Google
This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world’s books discoverable online.
It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to {he past, representing a wealth of history, culture and knowledge that’s often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book’s long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
‘We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the files We designed Google Book Search for use by individual
personal, non-commercial purposes.
and we request that you use these files for
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google’s system: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google “watermark” you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can’t offer guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book’s appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google’s mission is to organize the world’s information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world’s books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the full text of this book on the web
alkttp: /7sooks. google. com/]
SD.
110
BE
570
UV
u eber
den Schwarzw
Fuͤr alle,
denen es um gründliche und praktiſche Kenntniſſe
im Forſtweſen gu thun iſt.
Ton
PR EN graf von Syoned,
Doctor der Phitoiophie, Großhersonfih Vadiſchem Oberlorſtrat b
und ordentl. Preofeffor der Forſtwiſſenſchaft, ordentlichem Mitglied
medrerer gelehrten Gefellichniten,
Heidelberg,
gedruckt auf Kofen des Verfaſſers und bei Ihm zu haben.
1817.
une
0 caro Selvet
e voi solingi e taciturni Orrori
da pace e di risposo Albergi verit
——MMDꝰD “ór i——
nn;
?>7-20 mp
We fan
Seiner Hochwohlgeborn
dem
Koͤniglich Preußiſchen Staatsrath und
Oberlandforſtmeiſter
Herrn
G 8% Hartig
dem
Erſten aller Tchenden Forſtmaͤnner
widmet diefe Bögen
als Beweis feiner innigften Verehrung
der Verfaſſer.
Vorbericht.
Men sehenjähriger Aufenthalt im Schwarz
wald als ehemaliger Königlich Würtembergifcher
Oberforſtmeiſter zu Altenſtaig und zu Neuen-
buͤrg gab mir Gelegenheit, dieſe in ſo vielen
Ruͤckſichten merkwürdige Gegend großentheils zu
Dereifen und näher kennen gu lernen, und dabei
mich ſelbſt gu belehren.
Auch haben mehrere meiner darin im Forſt⸗
fach angeſtellten Bekannten mich freundfchaftlich
und gütig mit Beiträgen, befonders für den
erſten Hauptabfchnitt dieſes Werks, unterflügt,
wofür ich bier öffentlich danke. Und endlich
enthielten einige wenige Schriften zuweilen No⸗
tizen, die ich benutzte.
Alles dieſes zuſammengenommen ſetzte mich
in den Stand, gegenwaͤrtiges Werk dem ver⸗
vi
ehrlichen Publikum mit der Bemerkung vorzu⸗
legen, daß zwar zur Vollſtaͤndigkeit, und um
Die Wünfche jedes Lefers zu befriedigen, noch
manches abgeht, daß ſolches aber doch als erſtes
und einziges Werk über diefen Gegenftand bes
trachtet, einer guten Aufnahme deswegen werth
feon möchte, weil ein großer Theil des Publi⸗
tums überhaupt, und fehr viele Forſtmaͤnner
befonders , ſowohl Belehrungen als auch Un⸗
terhaltung ſinden werden, die ſie dermalen ſonſt
nirgends finden koͤnnen, und bie ihnen nuͤtzlich
und mitunter nen und unerwartet ſeyn werden.
Ohne Zweifel wird der Schwarzwald in
Zukunft mehr bereit werden, well feine bis
jetzt fo vielen unbekannten Merkwürdigkeiten in
diefem Werk angezeigt, und, fo weit es der
Ziel des Verfaſſers erlaubt, auch befehrieben
werden. Bei den topographifchen Notigen war
ich, was Geſundbrunnen betrifft, etwas aus⸗
füßrlicher, als bei andern Gegenfländen; eben
ſo bei den Uhrenfabriken und dem damit vere
Dundenen Handel; und bei der Gefchichte de
Schwarzwaldes mußte gerade fo viel angeführt
werden, als geſchehen if.
vu
Daß der eigentliche Forſtmann am meiſten
Befriedigung erhalten wird, if zum Theil fchon
daraus zu entnehmen, weil ich ſelbſt dieſem nuͤt⸗
Uichen und angenehmen Zach ergeben bin, foldhes
ein Decennium in diefen Gegenden ſelbſt praks
tiſch betrieben, und mir dabei diejenigen Er⸗
fahrungen gefammelt habe, die mit allen dahin
wirkenden Umſtaͤnden zur Vefchreibung und Be
urtheilung des Forſtweſens in diefem intereſſan ·
ten großen Wald nötbig find; und theils der In⸗
halt ſelbſt, die vielerlei Miſthungen, die hier vor⸗
kommen und befchrieben werden, find befonders
merfwürdig, fo wie die meiften Punkte des
deitten Hauptabſchnitts. Doch wird der Bor
tanifer, der Mineralog und der Zoolog auch
manches finden, was er bier nicht geſucht Hätte,
Reifen bei milder Jahrszeit in den Schwarz.
wald und feine wild »fchönen Abtheilungen un⸗
ternommen, find befonderd unterhaltend und
mannigfaltig belehrend; leicht werden die damit
verbundenen Vefchwerlichkeiten vergeflen durch
die verfchiedenen Gegenfände, die oft auf kur⸗
gen Entfernungen den Reiſenden überrafchen
and ihm Bewunderung entioden. Auch hierauf
vum. .
babe ich in meiner Schrift am Endendes dritten
Hauptabſchnitts befondere Ruͤckſicht genommen,
und für ausländifhe Forfimänner und andere
Reiſende zweclmaͤßig belehrend eingerichtet.
Die nun folgende Ueberſicht des ganzen
Werts mag dem Leſer den Inhalt der Haupt⸗
abtheilungen mehr enthüllen , fo wie den Inhalt
der einzelnen Kapitel zugleich näher beleuchten,
obgleich fehr vieles andere, was noch vorkommt,
nicht angedeutet werden Fonnte.
Der Verfaſſer.
ueberſicht des Inhalts.
Erſter Hauptabſchnitt
enthält geographiſche, biſtoriſche, topogranhifde, Natififdie, geo ⸗
anoſtiſche und naturdiſtoriſche Notizen, für jeden Leſer deeianet.
Zweiter Hauptabſchnitt \
enthält zuerft die botaniſchen Ungaben aller im Schwarzwald vor
rommenden Houarten / daun ferner
1) ader reinen d. 4. mit einerich Houart deſtandenen Waldtheile⸗
auer zugleich vorfommenden vielfachen Dilfhungen derfeiben ;
Umd bei Jedem Waldtheil, fowohl der reinen als gemiſchten, bie
‚befte, auf die Lokalitat paffende forfiliche Behandlungsart, audfühee
lich umd nach auen Rückfichten des praftifchen Forſtmanns angegeben;
mehr für den eigentlichen Gorfimann intereſſant.
Dritter Hauptabſchnitt
begreift ſolche Gsgenftände, welche Einfluß auf die Behandlung und
Werbeferung des Echwarzwaldes haben, ald:
4) Der Wildkand, mit Angabe alter vorhandenen Urten derſelben⸗
Üres Schadens , und der Dittel und Vorkehrungen, denfelben
au vermindern und gu verbfiten ; und zugleich ein Verzeicniß
alter hier vorfommenden vierfüßigen Cäugtötere und Vögel.
) Die Viebweide oder Hütung. Dabei Angabe aller Hausthiere,
mit welchen ſolche Hier ausgeübt wird; deren Schaden, bie
möglichen Mittel zu Verminderung deffelben.
3) Iufekten, die fdädlich im Echtwarpwald vorkommen, ihre Kar
turgefoichte, und die Sicherungs + und Verminderungsmittel
" ausführlich angegeben.
4) Die Harzwälder. Ungabe ihrer befonderen Behandlung, niit ber
+ urtfellenden Bemerfungen.
5) Angabe der Gefahren und bes Schadens, die aus den vielen , in
alten Theilen des Schwarzwaldes vorkommenden, einzelnen
Höfen, Häufern, Härten, Sägmühlen . fr bie einzelnen
x
Wardtdeife und fürk Ganze entiyringen, nebtz Borfählägen zu
Werininderung von Beiden.
6) Stößeneien. Ungabe affer Arten, die Hier Betrieben werden, und
In weichen Gegenden fie vorfommen , jedoch nur im Agemels
men *)> fo wie dee merfwürdigften Sioßfeen oder Stofteiche,
Waflerhuben oder Schwellungen, Wafiergebäude sc. Dadei
einige Bemerkungen über den Holländerfolhander und Ftäfer
veb, mit Beriefung auf meine über diefen Gegermkand früher
gefchriebene Abhandlung.
Ueber die bißher in fehe vielen Gegenden de) Gahwarzwalded ges
füßrte fogenannte Semmeltoirtärar (oder nach der forftihen
Kunkfpeadse plenterwirthſchafth / mit ihren großen Nachteilen.
und geringen Vortbeilen befchrieben und auseinandergefegtz
(amt denjenigen Uudnabmefälten , wo fie betrieben werden
tann und darf.
N) Ueber bie vielen Holigere chtigkeiten / mit ihrem fhädlicen Gin,
Muß und Zolgen auf den Veſtand und die Wirtbfehaft der
Baitheile, mit befonderen Bemerkungen begteitet.
9 Ueber die möglichen und nicht möglichen Holkulturen der im
Shwarmald fogenannten Difen (Sünupfe) anf den GBchken
. Gebirgdeücen,, fo wie derienigen teodenen Gtellen von ans
feontiher Größe auf ebenfaild ſebr Gochgelegenen Plattformen:
10) Ein vefondereb Kapitel bierher gehörige anhorifiihe forklihe
Bemerkungen über verichiebene Gegenfände, die im Worker
gebenden nicht angeführt werden Fonnten,
an Angabe mehrerer Keifebeichreibungen, für folde Sorfimänner
und Reifende beſonders eingerichtet, weiche aus dem Mukland
formen, und dieſen Wald Befudien wollen; wobei Die vorzfige
Hichften Neifeftationen namentlich / fo wie die merfipürdigften
Gegenände und Waldtheile / angegeben find»
In dieſem Haudtabſchnitt kann jeder Lefer Unterhaltung finden.
) Well mein febr verehrter Freund, der Großherzoglih Vadiſche
Oberfornrath Here Jägerfhmidt, von dem verehrlichen vu ⸗
blifum befonderd aufgefordert , über biefen Gegenfand zu ſchrei⸗
ben, bis Fünftigen Herbſt ein vollkändiges Werr Über den Hol
trandport fiberhaupt und die Slößerel Indbefondere as .
wird, . d. V.
—
Berzeichniß
der
Herren Subferidbenten
nad den Wohnorten in alphabetifher Ordnung.
Erempl.
Adern, im Badiſchen.
Ser Schrikel, Gr. Bad. Forftmeifter nt
Allerheiligen
Herr Petri, ©. B. Revierförfter 2
Altenfaig, im Wuͤrtembergiſchen.
Herr Graf von NormansEhrenfels, Kam
ruenu
merherr und Oberforftmeifter —
-- Bahn, Oberfoͤrſter zu Oberjettingen _...
-- Zifcher, Oberförfter zu Altenſtaig --
-- Maho!d, Revierförfter zu Simmersfelb
-- Müller, Mevierförfter zu Schönbrunn
Arolfen, im Waldeckiſchen.
‚Here Freiherr v. Hadel, Geheimerrath und
Dberjägermeifter _. ı
-- Breih.v. Hadel, Kammersu. Forſiaſſeſſor 3
- rn Sorftfeeretaie „I... .. 2
fhaffenburg
zer Deston, Königl. Baier. Forftrarh und
Director des Forſtlehrinſtiutes -- 2
xu
Sr wehlen, Sortmeiter -- .- -- _.
Nau, Forfipraltilant -- -- --
Bolte, Zorfipraktilant --. --
Augsburg.
Marx Paul Frei. v. Schnurbein auf
Mettingen -- -- -- --
Bamberg.
v. Kettner, K. Baier. Oberförfter _.
v. Line, K. Baier. Forts u. Jagd ⸗Eleve
Bebenbaufen, im Würtemberg.
Freiherr v. Gemmingen, Kammerherr
und Oberforfimeiler -- -- -- --
Bellheim, über dem Rhein.
8. Baiek. Forſtpraktikant
erlim
Hartig, Pr Pliug Staatsrath und
Ders Landforftmeifteer _- -- -- -..
Birk, bei Neuſtadt im Wirt.
Baron Wilhelm von Gemmingen ..
St. Blafien
Freih. v. Gailing, ©. 8. Forſtmeiſter
Staudemann, Revierförfter dafelbfi _.
v. Eichthal, Revierförfter __ _.
Wasmer, Revierförfter zu Todtmoos _ .
Bonfeld, bei Heilbronn,
Earl Freih. v. Ge mmin gen, Lieutenant
Breßlau.
Baron Eduard v. Sternenfels, Lieut.
bei dem Breßl. Landwehr-Garde · Bataillon
Bretten, im Badiſchen.
Seidel, Revierfoͤrſte -- -- --
Büdingen
Se Erlaucht der reg. Graf Cafimir v. Iſenburg
ru.
xiu
Eremol.
Buſenbach, im Wadiſchen.
Her Staiger, Revierfoͤſter
Carlsruhe.
Se Excellenz der Gr. B. General» Lieutenant
1
Graf Wilhelm v. Hochberg2
Herr v. Kettner, © ©. Landoberjägermeifter ı
-- d. Wallbrunn, Oberforftmeifter -. 1
-- 8. Holzing, Oberforfimeiflee _. _. 1
-- Braf v. Broufelle, Jagdiunker 1
-- Breiherr v. Rakenig_ .. _. ._. _. ı
— v. Eoignard, K. Wirt. Gefandsfchaftss
Seretäit -- -- 2... 1
-- Volz, Staattrath -- -- -- -- .. 1
-- Mallenbrein, geheimer Neferendär ı
-- Laurop, Oberferfirath‘._. -- -- _. 2
-- Se Ka PP |
- oth, Binanzratd -- -- -- -- _.
-- Holz, Sorflmeiller-- -- -- -- _ ı
-- Blahsland, Oberforfferretair _. _ a
-- Dummel, Minifterlals Praktitann _. ı
-- Gmelin, Zorfiprattiton _. -- _. 1
-- Hofmann, Zeldjäger -- -- -- .. 1
-- Bilel, Seldjägr -- -- .. -- .. 1
Donauefdingen .
-- Dilger, Füuͤrſtl. Fuͤrſtenb. Oberforfimeifter ı
-- Nittinger, Oberförfter zu Walbhaufen ı
-- Zürft, Kevierförkter zu Aräbenbah _. ı
-- Bürft, Nevierförfter zu Herzogenweiler 1
-- Bürf, Revierförfter zu Wolterdingen i
-- Merk, Revrerförfter zu Voͤhrenbach _. 1
-- Maier, Revierförfterzu Hammereiſenbach 1
-- Kaifer, Nevierförfter u Renjlird __ 2
-- Bürft, Revierfdrſter⸗Adjunct zu Eiſenbach ı
-- Wagner, Torftrevier. Verweſer zu Hochs
MINEN 2 2 22
xıv
Herr Wagner, Revierförfter ⸗Adjunkt zu wm
terhoͤlzern Er ER I Ben
-- Lonanz, Revierförfter: Abi. zu Möhringen
. gs erle, Platzmeiſter⸗ Adj. zu Bachzimmern
il libaid, Revierf Adf.zu@mmingenabeg
u Bederle, Revierf. zu Stühlingen _..
Bogenfhüg, Revierf. zu Kriegenthal
Dresben.
Se Exzell. Here Oberjögermeifter v. Bid; _. ı
Here Freih. v. Lattich au, Dberforftmeifter ı
- d. Befhau, geheimer Finanzratb -. 1
v. Einfiedgl, Kammerjunker und Vice
Director der K. Saͤchſ. Forſtvermeſſungs⸗
Anſtalt 4
v. Oppel, Kammerherr u. Oberforſtmei⸗
ſter zu Kunnersdorf bei Königftein _. 1
.. Grafv. Münfter, Kammerherr u. Forſt⸗
meeiſter zu Schöndau bei Königftein _. &
.- Brofv. Ronnoo, Kammerjunfer und
Forſtmeiſter zu Cody _. -- -—- —— 1
Dürbad, im Badiſchen.
I.
„m.....
— Shell, Oberfoͤrſte -- -. —. 1
Durmersheim, im Badiſchen.
ou. Bökler, Revierfoͤrſter - .. 1
Engelberg, im Würtemberg.
Zreih. v. Pleffen, Kommerherr und
Dberforftmeifter, Ritter des Civil Vers
dienſt » Ordens Pa
Shlotterbed, Forſtkaſſirer
=. Häberle, Oberf. zu Hohengeht
-- Banzhaf, Revierf. zu Adelberg
Eppingen, im Badiſchen.
Freih. v. Muͤn zes heim, Kammerherr
und Forſtmeiſter2
222
xv
Erbach, im Obenwalbe,
Se Erlaucht der regier. Herr Graf v. Erbag
Ettenheimmüänfter, im Badiſchen.
Here Kunzmann, Nevierförfler -. -. —.
Ettlingen, im Badiſchen.
Lump, Oberförfter PP GE
Forbach, im Badiſchen.
Armfperger,; Waldmeiſter —————
- Forchheim, im Badiſchen.
Brutſchi, Revierfoͤrſter PER
Frankfurt a. M.
Freiherr Carl v. Gunderode, Schoͤffe
und d. 3. Senior bes Forſtamts PR
Scharf, Senatoru. GorftamtssDeputirter
Vogel, Oberförfer. _..
Bufch, Plaghauptmann
v. Heiden, Oberlieutenant _
Schmidt, Forſtamtoſchte der Adjum -
Gu ithauman, Buchhaͤndler .
Freiburg, im Brisgau.
Fr. v. 2 tais, Kammerherr u. Oberforſtm.
Tr. v. Drais, Kammerjunfer u. Forſtm.
Fr. v. Schweizer aus Frankfurt, Großh.
Weimarifher Jagdiunfr _.
Freih. v Hermann aus Memmingen
Ertel, DOberjäger in Oberried
Fiſcher, Forſtinſpector zw Heiteroheim
SIuzler, Zäger.u.Gorfamtsactuar in Freib.
Kuntel, Forſtinſpector in Oberried
Lais, Kevierförfter in Münfterthat 10
Montanus, Korfimfpector in Waldkirch
Mader, Görfter in Kichhofen -- --
Syerer, Eösfter in Epnet _. -- --
Scherer, Forſtkandidat in Wendlingen
Erempt,
ı
xvI
Herr Stiefvater, Waldmeifler in Kichhofen Fi
Zircher, Forſtadjunct in Fa ..
Gengenbach,
ullersberger, 36 B. Forſter daſelbſt
Gernsbach, im Murdthel.
Caſimir Kaſt u.
Giefen
Walther, Dr. und Profefor .. _..
Beyer, St. der Forſiwiſſenſchaft -
Senth, St. der Forſtw. .. ...
Sergens, St. der Phil. -- _. ..
Hackenberg, St. der Forfiw. _. _..
Heder, St. der Sof. .. _. --
Hof, Sberförfter in Öiefen -. _. -.
Hofmann, St. der Forſtw.
v. Muralt, Lieut. beim Großh. Leibreg.
Rohde, Si. der Kameralwiſſ. _..
Dr. Schmidt, geh. geiſtl. Rath u. Prof.
Stillgebauer, St. der Forfiw.
Vogel, St. d. Bow. _. .. -.
v. Haufen, St. der Kan ——
Got h
Ernſt Friedrich N vB angenpeim,
Hof und Jagdijunker
Graben
Say, G. B. Föhr -- = -. -.
Grdzingen
Becker, ©. 8 Fofher -. ..
anau.
v. Carlshaufen, Churfürft. Heſſiſchet
Kammer; und Forſtrath _..
Freih. von Baumb ach, Ch. 6 Kam
merrath und Ritter des: eifernen Helms
v. Doͤrnberg, Kandidat der Forſtwiſſ.
und Ritter das eifernen Helme _. -.
Hert gute, 9. Borfre
ath
Gler, Oberförfter zu Nieberfodenbah
* Fügen, Kammerh. u. Oberforfimeifter
v. Motz, Forfimeilter _. .-
Schlereth, geheimer Kammı
Shönhald, Rammerrah _
Hegme, im Badiſchen
Lutſchka, Borfinfpetr _. .- --
» eidelberg.
Se Excellenz Herr Staats⸗ und Kabinetsminis
Herr v. Steube, Zorfimeiler _—
er Freiherr v. Reizenftein _..
Dr. Gatterer, Oberforſtrath u. Pi
Dr. Reinhard, Profeflor -- -- --
Eitenbenz, Profeflor .. — --
Dittenberger, Lieutenant .- -..
Bronn, Forfipraktikant von Ziegelhaufen
Ziegler, Forfipraftitant von Eichtersheim
Baron v. Ketelbodt, St. der Forſtw.
v. Dittmar, St. ber Kameralm. _.
Graf v. Solms-Teklenburg ...
Graf Karl v. Hardenberg .
Maier, St. der Kameralwv. -- -..
Roth, &ı. der -Kameralm. -- --
- König, St. der Forſtw. -.
Weishaar, St. der Kameralw. -
Chevalier, „gerftanbipat nn
ven
. Müller, Chr Au Hell. Landwehr
vegiments und Forſtinſpectee
Louis, Gr. Eu Forſtgeometer
Becht, Gr. Revierfoͤrſter Press
Homburg an ber Höhe.
Sn Forfdireftor -- -- -. -- --
Becker, Forfllandidat ._- -- -- --
Sränemald, Gorflandidet... -- --
mn... nn...
xvou
Erempl.
Imsbach, über dem Rhein bei Winnweiler.
- Herr Engelmann; Dberförfter -. -.
Kandern.
Freih. v. Stetten, ©. B. Forftmeifter
-- Baron v. Schönau ._. .. -
.- 9 Bechtold, Major, zu rad —.
-- Zink, Amtsrevifor in 8 —8 —
.- Reinhard, Forſtinſpectot in Kandern
-- Lang, Kameralpraktitant in VBengen
-- Roth, Förfter in Kandern __ .- ...
-- Volldart, Förfter in Wolbah _-.
.. Näher, Sören in Tifdingen -..
.. Riederer, Sale in Hollwangen
-- Allmaier, Foͤrſter in Hagenbach
BHolz, Foͤrſter zu Oberweiler
-- Bollhard, Foͤrſter zu Eichen
- Stodmar, Börfter zu Wehr
-- Dierfd, Förfter zu Vogelbach
-- Holz, Foͤrſter zu Haſel —
-- Diedold, der Forſtwiſſ. Befliſſener
-- Afal, Dserwaidgefel in Barzel ..
Kaffel
-- Bar. v.Schönftert, Ch. Heſſ. Jagdiunker
Lahr, im Badiſchen.
.. & v. Riz, G.B. Kammersu. Jagdjunker
ermann, Lieut. im 1. G. B. Lin. Inſ. Reg.
Langenſteinbach, im Badiſchen.
Sqqweikhardt, — ——
Freih. v. ot ©. B- Sammerhrr
und Oberforftmeiller -- -- -. --
Mannheim
Se Excellenz der Gr. Bad. Herr Hofrichter
Greihere v. Drais
=. &uccomw, Doctor Med. und Prof. Be
ı
„unnernuneuunnnunn
..
xıX
Erempt.
. Kerr Freih. v. Wildungen, Ch. Heff. Ram
Marburg
merh. und Oberforlmeifter._. -. -..
Meinungen
Freih. v. Ziegefar, Herz. Sachſ. Mein.
Dberjägerm. u.Comthur bes Falkenordens
DrBehftein, Forſt u. geh. Kammerrath
Memmingen
Martin, Kön. Baier. Oberfoͤrſter
Neidenfein, bei Sinheim im Badiſchen.
Kraus; Orundherrl.v. Venning. Revierf.
Nedargemünd.
Gr. v. Truch ſeß ©. Bad. Forſtmeiſter
Neuenbürg.
v. Moltke, K. W. Hofoberforſtmeiſter
Nordracch.
Benning, ©. ©. Börfer_. -- --
Offenburg.
Er. v. Neveu, Gr. ©. Forſtmeiſter
Gottwald, Oberbürger: u. Waldmeifter
Petersthal, im Badiſchen.
Luſchka, Böcher -- -- -- -- --
Rheinmweiler, im Badiſchen.
Freiherr v. Rosberg -. -- -- --
Rudolſtadt.
Freih. v. Ketelhodt, Landiaͤgermeiſter
Freih. v. Schönfeld, Jagdjunker
Preßler, Forſtſecretair zu Oderweisbach
Worm, Oberfoͤrſter zu Kursdorf
Engelhardt, Oberfoͤrſter zu Leutenberg
Dffenay, Oberf. zu Pauunzelle BR
Dbffelder, Revierf. zu Unterweisbach
Dbffslder, Landredif. u. F. zuQuitteltdorf
ı
ı
ı
ı
ı
ı
r
ı
ı
xx
Kämpfe, Revierf. zu Neuhaus _..
Schinzel, Revierf. zu Scheibe _..
-. Greiner, Comiffionsrath zu Limbach, in
Herz. Sachſ. Mein. Dienften _.
Schwaigern, bei Heilbronn im Wuͤrt.
v. Bühler, Lieutenant —. -.
Freih PN —— —
reih. v. nig, Oberjuftizrath .
v. Dayn, Major -. u pr
Griefinger, Praͤlat -- --
Tempelhof, bei Creilsheim.
Freiherr Anton v. Anöringen _.
Ueberlingen, am Vodenſee.
Eberſtein, ©. 8. Forftmeifter „_.
Wildbad, im Wuͤrtemberg.
Maier, Dekan Mag. -- --
Viſcher, Revierfoͤrſer -- --
Zelt, im Badiſchen.
Latein, NRevierförfer -- --
Drudfehler
Erempt.
Here Obftfelder, Nevierf. zu Sijzendorf
ı
ı
ı
ı
ı
©. 192 3. 14 fehlen nad dem Wort: nit, fol
gende Worte: als ein gemifchter, fondern
Erfter Hauptabſchnitt.
DD. Schwarzwald ift größtentheils- eine mehr ober
weniger hohe, im Ganzen aber rauhe Gebirgekette,
aus mehreren Haupttheilen beſtehend, welche durch
bewäfferte Thaͤler vorzuͤglich gebildet werben. "
Das Ganze zieht fih von Norden nad Süden
meiſtens auffteigend hin, und begreift in feiner
größten Ausdehnung eine Strecke von 18 deutſchen
Meilen — von Pforzheim bis gegen Baſel hin. -
Segen Süden-und Suͤdweſt ift diefe -Waldung
von dem Rheinſtrom oft auf wenige Meilen ent»
fernt — begraͤnzt; gegen Morden aber von ber’
Ebene zwifchen der Enz und dem Einfluß des Nek ⸗
kars in den Rhein.
Die Ausdehnung in die Breite von Often nad)
Weiten ift weit geringer. Da, wo fie den meiften
Umfang hat, in der oberen füdlihen Gegend, mag
diefelbe 6. bis 8 Meilen, in der. unteren nördlichen
aber ungefähr 4 Meilen betragen.
Diefe Gebirgstette, die eine der hoͤchſten Deutſch⸗
lands iſt, ſcheint in der Höhe dem zwiſchen Voͤh ⸗
ı
2
men und Mähren binziehenden Gebirge nahe übers
ein zu kommen. — Die größte Höhe erreicht fie in
der Gegend zwiſcheu Todnau, einem Großherzoglich
Badiſchen Städthen an dem Fluß Wiefen, im Be
zirksamt Schönau, und bei St. Märgen oder Mas
riazell, einer Oroßherzoglich Badiſchen Pfarrei und
Vogtei, mit einem aufgehobenen Auguftinerkfofter
und einer ſtark befuchten Wallfahrt, eine, Stunde
von dem Bezirfamts» Gig St. Peter und 4 Stun⸗
den von Freiburg im Brisgau.
Dos Gebirg felbſt beſteht mehr aus Plänen,
als aus ifelirten VBergfpigen, unter denen
übrigens ber bekannte Feldberg mit 4610 Fuß
Höhe über der Meeresflähes der Belchen, im
Bezirksamt Schönau, mit 4355 5 und der Kandel,
im Bezirksamt Waldkirch, mit 3903 dergleichen
RS auszeichnen. Diefe Berge erſcheinen mehren»
theils nur von der Mitte Junius Bis Anfang Sep⸗
'tembers, und da oft nicht ganz vollfiändig ohne
Schneebedeckung; beinahe die ganze übrige Zeit des
Jahres werden ihre beſchneiten Spigen den entfern
ten Nheinbewohnern fichtbar.
Das bekannte und ehemals fehr berühmte Klo⸗
fir St. Blaſien liegt 2451 Zuß über der Meeres⸗
Bäde, das. Kloſter St. Peter 2256 und ber bes
Bannte Schluchſee 2789.
Im Durchſchnitt kann für das Hochland des
Scqhwarzwaldes ungefähr sine Höhe von 3000 (bie
3
3506) Fuß augenemmen werbeh.. Der üsrblihe
heil von Pforgheim bis zum Murgthal und bis zu
Freudenſtadt, einem K. Würtembergifhen Gtäbt-
hen, hat jedoch diefe Höhe wicht, der fegenannte
. Kaltenbrorinen *) außgensmimen, auf der Hoͤhe
von Reichenchal, ©. B. Antheild, auf dem rech⸗
ten Ufer des Murgfluffes, bei welchem im der Nähe
Der hoͤchſte Peinkt auf einige Stunden im Umkxeis
vorkommt; die Oehllaken ober Ddiahe genannt,
welde 2456 Rheinländifhe Schuh höher liegt, als
der Rhein bei Öteinmauren.
Der Abfall des Schwarzwaldgebirgs nach Abend
aber. dem Rhein him if Keil, jener nad Morgen,
gegen die Donau und den Meder, fanft und nur
allmaͤhlig ſich verlierend.
Reiſſend und tobend ſtuͤrzen ſich die Gewaͤſſer
auf jener Seite durch enge Schluchten, gtoͤßten ·
theils fämmtlih in der Richtung von Nordweſt,
nad) dem großen Strom bie, und bilden mit den
#) Der Kalte Bronnen befteht aus einem Hof und ei:
nem herrſchaftlichen Haus; in erfterem wohnt ein
Gränzgotier, im zweiten ein Behjäger. Hier giebt eb
viele Auerhahnen. Die zweckmaͤtig angelegten Schleich /
wege und dad Jagdhaus waren ehemalt beſtimmt,
dem hoͤchſtſeligen Herrn Großherzog Carl Friedrich
«(nod als Markgraf) dieſe beliebte Jagd au erleich⸗
gern, fo mie den r übrigen Beinen des hohen Särftene
daufck.
4
ſelben bei ihrem Einfluß : einen: mehr. ober weniger
ſpitzen Winkel; fo die Tregfam und’ die Elz, fo die
Sutter und bie Kinzig, fo bie Rench, fo bie
Murg. — Saunft rieſelnd ſchlaͤngeln fie ſich hinge⸗
gen auf ber oͤſtlichen Seite in mancherlei Kruͤm-
mungen durch leicht abfallende Wieſengruͤnde der
Donau und dem Neckar zu, ohne ſich an eine bes
ſtimmte Richtung bei ihrer. Vereinigung : mit dieſen
Fluͤſſen zu halten. .&o zum VBeifpiel die Enz, die
Aach ac.
Dieſes Gebirg ſcheint demnach einer der großen
Waſſerbehaͤlter in Deutſchland zu ſeyn; von ihm
erhalten die oben benannten Ströme einen unge
heuren Zufluß von Wafler. Seine, einen großen
Theil von Schwaben beherrſchende und mit bebeus
tenden Waldungen bedeckte Höhe it von der Bes
ſchaffenheit, daß fi die Dünfte der Atmofphäre
daſelbſt entladen müffen. Was von biefen gefams
melten: Zeuchtigkeiten nicht an bem Rüden der Ges
birge weg zu Thal abfließt, geht durch eine unzaͤh⸗
lige Menge von Gängen und Kläften, mit welchen
das Gebirg durchſchnitten if, wie dur eben fo
viele Kandle, den tiefer gelegenen Punkten zu, und
ſtroͤmt da in Quellen und Suͤmpfen den reiffenden
Gebirgsfläffen zu.
Das ganje Gebirg des Schwarzwaldes ift Urs
gebirg. Bein Gerippe durchaus granitig, feine
hoͤhern Punkte mis Sandſtein bededt, von ‚wenig
5
untergeorbneten Gebi· gelagern begleitet , und ringe
herunn:.von Slözgebirgen umgeben ‚ welche durch
die erhaltene Bildung eines: ungeheuren Vorrathe
unimalifcher. Geegefchöpfe ihre Abkunft: deutlich bes
- weifen. Granit iſt die herrfhende -Gebirgsart des
Schwarzwaldes. Es giebt hievon zweierlei Forma ⸗
‚tionen , bie Ältere oder primitive befteht aus -einer
Maſſe kleineckig Eörniger Feldſpat und Muarziheile
ten ‚mit untermengtem Glimmer. — Vener von
neuerer oder mittelgeitiger Formation unterſcheidet
ſich vornehmlich) in Hinſicht des beigemengten Speck⸗
ſteins und bes. zumeilen damit verbundenen Thon ⸗
ſchiefers — von dem erfleren.
Am Fuß des Gebirge, vornehmlich am weſtlichen
Abfall deffelben, erſcheint der Gneis. — Porphyr
und Thonſchiefer entdeckt man auf mehreren Höhen
des Schwarzwalds; an biefe Gebirgsarten reiht fi
der Sandſtein an.
Auch an edeln Metallen iſt das Gebirg ˖ des
Schwarzwalds nicht arm, wovon Wolfach im- Kins
zinger Ihal, als der Gig einer Direction mehrerer
Bergwerke, die Silber enthalten, ein Beiſpiel if,
und weiter unten noch -mehreres ‘von Mineralien
‚überhaupt vorkommen wird.
Der eigentlihe Schwarzwald ‚' ehemals Silva
Martiana, als Theil jenes großen Hercyniſchen,
der beinahe Über ganz Deutſchland verbreitet war,
hatte im Vegriff der Römer einen weit größeren
6
Umfang, als unfer heutiger Schwarzwald. Auf
der Theodofianifhen Reißkarte if er zwiſchen dem
Rhein und Alemannien gezeichnet, gegen Ofen bis
zu den Arae flavine (rad oder Ulm im 8. Wuͤr⸗
‚temberg) oder Noͤrdlingen ſich erſtreckend )Y. Er
begreift alſo auch die Schwaͤbiſchen Alpen in ſich,
und reichte noͤrdlich bis Pforzheim, welches als das
Ahor oder die--Eingangspforte von porta hercy-
nise silvae — feinen Mamen erhalten zu haben
ſcheint.
Ob der Martianiſche Wald ſeinen Nahmen von
Mars oder von den Markomannen erhalten, if
ſchwer zu befiimmen, eben fo wenig, als fi genau
darthun laͤßt, wann und von welchen Voͤlkerſtamm
er feine erſten Bewohner empfing. Nach dem Wer
richt des Tacitus hatten die Helvetier, ein galliſches
Volk, das unter andern Gottheiten auch den Mars
vorzuͤglich verehrte, den Landesſtrich zwiſchen dem
Herchniſchen Wald und zwifhen den Fluͤſſen Rhein
und Maya im Weit. Sie waren alfo wenigſtens
die weſtlichen und füblihen Anwohner, wenn auch
NG Ehfarb Beriht fing der Oercyniſche Wald
(Silva Hercynia — Martiana nigra) an der Graͤn⸗
der Helvetier, Nemeter (bei Speyer) und der Rau ⸗
racher (im heutigen Frikthal) an, und 308 ſich der
Donay entlang dis zu den Graͤnzen der Dacier und
Arnarier, 60 Tagmaͤrſche tmeit in bie Länge und 9
Togreifen in die Breite.
7
nice Einwohner dieſer Walbgebirge. Mach und
nach mögen ſich wohl auch einzelne Rolonign von
ihnen im Gebirge niedergelaſſen haben. Der nord⸗
oͤſtliche und oͤſtliche Theil des Martianiſchen Wat
des war vun ben Markomannen bewehnt, bis fie
unter Kaiſer Auguſtus ſich wach Böhmen zogen.
Die Allemannen, die Die Wehnſitze der Markoman ⸗
nen eingenommen hatten, warden von Kaifer Tras
jan befiegt, und fuchten nun Zuflucht in dem Mars
tianifhen Wald, ohne deswegen ihre Beindfeligkeie
ten mit den Noͤmern aufzugeben ; fie machten auf
die Nömifhen Stationen gegen Weften fo häufige
Ausfäe, daß bie Römer an diefen weſtlichen Ein⸗
gängen des Schwar zwaldes, wie hei Sengenbach,
Pforzheim x. Kaftelle erbauten, und durch ihre
Befigungen die unruhigen Allemannen bewachten ·
Der rohe Kriegsfinn der Allemannen bis ins
fünfte Jahrhundert ließ fie noch nicht auf die Kul⸗
tur des Schwarzmaldes denken. Die Hunnen faͤll⸗
ten in der Mitte bes fünfsen Jahrhunderts ganze
Waldtheile zu Wefahrung des Rheins. Erſt nad
der Niederlage der Allemannen bei Zuͤlpich, welche
ihnen am Ente des fünften Iehrhunderts Chlodo ⸗
wig beibrachte, fiengen fie an, ihre eigene Wildheit
und ihre bewohnten Wildniffe zu bezaͤhmen.
Aber eigentlich waren «6 doch bie Zellen und
Kloͤſter, welche im ſiebenten, achten und neunten
Jahrhundert das weeiſte dazu britrugen, deß bie
8
barbatifche Landgegend ein freundliches Anfehen gu
wann; femohl: die Moͤnche als bie Kolonien, die fle
Yerbeijogen , vermandelten durch ihren unermübeten
Fteis die ſchauerlichen Wildniffe in Aeder und Wie
fon, und legten den Grund zu den allmaͤhlig ſich
erhebenden Dörfern- und Staͤdten. Die Kloͤſter
‚Offonis cella : ( Schuttern), Gengenbad) , Ettene
heim, St. Trupert ; das von dem heiligen Fridolin
arrichtete Sädingen, St. Blaſien und‘ viele andere,
‚haben um die Beurbarung des Schwarzwaldes ; ſo
wie um. die geiftige Kultur feiner Bewohner,“ große
Merdienfte.
Je mehr aber aus oͤden Wuͤſtungen fruchtbare
Gefilde erwuchſen, deſto mehr: verlor: der Schwarz⸗
wald an aͤußerem Umfang, ſo daß man’ jegt gro⸗
- Ben Landſtrecken nicht mehr anſieht, daß fie einſt
dazu gehörten. Wenn man als Beſtandtheile des
Schwarzwaldes alle Bezirke annimmt, welche die
Matur des Erdreichs, ber Gebirgéelage und des Kli⸗
ma's nicht wohl erlaubt, ſich von ihm lotzuſagen,
obſchon eine Hier und ba größere Fruchtbarkeit, bes
ſenders in ben Thälern. dazu berechtigen Eönnte, fo
gehören im dermaligen Großherzogthum Baden zum
Schwarzwald: die; Aemter ı Meuftadt, Hornberg,
©t. Blaſien, Schönau, St. Peter, Elzach, Wol⸗
fach, Haßlach, Oberkirch, Gernſpach, ganz; von
den Aemtern Villingen, Waldshut, Lauffenburg,
Sackingen, Schopfheim, Stauffen, zweites. Land⸗
9
vomit Freiburg, Waldkirch, "OGengenbach und Pforz
‚heim größere oder geringere: Theile, überhaupt: ein
Slaͤchenraum ‘von ungefähr 80 Quadtatmeilen, alſo
fa der dritte Theil des- ganzen Greßherzogthums,
bewohnt von ‚mehr ald.160,000 Menſchen.
Was ihnen das :Erbreich gewährt, beſteht in
Holy, -Viehweiden, . Sommerroggen, Haber und
Kartoffeln.: .Der Fruchtbau ift mühfam. und würde
- bie Anſtrengung von Seiten. der Menſchen und: der
wielen-Zugthiere kaum lohnen, wenn das Gras und
Die: Futterkraͤuter nit der eigentliche Gewinn: wäs
zen ‚. welche die nad) breijährigem Bau wieder brach
liegende Aecker (darum Mattäder im Großherzoglich
Badiſchen Antheil des Schwarzwaldes genannt) 6
bis 8 Jahre erzeugen. Nach Verfluß dieſer Zeit
werden: bie Aeckar von neuem aufgebrochen, ber
Raſengrund auf Eleine "Haufen gelegt, gutrocinet,
und ‚dann mittelft Tannenreis, oder auch Heinen
Holzſcheiten und Stuͤcken, verbrannt. : Dies heißt
man Branden (im Königlich. Wuͤrtembergiſchen
Antheil des. Schwarzwaldes: Felderbrennen), " und
Dient „zur . Düngung und zu Zerſtoͤrung des Uns
rauts.
In den ‚Vertiefungen: und wo nur immer das
Quellwaſſer hingeleitet werben kann, unterhält man
‚feste und wohlgewaͤſſerte Wieſen.
Die Viehzucht iſt der vorzuͤglichſte Zweig: der
ſchmar zwaͤldiſchen Landwirthſchaft, Der Schlag · des
40
Viehes wird aber nicht befonders anfehnlih und
kaum mittelmäßig befunden; vielleicht liegt der Grund
barin, daß zu wenige und meiſtens gu junge Wu ⸗
cherſtiere gehalten werben.
Im Süden, auf dem Abgang der Gebirge ge
gen den Mhein, bei Waldshut, Lauffenburg, Saͤt⸗
kingen, dann auf dem mördlihen Abfall gegen
Pforzheim , ferne in den fruchtbaren Zhälern :
Murg, Kimig, Schutter, Rench, Ehzach, Pred»
thal, Simonswald, Glotterthal, Kirchzarterthal,
Miünfterthat, Wieſenthal (alles im Sroßherzoglich
Badiſchen Antheit), gedeihen auch Winterfruͤchte,
Obſt, und an einigen Orten auch Wein. Die
rauheſten Gegenden ſind in der Naͤhe der hoͤchſten
Berge, als um den Feldberg, Belchen, Kandel,
NRohrkopf, Kohlgarten, Blanen, Stolberg, Sir⸗
niz, Lug ins Land, Storen, Hofsgrund u. a. m.
Auf dem eigentlichen Schwarzwald, und beſon⸗
ders auch in dem Großherzoglich Badifhen Antheif,
fieht man wenigere in Städte und Dörfer zuſam ⸗
mengegogene Gemeinden ; die meiften beſtehen aus
zerſtreuten Höfen und Häuschen, deren Bauart
von den anderwaͤrts gewöhnlichen fehr abweicht.
Die Wohngemäcer find zur ebenen Erbe, und mit
vielen Fenſtern verfehen, ohne darum befonders heil
zu feyn, weil das weit hervorragende und tief her
abhängende Dach das Licht zurüd hält. Unter
dem Dach führen zu den finftern Baden oder Schlaf:
41
gemäcern äußere Gänge nad) ter Länge bed Haus
ſes, welche das nächtliche Zumandeln der Lichtgan⸗
ger nit wenig begünftigen. Unter diefen Gängen
ik der Boden vor und hinter dem Haufe bis unter
die Dachtraufe, wie eine Bruͤcke, mit Holz belegt;
auf diefer Hausbruͤcke wandelt man, vom breiten
Dad) gefhügt, zu den Ställen, zu den Milchhaͤu⸗
fern, an ben plätfhernden Brunnen, der feinen
Haufe fehlt; da fährt man nicht eben in bie Tenne
oder Scheuer, weil fie oben im Haus unmittelbar
unter dem Dach if, und bie Einfahrt auf einer
von ber Erde ſchief ablaufenden Bruͤcke geſchehen
muß; da fährt und driſcht man alfo Menfchen und
Thieren über den Köpfen *). Die ganz hölzernen
Wohnungen find dem Klima eben fo angemeffen,
*) In dem Königlich Wärtembergifen Antheil gehört
dergleichen Einrichtung zu der mehr feltenen. Ich ſah
in den von mir verwalteten beiden Oberforſten Alten«
Raig und Neuenburg meiſtens gewöhnliche Häu-
fer, ohne fehr breite oder überfehende Dächer, mit
neben angebauten Scheuern, worin die
Seldfrücte, au theilmeife Heu, aufgehoben, und
wo bie Kenne zum Dreſchen zur ebenen Erde anges
bracht war. Sreili waren dieſes nicht gerade rei«
be Bauern (Hofbefiger), fondern weniger vermög«
liche Bauern, Tagloͤhner, Beifiger, bei denen ich dies
fe8 deobadtet habe.
s D. V.
42
als gefund, geräumig und von innen ziemlich rein ·⸗
lich, wenn “man die Rauchgaͤnge ausnimmt, bie
oben im Haus dadurch entfiehen, : daß man. pie
feucht eingebrachten, oft aus dem Schnee hervorge⸗
zegenen Früchte räudert. Gewöhnlich befinden’ fid
20: bis 30 Schritte vom Hof befondere Speicher,
zu Aufbewahrung der Frucht und Victualien:Bors
raͤthe. Nicht felten fiehen auch Hofkapellen für
die Hausaudacht mit kleinen Betglocken zur: Hand.
Die meiften Bauern haben ihre Mahlmuͤhlen, ſehr
viele. aud ihre eigenen Schneidemuͤhlen (Bägen).
Die Hofgüter bilden ein geſchloſſenes und untheilbar
res Ganze, deswegen fieht ſich der Beſitzer, weicher
um einen geringen Anſchlag den. Hof mit aller Zus
gehoͤrde, manchmal mit einem oder ‚mehreren. Bei«
oder Verghäuschen, empfängt, in Ruͤckſicht feiner
Eeſchwiſter, die mit Gelb ausgefteuert werden, in
nicht geringem Vortheil; diefe muͤſſen oſt lebens⸗
lang dienen und ehelos bleiben, oder mit einem
zum Hof gehörigen und bienfipflihtigen Häuschen
zuftieden feyn, oder durd Handel das nöthige
Vermögen zum Ankauf eines eigenthämlihen Guͤt⸗
chens zu. erwerben fuchen.
Wiehzucht und Waldgeſchaͤfte find bie
Hauptnahrungs quellen ber Schwarzwälder,
wozu · noch verfhiedene Gabricationen an Sig
waaren; Sauerkleeſalz, Potaſche, Pech, Kien
rauch, Terpinthen, Terpinthinoͤhl, Wagenfhmiere
43
ober: Xheer, "Glas, Wanduhren, Gtrohhüte, Wafı
fen, wie in St. Blaſien, Steingut in Zell, im
Kinzinger Thal, kommen. Minder ergiebig iſt der
Ackerbau.
Da der Schwarzwaͤlder im Allgemeinen haushaͤl⸗
teriſch und‘ ſparſam lebt, fo iſt er bei aller Armuth
des Bodens doch nicht arm. Zufrieden mit- dem,
was er aus ſeiner Landwirthſchaft erzeugt, verwen⸗
bet: er wenig auf Beduͤrfniſſe, die nur ein beſſe⸗
ver Boden befriedigt. In fo weit die Naturerjzeug ·
niffe zu feiner Nahrung nicht hinreihen, (daft er
ſich Rath durch feinen Handelögeift und Kunitfleis,
und fegt ſich dadurch häufig in den Stand, dem
Bewohner des flachen Landes mit Geldanleihen aus
helfen zu Eönnen. Ueberhaupt verräth der Schwarz
waͤlder, bei der Sfolirung, in der er lebt, bei allen
Iofalen Schwierigkeiten, die: feiner Bildung durch
Schulen und Öffentlichen Unterricht entgegenftehen,
doc) meiftend viel natürlichen Verſtand und Scharfe
finn. Ohne alle Kenntniffe der Induſtrie lebte der
Schwarzwälder bis zum ſiebenzehnten Jahrhundert,
Viehzucht war feine Hauptbeſchaͤftigung; Haberbrod
auf kargem Granitbeden erzeugt, Butter, Milch,
und ein aus Ruͤben bereitetes faures Gemuͤſe war
feine Nahrung; der Wälder lebte einfom — und
einfach waren feine Kleider. Erſt die Kriege des
fiedenzehnten Jahrhunderts. entwickelten nach und
44
nach ben Keim zu einer größeren Betriebfamkeit und
Bildung diefer Bergbewohner.
Die durch Abt Paul von St. Peter 1683 ange
legte Glashütte zu Neulich gab die Veranlaſſung
der nachher entfiandenen berühmten Uhtenfabrika⸗
tion. Diefe Glashuͤtte ging zwar im Jaht 1728
wieber ein, jebech pflanzte ſich die durch dieſes Huͤt ⸗
tenwerk entſtandene commerzielle Betriebſamkeit unter
den Bewehnern dieſer Gegend fort. Individuen
benachbarter Gemeinden ſchloſſen Ab mit bem Ent:
ſtehen der Glashütte an die Glasſchmelzer an, und
verlauften das hier erzeugte Olas im Breisgau, Eis
ſaß und andern Gegenden. In diefem Handelsver⸗
Behr liegt nicht nur der Keim der ſich fo hoch erho⸗
benen freien Ubrenfabrif des Schwar waldes, ſon⸗
dern auch der Anfang des jetzt ſo weit ausgedehnten
Glas. and Strohhut-Handels. Die Glashaͤndler
ſchloſſen unter einander einen engeren Verein, und
vereinigten ſich mit jenen der Glashuͤtten im Bla⸗
fianer und Braͤunlinger Walde. Ihr Verkehr dehnte
ſich bald weiter aus. Hier nahmen ſie im Walde
verfertigte Holzwaare, dort Strohhuͤte, da Löffel
von Sturz blech zc. mit; und fo wurde das, was nur
im Umkreis Abfag fand, auch in der Berne gefucht,
und ed bildeten fid) nach und nad) eigene Handelsge⸗
ſellſchaften. Ein Glastraͤger aus der Hütte zu New
tisch brachte in deu achtziger Jahren des ſiebenzehn ·
ten Jahrhunderts eine hölgerne Stundenuhr vor
45
feiner Hanblungsreife mit nach Haufe, die er von
einem Boͤhmiſchen Glashaͤndler erfauft hatte. Ein
Schreiner in der Spuͤrzen Pfarrei St. Märgen ſah
biefe Uhr in Neukirch; er maß nun, zirkelte und
ſchnitzte, Bis er. ein aͤhnliches Werkzeug zu Stande
gebracht hatte. Auf der Rodeck unweit Waldau war
ein ıben fo wißbegieriger Kuͤnſtler, bet diefe hoͤl⸗
gerne Uhr gluͤcklich nachmachte. Einer aus ber dor,
tigen Familie Kreuz war 6, de dieſes erſte Kunftı
ſtuͤck lieferte,
Die darauf erfolgten —* und die dadurch
weranlaßten Einquattierungen auf dem Schwar wald
brachten diefe commerziele Betriebſamkeit ind Stok⸗
ten, biß endlich ber Utrechter Friebe 1713 dem Mar
terlande wieder Ruhe gab, und die unter ben Kriegs⸗
laften gedruͤckte Induftrie um fo Iebhafter aufwachte,
ald gerade in biefer Periode der Schwarzwald mit
der Amerikanifhen Pflanze : Kartoffel, Erdbirn,
Solanum tuberosum esculentum Lin. — das
Manna der Armen — anfieng befannt zu werden.
Da dieſe Frucht die Mahrungsmittel des Fargen
WBälderbodens vermehrte, fo Eonnte auch bie Be
völkerung, und mit ihr die Induſtrie ber Bewohner
zunehmen.
Noch waren die Erzaͤhlungen von den erſten Ver⸗
ſuchen gemachter Holzuhren in lebhaſtem Andenken
von Zeit zu Zeit erſchienen neue Proben hierüber.
Simon Dilger aus der Schollach, Johann Dufnes
Li
16
aus. Schoͤnwald, Franz Ketterer von’ ba, und Ma-
thias Löffler von Guͤtebach, traten zu Anfang. des:
achtzehnten Jahrhunderts mit ihren, aus eigenem
Erfindungsgeift verfertigten Holzuhren auf. den
Schauplatz ihres bürgerlichen Lebens. . Dilger und:
Ketterer ſetzten dieſes Gewerbe ununterbrochen fort,
und man darf ſagen, daß dieſes die Patriarchen
der. Uhrenfamilien find. Einfach waren die Incu⸗
nabeln der. Holzubren, fie beſtanden aus 3 Rädern,
mit dem dazu gehörigen Getriebe und Vorwerk:
Sie zeigten nur die Stunden ,. und eine Waage
gab die: Bewegung. Eben fo einfach :waren .die
Inſtrumente, deren bie erften Kuͤnſtler ſich bediens
ten. Ein Zirkel, eine kleine Saͤge, einige Bohrer
und ein Meffer. waren, die Hauptwerkzeuge zu dem
Verarbeiten. des Geſtells und des inneren Mechas-
nismus. "
Nicht lange ſtand es an, daß diefe Uhren das
Schickſal aller menfhlihen Machwerke erfuhren.
Der Reiz der Neuheit, der. Abfag verlor ſich; als
lein durch allerlei neue Erfindungen dabei, z. B.
daß ein Vogel. mit Kukulsruf die Stunden ankuͤn⸗
digte. Ein. gewifler Friedrich Dilger reiste nach
Paris, erlernte dort die Uhrenmacherei, und. vers
fertigte nachher Uhren mit beweglichen Figuren,
mit Himmelsgeſtirnen x. Statt ber Waage kam
der Perpendikel zum Vorſchein. Gegen das Jahr
2750 werfelten die hölzernen Uhren mit Draht .
1
getrieben , und endlich mit metallenen Rädern ab.
Einige Chorherren , zu St. Märgen Herr Jakob
Eberhard , zu &t. Peter Here Philipp Weigel,
trugen zur Verbefferung des mufifalifhen Gehalts
der bisherigen Glocken⸗Clavier⸗ und Pfeifenuhren
das meifte bei. Nun wurden die beften Spieluhreis
verfertige, und im den vierziger Jahren des acht⸗
zehnten Jahrhundert® wurden nach Frankreich, Enge
land, Irland, Schottland, Rußland, Polen, Uns
gatn, Siebenbürgen, Italien, Spanien, Portugal,
Dänemark, Schweden, Penfilvanien , Norbameris
ta, Türkei und Aegypten Uhren verfendet.
Jedoch hat diefer Handel ſich dermalen fehr ver
mindert, theils wegen der Nachlaͤſſigkeit der Kuͤnſt⸗
ker, theild weil einige diefer Künftter ſich in andern
Ländern anfiebelten. Doch follen von ungefähr 600
Uhrmachern jährlid über 100,000 Holzuhren vers
fertigt werden, wofür dem Meifter für eine acht
Zage gehende Uhr 8 bis 9 Gulden; für eine Vier⸗
teluhr 6 bis 8 Gulden; für eine uͤberſetzte 2 bis 4
Gulden; für eine gemeine ı Oulden bi6 ı Gulden
50 Kreuzer bezahlt werden, was im Ganzen eine
anfehnlihe Geldſumme beträgt.
Der nördliche Theil dieſes Gebirges iſt zwar
mis Flächen und Plattformen verfehen, wel ⸗
he aber nur unbetraͤcht liche Ausdehnung har
ben, außerdem aber mit fehr vielen und betraͤcht⸗
lien Berghängen ausgezeichnet; allein in Eis
on B
48
matifcher Kinfiht nit fo rauh, als die meiften
füdlihen, aber ‚Höher gelegenen Abtheilungen. Das
ber gedeiht hier nit nur bie prädominirende Weiß»
tanne ganz vorzuglich, wie der ſchon feit langen
Jahren, ſowohl im Koͤniglich Würtembergifchen
als Großherzoglich Badiſchen Autheil, beſtehende
Activhandel nach Holland mit außerordentlich ſtar⸗
len Sortimenten, der Länge und Dicke nach, mit
beweist; denn obgleich auch ſehr ſtarke Fichten oder
Rothtannen und fogar an effectiven Hollaͤnderbaͤu⸗
men vorkommen, und aud Forlen (Kiefern) zu
etwas geringern Sorten vorhanden find, fo unters
fpeiden fih doc immer die Weißtannen vortheile
haft dadurch von den andern NMadelhoͤlzern, daß
fie bei gleicher Länge immer am dünnen Ende (fo
weit es für Holländer Hölzer erforderlich if) einen
ſtaͤrkeren Durchmeffer haben, und überhaupt im
Ganzen ein größeres Volumen , weil ihre Schäfte
mehr cplinders als kegelfoͤrmig vorkommen.
Auch gedeihen am Eingange des Schwarzwaldes
auf dieſer nördlichen und weftlihen Seite noch Eis
den zu anfehnliher Schaftlänge und anfehnlicher
Dide, und die Sommer » oder Stieleiche giebt öfr
ters vielen und reifen Saamen ). Die Winter
*) In der ehemaligen X. W. Forſtverwaltung Herren ⸗
alb befinden fh 3958 Morgen Eichwaͤlder Baume
doͤlzer.
Ei}
eihen aber find tiefer im Gebirg feltener, weil das
Klima nur bei 5, 5 Stunden Entfernung um vie
led rauher wird; doch an füblihen Werghähgen
Bomsien dergleichen Holzarten von fehr mäßiger
Wollkommenheit noch vor. Aber hoͤchſiſelten reifen
die Fruͤchte davon.
Mehr gegen Oſten und Süden bin findet man
betroͤchtlichere Plattformen und fogat anſehnliche
Ebenen, welche nur theilweife bewaldet, und das
Übrige dem Feldbau gewidwet iſt.
Gegen Suͤdweſten und Weſten hin werden ſteile
große Felſonmaſſen oͤfters angetroffen, welche ſich
durch allerlei groteske Formen auszeichnen.
Selbſt auf den ſehr hohen und hoͤchſten Verg⸗
ruͤcken werden nicht nur ſumpfige Strecken von an⸗
ſehnlicher Groͤße (nach der Schwarzwaͤlder Sprache
Miſſen) angetroffen, wo man nicht nur reifen und
unteifen Torf findet (in Lagern), fondern auch eis
gentlihe Seen von betraͤchtlichem Umfang und Tier
fe. — Sie find von hohflämmigem Holz oft gang
entblößt, und nur mit flaudenartigen Holzgewaͤch⸗
fen bedeckt. Dahin gehören: Wolfsbeere (Vacci-
hium uliginosum) , rosmarihblättrige Andremebe
Andromeda polyfolia), Moosbtere (Vacc. oxy-
toccos), Preuffelbeere (Vacc; vitis idea); bie
Kröhenbeere (Empetium nigrum), aud die Bis
tenbeere (Arbutus uva ursi); Oder mit fogenann«
ten Leg · oder Latſchforlen, welche 10 bit 12 Buß
20
ungefähr auf dem Boden mit dem geringen Schaft
fortkriechen, und dann kaum eben ſo hoch mit dem
Gipfel mehr ſenkrecht ſtehen. Geſaͤete Kiefern von
20 bis 25 Jahren find kaum 6 bis 7 Buß hoch,
und verlieren jährlich weit mehr Nadeln, als dies
jenigen , welche auf paffendem Boden fid) befinden,
Auch ift fehr wahrſcheinlich, "daß in Zukunft viele
davon auch Latſchforlen werden oder gar abflerben,
befonders in dem Fall, wenn die Ablaufsgräben
nicht fo angelegt und eingerichtet find, daß jährlich
mehr Wafler ‘abläuft, als fi fammeln Eann.
Aber auch von trodener Beſchaffenheit trifft
man hoch gelegene holzloſe Pläge an, welche fi
durch mageren Boden auszeichnen, und wo auch keine
Zorflager vorkommen Eönnen.
Mehrere Fluͤſſe und viele größere und kleinere
Bäche durchfließen den Schwarzwald nach verſchie⸗
denen Richtungen, doch bie. meiften von Süden
nad Norden und Welten. Sehr viele davon wer
den zu Blößereien benugt, ſowohl im Koͤn. Wuͤr⸗
tembergifhen als Großherzogl. Badiſchen Antheil,
und meiftens im unteren, nördlichen und mittleren,
wovon weiter unten ein mehreres vorkommt, body
auch im oberen Theil im Kinginger Thal, Hochfuͤrſt-
lich Fuͤrſtenbergiſchen Antheils.
Alle dieſe Umſtaͤnde tragen mit bei, daß fo viele.
Abwechſelungen des Klima's auf kurzen Entfernun⸗
gen vorkommen, obgleich für ben größten Theil des
21
ganzen Schwarzwaldes daſſelbe als rauh anzunche
men iſt. Ein auffallendes Beiſpiel liefert der Kon.
Wuͤrtembergiſche Oberforſt Freudenſtadt; das dahin
gehörige Revier Baiersbronn graͤnzt auf einige
Stunden an das Dornſtetter Revier; das erſtere
iſt außerordentlich rauh, weil es aus ſehr hohen
Bergen und tieſen bewaͤſſerten Thaͤlern beſteht; —
das andere hingegen mehr mild, weil es aus gres
"en Ebenen mit fanften Abhängen und flachen Thäs
ern befteht; fogär mehrere Sommer» und Winters
früchte werden in-legterem gebaut. Auch im oberen
Theile‘ des Schwarzwaldos kommen ähnliche Bälle
vor. “ B &
Auf den hoͤchſten Kuppen und Plattformen if
das Klima gewöhnlih am rauheſten, fo daß ſelbſt
in den heifeften Sommermonaten] nur wenige
Stunden täglid (bei heiterem Himmel) warm , die
übrigen kuhl und die Nächte meiftens kalt find.
Der fogenannte Kniebis ift ein beweifendes Beir
Spiel, und die oben angeführten höchften Berge noch
mehr. Bei den mittleren Bergflaͤchen modificiet die
Erpofition, daher iſt das Klima bei füdlich gelegenen
gewöhnlich. milder, als bei nörblihen, bei gleis
her Höhe derfelben. Da, wo große ebene Zlä«
hen vorkommen, die mit fehr bewaldet find, iſt
das Klima gemäßige im. Verhältniß mit dem der
bogen Berge, und mande Thäler, j. B. das große
Enzthal, das‘ Nagoldthal, das Murgthal, das
Kinzigthal:, find wenigſtens gegen den Ausfiuß hin
warm zu nennen,
Auch der Boden zeigt im Schwarzwalde viele
Abwechfefungen‚iund in Hinſicht der Tauglichkeit file
den Holzwuchs befonders viele Abftufungen. Auf
mäßig hohen Plattformen der Gebirge, welche bis⸗
her gut mit Holz beftanden waren, Eommen immer
Schichten Dammerde, mit Sand — der im Ganzen
weiftens praͤdominirt — gemifcht, vpr, und darin
zeichnen ſich diejenigen Waldtheile befonders aus, wo
die Maſtbuche mit der Weißtanne immer
gemiſcht vorhanden war. Hier erreichen bie eine
zelnen gefunden Stämme eine große Vollkommen⸗
heit, und hier geht au) die mehr reine Dammerd⸗
Schichte am tieiſten. Dagegen haben die hͤch ſten
Kuppen der Berge überhaupt mehr mageren, zum
Holzwuchs wenig tauglihen Boden; die meiftens
kahlen Spigen der mehr Eegelförmigen oder doch
hervorragenden Xheile beweifen bisfes mit. Die
Bergbänge haben im Allgemeinen oben ſchlech⸗
teren Boden, aus leicht zu begreifenden Urfachen,
als gegen die Thäler hin, wo der befte Bar
dan vorkommt, und verhaͤltnißmaͤßig auch die ftärk«
ften Stämme in jeder Sinfiht *).
*) Ein Beifplel giebt der im Koͤn. Wuͤrtembergiſchen
Antheil, und zwar bei Reichenbach auf dem rechten
ufer- bed Murgfuſſes, ſich befindende Waldtheil For ·
2
Die ſuͤdlichen Wergfeiten trifft man größtentheils
ſchlecht beftanden an, entweder mit ber eigentlichen
‚Seide, Heidelbeeren und einzelnen Kiefern und Bir⸗
ten von geringer Qualität, ober im untern Schwarj ⸗
wald oft mis alten Eichen mittelmäßig und ſchlecht
bewachfen. Hier iſt der Boden felten gut, und meis
ſtens etwas felfigt, mit Rollſteinen theilmeife ver
fehen, mit Sand und Lehmen gemiſcht; ganz wenig
Dammerde färbt kaum die Oberflaͤche.
Ueberhaupt in den Verhaͤltniß, wie bisher Yiefe
Bergflaͤchen und Einhängegus, mittelmäßig ober
ſchlecht befanden waren, in ähnlihem Verhaͤltniß
trifft man meiſtens den Boden, in Hinſicht auf
feine Güte und Tauglichkeit zum Holzwuchs, an;
wo bisher Holztheile verfaulten, und Laub» und
Madelpelz gemifht waren, da ift der befte Boden
für den Holzwuchs anzutreffen, und die Vegetation
gebühr, wo oben in dem mehr Reinigen Theil Bir
fen und geringe Kiefern vorkommen, obgleich derfelbe
wertih abfällt. Noch nicht ganz auf der Hälfte der
ganzen Höhe dieſes Berghangs erſchienen (don Baus
bölger won Fichten und Wannen, und kaum hundert
Eöritte gegen dad Thal Hin famen effective Holdn-
der Tannen , mit geringeren dergleichen SHolgforti«
mensen gemift, vor. So habe ih felbft während
meiner Dienfzeit in Altenſtaig hier -beobachter, und
noch in mehreren ähnlichen Waldplaͤtzen.
. a. d. V.
24
unglaublih *). Ein auffallenbes, zugleich bemeis
ſendes Beiſpiel fey folgendes: Im Großherzoglichen
Dberforft Gernſpach, ın der Windel, Abtheilung
Klein» Houerkopf genannt, Fam der Fall vor, daß
in diefem Waldort nach Verfluß von Bo Jahe
ven ungefähr Säghol; erhauen werden Eonnte, und
viele Stämme, 2 bis 3 Klöge, jeder 16 Schuhe
lang, gaben. Diefer merkwürdige Waldplag ift durch
natürliche Anſaat entſtanden **), und die-vorkoms
menden Sägholjftämme waren diejenigen , welche
man bei den 6o Jahre zunor gefchehenen Abtrieb,
H Der Sohnee, der hier jedes Jahr 6 bis 7 Monate
gewoͤhnlich Liegen bleibt (vom November bi6 Mai),
wirft im geſchmolzenen Zußand ald orpdirted Waſſer
sur ſchnelleren und hefferen Aufloͤſung und Verweſung
‘der Nadeln, des Laubs, der Zeige und anderer
Dinge, aus welchen die Damm- oder Düngererde ers
zeugt wird, und ih Miturſache diefer Eribeinung. -
a. d. v
” Bon-diefen Stämmen erhielt man, und zwar vom
unteren Theil, smei fogenannte modelmäßige d. i.
ſolche Kloͤre, welche 16 Fuß fang, und am dünnen
Ende noch 16 Zoll Durqmeſſer hatten, und einen
unmodelmägigen Klotz, der zwar gleiche Länge, aber
nur 10 bis 12 Zoll, am dünnen Ende hatte, bie ger
ringſte Gattung Saͤgholz. Es maren Fichten -oder
Jothtannen, welche dieſes beſoudere Wegeihum
zeigten.
ud ®
25
in der Gtärke von Floßwieden, einzeln ſtehen
ließ.
Nah den gdammerd» Schichten folgt mehren
theils Sand, mehr oder weniger rein, und tiefer
Hin Lehm oder. Thon als bindende Erdarten.
Anmerkung Nah meinen befondern-Lnters
ſuchungen habe ich gefunden, daß ein wirkli⸗
der Morgen, zu 150 aoſchuhigen ruthen ges
rechnet, vom beften Holländer Holzbeſtand, bei
ungefähr ı5ojährigem überfländigen Weißtan⸗
nen,. Meuenburger Oberforfts, Hofſtaͤtter Re
vier, im fogenannten Badwald, 71 Klafter zw -
6’ Höhe 6’ Breite und 4’ Tiefe; ein gleih
großer Plag im: Altenftaiger Oberforſt, Pfalz ⸗
grafenmeiler Revier, Waldplag Gattelader,
mit Roth» und Weißtannen gemifht, ungefähr
210 Jahr alt, 62 Klafterz Buchen, bei. 1104
jährigem Alter, 49 Klafter — alles: ohne
Zwifhennugungen — gegeben haben.
Ein Morgen Heidenberg an Kiefern. und Birs
ken ı Klafter Klappern « oder Prügelholz und
12. Wellen &' lang 3’ did. Ein. Morgen hoch
gelegener Miſſen oder. Suͤmpfe an Birken, Kies
fern eine halbe Klafter und 8 Wellen. Ein.
Morgen vermiſchte Niederwälder 8. Klafter
Klappernhoiz, 1: hoͤchſtens 2. Klaftern Scheit⸗
: holy, 200 Wellen in gutem Beftand. Ein
: Morgen permiſchte Niedermälder 4 Klafter
26
Klappernholz, kein Scheitholz und nur 60
Stuͤck Wellen in fhlehtem Beftand, mis
25 Jahr Turnus, geliefert hehen.
Auf dem Schwarzwald werden viele Hättens
werte, Sabriten, Manufacturen, ange
troffen. &o befindet fih in Aeule, im Bezirk St.
Blaſien, eine Glasfabrik und Glasſchneiderei.
Bu Hammereiſenbach im Hochfuͤrſtlich Fuͤrſten⸗
bergiſchen Antheil des Schwarzwaldes, iſt ein bes
traͤchtliches Eiſenhammerwerk. Es zieht ſeine Maſ⸗
feln von dem neu errichteten Schmelzwerk in Bach⸗
simmern bei Mohrungen.
Zu Hergogenweiler, gleichfals im Hochkuͤrſtlich
Zütftenberg. Antheit des Schwarzwaldes, bei Wil
lingen, befindet ſich eine Glashütte mit 10 Werk
ftätten.
In Lenzkirch, im Bezirksamt Neuftadt, Groß
herzoglich Badiſchen Aniheils des Schwarzwaldes,
an dem Zlüßchen Haßlach, an der Landſtraße von
Freiburg nah Schafhaufen gelegen, werden Bleis
zuͤge verfertiget, welde wegen ihrer befonderen
Haͤrtung durch ganz Europa geſucht werden; auch
beſonders ſchoͤne und gute Toͤpferarbeit wird bier
verfertigt.
In Chriſtophsthal, bei der Stadt Freudenſtadt,
Kön. Würtemdergifhen Antheil6 des Schwarzwal.
des, befindet fi eine berühmte Eifenfhmelze ‚mis
einigen Hammerwerken. Das Eiſenerz dazu wird
7
bei ber Stadt Neumburg in einem Theil des Stadt⸗
waldes und auch in bem unmittelbar angrenzenden
Hexrſchaftswald mit Schachten und Stollen gewon:
wen. Die Bergleute wohnen in der Stadt, eine
Halbe Stunde entfernt, und haben einen fogenanm-
ten Ober» und Unterftaiger. Von 100 Pfund Er;
ergeben fi gewoͤhnlich 80 Pfund reines Eiſen,
und theil6 wegen dieſer Reichhaltigkeis, theild weil
Teine Schmelze in der Nähe if, wird das rohe Erz
ungefähr 10 Stunden weit geführt *).
Zu Zizenhauſen, nahe bei Stockach, if eine
Eifenfhmelje und ein Hammerwerk.
H Theils weil die Wälder des Neuenburger Oberforſis
zu den eingerichteten Holländer » und Gemeinholz⸗
Bloͤßereien beftimmt find, theils weil fie zugleich den
unentbehrlihen großen Königlichen Holzgarten zw
Biffingen wit ungefähr jährlich 16000 Klaftern (6 hoch
6 breit 4’ tief) fourniren, theils weil der Bedarf der
Sorkinfaffen jährlich bei ſtarker vorfommender Bevoͤl ·
kerung ein anſehnliches Quantum erfordert , und weil
der jährliche Zuwachs und Nachwuchs in Abflufungen
nit fo beſchaffen iR, daß er auch noch Die beträiht«
Ken Holzmaffen liefern kann zu dem noͤthigen Koh ⸗
lenrerbrauch für eine Schmelze, — if ed in jeder noͤ⸗
tigen Hinſicht vortheilhafter, die Schmele in Freu⸗
denſtadt zu laſſen und Feine in Neuenburg anzulegen,
weil aud die Koften der Einrichtung fehr betraͤchtlich
wären.
A. d. V.
"28
Zu Aach und Voltertshaufen, im Nellenbur⸗
yifhen, find ein Eiſenwerk und Pappiermühlen.
In der Vogtei Steig, im zweiten Landamt
Breiburg gelegen, befinden fi unten an ber Als
mand, am bem wilden Ravennenbach, zwei ſtark
and fabritenmäßig betriebene Loͤffelſchmieden, von
Andreas Faͤſer feit ungefähr 16 Jahren angelegt,
wovon ungefähr 12000 Stüde im Land und uns
gefähr 60000 Stuͤcke im Ausland jährlich abgeſetzt
werden. f
In der Vogtei Schönwald, zur Herrſchaft Try⸗
berg gehoͤrig, Großherz. Bad. Anth. d. Schw., iſt
nicht nur die Mutterſtaͤtte der Strohflecht ⸗ Induſtrie
des Tryberger Schwarzwaldes, ſondern auch ber
Ort ihrer hoͤchſten Ausbildung und ihres Flors.
Die feinſten und ſchoͤnſten Sorten des Strohge⸗
flechts werden von den Schoͤnwaͤlderinnen (einſt
hießen fie ſich ſelbſt fo) verfertigt, und durch Ja⸗
kob Weiſſers Appretur zu einem, von andern Ges
meinden (deren noch viele fih mit diefem Erwerb
befchäftigen) noch unerreihten Grad von Glanz
und Gefhmeidigkeit gebracht. Auch Frauenzimmer
hüte aller Art werden in Weiffers Manufactur vers
fertigt, Schönwald ift auch zugleich eine der erften
Gemeinden, wo die Holzuhrenmacherei begann;
noch werden viele berfelben hier verarbeitet. Selbſt
an bölgernen Saduhrenmahern mangelt es nicht,
"nur iß ihr Preis zu @ bie 3 Louisd'or fo geeigens
29
ſchaftet, daß wenig Nachfrage darnach feyn Bann.
Fruͤher waren mehr Tabackspfeifenmacher hier, die
ſich aber wegen bes geringen Verſchleißes verloren
und. dem einträglihen Loͤffelmachen von Eiſenblech
Platz gemacht Haben.
In Gremmelsbach, einer Vogtei der Herrſchaſt
Tryberg, wird das Strohflechten ebenfalls aus In⸗
duſtrie betrieben.
In einigen andern Gegenden des Schwarzwals
des, auch im Hochfuͤrſtlich Fuͤrſtendergiſchen Ans
tHeit, nad) neuefter Erfindung für Ueberſchuhe im
Winter,
‚In Reihenthal, im G. B. A. d. Schw., eis
nem Dorf im. Murgthal, rechts im Gebirge, im
einer Erhöhung über die Mheinflähe bei Stein⸗
mauren von 894 Fuß gelegen, befindet fi ‚eine
beträchtliche Potafchenfiederei, welche überhaupt mit
geringerer Ausdehnung, ſowohl im Königlih Wäre
tembergifchen. ald Großherzoglich Badiſchen Antheil,.
ziemlich häufig anzutreffen find. Die Afche wird
aber von letztern groͤßtentheils in den Käufern er⸗
fammelt, doc mitunter auch Farrenkräuter, Spaͤ⸗
ne 2c. zu diefer Abficht verbrannt, aber nicht ine
nerhalb der Wälder. \
In, Voͤhrenbach, im eigentlihen. Schwarzwald,
3 Stunden weſtlich von Willingen, befinden fi:
viele Uhrenmacer. Auch die hier in Hinſicht ber:
30
Oefen verfertigte Toͤpferarbeit witd vom Ausland
geſucht und beſtellt.
In Guͤtenbach, einer Vogtei der Herrſchaft
Tryberg, wird bie Uhrenmacherei feit ihrem Begin⸗
nen am thaͤtigſten betrieben; fie zählt 120 Fami ⸗
lien (18:3), worunter die Gebrüder Matthias und
Vincenz Siedlin als die vorzuͤglichſten Kunft« und
Spieluhrenmmacher ſich auszeihnen, und hat 60
Haͤndler im Ausland, die die Producte ihrer Kunſt
umfegen, und giebt dem Character dieſer Vogtge⸗
noffen eine Kultur, die beim Landvolk nicht häufig
angetroffen wird.
In Neuftadt, einem Marftfleden mit einer
Poſt auf dem Schwarzwald, werden aus Holz,
Meffing und Eifen Uhren gemacht, welche im Preis;
in det Einrichtung und im Gehalt fo verſchieden
find, daß fie bier von ı bis 300 Gulden verkauft
werden: Died iſt der Hauptnahrungsjweig der
Einwohner. Hier und zu Furtwangen ift der Mitte
telpuntt des buch gan; Europa und Amerika aus⸗
gebreiteten Handels.
Merkwuͤrdig iſt auch der Strohhuthandel, der
von Italien durch die Schweiz nad) Frankreich und
Deutſchland ſich erfiredt. Man hat auch angefanı
gen, bier dur Kinder und andere geringe Perfor
- nen Stroh flechten zu laſſen, welches in der Zeit
folge eine nicht unbedeutende Naprungsquelle fuͤr
Neuftadt eröffnen wird:
\ 3
Neulich, eine Vogtei der Herrſchaft Tryberg.
Hier war von 1685 bis 1708 eine Glashütte im
Gang; wegen unwirthſchaftlichem Holzverbrauch
ber Admotiateurs biefe® Gewerbs ging fie ein. —
Die Induſtrie dieſer Gemeinde, vorzüglich die Mas
nufacturen ber Uhrmacherei, wetteifert mit der Vog⸗
tei Guͤtenbach; Water und Sohn Siedlin des als
ten Vogts arbeiten in Kunſt⸗ und Gpieluhren;
Johann Siedlin der Sohn verfertigt Uhren in
Stahl, nad Art der englifhen Sockuhren, bie im
Auslande für englifche Uhren verkauft werden. Die
Glockengießer Sieblin zeichnen fid dur die Menge
der Geſchaͤfte, die fie machen, und durd bie Gute
ihrer Arbeiten aus; diefe Wogtei zählte ı0ı Manu«
facturiften zur Uhrenmacherei und 62 Händler im
Ausland *).
&eit 2803 if im Enzklöfterle, gleichnamigen
Forfireviers, Neuenburger Oberforſts, Koͤn. Wuͤr⸗
temb. A. d. Schw., eine Sauerkleeſalz⸗Fabrik ers
richtet worden, wozu der Sauerklee (Oxalis ace-
tosella Lin.) aus den Hofſtetter, Enzkloͤſterler und
*) In Bubenbad, einem Dorf im Bann der Stadt
Bräuntingen, ©. 3. 4. Schw. , ik eine Glatfabrik,
und hölzerne Uhren und Strohhuͤte werden von den
Bewohnern, nach Wälder Art, in die entfernteften
Länder getragen.
A. d. 0
32
Wildbader Nevieren, in befondern oberforſtamtlich
dazu angewiefenen Waldplägen, gegen jährliches
Eonceffionsgeld von a0o Gulden, erfammelt werden
darf. Wald darauf wurde noch eine zweite in Ras
pfenhart, Langenbrander Forſtrevier, Koͤn. Wuͤrt.
Oberforſts Neuenburg’, angelegt, wozu unter glei⸗
chen Beſchraͤnkungen und gegen ein jaͤhrliches Con,
ceffionsgeld von 80 Gulden, in den Langenbrander,
Liebenzeller, Kalmbacher und Schwanner Revieren
der Sauerklee erfammelt werden darf. — Im
Jahr 1805 waren noch beibe in fehe gutem Korte
sang *).
Bergwerke und Mineralien Eommen im
Schwarzwald mancherlei vor. Bei Heudorf, in der
Landgrafihaft Nellenburg, ©. B. 4. Schw, Ber
zirkamts Stockach, enthält die Gemarkung reichlie
ches und gutes Eiſenerz, welches zum Theil gegras
ben, und in dem nahen Schmelzwerk Zizenhauſen
zu gutem Eiſen geſchmolzen wird.
Bei Hertingen, einem Pfarrdorf eine Stunde
von Schliengen, am Fuß des Badiſchen Schwarz
*) In dem 1907 definitiv aufgehobenen Kloſter St.
Blaſien befinder fih gegenwärtig eine große Spinne
rei und eıne Gewehrfabrif, die einem Particulier aus
Karlörube gehören,
B 2.0.8.
33
walds, iſt der Bann reichhaltig an Cifener; von
verfhiebener Quͤte. Gegenwärtig find 15 bis 17
gangbare Gruben, theild Stollen theild Schachten,
in’ denen fi) über 40 Arbeiter beſchaͤftigen. Nebſt
diefen find 16 Erzwaſcher da, durch welche dad Erz
von‘ Grund und Unrath gereiniget, und dann duf
die Eifenfhmeljen nach Kandern, Öberweiler und
Saufen geliefert wird. Man gräbt aud hier gelbe
Kreide, weiche nad) der Schweiz defahri wird, ws
Ins, Jaspis, Cachelong.
Im Kinginger Thal; was ungefähr 8 Siun⸗
ven lang iſt und ungefähr 24,000 Menſchen ent
halt, die fih von Viehzucht, Holzhandel, zumi Theil
aud) von Getreide, Obfl » und Weinbau ernähren,
befinden fi) Bergwerke für Silber, Zinn, Eifen,
Kobold, welche vor Zeiten keine unbetraͤchtliche Aus.
beute gaben, jegt aber weniger gebaut und ergiebig
find.
Bei Krekelbach, im Bezirksamt Waldkirch, G.
®. A. Schw., wurde Anfangs der 1790ger Jahre
in der Gegend ein Blei» und Silbetgang entdeckt,
welden mehrere Liebhaber einige Jahre bebauen
ließen.
Bei Liptingen, einent Pfarrdotf in der Rande
grafſchaft Nellenburg, Bezirkamts Stockach, befins
den ſich Erzgruben, welche jaͤhrlich viele tauſend
Metzen Eiſen abwerfen, und taͤglich 20 Mann bes
ſchaͤſtigen und Nahrung geben.
3%
Sußburg, ein ‚altes geringes Städtchen, in
einem. engen, waldigen Thal, mis einem alten
Schloß, nit weit von St, Blaſien. Die Umge
bungen des Staͤdtchens find ſchon mehrere Jaht ⸗
hunderte wegen der darin befinblihen Bergwerke
bekannt. Mon zählt 15 varſchiedene Erzaruben in
demſelben, van welchen die Niefter, die Himmels⸗
ehre, die Kabold⸗ und Pie Knldernfab: Grube bie
" vorzäglihften find. Die Rieſter grube enthält:
Sawerfpath, füberhaltiges Bleierz, derhes und kry⸗
ſtaliiſirtes Weißgoͤldenerz, darbes und kryſtalliſirtes
Bahlerg; die Himmelsehrer derben und kryſtal⸗
liſirten Kupferkies, ſilberhaltiges Bleierz , Zinkerz,
derbas und weiß kryſtalliſirtes Weißsuͤldenerz z aben
fo die Holderpfad GOrubez bie Koholdgru—
be aber: derben und klaren Kobold, Glauz⸗,
Scdhlacken · Spiegelr, Scherben⸗Kobold, rothe
Koboldbluͤthe, Schwerſpath, Spiegelſpath, Horn⸗
fein, Arſenikalgiftlies. Die beiten Gruben Him ⸗
melsehre und Holderpfad haben ihre eigene gut ein»
gerichtete Pocher und Waſchwerke; aud find he
txaͤchtliche Gipsgruben aufgethan, und eine Gipsr
muͤhle erbaut. Man findet auch Spuren von Steine
kohlen und Balz, indem das Waſſer in dem Calls
Brunnen Kuͤchenſalz enthält. Man glaubt, es
feven in den alten Zeiten Salzwerke hiey geweſen,
wie der Mahme in den alten Urkunden, Guljberg,
Mons salsuginis, ſchon zu beweifen ſcheint.
3
Schwarzenbach, ein Feiner Ort im Bezirka⸗
‚amt St. Blafien. Hier wird Kupfers und Eifens
vitriol, rauchendes Witriolöl, Scheidewaſſer und
aud etwas Kupfer fabricirt, wezu bie beſten Kiefe
aus dem. Gernsbacher Bann und vom Urberg bezo⸗
gen werben ; in Schwarzenbach felbſt findet man
Spuren von Schwefelkies.
Bei Thengen, einem Dorf nahe bei dem gleich
namigen Staͤdtchen, Bezirksamts Blumenfeld, G.
B. A. Schw., iſt ein Berg, die Burg Holden ger
nannt, weicher feiner Form und ſeinen Untgebuns
gen nad zu urtheilen, ein feuerſpeiender Berg ges
weſen zu ſeyn ſcheint; der Gipfel ik concav, amd
wird die Wanne genannt; ſchwarze Steine und
Baſalt find haͤußg um. den Berg herum. i
Wieden, Vogtei im Bezirksamt Schönau, S.
B. A. Schw, gelegen. Hier befindet fid ein Su⸗
berbergwert, St. Antons Stollen genannt.
Silberſchmelz oder Schmelz: Seyrau, eine hetr⸗
ſchaftliche (Großherzoglich Badiſche) Schmelzhuͤtte,
auf welcher die Silber- Kupfer: und Blejerze ger
ſchmolzen werden, welde man aus ben hiefigen
und den Freiämtern Gruben erhält. Sie ik meh
nicht lange erbaut, und hat eine gute Einrichtung,
Der Bergs Jaſpector hat eine ſchoͤne mit Gärten
umgebene Wohnung. Sie liegt eine Viertelftande
von Hinter · Seras und eine Stunde von dem Hier
uilsauts · Oin Emmendingen: entfernt, in einem
36
somantifhen Thale, gerade am Fuß des Hochbur⸗
ger Schloßbergs. Ehemals wurde folhe ſtaͤrker bes
trieben als jeßt, wegen mehrerer Ergiebigkeit der
Gruben.
Glashuͤtten, ein Dörfhen, 11% Stunde von
Schopfheim, am weſtlichen Eingange des Schwarze
waldes. Schon vor 200 Jahren war hier eine
Glashütte etablirt; es hat ih aber nichts. als bie
Sage davon erhalten. - Hier findet man Amethyſt,
Chalcebon , und etwas derben Eifenflein. .
Holjhad. oder Dorrenbach, ein Heines. That
in der Gegend. von Zeil, am weftlihen Eingange
des Schwarzwaldes. Am Ende diefes Thals iſt
eine Kobolbfabrik, we blaue Smalte von verfchie
dener Art gemacht wird. Die Gchmelzöfen und
Biebereien flehen in einem wilden, romantifchen
Thale. Es wird hier auch Arſenik gemacht, Pots
aſche gefotten, und Glas in einer. befonderen Glas⸗
Hütte geblafen. Die Smalte wird ins Ausland .
"verführt. Gchenswärbig find die Schmelzöfen und
Gefäße, wo der Kobold geſchmolzen wird; das
Mahlwerk, wo die blaue Zarbe gemahlen wird;
das Waſchhaus, Pohhaus, wo bie Kiefelfteine,
der Kobold geftoßen werden; der Rauchfang aus
dem Schmelzofen in-das Gifthaus, wo ſich der Ars
fenik anfegt, und bie gefährlihe Art diefen Rauch-⸗
fang zu kehren. Es iſt hier ein Farbmeiſter, der
das ganze Werk dirigirt, und die Gchmeljproben
37
in einem befonders bazu verfertigten Heinen Schmelz»
ofen, und die erforderlichen Mifhungen macht. —
Holzhack gehört zu dem Bezirksamt Gengenbad.
Anmerkung. Dis Gold, was in mehreren
Großherzoglich Badiſchen Orten am Rhein aus
dem Rheinſand gewafchen wird, und woraus
Dukaten geprägt find, fol, nad) der Meinung
mehrerer Gelehrten, aus dem Schwarz»
wald durd mehrere dort entſtehende reiffende
Vluͤſſe, die fi) in den. Rhein ergießen , theils
weife dahin geführt werden, was mehr Wahr
ſcheinlichkeit dadurch gewinnt, daß dieſe Gold⸗
» wafchen erft da ſich meiftens befinden am Rhein
abwärts, wo ſchon bereits diefe Schwarzwalds⸗
baͤche und Fluͤſſe ſich mit demfelben vermiſcht
haben.
Auch mehrere Geſund brunnen befinden ſich
innerhalb des Schwarzwaldes und gegen die Graͤn⸗
zen hin. Rippoltsau, ehemals eine Zelle der Be
nedictinermoͤnche von St. Georgen, nun aber aufe
gehoben. Eine Viertelftunde oberhalb des’ Kiofter®
iſt das Bad und eine Sauerquelle, beffen vortreffs
Eiche Heilkräfte .al6 Bad und Getränke bekannt find.
In dieſem Jahr (1816) wurde mit Iandesherrlicher
Beguͤnſtigung von einer Gefellihaft eine Babrik er
richtet, in welcher ein betraͤchtliches Quantum fehr
gutes Mittelfalz verfertige und unter dem Namen:
sa
Nippoltsauer Brunnenfal; verkauft wird. Auch
wirb der Sauerbrunnen in Bouteillen gefaßt: und
ausgefährt.. Die Gebäude diefes mineraliihen Kur⸗
orts find bequem und geräumig, und haben den
Vorzug, daß man aus allen Zimmern durch bes
deckte breite Gänge, auf welden die Kurgäfte bei
naſſer Witterung fih Bewegung maden können,
zufammenkoemmt. Im alten Bau find 28 Badzim⸗
mer, unter welchen viele mit aller Bequemlichkeit
zu Zropfbädern ‚verfehen find. Das Galjwerk, in
welchem das WBrunnenfal; verfertiget wird, das
Gradierhaus, die Siebhütte und die übrigen zu
dieſem Zweck nöthigen Gebäude verſchoͤnern dieſes
romantiſche wilde Thal des Schwarzwaldes ſehr,
und verſchaffen den Rurgäßen Unterhaltung. Auch
‚an Spagiergängen, Allen, Waldungen, Gebüfchen,
Raſenbaͤnken, einfamen Nebenwegen, ift fo wenig
Mangel ald an andern WBequemlickeiten. Der
Zrinkbrunnen, die Joſephsquelle, if mit einer
bedeckten Gallerie umgeben, welche die Gäfte bei
Hegenwetter zum Spagierengehen benugen können.
Diefer Gefundbrunnen gehört Seiner Durchlaucht
dem Herin Fuͤrſten von Bürftenberg.
Das Wildbad *) liege in einem langen ſehr
*) Weil, der alten Gage nad, ein wilde Schwein
der Quelte den Ausbruch verſchafft haben foll.
A. d. V.
39
romantiſchen Thal, welches die große Enz Bilder
und durchfließt, im Koniglich Wuͤrtembergiſchen
Antheil des Gthwarwaldes, Neuenburger Oder:
forſt. Im Stabichen ſelbſt entſpringen mehrere
Quellen, welche alle maſſiv Überdaut, und mit
Zimmern zum Aus» und Ankteiden verfehen find,
und wovon ſich das fogenannte Fürftendab durch
feine ſchͤne Einrichtung auszeichnet. — Das Was
fer ift mifchlau an den Quellen, und Hat bei ſchwaͤch⸗
lichen Perfonen, Bei ſolchen, vie mit Gicht und
rhermatiſchen Uebeln geplagt find, ſchon außerors
dentli gute Wirkungen gemacht, wovon ih durch
den Anblick der in 4 Moden voͤllig gefunden und
geftärkten Perfonen mich überzeugt habe, als ih
noch Oberforſtmeiſter in Neuenburg mar’ und bie
Obetinſpection über die dazu gehörigen Ankagen Hatte.
Das Waffer wird auch getrunken und zeigt außer
ordentliche Wirkungen.
Geſchmackvoll angelegte Bosquette, eine buns
He Allee von Hainduchen, &patiergänge in bie
nahgelegenen Gebirgewaͤder, oder That auf und
abwärts, geben dem Gäften angenehme Werändes
zungen ; und ein von. des hoͤchſtſeligen Königs
Triedrih Wilhelm Majeftät geſchmackvoll ex.
bautes und eingerichtete Geſellſchaftshaus verfams '
melt die Gaͤſte freundlich bei rauher oder Regen ⸗
mwitterung. Gute Gafihöfe beforgen die leckeren
Saunen ,befonders mit trefflichen Forellen.
40
Dos Deinahbad *). Bei dem Dörfhen
gleiches Nahmens befindet ſich diefer Gefundbruns
nen, deſſen angenehmes Waſſer zum Trinken weit
verführt wird, beſonders ind Badiſche, nad
Karlsruhe, Raſtatt ꝛc. Obgleich die Einrichtung
nicht fo ſchoͤn und geſchmackvoll wie im Wildbad
vorkommt, fo wird biefer Kurort doch jährlich bes
ſucht, befonder6 von folden, welche zur Hypochon ⸗
drie geneigt find, die die beſte Wirkung davon ers
fohren. ‚Schr angenehme, aud zum Fahren ein
gerichtete Lindenalleen, die mit einigen Heineren
Anlagen von ausländifhen Hoͤlzern abwechſeln, fo
wie ganz befonder6 angenehme, Acht fhweizerifhen
ſehr ähnliche Pläge in den Umgebungen, tragen
viel zur gefunden Bewegung der Gäfte bei. Bes
fonders merkwürdig und reizend ift ein Spatzier⸗
gang nad dem mit einer gut erhaltenen Ruine
verfehenen Städten Zavelftein auf eine halbe
Stunde Entfernung. Eine Fahrt nad dem indus
ſtrieuſen Städtchen Calw, eine Stunde davon,
am, Nagoldfluß hin, vermehrt, fo wie die verſchie⸗
denen’ Laubs und Nadelwaͤlder ganz nahe dabei,
die Annehmlichkeiten des Kurorts [ehr -
*) Im 8. Würt. Oberforſt Neuenburg, Nevier Bavel-
"fein, 4 Stunden von wind über dem Gebirge
bin entfernt,
A. d. V.
4
Liebenzell, gleihfals ein Gefundbrunnen
im Koͤniglich Würtembergifchen. Antheil.des Schwary
waldes , ander nordoͤſtlichen Graͤnze deffelben, im
Dberforft Neuenburg, an dem Nagoldfluß. Diefes
Bad war vor mehr als 100 Zahren fehr berühmt,
und von den meiften damaligen fürfilihen Familien
beſucht, beſonders von allen Würtembergifcen..
Der Vorzug beftand darin, dab das Waller auch
zugleich ‚getrunken die Sruchtbarkeit der Frauen bes
förderte. Noch Mehen zwar Gebäude da zur Aufe
. nahme von Gaͤſten, worin durd merkwürdige Abs
bildungen der Wappen und Inſchriften bie. chemas
lige -Anwefenheit höchfter und hoher Herrſchaften
bewiefen wird; aber befucht wird. fomohl das obere
als das untere Bad fehr felten und nur von ganz
wenigen Perfonen. Einzelne Grauen verlieben dort
einige -Wochen in der ſchoͤnen Jahreszeit. Die
Badwirthe find in ſchlechten Umfänden. Die Lage
der Vaͤder ſelbſt iſt übrigens ziemlich. angenehm,
und Ausflüge zu Wagen, zu Pferde und zu Buß
nad Calw und nach dem berühmten alten Kloſter
Hirſchau auf 2%, vefp. x Stunde Entfernung, eine
ladend. Das Staͤdtchen Liebenzell ift eine halbe
Biertelſtunde entfernt. Anlagen und Gefellihafts
haͤnſer fehlen Hier gang. Zu beiden Geiten des
Thals find jedoch angenehme natürlihe Waldpar-
bien.
4
Antogaft, ein Sauerbrunnen mit einem
Badhaus, 5 Stunden von ber Mineralquelle Pe
teröthal und ı Stunde von der in Griesbach, in
einer Bergſchlucht der Wogtei Oppenau, Bejirks.
amts DOberlirh, Er. Bad. A. d. Ochw. Die Um⸗
gebung if wild-und groß, doch find die Vorhügel
und Thäler in der Nachbarſchaft des Badhauſes
angebaut, und die Gegend has einen eigenthuͤml⸗
Gen Reiz für den Naturfreund. Die Eigenthüs
mer der Mineralquelle find wohlhabende Landleute.
Sie wird aber weniger befucht, als die im Peters⸗
thal und Griesbach. Doc fehlt «6 bie Sommer
monate über felten an Nurgäften Das Waſſer
wird weit und breit verführt.
Griesbach, ein enges, aber meift angebaus
tes und bewohntes Thal in dem Bezirksamt Obers
tird, Gericht und Pfarrei Oppenau, mit einer
Kiche. Am Ende des Thals ift der berühmte
Sauerbrunnen. Die Quelle fließt fehr reichlich
aus einem Granisfelfen, ımd das Waſſer wird zum
Baden und Trinken gebtaucht, und auch häufig
ausgeführt. Fuͤr die Kurgäfte find zwei Haͤuſer
vorhanden, in melden weit über 200 Perfonen
aufgenemmen werben Können *). Die Umgebungen
) Die einzelnen Bimmer :find jedoch Elein und zeihe
nen ſich auch durch Feine andern Vorzüge aus. Im
* Sommer 1916 vom Ende Auguns bi6 Ende Sep
[+7
bieten eine Menge der angenehmften Spagiergänge
dar; einige führen zu dem herrlihften Ausfichten,
wie auf den Kniebis, andere in die Stille ber
Walduaht, wo bie einfiebleriihe Betrachtung
wohnt (und etwa noch das italiäniifche Motto am
Anfang des Werks paßt), wieder andere zu Heinen
Meiereien, wo noch ein treues Volk haußt, wel
ches in ben Eunftlofen Hütten feiner Väter auch
noch die Tugenden derſelben bewahrt.
Petersthal, der berühmte Kur» und Bae
deort im Oppenauer Thal, Bezirksamts Oberkirch.
Gegenwärtig bildet das Ganze ein Pfarrdorf, wor
hin bie 4 fegenannten Rotten oder Gemeinden
Freiersbach, Doͤttelbach, Boſtenbach und Rench
eingepfarrt ſind, 4 kleine Stunden von Oberkirch,
2 von Oppenau, im blos anſteigenden, ebenen
hol am Fuß des Kniebis gelegen, von dem wil ⸗
den Waldſtrom Rench bewaͤſſert, und vom foges
Hannten Hochwald umgränzet. Der eigentlide
— .
temberd hielten ſich des regierenden Heren Broßhers
agb Carl Ludwig von Baden Königliche Hoheit
mit der ganzen Durchlauchtigſten Samilie und einer
Kleinen Suite in diefem Bad auf, und zwar in einem
befondern Haufe, was ungefähr einen Buͤchſenſcus
von den andern Wohnungen entfernt, etwas erhöhter
liegt.
“ u. d. 0
4
Kurort, unter dem Namen: Welfhes Bad,
ober die Sauerbrunnen · Quelle bekannt, iſt kaum
eine halbe Viertelftunde Thal aufwaͤrts gegen Griede
bach , hart am Renchfluß, gelegen, und -diefe Dis
neralquelle fcheint fogar mit jener von ‚Griesbach,
welche eine Meine halbe Stunde ruͤckwaͤrts hervor
bricht, und mit der von Antogaſt, weiche aud nur
eine. Stunde von. Peteräthal jenfeits eines hoben:
Berges zum Worfcein bommt, verwandt und vers
bunden zu ſeyn, denn die Hauptbeſtandtheile aller
find Eifen, fire Luft und Kohlſaͤure. Das Bab
von Petersthal if feit früher Zeit ein Privateigen ⸗
thum, welches abwechſelnd den Atöftern Ettenheim ⸗
muͤnſter, Schuttern, verſchiedenen Partikularen,
und endlich der Fiſcheriſchen Familie aus Oberkirch
als Eigenthum zufiel. Es beſteht aus einem mafs
fiven, vom Kloſter Schuttern gerade über der
Quelle erbauten Haufe, in deſſen unterem Stock⸗
werk eine geräumige Laube zum trodenen Spagiere
gang, und in den zwei oberen Stockwerken viele
wohl eingerichtete Eleine Zimmer und &äle jur
Wohnung angebradt find. Dann hat es einige,
zur Dekonomie gehörige Nebengebäude, Otallungen
und eine mit ſchoͤnen Lindenbäumen befegte ebene
Promenade, am welche fi, längs dem Werge Hin,
eine zweite Allee mit gleihen Bäumen anreihet.
Ungeachtet das Thal an ſich ſchon fehr rauf ifl«
und bloß Korn und Haber, vorzüglich Erdaͤpfel
45
(Kartoffeln) in feinen fteilen ganz ſteinigen ſoge⸗
nannten Reutfeldern nur kaͤrglich bervorbringt, fo
wachſen doch" auch noch etwas Obſt, Zwetſchen und
vorzüglich ſchwarze · wilde Kirſchen, und geben nebſt
der Vieh⸗ und Vienenzucht H), verbunden mit dem
ſehr Karten Holzhandel, den Bewohnern einen ers
‚giebigen Nahrungszweig. - Der Beſuch diefes Kurs
orts iſt in den. drei Sommermonaten fehr ſtark,
vorzüglich aber: finden ſich immer viele Elſaͤſſer dort,
und die Bedienung ift ohne Tadel. Bis zum I.
a800 war ber Zugang in biefeß-merkwürdige That
faft ganz unwegſam, iſt aber unter Großherzog
licher Regierung und thätiger Mitwirkung des che
maligen Obervogts von Oberkirch, Freiherrn von
Laffolaye, in einen fo volllommenen Stand: gefegt
worden , daß ihn der unvergeßlihe Großherzog
Karl Friedrich 1807 mit feiner gangen Durchs
lauchtigſten Zamilie in mehreren Wagen, wie auf
einer guten Hetrſtraße, befahren Eonnte.
Diefe drei Iegtgenannten Väder befinden fi
im Or. Bad. A. d. Schw, mehr an der ſuͤdweſt⸗
lichen Seite.
Der berühmte Kurort Baden, am Fluͤßchen
Dos, das hier Oelbach heißt, zeichnet ſich vor allen.
®) weiche überhaupt in fehr vielen Gegenden des
Schwar waldes flark betrieben wird.
48%.
46
andern im Großherzoglichen Autheil des Gehwarz⸗
walds gelegenen durch mancherlei Vorzüge aus, bie
von befonderen Schriftkellern angegeben
worben find; beſonders dadurch, daß die Umgebun.
gen die merkwuͤrdigſten, und doß bier in der ſcho⸗
nen Jahreszeit weit über tauſend Babegäfte an⸗
autreffen find. Unfer geliebter gnaͤdigſter Großher⸗
zog mit allen Angehörigen der ganzen Hoͤchken
Familie brachte feit mehreren Jahren immer einige
Monate dort zu, fo wie der König und die Koͤni⸗
gin von Baiern und der vegierende Großherzog von
Weimar ſchon einige Jahre zugleih mit jenen
Hoͤchſten Herrſchaften ſich dart befunden haben. —
Der Kurort liegt in einem anmuthigen Thal, und
erlaubt nach feiner Lage ins zeigende Murgthal auf
wei Gtunden , und nah Raſtatt in hie ebene
Rheingegend auf eine Stunde Entfernung, ange
nehme , nicht befchwerliche ; fo wie in ſehr hochge⸗
legene einige Stunden entfernte, z. B. nad) Her⸗
renwieſa, zwar beſchwerliche, dabei aber iehereiche
Luſtreiſen.
Auch Ruinen von alten Burgen und
Schloͤſſern fehlen im Schwarzwalde nicht. Die
meiſten befinden ſich zwar an den Graͤnzen; jedoch,
was fehr merkwuͤrdig iſt, auch mehr in der Mitte
deffelden Eommen einzelne vor. Wenn man alle
nur namentlich angeben wollte, fo würde dieſes
4“
ſchon einige Seiten betragen; und fie alle zu be
ſchreiben, würde ein beſonderes Werk erfordern. —
Es fey genug, hier einige als Weifpiele anzu
führen.
Bei dem Städtchen Nagold, am oͤſtlichen Eins
gang des Schworzwaldes, ſtahen noch ſehr hetraͤcht⸗
liche Ruinen des alten, die Stadt beherrſchenden
Schloſſes, auf einem haben Werge gm Tinfen Ufer
des Nagold, eing halbe Stunde von dam Staͤdt⸗
An entfernt,
Die ſehr fhäne und impenixenhe Mine bes
Ohhloſſes Zavelkein bewundert jeder Reiſende.
Das Burgſchloß Neuenburg, am dam gro⸗
Gen Enifiuß, ganz nahe bei dem Stoͤdtchen gleiches
Mamens, zichner ſich fehr vertheübaft aus. Am
nördlichen Eingangs des Schwarzwaldes. Es if
hermolen der Sitz des jeweiligen Koͤniglich Wuͤr⸗
tembergifhen Oberforſtmeiſters, hat verſchiebene
Barten » und waldigte Anlegen ganz nahe umher,
und die Augficht von demſelben, auf bem Vorſprung
eines Bergs gelegen, in die unter demfelben geles
gene Stadt, auf die zur fhönen Jahreszeit befon«
ders frequente Straße nad) bem Kurort Wildbad,
und auf den floßboren Enzfluß, erhöht die Reize
dieſer romantifhen Wohnung.
”) Zn dem, die zum Burgichloß gehörigen Gartenan⸗
lagen begrängenden Laubwald von ungefähr 3 More
\
48
Im Großh: Badiſchen Antheil des Schwarz
waldes ift eine der merkwuͤrdigſten das ‘alte Schleß
Baden, oder eigentlich die wohl erhaltene Ruine
der alten Burg gleiches Namens, eine halde Stun⸗
de von dem &tädtden und Kurort, auf einem
Berge , der bie herrlichſten Ausfichten gewährt: «
Die bedeutenden Ruinen der-Burg Zährins
gen, im Brisgauifhen Schmwarzwalde, von wel⸗
ber die alten Herzoge lange den Namen führten
Der regierende Großherzog von Baden Königliche
Hoheit hat in neueften Zeiten in Seine Titel den
eines Herzogs von Zähringen aufgenommen.: Bon
Zreiburg iſt dieſes merkwuͤrdige alte Sloß eine
Stunde entfernt.
Badenweiler. Ein uraltes und: jet pi
ſtoͤrtes Schloß auf einem ſchoͤnen zu den Worge
dirgen von Blauen gehörigen ifolirten- Berge, ‚von
welchem man eine weite und vortreffliche Ausſicht
hat, eine Stunde von Mühlheim, die ehemalige
Mefidenz der Reichsherren von Badenweiler. Vet
gen Größe Nabe ich ſteinerne Treppen, Yußmege,
JZuſchriften auf Steinen und einige hoͤterne Baufih-
feiten auf meine Koften, zur Verſchoͤnerung und au
meinem und der mich beſuchenden Sreunde und Bes
kannten Vergnügen, angebracht und einrichten laſſen,
die vermuthlich noch vorhanden ſeyn werden.
LP d. V.
N
4
dem hinter dem Schloß: auf einer abgefonderten Ans
hoͤhe liegenden Pfarrdorf befinden fi viele warme,
ſtark fliegende Badequellen. Die Temperatur der
Hauptquelle, welche in Anſehung der Reinheit des
Waffers mit den. Quellen’ des Pfefferbades in der.
Schweiz Achulikeit hat, it + 20% Brad nad
Reaumur. Die Badehaͤuſer, welde fleißig beſucht
werden, haben eine vortreffliche Lage, mit den ſchoͤn⸗
ſten Ausfihten. Unter die vorzuͤglichſten Merkwuͤr⸗
digfeiten von Badenweiler gehören die dortigen roͤ⸗
mifchen Bäder, welche von Mechel in Kupfer ger
ſtochen, und von Gottlieb Preuſchen, Kirchenrath
in Karlsruhe, 1786 ausfuͤhrlich beſchrieben werden
And. Das fhöne Badgebaͤube war mehrere Jahr⸗
hunderte lang verborgen, bis zu feiner 2784 erfolg
ten WBieberauferfiehung aus der Erbe. Das zömi
ſche Badehaus if, wie Preuſchen glaubt, von. oben
herab gewaltfam zerſtoͤrt, nicht durch zufälligen
Brand. Das römifhe Bad hat alle große Bäder
doppelt, Ealte und warme Wafferbäder, auch Dampfe
bäder (frigidaria, tepidaria, laconica); viele
Scholen (Ausweicdh: oder Wart + Pläge), Atria
(RVorpläge), Salbzimmer, Kamine, Defen u. ſ. w.
Das herausgegrabene Bad hat in ber Ränge 229,
in der Breite Ba Schuhe; bei den Atriis eine Breite
von 61 Schuhen rheinländifh Maas; das Mauers
werk iſt gut und feft, mit abgeſchliffenem und meift
roth bemaltem Kitt überzogen. Der Gemaͤcher find
4
so s
50, ber Wartpläge 56. Die zwei vorhandenen
Bolten großen‘ Bäder (frigidaria), zu welchen wohl
effaltene Stufen herabführen, haben jedes 33
Scqhuhe Länge und 2ı Schuhe Breite. Die zwei
großen lauen Bäder (tepidaria) find 25’ lang und
19 Breit. Die Tiefe von beiden ift-äber 414 Zub.
Bier if ein der Diana geheiligter Altar, und meh»
tere Münzen gefunden worden , fo wie Urnen und
Gefäße, aber meiſt in zerbrochenem Zuſtand.
Merkwuͤrdig, vorzuͤglich für jeden Neifenden,
find ferner: Das im Murgthal zu Rotenfels befinde
liche herrſchaftliche Bau⸗ und Nugholz:- Mas
gazin, welches mit einer vortrefflichen Saͤgmuͤhle
verbunden if. Man hat dazır ein dauerhaftes Ges
baude von ungefähr 80 Fuß Länge und 42 Fuß
Breite gewählt; der untere Raum beffelben ift zum
Aufpellern des Eichen⸗ und Tannen» Baubolzed; die
beiden oberen Etagen hingegen zum Aufbewahren
des Heinen Nußholzes , aus verſchiedenen Holzarten
verfertiget,, beflimme. Letzteres wird ſchon im
Wald gefpalten und rauh zurecht gehauen. Zum
Zurichten der Wagenradfelgen hat man befonders
dazu gelernte Felgenhauer, bie ſich Winterszeit
damit befhäitigen. Zu dem Buchengeſchirrholz
wähle man nicht immer befondere Stämme, fondern
bei der jährlichen Scheiterholg Abgabe muß bald dies
fer bald jener, dem fein jährlihes Brennholz Quarz
51
tum zugeſchieden wird, den zu Nutzholz tanglichen
heil des Vaums Tiegen laffen, wofür man ihn
"dann mit anderem Holz entſchaͤdiget, und für feine
Bemuͤhuns, daß er den Baum umbauen muß,
aber doch micht ganz benutzen darf, 4 Kreuger. bes
zahlt. Zum Eichengeſchirrholz bedient man ſich ver-
kropfter abgängiger Staͤmme, und font dadurch
die ſchoͤneren, wodurch man nie Mangel as Mühl«
und Hammerwellen, fo wie auch an Eichen ⸗Schneid⸗
Holz haben wird. Das zurecht gehauene Mutzhol,
wird aus dem Wald ins Magazin geführt, dort
gehörig fortenweife aufgebeugt, und zu einzelnen
und mehrerm Stuͤcken an die bendthigten Umer⸗
ihanen in billigen Preifen verkauft. Eben ſo ge
ſchieht «6 auch mit den Bord» der Schnitte
waaren, die man im Zreien im fogenannte Ar⸗
Gen zu taufend und mehreren Stüden aufhoͤlzelt,
und mit einem Bretterdach verficht. Unter obigen
bemerkten Umfänden Eönnen nur die Inlaͤnder
Bordwaaren befommen , und um allen Unterfchleie
fen vorzubeugen, muß jeder ein Atteflat von feinen
Drtövorgefeßten beibringen, worin bemerkt if, wie
viele Borde und wozu er deren benoͤthiget ſey.
Man findet in diefem Magazin
a) Eichen Bauholz
mehrere geſchnitiene Sorten.
b) Glaſerholz
einige Sorten,
52
©) Wagnerhet; B
1) Eichengattungen’ viele Sorten.
2) Birkengattungen zwei Sorten.
3) Buchengatsungen 5 biß 6 Sorten.
Das Ganze befteht jegt ungefähr 18° Jahre,
Nahe bei dem Marktflecken Rotenfels befindet
ſich das Reichsgraͤflich von Hochbergiſche Gut, mit
der ſeit 1601 errichteten Steingeſchirr⸗ und Schmelze
tiegel⸗Fabrik. Auf derſelben befindet ſich ein gutes
zweiftöcdiges Wohnhaus, ein ſchoͤner Garten, mehe
vere Laborantenwohnungen, Babrit» und Oekone ⸗
mie» Grbäude,. Magazine, Remifen u. — Die
Schmelztiegel werben aus der vortrefflihen Tängft
befannten Bademer Erde verfertiget, welche bei
Walg, einem eine Stunde von der Fabrik entleges
nen Dorfe, gegraben wird. Diefe Ziegel Teiften
alles, was Chemiker und Laboranten von ben bes
fin und feuerfeften wünfdhen und erwarten Eins
nen, und dürfen an allen Orten von Fenerarbeis
tern, Apotheken, Materialiften, Gold» und Sil⸗
berarbeitern, mit allem Recht empfohlen werben.
Das Steingefchirr wird durch alle Artikel, wie in
den Zabriken bei Koblenz, verfersigt, und verdient
demfelben feinee Güte und Schönheit wegen ganz
an die Seite gefegt zu werden. Auch werben alle
Gattungen von Küchen» und Kochgeſchirren bier
fabrigirt, weiche fi durd eine der Geſundheit une
ſchaͤdliche Glaſur empfehlen. Die Erde dazu wird
53
bei Malſch, 2 Stunden entfernt, durch Bergleute
\mehrere Lachter tief: unter der Erde ausgegraben.
Auch werben hier blecherne Loͤffel geſchmiedet. —
Rotenfels liegt am aordweſtlichen Ende des Schwarze
waldes. Schade, daß dermalen diefe Fabrik etwas
weniger betrieben wird als anfänglich.
Haſel, ein ſuͤdoͤſtlich, eine Stunde von feis
nem Bejirksamt Schepfheim, am Fuß des Schwarz
waldes, gelegenes Dorf.. : Hier ift eine von vielen
Fremden beſuchte Tropfitein: Höhle, von den Ein«
wohnern insgemein das Erb: Männleins: Lo ge
naunt; ‚melde. der berühmten Baumannshöhle. am
Merkwuͤrdigkeit und Schönheit der Naturerſchei⸗
nungen wenig nadgiebt, Es find. zur Sicherheit
ber Befuchenden mande Einrichtungen getroffen,
und überall Dielen über die ſtehenden Waſſer dan
in gelegt. Die Höhle iſt verſchloſſen, der Schuß
lehrer von Haſel hat den Schluͤſſel dazu.
Bei Wendlingen, einem Dorf im Stadt ⸗
amt Freiburg, eine Stunde davon am Fuß des
Sdoͤnbergs, hat der Großherzoglich Badiſche Ober
forftmeifter zu Zreiburg, . Freiherr von Deais,
als gelehrter und praktifher Forſtmann bekannt,
vor einigen Johren eine fehenswürdige Plantage
von den verſchiedenſten, zum Theil auſſereuropaͤi⸗
ſchen Baumpflanzen anlegen laſſen.
In der Vogtei Niederwafſer, in ber Herr⸗
ſchaft Tryberg, G. B. A. d. Schw., befindet ſich
54
eine Bergſpitze zwifchen dem Gutach und:dem Elz⸗
port Prechthal, wo im Jahr 1789 der Höchfifelige
Herzog Karl von Wirtemberg ftand, und ſich
freute, daß (damals ned) die Territorieh deutſcher
Büren, Badens, Würtembergs, Fürfienbergs und
Defterreih6*), auf der. großen Belfenfpige, Große
bauenflein genannt, in Einem Punkte fih
vereinigten. Zum Andenken wurde ‚auf ber Belfens
maſſe diefer Wergfpige ein ausgehauener Stein .eins
gegraben , deſſen Inſchrift das Daſeyn des Herrn
Herzags Karl non Würtemberg und ſeines Geleites
der Nachwelt fund macht, und ber der: Rarlsfkein .
genannt wird. — Gier. ik auch eine Straße durch
ben Obervogt vom Tryberg, Herrn Dr. Auben,
1809 öffnet werben, die, wenn fie nad feiner
Auiage vollendet werben könnte, zu einer ber eis
ften romantiſch · pittoresten - Reifeparthien Deutſch ·
lands ſich erheben würde. Sie würde über die
hoͤchſte Höhe des Schwar waldes geführt, wo bie
Ausfihten auf einer Seite bis zu dan Vogefen,
auf der andern in bie fogenannte Baar *#) umd da
Meckarthal fih erſtrecken.
*) welches Allerhoͤchſte Haus das Bridgan damals noch
beſeſſen hatte,
A. d. B.
*t) Eine dem Hochfuͤrſtlichen Haufe Fuͤrſtenberg zuge⸗
börige Landgrafſchaft. Sie degriff vor der Mediati-
85
Sm Obergieb und an ber Gränze gegen Horn⸗
berg wird Porzellanthon gegraben, und in den Jah⸗
zen 1780 wurde von Seiten Hornbergs (damals
noch Wuͤrtembetgiſch) ziel Hier gegraben und in die
Porjellanfabrif nach Ludwigßburg abgeführt.
Meusberftein, Schloß an der linken Seite
der Murg, eine halbe Stunde von Gerufpad , ge ·
‚gen Forbach. Es liegt auf einem mit Tannen bes
wo⸗hſenen Berge. Seine Hoheit der Herr. Marke
grof Sriedridh von Baden Hat es vor ungefähr
80 Jahren aus feinen Ruinen wieder erbaut, und
au einem dee xejzendſten Landſitze eingerichtet. Man
‚bat vom Schloß, aus die herrlichſten Ausfihten jn
698 unten higzie hende Murgthal, ad weitlih Bis
zu ben Vogeſen. An ber jaͤhen Morberfeite des
Berges ift der fogenannte Grafenfprung, und am
Zuß deſſelhen ſteht eine Wallfahrts « Kapelle, der
Klingel genannt, in ihrer Lage und VBauart ber
firung bloß die Jufigämter Häfingen, Blomberg/
Lhffingen, Möhringen und Neuftedt. In dem Kar
: selingifepen Reitalrer war Die Baar oder Para von
.wugteich weiterem Umfang als jegt. Auch die Krone
Wuͤrtemberg hefigt einige Theile, z. B. die Gegend
von dem Oberamt Tuitlingen ꝛc. Dermalen befinden
RG die Staͤdte Donaueſchingen, Fuͤrſtenberg, Huͤfin⸗
sen, Blomberg, Möhringen, Löffingen, Voͤhrenbach
und Geiſingen darin.
B URN.
56
Tells » Kapelle am MWierwaldftätter Ste ziemlich
"ähnlich. .
Bartemberg, em Hochfuͤrſtlich Fuͤrſtenber ⸗
giſches Luſtſchloß, 2 Stunden von Denaueſchingen,
welches 1780 auf den Trümmern des alten oberen
Schloſſes Wartemberg erbaut worden ift. Es liegt
auf einem von allen Seiten freien Berge, der eine
reigende Ausfiht über die umliegende Baar ge
währt. Etwas tiefer ſtehen ein paar herrſchaftliche
Meiereigebäude, welche nah Gutmadingen, bie
nördlich am Fuß des Bergs an der Landſtraße fies
henden Käufer aber nad) Geiſingen eingepfärrt
find. Die legten, welche alle feit 40 Jahren von
Koloniſten erbaut worden, und gemeinigli die 3
Lerchen heißen, bilden mit den oberen Haͤuſern bie
Gemeinde Wartenberg. Am ſuͤdlichen Abhang des
Bergs findet man einen nach englifher Art anges
legten Garten.
Der fogenannte Mummel ⸗ oder Murmels
&ee (Lacus mirabilis), ein auf dem hoͤchſten
- Gebirge des Kapplerthales , in dem Bezirksamt
: Achern, an ber Granze des Schwarzwaldes und
des Koͤnigreichs Wuͤrtemberg, gelegener See. Cr
liegt in der Tiefe eines fehr hohen Berges, ber
Seekopf genannt, Aus diefem entfpringe der
wilde und reiffende Fluß Acher, der dis auf Kaps
pel unter Rodeck Seebad genannt wird. Der
See ift nicht groß, und hält im Umkreis ungefähr
”
eine halbe Stunde. Er if fehr tief, und fein
Grund wurde bisher noch nicht entdeckt, daher au
das Waſſer etlihe Schritte vom Ufer ganz-fhwarz
su fehn feheint. Fiſche nährt derſelbe nicht. Beide
Ausduͤnſtungen verurfachen gewöhnlich ſtarke Nebel
und Ungewitter Den Namen har dieſer See
wahrſcheinlich von dem unterirdiſchen bumpfen Ge
murmel und Auffirubeln , weiches die in der Nähe
Wohnenden öfters, und befonders bei ſtuͤrmiſcher
Witterung , wahrnehmen. Und wenn man bei
fillem Wetter dieſes Gemurmel hört, fo hat man
aus der Berbactung Smm, Nelbel oder Donner
‚gu erwarten.
Der wilde See, auf dem ſuͤdweſtlichen Theil
des Kniebis, gerade über den beiden Geſundsbrun ⸗
nen Dipyoltdan und dem Schappacher Thal und
jenem von Griesboch gelegen. Er. hat nur eine’
Vierteiſtunde im Umfang, und fein Ausfiuß geht
in die Wolf. Cine alte Volksfage behauptet, daß
er einſt, wie der Murmelfee, feine Dämmung
durchbrochen, und in feiner Wildheit mehrere hun ⸗
dert Käufer und Höfe an der Welf und Kinjig
im ı7ten Jahrhundert verwuͤſtet habe; daher wahr
ſcheialich fein Name entflanden ik. Er ift ohne
Elide.
Der Schluch ſee, im Beirkamt St. Dia
ion, hat 350 Jaudert im Umfang , ift-5 Vier
efunden lang und ı Wiertelſtunde breit. Ex her
&
herberget (was fehr merlwuͤrdig if) viele Fiſche,
befonders Hechte, welche oft bis 40 Pfund, ſchwer
gefangen werden. Das kleine Dorf. Schluchfee
«führt von ihm den Namen, und liegt auf der Höhe
über feinem nandlichen fer in einer felſigten, rau⸗
hen und unfruchtbaren Gegend.
Der fogenaunte Titidfze, eine Stunde. von
Lenzkirch, am fuͤdlichen Eingang des Schwarzwal ⸗
des, iſt merkwürdig, weil der Fluß Wutach ſich
daraus engießt, und weil Hechte, Karpfen und
For ellen oft vom befombeser Gräfe, die letzteren
yräufig darin vorkommen. Er ik ungefähr 500
Saritte breit und über eine Vierteiſtumde lang,
und ein Thalſee.
Dir Nonnenmattweiher, liege in dem
Ge. Bapbiſchen Bezirksamt Schönau , unweit den
"Höfen Mittelbronn (ober nach Angabe bes Gern
Borſtraths Fiſcher im erſten Heft feiner Phalönen,
in dem Bezirksamt und Feaſt⸗Juſpeation Schepf ⸗
heim, einige Stunden von Badenweiler), in einer
Höhe von eBa6 Fuß über das Meer erhaben, in
einem krateraͤhnlichen Bergleſſel des Inge Fuß ho⸗
hen Berges, der Koͤhlgarten genannt... Dex Raum, ,
“welchen der Weiher ober See einnimmt, mar ehe
mals eine Matte oder Wiefe,, zw den DOrtfchaften
Heubronn gehörig, welche ihn zur Weiheranlage
-an ben Landesherrn im Jahr 1758 -veräuferten.
In diefem wit Bilden verfehenen und is biefer
»
Binficht verpachteten See befinder fich eine ſchwim⸗
wende Jnſel, die gruͤne Inſel genannt, weiche 58.
Buthen lang und 31 breit, und an einigen Stel⸗
len bis 30 Fuß did feyn fol, an andern aber nur
4 bis 6 Buß, umd daher wegen Mäffe nicht allent⸗
halben zugänglih iR. Ihr Woden if eine Art
Zorf, ein Gemiſch von Erbe, Moor, Laub, Tan
nennabeln, Gras und Wurzeln, und fogar ganze
Stucke Tonnenholz kommen zum Vorſchein; doch
waltet die Moorerde mehr als die unaufgelöften,
vegetabilifchen Theile vor. Stuͤrme haben die ganje
Juſel mehr nad Suͤdweſten getrieben, als fie che
mals fand, und bort has fie dad Wurzelwerk und
einige ihr zugeftürzte Tannenſtaͤmme wie Ankerthaut
feſt gehalten, in welchem Stuͤck fie alfo von einigen
ihrer frei herummogenden Schweſtern abweichi. —
Auf ihr grünen, außer Sumpfkraͤutern *) und Graͤ⸗
fern, einiged Gefträud von Erlen und Tannen,
die der Wind hierher verpflanzt hat. Wenn der
Weiher abgelaffen wird, fo ſenkt fi bie Inſel ge
gen die Schlegel» oder Ablapöffnung hin, und
erdruͤckt begreiflich viele Fiſche, aus welchem vor
*) Don Pflanzen kommen wof: Schoenus fuscus;
Tillvea aquatica; Eryophorum vaginatum; Ana-
gallis tenella; Drosera rotundifolia; Vaccinium
uliginosum; Viola palustris.
MDB.
©
zuͤglichen Grund ſich denn aud ber Weiher nicht
mehr ordnungsmaͤßig benutzen und‘ befilden läßt.
Forſtleute und Jäger der Gegend belufigen ſich
sent manchmal damit, Fiſche zu ſchießen, wozu die
Helle des reinen Quellwaſſers, welches ben merk
würdigen Wafferkeffel ausfuͤllt, großen Vorſchub
leiſtet. Bei der neulichen Verpachtung auf 6 Jahre
machte das Großherzoglich Badiſche Oberforft- Col⸗
legium die ousdrüdlihe Bedingung, daß die ſchwim⸗
mende Infel erhalten werden muͤſſe, indem bie Ges
gend fleißig von Reifenden befudt wird. Das
Woffer von diefem See fließt in ein enges Thal,
und fommt in den Fluß Wieſe, welcher durch Tes.
gernau und Wießlek ih hinzieht; an dem Kohle
garten findet man viele Mineralien, z. B. derben
und Erpftallifirten Quarz , unterirbifhe Holzkohlen,
Zaspis, Agat; auch Queckſilber mit Zinnoberanflug
fol dort gefunden werben.
Auf dem Feldberg, der weiter oben dem
Namen und feiner Höhe über der Meeresflähe
nad), ſchon vorgefommen iſt, befinden ſich 6 Wiche
huͤtten. Einige nennen ihn auch Wiehberg, weil
hier das Vieh eine vortrefflihe Weide erhält. Es
bringe nemlich das bergige Erdreich, vornehmlich
wo ſich felbiges um dem @ipfel in viele und weite
Ebenen ausbreitet, gewiffe Kräuter unter bem Gras
und verfhiedene heilfame Wurzeln hervor, welche
ſowohl zur Heilung als zur Mäftung des Wiches
12
dienlich And. Sie find auch für bie Menſchen heil⸗
ſam, fo daß ehemals die Kraͤuterverſtaͤndigen von
weiten Orten herlamen, und den Berg ausſuch⸗
ten *). Der Zugong auf den hoͤchſten Gipfel des
Bergs ift beſchwerlich, jedoch wird man dafür durch
eine der fhönften Ansfichten belohnt. Man übers
D P Dahin gehören: Scirpus oaespitosus; Lonicera
nigra ;.Sweotia perennis; Gentiana lutea; Chry-
sosplenium oppositifolium; Rosa:alpina ; Aconi-
tum Lycoctonum; Aconitum: Napellus ;- Gera-
nium eylvaticum; Hieracium aureum ; Hypo-
chaeris maculata; Carduus defloratus; Cacalia
alpina; Cacalia albifrons ; Arnica montana ;
Centaures montana; Viola .calcarata; .Satyrium
album ; Carex pauciflora; Salix repens. — Bon
dem ganzen Feldberg if ungefähr der dritte Theil
Hochfuͤrſtlich duͤrſtenbergiſch. Die hoͤchſte Kuppe if
ganz holzlosz dieſem Öden Platz zunaͤchſt ſtehen eine
deln und in Bruppen, oder in kleinen Streifen‘, hier
und da alte, verfsopfte, bereits entnadelte und bee
mooste Bichten, befonderd auf dieſem Theil.. Dies
fer Hofzlofe Play wird blos zur Viehweide benugt.
In der Mitte ded Juni wird dad Vieh auf den deid ⸗
berg getrieben, woſelbſt ‚hölzerne Hütten erbaut ſind⸗
dab. Dich naͤchtlicher Weile unterzubringen, - Anfangs
oder Mitte bed Septembermonard wird dad Wich wies
der von dem Feldberg weggetrieben. Defterd has ſich
fon der Ball. ereignet, daß das in der Mitte Juni
dapin geisiebene Vieh, wegen ſquell gefallenen
Sanees, wieder auf einige Tage hinweg und in bie
6
ſteht nicht nur den ganzen Martianiſchen Wald
und den Berg Abnoba, fondern aud Bis an die
Gipfel des Juraſſus und Vogelbergs, die ſchweize ⸗
Ben Alpen, und die dazwiſchen liegenden ebenen
Sunbfhaften und weiten Felder, ia welchen ſich
fette Wiefen, ergiedige Weingärten , fruchtbtingen ⸗
Dörfer zuruͤck getrieben werden mußte. Tiefer son
ber erfien Hoͤhe abwärtd, auf der nicht fehr beträchte
lichen ebenen Flaͤche, fo wie an den Halden oder Abs
Hängen, finder man Fichten, Buchen, Ahorne und
MBogelbeerbäume , fehr felten eine Weißtanne unters
mit. Der jäprlihe Zumachs iR unbedeutend, und
Die Stämme erlangen feine Höhe und Feine Dide.
Weiter abwaͤrts findet man die kaum aufgezählten
Holgarten in einem kaum merklich befferen Buftande:
‚Hier hat der Sturmwind im Jahr 1905 vielen Schar
wen gethan, und in der Folge ſtellte ich der Borken⸗
tafer (Dermestes typographus) an einzelnen Bichten
ein. Dad Hol; wurde ſeit mehreren Jahren abge»
ſchlagen (gefäur). Man finder auf diefem Schlage
wenige 6 biß Sjährige Fichten, noch weniger Wogel«
beerbäumchen, aber Himbeer» und Heidelbeerſtraͤu⸗
er in Menge. Das Geraden des Waldfaamend in
der erfien ober zweiten Hoͤhen · Abtheilung des Geld-
bergd gehöre zu den allerfeitenkten Fällen, bie deswe ⸗
‚gen fehr bewundert werden. Noch tiefer und eigent-
ih am Fuß des Feldbergs befchen die Waldungen
aus Fichten; hier und da zeigt ſich ein Wogelbeers
baum, und noch feltener Buchen. Auf dem Beldberg,
und zwar auf dem Fürſtenbergiſchen und zum Theil
63
de Aecker, kruͤmmende Fluͤſſe, Wälder, Städte,
Dorfer, Bergſchloͤffer, Seen x. in bunter Menge
den Auge mahleriſch darſtellen. Hier finden ſich
auch die Quellen des Albſtuffes. Auch beſindet ſich
ein See auf dieſem Berg, ber 18 Jaucherte ent⸗
"Hält. Man fiſcht darin gute kLachsforellen. Die
Fiſcherei iſt der Standesherrſchaft Fuͤrſtenberg und
dem Groundherrn von Baden zuſtaͤndig.
Kniebis, eine auf ber weſtlichen Gebirgskette
Schwadens längs dem Rhein hin, in der überſte⸗
henden Richtung zwifchen Kolmar und Landau im
Cab, gelegene, dies ganze flache Land dominirende
bekannte Höhe des Schwarzwaldes, über weiche
von Strasburg aus über Oberlirch, die Oppenauer
anf dem Gräflih Sickingiſchen Anibeil, entfpringe
die Gutach, weile in den Feldſee, von diefem im
den Titisſee, und aus dieſem weiter unter dem veräne
derten Namen Wutach bis in den Rhein fließt. —
Der Feldſee liege ganz auf der öflihen Seite des
Teldbergd, an feinem Buß, in einer vollen Keſſelform.
Vor wenigen Jahren gab es auf dem Feldberg noch
hohes Rothwild, Auerhahnen, Hafelhuͤhner. Rehe
giebt e& noch, doch ziemlich ſelten. Fuͤchſe kommen
- mach vor, aber ein Haſe iſt eine Seltenheit. Nice
alle Jahr kann man, wegen Schnee, die Auerhah«
nen⸗ Jagd zur Balzjeit benugen. Haſelhuͤhner und
Hochwild haben ſich ganz verloren.
A. d. V.
61
Steig und. Freudenſtadt an dem eigemtlichen Mit⸗
telpunkt des Kniebisberges eine. in. der Chauſſeean⸗
Tage zum Theil ſchon angebaute Hauptſtraße führt.
Die Oränzfheidung längs der fogenannten Schnee
ſchmelze ift gegen Norden, Often und Süden. die
Würtembergifchen Aemter Alpirfpah und Freuden
ſtadt, gegen Welten und Suͤdweſten jene Großher⸗
zoglich Badiſche von Adern, Oberkirch, und das
ehemalige Fürftenbergifhe, nun Badiſch⸗ hoheitliche
Amt Wolfah. Auf diefem Berg, alle nah Welten,
abfließend und in verfhiedenen Richtungen in den
Rhein fallend, entfpringen die ziemlich bedeutenden
Bergſtroͤme, die. Murg, die Acher gegen das. Kappe,
lerthal, die Rench und die Wolfe Die 3 erfteren
vereinigen fih unmittelbar mit dem Rhein, und
die letzte bei Wolfach mit der Kinzig. Auf dem
gleich. hohen Bergruͤcken finden ſich die zwei merks
würdigen een, ber Mummelfee, und ber wilde
See. Die Hauptbeftandtheile find. viele taufend
Morgen meift Weißtannen, zum Theil aud Bus
chenholz. Sie find alle Koͤniglich Wuͤrtembergiſches
und Großherzoglich Badiſches, Fuͤrſtenbergiſches
Staats· Domanial, auch zum Theil Privateigen⸗
thum. Auf, dem hoͤchſten Bergruͤcen findet man das
in Deutſchland feltene Islaͤndiſche Moos (Lichen
Islandicus L.), bie Wärenbeere (Arbutus uva
ursi), der gelbe Enzian (Gentiana Lutea L.);
eine Menge vol kahler, zu keinem Kulturftand
65
umyuftaltende, mit Farrenkraut bedeckte öde Plaͤtze;
in feinem @ingeweide aber doch aud reichhaltige
Eifen. und &ilberflufen, wie aud das im Fuͤr⸗
ſtenbergiſchen Antheil de Kniebis gelegene Berg ⸗
wert St. Wenzeslaus und andere im Winterthale
hierüber Zeugniß geben. Einen vorzäglihen Wald⸗
beftandeheit vom Kniebis bildet der fogenannte
Hochwald non 3600 Morgen im Bezirksamt
Oherkirch. Alles, was in dieſer Bergkette des Knie ⸗
bis ſich zur ſparſamen Kultur in Bau legen und
urbar machen ließ, iſt von den Koͤniglich Wartem⸗
bergiſchen Unterthanen der Aemter Alpirſpach, Freu⸗
denſtadt, und vorzuͤglich jenen des Amts Wolfach
angebaut. Im letzten ſiedelten ſich erſt in neueſten
Zeiten herwaͤrts des K. Wuͤrtembergiſchen Haupt ⸗
zollamts, auf der Hoͤhe vor Freudenſtadt weſtlich,
29 Familien mit ungefähr 160 Seelen an, wels
en eine Unterhaltungs · Gemarkung von 450 Mor
gen noch ungebautes und 22 Morgen fihon gebaur
tes Aderfeld,, 3o Morgen Wiefen und 40 Moers
gen Waldung angewiefen find. Auf dem nemlichen
Bergruͤcken und der Landgraͤnzſcheidung zwiſchen
Wuͤrtemberg und Baden finden ſich die 3 merkwuͤr⸗
digen Verfhanzungen und Velten, die Alerander »
Schweden » und die Ropbähl- Schanze, jetzt freie
rich nur in ihren vüdgebliebenen Ruinen. 1704
memlih drangen die Branzofen durch biefen Paß
Kniebis in Schwaben ein, und Herzog Alexander
5
66
von Würtemberg ließ zu deſſen Befegung die ans
ſehnliche, mis Mauern und Gräben verfehene Ales
sanderfhanze an ber ſuͤdweſtlichen Seite, oberhalb
dem Griesbach, bauen. leihen Urfprung hatten
igne mehr äftlih gelegenen Verſchanzungen, bie
Schwedenſchanze und die am Roßbuͤhl, im Schwe⸗
denkriege. Bei den 1796 abermals ausgebrodenen
Beindfeligleiten mit Frankreich wurbe die legte, uns
tes dem Namen Schwabenfhanze, auf dem Noßs
buͤhl durch den Würtembergifhen Major Roͤſch er⸗
neuert; weil fie aber noch nicht ganz beendet, ges
ring befegt, und deswegen nicht fehr haltbar war,
am. aten Juli von ben Franzofen erfliegen, und
der Truppenmarſch nah Schwaben geöffnet. Im
September des nemlihen Jahres war fie von den
Defterreihern auf kurze Zeit befegt. Beim fpäteren
Wiedereinbruh der Franzofen (1797) verfuchten
die Defterreiher eine Wiederherftellung der Schwar
bens und Alexanderſchanze; bie nachruͤckenden Frans
zoſen vertrieben fie abermals, und würden, wenn
ihr Vorruͤcken es nicht unnöthig gemacht, fie ihres
Orts vollendet haben, da hierzu durch Aufgebet
der umliegenden Orte der Anfang bereit6 gemacht
war. — In der Gegend der Aleranderfhange bes
fonders befinden ſich viele fogenannte Leg» oder
Latſchforlen, welche einen merkwuͤrdigen Anblick
dadurch gewaͤhren, daß fie 6 bis 10 Fuß auf der
Erde kriechen, und dann erſt 10 bis ia Fuß in
6
die Höhe fliehen, bei einer Stammdicke von Faum
7, 8 oder 9 Zollen, jedoch bei anſehnlichem Alter.
Unterhölzern, ein Hochfärftih Bärften-
bergiſcher Thiergarten, ber ungefähr 2000 Jaus
dert, jedes zu 25600 Nürnberger Quadratſchuhen
gerechnet, enthält, mit einen Jagdhaus, a Stun,
den oͤſtlich von Donauefdingen, iſt mit Edel- und
Dammwild befege, bat 2 Stunden im Umfang,
amd befteht erft feit einigen Jahren, nachdem ber
größere zu Bachzimmern Beftandene aufgehoben,
und dafelbft eine Eifenfchmelse angelegt worden iſt.
An dem Tiergarten zu Unterhoͤlzern iſt noch ein
Heiner Einfang für milde Schweine angebracht,
worin nur fo viele unterhalten werben, daß bie
fürftliche Tafel zur guten Zeit mit Schwarzwild
verfehen if. Die Auffiht führt ein hier wohnen:
der und nad) Unterbaldingen eingepfarrter Sörfter,
deffen Forſt ſich über die Eihwaldungen inner» und
aufferhatb ber hiergartenwaͤnde erſtreckt. Das
Jagdhaus fee" auf einer Heinen Anhöhe und hat
eine angenehme Ausfiht. Es wurde vor etlichen
und breifig Jahren erbaut; dagegen das eine halbe
Stunde von da, unter Wartemberg geflandene Bar
fanenhaus, nad weggeſchaffter Faſanerie, abge⸗
brochen.
Auch zu Bachzimmern ſteht ein recht arti⸗
ges Jagdſchloß; aber ein weit ſchoͤneres, trefflich
gebautes Jagdſchloß befindet ſich auf der Länge
—
68
(fo nehnt man die Waldungen, welde das Schloß
umgeben), im Hundringer Forſt, 3 Stunden von
Donauefhingen und eine halbe Stunde von ber
Stadt Zürftenderg entfernt. Es heißt das Län
genſchloß. Fuͤrſt Joſeph Wenzel ließ es 1767
aufbauen; die oͤſtliche Ausſicht uͤber die zerſtoͤrten
Hegauer Bergſchloͤſſer und über den ganzen Boden⸗
fee geht fo weit das Auge. reiht. ‚Im. früheren
Zeiten und che die Thiergäxten beftanden, haben
‚bie Herren Fuͤrſten von Fuͤrſtenberg fi in der
Hirſchbrunſtzeit dort aufgehalten. Eigentlich befin-
‚den fi) diefe Merkwürdigkeiten mehr an dem äfts
lichen und füdöftlihen Eingange bes Oman
waldes.
Es iſt bekannt, daß im Jahr 1boo ein ſchreck-⸗
licher 17 Tage ununterbrochen dauernder Walde
brand. im Koͤn. Wuͤrtembergiſchen Oberforſt Freu⸗
denſtadt, in den Schwarzenberger, Igelsberger und
Beiersbronner Nevieren, ungefähr Booo Morgen
werheert hat, von denen jedoch im-folgenden Jahr
mehrere taufend Morgen wiebes mit Kiefern, Weiße
und Rothtannen befaamt wurden; dermalen ik der
Pag beinahe ganz mit Anflug bewachſen, mit 2
und 3, aud 4 bis 6 Fuß hohen Forlen, Fichten
und Tannen. Sogar kommen Beſtaͤnde vor, wel
che ſchon 10 bis 12 Fuß hohe Kiefern zeigen ; hier
und da werden jedoch, na Verſchiedenheit bes
69
» B
Bodens, Nahfaaten nothwendig. Jedem Forſt⸗
mann, beſonders einem den Schwarzwald bereiſen ⸗
den, iſt diefe verbramnte Waldgegend ſehr merk
würdig, fowohl durch Wergleihung bes vers
fhiedenen Nachwuchſes dem Alter nah
Zahren mit dem in-andern Gegenden
eben fo alt vorfommenben ; wegen der dar⸗
aus gebildeten. Mifhungen; und überhaupt
nach feiner verſchiedenen Beſchaffenheit den Hole
arten nad), mit befonderer Rüdficht auf die Eine
wirtungen des rauhen Schwarzwaldss-
Klima's und den Verfhiedenheiten des
Bodenk
70
Der Schwarzwald ift im Ganzen und in
eingeluen Theilen fehr bevolkert, an den
Graͤnzen jedoch am meiften, und weit mehr, als
die Lefer dieſes Werks vermuthen Finnen; und
zwar ſowohl in dem Königlih Würtembergifchen,
als in dem Großherzoglich Badiſchen, fo wie in
dem Hochfuͤrſtlich Fuͤrſtenbergiſchen Anteil.
Als Beweiſe mögen dienen :
A. Folgende Seelenzahlen Koͤniglich Wuͤrtember⸗
giſcher Oberaͤmter, deren Einwohner im
Schwarzwald wohnen und anfäffig find.
2. Oderamt Apirfpah . . . 7396
2. — Altenſtaig .... 8689
5. — Glm 2.2... 12208
% Sreudenfladtt . . . 18696
5. — Herren . . . 2582
Nogd 2... 11411
7. — Neuenburg.... 7459
8. — HSorb 248679
9. — Mofenfeld, die Hälft
mit ohngefaͤhr . 3500
9. — Domban . . 0.1007
0. — Sl 2 ee. 8695
au. — Tuttlingen . . . . 17728
Patrimon. Untert. 4010
12. — Spaichingen . » . 13881
Summe 107954
®
l
74
oder in runder Zahl: Ein hundert taufend, weil
bei (dem letzten Oberamt Spaichingen nicht alle
Orte zum eigensliden Schwarzwalde 9
rechnan find.
B. daß für den Großherzoglich Badiſchen als
größten Antheil. 160,000 Seelen angenom ⸗
men: werben.
C. dab auch der Hochfuͤrſtlich Bürenbergifche
Antheil nicht weniger ſtark bevölkert if.
Das Oberforſtamt Wolfach mit 14736 Bew
len ; daß Oberforſtamt Donauefhingen, das
Amt Engen abgerechnet, noch mis 35996
Seelen.
Und, was nicht zu vergeffen, dieſe Seelenzahl von
mehss ih im Ganzen jährlih, wie theilweiſe
unternommene Unterſuchungen gezeigt "haben, um
etwas.
Mon kann nie über 2 Stunden reiſen, ohne
wenigfens einzelne menſchliche Wohnun-
gen felbft in dem verhorgenften und abgelsgenfen
Schluchten von gewöhnlihen Wegen und bewohn⸗
ten Orten anzutreffen ; gewöhnlich aber weniger
als diefe Entfernung bietet fon menſchliche An-
fiedlungen dar, die den Reifenden oft angenehm
überrafchen.
Wenn man nun diefe Waldgegend als die na⸗
tuͤrliche Vorrathskammer, vorzüglich für Vous und
Vrennhelz, zus Befriedigung her vielen Einwohs
73 \
ner , und noch außerdem zur Verſorgung mancher
holzarmen Gegenden vom Koͤnigreich Wirtemberg
and dem Großherzogthum Baden, und zugleich
diefe anfehntiche Bevoͤlkerung betrachtet; fo muß
einem, ohne die Größe des ganzen Areals zu ken⸗
nen, ber Gedanke Fommen: daß nur bei der bes
fen nachbaltig eingerihteten Forſt⸗
wirthſchaft Yür den ausländifhen Floßhandel
noch Einiges übrig bleiben Bann. Und wenn man
bie bald nachher vorkommende Morgenzahl ber gan⸗
zen Waldflähe, beſonders mit Ruͤckſicht auf die
große Verfhiedenheit der Holzbeflände
dem Holzertrag nah (f. ©. a5 die Anmere
tung), damit vergleicht, fo möchte es wohl nicht
gewagt feyn, zu behaupten, daß biefer ausländifche
Handel beinahe in eben dem Verhältniß ‚abnehmen
muß, tie die Bevölkerung und ber Holgbebarf im
Schwarzwald felbft zunimmt, weil de Nach wuchs
nicht in eben dem Verhältniß und Abs
fufungen überatt vorhanden if, daß die bis⸗
herigen Abgaben fid immer glei blei⸗
ben Eönnen, wozu fo viele weiter unten meiſtens
vorkommende Urſachen fehr vieles beitragen.
Was nun die eigentlihe Groͤße aller Walde
flähen des Schwarzwaldes betrifft, fo find daruͤber
genaue Befimmungen nicht moͤglich,
73.
a) weil nicht alle Waldungen vermeffen find ®),
mande nur nach dem Augenmaaß abge
ſchatzt;
b) weit immer jährlih viele geringeres
Theile zu Oartenland, Fruchtfeld und
Wieſen abgegeben werden;
©) weil die Graͤnzlinien nicht fh arf.gejo-
gen werben können, wo er aufhört oder am
fängt. ,
Indeſſen hoffe ich, daß ſich bie verehrten Lafer mit
folgenden fideren Angaben begnügen werben, _
L Der Koͤniglich Birtembergifße
Antheit
entpäts
A. den Neuenburger Oberfork *,
der nad) der neueſten Eintheilung 8 Forſt ⸗ Reviere
enthält,
nemlih das Schwanner,
Kalmbacher,
”) oft auch nicht nach der richtigen, auf ſicheren mas
thematiſchen Grundfägen beruhenden Methode, die
bei @ebirgen und Ebenen etwas verfchieden iſt.
**) Der Oberforſtmeiſter Hat feinen amtlichen Wohnfig
- auf dens fogenannen Burgſchloß über dem Städtchen
Neuenburg.
7 J
Langenbrander,
Liebenjzeller,
Naißlacher,
Wildbader,
Herrenalber und
Zarelſteiner;
zugleich · die Wohnſitze der Foͤrſter und Oberförfter,
mit Ausnahme des Foͤrſters zu Langenbranud, wel ⸗
cher zu Waldrennach wohnt.
Ehemals enthielt dieſer Oberforſt
52000 Morgen *) herrſchaftliche oder (nach der
jegigen Beſtimmung und Benennung) Krons
waldungen;
28000 zum Kirchengut gehörige, in 2 Forſtverwal ·
tungen zu Hirſchau und Herrenalb getheilte,
und
54000 Morgen Gemeinde» und Privatwälder.
Von den Kirhengutswäldern liegen nur etwas
über 20000 Morgen eigentlih im Schwarzwald,
weil von der Zorftverwaltung Hirſchau zwiſchen 7
und 8000 Morgen jenfeits dem Nagolbfluß, außer⸗
halb dem Schwarzwald, gegen den n Eronberger Ober⸗
forſt hin liegen.
Nach neueſter Anntheimng aber fallen hinweg
*) au 10 a6fhuhigen Quadratruthen jeder gerechuet.
A. d. VB.
75
das Hoffletter Mevier mit 7465 Morgen Krone
wälder,
Sprollenhaus od. Enzkloͤſterle 670° —
i Summe 14335 —
welche dem Altenſtaiger Oberforſt zugetheilt worden
find.
Reſt alfo noch
37665.
Dazu kommen nun wieder die nad) neuerer König.
lichen Verordnung mit ben Rronwäldern vereinigs
sen Kirhengutswaldungen mit
20000 Morgen ;
alſo enthält dieſer Oberforft dermalen
57665 "Morgen Kronwälder,
weil fi in denen abgegebenen zwei Nevieren an
den angränzenden Altenflaiger Oberforft Feine Kir-
chengutswaͤlder befunden haben.
Und was die Gemeinde» und Privatwälder
betrifft, fo fallen die Gemeindewaͤlder der Stadt
Wildbad mit einigen hundert Morgen hinweg, wel⸗
che in dem Enzkloͤſterle Revier liegen, und bei dem
Sofftetter Nevier Gemeinde» und Privatwälder uns
gefaͤhr Soa Morgen. Im Ganzen vieleiht 1000
Morgen, hoͤchſtens. Alſo reftiren noch
83000 Morgen.
Summe. aller Waldungen dieſes Ob erſorſts
200668 Morgen.
76
B. Der Altenflaiger Oberforft
enthält nach der neueften Eintheifung a1 Reviere,
nemlich Altenftaig,
Enzköfterle,
‚Hofftetten,
Groͤmbach,
Pfalzgrafenweiler,
Schoͤnbronn,
Simersfeld,
Thumlingen,
Nagold,
Ober » Zettingen,
Horb, und
2) Koͤnigliche Kronwaldungen mit
Einfluß der Kirchſpielswal ·
dungen oo 0 000.
2) Spital« und Stiftswaldungen
3) Commun · oder Gemeindewals
dungen . 2 2 0 2 0 e
4) Gutsherrſchaftliche ( Grunds
herrlihe) und Privatwals
dungen . oo 00.
Summe 101788 Morgen.
Davon gehen ab von ber Ober» Zettinger Huth
oder Revier, welde über dem Nagoldfluß, alſo
außerhalb dem eigentlihen Schwarzwalde, liegt,
das hier vorkommende Ungerade, und zwar auf
42140 Morgen.
ga —
40,85 —
17548 —
7
alle 4 vorkommende Arten Wälder fo ausge
theilt, daß die Gemeindewälder den größten
Theil ausmahen, mit 1788 Morgen, verbleiben
alſo bei diefer Annahme 200000 Mörgen.
C. Der Freudenſtadter
enthält bermalen 9 Reviere,
nemlich Alpirſpach,
Beiersbronn,
Dornſtetten, iz
Freudenſtadt,
’ Iselsberg; ber Foͤrſter woßnt zu He⸗
ſelbach.
Schömberg,
Schwarzenberg; der Foͤrſter wohnt auf
| der Slashütte.
| Sulz, \
| Sterneck; der Oberförfter wohnt zu Uns
| - terbraͤndi.
Die Kronwaldungen ſind nach einer alten Schaͤtzung,
die man aber nicht fuͤr richtig halten kann, auf
67462 Morgen taxirt. Nach den neueren Vermeſ⸗
fungen betragen aber ſchon 5 Reviere 75000 Mor⸗
gen und barüber ; und wenn der ganze Forſt ges
meſſen wird, können 90000 Morgen, vielleict noch
mehrere, herauskommen.
78
Gemeinbewälder ungefähr . . 6000 Morgen.
Gutsherrliche und Privatwaldun⸗
gen ungefaͤhr . . . . 24000 —
Spitale und Stiftswaldungen . 2000 —*)
Im Ganzen alſo 121000 Morgen,
wenn 90000 Morgen als Kronwaldungen angenem-
men werden. .
Der Koͤniglich Wuͤrtembergiſche Autheil des
Schwarzwaldes enthält alfo
311665 Morgen **)
Waldungen, zufammengefegt aus den Arten als
dungen, welde im Vorhergehenden benannt find;
darunter aB9805 Morgen Kronwälber. ’
I. Der Großherzoglich Badifche
Antheil
enthält:
Ron dem Oberforftamt Karlsruhe
A) Borftinfpection Pforzheim
5 Reviere;
Pforzheim,
Eusingen,
*) Da die meiften diefer Waldungen das alte Maaß
haben, fo Fann man etmad ‚mehr annehmen, ungefähr
den vierten Theile
**) zu 150 ı6fuhigen Q. Ruthen jeder gerechnet.
79
Huchenfeld,
Buchenbronn,
Langenalb 23000 Morgen Rheinlaͤndiſch
wu 160. adfhuhigen
. Q. Ruthen ·
B) Forſtinſpection Ettlingen
2 Revier:
Schellbronn : 8596
© Forſtamt Eberftein
4 Reviere:
Scheuren,
Yernfpag,
Forbach,
Gauſpach 33597 Morgen.
Scd ifferſchaftliche Waldmeifterei von Gernſpach
NB. Die Waldungen des geſammten Badiſchen
Schwarzwaldes gehoͤren entweder
1) der Landesherrſchaft,
2) Standes. und Grundherren,
3) Gemeinden,
4) Kirchen und frommen Stiftungen,
5) einzelnen Privatperfonen, und
6) ganzen Geſellſchaften.
Ale beſitzen folhe entweder als reines Ei
genthum oder zuweilen als Lehen von ber
Landesherrſchaft.
80
Forbach angeblich 18000 Morgen *).
Hier wird bemerkt, daß die fämmtlichen Waldun ⸗
gen des Korftamts Eberſtein um wenigſtens ein
Drittheil oder ein Wiertheil größer feyn dürften,
als fie gewöhnlich genommen werden. B
Die Schifferwaldungen, ſo wie die meiſten
Gemeinde- und Kirchenwaldungen, find nicht ver⸗
mieſſen, ſondern bloß approximativ dem Flaͤchenge -
halt nad) ſchon vor 29 Jahren taxirt worden.
Rom Oberforftamt Raftats
D) Sorftinfpection Baden
6 Meviere:
Herrenwieſen,
Hundsbach,
Waldenſtein,
Beuren,
Malſchbach,
Vaden 36500 Morgen.
NB. Bei diefer Angabe if das Vorgebirg des
Schwarzwaldes vom Rheinthale aus weggelaſſen.
Vom Oberforftamt Schuttern ö
E) Kinzig⸗ Infpestion.
9 Reviere:
Gengenbach,
Petersthal,
H ſehr wahrſcheinlich 24000 Morgen,
Ri . a
Griesheim,
Durbach,
Allerheiligen,
Nordrach,
Oberkirch.
Kirchenwald...23 Morgen.
Grundherrliche und Pri.
datwälder © 2 2. 210007 —
Gemeindewaͤlber . . Ah .. —
Die Herrſchaftlichen Walbeiftrikte findımir vicht ge
nau befannt worden, fo wie fie im eigentlichen
Sqhwartwald liegen, oder auf dem fachen Land *).
F) Vorſtiuſpection Ahern,
Basbacher Forfirevier 3669 Morgen Herr⸗
ſchaftliche Gebirgewaldung. oT
In dem Ulmer Nedier, wovon auch ein Theil
im Gebirg liegt, 2997 Morgen.
IB. Streng genommen gehören dieſe Walber zum
Vorgebirg des eigentlichen Schwarpwalbes,
Vom Ob erforſtamt Freiburg, odeſſen Herr⸗
ſchaſtliche Waldungen im Ganzen :&zazı Morgen
) Sie betragen 22643 Morgens ein Drittheil mit
75947% Morgen können davon als zum Schwarzwald
gehörig angenommen werden, auch eima-wicht.
6
betragen, kann ungefähr ein Dritcheu mit 10673;
Morgen zum eigentlihen Schwarzwald gerechnet
werden.
G) Borftinfpection der El;
8 Gorftreviere :
Waldkirch/
Simonswald,
Tryberg/
St. Georgen,
Hornberg,
Vmingen,
Woldtirch,
Zaͤhringen.
Kirchenwalbungen · . 319 Morgen.
Gemeindewalder .. 84178 —
sis VDrivetwaͤlder. 204144 —
Ba) Oberbrenfam Safnsin
29 Reviere:
&. Peter,
Oberried,
Ebnet,
Hürden,
St. Märgen, -
Littenweiler,
Saͤckingen,
+ Blashätte,
Mönfterthal,
Kirchofen.
83
Kirchenwaldungen .. 213 Morgen
Gemeindewaͤlber . . 31826 —
Privatwälder . . . 140 —
D Oberforſtamt Kandern
6 Reviere:
Oberwies,
Fahrenau,
Tegernau,
Schoͤnau,
Todnau,
Zell.
Herrſchaſtliche Walder. 6625 Morgen.
Kichenwiber . 2... 145 —
'Gemindewäler . . 2725 —
Privatwälder . - . 12098 —
Dom Oberforftamt &t. Blaſien.
HK) Alb» Infpection
5 Reviere:
Schluchſee,
St. Blaſien,
Todtmoos,
Wolfsboden,
Huͤttenhof.
Herrſchaftliche Waͤlder. 17626 Morgen.
Semeindewälder . . 106900 —
Privatwibr . .. Go o—
. 84
1) Schwar zach und Schlucht
- 5 Reviere
Gravenhauſen,
Waldehuth /
Sin,
Ewatingen,
Bondorſ.
Herrſchaftliche Wälder . — Morgen.
Kirchenwaͤlder .
Privatwäer - . » su _
Gemeindewaͤlber . . 20478. —
Auswärtigen Perfonen j
vigehärige Winter. vo .—_
Der Srshenegich Babiſche Anıpai enthält
alſo im Ganzen
400803 Morgen
von dieſen verſchiebenen Waldungen, dem Eigen⸗
thume nad, wovon bie Landedhertſchaſt 155050
Norgen ef
\ 85
II. Dee Hoc fuͤrſtlich Fuͤrſtenber giſche
Anteil
enthatt
A. Im Donausfhiuger Oberforſt
Herrſchaftliche oder dem Herrn Fuͤrſten gehörige
50500
Jauchert, jede zu 25000 Nürnberger Duadratfhur
ben gerechnet *);
Geweindewaͤlder . 63400 bergl.
Privatwälder . . 28400 bergl.
welche in folgenden Revieren vertheilt liegen :
2) Oberförfterei Waddhuufen.
Revier Donauefdingen, .
Huͤfingen⸗
Mundelfingen,
Waldhauſen,
Krahenbach,
Lenʒkirch,
Neuſtadt,
Eiſenbach,
*) Dieſes Meat iR — 37,65 Qusdrateuthen nach dem
Rheiniſchen Mau; und salfo.,.ida 160 noͤſchudige
Quadratruthen — einem Rheinlaͤndiſchen Morgen
find, eiwaß mehr, ald ein Hakher folder. Mor-
gen.
A. d. V.
86 '
Hammereiſenbaͤch, on
Voͤhrenbach,
Herzogenweiler,
Wolterdingen. ) ö
2) Oberförfterei Geifingen.
Revier Hochemmingen, /
SIppingen, ° j
Bachzimmern,
Möhringen, .
Geiſingen,
Auffingen,
Gutmadingen,
Unterhoͤlzern,
Leipfertingen,
Hondingen,
Blumberg.
3) Oberfoͤrſterei Stuͤhlingen.
Revier Stuͤhlingen,
Schwaningen,
Horrheim.
Der Oberforſtamtsbezirk Donaueſchingen, ganz in
Großherzoglich Badiſcher Hoheitsgränge gelegen, iſt
von jenem zu Wolfach durch die Badiſchen Amts⸗
bezirke von Willingen, Zryberg und Hornberg ganz
getrennt, und umgrängt die Badiſchen Bezirksam⸗
ter Engen, Huͤfingen, Blomberg, Löffingen, Stuͤh⸗
lingen und Neuſtadt.
\ rd
Außer den Oherfirfterein Dezirk Engen im
\ une! in bie Reviere
Emingenabel,
Engen/
Bittelbronn und
Krůͤgerthal
getheilt, duͤrfte der übrige Theil ganz zum Schwarp
wald gezaͤhlt werben.
Den Abzug genau an dahin gehörigen, alfp.
von obigen abgehenden Wolbflähen anzugeben, ift
mir nicht möglich geworden‘, moͤchte aber doch un
gefähr 10,000 Jaucherte aller drei Kafen bes
tragen.
B. Im Oberforſtamt Wolfach, aus 6 Re
vieren beftehend,
nemlich Rippoltsau,
Wittichen,
Wolfach, Sitz des Oberſorſtamts.
Hauſach,
Haßlach/
Steinach,
enthalten:
Herrſchaftliche Wälder 8974 Rheinl. Morgen.
Gemeindewaͤlber + 4835, —
Stiftungswaͤlder ..8003 —
Privatwaͤlder44616 —
Summe 81445 —
2
Wenn’ nun obige Jaucherte ded Doneneſchin-·
giſchen Oberforſts als halbeer Nheinltn diſchen ange⸗
nommen, und wegen ber’ Obetfbriterei Engen
20000 Jaucherte == 5000 Rh: Mörgen abgezogen
werben, fo kommen 67150 Rjeint:- Morgen heraus;
fegt man wegen dem Oberforſtamt' Wolfah 31445
NH Morgen Hingu‘, fd bettägt: das · Ganze: ghbos
RH. Morgen; und daraus der ganze Schwar tvald
Aqhtmatbundert zehentauſend fünfhunderr fechaig
DRG Morgen,
oder in runder Zahl: 800,000 Rh. Morgen.
NB. Die Wuͤrtembergiſchen Morgen find etwas
.. ‚Heiner, ols die Rheinlaͤndiſchen, welche aber
" größeneheil dadurch ausgegiichen werden, daß
die Jaucherte im Fuͤrſtenberg. Oberforft Donaus
fingen nur für halbe Rheiniſche Morgen arts
"genommen find. Uebrigens bemerke ich noch, daß
eine onfehntiche Morgenzahl abgehen mag,
was nicht Wold ik und Wald feyn
kann, 4.8. Wege, Suͤmpfe, holzloſe Platten ic.
— was beifpielsweife der Umſtand mit beweifl,
daß blos in der K. Würt, ehemaligen Forſtver⸗
\
woaltung Herrenald, bie 24284 Morgen Walde ⸗
pläge zählte,” abjuziehen waren: Wege und
Straßen 61 Morgen, "Bau und Mähfeder
gı4 M. und’ holzlofe Platten rübt M., im
Ganzen alſo 4257 Morgen !
Zmeiter Haupsabfihnitt, B
Ja Clare Ps Behand der Wälder
im Ganzen genommen prädominirend
A Weißt ammnen.
Daher auch der Name Schwarzwalb entſtanden
fehn mag, weil beſonders bei Negenwetter biefe
Ve dunbelgruͤn, ſchwaͤrzlich ausſchen.
B. Rothtannen det Fichten
fndet mon auch anf anſehnlichen Waldflaͤchen, und
eben ſo
C. Kiofern oder Forlen; aber
D: Baden, und
E.eignh \
nehmen nur ein mäßiges Areal ein.
—
*) Berk iefen $ dein dorkommenden Hatıpthofarten
=" Mibel'isan 2) Die Weißtanne im ganzen Gchmari«
!
Dirfe 5 Hoharten Fommmen rein vor, nad
der forſtlichen Kunftiprache, d. i. weder unter ſich
nod mit andern Holzarten gemiſcht. Allein außer
diefen kommen nod vielerlei Mifhungen vor,
und zwar befonders
1. Weiß: und Rothtannen
ſtark md in anfehufichen Abtheilungen ‚in vieler,
lei nicht genau anzugebenden Verhältniffen der Ans
zahl nad) auf jedem Morgen.
Im mittleren und oberm Theil des eier
waldes vorzuͤglich.
U. Weißtannean und Forlen
erſtere meiſtens prädemimirend, im Ganzen: nicht
ſehr häufig; mehr nur im mittleren Theile des
Sqwarzwaldes, gegen Oſten und. Sühofen hin.
. DI. Fichten und Kiefern
in verſchiedenen Verhältniſſen, der Anzahl. nach⸗
wald, doc im untern etwas mehr als in andern
heilen; 2) die Fichten oder Rothiannen mehr im
mittleren und oberen Schwarzwald ; 3) die Kiefern
im ganzen Schwarzwald in allen Theilen; 4) die
Buchen mehr im unteren und oberen Schwarzwald;
5) die Eichen im unteren Schwarzwald und gegen
die ſuͤdweſilichen und weſtlichen @ränzen Ni ‘
A. d. V.
91
unter ſich; in vorbenannten Theilen bes Schwarj ·
waldes vorzüglich.
IV. Weißtannen und Rothbuchen
in ſehr großen Abtheilungen, uͤberhaupt ſehr haͤu⸗
fig, und bei verſchledenen Verhältniſſen gegen ein⸗
ander; doch meiſtens präbominiten die Weißtannen.
Im nördlichen unteren Theil des Schwarzwal
des, vorzüglich, aber auch im nordweſtlichen und
weftlihen Theil.
V. Weißtannen und Eichen
in geringeren Abtheilungen. Erſtere präbominiren
gewoͤhnlich ſtark. =
Im nördlichen und im mittleren Theil mehr
gegen die Gränzen Bin.
VI Kiefern und Eiden.
Erſtere prädominiren mit feltener Ausnahme, Disfe
Miſchung kommt im nördlihen Theil bis gegen die
Mitte hin vor, immer mehr gegen die Graͤnzen
bin, oder doch nicht tief im Schwarzwald,
VU. Roshtannen und Eichen.
Erſtere ſtark prädeminirend,
Im wittleren Theil mahr gegen Oſten hin
vorzügli in geringen Abteilungen,
93
VI. Kiefern und Birken
im oͤſtlichen und füdlihen Theil, ziemlich felten
und in geringen Waldtheilen. Erſtere gewoͤhnlich
prädominirend«
w. Birken, Forlen und Eichen;
X. Birken, Borlen und Rothtannen;
XI. Eihen, Birken, Forlen und Roths
" tanneni \
XII. Eihen und Birken,
„ gegen die Mitte des Schwarzwaldes in geringeren
Adtheilungen.
XML. Beißtannen, Kiefern, Buchen,
Eichen, Birken
an manchen ziemlich hohen Bergwaͤnden im untern
heil des Schwarzwaldes, in mäßig großen Abs
theilungen und nicht Häufig.
NB. Oben auf dem platten Nüden dergleichen
Berge, die gewdhnlih trocken und fleinigt
find, ſtehen Kiefern und Birken. Im gan.
sen Berg zerſtreut fiehen Weißtannen , wels
che präbominiren. Cinzeine Eichen ſtehen
gegen das Thal Hin, und Buben kommen
B an. der Hanyen Abdachung bin ‚zerfivent im
mehr einzelnen Stämmen, Deien auch
in Gruppen, vor.
In kuͤnſtlich gefäeten Anlagen von verſchiede⸗
ner Größe kommen Lerchen ganz rein, oder mit
Birken oder mit Kiefern gemiſcht, vor. Und
auch durch Pflanzungen entftandene veine
Abtheilungen trifft. man von biefer urſpruͤnglich
nicht im Schwarjmatd vorhandenen Holzart an,
ſowohl im Kön. Würtembergifgen, als Großheri·
Bebiſchen Antheil.
ie dernalder find mie im Schwarzwalde
rein ganz wenige, und nur Birken auf klei⸗
sen Plägen vorgelommen; aber mis viekeis
Holzarten gemifcht, mehrere.
So befinden ih z. B. im Altenftaiger Obere
forſt, K. W. A. Schw., in dem Mapölder Bes,
die, mehrere Waidtheile, z. B. am Schloßberg,
‚ar der Chauſſee nach. Pfaligrafenweiler Hin zu bei⸗
. ben, Geiten auf eine halbe Stunde Entfernung
won der Stadt, bei Rohrdork, we
' Eichen,
Baden,
Hainbuchen,
Birken,
Aſpen,
4
Yarın,
Sahlweiden,
Vogelbeere,
Hartriegel/
Liguſter ıc.
in verſchiedenen Verhaͤltniſſen gegen einander, und
zuweilen in Gruppen vorkommen,”
» Zerner in dem Schoͤnbtonner Revier, bei
Wildberg, Bulach zc.,. bei Calw, beim Geſund⸗
brunnen Deinad x.
Im Oberforft Neuenbürg, 8. W. A. Schw,
in den Schemberger und Schwanner Revieren,
‚ mehr gegen die milderen Graͤnzen hin *%). — In
Sem oberen Schwarzwald, und zwar im Hechfuͤrſt⸗
lich Fuͤrſtenbergiſchen Dberforft Donauefhingen,
derhmen in 17 BRevieren-Dieberwälder vor, die eis
, *) ‚Die Umtrieböperiobe iſt zu 25 bis 30 Jahren ange ⸗
nommen. Wo viele Eichen und Buchen im Ober»
Holz und Unterholz vorfommen, hat letzterer Tur⸗
nus fart; und wo dieſes nicht iR, und mehr ſchnell
wachſeude weide Hölzer Ad. vorfinden, gilt
die erfiere ürgere Iimtriebperiode. Buch bei dem
Burgſchloß Neuenburg befindet ih ein Niedermald
von mehreren Morgen, wo die Hainbuchen und
Maſtbuchen fehr prädominiren; übrigens aber ges
meine Ahorne, Linden, Eichen, Birken, Bogel«
beere zugleich vorkommen und Haſeln.
. Li d. V.
%
nen 40jaͤhrigen Zirenns..haben. I wanchen dee
Hleihen Wäldern, bie Bemeinben und Privasen
gehören, werden bie Haushgen, früher vorgenom ·
men , und fon wit 20: Jühsen,
Als wine ber feltenfen Mifhungen üben
haryt betrachtet, kommen im Neuenhurger Okt
forſt, an der Hirſchauer Steige, unſern dem gleiche
namigen Kloſter, Weißtannen ſehr ſtark praͤbomi ·
nirend, mit mehreren rauhen Ulmen (Ulmus Sa-
wiva Burgsdorfii) vor; fo wie auch Weißtännen-
waider vorhanden find, wo gegen: die Thaͤler hin
mehrere weinblätterige Akorme gendhnip
in &ruppen vorkommen.
Ferner dergleichen Waͤlder mit gan wenigen
Heistuden gegen bie. Thaͤlet bin - .
‚Weil aber diefe Miſchuns nur. wenige, Doreen
won den. mehr besrädsliheren Waldtheilen betriſfft
und „beikiumte: Päge,. io Tau man bergkeichen
Seltenheiten Eeine gemifchte Wälder ‚beißen,
und bei der Behandlung: des Ganzen fein Raͤd⸗
fiht nehmen , mar ſon viel, daf dergloichen mäglihr
Hölzer, die im Schwarzwald übrigens — id
im Werth: And, erhalten werden⸗ u
In dem GHechrärftiie Briefenkersiihen, Den
forkamt Wolfach, auf der Bränze des eigentlichen
Scywarzwaldes ; kommen aub Hauberge (ber
nahe wie im NaffewsSiegenfhen) vor, dio bier
in einem aa bis aöjährigen ‚Umtriehe Beben , mt
E
wicien, Eichen, CEieen rund Göfeiekuheen ber
wodrten find, und omf Wagnerhotz⸗ ‚Litheiterholg
(mehr Kiappernholz) Ftoßwie den, mb zu ‚Berune
lohe die Rinden von aflazen benutt werden. Tach
dem Abtrieb werben fie einmal als Fruchtfetd, und
ſynter zur Meide benutzt, fahen. de: Gier under
Feine fertigen Bere. -
1
In einzetnen Stämmen chabs ich in dew
Sqhwarzwalde folgende Behand aber weile
ger. wonkommen umgäisoffen. : -
In Waͤldern fe:
Du weinsiätteige Auen, «Acer guentoplamanı,
Ber aan Ahern , Acer plätänoides.
Die 'Kraubenlirfipe, prunus yadus; am -Gaum
Be Wilon gegen bebaute unb Sewehate Pud⸗
J in.
Die Abe, Populus weile; : E u
Dit Mehldeerbaum, Cratuegus aria, L.
Die Beyelbiste:, Borbus aucuparia,
Da Arlsbeerbaum, Cratasgus "torzainklis, Ly
nur ander noͤtdlichen Graͤnze.
DSie BVogelkirſche, Prunus avium, L.
Die Eſche, Praxinus 'exeelsior ; von Atem,
ab mir an den Graͤnzen.
Die wilde Wirno, Pıyrus 'pyraster, L..
9
Dit Winterlinde, Tiha parvifolie:
Der wilde Apfelbaum, Pyrus malus.sylvestris, L,
Die Schwarzerle, Betala alnus glutimosa.
Die glatte Ulme, Ulmus campestris.
Die raufe Ulme, Ulmus Sativa- Burgdorf:
Die Hainbuche Carpinus betulus, °
In Gaͤrten und defendern Anlagen:
Prunus cerasus.
— domestiea.
Tilia grandifolia; im Deinach.
Lerchen, Pinus larix.
Beihmonthskiefern, Pinus strobus ; im Hagen⸗
ſchießwald bei Pforzheim.
Canadiſche Fichte, Pinus Canadensis; ebendaſelbſt.
Der Zulpenbaum, Liriodendron tulipifera ; in
den Anlagen bes Geſundbrunnens Wildbad *); .
Die weißblühende oder unaͤchte Akazie, Robinia
pseudoacadia; beim Burgſchloß Neuenburg.
Der Kleebaum, Cytisus laburnum ; in den An
lagen des Deinachs.
Cytisus nigricans; ebendaſelbſt·
) Wurde im Wintet 1863 mit Laub dict bebedt,
und im Srühjahr nicht bald aufgededtz erhielt ſich
= Jahre 3 ob länger, if mir nicht dekannt gemor«
den, ift aber au bezweifeln, 40.8
7
3”
Berner Sträudher und fhandenartige Ger
waͤchſe.
Ilex aquifolium , Stechpalme; zuweilen baumar⸗
tig. — Im Freudenſtadter Oberforſt fand ih
eine Varietät ohne Stadeln (inermis).
Crataegus oxyacantha und monogyna.
Lonicera nigra; beim Wildbad in einer Wald-
ſchlucht mehrmals.
— xylosteum.
Prunus spinosa.
Acer campestre, Mafholder, Feldahorn.
Rhamnus catarcticus.
— . frangula,
Viburnum lantana,
— ‚opulus.
Cornus sanguinea; Cornus mas; in Gaͤrten blos.
Juniperus communis.
Corylus avellana.
Salix aurita.
— pentandra.
— viminalis.
— triandra.
— caprea.
Rosa canina.
— alba.
— spinosissima.
— cinamomea.
— lutea; in Gärten.
Spiraea opulifolia; in den Deinachs⸗Anla—
— salicifolia ; ebendafelbft.
— hypericifolia; ebendafelbfl.
Robinia hispida ; ebendafelbft.
Lonicera alpigena und caprifolium.
Rubus caesius.
— fruticosus.
— idaeus. m.
Ribes alpinam. .
— grossularia; in Gärten.
— uva crispa; in Gärten.
— rubram; in Oärten,
— nigrum; in Gaͤrten.
Evonymus europaeus,
Ligustrum vulgare.
- Sambucus nigra.
_ racimosa,
Vaceinium vitis idaea.
Daphne mezereum.
Clematis vitalba.
Spartium scoparium.
Colutea arborescens; in den Deinachs : Anlagen.
Coronilla emerus ;. ebendafelbfl.
Genista tinctoria.
— pilosa.
— _ germanica.
Ononis spinosa,
Solanum dulcamara,
100 .
Behandlung
der
reigen Weißtannenwälder
im Shwarjwalb
Man Tann biefe Holzart nur dann fiher aus
Saamen natuͤrlich nachziehen, wenn ber haus
bare Beftand des Waldes fo viele zum Saamentra⸗
gen tauglie und wirklich tragbare Staͤmme ent»
Hält, daß jeder derſelben den andern mit ben Sei⸗
tenzweigen an der Krone berührt; und diefes kann
mur in mehr eben gelegenen Walbtheilen fo
vorkommen. In Gebirgshängen, wo bie
Bäume über einander ſtehen, muß man Mite
tags bei Sonnenfdein die zum Hieb beftimmten
BWaldpläge durchgehen, und bei Bezeichnung der
zu fällenden Stämme es fo einzurichten ſuchen, daß
die Sonne nicht auf den Boden fcheinen kann.
Diefe Holzart hat ihre Zapfen gewöhnlich
mehr am Gipfel und deſſen nachbarlichen Seiten⸗
* zweigen, welche auch felbft bei der Meifung über
ſich Rechen.
» ‚101
Der Saame if der größefle und ſchiverſte bei
denen “im Schwarzwalde vorfommenben Madelhoͤl
zern.
Er will ſchlechterdings im ſanften Schatten
der Mutterbäume und unter deren Schuß aufs
wachſen, denn in allen andern Fällen gebeiht der
Anflug fhledhter oder gar nicht; daher dieſe
eben beſchriebene Verjüngungs ‚Stellung
awedinäßig und nothwendig if.
In ebener Lage, aud auf Plattformen der
Gebirge, werben dieſe Wälder in der Regel von
Mordoft gegen Suͤdweſt, oder von Often nah Wer
fien angehauen ; allein die Richtung der Berghänge
und der Thäler nöthigt zuweilen den Forſtmann,
als Ausnahme von biefen Regeln gegen andere
Weltgegenden zu hauen, aber immer’ fol es gegen
den Windſtrich geſchehen.
Dabei darf nicht vergeſſen werden, einen ſoge ·
nannten Mantel oder Streifen von ungefähr Bo
bis 100 Zuß Breite nad ber ganzen Form
des Waldes (oder des Hiebs) gegen die ges
ſahrlichſten Windfeiten zu erhalten *), aus dem
dichten und erwachſthen Beſtand gebildet.
*) Würde man z. B. von Morgen gegen Abend ben
Hieb führen, und der Mantel wäre nur ayf dieſer
Eder Abendfeite ) angebracht, fo Eönnte der Suͤd⸗
md Suͤdweſtwind noch vieles ſchaden; wenn aber
103
Dieſer Gtreifen wird fo lange erhalten , als
Stämme auf: der abgetriebenen Flaͤche ſich beſin⸗
den, bis der Anflug vollfam und in einer Höhe
von mehreren Zußen vorhanden if.
Ze höher bie einzelnen Stämme find, welche
den Mantel bilden, deſto beffer wird derfelbe ſchuͤſ
zend bei Stürmen für die noch ſtehenden Bäume,
überhaupt für einen größeren Theil derfelben. —
Aber defto gefhloffener müflen auch dergleichen
Stämme gu ihrer Selbfterhaltung ſtehen.
Bei ber angegebenen Höhe bes Nachwuchſes
tanıı nun der Mantel auf einmal kahl hinweg
genommen - werben ( weil bexfelbe wegen geringer
Breite fogar durch die dunkle Beſaamungeſtellung
nicht gegen Stärme geſchuͤtzt if, und noch weniger
bei den folgenden lichteren Stellungen), und mit
wenig Kiefern» und Weißtaunen · Saamen gemiſcht
kuͤnſtlich beſaamt werden, und zwar fo, daß die
Kiefern ald Vorſaat vortommen, und die Weiße
tannen im folgenden Jahr nachgeſaͤet werben *).
Sn Zukunft widerſteht diefe Mifhung, in web
auch auf diefen beiden CoBfäprtihen ) Seiten der
Mantel ſich hinzieht, fo ift Diedfald nichts zu bes
fürdten. "
. A. d. V.
*) Wenn dieſer Mantel an keinen andern Wald uns
mittelbar angrängen follte ober nur. an einen jun
403
her die Kiefern präbominiren, ben Stuͤrmen beffer
als reiner Weißtannmbeftand.
Ehe die dunkle Vefaamungsitellung in den
haubaren Weißtannenbeſtaͤnden gebildet wird, muß
man in mehr ebenen Gegenden anterſuchen, welche
einzelne Stämme die hoͤchſten find, und über die
andern flarf hervorragen ; diefe werden, wie bie
Erfahrung lehrt, am leichteften und gewiſſeſten von
den Stürmer umgeworfen, oder nad) dem Schwarz
wälder Ausdruck: ausgewuljt. Die Luͤcken davon
erleichtern den Eingang des Windes , und vermeh⸗
ven die Gefahr für den ganzen Platz. Wenn fie
aber vorſichtig, ohne (Karte) Beſchaͤdigung der nes
benſtehenden Bäume gefällt und herausgeſchafft,
und wenn rund um bie dadurch enttflandene Eleis
ne Luͤcke viele Stämme regelmäßig erhalten Wer«
den, dann ift nichts diesfalls zu befürchten.
gen Beſtand, der alfo für erſteren feinen Schatten
und Schutz gewähren kann, fo kann der Weißtans
nen » Saamen erſt im zweiten Jahr zwifchen die in "
Ninnen gefäeren Kiefern im Oerbſt ausgeſtreut
werden, wenn eittige Hoffnung des Gedeibend ſich
ergeben fol. Die Entfernung der Rinnen von ein»
ander, nemlih 2 Fuß, verhindert das Unterbrüf-
Ben der Tannen durch die Kiefern. Auch Eönnen
im dringenden Gall die ſchaͤdlich werdenden Kiefern
aum Theil herausgenommen werden.
. Lu d. V.
108
Gs iſt zwechmaͤßig, dab anſehnliche Fla—
Sen auf einmal zu dieſem wichtigen Zweck der
natärlihen Befaamung. eingerichtet werben,
wenn es dev Beftand erlaubt; denn angenommen,
man hätte, um den (jährlichen) Bedarf zu gewinnen,
50 Morgen nöthig, es wäre aber aus Beobachtungen
richtig, dab alle 4 Jahre der Weißtannen, Saame
in der Gegend gerathe; fo koͤnnten 200 Morgen
fo angehauen werden „. daB im vierten Jahr das
Ganze die möshige dunkie oder eigentliche Beſaa-
mungeftelung erbielte, und fo bleibt das Verhau⸗
niß in aͤhnlichen Faͤllen bei 5.6i6.6 Jahren: : Bis
zum ‚vollen Saamenjehr kann man biefe Wirth⸗
ſchaft Plentern — aber nicht eigentlich
nach dem Schwarzwälder Ausdrud Semmeln —
heißen *R
Wo die Weißtanne reine gute Veſtaͤnde
bildet, und mo von Stuͤrmen nicht vieles zu bee
fürdten it, wo alfo die Achte Befaamungsr
“Weit bei der Femmelwirt hſch aft immer nu
die ſaͤrkſen Stämme, ohne befondere Ordnung
hinfichtlid der Merjüngungsftellung , und ſogar
mehrere neben einander , gewöhnlich zuerſt Hollan⸗
der: Ploͤcherholz; bei der Pienserwirchfdaft
aber im den meiſten Gällen Staͤmme zu Baus,
Sig · und Brandholz zu gleicher Reis heraude
genommen werden.
HR
"4108
fkellung möglich wird, da muß alle Worſicht
angewendet werben, wieder reinen Nachwuche
davon zu erziehen; weil diefe mägliche Holzart nicht
bei jeder Lage, nie bei jedem Boden fort
kommt, und weil fie kein fehr rauhes Klima
und keine fehr Hohe Lage — ohne Schaden für
die. Vollkommenheit der einzelnen Stämme — er
tragen kann. Die Mifhung im Mantel kommts
Hier in. keine befondere Betrachtung.
Es Binnen fih weniger Unkräuter anſie⸗
dein; «8 wird mehr gleihförmiger Nach-—
wuds, bem Alter nad, ergeugt, was für bie
Zukunft befonders wichtig if; und es laſſen ſich
eher Moßregein für fihere Erhaltung treffen; ſo
wie der Wildfraß bei. großen Plägen nicht fo ver
heerend werden kann, wenn die Anzahl nur gering
iſt. „Dies ift der Nugen und Zwed von großen
Bieben. ..
Die befonderen Sicherheitsmaßregeln beſtehen
darin, daß der ganze Plag, wenn er vellſamen
Anflug zeige, mit einem leihten Zaun verfehen
wird, welcher aus 4 über einander abwechſelnd in
durchloͤcherten Pfoſten durch Einſchieben beleſtigten
Stangen gebildet wird, und eine Höhe von wenig.
Mens 4 Buß haben muß. Diefe Stangen werden
von jeder Holzart genommen, die fi in der Nähe
befindet, in der Qualität , daß ſich Beine ſchoͤnen
©tämme von ihnen erwarten laffen,
106 ö +
Den Forſtlaufern oder Streifen wird es zur,
erſten Pfliht gemacht, vom Frühjahr nad) Abgang.
des Schnees an gerechnet bis zum Gpätiahr taͤg⸗
lich dergleichen natürliche Saatplaͤtze zu begehen, '
und gegen eine billige Belohnung in gutem Stand
zu erhalten. Gin ſcharfes Beil zu Faͤllung ber
Stangen, das fie bei fih führen Eönnen, erleich ⸗
test die ſchnellen fehr nöthigen Reparationen.
Die neu eingefegten Stangen werden bem
Mevierförfter angezeigt, von ihm beſichtigt (fo wie
die morfchen alten), und vierteljährkip der billige
Verdienſt atteflirt, damit die Bezahlung unbefchwert
von derjenigen Behörde erfolgen kann, welche da⸗
mit beauftragt if.
Mich Hat die Erfahrung belehrt, daß weder
die firengfte befohlene Aufſicht ber niede
ven Forfibedienten, noch die Arengen Strafen
gegen Frevler, dem Zweck entſprechen. Wer wi
die vielen einzelnen Walbhuͤtten- Bewohner auch
naͤchtlicher Weite hüten und hindern , daß ihr Vieh
ſolche Pläge nicht findet; — der Zugang muß
deu Thieren felbft verfperrt werden. —
Deswegen muß auf die betretenen oder erwieſenen
Frevler, welche gewaltfam die Barriere in ſolchen
Plaͤtzen geöffnet haben, die Zuchthausftrafe vers
hängt und unnachſichtlich nad Monaten voliftredt
werden ; und außerdem aud das Rehwild bier,
wo nicht ausgerottet, doch auf wenige Stuͤcke vers
4107
mindert werben, weil fie zu großen Schaden im
Beißtannen » Anflug anrichten, wovon mid. die
Erfahrung ftark überzeugend belehrt hat, und
weit fie den Zaun überfliehen, oder bei einer Luͤcke
durchfehlüpfen.
Ich habe bei meinen Reifen in viele Gegenden
des Schwarzwaldes mic fehr verwundert, im Ver⸗
haͤltniß mit der Größe diefer Waldgegenden, dem
Blädeninhalt nah, und der großen Anzaht
Hieben, fo ganz wenig dichten, hoff⸗
nungsvollen Nachwuchs von diefer Holzart,
und zwar vom jängften bis etwa zu a5jähris
gem Alter angetroffen zu haben.
Bei genauer Unterfahung , mit Nachdenken
verbunden, waren es bie verangeführten Umftände,
welche in vielen Mevieren nicht angewendet und
beachtet wurden; fo wie die mit Recht in- ihren
Folgen ſchaͤdliche, im Schwarzwald beinahe uͤberall
geführte, dort fogenannte Femmelwirthſchaft,
Die zufammen genommen bdiefen für die Zukunft
wichtigen Mangel verurfaht haben. Weiter unten
wird im eimem befonderen Kapitel das Nähere von
dieſer Wirthſchaft vorkommen, fo wie noch mehrere
andere darauf wirkende Urſachen.
An den füdlihen Bergfeiten muß zur
natärlihen Beſaamung etwas dunkler geftellt
werden, als auf den nördlichen, fowohl wegen des
nöthigen Schattens, als auch .megen Sicherung
108
gegen Stürme, mit der Vorautſetzung, baß dieſen
entgegen gehauen, und der Mantel nicht vergeffen
wird. , .
Wenn der Beſtand einer Bergflaͤche und
ber unmittelbar angrängenden Plattformen zu
gleich haubar iſt, fo if der erſtere vor der / letzte⸗
ten abzutreiben, weil die Plattform, mit hohem
Holz gut bewachſen, in mander Hinſicht für den
niedriger liegenden theils ſchützend werben
Tann , hefonders für den jungen Nachwuché,
und auch in Hinſicht auf Gturmfchaden. .
Wenn eine mit Weißtannen bewachſene Berg⸗
wand fehr hoch it, und das Ganze ein anfehnlis
des Areal bildet, fo können durch einen in der
Mitte ungefähr angebrachten Weg zwei Abthei⸗
lungen gemacht werden, von benen ber oberſte
vor dem unteren abgeholzt wird, theils um bem
Transport des Holzes aus dem Walde zu erleiche
tern, theild um ben Nachwuchs des untern Theils
mehr zu fihern.
Wenn der Anflug in mörhiger Anzahl und
Qualität vorhanden if, und umgefähr die Hoͤhe
von 1% Fus erreicht hat, fo wird der Licht hieb
geführt, und zwar mit folgenden Modißkationen:
3) daß an den nördlihen Abhängen unge⸗
führe die Hälfte derjenigen Stämme weg«
genommen werde, welche die Beſaamungs⸗
ſtellung gebildet haben,
. 409
2) Bei andern Expoſitionen aber ı nur der dritte
Theil diefer Stämme ;
3) und zwar im Spätherbfl, wenn der etwa
vorhandene Saame reif geworden, und aus⸗
fallen kann.
4) Daß die im Sommer vorher befonders
ausgezeichnete, ja nit der Aus-
wahl der Holzhauer uͤderlaſſene
Stämme bald möglihft aus dem’ Hieb gen
ſchafft werden muͤſſen.
In Hinſicht des Reinigungshiebs laſſen
ſich die Jahre nicht genau beſtimmen, wann er
geſchehen muß; die Groͤße und Vollkommenheit
des Anwuchſes, bie mehr frelere oder geſchuͤtztere
Lage gegen Stürme, die Erpofition, beftims
men.dem beobachtenden Borfimanne durch Anfchaus
ung das Nähere; nur if erfahrungsmäßig, "daß
Weißtannen länger als andere Madelhölzer das
Vorhandenſeyn erwachſener Schutzſtaͤmme unſchad ·
li) ertragen können.
Bei den nad und nach ausgehauenen Walde
plägen, wo zwar einiger Nachwuchs von Weißs
sannen vorhanden ift, aber nicht in nöthiger Mens
ge, um nad 20 bi6 25 Jahren ein gefchleffenes
Dickicht zu bilden, und dabei nicht älter als 3 oder
4 boͤchſtens 5 Jahre, Tann, um diefen wichtigen
Bwe mehr zu erreichen, mit Pflanzung naden
helfen werdem
410
Die Anzahl der Pflänzlinge für jeden Morgen
laͤßt ſich im voraus gar nicht beftimmen, weil hier,
bei große Verſchiedenheit vorkommen kann. Der Aus
genſchein muß Hier den praktiſchen Forſtmann leiten.
Wenn die Pflaͤnzlinge in Saatſchulen erzogen
werben, fo laͤßt ſich ihr Gedeihen erwarten, wozu
voch vieles beitraͤgt, wenn die Setzlinge vorſichtig
(ohne Verletzung der Wurzeln) ausgegraben, und
mit Erdballen, ungefähr 2 Fuß pon einander
entfernt, wieber eingefegt werben. Im Fruͤhſahr,
bei Baum aufgefrornen Boden, ehe der
Trieb fihtbar anfängt, mag biefes am beften
sefhehen, und babei das. Anfhlemmen nicht
vergefien werben, wenn es ohne viele Koften ge
ſchehen Eoan.
Alein diefe Seglinge fordern ſchattigt en
Standort, und weil biefes an folden füdlichen
Bergen nicht möglich iſt, fo läßt ſich auch nichts
erwarten ; hingegen bei noͤrdlichen und weſtlichen
Einhängen ift der Erfolg meiftens entſprechend, wie
mid Erfahsung belehrt hat. Ohne Schatten if
alles umſonſt.
Wo die Weißtonne-wegen Mangel an Schat ⸗
ten weder durch Saat noch, Pflanzung mit Hofft
nung nadgejogen werben kann, muß, um vollen
Holjbeftand damit, zugleich viel Holzmaſſe zu bes
zwecken, eine andere Nadelholzart damit vermiſcht
werden, welche dieſe gewöhnlich füblihe Cage ers
111
tragen kann, und dieſes ift bie Kiefer. Wenn
alle hindernde, ſtark wuchernde Unkräuter durch
Ausraufen gleich nad Abgang des Schnees vertilgt
worben, fo muß bie Saat fhnell vorgenommen
werden. an; genau ift die Saamenmenge nicht
enzugeben, weil die Anzahl der noch vorhandenen
Weißtannenſtaͤmme diesfalls vieles boſtimmt; jedoch
muß nicht geſpart, ſondern dicht gefäet werben,
weit in Zukunft ein reiner Forlenwald gebils
det werben fol, und weil durch allerlei Sufälle
manches Pflanzchen zu Grunde geht; 6 Pfund
ungeflügelter oder 8 Pfund geflügelter gutee
Saame möchte für die mehreren Säle hinzeichend
fen.
Künklihe reine Saaten von Weißtans
nen kommen felten vor, aber aud für bie wenis
gen Bäle muͤſſen hier Beſtimmungen gegeben
werben. @
Erſter Salt,
Wenn nur gewöhnliche Hiebe von mäßiger
Groͤße gemacht werben, und darin kein Saame in
dem Angriffsjahr ſich ergiebt, aber in benachbarten
Nevieren auf folhen Plägen, welche nicht zur na»
türlihen Beſaamung eingerichtet und beſtimmt
find ; fo kann der Saame dort erſammelt, beige-
führt, und auf folde dunkel geſtellte Pläge kuͤnſt ⸗
lich ausgeſtreut werben, wozu für einen Rheinlaͤn⸗
412
diſchen Morgen zu 160 ı6fhuhigen Ruthen 36 u
40 Pfund erforderlich find 9 .
Bweiter Fall
Oder es koͤnnen in einem zur natürlichen Bes
faamung geftellten Hieb die Bäume nicht fo viele
Bapfen tragen, daß ein vallfamer Anflug zu ers
warten ift, welches dem beobachtenden Forſtmann
nit ſchwer zu beurtheilen ift, da muß ebenfalls
durch Kunſt nachgeholfen werden, um einen dicht
ten Beſtand zu erzielen, welcher bei günftigen‘ mits
wirkenden Umftänden große Vollkommenheit in je
der Hinſicht erwarten laͤßt. Im biefem Ball’ tüns
nen oft 10 Pfund für jeden Morgen den erwuͤnſch⸗
ten Exfolg hervorbringen. ’
Sollte es nicht moͤglich ſeyn, im Herbit noch
den Saamen auszuftreuen, fo iſt es auch moͤglich,
den Weißtannen · Saamen einen Miter unſchadlich
und großentheils keimungsfaͤhig zu erhalten auf fol⸗
gende Weife:
Man fammelt denfelben an trodenen, fonnige
ten Zagen im Herbſt, mad feiner Reifung, ent⸗
) Der Saame muß durch Bearbeitung mit ber Hade
in den Boden gebrads werden. Dieſes befördert
feine Erhaltung und Gedeihen fehr, wie mich en
fahrung belehrt hat.
u. d. V.
—
443
weder durch Beſteigen der Bäume, ober auch durch
Zufammentehren deſſelben unter den Stämmen,
seiniget ihn von Nadeln und Geſtruͤppe, und bringe
ihn’ fo, mit feinen Zapfen: Schuppen fehe
ſtark vermiſcht, auf einen trockenen Bretterbos
den, der mit feinem Sand beſtreut wird, rührt
ihn ungefähr 8 Zage lang täglich ein paar mal
vorſichtig un, damit er ſich nicht erhige, und be
deckt ihn leicht mit trodenem Moos, wenn man
bemerkt, daß die Köiner von außen trocken find.
So habe ih ihn, einen Buß hoch gelegt, bis zum
Erüpjahr erhalten. Daß Feine Naͤſſe eindringen
kann, und der Zugang der Luft möglichft verhin⸗
dert werde, iſt gleichfalls nöthig ®);
Gleich nad) Abgang des Schnees iſt die befte
) Wenn in der Wohnung ded Börfters Feine trodene,
vor Mäufen und Ratten vermahrte, auf allen Sei⸗
ten vermauerte Kammer übrig fepn follte, fo muß
eine dergleichen gemiether werden. Bumeilen findet
ſich auf dem Squl · oder Rathhaus eine derglei⸗
chen. Oder e& Bann der Saame auch and dem
oberforftammihen Saamen⸗ Magazin gerade zur
Ausfaardzeit an den betreffenden Foͤrſter geliefert
merden; wobei ich bemerfe, daß der Ganmen in
Saͤcken hoͤchſtend eine Nacht Rechen bleiben ans
Hänger ift alles au befürchten für die Keimungs⸗
fähigkeit deſſelben.
A. d. V.
414
Zeit zur Ausſaat, weil ber Boden dann noch die
erforderliche Beuchtigkeit bat.
Was den Forſtſchutz, in Hinſicht der Vieh-
weide beſonders, für die jungen von Saamen
erzogenen Weißtannenwaͤlder betrifft, fo find 20
bis 25 Jahre nöthig, bis man Nindoih ohne
Schaden eintreiben kann.
Moosrechen iſt in dieſep Wälbern niemals
wm erlauben; Diejenigen eigentlichen Moosarten,
welche fi) dort gewöhnlich vorfinden, bilden keinen
ſolchen Filz, wie Zlechten und Moofe in andern
Wäldern. Der Anflug fleht nirgends befler und
ſicherer, als in diefen; unb wenn nicht gerade beim
Hinwegnehmen der faubartige Saamen ausgefallen
iſt, und im Schatten ‚aufgehen Tann , fo fieht es
viele Jahre an, bis nur theilweife wieder etwas
davon hervorkommt. Im Sommer erhält dieſe
Monsbede die Wurzeln der Weißtannen frifh, und
im Winter fihert es mit vor Kälte. — Mehrere
aus dem Hypnum- und Polytrichum - Geflecht
der Moofe find die häufigfien, die vorfommen, und
augleih die nüglichften diesfalls.
Es iſt zweckmaͤßig, in jedem Forſtrevier, wo
die Weißtannenwaͤlder gegen andere fehr praͤdomi ⸗
niren, und wo bie Pflanzung als Verbefferungss
mittel der jungen Beſtaͤnde angewendet werben
Bann, eine befondere Saatſchule von wenigſtens
einem Morgen anzulegen, und Setzlinge wenige
115
ſtens Für die Herrſchaftlichen Wälder zu erziehen.
Hierzu muß der Plag fo gewählt werden, baf’er
auf der Morgens Mittags s und Abendfeite von
hohem Hol; umgeben, und nur gegen Mitten
nacht offen if. Wenn berfelbe gegen bie legte
Weltgegend abhängig ift, fo iſt es am beflen. In
ben erſten Jahren Können auch die einen Fuß ent-
fernten Riefen oder Rinnen, worein gefäet
wird, mit geringen Zweigen von Pfriemen (Spar-
tium scoparium), oder auch von Tannen, in [hier
fer Richtung gegen einander einige Fuß hoch befteckt,
und dadurch der nöthige Schatten erhalten werben.
Noch ein befonderer Punkt, welder unmittels
‚bar auf die gute Erhaltung des Anflugs ber Weiß-
tannen paßt, und den mich bie Erfahrung Eennen
und beurtheilen gelehrt hat, if folgender: daß auf
den friſch gehauenen Schlägen alle geringfte
Zweige, felbk mit einer Heinen Aufopferung
ſchlechten Reiſachs zu Wellen, auf dem Plag ziems
lich gleich ausgetheilt Tiegen gelaffen werben
muß. Durd die Holzhauer kann diefes leicht bes
forgt werben. Sogar auf licht fiehenden Stellen,
die aber abhängige noͤrdliche Lage hatten, bemerkte
ih einjährigen Anflug, welcher fih auch in der
Bolge unter diefem fanften Schatten erhielt; und
fogar bei andern Expofitionen erhielt fi der Nach⸗
wuchs theilweife, wo etwas größere Zweige fiegen
blieben, und ihn als Anflug bededten.
116
Die Umtriebsperiobe'ober ber Turnus iſt
bei dieſer Art Wälder verſchleden anzunehmen, je
nachdem zum Handel ins Ausland befonders Marke,
und zu.anderem Gebraud weniger ſtarke Stämme
nah Höhe und Dicke ‚gefordert. werben 5; und:je
nachdem der Boden und die Lage befchaffen iſt.
Fuͤr Holländer Hölger, worunter ich hier
vorzugsweife die fpgenannten effectiven Tan⸗
nen ju refp. 78, 82, 98 und 102 Schuhen Läns
ge-und 16 Zollen am dünnen Ende verfiche, find
150 bi6 140 Jahre noͤthig *), weil . dergleichen
Stämme: eigentlich nur. da erzogen werden können,
wo ber Boden tiefgehend ſtark mit Dammerde ges
miſcht und die Lage beſonders günftig iſt, und da,
wo’ gefchloffene Beſtaͤnde vorkommen, die ſich durch
Langſchaftigkeit der einzelnen Stämme vor. andern
aufzeichnen.
*) In meiner befonderen Schrift über den Königlich
Würtembergifhen DberforKt Neuenburg, als einen
Theil des Schwarzwaldes, die 1806 erfchienen if,
babe ih zwar 160 und mehrere Jahrökinge an
dergleichen unterfuchten effectiven Tannen gefunden,
allein fie waren überKändig und, nach glaudwäre
digen Zeugniſſen ätterer Holzhdauer und Korfibe-
bienten , menigftens 20 bis a5 Jahre früher (dom
su dieſer Staͤrke erwachſen, und hätten früher ge»
faur werden koͤnnen und follen.
WR
417
Bür gutes Ploͤch erholz und ſtarke Baw
Hölzer, mit Einſchluß der fogenannten Meßbo ⸗
ger d. i. ſolchen Staͤmmen, die bei 62 Fuß Länge
noch 10 Zoll Durchmeſſer ans dünnen Ende haben,
bei gutem Boden und guter Lage, 110 bis 100 Jahre.
Endlich für. geringes Bauhelz und Brandholz,
hei mittelmäßigem Boden und nicht ganz günfliger
Lage, go bis 100 Jahre,
Meine Beobachtungen und Unterfuhungen im
Shwargwald .felbft haben mic) von der Nichtigkeit
Diefer. Beftimmungen überzeugt. : Einzelne Ausnah-
> men Eommen. in feine befondere Betrachtung.
Die au bei: dieſer Holzart gewöhnlichen
Darhforkungen.werden nicht, ſo früh vorge
nommen, wie mände Zorftfchriften angeben., und
auch nit fo viele,
Bei einem Turnus von 150 bi6 140 Jahren
kann im Zoften. ober 46ſten, zoflen und zooften
Jahren biefes Gefhäft nad den bekannten Wors
fihtsregein vorgenommen werben ; bei einer Um⸗
triebsperiode . von 110 bi6 120 Jahren im 40ſten
und Soften Jahre. . Und ba, wo man das Holz
nur go biß-100 Jahre alt werben laffen kann, weil
es die: relativ mögliche Volllemmenheit auf dem
Platz erreicht hat, wird mit 4o und 60 Jahren
durchgehauen, oder es Fann auch im legten Fall
wit 50 Jahren einmal durchforftet werben, und die
weite Durchforftung ganz unterbleiben.
.
4118
Brühe Durchforſtungen, che die einzeln wuͤch ⸗
figen Stangen dem Schneedruck, dem Duft oder
Rohrreif, als mehr ſelbſtſtaͤndig durch gegenfeitiges
Unterftügen der gleich hohen und gleich ſtarken
Staͤmme, widerſtehen koͤnnen, vermehren die Ges
fahren diesfalls; und alle zo Jahre zu durchforſten,
fbeint dem dichten oberen Schluß , ber den untes
ren Schatten und frifhen Boden zur nuͤtzlichen
Bolge hat, in demjenigen Zeitpunkt hinderlich zu
feyn,' wo beides; der Längen» oder Höhens
wuchs ber einzelnen Stämme nod) befonders bes
fördert werden muß, was bis zum 7often, Boften
Zahre bei manden Beſtaͤnden auf vorangezeigte
Weiſe fortdauerg, und was dichten unteren Be
fand vorausfegt.
Am Schwarzwald werden die Weißtannen vor»
zuͤglich benutzt
1) Zu Holländer Hoͤlzern bie ſtaͤrkſten Staͤmme,
zu allen vorfommenden Sortimenten;
2) zu Ploͤcher⸗ oder Saͤghotz;
3) zu Spaltwaaren, und von den Giebmadern,
Schachtelmachern, und zu Spindeln und Dadı
brettern *);
0) Wo die Riegeldächer nicht gemöhntich find, fondern
das ganze Dach von Holy gemacht wird. Die eins
. 4119
4) zu gemeinem Floßholz, vielen Sortimenten ;
5) zu Brandholz, und im Nothfall bie Aeſte zu
Kohlholz;
6) die unterdruͤckten Staͤmmchen zu Floßwieden,
und zwar den ſtaͤrkſten Gattungen *).
.
zelnen Stüde find meiften 2 Fuß fang und ı Buß
breit, und werden mir hölzernen Nägeln über ein»
ander befefiget. \
) Man fann hierzu folde Stangen nehmen, welche
in 30 bis gojährigen Gtangenhölgern davon im
Wacsthum gegen andere dominirende zurüd, und
5 biß 6 Fuß fürger find. Fuͤr Floͤßereien find fe,
unentbehrlich, und nur auf diefe Weife unſchaͤdlich
für die Berände zu erhalten. Man Fann dieſes
aber feine eigentlihe Durchforſtung nennen,
meil die dürren und ſchadhaften Stangen nicht mit»
genommen werden.
J 40%
420
ABebandluns
der
reinen Rothtannens oder Fichtenwaͤlder.
*
D, diefe Holzart im MWerhältnig mit der vorkom⸗
wenden möglihen Schaftlänge und Dicke der ein ⸗
‚yeinen Stämme, am wenigfien ſtark und tief
gehend bewurzelt if, fo find ihr auch bie
Stürme am gefährlihften, durch welde oft ganze
Strecken, mit diefer Holjart beſtanden, entwurzelt
zu Boden Aürzen. Eben fo hat dieſe · Holzart einen
beftändigen furchtbaren Zeind an bem gemeinen
größeren Borkentäfer (Dermestes typo-
graphus, nad) Linne),
Es erfordert alfo eine befondere und vorſichtige
Behandlung, um mit gluͤcklichem Erfolg gegen diefe
wei Hauptfeinde zu kaͤmpfen.
Die Beſchaffenheit des Schwarzwaldes, als ur⸗
onfänglihes Hochgebirg betrachtet, vermehrt
noch die Gefahr um vieles in Hinſicht auf Sturm⸗
ſchaden. J
121
Bei dergleichen Wäldern, die aus ſehr hohen,
ſchlanken und dabei ſtarken Stämmen beftehen,
‚was lockern, mit Dammerbe (Sand und Lehmen)
ſtark gemiſchten Boden vorausfept , und hohe Rage
zugleich vorkommt, kann felbft die dunkle Stel:
.Iung, wie bei ber Weißtanne, Feine volle ©
cherheit gegen den erften Feind, und dabei Hoff
nung zu natürlihem Nachwuchs gewähren.
Es wird alfo eine andere Art, bie Hiebe ein
zurichten, in folden erwachfenen, haubaren Wäldern
angewendet, und diefes iſt in den meiften gewoͤhnli⸗
hen Fällen der Eahle Abtrieb in langen, ſchma⸗
len Streifen ohne Winkel, von Mordoft gegen
Sadweſt, oder auch feltener von Norden gegen
Süden, olyr aud) von Often gegen Welten, mit
bröltem, dichtem, auf der ganzen Suͤdſeite des an⸗
gehauenen Waldes angebrachtem Mantel oder Strei⸗
fen von ſtehendem, ſtarkem Holz, nicht unter 20,
und felten über 15 Ruthen breit.
Diefe von der bei Weißtannen ganz; abwei⸗
ende natürliche Saamenſtellung paßt auch um fo
mehr auf diefe Holzart, al der geflägelte Saame
viel Meiner und leichter if *) , als der von Weiße
tannen, wodurch berfelbe von erwachfenen, ftarten,
dicht ſtehenden Bäumen in Ebenen auf ungefähr
*) Aud giebt eine Korbtanne von gleicher @röße mit
einer Weiftaune, bei guten Saamenjahren, viel
122
200, und in Gebirgsabhängen hoͤchſtens auf 160
Schritte Breite gewöhnlih in Soamenjahren im
folder Menge abfliegt, daß ein eben fo breiter
Pla damit natürlih und hinreichend befaamt were
den kann *); bei der Worausfegung beſonders,
daß von Norboft gegen Suͤdweſt, oder von Nor
den gegen Süden der Hieb geführt wird, weil bei
Süd. und Suͤdweſt⸗ Winden der im erften Spat⸗
jahr fhon reife Saamen im Frühjahr aus den
bleibenden Zapfen abfliegt. Sollte die Natur, wis
der Vermuthen , nicht alles leiften, was zur Volk
ſtandigkeit ber Beſaamung glei im erflen Jahre
erforderlich if, fo muß dur Ausfireuung von
Saamen nachgeholfen werden ; und überhaupt iſt
es raͤthlich, jeden folgenden Hieb fogfeih Fünfte
lich zu befäen, wenn die natärlide Berfün
gung nicht möglid it, denn es if Regel, dem
Nachwuchs , dem Alter nad, moͤglichſt gleichförmig
mehr Saament oͤrner, auch (dom mehrere Zapfen
als diefe, welcher Umſtand bier auch in Betrach⸗
tung kommt.
A. d. V.
*) Zuweilen kann auch ein breiterer Plan beſaaut
werden, wenn die Saamenbäume ſehr hoch find,
and die Bergfläche fehr abhängig ift; doch ik ber
Unterfdieb gering. .
25%
4123
und ſobald als möglich hervorzubringen und zu ew
halten, und bei der vorangeführten Behandlung
vorzüglich. .
Die Möglichkeit ber Aufbewahrung und Ause
fen des Fichtenſaamens erleichtert gar fehr der
mftand, daß derfelbe fi 4 bis 6 Jahre ohne bes
beutenden Schaden der Keimungskraft erhält, wenn
derfelbe reif und troden erfammelt, mit Flügeln
verfehen, auf einem Üretterboden, vor Näffe, Rate
ten und Mäufen bewahrt, in kühlen Kammern,
wohin die Sonne niemals fcheinen kann, oder in
einem eigentlichen befonders eingerichteten Holzſaa⸗
men-Magazin, aufbewahrt wird.
Die erften 14 Tage nad der Einſammung
iſt nöthig, den 5 bi6 6 ZoM hoch gelegten Saamen
täglih einmal fanft, zur nöthigen Erhaltung der
Blügel, mit einem hölzernen Reden umzuruͤhren,
in Zukunft nur alle 4 Wochen einmal. Höher
als einen Fuß darf der Saame nie aufgehäuft
werden.
'
Hingegen da, wo die Stämme nur eine mitt»
. leve Höhe und Dicke erreihen , und die Lage mehr
vertieft iſt, oder der Wald von einem höher lies
genden ganz ober doch gegen bie gefährlichften
Windfeiten umſchloſſen, alfo diesfalls mehr geſchuͤtzt
iR, da kann bie natürliche Beſaamung auch durch
124
eine mäßig dunkle Stellung erreicht mens.
den *), webei ju bemerken ift, daß in ber. Regel
die Saamenbaͤume nicht über 4 Jahre ſtehen blei⸗
ben dürfen, und zwar nur bei mehr füblicher und
oͤſtlicher, abhängiger Lage. Bei noͤrdlichen und
weftlichen Einhängen Eönnen ſchon im dritten Jay,
bei Vorausfegung eines volfamen auch dreijährigen
Anflugs, die alten Stämme mit aller Vorſicht bei
weichem Schnee, oder im Spaͤtherbſt, ehe es ſtark
friert, herausgenommen werden.
Um fi von biefer Negel zu überzeugen, muß
man (natürlihen) Anflug auf kahl gehauenen Pläp
zen befehen, und wieder dergleichen und von glels
em, Alter, in mehr bunkeln Stehungen befinde
lichen; und wenn der oberfte Theil des Mitteltriebs
nicht bei beiden ungefähr gleich lang und. geſund
ift im Herbſt, fondern bei legteren kuͤrzer, danu
‚muß bald mögliht der Plag von übergehaltenen
Bäumen gereinige werden.
*) Der hochverehrte Herr Staatbtath ©. 2. Hartig
bat in feiner unvergleichlichen „Inftruction, nach
welcher die Holzkultur in den Königlich Vreußiſchen
Vorſten betrieben werden fol, Berlin 1814. S. 18.*
auch ähnliche Stellung zur natürlichen Beſaamung
bei dergleichen Wäldern angerathen.
x 425.
Sollte man ‚Wälder diefer Holzart haben, wel⸗
de die vorbefchriebene mäßig dunkle Stellung dar ,
durch unmöglich machen, baß fie licht, aber zugleich
mit-- ungleihförmigem Nachwuchs beftanden find,
fo if vorderfamft zu unterfuchen, ob biefer vorhans
dene Nachwuchs gefund, vom zahmen und wilden
Zhieren nicht verfruppelt iſt, und ob derſelbe für
die Zufunft vollkommene Stämme erwarten laͤßt.
Findet man diefes, fo werden die Bilden , die eine
Ruthe und mehrere ausmachen, durch Pflanzung
ausgefüllt, damit ‚gegen das 40ſte Jahr Hin ein
mehr ‚gefchlöffener dichter Weftand fi) ergiebt, auch
oͤfters früher.
Hot der Nachwuchs aber Fehler, die Feine
Vollkommenheit der einzelnen Stämme auch nad
vielen Jahren hoffen laffen, und keinen Schluß,
fo iſt am beſten gethan, den verborbenen Nach⸗
wuchs im Fruͤhiahr, bei aufgeftornem Boden, aus⸗
seiffen ober dem ftärkeren abhauen zu laffen, die
aͤlteſten Stämme, wenn fie gefund und noch wuͤch⸗
fig find ,. zu erhalten, und den ganzen Plag aus.
der Hand zu befaamen ; und zwar, wenn berfelbe
ebene Lage hat oder eine Plattform eines
Gebirgs bildet, fo ungefähr, wie die Fruͤchte ange
fäet werden. Daß die vorhandenen Unkräuter vore
her weggenommen werden . möffen,. verſteht ſich.
126 -
Auch muß‘ unmittelbar vor der Saat der aufgelof
Berte Boden feflgetreten werben *).
An Vergfeiten aber muß zwar au das hin
derade Unkraut zuerft weggefhafft werden, ‚aber fo,
daß der Boden nit zu viel aufgelodpft wird;
und daun, ſtatt in Rinnen zu fäen, iſt beffer, den
Berg entlang in ziemlich geraden Linien mit unge
führ 2 Fuß hoben Zweigen von Befenpfriemen,
oder fhon erhauenen oder im naͤchſten Jahre ju
hauenden Fichten fo zu befieden, daß jede Linie
von ber andern ungefähr 2 bis 3 Fuß entfernt
ft, und ein Zweig von dem andern wenigfiens
2 Fuß.
Der ausgeftreuete Saame wird nicht bergab
geſpuͤlt vom Schlagregen, der Anfiug bat fanften
Chatten, und der Saame Eanın gleichförmiger in
diefe beſteckten Linien ausgetheilt werden.
In: einigen Jahren werben bie alten Schutz⸗
ſtaͤmme vorfihtig, entweder im Spatherbſt oder bei
*) Der Froſt zieht font, nach allen Erfahrungen, den
jüngften Anflug herand, fo daß die einzelnen Bflänge
chen fi umlegen und den Sommer über vertrode
nen. Ueberhaupt lieben die jungen Nadelhoͤlzer
feinen aufgeloderten Boden, fondern einen ſolchen,
der dad Mittel Hält zwiſchen fetem und ganz
Io deren, bei dem aber die Wurzeln des Anfugs
doc) tief eindringen koͤnnen.
4.8.
437
weichen oder. friſch gefallenem Schuee, wegge
hauen. Erſterer Zeitpunkt ift deswegen ſicherer,
weil im Schwarzwald der Schnee fehr oft fo tief
fäüe, daß mehrere Monate niemand die Wälder
beſuchen, und ned weniger darin Hol; fällen
lann.
Die Erhaltung ber Stoͤcke an dergleichen abe
Bängigen Plägen iſt für ben Anflug ſehr. nuͤtzlich,
und trägt vieles zu feiner Erhaltung bei.
Da bdiefe Holzart ſich ſowohl in früher Ju⸗
gend, als bis zu 4 und 5 Jahren gut verfegen
laßt, und jwar von 2 bis 5 Jahren im Alter foo
gar ohne Erdballen, bei ſchnellem Ausgraben und
ſchnellem Wiedereinfegen *) ; und bei mehreren Jah⸗
sen mit Erbballen, mit Anſchlemmen jedes eingels
nen Pflänzlings verbunden, auf trocknen Plägen
im Herbſt, auf mehr frifhen dergleihen im Fruͤh⸗
? Die Erfahrung lehrt, daß, wenn dergleichen Pflänz»
linge aus Saaiſchulen oder dichten Anſaaten auß«
gejogen werden, nur wenige Stunden zwi⸗
fben dem Wiedereinfegen und Ausnehmen verflie«
Sen dürfen, wenn nicht viele verderben follen.
Es wird alfo Regel, nur fo viele Vflaͤnzlinge aus⸗
zugraben, ald in einer oder zwei Stunden
fängftend verfegt werden koͤnnen; die Fleineren un»
gefähr 1 Fuß und die größeren älteren ungefähr 2
Suß von einander entfernt.
a. d. B.
128
jahr; fo koͤnnen ungleich beftanbene, eben fo alte
Hiebe damit ausgebeffert , und ein mehr gleihförs '
miger Wuchs für die Zukunft bezwedtt, auch ganz
holzioſe Platten von geringer und mittelmäßiger
Größe damit in Holzbeſtand gebracht werden.
Bei dihten Pflanzungen kann weder Hitze
noch anhaltende trodene Witterung fo vieles ſcha⸗
den, auch gegen Kälte kann ein mehr dichter Be⸗
Rand ſichern, fo wie gegeufeitiges unterftügendes
Anlehnen der einzelnen Staͤmme bei manchen Um⸗
fländen nügli werden Kann.
Die Pflänjlinge aus Saatſchulen haben Wors
zuͤge vor den aus vollfamen Hleben herausgenoms
menen. Sie können ohne Schaden ber Bur
seln (was beim Verpflanzen aller Nadelhoͤlzer
hoͤchſt wichtig it), herausgenommen werden ; und
weil fie ohne Schuß von umftehenden , heben
Bäumen erwachſen find, fo flehen fie in größerer
analoger Aehnlichkeit, den aͤußeren Umftänden
nad, mit dem Platz, wohin fle verfegt. werden
follen.
Bei den größeren Seglingen muß in Hinſicht
der Erpofition beobachtet werden, Laß fie wieder
auf ähnliche gebracht und gefegt. werden; und
ift ber Boden nicht ſchlechter auf dem neuen Plag
und von feiner ganz andern Beſchaffenheit als der,
mo fie bisher geftanden haben, fo if alle Hoffnung
sum Gebeihen vorhanden.
4129
Bei feuchten Plägen iſt nöthig, wenigftens
‚ ein Jahr vorher, ehe die Pflanzung unternommen
wird, durch der Tiefe und'der Richtung nach zweck.⸗
mäßig angebrachte Abzugsgräßen fie auszutrocdnen;
dann gedeihen die Setzlinge, und trocknen nachher
die Pläge mit aus, wie ih mid als Beiſpiel im
Hagenſchießwald bei Pforzheim überzeugt habe,
Wenn bdiefe Vorſicht nicht beobachtet wird, fo Eins
nen bie Pflänzlinge nicht bald und gut anwachfen,
weil der. dazu nöthige feſte Stand fehlt, und gehen -
nad) und nad) größtentheils ein.
Ueberhaupt Haben.mich mehrere Beobachtungen
Überzeugt, daß bie Fichten oder Rothtannen: auch
etwas feuchten Grund unſchaͤdlich ertragen Eönnen,
aber nur ſolchen, welchen ablaufende Quellen in
diefen Zufand verfegt haben, nicht flehendes Wafs
fer. In dem EnzElöfterle« Revier, Meuenburger
Oberforfts,* befindet fi ein folder Wald von uns
gefähr 70 Jahren, welcher theilmeife biefe Beſchaf⸗
fenheit Hat, und doch in jeber Hinſicht im ſchoͤnſten
Wachsthum fteht.
Was ben jweiten Zeind, nemli den gemeis
nen Borkenkäfer, betrifft, ſo habe ich hier
aur fo viel zu bemerken (weil weiter unten ein be⸗
fonderes Kapitel über bie im Schwarzwald fhäblich
werdenden Infekten vorkommt), daß im bichten,
"oberen. Schiuß des Waldes, durch gleih Hohe
9
130
Bäume gebilbet, und bei gutem Boden, und ber
daraus folgenden guten und gefunden Vegetation,
hoͤchſt felten Schaden vorkommt. Der gemeine
Borkenkaͤfer iſt zwar auch in bergleihen Beſtaͤnden
vorhanden, aber nur in geringer, unſchaͤdlicher An⸗
sahl; und wenn die Bäume und daraus formirten
Beſtaͤnde nicht wibernatärlih behandelt, befonders
nicht zu viel und unregelmäßig ausgelichtet, dadurch
den Sturmwinden ſtark bewegt, und öfters ſogar
verfhoben , ausgefegt werben *), fo wie bem ums
mittelbaren Beſcheinen der Sonne am oberen Theil
des Stammes eine geraume Tagsjeit, oder gar im
freiem Stand mit äußerlichen Verlegungen, damit
kranklicher Zuſtand verbunden — vortomnt, foiR wenig
oder gar nichts von diefem, nur den Nicht: Entomo⸗
logen gefährlichen Feinde für dergleichen Wälder zu
beforgen; und wenn jährlich noch weiter alle eins
seinen angeſteckten Bäume (was das Gelbwerden
der Nadeln und Zweige, fo wie Heine Löcher bes
fonders am oberfien Theil des Stammes mit bewei⸗
fen) bei regnerigter Witterung oder bei etwas hels
len Nächten, wo moͤglich ohne (farke) Verlegung
der umftehenden / herausgehauen, außerhalb des
*) Auch ein Hohed Alter der einzelnen Stämme vers
größere die Gefahr, wie viele Erfahrungen bewies
fen haben.
a. d. 7
131
Waldes ſchnell enttindet, dieſe ſogleich verbrannt,
und ber angeſteckte Theil des Stammes entwedet
ſchnell verfehlt, eder in die Erbe einige Wochen
fong begraben wird, fo kann man ruhig fegn.
Nur bei Unterlaffung diefer Vorſichtsregeln,
welde in früh warmen und mehr trockenen Jahren
verdoppelt werden muͤſſen, kann die beſtaͤndige,
gexwoͤhnlich durch die Matur ſelbſt unterſtuͤtzte Orb»
nung und Sicherheit gegen dieſes Walduͤbel aufge
hoben, und eine ſolche Verbreitung und dadurch
fe große Noth herbeigeführt werden, welder menſch⸗
Ude Kräfte und Vorkehrungen nicht mehr gewach⸗
fen find, und welder nur die Natur felb mit
ihren wirkfamen Mitteln abhelfen kann, und zwar
nad) mehreren Jahren, wie auffallende bekannte
Beiſpiele gezeigt haben. Der Schade wirkt oft auf
ganze Generationen, und nur mit großen Koften
koͤnnen wieder Wälder nachgezogen werden, und
gar Feine reinen von biefer Holzart, fondern
mit befonderen Abtheilungen von Laubholz , eder
Miſchungen mit Birken vorzüglih , abwerhfelnd.
Diefeb wirkt als bleibendes Saugmittel in Zus
kunft vieles.
Die Umtrieb6, Periode für eigentliche Hollaͤn⸗
derhoͤljer, und gwar für effective Zannen und
Mesbalken oder Zweifeltannen, kann zu 120 bi6
130 Jahten angenommen werden; für ſtarkes Pidr
Ger. oder Saͤgholz 200 bis 220 Jahre; Spalt⸗
432
hoͤlzer für Kübler ıc. 100 bis 110 Jahre; für ges
meines Floßhotz (Bauholz) ebenfalls go bis 100
Jahre; für Brand. und Kohlholz können Bo, 9”
und 100 Jahre hinreichen.
Dabei wird bemerkt, daß bie Beſchaffenheit
des Bodens und die Lage auf bie Beſtimmung bes
Zurnus Überhaupt und auch hier vorzüglihen Eins
fluß Haben ; und in Hinſicht des Holländerholzes
die Vorausfegung, daß dieſer Activhandel ins Ause
land lange: dauern, und immer eine. anfehnliche
höhere Bezahlung der. einzelnen Stämme. gegen
die etwas geringeren, gemeinen Baus oder Floß⸗
holy «Sortimente zu erwarten feyn möchte.
Die kuͤrzeſte Umtriebszeit kann mehr nur für
Brandhol; paflen, und fegt ungünftige Cage und
Boden, babei aber ein ſchlechtes Wachsthum der
einzelnen Stämme gegen andere von gleichem Als
ter, aber bei günftigeren Umftänden, voraus.
Es ift überhaupt als Regel anzunehmen, den
Zutnus nur wenige Jahre über diejenige Per
“ riode auszubehnen, wo die hoͤchſte Zuwachs⸗
Periode eingetreten ift.
Die NRothtanne ift im hohen Alter vielen
und großen Gefahren ausgefegt, zum Beiſpiel
dem Schaden burh Stürme, durch Inſektenfraß
(Wortenkäfer). Auch erſcheinen bie Zapfen nice
mehr fo häufig, der Anzahl und der Qualität nach
(008 letztere bezjeht fi auch auf die Saamenkoͤrner
. \ 133
ſelbſt; -afo muß bie natürliche oder Eänftlihe Ver⸗
juͤngung, welde in der Regel mit der Haubarkeit
eintreten ſoll, nicht Tange aufgehoben werden,
weil ſchon 5 Jahre in Hinſicht des Nachwuchſes,
auf ein ganzes bedeutendes Areal mehrfach außger
theilt , einen beträchtlichen Unterſchied maden *).
Im Schwarzwald wird dab Fichten» cder
Rothtannenholz vorzuͤglich benugt
1) zu Holänderholz, nach allen Sortimenten, wie
bei der Weißtanne;
2) zu Saͤg⸗ oder Ploͤcherholz;
3) zu Spaltwaaren, beſonders für Kübler, weis
he diefes Holz dem von der Weißtanne des⸗
wegen vorziehen , weil es länger ‚bauert, und
weil es beffer waflerhaltig iſt als jenes, wenn
Gefäße davon verfertigt werden;
"4) zu gemeinem Floßholz, vom gemeinen 7oger
bis zum fegenannten Qöger ;
”) Schon 10 dergleichen Verlängerungen bed Turnub»
ohne Noth, von 5 Jahren bei jeder , geben, bei
gleich großen Släden für jede angenom-
men, einen Verluſt von einer befandenen Wald⸗
flaͤche, Die so Bahre alt und fo groß, ald jeder
einzelne Theil, if.
A. d. V.
‘434
5) su Brand» und Kehlholz. Zu letzterem taugt
es weit beffer ald das von Weißtannen.
6) Die hängenden unteren Aeſte von alten haus
baren Tannen werden zu Erndtwieben gebraucht,
weil hier Lanbhöfger dazu fehlen, und Stroh
feften und koſtbar ift.
135
Behandlung
der
"reinen Kiefern » oder Forlenwaͤlder.
Ars dieſe Holzart, welche häufig unvermifcht
im Schwarzwald vorkommt, erfordert wieder eine
eigene, ganz non ber vorangeführten verſchiedene
Art der Bewirthſchaftung.
Sie hat eine Rarke, tief gehende Bewurzelung,
fie liebt Sommerfeiten, gebeiht aber auch bei an
dern Erpofitionen fehr gut.
Sie liebt zu ihrer befonderen Vellkommenheit
einen Boden, der präbominirend aus Sand, Damme
erde und wenig Lehmen beftcht.
Sie trägt bei gewiffem Alter beinahe alle
Jahre etwas reifen Saamen, weil die Zapfen 28
Monate nöthig haben von der Blütezeit am gerech ·
net, um ihre volltommene Reifung zu erhalten;
daher vorzüglich diefe Abänderung und das Eigens
thuͤmliche ihrer forftlichen Behandlung. .
Wenn man daher einen Stonomifch haubaren
Wald diefer Holzart hat, fa darf man nicht Angfl-
436
lich wegen Erhaltung der Saamen«, zugleich
Schutzbaäume feyn; die Stürme ſchaden wenig
oder nichts, wie bei den andern beiden vorangeführ«
ten Nadelhoͤlzern.
Aud) fordert diefe Holzart Eeine dunkle Stel⸗
lung zur natuͤrlichen Beſaamung und Erhaltung
des Anflug, weil legterer fehr bald die Sonne,
ertragen kann. Doch muß diefe Steling im ere
fen Jahr befonders und auch im zweiten fo. feyn,
daß die Stralen der Sonne bie jungen Holzpflans
sen nicht- unmittelbar beſcheinen Können.
. Alfo iſt diefe Stelung weder bunkel, wie
dei ber Weißtanne, noch kahl, alfo Licht, wie
bei den Fichten, fondern ein Mittelland zwiſchen
beiden, nad der forflihen Kunſtſprache: mäßig
dunkel oder zwifchen liche und dunkel; fo dab die
Luft überall leicht durchziehen kann, die Bäume
aber nit gefhloffen find, fondern fi etwa
nur bei ſtarkem Wind an einigen Seitenzweigen
berühren können.
Da die Menge der Zapfen, fo wie die Saar
menmenge an ben- einzelnen Stämmen (bei folder
Stellung) nicht fehr groß if (frei erwachſene und
frei geftellte alte Stämme ausgenommen), und bei
ſchlanken, geſchloſſen aufgewachfenen Bäumen, we
gen geringen Kronen und wenig Geitenzweigen,
aur gegen den Gipfel hin vortommen, fo wird bie
"vorige Angabe „ in Minfipt ber omfänglihen Re
.
137
faamungs » Stellung , daburch- erläutert und, beſtaͤ⸗
tiget.
Bei ſehr hohen, dabei ſehr ſchlanken
Stämmen ohne ſtarke Kronen, muß die Saa⸗
menfielung deswegen etwas bunkler feyn, weil
fonft. eine vollſtaͤndige Beſaamung von der Natur
allein zu erwarten ift, und weil fonft der junge
Nachwuchs viel von der Sonne befchienen werden
koͤnnte, bei mander Expoſition und mehr bergiger
Beſchaffenheit ſolcher Woldflaͤchen, und weil -ber
geflügelte Leichte Saamen aus den Hieben ober
Schlägen von ſtarken Winden theilweife weggeführt
Bei weniger hohen, aber Eronenreis
Gen Stämmen kann die Stellung liter ſeyn,
als bei dem vorigen Gall, d. h. näher beſtimmt,
die Saamenbänme koͤnnen entfernter von einander
Heben , die Befaamung. kann doc) gefhehen. Nur
bleibt wieder Negel, alles fo einzurichten, daß der
Anflug der Sonne nicht zu fehr ausgefegt if.
Bei ganz geringen Stämmen in jeder Hinficht,
die techniſch ⸗ haubar find und abgetrieben werden,
hat wieder ein dichterer Stand der einzelnen flatt,
aus leicht einzufehenden Urſachen, entweder zur .
matärlihen Befaomung , die jedoch hier feltener
vortommt, oder zum Schutz der künftlihen.
Bei allen diefen Stellungen mobificiren bie
Expoſitionen -und die ‚befonderen Lagen, ob eben
138
oder abhängig oder gar bergigt, mandes; und
wwar fo, daß bei öftliher und füdlicher Lage,
eben oder bergigt, gleich viel,
dunkler, “
und bei wertliher und noͤrdlicher, unter Pi
den Umftänden,
licht er
geſtellt werden muß.
Weil jedoch im ſolchen hohen und rauhen Ges
birgen , wie der Schwarzwald groͤßtentheils iſt, die
vollkommenen Soameniahre d. i. ſolche ſehr ſelten
ſind, wobei jeder zum Saamentragen faͤhige Baum,
dem Alter und der beſonderen Beſchaffenheit nach,
auch wirklich Saamen trägt; fo bin ich der Mei⸗
nung, daß es fowohl zur Bildung mehr gleihfäi
miger Beſtaͤnde für bie Zukunft, als zur vollſtaͤn⸗
digen fiheren und ſchnelleren Befaamung überhaupt,
ſehr gut und möthig ik, wenn ber Matur fogleich
durch Kunſt nahgehelfen wird *), fobald die
Stämme gefällt und aufgeflaftert find, wozu oft
(don 4 bis 5 Pfund hinreichend find für jeden
Morgen.
”) Im Schwarzwald gerathen nicht alle Jahr Saamen
von den dort vorfommenben Nabelhöhern, oft
ſteht eb 3 bi 5 Jahre an, bis ein vollommene&
Saamenjahr erfolgt. Diefer Umſtand it Grund
und Aufforderung, der Natur immer jährlich Fünfte
439
Da in jebem Hieb ein Zahr oder zwei Jahre
wamittelbar vor dem wirklichen Abtrieb Moos’
und Nadeln zu Streu erfammelt werben können,
wo letztere befonder6 noch umverwest in Menge
vortommen, - alfo der Boden zur Aufnahme des
Saamens mehr empfänglich wird und bleibt, fe
ſpricht auch dieſer Umftand, verbunden mit dem,
was unten in der Note vorkommt, für die Richtige
keit und Zweckmaͤßigkeit meiner Angabe.
’ Die Saamenmenge läßt ſich hierbei nit in
allen Sällen genau nach Pfunden vorausbeftimmen,
fendern muß dem Ermeſſen des Revierforfibedienten
in fo fern überlaffen bleiben, als er im Stande
feyn kann und foll, zu beflimmen, wie viel unge
faͤhr die Natur bei Kiefernbeftänden durch Auswers
lid diesfalls fo viel möglich nachzuhelfen, weil
fonf ein großes Mißverhäftnig in dem Rufenmäßie
gen Nachwuchs, und damit zugleich beim Zuwacht,
ſich nothwendig ergeben muß (mie es der dall if),
was biöher nicht beobachtet worden ift, und worin
‘der Hauptgrund liegt, daß der Nachwuchs nicht
mit den Abgaben uͤberall im noͤthigen Verhaͤltniß
ſteht, wodurch bie Wirthſchaft unfier wird. Da
ſich Kiefern = und Fichten ⸗Saamen mit Flügeln 4
bis⸗ Jahre Feimungsfähig aufbewahren läßt an
kühlen, trockenen Orten, fo hat dieſe küuͤnſtliche
Nerhhätfe wenig Schwierigkeiten.
A. d. V.
440
fen der reifen Saamenkörner leiten wirb, und maß
die Kunf zujufegen bat, um den Zweck einer
vollkändigen Befaamung zu erreichen.
Im Frühjahr wird letzteres vorgenommen, in
dem Zeitpunkt, wenn beim Aufgehen Eeine ſchaͤd⸗
lichen Nachtfroͤſte mehr zu erwarten find. Im Ans
‚ fang Mai (bei älterem Saamen im April). kann
diefes in den meiſten Faͤllen geſchehen, fo daß im
Anfang oder Mitte Juni das Keimen und Aufges
hen zu erwarten ift *). .
Sobald nun der Anflug in hinseihender Mens
‚ge vorhanden ift, auch in guter Qualität, und for
bald folder 2 Sommer alt ift, kann ſchon etwas
gelichtet werden, und zwar entweder bei weichen
Schnee oder im Spätherbft, ehe ſtarbe Froͤſte ein»
treten, und wenn man zuvor bemerkt hat, daß
Sonne und Kälte nicht ſchaͤdlich wirken, und ger
fundes Wachsthum fihtbar it **) ; im folgenden
*) Bei mehrjährigen Saamen Bann auch im Herb
gefäer merden auf folden Plägen, melde ber
Sonne wenig audgefegt find.
A. d. V.
*r) Starke Jahrestriebe nah Höhe und Dicke, hell⸗
grüne Nadeln im Fruͤhjahr, leichtes Abbrechen
oder Gprödigkeit ber Zweige, und volle Ruodpen,
ehe die Zweige hervorbrechen, bemeifen Di
ud
1
Jahr alle nedy vorhandenen Stämme, weil eskdie ⸗
fer Holzart angemeffen if, Bald. freieren, der At⸗
mofphäre ganz zugängliden Stand zu.de
Tommen. .
Um recht guten Saamen zu befommen, wer
den jedoch am Saum des Waldes und an bieir
benden Wegen innerhalb deſſelben einzelne ſtarke
Bäume erhalten in Anzahl, wozu diejenigen gefune
den, fehlerfreien zu wählen find, welde. eine breis
tere Krone haben als andere *). "
Die Umtriebszeit iſt verfhieden, und wirb
vorzuͤglich durch den Boden und die Lage bes. Wal
des, fo wie zugleich durch die geforderte Vollkom⸗
menheit der einzelnen Stämme beftimmt.. Wenn
beide exftere Umftände gut und angemeflen find,
welches eigentlih der Fall it, wenn Sand und
Dammerde ſtark gemifcht vorkommen, und wenig
Lehmen dabei; und wenn ebene. und fanfte Ads
hänge ober Einhänge gegen milde Thäler abwech⸗
feln; und wenn nach dieſen Holländer ⸗Hoͤlzer zw
Schiffsmaſten vorzüglich. gefordert werden koͤnnen,
) Mit Pflanzungen if bei diefer Holzart nicht viel
auszurichten; zwar laſſen ſich zjährige mir Ballen
Erde verfegen, allein bei hoher Lage gebeiben fie
nit, und zum Ausbeſſern in den Hieben komm
der Nothfall ſelten.
a. d. V.
442 ö
fo ſtad 200 bis 130 Jahre im Schwarzwald ann
nehmen, bi6 diefe befondere Volllommenheit vieler
Stämme in einem ſolchen Waldtheil vorkommt.
Fuͤr Ploͤcher⸗ oder ſtarkes Bauholz koͤnnen bei
Mittelboden d.i. ſolchem, wo weniger Damm
erde und Sand, aber mehr Lehmen gegen bie vo⸗
rige Mifhung vorbommt, 200 bis 110 Fahre hin
zeichen. ° .
‚Rei fhlehterem, trodenem Boden und nicht
ganz hoher, raubefter Lage, wo ganz wenig Damm ⸗
erde als leichte obere Dede, viel Lehmen und Sand
vortommt , find oft ſchen 40 bis 50 Jahre die
Haubarkeitszeit, worüber, außer der ſchlechten Ges
fhaffenheit des Bodens, noch techniſche Brauchbar⸗
keit der einzelnen Staͤmme mit entſcheidet.
Und da bekannt iſt, daß dieſe Holzart bis zu
einem gewiffen Alter vorzüglich fehr von Duft und
Schneedruck leidet, und zwar nach gewiſſen Expo⸗
ſitionen und Lagen mehr oder weniger, ſo muͤſſen
die Durchforſtungen vorſichtig, und die erſte
früher vorgenommen werden, als in vielen Forſt⸗
friften, die freilich in andern Ländern geſchrieben
find, gewöhnlich angegeben wird. Siehe die Ans
merkung am Ende dieſes Kapitels.
Nach meiner Ueberzeugung find 50 Jahre im
Schwarzwald nöthig, wenn mit mehrerer Sicher⸗
heit diesfals Durchforſtungen gefhehen können,
und zwar nur bei folhen Beftänden, die befondere
us‘
Meukommenheit der einzelnen Staͤmme erwarten
laſſen, alfo bei ſalchen, welche 130, 220, 110 und
100 Zahre beftimmten Turnus haben; bei andern
ſchlechteren, wit kurzem Umtrieb, find gar Eeine
noͤthig. J
Je würhfiger bie Stangen ſind, deſto bruͤchi⸗
ger find fie, deſto weniger Elaftizitaͤt haben fie,
und defio mehr Schaden ift zu befürdten; mit 50
Jahren hingegen find die Stämme ſchon dem eis
gentlihen Stangenfermar geößtentheils entwwachfen,
und dabei zäher an Holz und Zweigen geworden,
fo daß die Schneemaſſe, die aufliegt, die Gipfel
nicht mehr fo weit durch ihre ſpecifiſche Schwere
biegen und kruͤmmen kann, daß fie abbrechen *).
Mit go (und refp. 100 Jahren wuͤrde ich die
dritte Durchforſtung in ben nemlichen Vefländen
vornehmen laffen, deren Zurnus zu 120 bis 150
Jahren angenommen ifl, und ein mehreres nicht.
. ,
) Nah meinen befonderen Beobachtungen if der
Schaden dur Schneedru nur dann fehr groß,
wenn in dem Zeitpunkt, mo Schnee aufliegt, auh
noch Sturmmwinde norfommen, und dergleichen
Waldtheile treffen, und wenn der Schnee theilweiſe
an die Gipfel und Zweige angefroren it, und fer⸗
ner auch noch dann, wenn die einzelnen Stämmen
gleiche Höhe haben, und der. Schnee alfo in grö«
berer Maſſe fih auflegen und erhalten kann.
“ a. d. V.
144
Kiefern werden. im Schwarzwald benupt
2) Zu Holländerholz, und zwar jum Werflößen
ins Ausland:
Maftforlen zu 72 oder 6a Fuß Länge-und ım
bis 14 Zoll am binnen Ende did. .
: Holländerbalten 44 Buß lang und. werigfens
16 Zoll am dünnen Ende.
Kreuzdickbalken 45 Buß: lang und ungefäßr 12
Bol am dünnen Ende.
2) zu fogenannten Teuchelſtangen
von45 *) oder 40 Buß Länge und g bis 20
Zoll am dünnen Ende;
von 85 oder- 30 Zuß Länge und. 6 bis 8 Zoll
am binnen Ende;
theils zum Werflößen ins Land, ei zu Ba
ferleitungen in der Gegend;
5) zu Ploͤcher⸗ oder Saͤgholz.
4) Geſunde ſpaltige Stämme für die Glaſer
3 B. zu Fenſterrahmen ıc., in Ermangelung
des Eichenholzes. Auch die Schreiner verars
beiten dergleichen Holz zu allerlei Hausrath;
5) zum Waſſerbau, beſonders zu Pfaͤhlen, die
eingerammelt werben.
Von biefer Gtärfe jedoch viel.feltener ald ehemald,
mo dergleichen jaͤhrlich au hunderten abgegeben
wurden.
a. d. V.
n 446
6) zu Brandhelz, felten zu Kohlholz, und meir
fiens nar die gefunden, ſtarken Aefte.
Anmerkung
Die Forſtmaͤnner find verſchiedener Meinung
über die Mittel zur Verbiktung oder Verminderung
des Schadens, welcher durch Duft (Rohrreif) und
vorzüglich durch Schneedruck bet der Kiefer geſchieht.
Ale kommen darin überein, daß der Schaden
fie nur als Stangenhölzer betrifft.
Ehe nun ein Mehreres über diefen wichtigen
Segenftand angeführt wird, iſt es nöthig, die Urs
-fahen aufjufuchen und anzugeben, warum durch
Duft und Schnee nur bei diefer Holzart mehr
Schaden geihehen kann, als bei andern einheimis
Then Nadelhoͤlzern.
Zur Beantwortung dient Befgendes:
a) fliehen die Aeſte der Kiefer bis zum Stangen
format befonders unser einem mehr fpigi
gen Winkel an dem Hauptſtamm, als bei
andernNabelholzartenz; "
2) find die einzelnen Mabdeln viel länger, als bei
unfern andern einheimifhen Nadelhoͤlzern,
und ftehen ziemlich dicht und flarr um bie
Zweige oder Aefte ;
‚3) geht das Wachsthum der Kiefer (ganz uns
gänftige Umftände ausgenommen) bis zum
größten Stangenformat am ſchnellſten, und
. 10
146 ‘
dadurch find bie Aeſte und Zweige fehr
bruͤchig, was bei ſtarkem Froſt immer der
Fall iſt.
4) «6 kann ſich alſo eine außerordentliche Men—
ge Eis und Schyee an Nadeln und Zweige
anhängen, wenn erſteres nicht theilweile
durch Sonnenftralen aufgethaut, und letzio⸗
res durch mäßige Winde im meiden Zur
fand abgeſchuͤttelt wird, che es feſt ans.
friert, R
5) Die Aeſte (und Zweige) find verhaͤltnißmaͤßig
gegen andere etwas flärfer und ſtehen ftars
ver, laſſen fi alfo nit fo leicht nah un»
ten hin biegen, wie andere, bei welchen
dieſes ſchon durch geringe Maſſen geſchieht,
und auch mehr nach andern Richtungen,
wodurch bei den andern Nadelhoͤlzern das
theilweiſe Abfallen des Schnees befoͤrdert
wird.
Mehrere Forfimänner finden nur in mög»
lichſt gefhloffenem Stand bie größte Si⸗
cherheit gegen biefe ſchaͤdliche Einwirkung der Nas
tur, weil fie annehmen , daß die Aefte und Zweige
ſich beſſer gegenfeitig unterſtuͤten, und das Abbre⸗
en der einzelnen verhüten koͤnnen.
Sie ſcheinen von der Analogie für andere
Holzarten ausjugehen, wo ein dichter Stand ohne
Gefahr iſt; fie feinen ferner nach einzelnen Ber
- at 447
obachtungen geſchloſſen zu haben, wo bei einem
folhen Stand Fein Schaden bemerkt wurde; und
vielleicht mögen fie auch ber Meinung anderer,
shne vorgenommene eigene Beobachtungen, beige,
treten ſeyn.
Gegen diefe Meinung fprechen folgende Gruͤn⸗
be und Erfahrungen: .
-2) find die Aeſte und Nadeln der Kiefer geradk
dazu geeignet, bei der dichten Stellung viel
mehr Schnee⸗ und Eis-Maffe aufzunehmen
und auf fi zu erhalten, weil fi die Zweis
ge in einander legen, und alfo von mäßis
gem Wind und von kurz dauernden Sons
nenftralen weber abgeſchuͤttelt ned) abgeſchmelzt
oder aufgethaut werden koͤnnen.
2) Im Winter von 181%7, und zwar in ben
Monaten November und December, ergab
fih in den Ziegelhaufer und Wilhelmsfelder
Revieren, Heidelberger Forſtamts, in ganz
gefhloffenen Beſtaͤnden großer Schaden bei
20 bis 25jährigem Alter, und, was zu bes
wundern war, zugleich theilweife Erhaltung
unmittelbar angränzender Beſtaͤnde von gleis
her Holzart und Beſchaffenheit in jeder
Ruͤckſicht.
5) Einzelne ſolche lichter geſtandene Wälder har
ben ganz wenig, beinahe gar nichts gelitten
im nemlichen Zeitpunkt und Jahr,
5 r
148 r
"Andere Forſtmaͤnner finden in mehr gelich⸗
teter Stellung, fogar durch Eänftliche frühe Durch-
forftungen, für diefe Gtangenhöffer Sicherheit ger
gen beide Uebel, befonders gegen ben Gchnee-
druck.
Fuͤr dieſe Meinung ſpricht Folgendes:
2) daß bei fehr vielen, nicht ganz geſchloſſen ſte ⸗
henden Stangenhölgern diefer Holzart wer
nig oder gar fein Schaden vorkommt;
2) daß fogar in Gebirgen, mo Hein bichter
Stand, wie in der Ebene, auf die nemliche
Art möglih ift, weil im erften Ball bie '
Staͤmmchen frihweis über einander
x fRebend vorkommen, verhältnißmäßig we⸗
nig Schaden vorkommt.
Es wird ferner angegeben, daß. bei ber lich⸗
teren Stellung keine folche beträchtliche Maſſe von
Eis und Schuee ſich anhäufen und erhalten koͤn⸗
ne, und alfo durch die fpecifiihe Schwere von bei⸗
den weniger zu befürchten fey; aud, daß jeder
auch nur mäßige Winb den weichen Schnee fogar
während des Auffallens ſchon theilweife wieder ab»
ſchutteln könne, weil die entfernter fiehenden Aeſte
und Zweige leicht bewegt werden könnten.
Fuͤr diefe legte Meinung ſpricht alfe ein mehe
reres, als für die erflere; wenn aber alles richtig "
. 5 149
und hinreihend wäre , fo müßte daraus folgen:
daß bie ange Stellung immer fihern:
grüffe, mas aber nicht der Fall it. Deswegen
Eann höchftens angenommen werden, daß eine fol
he Stellung in mehreren Fällen, nad bishe
rigen Beobachtungen, nuͤtzlich oder weniger gefährs
lich gewefen.
Ich habe ſelbſt nicht nur im oben angeführten
Zahr, fondern auch in andern Jahren, in ebenen,
mifden Gegenden geſchloſſene Kiefernbeſtaͤnde beobs
achtet von 20 bis aöjährigem Alter, welche Eeinen
oder ganz unbedeutenden Schaden durch Schnee⸗
drud erlitten haben; und habe in Gebirgen ziemlich .
licht ſtehende dergleichen Stangenhoͤlzer z. B. im
Schwatzwald verderben ſehen.
Wie laͤßt ſich dieſes mit dem bisher Angeführs \
ten vereinigen oder zufamgaenreimen ?
Nur dadurch, daß noch mehr jugleid ein»
wirkende Umitände und Verhäftniffe aufgefucht
werden.
Dahin gehoͤren:
3) der Zeitpunkt im Jahr, wenn Schnee und
Duft fg ergiebt;
2) die Erpofition der Wälder ;
3) die eeiete, ebene, mäßig Böhere und Habe,
rauhe Lage. '
»
.
v
J
150, ..
Wenn das Uebel In den Monaten November,
MWecember und Januar vorkommt, wo bie Sonne
in unfern Gegenden noch nicht hoch ſteht, affe .
nur wenige Stunden Tageszeit unfräftig wirkt, fo
kann fie bei allen Erpofitionen durch Erweihen
und Schmelzen des Schnees und Dufts gar nichts,
und felbft bei der füdlichen weniger wirken, als in
ur. den folgenden Dronaten. * Die fpecififhe Schwere
der Eis⸗ und Schneemaſſe bleibt alfo, und wirkt
. »ellfom ſchaͤdlich mit, und mehr bei geſchloſſenen
⸗ Beſtaͤnden, als bei lichter ſtehenden. Der Fall er
giebt ſich beſonders in Mittelgebirgen.
“ Bei freier ebener Lage wirkt die Sonne immer "
etwas, wie die Erfahrung lehrt, weil dergleichen
Wälder doch fo lange ganz*befdienen werden, als
die Sonne über,dem Horizont ſteht. Man · beuierkt
„die ſchmelzende Wirkung daran, daf immer Heine
*Scnemafien ſich abloͤfen und theilweiſe abfafftn.
„Cs wird oͤfters · während der Nachtzeit nicht fo kalt
“ bier , daß viel Eismaſſe vorfommt, und wenn elfo
nit in wenigen Tagen nad) einander Schnee in
Mengs fäht, ſo Lann in der Zwiſchenzeit des vor ?,-
.. bandenen Schnees bis zum folgenden der größe,
© Shell des erften ſchmetzen und abfahen, alſo nie
durch ſpecifiſche Schwere vieles wirken und‘ ſchaden.
Faͤllt aber. auch viel Schnee und mehrere Tage
md einander, aber erſt u Gpde Januar, in Bun .
druar oder noch daͤter, fo wirlae bie Gennenfralgn |
a B
D
5
ſchen ſehr ciges » weil fie mehrere Stunden an
jedem heiteren Fog Eräftiger? wirken tinnen. Em *
| in alſo wenig zu befuͤrchten. .
Ganz anders wirkt die hohe rauhe Lage; hier
) ergiebt fi beinahe jeden Tag und Nacht Duft, der-
Schnee friert ſchnell an, die Zweige werben dur, .
ſtarke Kälte der Elaftizität ganz beraubt, die Sons
nenfralen Eönnen bier nicht aufthauenb wirken, «
und nur bei gereiffen- Erpofitionen und Begraͤnzun -
gen ganz wenig, daher kommt hier der gröbte Schar
den bei gef@leffenem und bei gelihtetem &tand-, ©
on, dor; weil aber doch der Wind hier leicht wirten "
—lann, fo iſt für die lichteren Stellungen der Stan ·
genhölger etwas mehr zu hoffen, alk für die ganz
gefhlogenen, wo der ſtarke Wind zugleich das W⸗
brechen der fehr befchwerten Aefte und Zweige durch
Duft und Schneemaſſen fehr befördert, and alſe
den Schaden vergrößert.
"Im Hochgebirg kann man alfg bei nördlicher,
no er, nordweſtlicher Expofition lichter ſtellen,
Mi: = ſchon mit &o Jahren durch vorfichtige .
* Durbforflungen,, was in view, dech⸗nicht alen
allen nuͤtziich werden kann.
» « Bei ſanft anſteigenden, freien Vorbergen Tom *
. bie Sonne au bei dichten Weftänden, bei ſuͤdli · E
der, fãdweſtlicher und’ ſuͤdoͤſtlicher Lage, vieles Gute *
. „begirken® wenn dag Uebel im Denuar, Bebruar
und —8 u *
ET u
Sür-alle Faͤlle giebt es Bein Mittel,
“aber doch für die meißeh, wie aus dem bisher Anger
führten hervorgeht, und damit wird der praktiſche Forſt⸗
mann · zuftieden fegn, wenn er. mit folhen Nature
ereigniffen zu kaͤmpfen hat, über welche er nicht,
dem Zeitpunkt. nad, wenn fie eintreten, griech
. kann.
Endlich iſt doch der, Umſtand nicht ganz zu
‘ übergehen, daß, . wenn Schnee in Menge fällt,
und zuglid mehrmals an Zweige und Nadeln an
frierb, nothwendig Schaden geſchehen muß, ed mag
" geſchehen zu welcher Zahrszeit nad Monaten es
will, und hei jeder Stellung. be6 Waldes. Zwei
Rage hinter ejnander mit Schnee und Froſt koͤnnen
forgefährlih werden, als fünf und fehsmal, Stun-
den und einzelne Tage mit langen Zwifchenzeite
träumen.
‘ D P
"453
Behandlung
der
reinen Buchen-Hochwaͤlder.
Dr Buche kommt ald Baumholz im GShwarg
wald in mäßig großen und auch in geringen Abs
theilungen vor, und zwar auf der närdlichen, oͤſt·
lichen und weftlichen Seite, nahe an ben Graͤnzen,
in der Mitte felten.
Da der Saame, oder die fogenannte Buchel«
Obermaſt, nur alle 6 oder 7 Jahre, öfters noch
ſpaͤter, voll gerathet, wie die bisherigen Erfah⸗
zungen beweifen, fo ift es am beften und ſicherſten
(um in Zukunft wieder anfehnlihe Strecken mit
gleichfoͤrmigem Nachwuchs, dem Alter und ver Voll⸗
Tommenheit nach, zu erzielen), wenn größere Abs
theilungen folder Wälder fo behandelt und benugt
werden, daß fie auf einmal die wahre dunkle
Saamenfiellung erhalten, ohne welche zugleich
Tdügende Stellung hier weniger, als in andern
154 ° .
nit fo rauhen Gegenden, die Nachz ucht biefer
‚Holzart vom natürlichen Abfall des Saamens
möglich ift. Während der Jahre, bis Saame ges
raͤth, wird eine Art Plenterwirthſchaft in
dergleichen Waldabtheilungen getrieben, jedoch ims
mer fo regelmäßig dabei verfahren, daß nur eingels
ne Stämme auf der ganzen Fläche ausgezogen wers
den, und zwar zuerft die abgängigen ; und von zwei
ganz nahe zufammen ftehenden einer; bie krum—
men ; diejenigen, welde eine geringe ober gar
theilweiſe dürre Krone haben; und die allerflärks
ften ; fo wie die, welche viel Bürger find, ald dieje
nigen, welche ben eigentlichen oberen Schluß fo
miren ; und nach diefen diejenigen, welche fid oben
mit ben Zweigen am ſtaͤrkſten berühren.
-Die Größe der Waldabtheilung richtet ſich
nad) dem Beſtand und der daraus möglichen Bes
ſtimmung: wie viele Jahre der Bedarf ſich das
von befriedigen laffe, mit Ausfchluß der Stämme,
melde die Saamen Stellung bilden follen und
muͤſſen.
Wuͤrde aber die Groͤße des Waldplatzes im
Ganzen nur wenige Morgen über dasjenige betra⸗
gen, was nothwendig wäre, fo kann auch diefe
wie das übrige gepbere Areal behandelt werden.
Wenn die Maft fo neräth, daß ein volffamer
Aufſchlag möglich wird (mozu die regelmäßige Stel ⸗
155
ung der einzefnen Saamenbaͤum das meifte beis
trägt) , fo bat die Erfahrung gelehrt, daß dergleis
den Pläge mr nur vor Menſchen durch fleißige
Aufſicht und erhftlihe Strafen, fondern aud vor
zahmem und wildem Tpier » Fraß möglichft geſichert
werden muͤſſen, wenn nicht der Hauptzweck,
Erhaltung des Nachwuchſes —
verfehlt werben fol.
Eine oben bei ber Weißtanne befchriebene
Stangen ı Einzäunung ſichert gegen zahmes Vieh,
die Ziegen ausgenommen.
Die wilden Schweine find ſchwer abzuhalten,
doch wenn fie bis zu ganz geringer Anzahl vermins
dert, und in den angränzenden Dickungen durch
Jagdhunde oft beunruhigt werden, und überdies
auf dergleihen Saatplaͤtzen auch der Anſtand zum
Erlegen derfelben nicht verſaͤumt wird, ſo mag we⸗
nig Schaden geſchehen.
Auergeflägel wird ſehr ſchaͤdlich, und muß in
der Nähe folder Buchenwaͤlder weggeſchoſſen wer
den *). J
H ie freſſen beſonders den eben keimenden Saamen
und die eben aufgegangenen Loden, wie mich eigene
Beobachtungen uͤberzeugt haben.
. A. d. V.
156
Edelwild, Dammwild und die NRehe werden:
durch uͤbeltiechende Ingrediengien meiftens abgehal ⸗
ten, wenn diefe, fobald der Geruch ſich verloren,
fogleich wieder frifh angewendet werden. .
Dian nimmt nemlich Assa foetida ¶ Teufels⸗
dreck) und Steinoͤl, eine beliebige Quantitaͤt, nimmt
hierauf 4 bis 6 große breite birkene Reife, haut
ſolche mitten von einander, ſpitzet die beiden Ens
den des daraus formirten Halbzirkels, und ſteckt
dieſelben im Hieb vertheilt herum, beſchmiert die
innere Seite ſtark mit dieſer uͤbel riechenden Mates
rie, damit der Regen ſie nicht abſpuͤlen kann.
Oder auf eine andere Art:
Man nehme für 6 Pf. Teufelsdreck,
für 6 Pf. Spiköt,
für 6 Pf. Built,
fuͤr 6 Pf. Tannenjapfenoͤl,
reibe dieſe Sachen auf einem Stein klar, und wenn
ſolche Maſſe noch zu flüffig, und nicht bie genug
ſeyn follte, daß. fie aufgefchmiert werben kann und
feft halten bleibt, fo fege man mehr Teufelsdreck
hinzu; von diefer Maffe ſchmiert man etwas inwens
dig in die Klauen von friſch geſchlachtetem Vieh,
und dieſe inwendig fo befhmierten Klauen hängt
man auf nicht fehr hohe Stöde oder eingeſchlagene
Pfaͤhle überall auf dem Hieb herum. Aus biefen
Klauen, ‚bie in der Folge ebenfalls einen wibrigen
157
Geruch geben, kann der Regen jene Dafle nicht
fo leicht wegwaſchen; und weil. das Wild den Ger
such hiervon Auferft verabſcheut, fo if die Folge,
daB keines auf den Plag Fommt, um fo weniger,
wenn von ‚Zeit zu Zeit die Einſchmierung wieder⸗
Holt wird.
Auch wird von Andern angegeben, baß eine
Mifhung von Terpentin, Schießpulver und Teus
felsdreck oder ſtinkendem Afand, zu gleichen Theis
len an verfhiedenen Orten in jungen Schlägen
fo angebracht, daß der Regen dieſe Maffe nicht
abwaſchen kann, gegen Wildfraß fhägend fey. Es
werden leere Blumenſcherben von geringer Höhe
inwendig befehmiert, und umgekehrt auf den Boden
feſtgedruͤckt. Oben darf Fein Loc) angebracht ſeyn,
. fondern nur rundum ganz Heine Deffnungen, einen
‘Zoll vom Boden entfernt, vorkommen, aus welchen
der Serum ſich verbreiten kann.
Sollte nur halbe Maft gerathen, alfo vollſa⸗
mer, moͤglichſt gleich ausgetheilter Auffhlag unmoͤg⸗
lich ſeyn, fo muß durch kuͤnſtliche Nachhuͤlfe zu
sleicher Zeit dieſem Mangel abgeholfen werden,
ſelbſt dann, wenn der Saame aus andern Revie⸗
ren geliefert oder erkauft werden müßte. Die Aus-
lagen werben vielfach durch gleichförmigen Nach⸗
wuchs dem Alter nad erſetzt *).
*) Um vollfamen Auffclag mit mehr Sicherheit au ers
158
Er wenn diefer Nachwachs 4 Sommer alt
iſt, wird im folgenden Winter ungefähr ein Drit⸗
Aheil bei ſuͤdlicher und oͤſtlicher, und die Hälfte der
Saamenbäume bei weftlicher und mördliher (abs
hängiger) Lage weggenommen, und zwar nur bei
weichen ober frifch gefallenem Schnee, oder auch
ſchon im Spätherbft, vor Eintritt des eigentlichen
Winters, umd dabei befonders vermieden, Stämme
bergab zu fällen. "
sieben,” iR aber nicht allein hinreichend, guten
Saamen in nörhiger Quantität aubzuſtreuen, fon«
dern, nach den Erfahrungen vieler. mir befannter
Korſtmaͤnner und meinen eigenen, nothmendig, daß
diefer Saamen in den Boden gebracht wird durch
Bearbeitung mit der Hade, ın ziemlich regelmäßis
gen Rinnen den Berg entlang, ungefähr 2 Zoll
tief höchftend, gezogen. Vorzüglich iſt dieſe Vors
fidt in denjenigen Waldtheilen nothwendig, mo
dad Laub biöher weggenommen, und der Boden
auf der Oberfläche mehr feft geworden ift, fo daß
die weichen Wurzeln des jungen Aufſchlags oft gar’
nit, oder doch nicht fo tief eindringen koͤnnen/
um durch Sroft und Hige feinen Schaden zu lei⸗
den, und nad und nach wieder zu verſchwinden.
In bearbeiten Boden kann jede Feuchtigkeit eins
dringen, und den Aufſchlag vor Austrodnen bes
wahren, fo wie auch ſelbſt aus der Luft Nahrungs⸗
theile für denſelben einfaugen, “
A. d. V.
J
4159
Da die Erfahring lehrt, daß, wenn bad
Häfen und Aufklaftern des Holzes lange, oft gar
den Winter hindurch, in manden großen dergleis
en Hieben währt, der Nachwuchs außerordentlich
leidet, um fo mehr, als er hier volkfam vorhanden
if, fo ift alles anzuwenden , daß der Hieb wenige
ſtens fehr bald diesfalls in Orbnung gebracht, und
von Hol; geräumt wird, Zu biefem Zwed wirken
folgende Umftände :
2) Baldiger Anfang des Geſchaͤfte im Spaͤt⸗
herbſt.
2) Aufftellung einer hinlaͤnglichen Anzahl Hole
bauer, um in ungefähr 4 Wochen obige
Geſchaͤfte fo weit zu vollenden, daß nur bie
Nupholz » Trümmer im Hieb umber liegen,
alles Klafters Wellenholz aber aufgefegt vor⸗
handen if.
3) Die Klaftern muͤſſen, fo viel es thunlich iſt,
an durchlaufende Wege, unten gegen die
Thaͤler hin und oben hin am Berg, ſo wie
in die angraͤnzenden, erwachſenen Beſtaͤnde
geſetzt werden, die Holzart mag ſeyn welche
ſie will.
Die gewoͤhnlichen Winter erlauben kaum, bis
zur Mitte des Novembers im Walde zu arbeiten,
weil die Dienge Schnee weitere Gefchäfte oft bis
zum Anfang des Aprild hier verbietet, und au⸗
‘
J
160
Berorbentfiche Fälle verhindern oft bis zum Maimos "
‚nat alle dergleichen Arbeiten vorzunehmen.
Zwei Jahre darauf, im nemlichen Zeitpunkt,
Eönnen die übrigen Stämme alddann mit gleichen
Vorfihtsregeln hinweggenommen werden, wenn
man bemerkt, daß die Spigen und Seiteniriebe
des Nachwuchſes gar nichts von Kälte gelitten has
ben, und meiften® gegen 3 Fuß hoch find.
Im andern Fall mäffen die Stämme als Froſt ⸗
ableiter zugleich noch Ein Jahr wenigftens ſtehend
erhalten, und bei füdliher und oͤſtlicher Tage fogar
nicht alle auf einmal, fondern ein Jahr fpäter die
übrigen hinweggenommen werben *).
Angenommen, alles ſey fo gluͤcklich als möge
U von flatten gegangen, fo erfordert nun ber
Forſtſchutz weiter eine befondere Schonung von zah ⸗
mem Vieh bis zu 25 oder Sojährigem Alter.
Und was die Durchforftungen betrifft, fo koͤn⸗
nen diefe nicht früher. als mit 45 bis Sojährigem
*) Se Höher überhaupt die Saamenbäume find C bei
allen Holzarten), deſto länger koͤnnen fie ſtehen
bleiben, weil der Anwuchs durd Die dabei möge
lie Einwirkung der Armofphäre, in feiner guten
Vegetation bid auf einen gewiſſen Zeitpunkt nicht
gebinders wird.
2.28%.
161
Alter, nad den bekannten Regeln vorgenommen
werben, wobei die vorzüglichfte diefe iſt, daß der
obere Schluß, welder durch das Ineinandergreifen
der oberfien Zweige und Aeſte ſich ergiebt, nicht
unterbrochen werden darf. J
Wegen klimatiſchen Verhältniffen und Einwir⸗
Zungen if im Schwarzwald das Laubfammeln zu
Streu in bergleihen Wäldern beſonders ſchaͤdlich,
und in der Negel nicht zu geflatten; als Ausnah⸗
me nur da, wo
3) das Laub unverwest fo hoch liegen follte, daß
der Eeimende Auffchlag mit feinen zarten
Buͤrzelchen nicht Erde faſſen kann;
8) an etwas tiefen Wegen;
3) in Schluchten, wo es aufgehäuft vorkommt;
4) in70, 8o, 90, ıoojährigen Waldungen ; mit
der befonderen Vorfiht, daß mit hölzernen
Mechen (oder Harken) nicht alles kahl hin-
weggenommen wird, fondern noch eine-ges
ringe Decke liegen bleibt;
5) daß das Sammeln von der Mitte Augufs
bis zur Mitte Oktobers we möglich gefchehen
ſolle, und
6) daß 2 bis 3 Jahre vor der dunkeln ober Bes
faamungsftellung nichts erfammelt , und das
Laub fo viel moͤglich gleihförmig auf dem
Plag erhalten wird.
» . 11
1623
Wenn das Holz vorzuͤglich auch mit zu Brands
holz beſtimmt iſt, fo mag der gewöhnliche Turnus
120 Jahre betragen, weicher bei gutem Boden und
günftiger Cage, unb wenn man bemerkt, daß ſich
die Stämme durch befondere Länge für Nughölzer
auszeichnen, noch um xo Jahre verlängert werben
Tann, ober auch in dem Gall, wenn noch anfehne
tier Zuwachs jährlich vorkommt *).
Wenn dergleichen Wälder nur mäßig hehe
Berghaͤnge bilden, oder mehr eben gegen Ihäler
bin auslaufen , fo if eine künflige Mifhung mit
dem weinblätterigen Ahorn (Acer pseudo-
pletanus) fehr zu empfehlen. Der Ahorn: Saame
muß aber im Herbſt gleich nad der Neifung, uns
gefähr = Pfund auf jeden Morgen, ausgeftreut
und bafür geforge werden, daß er in bie Erde
kemmt und nod eine gute Laubdecke über fih ers
haͤtt, damit er nicht zu früh keimt. Diefe Saat
wird im nemlihen Jahr, we aud ber Buchelſaa⸗
=) Diefe Unterfuhung wird nad der finnreihen Mer
thode des Heren Staatbraths Hartig dur ane
gebrachte Kerben vorgenommen, und durd Ver⸗
gleichung der Jahräringe bei mehreren Staͤmmen
in verſchiedenen Wäldern und nad verſchiedenen
Kiaffen berigptigt. An einigen ftarken Aeſten muß
ein gleiches Verfahren zu mehrerer Mebergeugung
‚gemacht werden. .
u. d. V.
163
men getathen ift, vorgenommen, Se regelmaͤßiger
die Austheilung gefchieht, defto beffer ift es für die
Bufunft in allen möglichen Ruͤckſichten.
Endlich kann noch ein Fall vorkommen, und
awar der; daß dergleichen Wälder nicht gefchloffen
ſtehen, und alſo Eeine dunkle oder natürliche, voll
fländige Beſaamungsſtellung moͤglich if: Bei folk
chen Umftänden unterfuche man:
1) ob der Boden der Buche noch ganz zutraͤglich
iſt nach feiner dermaligen Beſchaffenheit;
®) ob die Expoſition des Platzes noͤrdlich, nord⸗
weſtlich, weſtlich iſt;
5) ob die vorhandenen Buchen noch ganz wuch⸗
fig find, aber doch ſchon beinahe die auf dem
Platz relarive Vollkommenheit nad Höhe
und Die erreicht, oder ob fie ihr Wachs⸗
thum größtentheils geendet haben. Den ers
fahrnen vergleihenden Forſtmann wird hier
bei ſchon der Anblick belehren ;
4) ob die Lage nicht fehr hoch, alſo aud nicht
ſehr rauf if.
Wenn alle vier Punkte paflend vorkommen,
fo wäre e6 Unrecht, den Wald als Buhwald nit
zu erhalten.
Bolgendes Verfahren führt gewöhnlich zum
Zwech:
Im naͤchſten Maſtjahr, das ſich ergiebt, wird
beim Abfall des Saamens ber ganze Platz mit @
166
bis 3 Fuß langen Zweigen von ber Dide eines
Fingers fo beſteckt *), daß nur diejenigen Pläge frei
bleiben, welde die Kronen und Aeſte der vorhan ⸗
denen Saamenbuchen bedecken und befaamen kön«
nen. Und Eur; vorher, che dieſes gefhieht, were
den Heine Rinnen oder Niefen von ungefähr 4 bis
5 Zuß Länge und wenigſtens 2 Zoll Xiefe den
Berg entlang gezogen, und aud unter den Stäms
men ſelbſt. Sobald die Bucheln reif find, werden
die lichten oder freien Pläge kuͤnſtlich in dieſe
Riefen oder Ninnen befäet, und diefe gelegenheit«
lich des Beſteckens zugleich geebnet. Diefe Beſtek⸗
tung erhält das Laub im Frühjahr feſt, damit bie
Bucheln nicht zu früh Feimen, und durch Spat
fröfte verdorben werden ; und die unbedeckten Saa⸗
men erhalten fi in den 2 Zoll tiefen Rinnen auch
über Winter unser dem Schuß ber Saamenbäume.
In Hinfiht der Schug: und Saamenbäume wird
alles fo behandelt, wie vorhin bei den regelmäßig
dicht beſtandenen Wäldern diefer Art angegeben
worben ift **).
*) Diefe Zweige koͤnnen von Pfriemen (Spartium sco-
parium) und folden Holzarten genommen werden,
welche im SpätherbR darauf zum daͤllen beſtimmt
find. A. d. V.
**) Sollten dieſe licht ſtehenden Bäume viele und ſtar⸗
ke Seitenaͤſte haben, fo koͤnnen ſolche vor dem
165
Bei ſuͤdlicher und oͤſtlicher Erpofttion folder
Wälder müßten 2 Sommer vorher Birken in 2
Fuß von einander entfernte Niefen gefärt, und
wenn diefe überall vorhanden, erfi Buchen zwifchen
diefe geftedkt werden. Wenn aber der Boden nicht
gut und die Lage fehr hoch wäre, fo möchte am
beften fen, einen Kiefern» oder Fichtenwald zu er⸗
ziehen, fobald die Buchen herausgehauen wären.
Die Bude wird im Schwarzwald benugt
3) zu fehr vielen Nugholz-Sortimenten, die vprs
zuͤglich die Wagner verfertigen, ferner für
Drechsler und Schreiner. Die befonderen
Holzuhren-Zabrifanten gebrauchen biefes Holz
ebenfalls. Die Schiffer verfiößen öfters ges
funde Trümmer, welche da zu fogenannten
Keltern » Schrauben gebraucht werben, wo
härtere Hölger fehlen.
Faͤllen derfelben entweder abgehauen oder abge⸗
ſaͤgt werden, um den jungen Anwuchs mehr zu
ſichern. Auch iſt es gut, wenn auf ſolchen Plaͤtzen
das Laub fo viel moͤglich erhalten wird, weil ſonſt
feine gute Beſchaffenheit für den Holzwuchs über«
haupt, und für den der Buche inöbefondere, fehr
vermindert Wird,
-UuD
466
9) Die Holjfhlitten, womit der Transport des
Scheitterholzes, zum Floͤßen beſtimmt, im
Gebirgen befoͤrdert wird, werden in großer
Anzahl von dieſem Holz verfertigt; die Lott⸗
badume zum Transport von Floßholz, Saͤg⸗
Eögen, ebenfalls.
8) Zu den fogenannten Prügelwegen, auf wel
hen allerlei Holländer» und andere flärkere
Floßholz » Sortimente aus dem Wald, fogar
Sommerszeit, bergauf und bergab und auf
Ebenen oder eigentfih Plattformen des Ge-
birgs, transportirt werben, ift bei anſehn⸗
licher Entfernung oder Länge eines ſolchen
Weges ein bedeutendes Quantum diefes Hol⸗
zes noͤthig. Die dazu erforderlichen Holz
Ace find gewöhnlich 7 Buß lang und 6 bie
8 Zoll di, um auch gefpalten gebraucht
werben zu Eönnen *).
%) Die Friction iR auf den glasten, entrindeten, alt
gefpalten , halhzirkelförmigen dergleichen Holküden
geringer, e8 mögen runde oder befhlagene Sorti ⸗
mente aufgelegt werden ; die Ochſen oder Pferde har
ben zwiſchen jedem Stück, das ungefähr 2 Auß! von
dem anbern entfernt befeftige iR, einen Anhalt gegen
das Ausgleiten. Im Sommer werden diefe Stuͤde
da, mo dad trandportiete Holäd läuft, mit Spech
oder Unſchlitt gefhmiert (daher der Name Sqhwier⸗
weg), ehenfaNg zu weiterer Werminderung der Rei⸗
dung. a. d. V.
167
4) 3u fogenannten Ruthen, um die Plöße anhal-
ten zu Eönnen; und ftärkere Stuͤcke (Senkel⸗
fangen); um aufgebollertes, Holländer » ober
anderes gemeine Floßholz ins Waſſer zu laſſen.
Diefe Senteltangen find 2o bis 25 Fuß ˖ lang
und 6 bis 8 Zoll die; die Ruthen 16 bis 18
Zuß lang und 2 Zoll did,
5) Zu Brandholz; a) zum Werflößen; h) zum Ger
braud für die Einwohner; c) zu Vefoldung
für die herrſchaftlichen Diener aller Klaffen.
6) Zu Kohlholz, um die Metalle zu ſchmelzen; dar
au iſt die Kohle fehr brauchbar und gefucht ;
Überhaupt für Huͤttenwerker.
7) Hoͤchſt felten zu laufenden Muͤhlwerken, bei
gänzlihem Mangel an tauglihem Eichenholz.
468
Behandlung
dev
reinen Eichwaͤlder.
Wa diefe betrifft, die im Gangen feltener, und
gewoͤhnlich mehr an den Graͤnzen des Schwarzwal ·
det, in einzelnen bald größeren bald kleineren Flaͤ⸗
chen, vorkommen *); und feltener etwas tiefer im
Schwarzwald, an füblihen Vergeinhängen , mit
lichten Veftänden und geringer Volkommenheit —
*) In dem Hochfürftich Fürftenbergifhen Oberforſtam
Wolfach befinden fih ziemlich viele dergleichen Ei»
Senbeftände, um Hauſach, Haßlach, Steinad , fo
wie in den Umgebungen und Gemarfungen von
Wolfach. Im Hocf. Fuͤrſtenb. Oberforſt Donaus
eſchingen hingegen fommen nur jüngere Anlagen
von diefer Holzart in nicht unbedeutenden Flaͤchen
vor, die noch vermehrt werben; im Königlich
Wuͤrtembergiſchen Dberforft Neuenbürg mehrere
taufend Morgen.
4,08.
469
nad der Höhe befonders — der einzeinen Stäm-
me; fo wird bier Folgendes bemerkt : .
* Das ein Unterſchied zu machen iſt zwiſchen
denjenigen Eichwaͤldern, welche einen ſolchen regel⸗
mäßigen und vollen Beſtand haben, daß eine nas
tuͤrliche Nachzucht durch den Saamen vorhandener,
erwachfener Stämme wohl möglich iſt; zwiſchen
folgen, welche hingegen fo licht, oder die Stämme
von einander fo entfernt ftehen, daß dieſes nicht
möglich ifl.
Zugleich muͤſſen die Himatifhen Verhaͤltniſſe
ſolcher Wälder beruͤckſichtiget werden, wegen des
wichtigen Umſtandes: Ob die Maſt oder der Sao
men volltommene Reifung erhält, ober öfters vor«
her erfriert; fo wie nöthig iſt, zugleich anzugeben:
Ob der Beftand rein aus Stiel: oder rein aus
Zraub» Eichen befteht, oder aus beiden ge—
miſcht if.
Wegen des erfteren Punttet iſt anzufuͤhren,
daß dieſer nur da vorkommt, wo der Schwarzwald
mildes Klima hat, was an den Graͤnzen der Fall
iſt, und ferner, daß dieſe Beſtaͤnde immer die bes
ſten und regelmäßigften in jeder Hinſicht find.
Bei dergleichen Wäldern find alle für die Eir
&en in andern ganz ähnlichen Gegenden paffende
und bekannte Orundfäge anwendbar und gut, aber
immer bei Vorausſetzung güten, tiefgehenden fri-
ſchen Bodens, .
470
Die natuͤrliche Befaamung wird nur durch eine
Art dunkler Stellung bezweckt, webei ſich die Geis
tenzweige ber Krone bei ftiller Luft etwas berühe
ren, fe daß die Sonne den Beden nicht befceinen
Bann. Wenn vole Maft geräth, geſchieht diefe
Vermehrung leicht. Bei halber Maft aber (melde
Öfter eintritt als volle) wird es Regel, ſogleich im
nemlihen Jahr der Natur durch kuͤnſtliche Mitſaat
nachzuhelfen, damit der Auffchlag mehr im Alter
und als Kolge auch in andern Ruͤckſichten gleichföre
miger und zugleich nüglicher werden kann *).
Der Forſtſchutz ift wie bei der Buche anzuwen ⸗
den, und wilde und zahme Schweine und Rebe
im erften Jahr befonders abzuhalten. Die erſteren
freffen wegen der bis September bleibenden Saar
*) Wenn man auß fofalen Beobachtungen weiß, wie
oft nad Jahren volle oder halbe Maft ges
raͤth, fo kann man in folhen Wäldern fogenannte
©roßhiebe führen, d. h. von folder Größe,
worin der jährliche Bedarf fo viele Jahre durch
vorfihtiged Pientern befriediget werden kann/
bis Daft geräch, und wobei doc die nöthige buns
kle Stellung deö ganzen angehauenen Plaged noch
möglich wird, fobald cin Saamenjahr eintritt. Es
iR immer Regel, große und gleichförmige Walde
pläge in Hinſicht des Nachwuchſes, dem Als
ter nach, au erziehen, bei ber Eiche aber ganz
beſonders.
A. d. V.
a
menlappen den Aufſchlag, und die letzteren find
für die Gipfel fogar noch im zweiten Jahr zur
Srüplingszeit hoͤchſt gefährlich.
Die Eiche verdient als erfie und Deutfchland
eigentlich einheimifhe Holzart, deren Gebraud fo
vielfältig ift, und nicht mit andern Holzarten ganz
erfegt werden kann, da mit großem Fleis erhalten
und nadgezogen gu werden, wo das Klima der
Vollkommenheit nicht entgegen if, was an den
Graͤnzen des Schwarzwaldes der Fall ift.!
Im zweiten Jahr und dem darauf folgenden
Herbſt oder Winter, bei friſch gefallenem oder doch
weichen Schnee, kann ſchon fo gelichtet werben,
daß ungefähr ein Drittheil der alten Stämme weg ⸗
genommen wird, wenn der Auffchlag ein gutes
Wachsthum zeigt, weil er bald freiere Einwirkung
der Atmofphäre zu feinem guten Gedeihen fordert.
Im dritten, hoͤchſtens im vierten Jahr koͤn⸗
nen aud die übrigen Stämme hinweg genommen
werden.
Baldigfte Räumung des Hiebs von allem Holz
iſt zur Schonung des Nachwuchſes fehr zu em.
pfehlen.
Auch koͤnnen bie abgebrochenen und ſtark ge
quetſchten, kleinen Staͤmmchen mit ſcharfen Mep
fern tief am Boden abgefchnitten, und dadurch
gute Ausfchläge, die Lücken ausiufiten , gebildet
werden.
472
20 bis 25 Jahre find nöthig, um einen fols
hen Beſtand der Viehweide unfhäblih öffnen zu
koͤnnen.
Die erſte Durchforſtung darf nicht fruͤher als
mit 40jaͤhrigem Alter geſchehen, vom Aufgehen des
Saamens an gerechnet, und kann alle @o Jahre
bis zum hundertften mit den befannten Vorſichts⸗
regeln gefchehen ; doch hier darf ſchon bei der zweis
ten Durchforſtung der obere Schluß etwas geoͤffnet
werden, um früher Maſt zu erzielen.
Wenn fehr ſtarke Eichen nad Länge und Dide
nothwendig find, fo muß freilid) der Turnus 160
bi6 180 Jahre angenommen werben; aber für
mehr gewößnfihe Bau. und monde Nughöfger
(die am gefuchteften find) reihen 150 Jahre hin,
zu welder Behauptung mic) mehrere im Schwarz
wald gemachte Unterfuhungen an ben Jahrsringen
diefer. Holzart berechtigen.
Andere Verhältniffe, und alfo auch theilweife
andere Behandlungen, treten ein, wenn dergleichen
Wälder fehr licht ftehen, alfo die natürliche Beſaa⸗
mung vollſam und regelmaͤßig unmoͤglich iſt; die
Kunſt muß hier alles Fehlende erſetzen, und ben
aus geſteckten Saamen durch 2 Zoll tiefes Legen,
und wo möglih durch eine Laubdecke zugleih, zu
erhalten fuhen, damit die Winterfälte demfelben
nicht ſchaden kann, und damit im Frühjahr das
baldige Keimen verhindert wird, weil font Eine
. 473
fehr kalte Naht Alles in dieſem kritiſchen Zeits
punkt verderben kann.
Um das Laub auf dergleihen Plägen, bie
ſogar abhängig find, mehr zu erhalten, muͤſſen
ſolche mit a bis 8 Buß hohen Zweigen, befonders
von ber Befenpfrieme (Spartium scoparium, L.),
reihenweiſe ziemlich dicht befteckt werden, was zwar
baare Auslagen in vielen Fällen erfordert, wenn
arme arbeitende Forſtfrevler fehlen, aber zum Zweck
führt, wie mid) Proben im Kleinen belehrt haben;
allein es iſt doch rathſamer, den vollen Nachwuchs
zu erhalten mit einigen Koſten, als ſein Verder⸗
ben ſehen und wagen ohne Koſten.
Auf fehr hoch gelegenen, rauhen Plägen, wo
zumeilen noch Wintereihen angetroffen werden,
kann ich nicht für Erziehung diefer Holzart im reis
nem Veftand flimmen; denn erftend erreichen ders
gleihen Stämme unter ſolchen Umftänden Eeine bes
fondere Höhe und Stärke, gegen biejenigen, die
- in milden Gegenden ermachfen ; zweitens erforbert
diefe Holzart doch auf ſolchen Plägen zu diefer ges
ringeren Vollkommenheit einen längeren Zurnus
von wenigſtens 200 Jahren ; drittens barf man
auf feine Maft, am wenigften auf eine volle zähe
len, weil Blüten und Früchte fehr oft erfrieren,
oder legtere auch durch trocdene Witterung leiden,
und unvollfommen und ungereift abfallen ; viertens
\
474 .
ift von kuͤnſtlichen Saaten nichts, und von Pflan⸗
jungen wenig zu hoffen,
Der Holjertrag ber Maffe nah, bei fo lan—⸗
gem Turnus, würde aber gegen ben eines Kiefern»
Fichten s oder Weißtannen » Beſtandes, bei gleicher
Lage und gleich großem Areal, fo fehr verſchieden
und zum Wortheil des legtern ausfallen, daß ſelbſt
die beffere Qualität und Braychbarkeit bes Eichens
Holzes gegen obige Mabelhölger diefen Unterſchied
bei weitem nicht ausgleichen mwürbe, welchen Um⸗
Rand jeder Forſtmann in diefem und in ähnlichen
Faͤllen beſonders beerzigen muß.
In Hinſicht der beiden Eichenatten iſt noch
anzuführen, daß man wenigſtens immer die Som ⸗
mer s oder ©tieleihe mit erziehen und erhalten muß,
theils wegen der früheren Brauchbarkeit, bei etwas
ſchnellerem Wuchs vor der andern, theil$ weil iht
fpaltiges Holz mehr zu Nughöfjern geſucht iſt,
wie das zähere von jener. .
Und von beiden müffen Setzlinge oder Heiſter
in Pflanzfhulen erjogen werben, weil diefes Mittel
wur Vermehrung diefer Holzart auch angewendes
werden muß.
Wenn Pflanzungen vorgenommen werden, und
Hoffnung zum Gedeihen ſeyn fol, fo muß
2) der Boden gut, tiefgehend und friſch feyn;
2) die Pflänzlinge eine Höhe von 3 bis 4 Fuß
haben 5
1rs
3) der Ping, wohin fie verfegt werben, nicht
ganz freie Lage haben, und den Oft« und
Morbwinden nicht ausgefegt ſeyn;
4) beide Eichenarten gemifcht, ungefähr a Drits
theil Sommer aund x Drittheil Wintereihen
angezogen werden;
5) die Pflänzlinge mit vielen unverlegten Wur⸗
zeln verfeben feyn, was nur von folden zu
erwarten iſt, die in Saatſchulen oder Eichel ⸗
kaͤmpen exjogen, dert im die Pflanzfhufen
abtheilung (mit einige Jahre zuvor abgeſto⸗
chener Pfahlwurzel) vorher verfegt, und von
da erſt im den Waldplag gebracht werden;
6) jeder Heifter angeſchlemmt, und
7) die erſten Jahre wenigfiens, bis er fell an
gewachſen ift, mit einem Stidel, ohne Ges
fahr für den Pflänzling , verfehen, und
8) ein folder Eultivirter Plag vor dem Zugang
einer Rindviehheerde 8 bi6 10 Jahre lang
geſichert werden.
Die Eichen werden im Schwarzwald Benugt
A. Zu verfhiedenen Sortimenten Hollaͤnderholzes.
@) ungefpalten:
3) zu ganzen Bäumen So Fuß lang, 24301 dick
om dünnen Ende;
2) halber Baum 21 F. lang, 22 3. a. d. E.
4136
5) Zangruthen 5x Buß lang und 16 Zofl in der
Mitte;
4) Wagenſchußklotz 16 bis 20 Fuß lang, ae 3.
breit; R
5) Pfeifholzttog 20 bis «5 8. lang und 16 3.
breit; “
6) Knapphol; 9 Buß lang, 26 Zoll breit;
7) eine fogenannte Mut aı Fuß lang bis an die
Gabel, 18 Zoll dick, in der Mitte der beie
den Gabeln 6 8. lang und ı2 3. did;
8) Schiffsknie (Stiefel) kommt auf die Staͤrke
von vorbefhriebenen Holzſorten an, und wird
das Doppelte von ber Sorte, wozu es ger
hört, gerechnet;
9) Muͤhlachſe 24 bis 50 8. lang u. 5 - hoch.
b) gefpalten:
2) Wagenſchuß 10 bis 14 B.lang, an ber einen
Seite 24 3. an ber andern 24 2.
2) Pfeifholz 8 bis 9 F. lang, 25 Zoll auf ber
einen, 20 3. auf der andern Geite.
3) Knappholz 8 8. lang, 12 3. auf der einen,
\ 20 3. auf der andern Seite.
4) Ran; 6 8. lang, 11 8. und 18 3.
Und nad befonderem Wahsthum mit Kruͤm⸗
mungen die Shölger, welde befonders ger
ſucht und theuer bezahlt werden.
B. Zu Lands und Wafferbauhölzern.
ar
C. Zu Nutzholz mancherlei Art für Safer, Wag-
ner, Schreiner ıc.
D. Zu laufenden Werken (Mühl und Hammer⸗
werten).
E. Srand « Rohiholz, die Knuͤppel beſonders ge⸗
ſchaͤlt.
F. Die Rinde zu Gerberlohe; das Raub zum
Streuen in die Viehſtaͤlle; die Früchte zum
Mäften der Schweine ıc. .
ı2
178
Behandlung
der
gemifchten Roth» und Weißtannenwälder.
Diergteigen Wälder trifft man, wie im Anfang
des zweiten Hauptabſchnitts gemeldet worben, häus
fig im Schwarzwald an, und zwar, was bem Forfl»
mann in mehreren Ruͤckſichten das wichtigſte iſt,
mit großer Volllommenheit nah Höhe
und Dide bei beiden Holzarten.
Nur ift bei gleicher Höhe und unterer Stamm
dicke der obere Durchmeſſer bei den Rothtannen
ober Fichten immer gefinger als bei den Weißtan ⸗
nen, weiß erftere mehr einem fpigigen Kegel aͤhn⸗
lich ift in der Form des Schafts als legtere.
Die Natur hat diefe Miſchungen ſelbſt hervors
gebracht, wenigftens bie Älteren, und nad meinen
Beobachtungen Eamen die fhönften Beſtaͤnde in jes
der Hinſicht fo vor, daß fi die Weißtannen zu
den Rothtannen wie 43 2 oder wie 51 2 vers
hielten,
479
GSo kommen im Ältenſtajger Öberforft, Kön.
Wuͤrt. A. Schw., viele ganz vorzuͤgliche vor, die
zu meiner Dienſtzeit ſchon Bo bis 10ojaͤhrig wa⸗
ten, beſonders in dem Pfatzgrafenweiler Revier.
Allein es kommen noch andere Verhaͤltniſſe
diesfalls vor, die hier nicht angeführt werden koͤn⸗
en *); aber als Nefultat aus dem Ganzen geht
hervor; daß beide Holzarten auch als gemiſcht zus
fammenpaffen.
Nun ift wohl jeder Forſtmann und jeder Lefer
begierig zu vernehmen , welches die befte Mifhung
) Nur einige davon. Im Hoknberger Wald, an
der Graͤnme ded Altenfaiger Bord, gegen den
Neuendürger ; mar das Verhaͤltniß der Rothtanne
iu der Weibtanne ungefähr wie so:t. Der Berg
dag gegen Suͤden, und wurde, meil das Holz
nicht gut wegzubringen war, und dad Kläftern das
mal6 (1800 und 1801) fur 24 Kreujer auf den
Stock koſtete, der Wald auf Harz benugt: Das
Alter mag damald 90 bid 100 Jahre betragen has
ben. — Beim fogenannten Chriftopheld Hof,
Neuenbürger Oberforſts, Wildbader Revietd , war
eine Miſchung, wo die Weißtannen zu den Rothe
tannen ungefähr mie 6: 1 oder wie 7 : 1 vorka⸗
wen, und von den fegteren Holländer Tannen und
Mebbälfen abgegeben wurden, von den erfteren
auch etwas ſchwaͤhere Hohänder Hoͤlzer, im Jahr
1803 oder 1804: «
um
450
feon,
und als folde zu erhalten ſeyn möchte unter
den vielen Abänderungen, die diesfals vorkommen.
Folgende Gründe ſcheinen dasjenige Verhaͤlt⸗
niß zu rechtfertigen, wo ungefähr 5 bis 6 Weiße
tannen auf eine Rothtanne Eommen :
1) weil die Rothtannen bei paffender Lage und
2)
9
angemeſſenem Boden, der fuͤr beide wenig
verſchieden iſt, im Ganzen genommen ſchnel⸗
ler wachſen als die Weißtannen;
weil die Rothtannen viel mehr Saamen
auf einmal tragen als die Weißtannen,
wenn man einzelne glei alte und ungefähr
gleich ſtarke Stämme von beiden Holzarten
betrachtet und vergleicht.
weil die Nothtannen auch dfter Saamen
tragen, als die Weißtannen, befonders bei
gewiffen Lagen; fie würden alfo bald und fo
Fark prädominiren, baß die Weißtannen in
ein ganz untergeorbnetes, dem Forſtmann
hier nicht erwuͤnſchtes Verhaͤltniß geſetzt
wuͤrden.
4) muß in dieſen gemiſchten Wäldern, bei ber
Haubarkeit und der daraus hervorgehenden
Stellung, zur natürlihen Befaamung eine
dunkle, wie bei den reinen Weißtannen-
wäldern, flat haben ; wenn bie Fichten ſtark
präbominirten , 9 wäre dieſes nicht wohl
rathſam, weil diefe nicht fo ſtark und nicht
481
"fo lange die dunkle Schutz » und Befaamungss
ſtellung nötbig haben, wie die Weißtannen.
Ueberhaupt hat mich wenigſtens die Erfahrung
durch Anfchauung , und der Grund, daß es viel
ſchwerer wäre, die Mifhung bei prädominirenden
Rothtannen zu behandeln, überzeugt, daß nur bei
obigem Verhaͤltniß dergleichen Wälder zu erhalten
wären.
Moch ein befonderer Vorzug diefer als der bes
Men oder vortheilhafteften angegebenen Miſchung,
befteht noch darin, daß man ſolche auch in etwas
höheren und rauheren Gegenden, als viele Theile des
Schwarzwaldes find, antrifft, und alfo aud erhalten
kann, als die reinen Weißtannenmwälder gewöhnlich
fordern. Die Natur aufmerkfam beobachten, giebt
belohnende Nefultate, wenn man die nöthigen Kennt»
niſſe befigt, die ſolche Beobachtungen erfordern und
möglich machen. Anfehen und Anſtaunen iſt nicht
hinreichend, fondern Anfhauen und Verſtehen.
Was den möglihen Einwurf betrifft, daß ber»
gleichen Wälder bei folder Miſchung der Gefahr,
durch Inſekten verborben zu werben, mehr ausge:
*. ſeyen, als andere reine, weil der gemeine groͤ⸗
€ Borkenkäfer (Dermestes typographus, L.)
mehr die Fichten oder Rothtannen, und der zottige
kleinere Dermestes villosus, L. (nah Bechſte in
Bostriehus villosus) mehr die Weißtannen an«
greift; fo iſt hier nur fo viel zu bemerken, baß bei
482
dem Verhaͤltniß, wenn die Weißtaunen präbomis
niren, die Gefahr fehr gering if. Weiter unten
wird das über die im Schwarzwald -(hädlichen Ins
ſekten in einem befonberen Kapitel umftändli an⸗
geführt werden. — Ein Grund iſt fen der, daß
die Stuͤrme diefen gemifchten Wäldern weniger
ſchaden, als den reinen Fichtznwaͤldern.
Auch bei dieſer Art Wälder wird es Regel,
diejenige Holzart ſogleich, oder doch gewiß im fol⸗
" genden Jahr Fünflic nadzufäen,, welche nicht
mit der andern zugleih Saamen trägt; und ma
möglich immer nur in ſolchem Zeitpunkt den Walb
mit dem Hieb anzugreifen, wenn wenigfiens eine
der beiden Holzarten Saamen trägt, im Fall nicht
eigentliche Großhiebe geführt werden. Mur bei dies
fer befonderen, mit Kun verbundenen Vorſicht,
ober hei dem natürlichen fehr guͤnſtigen Umftand,
daß beide Holzarten beim Hieb Saamen tragen,
täge fi, bei übrigens gleihen Umftänden, befon«
dere Vollommenheit der meiſten einzelnen Gtäms
me hoffen; und Erfahrungen beweifen noch ferner,
daß dergleichen gemiſchte Wälder, bei vorkommen»
der ziemlich gleicher Hoͤhe der einzelnen Stämme,
hoͤchſt felten von Stürmen leiden, wenn nicht uns
vorfichtiger Weife Luͤcken gemacht werden. Sie
bilden im erften Gall mehr ein zufammenhängendes
Ganze bei gefhleffenem Gtand, woran die Stuͤr⸗
4183
me abprallen, ohne eigentlichen fchädlihen Eingang
zu finden.
Wenn die Rotbtanne zuerft Saamen trägt,
und man fieht nad einigen Jahren , daß fie über
das beſtimmte Verhaͤltniß, der Anzahl nah per
Morgen, vorkommt, fo wird ein folder Nachwuchs,
und zwar ber geringfte und am menigften friſch
ausfepende, fpäteftens im Monat Mai einzeln aus⸗
gerauft, entweder durch arme Forſtfrevler, oder
noch beffee und ficherer durch befonders bezahlte,
vorfihtige Leute, welde die Erde beim Ausziehen
nicht zu viel aufiodern *); jebesmal aber unter
perfönliher, ununterbrochener Anwohnung und
Angabe des betreffenden Foͤrſters.
Oder es kann auch erft bei der erften und ,
zweiten Durchforſtung das gewuͤnſchte Verhältniß
beider Hölzer gegen einander, der Anzahl nach,
auf jedem Morgen hergeftellt werden, welche Mes
thode der erfieren in den meiften Faͤllen vorzugier
ben if.
*) Dergleichen vorfichtig, ohne Befchädigung ber Wur⸗
zeln, unmittelbar nach aufgefrornem Boden, aus⸗
geraufte junge Tannen Fönnen zur Verbeſſerung
auf andere ſchattige Pläge angewendet werben,
wenn das Außziehen und Wiedereinfegen in weni⸗
gem Stunden und auf ähnlichem Boden und Lage
ieht.
sehdicht 2.8.8.
4184
Beim Angriff eines haubaren, fo gemifchten
Waldes wird der dazu beftimmte Theil dunkel, wie
bei der MWeißtanne, geftellt, mit einigen Abändes
ungen, der Erpofition nad, und zwar hei noͤrd⸗
licher und nordweſtlicher etwas weniger dunkel,
ſo daß fi die Seitenzweige der Krone bei ſtiller
Luft nicht ganz berühren; bei andern Tagen aber
anz dunkel,
In Hinſicht der Schonung wird alles, wig
bei den reinen Weißtannenbeftänden behandelt, und
vorzuͤglich die Viehweide nicht früher als nah 2A
Jahren, vom Ausſtreuen des Saamens an gerech ⸗
net, erlaubt.
Da die Erfahrung auch bei dieſen Waͤldern
lehrt, daß ſolche nur bei gutem Schluß, von fruͤ⸗
her Jugend an gerechnet, gut gedeihen, bei Vor⸗
ausfegung einer nicht wibrigen Lage und eines mit,
viel Dammerde, Sand und Lehmen gemifchten Bodens,
fo muß aud) darauf gefehen werben, in dergleichen,
Wäldern den Schluß, wie ihn die Durchforfiungen
beftimmen, zu erhalten, bis die Haubarkeitsperiode
tiesfans Abänderung macht.
Vei gutem Schluß können die Sonnenſtralen
nicht unmittelbar auf den Boden wirken und den⸗
felben ausziehen, d. h. zu viel quatrocknen, und
ex behält feine gute Beſchaffenheit durch das Wer
modern der ſich ergebenden Abfaͤlle von mander
Art,
485
Doher Eönnen die dad anwendbaren Durch»
forftungen früher micht als mit Zojährigem Alter
vorgenommen werden, und-fo, daß kein Stamm,
der zum oberen Schluß gehört, vorfäglid wegges
nommen wird, fondeen nur die abgeftorbenen, ſchad⸗
haften und Fürzeren unterbrüdten Stangen.
Im 7often Jahr wird die zweite Durchfor⸗
fung vorgenommen *), mit der Vorfiht, daß die
Seitenzweige der Krone fih noch ſtark berühren,
fo daß bei jedem Sturm ein Stamm den andern
gleihförmig und bei geringer Biegung feines ober
fen Theils durch Anlehnen unterflügen kann, wor
bei Baum ber vierte oder fünfte Theil des Schafts
*) Mancyer Leſer aud dem Sorffach wird ſich wundern,
dofi ich den Zeitpunft der ‚Durchforftungen , fo wie
Die Anzabi derſelben nicht fo angehe, mie in vielen
Sorftfchriften vorfommt, nicht von 20. zu 20 Kab-
ren. Allein da mich die Erfahrung überzeugt hat,
daß diefer Zeitpunft zu Fury iR, um von der Nas
tur augenfceinlich beiehrt zu werden, mad hinweg
genommen merden fol, und man alfo leicht zu
niel thun Fönnte, fo habe ich nit nur bei dieſer
Mildung, fondern auch hei reinen Beſtaͤnden,
längere Zeiträume angenommen, um ſicherer zu ges
ben, und dadurch die Anzahl derfelben vermindert.
Beſondere Beobachtungen haben mich dabei ge
leitet.
dB
186
bewegt wird, und wobei Fein Sturm einem gleich
fürmig beftandenen Wald ſchaden kann.
Da nun dieſe beiden Holzarten unter gewiſſen
Berhaͤltniſſen gut zufammen wachſen und gebeihen,
einerlei Zurnus haben können *), und als gemiſcht
einerlei Saamenſtellung, was im reinen Zuftand
jede betrachtet nicht möglich wäre; und da bie
Rothtanne noch beffer zu ſolchen Nutzhoͤlzern paßt,
‚in welchen Fluͤſſigkeiten aufbewahrt werden, als Die
Weißtanne; aud ein beferes Brand« und Kohlholz
liefert, als diefe; ferner. eine befondere Nebennuu
sung der Borke, nemlich zu Gerberlohe, in mans
chen an Eichen armen Gegenden zuläßt, fo wie in
einzelnen Ausnahmefällen eine Harzbenutzung auf
einige Jahre ; fo wird es erlaubte Megel, biefe
Mifhung da, wo Vollkommenheit der einzelnen
Stämme fehr wahrfheintih zu hoffen iſt, zu er⸗
halten; auch ferner noch deswegen, weil fie unges
fähr gleihen Preis bei gleihen Holzmaſſen und
gleihen Formen ( Holländer» und Bauholz) im
Schwarzwald haben.
Noch als eine Hauptregel füge ih zum Schluß
bei, daß man fehr darauf zu fehen hat, baf bie
Siebe, welche in Hinſicht der Weltgegend wie bei
*) Die Umtrieböperioden find die nemlichen, welche
bei der Weißtanne oben angegeben wurden.
J a. d. V.
187
den reinen Weißtannenbefländen geführt werden
möffen, entweder durch die Natur. allein, oder,
mas gewöhnlicher ift, durch Natur und Kunft vers
eint, vollfam befaamt werden, weil dad Ausbeſ⸗
fern der Luͤcken durch Saaten oder Pflanzungen
vielen Schwierigkeiten und Koſten unterworfen ift,
und doch felten dem Zweck ganz entfpricht, wenn es
nur 5 bis 4 Jahre anſteht, vom Abfall des Saar
mens an gerechnet,
188
Behandlung
ber
Weißtannen, mit Kiefern oder Forlen
\ gemifcht.
Bi diefer befonderen Mifhung, welde im Gans
zen nicht häufig vorkommt, drängt fi einem der
Gedanke auf, daß fie auf zweierlei Art enſtanden
ſeyn mögen, nemlich einmal fo, daß, wenn in der
Nähe von reinen Weißtannenwäldern Forlenwaͤlder
vorhanden waren, und wenn erftere- gegen bie eis
gentliche Regel zu früh lich t ausgehauen worden,
der junge Anflug verdorben, und dur bie Gom
neliebende Kiefer erfegt worden; wenn ſich nun das
bei ein reichliches Saamenjahr von Kiefern ergab,
fo wurden biefe in der Folge präbeminirend ; im
andern Fall, und wenn aud noch theilmeife der
Weißtannen » Anflug erhalten wurde, blos durch⸗
fprengt oder unterfiellt. Won beiden Verhältniffen
kommen Fälle vor.
489
Das anderemal wäre fo, daß der Forſtmann
die in MWeißtaunenbeftänden vorkommenden bden
‚oder ganz ſchlecht beftandenen Platten burd Ein
fprengen des Kiefern: Saamens decken wollte, weil
einem ſolchen Empyriker durch mehrfache Anſchauung
‚betannt war, daß Kiefern auch auf dergleichen
ſchutzloſen Platten forttommen.
Allein die erfie Hypothefe gewinnt mehr Wahr
ſcheinlichkeit auch noch dadurch, daß die Kisferm
‚auch im Schwarzwald dfter Saamen tragen,
als die Weißtannen ,. und daß Sturmwinde den
Heineren und geflügelten Saamen der ° Gerlen weit
führen. .
Betrachten wir nun nad) guten, auf bie bes
fondere Natur und Eigenſchaften biefer einzelnen
Holzarten gebauten Grundſaͤtze dergleichen gemifchte
Wälder, fo finden wir, daß viele Verſchiedenheiten
vorkommen.
Die Weißtanne liebt nit nur, fondern for
dert fogar, in der Jugend wenigſtens, Schatten
für den Anflug, und fogar für den mehr erwachfes
nen Nachwuchs; fie verlangt zu ihrem Gedeihen
einen Soden, der mit fehr vieler Dammerde und
wenig Sand und Lehmen gemiſcht iſt; fie liebe
noͤrdliche, nordweftlihe und weſtliche Erpofitionen
vorzüglich; fie fordert bei der natürlihen Beſaa⸗
mung in der Haubarkeitsperiode eine fehr dunkle
Stellung.
4% ° .
. Die Kiefer im Gegentheil hat nur ein Jahr
mäßigen. Schatten in der feüheften Jugend nöthig;
der hir wenige Jahre alte Nachwuchs liebt einen
freieten Stand, und kann ſchon die Sonne uns
ſchaͤdlich ertragen ; fie gedeiht in einem mit vielen
Sand ünd weniger Dammerde und Lehmen de
miſchten Mittelboden fehr gut; fie liebt mehr die
füdlihen und ſudweſtlichen Lagen; beim Anhieb zur
natuͤrlichen Beſaamung der erwachſenen Beſtaͤnde
eine nach dem Kunſtausdruck: zwiſchen dunkel
und Licht liegende oder vorkommende Stellung.
Bei Übrigens gleihen Umftänden übertrifft bie
Kiefer die Weißtanne in den erften 30 Bis 40 Jah ⸗
sen betraͤchtlich nach Höhe und Stärke (Dicke) in
ben meiſten Faͤllen; doch ergiebt es fih auch oͤf ⸗
ters, daß nach hundert und mehreren Jahren die
Weißtanne nicht nur der Kiefer gleich kommt, ſon⸗
dern ſie auch noch in einzelnen Staͤmmen, der
Holzmaffe nach, übertrifft. .
Aus allem dieſem geht nun, nach meiner Meis
nung, hervor, daß diefe Miſchung im Ganzen ges
nommen, und die meiften Modificationen des Wer
haͤltniſſes der beiden Holzarten unter fi auf jedem
Morgen mit eingefchloffen, nicht nachzuziehen und
nicht fo zu erhalten ift, fondern daß in den meiften
Fällen Umformungen raͤthlich find, wobei reine Kies
ferndeftände daraus gebildet werden. +
44
Die Kuuft und der Umſtond, daß die Nadelhoͤl⸗
‚ser nicht aus Stöcden und Wurzeln ausfhlagen, er⸗
Leitern die Sache. \
Die Weißtannen werben alfo in einem Jahr,
we Erin Saamen darauf geräth, gehauen, und der
Sieb mit frifhem, gutem Kiefernfanmen, im Were
hältniß *) mis dem noch von. Rehenden einzelnen
Baumen abfallenden, angefäct.
Wenn aber bei einer folhen Mifhung der
Gall vorkommt, daß
2) die Weißtonnen ſtark praͤdominiren,
3) große Volllommenheit nah Höhe und Dide
in bedeutender Anzahl auf jedem Morgen
zeigen,
3) Lage und Expoſition guͤnſtig find,
4) die Weißtannen mehr geſucht find im ganzen
Stämmen,
5) der Boden feiner Mifhung nach ber Weiß
tanne ganz angemeffen iſt, und
6) die Weißtannen ziemlich regelmäßig vertheilt
ſtehen;
und wenn in Hinſicht der Kiefern das Gegentheil
=) Diefed Verhaͤltniß zu deurtheilen, wird dem au⸗
f@auenden praftiichen Forſtmann folder Gegenden
überlaffen, der aud im Stande fepn wird, anzus
geben, in welcher Quantität, nah Pfunden berech⸗
net, die Mitſaat gemacht werden foll.
A. d. V.
493
ſtatt Hat, und fie nicht horſtweiſe ſtehen, daß große -
Lüden durch Hinwegnehmen berfelben entftehen *),
und den Stürmen Eingang verſchaffen; fo Eönnen
mit Vorfiht die Kiefern zuerſt fehr vermin,
dert, und wenn e6 der Kunſt möglich wird, ben
Weißtannen s Nahwuhs in guter Qualität und
“ Auantität hervorzubringen und zu erhalten, in ei
nem gewiffen Zeitpunkt ganz hinweggenommen,
und ein reiner Weißtannenwald daraus gebilbet
werben.
Stehen aber bie Kiefern nur fo auf jebem
Morgen im Durchſchnitt, daß 50 bis 60 Tannen
auf eine derfeiben kommen, fo ift ein folder Wald
nicht als ein reiner Ebdeltannenwald in jeber Fine
fiht zu behandeln.
Das ungleiche Alter beider Holzarten und ihre
gewdhnlich daraus folgende Ungleichheit, der Maſſe
und Figur nad, fegen den Forſtmann zuweilen
+) Im Nothfal Finnen auch einzelne Horfte von
Kiefern ſtehen bleiben, um die Luͤcken audzufüllen.
Es iſt dieſes rarhfamer, ald Windfhaden zu wa⸗
gen, deſſen Verbreitung oft gar nicht zu beſtimmen
AR. Der gleichförmige Schluß, wenn gleich von
zwei verfhiedenen Arten Waldbaͤumen bewirkt,
fidert am been, wie die Erfahrung lehrt; die
DVertilgung des Kiefern Anflug if feinen befons
deren Schwierigkeiten unterworfen.
"MD.
493
in einige Verlegenheit. Allein bei Erwägung als
ler vorhin angeführten Umflände mag es ihm nicht
fhwer werden, für das Beſſere und Paffendere zu
entſcheiden.
Und hier ſetze ich noch bei, daß die Kiefern
die Weißtannen unterdruͤcken, nicht nur bei glei⸗
chem Alter, ſondern auch ſogar, wenn ſie 2 Jahre
älter find, in dem Fall, daß fie praͤdominiren.
15
498
Behandlung
der 5
mit Fichten und Kiefern gemifch-
ten Beſtaͤnde.
Aus von biefer feltfomen Mifhung finden ſich
einzelne, obgleich geringe Parthien in einigen Ges
genden des Schwarzwaldes, und zwar, wie bei al
len gemiſchten Wäldern gewöhnlih, mit verſchiede⸗
nem, nie ganz mathematifd genau anjugebendem
Verhaͤltniß der einzelnen, auf jebem Morgen vors
bandenen Stämme beider Holzarten unter fid.
Auch bier hat ohne Zweifel die Natur biefe
Miſchungen gemacht, jedod ohne Abfihe, fie fo
gemifcht immer zu erhalten; durch bie Nachbar
{Haft von Kiefernwäldern an reinen Rothtannen ⸗
oder Fichtenwäldern war diefes um fo leichter, weil
die jungen Kiefern ald Anflug weniger Schuß bes
dürfen, als der eben fo junge Anflug der Fichten;
und vielleicht der befondere Umftand, daß Fichten ⸗
. 495
wälder durch Stuͤrme und Borkenkaͤfer leiden, und
dabei gewaltfam und unregelmäßig. ausgelichtet wers
den, mag das Anfiedeln der Kiefern auch mit bes
fördert haben.
Auch bier find (kuͤnſtliche) Umformungen nd«
thig, und zwar in den meiften Faͤllen. In reinen
Kiefern » oder Forlenwaͤldern Bei folgenden Umfäns
den, wenn bie Kiefern ein Drittheil oder die Halfte
oder drei Viertheile nach der Anzahl der auf jedem
Morgen im Durchſchnitt vorhandenen Stämme
ausmaden, und wenn fie im Verhaͤltniß mit ihrer
Alter eine (gute oder wenigfiens eine mittehmäßige
Volltommenheit zeigen.
Die Verwandlung bergleihen Wälder in reis
ne Sichtenbeitände gehört zu den fehr feltenen
Fällen, und kann mut dann fi) ergeben,
3) wenn der Soden *) und die Lage der Fich⸗
ten ganz befonders günftig iſt,
2) wenn die Vollkommenheit der einzelnen Staͤm⸗
) Man hat bei der Fichte mehr auf den Boden
Ruͤckſicht zu nehmen, als bei der Kiefer, weil in
den meiften daͤllen bie Kiefern im dem für Fichten
paſſenden Boden gut fortkommen, aber die Fichten
felten in dem der Kiefer zutraͤglichen; die Expo⸗
fition ensfdpeider auch vieles, weil beide Holzarten
in dieſem Punkt mehr verſchieden find. u
2.2.0
496 .
me im Verhaͤltniß mit ihrem Alter fehr
vorzüglich iſt,
3) wenn die Fichten oder Nothtannen als Baur,
Vrand», Nug- und Kohlholz in der Ge.
gend geſuchter und anſehnlich theurer find,
als die Forlen, und .
4) weun der Play durch feine Lage und Umge
bungen mehr ver Stuͤrmen geſichert if.
Das Verfahren ſelbſt iſt dem ganz aͤhnlich,
welches bei der vorher befhriebenen Miſchung von
Weißtannen und Kiefern, bei der Umformung in
weine Beftände von ber einen oder andern Holzart
angegeben wurde.
Diefe Miſchung kuͤnſtlich m bejyweden,
waͤre daher den Regeln der beſſeren Forſtwirthſchaft
entgegen, doch die Erhaltung derſelben in einzel
nen Ausnahmefällen nicht geradezu verboten, welche
ſich aus dem bisher Angeführten ergeben.
Noch bemerke ih, daß bei einem foldhen Zus
Rand diefer Wälder, wo gerade die erſte Durchfor⸗
Kung vorgenommen werden muß, und kann, bei unges
führ zojährigem Alter, man die Umformung machen
Bann , wenn die herauszunchmende Holzart — um
die andere rein zu maden — nicht horftweife
auf jedem Morgen ftcht, indem fonft gefährliche
Läden in Hinſicht der Sturmwinde fih ergeben;
in foldem Iegterem Fall können zwar die Horſte
etwas gelichtet werben durch vorſichtiges Hinweg ·
497
mehmen einzelner Stämme aus der ganzen Gruppe,
und Dabei ergiebt ſich öfters ein Vorhaͤltniß der ei ·
nen Holzart zu der andern, wie a531 ober wie
55:2 oder wie 40 11.
Alsdenn it ein folher Wald nicht mehr als
gemiſcht zu behandeln (d. h. auf beide Holzarten
befondere Ruͤckſicht zu nehmen und zu erhalten),
fondern wie ein reiner Behand von der fehr ſtark
präbominirenden Holzart.
Anmerkung:
Die Gemeinde Oberſchwandorf im‘ Schwarzwald,
Königlich Wuͤrtembergiſchen Oberforſts Alten
ſtaig, befaß zu meiner dortigen Dienftzeit eine
gegen Süden gelegene, mäßig hohe Borghal ⸗
de, welche ziemlich mageren Boden , und bar
auf einen mit Fichten und Kiefern gemiſch ⸗
ten Beſtand hatte. Die Fichten, welche ſtark
die Hälfte der Mifhung ausmachten, zeigten,
bei ungefähr gleichem Alter mit den Kiefern,
geringes Wahsthum, die Kiefern aber weit
beſſeres. Die Beſchaffenheit des Bodens vor
zuͤglich war die Urſache dieſer auffallenden
Verſchiedenheit. Es wurde daher die Harz
nugung für diefen MWaldtheil begehrt und.
erlaubt, und zwar deswegen fo, daß alle, auch
die geringften Fichten angeriffen wurden, weil
4198
zugleich die Umformung in einen reinen
Kıeferumwald beftimmt wurde, fobald die
Harznutzung eine geringe Ausbeute geben
würde, welches nah Jahren nicht ſogleich
vorauszufehen und mathematifh zu befimmen
moͤglich war.
4197
Schandlung
der "
ans Weißtannen und Rothbuchen
gemiſchten Wälder.
Die Mifhung trifft man in fehr vielen Theilen
des Schwarzwaldes an, und zwar fehr oft in ber
traͤchtiichen Abtheilungen, von ber Natur her⸗
vorgebracht.
Nur in Anſehung des Verhältniffes beiber
Holjarten gegen einander, der Anzahl nad auf je
dem Morgen, Eommen viele Abwechfefungen vor.
Bald trifft man das Verhaͤltniß fo an, daß
5 bis 6 Tannen auf eine Buche kommen; häufiger
als dieſes, wo as bis 15 Tannen auf eine Buche
kommen; und fo noch mehrere, wo vielleiht 25
Zannen auf eine Buche kommen. Man if nicht
im Stande, genau beſtimmt dieſes Verhaͤltniß an-
zugeben, fondern nur annäherungsweife, weil zidi ⸗
ſqhen die angegebenen Verhaͤltniß zahlen noch manche
einfallen. ö
Wenn man aber die alten und neueren Gtäde
der Buchen auffucht, die gewöhnlich nach und nad)
aus dergleihen Wäldern herausgefemmelt (heraus⸗
geplentert) worden find, und mit ben flehenden
oder auch gefäflten, alfo in Stoͤcken noch fihtbaren
Tannen vergleicht, fo ergiebt fi) am meiſten ein
Verhaͤltniß der Zannen zu ben Buchen wie 6: 1
oder 8:1; alſo find die Tannen (mit gang feltnen
Ausnahmen) immer präbominirend, was mir auch
natuͤrlicher vorkommt, ba in sauben, hoch geleger
nen Waldgegenden doch bie Weißtannen, im nds
thigen Schutz und Schatten durch ſtehende Bäume
bei der großen Gefahr, duch "ige und Froſt in
den eriten. zmei Jugendjahren zu Grunde zu gehen,
fih noch eher erhalten, als bie diesfalls fo befons
ders järtlihen Rothbuchen, bie burd keinen mehr
harzigen Saft und durch Fein ſchon früh im erfien
Jahr holartiged Otaͤmmchen dagegen geſchuͤtzt find,
wie die Tannen.
Bei diefen verſchiedenen Merhältniffen der beir
den Holzarten unter fi, auf jedem Morgen bes
trachtet, ſcheint es etwas ſchwer zu. ſeyn, bad befte.
Perhaͤltniß aus zumitteln, und es iſt auch allerdings,
nicht leicht.
Doch genaue Beobachtung der Natur in ihrem
Bang und in ihren Wirkungen auf die relative
Volkommenpeis beider Holzarten gieht den beſten
Aufſchluß hierüber, und zugleich bie nähere ſithere
201
Veſtinmung; denn wenn man findet, daß beide
Holzarten bei gleichem Alter, bei gleicher Lage und
Soden eine befondere Vollkommenheit nad Höhe
und Diele erreichen (was meiftens zugleich auch ber
weist, daß fie mit ganz geringem Unterſchied im
Alter aufgewachfen find, und auch im guten Schluß),
fo. ann man diejenige Mifhung, mit ihrem vor
kommenden befonderen Verhaͤltnißz beider Holzarten
gegen einander, der Anzahl nad auf jedem Mors
gen, für die annehmen, welche ſo zu erziehen und
fo zu erhalten am vortheilhafteſten ſeyn möchte;
und wenn man bingegen bei andern. Miſchungen
diefe Volllemmenheit beider Holzarten in jeder
Hinſicht nicht antrifft, fondern mis fehr merdticher
Verſchiedenheit, bei gleiher Lage, Boden und Ex—
pofition , fo ift es ein Beweis, daß die Mifchung
als ſolche bie erſte Urſache dieſer Verſchiedenheit
iſt *).
Geſundes Ausſehen und Beſchaffenheit, oͤfte⸗
res Saamentragen (bei dazu faͤhigem Alter), ans
ſehulich hohe oder lange Jahrestriebe, und reine
©) Einzelne Faͤlle, wo erwiefene befondere Urfachen,
3 B. Wildfraß, zahmer Viehfraß 2c. einen auffate
enden Unterfied bewirkt haben, fehen - Diefem
‚Sag nicht direkt entgegen ; fie gelten. nur als ſel⸗
tene Ansnabpien, und ensfheiden alſo auch nick
vasgen. a. d. V.
202
Shthafte ſprechen für freudiges Wachsthum bei bei⸗
den Holzarten.
Mach meinen im Schwarzwaid ſelbſt diesfalls
gemachten Erfahrungen, die ich in meinen, im
Jahr 1810 zu Heidelberg herausgegebenen
Borkliden Auffägen und Erfahrungen
von Seite 52 bis 44 incl. nebſt mehreren andern,
Über diefe Art Wälder niedergelegt habe, ftimmen
-für folgendes Verhaͤliniß, daß ungefähr 6 Tannen
auf eine Buche kommen; welches Verhaͤltniß ich
aber nad) neueſten Erfahrungen und Combinatio⸗
nen dahin abändere, daß 8 (hochſtens 10)
Tannen auf eine Buche Eommen.
Je regelmäßiger die Wersheilung der Gtäms
me auf jedem Morgen vorlommt, deſto fchd»
ner iſt ein folher Wald in allen Ruͤckſichten;
die Stürme können weniger ſchaden, die Maft ges
räch (bei vorausgefegtem Alter und gefunder Be
fbaffenheit der einzelnen Stämme) beffer und öfter,
der Nochwuchs iſt beffer geſchuͤtzt; die einzelnen
Stämme erreichen größere Vollkommenheit; doch
darf der Schluß dabei nicht zu früh unterbrochen
werben, wenn alles vollkommen feyn und bleiben
fol.
Da diefe beiden Holzarten, nad allen Erfah»
sungen und Angaben unferer beſten praktiſchen
Borftfchriftfteller, beinahe ganz einerlei Behand«
lungsart, fo wie gleihen Boden und ziemlich gleiche
203
Lage fordern, auch einerlei Turnus haben Ein»
nen · *), und für fanfte Abhänge und fogar höhere
Bergflächen und dergleichen höhere Plattformen gut
paſſen, wenn der Boden nur ſtark mit Dammerbe
gemifht if, und das Laub fo viel möglich liegen
bleibt, wie mie) befonders gemachte Erfahrungen
überzeugt haben; da aud die Regeln des Forſt⸗
ſchutzes für beide gleihförmig angenommen werden
innen; da ferner die Weißtanne gefuchtes , elaftis
ſches, gutes Bauholz, auch Nutzholz giebt, und
Die Rothbuche treffliches, ſehr geſuchtes Brand» und
Mughal; liefert; und da es keine beſonderen wider⸗
natürlichen Schwierigkeiten hat, fie beide zugleich
und unter eihanber gu erziehen ; fo möchte es ges
wis rathſam feyn, dieſe Miſchung überall im
*) Etwa bioß mit Undnahme der zu den Rärfften Hol ⸗
fänderhößern beRimmten Sortimente der Weiße
tannen. Und auch diefen Turnus fönnen die Bus
" en im gefunden Zuſtand bi6 zu 140 Jahren auß-
halten, wie id in mehreren folden Wäldern im
Neuenbürger Oberforſt delehrt woaPden bin, wo ich
Buchen von so Fuß Schaftlänge (und von 70 Buß
Höhe im Ganzen), bei einer Gtommdide von 3
Suß und noch ſtaͤrker, angetroffen habe, die bes
ſtimmt dieſes Alter erreicht harten, wovon ich durch
unterſuchung friſchgehauener Stoͤcke nad den Jath ·
redringen uͤberzeugt worden bin.
A. d. V.
204
. Schwarzwald beiqubehalten und fogar nadhjuzichen,
wo man fieht, daß beide. Holzarten gut gedeihen
tönnen, und wo ihr Abſatz durch befondere Arten
des Transports erleichtert wird.
Auch unterliegt keinem Zweifel, daß das Bu⸗
qhenhoiz uͤberall abnimmt, und ſonach im Ver⸗
haltniß ſeltener und theurer wird, wovon die Mes
weife fehr leicht find; bie lange dauernden Floͤße⸗
reien haben das meiſte dazu beigetragen.
Es war fehlerhaft, daß in fo vielen Gegenden
des Schwarzwaldes die Buchen gleichſam als uber⸗
fiuͤſſig und. ohne einige Schonung fo. herausgefem ⸗
melt wurden, daß nur noch Tannen und keine
Buchen mehr vorhanden waren, noch ehe bie gänge
liche Haubarkeit “aller Staͤmme eingetreten war;
der Schaden durch Stürme ift dadurch vermehrt
worden *).
Die Machzucht diefer nüglihen Mifhung wird
felten betrieben; wen auch einzelne Saamenbuchen
) I weiß fogar Beifpiele, wo die Buchen zweiſpaͤl⸗
tig (dom *peraußgehäuen wurden in einem Wald⸗
theit, wo die Buchen mehr als den dritten Theil,
der Anzahl mach, ausmachten, wodurd ber übrige
noch mit Weißtannen befandene Theil ganj ver⸗
dorben wurde. Stürme und Juſekten konnten uns
gehindert ſchaͤdlich wirken, ‚weil mit dem verfornen
Sheluß auch der natärlihe Shug Fi wer.
a. d. V.
205
zuweilen in den Hieben erhalten werben, fo find
" mir wenigftens Beine Saaten als Nach hůlfe bekannt
geworden. Der Natur wird meiſtens alles übers
laſſen.
Unwiſſenheit, eigennuͤtzige Nebenabfihten, Man⸗
gel an, richtiger Beurtheilung der Lokalitäten im
Hinfiht auf den Holzwuchs, verkehrte Befehle, aus
falfejen Orundfägen entftanden, haben viele tau⸗
fend Morgen biefer, vom der Natur gewiß nicht
ohne Grund gemiſchten, betraͤchtlichen Weftände in
fogenannte reine *), aber damit in ſchlechtere Be
fände in allen Rädfichten verwandelt, was in Zu⸗
kunft zur gugel Erhaltung dieſer Art wine nicht
mehr geſchehen ſollte.
As eine Hauptregel, bie nie verfune werben
darf, gilt hierbei, daß diejenige Holzart, die Saas
men trägt und natuͤrlich in Menge ausſtreut, wo
möglih im nemlichen Jahr durd kuͤnſtliches Aus⸗
ſtreuen in dem Verhältniß, wie man es zu haben
wuͤnſcht *, der andern, die jegt keinen Saamen
*) Denn ganz wenige Staͤmmchen von ſchlechter
Qualital Fönnen nicht für eigemlihe Mifdung
gelten. .
“m®
) Dieb Verhätniß laͤßt ſich noͤthigen Falls fo mntere
ſuchen und mis einiger Gewißheit angeben, daß
206
auf diefem Platz trägt, vermehrt wird, fpäteftene
im folgenden Jahr.
Daran liegt fehr viel für die Vollkemmenheit
und Nuͤtzlichkeit folder Wälder in die Zukunft,
und befonders deswegen, weil das Wachsthum ders
ſelben nicht ganz fo if, daß eine der andern gleich⸗
fom eimholend nachwaͤchst; vielmehr tritt der wide
tige Fall ein, daß, wenn es mehrere Jahre ans
ſteht, und dann die eine ober bie andere kuͤnſtlich
oder natürlich erſt nachgefäet wird, diejenige ſchlech⸗
ter fortfommt, welche zulegt nachgezogen wird,
Dabei darf nicht verfäumt werden, den Buchenſaa⸗
men im die Erde zu bringen ungefähr einen Zoll
tief. Sicheres Gebeihen ift gewöhnlich die lohnende
Folge diefer Vorfibt. .
Was die auch bei diefen gemifchten Wäldern
anmwendbaren Durchforftungen betrifft, fe ift davon
zu bemerken:
—
Daß men in einen hohlen Kubikzoll Saamenlacner
von beiden Holzarten einfült, folche zählt und ges
nau abwiegt, dann aus dem genau beflimmren
Maaß nah Pfunden für jede Holzart auf einen
Morgen als reine Saat betrachtet, durch Wergleis
dung des Maaßes und Gcwichts mis dem bes
ſtimmten Man und Gewicht der Gaamenmeuge
für reine Wälder vergleicht und arithmetiſch bes
rechnet:
A. d. V.
x 207
2) daß ſolche nicht vor dem 40ſten Jahr, vom
Aufgehen des Saamens an gerechnet, ge
ſchehen follen;
2) daß dabei das oben beflimmte Verhaͤltniß beis
\ der Halgarten, der Anzahl nach unter ſich
auf jedem Morgen, fo viel möglich herge⸗
ſtellt wird, durch Erhalten oder Wegnehe
men, wie ed der Beſtand erlaubt und er
fordert;
3) daß dabei fo viel möglich die regelmäßige Aus.
theilung der Stämme, den Holzarten nad,
befördert wird;
4) daß ungefähre im often Jahre die zweite
Durchforſtung fo geſchieht, daB die Seiten
aͤſte der Kronen auch bei ſtiller Eufe ſich
ſtark berühren.
Für mehrere Durchforſtungen Tann ih aus
Ueberzengung nicht ſtimmen, ohne Gefahr durch
Stürme, und weil dergleichen mehr durchforſtete,
nicht fehr dicht ſtehende Wälder, aud dem unteren
Schluß. nad, zuweilen durch firenge Kälte und ans
haltende trodene Hitze leiden.
Zur Zeit der eigentlichen Haubarkeit, melde
in den gewoͤhnlichſten Faͤllen, wo nur Bauhölzer
und geringere Nutzhoͤlzer von beiden Holzarten ers
wartet werden, auf 120 bis 100 Jahre anzunche
men ift, oder bei lärkeren Holländerhöfgern und zu
Schifferudern von Buchen — auf 130 bis 140
208 B j \
Jahre, werden dergleichen gemiſchte Wälder ganj
fo behandelt, wie die oben befchriebenen reinen Bu⸗
hens oder Weißtannenwaͤlder. Nur wird nothe
wendig, die Saamenbaͤume fo zu wählen, daß die
möglihk gleihförmige Austheilung der,
felden, den Holzarten nad, bezwedt, und
Sein horftweifer Nachwuchs die Folge werde. Im
Ganjen iſt der Unterſchied gering, doch wird der
aͤchte erfahrene Praktiker, der den Schwarzwald in
allen forſtlichen Ruͤckſichten kennt, ſchon wiſſen und
einſehen, wo er genauer nach den bei erſteren oder
bei letzteren angegebenen Regeln handeln ſoll. Feh⸗
len kann er bei dieſer Wahl nie ſo, daß bedeuten⸗
der Nachtheil daraus erwaͤchst, weil die eigentliche
und naturgemäße Behandlung bei beiden Holzarten
fe viel Gleiches und Aehnliches hat.
Der Forſtſchutz in allen Theilen if befon«
ders in früher. Jugend bei dieſen Wäldern fireng
auszuüben, und vorzuͤglich In Hinſit auf Vich ·
weide und Wildftaß; fogar Auerwild muß vermine
dert werben, wo es in Anzahl und in der Nähe
derfelben vorkommt.
Um den Gall, der fi fo leicht ergiebt, daß
nemlich mehrere Buchen oder Tannen auf einem
Heinen Raum beifammen unvermifdt- (unter dem
alten Buchen gewöhnlieyer) aufwachſen, nad) Wunſch
zu mobificiren, kann man im zweiten Jahr den eben
fo alten Nachwuchs von Buchen im Fruͤhiahr, ehe
,
‘ 209
die Knospen aufſchwellen, aufheben, wo fle rein
und dicht fliehen, und durch ſchnelles Ausfegen auf
jeden Morgen vertheilen ; und bei Tannen aud,
doch erfterer Gall wird mehr, der bekannten Folgen
des Verdaͤmmens wegen, nothwendig.
Oft ift auch zweckmaͤßig, wo zu viele Staͤmm⸗
hen einerlei Art platzweiſe vorfommen, ungefähr
die Hälfte auszugiehen, und\nicht wieder einzupflane
zen, weil feine "auszubeffernden Luͤcken vorhanden
find, um die Mifhung für die Zukunft vegelmäßis
ger geftellt und ausgetheilt zu machen.
Noch bemerke ich hier, daß, wenn blos von
gemeinem Bau» oder Floßholz die Rede iſt, ein
gleich großer, als aud der Maffe nad gleicher
Stamm Buhenhol; fhon dermalen im Schwarzwald
höher bezahlt wird, als ein dergleichen von Tan ⸗
nen; nur die ftärkften Holländerhöfjer, als bie ſo⸗
genannten effektiven Tannen, die Zweifeltannen
oder Meßbalken, und etwa aud die Holländer
Dickbalken mit eingefloffen, werden nad dermali ⸗
gem Preis,
die erfleren von refp. 2B und 30 fl.
bie weiten von . 24 und 26 fl
die dritten von 20 fl.
per Stamm, einen höheren Werth haben al Bus
chen von gleicher Stärke, die freilich auch nicht fo
lang und dick vorkommen, doch fehr oft noch ſtaͤr⸗
"ter als Holländer Dickbalken. Dod wenn ſtarke
14 J
.
210
Muderbuchen vorkommen, fo möchte in manden
Gegenden, wo diefe fehr geſucht und theuer bezahle
werden (bei nicht zu großer Entfernung von den
Seehaͤfen) der Unterſchied dem Geldwerth nad ger.
ring ſeyn, worauf freilich im Schwarzwald Feine
Nackſicht zu nehmen if.
Anmerkung. Ein Holländer Dickbalken iſt
44 Buß lang, und muß wenigftens 16 Zoll
am dinnen Ende Durdmeffer haben. Der
untere Durchmeſſer am Stock iſt nach meis
nen Erfahrungen ungefähr 5 bis 315 Zuß,
alfo der verglihene Durchmeffer zefp. 26
und 29 Bol; und daraus der Eubifhe Ins
halt 262 oder 208 Kubikfuß. Ich habe
aber auch Buchen in dergleichen Wäldern,
freilich nicht viele , angetroffen, welche 4
Fuß Durchmeſſer am Stock, und auf 50
Fuß Länge noch 16 bis 20 Zoll Durchmeſſer
hatten, alſo nach gleichfoͤrmiger Berechnung
vom vorigen Hollaͤnderballen bis 245 Ku⸗
bikfuß koͤrperlichen Inhalt, alſo im gewoͤhn⸗
lichſten Fall der Holländer Dickballen mehrz
weil aber auch flärkere Holländer Balken,
dem oberen Durchmeſſer nad), vorkommen,
fo wird die Holzmaſſe wieder flärker, und
mit dem von -folden Buchen wieder glei
werben.
211
Folgender Punkt darf hier nicht übergangen
werden, nemlich, da man bemerkt hat in mehreren
Gegenden des Kön. Würtembergifhen und befons
ders aud des "Or. Badiſchen Antheils, und zwar
im Gernſpacher Oberforſt, daß, wenn der Hieb in
dergleichen vermifchten Wäldern ziemlich kahl ges
führe wird, öfters ein anfehnliher Buchenaufſchlag,
ber Menge nad, fehr bald bemerkt wird, ohne daß
Natur oder Kunft durch ausgefireiten Gaamen
dabei gewirkt haben.
Ueberraſcht fteht ber Forſtmann ba, Bis genaue
Unterfuhung ihm das Dafepn dieſes jungſcheinen⸗
den Nachwuchſes aufklärt. "
Je regelmäßiger ausgetheift nemlich ehemals
hier Rothhuchen geftanden haben , deſto regelmaͤßi⸗ “
‚ger vertheift erſcheint auch der Nachwuchs; wenn
man nun benfelben genau betrachtet und vorfihtig
einzeln ausrauft, fo wird man finden, daß eß
Austriehe der nicht ganz vermoderten Wurs
zeln umd der weniger tief liegenden Spitzen
derfelben find , welche nun, da die Atmofphäre frei
auf den Plag wirken ann (was vorher durd den
dichten Beſtand verhindert wurde) in Anzahl her
vorkommen. Da nun biefe Spitzen doch viel tiefer
im Boden fiehen, als die geringen Wurzeln des
Äungen Auffclags von natürlich oder Eünftlih auße
Heftreutem Saamen im erken unb zweiten Jahr,
fo if begreiflich, daß dieſelben nie von der Sonne
212
verdorben werben, und eben fo wenig von ber-
Kälte, weil ſolche Wurgelaustriebe im Ganzen und
in specie an den Wurzeln mehr holzartig find,
als jene der Saamenloden.
Allein wenn der Forſtmann folde Austriebe
findet und unterfucht, fo DEF er fi überzeugt hal⸗
ten, daß aus botanifhen Gründen nichts Vollkom⸗
menes davon zu erwarten ift, und auch mandes
davon noch ausgeht. Btruppige Stangen, alfo
nur einiges Brandholz, liefern nad langen Jahren
den jegt entfernten, praktiſchen Beweis davon.
Und bei der Mifhung felbft darf daher Feine befon.
dere Ruͤckſicht auf eine folhe Erfheinung genoms
men, fondern alles muß fo behandelt werden, als
wenn dieſe Austriebe gar nicht vorhanden wären.
In der Gegend von Weinheim, an der Berge
flsaße, wurde vor ungefähr 6 Jahren ein Kieferns
wald, bei ungefähr 36jährigem Alter von.dem Eis
genthümer kahl abgetrieben, und im folgenden
Maimonat erfhien eine Menge junger Eichenloden
oder Austriebe von einem halben Fuß Höhe, auch
etwas geringer. Diefe vielen Perfonen aufgefallene
Erſcheinung wurde von mir genau unterfucht, und
ich fand, daß es die Spitzen der nicht vermoderten
Wurzeln der vorher auf dem Plag befindlichen Eis
chenbaͤume waren, welche nun bei freiem Stand
des Waldes ausgetriehen hatten. Sie waren aber
unten befonders knotig, krumm, überhaupt fo der
213
ganzen Qualität nach, daß nad) meiner und meh:
rerer Forftmänner Ueberzeugung mit der Zeit ſchlechte
kurze Stangen, alfo ein Eichen · Buſchwald daraus
ſich Bilden , niemand aber bie weitere Beſchaffenheit
nad) dem naͤchſten Abtrieb vorherbeftimmen Eonnte.
Die anfhaulihe Vergleihung eines folden
Nachwuchſes mit dem von Saamen entflandenen
wird ben weiteren Beweis von Vorſtehendem deut⸗
lich jedem geben.
Auch iſt ja richtig, wie die Erfahrung lehrt, daß
alle Ausſchlaͤge von Laubholz ⸗Niederwaͤldern, je öfter
diefes Abtreiben geſchieht, defto weniger und geringer
erfolgen die Ausfchläge; ein Beweis zͤgleich, daß
die Geſundheit des Stocks und die Menge und 'ge⸗
funde Beſchaffenheit der Wurzeln anfaͤnglich eine
Haupturſache des ſtarken und vielfahen Ausſchlags
ift, und mit feinem allmäligen Abſterben auch dieſe
fhlechter werden müffen. Daß zwifchen denjenigen
Holzarten ‚ welde blos aus Stöden, und denen,
welche aus Stöden und Wurzeln zugleich ausſchla⸗
gen, ein bedeutender Unterſchied diesfalls ſich ers
giebt, fo wie überhaupt auch felbft den Arten nad,
wird jedem begreiflich fen, der forftbotanifche Kennt
gr und Erfahrungen befißt.
214
Behandlung
der
gemifchten Weißtannen- und Eichwälder,
Sa in dem von mir unlängft verwalteten Koͤ⸗
niglih Würtembergifchen Oberforſt Neuenbürg fand
ich dieſe Miſchung in mehreren Waldtheilen und in
mehreren Revieren , meiftens fo, daß bie Weißtan⸗
nen ſtark prädominirten, und zumeilen 15 his 20
auf eine Eiche Famen.
Aber von befonderer Volllommenheit nad) der
Stärke oder Die war hier keine Rede, obgleich
die Länge bei vielen anfehnlid war. Gegen bie
Thaͤler hin kamen die vollfommenften Stämme in
jeder Hinfihe vor, fehr felten oben am Saum.
Ich fand dergleihen Eichen in bald haubasen
Weißtannenbeftänden und auch in ſolchen von mitt,
lerem Alter. Die gewöhnliche Stammdicke folder
Eichen war 19 bis 14 Zoll am Stock und 3a hie
35 Buß Länge oder Höhe.
J
215
Auch erinnere ih mid einiger Waldplatze,
weſtliche und oͤſtliche Abhänge , wo bei kalkartigem
Boden dergleihen Eichen meiftens (den am Stock
rothfaul waren, und ein unfoͤrmliches Ausfehen an
dieſer Stelle des Stamms hatten, und mehrere
Fuß abgenommen werben mußten, um nur theils
weife brauchbar zu werden. Ich benugte viele zu
fogenannten Zähnen für die Fangrechen an ber
Floßſtraße, zur Aufhaltung des Scheitholzes beim
Ausziehen beffelben in den Holzgarten und andern
Ahnlihen Vorrichtungen. Ueberall findet man ben
Beweis, daß dergleihen Mifhungen im Schwarz
‚wald ohne Aunft nad und nad entflanden find,
und die älteften Zörfter und Holzhauer erinnern
fi Eeiner kuͤnſtlichen Kulturen von Eichen in fols
hen Wäldern, was befonders auch der Umſtand
mit bekräftigt , daß die Weißtannen immer ftark
prädeminiren, fo daß ich fogar einzelne Weftände
angetroffen habe, wo auf jedem Morgen kaum 5
bis 6 Eichen vorkamen.
Theils die meiftens geringe Volllommenheit
und fogar Kraͤnklichkeit mancher dergleichen Stämme
in Weißtannenwaͤldern, theils die verſchiedenen Ex ⸗
poſitionen, die beide Holzarten nad) ihrer befonde _
sen Natur und Eigenſchaften lieben, beweifen zur
Genuͤge, daß von diefer (ngtürlihen) Mifhung,
fo wie fie bisher meiftens .im Schmarzwald vorges
funden wied, nicht viel Befonderes zu erwarten if.
216
Daß aber doch die Ausrottung oder Reinigung
der Weißtannenwälder von allen Eichen deswe⸗
‚gen nicht daraus folge und raͤthlich werde, ,
1) weil die Eichen nit nur viele Vogelarten
herbei locken, welche theils auf ihnen niften,
theils Inſekten freſſen, die ſich häufig auf
dieſer Holzart befinden, und darunter mehr
vere, die ald natuͤrliche Feinde derjenigen
Infekten bekannt find, welche Nadelhölzern
gefährlich werden, was beides auf Eeine ans
berg Weife zu bezwecken it. In einzelnen,
nicht fehr rauhen Begenden dienen die abs
gefallenen Fruͤchte verſchiedener Wildarten
zur Aefung.;
2) und weil doch aud in dergleihen ‚Gegenden
Eichenholz zum Verbauen, zu geringen Nugs
bölgern nothwendig wird, welde in ders
gleihen Wäldern ohne Kunft und Koften
einzeln erzogen. werden *), ohne gerade dem
Zannenbeftand zu ſchaden, mit weniger Aus
*) Der befannte Häher ( Corvus glandarius) if der
Planteur diefer Eigen zum größten Theil. Er holt
den Saamen oft entfernt, verliert und verſteckt
ſolchen, und fo fommen fie da hervor, mo die
Natur nicht entgegen ift, und glädlihe Umfände
Ab zur Erhaltung über Winter. und Frühjahr,
beim ‚Seinen und Aufgehen, vereinigen. .
. a. d. V.
27
nahme, wohin nur ber befonbere Fall ges
bört, wenn die Eichen horſtweiſe ftehen und "
auf einmal weggehauen würden, wodurch
Läden entflünden, die ben Sturmwinden
gefährlihen Eingang verſchafften.
Es ift alfo am zweckmaͤßigſten, dergleichen ges
miſchte Wälder wie folhe zu behandeln, die rein
mit Weißtannen befanden find, mit der befonderen
Ausnahme, daß, wo Eichen fehr felten find, dies
jenigen innerhalb der Hiebe erhalten werden, wel
che nach aller Wahrſcheinlichkeit die naͤchſte Haubar⸗
keitsperiode gefund aushalten, oder auch diejeni-
gen, welche zwar keinen ganzen Turnus geſund
und fehlerfrei aushalten werden, ſondern nur einen
gewiſſen Zeitraum davon, welche aber theils an
bleibenden Waldwegen oder am Saum dieſer Waͤl—⸗
der vortommen, und unfhädlih für den Beſtand
zu jeder Zeit weggehauen werben können.
218
Behbandinung
der
gemifchten Kiefern » und Eichenwaͤlder.
Boaide Holzarten haben tiefgehende Bewurzelung,
lieben einerlei Expoſition; und was den Boden be
trifft, fo erreicht die Forle oder Kiefer in dem für
die Eiche paffenden, wenn nur Sand dabei ift, daß
das Bindende wegfällt, eine. befondere Vollkom⸗
menheit. Deswegen kann gegen dieſe Mifhunge
was die angegebenen Punkte betrifft, nichts GEre
hebliches eingemendet werben.
Aulein in Hinſicht der Bewirthſchaftung ſelbſt
kommen einige Verſchiedenheiten vor, und beſonders
kommt das meiſte darauf'an, in welchem Verhaͤlt⸗
eniß beide Holzarten auf jedem Morgen, der A
zahl nach, ſich befinden.
Es mag wohl auch hier im Schwarzwald ans
zurathen ſeyn, die Kiefern als Nadelholz betraqh⸗
tet ſtark präbominiren zu laſſen, weil doch die kli⸗
219
matifhen Einwirkungen dem vorzäglihen Gedeihen
der Eiche mehr entgegen find.
Der Augenſchein lehrt auch dieſes, weil immer
dergleichen gemifchte Beſtaͤnde fo vorfommen , daß
die Kiefern mehr oder weniger präbominiren; wozu
noch der weitere nicht unwichtige Grund kommt,
daß die Eichen viel langfamer in hohen, rauhen
Gegenden wachen, als die Kiefern, alfo von leg
teren fehr oft unterdräct werden, wenn nicht die
Befaamungsftellung bald und ſtark gelichtet wird,
und wenn die Erpofition nice ſuͤdlich oder ſuͤdweſt ⸗
U vorkommt, mas Übrigens wohl geſchehen kann,
da ſelbſt die Kiefer nicht lange eine Art dunkler
Stellung beim Aufgehen als Anflug ertragen Eann,
wenn nicht ihr Wachsthum einigermaßen gehindert
werben fol.
Wo alfo die "Kiefern in dergleichen Wäldern
fo prädominiren, daß ungefähr 15 bis 20 berfelben
auf eine Eiche kommen, da mag bie Mifhung bei’
eben beftimmten Erpofitionen gut ſeyn, auch noch
weiter aus dem befondern nicht unwichtigen Grund,
die gefährlichen Waldinfekten betreffend, wevon die
"Kiefer am meiften von allen Nadelhölzern Teides,
weil die meiften bei ihr vorkommen ; hingegen "die
Eiche bekanntlich feindliche Inſekten gegen jene bes
"perberge, und feindliche Wögelarten gegen die ſchad⸗
lichen Raupenaͤrten herheilockt.
220
Auch aus dem Grund, daß die Eichen einzeln,
ohne große Gefahr wegen Sturmwinden, aus fols
hen Beftänden herausgenommen werden Eönnen,
wenn es ein dringender Bedarf erfordert, oder weil
diefe Stämme auf ihrem Standplatz die relative
phyſiſche Haubarkeit erreiht haben, ſteht diefer
Mifhung kein Hinderniß entgegen; beide Holzar⸗
ten ftehen feft auch im lihten Zuſtand oder Stel
lung gegen Stürme.
Es bleibt alfo meines Erachtens diefe Mifhung
nur darin ſchwierig, daß Eichen mit erzogen wer ⸗
den follen, welde bei baldigem Auslichten in: fol
chen rauheren Gegenden dem Merberben durch
Glatteis mehr ausgeſetzt ſind, und zwar bei oben
beſtimmten Expoſitionen.
Mit den Durchforſtungen koͤnnte auch noch et⸗
was geholfen werden, wenn man ſolche ſchon im
zoften bis 25ften Jahr vornehmen koͤnate und
dürfte, weil manden Eichenſtaͤmmchen dadurd Luft
gemacht werden könnte.
Es ift alfo aud als Regel anzunehmen, daB
alles mit Hinfiht auf die prädominirende Holzart
behandelt, und Eeine befondere Ruͤckſicht auf die Er⸗
Haltung der wenigen Eichen gegen bie vielen Kies
‚fern genommen wird, alfo im gegenwärtigen all,
wie bei reinen Kiefernbeftänden. Doch wenn in
ſolchen Wäldern der Hieb angelegt wird, fo koͤnnen
Eicheln Eünftlich eingefteckt werden „ungefähr 200
221
Stuͤcke moͤglichſt aleich vertheilt auf jedem Morgen,
wenn feine gefunden Saamenbäume davor auf dem
friſch gemachten Hieb ſtehen, oder ſolche Feine Maft
‚tragen, damit dieſe Miſchung oder mehr nur Uns
terftelung nicht ganz aufhört *).
Wo aber zugleich befondere Eichenbeflände rein
vorkommen, oder wo das Eihenho nicht fehr ſel⸗
ten und gefucht ift, da kann ein reiner Kiefernbe⸗
fand nachgezogen werden, weil in folden rauhen
Gegenden, wie der gröfite Theil des Schwarzwal
des if, wenigftens von Raupenarten nicht viel zu
befuͤrchten if. J J
In Hinſicht des ganz ſeltenen Falles, daß
Eichen gegen Kiefern praͤdominiren, iſt zu bemerken,
daß an füdlihen Bergwaͤnden die reinen "Eichen
nad und nach fi vermindern, und Kiefern aus
der Nachbarſchaft dur vom Wind geführten Saas
men ſich anfiedeln, alfo im Anfang nicht prädomis
ten, aber erft in der Folge, wie mich mehrere Bes
obachtungen und Unterfuhungen diesfalls belehrt
haben, und wovon der Hauptgrund das ſeltene
Maſttragen der Eichen iſt.
Bei ſolchen Umſtaͤnden it die Miſchung auch
*) Am meiſten entſcheidet für die Sache, wenn bie
\ Eipen im mittleren Alter ganz gefund bleiben,
weöwegen man einige fällen läßt und unterfucht.
A. d. V.
222
nicht verwerflich, und bem Korflmann wird es nicht
ſehr ſchwer werden, das in allen Ruͤckſichten beffere
Verhaͤltniß der Eichen gegen bie der Anzahl nad
gewöhnlich präbeminirenden Kiefern nah und nad
zu erzielen und nad Umfländen zu erhalten.
Die Beſchaffenheit des Bodens kommt hier
vorzuͤglich in Betrachtung; iſt dieſer der Eiche an⸗
gemeſſen, iſt das Klima nicht ſehr rauh, die Lage
nicht hoch (nicht uͤber 1000 Fuß), beweiſen die noch
vorkommenden alten Eichen nach Hoͤhe und Dicke
ziemliche Wolltommenheit, und wird der Saame ges.
woͤhnlich auf dem Plag reif, fo kann es rathſam
werben, biefe Holzart wieder präbominiten zu lafe
fen. Künftlihe Behandlung muß mithel
fen, denn die Natur allein erhält felten diejenige
Mifhung lange unverändert, fo wie fie der
Gorfmaun wänfht.
223
Behandlung
der
gemifchten Rothtannen⸗ amd Eichwälder.
As diefe befondere Mifhung wird im Schwarj ⸗
wold an mehreren Orten gefunden, aber immer
fo, daß die Roshtonnen prädominien, und bie Eis
hen nur in geringem Verhaͤltniß auf jedem Mors
gen im Durchſchnitt vorhanden find; oft wie 20:2
oder wie 25:12, und oft noch mit größerer Dife
ferenz.
Was num die Vortheile biefer von der Natur
hervorgebrachten Mifhung betrifft, fo beweifen fie
ſich ſowohl in Hinſicht auf möglichen Schaden durch
Inſelten, ald auch in Hinſicht auf die Gefahr durch
Stürme ; legterer Punkt vermehrt fehr gft die Ges
fahr, durch Infekten zu leiden, um vieles, weil
bie Rothtannen bekanntlich ſchlecht und mehr flache
laufend bewurzelt find, zuerft verſchoben, und das
dur mit Verlegung der Wurzeln kraͤnklich werben
224
— dadurch gefuchter Aufenthalt des gemeinen Bor⸗
kenkaͤfers.
Die Eichen ſchuͤtzen gegen Stuͤrme freilich, bei
ſo großer Differenz der Anzahl nach per Morgen,
gegen die Rothtannen nur wenig, doch immer eie
nigermoßen, und befonders bei ſtark belaubter Aros
ne. Im Vorhergehenden ift ſchon angegeben wor
den , in wie fern die Eichen auf Infetten-Schaden
wirken, id verweife daher meine wertheften Lefer
darauf.
In Hinfiht des Bodens find beide Holzarten
einander um fo weniger entgegen, als beide friſchen
guten Boden lieben, der aus viel Dammerde, wer
niget Sand und Lehmen zufammengefegt ift.
Auch geht eine diefer Holzarten tief — bie
Eiche ; die andere greift nur flad ein — die Rothe
taͤnne. Jene zieht einen Theil ihrer Nahrunges
ſtoffe aus der Tiefe, diefe mehr aus der Oberfläche.
Allein diefen Vortheilen fiehen entgegen:
3) daß die Elimatifchen Werhäftniffe wegen raus
her hoher Lage, mo meiftens diefe Mifchung
vorkommt, den Eichen nicht gänflig find;
in feüber Jugend durch Froſt befonders, und
fpäterhin wenigftens dadurch, daß folde
hoͤchſt felten reifen Saamen tragen ;
2) daß die Rethtannen mit go bi hoͤchſtens 230
Zahren zu alen Qualitäten erwachſen find,
welde im Schwarzwald von ihnen verlangt
‘225
werben, fogar zu den flärkeren Holländer
hoͤlzern. Die Eichen find aber hier mit go
Jahren mehr nur flangenartig, beſonders
"wenn fie der Schluß zum Höhenwuchs zwingt,
und mit 150 Jahren ift erf geringeres Baur
holz zu erwarten ;
5) findet man folhe im Schluß des Naldelwal ⸗
des erwachfene und nod fo ſtehende Eichen
fehr felten ganz gefund, fondern meiltens
an ben Stöden fehlerhaft. Die Ausnahmen
findet man meiftens an bleibenden Waldwe⸗
gen, ober mehr frei ſtehend am Saum fols
her Wälder;
4) werben die jungen Eichen fehr oft von den
jungen Fichten uͤberwachſen, und wenn fie
beim Anfang des oberen Schluſſes folder
Wälder nicht wenigſtens gleihe Höhe mit
den Fichten haben, fo unterdrückt, daß nur
ſchlechte kurze Stangen daraus werben.
Aus Vorftehendem wird jeder praktifche Forſt⸗
mann „ befonders der den Schwarzwald Eennt, fd
überzeugen, daß dieſe Mifdung, fo wie fie meis
ſtens vorkommt, mehr wie ein reiner Zichtenbeftand
zu behandeln it, und man wenigfiens Eeine befons
dere Ruͤckſicht auf die Eichen zu nehmen hat:
Wil man in langen, fhmalen Streifen, obne
Winkel, Kahl hauen, von Morgen gegen Abend,
oder von Nordoſt gegen Suͤdweſt, als eine bekannte
15
226
und anwendbare Hiebsmethode bei reinen Fichten⸗
waͤldern, fo hindern die Eihen nicht viel, und
‚innen fiehen bleiben, wenn fie gefund und nod
nicht erwachſen find, und wenn fie Eeine ſtarken
Kronen haben. Im andern Fall werden fie wege
genommen. -
Nimmt man hingegen zur natürlichen Beſaa⸗
mung und Beſchirmung bes zu boffenden Anflugs
bei folhen mehr gegen Stürme gefhügten Wäldern
> eine mäßig dunfle Stellung der Fichten an, als
eine zweite ebenfals anwendbare Hiebsmethode,
fo fhaden die Eichen ganz gefund, noch in gutem
Wachsthum, ohne große Kronen, ebenfalls wenig,
koͤnnen fogar bei befonderen Umftänden nuͤtzlich wer⸗
den. Fehlt es aber nicht an Eichenholz in andern
nicht fehr entfernten Wäldern, und in beiferer
Qualität als diefe, fo if es befler, die Mifhung
aufzuheben, und den Fichtenbeſtand rein zu mas
den und fo zu erhalten.
Wenn aber in demjenigen Theil eines Fichten«
walbes, der zu einem Mantel beflimmt oder taugs
lich iſt, Eichen vorkommen, fo müffen alle noch
grünende Stämme davon forgfältig erhalten werden.
Hier leiften fie, mad) meinen befonderen Beobach⸗
tungen im NMeuenbürger und dem angränzenden
Pforzheimer Oberforft, gegen Suͤdweſten und Wes
fen geſtellt, fehr vieles. Der Wind fängt fih,
nad) dem Ausdruck im gemeinen Leben, in dergleis
227
hen belaubten Stämmen, wie das befondere Brau⸗
fen beweist, was man unter folhen Stämmen bei
Stürmen vernimmt, und weit hinter ihnen werben
die Fichten vor Windfhaden gefhügt.
Auf den höheren Plattformen der Gebirge
werden die Eicher vorzüglich diesfalls nuͤtzlich, kom⸗
men aber freilich dort ſelten, in geringer Anzahl,
und von ſchlechter Qualität (mit wenigen Ausnah ·
wen) vor.
Aber auch in folhen,, an oft fih kruͤmmende
Thaͤler unmittelbar anftoßenden Bergwaͤnden, wo
die Stürme ricochettirend anprallen und ſchaͤdlich
wirken, vermindern Eichenſtaͤmme die Gefahr in
dem Verhäftniß, wie fie der Anzahl nah auf je⸗
dem Morgen vorhanden find. .
Die Umtriebs» Perioden werden in folden
Wäldern immer nad) der präbominirenden Holzart
beſtimmt, alfo hier von go bis ı20 Jahren, ohne
auf Hollaͤnderholz Ruͤckſicht zu nehmen.
Die künftlihe Vermehrung der Eichen in ſolchen
Wäldern möchte nur in einem Ausnahmefall raͤthlich
werden, lnemlich auf ſolchen Plägen, welche zu
fiherndem Mantel für die Zukunft beſtimmt find,
und eben abgetrieben worden, fo mit Eicheln zw
beſtecken, daß dadurch eine (doch nicht ganz reine)
Einfaffung. gebildet wird, wobei man mit 2 Malter
(u 8 Simri gerechnet) viel machen kann.
Bebandlung
der
gemifchten Kiefern « und Birkenwaͤlder.
& it Schade, daß von bdiefer Mifhung nicht
mehr. Veitände vorfommen, denn im Verhältniß
mit dem Wald Areal des ganzen Schwarzwaldes
iſt die Anzahl und das Areal derfelben gering, fo
viel mir bekannt geworden.
Unfere meiften und beſſeren Forfifeprifehenter,
und die Natur felbft fiimmen darin überein, daß
diefe Mifhung bei gewiſſem Verhältniß beider
Holzarten unter fi, der Anzahl und regelmds
Big entfernten Stellung nad, fehr gut feyy
a) weil die Birke eine genügfame Holzart ifl,
welche Eeine andere Holzart unterdrüct (oder
doch nur bei dichteſtem oberem Schluß und
bei geringer Größe der andern Holzart).
— Selbſt ald präbeminirend bleibt dieſer
Vorzug;
229
=) weil fle beinahe mit Jedem Boden vorlieb
nimmt (mageren Moorgrund- und reinen
Sand ausgenommen), und wenigſtens mitts
lere Vollkommenheit zeigt;
3) gehen die Wurzeln der Birke mehr flach, die
der Kiefer aber in die Tiefe, auch hat letz⸗
tere überhaupt ftärkeye Wurzeln;
4) lieben beide Holzarten einerlei Erpofltion ;_ fo
wie
5) in der Lage, ob eben oder bergigt, bei bei»
den Bein merklicher Unterfhied in Hinſicht
der zu erreihenden relativen Volllommenheit
ſich ergiebt.
Auch diefe Mifhung, wie ſolche im Schwarz
wald angetroffen wird, ſcheint von ber Natur here
vorgebracht zu feyn, was die vielen Abtypechfelungen
in den Vorhaͤltniſſen beider Hölger, der Anzahl
nach auf jedem Morgen, eben fo gut beweifen, als
bei andern vorkommenden Mifchungen. Nun ik
bier zu unterfadeh und anzugeben, welches Ver
haͤttniß das befte iſt, vorher aber noch "beizufügen,
daß die kuͤnſtliche Kultue zu Vermiſchung beider
Holzarten nicht fo leicht iſt, als mancher glaubt ;
ferner, daß die Umtriebs:Perioden in gewöhnlichen
Faͤllen, und befonders da, wo bie Kiefer fehr gut
gedeiht, fehr verſchieden find, und zwar bei den
Kiefer: meiftens ‚viel länger dauernd als bei der
Virke, weil letztere ihrer Natur nach ſchon frühen,
230
ſelbſt bei den günfigfien Umflänten, ihre möglide
Vollkommenheit erreicht, als die andere,
Fuͤnfzig, ſechzig Jahre find das Mar
zimum, worin bie beiden Holzarten mit ein.
ander vegetiven Eönnen ; nad bdiefer Zeit geht
die Birke ſchnell zurück, und die Kiefer eilt nun,
bei günftigen Umftänden , erſt recht ihrer Vollkom ⸗
menheit entgegen, bis zu ihrem Marimum mit 100
(di8 130) Jahren ungefähr.
In ſolchen Fällen muß alfo die Birke allein
berausgehauen werden , wenn andere vorkommende
Umflände es nicht früher (als 50 bis 60 Jahre)
raͤthlich machen.
Iſt die Kiefer fehr prädominirend, und find
ihrem Wahsthum Boden, Lage und Erpofition
fehr günftig, dann iſt Regel, die Birken ſchon mit
25 bis 30 Jahren herauszuhauen als Nutzholz.
Wenn aber diefer Fall nicht flatt hat, und
die Kiefern keine Volfommenheit, die Birken aber
auch noch Fein Abfterben erwarten laffen, fo bleiben
beide unter einander flehen, bis die Kiefern
für haubar angenommen werben Eönnen, was bei
folden den Kiefern mehr unguͤnſtigen Umſtaͤnden
ſchon mit 50 bis Go Jahren geſchehen kann, das
Verhaͤltniß der Miſchung unter ſich mag ſeyn wis
4 will,
Mach meiner-Weberzeugung, die fih auf Er
fahrung gründet, möchte wohl auch in andern ger
231
birgigen, rauhen Gegenden bie befte Mifchung die
ſeyn, wo acht bis gehen Kiefern auf eine
Birke kommen. Allein darauf kommt fehr viel
dabei an, wie die ſe Birkenkämme auf je—
dem Morgen vertheilt Reben. Je regelmaͤ⸗
Figer vom einander entfernt und vereinzelt fie fies
“ ben, deſto zweckmaͤßiger ift es in allen Ruͤckſichten,
die Vefchaffenheit derfelben mag ſeyn tie fie will,
flärker oder theilmeife ſchwaͤcher, weil dabei der obere
Schluß der Kiefern fo bleiben Fann, daß von den
berausgehauenen Wirken Keine entflellenden Aus—
Thläge fi ergeben und erhalten koͤnnen.
Allein wenn fie horftweife fliehen, alfo in Grups
pen zu 6, 8 und mehreren Stämmen, fo if dieſes
deswegen fehlerhaft, weil dann von den Birken
Stodausfchläge erfolgen Eönnen, und weil die äfther
tiſche Schönheit des Waldes dabei leidet.
Daraus folgt, daß nur die Kunſt bie beſte
angegebene Miſchung für beide Holzarten bezwecken
tann, die Natur nicht allein.
Wenn dies Verhättniß der Kiefern zu den
Birken wie B: 1 oder wie 20:1 auf die oben bei
der Mifhung von Weißtannen und Rothbuchen in
einer Mote angegebene praktiſche Weife, aus dem
Gewicht und der gezählten Anzahl der Saamenkoͤr⸗
ner in einem Heinen Maaß von beiden Holzarten
durch Berechnung unterſucht, und für jede Holzart
nah Pfunden und Lothen beſtimmt ‚worden, fo
232 .
nimmt mon juerfi den Birkenſaamen, und giebt
etwa ein Loth für jeden Morgen zu, miſcht ſolchen
mit feifcher Erde auf dem Gaatplag, und freut
ihn fo aus, daß er auf dem ganzen Morgen
verbreitet wird. Um fi dieſes Geſchaͤft zu er⸗
leichtern, ſteckt man jeden anzufäenden Morgen in
4 gleiche Zheile ab, theilt den mit Erde gemifche
ten Birkenſaamen aud in 4 gleiche heile, und
freut jeden Theil befonders aus.
Der Kiefernfaamen wirb dann ſo gleich nad»
gefäet auf gleiche Weife, nemlich in 4 Abtheilun
gen auf die abgeſteckten Theile. .
Mur bei diefer Vorfiht und Methode bleibt
der Forfimann Meifter über diefe Mifhung und
ihr Verhaͤltniß auch in Zukunft.
Behandlung
der
aus Birken, Forlen und Eichen
gemiſchten Wälder,
Km Königlich Würtembergifhen Oberforft Alten
flaig, in dem Simmersfelder Revier, ift mir ches
mals diefe Miſchung einigemal vorgefommen, und
zwar 2) auf dem Beuremer Haard, und 2) am
vordern Pfriemen.
Beide Pläge haben füblihe Erpefition, und
dabei ebene Lage ; zufammen anfehnlihe Größe.
Am wahrſcheinlichſten iſt, daß beide vor lan⸗
gen Jahren Eihwälder gewefen find, weldes das
hohe Alter und die daraus folgende fhlechte Ber
ſchaffenheit diefer Eihen, auch alte Stöde davon
mir bemwiefen haben. - Weil nun keine künftlihe
Vermehrung diefer Eichen vorgenommen, und der
natuͤrliche Auffhlag vom Rindvieh und Ziegenvich
verdorben wurde, fo fledelten ſich nah und nad
Birken und Kiefern an, weil in der Nachbarſchaft
diefe ‚Holzarten vorkommen.
.
234
Nach meiner Uebergeugung wäre folgende Bes
handlung zweckmaͤßig, den beften Theil dieſes Walb⸗
platzes nach der Beſchaffenheit des Bodens von
wenigſtens 5 bis 6 Morgen rein mit Eichen zu bes
ſtecken *), und darin Settzlinge zugleich für andere
taugliche Pläge im Kirchſpiel zu erziehen, zu wel⸗
dem Zweck der ganze Plag vor zahmen und mil‘
den Thieren durch befannte zweckmaͤßige Einzdus
nungen gefhügt, und innerhalb bearbeitet werden
muß, wenn alles Holz kahl abgehauen if. &os
bald der größte Theil aller jungen Eichen dem Vieh ·
ftaß entwachfen it, werden die andern wenigen
herausgenommen und anberdwohin verfegt; der.
Platz aber geöffnet, und mit den übrigen Theilen
des Zaun wieder etwas Aehnliches geſchuͤtzt.
Es ift hoͤchſt nöthig, in diefer Gegend Eichen»
holy nadzuziehen, weil nur alte abgängige Stämme
vorfommen, und aller ftufenmäßige Nachwuchs das
von fehlt. Auch ift der Platz bewohnter Gegend
nahe, und felbft von dem Wohnfig des jeweiligen
) In Diefer rauhen Gegend iſt mörhig, bie Eicheln
wenigkend einen ſtarken Bol tief in die Erde zu
bringen, und mit einer guten Kaubdede, welche
beigetragen und möglich gfeichförmig ausgetheilt
merden muß, zu verfehen, ſonſt feimen die Eicheln
zu früh im Jahr und ſtechen Heryor, und werden
durch eine kalte Nacht verdorben. ‚
a. d. V.
235
Foͤrſters nicht weit entfernt, alfo die fleißige Auf
ſicht leiter.
Der übrige Theil diefes Haards follte mit For⸗
Ien und Birken fo befäet werben, daß die erfieren
Mark prädominiren *), damit, wenn die Birken
herausgehauen werden, der Wald noch guten uns
teren und aud noch ziemlich oberen Schluß bes
Halt 9.
Die Noth wird die Kirchfpielsgenoffen zwin«
gen, kuͤnſtlich Hol z von verfdiebenen Arten nach ⸗
zupflanzen, um nicht in Zubunft Mangil daran zu
leiden, was außerdem unfehlbar geſchehen muß,
vieleicht jetzt ſchon theilweiſe geſchieht.
Alle drei Holzarten lieben übrigens mehr ſud⸗
liche Lage, und in diefer Hinſicht laͤßt fih, unter
Vorausfegung zweckmaͤßig vorgenommener Kulturen
und fireng beobachteten Forſtſchutzes, gutes Gedei⸗
ben mit der Zeit hoffen.
*) Und fo regelmäßig vertheilt als mögfich , wie weiter
oben bei der Mifhung von Kiefern und Virten
angegeben worden.
+) Dieſes geſchieht, wenn die Birken den größten
techniſchen Werth in ber Sad, der Stärke. nach⸗
erreicht haben.
a [20:7
236.
Bchandiumg
der
aus Birken, Forlen und Rothtannen
gemifchten Beſtaͤnde.
Pur einmal erinnere ich mich biefe ſonderbare Mis
fdung im Schwarzwald angetroffen zu haben, und
zwar im Altenftaiger Oberforft, Simmersfelder Res
vier, am Beuremer Berg, und zwar von der Vieh⸗
furth bis in die Klinge bei der Kay Saͤgmuͤhle.
Hier prädominire die Birke an diefem ſuͤdlich
gelegenen Berg.
Die Birfen hatten Leiterflangen» Stärke; eins
jene Zorlenflangen kamen auch vor, und an meh»
seren einzelnen Plägen Rothtannenanflug, der fi
wahrſcheinlich, aus den angränzenden Waldungen
duch Winde dahin geführt, aus Saamen gebildes
hatte.
Da die Birken und Kiefern hier fehr gutes
Wachsthum zeigen, ober damals gezeigt hatten,
237
auch diefe Lage ihnen zuträglich iſt, ber Rothtanne
aber nicht, auch die Abtriebszeit fpäter wäre, als
bei beiden erfteren; fo wäre nad) meiner Meinung
in ſolchen Fallen das befie, die Rothtannen,
wenn der Wald gehauen, und nur alle Kiefern
und einige Birken übergehalten worben find, hier
aus zurotten, und beide erflere Holzarten noch
durch kuͤnſtliche Anſaat hier ſicher zu vermehren.
Die Birken werden entweder bis zu ihrer tech⸗
niſchen Haubarkeit, oder wenn auf Brandholz bes
ſondere Rüdfiht genommen werben muß, länger
erhalten, und dann gleichſam als Durchforſtung
heraus gehauen.
Nur bei der ſogenannten Femmelwirthſchaft,
und in dem Fall, wenn keine kuͤnſtlichen Kulturen
vorgenommen werben, können ſich ſolche fonderbare,
unpaffende Mifhungen ergeben. Bei der Schlag⸗
wirthfchaft Eönnen und follen nur folde Mifhungen
vorkommen, welche gleiche Lage, Boden und Expo⸗
fition lieben, auf gleihe Art und mit gleichem
Zurnus bewisthfchaftet werden.
238
Behandlung
der
ang Eichen, Birken, Forlen und Fichten
oder Rothtannen gemiſchten Wälder.
Fn der nemfihen Gegend wie beide vorhergehens
de, und zwar näher beſtimmt im Simmersfelder
Forſtredier, von ber Kay Mühl, Klinge bis an
bie Schild » Mühl » Steig, traf ih im Jahr 1800
im Kirhfpielswäldern dieſe hoͤchſt fonderbare
Mifhung an, und zwar fo, daß die prädominirende
Holzart nicht zu beftimmen war, ald Folge 1) von
unregelmäßiger Hiebsart, vom Femmeln, und
2) von vernadhläffigter Holzkultur und unregelmäs
Figer Behandlung überhaupt.
Die Eichen waren ſchlechte Storren, die nichts
Gutes für dieſe Holzart auf dieſem Standort bes
weiſenz die Fichten waren noch jung, und vegetirten
alſo dermalen beſſer, als es ſich bei einem gewiſſen
hoͤheren Alter mit Gewißheit vorausbeſtimmen laͤßt;
—
- 239
Kiefern und Birken hingegen zeigten gutes Wachs⸗
thum, und ald Stangen viele Volkommenpeit.
Die Tage, fo wie bie Befhaffenheit des
Bodens ſprachen ebenfalls für diefe beiden letztge⸗
nannten Holzarten. 5
Und fo werde denn fo bald als möglich ein
Forlenwald, fo mit Birken gemifht, durch Kunft
gebildet, daß die legteren zu den erfleren wie un _
gefähr 1:8 oder 1: 10 ſich verhalten, alfo Forlen
fehr prädominiren; und die Birken werden fo gleich⸗
förmig als möglidy vertheilt angebradht, auf die
ſchon einigemal in biefen Blättern angeführte Art.
Man Ffann mit diefer Umformung nicht wars
ten, bis die vorhandenen Fichten oͤkonomiſch haus
bar find. Die bereit ſchon nur ſchlechtes Brands
holz gebenden Eichen würden meiftens unbrauchbar,
die Birken abfländig werben.
Behandlung
der
gemifchten Eichen- und Birkenmwälder.
Dir Mifhung wird ebenfalls gegen die Mitte
des Schwarzwaldes bin angetroffen, vielleicht auch
in andern, mir nicht gerade bekannt geworbenen
Revieren.
Die Birken praͤdominiren gewoͤhnlich auf jedem
Morgen, der Anzahl nach, ſtehen aber unregelmaͤ⸗
Big und meiſtens horſtweiſe und von verſchiedenem
Alter und Größe; als Beweis, daß die Natur als
fein und nad) und nad) dieſe beiden Holzarten uns
ter einander hervorgebracht hat.
Segen bie Miſchung felbft ift nichts einzuwene
den, wenn nur der Boden der Eiche fo guͤnſtig
iſt, daß fie zu gewöhnlichen Bauholz tauglich wird,
wovon man fi theils durd die Anfhauung ber
noch vorhandenen Stämme und ihrer Höhe vorziüge
Ai
lich, und theils dadurch überzeugen kann, "daß der
Boden auf 4 bis 6 Fuß Tiefe aufgegraben, und,
ſeiner Mifhung und Beſchaffenheit nad unter
ſucht wird.
Paßt beides auf diefe, aud für den Schwarze
wald wichtige und miglige Polart” und ift das
Klima nicht entgegen, fo verfehle man nidt, fie
künſtlich nachzuziehen, und zwar wenigfiens in
ſolchem Verhaͤltniß, daß auf eine Eiche ungefähr
6 bis 8 Birken kommen.
Die Natur allein braucht längere Zeit, um
Waldpläge in Holzbeſtand zu bringen, fie macht
viele Abftufungen (weil nicht alle Jahr Saamen
geräth, fie ſtellt horftweife, es bleiben Luͤcken, fie
miſcht fonderbar.
Alfo muß die Kunft die Natur zu rechter Zeit
unterſtuͤtzen, um alle diefe eben angegebenen Sehr
ler zu vermeiden. .
Die Rinnen « oder Riefenſaat ift hierbei fehr
zu empfehlen, weil die Nachzucht der Eiche dadurch
leichter und ſicherer ift, unter Beobachtung der
bisher vorgefommenen Vorfihtsregeln.
Von den Plattformen auslaufende Ebenen,
fanft anfteigende, nicht fehr hohe, fübliche oder
ſuͤdweſtliche Bergſeiten laffen Gedeihen diefer Waͤl⸗
der hoffen.
16
242
Uebrigenẽ cheinen imie für den eigentlichen
Ceauhen) Schwarzwald Nadelhölzer an Weißs und
Wothtonnen — au Kiefern — mehr zu paſſen,
als jede Laubholzart, mit Ausnahme der Gränzen,
welche nach allen Richtungen oder Erpofitionen hin
milder find, und alfo eher für Laubhoͤlzer paſſen
243
Behandlung
der
and Birken, Weißtannen, Kiefern, Eichen
und Rothbuchen gemifchten Wälder:
As biefe mahrfache Mifhung trifft man zuwei⸗
Ien mehr im unteren nördlichen Theil ded Schwarz
Waldes an. Kiefern dabei find felten, und nur
einmal won mir bei dem ehemaligen adelihen Das
menfift Frauenalb ganz nahe und ehemals dazu
gehörig angetroffen worden: Die Erpofition war
nordoͤſtlich, und die Wald« Abtheluns ine feite”
Bergwand.
Die Weißtannen praͤdominirten auch hier, und
ſtanden überall. herum von verſchiedener Qualitaͤt;
die Buchen meiſtens nur einzeln an der Bergwand;
bie Eichen ebenfalls, und mehr gegen ben Fuß des
Berges hin; die Kiefern und Birken befanden fi
Auf der Kuppe gegen Südmweften hin, wo der Bo⸗
den am ſchlechteſten, nicht nur ſteinigt, ſondern
244
ſogar felſigt, vorlan. — Die Femmelwirthſchaft
wurde hier immer betrieben.
Weil hier, was merkwuͤrdig iſt, dieſe verſchie⸗
denen Holzarten nur da beſonders vorkommen, wo
die Cage und der Boden mehr für fie günftig, für
andere ganz ungünftig iſt, wie bie Kiefern und Birken
beweifen, fo wird ed Negel, auch bei dem fo viel möge
lich regelmäßigen Abtrieb diefer fo fonderbar gemifchten
Wälder darauf zu fehen, daß fie nur wieder an den
mehr für einzelne derfelben paffenden Abtheilungen ers
halten werden. Geſunde Saamenbäume bewirken dies.
Die Weißtannen müffen alfo überall präbomis
airend vorkommen, nur da gar nicht, wo Kiefern
und Birken ftehen, weil nur diefe mittelmäßig zwi⸗
ſchen Belfen vegetiren können ; erftere hoͤchſt felten
und nur bei guten Dammerd » Schichten, bie zwis
ſchen dieſen Felſen ſich befinden; und weil es auch
die Windſeiten find, woher Stuͤrme ſchaͤtlich auf
die Weißtannen, befonders bei anſehnlicher Schafts
länge, wirken Finnen.
Die Buchen Eönnen ebenfalls nad oben ber
ſtimmtem Verhaͤltniß, wie ungefähr 8: 1 ober wie
20:2, gegen die Weißtannen erhalten werben; bie
Eichen aber nur einzeln gegen das Thal hin, und
wenn fie nicht zu gefunden Bauhoͤlzern erwachſen,
ganz wegbleiben, über welchen Punkt bas Alter,
die Befundheit und bie. Vollkommenheit der vor»
handenen alten Stämme entfdeiden.
245
Beim Abtrieb eines ſolchen Waldes wird alfo
Kegel, von allen Holzarten, die aud für bie Zus
Bunft in der Mifhung beibehalten werben follen,
Soamenbäume zu erhalten. Die Anzahl richtet ſich
nach der Sanmenmenge, die eine folhe Holzart
hervorbringen kann, und nad) dem befonderen Were
haͤltniß der Anzahl nach, wie man fie haben will.
. Nur ift nie zu vergeffen, daß hier für Birken
und Kiefern gleihfam eine befondere Waldflaͤche
vorkommt, als Theil.einas viel größeren Waldes, und
daß man dieſe Eleinere Flaͤche wie einen befonderen,
nur ons ihnen gemifhten Wald behandeln muß.
Fuͤr die andere Mifdung, Weißtannen, Roths
buchen und Eichen, gilt ein Aehnliches; die Stel
lung if dunkel, wie es ber Weißtanne und Buche
zutraͤglich if, und die Eiche muß ſich gefallen laſ⸗
fen, gleichfom als Fremdling geduldet ober gar vers
trieben zu werden. Der Matur mit Kunft zu -
Huͤlfe zu kommen, if deswegen. nothwendig , weil
felten diefe Holzarten zugleih Saamen tragen.
Der Forſtmann muß uͤberall, und befonders
auch im Schwarzwald, zu vermeiden fuhen, daß
Süden oder ganz holzlofe Platten in den Beftänden
entftehen. Ein natürlicher Gedanke leitet ihn, ber
von der Natur felbft fanctionirt iſt, nemlich der:
Holzarten nur da zu erhalten und anzus
bauen, wo fie nad ihren befonderen Eis
genſchaften gedeihen können.
246
Die Erfahrung ehrt, daß gewoͤhnlich jede ver»
ſchiedene Lage nad) gewifler Weltgegend eine etwas
verſchiedene Beſchaffenheit dem Boden nach hat, die
oft fo weit geht, daß fie auch einen andern Holz⸗
beftand bat, ohne daß das Klima und bie vohe
des Berges verſchieden iſt.
Man muß alſo der Natur keinen Zwang an⸗
thun wollen, ſondern nur ihren Winken vorſichtig
folgen.
Uebrigens muß ich noch als Worfüchtsdregel im
Allgemeinen betrachtet beifügen, daß, wenn in ber’
Nähe von reinen Weißtannen » oder mit Weißtan⸗
- nen und Buchen gemifchten Waͤldern Kiefernbeſtaͤn ·
de vorkommen, man baranf zu fehen hat, daß ſich
diefe Kiefer nicht ‘darin: anſiedeln. Wenn Kiefern
laſſen fi uͤberall erziehen, aber Weißtannen nur
in befonderen, für fie beinahe ausſchließlich paſſen⸗
"den Waldgegenden. Und der Schwarzwald “ift eie
gentlich Weißtannenwald , nicht Kiefernwald.
Bebenbiung..
j der
aus Weißtannen, Kiefern und Kichten
gemiſchten Wälder.
As dieſe Miſchung ift mir im Altenſtaiger Ober⸗
forſt und einigen andern Gegenden des Schwarze
waldes vorgelommen.
Die Abtheilung in dem Simmersfelder Revier,
von Lengelocher Steigle bis im die fogenannte Ruͤb⸗
garten-Klinge war fo bewachfen, als ic) dieſen Obere
forſt verwaltete ; der Beftand gab damals (vor 16
Jahren) Bauhölzer von zöger bis Aoger Stärke,
und die Rothtannen waren prädominirend; bie
Lage des Waldes ſuͤdlich.
Alle drei Holzarten zeigten zu meiner Verwun⸗
derung mistelmäßiges Wachſthum, doch war Lage
Vorzüglich ‚und Beſchaffenheit des Bodens den Kies
fern am zuträglihfien, und die Weißtannen Eas
‚men, den Anzahl nach auf jedem Morgen, am wer
245
nigften vor. Das Alter war nicht fehr verfhieden,.
die Rothtannen waren, fo viel ih mich noch erin⸗
nere, bie älteften.
Bei folder Lage, bei ſolchem Boden, und bes
fonder6 als mäßig fleiler Berghang, it we
nigftens Eeine befonbere Vollkommenheit für die
Weißtannen zu erwarten, mehr noch für die Rothe
tannen oder Fichten, ,. am meiften aber für bie
Kiefern.
Gindet han nun durch genaue Unterfuhung,
daß die Kieferm im Berhältniß ihres Alters mit den
andern beiden Holzarten, ebenfalls mit ihrem Alter
und Vollfommenpeit, die fie unter günftigeren Um⸗
ſtaͤnden erreichen, befonders verglichen, fehr gut. ver
getiren, und befondere Vollkommenheit verfprehen,
ſo muͤſſen die Weißtannen und Rothtannen beim
naͤchſten Hieb alle herausgehauen, und der etwa
vorkommende Nachwuchs davon vertilgt, dagegen
aber der Natur durch kuͤnſtliche Ausſtreuung von
Kiefernſaamen ſo nachgeholfen werden, als es
nach dem Ermeſſen des beobachtenden Foͤrſters der
Gegend noͤthig iſt, um einen reinen Kiefern
wald zu erzielen *). . .
*) Es iſt hier beſonders von der Quantität des Saa⸗
mend nad Pfunden die Rede, im Verhaͤltniß mit
dem, was die tragbaren Kiefern Dazu liefern..
. - AIR.
249
Wenn ein anfehnlihes Quantum Bihtenftäms
me in dieſer Waldabtheilung vorfommt, fo könnten
ſolche bis zum Hieb angeriffen, ynd ein Jahr über
das andere auf Harz benugt werben.
Die Kurſt hat diefe Miſchung nicht hervor.
gebracht, ſondern die Nachbarſchaft des von oben ans
gränzenden Waldes , woher wahrſcheinlich der Fich⸗
ten » ober Rothtannen · Saame durch Sturmmwinde
in den Berghang geführt worden if. Auch fogar
der Weißtannen-Saame kann durch ſtarke Stürme
von einer unmittelbar angränzenden, hoc geleges
nen Plattform in eine Bergwand geworfen, durch
Degen mehr abwärts geführt werden, endlich in
der Mitte derfelben zum Aufgehen kommen; wel ⸗
ches auch hier geſchehen ſeyn wird, was bie geringe
Anzahl der Weißtannen mit beweist.
Wenn ein folder gemifchter Beftand noch jung
iſt, fo iſt es rathſam, denfelben fortwachſen zu lafs
ſen, bis Bauhoͤlzer ſich ergeben, wozu 70 bis 80
Jahre ungefähr noͤthig ſeyn koͤnnen, und dann fo
verfahren, wie vorher beſchrieben worden, wobei
die Harznutzung 12 Jahre vorher ungefähr vorge⸗
nommen werden koͤnnte.
Wenn aber dieſe ſeltene Miſchung auf einer
Plattform des Gebirgs vorkaͤme (nicht über 1200
bis 1500 Fuß Höhe), und wenn der Boben für die
Weißtanne ganz paflend wäre, und diefe Holzart
präbominirte, die Rochtannen aber der Anzapl nad)
250
auf die Weißtannen folgten, und bie Kiefern den
wenigften Theil ausmachten, dann wäre es tathr
fan, bei der angenommenen Haubarkeit, bie in fols
dem Fall etwas fpäter eintreten koͤnnte, als im
vorigen Fall, die Kiefern gang zu verstilgen,
und entweder die beiden Tannenarten unter einan
der und fo gemifht zu erhalten, daß die Edeltanne
prädominirte, wenn bie Rothtanne auch fehr gutes
Wahsthum zeigte; oder, wenn diefes nicht wäre,
einen gan, reinen Weißtannens Wald
dur Eänftlihe Hülfe nachzuziehen.
Um diefen Zweck fiherer und leichter zu erreis
den, müßte in einem Jahr gehauen werden, mo
die Weißtannen Saamen tragen, und aller etwa
vorhandene geringe Nachwuchs der andern beiden
Holzarten vorſichtig vertilgt werden.
Daß im legten Fall keine Harznutzung ſtatt
haben ſoll, darf hier kaum beruͤhrt werden.
"Die Stellung eines ſolchen Waldes muß
beim Hieb dunkel feyn, ſowohl in dem Fall,
wenn Roth» und Weißtannen gemiſcht erhalten
und nachgezogen werden, und ſelbſt wenn ein reiner
Weißtannenwald gebilder werden fol, fo Können
einige Jahre hindurch, zum Schug und Schatten
des Anflugs, da, wo Weißtannen » Stämme feh
len, einzelne Rothtannen erhalten, — aber, for
bald der Weißtannen. Anflug eine Auslichtung et
laubt, herausgehauen werden.
31
Man muß fih in ſolchem Fall Helfen, wie
man Kann, und es iſt doch rathfamer, dem jungen
Weißtannen » Nahwuhs Schatten zu verſchaffen,
mit der unbedeutenden Gefahr, daß auch einis
ge Rothtannen mit aufwahfen, als zu
licht ju ſtellen, um ihn größeren Seſahren ausm
ſetzen ·
Die Kerchen betreffende Angaben.
ODoleich der Schwarzwald theilweiſe ſo hohe Lage
und eine ſolche phyſiſche Beſchaffenheit hat, daß
die Lerchen (Pinus larix) gedeihen Eönnten, fo
hat doc) die Natur Beine hier hervorgebracht, fon»
dern alle, die in größeren und Beineren Anlagen,
fogar einzeln dort vorfommen, haben kuͤnſtlichen
Saaten und Pflanzungen ihr Daſeyn zu danten *).
*) Na meinen Vermurhungen, die fi vorzüglich auf
Vergleichung der natuͤrlichen Standoͤrter dieſer
Holzart nach ihrer abſoluten Höhe über der Meer
seöfläche , und auf die Beſchaffenheit des Bndend
gründet, Tiegt wohl die Haupturſache des Nichte
vorkommend und geringen Gedeihens, nach biöher
rigen Beobachtungen, darin, daß nicht alle güns
ig wirkende Urſachen in diefer Gegend fi) vereis
nigen, und beſonders, daß der Boden nicht dieje ⸗
nige Mifhung und Beſqaffenheit enthält, wie
ſoiche in feinen vorzuͤglichtten natuͤrlichen Stand
örsern vorkommf. Die hoͤchſten Gegenden des
253 -
Im Königlich Wirtembergifhen Antheil: one
den die erften durch den Oberforftmeifter von Weis
tershauſen zu Freudenſtadt vor ungefähr 45 bis
50 Jahren angezogen ; von wenigen: früher vor⸗
handenen weiß man ben Erzieher nicht. “
In der Gegend des Ortes Fluorn war bie
größte Anlage über 30 Morgen ; eine halbe Stum
de von der Stadt Freudenfladt, an der Straße
dahin, im fogenannten Katzenholz, mag ‚vieleicht 6
bis 8 Morgen betragen *) ; ferner eine halbe Stuns
de weiter zuräd, auf dem Pfahlberg, kam eine
Heine Pflanzung und eine Vermifhung von Birken
und Lerchen vor, um den Schaden durch Schnee,
Scwarzwaldes find größtentheild fumpfig (wiſſig
nad der Schwarzwälder Sprache); dieſes iſt gegen
die Natur der Lerche, melde trodenen Standort
fordert, und vieleicht ift die Höhe des Schwarj ⸗
waldes noch nicht fo, wie fle diefer edle Waldbaum
fordert, was zu 4500 bis 5000 Fuß angenommen
wird, und welches faum einige der hoͤchſten Berge
frigen im Schwarzwald haben.
A. d. V.
=) Wurde vor 10 Jahren beinahe ganz vom Wind des
vafirt; die menigen Ueberreſte beſtehen in zoger
Stärke, d. i. auf 32 Guß Länge noch ungefähr
6 Boll Die, verfprehen aber feinen befonderen
Zuwachs.
A. d. V.
> 254
wedutch die Lerchen häufig Erumm wutden, zu ver
huͤten. Eben fo wurben von biefem Herrn an dis
dern :Orten Kiefern und Lerchen unter einander
gefhet, damit die Lerchen als Mifhung beſſer in
die Höhe getrieben, und zugleich vor Schneedruck
mehr geſichert werben möchten.
"Auch in dem verbrannten Wald am Finkenberg,
rechts am Weg von Freudenſtadt nach dem Kniebis
Hin, "wurden «ebenfalls Lerchen von ihm angefäet,
welche aber vom‘ Schnee "vieles zu leiden hatten,
und deren ‚bermaligen Zuſtand ich nicht Eenne.
Im Koͤn. Wärt. Altenſtaiger Oberforft beſin⸗
det ih nahe bei der Stadt, im fogenannten Häp
nerwald, eine Heine Anlage durch Pflanzung, wels
che 25 bis 30 Jahre alt feyn mag.
Zn den Heitorbachet und Nagolder Revieren
ebenfalls, mit wenigem Unterſchied im Alter, der
Wröße nach aber unbedeutend. .
Im fogenannten Geiffelthan, eine ftarfe halbe
Siunde von der Stadt Altenflaig, waren in einem
wusgehauenen Harzwald einzelne dergleichen damals
ungefähr Gjährige Stämmen gepflanzt, bie aber
während einer Dienftjeit meiſtens von Rehboͤcken,
durch Fegen oder Schlagen, verdorben wurden.
’ Im’ Kön. Wuͤrt. Neuenbürger Oberforft be
finden ſich in allen (1805 noch dazu gehörigen) Res
dieren Eleine Anlagen davon von Y, bis 14 Mor⸗
gen Dröße; die bedeutendfte war nicht weit von
255 -
Zavelftein, aus welcher bie Anlagen des Gefund-
brunnens Deinach jährlich ausgebeſſert wurden. —
Die Größe der Anlage möchte ungefähr ı Morgen
betragen, und Staͤmme von 3, 6 und jegt wahl
a5jährigem Alter mitunter enthalten.
Von Kalmbach nah dem Gefundbrunnen Wildr
bad, mar auf die Hälfte Wegs eine Allee daven
angelegt, welde aber nicht recht gedeihen wollte,
theild auch wegen muthwilliger Befhädigungen, bie
manche Staͤmmchen davon erlitten hatten.
Auf dem hoch gelegenen, ehemald Gr. Bad.
nun Kön. Würt, Theil des Schwarzwaldes, Dobel
genannt, befindet ſich eine kleine Anlage von einem
Morgen ungefähr, aber darin bie aͤlleſten und ſtaͤrk⸗
ſten Stämme. Das Ganze bildet eine Allee, bie
zum Spagiergang vor dem dafigen, ehemald Mark
araͤflich Badiſchen Foͤrſterhaus für den hoͤchſtſeligen
Großherzog Karl Friedrich beſtimmt war, wenn
ſich dieſer unvergeßliche Fuͤrſt mir der Auerhahnen⸗
Balz in der Gegend ergoͤtzte, und ſich in dieſem
Haus aufpielt. Dermals haben diefe Stämme ein
Alter von 57 Jahren.
Die Loge diefes Standplages der Lerche if
liemlich hoch, troden, rauh und windig, aber ganz
eben; der. Boden hat Sand ‚und gelben Lehmen,
mit wenig Dammerde.
In Hinſicht der Benugung von Lerchen, wel
We im Schwarzwald felbft erzogen, waren, if zw
” 256
bemerken , daß obgebachter Here Oberforftmeifter
von Weitershaufen, welcher über 24 Jahre den
Freudenſtadter Oberforft verwaltete, von einem in’ \
29 Jahren aus Saamen erwachſenen folhen Stamm,
der auf dem Stock 18 Zoll Durchmeſſer hatte, ein
Fäßchen von 20 Maaß verfertigen und mit altem
Bein füllen ließ. Nach Verfluß eines Jahres er
gab ſich ein Abgang von 4 Maaß, Übrigens aber
erhielt fih der Wein volllommen gut. — Here
von Drais, dermalen Großh. Babifcher Oberforfts
meifter zu Freiburg im Brisgau, vormals aud zu
Pforzheim, hat im Jahr 1800 ebenfall® von einem
88 Zahr alten, 55 Buß Länge und 18 Zoll Durchs
meffer am Stamm und 7 Zoll am Zopfende hal
tenden, vom’ Sturmwind umgeworfenen Stamm,
2 Faͤßchen von 16 Maaß machen und mit Wein
füllen laffen, welcher fih gut darin erhielt. Ein
Vorzug des Lerchenholzes, der es über die drei
andern inländifhen Nadelhoͤlzer erhebt, was zus
gleich ein feſtes, dichtes Holz beweist.
Eben diefer Herr von Drais hat in ber Gas
gend von Gernebad im Murgthal, wo er mehrere
Jahre Oberforfimeifter war, viele taufend Stämme
verpflanzt, und ganze Parthien in den Umgebuns
gen von Gernsbach daraus gebildet. Die Saaten
wurden meiftend im Gartenland felbft, oder doch
in gartenartig behandelten Plägen gemacht, und
von da bei verſchiedenem Alter ins Freie verpflanzt.
‚ 257-
Durch Schneedruck find jedoch viele verunflaltet und
verborben worden.
Auch im fogenannten Hagenſchießwald bei
Pforzheim finden fih von einem ehemaligen Herrn
-Hofoberjägermeifter von Gaisberg angelegte Pflan»
zungen, welche aber, ungeachtet ihres beträchtlichen
Alters, gegen glei) alte in andern Gegenden ger
ring nad Höhe und Die find, mit Flechten und
Moofen großentheils überzogen, und mande dem
Abfterben nahe. Die Urſache iſt ihr Standort,
deſſen Vefchaffenbeit fumpfig ift, bei bindendem Bo⸗
den, wie mid) der Augenſchein überzeugt hat.
As Refultate aller Erfahrungen , die im
Schwarzwald von mehreren Zorfimännern und von
mir felbft gemacht worden find, geht nun Folgen»
des hervor:
2) daß der Standort zum Anbau der Lerchen
freie, trodene Rage haben muß, und füb«
weſtliche, weftlihe und nörblihe Abhänge
- vorzüglich zu wählen ſeyen;
2) dab der Boden Sand, etwas Lehmen und
Dammerde enthalten muß, aud mit etwas
Heineren Steinen vermifcht feyn darf ;
3) daß bei ziemlich hoher Lage die Mifhung mit
Kiefern nicht zu verwerfen iſt, in mehr nies
driger und milder Cage aber reine Beſtaͤnde
davon zu erziehen feyen;
4) daß die Pflanzungen den Saaten im Freien
ı7
258
in den meiften Faͤllen vorzuziehen find, was
die Erfahrungen des Herrn von Drais
und meine eigenen beweifen *) ;
5) daß ſelbſt die Lerchen, wenn fie in Saatſchu-
len erzogen werden (was bas ficherfte ift),
doch aud noch durch Umſteckung der beſaam⸗
ten Riefen oder Rinnen mit Tannenreiſern
oder Pfriemen in den erſten Jahren darin
geſchuͤtzt werden muͤſſen;
*) Pflanzungen und noch mehr Saaten im
Sreien müſſen vor zahmen Vieharten und beſon ⸗
ders vor Wildfraß und Beſchaͤdigungen ſchlechter⸗
dings durch ſolche Einzaunungen geſchuͤtzt werden,
daß kein Eindringen derſelben ſo lange moͤglich iſt,
bis ſolche eine ſolche Höhe und Staͤrke erreicht has
ben, daß nichts mehr diekfalls zu befürchten iſt,
wozu bei legteren bis 15 Jahre ungefähr noͤthig
feyn werden. — Na allen Bemerkungen werden
die jüngfen Lerchenpflanzen von den Frühlingäfrd«
ten aus dem Boden gezogen, und verderpen dann
bei nachfolgender trodener und heißer Witterung,
Unfraut darf nicht auf dem Saatplag vorkommen,
fondern muß vorfichtig unmittelbar vor der Saat
vertilgt werden, durch Brennen und durch Bears
beitung, zugleich Vermiſchung der gebrannten Ober»
flaͤche mit den tiefer liegenden Schichten. Unmite
telbar nach der Saat muß der Vlatz gemalt, oder
mit einer Schaafheerde mehrere Tage nach einander
betrieben werden. Erſteres geht bei ebener, led:
teres bei bergiger Lage an.
\ 259
6) daß die Pflänzlinge im Freien nahe und kaum
auf einen Fuß Entfernung in Verband
gefegt werben müflen, um dichten Beſtand
und ſchlanke Stämmen zu erzielen, auch
den Schadendes Schneedrucks zu vermindern;
7) daß zwar fchon eine befondere Güte und Dich⸗
tigkeit des Holzes aus dem wiederholten Fall
erhellt, daß Wein haltende Faͤßchen bei un.
gefaͤhr 40jaͤhrigem Alter davon gemacht und
benugt wurden, daß aber erft bei der im
Schwarzwald wahrſcheinlich erft mit Bo bis
90 Jahren eintretenden Haubarkeit, bie
Qualität des Holzes zum Verbauen und zu
vielen andern Nughölgern (auch für Wagner)
Mb noch in weit höherem Grad ergeben werde ;
8) daß wegen der vielen tauben Körner, die auch
noch der gute Saame enthält, 10 Pfund
auf einen Rheinifhen Morgen nöthig feyn
werden, um eine volftändige Befaamung bei
verhältnigmäßiger Wersheilung zu bezwecken;
9) daß alfo unter Beobachtung aller diefer Punkte
die Anzucht dieſes Holzes im Schwarzwald in
mäßig großen Anlagen oder Waldtheilen forte
betrieben werden ſolle, um diefe edle Holzart
dort einheimifch zu machen, wozu viele Hoffe
nung vorhanden ift, weil ſchon junge Lerchen
Aus ſolchem Saamen erzogen worden find)
der im Schwarzwald gewachfen iſt.
260
Noch bemerke ich zum Schluß aller Angaben
über diefe Holzart, daß ſolche ſchon mit ao Jahren
Beimungsfähigen Saamen im Schwarzwald trägt,
und daß, wenn bie Zapfen erft im Anfang Fer
bruars gebrochen werben, fie fi bi zum Sommers
Anfang auf Bretterboden, frei, der Sonne und
der Luft ausgefegt, von felbf öffnen und ben Saa⸗
men ausfallen laſſen, oder, wenn fie mit Schnee
waſſer täglich angefeuchtet, und in der Mähe eines
mäßig geheizten Ofens duͤnn aufgelegt auf bretterne
Geruͤſte gebracht werden, nad) meinen befonderen
Erfahrungen, in 2 bis 3mal 24 Stunden —
theilo ſich öffnen.
261
Dritter Hauptabfhnitt,
den Wildſtand vorzuͤglich betreffend.
Mit einem Anhang aller im Schwarzwald vorkommenden
vierfüßigen Thiere und Vögel
Im Ganzen genommen ift der Wildftand im
Schwarzwald eigentlich nicht fehr groß, und wenn
es möglich wäre, denfelben, den Gattungen, Arten
und ber Anzahl nad, gleihförmig auf das ganze
Areal zu vertbeilen, fo würde der Schaden gering
ſeyn; da aber letzterer Fall fehr begreiflich nicht
möglich iſt, und fogar in manden Forſtrevieren
die mehr fhädlihen in Anzahl fi beifammen be
finden, durch mancherlei Umftände begänftigt , fo
wird und bleibt der Schaden, oͤrtlich genommen,
ſeht groß.
262 , .
Der Wildftend begreift eigentlich hier:
1. Vierfüßige Thiere.
Das edle Rothhirſchgeſchlecht,
Dammwild,
Rehwild.
Schwarzwild, und
Haſen.
IL Wald» und Feldgefluͤgel.
Auerwild,
Haſelhuͤhner,
Feldhuͤbner,
Wachteln.
Von allen kommen mehr oder weniger im Schwarj ·
wald vor.
Das Rotbhirfhgefhleht
wird im unteren bis zum mittleren Schmarzwald
di, .
In den Koͤniglich Wuͤrtembergiſchen Oberfow
ften Neuenbürg und Altenftaig, und. in einzelnen
Revieren,,. ziemlich. häyfig angetroffen. *); zumeilen
*) Die Conſumtiondliſte von dem Altenkaiger Ober⸗
forſt enthielt im Jahr 1815 gepürfcht und zu fhans
den gegangen Rothwild 76 Stüde, Rehe 119 Stu
263
.
auch ein weißes, mie folches ſich vor einigen Jah⸗
ven in dem Rangenbrander Revier erftern Oberforfts
ergeben hat, daß ein ſchneeweiß er Hirſch ger
gefangen wurde.
Im Oberforſt Freudenſtadt nur in einzelnen
Stuͤcken, durd Zumwechfeln dus dem unmittelbar
angrängenden Oberforft Altenftaig.
In den Großh. Bad. Forſtaͤmtern Pforzheim,
Schwarzwild 63 St. Da aber Ge. Majekät der
Hoͤchſtſelige König von Würtemberg mehrere Thier-
gärten in verfhiedenen Oberforßen außerhalb
des Schwargwaldes einrichten laſſen, fo it der Bes
fehl gegeben, ſobald diefe befegt find, alles übrige
im; Sreien befindliche todtzuſchießen; bereits iſt ſchon
du ſchneller Verminderung auch in Schwarzwalds
Gegenden dad Erwuͤnſchte gethan worden. Ein aus
ßerordentlicher Gewinn für die Wälder , befonders
in Hinfiht des Nachwuchſes. Des nunmehr res
gierenden Königs Wilhelm von Würtemberg Maier
Röt Haben noch weiter, zur Verminderung und
Verhütung ded Wildſchadens, dad ehemalige, uns
ser der Regierung des Hochfeligen Herzogd Ludwig
errichtete Commun = Wildfügen » Inftitut wieder
einzuführen und zu beflätigen gerubet, nad wel ⸗
chem von gewiſſen, von den Gemeinden aufgeftele
ten, auf gewifle Punkte beeidigten Perfonen alled
Wild in den Geldern todtgeſchoſſen werden darf in
alten Gegenden ded Landes, alfo auch im Schwarz:
wald, fo weit derfelbe Wuͤttembergiſch if.
j Ad V.
264
Ettlingen, im Oberfort Gernsbach, ebenfans in
mäßiger Anzahl; zuweilen aud ein weiße Stuͤck
einzeln in beiden legteren, was wahrſcheinlich aus
dem Harbtwald bei Karlsruhe dahin wechfelt, wo
mehrere diefer fhönen Spielort an. Xhieren und
Hirſchen fih befinden,
In den Übrigen Forſten allen if Rothwilb
felten anzutreffen.
In den Hochfuͤrſtlich Fuͤrſtenbergiſchen Schwarze
walds⸗ Forften kommen außer dem Thiergarten mehr
nur wechfelnde Stuͤcke vor,
Dammmwild
kommt nur in dem Kön. Wirt. Oberforft Neuen⸗
bürg, Revier Zavelftein, in geringer Anzahl als
©tandwild vor, und zumeilen wecfelt in das ans
graͤnzende Schoͤnbronner Revier, K. W. Oberforfts
Altenſtaig, ein einzelnes Stuͤck dahin, oder uͤber
den Nagoldfluß, aus dem Leonberger oder Boͤblin⸗
ger K. W. Oberforſten, im dieſes Revier.
Rehwild
findet ſich in dem K. Wuͤrt. Oberforſt Neuenbuͤrg
ziemlich haͤufig, in den meiſten Revieren, beſonders
in dem Langenbrander, Kalmbacher, Zavelſteiner
und Naißlacher. — Im K. W. Oberforſt Alten ⸗
ſtaig ziemlich Häufig in allen Revieren, doch beſon ⸗
ders in dem Simmersfelder, Groͤmbacher, Hofſtet⸗
ter, Schoͤnbronner und Altenſtaiger.
265
Im 8. W. Oberforſt Freudenſtadt in gerin ⸗
ger Anzahl, beinahe in allen Revieren *).
In dem Großh. Bad. Forſtamt Pforzheim
kommt diefe Wildgattung in ziemlicher Anzahl und
befonder6 im großen Hagenſchießwold vor; ferner
auch in dem Forſtamt Ettlingen in fehr mäßiger
Anzahl. Eben fo im Oberforſt Gernsbach, und
Überhaupt in allen übrigen Großherzoglihen For⸗
fen des Schwarzwaldes, fogar in fehr rauhen Ge
genden, einzeln.
Im Fuͤrſtl. Fuͤrſtenberg. Antheil des Schwarj ·
waldes iſt die hohe und niedere Jagd ſeit 1777 im
Oberforſtamt Wolfach an ſaͤmmtliche Gemeinden
verpachtet, und deshalb in ſchlechtem Zuſtand; das
Gochwild iſt ausgerottet, und nur in den Revieren
Rippoltsau und Wittichen das Rehwild nicht ſelten.
Im Oberforſtamt Donaueſchingen finden fin
auch fehr wenige Städe diefer Gattung.
Schwarzwild
lommt in dem K. W. Oberforſten Altenſtaig und
Meuenbürg in ziemlicher Anzahl vor, wird aber bes
reits ſchon durch befonderen hoͤchſten Befehl fehr
vermindert (f. die vorhergehende Note beim Rothwild.
*) In diefem Oberforſt war fonft freie Vuͤrſch, bis vor
ungefähr 10 Jahren, wo fie aufgehoben Dur
. m.
266
Im Freudenftabter Oberforft iſt diefe Wilbgate
tung Seltenheit.
Im Gr. Bad. Antheil befinden ſich im Gans
zen genommen nur im unteren Theil (in den foges
nannten Gründen, Gernsdacher Oberforfts) einzel
ne Stüde davon; im oberen Theil, ſo viel mir
bekannt worden, Eeine, und alles vorkommende if
ale Wechfelwild zu betrachten.
Im Fürftendergifhen kommt keines vor.
Hafen
befinden ſich die meiften an den Graͤnzen, doch auf
noch tiefer hinein, je nachdem Felder und über
haupt angebaute Pläge, aber Eeine hohe, rauhe
Vergrüden vorkommen.
Wo die Lage der Walbungen eben war, und
wo aud Winterfeüchte gebaut werden Eonnten, wo
überhaupt die bebauten Pläge von einiger Ausdehs
nung waren, wo Laub» und Nadelhoͤlzer abwech⸗
felten, da kamen die meiften auch tiefer im Schwarze
walb vor. .
Im K. Würt. Altenſtaiger Oberforft, in ben
Schoͤnbronner, Groͤmbacher und Haiterbacher Ne
vieren, kamen verhaͤltnißmaͤßig gegen andere ſehr
viele vor. — Im Reuenbuͤrger Oberforſt, in den
Naißlacher, Schemberger und Schwanner Revie⸗
ren, bie meiſten. — Im Freudenſtadter Oberforſt
nur in den Revieren, die milderes Klima haben,
3 B. das Sulzer, Dornftetter, Sternecker ıc
267
In den Gr. Bad. Oberforften und Revieren
tommen in den Gegenden, bie nicht befonders rauf
find und nicht befonder6 hoch liegen, an den Graͤn⸗
zen, mit Einfhluß der Vorberge, biefe Thiere vor,
aber nicht in betraͤchtlicher Anzahl.
Im Fuͤrſtenbergiſchen kommen mehr Ebenen,
und theilweiſe mildere Waldgegenden vor, und Has
fen in fehr mäßiger Anzahl.
Auermwild
kommt in fehr vielen Gegenden bes ganzen Schwarz:
waldes, gewöhnlich in den hoͤchſten und rauheſten
Abtheilungen deſſelben, bald mehr bald weniger,
vor. Und zwar
1. Im Königlich Wirtembergifgen Autheil.
A, Oberforſt Neuenbuͤrg.
In den Naißlacher,
Wildbader,
Herrenalber,
Schwanner,
Kalmbacher,
Langenbrander gerieren /
in E Anzaht..:
B. Dberforft Altenftaig. -
In den Binimersfelder,
\ Hofftetter,
Emtkloͤſterle Revieren,
‚in beträgptlihen Anzahl. :
268
In den Groͤmbacher,
Pfalzgrafenweiler,
Altenftaiger,
Schoͤnbronner Mevieren,
in geringer Anzahl
C. Oberforft Freudenftabdt.
In den Freudenftabter,
Baiersbronner,
Alpirsbacher,
Igelsberger,
Schwarzenberger Revieren,
die meiften. 5 .
In den Dornfletter, en:
Suljer,
Sternecker,
Schemberger Revieren,
nur ſelten einzeln.
1. Im Großherzoglich Badiſchen Antheil
kommen in den meiſten Gegenden bald mehr bald
weniger biefer. merkwärbigften WBalbvögel vor, am
meiften jedoch in ber Gegend des fogenannten. Kal⸗
tenbrunnens, Gernsbacher Oberforfiö, an der Wuͤr⸗
tembergifhen Graͤnze, gegen das Enzklöfterie Re
vier hin. Es befindet ſich in diefer hohen, rauhen,
Gegend ein ſchoͤnes Großherzogl. Badiſches Jagd»
haus, das beſtimmt if, um Se. Königlihe Hoheit
269
ober die Prinzen des Hohen Hauſes aufzunehmen,
wenn Sie zur Baljzeit diefer Thiere hier verweis
len, um das Vergnügen biefer höchft intereffanten
Jagd zu genießen. Die Schleichwege find vortreffe
Ui angelegt, fo daß man mis Gemaͤchlichkeit und
Sicherheit diefe außer der Balzzeit fo ſchlauen und
fheuen, in biefem Zeitpunkt aber flundenweife
gleichſam betaͤubten Thiere beſchleichen, und mit eis
nem fiheren und glüdlihen Schuß erlegen kann.
Der unvergeblihe Großherzog Karl Friedrich war
ein befonderer Liebhaber diefer Jagd, und hat fehr
viele in diefer Gegend geſchoſſen *).
In den übrigen Revieren des Gernsbacher
Odberforſts kommen die meiſten vor. In anderen
Gegenden ſeltener und meiſtens nur einzeln.
*) Es waren mehrere fogenannte Bränzjäger aufgeftelit,
melde die beten Stände diefer Waldvoͤgel vor
Witddieben fidern, und ſich deswegen Nadtd in
einer großen, für fie erbauten und eingerichteten
Hütte, nicht weit davon, aufhalten mußten. Auch
verbörten diefe Jäger Abends die Hahnen beim
Bäumen oder Einfehen, um ungefähr angeben zu
tönnen, wie viele und mo fie vorhanden waren,
wodurch die Sicherheit und das Wergnügen dieſer
Jagd fehr vermehrt wurde.
.®.
0
I. Im Hochfuͤrſtlich Fuͤrſtenbergiſchen
Oberforſt Wolfady findet fih der Auerhahn in dem
Nippoltsauer Revier in geringer Anzahl. Und ven
dem Donauefdinger Oberforft it mit nit bekannt
worden, daß welche in ben dazu gehörigen Revie⸗
ten vorkommen.
Haſelhuͤhner
kommen in den K. W. Oberforſten LNeuenbuͤrg und
Altenſtaig in allen Revieren mehr oder weniger,
im Ganzen jeboch nicht in betraͤchtlicher Anzahl,
vor. Und was den Freudenſtadter Oberforſt anbe⸗
trifft, fo werden zuweilen einige in den mehr flas
den und etwas milderen Gegenden angetroffen z
wo Vogelbeeren, Birken und Haſeln vorkommen,
am gewoͤhnlichſten. "
Im Or. Bad. Antheil befindet ſich diefes Fe⸗
derwild auch in den Reifen Gegenden, befonders
aber in den Worbergen gegen bie Gränzen hin, die
Höchften Gebirgsruͤcken ausgenommen ; aber überall
nur in geringer Anzahl. .
Im Fuͤrſtenbergiſchen werden zuweilen auch ein
‚gelne Gtüde angetroffen.
Anmerkung:
Daß biefe Waldvoͤgel feltener-find, als es bei
ihret ſtarken Vermehrung (fie legen bis a2 Eier) zu
vermuthen ift, mag vorzüglich daher Eommen :
371
3) weil fie auf dem Moden brüten, wo ihre Ne»
fter und Eier durch Menſchen und Thiere
verborben werden; -
2) weil ihnen wegen des zarten und beſonders
delikaten Wildprets im . Schwarzwald auch
Lauf: Schlingen geftellt werden (mie den
Schnepfen);
5) weil ſie nicht beſonders ſcheu ſind, und ſogar
auch durch einen Ruf in die Naͤhe und zum
Schuß gebracht werden koͤnnen;
4) weil da, wo ſie meiſtens vorkommen, auch
Raubthiere, und zwar auch ihre erſten und
furchtbarſten Feinde, die Fuͤchſe, vorkommen.
Baummarder, der blaue Habicht ıc. find
auch hierher zu zählen,
Feldhahner.
Was dieſe Vogelart betrifft, fo kommt folhe haͤu⸗
figer im Schwarzwald vor, als mancher glaubt.
Im K. W. Oberforft Neuenburg enthalten
bie Cangenbrander,
Maißlacher,
Zavelſteiner,
Liebenzeller Reviere
einzelne Ketten davon. — Auch auf dem Dobel in
dem Schwanner Revier hat man bisweilen einige
angetroffen.
‚
272
Im K. W. Oberforft Altenftaig kommen ziem ⸗
lich viele vor
in den Altenflaiger,
Groͤmbacher,
Pfalzgrafenweiler,
Schoͤnbronner,
Simmersfelder,
Thumlinger,
Horber,
Nagolder Revieren.
Die meiſten aber in den Altenſtaiger und Schön«
bronner Revieren.
Im 8. W. Oberforft Freudenſtadt enthalten
die Dornftetter,
Freudenſtadter,
Igelsberger,
@ulper,
Sternecker Reviere
diefes Feldgeflägel in geringer Anzahl.
Im Großh. Bad. Antheil des Schwarzwaldes
Eommen die Feldhähner nur an den Gränzen hin,
in mehr ebenen und milden Gegenden vor Im
oberen Schwarzwald, wo er theilweife mehr flach
ausläuft, werden zuweilen Ketten getroffen.
Im Hochfuͤrſtl. Fuͤrſtenbergiſchen Antheil wer
den im Donaueſchinger und Wolfacher Oberforſt,
in ebenen und bebauten warmen Thaͤlern gegen die
BGraͤnzen hin mehrere angetroffen.
273
Wachteln
findet man nur da, wo Feldhuͤhner vorkommen,
und wo eigentliche Felder von einiger Ausdehnung,
mit ebener und milder Lage verbunden, angetroffen
werden, im Ganzen von geringer Anzahl.
Von fogenannten Raubthieren nad bei
Jäger Kunſtſprache:
Wölfe
ſehr felten, und nur als burchreifende Paffagiere *).
Ludie '
wurden noch vor 40 bi6 50 Jahren mehrere ange
troffen, jeßt Eeine mehr.
Fuͤchſe
kommen da vor, wo auch Haſen angetroffen wer⸗
*) Im Jahr 1803 zu Anfang des Winters wurde im
Neuenbürger Oberforſt einer geſpuͤrt, welcher nicht
weit von dem Burgſchloß Neuenbürg, dem Sitz
des Oberforſtmeiſters, ein Reh zerriffen hatte»
Bei der ſchnell angefellten Jagd wurde er aber
weder gefehen noch geſchoſſen, iſt jedoch im Badi⸗
(den, im Pforzheimer Kork, erlegt worden. Im
Gr. Bad. Antheil aber kommen nod in neueſten
Zeiten einzelne vor, die aus Frankreich über den
Rhein, oder aus den Schweizergegenden zuwechſeln.
A. d. V.
ı6
27a .
den, und im Werhäftniß mehr ober weniger, wie
diefes bei den Hafen Matt hat, doch an den Graͤn⸗
zen des Schwarzwaldes am häufigften.
Anmerkung:
Dee Hafe ift, wie allen erfahrnen Jaͤgern bes
kannt ift, für den Fuchs ein eigentlicher Leckerbiſ⸗
fen, und er zieht diefen Thieten nad. Ich habe
in einem felfigten Bau, ben ic wegen biefer
Thiere im Altenfaiger Oberforft muͤhſam aufgraben
ließ, 13 Haſenkoͤpfe, worunter 2 ganz frifhe waren,
gefunden ; fehr viel für eine Schwarzwalbögegend.
Nah neueften Nachrichten (1816) hat eine
Seuche, die beſonders in dem K. W. Oberforſt
Altenſtaig ſeit einigen Jahren herrſchte, ſehr viele
dieſer Thiere (Fuͤchſe) getoͤdtet, die fo mager und
dabei ſo hungrig waren, daß ſie Menſchen und
Thiere anfielen, aber die Biſſe hatten keine Wuth
zur Folge. Sie liefen in die Haͤuſer, und wur⸗
den todtgeſchlagen; fie fraßen zuweilen mit den zah⸗
men Schweinen, wo fie beifommen Eonnten. Ein
Wuͤrtembergiſcher Oberfärfter, ein ganz glaubwuͤr⸗
diger Mann und ein eifriger, erfahrner Jäger,
verſichtrte mich deſſen fchriftlih, und zugleid das
von, daß man die Krankheit für eine Leberfranks
heit erkannt hätte, und beim Seciren mehrerer
diefer Thiere Feine Galle vorgefunden worden fey.
275
Wilde Kagen
werden nur an der Graͤnze, in ben milderen Ge
genden des Schwarzwaldes, einzeln, oft auch far
milienweife, angetroffen, im Ganzen jedoch felten.
Sie lieben rauhe, hoch gelegene Gegenden nicht,
weil auch felten Wild dort vorkommt; fie gehen
den Hafen fehr-nad und andern Thieren, die mehr
nur in niederen, milden Gegenden vorkommen:
Edetmarder oder Baummarber
kommen zwar im ganzen Schwarzwald vor, aber
dermalen nur in fehr geringer Anzahl. Der Eofle
bare Pelz hat ihre Jagd zu einer eigentlichen Ver⸗
folgung gemadt. Noch vor 20 bis 50 Zahren ka⸗
men befonders im K. W. Antheil noch fehr viele
vor, wie mic) mehrere alte Foͤrſter verfihert has
den. Auch im Badiſchen gab es mehrere. Ges
[hoffen wurden wenige, weil das Kraifen dieſer
Tiere Winterdzeit nicht immer möglih und dabei
doch unficher if; aber gefangen wurden bie meiften
init der im Schwarzwald allgemein bekannten und
angewendeten , dort fogenannten Prügelfalle,
wo der Marder durch eine Lockfpeife (Broden), in
einem Stüd von einem frifhen Eichhorn oder Has
fen oder friſch geſchoſſenen Vogel beſtehend, ges
. reizt, an der einige Fuß hohen Vorrichtung auf ⸗
Blettert, ben Brocken nehmen will, dabei den Ads
druͤcker berührt, und fo zur Schonung feines Balge
276
von zwei fehr befchwerten Prügeln erdruͤckt wirb,
was nur fehr felten fehlfchlägt.
Steinmarder oder Hausmarder
Diefe Art, mit der weißen Kehle, welche ein weit
geringeres Pelzwerk giebt als die vorige, ift im
ganzen Schwarzwald in fehr mäßiger Anzahl vor
handen, aber nur in warmen, bewohnten Thäfern
vorzüglich, und zwar in den einzeln ftehenden, Eleis
neren Scheuren, wo das Heu und Grummet über
Winter aufgehoben wird, und welde von den Hoͤ⸗
fen und Dörfern oft Viertelſtunden weit entfernt
ftehen , doch aud in Käufern und Speichern ber
einzelnen Bewohner.
Dädfe
kommen im Schwarzwald mehr an den mildern
Graͤnzen vor, bis gegen die Mitte hin, auf dem
hoͤchſten und rauheſten Gebirgsrüden keine.
Im K. W. Oberforft Altenftaig hat eine Seus
che, gleich der bei den Fuͤchſen, feit einigen Jah⸗
ven viele hinweggerafft.
Iltis oder Rage
kommen nur in mehr warmen, bewäfferten Thälern
an ben Graͤnzen des Schwarzwaldes vor, in der
Nähe menſchlicher Wohnungen ; jedoch nice fehr
häufig, weil aud) jeder Michtjäger diefes für manche
Hausthiere ſchaͤdliche Thier zu fangen oder zu tödten
verſteht.
277
Die Fiſchotter. -
In den floßbaren und nicht floßbaren Fluͤſſen und
fiſch⸗ und krebsreichen Waldbaͤchen werden einzelne
diefer Thiere angetroffen, im Ganzen jedoch nicht
viele. Die Nagold, Enz, Murg, Kinzig, Aach x.
enthalten von biefen wegen des Eofibaren Pelze
ſehr gefuchten Thieren.
Dann finden ſich noch folgende vierfuͤßige Thiere
im Schwarzwald vor:
Der Igel
wird im ganzen Schwarzwald, aber nicht häufig,
angetroffen, und auf den hoͤchſten Bergruͤcken und
rauheſten Gegenden gar nicht *).
*) Sm Jahr 1800 den sten Januar traf ich in dem
Sroͤmbacher Revier, Dberforkd Altenſtaig, bei
Gelegenheit einer. Holzauszeichnung, in Geſellſchaft
des noch Iebenden doͤrſters Rob, einen Igel an,
den eben ein Edelmarder angegriffen, vieler Sta
bein beraubt, und etwas verwundet hatte. Unfere
Slinten waren nicht gleich bei der Hand, fonft wäre
der Marder vieleicht geichoflen worden, weil wir
fo nahe beitamen, daß wir beide raufen fehen
konnten. Es ‚lag halb Fuß tiefer friiher Schnee.
Mein Jäger nahm den verwundeten Igel mit nach
Haufe, wo er gegen 4 ZWodpen lebte. 2 \
A. d. V.
278
Eihhörner
giebt es in den milderen Theilen des Schwarzwal
des und an den Gränzen viele; in den hoͤchſten,
rauheſten Keine, fo viel mir bekannt worden.
Haſelm aͤu ſe.
Nur eine iſt mir in dem Naißlacher Revier, Ober
forſts Neuenbürg, zu Gefiht gekommen.
Kon Vögeln habe ih nachfolgende meiſtens
ſelbſt noch angetroffen, ober bin von glaubwuͤrdi⸗
gen Perfonen von ihrer Anweſenheit uͤbarzeugt
worben.
Ringeltauben,
Hohltauben,
Zurteltauben
werden nur an den Graͤnzen bes Schwarzwaldes,
sder in den mittleren, mehr ebenen Gegenden an«
getroffen, wo Beldfrüchte gebaut werden. Legterg
Art kommt feltener vor, erſtere beide häufig.
Wilde Enten
kommen an den größeren Fluͤſſen, der Nagold,
Enz, Kinzig, Murg x., Herb» und Winterszeit
in geringer Anzahl, und zur Strichzeit, im Grüße
ling, zuweilen. paarweife auf den größeren Treib- ,
feen oder Schwellungen, vor, und zwar die ge
279
meine große wilde Ente ( Stodente), und bie
Halbente mit dem grünen Spiegel, das Männchen
ober die Kruͤckente (Anas crecca) vorzüglich.
Schnepfen
an den Graͤnzen des ganzen Schwarzwaldes zur
Strichzeit ziemlich häufig; aber auch ſogenannte
Lager: Schnepfen, die in warmen Thaͤlern brils
‘ten *), und nicht mit den andern wegftreichen,
wegen Verwundungen, Krankheiten x.
Badteltönige (Rallus crex)
einzeln da, wo viele Feldhuͤhner vorkommen, an
den Graͤnzen bios.
Waſſerhuͤhner
und zwar das gemeine ſchwaͤrzliche an Fluͤſſen und
Baͤchen, auch Seen, einzeln gewoͤhnlich im Fruͤh ·
jahr zur Steiczeit.
Sſchu h u
ſehr ſelten im tieferen Schwarzwald, wo Bellen
inaſſen vorkommen, und Rebe und Anerhähne, _
welden beiden dieſe größte Eule fehr gefährlich
iſt **). Die Ohreule; die Perleule ( Gold»
*) Im Jahr 1802 wurde in dem SHofitetter Revier,
Altenſtaiger Dberforftö, den ıgten Januar eine
Sqnepfe an einer offenen Brunnenquelle geſchoſſen.
**) Einige alte, glaubwürdige Jäger haben mich ver
\
250
eule); der Steinkauz, kommen alle drei Arten
vor, aber in geringer Anzahl, mehr nur gegen die
milderen Graͤnzen. \
Steinadler
kommen aud vor, und im Jahr 2801 fol einer
in der Gegend von Petersthal geſchoſſen worden
feyn. Sch felbft habe Eeinen zu Gefiht befommen.
Im Sommer 1816 wurde, von einem meiner eher
maligen Zuhörer , dem Herrn Forſtpraktikanten
Bronn, auf einer hohen Tanne ein ungeheures
Horft diefes Vogels entdeckt, und zwar im dem
Herrenwieſer Revier, Gr. Bad. Forſtamts Gernse
bad, weldes aber, noch ehe die Eier ausgebrütet
waren, zerftört wurde. Auch ift vor mehreren
Jahren ein bergleihen Wogel von dem Br. Bad.
Revierfoͤrſter Afal zu Forbach auf einem vorher an ⸗
geſchoſſenen, verendeten Stuͤck Wild erlegt worden.
Nicht weit davon wurde glei barauf der Horſt
und der andere Steinadler entdeckt; im Horſt wur⸗
de ein halbverzehrtes Wildkalb gefunden. Der
ſichert, daß die beſten Auerhahnen- Balz: Stände
menigftend auf ein Bahr ganz verdorben find, und
die Hähne wegſtreichen, fobald ein Schuhu ſich
zeigt, denn er bezwingt auch dieſes ſtarke Waldge ⸗
fluͤgel.
A. d. V.
281
zweite Vogel aber wurde nicht mehr entdeckt, und
die Eier unausgebruͤtet verlaſſen.
Gabelweihe ( Huühnerweihe)
an den Graͤnzen nicht ſelten. Im Oberforſt Neu⸗
enbuͤrg habe ich einige bei den Horſten ſelbſt ge⸗
ſchoſſen.
Der blaue Habicht. Habicht. (Faleo
palumbarius).
Mehr an den Grin, — wo deldhůhner und Haſen
vorkommen.
Der gemeine Mausweihe. (Falco
buteo)
ebenfall$ in ſolchen Gegenden.
Sperber
wo die beiden vorhergehenden fi vorfinden.
Der Thurnfalke
an den Gränzen in alten Burgen und Schloß:
ruinen.
Der Oolds oder große Kielrabe
paarweife ziemlich felten, mehr nur gegen die Gräns
zen hin.
Der gemeine Rabe
häufig überall, nur nicht in den hoͤchſten Ga
genden.
282
Die Saatkrähe, ziemlich Häufig.
Die Nebelkrähe (graue K.), nicht fehr
häufig.
Die Dohle (Corvus monedula), an den
Graͤnzen.
Die Alfter
nicht häufig, mehr gegen die Gränzen hin.
Der Neuntöbdter.
Bon diefen Raubvögeln Heinfter Art Eommt vor
a) der größte (Lanius excubitor),
2) der mittlere (L. collurio) felten,
3) der Derndrefer (L. spinitorquus)
häufiger.
Der Nußhaͤher
an den milderen Grängen häufig, doch nicht in dem
hoͤchſten, rauheſten Gegenden, wo Eeine Eichen
vorkommen.
Der TZannenhäher (Corvus caryocacta-
tes.)
häufig, in dem unteren und mittleren Schwarzwald
vorzüglich.
Die Schwarzamfel
überall, nur nicht in ben hödften Gegenden.
Die Ringamfel
gegen die mildeften Graͤnjen hin, wa Weinberge
nahe find,
. 283
Singbroffel
Rothdroffel
Mifteldroffel
Krammessvogel
mehr gegen die Graͤnzen hin.
Die Goldamfel
in den milbeften Gegenden, wo Kirſchen vorkommen.
Dar Schwarzſpecht
Der größere und Heinere Buntfpeht
Der Gruͤnſpecht
nicht fehr häufig, uͤberall, nur nicht in den Höde
fen Gegenden.
Der Wendhals
Der Blaufpecht
Die Baumklette
an ben Graͤnzen.
Der Eisvogel
Der Wiedhopf
om warmen Waldbaͤchen, an ben milden Gränzen.
Der gemeine Kukuf
Der roͤthliche Kukuk
beide in den mildeſten Gegenden, wo Laubhölzer
vortommen.
Der gemeine Staar
Die Wafferamfel
an ben ‘milden Graͤnzen, erſtere Häufig, letztere
paarweiſe an Bächen und Fluͤſſen.
284
Die Feldlerche
Die Wieſenlerche
Die Waldlerche
Die Haubenlerche
nur an den Graͤnzen in milden Ebenen, wo Felder
vorkommen.
Der Krummſchnabel (Loxia ourvirostra)
‚häufig in ganzen Schaaren auf dem Strich, und
aud zum Brüten.
Der Kernbeißer (Loxia coccothraustes)
an den milden Graͤnzen.
Der Gimpel (Loxia pyrrhula)
überall, mit Ausnahme der hoͤchſten Gegenden.
Der Grünling (Loxia chloris)
wo der Kernbeißer vorkommt.
Der Gold fink (Loxia citrinella)
bloß an den Gränzen, und zwar an den noͤrdlichen
gegen die Badifhen Ebenen hin, wo er häufig iſt.
Die Goldammer
häufig überall.
Die Zippammer
nicht fehr haufig, mehr an den Gränzen.
Der Buchfink
Der Diftelfint
Der Zeifig
Der Hänfling
uͤberall, mit Ausnahme der hoͤchſten Gegenden.
285
Der Eitronenhänfling (Fringilla ci-
trinella)
nur in dem K. W. Antheil des Schwarzwaldes,
und zwar bei Befenfeld, Altenftaiger Oberforfis,
bis ‚gegen Igelsberg hin, ziemlich häufig, fonft nire
gends, was merkwürdig iſt, auf diefer hohen, rau⸗
hen Gegend. — Diefer Vogel: wird aud in der
Schweiz gefunden, wo er Wintervoͤgeli heißt.
Die Nadtigalt
an den Gränzen, an warmen Baͤchen und Fluͤſſen.
Die weiße und gelbe Bachſtelze
erſtere überall, legtere-an den Graͤnzen. Auch bie
graue Bachftelje (Motacilla boarula) fommt dort vor.
Der Mög (Muscicapa atricapilla)
an ben Gränzen.
Das Odwarztehthen (Motacilla phoe-
nicarus).
Das Rothſchwaͤnzchen, uͤberall.
Das Rothkehlchen, überall.
Der Zaunkoͤnig, überall.
Das Goldhaͤhnchen, überall.
Die Spiegelmeife (Parus major)
Die Slaumesfe
Die Sumpfmeife
Die Shwanzmeife
Die Haubenmeife
Die Tannenmeife (Parus ater)
uͤderall ziemlich haufig.
26
Die Rauchſchwalbe
Die Hausfhwalbe
Die Thurmſchwalbe
Aberali , höcfte Gegenden ausgenommen.
Den Nachtſchatten oder Ziegenmelker
(Caprimulgus Europaens)
habe id in dem Nagolder Revier in einem Laubs
wald einmal angetroffen, im Fruͤhjahr 2800.
In Hinfiht des Schadens durch allerlei Wilds
arten it hier noch Folgendes nadautragen ı
Die Edeltanne ift dem Abäfen und Verpaijen
durch eble6 hohes und niederes Wild ganz vorzüge
lich ausgeſetzt, in der Jugend befonders, und «6
iſt gar nicht zu berechnen, wie ſchaͤdlich nur eine
Rehfamilie in einem Jahr dem volfamen Anflug
diefer Holzart werben kann; um fo mehr, als es
überhaupt nicht fo weit herumwechſeind ift, wie das
> Hohe Rothwild, fondern mehr in einer gewiſſen
Gegend zu allen ZJahreszeiten anzutreffen ift, wo
es feinen Stand genommen, wo es gefeßt worden,
wo es nicht zu oft durch Hunde beunruhigt wird,
und wo es feine im Nadelwald für die Holzarten
fhädlihe Aefung fucht und finder. Aber auch für
den Auffclag von Eichen und Buchen find beibe
Wildgattungen, und wieder die Rehe vorzüglich,
ſehr ſchaͤdlich.
. 2*7
Der Schwarzwald enthält reine Eichen» und
zeine Buchen: Veflände, und nod weit mehr mic
beiden gemiſchte Beſtaͤnde. Die Gefahr vermehrt
ſich mit der Größe des Areals, wenn die Vermeh⸗
zung. diefer Thiergattungen nicht auch verhaͤltniß⸗
mäßig vermindert wird. -
„Mon vermindere alfo überall diefe beiden Wilde
Haltungen, beſonders aud bie Rebe, fo ungefähr,
daß auf 100 Morgen ein Stüd kommt. Und da,
‚wo bie Weißtonne rein vorkemmt, und alle Um—
fände große Vollkommenheit der einzelnen Staͤm⸗
me boffen laffen, und bei den aus Weißtannen
und Rothbuchen gemifhten Beſtaͤnden, unter gleis
den Umfänden und Hoffnungen, fo, daß .auf 200
Morgen nur ein Stuck vorkommt. Und die Forſt⸗
bedienten müffen alle Vorfiht und Mühe anwen⸗
den, dies Verhaͤltniß immer fo zw erhalten, fo viel
möglich if. Am beften wäre, wenn in biefen Be⸗
fänden gar Eeine vorkämen.
Ganz wildlofe Wälder gefallen felbft dem
Forſtmann niht, wenn er aud Fein leidenfchaftlis
her Jäger if, Der Schöpfer hat dieſe Thiere
nit ohne nuͤtzlichen Zwe und nicht zur Auss
rottung erfhaffen, aber Verminderung bis zur
Unſchaͤllichkeit in Pflicht.
Dammwild kommt hier nicht in Betrachtung,
weil es nur als Seltenheit in wenigen Gegenden
vorkommt.
28
Schwarzwild in geringer Anzahl, auf Boo
Morgen Wald hoͤchſtens ein Stuͤck gerechnet, kann
nicht viel ſchaden, wenn dieſes Verhaͤltniß immer
erhalten wird; — Conditio sine qua non! —
zumal da dieſe Thiere Inſekten-Larven, Schnek.
Een *) ꝛc. zu ihrer Nahrung nehmen, welche den
jungen Holzpflanzen fchäplih find, und alfo das
durch nüglic werden; allein fie verderben die Eier
und Nefter des brütenden ebferen Waldgeflügels, der
Auerhühner und Hafelhühner. Und wenn ein Rus
del oder eine Bache mit Friſchlingen dahin Eommt,
wo die Natur Buchen und Eicheln eben abfallen
Nlaͤßt zur Beſaamung, oder diefe Holzarten friſch
geſteckt entdedt werden, fo wird das Keimen und
Aufgehen zur Regeneration der Wälder durch Aufs
zehren derfelben wo nicht ganz, doch großentheils,
vereitelt.
Truͤffeln und Mordeln, eine bekannte, ges
ſuchte, menſchliche, leckerhafte Nahrung, werben
auch von ihnen verzehrt; und die Kartoffelaͤcker der
einzelnen Waldbewohner find der größten Gefahr
ausgefegt.
*) Die nadten und die mit Gebäufen verfehenen '
Schneden verderben, nach befonderen Erfahrungen
neuerer Forſtmaͤnner, die Eotpfedonen des Buchen.
Auſſchlags, wodurch derfelbe abfirbt.
a. d. V.
289
Das Auerwild wird, bei betraͤchtlicher Anzahl,
beſonders für den einjährigen Anflug von Fichten
und Aufihlag von Buchen fehr gefährlih, und
ſelbſt für den Forlenanflug.
Diefe Wildgattung fol alfo nur in den raue
beten, hohen Gegenden in Anzahl geduldet, an
andern Orten aber, wo beide erftere Holzarten voll⸗
kommen in jeder Hinſicht vorkommen, bis zur Uns
ſchaͤdlichkeit vermindert werben.
Se mehr der Wildftand, was hohes und nies
deres Rothwild und Schwarzwild befonders ‚betrifft,
im Schwarzwald vermindert wird, deflo.mehr vers
liert fi die große Gefahr, den Wald auch durch
unvorſichtige oder gar boshafte Wilddiebe verbrannt
wu ſehen, wovon die diesfalls berüchtigten Bewoh ·
ner des Kapplerthales beſonders auffallende Bei⸗
ſpiele gelieſert haben. Der bekannte große Wald⸗
brand im Jahr 1800 wird mit vieler Wohrſchein ⸗
lichkeit dergleichen Wilddieben zugeſchrieben *).
*) Diefe ſchaͤdlichen Menſchen machen bei naſſer und
kalter Witterung in Srühlingd » und Herbfimonaren
Geuer in den Wäldern an, loͤſchen dieſes nicht vore
ſidtig oder gar nit aus, wenn fie ihrem verbotes
nen Geſchaͤft nachgehen, und werden fo wenigſtens
durch Nadläffigkeit Urfache manches Walbbrandes.
Auch wollte mid ein glaubmwürdiger Mann vers
ſichern, daß fie zumeilen im Sommer Feuer ane
29
290
Mit der Seltenheit des Wildes, was theuer
nad Gtrasburg verkauft werden kann und gefucht
iſt, verliert fih aud mehr bie leidenlchaftliche Be
gierde, bie bei biefen Leuten durch das Intereſſe
noch vermehrt wird , wenn fie leicht und vieled das
von erlegen Eönnen. Ganze Geſellſchaften diefer
unberufenen hoͤchſt gefährlichen Aasiäger auch für
das menſchliche Leben, wie traurige Erfahrungen
bewiefen haben, würden ſchwerlich fi gebildet has
ben und ausgezogen feyn, wenn fie wenige oder
gar keine Hoffnung gehabt hätten, ein Stuͤck zu
bekommen.
Die belohnten Jagdfreuden auch durch baare
Geldeinnahme erſetzten dieſen an Strapazen ge
woͤhnten Menſchen Muͤhe und Gefahren vielfach,
und teizten immer mehrere, entweder die verun⸗
gluͤckten Einzelnen zu erfegen, oder biefen unerlaubs
ten Erwerbungsjweig zu verſuchen, obgleich zweck⸗
mäßige Maßregein gegen diefe gefährlihen Men⸗
ſchen genommen werben.
Alles diefes bisher Worgetragene ändert nichts
an dem wahren Gag: daß, je weniger Wild
machen, um durch den Rauch daB Rehmild beſon ⸗
der& gegen eine gewiſſe Gegend hin zu treiben, wo
Schuͤten aus ihrer Gefellfchaft fon früher ange °
ſtellt find, um ſolches zu erlegen. \
a. d. V.
291
pret in den Wäldern vorkommt, befto
beffer it es für die Erhaltung bes nd»
thigen Nachwuchſes aller Holzarten. Und
hier im Schwarzwald ift dieſes deſto anwendbarer
und richtiger, weil aud bie Viehweibe fo ſcaͤdlich
für die Wälder vorfommt, und weniger eingefchränkt
werben Tann zur fiheren Erhaltung der Wälder,
als der Wildftand,
292
Viehweide oder Hätung.
Di diefem für die gute Erhaltung der Wälder
fo hoͤchſt wichtigen Punkt iſt zuerſt noͤthig, bie
Hausthierarten namentlih anzugeben, welde zur
Weide und Fras in die Waldungen des Schwarze
waldes getrieben werden.
Ochſen,
Kuͤhe,
Kaͤlber,
mit dem Geſamtnamen Rind vieh benannt.
Schweine,
Ziegen,
Schafe.
Pferde, obgleich aud wenige vorhanden find,
kommen nicht in die Wälder zur Weide, fo viel
mir befannt worden. Das Rindvich kommt in gros
Ben Heerden vor; eben fo die Schweine und fogar
die Ziegen, fo wie aud) die Schafe.
Die Anqucht diefer Hausthiere (mit Ausnahme
der Schafe, die hier wenig und nur an den Oräns
293
sen des Schwarzwalbes mäßig betrieben vorkommt)
iſt der hauptfächlichte Nahrungs. und Handels weig
eines großen Theils der Bewehner des Schwarz
waldes, weil Gruchtfelder und Wiefen wenige vor
handen, und nicht alle vom Holzhauen, Verfloͤßen
and Handel damit fi) beſchaͤſtigen und davon leben
Eönnen.
Es ift Baum glaublich, wie viele diefer Thiere
in manden Ortſchaften vorkommen, und zwar nicht
von einerlei, fondern von mehreren Arten *) zus
gleich ; Hunderte von Rindvieh, Hunderte von
Schweinen und Biegen, in anfehnliden Dörfern
) Hier einige Veifpiele: Gerndbah, ein Großh. Bar
diſched Staͤdtchen im Murgthal, mir einer Gevoͤl⸗
kerung von 1400 Seelen, hatte (1800) 3770 Stuck
Rindvieh/ 284 Sqafe, 1000 Biegen, 2400 Schwei⸗
ne. — Forbach, ein Dorf im Murgthal, tiefer im
Schwarzwald als Gernsbad, ungefähr von 700
Seelen (128 Bürger) zählte im Jahr 1800: Pferde
14, Nindvieh 350, Schweine 200, Biegen 300
Stuͤcke. Gausbach (von 6o Bürgern) zählte Vfer⸗
de 2, Rindvieh 160, Schweine 130, Biegen 100
Stüde.
Im Fuͤrſtenbergiſchen Oberforſt Wolfach beſin⸗
den ſich (1816) 3142 St. Ochſen, 3876 St. Melle
wich, 1486 St. Schmahlgieh oder Guſtviehh, 2019
St. Schafe, 1634 St. Biegen, und 3777 St.
Schweine.
AR.
294
und Meinen Städtchen, werben nad) verſchiedenen
Nichtungen zu gleicher Zeit ausgetrieben, um ges
meinfaftli die Wälder und ihren Nachwuchs zu
verberben *).
Beinahe alle dieſe ſchaͤdlichen Beſuche und
Handlungen für diefe Wälder gefchehen leider aus
alten fundırten Geredhtigkeiten, mit wenigen Aus
nahmen bei neueren Kolonien. Zu den Zeiten, wo
diefe Servitut begruͤndet wurbe, war bie Bevöoͤlle ⸗
rung des Schwarzwaldes in Vergleihung mit ber
dermaligen ganz gering, und die Anzahl aller Vieh
arten ebenfalls, der Schaden alfo auch gering, und
nicht fo ſchaͤdlich, bemerkbar. Es war fehr Leicht,
eine rechtliche, fortdauernde Erlaubniß zur Weide,
fogar in befiimmten Waldplägen zu erhalten.
In diefem Umfand und in diefer Anſicht liegt
das Schwierige der Aufgabe, bie üblen Folgen ber
Viehweide in Wäldern zu verhindern, und den
Forſtſchutz diesfalls zweckmaͤßig auszuüben.
Wenn man nur vor 100 Jahren nicht jeder
Familie und mehreren zugleich erlaubt hätte, fih
*) Und wie viefe werden nicht in einzelne Gtüde, vor
aügli bei Nacht, von iſolirt vorkommenden Be—
mohnern innerhalb des Schwarzwaldes in die Wäl-
der ohne Aufſicht getrieben, wovon weiter unten
ein Mehrered vorkommen wird. “
A. d. V.
.
' 295
mitten in diefen Wäldern beliebig anzuficheln und
Kolonien zu bilden, fo wuͤrde es mit der Walde
weide nicht fo weit gekommen feyn als jegt, und
es. wäre leichter und möglicher, müglihe „ nothwen ⸗
dige Einfpränkungen zu machen und zweckmaͤßige
Maßregeln auszuführen,
Ich wi nun in befonderen Punkten dasjenige
angeben, was diesfalls nüglih und auch ausführe
bar ſeyn moͤchte, wenn die Landesregierun—
gen bie Forſtbedienten auf alle mögliche
Art unterſtuͤtz en.
A. Wegen des Rindviehes.
2) Jede Seroitut der Weide muß unterſucht
werben fo genau ald moͤglich, ob ſolche wirklich fo
fundirt it, wie fle jetzt ausgeübt wird ; ob nicht
etwa ben namentlich benannten Waldplägen weitere
Ausdehnung gegeben worden, als in den Forſtlager⸗
Büchern deutlich angegeben iſt; ferner, ob die befchwers
ten Waldungen nicht au) abusive oder connivendo
mit andern Viehgattungen befahren werden, als
eigentlich beftimmt und erlaubt worden; ob die etwa
vorkommenden Abänderungen und Modifikationen
immer mit Ianbesherrlicher Genehmigung gefchehen
find oder nicht, oder ob nicht eine bloße Erlaubniß,
die ein Forftbedienter, von welcher Klaffe er ſeyn
mag, gegeben hat, nad Jahren als Recht ange
ſprochen worden ift.
296
2) In der Regel muͤſſen befondere, bei ben
Ober» oder Forftämtern auf befondere Punkte bes
eidigte Hirten aufgeftellt werden, und zwar wo
möglich aus dem Dorfe felbft, deſſen Vieh fie bis
ten follen, ober doch aus ber Nachbarſchaft gebürs
tig, die nicht ganz arm und ohne Hütte find, auch
nicht als Waldfrevler- oder fonft als ſchlechte Men⸗
fen befannt und beruͤchtigt. Vaganten, gebrede
liche Menſchen, ganz alte über 60 oder ganz junge
unter 16 ober: 18 Jahren, ſollen nicht angenom⸗
men, noch weniger beeibiget ober gar unbeeidiget
gebuldet werden *).
*) Die Erfahrung hat mich in meiner praktiſchen Laufe
bahn gelehrt, dag aus unzweckmaͤßiger Sparfamfeit
mande Gemeinden ald Viehhirten folde Menſchen
vor meiner Zeit angeftelie harten und dur mich
anftellen wollten , welche ganz zu denen gehörten,
die als ausgeſchloſſen angegeben wurden. Dergleir
chen allen Verhaͤltniſſen diedfaltd fremde Menſchen
begehen wiederholte Weidefrevel, und laufen fogar
bei zu erwartender ſcharfer Strafe davon, und wers
den öfters aus Noth Holzfrevler zugleich. Einige
Gulden mehr Lohn fihern die Vieh» Eigenthümer
mehr vor Schaden , zugleich den Wald vor Gefahr.
Der Hirt ift auch wirklich geftraft, wenn man ihn
abfegt, und wird alfo vorfichtiger feyn; allein er
muß fo bezahlt werden, daß er nicht hungern muß.
Sanfte, eindringende und erflärende Beſprechun ⸗
‚gen mit den Gemeinde: Vorſtehern Fönnen manches
297
3) Jedes Dorf oder fogenanntes Weiler, das
20 bi6 15 Bürger und 50 Stüd dergleihen Vieh
gum Weiden unterhält, muß einen folhen Hirten
haben; aber aud für do hoͤchſtens 100 Stuͤcke iſt
ein guter Hirt genug, bei mehrerer Anzahl Dorf
Bewohner.
4) Einzelne Höfe, die 10 bis 12 Haushaltuns
gen begreifen, mit wenigfiens 50 Stuͤck Vieh, und
deren Wohnungen nicht über eine Viertelſtunde
von einander entfernt liegen, müffen ihr Vieh eben.
falls einem ſolchen Hirten aus ihrer Mitte zur Hüs
tung übergeben.
5) Es wird den Gemeinde « Vorfiehern von
Dberforftamts wegen, ehe der Hirt beeidigt und
dos Vieh eingetrieben wird, die Bedingung ger
macht, daß in Hinficht des verbotenen Weidens
und der darauf gefeglih oder herkoͤmmlich beflimms
ten, mit dem Schaden verhältnißmäßigen Geldſtra⸗
fe, die ganze Gemeinde d. h. alle Eigenthuͤmer der
einzelnen Stüde dafür haften wollen. Dies wird
ein Mittel, die Hirten beffer zu belohnen, damit
fie vorfihtig find, und mehr rechtlihe Menſchen
dazu auszuwählen.
bewirken, und bei dergleichen haldftarrigen Mens
ſden obrigkeitliche Befehle. Scharfe Strafen find
nicht allein hinreichend und wirkfam, weil, der Wald
doch dabei viel leidet. 8
298
6) Von Seiten des Ober» ober Forſtamts ik
hingegen darauf zu fehen, daß jedem Hirten fein
erlaubter,, nächfter und möglihft unſchaͤdlicher Weg
(Zrift) zum eigentlihen Weideplag in feiner (des
Hirten) Gegenwart ausgeftedt und ausgeblatiet
(dur unſchaͤdliches Anſchalmen), aud) ihm die Weir
depläge felbft mit ihren Graͤnzen vorgezeigt werden,
damıt weder unwiffender Weife Schaden angerich
tet, noch erwiefener Schaden damit entſchulbigt
werden kann, wenn dieſes nothwenbige Vorſichts⸗
mittel unterlaffen wird.
7) Bei den übrigen ganz ifolirk fiegenden eine
zelnen Käufern und Wohnungen ift das beſte Mite
tel, größeren Schaden durch Nachtweide zu verhuͤ⸗
ten, wenn ben Bewohnern umfonf erlaubt wird,
Gras und Kräuter an unſchaͤdlichen Orten für den
iungen Anflug, aus den ihnen nahe gelegenen Waͤl⸗
dern bei Tagszeit zu holen, und zwar durch vor
ſichtiges Ausraufen mit den Händen, aber nit
mit Siheln, um das Vieh im Stall damit zu
füttern. Dagegen follen fie bei Weidefreveln mis
doppelter, und bei Nachtweide mit breifacher Strafe
angefehen , und die Strafe in der Regel in 8 Tas
gen nah dem Anſatz bezahlt, ihnen auch dieſes
vorher bekannt gemacht werden.
8) Es muß ftreng verboten werden, fowohl
fremdes Vieh in Bütterung zu nehmen, was von
Zeit zu Zeit zu unterfuchen iſt, oder auch mehr
299
Vieh zu halten, als für die Familie zur Nahrung
nothwendig if, hoͤchſtens ein oder zwei Stuͤcke zur
Machzucht. Diefer Punkt geht die ifolirt wohnen
den Bewohner befonders an.
9) Alles unerlaubte Tagweiden mit Rindvieh
iſt für jedes Stuͤck mit 30 Kreuzer Geldftrafe zu
belegen, bei Nacht für jedes Stuͤck mit ı Gulden
50 Kreuzer, und an Sonn» und Feſttagen mit
2 Gulden. Im wiederholten Fall innerhalb eines
Monats komme zur Geldſtrafe noch Eörperliche Stras
fe von’ a4ftändiger Einthürmung bei Waffer und
Brod. Und im dritten Fall in Monatsfrift, wenn
nit ganz befondere und gültige Entſchuldigungs⸗
gründe vorkommen, und beträdtlicher Schaden ge
fchehen it, etwa an Saaten oder mit Anflug vers
fehenen Schenungen, kann 14tägige Zuchthaus
firafe angewendet werden. Bei folhen Frevlern
mit Nachtweiden vorzüglich, bie nicht ganz arm
find, muß die Strafe in den erften 8 Tagen nah
Anfegung berfelben eingetrieben werden, und wenn
dazu Reals Erekution (Verkauf von Vieh oder Mos
bilien) nöthig wäre. Die erften Veifpiele müffen
abſchrecken, damit diefe ſchaͤdlichen Menſchen fehen,
daß «6 der Negierung mit ber Ausübung und Er
haltung des Forſtſchutzes Ernſt ift.
10) Wenn erwiefen wird, daß Gemeinde Vor
fteher den Viehhirten bereden oder gar auffordern,
in verbotene Waldpläge zu fahren, und wenn for
.
30
wohl dieſes als auch der daraus folgende Schaden
rechtlich erwiefen if, fo wird ein folder Vorſteher,
wenn er biefes für ſich allein gethan hat, feines
Amtes entfeßt, und hat die Strafe zu tragen, bie
für den Frevel beffimmt wird ; hat der Vorſteher
aber im Einverfländniß mit den übrigen Vorfiehern
oder mit Bürgern diesfalls gehandelt, fo wird eis
ner folhen Gemeinde das Weiderecht einige Jahre
entzegen, und die Vorſteher noch befonders bes
ſtraft.
11) Der vierte Theil der wegen Weldefrevel
angeſetzten Strafen muß dem Angeber, gleich nach
dem Anſatz derſelben, entweder aus der Oberforſt ⸗
qmts⸗ oder einer andern dazu beſtimmten herrſchaft⸗
lichen Kaffe gegen Quittung fogleih baar bezahlt
werden *); der Oberforfimeifter hat jedoch den In
halt diefer Quittung mit eigenhändiger Unterſchrift
vorher zu befräftigen, che die Bezahlung von der
Behörde geſchehen kann.
) Diefe Anordnung, welche aud der Billigkeit gemäß
iR, da die Delationdgebühren ald Beſoldungbtheil
angefehen werben koͤnnen und ſollen, erhält den Ei⸗
fer des unteren Sorfiperfonald immer, verhindert
alle Abfindungen mit den Frevlern, und enzfpricht
dadurch der eigentlichen Abfiht, nemlich der Ver⸗
daͤtung des Frevels, vorzüglich.
5 5:7
301
19) Das Nachtweiden kann fehr dadurch vers
mindert werden, wenn vom Mai bis Ende Sep⸗
tember jeden Jahres zuweilen umvermuthet vor Mits
ternacht Stallunterſuchungen, in Gegenwart des
betreffenden Revierfoͤrſters, wenigſtens eines Orts⸗
vorgeſetzten und des Ortsviehhirten, vorgenommen,
und alle nit in den Ställen befindlichen Stüde
zur Beſtrafung als naͤchtlicher MWeidefrevel notist
werben; mit nachheriger Ausnahme derjenigen Stuͤk.
ke, von welchen der Eigenthiimer rechtlich erweifen
Bann, daß fie in erlaubten Beflimmungen abweſend
waren.
Um biefe Maßregel ganz zweckmaͤßig zu mas
chen und zu befördern, iſt möthig, von Landesherr⸗
ſchaft wegen durch die vorgefegten Civilbeamten die
Ortsvorſteher fireng und als Gefeg anzuhalten, bes
ſtandig geſchriebene Verzeichniſſe des ganzen Vieh⸗
ſtandes im Ort, nach allen Gattungen beſonders
abgetheitt, bei der Hand zu haben, und alle Vers
änderungen nadjutragen , bamit bei ber Unterſu⸗
dung alles ſchnell und ordentlich geſchehen kann.
Auch muß eben fo fireng von der nemlichen
Behörde befohlen werden, daß jeder Worfteher ſich
ohne Einrede zu diefem Geſchaͤft bereit finden, und
kein Sta. und Vieheigenthuͤmer der Unterſuchung
GG widerfegen , oder fie unnöshig aufhalten folle,
Von diefer gefeglihen Maßregel muß, fobald
fie von hoͤchſter Behoͤrde ausgeht, die ganze In-
wohnerſchaft jebes betreffenden Bezirksamts durch
öffentliche Publikation unterrichtet werden, damit
keine Entſchuldigung durch Unwiſſenheit ſtatt haben
oder nur vorgebracht werden kann.
15) Jedes Stuͤck Vieh muß eine Schelle ans
haben, und die Unterlaffung dieſes Befehls fol
mit ı fl. Strafe belegt werden. Der Hirt foll in
der Regel “kein Stuͤck mitnehmen, wenn es feine
Schelle um den Hals hat, und diefem iſt deswe⸗
gen z4ftündige Thurmſtrafe an einem Tag, wo er
nicht ausfährt , anzufegen *).
Wegen des im Schwarzwald fogenannten Gufts
viehes, d. i. jungen nachgezogenen Rindviehes, bes
merke ich hier, daß mir Gegenden, 5. ©. im for
genannten Kirchfpiel, K. W. Oberforſts Altenftaig,
bekannt wurden, wo aus fundirter Gerechtigkeit gan
se Heerden biefes Viehes, zwar unter einem ober
jmwei Hirten, aber, was beinahe allen Glauben
überfteigt,, mehrere Sommermonate Tag und Nacht
*) Daß fhügende Foriperfonaf befonders kann auch dab
einzeln obne Hirten herumlaufende Vieh leichter
entdeden und zur Befrafung angeben; das Zus
ſtecken der Schellen mit Grad ober andern Dingen,
damit fie Feinen Klang geben Fönnen, muß von dem
angebenden Sorftbedienten befonderd bemerkt, und
befonderd mit 30 Kreuzer jedesmal beftraft werden.
A. d. V.
303
unausgefegt in gewiſſe, namentlich beftimmte, ziem⸗
lid) entfernte Wälder getrieben werden. Die Hir⸗
ten machen fih Hütten, und mehrere fogenannte
Viehlager, wo bie Heerde Über Nacht ſich zufams
men lagert. .
Da von diefer Art, die Wiehweide zu gebrau⸗
chen, leicht zu erweifen if, daß ſolche allen möge
lien ganz jungen Nachwuchs hindert, ſelbſt bei
anſehnlich großem Areal, alfo damit eine eigentliche
Waldderaſtation angerichtet wird, fo kann doch
rechtlicher Weife dieſe Gervitut fo lange einge
ſchränkt, d. h. ein Theil diefer Wälder wenigſtens
fo lange damit verfhont werden, bis ſolche in Pins
ſicht des Nachwuchſes in beſſerem Zuftand find, daß
weniger Schaden möglich ift, wozu freilich bei mans
hen Theilen eine geraume Zeit und fogar Fänfle
liche Nachhülfe nöthig wäre *). Bis jetzt ſcheint
auf dergleichen Wälder der paradoxe Sag zu paſ⸗
Die höhere, unmittelbare Einwirkung der Landesre⸗
gierung dur beſtimmte Verordnungen iſt ganz
nothmwendig , weil der Forſtmann, auch der höheren
Klaſſe, weder durch feine Einſichten noch amtliche
Gewalt gegen alie Gerechtſame und gegen den da⸗
mit verbundenen Eigennutz der Berechtigten eiwas
ausrichten kann, und eben ſo wenig durch Zureden,
wovon ich ſelbſt in meiner praktiſchen Laufbahn mit
Unwilfen mich überzeugt habe.
a. d. V.
304
fen: daß ſolche vorzäglich wegen der Weide vor
handen feyen, alfo für eine Nebennugung,
nicht, wie es die Natur der Waͤlder mit fi bringt,
wegen des Holzes ald Hauptnutzung.
Und da, fo viel mir wenigftens bekannt wor⸗
den, in feinem gültigen, die Waldweide betreffen
den Dokument ausdrücklich beftimmt if, daß bie
Ausübung dieſes Rechts täglich zur gewöhnlichen
Jahreszeit gefchehen darf, auch der Anfang und
das Ende ber Weidezeit im Jahr nicht angegeben
it, fo kann und muß man annehmen, daß bem
Forſtmann die nähere Beftimmung diesfalls übers
laſſen bleibt und bleiben muß, weil er die Lokalis
taͤt in beſonderer Hinſicht auf Wälder in allen das
hin wirkenden Rüdfichten am beften kennen und
beurtheilen kann.
Daraus folgt, daß der Anfang und das Ende
der Weidezeit in jedem Jahre von ihm angegeben
wird, mit ber weiteren zweckmaͤßigen Einſchraͤnkung
und Beftimmung „an welhen Wocentagen und inwie
vielen: derfelben diefes gefchehen könne und folle. .
Diefe Punkte haben wefentlihen Einfluß auf
die gute Erhaltung der Wälder und auf ihre nas
tuͤrliche oder Eünftlihe Nachzucht.
Abfchaffen kann und darf man diefe rechtlich
fundirte Benugung, der Wälder nicht; auch ift fie
zur Erhaltung der meiften Bewohner notwendig,
in Ermangelung anderer Hülfsmittel dazu, bie in
305
anderen milderen und weniger walbreichen Gegenden
vorkommen; aber doch fo einfchränten, daß es moͤg⸗
ic wird, Nachwuchs in Wäldern auch ohne
toftfpielige Einzäunungen zu erhalten,
Es ift ſchon ſehr viel gewonnen, wenn bie
Weide, flatt täglich, nur dreimal jede Woche auf
dem nemlichen Plag benugt wird, und noch mehr,
wenn fie nicht zu früh im Jahr ausgeübt wird,
mo jeder Anflug auch fchon etwas erwachfen (Nach⸗
wuchs) Leckerbiſſen für alle Vieharten if, fondern
erſt alsdann, wenn auch ſchon Gras und Kraͤuter
zugleich vorkommen, und wo durch die moͤgliche
Wahl zwiſchen dieſem und dem jungen Holz noch
manches von dieſem gefehont wird.
Da der Graswuchs überhaupt in biefen raus
ben Nadelholzwäldern dem Eigenthümer feinen bes
fonderen Nugen bringt, und berfelbe auch in Were
gleihung mit Laubholzs (Mieders) Wäldern nicht
fo häufig und an fo vielen Orten vorkommt, fo
kann er wohl die Heine Aufopferung alles vorhan⸗
denen Grafes gegen den großen Nugen für dieſe
Sebirgswälder machen, damit jeber, ber Dich
hält, der Benutzung des Graſes und derjenigen ,
Kräuter, weiche zur Viehfütterung taugen, fi er⸗
freuen kann ; unter denjenigen Einſchraͤnkungen,
welche im vorangeführten 7ten Punkt angegeben
find, um es den Eigenthlimern des Viehes moͤglich
im machen, foldes an den Wochentagen, wo «6
20
306-
nicht im die Wälder getrieben werden barf, im
Stall zu erhalten, was fonft nicht gefchehen kann.
Doch um wenigſtens einige Zeit Ruhe in den
Wäldern im Jahr ju erhalten, muß der fogenannte
Waldſchluß (Waldverbot) beobahtet, und jedem
Bewohner und feinen Wiehgattungen die Wälder
von Mitte Mai bis Mitte Juni, und von Mitte
September bis Mitte Oktober, bei beflimmter
Strafe verfehloffen werden, ganz befonders dringens
de Nothfälle ausgenommen. Und erfi, wenn der
erfte Zeitpunkt des Waldſchluſſes vorbei if, kann
der Anfang mit Eintreiben des Viehes gemacht were
den, was in feinen wohlthätigen Folgen für die
Erhaltung des Nachwuchſes befonders wichtig iſt.
Uebrigens ift hier auch noch zu bemerken, daß,
wenn eine große Anzahl Vieh auf ein damit ver
hältmigmäßig geringes Areal eingeſchraͤnkt iſt, der
Schaden nad allen Erfahrungen viel größer iſt,
als beim Gegentheil. Nähere Beftimmungen ganz
genau find ſchwer anzugeben. Doc hat der erfie
Tal ſtatt, wenn auf jedes Stuͤck nur 4 bis 5
Morgen gerechnet werden Eönnen, und der zweite
bei ungefähr 10 bis 18 Morgen, welder zu den
fehr feltenen im Schwarzwald gehört; in befonderer
Beziehung auf das, was in der erfien Note diefes
Kapiteld ©. 295 vorkommt.
37
B. Wegen ber zahmen Schweine
In vielen Gegenden des Schwarzwaldes werben
die Schweine berechtigter und unberedptigter Weiſe
in großer Anzahl durch einzelne Hirten in die Wäl
der getrieben, mie ich während meiner dortigen
Dienftzeit und bei meinen Reifen darin felbft geſe⸗
hen und erfahren habe.
Niemand von den Bewohnern will von befons
berem Schaden wiſſen, den diefe Thiere in den
Wäldern hier anrichten Eönnen. Den größten Theis
des Jahres befinden fie fi) darin, und felten wer⸗
den Abtheilungen der Beftände verſchont. .
Diefer Mißbrauch hat daher ſchlimme Folgen.
Jeder abgefallene Eichel» und Buchenſaamen wird
von ihnen im Herbſt, und fogar im Frühjahr beim
Keimen noch aufgezehrt, fo wie wilde Aepfel und
Birnen und nügliche Beerarten, bie von eigentlis
chen Bäumen Eommen. Ueberal wird durch Ums
wühlen der Anflug wenigftens theilweife verdorben,
die Wurzeln der jüngeren Stangen aufgelodert,
und den fhädlihen Einwirkungen des Froſtes vor⸗
zuͤglich und dem Verdorren der freien Wurzeln aus⸗
gelegt; manches Neft mit Eiern und Heinen June
gen des edeln Waldgefluͤgels verborben; andere eble
Haarwildarten verfcheucht ; bie Erde an fteilen Abs
hängen zu viel aufgelodert, und als Folge davon
durch Schlagregen abgeſpuͤlt; und felbft ‚der oben
308
aufliegende Kiefern. und Zannenfaamen von ihnen
aufgefreffen.
Urſachen genug, um aud diefe Servitut mit
befonderen Einſchraͤnkungen, und als bloße Ders
günftigung , folte auch eine geringe Abgabe dafür
entrichtet werden, in der Regel gar nicht, fondern
nur als Ausnahme in eingelnen befonderen und
unſchaͤdlichen Faͤllen zu erlauben.
Daß diefe Schweine die dem jungen Aufſchlag
von Buchen vorzüglich fchädlichen Schnecken mit
Gehäufen (Helix pomatia) und bie nacken⸗
den gelben (Limax rufus), fo wie bie Larven
der Maikäfer befonders auch mit freflen, iſt noch
kein aufwiegender Grund gegen alles Vorange-
führte, ſondern blos ein Grund zu drtlichen Aus⸗
nahmen.
Es müffen alfo dergleichen Servitute auch mit
ungehörntem Vieh (nad dem alten Ausbrud bee
ſich darauf beziehenden Dokumente) genau unters
ſucht werden, ob fie rechtlich fundirt, und auf wel⸗
che Waldungen namentlich ſolche beftimmt und ber
ſchraͤnkt find.
Und wenn ein Walddiſtrikt auch wirklich recht ⸗
lich damit belaſtet iſt, wenigſtens nicht fruͤher er⸗
laubt werden im Fruͤhjahr, als bis alle Holzſaamen
309
nicht Inter: gekihmt. haben, ſonbern wirklich aufges
gangen find‘ tsgs“im. Schwargwald mit Anfang
des Monats Juli ſich ergiebt·
Ferner konn das Eintreiben nicht alle Zoge in
der Woche: erlaubt werden, fondern über ben ans
dern Tag ;- und gewöhnlich mur bis zu dem Zeit ⸗
puutt im Jahr, we die Eicheln und Buchen an—
fangen abzufallen, mas ungefäße in der Mitte ou⸗ J
tobers geſchieht.
Eine Ausnahme von dieſem Punks made: Bien
jenigen Eigen s und: Buchenwälber, wo daß. Eiw
ſchlagen der. Schweine ans unbezweifelten, rechtlä⸗
en Gründen geſchehen barf, wobei jedoch bie bes
kannten Worfichtöregein beruͤckſichtigt und angewen⸗
det werden muͤſſen. Dahin gehoͤren:
das Aufſchreiben der Anzahl;
der Qualität nach Alter. und Größe der Sowie;
- für jeben Oxt mit namentlicher Angabe: ber Eis
genthümer ;
das:Bezeihnen der Schweine durch Brennen an
ben Ohren; 5
das Anſtellen eines‘ oberforfkamtlich auf Sefonbere
Punkte beeidigten Hirten;
das Anweiſen der Walddiſtrikte, wo bie Benuj⸗
zung flatt haben barf;
die Zeit, von warn und-bis wann das Einſchla⸗
gen der Schweine gefchehen darf, nad De
natstagen angegeben;
310 '
‚die Beſtiunnung bed Fehmgeldes für jedes Stuck
J und den Zeitpunkt der Bezahlung.
Da die Schweinezucht auch eimen bedeutenden
Dahrungs⸗ und Erwerbungsjweig von fehr vielen
Bewohnern des Schwarzwalbdes ausmacht, und ba,
nad) allen Erfahrungen, dieſe Thiere befier wachſen
und gedeihen, wenn ſie au in Wälder getrichen
"werben; und da. fehr felten andere WBeibepläge als
die Wälder für diefe Thiere dort vorlommen, fo
kann zwar das Austreiben auch ohne Gerechtigkeit
nicht ganz verboten, aber doch als Ausnahme nur
in ſolchen Waldebtheilungen einige Sommermonate
erlaubt werben,
2) welche größtentheild, wo nicht Han) erwach⸗
fen find,
2) vorzüglich in Kiefernwäldern,
8) wo kein Aufſchlag oder Anflug vorhanden,
4) und wo überhaupt Bein dichter oder geſchloſ⸗
fener Beſtand vorkommt, F
5) in fumpfigen oder miffigen' Walbpfägen.
Die gemifhten Wälder mit Rothbuchen und Weiß
tannen muͤſſen immer verſchont bleiben.
C. Wegen der Ziegen (im Scharzwald
Geifen).
Diefe Thiere, welche ſchon unfere ‚älteften
Eorft» Ordnungen aus den Wäldern verbannen,
werben doch im ungeheurer Anzahl in bie Wälder
311
getrieben, und tragen fehr vieles bei, den Zuſtand
der Wälder, befonders aud in Hinſicht des Mach ⸗
wuchfes , zu verfchlimmern *).
Es iR zwar wahr, daß bie fehr große Anzahl,
welche befonders bei der aͤrmeren Klaffe der Bes
wohner vorkommt, deren viele Feine Kuh zu erfaus
fen und über Winter zu ernähren im Stande find,
nicht das ganze Jahr im Stall erhalten und ge
füttert werden können. Auch ift deren Abſchaffung
hier weder möglich noch raͤthlich.
Aber demungeachtet muß ber Forſtmann alle
mögliche Mittel anwenden, um ben Schaden biefer
Ihiere in den Wäldern gu vermindern.
Folgende Mafregeln find zweckmaͤßig:
3) Können und follen gleichfalls eigene Hirten
für diefe Thiere angeſtellt werden, und zwar unter
‚ven Verhättnifien und Beſtimmungen, welche oben
(a dis as Punkte) angegeben worden, und welde
®) Bekanntlich zeichnen ſich dieſe Thiere beſonders ſchaͤd⸗
lich dadurch auß, daß fie an den Staͤmmchen aufs
Reigen und die Geitenäfte abfreffen. Muh auf
Belſenſtuͤcke klettern ſie gemfenartig, und ſuchen bei
dieſer Erhoͤhung ſtehendes Holz zum Verderben
und Anfreſſen zn erreichen. Es haͤlt ſchwer, fie
beifammen zu halten; auch ziehen ſie zur Nahrung
die weiten Holzarten Brad und Kräutern vor, was
ich ſelbſt beobachtet habe.
Lu d. V.
312
davon auf dieſe Thiere größtentheils anzuwen⸗
den find.
2) Wo Ziegen ſchaͤdlich in Wäldern, ohne
‚Hirten, bei Tag oder gar bei Macht, angetroffen
werden, fol dem Forſtbedienten die Erlaubniß ere
theilt werden, einige davon todtzufcjießen *), wenn
dieſe Verordnung vorher überal amtlich bekannt
gemacht worden, wo Ziegen find. Diefes etwas
hart ſcheinende Mittel kann allein und vorzüglich
dem Zwed entfprehen, und beſſer als alle andern
Vorkehrungen.
3) Fuͤr jebes einzelne Stuͤck, das bei einem
Nindviehhirten im Wald angetroffen wird, muß
45 Kreuzer Strafe bezahlt werden, unb zwar in
8 Tagen nad) dem Anſatz derfelben.
4) Hingegen muß auch von ben oberen Forſt⸗
behörden vorzüglich darauf gefehen werden, daß
a) miffige (oder fumpfige) Pläge,
b) fogenannte Heideberge **),
c) erwachſene Kiefernwälder
*) Die traͤchtigen, weiblichen Thiere davon audgenoms
men, mehr nur die jüngeren männlichen Geſchlechts.
Erſteres wäre fündlih, ledteres hingegen fegt dem
Eigenthümer in feinen großen Schaden.
*) mo meihend nur Die gemeine Heide, Heidelbeere
und ein ganz ſchlechter, lichter HolzbeRand vor«
kommt.
9.28,
313
dergleichen Heerden eingeräumt werben, um darin
wöchentlich drei bis viermal zu weiden, aber jedes⸗
mial nur einen halben Tag.
Der Weg, den der Ziegenhirt mit feiner Heer⸗
de auf dergleichen erlaubten Waldweideplaͤtzen zu
nehmen hat, muß ihm von dem betreffenden Re⸗
vierförfter mit Strohwiſchen, fo hoch als möglich
angehängt, auf beiden Seiten ausgeſteckt werden,
innerhalb welden derſelbe die Heerde durchzutreiben
hat, wobei die Nähe der ganz jungen Schonungen
befonder6 zu vermeiden ift.
5) Wer von den Bewohnern eine Kuh Hält
und halten Fann, darf in der Regel Eeine. Ziegen
halten, ober bei flarker Familie ein (weibliches )
Städt als Ausnahme; und nur diejenigen, die Eeis
ne Kuh halten, dürfen in allen frifh gemach⸗
ten Hieben grüne Zweige zur Nahrung für dieſe
Thiere unentgeltlih nehmen, aud Heide rupfen
zu gleihem Zwed und andere fogenannte Forſtun ⸗
Eräuter, welche dieſe Thiere freffen, um fie an den
Zagen im Stall ernähren zu können, an welchen
fie nicht in die Wälder kommen.
Der Ortsvorfland, oder ber aͤlteſte Bewohner
nahe angränzender Höfe, muß beftändig ein fchrift-
liches Verzeichniß derjenigen Bewohner bei ſich ha⸗
ben, welche bloß Ziegen halten, und ihre Anzahl
bei jedem Eigenthuͤmer beigefügt ſeyn.
314
Denjenigen Bewohnern, welche mehrere Stuͤk⸗
ke Rindvieh halten, muͤſſen die Ziegen weggefpros
hen werben , und über diefen Punkt ſtreng gehas⸗
ten werden. °
\ Wird alles, was die Ziegen betrifft und hier
° vorlommt, genau beobadtet, und ohne Anfehen
der Perfon ausgeführt, fo ift das im Schwarzwald
Mögliche gethan, und gewiß fehr viel dabei für die
Erhaltung der Wälder gewonnen.
D. Wegen ber Schafe
Eigentlich follen auch diefe Thiere gar nicht
in die Wälder zur Weide kommen,
3) weil fie befonders im Fruͤhjahr auf den juns
gen Anflug und Nachwuchs der Nadelhoͤlzer
ſehr begierig find, und bdenfelben abfreſſen
und andere benagen;
2) weil fie immer in großer Anzahl beifammen
vorkommen; und da fie beifammen bleiben,
fo Eönnen fie einen anfehnlih großen Platz
in Burger Zeit kahl abfreffen und verderben;
3) weil eigentliche zugleich gefunde Nahrung für
fie an Grab » und Kräuterarten in Nabel
wälbern fehr felten vorfomms, blos zumeilen
in fehr licht ſtehenden, mehr füdlihen Ab⸗
hängen. Wenn aber auch hier junger Ans
flug vorkommt, fo ift die Gefahr fr denſel⸗
ben nicht minder groß.
315
Müflen aber dod als dringende Ausnahmen
Schafe in die Wälder getrieben werben, fo wähle
män erwachfene oder ſolche lichtere Beftände, wo
Bein Aufſchlag oder Anflug vorhanden iſt, unb nicht
früh im Jahr, fondern erft Anfang oder Mitte
Juni, und mit eigenen Hirten, nicht etwa von
Kindern, nur in geringer U ausgetrieben und
gehütet.
316
Schädlige Inſekten für die Wälder
des Schwarzwaldes.
We⸗ dieſen wichtigen Punkt betrifft, ſo kann ich
darüber anführen, daß mad) meinen lanjährigen
eigenen Beobachtungen und Erkunbigungen, bie ih
bei andern im Schwarzwald befindlichen Forſtbedien ⸗
ten eingejogen babe, bisher nur zwei Arten
vorkamen, und mehr ober weniger Schaden anride
teten , nemlich
A. der gemeine Borkenkäfer (Dermestes
typographus nad) Linne und Bostrichus
typographus nad dem berühmten Entomos
logen Babricius) ; und
B. der Eleinere zottige Borkenkäfer
(Bostrichus villosus nad) Herrn Bechſtein
und Herrn Hartig *).
Nach Herrn Hartig ſind der Fichtenzerſtoͤrer
(Dermestes piniperda) und der gottige (Bo-
strichus villosus) nur in der @röße verſchieden.
37
Der erftere greift bekanntlich die Rothtannen
sder Fichten vorzüglih an, und man kann wohl
fagen, daß er. das diefer Holzart eigenthuͤmliche
und zugleich ſchaͤdlichſte Infekt ift, und beinahe in
allen dergleichen Wäldern in geringfter Anzahl, und
zuweilen bis zum Uebermaaß und zum Verderben
derfelben angetroffen wird.. An den oͤſtlichen, ſuͤd⸗
oͤſtlichen und füdlihen Seiten des Schwarzwaldes
wurbe derfelbe bisher mehr oder weniger ſchaͤdlich
beobachtet; aud gegen die Mitte des Schwarzwal
des und an der Mord s und nordweſtlichen Geite,
doch bier ohne auffallenden Schaden.
Betraͤchtliche Waldtheile haben zwar im obe ·
son Schwarzwald, z. B. im Fuͤrſtenbergiſchen, ges
Titten *) ; aber eigentliche Verheerungen haben ſich
nirgends ergeben.
Erfterer iſt noch etwad kleiner; und meil ich ben
sottigen meiſtens nur in Weißtannen, und die St»
geldeden, mit einem guten Mikroſkop betrachtet,
nagesähnig angereoffen habe, fo glaube ih mid
überzeugt, daß es wirklich derjenige if, den Herr
Hariig für den zortigen hält.
A. d. V.
*) Aud im Freudenſtadter Oberforſt, in angeharzten
Wäldern befonderd , doc auch an andern licht ges
Randenen Fichtenoͤrtern, welche zuweilen mit Weiß»
tannen gemifcht waren.
25%
318
Mit dem Heinen zottigen Borkenkaͤfer habe ih
ſelbſt einige Gefahren beftanden, wie weiter unten
ausführli) angegeben werben wird.
Die Urfache, daß außer dieſen ſchaͤdlichen Kaͤ—
ferarten Beine ſchaͤdlichen Raupen für die Nadelwäl ⸗
der im Schwarzwalb vorkommen, 4. B. der hoͤchſt
gefährliche große Fichtenfpinner, oder bie große Kien⸗
raupe, wie fie im Preußifhen genannt wird (Pha:
laena bombyx pini); die eben fo gefährliche None
ne ober der Monnenfpinner (Phalaena bombyx
monacha) u. a, m. , möchte wohl in Folgendem
zu ſuchen feyn.
2) In dem rauhen Klima mit hoher Lage
verbunden. Bei den Verwandlungen find bergleis
den Inſekten für jede raube, naſſe Witterung
empfindlich, wenn folde aud nur einige Tage arts
hält, die fogar für fie in diefem Zufand toͤdtlich
wird. Und hier ift es bi6 Mitte Juni rauf, und
Hagelſchauer nicht felten, au ohne Gewitter. Der
Schnee tritt gewoͤhnlich ſchon Ende Oktobers ein,
und bleibt in den meiften Gegenden Bis Mitte
oder Ende Mai (mit feltener Ausnahme) Tiegen ;
die im Herbſt noch Heinen und ſchwaͤchlichen Räupe
hen werben biefen langen Zeitraum, bis fie wieber
freffen und wachfen Eönnten, nicht ertragen können
und zu Grunde gehen.
2) In den vielen mit Laubhoͤlzern gemifchten
Wäldern, wovon im zweiten Hauptabſchnitt der
39
fprechende Beweis, daß ſehr viele dergleichen in als
len Theilen des Schwarzwaldes vorhanden find, ges
führt worden if. Außerdem, daß die Laubhoͤlzer
eine Menge diesfalls nuͤtzlicher Wögelarten herbei
locken, welche in reinen Mabelhölzern gar nicht
vorfommen, und dort fih nicht vermehren, leben
auf vielen von ihnen und nähren fi von ihrem
Laub: Infekten, welche natürliche Feinde von dieſen
Raupen find, und fie auf verfhiedene Weiſe ver
windern und zerlören.
3) Die Amelfen, als fehr nuͤtzlich durch unbe
frittene Erfahrungen der neueften Entomologen,
dadurch, daß fie die Eier diefer ſchaͤdlichen Phald
nen anfrefien und zerſtoͤren, werden im Schwarze
wald nicht in Quantität aufgefucht und fortgeſchafft.
Es find Seine Zafanerien vorhanden, bie Nachti⸗
gallen nur an den Gränzen anzutreffen, und das
Waldgeflügel und Spechte laſſen fehr vieles übrig.
Mon trifft daher fehr viele Haufen an, die, wenn
vorangezeigte Raupen im Schwarzwald vorkämen,
ihre Verminderung bewirken wuͤrden.
4) Durch den Umftand, daß fo viele vermifche
te Wälder auch mit Laubhoͤlzern vorkommen, erges
ben fi) Beine große, an einander hängende Strek⸗
ten reiner Nadelwälder, fondern es werden durch
diefe Abwechfelungen gleihfam natürliche Iſolirun⸗
gen und. Abſcheidungen gebildet, daß, wenn auch
ſolche Infekten als Raupen vorkämen, die Mittel
so
320
ſicherer und beffer wirken koͤnnten bei geringer Größe
036 angeſteckten Areals.
Ale bisherige Erfahrungen über biefe hier ans
geführten zwei fehr ſchaͤdlichen Raupenarten kom-⸗
men barin überein, daß der Schaden in gemifhten
Wäldern, vorzüglich mit Laubholzarten, gegen die
seinen gering, oft ganz unbedeutend geweſen wäre,
und daß die Natur durd ihre Mittel allein hier
mehr geleiftet habe, als oft in reinen Wäldern alle
Kunſt der Menſchen nicht in gleichem Grade bewir⸗
ten konnte *).
5) Audy werden im Schwarzwald bie Erpofle
tionen mehr und fchneller verändert, als in andern
Gegenden, durch die vielen Einhänge, Thalzinken,
große Felfenmaffen, Kruͤmmungen der Thäler; und
dieſes hat auch Einfluß auf diefen Punkt, denn
ſuͤdliche Vergfeiten find jeder Gefahr von Infekten
mehr ausgefegt, weil es in dem Inſtinkt diefer
Thiere liegt, ſolche Tagen zu ſuchen, wo ihre Ber
mehrung durch befondere Wärme der Bonnen
ſtralen begünftige wird, Es konnen alfo wieder
*) Die großen an einander hängenden Gtreden reiner
Kiefernwälder im Königreich Preuffen ‚ befonder&
in der Ehurmarf, liefern einen fprechenden Beweis
durch die ungeheuren Verheerungen, die dort dur
Inſekten vorgefommen find.
2.2.8
321
nur burd Veränderung ber Croofition entkanbene
Eleinere Theile mehr verdorben, und die andern
mehr gefihert werben, öfters noch dadurch, dab ans
dere Mifhungen vorkommen, die als ſolche ſchuͤz⸗
zend werben aus obigen Gründen,
Durch vieljährige Beobachtungen, welche ich
den vorzüglich ſchaͤdlichen Iuſelkten für Laub. und,
Madelhoͤlzer befonders gewidmet habe, und daraus
gezogenen Schluͤſſen bin ich überzeugt werben, baß,
wenn bie Forſtmaͤnner überhaupt mehr Kenntniffe
nur von den ſchaͤdlichſten Waldinfekten hätten, in
Ruͤckſicht der Außerlihen, anſchaulichen Kennzeichen
und Unterfpeidungszeichen derfelben,. fo wie non
ihrer befonderen Matur und ihren Eigenſchaften,
fo wäre in den meilten Gegenden kein fo großer
Schaden gefhehen , als wirklich ſich ergeben hat,
weil dergleichen Infekten früher und alfo auch bei
geringerer Anzahl, und fomit auch auf ges
vingerer Flaͤche verbreitet, entdeckt worden
wären, wo bie beften Mittel anwendbar, und
von guten Folgen für die Erhaltung der. Wälder
feyn Eönnen. .
Auf Eleinen Flaͤchen kann der Forſtmann über
die Infekten und, zwar in Eurzer Zeit Meıfter
werden; auf großen Flaͤchen werden die Inſekten in
längerer Zeit über den Forſtmann Meifter. Wer
in der Entomologie viele Erfahrungen hat, ver
ſteht mic,
21
322
© Auch iſt es gewöhnlich, daß man lieber von
denjenigen Gegenftänben Beobachtungen macht, wels
&e man kennt, wenigftend bem äußerlihen Anfes
hen nad, als von folhen, die einem in jeder
Hinſicht fremd find. Und ſelbſt die beſte Art, wie
ſolche Veobachtungen vorgenemmen werden ſollen,
mit welchen Vorſichtsregeln, fo wie ber
eigentlihe. bene Zeitpunkt dezu, liegt größe
dantheils in der Naturgeſchichte diefer hoͤchſt ſonder⸗
baren Thiero.
Daher wird nothwendig und zweckmaͤßig, daß
jedor Oberforſtmeiſter oder Forſtmeiſter ſich dieſe bei⸗
den Infelten wenigſtens in natura mit Stuͤcken
Bölger verſchafft, worin fie ſich mit ihren Larven,
Eiern und Gängen befinden; und zugleich die bes
Ren ifuminieten Kupfertafeln davon, auf welden
das volfommene Infekt der Käfer in feiner natuͤr⸗
Ken Geſtalt und Größe (und aud vergrößert)
mit den Werwandlungen vorgeſtellt, fo wie
feine ganze Naturgeſchichte enthalten ift *).
“) 1) Dad Meiſterwert, betitelt : VolRändige Nature
geichichte der ſchaͤdlichen Gorfinfeten, von Dr.
Vodftein: und ©. £. Scharfenberg. Leipzig , 1805.
3 heile. 4. — Ferner 2) von Linkers beſorg ⸗
ser Forſtmann. 4 Hefte. Weimar 1798. — Ferner
3) Johann Lorenz Bauers Verſuch cined Unter
rits für den Gorfmann zu Verhuͤtung der Walde
323
- Zar erſten Fall muͤſſen die Käfer durch ein
gutes Handmikroſkop betrachtet werden, vorzüglich
wegen ihrer Fluͤgeldecken und deren beſonderen, zu
feinem Geſchaͤft zwedimäßigen Einrichtung und Aus⸗
zeichnung, und wegen der feinen Haare, womit fie
mehr oder weniger beſetzt find, ſo wie feiner Freß⸗
werkjeuge, was mit bloßem Auge nicht gefchehen
Kann.
Dem bei bem Oberforftamt oder Forſtamt ver
ſammelten niederen Forſtperſonal, mit Einfluß der
Forſtlaͤufer oder Kraifer, muß von dem Oberforſu
meifter oder Forſtmeiſter nie nur das Infeft in
natura, und was nicht in natura bavon vorhans
den, in Kupfer vorgejeigt, und die Maturgefchichte
derfelben (die Verwandlungen nicht vergeffen) ans
gegeben, und fie mit der Gefahr bekannt gemacht
werden, welche diefe Heinen Thiere durch ihre
Menge im Großen bei gewiffen Holzarten bewirken
koͤnnen.
Zugleich muͤſſen auch die Kennzeichen von dem
Daſeyn der Kaͤfer in den Wäldern angegeben, fie
zu fleißigen Unterfuhungen an fiehenden und ge
verheerung dur Inſekten. 3 Abtheilungen. Er
langen, ıg00 und 1801. — enthalten das Ders
langte. —
HUB.
324
fänten Bäumen aufgefordert, und diefer Unterigt
von Zeit zu Zeit wiederholt werden.
Die Kennzeihen von dem ſchon in cchidlcher
Anzahl vorhandenen Borkenkaͤfer find:
2) Das Wurmmehl, was ſich gewoͤhnlich in
den Spinnengeweben vorzäglih zur Gommerszeit
befindet‘, welde fi diefe Thiere aus Nahrungs⸗
gründen dahin bauen, wo ber Borkenkäfer häufig
ſich befindet. Auch bie Schuppen der äußeren Rine
de findet man, genau betrachtet, mit Wurmmehl
bedeckt.
2) Dergleichen Baͤume, wo beſonders viele
Weibchen ihre Eier abgelegt haben, ſehen aus, als
wären fie mit Heinen Schrotkoͤrnern durchſchoſſen;
iſt er nicht zu häufig, fo fangen fi) bie Löcher erſt
über mannshod an. und ziehen ſich bis gegen ben
Gipfel; ift er aber zahlreiher und aus eben dem
Grund gefährlicher, fo findet man die Loͤcherchen
bis gegen 2%, Fuß zum Erdſtamm hinab.
8) Hier und da zerfireute und einzelne Tro⸗
pfen Harz, die fih an folden Stämmen zeigen,
geben auch ein Merkmal ab, um auf die Anweſen⸗
heit des Borkenkaͤfers zu ſchließen.
4) Ferner das leichte Adgehen ber Rinde in
Stuͤcken.
5) Die Knospen der Bäume werden am ers
ften troden, weil die Leitung der Säfte dur) das
Zernagen des Splintes (und Baſts) gehemmt wird,
325
welche Stockung fih nach und nach über den gans
zen Baum ausbreitet; bald darauf werden die Nas
dein gelb, hernach roͤthlich, endlich fallen fie ab,
und die Bäume leben kahl und entſtellt da.
6) Wenn man aud) nur wenige gelb werbende
Bweige bemerkt, fo muß man mit einem hölzernen
Schlaͤgel an bergleihen Stämme ſchlagen, und
wenn fie viele Nadeln fallen laſſen, fo find fie
Trank, alfo gefuchter Aufenthalt des Kaͤfers, ober
meiftens ſchon gegen den Gipfel hin angebohrt oder
angeftohen, was man unten am Baum ſtehend
nicht bemerken kann.
Zuweilen treffen aber nicht alle diefe Umftände
zugleich zufammen, wenn nur wenige Käfer in den
©tämmen vorhanden find, und dieſes ift der Zeits
punkt, wo Rettung nody möglich ift; wo die Bäu«
me abfterben, da ift alle Rettung verloren, und
daher iſt genaues, alljaͤhrliches Beodach-
sen und Unterſuchen in den Monaten Mai,
Juni, Zuli, Auguſt und September nothwenbig.
Von alten Forfibedienten wurde dieſes gefaͤhr⸗
liche Inſekt, aus gänzlihem Mangel entomologi»
ſcher Kenntniffe und fehr uneigentlich , der ſchwarze
fliegende Wurm genannt, wahrfcheinlid deswegen,
weil die Larven für Würmer gehalten wurden, und
die in den Bängen unter der Rinde, gugleih gefuns
denen Käfer an der Luft braun und theilweife
ſchwaͤrzlich und fliegend gefehen wurden.
326
Die neueren eigentlihen Borft » Infektelogen
nennen ihn Buchdrucker, weil fiein feinen Höhe
lungen und Gängen Figuren wie Buchſtaben fehen
wollen ; ferner Buchd rucker ⸗ Kapuziner⸗Ka⸗
fer, theils von der Fatbe, und theils, weil der
Kopf unter einer Kapuze zu ſtecken ſcheint; oder
‚auch Fichten (Rothtannen) zerfiörender Rindenkäs
fer. Diefer Name erklärt fih aus feiner Natur,
Teinen Eigenfhaften und feinem Schaden
Als Kennzeichen der Art kommt Folgendes vor:
Der Käfer iſt bald ſchwaͤrzlich, bald dunkelbraun,
d. h. wenn er im Freien, nicht mehr unter der
Ninde oder Borke if, und behaart, mit längerem,
allzeit dunklerem Halsſchild, als die Fluͤgeldecken,
und mit gezahnten Fluͤgeldecken, die hinten ange
freſſen (nagezähnig) feinen. Die Fußenden find
roth.
Die Larve, die weich iſt, und ſich nur in den
Gängen der Stämme befindet, iſt weiß, mit gel⸗
bem Kopf, ſcharfen Kinnladen, Heinen Fuͤhlhoͤr⸗
nern, runjligtem Körper, einem roͤthlichen Ruͤcken⸗
freif und 6 Füßen.
Das Männchen ift vom Kopf bis zum After
doͤchſtens 235 Tinien lang , die Zlügeldeden 1%
Linien, feine Breite über die Fluͤgeldecken 1, Bis
‘2 Linie; das Weibchen ift etwas größer, 23, hoͤch⸗
tens 3 Linien, die Fluͤgeldecken 13, Linien lang,
"und über die Fluͤgeldecken 2 Linie breit,
3237
Das Weibchen if übrigens dem Männchen
gleich, nur zähle man bei ihm äfters-ı bis 2 Zaͤhn ·
chen mehr, und die fhräge Abſchneidung oder Biäs
che ift Hinten etwas hohler und glatt, fo daß der
Hinterleib vorfteht , beſonders wenn fie reif wer«
dende Eier im Leibe trägt.
Ihre Begattung geht meiſtens in der Luft,
und bei Sonnenſchein am haͤufigſten vor; doch ges
ſchieht fie auch, befonders wenn um felbige Zeit
windige Tage einfallen, on ben Gtämmen ber
Bäume und auf Baumſtruͤnken (hohen Stöden),
wo nah Vollendung das Männden eine Schwach⸗
heit befäne und gewöhnlich flirbt, ehe es fih in
die Bäume eingraben Bann; womit jedoch neueſte
Borſt · Entomologen nicht übereinflimmen , und auch
meine Erfahrungen wid im Bmeifel laffen ; das
befruchtete Weibchen hingegen wird munter, nimmt
täglich im Wachsthum zu, fo wie die Eier in ihm
heranwachſen, und etliche Tage vor Ablegung der:
ſelben wird der Hinterleib fo aufgetriebon, daß er
recht ſichtbar hervorragt.
Die Eier ſelbſt find milchweis, durchſcheinend,
ungefaͤhr ſo groß wie ein Hirſenkorn, und allezeit
an der Spitze nach dem Hauptgang zu mit geſchro⸗
tener Ninde verwahrt,
In dieſem Zeitpunkt fucht das Weibchen ſich
Rothtannen, und frißt en rundes Loͤchlein da hin»
ein, wo bie Rinde am weichſten if; dann arbeitet
328
fie unter der Ninde ſchichtenweiſe einen Sang von
3 bis 4 Zoll, je nachdem fie viele Eier abzulegen
hat (es Eommen 50 bis 100 Eier gewöhnlich vor).
Iſt der Gang fertig, fo gräbt fie fih an den Graͤn⸗
zen defielben Gruͤbchen, welche dicht an einander
gebaut ſtehen, und ſetzt in jedes Gruͤbchen ein run⸗
des weißes Eichen ab, bedeckt ſolches mit den von
ihm zermalmten Spaͤnen (Wurmmehl), und kriecht
nach vollendeter Arbeit krebsgangartig oder ruͤck⸗
waͤrts aus dem Bau, tritt in die freie Luft, wird
kraftlos, fällt zur Erde, und flirbt in wenigen Mis
nuten barauf.
Anmerkung. Hier fieht man die Nothwen⸗
digkeit ein, warum die Matur eine hohle
Abſchneidung auf den Fluͤgeldecken diefes In⸗
ſekts gebaut bat; die Weibchen würden in
ihrem Ruͤckgang von den zurüdgebliebenen
Spaͤnen und den abgenagten Faͤſerchen aufs
- ‚gehalten werden, fo daß fie öfters bei ihrer
jungen Brut fierben müßten, aber fo nimmt
die Höhlung auf den Fluͤgeldecken die Spän«
chen und den Unrach ſchaufelartig auf. Die
Zähnden, welche um die Höhlung herum
figen, verhindern, daß das Gefammelte nicht
aus eınander fallen, und etwa bie Seiten
des Ganges verftopfen Eann. Man darf
nur zufehen, und. es wird ſich allezeit fine
ben, daß vorher. die Spaͤnchen, Unrath und
329
Bkferhen Kommen, und hernach das Weib
chen ruͤcklings kriechend nachfolgt.
Folgen nun ſchoͤne, beſonders warme, trockene
Tage, ſo kriecht die weiße Larve in Zeit von une”
gefähr 2 Wochen aus dem Ei, ändert ihre Farbe
in "Burger Zeit ins Gelblihe, wo fi der Kopf von
Tag zu Tag fatter färbt, fo daß er zulegt ins
Braune fällt,
Das erſte Geſchaͤft diefer Infekten in ber Kinds
heit iſt, daß fie die Bedeckung und Ueberbleibſel
des Eies wegſchaffen. Alsdann faͤngt ein jedes an,
fein von der Mutter (oder von den Eltern) gebaus
tes halbzirkelfoͤrmiges Gruͤbchen feitwärts ausjugras
ben, und baut von dieſem Punkt auf gefclängelte
Gänge , welche auf» und abwärts in verfchiedenen
Formen ‚geben. Auf gleiche Weiſe arbeitet jede
Zamilie für ih, und find gleichwohl 200 und mehr
tere in einem Stamm, fo werden zwar alle arbeie
ten, aber niemals fo graben, daß eine auf bie ans
dere Eommt, oder irgendwo ihre Gänge in einen
aufommenlaufen,
Eben biefe Bauart if die Haupturſache, daß
fie alle die von Säften angefülten Kanäle ber
Bäume, nemlih den Splint, zu Grunde richten.
Sie frefien ohne Unterlaß als recht unerfättlige
Ihiere, und entladen ſich fehr ſchnell des Unraths,
der einem räthlihen Saft gleicht.
330
Diefes Bauen, Arbeiten, Breffen nnd Entla⸗
den dauert fo lange, bis die Larve eine Größe von
ungefähr 314 bis 4 Linien erreicht hat, was zwis
{den 2 und 3 Wochen anfteht, dann kommt eine
weue Epoche. Sie verwandelt fih nun in eine '
weiße Nymphe oder Puppe, welche breiweich und
gegen Hige und Kälte fehr empfindlich it, und
alle Theile des volllommenen Inſekts ( Räfers),
nur die Flügel Eürger hat; nad und nad wird fie
roſtgelb, und tritt nad 21 bis 22 Tagen in den
vollkommenen Zuſtand, darin das Infekt feine Le
bensart fortfegt, dem Baſt zerflört, d. i. bie faftis
gen Haͤute unter der fogenannten Rinde, und fih
dann durch ein rundes Loc herausbohrt.
Im Zuftand der Puppe hänge ihre ganze Zeit
der Entwidlung von der Witterung ab; zeigt fi
diefe guͤnſtig, fo Eommen alle zugleich in fuͤrchter⸗
licher Menge zum Vorfhein, und viele taufend aus
einem Stamm.
Dauert diefe für fie guͤnſtige Witterung noch
mit warmer und fliller Luft fort, fo ſchwaͤrmen fie
in großer Menge fogar über Werge himweg *),
*) Es if fonderbar, daß diefe Thiere doch mehren
theils nur paarmeife nach ihrem Heckort fliegen,
um fi einzubohren, wie ber große Entomolog
Dr. Bediftein ſelbſt beobachter hat. Das Männ«
en grähs dad Loch, und das Weibchen folgt ihm
331
entfernen ſich und fuchen andere Bäume und Waͤt⸗
der auf, doch nur ı hoͤchſtens 1%, Stunde ente
fernt. Bei ſtarken vorzuͤglich Oft» und Nord:Wins
den geſchieht biefes nicht.
"- Anmerkung. Dabei ſcheinen dieſe Kafer ei⸗
nige Aehnlichkeit mit den Bienen zu haben,
weil dieſe auch ſchwaͤrmen, wenn ſo viele
im Stock beiſammen ſind, daß ſie nicht wohl
gemädlih bei einander und mit einander
ihre Geſchaͤfte betreiben und ſich ernähren
innen. Es muß im natärlihen Inſtinkt
Diefer Thiere Tiegen, daß fie dieſes voraus⸗
fehen, und deswegen einen andern tauglis
chen Aufenthalt ſuchen, wo biefes nicht ftatt
findet,
Trifft dieſe Thierchen bei einer ſolchen Reife
ſchnell Regen und Wind, ſo werden ſie theils an
Bäume, theils an den Boden geworfen, und was
nie in unentrindete Stoͤcke Eriehen kann, von
‘den Vogeln größtentheild verzehrt, oder gehen ſonſt
zu Orımde.
ſogleich nach. Dabei kommt ihm fein Gebiß fehr
zu fasten, dad wie eine hornige Schaufel geftaltet
iR, welche ‚der Kaͤfer in bie weiche Rinde feht,
und mit dem Körper forsfiebt, wenn er fich ein ⸗
bohren will. Neueſte Beobachtungen geben jedoch
an, dab das Weibden auch mit arbeitet.
332
Wenn die Witterung im Frühjahr kalt iſt, fo
geht erft die Begatrung im Junius vor; if aber
die Witterung warm, fo ift diefelbe im Mai ges
woͤhnlich.
Man hat bemerkt, daß die Brut, welche mehr
gegen den Gipfel des Baums hin und an dem
Theil ſich befindet, der von ber Sonne beſchienen
werben kann, früher ihre Vollkommenheit erreicht,
als die weiter ſtammabwaͤrts befindliche.
Der Käfer felbft kann als folder bie größte
Kälte ertragen, und nur im Larven» und Puppens
auftand iſt er auch fogar gegen die Sonnenſtralen
fo empfindlich, daß Verderben die Folge ift.
Ungefähr 6 bis 8 Wochen find der Zeitraum,
wo fi das Inſekt vom Ei an gerechnet bis zum
vollkommenen Käfer bildet, und daraus if erfichts
lich, daß die Vermehrung, unter babei guͤnſtigen
Umftänden, ſchnell und in fürdterlihem Grade
moͤalich ift, und befonder6 bei der von dem meiften
Forſt / Entomologen angenommenen Meinung, in
folhen Jahren, welche dem Brutgeſchaͤft befonders
günftig find.
* Die Mittel gegen die Gefahr und den Scha⸗
den des gemeinen Borkenkaͤfers find folgende :
1) Es müffen Feine frifh erhauenen Holzvor⸗
raͤthe in folhen Gegenden, wo man ben Käfer in
333
Menge bemerkt, fo Tange im Wald liegen bleiben,
Bis die darin befindliche Brut ihre Vollkommenheit
erreicht hat.
2) Ein Gleiches findet bei den Windfällen (im
Schwarzwald theils Orten Wulzen genannt) ftatt,
auf weldhe der Forfimann immer ein wachſames
Auge haben muß, weil fle die gefährlichte Gelegen⸗
heit zur Vermehrung des Infekt geben. Befinden
ſich diefe oder die vorangeführten Holzvorraͤthe in
einer folhen Lage, daß die warmen Winde das
Ausfliegen des Käfers begünftigen, fo find fie für
die unter den Winden ftehenden Tannenbeftände
um fo gefährlicher.
5) Es müffen alle ſolche vom Käfer angeftos
Gene Holgvorräthe, wenn fie nicht bei Zeiten aus
dem Holz weggefhafft, ober in Kohlenweiler ges
bracht, und vor dem Ausfliegen des Käferd vers
kohlt werden Eönnen, entrinbet oder angeborket wer⸗
den; und diefe Rinde kann man in Haufen entwes
der in tiefen Gräben vorſichtig verbrennen, oder
aud auf Haufen legen, und um diefe auf 6 Fuß
Entfernung einen 2 Fuß tiefen und eben fo breiten
Graben ziehen, damit das Feuer nicht um fih
greifen und dem Wald ſchaden kann. Erſteres iſt
am fiherkien wegen möglihen Waldbrandes , das
zweite kann nur bei feuchter Witterung und in
Gegenwart von einigen Perfonen bei Tage ger
ſchehen.
334
4) Die zu Anfang Ne.5. angeführte Vorſicht
wird alddann um fo nöthiger, wenn man bin und
wieder in den ſtehenden Orten einige gelb gewordene
Rothtannen wahrnimmt, wie man ſolches befonder®
in Gebirgsſorſten von einem Abhange des Berges
am andern leicht bemerken kann. Solche gelb ge
wordene Bäume verrathen ſchon ben Käfer in eis
nem ungewöhnlichen Uebermaaß, und müffen fleißig
aufgefucht, niebergehanen und entrindet werben,
und zwar bei regnerigten oder doch düfteren Tagen
oder hellen Mondnaͤchten, weil ſonſt die Käfer
größtentheild auskriechen und davenfliegen. Aud
bei ſtarkem Oſtwind ift es zweckmaͤßig, dieſes Ges
ſchaͤft vorzunehmen, am beſten aber vor eintreten⸗
der Fruͤhlingswaͤrme, wenn andere Umſtaͤnde dieſen
Aufſchub erlauben.
Anmerkung. In dieſem Fall koͤnnen geringe
Strafen für die Verſaͤumniß, und Beloh⸗
nungen fuͤr den dabei gezeigten Dienſteifer,
von guter Wirkung ſeyn. So habe ich zum
Beiſpiel duch eine beſtimmte Belohnung
von ı fl. 21 fr. an den Waldlaͤufer für die
erſte Anzeige des vorhandenen größeren oder
Meineren Borkenkaͤfers bewirkt, daß ich durch
ſchnelles Niederhauen und Wegſchaffen auf
dem Walde von einigen 6o Stämmen, um
MNeuenbürger Oberforft, Langenbrander Re
vier, Engelöbrander Gemeindewald, im
335
" &ommer 1808. weiteren Schaben bes Meinen
gottigen Borkenkäfers verhäten Eonnte *), weil
mir durch einen folden niederſten ſchuͤtzenden
Forſtbedienten Die Anzeige fo früh gemacht
worden, ehe eine größere Anzahl angeſtoche⸗
nes Stämme vorhanden war. .
5) Da fi der Käfer vorzüglich am der Mits
tagsſeite der Gebirge zeigt, fo muͤſſen ſolche Gegen»
den mit vorzäglihem Fleis und Aufmerkfamkeit bes
ſucht und darin nachgeſehen werben.
6) Vorzüglich muß dieſes auch an denjenigen
fiehenden Orten geſchehen, vor welchen die letzt⸗
jahrigen Hauungen oder ſonſtigen Holzvorraͤthe ges
legen haben, weil es dabei nicht immer ſo genau
abzugehen pflegt, daß nicht ein Theil der daſelbſt
ausgekommenen Brut auf die umſtehenden gruͤnen
Baͤume fallen ſollte.
7) Am meiften aber muß man bie zu licht
ausgehauenen, oder die durch ältere Trodniß eder
dur Windfäle ausgelichteten ftehenden Orte in
Verdacht haben und oft 'nachfehen.
*) Im folgenden Jahr (Sommer 1804) kamen noch
17 Stämme diesfalls kraͤnklich vor, und nah Faͤl⸗
dung und ſchneller Abführung derfelben war in Zus
kunft alled ruhig. oa.
- a. d. V.
3,
8) Uebrigens iſt als ein fehr, angemeffenes,
weckmaͤßiges Mittel für ſolche Orte gu empfehlen,
worin man das Einniften des Kaͤfers zu befürchten
Urſache hat, wenn nebft den etwa umgehayenen,
angeftohenen Bäumen einige grüne, gefunde mit
umgehauen werben? um bie in ber Gegend ſchwaͤr⸗
menden Käfer darin aufjufangen und vertilgen zu
Eönnen, in welcher Abfiht man fie einige Zeit uns
abgeborkt oder in der Rinde liegen laffen muß.
Auf diefe Art kann man einen fonft widrigen Zus
fall, wie z. B. die größeren Windfäle find, auch
zum guten Mittel gegen den Käfer benutzen.
Anmerkung. Us ih nod dem K. W. Ober
fort Altenftaig vorgefeßt war, benugte ich
in dem Groͤmbacher Revier, an der Gränze
des Pfalzgrafenweiler Reviers, diefes Mittel
auf zweierlei Art, a) um zu erfahren, ch
der gemeine Borkenkaͤfer auch in gefunden,
geſchloſſenen Beſtaͤnden vorhanden ſey, wo
keine kraͤnklichen Tannen bemerkt werden,
und b) um ihn in ſolchen fiehenden Oertern
ſchneller zu vermindern, mo fi einzelne
ſchadhafte Tannen zeigten. Die einzelnen,
hier und da im Juli gefäften, ganz gefuns
den Stämme aus einem gefhloffenen Ve
fand, der aus Weißtannen und Rothtan ⸗
nen gemifcht war, ließ ich ungefähr 24 Tage
in der Rinde liegen, und fand dann, daß
337
die Rothtannen ganz vol von Käfern war
ven; fogar außen bemerkte man noch einzel«
ne, die fi) eben einbohrten. In den noch
dabei befindlichen, ebenfalls mit jenen zw
gleiher Zeit gefällten Weißtannen Tonnte
ich nur wenige Käfer entbeden.
9) Erhaltung der mit Laubhölzern (Eichen,
Buden, Birken) gemiſchten Nadelmälder, theils
um mehrere Vogelarten, befonders Spechte und
Meifen, in diefe Gegend zu loden, zu ihrem Mes
fterbau und zu ihrer vermehrten Nahrung, da bes
Tanne iſt, daß in reinen Nadelwäldern gewöhnlich
nur fehr wenige Vogelarten fi) vermehren und
vorkommen.
Es iſt ausgemacht, daß die Schonung aller
Waldvögel ein wichtiges Präfervativmittel gegen
alle ſchaͤdlichen Waldinſekten iſt, obgleich auch einige
diesfalls nüglihe Inſekten von ihnen mit verzehrt
werben.
10) Müflen alle höhere und niedere Stoͤcke
von allın Nodelhölzern baldmöglihft entrindet wer⸗
den, fo weit es aud die zu Tag liegenden größe
zen Wurzeln derfelben erlauben, bamit ber Käfer
einen Zufluchtsort darin findet.
21) Man geftatte den Zimmerleuten nicht, in«
nerhalb der Wälder Werkftätten aufjufdlagen, weil
fie theil6 das Holz theilweiſe lange in der Schale
ö 22
r
Aeils auch ſchon ans
v 7 a uf rd,
ar * —— —* (Schläge). nicht dem
ze) p4 Eennanhitze aus, und Iege fie
—5 ‚db ober Mittag gegen Morgen
ſondern, wo nicht andere hin
Er vorkommen, umgekehrt von Nord⸗
* gen met oder von Oſten gegen Weften,
A nam Mantel auf der Mittagsſeite.
Man vergeffe ja nicht, daß die Schläge
* bis Anfang Mai (früher iſt mod beſſer)
vom Holz geräumt werden, und das im Sommer
gefänte Holz fogleih, und das Herbſtholz ned) vor
dem Januar fortzufhaffen. Neuere nähere Untere
fuhungen beweifen, daß immer in tiefen Waldune
gen, wo oft das im Fruͤhjahr geſchlagene Holz in
folgenden Winter erſt weggeſchafft wird, fih die
fogenannte Wurmtrockniß zuerft angefangen, und
ohne allen Zweifel die Bruten, bie fi in dem ge⸗
fälten Holz erzeugt hatten, die Urfahe waren.
14) Man laffe wo möglich alles Holz im Späts
herbft fällen und aufklaftern, ober doch den größten
Theil, weil mehrere ſichere Erfahrungen beweifen,
daß die Käfer dergleichen Holz fahr felten angehen;
und aud aus dem Grund, damit man im Fruͤhjahr
gewiß, und längftens bis. zum vorangeführten Zeite
‚punkt (Anfang Mai) den Wald eder Hieb von ale.
lem gefälten Holz gereinigt haben kann.
339
Ale bisher angeführten Punkte, befonders bie
unter No. 4, 5, 6, 7 und 8, können zugleich al
Beweiſe gelten, daß in Fichtenwaͤldern Feine fo
großen Neviere ben Foͤrſtern übergeben werden Eins
nen, ald bei Laubhöhern, weil tägliches Befus
en aller Veftände vom April bis. zum Oktober
nothwendig ift, um den Käfer bald zu entdeden,
und ſogleich Gegenmittel ergreifen zu können; denn
das Uebel greift fo ſchnell bet günftigen Umfländen
zur Vermehrung des Inſekts um fih, daß man
nad 6 5iß 8 Tagen oft Tannen ganz troden ans
trifft, wo man zuvor - gar nichts entdedt hat, Es
iſt zwar (wer, eine Morgenzahl diesfals zu bes
flimmen, aber dod fo viel hier anzugeben, daß nicht
über -4000 rheinifhe Morgen raͤthlich find. Diefe
koͤnnen von dem fdügenden Forſtperſonal täglich
befucht werben. B
Das Vorangeführte enthält die Verhuͤtungs⸗
mittel, die denn ganz natürli die vorzüglichften
find.
As Vertilgungsmistel if eigentlih nur
ein einziges wirklid anwendbar. Wenn nem⸗
lich der Käfer, wo er in Menge wuͤthet, einen
Diſtrikt angegriffen hat, fo ſchlaggt Man dieſen im
Winter, wo das Infekt als Larve, Puppe ober
Käfer zwiſchen der Rinde ift, nieder, und läßt dad
Holz entweder aus den Walde fchaffen und von
der Winde entblößen, oder wo dieſes nicht moͤglich
338
oder Rinde Tiegen laſſen, und theils auch ſchon am
geſtochenes Hol; kaufen und verarbeiten,
12) Man fege die Hiebe (Schläge). niht dem
Windbruch und der Sonnenhitze aus, und lege fie
alfo nicht von Abend ober Mittag gegen Morgen
oder Mitternacht, ſondern, wo nicht andere hin⸗
dernde Urſachen vorkommen, umgekehrt von Nord⸗
oſt gegen Suͤdweſt oder von Oſten gegen Weſten,
mit einem Mantel auf der Mittagsſeite.
15) Man vergeffe ja nicht, daß die Schläge
längftens bis Anfang Mai (früher ift noch beffer)
vom Holz geräumt werden, und das im Sommer
gefaͤllte Holz fogleih, und das Herbſtholz nod vor
dem Januar fortzufhaffen. Neuere nähere Unters
fuhungen beweifen, baß immer in tiefen Waldun⸗
gen, wo oft das im Fruͤhjahr geſchlagene Hol; im
folgenden Winter erſt weggefhafft wird, fih die
fogenannte Wurmtrockniß zuerft angefangen, und
ohne allen Zweifel die Bruten, bie fih in dem ge⸗
fälten Holz erzeugt hatten, die Urſache waren,
14) Man laffe wo möglich alles Holz im Spät
herbft fällen und aufklaftern, ober doch den größten
Theil, weil mehrere fidere Erfahrungen beweifen,
daß die ‘Käfer dergleichen Holz fahr felten angehen;
und aud aus dem Grund, damit man im Fruͤhjahr
gewiß, und längftens bis. zum vorangeführten Zeite
‚punkt (Anfang Mai) den Wald oder Hieb von als.
lem gefäßten Holz gereinigt haben kann.
339
Alte Bisher angeführten Punkte, befonders die
unter No. 4, 5, 6, 7 und 8, können zugleich als
Beweiſe gelten, daß in Fichtenwaͤldern Feine fo
großen Neviere den Foͤrſtern übergeben werden koͤn⸗
nen, als bei Laubhoͤtzern, weil tägliches Befus
hen aller: Beftände vom April bis zum Oktober
nothwendig ift, um den Käfer bald zu entbeden,
und ſogleich Gegenmittel ergreifen zu können; denn
das Uebel greift fo ſchnell bet günftigen Umfländen
zur Vermehrung des Inſekts um fih, daß man
nad) 6 bis 8 Tagen oft Tannen ganz troden ans
trifft, wo man guvor - gar nichts entdedt hat. Es
iſt zwar ſchwer, eine Morgenzahl diesfals zu ber
flimmen, aber doch fo viel hier anzugeben, daß nicht
über -4000 rheiniſche Morgen räthlıh find. Diefe
koͤnnen von dem fdügenden Forſtperſonal täglich
beſucht werden. .
Das Vorangeführte enthält die Verhuͤtungs⸗
mittel, die denn ganz natuͤrlich die vorzüglichften
find.
As Vertilgungsmittel if eigentlih nur
ein einziges wirklich anwendbar. Wenn nem⸗
lich der Käfer, wo er in Menge wuͤthet, einen
Diſtrikt angegriffen hat, fo fhlägt Man dieſen im
Winter, wo das Inſekt als Larve, Puppe oder
Käfer zwiſchen der Rinde ift, nieder, und läßt dad
Holz entweder aus den Walde ſchaffen und von
der Rinde entblößen, oder wo dieſes nicht möglich
340
ift, im Wald durch Zimmerleute und Holghauer die
Rinde mit dem Beil abbauen. Diefe bringt man
alsdaun nach Haufe und verbrennt. fie, oder wenn
fie nicht alle zu verbrauchen wäre, fo vergräßt man.
fie eine Zeit lang 3 bi6 4 Buß tief im bie Erbe,
oper wirft fie ins Waſſer.
Würde man die Infekten erft im Sommer bei
dem Ausflug (der Käfer) gewahr, fo fälle man eine
ganze Strecke Bäume, in welche fie ſich ſogleich
eingraben werden. Man fängt fie oder ihre Brut
gleichſam, hält alsdann ſolche Bäume, und läßt
die Schale oder Rinde frei, dem Wetter und ber
Sonne außgefegt liegen, wo dann bie Eier oder
aud die Maden (Larven) und Puppen verderben.
Sollte man im Sommer den Zeitpunkt des Schwaͤr⸗
mens der Käfer verfehlt, und Bol; zum Einlegen
ihrer Brut gefaͤllt haben, fo ift es aud noch Zeit,
das fiehende Holz, in welchem man fie eingeniftet
finder, zu fällen und von der Rinde zu befreien.
Wird diefes Mittel einige Jahre wieberholt,
fo kann man fi von diefem ſchaͤdlichen Waldver⸗
derber befreien, fonft ift er. ſaſt nicht auszuretten,
wenn er erfi in Menge da ift, weil bie Natur faſt
ſelbſt (außer den Vögeln) kein Mittel hat, wodurch
fie feiner Vermehrung zu” fleuern im Stande wäre;
denn Mäfle, Kälte und Hitze ſchaden ihm gewöhns
lich als Käfer nichts.
' 34
In Hinſicht auf die hier vorfommende Frage:
mob das durch den Kaͤferfraß trocden gewordene
Sol; nicht an feiner ihm fonft eigenen Güte vers
tiere? mag als Bemerkung dienen, daß dasjenige
Holz, welches bald nach dem Trockenwerden gefällt
iſt, wohl nicht viel daran verlieren möchte. Alte
Trockniß aber, oder vielmehr folhe Bäume, welche
auf dem Stamm ganz ausgetrodnet find, können
nur ald Bauholz ganz im Trodenen gebraucht wer⸗
den, weil diefes Holz fehr leicht in Faͤulniß über
geht), und dazu find fie nur in Ermangelung alles
befferen anzuwenden. Zum Grubenbau ift es eben.
falls ganz ſchlecht, aus gleichem Grund. Auch giebt
das alte wurmtrodene Holz, welhes man am dus
Berlihen Anfehen nicht vermuthen follte, ſchlechtes
Brandholz und noch ſchlechtere, fehr leichte und gang
ſchwammartige Kohlen.
Noch eine befondere Bemerkung muß ich ‚hier
anführen, nemlich diefe: daß diefer furchtbare Feind
der Tannen, befonders aber der Rothtannen, in
den meiften Harzwaͤldern des Schwarzwaldes, wels
che dort fehr lange und alle Jahre auf Harz benutzt
werden, zu finden ift, befonders bei mehr lichterem-
Beſtand derfelben und füdliher, abhängiger Tage
häufiger, als unter andern Umfländen, wie ih
ſchon vor 18 Jahren im K. W. Oberforft Freu⸗
denftadt und auch an andern Orten zuweilen be
merkt habe,
342
Bei der in vielen Gegenden bes Schwarzwals
des vorkommenden fogenannten Femmelwirthſchaft,
wo gewöhnlich die flärfken und flärkeren, auch
ſchadhaften Stämme gleihfam Haffenweife, ohne
große Ordnung herausgehauen werden, da, wo
wenigſtens die erforderlichen Klaſſen haubar vorhans
den find, bemerkte man den Schaden dieſes Inſekts
nicht fo auffallend, weil dergleichen augeſteckte
Stämme, ald von Holzwürmern (angeblih) und
Holzkaͤfern verdorben, mit ben andern gefällt wur⸗
den. Mir ſelbſt kam im Altenflaiger Forſt der Fall
vor, daß ber ehemalige Foͤrſter R*h zu Pfalzgra
fenweiler alles Holzwurm nannte, was eine freiftes
hende, geftimmelte d. i. gemaltfam der Aefte von
unten herauf beraubte Rothtanne, nahe beim Kaͤl⸗
berbrunnen, im fogenannten Weilerwald, verborben
hatte, bis ich ihn auf dem Platz bei Faͤllung und
Unterfugung dieſer Tanne überzeugte, daß ber
Borkenkaͤfer, als Folge des. durch die Mißhandlung
bes Stimmelns Eränflih gewordenen Baums, bie
Haupturfache feines Verderbens war, und daß fi
nur zumeilen, wenn ber Baum ſchon am Abfterben
ift, auch noch Holzboͤcke (Cerambys) an manden
Stämmen einfinden.
Anmerkung. In den Jahren 1805, 1806,
und. 1807 hat der gemeine Borkenkaͤfer
(Dermestes typographus , L.) in den De
nauefhinger und Krähenbacher Forſten, bes
343
deutenden, aber auch in andern Forften grös
Seren oder Heineren Schaden gemacht. Der
3805 fid ergebene Sturm und Hagel in
diefen Gegenden fol, nad der Meinung
dortiger Forſtbedienten, die erſte Veranlafs
fung gegeben haben. Im Jahr 1812 zeigte
fi) diefer Fichtenfeind wieder ; da aber die
dortige oberſte Forſtbehoͤrde befonders über
die möglihen Worbeugungsmittel belehrt
war, wurde fein Schaden bald befchränft.
Und nun richten alle Behörben eine loben&
wuͤrdige Aufmerkfamkeit darauf, daß durch
diejenigen Läden, welche das Dafeyn des
Käfers verurſachte, und durd) bie hier und
da ſich ergebenden einzelnen Windbruͤche und
trockenen Stämme, keine weitere Verbrei⸗
tung erfolge. Der einſichtsvolle und thaͤtige
Here Oberforſtmeiſter Dilger zu Donaus
eſchingen hat ſich in diefer Hinſicht fehr vers
dient gemacht,
Was ben zweiten Heinen zottigen Borken
käfer (Bostrichus villosus) betrifft, fo giebt
‚Here Bechſtein von ihm als Arts Rennzeihen an,
doß er behaart, pechbraun fey, mit ziegelfarbenen
Fuͤßen; ferner vom vollfommenen Infekt, alfo vom
Käfer, führt er an, daß derfelbe 294 Linien lang
34
ſey, der ganze Körper, fo wie Kopf» und Hals
ſchild, feyen nad Fabricius pechbraun, und nad
der Sturmifhen Abbildung in der Fauna, ziegels
Braun mit zottigen Haͤrchen; der Kopf fep nieder⸗
geſenkt; die braunen Fuͤhlhoͤrner find, wenn man
die dreitheilige Kolbe nur für ein Glied rechnet,
neungliederig. Der Halsſchild hat die halbe Länge.
des Hinterleibes, und ift an ben Rändern und an
ber Wurzel ſchwaͤrzlich; man nimmt 6 undeutliche
Streifen auf den Fluͤgeldecken wahr, deren Ränder
ebenfalls etwas mattfhwarz find, welche an einan«
ber liegenden Punkten gleihen. Die Füße, welche
nad Fabricius ziegelfarbig ſeyn follten, haben in
der Sturmifhen Zeihnung eine gelbe Farbe. Er
hat viele Achnlichkeit mit dem Kupferſtecher⸗
®ortentäfer (Dermestes chalcographus, L.),
wenn diefer nicht einer und an ben Decken mehr
nogezähnig wäre,
Ic) bemerks zu diefer Beſchreibung noch Fol⸗
gendes, daß er mit Fuchshaaren ſtark befegt oder
bedeckt ift, und daß er mir auch nur 19% bis 13,
Linien lang vorgetommen iſt, und daß ihn vom
Chalcographus nur die Größe befonders unter»
ſcheidet.
Anmerkung Man muß ein gutes, ſtark ver⸗
größerndes Handmikroſkop haben, und fos
gleid im Wald Unterfuhungen anftellen,
oder wenigſtens noch am lebenden Käfer,
345
den man in einem Heinen, enghalfigen Glas.
den auffangen kann , denn nad dem Tode
verliert ſich die Farbe der Fuͤße ſehr, und
der Käfer ſelbſt fhrumpft auch etwas zus
ſammen.
Meine beſonderen Erfahrungen bei dieſem Ins
ſekt waren im Schwarzwald folgende: Im Jahr
1802, als ich noch Oberforftmeifter im Koͤn. Wirt.
Dberforft Neuenbürg war, machte mir im Anfang
Zuli der Revierförfter Doͤrnacher von Liebenzell die
Anzeige, daß im fogenannten Ailesberger Herrſchafts⸗
wald ‚mehrere Weißtannen gelbe Zweige und Nas
dein befommen hätten, wovon wahrfceintih ein
Borkenkaͤfer die-Urfache.feyn werde, nad den Bes
lehrungen zu urtheilen, bie er gelegenheitlih von
mir diesfalls erhalten hätte. Ich begab mih un.
verweilt felbft auf den Platz, ließ gleich eine ſolche
Tanne fülen, und fand nicht den gemeinen größe
ven Vorkenkäfer, fondern dieſen Heineren zettigen
in ziemlich flarker Anzahl. Schnell wurden auf meis
nen Befehl alle krank ſcheinenden Weißtannen bei
eben eingetretenen düfteren Tagen herausgehauen,
uud eben fo fchnell unten ins Nagoldthal gefchafft,
dort außerhalb des Waldes entrindet, die Rinde in
Gruben und auf Haufen verbrannt, und die bloßen
Stämme ins Waffer, als Geftöhre verbunden, mit
Steinen beſchwert, fo weit geſenkt, daß das Waſſer
über alle ging, und nad ungefähr 34 Zagen als
346
Floßholz mit anderem dergleichen Holz, etwas wohl.
feiler als das gefunde verkauft. Es waren, fo viel
ich mich nod erinnern Fann, ungefähr 70 Stämme,
Im folgenden Sommer zeigte fi) der Käfer wieber
auf dem nemlichen Plag ; nachdem aber die vorigen
Anftalten wiederholt, und wieder ungefähr funfzehn
Stämme abgehauen und weggefchafft wurden , fo
war im folgenden Sommer diesfalls alle6 ruhig,
ob ich gleich felbft genau nachgeſehen hatte.
Im Zahr 1808 Anfangs Juli erhielt id durch
einen Waldftreifer des Langenbrander Reviers eine
ähnliche Anzeige von dem Engelsbrander Gemeins
dewald , wie oben bei Mo. 4. und in einer Anmers
ung bereits angeführt worden. Wei dieſem letzte⸗
sen Gall muß ich noch befonders bemerken :
ı) daß die Stämme gegen Mittag etwas licht
fanden, und daß die meiften von Gudwefts
winden gefhoben waren, alfo einen ſchiefen
Stand zeigten, aud einige davon wirklich
trocken waren ;
2) daß dieſer Waldplatz unmittelbar an einen Gr.
b Badiſchen Wald, Pforzheimer Oberforſts,
grängt, und id bei Gelegenheit der vorbe⸗
fhriebenen Unterfuhung bemerkte, daß auch
in biefem unmittelbar angränzenden Wald
inehrere Stämme fehr ſtark von diefem In⸗
feft befallen waren, welches ich dem damals
vikarirenden Herrn Borfiverwalter Braunftein
" 347
ſſchrieb, und von ihm, nebſt freundſchaftli⸗
dem Dank, die Verſicherung erhielt, daß
auf gleiche Art verfahren werden würde, was
ich mir jur Verminderung der Verbreitung
dieſes Inſekts ausgebeten hatte,
3), Im fogenannten Hagenſchießwald, nahe bei
Pforzheim, sraf ich bei einer kurzen Reife
mit- mehreren Borftzöglingen von Heidelberg
aus dahin, am Ende des Monats Juli 1808,
riefen Käfer aud) an, und zwar an ſchon
gefälten Stämmen, body nicht in fehr gro⸗
Fer Menge. Einige damals dort beichäftigte
Holzhauer verſicherten mid, daß fie ofters
an friſch gefälten Hollaͤnderſtaͤmmen dergleis
chen anträfen. "
4) Alle diefe angezeigten Wälder begränzen ſich
auf eine Entfernung von 2 und 3 Stunden
unmittelbar.
Aus dem Ganzen if erfihtlih, daß, wenn alle
Jahre den ganzen Sommer über von bem ganzen
Borfiperfonat genau nachgeſehen wird, beinahe alle
kranken, fomit vom Käfer befallenen Tannen ent«
det, und der größere Schaden leichter und mit
weniger Koften verhütet, und die Verbreitung des
Uebel® verhindert werden Bann; daß aber alle
Wälder von einerlei Beſtand, wie die meiften in
den vorbenannten Gegenden find, nemlih Weiß
tannenwälder, mit ganz wenigen Eichen und etwas
348
Buchen unterftellt, gleich vorfihtig und nad
gleihen Srundfägen behandelt und gleie
Mittel, zu gleiher Zeit fortgefegt, an
gewendet werden mäffen, wenn biefer Zwed er:
weicht werden fol. Sonſt vermehre fih der Käfer
nad) einigen Jahren wieder, und fledt die benach⸗
bartın Wälder da an, wo nicht auf vorbefchries
bene Art gegen ihn gearbeitet worden ift.
Berner ift zwar richtig, daß diefer Heine Kaͤ⸗
fer, deffen Gänge aud) geringer find gegen die des
gemeinen größeren Borkenkaͤfers, nit im Stande
if, in einem Sommer einen gefunden Stamm gang
gu verderben und zum Abfierben zu bringen, daß
dazu wahrſcheinleich einige feiner Wermehs
sung günftige Jahre nad einander nöthig
find, um den Baum auf allen Seiten und tief am
Stamm herab anzuſtechen und die Saftgänge zu
zerſtoͤren; daß aber dod bie Folgen wichtig und
fehr gefährlich werden können, wenn Unwiflenheit
und Nacläffigkeit dem Käfer Eeine Hinderniſſe in
feiner ſchaͤdlichen Arbeit in den Weg legen.
Am größten wirb freilih die Gefahr, wenn
auch der gemeine Borkenkäfer zugleich mit dies
fem angetroffen wird; bann geht bie Zerſtoͤrung
ganz ſchnell, und. die paffenden Mittel muͤſſen ſchnell,
pünktlih und im Großen angewendet. werden. Hier
ift baldige Entdedung von der größten Wich⸗
tigkeit ’
' 349
Meben den bei dem gemeinen Borkenkaͤfer an⸗
geführten Mitteln und Vorkehrungen, welde alle
auch auf diefen paſſen, möchte noch zweckmaͤßig
ſeyn, wenn man alle Laubholarten, beſonders Eis
chen, Buchen, aud Wirken, Artöbeere und Ahor⸗
ne, die fi. in ſolchen Welßtannenwälbern befinden,
forgfältig font, und fo lange fie grünen, nicht
heraushaut , borzüglid) wenn der Wald eine ſuͤdoͤſt⸗
liche oder. füdlihe Tage hat, weil nad allen Bes
obachtungen mehrere Waldvögel, und vorzüglich die
diesfalls nÄglihen Meifenarten mehr herbeigelocdt
werden. Ferner, daß alles Suchen der Ameiſen
und Ameifeneier ftreng verboten wird, weil audh-
daburd allerlei Vogelarten, die Inſekten freffen,
herbeigezogen werben.
Und, was nisht zu vergeffen, und dem Zweck
ſehr entſpricht, follen beſtimmte Belohnungen an
Geld für diejenigen niederſten Forſtbedienten aus⸗
geſetzt werden, welche ſchnelle Anzeigen von ſolchen
Uebeln machen, und zwar naͤher beſtimmt in dem
Zeitpunkt, wo Rettung noch moͤglich iſt, 2 Gulden
42 Kreuzer bis 5 Gulden, nad der mehr oder
weniger‘ dabei gehabten Bemühung. Aber auch bie
höheren dürfen nicht vergeffen , fondern muͤſſen
durch öffentliche Belobungsſchreiben ermuntert und
in Eifer erhalten werden. Bei fehr wichtigen Faͤl⸗
Ien, und wo fortgefegte Bemühungen und zweckmaͤ⸗
Bige Anordnungen der Forſtbedienten dem Uebel
350.
Sch ranken geſetzt haben, konnen die Belohnungen
in ſilbernen oder. geldenen Medaillen beſtehen.
Da die Natur in den meiſten Faͤllen bei der⸗
gleihen Uebeln auch mitwirkt, fowohl für als mir
der die Sache, fo kaun mit menſchlicher Aufmerk-⸗
ſamkeit, Gleis und Einficht vieles noch erlernt, vir⸗
186 zweckmaͤßig benutzt, und die genaue Aufjeide
nung aller Winfände und beren Dekanntmachung
in vielem Betracht ſehr wohlthaͤtig werden.
Im unteren, etwas milderen Theile des Schwarz⸗
waldes habe ich einigemal mehrere frei gegen Suͤd⸗
often und Suͤden geftandene Eichen von Maitäfern
kahl .gefreffen angetroffen.
Von Mgupenarten iſt mir ‚während meiner
Dienftzeit in beiden Oberforften Altenſtaig und
Neuenbürg nichts bekannt worden, obgleich viele
tauſend Bergen reine Kiefernwälder vorkommen.
Nactrag.
Erſt jetzt, bei mehrfachem Durchleſen und Nach ⸗
denfen über den Inhalt des Manuſcripts binfihte
lich der Inſekten, erinnere ich mich deutlich, in dem
K. W. Atenflaiger Oberforſt, Revier Pfalzgrafens.
weiler, im fogenannten Weilerwald, beim Imen⸗
Brunnen und beim Kälberbrunnen, während meiner
dortigen Dienfzeit den ausfpähenden Bock⸗
351
täfer (Cerambyx inquisitor, im gemeinen Reben \
Holzbock genannt) Öfter6 und zwar an ſolchen Fich⸗
tenſtaͤmmen getroffen zu haben, welde durch Stims
mein *),. langes Anharzen oder font ſtark
befhädigt, und bereitd auch vom gem. Borken
Hier angegriffen waren.
Auch traf Ich zwei verfdiebene Larven in fols
den Fichten an, von denen bie eine dem Borken⸗
Käfer angehörte, wie mic) bie zu Rathe gejogenen
entomologiſchen Schriften Übergeugt haben. Die
Dermestes-Larve ift mehr Eegelförmig und fpig,
vom Kopf herunter gehend, bei der Cerambyx
aber ift fie mehr platt gedruͤckt. Die Larve des D.
iſt ferner sehr weich zerreiblich, dieſe hingegen fteif
und hart; diefe Larve iſt auch mit einzelnen fteifen
*) Stimmeln iR, wenn bie Nee bit auf ungefähr 10
Fuß gegen den Gipfel zu, von unten nach oben
bin, abgehauen, und dig Zweige davon zur Streg,
benugt werden. Dergleihen Fichten werden ges
fuchter Aufenthalt beider Infeften. Das mehrfache
Auslaufen ded Saftes aus den Wunden verurfacht
Kränkticpkeit, und dieſe werden vom Borkenkaͤfer
befonderd den gefunden, vollfaftigen vorgezogen.
Je freier dergleihen Stämme ſtehen, und je mehr
fie von der Sonne beſchienen werden, deſto gemife
fer und ftärfer werden fie von beiden Inſekten ges
fucht und angegriffen.
u.%.
352
Haaren befeßt. Die andere Larve gehörte dieſem
Cerambyx an.
Diefes Infekt fhadet einzeln einem Baum
mehr, als der gemeine Vorkenkhfer, weil es im
Rarvenzuftand rings um fi) her alles wegnagt, if
der Rinde ein höheres Alter erreicht, und zu feiner
Verwandlung einer tieferen Aushöhlung bedarf.
Der im Herbſt erfcheinende Käfer naͤhrt fi wie die
Larve vom Saft der Fichte. .
Das Weibchen bohrt unten in den Baum mehr
te Löcher, um in jedes derſelben mehrere weißliche
Eier in einen Haufen beifammen zu legen. Kaum
find die Larven ausgefhlüpft, fo bohren fie ſich
Gänge in der Borke ringe um den Stamm hers
um, ‚mehr nad der Wurzel, als dem Gipfelende
bin, und füllen fie wieder mit den zerfreffenen
Theilen aus, woburd fie Rinde, Baſt und Holy,
in das fie in Ermangelung befferer Nahrung -oft
ı bi6 2 Zoll tief eindringen, verderben. Sind fie
nun zur Verwandlung reif, fo hoͤhlen fie in der
Rinde eine ovale Grube um fih herum aus, une
gefähr 112 Zoll lang und 1 Zoll breit, fühlen fol
de mit abgenagtem Baft und Holzfafern, um dar⸗
in in ſenkrechter Stellung, den Kopf in ber Höhe,
ihre Verwandlung zu erwarten, melde nad bei-
laͤufig 3 Monaten erfolgt, Wenn das Wetter guͤn⸗
ftig if, legt der hervorgefommene weibliche Käfer
noch im Herbſt feine Brut ab; thut er e6 vor dem
363
Winter nicht, fo überlebt er denfelben, und Begat-
set ſich gleich im Fruͤhiahr, um ſich fortzupflanzen.
Diefer Käfer ift ı Zoll lang, zuweilen etwas
kuͤrzer, und ſcheint, wenn man ihn nur obenhin
anfieht, gelbgrau und ſchwarz nebelfarbig und ein
germaßen bandirt; Wenn man ihn aber genauer
betrachtet, und die graue oder roftgelbe Farbe ale
Grundfarbe annimmt, fo ift er überall mit ſchwar⸗
zen Flecken und Punkten, und auf den Fluͤgeldek⸗
Ten mit dergleichen unordentlihen Binden bezeichnet.
Nimmt man aber die ſchwarze als Grundfarbe an,
fo verbreiten ſich die aus roftgelben Filzhaͤrchen bes
ftehenden unerdentlich zerfireuten Sieden und Punkte
über den Halsſchild und bie Flügeldeden. Die Aus
gen find erhoben und ſchwarz, und bie kleinen Fuͤhl⸗
hörner find, fo wie die Fuͤße, gelblich grau,
Man will bemerken, daß die: zwei Stacheln
an den Schenkeln ihm vorzüglich nöthig find, um
ſich im Anfegen an die Bäume eine Art feften Stand
zu verfhaffen, worauf er ſich füget ; fo wie auch
die beiden fehr gefrümmten fpigigen Häkchen an den
Böben zum feſten Anſchließen dienen. - Das Weide
chen iſt größer al6 das Maͤnnchen. .
Diefer Käfer ſcheint, wie die übrigen feines
Geſchlechts, nicht fo fehr zum liegen, als vielmehr
sum Herumkriechen an den Tannen geneigt zu ſeyn.
Er verbirgt fi im Winter nicht in die Erde; dieſes
ſtimmt nicht mit der übrigen Lebensart diefes ganzen
25
7
ee
364
Geſchlechts überein. Auch verrichtet biefer Käfer
das Fortpflonzungsgefchäft nur einmal, Er (heine
den Namen Inquisitor (der Späher) daher erhals
ten zu haben ,- weil feine hervorragenden Augen
und fein ganzes Geſicht andeutet, ald wenn er ſehr
herumſchauend und Hug ſey: doch haben dieſe Ei⸗
genſchaft meiſt alle Holjböde. Cr kaun ſehr lange
ohne Nahrung leben, und bringt aud den ganzen
Winter in flarrer Unshätigleit ohne Nahrung zu.
Zu viele Feuchtigkeit, Näffe, und vorzuͤglich
Heine Inſelten unter der Borke find feine Haupt⸗
feinde, welde fein fonit zähes Leben früher beens
den, ald es die Natur ihm beſtimmte.
355
Harzwaͤlder.
Di Harzwaͤlder oder biefenigen Fichten⸗
wälder, welche auf Harz benugt werden, und
die im oberen und mittleren Schwarzwalb in vielen,
im Ganzen beträchtlichen Walbflähen vorkommen,
und worans eine beträchtliche Nebennugung und ein
gefuchtes Handelsprodukt, nemlid Harz oder Pech,
gewonnen wird, geben Anlaß zu folgenden Angaben
und Beflimmungen: .
2) In der Regel kann diefe Benutzung ber Roth⸗
tannen nur da ftatt finden, wo bas Holz
wenig Werth und auch keinen großen Abſatz
hat, theils wegen eigentlichen Ueberfluffes
daran, theils weil Eeine befonderen Anftalten
und Einrichtungen zu beffen weiterem Trans⸗
port in andere Mangel habende Gegenden
vorhanden find;
2) wenn die ertvachfenen Stämme der Rothtan⸗
nen oder Fichten Feine befondere Qualität
zu gutem, flarfem Bauholz und glattſchafti⸗
gem Mugholz haben;
356
3) wo bie Fichten mit andern Holzarten, beſon⸗
ders Laubhoͤlzern, fo gemifcht vorkommen,
daß letztere Mark prädominiren, und ein bes
fonderes volllommenes Wahsthum zeigen s
4) in folden Wäldern, welche nicht fehr hoch
liegen :und den Stuͤrmen wenig ausgefegt,
dabei aber fo befchaffen find, wie der zweite
Punkt angiebt und befiimmt.
Die meiften Forſtſchuiftſteller nehmen, theils
nad eigenem theild nad) fremdem Urtheil, an, daß
8 bis 10 Jahre vor dem eigentlichen Angriff des
haubaren Waldes, und zwar nur ein Jahr ums
andere, alfo refp. 4 und 5mal biefe Nebennugung
unſchaͤdlich für die Aualität der einzelnen Stämme,
im Bau» und fogar Brandholz; bezogen werden
* Eönne,
2) weil bei längerer Dauer und bei öfterer Wies
derholung des Anreiffens *) das Holz uns
tauglich zu Bau⸗, und fehr ſchlecht zu Brands
holz werde;
2) weil die lange angeharzten Staͤmme wenig
oder gar keinen keimungsfaͤhigen Saamen
) Kunfausdrud, fo viel ald Anharzen, hat eigentlich
feinen Urfprung Daher, weil die Logden oder Ger
rinne mit einem befonderen Inftrument, dem Harj ⸗
meſſer Coder au Harzteiſſer), an dem Schaft ber
Stämme geriffen werden. 8%
357
mehr geben follen, beſonders wenn das Har⸗
sen jaͤhrlich geſchieht;
3) weil die Stuͤrme großen Schaden anrichten
innen ; . .
4) weil in Hinſicht auf die Gefahr von dem ge
meinen größeren Borkenkaͤfer vieles zu bes
fuͤrchten if.
Ale diefe Punkte find wahr, und flimmen mit
befonderen Erfahrungen überein ; allein man hat
im Schwarzwald verſchiedene Methoden, diefe Ne
bennugung zu beziehen. So 5.8. werden die Fich⸗
tenwälder im K. W. Altenftaiger Oberforft, ſowehl
die herrſchaftlichen als Gemeinde» und Privatwaͤl⸗
der, alljährlich auf Harz benugt, und, was mir
bei meinem Amtsantritt dort ganz ſonderbar vorkam, ,
20, 30, 40 Jahre nach einander *). Hier wird die
Nebennugimg, möchte ich fagen, zur Hauptnutzung
erhoben. Man erhält mehr Geldeinnahme, als
wenn das Holz ald Baus und Brandholz, dkono⸗
miſch haubar angenommen, abgegeben worden waͤ⸗
re; der Eigenthiimer hat alle Jahre eigen ſicheren
Zins von feinem Waldkapital zu beziehen. Und
man erhält von einer geringen Flaͤche, die alljaͤhr⸗
lich benugt wird, mehr Harz und Geldrenten, als
) Blod die (hönKen Stämme zu Saͤgholz und Nug-
holz werden gewoͤhnlich verſchont.
J a. d. B.
356
don einer weit größeren, bie auf bie gewöhnliche,
im Ganzen doch für den Wald beffere Art diesfons
behandelt wird. (Siehe meine Abhandfung: Ueber
Behandlung der Harzwaͤlder im Schwarzwald, eine
gerückt in dem vom Herrn Oberforſtrath und Pros
feffot Gatterer forigefegten v. Moferfhen Forſt⸗
archiv, gr und zor Band, 1802 und 1805, wo
diefe Behandlung mehr aus einander gefegt, und
auch daß Techniſche, fo wie eine Berechnung mie
Vergleihung gegen andere Art, vorkommt, durch
einen fpecielen Fall).
Daraus darf aber nicht gefolgert werden, daß
es die beſte Art und allen Übrigen vorzuziehen ſey,
und eben fo wenig, daß fie allgemein fey.
In dem Hochf. Fuͤrſt. Oberforſt Donaueſchin⸗
gen werden bie BrennholzDiftrikte 10 bis 12 Jah⸗
re vor dem Hieb jährlich, aber mit Beſchraͤnkung,
Hingegen bie Reſerven für Nutz und Bauholz gar
nicht geharzt. In den Privatwaldungen auf dem
tieferen Schwarzwald geht die Sache nicht fo ganz
ordentlich zu, weil bort der Waldeigenthümer die
Breiheit hat, feine Waldungen ſelbſt oder durch
andere beharzen zu laſſen.
In dem Hochf. Fuͤrſt. Oberforft Wolfach ber
finden fih auch Harz» oder Rothtannenwälder in
Anzahl; unp hier Eommen abermals Abänderungen
gegen andere Gegenden bei diefer Mebennugung
vor, wobei folgende befondere Umftände mitwirken:
' 359
2) wird hier der Holzhandel im Großen durch
zweckmaͤßig eingerichtete Floͤßereien betrieben;
2) fteht das Harz bier im Durchſchnitt immer in
hohem Werth, weil es ald Oblaſt auf den
Kinzigflößen in den Nhein, und von da nad)
Holland verführt und abgefegt werben kann ;
3) daß hier noch beinahe jeder Harzſtamm als
Bloßftamm verwerthet werben kann;
4) daß ber fummarifche Harzgewinn den gerin⸗
geren Holzabgangswerth reichlicg erfegt, mit
anfehnlihem Ueberſchuß.
Dieſes mit zweckmaͤßigen Vorſchriften beim Bars
zen felbft vereint, ſpricht fir diefe Wehandlung,
als den Lokalitäts « Verhältniffen angemeffen, ohne
Übrigens die im Eingang biefes Kapiteld angegebes
nen, mehr allgemein paffenderen Negeln umzuſtoßen.
Anmerkung. Die Harzwirthſchaft wird nach
ein beftehenden Harzerordnung betrieben.
In den ı2 vorhandenen Harzhuͤtten wirb
nicht nur Schaum. und Wafferharz, fondern
aud Pech und Terpentin fabricirt, und aus
den zurücbleibenden Hatzgriefen Ruß ger
brannt.
Bei allen Benutzungsarten ber Harzwaͤlder, und
vorzüglic) bei der im K. W. Antheil des Schwarp
waldes gewöhnlichen, hat der Forſtmann vorzuͤglich
darauf zu fehen, daß dergleichen lange angeharjte
Wälder wieder in vollfamen, dem Alter nad mög«
360
lichſt gleichfermigen Nachwuchs kommen. Und dies
ſer Punkt iſt mit manchen Schwierigkeiten, beſon⸗
ders bei Gemeinde - und Privatwaͤldern, verbunden.
Die Kunſt muß hier das meiſte beitragen, weil
wirklich, aud nad meinen im Oberforft Altenftaig
angefteliten Verfuhen, lange Jahre unausgefegt
geharzte Rothtannen ſchlechten, meiftens tauben
Saamen geben, und fogar von dem noch Keimunges
kraft habenden Schwaͤchlinge erzeugt werden, als
Pflanze betrachtet, gegen andere von ungeharzten
Stämmen entftandene. Auch bilden fie ferner ger
tingere Zapfen, der Größe, und weniger, der Ans
zahl nach, al6 ungeharzte Tannen.
Nah Verfluß des obigen Zeitpunkt6 von 2a,
30, 40 Zahren *) müffen dergleichen reine Wäle
der in möglihft langen, aber nicht fehr breiten
Streifen gegen die flärkften Windfeiten kahl ab»
getrieben, und ſogleich kuͤnſtlich beſaqpt werden.
*
) Diefer Zeitpunkt richtet ſich vorzuͤglich nad ber
Qualität der Staͤmme, der Staͤrke nad. Die
didßen Stämme Fünnen die meiften Lagden oder
Gerinne oft bis 8 länger ertragen, ald die ſchwaͤch ⸗
Ren nur 3 bis 4 dergleichen. Wenn dieſe Lagden
handtief und angefauft find, hört die Nugung auf,
und diefe Stämme werden gefaͤlt, dadurch der
Wald etwas gelichtet, den Stuͤrmen mehr ausge>
dent und der Gefahr des Borkenfäferd.
A. d. V.
. 361
Der Saame muß nicht fparfam, fonbern auf jeden-
Rheinifhen Morgen 14 bis 15 Pfund guter Saar
men geworfen werden. Das Gemmeln oder Plens
tern ift hier mit der größten Gefahr verbunden,
und niemals väthlic.
Wenn der Plag aber den Stuͤrmen nicht bes
ſonders ausgefegt iſt, fondern mehr niedrig liegt,
oder fihernd, durch andere noch nicht haubare
Wälder eingefchloffen, wenigftens gegen die gefaͤhr⸗
lien Seiten hin, fo können die mehr kurzſchafti⸗
gen Stämme ald Schugbäume, auf jedem Morgen
ungefähr 120 Stämme, zwei Jahre lang oder. eis
gentli drei Sommer übergehalten, dann aber vor
fichtig weggenommen, moͤglichſt ſchnell aufgehauen
und wenigftens aus dem Platz geſchafft werden.
Bei andern gefährlihen Lagen muß Eahl gehauen
werden, ohne Winkel, von Nordoſt gegen Suͤd⸗
weht, oder in Ebenen von Morgen gegen Abend,
mit einem Mantel auf der Suͤd- und Mordfeite,
wenn nicht erwacfene Wälder auf diefen Seiten
die Stelle des Mantels vertreten.
Die im Schwarzwald, befonders im K. Würt.
Antheil, bereit vorhandenen, theilweife. lange Jah⸗
te angeriffene, und als Folge davon in fehr ſchlech⸗
tem Zuftand und ohne hinlaͤnglichen gefunden Nach»
wuchs befindliche, größtentheild Gemeinde « und Pri⸗
vatwälder, geringftentheild Kronwaͤlder, müffen uns
ter Zuziehung von verftändigen Harzpaͤchtern vor»
362 . u
fihtig unterfuht, und wenn fle theilweiſe ſchad⸗
hafte, tiefe und viele Gerinne haben und wenig
Harz mehr geben, zur baldigen Verjüngung
durch Kunſt empfohlen werben, umd bie befaants
ten Pläge gegen zahmen — durch leichte
Einzaͤunung und durch Vermindẽbung aller beſon⸗
ders ſchaͤdlichen Wildgattungen geſchuͤtzt werden.
Für die Zukunft iſt ed nuͤtzlich, ungefähr ben
ı2ten Theil Kiefernfaamen darunter zu miſchen,
und wenn mehr als ı2 Pfund Fichtenfaamen auf
jeden Rheinländifihen Morgen genommen werden,
doc nie mehr als ı Pfund Kiefernfaamen. Der
Fichtenſaamen wird zuerft ausgeftreut, und dann
jeder Morgen in 4 gleich große Theile abgeſteckt,
und in jedem Theil 44 Pfund Kiefernfaamen fo
gleihförmig ald möglich auf der ganzen Flaͤche aus⸗
geftreut, damit keine horſt weiſe Mifhung bas
von, fondern eine überall moͤglichſt gleihförmige
Vertheilung dieſer Holzart ſich ergiebt, um den
Schaden durh Stürme mehr zu verhilten, und
befferen Beſtand d. h. mehr geſchloſſenen Beſtand
zu erzielen, weil dieſe wenigen Forlen doch anfaͤng⸗
lich fhügend für die Rothtannen werden, und weil
auf Eahlen, oder doch mit wenigem Oberholz verfer
henen Plägen die Fichten unvermifcpe nicht im⸗
mer gut gedeihen.
Auch muß ferner darauf gefehen werben, daß
mehrere Waldbefiger ſolche kuͤnſtliche Veriuͤngungen
— 36
zu gleicher Zeit vornehmen, um den Foeſiſchutz
weckmaßiger anlegen zu Eönnen. Wenn man den Ries
fernfaamen auch erſt im folgenden Jahr nad Aus⸗
ſtreuung des Fichtenfaamens fäet, fo geht es auch an:
Und dann ift zweckmaͤßig, zu verorbnen, daß
in herrſchaftlichen Wäldern nur alsdann neue Piäge
oder Abtheilungen angeriffen werben follen, wenn
die eben im Eingang bed Kapitels angegebenen ı
bis A Punkte dem Inhalt nach vorkommen, und
in der Regel hoͤchſtens duf 12 Jahre vor dem Abe
trieb nur 6mal auf Harz zu benugen.
Aug beiden Gemeindewaͤldern muß wenigftens
darauf geſehen werden, daß nur bie zu Brandholz
tauglichen Waldflähen auf Harz benugt werben.
Es kann aber fie länger und öfter‘ zu harzen die
Erlaubniß gegeben, aber darauf unnachläffig gefes
hen werden, daß bergleihen Wälder durch Kunſt
wieber in Nachwuchs gefegt werden.
Ein Gleiches ik für die Privatwaͤlder diesfalls
zu bemerken, und dieſe felbft für den Waldeigen
thuͤmer nuͤtzliche Beſtimmung und Beſchraͤnkung
muß uͤberall eingefuͤhrt werden. Denn es iſt nicht
allein und vorzüglich der aus längerer Harznutzung
folgende, ‚geringere jaͤhrliche Zuwachs und bie vers
minderte Güte und Brauchbarkeit des Holzes *),
« *) Bu Nugholz find viele Jahre angeharzte Stämme
ganz unbrauchbar.
.
364 .
was bei ben Harzwaldern zu beruͤckſichtigen iſt, ſon⸗
dern ganz befonder6 bie fihere, natürlihe
Nachzucht diefer Wälder und ihre Erhaltung
als ſolche, die in den meiften Fällen dadurch
fehr erfpwert, und vollfam oft ganz unmöglich) ges
macht wird. Selbſt wenn die Renten aus bem
Harz den Holzwerth in Geld um vieles ‚überfteigen,
fo. bleibt das erſtere doch nur Nebennugung, theils
weit fie ohne Stammholz als Hauptnutzung gar
nicht vorkommen Eönnte, theild weil Hol; nur im
einzelnen Faͤllen mit Geld erfegt werden kann durch
Ankauf deffelben, und theils weil Harz nicht fo uns
entbehrlich il, wie Holz, was für die herrſchaftli⸗
hen Wälder und deren Benutzung befonders zu bes
ruͤckſichtigen iſt.
365
weder
die Anſtedlungen innerhalb der! Waͤlder durch
einzelne Höfe, Hütten, Sägmühlen sc.
Durch die bis in die neueſten Zeiten gegebene
Erlaubniß, ſogar in den verborgenſten Schluchten
und mitten in den Waͤldern ſich Huͤtten und Haͤu⸗
ſer zu erbauen, durch die daraus ſich ergebene große
Anzahl der Bewohner, die ſich der Menſchenzahl
nach immer vermehren, iſt dem Schwarzwald als —
Wald in fehr vielen Rüdfihten große Gefahr und
Ecaden bereitet worden, befenders in Hinſicht auf
die Ausübung des Forſtſchutzes.
Diefe Menſchen find es, bie ihr Vieh aller
Art, fogar aud durch Nachtweiden, auf Unkoſten
des Waldes erhalten; fie find, was kaum glaublich
und doch wahr ift, die größten und unverfhämtes
ſten Holzfrevler; unter diefen Menſchen befinden ſich
gefaͤhrliche Wilddiebe (die Gelegenheit iſt zu verfuͤh⸗
reriſch in ihrer Lage); dieſe Menſchen find, in Hin⸗
ficht auf möglihen Waldbrand, durch ihre meiſt
hölzernen Hätten innerhalb der eigentlichen Wälder,
366
befonders gefährlich. Durch fle und ihre Angehös )
rige, fo wie durd ihr Vieh, wird dem Wildpret
die natürlich beftimmte Aeſung an Gras, Kräutern ”
und Baumfruͤchten aller Art größtentheil® hinwegs
genommen, und dadurch der Wildſchaden fuͤr die
- jüngeren Holzpflanzen vorzüglich vergroͤßert. Sie
exiſtiren nur durch den Wald, zum Verderben des
Waldes.
Ihre Nuͤtzlichkeit verhaͤlt ſich zum Schaden,
den fie anrichten, wie 1: 100; und wenn man ihre
Wohnungen und Güterftüce ankaufte, und fie dann
auswanderten, fo würde noch fehr vieles für die
Zukunft gewonnen werden. -
Diefe als ifolirt Iebenden Menfhen genießen
keiner Bildung, wachen großentheils wie Wilde
auf, bleiben auf der untern Stufe von Kultur,
und lernen Frevel und Verbrechen mander Art
weber als ſolche beurtheilen und als Folge vermeis
den, ſondern handeln mehr infinktartig, wie «6 -
die Umftände für fie und nad ihren beſchraͤnkten
Einfihten erfordern. Holzentwenden und Wildprets
fhiegen iſt bei ihnen kein Diebftahl, fondern Hands
lungen, die durch den Drang der Umflände und .
die Meinung aller, dergleichen Erwerbe feyen er⸗
laubt , entſchuldigt werden.
Ihre Abgaben find meiftens gering, mir ih⸗
zem ‚Schaden wenigfiens außer allem Verhaͤltniß.
Allein fie find nun einmal da, mit Erlaubniß day,
’ 367
und koͤnnen nicht ohne weiteres vertrieben werden;
es find unfere Mitmenſchen, die wir aufgenommen
und bahin verſetzt haben, alfo müffen fie erhalten,
und ihr großer Schaden nur dadurch mehr vermins
dert werden, daß man ihnen ein Mittel an die
Hand giebt, fi und ihre Familien theils unmits -
telbar theils mittelbar durch ihre Wieharten zu ew
naͤhren, ohne gezwungen zu feyn, den Wald als
Tein dazu zu gebrauden. Das nahe liegende Mits
tel zu biefem Zweck if, daß man ihnen mehrere
Pläge für nach und nach zu feiftende Bezahlung
nom eigentlihen Wald abgiebt, auf welchen fie
Gras, Früchte und Kartoffeln bauen, ihren Vich⸗
fand beffer erhalten , und fic) felbft mit ihren Bas
milien beſſer ernähren koͤnnen. Die füdlihen
Bergfeiten können vorzäglid dazu gewählt we
den, fie taugen am beften zu landwirthſchaft⸗
lichem Gebraud, und paffen eigentlid nur für
‚ wenige Holzarten, und näher beſtimmt für manche,
die im Schwarzwald Feine befondere Volkommens
heit auf ſolchen Plägen erreichen, dahin die Eichen
vorzüglih zu rechnen find.
Um fie beffer mit ihren Wohnungen nahe zus
fommen zu bringen, was in fo vielem Betracht zu
wuͤnſchen iſt *) , erhalten diejenigen, welche ihre
*) Sie fönnen in "geringen Dörfern, maß fie bilden
toͤnnen und follen, eher ihre Kinder unterrichten
|
!
368 .
Wohnung abbrechen und zu andern hinſetzen, das
jenige Reparationsholz in ganz geringem Preis,
was unumgänglich noͤthig ift, um bie alte Wohs
nung auf dem neuen Pla von gleicher Größe hew
zuftellen. Auch muß die Sache fo eingerichtet wer⸗
den, daß in bewaͤſſerten Thaͤlern dergleichen Wald»
pläge abgegeben werden, und da nicht, wo nur
einzelne Hätten ganz abgelegen vor«
Eommen #).
Niemand fol von jegt’ an Erlaubnis befommen,
eine abgelegene einzelne Hütte, viel weniger eine
ganze eigentlihe Wohnung für Menfhen und Vieh
neu zu erbauen; nit einmal ein fogenannter Ans
bau fol geftattet werben.
Wenn eine Wohnung dur euer verdorben
wird, fo ſoll der Eigenthuͤmer gezwungen werden,
faffen im Leſen und Schreiben, eher befondere
Viehhirten aufftellen, eher fi unter einander une “
terftügen , eher durch einen Worfieher geleitet wer⸗
den, eher Kirchen beſuchen, aber aud vom Gork«
perſonal beifer beobachtet, und die Frevler eher ent»
dedt werden.
A. d. V.
*) Es iſt gut bei ſich ereignender Geuerägefahr ; ber
gleichen Pläge taßgen eher zu Wieſen, welche dem
Schwarzwälder wegen der Rindviehzucht ſehr nüge
lich und nothwendig find.
2.0.8.
369
feine Wohnung dahin zu fegen, wo ſchon wenig
ſtens 6 dergleichen beifommen ftehen, und nicht zu
weit entfernt find; dagegen fol er von ber Herr⸗
ſchaft das Bauholz zu einer. neuen gleih großen
Wohnung, wie die alte war, um einen Gnaden ⸗
preis und. fo viel möglih in der Nähe erhalten,
und doppelt fo’ viel Waldplag bei feinem neuen
Wohnhaus, als die bisher befeffenen und benugten
Wiefen, Garten » und Zeldftüde zuſammen betras
gen haben. Mur die Hälfte des neuen Plages darf
er bezahlen, weil der alte der Herrfhaft zum Walde
boden wieder übergeben wird *).
Ferner darf von mehreren erwachienen Söhnen
nur einer zur Unterflügung der alten Eltern oder
verwaister Gefchwifter beiderlei Geſchlechts auf der
ifolirten Wohnung bleiben; die andern Söhne wers
den entweder unter dad Militair genommen, wenn
fie nit auswärts dienen und tauglich find, 'oder
nur da geduldet, wo die Menſchen in Dörfern oder
doch anfehnlihen Kolonien beifammen wohnen, um
Als erlaubte Ausnahme Fönnen Wieſen gelten, wel:
che auch bei einiger Entfernung von einem ſolchen
Bewohner zu benugen find, und anfänglich Mühe
und Zeit koſten, bis fie zu Diefem Zweck brauche
bar find. Auch taugen gewöhnlich Wiefen in Falten
Gegenden nicht zum Holmwucd, am wenigſten für
Nadelpöher. “
A. d. V.
24
370
dort auf ehrliche, für Wälder unſchaͤdliche Weife
ihr Brod zu verdienen und ſich anzuſiedeln.
Bei geſchickten und ehrlichen Holzhauern
iſt jedoch eine Ausnahme zu machen, und ihnen
mehrere Söhne zu erlauben.
Stirbt der Water, fo erhält derjenige Bohn
das Haus, welcher nah dem legten Willen des
Verftorbenen dazu beftimmt if, und wenn es der,
beim Militair befindliche iſt, diefer, wenn er nicht
freiwillig darauf verzichtet; doch muß er fi mit
den übrigen Geſchwiſtern abfinden.
Von mehreren Töchtern Kann in der Regel
sur eine, hoͤchſtens zwei, der alten oder gebrech⸗
lichen Mutter zur Unterftägung dienen, : oder dem
Water als Wittwe die Baushaltung führen ; bie
andern muͤſſen auswärts, d. h. in einem Dorfe
oder Stadt, Dienfte fuhen, und fih auch aus
waͤrts verheirathen.
Ferner foßen keine neuen Saͤgmuͤhlen chne
befondere Eonceffion ber Herrſchaft, und mit Ein,
willigung der Forflbehörbe,, die deswegen befonders
zu befragen ift, erbaut werden, weil ein foldes
Werk iſolirt angebradht, und als folhes dem Wald
durch naͤchtliche Frevel manderlei Art befonders ger
föhrlid wird, wovon id in meiner praftifchen
Laufbahn im Schwarzwald überzeugt wurde durch
vielerlei Unterfuhungen, die in diefer Hinſicht vor⸗
kamen.
371
Eben fo wenig follen neue helzfreffende Eta⸗
bliffemens innerhalb der Wälder befonders angelegt
werden , befonders Feine Glashuͤtten *).
Der Hauptzwed, die Menfhen mehr
auf eingelnen Punkten in beträhtlicher
Anzahl zufammen zu bringen, barf nie
aus dem Geſicht verloren, und alles dagegen Vor ·
kommende muß möglichft beſeitigt werden. ,
Auch if bei der für ben Schwarzwald in allen
Ruͤckſichten außerordentlihen Bevölkerung bie Vers
mehrung berfelben indirekt auf alle mögliche Art
zu verhindern, indem fonft Ruin der Waldungen
gewiß erfolgen, aber dom Fein glüdlider Zus
fand diefer gahlreihen Bewohner erreicht
werden Eann.
Auch würden holgarme Gegenden in Zukunft
daher mit allerlei Holz nicht mehr verfehen werden
*) Weil dieſes nicht nur Ueberfluß an Holz erforbert,
fondern auch vorausfegt, daß Dad Holz weder zu
Waſſer noch zu Lande gut und mit mäßigen Koften
aus dem Wald in entferntere Gegenden geſchafft
werden kann, alfo im Ganzen wenigen Werth und
menigen Abfag des Holzes nach allen Gortimenten
anzeigt, was der Gall in den meiften Gegenden
des Schwarzwaldes nicht iR, mad durch das Ein»
gehen mehrerer Gladhürten in verſchiedenen Their
len des Schwarzwaldes deutlich bewieſen wird:
AD
372 5
Sinnen, was wohl zu beherzigen iſt, und eben fo
ivenig der Handel mit Langholz ins Ausland ferner
betrieben werben koͤnnen.
Der Schwarzwald muß immer eine PRO
vorrathskammer bleiben, votzuͤglich für das
Inland, und von Seiten der forftligen Behoͤr·
den alles Mögliche beigetragen werden, dieſen gros
Ben, wichtigen Zwe zu erreichen,
373’
Flößbereien.
Jo habe oben in der Ueberſicht des Werks in ei⸗
ner Note ſchon bemerkt, daß ich dieſen Gegenſtand
nicht aus führlich, ſondern nur fo behandeln
werde, daß jeder Leſer belehrt wird, welche beſon⸗
dere Arten von Floͤßereien hier vorfommen, in wel⸗
ven Gegenden, und wo die merkwuͤrdigſten Ein
richtungen dazu gefehen werben Finnen, weil vom
Herrn Oberforſtrath Jägerfhmidt das Vollſtaͤn⸗
dige davon in einer beſonderen, bald etſheinenden
Schrift angegeben werden wird.
Im Schwarzwald kommen beinahe alle ge-
wöhnlide Arten von Zlößereien in großer
Vollkommenheit vor.
A. Ins Land
wird. eine bedeutende Quantität Brandholz, meis
ftens buchenes und tannenes (Weißtannen, Roth
tannen, Forlen), eichenes und birkenes weniger,
jährlich verflößt, wovon der Holzgarten zu Biffins
gen gegen 16 bis 18000 Klaftern zu 6’ Höhe, 6'
37
Breite und 4’ Tiefe oder Scheitlänge gerechnet,
und der zu Nagold ungefähr 4000 bergleihen Klafı
tern jährlich erhaͤt. Weide Hol;garten liegen im
Königreich Würtemberg , der erftere 5 bis 6 Stun⸗
den von Ludwigsburg und Stuttgart in holzarmer
Gegend, letzterer am oͤſtlichen Eingang-be6 Schwarz
waldes, aus welchem das ziemlich holzarme foges
nannte Gäm verfehen wird ; beide werben aus Wuͤr⸗
tembergiſchen Wäldern fournirt; für erfteren Holz⸗
garten ift die Enz die Floßſtraße, für legteren die
Nagold.
Auf der Murg, Alb und einigen andern Heis
nen Slüffen werden aus Großherz. Badifhen Waͤl⸗
dern gleiche Holzarten in helzärmere Gegenden,
ſelbſt auch nad der Nefidenz Karlsruhe, nad) Ra
ſtatt x. in die dort befindlichen Holjgärten verflößt.
Eben fo werden viele Sorten Bauhoͤlzer auf
der Magold , großen und Heinen Enz, Aach und
Alb x. aus MWürtembergifhen und Badiſchen WÄl:
dern zu Waſſer verführt. Berner auf kürzere Steel.
ken Ploͤcher oder Saͤgkloͤtze in verbundenen Floͤßen
auf die vielen Saͤgmuͤhlen, um Schnittwaaren dars
aus zu verfertigen, meiftens innerhalb des Schwarz.
waldes, im Badiſchen auf der Murg, auch außer
halb deffelben in die Gegend bei Gernsbach. Und
fogar werden befondere Floͤze aus Dielen oder Bret-
tern, mit Latten und Wieden verbunden und Eünft-
lich zufammengefegt, verflößt, welche man Bords
375
föze oder Thillfpigen nennt. Auf der En
kommt der Fall vor, wie id felbf beobachtet hate.
Seit langen Jahren werden diefe Arten von
Ziößereien betrieben, und zwar fehr im Broßen;
Bauholz und Klöge nach Zaufenden jährlich ger
rechnet *).
‚B Ins Auslanb
geht auch feit vielen Jahren eine bald größere,
bald geringere Anzahl des Nlärkften Weißtannen «,
Rothtannen » und Forlenholzes (fegenannten Hol⸗
länberholges) in bekannten Sorten, fowehl
aus Kön. Würtembergifhen als Großh. Badiſchen
Wäldern *), auf der Enz in den Nedar bei Ber
figheim , und von da auf Mannheim in den Rhein
und auf diefem Strom nach Holland.
Die K. Würtembergifhe privilegiete Holländer,
holz Compagnie zu Calw bekommt feit vielen Jah:
*) Nur im 8. W. Neuenbürger Oberforſt wurde feit
langer Zeit jaͤhrlich gemeined Floßholz aller Gate
tungen 9 bis 10,000 Stämme verflößt, und jähre
lich ungefähr 7000 Möße abgegeben, und theifweife
auf kurze Strecken, gebunden , felten ungebunden,
auf die Schneide» oder Saͤgmuͤhleu geflößt, aus
alten in diefem Dberforft vorhandenen herrfchaftlis
den, Gemeinde= und Privatwäldern.
**) Aus fegteren (Badifchen) feit 1758, aus erſteren
‚ (Würtembergifcen) feit 1692 und 1692.
1— a. d. V.
376
xen die Stlaubniß, gegen 5 Gulden Conceſſions⸗
geld von jeden 100 Gtüden, jährlih 40,000 Bret⸗
ter oder Dielen als Oblaſt auf den eigentlichen
Holländer Holjflögen auszuführen. Auch erkauft
dieſe Geſellſchaft jährlich allerlei Sortimente Eichen⸗
Stuͤckholz, und erportirt folhes ebenfalls als Obs
laſt auf Holänderflögen bis Mannheim, mit hoͤch⸗
ſter Eonceffion und mit befonderen Abgaben.
Die Gr. Badiſche Hollaͤnderholz -Geſellſchaft
Behringer u. Comp. zu Pforzheim treibt ebenfalls
und mit gleichen Sortimenten einen bedeutenden
Floßhandel ſeit mehreren Jahren direkt nah Hol⸗
land; das Holz kommt aus dem Pforzheimer Forſt,
und wird auf der Enz in den Nedar, auf den
Rhein, und auf diefem dahin gebracht *).
Zum Behuf diefer wichtigen Flößereien find
manche Eunftreihe und zweckmaͤßige Wafferbaus
ten angelegt. So befindet fih 5. B. im 8. W.
Oberforft Altenftaig , im fogenannten Poppelthaf,
Simmersfelder Revier, ein großer, am Damm mit
Steinen aufgemauerter Floßfee (Treibſee, hier ſtei⸗
nerne Schwellung genannt), welder eine große
Menge Waller enthält, auf welchem vor vielen
Jahren mehrere taufend Klafter allerlei Scheitholz
*) ©. meine formifenfaftichen und botanifden &b-
bandiungen und Bemerkungen. Heidelberg, bei
Mohr und Bimmer , 1807. ©. ı bis 70,
377
und -aud) Langholz in die Enz beigeflößt wurde.
Weil der Bach, der ihn füllt, wenig Wafler hat,
fo find 10 bis 12 Zage nöthig, um ihn zu füllen.
Eine gute halbe Stunde von diefem, in einem ano
dern Thalzinken, wird durch den ftärkeren Kaltene
bad) ein zweiter Treibfee, mit hölzernem Damm
verfehen, mit Wafler gefüllt, und ehemals meh.
vere taufend Scheitklaftern, jegt aber viel weniger
auf eine Eurge Entfernung in bie geoße Enz geflößt.
In amal 24 Stunden ift der See gewöhnlich voll.
Beide Seen find merkwürdig zu fehen, theils wegen
ihrer Bauart mit befonderer Einrihtung, theils
wegen der Gegend, bie wild · romantiſch fi) darſtellt.
Im Großh. Badifhen Antheil find mir zwar
Seine eigentlihen Treibſeen, die zu diefem Zweck
kuͤnſtlich gleich jenen angelegt wurben, bekannt;
doch werden auch einige von ber Natur in dem
hoͤchſten Gegenden des Schwarzwaldes hervorges
brachte Seen zuweilen auch zum Floͤßen benußt,
de B. der wilde See x. Aber eine Menge ger
woͤhnlicher Schwellungen (hier Wafferftuben) , wo⸗
von einige eine große Menge Waffer faffen, kom ⸗
men in verfdiedenen Gegenden , die meiften und
merkwuͤrdigſten aber im Murgthal vor, befonders
bie in der rauhen Muͤnzach, die eigentlihe Seen
entbehrlich madhen, wovon das Nähere in Herrn
Zägerfhmidts intereffanter Vefchreibung des
Murgthals nachzulefen iſt. Auch im Koͤn. Wuͤrt.
378
Antheil des Schwarzwalbes kommen fehr viele der⸗
gleihen Schwellungen im Altenflaiger, und bie
meiften im Neuenbuͤrger *) Oberforft vor.
Die bei Mühlen und andern nahe am Waffer
befindlichen Taufenden Werfen und Gebäuden anger
braten Floßwehre und Floßgaffen x. find
ganz dem Zweck entfprechend und merkwuͤrdig, wo⸗
die meiſten an der Enz und Nagold anzutreffen find.
Seit dem 3. 1804 ift im Neuenbuͤrger Ober
fort im Eyachthal ein neuer Holz⸗Fang rechen
eingerichtet worden , vorzuͤglich zur Gicherheit , das
mit bei ſchnellem großem Waſſer das Scheiterholz
zum Verflößen auf der En; in ben Kön. Wuͤrt.
großen Holzgarten zu Biſſingen, an biefem Fluß
gelegen , nicht theilweife hinweggeſchwemmt werben
Kann , wie früher ſich ereignet hat. Diefe ſchoͤne
Einrihtung fteht ungefähr 200 Schritte unter der
fogenannten Herrſchaftsſtube oder Schwellung am
Eyachfluͤßchen, auf der Graͤnze der Kalmbacher und
Schwanner Reviere.
Anmerkung. Ale mögliche Arten des Holy
transport ohne Gebrauch des Waflers aber
*) An der großen En; 8 dergleichen, an ber Efeinen
Enz 9 dergleihen, an der Eya 4 dergleichen und
3 fogenannte Eleinere Schlagfiuben zum Anbinden
ded Holländerhofzed.
A. d. V.
\ 379
bis am die Wafferftraße hin, find in biefer
walbigen Gegend eingerichtet und fehenss
werth. Als noch im K. W. Oberforft Freu:
denftadt Holländertannen zum Verfloͤßen auf
dem Murgfluß abgegeben wurden, waren
einige HolländerholzsRiefen vorhan ⸗
den, 3. ®. in der Langenbach ꝛc., worin
bie färkften Holländerhöfzer geriefet wurden,
dermalen find aber im Würtembergifhen
Antheil des Schwarzwaldes Eeine mehr vors
handen; hingegen gewöhnliche Rleſen, um
Scheiterholz darin ſchnell bergab zu fördern;
ferner wird das Holz bergab auf Schlitten
durch Menfchen transpertirt, bergauf durch
Schlitten, denen ein Pferd vorgefpännt if.
Ferner kommt das fogenannte Werfen
ver, um an den fleifften felfigen Berghän«
gen, und bei nicht betraͤchtlicher Höhe,
Scheiter bergab mit einem befonderen Vor
theil zu fördern, wo Feine andere Trans⸗
portart möglich iſt. Berner werben aus fleis
Ien felfigten Bergwänden einzelne Holläns
derhoͤlzer Tangfam, mit Huͤlfe eines Schiffes
ſeils, das an die Stämme mit einem ſtar⸗
ken Lotteiſen befeftiget ift, herabgelaſſen,
was man Seilen nennt. Durch Anwen⸗
dung des bekannten Lottbaums werden
allerlei Hollander ⸗ und Bauholzſtaͤnme mit
386
Ochſen und Pferden aus dem Walde ge
ſchafft, fo wie mit den gewöhnlichen Karren
und Wagen. Auch find die befenderen Wer
ge, mit ſtarken Prügeln belegt, merkwürdig,
um Sommersjeit vorzüglih allerlei Hold
berhöfzer. auf Plattformen und fogar bergab
zu ſchaffen.
Im K. Wuͤrt. Schwarzwalds⸗Oberforſt Freu⸗
denſtadt hat ſchon ſeit mehreren Jahren (15 bis 16)
die Abgabe aller Holländerholzgattungen aufgehört.
Der Vorrath von effektiven KHolländertannen und
Meßbalken oder Zweifeltannen, nad bisher beſtimm ⸗
ten Dimenfionen des Durchmeſſers am oberen büns
neren Ende, und der Länge *), geht in K. W.
Oberforſt Neuenbürg auch bald zu Ende, beſonders
wenn ſolche Abgabe fo ftarf bleibt, wie vor ı2 bis
15 Zahren, wo folde jährlih 1200 effektive Tan⸗
nen und 1500 Mepbalten, Holländer Dickbalken
und Kreuzbalten betrug. ö
*) Die effektiven Tannen von 62 Buß Länge haben 18
Zoll Durchmeſſer am dünnen Ende. Die andern
von reſp. 72, 82, 92 und 102 Fuß Länge haben
em dünnen Ende 16 Boll vol. Die Meßballen
haben 18 oder 16 Zoll auf dieſe Länge nicht voll.
Es kommen aber nur 6oger und 7oger Meßbalfen
von ud®.
881
Im 8. W. Altenftaiger Oberforft wurde bis—
her kein Hollaͤnderholz an die privilegirte Compags
nie zu Calw abgegeben, obgleich ſolche Beſtaͤnde
> vorhanden waren, worin ſolche Hölzer der Stärke
nach fi befanden, jedoch nicht im großer Anzahl.
Diefes find die drei Oberforften Kön, Wuͤrtember⸗
giſchen Antheils.
Es muß alfo fehr wahrfheintih bald dahin
kommen, daß in biefem Kon. Wuͤrt. Antheil des
Schwarzwaldes diefer Holländerholzhandel aufhört,
fo wie er bisher dort betrieben worden *), aus fols
genden Gründen:
3) weil die vorhandenen meift effektiven, aber
überfländigen Tannen bald vollends abgeges
ben find, und die Abflufungen, der bisher
beſtimmten Stärke nah, nit in dem
Abgabe: Verhättniß jährlih nach⸗
wachſen. Die geringeren Sorten find
” meiftens fo alt als die Meßbalken, oft fo
alt als die effektiven Tannen felbft , wenn
fie auf einem Pag flehen, oft auch über
ſtaͤndig, und als ſolche ganz geringen Zu«
wachfes, ohne bemerkhare Vergrößerung des
Oder nur im Keinen ſtatt haben, etwa mit bem
6ten Theil des bißherigen, oder geringere Dis
menfionen bei den Holländerhöfzern angenom⸗
men werden, was nicht au vermuten if.
ö a. d. V.
D
382
Schafts, fähig, um auch mad dielen Jah
zen in die exften Sorten überzugehen;
2) weil die beträchtliche Menge von Sägmühlen
mit Ausſchluß aller Hollaͤnderholzgattungen
ſchlechterdings nicht verfehen werden kaun ·
Jeder fogenannte Klotzbaum (nach ber Spra⸗
he der Schwarzwälder) hat die Stärke eis
nes Kreujdibaltens oder gar eines Hollaͤn⸗
derbalkens, olfo von zmei Sorten eigentlis
hen Holländerhöfzern. Der Bedarf von
Shnittwaaren ift für das Inland unenb
behrlih , und erfordert eine betraͤchtliche
Nuantität, und als ausländifher Kandel
mit zugutgemahter Waare auch wid
tig, woran viele Menfhen Theil nehmen
können. Diefer doppelte Handel barf dem
KHolländifchen nicht aufgeopfert werden ;
5) weil wenigftens ohne eine mäßige Anzahl
effeßtiver Zannen und Mefbalken fih wohl
feine ſolide Compagnie zur jährlichen Ab⸗
nahme finden würde ;
4) weil bei einer geringen Anzahl Hollaͤnderhol⸗
zes die deswegen doch von der Herrſchaft zu
machenden befonderen Auslagen , dur die
accordsmäßigen Abrechnungen z · 8. an Floß⸗
iraßen » Reparationen, Holländer Wegen,
Stammgelder für Forſtbedienten ıc., verhält
nißmaͤßig viel besrädtliher ausfallen
x
383
müffen, ald bei großer Anzahl. Die Bloß
firaßen müßten bei geringem Quantum in
eben fo brauchbarem Zuſtand erhalten wer
den, als bei großem Quantum ; das wer
nigere Eonceffionsgeld kommt eben
falls für bie Herrſchaft in Abzug etc.
Es wird uͤbrigens, die baare Einnahme
allein abgerechnet, dielfachen Nutzen haben, wenn
biefer auslaͤndiſche Activhandel einen gewiffen Zeitz
raum unterbrochen wird. Man kaun nun diejeni⸗
gen Beftande beſſer auswählen, nach vorheriger ger
neuer Unterfuchung derfelben in Hinſicht aller auf
die Vollkemmenheit der einzelnen Stämme jufam-
menwirkenden Umftände, welche auf Hollaͤnderholz
eigentlich benutzt werden ſollen. Man kann ferner
wit dieſen Unterſuchungen auch taratorifhe verbin⸗
den, um den Zeitpunkt annaͤherungsweiſe,
nicht gerade auf einzelne Jahre anzugeben, wann
ein ſolcher Handel wieder etabliet oder fortgefegt
werden kann, in welcher Ausdehnung c. Man
kann fiherer das rechte Verhaͤltniß ausmitteln ,i in
welhen die Wirthſchaft mit Brandholz als den
unentbehrlihften, und mit Bau» und Nups
holz, mit diefer Holänderwirthfchaft ſtehen kann,
Der Bedarf aller Gattungen Holes und -
im Ganzen kann fiderer ausgemittelt werden, und
dadurch diefer Punkt mit dem unmittelbar zuvor
angeführten zweckmaͤßig verbunden werben; webei
38
nie die Hauptregel uͤberſehen werden barf, daß
der. ansländifhe Activhandel mit Hole
tänderholz nur vom Ueberfluß beftrit-
ten werden foll,
Endlich Kann und fol die fogenannte Fem⸗
melwirthſchaft mit Hollaͤnderholz gänzlich aufı
hören, und als regelmäßige Schlagwirth ſchaft
in Zukunft alles dabei behandelt werben, mit we⸗
nigen Ausnahmen , wo die befonbere Beſchaffenheit
des Terraind die erfte Wirthſchaft old Abweihung
erlaubt, wovon weiter unten ein Mehreres in eis
nem befonderen Kapitel vorfommen wird.
Im Gr. Badiſchen Antheil des. Schwarzwaldes
Eann diefer Holzhandel ins Ausland noch eine laͤn⸗
gere Zeit dauern, und zwar aus dem unseren noͤrd⸗
lichen Theil. Der anſehnliche Hagenſchießwald,
das Langenalber ‚Revier 1, aus dem Forſtamt
Pforzheim, enthalten’ noch eine bebeutende Anzahl
erwachfenen dergleichen Holzes, und darunter viele
eigentlihe Tannen, der Stärke nad) ; jedoch wird
diefer Zeitpunkt der Dauer nod näher durd bie
Quantität (und Qualität) der jährlichen Abgaben
befiimmt. Steht biefe jährliche Abgabe in einem
pafienden Verhaͤltniß mit dem jegt ſchon vorhandes
nen erwachfenen und zugleich mit den nachwachſen ·
den Stämmen, fo daß keine Unterbrehung ſich er⸗
giebt, fo kann eine Reihe von Jahren verließen,
bis diefer Handel aufhört; im entgegengefegten Fall
385
’
wird diefer Zeitpunkt mehr ober weniger verkürzt,
Durch befondere Lokal» Unterfuhungen diefer Wäls
der nad allen dahin wirkenden: Umftänden kann
man am fiherften belehrt werben, welche befondere
Vorſichtsregeln man dabei in Hinſicht auf die Wäk
der und deren Behandlung zu beobachten habe.
Uebrigens kann ih Hier die Bemerkung nicht
unterbrüden, daß eben dieſe fo lange Jahre und
fo im Großen baurenden Flaͤßereien auf mehreren
Blöffen zugleich, mit fo vielerlei Holgfortimenten,
ins Inland, und vorzüglich ins Ausland, eine
Haupturfache find des unregelmäßigen Beflan .
des fo vieler Waldabtheilungen, 2) nad den nis
thigen Abftufungen im Alter und Vollkommenheit,
2) nach dem vollſamen und hoffnungsvollen jungen
Nachwuchs, 5) nah den dort. durch die Natur
hervorgebrachten Miſchungen der Holzarten unter
einander *).
Wei dem Anfang diefer Flößereien vor mehr
als hundert Jahren war man in den ‚vielfachen ’fo
2
> Die Eifenwerke im Chriſtophoͤthal, im Kin. Wuͤrt.
Oberforſt Freudenſtadt, können Faum zur Nothe
durft mit Kohlen verfehen werden; die Buchen
find fehr felten geworden, und mod nicht ganz
phoſikaliſch haubare Nadelhoͤlzer müffen angegriffen .
werden; und von allen diefen drei Punkten find
mie noch viele Theile des Schwarzwaldes ald Weir
fpiele bekannt. 25 A. d. V.
356
'
hoͤchſtnoͤthigen Kenntniſſen noch nicht bewandert,
welche beſonders den verwaltenden höheren Forſtbe⸗
dienten im Schwarzwald unentbehrlich find. Die
Vorſichtsregeln, um jeden Schaden ber Floͤßereien
möglich. zu vermindern, waren auch nod nicht bee
kannt, und ergeben ſich theilweife erft Aus den Fol⸗
gen. Die, wichtige Lehre von Zoration der Waͤl⸗
der, welche den wichtigſten Einfluß auf ihre Bes
handlung hat, war nech unbearbeitet, und bamit
zugleich die intereffante Lehre vom jaͤhrlich möglichen
Zuwachs im Dunkeln. Wer Eonnte alfo vorausſe⸗
. ben, was nur nach 50 Jahren für ein Verhaͤltniß
wifchen den jährlichen, der Quantität nad) in kur⸗
zen Zeiträumen verſchiedenen Abgaben zu biefem
Behuf *), mit der unverhäftnißmäßig zugleich ger
fliegenen Bevölkerung im Schwarzwald und dem
jahrlichen Holzzuwachs, vorkommen koͤnne und wer»
de? Und wer Fonnte Bei diefen fo veränderlichen
Umftänden den jährlichen Bedarf der Bewohner des
Schwarzwaldes nur auf wenige Jahre richtig angeben ?
*) Die Holländerholj Abgaben waren fih nur nad den
Accordszeiten gleich, alfo 8 bis 10 Jahre, und
felbft während diefed kurzen Zeitraums kamen Abs
änderungen vor, gemöhnlih durch Vermehrung
der Quantität deſſelben, wovon mic die Einficht
in dergleichen Accorde und meine Dienſtverhaͤltniſſe
im Schwarzwald überzeugt haben. ,
\ 45%.
387
Die Kinzigflößerei befonders betreffend.
Die Hauptreviere, in welchen vorzüglid bie.
Waldprodukte zum Behuf diefes wirklich nicht uns
bedeutenden Handel genommen werben, find Rip⸗
poltsau, Wittichen und Wolfach, deren
Bezirke der Länge nad) durch die flofbaren Haupt ⸗
baͤche, die Kinzig und Wolf, und die häufig in
jenen befindlichen Wafferfhiwellungen fowohl, als
die ons den Geitenthälern in diefelben geleitetin
floßbaren Grundbädhe, und zwar namentlich die
Absbacher, Reichenbacher, Wildſchappacher, Ran⸗
kenbacher, Kaltenbrunn und Heubacher, zum vor»
theilhaften Transport derſelben bewaͤſſert find,
Der Haupthandel wird im Stammholz von
der Heinften Gattung an aufwärts bis zum Holläns
derbaum einſchließlich ſteigend, betrieben, und floß⸗
weife auf der Kinzig. bis Kehl, dem Hauptmarkt ⸗
platz, von dert aus aber theils weiter auf dem
Mhein abwärts verſchifft, theils daſelbſt an auswärs
tige Holzhändler im Großen und Kleinen auf das
Land verkauft. ,
Vermöge eines zwifhen den Hohen Käufern
Würtemberg und Fürftenberg in den Jahren 1764
und 1766 abgeſchloſſenen Kinziger Hauptfloß » und
Machregeffed ift der Floßſtammholz⸗Handel für den
Kinzigfluß ausſchließend an 40 privilegirte zünftige
Schiffer verliehen, welche ihr Schiffergewerbe nah
386
den im erwähnten Receß enthaltenen Vorſchriften
betreiben dürfen. Die Hälfte befagter Schifferzahl
bildet eine Compagnie, die in Wolfad ihren Gig
bat ; bie übrigen 20 betreiben einzeln, jeber für ſich,
ihr Gewerbe nach Rezeßvorſchrift und Zunfterbnung.
Der Flecken Schenkenzell, fo wie das Amts⸗
ſtaͤdtchen Wol fach, find bie beiden Stapelorte,
bis wohin die Waldbapern ihre feilhabenden Floͤße
bringen, und an welchen dieſelben von ben mit
oder andern Schiffern kaͤuflich übernommen, von
denfelben in größere Floͤße umgefchaffen, und von
ba weiter auf ihre Rechnung verfdifft werden. '
So wie in mehr erwähntem Receß die gegens
feitigen Verbindlichkeiten zwifhen den Waldbauern,
Schiffern und Flößern unter fih genau feſtgeſetzt
find, und überhaupt in bemfelben nichts vergeſſen
wurde, was vorſchriftlich zur Beguͤnſtigung diefes
fo. wopithätigen Handels erſprießlich ſeyn Eönnte,
fo wurde aud für das auf der Kinzig zu verfldo
Fende Stammholz, welches durchgehende in Weißs
tannen, Fichten oder Kiefern beficht, auf immer
eine beftimmte Norm, ruͤckſichtlich der Ränge ſowohl,
als des Durchmefiers am Eleinen Ende, nach bem
bier in der Copie verzeichneten Straßburger Waſſer⸗
ſchuh Maaß feſtgeſetzt. In der angefügten Tabelle
find ale jene Stammholz⸗ und Saͤgwaaren ·Sorti⸗
mente angegeben, die rezeßmaͤßig auf der Sinis
su verflößen erlaubt find.
Zu S. 388,
I
(oa der Kinzig bi
wird.
Beim Vordfloß erſcheinen nebſt
den Kefmlingen auch 200 Etämme,
welche als Vorholz gebraucht wer
den müſſen.
Beim Hollanderſoß tommen nur
| 50. Sonänder Stämme vor, die übrts
gen 20 Etämme find von aeringerer
Gattung, als Vorhotz unentbehrlich:
unter Geöhe wird eine Neiße
varallel zufammen geflochtene ober
verflochtene Etämme, deren Anzahl
in nebenftehender Tabelle nach Ver»
wiedendeit der Flofgattungen be ·
ſtimmt iR, verſtanden.
unter Heimling verſteht ſich die
Hälfte eined gefägten Tromboigeß,
deren jedeß 526 Vorde hält, weiche
gleichfaltd geftößetweife unfammen go
llochten find,
B 389
Dbige Floͤße werben mittelft tannenen, birke⸗
neh oder hafelnen zubereiteten Floßwieden flamm s
und geftöhrweife zuſammengeflochten, jedes dieſer
Floͤße mit 3 bis 4 Kolgfperren zur erforderlichen
Bahrtdirection verfehen, und auf ber Fahrt durch
einen Fahrtſchiffer, nebſt einem Gefpann von 15
Floͤßerknechten, geleitet und fpebirt; mebftbem wers
den biefe Floͤße öfters mit Eihen-Stammbolz, allen
Sorten Saͤgwaaren ſowohl harter als weicher Gais
tung, wie aud mit Kiefer», Küblers, Wagner +
und andern Handwerkholz durch alle Klaſſen, übers
dies mit Harz, Pech, Terpentin und Kienruß, uns
ter bem Namen Oblaft, befrachtet. Won obigen
tabellariſch verzeichneten Floßgattungen mögen aus
fämmtlihen Waldungen dieffeitigen Oberforſtbezirks
jährlich ungefähr erbauen, und auf ber Kinzig au:
ber Landes verflößet werden: Hollaͤnderfloͤße 10,
Bordfloͤße 15, gefroͤmte Holjflöße 25, gemeine
Holiflöße 55, zufammen 85.
Eine weit bedeutendere Anzahl dieſer Floͤße
wird aus dem Kinzinger Zloß- Nezeh + Bezirkswal⸗
dungen im Wirtembergifhen erhauen, und von dem
privilegirten Schiffer auf der Kinzig durch den
Wolfacher Oberforſtsbezirk verſloͤßet. Das von dem
Floßſtammholz zuruͤckbleibende Doldenholz wird zu
Scheiterholz aufgemacht, und fo verwendet.
Das Klaftermaaß iſt verſchieden, für bie herr⸗
ſchaftlichen Waldungen durchgehends zu 6% Schuh
390
bob, 615 Schuh weit, und das Scheit 5%, Sch.
lang nach dem Nürnberger Werkfhuh angenommen;
fon aber, wenn nicht durch befondere Accordbes
dingniſſe das Maaß vorgeſchrieben ift, wird daſſelbe
zu 7 Schuh hoch und weit, die Scheitlaͤnge zu
3* Schub, nad) dem ſchon früher. beim Floßſtamm⸗
holy befchriebenen Straßburger Waſſerſchuh verfer-
tigt. Was die Waldungen diesſeits den Eigenthuͤ⸗
mern am Holzertrag nicht zureichend ventiren, ſu⸗
en diefelben ihnen durch die jährliche Harzerndte
um ſo eher abzugewinnen, als das Harz hier, wer
gen der günfligen Cage bed Transports bis an den
Nhein, und von dort weiter bis Holland, bereits
immer in hohem Preife ſteht.
Weber
die im Schwarzwald fogenannte Fem⸗
melwirthſchaft.
Diete gefährliche Wirthſchaft iſt Bisher vorzuges
weife in vielen Gegenden des Schwarzwalbes bes
- trieben worden, beſonders aud Bei Abgabe der
Holländerhötjer. Sie beſteht eigentlich Hier darin:
„daß bald mehr bald weniger Stämme aus für bier
fen Zweck haubar angenommenen Walbabtheilungen
gehauen werden, aber immer bie’ftärfften zuerft,
ohne fih an Zahl und Zeit *) genau zu binden;
”) Dan trifft Wätder an, in welchen ı2 bid 15 Jahre
ungefähr, mit Furgen Unterbrechungen, gefemmelt
. worden ift, wobei Bedarf, Intereffe und Mangel
“ an Einrichtungen zum Trandport zufammenmirfen.
Bei Saͤg⸗- ober Ploͤcherholz kommt der Bad am
meiften vor, meil dort die Vloͤchergerechtigkeit auf
" gewiffen Wäldern haftet , worin fo lange und noch
länger die beftimmte Quantität jährlich heraubge⸗
nommen wird. .
A. d. V.
308 .
und ohne dabei bie natürliche WBefaamung und
Schutz durd befondere diesfalls nothwendige, ver⸗
ſchiedene Stellungen bei verſchiedenen Holzarten ges
nau zu beobachten.“ Sie iſt alfo eine Art Pien-
terwirthſchaft, und der reinen Schlags
wirchfcdaft entgegengefegt.
Schon die angegebene Definition giebt zu er«
Tonnen, daß fie mit unferen neueften beften forfts
lichen Principien nicht übereinftimmt, nad welchen
«wir die Pienterwirthfchaft, als Ausnahme von der
Kegel, bei Baumbölzern, und mit beſſeren Modis
ffationen,, als hier beobachtet werben, in einzeinen
Fällen beibehalten und betreiben.
Ich will nun zuerfi die angenommenen Vor⸗
theile, welde die Femmelwirthſchaſt im Schwarz
wald haben fol, punktweiſe angeben, und dann
die Nachtheite, eben fo, um die Folgerung vom
richtigen Refultaten zu erleichtern.
1) Vortheithaft fol feyn, daß man ben jährs
lichen Holzbebarf der Bewohner des Schwarzwals
des, und beſonders der einzelnen Höfe, Hütten,
Sägmühlen ı., nad ben verfhiedenen orten
‚ leichter abgeben und befriedigen Fann; und daß ber
Abnehmer fie weniger Foffpielig on Ort und Stelle
ſchaffen kann, wo fie ihm nöthig und nuͤtzlich find.
Es Taffen ſich leicht ein Paar Plöder s oder Gägr
bäume, ein Paar Klafter Brandholz, ein Paar
Bauholz⸗Staͤmme in der Nähe Herausfemmeln ! fe
393
daß der Käufer ober blos Empfänger (wenn er aus
Gerechtigkeit umfonft erhätt) das Brandhol; auf
Handſchlitten, und die Klöge mit dem Lettbaum
fehr wohlfeil fortbringen Eann.
2) Es können länger nach einander in einem
und demfelben Wald Brands, Nugs, Baus und
Saͤgholz abgegeben werden, weil die bisher fo bes
handelten Waldungen mehrere Abflufungen übers
haupt zeigen, die alfo früher wieder nachwachſen
tönnen, als bei der Schlagwirthſchaft, wo in der
Regel weniger Abftufungen nad Jahren und nad
der Volllommenheit der einzelnen Stämme vors.
kommen. Far
5) Die wuchernden Forſtunkraͤuter können nicht
fo ſchnell und fo fehr überhand nehmen, als bei
der gewöhnlihen Schlagwirthſchaft.
4) Die Miſchungen aller Art koͤnnen in Waͤl⸗
dern bei der Femmelwirthſchaft leichter, beſonders
im erwachſenen Zuftand, erhalten werden.
5) Die Stürme können nicht fo vielen Schas
den thun, wenn man nur beträdtlihe Luͤcken vers
meibet.
6) Man kann die gefemmelten Wälder früher
als haubar anfprehen und benugen, weil man ges
woͤhnlich immer die ſtaͤrkſten, alfo erwachſenen
Staͤmme hinwegnimmt, und die andern bei fo vier
Ten Abftufungen ſchneller nachwachſen koͤnnen.
7) Die hoͤchſten Kuppen der Berge, fie mögen
" ’ 26
394
Sormen haben, welde fie wollen, können bewals
det erhalten werben.
Im Ganzen nur unwichtige und mehr Schein
gründe, was das Folgende näher beweiſen und die
Widerlegung erleichtern wird.
1) Schädli wird diefe Wirtbfhaft in Hinſicht
des Wildfhadens. Der wenigere Auffchlag von den
vorkommenden Buchen und der vielfache von Nadel⸗
Hölgern, der nur in den Lucken gewöhnlich vors
Eommt , welde duch Herausfemmelung eines ftars
Ten oder einiger geringeren nahe beifammen ftehens
den Gtämme entſtanden find, wird ſowohl durch
hohes Rothwild, ald aud und weit mehr von Reh⸗
wild verdorben. Das Wild halt ſich in noch nit
ſehr Mark gefemmelten Wäldern eher auf, weil fie
noch einige Verborgenheit gewähren. Wenn große
Piäge vorfämen, wie bei der Schlagwirthſchaft,
wo entweder ganz Eahl gehauen wird, wie bei der
Fichte fehr oft, oder auch nur anfänglid dunkel,
und nad mehr oder weniger Jahren gelichtet und
gereiniget, fo wäre bei dem erften Fall vorzüglich,
dur& die natürlihe Schüchternheit der wilden Thies
se auf folden hellen Plägen, der natürliche oder
kanſtliche Nachwuchs ſchon im gefaͤhrlichſten erften
Jahr ſeines Daſeyns mehr, bei Tagszeit wenig⸗
ſtens, geſichert, und im zweiten Fall nach wenigen
Jahren. Und bei zwei gleich großen Flaͤchen, und
bei gleicher Anzahl und Gattung des Wildes würde
395
ein großer Unterſchled herauskommen, wenn bie
eine Flaͤche gefemmelt , und die andere fchlagweife
behandelt wäre.
Das Refultat diefer Vergleihung wuͤrde dahin
ausfallen, daß in Anfehung des Areals, bei gleich
großer Menge des Anflugs, der ſchlagweiſe behans
delte Plag zum gefemmelten wie 1:6 ungefähr fh
verhalte, d. h. eine gewiſſe Anzahl Rothwild wird
in gleihem Zeitraum 6mal fo großes Areal
verderben bei der Femmelwirthſchaft, als bei ber
Sdhlagwirthſchaft; wovon der Hauptgrund darin
liegt, daß im erſten Fall der Anflug in Heinen
Parthien fehr entfernt von einander, im Ganzen
auch viel weniger, im legteren Ball aber in einer
großen Parthie ganz’ nahe beifammen, vorkommt;
welde, wenn fie nicht gar zu groß find, durch
zweckmaͤßige CEinzäunungen, durch übelriechende
(oben beſchriebene) Ingredienzien, und dadurch
mehr gefhägt werden können, daß dem unterften
Forſtperſonal ftreng aufgegeben wird, dieſe eigente
lichen regelmäßigen Schläge Abends fpät und Mom
gene fräh zu befuhen, und durch Blindſchießen
das Wild zu verfheuchen, und das wirklich vor
handene durch Zodtfdießen zu vermindern. Der
Wildfhaden wird bei der reinen Schlagwirthſchaft
leichter entdeckt, dem minderen oder mehreten Grab
nad, als bei der Femmelwirthſchaft, und iR alfe
36 .
auch beffer. und zweckmaͤßiger der vielfache Schuß
dagegen anzubringen.
2) In Hinfiht des Schadens burd sahme
Vieharten.
So iſt es dabei eben ſo gefaͤhrlich, beinahe wie
beim Wildpret, was bie Gefahren des Anflugs und
Axfſchlage und der Gipfel des aͤlteren Nachwuchſes
Werd) gaͤnzliches Abfreſſen betrifft. Nur kommt als
unlerſchied vor, daß die Einzaͤunungen gegen bie
NRindvieharten (Ziegen und Schweine ausgenommen)
mehr abhalten wirken, wenn bie Barriere 4 Buß
hoch, und die Stangen 3-bis 4fach übereinander,
"und der Aualität nach nicht zu gering angebracht
werden, und wenn keine Lüden vorhanden find. ,
Ein fleißiger Hirt oder zwei dergleichen bei großen
Heerden können eine ganze Heerde abhalten, wenn
fie aufmerkfam find.
. Mein alles bisher (Mo. 2) Geſagte fegt wie
der Schlagwirthſchaft voraus. Mei der Femmel⸗
wirthſchaft werden die Pläge, beſonders die auf eis
mige Zeit ausgehauenen , gewoͤhnlich fo groß, daß
on keinen Schutz durch Einzdunung zu denen iſt,
und Hegewiſche fhägen nicht! viel. Die einzelnen
Stuͤcke Vieh laufen alfo weit herum, und mo fie
fo horſtweiſe jungen Auffhlag oder Anflug finden,
da wird er abgetrefien, um fo mehr und gewiſſer,
als in diefen Nadelhoͤlzern überhaupt angenehme
B 5 397
Grasarten und Heeartige, füßlihe Kräuter, welche
dem Rindvieh am liebften find, nicht vorkommen,
‘oder hoͤchſt felten auf lichten, größeren. Platten;
Hingegen ſchaͤdliche, von dieſen nicht gefuchte und.
geliebte Kräuterarten oft in großer Menge, wovon
das hohe rothe Bünffingerfraut (Digitalis purpu-
rea, Lin.) ein auffallendes Beiſpiel giebt, mit
welchem lit gehauene Strecken oft ganz uͤberzo⸗
gen find.
Wer will überhaupt bei biefer Wirthfchaft der
Viehweide einen unſchaͤdlichen Plag anweifen? wer
den rechten Zeitpunkt angeben, wann zweckmaͤhig
gebannt und im Hege gelegt werben ann? und
mo? Ueberall "herum befindet fi etwas Dache
wuchs, und doch nicht fo viel und von felher Qua⸗
Tität, daß der Play nach den beften Regeln des '
Forſtſchutzes gebannt werden kann. Erwachſene
läge liegen nur felten fo dazwiſchen, daß Trift
und Weide moͤglichſt unfchädlicher Weife angewiefen
und benugt werden kann.
3) In Hinfiht der Qualität ded Nachwuchſes.
Wenn auch gegen alle Wahrſcheinlichkeit wirklich
Anflug (und Aufſchlag) dis zu dem Zeitpunkt gluͤck⸗
lich und unverborben fortwähst, wo er Nach» “
wuchs in der forftlichen Kunſtſprache genannt wird,
nemlich in dem Zeitpunkt, wo die alten Stämme
bei der reinen Schlagwirthſchaft alle weggenom⸗ ’
398 - B
men werben, was oft erft mit 5, 6 und 7 Jahren
hier geſchieht, fo if wenigfens dem Forſtmann,
der botanifche Kenntniffe, aud von bem Wachs,
thum und inneren Bau der Holjpflanzen befigt,
Har, daß ein folder Nachwuchs, der in folhen ges
ringen Luͤcken aufwächst, zu fehr und zu lange Zeit
unter dem Druck der älteren und höheren Stämme
ſteht, als daß er freudig fortwachſen Eann. Oft
fließt fi) eine Lücke, die durch einen Stamm ent«
fanden ift, nah einigen Jahren wieder mehr zu
durch Naͤherwachſen der Aeſte und Zweige der noch
ftehenden wüchfigen Stämme gegen einander, und
in diefem vielfältig vorkommenden Fall iſt wenig
für die künftige Vollkemmenheit eines ſolchen Nach⸗
wuchſes zu erwarten; eine gute Floßwiede, ein
kurzſchaftiger, geringer Brandholzſtamm hoͤchſtens.
An Bauholz, Säghol; und Hollaͤnderholz iſt gar
nicht zu denken.
Iſt aber die Luͤcke groß und die Lage fo, daß
die Sonne den Boden ftark befheinen kann, fo ift
wenigftens füg die Meißtannen nichts oder ganz
wenig in jeder Hinſicht zu hoffen.
4) In Hinſicht der Stürme
ift befonder6 große Gefahr vorhanden. Schon bei
der reinen Schlagwirthſchaft ift nicht ganz zu. ver
meiden, daß nicht mancher Stamm etwas höher ift
und fteht, als der andere, aus welden zuſammen
. u 399
die dunkle oder natürliche Beſaamungsſtellung fors
mirt wird; doch wird bei vorfichtiger Auswahl ber
Stämme der Unterſchied nicht groß ſeyn, beſon⸗
ders im mehr ebenen Gegenden oder Plattformen
der Gebirge.
San; anders verhält es fi bei der Femmel⸗
wirthſchaft. Hier kommen vor und müffen viele
Abftufungen ber einzelnen Stämme, auch läne
gere Zeit vorkommen, und befonder6 aud ber
Höhe nah, weil die flärkften auch gewöhnlich die
hoͤchſten find.
Mir find einzelne Säle bekannt werden, wo
Holländertannen wohl 25 bis 30 Fuß über die ans
dern in Menge vorhandenen geringen Stämme her
vorgeragt haben. Was ift natürlicher, was begreife
licher , als daß die Stürme diefe einzelnen Staͤm⸗
me, die ſich nicht wechfelfeitig unterftägen können,
wie in mehr gefchloffenem Zuſtand, leicht umwer⸗
fen (oder auswulgen *), nad dem Schwarzwälder
*) Nach meinen befonderen Beobachtungen ift der Scha⸗
den durh Stürme im Schwarzwald am flärfften
und häufigen, wenn diefe in einem Zeitpunkte
wehen, mo der Boden eben ganz aufgefroren iſt,
wenn ed anhaltend geregnet hat, und wenn der
Boden tiefgehend , fehr gut iſt für Nadelhoͤlzer
(Dammerde, Sand und £ehmen). Der Suͤdweſt⸗
wind if der gefährlichfte, was übrigens auch in
den weiten Gebirgögegenden der Fall ift. Der Um⸗
2*
400
Ausdrud), wobei denn die fo ganz unregelmäßig
nad allen Richtungen auf die nahe flchenden ges
follenen ftärkeren eine Menge diefer geringeren bes
ſchaͤdigen und zertrümmern, weldes viele und gros
fe Lücken verurfacht.
Nun haben die Stürme überhaupt mehr Ein
gang in diefe Wälder, weil der Schluß immer mehr
aufgehoben wird ; und fo Eommt es, daß beinahe
immer die flärkeren, etwas hervorragenden befhädis
get werden, und daß eine folhe Stellung und
Beſchaffenheit des übrigen Waldes fi) ergiebt, wel
che nicht nur keine ſchoͤnen, ſtarken Bäume in Ans
zahl mehr erwarten läßt, fondern auch felbft dem
Nachwuchs theilweiſe nicht mehr ſchuͤtzend iſt, weil
die Luͤcken zu groß werden, um den noͤthigen Schat⸗
ten gewähren zu Eönnen, der wenigftens für bie
Weißtannen in der Jugend unentbehrlich, und für
die Fichten (Rothtannen) in gleiten Alter fehr
nuͤtzich if.
5) In Hinfiht auf Durchforſtungen.
Es ift eine den neueren Zeiten eigene, aber auf
Rand, daß die hoͤchſten Gegenden im Schwarzwald
von Norden gegen Süden ziehen oder ſtreichen, iR
bier befonderd zu bemerken, weil Güdmelt » und
Weſtwinde deſto mehr Eingang haben und deko
gefährlicher werden koͤnnen.
add.
401
richtige Beobachtungen der Natur und richtige Er⸗
fahrungen gegründete Methode, die gut (d. h. dicht)
beftondenen Hochwalder in folhen Epochen zu durch⸗
bauen (durdforften), we die Matur felbft deutliche:
Bingerzeige dazu giebt, dadurch, daß in ſolchen Ber
Ränden kürzere, Eümmernde und gan; abgeftorbene
Stangen und Stämme (nach den mehreren ange
nommenen Epochen) vorkommen, welche nicht zu
denen gerechnet werden Eönnen, die bei ziemlich
gleicher Die, aber gleicher Höhe, fehr gut vegeti ⸗
rend, den fogenannten oberen Schluß ber gan«
zen Waldflaͤche formiren, wobei die oberfien Aeſte
und Zweige noch in einander geſchlungen oder ver,
wachſen vorkommen (erſte Durchforſtung), welches
ein natuͤrlicher Schutz gegen Stuͤrme und gegen
andere ſchaͤdliche Einwirkungen aͤußerer Umſtaͤnde
iſt, welche Stellung zugleich das Eindringen der
Sonnenſtralen auf den Boden hindert, was im
Sommer bei warmer und trockener Witterung zur
gefunden Erhaltung der einzelnen Stangen noth«
wendig ift, und zu gleicher Zeit die Moosarten
grünend erhält, melde für Weißtannen und
Rothtannen nügli werden.
Wie it nun moͤglich, auf vorbeſchriebene zweck⸗
mäßige Weife Durchforſtungen in ſolchen Wäldern
vorzunehmen; die vielen Abſtufungen ber einzelnen
Stämme unter ſich, welche bei der Femmelwirth⸗
{haft vorfommen muͤſſen, laſſen keinen eigentlichen
403
oberen Schluß zu, und die Natur kann daher nicht
fo regelmäßig abfterben laſſen, weil ihr ordentlicher
Gang durch oͤfteres unordentlihes Hinwegnehmen
vieler Staͤmme gehindert wird, wobei die gewoͤhn ·
lichen Epochen der Durchforſtungen nicht vorkom⸗
men koͤnnen.
Wie viele tauſend Staͤmme, wovon viele ſchoͤ⸗
nes Bau: und Nutzholz hätten erwarten laſſen,
werden nicht bei dem oftmaligen Herausfemmeln
einzeln beſchaͤdigt, und dadurch in die Qualität des
Brandholzes zurücgefegt, und wer kann diefes vers
hiten? Die regelmäßigen Durchforftungen bei
ſchlagweiſe behandelten Hochwaͤldern können in Dies
ſem Betracht ganz unfdädlic vorgenommen werden.
Die Femmelwirthſchaft kann felbft als umge
kehrte, fcädlihe und unregelmäßige Durch fors
fungsart gegen die ächte angefehen werden. .
Bei der erfteren werden bie ſtaͤrkſten und flärkeren
Stämme herausgenommen , und bie ſchwaͤcheren,
ſchlechteren (am längften ) ftehen gelaffen ; bei der
zweiten, beften, immer bie ſchwaͤcheren, ſchadhaften,
damit zugleich die Wolfommenheit der älteren vers
mehrt, und noch Holzmaffe im Ganzen gewonnen.
Ber kann aus den endlich noch übrigen ſchlech⸗
teren Stämmen eine fihere Befaamungs. Stellung
bilden, befenders bei den reinen Weißtannenbeftäns
den? Selbſt bei den Kiefern und in einzelnen
Fallen bei Rothtannen (io nicht kahl gehauen ift)
\ 403
wird biefeß felten möglich werden... Bei der Fem⸗
melwirthſchaft muß alfo immer durch Kunft Nach⸗
wuchs hervorgebracht werben, mas Koften erfordert,
und zum Gebeihen Vereinigung gluͤcklicher Umſtaͤn⸗
de. Ein Fehler, der fehr groß iſt, und ber nice
vermieben werden kann, fo lange diefe Wirthſchaft
ſich erhätt. i ö
6) In Hinfiht des Transports ber Holzſor⸗
timente aus dem Wald.
Bei der reinen Schlagwirthſchaft if es Negel, auf
jedem Hieb (Schlag), wo es das Terrain erlaubt,
zwei Wege zum Fahren eingerichtet zu haben,
und wenn folhe nicht ſchon vorhanden find, auf
der kuͤrzeſten, alfo möglichf geraden Linie, und auf
die unſchaͤdlichſte Weife, ungefähr 6 bis 7 Buß
breit, neu anzulegen.
Der eine ift zur wirklichen Abführung der Holz⸗
fortimente eingerichtet, und muß alfo befonders gut
und foviel moͤglich fer eingerichtet werden, weil
beladene Fuhrwerke dieſes nöthig machen ; der
andere ift zum Einfahren mit leeren oder ungelades
nen Wagen und Karren befiimmt, und muß eben»
falls in brauchbarem Zuftand erhalten werben, weil
fonft die Fuhrleute genöthigt find, zu unerlaubten,
nicht gerade zum Fahren befliimmten Ein» und Aus⸗
gängen ihre Zuflucht zu nehmen, wobei der Wald
408
vieles leidet, und im Abführungsgefhäft Unordnun⸗
gen fi ergeben.
Diefe Wege werden auf Koften des Wald-Eis
genthümers bergeftellt, und in herrſchaftlichen Waͤl⸗
dern bat der betreffende Foͤrſter dafür zu forgen,
daß beide in ber Jahreszeit zum Fahren brauchbar
find, in welcher die Abfuhr des Holzes geſchehen
muß. Am Eingang ded Waldes ftehen auf einer
mittelmäßig ftarken, 4kantig beſchlagenen, hölzernen
Saͤule oder Stock, welcher 6 Fuß hoch if, auf ei
ner befonderen Tafel leferlih die Worte: „Zum
Einfahren”; am andern Weg, ebenfalls beim
Anfang des Waldes, die Worte: „Zum Auss
fahren’. Da, wo diefe beiden Wege innerhalb
des Waldes in die Hiebe oder abgetriebene Abthei⸗
Tung einlaufen, muß ebenfalls ein Zeihen anges
bracht ſeyn, damit nicht aus leicht möglicher Irrung
der eine für den antern befahren, und Unordnung
im Ganzen die Folge werde. Zwei Plöde von
verſchiedenen Holzarten, oder beffer verſchieden ges
ftaltet, find zweckmaͤßig und verhindern den Fehler.
Bei biefer regelmäßigen Einrichtung kann der
Transport ſchneller gefchehen, weil die beladenen
und leeren Wagen ſich nicht begegnen, und Auss
weichen nicht nöthig wirb; regelmäßiger überhaupt,
weil das Aufladen mehrfach zugleich gefchehen kann,
fo wie das Abfahren ſelbſt. Und von forftliher
» Seite können die möglichen Erevel leichter entdeckt,
405
und daburch mehr ald Folge verhütet werden. So
wie endlich der Zeitpunkt zu biefem Geſchaͤft leichter
und zweckmaͤßiger angegeben und beftimmt werben
kann.
Bei der Femmelwirthſchaft hingegen, wo im
großen Areal auf einmal, oder viele kleinere zuſam⸗
mengenommen, einzelne Stämme meiftens färkerer
‚Kaffe gehauen werden, welde theilmeife ganz zw
Baur, Nug: und Floßholz, oder in Städen von
beftimmter Länge als. Sägktöge abgeführt, und
nachher fo oder vertheilt benugt werden, find ſehr
oft mehrere Wege nach verſchiedenen Richtungen
und von verſchiedener Laͤnge, Breite und Beſchaf⸗
fenheit noͤthig, um alle dieſe Sortimente aus dem
Walde zu bringen. Und nach beſonderer Lage und
Beſchaffenheit des Waldes koͤnnen oft nur wenige
Staͤmme auf einem und demſelben Wege abgefuͤhrt
werden; auch beim Einfahren in die Waldgegenden
kann keine beſondere Ordnung beobachtet werden.
Zwar koͤnnen mit Huͤlfe des in vielen Gegen⸗
den des Schwarzwaldes eingeführten Pferdlott⸗
baums, wo eins oder zwei dergleichen Thiere, eins
vor dem andern an bdiefe mit einer Lanne verfehene
hölzerne Schleife gefpannt werben, aus mäßig dicht
beftandenen Wäldern Saͤgkloͤtze und Floßhoͤlzer ver
ſchiedener Gattung ohne befonderen Weg gefchleppt
werden, bei der Annahme, daß die Entfernung
nicht groß iſt, und daß Feine oder nur ſolche Kruͤm⸗
406
mungen vorkommen, welche mit der Länge des ab«
auführenden Stamms in einem folhen Verhaͤltniß
ſtehen, daß fie durch den Stand der übrigen Stäm-
me ausgeglichen wird, und ber Lottbaum in einer
faft ganz geraden Linie durchgezogen werben Eann.
Außer diefem Fall muͤſſen fehr oft hindernde Staͤm⸗
me abgehauen werden, um den Transport möglich
"zu machen. Wei ben effektiven Holländertannen,
welche öfter (nach der Holzhauerfprache) geſchwenkt
oder gewendet werben müffen, iſt oft nöthig, alle
hindernden Stämme wegjuhauen, fie mögen bes
fbaffen feyn wie fie wollen, wodurch ganze Luͤcken
erzeugt werben, die in mehreren Hinſichten (Stürs
me und Inſekten) gefährlich find.
Fuͤr den Gebrauch des mehr gewöhnlichen Och⸗
fenfottbaums , der eine Deichfel hat, und mo im.
mer zwei bdiefer Thiere neben einander gefpannt
werden, find ohnedies befondere Wege nöthig,
wenn bie Waldabtheilung nicht ganz licht ſteht.
Wer in den Schwarpwalbägegenden bekannt -
if, wird mit mir fid wundern, daß fo viele oft
ſich durchkreuzende Wege in den gefemmelten Wäle
dern vorkommen, wodurc eine bedeutende Flaͤche
\ zum Holzwuchs wenigfens auf lange Zeit unbrauch⸗
bar wird, wenn mehrere Gemeinden oder Hofbe⸗
figer aus einem und demſelben Waldtheil beholzt
werben, und wenn bie jährliche Abgabe aus Brands,
Nug« und Bauholz beſteht; in ſolchem Balle ber
407
merkt. man biefeß gewöhnlich , und befonders wenn
viele Ploͤcher abgegeben werben, welde auf dem
nähft gelegenen Schneidemuͤhlen innerhalb des
Waldes, oder zuweilen an der Bränze deſſelben vem
fügt werben zu allerlei Schnittwaaren. Viele Jake
ze dauert biefed zum Schaden des Waldes, weil
gewöhnlich viel mehrere nad) einander folgende Jah ⸗
ve in einer Waldabtheilung gefemmelt werden kann,
ats bei der reinen Schlagwirthſchaft.
7) Auch wegen Infekte Schadens
kommen bei diefer Wirthſchaft Gefahren vor, be
fonders wegen des gemeinen ‚größeren und des Eleis
neren zottigen Borkenkaͤfers.
Die in gefemmelten Waldungen in groͤßerer
Anzahl vorkommenden, nach vielen Abftufungen hö—
heren Stämme find diejenigen, welthe durch Stuͤr⸗
me befonders leiden, theils durch gaͤnzliches Um⸗
werfen (Auswulzen), theils durch Abbrechen des
Gipfels, theils durch Verſchieben, wobei die Staͤm⸗
me im letzten Fall, ſtatt ſenkrecht, mehr oder we⸗
niger ſchief zu ſtehen kommen. Wenn nun die
umgeworfenen Baͤume nicht ſchnell aus dem Walde
geſchafft werden, fo ſuchen dieſe Käfer fie auf, ſte⸗
Gen fie an, und fegen ihre Brut unter die Rinde.
Bei den Abbruͤchen hat beinahe derſelbe Fall ſtatt;
und ſelbſt die blos verſchobenen, die an den Wurs
zeln dabei Schaden leiden, und dadurch ein ges
408
füchter Aufenthalt bes gemeinen Borkenkaͤfers vor⸗
zuͤglich *).
Dieſe uͤber andere hervorragenden Baͤume ha⸗
ben noch das beſonders Anlockende fuͤr dieſe beiden
Kaferarten, daß ſie gerade an dem Theile des
Stammes lange nach der Tagszeit von der Sonne
beſchienen werden koͤnnen, wo ſie gewoͤhnlich von
den Käfern zuerſt angeſtochen werden, nemlich ges
gen den Gipfel hin, wo aud bie Rinde von außen
etwas zarter, Weniger rauh und daher leichter zu
durchbohren iſt, als weiter herab gegen ben Stock
hin. Gleich hohe Bäume können fi gegenfeitig
beſchatten, ungleiche nicht fo, wenn fie aud nicht
fehr entfernt eben. Im Zeitpunkt der Vermeh⸗
sung diefer Inſekten kann man zuweilen biefe, ber
fonders den gemeinen größeren, an ſolchen hervor⸗
tagenden, flarf von der Sonne befdienenen Stäms
men fhmwärmen fehen, in der Wormittagszeit ger
woͤhnlich bei ftiller fpwäler Luft und Sonnenſchein.
8) In Hinfiht der vielfachen Befhädigungen
nachbarlicher Stämme. "
Es ift hoͤchſt felten möglich, in einem nur mäßig
*) Nur bei großer Menge fällt diefer Käfer auch ges
funde Stämme an, wobei doch durch den hervor»
quellenden Saft viele zu Grunde gehen.
a. d. V.
. 409
geſchloſſenen Baumwald einzelne befonberd ſtarke
Stämme fo zu fällen, daß nicht auch einer oder
mehrere nahe ftehende Bäume mehr oder weniger
beſchaͤdiget, oft ganz zertruͤmmert werden. Bei der
Femmelwirthſchaft geſchieht diefer Fall am häufig:
fien, befonders anfängliıh in erſtmals angegriffenen
Abtheilungen, die noch dichten Stand haben. In
den bereits außgefemmelten Wäldern geſchieht zwar
an den mehr entfernt ftehenden Stämmen weniger
Schaden, doch wird der dem Alter und der Volle
Bommenheit nad etwa vorkommende Nachwuchs
burd den Fall der einzelnen alten Stämme und
bei dem Transport derfelben beſchaͤdigt.
Es if nie möglih, ganz ohne Schaden ju
femmeln; bei fhlagweife behandelten Baumhoͤlzern
. aber ift gewöhnlich wenig zu fürdten. Ich habe
in fehr vielen Fällen ſelbſt ald Augenzeuge (bei
der Femmelwirthſchaft) mic belehrt, dab fehr oft
die größte Geſchicklichkeit der Holghauer nur das
bewirken konnte, daß der zu fällende Stamm dar
hin fiel, wo fie es haben wollten, und weldes in
der Regel immer diejenige Seite iſt, wo der fallen»
de Stamm am wenigften Schaden thun, d. h. am
wenigften nachbarliche Stämme mehr oder weniger
beſchaͤdigen kann. Die Ausnahmen find felten , die
in nur mittelmäßigem Schluß befindlichen Beſtaͤnden
vorkommen,
27
40
Aus Vorſtehendem wird nun jeder aufmerkfas
me Lefer, und am beften ein folder Leſer, der als
angeftellter Forſtmann im Schwarzwald fi befine
det, wenn er nicht bloßes Vorurtheil allen guten
Gründen vorzieht, die Unmichtigkeit der im Anfang
dieſes Kapitel® vorkommenden fieben fogenannten
Vorzüge einfehen.
Doch hier noch einiges gleihfam als Nachtraͤ⸗
ge, und zwar:
Zu 1) Diefer Punkt wird eigentlich ſchon im
Anfang dieſes Kapitel6 dadurch widerlegt, daß die
Femmelwirthſchaft als eine ſchlechtere Art Plenter⸗
wirthſchaft beſtimmt und benannt wird, welche nur
in einzelnen Faͤllen eine erlaubte Anwendung auss
nahmsweiſe findet. Durch das Folgende wird die -
Sache noch mehr bewiefen.
Zu 2) Je länger der Wald beim Hieb nicht
in Ruhe fommt deſto ſchaͤdlicher ift es für denfels
ben in mander Hinſicht; der Forſtſchutz findet
fpäter feine Anwendung, und er bleibt alfo laͤn⸗
ger allen Gefahren ausgefegt.
Zu 3) Es iſt zwar wahr, daß in folhen Wals
dungen, wo da Gemmeln erft angefangen hat, we⸗
nig oder gar Fein jogenanntes Unkraut vorkommt;
aber mit größerer Auslihtung, was aus fortgeſetz⸗
ter Pienterung folge, Eönnen die Unfräuter ſich in
größerer Menge und auf größerem Areal gewoͤhn⸗
lid) vermehren. Rei der Schlagwirthſchaft werden
r Lite
die Unfräuter in ber Regel vorher ausgerauft ober
fonft vertilge, und weil fie nur auf einem Plag
nahe beifammen vorkommen Fönnen nad der Größe
des Hiebs, leichter weggeſchafft ober doch ihre Vers
mehrung gehindert werden *).
Zu 4) Die Mifhungen Eönnen bei der Schlag
wirthſchaft nicht nur eben fo gut wie bei der Fem⸗
melwirthſchaft erhalten, fondern fogar, was bei letz⸗
terer hoͤchſt felten möglich if, in einem beftimmten
\ gewuͤnſchten Verhältniß nachgezogen werden, wie
der Beweis vielfad im zweiten Hauptabſchnitt dies
ſes Werks geführt worden if. Aber daß bie Fem⸗
melwirthfchaft die fonderbarften Mifhungen hervors
bringt in den fonderbarften Werhäftniffen, der Ans
zahl nad) auf jedem Morgen genommen, dem Als
ter, den Holzarten nad, diefes beweist die Erfahs
tung und der Inhalt des zweiten Hauptabſchnitts ;
- und ich zähle dieſes mit Recht zu den Fehlern dies
fer Wirthſchaft.
Zu 5) Die Stürme können an vielen Hrn
zugleich, und verhättnigmäßig bei jeder Luͤcke, die
) So fann 3. B. dieſes bei dem rothen Fünffingers
fraut ( Digitalis purpurea, L.) dadurch gefcher
ben, wenn man es in voller Blüte, aber noch che
der Saamen auch nur theilweiſe reif iR, mit Si⸗
bein, bei vorfihtiger Schonung des Anflugs, ab⸗
baut, oder beffer ausrauft.
2.8.8
412
bei der Femmelwirthſchaft gar nicht zu vermeiden
find, Schaden thun, und alfo aud) mitten in den
Wäldern und auf allen Seiten hin, weil man
nad keiner Weltgegend hin eigentlid
baut. Bei der Schlagwirthichaft ift ſchon der
Anhieb ſchuͤtzend, wenn er gegen die rechte (dem
Wind entgegengefegte) Weltgegend geſchieht. Ein
aweckmaͤßig angelegter und erhaltener Mantel wirb
ebenfalls ſchuͤtzend, und der dichte Befland (Schluß)
des immer als Theil des Ganzen übrig bleibenden
iſt als folder gleichfalls fhügend *).
Zu 6) Bei der in den meiften Fällen und als
Regel angenommenen Haubarkeit der Baumhoͤlzer
möffen die meiften einzelnen ftärferen Stämme bie
auf.dem Plag mögliche Vollkommenheit erlangt has
ben und felbft die meiften geringeren, ehe mit dem
Hieb angefangen wird, alfo alle ganz wenigen Zus
wachs mehr, wenigſtens am Schaft, haben, weil
font an der Holzmaſſe in fo fern verloren wird,
- als fie ih nicht der Form nach bei den einzelnen
*) Man bdenfe fih 3. B. einen haubaren gut beſtande ⸗
nen Pla von 200 Morgen Größe, von dem jedes
Jahr 25 Morgen abgetrieben werden; nach jedem
im Ganzen Smaligen Yinwegnehmen von 25 More
gen bildet dad übrig gebliebene ein Ganzes,
Didctes, was fih fo felbR gegen Stürme (hüg
ven ann.
R A. d. V.
413
Schaͤften der Stämme, fondern mehr an Aeſten
und Zweigen ergiebt, und dadurch den Werth des
Stamms weniger erhöht, als im erſten Ball, wo
aud nod feine größere Brauchbarkeit zu gewiffen
Beſtimmungen mit in Betrachtung kommt.
Zu 7) Diefer Punkt hat etwas Wahres. Es
iſt nemlich Regel, Eegelförmige Berge fo zu behans
dein, daß fie auf den fünften Theil der ganzen
Höhe von oben herab gar nicht angehauen werden
dürfen, weil fon durch Stürme und andere ſchaͤd⸗
lihe Einwirkungen der Atmofphäre auf dergleichen
lichtgemachten Plägen Keine kuͤnſtliche Nachzucht
moͤglich iſt, wozu die hohe Lage ſehr viel mitwirkt.
Wenn nun das Herausnehmen einzelner ſchadhaf⸗
ter, abgeſtorbener Staͤmme gefemmelt heißt, ſo iſt
es richtig; aber in allen uͤbrigen Faͤllen kann man
ſo gut und ſo ſicher Schlagwirthſchaft anwenden,
und mit weniger Gefahr als die Femmelwirthſchaft.
Durch dieſe Wirthſchaft erhalten die Wälder
ein truͤgliches beſſeres Anſehen, beſonders die noch
nicht lange ſo behandelten und anfaͤnglich geſchloſſen
geweſenen Beſtaͤnde, ols fie bei genauer Unterſu⸗
chung haben. Mancher Leichtglaͤubige kann verfuͤhrt
werden, ſie wo nicht fuͤr gut, doch auch nicht fuͤr
ſchlecht, und die im Schwarzwald anwendbarſte zu
halten. J .
Es ift angenehm, hier bemerken zu Eönnen,
daß man dermalen in vielen Gorften, wo vorher ab
414
les gefemmelt wurde, die reguläre Schlagwirthſchaft
mehr einführt und auszuüben anfängt, und in ans
dern fon einige Zeit angefangen hat.
Nachtrag.
As ich 1801 den Oberforſt Neuenbuͤrg zur
Verwaltung antrat, fand ich in den Eingaͤngen der
fruͤher erſtatteten Holzberichte (an andern Orten
paſſender Holznutzungs · Etat: Berichte) in Hinſicht
auf dieſe Wirthſchaft Folgendes:
Vorlaͤufig wird hier gehorſamſt angezeigt, daß
die Cameral« ( Herrſchaftliche) Wälder des Neuen
buͤrger Oberforſts im J. 1762 zwar gemeflen, bin
gegen in Zahrsgehaue und Schläge nicht einge
theilt, mithin keine regelmäßige Forſtwirthſchaft eine
geführt worden ſey. Und nad dem im I. 1778
auf höchften Befehl entworfenen Forſt ⸗ Etat Eönnen
diefe Wälder wegen ihres verſchiedenen Zuftandes,
der Bodenart und rauhen, fleinigten und felfigten
Werge, der Weidgangsgeretigkeiten, des Hollaͤn⸗
derholzhandels, des herrfchaftlihen Enzfceiterfloßes
und anderer bergleihen Hinderniſſe, ſchlagweiſe
nicht eingetheilt, noch deren nachhaltiger Ertrag ges
ihägt werden, Unter Vorftelungen deffen hat man
im I. 2778 den jährlichen Ertrag nur als ein Uns
gefähres ahigegeben, auf welche Schägung gnädigft
befohlener maßen au der gegenwärtige Heljbericht
MH gründet, Kraft deffen die hiernach angezeigten
415
vielerlei Gattungen Brenn⸗, Baus und Wirkholzes
in den gemiſchten Laub⸗ und Nadelmalbungen ges
femmerlt, und vorzuͤglich die überftändigen, ſchad⸗
haften und abgängigen Hölzer ausgeſucht, und theils
zu eignem Hausbrauch der orftinfaffen, theils zum
Handel und Beduͤrfniß in das Wuͤrtembergiſche Uns
terland, abgegeben werden follen x.“
Nur dur beinahe tägliches Ausreiten, und
daburd mir erworbene genaue Lokalkunde des gan
zen Oberforfts, mit genauer Aufzeichnung aller Bes
fände nah Alter, Zuſtand und wahrſcheinlichſter
* Erträglichfeit verbunden, wurbe es mir moͤglich,
ſchon im folgenden Jahr einzufehen, daß die bishe⸗
rigen jährlichen Abgaben befonders an Fioßs und
Ploͤcherholz zu ſtark waren, und daß eine Vermin⸗
derung, die ich zugleich vorgefhlagen, ſchlechterdings
nothwendig ſey. Ich hatte bei diefen großen Ber
muͤhungen viel an meiner Gefundheit gelitten, den
Haß aller Holzhändler und Floͤßer auf mid) gelar
den, aber den Beifall der hoͤchſten Forſtbehoͤrden
erlangt, und meine Forſtkenntniſſe in vielen Theilen
erweitert; fo daß ich 1806 jene große Abhandlung
herausgeben Eonnte, unter dem Titel: Ueber ben
Zuftand und die forftlihe Behandlung desjenigen
Theils des Schwarzwaldes, welcher ben Neuenbuͤr⸗
ger Oberforſt ausmacht, und welcher in dem XIII.
Band des neuen v. Moſeriſchen Forſtarchivs einges
ruͤckt, aber auch beſonders abgedruckt in der Stetti⸗
416
nifhen Buchhandlung zu Ulm zu haben, und mit
Beifall aufgenommen worden ift.
Noch ift Hier zu bemerken, daß die Piens
terwirchfhaft, als erlaubte Ausnahme
von den Regeln ber Schlagwirthſchaft, nicht nur
im Schwarzwald, fondern auch in andern Gebirgs⸗
gegenden ihre Anwendung findet, wenn die beſon⸗
dere Befchaffenheit derfelben die Ausführung der re>
gelmäßigen Schlagwirthſchaft fehr erfhwert oder gar
unmoͤglich macht, und wenn fie mit Nadelhoͤlzern
(Weiß: und Rothtannen befonders) beftanden find.
Dahin gehören I) ſolche Waldgegenden, wel:
che ſich durch viele Felſen von betraͤchtlicher Größe
und Umfang auszeichnen, fo daß Eein gedrängter
Beſtand im Ganzen möglich ift, wie foldes der
Fall in vielen Schwarzwaldsgegenden ift, j. B. im
Forſtamt Gernsbach, ©r. Bad. Antheils. Wenn
man bier immer regelmäßig oder kahl hauen würde,
fo würden viele Waldunkräuter fih ergeben (weil
die fhädlichften lichten Stand lieben, z. ®. Heide,
Pfriemen u. a. m.), und der Anflug keinen Schat ⸗
sen erhalten, was für die Weißtannen vorzüglich
unumgänglich nöthig iſt.
Aber folgendes Verfahren muß die Regene»
ration bed Waldes fihern, wenn bie erwachfenen
Stämme herausgeplentert werden, dafi man nems
lich die Lücken fogleid und wo moͤglich alljaͤhrlich
47
fo Tange befaamt, bis die Plenterung aufhört *);
der Nachwuchs wird zwar in einer Stufen»
Leiter erzeugt, aber in naͤchſter und nicht fo in
entfernter, ald ohne Kunſt durch die Natur allein
gefhehen kann und wird, Bei diefer Kulturmethos
de wird der Anflug auch noch von ftehenden, ges
ringeren Staͤmmchen gefhägt und erhalten. In
dieſem Fall kann mit 100 Pfund Saamen auf ein
mal in einem großen Diſtrict ſehr vieles Gute fuͤr
die Nachzucht der vorkommenden Holzart bezweckt
werden. Ohne biefe Vorfiht ift in vielen Fällen
noch eine Reihe von Jahren ein folder fchlechter
Zuftand des Waldes zu befürchten, der felbft durch
Kunft nicht mehr fo verbeffert werden kann, wenn
er zu ſtark ausgeplentert iſt, wie die Nachzucht und
Erhaltung mancher Schatten liebenden Hölzer. er⸗
fordert **),
*) Dabei wird vorausgefegt, daß dieſes nicht fo
fange anftehr, ald ed in einigen Gegenden des
Schmwarzwalded, in manchen befonderd mit Holse
gerechtigkeiten beſhwerten Waldthei«
len öfters geſchehen if.
a. d. V.
) Im Neuenbuͤrger Oberforſt habe ich mehrere glüd:
liche Verſuche in verſchiedenen Forſtrevier en ange⸗
ſtellt, die mich von der Zweckmaͤßigkeit dieſer Maß⸗
regel zur ſchnellen Nachhuͤlfe durch Kunſt in geplen⸗
terten (gefemmelten) Wäldern überzeugt haben,
418
Und II) außer vorangeführten Wäldern auch
auf kurze Zeit diejenigen, welde bisher gefemmelt
wurden , aber noch nicht fo weis find, daß der
Nachwuchs vollfam und regelmäßig ſich
ergeben bat, um alles für bie Zufunfs
zur reinen Schlagwirthſchaft einrihten
su können. So lange nemlich noch immer jährs
lb etwas Holz herausgenommen wird, von tele
er Gattung es fey, fo kann man nicht fagen, daß
der Wald ruhig if, und daß der Nachwuchs, wenn
er auch überal vorhanden waͤre, ungeftört fortwach ⸗
fen kann; Iegterer kammt in vielen Klaffen
und Abfufungen, dem Alter und ber
Volltommenheit nad, vor, was eigentlih
das Fehlerhafte diefer Wirthſchaft it und vermieden
werben muß ; doc fobald Nachwuchs vollſam vors
handen if, muß das Femmeln in Zukunft aufhoͤ⸗
ven. Gewöhntid wartet man ein Saamenjahr ab,
und dann haut man alles fo weit heraus, wenn
der Saamen ausgefallen, daß nur noch Schugbäus
me übrig bleiben, die freilich felten bem Zweck
ganz entſprechen, weil fie gewöhnlih von ben
ſchlechteren der Qualität gewählt werben. Ich mei ⸗
nes Theils glaube, daß diejenigen geringen Staͤmm⸗
die aber nur bei ganz geringem Wildſtand vollkom⸗
men nüglich werden. J
a. V.
419
hen, welde während ber Femmelzeit aus Saamen
auf dem Platz erwachfen find, auch erhalten werden
muͤſſen, wenn fie nur einige Vollkommenheit fuͤr die
Zukunft verfprehen; und nur in Ermangelung fols
her bie unterdruͤckten von ber Stärke für Floßwieden,
wobei durch Saat aus der Hand der noch fehlende
nöthige Anflug (Nachwuchs) nachgezogen werden
muß. Hat biefer Nachwuchs die Höhe von 3 bis 4
Zuß erreicht, und ift er in Hinlänglicher Menge vors
handen, fo kann man die früher fhom unter«
drüdten Staͤmmchen vorſichtig aushauen, und
der Wald. it dann rein und mehr gleihförmig
verjüngt, Befinden fi} aber von Saamen entflan«
‚dene, freudig bisher gewachſene Stämmen daruns
ter, fo können diefe fiehen bleiben, weil man Hoff ⸗
nung hat, daß fie bis zum uächften regelmäßigen
ſchlagweiſen Abtrieb die ftärkften Stämme geben wer⸗
den. Nur bei reinen Fichtenwäldern würde es
nicht rathſam ſeyn, theild weil dieſe über die andern
hervorragenden Stämmden der Gefahr von Stürs
men mehr ausgefegt find, und weil diefe mehr ein»
zeln vorkommenden Staͤmmchen mehr und längere
Tagszeit von der Sonne oben befchienen werden
koͤnnen, was wegen bed gemeinen Borkenkaͤfers ges
faͤhrlich iſt.
420
Holzgerechtigkeiten.
Unter denjenigen Gegenfländen und Umfänden,
Melde dem Schwarzwald mit feinen Holzbefländen
gefährlich werden, ſtehen gewiß die vielerlei und im
allen heilen deffelben mehr oder weniger beftimme
ten Holjgerehtigkeiten oben an, und nur
die Viehweide möchte vieleicht in Hinſicht des Schar
dens damit zu vergleichen feyn.
Diefe Gerechtigkeiten find! meiftens fehr ale
ten Urfprungs, und fchreiben fi alfo von einem
Zuftand her, wo, wie alle bekannte Nachrichten
darüber beflimmen, die Bevölkerung im Schwarge
wald mit ber jegigen in gar keinem Verhaͤltniß fland,
und wo bie damaligen der Anzahl und den Kennt
niffen. nad) ‚wenigeren Forftbebienten weder vorauße
fehen Eonnten, was in hundert Jahren fpäter ſich
diesfalls ergeben wuͤrde, noch auch befondere Kennt
niſſe davon hatten, bie vorhandene und nachwach⸗
fende Holzmaſſe mit Sicherheit anzugeben, um bars
aus einige nöthige Schlüffe auf künftigen möglichen
Bedarf zu machen.
rw
Es war fehr leicht, dergleichen Geiechtigkeiten
zu befommen; man war froh, nur Anfiedler
zu befommen, und man ertheilte Eonceffionen nicht
blos auf- ein Decennium, fondern auf immer.
Eben fo leicht war es, Waldftüde zu kaufen, und
durch Rodungen in Gortenland, Wiefen und zus
weilen in Fruchtfeld, wo es möglich war, zu vers
wandeln. Die Anfiebler befamen oft den Platz,
um das Gebäude darauf zu fielen, ganz umſonſt,
und fogar das Holz umfonft oder um einen Gna⸗
denpreis; und um ben neyen Ankömmling noch
mehr zu feſſeln, wurde ihm das für die Zukunft
benöthigte Bau» und Brandhelf um eben diefen
Gnadenpreis zugefagt. Jede Fabrik bekam gleiche
fam die KHolzgerechtigfeit zur Ausfteuer gegen ges
ringe Bezahlung. Jede Sägmühle wurde mit eis
ner jährlichen beflimmten Anzahl Plöder dotirt,
und zwar aus beflimmten , naͤchſt gelegenen Wols
dungen.
Aus einzelnen Anfieblungen entftanden Höfe,
Dörfer, Städte *) fogar, und die Gerechtig⸗
keiten ber einzelnen wenigen blieben aud für
das Ganze, Größere. Daher erfheinen auch
dergleichen Gerechtigkeiten anf diefen Wohnplägen
im Großen, und als Folge defto holzfrefiender.
*) Wildbad, Altenſtaig find Beiſplele, beſonders er⸗
Here, 2...
422
Das Laub und die Nadeln ald Streu zu ſam⸗
meln , wurde ebenfalls zur Gerechtigkeit; und was
diesfalls für wenige Bewohner ehemals
nziemlich unſchaͤdlich geſchehen konnte, kann jegt nur
mit dem Ruin mancher Waldtheile gefchehen, bei
fo fehr vermehrter Population.
Moch eine befondere Art, wie Servitute und
Holjgerechtigkeiten ſich zuweilen im Schwarzwald ers
‚geben, ift mir in meiner praftifhen Laufbahn dort ber
kannt geworben, nemlich diefe: daß vor langen Jahren
manche Gemeinden, bamals aus wenigen Haushals
tungen befiehend, ganze Waldabtheilungen, die ih⸗
nen nad) größter Wahrfceinlihkeit eigenthuͤmlich
zugehoͤrten, am bie Herrſchaft mit der Bedingung
zum Eigenthum abgetreten haben, das jährlich bes
nöthigte Baus und Brandholz ‚entweder ganz uns
entgeltlih , ober nach jegigem Geldkurs für einen
ober mehrere Kreuzer den Stamm oder bie Klafter
aus biefen Waldungen abzugeben; was aud ans
faͤnglich ohne Schaden des Waldes und unter
Mitbenugung der Herrſchaft geſchehen
konnte, allein mit der ſchnell und unverhältnißmäs
big geftiegenen Bendlferung , dadurch vermehrter
Hoaͤuſerzahl und Rlafterndedarf, die Urſache des
ſchlechten Zuftandes mehrerer folder Wälder wurde,
Es war eine fehr fihere Speculation diefer Gemein«
den, welche in neueſten Zeiten niemals fo unbe
ſtimmt, dem jährlihen Betrag nah, und mit ker
423
ner Nüdficht auf vermehrte Bevölkerung angenoms
men und eingegangen würde von Seiten der Herr
ſchaft.
Ich glaube, daß auch bei dieſem ſo wichtigen
Gegenſtand beweiſende Beiſpiele dem Leſer nicht
unangenehm ſeyn werden.
Die Stadt Wildbad im K. W. Anth. Schw.
bekommt ihr benöthigtes Brand s und Bauholz, letz⸗
teres jebod nur zu Reparaturen, aus mehreren
umliegenden Herrfhaftswäldern, aus dem Meiftern,
Rennbach und dem Theil Eiberg, was zu meiner
Dienftzeit 25 bis 2600 Klaftern Buchen und Tan
nen» Scheiterholz, nad gemeinfhaftlih mit dem
Dberamt vorgenommener Moderation, fonft 3000
Klafter, jede zu 6’ Höhe, 6’ Breite und 4’ Tiefe
(Sceitlänge), und mehrere hundert Stäms
me allerlei Bauholz jährlich betragen hat. Die
Stadt enthält gegen 1500 Seelen. Auch einige
Sägmühten erhalten eine beftimmte Anzahl Säge
Möge, zwar gegen Bezahlung, aber doch in nahe
gelegenen Waldungen, woraus fie auch das andere
Holz theilweife bekommen.
Der Ort Höfen, zwei Stunden von Wildbad,
in dem Kalmbacher Revier, der, wie fein Name
ſagt, ehemals einige Höfe beifammen ausmachte,
nun ein mäßiges Dorf von 300 Seelen, erhält
das Brand s und Bauholz felbft zu neuen Gebäus
den, wenn es auf eine alte Hofſtatt gefegt wird,
.
424
die after um 4 Kreuzer und den Stamm Baur
holz auch fo *), aus beſtimmten Wäldern der Lan⸗
genbrander und Kalmbacher Reviere, bie dem Ort
am nächften liegen, und namentlich beſtimmt find,
was einige hundert Klaftern und im Durchſchnitt
ein hundert Stämme allerlei Bauholz zu Reparar
tionen jährlid beträgt *).
In dem Liebenzeler Revier, Neuenbärger Ober
forſts, kommt eine befondere Holzgerechtigkeit auf
fogenanntes Onabengabhol; vor. Die Inwohner
dieſes Reviers bekommen nemlih aus Herrſchafts⸗
wäldern jährlich für Bezahlung von 4 des beitimms
ten Preifes, früher für die Hälfte, jeder einige
Klaftern allerlei Brandholz, welches ſchon mich
vor 14 Jahren, als ich noch dort Oberforfimeifter
war, in bie größte Verlegenheit gefegt hat. Die
Waͤlder find theilweife ſchlecht beflanden und theil
weife ausgehauen, und was das wichtigſte iſt, der
jährliche Nachwuchs ſteht zu der jährlihen Abgabe
in einem paffenden Verhältniß; alfo muß entweder
die Bisherige Abgabe an Gnadengabholz ungefähr auf
den dritten Theil beſchraͤnkt werben, oder noch junge,
im beften Zuwachs ſtehende Beſtaͤnde angegriffen,
) Na dem Tenor des Lagerbuchs 3 Heller.
) Was aber Diefer Ort zu Neparirung von Wegen
und Stegen nöthig hat, wird ihnen umfonft abges
geben. A. d. V.
425
und ber Ruin ber beireffenden Wälder ſchneller her·
beigefuͤhrt werden *).
Im K. W. Altenſtaiger Oberforſt befinden ſich
mehrere Koͤnigliche Gemeinden, ſelbſt die Stadt
Altenſtaig, und mehrere Orte von der der Familie
von Guͤltlingen gehörigen Hertſchaft Bernet **),
welche zuſammen das Kirchſpiel ausmachen, und Fu
" *) Die Bevölkerung dieſes Revierd ſteht zwiſchen 2909
*
und 3000 Seelen, wovon dad Städtchen Liebenzell
mit dem oberen und unteren Bad 997 biß 1000
Seelen enthält. Berner haben die von Ernſtmuͤhl
don Alters her den Ernkmühler Wald, die Wan⸗
me genannt, mit der Herrſchaft gemein und gleis
hen Nugen davon ; aud dad Bauholz zur Erbau⸗
ung Weg und Steg ihrer eigenen und des Waſch⸗
baufed ohne Bezahlung zu empfangen; ferner jes
den Bauer zu Igelsloch 6-Bhrgerflafter im Gna ⸗
dentax; ferner die zwei Zehenmütler zu Liebenzell
baben ‚nach ihren Lehenbrigfen die Nothdurft an
Eipen » und Tannen» Bauholz zu ihren Haupt »
und fliegenden Gebäuden gratid zu empfangen.
Beſoldungen betragen jaͤhrlich in diefem Revier 9
Klaftern buchenes nnd tannened.
Das Dorf Altenkaig, Gimmerdfeld, mit feinem
ganzen Stab, wozu gehören die Orte Beuren, Ette
wanbweiler, Sünfbronn, and die Koloniſten von
Enzhat oberhalb dem Kiöferle, namemlich: Gum⸗
dertſcheuer , Kaltenbad , Voppelthal, die Schild ⸗
müßle und der Hof Mobberg. PR
28
426
deren. Bewohner Kirchſpielgenoſſen ‚heißen, welche
aus ungefähr 9000 Morgen in dem Revier Sime
mersfeld gelegenen Herrſchaftlichen ober: Kronwale
dungen, aus Gerechtigkeit, mit Brand» und Baus
holz famt Saͤgholz zu jedem Baubedarf unentgelts
lich verfehen werden müffen, nad dem Xenor bes
fogenannten Kirchſpielsbuchs. Das Kirchſpiel ents
hält gegen 3000 Seelen, wovon auf die Stadt
Altenftaig allein 1550 fommen. Die jährliche Abe
gabe ift fehr bedeutend, und diefe Wälder, die noch
mit andern Servituten, z. B. der Viehweide und
des Streufammelns, beladen find, befanden ſich
ſchon zu meiner Dienfzeit dort als Oberforfimeis
fter, vor 18 Jahren, in ſchlechtem Zuftand, fo daß
es ſchwer war, nur bie Abgaben aus allen Walde
abtheilungen herausjufuchen. Das größte Mißver⸗
haͤltniß ift zwiſchen jährlicher Abgabe und jährlihem
Nachwuchs. Sapienti sat!.
Die Kirchfpielögenoffen wollten fi feine Eine
ſchraͤnkungen ‚gefallen laſſen, Feine Koflen durch
Kulturen aufwenden; und das Oberforftamt Eonnte
nicht durchgreifen, weil das Kirchſpielsbuch die
Graͤnzen diesfalls beftiimmt. Zu Werwahrung der
Rechte diefer Kirchfpielsgenoffen ifk der jedesmalige
Zuftizbeamte zu Altenftaig qua Kirchſpielsdogt bes
auftragt, Rügen, welde die Kirchſpielsgenoſſen ane
bringen, vorzunehmen, jedoch ſich aller fonftigen
forſtlichen Anordnungen zu enthalten. Neben dies
427
fem find 4 fogenannte Kirchfpieldmänner aufgeſtellt,
melde als Deputirte allen forſtlichen Gefchäften,
die das Oberforftamt zu beforgen hat, anmohnen,
und bei den Holy s Auszeichnungen ihren eigenen
(Wald) Hammer mit anſchlagen; jebod dürfen fie
einfeitig nichts zeihnen. Das Oberforftamt hat
alle forſtwirthſchaftlichen Gefchäfte anzuordnen. Die
Holzforderungen unterliegen in neueften Zeiten eis
ner ſtrengen Prüfung, bie Brennholzbedürfniffe
werben moderirt, die Bauhalzbebiirfnijfe durch eine
Bauſchau-Deputation, beftehbend aus dem Revier
förfter, einem herrſchaftlichen Werkmeifter und „zwei
Hirchfpielömännern, aufgenommen, letzteres bei
neuen Baulichkeiten durch den Landbaumeifter vevis
birt, und dann controlirt,
In dem Hofſtetter Revier, Neuenbürger Obers
forfts, erhalten aus Gerechtigkeit: „die Unterthanen
zu Zwerenberg, Hornberg und Oberweiler aus ber
Kohnhalden, nah ziemliher Nothdurft und Gute
achten eines jeden Forſtmeiſters, zu ihren Gebäuen
Thaͤnnenholz geben“ (Tenor des Forſtlagerbuchs
verbis formalibus) ; desgleihen dem Mahlmuͤller
zu Hornberg, der Baiermüller genannt, aus dem
Schloßbergwalb das bedürftige Tannen» , Brenn,
und Bauholz, jedoch hälftig aus dem Altenſtaiger
Kork; den Inwohnern des Fleckens Martinsmoos
Holz zu ihren Gebäuden aus dem Breitenwald,
zeichen aber für da6 Bauholz zu einem Haus ein
428
Malter loggen, zu einer Scheuer ein Malter Has
ber, oder das Gelb dafür; ferner bie Inwohner
ufm Eichelberg und der Inhaber der Faulſperger
Mahtmühlin Bau und Brennholz nad ziemlicher
Mothdurſt ußm Breitenwald; enblih denen von
Hofſtett and dem Schindelhard Wrenn s und Baus
holz, wenn ihnen die gewiffe Anzahl vom Flechen
Meuenweiler zuvor gereicht iſt, das übrige Benoͤ⸗
thigte *).
In dem Langenbrander Revier, Neuenbürger
Dberforfis, aus Gerechtigkeit: den Inwohnern zu
Höfen, außer Brandholz aus dem fogenannten
Brennerberg, aud etwas Bauholz, und zu Bruͤk⸗
ten. Die Meuenbürger 6 Amtoflecken biefes Re⸗
viers, Waldrennach, Langenbrand, Engelsbrand,
Grunbach, Kapfenhardt und Salmbach durfen das
duͤrre und Abholz in den im Lagerbuch angezeigten
Herrſchaftwaͤldern zu Drandholz aufhauen. Als
Hausbrauch werben aus dieſem Revier jaͤhrlich für
das Burgſchloß Neuenbuͤrg, welches dem Oberforfte
meifter zur Bewohnung eingeräumt iſt, und nach
alter Obfervan; eine gewiſſe Anzahl Klaftern (Bus
”) Im Jahr 1802 betrug dad Brandhol; 150 Klafter,
und unter dem Namen Hausbrauc werben zu den
berrihaftlihen Bädern in Wildbad 30 Kiaftern
abgegeben, welche die Stadt Wildbad nach dem
Inhalt des Vogtei »Lagerbubd in der Frohn bei:
ſchaffen muß. ua. d. V.
429
chenholz) abgegeben (50 gemöhnlih), welches die
MNeuenbürger Amtsorte in der Frohn berbeifgafien
muͤſſen.
Das Shomberger Revier giebt jaͤhrlich aus
Gerechtigkeit Befeldungen 40 Klaftern meiſtens Bus
chenholz ab, und unter dem Namen Hausbrauch
5 Klaftern zum Liebenzeller Rathhaus.
Das Schwanner Revier, ebenfalld Neuenbuͤr⸗
ger Oberforſts: „Der Flecken Dennad hat in der
Dennacher Dorfmark die Gerechtigkeit, Bau» und
Brennholz nah Noethdurft zu hauen, jedoch mit
Vorwiſſen eines Forſtmeiſters“; denen Bürgern
und Bauern zu Dobel, die auf ber Kammer
feite wohnen *), muß man nad) ihrer Nothdurft
Bauholz aus dem Hagelwald geben (und nad) eis
nem neuen Reſcript vom gten Auguſt 1802 aud
Brandholz 200 Alaftern); der Gemeinde zu Kon⸗
weiter it nach ihrem für authentiſch erklärten Dorfr
büglein vom Jahr 1568 und einer Herzoglichen
Regierungsraths · Reſolution vom zoflen November
1778 aus dem Konweiler Dorfsmarkwald abzugeben:
3) das Brenn, Bau» und Gäghelz wie bisher
au ihren alten und neuen Gebäuden, 2) 2 Wahl⸗
*) Die andern waren Kloſter Herrenalbifhe oder kir⸗
cdenraͤthliche Unterchanen, und wurden aus der⸗
gleichen Wäldern durch die ehemalige kirchenraͤth⸗
tige Sorfiverwaltung Herrenalb beholt. J
dB.
430
bäume der ganzen Gemeinde in ber Stärke von
KHolländerbäumen , 3) einen Wahlbaum nad Her
zoglichem Befehl d. d. 15. Nov. 1780. als eine
Veinugung dem Schultheis alda, 4) iebem zu
Konweiler fehhaften Bürger jährlih 6 Tannenbaͤu⸗
me, das Loosholz genannt, um ziemliche Bezah⸗
lung; ſtatt deren aber feit 1778 jebem Bürger nur
2 Stuͤck abgegeben werden. Im I. 1802 betrug
die Abgabe Folgendes aus dem Mevier, aus Gerech⸗
tigkeit: Dennach 250 Klaftern Grandhol;, 3 Eis
hen · Bauholz, 25 Stud Tannen s Bauholz; Dobel
200 Al. Brandholz, 6 Eihen-Bauhol;, 42 Stüd
Zannen «Bauholz ; Konmeiler 300 Al. Brandholz,
8 EihensBauholz, 1205 Stuͤck Tannen » Bauholz,
29 Sägkiöge ; Befoldungen 66 Klaftern; Wahl⸗
bäume 3 Stud; Loosbäume für 100 Einwohner
zu Konmeiler 200 Stuͤck.
Sprollenhäufer oder Enzkloͤſterles Revier, 8.
Würt. Oberforſtamt Neuenbürg, aus Gerechtigkeit
jaͤhrlich: dem Erblehenbeſtaͤnder des herrſchaftlichen
Sprollenhofs iſt nach dem Lehenbrief d. d. 16. Aug.
1778. das zu den Hofgebaͤuden benoͤthigte Bauholz
nebft Brennholz gratis abzugeben, gleichfalls dem
Erblehenbeftänder des herrſchaftlichen Enzhofs das
noͤthige Bauholz zu den im Lehenbrief d. d. 4ten
Aug. 1778. beſchriebenen Hofgebäuden ; deögleichen
dem Inhaber der Lapproger Saͤgmuͤhlin vermöge
Kaufbrieſt vom 2. Jenner 2768. das je und je zu
431
Erbauung und Erhaltung biefed Sägmähl« und
Waſſergebaͤudes erforderliche Eichen» und Zannens
Bauhel;, worimter jedoch Fein Kloͤtzholz verftanden
ift, betrug im 3. 1802. 8 Klaftern Brandholz dem
Sprollenmaier, und 2 Eichen dem Enzmaier zum
Verbauen; Befoldungen betragen 10 Klaftern Bu⸗
henhetz-
Wildbader Revier. Beſoldungen 44 Klaftern
Buchenholz. Im J. 1802 beſtand bie unentgeltliche
Abgabe an die Stadt, ohne das buchene und tans
nene Brandhel;, in 27 St. Eihen zum Verbauen,
549 tannenem und forlenem Bauholz, a9 Brük
kenbaͤumen zu 10 Bruͤcken über die Enz, 6 Teu⸗
Gelftangen zu Brunnen; zum fogenannten Haus
brauch jährlich 30 Klaftern Brennholz zur Obers
amteisBehaufung (außer 12 Klaftern buchenem
als eigentlichem Beſoldungehelz).
Daß außer dieſen angeführten Holzgerechtig ⸗
keiten noch viele aͤhnliche in andern Theilen des
Schwarzwaldes vorkommen, und daß das Streu⸗
fammeln faſt uͤberall rechtlich als Servitut gegräns
det iſt und ausgeübt wird, iſt eine Bemerkung,
die hier deswegen nicht vergeffen werben darf, um
einige fehr wichtige Hinderniffe einer guten, res
gelmäßigen Forſtwirthſchaft in diefer Gegend mehr
Eennen zu lernen, und zugleich einzufehen, daß
ber Forſtmann hier behändig zu kämpfen hat, und
nicht alles ausführen kann, was zu Abmwens
433
dung mandes Schadens für bie Wälder ges
ſchehen follte.
Wir kennen in neueften Zeiten nur ein vor»
azuͤgliches Mittel," dem Ruin ber mit vielerlei Ser⸗
wituten und Gerechtigkeiten belafteten Waldungen
vorzubeugen, nemlih: „Purification ber
Wälder“, „worunter man Abtheilungen folder
Wälder mit den Berechtigten verſteht, wobei biefe
( dewoͤhnlich) einen gewiffen Theil biefer Wälder
als wirkliches Eigenthum mit der Bedingung erhals
ten, um in den andern Theilen ollen dergleichen
Servituten und Gerechtigkeiten in rechtlicher Form
zu entfagen. =
Die Schwierigkeiten bei folhen Abtheilungen
find groß, und ſetzen außer befonderen praktifchen
Kenntniſſen im Forſtweſen, noch zugleich Lokalver⸗
haͤltniß » und Menſchenkunde bei derjenigen forſtli⸗
Gen Perfon voraus, welche dieſes wichtige Geſchaͤft
zu leiten bat. Der richtige Anſchlag ſolcher Gerechtig ·
keiten und Servitute in Geld hat beſendere Schwies
tigfeiten, ift aber fhlechterdings nothwendig, jum
den Werth derfelben mit dem derjenigen Waldtheile
mochen zu Eönnen, welche zur Ausgleihung beſtimmt
werben. Taxatoriſche Unterfuhungen zu Erforſchung
des gegenwärtigen Holzvorraths und des wahrſchein ⸗
lichen Zuwachſes, Kenntniß des Holzpreiſes der Ger
gend, fo wie der Lebensart und der Nahrungsquellen
der Bewohner der Gegend, find ebenfalls Umſtaͤnde,
433
weldye unterfucht und berüdfichtigt werben müffen.
Das ganze Geſchaͤft fo aus einander zu fegen und
zu beendigen, daß beide Zheile in jeder Hinſicht
und nad jedem Merhältniß glRngefteit werden,
iſt der feltenfte Fall; daß beide Theile zufrieden
find, aber der gewöhnliche. Immer aber kann
derjenige, ber feine mehrfach onerirten Wälder pur
rificiren wid und kann, fi eher eine mäßige Auf
opferung gefallen laſſen, als der Berechtigte, weil
in freien, nicht belafteten Wäldern immer die re⸗
gelmäßigfte Wirthſchaft in jeder forſtlichen Hinſicht
möglich ift, was für den Waldeigenthuͤmer ber
wichtigfte Punkt if.
Aber doch nicht bei jedem Wald möchte eine
Purification unbedingt anzurathen und als einziges
Mittel zu feiner Verbeſſerung zu besrachten ſeyn;
dahin gehört als Beifpiel der Fall, wenn die Ab»
theilung in zu viele und in geringe Parcellen ge
ſchehen fol, und biefe Parcellen unter einander
liegend vorkommen; fo wie ferner, wenn die Ger
vitute und Gerechtigkeiten auf andere Waldungen
auf einen gewiflen Zeitraum übertragen werben fol»
len; ferner, wenn dergleichen Waldungen in ſolchen
Gegenden vorkommen, wo die Waldfrevel aller Art
feht Häufig find, was der Fall beſonders bei ſtarker
Vevölterung und dabei- mit fehr vielen armen Ba»
milien iſt; ferner, wenn diefe Waldungen unmits
telbar ans Ausland grängenz ferner, wenn fie fo
434
gelegen And, daß ber Holztransport beſchwerlich
und koſtſpielig iſt, und ber Abfag und der’ Preis
in feinem dazu paffenden Verhaͤltniß ſteht. In ſol⸗
sen Fällen it UM Geſchaͤft verwidelter, und man«
che Hinderniſſe find ſchwerer zu beſiegen.
Auch iſt noch zu bemerken, daß ſehr oft mit
der Groͤße des Areals die Schwierigkeiten, ſtatt ſich
‚iu vermehren, eher fi vermindern, mit Ausnahme
bes. feltenen Falls, daß fehr viele Theilhaber oder
Berechtigte und zwar mit verſchiedenen Gervituten
zugleich vorfommen, und wenn man mit ausländi«
ſchen · Unterthanen das Purificationsgefhäft zu bes
treiben hat ·
Da aber Purificationen nicht immer vorkom ⸗
men, fo bleiben für folhe Wälder, die mit jährlis
en Holzabgaben aus Gerechtigkeit belaſtet
find, nod folgende Grundfäge und Beflimmungen
nuͤtzlich und aͤnwendbar.
Um den Waldeigenthuͤmer, den Berechtigten
und den Wald ſelbſt mehr ſicher zu ſtellen, ſind
genaue Taxationen noͤthig; denn bie fo praßs
tif ausführbare Methode unfers großen Hartig
giebt nicht nur den gegenwärtigen Holzvorrath, fons
bern aud den (mahrfcheinlichften) künftigen, durch
finnreide Unterfuhungen und Berechnungen des
Jährlihen Zuwachſes, möglihft genau an, fondern
beſtimmt auch zugleich die Wirthfchafe, wie fie, um
diefe Taxation in ihren angegebenen Reſultaten zu
435
Adern, in Zukunft betrieben werden fol. Wenn
nun ber Waldeigenthämer zu viel für ſich behalten,
oder den Wald über feinen jährlichen nachhaltigen
Ertrag angreifen wollte, fe Eann der Elagende Bes
vechtigte nur durch die Reſultate einer ſolchen rich⸗
tigen Zaration bei feinem Recht gefhügt werben;
umgelehrt , fordert der Berechtigte zu viel, fo wens
det der Waldeigenthuͤmer dieſes zu feiner Verthei⸗
digung an, als den einzig billigen, moͤglichſt riche
tigen Weg, feinen Wald als Eigenthum in gutem,
nugbarem Stand zu erhalten. Und ſelbſt der Wald
Tann nur durch eine. ſolche Unterfuhung entweber
bei vorausgefegtem guten Zuftand aud in Zukunft
darin erhalten , ober bei ſchlechtem Zuftand in der,
Zukunft verbeffert werden. Der ſchlechte Zuftand
der meiften Wälder, die mit beträchtlichen jährlichen
Holjabgaben aus Gerechtigkeit belaftet find, hat feis
nen Grund größtentheils darin, daß keine taratoris
ſche Unterfuhungen noch bei feinem guten
Zu ſt an d vorgenommen wurden.
Intereſſe und Unwiſſenheit haben die Beſtim⸗
mung zur jaͤhrlichen Abgabe des Waldes machen
laſſen, und durd) jährlihes Mehrhauen, als wieder
zuwachſen Eonnte, wo nicht gerade jährlih, doch
nad Verfluß einer beflimmten Reihe von Jahren
oder ber ganzen Umtriebsperiode, fein Verderben
herbeigeführt. Gewoͤhnlich waren anfaͤnglich biefe
Holzabgaben fo gering, daß nicht mus der Eigens
436
thuͤmer des Waldes zugleich mit bem Berechtigten
beträchtlihen Antheil nehmen Eonnte, und fogar
ber Fall möglich war, daß der Wald unter feinem
Ertrag angegriffen wurbe; allein bei ber Wermehs
rung ber Berechtigten, und damit gugleih des abs
zureichenden jährlihen Quanti Holzes, wurde ber
Eigenthuͤmer nicht verhaͤltnißmaͤßig eingeſchraͤnkt,
und ſo ergab ſich durch dieſe beiden Umſtaͤnde das
größte Mißverhaͤltniß zwiſchen jaͤhrlicher Abgabe
und dem jährlichen (oder eigentlich nach einer bes
fimmten Reihe von Zahren vortommenden, jährlich
eingetheilten) Zuwachs, wovon bie fhlimme, aber
natürliche Folge die Devaftation bes Waldes war,
worunter vorzüglich derjenige Zuftand eines Waldes
zu verfichen ift, wenn er weit weniger Ertrag lie
fert, als feine Lage, Beſchaffenheit und Miſchung
des Bodens, und die Natur und Eigenſchaft der
darin vorkommenden Holzarten, bei guter Wirth⸗
Schaft erwarten ließ. Alle Gefahr und aller Schas
den wäre verhütet worden, wenn bas jährliche nach⸗
haltig abzugebende Hol; nad guten Grundfägen
taxatoriſch angegeben worden wäre.
Ic habe auf meinen Forftreifen und im mein
nen Dienftjohren als Oberforftmeifter fehr viele mit
Holggerechtigkeiten onerirte Wälder gefehen ; bie
wenigften waren aber gut’beftanden, außer denen,
wo die jährlihe Holzabgabe verhältnißmäßig mit
dem fi) ergebenden Zuwachs gering war, und
437
Eeine bedeutenden Ungluͤcksfaͤlle durch Krieg, Stürs
me, Inſekten ıc. vorkamen.
Es faͤllt den meiften Eigenthuͤmern ſchwer, ihs
ren bisher bezogenen Antheil entweder ganz aufzu⸗
opfern, oder bis auf eine Aleinigfeit zu vermindern,
um ben Berechtigten zu befriedigen. Es genießen oft
beide fo Tange, bis der Berechtigte nicht mehr allein
- befriedigt werben ann; Feines will ſich zuerſt Eins
ſchraͤnkungen gefallen laſſen; die forftlihen Beſtim⸗
mungen haben feinen feften Anhaltpunkt, was die
Zaration iftz und ehe eine rechtliche Entſchei⸗
dung möglid. wird, if der Wald zum grringken
Ertrag herabgefeht.
Auch die Kulturen, welde die Wingföaft
ſichern und unterſtuͤtzen ſollen und koͤnnen, werden
indirelt gehindert, weis kein Theil ſich überzeugt
hält, wie viel babei geſchehen muß, und wie die
Koften unter beiden vertheilt werben.
438
Ueber
die Holzkultur von bochgelegenen, nafen nnd
trodfenen Plaͤtzen,
die Tange holzlos oder ganz ſchlecht beftanden waren.
Wenn man bergleichen Plattformen wieber in
Holzwuchs bringen will, fo legt die Natur felbft
große Hinderniffe in den Weg ‚und es ift ſchwer,
öft ganz unmoͤglich, alle glücklich zu beflegen.
Was die fumpfigen oder (nah dem Schwarz
wälder Ausdruck) miffigen Pläge betrifft, die ſich
auf hohen Vergräden im Schwarzwald befinden, fo
muß id) meine verehrlihen Lefer auf den von mir
verfertigten befonderen Auffag, unter dem Titel:
mUeber die Entftehung, Beſchaffenheit und Kultie
virung der Suͤmpfe oder fogenannten Miffen in
©ebirgsforften, mit vorgüglicer Hinfiht auf den
Würtembergifhen und Badiſchen Theil des Schwarjs
waldes, gr. 8. 1806.% verweifen, welcher in bem
XIII. Band des neuen v. Moferiihen Forſtarchivs
befindlih, auch befonders abgedruckt im Verlag der
Stettinifhen Buchhandlung in Ulm zu haben iſt;
füge aber hier noch Folgendes bei, daß dergleichen
439
läge genau und auf anfehnliche Tiefe, unter Zus
ziehung eines Sachlundigen, unterfuht werben muͤſ⸗
fen: ob ſchon theilweife veifer Torf vorhanden, von
welcher Beſchaffenheit derſelbe feyn möchte, und ob
die Tiefe des Lagers und die Ausdehnung deſſelben
mit der Zeit eine große Quantitaͤt bavon als Aus⸗
beute baffen läßt.
Ergiedt: ſich diefes wirklich, und ik auch das
oberflaͤchliche Areal von anfehnliher Größe, fo bin
ih der Meinung: dergleihen Pläge-mit als
ler HolzEultur ruhig zu-laffen,
2) weil die Koſten fehr groß, und der giucliuch⸗
Erfolg, beſonders auch in Hinſicht des Ab⸗
"fages,.nicht gewiß: wäre;
2) weil dergleichen Pläge wegen ihrer hohen,
rauhen Lage und befonderen Beſchaffenheit,
die ſich felten gan; verliert, doch nur ſehr
mittelmäßige Voltommenpeit der darauf mis
anfehnlihen Koften zu erziehenden einzelnen
Stämme aus botaniſchen Gründen ‘hoffen
laſſen;
5) weil doch überdies dergleichen Plaͤtze ein an⸗
erkannt anwendbares Brandholz⸗Surrogat
enthalten, deſſen kuͤnftige Benutzung, bei
wahrſcheinlichem höherem Preis und vermin⸗
dertem Vorrath des Holzes, durch allerlei
Aufmunterungsmittel, ſogar beftimmte Präs
mien von Seiten bes Landesregierung, nach
40°
und nad) zur Schenung der Wälder einge
führt werden fol, da, wo der Transport
bis zum Hauptniederlagplatz nicht zu entfernt
und zu Eoftfpielig wird.
Bei ſolchen Plägen hingegen, wo der Sumpf
nicht tief iſt, noch nicht fehr lange ſich gebildet hat,
und Eein Zorf in reifem oder anfänglich fi) bilden ⸗
dem Zuſtand vorkommt, wo ferner der Ablauf bes
Waſſers durch zweckmaͤßige tiefe und breite Gräben,
durch das Abhängige des angrängenden Gebirgs er-
leichtert wird, und wo ferner die Lage in Vergleis
Hung mit dem hoͤchſten und höheren Kuppen nicht
befonders rauh and hoch if, da ſcheiat es mir der
Mühe und der Koften werth zu feyn, zuerſt in
Heinen vorſuhtig angeftellten Proben von ver
ſchiedenen Holzarten, bufonders Kiefern und Fich⸗
ven vermiſcht, zu machen, und wenn der Erfolg
der Abſtcht eatſpriche, dann nach mehreren Jahren
wit größeren Parthien fortzufahren, befondere
in felhen Jahren, wo dieſe Hotzſaamen befonders
gerathen.
Diefe Proben im Keinen Können mit-Gaaten
und Pflanzungen gemacht werben; nur räthe ich,
die Plänzlinge von Rothtannen nicht über-5 Jahre
als zu wählen, weit ältere wenig Gebeihen hoffen
haften; jeder Setzling muß einen Erdballen haben,
and mis felhem in die Erbe gebracht werden, und
zwar nur ı bi6 115 Fuß von einander entfernt.
—
441
Auch iſt ſchiechterdings nothwendig, dieſe klei⸗
‚nen Plaͤtze von den größeren ganz zu iſoliren,
und thnen- eine ganz verfehiebene (trodene) Beſchaf⸗
fenheit zu geben durch einen rund herum geführten
Bauptgraben, deſſen Tiefe fi bis auf die trok⸗
Eene Sohle erſtreckt, und deſſen Breite fih nad
der bald moͤglich abzuleitenden Menge des Waſſers
richtet.
Daß dergleichen Plaͤtze ferner gleich im zweis
ten. Jahr von den darauf befindlichen geringen
‚Sträuchern und wuchernden Kräutern rein gemacht
werden müffen, wo moͤglich durch Ausraufen mit
den Wurzeln, ift deswegen nothwendig und nüße
lich, weil es die Austrocknung beförbert und fiher
ter macht. Erſt nad 3 bis 4 Jahren, wenn man
‚bemerkt, daß der Boden diejenige Beſchaffenheit
hat, die das Gedeihen der Saaten und Pflanzun«
gen hoffen fäßt, wird mit dem eigentlichen Kultur
geſchaͤft der Anfang gemacht (das bisherige Verfah⸗
ten war blos Worbereitung dazu), und zwar mit
der Pflanzung im Herbfi vor eintretendem
farkem Froſt, und mit der Saat im Frühjahr
‚gleih nad) Abgang des Schnees, oder wenn ber
Boden theilweife, der Tiefe nad, aufgefroren iſt.
Leichte Bedeckung des Saamens mit Zweigen von
Birken, Heidelbeere, fogar Heide it gut und ohne
Gefahr wegen beiden legten Forſtunkraͤutern, weil
kein Saamen im Fruͤhjahr an ihnen befinblich iR,
D 29
442
der mit dem Holzſaamen aufgehen Einnte. Man
kann zu voller Sicherheit diesfalls die Heiden vor
her da ausklopfen, wo fie ausgerauft werden, das
mit der etwa mod vorkommende Saamen heraus
fat. Diejenigen Pläge, wo fih nur fogenannte
Latſchforlen oder Legforien und etwa kruͤppelhafte
Birken befinden, Fönnten meines Erachtens dadurch
in beſſeren Zufland gebracht werden, wenn fie theile
weife auf vorangegebene Art ifolirs, von Unkräus
tern größtentheil® gereinigt, nad) einigen Jahren
durch kuͤnſtliche Ausfireuung von Kiefern » und Bir
Eenfaamen in wirklichen Holzanbau gebracht wuͤr⸗
den. Hier ift mehr Hoffnung zum Gebeihen, als
Bei folhen, wo Torf vorhanden iſt, und weil bie
vorhandenen Stämme auch noch etwas zur Auss
trocknung und zum Schutz des Anflugs beitragen.
Auch ihre Vergrößerung, die fih nad und nad
ergiebt, wird dadurch verhindert, weil auf mehr
trodenem Boden ber Holzbeſtand dichtere Stel
lung haben, und nit in Eriehende fo niedrige
©tämme ausarten kann. D
Freilich werden dieſe Beſtaͤnde vom Schnee
druc außerordentlich. leiden, die Mifhung mit Bir⸗
Ben kann aber etwas dabei fügen, wenn fie möge
lichſt gleihförmig vertheilt auf dem Ganzen hervors
gebracht wird. (S. oben bei den Harzwäldern am
Ende des Kapitels.)
Bei ten ganz trodenen Plägen, die nicht
J 443
über 1000 hoͤchſtens 1500 Fuß abſolute Höhe has
ben, wird es noͤthig, ebenfalls beſondere Verſuche
auf verſchiedenen Plägen im Kleinen (einzelnen
Morgen) zu machen, um fie wieder in eigentliche
Wälder umzufchaffen, weil auch im bisherigen Zus
fand für die Viehweide wenig Nugen herauskommt,
und für andere Abfihten ebenfalls wenig Ertrag
au hoffen if, einzelne Ausnahmen abgerechnet.
Je länger ein folder Platz holzlos und under
arbeitet gelegen hat, deſto ſchlechter zur Wegetation
überhaupt und für Holzpflanzen befonders iſt er.
Nur eine dünne Dede aus wenigen Gras» und
Kräuterarten, fo wie von Flechten und Moofen,
verhindert das gänzlihe Zerftieben des leichten mas
geren Bodens bei trockenen ſtarken Winden. Wenn
man mit gewoͤhnlichen Saaten bier operiren will,
fo it fhon während des Keimens und Aufgehens
von fhneidenden Winden und Nachtfroͤſten vieles
zu befürchten; fpäterhin für das aufgegangene,
noch gering in jeder Hinſicht bewurzelte Pflaͤnzchen
von Hitze und Trockenheit eben ſo viel.
Bei den Pflanzungen wird beides ebenfalls
ſchaͤdlich wirken, doch für die meiſten Holzarten
Trockenheit mehr als Kälte.
Wegen diefer natärlihen Hinderniſſe wagen
es felten Sorfimänner, nur Werfuhe zu machen ;
aber wer. Cofalenntniß des Schwarzwaldes beſitzt,
wer durch Proben ‚und Erfahrungen den Gränzen
44h
der Matur und ber Kunſt beim Holzanbau ſich mehr
genähert hat, wer im Stand ift, Elimatifhe Vers
haͤltniſſe und Einwirkungen zu beurtheifen in bes
fonberer Hinfiht auf Holzwuchs, und wer der Nas
tur immer nachſpaͤht in ihren Wirkungen, den fols
Ten wenigſtens Feine Schwierigkeiten abfchreden,
Verſuche zu machen, und felbft einzelne mißrathene
mit andern Vorſichtsregeln zu wiederholen. Hier
kommt alles darauf an, die ſchaͤdlichen Einwirkuns
gen der Natur zu ſchwaͤchen und fo viel möglich
zu verhindern, und überdies folhe Holzarten zu
wählen, welche hohe Lage mit Falter dünner Luft,
mit Mittelboden wenigftens, am beften bei ihrem
Wachsthum ertragen Eönnen.
Folgendes Verfahren kann zum Zweck führen,
wenn alles Angegebene genau beobachtet wird, und
wenn die Pläge keine Ruppen kegelfoͤrmiger, kah⸗
ler Berge find. Zuerft muß der Boden auf einer
ſolchen Plattform oder auf einem Vergrüden an
mehreren Orten und auf mehrere Zuß Tiefe, im
Herbſtanfang oder aud etwas früher, durch Auf
graben unterfucht werden, theils um die Mifhung
und Beftandtheile und überhaupt die ganze Beſchaf ⸗
fenheit dadurd Kennen zu lernen, theild um bie
Holzarten paflender wählen zu Eönnen, und theils
um den Plag in Hinſicht feiner Beſchaffenheit in
befondere Abtheilungen bringen zu Eönnen. Dann
werden 6 Zoll tiefe und a Buß breite Rinnen oder
445
Riefen querlaufenb und 2 Fuß eine von der andern
entfernt, der Richtung nad von Morgen - gegen
Abend, gezogen, und die aufgeloderte Erde immer
wieder zufammengetreten.
Im Fruͤhjahr darauf, fobald der Boden aufe
gefroren iſt zur Bearbeitung (wenigſtens auf ı Fuß
tief), werden dieſe Rinnen vorſichtig auf ı Zoll
Tiefe aufgelockert, und Kiefern⸗ und % id
tenfaamen eingefireut und mit Erbe wieder bedeckt,
hierauf jede Rinne mit 2 bi6 5 Buß hohen Zweis
gen von Pfriemen, Kiefern, Weißtannen ober
Rothtannen , Birken ꝛc., was in der Nähe an
Holzarten vorkommt, ganz dicht, feſt, und fo ſchief
gegen einander auf beiden Seiten beſteckt, daß das
Ganze eine dachfoͤrmige kuͤnſtliche Bedeckung bildet.
Die Zweige werden fingersdick genommen und uns
ten gefpigt,. damit fie einen halben Fuß in ben
Boden fommen , und nicht vom Wind weggeſpuͤlt
werben Eönnen.
Nun wird zu gleicher Zeit ganz wenig Bir⸗
kenſaamen, ungefähr auf %, Morgen ı Loth *),
mit Erde vermifcht, oben auf diefe Rinnen geftreut.
Diefer kanſtliche hoͤchſt noͤthige Schu durch Zweige
muß im folgenden Jahr ausgebeffert werden.
*) In einem Loth befinden fi über 5500 Körner,
nach meinen unterſuchungen, wobei aber viele tau⸗
be Körner ſind⸗ - a. d. B.
446
Wenn ber Boden etwas bindend ift, fo kann
um biefe Heine Anlage ein Graben von ı Fuß
Breite und 2 Buß Tiefe gezogen, und folder in
diefem Zuſtand erhalten werden.
Durch diefe Einrichtung wirb das Austrocknen
der Sonnenftralen und der fharfe Windzug zum
Schaden des jungen Anflugs verhindert, und die
zerſtoͤrende Folge der Spaͤtfroͤſte wenigſtens fehr ges
ſchwaͤcht, wo nicht ganz verhindert. Jeder Regen
ann auf einige Zeit und länger, als ohne diefen
Schutz, erfrifhen. Schatten, die Wiege unfter
‚Holypflanzen in ber Jugend, wird kuͤnſtlich erzeugt
und mehrere Jahre fo erhalten, bis der Nachwuchs
färker und tiefer bewurzelt und in allen Theilen
ganz holzaxtig geworden, und dabei nach und
nach an ie Kalte freie Luft und hohe Lage ges
wöhnt. Die Mifhung der Holzarten giebt ber
Natur die Wahl, welche fie in Hinfiht des Ger
deihens der andern vorziehen will.
Daß Übrigens unter folhen ungänftigen Um⸗
ftänden und Lage die benannten Holzarten Feine
befondere Stärke, und_eine im Verhaͤltniß gegen
andere geringere Höhe hier erreihen und errei⸗
hen fönnen, ift zwar richtig , fol aber den Forſt⸗
mann nicht abhalten, fie anzuziehen, in dem all,
wenn die Koſten nicht fo groß werden,
daß kein Erfag zur Hälfte derfelben,
wenigſtens bei einem gewiffen Zeitraum,
447
fehr wahrſcheinlich iſt. Die Bevölkerung des
Schwarzwaldes, der jährliche Holzbedarf feiner Be⸗
wohner, der Activhandel ins Ausland, in Vergleis
dung mit feinem mit Holz beftandenem Areal, find
die wichtigen Gründe, welche für kuͤnſtliche
Holzkultur aud hier ſprechen.
Ads
Apborififche Bemerkungen
über ſolche Gegenftände, welche im Vorhergehenden
nicht angeführt werben fonnten.
E⸗ wird Regel, die jaͤhrlichen Hiebe in Hochwaͤl⸗
dern des Schwarzwaldes baldmoͤglich in Machwuchs
zu ſetzen, durch Natur und Kunſt vereint, wenn
erſtere nur theilweiſe wirken kann, und durch Kunſt
allein, wenn erſtere nicht wirken kann, und vor⸗
zuͤglich in den Fällen, wo anſehnliche Strecken das
dur, dem Beſtand nach, verbunden werben köns
nen, und wo feine unüberwindlihen Hinderniſſe
dur Boden und Klima vorkommen. Mur dur
iahrliche Beſolgung dieſer Regel in allen For⸗
ſten des Schwarzwaldes, wo ſie anwendbar iſt,
kann nach Verlauf von mehreren Decennien ein
beſſeres Verhaͤltniß zwiſchen jaͤhrlicher Abgabe und
jaͤhrlichem Zuwachs hergeſtellt, und bie Befriedi⸗
gung der Bewohner mit allen noͤthigen Holzſor⸗
ten, felbft bei mäßig vermindertem Waldareal,
nachhaltig moͤglich gemadt werden.
449
. Und wenn glei manche Holzart mehrere Zahre
nach einander keinen Saamen hier bringt, wie
die Erfahrung lehrt, fo muß diefes große Finder
niß durch Aufbewahren in Holjfaamen : Magazinen
(fe weiter unten) theilweife gehoben werden, und
dadurch, daß in Saamenjahren Kulturen im
Großen gemacht werden. Bei folhen Umfländen
iſt Sparen ſchaͤdlich und gegen die beften forſt⸗
lichen Grundſaͤtze.
u.
Bei Eegelförmigen, hohen Bergen, die noch
bis oben hin bewaldet find, darf die oberfte Kuppe
derfelben auf den fünften Theil der ganzen Höhe,
vom Fuß bis zum Gipfel gerechnet, nie abge»
holzt, nit einmal in dunkle Schläge gelegt wer«
den; 3. ©. der Berg wäre 1000 Buß bed, fo
würden 200 Fuß vom Gıpfel abwärts unangegrifs
fen bleiben, und die tiefer Tiegenden Waldtheile,
800 Buß Höhe betragend, in gürtelförmigen Streis
fen von oben nad) unten abgeholzt werden. Diefe
Streifen richten fid in ihrer anzulegenden Breite
nad) der Höhe der unmittelbar angraͤnzenden Stäms
me, von welchen Schug und natuͤrliche Befaamung
wenigftens theilmeife zu erwarten ifl. Je fleiler
alfo der Berg if, deſto breiter Finnen die Streifen
werden, und je weniger fteil, defto ſchmaler, bei
glei) ho angenommenen Stämmen. Am ſicherſten
460
geht man bei ſolchen Fällen, den Streifen glei
aus der Hand zu befaamen, fobalb die Natur wer
gen Saamenmangel dieſes nit im nemliden
Jahr des Hiebs bewirken kann *).
Wenn der Berg nicht fehr fteil if, fo „fan
bei guter Winterbahn das Holz auf Handſchlit⸗
ten burh Menſchen, auf fanft abfallenden, um
den Berg abwärts laufenden Schlittwegen, aus
dem Wald gefchafft werben; im unterften Theil koͤn⸗
nen vieleicht mit dem Pferblottbaum einige
Sägklöge oder Bauftämme abgeführt werden. IE
aber der Berg fehr fleil, und feine Grundfläche
nicht fehr groß, dem Inhalt nah, fo muß eine
paſſende Rieſe angelegt, und das Holz, was zu
Brandholz zuzurichten iſt, durch dieſe Einrichtung
bergab gefoͤrdert werden.
Im.
Die fogenannten Heidenberge, auf welchen
dieſes beruͤchtigte wuchernde Zorflunfraut, gewöhns
*) Der ganze hier befonderd nügfiche und nothwendige
Zweck fhmaler Hiebe geht ſonſt verloren, und
der nur bei fo ſchmalen Streifen gefhügte Anflug
kann nicht gedeihen. Sollte daher der feltene Saul
ſich ereignen, daß der gewuͤnſchte Saamen sur
kuͤnſtlichen Huͤlfe in einem Jahr nicht zu bekommen
und außjuftreuen wäre, fo muß mit dem weiteren
Hauen aufgehört werden, bis in dem vorhergehens
den Hieb Nachwuchs vollfam vorhanden iR.
451
lich in Geſellſchaft von einzelnen ſchlechten Birken
und Kiefern, häufig vorkommt, und die meiftens
fuͤdliche und ſuͤdweſtliche Tage haben, müffen nad
ihrer Beſchaffenheit an mehreren Orten und auf
einige Fuß Tiefe unterfuht werden, und wenn der
Boden nicht fteinige oder gar felfige iſt, baldmoͤg ·
lichſt in Holzwuchs gebracht werden, aud mit des⸗
wegen, weil fie bei Waldbränden zur Werbreitung
derfelben hoͤchſt gefährlich find, bei fühliher Lage
mit Birken und Kiefern fo gemiſcht, daß die Kies
fern präbeminiren, bei öftliher und weſtlicher Rage
eben fe.
Zolgendes Verfahren ift zweckmaͤßig. Im Fruͤh⸗
jahr, nad Abgang des Schnees auf bem betreffen«
den Plag, und wenn ber Boden wenigftens auf
2 Buß Tiefe ganz aufgefroren it, werden, nad
Verhältniß der Größe des Heidenbergs, ı2 bis 15
erwachfene Perfonen (Männer) beftelt, welche mit"
Karten Handſchuhen verfehen ſeyn müffen ; diefe
Perſonen werden fo zugleich angeftelt, entweder
am oberen oder unteren Theil des Heidenbergs,
daß eine von ber andern 4 Buß ungefähr entferne
ſteht, im erften Kal unter einander, im zweiten
Über einander. Nun fhreiten alle, auf ein vom
Forſtbedienten gegebenes Zeichen, langfam und in
moͤglichſt geraden Linien den Berg entlang vor,
und raufen vorfihtig, nicht ſchnell (damit die Hei⸗
den mit den Wurzeln ausgezogen werden) biefes”
452
Unkraut aus, auf ungefähr 2 Fuß Breite, und le⸗
gen biefes auf eine Seite. Wenn die ganze Manns
ſchaſt fo arbeitend an dem Ende des Plages anger
langt if, fo ſchwenkt fie fih (auf. oder abwärts,
je nachdem fie zuerft unten oder oben am Berg ans
geftellt worben ift), und ftellt ſich wieder ordentlich
in gleiher Nähe (4 Zub) zufammen, und arbeitet
auf gleiche Weiſe wieder bi6 ans andere Ende des
Bergs, und fo immer abwechſelnd fort, bis das
Ganze in Streifen wund gemacht und gereinigt iſt.
Nun wird fo bald als möglich Kieferns oder Fich⸗
tenfaame, wie es Boden und Lage erlauben und
räthlih machen, in die Mitte diefer Streifen im
eine Rinne 14 ZoN tief gefäet, und bei nicht fübs
licher Cage die noch ſtehenden ſchmalen Heidenſtrei⸗
fen mit der Sichel tief am Boden abgeſchnitten.
Wenn nun auch dieſe blos abgeſchnittenen Heiden
wieder nachwachſen, ſo ſchuͤtzen ſie die Kiefern in
den erſten paar Jahren, und nach Verſluß dieſer
Zeit uͤberwachſen die Kiefern die Heiden; auch die
Fichten werden nicht unterdruͤckt, wenn der ausge
raufte Streifen 2 Fuß Breite beträgt. Nach ers
folgtem oberem Schluß diefer Holzarten ald Stan.
gen verlieren fi) die Heiden bald.
Im Neuenbuͤrger Oberforſt, Langenbrander
Revier, habe ich mit diefer felbft ausgedachten Mes
thode eine glückliche Probe gemacht, Der Platz
lag gegen Suͤdweſten.
453
Die Koſten für die Tagloͤhner wurden dadurch
vermindert, baß für die ausgerauften und abges
fnittenen Heiden zur Gtreubenugung mehrere
Gulden bezahlt wurden.
IV.
In ſolchen Gegenden, wo Rollfieinlager
(im Schwarzwald Steinraffeln genannt) ſich befin⸗
den, müffen alle dort befindlihe Wogelbeerbäus
me fehr gefhont, und wenn Eeine vorhanden , da
Eünflih eingefprengt werben, wo nur etwas Erbe
fihtbar wird. Die Fruͤchte diefer Holzart locken
vorzügli die Hafelhühner herbei; auch ander
res Waldgeflügel frißt davon, und es ift die einzige
Holzart, welche zwiſchen folhen Steinen gut forts
kommt, und fehr bald Fruͤchte trägt *).
V.
Alles haubare oder abzugebende Holz muß ſo
viel moͤglich, in den herrſchaftlichen Waldungen
) In der Pfalzgrafenweiler Hut, Altenſtaiger Ober⸗
forſts, war im großen ſogenannten Weilerwald eine
gewiſſe Gegend, Findelteich, wo mebrere tragbare
Vogelbeerbaͤume im Nadelwald ſich befanden; hier
waren immer, und ganz vorzüglich zur Reifungszeit
der Srüchte, Hafelhühner anzutreffen. Es wird bes
hauptet, daß fie ſich au von den wolligen Knos⸗
pen diefer Holzart Winterdzeit nähren.
454
wenigſtens, durch die betreffenden Oberforſtmeiſter
oder Forſtmeiſter in ihrer Gegenwart und nach ihr
rer Beſtimmung gezeichnet werben, in Krankheit
fällen in Gegenwart deffen, ber des Kranken Stelle
verfieht, und dazu beſonders von ber oberften Boris
behoͤrde beflimmt ift. Ueber diefe zweckmaͤßige Ver
ordnung muß fireng gehalten werben, mit Aus
nahme einzelner weniger Stämme in Nothfaͤllen.
In Gemeindewäldern und bei denen, welche Pris
vaten gehören, fol es auch gefchehen, wenn dem
Foͤrſter fo viel Zeit möglich wird ; und wenn diefes
nicht wohl gefhehen kann wegen Gleichzeitigkeit mit
andern in Herrfchaftwäldern, aber dringende Ums
fände vorfommen , fo ann dieſes Geſchaͤft durch
wirkliche Handanlegung des oberforſtamtlich vers
pflichteten Forſtgehuͤlfen (Jaͤgerburſchen) gefhehen,
der in dem betreffenden Revier angeftellt if, wenn
er bie Fähigkeit und praktifhen Kenntniffe dazu
beſitzt. -
Jeder Stamm, der gefällt werden fol, muß
an einer Wurzel, bie zu Tag liegt, oder wenn
diefes nicht geſchehen kann, fo tief als möglich
unten bezeichnet, und den Holzhauern fehr ſtreng
aufgegeben werden, dieſes Waldzeihen nicht weg ·
zuhauen, um die geftohlenen oder gegen die Ord⸗
nung gefälten Stämme leicht bemerken und finden
zu Eönnen, wenn ber Hieb von den höheren und
niederen Forſtbehoͤrden viſitirt wird. Oben am
’
465
Stamm wirb ber unten mit bem Walbhammer bes
zeihnete Stamm mit einer Platte den Holjhauern
bemerkbar gemacht, welche vermittelft eines Hands
beils angebracht wird, oder auch mit der ſcharfen
Nüdfeite des Waldhammers. Diefes Zeichen muß
die. Holzhauer leiten, und Nachlaͤſſigkeit hierin fol
fireng beftraft werben. Während meiner praktiſchen
Laufbahn bin ih von der Nüglickeit und Noth«
wendigfeit biefer regelmäßigen Auszeichnungen zum
Velen des Waldes und feiner Stellung (woran
fo vieles liegt) vielfach überzeugt worden.
Hieraus folgt au, daß die Gebirgsfor«
fen weder für bie oberften Behörden noch für die
niederen zu groß angenommen werben dürfen;
fonft iſt es nicht möglih, zu rechter Zeit im
Jahr diefes wichtige Geſchaͤft ſelbſt vorzunch
men. Als Marimum angenommen: 50000 More
gen herrſchaftliche und etwa 20000 Morgen andere
Wälder befchäftigen einen Oberforfimeifter im Schwarze
wald ganz, und 5000 Morgen herrſchaftliche und
etwa 1000 bis 2000 Morgen andere Wälder einen
Börfter in dieſer Gegend, und dabei muß er noch
einen Gehülfen (Jaͤgerburſch ift ein unpaffender
Zitel) haben, der. von der Herrſchaft aufgeftellt und
bezahle if. Das Minimum mag 40000 und
vefp. 4000 Morgen feyn für herrſchaftliche
Wälder
Weil aber öfters mancherlei Waldgefchäfte beim
456
Forſthaushalt ſich häufen. und gleichzeitig ge
ſchehen ſollten, vorzüglich die Auszeihnung ber
jährlich abzugebenden Holzfortimente, fo glaube ich
aus erprobter Erfahrung Folgendes hier angeben
zu muͤſſen:
Jedem Foͤrſter müffen, fo viel. in dem erften
Jahr möglich, ober doch im zweiten, von bem
Obers ober Forftmeifter (bei dem ich genaue Kennts
niß dieſes Geſchaͤfts in allen Arten von Wäldern
vorausfege), in den herrſchaftlichen Wäldern zuerſt
gleihfam Probhiebe zur Eünftigen Vor
f&hrift felbft angelegt und ausgezeichnet werben,
3. B. in reinen Weißtannen » , Fichten-, Kieferne
beftänden,, in vermifhten mit Nadelhoͤlzern unter
ſich, oder mit Nadel: und Laubholz, oder rein mit
Laubholz x. ; dem Foͤrſter auf dem Plag bie
Urfahen und Regeln des vieleicht von feinem
bisherigen abweichenden Verfahrens und der Stel
lung befonders erflärt und angegeben werben, um
bei Gemeindes und Privatwäldern feines Reviers
den zweckmaͤßigen Gebrauch durch Nahahmung
machen zu koͤnnen.
Im Sommer muß dann bei der Reviſion
durh den oberften Forſtbedienten genau
nachgefehen werben, ch biefer für den guten
Buftand der Wälder fo wichtige Punkt in den
betreffenden Forſten genau befolgt worden ober
nidt Im erfien Fall muß Belobung, im
457
weiten Beftrafung bie Folge ſeyn. Weil aber
ſowohl Fähigkeit als Wille und Ehrgefüht
bei den Foͤrſtern fehr verfchieden it, fo wird der
Dbers oder Zorfimeifter in den’ Fall kommen, daß
er bei demjenigen Förfter, der feinen Befehl dies⸗
falls nicht pünktlich befolgen Eann, das Meifte
ſelbſt auszeichnen, und ben andern Förftern,
die es wollen und können, Mehreres diesfalls
überlaffen zu müffen.
Der Hauptzweck: Erhaltung der Wäls
der in gutem Zuftand, muß nie aus dem Ges
ſicht verloren, und kaun auf diefe Beife' ziemlich)
viel erreicht werden.
Aud werden unvermuthete Wifitatios
nen in folden Wätdern, wo gerade ber Förfter
allein das Ausjeichnungsgeichäft beforgt, nüglidy
und zwedimäßig, theild zur Belehrung, und theils
um bie Aufmerkfamkeit des Börfters zu erhalten.
Nur darf der Vorgeſetzte nie verfehlen, zuerft duch
fonftes Belehren durd einleuhtende Gründe "
den Förfter von gewiſſen Beftimmungen zu übers
zeugen; und nur denn, wenn dieſes treffliche Mitz
tel nichts hilft, und Vorurtheil, Intereffe und Eis
genfinn den Förfter beherrihen, muß Strenge
mit Nachdruck angewendet Werden.
Und eben fo wenig dürfen die Gründe bed
Foͤrſters, die er für oder wider eine Sache hat,
Wälder betreffend, ohne weiteres verworfen,
30
458
fondern müffen ruhig angehört, und wenn fie gut
ind, mit Belobung angenommen, ‚ausgeführt und
unterftügt werben. Mur auf biefe Art erhält man
die Luft zum Dienft und die Liebe und den Gehor⸗
ſam gegen den Vorgeſetzten. Nie darf aber alles
dieſes in Vertraulichkeit ausarten, wenn nicht die
amtlide Subordination mit allen nüglichen
Felgen verloren gehen fol.
VI.
Keiner privilegirten Geſellſchaft, weder den für
Hollanderholz, noch einer andern, darf erlaubt
werden, haubare, ſogar ſchon bezeichnete Waͤlder
nach und nad, wie es ihre Gemaͤclichkeit und
befondere Umſtaͤnde für ihren Nugen erfordern, abs
‚ zutreiben, und zwar burd von ihnen angeftellte
und bezahlte Holzhauer, fondern gerade in dem
Zeitpunkt, und nad) der von bem Oberforftamt bes
forgten Auszeichnung, und nur durd die von dem⸗
felben aufgeſtellten, beeidigten und bezahlten Holz⸗
bauer. Erfahrung hat mid von dem Nugen dies
ſes Vorſchlags belehrt.
VII.
In jedem Obirforſt oder Forſtmeiſterei muß
ein geringes, aber zweckmaͤßig eingerichtetes Holz⸗
ſaamen-Magazin eingerichtet werben, und wo
moglich bei der Amtswohnung dieſer oberen Bes
börben bes inneren Forſtweſens, die immer herr⸗
459
ſchaftliche Wohnungen haben, worin aber gewoͤhn ⸗
lich nur diefenigen wenigen Holzſaamen auf die
für Erhaltung der Keimungskraft befte Weiſe aufs
bewahrt werden, die im Oberforft erhalten und
vermehrt werden follen.
Bei fehr geräumiger Wohnung ann eine gros
Be Kammer , in der mittleren Etage jederzeit, dazu
eingerichtet, ober im andern Fall ein kleines ein.
ſtoͤcliges Gebäude nebenhin gefegt werden, in wel⸗
dem jedech der hölzerne Boden erſt auf 4 Buß
‚Höhe anfangen, und bis dahin. 4. Treppen anger
bracht werden müffen, um das Eindringen der Feuch⸗
tigkeit in diefen Boden aus der Erde zu verhindern.
Auch Hier darf nur eine Kammer oder ein Zimmer
ohne Ofen vortommen.
Diefe Kammern miüffen
2) doppelten Öretterboden haben, zwiſchen weis
chem eine ungefähr handhohe Füllung von
Gerſten⸗Ageln ſich findet;
2) an allen Seiten muͤſſen die Wände mit eins
gefalzten Brettern feſt anliegend bekleidet
ſeyn;
8) oben muß eine dichte Gipsdecke angebracht
werden; alles diefed, um Beuchtigkeit und
Ratten und Mäufe abzuhalten;
4) auf ber Nordſeite ein oder zwei Doppelfen ⸗
460
fter *), welche gut anpafien müffen, daß
unerdffnet die Luft nicht eindringen Eann ;
5) eine blos verriegelte dod wohl paffende Vor⸗
thüre zum Eingang, und hinter diefer noch
eine eigentliche, welche ebenfalls eingefalzt
und wohl verfäloffen ift ;
6) doppelt fo viele Abtheilungen durch Bretter,
als Holzſaamenarten vorkommen, um ben
Saamen frifh und verjährig abtheilen zu
Eönnen;
7) Einrihtung mit einem Wagbalken, mit 5
und 10 Pfunden Gewicht, um fo viel Saas
men auf einmal abwägen zu Finnen;
8) und ungefähr 20 bi6 25 Saͤcke von ſtarkem
Zwillich, welche unaustöfhlid mit den Ans
fangsbuchſtaben des Oberforftamts, wohin
fie gehören, bezeichnet find, und das Ger
wicht ‚des darin aufzuhebenden Holzſaamens
äugleih angegeben, z. B-
oOoFA
G
d. i. Oberforſtamt Gernsbach.
" 50% .
d. i. funfzig Pfund.
So eingerichtet, mie die Vorfenſter in gewoͤhnlichen
Haͤuſern zur Winterszeit, und nur ein kleiner Theil
als Bügel, welcher zuweilen geöffnet wird.
461
Einige Rechen und hoͤlzerne Schaufeln, zum
Umrühren de3 Saamens von Zeit zu Zeit, bürfen
nicht fehlen.
Kiefern s und Fichtenfanmen wird in den mei⸗
fien Faͤllen hinreichend ſeyn, und etwa Lerchenſaa⸗
men, ı) weil diefe beiden erfteren Holzſaamen reif
und troden in den Zapfen erfammelt, vorſichtig,
mit mäßigem Grad Wärme bie erfteren *), letztere
nur mit Luft und Sonne ausgeffengelt, mit Fluͤ⸗
geln ih 3 bi6 4 Jahre an kühlen, ganz trockenen
Orten aufbewahren laſſen; 2) weil von biefen Hole
ſaamenarten fi Fruͤhlingsſaaten gewoͤhnlich machen
laſſen; 3) weil dieſe beiden erſteren Holzarten haͤu⸗
fig im Schwarzwald vorkommen, und ihre kuͤnſtliche
Vermehrung alſo vielfach vorkommt und zweckmaͤ⸗
Fig wird.
Was den Lerchenfaamen befonders betrifft , fo
iſt rathſam, fi wo möglich jedes Jahr frifchen zu
verfhaffen; von zweijährigem geht ſchon viel weni»
ger auf, als von einjährigem.
*) Sowohl im Gr. Bad. jegt, ald wenigſtens zu mei⸗
ner Dienfzeit im Koͤn. Wärt. Oberforſt Neuen
bürg, kamen zweckmaͤßige Einrichtungen in beſon⸗
deren Gebäuden vor, um den Kiefernfanmen vor⸗
zuͤglich auf eine für feine Keimungsfraft unſchaͤdliche
Weiſe mit kuͤnſtlicher Wärme auszuklengen; folcher
als gut unbezweifelt erkannte Saame kann lange
aufbewahrt werden. A. d. V.
462
Der Weißtannenfaame muß in ber Megel gleich
nad der Reifung im Herbſt ausgeſtreut werben,
und erhält fi) am beften über Winter, Beimungsfäs
big unter dem tiefen Schnee. Ausnahmen von
dieſer Regel find feltener.
Den Birkenfaamen betreffend, ftimme ich ims
mer, aus Grfahrung beiehrt, für Sammeln im
Schwarzwald in der lokalen Neifungszeit, wo fruchte
bare Stämme davon vorkommen, und fhnelles Aus-
- freuen gleih nach dem Einfommeln. Die Aufbe
Wahrung über Winter if zwar möglich, aber es
muß mit folder befonderen Sorgfalt gefchehen,
welche felten von der damit beauftragten Perfon
erwartet werben Bann. Ich rathe keinen von Saas
menhaͤndlern zu erfaufen , oder wenn es doch ge
ſchehen muß, denfelben auch gleich auszuſtreuen.
Unter dem Schnee erhält ex ſich am beften kei⸗
mungsfähig und unverborben, wenn ex vorher
gut war,
Eicheln und Bucheln werden nah dem Eins
fammeln zur wahren Reifungszeit am beften gleich
2 Bol tief in die Erde gebracht, weil ihre Aufhe⸗
bung über Winter im unverborbenen Zuſtand und
ganz Eeimungsfähig nicht jedem wenigſtens gelingt.
(Siehe meine Anleitung zu Einfammlung, Aufr
* Bewahrung, Kenntnig in Ruͤckſicht auf Guͤte und
Ausfaat des Saamens von ben vorziglichften teut-
ſchen Waldbäumen. Karlsruhe 1805. S. 49-62.)
463
VIII.
19a Hinſicht des gemeinen weinblaͤtterigen Ahorns
(Acer pseudoplatanus, L.) iſt zu bemerken, daß,
weil man in vielen nicht hoch gelegenen Theilen des
Schwar zwaldes, befonders im unteren Theil, eins
jene und Gruppen, von der Natur dahin geftellt,
antrifft, und barunter von vorzuglichſter Vollkom⸗
menheit in jeder Hinſicht, und weil dieſes Hol
eines der beften zu Nutzholz iſt, auch ſchnelles
Wachsthum hat, dabei ſich mit den Rothbuchen
bei gleicher Hoͤhe beſonders gut vertraͤgt, und mit
ben Weißtannen, wenn fie nicht in zw dichtem
Schluß ftehen, man durch Pflanzung in warmen
Thaͤlern und breiten Schluchten, wo ber Schnee
nicht zu lange liegen bleibt, fie vermehren ſolle,
wozu bie Pflänzlinge in Saatſchulen zu erziehen,
und 5 bis Gjährig auszupflanzgen find im Fruͤhjahr,
ſobald es thunlih if. Die Weißtannen muͤſſen
aber geringer und niedriger feyn als die Ahorne,
fonft verfümmern Iegtere fehr bald ; auch müffen fie
fo fiehen, daß der obere Schluß ber Weißtannen
diefe gefeßten Stämme nicht einzwängt, fondern
daß fie etwas freier ftiehen. Der Boden muß viel
Dammerde haben, nicht ſteinigt, aber friſch feyn,
und alle gewöhnlichen Vorſichtsregeln wie bei der
Eiche angewendet werden, mit dem Unterſchied,
daß beim Ahorn alle Wurzeln forgfältig gefchont,
und fie in große Löcher gefegt werben muͤſſen, und
464
ſeviel mit Erdballen als möglich if. Mit Saaten iſt
nichts zu machen, weil der Saamen beim Keimen
und Aufgehen gegen die Kälte zärtlich iſt, und im
Freien nicht wie in ber Saatſchule geſchuͤrt wers
den Eann.
Die wenigen Stämme, die man antrifft, wers
den fehr theuer für allerlei Handwerker bezahlt,
4. B. Drechsler, Schreiner, Uhrmader ꝛc. Die
vorzuͤglichen Stämme, welche die Natur in dergleis
hen Schwarzwalds Gegenden ſchon hervorgebracht
bat, und wovon einzelne bi6 zur Hollaͤnderbalken⸗
Stärke vorfommen , ſprechen für meine Angaben
und Vorſchlaͤge diesfalls beſonders.
IX.
Die Forſtbedie nten, welche im Schwarz
wald angeſtellt werden koͤnnen, muͤſſen ſchlechter⸗
dings Eörperlihe Vorzuͤge und wiſſen⸗
ſchaftliche Bildung in ſich vereinigen, und die
oberen beſonders auch ſolche Gegenden bereist
baben, wo gleiche Holzarten, aͤhnliches Klima und
Gebirge aͤhnlicher Art vorfommen, ehe fie hier ans
geftellt werden. Ein dauerhafter Körperbau über
haupt, eine gute Bruſt vorzüglich, gerade Füße, ein
mehr ſchlanker Wuchs, und dabei ein gutes Geſicht
in die Nähe und Berne, muͤſſen jeden erſt tüchtig
maden, bie hier mit großen Strapagen verbunde ⸗
nen Dienftpflihten zu erfüllen. Das rauhe Alima,
Vie hohen Berge, die ganze Beſchaffenheit des
465
Schwarzwaldes erfordern dieſes unbedingt; und ber
legte Punkt, ein gutes Geſicht, if hier ganz
befonders nothwendig, theild wegen der vielerlei
Abgaben an allerlei Holzfortimenten, und theils
weil der Forfimann auf dem Stock die meiften
Staͤmme beurtheilen muß, welche Qualität fie has
ben. Um ganze Vergfläden von den gegenüber
fiehenden aus zu beurtheilen, wird dieſer vorzüge
lichſte Sinn erfordert, und beweist die Nügliche
keit ꝛtc.
“ Adein weit mehr liegt daran, daß auch die
Hgeifigen Vorzüge nicht fehlen, die bei eigents
licher wiflenfchaftliher Bildung vermehrt werden,
fo daß fie ihre Untergebenen gründlich belehren Eins
nen. Kein Theil der Forfwiffenfchaft darf dem
oberen Forfimann hier fremd feyn, weil alles bier
in gewiffen Gegenden vereint vorkommt, die Hülfss
wiffenfhaften, Naturkunde ganz vorzüglich, Phyſik
und Mathematik, und näher beſtimmt Arithmetik,
Geometrie, Ötereometrie, Zrigonometrie ı. Die
Naturkunde enthält diejenigen Gegenftände , welche
den Schwarzwalds: Forſtmann geradezu intereffiren,
es feyen nun Zhiere, Pflanzen oder Mineralien;
bie Phyſik erleichtert die Beurtheilung Blimatifcher
Einwirkungen auf das Wachsthum ober Abfterben
der Holzpflanzen noch gründlicer, als die Borfibes
tanik allein, und hat noch ferneren Nugen bei Er
Härung mancher Erfheinungen, was durch Feine
466
andere Wiſſenſchaft gefchehen Kann ; und welcher
Forſtmann, möchte ich ſtatt alles Beweiſes fragen,
kann brauchbar ſeyn ohne mathematiſche Kenntniſſe k*
wie oft kommen Anwendungen davon vor, taͤglich,
beinahe ſtuͤndlich. Bei Holzverkaͤufen, Vermeſſun⸗
gen, Taxirungen, Auszeichnungen ꝛc., welchen
Mutzen gewährt dieſe Wiſſenſchaft nur in den an⸗
geführten Theilen 3 \
Diefe Vorkenneniffe erleichtern die ganze Amts-
führung , wenn noch ein guter Auffag den Forſt⸗
mann auszeichnet, welcher gleichfalls unentbehrlich
iR. Berichte, Gutachten, amtliche Briefe, Akkor—
be, Protokolle ic., in fließendem Styl vorgetragen,
empfehlen bei höheren Behoͤrden, und ohne dieſes
fehlt eine wichtige, zur zweckmaͤßigen Amtsführung
nothwendige Bade.
Jeder, der im Schwarzwald als Forſtmann
angeftellt werben will, fol dort unter Leitung eines
geſchickten Zorfimanns noch einige Zeit prackiciven,
ber niedere bei einem niederen Forſtmann, der hoͤ⸗
here bei einer höheren Stelle; dann ein theoretiſch⸗
praktiſches Examen aushalten, und fogleih angeftellt
‚werden, wenigiens als Gehülfe wit Gehalt, bis
eine Vacatur ſich ereignet. Beim Practiciren wird
man mit ber ganzen Lofalität desjenigen Theils
wenigftens bekannt, ber zu dem Land gehört, in
welchem man angeftells feyn wird, mit ben Ge⸗
wohnheiten, Servituten, der Lebensart, den Nah⸗
467
zungsquellen, dem Handel der Bewohner; biefe
zuſammen haben Einfluß auf die Behandlung der
Wälder, und ihre Kenntniß ift nothwendig.
Das Refultat aus dem Vorbergehenden if nun
dieſes: „daß man im Schwarzwald nur die vor⸗
zügliften Forſtmaͤnner in niederen und ganz bes
ſonders in höheren Stellen anſtellen, und nicht
aus andern Nebenrücfichten diefe wichtigen Sub⸗
jekte und Staatsdiener wählen fol. Der Regent,
die Unterthanen und die Wälder gewinnen zugleich
dabei. ® ®
IX.
Im K. W. Oberforſt Neuenbürg befinden fih
33 Sägmählen, welhe aus Kronwäldern mit
Ploͤcherholz verfehen werden, und 12 dergleichen,
welde aus Gemeinde», Privat» und Kirchenguts⸗
waͤldern ihren Bedarf erhielten; letztere bekommen
nun das ihrige auch aus Kronwaͤldern, weil dieſe
Wälder in neueſten Zeiten mit denen des Kirchen⸗
guts vereinigt wurden. In den Enzkloͤſterles, Hofe
fetter und Wildbader Revieren kommen 5 Theer«
ſchwelereien vor (im Schwarzwald neunt man diefe
Schmierbrennereien), wovon 5 in herrſchaftlichen
und 2 in Gemeindewäldern von Wildbad und Würze
bad) liegen. \
Im Gr. Bad. unteren Schwarzwald, befons
ders im Gernsbacher Oberforft, kommen auch viele
Saͤgmuͤhlen vor, und überhaupt immer da am meis
468
fen, wo Floͤßereien und befonders mit Holländer.
holz betrieben werben, weil damit anfehnliche Quanta
als Oblaft erportirt werden. Die Schifferfcaft zus
Gernsbach hat mehrere Saͤgmuͤhlen, die eine große
Quantität Saͤgwaaren zum ausländifhen Handel
liefern. \ ‘
Im Für. Fuͤrſtenb. Oberfort Wolfah, wo
bie Kinzigflößereien im Flor find, finden fih 27
Saͤgmuͤhlen, ı2 Harzhuͤtten ober Harjſiedereien,
4 Kienrußhuͤtten, 3 Theeröfen.
Köhlereien Eommen im Kleinen im ganzen
Schwarzwald überan häufig vor , großentheild nur
Für Grobſchmiede und Kleinfhmiede; im Großen
vorzüglih im K. W. Oberforft Freudenſtadt, bei
Baiersbronn im Murgthal, für bie Eifenfchmelje
und Hammerwerke im Chriftophsthal bei Freuden⸗
ſtadt. Das Lokal diefer Köhlerei if einzig, und
bie Kohlplatte von Waſſer umfloffen, worauf das
Holz beigeflößt werden kann. Ich babe dort Meis
ler von mehr als 30 Kiaftern Holz gefehen.
Eine zünftige Gattung Menfchen, Hölzer
fhneider im R. W. Antheil genannt, verfertir
gen vorzüglich die Hölzer zu Schuhen für Weiber
und Kinder, auch Schaufeln ıc. von Rothbuchen⸗
holz ·
Die Kübler (Böttiger) und die Siebmacher
(Hier Sargenmacher genannt) arbeiten für diejenis
gen Gegenden bes Landes, wo kein Nadelholz
.
469
vorkommt, allerlei Geraͤthſchaften; auch ins angräns
sende Ausland werben ‚auf der Achſe dergleichen
Waaren in: anfehnfirher ‚Menge verführt.
Harzfiedereien kommen im K. W. Altens
flaiger Oberforft mehrere vor, beſonders zu Egen ⸗
haufen, Pfalzgrafenweiler ıc., weit viele Harzwaͤl⸗
der, befonders von Gemeinden und Privaten, dort
vorhanden fihb. ö
Potafhenfiedereien trifft man viele an,
and 3. B. im Neuenbürger Oberforft, zu Kalm⸗
bad) xc., und im Großh. Bad. Antheil, z. B. im
Murgthal *), mehrere,
Dann befchäftigt das Floͤßen ſelbſt viele Men-
ſchen; im Oberforft Neuenbürg Eamen zu meiner
Dienftzeit vor 14 Jahren über 200 dergleichen vor,
welche fi davon ernährten, theils (aber nur wer
nige) als Schiffer, d.i. ſolche, welche eigene ganze
Floͤze verführen, theild als Floßknechte, welche nur
den Transport beforgen als Taglöhner, und einen
Antheil am Holz felbft haben.
J
In Forbach beſteht gegenwaͤrtig eine bedeutende,
die den Buͤrgern Anton Fritz und Valentin Wunſch
von da gehoͤrt. Auch in Reichenthal beſteht eine
dergleichen, welche dem Buͤrger Matthaͤus Merkel
gehoͤrt ; beide werden ind Große betrieben.
A. d. V.
470
XL
Wegen Niederwäldern im Schwarzwald
bemerke ich hier noch Folgendes, was oben vergefs
fen worden iſt:
2) daß die Birke in biefen etwa rauheren Or
genden doc) fehr gut dayu tauglich iſt;
2) daß auch die Saamenraitel (oder Stande
reißer) von dieſen Holzarten befondere Er⸗
haltung und Rüdficht verdienen. Man muß
aber dazu bie flärkften Stämme wählen, ſonſt
leiden fie von Duft und Schneedrud vieles.
Auch die Eichen, wo möglid Sommers oder
Stieleihen, fo wie ber gemeine Ahorn, find
ebenfalls zu gleichem Zweck fehr tauglich.
8) Die Umtriebsperiode if wenigfiens zu
25 Jahren anzunehmen, und kann aud
noch verlängert werben bis zu 30 Jahren.
4) Am nüglichten werden diejenigen Niederwäls
der, worin Eichen, gemeine weinblätterige
Ahorne, Mogeldeere, Birken, Mehlbee⸗
re, als Oberholz in einer ſolchen Ans
zahl vorfommen, daß auf einem rheinifchen
Morgen ungefähr 20 Stämme davon vor⸗
handen find, worunter die Eichen die meis
ſten, und die Birken die wenigften find. —
Das Unterholz befieht am beften aus Eis
hen, Birken (Hainbuchen). Alle übrigen
ſchlechteren Holzarten, die keine Stans
ai
gen geben, muͤſſen nad und nad; ausge
rottet und durch bie beſſeren erfegt werden;
dann wird der größte möglihfie Holy
ertrag und Geldbetrag erhalten werden,
5) Der Hieb muß im Fruͤhjahr, ehe die Knos⸗
pen aufbrechen, vorgenommen, und das Ges
ſchaͤſt mit fo vielen Menfchen zugleich bes
trieben werben , daß in ungefähr 4 Wochen
alles gehauen, fortenmweife aufgemacht, und
24 Zage fpäter alles Holz wenigſtens aus
dem Schlag, wo nicht ganz aus dem Wald,
geſchafft iſt.
Da dergleichen Waͤlder nur an den Graͤnzen
gewohnlich vorkommen, wo das Klima noch nicht
ſehr rauh iſt, fo kann alles Vorſtehende beob⸗
achtet, unter Vorausſetzung, daß bekannte andere
Worſichtsregeln nicht dabei vergeſſen werben.
XII.
Mothemasifhe Aufgabe und Auflöfung.
Man foll einen Waldplatz zu 260 abſchuhi⸗
gen Quadratruthen gerechnet, alfo einen Rheinläns
diſchen Morgen, fo mit Kiefern und Birken kuͤnſt⸗
lich anfäen , daß bei der Annahme, daß alle aus⸗
geftreute Saamenkörner aufgehen, von jeder Sorte
die Hälfte vorhanden if; und wieder als zweiter
al, wenn die Birke nur den Gten Theil der Dis
ſchung betragen foll.
472
Wie if die: Saamenmenge nach Pfunden und
Lothen zu beftimmen, die bei biefen beiden Wer
haͤltniſſen nöthig if? *)
Noͤthige Vorausfegun«
gen babei: J
82 Loth = ı Pfund,
a2 Skrupel — ı Beth,
so Gran — Skrupel.
Auf einen folchen More
gen werben ohne Fluͤgel
In einem hohlen Kubik⸗
zoll Raum befanden ſich
Kiefernfanmenkörner oh ⸗
ne Fluͤgel 900 Stuͤcke.
Wirken . 4200
Die Forlenkoͤrner wiegen
8 Skrupel 6 Gran oder
166 Gran; die Birken.
törner 2 Skr. od. 40 Gr.
Aufldfung:
166 : 76800 — goo : x
DW
Erſter Ball: a | 416586 | 206193 Körner
5 Pfund Kiefernfaamen.
Wir muͤſſen flet6 an die Forderung der Aufs
gabe denken, daß die Anzahl der Saamenpflängs
sen, bie aufgehen follen, vom Kiefernfaamen eben
fo groß feyn fol, als die der aufgehenden jungen
Birken. Matärlih muß wegen diefer Forderung
a0 Pfund Kiefernfaamen
gerechnet.
) In befonderer Beziehung auf das, maß bei der Mis
ſchung von Weißtannen und Rothbuchen in einer
Note, und das, mad bei der Mifhung don Kies
fern und Birken im Text angeführt worden ift,
473
auch eine völlig gleiche Zahl von Kiefern» und von
Birkenfaamenkörnern gefder werden. Auf einen More
gen rechnet man 10 Pf. Kiefernfaamen ohne Flügel,
10 Pf. machen 76800 Gran ; . unter ben gegebenen
Datis finden wir, daß 900 Stuͤck Kiefernſaamenkoͤr⸗
ner 166 Gran wiegen; wie ih nun das Gewicht
von 166 Bran zu dem Gewicht von 10 Pf. oder zu
76800 ®ran verhält, fo verhält fih die zu 166 Gr.
gehörige Anzahl von Saamenkörnern zu der ganzen
zu 10 Pf. gehörigen Anzahl von Saamenkörnern.
Dies giebt uns folgende Prepertion , woraus wir
“im 4ten Glied die Anzahl Saamenkoͤrner für 10
Pfund finden.
166 ©r.: Tees Or. — 900 St. Saamenkbrner: x
166 | — = ber ganzen Anzahl von
664 Kiefernfaamenkörnern , die auf
272 10 Pf. geben. Bon diefer gan⸗
108 zen Anzahl aber darf alfo nur
— eine Hälfte aus Kiefernſaamen,
1060 und die andere aus Birkenſaa⸗
men beſtehen, weil eben fo viele
junge Kiefern als Birken entites
98 ben ſollen. Theilen wir 416386
% in zwei gleiche “Hälften, fo hält
2420 jede Hälfte aodıg5 Saamien⸗
ıd28 FEörner.
Nun können wir den zu fäenden Kiefernfaanen
31 B
a474
ſchon mad Pfunden befiimmen; wenn nemlich
416886 anf ao Pf. gehen, fo find. 208193 Sau
menkörner gerade 5 Pfund. Es bleibt alfo jege
nod zu beflimmen, wie viel die andern g2oBıca
Wirkenfaamenkörner dem Gewicht nad ausmachen.
Unter unfern Vorausfegungen finden wir, daß
4200 Stud Birkenfaamenkörner 4o Gran wiegen;
wir koͤnnen alſo durch die Regel de tri leicht finden,
wie viel 2oBıgd Stuͤck wiegen, nemlich
4800 St.: 40 &r. — 208195 St. :x Gran.
40
4200 | 85277@0( 1985 Gran wiegen ab
‚ j 253 208193 St.
7 Birkenfaamenförner
- 3337 Dieſes zu Skrupel
27790 und Lothen gemacht
54772 giebt 8 Loth ð Skru⸗
35600 pel 3 Gran.
11720
12600
Das Mifhungsverhäftniß für diefen erften Fall iſt
alſo: für einen Morgen 5 Pfund Kiefernfaamen,
8 Loth 3 Skrupel 5-Oran Birkenfaamen.
Zweiter Fall. Beim zweiten Gall müffen von
den 416886. Saamenkörnern 5% Kiefern und %
Birken genommen werden, oder 346988 St. Kie
fern · und 69598 Birkenfaamenkörner.
Jene Kiefern Wiegen natürlich wieber % von
10 Pfund oder 8% Pfund ; das Gewicht des Bir
475
kenſaamens finden wir wieder durch folgende Regel
be tri: 4200 Std wiegen 40 Gran — 69398
Stil wiegen x Gran, oder
4200 :jo= —— ıx
4200 5eeꝛ Gran wiegen alſo
25200 die bosob Birken
25598 —E dies
zu Lothen ıc. ges
„25200 macht giebt @ Loth
9 Sr. ı Oran.
4200
Das Mifhungsverhältniß für den zweiten Fall iſt
alſo: Kiefernfaamen — 814 Pfund, Birkenjaamen
== 2 Loth 9 Skrupel ı Gran.
Auf diefe Art kann jede Mifhung, die man -
mit Holzarten: machen will, unterſucht und berech⸗
net werden, wo die einzelnen Saamen nicht
zu groß find, daß nur einer oder zwei in dem
hohlen Kubifgon gehen oder demfelben ausfüllen,
476
Einige Reiſebeſchreibungen
ſowohl der Lange nach durch den Schwarzwald, als
in einige vorzuͤglich merkwärbige Theile deffel-
ben; ſowohl für Forſtmaͤnner, als für ſolche,
welche da6 Innere des Schwarzwaldes in am
dern Rüdfichten Eennen lernen wellen; welche
am zweckmaͤhigſten im Sommer und Herbſt
vorzunehmen find.
Erfie Reife der Länge nad,
D. die meiften veifenden Forſtmaͤnner und Natur
ferfcher aus mehr noͤrdlichen, nordweſtlichen, nord⸗
oͤſtlichen Theilen Teutſchlands in den Schwarzwald
reiſen, fo will ich die Beſchreibung mit dem noͤr d⸗
lichen Eingang deſſelben anfangen.
Pforzheim, eine Großh. Badiſche gewerb ⸗
ſame Stadt, gegen die Koͤn. Wuͤrt. Graͤnze hin,
hat in und bei derſelben einige merkwuͤrdige Ans
falten und Einrichtungen für den ausländifhen
‘ und inländifchen Floßhandel. Sowohl die Wuͤrtem ·
bergifhen als Badiſchen Hollaͤnderholz⸗ und Ge
47
meinholjflöße, die auf der En; zufanmmengefegt und
abgeführt werden, paffiren ganz nahe bei der Stadt.
Eine halbe Viertelftunde davon vereinigen fi) die
beiden aus dem Würtembergifchen Schwarzwald
entfiehenden und zum Floͤßen eingerichteten Fluͤſſe,
die Nagold und die Enz, welches in dem Augens
blick einen imtereffanten Anblick gewährt, wenn a
Holzfloͤze hier, auf beiden Fluͤſſen einzeln vertheilt,
zuſammentreffen. Hier find die erſten und vichti⸗
gen Mitgliever der Gr. Bad. Kolländerhofj: Coms
pagnie anſaͤſſig. Aber am merkwuͤrdigſten iſt der
ganz nahe bei der Stadt ſich befindende fogenannte
Hagenſchießwald, ber ungefähr gooo Rhei⸗
niſche Morgen Größe hat, und der fi durch Wem
ſchiedenheit der Veftände auszeichnet. Ale Gattuns
gen Hollaͤnderholz von Weißtannen kommen vor *),
auch von gemeinen Baus oder Floßhöljern ; in eis
nigen Theilen ſchoͤner junger Nachwuchs von der
Weihtanne, die hier fehr art prädominirt. Einige
kleine Anlagen von mittelmäßigen Lerchen, von ber
Weymouthskiefer (Pinus strobus) , von ber ſchwar⸗
sen Canadiſchen Fichte (Pinus canadensis, L.),
*) Dan ſieht gewoͤhnlich in dieſem Wald bearbeitete
oder zum Verfloͤßen zugerichtete Holzſortimente oder
friſch erhauene Stämme ꝛc. Selbſt die Wohnung
des Forſtinſpeetors im ſogenannten Seehaus iſt ſe⸗
bendwerth.
478
überrafhen den” Reiſenden ejeder Klaffe. — Zwei
Tage werden nöthin, um alles zu beaugenfcheinigen
und aufzuzeichnen im Tagbuch. R
Von hier aus wird Die Meife nad dem K. W.
Städtchen Neuenbürg fortgefept, weiches gegen
Suͤdweſten 2 Stunden von Pforzheim entfernt if..
Gier iR merkwuͤrdig die Amtswohnung des jedes,
woligen Oberforfimeißterd auf dem Burgſchloß, das
auf einem Vorſprung bes Gebirgs über der Stadt
erbaut ift, und herrliche Ausfichten nach verſchiede⸗
nen Weltgegenden, fo wie Anlagen &. barbietet,
Ron bier iR fehr merkwuͤrdig und belohnend, einen
Ausflug nad) dem Dobel durch die Wälder und dem
Dit Dennach zu machen, dort auf. eine Stunde
um dieſen hochgelegenen Ort bie feltfamen Beftände
und einige Anlagen zu fehen, und von da durch
den Wald Habichtsneſt nach Herrenalb zu reiten,
dort das ganze ſchweizeriſche Gaisthal mit der ſoge ⸗
nannten Tellwieſe und dem kegelfoͤrmigen bewalde⸗
ten Wurſtberg zu bewundern *). Dos Nachtlager
iR in Herrenalb, und des folgenden Tages wird bie
*) Wenn man diefe Zour in Geſellſchaft des Herr
Dberförferd Bifher zu Schwann machen fann,
dann wird fie jedem, befonders Forſtmaͤnnern, dops
pelted Vergnügen und doppelten Nugen gewähren,
weit biefer unterrichtete Mann in allem Audfunft
geben kann, und daß Lokal nnd alle Verhältniſſe
genau kennt und zu beurtheilen weiß.
479
hoͤchſte Gegend des Maunzen Steine, der Nennberg,
ein Eichwald, der Pfahlberg, der Gägberg, und
die Gegend des ehemaligen adelihen Damenftifts
Frauenalb beaugenſcheinigt, und über Rotenſohl
durch den ſogenannten Unterwald, unfern Konwei⸗
ler, wieder nach Neuenbuͤrg zuruͤckgereist. Weil
man von Pforzheim aus bis Mittag in Neuenbürg
äintreffen Tann, fo iſt denſelben Nachmittag bie Cie
fengrube mit Schaht und Stellen, eine halbe
Stunde von ber Stadt, zu beſichtigen, ehe die
andern Touren gemacht werden; und fo im Ganzen
der Aufenthalt hier auf 5 Tage beftimmt,
Von Neuenbürg gehts im Enzthal hinauf,
über Höfen und Kalmbah, nah Wildbad, auf
2 Stunden Entfernung. Der halbe Tag wird mis
Sefihtigung des Bades und der Anlagen zuge
bracht , umd um fi Wegweifer zu verſchaffen.
Des andern Tages gehts nad dem fogenanns
ten Hornfee (hier wilder See), 2 ftarfe Stuns
den entfernt, auf dem Ruͤcken bes Hochgebirgs an
der Vadifchen Candesgränge ; von da oben zurüd
und in die Gegend auf dem nemlihen Gebirgsruͤk⸗
Ten, wo die Wildbader und Kalmbacher Reviere
auf dem Eiberg zufammenfteßen ; hier war in den
legten Jahren meiner Dienftzeit in Neuenbürg ein
großer Diftrift mit 1 und gjährigen Weißtannen
und Rothbuchen im fehönften und velfamen Nach⸗
wuchs, der, wenn bie alten Stämme vorfichtig und
480
im verhten Zeitpunkt weggenommen find, nun eiuem
feltnen hoffnungsvollen natürlichen Nachwuchts haben
lann, im Alter von 13 bis 14 Jahren. Ben da
ins Eyachthal hinab, um mehrere Schwellungen
zu Floͤßen und den neu erbauten Scheiterholg. Gange
sehen zu befeben, und auf dem linken Ufer ber
Enz zuruͤck nad Wildbad. IR die Zeit nicht be
ſchraͤnkt, fo ift ein Ausflug in den Gefundbrunnen
Deinab, über Kalmbach, die Heimeletfleige und
Maißlach, fehr belohnend, und kann zu Pferd im
einem Tag hin und her gemacht werden. Diefes
wären im Ganjen 3 Tage.
Nun gehts von Wildbad im Enjthal fort, über
Enzflöhterle, bei welchem eine Sauerkleeſalz s Fabrik
zu ſehen ift, nad der Gumpertfheuer, we
ein guter Gaſthof iſt; diefe Entfernung beträgt 3
Stunden. Bon bier aus wird am newlichen Tag
der große Poppelfee, zum Zlößen beſtimmt, mit
oufgemauertem Damm, befehen, und der nicht weis
entfernte im andern Thalzinken, etwas Heinere,
aber fehr tiefe Kaltenbahfee, mit hoͤlzernem
Damm, und im Ruͤckgang der Urfprung der gros
ben Enz. Des andern Tages wird mit ſicherem'
Wegweifer der Ausflug nach dem fogenannten Kals
tenbrunnen vorgenommen , dort das Badiſche
herrſchaftliche Jagdhaus und feine Einrichtung, fe
wie die befonders angelegten Wege zur Auerhahnen-
iagd, au Buß befehen; desgleichen auch der hoͤchſta
Ast
Punkt. diefer Gegend, bie Oell ach en genanntz
die ganze Beſchaffenheit diefer mehrere tanfend Fuß
abfolute Höhe habenden, rauhen Gegend ift fehr
merkwürdig. Als botaniſche Geltenhät erſcheint
hier im Auguſt der gelbe Enzian (Gentiana lutes,
" L.) mit dem hohen, gelben, vielbtütigen Schaft,
wovon ein ſtarker, Bitter ſchmeckender Geift in der
Gegend gebrannt wird, welcher gegen Kolik und
andere Zufälle, auch als magenflärtendes Mittel
gebraudt wird. Der Aufenthalt in Gumpertſcheuer
dauert alfd 2 Tage.
Von hier gehts durch das Poppelthal und den
Beſenfelder Wald, Wulzenteich, nah Urnagolb
und Befenfeld. Hier befindet fih eine alte,
doch jeden Sonntag zum. Gottesdienft gebrauchte
Mutterkirche, und in einem Wiefengrund, kaum
500 Schritte entfernt, entfpringt der Nagolbfluß.
Die Gegend, welche fehr hoc) gelegen, hier aber
Plattform ift, uͤberraſcht jeden Neifenden durch ihr
Eigenthuͤmiches. Nun gehts bergab bei Schwars
genberg ind Murgthal *), von da an dem rech⸗
*) Wenn mas aber von Beſenfeld über Böttelfingen
und Schernbach nad Igels derg reiöt und dort die
Steige hinab nach Reichenbach, fo trifft man viel
Merfwürdiged , in Hinſicht der Behandlung des
Bodens zu Feldfrüchten, Reriler Pläge , verſchiede⸗
ner ſchlechter Waldpläge ıc. , hier an.
483
ten Ufer der Murg, an einer zweckmaͤßig eingerich⸗
teten Schwellung zum Floͤßen, nad Hujzenbach,
einem Heinen Dorf, wo fehr viele‘ Wieden zum
gemeinen Floßholz und ehemals fegar zu allen Sor⸗
ten Hollaͤnderholz gedreht werben. Von hier Eins
nen die eine halbe Stunde weſtwaͤrts fiegenden for
genannten Schönen Gründe befehen, und bie Neife
"nad Roͤth, einem Doͤrſchen, das aus 27 Lehens⸗
bauern beſteht, fortgefegt werben. Hier ik das
Harzſie den merkwürdig zu feben, und die Art,
wie bie Felder behandelt werden. Wen da nad
Hefelbad, einem Eleinen Ort, aus 7 Erblehen ⸗
hoͤfen beftehend, wo Theerfhwelereien merk⸗
wuͤrdig find. Abends trifft man in Kloſter Reis,
chen bach ein, wo ein gutes Nachtquartier bei dem
dort befindfichen G-.Awirth zu haben if.
Bon hier wird am folgenden Tag die ganze
Gegend des im Zahr 1800 abgebrannten Walddis
ſtrikts beſehen. Am folgenden Tag, wenn man
keinen Raſttag machen will, gehts nad) dem nur
drei Wiertelftunden entfernten großen Dorf Baie
ersbronn, dem Gig eines Oberföriters, wo bie
großen Köhlereien mit ihrem befonderen zweck⸗
mäßigen Lokal, am Zufammenfluß der vereinigten
rothen und weißen Murg mit der Forbach, ſehr
merkwürdig find. Ferner eine Tour ins Murgthal,
mehr gegen ben Urfprung hin, unb wieder zuruͤck,
um bie Xerghänge und ihre WeRände zu. beſuchen,
B 483
gewährt Nugen uf Unterhaltung. Bon bier nimme-
eigentlich ber Fluß den Mamen Murg an. Mit
Einſchluß eines Raſttags 3 Tage in Reichenbach.
Von hier gehts Abends des nemlichen Tages
nad Freudenſtadt, einer Würtemberg. Graͤnz⸗
ſtadt, dem Sig eimeh Oberforfimeilierd, wo man
die Wahl unter mehreren guten Gaſthoͤfen hat, und
ein Rofttag zur Erhohlung, zur Bekanntſchaft mis
dem dortigen. thätigen Herrn Oberforimeifter, ‚und
zur Auffuhung eines Führers in die umliegenden
Waldabtheitungen, nothwendig wird, und doch fo
viel Zeit übrig bleibt, um die Eifenfhmelzje
bei der Stadt, bie wegen ihrer fonderbaren Bau:
art merkwürdige Stadtkirche, alte Feſtungswerke,
Arkaden in der Stadt x. zu beaugenfeinigen. Des
folgenden Tages kann bie Tour nad dem ungefähr
3 Stunden entfernten hoͤchſten Punkt in diefer Ger
gend, Kniebis genannt, gemacht, und dasjenige
befehen werden, was in dem erſten Haſtptabſchnitt
dovon vorkommt, und befonbers auch die mit Leg»
ober Laiſchforlen hier bewachfene Gegend , die fehr
fumpfig und fehr kalt ift, fo daß man im ‚hoben
Sommer wegen ber feharfen Luft friert. Im Rück
weg Fann ned der vor ungefähr einigen und 80
Jahren abgebrannte Wald in feinem jegigen Zus
ftand -befehen werben. Den folgenden Tag wird
ein Ausflug in die Gegend von Dornftetten, Aach
und Sterne gemacht, theils wegen verſchiedener
Ash
Waldbeſtaͤnde und Anlagen am De⸗hlberg und am
Kagenhetz, und theils, um das allmaͤlige Verlieren
des rauhen Schwarzwaldes gegen feinen milderen
Anfang nad) Suͤdeſten hin zw bemerken. Alfo im
Sanzen 3 Tage für Freudenſtadt Geftimmt.
Bon Freudenfadt gehts num nah Rippolts»
au; auf dem Wege dahin kommen allerlei Holzbe⸗
fände vor, welche gefehen werden können ; von ba
durch das 4 Stunden lange Schappacher Thal, wo
der Forſtmann manches zu bemerken hat, befonders
wegen den Harzwaͤldern und Harjfiebereien, nad
Solfach, einem Fuͤrſtl. Fuͤrſtenb. Städrhen im
Kinzigthal, am Sufammenfluß der Wolfah und
der Kınzig. Von Freudenſtadt bis Hierher bei früs
hem Ausreiten einen Tag vol. In Wolfach iſt zu
erſt die Bekanntſchaft des fehr unterrihteten und
fehr gefähligen Fuͤrſtl. Fuͤrſtenberg. Deren Oberforfte
meifters Freiherrn von Laßberg zu maden, und
wenn ed möglich ift, in feiner lehrreichen Beglei⸗
„tung bie auf dem Kinzigfluß wohl eingerichteten
und flark betriebenen Zlößereien mit den nöthigen
Baulichkeiten und andern Anflaiten zu beſehen.
Dozu iſt wenigftens ı Tag nöthig; wenn aber zu ⸗
gleich Helzbeftände beaugenſcheinigt werden follen,
fo werden 2 Tage wenigftens erfordert. Harzwal⸗
dungen fommen in diefer Gegend viele vor *).
*) Aus der Wolfacher Gegend werden allein jabtlich
485
Die Station Welfach enthaͤlt, mit Einfluß eines
Naſttags, 3 Tage, um audı dad Gaſehene geord⸗
net ind Reiſeiournal eintragen zu koͤnnen. Es be
lohnt fi, noch ‚einen, Tag dazu zu verwenden, um
die Gegend des, nicht fehr entfewnten, ebenfalls F.
Suͤrſtenberg. Staͤdtchens Haslach, das auf der
Sränze des Schwarzwoldes Liegt, zu beſehen; hier
tritt man auf einmal in eine ebene, milde Lands
ſchaft. Im Bann der Stadt wächst der berühmte
Herrenberger Wein, der dem Burgunder aͤhnlich
iſt. Die Bewohner nähren ſich vom Holzhandelz
bie ehemals reichlichen Bergwerke aber werden, fo
viel mir bekannt worden, dermalen nicht betrieben.
Man macht die Tour über Haufad) zjurüd, wo
guf der Grube St. Bernhard Silber haltender
Bleiglanz gewonnen. wird **). Alſo zufammen im.
Wolfah 4 Tage.
Nun geht die Neife wieder im eigentlichen
rauhen Schwarzwald fort, nemlih nad Horn⸗
berg; die umliegende Gegend verbient in ferſtlicher
gegen soo Centner Harz, 40 Centner Theer und
ungefähr 90 Eenguer Kienruß gewonnen; im gas
gen Wolfacher Oberforſt aber, mit Einſchluß dieſer,
950 Centner Harz, 48 Centner Theer und 115
Centner Kienruß.
*) Nicht weit davon iR die Grube Maria Joſebha, wo
man angeflogene& gediegened Silber, dunkles Roih ⸗
gildener, und graugitdiges Erz findet.
486
Hinficht befehen zu werden, am beiten in Geſell.
ſchaft des im Schloß wohrnden Gr. Bar. Foͤr⸗
ſters. Dazu ift ein Tag hinreichend.
Don bier gehts nah Tryberg, einem Städts
den, das einer ganzen Herrſchaft Den Namen giebt,
welche viele als den Mittelpunkt des Schwarzwaldes
anfehen, wenn Pforzheim als der Anfang genom⸗
men wird, Es liegt in einer engen, kaum 100
Morgen meflenden Bergſchlucht, etwa 200 Buß ties
fer, als die.drei es umfchließenden Bergruͤcken;
und doc liegt das Städten noch 150 Fuß höher
über der Meeresflähe, als die g hohen Linden auf
dem Kaiſerſtuhl *). Die umliegende hohe und
rauhe Gegend iſt eine der pittoresEen Gegenden bes
Brisgauer Schwarzwaldes, und verdient von jeder
Alaſſe Reifender befehen zu werden, und hat fehr
"große Aehnlichkeit mit Achten Schweizetgegenden.
Der praͤchtige Waſſerfall unfern der Stadt wurde
in den. Jahren 1815 und 1816 von dem regieren.
den Großherzog Karl Ludwig von Baden und Seis
ner allgeliebten Gemahlin befucht und bewundert.
Bwei Tage werden erfordert, alles Merkwürbige
zu befehen, befonders auch die Induſtriezweige der
Bewohner.
Von bier reist man nach dem Städtchen Voͤ h⸗
*) Ein Gebirg gegen Abend von Kenzingen, ungefähr
eine Stande vom Rhein entfernt,
.
487
renbach, und von ba nah Donanefdhingen,
was in einem Tag möglich if. Hier zuerfk einen
Nofttag, um die Bekanntſchaft des thätigen und
einfihtsvollen Herrn Oberforſtmeiſters Dilger zu
machen, und dos Merkwuͤrdige der Stadt zu beſe⸗
ben. Wer das Vergnuͤgen hat, 2 bis 3 Tage ben
Dberforft in Geſellſchaft dieſes Herrn zu bereifen,
der wird belehrt und fehr gut unterhalten zuruͤck⸗
kehren. Die Thiergärten, alte und neuere Schlöfs
fer, vielerlei Waldbeftände und deren Behandlung,
werben für den veifenden Borftmann in mander
Hinſicht intereffant. Der Aufenthalt in Donaw
efhingen dauert alfo 4 Tage.
Dann wird die Reife über Breunfingen,
ein Badiſches Städtchen an der Brigach, Stun⸗
de von ber Landſtraße entfernt, fortgefegt nad
!öffingen, einer Heinen ebenfals Bad. Stadt
auf dem eigentlichen obeven Schwarzwald, duch
welches die Landfiraße von Donauefhingen nad
Freiburg zieht. Strohflechten ik ein Nahrungs⸗
zweig der Einwohner. Das ehemals berühmte Bad
iſt ganz vernachlaͤſſigt. Die Gegend if fehr malte
reich und verdient gefehen zu werden.
Bon bier gehts nah Lenzkirch, einem Fürs
ſtenbergiſchen Marktflecken im Bezirksamt Neuftadt,
wm Slüßchen Haßlach. Uhrenmachen und Glass
handel (ind ein Theil der Mahrungsweige der Bes
wohner. Die alte Burg Urach ift fehenswerth.
ass
Von hier reist man uͤber Schluch ſee, ein
Pfarrdorf und Vogtei im Badiſchen Bejirksamt
St. Blafien, nad St. Blafien ſelbſt. Bis biers
her waren 2 Zage nörhig. Bier wieder zuerſt ein
Raſttag, die Bekanntſchaft des Herrn Ob erforſtmtn
ſters Gerer zu machen, ſeine lehrreiche Begleitung
zu erbitten, und die übrig gebliebenen Merkwuͤr⸗
digkeiten dieſer ehemals fo beräbmsen Fuͤrſtlichen
Abtei zu beſehen. Sie fie < Meilen von Wane
hut, in einem engen SHal des Schwarzwoldes. Es
war zuerſt der Aufenthalt einiger Einfiedler, die
aus frommer Worliebe gu einem ruhigen und Bes
ſchaulichen geben in dieſer wilden Gegend ſich mie
Hanbarbeit nährten. Ihre hölzernen Wohnungen
jeg man von dem nahen Fluß: die Zelle an der
416. Diefe Brüder waren ſchon vor dem Jahr 858
dort vorhanden. Die erſte Kultur diefer Segend
got Man alfo Eremiten zu verdanken; die in Alles
mannien am Rhein zu Rheinau befindlichen Moͤnche
wurden durch die furchtbaren Ungarn vertrieben,
und flägteten ſich nun mit den Gebeinen bes heis
ligen Blaſius in den dickſten Forſt des Schwatz ⸗
waldes, an bie Zellen der Alb. — in ſehr
tapferer, reicher Ritter, Reginbert von Seldenbils
ven, aus dem Zuͤrchgau, Waffengefährte des Kain
fers Otto de6 Oroßen, ber feinen Arm im Krippe
derloren hatte, wurde hier Moͤnch, und vermadte
ſeine ganze Habe dem Kloſter. Ziemlich ſchnell
489
wuchs der Wohlftand und Reichthum bes Kloſters
durch reihe Schenkungen aller Art, und fo, daß
die Aebte, unter denen viele berühmte Gelehrte
gezäble wurden, endlid gar in den Fuͤrſtenſtand
erhoben wurden, und Sig und Stimme auf der
Schwaͤbiſchen Prälatenbant erhielten. Nach dem
Presburger Frieden (im Jahr 1805) fiel St. Blas
fien mit feinen übrig gebliebenen Vefigungen an
den Großherzog von Baden , und im Jahr 1807
wurde es definitiv aufgehoben. Die verlaffenen
Kloftergebäude wurden zu einer großen Spinnerel,
und neuerlich zu einer Gewehrfabrif benugt. Es
befindet fih bier ein Bezirksamt, ein Oberforſtamt
und eine Befällverwaltung.
Einige Ausflüge in die Gegend verdienen ges
macht zu werden , und befonderd nah Todtnau,
einem nicht fehr entfernten Städtchen; bier. befin»
den ſich die ehemals fehr reichhaltigen Berggruben.
Gegenwärtig wird das bi6 6 Loth Silber haltende
Dleibergwerk auf der fogenannten Maus im Bran«
denberg bei Todtnau an zwei Stellen betrieben.
Bei dem Städtchen befinde fih ein intereffanter
Waſſerfall; die Waſſermaſſe entfpringt am Fuß des
hehen Beldbergs, und ift eine ber drei Quellen,
welche fi) bei Präg vereinigen, und ben Wieſen⸗
fluß bilden. Der fhönfte Standpunkt diefes praͤch⸗
tigen Naturfhaufpiels it in den fogenannten Ries
benmatten, das Woſſer theilt ſich bei feinem Sturz
32
490
in zwei nicht unbedeutende Arme, und fürs mie
großem Geraͤuſch ungefähr 200 Buß fenkreht: aber
nadte Felſenmaſſen. Oben auf der Höhe erblide
man einige Tannen, eine Alpenhuͤtte und ein
Kreuz, weldes das Maleriſche des Waͤſſerfalls bes
deutend erhöht. In St. Blafien verweilt man alfo
5 Tage. . -
Von hier wird der hohe Feld berg bereit,
welcher für den Naturforſcher und Forſtmann befone
ders wichtig ift, jenem in Hinſicht mancher ſeltnen
Pflanzen, die dort angetroffen werben, und bie
fem, um die Abftufungen der abnehmenden Vege⸗
tation für Holzarten zu beobachten ; jedem Beifene
den aber wegen der vielfeitigen weiten Ausfiht.
Ron da dur das wegen Moreau’s beruͤhm⸗
ten Ruͤckzugs vorzäglih merkwürdige, ſogenannte
Höllenthal *) nah Freiburg im Brisgau.
Der Schwarzwald erſtreckt fi zwar noch weiter
und bis gegen Bafel hin, allein in dieſem Theile
iſt für den Forſtmann, der das bisher Angegebene
bereist hat, nichts Vorzuͤgliches mehr zu fehen; für
den Naturforfcer etwa noch ber Blauen und
Belchen, beides Berge von betraͤchtlicher Höhe,
die dem Lefer aus dem erften Hauptabfchnitt bes
*) Der Audteitt aus dem Thal, wo die Ebene gegen
Sreiburg Ach hinzieht, wird das Himmelreih
genannt.
. 491
iennt find. — Die Befanntfbaft des ju Freiburg
wohnenden Großherzoglich Badiſchen Herrn Ober
forſtmeiſters, Freiherrn von Drais, if in jedem
Verrat noͤthig, theild um manche begehrten Aufs
Udrungen über mande Xheile des Gefehenen zu
halten, was die zu feinem Oberforſt gehörigen
Waidabtheilungen befonders betrifft, theils um im
feiner Iehrreihen Gefenfhaft die nicht fehr entferns
ten Waldungen in der Ebene gegen den Rhein
bin, mitunter eigentliche Auwaldungen (ſolche, wel⸗
che ganz nahe am Rhein liegen und theilweife jaͤhr⸗
lich uͤberſchwemmt werden) zu beaugenfcheinigen,
welche einen Zuſammenhang mit dem Schwarzwald
haben;
Es waren alfa 35 Tage nöthig, um ben eis
tentlichen Schwarzwald zu beaugenfcheinigen, um
keine vorzüglihe Merkwuͤrdigkeit zu übergehen. —
Ven Freiburg aus kann noch eine Tour in ben
Schwarzwald gemacht werden nah Haſel, im
Bezirksamt Schopfheim, um die im erften Haupt ⸗
abfchnıst beſchriebene merkwürdige Höhle dort ®
bewundern:
Zweite Reife
in die inteteffanteften Gegenden des Könige; Wuͤr⸗
tembergifhen nd Großh. Badiſchen Antheils, und
zwar von dem nordoͤſtlichen Eingang bei der Koͤn.
Wär, Stadt Nagold an gerechnet. Hier ſind
493
merkwuͤrdig ein herrſchaſtlicher Holzgarten ven 4000
Wuͤrt. Klaftern zu 6 Fuß Höhe, 6 Buß Breite
und 4 Fuß Ziefe oder Scheitlaͤnge jebe gorechnet.
Das Hol; an Buchen, Tamm, Birken, auh:.es
was von alten Eichen, kommt aus dem Altenſtaiger
Oberforſt, und wird auf ber Nagold gewöhnlich im
Fruͤhjahr beigeflößt. Die ganze Anlage bes Holz
gartens und das Bauwelen im Waſſer zum Auf
fangen bes Holzes verdient gefehen zu werden;
ferner der Schloßberg , nahe bei ber Stadt, mit
feinen merkwürdigen Ruinen und feinem befonbes
ven, im Schwarzwald fehr feltenen Laubholzbeſtantn.
Der Aufenthalt dauert Hier alfo einen Tag.
Von hier gehts auf der Chauſſee fort: über
Walddorf nah dem Städtchen Altenkaig,
was a ftarke Stunden entfernt ik. Dert wird die
Belanntfdaft des Herrn Oberforfimeifiers, Graf
Normann, und des Herrn Oberfoͤrſters Viſcher
gemacht. Des folgenden Tages wird ein Ausflug
über Ettmansweiler nad Simmersfeld ge
macht, und in ber angenehmen Begleitung des Ne⸗
vierförfters Kern Machold, der viele Jahre ſchon
hier als folder angeftelt iſt, nach dem Enzthal,
um ben Kaltenbacher Floßſee, und ins Poppeithal,
um den Poppelfißfee zu beaugenſcheinigen, fo wie
die nahe gelegenen Veſtaͤnde. Weil auf der Gum
vertſcheuer ein guter Gaſthof if, fo bleibt man
hien Aber Nacht, und macht des ‚folgenden Tages
493
eh bie Meife durch bad Poppelthal und den
Wold Wurzentlih nad Beienfeld, einer befom
ders merkwuͤrdigen und fhönen Waldgegend, und
von da, nachdem der Urfprung ber Nagold befehen
worden, nad Göttelfingen, und von da im
Ddagoeldthal zuräc wieder nach Altenftaig. Nun
Sonn hier ein Naftlag gemacht werden, im das
Reifejournal zu ergänzen. Der Aufenthalt dafelbft
währt alſo 4 Tage.
Von hier gehts über Spielberg durch den
Bald Schonzhard nah Pfalzgrafenweiler,
we man Mittags ankommt, und gute Wirthshäur
fer findet. Nachmittags wird ber Weilerwald ger
gen den Kälberbrunnen hin befehen, und hier übers
nachtet.
Des folgenden Tags gehts über Durweiler und
Gerzogweiler, durch den Wald Pfahlberg, nach
dem Heinen Ort Aach und von da nah Freu⸗
denfkadt. Hier hält man einen Rafttag, um die
Bebanntfehaft des dortigen Herrn Oberforfimeifters
su machen, die Eifenwerke unten im Thal, ganz
nahe bei der Stadt, zu befehen, fo wie bie ſchoͤne
and in einem befonderen Geſchmack erbaute Stadt
Eiche.
Des folgenden Tages wird ber Kniebis bes
fudt, und Bis: zu der Alexanders· Schanze vorwärts
gegangen. Auf dem Kuniebis wird Mittag gemacht,
und Abends kommt man zuruͤck, nachdem der Fin⸗
494
kenberg und ber fogenannte verbtannte we def
ben worden find.
Des folgenden Tages kann die Gegend des
Rippoltsauer Bades und bie dortige Einrichtung
felbft befichtigt, und Abends wieder nad) Freuden,
ftadt zurückgeritten werden, Der Aufenthalt daſelbſt
dauert alfo 3 Tage. ö
Von bier dem Thal am Forbach entlang
nah Baiersbronn, und von da mit dem dor⸗
tigen Herrn Oberförfter in die Waldgegenden der
im Jahr 1800 verbrannten beträdtlih großen
Waldungen. Abends nah Reihenbah zum
Uebernachten.
WIN man noch mehr von der verbrannten
Gegend fehen, fo. kann es von hier aus des fol
genden Tages geihehen.
Bei dem nahen Dörfhen Heſelbach kom⸗
men Theerſchwelereien vor, die gefehen zu werdend
verdienen.
Des folgenden Tages gehts im Murgthal fort
nad Röth, einem mittelmäßigen Dörfhen, wo
die Harzſiedereien merfwirdig find, fo wie bie
Kienrußbtennereien, welde ebenfalls in dee Gegend
vorkommen.
Sodann weiter bei ben fhönen.Gränden
(welche den Namen mit Recht führen), vorbei;
und von ba auf eine halbe Stunde Entfernung
— — — — — — — —
495
nah Aujenbah, wo Floßwieden s Drehereien
vorkommen. je
Von da auf eine viertelftündige Entfernung
nah Schwarzenberg, wo ein Raſttag ‚gemacht
wird, um das Reifejournal in Ordnung zu erhal
ten. Ein ziemlich guter Gafthof nimmt die Reis
fenden auf.
Die Glashütte bei Schwarzenberg iſt, fo viel
mir bekannt worden, gegenwärtig wieder im Gang,
nachdem fie einige Zeit file geftanden *). Eine
merkwürdige Bruͤcke iſt hier zu fehen, welde im
legten Krieg von K. K. Pontonniers erbaut wors
den if; es fehlt ganz wenig zu ihrer Vollkom⸗
menheit. \
Ungefähr drei Wiertelflunden von Schirarzen⸗
berg Eommt eine große Schwellung oder (wie man
im Schwarzwald fagt) Waflerftube vor, welche auf
der weiteren Reife im Murgthal abwärts befehen
au werden verdient, beſonders wegen ihrer Bauart
und Einrichtung.
Von diefem Plag if die Gränze des Wuͤr⸗
tembergifchen und Badiſchen Schwarzwaldes nicht
fern; der fogenannte Frohndbrunnen made die
Scheidung.
*) Der alleinige Beſitzer iſt Herr Ochſenwirth Frei
von Schwarzenberg.
A. d. V.
406
n..1 Dia Neife wird nun bis nach bem 'erflen Bas
Rifchen Dorf Forbach ſortgeſetzt, und berk!im
hem ziemlich guten Wirthshaus angehalten, unb
Kie-Welauntihaft des unterridneten amd gefligen
ſchifferſchaftlichen Waldmeiſters, Hein. Aum⸗
ſperzer, und des Großherz. Rvdierſieters at
gemacht.
Dis folgenden Tages wirb bie äußert merk
wurdige Gegend der fogenannten saufen Müns
zach beſehen; am folgenden Tage bie Sdifferwal ·
dungen, und Tags darauf die ſehr hoc gelegene,
in jeder Hinſicht merkwürbige Gegend ber foges
nannten Kerrenwiefe, und von bort bes Mums
mel» und. Gliederfee befugt. _ "
Am folgenden Rafttag wird das Tagebuch ers
gänzt und bereichert, und dann die Reife über
Weiffenbad in dem romantiſchen Murgthal bis
Sernsbach, einem Badiſchen Städten an ber
Murg, fortgefegt. Nachmittags kann der Alögfang
und der Amalienberg, ein Großherzogliches Schloß
und Anlage, befehen werben.
Des folgenden Tages befucht man die Lerchen ⸗
anlagen des Herrn Oberforſtraths Jaͤger ſchmidt
und bes ehemaligen hiefigen Fern Oberforſtmei⸗
ſters Sreiheren von Drais (mun zu Greiburg im
Brisgau in. gleicher Eigenſchaft).
[12
Des folgenden: Soges geht die Reiſe nach dem
a Stunden . entfernten beräßmten: Kurort: Babe
Abers „Grbirg. :Dortieinige Tage:pu verweilen, theils
um. bie: Merdwürbigkeiten des Staͤdtchens · mit einem ,
Großherzoglichen Schles, theils die umliegenden
romantiſchen · Umgebungen zu beſehen, wird in jeder
Hinſicht ſehr belohnend *).
Hier if für den reifenden Forſimann gleich⸗
ſam die Ausgangspforte des Schwarzwaldes; denn
von bier gehts in einer milden Ebene über den
Heinen Ort Oos nad der Großherzoglihen, mit
einem fhönen Schloß verfehenen Stadt Raftatt
an der Murg, wo ein Holzgarten und die nahe
gelegenen Rheinwaͤlder einen Beſuch verdienen.
Die Velanntfhaft des als Schriftfteller und
als Forſtmann ruͤhmlichſt befannten Herrn Oben
forſtraths Jaͤgerſchmid zu machen, der hie
wohnt, iſt auch noch in dieſer Hinſicht lehrreich
und wichtig, weil dieſer wiſſenſchaftlich gebildete,
ſchon ſeit langen Jahren angeſtellte Oberfarſtbe⸗
diente alle zu wuͤnſchenden Aufſchluͤſſe dem Reis
*) Auch von hier aus Tann die merkwürdige Gegend
der fogenannten Herrenwieſe beſucht werden; eb iR
erroad näher bin als von Forbach aus.
Lu: 3
s
498;
fenden über ſolche Gegenftände geben kann, welche
für denfelben bei Wefuhung des Schwarzwaldes
dunkel geblieben And. Auch die etwa fich ergebenem
unridtigen Anfihten und Reſultate koͤnnen durch
ihn berichtigt werden.