheinlande , aus denen bis jetzt 
einige zwanzig Stücke bekannt geworden sind. Hervorhebung 
verdienen die Kannen von Remmesweiler (Bhkenfeld) und Weiss- 
kirchen (ca. 37 Cm. hoch, 28 Cm. weit), von denen der Henkel 
der letzteren zwei sitzende Panther mit erhobenen Vordertatzen 
trägt, unten aber in einen Löwen endet , der zwei Hirschkühe 
erfasst (Lindenschmit , A. d. h. V. I. 2. Taf. III. 1.); ferner 
Armsheim (Rheinhessen), Wiesbaden, Mettlach, Ottweiler, Otzen- 
hausen, St. Qoar, Hermeskeil, Besseringen, und Wald- Algesheim, 
letztere namentlich bemerkenswerth wegen des 11 Cm. langen 
röhrenförmigen Ausgusses, des zum Aufklappen bestimmten De- 
ckels (die dafür bestimmte Oese ist noch erhalten), der Befestigung 
des gegossenen Fusses , Randes und Henkels durch Niete am 
Q^fasskörper und der Herstellung dieses durch Aufeinander- 
setzen und innen Verlöthen von zwei ausserdem durch starke 
Dornen verbundenen Hälften (aus'm Werth a. a. 0. S. 17.). — 
Die Identität mit Kannen aus etruskischen Gräbern ist festge- 
stellt. Vgl. Museo Gregor. Taf. VI. f. und Gozzadini, di una antica 
necropoli Taf. XV. 5, XVI 2. 4. 5. Im Louvre sah Lindenschmit 
viele solche Kannen, aber fasf ohne alle näheren Angaben; je- 
doch an einer stand die Herkunft aus dem Departement Puy 
de Ddme, (Gebiet des oberen AUier). Auch aus dem Gebiet 
der Marne und Maas (Geldern) ist neuerdings eine solche laug- 
schnäblige Bronzekanne bekannt geworden. 

4. Becken und schüsselähnliche Gefässe aus Erz Becken und 
getrieben, flach, zum Theil mit verziertem breiten Rande und ^chüsgein. 
Henkelbeschlage. Ihre Verbreitung ist nur mangelhaft festzustel- 
len , da die unansehnlichen Trümmer derselben wenig beachtet 
sind. Für das Rheinland z. B. ist es sicher, dass namentlich Rand- 
stücke solcher Schlüsseln zu allen Zeiten gefunden aber wenig 
beachtet sind. Aus Hallstatt und aus dem Lüneburgischen sind 
gute Exemplare bekannt. ImHallstätter Grabfelde wurden bis 1851 
zwei Stücke gefunden, jedes mit einem grösseren und kleineren 
Bronzeeimer (Nr. 1 b.) nebst einer grossen Anzahl irdener Scher- 

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26 IV. Gegenstände der Einfuhr. 

ben. Beide sind in Form und Grösse ganz gleich, in der Orna- 
mentik sehr ähnlich. Sie messen 31 Cm. Breite incl., 23 Cm. 
excl. Rand, und 34 Mm. Tiefe incl. des 4 Mm. heraustretenden Mit- 
telstückes des Bodens. Die eine (Simony, Taf. VII 3.) ist innen ganz 
glatt, aber der breite Rand ist mit vier Reihen kleiner getriebener 
Buckel verziert, zwischen denen ein Streifen von je zwei phantasti- 
schen Schwimmvögeln mit hohem Zackenkamm und ein concentri- 
sches Ornament mit grossem Centrumbuckel und zwölf Strahlen um- 
laufen. (Ganz dasselbe Ornament zeigt ein ebenda gefundenes 
Gürtelblechstück bei Troyon, habitation lacustres pl. XVII. 28.) 
Auf dem anderen ist dieselbe Vogelgostalt die Hauptzierde; nur 
ist hier der Schnabel weit aufgerissen und der Kopf ohne den 
Eamm. Auch der Strahlenkreis zwischen je zwei Vogelpaaren 
fehlt. Dafür hat das Gefass eine Art Handhabe, welche aus drei 
verschieden grossen kettenförmig aneinander hängenden Ring- 
gliedern besteht. — Bei Armsheim (Rheinhessen) fand man zwei 
solcher Becken nebst einer Erzkanne, ehernen Nabenbeschlägen 
und zwei eisernen, Radreifen in einem Grabe; das eine hat reich 
verzierte Henkel , das andere eingravierte Ornamente von laufen- 
den Voluten. fLindenschmit A. d. h. V. IH. 1 S. 11.) — Eine 
höchst interessante Varietät ergab ein Grabhügel im Lüneburgi- 
schen ; das Becken hat einen beweglichen Henkel, desen Oesen- 
ringe an einer dazu angebrachten Leiste befestigt sind. Die neben 
und zwischen den Henkelringen angebrachten Greifenköpfe erin- 
nern nicht nur im Allgemeinen an specifisch altetruskische Orna- 
mente, sondern ganz besonders an ein cäritanisches GrabgefSss 
und an das von Herodot IV. 152 erwähnte Weihgeschenk der 
Samier für eine Tartessosfahrt. *(Lindenschmit, A. d. h. V. 11. 
3. Taf. V. 1. und Beilage.) 
schaicD. 5- Schalen, aus Erz getrieben, klein, leicht, zierlich pro- 

filiert, mit aufgenietetem Blechhenkel, theils glatt, theils mit 
Buckelreihen verziert (Hallstatt, Mainz, Roitsch, Dahmen). Das 
Gefäss von Dahmen (Mecklenburg) ist mit einer Reihe Buckeln 
ornamentiert (vgl. die s. g. Flasche von Cosa.) Der Henkel ist mit 
gravierten Linien verziert. (Lindenschmit, A. d. h. V. H. 3. Taf. 
V. 2.) Aehnliche jedoch ohne Verzierungen wurden bei Mainz 
(a. a. 0. Taf. V. 3.) und bei Torgau gefunden. Auch bei Wor- 
saae, N. 0. 282 ist eine solche gehenkelte Schale von 15 Cm. 
Dchm. und c. 4 Cm. Tiefe abgebildet. 
Näpfe. 6. Näpfe, ohne Henkel und meistens ohne Verzierungen, 

von einfacher, aber geschmackvoller Form. Bei Augsburg wur- 
den dergleichen sieben der Grösse nach ineinander gesetzt ge* 



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Googk 



Verschie- 
dene Ge- 



rV. Gegenstände der Einfahr. 27 

funden, in der Jtfachbarschaft bei Klosterholzen neunzehn, bei 
Kreuznach neun. Bei letzeren läuft um den oberen Rand ein 
Streifen mit Zickzackornament (Lindenschmit, A. d. h. V. II. 
3. Taf. V. 5. 6.) 

7. Ge fasse, (Schöpfer, etc.) verschiedener Construction, 
meist aus einer Anzahl Stücken Erzblechcs hergestellt und mit fasse. 
Reihen konischer Nieten verbunden. — Die Verwendung der- 
artiger Niete ist an Krateren, Schalen und Becken gut etruski- 
scher Arbeit aus den Gräbern von Gerveteri, Praeneste, Bomarzo 
und Vulci zur Genüge beobachtet, (vgl. Museo Gregor. Tav. VI. 
Annali delP Inst. arch. 1866 XXXVIII.) Desgleichen hat sie 
Lindenschmit an vielen schönen Erzgefässen von Hallstatt (vgl. 
V. Sacken Taf 22 und 23), an der Vase des Judenburger Wa- 
gens, an einem in Mecklenburg gefundenen Erzgefässe (Frid.- 
Francisceum Taf. XII. 2.) und an der Erzvase von Rönning nach- 
gewiesen. — Von den hierher gehörigen Gefässen hebe ich beson- 
ders hervor das schöne gearbeitete Hallstätter, welches in einem 
grossen Bronzeeimer gefunden wurde, also wahrscheinlich, wofür 
auch der schwanenhalsartige gebogene lange GrijBF spricht , als 
Schöpfgefass gedient hatte. Dasselbe ist kasseroll- oder thee- 
kesselähnlich geformt, (77 Mm. hoch, 10 Cm. in seiner Bauchung, 
4 Cm. in seiner oberen Oeffnung weit) , und ist aus sechs Stü- 
cken zusammengesetzt, deren Verbindungen durch drei Wulst- 
nähte und zwei Buckelnietreihen zugleich eine geschmackvolle 
Verzierung geben. Der aus starkem Bronzeblech gebogene Hen- 
kel hat einen Kreuzgriff und ist bis unter den Boden hin mit 
Nieten befestigt. (Simony, Taf. VII 1.). 

•8. Hängeurnen, oder Hängebecken aus Erz getrie- 
ben, vielleicht auch gegossen, theils massig am Boden gewölbt, 
theils spitz zulaufend. Die Aussenseite ist meistens reich ver- 
ziert, am reichsten die des Bodens. — Das merkwürdigste die- 
ser Gefässe, rücksichtlich deren noch manches genauer beobachtet 
und durch vergleichende Forschung festgestellt werden muss, 
kam bei Roga '(Mecklenburg-Strehtz) in einem Moore zu Tage; 
es zeigt Verzierungen in Relief, Querstriche, Drachenornamente ; 
am unteren Ende fünf gewundene Schlangen mit einem Kamme 
auf dem Kopfe. Die Höhe des Gefässes beträgt 12 Cm. , der 
grosste Durchmesser 22 72 Cm. — Dem in Mecklenburg bei Ba- 
sedow gefundenen und mit concentrischen Kreisen und Perl- 
bändern verzierten Becken sehr ähnlich ist das bei Neustadt 
(Holstein) gefundene, vgl. Lindenschmit, A. d. h. V. H. 9. Tf. I 
3. u. 4. — In der Umgegend von Neu - Brandenburg (Mecklen* 



Häns^eurneo. 



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28 IV. Gegenstände der Binfohr. 

bürg) wurden nach und nach vier ausgegraben. — Dem Gefass 
vonRoga am nächsten steht das nur etwas kleinere von Wesen- 
berg (ebenfalls Mecklenburg) und das von Neilingen (Altmark), 
welches unten am Boden zwölf Schlangen mit hohen Kämtmen 
zeigt. — Auch in Hannover (Westerweihe, Dörmte) und in Däne- 
mark (Leitfaden z. nord. Alt. S. 41) sind solche Gefässe nachge- 
wiesen. Die dort zahlreich vorkommenden Gefässe erscheinen 

a) aus Gold, dünn getrieben, massig gross, mit Reihen 
concentrischer Kreise und Buckeln wie mit Schraffierungen reich 
geschmückt ; 

b) aus Bronze, grösser und stärker, in Form und Verzie- 
rung den Goldgefässen ähnlich; bisweilen noch mit Deckel ver- 
sehen, der durch einen Schieber verschlossen wurde. Besonders 
hervorgehoben zu werden verdient, dass die Hängeurne von 
Bardocz (Siebenbürgen) in ihren Einzelnheiten, besonders die 
Art der Henkelbefestigung durchaus sich den Hallstätter und 
Steyermärker Funden zur Seite stellt, in der kugelsegment- 
artigen Form aber nordischen Gefassen. — Worsaae, Nordiske 
Oldsager giebt Nr. 281 die Abbildung einer Hängeurne, welche 
durchaus in Form und Verzierung der Urne von Roga nahesteht 
und auf gleichen Ursprung hinweist. Sie hat 12 Cm. Höhe und 
24 Gm. grössten Durchmesser. Nr. 283 hat verticale durch 
starke Rippen verzierte Wände, aber ein ganz umboähnlich 
zulaufendes spitzes Untertheil mit reichen Verzierungen (vgl. 
Nr. 283 b). Die Höhe des Ganzen beträgt 78 Mm., die der 
verticalen Wände allein 42 Mm., der Querdurchmesser 15 Cm. 

Messer. 9. Messer verschiedener Form, meist mit etwas ge- 

schweifter und verzierter Klinge; Griff und Klinge oft in einem 
Stück gegossen. (Sehr zahlreich und weit verbreitet). Die 
Schneide ist durch Hämmern und Schleifen hergestellt. Die 
Grösse der im Bieler See gefundenen variirt von 72 — 200 Mm. 
Länge und 8 — 16 Mm. Breite, die bei Worsaae N. 0.163—169 
von 12 — 21 Cm. Länge und 10 — 18 Mm. Breite. Gute Typen 
sind z. B. das mit geschwungenen Linien und dazwischen ge- 
reihten Halbkreisen zerzierte Messer aus dem Züricher See bei 
Troyon, habitations lacustres. Lausanne 1860. PL VHI. 27. 
X. 11 u. 14 vom Steinberg bei Nidau im Bieler See. Von den 
a. a. 0. PI. XI. 1. 2. 3. 5. 6. 7 mitgetheilten aus dem Genfer, 
Neuenburger und Bieler See verdient hervorgehoben zu werden : 
1) die Verstärkung der Klinge durch 1—2 dem Rücken parallele 
Grate bei 1 u. 2, 2) das gereifelte Heft mit daran sich schliessen- 
der glatter Angel bei 2, bei 1) das gereifelte Heft, welches 



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IV. Gegenstände der Einfuhr. 29 

gleich in den GrifiP überführt, der zur Hälfte rund und ebenso 
gereifelt, dann aber flach und durchbrochen ist. Derselbe Ty- 
pus ist bei Worsaae N. 0. 168. 169 und in einem Gräberfund 
in Sachsen vertreten (Bericht an die Mitglieder der deutschen 
Ges. zu Erf. vaterl. Sprache u. Alterthümer in Leipzig. 1828. 
Taf. I. Fig. 15. — Nr. 3 von Morges hat eine ebenso ge- 
schweifte Form wie Nr. 1 , aber statt des GrifiPes eine starke 
und tiefe Dulle für Aufnahme eines Holz- oder Beingriffes, eine 
Form, welche Worsaae nicht kennt. Nr. 5 ist von Pierre-ä-Niton 
bei Genf und zeigt eine kurze geschweiifte Klinge an einem 
ebenso langen verzierten Bronzegriff, der auf beiden Seiten eine 
Vertiefung mit geflammten Rändern zur Aufnahme eines incru- 
stierenden, jetzt verschwundenen Stoffes hat, Nr. 7 ist schlanker 
und stärker geschweift als Nr. 5 und zeigt eine in die Klinge 
hinein sich fortsetzende DüUe, in welcher noch ein Theil des 
Holzschaftes steckt. (Creux de la Tongue, Genfer- See). Nr. 6 
(Morges) ist eine sehr einfache Form mit wulstartig verstärktem 
Rücken, so dass es jedenfalls nur beschränkten Gebrauch ge- 
stattete. Auch dem Typus eiserner Messer a. a. 0. PI. XV. 
Nr. 8 von La Tene (incl. Griff 21 Cm. lang) mit einer läng- 
lichen Durchbrechung des Griffes möchte ich etruskischen Ur- 
sprung zuschreiben, wie überhaupt die zahlreichen Eisengeräthe 
von La Tdne sich allgemein von den in romischen Niederlas- 
sungen gefundenen unterscheiden und treffende Parallelen nur 
in den aus Hügelgräbern der Schweiz gehobenen Funden haben. 
(Troyon p. 191). — Auch in den Hallstätter Funden hat, was 
Waffen und Werkzeuge anlangt, das Eisen bereits die Bronze 
stark verdrängt, aber die Formen derselben mit Modificationen 
beibehalten. Besonders häufig ist in Eisen der von Simony 
Taf. V. 5 abgebildete Typus von Messern vertreten; in Bronze 
ist er selten. Bemerkenswerth ist die kurze Angel 2 Cm. und 
die für die Gesammtlänge von 13 Cm. nach vorne stark ge- 
schwungene Form der Klinge. Auch fanden sich Messer mit 
Bronzegriff. — Für die von Worsaae N. 0. 163 — 169 mitge- 
theilten Messer verdient hervorgehoben zu werden die ganz 
orientalisierende Figur, welche den Griff von Nr. 166 bildet; 
der SchwaU; welcher bei Nr. 167 am oberen Ende der stark 
geschweiften Klinge sitzt; die volutenartig aufgerollten Spiralen 
des Griffes derselben Nummer und die mit vierspeichigem Rade 
abschliessenden Griffe von Nr. 168. 169. 

10. Rasiermesser; denn das und nichts anderes waren Easier- 
die dünnen, aber breiten Klingen mit stark convexer Schneide, ^^^^u 



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30 rV. Gegenst&nde der Einfahr. 

wie man sie so oft findet und die in den Gräbern von Cäre und 
Villanova ebenso auftreten wie in den Pfahlbauten des Garda-, 
Neuenburger und Bieler Sees, in Gräbern von Tirol, an der deut- 
schen Ostseeküste Dänemarks, Schwedens u. s. w. — Viele 
sind bei der Schwäche ihrer Klinge durch Oxydation der Rän- 
der formlos geworden, andere aber,- voUkonmien erhaltene, ge- 
statten uns mit Sicherheit eine Reconstruction der Formen. — 
Wir sehen bei Troyon, habitations lacustres pl. X. Nr. 11 ein 
deformiertes Exemplar, Nr. 13 ein viel besser erhaltenes, an 
welchem ausser einem halbmondförmigen Ausschnitt am Rücken 
für das Einlegen des die Klinge beim Rasieren führenden Zeige- 
fingers noch ein Nietloch sichtbar ist, welches daraufhinweist, 
dass das Messer einen Griff zum Einschlagen hatte, wie wir ihn 
an römischen Rasiermessern zur Genüge kennen. Dagegen ist 
Nr. 7 (ebenfalls wie 11 u. 13 vom Steinberg bei Nidau) offenbar 
bestimmt gewesen ohne Holzgriff gebraucht zu werden, da ein 
weiter Ring die Stelle des Griffes vertritt; der Rücken zeigt 
eine breite kantenähnliche Verzierung und für die Handhabung 
des Messers einen halbmondförmigen Ausschnitt. Das schöne 
Messer bei Worsaae N. 0. 170 hat eine 62 Mm. lange und 
19 Mm. breite mit Zickzackbändem verzierte Klinge; den Griff 
bildet ein verziertes vierspeichiges Rad von 18 Mm. Durchmesser. — 
Eine ganz besondere Varietät bilden die Doppelmesser, wie 
Nr. 8 (ebenfalls vom Steinberg), bei denen zwei halbmondför- 
mige Klingen mit ihren Enden in Eins gehen und an einem Griff 
sitzen, der für das Handtieren und die Fingereinlage zwei grössere 
ovale und zwei kleinere Durchbrechungen, am Ende aber einen 
offenen Ring hat. Ein vollkommen gleiches Exemplar kann ich 
aus den Funden von Peschiera nachweisen. 

Noch mehr gesteigert ist diese Form in Nr. 12, wo beide 
Klingen zu vollständig geschlossenem Kreise mit sehr kurzem 
Griffe verbunden sind. — In den Gräbern von Kaltem (Süd- 
Tirol) wurden neben Bronzegegenständen mit etruskischen In- 
schriften 1851 Rasiermesser der gewöhnlichen, stark convexen 
Form gefunden, welche ganz mit den in Gräbern der Ostsee- 
länder (vgl. Worsaae N. 0. 171 — 175. Lindenschmit A. d. h. 
V. n. 3. Taf. ni, 4—13) und der Umgegend von Bologna stinmien 
(vgl. Gozzadini, di un sepolcreto Etrusco scoperto presse Bologna 
1863. tav. VI. 10. 16). Beachtenswerth ist auf einer Anzahl 
derartiger Messer das s. g. Schiffsornament, welches auch auf 
der Platte eines Kriegergrabes mit etruski^cher Inschrift im Velt- 



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lY. Gegenstände der Einfuhr. 81 

lin angebracht yorkommt. (Anz. f. Schweiz. Alterthumskunde 
IV. 1871. S. 301). 

11. Sicheln. Dass dieselben gegossen sind; beweisen sicheln. 
die in der Nähe des Rückens in der Regel noch erkennbaren, 
oft nicht abgekniffenen Gusszapfen. Die eigentliche Schneide 
ist durch Hämmern hergestellt. Zur Verstärkung der sehr dün- 
nen Klingen dient eine wulstförmige Umlegung des Rückens 
und meistens ein derselben parallel laufender Grat. Der Winkel, 
in welchem die Klinge zum Griff stand, war sehr verschieden, 
desgleichen die Art der Befestigung des Griffes. Gewöhnlich 
ist die Klinge in engem Bogen gekrümmt wie bei den drei 
Sicheln von Bevaix (Genfer See), von denen Troyon, habita- 
tions lacustres PL X. 5 eine Abbildung mittheilt, seltener leicht 
geschwungen wie bei den vier Sicheln von Creux de la Touguc 
(Genfer- See), ebenda PI. X. 2. - Die Sicheln des Bieler Sees 
waren durchschnittlich 11 Cm. lang und 30 — 36 Mm. breit. Für 
sie sowohl wie für die sonstigen Bronzefunde in der Schweiz 
spricht F. Keller (die keltischen Pfahlbauten in den Schweizer 
Seen. 2. Aufl. Zürich 1865. S. 89) sich dahin aus, dass er 
nirgends bisher zwei Stücke gesehen habe, welche aus derselben 
Gussform hervorgegangen seien. Mit Unrecht macht er diese 
Thatsache dafür geltend, dass eine überaus grosse Menge Guss- 
statten in der Schweiz vorhanden gewesen sein müsse (S. 90). 
Ich glaube vielmehr, dass sie recht schlagend dafür spricht, 
dass diese Sicheln als Waare eingeführt worden sind. Wie 
schwer erklärlich wäre es, dass von Dutzenden von Gussstätten 
und all ihren Formen nur grade je ein Exemplar sich erhalten 
hätte! Wie so ganz seltsam, da für die Schweiz rücksichtlich 
der 8. g. Celts F. Keller und rücksichtlich der Hunderte von 
Haarnadeln des Bieler und Neuenburger Sees D6sor gleichfalls 
festgestellt haben, dass nicht zwei Stücke auf eine Gussform 
zurückgeführt werden können. — Sensen; die zur Sense 
entwickelte Sichel zeigt eine längere und kräftigere Klinge, 
weniger gebogen, ja fast ganz gestreckt; die Verstärkung des 
Kückens ist dieselbe wie bei der Sichel, der parallele Grat 
jedoch reicht oft nur über das stärkste Drittel der Klinge hin- 
aus; der Ansatz des Griffendes ist entweder stumpfwinklig oder 
in der Verlängerimg der Längsaxe der Klinge. Im letzteren 
Falle ist die Verbindung zwischen Klinge und Heft wie beim 
Bajonnet, durch eine Art Hals hergestellt. Troyon hat zwei 
schöne Exemplare PI. XIV. 15 von La Töne und XIV. 22 von 
Cortalliod (52 u. 36 Cm. lang). Beide sind aus Eisen, wahr- 



Sensen. 



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32 IV. Gegenstände der Einfohr. 

scheinlich von Aethalia, wie wohl die meisten dort gefundenen 
eisernen Geräthe und WaflFen. In Hallstatt fehlen dergleichen 
fast ganz; Sensen sind überhaupt dort nicht gefunden, wohl 
aber Bronzesicheln (17^2 Cin. Durchm. von der Spitze bis zum 
Heft) 8. Gaisberger VII. 5 u. 6. 
Beiie,Aexte, 12. Beile, Aexte, Meissel, Celts. Bei der unge- 

Meissei. meinen Verbreitung, welche die genannten Erzgeräthe haben, 
können hier nur diejenigen in Frage kommen, welche zjisam- 
men mit anderen Alterthümern entschieden etruskischen Cha- 
rakters gefunden worden sind. In den so reichhaltigen Gräbern 
des Rheinlandes, welche etruskisches Geräth enthielten, sind 
sie nicht vertreten; sie wären keine passende Mitgabe für die 
gewesen, die mit kostlichen Erzkannen und Schüsseln, gold- 
und schmelzgeschmückten Waffen und Streitwagen bestattet 
wurden, denn sie waren ihrer Bestimmung nach Werkzeuge 
und wirthschaftliche Geräthe, ^Waffen im Nothfall oder aus 
Liebhaberei. So erkläre ich ihr Vorkommen in Kriegergräbern 
neben Schwertern und. anderen Waffen. In Hallstatt sind meh- 
rere Formen vertreten, z. B. bei Gaisberger VII. 4 mit schma- 
len Schaftlappen (17 Cm. lang), IX. 8 mit Verzierungen, weiter 
DüUe und Oehr (11 V2 Cm. lang, c. 4 Cm. breit, vgl. Worsaae 
193. 194); bei Simony V. 3 sehr schlank und zierlich profiliert, 
mit 12 Cm. langer und 2V2 G^- breiter Klinge, scharf abgesetzter 
6 Cm. langer Schaftlappenbahn mit sehr hohen, fast zur vollen 
Rundung gestalteten Lappen, reich mit kleinen concentrischen 
Kreisen und Lineamenten verziert. — Die Schweizer Pfahl- 
bauten zeigen noch andere Varie'täten z. B. breite, halbrunde 
Schneide mit ganz schmaler, aber länger Schaftlappenbahn 
(Troyon a. a. 0. PI. VIII. 30 von Meilen im Züricher See ; PI. X. 17 
von la Pierre- ä-Niton im Genfer- See. XJeberwiegend findet 
sich die Form, welche eine starke axtähnliche Klinge zeigt und 
daran weit herumgreifende Schaftlappen mit oder ohne Oehr. 
Worsaae N. 0. 184. PI. X. 6. 10. 16, letzterer noch mit erhal- 
tenen Resten der ehemaligen Holzschäftung. Die bei Morges 
gefundene Bronzeform für solche Celts mit Schaftlappen und 
Oehr beweist nur entweder füi* die Thätigkeit eines wandernden 
Giessers, oder dafür, dass die einheimische Bevölkerung bald 
lernte solche massive und verhältnissmässig einfache Stücke zu 
giessen. Denn in dem Abformen und Giessen derartiger Geräthe 
versuchte sich einheimische Kunst zugleich mit Verwerthung 
des Metalls, welches beim Gebrauch zerbrochene Geräthe, Werk- 
zeuge und Waffen lieferten (vgl. „aes coUectaneum*' bei Plinius), 



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IV. Gegenstände der Einfahr. 33 

nicht aber im Nachbilden kunstreicher Erzgefässe und Schmuck- 
sachen. Gussformen für Celts, Aexte, Schwertgriffe und Lan- 
zenspitzen hat man in verschiedenen Qegenden Deutschlands 
gefunden, Gussformen für Vasenhenkel, stilvoll ornamentierte 
Halsringe, Armringe, Fibeln und die bekannten langen kunst- 
vollen Haarnadeln fand man bei uns nicht. Doch dies nebenbei. 
Rücksichtlich der Celts bemerke ich nur noch, dass die im Zü- 
richer See bei Meilen gefundene Art (s. oben und Troyon habi- 
tations lacustres pl. VITE. 30), mit halbrunder breiter Schneide 
und langer, schmaler Schaftnute mit Lappen und am Ende einer 
Kerbe für das Einschlagen eines Nagels sich in Oberitalien bei 
Castellazzo wieder gefunden hat (vgl. Bart. Gastaldi, lake habi- 
tations and pre-historic remains etc. of northern and central 
Italy. London 1865. S. 42. Fig. 21). Von den zehn Celts, die 
im königl. Alterthumsmuseum zu Turin sich befinden, kennt 
man leider ausser den genannten zweien von Noceto und einem 
von CoUechio die Fundstätte nicht, so dass das Material, welches 
entschieden geeignet sein würde der vergleichenden Forschung 
in der vorliegenden Frage wesentliche Dienste zu leisten, ganz 
ungenutzt bleiben niuss. — Von den bei Worsaae N.O. 180—184. 
193 — 197 mitgetheilten verdienen wegen ihrer zierlichen Form 
und der Spiralverzierung 181. 183 hervorgehoben zu werden. 

13. Werkzeuge, a. kleine Meissel 7— 12 Cm. lang. Kleine 
mit schmaler Klinge, die nach der Dülle zu anschwillt. Die ^®**8®^- 
Dülle selbst ist meist rund. Ihre ganze BeschafiPenheit deutet 
auf gleiche Anwendung wie die der Zimmermeissel heut zu 
Tage (zwei Exemplare vom Bieler See bei Troyon, habit. lac. 
pl. X. Fig. 1 von 7 Cm. Länge, nur 9 Mm. Breite, und ohne 
Dülle ebenda Fig. 3.) Bei Worsaae N. 0. 176 ist ein Meissel 
von 18 Cm. Länge und 18 Mm. Breite abgebildet, der nach der 
Mitte zu anschwillt, dessen oberer Theil offenbar bestimmt war 
in einen Holzgrifif eingelassen zu werden. ~ b. Sägen. Ein sägen. 
Exemplar in Form einer schmalklingigen Sense von c. 40 Cm. 
Länge, incl. Angel, mit starken rückwärts gerichteten Zähnen, 
von Cortaillod im Neuenburger See hat Troyon abgebildet 
(pl. XIV. 20) und bemerkt dazu (p. 189), dass man ganz die- 
selbe Form häufig in Hügelgräbern Norwegens finde und auf 
Island noch an jetzt gebrauchten Sägen bemerke. Ebenfalls aus 
Eisen ist die Säge von Möringen, welche aus einer graden 
Ellinge von 172 Mm. Länge und c. 40 Mm. Breite mit gradaus 
gerichteten kleinen Zähnen besteht und am Rücken eine schräg 
rückwärts gebogene Angel zur Befestigung in der Nute eines 

Genthe, etrnsk. Tauschhandel. 3 

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34 



rV. Gegenstande der Einfolir. 



Feilen. 



hölzernen Handgriffes hat. Eine gleichartige Säge besass Troyon 
aus den Funden vom Opferhügel zu Chavannes-sur-leVeyron. 
(pag. 182). Worsaae N. 0. 157. 158 bildet zwei Sägen ab, 
deren eine sensenähnlich c. 17V2 Cn^« misst, während die andere 
schmal, bogenförmig und durch vier Warzen am Rücken zur 
Befestigung in einer Holznute ausgezeichnet ist. — c) Feilen 
und Raspeln. Als Raspeln zur Herstellung von Fugen, Kan- 
ten und Rinnen sehe ich die mehrfach am Steinberg im Bieler 
See gefundenen Bronzewerkzeuge von 5 — 9 Cm. Länge mit 
Querreifeln an einer oder an beiden Seiten, und kurzer Angel 
an (Troyon, habit. lac. pl. X. Fig. 9). — Eine vortreffliche 
bronzene Schraubenkopffeile von 17 Cm. Länge mit Reifelhieb 
auf einer Seite und starker Angel wurde» in Hallstatt gefunden 

Hämmer. (Gaisborger, Alterth. von Hallst. Taf. 11. 2. — d) Hämmer: 
sehr selten. Yom Steinberg im Bieler -See ist ein Exemplar 
aus Bronze bekannt. Dasselbe ist sechskantig, c. 50 Mm. lang, 
24 Mm. stark, und hat eine der Längsrichtung folgende Dulle. 
An den Breitseiten ist eine Verzierung von drei übereinander- 
gestellten spitzen Winkeln (Troyon a. a. 0. pl. X. 4). — 

Nadeln, e) Nadeln aus Bronze zum Nähen, gewöhnlich 50—90 Mm. 
lang, nach dem runden oder länglich viereckigen Oehr allmälig 
anschwellend (Troyon a. a. 0. pl. XH.* 15 — 18; andere mit 
grosserem Oehr in der Mitte und Spitzen nach beiden Seiten 
waren zum Schnüren und Netzstricken bestimmt (Abbildung 
a. a. 0. Fig. 22 und Worsaae N. 0. 275 von 7 Cm. Länge 
und 5 Mm. Breite in der Mitte), desgleichen eine Art Schiff- 
chennadel mit Gabel an beiden Enden (Fig. 11). — Nach einer 
nicht unwahrscheinlichen Vermuthung dienten die Zängchen 
von 6- 7 Cm. Länge, welche nicht minder weit verbreitet sind, 
zum Fassen und Ziehen des Fadens. Diese Pincetten sind oft 
verwechselt mit Q-ehängstücken oder Rasselblechen, welche an 
Kettengürteln angebracht waren und aus zwei zangenartig zu- 
sammengebogenen gleichen Hälften bestanden (z. B. Nr. 270 
bei Worsaae N. 0. ist weder Zange noch Pincette, sondern 
Gehängstück). Es ist daher besonderes Augenmerk auf die 
Einzelheiten der betreffenden Gräberfunde zu richten, denn 
diese wirklichen kleinen Bronzezangen werden fast immer in 
Verbindung mit einer Pfrieme oder s. g. Lochnadel (Worsaae 
N. 0. 276) und einem kleinen Messer, dem Apparat zum Nähen 
von Fellen mit Darmsaiten , sehr selten in Verbindung mit Näh- 
nadeln gefunden. (Leitfaden zur nordischen Alterthumskunde. 
1837. 8. 52). Ihre Verzierungen mit Zickzack- und Wellea- 



ZängcheD. 



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Google 



lY. Gegenst&nde der Einfuhr. 85 

linien, Bogen, Panktreilien u. s. w. sind die der Messer und 
Gehängstücke, vgl. die Abbildungen bei Worsaae N. 0. 271 
— 273. — Noch in dem Hedinger Frauengrabe später Zeit 
(Hohenz. Alterth. Taf. V. 22) kommt ein solches Zängchen vor. 

14. Pischereigeräth. In erster Linie stehen die ganz ^ischer- 
vortreflFlich gearbeiteten und Yfeit verbreiteten Angeln aus Bronze- ^^'* 
draht. Die Ausbeute im Bieler See und im Hallstätter Grab- 
feld war daran reich. Dieselben sind 4 — 6 Cm. gross, und 
gleichen in der Form ganz den heute üblichen. Der Wider- 
haken ist scharf und spitz. Oben haben die Angeln entweder 

ein durch Umbiegen des Drahtes gebildetes Oehr (Troyon a. a. 0. 
pl. XII. 26. 28. Worsaae N. 0. 277) oder eine grössere Schleife 
(a. a. 0. Fig. 24) oder einen stumpfen Haken (Fig. 27) oder 
Einkerbungen zum besseren Halt für die umgewundene 
Schnur (Fig. 23). Auch Doppelangeln aus einem Drahtstück 
kommen vor, deren Haken ankerähnlich nach beiden Seiten 
stehen (Fig. 25 u. 29). — Die Hallstätter Angeln zeigen eine 
etwas andere Form des Widerhakens, dessen Schneide ausser- 
dem dem eigentlichen Angeldraht parallel läuft ; auch das obere 
um sich selbst gedrehte Ende des Drahtes weicht ab; (Simony 
Taf. Y. 8), ebenso me bei den Nähnadeln die mehr schlitz- 
artige Form des Oehres (ebenda Fig. 7). — Femer sind hier- 
her zu rechnen die fälschlich als Lanzeneisen plumper Form 
gedeuteten Stachelzwingen oder Stachelbeschläge für Euder- 
stangen und Bootshaken. Troyon a. a. 0. XY. 14 giebt die 
Abbildung eines Exemplares mit vierkantigem Stachel und nur 
schmal geschlitztem Schuh zur Aufnahme des Schaftes (Bied, 
Bieler See) und Fig. 18 die eines dabei gefundenen kleineren 
von einfacher Spitzkegelform mit weitem Schlitz auf der einen 
und einem Loch auf der anderen Seite für das Eintreiben eines 
Haltnagels. Auch Keller (d. keltischen Pfahlb. in d. Schweizer- 
seen 2. A. 1865. Taf. lY. 12) giebt die Abbildung eines solchen 
von ihm nicht erkannten eisernen Stangenschuhes. 

15. Pferdegeschirr, a. Gebisse. Dieselben be- Pferdege- 
stehen aus dem Mundstück, welches in der Mitte mit einem ^^H^' 
Gelenk versehen ist, und aus je einer beweglichen Bügelstange 

an der Seite. Ein schönes Bronzegebiss von Möringen (Bieler- 
See) hat Dr. Gross im Schweiz, antiq. Anzeiger 1872. S. 359 
bekannt gemacht. Dasselbe ist durch Guss in einem Stück 
hergestellt, die 15 Cm. langen Bügel haben in der Mitte eine 
Kosette. Das Mundstück, welches in der Mitte ein Gelenk hat, 
ist nur 9 Cm. breit, während es an den heute üblichen Gebissen 

3* 

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36 rV. Gegenstände der Einfuhr. 

gewöhnlich 12 — 15 Cm. misst. Die beiden ganz abweichenden 
Bronzegebisse, welche Worsaae aus der älteren Eisenzeit 
(Nr. 354. 355) mittheilt, messen 13 und 10 Cm., das aus der 
späteren Eisenzeit Nr. 487 abgebildete, 15V2 Cm. Ein unlängst 
' auf der Saalburg bei Homburg ausgegrabenes römisches yon 
Eisen misst 1472 Cm. in die Breite, während die Stangen je 
7 Cm. lang sind. Zwei nur ein wenig kleinere, sonst dem 
Moringer völlig conforme Bronze -Gebisse, wurden nebst Bronze- 
scheiben für die Riemen, Halfterstangen, Biemenknöpfen und 
Gehängstücken in dem Eriegergrabe yon Yaudrevanges (bei 
Saarlouis) gefunden. — Ganz gleiches Pferdegeschirr wurde 
1872 aus der Umgegend yon Nancy für das dortige Museum 
erworben (vgl. Revue archöol. 1873. S. 327—332). — In dem 
1867 geöfiheten Kriegergrabe bei Sesto - Calende wurde gleich- 
falls neben allerlei Geschirrtheilen und Wagenreifen ein Gebiss 
gefunden; aus dem Bericht in der Revue arch^ol. XYI. 1867. 
S. 279 flF. ist nicht ersichtlich, ob von Bronze oder Eisen. — 
Das bei Wald -Algesheim gefundene Gebiss ist von Eisen; das 
Mundstück misst 10 Cm. Innenbreite (13 Cm. incl. der Knöpfe); 
die Seitenbügel sind nicht erhalten. Auch bei Judenburg wur- 
den eiserne Gebisse nebst Bronzescheiben zum Durchziehen der 
Riemen zu Tage gefördert, eine Trense bei Horsowitz. 
Riemen- Scheiben zum Durchziehen der Riemen von besonders 

Scheiben. ^^1^5^^^ Arbeit sind die bei Mettlach 1863 gefundenen. Die 
Oberfläche ist durch eine concentrische Vertiefung eingefasst, 
der andere Theil cassetiert, beides zur Aufoahme einer Paste 
(vielleicht von rothem verglastem Thone) eingerichtet. Solcher 
Scheiben wurden neun gefunden. Für die Riemen sind starke 
viereckige Oesen bestimmt, welche der Abbildung nach in 
einem Stück mit der Platte gegossen sind. — Der Fund von 
Horsowitz (Böhmen) brachte drei grössere und zehn kleinere 
Scheiben (10 — 15^/2 Cm. Durchmesser) mit gepresster Bronze- 
blechdecke. 

Ausserdem gehören hierher kleine geschlossene Bronze- 
ringe (18 Mm. Durchm.) mit Kneipe zur Einfügung eines Rie- 
menendes; grosse offene Bronzeringe (19^/2 Cm. Durchm.) für 
Pferde (Horsowitz, Böhmen). 

16. Wagen und Wagenbestandtheile s. u. Kriegs- 
geräth. 



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IV. Gegenstände der Einfuhr. 37 

II. Schmucksachen. 

1. Fibeln (Gewandspangen, Kleiderhafte) der manig- Fibeln. 
fachsten Form: besonders charakteristisch für diese ausser- 
ordentlich verbreitete Art des Schmuckes ist a. die durch ein 
Oehr nach allen Seiten bewegliche Nadel; b. die yertical gegen 
den Nadeldorn hegende lange Spiralfeder; c. der hochgewölbte, 
theils schalenförmig abgeflachte, theils yoUrunde wulstformige 
Bügel; d. die Verzierung mit Vogelkopfen, weissen und rothen 
Pasten, blauem G-lasüberzug. Ebenso charakteristisch ist eine 
Art, welche aus zwei oder aus vier gekreuzten Spiralen gebildet 
wird. — Aus der Menge dessen, was sich über die zahllosen 
Spielarten dieser Fibeln sagen lässt, können hier nur einige 
Punkte berührt werden. Nachgewiesen sind solche Fibeln bis- 
her in Perugia, Villanova, Hallstatt, in der Schweiz, im Rhein- 
lande, in Hannover, Lüneburg, England und Irland, Frank- 
reich, Livland und Dänemark. — Die ältesten hatten nach 
A. y. Cohausen („Römischer Schmelzschmuck. Ein Beitrag z. 
Kenntniss der antiken kunstgewerblichen Technik.^ In den 
Annalen des Nassauischen Vereins f. Alterth. u. Gesch. XII. Bd. 
Wiesbaden 1873) eine nur locker eingehangene, nach allen 
Seiten bewegliche Nadel (wie zwei mit flachem, und eine mit 
hochgewölbtem Bügel bei Worsaae N. O. 228—230), während 
die etwas späteren durch Anspitzung eines am anderen Fibel- 
ende festgelegten Spiraldrahtes gebildet wird, durch dessen 
Federkraft sie sich in der gegenüber angebrachten Hülse oder 
Nute erhält. — Die zu Pesaro (Pisaurum) zu Tage gekomme- 
nen, mit Bernstein incrustierten kleinen Fibeln zeigen eine 
weitere Varietät, indem das eine Ende des Drahtes die Nadel, ' 
das andere den Bügel bildet. — Ebenso herrscht die Spiral- 
nadel bei den Fibeln von Villanova, deren Gozzadini 675 Stück 
sammelte, darunter 550 in Bronze. Ihre Form zeigt von klei- 
nen Zwischenstufen abgesehen elf Typen, welche den etrus- 
kischen Funden aus gleicher Zeit, aber selbst denen von Cer- 
vetri (Cäre) und Vulci gleichen (vgl. Museo Etrusc. Gregor. 
T. I. Taf. 67 — 69. Die kleinsten sind massiv, die grösseren 
aus sehr feinem Bronzeblech getrieben und mit einer kiesel- 
erdigen Masse wie die grossen Haarnadeln gefüllt (vgl. Jean 
Gozzadini; la necropole de Villanova. Bologne 1870. S.44). — 
Es kann nach den Gräberfunden, da oft zwei gleiche Fibeln 
in demselben Grabe vorkommen, nicht zweifelhaft sein, dass 
man dieselben zu zweien trug, eine Beobachtung, welche für 



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38 IV. Gegenstände der Einfahr. 

den Norden der Leitfaden zur nord. Alterthumskunde. 1837. 
Kopenhagen S. 51 constatiert und auch Gozzadini an den Fun- 
den von Villanova machte (a. a. 0. p. 44) und v. Sacken an 
den österreichischen Alterthümern , unter denen ganz besonders 
die aus Doppelspiralen oder Spiralscheiben (in Form einer Brille), 
die mit Einschluss der Nadel aus einem Stück Draht bestehen, 
häufig sind. Bei Hallstatt allein wurden über 400 gefunden. 
Selten dagegen sind die aus vier solchen Spiralscheiben gebil- 
deten, deren etruskische Herkunft durch ein aus Etrurien selbst 
stammendes Exemplar der v. Mahler'schen Sammlung zu Karls- 
ruhe sicher gestellt ist. Der Durchmesser der einzelnen Schei- 
ben beträgt 24—67 Mm., die Gesammtbreite 472, 7, I2V2, 14 Cm. 
(vgl. Qaisberger, Alterth. v. Hallstatt Taf. m. 11, 10, 9 und 
n. 3). Die berühmte Spiralfibel von Schweidnitz (Büsching 
Tom. XI. Fig. 2. n. 1) misst 31 Cm. und wiegt nahezu 8 Pfd., 
war also zugleich wohl WafFenschmuck. — Der flach gespannte 
Bügel einer 9 Cm. langen Fibel (IL 5) ist mit einem rüben- 
formigen Körper himmelblauen Glases incrustiert; die aus dem- 
selben hervorragenden kleinen Zapfen scheinen für das An- 
bringen von Knopfchen oder Scheiben aus Bernstein oder Bronze 
bestimmt ge^vesen, eine Form der Verzierung, welche uns von 
echt etruskischen Fibeln her bekannt ist. — Bei anderen ist 
der Bügel stärker gerundet; der nach der Mitte zu erheblich 
(Simony DI. 10) anschwellende Korper ist mit einfachen Linea- 
menten entweder der Länge oder der Quere nach verziert; 
wieder andere bestehen aus einer hohlen, mit concentrischen 
Seifen und zwei Buckelreihen verzierten Halbkugel, an deren 
Innenseite der Draht der Nadel mit zwei Nieten befestigt ist; 
die Nadel selbst ist sehr kurz (6 Cm., Gesammtlänge der Fi- 
bel 7, Durchm. der Halbkugel 4 Cm.); an^der Spitzö schliesst 
eine aus zwei Hälften gebildete kleine Kugel das Ganze ab 
(Gaisberger a. a. 0. IV. 5 a. b. c. Simony HI. 12). Noch an- 
dere zeigen einen dreimal zu einer Schleife gebogenen und mit 
knotigen Ansätzen versehenen Bügel (Gaisberger VIII. 12 a. b.); 
Simony III. 13), desgl. zwei von Laitz (Lindenschmit, Hohenz. 
Alterth. Taf. XHI. 10), eine von Inneringen Taf. XVIH. 9. Diese 
Form findet sieh nach Lindenschmits Beobachtungen a. a. 0. 
S. 133 von den Alpengegenden bis nach Hessen hin. Am Rhein 
ist sie noch nicht beobachtet worden. Ein schönes Exemplar 
(v. Sacken, Leitfaden S. 99. Fig. 39) besteht aus einer halb- 
mondförmigen Scheibe, in deren Biegung zwei phantastische 
Vogelgestalten sitzen, über die hinweg der eigentliche Nadel- 



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rV. Gegenst&nde der Einfahr. 89 

TersoUuss geht. An der mit concentrischen Kreisen verzierten 
und mit Lochern yersehenen Scheibe hängen an 13 Eettchen 
ebensoyiel dreieckige mit Pnnktreihen gezierte Klapperbleche. — 
Zufällig zählt die Platte der Gewandnadel von Mahlstetten 
(Hohenzollem) auch grade 13 Kettchen mit dreieckigen Zier- 
blechen. Die Löcher aber bekunden, dass es ursprünglich 
zwanzig waren. Was die Verzierung mit Vogelbildern anlangt, 
so ist diese ebenfalls an Fibeln aus etruskischen Kecropolen 
nachgewiesen. Diesseits der Alpen ist diese Art sehr selten, 
aber doch in weit auseinander liegenden Ländern an guten 
Exemplaren nachweisbar. Aus einem Hfigelgrabe bei Baulmes 
(Wallis) theilt Troyon habit. lacustr. pl. XVII. 15 eine Fibel 
mit, welche auf der Hohe des halbkreisförmigen Bügels einen 
nach der Nadelspitze gewendeten sitzenden Vogel trägt. Mit 
ihr fand man einen Ohrring und eine der in der Schweiz nicht 
seltenen reich yerzierten Unterarmschienen aus allerdünnstem 
Bronzeblech (a. a. O. S. 339). Eine aus Cremona stammende 
Fibel in Troyons Privatbesitz zeigt drei kleine Vögel derselben 
Arbeit (a. a. 0. S. 479. Nr. 13—16). Für Frankreich hat Lin- 
denschmit aus einem Gräberfund bei Amiens eine solche Fibel 
aus Gold und eine andere aus Erz mit fünf Vogelbildem nach- 
gewiesen (catalogue of a coUection of ancient and mediayal 
rings an personal omaments formed for Lady Laudesbarough 
1853); auch für Irland fehlt es nicht an Parallelen (catalogue 
of the antiquities in the Museum of the Royal Irish Aeademy 
by W. R. Wilde p. 576). - VogelkSpfe ak Ausläufer der 
Fibelbugel sind häufiger. In Deutschland sind sie beobachtet 
in Funden von Inneringen, Rappenau, Eichstädt, Nienburg am 
Oberrhein, besonders aber am Mittelrhein und den Moselgegen- 
den und von Lindenschmit besprochen und abgebildet worden 
im 4. Heft der Abbildungen von Mainzer Alterthümem u. d. T. 
,)Ein Hügelgrab aus der letzten Zeit des Heidenthums.^ Beson- 
ders schön ist die Nadel von Nierstein, welche zwei Schwanen- 
hälse zeigt, die von gemeinsamem Körper auslaufen und mit 
den Köpfen sich wieder an denselben anschliessen. Ein auf der 
Brust vorspringender Streifen, die Augen und die runden Ver- 
zierungen an den Schnäbeln waren glänzend ockerroth gefärbt, 
wie die in dem Auge des einen Kopfes wohl erhaltene Fritte 
zeigt (Abbildung bei Lindenschmit, Hohenz. Alterth. S. 134. 
Fig. 76). — Die Fibel von Inneringen a. a O. Taf XVHI. 3 
zeigt eine ebenfalls weit verbreitete Eigenthümlichkeit etrus- 
kischer Gewandspangen, indem nicht nur die Augen und der 

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Gürtel- 
bleche. 



40 rV. Gegenstände der Einfohr. 

Kamm des Vogelkopfes, sondern auch die Vertiefungen des 
stark gerippten Bügels Einlagen von Schmelz zeigen. Für 
gleiche Verzierung eingerichtet waren offenbar die Fibeln von 
Jungenau, von denen die eine als Schlussstück eine von yier 
sich kreuzenden Linien tief gekerbte Platte, die andere einen 
napfähnlichen Hohlknopf, beide aber einen tief gekerbten Bü- 
gelrücken für Schmelzeinlagen zeigen. (Hohenz. Alterth. XIX. 
5 u. 6, vgl. die verwandte Form bei Worsaae N. 0. 230). 

2. Gürtelbleche' aus ganz dünnem elastischen Erz- 
blech; an den Rändern sind Löcher zur Befestigung auf einer 
aus Gewebe, Holzspan oder Leder gebildeten Unterlage. Die 
Verzierung besteht in Thier- und Menschenfiguren, die in Reihen 
übereinander abwechseln und mit Stempeln von innen nach 
aussen getrieben sind und meist von einer Borte aus Linien 
und Kreisornamenten eingefasst werden. Die Breite der Gürtel 
ist zum Theil beträchtlich. Die beim Schliessen zusammen- 
treffenden Seiten haben Löcher für die Aufnahme von Schnüren 
oder für das Einhaken in Enöpfchen, die auf der anderen 
Seite angebracht sind. — Diese Vorrichtung wdst in Verbin- 
dung mit den Maassen, die im Ganzen mit denen der etrus- 
kischen Erzgürtel stinunen vgl. A. d. h. V. I. 3. Taf. L, auf 
das Tragen dieser Bleche als Gürtel, die überaus dünnen Me- 
tallbleche aber auf ihre Geltung als Schmuck nicht als Panzer. 
Unsere modernen Damengürtel zeigen fast ausnahmlos stärkere 
Metalldecken. Die Maasse schwanken zwischen 38 Cm. Länge 
bei 14 Cm. Breite bis zu 57 Cm. Länge bei 21 Cm. Breite. Es 
liegt auf der Hand, dass Bleche der ersteren Art nur das Mit- 
telstück eines Gürtels bilden konnten, da selbst 57 Cm. (der 
Umfang eines starken Manneskopfes) nur für geschmeidige und 
sehr schlanke Figuren ausreichend gewesen wären. Sobald 
man sie nur als Zier- und Mittelstücke der eigentlichen Gürtel 
auffasst, schwindet jede Schwierigkeit der Deutung ihrer Ein- 
zelnheiten. Die Unterlage von Leder und Holzspan ist nicht 
härter als ein Blankscheit oder die zum Schnüren der Brust 
von den Griechinnen angewendete Birkenrinde; die Höhe von 
21 Cm. ist nicht grösser als die eines Corsets. — Die Feinheit 
und Güte des verwendeten Bronzeblechs spricht ebenso wie die 
technische Sicherheit der Ausführung der Arbeit gegen die 
Annahme, als wären sie heimische Erzeugnisse. In der That 
kann man unter antiken Erzarbeiten nichts besser ausgeführtes 
sehen als die Eintheilung dieser Bleche in Felder, die Füh- 
rung der Linien darauf, die R^^mässigkeit und Sicherheit der 

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IV. Gegenstände der Einfahr. 41 

Stempel. Die Gesammtheit dieser Technik weist durchaus 
auf Etrurien hin, wo die Prägung dünner Gold- oder Erzbleche 
in grossem Umfange für alle möglichen Zwecke geübt wurde. 
Stempel dafür wurden nicht nur orientalischen nachgebildet, 
sondern sogar aus dem Orient, wie höchst wahrscheinlich ver- 
muthet worden ist, als Waare eingeführt. In die gesammte 
Technik dieser Bleche haben namentlich die hochalterthüm- 
lichen Funde von Eamiros einen unerwarteten Einblick ge- 
stattet (vgl. E. Curtius in d. Archäol. Zeit. 1869. S. 110 ff.). 
Ein Zurückgehen der erhaltenen Exemplare auf ein und dasselbe 
Gebiet der Herstellung ist offenbar. Die Verbreitung desselben 
ist nachgewiesen für Hallstatt (Simony a. a.O. IT. 1.2.3.) für die 
Schweiz, (Renzenbühel bei Thun, Ranges und Vuiteboeuf), Ba- 
den (Salem) Oberfranken (Wodendorf und Oberlangheim) , Ge- 
biet der oberen Donau, (Inneringen, Cappel, Habsthal, Kreen- 
heimstetten, Ringenbach, Rothenlachen, Laiz und Sigmaringen) 
Steiermark (Judenburg.) Von diesen Funden zeigen z. B. die 
von Hallstatt die grosste Aehnlichkeit der gepressten Figuren 
mit denen von Laitz und Habsthal. — Wegen der ausserordent- 
lichen Feinheit und Sicherheit der ganzen Arbeit verdient be- 
sondere Hervorhebung der Gürtel von Cappel. — - Das von Tro- 
yon habit. lacustr. pl. XVD. 35 mitgetheilte Gürtelblech von 
Bofflens zwischen Orbe und La Sarraz zeigt entschiedene Ver- 
wandtschaft mit den Ornamenten am Tempel zu Volaterrae. 

Das Gürtelblech von Habsthal (Lindenschmit, Hohenz. 
Alterth. Tf. XVH u. XVHI) , welches durch seine Ausführung 
wie durch seine glückliche Erhaltung gleichmässig unter den 
grade für diese Art des Schmuckes reichen Funden der hohen- 
zoUernschen Länder hervorragt, zeigt Reihen männlicher Figuren 
mit gespreizten Beinen und gehobenen Armen wechselnd mit 
concentrischen Kreisomamenten ganz desselben Charakters wie 
die Graburnen von Villanova bei Gozzadini , la necropole de 
Villanova. Bologna 1870. p. 23 und 36, Fig. 3 und 8. 

3. Kettengürtel; i? ollständige Gürtel aus kleineren Erz- Ketten- 
ringen oder aus grosseren, die durch Platten als Zwischenglieder ^^^' 
verbunden sind ; am Ende ist ein breloqueähnliches Anhängsel, an 
der anderen Seite ein meist mit einem phantastischen Thier- 
kopf oder gekuppelten Thierfiguren verzierter Haken oder 
Krappen. Die ganze Art, die Geschicklichkeit und Sicherheit 
der Arbeit weisen auf gemeinsamen Ursprung der selten und 
in ganz verschiedenen Ländern gefundenen Exemplaren hin; 
der Geschmack der besonders charakteristischen Schlusshakei^ 



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42 IV. Gegenstände der Einfahr. 

lassen diesen Ursprung nur in Etrurien suchen. Für die Schweiz 
hat V. Bonstetten solche Gürtel nachgewiesen (recueil d'anti- 
quites suisses.pl. XXI. XXVII.) ; für Frankreich kommen die Funde 
von Samsois (Depart. Marne. Revue archeol. 1866. 7. Juillet) und 
Arles in Betracht; für das Rheingebiet die von Lindenschmit 
gegebenen Nachweise A. d. h. V. II 6. Tf. I. 3—11, für Wür- 
temberg der Gürtel von Mergelstetten (5. Jahresheft d. Würtemb. 
Alterthumvereins.) ; für Sachsen ein Fund aus der Umgegend 
von Erfurt und ein durch seinen Erappen mit 2 Hälsen und 
Eopfen an einem Thierleibe besonders beachtenswerther aus dem 
VoigÜand (s. d. Abbildung bei Lindenschmit A. d. h. V. lH. 
Beilage zum 1. Heft. S. 13. Nr. 9.) Der Gürtel von Arles 
besteht aus zwei Reihen kleiner Platten, die sich in chamierähn- 
lichen Ringen frei bewegen. Die obere Plattenreihe ist mit der 
unteren durch kleine Ringe zwischen den Chamieren verbunden ; 
unten sind noch einmal solche kleine Ringe eingehängt, um drei- 
eckig gestaltete Elapperbleche mit ciselierten Yerzierungen daran 
zu befestigen (vgl. sur une ceinture en bronze trouv6e au midi 
de la France, in den Memoires des antiq. du Nord 1845 — 49 
p. 187 — 192 pl. n.) Diese Elapperbleche gleichen in ihrer Form 
und Verzierung ganz den an Hallstätter Fundstücken und an 
einer grossen Zahl dänische, Alterthümer beobachteten. — Die 
Platten des Gürtels selbst sind mit drei concentrischen Eeisen 
und einer Reihe kleiner Bukel um dieselbe verziert. Der Erap- 
pen ist nebst dem unmittelbar dazu gehörigen Gürteltheil ver- 
loren gegangen, aber das durchbrochene achtspeichige Rädchen 
zum Einhaken ist erhalten. Dieses Rädchen zeigt die grosste 
Verwandtschaft mit gleicheA Geräthstücken aus Villanova (Qaz- 
zadini, di un sepolcreto etrusco pl. VI 9.), la Teno am Neuen- 
burger See und mehrern im Louvre, Collection Durand, abgebildet 
in der Revue archeol. 1867. pl. XXIV. 8. XXV. 10. 17. — Von 
den anderweitigen dort mitgetheilten angeblichen Gehängstücken 
ist das pl. XXV. 31 abgebildetete von Charroux bei Gannat aus 
einem Grabe aus entschieden vorromischer Zeit (vgl. S. 404) 
oflFenbar ebenfalls ein Gürtelkrappen, dessen unterer Abschluss 
zwei Vögelkopfe zeigt und nach der rohen Ausführung als ein- 
heimische Arbeit, aber als Nachbildung eines eingeführten Stü- 
ckes gelten mag. Dagegen ist ein sehr verwandter Erappen 
von Vaison (Vaucluse) a. a. 0. pl. XXVI. 33. wohl echt etrus- 
kisch. — Die Anbringung mehrerer einzeln bei Ereuznach ge- 
fundener Gürtelhaken, welche einen Thierkopf mit vorstehenden 
Ohren zeigen, ist klar ersichtlich aus dem vollständigen schönen 

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IV. Gegenstände der Einfahr. 43 

Eeitengürtel ebendaher, an welchem ein gleich gebildeter Haken 
auf einem Beschläge von zwei querlaufenden Spangen sitzt, welche 
noch Spuren farbigen Emails zeigen. Die Gärtelkette selbst 
ist einfach. (Lindenschmit, A. d. h. V. n 6. Tf. I. 5.) 

4. Armringe, 1. aus Golddraht gewunden, oder aus gedie- Armringe. 
genem Golde getrieben, 2. aus Bronze theils gegossen, theils hohl 
aus Blech, elastisch oder nicht elastisch. Durchschnittliche grSsste 
Weite 60—80 Mm. — Der Gebrauch als Armringe ist durch 
das Auffinden an den Unterarmknochen von Skeletten der ver- 
schiedensten Gegenden constatiert. lieber die verschiedenen 
Haupttypen siehe G. de Mortillet, la Classification des bracelets 
en bronze, in der Revue archeol. XV. 1867. p. 300—304. Eine 
sehr alterthümliche ist die der einfachen Golddrahtbänder ; dieselben 
sind aus einem Stück Draht in der Weise gefertigt, dass die 
Enden etwa auf 10—12 Cm. nebeneinander gelegt und dann 
5—10 mal herumgewickelt wurden, wodurch es bei gut erhaltenen 
Exemplaren noch heute möglich ist den Eing etwas zu erwei- 
tem oder zu verengern, z. B. an dem bei Schalunen (Bern) 
gefundenen. Diese Art der Goldringe und speciell des Schluss- 
gewindes ist an phönikischen Goldringen von Tharos (Sardinien) 
nachweisbar, (vgl. die Abbildung in der Revue archeol. XIV. 
1866, p. 418.) Ob die Etrusker von dort die Vorbilder nah- 
men oder die fertige Waare holten, wird erst noch auszu- 
machen sein. Glaublicher ist von vorn herein jedenfalls das Letz- 
tere. Ein solcher Golddrahtring von 82 Mm. Durchm. und 
51/2 Mm. Dicke, 82 V2 Gramm schwer, wurde 1865 bei Schalunen 
(Bern) gefunden (vgl. Anz. Schweiz. Gesch. u. Alterth. XI. S. 46.) 
ein etwas einfacherer zu Grant (Haute Marne) und zu Coudebec- 
les-Elbeuf (Revue archeol. XV 297 ff.) ; dieselbe Form und Schluss- 
vorrichtung wie die geschilderten zeigen auch unter 12 Bronze- 
annringen von Besangen zwei Stück; (Revue 1866 p. 419.), einer 
aus der Cote d'or (a. a. 0. p. 418) über andere s. G. v. Bon- 
stetten, recueil d'antiq. suisses pl. XII— -XXVII. — unzweifel- 
haft etruskisch sind aus gediegenem Golde getriebene Ringe 
mit geschmackvollen Verzierungen wie die von Wald- Algesheim, 
welche den augenfälligsten Gegensatz zu den plumpen massiven 
Goldringen nationaler Arbeit (wie z. B. der von Besne, Seine- 
Inferieure im Museum zu St. Germain) bilden; desgl. die aus 
vierkantigen 5. Mm. starken Goldstäben schraubenartig gedreh- 
ten mit Spiralen an den Enden bei Worsaae Nr. 0. 253. 254. 

In Bronze treten Armringe der manigfachsten und als etrus- 
ki«ch nachweisbaren Formen in weitester Verbreitung auf: a. Bü- 



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44 IT. Gegenst&nde der Einfohr. 

gel stark , leicht gerundet , mit SchrafBerungen versehen ; offi^i. 
b. Bügel stark, ganz gerundet, grosse Triangularverzierungen, nur 
an den Stollen Parallelkreise und Zickzacklineamente, offen, c. Bü- 
gel hohl, sehr stark nach der Mitte anschwellend, stark gereifelt; 
wenig offen, d. Bügel massiv, aussen gerundet, innen flach, offen, 
e. Bügel facettiert, nach den Enden zu sich verjüngend, mit Schraf- 
fierungen, Zickzack- und Bogenlinien. f. geknopfelt, oder aus 
halbkugelformigen Buckeln zusammengesetzt; offen, g. aus ge- 
ripptem Bronzebleche mit angehängten Zierringen. 

Die meisten sind nicht weiter als 7 Cm. Nur wenige ha- 
ben ein Chamier zum Oefl&ien; die anderen alle (48 — 60 Mm. 
Durchm. der Breite nach) wurden über die Hand geschoben. 
Eigenthümlich sind die spiralförmig aus bandartigen Streifen 
(bis zu einigen zwanzig) gewundenen (Worsaae N. 0. 261, 30 Cm. 
lang) und aufwärts und abwärts in eine Spiralscheibe endigen- 
den Armringe, welche wohl den Zweck hatten den Unterarm zu 
schützen. Bei Worsaae N. O. hat N. 262 einen Durchm, von 9 Cm. 
und eine Länge von 30 Cm. Eine noch kräftiger gearbeitete 
von 28 Cm. Länge aus Wiener Neustadt bei v. Sacken, Leitfa- 
den Fig. 36. — Ein geknSpfeltes mit schmalen eiförmigen Bjio- 
pfen ohne Zwischenglieder, innen glatt, (5 und 6 Cm. weit) ward 
bei Hallstatt noch an den Knochen des Unterarms gefunden. 
(Gaisberger Tf. I 6). — Ein aus geripptem Bronzeblech ange- 
fertigtes offenes bei Worsaae H". 0. 258 ist offenbar ein Kinder- 
armband; es misst nur 5 Cm. Durchm. und 2 Cm. Breite. An 
beiden Enden ist ein Loch in dem Blech zum Durchziehen einer 
Schnur oder eines Drahtes, vielleicht auch eines kleinen s. g. 
Springringes. Das Armband hat auf jeder Seite eine Oese, in 
welche, ein massiver Ring einhängt ist. 
Haisringe 5. Halsringo, und 6. Kopfringe. Erstere sind mei- 

r^^frfno.« ^^^^^ ^^^ geringerer Stärke als die Armringe, theils glatt, theils 
ornamentiert, entweder elastisch und etwas offen , oder fest und 
geschlossen, bisweilen durch einen eingreifenden Dorn zu schlies- 
sen. Die Kopfringe sind von ähnlicher Grosse, aber meistens 
geschlossen. Die Entscheidung, ob der King Kopf- oder Hals- 
spange war, ist oft schwer. Ein sicheres Beispiel einer offenen 
Kopfspange ist nach der Stelle, an welcher dasselbe beim Ske- 
lett beobachtet werde, der grosse Hohlring bei Simony, Alterth. 
V. Hallst. Tf. ni. 1. Derselbe ist glatt, verjüngt sich von 15 Mm. 
Starke in der Mitte auf 8. Mm. an den durch starke Knopfe gebil- 
deten Enden. Die Innenweit beträgt 14 Cm. Die Ausfuhrung ist 
wie durchweg an den Hohlringen sehr geschickt und sicher. — Gtsm 

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Eopfringe. 



lY. Oegenstfinde der Einfnhr. 45 

besondere Henrorhebung yerdienen der goldene Halsring von Wald- 
Algesheim (getrieben, mit edlem Linear- und Arabeskenoma- 
ment, in der Mitte schwach, nach den Enden zu anschwellend 
und in starke Knäufe endigend, ofiFen, 14 Cm. Innenweite), der 
von Dürkheim (gleichfalls ans Gold getrieben, grosstentheils glatt, 
an drei Stellen von je 4 Cm. Ausdehnung durch eine knopf- 
artige Anschwellung mit davon ausgehenden Arabesken verziert 
(5 Mm. stark, 13 Va Cm. weit); der ganz an die Monilia radiata 
etruskischer Oottheiten erinnernde, stark orientalisierende Gold- 
ring von Mettlach (ganz kreisrund, 19 Cm. Innenweite, 4 Mm. 
Starke und 8. Mm. Breite) sowie der schlangenformige massive 
Goldring mit etruskischer Inschrift aus der Walachei. — Der Tech- 
nik und Form nach stehen mit diesen, besonders mit den beiden 
ersten, in naher Verwandtschaft die Bronzeringe von Wallerfangen, 
welche dieselbe Art der auslaufenden Knäufe, ähnliche Yerzie- 
mngen und kleine Scheiben zur Aufnahme einer Paste oder 
Fritte zeigen (1. Durchm. des einen 13 V2 Cm., Durchm. des an- 
deren 12 Vi Cm). Drei solcher mit hochrothen Perlen aus einer 
Art Thon besetzten Scheiben zeigt der reich verzierte Halsring 
von Unter-Iflingen. — Die Bronzeringe, welche Worsaae N. 0. 
222 — 224 abbildet, haben 72—88 Mm. Innendurchmesser; bei 
den ersten enden die ineinander gehakten Schliessen in Kugeln 
von 14 Mm. Dchm., bei dem dritten besteht der eigentliche Bing 
aus einer starken dicht gereifelten Wulst. 

7. Fingerringe aus Bronze, Golddraht, Glasfluss. Die Fingerringe. 
Verbreitung ist eine sehr geringe, die Provenienz schwer zu be- 
stimmen, und meistens nur von dem Charakter der damit zusam- 
men gefundenen Beigaben abhängig. Bei dem Judenburger Wa- 
gen wurden zwei aus Golddraht doppelt zusammengebogene Fin- 
gerringe gefunden. -- Worsaae N. 0. hat Nr. 244 und 246 zwei 

gute Typen der hier vorzugsweise in Betracht kommenden Ringe 
aus Goldblech und Golddraht; sie sind dreimal zu einer Spirale 
von 2 Cm. Höhe auf gewunden und haben der eine 18, der andere 
23 Mm. grSssten Durchmesser. — Ein ebenfalls zum Weiter- 
und Engermachen eingerichteter, schnurartig gereifelter Bronze- 
ring hat 20 Mm. Weite. 

8. Ohrringe. Ob die Ohrringe, welche aus Goldblech so Ohrgehänge, 
zusammengebogen sind, dass entweder ein anderes Ringlein sie 

im Ohr festzuhalten hatte, oder dass das spitzere Ende durch 
das Ohrläppchen und dann in das weitere gesteckt wurde, 
(vgl. Troohtelfinger Fund Nr. 11.) , etruskischen Ursprungs sind, 
erscheint zweifelhaft. Die Arbeit gewährt keinerlei Kriterien^ 

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46 IV. Gegenstfinde der Einfdhr. 

Dennoch muss bemerkt werden, dass unter den in Yulci gefundenen 
goldenen Ohrringen, neben vielen yerzierten auch ganz glatte der 
in Rede stehenden Art sich befanden (vgl. Mus. Gregor. I. Taf. 74). 
Eher lässt es sich von einigen bronzenen Ohrringen sagen (z. B. 
Fund von Cappel), mit Bestinmitheit von dem Hallsätter Bem- 
steingehänge bei Simony, Alterth. von Hallstatt, Taf. HI. 16. 
Dasselbe ist 21 Mm. hoch , unten 15 , oben 9 Hm. im Dchm. 
stark und wie fassreifenartig unten mit 8, oben mit 14 Streifen 
zierlich abgedreht, so dass nur ein Eaum von 4 Mm. dazwischen 
glatt bleibt. Oben ist ein kleiner Eing von Erz, in dem ein grös- 
serer aus dünnem Draht hängt, der für das Einziehen in das 
Ohrenläppchen gespalten ist. — Zwei bronzene Ohrringe wurden 
zusammen mit einem Bronzekessel und zwei blauen Glasringen 
auf dem Fünft^ühel (Zürich) gefunden; ein kleiner gut gearbei- 
teter, aus einer Hohlkugel und einem durch deren Oehr gehen- 
den Einge von Erz (je7Mm.Durchm.) bestehend, bei Laitz (Hohen- 
zoUern), ebenda ein anderer aus Erz mit einem Octaeder, dessen 
Flächen wechselnd glatt oder mit concentrischen Kreisen verziert 
sind. (Gesammtdurchmesser 8 Mm., Dchm. des Oetaeders allein 
5 Mm. Zwei an der Aussenseite perlartig verzierte ovale Bringe 
aus Erz (15 Mm. Dchm.) bei Hallstatt (Gaisberger II 13. 14.) 
Gehäng- 9. Gehäugstücko, verzierte Scheiben, Bäder; Ringe, 

viele mit s. g. Klapper- oder Basseiblechen, zum Theil in über- 
ladenster Art mit ineinander gehängten grösseren und kleineren 
Bingen versehen. Die Beliebtheit dieser Art Schmuckes hat zu 
einer ebenso weiten Verbreitung wie erstaunlichen Verschieden- 
heit der Form geführt, die jeder näheren Charakteristik an die- 
ser Stelle spottet. Zwei Beispiele mögen genügen. Das Ge- 
hängstück bei Simony, Alterthümer von Hallstatt Tf. IV. 6. zeigt 
als Kern des Ganzen einen Erzring von 55 Mm. Innendurch- 
messer, und 8 Mm. Stärke, er hat eine Art von Griff (55 Mm. 
lang, 8 Mm. stark) , der am Ende der drei Bingöhre nebenein- 
ander hat; an jeder Seite sitzen in gleichen Abständen zwei 
weitere, an dem Ringe ebenfalls je drei aussen, an der Innen- 
seite oben drei. Nach dem Erhaltenen zu urtheilen hiengen 
in all diesen Ringen Kettchen (2 — 7 Cm. lang) von einfachen 
und doppelten Ringen mit daran befestigten einfachen oder 
doppelten Klapperblechen (22 — ^33 Cm. Länge), deren Form ver- 
schieden ist; ausserdem hängen in dem grossen Ringe noch drei 
kleinere glatte Ringe von je 4 Cm. Innenweite. — Ein anderes 
Gehängstück aus Hallstatt (bei Gaisberger VUI, 1) besteht aus 
^em grossen mit coneentrisohen Kreisen und im Dreieck dazwi- 

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stücke« 



lY. Gegenstände der Einfahr. 47 

sehen lanfenden Bändern verzierten Ringe von 4 Cm. Innenweite 
1 Cm. Starke, mit einem Ansatz von zwei Haken ; in ihn einge- 
hängt sind vier glatte Einge von 2 Cm. Innenweite und 5 Mm. Stärke. 

10. Diademe a. aus glattem oder geripptem Erzbleche, Diademe, 
mehr oder minder mit Ornamenten versehen. Besondere Verbrei- 
tung haben dieselben an der Nord- und Ostseeküste. ~ Diese 
Kopfzierden, die man am besten mit den s. g. Frontalia der Al- 
ten identificiert, sind ein Drittel des ideellen Umfangs oflFen. Der 
Durchm. beträgt 10—11 Cm., die Höhe in der Mitte 54—70 Mm. 

an den Enden 8 — 22 Mm. Die Ränder sind umgelegt; sie 
sowohl wie die nächsten Streifen vorzugsweise mit Schraffierungen 
und Lineamenten verziert. — Vgl. Worsaae N. 0. 216- 218. — 
Davon verschieden sind b) die Kopfspangen, über welche oben 
unter Nr. 6 bei Besprechung der Halsringe gehandelt ist. Hier 
sei nur noch nachträgUch bemerkt, dass die bei Worsaae N. 0. 
220 und 221 als Haarschmuck aufgeführten Binge ebenfalls 
Halsringe sind; sie haben 18 — 19 Cm. Durchmesser. Das ist 
das Mass eines sehr starken Manneskopfes. Die Krone unter 
Nr. 219 hat auch nur etwas über 15 Cm. 

11. Haarnadeln von der bekannten, dem Schreibgriffel Haamap 
der Alten ähnlichen Form, in verschiedener Länge, zum Theil *°* 
mit geschmackvoll verzierten Knöpfen. Die Nadeln sind ent- 
weder gegossen oder aus getriebenem Bronzeblech hergestellt; 

die Stifte bisweilen in leichten Wellenlinien gebogen, um ihnen 
mehr Halt im Haar zu geben. Bei vielen ist der Knopf durch- 
bohrt, um eine dünne Schnur hindurchzuziehen. Statt eines 
Knopfes haben viele der längeren Nadeln ausser einem als 
Grenze für das Einstecken in's Haar wirkenden Absatz mehrere 
fiachrunde Knöpfe in Zwischenräumen übereinander, z. B. die 
Hallstätter Nadeln, Gaisberger I. 1 (Länge 17 Cm., die Knöpfe 
bis zum Absatz 4 Cm.) und VI. 7. 9. 10. 11 (15, die drei letzteren 
je 20 Cm. lang). Die gleiche Form ist besonders von den 
Bronzestationen des Neuenburger-, Bieler- und Garda-Sees her 
bekannt. Auch in Grabhügeln der Schweiz ist sie nicht sel- 
ten. — Eine andere Art der Haarnadeln hat grosse runde 
Knöpfe, welche aus Hohlkugeln (12 Mm. Durchm.) dünnsten 
Erzbleches bestehen und eine Füllung von Lindenholz haben. 
Wie man diese Nadeln trug, ist aus mehreren Funden in Frauen- 
gräbem zu ersehen. Bei Habsthal fand man sieben solcher 
Nadeln in einem Halbkreis oberhalb des Schädels einer Frau 
(Lindenschmit, Hohenzoll. Alterth. S. 135); bei Trüllikon (Zü- 
rich) und Murzelen (Bern) in gleicher Weise Nadeln mit Bern« 



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48 rV. Gegenstande^der Einfahr. 

steinknopfen, welche durch ein Lederband hindui'ch gesteckt 
waren (0. Bonstetten, recueil d'antiquites Suisses Taf. "VT. 14). 
Man legte also um das zurückgestrichene Haar ein Lederband 
und steckte dann durch die in dem Lederstreifen vorhandenen 
Löcher und durch das in Zöpfen oder Strähnen hinten hoch- 
genommene Haar diese Nadeln so, dass die emporragenden 
Köpfe von vorn gesehen wie Strahlen oder Zacken eines Dia- 
dems erschienen. Daher erklärt sich das Verwenden von Kadeln 
verschiedener Länge, weil die an der Seite eingesteckten nicht 
so lang zu sein brauchten, wie die oben vom Scheitel her. 
Eine Qamitur schwankt daher meist 4 Cm. untereinander 
(10 — 15; 14—18). F. Keller im 2. Pfahlbautenbericht 1858. 
S. 150 theilt mit, dass man derartige Nadeln im Züricher See 
gefunden habe, in deren hohle Knöpfe Steinchen (Thonpasten ?) 
von röthlicher Farbe eingesetzt waren. Ganz gleiche fand man 
bei Peschiera im Garda-See. Die bei Worsaae N. 0. 237 ab- 
gebildeten Nadeln des Kopenhagener Museums 237 und 240 hat- 
ten offenbar ebenfalls die tellerartige Yertiefung am Knopf zur 
Aufnahme einer Paste. Ganz besonders kunstvoll aber sind die 
Bernsteinknöpfe der eben erwähnten Funde von Trüllikon und 
Murzelen; dieselben bestehen aus je zwei Kugelsegmenten und 
einer dazwischen liegenden Scheibe, welche die beiden Seg- 
mente zu einer vollen Kugel ergänzt. £inen ganz gleichen 
Knopf hat der Fund von Inneringen (Lindenschmit, HohenzoU. 
Alterth. Taf. XVIII. 11) aufzuweisen. Die vollständiger erhal- 
tenen Schweizer Funde zeigen; dass zwischen Segment und 
Scheibe eine dünne Zinnplatte eingelegt und in die kleinen 
Yertiefungen des Bandes der Bernsteinscheibe Zinnstifte einge- 
schlagen waren. 

Kämme. 12. Kämme ganz in der Form der Beinkämme, nur mit 

durchbrochenem und verziertem Schild. Die Zähne der bei 
Worsaae N. 0. 233. 234 abgebildeten sind 44—50 Mm. lang, 
die halbkreisförmigen Schilde 30 — 64 Mm. hoch; die grösste 
Breite beträgt 54—90 Mm. (sehr verbreitet). 

Knöpfe. 13. Knöpfe: a) den heutigen Manschettenknöpfen ähn- 

lich zum Einstecken bestimmt; b) ohne Dorn, bloss aus einer 
runden oder gekerbten Platte bestehend, die in den Gewand- 
zipfel eingeschlagen und durch das Knopfloch durchgezogen 
wurde. Worsaae N. 0. 248. 



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lY. GegeDstSnde der Einfahr. 49 



m. Kriegsgeräth. 

A. AngriffswafTen. — 1. Schwerter ganz aus Erz oder Schwerter. 
mit Eisenklinge; die gesclimackvollen Griffe sind zum Theil mit 
Ornamenten versehen, deren Vertiefungen mit Bernstein oder far- 
biger Pasta ausgefüllt waren; einige Griffe sind aus Elfenbein. 
Die Klingen sind zweischneidig, schilfblattformig, meistens mit 
Längsrippen, die den pontouren der Klinge parallel laufen, und 
einem starken, flach abgerundeten Gh'ate versehen. Die Länge 
derselben schwankt von 38 — 60 Cm., die Griffe sind, Knäufe 
und Klingenansätze abgerechnet; gewöhnlich 6 Cm. lang, 
während sie bei späteren meist 7—9 Cm. betragen. Das ist in 
der That so sehr die gesammte Gestaltung des altgriechischen 
Schwertes, dass v. Bonstetten rücksichtlich der in der Schweiz 
und in nordlichen Ländern gefundenen Exemplare mit Becht 
sagen konnte: „les ep^es de bronze, qui semblent moul^es sur 
les epSes grecques;^ aber den betreffenden nordischen Funden des- 
halb selbst griechischen Ursprung zuzuschreiben, wäre weiter ge- 
gangen, als die nachweisbaren Spuren uralten Verkehres zwischen ' 
Korden und Süden gestatten. Davon wird weiterhin die Bede 
sein. Hier zunächst noch einige technische Einzelnheiten. Der 
Griff ruht nicht auf einem Stichblatt oder einer Parierstange. Seine 
Befestigung an der Klinge ist eine sehr verschiedene; es erge- 
ben sich für die Erzschwerter hauptsächlich folgende Arten: 
a. Klinge und Angel sind in einem Stücke gegossen ; die Angel 
hat ganz die Form des Griffes, ist an den Bändern leicht aufge- 
wulstet, bisweilen sogar mit formlichen, aussen ornamentierten 
(Worsaae N. 0. 116 b.) Schaftlappen versehen, so dass die einge- 
schobenen Hauten des Holz- oder Beingriffes schon durch diese 
übergreifenden und angehämmerten Angebänder festgehalten 
wurden, ausserdem aber auch noch durch Niete (gewöhnlich 5) 
im eigentlichen Handstück und (gewöhnlich je 2) an beiden Sei- 
ten der halbmondförmigen Ausladung, welche den Uebergang 
zur Klinge vermittelt (vgl. Worsaae N. 0. 115. 116. Schwert aus 
Ungarn bei v. Sacken, Leitfaden Fig. 24.J — b. Klinge und 
Angel gleichfalls aus einem Stück ; die Angel, von der Form des 
Griffs, aber ohne übergreifende Bänder, hat im Handstück 
statt der Nietlöcher einen langen Ausschnitt zum Durchziehen 
eines Metallstückes, dessen polierte oder ciselierte Aussenflächen 
zugleich als Verzierung des Griffes dienten. — c. Klinge und An- 
gel von gleicher Form wie b. , letztere aber nur mit einem Niet- 
Gen the* etnuk. TauschhaiideL 4 ^<^ t 

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50 IV. Gegenstände der Einfohr. 

loch oben und zweien unten (Worsaae N. O. 115. Hallstatt. Si- 
mony Tf. V. 2), drei Nietlöehem im Handstück, vier in dem 
Ansatz (Keller, Pfahlbauten Tf. I. Nr. 59.); die untere Auslad- 
ung ist concav gebogen, hat vier stärkere Nietlocher; der Ueber- 
gang zur Klinge erfolgt durch einen zahnf örmigen Absatz. (Schwert 
von Morges im Wallis bei Troyon habit. lacustr. pl. IX. 8; gleiche 
Form im Mecklenburgischen.) — d. Klinge und Griff gesondert; 
massiver, mehr oder minder reich ornamentierter und ciselierter 
Bronzegriff mit halbmondförmiger Ausladung, in deren tiefe Rinne 
die mit keiner Angel versehene Klinge eingesetzt wurde; die Befes- 
tigung erfolgte durch 2—6 starke Niete nur in der Ausladung, eine 
Befestigung, welche nur für Stoss-, und nicht für Hiebwaffen 
brauchbar ist (z. B. Schwerter von Bistritz- Siebenbürgen, v. 
Sacken, Leitf. Fig. 23, von Luissei- WaUis bei Troyon, habit. lac. 
pl. IX. 7 u. 9.; aus dänischen Funden bei Worsaae N. 0. 121- 137.) 
Der Knauf wird entweder wie bei den altgriechischen Schwer- 
tern durch eine Scheibe mit erhabenem Centrum gebildet (Schwer- 
ter von Bistritz; nordische bei Worsaae N. 0. 121 f. 131 f.) oder 
durch eine Querstange, deren Enden volutenformig aufgerollt 
sind (z. B. Schwerter von Hallstatt, Luissei und Concise, Baas- 
dorf; andere bei Worsaae 135. 136.). Bisweilen sind diese auf- 
gebogenen Stangenenden durch eine kurze grade Querstange ver- 
bunden (z. B. Worsaae 134; ferner Schwert von Luissei bei 
Troyon, hab. lac. pl. IX. 9.; von Hallstatt bei Lindenschmit 
n. 1. Tf. V. 3. u. 4.) Selten ist die Form, dass die Stangenenden 
fast rechtwinklig aufgebogen sind und mit einem kleinen Knopf 
abschliessen ; doch ist sie durch Funde von Hallstatt, Sesto-Calende 
und zwei aus Baiern vertreten. — Besondere Hervorhebung 
verdienen die Bronzegriffe, an denen die vertieften Zwischenräume 
der zierlichen S-förmigen Doppelspiralen mit Bernstein oder einer 
dunkleren Harzmasse ausgefüllt sind. (Retzow in Meckleinburg, 
Lindenschmit A. d. h. V. I. 7. Tf. H. 5; vgl. Worsaae N. O. 127. 
128. 129. 130.) Den Zickzackornamenten der halbmondförmigen 
Ausladung an dem Schwerte von Ketzow gleichen ganz die eines 
Hallstätter Schwertknaufes von Elfenbein mit Bernsteineinlage 
(A. d. h. V. n.l Tf. V. 2 und 2 a.) und die Zickzackbänder von 
Bernstein an dem vollständigen Elfenbeingriffe eines ebenfalls 
in Hallstatt gefundenen Schwertes mit Eisenklinge (A. d. h. V. 
n. 1. 1. Tf. V. 1. 1 a. 1 b.) Dass dieses letztere nicht etwa einer 
späteren Zeit zuzuschreiben ist , wie man bei plumper Anwend- 
ung der Stein-, Bronze- und Eisenalterschablone zu thun sich 
versucht fühlen könnte, zeigt ein in Klinge, Heft und Knopf 

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IV. Gegenstände der Einfahr. 51 

ganz gleichartiges Bronzeschwert desselben Fundortes (a. a. O. 
Taf. V. 4.) Ein anf Fünen (Kirchspiel Bagense) gefundenes 
Bronzeschwert hat einen mit acht kleineren und einem grösseren 
Stück Bernstein verzierten Knauf (Kopenhagener Museum). An 
einem in Schloss Frederiksborg mitverbrannten waren die Niete, 
welche den GriflF an die Klinge hefteten, mit Bernstein überdeckt 
(Aarboger 1866. S. 131.) ~ Bei einer Leiche in einem s. g. Tod- 
tenbaume (im Treenhoe in Jütland) wurden Bronzeknöpfe mit 
Bemsteineinlagen gefunden, und zwar zeigte der Bernstein die 
Sphrallinie als Verzierung (Aarboger for Nord. Old Kyndighet. 
1866. S. 131) , und eine jenem Hallstatter SchwertgriflF in der 
Arbeit völlig gleichartige Dolchscheide aus Elfenbein mit Bem- 
Bteineinlage kam in Veji zu Tage (vgl. on the discovery of sepul- 
cral remains at Veji and Praeneste, by P. RaflF. Garrucci, translated 
by W. M. 1867.). — Die Scheiden waren aus Leder (wie bei Worsaae 
N. 0. 119.) oder Holz oder Erzblech mit Holzunterlage und Leder- 
oder Zeugfutter. Gute Exemplare sind die von Ntmes aus Erz- 
blech mit concentrischen Kreisen und Buckelreihen ; andere aus 
England und Frankreich weist Lindenschmit A. d. h. V. HI. 3. 
nach. Massive Ortbänder bildet Worsaae N. 0. 120. a— e ab.— 
Die Länge der breiten schilfblattförmigen Klingen a. a. 0. 
beträgt meist c. 42— 50 Cm., idie der graderen und längeren 
60-80 Cm. 

2. Dolche mit dreieckiger, nach dem GriflF zu sehr brei- Dolche, 
ter (bis 92 Mm.) Klinge, welche bisweilen mit Silber oder Sil- 
berzinn ausgelegte Linienomamente zeigen. Die dazu gehörigen 
Scheiden sind aus Eisen oder mit Erzblech aberzogen, bisweilen 
in ausserordentlich kunstreicher Weise durchbrochen, dazu mit 
eingesetzten Scheiben verglasten rothen Thones verziert. — Die 
Mngen haben keine Angel, sondern am oberen Ende eine Beihe 
NieÜocher für die Befestigung in der halbmondförmigen Ausladung 
des massiven Bronzegriffes, wie die Schwertklingen in der oben unter 

c. angegebenen Art. Diese hoch alterthümlichenWaffen sind ziemlich 
weit verbreitet ; merkwürdiger "Weise kommen nicht selten Klingen 
vor, ohne dass die dazu gehörigen Griffe mit gefunden wurden. 
— Den vortrefflichen Typen dieser Waffen, welche aus Schwei- 
zer Funden bekannt sind, gleichen ganz die im Bheinlande 
(Gau-Böckelheim) und in der Provinz Brandenburg (Beitsch) 
und im Norden zu Tage gekommenen. Vgl. die Abbildungen in 
den Mittheil. d. Zürich, antiq. Gesellsch. 1. 1841., Lindenschmit A. 

d. h. V. L 2. Tf. IV. 1. 2. 3. 4., Clemm Culturgesch. IX. Tf. IV. 9. 
Worsaae N. 0. 143. 144. — Eine Varietät büdet die bei Tro- 



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52 IV. Gegenstände der Einfobr. 

yon habit. lac. pL IX. 16 abgebildete Klinge yon Latrigen. 
(Bieler See) , die bei einer Länge von 25 Cm. und einer oberen 
Breite von 7 Cm. eine stark geschweifte und nicht gradlinig 
trianguläre Form hat; sie hat sech? noch wohl erhaltene Niete 
und ist mit fünf übereinandergesetzten spitzwinkligen Linea- 
menten verziert. Zu beachten ist, dass die gesammte Station 
Latrigen nach den Untersuchungen des Dr. V. Gross der Stein« 
zeit angehört und jedenfalls gegen Ende derselben zerstört ist 
(les habitations lacustres du lac de Bienne. Delemont 1873. 8^. 
p. 35.). — Von den einer wesentlich jüngeren Zeit ange- 
hörigen Dolchen mit Eisenklinge hebe ich als charakteristisch 
hervor 1) Dolch aus Hallstatt : Klinge von Eisen, Griff und Scheide 
von Bronze, drei Reihen von Knöpfchen auf der Scheide zeigen 
ebenso wie die Bingverzierungen des Griffes Spuren einer kittartigen 
weissen Einlage für die Befestigung farbigen Schmelzes. 2) Li- 
neringen: Eisenklinge, verzierte Bronzescheide; Länge incl. Scheide 
31*Cm.; Klinge allein 24^Cm.); das Ortband der Scheide bildet 
ein massives Stück mit je einem Zapfen an der Seite und einem 
Ringe unten (Lindenschmit, Hohenz. Alterth. Tf. XYIU. 1). 
3) Weisskirchen: Eisenklinge; die gleichfalls eiserne, aber mit 
Bronze blech überzogene, reich verzierte Scheide zeigt Stifte zur 
Aufnahme von Scheibchen au^ Email oder Paste , grade wie 
der Griff eines in England aufgefundenen Dolches (Kemble, 
horae ferales Tf. XVII. 2.) uiad eine Anzahl do^t an verschie- 
denen Stellen zu Tage gekommener Scheiden. Die reichen Yer- 
zierungen des Bronzeblechüberzugs stimmen ganz mit dem Stile 
der Bronzen von Mettlach, Dürkheim und Schwabsburg. Vgl. 
Lindenschm. A. d. h. Y. III. 3. 
Speer- und 3. Speer- Und Lanzenspitzen, a. breit; blattförmig 

^pUztn" ™^* S^i^ durchgehender Schafttülle, gewöhnlich aus Erz. Die 
weit heraustretende Tülle ist meist mit flachen Keifen, bei den 
grösseren Klingen auch mit Punktreihen, Quer- und Wellenlinien 
verziert und zeigt correspondierende !N^agellöcher zum Befestigen 
am Schaffe. Die bei Troyon, habit. lac. pl. IX. 6. 12. 15. abge- 
bildeten Exemplare von Steinberg und Morges zeigen die eine 
(Nr. 12) 17 V2 Cm. Länge, bei 32 Mm. grösster Breite; die andere 
25^2 Gm. L. und 4^2 Cm. Br., die dritte 30 Cm. L. u. 36 Mm. Br. 
Das reich verzierte freistehende Ende der Schafttülle misst bei letz- 
terer 10 Cm. Die Verzierung derselben gleicht ganz der von Beuron 
bei Lindenschmit A. d. h. V. I. 5. Tf. 11. 8. und der der bei- 
den Spitzen von Baasdorf (Cöthen), von welchen die kleinere 20, 
die grössere 50 Cm. misst (abgeb. i. d. Neuen Mitth. d. Thür. 

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IV. Gegenstände der Einfuhr. 53 

Sachs. Ver. VII. 1845. 3.) Die bei Worsaae N. 0. 185—189 ab- 
gebildeten, unter denen Nr. 188 ein classisclier Repräsentant 
etmskischer Form ist, messen c. 27 Cm.; nur 187 hat das un- 
gewöhnliche Maass von 55 Cm. — Eine ausserordentlich seltene 
Art der Befestigung zeigt die bei Hallstatt gefundene Speerklinge 
(bei Simony a. a. 0. Tf. V. 4.), indem ihrer ganzen Länge (29 Cm.) 
nach eine Nute zu beiden Seiten der Klinge von noch nicht 2 auf 
15 Mm. zunehmend entlang läuft, während in der Mitte der mit 
einem Grat versehenen Klinge eine rechtwinklig abgesetzte Scheide- 
wand beide Nuten trennt. Während der vordere Theil der Klinge 
schmal ist und von 1 — 19 Cm. nur von 2 auf 23 Mm. zunimmt, 
ist der hintere Theil (c. 7 Cm.) 48 Mm. breit. — 

b) schlank, von characteristisch rhomboidaler Form, ge- 
wöhnlich aus Eisen (Steiermark, Schweiz, Rheinland) und 
meistens zu zweien in den Funden auftretend (vgl. Abbild, von 
Inneringen, bei Lindenschmit Hohenz. Alterth. XVIII. 12. 13.). 
Auch bei diesen Spitzen steht die Schafttülle weit hervor und 
geht in dem Blatt der Klinge selbst allmälig in einen massiven 
Grat über. Gewöhnliche Länge 36 — 44 Cm. incl. und 28 — 30 
Cm. excl. Tülle. Vorzugsweise häufig sind sie in den Alpen- und 
Donaugegenden beobachtet, seltener im mittleren Rheinland und 
mit Recht schon von Lindenschmit (Hohenz. Alterth. S. 123) mit 
den von den Etruskem, welche als Erfinder der hasta velitaris 
galten (O. Müller, Etrusker I. 395), und den stammverwandten 
Rätern geführten zwei Wurfspeeren in Verbindung gebracht. 
Die Schäfte konnten offenbar nur dünn und durften mit Rück- 
sicht auf die leichten Eisen ebenfalls nur leichterer Art sein. — 
Die EisenwaflFen von La Tßne am Neuenburger See zeigen eine 
weit grössere Mailigfaltigkeit als die Bronzewaflfen ; alle Lanzen- 
eisen sind mit einem sehr scharfen Grat von c. 2 Mm. Erhebung 
versehen, dessen tadellose Herstellung ebenso wie die sonstige 
Arbeit die vollste Sicherheit der Schmiedekunst aufweisen. Im 
. Allgemeinen geht mit dem Breiterwerden des Klingenblattes 
(72 — 84 Mm. auf 2lVa — 40 Cm. Länge) eine Verkürzung der 
Tülle Hand in Hand, die bei denselben Exemplaren nur 45 — 52 
Mm. zeigt, während bei einem "Wurfspeer von 28 Mm. Breite und 
90 Mm. Länge des Blattes die Tülle 18 Cm. misst (vgl. die Ab- 
bild, bei Troyon, habit. lac. PI. XV. 1. 5. 6. und 15. 16. 17.). 
Dieselben Eigenthümlichkeiten , namentlich rücksichtlich des 
Grats und des concaven Ueberganges von ihm zu beiden Klin- 
genschneiden, sind auch an den Lanzen des s. g. ersten Eisen- 
alters in den seandinavischen Ländern beobachtet. (Vgl. Wor- 

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spitzen. 



54 I^* Gegenstande der Einfnhr. 

saae, Afbildninger Fig. 269). — Wegen der Verzierung des Tül- 
lenendes durch einen zierlichen gegitterten Streifen von einge- 
legtem Erze bemerkenswerth ist der eine von den beiden beson." 
ders schlanken (3V2 Gm. grösste Breite auf 38 Cm. Länge der 
Klinge, excl. der 12^/2 Cm. langen Tülle). 

Für die zu diesen Lanzen gehörigen Schuhe vermisse icli 
genaue Angaben über transalpinische Funde. Nur für den Nor- 
den giebt Worsaae N. 0. 191 die Abbildung eines 16 Cm. lan- 
gen und oben 22 Mm. weiten bronzenen Lanzenschuhes. 

Pfeil- 4 Pfeilspitzen, gegossen, mit und ohne Widerhaken, aus 

Bronze, sind überhaupt im Bronzealter selten, denn man darf 
die zahlreichen bronzenen Pfeilspitzen aus Gräbern der Krim 
nicht als Beweis für das Gegentheil anführen wollen, da diesel- 
ben nach allen anderen Beigaben als sehr spätzeitliche anzusehen 
sind. Von Fundstätten, welche Beziehungen zu etruskischem 
Import verrathen, ist die Station Steinberg (Bieler See) hervor- 
zuheben. Dort fanden sich Spitzen mit flacher Angel zum Ein- 
klemmen, mit runder und scharfgespitzter zum Einschieben in den 
Schaft und mit Tülle für Aufnahme des Schaftes. Die Wider- 
haken sind meist harpunenartig. Die Gesammtlänge beträgt selten 
mehr als 4 Cm., die Breite 16 — 24 Mm. Bronzene Spitzen theilt 
Lindenschmit Hohenz. A. Tf. XL. 1. 3. 4. von Sigmaringen, 2. 
5. 7. 12. von Inzighofen, 6 von Beuron mit, unter denen Nr. 2 
besonders bemerkenswerth ist wegen des zum doppelten Wider- 
haken geformten Schaftes. Eiserne Spitzen neben bronzenen 
fanden sich in den Grabhügeln von Inneringen und Sigmaringen 
(Lindenschmit, Hohenz. Alterth. Tf. XVIII. 7. 8. 10. XV. 24. 
25. 9. u. 10.). Die bronzenen scheinen denen von Steinberg und 
der einen von Estavayer (Troyon a. a. 0. IX. 4.) gleichartig ge- 
wesen zu sein ; die eisernen zeigen sich selten ebenfalls als gleich- 
artig (wie Sigmar, Tf. XV. 25.), meistens mehr in Bolzenform 
übergehend. — Unter den Hallstätter Funden kamen Bronze- 
spitzen mit Tülle vor; das eine Exemplar bei Simony Tf. V. 6 
hat 26 Mm. Gesammtlänge, ein anderes bei Gaisberger Tf. III. 8 
33 Mm. und 15 Mm. grösste Breite. 

streit- 5. Streitkolben aus Erz, mit drei bis vier quincunxfor- 

mig herausstehenden oder senkrecht auf einander gerichteten 
Zackenreihen. — Man hat diese Erzgeräthe für Geiselknöpfe aus- 
gegeben, aber man hat dies gethan ohne irgend einen der Un- 
terschiede zu vermerken, welche zwischen den verschiedenen 
Exemplaren obwalten. Gewiss ist nur an einen Geiselknopf 
u. dgl. zudenken, wenn wir bei dem Gauseifinger Funde (Linden- 

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kolben. 



m^rj^ 



TV. Gegenstände der Einfahr. 55 



schinit Hohenz. Alterth. Tf. XIV. 2. 13.) nur 15 — 18 Mm. Ge- 
sammtdurchmesser bei 11 Mm. Innenweite sehen. Dasselbe mag 
noch gelten von dem a. a. 0. Tf. XLL 12. abgebildeten, der 23 
Mm. Gesammt- und 15 Mm. Innendurchmesser hat. Aber unstatt- 
haft wird die Annahme für die daneben abgebildeten Exemplare, 
welche sänmitlich aus Italien selbst stammen Diese messen 
21. 26. 33. Mm. Innenweite und 18. 30. 38. 40. Mm. Höhe. Ein 
sehr schönes Exemplar aus Italien bewahrt das Wiesbadener Mu- 
seum ; dasselbe misst c. 40 Mm. Höhe und ebenso viel in die 
Breite ; über den besonders scharf heraustretenden Stacheln läuft 
ein zierliches Ornament von gegenübergestellten Doppelspiralen 
herum. 

Der aus der Sammlung des Major Taddeo de' Torrelli durch 
Seid] (Chronik der archäol. Funde i. d. öster. Mon. III. 1846/47. 
Wien. 1847. S. 33-35 und Tf. I. Fig. A.) veröffentlichte bron- 
zene Streitkolben mit Reliefmedaillons und anscheinend etruski- 
scher Inschrift hat an einem Gipsabguss im k. k. Münzkabinet 
sein Seitenstück und zugleich seine Kritik. An letzterem steht 
„Streitkolben von Erz, gefunden m den Goldbergwerken Sieben- 
bürgens 1830. Gräfin Josika**. Die Angabe der Provenienz 
weist auf eine so sehr im Verdachte künstlicher Nachahmung 
und Anfertigung von Alterthümem stehende Quelle, dass die 
seltsame Mischung verschiedener Kunststile an jener Waffe nicht 
sowohl für eine Folge internationaler Völkerbeziehungen als des 
Mangels an gründlichem Wissen in jener Fabrik anzusehen ist. — 
Für den Norden scheint der bei Tstadt gefundene Kolben bis 
jetzt das einzige bekannt gewordene Exemplar zu sein. 

B. Schutzwaffen. 
5. Helme aus Erz getrieben, von verschiedener Form: Heime, 
altgriechisch (am Bodensee); konisch, nach Art der Kesselhau- 
ben des Mittelalters, mit und ohne Tülle für Aufnahme der Helm- 
zier, fast stets mit Metlöchem am Kande für das Befestigen 
eines Sturmriemens, meistens aber nach dem Abstand der Niet- 
löcher von einander zu schliessen für Wangenklappen und hin- 
ten für einen Nackenschirm eingerichtet ; eine mehr Sturmhauben 
ähnliche Art hat rechtwinklig vorspringenden Rand. — Rück- 
sichtlich der Verbreitung muss zunächst die Thatache hervor- 
gehoben werden, dass in England, Dänemark und Scandinavien 
überhaupt Funde von Helmen dieser Art bis jetzt nicht bekannt 
geworden sind, was vielleicht Aus der stolzen Abneigung der 
nordischen Kämpen gegen Schutzwaffen ausser Schilden über- 



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66 IV. Gegenstände der Einfabr. 

haupt zu erklären ist. In Frankreich sind dagegen Helme der 
bezeichneten Art mehrfach zu Tage gefördert. — Weitaus der 
bedeutendste Fund überhaupt ist der von Negau (Steiermark), 
dessen zwanzig Bronzehelme, die offenbar durch Handel dorthin 
gelangt sind und keine Spur eines Kampfes zeigen, zweifellos 
etruskischer Herkunft sind und zum Theil etruskische Inschrif- 
ten am Rande tragen. Das Gleiche ist der Fall bei zwei in der 
Nähe von Cilli (Steiermark) gefundenen. Diesen stehen an Forpi 
als ganz gleichartig zur Seite andere in österreichischen Ländern 
und in Bayern gefundene (Museum von Augsburg). Auf der 
Puözta von St. Gyorgy (Ungarn) wurde zugleich mit einem 
Bronzeeimer und 27 zum Transport verpackten Schwertern ein 
Bronzehelm gefunden, der so sehr dem des Schweriner Museums 
(abgeb. bei Lindenschmit A. d. h. V. I. 11. Tf. I. 2.) gleicht, 
dass sie beide derselben Fabrik zu entstammen scheinen. Die 
Arbeit und Ornamentierung des im Pass Lueg (Salzburg) gefun- 
denen schönen Erzhelmes steht durchaus der des Panzers von 
Grenoble und der Schwertscheide von Mmcs nahe. — Ebenso 
zeigen die anderweitigen Funde durchgehends Verwandtschaft 
mit den eben genannten. Der bei Beitsch (Prov. Brandenburg) 
1847 gefundene schöne Bronzehelm ist ganz dem Schweriner und 
Pesther ähnlich; die bei Kreuznach gefundenen haben mit den 
in Oesterreich und Frankreich gefundenen grosse Aehnlichkeit; 
die Reste des Helmes von Waldalgesheim konnte E. aus'm Werth 
versuchen nach dem Helm von Canosa im Artillerie-Museum zu 
Paris (Lindenschmit A. d. h. V. I. 3. Tf. II.) und dem von 
Essey-les-Nancy (abgeb. im Journal de la Societe d'archeol. lor- 
raine. Avril 1868, bei Charles de Linas, armures des hommes 
du nord. Les casques de Falaise et d'Amfreville. Paris 1869 
und aus'm Werth, der Grabfund von Waldalgesheim. S. 21.) zu 
reconstruiren ; der Helm des Museums von St. Germain hat seine 
Parallelen in einem zu Steingaden (Bayern) und einem andern 
zu Hallstatt gefundenen, und alle drei haben genau die glocken- 
artige Form wie der acht etruskische Helm C. 1. im Artillerie- 
Museum zu Paris. — Dieser Helm scheint für die Anbringung 
von Hörnern, wie sie der Helm von Canosa aufweist, eingerichtet 
gewesen zu sein. Sog. Antennen, wie sie ebenfalls letzterer zwi- 
schen den Hörnern hat und ausser ihm andere etruskische Helme 
im Artillerie-Museum und im Medaillen-Cabinet zu Paris zeigen, 
habe ich bisher selten an transalpinischen Fundstücken bemerkt,— 
Vergoldete Theile von Helmen wurden bei Judenburg gefunden. 
Schilde. 6. Eherne Schilde, kreisrund, ohne Holz- oder Leder- 



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IV. Gegenstände der Einfdhr. 57 

unterläge aus concentrischen Ringen von starkem Bleche zusam- 
mengenietet, und am Rande durch eingelegten Draht verstärkt, 
wie an dem Kopenhagener bei Worsaae N. 0. 204 a. u. b. er- 
sichtlich ist, mit flacher Wölbung, theils glatt (Bingen), theils 
mit Kreisen kleiner Buckeln, theils mit getriebenen Figuren, be- 
sonders Vogelgestalten verziert (Steiermark , Dänemark , Schwe- 
den). Bemerkenswerth ist, dass diese Schilde nur eine Fessel 
oder Handhabe aufweisen; dieselbe bestand ebenfalls aus Blech, 
welches über eine Flechte von Weidenzweigen zusammengebogen 
war. Die Eigenthümlichkeiten und das Vorkommen dieses Waf- 
fenstückes in transalpinischen Funden hat Lindenschmit in seiner 
Abhandlung „der Erzschild*' (Ztschr. d. Ver. z. Erforsch, d. rhein. 
Gesch. u. Alterth. zu Mainz. HI. 1. Hft. (1868) S. 45-60 und A. 
d. h. V. III. 1. Beilage S. 16 f.) näher erörtert. Nach seinen 
Forschungen waren von besagten ehernen Rundschilden bisher 
überhaupt elf Funde bekannt geworden, von denen 3 auf Däne- 
mark, einer auf das Rheinland, einer auf Bayern und 6 auf die 
britischen Inseln fallen. Der Durchmesser der deutschen Schilde 
betragt 39 — 42 Cm., der der dänischen 50 — 54, der der eng- 
lischen 33 — 55 ; das Gewicht der beiden bisher allein gewoge- 
nen deutschen Fundstücke 3V2 •— 4V2 Ffd. Hervorragend durch 
seine Verzierung, zwischen runden Buckeln dreimal ein punk- 
tiertes Ornament aus vielen concentrischen Kreisen, von welchen 
nach beiden Seiten gekrümmte Hälse langschnäbeliger Vogel 
ausgehen, ist ein dänischer Schild (bei Worsaae, Afbildninger 
N>. 149. Nord. Oldsager 203). Die völlige Congruenz dieser 
Verzierung mit der von zwei cimbrischen Fundstücken (Erzge- 
fässe von Siem und Rönning) und der von Erzblechgefässen von 
Hallstatt und Glein (Steiermark) hat Lindenschmit a. a. 0. S. 56 f. 
zur Genüge dargethan. — Im Archiv f. Anthropologie IV. 35 S. 
hat derselbe dies Ornament auf seinem etrurischen und orientali- 
schen Heimatsboden noch weiter verfolgt. Eine Uebersicht der 
Denkmale dieser Verzierung mit Vogelsgestalten gab früher 
V. Sacken, Grabfeld von Hallstatt S. 99. Nr. 2.)— Abbildungen der 
dänischen Schilde bei Worsaae N. 0. 203. 204. a. b. 206. 

7. Panzer aus Erz, theils einfach, theils reich mit Buckel- Panzer, 
reihen und concentrischen Kreisornamenten ausgestattet ; der 
obere Rand des Rückenpanzers trägt einen stehkragenähnlichen 
Ansatz als Nackenschirm, eine Eigenthümlichkeit , welche bisher 
nur an etruskischen Harnischen bemerkt worden ist. — Solche 
Panzer sind sehr selten ; bisher sind nur in Steiermark (Glein) 
und in Frankreich (Grenoble) deren zu Tage gekommen, abei: 

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58 



rV. Gegenstände der Einfahr. 



stets Brust- und Bückenhamisch zusammen. Die Höhe beträgt bei 
beiden Theilen des Grenobler Panzers 40 Cm., die grösste Breite 
des Brusthamisches 36 Cm. 



Heer- 
hörner. 



Wagen. 



C. Anderes Kriegsgeräth. 

1. Heerhorner oder Posaunen aus Erz, Sförmig ge- 
wunden, mit runden Buckeln auf den Tellerplatten nächst der 
Schallöffnung, und mit angehängten Klapperblechen am Mund- 
stück verziert. — Es ist bekannt, dass nach völlig übereinstim- 
mender Ueberlieferung der Alten die Tyrrhener als Erfinder der 
Trompete galten. Weniger bekannt ist, dass gerade die tyrrheni- 
sche Trompete auch mit ihren Rassel- oder Klapperblechen be- 
reits bei Sophocles genannt wird. Dies und die Verzierung mit 
runden Buckeln, sowie die Sicherheit der Erzarbeit nöthigt auch 
diesen Instrumenten etruskische Herkunft zuzuschreiben. Die 
Masse sind bemerkenswerth , 142 Cm. Länge incl. Kiiimmung, 
6—18 Cm. Umfang, vgl. Lisch, Jahrbb. I. S. 15. — Von Funden 
bekannt geworden sind drei aus Dänemark und einer aus Schwe- 
den (vgl. Worsaae Af bildninger 147. und N. Olds. 199-201. und 
Nilsson). Keiner kam in einem Grabe, sondern alle in Torfmooren 
zu Tage, wodurch allein die Erhaltung des so dünnen Erzbleches 
sich erklärt (vgl. Ausland 1868. S. 751). Nur Nr. 200 bei 
Worsaae ist zertrümmert. 

2. Zweirädrige Wagen mit massiven Bronzerädem 
oder mit hölzernen Rädern und eisernen ßadschienen, ehernen 
Nabenbeschlägen und manigfachem anderen Metallzierrath (Zier- 
scheiben aus Erz, Goldblechornamente, dazu Joch- und Riemen- 
beschläge). — Ich habe früher diese Wagen dem Hausgeräth zu- 
gezählt, aber ich bin von dieser Ansicht abgekommen, weil ein 
zweirädriger Wagen mit verhältnissmässig so niedrigen Rädern 
sich nicht für Wirthschaftszwecke eignete und weil grade in 
Gräbern, die ihren sonstigen Beigaben nach als Kriegergräber 
anzusehen sind, sich je zwei Räder oder Radschienen fanden. Man 
hat für die Erklärung derartiger Wagenräder und Wagenbestand- 
theile fast allgemein an die gallischen und belgischen Renn- und 
Streitwagen (covinus und esseda) gedacht und in ihnen ein unver- 
werfliches Zeugniss für die frühere Anwesenheit keltischer Be- 
völkerung in später germanischen Gegenden gesehen. — Ueber- 
blicken wir die bisher gemachten Funde, so sehen wir, dass 
eiserne Radreifen gefunden wurden bei Sesto Calende, Juden- 
burg, Grächwyl, Grauholz und noch vier anderen Orten des 



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F.** "»■ 



IV. Gegenst&nde der Einfabr« 59 



Canton Bern, bei Rances im Waadt, auf der schwäbischen Alp 
bei der Haidepost, bei Tholei im Birkenfeldischen und im Gall- 
Bcheider Hügel auf dem Hunsrück. An allen diesen Orten wur- 
den die Badreifen und sonstigen Wagenbestandtheile neben Erz- 
geräth unzweifelhaft etruskischen Ursprungs zum Theil hochalter- 
thBjnlichen Charakters gefunden. Eine Gruppe jüngerer Periode 
bilden die yier Bäderfunde bei Laiz, Gauselfingen, Bingenbach 
und Bitz im Sigmaringischen (abgeb. Lindenschmit Hohenz. 
Alterth. Tf. XH. 10. u. 11. XIV. 12. Vm. 1. VH. 5.) — Ueber 
den Fund von Buttstett (Thüringen), bei welchem in einem Grab- 
bügel Theile eines Eadbeschläges nebst einem Sporn und einer 
Pfeilspitze von Eisen, einem Silbermünzchen und einigen Stein- 
messem gefunden wurden (XVI. Bericht des voigtländ. Vereines 
S. 44.), vermag ich nicht zu urtheilen. Die von G. von Bon- 
stet ten beschriebenen Wagenreste (notice sur des armes et des 
charriots de guerre d^couvertes k Tiefenau prös Bern ; avec 9 
planches), sind entschieden spätzeitlich, da eine verschlifiFene 
Antoninusmünze dabei gefunden ward, wenn nicht etwa eine 
Vermischung zweier nahe bei einander gemachter Funde statt- 
gehabt hat. — Indem ich mir vorbehalte weiterhin noch einmal 
auf diese Wagenradreif ei^ zurückzukommen, begnüge ich mich 
damit, an dieser Stelle die Thatsache zu constatieren, dass weit- 
aus die meisten Funde der Art in Verbindung mit Erzgeräth, 
auch Goldschmuck entschieden etruskischen Charakters zu Tage 
gekommen sind. Die BeschafiFenheit dieser etruskischen Fund- 
stücke weist auf Handelsbeziehungen in eine Zeit zurück, in 
welcher stark orientalisierende Eunstformen in Etrurien herr- 
schend waren. Auf gleich frühe Zeit gehen zwei höchst bedeut- 
same Funde zurück , deren Eenntniss ich brieflicher Mittheilung 
des Hrn. Direktor Lindenschmit verdanke. Bei Hassloch (bayr. 
Pfalz) wurden im Juli 1873 zwei Bronzeräder eines Wagens aus- 
gegraben, welche sowohl in den Hauptverhältnissen als besonders 
in den charakteristischen 40 Cm. langen Naben, die bestimmt 
waren nach innen der hölzernen Achse sicheren Halt zu geben, 
aussen aber dem Aufsteigenden als Tritt zu dienen, vollkommen 
mit den vierspeichigen Erzrädern , die im Museum zu t Toulouse 
aufbewahrt werden, übereinstimmen. 

Was die Verhältnisse und Eigen thümlichkeiten der eiser- 
nen Badreifen und sonstigen Wagenbestandtheile anlangt, so be- 
merke ich noch Folgendes. Die Beifen haben c. 66 — 85 Cm- 
Durchmesser und meistens nur 18 — 24 Mm. Breite , sind aber 
sehr stark; sie dienton ofiFenbar leichten Fuhrwerken. Die star^ 



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60 IV. Gegenstände der Einfuhr. 

ken Nägel zu ihrer Befestigung sind meistens erhalten; an eini- 
gen Keifen (Gauselfingen, schwäbische Alp (Haidepostu. a.) sitzen 
sie so dicht, dass die stark übergreifenden Köpfe fast den eigent- 
lichen Reifen bedecken; an anderen sind die Reifenränder wie 
bei einer Hohlschiene umgebogen, mussten also behufs der Be- 
festigung auf einem Grate der Felgen aufsitzen. — Die Räder 
waren nicht volle Scheiben, sondern hatten Speichen, für die 
man besondere konische Erzbeschläge verwendete, t^rie ein 
Grabhügelfund im Cant. Bern lehrt. — Die Naben wurden durch 
Metallringe zusammengehalten; der Gallscheider Fund brachte 
deren vier von Kupfer zu Tage, also für Aussen- und Innenseite 
je zwei; dazu zwei vollständige Achsen- und Nabenbeschläge. 
Bei Wald-Algesheim wurden zwei Ringe gefunden von reichlich 
11 Cm. Durchmesser und 17 Mm. Breite; die getriebene Ver- 
zierung in dünnem Kupferblech, welches auf einem eisernen 
Futter liegt, ist geschmackvoll und sehr eigenthümlich. Sie er- 
innert durchaus an die Ornamentstreifen, welche am Halse 
etruskischer Vasen angebracht zu sein pflegen. Dieselbe 
Verbindung von Kupfer und Eisen zu gleichem Zwecke tritt in 
dem Grabhügel auf der schwäbischen Alp auf, in welchem vier 
gut gearbeitete kupferne Nabenbesohläge mit eisernen Stoss- 
scheiben entdeckt wurden. Auch der Grächwyler Fund enthielt 
Speichen, eisome mit Kappen versehene Nabenringe. — Speichen sind 
constatiert nur in dem merkwürdigen Funde auf den Hügeln des 
Ins-Einigungswaldes (Jahn, der Kanton Bern deutschen Theils. 
Bern. 1850. 8. 24. f.), welcher unter seiner bedeutenden Aus- 
beute an Geräthen aus Bronze, Eisen, Bernstein und Leder viele 
Wagenbestandtheile ergab z. B. rautenartig gegittertes Erzbe-' 
schlage von den Seiten, gereiftes von den Naben, konisch ge- 
staltetes von den Speichen und dazu nussbaumene konische Rad- 
speichen. — Von anderen Gegenständen, die bereits bestimmt 
Joch- und worden sind, hebe ich Joch- und Riemenbeschläge, Deichselnägel, 
Riemen- Zugbrackou, Kummothomer, Zierscheiben aus Erz und Gold, 
esciage, ^^ ^^j^ ^ hervor. — Für die Bestimmung bisher noch nicht er- 
klärter Gegenstände mache ich auf die überaus beachtenswerthe 
fragmentierte Vase aus Adria (bei Micali Monumenti inediti Tf. 
XLV. 1. und Arch. Zeitung 1852. Tf. XLIV. Rosse des Rhesos) 
aufmerksam, welche in einer auf griechischen Vasen nirgends 
nachgewiesenen Ausrüstung das Zweigespann eines Kriegswagens 
zeigt ; die Köpfe der Rosse haben hinter den Ohren bis zum Un- 
terkiefer hin metallene Decken, deren Niete deutlich angegeben 
sind; über denselben ragt ein umbonenartiges Hohlschild empor. 



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IV. Gegenstände der Einfohr. 61 

Beides hatte ofiFenbar die Bestimmung die Köpfe der Pferde 
gegen niederfallende Geschosse zu schützen. — Offenbar ver- 
schieden davon waren die s. g. ngofbetcoTtldia oder frontalia, scbirme. 
d. h. Metallplatten für Stirn und Stimknochen der Pferde, 
welche die Griechen und später die Romer nach dem Beispiele 
der Meder oder Perser einführten (vgl. Arrian. Tact. p. 15. Xenoph. 
CjT. IV. 1. Anab. I. 7). — lieber Pferdegebisse siehe oben unter 
Hausrath. 



D. Opfergeräth. Opfer- 

gemth. 

Es ist eine weit verbreitete Neigung, Becken und Schalen 
von Erz ebenso wie Messer von irgendwelcher besonderen, ja 
von nur massig geschwungener Form als Opfergeräthschaften 
zu bezeichnen. Nur wenig Stücke entgehen dieser Classification. 
Zuletzt bleibt für {>rofanen Gebrauch ein verschwindender Rest, 
gleidi als ob die Grabhügel unseres Landes die Ruhestätten von 
Priestern und Hierodulen, nicht aber die von Ackerbauern, Weid- 
männern und Kriegern wären. — Was unter den erhaltenen 
Alterthümern Priestergeräth war oder zu Stammesheiligthümern 
gehorte, wage ich nicht zu entscheiden, nicht einmal ob über- 
haupt heilige Geräthschaften auf uns gekonmien sind. Denn von 
Altären spreche ich nicht. Dem einfachen Siedler und dem rei- 
sigen Krieger dienten für heiligen Brauch gewiss dieselben Ge- 
räthe wie für alltäglichen. Schon oben sahen wir dieselben Erz- 
gefasse für sepulcrale Zwecke verwendet, welche offenbar dem 
Bestatteten im Leben gedient hatten. — Nur eine höchst merk- 
würdige Gattung von Alterthümern scheint ausschliesslich sacrale 
und sepulcrale Verwendung gehabt zu haben; es sind das die 
sogenannten Kesselwagen. Diese ganz aus Erz gefertigten Fessel- 
Wagen bestehen in der Hauptsache aus einem c. 30 Cm. langen 
Boden, welcher auf 3 — 4 Rädern ruht und, da das Ganze zum 
Hin- und Herfahren bestimmt war, nach beiden Seiten gleich- 
massig mit Thierköpfen oder ganzen Gruppen von Menschen 
und Thieren verziert ist. In der Mitte ruhte auf einer Figur 
oder einem Untersatz von angenieteten Stäben die Amphora, von 
welcher die Geräthe den Namen Kesselwagen erhalten haben. — 
Die wahre Bedeutung ^er Geräthe blieb lange unklar ebenso wie 
ihre etruskische Herkunft. Erst als man in Cäre in einem der 
alterthfimlichsten Gräber neben der Leiche links eine Reihe klei- 
ner irdener Götterfiguren, zur Rechten aber ein wagenartiges 
Rauchgefäss gefunden hatte, verstununten allmälig die Stimmen 



wagen. 



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1 



62 IV. Gegenstände der Einfdhr. 

derer, welche ohne Rücksicht auf die Güte und Sicherheit der 
Erzarbeit der rohen Figuren wegen diese Kesselwagen als recht 
eigentliche keltische Fabrikate und als Erzeugnisse einer yer- 
hältnissmässig späten Zeit angesehen wissen wollten. — Sie sind 
im Gegentheile als Geräthe alterthümlichster Art in unseren 
Gräberfunden anzusehen und weisen statt auf keltische Vorbilder 
auf phönikische, wie z. B. ein Vergleich der von G. Perrot in 
der Revue arch6ologique XIX. (1869.) PL XL S. 393-402 ver- 
öffentlichten, aus Eleinasien stammenden Bronzefigur des Cabinet 
de Saulcy mit den Reiterfiguren des Judenburger Kesselwagens 
darthut. — Zu Vulci und Lucera fand man ähnliche (vgl. oben 
S. 19 f. und W. M. Wylie's Schrift „two archaic bronze cars, com- 
municated to the society of antiquaries. London 1870)^. W. Hei- 
big sah deren in der von Castellani erworbenen Sammlung etrus- 
kischer Grabalterthümer Panelli zu Sarteano; ein anderer ist im 
Louvre. Ausserhalb Etruriens fanden sich diese Kesselwagen in 
Steiermark (Judenburg u. Radkersburg) , Siebenbürgen (Szasz- 
varoser-Stuhl) , Schlesien (Oberkehle), Brandenburg (Frankfurt 
a. 0.), Mecklenburg (Peckatel) und Schvf^eden (Ystadt). — Ihre 
Bedeutung als[ sacrale Räuchergeräthe ist aus den im alten 
Etrurien selbst gemachten Funden klar ersichtlich. Sie sind 
jedenfalls die beweglichen Räucherherde (^vf^iar^^moder iaxdqia) 
von denen Hesychios I. p. 1474 und PoUux Onom. X. 65 sprechen« 

^ ^ , E. Kunstwerke. 

Eunstwerke« 

Als einzeln stehende Funde müssen, wenn auch vielleicht 
nur vorläufig, bezeichnet werden 1. der prachtvolle Dreifuss von 
Dürkheim mit Kohlenbecken und Amphora, welcher dem berühm" 
ten volcentischen im Museo Gregoriano (Tavol. 56.) durchaus 
gleichartig ist. 2. Das Junobild von Chur. 3. Das Minervabild 
von Geringen. 4. Der Metallspiegel von Avenches. 5. Die ge- 
malte Vase von Zürich (roth mit schwarzen Figuren ; bisher das 
einzige derartige Stück diesseits der Alpen). 



Das sind in der Hauptsache die Industrieerzeugnisse, welche 
von Etrurien aus durch vielverzweigten Tauschhandel nach den 
Ländern im ]!forden gelangten, in deren Heidengräbern sie fast 
durchgängig in diesem Jahrhundert als ebensoviel stumme Zeu- 
gen uralten Völkerverkehrs zu Tage gekommen sind. Was im 
Mittelalter, was in der neueren Zeit bis zum Erwachen des Sin- 

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IV. ^Gegenstände der Einfuhr. 63 

nes für aBtiqfuarisclie Looalforschung den thöricht nach Schätzen 
durchwühlten oder zuföllig aufgedeckten Gräbern entnommen 
ward, kann wenigstens annähernd nach der Zahl und Manigfal- 
tigkeit der in diesem Jahrhundert gemachten Funde beurtheilt 
werden. Der Wissenschaft sind jene früheren Funde fast aus- 
nahmslos verloren : sie sind verschleppt, verbraucht, eingeschmol- 
zen. Aber die Thatsache, dass die Anzahl, wenn auch nicht der 
planmässig geöJBfneten, so doch der zufällig entdeckten Gräber 
eine dem Grade und Umfang damaliger Bodencultur entsprechende 
gewesen sein muss, ist bei allen Rückschlüssen aus heute Ge- 
fundenem wohl zu erwägen. Die Funde der Neuzeit sind nur 
Einer, denen die früheren als dahinterstehende Nullen erst die 
rechte Bedeutung verleihen. 



V. Das Verbreitungsgebiet. 

Das Gebiet nun, über welches Gegenstände der oben ver- 
zeichneten Art verbreitet gewesen sind, ist ein ausserordentlich 
grosses. Hier nur die Namen der wichtigsten Fundorte. Die 
näheren Angaben über die Funde selbst enthält der Anhang die- 
ser Schrift. Schweiz : Tessin (Arano, Davesco, Sorengo, Stabbio), 
Wallis (am Gr. St. Bernhard, Colombey, Port-Valais) im Veltlin 
(Trevisio), Neuenburg (Bronzestationen des Neuenburger und 
Bieler See's : a) Corcellettes, Concise, Bevaix, Cortaillod, la Töne, 
Chevroux, Estavayer; b) Steinberg bei Nidau, Latringen, Moerin- 
gen, Epsach, Sutz), Genf (Bronzestationen des Genfer See's : Mor- 
ges, Creux de la Tougue), Graubünden (Chur, Burvein) ; St. Gal- 
len (öonzenberg bei Sargans) ; Thun (Buchholz) Aargau (Kulm) ; 
Waadt (Avenches); Bern (Grauholz; Grächwyl; Ins - Einigungs- 
wald) Zürich (Alienlüften ; Fünf bühel und XJetliberg bei Zürich ; 
Stadt Zürich selbst; Küti); am Bodensee. — Frankreich: Tou- 
louse; das ganze Rhone-, Marne-, Seine- und Sommegebiet (spe- 
ciell: Arles, Jonquiöres; Nlmes, Grenoble; Vaudrevanges , Mon- 
ceau-Laurent, Gommeville). Oesterreich: Steiermark, (Cilli, 
Negau, Hummersdorf, Unter -Glein, Judenburg, Radkersburg, 
Mürzzuschlag, St. Johann, Trösing); Tirol: Val di Cembra, Kal- 
tem, Greifenstein, Pfatten, Innsbruck, Matray, Sonnenberg ; unter 
der Enns (Stollhof bei Wiener Neustadt, Hallstatt) Salzburg 
(Pass Lueg). — Würtemberg und die Hohenzollernschen Lande. 
a) Unter-lflingen, Mahlstetten, Geringen auf der Haidepost. b) Habs- 
thal, Inneringen, Jungnau, Cappel, Laitz. Baden (Ejreenhein- 

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64 V. Das Yerbreitimgsgebiet. 

stetten). Bayern (Augsburg, QSttersdorf, Azlburg, Spalt, Osten- 
felde, Dürkheim a. H., Hassloch). — Furstenthum Birkenfeld. 
Saargebiet (Eemmesweiler, Tholei, SchwarzeDbach). Bheinhesaen 
(Armsheim, Mainz, Nierstein, Schwabsburg, Herrnsheim). Ober- 
hessen (Borsdorf). Prenssen. Hessen-Nassau (Steinbach, 
Wiesbaden , Doerth). ßheinprovinz (Mettlach ; Ottweiler ; 
Weisskirchen a. S. , Trier; Gau-Böckelheim, Galischeid, Kreuz- 
nach, Bingen, Wallerfaugen , Wald- Algesheim, Otzenhausen, 
Hermeskeil). Prov. Sachsen (incl. Anhalt) Baasdorf, Neilingen 
i. d. A., Helmstädt, Darsekau, Borsch, Crölpa. B ran den bürg: 
Beitzsch. Frankfurt a. O. Hannover: Bargfeld, Luttum, Marssei, 
Nienburg , Westerweihe , Dörmte. Mecklenburg: Dahmen, 
ßetzow, Wismar, Q-entzkow, Panstorf, Basedow, Peckatel, Roga, 
Wesenberg, Neu-Brandenburg. — Schleswig-^Holstein (Insel Sylt, 
Neustadt). Schweden (Halland). Dänemark: Siem. Rönning 
u. V. a. Seeland (bes. Kaliundborg, Maglehoj) Ystadt, Schonen, 
Oeland. England. Schottland. Irland. Belgien (Eygen- 
bilsen). 

Schon die räumliche Ausdehnung dieses Verbreitungsgebie- 
tes, welches von Oberitalien und der Schweiz bis nach Däne- 
mark und Schweden, von Ungarn und der Wallachei bis nach 
England und Irland reicht, legt den Schluss nahe, dass bei den 
bescheidenen Mitteln und Wegen des Völkerverkehrs in so firüher 
Zeit einerseits Jahrhunderte dazu gehörten, um solche Mengen 
von Metallgeräth über die Alpen gelangen zu lassen und in so 
viele Länder zu verbreiten : andererseits dass gerade diese ausser- 
ordentliche Verbreitung nicht durch directe Handelsbeziehungen 
der Etrusker zu all den nördlichen Stämmen, sondern durch 
Tauschhandel der Barbaren unter einander bewirkt worden ist. In 
der That wären einzelne Kriegszüge so wenig wie vorübergehende 
Handelsbeziehungen im Stande gewesen, solche Massen von Me- 
tallgeräth in die Hände der transalpinischen Völker zu bringen, 
am wenigsten Gegenstände wirthschaftlichen Gebrauchs und fried- 
lichen Schmuck in solcher Gleichmässigkeit bei einzelnen Stäm- 
men zu verbreiten. Das konnte nur ein lange Zeit bestehender 
lebhafter Handel, der es dem Einzelnen möglich machte zu er^ 
werben, was ihn reizte, was er brauchte oder zu brauchen lernte. 
Bei der Annahme eines solchen Verkehres begreift man, dass 
die in den E'undobjecten zu Tage tretende stilistische Verschie- 
denheit sehr wohl bedingt sein konnte durch die während jenes 
engen Zeitraumes in dem etruskischen Kunsthandwerk bei aller 
seiner Stabilität doch erkennbaren Aenderungen des Stils und 

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VI. Die Handelsstrasseü. 65 

Gesclunacks. Auch der Zweifel, dass Etruriens Fabriken ausser 
Stande gewesen seien, einem so umfangreichen Export zu genü- 
gen, hebt sich von selbst, wenn man annimmt, dass, wie es in 
der Ifatur eines Tauschhandels zwischen industriereichen und 
noch unentwickelten Ländern liegt, und schon oben S. 11 gel- 
tend gemacht wurde, nicht in kurzen Zeiträumen grosso Massen, 
sondern in lange fortgesetztem Verkehr stetig kleinere Quanti- 
täten ausser Landes geführt wurden. 



VI. Die Handelsstrassen. 

Nur theilweise lassen sich die uralten Wege, welche das 
eben angegebene Gebiet durchschnitten, nachweisen. Die Bahnung 
und Bildung von Handelsstrassen bei den noch uncivilisierten 
Völkern Helvetiens , Germaniens und Galliens in der Urzeit er- 
scheint mir als das Product eines langen Processes. Denn die 
fest geschlossenen, fast sippenähnlichen Stämme gestatteten schwer 
einem Fremden Durchzug durch das Gehege der Mark und 
schwer nur entschloss sich ein heimischer Mann zur Beise in 
sprachfremdes Land. Dort war er ein loser Mann ; Zehrung und 
Obdach musste er erbitten oder mit Geschenk und Geld gewin- 
nen; Unbill und Hohn konnte er nicht, wie er wollte, rächen; 
kein Wehrgeld sühnte an ihm verübten Eaub oder Mord; Nie- 
mand thürmte dem Todten nach gebührender Bestattung den 
Grabhügel. Man muss daher für das Bahnen von Verkehrsstras- 
sen nicht an Kaufleute denken, welche kühnen Entdeckungs- 
reisenden gleich grosse, bisher unbekannte Ländergebiete durch- 
massen, sondern an eine langsame Bewegung des Handels nach 
Aussen, vermöge deren die Peripherie des Austauschgebietes 
ganz allmälig sich erweiterte. Von Siedclung zu Siedelung, von 
Weiler zu Weiler, von Platz zu Platz, von Gau zu Gau, von ^"^*^"^® 

7 7 7 YQU 

Mark zu Mark schritt er langsam vor. Denn zu der in Rede vcikehrs- 
stehenden Zeit trieben die Germanen schon längst Ackerbau, wegen. 
Der sesshafte Ackerbauer macht aber auch heut zu Tage nicht 
gern weitere Fahrt als etwa nöthig ist, um Saatgetreide zu bor- 
gen, Vieh zu kaufen oder verkaufen, oder einen Vetter zu be- 
suchen, der ausnahmsweise weiter als eine Meile von ihm wohnt. 
Wie wenig wissen daher auch heute noch Landleute bei uns und 
in andern Ländern Bescheid mit den Wegen nach Orten, welche 
weiter als einige Stunden von ihrem Wohnsitz entfernt sind! 
Gewiss kannte auch in früherer Zeit nur die Minderzahl Weg 
Genthe, etrusk. Tauschhandel. 5 



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Feste 
Btrassen. 



66 Vi. Die Handeisstrassen. 

und Steg in ihrem Gau. So lange Jagd als Beschäftigung über- 
wog, war dies gewiss anders, aber die Heh*en und Edeln, welche 
jener huldigten, waren dem Handel und Gelderwerb abhold, 
wenn sie auch dem fahrenden Händler gern abkauften, was 
ihnen- gefiel. Kunde von fernem Gau und fremder Art kam also 
meist nur in's Land bei Gesandtschaften, Ehrengeleit oder Kriegs- 
reisen. Die an unbestimmter Kunde arbeitende Einbildungskraft 
erzeugte die Lust zu neuer Fahrt und zum Erwerb des bei An- 
deren gepriesenen Gutes. 

Für den in ßede stehenden Handel entstanden die ersten 
Verbindungen naturgemäss da, wo die Bewohner der südlichen 
Alpenabhäuge herabstiegen, um gegen die geringen Naturerzeug- 
nisse, welche sie als Tauschmittel hatten, Gebrauchsgegenstände 
und Schmuck, welche sie bei den civilisierteren Nachbarn sahen) 
zu er\^erben. Der wachsende Begehr steigerte den Austausch 
und vergrösserte das Gebiet des Verkehres. Erst bei so gestei- 
gerter Nachfrage und lohnender Tauschwaare gieng auch der 
Händler des höher entwickelten, an Kultur überlegenen Volkes 
auf die Reise und wagte dann auch weitere Wege als der ein- 
heimische Gaugenosse. Den lohnenden Weg suchte er gern im 
nächsten Jahre wieder auf. Die Thalbewohner merkten die Zeit 
seines Kommens und wussten, wie lange nach der Ankunft der 
Schwalben oder Störche, wie viel vor oder nach der Sommer- 
sonnenwende er zu erscheinen pflegte. Von ihnen hörten es die 
Bergbewohner und kamen zu Thal, wann der fremdländische 
Kaufmann erschien, um ohne Zwischenhandel zu kaufen oder auch 
zu erlangen, was jene verwarfen oder nicht so gut gebrauchen 
konnten. So entstanden allmälig regelmässig betretene Strassen 
mit jahraus jahrein wieder aufgesuchten Rastplätzen und Statio- 
nen. Auch die Einheimischen bedienten sich ihrer gern und der 
von Norden etwa kommende fahrende Mann, der südwärts wollte, 
ward auch auf ihnen von einer Grenze des Geheges zur ande- 
ren geführt. An ihnen hatte das Gebück oder die Landwehr 
Durchlässe; dort hatten die Markwarte ihren Posten. Da die 
Landesbewohner selbst Vortheil von den Wegen hatten, so 
thaten sie gern auch etwas für ihre Verbesserung oder Erhal- 
tung. GeföhrUche Stellen wurden umgangen oder mit Warnunga- 
zeichen versehen, Baumstämme als Brücken über Abgründe oder 
tiefe Waldbäche gelegt, in seichtere Steinblöcke als Trittsteine 
gerollt, in Felsen Stufen zu sicherem Tritt gehauen, ja in fort- 
geschrittener Zeit selbst Geleise für Wagen eingeschnitten; wo 
man am leichtesten durch das Dickicht gelangte oder die ge* 

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VL Die Handeisstrassen. 67 

ringste Gefahr lief im Sumpf mit dem Pferde zu versinken, band 
man, wie noch zur Zeit Otto's von Bamberg, Gras- oder Reisig- 
bündel an weithin sichtbare Bäume. — Erst der Verkehr von 
Stammen, welche durch dazwischen liegende andere getrennt 
sind, und der Bezug bestimmter Waaren aus einer ferneren Ge- 
gend lässt aus der Menge durch das Terrain selbst angezeigter 
und durch den Instinct der Bevölkerung gefundener Naturwege 
wirkliche Strassenzüge hervorgehen. Solche Strassen bildete der gtraggen- 
Handel mit Feuersteingeräth aus der Champagne und Touraine zügre. 
nach dem Hennegau in megalithischer Zeit und innerhalb Frank- 
reichs von der atlantischen Küste nach der VezÄre (Grotte Cro- 
Magnon) und vpn dem Mittelmeere nach der Gegend von Nar- 
bonne. Der wegen der Eifersucht, mit welcher die Punier die 
Meerenge von Gades für fremde Schiffe sperrten ; sich frühzeitig 
organisierende Landhandel mit Zinn vom Canal quer durch Gal- 
lien nach der Bhone zu konnte solcher Züge nicht entbehren. 
Der Handel mit etruskischem Metallgeräth bahnte sie sich , je 
mehr die Ausfuhr sich steigerte. 

1. Von den auf diese Weise für den etruskischen Land- 
handel sich bildenden Verkehrsstrassen war naturgemäss am 
wenigsten von Belang die nordwestliche üferstrasse. Der Weg Ufcrstrasse 
von Luna nach Genua und von da über den Hafen des Hercules q^^i^^^ 
Monoecus nach Massilia war wenig lohnend, denn er führte 
durch wenig bevölkerte Küstengebiete, welche ihrerseits zur See 
viel besser erreicht werden konnten, während das Hinterland dos 
italischen Striches von den Pflanzstädten am Po weit zugäng- 
licher war. Dazu kam, dass der gallische Küstenstrich bis zum 
Thale der Druentia ganz unter dem Einfluss von Massilia stand. 
Die wilden Gebirgs- und Hirtenvolker der Albiker und Salluvier 
hemmten den Verkehr in erheblicher Weise. Die letzteren be- 
herrschten das ganze Gebiet zwischen Bhone und Seealpen und 
waren so unbändig, dass die Bömer achtzig Jahre nach dem 
i. J. 123 V. Chr. beendeten und mit der Anlage von Aquae Sex- 
tiae gekrönten Unterwerfungskriege noch nicht weiter als einige 
Hillien landeinwärts es zu leidlicher Sicherheit gebracht hatten. 
Pompeius unterwarf sie auf's Neue und stellte sie unter Ober- 
hoheit der Massilier (Caes. B. C. I. 35, 4) , in deren Botmässig- 
keit die Albiker von Alters her gestanden hatten („quorum in 
fide antiquitus erant** ebenda 34, 4). — Dennoch hat der, wahr- 
scheinlich von Massilia aus stattfindende, Vertrieb etruskischen 
Metallgeräths einige Spuren auch nach dieser Seite hinterlassen. 
Bei Arles (Arelate), wo ein Hauptmarkt der Kelten war, wurde 

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68 Vi. Die Handelsstrassefi. 

der oben S. 42. . besprochene Gürtel, bei Nlmes ein Bronze- 
ßchwert nebst Scheide aus gleichem Metall, bei Jonquieres (Ar- 
rond. Avignon) eine grosse Anzahl nordetruskischer Mänzen nebst 
zwei massaliotischcn, bei Toulouse ein Paar bronzene Wagen- 
räder unzweifelhaft etruskischer Arbeit gefunden (vgl. oben 8. 59.). 
Der letztgenannte Fund deutet auf einen Strassenzug von Nlmes 
über Narbonne (Narbo Martins) nach dem .Gai onnethal , dem er 
wohl bis Burdigala folgte. Den Fund von Grenoble (Cularo) 
glaube ich nicht mit diesem, sondern mit dem nächsten Strassen- 
zugo in Verbindung bringen zu sollen. 

2. Von grösster Bedeutung war die nordwestliche Verkehra- 
strasse, welche in der oben S. 9 bereits besprochenen Weise dem 
Strasse über Dora Balteabettc bis in die Gegend von S. Didier folgte, den 
den kleinen ohne besondere Strasse mit Leichtigkeit auch für Fuhrwerk über- 
schreitbaren kleinen St. Bernhard überschritt und durch das Bett 
des Baches Reclus nach dem Is^rethal hinübcrgicng, welches be- 
sonders in dem unteren Theile seiner 43 Meilen langen Aus- 
dehnung, dem herrlichen, fruchtbaren Graisivaudan frühzeitig 
eine der bevölkertsten und verkehrsreichsten Gegenden war. 
Deswegen wurde dieser Weg jedenfalls lieber gewählt als der 
an sich zwar nicht schwierigere, aber durch unfruchtbare und 
menschenleerere Gegenden im lihonethal zwischen Genf und 
Lyon. Auf dieser Strasse erreichten die Händler die vom Khein 
her am Bieler, Neuenburger und Genfer See entlang nach Massilia 
kommenden Bernsteintransporte und andrerseits , indem sie dem 
Lauf der Isere folgten oder die Insula AUobrogum kreuzten, den 
Anschluss an die besonders die Loire stromauf gebrachten Zinn- 
ladungen. Diese konnten bis Koanne zu Schiffe, und bis Retour- 
nac (Haute-Loire) auf Kähnen vermittelst Treideins gebracht 
werden. Wahrscheinlich aber fiengen die von Poseidonios noch 
im 2. Jahrh. v. Chr. gesehenen Zinntransporte auf Saumthieren 
bereits bei Koanne an und giengen von da in grader Linie über 
Tavare nach Lyon, mehr noch aber das Loirethal weiter strom- 
auf bis Andrezicux, von da über St. Etienne, Annonay nach An- 
dance im Ehonethal, dem sie die kurze Strecke bis Tournon oder 
Tain (Etana) folgten. Das war aller Wahrscheinlichkeit nach 
die vielbetretene Landstrasse zwischen Liger und Rhodanus, von 
welcher Diodor V. 22 — 38. spricht. In dieser Strassenrichtung 
bewegte sich der Handel, als dessen Spuren der schöne Erz- 
panzer von Grenoble (Cularo) und die gerippten Bronzeeimer von 
Gommeville (Cöte-d'Or)und Moneeau-Laurent (ebdas.) anzusehen 
sind, Eimer, deren Homogenität mit denen von Oberitalien, der 



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VI. Die Handelsstrassen. 69 

Schweiz und dem Salzkammergut Alex. Bertrand (Bevue arch^ol. 
1873. p. 371) anerkannt hat. — 

3. Noch lebhafter betreten scheint der nördliche Zweig 
dieser Strasse gewesen zu sein, welcher von dem Thale der Dora 
Baltea bei Aosta abbog, über den Gr. St. Bernhard gieng und bei ör. st. Bern- 
Martigny das Rhonethal erreichte, welchem er bis zum Genfer *''^^^''*^*®- 
See folgte. Die Funde nord-etruskiscber Münzen am Gr. St. 
Bernhard, bei Monthey und Port-Valais bezeichnen auf das 
Deutlichste die RiWlung des Handels , welcher auch hier ganz 

dem von der Natur vorgezeichneten Wege folgte. Dafür spre- 
chen ferner die an der rechten üferstrasse in jenem Thcile des 
Bhonethales zwischen Aigle und Bex in ganz besonderer Menge 
gemachten Bronzefunde (vgl. über dieselben Troyon, statistique 
des antiquites de la Suisse occidentale, article IV. p. 8 f. 32 ff. 
im Anz. f. Schweiz. Gesch. u. Alterth. IL 1857). Am Borge 
Charpigny zwischen den eben genannten Orten fand man unter 
einem grossen Blocke den Vorrath eines Hausierers, bestehend 
in 11 GeltS; 3 grossen Ringen und 1 Lanzenspitze, welche im 
Kreise zusammengelegt waren. — Das gesammte Wallis zeigt 
überhaupt^sehr viel etruskische Einflüsse. 

4. Wahrscheinlich bewegte sich der Verkehr vom Genfer seestiasse. 
See aus in der Richtung von Lausanne auf Tvcrdun nach dem 
Neuenburger See, folgte dem östlichen Ufer bis Estavayer, gieng 

dann über Payerne nach Avenches und Murten, von da rechts 
nach Bern, links über Ins (Aneth) zum Bieler See, gradaus über 
Aarberg, Büren nach Solothurn in's -Aarthal, dieses entlang bis 
zum Rhein. In Estavayer ist eine Bronze - Pfahlbaustation ; zu 
Avenches ward ein etruskischer Spiegel gefunden, bei Ins ein 
Bronzeeimer, an den Stationen des Bieler See's viel Bronzege- 
räth etruskischen Ursprungs, bei Büren Goldschmuck, im Aar- 
thal eine etruskische Münze, bei Bern die höchst bedeutsamen 
Gräber von Grächwyl und Grauholz. — 

5. Am Tessin entlang, über Sesto-Calende, wo ein den bei- 
den ebengenannten gleichartiger Fund gemacht ist, imd längs 
den Ufern des Lage Maggiore, dann durch das Leventinathal 
über den St. Gotthard hätte anscheinend ein directer Weg von 
Oberitalien nach den Rheingegenden führen können, allein in 
Wirklichkeit bot diese Linie zu viel Schwierigkeiten dar. Den 
glücklich bis Plüelen Gelangten stellten sich die senkrechten 
Uferwände des ürner See's mit ihren tiefen Schluchten entgegen 
und hinderten jedes Fortkommen zu Lande. Deshalb ward Zürich ^^^. 
durch eine vom Aarthal sich abzweigende Strasse über Lenzburg Strassen. 



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70 VI. Die Handelsstrassen. 

(Fundort etruskischer Münze) erreicht, die sich über Winterthur 
(Octodurus) und Frauenfeld nach Constanz am Bodensee fort- 
setzte. Zweigstrassen führten ausserdem a) bei Sargans abgehend 
durch das Thal von Zürich nach Windisch; b) durch das Aar- 
thal von Windisch nach Avenches ; c) über den Simplen in kür^ 
zester Linie nach Avenches, bei Sitten auf die nördliche Wand 
des Rhonethals hinauf und nach Thun hinab. — Zürich seibat 
und Umgegend bieten zahlreiche etruskische Alterthümer. Auf 
dem Fünfbühel an Zollikon ward einer d#^ charakteristischen 
Bronzeeimer nebst 4 Fibeln, 2 Ohrringen, 1 Nadel und 2 blauen 
Qlasringen gefunden; bei TrüUikon Haarnadeln mit schonen 
Bemsteinknopfen etruskischer Arbeit, ein Gürtelblech und Fi- 
beln; in AUenlüften und Zürich selbst Öoldschmuck; bei ßap- 
perswyl ein Hohlring von Erz mit rothem verglastem Thone und 
auf dem Uetliberg bei Zürich sogar Fragmente einer etruskischen 
Vase, die dem Stil nach nicht jünger als das 3. Jahrh. v. Chr, 
sein kann. Die grosse Pfahlbaustation von Meilen am ostlichen 
Ufer des Züricher See's scheint bald nach dem Beginn dieses 
Handels aufgehört zu haben, denn man hat von Bronze dort 
nichts als ein Armband und einen Celt gefunden (Troyon, habit. 
lacustres. p. 100 f.), während die zahlreichen Steingeräthe ent- 
schieden den Gebrauch von metallenen Werkzeugen bei ihrer 
Anfertigung erkennen lassen. — Der Strassenzweig nach Thun 
bekundet sich bei Sitten in einem reich ausgestatteten Frauen- 
grabe, bei Thun in einem Funde von vier Dolchen ältester (tri- 
angulärer) Form. 

6. Die später von den Bomern zu einer stattlichen Strasse 
von 30 — 32' Breite und 3' Höhe mit Kiesbettung ausgebaute 
Linie, welche vom Comer See über den Splügen in das Hinter- 
Hinter- rheinthal oder über den Septimer oder Julier nach Bivio, Malins, 
Rhein- Tiefenkasten, Churwalden in das Rheinthal bei Chur führte und 
vierzig Millien weit den Lauf des Stromes bis zum Bodensee be- 
gleitete, hat weniger unmittelbare Spuren des Handels zu Tage 
gefordert. Die Funde von Chur und Burwein legen jedoch voll- 
giltiges Zeugniss für sein Bestehen vor der Bomerherrschaft ab. 
Letzterer scheint die Habe eines Kaufmannes enthalten zu haben. 
Die dem Comer See zunächst gelegenen Landstriche sind allem 
Anschein nach die gewesen, in welche die Nprdetrusker aus den 
transpadanischen Landstrichen vor den über den kleinen und 
grossen St. Bernhard hinübergekommenen Kelten zunächst zu- 
rückwichen. Denn offenbar hat eine Zeit lang hier etruskisches 
Leben geherrscht. In dem Distrikt von Lugano kamen bei Arano 



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Stilfser 



VI. Die Handelsstrassen. 71 

und Davesco etruskische Steininschriften zu Tage, andere bei 
Sorengo und Stabbio. Dass dies Zurückweichen noch weiter 
östlich gieng, zeigen die Gräberfunde mit etruskischen Inschriften 
im Veltlin, welche nach Mittheilung Conestabiles denen des 
Tessin und denen von Villanova ganz homogen sind, z. B. die 
von Trevisio bei Sondrio am Addaufer. (Planta im Anz. f. Schweiz. 
Gesch. u. Alterth. 1871. S. 301). 

7. Indem man vom Comer See dem Thale der Adda berg- gtr^se. 
auf bis Premadio folgte, das Stilfser Joch überschritt und den 
Weg über Eyrs (im Etschthale), Mols, Graun, Nauders und Fin- 
ßtermünz, von da bald auf der linken, bald auf der rechten Seite 

des Inn nach Landeck, Telfs und Zirl nahm, gelangte man mit 
Leichtigkeit nach Innsbruck, welches allem Anschein nach eine 
viel besuchte Station in jenem urzeitlichen Verkehr war. (Fund 
nordetruskischer Münzen). Aber von dem damals rein etruskisch 
gebliebenen Mantua (s. Grabfund von Garolda) gieng über Goito ■* 
eine Strasse nach dem Garda-See (Bronzefunde in der Pfahlbau- 
station bei Peschiera), auf dessen acht Meilen langem Wasser- 
becken nach Osten und Westen weiterer Verkehr stattfinden 
konnte, während nach Norden hohe Berge die Bahn sperrten, 
soweit man nicht durch das Sareathal über Vezzano den An- 
schluss an die Etschstrasse erstrebte. 

8. Von ungleich grosserer Wichtigkeit war nämlich das Thal 
der Etsch als grade nach Norden hinauf und die transalpinischen 
Länder mit Ober-Italien in Verbindung setzende Strasse. Von 
Hatria anhebend, gieng sie von Verona an über Roveredoi 
Trient, nach Botzen am linken Ufer entlang, dann in das Eisach- 
thal hinein auf Brixen, überschritt den Brenner und führte über 
Matrey nach Innsbruck. Von da führte die direkte Strasse, in- 
dem sie bis Zirl dem Innthal stromauf folgte, auf Partenkirch, 
Weilheim, Landsberg und von da im Lechthal nach Augsburg, 
dem uralten Marktplatz für Austausch der Waaren zwischen Süd 
und Nord. Direkt nordlich scheint die Strasse bis zur Donau 
(Donauwörth) fortgesetzt gewesen zu sein; jenseits des Stromes 
fehlt es noch an thatsächlichem Material für den Nachweis be- 
standener Verkehrswege in so früher Zeit. Dagegen setzte sich 
die Strasse fort am rechten Donauufer selbst bis Regensburg, 
führte aber nicht nach Passau hinab. Dies wurde vielmehr durch 
eine dem Innthal folgende Strasse erreicht, von der sich im Zick- 
zack ein über Lofer, Reichenhall, Berchtesgaden, Hallein, GoUing, 
hinziehender und von da grade östlich über Abtenau und Gosau 
nach Hallstatt führender Weg abzweigte , der sich mit leichter 

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Brenner- 
strasse. 



72 VI. Die Handelsstrassen. 

südöstlicher Senkung über Steinach, Lietzen, Gaishorn und Tim- 
mersdorf unweit Leoben zur Mur fortzog. Hier traf sie mit der 
von Triest über Laibach, Cilli nach Marburg, von da im Leitha- 
thale über Mureck und Gratz wieder bis Brück reichenden 
Strasse zusammen. — Von Laibach gieng ein anderer Weg direkt 
nordlich über Klagenfurt auf Unzmarkt an der Mur und folgte 
deren Thal über Judenburg (dort wird diör Fluss schiffbar), Weiss- 
kirchen und Leoben bis Brück, von wo die Strasse in dem Thal 
der dort einmündenden Mürz sich über Mürzzuschlag fortsetzte, 
dann auf Glocknitz in das Leithathal überführte, dem sie ober- 
halb des Neusiedler See*s, d. h. der Gegend südlich von Hain- 
burg und Petronell (Carnuntum) folgte. 

üeberaus reich und manigfach sind die Spuren des Han- 
dels mit etruskischem Metallgeräth , welcher einst auf diesen 
letztgenannten Strassen getrieben wurde. Bei Brentonico am 
rechten Etschufer (in der Nähe von Roveredo) wurden 1839 an 
1000 theils barbarische, theils massiliotische Silbermünzen ge- 
funden (Mommsen, nordetrusk. Alphab. S. 204). In dem ober* 
halb Trients, nordöstlich aufsteigenden Thale des Avisiobaches, 
Funde an y^^j jj Ccmbra genannt, kam in einem Grabe ein Erzeimer mit 
Strasse, fünf etruskischen Inschriften zu Tage ; bei Kaltem wiederholent- 
lich Gräber mit etruskischen Bronzen (auch mit Inschriften) ; bei 
Pfatten an der Etsch und dann in dem gesammten Umkreis 
von Botzen, dem an dem Zusammenstoss der Handelswege der 
Schweiz, Deutschlands und Italiens so günstig gelegenen Mess- 
platze, in früherer und in neuester Zeit Erz- und Eisengerätiie 
und Waffen etruskischer Herkunft. Weiter nordwärts, unmittel- 
bar an dem nördlichen Abhang des Brenner ist Matray ein 
höchst interessanter Fundort zahlreicher, auch durch Inschriften 
beglaubigter etruskischer Bronzen und Schmucksachen aus far- 
bigem Glas und Bernstein (vgl. Giovanelli, le antichitä Rezio- 
Etrusche scoperte presse Matrai nel Maggie 1845. Trento 1845. 
80. 99 pp.). Nur 12 Miglien weiter bietet das Todtenfeld bei 
Sonnenberg ähnliche Ausbeute. Innsbruck ist mit einem Funde 
etruskischer Münzen vertreten ; für die Fortsetzung der Strasse 
im Innthal bis Wörgl und von da nordöstlich durch das Land 
bis Reichenhall und Hallein kann ich zwar keine Alterthums- 
funde als unmittelbare Zeugnisse für den in Rede stehenden 
Strassenzug anführen, aber dass er die bezeichnete Richtung auf 
Golling und von da nach Hallstatt nahm, beweist der im Pass 
Lueg zwischen Golling und Werfen gefundene unzweifelhaft 
etruskische Bronzehelm (abgeb. bei v. Sacken, Leitf. S. 92* Fig. 29)» 



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VI. Die Handelsstrassen. 73 

Von da führte der Weg über Abtenau und Gosau nach Hallsatt, 
dessen Reichthum an trefflichen etruskischeu Bronzen und Bern- 
steinschmucksachen bekannt ist. Rücksichtlich der Bedeutung 
aller Hall- oder Salzstätten für den Handelsverkehr der einheimi- 
schen Bevölkerung ebenso wie fremder Kaufleute sei hier noch 
an das erinnert, was Victor Hehn in seiner trefflichen Mono- 
graphie über das Salz (Berlin, Bornträger 1872) gesagt hat. 

Die von Triest über Laibach in die Steyermark herauf- 
gehende Strasse führt zunächst auf Cilli an der schiffbaren Sau; 
daselbst wurden Helme mit etruskischeu Inschriften gefunden, in 
der Nähe bei Schloss Lemberg keltische Gold- und Silbermün- 
zen; von da nach Marburg, aus dessen Kreisbezirke ein dem 
Judenburger ähnlicher Kesselwagen bekannt ist. Zwischen bei- Funde an 
den bei St. Johann fand man im Bett der Mur ein treffli- Leitha-' 
ches Bronzeschwert ; oberhalb Marburgs bei Mureck eine nord- Strasse, 
etruskische Silbermünze. Die merkwürdigen Funde eines Erz- 
panzers, dreier Rundschilde von Erz und zahlreichen Erzgeräthes 
bei Glein im Saggauthale bekunden die seitliche Verbreitung 
des Handels westlich von der genannten Strasse, ebenso wie der 
reiche Fund von zwanzig, zum Theil mit etruskischeu Inschriften 
versehenen Bronzehelmen bei Negau (zwischen Pettau und Rad- 
kersburg) die Abzweigung nach Osten. Weiter hinauf bei Gratz 
kam eine Gussstelle eines Händlers, der s. g. „aes collectaneum* 
(vgl. Plin. XXXrV. 9. 97.) aufkaufte, zu Tage: 2 abgenutzte 
Celts, 2 Bruchstücke von Schwertern, 3 unbrauchbare Lanzen- 
spitzen, 1 ganze und 3 zerbrochene Sicheln , Bruchstücke eines 
kurzen Dolches, eines schweren Ringes, eines kegelförmigen 
Aufsatzes mit zwei Stiftlöchern, und ein Gusskuchen sehr un- 
reinen Erzes (Mittheil, des Ver. f. steierm. Gesch. V. S. 119.). — 
An der gradaus nördlich aufsteigenden Linie ist Judenburg, wel- 
ches noch im Mittelalter ein wichtiger Messplatz war, durch seine 
hoShalterthümlichen Bronzefunde (Kesselwagen, Waffen, Vasen, 
vergoldete Helme, Schüsseln, Pferdegeschirr u. s. w.) in weiteren 
Kreisen der Alterthumsforscher bekannt. — Die nordöstliche 
Portsetzung der Strasse von Brück aus bekunden die Funde 
eines ausgezeichneten Bronzeschwertes bei Mürzzuschlag und 
zahlreicher Bronzegegenstände und Goldzi^rrathe etruskischer 
Arbeit (Arch. Anzeig. 1865. S. 29.) bei Wiener-Neustadt a. d. Leitha. 
Die Stellung Carnuntums (zwischen Petronell und Haimburg) in 
dem besonders durch den Bernsteinhandel zwischen Nord und 
Süd wachgerufenen Völkerverkehr ist von E. v. Sacken in seiner 
Monographie über diesen hochwichtigen Platz ausreichend erörtert. 



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Fände in 



74 YL Die Handelsstrassen. 

Für die Verbreitung des etruskischen Metallgerätlis in Un- 
garn, von deren Umfang selbst die wenig beachteten Qräber- 
Un^arm funde des Landes unzweifelhaftes Zeugniss ablegen, waren am 
meisten von Belang die von Pettau auf Nedeliez längs der Drau, 
und die von Radkersburg an der Mut nach Szerdahely gehenden 
und an diesen Orten in die grosse von Agram über Warasdin, 
Könnend, Stein am Anger und Güns nach Oedenburg führende 
Strasse einmündenden Wege, andrerseits im Norden die von Car- 
nuntum an am rechten Donauufer entlang führende, den Lauf 
der Leitha und Baab durchschneidende Strasse über Baab, Eo- 
morn und Gran nach Ofen. Für den auf dem linken Donau- 
ufer gelegenen Theil des Landes ist es zur Zeit noch nicht mög- 
lich bestimmte Strassenzüge nachzuweisen, aber Ycrbreitung 
etruskischer Waare auch dorthin beweisen mehrere Funde. Einer 
liefert ein anschauliches Bild des Binnenverkehrs und Kleinhan- 
dels. Auf der Puszta von St. Gyorgy fand man beieinander 27 
zum Transport (je zwei Griff gegen Spitze) verpackte Bronze- 
schwerter, 1 Erzbecken, eine zweihenklige Schale, und einen 
Holm aus demselben Metall. — Gleiche Unmöglichkeit die 
Strassenzüge bestimmt, anzugeben, bei gleicher Unzweifelhaftig- 
keit einzelner Funde, besteht für Siebenbürgen, wo im Szasz- 
varoser Stuhle ein Kesselwagen, bei Bardocz ein Bronzekessel 
und bei Bistritz, einer auch im Mittelalter noch wichtigen Han- 
delsstation zwischen Danzig und der Levante, ein Bronzeschwert 
und zwei Bronzeräder eines Streitwagens gefunden worden sind. 



VIL Alter der Handelsverbindungen nach dem 

Norden. 

Man hat offenbar, verleitet durch das compendiarische Sy- 
EtruskiBcher stcm der alten Geschichtsschreibung, welches wegen mangelnder 
Handel in Nachrichten die einzelnen Zeiträume immer enger zusanmien- 
^"*'*^'^*^*' rückte, das Alter des etruskischen Handels überhaupt unter- 
schätzt. Es ist nöthig einen Augenblick dabei zu verweilenj 
wenn es sich hier auch zunächst nur um Handelsverkehr nach 
dem Norden handelt. Man weiss, dass die Etrusker 527 v. Chr. 
mit den Karthagern vereint die Phokaeer von Corsica fernhielten. 
Man wird also nicht irren, wenn man annimmt, dass diese Sym- 
machie entweder auf älteren Handelsverträgen beruhte, oder Ver- 
träge hervorrief, die älter waren als das Jahr 509, in welchem 
Bom schon einen Handelsvertrag mit Karthago schloss. Wenn 



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Vn. Alter der HandelsTerbindungen. 75 

durch denselben römischen Kaufleuten Seeverkehr mit der klei- 
nen Syrte, mit Syrien und Aegypten untersagt, dagegen an der 
libyschen Eüste und auf Sardinien unter Aufsicht eines kartha- 
gischen Handelsschreibers gestattet war (Polyb. m. 23)» so dürfen 
die Etrusker als Meistbegünstigte auch an den Plätzen östlich 
vom Hermaeum zugelassen gelten. Sie waren aber schon in ur- 
alter Zeit ein seemächtiges Volk, dessen Schiffe und Mannen in 
griechischen Gewässern wegen kühner Seeräuberei gefürchtet waren. 
Nach Strabo X. p. 477. waren diese Räubereien früher als die 
der Kreter. Eine naxische Volkssage, welche in einem homeri- 
schen Hymnus erhalten ist und genau wie mythischer Reflex ur- 
alten Weinhandels aussieht (VI. 8—31.), erzählt, wie tyrrhenische 
Seeräuber den Dionysos, der ihr Schiff gedungen habe, um von 
Ikarien nach Naxos überzusetzen, gefangen nach fernen Landen, 
nach Aegypten, Kypros oder gar zu den Hyperboreern hätten 
verhandeln wollen. Eine samische Sage (Menodotos bei Athe- 
naeos XV. 672b.) berichtet; von einem Raubanschlag auf das 
Herabild von Samos. Tyrrhenische Bande (tvqqiipoI difffiol: ol 
Ir^at^Qixol xal xcclenol^ Hesych IL, p. 1436. Suid. I. p. 527) waren 
sprichwörtlich als harte Haft. -- Diesen sagenhaften XJeberliefe- 
rungen von räuberischen Seezügen der Tyrrhener ist neuerdings 
ein so merkwürdiges inschriftliches Zeugniss zur Seite getreten, 
dass ich dasselbe unmöglich an dieser Stelle übergehen kann, 
wenn es auch von dem eigentlichen Thema weiter abliegt. Ich 
meine die 77 Columnen umfassende Hieroglypheninschrift, welche seevöiker- 
neben bildlich dargestellten Kriegsscenen den Schmuck eines Aegypten. 
kleinen Hofes südlich von der grossen Aussenmauer des Tem- i^Jh. v.Chr. 
pels von Karnak bildete und von einem verbündeten Zuge vieler 
Völker des Mittelmeeres gegen Aegypten um das 14. Jh. v. Chr. 
berichtet. Von dieser Conföderation, gegen welche Ramses d. Gr. 
die Erwerbungen seines Vaters Setis I. vertheidigen musste, 
hatte man bereits einige Kenntniss aus dem in dem Sallierschen 
Papyrus enthaltenen Gedichte Pentaour (vgl. de Rouge, le poeme 
de Pentaour, lu k la seance publique des cinq acad^mies 15 aoüt 
1856). Von besagter Inschrift konnten Lepsius und Brugsch 
nur die Mitte jeder Zeile geben. Glücklicher war nach Weg- 
räumung des Schuttes Vicomte E. de Roug6 , der die Resultate 
seiner Untersuchungen in zwei Artikeln der Revue arch^ologique 
1867. (XVI.) Juillet. p. 35 - 45. Aoüt p. 81 — 103. niedergelegt 
hat (extraits d'un memoire sur les attaques dirig^es contre TJ&gypte 
par les peuples de la mediterranee vers le quatorzieme siecle 
avant notare ^re). Den Text der Inschrift giebt nach diesen Aus- 

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76 Vn. Alter der HandelsyerbindungeiL 

grabungen vollständig Duemichen, historische Inschriften Tf. IE. 1 . ff. 
Unter Führung eines Rebu- (d. i. Libyer-) Fürsten, Maurmuin 
mit Namen, hatten 18 Völkerstämme einen Angriff gegen Aegyp- 
ten gerichtet; „sie sind vom Meere her gekommen und hatten 
sich mit den libyschen Stämmen verbunden, um sich Unterägyp- 
tens zu bemächtigen, in welches- sie von der Westgrenze her 
eindringen. Sie plünderten die Häfen (vgl. Lin. 19 ff.) , verwüste- 
ten die Gefilde, indem sie stromauf fuhren. Sie setzten sich fest 
bis nach dem Berge Heseb (XL Nomas Kä-Heseb, heute Paari) 
hin. Tage und Monate verflossen; sie blieben um jahrelang 
Wohnsitze zu nehmen und „Lebensmittel zu finden*' (Lin. 22.). 
Am ersten Tage Epiphi fand in der Gegend von Heseb eine 
sechsstündige blutige Schlacht statt (L. 32. 34.). Der Rebu- 
Häuptling floh in sein Land zurück, verlor alle seine goldenen 
und silbernen Kleinode, sein Bronzegeräth, die Gewänder seines 
Weibes, seinen Hausrath, seine Bogen, Schwerter, Kinder, Zie- 
gen, Esel und was er sonst mit in's Land gebracht hatte. ** Die 
Fortsetzung der Inschrift schildert dann die Feigheit des Maur- 
muin, die Gefahren, von denen Aegypten befreit sei , und die 
Rückkehr der Sieger. Vor sich her treiben sie Thiere mit den 
abgeschnittenen Phallen der Libyer und den abgehauenen Hän- 
den der Verbündeten (L. 46—49.). Dann folgt die Zählung der 
Getödteten und Gefangenen (L. 50—58) und der Beute. Unter 
letzterer erscheinen 9,111 Erzschwerter der Masuas und 14 Paar 
Pferde des Rebufiirsten und seiner Söhne; weiterhin (L. 61.) 
54 Goldgeräthe, eine Anzahl Silbergefässe (Zahl zerstört) , 3,173 
Schwerter, Dolche, Panzer, Beinschienen und verschiedene Ge- 
räthe aus Bronze. — Unter den Seevölkern nun erscheinen die 
Tuirsa oder Tursa, „welche den Anstoss zu dem ganzen Kriege 
gegeben und ihre Frauen und Kinder mit sich geführt hatten.*' 
(L. 14.). In ihnen die Tyrrhener zu erkennen, liegt nicht nur 
wegen der Form des Namens nahe. Es erscheinen vielmehr 
Erwähnung ne][jejj ihnen die Sakalas, Sardaina oder Sartana, Akaios und 
Tyrrhener. Leka, wclcho de ßouge a. a. 0. p. 39. und 87—97. mit vollster 
Wahrscheinlichkeit als Sikuler, Sardinier, Achaier und Lykier 
deutet. Von ihnen verloren die Sakalas 222 Mann (gezählt 
wurden 250 Hände), die Tursa 742 Mann (790 Hände L. 54.). Die 
Ziflfern für die Sardaina, Akaios und Leka sind unleserlich. Auf 
den Bildwerken erscheinen die Sardana, aus deren Kriegsgefan- 
genen später eine Leibwache gebildet ward, in reich verzierten 
Gewändern, mit Kundschilden, ziemlich langen und breiten Schwer- 
tern, runden Helmen, die von einer konischen Tülle, die in eine 

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VII. Alter der Handelsverbindimgen. 77 

Eugel endet, überragt sind, dazu von zwei halbmondförmig auf- 
w ärtsstehenden Hörnern. Charakteristisch sind ausserdem ihre 
Backenbärte und kurzen Schnurrbarte (vgl. ChampoUion, Monu- 
ments pl. XXVI. und pl. CCIII. Brugsch, Geographie T. IL 
pl. X. 22. 23.). In den leider etwas verstümmelten Figuren der 
Kriegsgefangenen auf den Gemälden der Kriege Ramses des III. 
erscheinen die „Tuirsa vom Meere*' mit spitzen Langbärten und 
Helmen der gewöhnlich italisch-etruskischen Form mit etwas ver- 
längerter Spitze. — 

Diese merkwürdige Inschrift hat, wenn ihre Lesung sich 
als sicher erweist, grosse Bedeutung für die Stellung der 
Tyrrhener in der ältesten Geschichte und für die Datierung 
ihrer Bronzekultur. Sie zeigt dies Volk in Verbindung mit Völ- 
kerschaften, welche längst den Gebrauch des Erzes für Waflfen 
und Geräthschaften kennen; Gold- und Silbergeräthe besitzen, 
Wagen und Pferde für Kriegszwecke benutzen, und gestattet 
das Gleiche von den Tyrrhenern anzunehmen. 

Ich kehre nach dieser Abschweifung zu meinem eigent- 
lichen Thema zurück. Für den Nachweis von Spuren uralten 
Völkerverkehres über die Alpen, an dem die Etrusker durch die 
Lage ihrer Wohnsitze selbst unmittelbaren Antheil haben muss- 
ten, sind zwei griechische üeberlieferungen von Wichtigkeit. Die 
erstere ist die bereits oben S. 8 f. im Wortlaut angeführte An- 
gabe in der pseudoaristotelischen Schrift nfql d^avikaaiuiv dxovtX' 
fidzcop § 85., über den s» g. Heraklesweg. Es ist nicht ersicht- 
lich, aus welcher Quelle dies Excerpt stammt; jedenfalls gehört 
es in^s 4. Jh. ; ebensowenig lässt sich aus anderen Schriftstellern 
viel Näheres über diese p. g. Herakles- oder heilige Strasse er- Herakles- 
mitteln. Der allgemeinen Annahme nach führte sie über die »trass«. 
Graischen Alpen, war also mit der oben S. 9 beschriebenen 
Hannibalstrasse zum Theil identisch, so dass die Aeusserung, 
welche Scipio bei Liv. XXI. 41, 7 dem Hannibal in den Mund 
legt, er sei ein Nacheifrer des Herakles auf seinen Zügen (aemu- 
lus itinerum Herculi«, ut ipse fort) ihre rechte Bedeutung er- 
hält. Als vorhistorisch galt die Strasse dem Livius durchaus; 
bei Gelegenheit der Kelteninvasion von 391 v. Chr. sagt er aus- 
drücklich, die Alpen müssten ihnen unübersteiglich erschienen 
sein, da noch keine Strasse hinüberführte, so weit die beglau- 
bigte Geschichte zurückreiche (nuUa dum via — quod quidem 
continens memoria sit, nisi de Hercule fabulis credere libet — - 
' superatas Alpes. V. 34, 6.) — Man darf annehmen, dass die 
Strasse besonders dem Zinnhandel diente, und dass der eine 



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78 VIL Alter der Handelsverbindungen. 

Zweig derselben von Dertona durch Ligurien über Oenua an der 
Küste nach Massilia, Arelate und Karbo führte, der andere aber 
über Taurinum und Eporedia auf den kleinen St. Bernhard und von 
da durch das Isörethal über Cularo nach Vienna und Lugdunum 
gieng. In wie weit auch der Bernstein der Kordsee auf dieser 
Strasse früher als der der Ostsee über Hatria den Etruskem zu- 
kam, wird weiterhin in anderem Zusammenhange dargethan 
werden. 

Ich glaube kaum, dass die andere Spur, von der ich sprach, 
auf ältere Thatsachen zurückgeht, denn der Gallien durchschnei- 
dende Landhandel mit Zinn ist viel älter als man gewöhnlich an- 
zunehmen geneigt ist ; aber das Zeugniss dafür ist anderthalb 
Jahrhunderte älter. Es ist die merkwürdige delische Tempelsage, 
welche Herodot IV. 33. aufbewahrt hat, nach welcher heilige 
weihegaben Gaben in Weizenbündeln von den Hyperboreern zu den Skythen 
^er und von den Skythen zu den weiteren Nachbarn bis zuletzt 
zum Hadrias gebracht wurden, die von da über Euboea, Kary- 
stos und Tenos nach Delos gelangten. Als Herodot etwa um 
die Mitte des 5. Jh. jene Sage aufzeichnete, bestand der Ver- 
kehr noch. Beachtenswerth ist, dass nicht die Griechen darin 
als die erscheinen, welche in unbekannte Kordländer vordringend 
gewinnversprechenden Tauschhandel erstreben, sondern die Barbaren 
sind es, welche nach dem Süden herabkommen und dem berühm- 
testen Gotte des Eulturkreises, in den sie am adriatischen Meere 
traten^ mit der frommen Einfalt von Naturvölkern ehrfurchtsvoll 
ihre Gaben senden. Der Tempelvcrkehr war die Folge von Han- 
delsverbindungen , welche sich sehr allmälig angebahnt hatten 
und grade von der Po-Ebene aus durch die Etrusker schon vor 
Herodots Zeit über die Alpen hinaus unterhalten wurden und 
natürlich auch Händler von den Barbarenstämmen nach den Po- 
Landschaften kommen liessen. Dass sicher im Anfange des 5. Jh. 
die zweite und wichtigste Bemsteinstrasse bei Hatria in das 
adriatische Meer mündete, wird unten näher dargethan werden, 
aber ich habe Grund anzunehmen, dass vielleicht schon seit dem 
7. Jh. die Griechen den geschätzten Bernstein von den Etruskem 
erhielten. 

I. PERIODE. Wie alt der Handelsverkehr der Etrusker 
mit den Alpenvölkern sei, wird sich vielleicht nie ausmachen 
lassen, aber man wird ungefähr sagen können, auf welchen Be- 
dingungen er beruhte und welche Veränderungen er demgemäss 
zu erleiden hatte. So lange Etrurien das adriatische und west- 
liche Meer ganz beherrschte und mit seinen Schiffen ungehindert 



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VIL Alter der HandelsTerbindangen. 79 

durch die sicilische Meerenge nach Eorinth und Athen und selbst 
weiter nach Osten (Milet) hinaus fuhr, auf Sicilien und Sardinien 
mit den Puniem bundesfreundlich Hand in Hand gieng, nach 
Westen zu mit den Massalioten rivalisierte; so lange wird der 
etruskische Landhandel, wenn auch nach einigen Seiten lebhaft, 
80 doch in seinem Umfange überhaupt nur unbedeutend gewesen 
sein. Lebhaft war er jedenfalls wohl nur als Transithandel auf 
der quer über die Halbinsel gehenden Strasse, welche von Pisa 
bei Pistoiia über den Apennin nach Bononia und Hatria führte ; 
lebhaft wohl auch in sehr früher Zeit als Binnenhandel nach dem 
Gebiet der Umbrer, Sabiner und Latmer (s. o. S. 8) und drüber 
hinaus nach den in Gampanien angelegten Pflanzstädten. Aber 
der sich anbahnende Landhandel nach Norden konnte für die 
Etrusker nur von ganz untergeordneter Bedeutung sein, wenn Anfänge des 
auch die Anfänge gewiss in unvordenkliche Zeit zurückreichten, ^^^jg 
Den benachbarten Alpenvölkern wenigstens musste mit dem Fem- nach 
blick auf die blühenden Po-Landschaften die Lust erwachen hin- Norden, 
abzusteigen ; der Verkehr zwischen den Südabhängen der Alpen 
und dem linken Po-Ufer fand die ersten für Tauschhandel brauch- 
baren Strassen und vermittelte weiteren Verkehr nach dem Hoch- 
gebirge hinein. Für eine sehr frühe Entwickelung des Verkehres 
an den Alpenabhängen spricht auch der Umstand, dass das weite 
und fruchtbare Weidegebiet, welches sich über die Vorberge der 
Alpen ausbreitet, nach geologischen Untersuchungen schon in den 
ältesten Zeiten waldfrei war. Polybios femer setzt in einer bis- 
her übersehenen Stelle (H. 17.) Verkehr der Etrusker nach dieser 
Seite als ganz sicher voraus, indem er sagt: „Daher dürfen die, 
welche die Herrschaft der Etrusker kennen lernen wollen, sich 
nicht auf das jetzt von ihnen eingenommene Land beschränken, 
sondern müssen auch die vorerwähnten Ebenen (die des Padus 
und die phlegraeischen um Gapua und Nola) und die aus diesen 
geschöpften Mittel hinzunehmen. Mit diesen standen in Folge 
der benachbarten Lage die Kelten in Verkehr.** 

Direkt nördlich nach Graubünden und Tirol hinein war VerhäitniMe 
vielleicht dieser Verkehr ein Verkehr von Etruskern mit Etruskem. ^^^^^ 
Denn so umschleiert auch die Urgeschichte dieses Volkes ist, so Etruaker« 
sprechen doch wichtige Momente vergleichender Forschung in 
Uebereinstimmung mit glaubwürdiger Ueberlieferung dafür, dass 
vor dem grossen keltischen Einfall Etrusker nördlich vom Po in 
den genannten Landschaften sassen, östlich an die Etsch , west- 
lich mit den Ligurem grenzend (Mommsen, B. G.^ L S. 125). 
Ob es ein in den Stammsitzen zurückgebliebener Best des süd-* 



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80 Vn. Alter der Handelsverbindungen. 

wärts vordringenden Volkes (Falerii, Cäre, Veji scheinen erst im 
7. Jh. V. Chr. eingenommen zu sein), oder ein durch den kelti- 
schen Volkerkeil, der sich in die Po-Ebene schob, nach Norden 
gedrängter Theil war, muss dahingestellt bleiben. Sicher ist, dass 
bei dem Kelteneinfall besonders die Ostschweiz ein Zufluchtsort 
der Etrusker, die auf dem linken Po-Ufer gewohnt hatten, war, 
wie Plin. N. H. III. 20, 24. Justin. XX. 5. und Steph. Byz. 
p. 572 annahmen ; sicher ferner, dass der von Liv. V. 33 , Plin. 
und Justin, a. a. 0. genannte Heros eponymos von Raetien, 
König ßaetus, als Etrusker galt; sicher, dass bis in historische 
Zeit hinein in jenen Ländern etruskisch gesprocben ward. Im 
«. , . ^ Tessin und Veltlin und in Tirol sind Grabmäler mit etruskischen 

EtraSkiSOIie ,.« •.. ry. a-i iiti- -rr-ii 

Sprache in Inschnften noch m neuester Zeit gefunden, welche den bei Yilla- 
Bätien. nova aufgedeckten etruskischen Grabmälern glichen (Notiz von 
Graf Conestabile auf d. arch. Congr. zu Bologna). Die von 
Tacitus (Germ. 3.) als noch zu seiner Zeit vorhanden erwähnten 
Monumente mit griechischen Schriftzeichen an den nördlichen 
Grenzen Rätiens waren gewiss keine anderen, und es verdient, 
was die Statistik dieser Funde anlangt, eine besondere Berück- 
sichtigung der Umstand, dass ctruskische Inschriften in Parma, 
Modena und der Romagna so gut wie ganz fehlen und in der 
Lombardei selten sind. Noch mehr Bedeutung gewinnen diese 
Funde dadurch, dass, wie ein Blick auf die den Inscriptiones 
confoederationis Helveticae Latinae (Zürich, antiq. Mitth. Bd. X.) 
1854 von Th. Mommsen beigegebene Fundkarte lehrt, die Ost- 
schweiz mit Ausnahme von Locarno , Ligornetto , Stabbio , Pe- 
drinate und Giornico am Ticino keine römischen Inschriften auf- 
zuweisen hat. — Sicher ist endlich, dass nach Graubünden und 
Tirol der älteste wirkliche Zug und in späterer Zeit ein reicher 
Strom des Landhandels gerichtet war; 

n. PERIODE. Eine Aenderung dieses stillen und einfachen 
Verkehres konnte erst eintreten mit der Rückwirkung, welche 
das Geschick der etruskischen Seeherrschaft auf den Landhandel 
äussern musste. Es war im Laufe des 6. Jh. den Etruskern im 
Bunde mit dem aufblühenden Karthago gelungen, sich der immer 
energischer nach Westen vordringenden und an der spanischen 
Ostküste festsetzenden (Gründung von Rhode) hellenischen Co- 
lonisation zu erwehren und die Herrschaft des westlichen Meeres 
zu behaupten. Mit einem letzten grossen Siege — 120 Schiflfe 
hatten sie in der Schlacht — verhindern sie 527 v. Ch. die 
Phokäer, sich auf Corsica Cäre gegenüber festzusetzen. Aber 
Umsonst versuchen sie auch zu Lande die griechischen Colonisten 



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YII. Alter der Handelsverbindongen. 81 

zu verdrängen. Ein Ueberfall auf Kyme, den sie 524 mit Um- ^^y^^j^ ^er 
brem und Dauniern versuchten, wurde durch die Tapferkeit des etruskischen 
Tyrannen Aristodemus vereitelt. Von da an ward die etruski- Seemacht. 
sehe Macht von einem Schlage nach dem andern getroffen. In 
Vergeltung des Ueberfalls bringen die Kymäer 506 den von den 
Etruskern bedrängten Aricinern Hilfe und vereiteln dadurch 
das Pestsetzen jener auf dem linken Tiberufer. Vierundzwanzig 
Jahre darauf sperrt Anaxilas, Tyrann von Rhegion und Zankle, 
durch Stationierung eines Geschwaders den etruskischen Schiffen 
den Weg durch die sicilische Meerenge, so dass sie nun auf das 
Westmeer beschränkt blieben, und acht Jahre später erringen 
die Kymäer mit Hieron von Syracus einen glänzenden Seesieg 
über die von den Karthagern unterstützte Flotte der Etrusker. 
Wie Simonides den am Tage von Salamis über die Phöniker 
bei Himera errungenen Sieg Gelons und Therons pries, so pries 
Pindar (Pyth. L 136—144) den Sieg von Kyme. Als Weihge- 
schenk sandte man nach Olympia erbeutete Waflfen; noch ist da- 
von ein Helm übrig mit der Aufschrift Fidqov o Jaivoykiveog 
xal %oi 2vQax6<TiOi tot Jl Tvqav änd Kvfiag (C. I. Gr. I. p. 34 
Nr. 16). Man empfand in Griechenland den Sieg als das, was 
er war , als Sprengung der etruskischen Seeherrschaft (Pind. 
a. a. O. ^EXXdd' i^iXxeov ßageiag dovUaq), Wohl ward noch 
manches Jahr zur See gefochten, aber das Eiide war nur eine 
Vermehrung der Trophäen, welche die Etrusker den Kymäem 
wie den knidischen und rhodischen Ansiedlern auf Lipara lassen 
mußsten (Aristides orat. Rhod. p. 342 A. p. 399 D. ed. Ganter). 
Auch die Unterstützung der sicilischen Expedition der Athener 
durch drei Pünfzigruderer war, wie bekannt, fruchtlos. Syracus 
erhielt die Hegemonie im tyrrhenischen, Tarent im adriatischen 
und ionischen Meere. Die Besetzung von Aenaria (Ischia) 
trennte das eigentliche Etrurien von seinen campanischen Pflanz- 
städten, so dass Capua^424 schutzlos zu Grunde gieng; Aethalia 
(Elba) ward ebenfalls von Syracus 452 besetzt; Hatria 387 von 
Dionysius colonisiert, an der Westküste Pyrgoi, die Hafenstadt 
von Gäre, erstürmt und geplündert. Zuletzt sprengte noch Eifer- 
sucht die Symmachie mit den Kitrthagern, welche bis in die 
Mitte des 4. Jahrh. bestanden haben mag, nachdem sie im 
6. Jahrh. , wohl als Sardinien karthagische Provinz wurde, 
geschlossen war. Damit war die etruskische Seemacht ge- 
brochen. Wie im Gefolge grosser Landkriege Räuberwesen 
emporzukonmaen pflegt, so trieben die Reste der streitbaren 
Flotte besonders von Antium aus noch eine Zeit lang Seeräuberei, 

Oenth«, etrusk. Tauschhandel. 6 ^^^^^T^^ 

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82 VIL Alter der Handel8be2debungen. 

aber die politische und mit ihr die mercantile Bedeutung Etru- 
riens zur See war vorüber. — Der Landhandel erfuhr dadurch 
tiefgreifende Veränderungen. Mit jeder Niederlage zur See gieng 
Rückwir- ^®^ Handel eine Factorei, ein Hafen, eine Insel oder eine Küste 
kung auf den verloren. Der Absatz musste stocken. Die Fabrikation selbst 
Landhandei. q}^^^ ^^j. uugeschädigt ; ihre Stätten waren von den Seekämpfen 
unberührt ; das Rohmaterial nach wie vor zur Hand. Die Ueber- 
production suchte neue Wege und Gebiete für den Absatz. 
Hinterland konnte nicht mehr erschlossen werden als bisher ; die 
Breite der Halbinsel war die natürliche Grenze. Von Süden 
her drängte überlegenen Geistes das griechische Element herauf, 
besonders als seit dem Fall von Capua (424) auch die übrigen 
Tuskerstädte in Campanien von dem Stammlande abgeschnitten 
worden waren. Nur nach Norden hin öffneten sich dem Handels- 
geist der Etrusker neue Bahnen. Nach den Alpenländern und 
dem unermesslichen, noch in sagenhaftes Dunkel gehüllten Län- 
dergebiete jenseits derselben wendete sich nun, den bisher spär^ 
lieh betretenen Strassen folgend, der Hauptzug des etruskischen 
Landhandels in immer wachsender Stärke. Gegenstände wie die 
Vase von Grächwyl, der Dreifuss und die Goldblechornamente 
von Dürkheim, die Funde von Kaltem und Matray mögen dieser 
zweiten Periode angehören, welche mit dem Eingreifen der Kelten 
in die italische Geschichte endet Das allmälige Schwellen der 
keltischen Völkerbewegung, das stossweise Ueberborden einzelner 
Wellen derselben nach Ligurien, dem Donaugebiet, Norditalien 
und Ulyrien war ohne nachhaltige Bedeutung gewesen. Als aber 
Schwärm auf Schwärm eindrang und sich des linken Po-Ufers 
fi^]], bemächtigte; als die über den grossen St. Bernhard gekpmmenen 
Boier um 394 Felsina (Bononia) einnahmen und die Senonen 
sich an der adriatischen Küste bis Ancona hin festsetzten; da 
erlitt dieser aufblühende Handel eine empfindliche Unterbre- 
chung, welche so lange angedauert haben muss, bis sich im nörd- 
lichen Italien die durcheinander wogenden Völker in fester^ 
Grenzen und dauernde Zustände geordnet hatten, d. h. etwa bis 
zur Mitte des 4. Jh. Es war natürlich, dass die vor den Kelten 
nordwärts in's Gebirge zurückgewichenen Etrusker einen bereit- 
willigen Vermittler für jede Handelsbeziehung abgaben, welche 
schon seit früherer Zeit die Alpenvölker mit dem eigentlichen 
Tuscien unterhalten hatten oder nun neu zu knüpfen unternah- 
men. Unter Hinzurechnung der sogleich anzuführenden weiteren 
Verhältnisse begreift es sich so doppelt leicht, dass nach der eben 



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VII. Alter der Handelsbeziehungen. 83 

angedouteten starken Unterbrechung der Handel nach den Alpen 
und drüber hinaus einen so hohen Aufschwung nehmen konnte, 
wie wir ihn in der dritten Periode thatsächlich bemerken. 

III. PERIODE. Bald ward Südetrurien den Römern, welche 
zum Angriffskriege gegen das gefürchtete Nachbarland über- 
gegangen waren, unterworfen. Schnell nach einander sinken 
Yeji, Capena, Volsinii, Cäre, Tarquinii und Falerii. Letzteres 
tritt sogar in ein ewiges Bündniss mit Rom (343). Diese Ver- 
luste waren eine neue Aufforderung das im Norden einzubringen, 
was an freiem Handelsgebiet im Süden verloren war. Die ein- 
gedrungenen Keltenstamme bildeten keine hemmende Schranke. 
Es fehlte ihnen die poUtische Kraft, um das eingenommene Land 
nach ihrer Nationalität zu gestalten und so den nordwärts sich 
Luft machenden Etruskern einen festen Damm entgegenzustellen. 
Nicht einmal Herren waren sie überall; in minder zugänglichen 
und minder fruchtbaren Gegenden suchten sie — die Erschein- 
ung wiederholt sich auch anderwärts — überhaupt keine Sitze; 
Städte, ja Districte blieben mitten unter den Kelten etruskisch 
(ich erinnere an die mantuanische Insel), geschweige denn, dass 
letztere das etruskische Wesen in Handwerk, Kunst und Handel 
zu verdrängen veimocht hätten. Dies trieb, besonders in den 
Städten wurzelnd, üppige Nachblüthen, während die Kelten sich ^^^^^^^^ 
auf dem platten Laude vorzugsweise mit Viehzucht beschäftigten, der Kelten. 
Im gewinnreichen Handel mit den reichen, prunklustigen Kelten- 
bauem hielt sich der Etrusker schadlos für die politische Unter- 
ordnung. Er gewöhnte sich auf den Geschmack der Eroberer 
einzugehen. Die Industrie richtete sich nach den Neigungen 
der Abnehmer. Das bis dahin bei aller technischen Vollendung 
nicht weit über sklavische Nachahmung babylonischer, ägypti- 
scher, phonizischer und griechischer Muster hinausgekommene 
Kunsthandwerk verwilderte und entwickelte sich zu jenem eigen- 
thümlichen liarbarisierenden Mischstile, dessen oben S. 6 f. be- 
reits gedacht ist, während es noch mit den vollkommenen Instru- 
menten und der sicheren Tradition des alten etruskischen Kunst- 
handwerkes arbeitete. Südlich vom Apennin trat anscheinend 
keine derartige Aenderung ein. Auch im Norden bewahrten sich 
wohl Städte wie Mantua, die rein etruskisch blieben, eine den 
südlichen Städten gleiche Art. So scheiden sich nicht eigentlich 
sfid- und nordetruskischer Stil, vielmehr ein reiner, welcher da- 
mals bei der Nachahmung griechischer Muster stehen geblieben 
ist, und ein halbetruskischer, von den Kelten beeinflusster. Der 
Handel führte die Producte beider nach dem Norden und es 

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84 Vn. Alter der HandelsbeziehoDgen. 

begreift sich leicht, dass in den Gebieten, wo Keltenstämme 
sassen, gleicher Geschmack der Abnehmer hervortrat wie in der 
Po-Ebene. So erklärt sich z. B. die Menge gerade der mit 
barbarisierenden Thier- und Menschenfiguren verzierten, aber 
technisch tadellosen Gürtelbleche, welche in einem Theile des 
Donaugebietes (Hohenzollem) und in dem Lande unter derEnns 
gefunden sind. In rein germanischen Gebieten scheint diese 
Waare weniger Absatz gefunden zu haben, desto mehr die treff- 
lichen Waflfen, Geräthschaften und Zierrathen aus Erz von Arre- 
tium mit ihren vollendeten, durch die dort blühende Plastik 
entwickelten Formen und den Verzierungen aus hochrothem, ver- 
glastem ThoD. Fast möchte man glauben, dass gerade diese 
Verzierungen aus dem hochrothen, dem samischen gleichen Thon 
Von Arretium, soweit sie an Scheiden und Griffen von Schwer- 
tern und Dolchen vorkommen (s. d. Anhang), von einem Ein- 
gehen auf keltische Gewohnheit stammten, weil Plinius berichtet, 
dass von den Kelten ehemals am höchsten die hochrothen Ko- 
rallen geschätzt worden seien („probatissimum quam maxime 
rubens curalium*' K H. XXXII, 2, 11) und dass, ehe man noch 
die geheime Kraft der Korallen aus den religiösen Anschauungen 
der Inder kennen gelernt, die Kelten bereits ihre Schwerter, 
Schilde und Helme damit geschmückt hätten (prius quam hoc 
notesceret Galli gladios, scuta, galeas adornabant eo seil, curalio 
a. a. 0.). Aber wahrscheinlicher ist es, dass Plinius oder sein 
Gewährsmann §,ltere Waffen etruskischer Herkunft, welche er 
in den Händen von Po-Kelten bemerkte oder als ausgegrabene 
Funde dort kennen lernte, als keltisch ansah und dass er die 
Pasten aus rothem verglasten Thone mit Korallen verwechselte. 
Denn die arma versicoloria reichen in vorkeltische Zeit hinauf. 
— Weitaus der grösste Theil alles Metallgeräthes , welches in 
den Alpenländern und diesseits derselben zu Tage gefördert ist 
und auf Grund der augenfälligen Gleichartigkeit mit Gräber- 
funden, die im alten Etrurien gemacht sind, als etruskisch in An- 
keit des spruch genommen werden muss, gehört diesem dritten Zeiträume 
Land- ^iu. Die Anzahl und Manigfaltigkeit der Typen, die Menge 
der Exemplare, die Weite der Verbreitung weisen unzweideutig 
auf eine ausserordentliche Lebhaftigkeit des Handels. Auch 
andere Momente deuten darauf hin. Die Funde etruskischer 
Münzen auf dem St. Bernhard, an der Vaucluse, im Aargau und 
in Tirol gehören diesem Zeiträume an. Andererseits sind in der 
Südschweiz massaliotische Münzen des 4. Jh. zu Tage gekom- 
men. Es sind nicht verschleppte Exemplare, sondern Spuren 

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Lebhaftig- 



Münzen* 



Vn. Alter der Handelsverbindungen. 85 

regen Handels, denn das massaliotische Triobolon ist im Po- 
Thale häufiger als im ßhonegebiet und erscheint vom 3. Jh. an 
auch im italienischen Tirol allgemein verbreitet, ein Punkt, auf 
den zurückzukommen unten nochmals Gelegenheit sein wird. — Keltische 
Auch der bei den Kelten sich so schnell vollziehende Uebergang 
von blossem Tauschhandel zu gemünztem Gelde beweist, dass 
ein starkes Bedürfniss für feste Werthzeichen, also auch lebhafter 
Handel mit in Menge und Werth ungleichartigen Dingen be- 
stand. Wenn dieser Uebergang sich auch gewiss nicht vor 
359—336 vollzog, — die ältesten keltischen Münzen sind Nach- 
ahmungen der goldenen makedonischen Philippusstatere — so ist 
er andererseits allem Anschein nach nicht viel später als das 
Jahr 300 erfolgt und so wenig aufgeklärt auch bis heute der 
nächste Anlass ist, welcher die keltische Goldprägung hervorrief, 
80 ist doch vollkommen sicher, dass die ältesten Spuren nicht 
in das Donaugebiet, sondern in das mittlere Gallien führen. 
(Mommsen, Rom. Münzwesen S. 670). Der die Schweiz durch- 
schneidende Verkehr aus Gallien nach Oberitalien hat hier be- 
stimmend eingewirkt, deshalb erscheinen diese Goldmünzen sowohl 
in ihrer älteren, dem makedonischen Vorbilde noch nahestehen- 
den Art, wie in ihren Jüngern, mit Stempel und Gewicht sich 
immer selbständiger, nationaler, aber barbarischer darstellenden 
Typen so häufig im mittleren Frankreich und in der deutschen 
wie in der französischen Schweiz. Die Häufigkeit der Funde 
beweist die weite Verzweigung und Regsamkeit des Handels, 
die oft mehrere hundert, ja bis über tausend Stück betragende 
Anzahl die Bedeutung desselben. — Auf das vierte, spätestens 
das dritte Jahrhundert v. Chr. weist endlich mit seinem Stil das Etru«k. Va- 
mcrkwürdige Fragment einer etruskischen Vase (roth mit schwär- senfrafirment 
zen Figuren), welches auf der auch durch andere durchaus vor- 
romische Funde ausgezeichneten Kuppe des Uetliberges bei 
Zürich zu Tage gefördert wurde und bis jetzt das einzige be- 
kannte Stück etruskischer Terracotta diesseits der Alpen ist 
(Anz. f. Schweiz. Gesch. u. Alterth. 1871 S. 255— 257). Für die 
Bedeutung und Schwunghaftigkeit des von Etrurien aus zu- 
nächst durch das Gebiet der Boier gehenden Handels mag auch 
das noch erwähnt sein, dass, abgesehen von anderen Handels- 
artikeln, Rom ein Verbot erliess, den Kelten die in Menge ein- skiaren- 
geführten Sklaven (Kriegsgefangene) mit Gold- oder Silbergeld Handel. 
zu bezahlen, weil man den steigenden Reichthum des noch nicht 
unterworfenen Volkes argwöhnisch ansah und andrerseits das zu 

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in der 
Schweiz. 



86 Vn. Alter der Handelsverbindimgen. 

starke Abfliessen der edeln Metalle über die Grenze hindern 
vernnaerte ^^^^te (Zonar. 8, 19). 

Stellung der IV. PERIODE. Dles Verbot bezog sich auf die Zeit nach 
Kelten und j^jjj ersten punischen Kriege. Der zweite punische Krieg brachte 
eine nicht unerhebliche Aenderung in den Verhältnissen hervor. 
Boische Häuptlinge hatten Hannibal auf den ihnen wohlbekann- 
ten Alpenstrassen nach Italien geleitet. Die Kelten in Aqui- 
tanien und im eigentlichen Gallien hatten von Anfang an eine 
den Römern feindselige Haltung gezeigt, ihre Gesandten drohend 
empfangen, ein Schutz- und Trutzbündniss verworfen, die be- 
gonnene Colonisation des cisalpinischen Galliens als eine Be* 
drohung der ganzen Nation empfunden. Der Fuss der Alpen und 
das Thalgebiet am Po waren eine Zeit lang Kriegsschauplatz 
gewesen. Tausende keltischer Kriegsleute waren mit den Pu- 
niern gezogen und hatten am Ticinus und der Trebia mit ihnen 
gegen Rom gefochten. Alles das wirkte zusammen, um den 
Handelsverkehr mit den keltischen Stämmen noch missgünstiger 
als zuvor angesehen werden zu lassen. Die Colonisation des 
unterworfenen Etruriens kam hinzu; 230 ward Alsium, c. 200 
Fregenae und Pyrgi, 183 Saturnia, 181 Graviscae, 177 Luna an- 
gelegt. Gleichzeitig ward das italische Keltenland hinzugewon- 
nen (222—191); in Gallia cisalpina entstanden römische Colo- 
nien in Placentia und Cremona 218, in Bononia 198, in Parma 
und Mutina 183 v. Chr., nachdem fast hundert Jahre zuvor be- 
reits mit der Colonisation der senonischen Stadt Sena (GaUica) 
die erste Etappe besetzt worden war. — Wenn die Römer es 
damals auch noch überall, wohin sie als Eroberer ihren Fuss 
setzten, verschmähten sich an dem Handel zu betheiligen und 
daher auch in Etrurien und Gallia cisalpina die einheimische 
Bevölkerung ruhig den gewohnten Handel treiben Hessen, so 
konnte es doch nicht ausbleiben, dass nach Vernichtung der 
italischen Kelten durch die oben geschilderte feindselige Haltung 
aller Keltenstämme eine sorgfältige militärische Bewachung der 
Alpenstrassen und ihrer Pässe veranlasst wurde, welche den 
kaufmännischen Verkehr mit den Völkern in den Alpen und 
noch mehr mit denen jenseits der Alpen mittelbar und unmittel- 
bar beeinträchtigte. Zwei bisher übersehene Liviusstellen zeigen 
es auf das Deutlichste. Bei Placentia hatte man 218 ein Em- 
porium angelegt und stark befestigt. (Emporium prope Placen- 
tiam fuit et opere magno munitum et valido firmatum praesidio 
Liv. XXL 57. 3). Ein anderes Emporium in derselben Land- 
schaft, Victumviae, hatte man ebenfalls im Keltenkriege befestigt 



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Vn, Alter der Handelsvejbindnngen. 87 

und die Ansiedelung der Umwohner darin begünstigt (a. a. 0« 
§ 5). So erklärt sich die Thatsache, dass überhaupt in der 
ganzen Epoche vonHannibal bis auf Cäsar der Verkehr zwischen 
Italien und der Schweiz gering war. Von romischem Courant 
aus der republikanischen Zeit vor Cäsar ist daher in der Schweiz 
nicht die Rede. (Mommsen, die Schweiz in römischer Zeit, in 
den Zürich, antiqu. Mittheil. IX. 2. Abth. 1855. S. 22). Aus 
mehreren politischen Sendungen. (Liv. XXXIX. 22. 54. 55. XL. 
53.) ersieht man,_ dass um 185 v. Chr. eine gewisse Grenzsperre 
bestand. Die Ausfuhr von Waflfen war jedenfalls damals ver- Pferde- 
boten, denn selbst die von Pferden war es. Im J. 170 wird den *°»^"^r- 
Gesandten des Gallischen Königs Cincibilis, an deren Spitze ein 
Bruder des Genannten stand, und den Gesandten der Carner, 
Istrer und Japyden, welche in Rom selbst vom Senat als be- 
gründet anerkannte Klage über Vergewaltigung geführt hatten, 
nur auf ihre besondere Bitte gestattet, je zehn Pferde auszu- 
fuhren (illa petentibus data ut denorum equorum iis commercium 
esset Liv. XLIU. 5) ; dem König selbst und seinen beiden ande- 
ren Brüdern werden goldene Halsringe, Silbervasen, zwei ge- 
zäumte Bosse nebst Reitknechten geschickt, dazu Gewänder und 
ritterliche Rüstung. — 

Unter solchen Hemmnissen vermochte der im 4. Jh. so rege 
Handel mit etruskischen Fabrikaten nach dem Norden nur in 
geschmälerter Weise bis zur Mitte des 2. Jh. zu bestehen. Gegen 
Ende desselben schloss der Einfall der Cimbern und Teutonen versiechen 
durch seine Schrecken jedenfalls die Alpenstrassen für italische *^* Handels. 
Händler überhaupt auf längere Zeit. Seitdem kam der etrus- 
kische Landhandel nach Norden nicht wieder in Gang. Der 
nordwestlichen Bahnen bemächtigten sich die Römer, als sie, 
die Ritterschaft voran, den Geldmarkt und Waarenverkehr der 
Provinzen gewinnsüchtig ausbeuten gelernt. Und wie schnell 
hatten sie es gelernt! Von dem erst 118—106 erworbenen nar- 
bonensischen Gallien konnte nur ein Menschenalter später Cicero 
(proPonteio c. 1. §. 11) sagen: „referta Gallia negotiatorum est, 
plena civium Romanorum; nemo Gallorum sine cive Romano 
quidquam negotii gerit: nummus m Gallia nuUus sine civium 
Romanorum tabulis commovetur.** Andererseits erwiesen sich die 
(erst 15 V. Chr. unterworfenen) Alponländer Noricum, Rätien 
und Helvetien allem Anschein nach den römischen Händlern, 
die am liebsten im Geleit und Bereich der Legionen wirkten, 
feindseliger als den stammverwandten etruskischen oder halb- 
etruskischen, mit denen man bisher verkehrt hatte. Daher die 

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88 Vni. Betrieb des Handels. 

ausserordentliche Seltenheit romischer Consularmünzen in Süd- 
deutschland. Daher die schwierige Haltung der Alpenbewohner, 
während Cäsar in Gallien kämpfte. Um auf der aus Qallia 
Transpadana über den grossen St. Bernhard in das Wallis, und 
an den Genfersee fuhrenden Strasse einigermassen die Kauf laute 
gegen räuberische Ueberfälle und übertriebene Zölle zu sichern, 
entsandte er (57) eigens ein grösseres Streifcorps, welches bis 
Octodurus an der Dranse (Martigny im Wallis) vordrang (B. G. 
III, 1, 2). Doch diese Verhältnisse liegen bereits jenseits des 
Zieles, welches der vorliegenden Untersuchung gesteckt ist. 
Keiner der Funde, von denen nachher im Einzelnen die Rede 
sein wird, ist jünger als das 2. Jh. v. Chr. Ich wende mich zu 
einem andern Punkte. 



VIII. Der Betrieb des Handels. 

Von dem eigentlichen Betriebe des Handels sind aus den 
Nachrichten der Alten nur wenig Spuren zu ermitteln. Leichter 
vermag, um mit Gustav Preytag (Vorrede zu Ingo) zu reden, 
der Dichter- als der Historiker aus ihnen ein Bild der Verhält- 
nisse zu gestalten, auf welche sie sich beziehen. — Es war, wie 
Tauschhan- oben schou ausgesprochen, natürüch, dass die Bewohner der 
^ A^en- ^" südlichen Alpenabhänge die fruchtbaren Po-Ebenen zu friedlichem 
bewohnern. Handelsverkehr zuerst aufsuchten. Die Ungleichheit der Natur 
begünstigte einen Austausch der Bodenerzeugnisse; die primitive 
Verarbeitung derselben lieferte andere Waaren. Mit Harz, Pech, 
Wachs, Packeln, Honig und Käse wurde noch in späterer Zeit 
nach der Po-Ebene von den Bergbewohnern Tauschhandel ge- 
trieben (Polybios bei Strabo IV. p. 207). Der Alpenkäse beson- 
ders war früh in ganz Italien berühmt. Varro 11. 4. Plin. XL 
97. — Je mehr die nördlichen Stämme an diesem Handel theil- 
nahmen, um so mehr musste das Aequivalent der aus dem Süden 
eingeführten Waaren durch Dinge gebildet werden, die weiteren 
Transport vertrugen und dem Verderben weniger ausgesetzt 
waren. An Stelle der Früchte und des erlegten Wildes musste 
lebendiges, treibbares Vieh das Tauschmittel bilden und bei der 
überwiegenden Beschäftigung der Alpenländer mit Viehzucht 
lag dies doppelt nah. Pelle und Wolle konnten gleichfalls von 
den nördlicheren Stämmen zu Markte gebracht werden. Einer aus 
Gallien stammenden Schiffsladung Häute erwähnt aus späterer 



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YlII Betrieb des Handels. 89 

Zeit Plin. IX. 6, 14. Pferde waren besonders zu Kriegszwecken 
hochgeschätzt, wie das im J. 170 n. Chr. bestehende Ausfuhr- 
verbot, von dem oben die Rede war (S. 87), beweist. Wie sie 
in Gallien zu Cäsars Zeit einen violbegehrten und hochbezahlten 
Einfuhrartikel bildeten (iumentis quibus maxime Galli delectan- 
tur quaeque impenso parant pretio, Germani importatis non utun- 
tur B. G. IV. 2, 2.), so waren sie jedenfalls auch im einheimi- 
schen Tauschhandel in Gallien und Germanien willkommen. 
Kriegsgefangene wurden als Sklaven verkauft {raXattSp noXXä (lip 
xai äXXa, nXeicrta de xai aixf^ctXdtovg noXovvtmv Zonar. 8, 19) 
und es ward bereits erwähnt, wie in der Zeit nach dem ersten 
punischen Kriege die Boier durch ausgedehnten Sklavenhandel 
einen für Rom bedenklichen Abfluss der Gold- und Silbermünzen 
nach dem Keltenlande bewirkten. Die Nachfrage der etruskischen 
und keltischen Händler oder die Gelegenheit brachte auch andere 
Artikel in Aufnahme. Blei kam aus vielen Theilen der Alpen 
hinzu (Plin. XXXIV. 49) und Gold (Diod. V. 27. Athen. V. 23. 
Strabo IV. p. 188, 190), denn Etrurien verarbeitete viel mehr 
Metall als es producierte. Nöricum lieferte Eisen und Stahl. Die 
von Philo im 3. Jh. v. Chr. erwähnten keltischen Klingen kamen 
wohl aus Noricum, wo in der Kaiserzeit die grosse Waflfenfabrik 
zu Laureacum an der Donau auch Pannonien, Dalmatien u. s. w. 
damit versorgte. Geschmeidiges Schmiedeeisen war jedoch allem 
Anschein nach auch ein aus Etrurien (von Populonia) nach der 
Schweiz und dem Rheinthal eingeführter Handelsartikel. Denn 
die erst in neuester Zeit einer Beachtung gewürdigten s. g. 
Eisenwürfel (richtiger wäre schlanken rhomboidalen Eisenkloben), 
welche in der Schweiz (Waadt, Born, Zürich, Aargau, Thurgau) 
zu Tage gekommen sind, fanden sich bisher nur in den offenen 
Thälem der westlichen und nördlichen Schweiz und im Rhein- 
thal, nie in oder bei römischen Niederlassungen, dagegen an 
einer auch sonst bedeutsamen Stelle (Nidau b. Bern) auf einer 
Waldstelle 13 Stück dicht unter der Erdoberfläche, bei Mons- 
heim 26 Stück desgleichen dicht beisammen (Mus. z. Mainz.), 
haben gleiche Form, meist gleiches Gewicht (c. 12 Pfd., nur 
Ausnahmen schwanken von 10 zu 15 Pfd.) und sind gleich- 
massig von besonders gutem Schmiedeeisen, während in der 
Schweiz nachweisUch noch nicht einmal in römischer oder früh- 
mittelalterlicher Zeit Eisenbau getrieben worden ist (vgl. F. Kel- 
ler, die Eisen Würfel in den schweizer. Alterthumssammlungen im 
Anz. f. Schweiz. Gesch. u. Alterth. 1858. S. 38 ff.) — Als seltene 
und köstliche Waare galt Bergkrystall. Das aus den Alpen 



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90 Vni. Betrieb des Handels 

stammende war geschätzt (laudata in Europa Alpium iugis sciL 
glacies Plin. K H. XXXVII, 2, 9) selbst neben dem am höchsten 
geschätzten, welches Indien lieferte (vgl. noch a. a. O. §. 10 
liquido affirmare possumus in cautibus Alpium nasci adeo inviis 
plerumque ut fune pendentes eam extrahant). Aber den Haupt- 
artikel des Handels bildete ausser Sklaven jedenfalls der Bern- 
stein. DieEtrusker kannten ihn schon lange, ehe er direct von 
d^m Norden her zu ihnen gebracht wurde. Es wird davon 
weiter unten noch eingehend gesprochen werden. 

Der Vertrieb bewegte sich jedenfalls anfangs langsam von 
Mark zu Mark, von Gau zu Gau. Jede neue Strecke Hinter- 
landes wurde erst durch den augenfälligen Gewinn erschlossen, 
welchen die Bewohner derselben bei ihren südlichen oder west- 
lichen .Nachbaren in Folge der eingeführten Waaren neidvoll be- 
merkten. So erweitert sich langsam das Absatzgebiet der etrus- 
kischen Waaren. Die Nachfrage an der jedesmaligen Peripherie 
desselben steigert sich, je mehr das bisher noch unerschlossene 
Handeisver- Hinterland sich geneigt zeigt Abnehmer zu sein und je mehr 
keiur der g^jjjon bestehender Verkehr der Stämme einem solchen Streben 
Töiker unter günstig ist. Solchcu Verkehr der einzelnen Stämme und Gaue 
sicii- unter einander in der Urzeit darf man nicht überschätzen, denn 
die Geschlossenheit der Existenz der einzelnen Stämme war bei 
den alten Naturvölkern gewiss ebenso gross, wie wir sie in neuer 
Zeit z. B. bei den Indianern wahrnehmen, bei denen manche 
nur durch Flüsschen oder Bergrücken getrennte Stämme keine 
andere Beziehung zU einander haben als die etwaiger von Raub- 
lust hervorgerufener vereinzelter Ueberfälle. Aber leugnen darf 
man deswegen solchen Verkehr während der in Frage stehenden 
Zeit bei den Alpenvölkem, in Germanien und Gallien und drüber 
hinaus nicht. Schon lange vor derselben sind Spuren eines ein- 
Handel mit heimischen Tauschhandels nachweisbar. Es ist sichere That- 
steinwaffen. Sache, dass in der s. g. Steinzeit Waffen und Werkzeuge, resp. 
das Material dafür zwischen weit von einander entfernten Land- 
schaften einen Gegenstand des Tauschhandels bildeten und von 
Gau zu Gau gelangend allmälig auf weite Entfernungen hin 
verführt wurden. Die Bewohner des Hennegaus z. B. erhielten 
nach den dem Congress der Archäologen und Anthropologen in 
Brüssel 1872 vorgelegten Thatsachen (vgl. den eingehenden Be^ 
rieht darüber von J. Mestorf im Hamburger Correspondenten 
Nr. 240. 1872. 10. Oct.) den Flintstein für ihre Werkzeuge und 
Waffen aus der Champagne. In den Höhlen derselben Urbevöl- 
kerung gefundene Gegenstände, die unzweifelhaft aus der Oham- 



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Vm. Betrieb des Handels. 91 

pagne, Touraine etc. herrühren, bestätigen ganz augenfällig einen 
derartigen Verkehr mit Frankreich in megalithischer Zeit. Die 
belgischen Gelehrten sind mit Recht der Meinung, dass die 
Waare nicht geholt, sondern durch fahrende Händler von drüben 
gebracht ward und stützen diese Hypothese durch Beispiele 
ähnlichen Handelsverkehrs unter den nordamerikanischen India- 
nern. In neolithischer Zeit hörte der Verkehr mit Frankreich 
auf und die südlich von Mons nahe an der französischen Grenze 
gelegenen Dörfer Spiennes und Mesvin versorgten nun den Henne- 
gau mit fertigen und halbfertigen Flintsteingeräthen, deren merk- 
würdige Gewinnungs- und Anfertigungsstätte mit tausenden und 
aber tausenden behauener Steine die Bewunderung der Congress- 
raitglieder hervorrief. In Frankreich kennt man einen solchen 
Fabrikationsplatz, der offenbar starke Nachfrage und lebhaften 
Tauschhandel zur Voraussetzung hat, bei Pressigny le Grand, in 
England zu Sussex und Norfolk. In der Schweiz, deren ein- 
heimische Alterthumsforschung wegen ihrer Umsicht und Gründ- 
lichkeit ebenso wie wegen ihrer Publikationen besonderes Lob 
verdient, sind mehrere derartige Beispiele von Steingeräthschaf- 
ten, die durch Handel verführt erschienen, beobachtet. Im Lande 
ob der Enns fand man Aexte von Syenit, der dort nicht vor- 
kommt. Die c. 600 Lanzen- und Pfeilspitzen des Sohussenriether 
Fundes (Würtemberg) sind gleichfalls fremden Herkommens, da 
Feuerstein in der Gegend sich gar nicht findet. In Urnen der 
allerprimitivsten Arbeit fand man an der baltischen Küste und 
im Binnenlande Kaurimuscheln (Cypraea moneta), die Jedermann 
als importirte gelten lassen muss, wenn auch zur Zeit noch Nie- 
mand sagen kann, von wo zunächst und wie sie importiert wur- 
den. In der That wurde bereits der einfachste Schmuck der 
Steinzeit ein Gegenstand des Austausches und Verkehrs. In der 
Höhle von Cro-Magnon an der Vezere fand man 2 — 300 Muschaln 
der Litorina litorea, Turritella communis und Purpurea lapillis, 
die nur von den Küsten des atlantischen Meeres dorthin gebracht 
sein können, bei Narbonne dagegen in der Höhle von Bize 
zu Hals- und Armbändern gereihte Muscheln vom Mittelmeer. 

Auch in historischer Zeit fehlt es nicht an Spuren solchen 
Völkerverkehres. Die Hyperboreer gaben zu Herodots Zeit Tem- 
pelgaben für den delphischen Gott an die Skythen, diese den c-ermani- 
weiteren Nachbarn und so fort, bis sie nach Hatria und scherHandei 
von da zu SchiflFe nach Euboea, von da nach Karystos, von*™^*^'*'^^' 
Karystos nach Tenos und Dolos gelangten. Wie die Tempel- 
gaben südwärts, so konnten auch Waaren von Stamm zu Stamm 



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92 Vni. Betrieb des Handels. 

nordwärts gebracht werden. Pytheas (c. 338 v. Chr.) erkundete, 
dass die Guttonen den Bernstein an die ihnen zunächst wohnen- 
den Teutonen (wahrscheinlich Burgundionen oder Vandiler), dann 
an die Buren (Volcae Tectosages) verkauften und dass er von 
diesen an ihre Nachbaren abgegeben weiter südwärts gelangte. 
— Des zu Polybios Zeit (213 v. Chr.) bestehenden Tauschhan- 
dels der Aelpler mit den Bewohnern des linken Padusufers ist 
schon oben S. 88 gedacht. Derselbe Schriftsteller kenUb übri- 
gens für die Paduslandschaft, welche er selbst bereist hatte, ein 
ganz ausgebildetes Verkehrswesen mit Herbergen und Gasthof- 
rechnungen n. 15 (die Stelle ist bisher übersehen) : „Wenn die- 
jenigen, welche das Land durchreisen, in der Herberge einkehren, 
so accordieren sie nicht über die einzelnen Bedürfhisse , sondern 
fragen, wie viel der Wirth für die einzelne Person fordert. In 
der Regel nun nehmen die Wirthe ihre Gäste, so dass sie alles, 
was sie bedürfen, reichlich haben, für einen halben As auf — 
es ist dies der vierte Theil eines Obolos — und gehen nur sel- 
ten darüber hinaus. (NB. Getreide kostete damals der sicilische 
Medimnos Weizen 4 Obolen, Gerste 2 Obolen, der Metretes Wein 
GaHischer ebenfalls c. 2 Obolen. a. a. 0. II. 15). — Für gallischen Binnen- 
Binnen- haudel lehrreich ist die berühmte Stelle Diodors (13 v. Chr.) Y. 
22, welche eine Schilderung des Zinnhandels giebt, wie er da- 
mals in ausgebildeter Form bestand. Der Hergang und die an- 
gewendeten Mittel waren die einfachen, deren sich schon die 
früheren Jahrhunderte bedient hatten; nur. die Strecke, welche 
der Kaufmann und Händler direkt durchzog, war ungleich 
grösser; es waren fast direkte Verbindungen an Stelle des ur- 
sprünglich in vielen Zwischenstationen sich bewegenden Handels 
getreten. Die Briten brachten von der Küste auf ihren mit 
Fellen überzogenen Böten aus Weidengeflecht oder auf Karrea 
über den durch die Ebbe trocken gelegten Meeresboden ihr Zinn 
nach der Insel Iktis (Wight), welches dort von den fremden 
Handelsleuten, die zum Theil von Massilia kamen, aufgekauft 
ward. Darauf ward das Zinn von den Kaufleuten selbst längs 
den Flussthälern durch Gallien geführt (Sequana-Ligeris-Eho- 
danus), zu welcher Reise man ungefähr dreissig Tage gebrauchte, 
(vgl. Plin. K H. XXXVII 3). Und nicht nur auf diesen Haupt- 
strömen, sondern auch auf den schiffbaren Nebenflüssen bis zur 
Sequana war (nach Strabo IV. p. 188 f.) lebhafter Handelsver- 
kehr und die Herbeischaffung wie die Versendung der Waaren 
sehr leicht; zwischen Rhodanus und Liger eine vielbetretene 
Landstrasse (Diod. V. 22 — 38). Da man von vier gallischen 



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.Vni. Betrieb des Handels. 93 

Häfen nach Britannien fuhr, so haben jedenfalls auch vier Strassen- 
züge bestanden, welche in diese Häfen mündeten und welche 
der Zinn- und ßernsteinhandel sich geschaffeu hatte. Dass 
Bronze auf denselben Strassen dorthin ausgeführt ward, und 
zwar noch zu Cäsars Zeit, wird nicht überflüssig zu erinnern 
sein. Cäsar sagt B. G. V. 12, 5 von den Briten ausdrücklich: 
nascitur ibi plumbum album in mediterraneis regionibus, in ma- 
ritimis ferrum, sed eins exigua est copia; aere utuntur Im- 
port ato. Wie werthvoll ist überhaupt auch für Rückschlüsse 
auf frühere Jahrhunderte das Bild, welches die den Commenta- 
rien Cäsars eingeflochtenen Angaben über Handelsverkehr der 
gallischen und germanischen Stämme gewinnen lassen! DieNer- Handel zur 
vier gestatten Händlern keinen Eingang in ihr Land und ver- ^®^* cäsars. 
wehren die Einfuhr von Wein und derartigen Dingen (II. 15, 4). 
DieSueven lassen Händler zu, mehr um Abnehmer für gemachte 
Kriegsbeute zu haben als aus dem Bedürfniss nach Einfuhr irgend 
welcher Artikel (IV. 2, 1.) Die Ubier dagegen haben durch 
lebhaften Handel an der wichtigen liheinstrasse schon einen 
selbst dem Römer bemerkenswerthon höheren Culturgrad erreicht 
(ceteris paulo humaniores propterea quod Rhenum attingunt mul- 
tumque ad eos mercatores ventitant, IV, 3. 3.) Nach Britannien 
gehen Eaufleute regelmässig, jedoch ohne mehr vom Lande als 
die Küste kennen zu lernen; deshalb vermögen auch die von 
allen Seiten nach dem Gebiet der Nervier zusammengerufenen 
Händler ihm nur ungenügende Auskunft über Beschaffenheit 
des Landes, Grösse, Bevölkerung, Kriegsbrauch zu geben (IV. 

20, 3 — 4.) Die Kunde von seinem bevorstehenden Kriegszuge 
im J. 55 bringen Kaufleute zu den Briten, von denen baldigst 
einzelne Gesandtschaften im Gebiete der Moriner erscheinen (FV. 

21, 5). — Griechisch-barbarischer Handel bestand schon zu He- 
rodots Zeit auf dem Borysthenes, auf dem man vierzig Tagreisen 
weit hinauffuhr (Herodot IV. 53.) In Illyrien fand zwischen 
Mentorika und Istria unweit des Berges Delphion ein regel- 
mässiger Markt statt, auf dem die vom Pontus kommenden Kauf- 
leute die Waaren von Lesbos, Chios und Thasos verkauften, 
die vom adriatischen Meere dagegen Thongeschirr (Aristot. de 
mirab. ausc. 104.) 

Eine Anzahl Münzfunde sind sprechende Zeugen des da- 
maligen lebhaften und weitverzweigten Handelsverkehres. In voinrjh? 
Serbien (Moesia superior) werden selten Münzen von Athen und an. 
Thasos, den Städten des Pontus und der Propontis, häufig 
Münzen Alexanders d. Gr. und barbarische Nachbildungen der- 



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94 Vm. Betrieb des Hand^. 

Beiben gefunden, jedoch nicht auf dem linken Ufer der Morawa 
(Margus); dagegen treten überall und besonders im westlichen 
Theile des Landes und oft in grosser Zahl beisammen die Mün- 
zen der illyrischen Städte Dyrrhachium und Apollonia auf, so 
dass diese beiden Küstenplatze, welche späterhin in römischer 
Zeit die Spitze der Yia Egnatia bildeten, im 4. und 3. Jh. y. 
Chr. den Handel im Morawathale sehr eifrig betrieben zu haben 
scheinen (ygl. Alb. Dumont in der Revue arch^ol. XVIII. 1868. 
S. 414 f.) Auch in Ungarn finden sich die dyrrhachinischen und 
apolloniatischen Münzen neben barbarischen z. B. bei Pottok, 
ferner an der Militärgrenze bei Tollich. Dagegen finden sich in 
Pannonien und dem alten Quadenland am linken Donauufer 
griechische oder romisch-republikanische Münzen so wenig wie 
in Eaetien und Noricum; wohl aber zeigt sich längst Tor der 
römischen Herrschaft (8 n. Chr.) auch dort in Folge des lebhat- 
ten Handels mit den westlichen Stämmen derUebergang zu ge- 
münztem Geld in Nachprägungen der keltisch-germanischen s. g. 
Eegenbogenschüsselchen aus Gold (Neumann, numi vet. 1, 140), 
und der nordgriechischen Tetradrachmenstücke in Silber. Zwi- 
schen Saye und Drau sind dagegen merkwürdiger Weise einige 
phönikisch-sicilische Kupfermünzen, besonders aber ägyptische 
Ptolemaeer, zu Tage gekommen z. B. zu KuUa (Kroatien), Hohen- 
mauten, Leibnitz und Pettau in Steiermark. Auch in Dacien 
(Hunyader Comitat und Sachsenland) kommt dies ägyptische 
Kupfergeld häufig vor (bes. Eeho bei Mühlbach und Heltan bei 
Hermannstadt), während die einheimische Prägung aufschriftlose 
Goldstücke nach den Münzen des thrakischen Königs Lysimachos 
(320—281) und Silberstücke nach Art der makedonischen und 
nordgriechischen Tetradrachmen liefert. Mommsen, ßöm. Münzw. 
S. 697. — Die massaliotische Silbermünze dagegen hat beson- 
ders vom 3. Jh. v.Chr. an das südliche Frankreich, das Gebiet 
des Po und der oberen Rhone beherrscht und tritt gleichmässig 
in der Lombardei (grosser Schatz, beschrieben von Borghesi, dec. 
17. p. 26) im Tessin, Graubünden und massenweise im itaUeni- 
schen Tirol (z. B. bei Roveredo an derEtsch c. 1000 St.), aber 
nur selten und vereinzelt im Ct. Bern auf (vgl. Mommsen , Rom. 
Münzw. S. 398); nördlich von Bern ist bisher keine beobachtet. 
Auch in Spanien circulierten die massaliotischen Münzen nicht; 
dort herrschte im Süden punische und griechische Währung, der 
Norden einschliesslich der Nordabhänge der Pyrenäen und der 
französischen Südwestküste (d. h. der iberischen Stämme in Aqui" 
tanien) empfieng seine Münze von den griechischen Städten Rhode 



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Yni. Be<^eb des Handels. 95 

und Emporiae, deren erstere von Ehodiern gegründet und dann 
Yon Massalioten in Besitz genommen war (vgl. Baoul-ßochette, 
histoire dea colonies Grecques III. 405 f.) Keltische Nachbil- 
dungen der Münzen Ton Rhode mit einem jugendlichen Kopfe 
auf der einen, einem Kreuz oder auch einem Reiter auf der 
anderen, 5,o— 8,4 Gr. an Gewicht, finden sich in Menge im Ge- 
biet der Garonno und im Poitou (Duchalais, descr. des med. 
gaul. de la bibl. roy. n. 311—341. Angaben über Funde zum 
Theil beträchtlicher Anzahl bei Mommsen, Rom. Münzw. S. 678 
Anm, 49). Andererseits sind Nachbildungen der goldenen Philip- 
peer, welche Lelewel, etudes numismatiques p. 47 (zu PI. IL 11.) 
in die Zeit von 330 — 260 setzt, häufig im Lande der Biturigen 
und Camuten (Bourges, Orleans, Chartrain). Derselbe Typus 
findet sich ziemlich häufig um Zürich herum und an den alten 
Strassen, die von den Alpen wie vom Bodensee her das Thal 
nach Zürich durchziehen, v Mittheil. d. Zürich, antiqu. Gesellsch. 
1846. p. 12. — Die germanisch-keltischen Münzen aber, welche 
in den nachgeahmten Stempeln meistens auf griechische resp. 
punisch-griechische Vorbilder des 4. und 3. Jh. v. Chi*, zurück- 
gehen, finden sich von Norditalien an über die Alpen hinweg 
an der Donau und den Rhein entlang bis zum Niederrhein ; von 
Böhmen hinüber durch Frankreich bis zur Seinemündung. 

Die Stückzahl der einschlägigen Funde ist oft sehr beträcht- 
lich und gestattet einen Rückschluss auf Menge und Werth des 
Waarenumsatzes. Hier einige Notizen über neuere Funde. Bei 
Irsching (Bezirk Ingolstadt-Baiern) fand man 1858 auf freiem 
Felde gegen '000 Goldmünzen, s. g. Regenbogenschüssclchen 
von 7,49 — 7,54 Gr. Gewicht, vgl. Anz. f. Schweiz. Gesch. und 
Alterth. 1860. VI. S. 82-84. — Bei Brentonico im Etschthale 
(auf dem rechten Ufer) c. 1000 theils echt raassiliotische, theils 
denselben nachgeprägte Silbermünzen. — Der 1866 bei Ville- 
neuve-le-Roi gemachte Fund zählte sogar 15,000 Stück Silbermünzen 
derSequaner,AmboarerundHaeduer. Revue archeoL 1868. S. 220 f. 
Andere grosse Münzfunde wurden 1830 bei Annecy, später beiGou- 
trens (arrond. Aveyron) gemacht. — In der Schweiz wurden grössere 
Funde gallischer Münzen im Kt. Tessin zu Cime amLuganersee 
und zu Casamario; in Graubünden zu Burwein am Julier; Kt. 
Wallis auf d. gr. St. Bernhard; Kt. Thurgau zu Castel bei 
Constanz; K. Bern in derTiefenau, amBelpberg, auf dem Jens- 
berg bei Biel, auf dem Mont Terrible im Pruntrut, zu Nunnin- 
gen K. Solothurn gemacht. 
> Die Verbreitung gewisser Münzsorten über ganze Land- 

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96 ' Vin. Betrieb desi^Handels. 

striche kann als sicheres Zeichen bestandener HandelsTerbin- 
dungen gelten, denn bei den Barbarenvölkem wurde selbstver- 
ständlich geprägtes Geld im Handel nur so weit angenommen, 
als man mit Sicherheit annehmen konnte es zu gleichem Werthe 
wieder loszuwerden, wenn nicht im Verkehr mit den Mark- und 
Stammgenossen, so doch wenigstens im nächsten Jahre bei Wie- 
derkunft der Händler. — Etruskische Kaufleute scheinen nicht 
Peripherie weiter nordwestlich als bis zur alten Helvetiergrenze , d. h. bis 

etrnskischcn i^ #. o -r^i i -r^i . i , i • xr 

Landhandels zum Genfer See, ßhone- und ßhemthal gekonmien zu sein. r<ur 
kühnere drangen vielleicht bis zu den nördlichen Abhängen und 
4er Linie von Basel her zum Bodensee. Jedenfalls reicht in 
dieser Eichtung die Verbreitung der nordetruskischen Schrift 
nicht über das Veltlin und Tessin, die der Münzen nicht über 
das Wallis und den Aargau. Der Verkehr nach dem nordwest- 
lichen Theil der Schweiz scheint bedeutend stärker gewesen zu 
sein als nach dem östlichen. Entscheidend dafür war der 
Anschluss an die von allen westUchen Germanen und 
östlichen Kelten so früh und so stark benutzte ßheinstrasse. — 
Oestlich drangen die etruskischen Kaufleute durch das Etschthal 
über Botzen und den Brenner (s. Matray), in der Zeit des leb- 
haftesten Handels wohl bis Augsburg vor, und wie bis dorthin 
zur Zeit des, Tacitus die Hermunduren unbefangen kamen (Tac. 
Germ. 41.) und zu Handelszwecken selbst die Donau an 
verschiedenen Stellen überschritten. (Tac. flist.), so mögen 
auch schon einige Jahrhunderte früher germanische Händler 
ebensoweit gegangen sein. Ja ich glaube sogar, dass der Ver- 
kehr der Hermundui'en an der Donaulinie im 2. Jh. n. Chr. nur 
ein feest alter Handelsbeziehungen zwischen germanischen und 
keltischen Stämmen war. Denn die Strasse von Augsburg hinab 
nach Tirol und aufwärts nach Thüringen zeigt einige Funde, . 
welche gewiss in das 4. Jh. vorchristlicher Zeit zurückgehen.— 
Beachtenswei th für das unmittelbar mit etruskischen Kaufleuten 
in Berührung gekommene Gebiet erscheinen mir die Funde von 
Radreifen und sonstigen Wagenbestandtheilen. Dieselben kom- 
men häufig vor in der Schweiz und zwar schon bei dem alter- 
thümlichsten Funde von Grächwyl; desgleichen in der Steier- 
mark, reichen mit dem Funde von Horsowitz nach Böhmen, 
dem von Bistritz nach Siebenbürgen hinein, während die Funde 
von Haidepost (schwäb. Alp.), Tholei, Gallscheid und Wald- 
Algesheim die Verbreitung nach Nordwesten, besonders im Saar- 
und Eheingebiet bestätigen. Diese Wagen selbst waren ein 
Handelsartikel. Wegen der Menge von Metallbeschlag und sorg- 



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VIII. Betrieb des Handels. 97 

samer Holzarbeit, die dazu nSthig war, mussten sie fertig mit- J^**®*^."® 
geführt werden. Es isf daher begreiflich, dass sie sich nur so 
weit verbreitet finden, als seit alter Zeit betretene und leidlich 
sichere Strassen führten. Spuren und Beste solcher allmälig ge- 
bahnten Strassen vorrömischer Zeit in der Schweiz nachgewiesen 
zu haben ist das Verdienst A. Quiquerez's im Anzeig. f. Schweiz. 
Gesch. u. Alterth. IX. (1863) S. 13 f. „voie celtique prös de 
Moutier-GrandvaP, und spater in den „monumens de Tancien wagengpu- 
evßche de Bäle. Topographie d'une partie du Jura oriental et ^Aipea/" 
en particulier du Jura bernois. Epoque celtique et romaine. VIII. 
427 pp. Porrentruy. 1864. Zwischen Basel und Biel war die 
Strasse in den Felsen 32 Cm. tief und 1 M. 20 Cm. breit einge- 
hauen ; die Eadnaben hatten die Rander des Weges abgeschliffen, 
80 dass die Tiefe der Bahn etwa der halben Höhe des Rades 
gleich, der Nabenkranz aber von Metall gewesen sein muss. 
Damit der nackte Fels den Pferden einigen Halt auf der ab- 
schüssigen Bahn gewährte, sind in Zwischenräumen von 5 — - 6 
Zoll Rinnen eingehauen. Die Römerstrasse von Aventicum nach 
Augusta Rauracorum hatte eine abweichende Richtung und eine 
Breite von 6'. Er vermuthe daher, dass man es mit einem kel- 
tischen Wege aus Helvetien nach Sequanien zu thun habe.* So 
weit A. Quiquerez im J. 1863. Er konnte schon damals hinzu- 
ffigen, dass das Abschleifen der Bahnränder durch die Radnaben 
auch anderwärts beobachtet, und dass ähnliche *4' breite Gebirgs- 
bahnen mit oder ohne eingehauene Querrinnen von ihm an zahl- 
reichen anderen Stellen beobachtet seien. Bei Besangen, bei 
Trouchatey, bei Alasse, an vielen Stellen der Jurakette (z. B. 
Bellelay, Morets, Vaux etc.) fand er die Spuren 1866. Schweiz. 
Anz. S. 68 f. In der That kannte Campell; der im J. 1571 eine 
Topographia Rhaetiae schrieb (das 747 Seiten starke Manuscript des 
Werkes war 1860 im Besitz der gräflich v. Salis-Soglio'schen Fa- 
milie) derartige von Eisenrädern verursachte Wegspuren im 
härtesten Gestein des Juliers an verschiedenen Stellen ; ich setze 
die merkwürdige Stelle her, wie sie Ch. Gt. Brügger von Cur- 
wald im Anz. f. Schweiz. Gesch. u. Alterth. VI. (1860) S. 127 
mitgetheilt hat : ,non procul a ponte (Funt d'En) apparent satis 
evidentia antiquissimae atque eins olim tritissimae viae indicia, 
orbitae nimirum vel vestigia curruum illac transvectorum, rotis 
ferratis haud dubio ipsis etiam durissimis petris utrinque aliquante 
profondiusf impressa.*' Diese Spuren fand er von dem damals 
durch das Engadin gehenden Wege bis nach dem Julier, über 
diesen hinweg bis nach Bivium und selbst noch am lacus Silien. 

Genthe, euu.k. TauschHandel. 7 ^ ^^^^^^^ ^^ GoOglc 



Hausier- 
HandeL 



98 Vin. Betrieb des Handels. 

BIS. Da man zu jener Zeit Waaren aus Italien nach dem Enga- 
din über den Julier nur mit Saumthiereri, im Winter auf Schlit- 
ten brachte, so hielt Campell die Spuren für die der Römer- 
strasse. Dass dies wegen der Bahnbreite nicht angehe, leuchtet 
schon aus dem ein, was über die Strasse Ton Ayenches nach 
Äugst bemerkt ist. Die Kömerstrasse von Aosta nach Octodurum 
und Aventicum hat sogar 9' Wagenbahn, die östliche über den 
Splügen und Se'ptimer nach dem ' Bodensee 16'. — Allein 
es kommt noch hinzu, dass man an jenen schmalen Gebirgs- 
bahnen oft Bronzen älteren Charakters, selten und nicht mit 
jenen zusammen Römermünzen, häufig Hufeisen, und zwar nur 
eines kleinen Pferdeschlages, fand. Ja die Bahnen selbst be- 
weisen ihr Alter und ihren Ursprung. Wenn die Ränder des 
32 Cm. tiefen Weges durch die Radnaben abgeschliflfen sind, so 
mass das Rad einige 60 Cm. im Durchm. Das ist der Durch- 
messer der Radreifen von Sesto-Calende, die circa 62 — 67 Cm. 
weit gewesen sind; die von Gallscheid, Armsheim und Wald- 
Algesheim messen dagegen 82—85 Cm. 

Wo solche Strassen nicht vorhanden waren, hieng das Wei- 
terschaffen der Wagen natürlich von der Gunst des Terrains ab. 
Wahrscheinlich dienten sie bis zum Augenblicke des Verkaufs 
zugleich dem Transport der übrigen Waaren. Nicht leicht wird 
ein Händler neben seinen Saumthieren und Sklaven mehr als 
einen Wagen auf die^Reise mitgenommen haben, denn für so 
werthvoUes Herrengeräth war der Absatz naturgemäss beschränkt. 
Wurde der Wagen verkauft, so lud der Kaufmann den Rest 
seiner Waare auf die vielleicht zu diesem Zwecke erst mit in 
Kauf genommenen Saumthiere und Sklaven. So verkauft noch 
heute der Händler auf der Weichsel oder der Memel oder dem 
Pregel das Ploss oder die Wittine, welche seine Ladung thal- 
wärts brachte, und wandert mit den Schiffern zu Fuss zurück. 

Je weiter von den Ausgangsstätten sich der Handel ent- 
fernte, um so mehr musste er blosser Hausierhandel werden. 
Grössere Transporte konnten nur auf leidlich bekannten und 
gangbaren Strassen vorwärts geschafft werden. Von den Thä- 
lern der Flüsse, dieser natürlichen Wegebaumeister und Weg- 
weiser, mit ihren für schwere Lasten geeigneten Wasserstrassen, 
den durch Austreten und nachheriges Fallen entstandenen Trei- 
del- und Uferwegen, welche auch für Lastthiere und Fuhrwerke 
brauchbar waren, entfernte der fremde Händler sich gewiss un- 
gern und nur da, wo waldfreie Landschaft und ebenes Gelände 
sicheren Weg gestattete und bei dichterer Bevölkerung gute 

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Vni. Betrieb des Handels. 99 

Geschäfte bestimmt zu hoflfen waren. Der einheimische Hau- 
sierer gieng auch schwereren Weg nach abgelegener Ansiede- 
lung in den Waldthälern ; kleiner^, war seine Last und dem ge- 
ringeren Waarenvorrath entsprechend sein kaufmännisches Wag- 
Diss geringer. XJeberlegene Kenntniss der Gegend, Bevölkerung 
und Sprache standen ihm zur Seite. Was letzteren Punkt an- 
langt, so siegte Unternehmungslust und Hoffnung auf Gewinn 
gewiss damals ebenso wie heute über Bedenklichkeiten. Kennt- 
niss weniger Worte hilft neben unzweideutiger Zeichensprache 
auch heute fremdzungigem Händler. Die Kaufleute aus Nord- sprachliche 
etrurien waren übrigens kaum in Verlegenheit. Selbst die West- ständigüng. 
Schweiz und Ostgallien bedienten sich ihrer Schrift. In Bätien 
verstand man ihre Sprache; die keltische lernten sie vom Zu- 
sammenleben mit den am Po-Gebiet angesessenen Kelten und 
mit ihr konnten sie in den Alpen und westlich über dieselben 
hinaus sich yerständlich machen. Denn der Unterschied in 
Sprache wie Sitte war zwischen den italischen, alpinischen und 
gallischen Kelten nicht sehr gross. Hannibal konnte am Fuss 
der Cottischen Alpen durch Magalus und die anderen aus Italien 
zu ihm gestossenen boischen Führer (Polyb. III. c. 50. 
Liv. XXI. 32.) von den dortigen Bergbewohnern Erkundigungen 
einziehen, da sie unbeanstandet (haud sane multum lingua mori- 
busque abhorrentes Liv. a. a. 0. §. 10.) sich unter jene zu 
mischen und mit ihnen zu verkehren vermochten. — Selbst an 
der britannischen Küste war die Verständigung nicht schwer, 
denn gallische Kelten hatten die ihnen zugewendete Küste be- 
setzt und noch zur Zeit des Tacitus ihre Sprache nur wenig ver- 
ändert (sermo haud multum diversus Tac. Agr. c. 11.). — Gewiss 
benutzten Kaufleute auch Kriegsgefangene, welche sie aus den 
grossen durch die Boier vermittelten Transporten, von denen 
oben S. 85 die Rede war, gekauft hatten, als Dolmetscher und 
Reisediener zugleich. Selbst die Vermuthung, dass Erzählungen 
und Schilderungen solcher Sklaven von ihrer Heimat bei ihren 
etruskischen Herren die Lust zum Bereisen manch neuer Strecke 
wachriefen, wird nicht abzuweisen sein. 

Ein so weit verbreiteter Tausch- und Hausierhandel hat vergrrabene 
begreiflicher Weise manche unmittelbare Spur hinterlassen. ^^^^' 
Manche Last, die von einem argwöhnischen Händler versteckt 
ward, blieb ungehoben in der Erde. Bei dem Dorfe Pizy (Flecken 
llaurmont) in der Schweiz fand man unter einem erratischen 
Blocke Celts, Messer, Sicheln und zahlreiches anderes Bronze- 
geräth im Gewicht von zwei Centnern (Fr. Troyon, statistique 

OXFORD 



100 Vm. Betrieb des Handels. 

des antiquitSs de la Suisse occidentale. YHe article im Anz. f. 
scliw. G. u. A. 1856. S. 45.) ; auf der Puszta von St. Gyorgy in 
Ungarn einen Bronzeheim, einen schön getriebenen Bronzeeimer, 
eine einhenl^lige Schale und 27 Bronzeschwerter wie zum Trans- 
port verpackt; immer wechselnd den Griflf des einen auf die 
Spitze des andern gelegt (v. Sacken, Gräber von Hallstatt 
S. 97 ff.); bei Augsburg neun Erznäpfe der Grosse nach ineinander 
gesetzt, desgl. bei Klosterholzen 7 grosse Schüsseln und 10 
Näpfe; bei Kreuznach neun Erznäpfe der Grösse nach ineinander 
gesetzt ; bei Krölpa unweit der Rudelsburg a. d. Saale, 2 Ober- 
armringe, 2 TJnterarmspiralen, neun Halsringe von verschiedener 
Grösse, aber gleichem Muster, sechs Sicheln, sechs Unterarm- 
ringe u. dgl. m. (Notiz von Dr. Klopfleisch in Jena im Arch. f. 
Anthropologie. Ber..üb. d. allg. Versanmilung vom 8. — 11. Au- 
gust 72. S. 65.) ; bei Norkitten im Samlande unter einem erra- 
tischen Blocke 32 zierliche Celts, völlig ungebraucht, ohne Spur 
von Schäftung (briefl. Mittheil, des Prof. Berendt-Königsberg).— 
Auch einige Funde, bei welchen zahlreiche und sehr alterthüm- 
liche Gegenstände ohne jede Spur einer Grabanlage mit Resten 
einer Holzkiste aufgefunden wurden, glaube ich auf solche Trans- 
porte von Handelsleuten beziehen su sollen. 

Was das häufige Vorkommen grösserer und kleinerer Men- 
gen Bronzegeräthes bei und unter isoliert liegenden oder sonst 
charakteristischen Steinblöcken (z. B. Norkitten) anlangt, so ist 
nicht wohl an ein ]!7iederlegen ex voto zu denken, sondern an 
ein Bergen resp. Vergraben zum Zwecke der Sicherung, bei 
plötzlich nahender Gefahr, vielleicht auch beim Verlassen der 
Gegend im Herbst als Aufbewahrungsort, um den doppelten 
Transport zu sparen. Letzteres dürfte namentlich von schwere- 
rem Geräth, z. B. Aexten und Celts gelten. Der Block diente 
als Merkzeichen für das Wiederfinden cfer vielleicht durch Axt- 
hiebe oder angebundene Wische an nahestehenden Bäumen an- 
derweit kenntlich gemachten Stelle. Verschwinden oder Ver- 
nichtung dieser Marken verhinderten natürlich das Wiederauf- 
finden; oft mochte Krankheit, Kriegszustand u. dgl. das Auf- 
suchen geradezu unmöglich machen. — Die bei einer Anzahl 
derartiger Funde beobachtete regelmässige Anordnung der nie- 
dergelegten Gegenstände in Reihen oder Kieisen haben diejeni- 
gen, welche die Gegenstände selbst als Weihegaben ansahen, 
folgerichtig auf religiöse Symbolik bezogen. Sehr mit Unrecht. 
Das PindenwoUen tiefsinniger mystischer Formen und Bräuche 
in den einfachen Gewohnheiten eines kräftigen Volkes, das von 

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Vm. Betrieb des Handels. 101 

Ack^bau und Yiehzucht, Jagd und Krieg lebte, ist überhaupt 
eine irrige Richtung. Die yermeinte Kreis-, Quadrat- und Rei- 
hensymbolik können die Betreflfenden noch heute in den Vor- 
rathskammern, Böden und Kellern, in Gärten und Feldern der 
Bauern wiederfinden, für deren öedächtniss Zahlen eine schwere 
Last sind. I^ur der Controle diente und dient solche regel- 
mässige Anordnung. Tiefsinnige religiöse Symbolik hat so wenig 
damit zu thun wie mit dem regelmässigen Schichten von Kano- 
nenkugelpyramiden. Es fiele ausserdem den Vertretern jener 
Ansicht noch die Aufgabe anheim die Verbreitung eines in sol- 
chen Formen sich äussernden Naturdienstes bei den Völkern 
Germaniens, Galliens, Britanniens und Scandinaviens nachzuwei- 
sen. Denn auch in Schweden hat Dr. H. 0. H. Hildebrand 
viele der reichsten Funde von Bronzefibeln, einem so recht für 
den Hausierhandel geeigneten Gegenstande, unter oder neben 
einem isoliert liegenden Steine beobachtet, und nicht nur Bronze- 
gegenstände, sondern aus älterer Zeit selbst Steingeräth, z. B. 
einmal 15, ein andermal selbst 70 Flintäxte in solch regelmäs- 
siger Anordnung (bidrag til spännets hi8toria,'in: Antiquarisk 
Tidskrift för Sverige. 1872. IV. 1.). In der Schweiz fand man 
am Berge Charpigny zwischen Aigle und Bex (Rhonethal) unter 
einem grossen Blocke 11 Celts, 3 grosse Ringe und eine Lanzen- 
spitze in Kreisform gelegt (Troyon, statistique des antiq. etc. VHe 
article, im Schweiz. Anz. H. 1857. S. 45.). Zahlreiche andere 
Funde, die unter Steinblöcken in der Schweiz gemacht wurden, 
sind a. a. O. aufgeführt. 



IX. Der Bernsteinhandel. 

Die gesammte im Vorstehenden geschilderte Bewegung des 
Handels fand ihren lebhaftesten Ausdruck in dem von den ger- 
manischen Stämmen südwärts nach der Donaulinie betriebenen 
Bernsteinhandel. In der That brauchte der Werth des Bern- 
steins nur erkannt zu werden, um die deutschen Stämme am 
Südufer der Ost- und Nord-See in Verbindung mit den gebilde- 
ten Südländern zu bringen. Jedenfalls hat der Bernstein das 
Verdienst den Ost- und Nordseehandel entweder angeregt oder 
doch ihm neue Wege eröflFnet zu haben. Die Etnisker kannten 
den Bernstein, wie schon oben bemerkt, lange ehe er direkt vom 
Noblen her zu ihnen gelangte. Er kommt verarbeitet schon in 
dexi ältesten Gräbern Caeres^CCerveteri) vor. Vielleicht schon seit 



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102 ^' ^Gf Bemsteinhandel. 

dem 7. Jh. aber erhielten ihn die Griechen Torzugsweise durch 
etruskische Vermittelung. 

Auf der uralten Rheinstrasse, welche um die östliche Krüm- 
mung des Stromes zu vermeiden das Saargebiet durchschnitt; ge- 
langte der Bernstein zuerst über die Alpen zu den Etruskem und 
phönikischen Massalioten. Es kann als ausgemacht gelten, dass 
Aeiteste auf dieser Strasse Germanien zuerst Fühlung mit Italien gewann. 
Bernstein- Indem die Germanen dem Rhein thale folgten, gelangten sie bis 
zur Grenze der Helveter, da wo heute bei Basel die eigentliche 
Schififfahrt thalwärts beginnt. Dass 'der Bemsteinhandel aber 
von da dem Rheinthale nur bis zur Aarmündung (Waldshut) 
folgte, ergiebt sich aus dem seltenen Vorkommen von Bernstein- 
schmuck in Gräbern am Bodensee, sowie aus dem ungleich häufi- 
geren Auftreten etruskischer Bronzen im Aarthale. Denn dieses 
entlang und auf den internationalen Verkehrswegen vom Bieler- 
und Neuenburger- nach dem Genfer-See und dem Rhonethal be- 
wegte sich der Handel. Es war zuerst wohl nur der Bernstein 
der Nordseeküsten, welcher auf diesem Wege durch die Alpen 
nach dem Süden zu den Etruskem und Massalioten gelangte; 
der Ostseebernstein kam aber vielleicht sehr früh dazu. Jeden- 
falls mündete schon im Anfange des 5. Jh. v. Chr. eine zweite, 
Hatria- duTch das Herankommen der Transporte von der Ostsee ge- 
strasse. schaff ene Bernsteinstrasse, und zwar die wichtigste von allen, 
bei Hatria selbst in das adriatische Meer, von wo der geschätzte 
Stein auch mit anderen etruskischen Waaren nach Athen ge- 
langte. Die Beziehungen Etruriens zu Athen reichen offenbar 
weit hinauf. Seit c. 550 v. Chr. prägen etruskische Städte, be- 
sonders Populonia aus Eifersucht gegen die italischen Griechen 
Silbermünzen nach dem Vorbilde der solonischen Münzordnung, 
Etnirischer ^^^^^°^ ^^® gleichzeitige Goldprägung dem milesischen Pusse 
Handel mit f^lgt. (Th. Mommscu, Röm. Münzwesen S. 218 f.). Der Cothum, 
Athen, den Aeschylus einführte, war eine Modification der etruskischen 
Prachtschuhe oder Prunkstiefel, die auch zur Zeit des Perikles 
ein beliebter Einfuhrartikel waren und von Phidias in der 
Kunst benutzt wurden. (Pollux VH. 22, 86. 92. Hesych. 
und Photius u. d. W. Tvqqijvixoc (TavöaXia), Die allge- 
mein als etmskische Erfindung geltende eherne Trompete 
wird in der griechischen Literatur zuerst bei Aeschylus und 
Sophokles genannt (bei diesem ausdrücklich x^^^offtoiiov xaidw- 
rog 0)5 TvQfffiyiXTJg Ai. 17.) und nie wieder so häufig wie 
im 5. Jh., aus dem auch die mit xcoömp gebildeten Compoeita 
sämmtlich zu stammen scheinen. Noch mehr, Sophokles kennt 



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IX. Der Bemsteinhandel. 103 

auch die mit Schellen und Rasselblechen am Rande versehenen 
Schilde {(rdxog xcadaopoxQÖtop frgm. ine. 738), welche uns als im- 
portierte etruskische Waare noch heut in nordischen Gräberfun- 
den begegnen. Etruskische Candelaber und goldgetriebene Scha- 
len waren von attischen Kunstfreunden hochgeschätzt. Philostra- 
tus bei Athenaeus I. 246. XV, 700 c. Dass mit diesen Waaren 
auch der Bernstein den Athenern seit Anfang des 5. Jh. zukam, 
ergiebt sich daraus, dass für die Localisierung des Eridanus- mythus' 
mythus an der Po-Möndung die ältesten und reichsten Zeugnisse 
grade den grossen Tragikern angehören. Das älteste authenti- 
sche Zeugniss für jenen Mythus bei Herodot IIL 115. (die Be- 
rufung Hygins auf Hesiod ist sehr fragwürdig) weiss nur davon, 
dass das Zinn und der Bernstein vom äussersten Weltende her- 
gebracht würden und dass der Strom Eridanus, der in das Nord- 
meer münde, eine Fabel sei ; der Name selbst erscheine nicht 
griechisch noch barbarisch, sondern von einem Dichter erfunden. 
Aeschylus in den „Heliaden^ dagegen Hess den Eridanus , der 
auch ßhodanus genannt würde, in Iberien fliessen und hatte 
ofiFenbar schon dunkle Kunde von der Beziehung des Po zum 
Bemsteinhandel, da er in demselben Stücke einen Chor klagen- 
der adriatischer Frauen verwendete. Die Identificierung des 
mythischen Eridanus mit dem Padus sprach zuerst Piloxenos von 
Athen (c. 480 v. Chr.) aus, wie der Scholiast zu den Aratea des 
Germanicus berichtet. Seiner Anschauung folgte allem Anscheine 
nach Euripides, da er im „Phaethon" den Eridanusmythus be- 
handelt (Bekk. Anecd. p. 346, 9.) und im „Hippolytus*' auf jener 
Gleichsetzung des Padus und Eridanus fassend den Chor beim 
Ausdruck seiner Verzweiflung über die Selbstmordgedanken der 
Phädra singen lässt (v. 732 — 742) : „lieber als Vogel möcht' ich 
eilen hin zu der Fluth des Meeres, die an Adrias Felsstrand an- 
braust, hin zum Eridanos, wo zur schwellenden Purpurwoge des 
Phöbos unseligste Jungfrauen um Phaethons Schicksal voll 
Schmerz in die Fluth Thränen träufeln mit goldenem Glanz 
{daxQvoiP rag ^XexrQotpaetg avyagf. Dass diese Localisierung 
des Bernstein-Mythus an der Po-Mündung darauf schliessen lasse, 
dass der Bernstein den Griechen aus jener Gegend zugekom- 
men sei, ist schon im vorigen Jahrhundert von einem schwedi- 
schen Gelehrten ausgesprochen, gründlicher aber in diesem 
Jahrhundert dargethan von 0. Müller (Etrusker I. S. 281). 
Doch diese Erkenntniss ist hier nicht das Wichtigste. Wich- 
tiger ist, dass jene Localisierung grade damals im 5. Jh. 
und in Athen so lebhaft auftritt. Ausser den späteren Phi- 



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104 IX. Der Bernsteinhandel. 

loxenos (c. 399), Satyros (unbest.) und Nioander (160—140) 
kannte Plinius eine ganze Reihe Autoren, welche entweder 
den Eridanusmythus mit derselben Oertlichkeit in Verbin- 
dung brachten, oder, wie er meint, „sorgfältiger* in ihren 
Angaben berichteten, im adriatischen Meere, an der Stelle, wo 
der Po einmünde, lagen die Electrideninseln. Noch Andere 
(„moderatiores" meint Plin.) erzählten , dass in der innersten 
Bucht des adriatischen Meeres auf unzugänglichen Felsen Bäume 
stünden, die im Hochsommer das Harz ausschwitzten. Jedenfalls 
bekundet das Schwanken der Angaben ein vergebliches Bemühen 
den Mythus von der Entstehung des Bernsteins in Einklang zu 
bringen mit der Kunde, welche man über die Hauptbezugsquelle 
des geschätzten Steines allmälig erhielt. Andererseits spricht die 
Unsicherheit der Nachrichten dafür, dass der Bernstein nicht von 
etruskischen Schiffern nach Athen gebracht oder von Athenern 
aus Hatria abgeholt ward, sondern erst durch die zweite und 
dritte Hand gieng. Vermuthlich war Tarent auch hierfür , wie 
überhaupt für den Austausch nordischer Producte auf dem adria- 
tischen Meere das Entrepot. Einen sichern Beweis hierfür finde 
ich darin, dass Herkules, der Wandergott, dem an so vielen 
Küstenplätzen des westlichen Mittelmeeres Heiligthümer errichtet 
waren, in Tarent als 'Ä^crxJl^g ^Eqidavdtag verehrt ward (vergl. 
Hesych. i. d. A.). Der Name erscheint Verderbniss yon'Hi^idavataq. 
Seit Anfang des 4. Jh. trat jedenfalls Syracus in diesen von 
Hatria über Tarent mehrfach verzweigten Zwischenhandel mit 
Bernstein nach Griechenland und Kleinasien ein. Grade 
der Bernsteinhandel an der Padus-Mündung lockte wohl in erster 
Linie Dionysius zu dem kühnen Plane (387), um der syracusi- 
schen Colonialpolitik das Ostmeer zu erschliessen , Lissos und 
die Insel Issa an der illyrischen Küste, Ankon, Numana und 
Li urische ^^^^^^ gründlich ZU colouisierÄ. Etwas später fanden auch von 
Strasse. Athen directe Fahrten in das nun den Griechen eröfiPnete adria- 
tische Meer statt ; eine neuerdings entdeckte Urkunde lehrt, dass 
man um das J. 325 v. Chr. in Athen die Aussendung einer Co- 
lonie dorthin zum Schutze der KauflFahrer gegen etruskische 
Piraten beschloss. 

Da andere griechische Nachrichten den Ursprung des Bern- 
steins nach Ligurien verlegen, so erhellt daraus, dass das ge- 
schätzte Harz auch auf einem westlicheren Wege über die Alpen 
und dann über das Westmeer zu den Griechen gelangte. Theö- 
phrastus (de lapid. §. 38) behauptete, der Bernstein werde dort 
gegraben (Plin. N. H. XXXVH. 2, 11); Sudines, ein Mineraloge 

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IX. Der Bemsteinhandel. 105 

unbestimmter Zeit, und Metrodorus (ob Lampsacenus oder Sce- 
psius oder der Arzt?) gaben an, der Baum, von dem er komme, 
heisse in Ligurien AvyJ (ebda. §. 34), davon der Stein selbst 
XvyxovQioy. Andere, di^ an diesem Namen nach der Weise der 
Alten etymologisierend herumdeuteten, erklärten mit Demostra- ^y"®'^"™* 
tus (Plin. a. a. 0.), von Xvy^ und ovQd komme der Name her; 
denn versteinerter Luchsharn sei die Substanz und zwar tief- 
gelbe und feurige von den Männchen, mattere und weisslichere 
von den Weibchen. Allein die Schwankungen der Aussprache 
und Orthographie {IvyxovQiov^ liyxovQiop und XiyyovQiop) Hessen 
selbst den Griechen die Basis dieser Etymologie als sehr un- 
sicher erscheinen. In derThat hat der Name anderen X3rsprung. 
Eine Pflanze, welche erwiesenermassen einen Handelsartikel 
zwischen Ligurern und Griechen bildete, hiess bei letztern ein- 
fach XiyvffTixöv, bei den Bömern Ligusticum (daher ,,Ligusticum 
Licvisticum" Linn6) oflfenbar, weil sie über die Pflanze erst von 
den Griechen unterrichtet wurden. (Dioscorid. HI. 53. Plin. 
XIX. 8, 50. XX. 15, 60. Colum. XII. 57, 5. vgl. Salmas. zu Solin. 
p. 899). Dass nun der aus Ligurien zu den Griechen kommende 
Bernstein nicht auch Xiyvtrnxov, ligusticum, sondern XiyovQiOP^ 
ligurium {ItyyovQiop, XiyxovQiov) hiess — nicht Ligurerwaare, 
wie C. Ant. Napione, „memoria sul lincurio*' den Namen erklärte, 
wobei 9>OQriov oder i[jin6Xijfia zu ergänzen wäre, sondern i. 
daxQv^ denn so heissen alle derartigen Harzprodukte — dieser 
Umstand, sage ich, beweist, dass derselbe ursprünglich von ita- 
lischen SchiflFern und Händlern, die ihn aus Ligurien abholten, 
nach Griechenland gebracht worden ist. Da nun die Herrschaft 
auf dem Westmeere in älterer Zeit ganz unbestritten von den 
Etruskem geübt ward, so wird von etruskischen SchifiPern mit 
der Waare auch der Name zu den Griechen gekommen sein. 
Das kann sehr früh geschehen sein, denn der Weltkunde Hesiods, 
welcher sich Italien im Dämmerlicht dunkler Schiffersagen eben 
erst erschliesst, gelten die Ligurer als ein Hauptvolk der Erde 
neben den Aethiopen und Skythen. Etwas von dieser Geltung 
klingt wieder bei Aeschylus in der Erwähnung eines Kampfes, 
den Herakles mit ihnen auf dem Steinfelde bei Massalia bestan- 
den haben sollt^. (Aristot. Meteor. II. 8. Strabo IV. p. 183). 
Der Bernstein also war ebenso wie jene Pflanze nach dem Lande 
genannt, von welchem er auf den griechischen Markt gelangte. 
Dass die Bezeichnung Xiyovgixop verderbt und für die Griechen 
und Römer unverständlich geworden war, kann als Beweis dafür 
gelten, dass der Handel grosse Unterbrechungen erlitt oder durch 



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106 I^* I>er Bernsteinhandel. 

den ungleich ergiebigem Handel von Hatria frühzeitig brach ge- 
legt wurde. Plinius wenigstens spricht über das Lyncurium als 
von einem vollkommen sagenhaften Dinge, dessen er als vom 
Bernstein verschieden nur Erwähnung thue wegen der hartnäckig 
immer wieder auftauchenden Angabe über seine Entstehung (de 
lyncurio proxime dici cogit auctorum pertinacia XXXVII. 3, 13. 
§. 52.); er persönlich habe nie ein Stück Lyncurium gesehen 
und halte das Ganze für einen Irrthum (ergo falsum id totum 
arbitror nee visam in aevo nostro gemmam ullam ea appellatione, 
ebda §. 53). Dennoch war bei den Griechen die Benennung 
XiyovQixop oder Xiytgixov bis auf Strabons Zeit im Gebrauch. 

Aus jener Zeit des in Ligurien aussterbenden und sich nach 
Hatria hinziehenden Bernsteinhandels stammt wohl die letzte 
Verderbniss des Namens in der Nachricht des (alexandrinischenP) 
Dichters Zenothemis (vermuthlich aus dessen neqlnlovg vgl. 
Tzetz. Chil. VII. 684), das XayyovQi'Ov komme von Thieren in 
Italien, die Aayya* hiessen und am Po lebten (Plin. XXXVJI. 
2, 11. §. 34). Ihm folgend nannten Andere von dem vermeint- 
lichen Harnprodukt langurium die Thiere selbst languri. Der 
Bernstein, welcher von Ligurien aus durch die Etrusker zu den 
Griechen kam, war nicht dort gefundener, wenn auch Zannoni, 
reale galeria di Pirenze S. IV. Vol. 2. p. 210 angiebt, es sei 
dort fossiler Bernstein vorgekommen. Wenn dergleichen im 
AUerthume entdeckt war, so war es so unbedeutend, dass weder 
der Handel noch Naturkunde davon Notiz nahm. Noch im J. 
30 V. Chr. sagt Diodor, indem er von dem nordischen Elektron 
spricht, ausdrücklich, dasselbe zeige sich sonst nirgends auf der 
Erde. — Es war der Bernstein der Nordsee, welcher die Rhein- 
strasse aufwärts in das Aarthal und auf den oben beschriebenen 
Wegen von dem Neuenburger nach dem Genfer See und dem 
Rhonethale gelangte. Dieser Handel der Ligurer wurde durch 
das Vordringen' der Etrusker nach Norden unvermeidlich ge- 
stört. In ihrer Concurrenz mit Massalia unterbanden diese die 
Verkehrsadern der Ligurer mit den Alpenvölkern. Denn sie er- 
reichten den Anschluss an die Ehein-Aar-Ehone-Strasse, indem 
sie von Eporedia (Ivrea) aus dem Lauf der Doria bis zu ihren 
Quellen und dem kleinen St. Bernhard, von dost an dem bevöl- 
kerten und vielbetretenen Thale der oberen Is^re folgten etwa 
bis Cularo (Grenoble). So erklären sich die Funde eines etrus- 
kischen Panzers bei Grenoble, etr. Münzen an der Vaucluse, am 
Genfer See (Port Valais, Colombey), am grossen St. Bernhard 

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IX Der Bemßteinhandel. 107 

und im Aargau, etruskischer Bronzen am Bieler- und Neuen- 
burger See, in Graubünden, Bern und Zürich. MaMiUen«. 

Die Rivalität der Massalioten, welche nicht soviel Bernstein 
empfiengen, als sie auszuführen wünschten, war es wohl, die, als 
der etruskische Handel auch noch die unerschöpflichen Zufuhren 
des Ostsee-Bernsteins von Pannonien (Carnuntum) her erhielt, 
durch directes Aufsuchen der Heimat des köstlichen Harzes zur 
See sich den Vortheil zu sichern suchte. Die Speculation der 
Concurrenz gewährte dem see- und gestirnkundigen, aber armen 
Pytheas die Mittel zu seiner berühmten Expedition, die ihn 
sicher bis an die cimbrische Halbinsel, vielleicht darüber hinaus 
führte und deren Hauptresultat Plinius (N. H. XXXYH. 2, 11) 
also verzeichnet: „Pytheas Gutonibus Germaniae genti adcoli 
aestuarium Oceani Mentonomon nomine, spatio stadiorumVI mi- 
lium: ab hoc diei navigatione abesse insulam Abalum: illo per 
ver fluctibus advehi (electrum, sucinum) et esse concreti maris 
purgamentum: incolas pro ligno ad ignem uti eo proximisque 
Teutonis vendere." Offenbar gewann die Fahrt keine practische 
Bedeutung für die Entwickelung des Handels. Die Gefahren 
und die Länge des Weges verhinderten die Wiederholung. Um 
der Kachfrage zu genügen, wendete sich Massilia dem Haupt- 
markte am Po zu und nutzte dabei den Landhandel zwischen 
den graischfen und Seealpen aus. Im Po-Thale sind die massa- 
liotischen Münzen häufiger als in dem Rhonethale ; sie herrschen 
vor in der südlichen Schweiz (seit dem 4. Jh.), ja im italienischen 
Tirol und in der Lombardei (bes. seit dem 3. Jh.) so allgemein, 
dass Eom, als es im J. 117 v. Chr. sich dort ganz festsetzte, 
sich veranlasst sah, das massaliotische Triobolon als die gang-^Eto^en^ 
barste Münze in sein Denarsystem als Victoriatus einzufügen, 
vgl. Borghesi, osservazioni numismatiche, decadi XVH, 1 — 5. 
Th. Mommsen, Rom. Münzw. S. 397 f. — Der Werth des Ex- 
portes an Bernstein und etruskischem Metallgeräth überstieg jeden- 
falls den des Importes. Zur Deckung der Differenz floss daher 
das massaliotische Geld so massenhaft nach dem Po-Gebiet ab. 

Andererseits sammelte sich dort in Folge des bis zum Ende 
des 3. Jh. V. Chr. ununterbrochenen Bezuges des Ostsee-Bern- 
steins eine solche Fülle dieses Schmuckes an, dass kein anderer 
Theil des klassischen Bodens im Alterthum so reich daran war. 
Der anderwärts dem Golde gleich geschätzte Stein sank dort zur 
Gewöhnlichkeit herab. Die transpadanischen Bauerfrauen trugen 
zur Zeit des älteren Plinius statt eherner Halsringe, Schnüre 
von Bemsteinkorallen (hodieque Transpadanorum agrestibus fe- 



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108 IX. Der Bemsteinhandel. 

minis monilium vice sucina gestantibus XXXVII, 3, 11. §. 44). 
Auch die Funde in den etruskischen (Noel des Vergers, Etnirie, 
I. S. 264.) und keltisch-etruskischen Gräbern, welche dem 3. 
und 2. Jh. V. Chr. angehören, legen davon Zeugniss ab. (Vgl. 
G. Gozzadini, di un' antica necropoli a Marzabotto nel Bolognese. 
Bol. 1865. Pol. ; di ulteriori scoperte nell' antica necropoli a 
Marzabotto. ebda 1870; di alcuni sepolcri della necropoli Pel- 
ßinea. ebda 1868. und la necropole de Villanova decouverte et 
decrite. ebda 1870. J. Mestorf, der archäologische Congress zu 
Bologna. Hamburg 1871. S. 19. Ant. Zannoni, sugli scavi della 
Certosa. Bologne 1871.) Ja bis hinab nach Ancona (vgl. oben 
S. 23) erstreckt sich dieser Eeichthum. Der berühmte italie- 
nische Botaniker Paul Boccone beschreibt in einem Briefe vom 
J. 1667 uralte Begräbnisse in Steinsärgen um Ancona; in einem 
dersetben habe man in der Gegend des Halses und der Brust 
der verwesten Leiche angereihte Bernsteinkorallen so gross wie 
Vogeleier und in solcher Menge gefunden, dass man damit wohl 
einen Scheffel habe anfüllen können, vgl. „Abh. üb. d. Bern- 
steinhandel in Preussen vor der Kreuzherren Ankunft^ i. d. Preuss. 
Sanmal. H. S. 133 ff. und Sylvio Boccone's curiose Anmerkk. 
über ein und ander natürliche Dinge. Prankf. u. Leipz. 1697. 
S. 95. Letzterer gibt S. 88 auch Probeabbildungen von den 
zahlreichen mit ovalen Bernsteinstücken incrustierten Fibeln, 
welche bei Pesaro (Pisaurum) zu Tage gekommen seien. — Dies- 
seits der Alpen zeigt nur das grosse Hallstätter Grabfeld (s. d. 
Anhang) den Bernstein in solcher Fülle; auch dort ist er allge- 
meiner, selbst den Aermeren zugänglicher Schmuck gewesen. 
Perlen aller Formen und Grössen, Korallen, Scheiben, Ringe, 
Gehänge aus zwei- bis neunfachen Schnüren, welche durch ent- 
sprechend oft durchbohrte Schieber auseinandergehalten wurden, 
finden sich selbst in Gräbern ärmlichen Charakters. Manche Ge- 
hänge bestehen aus weit über hundert Perlen; ein neun Fuss 
langes (aus Grab No. 121) aus vierhundert Stück aller Formen 
und Grössen nebst sechzig blauen und grünen Glasperlen. Die 
Bronzefunde des an tausend Stätten umfassenden Grabfeldes zei- 
gen die ganze Entwickelung der etruskischen Kunst vom assy- 
risch-phönikischen Stil zu etruskisch-keltischen Mischformen und 
bekunden die ganze Dauer der Handels Verbindung, welche dort 
, an der weither besuchten Salzstätte offenbar einen wichtigen 

Etrurische . - _, . 

Bernsteinar- Austauschpunkt hatte. In Begleitung der Erzwaaren Etrunens, 

l^eiten dies- welche das beliebteste Tauschmittel waren, kehrte der verarbei- 

"^pen!*^ tete Bernstein zu den Barbaren zurück. TJjiter den 277 Bem- 

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IX. Der BernBteinhandeL 109 

steinbeigaben, welche bis 1868 in den Gräbern von Hallstatt ge- 
funden waren, ist zahlreicher, sehr kunstfertiger Schmuck, der 
offenbar aus Italien dorthin gebracht ist. Diese Stücke stehen 
in Tollem Gegensatz zu den von den Barbaren selbst bearbeite- 
ten. Soviel Korallen, Scheiben, Gehängstücke u. dgl. von Bern- 
stein in Gräbern der s. g. Stein- oder Bronzezeit zu Tage ge- 
kommen sind, ist ein gewisser Grad von Fertigkeit im Bohren, 
Schnitzen und Glätten des Steines ersichtlich, aber die einhei- 
mischen Eunsterzeugnisse zeigen nirgends, weder in den Küsten- 
ländern der Ost- und Nordsee, noch in Mitteleuropa und den 
Alpenländern die unvergleichliche Sicherheit und Feinheit der 
Bohrungen und des Abdrehens, am wenigsten die Sicherheit des 
Spaltens und Schneidens, wie sie einzelne Gehängstücke und die 
Zickzackeinlagen der Schwertgriffe aus Elfenbein von Hallstatt 
zeigen (s. Lindenschmit, A. d. h. V. II. Heft 1. Tf. V. Nr. 1. 
1 a. 1 b. 2. 2 a.). Die zum Auseinanderhalten der Bernstein- 
schnüre bestimmten Schieber aus Bein zeigen wie alle anderen 
dort gefundenen Beinobjecte die so charakteristischen Verzier- 
ungen von eingegrabenen concentrischen Kreisen mit Central- 
punkten (vgl! v. Sacken, das Grabfeld von Hallstatt S. 78 ff.). 
Hierher gehört das Goldblechomament mit Bernsteinknopf von 
Dürkheim a. d. H. Hierher Haarnadeln mit Bernsteinknöpfen 
aus Schweizer Gräbern. Auch das bei Oranienburg gefundene Ele- 
phantenbild aus Bernstein, von dem ich eine genaue Zeichnung 
der Freundschaft des Prof. Berendt in Königsberg i. Pr. ver- 
danke, zähle ich der eben bezeichneten Klasse von Bernstein- 
gegenständen zu. 

Dem Eeichthum der Po-Landschaft an nordischem Bernstein 
entspricht der Beichthum des Nordens an etruskischem Schmuck, 
Haus- und Kriegsgeräth. Die beiden Pole des ältesten inter- 
nationalen Landhandels in Europa zogen den Hauptgewinn; die 
Durchgangsgebiete hatten nur den Antheil, welchen freiwillig 
gezahlte oder gewaltthStig ^rpresste Zölle abwarfen. Die ge- 
ringere Terbreitung der Bronze und der bescheidenere Charakter 
der Fundgegenstände, die ärmlicheren Beigaben in den Gräbern, 
und die vereinzelten Zierrathen aus Bernstein in dem betreffen- 
den Gebiet der alten Strassenzüge beweisen es deutlich. Wenn 
daher Worsaae, om Sleswigs eller Sönderjyllands Oldtidsminder 
S. 41 ff.; sagt, erst im Süden und Südosten Europas, in Italien 
und der Schweiz, Süddeutschland und Ungarn zeigten die Bron- 
zen wieder eine solche Mannigfaltigkeit und Zierlichkeit der 
Formen, dass sie sich mit den nordischen messen könnten, so 

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110 X. Einfiuss des Handels auf die Civüisation. 

ist gegen die Richtigkeit der Tliatsache nichts zu erinnern, aber 
der Erklärung derselben aus zwei gleichzeitig nebeneinander ent- 
wickelten nationalen Bronzekulturkreisen kann man nicht zu- 
stimmen, weil diese Kultur im Norden nicht werdend, sondern 
wie eine Pallasgeburt vollendet und fertig auftritt. Jene nörd- 
lichen und südlichen Verbreitungsgebiete gleichartiger Bronze- 
gegenstände sind vielmehr in ihrem Charakter dadurch bestimmt, 
dass in ihnen die Ausgangsgebiete und Endstationen des Bern* 
steinhandels lagen, welcher eine Reihe von vier bis fünf Jahr- 
hunderten hindurch das hochgefeierte nordische Naturproduct be- 
sonders gegen die Waaren der höchstentwickelten Metallindustrie 
Italiens eintauschte. 



X. Einfiuss des Handels auf die Civilisation. 

Es bleibt noch übrig, in einem Gesammtbilde die Einflüsse 
zu überblicken, welche der in den vorstehenden Abschnitten dar- 
gelegte Tauschhandel geäussert, der zuerst die Alpenländer in 
unmittelbare, die transalpinischen Länder und die Küsten der 
Nord- und Ostsee in mittelbare Beziehung zu dem Süden ge- 
bracht hat. Je länger diese Verbindung bestand und je weiter 
verzweigt sie war, desto bedeutsamer mussten die Einflüsse der- 
selben sich gestalten. Das Dichterwort von der Kulturmission 
des Kaufmannes „Güter zu holen geht er, doch an das Schliff 
schliesset das Gute sich an" fand auch hier seine Erfüllung, wo 
an die Stelle des Seeschiffes Einbaum, Lastwagen oder Saum- 
thiere und zuletzt die rüstigen Schultern des Hausierers getreten 
waren. Leider ist eine genaue Würdigung der bezeichneten 
Einflüsse nicht möglich. Es fehlt der Ausgangspunkt einer ver- 
gleichenden Würdigung, die Kenntniss der Zustände, wie sie 
vor jenem Handelsverkehr bei den Völkern diesseits der Alpen 
waren. Was die geschichtliche üeberlieferung in dieser Hinsicht 
versagt, vermag man auch nicht durch vergleichende Sprachfor- 
schung oder durch Rückschlüsse aus Mythen zu ergänzen. Nur 
die vergleichende Alterthumskunde ist es, die es ermöglicht hat, 
wenigstens eine Bahn der Kulturgeschichte der germanischen und 
keltischen Stämme um einige Jahrhunderte weiter als bisher rück- 
wärts zu verfolgen und das Bild eines uralten Völkerverkehrs 
zu gewinnen, welcher zwischen dem Norden und Süden minde- 
stens vom sechsten bis zum dritten Jh. v. Chr. bestanden hat. 

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X. Einfliiss des Handels auf die Civilisation. 111 

Die Bedeutung, welche das Einführen der Erzeugnisse der 
etruskischen Metaliindustrie bei den Kelten und Germanen für 
den Fortschritt der Civilisation derselben erlangte, veimögen 
wir schwer zu ermessen, aber wie hoch die Vorzeit selbst jeden 
Fortschritt in Handwerk und Kunst ansah, sagen uns mythische 
Ueberlieferungen deutlich genug. Götter selbst galten als Er- 
finder und Lehrmeister. Hermes, Hephaistos und Athene üben 
und schützen Handwerk und Künste, lehren die auserwählten 
Sterblichen und strafen die sich überhebenden Verächter. Die 
Erfindung der Laute scheint bedeutend genug, um sie einem 
Gotte zuzuschreiben und die der Flöte reizt selbst eine Göttin 
zur Probe. Die Israeliten führten die Ei*findung von Erzguss 
und Schmiedekunst auf einen Sprossen des kainitischen Geschlech" 
tes, Tubal-Kain, zurück; die Schwester desselben nannten sie 
als Erfinderin weiblichen Schmuckes. Den Griechen galt kein 
Geringerer als der Urenkel des Erechtheus und Zeitgenosse des 
Theseus als Erfinder der Axt, Säge, Setzwage, des Bohrers, der 
Segelstangen und der zusammenlegbaren Stühle für Frauen an 
den Panathenäen. Perdix, nach anderen Talos oder Kalos oder 
Kirkinos, den man in gleiche mythische Zeit versetzte, galt als 
der, welcher das Dreheisen, die Töpferscheibe, den Zirkel und 
die Säge ersann; letztere bildete er der mit Zähnen besetzten 
Kinnlade einer Schlange nach. Den Namen des Künstlers, der 
im 6. Jh. V. Chr. das Löthen erfand, hat die geschichtliche XJeber- 
lieferung bewahrt, während so viele Namen von Verfertigern be- 
rühmter Kunstwerke verschollen sind. Das zeigt, welchen Werth 
man diesen Erfindungen beimass. 

Was dort der sinnende Geist des Einzelnen fand und zum 
Vortheile Aller in das Leben einführte, das vermittelte den 
Alpenvölkern und den nordwärts davon wohnenden Stämmen 
der Handel. Das erste Bekanntwerden mit den Erzeugnissen 
etruskischer Erzguss- und Schmiedekunst musste einen neuen 
Abschnitt im Leben der Stänune herbeiführen, die bisher für die 
einfachen Formen ihres Daseins Geräthe, Waffen und Schmuck 
aus Holz, HorU; Knochen, Thon und Stein müh voll und doch 
unbeholfen gefertigt hatten. Das Alles, was den ersten künstle- 
rischen Impulsen als Idee vorgeschwebt, sahen sie nun handli- 
cher und doch fester in vollendeten Formen und obenein in 
leuchtendem Metall vor sich. Wie Göttergabe oder Erzeugniss 
gottentstammter Kunst musste es erscheinen und die gewaltig da- 
durch erregte Einbildungskraft musste unaufhörlich an den un- 
bestinmiten Vorstellungen von der Herstellimgsweise der Gegen- 

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112 X. Einflnss des Handels auf die CiTilisation. 

stände, Heimat und Art des fernen kunstfertigen Yolkes, das 
gen Mittag wohnen sollte, arbeiten. Denn grade an unbestimm- 
ten Vorstellungen ist die Einbildungskraft am geschäftigsten 
thätig. Damals wurden Keime jenes starken und tiefen Zuges 
nach dem Süden in die Seelen der transalpinischen Völker- 
schaften gelegt. 

Von einem Gebirgsstanmi in Süd- Amerika entsinne ich mich 
gelesen zu haben, dass eine Schubkarre, welche durch Europäer 
zu ihnen gebracht ward, als ein Wunderwerk angestaunt ward. 
Aehnliche Vorgänge haben unzweifelhaft überall da Statt, wo 
ein einfaches Naturvolk mit einem civilisierten in Berührung 
kommt und Tauschhandel beginnt. Auch im Gefolge des oben 
geschilderten Tauschhandels von Oberitalien aus nach dem Nor- 
den werden sie sich oft und manigfach vollzogen haben. Die 
eingeführten Waaren hoben das Leben auf eine höhere Stufe. 
Erst der Gebrauch der Metalle ermöglicht dem Menschen die 
Herrschaft über die unorganische Natur, erst er gestattet eine 
Verwirklichung der im sinnenden Volksgeist vorhandenen oder 
sich einstellenden künstlerischen Impulse. — Nach den in Pfahl- 
bauniederlassungen und Gräbern gemachten Funden war die 
Kenntniss der Gewinnung und Verarbeitung der Metalle vor 
jener Zeit nicht in den transalpinischen Ländern verbreitet. Sie 
wurde es ziemlich schnell durch den Werth, den Hausrath, 
Schmuck und Waffen aus Metall den Stoffen gegenüber be- 
haupteten, welche man bisher dazu verarbeitet hatte. Denn es 
heisst gering von germanischer und keltischer Art denken, wenn 
man meint, Jahrhunderte lang habe man die fremde Waare er- 
worben, ohne im eigenen Lande nach gleichem Metall zu for- 
schen; Metall gefunden, ohne Mittel und Wege der Verhüttung 
und Verarbeitung sich anzueignen zu suchen; schönere Formen 
und zweckmassigere gesehen, ohne sie nachzuahmen ; Geräth und 
Waffen aus der Fremde gebraucht; ohne sich zu fragen, wie sie 
herzustellen seien. Berg- und hüttenmännische Kenntnisse ver- 
breiteten sich radienförmigjan den vom Alpengebiet ausgehen- 
den Handelsstrassen. Die Anfänge der Guss- und Schmiede- 
kunst standen in naturgemässem Zusammenhange damit. Aber 
langsam nur vollzog sich der Fortschritt nach diesen Anfängen. 
Gewisse Leistungen der Technik blieben den vorchristlichen 
Germanen und Kelten immer versagt, nicht minder auch nur 
die Annäherung an die vollendete Formengebung und Ornamen- 
tierung der etruskischen Fabrikate. Und doch waren die im 
J. 390 V. Chr. in Italien eingedrungenen Kelten keine Horden, 
Ae mit Stein- und Bjiochenwaffen fochten. r^r^r^n]^ 

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X. Einflnss des Handels auf die Givilisation. 113 

— Aber andererseits darf man die Fortschritte, welche das hei- Heimischeg 
mische Handwerk nach dem ersten Bekanntwerden mit etruski- Handwerk, 
sehen Erzarbeiten machte, nicht überschätzen. Wer das thäte, 
der yergässe, dass die römische Technik sogar in unterworfenen 
Ländern und obenein gefördert durch ein grossartiges System 
Yon Heer- und Handelsstrassen doch nur allmälig von Italien 
bis zu den Grenzen des Beiches gedrungen, aber nicht darüber 
hinausgekommen ist ; der yergässe , dass in einer allseitig fort- 
geschrittenen Zeit das in römischer Lehre gross und selbständig 
gewordene Handwerk in Erzguss und Schmiedekunst bei allem 
natürlichen Geschick und bei allen nach Gestaltung ringenden 
künstlerischen Ideen des germanischen und keltischen Yolksgeistes 
noch im 6. und 7. Jh. n. Chr. die Sicherheit der Technik und 
die Schönheit der Ornamentierung der früher eingeführten etrus- 
kischen Waare nicht entfernt erreicht hat; der vergässe endlich, 
dass zu schneller Weiterbildung der vom Süden erhaltenen künst- 
lerischen Inspirationen nicht ein kriegfrohes Jäger- und Hirten- 
volk mit den Anfängen eines Unfreien aufgebürdeten Ackerbaus 
geeignet war, sondern dass es eines freien Handwerkerstandes 
in grösseren Plätzen oder einer unfreien Fabrikbevölkerung dazu 
bedurft hätte. Das Erstere gab es damals bei Germanen und 
Kelten noch nicht, das Letztere haben sie nie gehabt. 

Das allmälige Yersiechen des Handels mit Öberitalien seit 
Ende des 3. Jh. v. Chr. (vgl. oben S. 86 f.) war jedenfalls ein 
stärkerer Anlass für Steigerung der heimischen Production als 
die erste Bekanntschaft mit einer so überlegenen Industrie. Ich 
glaube z. B., dass das seit dem 2. punischen Kriege bestehende 
Verbot der WaflFenausfuhr nach dem Keltenlandfe Anlass gab für 
den Bezug von Schmiedeeisen, von dem oben S. 89 die Bede 
war. Auch die Gussformen für Celts, Messer und Wurfspiesse, 
welche in der Schweiz häufiger als anderwärts gefunden sind, 
möchte ich mit jenem Verbot der WaflFenausfuhr in Verbindung 
bringen. Sie sind meist eingeführte Waare. Wären sie im Inlande 
verfertigt, so wäre der Mangel an Formen für Schwertklingen 
und grössere Lanzenspitzen nicht zu begreifen. Als die ßömer 
die Alpen überschritten, ruhte das, was von etruskischer Waare 
vor ihnen zu den nordischen Barbaren gelangt war, längst in 
den Gräbern verschollener Geschlechter. Ich weiss, es ist miss- 
lich, einen Beweiss „ex silentio*' zu führen. Wenige sind so 
sicher, wie der aus dem Schweigen des Thukydides hinsichtlich 
des kimonischen Friedens. Aber einen hohen Grad von Wahr- 
scheinlichkeit gewährt auch hier die Erwägung, dass kein römi- 

Genthe, etrusk. Tauschhandel. 8 

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114 ^* Einfloss des Handels anf die Giyilisation. 

scher Schriftsteller eine Andeutung davon giebt, dass man im 
Besitz von Kelten oder Germanen alterthümliches Rronzegeräth 
oder Bronze Waffen oder Goldschmuck griechisch -etruskischen 
Charakters gesehen. Bei der zur Manie gewordenen Werthschätz- 
ung jeder Art des Opus Tuscanicum wären, abgesehen von scho- 
nen Waffenstficken wie die Erzschwerter mit bernsteinverziertem 
Elfenbeingriff, Dolche mit kunstvoll getriebenen und geschmück- 
ten Scheiden, Panzer und Helme es waren, Geräthe wie der 
Dreifuss von Dürkheim, der Eimer von Wald -Algesheim, die 
Amphora von Schwarzenbach, oder schöner Goldschmuck wie der 
oben 8. 44 f. beschriebene der Aufmerksamkeit der Römer sicher- 
lich nicht entgangen. Es bedarf in der That nicht weiterer Aus- 
führungen. Die Gallier und Germanen Caesars sind längst in das 
Eisenalter getreten. Noch anderthalb Jahrhunderte später ist 
aber der Besitz an Eisen waffen^ nur ein spärlicher; zwar führen 
alle Germanen scharfe Eisenspiesse, aber Schwerter oder grössere 
Lanzen und Harnische haben nur Wenige, einen Helm oder eine 
Sturmhaube kaum Einer oder der Andere (Tac. Germ. c. 6). 
Wie will man mit solch ausdrücklicher Angabe des zuverlässigsten 
Gewährsmannes die Annahme eines mindestens schon sieben 
Jahrhunderte früher geübten Schmiedehandwerks vereinigen, als 
dessen Erzeugnisse die ehernen Schwerter, Lanzen, Schilde, 
Helme und Panzer zu betrachten wären, welche an Kunstfertig- 
keit und Güte der Arbeit den Funden aus römischer Zeit sich 
80 bedeutend überlegen zeigen? Denn wenn man Arbeiten wie 
die Halsringe, Zierbleche, Waffen, Eimer von Wald- Algesheim 
einer nach etruskischen Mustern arbeitenden einheimischen Li- 
dustrie zuschreiben will, so muss man doch fragen : wo sind in 
nachchristlicher Zeit die Proben einer schon so viel Jahrhunderte 
V. Chr. so hoch entwickelten Technik? Wodurch wurde ein so 
weit gelangtes Handwerk so stark geschädigt, dass es seine Tra- 
dition verlor, zurückgieng und nur noch einfachen Leistungen 
gewachsen war? Welches waren die äusseren oder inneren An- 
lässe einer solchen Verschlechterung? Was begründete einen so 
gewaltsamen Umschwung, dass die meisten Länder Mitteleuropas, 
welche also nach den Gräberfunden zu schliessen, so meisterlich 
Erz zu giessen, schmieden, treiben und ciselieren verstanden 
hätten, welche so charakteristisch ausgebildete Ornamente ver- 
wendeten, das Eisen nur in den einfachsten und schmucklosesten 
Formen zu bearbeiten wussten ? — Doch zurück zur eigentlichen 
Aufgabe. 

Wenn eine höhere Stufe des menschlichen Daseins für Ger- 

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X. Einfluss des Handels auf die Givilisation. 115 

manen und Kelten angebahnt ward, indem sie durch Berührung 
mit dem in Rede stehenden Tauschhandel Metalle überhaupt erst 
zu gewinnen oder, wenn sie dies schon konnten, besser zu ver- 
arbeiten lernten; so war doch ungleich höher der Gewinn, wel- 
cher mit dem Tauschhandel der Märkte den Völkern im geisti- 
gen Verkehr zu Theil ward. Nicht meine ich die Anregung, 
welche durch die fremden Händler, durch den Anblick der Er- 
zeugnisse ausländischer Industrie, der kunstreichen Gefässe und 
der Darstellungen auf denselben gebracht wurde ; ich meine viel- 
mehr das Bekanntwerden mit dem Gebrauch von Schrift- .und schritt- und 
Werthzeichen. — Es ist ein gewaltiger Schritt in der Entwicke- werth- 
lung der Völker, wenn sie lernen durch Schrift das Wort vor *®**^**®"* 
Vergessenheit zu schützen und nach festen Werthzeichen das zu 
schätzen, was die Natur ihnen gewährt oder Thatkraft, Unter- 
nehmungsgeist, Verstand, Arbeit verschaflFen. Die Schrift hebt 
das Individuum über die Eintagsexistenz hinaus ; das Gebunden- • 
sein an die Scholle hört auf; an mehreren Orten zugleich kann 
der Einzelne durch sein Wort wirksam sein; selbst der Tod zieht 
dem Aussprechen eines Willens oder dem Bewahren einer That- 
sache keine Grenzen. So beginnt das Ahnen der Ewigkeit auf- 
zudämmern. Das Gefühl geschichtlicher Continuität der Indivi- 
duen und der Völker erwacht. — Mit dem Uebergang aber von 
geldlosem Tauschhandel zu einem durch Sitte oder Gesetz an- 
erkannten Werth in Edelmetallen vollzieht sich ein ungemeiner 
wirthschaftlicher Fortschritt. Der Naturalientausch macht einem 
freien, leichten, auf grosse Entfernungen hin brauchbaren und 
durch die Zeit wenig oder gar nicht beeinflussten Werthverkehr 
Platz. Auf den allgemeinen Werthträger und Werthmesser sind 
die Werthmasse aller übrigen Güter zurückzuführen. Besitz, der 
keinem Verderben ausgesetzt ist, kann angehäuft werden. Das 
Individuum erwirbt mit diesem Besitz die Macht über eine gleich- 
werthige Masse jeder anderen Güterart zu verfügen. Der Natur- 
mensch wird damit von einer thierischen zu einer wirthschaftli- 
chen Persönlichkeit und gewinnt mit letzterer die Grundlage zu 
freierer geistiger Entwickelung. — 

Die Buchstabenschrift kam der südlichen und östlichen 
Schweiz sowie dem heutigen Tirol und Steiermark von den Etrus- 
kern zu. Diese hatten ihr Alphabet unmittelbar von den Grie- 
chen erhalten und zwar in einer Zeit, welche weit vor den älte- 
sten uns erhaltenen griechischen Inschriften liegt, denn die von 
den Etruskern stets als verschiedene Laute neben einander ge- 
brauchten Sibilanten Sigma und San erscheinen auf keinem grie- 

8* 

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116 Einfiuss des Handels auf die CiTilisation. 

chischen Denkmal. Dies alte Alphabet hatte von Hatria und 
Spina aus an der Ostküste bis zu den Abruzzen, nordlich zu den 
Venetern und später zu den Kelten an und in den Alpen, ja 
über dieselben bis nach Tirol und Steiermark Verbreitung ge- 
funden, während die jüngere Modification des Alphabets, welche 
bei den westlichen Etruskem entstanden war, sich bei allen sa- 
bellischen Stämmen einbürgerte. (Mommsen, Rom. Gesch. ^- I. 
S. 218 i.y. Im Tessin und Veltlin und in Tirol finden sich Stein- 
denkmäler mit etruskischer Schrift, ganz wie bei Villanova (vgl. 
oben S. 80); etruskische Schriftzüge bilden die Aufschriften 
bis nach Innsbruck und bis nach dem östlichen Frankreich ver^ 
breiteter barbarischer Silbermünzen. Dort an der gallisch-hel- 
vetischen Grenze begegnete sich dies etruskische Alphabet mit 
dem von Massilia aus verbreiteten phokaeischen. Dies fand Cae- 
sar noch in Gebrauch. Im eingenommenen Lager der Helvetier 
,fand er (58 v. Chr.) mit griechischen Buchstaben geschriebene 
Heerlisten und vermochte darin zu lesen, wie viel Waffenfähige, 
wie viel Knaben, Greise und Weiber von den Helvetern, Tulin- 
gern, Latovicern, Bauracern und Boiern, ausgezogen seien. (B. 
G. I. 29). Derselben Schrift bedienten sich die Druiden, wie er 
sagt, „publicis privatisque rationibus*' (B. G. VI. 14, 3). Denn nur 
„griechische Buchstaben" bedeutet das an beiden Stellen ge- 
brauchte „Graecis litteris". Denn V. 48, 4 erwähnt Caesar aus- 
drücklich, dass er eine Depesche an Q. Cicero griechisch abge- 
fasst habe, damit ihr Inhalt von den Feinden nicht verstanden 
werden könnte (Graecis conscriptamlitterissc. epistolam mittit 
ne intercepta nostra ab hostibus consilia cognoscantur).. In der 
That haben die ältesten gallischen Münzen griechische Schrift, 
und von den uns erhaltenen Arae in gallischer Sprache sind zwei 
oder drei mit griechischen Buchstaben geschrieben. — Der Ein- 
fluss massaliotischer Civilisation auf Gallien und den nordwest- 
lichen Theil Helvetiens ist also das Seitenstück zu dem Ein- 
flüsse, welchen Etrusker, lange bevor die Bömer in die Alpen- 
länder eindrangen, ausgeübt haben. Das Hinüberreichen Von salas- 
sischen Münzen mit Aufschriften in etruskischen Schriftzügen nach 
Prankreich entspricht dem Vorkominen massilio tischer Münzen in der 
Schweiz und der Anwendung des griechischen Alphabets in den 
oben erwähnten Heerlisten der Helveter. Eines wie das Andere 
war die Folge starker und langdauernder Einflüsse einer höheren 
Civilisation, denn zwischen dem Eindringen fremder Gesittung 
und der Verwendung der fremden Schrift auf Stein und Metall 
lagen nothwendig eine Reihe Mittelglieder, deren jedes einen 

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X. Einfloss des Handels auf die Civilisation. 117 

gewissen Zeitraum in Anspruch nahm. Beides ist ein Symptom 
der auch im Landhandel starken Bivalität der Etrusker und 
Massalioten. — Ob auch zu den germanischen Stämmen der Ge- 
brauch der Schrift im Gefolge des nach Süden gerichteten Tausch- ^erma- 
handels drang, ist nicht gewiss, aber nicht ganz unwahrscheinlich, nisohe ru- 
Wie man bei Tacitus (Germ. 19) die Worte „litterarum secreta °®°' 
ignorant* falsch übersetzte „die Geheimkunst der Schriftsprache 
(oder „des Schreibens**) kennen sie nicht* statt „eine Geheim- 
litteratur* (d. i. eine obscöne); so hat man auch nicht angestan- 
den gedankenlos Dahlmanns (Forschungen I. 172) Behauptung 
zu wiederholen, dass die Runenschrift erst im 12. Jh. aufgekom- 
men sei. Der ausführliche Gegenbeweis gehört nicht hierher; 
aber erwähnt sei doch, dass zwingende Thatsachen dafür vor- 
liegen, dass die Gothen schon vor Vulfila eine nationale Schrift be- 
sassen und dass die Angelsachsen das Eunenalphabet aus ihrer 
Heimat mit" nach England hinüber genommen haben. 

Was den Uebergang von Tauschhandel zu gemünztem Geld 
anlangt, so lag möglicher Weise vor ihm, wie es bei vielen Völ- 
kern der Fall ist, schon eine höhere Stufe des Naturaltausch- 
handels, auf welcher der Gegenstand als landesübliches Werth- 
mittel gilt, welcher nach den jeweiligen Gesittungs- und Ver- 
kehrsverhältnissen die allgemeinste Werthanerkennung bei mög- 
lichst leichter Messbarkeit besitzt. Im Gebiet der Hudsonsbay- 
compagnie ist das Biberfell, bei den alten Russen war die Be- 
nennung des Marders (kung), böi den Lappen die von Pelzwerk 
überhaupt (raha) gleichbedeutend mit Geld. Bei den Kirgisen 
dienen Pferde und Schafe als grosses Geld, Wolfs- und Lamm- 
felle gleichsam als Scheidemünze; im Innern Afrikas Salz; in 
Asien die Kaurimuscheln (Cypraea moneta); an anderen Orten 
Korallen, Zwiebeln, Eisenstangen. — Diese Stufe des Tausch- 
handels hatten Kelten und Germanen allem Anschein nach vor 
dem Uebergange zu wirklichem Geld zurückgelegt. Die s, g, j^j j_ 
Ringelgelder weisen darauf hin. Allerdings nicht Alles , was in gewer. 
die Kategorie gesetzt wird, ist probehaltig. Die im Anz. für 
Schweiz. Alterth. 1870 S. 187 mit dem pikanten Titel „des Por- 
temonnaies lacustres de l'äge du bronze* gegebene Beschreib- 
ung betrifft bei näherer Prüfung nicht Zahlringe. Die Ringe 
sind viel zu klein und zu dünn, um bei einem Volke, welches 
Bronzegeräth reichlich besitzt, irgend etwas bedeuten zu können. 
Es sind ihrer auch nur vier. Sie bildeten ein Ohrgehänge, wel- 
ches vermittelst des Bleiringes, der sie zusammenhält, im Ohr 



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118 X. Einflnss des Handels aof die Civilisation. 

befestigt und wieder herausgenommen werden konnte. Dennoch 
meist der auf altkeltischen Münzen häufig erscheinende Ring 
wohl auf die frühere Geltung von Metallringen als Werthmittel 
im Tauschhandel hin, grade so wie Servius Tullius das bisher 
form- und controllose Kupfer mit einer Marke und dem Stempel 
eines Rindes, Schafes oder auch Schweines versehen liess, um 
das Aequivalent des früheren Tauschmittels anzudeuten (vgl. 
Mommsen, Rom. Münzw. S. 172 und Marquardt, Handbuch DI. 
2, 4. A. 5. f.). Auch die Etymologie des englischen Wortes to 
buy (kaufen), lässt, da die Angelsachsen in Britannien sofort in 
die Fussstapfen römischer Prägung traten, annehmen, dass das 
bereits ganz von der Bedeutung „mit einem Ring erwerben*' in 
die allgemeine Bedeutung „kaufen** übergegangene Wort aus der 
Heimat mit hinüber gewandert war. — Von den Galliern nun 
wissen wir ungefähr, wann sie zu gemünztem Gelde und zwar 
sofort zur Annahme von Goldwährung in Nachprägung der ma- 
kedonischen Philippusstatere gelangt sind (s. oben 8. ). Von 
den Helvetiem ist es schwerer zu sagen. Die Philippeer sind 
auch bei ihnen verbreitet und dass sie nicht eingeführt; sondern 
Helvetischer im Lande gemünzt waren, beweist der zu Avenches 1862 ge- 
Münz- fundene Münzstempel mit dem gewöhnlichen Avers der griechisch- 
8 empe . mj^j^^jQ^jg^ji^u Statere (Anz. f. Schweiz. Alterth. 1862. S. 72 f.). 
Diesem Stempel vollkommen an Grösse und Beschaffenheit ent- 
sprechende Goldmünzen sind z. B. in Luzern, Schaffhausen und 
Bern gefunden worden. Offenbar ist auch dies Münzverhältniss 
eine Folge des von Massilia her sich ausbreitenden griechischen 
Einflusses; der auch die westliche Schweiz erreichte. — Von 
Süden her machte sich der etruskische Einfluss geltend. Die 
Kelten prägten dort besonders im Doriathale Goldmünzen mit 
keltischen Aufschriften in etruskischen Buchstaben, Th. Momm- 
sen hat sie zuerst den Salassern zugeschrieben Cnordetruskische 
Alphabete 1853); ihm folgte Longperier 1861 in der Revue nu- 
mismatique p. 333. Derartige Münzen wurden zuerst im vorigen 
Jahrh. am grossen St. Bernhard gefunden und als karthagische 
gedeutet. Jetzt weiss man, dass sie häufig im Val d'Aosta, sel- 
tener in der Schweiz am grossen St. Bernhard und im Rhone- 
thale des Wallis beobachtet werden. Vereinzelte Funde aus neuester 
Zeit sind 1866 bei Freiburg (zwischen Carpataux undlUens) 1864 
im unteren Broyethale. Dagegen reicht die Verbreitung etrus- 
kischer Silbermünzen nördlich bis Innsbruck und zum Murthale, 
westlich bis zur Vaucluse. — Der Fuss, nach dem diese Mün- 
zen ausgeprägt sind, bedarf noch gründlicher Untersuchung; 



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X. Einfluss des Handels anf die Civilisation. 119 

desgleichen der Puss der wahrscheinlich in gleicher Zeit aufge- 
kommenen und besonders im Donaugebiet verbreiteten s. g. Regen- 
bogenschüsseichen, aberschonim Voraus wird sich das Ergebniss er- 
warten lassen, dass auch auf diesem Gebiete die Fäden der dies- 
seits der Alpen mehrere Jahrhunderte v. Chr. bemerkbaren Civi- 
lisation auf die durch etruskisohen Tauschhandel gebahnten Stras- 
sen hinführen. 



I 



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UEBERSICHT 

DEB 

FUNDE ETRUSKISCHER ALTERTHÜMER. 

Bücksichtlich des folgenden Fondverzeiehnisses bemerke ich, dass den 
ersten Yersnch eines solchen, welches ausser Inschriften nnd Münzen auch 
diesseits der Alpenländer zn Tage gekommene Grabalterthümer berücksichtigt, 
C. F. Wiberg („der Einflnss der klassischen Völker auf den Norden durch 
den Handelsverkehr^, a. d. Schwedischen übersetzt von J. Mestorf, Ham- 
burg 1867) gemacht hat nnd dass ein Theil der auf das ehemalige König- 
reich Venedig nnd Sardinien bezüglichen Notizen aus diesem wiederholt ist. 
Ich erwähne das nicht wegen der Zahl der betreffenden Notizen — betragt 
doch die Gesammtheit der von Wiberg aufgeführten etruskischen Funde aus 
Tirol, Steiermark, Baiem, der Schweiz, den Bheinlanden imd Holstein nur 
81 —, sondern wegen des grossen Verdienstes, welches jene kleine Schrift 
für die Förderung der auf den gesammten Gegenstand bezüglichen Fragen 
zu beanspruchen berechtigt ist. 

Die laufenden Nummern entsprechen den auf der beigegebenen Fund- 
karte eingetragenen. 



L OBEBITALIEN (ehemal. lombardisch-yenetianisclieB König- 
reich.) 

a) Venedig. 

1) Adria (das alte Atria), Provinz Bovigo, am Oanale Bianco: Gefässe mit 

Inschriften (Mommsen, nordetruskische Alphabete). 

2) Erzgelässe aus Gavello bei Adria beschrieb mit Vergleichung ähnlicher 

Fimde ans der Umgegend Cavedoni im Bulletino d. J. 1858. p. 166 ff. 

3) Este oder Ateste (das alte Adestum), Provinz Padua, am Südabhang 

der Euganeen: zahlreiche Pyramiden und ThongefSsse mit Inschriften 
(Mommsen a. a. 0.). — Erzgefässe ganz von der Art der bei Elallstatt 
(Salzkammergut) gefondenen, am Ende des vorigen Jh. entdeckt (noch 
1842 mit der Todten-Asche) ; vgL Cavedoni, museo Estense del Gatajo 
p. 48 f. und annali dell' inst 1842. p. 71. tav. G. nr. 5). Wegen der 



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üebersicht der Fundorte etmskischer Alterthümer. 121 

Wichtigkeit der eben berfthrten Gefässe fttr die vorliegende üntersnch- 
nng schalte ich die folgenden Notizen über bisher bekanntgewordene 
Funde aus dem cisalpinischen Gallien ein. Mit Ausnahme von zweien 
dienten alle Sepulcralzwecken. 

a. 1817 zu Monteyeglio am Ufer der Sammoggia (Nebenfluss 
des Beno), unweit Bologna, ein Erzgefäss mit zwei etruskischen 
Schriftzeichen am HenkeL Der Deckel ist mit gepunzten Ver- 
zierungen geschmückt Darin lagen verbrannte Gebeine und 
ein Thongefftss (Oenochoe) mit gemalten schwarzen Figuren. — 
üniversit&tsmuseum zu Bologna. — 

b. Bei Bagnarola auf Bolognesischem Gebiet ein verh&ltniss- 
mässig kleines Gei^s von Bronze. Beschrieben von Cavedoni 
„Annali dell* Inst, arclu^ 1842. — Privatbesitz des Oavaliere 
Giovanni Moreschi. 

c. Bei Castelvetro im Modenesischen 1841 ein Bronzegef&ss 
besagter Art, darin ein Spiegel mit Figuren, zwei menschliche 
Köpfe mit Email (?), ein Alabastron, verschiedene Gegenstände 
weiblicher Toilette. Beschrieben von Cavedoni im Bulletino di 
corrisp, arch. 1841. S. 75. 1842. S. 67. 

d. Zu Toiano im Bolognesischen 1853 ein Erzgeföss mit einem 
etrusk. Schriftzeichen am Henkel. — üniversitätsmuseum zu 
Bologna. 

e. und f. Zu Marzabotto zweiErzeimer: in dem einen ein irde- 
ner Weinkrug, eine Art Knopf von Knochen, ein Spinnwirtel von 
schwarzem Thon; in dem anderen eine kleine Bronzeschale, gol- 
dene Ohrringe, Glasperlen und sechs als Gehäng durchbohrte 
Bemsteinstücke. 

g. Von derCertosa bei Bologna 1869 ein Erzeimer; darin Todten- 
asche und ein Alabastron. 

h— r. Ebendaher mindestens 10 Stück, aber nur in Bruchstücken 
erhalten. (Von Gozzadini nicht beschrieben. — Mittheilung von 
Besuchern des Gongresses.) 

s. Bei Fraora im Parmesanischen 1872 ein Erzeimer mitTodten- 
asche. — Vgl Bevue arcWol. 1873. p. 369. 

b) LOMBAEDEI. 
4) Fe schier a, an der Mündung des Mincio am südlichen Ufer des Garda- 
Sees: Pfahlblau mit vegetabilischen Besten (Comellkirsche, wilde Erd- 
beere, Himbeere, Boggen und Weintrauben), zahlreichen Artefacten aus 
schwärzlichem Thon; nur ein Steingeräth (Wirtelscheibe mit Binne); 
über 250 vorzüglich erhaltene goldgl&nzende Bronzegeräthe und Bronze- 
waffen (ohne jede Patina) offenbar nicht römischen Ursprungs (Pal- 
stäbe, Lanzenspitzen, Dolche, Messer, Basirmesser, Sicheln, Fischfang- 
geräth, Meissel, Pfriemen, Spiralen, Fibeln, Nadeln, zum grösseren Theil 
von vollendeter Arbeit und Omamentierung. (Legirung ohne Zink, 
meist 89o/o Kupfer, 10,78o/o Zinn; einzelne Stücke 97o/o Kupfer, 30/o 
Zinn.) Etwas Bernstein. Genau beschrieben von E. v. Sacken in 



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122 üebersieht der Fundorte etruskischer Alterthümer. 

den Sitzangsbericbten der Wiener Akademie der Wissensch., histor.- 
philos. Kl. 1864. XLVIII, S. 298—335 nnd irrfchümlich auf einheimi- 
sche keltische Fabrikation zurückgeführt. 
6) Limone am westlichen Ufer des Garda-Sees: Bilingue (lat. u. etrusk.) 
Inschrift (Fabretti C. J., Mommsen a. a. 0. Tf. U.). 

6) San Zeno, Val de Nnn in der Lombardei, District Brescia: 1846 eine 

Bronzestatnette, einen etrusk. Krieger darstellend und mit etrusk. In- 
schrift. (Fabretti C. J.) 

7) Mailand: *fanf Vasen mit Inschriften: (unsicher; vgL Fabretti C. J., 

Mommsen a. a. 0. S. 216 t) — in der Umgegend: kleines Thongefass 
mit etrusk. Inschrift. (Fabretti C. J., Mommsen S. 217.) Im Bullet. 
1864. p. 96. 399. Bei der Stadt 1859 eine Inschrift, die als etruskisch 
und keltisch betrachtet wird wegen ihrer Uebereinstimmung mit den 
Yon Mommsen behandelten salassischen Inschriften (a. a. 0. Tf. L 
Nr. 1-4.) 

8) Novara, im Gebiete dieser Provinz: Grabstein mit etrusk. Inschrift ? 

1864 gefanden. (Fabretti C. J. u. Taf. V.) — Eine 1859 gefundene 
Inschrift wegen ihrer Uebereinstimmung mit den Salassischen als kel- 
tisch-etruskisch bezeichnet im Bulletino 1864. S. 96 ff. 

9) Sesto Calende, am südöstL Ende des Lago Maggiore, auf dem linken 

Ufer des Ticino, der hier aus dem See ausfliesst 1867 im März auf 
deih Flurmark „la Castiona" ein Kriegergrab c. I1/2 Meter unter der 
Erde, mit Steinschüttung. Darunter mit Leichenbrand und Kohlen 
1) Urne und zwei Pateren aus schwarzem Thon. 2) Zwei kleine Vasen 
in Form von Trinkgläsern, ebenfalls aus schwarzem Thon. 3) Ein 
Bronzehelm, aus mehreren Theiien zusanmiengenietet mit horizontal vor- 
stehendem Bande. 4) Zwei sehr gut gearbeitete Beinschienen aus 
Bronzeblech; die am besten erhaltene zeigt oben und unten eineBeihe 
Löcher zum Festnähen von Leder. 5) Eisenschwert mit Bruchstücken 
einer Bronzescheide; das untere Ende des Griffes ist halbmondförmig 
abwärts, das obere wird durch eine aufwärts gebogene, mit Knöpfen 
abschliessende Stange gebildet. 6) Eiserne Lanzenspitze. 7) Eiserne 
Pfeil- oder Wurfepeerspitze. 8) Eine Menge eherner Bruchstücke jeder 
Form und Grösse, darunter die deutlichen Beste von Wagenrädern mit 
einem Erzeimer. Prof. Bemard. BiondeUi erklärt das Grab für das 
eines insubrischen Kriegers (Mem. del Istituto Beale Lombardo. VoLX. 
3. Serie), die Bedaction der Eevue arch^oL XVL 1867, p. 279 — 282 
nebst Taff. XX. f. für gaUo-italisch. — Die Urne (Nr. 1.) von 30 Cm. 
Höhe und mit einem flachen Deckel geschlossen, gleicht in ihren Di- 
mensionen und den in drei Streifen oben am Bauche sich herumziehen- 
den Zickzackverzierungen mehreren bei Golasecca (Ticinoebene) gefun- 
denen und von Giani beschriebenen. Die kleinen Gefässe (Nr. 2.) mit 
flachem Boden, haben vier Wülsten oder Ringe; die Höhe beträgt 
10 Cm.; auch sie gleichen Gefässen von Golasecca und Villanova. Das 
Schwert findet seine Analogien in Hallstatt und Alaise (Franche-Comt^). 
Es misst 521/2 Cm., der Griff ohne Parierstange und Knauf 7 Cm., 
die Klinge 401/2 Cm. — Der Helm (Nr. 3.) gleicht ganz einem Hall- 



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Uebersicht der Fundorte etruskischer Alterthümer. 123 

stätter und mehreren Neganem; auch die wenigen aus Gallien be- 
kannten Helme sind nicht sehr abweichend. — Die Lanzeneisen (Nr. 5.) 
haben echt etruskische Form. — Die Beinschienen (Nr. 4) sind von 
ebenso gut modellierter Form wie guter technischer Ausführung; selbst 
Biondelli hält sie fiir etruskisches oder griechisches Fabrikat. — Das 
von Biondelli wieder hergestellte Geföss von Bronzeblech (Nr. 8) zeigt 
echt etruskische Form; es ist aus 6 Stücken zusammengenietet; in der 
Nähe des oberen Randes wechseln zwischen zwei Perlreihen je zwei 
concentrische Bj*eisomamente mit 4 — 5 Buckeln , darunter folgt ein 
Streifen blos mit grösseren concentr. Ornamenten, ein gleicher Streifen 
trennt darunter zwei Reihen Vogelgestalten von phantastischen Thier- 
und Menschenfiguren unverkennbar ägyptisierenden Stiles. — Zu dem 
Wagen rechnete Biondelli auch zwei gleiche hohle, homähnlich ge- 
krümmte Gegenstände, die er als Griffe zum Aufsteigen ansah. Es 
sind vielmehr Kummethömer zum Durchziehen der Leinen oder Zügel. 
— Die Radreifen sind schmal und haben noch die langen Nägel. — 
Ein Pferdegebiss (Bronze oder Eisen ?) lag ebenfalls dabei. — Mu- 
seum zu Mailand. — 

10) Garolda (Delegation Mantua.) 1846 Grab mit etruskißchen Vasen (roth- 

gelbe Figuren auf schwarzem Grunde: auf der einen Seite ein unge- 
sattelter Greif, auf der anderen Seite eine Opferscene), Trümmern an- 
derer Gefässe, Thränenfiäschchen , Amphoren, Pateren und gewöhn- 
lichem Geschirr. (Seidl, Fundchronik 1846—1847. S. 40.) 

11) Cividate im Val Camonica (Thal des Oglio): Ziegelsteine mit etrusk. 

Inschriften (Fabretti C. J., Mommsen a. a. 0.). 

12) Padua (Patavium), Provinz Padua, am Bachiglione: acht Sandsteinplat- 

ten, Grabsteine mit etrusk. Lischriffcen. (Fabretti C. J.) 

13) Monselice bei Padua, am gleichnamigen Ganal, der bei Padua in den 

Bachiglione mündet: ein Thongefass mit etrusk. Inschrift. (Fabretti 
C. J.) 

14) Vicenza (Vicentia), Prov. Vic, am Bachiglion^ und Retrone: sechs 

etrusk. Inschriften in Grotten und an Felswänden. (Fabretti C. J., 
Mommsen a. a. 0. Tf. n.) 

15) Vadena, 1855 Stein mit etrusk. Inschrift, über einer Urne gefunden. 

(Fabretti C. J.) 

16) Verona (Colonia Augusta), Prov. Ver., an der Etsch: Metallstück mit 

etrusk, Inschrift. (Mommsen a. a. 0. Tf. 11. vgl. m. S. 210, Fabretti 
C. J.) 

17) Sanguineto bei Legnano a. d. Etsch: ein den massaliotischen nachge- 

münztes barbarisches Stück mit nordetruskischer Aufschrift vor 1858 
gefanden (Oavedoni in FioreUi annali di num. I. 81.). Auch bei S. 
Gosa unweit Modena wurden vier kleine Silberstücke barbarischer Fabrik 
mit massaliotischem Stempel (Artemiskopf und Rad) gefanden (Oave- 
doni im Bulletino 1834. p. 199.). - - 

18) Oustozza, südlich von Verona: etrusk. Inschriften (Mommsen a. a. 0. 

Tf. n.). 

19) Oonegliano (Provinz Treviso, Distr. Conegl.): etrusk. Inschriften, 



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124 üebersicht der Funde etruskischer Alterthümer. 

(Mommsen a. a. 0. Tu II.) — Drei Miglien davon bei Boganznolo- 
1843 Felsstück mit etrosk. Inschrift. (Fabretti C. J.) 

c) PlEMONT. 

20) Bnsca (ProviSiz Salnzzo): Stein mit etrosk. Inschrift (Fabretti C. J., 

Mommsen a. a. 0.) 

21) Morozzo (Provinz Onneo, District Mondovi) : Platte mit etmsk. Inschrift 

1762 gefunden. 

22) Montegrosso (Provinz Alessandria, Kreis Asti, am Tion): etrosk. In- 

schriften. (Mommsen a. a.O.) 



n. SCHWEIZ. 

a) TESSm. 

23) A r a n (District Logano, Kreis Breno) : vier kleine Steinscherben mit etmsk. 

Inschrift (Fabretti C. J. Mommsen a. a. 0. Tf. L). 

24) Davesco (Kreis Logano, onweit Canobbio, 2 St. nördL von Logano): 1813 

ein Stein mit etrosk. Inschrift (Fabretti C. J., Mommsen a. a. 0.). 

25) Sorengo: Stein" mit etrosk. Inschrift (Fabretti C. J.). 

26) Stabbia: zwei etrosk. Steininschriffcen, die eine 1857, die andere 1864 ge- 

fanden (Fabretti C. J.) Die erstere ist doppelzeilig, abgebildet mit 
kurzer Angabe der Umstände des Fondes im Anz. f. Schweiz. Gesch. 
0. Alterth. IV. 1858 f. L S. 14 nach der Gazzetta Ticinese No. 182. 
V. J. 1857. Die Buchstaben sind wenig vertieft. Der Stein ist Glim- 
merschiefer. Form der Buchstaben und Beschaffenheit des Steines er- 
innern ganz an die etrusk. Inschriften von Davesco, Arano und Sondrio. 

27) Hieran schliesst sich ein Fund aus dem Yeltlin. Bei Trevisio (Dorf 

2V2 St. von Sondrio) am rechten Addaufer wurde 1871 eine Steinplatte 
1,20 M. lang, 0,85 M. breit, mit doppelzeiliger etruskischer Inschrift, 
rohCT Kriegerflgur (Helm mit Crista) und der Zeichnung eines Schiffes 
(wie auf den Basiermessem) gefunden. S. v. Planta im Anz. f. Schweiz. 
Alterthumskunde (1871) lY. S. 301. Aehnliche Grabmäler finden sich 
nach Conestabiles Angabe (Congress zu Bologna) in Tirol, im Tessin 
und bei Yillanova (Bologna). 

b) GEAUBÜNDEN. 

28) Bei Chur im sog. wälschen Dörfli, welches durch zahlreiche römische Alter- 

thümer bekannt ist^ 1845 eine Bronzesichel (Keller, röm. Ansiedlungen 
in d. Ostschweiz 1860. Taf. YI. Fig. 10) und zwei Bronzeidole, von 
denen das eine als Hercules bezeichnet yrurde. Das andere ist sicher 
eine Juno Begina, abgebildet bei A. Jahn, etrusk. Alterthümer gef. in 
der Schweiz (Mittheilungen des Züricher antiqu. Yereins YH S. 116. 
Tf. IL Fig. 8). Das Bild ist abweichend von den römischen platt, 
ganz dem bei Gerhard, Gottheiten der Etrusker Tf. III.. Fig. 3 abge- 
bUdeten ähnüch. — Ygl. Keller, a, a. 0. S. 325 und Tf. YI. 6 u. 7. 

29) Scanfs im Engadin (eine alte Heerstrasse führt von dort über die Ga- 

sanna-Alpen in das Yeltlin): c. 1867 ein Bronzemesser mit leidit ge- 



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Uebersicht der Funde etniskischer Alterthümer. 125 

schweifter Klinge und eigenthümlichem Griff, in den die Klinge mit 
einem Dorae eingelassen ist, der seinerseits wieder durch einen Niet 
festgehalten wird. Gesammtlänge 23 Cm., die Klinge allein 18 Cm, 
Das Ganze ist durch Guss hergestellt; die Schneide ist gehämmert, 
Der Bücken ist breit wie bei den heutigen Basiermessem und einwärts 
geschweift. Ein einfaches Zickzackband bildet die Verzierung, Die 
Seitenflächen sind mit Halbbogen, Kreisen und Linien verziert. Eigen- 
thümlich ist der Griff, dessen vorderer und mittlerer Theil offenbar zur 
Au&iahme eines Einsatzstückes aus Knochen oder Hom eingerichtet ge- 
wesen ist; auch die concave Oberseite des Knaufes scheint eine Füll- 
ung von Harz oder Thonpasta gehabt zu haben. (Abbildung im Anz. 
f. Schweiz. Alterth. 1869, S. 19. Tf. I. 7. 

30)BurTeinim Oberhalbsteiner Bheinthal . zwei in einander gestellte eherne 
Kessel, darin grössere und kleinere goldene und silberne Armringe, 
etHehe goldene und silberne Münzen, griechisches Erz (so der acten- 
mässige Bericht von 1786; vermuthlich war es etruskische Form, welche 
das Urtheil beirrte). Würfel, „eine Art Brillen von gewundenem Draht," 
(wohl Doppelspiralen ?\ „bes. kleine Pfeifchen, wie sie wohl gleich den 
Brillen von den römischen Auguren gebraucht worden" (sie!), Ausser- 
dem goldene wie Schlangen gearbeitete Armbänder, ein kleiner silber- 
ner Kessel mit erhabener Arbeit, ein silbernes Geföss nebst Kelle. — 
Der Fund ist wohl identisch mit dem von Tinzen am Fuss des Juliers 
(Burvein liegt 300' tiefer an derselben Strasse), welchen H. Meyer (die 
röm. Alpenstrassen 1861) erwähnt, und von dem er angiebt, dass neben 
vielen anderen Dingen ein Bronzekessel mit gallo-massilischen Silber- 
münzen und gallischen Goldmünzen gefunden sei. Der genaue Bericht 
über diesen leider zersplitterten Fund steht im Neuen bündnerischen 
Sammler, herausg. von J. Ulrich von Salis-Seewis. 1804 — 1812. Es 
fehlt in Graubänden selbst im Hochgebirge nicht an Spuren früher An- 
siedelungen. 1869 fand ein Hirt zwischen dem Yalser und dem Savien- 
thale einen Dolch von 19 Cm. Länge und eine Speerspitze von 22 Cm. 
Beide sind nicht italisches Fabrikat; die Lanze erinnert in ihrer 
Form an den etruskischen Typus, (vgl. die Abbild, im Anz. f. Schweiz. 
A. 1870. Tf. X. 2. u. 8.). — Sehr merkwürdig ist die aussen roth und 
schwarz geerbte Thonschale, welche in einem Grabe von Felsberg bei 
Chur gefunden ward und nach F. Kellers Ansicht entschieden an ita- 
Hsche Fabrikate erinnert. (J. K. a, a. 0. 1868 S. 15. Tf. II. 3.). 

30a) Freiburg. 

a) Ohne nähere Angabe des Fundortes im Broyethale zwischen dem 
Neuenburger und Murtener See 1866 eine Goldmünze des Typus, wel- 
cher im Wallis, auf dem St. Bernhard und im Thal von Aosta vor- 
kommt und von Th. Mommsen in der Abh. üb. d. nordetrusk. Alpha- 
bete auf Tal I. l--4a behandelt ist. Der Revers ist nicht mehr deut- 
lich. Abbildung des Avers im Anz. t Schweiz. Alterth. 1866. Tl I 4. 

,VgL S. 9 und 1870 S. 146. 

b) 1870 eine ähnliche Goldmünze in einem Grabe zwischen Carpataux 
und mens. Vgl a. a. 0. 1870. S. 146. und Taf. XÜL 14. DerAv. ist 



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126 Uebersicht der Funde etrnskischer Alterthnmer. 

ganz nndeatlich, der Bev. zeigt eine Tafel oder ein Band. Gewicht 
6,59 Gr. (Die von Mommsen gewogenen hatten 6,65 und 6,95 Gr.). 
c) An a) schliesst sich der Fund von Ins (Aneth) an, welcher einen 
Bronzeeimer zn Tage forderte. Vgl. v. Bonstetten, antiq. soisses p. 22. 

c) St. ÖAIiLEN. 

31) Am Fnsse des Gonzenberges bei Sargans: 1870 in einem Grabe, 6' tief 

unter der Erde, umgeben von einem Kreis von Kieselsteinen folgende 
Bronzegegenstände: vier vollständige 161/2—33 Cm. lange Nadeln mit 
schweren, rundlichen gereifelten Knöpfen; auch der obere Theil des 
Nadeldomes ist mit gereifelten Verzierungen versehen. 4 Bruchstücke 
von vier anderen ähnlichen Nadeln. 3) ein 19 Cm. langer zierlicher 
Dolch mit zweischneidiger Klinge, welche mit dem Griff in einem Stück 
gegossen ist ,* der Griff ist mit 4 Beifen und drei Buckeln zwischen 
denselben verziert. 4) zwei Messerklingen, die eine geschwungen 
91/2 Cm. lang mit zwei Nietlöchem, die andere grade (vom abgebro- 
chen?), 7I4 Cm. lang. 5) drei leichte Ringe von 35, 22, 10 Mm. inne- 
rem Durchmesser; die beiden grösseren haben Zickzackverzierungea. 
6) Bmchstücke von drei ähnlichen Bingen. 7) zwei Fibeln. 8) zwei 
schwere verzierte Armringe und ein Bruchstück eines dritten; das eine 
hat 34 Einkerbungen, durch welche buckelartige Verzierungen gebildet 
werden, das andere einfache bandartige Verziemngen. 9) zwei aus 
Draht gewundene. 10) ein ganz leichtes, glattes, offenes Armband mit 
Knöpfen an den Btigelenden. — Dabei eine gut erhaltene Urne, un- 
glasiert, aus Thon und Kieselsand, mit einem Kranz von eingeritzten 
Bauten am oberen Theile des Bauches verziert, (vgl. Sesto-Calende.) — 
Natsch im Schweiz, antiq. Anzeiger 1871. S. 235 f. u. Taf. XX. Fig. 
1 — 13. — In der Nähe wurden zu verschiedenen Zeiten gefunden eine 
Bronzenadel von 281/2 Cm. Länge, und ein schön geformtes und ver- 
ziertes Bronzemesser (a. a. 0. S. 236). 

d) THUN. 

32) Am Renzeubiihl bei Dorf Buchholz (Gemeinde Thun) wurden 9 Celts 

und 4 schöne Dolche der ältesten triangulären Form gefunden. Vgl. 

„Althelvetische Waffen und Geräthschaffcen aus der Sammlung d. Hm, 

Alt-Landamman Lohner in Thun" i. d. Mitth. d. Zürich, antiq. Ver. 
L 184L 

e) ZÜRICH. 

33) In Verbindung mit der uralten Handelsstrasse, die von Mailand über 

den Julier, Septimer oderSplügen nachChur und von da rheinaufwärts 
lief, stand unzweifelhaft die Errichtung eines Hauptbureaus für Erheb- 
ung des Zolles von 21/2%, der an der gallischen Grenze von allen aus 
römischen oder nichtrömischen Ländern eingeführten Waaren entrichtet 
werden musste. (s. Th. Mommsen, „die Schweiz in röm. Zeit" i. d. 
Mitth. d. Zürich, antiq. Ges. 1855. Für den uralten Handelsverkehr in 
diesem Theile der Schweiz spricht besonders der Umstand, dass ;gal- 
lische Goldmünzen des ältesten Typus d. h. Nachahmungen der Philip- 
peer ziemlich häufig in und um Zürich und an den. alten Strassen, die 



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üebersicht der Funde etruskischer Alterthümer. 127 

Yon den Alpen wie vom Bodensee her das Thal von Zürich durch- 
ziehen, gefanden werden, während sie selten in Gräbern auftreten. Auf 
gallischem Boden sind sie besonders häufig im Lande der Biturigen (Bour- 
ges) und Camuten (Orleans und Ohartres) vgl. L^lewel, ^tudes numis- 
matiques p. 47. 

34) Auf der Kuppe des üetliberges bei Zürich, welche auch anderweitige 

merkwürdige Funde aus vorrömischer Zeit geliefert hat, wurde ein 
grösseres Bruchstück (die Handhabe) einer etrusk. Vase gefanden, deren 
Stil nicht jünger als das 3. Jh. sein kann. Sie hat schwarze Figuren 
auf rothem Grunde. Bisher ist diesseits der Alpen kein anderes Stück 
etruskischer Terracotta gefunden. F. Keller im Anz. f. Schweiz. Alterth. 
IV. 1871. S. 255 ff. meint, die Vase könne im 3. oder 2. Jh. v. Chr. 
dorthin gelangt sein. 

35) Allenlüften. In einem Grabhügel 1869 zwei Goldbänder, das eine 

17 Cm. und 35 Mm. breit, mit einem geschmackvollen Kettengliedorna- 
ment zwischen einer breiten Einfassung von graden Linien ; das andere 
67 Cm. und 4 Cm. breit. 

36) Auf dem Fünf bühel an Zollikon unweit Zürich ein Grab mit Bronze- 

kessel, 4 Fibeln (vgl. über die Zahl obenS. 37), 2 Ohrringen, 1 Nadel 
und 2 bbMien Glasringen. 

37) Trüllikon: Grabhügelgruppe. Im 5. Hügel ohne Leichenbrand Urnen, 

Scherben anderer Gefasse und ein weibliches Skelett mit reichem 
Schmuck. Um den Kopf war ein Lederband gelegt, in welches diadem- 
artig 8 Frznadeln mit Knöpfen aus grossen Bernsteinperlen eingesteckt 
¥raren. Die Perlen sind aus je 5 Scheiben zusammengesetzt, mit Rin- 
nen und eingesetzten bleiernen runden Stiftchen hübsch verziert. — 
Ausserdem lagen in der Gegend des Kopfes mehrere grosse Bronze- 
nadeln (zum Aufstecken der Haare), an den Schläfen Korallen, auf der 
Brust 2 grosse und 2 kleinere Fibeln, darunter ein bronzenes Brust- 
und Gürtelblech, das auf Leder aufgenäht und mit Häkchen an den 
Schlussstellen versehen war. Vgl F. Keller, „Beschreibung d. helvet. 
Heidengräber und Todtenhügel, welche seit d. J. 1836 eröffnet worden 
sind" i. d. MittheiL d. Zürich, antiq. Ver. 1846 S. 13 f. nebst Taf. I. 
Fig. m. n. o. p. und v. Die Fibel gehört zu der" seltenen Form, bei 
welcher die Nadel unter einem kreisförmigen Hohlschild liegt, die Ein- 
legenute aber in einen massiven Kopf ausläuft 

38) Büti bei Bapperswyl; Bronzener Hohlring mit drei eingesetzten Eingen 

von rother Thonmasse, deren Mitte ein runder Bronzeknopf bildet. 
Grabfund, jetzt im Museum zu Zürich (abgeb. bei Lindenschmit A. d 
h. V. n. Heft 5. Tf L Fig. 4). Vgl Unter-Iflingen (Würtemberg). 

f) Bern. 

Bern, Umgegend; eine Goldmünze, von Meyer ursprünglich für keltisch an- 
gesehen (coup d'oeil sur les travauxde soci^t4 Turassienne d'^mulation 
1851. p. 40), später als etruskisch erkannt (vgl. Bonner Jbb. XXIII). 

39) Grächwyl, 2 Meilen von Bern. Der ganze Thalgrund des Lyssbaches, 

der unterhalb Aarberg mündet, zeigt ebenso wie das vom Aarthal an 
aufsteigende Hochgelände viele Beste höheren helvetischen Alterthums. 



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128 Üebersicht der Funde etruskischer Alterthümer. 

Im Grächwylwald, zwischen Gr&chwyl and der Aarbergerstrasse, kamen 
auf einer massigen Anböhe ein grösserer und ein kleinerer Grabh^el 
zu. Tage. Die Gräberstellen in ihrem Inneren waren nach Jahn's Be- 
richt (Mittheil, der antiquar. Gesellschaft von Zürich VI. (1849) S. 
109 ff. auch n. d. T. „Etrusk. Alterthümer, gefunden i. d. Schweiz") mit 
einer Menge grosser Roll- und Brnchsteine, welche dicht ineinander 
yerkeilt waren, bedeckt. In dem grösseren Hügel lagen zn oberst zwei 
nach Osten gewendete Skelette. Das eine hatte bei der rechten Hand 
ein zweischneidiges Schwert ans Eisen (Klinge 66 Cm. lang) nebst 
Besten einer Holzscheide. Bei demselben 2. Beste eines Eisendolches 
in Eisenscheide. — 3. eine bronzene HeftnadeL — 4. ein eiserner Sporn 
(am rechten Fnss). — 5, zahlreiche Bisenfragmente. — Nahe dabei in 
einem mnthmassHchen Franengrabe 6. ein kleiner einfacher Armring 
ans Bronze. — Andere Gräber derselben Schicht ergaben nur vermo- 
derte üeberreste. 

In der 6' tiefer gelegenen Schicht, ebenfalls unter einer Decke 
von Steinen mit viel Besten verrosteten Eisenwerks, 7. mehrere eiserne 
Badschienen und kleine, 7 Cm. grosse Eisenstücke ; in der Mitte 8. die 
üeberreste eines grossen Gefässes (Vase von gewsalztem, dünnem Bronze- 
blech (Gewicht 4 Pfd., Durchmesser in der Bauchwölbung ca. 38 Cm.) 
9. ein kleines massives Bildwerk aus Bronze (95mm. lang, 10mm. breit, 
10mm. hoch), zwei junge Löwen in liegender Stellung, die Köpfe rück- 
wärts gegen einander gedreht, unten eine Palmette und 10. ein desgl. 
grösseres (19 Cm. hoch, 14 Cm. breit), weitaus das merkwürdigste 
Stück. In der Mitte einer reichen Gruppe von Thieren zeigt sich nach 
vom gewendet eine beflügelte, weibliche Gestalt in strenger und starrer 
Haltung, weitgeöfEheten yortretenden Augen, grosser, scharf gebildeter 
Nase. Der auf dem Scheitel hervorragende Kopfputz (Haarschopf) ruht 
auf einer querlaufenden Flechte, die übrigen Haare sind theils auf der 
Stirn in vier Strähnen aufgerollt, theils fallen sie hinter den Ohren 
bis zur Schulter in steifen, kleingeringelten Locken herab. Den Hals 
umgibt ein dem etruskischen Torques radiatus ähnlicher Zierart. Die 
Brüste sind stark hervorgehoben. Von den, mit einem geflochtenen 
Gürtel umschlossenen Hüften föllt straff bis auf die Füsse ein Gewand 
von gewürfelten und gestreiften Mustern, mit breitem Saume. In jeder 
Hand hält diese Figur einen Hasen, links an den B[interläufen , rechts 
an den Vorderläufen. Neben ihr sitzen zwei Löwen mit abgewendetem 
Kopfe, welche mit einer gehobenen Vordertatze die Hüfte der Figur 
berühren« Ueber dem Haupte sitzt ein Falke oder Adler, hinter dem 
Haupte streckt sich nach jeder Seite eine bärtige Schlange, welche auf 
ihrem Bücken zwei kleine sitzende Löwen trägt. Diese ganze Gruppe 
steht auf einem Ornamente aus zwei grossen, von der Mitte auslaufen- 
den Blättern mit rund gekerbtem Bande, welchen auch die Palmette 
zeigt, die sich zwischen den spiralförmig gerollten Bippen der beiden 
Blätter nach unten zu entfaltet und den Abschluss des Ganzen bildet. 
— Der asiatische Charakter ist unverkennbar. Der Stil der geflügel- 
ten Gestalt kennzeichnet sich ebenso wie der der Löwen in Muskeln 
und Mähnen, als hochalterthümlich. ~ Gedeutet ist die Gruppe am 



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Uebersicht der Funde etroskischer Alterthümer. 129 

am wtüirscheiiiliclisten anf die asiatische Artemis als Erhalteria nnd 
Ernährerin alles Lehendigen, wie sie besonders in ihrem Bilde zu 
Ephestts aufgefasst war. Ich verweise für die Wahrscheinlichkeit dieser 
Deutung auf das von E. Gerhard in den Bonner Jbb. XVIII. und Denkm. 
und Forsch. 1854. S. 185 fiL über die „persische Artemis" Gesagte. 
Was die paarweise vertretenen Thiere anlangt, so darf die Deutung 
nicht zu viel in Art und Stellung derselben suchen wollen. Auf einem 
etruskischen Gefäss bei 0. Müller D. A- K. I. 57. Nr. 28 a. drückt die 
Göttin die Yorderklauen zweier aufgerichteter Löwen zusammen; auf 
einem aus Persien selbst stammenden geschnittenen Steine bei Ousely, 
travels in varioua countries of the East L Tf. 21. Nr. 16. Müller 
Nr. 281 b. hält sie die Löwen, welche aufgerichtet den Kopf zu ihr 
wenden, bei den Schwänzen gefasst. Während ein persischer Cylinder 
bei Dorow, Morgenländische Alterthümer Heft I. Tf. 1. eine Flügelge- 
stalt zeigt, welche mit jeder Hand einen schreitenden Strauss, der den 
Kopf von ihr wendet, am Hals gepackt hält, erscheinen auf zwei etrus- 
kischen Gefässen bei Micali, antichi monumenti tav. XVII. Nr. 5. tav. 
LXXllL Nr. 1. Müller 282 a, b. je zwei den Kopf zu ihr wendende 
Schwäne. J. Bntun, „das Grächwyler Götterbild," in den Bonner Jbb. 
XXY. (1857) S. 86—53. deutete das Bildwerk als Magna mater mit 
Beziehung auf Stat. Theb. VIIL 299. Dagegen folgte Gerhardts Auf- 
fassung im Wesentlichen Stickel (de Dianae Persicae monumento Graech- 
wyliano commentatio auctore J. Gust. Stickelio, pf* litt. Orient, publ. 
ord. Jenae (Deitung) 1856). — 

Ausser diesem Bildwerk kamen aus den zahlreichen Gräbern der 
betreffenden Schicht nur (11. und 12.) zwei Bronzeflbeln mit Buckeln 
in Form hohler Halbkugeln aus dünner Bronze zum Torschein. — Da- 
gegen fand man 7' tief (13.) das Eisenwerk eines zweirädrigen Wagens, 
sehr schmal» Badschienen) gut gearbeitete Nabenringe u. s. w. — In 
der Tiefe von 10' stiess man auf eine sehr grosse Grabstelle, deren 
Bettung und Einfassung wenigstens 20 Fuder Steine ergab, in der nur 
(14.) zalilreiche Scherben von Thongefässen gefunden wurden. Zu 
Unterst fand man noch (15.) ein kranzartiges Bronzeblech, (16.) ein ge- 
schmolzenes Stück Weissmetall und ein Hufeisen. 

40) Schalunen oder Fraubrunnen bei Münchenbuchsee (Strasse von Bern 

nach Solothum): 1864 ohne Spuren eines Grabes oder irgend welcher 
Beigaben ein Armband aus Golddraht von S^/^ Mm. Dicke gewunden, 
821/2 Gramm schwer, 82 Mm. Dchm. üeber die Art des Schlussgewin- 
des vgL oben S. 43. Zu der dort angegebenen Litteratur füge Anz. 
f. Schweiz. Alt. 1865 (XI.) S. 46 nebst Tafel L und Weinhold, altn. 
Leben S. 16 ff. 

41) Grau holz (3/4 8t. v. Schönbühel), Hügelgrab 7-8' Höhe, c. 60 Schritt 

im Umfange. 1) eiserne Wagönräderreifen von e. 62 - 67 Cm. Durch- 
messer, c. 2 Cm. Breite, die Ränder nach Innen aufgebogen. 2) unter 
dem eigentlichen Grabgewölbe reines i^andlager, darin ein deckelloser 
Bronzeeimer, dessen Wände aus zwei gewalzten blechen genietet sind, 
während der Boden aus einem besteht; Durchm. 26, Höhe 20 Cm. 
Die Aussenseite ist in gleichen Abständen mit zehn gleichraässig er- 

Genthe, etrusk. Tauschhandel. 9 ^^^^^T^ 

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130 Uebersicht der Fimde etmskischer Alterthümer. 

habenen Bippen verziert, zwischen denen eine punktierte Linie einge- 
dr&ckt ist. Die zierlichen mit je Tier Nieten befestigten Handhaben 
sind massiv and sehr gut erhalten. Der obere Band ist durch einen 
starken eisernen Draht verstärkt 8) Anf der anderen Seite des Grab- 
gewölbes 4 zerbrochene Handgelenkringe (?) ans Lignit 6—7 Cm. 
Dnrchm. Dabei stark vermoderte Gebeine. —Dabei 4) c. 28 ans dün- 
nem Goldblech getriebene Halbkügelchen von 12—18 Mm. Dchm., 
6—10 Gran schwer, mit nniilanfenden , erhabenen Kreislinien und da- 
zwischen mit Dreiecken verziert, in denen regelmässig 6 Punkte stehen. 
5) 2 kleine Goldringe, c. 12 Mm. Dchm., 28 Gran schwer und un- 
verziert. (Vgl: Anzeiger f. Schweiz. Gesch. u. Alterth. V. 1859. S. 6, 
Taf. I. 2-7). 

Der Bronzeeimer (Nr. 2.) ist dem bei Monceau-Laurent (Cote-d'or) 
gefundenen ganz gleichartig. Vgl. les fouiUes du Magny-Lambert. 
Lettre a M. Alex. Bertrand par M. Ed. Flouest in der Revue archöolog. 
1873. Juin. S. 363 ff. nebst Abbildung und v. Bonstetten Antiq. Suis- 
ses. Supplem. PI. XV. — Die Nr. 3 — 6 gehören offenbar zu einer 
Prauenleiche. Nr. 3 können Handgelenk- undFuss- oder Oberarmringe 
gewesen sein; darauf deutet die Zahl vier und die Weite. Nr. 4. er- 
innert in seinen Verzierungen ausserordentlich an die Köpfe mancher 
Haarnadeln. Je zwei Halbkugeln waren nach Analogie anderer Fnnde 
üb3r einem Kern von Lindenholz oder dgl. zusammengefugt. Nr. 6 
sind Ohrringe, welche ganz denen von Lindenschmit aus den Hohen- 
zollemschen Ländern veröffentlichten gleichen. 

g) Wallis. 

42) Am Gr. St. Bernhard: 2 Goldmünzen mit etmskischer Aufschrift 

(Mommsen a. a. 0. S. 202 und 228). Die am Ende des vorigen Jh. 
gefundenen Münzen befanden sich eine Zeit lang in den Sammlungen 
des Klosters ; jetzt sind sie verschwunden. Man hielt sie Anfangs für 
karthagische. 

43) Oolombey bei Monthey: Goldmünze mit etrusk. Inschrift (Mommsen 

a. a. 0. S. 202). 

44) Port-Valais (Portus Vallesiae, zur Bömerzeit dicht am Genfer See 

jetzt Vä Stunde davon): Goldmünze (Mommsen a. a. 0. S. 202). — 
Münzen der Art waren bisher nur im Bhonethale des VValUs, auf dem 
Gr. St. Bernhard und im Val d*Aosta gefunden, weshalb Th. Mommsen 
ihnen salassischen Ursprung zuschrieb, worin ihm Adr. de Longperier 
(Revue numismatique 1861 p. 333 Tf. XV.) gefolgt ist. 

45) Sitten. In einem Grabe 11—12' unter der Erdoberfläche (c. 3' unter 

einer älteren Vegetationsschicht) aus rohen Steinplatten zusammen- 
gesetzt bei einem fast ganz zersetzten Skelette : 1) in der Halsgegend 
6 guterhaltene, hinten offene, über die Hälfte mit schräger Schrafßemng 
verzierte Bronzeringe von 11 — 19 Cm Dchm. und 6 Mm. grösster 
Stärke. Die dünneren Enden sind zu einer Volute aufgebogen. 2) an 
jedem Arme 5 Armbänder, wovon je 4 ebenfalls aus offenen, nach den 
•Enden sich verjüngenden Bingen bestanden, die mit Querstreifen in 
gleichen Abständen verziert und in die je vier immer kleinere Binge 

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Uebersicht der Funde etruskischer Alterthümer. 131 

f 
eingehängt sind (58 Mm. grösster Dchm. 71/2 Mm. Breite); das fünfte 
(wohl für den Oberarm) war grösser und bestand aus zusammengebo- 
genem Metall. — 3) Eine Haarnadel von 43 Cm. Länge; der obere 
Theil ist gewunden. Der Knopf hat 42 Mm. Dchm., ist massiv und ist 
auf jeder Seite mit sieben Kreisomamenten verziert, von denen je sechs 
kleinere um das grössere siebente gestellt sind. Alle bestehen aus 
einem erhabenen Centrum, welches ein Stift von oxydiertem Metall 
bildet, um das 3 — 5 concentr. Kreise gezogen sind. Ich vermuthe 
nach Analogie anderer Nadeln, dass die Metallstifte aus Zinn bestan- 
den. — 4) Eine Spange von seltener Form, mit hohem Bügel, der mit 
Lineamen ten verziert ist, und lose eingehängter Nadel; zu weiterem 
Schmucke hängt darin ein Bing von 30 Mm. Dchm. und zwei kleine ^ 
aus geripptem Bronzeblech zusammengebogene Binge. 

46) Am Berge Charpigny zwischen Aigle und Bex im Ehonethale 30 

Armbänder verschiedener Form; z. B. zehnfaches Gewinde von Bronze 
(6 Mm. breit) um den Vorderarm zu legen; andere aus feinem Draht, 
welcher die Kenntnisse des Drahtziehens voraussetzt, hatten nur fünf 
Spiral Windungen; andere wieder zeigten feine Linearverzierung. Zwei 
silberne, 250 Gramm schwer und von nur 5 Cm. Dchm,, hatten Schlan- 
genköpfe am Ende. — Auf den Schädeln mehrerer Skelette fand man 
Kopfringe von 88—115 Mm. Weite, einen Bronzekamm, grosse Haar- 
nadeln etc. Ausserdem 3 Celts, eine Dolchklinge, eine grosse Menge 
dünner Bronzelamellen unbestimmter Verwendung, und grobes Thon- 
geschirr. — Aehnliche Gräber beobachtete man im Ehonethale bei 
Saint-Tripton, femer bei Aigle, AiForöts, Pre-Baccon und Bex, an letz- 
terem Orte mit einem schönen Dolche, mehreren Celts, Nadeln nnd Arm- 
ringen zusammen. S. Troyon, statistique des antiquites de la Suisse 
occidentale VIe. art. im Anz. f. Schweiz. Alterth. 1857. S. 32 f. — 

47) Aigle und Bex: ersteres (Aquileja) mit Colombey und Monthey (vgL 

oben S. 130. Nr. 43.), letzteres (Balneae), eine Hallstätte mit sofort 
sudfähiger Soole, mit Sitten durch eine Strasse verbunden. Bei A 
1857 in einem von Troyon geöffneten Grabe der Bronzezeit u. a. ein 
Armband mit Schmelzschmuck (verglastem Thone) vgl. statistique des 
antiq. de la S. 0. VllI«. art. im Anz. f. Schw. A. 1858. S. 25. - Ein 
ebenda gefundener schöner Bronzekamm (grösste Länge 105 Mm., 
grösste Höhe 43 Mm., Länge der Zinken 15 Mm.) hat in der durch- 
brochenen oberen Hälfte eine Verzierung von zwei einfachen Mäandern, 
die von geperlten Rändern eingefasst sind; die Ecken werden durch 
Knöpfe mit rother Thonpasta gebildet; den oberen Band krönt in der 
Mitte ein einfaches Arabeskenomament , an den Enden je einer der 
charakteristischen Schwimmvögel. (Abbildung im Anz. f. Schw. Al- 
terth. 1861. VU. Tf. I. 1. — Einen Celt, der ganz dem von Gastaldi 
aus Oberitalischer Fundstätte veröffentlichten (s. oben S. 33.) gleicht, 
fand man an der Strasse von Aigle nach Chäteau - d'Oex ; s. die Ab- 
büdung a. a. 0. 1869. S, 36. 

In der Umgegend von Bex (nach OUon und Berg Charpigny zu) 
wurden im Ehonethale öfter Dolche der Art gefunden, wie sie beson- 

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132 Uebersicl^t der Funde etrnskischer Altert^üm^. 

ff 
ders in den Pfaklbanten der italienkchen Seen erscheinen nnd gewöhn- 
lich dem ersten Eisenalter zugeschrieben werden. Thioly Juurnte ans 
der bezeichneten Gegend sechs Stück. (Anz. t Schweiz. Alterth. 1870. 
S. 172.). Mit Becht fragt er, wie man anders die Häufigkeit der 
Dolchklingen gleicher Art in Italien luid im Ehonethal im Gegensatz 
zu ihrer Seltenheit in den schweizerischen Pfahlbauten erkl&ren wolle, 
wenn nicht durch Handel. Weder Schwert- noch Dolchformen seien in 
der Schweiz gef\inden. 

48) Gurin (auch Cr in oder Bosco genannt), an der Walliser und Tessiner 

Grenze: Grabhügel mit kreisrunder hoher Steinschüttung: darunter 
Ohrringe und Fingerringe von Gold, grosse Fuss- oder Oberarmringe 
aus Eisen [ich vermuthe 4 Badnabenringe vgl. Wald-Algesheim Nr. 161] 
mit dünnem Goldbleche überzogen, einige Scherben« verschiedene Bruch- 
stücke reichomamentierten Bronzegeräthes ; eine Anzahl zerbrochener 
eiserner Beifen für Räder von c. 85 Cm. Dchm. ; dazu Gebeine eines Man- 
nes und eines Pferdes. Vgl. oben den Fund von Sesto-Calende. Nr. 9. 

49) Im Loetschenthal (rechtes Bhoneufer): zahlreiche Gräber mit Ske- 

letten: dabei an 80 Armbänder und anderer Schmuck. Die zum Theil 
noch elastischen Armbänder sind vielfach mit concentrischen Kreisen 
verziert ; andere sind geknöpfelt wie die von Wall«rfangen (s. u. Nr. 163) 
noch andere gezahnt wie Kammräder, so dass ich fast glaube, dass 
die Zwischenräume zwischen den einzelnen Zähnen mit einer Pasta 
oder Fritte ausgefällt waren. VgL S^pultures helvetes dans le Yalais 
im Anz. f. Schweiz. Alt. XIV. (1868.) S. 104. 

60) Im Eingange des Tbales d' Harens und im Bhonethale (bei Gröne) 

worden 1869 zwei Gräber mit reichen Bronzebeigaben, die ganz denen 
vom Loetschenthal gleichen, gefanden; 10 Armringe davon, die an 
einem ünterarmknochen sassen und ebenfalls noch elastisch sind (Ver- 
zierung mit concentr. Kreisen), sind abgeb. im Anz. f. Schw. Alterth. 
1870. Tf. XI. 1. — Ebenda eine Fibel, die in der Mitte mit drei peri- 
förmigen Stöcken Elfenbein verziert ist und deren Ende ebenfalls in 
einen Elfenbeinknopf ausläuft; femer eine Armschiene von sehr guter 
Arbeit, welche F. Thioly a. a. 0. S. 124 ebenso wie die Fibel durch- 
aus etrnskischer Arbeit gleichstellt. 

h) WaADT. 

61) Avenches (Aventicum), südlich vom Murtener See, an der Strasse nach 

Lausanne, später die grösste Niederlassung der Bömer in der Schweiz: 
ein etrnskischer Metallspiegel, jetzt im Museum zu Lausanne, abge- 
bildet bei A. Jahn, etrusk. Alterthümer in der Schweiz (Mittheilungen 
des Züricher antiquar. Vereins 1853) Tf. IV. Ursprünglich auf Leda 
und die Dioskuren, von E. Gerhard aber (vgl. das Schreiben bei Jahn 
a. a. 0, S. 121.) auf das Urth&il des Paris bezQgen. VgL noch Arch. 
Zeitg. 1844. S. 334 und über den Ort überhaupt: Bursian, Aventicum 
Helvetiorum. Mitth. d. Zürich, antiq. Ver. XVL 1870. Abth. 1. Heft 5. 
Bemerkenswerth ist eine in der Umgegend gefundene Bronzestatuette 
eine rein handwerksmässige Nachahmung des etruskischen Herkules 
besprochen von C. Bursian im Anz. f. Schweiz. Alterth. 1869. S. 36 f., 



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Uebersicht der Funde etmskischer Alterthtimer. 133 

abgebildet ebenda Taf. V. 1; Gleiche Typen wies aus Pompeji und 
aus Paeßtum W. Heibig (Bulletino 1864. S. 62) nach. - Ferner 1862 
ein Münzstempel, bis jetzt ein Unicum seiner Art. Er besteht aus einem 
runden Stock Eisen, von c. 45 Mm. Breite, auf dessen oberer Seite ein 
rundes Stück Erz eingekeilt ist. Die Aussenseite des Erzes ist poliert, 
künstlich vertieft und zeigt ein flaches Gepräge, einen m&nnlichen un- 
bärtigen Kopf, der mit einem Kranze oder Diademe geschmückt ist^ 
Der Beyers fehlt Er hätte eine Biga enthalten müssen, denn der Av. 
bildet ganz unzweifelhaft eine Nachahmung der makedonischen Gold- 
statere. Nach Grösse und Beschaffenheit stimmen mit diesem Stempel 
vier bei Luzem, SchafFhausen und Bern gefundene Goldmünzen. Vgl. 
Anz. für Schweiz. Alterth. 1862. S. 72 f. — Ayenches scheint danach 
im 3. Jh. y. Ohr. bereits eine Münzstätte für helyetische Goldwährung 
gewesen zu sein. 

i) AARGAU. 

52) Kulm, Grafschaft Lenzburg, an derWinen: etruskische Goldmünze: jetzt 

im städtischen Cabinet zu Bern. (Vgl. Mommsen a. a. 0. S. 220« 
Fabretti C. J.) 

k) Neuenbürg. 

53) Val de Trayers (Thal der Eeuss yon Noiraigne bis St. Sulpice): Grab- 

hügel mit yielen „althelyetischen" Bronzen. Einen grossen Kessel da- 
von erwarb Desor. Anz. f. Schweiz. Alterth. 1867. S. 128. 

54) Neuenburger See: Bronzestationen Estavayer und Cudrefin am öst- 

lichen, Cor9elette, Concise, Marin, Bevaix und Cortaillod am westlichen 
Ufer. Ueber Früheres s. D^sor, les habitations lacustres du lac de 
Neuchätel. Deutsch yon Karl Meyer, Neuenburg 1863. 38 S. 8». Neue 
Bearbeitung. 

Von späteren Funden hebe ich nur einzelne hervor: 

54a) Estavayer 1868 eine Haarnadel mit einem Knopf aus Hirschhorn , der 
aus zwei Halbkugeln besteht, die durch eine silberne Scheibe getrennt 
werden. (Silber ist in den Pfahlbauten sehr selten.) Abgebildet Anz. 
f. Schweiz. Alterth. 1869. S. 2. Fig. 4 u. 5. — In der Nähe am Point 
du Pilard wurden einige Aeite und zwei Münzen gefunden, deren eine 
der von Tiefenau (bei r.Bonstetten suppltoent d'antiq. suisses) gleicht 
Av, Schüd. Eev. Stier. Anz. f. Schw. Alt. 1862. S. 12. 

55a) Cortaillod, am westlichen Ufer des Neuenburger Sees: Pfahlbau» 
u. a. eine eherne Haarnadel, ähnlich der von Cor9elette in der Samm- 
lung des Obersten Schwab zu Biel, abgebildet bei Lindenschmit, Al- 
terthümer d. h. V. H. Heft 3. Tf. IV. Nr. 7. 

55b) Cor^elette, 2 Meilen südlich von dem vorhergenannten Orte: Pfahl- 
bau. Bronzegegenstände, u. a. 1) Nadel von Erz mit hohlem Knopf, 
dessen sieben runde OefEhungen wahrscheinlich mit farbigem Kitte 
ausgefüllt gewesen sind; abgeb. bei Lindenschmit, Alterthümer IL 
Heft 3. Tf. IV. Nr. 6. — 2) Eine ähnliche Nadel, abgeb. ebda. Nr. 9. 
— Bei Nr. 1 sind die Oeffnungen von drei bis vier concentrischen 
Kreiden umgeben, deren äuaaeniter mit kleinen Zackwomamenten ver- 



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134 TJebersich); der Funde etrnskischer Alterthümer. 

sehen ist Bei Nr. 2 sind nur vier Oeffnungen von vier Kreisen ein- 
geschlossen und durch vier sich kreuzende Doppellinien verhunden. 

55c) Marin: In dieser Pfahlbanstation wurden an Münzen gefunden 3 galli- 
sche Eupfermünzen, wie sie H. Meyer den ältesten gallischen Prägun- 
gen zurechnet. Av. Kopf. Rev. ein phantast. Thier, vielleicht unvoll- 
kommene Nachahmung des stossenden Stiers auf massaliotischen Mün- 
zen; femer eine Goldmünze, in der westlichen und östlichen Schweiz 
verbreitete Nachprägung der Philippusstatere j dabei eine massaliotische 
Silberdrachme. 

55 d) Von Alterthümem der Station Concise s. oben S. 50 ff. 

55 e) Ohne nähere Angabe des Fundortes: 1867 dem Neuenburger See ent- 
hoben zwei kleine Eädchen, das eine aus Zinn (sehr selten in den Pfahl- 
bauten der Bronzezeit), das andere aus Bronze, nach Fr. Keller's An- 
sicht zweifellos Bestandtheile sogenannter Kesselwagen (s. oben S. 61 f.). 
Vgl. Protocoll über die Sitzung des Züricher antiq. Vereines^ vom 
28. Dez. 1867 und Anz. f. Schw. Alterth. 1868. S. 9 

56—60) Bieler See. Üeber ältere Funde vgl. die oben angeführte Schrift 
D^sor's; über neuere V. Gross, les habitations lacustres du lac de 
Bienne. Delemont 1873. 46 S. 8o. mit 8 Tff. In den Pfahlbaustatio- 
nen von Hörigen, Lattrigen, unterer Berg, Sutz und Nidau zahlreiche 
Gelte mit und ohne Schaffclappen und Ohren; dieselben sind gegossen; 
viele sind offenbar nie gebraucht, ja nicht einmal geschäftet gewesen; 
Grösse 11 — 13 Cm. Zahlreiche Sicheln, c. 11 Cm. lang, 3 — 31/2 Cm. 
breit, ebenfalls durch Guss hergestellt, wie die Gusszapfen in der Mitte 
des Randes beweisen. — Messer 7 14'/^ Cm. lang; ~ Pfrieme, Lan- 
zen und Wurfspeere bis 26 Cm. Länge; Meissel mit Tülle 8 Cm» lang; 
Hämmer; Ohrringe; Armringe in vier verschiedenen Grössen von9V2Cni. 
Durchmesser und 21/2 Cm. Breite bis zu einem ganz kleinen, als Spiel- 
zeug gebrauchten; Fibeln verschiedener Form (die s. g. raupenförmigen 
waren dazu bestimmt eine Frittmasse oder verglasten Thon in den 
Vertiefungen aufzunehmen.) — Die darunter und daneben in der Kul- 
turschicht gefundenen zahlreichen Thongefasse aller Art und manig- 
faltiger Form (bis zu 42V.> Cm. OeflEhungsweite) sind heimisches Fa- 
brikat. Vgl. F. Keller, die keltischen Pfahlbauten i. d. Schweizerseen. 
2. A. Zürich. 1865. Tf. V. Schweiz, antiq. Anz. 1871. S. 284 f. Von 
den einzelnen Funden sind hervorzuheben 1) Moorigen: Ein bronzenes 
Pferdegebiss von vollendeter Arbeit, durch Guss in einem Stück her- 
gestellt, vollkommen dem bei Vaudrevanges gefundenen analog. Be- 
merkenswerth sind die kleinen Dimensionen des Mundstückes (9 Cm. 
gegen 12—15 Cm. heut zu Tage); die Seitenbügel sind 15 Cm. lang, 
abgeb. und beschrieben von AI. Bertrand in der Revue arch^oL 1873 
und von Dr. Gross im Schweizer antiq. Anzeiger. Juli 1872. p. 359. 
Dabei ein Schwert, Eisenklinge mit Bronzegriff, welches sehr an die 
dem ersten Eisenalter zugewiesenen Funde von Gr^sine und Chatillon 
(lac du Bourget) erinnert. (Notiz von Dr. F* Keller in der Revue ar- 
ch^l. 1873. p. 332.). — Eine breite trianguläre Dolchklinge mit sechs 
Nieten zur Befestigung in den Wangen des Griffes, und der bekannten 



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üeberaicht der Fände etruskischer Alterthümer. 135 

Verziernng von Linien, die nach dem Griff zu divergieren (vgl n. 
Beitsch). — Ein Bronzeger&th noch unerklärter Verwendung. Länge 
55 Cm., Gewicht 284 Gramm. Die Grundform ist die einer Nadeb 
deren oberer Theil in einer 8 Cm. langen vierseitigen Hülse steckt, 
. die in einen Ring endigt, in welchem drei bewegliche Binge hängen, 
und an deren einer Seite in Form eines Kreissegmentes ein Henkel 
mit plumper Schwanfigur als Ornament heraustritt. Beschrieben und 
abgebildet von F. Keller im Schweiz, antiq. Anzeig. 1871. S. 236 f. u. 
Taf. XX. Fig. 14. Zu bemerken ist, dass Hülse, Binge und Henkel 
durch Guss in einem Stück hergestellt sind. — 

In der Nähe im Torfmoore von Epsach bei den Besten einer Holz- 
hütte 6—8' tief zwei prachtvolle Bronzebeile, das eine mit sehr breiter 
halbrunder Schneide und kleinen Schaftlappen, das andere kleiner mit 
hohler viereckiger Tülle; nicht weit davon eine schöne Lanzenspitze 
mit Strichverzierungen. Notiz von E. v. Fellenberg im Schw. antiq. 
Anz. 1871. S. 286. 

Von den neuerdings gemachten Funden verdienen ganz besondere 
Hervorhebung die 4 von Gross abgebildeten Erzschwerter, von denen 
besonders das PI. VI. 2. beschriebene mit Eisenklinge und Bronzegriff, 
der mit kleinen Eisenstiffcen verziert war, beachtenswerth ist; so- 
dann die gefundenen Formen für Messer, Sichel undMeisseL a. a. 0. 
Tf Vm. 1-5. 

61) Orpund bei Biel: 1869 ein Skelett mit sehr schönem Armringe aus 

dunkelblauem Glase mit einem Kranze aus stark erhöhten Blättern* 
(Anz. l Schweiz. Alterth. 1870. S. 151 f. nebst Taf. XUL Fig. 15.) 

Zwischen Soyhi^re und Del^mont, nicht weit von den merkwürdi- 
gen Felsen von Courroux, war einige Jahre früher ein Halsband von 
Bronze und die Trümmer eines aus blauen Glasperlen 'und Bernstein 
bestehenden anderen zu Tagegefördert. Anz^. f. Schw. Alt. 1857. S. 23. 

1) Am BODENSER 

62) Ohne nähere Angabe des Fundortes; „ein altetrukischer Bronzehelm, ur- 

sprünglich griechischer Form^ von Lindenschmit erwähnt im Text zu 
Bd. I. Heft 2. Tf. 3. 

III. FRANKREICH. 

Die Alterthümer dieses Landes sind auf etwaige etruskische Pro- 
venienz noch nicht untersucht. Da mir die PubUcationen der archaeo- 
logischen Gesellschaften, deren Eifer für Localforschung gerühmt werden 
muss, zur Zeit nicht zugänglich sind, so begnüge ich mich ausser einigen 
speciell anzuführenden Funden mit dem allgemeinen Hinweise , dass 
von grösseren Fundgruppen besonders die des Bhonethales, des Marne-» 
Seine- und Sommegebietes für den vorliegenden Gegenstand von Be- 
lang scheinen und in erster Linie eine genauere Prüfung verdienen. 

Von hervorragenden einzelnen Funden führe ich folgende näher 
^bekannt gewordene an: 



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136 üebersicht der Funde etrnskischer Altertbtimer. 

63) Grenoble (Cularo, Gratianopolis : Depart. Is^e, Arrond. Grenoble): in 

der Umgegend ein vortreiflicher Panzer Ton starkem Bronzebleeh, jetzt 
im Mus^e d' Artillerie zn Paris, abgebildet bei Lindenschmit A. cL h. 
V. n. Heft 11. Tf. L Nr. 6 u. 7. Der Rödtenpanzer zeigt die bisher 
nnr bei etruskischen Harnischen beobachtete Eigenthümlichkeit, dass der 
obere Rand sich in einen aufstehenden Nackenschirm fortsetzt. Bmst- 
nnd Bückenpanzer sind mit horizontalen nnd schrägen Reihen von 
Buckeln verziert, zwischen denen concentrische Kreisomamente, ans je 
drei um einen Buckel umlaufenden Kreisen kleinerer Buckel gebildet, 
umlaufen (vgL die Ornamente der Schwertscheide von Nimes). Die H öhe 
beider Theile beträgt 40 Cm., die grösste Breite des Bmsthamisches 
36 Cm. 

64) Arles(Arelate)imBhonedelta: c. 1840 ein Erzgürtel gefunden, von Hm. 

Reutze in Vienne erworben und dem Museum nordischer Alterthnmer 
übersandt; besprochen und abgebildet in den Mämoirs des antiquaires 
du Nord 1845—49. p. 187 — 192. „sur une ceinture en bronze trouv^e 
au midi de la France, cf. pL II. — Derselbe ist oben S.42. näher be- 
schrieben. Zu dem dort Gesagten ist hinzuzufügen, dass er nicht ganz 
vollständig ist, 6I1/2 Cm. lang, 8V8 Cm. breit, mit Einschluss der Ge- 
hängstticke (die incl. Oese 3" messen) 16 Cm. — Keine Spur von 
Löthung zu sehen. 

65) Bei Toulouse: ein Paar bronzene Wagenräder mit 14 Cm. weit heraus- 

tretenden Naben. — Der höchst bedeutsame Fund stellt sich zu dem 
im Sommer 1873 bei Hassloch gemachten (s. unten Nr. 139). 

66) Jonquieres an der Vaucluse (Dep. Vaucluse, Arrond. Avignon); 

Silbermünzen in grosser Zahl, auf der einen Seite mit bekränztem 
ApoUokopf, auf der anderen mit rechts gewendetem Pferdekopf. Eine 
Anzahl zeigt Apollokopf und laufenden Bock. Das Gewicht beträgt 
durchschnittlich 2,39 Gr. Ygl. Fortia d'Ürban antiq. du Vaucluse 
p. 285. — Mommsen Rom. Münzw. S. 673 f. meint, dass auf diesen - 
Münzen keltische Namen (iankouesi und kasios) in nordetruskischer 
Schrift stehen und das Gepräge den campanisch-römischen Münzen des 
5. Jh. d. St. entlehnt zu sein scheine. In der That fanden sich dabei 
zwei nicht alterthümliche massaliotische Münzen; der Münzfass selbst 
ist der massaliotische. 

67) Nimes (Nemausus, Depart. Gardon, Arrond. Nimes) : Bronzeschwert, jetzt 

im Musee d' Artillerie; abgeb. bei Lindenschmit A. d. h. V. 11. Heft I. 
Tf. 3. Nr. 4~ 5. Die Klinge, 52 Cm. lang, welche durch einen halb- 
runden Grat verstärkt ist, ist nicht nur durch die Angel, sondern auch 
unmittelbar an dem halbbogenfonnigen Klingenansatz durch fünf Niete 
mit dem Griffe verbunden. Der Griff läuft in einen flachen, oben ge- 
ränderten und mit drei punktierten Reihen verzierten Knopf aus. — 
Die Scheide des Schwertes besteht aus Bronzeblech, und ist in getrie- 
bener Arbeit so verziert, dass siebenmal ein Ornament von drei con- 
centrischen Kreisen mit einer Querreihe von fünf Buckeln wechselt, 
dann unter der letzten solchen Reihe drei kleinere concentrische Kreis- 
omamente folgen, während ein starker Knopf als Ortband den Ab- 
schluss bildet. 

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üebersicht der Funde etruskischer Alterthümer. 137 

68) Monceaa-Lanrent (commune de Magny-Lambert : Cöte-d'or) 1872; in 

einem Grabe ein grosser Bronzeeimer nebsl; Schöpfkelle aus gleichem 
Metall. In dem Eimer befand sich ausserdem noch ein hübsches klei- 
nes Bronzegef&ss mit fljCchem Bande. Der Eimer selbst ist 32 Cm. 
hoch und hat 341/2 Cm. Dchm. Er ist mit sechs getriebenen Reifen 
versehen. Ein Ornament ist hergestellt durch gleichmässig eingeschla- 
gene Punkte (je sechs in die Höhe und je fünf in die Breite) als im 
Zickzack zwischen den Eeifen laufende Parallelogramme. Am Fusse 
des Eimers befindet sich eine Reihe einfacher Punkte. Der Rand läuft, 
um Festigkeit zu haben, über eine Kupferröhre, die mit weissem Metall 
gefüllt ist Der ganze Mantel ist aus zwei Hälften mit je 30 Nieten 
zusammengesetzt. Innen sind Platten von 32 Mm. gegengesetzt. An 
jeder Seite ist eine Handhabe mit 6 konischen Nieten befestigt. In 
den Handhaben hängt je ein Ring, in diesem zwei Gehängstücke mit 
Entenköpfen. Am Boden ist eine kleine Platte mit drei Nieten be- 
festigt, offenbar eine alte Reparatur. — Die Schöpfkelle gleicht ganz 
der aus dem Grabhügel von Favargettes, welche Desor veröffentlicht 
hat. Für den Eimer giebt es, was Form und Verzierung anlangt, keine 
augenfölligere Parallele als einen Eimer aus dem HaUstätter Grabfelde 
(Grab 299, welches noch drei Fuss tief unter Grab 295 lag). — Vgl. 
Les fouilles du Magny-Lambert, Lettre a Mr. Alex. Bertrand par M. 
Ed. Flouest. Revue archeol. 1873. Juin. p. 863 ffl 

69) Gommeville (Cote d'or): Bronzeeimer, muthmasslich aus einem Grabe, 

kleiner und einfacher als der von Monceau-Laurent unter Nr. 68. soeben 
beschriebene. Jetzt im Museum zu St. Germain. Vgl. Revue archöol. 
1873. Juin. p. 364. 

70) Vaudrevanges (bei ?aarlouis): Von Victor Simon aus Metz mitten in 

einem Moraste verborgen aufgefunden 61 Bronzegegenstände, darunter 
1 grosser Reif mit Gehängstücken, unbekannten Gebrauches; 5 kleine 
Reifen, vielleicht Stücke ähnlichen Geräths; 2 Zierscheiben mit schild- 
artiger Verzierung ; 4 Aexte, 1 Schwert, 14 grosse Armringe, 9 kleine 
Armbänder, 4 Pferdegebissbügel , dazu Scheiben für das Durchziehen 
der Riemen, Halfterstangen, Riemenknöpfe, Gehängstücke. - Das 
Schwert zeigt eine Form des Griffes,. Vgl. Revue archäol. 1868. p. 242; 
welche ganz der verwandt ist, welche eine in Italien gefundene, bei 
Lindenschmit A. d. h. V. I. Heft 1. Tf. II. Nr. 10—12. abgebildete 
Gussform aufweist, während die Klinge denen der HaUstätter Bronze- 
schwerter (ebda. II. Heft 1. Tf. V. Nr. 3 u. 4.) gleicht. — Die Pferde- 
gebisse sind ganz dem bei Moerigen im Bieler See gefundenen (s. oben 
Nr. 57.) conform, nur ein wenig kleiner. Vollkommen gleiche wurden 
1872 für das Museum zu Nancy aus der Umgegend erworben; desgl. 
mit Bronzesicheln zusammen für das Local-Museum zu Clermont-Fer- 
rand (Auvergne.) — Der Fund besprochen von Alex. Bertrand in der 
Revue archeol. 1873. Mai. p. 327—332. (Museum zu St. Germain 
Saal 7). 

Von anderweitigen Funden, die auf französischem Boden gemacht 
sind, hebe ich^ folgende hervor: a) Schwert, Lanze rmd Fibel aus dem 



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138 Ücbersicht der Funde etruskischer Alterthümer. 

Marnegebiet (jetzt im Musenm zu St. Germain), die Mortillet in der 
Revue archeol. XX!!.* 1871. p. 288-290. (Taf. 22.) mit vöUig homo- 
genen Fundstücken von Marzabotto zusammengestellt hat. - b) Hügel- 
grab im Walde Caraoöt (Finistere, commune de Quimperl^). 1843 ge- 
funden 1 Göldkette 225 Gr. schwer, ein grosser stark oxydierter Silber- 
ring mit zwei kleineren, eine Keule (? casse-tdte) von Kieselstein, 3 eherne 
Lanzen- oder Dolchklingen mit Spuren einer dünnen Silberlage, 1 Bronze- 
lanze, 1 kleiner Dolch von gleichem Metall, ein in den vier Ecken 
durchbohrter viereckiger Stein, ein Amulet von grünem Glase mit Loch 
gezahnte Feuersteinpfeilspitzen. VgL B. F. le Men, fouilles d'un tu- 
mulus dans le for^t de Carnoöt, commune de Quimperle. 1843. u. Re- 
vue archeol, (XVII.) 1868. p. 364-868. — c) In einem Frauengrabe 
mit Urnen unweit Schoppenwihr an der Strasse von Bennwihr nach 
Houssen 1867 folgende Bronzegegenstände : zwei Paar verschieden- 
artige Armbänder, zwei grosse Nadeln (32 Cm.) mit massiven Köpfen; 
ein Zierstück in Form eines S, mit Spiralen, 26 Cm. lang. — Später 
ebenda gleichfalls in einem Frauengrabe mit Aschenumen und Knochen- 
resten ein Paar starke cannelierte Armbänder, eine 32 Cm. lange Nadel 
mit massivem Knopfe (denen des anderen Grabes nicht gleich) eine 
Sichel mit gerippter Tülle; eine Anzahl Bernsteinperlen von einem 
Halsschmuck, ein Zierstück in Spiralform (Spiralfibel?). Die Stücke 
waren allem Anschein nach schon zerbrochen ins Grab gelegt. Von 
Eisen fand sich keine Spur. Vgl. Glaneur du Haut-Rhin. 1867. und 
Kevue archeol 1868. (XVIL) p. 168 f. 



IV. 0E8TEBBEICH. 

I. TIROL. 

a) TRIENT. 

71) Val di Cembra vom Avisiobache, der links in die Etsch mündet, durch- 

flössen. Auf dem Berge Caslyr 1828 unter einem Steinhügel ein 
kupferner Eimer mit fünf etrusk. Inschriften IO3/4" hoch, 11 1/4" h» 
grössten Weitendurchmesser (abgebildet bei Giovarielli, dei Rezi, dell' 
origine de' popoli d' Italia e d' una iscrizione Rezio-Etrusca. Triento. 
1844. 80. 147 pp. und nochmals 1845 in derMatray (s. u.) betreffen- 
den Schrift. Wiederholt bei Schio und Mommsen a. a. 0. Tf. I. Nr, 11 
A. B.) Aehnliche zusammengenietete Gefässe häufig in der Gegend 
von Este (vgl, oben Nr. 3 Este), — Auch in der Schweiz sind ähnliche 
gefunden, z. B. bei Russikon (Zürich). — Die Aehnlichkeit der Hall- 
stätter ist schon von Mommsen a. a. 0. S. 208 betont. 

b) BRIXEN. 

72) Kaltem (Caldaro) im Etschthale, an einem fischreichen See: am sog. 

Stadihof 1855 etrusk. Gräber mit verschiedenen Bronzegegenständen, 

auch mit etrusk. Inschriften. Vgl. v. Sacken, Leitfaden zur Kunde des 

^heidn. Alterthums m. Bez. auf d. österr. Länder. Wien. 1865. S. 136. 



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üebersicht der Funde etrnskischer Alterthümer. 139 

Anm. 1. Beachtenswerth Rasirmesser, breit und flach mit stark con- 
vexer Schneide, den bei Bologna gefundenen (Gozzadini, di un sepol- 
creto Etrusco scoperto presso Bologna 1853. tav. VI. 10, 16) gleich. 

73) Greifen st ein bei Botzen an der Eisack: eine Bronzevase, ein eiserner 

Helm, Messer u. dgL 1868 gefunden. (Fabretti C. J.) 

74) Pfatten an der Etsch (bei Batzen): wiederholte etruskische Funde er- 

heblicher Art i. J. 1862? Anz. f. Kunde deutscher Vorzeit 1862. S. 461. 

75) Kronburg (Oberinnthaler Kreis.) 1851: durch Eegengüsse freigespült ein 

ehernes Messer, das mit dem Griff 35 Cm. misst. Die Klinge ist ge- 
^ schweift, an der convexen Seite geschlossen, spitzig und fast handbreit. 
Der massive Griff trägt am Ende einen durchbrochenen Knopf von 
guter Technik und ist mit Bronzestiften angenietet. Der Fnnd wurde 
als etruskisch bezeichnet im Phönix, Ztschr. f. Litt., Kunst, Gesch. 
Vaterlandskande. 1852. Nr. 1. (3. Jan.) S. 8. (Vgl. Seidl, Beiträge 
z. e. Chronik d. archaeol. Funde III. S. 64 f.). 

c) Innsbruck. 

76) Matray, am Sillfluss, am nördl. Abhang des Brenner, an der Brenner- 

strasse (das alte Matreium, Station an der grossen, von dem älteren 
Drusus abgesteckten und von dessen Sohne Claudius zwischen 46 und 
47 n. Chr. ausgeführten via Claudia Augnsta von Trient über den 
Brenner nach Augusta Vindelicorum und an die Donau) : 1845 gefunden 
Bruchstücke eines Bronzeschildes (?) mit Reliefverzierungen und einer 
etrusk. Inschrift Kavises an der Handhabe (vgl. Sitzungsberichte d. 
Wiener Akad. phil.-hist. Kl. VII. Tf. X. u. XI.), femer Aschentöpfe, 
Erzringe theils mit farbigem Glas, theils mit Stückchen Bernstein 
darin; viereckige Korallen von Erz, andere von Glas; zahlreiche schwere 
ringförmige zusammengebogene Erzstücke und Spangen. ImFerdinan- 
deum zu Innsbruck. Vgl Giovanelli, le antichitä Eezio-Etrusche sco- 
perte presso Matrai nel Maggio. 1845. Trento 1845. 8o. 99 pp. Cave- 
doni, buUetino dell* instituto 1846. p. 17 ff. Jaeger, über die Leistun- 
gen auf dem Gebiet der Alterthumsforschung in Tirol S. 8 u. 11. Sitz- 
ungsberichte der Wiener Akademie 1851. Bd. VII. S. ^42. Tafel 10 u. 
11. Mommsen a. a. 0. S. 202. — Dennis a. a. 0. Die Relieffiguren 
des Geräthbruchstückes, welche bei Giovanelli und .Taeger abgebildet 
sind, hat Cavedoni a. a. genau beschrieben. Sie bildeten, als das 
Gefäss noch ganz war, eine um dasselbe unter einem verzierten Bande 
herumlaufende Composition. 

Von der unteren Beihe sind Thierfiguren übrig, zwei Steine, wie 
es scheint, und ein Reh mit Vögeln darüber. In der oberen Reihe be- 
steht die Hauptgruppe aus zwei nackten (zum Kampf?) sich gegenüber- 
stehenden Figuren mit Bändern um die Brust und den linken Oberarm ; 
jede Figur hält in jeder Hand eine Art kurzen Schlägel in der Mitte 
gefasst, der auf beiden Seiten in eine Kugel umläuft ; ein Riemen, wo- 
mit er ausserdem gehalten wird, geht über die obere Handfläche weg 
und hängt in einem Zipfel beim Daumen nieder. Zwischen beiden 
Figuren sieht man Helm, Lanze und Schild. Hinter jeder derselben 



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140 üebersicht der Pnnde etroskischer Alterthnmer. 

orschdnt eine Reihe bekleideter (and behelmter?) Fignren,' zum Theil 
mit Andeutungen des Bartes auf der Backe und Lippe. Zwischen ihnen 
steht ein Pferd (?). Die Bekleidung dieser Männer ist ein unten mit 
schmalem Saum versehener Ueberwurf. der vom Hals bis zu denEnieen 
reicht; von den Armen sieht man nichts. Die Zeichnung ist roh, aber 
nicht ohne Lebendigkeit. Die Figuren sind aUe von innen mit Stem- 
peln getrieben, so dass sie in Belief erscheinen. Mehrfach wird der 
Eindruck desselben Stempels bemerkt. — Auf Aehnlichkeit oder Ver- 
schiedenheit der Gewänder und Helme (Mützen?) auf dieser Darstellung 
und anderen in £trurien selbst gefondenen hat Cavedoni besonders auf- 
merksam gemacht. Merkwürdig ist die Analogie eines bei Modena ge- 
fundenen Spiegels (Annali delFInst. 1842. p. 74. tav. H.) 

77) Sonnenberg, 12 Miglien von Matray entfernt, ein etruskisches Todten- 

feld, wo ähnliche Gegenstände wie bei Matray gefanden sind, ausser- 
dem schwarze Aschenkrüge und Bronzemesser. Jaeger a. a. 0. Den- 
nis a. a. 0. 

II. Steiermark. 

78) Cilli (Kreis Marburg, an der schiffbaren Sau): zwei Bronzehelme mit 

Inschriften, die den nordetruskisohen sehr ähnlich sind. (Nach 1840 ge- 
fanden) Dennis, Grabstätten Etruriens S. XI. — Ebenda nächst Neu- 
haus wurde 1829 eine nicht unbedeutende Anzahl barbarischer Silber- 
münzen gefanden, wovon 36 Stück in Wien (Chronik 1854. p. 17). 
Auch Bernsteinschmuck kam dort zu Tage z B. ein den Hallstättem 
gleicher Ring. (Seidl a. a. 0. 1856. p. 50). Ein paar etrusk. Fibeln 
von dort hat das k. k. Antiken-Cabinet. 

79) Negau (zwischen Marburg und Radkersburg, Kreis Marburg) : unweit der 

Römerstrasse von Pettau (Poetevium) über Radkersburg (ad vicesimum) 
und Arrabona amRaabfluss nachCamuntum: Zwanzig schön patinierte 
Bronzehelme , von denen jetzt 12 im k * k. Antikenkabinet in Wien, 
7 im Johanneum zu Gratz sind. Zwei davon haben etruskische In- 
schriften (abgebildet bei Mommsen, nordetr. Alphab. Tf. 1. Nr. 12. a. b- 
13. a. b.). DesgL ein dritter (vgl. Steierm. Zeitschr. VII. Heft. S. 48 
u. E. Pratobevera in d. Mitth. d. h. V. IV. (1854) S. 63. Der Ver- 
bleib des einen ist nicht festgestellt. Vgl. v. Sacken, Leitfaden S. 116. 
Anm. 2. Vier sind treu abgebildet bei Steinbüchel in der Steierm. 
Ztschr. Gratz, 1826. Heft 7. S. 48—60 auf Tf. HL, Muchar, Gesch. 
d. Steiermark. Gratz 1844. Bd. L S. 446.' Micali, monumenti ined- 
1844. p. 331 tav. 53. Giovanelli, antich. scop. presse Matraj. 47. 
tav. l4 % 

80) Hummersdorf bei Radkersburg: bronzene Sicheln, Lanzen und Pal- 

stäbe. (Sammlung zu Gratz.) 

81) Unter -Gl ein (Marburger Kreis) (am Ausgange des Saggauthales in das 

Sulmthal): 1844: In einem Grabhügel von 70' umfang und 3V2' Höhe 
unter Steinschüttung von 2V2 Höhe und 2' Breite, a) Griff und Klin- 
genrest eines Bronzeschwertes 46 Ctm. lang, von ausserordentlich schöner 
Arbeit. Der Griff hat oben eine in Voluten aufgebogene Stange (Vgl. 



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Uebersicht der Funde etruskischer Alterthümer. 141 

obeD S. 50\ b) 1 Celt mit Schaftlappen 15,5 Cm. lang, an der 
Sehneide 4,8 Cm. breit, 30 Loth schwer. Der eine Lappen ist mit quer- 
lanfenden bandartigen Ornamenten geschmftkt. Der andere, mit dem 
Oehr versehen, ist glatt, c) Brachstücke von Thongefässen. — In 
einem 600 Schritt davon liegenden Hügel von 140—145 Schritt Um- 
fang und 3' Höhe mit gewaltiger Steinschüttung (über 100 Pnder) anf 
dem mit platten Steinen belegten Boden a) drei Bmchstücke sehr dün- 
ner Goldblättchen mit Zeichnung eines Baumblattes, b) Brust- und 
Bückenhamisch aus Bronze gehämmert. Die Bänder sind um einen 
starken Bronzedraht gebogen. Brustwarzen und Schulterbleche sind 
stark hervorgehoben. Ganze Höhe 47,3 Cm. am Bruststück, 49 Cm. 
am Bückentheil; grösste Breite vorn unter den Armlöchern 49 Cm., am 
unteren Rande 45,3 Cm. Gewicht beider 5 Pfd. 26 Loth. — Zur Ver- 
bindung beider Theile sind links je 4 Röhrchen angebracht, um Riemen 
durchzuziehen, rechts aber 24 Schnürlöcher. Ein anderer in der Nähe 
gefundener ähnlicher Panzer zeigte noch Reste der Schnürriemen und der 
liederunterlage des Panzers. — c) ein Seihgefass 16,3 Cm. lang, d) Bronze- 
schale von grosser Stärke c. 55 Cm. Umfang, 9,5 Cm. hoch, e) eine 
kleine 9,5 Cm. Dchm. , 3 Cm. Höhe. Der Henkel mit Stierhömem 
verziert. — f) zahlreiche Fragmente verschiedenartiger Gef&sse mit 
Spiral-, Wellenlinien-, Ringen-, Band-, Rad-, Dreieck Verzierungen, 
Elapperblechen, Rasselringen, g) 1 eiserne Axt 25 Cm. lang, h) zwei Pfer- 
detrensen von Eisen, i) Thongeschirr mit Verzierungen. — An einem 
Bruchstück einer flachen Schüssel hingen elf Kettchen mit Elapper- 
blechen. — Trümmer anderer Erzblechgefässe zeigen rohe punzierte 
Figuren: eine Ziege, einen Reiter (zweimal), einen Krieger mit Schild 
und Streitaxt (?), einen Bogenschützen (beide häufig), Bären, Hunde, 
Hirsche. — Der Doppelboden eines sehr grossen Gelasses (der Umfang 
berechnet sich auf 6V2- (1»S5 Meter.) ist durch einen 4,8 Cm. breiten 
Bleistreifen auseinander gehalten. — 8 zum Theil sehr zierlich gravierte 
Bronzeringe waren wohl Gefässgriffe. Die chemische Analyse ergab bei 
5 verschiedenen Gegenständen Schwankungen von 85,59 Theilen Kupfer und 
14,11 Zinn zu 87,94 Kupfer u. 12,06 Zinn ; alle Mischungen zeigten Spuren 
von Eisen und Blei. Vgl. Ed. Pratobevera a. d. Mitth. d. bist. Vereins f. 
Steiermark VIL (1857. S. 185 — 199. Kenner, Beiträge VL 1860. 
S. 37-43. — 

Ebenda 1860 auf einem anderen Grundstücke: Grabhügel dem 
zweiten der obigen ähnlich; in der Mitte desselben auf dem mit Stei- 
nen gepflasterten Boden ein aus grossen Blöcken gesetztes Gewölbe; 
unter demselben folgende Gegenstände: 1) zwei aus Bronze- 
blech geschnittene, flache Hände (die eine ca. 12 Cm., die andere 
14 Cm. lang und auch verschieden breit), mit verschiedenen gepnnzten 
Linien und Kreisomamenten verziert. Ueber zwei ähnliche Hände aus 
der Schweiz vgl. Zürich, antiq. Mitth, XIII. Abth, 2. Heft. — Braun» 
Jbb. d. V. V. Alterthumsfreunden im Rheinland. Born 1862. XVI. 2. 
fasst sie als Gerichtssymbole. 2. drei eherne runde Schilde (c. 28 Cm. 
Durchmesser); der Nabel ragt mehrere Zoll nagelähnlich hervor; an 



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142 üebersicht der Fände etruskischer Alterthümer. 

seiner Kuppe wie an den Schildrändem hängen zahlreiche dreieckige 
Klapperbleche in Kettenringen. Von der Schildfessel ist keine Spur 
mehr vorhanden. Alle drei haben mit Punzen eingeschlagene Orna- 
mente (vierspeichige Kader, Kreuze, Kämpferfiguren, enten- oder schwa- 
nenartige Vögel; auf einem fönf Doppelschwäne). 3) zwei breite 
kupferne (99,8 Kupfer, 0,2 Eisen) Gürtel (22V2 Cm. hoch) mit Thier- und 
Menschenbildern in verschiedenen Fries- Reihen bedeckt (anscheinend 
Jagdscenen). Der eine c. 85 Cm. lang, der andere c. 90 Cm. - Ander Rück- 
seite einige Niete von alten Reparaturen. Sorgfaltig beschrieben und ab- 
gebildet von K. Weinholdt in den Mittheil, des bist. Vereins f. Steierm. 
X. (1861)S. 265—292. — 4. Früher in einem anderen Grabe ebenda ge- 
funden: ein Bronzekessel mit drei ornamentierten Feldern unter dem 
Band; die beiden oberen enthalten Jagdbilder, wie die unter II. 3. be- 
zeichneten Gürtel; das dritte zeigt einen Bogenschützen, rautenartiges 
Gitterwerk und aus concentrischen Kreisen gebildete Ornamente. Die 
höchst beachtenswerthe Identität des Doppelschwan- und Badornaments 
auf dem einen Schilde mit dem Ornamente der Erzgefässe von Siem 
und Bönning hat Lindenschmit, der Erzschild S. 57 (vgl. oben S. 57.) 
bereits hervorgehoben. 

82) Altaussee: ohne nähere Angaben: Bronzeschwert mit eisernem Griff. 

(Mitth. d. bist. Ver. f. Steierm. V. S. 108.) 

83) St. Georgen ob Judenburg: 1854 ein offener Armring von Bronze 

mit drei Wülsten und an beiden Enden mit Schlangenköpfen. (Mitth. d. 
bist. Ver. für Steierm. 1854. S. 111.) 

84) Stretweg bei Judenburg: mehrere Bruchstücke eherner Helme und 

Gürtelbleche; der obere Theil eines Kessels (?), eine Vase mit zwei 
Henkeln. (Mitth. d. bist. Ver. f. Steierm. X.) 

85) Judenburg (gleichnam. Bezirk) an der Mur: Im Ausgange des Pölser- 

thales (welches auf eine im Itin. Ant. bezeichnete Strasse mündet) 
1851 aus einem Grabhügel mit Steinpflaster und Steinkranz unter einer 
Menge von Leichenbrand, 1) ein kleiner vierräderiger Wagen ganz aus 
Bronze. Die Bäder sind achtspeichig (wie das punzierte Ornament auf 
der Achsenbüchse des Horsowitzer Wagens); ihr Durchmesser ist 
12 Cm. Auf ihnen ruht ein 2872 Cm. langer, 17 Cm. breiter Boden 
aus starkem Bronzeblech. An den vier Ecken sind vier Thierköpfe 
(Pferde) mit S ähnlich gebogenem Halse angebracht. Der Wagen, zum 
Hin- und Herfahren bestimmt, zeigt vor- und rückwärts die gleiche Ge- 
stalt. In der vordersten Beihe steht ein Hirsch, den zwei Männer bei 
den Geweihen in ihrer Mitte halten; hinter denselben steht eine männ- 
liche Figur mit erhobenem Beile; daneben eine weibliche Figur. In 
der Mitte des strahlenförmig ausgeschnittenen Bronzebleches steht als 
Hauptfigur eine schlanke weibliche Gestalt mit breitem Gürtel, die 
Hände etwas über den Kopf erhoben, um eine auf dem Kopf aufliegende 
Scheibe (Untersatz eines Gefösses ?) zu stützen. Zu den Seiten sind je 
zwei Beiter aufgestellt , mit spitzem Helm , rundem Schild , kurzem 
Speer. — Wie sehr das Ganze phönizischen Charakter zeigt, vermag 
U, A. ein Vergleich mit der 1869 Bevue archeol. pl. XI. S. 393—402 



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Uebersicht d&r Funde etroskischer Alterthümer. 143 

von E. Perrot veröffentlichten Bronzefignr ans Eleinasien darznthnn. 
— 2) ein sog. Celt, 263/4 Cm. lang. — 3) eine bronzene Vase, mit 
zwei wagerechten Handhaben (31 Cm. hoch, oben 15V2 Cm. weit; wei- 
teste Bauchung 38 Cm.). — 4) der obere Theil einer noch grösseren 
Vase (obere Oeffnnng 31 Cm., weiteste Bauchung 57 Cm.), ebenso wie 
Nr. 3 aus vorzüglichem Bronzebleche; am oberen Bande mit concen- 
trischen Kreisen verziert. — 5) der untere Theil eines Helmes mit 
Spuren einstiger Vergoldung; die Form ist die der Negauer Helme. 
Bruchstücke anderer, ebenfalls vergoldeter Helme. — 6) mehrere Frag- 
mente von 4 flachen bronzenen Schüsseln, mit Spuren von Vergoldung, 
mit breitem Bande von Linien und Zickzack Ornamenten verziert, ca. 
33 Cm. im Durchmesser. An den wagerecht angenieteten Handhaben 
2—5 lose Binge eingehängt. — 7) eine Menge von sog. Klapperblechen 
mit Linien- und Stemornamenten, andere mit einem unförmlichen vier- 
fössigen Thiere. — 8) ein Bruchstück eines Siebes aus Bronze. — 

9) vier Bronzestücke unerklärter Bestimmung (772 Cm. hoch). — 

10) Pferdegeschirr (drei zweigliedrige eiserne Gebisse, viele bronzene 
Scheiben zum Durchziehen der Biemen). — 11* ein schmuckloses, 
flaches Bronzegeföss. — 12) Bronzestäbe, zum Theil gewunden und 
wohl zum Wagen gehörig. — 13) zahlreiche Bronzeringe (der grösste 
1 Cm. Dicke und 5V2 Cm. Durchmesser). — 14) zahlreiche Scherben 
von Thongefässen ; dieselben sind theils roher, theils feiner, hellroth 
mit graphitgrauen Streifen, andere mit weissen Linien. — 15) neun 
Bernsteincorallen mit Schnurlöchem , die grösste ca. 2 Cm. im Durch- 
messer. Früher sollen noch grössere gefunden sein. — 16) 2 sehr 
schmale, 43 Cm. lange Lanzeneisen 17) eiserne Eadschienen, fingerdicke 
Eisenstangen. — 18) zwei aus Golddraht gewundene Fingerringe 
(24 Cm. lang), doppelt zusammengebogen; ein rundes dünnes Gold- 
blech, Beschläge. —19) zahllose Fragmente, meist Blechstücke, Klümp- 
chen von Bronzeschlacke etc. — Beschrieben und abgebildet von M. 
ßobitsch, in den Mittheilg. des bist. Vereins f. Steierm. IIL (1852) 
S. 67—79. Die Gegenstände selbst sind jetzt in der Sammlung des 
genannten Vereins. Der Director desJoanneums zuGratz, Pratobevera 
bezeichnet die Technik der Bronzevase und des Kesselrandes als wahr- 
haft vollendet und gesteht, dass sie ihn augenblicklich an Italisches 
erinnert. (Mitth. d. h. Ver. f. Steierm. IV. S. 63.) Die chemische 
Analyse ergab für die eine Hirschfigur 87,34o/o Kupfer, 8,19 Zinn, 4,47 
Blei, für einen der Stäbe, welche die Schale auf dem Wagen getragen, 
91,05 Kupfer, 8,27 Zinn, 0,61 Blei, 0,07 Eisen (ebda. S. 70). 

86) Bei Wildon: treffliches Bronzeschwert 70 Cm. lang. (Mitth. d. bist. Ver. 

f. St. VII. 1855.) 

87) Jasbinje bei Prassberg: Bronzesichel gefunden zwischen J. und Brezje. 

(a. a. 0. IX.) 

88) St. Johann an der Mur: im Fluss ein Bronzeschwert. (Joanneum zu 

Gratz). 

89) Trösing bei Gnas: sieben Celts verschiedener Grösse, sechs davon mit 

Schaftlappen, einer mit Tülle; Bruchstücke von zwei Schwertern aus- 



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144 üebersicht der Funde etniskischer Alterthümer. 

gezeichneter Arbeit: eine schmale Lanzenspitze mit kurzer TüUe; Bmch- 
stück eines massiven lünges, eine ganze Sichel und Bruchstücke von 
zwei anderen; 2 Nägel — keine Spur von Eisen. (Mitth. d. h. Ver. V. 
S. 122.) Die Yermuthung, dass man es hier mit aes collectaneum 
(vgl. oben S. 73) zu thun habe, wird sehr nah gelegt durch die Ver- 
gleichung mit dem Funde von Plabutschberg beiGratz, welcher 2Celts, 
2 Bruchstücke von Schwertern, 2 Lanzenspitzen, ein Stück eines kur- 
zen Dolches, Bruchstücke eines schweren Ringes, eines kegelförmigen 
Au&atzes mit 2 Stiftlöchern, zweier Sicheln, eine ganze Sichel und 
einen Gusskuchen (eisenhaltiges Erz) enthielt. Vgl. a. a. 0. V. S. 119. 

90) Mürzzu schlag: ein ausgezeichnet schönes Bronzeschwert (a. a. O. Y.) 

91) Radkersburg (Kreis Marburg) an der Jdur, unweit der ungarischen 

Grenze: in einem Hügelgrabe Bruchstücke eines dem Judenburger (s. 
0. S. 142) sehr ähnlichen bronzenen Kesselwagens. Die Bäder sind 
ganz gleich. Am Achsengestelle angenietete Stäbe trugen den Kessel 
von dem die daneben gefundenen Blechfragmente herrühren. Die Stäbe 
sind ebenso gross und ebenso gewunden wie die des Judenburger Wa- 
gens. — Dabei ein bronzener Meissel, an Form dem Judenburger gleich 
und eine schlanke eiserne Lanzenspitze. (VgL M. Bobitsch in den 
MittheiL d. bist. Ver. f. Steierm. m. (1852) S. 77 f.) — Auf Schloss 
Freudenau aufbewahrt. — Verschiedene Bronzewaffen von dort im Joan- 
neum zu Gratz. — 

Aehnliche Wagen sind in altetruskischen Gräbern, diesseits der 
Alpenin Siebenbürgen (im Szaszvaroser-Stuhle), Schlesien 
(Oberkehle bei Trebnitz), Brandenburg (Frankfurt a. 0.) und 
Mecklenburg (Peckatel gefanden worden. 

92) Eleinstaetten (Marburger Kreis): zahlreiche keltische Gräber mit be- 

deutender Ausbeute an Waffen, Geräthen und Gefassen. Vgl österr. BL 
für Liti u. Kunst. 1846. Nr. 1. Gegenwart 1846. Nr. 20. S. 90. 

III. UNGARN. 

93) Auf der Puszta von St. György (Comitat Nord-Bihar, Bezirk Debrec- 

zin) im Mai 1858 frei vergraben (ohne Spur einer Leiche) gefunden 
2 Bronzehehne, nebst sechs grossen bronzenen Gef&ssen; unter diesen 
etwas tiefer sorgfältig, je Griff des einen auf die Spitze des anderen, 
verpackt gegen 30 Bronzeschwerter (soviel gab der Finder, ein Hirt 
des Fürsten Paul Esterhäzy an ; v. Sacken, Gräber von Hallstatt p. 97 
f. gibt 27 an). Sechs davon kamen in den Besitz des Hrn. v. Graf- 
fenried und sind genauer beschrieben von Kenner, Beiträge zu einer 
Fundchronik. 1860. S. 149 f. und in den wesentlichen Einzelnheiten abge- 
bildet (Fig. 66 —7 i .). Nr. 1 hat 62 Cm. Länge, 30 Mm. grösste Breite, 1 Pfd. 
22 Loth Gewicht. Der einfache Griff ist zu beiden Seiten der Klinge 
mit je 2, in dem Handstück mit 5 Nieten befestigt; in der Mitte ist 
er etwas vertieft. — Nr. 2 ist 6Q Cm. lang, 45 Mm. breit, 1 Pfd. 
26'8/3> Loth schwer; der Griff ist an der Ausladung mit je 3, am 
Handstück mit 5 Nieten befestigt. - Nr. 3 ist 55,7 Cm. lang, 49 Mm. 
grösster Breite, 1 Pfd. 26i%2 Loth schwer und dem Schwert der Sinva- 
mündung nioht unähnlich gravirt. Der schöne Griff ist in der Aus- 



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üebersicht der Funde etruskischer Alterthümer. 145 

ladung mit je 2, quer darüber mit 3 Nieten befestigt und mit drei 
Beihen Parallel -Kreisen, zwischen denen abgerundete Mäander (wie 
auf den Basierklingen und dem Geföss von Eoga) umlaufen, verziert. 
Die ihn abschliessende Scheibe ist an der inneren Fläche mit 6 concen- 
trischen Kreisen von je 5 Linien verziert. — Nr. 4 ist 54,3 Cm, lang, 
45 Mm. breit, 1 Pfd. 216/32 Loth schwer, ganz einfach, der Griff nur 
mit drei erhöhten Ringen verziert, der Knopf flach. — Nr. 5 ist 64,4 Cm. 
lang, 36 Mm. breit, 1 Pfd. 22 Loth schwer; die Klinge ist an den 
Seiten mit je 2, im Handsttick mit 6 Nieten am Griff befestigt. — 
Nr, 6. ist 55,7 Cm. langf, 44 Mm. breit, 2 Pfd. 2 »6/82 Loth schwer, 
Der Griff ist reich graviert, auf der Scheibe oben Schlangenlinien und 
Binge, die um den mit Bingelchen und graden Linien gravierten Knopf 
umlaufen. — ' Ausserdem wurden 4 massive Bronzehenkel gefanden, 
welche grossen Gefässen angehörten. Nach Angabe des Gelbgiessers, 
der sie ankaufte, waren sie durchschnittlich 28—29 Cm. hoch und hat- 
ten ein Gesammtge wicht von 10 Pfd. 

94) Vily (Comitat Zemplin, Bezirk Sätor-alja üjhely) 1857: unter einem 

grossen Steine neben Bruchstücken eines Thongefässes zwei Fuss tief 
unter der Erde a) 2 lanzettförmige Dolche 11,2 Cm lang, 35 Mm. in 
grösster Breite, 6 '7/82 I^oth im Gewicht. Das Griffstück hat aufgewulstete 
und eingekerbte Bänder; für Befestigung der Knochen- oder Holzgriff- 
schalen sind 3 Niete im Handstück, 2 am Klingenansatz, b) 2 trian- 
guläre, leicht geflammte Dolchklingen ohne Angel von c. 22 Cm. Länge, 
5 Cm. grösster Breite und Gewicht von 9^/32 Loth ; die eine hat in der Mitte 
eine durchgehende Bippe, die andere deren 3; beide sind mit parallelen 
Bandstrichen verziert; für Befestigung des Griffes sind im abgeschräg- 
ten Klingenende zwei Niete, c) Lanzenspitze aus Bronze 12,3 Cm. 
lang, 35 Mm. grösster Breite, 423/32 LotJi schwer. Die Tülle verläuft 
als scharfe hohe Bippe auf dem Blatte der Spitze und hat unten auf 
jeder Seite ein Loch. — d) 3 Armringe, zwei glatte mit zugespitzten 
Enden, einer geschlossen und aussen gereif elt; Dchm. 48-62 Mm., 
Gewicht 425/3.^ - 10^7/32 Loth. — e) grosse Spirale. — f) Haarnadel 
jetzt 19 Cm. lang, I20/32 Loth schwer, das üntertheil fehlt jedoch. 
Kenner, Beiträge zu e. Fundchronik. 111. 147. 

95) Pered-Sütö-Abod (beiBodva, Comitat Borspd, Bezirk Edelöny): 1856 

mehrere Bronzealterthümer, darunter ein schönes Schwert c. 48 Cm. 
lang, 36 Mm. breit, 1 Pfd. 1527/3^ Loth schwer. Die Klinge ist am 
Anfang scharf abgesetzt; die Ausladungen des massiven Griffes greifen 
stark über; der Griff selbst am unteren Theile mit halben concentrischen 
Kreisen , am Handstück mit drei erhabenen und gravierten Bändern 
verziert; die Scheibe zeigt wieder halbe concentrische Kreise, (ebda.) 

96) Verpelet (Heveser Comitat): schon vor 1840 interessante Bronzen ge- 

funden. 1852: a) 1 Spirale von 22 Windungen, 28 Cm. hoch, unten 
7,5 Cm. breit'; b) 4 Spindeln, deren oberes Ende durch einen Knopf und 
zwei Scheiben darüber gebildet wird; Länge 37 Cm.; Durchmesser der 
unteren Scheibe 1,4 Cm., der oberen 4,7 Cm. c) Handring 5 Cm. 
Dchm., 3 Mm. stark, mit eingekerbten Kreislinien verziert, d) 2 dünne 
Genthe, etrusk. Tauschhandel. 10 

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146 Uebersicbt der Funde etruskischer Alterthümer. 

Halsringe 15,6 Cm. weit; e) Brachstücke eines ehernen .Henkelgefässes. 
f) 2 Spiralomamente. Alles vortrefflich patiniert. Vgl. österr. Bl. f. 
Litt. n. Kunst. 1846. Nr. 19. S. 147. Seidl, Beiträge IV. S. 57. 

97) Gran (Comitat und Bezirk Gran). 1820— ISJJO in der s. g. kleinen 

Donau beim Fischen ein Bronzeschwert von 69 Cm. Länge, 4,5 Cm. 
Breite, 2 Pfd. 12 23/32 I^oth schwer. Die Klinge ist am Ansatz verjüngt, 
unten schilfblattförmig, und mit eingravierten Randstrichen verziert. Der 
Griff greift mit starker halbmondförmiger Ausladung über und ist mit 
drei erhabenen Keifen verziert; den Abschluss bildet eine Scheibe mit 
erhabenem Centrum. Während der Griff ganz dem des einen Schwertes 
von der Puszta St. Gyorgy (vgl. oben Nr. 93. Schwert 4.) analog ist, 
gleicht die Form der Klinge der von Pered-Süto-Abod (oben Nr. 95.) 
Kenner, Beiträge. 1860. S. 127. 

98) Buzita (Comitat Abauj - Toma, Bezirk Szepsi) 1847: an einer Wasser- 

rinne drei senkrecht in die Erde gesteckte Bronzeschwefter ganz glei- 
cher Art. Länge 58,3 Cm.; Breite 3,5 Cm.; Gewicht 5i7/?2 Loth. Die 
Klingen haben in der Mitte eine durchgehende, massig erhabene Bippe. 
Die massiven Griffe sind von ausnehmend schöner Arbeit; die halb- 
mondförmige Ausladung ist mit vier concentrischen Ovalen verziert ; das 
Handstäck zeigt vier scharf gebogene Kanten, und als Verzierung 5 
und 6 Reihen von je 17 eingravierten kettenartigen Schlingen, deren 
jede mit 2 — 3 Strichelchen ausgefüllt ist; oben und unten ist es mit 
Strichen umsäumt. Knopf und^ Scheibe sind flach, der erstere mit ein- 
gravierten Zweigen, die letztere mit vier concentrischen Ringen von 
ähnlichen Schlingen geschmückt. Kenner, Beiträge 1860. S. 138. 
Fig. 43. 

99) Felsö-Dobsza (Comitat Abauj-Toma, Bezirk Szänto) 1856: in einer 

mit einem Steine zugedeckten Urne folgende Waffen und Geräthe von 
Bronze, zusammen über 30 Pfd. schwer, a) 1 Dolchklinge wie die von 
Vily (vgl. Nr. 94.), nur ohne Randstriche und etwas kleiner, 17 Cm. lang, 
4,5 Cm. breit, b) ein kleiner Dolch 10,5 Cm. lang, 2,4 Cm. breit. 
c) 1 Lanzenspitze, d) mehrere Celts, einer mit Schaftlappen, ein ande- 
rer mit Schaftloch, e) 1 zierliche Axt c. 7 Cm. lang, f) 2 Aexte mit 
schmalerer Klinge, 16 Cm. lang; die 4,8 Cm. lange Schafttülle ist 
oben und unten durch einen Wulstring abgeschlossen; das Kopfende 
der Axt läuft in eine Scheibe mit spitzem Buckel aus. Gewicht 
192/32 Loth. Gleiche Aexte kamen zu Tage im Donaustrudel (Arch. f. 
Ost. Gesch. XXIV. S. 351.) und bei Borsa (Marmaroser Comitat), Ken- 
ner, Beiträge VI. S. 119. g) Geräth unbekannter Bestimmung; an 
einer 8 Cm. langen Hülse von 1,7 Cm. Weite sitzen zwei schräg ab- 
abwärts geneigte dünnere massive Arme von 11 und 11,9 Cm. Länge. 
Gewicht 20 10/32 Loth. — h) 8 Armringe verschiedener Art; Verzier- 
ungen graviert, bes. Rauten und Querstriche; Weite 4,5—6 Cm.; Ge- 
wicht 510/32—1229/32 Loth. i) 6 Spiralen '(Haften?), Dchm. 3,3— 6 Cm. 
Gewicht 26/32— -Si'/g^ Loth. ; auch ein Exemplar von zwei durch eine dritte 
verbundenen Spiralen ist dabei, k) eine cylinderförmige Spirale 2,6 Cm, 
lang. 1) mehrere schildförmige Scheiben aus Bronzeblech; der Rand 



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Uebersicht der Funde etrnskiacher Alterthümer, 147 

ist abgeflacht und mit einem Kranz von Buckeln eingefasst. Mehrere 
haben in der Mitte vorstehende Knöpfe, alle unten ein Oehr zum An- 
heften; Durchm. 25, 43, 62, 77 Mm. m) 3 kegelförmige hohle Be- 
schläge von 47—71 Mm. Höhe, n) mehrere Lanzenschuhe aus Blech 
zusammengebogen, unten mit einer doppelten Reihe kleiner Buckeln 
besetzt und einem Loch auf beiden Seiten versehen, Vgl. oben S. 35. 
— o) 2 Haarnadeln 12,2 Cm. lang, ^/^ Loth schwer mit zierlichen 
Knöpfen, p) 1 Griffel, viereckig, 14 Cm. lang, q) Bruchstück eines 
glatten Gürtelbleches und kleine Knöpfö. 

Besondere Beachtung verdient der Umstand, dass weitere Nach- 
grabungen auf demselben Grundstücke keine weitere Spur von Metall- 
geräthe, sondern nur eine Steinaxt mit rundem Bohrloch, ein durch- 
bohrtes Stück Hirschhorn und eine Menge Trümmer von Thongefassen 
zu Tage gefördert haben. (Vgl. Kenner, Beiträge 1860. S. 139—142*. 

100) Sajö-Kerestur (Comitat Borsod, Bezirk Miskolz.) 1840—50: Im Bette 

der Sajo ein Streitkolben (buzogäny) mit Stiel aus wildem Apfelbaum- 
holz. Ganze Länge 49 Cm., der Knopf allein 9 Cm. (seine Breite be- 
trägt 6 Cm.). Gesammtgewicht 1 Pfd. 4Vi6 Loth. Etwa 11 Cm. vom 
£nde ist der Stiel durchbohrt zum Durchziehen einer Schlinge, die 
vor dem Entgleiten sichern sollte. (Kenner, Beiträge 1860. S. 142. 
Fig. 55.) — Mit dem Funde dieser noch geschäfteten Waffe erledigt 
sich der über die Bestimmung dieser Zackenknöpfe oder Knäufe von 
mehreren Seiten gehegte Zweifel. Vgl. oben S. 54 f. Der Streitkolben 
von Ystadt bietet eine gute Parallele. 

101) Miskolz (Comitat Borsod, Bezirk Miskolz) 1859: an der Mündung der 

Szinva in die Sajo: a) 1 Bronzeschwert, welches sehr einem der auf 
der Puszta St Gyorgy gefundenen gleicht. 56 Cm. Länge, 5 Cm. 
grösste Breite, 1 Pfd. 2324/82 Loth Gewicht. Die Klinge ist mit ein- 
gravierten Randstrichen verziert und nach dem Griff zu mit geschweif- 
tem Absatz verjüngt Der Griff ist mit drei Querbändern, zwischen 
denen Reihen concentrischer KJreise sind, verziert. Auch die Scheibe 
zeigt concentrische Kreise von je zwei Strichen. — b) Bronzefibel 
12,5 Cm. lang; 2,7 Dchm. der Spirale, 4ß^/u Loth Gewicht d) Celt 
mit Schaftloch. (VgL Kenner, Beiträge 1860. S. 143 f.) 

102) Dömös (Comitat und Bezirk Gran): 1850—60. Ohne nähere Angabe 

von einem Bauern gefunden: 1 Streitkolbenknopf 7 Cm. hoch; die 
Schaftröhre 2,2 Cm. weit. Zwischen den Spitzen, die in gewöhnlicher 
Weise angeordnet sind, erscheinen Buckel; die Flächen zwischen den- 
selben sind mit erhabenen horizontalen Strichen verziert. Die Schaft- 
röhre ist oben und unten mit einem gekerbten Wulstring versehen. 
Kenner, Beiträge V. 1863. S. 110. 

103) Nolcso an der Waag (Arva-Thuroczer Comitat, Bezirk St. Marton.) 

1860: 36 Nadeln grösster Art zusammengebunden. Länge 56, 58V2> 
68 Cm. Die Knöpfe sind 2,2 Cm. stark und mit eingeschnittenen 
Kreislinien einfach ornamentiert. Der darunter befindliche Theil zeigt 
22 erhabene Streifen als Verzierung. — Kenner, Beiträge VL 1863. 
S, 112. Fig. 48, 49. 

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148 Uebersicht der Funde etruskischer Alterthftmer. 

104) Bodrog-Keresztur. (Zempliner Comitat, Bezirk Tokai): 1861 meh- 

rere Lanzenspitzen. 15,4 Cm. lang; 4,3 Cm. grösste Breite des Blat- 
tes; Schaftloch von 2,2 Cm. Weite. Die Tülle hat in einer Höhe von 
3,6 Cm. zwei Nietlöcher. Der Rand der Schneide ist anf c. 5 Mm. 
abgeflacht. Dnrch die Mitte des Klingenblattes geht ein sehr scharfer 
Grat, der auf den beiden abgedachten Seiten mit einem anderen Blatte 
belegt ist. Kenner, Beiträge VI. S. 118. Fig. 56. — Der gründliche 
Kenner und Sammler ungarischer' Bronzealterthümer, Hr. Eman. v. 
Graffenried-Burgenstein, bezeichnet sie als die der Arbeit nach schönste 
Lanzenspitze, die ihm je vorgekommen.) 

105) Kis-Dobrony (Bereger Comitat 4 Meilen von Munkäcs) 1865: fol- 

gende Bronzegegenstände, a) ein Gefässreif 7 Mm. breit, 23,8 Cm. 
Dchm. b) 7 Armringe theils verziert, theils glatt, c) 1 Armring 
d) eine Spirale 7,9 Cm. Dchm.' mit 17 Windungen, e) 1 Armring ans 
dreikantigen Bronzeblechstücken spiralförmig (3 Umgänge) gcvninden 
die Enden schneckenförmig aufgerollt (vgL v. Sacken, Leitfaden Fig. 86) 
f) 4 Lanzenspitzen verschiedener Art. g) T gekrümmtes Messer 15,8 Cm. 
lang, h) 1 Meissel 10,5 Cm. lang; 1 Sichel 3,3 Cm. breit, 13,3 Cm. 
lang, i) allerhand unbedeutende Gegenstände, z. B. ein Knopf von 
3,3 Cm. Durchm. (Kenner, Beiträge IX. 1867 S. 160. 

106) Tok (Arader Comitat) 1840: 46 barbarische Silbermünzen, deren Vorder- 

seite eine unbeholfene Nachahmung des mit der Löwenhaut bedeckten 
Herakleskopfes auf den Tetradrachmen Alexanders d. Gr. ist, während 
die Bückseite das Pferd, das gewöhnliche Emblem der Kelten, zeigt. 
Der Typus erinnert sehr an die 1870 in der Nachbarschaft (im Banate) 
gefundenen 40 Barbarenmünzen, die denen Philipps nachgeprägt waren. 
Seidl, Chronik I. (1846) S. 23. 

107) Er lau (Heveser Comitat) 1840: a) 3 verschieden grosse Ornamentstücke 

bis zu 24 Cm. Länge, b) Spiralschiene von 26 Windungen, oben und 
unten in eine Volute auslaufend. Das k. k. Kabinet besitzt dergleichen 
auch aus Golddraht, c) 2 Celts mit Schaftlappen 15,6 Cm. lang, 
(Seidl, Chronik S. 24). 

108) Borsa (Marmaroser Comitat); Bronzeaxt gleich der von Felsö-Dobsza. 

Kenner, Beiträge VI. S. 119, s. oben Nr. 99. 

IV. SiEBENBÜEGEN. 

109) Bistritz oder Nösen an der Bistritz, noch im Mittelalter wichtige 

Handelsstation zwischen Danzig und der Levante: Bronzeschwert mit 
charakteristisch verziertem Griffe (abgeb. bei v. Sacken, Leitf. S. 88. 
Fig. 24). 

110) Bardocz (Kreis Udvarhely): Bronzekessel in der Form eines Kugel- 

segmentes mit einfachen Linear- und Punktverzierungen. Die Befestig- 
ung des Doppelhenkels durch Niete ist ganz die gleiche wie an den 
Hallstätter Eimern. (Abgeb. bei v. Sacken, Leitfaden. Fig. 32. S. 95). 
December 1858: im Walde lose verscharrt: 25 Goldringe barbarischer 
Arbeit, wie sie häufig vorkommen, entweder nur mit eingeritzten ein- 
fachen oder mit KJreuz- oder Zickzacklinien verziert, Dchm. 1 — 3 Cm. 
Gewicht 1,3, 2,06, 2,5, 2,9, 3,2 Gr. Letzteres ist das häufigste. Dabei 



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Uebersicht der Funde etrtiskischer Alterthümer. 149 

drei abgebrochene Celts, zwei ansgebrochene Sicheln, ein 12 Cm. langes 
Bruchstück einer verzierten Schwertklinge*, zwei im Innern und am 
Boden vielfach zerrissene Bronzekessel in Form eines Kugelsegmentes. 
Der eine hat 26 Cm. Dchm., 9,5 Cm. Tiefe, 2 Pfd. I620/32 Loth Ge- 
wicht; der andere 21,3 Cm. Dchm., V2 Cm. Tiefe, 2 Pfd. 1530/32 Loth 
Gewicht. Die Befestigung der Doppelhenkel an einem besonderen, mit 
Nieten befestigten Seitenstück ist ganz die gleiche wie an einer An- 
zahl Gefössen von Hallstatt und an mehreren der oben S. 22 f. bespro- 
chenen Bronzeeimer. - Der grössere ist am Bande mit einer sechs- 
reihigen Bordüre, der kleinere mit einer einfacheren ftinfreihigen, aber 
darunter durchweg mit parallelen Reihen grösserer und kleinerer Buckeln 
verziert. — Vgl. Kenner, Beiträge VI. (1860) S. 165 - 167. nebst Fig. 
76-80. — Das Ganze erscheint mir als Habe eines Hausierers, der 
s. g, aes collectaneum aufkaufte. Daher der trümmerhaffce Zustand 
aller Bronzegegenstände. Die Goldringe dienten als Zahlungsmittel; 
ihr Gewicht weist sogar auf eine Gleichung mit Goldmünzen vormake- 
donischer Zeit hin. 
110b) Valäszut (Dobokaer Comitat) 1853. Durch Regengüsse freigelegt 
folgende Bronzegegenstände: a) 1 Patera 14 Cm. Dchm., in ganzer 
Länge sammt dem Stile 1372 Cm. messend. Die Scheibe ruht auf dem 
Rücken und Geweih eines liegenden Hirsches von guter Arbeit; der 
gekrümmte Stiel von 6 Cm. Länge endet in einen Widderkopf, b) Be- 
schläge 2,4 Cm. hoch, auf der einen Seite geschlossen. Die Randleisten, 
zwischen denen ein Zickzack als Verzierung geht, laufen in Enten - 
köpfe aus, von denen 2 vollkommen erhalten, 2 weggebrochen sind, 
c) Beschläge eines Hauinstrumentes, d) Seitentheil eines Beiles, 
e) 4 Celts, 5, 7, 7V5. SVs Cm. lang, alle mit Oehr, der grösste ausser- 
dem noch mit "Randverzierung im Zickzack, f) offener Handring mit 
gegeneinanderlaufenden vertieften Streifen verziert, g) 4 längliche Be- 
schläge. (Seidl, Beiträge 1854. IV. S. 63 f.). 

111) Szasz varoser-Stuhl: eherner Kesselwagen von der Art des Juden- 

burger. Vgl. S. 61 K. Weinhold, die heidnische Todtenbestattung S. 78. 

112) Ühlah-Piän (Mühlenbacher-Stuhl) 1852: 50 Silbermünzen von Apol- 

lonia, Dyn-hachium und Thasos. Typen und Aufschriften bei Seidl, Bei- 
träge IV. S. 85. — Kein Kronland ist so reich an Münzen von Ap., 
Dyrrh., und Dacien wie Siebenbürgen. Z. B. 1835 bei Felsö-Sebes 
469 Silbermüuzen von Dyrrhachium; 1846 zu Magyar Nadäs 11 Sil- 
berm. von Dyrrh., 1850 einige 70 vonApoUonia zuGuravoy, 1851 eine 
namhafte Zahl Münzen von Thasos. — Diese häufigen und reichen 
Autonommünzen schon 229 v. Chr. in römische Botmässigkeit gerathe- 
ner Städte, in einem liande, das erst 106 v. Chr. zur römischen Pro- 
vinz wurde, weist auf sehr frühe und rege Verbindung mit dem illy- 
rischen Küstenstriche. — Vgl. Seidl, Beiträge m. 84. und IV. 83. 
112b) Szilägy-Somlyo. 1855: am Rande des Krasznafiusses eine offene 
Armspange aus Gold von 5'/2 Loth Gewicht, 5,7 Cm. Dchm. auf der 
breiten und 4,7 Cm. auf der schmalen Seite. Die Enden laufen in je 
2 flache Spiralrosetten, die auseinandergebogen sind, aus. Drei Stifte 



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150 üebersicht der Fnnde etruskischer Alterthümer. 

daDeben dienten vielleicht fftr Befestigung einer Pasta oder Fritte. Die 
ganze Arbeit ist höchst elegant. — Seidl, Beiträge lY. 85 t nebst 
Abbildung. 

V. BOEHMEN. 
113) Bei Dorf Horsowitz (Kreis Prag) an der Prag-Carlsbader Poststrasse 
in einem Grabe am 2. n. 3. Not. 1862 reicher Pnnd an Bronze-, Eisen- 
nnd GoldgegenstÄnden. 1) drei Schmuckscheiben (15V2 Cm. Durch- 
messer), aus zwei Bronzeplatten gebildet. Die obere dünnere mit Köpfen 
(nach Art des Dürkheimer Goldblechomaments) und kleinen Ejiöpfen 
in getriebener Arbeit verzierte Platte liegt auf einer dickeren, glatten 
auf, welche am Bande umgebogen ist, um die obere festzuhalten. Das 
Ganze bestimmt auf Lederwerk befestigt zu werden. — 2) 10 Scheiben 
gleicher Art (48/io Cm. weniger im Durchmesser), aber im Mittelsttick 
ohne die Reihe Köpfe. — 3) 4 grosse offene Bronzeringe für Pferde 
(I91/2 Cm. Durchmesser). — 4) kleiner, geschlossener Bronzering mit 
Bjieipe zur Einfügung von Leder (18 Mm. Durchmesser). — 5) Bronze- 
beschläge einer Achsenbüchse (ca. 20 Cm. Durchmesser, eigentliche 
Büchse 6»/io Cm. Durchm.), mit wechselnden Strich- und concentrischen 
Kreisornamenten verziert. — 6) eisernes gebogenes Messer mit Bronze- 
nieten zur Befestigung des Heftes. — 7) Fragmente einer Pferdetrense. 
— 8) fünffüssiger eiserner Feuerbock mit in Thierköpfe auslaufenden 
Handhaben. — 9) mehrere Bronzeringe (darunter ein hohler) von 
32/3—42/8 Cm. Durchm., eine konische Bronzeröhre, 14 Cm. lang, zwei 
kleine, niedliche Bronzekapseln, grosser Eisenpflock mit dreizackigem 
verziertem Bronzeknopf. — 10) Gewandnadel mit goldenem Deck plätt- 
chen, welches mit concentrischen Kreisen verziert ist; andere dünne 
Goldplättchen, in .den Randverzierungen gleichfalls stark an das Dürk- 
heimer Goldblechomament erinnernd. — 11) zwei Bronzeschüsseln, 
28 V3 Cm. Durchm. — 12) eiserne Radreifen, Nägel, thönerne Gefäss- 
schalen. — Beschrieben mit Abbildungen von J. E. Födisch im Anzei- 
ger für Kunde deutscher Vorzeit 1865. Nr. 5. S. 183—185. 
114) Hradischt (Piseker Kreis) 1857. 1858. In 2 runden Grabhügeln, die 
aus Steinen und von anderwärts hingefahrenem Lehm und guter Erde 
(in der ganzen Gegend giebt es z. B. keinen Lehm) V hoch ange- 
schüttet sind — zu jedem weit über 1000 Fuhren Erde und 200 Fuh- 
ren Steine nöthig — a) eine grosse Menge Scherben von Thongefässen, 
die an offenem Feuer gebrannt und mit Asche gefällt waren ; b) 2 Arm- 
ringe aus glattem Golddraht, 6,8 Cm. Dchm., 64 und 4912/,^ Dukaten 
schwer; c) 2 Ohrringe in Schleuderform, einfach verziert, 1,8 Cm. hoch, 
1,2 Cm. breit, je V2 Dukaten schwer; d) 1 zweifaches Spiralgewinde 
von Golddraht; Durchm. 7,5 Cm.; e) 1 vierfaches Spiralgewinde aus 
feinerem Golddraht ; f ) gepresstes Goldblech mit Spiralomament 3 Cm. 
Dchm., 2/,g Dukaten schwer; g) Bruchstück eines silbernen Geföss- 
deckels, der in der Mitte mit einem Siebe versehen ist, und einer sil- 
bernen Schliesse; letztere besteht aus einem Ringe von 1,3 Cm. Dchm., 
der unbeweglich mit einer Scheibe von 2,3 Cm. Dchm. verbunden ist; 
an letzterer ist ein Chamier; h) 1 völlig glatte Stange feinen Goldes 



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Uebersicht der Funde etruskischer Alterthtimer. 151 

von 1 Elle Länge, 24 Loth schwer; i) Bronzegefilss 28,3 Cm. boch 
mit wahrhaft kftnstlerischen Linien verziert; namentlich der starke 
Henkel ; k) Henkel nnd Bruchstücke eines zweiten G efasses ; 1) Einge 
und Knöpfe von Bronze; an einigen noch Lederreste; m) eine kupferne 
Schüssel mit Deckel (?) ; n) zwei Roste von Eisen, 1 Wiener Ellen 
lang, 2,4 Cm. stark, mit zwei zierlich gebildeten Füssen. (Vgl. Hor- 
sowitz Nr. 114.). — Mittheil, der k. k, Central-Commission. 1858. lU. 
278. Kenner, Beiträge VI. 1860. S. 84 f. VH. S. 7L 

115) Podbaba (Stadtgebiet Prag) 1842. Bronzeschwert 46,8 Cm, lang, der 

Griff allein 8,8 Cm. Zwei Niete dienen zur Befestigung des letzteren. 
Er ist mit Zierrathen versehen. Nach der Notiz in: Jahrbuch Libussa 
f. 1848. 7. Jahrg. S. 433 f. war es das zweite derartige Schwert, das 
in Böhmen gefunden wurde. (Seidl, Beiträge I. S. 20.). 

116) Swijan (Bunzlauer Kreis) 1854: in einem Steinbruche aus einer mit 

Lehm gefüllten Spalte etwa 20 dort versteckte Bronzegegenstände; am 
merkwürdigsten sind 13 hohle Vogelfiguren, von denen 5 zwischen 9.5 
und 10,3 Cm., die übrigen 4,8 bis 7 Cm. Länge haben. Jede Figur 
stellt die vordere Hälfte eines Schwanes oder einer Ente dar. Die 
grösste hat auf dem Rücken ciselierte Streifen. Mehrere haben unter 
dem Schnabel einen Ring, von dem zwei schmale Bronzeblätter herab- 
hängen. Am offenen Ende befinden sich je 2 Löcher, die an dem 
grössten noch durch einen Bronzenagel verbunden erscheinen. Der 
kleinste Vogel mit vollständigem Leibe ist auf einem Bronzestifte be- 
festigt. Femer b) 2 zierlich gegossene Bronze- Cylinder, welche an 
einem Stangenende gesessen zu haben scheinen, c) 2 kleine flache 
Bronzeringe mit hervorragenden kurzen Nageln oder Stiften. — Vgl. 
Seidl, Beiträge V, S. 43. — K. Museum zu Prag und k. k. Kabinet 
zu Wien. 
116 b) üeber die kleingriffigen Bronzewaffen, welche Dr. Martins im Saazer 
Kreise 1872 aufgefunden hat, fehlen noch nähere Angaben. 

YI. Erzh. Oesterreich unter der Enns. 

117) Stollhof (bei Wiener-Neustadt a. d. Leitha) an der Fischa: Im Geröll 
an der Wand Bronzegegenstände c. 1833 ein zierlicher, sehr elegant 
gearbeiteter Dolch, Spiralröhrchen, grössere Buckel, Blechhülsen und 
1835 zwei Armbänder und Fingerringe spiralförmig aus dreikantigen 
Blechstreifen gebildet, mit glänzender sohwarzgrüner Patina und von 
der schönsten Arbeit, vgl. Beschreibung und Abbildung von E. v. 
Sacken in d. Sitzungsber. d. Wien. Akad. 49. Bd. 5. 113 f. Fig. 1 
bis 7. und v. S. u. Kenner, die Sammlungen des k. k. Münz- und 
Antiken-Cabinets S. 216. Nr 1676 -- Beide halten jene Gegenstände 
für Import waare , dagegen den 1864 in derselben ' Gegend an der 
langen Wand zwischen steilen Felsen an schwer zugänglicher Stelle 
gemachten Fund von Goldblechscbeiben, Keilen, Doppelspiralen und 
Spiralcylindern für einheimische Fabrikate, weil alle aus fast reinem 
Kupfer bestehen (98.63 Kupfer) und von weit geringerer Arbeit sind 
(v. S.. Sitzungsber. 49. S. 113 f.). Von den erstgenannten Gegen- 

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152 üebereicht der Funde etruskiscber Alterthtimer. 

standen meint auch der ArchäoL Anz. 1865 S. 29 seq., sie kennzeichneten 
sich durchaus als Fabrikate einer überlegenen, „der etrusMschen nahe- 
stehenden Technik." 

118) Eettläch. 1854. a) Ein bronzenes Beschlägstück, welches in gravierten 
Contouren die streng stilisierte Figur eines schreitenden Löwen mit 
erhobener rechter Vordertatze und Strauchwerk (Palme?) hinter dem- 
selben zeigt. Der freie Baum zwischen den Contouren ist punziert, init 
Nietlöchem versehen und trägt Spuren von Vergoldung. — b) zwei 
bronzene Ohrringe mit Verzierungen. — Seidl, Beiträge IL S. 11. 

119) Hallstatt am grossen Salzberge im Salzkammergut, Gräberfeld ca. 
180 Klafter über dem Spiegel des Hallstätter Sees. Von 1846—1868 
993 Gräber von Männern, Frauen und Kindern geöffnet. Gewöhnliche 
Grablegung tritt neben Verbrennung auf. In den Gräbern mit beerdig- 
ten Leichen waren bis 1868 gefunden 1543 Beigaben aus Bronze, 6 aus 
Gold, 41 aus Glas, 171 aus Bernstein (dazu 18 Bronze- und 165 Eisen- 
waffen); in den Gräbern mit Leichenbrand 1735 Beigaben aus Bronze, 
59 aus Gold, 35 aus Glas, 106 aus Bernstein (dazu 91 Bronze-, 
348 Eisenwaffen). Die einzelnen Beigaben waren zum Theil sehr reich; 
in dem Grabe Nr. 121 ein Bemsteingehänge aus 400 Perlen von allen 
Formen und Grössen; in einem Kindergrabe neben Goldringen und 
Bernstein nahezu 5000 hohle Bronzeknöpfchen von ca. 7 Mm. Durch- 
messer mit kleinen angenieteten Oehren. In Grab Nr. 299 (3' tief 
unter Grab 295) 1 schönes zweischneidiges Bronzeschwert. Der Griff 
ist umgeben von Goldblättern mit concentrischen Kreisen. Femer 
1 unbestimmbarer Goldschmuck, 1 Bronzering, 4 Spiralen, mehrere 
Fibeln. 2 gereifelte Armringe, 1 Bronzekette, 1 schöner Bronzeeimer, 
-1 grosser Bronzekessel mit einer Bronzeplatte, Thonscherben und Kno- 
chen. Viele der Waffen, Geräthe und Schmucksachen zeigen die augen- 
fälligste Uebereinstimmung mit Fundstücken aus den grossen etruski- 
schen Necropolen und lassen auf einen Jahrhunderte langen Verkehr 
mit Italien schliessen, da der ganze Entwickelungsgang der etrus- 
kischen Kunst von phönikisch - babylonischen Einflüssen bis auf 
keltisch barbarisierende in den Fundstücken sich widerspiegelt. Einer 
der interessantesten Belege dafür ist der Deckel eines Bronze- 
gefässes. Derselbe ist gewölbt, hat 21 Cm. Dchm. und in der 
Mitte einen Griff. Um letzteren ist ein Beliefstreifen, auf welchem zwei 
Löwen mit aufwärts gebogenen Flügeln abwechselnd mit einem Hirsche 
und einer Antilope (Steinbock?; erscheinen. Die Anordnung der schrei- 
tenden langgestreckten Thierfiguren ist der auf den Friesen der älte- 
sten griechischen Vasen analog. Die einzelnen Figuren sind durch 
Pflanzenomamente (Palmen?) getrennt. Die Figuren sind in flachem 
Relief getrieben , die Contouren durch punzierte Linien markiert. 
(Kenner, Beiträge z. e. Chronik d. arch. Funde. Wien 1863. S. 33 f.) 
— Hervorzuheben ist femer die augenföllige Verwandtschaft, welche 
die punzierten Darstellungen von Pferden und Reitern auf den Kesseln 
und Gürtelblechen des Gleiner Fundes (Steiermark) mit den plastischen 



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Uebersicht der Funde etruskischer Altertbümer. 153 

Figuren an der Rückseite mehrerer kleiner Streithämmer von Hallstatt 
zeigen. Es sind ebenfalls Figuren von Pferden und Beitem. Sodann 
die punzierten Bindergestalten des Gleiner Fundes in ihrer Aehnlich- 
keit mit den plastischen Figuren dieser Art, wie sie in Hallstatt als 
Handhaben an Bronzegefässen (vgl. die Abbild, bei v. Sacken) gefunden 
worden sind. — Mehrere Fibeln aus Bronze mit plastischen Verzier- 
ungen (v. Sacken, S. 66 i Tf. XV. 4. Pferd, 5. Hund, 6. Eber, 7. un- 
bestimmt) weisen nicht nur durch ihre bewundernswürdige Arbeit, die 
Filigranarbeit genannt werden könnte, aufEtrurien, sondern auch durch 
die Parallelen, welche Fibeln mit liegenden Thierge stalten des Mnseo 
Gregoriano, der Münchener etrusk. Sammlung und in roherer Form der 
Funde von Marzabotto (vgl. Gozzadini, d'un antica necropoli tav. XVlll. 
15.) darbieten. — Für den dort getriebenen Handel nehme ich als 
Spur den Fund in Anspruch, welcher 1820 an der Soolenleitung vom 
Budolphsthurm nach dem Steingraben gemacht ward. Dort wurden 
durch eine Schotterabrutschung Bronzegegenstände, im Gewicht über 
einen Centner betragend, blossgelegt. Auf diesem Funde beruht bei- 
läufig die bei Wocel, Grundzüge der böhm. Alterthumskunde, Prag 1845 
S. 10. u. a. w. gegebene Notiz über einen angeblichen bei Freistadt 
(Mühlkreis) gemachten grösseren Sichelfund (vgl. Kenner, Beiträge VII- 
S. 33.) — Die Gegenstände selbst waren vorzugsweise Sicheln, Lanzen 
und Gelte. (Kenner, a. a. 0.), ausserdem Zierscheiben mit 13Klapper- 
blechen, Ohrringe, Fibeln, Armringe, Bemsteinringe (1 Cm. stark 
3,6 Cm. Dchm.), alle durch zierliche Arbeit hervorragend. (Proben bei 
Kenner a. a. 0. VHI. S. 38 f. Fig. 28—32.) 

Im Einzelnen sind besonders hervorzuheben: 1. die in bedeuten- 
der Anzahl (über 100) gefundenen Eimer aus gewalztem Bronzeblech 
von 28—54 Cm, Höhe und 21 — 45 Cm. grösster Weite. (Abbild, bei 
Siraony Tf. VIT. ^r. 2. Vgl. oben S. 138 den Fund aus Val di Cembra). 
Darunter sind 6 aus geripptem Bleche, wovon einer fast identisch mit 
dem bei Monceau-Laurent in der Cote-d'Or gefundenen (s. oben Nr. 68) 
Bisher wurde diese Art Eimer nur in Steingräbern und mit Beigaben 
entschieden etruskischen Charakters beobachtet. — 2) flache Bronze- 
schalen, deren breiter Band mit getriebenen Figuren (Vogelgestalten, 
concentrischen Kreisornamenten u. dgl.), die sich abwechselnd wieder- 
holen, geziert ist. (Abbild, bei Simony Tf, VU. Nr. 3. Lindenschmit 
A. d. h. V. II. Heft 3. Tf. V. Nr. 4.) — 3) kasserolähnliche Bronze- 
gefässe mit zwei Reihen von Buckel-Nieten und langem, schwanenhals- 
artig gebogenem Henkel, der gleichfalls mit Buckel-Nieten befestigt ist- 
Höhe 13 Cm. 4 Mm., grösste Weite 20 Cm. Abbild, bei Simony Tf. VII. 
Nr. 1-4. Nadeln und Kleiderhafte in grösster Zahl und verschieden- 
sten Formen und Grössen; am häufigsten erscheint die Doppelspiral- 
form. (Proben bei Simony Tf. III.) — 5) ebenso zahlreiche und man- 
nigfache Binge, theils hohl aus Bronzeblech, theils aus massivem Me- 
tall, elastisch und nicht elastisch (Kopfzierden , Hals- und Armringe). 
Proben bei Simony Tf. III. — 6) Gürtel aus Bronzeblech mit getrie- 
benen Figuren und Ornamenten. — 7) Gehängstücke mit zahlreichen 



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154 üebersicht der Ftmde etruskischer Alterthümer. 

Kettchen und verzierten Klapperblechen. — 8) Werkzenge ans Eisen. 
— 9) zahlreicher und zum Theil sehr kunstfertiger Bemsteinschmuck 
(Proben bei v. Sacken, Tf. XVII. Nr. 11—31). — 10) Waffen, 
Dolche und Schwerter ganz aus Bronze oder mit Eisenklinge. Als 
etruskisch anerkannt: z. B. ein Dolch, Klinge von Eisen, Griff und 
Scheide von Bronze, drei Reihen von Knöpfchen auf der Scheide und 
die Ringverzierungen des Griffes zeigen Spuren einer kittartigen weissen 
Einlage far die Befestigung farbigen Schmelzes; Schwert, Klinge 
von Eisen, Griff aus -Elfenbein mit Zickzackbändern von Bernstein» 
(Lindenschmit A. d. h. V. IL Heft 1. Tf. V. Nr. 1, la, Ib); gleich- 
artig geformtes. Klinge, Heft und Knopf aus Erz (ebda Nr. 3 a, 3 b); Klinge 
eines ebensolchen Bronzeschwertes ohne Heft und Knopf (ebda. Nr. 4) ; 
Schwertknauf von Elfenbein und Bemsteineinlagen (ebda. Nr. 2. 2 a); 
Griff eines Eisenschwertes (der halbkreisförmige Bügel und die gestreif- 
ten Zickzackeinlagen von Bronze, die dreieckigen Vertiefungen an der 
senkrechten Kante des Knopfes von Eisen, ebda. Nr. 5); vorzüglicher 
Erzhelm mit aufgebogenem Rande und doppelter Kammleiste, mit deut- 
lichen Spuren von Vergoldung (vgl. Judenburg.) — Messer und Pfeil- 
spitzen aus Bronze, Lanzenspitzen schlanker rhomboidaler Form 
aus Eisen. — Celts aus Eisen. — VgL Joseph Gaisberger, die 
Gräber bei Hallstatt im österr. Salzkammergute. Linz 1848. 8«. Mit 
9 Tfln. Priedrich Simony, die Alterthümer vom Hallstätter Salz- 
berg und dessen Umgebung. Beilage zu den Sitzungsberichten (1850. 
S. 338) der phil.-hist. Gl. d. kaiserl. Akad. d. Wissensch. Wien 1851. 
Querfolio. Mit 7 Tfln. — Notizblatt als Beil. z. Archiv f. Kunde 
österr. Geschichtsquellen 1858. Nr. 17 u. 19 und Ed. v. Sacken, das 
Grabfeld von Hallstatt. Wien 1868. FoL Mit 20 Tfln. u. Leit- 
faden z. Kunde des heidnischen Alterthums mit Beziehung auf die 
österr. Länder. Wien 1865. 8». S. 138 f. 

120) Vahrnbach (Innkreis, Bezirk Schärding): 1862/63. Unter einem Pels- 

stück im Wellensande der Innleithen oberhalb Neuburg (bayr. Ufer) 
unterhalb V. (österr. Ufer) eine eherne Lanzenspitze der besten etrus- 
kischen Form 23 Cm. lang, 3,7 Cm. grösster Breite, 1,9 Cm. Dchm. 
des Schaftes. Die Verzierung besteht Jn zwei dem Rande parallelen 
Strichen. Die Tülle geht durch bis zur Spitze. Unterhalb des Blattes 
hat sie 2 Nietlöcher. Die Schneide ist gedengelt. (Kenner, Beiträge 
Vm. 1863. S. 39. Fig. 33.) 

VII. Salzburg. 

121) Im Passe Lueg (zwischen Golling und Werfen, von der Salzach durch- 

strömt): sehr schöner Bronzehelm, halbkugelförmig, mit dreizackigem 
hohem Kamme und Wangenschirmen. Letztere haben als Verzierung 
drei Reihen concentrischer Kreise übereinander; der eigentliche Helm 
hat sechs, aus je drei Kreisen mit Centrum gebildete grössere Ver- 
zierungen (abgeb. bei v. Sacken» Leitfaden S. 92. Fig. 29. und in den 
Schriften des Museum Carolino-Augusteum Tf. III.). Die Wangen- 
klappeii haben unten ein Loch zum Durchziehen des Sturmriemens. — 



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Üebersicht der Funde etruskischer Alterthümer. 155 

Dabei zwei schöne, in Technik sehr gleichartige, in Form der Klinge 
und Omamentierung des Griffes von einander abweichende Bronze- 
schwerter. (Mns. Car.-Aug. Tf. III.). Länge 53,5 Cm. — Während 
letztere durch ihre Griffe und Klingen sich zu den in Ungarn auf der 
Paszta St. Gyorgy, bei Miskolz und Pered-Stito-Abod (vgl. oben Nr. 101 
u. 95) gefundenen Schwertern stisUen, erinnert Arbeit und Verzierung des 
Helmes durchaus an die des Panzers von Grenoble und der Schwert- 
Bcheide von Nimes (oben Nr. 63 u. 67). — Museum zu Salzburg. 

Ehe ich zur Besprechung der übrigen Funde übergehe, sei hier 
noch der 1838 in der Walachei gemachte eingeschaltet. 
122) Zwischen Giurgevo und Brailow 1838 ein Halsband von massivem Golde, 
in Form einer Schlange und mit etruskischer Inschrift (Fabretti C. J. 
— Dennis, Grabstätten Etruriens Cap. I). 



y. WÜRTEMBERG UND DIE H0HENZ0LLERN8CHEN 
FÜRSTENTHÜMER. 

123) A. Unter-Iflingen (Schwarzwaldkreis, Oberamt Freudenstadt). Aus 

einem Grabhügel mit Skelet: 1) Ohrringe. 2) Kleiderhafte. 3) Bruch- 
stücke von Hohlringen. 4) ein verzierter hohler Easselring, in welchen 
Steinchen eingeschlossen sind. 5) ein reich verzierter Halsring (abgeb. 
bei Lindenschmit, A. d. h. V. II. Heft 5. Tf. I. Nr. 1); auf der vor- 
deren Seite drei mit hochrothen Perlen aus einer Art Thon besetzte 
Scheiben ; auch die Vertiefongen des eingeschnittenen Ornaments schei- 
nen mit einem farbigen Stoffe angefüllt gewesen zu sein. — Jetzt in 
d. Samml. vaterl. Alterthümer in Stuttgart. 

124) Mahlstetten (Oberamt Spaichingon) : In Begleitung verzierter Erzge- 

fässe, wie sie in den Hallstätter Gräbern besonders zahlreich vertreten 
sind, charakteristisch verzierte Platte einer GewandnadeL Von den 
zwanzig Kettchen mit angehängten dreieckigen Zierblechen, welche an 
dem äusseren Rande der halbmondförmigen Platte befestigt waren, 
sind nur noch dreizehn erhalten (abgeb. bei Lindenschmit, A. d. h. 
V. n. Heft 1. Tf. IV. Nr. 1 nebst zwei gut erhaltenen Parallelen aus 
Gräbern von Hallstatt, ebenda IV. Nr. 2 u. 3.) (SammL d. Würtemb. 
Alterthumsvereins zu Stuttgart.) 

125) Bei der H a i d e p s t, auf der schwäbischen Alp, wurden in einem Grabhügel 

die vier Hälften von zwei Wagenrädern und vier gutgearbeitete, 
kupferne (? bronzene?) Nabenbeschläge mit eisernen Stossscheiben ge- 
gefanden. Das Holzwerk der Radfelgen war noch deutlich erkennbar; 
die Beschlägnägel der Reifen berühren sich beinahe mit den Köpfen 
und bedecken den Reifenrand. (VgL Lindenschmit, HohenzoU. Samml. 1860. 
S. 137). Dabei als Beigaben eine grosse Anzahl von Erzringen, ein kleines 
Erzgefäss (oder Kupfer?), eine wojilgeschliffene Perle von Bergkiystall. 

126) Geringen : Kopf einer etrusk. Erzstatuette der Minerva, streng archai- 

schen Stils. 



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156 Uebersicht der Funde etruskischer Altcrthümer. 

127) B. Habsthal (Amt Sigmaringen): Zwei Grabhügel mit vollständigen 

Skeletten trotz grosser Brandstellen. Nebst anderen Beigaben reich- 
verzierte dünne Bronzebleche, zerbrochen. Höhe 14 Cm. Die 
Bleche sind anf einer Lederschicht, welche am Kande zur Aufiiahme 
eines Schnürbandes mit kleinen Oesen aus Bronze besetzt ist, befestigt; 
unter dieser folgten drei Lagen feines Wollenzeug, dünnes Holz, feines 
Wollengewebe. — Die Verzierungen bestehen in felderweise geordneten 
phantastischen Menschenfiguren mit gebogenen Beinen und ausgebreite- 
ten Armen, je drei Verticalstreifen, zwei übereinanderstehenden und in- 
einander verlaufenden concentrischen Kreisen, einem räthselbaffcen Thier 
mit Hörnern und erhobenem Schweif. Die Erhebung auf dem Rücken 
ist kein Höcker. Dieselbe Thiergestalt erscheint auf einigen Juden- 
burger Gürtelblechen (s. 0. u. Mittheil. d. bist. Ver. f. Steiermark lU. 
S. 73. Nr. 7 und Tf I. Fig. 4) mit ganz geradem Bücken; auf einem 
Hallstätter Blech (bei Simony, Gräber v. H. Tf. IV. Fig. 3) mit einem 
rechtwinklig auf dem Rücken aufsitzenden Gegenstand von derselben 
Höhe, wie der ganze Leib des Thieres. — Das Ganze ist an den beim 
Schnüren zusammentreffenden Seiten von einer breiten Borte eingefasst, 
in welcher dreimal eine Kugelreihe mit je drei erhabenen Streifen 
wechselt, während eine vierte Streifenreihe die Zeichnung nach innen 
begrenzt. Die untere und obere Randborte bilden je zwei gleiche 
Streifenreihen, zwischen denen in gleichen Abständen Ringe einherlaufen. 
Die Felder sind ausserordentlich präcis eingetheilt und ausgeführt — 
Ausserdem andere Kleidungsreste, Lederstücke, mit schmaleren oder 
breiteren Erzringen zum Schnüren. (Vgl. liindenschmit, Vaterland. Altcr- 
thümer der fürstl. Hohenzoll. Sammlungen. Mainz 1860. 4o. Tf. XX.) 

Ebenda in einem Frauengrabe ausser einem Schmuck von 
200 Gagatperlen ein Bronzeblech, 19 Cm. hoch, 28 Cm. Breite, 
mit ähnlichen Verzierungen. (Borte an der Seite: 4 Streifen, 
Kugelreihe, 4 Streifen; unten und oben 3 Streifen. Kugelreihe, 
3 Streifen; oberste Reihe wechselnd, räthselhafte Figur, 3 Streifen, 
zwei (tanzende ?) Menschengestalten ; darüber wechselnd dieselben beiden 
Gestalten, die räthselhafte Figur der 1. Reihe; sodann 3 Horizontal- 
streifen, Kugelreihe, 3 Horizontalstreifen); — zwei Gewandnadeln der 
hochgewölbten etrusk. Form; — sieben bronzene Haarnadeln, deren 
hohle Kugelknöpfe aus zwei Hälften zusammengesetzt und mit Holz- 
kugeln gefüttert sind. Lindenschmit, a. a. 0. Tf. XXI.) 

Ebenda in einem dritten Grabe ein Bruchstück eines bronzenen 
Gürtelbleches auf Rindsleder aufgenietet; Reste eines hohlen Hals- 
ringes aus Bronzeblech, einfacher massiver Ring aus demselben Metall. 
Lindenschmit a. a. 0.) 

128) Inneringen (Oberamt Gamertingen NNO. bei Jungnau.) Dolch von 

Eisen in verzierter Scheide aus Bronze (Länge mit der Scheide 31 Cm., 
der Klinge allein 24 Cm.) ; das Ortband der Scheide bildet ein mas- 
sives Stück mit je einem Zapfen an der Seite und einem Ringe unten. 
Lindenschmit, Hohenzoll. Samml. Tf. XVIII. Fig. 1.) — In einem 
anderen Grabe schön gearbeitete Gewandnadel aus Bronze (a. a. 0. 



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üebersicht der Fände etruskischer Alterthümer. 157 

Fig. 8), deren Bfigel in einen schwanenähnlichen Yogelkopf ausläuft, 
dessen Angen und Kamm ebenso wie die Einkerbungen des Bügels mit 
gelblicher Masse (Schmelz? Thon?) ausgefüllt sind, dabei ein hohler 
Ring aus Goldblech, — In einem dritten Grabe eine Gewandnadel aus 
starkem Bronzedraht (Lindenschmit a. a. 0. Fig. 9). — In einem vier- 
ten Drahtgeflechte, Gürtelblech, 2 schöne schlanke Speereisen (Linden- 
schmidt a. a. 0. Fig. 12. 13), desgl. Pfeilspitzen. 

129) Cappel (oberes Donaugebiet): Grabhügel. Darin 1) Platte von sehr 

dünnem Erzblech mit erhabenem Linienwerk verziert und aof einem 
Wollengewebe mit geköperten Fäden befestigt. Unter demselben einige 
Schichten grober Leinwand, dann ein Leder mit dünnen Blechstreifen 
durchflochten, dann mehrere Lagen grobes Linnenzeug auf einem dün- 
nen Splint Eichenholz, welches auf der Bückseite mit einem Felle über- 
zogen war, von dem noch Haare erkennbar waren. — 2) Ein anderes 
dünnes Erzblech c. 26 Cm. lang, 7 Cm. breit, auf der einen Seite ein 
theilweise abgebrochener Haken; gleichfalls auf Leder und auf einer 
Holzschicht befestigt. — 8) Einige Fibeln mit halbkugelformigem, 
hohlem BügeL 4) verschiedene verzierte oder glatte Armringe und 
Fingerringe. 5) Ohrringe. 6) Nadeln. (3—6 aus Bronze). 7) durch- 
bohrte Perle aus grünlichem Glas. 8) durchbohrte Bemsteinperle. 
9) Blechstreifen mit einem Enöpfchen. 10) 2 schlanke eiserne Lanzen- 
spitzen, wie sie in diesen Grabhügeln immer beisammen gefunden 
werden; an der einen ein schöner gegitterter Zierstreifen von eingeleg- 
tem Erz. 11) grosser Kessel von sehr dünnem Erzblech, Lindenschmit, 
Hohenzoll. Alterth. Tl XVIL S. 211 f.) 

130) Jungnau: Zwei Fibeln von Bronze; Bügel stark gewölbt und bei 

der einen durch siebzehn schmale, bei der anderen durch sieben breitere 
Vertiefungen gerippt, welche bestimmt waren eine Füllung farbigen 
Schmelzwerkes (roth. Thon) aufzunehmen; der gleichen Bestimmung 
diente bei der ersteren ein ziemlich grosser sich schalenförmig öffnen- 
der Knopf, in welchen der Bügel endet, bei der anderen an gleicher 
Stelle eine Platte mit vier in der Mitte sich kreuzenden breiten Kerben 
(abgeb. bei Lindenschm., Hohenz. Samml. Taf. XIX. Nr. 5 u. 6.) 

Die anderen Beigaben waren zwei Fussringe und zwei Armringe 
aus Bronzd, zwei Lanzenspitzen aus Eisen und ein Bing vomFussbande 
eines Falken oder Sperbers, dessen wohlerhaltenes Gerippe dabei lag. 

131) Laitz (Amt Sigmaringen): In den dort geöffneten 25 Grabhügeln 

1) Bruchstück eines mit Thierfiguren in quadratischen Feldern verzier- 
ten Bronzebleches, welches durch Lagen von Leinwand und dünnem 
Holz verstärkt war. Soweit es von der Rückseite erkennbar ist — die 
Vorderseite ist festgerostet — zeigt die obere Reihe zwischen zwei 
vierfachen Horizontalstreifen durch je zwei Verticalstreifen getrennte 
quadratische Felder und in diesen eine räthselhafte Thierflgur mit 
stark aufetehender Mähne, abwechselnd mit einem trabenden Pferd 
(Hirsch?); darunter eine gleiche Reihe; dann zwischen zwei dreifachen 
Horizontalstreifen liegende Bhombusreihen (aus Streifen und Perlreihen 
gebildet); zu unterst eine Reihe von links nach rechts schreitender 



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158 Uebersicht der Funde etruskiscber Alterthümer. 

Pferde. Die Höhe beträgt jetzt noch 9V2 Cm. (abgeb. bei Linden- 
schmit, Hohenz. SammL Tf. XIII. Nr. 7). — 2) zierliche Häkchen 
ans Erz, wahrscheinlich von einem Gtirtelbeschlago (vgl. oben Habs- 
thal, ebda. Nr. 2). — 3) Reste von verzierten Beschlägen aus Bronze- 
blech, denen durch eine eiserne Leiste mehr Halt gegeben war, ebda. 
Nr. 3 u. 4. — 4) Fibeln aus Bronzedraht mit verschlungenem Bügel, 

— 5) Bruchstücke eines geknöpfelten Armringes; andere Armringe 
waren massiv, andere hohl, aus Erzblech über einen Holzkern geschlagen. 

— 6) zierliche hohle Erzknöpfe mit halbkreisförmigen Oesen (zu- 
sammen 1 Cm. hoch) zum Durchziehen von Leinwand- oder Leder- 
streifen (a. a. 0. Nr. 15) und noch künstlichere (lV2Cm. gross), gebil- 
det von einer hohlen Halbkugel, welche auf vier 1/2 Cm. hohen Stützen 
ruht, die auf einem dem Umfang der Halbkugel gleichen Kreise auf- 
stehen (ebda. Nr. 14). 

Andere Fundgegenstände waren dort : ein riogförmiges Beschläge 
mit Perlenrand; Ohrring mit eingehängtem Hohlkügelchen aus Bronze- 
blech; ein zweiter mit verziertem oetaedrischem Einhängsei aus Erz 
(a. a. 0. Tf. XUL 8. u. XXXIV. 1); grosse Ohrringe aus Bronzedrath; 
Armringe ; sehr schöne Schüssel aus bemaltem Thon (421^/.^ Cm. Durchm.) 
mit stumpf geripptem Boden (7 concentrische Rippen); mit Holz und 
Leder unterlegte Erzbleche, in ganz gleicher Weise mit Punkten, Hori- 
zontal- und Zickzacklinien verziert wie das Hallstätter bei Simony 
Taf. IV. Nr. 2 ; endlich merkwürdige, durch die Sicherheit und Eleganz 
der Arbeit ausgezeichnete Reste eines noch unerklärten Geräthes (abgeb. 
bei Lindenschm. a. a. 0. S. 208) aus Bronze und Eichenholz. 

VI. BADEN. 

132) Kreenheinstetten (Seekreis, Amt Messkirch): 1) zwei Fragmente 

eines Beschlages aus dünnem Bronzeblech. Verziert ist dasselbe mit 
stehenden Thierfiguren, von denen oben unter einem doppelstreifigen 
Rande eine fortlaufende Reihe, darunter, durch einen dreifachen Hori- 
zontalstreifen getrennt, in quadratischen Feldern wechselnd je ein 
Thiergestalt und je zwei über einander stehende und durch dreifache 
Verticalstreifen geschieden gewesen zu sein scheinen (abgeb. bei Linden- 
schmit, Hohenz. SammL Tf. XJX. Nr, 3.) — 2) eine bedeutende An- 
zahl von kleinen Bronzeknöpfen, theils mit einem Stift zum Einschlagen, 
theils mit einer breiten flachen Oese zum Anheften (ebda. Nr. 8.) 

Die anderen Beigaben in Grabhügeln ebenda waren glatte Gür- 
telbleche mit Nieten, Heftnadeln aus Erzdraht, mit verschlungenem 
Bügel; Reste von Stangenkettchen, verzierte Armringe, Ohrringe, hohle 
Halsringe mit Fütterung von Eisen; ein Bemsteinring. 

VII. BAIEBN. 

133) Augsburg (Kreis Schwaben, am Lech und Wertach); 1) bronzene 

Helme, wie bei Kreuznach, entschieden alt -italischer Form. — 2) ein 



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Uebersicht der Funde etruskischer Alterthümer. 159 

Dolch. — 3) einfache, aber elegante N&pfe aus goldfarbiger Bronze, in 
grösserer Zahl beisammen gefunden und zwar der Grösse nach einer 
in den andern gestellt. (Desgl. bei Kreuznach.) Abgeb. bei Linden- 
schmit, A. d. h. V. II. Heft 3. Tf. V. Nr. 5. u. 6. In der Nachbar- 
schaft Fund von Klosterholzen (7 grosse Schüsseln u. 19 Näpfe). 
184) Göttersdorf (Augusta Caecilia bei Straubing an der Donau, Kreis 
Niederbaiem) : 1) ein oifener Armring von Bronze, in seltener Weise 
mit 10 aufgesetzten rosettenfarbigen Ornamenten verzitrt, welche aus 
je 5 Scheibchen gebildet werden, von welchen 4 aufrecht gestellt sind, 
während das fünfte sie überdeckt. — 2) ein ähnlicher, etwas kleinerer 
Armring von Bronze, verziert mit 4 vierblättrigen und 8 dreiblättrigen 
rosettenartigen Ornamenten. (Beide abgeb. bei Lindenschmit, A. d. h. 
V. IL Heft 5. Tf. I. nr. 2 u. 3. — Samml. d. bist. Ver. f. Nieder- 
baiem zu Landshut). 

135) Spalt -(Retzatkreis): ein bronzener Schild, 42 Cm. im Dchm., 5 Pfd. 

schwer. Vgl. oben S. 67 und Lindenschmit, der Erzschild S. 46. 

136) Azlburg (desgl. bei Straubing), Eisenklinge eines Schwertes derselben 

Art, wie aus den Hallstätter Funden eines mit Bronzegriif, ein anderes 
ohne Griff, aber beide gut erhalten, bei Lindenschmit, A. d. h. V. IL 
Heft 1. Tfl V. nr. 8 u. 4. abgebildet sind. Ursprüngliche Länge 80 
bis 83 Cm.; zur Befestigung des Griffes dienten vier noch vorhandene 
Niete. (Samml. zu Landshut.) - Abgeb. bei Lindenschmit a, a. 0. 
IL Heft 1. Tf. V. Nr. 5. 

137) Ostenfelde (desgl. bei Straubing), gleiche Eisenklinge, mehr durch 

Bost zerstört, das besser erhaltene Heft ist ganz dem des zweiten unter 
Azlburg erwähnten Hallstätter Schwertes homogen. (Samml. zu Lands- 
hut.) — Abgeb. bei Lindenschm. a. a. 0. Nr. 7. 
188) Dtirkheim (am Ostfuss der Hardt, an der Isenach, Kreis Pfalz.) 
10. Oct. 1864 bei Erdarbeiten für die Eisenbahn auf dem sogenannten 
Haidenfelde, 8 Fuss tief unter der Erde unter roher Steinwölbung in 
den Besten eines Holzkastens 1) ein verzierter Halsring aus getriebenem 
Golde, 2) ein desgl. Armring. Die Hauptverzierung bilden sechs 
Köpfe. 3) ein glatter Armring von einfachem, starkem Golddraht. 
4) Bruchstück eines zierlichen Ornamentes vom dünnsten Goldblech 
(zwischen Arabesken unter Palmetten zwei Köpfe). 5) ein zierlicher 
Dreifnss aus Bronze c. 52 Cm. hoch, genau von denselben Formen wie 
der aus Vulci (Mus. Gregoriano tav. 56). Die 6 Tragstäbe, auf Panther- 
füssen, welche Frösche in den Klauen halten, ruhend, sind durch Bogen 
verbunden, deren innere Wölbungen spiralförmige Ornamente mit her- 
abhängenden Eicheln und Palmetten zeigen. Oben auf jedem der drei 
Bogen eine Thiergruppe, ein Panther eine Hirschkuh, das andere Mal 
einen Stier zerreissend. Dazu gehörig ein auf dem Dreifiiss befestigtes 
Kohlenbecken; ein beweglicher Bost zum Aufstellen der Gefässe; Boden- 
platte des Kohlenbeckens (Eisen mit Bronzerand) mitYentil (aus Bronze- 
blech, welches durch eine eirunde eiserne Klappe, deren bronzener Griff- 
knopf durch einen bärtigen Männerkopf gebildet wird, verschliessbar 
war; stattliche gehenkelte Amphora aus Bronzeblech, Höhe 42 Cm., 



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160 üeberaicht der Fnnde etroskischer Alterthümer. 

grösste Weite 34, geringste am Boden I82/5 Cm.); der in eine Spitze 
auslaufende Henkel ist durch ein grariertes Ornament von in einander 
greifenden Halbkreisbogen verziert; die nicht angenieteten, sondern mit 
Silber aufgelötheten hufeisenförmigen Henkel enden mit jedem Stollen 
in die Figur eines Seepferdes, auf dessen Bücken seitlings eine nackte 
Jünglingsfigur mit Flügeln an der Ferse sitzt und dessen ausgreifender 
Vorderfuss eine Kosette mit radialen Halbkreisbogen berührt, wie solche 
häufig auf etrusk. Geräthen erscheint. — - 6) Henkel und Ausguss einer 
Bronzekanne, gebildet von einer nackten rückwärts gebogenen Jüng- 
lingsgestalt, die mit den Händen an dem Rande der Vase befestigt 
ist. — (1—6 mit ihren charakteristischen T heilen abgebildet bei Lin- 
denschmit A. d. h. V, II. Heft 2. Tf. I. Nr. 1, 2, 2 b, 5. II. Nr. 1-5, 
8, 9, 11—13, Museum zu Speyer). Ausserdem 7) mehrere flache Bem- 
steinscheiben von einem Halsschmuck. — 8) ein seitdem verschwun- 
dener Metallspiegel und mehrere, von einem Vorübergehenden mitge- 
nommene, zu dem Dreifuss gehörige Bronzefiguren. Vgl. Correspon- 
denzbl. d. Gesammtvereins d. deutsch. Gesch.- u. Alterth.- Vereine 1865. 
S. 76. Archäol. Anz. 1865 7. Febr. u. 1866. S. 186-188. 
139) Hassloch (bayer. Pfalz) 1873. Juli: beim Sandgraben zwei Bronze- 
räder eines Wagens, sowohl in den Hauptverhältnissen als besonders 
in den charakterischen 40 Cm. langen Naben und deren Verzierung 
vollkommen mit den vierspeichigen Erzrädem des Museums zu Toulouse 
übereinstimmend. — Museum zu Speyer. — 



VIII. FÜRSTENTHUM BIBKENFELD. SAABGEBIET. 

140) Rem m es Weiler (Kreis St. Wendel, Birkenfeld). 1) Eisenschwert in 

Bronzescheide. 2) Bronzekanne. 3) einige Goldplättchen, 4) ein 
Euppelring von Bronze. 5) eine Fibel. 6) zwei schlanke eiserne Lan- 
zenspitzen von 211/2 Cm. Länge. Vgl. Lindenschmit a. a. Q, Heft 8, 
Tf. ni. Nr. 6. Nr. 1 u. 2 erinnern sehr an den Weisskirchener Fund. 

141) Schwär zenbach (Amt Nohfelden, Birkenfeld). Grabhügel. 1) Bronze- 

vase, mit Silenfiguren von besonders geschmackvoller Form und Aus- 
führung, gefüllt mit verbrannten Knochenstückchen. Den Henkel bildet 
eine nackte, rückwärts gebogene männliche Figur, welche mit erhobenen 
Händen die Schleifen einer Kopfbedeckung hält. Den oberen Theil, der 
an der Vase befestigt ist, zieren an den Enden zwei sitzende Löwen 
An dem unteren Theile zeigen sich zwei bekleidete Figuren mit erho- 
benen Schwertern in der rechten Hand, welche mit der linken ein 
Stierhaupt bei den Hörnern fassen. Eine gut stilisierte Palmette bildet 
den Abschluss. (Jetzt Museum zu Trier). Vgl. Archäol. Anzeiger 1855. 
Nr. 74, S. 31. Abbüdung in d. Arch. Zeitung 1865. Tfl. 85, vgl. 
S. 161 u. 209. Der Henkel allein bei Lindenschmit A. d. h. V. I. 
Heft 2, Tfl. III, Nr. 3. — 2) ein verzierter Armring aus Gold, abgeb. 
bei Lindenschmit a. a. 0, IL Heft 2. Tfl. I. Nr. 4. Ebenda 1819 in 
einem zweiten Grabe eine doppeltgehenkelte und mit einem Deckel 



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üebersicht der Funde etruskischer Alterthöiner. 161 

yersehene, verzierte Amphora von Brcmze, welche noch Aschö and Ge- 
beine des Verstorbenen enthielt. (Arch. Zeit. 1866. Taf. 66. p. 161 u- 
209. Arch. Anz. 1856. Nr. 74. p. 31.); anf ihre Aehnlichkeit mit einer 
Amphora von Ynlci wies Panofka zuerst hin. Eine bronzene Kanne 
mit yerziertem Henkel (Verbleib unbekannt), und zahlreiche Reste von 
Goldschmuck, darunter ein zerbrochenes Krönchen, abgeb. in den Bon- 
ner Jahrbb. d. V. v. A. XXIII. Taf. 4—6. und von E. Gerhard ebenda 
schon 1856 besprochen „etrusk. Goldschmuck aus dem Mosellande." 
S. 131 ff. 194. vgl. Arch. Zeitg. 1856. Taf. 85. — Jahresbericht d. 
GeseUsch. f. "nützl. Forschungen zu Trier 1853. p. 8. u. 1863 p. 30 mit 
den Berichtigungen von E. aus'm Weerth, d^ Grabfund von Wald- 
Algesheim. 1870. p. 5 u. 6. 

142) Herten (Saargebiet): in einem Grabhügel neben Bronzealterthümem 

eiserne Badreifen: vgl. Schmitt, der Kreis Saarlouis 1850. S. 23. In 
der Umgegend fand man wiederholt grössere Mengen kupferner {?) 
Aexte. Schmitt, a. a. 0. S, 87. Nicht weit von M. eine grosse An- 
zahl von Bronzeringen verschiedener Grösse, Form und Stärke lose im 
Boden. Form wie Technik erinnern an die von Wald-Algesheim, stehen 
aber denselben nach, (aus'm Weerth, der Grabfund von Wald-Alges- 
heim. S. 33.). 

143) Tholei. Bei Durchgrabung des s. g. Fuchshügels 1835. 1) eine lang- 

schnäbelige Erzkanne. 2) ein goldener Armring. 3) ein goldener Finger- 
ring. 4) zwei Speen>pitzen aus Eisen von 25 Cm. Länge und 48 Cm. 
Breite. 5) dreizehn Stücke eiserner Badreifen, welche zusammen zwei 
Badbeschläge ausmachen. Vgl. Erster Bericht d. Ver. f. Erforsch, u. 
Samml. v. Alterthümem i. d. Kreisen St Wendel u. Ottweiler 1838. 



IX. A. RHEINHESSEN. 

144) Ar ms heim (|[ant. Wörrstadt), in einem mit grossen Steinblöcken um- 
setzten Grabe 1) eine langschnäbelige Bronzekanne mit archaischer 
Palmette am Henkelende, 37 Cm. hoch. — 2) eine desgL kleinere 
(28 Cm.), mit gleicher Palmette am fienkeL - 3) Mündung und Hals 
eines anderen Gefässes. — 4) Doppelhenkel eines Eimers, die sich als 
Rand auflegen wie bei dem Eimer von Wald- Algesheim. Die Ringe 
gehen durch einen langschnauzigen Thierkopf. — 5) ein kl^er Eimer 
aus geripptem Bronzeblech (9 Ripp^); 29 Cm. Höhe, 7 Cm. Dchm.; 
von den beiden einfachen Drahthenkeln ist nur noch einer da. — 6) eine 
doppelt gehenkelte flache Schale, c. 86 Cm. Dchm., 4 Cm. Höhe. — 
7) eine henkeUose kleinere c. 20 Cm. Dchm., 3 Cm. Höhe, aussen mit 
umlaufenden Voluten oder Schnecken graviert. — 8) ein Armband mit 
übereinander stehenden Schlussknöpfen. — 9) eine eiserne Lanzenspitze 
(13 Cm. lang, mit Tülle), echt etruskischer ^orm. — 10) eine oben ab- * 
gebrochene Eisenklinge (oder Bronzeklinge in Eisenscheide?), noch 
34 Cm. lang. — 11) zwei eiserne Wagenradreifen, 87 Cm. im Dchm., 
2,8 Mm. breit - 12) auf der Drehbank bearbeitete bronzene Bad- 
Gtnthe, etrusk. Tauschhandel. 11^^^^^^^^^ ^^ GoOglc 



162 Vebersiclit 4er Pnnde etroskischer Alterthümer. 

oabenbescbläge, 16 Cm. Dchm., 3 Cm. breit, mit drei scharfen Bippen. 

- Mnseam zn Mainz. — Ueber Nr. 1. 6. 7. 11. 12. vgL Lindenschmlt, 
Beilage zn A. d. b. V. UI. Heft 1. S. 11, über 6. 7. 8. 9. 11. 12. 
ebda. UL 3. Tf. U. nebst Beilage. 

145) Mainz. In der Umgegend gefunden 1) ein gehenkelter Bronzenapf 

(ähnlich dem Ton Dahmen in Mecklenburg), mit aufgenietetem Henkel, 
ohne punzirte Verzierungen. Abgeb. bei Lindenschmlt, A. d. h. V. II. 
8. Tl y, Nr. 8. — 2) kleiner Eimer mit beweglichem Henkel ans 
Bronzedraht. Das Bronzeblech des Eimers selbst ist in neun reifen- 
förmigen bauchigen Absätzen zusammen genietet; aas Bodenstück durch 
Umschlagen des unteren Gefössrandes befestigt; abgeb. a. a. 0. U. 3, 
Tt V. Nr. 7 (vgL den Eimer von Luttum, Hannover). — 8) bronzene 
Gewandnadel, am oberen und unteren Ende mit einem phantastischen 
Kopfe geziert. Abgeb. a. a* 0. IL 4. Tf. U. Nr. 10. — 4) Helm mit 
zwei Löchern am Bande für das Sturmband. Alle vier Stücke im 
Museum zu Mainz. 

146) Nierstein (Dorf bei Oppenheim). 1) Gürtelhaken aus Bronze von 

besonders schöner Arbeit und charakteristischer Y^^ierung; abgeb. bei 
Lindenschmlt A. d. h. V. IL 4, Tf. 2, Nr. 1. 2) Gewandspange mit 
Schwanenhälsen und Schmelzwerk; abgeb. ebenda L 4. Tf. UI, Nr. 1 
u. 2. — 8) zwei Schwertkuppelringe aus Eisen mit Bronzeblech über- 
zogen, welches auf der äusseren Kante der Binge mit Zickzackstreifen, 
wie sie auf der Platte des Gürtelhakens sich finden, verziert ist. — 
4) ein kleines Messer von Eisen mit Knochengrift. — 5) Eisenschwert 
in Eisenscheide. 

147) Schwabsburg (Dorf zwischen Nierstein, Selzen und Oppenheim); 

1) bronzener Gürtelkrappen mit aufrecht gestellten Welleniinienoma- 
menten; abgeb. bei Lindenschmit A. d. h. Y. III. 1. Beilage-. S. 23. 
Fig. 12 u. 18. — 2) zwei gleich dicke Bronzeiinge, l^/g Cm. Innen- 
weite. — 8) eine Fibula mit Schwanenköpfen. 4) zwei Bronzeknöpfe. 

— 5) Fragment eines dünnen Bronzobleches, schön graviert. — 6) ein 
Eisenmess^, 14 Cm. lang. — 7) ein breites Eis'enschwert in Eisen- 
scheide, 70 Cm. lang. incl. Griff, 5 Cm. breit 

148) Herrnsheim; in einem Grabhügel: Schliesse eines Erzgürtels. Den 

vorspringendeh Haken bildet ein phantastischer bärtiger Kopf mit einer 
Art von Mütze wie jene in Gold und Erz dargestellten Köpfe des Üürk- 
heimer, Weisskirchener und a. Grabfunde, bei welchen etruskische 
Erzkannen zu Tage kamen. — Ygl. Lindenschmit A. d. h. Y. UL 3. 
Tl IL Nr. 9. und als Parallelen U. 2, Tt L 6. 7.Tf: IL 6. 7. Bd. U. 
4. Tf. II. 1. — Museum zn Mainz. 



X. B. OBEBUE88EN. 



149) Borsdorf (Kreis Nidda). Schöne Henkel einer Bronzekanne: zwe 
nackte Binger, in Ausfallstellung sich mit den Köpfen gegeneinander 
stemmend. Als Ornament sind zwei Wellenlinien nebeneinander wie 



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üebersieht der Funde etruskischer Alterthümer. 163 

auf der Vase von Grächwyl, der Amphora des 2, Grabhügels von Weiss- 
kirchen (s. d. Verzierungen desselben bei Lindenschmit A. d. h. V. 11. 
8. Beilage) and auf einem Goldblech des Grabhügels von Gallscheid* 
Abgeb. bei Lindenschmit IL 5. Tf. II, Nr. 1. — Mnsenm in Darmstadt. 



XI. PEEUSSEN. 

a) Hessen-Nassau. 

150) Wiesbaden. Ans einem Grabhügel von 20' Höhe und 110 Schritten 

Umfang in einer Tiefe von 9' mit Leichenbrand 1) zwei Nadeln von 
c. 30 Cm. L&nge, entschieden geschmackvoller Form nnd guter Arbeit 
Die Knöpfe sind tellerförmig flach, unter ihnen ist noch eine gereifelte 
Wulst, dabei ein Spindelwirtel und dicker Bronzering. — 2) eine Bronze- 
schale mit gerundetem Bod en, 36CnLDchm., 17 Cm. hoch; das Mittel- 
stück des Bodens war von doppeltem Bleche mit Holzfutter. Ein alter 
Sehaden unten war mit einem aufgenieteten Stück Kupferblech aus- 
gebessert; am oberen Bande sind 4 Nietlöcher. Das Blech ist kaum 
1^/2 Linie dick und geschlagen. Es schien mit einem 6 Mm. starken 
Ueberzug (Holz? Kork?) bekleidet gewesen. 3) Bronzekanne, 24 Cm 
hoch, von vortrefflicher Arbeit und Erhaltung. Sie hat eine streng 
stilisierte Palmette am Ende des massiven Henkels und einen schräg 
hochstehenden Ausguss. (Abgeb. u. beschrieb, bei Dorow, Grabhügel 
u. Opferstätten der Germanen u. Römer. 2. A. Wiesb. 1826. I. Tf. V. 

151) Doerth (bei St. Goar): Oberer und unterer Band eines Bronzeeimers 

(Vgl. Dictionnaire archöoL de la Gaule; epoque celtique. 5. article 
„Doerth".) 

b) Rheinprovinz. 

152) Mettlach, bei dem Dorfe Besseringen a. d. Saar (Rgbz. Trier 

Kr. Merzig): 1863 in einem Grabe: 1) reichverzierter goldener Hals- 
oder KopMng (erwähnt Arch. Anzeiger 1865 S. 18, abgebildet bei 
Lindenschmit A. d. h. V. IL Heft 2. Tf. L Nr. 3) und von L. T^ohde 
in den Bonner Jahrbb. 1866. XLI. Taf. I. Der Ring ist von reinem 
Golde, hat 18 Cm. Durchmesser, 8 Mm. Breite und 4 Mm. Stärke- 
Nach diesen Grössenverhältnissen glaubte Lohde, er sei nicht als Kopf- 
zierde, sondern als Halsschmuck getragen. Mit Recht. Denn die völlig 
kreissrunde Form spricht gegen die erstere Annahme. Dazu kommt, 
dass. derartige Halsringe mit eichelartigen Zapfen in dichten Reihen 
nebeneinander auch anderweitig an etruskischen Bildwerken vorkonmien. 
— 2) Bronzekanne mit schräg aufwärts gerichtetem langem Ausguss 
(abgeb. bei Lindenschmit a. a. 0. Tt III. Nr. 1). — 3) Das Bronze- 
Beschläge eines runden hölzernen Stabes mit feiner Profilierung (abgeb. 
bei Lohde a. a. 0.) 4) ein Armring aus Bronze von etwas roherer 
Arbeit 5) Neun ganz gleiche Bronzescheiben mit starker eckiger Oase 
an der unteren Seite zur Befestigung an Riemen oder anderem Leder- 
zeug. Die Oberfläche ist cassetiert zur Aufiiahme einer Fritte oder 
Paste; ooncentrische Ringe, ebenfE^Us dafür eingerichtet, fassen diese 

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164 Uebersicht der Funde etruskiscber Altertbümer. 

Scbeiben ein. 6) viele Brncbstücke von gepressten und ansgescbnit- 
tenen Ornamenten aus Bronze/ sowohl vollkommen klassischen Stiles 
als jener den Fischblasenornamenten ähnlichen Formen, welche z. B. 
die Dolchscheide von Weisskirchen und der Gürtelhaken von Nierstein 
zeigen und auch an Alterthümern nordetruskischer Gräberfunde be- 
merkt werden./ Siehe einige davon abgebildet bei Lohde a. a. 0. Taf. I. 
Nr. 6. 7. 8. — 7) zwei oben durch Maschenwerk verbundene Haibrioge 
aus Bronze (ebenda Nr. 9). — L. Lohde erklärte besonders mit Rück- 
sicht auf die Fischblasenornamente und die Stilisierung des Halsringes 
den Fund für spätrömisch oder gaUorömisch (a. a. 0. ,,eine heidnische 
Grabstätte aus röm. Zeit bei Besseringen a. d. Saar), eine Ansicht, die 
er auch bei Besprechung des Weisskirchener Fundes 1867 a. a. O. 
XliUI. S. 181 noch aufrecht erhielt. Er hat dabei übersehen, dass 
die Eicheln in den Bogen des Dürkheimer Dreifusses ähnliche Arbeit 
zeigen, ja noch mehr, dass dieser Mettlacher Bing mit seinen läng- 
lichen Gehängstücken durchaus die Form des Monile radiatum dar- 
stellt, welche sich besonders häufig an Statuen etruskiscber Gottheiten 
findet (Gori, Mus. Etrusc. T. I. p. 29). Ein schönes Probestück für 
Verwendung solcher Gehänge in modernisierender Nachahmung alter- 
thümlichen Geschmeides giebt das pompeianische Goldhalsband bei 
H. Eoux u. L. Barr^, Hercul. et Pompeii. VI. Taf. 94. Auch bei Tan- 
zerinnen auf pomp. Wandgemälden kommen solche Halsbänder vor. — 
(Jetzt im Berliner Museum), 

153) Ottweiler (Egbz. Trier): Zahlreiche Bronzen. Erzkannen, Fibeln etc., 
(vgl. Gerhard, Arch. Zeit. 1854. Tfl. 85 und Lindenschmit zu I. Heft 2, 
Tfl. ni. u. n. Heft 8, Tfl. IIL Nr. 6. 

164) Weisskirchen a. d. Saar (ßgbz. Trier, Kreis Merzig). 1) ein Gold- 
omament: aufgesetzter Enopf von Bernstein, umgeben von concentrischen 
Kreisen und vier Masken archaischen Stiles, abgebildet bei Linden- 
scbmit A. d. h. V. IL, Heft 1, Tf. I. Nr. 5. — 2) eine verzierte Ge- 
wandnadel aus Bronze (ebda. I Heft 4, Tf. III, Nr. 3); in der Mitte 
ist ein breites Gesicht; die Enden des hohen Bügels laufen in roth 
emaillierte Schwanenköpfe aus, welche an der äussersten Wölbung des 
Bügels durch einen Streifen emaillierter Thonmasse verbunden waren 
(vgl. die Gewandnadel von Inneringen, oben S. 37). 3) eine Amphora, 
41 Cm. hoch und einschliesslich der Henkel ebenso breit. Die der. 
Länge nach gereifelten Henkel waren ehemals angelöthet (der Zeichner 
für die Bonner Jbb. hat fälschlich Nietlöcher angegeben) ; die Aufsatz- 
bleche derselben zeigen ein Sförmiges Spiralomament , darunter eine 
Art geflügelten Satyrkopf, ganz wie der im Museo Gregor. LX dar- 
gestellte Gefässhenkel. Oben am Rande sind zwei kleine Zapfen für 
die Befestigung des nicht mitgefundenen Henkels. Irf der Amphora 
war ein Klumpen Pech, wie auch in einer Anzahl der langschnäbeligen 
Erzkannen des Rheinlandes. Nach aufgefundenen Resten zu schliessen 
war sie in ein Stück Wollenzeug eingeschlagen gewesen (abgeb. Bonner 
Jbb. XLin Tf. V, 1.) — 4) schöne langschnäbelige Bronzekanne, 
abgeb. ebenda L Heft 2, Tf. in, Nr. 1. Grösse und Form gleichen 

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Uebersicht der Funde etroakischer Alterthümer. 165 

ganz der von Besseringen. Höhe von Band zn Band STi/g Cm., incL 
Ausguss 46 Cm.; geringste Weite 11 Cm., grösste 283/4 Cm. Der 
oben sich an den Band der Vase anschliessende Theil des Henkels 
trägt an seinen Enden zwei sitzende Panther, welche die linke Vorder- 
tatze erheben ; der nntere Theil läuft in einen Löwen aus, welcher zwei 
Hirschkühe erfasst und schliesst unter dieser Gruppe mit einer schönen 
Palmette. — 5) Gürtelhaken aus Bronze mit geflügelten Löwen und 
weissen emailartigen Einlagen verziert. Abgeb. a. a. 0. II, Heft 4, 
Tf. n, Nr. 7. — 6) emaillierter Dolch- oder Schwertkuppelring aus 
Bronze. — 7) Bruchstück eines ähnlichen Binges. — 8) Bruchstück 
eines Ornamentes aus Bronze; abgeb. a. a. 0. IL 8. Tf. 3, Nr. 4. ~ 
9) Dolch aus Eisen, ganz zerrostet, so dass kaum ein zusammenhängen- 
des Stück erhoben werden konnte; die gleichfalls eiserne, aber mit 
Bronzeblech überzogene, reich verzierte Scheide zeigte auf der Aussen- 
seite Stifte zur Befestigung von Scheibchen aus Email oder Paste, 
gerade wie der Griff eines in England aufgefundenen Dolches (Horae 
ferales Tf. XVII, Nr. 2) und eine Anzahl ebenda aufgefundener Bronze- 
scheiden. Das Hauptstück besteht aus concentrischen Kreisen, inner- 
halb deren eine achtblättrige Bosette auf konisch erhabenem Grund, 
in dünnem Goldblech ausgeprägt ist, (abgeb. bei Lohde a. a. 0. Tf. VII 
6. Die reichen Verzierungen des Bronzeblechüberzugs stimmen ganz 
mit dem Stile der Bronzen von Mettlach, Dürkheim und Schwabsburg. 

— 10) Messer von Eisen, 21 Cm. — 11) eine grössere (27 Cm.) und 
z^ei kleinere (18 Cm.) schlanke Lanzenspitzen von Eisen. — 12) Ein 
Streifen von sehr dünnem Goldblech, 5 Cm. Durchmesser, 32 Mm. Breite. 
Die Verzierung besteht in einer Beihe sitzender Sphinxe von sehralter- 
thümlicher Stilisierung, die nach derselben Seite gewendet die rechte 
Vordertatze erheben. Ein Perlstreifen und ein rautenförmiger s. g. 
Toms begleiten oben und unten den Streifen. — Die Gegenstände waren 
Beigaben zweier Grabhügel; in dem ersten, 1851 geöffneten^^ lagen 
Kanne, Dolch mit Scheide, Bronzescheibe, Goldbleohomament ; im 
zweiten, 1866 geöf&ieten Amphora, Bronzekanne, Dolchreste m. Scheiden- 
fragment, Goldreifen. Der erste Theil des Fundes (von 1851) beschrie- 
ben vonBoch, in den Bonner Jbb. 1866 p. 213—215, von Lindenschmit, 
Bl. d. Ver. z. Erforschung d. h. Gesch. u. Alterthümer, Mainzer Alter- 
thümer 1852, der ganze (mit dem Zuwachs von 1866/67) besprochen 
in d. Bonner Jahrbüchern d. Ver. v. A. i. Bheinlande 1867. XTJIT 
S. 123—133 nebst Taf. VII, von Lohde i d. Berliner Arch.-Geselkch. 
2. Juli 1867 und als rein etruskisch erklärt; vgl. Arch. Anz. XXV, 
SL 129. — Nr. 1 in Privatbesitz. Das Uebrige im Museum zu Mainz. 

156) Trier. Die gesammte Umgegend ist reich an Gräbern mit Beigaben 
etruskischen Ursprungs. (Kannen, Amphoren, Schüsseln, Arm- und 
Halsringe). — Von Funden aus neuester Zeit seien erwähnt folgende: 
1) 1873, Juli: Henkel einer Bronzevase mit Ausguss in Form eines 
Löwenkopfes, der ganz identisch mit einem des Museo Gregoriano ist. 

— 2) 1873, September: bei Zerff a) ein Goldring mit drei ornamen- 
tierten Stellen , dazwischen glatt , b) eine langschnäbelige Kanne. 



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166 Uebersicht der Funde etruskischer Alterthümer. 

c) zwei flache Schüsseln oder Becken, eins gehenkelt, eins nngehenkelt, 
wie beim Armsheimer Fund. 

156) Otzen hausen. In der Nähe des berfihmteu Steinringes c. 18B5 (in 

einem Graben oder einem Grabe?) eine schöne Bronzekänne (jetzt im 
Museum zu Tri«r) und ein seitdem verschollener goldener Kopfschmuck. 
Vgl. Jahresbericht d. Gesellsch. f. nützL Forschungen zu Trier über 
die Jahre 1863 u. 1864. p. 30. 

157) Hermeskeil (zwischen Otzenhausen u. Weisskirchen) 1852 in einem 

Grabhügel eine gehenkelte Erzkanne von der Art der Weisskirchener» 
eine Fibula, Gefössreste von Bronze, eiserne Pfeil- u. Lanzenspitzen, 
Jahresber. d. Gesellsch. f, nützl. Forsch, zu Trier üb. d. J. 1853 p. 6. 

158) Gau-Böckelheim (Rgbz. Koblenz, Kreis Kreuznach). Unter einer 

Eiche fünf Dolche von goldglänzender Bronze mit breiter, spitz zu- 
laufender Klinge. Spuren von Versilberung bemerklich; besonders die 
am Ende in der inneren Fläche der Klinge befindlichen Spitzbogen- 
linien zeigen deutliche Silbereinlagen. Vier Dolche davon jetzt im 
Museum zu Wiesbaden; abgeb. bei Lihdenschmit A. d. h. V. I. Heft 2, 
Tf. IV. Der fünfte, jetzt in dem Ünivers.-Mus. zu Bonn, zeigt im 
Zickzack über einander laufende, aus Funkten gebildete WeUenstreifen. 

159) Galisch ei d. Im Gallscheider Hügel (Galgenberg) bei St. Goar auf 

den Höhen des Hunsrücks 1851. 1) eine c. 24 Cm. hohe langschnä- 
belige Erzkanne. 2) ein goldenes Armband. 3) ein goldener Finger- 
ring. 4) eine c. 43 Cm. lange und 47 Mm. breite Bordüre von papier- 
dünnem Goldblech mit Ornament von zwei breiten Wellenlinien und 
punktierten Bandstreifen (abgeb. bei Lindenschmit A. d. h. V. H. 5. 
Tf. U. 1 u. 2 und Beilage.) — Von Bronze (der Bericht sagt Kupfer?) 
5) zwei vollständige Achsen- und Nabenbeschläge. 6) vier Ringe, welche 
dem Anscheine nach dazu dienten, die Nabe vor und hinter den Spei- 
chen zusammenzuhalten. 7) zwei Knöpfe mit TüUe, wahrscheinlich 
Kopfbeschläge einer Zugbracke. 8) eine Kandare. 9) Zierbeschläge 
des Zügelwerks von sehr dünnem Blech. Von Eisen: 10) Badreifen von 
c. 85 Cm. Durchmesser und 25 Mm. Breite. — Museum zu Berlin. — 
Vgl. darüber: A. v. Cohausen, alte Verschanzxmgen auf demHunsrück 
und ihre Beziehungen zu der Veste St. Goar i. d. Jahrbb. d. Ver. für 
Alterth. i. Rheinland. XVIÜ. (1852.) S. 59. 

160) Kreuznach (Rgbz. Koblenz, Kreis gl. N., ander Nahe). 1) Neun ein- 

fache, aber elegante Näpfe aus goldfarbiger Bronze, der Grösse nach 
in einander gesetzt wie bei dem Augsburger Funde; s. oben Nr. 133. 
Um den oberen Rand läuft ein Streifen mit Zickzackomament. 5 Stück 
davon im Museum zu Mainz. Abgeb. Lindenschmit A. d. h. V. D. Tf. S. 
V., Nr. 5 u. 6. — 2) mehrere Bronzehelme. Sammlong zu Kreuznach. 
— 3) aus einem Grabhügel der Umgegend (bei Langenlohnsheim), 
Bruchstück eines Gürtelhakens rein etruskischer Form ; abgeb. bei Lin- 
denschmit a. a. 0. IL 4. Tf. 11, Nr. 9, — 4) aus einem anderen Grabe 
der Umgegend bronzener Haken von einer Gürtelkette; derselbe zeigt 
die Bildung eines Thierkopfes mit spitz vorstehenden Ohren und Besten 
von Schmelzwerk in den dreieckigen Vertiefungen der querlaufenden 



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Üebersicht der Funde etrnskischer Alterthümer. 167 

Spange; abgeb. bei Lindenscbmit a. a. 0. n. Tf. 1 , Nr. 6. — 5) und 

6) zwei gleichartige Gfirtelbaken ebendaher a. a. 0. Nr. 10. a. 11. «- 

7) Zusammen in einem anderen Grabe ebenda a) Armring aus blauem 
Glase, b) Bronzefibel, deren Bügel am aufgebogenen Ende einen run- 
den Knopf trägt. Im übrigen gleicht die Form ganz der bei Hardt 
(Zürich) gefundenen und von Lindenscbmit a. a. 0. IL 6. Taf. III, 
Nr. 4 mitgetheilten. c) vollständige schöne Gürtelkette aus Bronze. 
Der Haken in Form eines langhalsigen Thierkopfes mit Ohren und 
knopfiförmiger Schnauze sitzt auf einem Beschläge Ton zwei querlau- 
fenden Spangen, welche noch Spuren farbigen Emails zeigen. Die ein- 
gehe Kette, welche an diesen Spangen befestigt ist, endigt mit einem 
anderen Beschläge, in welches drei kleinere Kettchen mit kugelförmigen 
Schlussknöpfen eingehängt sind. Abgeb. bei Lindenscbmit IL 6. Tl I. 
Nr. 5. — Nr. 4—7 im Museum zu Mainz. 

161) Wald-Algesheim (Bgbz. Koblenz. Kr. Kreuznach), 1 St. von Bingen, 
am Einfluss der Nahe in den Rhein: 1869 in einem Doppelgrabe für 
Mann und Frau) mit runder Steinsetzung und stollenartigem Eingang. 

1) gewundener, vollkommen geschlossener Armring aus Gold 82 Mm. 
weit; zwischen jeder Windung läuft ein feiner Perlstreifen entlang. 

2) u. 8) zwei geknöpfelte Armringe aus Bronze. 4) zwei starke ge- 
schlossene Ringe aus Eisen mit Kupferblech überzogen mid mit schräg- 
laufenden Ornamenten versehen. 5) schön ornamentierter Halsring aus 
Gold getrieben. 6) ein Eimer aus Bronzeblech mit zwei Henkeln; 
auf dem einen Henkel ist innen mit Punkten ein archaisches A, auf 
der einen Henkelwange ein M (wohl = S etrusk.) eingeschlagen 7) u. 

8) zwei Armringe aus Gold. 9) gehenkelte Kanne aus Bronze, n^t 
punktierten Ornamenten. 10) zwei homförmige bronzene Zierrathe. 
11) Bronze-Figur eines Pferdchens, dessen Rippen in Blättterform , die 
Schenkelmuskeln durch eine Art Volute angedeutet sind. 12) u. 13) zwei 
Bruchstücke eines Zierbandes aus Erzblech mit getriebenen Verzierungen. 
14) u.'15) ein grösserer und ein kleinerer ovaler schlangenförmiger 
Bing, an seinem spitzeren Theile mit einer kleeblattförmigen Verzier- 
ung aus drei Scheiben besetzt, auf welchen runde Pasten aus weisser 
kittartiger Masse durch Stifte befestigt sind. 16) ein kleiner Ring aus 
Golddraht, 17) mehrere kleine bronzene Ringe u. a. Bruchstücke, 
darunter Rest eines auf hohler gewölbter Unterlage befestigten Bronze- 
ringes mit durchbrochenen und ursprünglich mit Schmelz ausgestatte- 
ten Verzierungen; 18) zwei Bronzeomamente in durchbrochener Arbeit 
von einer Schnalle oder Spange. 19) ein fast 9 Mm. starkes Bruch- 
stück vom Rand einer äusserst primitiven, gebrannten schwarzen Urne. 
20) eine eiserne Wagenradschiene. 21) ein eisernes Pferdegebiss. Be- 
schrieben von Prof. E. aus'm Weerth, Progr. zum Geburtstage Winkel- 
manns in Bonn 1870. 4o. 35 pg. mit 6 TaflEl u. 4 Holzschn. Linden- 
scbmit, A. d. h. V. III. Beilage. 

Die Anordnung der Gegenstände im Grabe war nach den gründlichsten 
Untersuchungen des Prof. E. aus'm Weerth die, dass an einem Ende 
die beiden Bronzegeftsse aufrecht standen , in der Mitte die grössere 



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X68 üebersicht der Funde etruskiscber Alterthümer.- 

Menge der Bronzetegmente , darunter die Nr. 10 gennanten H5mer, 
welche Prof. ans'm Weerth als Helmzierden reconstmirt hat, am ande- 
ren Ende Wagenreifen und Pferdegebiss und der Ring. Keine Spur 
Ton Leichenbrand, keine Spur von Knochenresten (Vgl. d. genannte 
Programm S. 12). — Der weibliche Goldschmuck Nr. 5. u. 8. zeigt 
dasselbe edele lineare Ornament in getriebener Arbeit; am Mittelstück 
der Armringe kommen noch dazu gegenüberstehende Masken. — Die unter 
Nr. 2.U. 3. genannten Kinge Yon 88 Mm. Weite entsprechen ähnlichen Bin- 
gen aus verzierten Bronzeperlen im Museum zu Wiesbaden, im Mas^e 
Cluny. zu Paris (Lindenschmit A. d. h. V. I. 9. 1. U. 6.), von Hall- 
statt (v. Sacken Taf. XVL 11.) während die beiden unter 4 genannten 
Einge von 80 Mm. Innendurchmesser in Mass und Verzierung ganz 
abweichend erscheinen; die in dünnem Kupferblech getriebene Verzier- 
ung ruht auf einem Putter von Eisen. — Die Verzierungen des zwei- 
henkeligen Eimers sind zart ciseliert; derFuss war angelöthet. Ziem- 
lich ähnlich sind die HaUstätter Eimer bei v.. Sacken Taf. XX. XXII. 
XXm.; einen ganz ähnlichen sah W. Heibig zu Sovana in Etrurien. 
(aus'm Weerth a. a. 0. p. 16. Nr. 5.) — Bei der Bronzekanne (Nr. 9.) 
mit lauger geschlossener Ausgussröhre ist der Gefässkörper aus Bronze- 
blech getrieben, Fuss, Band und Henkel gegossen und angenietet. — 
Die Hörner (Nr. 10.) erklärt aus'm Weerth p. 18 wegen ihrer zierlichen 
Arbeit nicht für Schnäbel eines Pferdehamens, sondern als Helmaufsatz. 
— Die Eadschiene ist 3 Cm. breit, und hat c. 85 Cm. Durchmesser. 

162) Bingen: ein bronzener Schild, 39 Cm. im Dchm. , 372 P^^- Gewicht. 

Vgl. oben S. 57. und Lindenschmits dort citierte Abhandlung. 

163) Waller fangen (Kreis Kreuznach.) nicht weit von Wald -Algesheim. 

Zwischen Beaumarais und Waller fangen in der Nähe der Saar 
1853 ein aus 2" starkem Holz gebildetes Grab (?) ohne Asche noch 
Gebeine, aber mit kurzem röthlichem Haare, Resten dicken WoUen- 
stoffes, einer emaillierten und drei bernsteinernen Perlen, vier glatten, zum 
Theil mit linearen Verzierungen versehenen goldenen Armringen, ein eher- 
ner Ring und ein aus vier kleinen Ringen gebildeter kupferner Würfel. 
Nicht weit davon lagen in der Erde zerstreut etwa vierzig Kupferringe, 
theils für die Arme, theils für den Hals. (Jahresb. d. Gesellsch. t nützl. 
Forsch, zu Trier üb. d. J. 1854. p. 27.) Vielleicht der grössere Theil 
wurde durch Verschenken zersplittert; 24 Stück bekam allein Herr 
Commerzienr. Boch-Buschmann inMettlach. Verschiedene davon zeigen 
gleich auslaufende Knäufe wie der Goldtorques von Wald-Algesheim, 
andere runde Scheiben mit Spuren der hellen Kittmasse für Au&ahme 
der farbigen (Thon-) Verzierung, und zwar so, dass je zwei durch Rän- 
der getrennt sind, auf denen en miniature je 6 solcher Scheiben ange- 
bracht sind. Der Innendurchmesser des einen (bei aus'm Weerth, d. 
Grabf. v. Wald-Algesh. S. 341) beträgt 135 Mm., der des anderen, 
(ebda, abgebildet.) 125 Mm. — Der ganze Fund war meines Erachtens 
kein Grabfund, sondern enthielt die Habie eines Händlers. Die kurzen 
röthlichen Haare werden von einer Kalbfelltasche hergerührt haben, 



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Uebersicht der Funde etruskischer Alterthümer. 169 

wie deren mehrere z. B. in Hallstatt anfgefiinden sind — Yereinssamm- 
lung zu Bonn, — 

164) Worms. 1) Krappen eines Kettengürtels. — 2) zwei Fibeln; auf dem 

breiteren Tbeile des Bügels ist eine boble Scheibe zur Aufnahme eines 
Fritt- oder Schmelzeinsatzes. — 3) Eine rohe Thierfigur, Handhabe 
eines Gefässes. (Vgl. Hallstati) 

165) Bor seh (bei Geisa.): Gefässhenkel, Maus auf einer Schlange darstellend. 

Der Stil verräth einen eigenthümlich naturalistischen Zug, während 
sich in der Behandlung der Gelenkpartien eine mehr schematische Be- 
bandlungsweise zeigt, welche sich arabeskenartiger Voluten bedient. 
(Notiz von Dr. Klopfleisch auf der Generalversammlung der deutschen 
anthroph. Ges. 1872. S. 65. Der Genannte hält die Arbeit für heimische 
Nachahmung einer Antike.) 

166) Crölpa bei der Budelsburg a. d. Saale) Bronzefund beim Wegebau c. 

1871 : 2 Oberarmringe, 2 Unterarmsspiralen, 9 Halsringe verschiedener 
Grösse bei gleichem Muster, 6 Sicheln, 6 Unterarmringe etc. etc. Allem 
Anschein nach der Vorrath eines Händlers oder Hausierers (a. a. 0. 
S. 66.) 

c) Provinz Sachsen (inci. Anhalt.) 

167) Baasdorf (Amt Cöthen). 1844 in einem Steingrabe Bronze waffen: 

1) Schwert; ganze Länge 60 Cm., die Klinge allein 48 Cm. Die Form 
ist die nach der Mitte zu anschwellende, welche Bronze- und Eisen- 
klingen aus Hallstatt und der Landshuter Umgegend (Bett der Vils) 
zeigen; in der Längenachse ist sie durch einen halbrunden Grat ver- 
stärkt. Der reich (mit Strahlenkreisen, Bogen und Zickzacklinien) ver- 
zierte Griff ist oben spiralförmig aufgebogen. 2) Messer mit geschweif- 
ter Klinge, 15 Cm. lang (das Heft 4 Cm.), reich verziert mit concen- 
trischen Kreisen, Linien und Bogen, wie sie einfacher das Messer von 
Toddin (Mecklenburg) bei Lindenschmit IL 8. Tf. IV, Nr. 13, und in 
anderen Combinationen eine Reihe von Messern aus den Pfahlbauten 
des Bieler und Neuenburger Sees (ebenda jH. 8. Tf. II) zeigt. 8) eine 
kleinere Speersitze (20 Cm.), zieilicher, aber ganz in gleicher Weise 
ornamentiert wie die Spitze aus der Höhle von Beuron (bei Linden- 
schmit I. 5. Tf. IL Nr. 8). 4) grössere Lanzenspitze (30 Cm.). Auch 
■ sie stimmt mit einer grösseren von Beuron a. a. 0. überein. Bei Nr. 3 
und 4 reicht die zur Aufnahme des Schaftes bestimmte Tülle durch 
die Spitze hindurch. (Abbild, in den Neuen MittheiL d. Thüring -Sachs. 
Vereines Vn. (1845), 3. Heft. 
ALTliJARK. 

168) Neilingen bei Kloster Arendsee. 1719: eine grosse bronzene Vase, 

nach oben sich erweiternd, mit scharf abgesetztem Bauchrande; in die- 
ser ein bronzenes Hängebecken, an Gestalt und Verzierungen ganz dem 
von Roga (s. o. 186) gleich, nur dass unten um den Kopf nicht 5, son- 
dern 12 Schlangen mit. Kämmen auf den Köpfen angebracht sind. In die- 
sem ein zweites, kleinere^s Bronzegefass ; die Verzierungen sind diesel- 
ben wie auf den Gewissen von Roga und Wesenberg, nur fehlen die 
Schlangen ; 'statt der Henkelohren sind zwei längUpl^e I^öpb^r in den 



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170 Uebersicht der Funde etruskisclier Alterthümer. 

Seitenrand geschlagen. In der Asche, welche dies GefSss enthielt, 
lagen 9 bronzene Buckel oder Schüsseln von 9V3— 14 0m. Durchmesser 
und an 60 kleine runde Knöpfe, theDs von Bronze, theils von Silber. 
Zwei ähnliche Vasen wurden bei Helmstädt und Darsekau gefunden, 
s. u. — Beschrieben und abgebildet in Joh. Geo. Keyler, antiquitates 
selectae septentrionales etc. Hanoverae 1720. p. 816 und Beckmann, 
histor. Beschreibung der Mark Brandenburg. Bd. I. Tf. 5. 

d) Hannover. 

169) Helmstädt. Bronzevase wie die von Neüingen. Vgl. Kruse, deutsche 

Alterthümer IIL Heft 1. 2. S. 119. Tf. IL 69. 

170) Darsekau: Bronzevase wie die von Neilingen, vgl. Mittheil. desThüring- 

S&chs. Vereines 1834, I. Heft 3. S. 105. 

171) Barg fei d (Amt Bodenteich.) Geföss aus getriebener Bronze. Am 

Bande ein eisernes mit vier Nieten befestigtes Band mit einem Oehre 
für den Henkel Die Form ist unter den Hallstätter Gefässen mehr- 
fach vertreten (Höhe 68, grösste Weite 80 Cm.). Abgeb. bei Linden- 
schmit, A. d. h. V. II. 3. Tf. V. Nr. 9. — Museum zu Hannover. 

172) Lüneburg (aus einem Grabhügel des Gebiets ohne genauere Bezeich- 

nung.) Flaches Becken aus getriebener Bronze mit beweglichem Henkel, 
desssen Oesenringe an einer durch Niete befestigten Leiste angebracht 
sind. Neben und zwischen den Henkellängen erheben sich auf langen 
gebogenen Hälsen drei Greifenköpfe, von welchen der mittlere nach 
innen, die beiden anderen nach aussen gewendet sind. — Abgeb. bei 
Lindenschmit A. d. h. V. 11. 3. Tf. V. Nr, 1, besprochen ebda, in der 
Beilage, wo auch auf die merkwürdigen Parallelen hingewiesen ist, 
welche ein Gef^s aus einem Grab von Gäre und das von Herodot IV. 
152 erwähnte Weihgeschenk der Samier für eine Tartessosfahrt dar- 
bieten. 

173) Luttum (Amt Verden). Aus einem Grabhügel der Umgegend ein grösse- 

rer Eimer aus geripptem Bronzeblech mit Besten eines eisernen Hen- 
kels. Di^ .Vernietung des Bleches und die Befestigung des Gefäss- 
bodens ist ganz so hergestellt wie bei dem Eimer von Mainz (s. 0. S. 162). 
Selbst die Zahl der 9 Bippen stimmt. — Abgeb. bei Lindenschmit A. 
d. h. V. IL 3. Tf. V. Nr. 8. - Münster'sche Sammlung zu Hannover. 

174) Marssei (AmtZesum). Aus einem Grabfunde eine reichverzierte Haar- 

nadel aus Bronze mit eingravierten spiralförmigen Ornamenten , die 
innerhalb von concentrischen Ovalen und Perllinien um ein concentri- 
sches Kreisomament angebracht sind. Die sieben ineinander greifen- 
den Spiralen gleichen ganz denen auf einem Hallstätter Schwertknauf 
(s. 0. S. 35) und auf einem Grabgefilss vom Albanergebirge (s. 0.) 

175) Westerweihe.| Hängebecken, dem von Roga ähnlich. Vgl. Nr. 186. 

176) Dörmte. S 

e) Brandenburg. 

177) Beitsch, bei Stadt Pfördten (Rgbz. Frankfurt a^., Kreis Sorau), 

beim Jöhser See. 1847 in einem Torfinoore: 1) ein Helm aus Bronze 
von der schönsten Goldfarbe getrieben, 20 Cm. hoch. 21 Cm. weii 
Am Hintertheile befinden sich dreimal drei Löcher; die sich stark ver- 



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Uebereicht der Funde etrusldscher Alterthümer. 171 

jungende Spitze endet in eine dnrclibohrte Tülle fCbr den Helmbosch. 
Vgl. Illnstr. Zeitnng 1847 Nr. 219. Clemm, CnltnrgescMclite IX. S. 52. 
nebst Tf. IV Nr. 9 (im Text als Nr. 14 citiert). Ein ganz ähnlicher 
Helm ist in der Sammlung zu Ludwigslust. — 2) ein breiter Dolch 
aus gleichartiger Bronze, 35 Cm. lang, an der breitesten Stelle 12 Cm. 
breit; die Klinge ist mit convergierenden Linien verziert; am breiten 
Ende sind sieben kleine Dreieckomamente ; darüber die ausgebrochenen 
' Nietlöcher für Befestigung der Klinge in der jedenfalls halbmondförmi- 
gen Ausladimg des Griffes. (Nr. 2627 der Clemm^schen Sammlung.) 
Vgl. Clemm a. a. 0. 

178) Frankfurt a. d. Oder (gleichn. Bgbz.): ein Kesselwagen aus Bronze, 

mit drei vierspeichigen , um eine Achse laufenden B&dem. Auf den 
zum Tragen des Kessels angebrachten Stäben sitzen Vogelfiguren wie 
auf dem Wagen von Oberkehle. Beschrieben Jahrbb. d. Ver. f. meck- 
lenb. Gesch. u. Alterth. 1841. — VgL oben Judenburg S. 34. 

f) Schlesien. 

178b) Oberkehle (bei Trebnitz): Kesselwagen, dem von Frankfurt a./0. be- 
sonders dsuin ähnlich, dass auch auf kurzen Stäben Vogelfiguren sitzen. 
Vgl. Weinhold, die heidn. Todtenbestattung S. 78. 

Xin. Mecklenburg. 

179) Dahmen. Gehenkelter Napf aus getriebenem Bronzeblech mit Reihen 

von Buckeln ornamentiert (vgl. die sogen. Flasche von Cosa). Der 
mit gravierten Linien verzierte Henkel ist mit 4 Nieten befestigt. Abgeb. 
bei Lindenschmit A. d. h. V. IL 3. Tf. V. Nr. 2. — Museum zu Schwerin. 

180) Retzow (bei Stadt Lübz.). Bronzeschwert 54 Cm lang (die Spitze ist 

stark abgeschliffenl. Der ^riff ist sehr zierlich mit S förmig geboge- 
. nen Doppelspiralen, die in drei Reihen aufrecht übereinander ange- 
bracht sind, verziert, während auf der breiten halbmondförmigen Aus- 
ladung, in welcher die Klinge befestigt ist, Zickzacklinien in verschie- 
dener Stärke ein geschmackvolles Ornament bilden. Die vertieften 
Zwischenräume aller dieser Ornamente sind mit einer dunkeln harzigen 
Masse ausgefüllt, welche am Lichte sich in heller Flamme verzehrt. 
Die ursprüngliche Farbe dieses Stoffes (Bernstein?) ist nicht mehr zu 
ermitteln; wahrscheinlich war sie an den Zickzackstreifen und zwischen 
den Knöpfen des Bügels eine andere xmd hellere als an dem Griffe und 
Knopfe. Abgeb. ;bei Lindenschmit A. d. h. V. L 7. Tf. II. Nr. 5. — 
In der Form ganz übereinstimmend ist der Bügel des Bronzeschwertes 
von Gentzkow (s. u.); die Zickzackomamente mit ihrer Einlage ent- 
sprechen ganz denen des Hallstätter Schwertknopfes aus Elfenbein mit 
Bemsteineinlage (s. o. S. 36), dagegen die Spiralen denen der Grabume 
vom Albaner Gebirge bei Lindenschm. II. 10. 3. Nr. 3. 

181) Wismar: ehernes Hom mit einem s. g. Schiffsomament und anderen 

charakteristischen Verzierungen. Vgl. oben S. 58. 

182) Panstorf: gerippter Bronzeeimer. Vgl. oben S. 22. 

183) Gentzkow. Bronzeschwert derselben Form wie das eben beschriebene. 

Die in den Umrissen ganz gleichartige Ausladung desselben für die Auf- 
nahme des Klingenendes ist nur mit einer Borte, der eigentliche Griff 



l?< 



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172 üebersicht der Funde etruskischer Alterthümer. 

mit sechs senkrechten, durch Borten gleicher Art getrennten Zickzack- 
händem verziert. Der Teller des Enanfes zeigt das Sformig gebogene 
Ornament von sechs Spiralen, wie sie an dem Betzower Schwerte reicher und 
geschmackvoller nicht nur an gleicher Stelle (acht an Zahl), sondern auch 
an dem eigentlichen Griffe erscheinen. — Abgeb. bei Lindenschmit II. 
7. Tf. II. Nr. 6. 

184) Basedow. Bronzenes Hängebecken mit gewölbtem Boden. Die Verzie-, 

rangen desselben bestehen ans concentrischen Kreisen nnd Perlbändem. 
Abgeb. Lindenschmit A. d. h. V. II. 9. Tf. I. Nr. 3. Mnsenm zu. 
Schwerin. — Ein sehr ähnlich verziertes, kleineres Hängebecken wurde 
bei Neastadt im Holsteinschen gefunden. Abgeb. bei Lindenschmit 
a. a. Nr. 4. 

185) FeckateL Bronzener Kesselwagen mit langschnäbeligen Yogelköpfen 

an dem Wagengestelle und dem vasenartigen Kessel (s. o. S. 143 Juden- 
burg). 

186) Roga, unweit Friedland (Mecklenb.-Strelitz). 1840,41. 3' tief im Moor- 

boden zusammengefunden 1) ein zweihenkliges Hängebecken, durch 
Guss in einem Stück hergestellt, mit geschmackvollen Verzierungen 
(Zickzack in Relief, Querstriche, Drachenornamente; am unteren Theile 
5 gewundene Schlangen mit einem Kamm auf dem Kopf. (Höhe des 
Gefasses 12 Cm., grösste Bauchweite 22V.' Cm.), Aehnliche Becken 
wurden auch anderwärts in Mecklenburg (Basedow, Neu-Brandenburg", 
Wesenberg), in Hannover, ( Westerweihe , Dörmte), in Holstein (Neu- 
stadt) und in Dänemark (vgl. Leitfaden zur nordischen Alterthums- 
kuude S 41 und Lindenschmit A. d. h. V. IL 9. Tf. I) gefunden. — 

2) sechs offene, elsötische Ringe (3V2 Cm. breit, 7 Cm. weit; drei da- 
von haben zu beiden Seiten und gorade hinter den Oeffnungen Oehre 
in denen ein grösserer Ring hängt, in welchen wieder jirei kleinere 
Ringe eingehängt sind; die drei anderen sind ohne Ringgehänge. — 

3) ein Diadem aus dünnem Blech, gebildet aus einem 4 Cm. breiten 
Streifen, der an der Schlussstelle durch einen eisernen Draht zusam- 
mengehalten war; feine mit Punzen von innen nach aussen getriebene 
Puijktlinien wechseln mit 4 Paaren concentrischer Kreise; das Vorder- 
stück bilden Drachen mit Kämmen an Kopf und Nacken in phantasti- 
schen Verschlingungen (abgeb. in natürlicher Grösse in dem Jahresbe- 
richt d. Mecklenb. Ver. (1842) VII. S. 38. — 4) Fingerringe, davon 
einer aus Kupferdraht. — 5) drei gewundene Halsringe mit Schlicsa- 
haken an den Enden. — 6) eine Spange aus Bernstein, bestehend aus 
einem runden, platten Ringe von 41/2 Cm. Durchmesser; an einer Seite 
zum Anbringen einer Zunge ausgeschnitten. — Beschrieben und abge- 
bildet von Lisch im 7. Jahresber. d. Mecklenb. Ver. f. Gesch. 1842. 
S. 33—34. Vgl. über die näheren Umstände des Fundes Boll ebenda 
VI. (1841) S. 110 ff. — Schlagende Parallelen bieten die Funde von 
Neilingen (Altmark), Wesenberg (Mecklenburg-Strelitz) , Neu-Branden- 
burg und bei Worsaae Abbildn. Nr. 281. 

187) Wesenberg (auf der Pommel, einem Theil der Stadtfeldmark W.)I 

1838 neben Steinen, Umenscherben und Knochen 1) ein Hängebecken 



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Uebersicht der Funde etruskischer Alterthömei-. 173 

ans Bronze, Yon derselben Gestalt and mit denselben Verzierungen wie 
das eben beschriebene vonBoga, nur etwas kleiner; 2) sieben bronzene 
Armringe, ganz wie drei von Eoga mit eingehängten Ringen (Lisch, 
7. Jahresbericht des Mecklenb. Ver. 1842. S. 36). Tgl. oben Neilingen 
(Altmark). 
188) Neu-Brandenburg. Zwei Hängebecken wie das oben (Roga) be- 
schriebene. Bei denselben wurde von dem Pastor Masch aus Schlags- 
dorf der sogen. Runenstein mit dem Badegast entdeckt (vgl. v. Hage- 
now, Beschreibung der Runensteine. Nr. 16 und Fig 1. Jetzt Samml. 
zu Neu-Strelitz. -- Ebenda zwei andere ebenfalls aus der Umgegend 
von Neubrandenburg (ehemalige Samml. des G. Sponholz. Jahresber. 
d. Ver. f. Mecklenb. Gesch. [1842] S. 25.) 

f) Schleswig-Holstein. 

189—192) Von den Funden dieses Landes hebe ich hervor 189.) Zwei Qe- 
wandnadeln altitalischer Form; abgeb. bei Lindenschmit A. d. h. V. 
I. 9, 2. 190) Zwei Kämme von Bronze, abgeb. ebenda II, 3. Tf. IV. 
11 u. 12. Der erstere, mit zwei Schwimmvögeln verzierte, eine Pa- 
rallele zu dem im Wallis gefundenen (s. oben S. 131), ist jetzt in der 
Wamstedtschen Sammlung zu* Kiel. Der letztere ist ebenda in der 
Boysenschen Sammlung. Eine weitere Parallele bietet der zu Meldorf 
in Dietmarschen am Wodansberg gefundene, der jetzt im Museum zu 
Hannover ist. 191) Fund vom Königshügel im Kircli spiel Varndrup 
bei Kolding. In einem Todtenbaume aus einer doppelten Easte von 
Eichenholz eine Leiche mit einem grossen Mantel, das Haupt mit einer 
Mütze von starkem WoUentuch bedeckt. Zu Füssen gehenkelte Holz- 
gefässe, von denen das eine mit kleinen eingeschlagenen Zinnstiften am 
Rande bandstreifig, am Boden sternförmig verziert war. Neben der 
Leiche lag ein Bronzeschwert in reich verzierter Holzscheide, von eigen- 
thümlicher, durchaus an phönikische Muster erinnernder Form. Die 
Ornamente, gradlinige, im Zickzack wechselnde Streifungen, erscheinen 
barbarisch, finden aber ihre unmittelbare Parallele nicht nur auf einer 
zierlichen Bronzepincette, welche bei einer Lanzenspitze von Feuerstein 
in einem Todtenbaume des benachbarten Treenshöi gefunden wurde, 
sondern auch auf zweien der Erzschilde aus dem reichsten und ältesten 
Grabe von Caere, welches im J. 1836 geöffnet wurde, vgl. Museo 
Etrusco Gregoriano 1. tv. XVIII. 1. 2. XIIX. 1. XX. 1. — Was die 
Klinge anlängt, so steht die des Erzschwertes von Nlmes ihr sehr 
nah. — Die Scheide s. bei Lindenschmit A. d. h. V. II. 1. Tf. III 
1. u. 3., die Klinge ebda. Nr. 2. — 192) Erzvase von Siem (Amt 
Aalborgj^chleswig) : Grabhügelfund Dieselbe ist abgebildet in: Afbild- 
ninger af Danske Oldsager og Mindesmaerker, ved A. P. Madsen: 
Siem Fundet, Aalborg Amt. 1862 und .danach bei Lindenschmit III. 
Heft 1. S. 9, Nr. 1. Sie zeigt ein Rad- und Vogelornalnent ganz wie 
der Schild von Glein und das Erzgefass von Rönning (Amt Odensee). 
Letzterss ist abgebildet bei Madsen a. a. 0. (Ronninge Fundet) und 
danach bei Lindenschmit III Heft 1. S. 10 Nr. 4. Es besteht aus 
zwei trichterförmig sich erweiternden Hälften, die mit der weiten Seite 



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174 XJebersicht der Funde etruskischer Alterthtimer. 

aufeinander gesetzt nnd mit 86 konischen Nieten verbunden sind; die 
untere ist glatt, die obere mit vier der bezeichneten Bad- und Vogel- 
Ornamente verziert. 
201) Insel Sylt. Ausgrabungen des Prof. Handelmann. Bronzen hoch- 
alterthümlichen Stiles vermengt mit Steiuwerkzeugen und zum 
Theil auch mit Eisengeräthen. Die Erzschwerter haben meist die 
schilf blattförmige Klinge, Scheiden aus Holz und Thierhaut. Die reichen 
Verzierungen der Griffe zeigen in ihren tief eingeschnittenen Zwi- 
schenräumen Andeutungen einer Füllung durch Einlage eines farbigen 
Kittes, wie an dem Schwert von Betzow. Proben von Armringen, Fi- 
beln, Meissein, Messern und drei schönen Schwertern bei Lindenschmit 
im neuesten Hefte der A. d. h. V. (IIL 3.) 

XVI. DÄNEMABK. 

193—200) Es genügt im Allgemeinen auf die durch Worsaae in so dankens- 
werther Weise bekannt gemachten reichen Schätze des Kopenhagener 
Museums hinzuweisen: Nordiske Oldsager i det Kongelige Museum i. 
Kjöbnhavn. Ordnede og forklarede af J. J. A. Worsaae 2. A.K]öben- 
havn. 1859, gr. 8o. Ich hebe aus der Beihe der Nr. 110—283 mit- 
getheilten Bronzealterthümer folgende hervor: 111) von gravierten 
Schraffierungen bedeckte Axt und 165) Messer mit gleich schraffiertem 
Griff (vgl. Schilde von Caere MuseoEtr. I. tv. 18. 19.); 112 und 113) 
Streitäxte mit halbmondförmiger Schneide und zu einer spitzen Scheibe 
geformten Bücktheil (vgL Aexte aus dem oberen Donaugebiet bei Ken- 
ner.) 114— 137) Schwerter (gule Parallelen der in Ungarn gefundenen). 
143. 144) breite trianguläre Dolchklingen (gleich dem in der Schweiz, 
Bheinhessen u. a. m. gefondenen). 157. 158) Sägen (gleich denen aus 
dem Schweizer Pfahlbauten. 166) Messer mit menschlicher Figur als 
Griff und 167) Messer mit einem Schwimmvogel auf dem Bücken. 
171—175) Basiermesser mit Schiffisornamenten (vgl. Villanova, Kal- 
tem u. a.) 185-188) Lanzenspitzen. 193—199) Gelte mit Oehr. 
199—200) Posaunen mit Basseiblechen. 202. Helmfragment mit Spi- 
ralverzierung und Goldbelag (vgl. Judenburg.) 203) Schild mit Bad- 
und Vogelornament gleich dem auf den Gefässen von Siem und Bön- 
ning und auf dem Schilde von Glein. 208) Scbildbuckel in einen Cy- 
linder auslaufend gleich dem einen von Glein. 253) offener Armnug 
aus Gold, dessen Enden in Doppelspiralen auslaufen gleich dem in Sieben- 
bürgen bei Szilagy-Somlyo gefundenen, vgl. S. 149. 264) längere Armschiene 
mit Basselblechen (vgl. Funde aus dem Wallis. 279) reich ornamen- 
tierte kleine Goldflasche (vgl. die Grabfunde von Caere.) 281) Hänge- 
becken, in Form und Verzierung ganz denen von ]^ga, Neilingen, 
Helmstädt und Darsekau analog. 283 b) die vollendete Omamentierung 
der Unterseite eines Hängebeckens. Auch unter den dem älteren Eisen- 
alter zugetheilten Alterthümem gehört manche Nummer den etrus- 
kischen an; z. B. der in einen Schwanenhals auslaufende Gefösshenkel 
mit menschlichen Köpfen an den Henkelringen' 307), der Silberbecher 
mit Goldbelag und durchaus orientalisierenden Bilderstreifen 814), das 
Schwert mit Elfenbeingriff und Bronzescheide 380. 



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Uebersicht der Funde etruskischer Alterthtimer. 175 

202) Insel Seeland. Nach dem Berichte des Dr. Zinck in den dänischen 

Aarböger 1871 besonders an der NW.-Ecke (Umgegend von EaUond- 
borg) Diademe mit Ornament von concentrischen Kreisen, Dreiecken etc., 
Bmstplatten , breite Dolchklinge mit Nietlöchem, mehrere Bronze- 
schwerter, eine Bronzesäge. 

XVII. Schweden. 

203) Schonen. Ystadt. Brnzelins, Svenska Fornlemningar. Land. 1860. 

Die antiquarischen Funde im Hafen von Y. beschrieben vonN. G. Bru- 
zelius im Archiv f. AnthropoL V. 1871. S. 49 ff. u. a. ein Streitkolben 
/ Tjn<äj&in Kesselwagen. Chemische Analyse davon in den Jbb. fcMecklenb. 
Gesch. 26. (1861.) S. 151. 

204) Oeland. Ein Bronzespiegel. Wiberg., Einfluss d. klass. Y. S. 21. 

205) Hall and (Südschweden). 1867: Erzschild, am Bande eine umlaufende 

Beihe von Schwänen oder dergl. Schwimmvögeln mit aufwärts gebo- 
. genen Schnäbeln, ganz wie auf dem Hallstätter Becken oder auf dem 
1870 zu Cometo gefundenen Goldbeschlag einer Panzerplatte. — Vgl. 
Bronssköld funnen i Halland, beskrifven af H. W. Boye. Hailands 
Fomminnes-Förenings arsskrift. Halmstad 1868. 

XVIII. Holland. 

206) Nordbrabant, bei Anlo: ein gerippter Bronzeeimer. 1872 gefunden. 

207) Geldern: bei Nym wegen eine langschnäbelige Bronzekanne. 

XIX. BELGIEN. 

208) Eygenbilsen bei Tongern (Atuatuca Tungrorum) am Jecker, der bei 

Maastricht mündet: 1871 in einem Grabe: ein gerippter Bronzeeimer, 
eine langschnäbelige Bronzekanne und ein Fragment eines dritten Ge- 
lasses, mit etruskischem Goldschmuck, beschrieben von H. Scheuer- 
manns, objets ätrusques döcouverts enBelgique. Bruxelles 1872. üeber 
die darüber gepflogenen Verhandlungen auf dem archäologischen Con- 
gress, vgl. den Bericht von J. Mestorf im Correspondenzblatt der 
deutschen anthropol. Gesellsch. 1872. Dec. Nr. 12. S. 93 f. Conestabile 
erklärte die Gegenstände für etruskisehes Fabrikat aus der Zeit des 
Verfalls, etwa aus dem' 8. Jh. v. Chr. 

XX. England. 

209—211) Dass auch nach diesem Lande die Verbreitung etruskischer Fabri- 
kate reicht, hat Lindenschmit in verschiedenen Beilagen seines 
Werkes A. d. h. V. ausgeführt Von einzelnen Alterthümern sind her- 
vorzuheben: 

209) ein Bronzehelm, gefunden in der Themse. 

210) ein bronzenes, mit rothem Thon incrustiertes Pferdegebiss. 

211) Schwertscheide von Bronze mit eingravierten Verzierungen. 
In den Knöpfen am Mundstücke und dem Ortband waren allem An- 
scheine nach farbige Pasten befestigt. Die jetzt offene Bückseite war 
ursprünglich mit Holz oder Leder verkleidet. (Gefunden im Flusse 
Tweed bei Carham (Northumberland).) 

212) Eine ähnliche Schwertscheide ohne Angabe des Fundortes. — 



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176 Uebersicht der Fände etruskisclier Alterthümer. 

Beide abgebildet bei Lindenschmit A. d. h. V. III. 3. Tf. III. 1 a und 
b. 2 a und b. 

XXI. Irland. 

213) Die so charakteristischen and in ihrer Geltung als etruskisches Fabrikat 
durch Gräberfunde in Etrurien selbst durchaus beglaubigten Bronze- 
eimer (vgl. oben S. 23) fanden sich auch in irischen Gräbern, vgl. Lin- 
denschmit III. 1. S. 9. Nr. 2. nach dem Cataiogue of the antiquities 
in the Museum of Boyal Jrish Academy. Dublin, by W. R. Wilde 
S. 531. — Die Homogenität derselben mit denen von Oberitalien, der 
Schweiz, Cöte-d'Or und von Hallstatt erkannte Alex. Bertrand, Vor- 
stand des Museums zu St. Germain, an : Revue arch^ol. 1873. p, 37 1 . 



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S ACHREGISTER. 



Die einfachen Ziffern und die hiqter S. geben die laufende Seite der Sclirift, 
die hinter Nr. die laufende Nummer des Fundverzeichnisses an. 



Aegyptische Geräthe und Götzenbilder 

in etrusk. Gräbern S. 16. 
— Münzen in Kroatien, Siebenbürgen 

und Steiermark S. 94. 
Aes collectaneum S. 73. Nr. 89. 110. 
Alpenkäse als Handelsartikel S. 88. 
Alpenstrassen 9. militärische Bewach- 
ung durch die Römer 86 f. 
Alpenvölker, Verkehr derselben mit 

der Po-Ebene 79. 88 f. 
Alsium, Gräberfunde von 16. 
Amphoren aus Bronze 24. 
Angeln 35. 
Antennen, s. g. an Helmen S. 56. 

Nr. 9. 
Apollonias Handelsbeziehungen zum 

Norden S. 94. Nr. 112. 
Arma versicoloria 84. 
Armringe 42 ff. 
Armschienen Nr. 50. 
Arretium, rother Thon von 84. 
—, Waffenfabrik von 13. 
Artemis, asiatische S. 24. Nr. 40. 

S, 128 f. 
Augsburg, Handelsstation 96. 

Becken (Schüsseln) von Bronze 25 
Nr. 166. 172. 

Beile 32. 

Beinschienen Nr. 9, 4. 

Bergkrystall als Handelsartikel 89. 

St. Bernhard, Strasse über den klei- 
nen 67. 

— , Strasse über den grossen 68. 



Bernstein in etrusk. Gräbern 11. 1^. 

— an Schwertgriffen 19. Nr. 119. an Fi- 
beln 37. an Haarnadelknöpfen 48. 
an Erzringen Nr. 76. an Goldblech- 
omament Nr. 154. 

Bemsteinbeigaben in transalp. Gräbern 
S. 109. Nr. 3 f. 4. 61. 70. 78. S, 138. 
Nr. 85, 15. 129, 8. 132. 138, 7. 103 
180, 6. 

Bemsteineinlagen s. o. Bernstein. 

Bemsteinhandel 101—110. 

Bernstein in den Po-Ländern 107 f. 

Blei als Handelsartikel 89. kleine Stifte 
davon an Haarnadelknöpfen Nr» 37. 
Streifen als Zwischenlage eines Dop- 
pelbodens Nr. 81. S. 141. 

Brenner-Strasse 71 1 

Bronze nach Britannien verschifft 1>J, 

Bronzeblechscheiden S. 51. Nr. 9, 5 
67. 140, 1. 154, 9. 211 1 

Bronzedraht als Bandunterlage 22. 

Bronzegefasse , Arten der etrusk. 
21-28. 

Buchstabenschrift, Verbreitung der* 
selben nach der Schweiz und Steier- 
mark S. 70 t 115. 

Caere, Gräberfunde von 16. 

Gelten s. u. E. 

Celts, Formen und Arten derselben 

32 f. 
Colonisation, römische, Etruriens und 

des italischen Eeltenlandes 86. 



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l^l'^^ 



n 



Sachregister. 



DeUsclie Tempelsage 78. 

Diademe 46 f. 

Dolche 51. triangulärer Form Nr. 32. 
66-60. 158. 177. 194. 

Dolmetscher 99. 

Doppelschwan- nnd Bad-Ornament 57. 
142. Nr, 81. 

Drachen-Ornament Nr. 186, 1 n. 3. 

Dyrrhachimn, Handel nach dem Nor- 
den 94. 

Eimer von Bronzeblech S. 21 f. (ans 
dem cisalpinischen Gallien Nr. 3 a 
bis s). Nr. 3. 9, 8. 30 c. 41. 58. 69. 
71. 119. vgl S. 152. Nr. 144. 145. 
151. 161. 6. 173. 182. 208. 213. 

Einflnss der Kelten auf die Etrusker 
83 1 

Einheimisches Handwerk 113. 

Eisenschwerter Nr. 9, 5. 39. 56—60. 

Eisenwaffen der Gallier und Germa- 
nen 114. 

Elfenbeingriffe mit Bemsteineinlage 
an Waffen 19. Verzierung an einer 
Bronzefibel Nr. 56. 

Eridanusmythus 103. 

iex^Q^f^ ^^ ^S^' ^' Kesselwagen. 

Etrusker xmd Bäter 79. 

Etruskisohes Alphabet, Verbreitung 
desselben 70 f. 116. -— etr. Bem- 
steinarbeiten diesseits der Alpen 
108 f. vgl. oben u. Bemsteinbei- 
gaben. — etr. Gräber IL Beigaben 
in denselben ebda. — etr. Handel 
in ältester Zeit 74 f. 

Etruskische Industrie 10 ff. Waffen 
13. Statuen ebda. Candelaber und 
Schalen 14. Eisenproduktion 13. 

Etruskische Inschriften 18. Näheres 
u. Inschriften. 

— Kunstwerke, Verbreitung derselben 
im Auslande 13 t 

— Münzen gef. in der Schweiz, Frank- 
reich, Tirol S. 18. Näheres und 
Münzen. 

— Sprache und Inschriften in Bätien 
S. 80. 



Etsch-Strasse, Funde an derselben 72. 

Fackeln als Handelsartikel 88. 
Fahrwege in der Schweiz 98 f. 
Feilen von Bronze 34. 
Ferentina, Messe im Haine der 15. 
Feronia, „ „ „ „15. 

Fibeln, Arten derselben 37 t paar- 
weise getragen ebda. 
Fingerringe 45. 
Fischereigeräth 35. 
Frontalia für Pferde 61. 

Gallischer Binnenhandel 90—93. 
Gehängstücke S. 46. Nr. 119. S. 153 f. 
Germanischer Handel im 5. u. 4. Jh. 

V. Ohr. 91 f. 
Germanische Bunen 117. 
Germanisch-keltische Münzen des 4. 

und 3. Jh. 95. 
Glas, blaues ; Körper einer Fibula 38 ; 

Binge Nr. 36; Perlen und Armring 

Nr. 61 u. 160, 7; als Verzierung 

von Bronzeringen Nr. 76. 
— grünes: Amulet davon S. 138. 

Nr. 70; Perle Nr. 129, 7. 
Gold als Handelsartikel 89. 
Goldmünzen der Kelten S. 9 f. Nr. 

30. 33. 
Goldschmuck Nr. 35. 40. 41, 4 u. 5. 

48. 81a. 85, 18. 112 b. 113, 10. 

114 b-f, 138, 1-4. 140, 3. 141, 

2f. S. 161 Nr. 143, 2 u. 3. 152, 1. 

154, 1 u. 12. 155, 2. 156. 159, 2 

bis 4. 161, 1 u. 8. 163. 198. 
Griechisch - barbarischer Handelsver- 
kehr S. 92. vgl. Nr. 106 (Münzen). 
Griechische Münzen in Serbien unter 

Ungarn 93 f. 
Greifenköpfe an einem Erzbecken S. 26 

Nr. 172. 
Gürtelbleche S. 40 f. Nr. 37. 81, 3. 

84. 119. vgl. S. 153. 127. 129. 

131, 1. 
Gürtelkrappen Nr. 146, 1. 147, 1. 148 

154. 160, 3 u. 4. 164, 1. 
Gussformen S. 113. Nr. 60. 

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Sachregister. 



m 



Haarnadeln S. 47; mit Bemstein- 
knöpfen S. 109. vgl. Nr. 37; mit 
Hirschhomknöpfen und Silberplätt- 
chen Nr. 54 a.; Art des Tragens 
Nr. 37. 
Hämmer ans Erz S. 34. 

Hände von Bronzeblech Nr. 81. S. 141« 

Hängeurnen von Erz S. 27 ; von Gold 
S. 28. vgl. Nr. 168. 175 f. 184. 186- 
187, L 188. 199. 

Halsringe 44. 

Handel der Etrusker mit dem Orient 15* 

Handelsstrasse nach Gallien 67 (Ufer- 
strasse); 68 (über den'kl. St. ßern- 
hard), 

Handelsstrasse vom Genfer See nach 
dem Rhein 69. 

Handelsstrassen diesseits der Alpen 65. 

Handhaben an Bronzeeimem 21 f. 

Handwerkszeug ans Bronze 33 ff. 

Hausierhandel 98 f. 

Heerhörner S. 58 u. 102. Nr. 181. 

Helme, Arten derselben und Verbrei- 
tung S. 55. vgl. Nr. 9, 3. 62. 78. 
79. 84. 85, 5. 93. 119. (vgl. S. 154.) 
121. 133. 145, 4. 160, 2. 177. 195- 

' (vgl. 202.) 209. 

Herakles 'Hi)idttyttTa( 104. 

Heraklesweg 8 f. 77 f. 

Hieroglyphen, ägyptische auf Straus- 
seneiern und Gefiissen in etrusk. 
Gräbern 16. 

Hinter-Rhein-Strasse 70 f. 

Honig als Handelsartikel 88. 

Hufeisen Nr. 39. 

Hyperboreer , Weihegaben derselben 
nach Delos 78. 91 f. 

Inschriften, etruskische Nr. 1. 3, 5—8. 
11-16. 18-27. 71. 72. 78. 122. 

Kämme von Bronze S. 48. Nr. 46. 
47. 189. 

Kannen von Bronze, langschnäbelige 
S. 25. Nr. 138, 6. 140, 2. 141. vgl. 
S. 161. 143. 144, 1 u. 2, 149. 150, 
3. 152, 3. 153. 154, 4. 155. 156, 
157. 158. 161, 9. 207. 208. 



Kelteneinfall 8. 82. 
Keltische Eisenklingen 89. 

— Goldmünzen 9. Alter, Typen und 
Verbreitung derselben 85. 

— Nachprägungen der makedonischen 
Goldmünzen 95., massilischer u. a. 
Silbermünzen S. 95. vgL Nr. 55 c. 

Kessel oder Kesseleimer (Tragkessel) 
aus Bronzeblech S. 22 f. vgl. Nr. 1. 
2. 3. 3 a -s. 9. 30. 39 a. 41. 58. 
81, 4. 84. 110. 129, 11. 

Kesselwagen 19. 61 f. zinnernes Rad 
davon Nr. 55 e. 85. 91. 111. 178. 
178 b. 185. 203. 

Kettengürtel S. 41. Nr. 160, 7 c. ' 

Kinderschmuck 44. 

Klapperbleche s. u. Rasselbleche. 

Knöpfe aus Bronze S. 48. 152. Nr. 119. 
131. 132. 147, 4. 

Kopfringe 48 f. 

Kopfschilde, eherne für Pferde 60 f. 

Kriegsgefangene als Sklaven verhan- 
delt 89. als Dolmetscher benutzt 99. 

Kunstwerke, etrusk. diesseits der Alpen 
18. 62. 

Kiodüjy TvQGtjyiXTj 102 f. Vgl. 0. 
Heerhörner. 

. Lanzenspitzen 52 f. vgl. Nr. 4. 30. 

59. eiserne Nr. 9, 6 f. 
Lanzenschuhe 35. Nr. 99 n. 
Legierungen Nr. 4. 81. 
Ligurische Strasse des Bemsteinhan- 

dels S. 104 f. 
Lyncurium (Liguricum) 104 ff. 

Wässilias Verhältniss zu den Etruskem 
67 f. 84 f. 94 f. 106 f. — massi- 
lische Münzen des 4. Jh. in der 
Südschweiz 84. ; in der Westschweiz 
Nr. 55 c; Verbreitung im Allge- 
meinen 85.; seit dem 3. Jh. 94.; in 
Tirol und in der Lombardei 107. — 
barbarische Nachprägungen dersel- 
ben in Oberitalien Nr. 17. ; in der 
Schweiz Nr. 30. 55 c. 

Meissel 33. 

12* 



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IV 



Sachregister. 



Messe bei Delpbion 93. Messen in 
Mittelitalien 15. 

Messer ans Erz 28., ans Eisen 29., 
vgl. Nr. 29. 

Münzen, nord-etmsk. Nr. 17. 30 a. b. 
39 a. 42. 43. 44. 52. 

Münzstempel, helvetischer S. 118. 
Nr. 51. 

Mor-Leitha-Strasse, Funde an dersel- 
ben 73. 

Muscheln im Tauschhandel 91. 

Nabenringe von Kupfer, von Eisen mit 
Kupferblechbelag Nr. 48. 113, 5. 
125. 144, 12. 159. 161. 

Nadeln von Bronze 34. 

Nähzeug 34 £ 

Näpfe S. 26 f. Nr. 133. 145. 160. 179. 

Niete, konische Nr. 192. 

Nordsee-Bernstein als Handelsartikel 
106 f. 

Ohrringe 45. 
Opfergeräth 61 f. 

Panzer S. 57. Nr. 63. 81 b (Anle- 
gung derselben). 

Pasten s. u. Thon 

Pfeilspitzen von Bronze 54. 

Pferde als Handelsartikel 89.,* Ausfuhr 
aus Italien nordwärts verboten 87. 

Pferdegebisse aus Bronze S. 11. Nr. 
9 a. c. 57. 70. 159, 8. 210, — aus 
Eisen Nr. 81 h. 85, 10. 113, 7. 
161, 21. Maasverhältnisse der etrusk., 
röm., german. S. 36. 

Populonia, Eisen von 13. 

TiQOjutTMTiitSin für Pferde 61. 

Pytheas 92. 107. 

Rad- und Vogelomament Nr. 192. 196. 

Eadschienen, eiserne S. 59 f. 96 ff. 
(Verbreitung derselben), vgl. Nr. 9, 
8 Sesto-Calende. 39 Grächwyl. 41 
Grauholz. 48 Gurin. 85, 17 Juden- 
burg. 113, 12Horsowitz. 125Haide- 
post. 142 Merten. 143 Tholei. 144, 



11 Armsheim, 159, 10 Gallscheid. 

161, 20 Wald-Algesheim. 
Bädchen, achtspeichige inGürtelschlös- 

sem 42. 
Bäder, bronzene an Wagen S. 58 f. 

Nr. 65. 139. 
Räter, VerhältnisszudenEtruskem 79. 
Rasiermesser S. 20. 29 ff. Nr. 195. 
Basselbleche an Eimerhenkeln S. 22^ 

an Gürtein S. 42. an Fibeln Nr. 124.' 
Eegenbogenschüsselchen 94. 
Bheinstrasse für Bemsteinhandel 102. 
Eiem^nscheiben von Bronze S. 36. 

vgl Nr. 70 Vaudrevanges. 85, 10 

Judenburg. 152, 5 Mettlach. 
Ringelgelder S. 117. Nr. 110. 
Bückenpanzer, Eigenthümlichkeit der 

etruskischen 57. 

Sägen von Bronze 33. 

Schalen von Bronze S. 26. 153.. Nr. 
110 b. 119. 150, 2. 155 c. 

Schilde von Bronze 56 f. 

Schlangen mit Bart als Ornament 
S. 24. mit Kamm S. 27 f. iNr. 168 
bis 170. -— Schlangenköpfe als Orna- 
ment Nr. 30. 46. 83. 122. 

Schmelzeinlagen s. u. Thon. 

Schmiedeeisen als Handelsartikel 89. 
113. 

Schöpfgefäss S. 27. • Schöpfkelle Nr. 68. 

Schriftzeichen, etruskische an Gefass- 
henkeln Nr. 3 a. d. (vgl. o. u. In- 
schriften.) — auf keltischen Silber- 
münzen Nr. QQ, 

Schwanenhälse als Ornament S. 39. 
vgl. Nr. 128. 146, 2. 147, 3. 154, 
2. 199. 

Schwerter S. 49 f. 135. 154. Nr. 60. 
67. 70. 82. 86. 88. 89. 90. 93. 95. 
97. 98. 101. 109. 115. 119. 121. 
167. 180. 183. 190. 194. 200. 

Schwertgriffe von Elfenbein mit Bem- 
steineinlage S. 19. 50 f. 154. Nr. 
119. 199. 

Schwertscheiden s. o. Bronzeblech- 
scheiden. 



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Sachregister. 



Scilwimmvögelornament auf Eimern 
S. 22. auf Schilden nnd Becken 
S. 26. Brustplatte 20. Gtirtelblech 
26. Kamm Nr. 47. (vgl. Schwan) 
als Henkel Nr. 60 an einem Kamm 
Nr. 189. auf e. Messerrücken 194« 
Schild 205. — Entenköpfe Nr. 68.) 

Seehandel der Etrusker 14. 

Seemacht „ „ 14. 74 — 77. 

80 ff. Sinken derselben S. 81 f. 

Seevölkerbund gegen Aegypten 75 f« 

Seihegefäss Nr. 81 c. 

Sensen von Bronze 31. 

Sicheln „ „ 31. 

Sieb „ „ Nr. 85, 8. 

Silber in Schweizer Pfahlbauten Nr. 
54 a. — Bing Nr. 70. S. 138- 
Becher mit Goldbelag Nr. 200. 

Silenfiguren an einer Vase S. 24. 
Nr. 141. 

Sklavenhandel der Boier 85 f. 

Speerspitzen S. 52 f. s. o. Lanzensp. 

Speichen und Speichenbeschläge von 
Bronze S. 60 

Spiegel Nr. 51 Avenches. 138, 8 Dürk- 
heim. 

Spiralfibeln 38. 

Sporen Nr. 39. 

Sprachliche Verständigung der Kauf- 
leute 99. 

Statuetten aus Bronze: Kriegerfigur 
von San Zeno Nr. 6. Herakles u. Juno 
Regina von Chur Nr. 28. Herakles 
von Avenches Kr. 51. Minerva Nr. 
126. 

Stilfser Strasse 71. 

Stossscheiben , eiserne von Wagen- 
achsen S. 60. Nr. 125. 

Strausseneier in etrusk. Gräbern 16. 

Streitkolben von Bronze S. 44 f. Nr. 
100. 102. 103. 

Tarent, Entrepot för nordischen Bern- 
stein 104. 

Tarquinii, Gräberfunde von S. 11 f. 

Tauschhandel, Entwickelung desselben 
66 f. in megalithischer Zeit in 



Prankreich und Belgien 90, in der 
Schweiz, im Land ob der Enns, an 
der baltischen Küste 91. 

Tempelsage der Delier 78. s. u. Weihe- 
gaben. 

Thierfiguren, gekuppelte als Ornament 
S. 39. 41. 57. Nr. 81. 

Thon, Verzierungen von rothem ver- 
glasten (s. g. Pasten, Pritten, 
Schmelzeinlagen) S. 40. 52. 84. an 
Riemenscheiben S. 36 Nr. 152, s. 
an e. Pferdegebiss S. 17. an Fibeln 
S. 39 f. Augen und Kamm eines 
Vogels 40. an Haarnadeln S. 48. 
Scheibchen an Dolchen S. 52; an 
e. Ring Nr. 38, an e. Armband Nr. 
47, an e. Kamme ebda., a. e. Haar- 
nadel Nr. 55 b., an Fibeln Nr. 56 
-60. 154, 2, a. e. Halsring Nr. 
123, 5. 

Tragkessel aus Bronzeblech S. 22 f. 
s. 0. Eimer. 

^vfiittTfiQitt 62. vgl. 0. Kesselwagen. 

Tyrrhener, erste Erwähnung dersel- 
ben 75 f. 

ünterarmschienen 39. mit Spiralab- 
schluss 44. 

Vasen (Amphoren): Bronze S. 24. Nr. 
141. 154, 3. 168. 192. Henkelver- 
zierung Nr. 149. — Terracotta Nr. 
19. 30. 34. 

Verbreitungsgebiet etrusk. Alterthü- 
mer diesseits der Alpen 63 ff. 

Vergrabene Waare s. u. Waare. 

Verkehrswege diesseits der Alpen 65. 
vgl. 0. Handelsstrassen, in mega- 
lithischer Zeit in Frankreich, Bel- 
gien, der Schweiz u. s. w. 67. 90 f. 

Verzierungen von rothem verglasten 
Thone s. o. Thon. 

Vogelfiguren als Ornament S. 38 f. 
Nr. 9, 8. 128. hohle (halbe) Nr. 116. 
— Köpfe Nr. 85 vgl. o. Ente, Greif, 
Schwan, Schwimmvögel. 

Volsinii, Bronzeindustrie daselbst 13, 



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VI Zeittafel. 

Yoltnmna, Messe im Haine derselben 15. derselben 96 f. s. o. Badscbienen; 

Völci, Grabfunde von 16. bronzene Räder 58 f. Nr. 65. 139. 

Weinhandel 75. 93. 

Waare, vergraben S. 100 f. Nr. 30. Werthmittel, urzeitliche 117. 

93. 103. 133. 160, 1. 163. 166. 

Wachs als Handelsartikel 88. Zängchen zum Nähen 34. 

Waffenausfuhr aus Italien verboten Zinn: Stifte und Plättchen an Haar- 

87. 113. nadelknöpfen S. 48 Nr. 45 (?); Rad 

Waffenfabriken in Etrurien 13. eines Kesselwagens Nr. 55 e. 

Wagen, zweirädrige 58 ff.; Reifen Zinnhandel, durch Gallien 68. 77 f. 92 f. 



Zeittafel. 

708 vor Chr. Gründung Tarents. 
0. 620 älteste etruskische Gold- und Silberprägung nach milesischem Fusse. 
c. 600 Phokäer gründen Massalia. 

550 Silberprägung nach solonischem Muster besonders in Populonia. 

527 Seesieg der Etrusker und Karthager über die Phokäer. 

524 Ueberfall der Etrusker, ümbrer und Daunier auf Kyme (c. 800 gegr.). 

509 Roms Handelsvertrag mit Karthago. 

506 die Kymaeer vereiteln mit den Aricinern die Pestsetzung der Etrusker 

auf dem linken Tiberufer. 
482 Anaxilas sperrt die sicilische Meerenge für etruskische Schiffe. 
474 Hieron von Syrakus und die Kymäer siegen zur See über die Etrusker 

und Karthager. 
452 Aethalia von Syrakus besetzt. 
450 Eridanusmythus bei griech. Autoren. 
424 Capua fällt. 

422 Kyme von den Samniten genommen, 
c. 400 Zeugniss des Philoxenos für Identificierung des Eridanus und Padus. 
396 Kelteneinfall über den gr. St. Bernhard. 
390— c. 350 Consolidierung der oberitalischen Verhältnisse. 
387 Dionysius colonisiert Lissos, Ankon, Numana, Ilatria und die Insel Issa. 
359—336 Philipp II. von Makedonien. 
343 Palerii's ewiges Bündniss mit Rom. 
338 Reise des Pytheas. 

Verbreitung massalischer Münzen in der Schweiz. 

Beginn der keltischen Goldprägung. 
325 Athen sendet eine Colonie nach dem adriat. Meere zum Schutze der 

Kauffahrer gegen etrusk. Seeräuber. 
311 die Etrusker mit den Samniten gegen Rom (310 geschlagen). 
296 Etrusker, Umbrer und italische Kelten gegen Rom. 



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Zeittafel. VII 

283 f. Niederwerfung der etruskiscli-galliscbeii Macht. 
Sena Gallica von den Eömem angelegt. 

272 Tarent ergiebt sich den Eömem. 

270 Bhegions Fall vollendet die Eroberung Italiens, 
c. 250 Tuder und Populonia beginnen nach römischem Trientalfusse zu mün- 
zen. Die übrigen nordetruskischen Münzstätten hören auf. 

238 die Kömer besetzen Corsica und Sardinien. 

230 Alsium von den Eömem angelegt. 

222 Gallia Cisalpina römische Provinz. 

218 Flacentia und Cremona angelegt. 

216 Massalia nimmt den römischen Münzfuss an. 

213 Tauschhandel der Aelpler mit den Po-Kelten durch Polybios bezeugt. 

200 — 193 Kampf Borns gegen die Insubrer und Boier. 
c. 200 Fregenae und Pyrgi, 198 Bononia, 183 Parma, Mutina, Satumia, 181 
Graviscae, 177 Luna angelegt. 

122—118 die Eömer erobern Gallia Narbonensis. 

117 der Yictoriatus (= dem massal. Tribolon) von den Bömern gepr&gt. 

112 Poseidonios von Apamea bereist Spanien, Gallien und Italien. (Nach- 
richt über Zinnhandel in Gallien). 
Beginn des Cimbrischen Krieges. 



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