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Full text of "Ueber die gegen den Götterglauben gerichteten Schriften Lukians von Samosata"

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Hahndel,  Samuel 

lieber  die  gegen  den 
Götterglauben  gerichteten 
Schriften  Lukians  von 
Samosata 


p/1 

f236 

H36 


I 


A 


Zwölfter 


AHRES-BERICHT 


der 


B.  Ö.  L 


r- 


und  des 


lÄt-smiAi 


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St.  Polten. 


VERÖFFENTLICHT   AM    SCHLÜSSE    DES    SCHULJAHRES    1875. 


— f  'i|W|i*o 


ST.  POLTEN. 

Druck  von  FriedricJi.  Sommer. 

1875. 


Zwölfter 


Tahres-bericht 


St.  Polten. 


VERÖFFENTLICHT     AM     SCHLÜSSE    DES    SCHULJAHRES    l8'75. 


ST.  POLTEN. 

Druck  von  Friedrich  Soiinn»M- 

1875. 


H3^  . 


/^Vbra^ 


s. 


Selbstverlag  der  Anstalt, 


lieber  die  gegen  den  Götterglauben  gerichteten 
Schriften  Lukians  yon  Samosata. 

-laicht  ohne  triftigen  Grund  lässt  sich  die  Frage  aufwerfen, 
was  Lukian  bewog,  zu  einer  Zeit,  wo  der  Glaube  an  die  alten  Götter 
ohnehin  so  sehr  erschüttert  war,  eine  Keihe  von  Schriften  gegen  die- 
selben zu  verfassen  und  namentlich  die  in  den  Mythen  enthaltenen 
schon  so  oft  und  so  lange  vorher  bemerkten  Widersprüche  mit  so 
rastlosem  Eifer  hervorzusuchen  und  als  lächerlich  darzustellen.  Schon 
in  dem  Anthropomorphismus  der  griechischen  Eehgion  an  sich,  den 
die  graue  Vorzeit  und  die  ältesten  Dichter  ^)  geschaffen,  der  aber 
bereits  die  zweite  Entwickelungsepoche  einer  Naturreligion  bezeichnet, 
lagen  die  Keime  des  Verfalls,  und  frühzeitig  waren  die  inneren  Wider- 
sprüche desselben  von  Philosophen  ^)  und  Dichtern  direkt  oder  indi- 
rekt bekämpft  worden.  Der  Philosoph  und  Dichter  Xenophanes  von 
Elea  und  andere,  die  in  seinem  Sinne  schrieben,  nahmen  zu  den 
Mythen  eine  gegnerische  Stellung  ein  ^);  nicht  minder  zeigte  sich  in 
dem  weitverbreiteten  Streben   anderer   Philosophen  '^),    die  Mythen 


1)  Herodot  2.  53. 

2)  Plato  de  re  publ.  X.  p.  607  B:  iraXaia  zic,  Siacpopa  cpiXoGocpic{.  ts  zai 

^)  S.  Schwegler,  Gesch.  d.  griech.  Philos.   2  A.  78.  Vgl.  das  Fragment  des 
Xenophanes  bei  Sext.  Empir.  (p.  431  Bckk.): 

oaaa  uap'  av^pwTTow.v  bvsiSsa  xal  (j^ofoc  £?tv, 
zXsTCTstv  (JLor/sDSLV  TS  xat  aXXVjXooc;  aTuaisusiv. 
*)  Wie  Metrodor  von  Lampsakos.  Vgl,  Plato  Jon  p.  530  C  u.  Lobeck  Aglao- 
pham.  I,  155  ff. 

1* 


—    4    — 

allegorisch  zu  erklären,  die  Unzulänglichkeit  der  wörtlichen  Mythen- 
deutung. Auch  hatte  der  dritte  grosse  Tragiker  durch  manche  frei- 
sinnige Aeusserung  '")  das  seinige  dazu  beigetragen,  das  Ansehen  der 
griechischen  Götter  zu  schwächen,  und  es  ist  bekannt,  wie  wenig  die 
Weise  des  Aristophanes,  die  Götter  auf  die  Bühne  zu  bringen,  die 
Autorität  derselben  zu  befestigen  geeignet  war.  Vorzugsweise  aber 
musste  die  nationale  Keligion  mit  dem  Untergänge  der  nationalen 
Selbstständigkeit  an  Bedeutung  verlieren,  und  es  konnte  naturgemäss 
erscheinen,  dass  ein  .Euhemeros,  der  um  310  v.  Cr.  lebte,  m  seiner 
i£pa  avaYpa'fTj  die  alten  Mythen  mit  einem  entschiedenen  und  con- 
sequenten  Rationalismus  analysirte,  der  von  der  gewohnten  poetischen 
Auifassung  himmelweit  entfernt  war  ^).  Und  dass  von  dieser  Zeit 
bis  auf  Lukian  herab  der  Auflösungprocess  nicht  stehen  geblieben 
war,  sondern  sich  weiter  vollzogen  hatte,  geht  aus  der  römischen 
nnd  griechischen  Litteratur  dieses  Zeitraums,  namentlich  aber  aus 
einer  Fülle  von  lukianischen  Stellen  hervor. 

War  nun  die  hellenische  Götterwelt,  einem  natürlichen  Ent- 
wicklungsprocesse  folgend,  längst  von  ihrer  idealen  Höhe  herabge- 
sunken, wie  konnte  Lukian,  ein  Mann,  der  sowol  selbst  Geschmack 
genug  besass,  als  auch  das  ausgewählteste  Publikum  zu  seinen  Lesern 
uiid  Hörern  hatte,  eine  so  vielfache  und  energische  Destructions- 
arbeit  gegen  dieselbe  betätigen? 

Jener  gründliche,  rastlose  Eifer,  immer  neue  Schwächen,  immer 
neue  Widersprüche  in  den  Mythen  zu  entdecken,  muss  seine  guten 
Gründe  haben  und  ist  dadurch,  „dass  durch  Hadrian  und  die  Anto- 
nine besonders  in  Griechenland  und  im  Orient  noch  einmal  eine  Art 
von  künstlicher  Orthodoxie  in  diesen  alten  Formen  des  Heidentums 
bewirkt  war"  "),  noch  nicht  hinreichend  erklärt.  Auch  vor  und  nach 
dem  genannten  Zeiträume  waren  die  Formen  und  die  äussere  Gestalt 
des  alten  Kultus  herrschend  , vermittelst  der  Macht  der  Gewohnheit 
und  des  jedem  Ceremoniendienste  innewohnenden  Reizes^  ^),  und  Lu- 
kian hätte  bei  seiner  Anlage  und  seiner  schriftstellerischen  Richtung 


^)  Vgl.  das  Fragment  bei  Luk.  Jup.  trag.  41: 

op^-C  Tov  ü((joö  TovS'  (XTCsipov  al^spa 

%al  YV  7:£p'4  s/ov^'  D'j'pa'^c  Iv  ocYTcaXaic; 

toOtov  vöivIb  Zy^va,  t6v§'  rf{oü  ^sov. 

6)  Cic.  de  nat.  deor.  1.  42.  118. 

7)  Preller  in  Pauly's  Eeal-Encjcl.  IV.  1172. 

^)  Jakob,  Charakteristik  Lukians  von  Samosata  145;  vgl.  Luk.  Tim.  4. 


~    5    — 

gewiss  auch  zu  einer  andern  Zeit  den  Kampf  gegen  die  Götter  auf- 
genommen. 

Dazu  drängte  ihn  mit  unwiderstehlicher  Gewalt  vor  allem  das- 
selbe Streben,  das  ihn  auch  antrieb,  das  ganze  Scheinwesen  seiner 
Zeit,  wie  es  sich  in  der  Litteratur  und  Khetorik  und  namentlich 
unter  den  Philosophen  zeigte,  zu  entlarven.  Wo  irgend  etwas  seinem 
Wesen  nach  lügenhaft  und  hinfällig  war,  die  innere  Schwäche  jedoch 
unter  einer  blendenden  Scheinhülle  zu  verbergen  suchte,  da  lüftete 
Lukian,  zumal  wenn  es  sich  um  einen  Wahn  handelte,  der  sich  der 
grossen  Menge  bemächtigt  hatte,  schonungslos  die  gebrechliche  Hülle 
und  eröffnete  seinen  Zeitgenossen  einen  wenn  auch  oft  unliebsamen 
Einblick  in  das  Innere  desselben.  Wie  er  die  ganze  Niedrigkeit  und 
Verworfenheit  jener  Leute,  die  sich  Philosophen  nannten,  in  einer 
Keihe  der  trefflichsten  und  drastischesten  Bilder  '^)  darzustellen  sich 
bemüht  und  dabei  niemals  ausser  Acht  lässt,  auf  die  äusseren 
Merkmale  derselben,  den  Philosophenmantel  und  den  langen 
struppigen  Bart  spöttisch  hinzuv/eisen,  welche  Aeusserlichkeiten  das 
einzige  sind,  was  jene  mit  ehrlichen  Philosophen  gemein  haben,  so 
war  Lukian  auch  bemüht,  die  alten  Götter  der  Mythe,  welche,  so 
sehr  sie  auch  mit  der  Zeit  an  allgemeiner  und  ausschliesslicher  An- 
erkennung verloren  hatten,  immer  noch  die  Grundlage  der  religiösen 
Anschauungen  der  Menge  und  des  öffentlichen  Kultus  bildeten,  noch 
einmal  in  ihrer  ganzen  Nichtigkeit  hinzustellen.  Die  wahre  Bedeu- 
tung der  alten  Götterwelt  begriff"  man  seit  lange  nicht  mehr,  der 
Kultus  war  eine  blosse  Form,  etwas  äusserliches  ohne  Innern  Wert, 
das  ganze  Religionswesen  war  hohl  geworden  und  glich  den  von 
aussen  schönen,  von  innen  aber  wurmstidiigen  Gebilden  eines  Phidias 
und  Praxiteles,  von  denen  Lukian  gewiss  nicht  ohne  ernste  Bezie- 
hung sagt  ^^):  oiQ  Tooc  Ys  ^'EXXr^va^  (\)£o6c)  opcj-c;  ottoioi  slcji,  ycf.^i- 
eVTSc  |X£V  7t at  soTTpocj  (OTTO  i  7. 7. t  xaioc  TS)(vrjV  iGy^'qiLCf.zia- 
(jLsvot,  Xi^ivoi  §£  r]  jcCkxrji  6[xo{co(;  ocTravTs^  r]  oi  y^  TroXoTeXsgaioi 
auTwv  sXs^dvnvot  öX^yov  oaov  xoö  ")(f>oaoö  aTrogiXßovisc;,  wc;  sTrixsypö)- 
a-ö-at  %rfX  iTT'rjXuYdoO'ai  (iovov,  id  oe  svSov  otüo^oXoi  xat  odtoi, 
{xocöv  dy^Xac  oXac  £{X7coXit£üo  (Jisvac  ax£7co vtec.  ^^)  Dass 
aber  jene  Scheingötter  trotz  der  vielfachen  bestandenen  Anfechtungen 


^)  Vgl.  namentlich  das  Convivium. 
10)  Jup.  trag.  8. 
»1)  Vgl.  Soran.  s.  Gall.  24. 


—    6    ■-- 

noch  existirten,  noch  existiren  konnten,  das  musste  sie  dem  bittern 
Feinde  der  Scheinphilosophen,  Scheinpriester  und  des  ganzen  Schein- 
wesens verhasst  und  zum  Gegenstande  eifriger  Verfolgung  machen. 
Mit  der  bezeichneten  Neigung  Lukians  im  engsten  Zusammen- 
hange steht  sein  ausgesprochener  Hass  gegen  die  Lüge  und  sein 
unwiderstehlicher  Trieb  nach  Auffindung  und  Verbreitung 
der  Wahrheit.  Wenn  ersieh  im  Piscator  c.  19  und  20  IlappYjaia- 
57]?  'AXrjö-Lwvo?  TOD  'EXsY^'-^tXsoo?  und  'fiXa^r^^rj?  nennt  und  wenn  er 
daselbst  c.  20  von  sich  sagt:  M'.aaXaCwv  £i|xi  %rßX  (j^i^oyötj?  zal  (xiao- 

(|)£ü§Tj?    %oX    •J.tCJOTO'.pOC    Vta'^     [XIGÄ    TüäV    XO    TOlOOTwSsg     £l§0?     TWV    {j.iapwv 

avO-ptoTucov,  so  zeigt  er  uns  allenthalben  in  seinen  Schriften  ^'^)  und 
auch  in  seinem  Leben  ^'^),  wie  sehr  er  jene  Attribute  auch  verdient. 
Tritt  die  Lüge  prätentiös  auf  oder  widerstreitet  sie  in  massloser 
üebertreibung  aller  Wahrscheinlichkeit  und  Berechenbarkeit,  dann 
bekämpft  sie  Lukian  mit  dem  ihm  angeborenen  Spott  ^^).  Nichts  aber 
ist  unwahrscheinlicher  und  unberechenbarer  als  das  sogenannte  Wun- 
derbare und  Uebernatürliche,  es  ist  daher  nichts  seinem  Spotte  will- 
kommener als  dies;  und  da  namentlich  die  Poeten  in  der  Ueber- 
schwänglichkeit  ihrer  Phantasie  sehr  häufig  den  Weg  der  nüchternen 
Wahrheit  verlassen,  so  wendet  sich  seine  Satire  allenthalben  in  sei- 
nen Schriften  gegen  sie.  Lukian  nennt  sie  ijj.ßpovuTjioL  Troir^rai  i^), 
{xe^aXoToXpLoi  1*^),  er  spricht  von  einem  vtairvoc;  ttoltiTixo;;  ^'),  bezeichnet 
den  Homer  als  tov  Xr^pov  i7,£lvov  Tzovqzr^v  '^),  als  einen  avrjp  to^Xo? 
xat  YOYj?^^),  sYYpacpij)  T(j)  ^B6^imzi  xs/prjpivoc;  ^o^    Auch  Hesiod  kommt 


^2)  Sehr  bezeichnend  ist  die  der  Vera  hist.  vorausgehende  nachdrückliche 
Betonung,  dass  alles  was  folgt,  Lüge  sei.  C.  2:  .  .  .  .  Zzi  (J^soapLaTa 
TüoixiXa  Tüidavü)?  T£  Ttat  svaXr^^w?  £4£VrjV6*/a(X£V  ....  c.  4:  ...  oStw 
S'ocv  [XO*.  6o%ö)  %yl  tyjv  Tuapa  twv  aXXoiV  xar/iYop'l7,v  £7/^üY£^-V  auzo^ 

G{I0X0YÖ)V    {JL'/]B£V    aXT^O-E?    X£Y£lV  .  Ypa'fCO    TOIVOV    TCSpl    WV    \Lr^Zc    £iSov 

{x'/JT£  iTiat^ov  {xr^'C£  Tuap'aXXcov  iTuo^opLTjV,  Iti  SI  (A'i^t£  oXw?  Övccov 
{xf^'ü£  TY]V  ap/YjV  Y^vi^ö-ai  Sovapivtov  .  Sto  S£l  xoo?  IvxüyX^'^^'^'^^^ 
{XTjSapLw?  7üig£6£iv  a'kotc;. 

13)  Vgl  Alex.  57. 

1*)  Hermot.  51. 

15)  Tim.  L 

16)  Hermot.  74. 
")  Tim.  1. 

18)  Somnium  s.  Gall.  6. 

19)  Biss  acc.  1. 

20)  Philopseudes  2;  eine  Stelle,  die  sich  auch  auf  Herodot  und  Ktesias  be- 
zieht.   Vgl.   noch   Dial.  mort.  16.  5,    die   Einleitung    in    die   Vera   hist. 


nicht  am  besten  fort.  O'iet  vöip,  fragt  Kronos  den  Priester  21), 
tov  ;rot{jiva  Ixslvov,  tov  aXaCova,  u^ik^  tt  tzz^A  epioO  siSsvai;  So 
verspottet  Liikian  gerade  die  unglaublichsten  aller  Mythen,  wie  die 
von  dem  deklamir enden  und  sogar  prophezeienden  Eosse  des  Achil- 
leus  22),  von  dem  redenden  Kiel  des  Schifles  Argo  2^),  von  den  herum- 
kriechenden Kinderhäuten  und  dem  am  Spiesse  steckenden  brüllen- 
den Ochsenfleisch  2^),  die  Verwandlungen  des  Proteus  2^),  die  Geschichte 
von  dem  verbrannten  Flusse  Xanthos  2^^),  die  merkwürdige  Verwand- 
lung des  Tiresias  '-^),  die  schwimmende  Insel  Dolos  u.  s.  w.  Den 
von  Homer  ^s)  berichteten  Plan  der  beiden  Eiesenknaben  Othos  und 
Ephialtes,  den  Ossa  auf  den  Olymp  imd  oben  darauf  den  Pelion  zu 
setzen,  führen  in  Lukians  Charon  die  beiden  eTrtaxoTüoövTs?  wirklich 
aus.  Charon  will  dem  Hermes  die  Möglichkeit  eines  solchen  Begin- 
nens freilich  nicht  glauben,  aber  dieser  erwidert:  ISiwtrj?  ^ap  si,  w 
Xdpwv,  -KOLi  f^nK^ct.  ^zolr^zl%rJ<;.  b  hk  '(s.'jvdZoiq  ^'Ojxrjpo?  oltzo  Soolv  giyoiv 
aoTiTta  T^pLiv  ajJLßaidv  lizoirps.  tov  orjpavov,  ootw  paSiw^  aoVTi^&t?  ta  opYj. 
Trägt  doch  Atlas  den  ganzen  Himmel  und  konnte  ihn  doch  Herakles 
ablösen.  Gehört  habe  ich  davon,  entgegnet  Charon,  ob  es  aber  wahr 
ist,  magst  du,  Hermes,  und  die  Dichter  wissen.  Darauf  sagt  Hermes 
mit  Ironie:  aXyj^sgara,  w  Xdpcov.  r]  tivoc  ^dp  evsza  aocpot  dvBpsc 
£(fs6SovTo  dv;  und  wirklich  bauen  sie  nach  Homers  Vorschrift,  aber 
das  Gebäude  ist  noch  zu  niedrig;  {xetati^si  lov  OIty^v,  sagt  Hermes, 


29' 


und  Quomodo  hist.  etc.  8,  wo  von  der  historischen  Wahrheit  im  Gegen- 
satz zur  ungezügelten  dichterischen  Freiheit  die  Eede  ist. 
Sat.  6. 

Somn.  s.  Gall.  2:  o  toö  ^Ay^LWiiüc,  Ttttto^  6  Edv^oQ  piaxpd  yaipeiv 
cppd'ja«;  T(])  '/psixstiCeiv  Sgr^xsv  iv  {xsiqi  ttj)  7toX£[xq)  StaXsYöfJ-svoc 
eV/j  oXa  pa4*(i)§c5v,  ooy  woTusp  £710  vöv  dvso  tcuv  {xsTpwv,  dXXd 
%ai_  IfJLaVTsosTo  sTtelvo?  xat  td  {xsXXovra  7cpo£i>£07riC£  xai  ooSev  ti 
7:apd5o5ov  £S6%£t,"^oi£lv  u.  sT^.  vgl.  Honi.  II.  404  fF.  " 
Luc.  a.  a.  Ö.;  vgl.  Apoll.  Argon.  4.  582. 
Luc.  a.  a.  0.;  vgl.  Hom.  Od.  12.  394. 

Dial.  mar.  4:  iSwV  £i§0V,  sagt  Menelaos  zu  Proteus,  oKkoi.  tö  TCpdYpia 
T£pdgtov,  TOV  auTÖv  Tröp  %at  55a)p  Y^VEO-ö-at.  Vgl.  Hom.  Od.  4.  456  ff. 
Dial.  mar.  11;  vgl.  Hom.  II.  21,  361  ff. 
ib  28;  vgl.  Apollod.  biblioth.  3.  6.  7. 
Od.  11.  311  ff 

Vgl.  noch  ib.  c.  6  f.,  wo  Hermes  dem  Charon  gleichfalls  vermittelst  einer 
homerischen  Formel  (II.  5.  127  f.)  es  möglich  macht,  von  der  Höhe  der 


—    8    - 

Bei  seiner  Neigung,  das  Sonderbare,  Lächerliche,  Widerspruchs- 
volle, Uebertriebene  zu  verspotten,  mussten  sich  ihm  auch  die  Mythen 
von  den  Göttern,  welche  die  bezeichneten  Züge  in  einem  noch  er- 
höhten Masse  an  sich  tragen,  als  der  willkommenste  Stoff  zu  kurz- 
weiligen Betrachtungen  darbieten,  wenn  er  nicht  etwa  Scheu  trug, 
die  Keligion  als  ein  von  Alters  her  überkommenes  achtungswürdiges 
Institut  in  den  Bereich  seiner  Satire  zu  ziehen.  Aber  er  hatte  für 
sie  so  wenig  Schonung,  dass  ihm  von  vielen  Seiten  vorgeworfen  wird, 
er  habe  aus  blosser  Spottsucht  in  leichtsinnigster  und  frivolster  Weise 
einen  Glauben  zerstört  oder  wesentlich  zerstören  geholfen,  an  dessen 
Stelle  er  nichts  anderes  zu  setzen  hatte.  Doch  Lukian  ist  weit  ent- 
fernt davon,  den  Tadel  der  Frivolität  und  des  Leichtsinns  zu  ver- 
dienen. Schien  ihm  einmal  das  ganze  Eeligionswesen  auf  Unwahr- 
heit zu  beruhen,  so  musste  er  schon  ebendeshalb  ein  Feind  dessel- 
ben sein,  und  er  war  auf  die  Zerstörung  desselben  bedacht,  ohne 
die  Folgen  davon  zu  erwägen  oder  eine  Verantwortung  dafür  zu^ 
übernehmen,  mochte  auch  durch  Zerstörung  der  schönen  Illusion 
eine  unbefriedigte  Leere  in  dem  Gemüte  des  Menschen  zurückbleiben. 

Denn  worauf  es  ihm  zuerst  ankam,  das  war  die  vorurtheils- 
freie  nüchterne  Betrachtung  und  Auffassung  aller 
Dinge,  und  den  Grundsatz  des  Epicharm:  vfj'fc  %7i  (X£[j.v/jao  aTuiarslv 
hat  er  auch  zu  dem  seinigen  erhoben  ^^).  Ueber  alle  reizenden  Phan- 
tasiegebilde, Luftschlösser  und  Träume,  über  allen  trügerischen  Wahn 
setzt  Lukian  die  Nüchternheit,  ja  er  hält  es  für  schädlich,  sich  auch 
nur  für  kurze  Zeit  vom  schmeichelnden  Wahne  berücken  zu  lassen, 
da  die  unwillkürlich  eintretende  Ernüchterung  und  Kückkelir  zur 
Wahrheit  desto  unangenehmer  und  schmerzlicher  sei.  Bezeichnend 
hiefür  ist  der  Dialog  Navigium,  in  welchem  Lukians  Freunde  auf 
einem  Spaziergange  vom  Piräeus  in  die  Stadt  Luftschlösser  bauen  ^^), 
indem  sich  der  eine  in  einen  Ungeheuern  Keichthum,  der  andere  in 
ein  unerhörtes  Erobererglück,  der  dritte  in  den  Besitz  mehrerer 
magischer  Ringe  hineinträumt.  Dem  ersten  Freunde  hält  Lukian 
seine  namentlich  aus  den  Todtengesprächen  bekannten  nüchternen 


auf  einander  getürmten  Berge  alles,   was  anf  der  Erde  vorgeht,  deutlich 

zu  sehen. 
30)  Hermot.  47. 
^0  Navig.  16:  xal   a{xa   £ocppavo6{JL£^a  waTüsp  rfil^i^  ovsCpaTt  exooai(j) 

7ü£pi;c£aövt£<;. 


Betrachtungen  über  den  zweifelhaften  Wert  des  Reichtums  vor;  der 
zweite  hält  nach  mehrfachen  glücklichen  Eroberungen,  welche  sich 
bereits  bis  an  den  Enphrat  erstrecken^  einen  Kriegsrat  mit  seinen 
Freunden,  die  ihm  beim  Baue  seines  Luftschlosses  behilflich  sind, 
und  nachdem  ihm  diese  bereitwillig  ihre  Meinung  mitgetheilt  haben, 
fragt  er  auch  Lukian,  wofür  er  sich  entscheide.  Nun  spielt  dieser 
seinem  kriegslustigen  Freunde  einen  argen  Streich,  indem  er  gänzlich 
aus  dem  Ton  fällt  und  sagt,  er  halte  es  im  gegenwärtigen  Moment 
für  das  beste,  an  einem  schattigen  Plätzchen,  das  sich  eben  darbiete, 
ein  wenig  auszuruhen,  da  der  Weg  von  der  Stadt  zum  Piräeus  und 
die  bereits  zurückgelegten  30  Stadien  des  Rückweges  die  Wandern- 
den ermüdet  haben  ^^).  Ueberdies  unterlässt  Lukian  nicht,  von  den 
vielen  üebeln  und  der  Eitelkeit  der  Herrschaft  zu  sprechen.  Der 
dritte  kommt  am  schlechtesten  weg.  Lukian  wundert  sich  zunächst 
darüber,  warum  sein  närrischer  Freund  sich  nicht  lieber  einen  Ring 
gewünscht  habe,  der  mit  mehreren  magischen  Kräften  ausgestattet 
wäre.  Und  dennoch  fährt  er  fort  ^^),  fehlt  dir  noch  ein  Ring  und 
gerade  der  wichtigste,  der  dir  deine  Narrheit  benehmen  und  dir  dein 
Gehirn  gründlich  ausreinigen  könnte,  wenn  nicht  vielleicht  schon  einje 
Dosis  Nieswurz  denselben  Zweck  erreicht.  Als  zum  Schluss  auch 
Lukian  seinerseits  wünschen  soll,  freut  er  sich  darüber,  dass  die 
Freunde  die  für  ihre  Wünsche  bestimmt  gewesene  Zeit  überschritten 
hatten,  und  ihm,  da  sie  bereits  am  Dipylon  angelangt  waren,  keine 
Zeit  mehr  dafür  übrig  blieb.  'ÄXXoo^  ts  oü%  av  Ss4ai[j.yjv,  sagt  er  ^^), 
TrXooTr^Gag  Itz'  0X170 v  6:cyjvI{xi6v  iiva  jcXoötov  avtäa-Q-at 
\iez  hXi-fo'J  (fiX'AjV  Tr|V  (xäCav  lo^icov  oia  6[xbIc,  tcsigso^s  [ibz  oXt^ov, 
sTTsiSav  Yi  £05at,{xov'la  ü{j.Iv  %y.l  6  ttoXüc  ttXoötoc  oiyr^rai  a7ro7ürd{X£Vo^, 
aotot  61  xaraßaVTsc  ^tto  twv  ■O-yjaaopcöv  ts  Y.a.l  SiaSYjixdTwv  woTisp  ki 
ri^igoD  ovetpaToc  ave^p^^fJ-^voi  av6[xota  rd  ItzI  zri<;  oixia^ 
sDp^cjxYjTs  etc. 

Nachdem  Lukian  seinem  60jährigen  Freunde,  dem  Philosophen- 
schüler Hermotimos,  in  einer  langen  Unterredung  bewiesen  hat,  dass 
die  Ideale,  denen  dieser  zustrebe,  unerreichbar  sind,  ruft  Hermotimos 
schmerzlich  aus^^):  Was  hast  du  mir  angethan!  in  Kohlen  hast  du 


32)  c.  35,  vgl.  auch  c.  39, 

33)  c.  45. 

34)  c.  46. 

3«^)  Hermot.  71. 


^    10    — 

mir  den  Schatz  verwandelt,  und  so  viele  Jahre  und  so  grosse  Mühe 
habe  ich  umsonst  verschwendet!  Lukian  aber  erwidert  ihm  unter 
andern  -^^j,  Hermotimos  möge  deshalb  seinen  Unmut  nicht  an  ihm 
auslassen,  wenn  er  es  nicht  leiden  mochte^  dass  sein  Freund  sein 
ganzes  Leben  in  einem  zwar  angenehmen  Traume,  aber 
doch  in  einem  Traume  zubringe. 

und  in  dem  sehr  launigen  und  geistreichen  Somnium  s.  Gallus 
ärgert  sich  der  Hahn  darüber,  dass  sich  Mikyllos  seinen  schönen  Traum 
(tvSdXjxaTa  »j.dTaia)  nicht   aus   dem   Sinne   schlagen  könne,   xsvr^v  zai 

Diese  angeführten  Eigentümlichkeiten:  das  Streben,  alles  eitle 
Scheinwesen  als  solches  darzustellen,  die  ausgesprochenste  Liebe  zur 
Wahrheit,  der  erbittertste  ^Jass  der  Lüge  und  des  Trugs  und  zudem 
eine  angeborene  Spottlust  —  alles  das  musste  Lukian  bewegen,  gegen 
die  alterschwachen  Götter  der  Mythe  mit  scharfem  Spotte  loszuziehen. 
Was  war  es  aber,  was  Lukian  in  dem  Glauben  seines  Volkes  am 
meisten  unwahr  und  erlogen  fand  und  am  allerentschiedensten  des 
Spottes  für  würdig  hielt?  Es  war  nichts  anderes  als  die  grosse  Un- 
wahrheit des  Anthropomorphismus,  die  Lüge  von  den  Göttern,  deren 
Machtsphäre  durch  den  engen  Rahmen  der  MenschUchkeit  beschränkt 
ist,  der  enorme  Gegensatz  zwischen  der  erhabenen  Gottesidee  und 
den  von  den  Dichtern  verkörperten  Trägern  derselben.  Diese  Auflas- 
sung und  Vorstellung  von  den  Göttern  zu  verspotten,  schien  einem 
Manne  wie  Lukian  um  so  eher  geboten,  da  er  die  Entartung  des 
damaligen  Eeligionswesens  als  eine  notwendige  Folge  der  Vermensch- 
lichung und  Herabwürdigung  der  Götter  betrachtete.  Ein  solches 
Religionsgebäude  schien  ihm  also  nicht  bloss  deshalb  seine  Existenz- 
berechtigung verloren  zu  haben,  weil  die  Voraussetzungen  desselben 
sich  als  widerspruchsvoll,  haltlos  und  unwahr  erwiesen  hatten,  son- 
dern auch  deshalb,  weil  es  sich  in  seinen  Folgen  als  gemeinschädlich 
erwies.  Denn  mit  dem  vollsten  Rechte  betrachtete  Lukian  die  Trü- 
bung der  ursprünglich  reineren  Religion  durch  immer  neue  auslän- 
dische Culte  •^^),  das  Umsichgreifen  der  lächerlichsten  und  gräuelich- 


36)  ib.  72. 

37)  c.  5. 

3^)  Von  den  Athenern  sagt  Ötrabo  X.  p.  722,  dass  sie  ihre  Gastfrenndlichkeit 
auch  den  fremden  Göttern  gegenüber  beobachteten. 


—  11 


sten  Superstitionen  ^^)  und  die  immer  steigende  Vorliebe  für  das 
Mystische  als  die  Sehnsucht  des  durch  den  alten  Glauben  unbefrie- 
digten Gemütes  nach  neuen  haltbareren  Glaubensformen. 

Aber  es  kann  nicht  genug  betont  werden,  und  es  soll  auch 
aus  dem  folgenden  hervorgehen,  dass  man  Lukian  absolute  Gott- 
losigkeit nicht  zum  Vorwurf  machen  kann.  Nur  die  ver- 
menschlichten mythischen  Götter  will  er  unmöglich  ma- 
chen, nur  die  Einflussnahme  dieser  auf  die  Weltordnung  läugnen. 
Nur  darum  ist  es  ihm  in  allen  antireligiösen  Schriften  zu  thun,  und 
deshalb  zeigen  diese  ihrem  Grundgedanken  nach  keine  Verschieden- 
heit; nur  in  der  Art  der  Bekämpfung  der  Götter  zeigt  sich  eine 
gewisse  Steigerung. 

Mit  den  Göttergesprächen  fängt  Lukian  sein  Destructions- 
werk  an.  Ohne  von  den  in  der  Mythe  gegebenen  Charakteren  abzu- 
weichen ^^),    malt  er  uns  eine  Reihe  von   Scenen  hin,   in  denen  die^ 


3^)  Von  dem  Aberglauben  seiner  Zeit  gibt  Lukian  im  Philopseudes  ein  Bild. 
Es  unterhalten  sicli  in  dieser  Schrift  mehrere  angesehene  Männer  über 
selbsterlebte  oder  wolbeglaubigte  übernatürliche  Begebenheiten.  Der 
Glaube  an  solche  gehört  allerdings  (wenn  auch  wol  in  geringerer  Aus- 
dehnung) auch  schon  früheren  Perioden  an,  aber  im  Philops.  wird  wieder« 
holt  der  Nachdruck  darauf  gelegt,  dass  die,  die  solches  glauben,  beschwö- 
ren und  mit  eigenen  Au^en  gesehen  haben,  hervorragende,  dem  Gelehrten- 
stande angehörende  Persönlichkeiten  sind,  welche  im  Genüsse  der  allge- 
meinen Achtung  stehen  (C.  5,  17,  23,  29.  32).  Einer  aus  der  Gesellschaft 
z.  B.  hat  einen  Fremdling  aus  dem  Hyperboreerlande  fliegen,  auf  dem 
Wasser  einherwandeln  und  ganz  langsam  durch's  Feuer  gehen  sehen. 
Derselbe  Wundcrmann  verrichtete  übrigens  noch  kleinere  Kunststücke 
(<3\i.i%[jdL  raöia  c.  13)  indem  er  einen  Leichnam  wiederbelebte,  den  Mond 
auf  die  Erde  herabzog  u.  dgl.  —  Ein  anderer  spricht  von  dem  Austreiben 
der  bösen  Geister  durch  Beschwörungen.  Eine  Statue  kurirt  das  Fieber 
nicht  bloss,  sondern  kann  auch  ein  solches  bescheren;  dieselbe  Statue 
wandelt  nachts  im  Hause  herum,  singt  auch  hie  und  da  und  erfrischt 
sich  durch  ein  Bad.  Ein  Knecht,  der  die  ihr  dargebrachten  Geldstücke 
geplündert  hat,  leidet  furchtbare  Strafe.  —  Ausserdem  wird  noch  von 
»umgehenden*  Todten  erzält  und  die  berühmt  gewordene  Geschichte  vom 
wasserholenden  Besen.  Charakteristisch  für  den  Aberglauben  der  Zeit 
ist  auch  das  Alex.  48  von  Marc.  Aurelius  Erzälte.  Plin.  ep.  7.  27. 

erzält  seinem  gelehrten  Freunde  Sera  eine  Keihe  haarsträubender  Ge- 
spenstergeschichten, an  die  er  aufrichtig  glaubt.  Vgl.  Schlosser  Universal- 
hist.  Uebers.  d.  Gesch.  d.  alten  Welt.  3.  2.  198  f,  219,  248  ff. 

*")  Wieland  Luc.  IL  7:  Er  thut  seinen  Göttern  nie  Unrecht;  er  sagt  ihnen 
nichts  nach,   was  er  nicht  mit  guten  Zeugnissen  aus  ihren  Geschichts- 


-    12    -- 

Götter  sich  selbst  lächerlich  machen.  Der  scenische  Hintergrund  ist 
der  Olymp,  als  handelnde  Personen  treten  Götter,  und  nur  Götter 
auf.  Wenn  nun  einer  von  ihnen  durch  ein  Wort  oder  durch  einen 
Charakterzug,  den  ihm  Lukian  als  von  der  Mythe  entweder  direkt 
entlehnt  oder  als  notwendige  Consequenz  davon  abgeleitet  beilegt, 
der  Lächerlichkeit  verMt,  so  sind  es  scheinbar  nur  die  Götter 
selbst,  die  sich  lächerlich  machen.  Es  soll  hiemit  gleich  an  dieser 
Stelle  entschieden  in  Abrede  gestellt  werden,  dass  Lukian  die  Götter- 
gespräche nur  zur  Erheiterung  seines  Volkes  und  seiner  Zeit  als 
blosse  Charaktergemälde  nach  gegebenen  Personen  geschrieben  habe 
und  dass  sie  in  der  Tendenz  von  den  beiden  Schriften  Juppiter  Tra- 
goedus  und  Juppiter  confutatus  durchaus  verschieden  seien  ^^).  Viel- 
mehr ist  schon  in  den  Göttergesprächen  beinahe  alles  dasjenige  aus- 
gesprochen, was  späterhin  nur  in  anderer  Form  vorgebracht  wird. 
Der  Grundgedanke:  Diese  Götter  haben  menschliche  Lei- 
denschaft en,  und  Schwächen,  sind  ohneMacht  und  ohne 
Seligkeit,  tritt  hier  wie  in  den  genannten  ausführlicheren  Dialo- 
gen mit  Entschiedenheit  als  solcher  hervor:  nur  mit  dem  Unter- 
schiede, dass  hier  die  sich  aus  jenem  Grundgedanken  notwendig 
ergebende  Schlussfolgerung:  Sie  sind  demnach  keine  Götter, 
beeinflussen  die  Weltordnung  nicht  und  verdienen 
keine  Verehrung,  dem  Leser  überlassen  bleibt,  während  sie  dort 
ausdrücklich  betont  wird.  Dass  aber  in  den  Göttergesprächen  die 
Consequenz  nicht  gezogen  ist,  mag  wol  in  der  Scheu  begründet  sein, 
die  Lukian  anfangs  vor  einem  offenen  Kampfe  mit  dem  Volksglauben 
hegen  musste.  Deshalb  ist  seine  Person  hier  gar  nicht  sichtbar,  und 
er  erscheint,  indem  er  die  Götter  selbst  sich  gegenseitig  die  Wahr- 
heit sagen  lässt,  nach  den  Begriffen  des  Altertums  deshalb  noch 
nicht  als  ein  a^sß-^c;,  weil  er,  wie  es  allenfalls  scheinen 
könnte,  nur  die  Personen  der  Götter,  nicht  den  Glauben  an  die- 
selben verspottet  ^^). 

Einen    weiteren   Schritt   in    der    Destructionsarbeit  bezeichnen 
die  Dialoge  Deorum    concilium  und  Juppiter   Tragoedus. 


Schreibern  oder  aus  den  von  ihnen  selbst  begeisterten  Sängern,  einem 

Homer,  Hesiod,  Aeschylus  und  anderen  hätte  belegen  können, 
^^)  s.  K.  Fr.  Hermann.  Zur  Charakteristik  Lucians  und  seiner  Sehr,  in  dessen 

Gesamm.  Sehr.  212  f. 
*2)  vgl.  K.  Fr.  Hermann   Lehrbuch  d.  gottesdienstl.  Altert.  §.  10  Note  7  ff. 

§.  18  Kote  19. 


—    13    — 

Die  Scene  ist  wieder  der  Olymp;  die  Götter  sind  versammelt.  Es 
handelt  sich  in  beiden  Dialogen  um  Beseitigung  gewisser  die  Götter- 
welt bedrohender  Uebelstände.  Und  wer  ist  es,  der  in  diesen  Ver- 
sammlungen das  grosse  Wort  führt?  Es  ist  nicht  einer  von  den 
bekannten  Olympiern,  denen  reichliche  Verehrung  und  Opfer  von  den 
Sterblichen  zu  Theil  geworden  sind,  sondern  es  ist  Momos,  der  Sohn 
der  Nacht,  eine  ganz  obskure  Gottheit.  Er  tritt  (namentlich  im  Jup. 
Trag.)  mit  einer  gewissen  Scheu  auf,  wagt  Anfangs  nicht  zu  spre- 
chen und  erbittet  sich  die  specielle  Erlaubnis  hiezu.  ^'^).  Wenn  also 
dieser  Momos  einem  seiner  heftigsten  Vorwürfe  gegen  die  Götter 
das  Wort  vorausschickt  ^^) :  ixovoi  yap  s^ixsv  xai  ooSslc  avO-pcoTro^ 
:udp£gL  T(T)  |oXX6y(|),  so  ist  das  zwar  richtig,  aber  er  selbst,  der  das 
sagt,  ist  ja  im  Grunde  genommen  gar  kein  Gott,  er  sagt  ja  von 
sich  ^^) :  o'jBs  y°^P  ^^-^at,  täv  i'-p.oifjisvwv  fjV,  ü[xü)V  Iri  zs  s'krr/oDVcoiV 
%olI  Tac  ^oaiac;  (xovov  £gico(jL£Vtov,  so  dass  die  scharfe  Kritik  der  Zu- 
stände im  Olymp  schon  von  aussen  her  kommt.  Und  das  ist  ein 
Fortschritt,  den  die  beiden  Dialoge  zeigen.  Nachdem  die  Olympier 
sich  selbst  in  ihrer  Schwäche  und  Nichtigkeit  gezeigt,  hält  ihnen 
ebendasselbe  ein  ihrem  Kreise  nicht  mehr  streng  Angehöriger  vor 
und  belehrt  sie  über  die  daraus  entstehenden  Folgen.  Wenn  wir  aber 
im  Jup.  Trag,  schon  einen  Menschen  die  kühnsten  Aeusserungen 
über  die  Götter  und  die  Weltordnung  thun  hören,  so  ist  das  zwar 
ein  noch  weiterer  Fortschritt,  aber  man  merkt  hier  deutlich  Lukians 
Absicht,  seine  Person  noch  möglichst  zurücktreten  zu  lassen;  denn 
den  ganzen  Streit  der  beiden  Philosophen  Timokles  und  Darais  ver- 
nehmen wir  gleichsam  indirekt,  indem  wir  der  Unterredung  nur  ge- 
meinsam mit  den  dieselbe  belauschenden  Göttern  folgen.  Auch  ist 
die  Sache  der  Götter  hier  in  die  Hände  eines  so  unfähigen  Anwalts 
gelegt,  dass  es  für  den  Leser  den  Anschein  haben  kann,  dass  Damis 
mit  einem  etwas  wortgewandteren  geistreicheren  Gegner  nicht  so 
leicht  fertig  geworden  wäre. 

Am  weitesten  ist  Lukian  imJuppiter  confutatus  gegangen. 
Nicht  als  ob  hier  viel  neues  gegen  die  Götter  vorgebracht  wäre,  was 


^^)  üeor.  conc.  1:  sl'  (xoi  sTZiZ[jk^l^zicf.Q  eiTTsIv ;  ib.  2:  a^tw  Ss,  w  Zsö, 
\KBza.  Trappr^aia?  \i.oi  h^ovai  sksiv;  Jup.  Trag.  19:  370)  Zk,  e(  7s  (xoi 
{jLSxa  Trapprpiac;  ooO-errj  Xsys^v,  TuoXXa  av,  w  Zsö,  sIttsIv  sy^rA^i. 
Vgl.  noch  Deor.  conc,  6. 

*^)  Jup.  trag.  21. 

4^)  ib.  22. 


—    14    — 

nicht  schon  in  den  Göttergesprächen  und  in  den  beiden  eben  bespro- 
chenen Dialogen  dargethan  ist ;  aber  dieser  Dialog  unterscheidet  sich 
von  den  andern  Schriften  vor  allem  dadurch,  dass  ein  Mensch  es 
ist,  der  dem  Zeus  direkt  entgegentritt  und  ihn  zwingt,  Auesserungen 
zu  thun,  aus  denen  sich  die  völlige  Zerstörung  des  Glaubensgebäu- 
des ergeben  muss.  Sehr  zu  beachten  ist  auch,  dass  wir  hier  keiner- 
lei scenischen  Hintergrund  haben,  so  dass  es  vollkommen  ungewiss 
bleibt,  wo  wir  uns  die  Unterredung  zwischen  Kyniskos  und  Zeus  zu 
denken  haben.  Es  scheint  fast,  als  ob  Zeus,  der  den  Kyniskos  wegen 
seiner  Verwegenheit  nicht  zu  bestrafen  im  Stande  ist,  sich  nicht  zu 
helfen  weiss  und  überhaupt  in  dem  ganzen  Dialog  die  kläglichste 
KoUe  spielt,  gar  nicht  mehr  seinen  alten  Ehrenplatz  im  Olymp  ein- 
nehme. Momos  hat  ihn  vielleicht  nicht  ohne  Erfolg  Isvia?  verklagt  ^^). 

Aus  der  nun  folgenden  Uebersicht  über  die  Göttergespräche 
und  der  Inhaltsangabe  der  andern  antireligiösen  Schriften  Lukians 
soll  einerseits  die  behauptete  Inhaltsverwandtschaft  aller  dieser  Schrif- 
ten unter  einander  erhellen,  andererseits  soll  sich  ergeben,  dass  sich 
Lukian  mit  der  Vernichtung  der  mythischen  Götter  zufrieden  gibt. 

Wir  sehen  in  den  Göttergespräche n^  dass  es  dem  Lukian 
durchaus  nicht  darum  zu  thun  ist,  die  Götter  in  ihrer  alten  Glorie 
zu  zeigen  und  die  rühmlichen  und  wahrhaft  göttlichen  Thaten  aus 
den  alten  Dichtern,  die  er  so  wol  kannte,  hervorzuheben;  er  sucht 
vielmehr  von  allen  Seiten  jene  Züge,  und  unter  diesen  die  charak- 
teristischesten, hervor,  welche  uns  die  vermenschlichten  Götter  mit 
ihren  Leidenschaften  und  Schwächen  am  besten  zu  zeigen  vermögen. 

Obenan  steht  jene  mächtigste  aller  Leidenschaften,  jenes  von 
den  Dichtern  aller  Zeiten  und  Völker  so  viel  besungene  Gefühl,  die 
Liebe.  Die  Götter  vermögen  dieser  menschlichen  Schwäche  nicht 
Herr  zu  werden,  sie  schmachten  und  dulden  Liebesgram,  und  Eros, 
den  sie  dafür  verantwortlich  machen  wollen,  weiss  sich  immer  ge- 
schickt aus  der  Schlinge  zu  ziehen  ^^).  Es  liebt  und  schmachtet  der 
jugendliche  Apoll,  das  traurige  Ende  des  Hyakinthos  macht  ihn,  der 
ja  schon  mit  der  Daphne  so  unglücklich  gewesen  war,  betrübt,  und 

seufzend  klagt  er  dem  Hermes:'*^)    S'^^«7w  £V  toi?  ipwtaoic 

Sog6)^yj{xa  xi  axo6aiov  Iy^vsto apd  Got  aXoYw?  X^XoTufja-O-ai  Soxw; 


*^)  Vgl.  deor.  conc.  6. 
^■0  Dial,  deor.  3  u.  ib.  12. 
*8)  ib.  14. 


—    15    — 

Es  liebt  auch  Hermes,*^)  Ares,  ^°)  Poseidon ^^);  auch  seiner  Mutter 
erfüllt  Eros  das  Herz;^^^  sie  liebt  vornehmlich  den  Ares,  ^^)  aber 
auch  zu  Sterblichen  lässt  sie  sich  herab,  zu  dem  'Aacjopiov  sxslvo  [ibi- 
paziov  auf  den  Libanon  und  zu  Anchises  auf  den  Ida  ^^),  wie  Selene 
zu  Endymion.  ^^)  Sogar  die  alte  graue  Mutter  so  vieler  Götter,  Khea, 
wird  vor  Liebe  zu  dem  phrygischen  Knaben  Attis  wahnsinnig.  Heu- 
lend um  ihn  (oXoXuCooaa  lizl  tcT)  'Axi-fj)  zieht  sie  rasend  mit  dem 
wildlärmenden  Zuge  der  Korybanten  durch  die  Höhen  und  Thäler 
des  Idagebirges  ^*^).  Wer  aber  unter  den  Göttern  am  meisten  liebt,  ist 
niemand  anderer  als  Zeus,  der  seine  Hera,  tyjv  v6{j.(i)  Yafj.s'cVjv,  ver- 
lässt,  um  in  allerlei  Gestalten,  als  Stier  oder  Satyr,  als  Goldregen 
oder  Schwan  sich  den  Töchtern  der  Sterblichen  oder  auch  als  Adler 
dem  Ganymedes  zu  nahen.  Den  Liebesschmerzen  und  Metamorphosen 
des  Zeus  begegnen  wir  bei  Lukian  unzäligemal.  Wie  konnten  auch 
die  Schwächen  der  Götter  wirksamer  dargestellt  werden  als  an  ihm, 
dem  SscjTTorYjc  aTudvitov  %-Böiv  ^"),  dem  Kepräsentanten  des  ganzen 
Olymp?  Deshalb  ist  auch  Zeus  für  das  ausführlichste  und  mit  der 
grössten  Vorliebe  durchgeführte  Liebesgemälde  zum  Gegenstande  ge- 
nommen. Je  zärtlicher  der  verliebte  Zeus  sich  im  4.  und  5.  Götter- 
gespräch gegen  den  Ganymedes  zeigt,  desto  mehr  verliert  der  grosse 
Olympier  von  seiner  Gottheit  ^^).  Und  wie  schöne  Züge  hat  ihm 
Lukian  angedichtet!  Er  nimmt  den  Becher  nie  aus  der  Hand  des 
neuen  Mundschenks,  ohne  diesen  vorher  zu  küssen,  und  weil  ihm  der 


*^)  ib.  15.2  u.  22. 

^^)  ib.  17  u.  12.2,  15.3. 

^^)  S.  die  inhaltlich  verwandten  dial.  mar.  6,  u.  13. 

^2)  Dial.  deor.  12.1 :  a  {X£V  y«?  ^Z  sfJ-s  tr^v  [lYjispa  üßpiCs'.«;,  -ö-appÄv  TTOtsic;. 

")  ib.  15.  3. 

5*)  ib  11  u.  20.5. 

")  ib.  11. 

^6)  ib.  12. 

")  ib.  5.2. 

^^)  Dieser  Gedanke  ist  im  2.  Güttergespr.  deutlich  ausgesprochen,  wo  Zeus 
den  Eros  schilt,  weil  er  nie  in  seiner  eigenen  Gestalt,  sondern  nur  in 
erborgten  Formen  den  Weibern  gefallen  könne.  Darauf  erwidert  ihm  Eros : 
sl  5'i^sXf]!;  sTCcpagoc  sivai,  [JL*rj  sTTiGsts  r/jv  aqi'^oi  (jltjBs  tov  xspao- 
vov  cpspe,  akX  wg  f]Bigov  iioist  asaoTov  Ixaispw^cV  xaO-stjxivo^ 
ßogp6/oü(;,  z-^  {xirpcj,  tootodc  av£iX*r]|X{X£Vo^,  Tüopcpüptoa  r/s,  ütto- 
Ssoo  ypoai^at;,  üt:'  auXcj)  xai  TO{j.7cavotc;  sopD^pia  ßalvs,  Tcai  ö(j>£i 
oxi  ttXsioü^  axoXou^i^aoüai  ooi  xwv  Atovuaoü  MaivaSwv. 


—    16    - 

Kuss  lieber  ist  als  Nektar,  so  verlangt  er  oft  zu  trinken,  auch  wenn 
er  keinen  Durst  hat;  bisweilen  setzt  er  den  Becher  bloss  an  den 
Mund,  reicht  ihn  dann  dem  Ganymedes,  und  wenn  dieser  getrunken, 
dann  leert  er  den  Becher,  aber  seine  Lippen  berühren  dabei  die  Stelle, 
die  auch  Ganymedes  Lippen  berührt  haben,  denn  er  will  „küssen 
und  trinken  zugleich"  ^^).  Hermes,  sein  Postillon  d'amour,  hat  alle 
Hände  voll  zu  thun  und  kommt  vor  lauter  Erkundigungen  nach  dem 
Befinden  der  verschiedenen  Auserkorenen  des  Zeus  gar  nicht  zu 
Athem  ^'). 

Im  Gefolge  der  Liebe  ist  die  Eifersucht;  auch  von  dieser 
Leidenschaft  sind  die  Götter  nicht  frei,  und  bekannt  genug  ist  die 
klassische  Eifersucht  der  Hera.  Lukian  zeigt  uns  eine  häusliche  Scene 
zwischen  den  beiden  obersten  Uranionen.  Die  Zärtlichkeit  des  Zeus 
gegen  den  Ganymedes  ist  es  diesmal,  welche  Hera  mit  jener  Leiden- 
schaft erfüllt.  Es  fehlt  nicht  an  kräftigen  Worten;  drastisch  ist  na- 
mentlich die  Stelle:^')  TupoVrjV  Zk  o  ßaaiXsDc  >cai  aTcdvuojv  ^:azr^^  oltzo- 
-O-sjxsvo?  TYjV  aV(iho!.  %cf.l  xov  'v^spaDVov  l%d^r^'30  agpaYaXtCoov  {ist'  autoö 
6  TTwYcova  TTjXixoöTov  y.a^£i[i£Vo:;.  Zeus  bleibt  ihr  die  Antwort  nicht 
schuldig.  —  Auch  des  Hephaistos  Eifersucht  hat  Lukian  in  seiner 
Weise  verwertet  ^ 2^. 

Wie  neidisch  die  Götter  auf  einander  sind,  sehen  wir  in  den 
Göttergespr.  gleichfalls.  Die  beiden  Junggesellen  Hermes  und  Apollon 
beneiden  ^'^)  den  hässlichen  Hephaistos^  -/wXov  auxov  avua  xat  /aX^sa 
TYjv  T£)(VY]V,  um  seine  beiden  schönen  Frauen  Aphrodite  und  Charis. 
Aber  es  tröstet  sie  —  und  wie  echt  menschlich  ist  eine  solche  Er- 
wägung! —  der  Gedanke,  dass  es  Aphrodite  ja  .mit  Ares  halte  und 
sich  um  den  Schmied  nicht  kümmere,  und  dass  sich  dieser,  wiewol 
er  von  der  Sache  wisse,  nicht  helfen  könne;  li  av  Spaaai  Sovaixo  ysv- 
valov  opwv  vsaviav  v.cd  gpaTitüTT^v  a'kov;  Eine  Keihe  von  ähnli- 

chen menschlichen  Zügen  kleinlicher  Art  zeigt  uns   das 


5^)  Vgl.  noch  die  letzten  Worte  des  5.  Göttergespr. 

^0)  ib.  24.2:  y.al  vöv  apTi  Tjzovcd  jxs  aTzo  SiSwvo«;  Tiapd  tt)?  Kd5[Jioi) 
-ö-OYatpo?,  hf  fjV  7r£7ro{jL(p£  [lb  ^6{X£Vov  0  zi  Tzpdzzsi  f]  7cai(;,  [xyjSs 
avaTcvsuaavia  TisTTOfX'^sv  axt^ic,  Ic,  to  'ÄpYoc  £7r'-ax£(Jj6{j.£VGV  tyjv 
AavdYjv,  £lt'  £%£i^£V  Ic,  BoLtoTiav,  'fvjoiv,  IX^wv  £V  7üap6S(|)  tyjv 
'AvcioTUTjv  \hk.  Vgl,  noch  Prom.  17. 

61)  ib.  5.2. 

«)  ib.  17. 

«)  ib.  15. 


17 


anmutige  20.  Göttergespräch.  Wir  sehen  da,  wie  Hera,  Athene  und 
Aphrodite  sich  gegenseitig  um  die  körperlichen  Vorzüge  beneiden. 
Diese  drei  Göttinnen  wandern,  von  Hermes  geleitet,  zu  dem  Schäfer 
Paris,  der  das  Urteil  darüber  fällen  soll.  Zeus  hatte  es  abgelehnt, 
Schiedsrichter  zu  sein,  um  es  mit  keiner  zu  verderben. ^■^)  Alle 
sind  siegesbewusst,  am  meisten  aber  Aphrodite.  Wenn  auf  dem  Wege 
eine  von  den  dreien  mit  Hermes  eine  Separatconversation  beginnt, 
so  vermuten  die  andern  Verrat  und  äussern  ihr  Mistrauen;  Tuapa- 
TTpsaßsusic;,  sagt  Athene  zu  dem  leise  mit  Aphrodite  redenden  Hermes, 
ISioj.  raoTTj  xoivoXoYorjjxsvoc.  ^'^)  Auf  dem  Berge  Ida  angekommen,  unter- 
lässt  Hera  nicht,  ihrer  Nebenbuhlerin  die  Anchisesgeschichte  aufzu- 
wärmen, um  sie  necken.  Aphrodite  sucht  ihrerseits  die  Reize 
der  Hera  herabzusetzen;  Athene  wiederum  mag  nicht  leiden, 
dass  Aphrodite  vor  dem  Schiedsrichter  mit  ihrem  bezaubernden 
((papfxaxtc  Y^p  sgO  Gürtel  erscheine  ^^),  hingegen  muss  jene  den  furcht- 
baren Helmbusch  ablegen,  welcher  Paris  einschüchtern  könnte,  und 
die  hässlichen  Eulenaugen  zeigen  ^^).  Allein  mit  Paris,  sucht  nun  jede 
von  den  Göttinnen  den  Richter  durch  ihre  Gaben  zu  bestechen;  Hera 
bietet  Macht,  Athene  Siegesruhm,  Aphrodite  aber  das  schönste  Weib. 
Wie  die  Olympier  unter  einander  zanken  und  streiten, 
sehen  wir  ausser  in  diesem  und  dem  bereits  herangezogenen  5.  Götterg. 
wol  am  besten  aus  der  drastischen  Scene  zwischen  Hera  und  Leto 
im  16.  Göttergespräch.  Jene  schmäht  aus  Neid  die  schönen  Kinder 
der  Leto.  Artemis  ist  ihr  eine  Schwärmerin  und  Menschenfresserin; 
auch  schön  ist  sie  nicht,  sonst  hätte  sie  keinen  Grund  gehabt,  den 
Aktäon  von  ihren  Hunden  zerreissen  zu  lassen;  sw  Y^p  Xs^siv,  fugt 
sie  hinzu,  oti  oooe  tac  isxoooac;  £|xa'.oOxo  TuapO-ivoc  7£  a'ki^  ouaa. 
Apollon  ist  ihr  ein  Betrüger.  In  seinen  Orakelwerkstätten  gibt  er 
unverständliche  und  zweideutige  Orakel,  von  denen  sich  jedoch  ein 
gescheidter  Mann  nicht  täuschen  lässt;  auch  ein  Künstler  ist  er 
nicht  und  eigentlich  hätte  er,  nicht  Marsyas  geschunden  werden  sollen, 


'ö-avs^^ai  Tai?  iz'küo^i.  §ia  laöia  (jlsv  a'kog   oox  BTZizyihsio^    ü(xTv 

SixagVjc;. 
6^^)  C.  4;  s.  auch  (las  folgende, 
«ö)  [L-q  ae  y.a.xaYJr^Ts6a^^  hi    aoroö  •  zatroi  ^s  e/PV  M^^  ^^'^^  vtsxa- 

XcoTTi-jjxivr/^  TTapslyat  (xr^Ss  ro^aöra  £VT£Tp'.{X|X£V-A]V  ypwixara  xa^a- 

TTsp  WC  aXrj\)-a)£;  sraipav  iiva. 
*■')  ri  Wb'.cf,(;  (xi^  ^01  bU^c/t^zoli  to  YXaovtov  twv  6|i|xaT<ii>v  etc. 

2 


—    18    - 

wenn  die  Musen  gerecht  geurteilt  hätten.  Leto  ihrerseits  meint,  es 
können  nicht  alle  fo  schöne  Kinder  haben  wie  Hephaistos  und  er- 
innert überdies  an  des  Göttervaters  famose  Verwandlungen.  Im 
13.  Götterg.  sehen  wir  Asklepios  und  Herakles  sich  gegenseitig  mit 
Schimpfwörtern  aller  Art  bewerfen,  und  ihr  Streit,  der  um  den 
Vorsitz  beim  Male  geführt  wird,  droht  die  weitesten  Dimensionen 
anzunehmen,  indem  der  riesige  Sohn  der  Alkmene  seinen  Gegner 
schon  fassen  und  kopfüber  vom  Himmel  herabwerfen  will,  so  dass 
kein  Päan  im  Stande  sein  soll,  ihm  den  zerschmetterten  Schädel 
zu  kuriren  —  aber  Zeus  legt  sich  noch  zur  rechten  Zeit  ins  Mittel. 

In  dem  mit  den  Götterg.  verwandten  Dialog  Prometheus  demon- 
strirt  dieser  unglückliche  Titane,  der  eben  an  den  Felsen  geschmie- 
det werden  soll,  wie  kleinlich,  undankbar  und  ungerecht 
Zeus  gegen  ihn  handle.  Zunächst  bespricht  er  den  „Scherz"  mit  dem 
in  Fett  gehüllten  Knochen  und  knüpft  daran  die  Bemerkung:  zattoi, 
VYJ  Tov  Oupav6v,  xat  vöv  Xsywv  aota  ai^*/6vo[j.a!,  bTilp  loö  Aioc,  st.  ootcd 
(jiixpoXoYO?  %at  {X £ jx ^ ( {X 0 1 p 6 c  s^tv,  (*>?  Sioti  [xixpov  batouv  iv  x-fi 
jjL£p(Bt  s'jps,  xaTaTüsixtj^ai  ava^xoXoTun^rpofxsvov  :raXaiov  ootco  -ö-s^v, 
{XT^Ts  TYj?  aü[X[xa)(ia(;  {j.vrj(xov£6cjaVTa  [xyjts  auio  zrit;  opY-^c 
TÖ  %e(paXaiov  i^Xixov  iglv  svvoi^^avia  7t ai  wt;  {X£tpax(ou 
tö  totoÖTOV  opYtCsG'ö'at  xat  aYavaxisiv,  et  |XYj  to  (xstCov 
aoTOc;  Xyj^Jjstat  ^^). 

Wie  eitel  die  Olympierinnen  sind,  hat  sich  schon  bei  der 
Besprechung  des  20.  Götterg.  gezeigt.  Aber  auch  ein  Gott  hat  diese 
Eigenschaft.  Hermes  wenigstens  schämt  sich,  den  hässlichen,  hörner- 
tragenden, krummnasigen,  zottelbärtigen  und  bocksfüssigen  Pan  als 
seinen  Sohn  anzuerkennen  ^^).  Erst  als  ihm  dieser  Beweise  anführt, 
umarmt  er  ihn  mit  schweren  Herzen,  bittet  ihn  jedoch,  das  Geheim- 
nis hübsch  bei  sich  zu  behalten  ^"). 

Den  unverantwortlichen  Leichtsinn  des  Helios,  der  seinem 
Sohne,  {xstpaxitj)  avo'/jicp,  den  Sonnenwagen  überlassen  hatte^  rügt 
Zeus  in  der  schärfsten  Weise  ^^). 


«8)  Prom.  7. 

«9)  Dial.  Deor.  22. 

'''^)  Vgl.  noch  in  Bezug  auf  die  hässlichen  Göttersöhne  Dial.  mar.  1.1,  wo 
hervorgehoben  wird,  dass  der  struppige,  ungeschlachte,  einäugige  Poly- 
phem  des  Poseidon  Sohn  ist.  Von  dem  hässlichen  Hephaistos  ist  in  den 
Götterg.  an  mehreren  Stellen  die  Eede,  S.  v.  a  5.4. 

'0  Dial.  deor.  25. 


—    19    — 

Auch  Angst  und  Furcht  kennen  die  Götter.  Zeus  wird 
durch  eine  Weissagung  des  Prometheus  von  einem  Gange  zur  Thetis 
abgeschreckt  und  befreit  den  Titanen  aus  Dank  dafür,  dass  er  ihm 
die  Zukunft  enthüllt,  von  seiner  furchtbaren  Strafe  '^^).  Im  Gegen- 
satze zu  dieser  Furcht  steht  die  von  Lukian  gar  oft  benützte  und 
im  2 1 .  Götterg.  ausführlicher  besprochene  pralerische  Drohung 
des  Zeus  '^),  er  werde  eine  Kette  herablassen  und  die  Erde  und  das 
Meer  sammt  allen  Göttern  daran  hinaufziehen.  Ares  findet  die  Dro- 
hung sehr  lächerlich,  da  er  sich  daran  erinnert,  wie  es  dem  Zeus 
einmal  angst  und  bange  wurde,  als  Poseidon,  Hera  und  Athene  sich 
gegen  ihn  verschworen  hatten,  ihn  zu  fesseln,  und  sicher,  fügt  Ares 
hinzu,  wäre  er  auch  sammt  Blitz  und  Donner  gebunden  worden, 
wenn  nicht  der  hundertarmige  Briareus  ihm  geholfen  hätte.  Dies  ist 
auch  ein  Beispiel  für  die  Ohnmacht  der  mythischen  Götter. 

Am  meisten  herabgewürdigt  erscheint  der  Göttervater  und  mit 
ihm  natürlich  der  ganze  Olymp  im  8.  und  9.  Dialog,  wo  von  der 
Geburt  der  Athene  und  des  Dionysos  die  Eede  ist.  Die 
Mythe  gibt  das  Factum,  Lukian  zeigt  uns  die  Details.  Hephaistos 
muss  wohl  oder  übel  dem  ehrwürdigen  Götteroberhaupt  den  Kopf 
mit  einem  scharfen  Beil  auseinanderspalten;  aTuoXXopLai  y^P  ^^^^  wSivwv, 
sagt  Zeus  zu  ihm.  Wie  sehr  es  unserem  Satiriker  darum  zu  thun 
ist,  das  Menschliche  an  der  Sache  hervorzuheben,  zeigen  auch  Aus- 
drücke wie  xosiv,  {xaioöcj^at,,  (j.atwcpa,  {j.aXaxwc  sy.st  aoioc  und  (xaXaxwc 

OTTO    Twv    wSlvwv    s'/st,    .  .  .  ala)^6vo{xai    sitcsIv xsioxev    aptiü)?, 

. . .  aXXa  ooBs  sTrccsYJixavsv  -q  YagYjp  o^^ov  Ttvd  und  die  Schluss werte 
der  Antichambre-Scene:  a7r£ijj.i  S'ouv  SSwp  auTtj)  Tupdc  to  ipaöfia  oiawv 
xat  ta  aXXa  :cgii^O(OV  a  Wj[xiCBZOLi  waTCsp  Xs/oi. 

Dass  selbst  der  Orakler  xat  £|o)(fjV  (und  mithin  auch  jeder 
andere  Gott)  die  Zukunft  nicht  vorher  zu  bestimmen  ver- 
mag, sagt  uns  Hera  deutlich  in  der  oben  schon  besprochenen 
Stelle  (S.  17). 

Sehr  wichtig  für  die  Würdigung  der  Tendenz  der  Götterge- 
spräche ist  noch  der  deutliche  Hinweis  darauf,  dass  die  Götter  der 
Seligkeit  entbehren.  Bittre  Klage  führt  Hermes  vor  seiner 
Mutter  ^*),  wie  unglücklich  er  sich  fühle.  Er  habe  so  unzälige  Dinge 


")  ib.  1,  vgl  noch  ib.  21.2. 
")  Hom.  II.  8.  19  ff. 
''*)  Dial  deor.  24. 

2* 


—    20    — 

zu  besorgen,  dass  er  nicht  Zeit  finde,  sich  von  der  Mühe  zu  erholen. 
Verkaufen  möchte  er  sich  lieher  lassen,  wie  ein  Knecht  der  einen 
schlechten  Posten  getroffen  hat  '^). 

Nicht  minder  bedeutsam  ist  das  Durchschimmern  des  Gedan- 
kens, dass  es  dem  obersten  Olympier  mehr  um  die  Befriedigung 
seiner  wenig  göttlichen  Neigungen  als  um  die  Aufrechthaltung  der 
Weltordnung  zu  thun  ist.  Zu  Kronos  Zeiten,  sagt  Helios  ^^), 
(dem  aufgetragen  wird,  drei  Tage  lang  den  Sonnenwagen  zu  Hause 
zu  lassen)  ist  so  etwas  nicht  vorgekommen;  Tag  war  Tag,  und  die 
Länge  der  Nacht  der  Jahreszeit  entsprechend.  Unregelmässigkeiten 
und  aussergewöhnliche  Dinge  kamen  nicht  vor.  Jetzt  aber  soll  wegen 
eines  unseligen  Weibes  alles  drunter  und  drüber  gehen,  die  Pferde 
sollen  durch  die  ünthätigkeit  steif,  der  Weg,  da  er  drei  Tage  nicht 
befahren  wird,  schlechter  werden,  und  die  armen  Menschen  müssen 
im  Dunkeln  sitzen  und  warten,  eg'  av  u.  s.  w. 

Solcherlei  ist  es,  was  Lukian  in  seinen  Göttergesprächen  be- 
spricht. Wenn  die  behandelten  Gegenstände  nicht  schon  an  sich 
Zeugnis  für  die  antireligiöse  Tendenz  geben,  so  müsste  doch  die  Art 
der  Behandlung  und  die  Fülle  des  Materials  darauf  hinweisen.  Am 
deutlichsten  aber  wird  für  jene  Tendenz  das  folgende  sprechen,  wo 
wir  allem,  was  in  den  Göttergesprächen  behandelt  war,  wieder  be- 
gegnen werden,  nicht  etwa  als  unwesentlicher  Zuthat,  sondern  als 
wichtigstem  und  wesentlichstem  Bestandtheile  dreier  ganz  unzweideutig 
religionsfeindlicher  Schriften. 

Wir  betrachten  von  diesen  zuerst  das  Deorum  concilium. 
—  Zeus  hat  eine  Versammlung  wegen  der  Beisassen  und  Fremden 
(TTspi  Twv  {xeToiTtcov  %a}.  ^svcov)  einberufen,  denn  manche  von  den  ordent- 
lichen Göttern  sind  darüber  aufgebracht,  dass  eine  grosse  Zal  Frem- 
der und  Unwürdiger  an  der  Göttertafel  theilnehme.  Momos  ergreift 
das  Wort  und  beklagt  sich,  dass  einige  Götter,  die  eigentlich  zur 
Hälfte  Sterbliche  sind,  sich  nicht  damit  begnügen,  selbst  unsterblich 
geworden  zu  sein,  sondern  auch  einen  begleitenden  Tross  mitbringen. 
Da  sei  vor  allem  der  stets  trunkene  weibische  Dionysos,  zur  Hälfte 
ein  Mensch,   von   mütterlicher  Seite   sogar  ein  Barbar,    der  ausser 


'^^)  Vgl.  noch  den  unglücklichen  Apollon  ib.  14,1. 
7«)  ib.  10. 


—    21    — 

seiner  wenig  respektabeln  Person  noch  seine  hässliche  Gesellschaft 
mitgebracht  hat,  meist  gemeines  Bauern-  und  Hirtenvolk,  avcipTr^iaouc 
av-ö-pw^rooc  xal  za.Q  piopcpa«;  aXXoxoroDc,  den  hörnertragenden,  seiner 
untern  Hälfte  einem  Ziegenbock  gleichenden  Pan,  den  kahlköpfigen, 
stülpnasigen  Silen  und  die  sonderbar  gestalteten  Satyrn.  Solche 
Götter,  fährt  Momos  fort,  hat  uns  der  Treffliche  verschafft.  Ist 
es  dann  ein  Wunder,  dass  die  Menschen,  wenn  sie  so 
lächerliche  und  abenteuerliche  Götter  sehen,  keinen 
ßespekt  mehr  vor  uns  haben?  Für  die  beiden  Heroen,  Askle- 
pios  und  Herakles  bittet  Zeus  um  Pardon,  gestattet  aber  dem  darum 
bittenden  Momos,  sogar  gegen  seine  geheiligte  Person  eine  Bemer- 
kung zu  machen.  Da  muss  er  nun  von  dem  freimütigen  Momos 
hören,  dass  er  selbst  schuld  an  diesen  Uebelständen  sei:  ttjV  ^ap  toi 
ap/YjV    TÄV    ToiorjTwv    7rapavo[XYj[idTcov    ao,    w    Zsö,    Tuapca/s^    ^VYjTalf; 

l7üLjxt.7Vü{i£V0?   xai  TtaTiwv  Tuap'  aara^  iv   aXXore  aXX(p  a'/fjixaTi 

ttXyjv  aXXa  £{xire7uXYjxd(;  7s  tov  oopavov  iwv  i^{X'-^£tov  todtcov.  —  Ferner 
hält  sich  Momos  über  die  vielen  fremden  Gestalten  auf,  die  sich  in 
den  Olymp  hineingedrängt  haben,  ein  Attis,  Korybas,  Sabazios.  Und 
doch,  fährt  Momos  fort,  ist  dies  alles  noch  erträglich ;  du  aber,  lin- 
nenumwickelter Aegyptier  mit  dem  Hundegesicht,  wer  bist  du.  Treff- 
lichster, und  wie  kommst  du  Bellender  dazu,  ein  Gott  zu  sein?  und 
dieser  bunte  Stier  aus  Memphis,  warum  lässt  der  sich  anbeten  und 
weissagt  und  hält  sich  Propheten  ?  Ich  schäme  mich  von  den  Ibissen, 
Affen  und  Böcken  und  anderen  noch  viel  abenteuerlicheren  Gestalten, 
die  sich  unbegreiflicher  Weise  von  Aegypten  aus  in  den  Himmel 
hineingedrängt  haben,  zu  reden.  Und  ihr  könnt  geduldig  zusehen, 
Götter,  wie  diese  in  ebenso  grossem  oder  in  noch  grösserem  Ansehen 
stehen  als  ihr?  —  Drittens  beklagt  sich  Momos  über  den  Orakel- 
unfug des  Trophonios  und  Amphilochos.  Die  Folge  davon  ist,  dass 
Apollon  nicht  mehr  in  Ehren  steht,  aXXa  tjByj  Tuä«;  Xi^o^  xat  7cä<; 
ß(0(j/j<;  )(pr|CJ{j.(j)B£i,  OQ  av  EXau»)  7ü£pi/D\^^  xat  g£rpdvoo(;  l/if]  za'i  ^or^zoq, 
av5pO(;  EDTUopi^aijj,  ofot,  tcoXXol  £iaiv.  yJByj  xai  o  noXüSdfxavioc;  töö 
a^XrjToö  avBpidc  laiat,  xooc  TropEirovrac  h  'OXo{jL7ciot  xat  6  OEa^EVooi; 
£V  Odcjcj)  etc.  Seitdem  unser  so  viele  sind,  haben  Mein- 
eid und  Tempelraub  überhandgenommen;  und  man  hat 
ganz  Recht,  wenn  man  uns  nicht  respektirt.  Schliesslich 
berührt  Momos  noch  die  Verwirrung,  welche  in  Folge  einer  Menge  ab- 
strakter Begrifie  in  dem  Glauben  herrsche,  und  sein  Vorschlag  geht  dahin, 
dass  zur  Beseitigung  dieser  Uebelstände  ein  aus  vollgiltigen  Göttern 


—    22    — 

bestehendes  Eichtercollegium  eingesetzt  werde,  welches  in  einer  ein- 
zuberufenden Versammlung  die  Olympfähigkeit  der  einzelnen  zu 
prüfen  und  die  Ausweisung  der  Eindringlinge  zu  veranlassen  habe. 
Lukian  bespricht  also  vorzugsweise  in  dieser  Schrift  1.  den 
Heroenkultus,  2.  den  Syncretismus  und  3.  das  Orakelwesen.  Alles 
das  haben  wir  in  den  Göttergesprächen  schon  vielfach  behandelt 
gefunden.  Was  den  ersten  Punkt  anbelangt,  so  wurde  Dionysos, 
der  Sohn  der  Sterblichen,  im  18.  Dialog  von  Hera  in  ganz  ähnlicher 
Weise  charakterisirt  wie  es  hier  von  Momos  geschieht.  Asklepios  und 
Herakles  aber,  welche  hier  nur  einen  Seitenhieb  bekommen,  sagen 
sich  im  13.  Dialog  gegenseitig  alles  das,  was  Lukian  von  einem 
Heros  gehalten  wissen  will.  Die  Art,  wie  Zeus  dort  das  der  Heroen 
unwürdige  Betragen  rügt,  erinnert  gleich  an  den  Gegenstand  des 
Deorum  concilium.  Hau^aa^s,  ruft  er  ihnen  zu,  xat  {jlyj  sTriTapattsTs 
T^pLlv  xYjV  ^ovoo^'lav,  7J  ajjLcpoTspoüc;  a7ro7r£|X([;o[JLai  6{xä?  xoö  io{JL7U03too. 
Und  wie  hier  im  Deor.  conc.  auf  die  Hässlichkeit  der  mit  den  He- 
roen gemeinsam  aufgenommenen  Olympbewohner  ein  Gewicht  gelegt 
wird,  so  sahen  wir  die  Hässlichkeit  mancher  Göttersöhne  in  den 
Göttergesprächen  hervorgehoben  '^^).  Das  zweideutige,  eine  nur  halb- 
wegs vernünftige  Kritik  nicht  vertragende  Wesen  der  Heroen  geisselt 
Lukian  in  den  Todtengesprächen,  welche  hier  wol  mit  um  so  mehr 
Berechtigung  herangezogen  werden  dürfen,  als  dieselben  sowol  in 
ihrer  Form  als  auch  in  ihrem  Charakter  den  Götterg.  ähnlich 
sind,  und  man  mit  ziemlicher  Zuversicht  annehmen  kann,  dass  sie 
in  dieselbe  Periode  schriftstellerischer  Thätigkeit  fallen  als  die  Götter- 
und  Meergöttergespräche.  Jene  Dialoge  mm,  welche  einerseits  die 
Verspottung  des  Volksglaubens  von  der  Fortdauer  im  Hades,  ande- 
rerseits die  Darstellung  der  Nichtigkeit  alles  menschlichen  Strebens 
nach  Euhm,  Glanz  und  Eeichtum  zum  Gegenstande  haben,  boten 
der  Verspottung  der  Götter  keinen  Kaum  ^^),  da  die  Scene  in  die 
Unterwelt  verlegt  ist,  wohin  jene  nicht  kommen  konnten.  Aber  ein 
Heros  wie  Herakles,  dessen  Schatten  nach  der  Nekyomantie  '^)  im 
Hades  weilt,  bot  dem  Satiriker  hier  ein  um  so  erwünschteres  Thema, 


'^  Dial.  deor.  22];  vgl  Anm.  70. 

'®)  Wenn  man  etwa  von  Hermes  absieht;  vgl.  Catapl.  1. 

■'ö)  Hom.  Od.  11.600  ff:  tov  5s  {xst'  elaevoTjaa  ß'lr^v   'HpaxXrjSir^v, 


slStoXov  •  aoTÖ?  hk  (ist'  a^avaioist  «ö-sol^si 
Tep;reTat  Iv  ^aXi-^c;  %at  e/s'.  TtaXXtocpopov  ''Hßr^v. 


—    23    — 

als  der  Gegensatz  zwischen  einem  Olympier  oder  einem  Halbolym- 
pier und  einem  von  den  afxevyjva  xapyjva  des  Hades  doch  erwarteter- 
massen  ein  bedeutender  sein  sollte.  Deshalb  wird  Herakles  in  der 
Unterwelt  von  Diogenes  in  dem  zwischen  beiden  geführten  Gespräche®^) 
in  so  viele  Theile  analysirt,  dass  er  selbst  nicht  mehr  zu  wissen 
scheint,  was  er  von  sich  zu  halten  hat.  Der  Sinopenser  zertheilt  ihn 
nämlich  in  den  im  Olymp  weilenden  Herakles,  den  in  der  Unterwelt 
befindlichen  Schatten  und  endlich  in  den  am  Oeta  verbrannten  Kör- 
per. In  ganz  ähnlicher  Weise  bringt  im  3.  Todtengespräch  Menippos 
die  beiden  orakelspendenden  Halbgötter  Amphilochos  und  Trophonios 
durch  seine  auf  die  Klärung  des  Begriifes  „Heros"  hinzielenden  Fra- 
gen in  Verlegenheit. 

Auch  von  dem  zweiten  Punkte,  dem  Syncretismus,  war 
in  den  Dial.  deor.  die  Kede  gewesen.  Im  16.  Dialog  spricht  Lukian 
von  der  scythischen  Artemis,  welcher  Menschenopfer  dargebracht  wer- 
den, im  dritten  von  der  Jo,  welche  Zeus  im  Handumdrehen  zu  einer 
ägyptischen  Göttin  dekretirt  hat  ^'). 

Wie  endlich  Momos  hier  von  den  Orakeln  spricht  —  und  sein 
Tadel  trifft  wol  mehr  den  Apollon  selbst  als  die  seinem  Beispiele 
folgenden  Heroen,  —  so  haben  wir  im  16.  Göttergespräche  Hera 
sich  über  das  Weissageunwesen  äussern  gehört.  Orakelwerkstätten, 
sagt  sie,  hat  er  in  Delphi,  Klares  und  Didymi  eingerichtet  und  be- 
trügt die,  die  sich  Eat  von  ihm  holen,  durch  verdrehte  und  zwei- 
deutige Sprüche,  so  dass  man  ihm  nichts  anhaben  kann.  Und  reich 
wird  er  dabei,  da  viele  so  thöricht  sind,   sich  von  ihm  anführen  zu 

lassen Der  Prophet  selbst  aber  hat  es  nicht  gewusst,    dass  er 

den  Geliebten  mit  dem  Diskos  tödten,  noch  hat  er  prophezeit,  dass 
ihn  Daphne  fliehen  werde. 

Den  Kern  der  Schrift  bildet  der  gegen  die  teXetoi  ^eot, 
lamentlich  aber  gegen  das  Oberhaupt  derselben  gerichtete  Vor- 
wurf, sie  selbst  seien  Schuld  an  der  überhandnehmen- 
den Verwirrung  und  Auflösung  der  olympischen  Zu- 
stände. Die  Götter  der  Mythe  können  ihrem  Wesen  nach  sich  nicht 
selbst  genügen,  sondern  suchen  in  irdisch  -  sinnlicher  Weise  nach 
Gegenständen  des   Genusses;   so    erhält   der  Olymp   einen  Zuwachs, 


80)  Dial.  mort.  16. 

*^)  S.  den  Auftrag  an  Hermes   Dial.  deor.  3,    der    sich   passend  vergleichen 
lässt  mit  Dial.  deor.  26.3  u.  Dial.  mar,  10.2. 


—    24    — 

der  das  Gepräge  niederer  Menschlichkeit  in  noch  höherem  Grade  an 
sich  trägt.  In  dem  den  Olympiern  entgegengeschleuderten  Vorwurf, 
sie  selbst  hätten  die  Verwirrung  angerichtet,  ist  deutlich  der  Gedanke 
ausgesprochen:  Ihr,  so  wie  euch  die  Mythe  geschaffen,  könnt  euer 
Ansehen  als  Götter  so  wenig  behaupten,  ihr  könnt  dem  religiösen 
Bedürfnisse  der  Menschen  so  wenig  genügen,  dass  diese  sich  in  die 
Lage  versetzt  sehen,  ihre  Zuflucht  zu  immer  neuen  Phantesiegebilden 
und  Superstitionen  zu  nehmen.  Wenn  ihr  aber  dem  ruhig  zusehen 
könnt  oder  zusehen  müsst,  so  ist  es  um  euer  Ansehen,  um  euch 
selbst  geschehen. 

Hier  ist  also  zum  erstenmal  aus  der  in  den  Dial.  deor.  ver- 
spotteten Sinnlichkeit  der  Götter  ein  direkter  Schluss  auf  die  ünhalt- 
barkeit  des  Glaubens  gezogen. 

Der  Inhalt  des  Juppiter  Tragoedus  ist  folgender:  Zeus 
macht,  nachdem  er  einst  in  Piräeus  bei  einem  reichen  aber  knause- 
rigen Schiffsherrn  zum  Opfer  geladen  gewesen,  einen  Spaziergang 
gegen  die  Stadt.  Da  sieht  er  bei  der  Stoa  eine  grosse  Menge  Volks 
um  zwei  Philosophen  versammelt,  die  heftig  mit  einander  dis- 
putiren.  Der  eine  von  ihnen,  Damis,  ein  Epikureer,  stellt  das  Dasein 
der  Götter,  also  auch  den  Einfluss  solcher  auf  die  Weltordnung  ent- 
schieden in  Abrede,  der  andere,  ein  Stoiker  mit  Namen  Timokles, 
sucht  die  Götter  um  jeden  Preis  zu  halten.  Zeus  lauscht,  in  eine 
dichte  Wolke  gehüllt,  bis  die  Nacht  dem  Zanke  ein  Ende  macht. 
Da  die  Philosophen  übereingekommen  waren,  den  unterbrochenen 
Streit  am  folgenden  Tage  wieder  aufzunehmen,  ist  Zeus  am  nächsten 
Morgen  in  grösster  Unruhe  und  geht  in  Gedanken  versunken,  bleich 
und  träumend  einher  (IlwXoc;  -/j  'Afy.aToSrjjio?  avit  roö  Aio^).  Die 
Götter  in  banger  Ahnung,  dass  es  wol  ein  sehr  gewaltiges  Ereignis 
sein  müsse,  das  dem  hochdonnernden  Aegiserschütterer  an's  Herz 
gehe,  werden  tragisch  gestimmt  und  fragen,  theils  im  dramatischen 
Dialogverse,  theils  auch  in  epischen  Hexametern  um  die  Ursache  des 
Schmerzes.  Zeus  antwortet  gleichfalls  in  diesen  beiden  Versarten,  bis 
er  nach  und  nach  sich  calmirt  und  in  Prosa  zu  erzälen  anföngt. 
Hera  ist  gleich  mit  ihren  Neckereien  bei  der  Hand:  es  werde  wohl 
wieder  eine  Danae,  Semele  oder  Europa  die  Quelle  seines  Grames 
sein.  Allein  Zeus  setzt  die  wahre  Ursache  seiner  diesmal  ernsteren 
Besorgnis  auseinander  und  fragt  den  engeren  Kat  der  ihm  zunächst 
stehenden  Götter  und  Göttinnen,  was  in  dieser  kritischen  Lage,  da 
es  sich  um  Sein  oder  Nichtsein  handle,  zu  thun  wäre:  opärs  tov  tc^v- 


—    25    — 

Sovöv,  (ö^  £V  (3T£V(j)  ravTawaai  ta  r^fjistspa.  Es  wird  beschlossen,  eine 
Versammlung  sämmtlicher  Götter  zur  Beratung  über  die  gegen  die 
gemeinsame  Gefahr  anzuwendenden  Mittel  einzuberufen.  Hermes  be- 
dient sich  beim  Herbeirufen  der  Unsterblichen  auf  specielle  Auifor- 
derung  des  Zeus  der  poetischen  Form,  homerischer  Centonen.  Alle 
erscheinen  und  werden  nach  ihrem  stofflichen  Werte  geordnet,  so 
dass  beispielsweise  der  eherne  Poseidon  des  Lysippos  hinter  dem 
Anubis,  und  ApoUon  (da  ihn  Tempeldiebe  des  goldenen  Kranzes  und 
der  kostbaren  Wirbel  seiner  Leier  beraubt  haben)  unter  den  Zeugiten 
seinen  Platz  erhält.  Die  Barbaren  sitzen  obenan,  während  die  schön 
und  kunstmässig  gebildeten  Griechen  (da  sie  nur  aus  Erz  bestehen 
und  höchstens  einen  üeberzug  von  Gold  oder  Elfenbein  haben)  sich 
mit  den  schlechteren  Plätzen  begnügen  müssen.  Nachdem  Ruhe  und 
Ordnung  mit  vieler  Mühe  hergestellt  sind,  soll  Zeus  seinen  Vortrag 
halten,  da  aber  verlässt  ihn,  der  sonst  immer  ^appaXso^  und  [xsYa- 
X'/JYopoc;  £V  zoCk;  IxvtXrpiaK;  gewesen  ist  (Hermes  erinnert  an  die 
schreckliche  goldene  Kette)  sein  ganzer  Mut,  er  zittert,  vermag  kein 
Wort  hervorzubringen  und  weiss  sich  an  die  einstudirte  Einleitung 
nicht  zu  erinnern  ^2^.  Aus  dieser  Verlegenheit  hilft  ihm  der  Eingang 
der  ersten  olynthischen  Rede  des  Demosthenes,  und  nun  erzält  er 
die  bereits  erwähnten  Ereignisse  des  vorigen  Tages,  bei  welcher  Ge- 
legenheit er  seiner  Erbitterung  über  den  Schiffsherrn  Mnesitheos  Aus- 
druck gibt,  der  so  geizig  war,  die  16  geladenen  Götter  mit  einem 
einzigen  alten  unappetitlichen  Hahn  und  mit  vier  Körnern  verschim- 
melten Weihrauchs  zu  bewirten,  so  dass  man  kaum  eine  Nase  voll 
von  dem  Rauche  geniessen  konnte.  Alle  Verehrung  und  Anbetung, 
fährt  Zeus  fort,  kommt  uns  von  den  Menschen.  Wenn  sich  bei  die- 
sen die  Meinung  verbreitet,  dass  wir  gar  nicht  existiren  oder  nicht 
für  sie  sorgen,  dann  ist  es  aus  mit  Opfern,  Geschenken  und  Ehren; 
[xaTYjV  £V  oopav(T)  xa^£§o6[j.£^a  Xt|jL(j)  ly6\).BVoi.  Denkt  also  auf  ein 
Mittel  und  schafft  Rat!  Lange  erhebt  sich  keiner,  endlich  meldet 
sich  Momos  zum  Wort.  Es  musste  so  kommen,  meint  er,  und  wir 
dürfen  niemand  die  Schuld  geben  als  uns  selbst;  denn  da  wir  die 
grösste  Ungerechtigkeit  in  der  Weltordnung  mitansehen,  wird  unsere 


*2)  'AXXa  vöv,   (0  Tsxvov,   sagt  Zeus  zu  Hermes,  oux  oi6a,  £it£  ütto  toö 

lXV(ky)-rjr)C,     TWV     £rp£gc6TÖ)V     B£lVä)V     £l'U£     Y.Cf,l     ÜTTO     TOÖ    TrXf^'ö'ötX;    TWV 

TcapovTcov  —  TToXo-O-scordTT^   Yap,    (ü^  opc^c,  ij  IxxXyjaia  —  5iaTe- 
TapaYfJiai  etc. 


—    26    - 

Existenz  mit  Kecht  geläiignet.  Ferner  sind  die  doppelzüngigen  Ora- 
kel sowie  die  Fabeln,  die  von  den  Dichtern  über  die  Götter  erzält 
werden,  sehr  geeignet^  das  Ansehen  dieser  zu  untergraben.  Seht  also 
zu,  wie  ihr,  die  ihr  es  so  weit  habt  kommen  lassen,  eure  Lage  ver- 
bessert: ich  für  meine  Person  habe  nicht  viel  zu  verlieren.  Dem 
weiss  Zeus  kein  Argument  entgegenzusetzen  als  das  demosthenische : 
Verlachen  und  Tadeln  und  Schm'ähen  ist  leicht,  und  jeder  kann  es, 
wer  nur  will,  aber  einen  Eat  geben,  wie  es  besser  zu  machen  ist, 
das  versteht  nur  ein  Verständiger,  einer  der  im  wahren  Sinne  des 
Wortes  ein  Ratgeber  ist.  Nun  rät  Poseidon  dem  bedrängten  Bru- 
der, von  seinen  Blitzen  Gebrauch  zu  machen  und  den  Frevler  Damis 
auf  diese  Weise  zu  beseitigen.  Allein  Zeus  weist  darauf  hin,  dass 
doch  solches  die  Götter  nicht  in  ihrer  Macht  haben,  sondern 
dass  nur  von  dem  Faden  der  Moiren  das  Lebensziel  und  die  Art 
des  Todes  abhänge.  Apollon  wieder  meint,  man  müsse  dem  Tirao- 
kles  einen  ^ovfjYopoc  an  die  Seite  stellen,  w^elchen  Rat  aber  Momos 
mit  den  Worten:  dcYsvsiov  toöto  J)?  aX-Aj^w?  sipr^xa?  ^^)  charakterisirt 
und  daran  die  Frage  knüpft,  warum  der  Prophet  Apollon  nicht  er- 
öffne, w\is  das  Ende  des  Kampfes  sein  werde.  Dem  ins- Gedränge 
geratenen  hilft  die  Ausrede  aus  der  Verlegenheit,  er  habe  kein  Räu- 
cherwerk und  keinen  Dreifuss,  auch  keine  mantische  Quelle  zur 
Hand.  Doch  da  Momos  nicht  nachgibt,  gibt  Apollon,  nachdem  er 
zuerst  in  Ekstase  geraten,  einen  Spruch  zum  besten,  dessen  unver- 
ständlicher Unsinn  jenem  viel  zu  lachen  gibt.  Auch  des  Herakles 
Rat,  die  Stoa  über  Damis  Kopf  zusammenstürzen  zu  lassen,  findet 
keinen  Anklang  ^^),  schon  deshalb,  weil  das  erst  die  Moiren  bestimmt 
haben  müssten.  Die  Götter  haben  noch  immer  keinen  Beschluss 
gefasst.  Da  meldet  ein  Bote,  Hermagoras,  der  Kampf  habe  begonnen. 
Das  Himmelsthor  wird  aufgesperrt  und  die  Götter  hören  zu.  Unten 
spielt  Timokles  eine  lächerliche  Rolle.  Seine  Argumente  sind  sehr 
schwacher  Natur;  das  Volk  möge  den  Gottesläugnei  mit  Steinen 
bewerfen  oder:  die  Strafe  der  Götter  werde  ihn  erreichen.  Auch 
bedient  er  sich  gleich  anfangs  kräftiger  Schimpfworte.  Da  der  Epi- 
kureer den  aus  der  Schönheit,  Künstlichkeit  und  Regelmässigkeit 
des  Weltbaues  abgeleiteten  Beweis  nicht  gelten  lassen  will,  beruft 
sich  der  Stoiker  auf  Homer  als  Autorität,  diesen  Dichter  aber  benützt 


83)  Mit  Bezug  auf  c.  26. 

**)  «YpotxC'V  Toöt'  elpYjxa«;  xai  Sslvöx;  Boiwiiov. 


—    27    - 

Damis  für  seine  Zwecke.  Er  verkenne  nicht  die  dichterischen  Vor- 
züge Homers,  sei  aber  der  Meinung,  dass  man  weder  ihn  noch  sonst 
einen  Dichter  für  einen  zuverlässigen  Gewährsmann  in  solchen  Din- 
gen halten  dürfe.  Ihr  Streben  sei  nicht  auf  Wahrheit,  sondern  nur 
darauf  gerichtet,  ihre  Zuhörer  durch  Erfindungen  aller  Art  zu  ergöt- 
zen und  zu  bezaubern.  In  dieser  ihrer  Freiheit  haben  sie  von  den 
Göttern  Dinge  erzält,  die  eine  hingebende  Verehrung  derselben  un- 
möglich machen.  Auch  damit,  dass  Euripides  die  Götter  auf  die 
Bühne  bringe,  will  Timokles  seine  Behauptung  stützen,  aber  Damis 
zieht  dieses  Argument  ins  Lächerliche,  ohne  dass  sein  Gegner  etwas 
darauf  zu  erwidern  hat  als  den  neuen  Beweis,  dass  ja  alle  Völker 
an  Götter  glauben  und  ihnen  Feste  feiern.  Dagegen  macht  der  Epi- 
kureer auf  die  so  weitgehenden  Verschiedenheiten  zwischen  den  reli- 
giösen Anschauungen  der  einzelnen  Völker  aufmerksam,  was  gerade 
ein  Beweis  dafür  sei,  wie  unsicher  die  Grundlagen  des  Götterglau- 
bens sind.  Nun  klammert  sich  der  Gläubige  noch  an  die  Orakel, 
aber  sein  Gegner  führt  dasselbe  aus,  was  Momos  befürchtend  vorher- 
gesagt hatte.  Auch  der  Donner  des  Zeus,  auf  den  sich  Timokles 
beruft,  verfängt  bei  Damis  nicht,  er  erwähnt  vielmehr  die  Geschichte 
von  dem  Grabe  des  Zeus  auf  Kreta.  Auch  das  Gleichnis  vom  Welt- 
schiff und  dem  Steuermann  kommt  schlecht  weg,  indem  Damis  aus- 
führlich die  unsäglichen  Verwirrungen,  die  auf  diesem  seiner  Ansicht 
nach  weder  vernünftig  noch  zweckmässig  geleiteten  Schiffe  anzutreffen 
seien,  schildert.  Der  letzte  Eettungsanker  ist  die  Ableitung  des  Daseins 
der  Götter  von  dem  Vorhandensein  der  Altäre.  Angesichts  solcher  Ar- 
gumente gibt  es  Damis  auf,  mit  Timokles  zu  streiten  und  zieht  sich 
lachend  zurück,  von  einer  Flut  von  Schimpfwörtern  begleitet  und 
vielleicht  auch  von  einer  Thonscherbe,  die  der  erbitterte  Stoiker 
abzuschleudern  droht.  Dem  verzweifelten  Zeus,  der  indessen  die 
schrecklichste  Angst  ausgestanden  hat,  gibt  Hermes  den  Rat,  so  zu 
thun,  als  ob  nichts  geschehen  wäre;  es  gäbe  ja  noch  Leute  genug, 
die  glauben:  der  grösste  Theil  der  Griechen,  nämlich  der  grosse 
Haufe  und  der  gemeine  Pöbel,  und  alle  Barbaren. 


Werfen  wir  noch  einen  Blick  auf  die  ganze  interessante  Schrift, 
so  ergibt  sich,  dass  für  die  Würdigung  derselben  und  für  die  Pa- 
rallele mit  den  Göttergesprächen  vorzugsweise  die  Auseinander- 
setzungen des  Momos  (c.  19—22)  "einerseits  und  die  Argumentation 
des  Timokles  und  die  Einwürfe  des  Damis  (c.  35  —  52)  andererseits 


—    28    — 

in  Betracht  kommen.  Moraos  hat  die  an  das  Deor.  conc.  erin- 

nernde Behauptung,  dass  die  Götter  au  dem  sie  bedrohenden  Sturze 
nur  selbst  schuld  seien,  zunächst  damit  begründet,  dass  sie  sich  um 
die  Weltordnung  nicht  kümmern.  Dieser  die  Autorität  der  Götter 
schmälernde  Umstand  erscheint  wie  die  übrigen  Vorwürfe  des  Momos 
in  dem  Philosophendispute  wieder  und  zwar  als  Gegengrund  gegen 
den  von  dem  Stoiker  aus  der  Schönheit,  Kegelmässigkeit  und  weisen 
Anordnung  des  Weltalls  abgeleiteten  Beweis  für  das  Walten  einer 
göttlichen  Vorsehung  (c.  38  und  46  ff.).  Nach  Damis  Meinung  ist 
die  schöne  Ordnung  eine  Naturnotwendigkeit,  welche  aber  eine  Vor- 
sehung nicht  voraussetze.  Und  an  der  andern  Stelle  führt  er  aus, 
dass  in  der  Weltleitung  allenthalben  Unzulänglichkeit,  Unzweckmäs- 
sigkeit  und  Ungerechtigkeit  hervortrete,  was  nicht  möglich  wäre, 
wenn  das  Steuerruder  der  Welt  mit  umsichtigen  und  ordnendem 
Blicke  geführt  würde. 

Diese  Stellen,  welche  einzig  und  allein  Anhaltspunkte  zu  der 
Annahme  bieten  könnten,  dass  sich  des  Autors  Unglaube  nicht  blos 
auf  die  griechischen  Götter  und  ihre  Vorsehung,  sondern  auch  auf 
die  aUgemeine  Idee  der  Gottheit  ausdehne,  bedürfen  einer  etwas  ein- 
gehenderen Erörterung. 

Allerdings  scheint  Lukian  hier  den  Boden  der  Mythe  und  die 
Verspottung  der  Menschen-Götter  zu  verlassen,  das  rein  spekulative 
Gebiet  zu  betreten  und  von  diesem  aus  das  Dasein  der  Götter  und 
ihrer  Vorsehung  überhaupt  zu  bekämpfen.  Triftige  Gründe  aber 
sprechen  dafür,  dass  man  aus  der  in  dieser  Schrift  vereinzelt  zu 
Tage  tretenden  Verallgemeinerung  des  Unglaubens  keinerlei  zu  weit 
gehende  Schlüsse  auf  Lukians  religiöse  Ansichten  ziehen  darf. 

Schon  die  Inscenirung  deutet  darauf  hin,  dass  es  auf  den 
Olymp  abgesehen  ist;  dieser  bildet  das  Hauptinteresse,  die  Olympier 
und  ihr  Oberster  sind  die  Zunächstbetheiligten.  Aus  der  grossen 
Schar  der  Barbaren,  welche  aus  aller  Herren  Länder  sich  auf  dem 
Olymp  eingefunden  haben,  betheiligt  sich  keiner  an  der  Verhandlung. 
Die  echten  griechischen  Götter  hingegen  erfassen  den  Ernst  der  Lage, 
sinnen  auf  Rat  und  verkünden  ihre  Meinung.  In  der  grössten  Angst 
und  Verzweiflung  ist  Zeus,  der  angesichts  der  Gefahr  seine  Fassung, 
seinen  Mut,  sein  sonst  so  kühnes  Selbstbewnsstsein  verliert.  Für 
ihn  steht  alles  auf  dem  Spiel,  und  er  verliert  auch  in  diesem  klei- 
nen Drama  unendlich  viel,  weil  =  sein  Todfeind  Lukian  am  meisten 
ihm  an  den  Leib  rückt,  wie  ein  Kriegsmann,  der  es  auf  den  feind- 


—    29    — 

liehen  Feldherru  abgesehen  hat.  Eben  weil  es  sich  um  den  Olymp 
handelt,  weil  der  Olymp  den  Mittelpunkt  des  Interesses  bildet,  wird 
die  Aufmerksamkeit  nicht  einen  Augenblick  von  demselben  abgelenkt, 
denn  der  Leser  denkt  bei  jedem  neuen  Hieb,  den  Damis  den  Göt- 
tern versetzt,  und  bei  jeder  neuen  Ungeschicklichkeit,  die  Timokles 
begeht,  an  den  Eindruck,  den  dies  alles  auf  die  von  ihrer  Höhe  aus 
zuhörenden  Seligen  machen  muss. 

Ferner  ist  zu  bedenken,  dass  wir  Lukian  nicht  für  alles,  was 
Damis  spricht,  verantwortlich  machen  dürfen.  Dadurch,  dass  er  gleich 
im  4.  c.  (u.  später  noch  im  19.  u.  22.)  hervorhebt,  dass  jener  ein 
Epikureer  ist,  hat  er  sich  vor  dem  Vorwurfe  der  gänzlichen  Läug- 
nung  einer  weisen  und  vorsorgenden  Weltregierung  verwahrt,  da  es 
ja  jedem  seiner  Leser  klar  war,  dass  die  von  Damis  unternommene 
Bekämpfung  der  stoischen  Teleologie  und  der  Vorsehung  auf  Rech- 
nung des  Epikureismus  zu  schreiben  ist  ^^).  Nur  das,  was  in  der 
Argumentation  des  Damis  nicht  sogleich  als  von  der  epikureischen 
Lehre  entlehnt  erkannt  wird,  kann  man  mit  Recht  für  echt  lukiani- 
sche  Gedanken  halten.  Ein  solcher  Gedanke  ist  die  Läugnung  der 
Einflussnahme  der  körperlichen,  ohnmächtigen,  ihren  Genüssen  nach- 
gehenden mythischen  Götter  auf  die  irdischen  Dinge,  wie  wir  ihn 
bereits  in  den  Göttergesprächen  ausgesprochen  fanden  (oben  S.  20). 
Ebendasselbe  spricht  Momos  aus,  wenn  er  sagt:  Iyw  ^ap  xai  iravo 
TcrioasSoTCwv  Iq  xoZe  ajiTj/avia?  :r£pt,gYi<;£a^at  xa  rj{xsT£pa  %at  tcoXXoo^ 
TOiouTODc;  ava'fUGsa^ai  r^jxlv  ao'^igd?,  Tcap'  t^jx^wv  aorwv  tyjv  ak'lav 
TTjc  t6X|x7]c  XajJLßdvovTag.  y.cf.1  {xa  ttjv  0£|xtv  oois  xcj)  'ETctxoopc») 
opYiCsa^at  a^'.ov  o'Jis  xolc;  6{xiX'^TaIc;  aoToö  xat  Sia^o'/oit;  twv  Xoywv, 
el  ToiaOia  Tuspt  yj|xwv  üTTSiXYfa^iv.  r]  zi  Y^p  av  a'koo:;  a^'.coasis  ziq  o^v 

(ppovsiv  ,  rjTzozd.'j  opwT.  TooaoTYjV  iv  Tt])  ßuj)  za^jOLyr^^  etc slxoTO);; 

Toivuv  Taöia  opwvTs^  ouhüq  ^latpoövcai  tzb[jI  r^jxwv  wc  ooSs  oXcoc 
ovTwv.  Betrachten   wir   aber   den   engen    Zusammenhang   dieser 

Aeusserung  mit  der  nun  folgenden  Kritik  der  Orakel  und  den  Er- 
zählungen der  Dichter  von  den  Göttern^  so  wird  es  ganz  klar,  wo 
Lukian  hinaus  will.  Momos  sagt:  "Oiav  piv  ydp  :rdXiv  iwv  pa^j^tpSwv 
avtoüaooaiv,  oxi  aal  £p(J)(X£V  %ai  TiTpwavtöp. £'ö'a  xat  §£a(xo6- 
[X£^a  Ttat  SodX£6o|X£V  xai  c3Tac3tdCo{X£V  xat  {xopta  oaa 
7:pdYp.aTa  £-/op,£v,  vtat  laöxa  [xaxdpioi  Ttai  acp^aproi  d^ioüVT£C 
£ivai ,  t(  aXXo  r]  Siytaicog  %aTaY£Xwot  xai  iv  o'J§£Vi  Ti^EVtai  id  T^fxkspa; 


8*)  s.  Schwegler  a.  a.  0.  S.  329  f. 


—    30    — 

Hier  sehen  wir  die  leitende  Idee,  den  durch  alle  antireligiösen  Schrif- 
ten Lukians  sich  durchziehenden  Grundgedanken.  Zu  den  hier  auf- 
gezälten  Schlagworten  geben  die  Göttergespräche  den  Commentar; 
est  ist,  als  ob  mit  diesen  auf  die  dort  specialisirten  {xopia  ;rpaY{xaTa 
hingewiesen  würde.  Die  dort  dargestellte  Sinnlichkeit  der  Götter  ist 
ihre  Schwäche,  und  es  wird  hier  die  Consequenz  daraus  gezogen. 
„Können  wir's  übel  nehmen",  räsonnirt  Momos  weiter,  „wenn  Men- 
schen, die  ihren  Verstand  nicht  völlig  verloren  haben,  diese  Dinge 
in 's  rechte  Licht  stellen  und  von  unserer  Vorsehung 
nichts  wissen  wollen?  Vielmehr  sollten  wir  uns  freuen,  dass 
es  noch  Leute  gibt,  welche  uns,  denen  so  vielerlei  vorgeworfen  wer- 
den kann,  noch  Opfer  bringen." 

Sowie  nun  hier  deutlich  und  scharf  aus  der  Körperlichkeit  der 
mythischen  Götter  der  Schluss  gezogen  wird,  dass  diese  die  Welt 
nicht  regieren  können,  so  kommt  auch  Damis  des  ausführlichen  auf 
das  Lieblingsthema  des  Lukian,  auf  die  Ohnmacht  und  die  anderen 
menschlichen  Attribute  der  mythischen  Götter  zu  reden:  Wie  Zeus 
nahe  daran  war,  gefesselt  zu  werden,  wie  er  den  Agamemnon  durch 
einen  Traum  betrügt,  weil  er  nicht  die  Macht  besitzt,  ihn  mit  einem 
Blitze  zu  tödten,  wie  Aphrodite  und  Ares  von  Diomedes  verwundet 
werden^  wie  Athene  mit  Hermes,  Hermes  mit  Leto  kämpft  und  so 
noch  andere  Götter  paarweise  (IL  20.  67  ff.)  und  wie  Artemis,  weil 
sie  von  Oineus  nicht  zum  Opfermale  geladen  worden,  den  mächtigen 
Eber  über  dessen  Gefilde  schickt.  So  spricht  Damis  dann  auch  von 
den  Orakeln,  von  dem  bei  Lukian  sehr  oft  verspotteten  dem  Kroisos 
zu  Theil  gewordenen  Spruche,  „welcher  wie  einige  Hermen  zwei 
Gesichter  hatte,  wiewol  der  elende  Sardianer  den  zweideutigen  Satz 
mit  einer  schönen  Anzal  von  Talenten  bezalt  hatte."  Nachdem 
Damis  ferner  der  gräuelichen  Opfer  der  taurischen  Artemis  gedacht 
hat,  beantwortet  er  des  Timokles  Hinweis  auf  die  gewaltigen  Donner 
des  Zeus  mit  der  Erwähnung  jenes  Grabes  auf  Kreta,  bei  welcher 
Gelegenheit  der  Hochdonnernde  in  eine  furchtbare  Angst  gerät  und 
an  allen  Gliedern  zu  zittern  anfängt ;  und  in  diesem  verhängnissvollen 
Momente  gibt  ihm  Momos  den  sarkastischen  Rat:  'AXXa  au,  w  Zsö, 
oirorav  l-ö-eXT^aifj^  astpyjV  /pDasiyjv  Y.a^Bl<;  a7ravxa<;  0L\)zrj\)Q 

Auf  diese  Dinge  nun,  welche,  wie  wir  sahen,  den  Stoff  für  die 
Göttergespräche  geliefert  hatten,  will  Lukian  den  Nachdruck  gelegt 
wissen.    Hätte  er  das  nicht  beabsichtigt,  sondern  wäre  es  ihm  im 


—    31    — 

Gegentheile  um  die  Bekämpfung  alles  Göttlichen  und  der  Vorsehung 
überhaupt  zu  thun  gewesen,  dann  hätte  er  sowohl  in  mancher  ande- 
ren seiner  zalveichen  Schriften  Gelegenheit  genommen,  dieser  seiner 
Meinung  Ausdruck  zu  geben,  (was  aber  nicht  der  Fall  ist)  ^^),  insbe- 
sondere aber  hätte  er  im  Jup.  Trag,  das  Thema  eingehender  und 
erschöpfender  behandelt  und  sich  nicht  damit  begnügt,  dasselbe  in 
einer  verhältnismässig  umfangreichen  Schrift  auf  einen  so  kleinen 
Eaum  zu  beschränken. 

Nun  darf  es  aber  nicht  befremden,  dass  Lukian  den  Epikureer 
jene  Ansicht  überhaupt  vortragen  lässt.  Der  erklärte  Feind  der 
Mythengottheiten  suchte  nach  einer  neuen  schneidigen  Angriffswaffe 
zur  Bekämpfung  derselben,  er  suchte  nach  einer  neuen  Form  für  die 
Darstellung  jenes  Gegensatzes  zwischen  der  Idee  der  Gottheit  und 
deren  Vertretern,  und  er  fand  eine  solche  Form.  Als  Gottesläug- 
ner  waren  die  Epikureer  bekannt;  Lukian  spielt  nun  dem  Zeus  den 
bösen  Streich,  dass  er  ihn  gleichsam  vor  unseren  Augen  in  die  un- 
angenehme Lage  versetzt,  die  von  einem  Epikureer  entwickelten 
Grundsätze  mitanzuhören.  Aber  für  Lukian  waren  die  radi- 
kalen epikureischen  Grundsätze  nur  insofern  wichtig, 
als  dieselben  die  von  Zeus  und  seiner  Umgebung  ver- 
breitete Meinung  herabzusetzen  geeignet  sind. 

Ziehen  wir  schliesslich  auch  die  einzelnen  gegen  die  Menschen- 
Götter  vorgebrachten  spöttischen  Bemerkungen  in  Betracht,  welche 
sich  ausserhalb  der  oben  genannten  Stellen  allenthalben  in  dieser 
Schrift  vorfinden,  so  ergibt  sich  eine  so  grosse  Zal  von  in  die 
Augen  springenden  Parallelen  mit  den  Göttergesprächen,  ^")  dass  man 
daraus  nicht  blos  die  Verwandtschaft,  sondern  nach  dem  Gesagten 
auch  die  Gleichheit  der  Tendenz  erkennen  muss. 

Der  Inhalt  des  Juppiter  confutatus  ist  folgender:  Kyni- 
skos  richtet  an  Zeus  die  Bitte,  ihm  eine  Frage  zu  beantworten,  die 
er  als  ot>  •/akBTzii  bezeichnet.  Zeus  geht  darauf  ein  und  gesteht  dem 
fragenden  Kyniskos,  Homer  spreche  die  Wahrheit,  wenn  er  von  der 
E'.|jiap{X£V'/]  und  den  Moiren  singe,  dass  alles  unvermeidlich  sei,  was 


^^)  lieber  den  Jup.  conf.  weiter  unten. 

^'')  Die  ausführliche   Inhaltsangabe   des  Jup.  Trag,  umfasst   die  wichtigsten 

dieser  Beziehungen,   weshalb  hier  von  der  Specialisirung  derselben  wol 

abgesehen  werden  darf. 


—    32     - 

sie  jedem  bei  seiner  Geburt  zugesponnen  haben  ^^).  Mithin  hat  der- 
selbe Homer,  wie  Zeus  zugesteht,  Unrecht,  wenn  er  überhaupt  von 
einem  mkp  [xolpav  spricht  ^^).  Da  nun  Kyniskos  weiter  fragt,  wie 
sich  denn  die  Gewalt  der  drei  Moiren  zu  der  der  Eifxap|xsv-/j  und  der 
Toyr^  verhalte,  da  weicht  Zeus  mit  der  in  solchen  Fällen  gebotenen 
Antwort  aus :  rA  '9'£[xi?  ajcaVTd  as  b>Mvol\  ^^).  Nun  fragt  der  Philosoph, 
ob  auch  die  Götter  von  den  Moiren  beherrscht  werden  und  an  dem 
Faden  derselben  hangen.  Während  Zeus  dies  zugesteht,  hat  er  den 
Göttern  alle  Macht  abgesprochen,  und  dies  gibt  dem  Frager  Veran- 
lassung, die  schon  oft  herangezogene  Drohung  des  Zeus,  er  werde 
an  einer  goldenen  Kette  sämmtliche  Götter  sammt  dem  Meere  und 
der  Erde  zu  sich  emporziehen,  als  ein  blosse  Pralerei  hinzustellen. 
Wenn  die  Götter,  so  deducirt  nun  Kyniskos,  nicht  im  Stande  sind, 
etwas  auf  eigene  Faust  zu  verfügen,  sei  es  nun  irgend  ein  Unheil 
abzuwehren,  oder  etwas  erwünschtes  zu  geben,  so  sind  alle  Opfer  und 
Gebete  unnütz.  Endlich  muss  Zeus  zugestehen,  dass  die  Opfer  aller- 
dings keinen  Nutzen  mit  sich  bringen,  dass  sie  aber  in  einer  gewis- 
sen Verehrung  vor  dem  ßsXTiov  begründet  sind,  welche  die  schwä- 
cheren Menschen  den  Göttern  gegenüber  hegen  müssten.  Dieses 
ßsXTiov  aber  vermöchte  man  —  so   führt  Kyniskos  aus   —   an  den 


88)  Hom.  II.  20.  127  f. 

89)  Hom.  II.  20.  336. 

9°)  Lukian  liebt  es,  auf  derartige  unlösbare  Fragen  entweder  eine  dieser  ähn- 
liche Phrase  als  Antwort  folgen  zu  lassen  oder  auch  dem  Verlegenen  an 
Stelle  jeder  Antwort  irgend  ein  Schimpfwort  in  den  Mund  zu  legen.  Da- 
durch, dass  der  Gefragte  ausweicht  oder  die  Objektivität  verliert,  lässt 
er  eben  erkennen,  dass  er  seine  Sache  nicht  halten  kann  oder  dass  sie 
überhaupt  unhaltbar  ist.  In  demselben  Jup.  conf.  c.  4  sagt  Zeus:  OoTt 
oi§a  0  Ti  ao'.  ßoDXsTai  laoii  la  ipcoTfjixaTa.  —  Ib.  6 :  Oi5a  o^sv 
aot  ta  %0{x^l>a  laöta  £f>(OTr^|j.aid  igtv,  Tuapa  twv  xaTapaxwv  ac^t- 
gwv.  —  Ib.  9:  ^Opc^c;  laöia  rfi'q  oßpigiza,  w  Koviaxs,  f^-qq  -  nai 
aot  7C0TS  {jL£Ta[JLfeX7Ja£i  auTwv.  —  Ib.  10:  'TISyj  aoi  xai  TUfjotspov  s'fVjV, 
o'j  ^£{j.iTov  slvai  Tudvia  as  slSevai  —  Ib.  16:  Eo  hk  7roXo7rpdY{JLcov 
Ti?  sl  etc.  —  Sehr  bezeichnend  sind  ferner  die  Antworten  des  Kronos 
auf  die  schwierigen  Fragen  des  Priesters  in  der  Saturnalia.  C.  8  sagt 
Kronos:  El  [iTj  BO^zf^v,  (o  ODZOQ,  -/JYOfXSV  .  .  .  .  ,  I'yvcö?  av  ox;  6pY'-- 
Cso'ö-at  l^Blzai  (xoi  etc.  Ib.  8:  Ou  Tiaoa*^  yap  loiaöra  X'/jpwv;  —  Ib.  9: 
IloXXd  {X£  dvaxpiV£i?,  w  ootck;,  rfi'r^  ii'lv£iv  Siov  etc.  Vgl.  noch  die 
Antworten  des  Glykon  im  Alexander  43:  Od  ■9'£[xi?  axoöaai  ob  toötö 
Y£,  und  weiter:  MyjS£  toöto  l%'S,Xrp'q(;  slSsvai  •  o6  Y^P  '9"£{Ji't<;.  — 
Vgl.  Dial.  mort.  16.  3  u,  5  und  ib.  28.2. 


—    83    -- 

Göttern  nicht  zu  finden,  da  sie  ojxoBöoXo«.  täv  av^pwffwv  sind;  sie 
seien  im  Gegentheile  noch  schlimmer  daran,  weil  sie  sich  in  einer 
ewigen,  die  Menschen  aber  nur  in  einer  kurzen  Knechtschaft  befinden. 
Uebrigens  sei  Hephaistos  ein  gemeiner  Handwerker,  Prometheus  sei 
an's  Kreuz  geschlagen  worden  und  Kronos  liege  gefesselt  im  Tartaros ; 
femer  seien  die  Götter  verliebt,  werden  verwundet,  dienen  als  Knechte, 
werden  von  Seeräubern  gefangen,  von  Tempelräubern  ausgeraubt. 
Durch  die  Drohung,  die  der  bedrängte  Zeus  ausstösst,  lässt  sich 
Kyniskos  nich  stören,  sondern  fragt  weiter,  was  Zeus  unter  Vorsehung 
verstehe.  Dieser  antwortet  wieder  ausweichend.  Immer  mehr  in  die 
Enge  getrieben,  will  Zeus  für  die  Götter  wenigstens  eine  Art  Exe- 
kutivgewalt vindiciren,  welche  dieselben  den  beschliessenden  Moiren 
gegenüber  besitzen  sollen;  dann  aber,  meint  der  Philosoph,  sind  die 
Götter  nur  Werkzeuge  der  Moiren.  Auch  die  Fähigkeit,  das  vom 
Schicksale  Bestimmte  vorauszuverkünden,  welche  Zeus  den  Göttern 
beilegt,  will  Kyniskos  nicht  zugeben,  überdies  hält  er  das  Vorhersa- 
gen für  ganz  unnütz;  denn  sei  der  Orakelspruch  wahr,  so  lasse  sich 
ja  zur  Abwendung  des  Verkündeten  nichts  thun.  Uebrigens  seien 
die  Orakel  wegen  ihrer  Zweideutigkeit  wertlos.  —  Auf  die  Frage, 
warum  so  viele  Blitze  unnütz  auf  Bäume,  Felsen  und  Mastbäume 
verschwendet  werden  oder  gar  einen  armen  unschuldigen  Wanderer 
treffen,  während  dagegen  Bösewichter  aller  Art  sich  eines  ungestör- 
ten Daseins  erfreuen,  gibt  Zeus  die  bezeichnende  Antwort,  Kyniskos 
dürfe  das  nicht  wissen.  —  Zeus  kommt  dann  auf  die  Belohnung 
und  Bestrafung  nach  dem  Tode  zu  reden.  Auf  die  im  Eingang 
aufgestellten  Prämissen  gestützt,  erklärt  Kyniskos  zum  Schluss,  dass 
kein  Mensch  mit  Kecht  belohnt  oder  bestraft  werde,  da  ja  seine 
Handlungen  vorausbestimmt  wären.  Hierauf  mag  Zeus  dem  „frechen 
Sophisten"  gar  nicht  mehr  antworten  und  zieht  sich  zurück,  wiewol 
der  Philosoph  noch  einige  Bedenken  in  Betreff  der  Moiren  gehabt 
hätte,  wo  sie  wohnen  und  wie  sie,  nur  drei  an  der  Zal,  so  viele 
Geschäfte  besorgen  können. 

Auch  in  dieser  radikalen  Schrift  wird  nicht  die  Vorsehung, 
nicht  die  Belohnung  und  Bestrafung  nach  dem  Tode,  nicht  das  Vor- 
handensein des  Göttlichen,  dessen  Uebermacht  und  moralische  üeber- 
legenheit  über  die  Menschen  absolut  geläugnet,  sondern  es  wird  nur 
von  den  griechischen  oder  wie  man  eben  so  gut  sagen  kann,  von  den 
homerischen  Göttern  behauptet,  dass  sie  sich  aus  Homer  selbst  und 

3 


—    34    — 

seinen  widerspruchsvollen  Angaben  als  ohnmächtig  erweisen,  dass  sie 
nach  dieser,  der  Haupterkenntnisquelle  für  ihr  Dasein  und  Wirken 
als  dem  Menschengeschlechte  nicht  überlegen  erscheinen,  dass  sie 
auf  die  Geschicke  desselben  keinen  Einfluss  zu  üben  vermögen,  und 
mithin  die  ihnen  dargebrachten  Opfer  ganz  vergeblich  sind.  Denn 
alle  Deduktionen  des  Kyniskos-Lukian  sind  nicht  etwa  rein  spekula- 
tiv und  einem  philosophischen  Systeme  entlehnt  ^^),  sondern  basiren 
einerseits  auf  der  von  Homer  behaupteten  und  von  Zeus  hier  zu- 
gestandenen unbezwinglichen  Macht  der  Schicksalsgöttinnen  über  Men- 
schen und  Götter,  andererseits  auf  dem  aus  derselben  Quelle  her- 
rührenden Faktum,  dass  das  Dasein  der  Götter  nicht  von  Seligkeit, 
sondern  von  Uebeln  aller  Art  erfüllt  werde ;  und  an  dieser  Stelle  ist 
die  Beziehung  zu  den  Göttergesprächen  wieder  unverkennbar.  Denn 
die  dort  specialisirten,  im  Jup.  Trag,  erwähnten  unzähligen  Wider- 
wärtigkeiten, die  (xopta  irpaYjxaTa,  welche  den  Göttern  ihre  Seligkeit 
rauben,  treten  auch  hier  deutlich  hervor. 

Die  Frage,  warum  es  vielen  Guten  schlecht,  vielen  Schlechten 
aber  gut  gehe,  trifft  den  bereits  überwiesenen  Gott.  Ebenso  ist 
die  von  Kyniskos  nachgewiesene  Ungerechtigkeit  aller  Belohnung 
und  Bestrafung  nach  dem  Tode  eine  Folgerung  aus  der  anfangs  hin- 
gestellten unangefochtenen  Voraussetzung.  —  So  erscheint  also  in 
der  That  nur  Zeus  (natürlich  mit  seiner  ganzen  Clientel)  widerlegt 
und  vernichtet. 

All  dem,  was  über  die  beiden  letztbesprochenen  Werke  gesagt 
wurde,  lässt  sich  als  das  positivste  Moment  noch  anfügen,  dass  Lu- 
kian  seine  hohe  Verehrung  für  das  Göttliche  unzweideutig  ausge- 
sprochen hat.  Es  geschieht  dies  in  der  Schrift  Pro  imaginibus,  wo 
er  den  von  Panthea  gegen  ihn  erhobenen  Vorwurf  der  Ueberschwäng- 
lichkeit,  deren  er  sich  in  den  Imagines  schuldig  gemacht  habe,  in 
der  geistreichsten  Art  von  sich  abwehrt.  Am  meisten  hatte  ihm 
Panthea  übel  genommen,  dass  er  sie  mit  Göttinnen  verglichen  hatte. 
Nun  spricht  sich  Lukian  (c.  17)  dahin  aus,  dass  die  gerade  in  die- 
sem Vorwurfe  bewiesene   Scheu  und  Verehrung  vor  den  Göttern  ein 


*^)  Lukian  verwahrt  sich  dagegen  (c.  9),  indem  er  sagt:  HaVD,  w  Zeö, 
SeSiai;  aurou?,  (die  Philosophen,  welche  die  Vorsehung  läugnen)  oux 
oiSa  oTou  Ivsxa  •  navia  y^öv  ,  oTuocja  av  sitto)  ,  üttotttsusi^  Ixsivwv 
TcaiBsufxaxa  sivai.  ,,Ich  aber",  ist  zu  ergänzen,  „habe  doch  andere  Quel- 
len nachgewiesen," 


—    35    — 

so  trefflicher  Charakterzug  sei,  dass  keiner  der  von  ihm  selbst  her- 
vorgehobenen Vorzüge  sich  mit  diesem  messen  könne.  Und  in  dem- 
selben Zusammenhange:  wc  oaoi  to  -d-siov  (irj  iv  ::ap£p7q)  asßoDaiv, 
r/jzoi  y.olI  la  Tipoc  avO-pwTüooc  otpigot  av  sisv.  Am  wichtigsten  aber 
für  uns  ist  jene  Stelle  (c.  24),  an  welcher  er  ausführt,  dass  es  ihm 
nie  in  den  Sinn  gekommen  sei,  die  genannte  Frau  mit  den  Göttin- 
nen zu  vergleichen;  die  Vergleichung  habe  sich  nur  auf  die  mar- 
mornen, ehernen  und  elfenbeinernen  Gebilde  vortrefflicher  Künstler 
bezogen.  Natürlich  aber  dürfe  man  das  Gebilde  des  Phidias  nicht 
für  die  wirkliche  Athene,  noch  das  des  Praxiteles  für  die  Aphrodite 
Urania  halten;  aXX'  3pa,  fährt  er  fort,  {xyj  aasjxvov  -q  la  loiaöta  iz^A 

av^pcoTiivijj  {it{jL*^(5£t  Iycdys  67:oXa|xßdv(o.  —  Die  wahren  Ur- 
bilder der  Götter  entziehen  sich  nach  L.  s.  Meinung  der  (xtfjiYjatc  des 
Künstlers,  des  Bildhauers  wie  des  Dichters,  weil  ja  durch  die  mit 
der  künstlerischen  Darstellung  nothwendig  zusammenhängende  Ver- 
sinnlichung  und  Verkörperung  das  Göttliche  beeinträchtigt  werden 
muss.  —  Hienach  kann  der  vielverlästerte  Samosatenser  füglich  nicht 
für  einen  a^soc  gelten,  wievvol  sich  über  seine  religiösen  Ansichten 
nichts  positives  sagen  lässt.  Soviel  ist  gewiss,  dass  er  wie  nie  ein 
anderer  die  homerischen  Götter  gehasst  und  ihnen  empfindliche 
Schläge  beigebracht  hat.  Man  möchte  mit  Menippos  ausrufen  ^^) : 
ßaßai,  TljXTjps,  oia  '30'.  twv  pa']>C{)S'.a)V  ra  vts'^aXata  xa|Aai  l'ppiTTTat 
aifvwga  %at  ajxop'^a. 


Samuel  Hahndel. 


»2)  Dial.  mort.  20. 


3* 


S6  -- 


SchulDaclirichten 

vom 

Director  Franz  Wimmerer. 


I.  Zur  (jescMclite  der  Anstalt. 

Was  zunächst  den  Personalstand  des  Lehrkörpers  anbelangt,  so  trat  in 
demselben  dadurch  eine  Veränderung  ein,  dass  Herr  Prof.  A.  Pöschko  mit 
Erlass  des  höh.  n.  ö.  Landesausschusses  vom  30.  Juli  1874  Z.  16502  zum  Di- 
rector der  n.  ö.  Landes-Oberreal-  und  Maschinenschule  in  Wiener-Neustadt 
ernannt  worden  ist.  Der  genannte  Herr,  welcher  seit  1.  März  1866  dem  Lehr- 
körper unserer  Anstalt  angehörte,  hat  durch  seine  rastlose  Thätigkeit  im  Lehr- 
amte, ferner  durch  seine  Mühewaltung  als  Bibliothekar,  endlich  auch  in  seiner 
Eigenschaft  als  Cassier  der  Schülerlade  sich  den  vollen  Anspruch  auf  den 
Dank  der  Lehranstalt  erworben,  der  ihm  hiemit  von  dem  Berichterstatter  aus- 
gesprochen wird. 

Die  durch  den  Abgang  des  Herrn  Prof.  A.  Pöschko  erledigte  Lehr- 
stelle für  Mathematik  wurde  dem  Assistenten  an  der  landschaftlichen  Ober- 
realschule in  Graz,  Herrn  Heinrich  Drasch,  provisorisch  verliehen ;  da  der- 
selbe aber  wegen  Krankheit  sein  Lehramt  nicht  antreten  konnte,  wurde  er  der 
Stelle  enthoben,  und  sofort  die  erforderliche  Supplierung  durch  Mitglieder  des 
Lehrkörpers  eingeleitet. 

Die  Schüleraufnahme,  welche  in  der  Zeit  vom  26.  September  bis  1.  Ok- 
tober stattfand,  ergab  folgendes  Resultat: 

A.  Realgymnasium: 

L  Classe  61,   H.  Classe  41,  HL  Classe  30,  IV.  Classe  19  Schüler. 

B.  Oberrealschule: 

L  Classe  14,  IL  Classe  9,  III.  Classe  16  Schüler. 

Mit  den  für  die  erste  Classe  des  Realgymnasiums  angemeldeten  Scliülern 

wurden  am  29.  und  30.    September  und  am    1.    October  die   vorgeschriebenen 

Aufnahmsprüfungen  abgehalten;  wegen   gänzlich  unzureichender  Vorkenntnisse 

wurde   sechs   Schülern   die  Aufnahme  verweigert;    somit    verblieben   für  diese 

Classe  55  Schüler. 

Das  Schuljahr  wurde  am  1.  Oktober  mit  einem  feierlichen  Gottesdienste 
eröiFnet,  welchem  der  Lehrkörper  und  die  Schüler  anwohnten. 

Den  4.  Oktober,  den  Tag  des  Namensfestes  Sr.  Majestät  des  Kaisers, 
feierte  die  Schule  durch  einen  gemeinsamen  Gottesdienst;  ebenso  den  19.  No- 
vember als  das  Namensfest  Ihrer  Majestät  der  Kaiserin, 

Am  8.  und  9.  November  wurde  die  mit  der  Lehranstalt  verbundene  Ge- 
werbeschule von  dem  k.  k.  Landesschulinspector  H.  Schramm  inspiciert.  Der 


—  37  - 

genannte  Herr  Landesschulinspector  wohnte  dem  Unterrichte  in  den  beiden 
Abtheilungen  des  Vorbereitungscurses  und  im  gewerblichen  Forbildungscurse, 
ferner  am  10.  November  auch  dem  Unterrichte  in  einigen  Classen  des  Real- 
gymnasiums bei  und  besichtigte  die  Lehrmittel  der  Anstalt. 

Am  19.  Dezember  wurde  mit  den  Schülern  der  II.  Abtheilung  des  steno- 
graphischen Lehrcurses  ein  Probeschreiben  abgehalten,  das  recht  befriedigende 
Resultate  ergab.  Den  besten  Arbeiten  wurden  Prämien  zuerkannt,  welche  vom 
Herrn  Advokaten  Dr.  A.  Grünwald  in  Stockerau  für  diesen  Zweck  gewidmet 
worden  waren,  wofür  die  Direction  dem  genannten  Herrn  ihren  Dank  ausspricht. 

Das  I.  Semester  wurde  am  26.  Februar  geschlossen,  das  II.  am  1.  März 
begonnen. 

In  der  zweiten  Hälfte  des  Monats  März,  sowie  den  Monat  April  hindurch 
wurden  an  der  Lehranstalt  vom  Herrn  Professor  J.  Hos  che k  Vorträge  über 
die  neuen  Masse  und  Gewichte  gehalten,  die  sich  eines  recht  lebhaften  Besu- 
ches erfreuten. 

Am  29.  Mai  und  am  15.  Juni  d.  J.  beehrte  das  Mitglied  des  hob.  n.  ö. 
Landesausschusses,  Herr  k.  k.  Professor  Dr.  W.  Lustkandl,  die  Anstalt  mit 
seinem  Besuche,  wohnte  jedesmal  in  mehreren  Klassen  dem  Unterrichte  bei, 
besichtigte  auch  die  Lehrmittelsammlungen  der  Schule  und  richtete  aufmun- 
ternde Worte  an  die  Schüler. 

Am  10.  Juni  wurde  der  Berichterstatter  vom  höh.  n.  ö.  Landesausschusse 
zum  Director  des  n.  ö.  Landes-Lehrer-Proseminars  in  St.  Polten  ernannt. 

Am  3.  Juli  wohnten  der  Lehrkörper  und  die  Schüler  dem  Trauergottea- 
dienste  bei,  welcher  anlässlich  des  Hinscheidens  Sr.  Majestät  des  Kaisers  Fer- 
dinand I.  in  der  Domkirche  abgehalten  wurde. 

Schliesslich  muss  noch  erwähnt  werden,  dass  die  Lehranstalt  auch  in 
diesem  Schuljahre  sich  vielseitiger  Unterstützung  erfreute.  In  dieser  Hinsicht 
fühlt  sich  der  Berichterstatter  angenehm  verpflichtet,  dem  hob.  n.  ö.  Landes- 
ausschusse, dem  löbl.  Sparcassa-Vereine,  sowie  auch  dem  löbl.  Gewerbe-Vereine 
in  St.  Polten  den  wärmsten  Dank  der  Anstalt  auszudrücken.  Ebenso  sei  hier 
den  vielen  Privatwohlthätern  unserer  Schüler,  besonders' dem  Herrn  M.  Salz  er 
der  beste  Dank  der  Anstalt  ausgesprochen. 


II.  Personalstanll  des  LeMörpers, 


1.  Heinrich  Bourqui,  Professor,  lehrte  die  französische  Sprache  in  den  drei 
Classen  der  Oberrealschule. 

2.  Michael  Daurer,  Consistorialbeamter,  unterrichtete  die  Schüler  im  Gesänge. 

3.  Phil.  Dr.  Anton  Effenberger,  Professor,  lehrte  Chemie  in  den  vier  oberen 
Classen  und  in  der  Gewerbeschule,  Physik  in  III.  und  IV.,  französische 
Sprache  in  IV.  und  leitete  die  practischen  Uebungen  der  Schüler  im  ehem. 
Laboratorium. 

4.  Eduard  Hackol,  Professor,  lehrte  die  Naturgeschichte  im  Realgymnasium 
und  an  der  Oberrealschule,  Geographie  in  II.  und  französische  Sprache  in  III, 


^  38  — 

5.  Samuel  Hahndel,  Professor,  lehrte  Latein  in  11.  und  IV.,  Deutsch  in  11. 
und  ertheilte  den  stenographischen  Unterricht. 

6.  Gustav  Held,  Professor,  Mitglied  des  Abgeordneten-Hauses  des  höh.  Reichs- 
rathes,  lehrte  von  Ostern  an  Deutsch  in  IV.  und  VI. 

7.  Josef  Hoschek,  Professor,  lehrte  Geometrie  und  geometrisches  Zeichnen 
in  II.,  III.,  IV.  und  an  der  Gewerbeschule,  ferner  darstellende  Geometrie 
an  der  Oberrealschule,  endlich  Mathematik  in  VI. 

8.  Johann  Kalchhanser,  Weltpriester,  Professor,  lehrte  Religion  am  Real- 
g}annasium  und  im  Vorbereitungscurse  der  Gewerbeschule,  Arithmetik  in 
I.,  in.,  IV.  und  an  der  Gewerbeschule. 

9.  Albert  Löger,  Professor,  lehrte  Geogi-aphie  in  l.,  III.,  IV.,  VI.,  VII.  und  an 
der  Gewerbeschule,  ferner  Geschichte  in  III.,  IV.,  VI.  und  VII. 

10.  Karl  Schniit,  Professor,  lehrte  Deutsch  in  I.,  VII.  und  an  der  Gewerbe- 
schule, ferner  Latein  in  I.  und  im  Fortbildungscurse,  endlich  Griechisch  in  IV. 

11.  Karl  Schneck,  n.  ö.  Landes-Turnlehrer,  leitete  den  Turnunterricht. 

12.  Gustav  Sommer,  Professor,  lehrte  Physik  in  VI.,  VII.  und  an  der  Gewer- 
beschule, Mathematik  in  V.  und  VII.,  Arithmetik  in  II. 

13.  Ignaz  Tkacz,  Professor  am  k.  k.  Militär-Collegium,  lehrte  die  englische 
Sprache  an  der  Oberrealschule. 

14.  Rudolf  Ullrich,  Supplent,  lehrte  Geschichte  in  II.  und  V.,  Geographie  in  V, 
Deutsch  in  IIL,  IV.,  V.  und  VL  (in  IV.  und  VI.  bis  Ostern). 

15.  Oswald  Waibl,  Professor,  lehrte  Geometrie  und  geometrisches  Zeichnen  in 
I.,  ferner  Freihandzeichnen  in  allen  Classen  Uer  Anstalt  und  an  der  Gewer- 
beschule, endlich  Kalligraphie  in  I.  und  im  Sammelcurse. 

16.  Franz  Wimmerer,  Director,  lehrte  Latein  und  Griechisch  in  III. 


III.  DienerscM. 

1.  Carl  Vogelsinger,  Schuldiener. 

2.  Mathias  Ochs,  Schuldiener. 


IV.  Lehrplan  der  Anstalt. 

A.  Obligate  Unterrichtsgegen stände. 

I.  Classe  des  Realgymnasiums. 

Classen  vorstand: 
K.  Schmit. 

1.  Religion.  Die  biblische  Geschichte  nach  dem  Lehrbuche  von  Dr. 
Drächsler.  —  Wöchentlich  2  Stunden.  J.  Kalchhauser. 

2.  Deutsche  Sprache.  Formenlehre  des  Verbums.  Der  einfache  Satz. 
Lesen  und  Erklären  geeigneter  Lesestücke.  —  Memorieren.  —  Rechtschreib- 
übungen. —  Grammatik  von  Hermann,  Lesebuch  v.  A.  Neumann  und  0.  Gehlen. 
Monatlich  zwei  Aufgaben.  —  Wöchentlich  3  Stunden. 

K.  Schmit. 


39 


3.  Lateinische  Sprache.  Die  regelmässige  Formenlehre  eingeübt  in  bei- 
derseitigen Uebersetzungen.  Uebungsbuch  von  Rozek,  Grammatik  von  K.Schmidt. 
Memorieren  der  Vocabeln.  Vom  Dezember  angefangen  wöchentlich  eine  Schul- 
aufgabe. —  Wöchentlich  8  Stunden. 

K.  Schmit. 

4.  Geographie.  Die  wichtigsten  Begriife  aus  der  mathematischen  und 
physischen  Geographie.  Die  Erdtheile  in  Bezug  auf  horizontale  und  verticale 
Gliederung.  Bewässerung  und  Bevölkerung,  üebungen  im  Kartenlesen.  —  Wö- 
chentlich 3  Stunden. 

A.  Löger. 

5.  Arithmetik.  Das  dekadische  Zahlensystem.  Grundrechnungen  mit  un- 
benannten und  benannten  Zahlen,  ohne  und  mit  Decimalbrüchen.  Grundzüge 
der  Theilbarkeit,  grösstes  gemeinschaftliches  Mass,  kleinstes  gemeinschaftliches 
Vielfache.  Gemeine  Brüche.  Verwandlung  derselben  in  Decimalbrüche  und  um- 
gekehrt. Rechnen  mit  periodischen  Decimalbrüchen.  Rechnen  mit  mehrnamig 
benannten  Zahlen.  —  Wöchentlich  3  Stunden. 

J.  Kalchhauser. 

6.  Naturgeschichte.  Zoologie  nach  Pokorn}-,  Illustrirte  Naturgeschichte. 
—  Wöchentlich  3  Stunden. 

E.  Hackel. 

7.  Geometrie  und  Zeichnen.  I.  Semester.  Das  Zeichnen  der  geometri- 
schen Formen  in  der  Ebene  nach  Tafelzeichnungen;  die  wichtigsten  geometri- 
schen Lehrsätze  aus  der  Anschauung  begründet.  —  IL  Semester.  Das  Wich- 
tigste aus  der  Körperlehre,  die  Grundlehren  der  Perspective.  Das  Zeichnen 
nach  Draht-  und  Holzmodellen.  —  Wöchentlich  6  Stunden. 

0.  Waibl. 

8.  Kalllgrapliie.  Die  deutsche  und  englische  Currentschrift.  —  Wöchent- 
lich 1  Stunde. 

0.  Waibl. 

II.  Classe  des  Realgymnasiums. 

Classenvorstand : 
S.  Hahndel. 

1.  Religion.  Die  katholische  Glaubenslehre  nach  dem  Lehrbuche  von 
Fischer.  —  Wöchentlich  2  Stunden. 

J.  Kalchhauser. 


2.  Deutsche  Sprache.  Grammatik  von  Hermann.  Wiederholung  der 
Formenlehre.  Lehre  vom  zusammengesetzten  Satze.  Arten  der  Nebensätze.  Ver- 
kürzung derselben.  —  Lectürc  aus  dem  Lesebuche  von  Neumann-Gehlen,  2.  Bd. 
Memorieren.  Monatlich  zwei  Aufgaben.  —  Wöchentlich  3  Stunden. 

S.  Hahndel. 


—  40  — 

3.  Lateinische  Sprache.  Wiederholung  der  regelmässigen  Formenlehre. 
Unregelmässigkeit  in  Declination,  Genus  und  Conjugation.  Die  wichtigsten 
Partien  der  Syntax.  Grammatik  von  K.  Schmidt,  Uebungsbuch  von  Rozek.  Me- 
morieren der  Vocabeln.  Schriftliche  Präparation.  Monatlich  3  bis  4  Schulaufga- 
ben. —  Wöchentlich  8  Stunden. 

S.  Hahndel. 

4.  Geographie  und  Geschichte.  Geographie  von  Asien,  Africa  und  Süd- 
Europa.  —  Wöchentlich  2  Stunden. 

E.  Hackel. 

Geschichte  des  Alterthums  nach  Hannak.  —  Wöchentlich  2  Stunden. 

R.  Ullrich. 

5.  Arithmetik.  Das  Wichtigste  aus  der  Mass-  und  Gewichtskunde,  aus 
dem  Geld-  und  Münzenwesen  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  französischen 
Systems.  Mass-,  Gewichts-  und  Münzreduction.  Lehre  von  den  Verhältnissen 
und  Proportionen.  Zins-,  Discont-  und  Terrainrechnung.  Kettensatz,  Theilregel ; 
Durchschnitts-  und  Allegationsrechnung.  Wöchentlich  3  Stunden. 

G.  Sommer. 

6.  Naturgeschichte.  I.  Sem.  Mineralogie,  Geognosie  nach  Porkorny.  — 
II.  Sem.  Botanik.  Als  Material  für  den  Unterricht  dienten  die  in  der  Nähe  der 
Stadt  wildwachsenden  und  im  Grossen  gebauten  Pflanzen,  femer  bei  Algen, 
Flechten,  Moosen  das  Schulherbarium,  bei  Pilzen  die  Beckerschen  Wandtafeln. 

—  Wöchentlich  3  Stunden. 

E.  Hackel. 

7.  Geometrie  und  Zeichnen.  Die  Eigenschaften,  die  Construction  und 
Congruenz  der  geradlinigen  Figuren.  Symmetrie  und  Aehnlichkeit  ebener  Ge- 
bilde. Flächenberechnung,  Verwandlung  und  Theilung  geradliniger  Figuren. 
Das  Constructionszeichnen  parallel  mit  dem  theoretischen  Unterrichte.  —  Wö- 
chentlich 2  Stunden. 

J.  Ho  schek. 

8.  Freihandzeichnen.  Vorübungen  zum  Ornamentzeichnen.  Anfangsgründe 
der  Ornamentik  nach  Tafelzeichnungen.  Verhältnisse  des  menschlichen  Kopfes 
und  Gesichtes.  Zeichnen  nach  plastischen  Vorlagen.  —  Wöchentlich  4  Stunden. 

0.  Waibl. 

III.  Ciasse  des  Realgymnasiums. 

Classenvorstand: 
A.  Löger. 

1.  Religion.  Die  katholische  Sittenlehre  nach  dem  Lehrbuche  von  Fischer. 

—  Wöchentlich  2  Stunden. 

J.  Kalchhauser. 


—  41  — 

2.  Deutsche  Sprache.  Gelegentliche  Wiederholung  und  Ergänzung  der 
rrammatik.  Erklärende  Lektüre  der  Lesestücke.  Vortragsübungen.  —  Lehrbuch  *• 

Grammatik  von  Fr.  Bauer.  Lesebuch:  A.  Neumann,  3.  Bd.  Monatlich  2  Aufga- 
ben.  —  Wöchentlich  3  Stunden. 

E.  Ullrich. 

3.  Lateinische  Sprache.  Grammatik  von  K.  Schmidt.  Wiederholung  der 
Formenlehre  und  der  in  11.  eingeübten  syntaktischen  Lehrsätze.  Casuslehre  und 
s}Titaktische  Eigenthümlichkeiten  im  Gebrauche  der  Adjectiva  und  Pronomina, 
eingeübt  an  Eozek's  Uebungsbuche.  Leetüre:  Hist.  ant.  L,  II..  IV.  Monatlich 
2  schriftliche  Schularbeiten.  —  Wöchentlich  6  Stunden. 

F.  Wimmerer. 

4.  (Griechische  Sprache.  (Facultativ.)  Die  regelmässige  Formenlehre  mit 
Ausschluss  des  Aor.  Pass.  nach  Curtius  Grammatik  und  Hintner's  Uebungsbuche. 
Präparation  und  Memorieren  der  Vocabeln.  —  Wöchentlich  4  Stunden. 

F.  Wimmerer. 

5.  Französische  Sprache.  (Facultativ.)  Die  Formenlehre  mit  Ausschluss 
der  unregelmässigen  Zeitwörter  unter  fortwährender  Rücksichtnahme  auf  die 
Entwicklung  der  Formen  aus  dem  Latein;  Uebung  derselben  an  den  Ueberset- 
zungsbeispielen.  —  Wöchentlich  4  Stunden. 

E.  Hackel. 

6.  Geographie  und  Geschichte.  Geographie  von  Mittel-  und  Nordeuropa 
mit  besonderer  Hervorhebung  der  oro-hydrographischen  Verhältnisse.  —  Wö- 
chentlich 2  Stunden. 

E.  Hackel. 

Geschichte  der  mittleren  Zeit  mit  Hervorhebung  der  deutschen  Geschichte 
nach  Hannak.    -  Wöchentlich  2  Stunden. 

A.  Löger. 

7.  Arithmetik.  Wiederholung  der  Lehre  von  den  Verhältnissen  und  Pro- 
portionen mit  einigen  Anwendungen.  Einübung  der  vier  ersten  Grundo])eratio- 
nen  in  allgemeinen  Zahlen  mit  ein  und  mehrgliederigen,  sowie  mit  gebrochenen 
Zahlenausdrücken.  —  Anwendung  der  Grundrechnungen  auf  Potenzen  und  Wur- 
zeln. Das  Potenziren  algebraischer  Ausdrücke.  Erheben  auf  die  2.  und  3.  Po- 
tenz, Ausziehen  der  Quadrat-  und  Cubikwurzel  aus  besonderen  Zahlen  ohne 
und  mit  Abkürzung.  —  Wöchentlich  3  Stunden. 

J.  Kai  chhau  s  e  r. 

8.  Physik,  Allgemeine  Eigenschaften  der  Körper.  Wärmelehre.  Statik 
und  Dynamik  der  festen,  flüssigen  und  gasförmigen  Körper.  —  Wöchentlich 
3  Stunden. 

Dr.  A.  Effenberger. 

9.  Geometrie  und  Zeichnen.  Die  Aehnlichkeit  geradliniger  Figuren.  Die 
Kreislehre  und  die  regelmässigen  Figuren.  Kreisberührungen,  architektonische 


-  42  - 

Bogen  und  Ornamente.  Pythagoräischer  Lehrsatz.  Construction  der  Kcgelschnitts- 
curven. 

J.  Hoschek. 

10.  Freihandzeichnen.  Fortsetzung  des  ornamentalen  und  figuralen 
Zeichnens  mit  einfachen  Schattierübungen  nach  Vorlagen  und  Modellen.  — 
Wöchentlich  4  Stunden, 

0.  Waibl. 

IV,  Classe  des  Realgymnasiums. 

Classen  vorstand. 
Dr.  A.  Effenberger. 

1.  Reiigion.  Kirchengeschichte  nach  dem  Lehrhuche  von  Fischer.  — 
Wöchentlich  2  Stunden. 

J.  Kalchhauser. 

2.  Deutsche  Sprache,  Gelegentliche  Wiederholung  der  Grammatik  und 
Syntax;  Wortbildungslehre.  —  Geschäftsaufsätze.  —  Tropen  und  Redefiguren. 
—  Das  Wichtigste  aus  der  Metrik.  —  Erklärende  Leetüre  der  Lesestücke.  — 
Vortragsübungen.  —  Monatlich  2  Arbeiten.  —  Lehrbuch:  Grammatik  von  Fr. 
Bauer.  —  Lesebuch  von  A.  Neumann.  4.  Bd.  —  Wöchentlich  3  Stunden. 

R.  Ullrich.  —  Seit  Ostern  G.  Held. 

3.  Lateinische  Sprache.  Leetüre:  Caesar  de  hello  gall.  lib.  L,  IL,  III. 
und  ein  Theil  des  VII.  —  Modus-  und  Tempuslehre  nach  Schulz  kl.  lat.  Sprach- 
lehre und  Rozek's  Uebungsbuche  2.  Theil.  —  Prosodie  und  Metrik  eingeübt 
durch  Leetüre  aus  Rozek's  Chrestomathie.  —  Alle  vierzehn  Tage  eine  Schul- 
aufgabe. —  Wöchentlich  6  Stunden. 

S.  HahndeL 

4.  Griechische  Sprache,  (Facultativ.)  Wiederholung  des  gesammten 
Lehrstoffes  der  III.  Cl.  nach  der  Grammatik  von  Curtius  und  dem  Uebungs- 
buche von  Schenkl.  —  Die  Verba  auf  \Li  und  die  Anomala.  Präparation.  Me- 
morieren der  Vocabeln.  Die  wichtigsten  Lehrsätze  aus  der  Syntax.  Gelesen  wur- 
den einige  Abschnitte  aus  SchenkVs   Chrestomathie    aus   Xenophon.  Monatlich 

2  Aufgaben.  —  Wöchentlich  4  Stunden. 

K.  Schmit. 

5.  Französische  Sprache.  (Facultativ.)  Orthographische  Eigenthümlich- 
keiten  einiger  regelmässiger  Verba.  —  Die  unregelmässigen,  reflexiven  und  un- 
persönlichen Verba.  —  Gebrauch  der  Zeiten  und  Modi.  —  Participe  present 
und  passe.  —  Monatlich  3  schriftliche  Arbeiten. 

Dr.  A.  Effenberger. 

6.  Geographie  und  Geschiclite.  I.  Semest.  Geographie  von  Amerika  und 
Australien.  —  II.  Semest.  Oesterreichische  Vaterlandskunde.  —  Wöchentlich 
2  Stunden. 


-  43  — 

Geschichte  der  neueren  Zeit  bis  zur  Gegenwart.  Ueberblick  über  die 
österreichische  Geschichte.  —  Wöchentlich  2  Stunden. 

A.  Lüger. 

7.  Arithmetik.  Ergänzende  und  erweiternde  Wiederholung  des  bisherigen 
algebraischen  Lehrstoffes.  Wissenschaftlich  durchgeführte  Lehre  der  vier  ersten 
Grundoperationen  mit  allgemeinen  Zahlen.  Lehre  von  den  gemeinen  Brüchen. 
Gleichungen  des  1.  Grades  mit  einer  oder  mehreren  Unbekannten,  nebst  zahl- 
reichen Uebungen.  —  Wöchentlich  3  Stunden. 

J.  Kalchhauser. 

8.  Pliysik.  Magnetismus,  Elektricität,  Akustik  und  Optik.  —  Wöchentlich 

2  Stunden. 

Dr.  A.  Effenb  erger. 

9.  Cliemie*  Die  wichtigsten  Grundstoffe  sowie  deren  Verbindungen,  so- 
weit sie  in  den  Künsten  und  Gewerben  Anwendung  finden.  —  Wöchentlich  2 
Stunden. 

Dr.  A.  Effenberger. 

10.  (xeometrie  und  geometrisclies  Zeichnen.  Stereometrie;  Anwendung 
der  vier  algebraischen  Grundoperationen  zur  Lösung  von  Aufgaben  der  Plani- 
metrie und  Stereometrie.  Theoretisch  constructive  Uebungen  im  Zeichnen  der 
wichtigsten  ebenen  Curven;  orthogonale  Projection  des  Punctcs  und  der  Linie, 
der  begrenzten  Ebenen  und  der  geometrischen  Körper  in  einfachen  Stellungen. 
—  Wöchentlich  3  Stunden. 

J.  Hoschek. 

^'  11.  Freihandzeichnen.  Wie  in  der  IIL  Classe.  —  Wöchentlich  4  Stunden. 

0.  Waibl. 


I.  Classe  der  Oberrealschule. 

Classenvorstand: 
0.  Sommer. 

1.  Deutsche  Sprache.  Lektüre  von  Uebersetzungen  aus  der  classischen 
Literatur  der  Griechen  und  Römer.  Ueberblick  über  die  klassische  Literatur. 
Lesung  einer  Auswahl  mittelhochdeutscher  Dichtungen.  Ueberblick  über  die  äl- 
tere Periode  der  deutschen  Literatur.  Vortragsübungen.  Lesebuch  v.  Scheiner. 
—  Monatlich  zwei  Aufsätze.  —  Wöchentlich  3  Stunden. 

n.  Ullrich. 

2.  Französische  Sprache.  Formenlehre  des  Substantivs,  Adjectivs,  Ad- 
verbs, Gebrauch  der  Tempora  und  Modi.  Leetüre  aus  Dr.  Plötz's  fran- 
zösischer Chrestomathie.  --  Monatlich  3  schriftliche  Arbeiten.  —  Wöchent- 
lich 3  Stunden. 

H.  Bourqui. 


—  44  - 

5.  Geographie  und  Geschichte.  Pragmatische  Geschichte  des  Alterthums. 
—  Wöchentlich  3  Stunden. 

R.  Ullrich. 

Elemente  der  Himmelskunde.  Allgemeines  über  die  Physik  der  Erde. 
Geographie  vou  Afrika,  Asien  und  Süd-Europa.  Graphische  Uebungen.  —  Wö- 
chentlich 1  Stunde, 

R.  Ullrich. 

4.  Mathematik.  Allgemeine  Arithmetik.  Zusammenfassende  Wie- 
derholung des  bisherigen  Lehrstoffes  aus  der  allgemeinen  Arithmetik.  Glei- 
chungen des  ersten  Grades  mit  mehr  als  zwei  Unbekannten.  Diophantische 
Gleichungen.  Die  Zahlensysteme  überhaupt  und  das  dekadische  insbesondere. 
Theorie  der  Theilbarkeit.  Lehre  von  den  Decimalbrüchen,  Potenzen  und  Wur- 
zeln. Bedeutung  der  imaginären  und  complexen  Zahlen,  die  vier  Grundopera- 
tionen mit  denselben.  Lehre  von  den  Verhältnissen  und  Proportionen  mit  An- 
wendungen. Quadratische  Gleichungen  mit  einer  und  mit  zwei  Unbekannten. 

Geometrie.  Planimetrie  in  ihrem  vollen  Umfange,  streng  wissenschaft- 
lich behandelt.  Uebungen  im  Lösen  von  Constructionen  mit  Hilfe  der  geome- 
trischen Analysis.  —  Wöchentlich  7  Stunden. 

G.  Sommer. 

5.  Natnrgescliichte.  Zoologie.  Bau  und  Functionen  der  Organe  des 
Thierleibes,  erklärt  durch  einen  Abriss  der  Anatomie  und  Physiologie  des 
Menschen.  Systematische  Betrachtungen  der  Abtheilungen,  Classen,  Ordnun- 
gen und  Familien  des  Thierreiches.  Erklärungen  der  Charaktere  an  geeigneten 
Repräsentanten.  Nach  0.  Schmidt,  Zoologie.  —  Wöchentlich  3  Stunden. 

E.  Hackel. 

6.  Chemie.  Gesetze  der  chemischen  Verbindungen.  Atom,  Molecül, 
Werthigkeit  der  Atome,  Typen,  Metalloide,  Alkalimetalle,  alkalische  Erden, 
Glas-  und  Thonwaaren-Fabrikation.  —  Wöchentlich  2  Stunden. 

Dr.  A.  Effenberger. 

7.  Darstellende  Geometrie.  Aufgaben  über  die  Linie  und  über  die 
Ebene,  Projectionen  von  Körpern,  die  durch  Ebenen  begrenzt  sind;  Schnitte 
von  Körpern  mit  Ebenen;  krumme  Linien  und  deren  Beziehung  zu  geraden 
Linien  und  Ebenen.  Darstellung  der  krummen  Flächen.  —  Wöchentlich  3 
Stunden.  J-  Hoschek. 

8.  Freihandzeichnen.  Zeichnen  nach  Vorlagen  und  Modellen  schwieriger 
Art.  —  Wöchentlich  4, Stunden.  0.  Waibl. 

il.  Classe  der  Oberrealschule. 

Classenvorstand: 
J.  Hoschek. 
1.  Deutsche  Sprache.  Uebersicht  der  Literaturgeschichte  von  der  älte- 
sten Zeit  bis  zum  18.  Jahrhundert;  ausführlichere  Darstellung  der  Literatur 


—  45  — 

des  18.  Jahrhundei-ts  (bis  zum  gemeinsamen  Wirken  Göthe's  und  Schiller's), 
an  der  Hand  der  Leetüre  gewonnen.  Lese-  und  Lehrbuch  von  Egger  2.  Bd. 
1.  Abt.  Monatlich  2  Aufsätze.  —  Vollständige  Werke  wurden  gelesen:  Schiller's 
»Wilhelm  Teir'  und  »Iphigenie  auf  Tauris.*  —  Wöchentlich  3  Stunden. 

R.  Ullrich.  —  Seit  Ostern  G.  Held. 

2.  Französische  Sprache.  Wortstellung;  Gebrauch  des  Imparfait,  Passe 
defini  und  Subjonctif  nach  Dr.  Plötz's  Schul- Grammatik.  Leetüre  aus  Dr.  Plötz 
französischer  Chrestomathie.  Monatlich  2  schriftliche  Arbeiten.  —  Wöchentlich 
2  Stunden.  H.  Bourqui. 

3.  Geogrraphie  und  (^leschichte.  Geschichte  des  Mittelalters  bis  zur  Re- 
formation. —  Geographie  von  West-,  Mittel-  und  Nord-Europa,  mit  besonderer 
Hervorhebung  des  deutschen  Reiches.  —  Graphische  Uebungen.  —  Wöchent- 
lich 4  Stunden. 

A.  Löger. 

4.  Mathematik.  Arithmetik.  Logarithmen;  arithmetische  und  geome- 
trische Progressionen ;  Gleichungen  höherer  Grade,  welche  sich  auf  quadratische 
zurückführen  lassen;  Exponentialgleichungen.  Zinses-Zins  und  Rentenrechnung. 
Combinationslehre  und  binomischer  Lehrsatz.   Convergenz  unendlicher  Reihen. 

Geometrie.  Goniometrie  und  ebene  Trigonometrie,  Stereometrie.  — 
Wöchentlich  5  Stunden. 

J.  Hoschek. 

5.  Naturgeschichte.  Botanik  nach  Wretschko,   Vorschule  der  Botanik. 
Wöchentlich  2  Stunden. 

E.  Hackel. 

6.  Physik.  Allgemeine  Eigenschaften  der  Körper,  Statik  un.d  Dynamik 
fester,  tropfbarflüssiger  und  gasförmiger  Körper,  Wellenlehre  und  Akustik.  — 
Wöchentlich  4  Stunden. 

G.  Sommer. 

7.  Chemie.  Schwere  Metalle.  Cyanverbindungen,  Albuminate,  Albumi- 
noide,  Kohlenhydrate,  einwerthige  Alkohole  und  die  denselben  entsprechenden 
Säuren.  Fette.  —  Wöchentlich  2  Stunden. 

Dr,  A.  Effenberg  er. 

8.  Darstellende  Geometrie.  Ebene  Schnitte  krummer  Flächen;  Tangen- 
tialebenen an  dieselben  und  gegenseitige  Schnitte  der  krummen  Flächen.  Durch- 
dringungen der  Körper.  Schattenlehre.  —  Wöchentlich  3  Stunden. 

J.  Hoschek. 

0.  Freihandzeichnen.  Wie  in  Classe  I.  der  Oberrealschule.  ~  Wöchent- 
lich 4  Stunden.  0.  Waibl. 


-^46  -- 

lil.  Classe  der  Oberrealschule. 

Classenvorstand: 
E.  Hackel. 

1.  Deutsche  Sprache,  Geschichte  der  deutschen  Literatur  im  18.  Jahr- 
hundert (von  der  gemeinsamen  Thätigkeit  Göthe's  und  Schiller's  angefangen) 
und  im  19.  Jahrh.  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  deutsche  Literatur  von 
Oesterreich  an  der  Hand  der  Leetüre  gewonnen.  Lese-  und  Lehrbuch  Egger. 
II.  B,  1.  und  2.  Th.  Vollständig  gelesene  Werke,  »Hermann  und  Dorothea,*^ 
»Wallenstein.''  Monatlich  2  Aufsätze.  —  Wöchentlich  3  Stunden. 

K.  Schmit. 

2.  Französische  Sprache.  Das  wichtigste  über  die  Satzlehre  und  Sti- 
listik. Lesung  von  Musterstücken  der  historischen  und  dramatischen  Literatur 
nach  Dr.  Plötz's  Chrestomathie.  Monatlich  2  schriftliche  Arbeiten.  —  Wöchent- 
lich 2  Stunden. 

H.  Bourqui. 

3.  Geographie  nnd  Oeschiclite.  Erstes  Semester:  Neuere  Geschichte 
bis  zum  Beginn  der  französischen  Revolution.  Geographie  von  Amerika  und 
Australien.  Graphische  Uebungen. 

Zweites  Semester:  Uebersicht  über  die  österreichische  Geschichte  bis 
zum  Tode  Joseph's  IL,  im  Anschluss  daran  die  Geschichte  der  neuesten  Zeit 
bis  zur  Gegenwart.  Darlegung  der  Grundzüge  der  österreichischen  Verfassung. 
Statistik  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie.  —  Wöchentlich   4  Stunden. 

A.  Löge  r. 

4.  Matheiiiatik,  Arithmetik.  Kettenbrüche.  Wahrscheinlichkeitsrech- 
nung. Arithmetische  Reihen  höherer  Ordnung. 

Geometrie.  Analytische  Geometrie  der  Geraden,  des  Kreises,  der  Elipse, 
der  Parabel  und  Hyperbel. 

Wiederholung  und  Ergänzung  des  gesammten,  in  der  Oberrealschule  be- 
handelten Lehrstoffes.  —  Wöchentlich  5  Stunden. 

G.  Sommer. 

5.  Naturgeschichte.  Mineralogie  und  Geognosie  nach  Fellöcker.  Geo- 
logie, Klimatologie,  Pflanzen-  und  Thiergeographie  im  Sinne  der  allgemeinen 
Erdkunde  von  Hann,  Hochstetter  und  Pokorny.  —  Wöchentlich  3 
Stunden.  E.  Hackel. 

6.  Physik.  Reibungs-  und  Berührungs-Elektrizität.  Optik,  Wärmelehre 
und  Grundlehren  der  Astronomie.  Wiederholung  des  ganzen  in  der  Ob  erreal - 
schule  behandelten  Lehrstoffes.  —  Wöchentlich  4  Stunden. 

G.  Sommer. 

7.  Chemie.  Zwei-  und  mehrwerthige  Alkohole  und  Säuren,  Gerberei, 
Färberei,  organische  Basen,  Harze,  ätherische  Oele.  Recapitulation  mit  kurzer 
Andeutung  der  neueren  Theorien.  —  Wöchentlich  2  Stunden. 

Dr.  A.  Effenberger. 


-.47  — 

8.  Darstellende  Geometrie.  Centrale  Projection  (Perspective).  Recapi- 
tulation  der  gesammten  darstellenden  Geometrie  mit  practisclien  Anwendun- 
gen behufs  Erlernung  geeigneter  Darstellungsweisen    technischer  Objecte.   — 

Wöchentlich  3  Stunden. 

J.  Hoschek. 

9.  Freiliandzeiclmen.  Zeichnen  des  menschlichen  Skelettes  und  der 
Muskelbekleidung  desselben.  Zeichnen  ganzer  Figuren  nach  Vorlagen  und  Mo- 
dellen. Zeichnen  nach  der  Natur.  —  Wöchentlich  4  Stunden. 

0.  Waibl. 

10.  Englische  Sprache.  V.  Lesen,  Formenlehre  und  die  für  leichtere 
Leetüre  unentbehrlichsten  Regeln  der  Syntax  mit  beständiger  Hinweisung  auf 
die  vervN'andten  Sprachen;  Uebersetzungsübungen  aus  Högel's  I.  Theil.  —  Wö- 
chentlich 3  Stunden. 

V. — VL  Leetüre  und  Erklärung  classischer  Stücke  aus  »Herrig's:  The 
Britisch  Poets.*  —  Wöchentlich  2  Stunden. 

J.  Tkacz. 

11.  Turnen.  Der  obligate  Turnuntericht  wurde  in  5  Abtheilungen  ertheilt; 
jede  Abtheilung  erhielt  wöchentlich  2  Stunden  Unterricht  nach  folgendem 
Lehrplane: 

I.  Abtheilung: 

Ordnungsübungen:  Richten,  Oeffnen  und  Schliessen  der  Reihen  und  Rot- 
ten, Drehungen  der  Einzelnen,  Gleichschritt  im  Gehen  und  Laufen.  Einfache 
Reihungen.  Freiübungen  an  und  von  Ort. 

Gerätturnen:  Freispringen  mit  besonderer  Berücksichtigung  auf  richtige 
Körjierhaltung,  Uebungen  mit  dem  langen  Schwungseil,  Schwebebaum,  einfache 
Barrenübungen,  Wechsel  von  Stand,  Sitz  und  Stütz,  Hang  und  Hangelarten  an 
der  wagrechten  Leiter  und  am  Reck.  Klettern  au  Stangen  und  Tauen.  Turnspiele. 

IL  Abth  eilung: 

Ordnungsübungen :  Reihungen  von  Reihen,  Windungen.  Zusammengesetzte 
Freiübungen.  Fortsetzung  der  wichtigsten  Gang-  und  Laufarten. 

Gerätturnen:  Hoch-,  Weit-  und  Tiefsprung  aus  der  Grund-  und  Schritt- 
stellung, mit  Angehen,  Anlaufen.  Das  Bockspringen  beschränkte  sich  auf  einige 
wesentliche  Grundübungen.  Barrenübungen:  Leichtere  Stütz-  und  Schwung- 
arten, Sitzwechsel,  Liegestütz.  Hang-  und  Hangelarten  am  Reck  und  der  wag- 
rechten Leiter  mit  verschiedenen  Griffarten  und  Drehungen.  Klettern  an  Stan- 
gen und  Tauen.  Turnspiele. 

m.  Abtheilung; 

Ordnungsübungen:  Bildung  von  Reihenkörpern  und  Reihenkorpergefügen, 
Schwenkungen  in  geschlossenen  Reihen  an  Ort,  während  des  Marsches,  mit 
und  ohne  Fassungen,  Zusammengesetzte  Freiübungen  in  der  Grund-,  Schritt- 
und  Grätschstellung  an  Ort,  im  Marsche  und  im  Laufe. 

Gerätturnen:  Hoch-  und  Weitspringen  mit  Arm-  und  Beinthätigkeiten, 
V4  und  Va  Drehungen.  Fortsetzung  des  Bockspringens.  Barren:  Stützein,  Stütz- 


—  48  — 

hüpfen,  Streckstützschwingen,  Wende,  Kehre,  Sitzarten  und  Sitzwechsel.  Keck: 
Seit-  und  Querstreckhang.  Schwingen  im  Seithange.  Unterarrahang  vorlings, 
ein-  und  beidarmig.  Schwingen  in  diesem  Hange ;  Quer-  und  Seitknieliegehänge, 
Schwingen  in  ^diesem  Hängen.  Wellauf-  und  Abschwünge,  Felgauf-  und  Ab- 
schwung.  Hang-  und  Hangelübungen  an  den  Leitern,  Klettern  in  verschiedenen 
Formen  und  Griifarten.  Turnspiele. 

IV.  Abtheilung: 

Ordnungsübungen:  Fortgesetzte  und  verbundene  Ordnungsübungen  in 
Linie  und  Säule,  Schwenkungen  der  Reihen  und  Rotten.  Verbindungen  des 
Reihens  und  Schwenkens.  Freiübungen:  Auslagen,  Ausfälle,  Hiebe,  Stösse.  Hüpf- 
arten mit  Arm-  und  Beinthätigkeiten.  Dauerlauf.  Freispringen  bei  grösserer 
Höhe  und  Weite  des  Zieles.  Bock :  Grätschübersprung  hoch  und  weit,  mit  V4 
und  Vj  Drehungen  hinter  dem  Bocke,  Fechtsprünge.  Pferd:  Einfache  Seiten- 
und  Hintersprünge;  Spreiz-  und  Sitzarten ;  Hocke,  Flanke,  Kehre.  Längensprünge 
zum  Reit-  und  Seitsitz.  Barren:  Streckstützschwingen  mit  Beinthätigkeiten, 
mit  Stützein,  Stützhüpfen.  Unterarmstütz;  Sitzwechsel,  Schwünge  aus  den  Ar- 
ten des  Sitzes.  Reck:  Hangschwingen  mit  Hangeln,  Hangzucken,  Griffwechsel 
Hangkehre.  Wellauf-  und  Umschwünge,  Felgauf-  und  Umschwünge.  Unter- 
schwung. Die  übrigen  Hanggeräte  fanden  häufige  Anwendung. 

V.  Abtheilun  g: 

Ordnungsübungen:  Anwendung  und  weitere  Ausbildung  des  Früheren. 
Verbindungen  von  Freiübungen,  Hantelübungen.  Frei-  und  Bockspringen  in 
zunehmender  Schwierigkeit.  Pferd:  Seiten-  und  Hintersprünge  bei  grösserer 
Höhe  des  Pferdes  und  grösserer  Weite  des  Absprunges.  Geschwünge.  Barren: 
Schwünge  aus  den  Arten  des  Sitzes;  Armwippen;  Unterarm-  und  Knickstütz- 
übungen, Aufstemmen  und  Aufkippen.  Reck:  Gemischte  Hang-  und  Stützübun- 
gen. Schwungarten  und  Drehungen  um  die  Längen-  und  Breitenaxe.  Die  übrigen 
Hanggeräthe  wurden  nach  Thunlichkeit  mitbenutzt. 

K.  Seh  neck. 


B.  Nicht  obligate  Unter riciltsgegenstände. 

1.  Latein  für  Schüler  der  Oberrealschule. 

Aus  Hoche's  lat.  Lesebuche  2.  Theil  wurden  gelesen :  Livius.  I,  1—16 
(Gründung  Rom's  und  Regierung  Romulus'.)  —  Cicero  2.  cat.  Red.  —  Ovid. 
Trist  I,  3.  (Abschied  von  Rom.),  IV,  10.  (Des  Dichters  Leben.),  Fast.  II,  83  -118. 
(Arion);  II,  195—242  (Fabierschlacht  bei  Cremera);  II,  685—762,  813—852 
(Ende  des  Königthums.),  Met.  VIII,  267-545  (die  kaly donische  Jagd.)  —  Wö- 
chentlich 2  Stunden.  —  Der  Unterricht  wurde  11  Schülern  ertheilt. 

K.  Schmit. 

2.  Gesang.  I.  Abtheilung.  Elementarunterricht  nach  Leopoldseder's 
Gesangslehre.  —  Wöchentlich  2  Stunden. 


~  49  — 

n.  Abtheilung.  Vierstimmige  Chöre  aus  Tippmann's  Liederbuch  Nr.  3. 
B2  Schüler.  —  Wocheutlich  2  Stunden. 

M.  Daurer. 

3.  Stenographie.  I.  Abtheilung.  Wortbildung,  Wortkürzung  und  Satz- 
kürzung. —  Wöchentlich  2  Stunden. 

II.  Abtheilung.  Wiederholung  des  Lehrstoffes  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  Satzkürzung.  Schnellschreibübungen.  —  Wöchentlich  2  Stunden. 

S.  HahndeL 


C.  Die  Oewerbescliule. 

Die  Zahl  der  aufgenommenen  Schüler  betrug  94,  somit  6  mehr  als  ini 
Vorjahre.  Die  Schüler  vertheilten  sich  in  die  einzelnen  Abtheilungen  in  folgen- 
der Weise: 

a)  Vorbereitungscurs: 

I.  Abtheilung  14  Schüler.  II.  Ahtheilung  30  Schüler. 

b)  Eigentliche  Gewerbeschule: 

50  Schüler. 

Die  Lehrgegenstände  des  Vorbereitungscurses  waren:  Eeligion,  Deutsch, 
Rechnen,  Schönschreiben  und  Zeichnen.  Dieselben  wurden  von  dem  Herrn  Pro- 
fessor Joh.  Kalchhauser  und  den  Herren  Lehrern  der  hiesigen  Knaben- Volks- 
schule, Georg  Brauch  und  Alois  Gruber  gelehrt.  Die  Zahl  der  wöchentlichen 
Unterrichtsstunden  betrug  in  jeder  Abtheilung  7.  Der  Unterricht  wurde  an 
Sonntagen  Vormittags  von  9—12  Uhr,  an  Montagen  und  Freitagen  Abends  von 
7 — 9  Uhr  ertheüt.  Hier  muss  noch  erwähnt  werden,  dass  mit  Erlass  des  höh. 
k.  k.  n.  ö.  Landesschulrathes  vom  30.  Dezember  1874  Z.  7921  der  Vorberei- 
tungscurs der  Gewerbeschule  für  jene  Lehrlinge  als  Pflichtschule  erklärt  wor- 
den ist,  welche  das  Ziel  des  Volksschulunterrichtes  noch  nicht   erreicht  haben. 

Der  Unterricht  an  der  eigentlichen  Gewerbeschule  wurde  an  den  Vor- 
mittagen der  Sonntage  von  8—12  Uhr,  ferner  Montag,  Dienstag,  Mittwoch  und 
Freitag  Abends  von  7—9  Uhr  und  zwar  nach  folgendem  Lehrplane  ertheilt: 

1.  Deutsche  Sprache.  [Mündliche  und  schriftliche  Einübung  von  Ge- 
schäftsauf Sätzen.  —  Wöchentlich  2  Stunden. 

K.  Schmit. 

2.  Geographie,  Die  wichtigsten  VorbegrifTe.  Die  europäischen  Cultur- 
staaten  nach  ihren  gewerblichen  und  mercantilen  Verhältnissen  vorzugsweise 
behandelt.  —  Wöchentlich  IV2  Stunden. 

A.  L  ö  g  e  r. 

3.  Arithmetik.    Wiederholung    der    Grundrechnungsarten,  besonders   in 

Decimalzahlen.  Metermass  und  Kechnungen  mit  demselben.  —  Wöchentlich   2 

Stunden. 

J.  Kalchhauser. 


-  50  — 

4.  Naturlehre.  Allgemeine  Eigenschaften  der  Körper.  Wärmelehre.  Die 
wichtigsten  Gesetze  der  Akustik,  Optik  und  das  Wesentlichste  aus  der  Elektri- 
citätslelire  und  Magnetismns.  —    Wöchentlich  2  Stunden. 

G.  Sommer. 

5.  Chemie.  Chemische  Elemente.  Die  technisch  wichtigsten  chemischen 
Verbindungen. 

Dr.  xV.  Effenberger. 

6.  (Geometrie.  Geometrische  Formenlehre;  Berechnung  der  Flüchen  und 
Körper  mit  besonderer  Anwendung  auf  die  gewerbliche  Praxis.  —  Wöchentlich 
V2  Stunde. 

J.  Hoschek. 

7.  Mechanik  und  Maschinenkunde.  Die  Kräfte  im  Allgemeinen.  Die 
Zusammensetzung  und  Zerlegung  der  Kräfte.  Einfache  Maschinen  und  ihre  ver- 
schiedenen Anwendungen.  Wiederstände  der  Bewegung.  Mechanische  Arbeit 
der  bewegenden  Kräfte.  Die  wichtigsten  Maschinentheile,  als :  Wellen,  Zapfen- 
lager, Kuppelungen,  Riemenscheiben.  Zahnräder,  Kurbel,  Schwungrad,  Excentrik 
etc.  Beschreibung  einzelner  Maschinen;  verticale  und,  horizontale  Wasserräder, 
Saug-  und  Druckpumpen;  Feuerspritze,  hydraulische  Presse,  die  Dampfma- 
schinen. —  Wöchentlich  l'/o  Stunden. 

J.  Hoschek. 

8.  Geometrisches  Zeichnen.  Für  Anfänger:  Geometrische  Constructio- 
nen  in  der  Ebene,  Darstellung  der  geometrischen  Körper  in  orthogonaler  Pro- 
jection.  Für  Vorgeschrittene:  Zeichnen  nach  Vorlagen  mit  Rücksicht  auf  das 
Gewerbe  des  Schülers.  —  Wöchentlich  2  Stunden. 

J.  Hoschek, 

9.  Freihandzeichnen.  Zeichnen  nach  Vorlagen  und  Modellen  leichterer 
Art  mit  möglichster  Berücksichtigung  der  einzelnen  Gewerbe.  —  Wöchentlich 
2  Stunden. 

0.  Waibl. 

Schliesslich  muss  noch  eines  Erlasses  des  hob.  k.  k.  n.  ö.  Landesschul- 
rathes,  betreffend  das  Gewerbeschuljahr,  gedacht  werden. 

Es  ist  nämlich  eine,  wahrscheinlich  an  allen  gewerblichen  Fortbildungs- 
schulen jährlich  wiederkehrende  Erscheinung,  dass  der  Schulbesuch  in  den 
Sommermonaten  in  auffallender  Weise  abnimmt,  so  dass  die  regelmässige  Fort- 
führung des  Unterrichtes  dadurch  nicht  nur  erschwert,  sondern  bisweilen  ganz 
unmöglich  gemacht  wird. 

Da  nun  diese  Abnahme  des  Schulbesuches  sich  hauptsächlich  aus  den 
in  den  Sommermonaten  sich  anders  gestaltenden  Arbeitsverhältnissen  erklärt, 
so  fasste  der  löbl.  Ortsschulrath  der  Stadt  St.  Polten  auf  Grund  einer  ihm  er- 
theilten  Ermächtigung  in  seiner  Sitzung  vom  9.  April  d.  J.  den  Beschluss,  dass 
künftighin  das  Gewerbeschuljahr  am  16.   September  eröffnet  und  am  15.   Mai 


-51 


geschlossen  werden  solle,  und  diesem  Beschlüsse  wurde  laut  Erl.  vom  5.  Mai 
d.  J.  Z.  2328  die  Genehmigung  des  höh.  k.  k.  n.  ö.  Landesschulrathes  zu  Theil. 
Derselbe  Ortsschulrath  hat  aber  auch  in  der  erwähnten  Sitzung  sofort  dafür 
Sorge  getragen,  dass  für  die  durch  die  Abkürzung  des  Schuljahres  ausfallen- 
den Unterrichtsstunden  durch  Vermehrung  der  Zahl  der  wöchentlichen  Lehr- 
stunden während  der  Wintermonate  ein  vollständiger  Ersatz  geboten  werde. 


y.  Dentsclie  TteDiata  in  4er  Oöerrealsclinle. 

V.  Classe. 

Hausarbeiten : 

1.  Das  Feuer.  Abhandlung. 

2.  Streit  zwischen  Agamemnon  und  Achilles.  Erzälung  nach  dem  1. 
Ges.  der  Iliade. 

3.  Woran  erinnert  und  wozu  ermahnt  der  Wechsel  des  Jahres? 
Abhandlung. 

4.  Der  Schicksalsglaube  bei  den  Griechen.  »Denn  unser  Schicksal 
waltet  rings  mit  Nacht  bedeckt.^^  Iphigenie  in  Tauris.  Euripides. 
Abhandlung. 

5.  Der  Ackerbau,  die  Grundlage  der  Cultur.  Abhandlung. 

6.  Gedankengang  der  ersten  olyntischen  Rede.  Demosthenes. 

7.  Erklärung  des  Sprichwortes :  »Eom  wurde  nicht  in  einem  Tage  erbaut.*^ 

8.  Wie  Günther  Brunnhilde  gewann.  Freie  Erzälung  nach  dem  7.  Abent. 
des  Nibelungenliedes. 

9.  Charakter  Dietrichs  von  Bern.  Nach  d.  Nib. 

Schularbeiten : 

1.  Ein  Herbstmorgen.  Schilderung. 

2.  Achilles.  Charakteristik. 

3.  Lykurgus  und  Solon.  Parallele. 

4.  Orestes  findet  und  erkennt  seine   Schwester  Iphigenie.  Erzählung  nach 
»Iphig.  in  Tauris.'"^  Eurip. 

5.  Die  Kugelgestalt  der  Erde.  Abhandlung. 

6.  Griechenland  und  Italien.   Parallele   in  Bezug  auf  Bodenplastik  und 
Bewässerung. 

7.  Die   Comitien   während   der   ersten   Periode    der  römischen   Republik. 
Abhandlung. 

8.  Wie  Günther,  Hagen  und  Kriemhilde   erschlagen   werden.   Freie  Er- 
zälung nach  dem  Nibelungenliede. 

9.  Welchen  Nutzen  gewährt  das  frühe  Aufstehen?  Brief. 

Rud.  Ullrich. 

VI.  Classe. 
Hausarbeiten : 

1)  Das  Wasser.  Abhandlung, 

2)  Wilhelm  Teil.  Erzälung  nach  Schillers  gleichnamigem  Schauspiel. 

4* 


—  5Ö  - 

B.  Gertrud.  Charakterschilderung  nach  Schillers  Schauspiel  Wilhelm   Teil. 

4)  »Das  Alte  stürzt,  es  ändert  sich  die  Zeit,  Und  neues  Leben  blüht  aus 
den  Ruinen.^  Wilhelm  Teil.  4.  Aufz.  2.  Sz.  Abhandlung. 

5)  Das  Licht.  Abhandlung. 

Rud.  Ullrich. 

6)  Der  Blinde  und  der  Lahme.  Als  Dialog  oder  Abhandlung. 

7)  Minna  von  Barnhelm.  Inhaltserzälung. 

8)  Die  Jungfrau  von  Orleans  in  Geschichte  und  Sage. 

9)  rphigenie  auf  Tauris.  Schilderung  nach  Act  I,  Scene  1. 

Gustav  Held. 

Schularbeiten : 

I.  Der  Wechsel  der  Jahreszeiten.  Abhandlung. 

2.  Rip  van  Winkle's  Vision.  Freie  Uebersetzung  aus  dem  Englischen. 

3.  Erklärung  des  Sprichwortes:  »Früh  übt  sich,  was  ein  Meister  werden 

will/^ 

4.  Die  Westgothen.  Kuizgefasste  historische  Erzählung. 

5.  Der  Rhein.  Beschreibung. 

Rud.  Ullrich. 

6.  Klopstock  und  die  französische  Revolution.  Mit   Zugrundelegung  der 

Ode  »Mein  Irrtum.* 

7.  Just  in  Lessings  »Minna  v.  Barnhelm.*^  Charakterschilderung. 

8.  Der  Mensch  der  Herr  der  Erde.  Abhandlung, 

9.  »Des  Lebens  ungemischte  Freude  Ward  keinem  Irdischen  zu  Theil."^ 
(Schiller.)    Erläuterung. 

Gustav  Held. 

Vn.  Classe: 

1.  Güthe's  erste  Lebensjahre.  (Nach  »aus  meinem  Leben  Wahrheit  und 
Dichtung. '^'^ 

2.  Die  Glocke,  die  Begleiterin  des  menschlichen  Lebens.  Nach  Schiller's 

»Lied  von  der  Glocke.* 

3.  Lobrede  auf  eine  Gans.  Gehalten  am  Martinstage. 

4.  Gut  verloren,  etwas  verloren;  Ehre  verloren,  viel  verloren;  Mut  ver- 
loren, alles  verloren.  Göthe. 

5.  Hermann   und  Dorothea.   Charakterbilder    nach    Göthe's    »Hermann 
und  Dorothea.* 

6.  Die  Neujahrsnacht  eines    Glücklichen.  Nach   Jean   Paul    »Neujahrs- 
nacht eines  Unglücklichen. 

7.  Folgen  des  dr eis sigj ährigen  Krieges. 

8.  Strafe  muss  sein  wie  Salat,  der  mehr  Oel  als  Essig  hat.  Logau. 

9.  Es  liebt  die  Welt  das  Stralende  zu  schwärzen,  und  das  Erhab'ne   in 

den  Staub  zu  zieh'n.  Schiller. 
10.  Welcher  Mittel  bedient  sich  Marc  Anton  in  seiner  Rede  (Shakespeare 
»Julius  Caesar*  3.  Akt  2.  Szene)  um  das  Volk   zur  Rache    an   Cae- 
sars Mördern  zu  entflammen? 

II.  Die  Klöster  als  Culturanstalten  im  Mittelalter. 
12.  Ferro  nocentius  aurum.  Ovid. 


—  53  - 

13.  Welche  Bedeutung  hat  »Wallensteins  Lager*  in  der  gesaramten  Trilogie? 

14.  Gemeinsame  Verbindungen  der  Hellenen. 

15.  Ursachen  der  französischen  Eevolution. 

16.  Einigkeit  macht  stark.  Maturitätsarbeit. 

K.  Schmit. 


VI.  Matnrltätspriifnnpn. 

In  Folge  der  am  25.  Juli  1874  unter  dem  Vorsitz  des  Herrn  k.  k.  o.  ö. 
Professors  und  Mitgliedes  des  hohen  k.  k.  n.  ö.  Landesschulrathes  Dr.  A.  Korn- 
huber  abgehaltenen  Maturitätsprüfungen  erhielten  nachbenannte  Abiturienten 
das  Zeugnis  der  Keife  zum  Besuche  einer  technischen  Hochschule: 

1.  Ernst  Max  aus  Loosdorf  in  N.-Oest.  (mit  Auszeichnung) 

2.  Fürst  Karl  aus  Zwettl  in  N.-Oest. 

3.  Spitzer  Josef  aus  Wien  in  N.-Oest. 

Für  den  Julitermin  d.  J.  haben  sich  zur  Ablegung  der  Maturitätsprüfung 
alle  16  Schüler  der  VII.  Klasse  gemeldet;  ferner  wurde  auch  ein  Externist 
behufs  Ablegung  dieser  Prüfung  von  dem  höh.  k.  k.  n.  ö.  Landesschulrathe 
der  Anstalt  zugewiesen.  Mit  diesen  Abiturienten  wurden  am  31.  Mai,  dann  am 
1.,  2.  und  3.  Juni  die  schriftlichen  Prüfungen  abgehalten;  für  die  mündlichen 
Prüfungen  wurden  die  Tage  vom  15.  bis  inclusive  17.  Juli  bestimmt. 

Das  Ergebnis  dieser  Prüfungen  wird  im  Programme  des  nächsten  Schul- 
jahres veröffentlicht  werden. 


VII,  Letaittelsaimlniisen. 


1)  Naturhistorisches  Cabinet. 
A.)  Durch  Kauf: 
1.  Aus  der  vom  höh.  n.   ö.   Landtage   bewilligten   Subvention  von    200  fl. 
wurde  angekauft: 

Ein  grosses  Mikroskop  (Nr.  2)  von  G.  &  S.  Merz  in  München  mit 
3  Objectivsjstemen  und  4  Ocularen,  Vergrösserung  60—1440  mal.   Dazu 
eine  Zeichnen-Prisma.  Preis  118  Thaler. 
2.)  Eine  Auswahl   von    Insekten  verschiedener   Ordnungen    zur  Ergänzung 

der  Schulsammlung. 
3.)  Eine  Collection  von  Arten  Stassfurter  Mineralien  und  daraus  dargestellten 
Produkte. 

B)  Durch  Schenkung: 
Von  Herrn  Deschauer  in  Scheibbs,  dem  die  Anstalt  zu  besonderem  Danke  ver- 
pflichtet ist,  erhielt  dieselbe  schön  ausgestopfte  Exemplare  folgender 
Vögel:  Haliaetos  albicilla  (2),  Cinclus  aquaticus.  Sitta  europaea,  Pernis 
apivorus,  Cotyle  riparia,  Totrao  lagopus,  Perdix  saxatilis,  Phasiauus  col- 
chicus,  Glottis  canescens,  Ardea  purpurea,  Nycticorax  grisens,  Ciconia 
alba,  Anas  boschas,  Sterna  hirundo. 


—  54  - 

Ferner  erhielt  die  zoologische  Sammlung  von  den  Schülern:  Salcher  (I.  Classe) 
1  Rallus  aquaticus,  Patuzzi  (I.  Cl.)  1  Tetrao  Bonasia,  Wimmer  (III.  Cl.) 
1  Barbe,  1  Rotflosser,  1  Pfrille. 

Die  mineralogische  Sammlung  wurde  bereichert  durch  mehrere  ausgewählte 
Stücke  von  KalktuflF  von  Herrn  Deschauer  in  Scheibbs,  ferner  durch  ein 
Stück  Quarzit  mit  Pyrit  von  Berg^verksdirektor  Oppel  in  Dux.  Proben 
von  Torf  und  Gyps  aus  Mitterbach  von  Gamsjäger,  Schüler  der  II.  CL, 
1  Calcitkry  stall  von  Stummer  (U.  Cl.),  endlich  durch  je  1  Stück  Zinnerz - 
Pyrit  (Oktaeder-Krystalle)  Kaliglimmer,  Magnesiaglimmer,  Lithlonglimmer, 
Gneuss,  Felsitporphyr  und   rothen  Porph^yr  vom  Unterzeichneten. 

E.  H  ackel,  Custos. 

2)  Für  das  physikalische  Cabinet  wurden  angeschafft : 

1  eiserner  Träger,  1  Quadrant  mit  Nonius,  1  Haspelmodell,  1  Windenmodell, 
Hebel,  Modelle  einer  flachgängigen  und  einer  scharf  gängigen  Schraube, 
Gewichte  (bis  200  Gramm),  1  Sphärometer,  Vorrichtung  zur  Demonstra- 
tion des  archimedischen  Princips,  4  Pyknometer,  1  Heronsbrunnen,  1  Zun- 
genpfeife mit  Glaswänden,  1  Interferenzröhre,  diverse  Drahtgitter,  1  Siede- 
punktapparat, 1  Stereoscop,  verschiedene  Linsen,  3  Cuvetten  für  Fluo- 
rescenz,  1  Uranglaswürfel,  2  Quarzkeile,  1  Quarzplatte  (parallel  zur  Axe), 
eine  V4  Undulationsplatte,  2  gekühlte  Gläser,  1  zerlegbare  Franklin'sche 
Tafel,  1  Lane'sche  Massflasche,  1  Flaschenbatterie,  1  Oberflächenconduc- 
tor,  10  Di*ahtklemmen. 

G.  Sommer,  Custos. 

Für  das  chemische  Laboratorium  wurden  im  Schuljahre  1^1%  neu  ange- 
schafft: 6  Abdampfschalen  von  Porzellan,  2  Glasdosen,  1  Satz  Becher- 
gläser, 6  Bürsten,  1  Filtrirge stell  von  Holz,  1  eiserne  Pfanne,  1  Polir- 
stahl,  1  eiserner  Spatel,  2  Woulf  sehe  Gefässe  nach  Bunsen,  Kautschuk- 
röhren, Kautschukstöpsel,  Kupferdraht,  Eprouvetten  und  13  chemische 
Präparate. 

Dr.  A.  Effenberger,  Custos. 

4)  Lehrmittel  für  darstellende  Geometrie:  20  Modelle  für  den  Unterricht 
in  der  orthogonalen  Prttjectionslehre  von  J.  Schröder  in  Darmstadt. 

J.  Hoschek,  Custos. 


VIII.  BiMiotlieL 

Dieselbe  wurde  theils  durch  Geschenke,  theils  durch  Ankauf  um  folgende 
Werke  und  Schriften  vermehrt: 

a)  Geschenke: 
Vom  iOll.  l.  t  Ministerium  für  CnltllS  M  ünterriCllt :  Navigazione  e  commercio  in 
Porti  Austriaci  nel  1872,  1873.  —  Navigazione  in  Trieste   nel    1872,    1873.   — 


Navigazioiie  austro-ungarica  all'  estero.  —  Summarischer  Bericht  betreffend  die 
Verhältnisse  der  Industrie,  des  Handels  und  Verkehres  Oher-Oesterreiohs  im 
Jahre  1873.  —  Bericht  über  den  Handel,  die  Industrie  und  die  Verkehrsverhält- 
nisse in  Nieder- Oesterreich  während  des  Jahres  1870.  —  Verhandlungen  der 
Handels-  und  Gewerbekammer  in  Wien  1874.  —  Beiträge  zur  Geschichte  der 
Gewerbe  und  Erfindungen  Oesterreichs  u.  s.  w.  Erste  und  zweite  Reihe.  ~ 
Eine  Reise  nach  Rangoon. 

VOin  llOll.  n.  Ö.  LaMesaUSSClmSS:  Die  stenographischen  Protokolle  des  n.  ö. 
Landtags  1874.  —  Bericht  des  n.  ö.  Landesausschusses  über  seine  Amtswirk- 
samkeit 1873  —  74.  — -  Zusammenstellung  der  in  der  3.  Session  der  4.  Wahl- 
periode gefassten  Beschlüsse. 

yoü  der  Kais,  AKadgmie  dsr  Wissensclianeii  in  Wien:  Sitzungsberichte  i.— iii.  Ab- 

theilung.  —  Almanach  1874.  —  Archiv  f.  österr.  Geschichte  52.  Band. 

Yon  der  1. 1  siatistisclien  Central-Comniission :  statistisches  Jahrbuch    f.  d.  J. 

1872  und  1873.  —  Mittheilungen  aus  dem  Gebiete  der  Statistik  20.  Jahrgang 
4.  —  6.  Heft.  —  Schimmer,  die  Bevölkerung  von  Wien  und  seiner  Umgebung, 

Von  der  Becl^'sclien  üniversitätsöncliliandlnng  (A.  Holder)  in  Wien:  Schneiiinger 

Grundlehren  der  allgemeinen  Arithmetik  und  Algebra. 

Von  Herrn  Dr.  Anton  Kerschöanmer.  geh.  päpstl.  Kämmerer,  Ehrcncanonious  von 
St.  Polten,  Dechant  und  Stadtpl'arrer  zu  Tuln :  dessen  Geschichte  der  Stadt  Tuln. 

Von  Herrn  Karl  Tatzel,  k.  k.  Landtafeladjunct :  Johannes  v.  Müll  er' s 
sämmtliche  Werke  in  40  Bänden. 

Von  Herrn  Professor  S.  Hahndel:  Fessler,  Aristides  und  Thcmistokles,  2  Bde.  -- 
Adelung,  Ueber  den  deutschen  Styl.  --  Boroni,  Nuovo  vocabulario  italiano- 

tedesco. 

Die  Schülerlade  wurde  durch  folgende  Geschenke  bereichert; 

Von  Herrn  Professor  J.  Tkacz:  Wappl er,  Geschichte  der kath.  Kirche. 

—  Geschichte  der  Offenbarung  des  neuen  Testaments.  —  Lieleg,  Erster  Un- 
terricht in  der  Chemie.  —  Hannak,  Oesterreichische  Vaterlandskunde.  — 
Krist,  Anfangsgründe  der  Naturkhre.  -     Kau  er,  Elemente  der  Chemie. 

Von  dem  Schüler  der  2.  Cl.  Rudolf  Lemberg:  Wappl  er,  Geschichte 
der  göttl.  Offenbarung.  —  Neu  mann  und  Gehlen,   Lesebuch  für  die  1.  Kl. 

Von  dem  Schüler  der  2.  Cl.  Franz  Rechbach:  Wappl  er,  Geschichte 
der  göttl.  Offenbarung.  —    Neuman  und    Gehlen,    Lesebuch  für  die    1.  Cl. 

—  Villicus,  Arithmetik,  1.  Th.  —  Pütz,  Leitfaden  der  vergl.  Erdbeschrei- 
bung. 


b)  Angekauft: 

Jürgens,  Etymologisches  Fremdwörterbuch.  —  Simrock,  Rheinsagen- 
—  Linnig,  Der  deutsche  Aufsatz.  —  Richter,  Deutsche  Heldensagen  des 
Mittelalters.  —  Brüder  Grimm,  Deutsche  Sagen.  -  Schwab,  Fünf  Bücher 
deutscher  Lieder  und  Gedichte.  —  Vogel,  Germania. 

Klotz,  Handwörterbuch  der  lat.  Sprache.  —  Draeger,  Ueber  Syntax 
und  Styl  des  Tacitus.  —  L.  Annaei  Senecae  opera  ed.  Haase.  —  L.  An- 
naei  Senecae  tragoediae  edd.  Peiper  et  Richter.  —  C.  Plini  Caecili  Sc- 
cundi  epist.  11.  IX.  ed.  Keil.  —  P.  Ovidii  Nasonis  tristium  11.  V.  ed.  Mer- 
kel. —  P.  Ovidii  Nasonis  fast.  11.  VI.   ed.  Merkel.   -   Q.   Curtii   Rufi. 


—    56    — 

de  gestis  Alexandri  Magni  ed.  Foss.  —  Eozek,  Beispiel-  und  Aufgabensamm- 
lung I. 

Euripidis  tragoediae  ed.  Witzschel.  —  Hesiodea  quae  feruntur 
carmina  ed.  Köchly.  —  Luciani  Samos  atensis  opera  ed.  Reitz.  —  Lu- 
ciani  Samosatensis  opera  ed.  Jacobitz.  —  Lucians  Werke  übers,  v.  Wieland, 

—  Sophokles  f.  d.  Schulgebrauch  erklärt  von  Wolf.  —  Xenophontis  opera 
reo.  L.  Dindorf.  —  Piatonis  dialogi  ed.  C.  Fr.  Hermann.  —  Stobaei  flori- 
legium  ed.  Meineke.  —  Apollonii  Rhodii  Argonautica  ed.  Merkel.  —  Ni- 
colai griech.  Litteraturgeschichte.  —  Göll,  Das  gelehrte  Altertlium.  —  Bo- 
nitz,  Ueber  den  Ursprung  der  homerischen  Gedichte. 

Le  Tresor  litteraire  de  la  France  —  Borel,  Album  lyrique  de la  France 
moderne.  —  Ge'ruzez;  histoire  de  la  litterature  fran9aise  pendant  la  rövolu' 
tion.  —  Förster,  Richars  li  biaus.  —  Laveaux,  dictionnaire  des  difficult^s 
de  la  langue  fran9aise.  —  Genin,  Lexique  compar^  de  la  langue  de  Moliere 
etc.  —  Godefroy.  Lexique  compare  de  la  langue  de  Corneille.  —  Littre, 
Histoire  de  la  langue  fran9aise. 

Sheridan,  the  dramatical  works.  —  Dickens,  Nickleby;  Pictures 
from  Italy.  —  Lamb,  the  essays  of  Elia  and  Eliana.  —  Johnson,  the  lives 
of  the  english  poets.  —  Irving,  the  sketch  book.  —  Lever,  Arthur  OXeary. 

—  Coleridge,  the  poems.  —  Longfellow,  ths  poetical  works.  —  Craik,  a 
Manual  of  english  literature.  —  Mätzner,  Englische  Grammatik. 

Grube,  Geographische  Charakterbilder.  —  Umlauft,  Die  österr.-ung. 
Monarchie.  ~  Barth,  Ostafrika, 

Weber,  Weltgeschichte.  —  Mayer,  Geschichte  Oesterreichs.  —  Dun- 
cker,  Geschichte  des  Alterthums.  —  Schlosser,  Weltgeschichte  f.  d.  deut- 
sche Volk. 

Villi c US,  Ueber  Rechnungsformen  und  Schlussrechnung. 

Helmhacker,  Tafeln  zur  Bestimm,  häufig  vorkommender  Mineralien.  — 
Harting,  Gebrauch  des  Mikroskops.  —  Darwins  ges.  Werke  übers,  v.  Carus 
(so  weit  sie  erschienen  sind).  —  Landois,  Thierstimmen.  —  Prantl,  Lehr- 
buch der  Botanik.  —  Eichler,  Blüthendiagramme.  —  Brauer,  Neuroptera 
austriaca. 

Fresenius,  qualitative  und  quantitive  Analyse.  —  Lorscheid,  orga- 
nische Chemie. 

Seh  egg,  Sechs  Bücher  des  Lebens  Jesu.  —  Vallis,  Die  Naturgeschichte 
der  Götter.  —  Hettinger,  D.  Fr.  Strauss. 

Haushofe r,  Der  Industriebetrieb. 

Lang,  Ueber  Reformbestrebungen  auf  dem  Gebiete  der  Realschule. 

Jugendschriften:  Otto,  Männer  eigener  Kraft.  —  Pfeil,  Gute 
Kinder  brave  Menschen.  —  Becker,  Erzälungen  aus  der  alten  Welt.  —  Bäss- 
ler, Die  schönsten  Sagen  des  Mittelalters.  —  St  oll,  Erzälungen  aus  der  Ge- 
schichte. —  Cooper,  Lederstrumpferzälungen.  —  Hoff  mann,  Jack,  der  ta- 
pfere Midshipman.  —  Cooper,  Der  rothe  Seeräuber.  —  Otto,  Dichter-  und 
Wissensfürsten.  — Wagner,  Im  Grünen.  —  Gräbner,  Robinson.  —  Nie  ritz, 
Jugendbibliothek.  —  Stob  er,  Erzälungen.  —  Oster  wald,  Erzälungen  aus 
der  alten  deutschen  Welt,  —  Niebuh r.  Griechische  Heroengeschichten.  — 
Campe,  Robinson.  —  Campe,  Die  Entdeckung  von  Amerika.  —  Hörn,   Er- 


-    57    ~ 


zälungen.  —  Bern  dt,  Leben  Carls  des  Grossen.  —  Caspar  i,  Der  Schulmeister 
und  sein  Sohn.  —  Lausch,  Die  Schule  der  Artigkeit.  —  Claudius,  1001 
Xacht.  —  Lausch,  Kinder-  und  Volksmärchen.  —  Grimm,  Kinder-  und 
Hausmärchen.  —  Wagner,  Buch  der  Natur.  —  Stacke,  Erzälungen  aus  der 
Geschichte.  —  Sammlung  von  Zügen  des  Heldenmuts  und  Biedersinns  der 
Schweizer.  —  Schubert,  Erzälungen.  —  Kohlrausch,  Die  deutschen  Frei- 
heitskriege. —  Heller,  Bibliothek  f.  d.  Jugend.  —  Zingerle,  Kinder-  und 
Hausmärchen  aus  Tirol.  —  Trautmann,  Eppelein  von  Gailingen. 

Petzhold,  Katechismus  der  Bibliothekenlehre.  —  Hopf,  Mittheilungen 
über  Jugendschriften.  —  Anleitung  zu  wissenschaftlichen  Betrachtungen  auf 
Weisen. 

S.  Hahndel,  Bibliothekar. 


—  se- 


il Scilerlaäe. 

Die  Scliülerlade  wurde  unter  Leitung  des  Directors  vom  Bibliothekar  Professor 
S.  Hahndel  und  vom  Cassier  Professor  J.  Hoschek  verwaltet. 


A.  E  i  n  u  a  h  in  e 


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Kassarest  vom  Vorjahre 

Vom  hohen  n.  ö.  Landesausschusse 
Vom  evang.  Cultusvorstande  in  St.  Polten      . 
Vom  Herrn  M.  Klaus,  Färbermeister  in  St.  Polten 
Vom  R.  L(?mberg,  Schüler  der  II.  Klasse 
Durch  Sammlungen  von  den  Schülern  der  einzelnen  Klassen: 
Von  der  1.  Klasse        .        .         .     28  fl.  20  kr. 


10  kr. 

10  kr. 

fl.  40  kr, 

5  fl.  43  kr. 
4  fl.  20  kr. 

6  fl.  00  kr. 


20  fl 
12  fl 

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S  u  m  m  e 


B.   Ausgabe  u, 


An  die  Buchhandlung  Sydy  in  St.  Polten 

»  »  »  Hoffmann  in  St.  Polten 

»  Buchbinder  Hoffmann 
»  »  Rauer 

»  »  Speiser 

»  Sparkasseeinlage 

»  Kassarest 


Summe     . 

C.  Ausweis 

über  das  Baarvermögen  am  Schlüsse  des  Schuljahres  ISTVj. 

Kassarest 

Sparkasseeinlagen  vom  Vorjahre 

Kapitalszuwachs  durch  Zinsen          .        .        .        .        . 
Sparkasseeinlage  in  diesem  Jahre 


S  u  m  m  e 


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Aus  der  Schülerlade  wurden  43  Schüler  mit  Büchern,  Schreib- und  Zeichen- 
requisiten betheilt,  wozu  neu  angeschafft  wurden: 

8  Exempl.  Drechsel,  bibl.  Geschichte.  —  8  Exempl.  Fischer,  Reli- 
gionslehre. —  1  Exempl.  Fischer,  Kirchengeschichte.  —  2  Exempl.  Neu- 
mann, Gehlen  deutsches  Lesebuch  I.  —  3  Exempl.  Neumann -Gehlen  deut- 
sches Lesebuch  IL  —  3  Exempl.  Egger,  deutsches  Lesebuch  IL  —  13.  Expl. 
Hermann,  deutsche  Sprachlehre.  —  1  Exempl.  Ho  ff  mann,  Historiae  an- 
tiquae.  —  8  Exempl.  Schmidt,  latein.  Grammatik.  —  I  Exempl.  Roi^ek. 
Uebungsbuch.  1  Exempl,  Hintner,  griech.  Elementarbuch.  --  1  Exempl.  Cur- 
tius.  griech.  Grammatik.  —  1  Exempl.  Plötz,  Elementar  -  Grammatik.  —  3 
Exempl.  Plötz,  franz.  Grammatik.  —  4  Exempl.  Pütz,  Leitfaden  der  vergl. 
Erdbeschreibung.  18  Exempl.  Seidlitz,  kleine  Schulgeographie.  —  4  Exempl. 
Seidlitz,  grössere  Schulgeographie.  —  2  ExempL  Hannak,  Geschichte  IL 
—  4  Exempl.  Hannak,  Geschichte  III.  —  2  Exempl.  Hannak,  Vaterlands- 
kunde. —  3  Exempl.  Gindely,  Geschichte  IL  —  1  Exempl.  Pisko,  Physik 
für  Oberrealschulen.  —  1  Exempl.  Kr  ist,  Naturlehre.  —  4  Pokorny,  Thier- 
reich.  —  4  Exempl.  Hornstein,  Mineralogie.  — 1  Exempl.  Willigk,  Chemie 
L  —  2  ExempL  Willigk,  Chemie  IL  —  1  ExempL  Villicus,  Arithmetik  IIL 
8  Exempl.  Streissler,  Formenlehre  I.  —  7  Exempl.  Streissler,  Formen- 
lehre IL  —  1  Exempl.  Plate,  Lehrgang  der  engl.  Sprache.  —  2  Exempl. 
Kozenn,  Atlas.  --  2  ExempL  Stieler,  Atlas.  —  6  Zeichenblöcke. 


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XI,  Verzeiclmis  ier  Seiler, 


welche  am  Ende  des  Schuljahres  ISTVj  für  reif  zum  Aufsteigen  in  die  höhere 

Klasse  erklärt  wurden. 

I.  Klasse  des  Realgymnasiums. 

Ein  Zeugnis  der  I.  Klasse  mit  Vorzug  erhielten: 
1.  Steinkellner  Ignaz.         2.  Thierfeld  Ignaz.  3.  Kerzel  Karl. 


Ein 

4.  Herzog  Johann. 

5.  Eisenmann  Ludwig. 

6.  Zehetbauer  Theodor. 

7.  Bentz  Robert. 

8.  Reitter  Karl. 

9.  Laubham  Franz. 

10.  Eder  Robert. 

11.  Braunsperger  Johann. 

12.  Saldier  Josef. 


Zeugnis  der  I.  Classe  erhielten: 


13.  Zischinsky  Gustav. 

14.  Hahn  Heinrich. 

15.  Spiegel  Wilhelm. 

16.  Spiegel  Samuel. 

17.  Lenk  von  Lenkenfels 

Otto. 

18.  Lindermann  Josef. 

19.  Czerny  Rudolf. 

20.  Pastirik  Heinrich. 


21.  Donnau  Georg. 

22.  Patuzzi  Moriz  von 

23.  Töpper  Andreas, 

24.  Streith  Leopold. 

25.  Härtlein  Ludwig. 

26.  Gutmannsthal  Rudolf. 

27.  Hromatka  Julius. 

28.  Orosy  Anton. 

29.  Schidlof  Moriz. 


Zur  Reparaturprüfung  nach  den  Ferien  wurden  zugelassen: 

Stummer  Norbert;    Unschuld  Felix,   Ritter  von  Melasfeld;    Wieser  Friedrich 

Zifferer  Eduard  (sümmtlich  aus  Latein). 

Krankheits  halber  blieb  ungeprüft:  Matern  Anton. 


II.  Klasse  des  Realgyiuuasiuiiis. 

Ein  Zeugnis  der  L  Klasse  mit  Vorzug  erhielten: 

1.  Rechbach  Franz  Frli.  V.    3.  Matern  Friedrich.  5.  Gamsjäger  Josef. 

2.  Markhauser  August.        4.  Bichler  Johann.  6.  Lemberg  Rudolf. 


7. 

8. 

9. 
10. 
11. 
12. 
13. 
14. 


Ein 
Linhart  Otto. 
Keinrath  Theodor. 
Schlagenhaufer  Otto. 
Weiss  Berthold. 
Stadler  Ambros. 
Donebauer  Andreas. 
Glaser  Georg. 
Chromy  Josef. 

Zur  Reparaturprüfung  nach  den  Ferien  werden  zugelassen: 
Wimmer  Franz,  Weiss  Simon, 


Zeugnis  der  1.  Klasse  erhielten: 

15.  Ritzengruber  Franz.      22.  Bracher  Heinrich. 

Heiker  Richard. 

Preinreich  Alexander. 

Kienesberger  Wilhelm. 

Fraungruber  Johann. 

Peppert  Viktor. 


16. 
17, 
18. 
19. 
20. 


21.  Schmidt  Karl. 


23.  Fritz  Anton. 

24,  Lanz  Eugen. 
Tintner  Eduard. 
Leitkep  Josef. 
Leobner  Anton. 
Funk  Franz. 


25. 
26. 
27. 

28. 


III.  Klasse  des  Realgymnasiums. 

Ein  Zeugnis  der  I.  Klasse  mit  Vorzug  erhielten: 

1.  Stöhr  Hermann.  3.  Fehlner  Karl.  5.  Czerny  Johann. 

2.  Walter  Karl.  4.  Stolzlederer  Karl.  6.  Lenk  v.  Lenkenfels  Alfr. 


7.  Kohn  Bernhard. 

8.  Löderer  Josef. 

9.  Köck  Johann. 

10.  Madie  Arnold. 

11.  Fischer  Fritz. 

12.  Bilzer  Rudolf. 


Ein  Zeugnis  der  L  Klasse  erhielten: 

13.  Worlitzky  Gottfried.  19.  UUreich  Josef. 

14.  Riebl  Matthäus.  20.  Reithofer  Anton. 

15.  Werner  Emanuel.  21.  Spohn  Konrad. 

16.  Zäk  Julius.  22.  Lernet  Norbert. 

17.  Zwickelhuber  Johann.  23.  Völkl  Wilhelm, 

18.  Bixner  Josef. 


—    62    — 

IV.  Klasse  des  Realgymnasiums. 

Ein  Zeugnis  der  I.  Klasse  mit  Vorzug  erhielten! 

1.  Sturm  Ignaz.  2.  Primavesi  Victor. 

Ein  Zeugnis  der  I.  Klasse  erhielten: 

3.  Wimmer  Josef.  7.  Stern  Theodor.  11.  Teufl  Leopold. 

4.  Riebl  Franz.  8.  Hassak  Karl.  12.  Wesener  Bernhard. 

5.  Höfinger  Karl.  9.  Hafner  Franz.  13.  Wolfgang  Karl. 

6.  Klaus  Ernst.  10.  Grünwald  Hermann. 

Zur  Eeparatursprüfung  nach  den  Ferien  werden  zugelassen: 
Bock  August  und  Weidlich  Adolf. 

I.  Klasse  der  Oberrealschule. 

Ein  Zeugnis  der  I.  Klasse  mit  Vorzug  erhielten: 

1.  Hufnagl  Leopold.  3.  Vock  Hubert.  5.  Itzinger  Karl. 

2.  Stöhr  Ernst.  4.  Zimmermann  Josef.        6.  Schadinger  Eudolf. 

Ein  Zeugnis  der  ersten  Klasse  erhielten: 

7.  Primavesi  Anton,  9.  Klaus  Mathias.  11.  Klaus  Rudolf. 

8.  Skoday  Richard.  10.  Matzenauer  Engelbert.  12.  LedochowskyAnt.,Graf. 

Zur  Nachprüfung  wurde  zugelassen:  Nowotny  Georg. 

II.  Klasse  der  Oberrealschule. 

Ein  Zeugnis  der  ersten  Klasse  erhielten : 

1.  Leobner  Heinrich.  3.  Kleinerth  Friedrich.        5.  Stadler  Stefan. 

2.  Weidinger  Alois.  4.  Peppert  Rudolf.  6.  Freunthaller  Anton. 

Zur  Reparatursprüfung  wird  zugelassen:  Halla  Adolf. 

III.  Klasse  der  Oberrealschule. 

Ein  Zeugnis  der  I.  Klasse  mit  Vorzug  erhielt: 

1.  Wallanschnik  Karl. 

Ein  Zeugnis  der  I.  Klasse  erhielten: 

2.  Mainhall  Friedrich.  11.  Stöhr  Robert. 

3.  Allina  Max.  7.  Sieber  Viktor.  12.  Schranzhofer  Franz. 

4.  Schoinz  Ludwig.  8.  Krippel  Ernst.  13.  Hromatka  Hugo. 

5.  Eder  Johann.  9.  Kaufmann  Franz.  14.  Allina  Adolf. 

6.  Marbach  Abraham.  10.  Kaller  Johann.  15.  Jungwirth  Alois. 

Zur  Nachtragsprüfung  wird  zugelassen:  Bauer  Karl. 


63    — 


XII.  Attfiialiiiie  der  Seiler. 

Die  Aufnahme  der  Schüler  für  das  Schuljalir  1875/76  findet  vom  11.  bis 
16.  September  in  der  Directionskanzlei  statt. 

Schüler,  welche  in  die  erste  Klasse  des  Kealgymnasiums  aufgenommen 
werden  wollen,  müssen  wenigstens  10  Jahre  alt  sein  und  sich  einer  Aufnahms- 
prüfung unterziehen.  Bei  dieser  Prüfung  werden  folgende  Anforderungen  ge- 
stellt: Jenes  Mass  von  Wissen  in  der  Religion,  welches  in  den  ersten  vier 
Jahrescursen  der  Volksschule  erworben  werden  kann,  Fertigkeit  im  Lesen  und 
Schreiben  der  Unterrichtssprache,  Kenntnis  der  Elemente  aus  der  Formenlehre 
der  Unterrichtssprache,  Fertigkeit  im  Analysiren  einfacher  bekleideter  Sätze^ 
Bekanntschaft  mit  den  Regeln  der  Orthographie  und  Interpunktion  und  richtige 
Anwendung  derselben  beim  Dictandoschreiben.  Uebung  in  den  vier  Grundrech- 
nungsarten in  ganzen  Zahlen. 

In  die  IL,  III.  und  IV.  Classe  des  Realgymnasiums  können  solche  Schü- 
ler aufgenommen  werden,  welche  die  L,  IL  und  III.  Classe  eines  Realgymnasi- 
ums oder  Gymnasiums  mit  gutem  Erfolge  absolvirt  haben. 

In  der  ersten  Classe  der  Oberrealschule  finden  jene  Schüler  Aufnahme, 
welche  die  vier  Classen  einer  Unterrealschule  oder  eines  Realgymnasiums  ab- 
solvirt haben. 

Studirende,  welche  bisher  nicht  der  Anstalt  angehörten  und  aufgenom- 
men zu  werden  wünschen,  haben  das  Zeugnis  des  letzten  Semesters  beizubrin- 
gen. Aber  auch  jene  Studirende,  welche  im  abgelaufenen  Schuljahre  der  Anstalt 
angehörten  und  entweder  in  einen  höheren  Jahrgang  aufsteigen  oder  eine  Classe 
wiederholen  wollen,  müssen  sich  innerhalb  der  oben  angegebenen  Frist  bei  der 
Direction  anmelden. 

Jeder  Schüler  hat  eine  Aufnahmsgebühr  von  1  fl.  zu  entrichten.  Das 
Schulgeld  beträgt  jährlich  10  fl.  Gesuche  um  gänzliche  oder  halbe  Befreiung 
von  der  Entrichtung  desselben  sind  an  den  höh.  n.  ö.  Landesausschuss  zu  rich- 
ten, und  belegt  mit  dem  letzten  Studienzeugnisse  und  dem  auf  legale  Nach- 
weise basirten  Vermögensausweise  oder  mit  dem  Nachweise  des  annäherungs- 
weisen Jahresverdienstes  der  Eltern  des  Bittwerbers  bei  dem  Director  der  An- 
stalt bis  längstens  1.  October  einzubringen. 

Bei  Schülern,  welche  in  die  erste  Classe  eintreten,  tritt  die  Bestätigung, 
über  bestandene  Aufnahmsprüfung  au  die  Stelle  des   letzten   Studienzeugnisses. 

Söhne  von  Lehrern  und  Dienern  an  den  öffentlichen  Volk^-  und  Bür- 
gerschulen des  Landes  Niederösterreich  sind  von  der  Entrichtung  des  Schul- 
geldes so  lange  enthoben,  als  sie  durch  ein  wohlgesittetes  Benehmen  und  gu- 
ten Fortgang  dieser  Begünstigung  sich  würdig  erweisen. 

Im  Uebrigen  ist  die  üircction  gerne  bereit,  auf  mündliche  oder  schrift- 
liche Anfragen,  die  Schule  berreflfend,  den  Herren  Eltern  etc.  Auskunft  zu  geben. 


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PA       Hahndel,  Samuel 

4236        Ueber  die  gegen  den 

H36      Götterglauben  gerichteten 

Schriften  Lukians  von 

Samosata 


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