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Full text of "Ueber don Schwarzwald. Für alle, denen es um gründliche und praktische kenntnisse im forstwesen zu thun ist"

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SD. 
110 
BE 
570 


UV 


u eber 


den Schwarzw 





Fuͤr alle, 


denen es um gründliche und praktiſche Kenntniſſe 
im Forſtweſen gu thun iſt. 


Ton 


PR EN graf von Syoned, 
Doctor der Phitoiophie, Großhersonfih Vadiſchem Oberlorſtrat b 
und ordentl. Preofeffor der Forſtwiſſenſchaft, ordentlichem Mitglied 

medrerer gelehrten Gefellichniten, 





Heidelberg, 
gedruckt auf Kofen des Verfaſſers und bei Ihm zu haben. 
1817. 


une 
0 caro Selvet 
e voi solingi e taciturni Orrori 
da pace e di risposo Albergi verit 
——MMDꝰD “ór i—— 


nn; 


?>7-20 mp 


We fan 


Seiner Hochwohlgeborn 


dem 
Koͤniglich Preußiſchen Staatsrath und 
Oberlandforſtmeiſter 
Herrn 
G 8% Hartig 
dem 


Erſten aller Tchenden Forſtmaͤnner 


widmet diefe Bögen 


als Beweis feiner innigften Verehrung 


der Verfaſſer. 





Vorbericht. 





Men sehenjähriger Aufenthalt im Schwarz 
wald als ehemaliger Königlich Würtembergifcher 
Oberforſtmeiſter zu Altenſtaig und zu Neuen- 
buͤrg gab mir Gelegenheit, dieſe in ſo vielen 
Ruͤckſichten merkwürdige Gegend großentheils zu 
Dereifen und näher kennen gu lernen, und dabei 
mich ſelbſt gu belehren. 

Auch haben mehrere meiner darin im Forſt⸗ 
fach angeſtellten Bekannten mich freundfchaftlich 
und gütig mit Beiträgen, befonders für den 
erſten Hauptabfchnitt dieſes Werks, unterflügt, 
wofür ich bier öffentlich danke. Und endlich 
enthielten einige wenige Schriften zuweilen No⸗ 
tizen, die ich benutzte. 

Alles dieſes zuſammengenommen ſetzte mich 
in den Stand, gegenwaͤrtiges Werk dem ver⸗ 


vi 


ehrlichen Publikum mit der Bemerkung vorzu⸗ 
legen, daß zwar zur Vollſtaͤndigkeit, und um 
Die Wünfche jedes Lefers zu befriedigen, noch 
manches abgeht, daß ſolches aber doch als erſtes 
und einziges Werk über diefen Gegenftand bes 
trachtet, einer guten Aufnahme deswegen werth 
feon möchte, weil ein großer Theil des Publi⸗ 
tums überhaupt, und fehr viele Forſtmaͤnner 
befonders , ſowohl Belehrungen als auch Un⸗ 
terhaltung ſinden werden, die ſie dermalen ſonſt 
nirgends finden koͤnnen, und bie ihnen nuͤtzlich 
und mitunter nen und unerwartet ſeyn werden. 


Ohne Zweifel wird der Schwarzwald in 
Zukunft mehr bereit werden, well feine bis 
jetzt fo vielen unbekannten Merkwürdigkeiten in 
diefem Werk angezeigt, und, fo weit es der 
Ziel des Verfaſſers erlaubt, auch befehrieben 
werden. Bei den topographifchen Notigen war 
ich, was Geſundbrunnen betrifft, etwas aus⸗ 
füßrlicher, als bei andern Gegenfländen; eben 
ſo bei den Uhrenfabriken und dem damit vere 
Dundenen Handel; und bei der Gefchichte de 
Schwarzwaldes mußte gerade fo viel angeführt 
werden, als geſchehen if. 


vu 


Daß der eigentliche Forſtmann am meiſten 
Befriedigung erhalten wird, if zum Theil fchon 
daraus zu entnehmen, weil ich ſelbſt dieſem nuͤt⸗ 

Uichen und angenehmen Zach ergeben bin, foldhes 
ein Decennium in diefen Gegenden ſelbſt praks 
tiſch betrieben, und mir dabei diejenigen Er⸗ 
fahrungen gefammelt habe, die mit allen dahin 
wirkenden Umſtaͤnden zur Vefchreibung und Be 
urtheilung des Forſtweſens in diefem intereſſan · 
ten großen Wald nötbig find; und theils der In⸗ 
halt ſelbſt, die vielerlei Miſthungen, die hier vor⸗ 
kommen und befchrieben werden, find befonders 
merfwürdig, fo wie die meiften Punkte des 
deitten Hauptabſchnitts. Doch wird der Bor 
tanifer, der Mineralog und der Zoolog auch 
manches finden, was er bier nicht geſucht Hätte, 


Reifen bei milder Jahrszeit in den Schwarz. 
wald und feine wild »fchönen Abtheilungen un⸗ 
ternommen, find befonderd unterhaltend und 
mannigfaltig belehrend; leicht werden die damit 
verbundenen Vefchwerlichkeiten vergeflen durch 
die verfchiedenen Gegenfände, die oft auf kur⸗ 
gen Entfernungen den Reiſenden überrafchen 
and ihm Bewunderung entioden. Auch hierauf 


vum. . 


babe ich in meiner Schrift am Endendes dritten 
Hauptabſchnitts befondere Ruͤckſicht genommen, 
und für ausländifhe Forfimänner und andere 
Reiſende zweclmaͤßig belehrend eingerichtet. 

Die nun folgende Ueberſicht des ganzen 
Werts mag dem Leſer den Inhalt der Haupt⸗ 
abtheilungen mehr enthüllen , fo wie den Inhalt 
der einzelnen Kapitel zugleich näher beleuchten, 
obgleich fehr vieles andere, was noch vorkommt, 
nicht angedeutet werden Fonnte. 


Der Verfaſſer. 





ueberſicht des Inhalts. 





Erſter Hauptabſchnitt 
enthält geographiſche, biſtoriſche, topogranhifde, Natififdie, geo ⸗ 
anoſtiſche und naturdiſtoriſche Notizen, für jeden Leſer deeianet. 


Zweiter Hauptabſchnitt \ 
enthält zuerft die botaniſchen Ungaben aller im Schwarzwald vor 
rommenden Houarten / daun ferner 

1) ader reinen d. 4. mit einerich Houart deſtandenen Waldtheile⸗ 

auer zugleich vorfommenden vielfachen Dilfhungen derfeiben ; 
Umd bei Jedem Waldtheil, fowohl der reinen als gemiſchten, bie 
‚befte, auf die Lokalitat paffende forfiliche Behandlungsart, audfühee 
lich umd nach auen Rückfichten des praftifchen Forſtmanns angegeben; 
mehr für den eigentlichen Gorfimann intereſſant. 


Dritter Hauptabſchnitt 

begreift ſolche Gsgenftände, welche Einfluß auf die Behandlung und 

Werbeferung des Echwarzwaldes haben, ald: 

4) Der Wildkand, mit Angabe alter vorhandenen Urten derſelben⸗ 
Üres Schadens , und der Dittel und Vorkehrungen, denfelben 
au vermindern und gu verbfiten ; und zugleich ein Verzeicniß 
alter hier vorfommenden vierfüßigen Cäugtötere und Vögel. 

) Die Viebweide oder Hütung. Dabei Angabe aller Hausthiere, 
mit welchen ſolche Hier ausgeübt wird; deren Schaden, bie 
möglichen Mittel zu Verminderung deffelben. 

3) Iufekten, die fdädlich im Echtwarpwald vorkommen, ihre Kar 
turgefoichte, und die Sicherungs + und Verminderungsmittel 

" ausführlich angegeben. 

4) Die Harzwälder. Ungabe ihrer befonderen Behandlung, niit ber 

+ urtfellenden Bemerfungen. 

5) Angabe der Gefahren und bes Schadens, die aus den vielen , in 
alten Theilen des Schwarzwaldes vorkommenden, einzelnen 
Höfen, Häufern, Härten, Sägmühlen . fr bie einzelnen 


x 


Wardtdeife und fürk Ganze entiyringen, nebtz Borfählägen zu 
Werininderung von Beiden. 

6) Stößeneien. Ungabe affer Arten, die Hier Betrieben werden, und 
In weichen Gegenden fie vorfommen , jedoch nur im Agemels 
men *)> fo wie dee merfwürdigften Sioßfeen oder Stofteiche, 
Waflerhuben oder Schwellungen, Wafiergebäude sc. Dadei 
einige Bemerkungen über den Holländerfolhander und Ftäfer 
veb, mit Beriefung auf meine über diefen Gegermkand früher 
gefchriebene Abhandlung. 

Ueber die bißher in fehe vielen Gegenden de) Gahwarzwalded ges 
füßrte fogenannte Semmeltoirtärar (oder nach der forftihen 
Kunkfpeadse plenterwirthſchafth / mit ihren großen Nachteilen. 
und geringen Vortbeilen befchrieben und auseinandergefegtz 
(amt denjenigen Uudnabmefälten , wo fie betrieben werden 
tann und darf. 

N) Ueber bie vielen Holigere chtigkeiten / mit ihrem fhädlicen Gin, 
Muß und Zolgen auf den Veſtand und die Wirtbfehaft der 
Baitheile, mit befonderen Bemerkungen begteitet. 

9 Ueber die möglichen und nicht möglichen Holkulturen der im 
Shwarmald fogenannten Difen (Sünupfe) anf den GBchken 

. Gebirgdeücen,, fo wie derienigen teodenen Gtellen von ans 
feontiher Größe auf ebenfaild ſebr Gochgelegenen Plattformen: 

10) Ein vefondereb Kapitel bierher gehörige anhorifiihe forklihe 
Bemerkungen über verichiebene Gegenfände, die im Worker 
gebenden nicht angeführt werden Fonnten, 

an Angabe mehrerer Keifebeichreibungen, für folde Sorfimänner 
und Reifende beſonders eingerichtet, weiche aus dem Mukland 
formen, und dieſen Wald Befudien wollen; wobei Die vorzfige 
Hichften Neifeftationen namentlich / fo wie die merfipürdigften 
Gegenände und Waldtheile / angegeben find» 

In dieſem Haudtabſchnitt kann jeder Lefer Unterhaltung finden. 





) Well mein febr verehrter Freund, der Großherzoglih Vadiſche 
Oberfornrath Here Jägerfhmidt, von dem verehrlichen vu ⸗ 
blifum befonderd aufgefordert , über biefen Gegenfand zu ſchrei⸗ 
ben, bis Fünftigen Herbſt ein vollkändiges Werr Über den Hol 
trandport fiberhaupt und die Slößerel Indbefondere as . 
wird, . d. V. 


— 


Berzeichniß 
der 


Herren Subferidbenten 
nad den Wohnorten in alphabetifher Ordnung. 





Erempl. 
Adern, im Badiſchen. 
Ser Schrikel, Gr. Bad. Forftmeifter nt 
Allerheiligen 
Herr Petri, ©. B. Revierförfter 2 
Altenfaig, im Wuͤrtembergiſchen. 
Herr Graf von NormansEhrenfels, Kam 


ruenu 


merherr und Oberforftmeifter — 
-- Bahn, Oberfoͤrſter zu Oberjettingen _... 
-- Zifcher, Oberförfter zu Altenſtaig -- 
-- Maho!d, Revierförfter zu Simmersfelb 
-- Müller, Mevierförfter zu Schönbrunn 
Arolfen, im Waldeckiſchen. 
‚Here Freiherr v. Hadel, Geheimerrath und 
Dberjägermeifter _. ı 
-- Breih.v. Hadel, Kammersu. Forſiaſſeſſor 3 
- rn Sorftfeeretaie „I... .. 2 


fhaffenburg 
zer Deston, Königl. Baier. Forftrarh und 
Director des Forſtlehrinſtiutes -- 2 


xu 


Sr wehlen, Sortmeiter -- .- -- _. 


Nau, Forfipraltilant -- -- -- 
Bolte, Zorfipraktilant --. -- 


Augsburg. 


Marx Paul Frei. v. Schnurbein auf 


Mettingen -- -- -- -- 
Bamberg. 
v. Kettner, K. Baier. Oberförfter _. 
v. Line, K. Baier. Forts u. Jagd ⸗Eleve 
Bebenbaufen, im Würtemberg. 
Freiherr v. Gemmingen, Kammerherr 
und Oberforfimeiler -- -- -- -- 
Bellheim, über dem Rhein. 
8. Baiek. Forſtpraktikant 
erlim 
Hartig, Pr Pliug Staatsrath und 
Ders Landforftmeifteer _- -- -- -.. 
Birk, bei Neuſtadt im Wirt. 
Baron Wilhelm von Gemmingen .. 
St. Blafien 
Freih. v. Gailing, ©. 8. Forſtmeiſter 
Staudemann, Revierförfter dafelbfi _. 
v. Eichthal, Revierförfter __ _. 
Wasmer, Revierförfter zu Todtmoos _ . 
Bonfeld, bei Heilbronn, 
Earl Freih. v. Ge mmin gen, Lieutenant 
Breßlau. 
Baron Eduard v. Sternenfels, Lieut. 
bei dem Breßl. Landwehr-Garde · Bataillon 
Bretten, im Badiſchen. 
Seidel, Revierfoͤrſte -- -- -- 


Büdingen 


Se Erlaucht der reg. Graf Cafimir v. Iſenburg 


ru. 





xiu 
Eremol. 


Buſenbach, im Wadiſchen. 

Her Staiger, Revierfoͤſter 
Carlsruhe. 

Se Excellenz der Gr. B. General» Lieutenant 


1 


Graf Wilhelm v. Hochberg2 
Herr v. Kettner, © ©. Landoberjägermeifter ı 
-- d. Wallbrunn, Oberforftmeifter -. 1 
-- 8. Holzing, Oberforfimeiflee _. _. 1 
-- Braf v. Broufelle, Jagdiunker 1 
-- Breiherr v. Rakenig_ .. _. ._. _. ı 
— v. Eoignard, K. Wirt. Gefandsfchaftss 
Seretäit -- -- 2... 1 
-- Volz, Staattrath -- -- -- -- .. 1 
-- Mallenbrein, geheimer Neferendär ı 
-- Laurop, Oberferfirath‘._. -- -- _. 2 
-- Se Ka PP | 
- oth, Binanzratd -- -- -- -- _. 
-- Holz, Sorflmeiller-- -- -- -- _ ı 
-- Blahsland, Oberforfferretair _. _ a 
-- Dummel, Minifterlals Praktitann _. ı 
-- Gmelin, Zorfiprattiton _. -- _. 1 
-- Hofmann, Zeldjäger -- -- -- .. 1 
-- Bilel, Seldjägr -- -- .. -- .. 1 
Donauefdingen . 
-- Dilger, Füuͤrſtl. Fuͤrſtenb. Oberforfimeifter ı 
-- Nittinger, Oberförfter zu Walbhaufen ı 
-- Zürft, Kevierförkter zu Aräbenbah _. ı 
-- Bürft, Nevierförfter zu Herzogenweiler 1 
-- Bürf, Revierförfter zu Wolterdingen i 
-- Merk, Revrerförfter zu Voͤhrenbach _. 1 
-- Maier, Revierförfterzu Hammereiſenbach 1 
-- Kaifer, Nevierförfter u Renjlird __ 2 
-- Bürft, Revierfdrſter⸗Adjunct zu Eiſenbach ı 
-- Wagner, Torftrevier. Verweſer zu Hochs 
MINEN 2 2 22 


xıv 


Herr Wagner, Revierförfter ⸗Adjunkt zu wm 
terhoͤlzern Er ER I Ben 
-- Lonanz, Revierförfter: Abi. zu Möhringen 
. gs erle, Platzmeiſter⸗ Adj. zu Bachzimmern 
il libaid, Revierf Adf.zu@mmingenabeg 
u Bederle, Revierf. zu Stühlingen _.. 
Bogenfhüg, Revierf. zu Kriegenthal 
Dresben. 
Se Exzell. Here Oberjögermeifter v. Bid; _. ı 
Here Freih. v. Lattich au, Dberforftmeifter ı 
- d. Befhau, geheimer Finanzratb -. 1 
v. Einfiedgl, Kammerjunker und Vice 
Director der K. Saͤchſ. Forſtvermeſſungs⸗ 
Anſtalt 4 
v. Oppel, Kammerherr u. Oberforſtmei⸗ 
ſter zu Kunnersdorf bei Königftein _. 1 
.. Grafv. Münfter, Kammerherr u. Forſt⸗ 
meeiſter zu Schöndau bei Königftein _. & 
.- Brofv. Ronnoo, Kammerjunfer und 
Forſtmeiſter zu Cody _. -- -—- —— 1 


Dürbad, im Badiſchen. 


I. 





„m..... 


— Shell, Oberfoͤrſte -- -. —. 1 
Durmersheim, im Badiſchen. 
ou. Bökler, Revierfoͤrſter - .. 1 


Engelberg, im Würtemberg. 
Zreih. v. Pleffen, Kommerherr und 
Dberforftmeifter, Ritter des Civil Vers 
dienſt » Ordens Pa 
Shlotterbed, Forſtkaſſirer 
=. Häberle, Oberf. zu Hohengeht 
-- Banzhaf, Revierf. zu Adelberg 
Eppingen, im Badiſchen. 
Freih. v. Muͤn zes heim, Kammerherr 
und Forſtmeiſter2 






222 


xv 


Erbach, im Obenwalbe, 


Se Erlaucht der regier. Herr Graf v. Erbag 


Ettenheimmüänfter, im Badiſchen. 


Here Kunzmann, Nevierförfler -. -. —. 








Ettlingen, im Badiſchen. 
Lump, Oberförfter PP GE 
Forbach, im Badiſchen. 
Armfperger,; Waldmeiſter ————— 
- Forchheim, im Badiſchen. 
Brutſchi, Revierfoͤrſter PER 
Frankfurt a. M. 
Freiherr Carl v. Gunderode, Schoͤffe 
und d. 3. Senior bes Forſtamts PR 
Scharf, Senatoru. GorftamtssDeputirter 
Vogel, Oberförfer. _.. 
Bufch, Plaghauptmann 
v. Heiden, Oberlieutenant _ 
Schmidt, Forſtamtoſchte der Adjum - 
Gu ithauman, Buchhaͤndler . 
Freiburg, im Brisgau. 
Fr. v. 2 tais, Kammerherr u. Oberforſtm. 
Tr. v. Drais, Kammerjunfer u. Forſtm. 
Fr. v. Schweizer aus Frankfurt, Großh. 
Weimarifher Jagdiunfr _. 
Freih. v Hermann aus Memmingen 
Ertel, DOberjäger in Oberried 
Fiſcher, Forſtinſpector zw Heiteroheim 
SIuzler, Zäger.u.Gorfamtsactuar in Freib. 
Kuntel, Forſtinſpector in Oberried 
Lais, Kevierförfter in Münfterthat 10 
Montanus, Korfimfpector in Waldkirch 
Mader, Görfter in Kichhofen -- -- 
Syerer, Eösfter in Epnet _. -- -- 
Scherer, Forſtkandidat in Wendlingen 





Erempt, 


ı 


xvI 


Herr Stiefvater, Waldmeifler in Kichhofen Fi 


Zircher, Forſtadjunct in Fa .. 
Gengenbach, 
ullersberger, 36 B. Forſter daſelbſt 
Gernsbach, im Murdthel. 
Caſimir Kaſt u. 
Giefen 
Walther, Dr. und Profefor .. _.. 
Beyer, St. der Forſiwiſſenſchaft - 
Senth, St. der Forſtw. .. ... 
Sergens, St. der Phil. -- _. .. 
Hackenberg, St. der Forfiw. _. _.. 
Heder, St. der Sof. .. _. -- 
Hof, Sberförfter in Öiefen -. _. -. 
Hofmann, St. der Forſtw. 
v. Muralt, Lieut. beim Großh. Leibreg. 
Rohde, Si. der Kameralwiſſ. _.. 
Dr. Schmidt, geh. geiſtl. Rath u. Prof. 
Stillgebauer, St. der Forfiw. 


Vogel, St. d. Bow. _. .. -. 
v. Haufen, St. der Kan —— 
Got h 
Ernſt Friedrich N vB angenpeim, 
Hof und Jagdijunker 
Graben 


Say, G. B. Föhr -- = -. -. 
Grdzingen 
Becker, ©. 8 Fofher -. .. 


anau. 
v. Carlshaufen, Churfürft. Heſſiſchet 
Kammer; und Forſtrath _.. 


Freih. von Baumb ach, Ch. 6 Kam 


merrath und Ritter des: eifernen Helms 
v. Doͤrnberg, Kandidat der Forſtwiſſ. 


und Ritter das eifernen Helme _. -. 


Hert gute, 9. Borfre 


ath 
Gler, Oberförfter zu Nieberfodenbah 
* Fügen, Kammerh. u. Oberforfimeifter 
v. Motz, Forfimeilter _. .- 
Schlereth, geheimer Kammı 
Shönhald, Rammerrah _ 
Hegme, im Badiſchen 
Lutſchka, Borfinfpetr _. .- -- 
» eidelberg. 







Se Excellenz Herr Staats⸗ und Kabinetsminis 


Herr v. Steube, Zorfimeiler _— 


er Freiherr v. Reizenftein _.. 





Dr. Gatterer, Oberforſtrath u. Pi 
Dr. Reinhard, Profeflor -- -- -- 
Eitenbenz, Profeflor .. — -- 
Dittenberger, Lieutenant .- -.. 
Bronn, Forfipraktikant von Ziegelhaufen 
Ziegler, Forfipraftitant von Eichtersheim 
Baron v. Ketelbodt, St. der Forſtw. 
v. Dittmar, St. ber Kameralm. _. 
Graf v. Solms-Teklenburg ... 
Graf Karl v. Hardenberg . 
Maier, St. der Kameralwv. -- -.. 
Roth, &ı. der -Kameralm. -- -- 


- König, St. der Forſtw. -. 


Weishaar, St. der Kameralw. - 
Chevalier, „gerftanbipat nn 
ven 


. Müller, Chr Au Hell. Landwehr 


vegiments und Forſtinſpectee 
Louis, Gr. Eu Forſtgeometer 
Becht, Gr. Revierfoͤrſter Press 
Homburg an ber Höhe. 
Sn Forfdireftor -- -- -. -- -- 
Becker, Forfllandidat ._- -- -- -- 
Sränemald, Gorflandidet... -- -- 








mn... nn... 


xvou 


Erempl. 
Imsbach, über dem Rhein bei Winnweiler. 


- Herr Engelmann; Dberförfter -. -. 
Kandern. 

Freih. v. Stetten, ©. B. Forftmeifter 

-- Baron v. Schönau ._. .. - 


.- 9 Bechtold, Major, zu rad —. 
-- Zink, Amtsrevifor in 8 —8 — 
.- Reinhard, Forſtinſpectot in Kandern 
-- Lang, Kameralpraktitant in VBengen 
-- Roth, Förfter in Kandern __ .- ... 
-- Volldart, Förfter in Wolbah _-. 
.. Näher, Sören in Tifdingen -.. 
.. Riederer, Sale in Hollwangen 
-- Allmaier, Foͤrſter in Hagenbach 
BHolz, Foͤrſter zu Oberweiler 

-- Bollhard, Foͤrſter zu Eichen 
- Stodmar, Börfter zu Wehr 

-- Dierfd, Förfter zu Vogelbach 
-- Holz, Foͤrſter zu Haſel — 
-- Diedold, der Forſtwiſſ. Befliſſener 
-- Afal, Dserwaidgefel in Barzel .. 


Kaffel 
-- Bar. v.Schönftert, Ch. Heſſ. Jagdiunker 
Lahr, im Badiſchen. 
.. & v. Riz, G.B. Kammersu. Jagdjunker 
ermann, Lieut. im 1. G. B. Lin. Inſ. Reg. 
Langenſteinbach, im Badiſchen. 
Sqqweikhardt, — —— 


Freih. v. ot ©. B- Sammerhrr 

und Oberforftmeiller -- -- -. -- 
Mannheim 

Se Excellenz der Gr. Bad. Herr Hofrichter 
Greihere v. Drais 


=. &uccomw, Doctor Med. und Prof. Be 










ı 


„unnernuneuunnnunn 


.. 


xıX 
Erempt. 


. Kerr Freih. v. Wildungen, Ch. Heff. Ram 


Marburg 


merh. und Oberforlmeifter._. -. -.. 
Meinungen 

Freih. v. Ziegefar, Herz. Sachſ. Mein. 

Dberjägerm. u.Comthur bes Falkenordens 

DrBehftein, Forſt u. geh. Kammerrath 
Memmingen 

Martin, Kön. Baier. Oberfoͤrſter 


Neidenfein, bei Sinheim im Badiſchen. 


Kraus; Orundherrl.v. Venning. Revierf. 
Nedargemünd. 

Gr. v. Truch ſeß ©. Bad. Forſtmeiſter 
Neuenbürg. 

v. Moltke, K. W. Hofoberforſtmeiſter 

Nordracch. 

Benning, ©. ©. Börfer_. -- -- 
Offenburg. 

Er. v. Neveu, Gr. ©. Forſtmeiſter 

Gottwald, Oberbürger: u. Waldmeifter 

Petersthal, im Badiſchen. 
Luſchka, Böcher -- -- -- -- -- 
Rheinmweiler, im Badiſchen. 

Freiherr v. Rosberg -. -- -- -- 
Rudolſtadt. 

Freih. v. Ketelhodt, Landiaͤgermeiſter 

Freih. v. Schönfeld, Jagdjunker 

Preßler, Forſtſecretair zu Oderweisbach 

Worm, Oberfoͤrſter zu Kursdorf 

Engelhardt, Oberfoͤrſter zu Leutenberg 

Dffenay, Oberf. zu Pauunzelle BR 

Dbffelder, Revierf. zu Unterweisbach 

Dbffslder, Landredif. u. F. zuQuitteltdorf 





ı 


ı 
ı 
ı 
ı 
ı 
r 
ı 
ı 


xx 


Kämpfe, Revierf. zu Neuhaus _.. 
Schinzel, Revierf. zu Scheibe _.. 


-. Greiner, Comiffionsrath zu Limbach, in 


Herz. Sachſ. Mein. Dienften _. 


Schwaigern, bei Heilbronn im Wuͤrt. 


v. Bühler, Lieutenant —. -. 
Freih PN —— — 

reih. v. nig, Oberjuftizrath . 
v. Dayn, Major -. u pr 
Griefinger, Praͤlat -- -- 

Tempelhof, bei Creilsheim. 
Freiherr Anton v. Anöringen _. 

Ueberlingen, am Vodenſee. 
Eberſtein, ©. 8. Forftmeifter „_. 

Wildbad, im Wuͤrtemberg. 
Maier, Dekan Mag. -- -- 
Viſcher, Revierfoͤrſer -- -- 
Zelt, im Badiſchen. 

Latein, NRevierförfer -- -- 


Drudfehler 


Erempt. 
Here Obftfelder, Nevierf. zu Sijzendorf 


ı 
ı 
ı 


ı 


ı 


©. 192 3. 14 fehlen nad dem Wort: nit, fol 
gende Worte: als ein gemifchter, fondern 


Erfter Hauptabſchnitt. 





DD. Schwarzwald ift größtentheils- eine mehr ober 
weniger hohe, im Ganzen aber rauhe Gebirgekette, 
aus mehreren Haupttheilen beſtehend, welche durch 
bewäfferte Thaͤler vorzuͤglich gebildet werben. " 

Das Ganze zieht fih von Norden nad Süden 
meiſtens auffteigend hin, und begreift in feiner 
größten Ausdehnung eine Strecke von 18 deutſchen 
Meilen — von Pforzheim bis gegen Baſel hin. - 

Segen Süden-und Suͤdweſt ift diefe -Waldung 
von dem Rheinſtrom oft auf wenige Meilen ent» 
fernt — begraͤnzt; gegen Morden aber von ber’ 
Ebene zwifchen der Enz und dem Einfluß des Nek ⸗ 
kars in den Rhein. 

Die Ausdehnung in die Breite von Often nad) 
Weiten ift weit geringer. Da, wo fie den meiften 
Umfang hat, in der oberen füdlihen Gegend, mag 
diefelbe 6. bis 8 Meilen, in der. unteren nördlichen 
aber ungefähr 4 Meilen betragen. 

Diefe Gebirgstette, die eine der hoͤchſten Deutſch⸗ 
lands iſt, ſcheint in der Höhe dem zwiſchen Voͤh ⸗ 

ı 


2 


men und Mähren binziehenden Gebirge nahe übers 
ein zu kommen. — Die größte Höhe erreicht fie in 
der Gegend zwiſcheu Todnau, einem Großherzoglich 
Badiſchen Städthen an dem Fluß Wiefen, im Be 
zirksamt Schönau, und bei St. Märgen oder Mas 
riazell, einer Oroßherzoglich Badiſchen Pfarrei und 
Vogtei, mit einem aufgehobenen Auguftinerkfofter 
und einer ſtark befuchten Wallfahrt, eine, Stunde 
von dem Bezirfamts» Gig St. Peter und 4 Stun⸗ 
den von Freiburg im Brisgau. 

Dos Gebirg felbſt beſteht mehr aus Plänen, 

als aus ifelirten VBergfpigen, unter denen 
übrigens ber bekannte Feldberg mit 4610 Fuß 
Höhe über der Meeresflähes der Belchen, im 
Bezirksamt Schönau, mit 4355 5 und der Kandel, 
im Bezirksamt Waldkirch, mit 3903 dergleichen 
RS auszeichnen. Diefe Berge erſcheinen mehren» 
theils nur von der Mitte Junius Bis Anfang Sep⸗ 
'tembers, und da oft nicht ganz vollfiändig ohne 
Schneebedeckung; beinahe die ganze übrige Zeit des 
Jahres werden ihre beſchneiten Spigen den entfern 
ten Nheinbewohnern fichtbar. 

Das bekannte und ehemals fehr berühmte Klo⸗ 
fir St. Blaſien liegt 2451 Zuß über der Meeres⸗ 
Bäde, das. Kloſter St. Peter 2256 und ber bes 
Bannte Schluchſee 2789. 

Im Durchſchnitt kann für das Hochland des 
Scqhwarzwaldes ungefähr sine Höhe von 3000 (bie 


3 


3506) Fuß augenemmen werbeh.. Der üsrblihe 
heil von Pforgheim bis zum Murgthal und bis zu 
Freudenſtadt, einem K. Würtembergifhen Gtäbt- 
hen, hat jedoch diefe Höhe wicht, der fegenannte 
. Kaltenbrorinen *) außgensmimen, auf der Hoͤhe 
von Reichenchal, ©. B. Antheild, auf dem rech⸗ 
ten Ufer des Murgfluffes, bei welchem im der Nähe 
Der hoͤchſte Peinkt auf einige Stunden im Umkxeis 
vorkommt; die Oehllaken ober Ddiahe genannt, 
welde 2456 Rheinländifhe Schuh höher liegt, als 
der Rhein bei Öteinmauren. 

Der Abfall des Schwarzwaldgebirgs nach Abend 
aber. dem Rhein him if Keil, jener nad Morgen, 
gegen die Donau und den Meder, fanft und nur 
allmaͤhlig ſich verlierend. 

Reiſſend und tobend ſtuͤrzen ſich die Gewaͤſſer 
auf jener Seite durch enge Schluchten, gtoͤßten · 
theils fämmtlih in der Richtung von Nordweſt, 
nad) dem großen Strom bie, und bilden mit den 


#) Der Kalte Bronnen befteht aus einem Hof und ei: 
nem herrſchaftlichen Haus; in erfterem wohnt ein 
Gränzgotier, im zweiten ein Behjäger. Hier giebt eb 
viele Auerhahnen. Die zweckmaͤtig angelegten Schleich / 
wege und dad Jagdhaus waren ehemalt beſtimmt, 
dem hoͤchſtſeligen Herrn Großherzog Carl Friedrich 
«(nod als Markgraf) dieſe beliebte Jagd au erleich⸗ 
gern, fo mie den r übrigen Beinen des hohen Särftene 
daufck. 


4 


ſelben bei ihrem Einfluß : einen: mehr. ober weniger 
ſpitzen Winkel; fo die Tregfam und’ die Elz, fo die 
Sutter und bie Kinzig, fo bie Rench, fo bie 
Murg. — Saunft rieſelnd ſchlaͤngeln fie ſich hinge⸗ 
gen auf ber oͤſtlichen Seite in mancherlei Kruͤm- 
mungen durch leicht abfallende Wieſengruͤnde der 
Donau und dem Neckar zu, ohne ſich an eine bes 
ſtimmte Richtung bei ihrer. Vereinigung : mit dieſen 
Fluͤſſen zu halten. .&o zum VBeifpiel die Enz, die 
Aach ac. 

Dieſes Gebirg ſcheint demnach einer der großen 
Waſſerbehaͤlter in Deutſchland zu ſeyn; von ihm 
erhalten die oben benannten Ströme einen unge 
heuren Zufluß von Wafler. Seine, einen großen 
Theil von Schwaben beherrſchende und mit bebeus 
tenden Waldungen bedeckte Höhe it von der Bes 
ſchaffenheit, daß fi die Dünfte der Atmofphäre 
daſelbſt entladen müffen. Was von biefen gefams 
melten: Zeuchtigkeiten nicht an bem Rüden der Ges 
birge weg zu Thal abfließt, geht durch eine unzaͤh⸗ 
lige Menge von Gängen und Kläften, mit welchen 


das Gebirg durchſchnitten if, wie dur eben fo 


viele Kandle, den tiefer gelegenen Punkten zu, und 
ſtroͤmt da in Quellen und Suͤmpfen den reiffenden 
Gebirgsfläffen zu. 

Das ganje Gebirg des Schwarzwaldes ift Urs 
gebirg. Bein Gerippe durchaus granitig, feine 
hoͤhern Punkte mis Sandſtein bededt, von ‚wenig 


5 


untergeorbneten Gebi· gelagern begleitet , und ringe 
herunn:.von Slözgebirgen umgeben ‚ welche durch 
die erhaltene Bildung eines: ungeheuren Vorrathe 
unimalifcher. Geegefchöpfe ihre Abkunft: deutlich bes 

- weifen. Granit iſt die herrfhende -Gebirgsart des 
Schwarzwaldes. Es giebt hievon zweierlei Forma ⸗ 
‚tionen , bie Ältere oder primitive befteht aus -einer 
Maſſe kleineckig Eörniger Feldſpat und Muarziheile 
ten ‚mit untermengtem Glimmer. — Vener von 
neuerer oder mittelgeitiger Formation unterſcheidet 
ſich vornehmlich) in Hinſicht des beigemengten Speck⸗ 
ſteins und bes. zumeilen damit verbundenen Thon ⸗ 
ſchiefers — von dem erfleren. 

Am Fuß des Gebirge, vornehmlich am weſtlichen 
Abfall deffelben, erſcheint der Gneis. — Porphyr 
und Thonſchiefer entdeckt man auf mehreren Höhen 
des Schwarzwalds; an biefe Gebirgsarten reiht fi 
der Sandſtein an. 

Auch an edeln Metallen iſt das Gebirg ˖ des 
Schwarzwalds nicht arm, wovon Wolfach im- Kins 
zinger Ihal, als der Gig einer Direction mehrerer 
Bergwerke, die Silber enthalten, ein Beiſpiel if, 
und weiter unten noch -mehreres ‘von Mineralien 
‚überhaupt vorkommen wird. 

Der eigentlihe Schwarzwald ‚' ehemals Silva 
Martiana, als Theil jenes großen Hercyniſchen, 
der beinahe Über ganz Deutſchland verbreitet war, 
hatte im Vegriff der Römer einen weit größeren 


6 


Umfang, als unfer heutiger Schwarzwald. Auf 
der Theodofianifhen Reißkarte if er zwiſchen dem 
Rhein und Alemannien gezeichnet, gegen Ofen bis 
zu den Arae flavine (rad oder Ulm im 8. Wuͤr⸗ 
‚temberg) oder Noͤrdlingen ſich erſtreckend )Y. Er 
begreift alſo auch die Schwaͤbiſchen Alpen in ſich, 
und reichte noͤrdlich bis Pforzheim, welches als das 
Ahor oder die--Eingangspforte von porta hercy- 
nise silvae — feinen Mamen erhalten zu haben 
ſcheint. 

Ob der Martianiſche Wald ſeinen Nahmen von 
Mars oder von den Markomannen erhalten, if 
ſchwer zu befiimmen, eben fo wenig, als fi genau 
darthun laͤßt, wann und von welchen Voͤlkerſtamm 
er feine erſten Bewohner empfing. Nach dem Wer 
richt des Tacitus hatten die Helvetier, ein galliſches 
Volk, das unter andern Gottheiten auch den Mars 
vorzuͤglich verehrte, den Landesſtrich zwiſchen dem 
Herchniſchen Wald und zwifhen den Fluͤſſen Rhein 
und Maya im Weit. Sie waren alfo wenigſtens 
die weſtlichen und füblihen Anwohner, wenn auch 





NG Ehfarb Beriht fing der Oercyniſche Wald 
(Silva Hercynia — Martiana nigra) an der Graͤn⸗ 
der Helvetier, Nemeter (bei Speyer) und der Rau ⸗ 
racher (im heutigen Frikthal) an, und 308 ſich der 
Donay entlang dis zu den Graͤnzen der Dacier und 
Arnarier, 60 Tagmaͤrſche tmeit in bie Länge und 9 
Togreifen in die Breite. 


7 
nice Einwohner dieſer Walbgebirge. Mach und 
nach mögen ſich wohl auch einzelne Rolonign von 
ihnen im Gebirge niedergelaſſen haben. Der nord⸗ 
oͤſtliche und oͤſtliche Theil des Martianiſchen Wat 
des war vun ben Markomannen bewehnt, bis fie 
unter Kaiſer Auguſtus ſich wach Böhmen zogen. 
Die Allemannen, die Die Wehnſitze der Markoman ⸗ 
nen eingenommen hatten, warden von Kaifer Tras 
jan befiegt, und fuchten nun Zuflucht in dem Mars 
tianifhen Wald, ohne deswegen ihre Beindfeligkeie 
ten mit den Noͤmern aufzugeben ; fie machten auf 
die Nömifhen Stationen gegen Weften fo häufige 
Ausfäe, daß bie Römer an diefen weſtlichen Ein⸗ 
gängen des Schwar zwaldes, wie hei Sengenbach, 
Pforzheim x. Kaftelle erbauten, und durch ihre 
Befigungen die unruhigen Allemannen bewachten · 

Der rohe Kriegsfinn der Allemannen bis ins 
fünfte Jahrhundert ließ fie noch nicht auf die Kul⸗ 
tur des Schwarzmaldes denken. Die Hunnen faͤll⸗ 
ten in der Mitte bes fünfsen Jahrhunderts ganze 
Waldtheile zu Wefahrung des Rheins. Erſt nad 
der Niederlage der Allemannen bei Zuͤlpich, welche 
ihnen am Ente des fünften Iehrhunderts Chlodo ⸗ 
wig beibrachte, fiengen fie an, ihre eigene Wildheit 
und ihre bewohnten Wildniffe zu bezaͤhmen. 

Aber eigentlich waren «6 doch bie Zellen und 
Kloͤſter, welche im ſiebenten, achten und neunten 
Jahrhundert das weeiſte dazu britrugen, deß bie 


8 


barbatifche Landgegend ein freundliches Anfehen gu 
wann; femohl: die Moͤnche als bie Kolonien, die fle 
Yerbeijogen , vermandelten durch ihren unermübeten 
Fteis die ſchauerlichen Wildniffe in Aeder und Wie 
fon, und legten den Grund zu den allmaͤhlig ſich 
erhebenden Dörfern- und Staͤdten. Die Kloͤſter 
‚Offonis cella : ( Schuttern), Gengenbad) , Ettene 
heim, St. Trupert ; das von dem heiligen Fridolin 
arrichtete Sädingen, St. Blaſien und‘ viele andere, 
‚haben um die Beurbarung des Schwarzwaldes ; ſo 
wie um. die geiftige Kultur feiner Bewohner,“ große 
Merdienfte. 

Je mehr aber aus oͤden Wuͤſtungen fruchtbare 
Gefilde erwuchſen, deſto mehr: verlor: der Schwarz⸗ 
wald an aͤußerem Umfang, ſo daß man’ jegt gro⸗ 
- Ben Landſtrecken nicht mehr anſieht, daß fie einſt 
dazu gehörten. Wenn man als Beſtandtheile des 
Schwarzwaldes alle Bezirke annimmt, welche die 
Matur des Erdreichs, ber Gebirgéelage und des Kli⸗ 
ma's nicht wohl erlaubt, ſich von ihm lotzuſagen, 
obſchon eine Hier und ba größere Fruchtbarkeit, bes 
ſenders in ben Thälern. dazu berechtigen Eönnte, fo 
gehören im dermaligen Großherzogthum Baden zum 
Schwarzwald: die; Aemter ı Meuftadt, Hornberg, 
©t. Blaſien, Schönau, St. Peter, Elzach, Wol⸗ 
fach, Haßlach, Oberkirch, Gernſpach, ganz; von 
den Aemtern Villingen, Waldshut, Lauffenburg, 
Sackingen, Schopfheim, Stauffen, zweites. Land⸗ 


9 


vomit Freiburg, Waldkirch, "OGengenbach und Pforz 
‚heim größere oder geringere: Theile, überhaupt: ein 
Slaͤchenraum ‘von ungefähr 80 Quadtatmeilen, alſo 
fa der dritte Theil des- ganzen Greßherzogthums, 
bewohnt von ‚mehr ald.160,000 Menſchen. 

Was ihnen das :Erbreich gewährt, beſteht in 

Holy, -Viehweiden, . Sommerroggen, Haber und 
Kartoffeln.: .Der Fruchtbau ift mühfam. und würde 
- bie Anſtrengung von Seiten. der Menſchen und: der 
wielen-Zugthiere kaum lohnen, wenn das Gras und 
Die: Futterkraͤuter nit der eigentliche Gewinn: wäs 
zen ‚. welche die nad) breijährigem Bau wieder brach 
liegende Aecker (darum Mattäder im Großherzoglich 
Badiſchen Antheil des Schwarzwaldes genannt) 6 
bis 8 Jahre erzeugen. Nach Verfluß dieſer Zeit 
werden: bie Aeckar von neuem aufgebrochen, ber 
Raſengrund auf Eleine "Haufen gelegt, gutrocinet, 
und ‚dann mittelft Tannenreis, oder auch Heinen 

Holzſcheiten und Stuͤcken, verbrannt. : Dies heißt 
man Branden (im Königlich. Wuͤrtembergiſchen 

Antheil des. Schwarzwaldes: Felderbrennen), " und 
Dient „zur . Düngung und zu Zerſtoͤrung des Uns 
rauts. 

In den ‚Vertiefungen: und wo nur immer das 
Quellwaſſer hingeleitet werben kann, unterhält man 
‚feste und wohlgewaͤſſerte Wieſen. 

Die Viehzucht iſt der vorzuͤglichſte Zweig: der 
ſchmar zwaͤldiſchen Landwirthſchaft, Der Schlag · des 


40 


Viehes wird aber nicht befonders anfehnlih und 
kaum mittelmäßig befunden; vielleicht liegt der Grund 
barin, daß zu wenige und meiſtens gu junge Wu ⸗ 
cherſtiere gehalten werben. 

Im Süden, auf dem Abgang der Gebirge ge 
gen den Mhein, bei Waldshut, Lauffenburg, Saͤt⸗ 
kingen, dann auf dem mördlihen Abfall gegen 
Pforzheim , ferne in den fruchtbaren Zhälern : 
Murg, Kimig, Schutter, Rench, Ehzach, Pred» 
thal, Simonswald, Glotterthal, Kirchzarterthal, 
Miünfterthat, Wieſenthal (alles im Sroßherzoglich 
Badiſchen Antheit), gedeihen auch Winterfruͤchte, 
Obſt, und an einigen Orten auch Wein. Die 
rauheſten Gegenden ſind in der Naͤhe der hoͤchſten 
Berge, als um den Feldberg, Belchen, Kandel, 
NRohrkopf, Kohlgarten, Blanen, Stolberg, Sir⸗ 
niz, Lug ins Land, Storen, Hofsgrund u. a. m. 

Auf dem eigentlichen Schwarzwald, und beſon⸗ 
ders auch in dem Großherzoglich Badifhen Antheif, 
fieht man wenigere in Städte und Dörfer zuſam ⸗ 
mengegogene Gemeinden ; die meiften beſtehen aus 
zerſtreuten Höfen und Häuschen, deren Bauart 
von den anderwaͤrts gewöhnlichen fehr abweicht. 
Die Wohngemäcer find zur ebenen Erbe, und mit 
vielen Fenſtern verfehen, ohne darum befonders heil 
zu feyn, weil das weit hervorragende und tief her 
abhängende Dach das Licht zurüd hält. Unter 
dem Dach führen zu den finftern Baden oder Schlaf: 


41 


gemäcern äußere Gänge nad) ter Länge bed Haus 
ſes, welche das nächtliche Zumandeln der Lichtgan⸗ 
ger nit wenig begünftigen. Unter diefen Gängen 
ik der Boden vor und hinter dem Haufe bis unter 
die Dachtraufe, wie eine Bruͤcke, mit Holz belegt; 
auf diefer Hausbruͤcke wandelt man, vom breiten 
Dad) gefhügt, zu den Ställen, zu den Milchhaͤu⸗ 
fern, an ben plätfhernden Brunnen, der feinen 
Haufe fehlt; da fährt man nicht eben in bie Tenne 
oder Scheuer, weil fie oben im Haus unmittelbar 
unter dem Dach if, und bie Einfahrt auf einer 
von ber Erde ſchief ablaufenden Bruͤcke geſchehen 
muß; da fährt und driſcht man alfo Menfchen und 
Thieren über den Köpfen *). Die ganz hölzernen 
Wohnungen find dem Klima eben fo angemeffen, 


*) In dem Königlich Wärtembergifen Antheil gehört 
dergleichen Einrichtung zu der mehr feltenen. Ich ſah 
in den von mir verwalteten beiden Oberforſten Alten« 
Raig und Neuenburg meiſtens gewöhnliche Häu- 
fer, ohne fehr breite oder überfehende Dächer, mit 
neben angebauten Scheuern, worin die 
Seldfrücte, au theilmeife Heu, aufgehoben, und 
wo bie Kenne zum Dreſchen zur ebenen Erde anges 
bracht war. Sreili waren dieſes nicht gerade rei« 
be Bauern (Hofbefiger), fondern weniger vermög« 
liche Bauern, Tagloͤhner, Beifiger, bei denen ich dies 
fe8 deobadtet habe. 

s D. V. 


42 


als gefund, geräumig und von innen ziemlich rein ·⸗ 
lich, wenn “man die Rauchgaͤnge ausnimmt, bie 
oben im Haus dadurch entfiehen, : daß man. pie 
feucht eingebrachten, oft aus dem Schnee hervorge⸗ 
zegenen Früchte räudert. Gewöhnlich befinden’ fid 
20: bis 30 Schritte vom Hof befondere Speicher, 
zu Aufbewahrung der Frucht und Victualien:Bors 
raͤthe. Nicht felten fiehen auch Hofkapellen für 
die Hausaudacht mit kleinen Betglocken zur: Hand. 
Die meiften Bauern haben ihre Mahlmuͤhlen, ſehr 
viele. aud ihre eigenen Schneidemuͤhlen (Bägen). 
Die Hofgüter bilden ein geſchloſſenes und untheilbar 
res Ganze, deswegen fieht ſich der Beſitzer, weicher 
um einen geringen Anſchlag den. Hof mit aller Zus 
gehoͤrde, manchmal mit einem oder ‚mehreren. Bei« 
oder Verghäuschen, empfängt, in Ruͤckſicht feiner 
Eeſchwiſter, die mit Gelb ausgefteuert werden, in 
nicht geringem Vortheil; diefe muͤſſen oſt lebens⸗ 
lang dienen und ehelos bleiben, oder mit einem 
zum Hof gehörigen und bienfipflihtigen Häuschen 
zuftieden feyn, oder durd Handel das nöthige 
Vermögen zum Ankauf eines eigenthämlihen Guͤt⸗ 
chens zu. erwerben fuchen. 

Wiehzucht und Waldgeſchaͤfte find bie 
Hauptnahrungs quellen ber Schwarzwälder, 
wozu · noch verfhiedene Gabricationen an Sig 
waaren; Sauerkleeſalz, Potaſche, Pech, Kien 
rauch, Terpinthen, Terpinthinoͤhl, Wagenfhmiere 


43 
ober: Xheer, "Glas, Wanduhren, Gtrohhüte, Wafı 
fen, wie in St. Blaſien, Steingut in Zell, im 
Kinzinger Thal, kommen. Minder ergiebig iſt der 
Ackerbau. 


Da der Schwarzwaͤlder im Allgemeinen haushaͤl⸗ 
teriſch und‘ ſparſam lebt, fo iſt er bei aller Armuth 
des Bodens doch nicht arm. Zufrieden mit- dem, 
was er aus ſeiner Landwirthſchaft erzeugt, verwen⸗ 
bet: er wenig auf Beduͤrfniſſe, die nur ein beſſe⸗ 
ver Boden befriedigt. In fo weit die Naturerjzeug · 
niffe zu feiner Nahrung nicht hinreihen, (daft er 
ſich Rath durch feinen Handelögeift und Kunitfleis, 
und fegt ſich dadurch häufig in den Stand, dem 
Bewohner des flachen Landes mit Geldanleihen aus 
helfen zu Eönnen. Ueberhaupt verräth der Schwarz 
waͤlder, bei der Sfolirung, in der er lebt, bei allen 
Iofalen Schwierigkeiten, die: feiner Bildung durch 
Schulen und Öffentlichen Unterricht entgegenftehen, 
doc) meiftend viel natürlichen Verſtand und Scharfe 
finn. Ohne alle Kenntniffe der Induſtrie lebte der 
Schwarzwälder bis zum ſiebenzehnten Jahrhundert, 
Viehzucht war feine Hauptbeſchaͤftigung; Haberbrod 
auf kargem Granitbeden erzeugt, Butter, Milch, 
und ein aus Ruͤben bereitetes faures Gemuͤſe war 
feine Nahrung; der Wälder lebte einfom — und 
einfach waren feine Kleider. Erſt die Kriege des 
fiedenzehnten Jahrhunderts. entwickelten nach und 


44 


nach ben Keim zu einer größeren Betriebfamkeit und 
Bildung diefer Bergbewohner. 

Die durch Abt Paul von St. Peter 1683 ange 
legte Glashütte zu Neulich gab die Veranlaſſung 
der nachher entfiandenen berühmten Uhtenfabrika⸗ 
tion. Diefe Glashuͤtte ging zwar im Jaht 1728 
wieber ein, jebech pflanzte ſich die durch dieſes Huͤt ⸗ 
tenwerk entſtandene commerzielle Betriebſamkeit unter 
den Bewehnern dieſer Gegend fort. Individuen 
benachbarter Gemeinden ſchloſſen Ab mit bem Ent: 
ſtehen der Glashütte an die Glasſchmelzer an, und 
verlauften das hier erzeugte Olas im Breisgau, Eis 
ſaß und andern Gegenden. In diefem Handelsver⸗ 
Behr liegt nicht nur der Keim der ſich fo hoch erho⸗ 
benen freien Ubrenfabrif des Schwar waldes, ſon⸗ 
dern auch der Anfang des jetzt ſo weit ausgedehnten 
Glas. and Strohhut-Handels. Die Glashaͤndler 
ſchloſſen unter einander einen engeren Verein, und 
vereinigten ſich mit jenen der Glashuͤtten im Bla⸗ 
fianer und Braͤunlinger Walde. Ihr Verkehr dehnte 
ſich bald weiter aus. Hier nahmen ſie im Walde 
verfertigte Holzwaare, dort Strohhuͤte, da Löffel 
von Sturz blech zc. mit; und fo wurde das, was nur 
im Umkreis Abfag fand, auch in der Berne gefucht, 
und ed bildeten fid) nach und nad) eigene Handelsge⸗ 
ſellſchaften. Ein Glastraͤger aus der Hütte zu New 
tisch brachte in deu achtziger Jahren des ſiebenzehn · 
ten Jahrhunderts eine hölgerne Stundenuhr vor 


45 
feiner Hanblungsreife mit nach Haufe, die er von 
einem Boͤhmiſchen Glashaͤndler erfauft hatte. Ein 
Schreiner in der Spuͤrzen Pfarrei St. Märgen ſah 
biefe Uhr in Neukirch; er maß nun, zirkelte und 
ſchnitzte, Bis er. ein aͤhnliches Werkzeug zu Stande 
gebracht hatte. Auf der Rodeck unweit Waldau war 
ein ıben fo wißbegieriger Kuͤnſtler, bet diefe hoͤl⸗ 
gerne Uhr gluͤcklich nachmachte. Einer aus ber dor, 
tigen Familie Kreuz war 6, de dieſes erſte Kunftı 
ſtuͤck lieferte, 

Die darauf erfolgten —* und die dadurch 
weranlaßten Einquattierungen auf dem Schwar wald 
brachten diefe commerziele Betriebſamkeit ind Stok⸗ 
ten, biß endlich ber Utrechter Friebe 1713 dem Mar 
terlande wieder Ruhe gab, und die unter ben Kriegs⸗ 
laften gedruͤckte Induftrie um fo Iebhafter aufwachte, 
ald gerade in biefer Periode der Schwarzwald mit 
der Amerikanifhen Pflanze : Kartoffel, Erdbirn, 
Solanum tuberosum esculentum Lin. — das 
Manna der Armen — anfieng befannt zu werden. 
Da dieſe Frucht die Mahrungsmittel des Fargen 
WBälderbodens vermehrte, fo Eonnte auch bie Be 
völkerung, und mit ihr die Induſtrie ber Bewohner 
zunehmen. 

Noch waren die Erzaͤhlungen von den erſten Ver⸗ 
ſuchen gemachter Holzuhren in lebhaſtem Andenken 
von Zeit zu Zeit erſchienen neue Proben hierüber. 
Simon Dilger aus der Schollach, Johann Dufnes 


Li 


16 


aus. Schoͤnwald, Franz Ketterer von’ ba, und Ma- 
thias Löffler von Guͤtebach, traten zu Anfang. des: 
achtzehnten Jahrhunderts mit ihren, aus eigenem 
Erfindungsgeift verfertigten Holzuhren auf. den 
Schauplatz ihres bürgerlichen Lebens. . Dilger und: 
Ketterer ſetzten dieſes Gewerbe ununterbrochen fort, 
und man darf ſagen, daß dieſes die Patriarchen 
der. Uhrenfamilien find. Einfach waren die Incu⸗ 
nabeln der. Holzubren, fie beſtanden aus 3 Rädern, 
mit dem dazu gehörigen Getriebe und Vorwerk: 
Sie zeigten nur die Stunden ,. und eine Waage 
gab die: Bewegung. Eben fo einfach :waren .die 
Inſtrumente, deren bie erften Kuͤnſtler ſich bediens 
ten. Ein Zirkel, eine kleine Saͤge, einige Bohrer 
und ein Meffer. waren, die Hauptwerkzeuge zu dem 
Verarbeiten. des Geſtells und des inneren Mechas- 
nismus. " 
Nicht lange ſtand es an, daß diefe Uhren das 
Schickſal aller menfhlihen Machwerke erfuhren. 
Der Reiz der Neuheit, der. Abfag verlor ſich; als 
lein durch allerlei neue Erfindungen dabei, z. B. 
daß ein Vogel. mit Kukulsruf die Stunden ankuͤn⸗ 
digte. Ein. gewifler Friedrich Dilger reiste nach 
Paris, erlernte dort die Uhrenmacherei, und. vers 
fertigte nachher Uhren mit beweglichen Figuren, 
mit Himmelsgeſtirnen x. Statt ber Waage kam 
der Perpendikel zum Vorſchein. Gegen das Jahr 
2750 werfelten die hölzernen Uhren mit Draht . 


1 
getrieben , und endlich mit metallenen Rädern ab. 
Einige Chorherren , zu St. Märgen Herr Jakob 
Eberhard , zu &t. Peter Here Philipp Weigel, 
trugen zur Verbefferung des mufifalifhen Gehalts 
der bisherigen Glocken⸗Clavier⸗ und Pfeifenuhren 
das meifte bei. Nun wurden die beften Spieluhreis 
verfertige, und im den vierziger Jahren des acht⸗ 
zehnten Jahrhundert® wurden nach Frankreich, Enge 
land, Irland, Schottland, Rußland, Polen, Uns 
gatn, Siebenbürgen, Italien, Spanien, Portugal, 
Dänemark, Schweden, Penfilvanien , Norbameris 
ta, Türkei und Aegypten Uhren verfendet. 

Jedoch hat diefer Handel ſich dermalen fehr ver 
mindert, theils wegen der Nachlaͤſſigkeit der Kuͤnſt⸗ 
ker, theild weil einige diefer Künftter ſich in andern 
Ländern anfiebelten. Doch follen von ungefähr 600 
Uhrmachern jährlid über 100,000 Holzuhren vers 
fertigt werden, wofür dem Meifter für eine acht 
Zage gehende Uhr 8 bis 9 Gulden; für eine Vier⸗ 
teluhr 6 bis 8 Gulden; für eine uͤberſetzte 2 bis 4 
Gulden; für eine gemeine ı Oulden bi6 ı Gulden 
50 Kreuzer bezahlt werden, was im Ganzen eine 
anfehnlihe Geldſumme beträgt. 

Der nördliche Theil dieſes Gebirges iſt zwar 
mis Flächen und Plattformen verfehen, wel ⸗ 
he aber nur unbetraͤcht liche Ausdehnung har 
ben, außerdem aber mit fehr vielen und betraͤcht⸗ 
lien Berghängen ausgezeichnet; allein in Eis 

on B 


48 


matifcher Kinfiht nit fo rauh, als die meiften 
füdlihen, aber ‚Höher gelegenen Abtheilungen. Das 
ber gedeiht hier nit nur bie prädominirende Weiß» 
tanne ganz vorzuglich, wie der ſchon feit langen 
Jahren, ſowohl im Koͤniglich Würtembergifchen 
als Großherzoglich Badiſchen Autheil, beſtehende 
Activhandel nach Holland mit außerordentlich ſtar⸗ 
len Sortimenten, der Länge und Dicke nach, mit 
beweist; denn obgleich auch ſehr ſtarke Fichten oder 
Rothtannen und fogar an effectiven Hollaͤnderbaͤu⸗ 
men vorkommen, und aud Forlen (Kiefern) zu 
etwas geringern Sorten vorhanden find, fo unters 
fpeiden fih doc immer die Weißtannen vortheile 
haft dadurch von den andern NMadelhoͤlzern, daß 
fie bei gleicher Länge immer am dünnen Ende (fo 
weit es für Holländer Hölzer erforderlich if) einen 
ſtaͤrkeren Durchmeffer haben, und überhaupt im 
Ganzen ein größeres Volumen , weil ihre Schäfte 
mehr cplinders als kegelfoͤrmig vorkommen. 

Auch gedeihen am Eingange des Schwarzwaldes 
auf dieſer nördlichen und weftlihen Seite noch Eis 
den zu anfehnliher Schaftlänge und anfehnlicher 
Dide, und die Sommer » oder Stieleiche giebt öfr 
ters vielen und reifen Saamen ). Die Winter 


*) In der ehemaligen X. W. Forſtverwaltung Herren ⸗ 
alb befinden fh 3958 Morgen Eichwaͤlder Baume 
doͤlzer. 


Ei} 


eihen aber find tiefer im Gebirg feltener, weil das 
Klima nur bei 5, 5 Stunden Entfernung um vie 
led rauher wird; doch an füblihen Werghähgen 
Bomsien dergleichen Holzarten von fehr mäßiger 
Wollkommenheit noch vor. Aber hoͤchſiſelten reifen 
die Fruͤchte davon. 

Mehr gegen Oſten und Süden bin findet man 
betroͤchtlichere Plattformen und fogat anſehnliche 
Ebenen, welche nur theilweife bewaldet, und das 
Übrige dem Feldbau gewidwet iſt. 

Gegen Suͤdweſten und Weſten hin werden ſteile 
große Felſonmaſſen oͤfters angetroffen, welche ſich 
durch allerlei groteske Formen auszeichnen. 

Selbſt auf den ſehr hohen und hoͤchſten Verg⸗ 
ruͤcken werden nicht nur ſumpfige Strecken von an⸗ 
ſehnlicher Groͤße (nach der Schwarzwaͤlder Sprache 
Miſſen) angetroffen, wo man nicht nur reifen und 
unteifen Torf findet (in Lagern), fondern auch eis 
gentlihe Seen von betraͤchtlichem Umfang und Tier 
fe. — Sie find von hohflämmigem Holz oft gang 
entblößt, und nur mit flaudenartigen Holzgewaͤch⸗ 
fen bedeckt. Dahin gehören: Wolfsbeere (Vacci- 
hium uliginosum) , rosmarihblättrige Andremebe 
Andromeda polyfolia), Moosbtere (Vacc. oxy- 
toccos), Preuffelbeere (Vacc; vitis idea); bie 
Kröhenbeere (Empetium nigrum), aud die Bis 
tenbeere (Arbutus uva ursi); Oder mit fogenann« 
ten Leg · oder Latſchforlen, welche 10 bit 12 Buß 


20 


ungefähr auf dem Boden mit dem geringen Schaft 
fortkriechen, und dann kaum eben ſo hoch mit dem 
Gipfel mehr ſenkrecht ſtehen. Geſaͤete Kiefern von 
20 bis 25 Jahren find kaum 6 bis 7 Buß hoch, 
und verlieren jährlich weit mehr Nadeln, als dies 
jenigen , welche auf paffendem Boden fid) befinden, 
Auch ift fehr wahrſcheinlich, "daß in Zukunft viele 
davon auch Latſchforlen werden oder gar abflerben, 
befonders in dem Fall, wenn die Ablaufsgräben 
nicht fo angelegt und eingerichtet find, daß jährlich 
mehr Wafler ‘abläuft, als fi fammeln Eann. 
Aber auch von trodener Beſchaffenheit trifft 
man hoch gelegene holzloſe Pläge an, welche fi 
durch mageren Boden auszeichnen, und wo auch keine 
Zorflager vorkommen Eönnen. 

Mehrere Fluͤſſe und viele größere und kleinere 
Bäche durchfließen den Schwarzwald nach verſchie⸗ 
denen Richtungen, doch bie. meiften von Süden 
nad Norden und Welten. Sehr viele davon wer 
den zu Blößereien benugt, ſowohl im Koͤn. Wuͤr⸗ 
tembergifhen als Großherzogl. Badiſchen Antheil, 
und meiftens im unteren, nördlichen und mittleren, 
wovon weiter unten ein mehreres vorkommt, body 
auch im oberen Theil im Kinginger Thal, Hochfuͤrſt- 
lich Fuͤrſtenbergiſchen Antheils. 

Alle dieſe Umſtaͤnde tragen mit bei, daß fo viele. 
Abwechſelungen des Klima's auf kurzen Entfernun⸗ 
gen vorkommen, obgleich für ben größten Theil des 


21 
ganzen Schwarzwaldes daſſelbe als rauh anzunche 
men iſt. Ein auffallendes Beiſpiel liefert der Kon. 
Wuͤrtembergiſche Oberforſt Freudenſtadt; das dahin 
gehörige Revier Baiersbronn graͤnzt auf einige 
Stunden an das Dornſtetter Revier; das erſtere 
iſt außerordentlich rauh, weil es aus ſehr hohen 
Bergen und tieſen bewaͤſſerten Thaͤlern beſteht; — 
das andere hingegen mehr mild, weil es aus gres 
"en Ebenen mit fanften Abhängen und flachen Thäs 
ern befteht; fogär mehrere Sommer» und Winters 
früchte werden in-legterem gebaut. Auch im oberen 
Theile‘ des Schwarzwaldos kommen ähnliche Bälle 
vor. “ B & 
Auf den hoͤchſten Kuppen und Plattformen if 
das Klima gewöhnlih am rauheſten, fo daß ſelbſt 
in den heifeften Sommermonaten] nur wenige 
Stunden täglid (bei heiterem Himmel) warm , die 
übrigen kuhl und die Nächte meiftens kalt find. 
Der fogenannte Kniebis ift ein beweifendes Beir 
Spiel, und die oben angeführten höchften Berge noch 
mehr. Bei den mittleren Bergflaͤchen modificiet die 
Erpofition, daher iſt das Klima bei füdlich gelegenen 
gewöhnlich. milder, als bei nörblihen, bei gleis 
her Höhe derfelben. Da, wo große ebene Zlä« 
hen vorkommen, die mit fehr bewaldet find, iſt 
das Klima gemäßige im. Verhältniß mit dem der 
bogen Berge, und mande Thäler, j. B. das große 
Enzthal, das‘ Nagoldthal, das Murgthal, das 


Kinzigthal:, find wenigſtens gegen den Ausfiuß hin 
warm zu nennen, 

Auch der Boden zeigt im Schwarzwalde viele 
Abwechfefungen‚iund in Hinſicht der Tauglichkeit file 
den Holzwuchs befonders viele Abftufungen. Auf 
mäßig hohen Plattformen der Gebirge, welche bis⸗ 
her gut mit Holz beftanden waren, Eommen immer 
Schichten Dammerde, mit Sand — der im Ganzen 
weiftens praͤdominirt — gemifcht, vpr, und darin 
zeichnen ſich diejenigen Waldtheile befonders aus, wo 
die Maſtbuche mit der Weißtanne immer 
gemiſcht vorhanden war. Hier erreichen bie eine 
zelnen gefunden Stämme eine große Vollkommen⸗ 
heit, und hier geht au) die mehr reine Dammerd⸗ 
Schichte am tieiſten. Dagegen haben die hͤch ſten 
Kuppen der Berge überhaupt mehr mageren, zum 
Holzwuchs wenig tauglihen Boden; die meiftens 
kahlen Spigen der mehr Eegelförmigen oder doch 
hervorragenden Xheile beweifen bisfes mit. Die 
Bergbänge haben im Allgemeinen oben ſchlech⸗ 
teren Boden, aus leicht zu begreifenden Urfachen, 
als gegen die Thäler hin, wo der befte Bar 
dan vorkommt, und verhaͤltnißmaͤßig auch die ftärk« 
ften Stämme in jeder Sinfiht *). 


*) Ein Beifplel giebt der im Koͤn. Wuͤrtembergiſchen 
Antheil, und zwar bei Reichenbach auf dem rechten 
ufer- bed Murgfuſſes, ſich befindende Waldtheil For · 


2 


Die ſuͤdlichen Wergfeiten trifft man größtentheils 
ſchlecht beftanden an, entweder mit ber eigentlichen 
‚Seide, Heidelbeeren und einzelnen Kiefern und Bir⸗ 
ten von geringer Qualität, ober im untern Schwarj ⸗ 
wald oft mis alten Eichen mittelmäßig und ſchlecht 
bewachfen. Hier iſt der Boden felten gut, und meis 
ſtens etwas felfigt, mit Rollſteinen theilmeife ver 
fehen, mit Sand und Lehmen gemiſcht; ganz wenig 
Dammerde färbt kaum die Oberflaͤche. 

Ueberhaupt in den Verhaͤltniß, wie bisher Yiefe 
Bergflaͤchen und Einhängegus, mittelmäßig ober 
ſchlecht befanden waren, in ähnlihem Verhaͤltniß 
trifft man meiſtens den Boden, in Hinſicht auf 
feine Güte und Tauglichkeit zum Holzwuchs, an; 
wo bisher Holztheile verfaulten, und Laub» und 
Madelpelz gemifht waren, da ift der befte Boden 
für den Holzwuchs anzutreffen, und die Vegetation 


gebühr, wo oben in dem mehr Reinigen Theil Bir 
fen und geringe Kiefern vorkommen, obgleich derfelbe 
wertih abfällt. Noch nicht ganz auf der Hälfte der 
ganzen Höhe dieſes Berghangs erſchienen (don Baus 
bölger won Fichten und Wannen, und kaum hundert 
Eöritte gegen dad Thal Hin famen effective Holdn- 
der Tannen , mit geringeren dergleichen SHolgforti« 
mensen gemift, vor. So habe ih felbft während 
meiner Dienfzeit in Altenſtaig hier -beobachter, und 
noch in mehreren ähnlichen Waldplaͤtzen. 

. a. d. V. 


24 


unglaublih *). Ein auffallenbes, zugleich bemeis 
ſendes Beiſpiel fey folgendes: Im Großherzoglichen 
Dberforft Gernſpach, ın der Windel, Abtheilung 
Klein» Houerkopf genannt, Fam der Fall vor, daß 
in diefem Waldort nach Verfluß von Bo Jahe 
ven ungefähr Säghol; erhauen werden Eonnte, und 
viele Stämme, 2 bis 3 Klöge, jeder 16 Schuhe 
lang, gaben. Diefer merkwürdige Waldplag ift durch 
natürliche Anſaat entſtanden **), und die-vorkoms 
menden Sägholjftämme waren diejenigen , welche 
man bei den 6o Jahre zunor gefchehenen Abtrieb, 





H Der Sohnee, der hier jedes Jahr 6 bis 7 Monate 
gewoͤhnlich Liegen bleibt (vom November bi6 Mai), 
wirft im geſchmolzenen Zußand ald orpdirted Waſſer 
sur ſchnelleren und hefferen Aufloͤſung und Verweſung 
‘der Nadeln, des Laubs, der Zeige und anderer 
Dinge, aus welchen die Damm- oder Düngererde ers 
zeugt wird, und ih Miturſache diefer Eribeinung. - 

a. d. v 


” Bon-diefen Stämmen erhielt man, und zwar vom 
unteren Theil, smei fogenannte modelmäßige d. i. 
ſolche Kloͤre, welche 16 Fuß fang, und am dünnen 
Ende noch 16 Zoll Durqmeſſer hatten, und einen 
unmodelmägigen Klotz, der zwar gleiche Länge, aber 
nur 10 bis 12 Zoll, am dünnen Ende hatte, bie ger 
ringſte Gattung Saͤgholz. Es maren Fichten -oder 
Jothtannen, welche dieſes beſoudere Wegeihum 
zeigten. 

ud ® 


25 


in der Gtärke von Floßwieden, einzeln ſtehen 
ließ. 

Nah den gdammerd» Schichten folgt mehren 
theils Sand, mehr oder weniger rein, und tiefer 
Hin Lehm oder. Thon als bindende Erdarten. 

Anmerkung Nah meinen befondern-Lnters 
ſuchungen habe ich gefunden, daß ein wirkli⸗ 
der Morgen, zu 150 aoſchuhigen ruthen ges 
rechnet, vom beften Holländer Holzbeſtand, bei 
ungefähr ı5ojährigem  überfländigen Weißtan⸗ 
nen,. Meuenburger Oberforfts, Hofſtaͤtter Re 
vier, im fogenannten Badwald, 71 Klafter zw - 
6’ Höhe 6’ Breite und 4’ Tiefe; ein gleih 
großer Plag im: Altenftaiger Oberforſt, Pfalz ⸗ 
grafenmeiler Revier, Waldplag Gattelader, 
mit Roth» und Weißtannen gemifht, ungefähr 
210 Jahr alt, 62 Klafterz Buchen, bei. 1104 
jährigem Alter, 49 Klafter — alles: ohne 

Zwifhennugungen — gegeben haben. 

Ein Morgen Heidenberg an Kiefern. und Birs 
ken ı Klafter Klappern « oder Prügelholz und 
12. Wellen &' lang 3’ did. Ein. Morgen hoch 
gelegener Miſſen oder. Suͤmpfe an Birken, Kies 
fern eine halbe Klafter und 8 Wellen. Ein. 
Morgen vermiſchte Niederwälder 8. Klafter 

Klappernhoiz, 1: hoͤchſtens 2. Klaftern Scheit⸗ 

: holy, 200 Wellen in gutem Beftand. Ein 

: Morgen permiſchte Niedermälder 4 Klafter 


26 
Klappernholz, kein Scheitholz und nur 60 
Stuͤck Wellen in fhlehtem Beftand, mis 
25 Jahr Turnus, geliefert hehen. 

Auf dem Schwarzwald werden viele Hättens 
werte, Sabriten, Manufacturen, ange 
troffen. &o befindet fih in Aeule, im Bezirk St. 
Blaſien, eine Glasfabrik und Glasſchneiderei. 

Bu Hammereiſenbach im Hochfuͤrſtlich Fuͤrſten⸗ 
bergiſchen Antheil des Schwarzwaldes, iſt ein bes 
traͤchtliches Eiſenhammerwerk. Es zieht ſeine Maſ⸗ 
feln von dem neu errichteten Schmelzwerk in Bach⸗ 
simmern bei Mohrungen. 

Zu Hergogenweiler, gleichfals im Hochkuͤrſtlich 
Zütftenberg. Antheit des Schwarzwaldes, bei Wil 
lingen, befindet ſich eine Glashütte mit 10 Werk 
ftätten. 

In Lenzkirch, im Bezirksamt Neuftadt, Groß 
herzoglich Badiſchen Aniheils des Schwarzwaldes, 
an dem Zlüßchen Haßlach, an der Landſtraße von 
Freiburg nah Schafhaufen gelegen, werden Bleis 
zuͤge verfertiget, welde wegen ihrer befonderen 
Haͤrtung durch ganz Europa geſucht werden; auch 
beſonders ſchoͤne und gute Toͤpferarbeit wird bier 
verfertigt. 

In Chriſtophsthal, bei der Stadt Freudenſtadt, 
Kön. Würtemdergifhen Antheil6 des Schwarzwal. 
des, befindet fi eine berühmte Eifenfhmelze ‚mis 
einigen Hammerwerken. Das Eiſenerz dazu wird 


7 
bei ber Stadt Neumburg in einem Theil des Stadt⸗ 
waldes und auch in bem unmittelbar angrenzenden 
Hexrſchaftswald mit Schachten und Stollen gewon: 
wen. Die Bergleute wohnen in der Stadt, eine 
Halbe Stunde entfernt, und haben einen fogenanm- 
ten Ober» und Unterftaiger. Von 100 Pfund Er; 
ergeben fi gewoͤhnlich 80 Pfund reines Eiſen, 
und theil6 wegen dieſer Reichhaltigkeis, theild weil 
Teine Schmelze in der Nähe if, wird das rohe Erz 
ungefähr 10 Stunden weit geführt *). 

Zu Zizenhauſen, nahe bei Stockach, if eine 
Eifenfhmelje und ein Hammerwerk. 





H Theils weil die Wälder des Neuenburger Oberforſis 
zu den eingerichteten Holländer » und Gemeinholz⸗ 
Bloͤßereien beftimmt find, theils weil fie zugleich den 
unentbehrlihen großen Königlichen Holzgarten zw 
Biffingen wit ungefähr jährlich 16000 Klaftern (6 hoch 
6 breit 4’ tief) fourniren, theils weil der Bedarf der 
Sorkinfaffen jährlich bei ſtarker vorfommender Bevoͤl · 
kerung ein anſehnliches Quantum erfordert , und weil 
der jährliche Zuwachs und Nachwuchs in Abflufungen 
nit fo beſchaffen iR, daß er auch noch Die beträiht« 
Ken Holzmaffen liefern kann zu dem noͤthigen Koh ⸗ 
lenrerbrauch für eine Schmelze, — if ed in jeder noͤ⸗ 
tigen Hinſicht vortheilhafter, die Schmele in Freu⸗ 
denſtadt zu laſſen und Feine in Neuenburg anzulegen, 
weil aud die Koften der Einrichtung fehr betraͤchtlich 
wären. 

A. d. V. 


"28 

Zu Aach und Voltertshaufen, im Nellenbur⸗ 
yifhen, find ein Eiſenwerk und Pappiermühlen. 
In der Vogtei Steig, im zweiten Landamt 
Breiburg gelegen, befinden fi unten an ber Als 
mand, am bem wilden Ravennenbach, zwei ſtark 
and fabritenmäßig betriebene Loͤffelſchmieden, von 
Andreas Faͤſer feit ungefähr 16 Jahren angelegt, 
wovon ungefähr 12000 Stüde im Land und uns 
gefähr 60000 Stuͤcke im Ausland jährlich abgeſetzt 
werden. f 

In der Vogtei Schönwald, zur Herrſchaft Try⸗ 
berg gehoͤrig, Großherz. Bad. Anth. d. Schw., iſt 
nicht nur die Mutterſtaͤtte der Strohflecht ⸗ Induſtrie 
des Tryberger Schwarzwaldes, ſondern auch ber 
Ort ihrer hoͤchſten Ausbildung und ihres Flors. 
Die feinſten und ſchoͤnſten Sorten des Strohge⸗ 
flechts werden von den Schoͤnwaͤlderinnen (einſt 
hießen fie ſich ſelbſt fo) verfertigt, und durch Ja⸗ 
kob Weiſſers Appretur zu einem, von andern Ges 
meinden (deren noch viele fih mit diefem Erwerb 
befchäftigen) noch unerreihten Grad von Glanz 
und Gefhmeidigkeit gebracht. Auch Frauenzimmer 
hüte aller Art werden in Weiffers Manufactur vers 
fertigt, Schönwald ift auch zugleich eine der erften 
Gemeinden, wo die Holzuhrenmacherei begann; 
noch werden viele berfelben hier verarbeitet. Selbſt 
an bölgernen Saduhrenmahern mangelt es nicht, 
"nur iß ihr Preis zu @ bie 3 Louisd'or fo geeigens 


29 


ſchaftet, daß wenig Nachfrage darnach feyn Bann. 
Fruͤher waren mehr Tabackspfeifenmacher hier, die 
ſich aber wegen bes geringen Verſchleißes verloren 
und. dem einträglihen Loͤffelmachen von Eiſenblech 
Platz gemacht Haben. 

In Gremmelsbach, einer Vogtei der Herrſchaſt 
Tryberg, wird das Strohflechten ebenfalls aus In⸗ 
duſtrie betrieben. 

In einigen andern Gegenden des Schwarzwals 
des, auch im Hochfuͤrſtlich Fuͤrſtendergiſchen Ans 
tHeit, nad) neuefter Erfindung für Ueberſchuhe im 
Winter, 

‚In Reihenthal, im G. B. A. d. Schw., eis 
nem Dorf im. Murgthal, rechts im Gebirge, im 
einer Erhöhung über die Mheinflähe bei Stein⸗ 
mauren von 894 Fuß gelegen, befindet fi ‚eine 
beträchtliche Potafchenfiederei, welche überhaupt mit 
geringerer Ausdehnung, ſowohl im Königlih Wäre 
tembergifchen. ald Großherzoglich Badiſchen Antheil,. 
ziemlich häufig anzutreffen find. Die Afche wird 
aber von letztern groͤßtentheils in den Käufern er⸗ 
fammelt, doc mitunter auch Farrenkräuter, Spaͤ⸗ 
ne 2c. zu diefer Abficht verbrannt, aber nicht ine 
nerhalb der Wälder. \ 

In, Voͤhrenbach, im eigentlihen. Schwarzwald, 
3 Stunden weſtlich von Willingen, befinden fi: 
viele Uhrenmacer. Auch die hier in Hinſicht ber: 


30 


Oefen verfertigte Toͤpferarbeit witd vom Ausland 
geſucht und beſtellt. 

In Guͤtenbach, einer Vogtei der Herrſchaft 
Tryberg, wird bie Uhrenmacherei feit ihrem Begin⸗ 
nen am thaͤtigſten betrieben; fie zählt 120 Fami ⸗ 
lien (18:3), worunter die Gebrüder Matthias und 
Vincenz Siedlin als die vorzuͤglichſten Kunft« und 
Spieluhrenmmacher ſich auszeihnen, und hat 60 
Haͤndler im Ausland, die die Producte ihrer Kunſt 
umfegen, und giebt dem Character dieſer Vogtge⸗ 
noffen eine Kultur, die beim Landvolk nicht häufig 
angetroffen wird. 

In Neuftadt, einem Marftfleden mit einer 
Poſt auf dem Schwarzwald, werden aus Holz, 
Meffing und Eifen Uhren gemacht, welche im Preis; 
in det Einrichtung und im Gehalt fo verſchieden 
find, daß fie bier von ı bis 300 Gulden verkauft 
werden: Died iſt der Hauptnahrungsjweig der 
Einwohner. Hier und zu Furtwangen ift der Mitte 
telpuntt des buch gan; Europa und Amerika aus⸗ 
gebreiteten Handels. 

Merkwuͤrdig iſt auch der Strohhuthandel, der 
von Italien durch die Schweiz nad) Frankreich und 
Deutſchland ſich erfiredt. Man hat auch angefanı 
gen, bier dur Kinder und andere geringe Perfor 

- nen Stroh flechten zu laſſen, welches in der Zeit 
folge eine nicht unbedeutende Naprungsquelle fuͤr 
Neuftadt eröffnen wird: 


\ 3 


Neulich, eine Vogtei der Herrſchaft Tryberg. 
Hier war von 1685 bis 1708 eine Glashütte im 
Gang; wegen unwirthſchaftlichem Holzverbrauch 
ber Admotiateurs biefe® Gewerbs ging fie ein. — 
Die Induſtrie dieſer Gemeinde, vorzüglich die Mas 
nufacturen ber Uhrmacherei, wetteifert mit der Vog⸗ 
tei Guͤtenbach; Water und Sohn Siedlin des als 
ten Vogts arbeiten in Kunſt⸗ und Gpieluhren; 
Johann Siedlin der Sohn verfertigt Uhren in 
Stahl, nad Art der englifhen Sockuhren, bie im 
Auslande für englifche Uhren verkauft werden. Die 
Glockengießer Sieblin zeichnen fid dur die Menge 
der Geſchaͤfte, die fie machen, und durd bie Gute 
ihrer Arbeiten aus; diefe Wogtei zählte ı0ı Manu« 
facturiften zur Uhrenmacherei und 62 Händler im 
Ausland *). 

&eit 2803 if im Enzklöfterle, gleichnamigen 
Forfireviers, Neuenburger Oberforſts, Koͤn. Wuͤr⸗ 
temb. A. d. Schw., eine Sauerkleeſalz⸗Fabrik ers 
richtet worden, wozu der Sauerklee (Oxalis ace- 
tosella Lin.) aus den Hofſtetter, Enzkloͤſterler und 


*) In Bubenbad, einem Dorf im Bann der Stadt 
Bräuntingen, ©. 3. 4. Schw. , ik eine Glatfabrik, 
und hölzerne Uhren und Strohhuͤte werden von den 
Bewohnern, nach Wälder Art, in die entfernteften 
Länder getragen. 

A. d. 0 


32 


Wildbader Nevieren, in befondern oberforſtamtlich 
dazu angewiefenen Waldplägen, gegen jährliches 
Eonceffionsgeld von a0o Gulden, erfammelt werden 
darf. Wald darauf wurde noch eine zweite in Ras 
pfenhart, Langenbrander Forſtrevier, Koͤn. Wuͤrt. 
Oberforſts Neuenburg’, angelegt, wozu unter glei⸗ 
chen Beſchraͤnkungen und gegen ein jaͤhrliches Con, 
ceffionsgeld von 80 Gulden, in den Langenbrander, 
Liebenzeller, Kalmbacher und Schwanner Revieren 
der Sauerklee erfammelt werden darf. — Im 
Jahr 1805 waren noch beibe in fehe gutem Korte 
sang *). 


Bergwerke und Mineralien Eommen im 
Schwarzwald mancherlei vor. Bei Heudorf, in der 
Landgrafihaft Nellenburg, ©. B. 4. Schw, Ber 
zirkamts Stockach, enthält die Gemarkung reichlie 
ches und gutes Eiſenerz, welches zum Theil gegras 
ben, und in dem nahen Schmelzwerk Zizenhauſen 
zu gutem Eiſen geſchmolzen wird. 

Bei Hertingen, einem Pfarrdorf eine Stunde 
von Schliengen, am Fuß des Badiſchen Schwarz 





*) In dem 1907 definitiv aufgehobenen Kloſter St. 
Blaſien befinder fih gegenwärtig eine große Spinne 
rei und eıne Gewehrfabrif, die einem Particulier aus 
Karlörube gehören, 
B 2.0.8. 


33 


walds, iſt der Bann reichhaltig an Cifener; von 
verfhiebener Quͤte. Gegenwärtig find 15 bis 17 
gangbare Gruben, theild Stollen theild Schachten, 
in’ denen fi) über 40 Arbeiter beſchaͤftigen. Nebſt 
diefen find 16 Erzwaſcher da, durch welche dad Erz 
von‘ Grund und Unrath gereiniget, und dann duf 
die Eifenfhmeljen nach Kandern, Öberweiler und 
Saufen geliefert wird. Man gräbt aud hier gelbe 
Kreide, weiche nad) der Schweiz defahri wird, ws 
Ins, Jaspis, Cachelong. 

Im Kinginger Thal; was ungefähr 8 Siun⸗ 
ven lang iſt und ungefähr 24,000 Menſchen ent 
halt, die fih von Viehzucht, Holzhandel, zumi Theil 
aud) von Getreide, Obfl » und Weinbau ernähren, 
befinden fi) Bergwerke für Silber, Zinn, Eifen, 
Kobold, welche vor Zeiten keine unbetraͤchtliche Aus. 
beute gaben, jegt aber weniger gebaut und ergiebig 
find. 

Bei Krekelbach, im Bezirksamt Waldkirch, G. 
®. A. Schw., wurde Anfangs der 1790ger Jahre 
in der Gegend ein Blei» und Silbetgang entdeckt, 
welden mehrere Liebhaber einige Jahre bebauen 
ließen. 

Bei Liptingen, einent Pfarrdotf in der Rande 
grafſchaft Nellenburg, Bezirkamts Stockach, befins 
den ſich Erzgruben, welche jaͤhrlich viele tauſend 
Metzen Eiſen abwerfen, und taͤglich 20 Mann bes 
ſchaͤſtigen und Nahrung geben. 


3% 


Sußburg, ein ‚altes geringes Städtchen, in 
einem. engen, waldigen Thal, mis einem alten 
Schloß, nit weit von St, Blaſien. Die Umge 
bungen des Staͤdtchens find ſchon mehrere Jaht ⸗ 
hunderte wegen der darin befinblihen Bergwerke 
bekannt. Mon zählt 15 varſchiedene Erzaruben in 
demſelben, van welchen die Niefter, die Himmels⸗ 
ehre, die Kabold⸗ und Pie Knldernfab: Grube bie 

" vorzäglihften find. Die Rieſter grube enthält: 
Sawerfpath, füberhaltiges Bleierz, derhes und kry⸗ 
ſtaliiſirtes Weißgoͤldenerz, darbes und kryſtalliſirtes 
Bahlerg; die Himmelsehrer derben und kryſtal⸗ 
liſirten Kupferkies, ſilberhaltiges Bleierz , Zinkerz, 
derbas und weiß kryſtalliſirtes Weißsuͤldenerz z aben 
fo die Holderpfad GOrubez bie Koholdgru— 
be aber: derben und klaren Kobold, Glauz⸗, 
Scdhlacken · Spiegelr, Scherben⸗Kobold, rothe 
Koboldbluͤthe, Schwerſpath, Spiegelſpath, Horn⸗ 
fein, Arſenikalgiftlies. Die beiten Gruben Him ⸗ 
melsehre und Holderpfad haben ihre eigene gut ein» 
gerichtete Pocher und Waſchwerke; aud find he 
txaͤchtliche Gipsgruben aufgethan, und eine Gipsr 
muͤhle erbaut. Man findet auch Spuren von Steine 
kohlen und Balz, indem das Waſſer in dem Calls 
Brunnen Kuͤchenſalz enthält. Man glaubt, es 
feven in den alten Zeiten Salzwerke hiey geweſen, 
wie der Mahme in den alten Urkunden, Guljberg, 
Mons salsuginis, ſchon zu beweifen ſcheint. 


3 
Schwarzenbach, ein Feiner Ort im Bezirka⸗ 


‚amt St. Blafien. Hier wird Kupfers und Eifens 


vitriol, rauchendes Witriolöl, Scheidewaſſer und 
aud etwas Kupfer fabricirt, wezu bie beſten Kiefe 
aus dem. Gernsbacher Bann und vom Urberg bezo⸗ 
gen werben ; in Schwarzenbach felbſt findet man 
Spuren von Schwefelkies. 

Bei Thengen, einem Dorf nahe bei dem gleich 
namigen Staͤdtchen, Bezirksamts Blumenfeld, G. 
B. A. Schw., iſt ein Berg, die Burg Holden ger 
nannt, weicher feiner Form und ſeinen Untgebuns 
gen nad zu urtheilen, ein feuerſpeiender Berg ges 
weſen zu ſeyn ſcheint; der Gipfel ik concav, amd 
wird die Wanne genannt; ſchwarze Steine und 
Baſalt find haͤußg um. den Berg herum. i 

Wieden, Vogtei im Bezirksamt Schönau, S. 
B. A. Schw, gelegen. Hier befindet fid ein Su⸗ 
berbergwert, St. Antons Stollen genannt. 

Silberſchmelz oder Schmelz: Seyrau, eine hetr⸗ 
ſchaftliche (Großherzoglich Badiſche) Schmelzhuͤtte, 
auf welcher die Silber- Kupfer: und Blejerze ger 
ſchmolzen werden, welde man aus ben hiefigen 
und den Freiämtern Gruben erhält. Sie ik meh 
nicht lange erbaut, und hat eine gute Einrichtung, 
Der Bergs Jaſpector hat eine ſchoͤne mit Gärten 
umgebene Wohnung. Sie liegt eine Viertelftande 
von Hinter · Seras und eine Stunde von dem Hier 
uilsauts · Oin Emmendingen: entfernt, in einem 


36 


somantifhen Thale, gerade am Fuß des Hochbur⸗ 
ger Schloßbergs. Ehemals wurde folhe ſtaͤrker bes 
trieben als jeßt, wegen mehrerer Ergiebigkeit der 
Gruben. 

Glashuͤtten, ein Dörfhen, 11% Stunde von 
Schopfheim, am weſtlichen Eingange des Schwarze 
waldes. Schon vor 200 Jahren war hier eine 
Glashütte etablirt; es hat ih aber nichts. als bie 
Sage davon erhalten. - Hier findet man Amethyſt, 
Chalcebon , und etwas derben Eifenflein. . 

Holjhad. oder Dorrenbach, ein Heines. That 
in der Gegend. von Zeil, am weftlihen Eingange 
des Schwarzwaldes. Am Ende diefes Thals iſt 
eine Kobolbfabrik, we blaue Smalte von verfchie 
dener Art gemacht wird. Die Gchmelzöfen und 
Biebereien flehen in einem wilden, romantifchen 
Thale. Es wird hier auch Arſenik gemacht, Pots 
aſche gefotten, und Glas in einer. befonderen Glas⸗ 
Hütte geblafen. Die Smalte wird ins Ausland . 
"verführt. Gchenswärbig find die Schmelzöfen und 
Gefäße, wo der Kobold geſchmolzen wird; das 
Mahlwerk, wo die blaue Zarbe gemahlen wird; 
das Waſchhaus, Pohhaus, wo bie Kiefelfteine, 
der Kobold geftoßen werden; der Rauchfang aus 
dem Schmelzofen in-das Gifthaus, wo ſich der Ars 
fenik anfegt, und bie gefährlihe Art diefen Rauch-⸗ 
fang zu kehren. Es iſt hier ein Farbmeiſter, der 
das ganze Werk dirigirt, und die Gchmeljproben 


37 


in einem befonders bazu verfertigten Heinen Schmelz» 
ofen, und die erforderlichen Mifhungen macht. — 
Holzhack gehört zu dem Bezirksamt Gengenbad. 
Anmerkung. Dis Gold, was in mehreren 
Großherzoglich Badiſchen Orten am Rhein aus 
dem Rheinſand gewafchen wird, und woraus 
Dukaten geprägt find, fol, nad) der Meinung 
mehrerer Gelehrten, aus dem Schwarz» 
wald durd mehrere dort entſtehende reiffende 
Vluͤſſe, die fi) in den. Rhein ergießen , theils 
weife dahin geführt werden, was mehr Wahr 
ſcheinlichkeit dadurch gewinnt, daß dieſe Gold⸗ 
»  wafchen erft da ſich meiftens befinden am Rhein 
abwärts, wo ſchon bereits diefe Schwarzwalds⸗ 
baͤche und Fluͤſſe ſich mit demfelben vermiſcht 
haben. 





Auch mehrere Geſund brunnen befinden ſich 
innerhalb des Schwarzwaldes und gegen die Graͤn⸗ 
zen hin. Rippoltsau, ehemals eine Zelle der Be 


nedictinermoͤnche von St. Georgen, nun aber aufe 


gehoben. Eine Viertelftunde oberhalb des’ Kiofter® 
iſt das Bad und eine Sauerquelle, beffen vortreffs 
Eiche Heilkräfte .al6 Bad und Getränke bekannt find. 
In dieſem Jahr (1816) wurde mit Iandesherrlicher 
Beguͤnſtigung von einer Gefellihaft eine Babrik er 
richtet, in welcher ein betraͤchtliches Quantum fehr 
gutes Mittelfalz verfertige und unter dem Namen: 


sa 


Nippoltsauer Brunnenfal; verkauft wird. Auch 
wirb der Sauerbrunnen in Bouteillen gefaßt: und 
ausgefährt.. Die Gebäude diefes mineraliihen Kur⸗ 
orts find bequem und geräumig, und haben den 
Vorzug, daß man aus allen Zimmern durch bes 
deckte breite Gänge, auf welden die Kurgäfte bei 
naſſer Witterung fih Bewegung maden können, 
zufammenkoemmt. Im alten Bau find 28 Badzim⸗ 
mer, unter welchen viele mit aller Bequemlichkeit 
zu Zropfbädern ‚verfehen find. Das Galjwerk, in 
welchem das WBrunnenfal; verfertiget wird, das 
Gradierhaus, die Siebhütte und die übrigen zu 
dieſem Zweck nöthigen Gebäude verſchoͤnern dieſes 
romantiſche wilde Thal des Schwarzwaldes ſehr, 
und verſchaffen den Rurgäßen Unterhaltung. Auch 
‚an Spagiergängen, Allen, Waldungen, Gebüfchen, 
Raſenbaͤnken, einfamen Nebenwegen, ift fo wenig 
Mangel ald an andern WBequemlickeiten. Der 
Zrinkbrunnen, die Joſephsquelle, if mit einer 
bedeckten Gallerie umgeben, welche die Gäfte bei 
Hegenwetter zum Spagierengehen benugen können. 
Diefer Gefundbrunnen gehört Seiner Durchlaucht 
dem Herin Fuͤrſten von Bürftenberg. 
Das Wildbad *) liege in einem langen ſehr 


*) Weil, der alten Gage nad, ein wilde Schwein 
der Quelte den Ausbruch verſchafft haben foll. 
A. d. V. 


39 


romantiſchen Thal, welches die große Enz Bilder 
und durchfließt, im Koniglich Wuͤrtembergiſchen 
Antheil des Gthwarwaldes, Neuenburger Oder: 
forſt. Im Stabichen ſelbſt entſpringen mehrere 
Quellen, welche alle maſſiv Überdaut, und mit 
Zimmern zum Aus» und Ankteiden verfehen find, 
und wovon ſich das fogenannte Fürftendab durch 
feine ſchͤne Einrichtung auszeichnet. — Das Was 
fer ift mifchlau an den Quellen, und Hat bei ſchwaͤch⸗ 
lichen Perfonen, Bei ſolchen, vie mit Gicht und 
rhermatiſchen Uebeln geplagt find, ſchon außerors 
dentli gute Wirkungen gemacht, wovon ih durch 
den Anblick der in 4 Moden voͤllig gefunden und 
geftärkten Perfonen mich überzeugt habe, als ih 
noch Oberforſtmeiſter in Neuenburg mar’ und bie 
Obetinſpection über die dazu gehörigen Ankagen Hatte. 
Das Waffer wird auch getrunken und zeigt außer 
ordentliche Wirkungen. 

Geſchmackvoll angelegte Bosquette, eine buns 
He Allee von Hainduchen, &patiergänge in bie 
nahgelegenen Gebirgewaͤder, oder That auf und 
abwärts, geben dem Gäften angenehme Werändes 
zungen ; und ein von. des hoͤchſtſeligen Königs 
Triedrih Wilhelm Majeftät geſchmackvoll ex. 
bautes und eingerichtete Geſellſchaftshaus verfams ' 
melt die Gaͤſte freundlich bei rauher oder Regen ⸗ 
mwitterung. Gute Gafihöfe beforgen die leckeren 
Saunen ,befonders mit trefflichen Forellen. 


40 


Dos Deinahbad *). Bei dem Dörfhen 
gleiches Nahmens befindet ſich diefer Gefundbruns 
nen, deſſen angenehmes Waſſer zum Trinken weit 
verführt wird, beſonders ind Badiſche, nad 
Karlsruhe, Raſtatt ꝛc. Obgleich die Einrichtung 
nicht fo ſchoͤn und geſchmackvoll wie im Wildbad 
vorkommt, fo wird biefer Kurort doch jährlich bes 
ſucht, befonder6 von folden, welche zur Hypochon ⸗ 
drie geneigt find, die die beſte Wirkung davon ers 
fohren. ‚Schr angenehme, aud zum Fahren ein 
gerichtete Lindenalleen, die mit einigen Heineren 
Anlagen von ausländifhen Hoͤlzern abwechſeln, fo 
wie ganz befonder6 angenehme, Acht fhweizerifhen 
ſehr ähnliche Pläge in den Umgebungen, tragen 
viel zur gefunden Bewegung der Gäfte bei. Bes 
fonders merkwürdig und reizend ift ein Spatzier⸗ 
gang nad dem mit einer gut erhaltenen Ruine 
verfehenen Städten Zavelftein auf eine halbe 
Stunde Entfernung. Eine Fahrt nad dem indus 
ſtrieuſen Städtchen Calw, eine Stunde davon, 
am, Nagoldfluß hin, vermehrt, fo wie die verſchie⸗ 
denen’ Laubs und Nadelwaͤlder ganz nahe dabei, 
die Annehmlichkeiten des Kurorts [ehr - 


*) Im 8. Würt. Oberforſt Neuenburg, Nevier Bavel- 
"fein, 4 Stunden von wind über dem Gebirge 
bin entfernt, 
A. d. V. 


4 
Liebenzell, gleihfals ein Gefundbrunnen 
im Koͤniglich Würtembergifchen. Antheil.des Schwary 
waldes , ander nordoͤſtlichen Graͤnze deffelben, im 
Dberforft Neuenburg, an dem Nagoldfluß. Diefes 
Bad war vor mehr als 100 Zahren fehr berühmt, 
und von den meiften damaligen fürfilihen Familien 
beſucht, beſonders von allen Würtembergifcen.. 
Der Vorzug beftand darin, dab das Waller auch 
zugleich ‚getrunken die Sruchtbarkeit der Frauen bes 
förderte. Noch Mehen zwar Gebäude da zur Aufe 
. nahme von Gaͤſten, worin durd merkwürdige Abs 
bildungen der Wappen und Inſchriften bie. chemas 
lige -Anwefenheit höchfter und hoher Herrſchaften 
bewiefen wird; aber befucht wird. fomohl das obere 
als das untere Bad fehr felten und nur von ganz 
wenigen Perfonen. Einzelne Grauen verlieben dort 
einige -Wochen in der ſchoͤnen Jahreszeit. Die 
Badwirthe find in ſchlechten Umfänden. Die Lage 
der Vaͤder ſelbſt iſt übrigens ziemlich. angenehm, 
und Ausflüge zu Wagen, zu Pferde und zu Buß 
nad Calw und nach dem berühmten alten Kloſter 
Hirſchau auf 2%, vefp. x Stunde Entfernung, eine 
ladend. Das Staͤdtchen Liebenzell ift eine halbe 
Biertelſtunde entfernt. Anlagen und Gefellihafts 
haͤnſer fehlen Hier gang. Zu beiden Geiten des 
Thals find jedoch angenehme natürlihe Waldpar- 
bien. 


4 


Antogaft, ein Sauerbrunnen mit einem 
Badhaus, 5 Stunden von ber Mineralquelle Pe 
teröthal und ı Stunde von der in Griesbach, in 
einer Bergſchlucht der Wogtei Oppenau, Bejirks. 
amts DOberlirh, Er. Bad. A. d. Ochw. Die Um⸗ 
gebung if wild-und groß, doch find die Vorhügel 
und Thäler in der Nachbarſchaft des Badhauſes 
angebaut, und die Gegend has einen eigenthuͤml⸗ 
Gen Reiz für den Naturfreund. Die Eigenthüs 
mer der Mineralquelle find wohlhabende Landleute. 
Sie wird aber weniger befucht, als die im Peters⸗ 
thal und Griesbach. Doc fehlt «6 bie Sommer 
monate über felten an Nurgäften Das Waſſer 
wird weit und breit verführt. 

Griesbach, ein enges, aber meift angebaus 
tes und bewohntes Thal in dem Bezirksamt Obers 
tird, Gericht und Pfarrei Oppenau, mit einer 
Kiche. Am Ende des Thals ift der berühmte 
Sauerbrunnen. Die Quelle fließt fehr reichlich 
aus einem Granisfelfen, ımd das Waſſer wird zum 
Baden und Trinken gebtaucht, und auch häufig 
ausgeführt. Fuͤr die Kurgäfte find zwei Haͤuſer 
vorhanden, in melden weit über 200 Perfonen 
aufgenemmen werben Können *). Die Umgebungen 


) Die einzelnen Bimmer :find jedoch Elein und zeihe 
nen ſich auch durch Feine andern Vorzüge aus. Im 
* Sommer 1916 vom Ende Auguns bi6 Ende Sep 


[+7 


bieten eine Menge der angenehmften Spagiergänge 
dar; einige führen zu dem herrlihften Ausfichten, 
wie auf den Kniebis, andere in die Stille ber 
Walduaht, wo bie einfiebleriihe Betrachtung 
wohnt (und etwa noch das italiäniifche Motto am 
Anfang des Werks paßt), wieder andere zu Heinen 
Meiereien, wo noch ein treues Volk haußt, wel 
ches in ben Eunftlofen Hütten feiner Väter auch 
noch die Tugenden derſelben bewahrt. 


Petersthal, der berühmte Kur» und Bae 
deort im Oppenauer Thal, Bezirksamts Oberkirch. 
Gegenwärtig bildet das Ganze ein Pfarrdorf, wor 
hin bie 4 fegenannten Rotten oder Gemeinden 
Freiersbach, Doͤttelbach, Boſtenbach und Rench 
eingepfarrt ſind, 4 kleine Stunden von Oberkirch, 
2 von Oppenau, im blos anſteigenden, ebenen 
hol am Fuß des Kniebis gelegen, von dem wil ⸗ 
den Waldſtrom Rench bewaͤſſert, und vom foges 
Hannten Hochwald umgränzet. Der eigentlide 
— . 

temberd hielten ſich des regierenden Heren Broßhers 

agb Carl Ludwig von Baden Königliche Hoheit 

mit der ganzen Durchlauchtigſten Samilie und einer 

Kleinen Suite in diefem Bad auf, und zwar in einem 

befondern Haufe, was ungefähr einen Buͤchſenſcus 

von den andern Wohnungen entfernt, etwas erhöhter 
liegt. 

“ u. d. 0 


4 


Kurort, unter dem Namen: Welfhes Bad, 
ober die Sauerbrunnen · Quelle bekannt, iſt kaum 
eine halbe Viertelftunde Thal aufwaͤrts gegen Griede 
bach , hart am Renchfluß, gelegen, und -diefe Dis 
neralquelle fcheint fogar mit jener von ‚Griesbach, 
welche eine Meine halbe Stunde ruͤckwaͤrts hervor 
bricht, und mit der von Antogaſt, weiche aud nur 
eine. Stunde von. Peteräthal jenfeits eines hoben: 
Berges zum Worfcein bommt, verwandt und vers 
bunden zu ſeyn, denn die Hauptbeſtandtheile aller 
find Eifen, fire Luft und Kohlſaͤure. Das Bab 
von Petersthal if feit früher Zeit ein Privateigen ⸗ 
thum, welches abwechſelnd den Atöftern Ettenheim ⸗ 
muͤnſter, Schuttern, verſchiedenen Partikularen, 
und endlich der Fiſcheriſchen Familie aus Oberkirch 
als Eigenthum zufiel. Es beſteht aus einem mafs 
fiven, vom Kloſter Schuttern gerade über der 
Quelle erbauten Haufe, in deſſen unterem Stock⸗ 
werk eine geräumige Laube zum trodenen Spagiere 
gang, und in den zwei oberen Stockwerken viele 
wohl eingerichtete Eleine Zimmer und &äle jur 
Wohnung angebradt find. Dann hat es einige, 
zur Dekonomie gehörige Nebengebäude, Otallungen 
und eine mit ſchoͤnen Lindenbäumen befegte ebene 
Promenade, am welche fi, längs dem Werge Hin, 
eine zweite Allee mit gleihen Bäumen anreihet. 
Ungeachtet das Thal an ſich ſchon fehr rauf ifl« 
und bloß Korn und Haber, vorzüglich Erdaͤpfel 


45 


(Kartoffeln) in feinen fteilen ganz ſteinigen ſoge⸗ 
nannten Reutfeldern nur kaͤrglich bervorbringt, fo 
wachſen doch" auch noch etwas Obſt, Zwetſchen und 
vorzüglich ſchwarze · wilde Kirſchen, und geben nebſt 
der Vieh⸗ und Vienenzucht H), verbunden mit dem 
ſehr Karten Holzhandel, den Bewohnern einen ers 
‚giebigen Nahrungszweig. - Der Beſuch diefes Kurs 
orts iſt in den. drei Sommermonaten fehr ſtark, 
vorzüglich aber: finden ſich immer viele Elſaͤſſer dort, 
und die Bedienung ift ohne Tadel. Bis zum I. 
a800 war ber Zugang in biefeß-merkwürdige That 
faft ganz unwegſam, iſt aber unter Großherzog 
licher Regierung und thätiger Mitwirkung des che 
maligen Obervogts von Oberkirch, Freiherrn von 
Laffolaye, in einen fo volllommenen Stand: gefegt 
worden , daß ihn der unvergeßlihe Großherzog 
Karl Friedrich 1807 mit feiner gangen Durchs 
lauchtigſten Zamilie in mehreren Wagen, wie auf 
einer guten Hetrſtraße, befahren Eonnte. 

Diefe drei Iegtgenannten Väder befinden fi 
im Or. Bad. A. d. Schw, mehr an der ſuͤdweſt⸗ 
lichen Seite. 

Der berühmte Kurort Baden, am Fluͤßchen 
Dos, das hier Oelbach heißt, zeichnet ſich vor allen. 


®) weiche überhaupt in fehr vielen Gegenden des 
Schwar waldes flark betrieben wird. 
48%. 


46 


andern im Großherzoglichen Autheil des Gehwarz⸗ 
walds gelegenen durch mancherlei Vorzüge aus, bie 
von befonderen Schriftkellern angegeben 
worben find; beſonders dadurch, daß die Umgebun. 
gen die merkwuͤrdigſten, und doß bier in der ſcho⸗ 
nen Jahreszeit weit über tauſend Babegäfte an⸗ 
autreffen find. Unfer geliebter gnaͤdigſter Großher⸗ 
zog mit allen Angehörigen der ganzen Hoͤchken 
Familie brachte feit mehreren Jahren immer einige 
Monate dort zu, fo wie der König und die Koͤni⸗ 
gin von Baiern und der vegierende Großherzog von 
Weimar ſchon einige Jahre zugleih mit jenen 
Hoͤchſten Herrſchaften ſich dart befunden haben. — 
Der Kurort liegt in einem anmuthigen Thal, und 
erlaubt nach feiner Lage ins zeigende Murgthal auf 
wei Gtunden , und nah Raſtatt in hie ebene 
Rheingegend auf eine Stunde Entfernung, ange 
nehme , nicht befchwerliche ; fo wie in ſehr hochge⸗ 
legene einige Stunden entfernte, z. B. nad) Her⸗ 
renwieſa, zwar beſchwerliche, dabei aber iehereiche 
Luſtreiſen. 


Auch Ruinen von alten Burgen und 
Schloͤſſern fehlen im Schwarzwalde nicht. Die 
meiſten befinden ſich zwar an den Graͤnzen; jedoch, 
was fehr merkwuͤrdig iſt, auch mehr in der Mitte 
deffelden Eommen einzelne vor. Wenn man alle 
nur namentlich angeben wollte, fo würde dieſes 


4“ 
ſchon einige Seiten betragen; und fie alle zu be 
ſchreiben, würde ein beſonderes Werk erfordern. — 
Es fey genug, hier einige als Weifpiele anzu 
führen. 

Bei dem Städtchen Nagold, am oͤſtlichen Eins 
gang des Schworzwaldes, ſtahen noch ſehr hetraͤcht⸗ 
liche Ruinen des alten, die Stadt beherrſchenden 
Schloſſes, auf einem haben Werge gm Tinfen Ufer 
des Nagold, eing halbe Stunde von dam Staͤdt⸗ 
An entfernt, 

Die ſehr fhäne und impenixenhe Mine bes 
Ohhloſſes Zavelkein bewundert jeder Reiſende. 

Das Burgſchloß Neuenburg, am dam gro⸗ 
Gen Enifiuß, ganz nahe bei dem Stoͤdtchen gleiches 
Mamens, zichner ſich fehr vertheübaft aus. Am 
nördlichen Eingangs des Schwarzwaldes. Es if 
hermolen der Sitz des jeweiligen Koͤniglich Wuͤr⸗ 
tembergifhen Oberforſtmeiſters, hat verſchiebene 
Barten » und waldigte Anlegen ganz nahe umher, 
und die Augficht von demſelben, auf bem Vorſprung 
eines Bergs gelegen, in die unter demfelben geles 
gene Stadt, auf die zur fhönen Jahreszeit befon« 
ders frequente Straße nad) bem Kurort Wildbad, 
und auf den floßboren Enzfluß, erhöht die Reize 
dieſer romantifhen Wohnung. 


”) Zn dem, die zum Burgichloß gehörigen Gartenan⸗ 
lagen begrängenden Laubwald von ungefähr 3 More 


\ 


48 


Im Großh: Badiſchen Antheil des Schwarz 
waldes ift eine der merkwuͤrdigſten das ‘alte Schleß 
Baden, oder eigentlich die wohl erhaltene Ruine 
der alten Burg gleiches Namens, eine halde Stun⸗ 
de von dem &tädtden und Kurort, auf einem 
Berge , der bie herrlichſten Ausfichten gewährt: « 

Die bedeutenden Ruinen der-Burg Zährins 
gen, im Brisgauifhen Schmwarzwalde, von wel⸗ 
ber die alten Herzoge lange den Namen führten 
Der regierende Großherzog von Baden Königliche 
Hoheit hat in neueften Zeiten in Seine Titel den 
eines Herzogs von Zähringen aufgenommen.: Bon 
Zreiburg iſt dieſes merkwuͤrdige alte Sloß eine 
Stunde entfernt. 

Badenweiler. Ein uraltes und: jet pi 
ſtoͤrtes Schloß auf einem ſchoͤnen zu den Worge 
dirgen von Blauen gehörigen ifolirten- Berge, ‚von 
welchem man eine weite und vortreffliche Ausſicht 
hat, eine Stunde von Mühlheim, die ehemalige 
Mefidenz der Reichsherren von Badenweiler. Vet 





gen Größe Nabe ich ſteinerne Treppen, Yußmege, 
JZuſchriften auf Steinen und einige hoͤterne Baufih- 
feiten auf meine Koften, zur Verſchoͤnerung und au 
meinem und der mich beſuchenden Sreunde und Bes 
kannten Vergnügen, angebracht und einrichten laſſen, 
die vermuthlich noch vorhanden ſeyn werden. 

LP d. V. 


N 


4 
dem hinter dem Schloß: auf einer abgefonderten Ans 
hoͤhe liegenden Pfarrdorf befinden fi viele warme, 
ſtark fliegende Badequellen. Die Temperatur der 
Hauptquelle, welche in Anſehung der Reinheit des 
Waffers mit den. Quellen’ des Pfefferbades in der. 
Schweiz Achulikeit hat, it + 20% Brad nad 
Reaumur. Die Badehaͤuſer, welde fleißig beſucht 
werden, haben eine vortreffliche Lage, mit den ſchoͤn⸗ 
ſten Ausfihten. Unter die vorzuͤglichſten Merkwuͤr⸗ 
digfeiten von Badenweiler gehören die dortigen roͤ⸗ 
mifchen Bäder, welche von Mechel in Kupfer ger 
ſtochen, und von Gottlieb Preuſchen, Kirchenrath 
in Karlsruhe, 1786 ausfuͤhrlich beſchrieben werden 
And. Das fhöne Badgebaͤube war mehrere Jahr⸗ 
hunderte lang verborgen, bis zu feiner 2784 erfolg 
ten WBieberauferfiehung aus der Erbe. Das zömi 
ſche Badehaus if, wie Preuſchen glaubt, von. oben 
herab gewaltfam zerſtoͤrt, nicht durch zufälligen 
Brand. Das römifhe Bad hat alle große Bäder 
doppelt, Ealte und warme Wafferbäder, auch Dampfe 
bäder (frigidaria, tepidaria, laconica); viele 
Scholen (Ausweicdh: oder Wart + Pläge), Atria 
(RVorpläge), Salbzimmer, Kamine, Defen u. ſ. w. 
Das herausgegrabene Bad hat in ber Ränge 229, 
in der Breite Ba Schuhe; bei den Atriis eine Breite 
von 61 Schuhen rheinländifh Maas; das Mauers 
werk iſt gut und feft, mit abgeſchliffenem und meift 
roth bemaltem Kitt überzogen. Der Gemaͤcher find 

4 


so s 


50, ber Wartpläge 56. Die zwei vorhandenen 
Bolten großen‘ Bäder (frigidaria), zu welchen wohl 
effaltene Stufen herabführen, haben jedes 33 
Scqhuhe Länge und 2ı Schuhe Breite. Die zwei 
großen lauen Bäder (tepidaria) find 25’ lang und 
19 Breit. Die Tiefe von beiden ift-äber 414 Zub. 
Bier if ein der Diana geheiligter Altar, und meh» 
tere Münzen gefunden worden , fo wie Urnen und 
Gefäße, aber meiſt in zerbrochenem Zuſtand. 


Merkwuͤrdig, vorzuͤglich für jeden Neifenden, 
find ferner: Das im Murgthal zu Rotenfels befinde 
liche herrſchaftliche Bau⸗ und Nugholz:- Mas 
gazin, welches mit einer vortrefflichen Saͤgmuͤhle 
verbunden if. Man hat dazır ein dauerhaftes Ges 
baude von ungefähr 80 Fuß Länge und 42 Fuß 
Breite gewählt; der untere Raum beffelben ift zum 
Aufpellern des Eichen⸗ und Tannen» Baubolzed; die 
beiden oberen Etagen hingegen zum Aufbewahren 
des Heinen Nußholzes , aus verſchiedenen Holzarten 
verfertiget,, beflimme. Letzteres wird ſchon im 
Wald gefpalten und rauh zurecht gehauen. Zum 
Zurichten der Wagenradfelgen hat man befonders 
dazu gelernte Felgenhauer, bie ſich Winterszeit 
damit befhäitigen. Zu dem Buchengeſchirrholz 
wähle man nicht immer befondere Stämme, fondern 
bei der jährlichen Scheiterholg Abgabe muß bald dies 
fer bald jener, dem fein jährlihes Brennholz Quarz 


51 


tum zugeſchieden wird, den zu Nutzholz tanglichen 
heil des Vaums Tiegen laffen, wofür man ihn 
"dann mit anderem Holz entſchaͤdiget, und für feine 
Bemuͤhuns, daß er den Baum umbauen muß, 
aber doch micht ganz benutzen darf, 4 Kreuger. bes 
zahlt. Zum Eichengeſchirrholz bedient man ſich ver- 
kropfter abgängiger Staͤmme, und font dadurch 
die ſchoͤneren, wodurch man nie Mangel as Mühl« 
und Hammerwellen, fo wie auch an Eichen ⸗Schneid⸗ 
Holz haben wird. Das zurecht gehauene Mutzhol, 
wird aus dem Wald ins Magazin geführt, dort 
gehörig fortenweife aufgebeugt, und zu einzelnen 
und mehrerm Stuͤcken an die bendthigten Umer⸗ 
ihanen in billigen Preifen verkauft. Eben ſo ge 
ſchieht «6 auch mit den Bord» der Schnitte 
waaren, die man im Zreien im fogenannte Ar⸗ 
Gen zu taufend und mehreren Stüden aufhoͤlzelt, 
und mit einem Bretterdach verficht. Unter obigen 
bemerkten Umfänden Eönnen nur die Inlaͤnder 
Bordwaaren befommen , und um allen Unterfchleie 
fen vorzubeugen, muß jeder ein Atteflat von feinen 
Drtövorgefeßten beibringen, worin bemerkt if, wie 
viele Borde und wozu er deren benoͤthiget ſey. 
Man findet in diefem Magazin 
a) Eichen Bauholz 
mehrere geſchnitiene Sorten. 
b) Glaſerholz 
einige Sorten, 


52 


©) Wagnerhet; B 
1) Eichengattungen’ viele Sorten. 
2) Birkengattungen zwei Sorten. 
3) Buchengatsungen 5 biß 6 Sorten. 
Das Ganze befteht jegt ungefähr 18° Jahre, 

Nahe bei dem Marktflecken Rotenfels befindet 
ſich das Reichsgraͤflich von Hochbergiſche Gut, mit 
der ſeit 1601 errichteten Steingeſchirr⸗ und Schmelze 
tiegel⸗Fabrik. Auf derſelben befindet ſich ein gutes 
zweiftöcdiges Wohnhaus, ein ſchoͤner Garten, mehe 
vere Laborantenwohnungen, Babrit» und Oekone ⸗ 
mie» Grbäude,. Magazine, Remifen u. — Die 
Schmelztiegel werben aus der vortrefflihen Tängft 
befannten Bademer Erde verfertiget, welche bei 
Walg, einem eine Stunde von der Fabrik entleges 
nen Dorfe, gegraben wird. Diefe Ziegel Teiften 
alles, was Chemiker und Laboranten von ben bes 
fin und feuerfeften wünfdhen und erwarten Eins 
nen, und dürfen an allen Orten von Fenerarbeis 
tern, Apotheken, Materialiften, Gold» und Sil⸗ 
berarbeitern, mit allem Recht empfohlen werben. 
Das Steingefchirr wird durch alle Artikel, wie in 
den Zabriken bei Koblenz, verfersigt, und verdient 
demfelben feinee Güte und Schönheit wegen ganz 
an die Seite gefegt zu werden. Auch werben alle 
Gattungen von Küchen» und Kochgeſchirren bier 
fabrigirt, weiche fi durd eine der Geſundheit une 
ſchaͤdliche Glaſur empfehlen. Die Erde dazu wird 


53 


bei Malſch, 2 Stunden entfernt, durch Bergleute 
\mehrere Lachter tief: unter der Erde ausgegraben. 
Auch werben hier blecherne Loͤffel geſchmiedet. — 
Rotenfels liegt am aordweſtlichen Ende des Schwarze 
waldes. Schade, daß dermalen diefe Fabrik etwas 
weniger betrieben wird als anfänglich. 

Haſel, ein ſuͤdoͤſtlich, eine Stunde von feis 
nem Bejirksamt Schepfheim, am Fuß des Schwarz 
waldes, gelegenes Dorf.. : Hier ift eine von vielen 
Fremden beſuchte Tropfitein: Höhle, von den Ein« 
wohnern insgemein das Erb: Männleins: Lo ge 
naunt; ‚melde. der berühmten Baumannshöhle. am 
Merkwuͤrdigkeit und Schönheit der Naturerſchei⸗ 
nungen wenig nadgiebt, Es find. zur Sicherheit 
ber Befuchenden mande Einrichtungen getroffen, 
und überall Dielen über die ſtehenden Waſſer dan 
in gelegt. Die Höhle iſt verſchloſſen, der Schuß 
lehrer von Haſel hat den Schluͤſſel dazu. 

Bei Wendlingen, einem Dorf im Stadt ⸗ 
amt Freiburg, eine Stunde davon am Fuß des 
Sdoͤnbergs, hat der Großherzoglich Badiſche Ober 
forftmeifter zu Zreiburg, . Freiherr von Deais, 
als gelehrter und praktifher Forſtmann bekannt, 
vor einigen Johren eine fehenswürdige Plantage 
von den verſchiedenſten, zum Theil auſſereuropaͤi⸗ 
ſchen Baumpflanzen anlegen laſſen. 

In der Vogtei Niederwafſer, in ber Herr⸗ 
ſchaft Tryberg, G. B. A. d. Schw., befindet ſich 


54 


eine Bergſpitze zwifchen dem Gutach und:dem Elz⸗ 
port Prechthal, wo im Jahr 1789 der Höchfifelige 
Herzog Karl von Wirtemberg ftand, und ſich 
freute, daß (damals ned) die Territorieh deutſcher 
Büren, Badens, Würtembergs, Fürfienbergs und 
Defterreih6*), auf der. großen Belfenfpige, Große 
bauenflein genannt, in Einem Punkte fih 
vereinigten. Zum Andenken wurde ‚auf ber Belfens 
maſſe diefer Wergfpige ein ausgehauener Stein .eins 
gegraben , deſſen Inſchrift das Daſeyn des Herrn 
Herzags Karl non Würtemberg und ſeines Geleites 
der Nachwelt fund macht, und ber der: Rarlsfkein . 
genannt wird. — Gier. ik auch eine Straße durch 
ben Obervogt vom Tryberg, Herrn Dr. Auben, 
1809 öffnet werben, die, wenn fie nad feiner 
Auiage vollendet werben könnte, zu einer ber eis 
ften romantiſch · pittoresten - Reifeparthien Deutſch · 
lands ſich erheben würde. Sie würde über die 
hoͤchſte Höhe des Schwar waldes geführt, wo bie 
Ausfihten auf einer Seite bis zu dan Vogefen, 
auf der andern in bie fogenannte Baar *#) umd da 
Meckarthal fih erſtrecken. 


*) welches Allerhoͤchſte Haus das Bridgan damals noch 
beſeſſen hatte, 
A. d. B. 


*t) Eine dem Hochfuͤrſtlichen Haufe Fuͤrſtenberg zuge⸗ 
börige Landgrafſchaft. Sie degriff vor der Mediati- 


85 


Sm Obergieb und an ber Gränze gegen Horn⸗ 
berg wird Porzellanthon gegraben, und in den Jah⸗ 
zen 1780 wurde von Seiten Hornbergs (damals 
noch Wuͤrtembetgiſch) ziel Hier gegraben und in die 
Porjellanfabrif nach Ludwigßburg abgeführt. 

Meusberftein, Schloß an der linken Seite 
der Murg, eine halbe Stunde von Gerufpad , ge · 
‚gen Forbach. Es liegt auf einem mit Tannen bes 
wo⸗hſenen Berge. Seine Hoheit der Herr. Marke 
grof Sriedridh von Baden Hat es vor ungefähr 
80 Jahren aus feinen Ruinen wieder erbaut, und 
au einem dee xejzendſten Landſitze eingerichtet. Man 

‚bat vom Schloß, aus die herrlichſten Ausfihten jn 
698 unten higzie hende Murgthal, ad weitlih Bis 
zu ben Vogeſen. An ber jaͤhen Morberfeite des 
Berges ift der fogenannte Grafenfprung, und am 
Zuß deſſelhen ſteht eine Wallfahrts « Kapelle, der 
Klingel genannt, in ihrer Lage und VBauart ber 


firung bloß die Jufigämter Häfingen, Blomberg/ 
Lhffingen, Möhringen und Neuftedt. In dem Kar 
: selingifepen Reitalrer war Die Baar oder Para von 
.wugteich weiterem Umfang als jegt. Auch die Krone 
Wuͤrtemberg hefigt einige Theile, z. B. die Gegend 
von dem Oberamt Tuitlingen ꝛc. Dermalen befinden 
RG die Staͤdte Donaueſchingen, Fuͤrſtenberg, Huͤfin⸗ 
sen, Blomberg, Möhringen, Löffingen, Voͤhrenbach 

und Geiſingen darin. 

B URN. 


56 
Tells » Kapelle am MWierwaldftätter Ste ziemlich 
"ähnlich. . 

Bartemberg, em Hochfuͤrſtlich Fuͤrſtenber ⸗ 
giſches Luſtſchloß, 2 Stunden von Denaueſchingen, 
welches 1780 auf den Trümmern des alten oberen 
Schloſſes Wartemberg erbaut worden ift. Es liegt 
auf einem von allen Seiten freien Berge, der eine 
reigende Ausfiht über die umliegende Baar ge 
währt. Etwas tiefer ſtehen ein paar herrſchaftliche 
Meiereigebäude, welche nah Gutmadingen, bie 
nördlich am Fuß des Bergs an der Landſtraße fies 

henden Käufer aber nad) Geiſingen eingepfärrt 
find. Die legten, welche alle feit 40 Jahren von 
Koloniſten erbaut worden, und gemeinigli die 3 
Lerchen heißen, bilden mit den oberen Haͤuſern bie 
Gemeinde Wartenberg. Am ſuͤdlichen Abhang des 
Bergs findet man einen nach englifher Art anges 
legten Garten. 

Der fogenannte Mummel ⸗ oder Murmels 
&ee (Lacus mirabilis), ein auf dem hoͤchſten 

- Gebirge des Kapplerthales , in dem Bezirksamt 
: Achern, an ber Granze des Schwarzwaldes und 
des Koͤnigreichs Wuͤrtemberg, gelegener See. Cr 
liegt in der Tiefe eines fehr hohen Berges, ber 
Seekopf genannt, Aus diefem entfpringe der 
wilde und reiffende Fluß Acher, der dis auf Kaps 
pel unter Rodeck Seebad genannt wird. Der 
See ift nicht groß, und hält im Umkreis ungefähr 


” 


eine halbe Stunde. Er if fehr tief, und fein 
Grund wurde bisher noch nicht entdeckt, daher au 
das Waſſer etlihe Schritte vom Ufer ganz-fhwarz 
su fehn feheint. Fiſche nährt derſelbe nicht. Beide 
Ausduͤnſtungen verurfachen gewöhnlich ſtarke Nebel 
und Ungewitter Den Namen har dieſer See 
wahrſcheinlich von dem unterirdiſchen bumpfen Ge 
murmel und Auffirubeln , weiches die in der Nähe 
Wohnenden öfters, und befonders bei ſtuͤrmiſcher 
Witterung , wahrnehmen. Und wenn man bei 
fillem Wetter dieſes Gemurmel hört, fo hat man 
aus der Berbactung Smm, Nelbel oder Donner 
‚gu erwarten. 

Der wilde See, auf dem ſuͤdweſtlichen Theil 
des Kniebis, gerade über den beiden Geſundsbrun ⸗ 
nen Dipyoltdan und dem Schappacher Thal und 
jenem von Griesboch gelegen. Er. hat nur eine’ 
Vierteiſtunde im Umfang, und fein Ausfiuß geht 
in die Wolf. Cine alte Volksfage behauptet, daß 
er einſt, wie der Murmelfee, feine Dämmung 
durchbrochen, und in feiner Wildheit mehrere hun ⸗ 
dert Käufer und Höfe an der Welf und Kinjig 
im ı7ten Jahrhundert verwuͤſtet habe; daher wahr 
ſcheialich fein Name entflanden ik. Er ift ohne 
Elide. 

Der Schluch ſee, im Beirkamt St. Dia 
ion, hat 350 Jaudert im Umfang , ift-5 Vier 
efunden lang und ı Wiertelſtunde breit. Ex her 


& 


herberget (was fehr merlwuͤrdig if) viele Fiſche, 
befonders Hechte, welche oft bis 40 Pfund, ſchwer 
gefangen werden. Das kleine Dorf. Schluchfee 
«führt von ihm den Namen, und liegt auf der Höhe 
über feinem nandlichen fer in einer felſigten, rau⸗ 
hen und unfruchtbaren Gegend. 
Der fogenaunte Titidfze, eine Stunde. von 
Lenzkirch, am fuͤdlichen Eingang des Schwarzwal ⸗ 
des, iſt merkwürdig, weil der Fluß Wutach ſich 
daraus engießt, und weil Hechte, Karpfen und 
For ellen oft vom befombeser Gräfe, die letzteren 
yräufig darin vorkommen. Er ik ungefähr 500 
Saritte breit und über eine Vierteiſtumde lang, 
und ein Thalſee. 
Dir Nonnenmattweiher, liege in dem 
Ge. Bapbiſchen Bezirksamt Schönau , unweit den 
"Höfen Mittelbronn (ober nach Angabe bes Gern 
Borſtraths Fiſcher im erſten Heft feiner Phalönen, 
in dem Bezirksamt und Feaſt⸗Juſpeation Schepf ⸗ 
heim, einige Stunden von Badenweiler), in einer 
Höhe von eBa6 Fuß über das Meer erhaben, in 
einem krateraͤhnlichen Bergleſſel des Inge Fuß ho⸗ 
hen Berges, der Koͤhlgarten genannt... Dex Raum, , 
“welchen der Weiher ober See einnimmt, mar ehe 
mals eine Matte oder Wiefe,, zw den DOrtfchaften 
Heubronn gehörig, welche ihn zur Weiheranlage 
-an ben Landesherrn im Jahr 1758 -veräuferten. 
In diefem wit Bilden verfehenen und is biefer 


» 


Binficht verpachteten See befinder fich eine ſchwim⸗ 
wende Jnſel, die gruͤne Inſel genannt, weiche 58. 
Buthen lang und 31 breit, und an einigen Stel⸗ 
len bis 30 Fuß did feyn fol, an andern aber nur 
4 bis 6 Buß, umd daher wegen Mäffe nicht allent⸗ 
halben zugänglih iR. Ihr Woden if eine Art 
Zorf, ein Gemiſch von Erbe, Moor, Laub, Tan 
nennabeln, Gras und Wurzeln, und fogar ganze 
Stucke Tonnenholz kommen zum Vorſchein; doch 
waltet die Moorerde mehr als die unaufgelöften, 
vegetabilifchen Theile vor. Stuͤrme haben die ganje 
Juſel mehr nad Suͤdweſten getrieben, als fie che 
mals fand, und bort has fie dad Wurzelwerk und 
einige ihr zugeftürzte Tannenſtaͤmme wie Ankerthaut 
feſt gehalten, in welchem Stuͤck fie alfo von einigen 
ihrer frei herummogenden Schweſtern abweichi. — 
Auf ihr grünen, außer Sumpfkraͤutern *) und Graͤ⸗ 
fern, einiged Gefträud von Erlen und Tannen, 
die der Wind hierher verpflanzt hat. Wenn der 
Weiher abgelaffen wird, fo ſenkt fi bie Inſel ge 
gen die Schlegel» oder Ablapöffnung hin, und 
erdruͤckt begreiflich viele Fiſche, aus welchem vor 


*) Don Pflanzen kommen wof: Schoenus fuscus; 
Tillvea aquatica; Eryophorum vaginatum; Ana- 
gallis tenella; Drosera rotundifolia; Vaccinium 
uliginosum; Viola palustris. 


MDB. 


© 


zuͤglichen Grund ſich denn aud ber Weiher nicht 
mehr ordnungsmaͤßig benutzen und‘ befilden läßt. 
Forſtleute und Jäger der Gegend belufigen ſich 
sent manchmal damit, Fiſche zu ſchießen, wozu die 
Helle des reinen Quellwaſſers, welches ben merk 
würdigen Wafferkeffel ausfuͤllt, großen Vorſchub 
leiſtet. Bei der neulichen Verpachtung auf 6 Jahre 
machte das Großherzoglich Badiſche Oberforft- Col⸗ 
legium die ousdrüdlihe Bedingung, daß die ſchwim⸗ 
mende Infel erhalten werden muͤſſe, indem bie Ges 
gend fleißig von Reifenden befudt wird. Das 
Woffer von diefem See fließt in ein enges Thal, 
und fommt in den Fluß Wieſe, welcher durch Tes. 
gernau und Wießlek ih hinzieht; an dem Kohle 
garten findet man viele Mineralien, z. B. derben 
und Erpftallifirten Quarz , unterirbifhe Holzkohlen, 
Zaspis, Agat; auch Queckſilber mit Zinnoberanflug 
fol dort gefunden werben. 

Auf dem Feldberg, der weiter oben dem 
Namen und feiner Höhe über der Meeresflähe 
nad), ſchon vorgefommen iſt, befinden ſich 6 Wiche 
huͤtten. Einige nennen ihn auch Wiehberg, weil 
hier das Vieh eine vortrefflihe Weide erhält. Es 
bringe nemlich das bergige Erdreich, vornehmlich 
wo ſich felbiges um dem @ipfel in viele und weite 
Ebenen ausbreitet, gewiffe Kräuter unter bem Gras 
und verfhiedene heilfame Wurzeln hervor, welche 
ſowohl zur Heilung als zur Mäftung des Wiches 


12 
dienlich And. Sie find auch für bie Menſchen heil⸗ 
ſam, fo daß ehemals die Kraͤuterverſtaͤndigen von 
weiten Orten herlamen, und den Berg ausſuch⸗ 
ten *). Der Zugong auf den hoͤchſten Gipfel des 
Bergs ift beſchwerlich, jedoch wird man dafür durch 
eine der fhönften Ansfichten belohnt. Man übers 





D P Dahin gehören: Scirpus oaespitosus; Lonicera 
nigra ;.Sweotia perennis; Gentiana lutea; Chry- 
sosplenium oppositifolium; Rosa:alpina ; Aconi- 
tum Lycoctonum; Aconitum: Napellus ;- Gera- 
nium eylvaticum; Hieracium aureum ; Hypo- 
chaeris maculata; Carduus defloratus; Cacalia 
alpina; Cacalia albifrons ; Arnica montana ; 
Centaures montana; Viola .calcarata; .Satyrium 
album ; Carex pauciflora; Salix repens. — Bon 
dem ganzen Feldberg if ungefähr der dritte Theil 
Hochfuͤrſtlich duͤrſtenbergiſch. Die hoͤchſte Kuppe if 
ganz holzlosz dieſem Öden Platz zunaͤchſt ſtehen eine 
deln und in Bruppen, oder in kleinen Streifen‘, hier 
und da alte, verfsopfte, bereits entnadelte und bee 
mooste Bichten, befonderd auf dieſem Theil.. Dies 
fer Hofzlofe Play wird blos zur Viehweide benugt. 
In der Mitte ded Juni wird dad Vieh auf den deid ⸗ 
berg getrieben, woſelbſt ‚hölzerne Hütten erbaut ſind⸗ 
dab. Dich naͤchtlicher Weile unterzubringen, - Anfangs 
oder Mitte bed Septembermonard wird dad Wich wies 
der von dem Feldberg weggetrieben. Defterd has ſich 
fon der Ball. ereignet, daß das in der Mitte Juni 
dapin geisiebene Vieh, wegen ſquell gefallenen 
Sanees, wieder auf einige Tage hinweg und in bie 


6 


ſteht nicht nur den ganzen Martianiſchen Wald 
und den Berg Abnoba, fondern aud Bis an die 
Gipfel des Juraſſus und Vogelbergs, die ſchweize ⸗ 
Ben Alpen, und die dazwiſchen liegenden ebenen 
Sunbfhaften und weiten Felder, ia welchen ſich 
fette Wiefen, ergiedige Weingärten , fruchtbtingen ⸗ 





Dörfer zuruͤck getrieben werden mußte. Tiefer son 
ber erfien Hoͤhe abwärtd, auf der nicht fehr beträchte 
lichen ebenen Flaͤche, fo wie an den Halden oder Abs 
Hängen, finder man Fichten, Buchen, Ahorne und 
MBogelbeerbäume , fehr felten eine Weißtanne unters 
mit. Der jäprlihe Zumachs iR unbedeutend, und 
Die Stämme erlangen feine Höhe und Feine Dide. 
Weiter abwaͤrts findet man die kaum aufgezählten 
Holgarten in einem kaum merklich befferen Buftande: 
‚Hier hat der Sturmwind im Jahr 1905 vielen Schar 
wen gethan, und in der Folge ſtellte ich der Borken⸗ 
tafer (Dermestes typographus) an einzelnen Bichten 
ein. Dad Hol; wurde ſeit mehreren Jahren abge» 
ſchlagen (gefäur). Man finder auf diefem Schlage 
wenige 6 biß Sjährige Fichten, noch weniger Wogel« 
beerbäumchen, aber Himbeer» und Heidelbeerſtraͤu⸗ 
er in Menge. Das Geraden des Waldfaamend in 
der erfien ober zweiten Hoͤhen · Abtheilung des Geld- 
bergd gehöre zu den allerfeitenkten Fällen, bie deswe ⸗ 
‚gen fehr bewundert werden. Noch tiefer und eigent- 
ih am Fuß des Feldbergs befchen die Waldungen 
aus Fichten; hier und da zeigt ſich ein Wogelbeers 
baum, und noch feltener Buchen. Auf dem Beldberg, 
und zwar auf dem Fürſtenbergiſchen und zum Theil 


63 


de Aecker, kruͤmmende Fluͤſſe, Wälder, Städte, 
Dorfer, Bergſchloͤffer, Seen x. in bunter Menge 
den Auge mahleriſch darſtellen. Hier finden ſich 
auch die Quellen des Albſtuffes. Auch beſindet ſich 
ein See auf dieſem Berg, ber 18 Jaucherte ent⸗ 
"Hält. Man fiſcht darin gute kLachsforellen. Die 
Fiſcherei iſt der Standesherrſchaft Fuͤrſtenberg und 
dem Groundherrn von Baden zuſtaͤndig. 

Kniebis, eine auf ber weſtlichen Gebirgskette 
Schwadens längs dem Rhein hin, in der überſte⸗ 
henden Richtung zwifchen Kolmar und Landau im 
Cab, gelegene, dies ganze flache Land dominirende 
bekannte Höhe des Schwarzwaldes, über weiche 
von Strasburg aus über Oberlirch, die Oppenauer 


anf dem Gräflih Sickingiſchen Anibeil, entfpringe 
die Gutach, weile in den Feldſee, von diefem im 
den Titisſee, und aus dieſem weiter unter dem veräne 
derten Namen Wutach bis in den Rhein fließt. — 
Der Feldſee liege ganz auf der öflihen Seite des 
Teldbergd, an feinem Buß, in einer vollen Keſſelform. 
Vor wenigen Jahren gab es auf dem Feldberg noch 
hohes Rothwild, Auerhahnen, Hafelhuͤhner. Rehe 
giebt e& noch, doch ziemlich ſelten. Fuͤchſe kommen 
- mach vor, aber ein Haſe iſt eine Seltenheit. Nice 
alle Jahr kann man, wegen Schnee, die Auerhah« 
nen⸗ Jagd zur Balzjeit benugen. Haſelhuͤhner und 
Hochwild haben ſich ganz verloren. 
A. d. V. 


61 


Steig und. Freudenſtadt an dem eigemtlichen Mit⸗ 
telpunkt des Kniebisberges eine. in. der Chauſſeean⸗ 
Tage zum Theil ſchon angebaute Hauptſtraße führt. 
Die Oränzfheidung längs der fogenannten Schnee 
ſchmelze ift gegen Norden, Often und Süden. die 
Würtembergifchen Aemter Alpirfpah und Freuden 
ſtadt, gegen Welten und Suͤdweſten jene Großher⸗ 
zoglich Badiſche von Adern, Oberkirch, und das 
ehemalige Fürftenbergifhe, nun Badiſch⸗ hoheitliche 
Amt Wolfah. Auf diefem Berg, alle nah Welten, 
abfließend und in verfhiedenen Richtungen in den 
Rhein fallend, entfpringen die ziemlich bedeutenden 
Bergſtroͤme, die. Murg, die Acher gegen das. Kappe, 
lerthal, die Rench und die Wolfe Die 3 erfteren 
vereinigen fih unmittelbar mit dem Rhein, und 
die letzte bei Wolfach mit der Kinzig. Auf dem 
gleich. hohen Bergruͤcken finden ſich die zwei merks 
würdigen een, ber Mummelfee, und ber wilde 
See. Die Hauptbeftandtheile find. viele taufend 
Morgen meift Weißtannen, zum Theil aud Bus 
chenholz. Sie find alle Koͤniglich Wuͤrtembergiſches 
und Großherzoglich Badiſches, Fuͤrſtenbergiſches 
Staats· Domanial, auch zum Theil Privateigen⸗ 
thum. Auf, dem hoͤchſten Bergruͤcen findet man das 
in Deutſchland feltene Islaͤndiſche Moos (Lichen 
Islandicus L.), bie Wärenbeere (Arbutus uva 
ursi), der gelbe Enzian (Gentiana Lutea L.); 
eine Menge vol kahler, zu keinem Kulturftand 


65 


umyuftaltende, mit Farrenkraut bedeckte öde Plaͤtze; 
in feinem @ingeweide aber doch aud reichhaltige 
Eifen. und &ilberflufen, wie aud das im Fuͤr⸗ 
ſtenbergiſchen Antheil de Kniebis gelegene Berg ⸗ 
wert St. Wenzeslaus und andere im Winterthale 
hierüber Zeugniß geben. Einen vorzäglihen Wald⸗ 
beftandeheit vom Kniebis bildet der fogenannte 
Hochwald non 3600 Morgen im Bezirksamt 
Oherkirch. Alles, was in dieſer Bergkette des Knie ⸗ 
bis ſich zur ſparſamen Kultur in Bau legen und 
urbar machen ließ, iſt von den Koͤniglich Wartem⸗ 
bergiſchen Unterthanen der Aemter Alpirſpach, Freu⸗ 
denſtadt, und vorzuͤglich jenen des Amts Wolfach 
angebaut. Im letzten ſiedelten ſich erſt in neueſten 
Zeiten herwaͤrts des K. Wuͤrtembergiſchen Haupt ⸗ 
zollamts, auf der Hoͤhe vor Freudenſtadt weſtlich, 
29 Familien mit ungefähr 160 Seelen an, wels 
en eine Unterhaltungs · Gemarkung von 450 Mor 
gen noch ungebautes und 22 Morgen fihon gebaur 
tes Aderfeld,, 3o Morgen Wiefen und 40 Moers 
gen Waldung angewiefen find. Auf dem nemlichen 
Bergruͤcken und der Landgraͤnzſcheidung zwiſchen 
Wuͤrtemberg und Baden finden ſich die 3 merkwuͤr⸗ 
digen Verfhanzungen und Velten, die Alerander » 
Schweden » und die Ropbähl- Schanze, jetzt freie 
rich nur in ihren vüdgebliebenen Ruinen. 1704 
memlih drangen die Branzofen durch biefen Paß 
Kniebis in Schwaben ein, und Herzog Alexander 
5 


66 


von Würtemberg ließ zu deſſen Befegung die ans 
ſehnliche, mis Mauern und Gräben verfehene Ales 
sanderfhanze an ber ſuͤdweſtlichen Seite, oberhalb 
dem Griesbach, bauen. leihen Urfprung hatten 
igne mehr äftlih gelegenen Verſchanzungen, bie 
Schwedenſchanze und die am Roßbuͤhl, im Schwe⸗ 
denkriege. Bei den 1796 abermals ausgebrodenen 
Beindfeligleiten mit Frankreich wurbe die legte, uns 
tes dem Namen Schwabenfhanze, auf dem Noßs 
buͤhl durch den Würtembergifhen Major Roͤſch er⸗ 
neuert; weil fie aber noch nicht ganz beendet, ges 
ring befegt, und deswegen nicht fehr haltbar war, 
am. aten Juli von ben Franzofen erfliegen, und 
der Truppenmarſch nah Schwaben geöffnet. Im 
September des nemlihen Jahres war fie von den 
Defterreihern auf kurze Zeit befegt. Beim fpäteren 
Wiedereinbruh der Franzofen (1797) verfuchten 
die Defterreiher eine Wiederherftellung der Schwar 
bens und Alexanderſchanze; bie nachruͤckenden Frans 
zoſen vertrieben fie abermals, und würden, wenn 
ihr Vorruͤcken es nicht unnöthig gemacht, fie ihres 
Orts vollendet haben, da hierzu durch Aufgebet 
der umliegenden Orte der Anfang bereit6 gemacht 
war. — In der Gegend der Aleranderfhange bes 
fonders befinden ſich viele fogenannte Leg» oder 
Latſchforlen, welche einen merkwuͤrdigen Anblick 
dadurch gewaͤhren, daß fie 6 bis 10 Fuß auf der 
Erde kriechen, und dann erſt 10 bis ia Fuß in 


6 


die Höhe fliehen, bei einer Stammdicke von Faum 
7, 8 oder 9 Zollen, jedoch bei anſehnlichem Alter. 

Unterhölzern, ein Hochfärftih Bärften- 
bergiſcher Thiergarten, ber ungefähr 2000 Jaus 
dert, jedes zu 25600 Nürnberger Quadratſchuhen 
gerechnet, enthält, mit einen Jagdhaus, a Stun, 
den oͤſtlich von Donauefdingen, iſt mit Edel- und 
Dammwild befege, bat 2 Stunden im Umfang, 
amd befteht erft feit einigen Jahren, nachdem ber 
größere zu Bachzimmern Beftandene aufgehoben, 
und dafelbft eine Eifenfchmelse angelegt worden iſt. 
An dem Tiergarten zu Unterhoͤlzern iſt noch ein 
Heiner Einfang für milde Schweine angebracht, 
worin nur fo viele unterhalten werben, daß bie 
fürftliche Tafel zur guten Zeit mit Schwarzwild 
verfehen if. Die Auffiht führt ein hier wohnen: 
der und nad) Unterbaldingen eingepfarrter Sörfter, 
deffen Forſt ſich über die Eihwaldungen inner» und 
aufferhatb ber hiergartenwaͤnde erſtreckt. Das 
Jagdhaus fee" auf einer Heinen Anhöhe und hat 
eine angenehme Ausfiht. Es wurde vor etlichen 
und breifig Jahren erbaut; dagegen das eine halbe 
Stunde von da, unter Wartemberg geflandene Bar 
fanenhaus, nad weggeſchaffter Faſanerie, abge⸗ 
brochen. 

Auch zu Bachzimmern ſteht ein recht arti⸗ 
ges Jagdſchloß; aber ein weit ſchoͤneres, trefflich 
gebautes Jagdſchloß befindet ſich auf der Länge 


— 


68 


(fo nehnt man die Waldungen, welde das Schloß 
umgeben), im Hundringer Forſt, 3 Stunden von 
Donauefhingen und eine halbe Stunde von ber 
Stadt Zürftenderg entfernt. Es heißt das Län 
genſchloß. Fuͤrſt Joſeph Wenzel ließ es 1767 
aufbauen; die oͤſtliche Ausſicht uͤber die zerſtoͤrten 
Hegauer Bergſchloͤſſer und über den ganzen Boden⸗ 
fee geht fo weit das Auge. reiht. ‚Im. früheren 
Zeiten und che die Thiergäxten beftanden, haben 
‚bie Herren Fuͤrſten von Fuͤrſtenberg fi in der 

Hirſchbrunſtzeit dort aufgehalten. Eigentlich befin- 
‚den fi) diefe Merkwürdigkeiten mehr an dem äfts 
lichen und füdöftlihen Eingange bes Oman 
waldes. 


Es iſt bekannt, daß im Jahr 1boo ein ſchreck-⸗ 
licher 17 Tage ununterbrochen dauernder Walde 
brand. im Koͤn. Wuͤrtembergiſchen Oberforſt Freu⸗ 
denſtadt, in den Schwarzenberger, Igelsberger und 
Beiersbronner Nevieren, ungefähr Booo Morgen 
werheert hat, von denen jedoch im-folgenden Jahr 
mehrere taufend Morgen wiebes mit Kiefern, Weiße 
und Rothtannen befaamt wurden; dermalen ik der 
Pag beinahe ganz mit Anflug bewachſen, mit 2 
und 3, aud 4 bis 6 Fuß hohen Forlen, Fichten 
und Tannen. Sogar kommen Beſtaͤnde vor, wel 
che ſchon 10 bis 12 Fuß hohe Kiefern zeigen ; hier 
und da werden jedoch, na Verſchiedenheit bes 


69 


» B 
Bodens, Nahfaaten nothwendig. Jedem Forſt⸗ 
mann, beſonders einem den Schwarzwald bereiſen ⸗ 
den, iſt diefe verbramnte Waldgegend ſehr merk 
würdig, fowohl durch Wergleihung bes vers 
fhiedenen Nachwuchſes dem Alter nah 
Zahren mit dem in-andern Gegenden 
eben fo alt vorfommenben ; wegen der dar⸗ 
aus gebildeten. Mifhungen; und überhaupt 
nach feiner verſchiedenen Beſchaffenheit den Hole 
arten nad), mit befonderer Rüdficht auf die Eine 
wirtungen des rauhen Schwarzwaldss- 
Klima's und den Verfhiedenheiten des 
Bodenk 


70 

Der Schwarzwald ift im Ganzen und in 
eingeluen Theilen fehr bevolkert, an den 
Graͤnzen jedoch am meiften, und weit mehr, als 
die Lefer dieſes Werks vermuthen Finnen; und 
zwar ſowohl in dem Königlih Würtembergifchen, 
als in dem Großherzoglich Badiſchen, fo wie in 
dem Hochfuͤrſtlich Fuͤrſtenbergiſchen Anteil. 

Als Beweiſe mögen dienen : 

A. Folgende Seelenzahlen Koͤniglich Wuͤrtember⸗ 
giſcher Oberaͤmter, deren Einwohner im 
Schwarzwald wohnen und anfäffig find. 

2. Oderamt Apirfpah . . . 7396 
2. — Altenſtaig .... 8689 
5. — Glm 2.2... 12208 
% Sreudenfladtt . . . 18696 


5. — Herren . . . 2582 
Nogd 2... 11411 
7. — Neuenburg.... 7459 
8. — HSorb 248679 
9. —  Mofenfeld, die Hälft 

mit ohngefaͤhr . 3500 
9. — Domban . . 0.1007 
0. — Sl 2 ee. 8695 
au. — Tuttlingen . . . . 17728 

Patrimon. Untert. 4010 
12. — Spaichingen . » . 13881 


Summe 107954 


® 
l 


74 
oder in runder Zahl: Ein hundert taufend, weil 
bei (dem letzten Oberamt Spaichingen nicht alle 
Orte zum eigensliden Schwarzwalde 9 
rechnan find. 

B. daß für den Großherzoglich Badiſchen als 
größten Antheil. 160,000 Seelen angenom ⸗ 
men: werben. 

C. dab auch der Hochfuͤrſtlich Bürenbergifche 
Antheil nicht weniger ſtark bevölkert if. 
Das Oberforſtamt Wolfach mit 14736 Bew 
len ; daß Oberforſtamt Donauefhingen, das 
Amt Engen abgerechnet, noch mis 35996 
Seelen. 

Und, was nicht zu vergeffen, dieſe Seelenzahl von 
mehss ih im Ganzen jährlih, wie theilweiſe 
unternommene Unterſuchungen gezeigt "haben, um 
etwas. 

Mon kann nie über 2 Stunden reiſen, ohne 
wenigfens einzelne menſchliche Wohnun- 
gen felbft in dem verhorgenften und abgelsgenfen 
Schluchten von gewöhnlihen Wegen und bewohn⸗ 
ten Orten anzutreffen ; gewöhnlich aber weniger 
als diefe Entfernung bietet fon menſchliche An- 
fiedlungen dar, die den Reifenden oft angenehm 
überrafchen. 

Wenn man nun diefe Waldgegend als die na⸗ 
tuͤrliche Vorrathskammer, vorzüglich für Vous und 
Vrennhelz, zus Befriedigung her vielen Einwohs 


73 \ 
ner , und noch außerdem zur Verſorgung mancher 
holzarmen Gegenden vom Koͤnigreich Wirtemberg 
and dem Großherzogthum Baden, und zugleich 
diefe anfehntiche Bevoͤlkerung betrachtet; fo muß 
einem, ohne die Größe des ganzen Areals zu ken⸗ 
nen, ber Gedanke Fommen: daß nur bei der bes 
fen nachbaltig eingerihteten Forſt⸗ 
wirthſchaft Yür den ausländifhen Floßhandel 
noch Einiges übrig bleiben Bann. Und wenn man 
bie bald nachher vorkommende Morgenzahl ber gan⸗ 
zen Waldflähe, beſonders mit Ruͤckſicht auf die 
große Verfhiedenheit der Holzbeflände 
dem Holzertrag nah (f. ©. a5 die Anmere 
tung), damit vergleicht, fo möchte es wohl nicht 
gewagt feyn, zu behaupten, daß biefer ausländifche 
Handel beinahe in eben dem Verhältniß ‚abnehmen 
muß, tie die Bevölkerung und ber Holgbebarf im 
Schwarzwald felbft zunimmt, weil de Nach wuchs 
nicht in eben dem Verhältniß und Abs 
fufungen überatt vorhanden if, daß die bis⸗ 
herigen Abgaben fid immer glei blei⸗ 
ben Eönnen, wozu fo viele weiter unten meiſtens 
vorkommende Urſachen fehr vieles beitragen. 


Was nun die eigentlihe Groͤße aller Walde 
flähen des Schwarzwaldes betrifft, fo find daruͤber 
genaue Befimmungen nicht moͤglich, 


73. 


a) weil nicht alle Waldungen vermeffen find ®), 
mande nur nach dem Augenmaaß abge 
ſchatzt; 

b) weit immer jährlih viele geringeres 
Theile zu Oartenland, Fruchtfeld und 
Wieſen abgegeben werden; 

©) weil die Graͤnzlinien nicht fh arf.gejo- 
gen werben können, wo er aufhört oder am 
fängt. , 

Indeſſen hoffe ich, daß ſich bie verehrten Lafer mit 
folgenden fideren Angaben begnügen werben, _ 


L Der Koͤniglich Birtembergifße 
Antheit 
entpäts 
A. den Neuenburger Oberfork *, 
der nad) der neueſten Eintheilung 8 Forſt ⸗ Reviere 
enthält, 
nemlih das Schwanner, 
Kalmbacher, 





”) oft auch nicht nach der richtigen, auf ſicheren mas 
thematiſchen Grundfägen beruhenden Methode, die 
bei @ebirgen und Ebenen etwas verfchieden iſt. 


**) Der Oberforſtmeiſter Hat feinen amtlichen Wohnfig 


- auf dens fogenannen Burgſchloß über dem Städtchen 
Neuenburg. 


7 J 

Langenbrander, 

Liebenjzeller, 

Naißlacher, 

Wildbader, 

Herrenalber und 

Zarelſteiner; 
zugleich · die Wohnſitze der Foͤrſter und Oberförfter, 
mit Ausnahme des Foͤrſters zu Langenbranud, wel ⸗ 
cher zu Waldrennach wohnt. 


Ehemals enthielt dieſer Oberforſt 

52000 Morgen *) herrſchaftliche oder (nach der 

jegigen Beſtimmung und Benennung) Krons 
waldungen; 

28000 zum Kirchengut gehörige, in 2 Forſtverwal · 
tungen zu Hirſchau und Herrenalb getheilte, 
und 

54000 Morgen Gemeinde» und Privatwälder. 

Von den Kirhengutswäldern liegen nur etwas 
über 20000 Morgen eigentlih im Schwarzwald, 

weil von der Zorftverwaltung Hirſchau zwiſchen 7 

und 8000 Morgen jenfeits dem Nagolbfluß, außer⸗ 

halb dem Schwarzwald, gegen den n Eronberger Ober⸗ 
forſt hin liegen. 


Nach neueſter Anntheimng aber fallen hinweg 


*) au 10 a6fhuhigen Quadratruthen jeder gerechuet. 
A. d. VB. 


75 
das Hoffletter Mevier mit 7465 Morgen Krone 
wälder, 
Sprollenhaus od. Enzkloͤſterle 670° — 


i Summe 14335 — 
welche dem Altenſtaiger Oberforſt zugetheilt worden 
find. 





Reſt alfo noch 

37665. 
Dazu kommen nun wieder die nad) neuerer König. 
lichen Verordnung mit ben Rronwäldern vereinigs 
sen Kirhengutswaldungen mit 

20000 Morgen ; 
alſo enthält dieſer Oberforft dermalen 

57665 "Morgen Kronwälder, 
weil fi in denen abgegebenen zwei Nevieren an 
den angränzenden Altenflaiger Oberforft Feine Kir- 
chengutswaͤlder befunden haben. 


Und was die Gemeinde» und Privatwälder 
betrifft, fo fallen die Gemeindewaͤlder der Stadt 
Wildbad mit einigen hundert Morgen hinweg, wel⸗ 
che in dem Enzkloͤſterle Revier liegen, und bei dem 
Sofftetter Nevier Gemeinde» und Privatwälder uns 
gefaͤhr Soa Morgen. Im Ganzen vieleiht 1000 
Morgen, hoͤchſtens. Alſo reftiren noch 

83000 Morgen. 
Summe. aller Waldungen dieſes Ob erſorſts 
200668 Morgen. 


76 


B. Der Altenflaiger Oberforft 
enthält nach der neueften Eintheifung a1 Reviere, 


nemlich Altenftaig, 
Enzköfterle, 
‚Hofftetten, 
Groͤmbach, 
Pfalzgrafenweiler, 
Schoͤnbronn, 
Simersfeld, 
Thumlingen, 
Nagold, 
Ober » Zettingen, 
Horb, und 
2) Koͤnigliche Kronwaldungen mit 
Einfluß der Kirchſpielswal · 
dungen oo 0 000. 
2) Spital« und Stiftswaldungen 
3) Commun · oder Gemeindewals 
dungen . 2 2 0 2 0 e 
4) Gutsherrſchaftliche ( Grunds 
herrlihe) und Privatwals 
dungen . oo 00. 


Summe 101788 Morgen. 
Davon gehen ab von ber Ober» Zettinger Huth 
oder Revier, welde über dem Nagoldfluß, alſo 
außerhalb dem eigentlihen Schwarzwalde, liegt, 
das hier vorkommende Ungerade, und zwar auf 


42140 Morgen. 
ga — 

40,85 — 

17548 — 


7 


alle 4 vorkommende Arten Wälder fo ausge 
theilt, daß die Gemeindewälder den größten 
Theil ausmahen, mit 1788 Morgen, verbleiben 
alſo bei diefer Annahme 200000 Mörgen. 


C. Der Freudenſtadter 


enthält bermalen 9 Reviere, 
nemlich Alpirſpach, 


Beiersbronn, 
Dornſtetten, iz 
Freudenſtadt, 
’ Iselsberg; ber Foͤrſter woßnt zu He⸗ 
ſelbach. 


Schömberg, 

Schwarzenberg; der Foͤrſter wohnt auf 
| der Slashütte. 
| Sulz, \ 
| Sterneck; der Oberförfter wohnt zu Uns 
| - terbraͤndi. 


Die Kronwaldungen ſind nach einer alten Schaͤtzung, 
die man aber nicht fuͤr richtig halten kann, auf 
67462 Morgen taxirt. Nach den neueren Vermeſ⸗ 
fungen betragen aber ſchon 5 Reviere 75000 Mor⸗ 
gen und barüber ; und wenn der ganze Forſt ges 
meſſen wird, können 90000 Morgen, vielleict noch 
mehrere, herauskommen. 


78 


Gemeinbewälder ungefähr . . 6000 Morgen. 
Gutsherrliche und Privatwaldun⸗ 

gen ungefaͤhr . . . . 24000 — 

 Spitale und Stiftswaldungen . 2000 —*) 
Im Ganzen alſo 121000 Morgen, 

wenn 90000 Morgen als Kronwaldungen angenem- 
men werden. . 

Der Koͤniglich Wuͤrtembergiſche Autheil des 
Schwarzwaldes enthält alfo 

311665 Morgen **) 

Waldungen, zufammengefegt aus den Arten als 
dungen, welde im Vorhergehenden benannt find; 
darunter aB9805 Morgen Kronwälber. ’ 





I. Der Großherzoglich Badifche 


Antheil 
enthält: 


Ron dem Oberforftamt Karlsruhe 
A) Borftinfpection Pforzheim 


5 Reviere; 
Pforzheim, 
Eusingen, 





*) Da die meiften diefer Waldungen das alte Maaß 
haben, fo Fann man etmad ‚mehr annehmen, ungefähr 
den vierten Theile 

**) zu 150 ı6fuhigen Q. Ruthen jeder gerechnet. 


79 
Huchenfeld, 
Buchenbronn, 
Langenalb 23000 Morgen Rheinlaͤndiſch 
wu 160. adfhuhigen 


. Q. Ruthen · 
B) Forſtinſpection Ettlingen 
2 Revier: 
Schellbronn : 8596 
© Forſtamt Eberftein 
4 Reviere: 
Scheuren, 
Yernfpag, 
Forbach, 


Gauſpach 33597 Morgen. 
Scd ifferſchaftliche Waldmeifterei von Gernſpach 


NB. Die Waldungen des geſammten Badiſchen 

Schwarzwaldes gehoͤren entweder 

1) der Landesherrſchaft, 

2) Standes. und Grundherren, 

3) Gemeinden, 

4) Kirchen und frommen Stiftungen, 

5) einzelnen Privatperfonen, und 

6) ganzen Geſellſchaften. 
Ale beſitzen folhe entweder als reines Ei 
genthum oder zuweilen als Lehen von ber 
Landesherrſchaft. 


80 
Forbach angeblich 18000 Morgen *). 
Hier wird bemerkt, daß die fämmtlichen Waldun ⸗ 
gen des Korftamts Eberſtein um wenigſtens ein 
Drittheil oder ein Wiertheil größer feyn dürften, 
als fie gewöhnlich genommen werden. B 
Die Schifferwaldungen, ſo wie die meiſten 
Gemeinde- und Kirchenwaldungen, find nicht ver⸗ 
mieſſen, ſondern bloß approximativ dem Flaͤchenge - 
halt nad) ſchon vor 29 Jahren taxirt worden. 


Rom Oberforftamt Raftats 
D) Sorftinfpection Baden 
6 Meviere: 
Herrenwieſen, 
Hundsbach, 
Waldenſtein, 
Beuren, 
Malſchbach, 
Vaden 36500 Morgen. 
NB. Bei diefer Angabe if das Vorgebirg des 
Schwarzwaldes vom Rheinthale aus weggelaſſen. 
Vom Oberforftamt Schuttern ö 
E) Kinzig⸗ Infpestion. 
9 Reviere: 
Gengenbach, 
Petersthal, 





H ſehr wahrſcheinlich 24000 Morgen, 


Ri . a 
Griesheim, 
Durbach, 
Allerheiligen, 
Nordrach, 
Oberkirch. 
Kirchenwald...23 Morgen. 
Grundherrliche und Pri. 
datwälder © 2 2. 210007 — 
Gemeindewaͤlber . . Ah .. — 
Die Herrſchaftlichen Walbeiftrikte findımir vicht ge 
nau befannt worden, fo wie fie im eigentlichen 
Sqhwartwald liegen, oder auf dem fachen Land *). 


F) Vorſtiuſpection Ahern, 
Basbacher Forfirevier 3669 Morgen Herr⸗ 
ſchaftliche Gebirgewaldung. oT 


In dem Ulmer Nedier, wovon auch ein Theil 
im Gebirg liegt, 2997 Morgen. 

IB. Streng genommen gehören dieſe Walber zum 

Vorgebirg des eigentlichen Schwarpwalbes, 


Vom Ob erforſtamt Freiburg, odeſſen Herr⸗ 
ſchaſtliche Waldungen im Ganzen :&zazı Morgen 





) Sie betragen 22643 Morgens ein Drittheil mit 
75947% Morgen können davon als zum Schwarzwald 
gehörig angenommen werden, auch eima-wicht. 

6 


betragen, kann ungefähr ein Dritcheu mit 10673; 
Morgen zum eigentlihen Schwarzwald gerechnet 


werden. 
G) Borftinfpection der El; 
8 Gorftreviere : 
Waldkirch/ 
Simonswald, 
Tryberg/ 
St. Georgen, 
Hornberg, 
Vmingen, 
Woldtirch, 
Zaͤhringen. 


Kirchenwalbungen · . 319 Morgen. 


Gemeindewalder .. 84178 — 


sis VDrivetwaͤlder. 204144 — 

Ba) Oberbrenfam Safnsin 

29 Reviere: 
&. Peter, 
Oberried, 
Ebnet, 
Hürden, 
St. Märgen, - 

Littenweiler, 
Saͤckingen, 

+ Blashätte, 
Mönfterthal, 
Kirchofen. 


83 
Kirchenwaldungen .. 213 Morgen 
Gemeindewaͤlber . . 31826 — 
Privatwälder . . . 140 — 


D Oberforſtamt Kandern 
6 Reviere: 

Oberwies, 

Fahrenau, 

Tegernau, 

Schoͤnau, 

Todnau, 

Zell. 
Herrſchaſtliche Walder. 6625 Morgen. 
Kichenwiber . 2... 145 — 
'Gemindewäler . . 2725 — 
Privatwälder . - . 12098 — 


Dom Oberforftamt &t. Blaſien. 
HK) Alb» Infpection 
5 Reviere: 
Schluchſee, 
St. Blaſien, 
Todtmoos, 
Wolfsboden, 
Huͤttenhof. 
Herrſchaftliche Waͤlder. 17626 Morgen. 
Semeindewälder . . 106900 — 
Privatwibr . .. Go o— 


. 84 


1) Schwar zach und Schlucht 
- 5 Reviere 
Gravenhauſen, 
Waldehuth / 
Sin, 
Ewatingen, 
Bondorſ. 
Herrſchaftliche Wälder . — Morgen. 
Kirchenwaͤlder . 
Privatwäer - . » su _ 
Gemeindewaͤlber . . 20478. — 
Auswärtigen Perfonen j 
vigehärige Winter. vo .—_ 


Der Srshenegich Babiſche Anıpai enthält 
alſo im Ganzen 

400803 Morgen 
von dieſen verſchiebenen Waldungen, dem Eigen⸗ 
thume nad, wovon bie Landedhertſchaſt 155050 
Norgen ef 


\ 85 


II. Dee Hoc fuͤrſtlich Fuͤrſtenber giſche 
Anteil 


enthatt 
A. Im Donausfhiuger Oberforſt 
Herrſchaftliche oder dem Herrn Fuͤrſten gehörige 
50500 


Jauchert, jede zu 25000 Nürnberger Duadratfhur 
ben gerechnet *); 

Geweindewaͤlder . 63400 bergl. 

Privatwälder . . 28400 bergl. 

welche in folgenden Revieren vertheilt liegen : 


2) Oberförfterei Waddhuufen. 
Revier Donauefdingen, . 

Huͤfingen⸗ 
Mundelfingen, 
Waldhauſen, 
Krahenbach, 
Lenʒkirch, 
Neuſtadt, 
Eiſenbach, 





*) Dieſes Meat iR — 37,65 Qusdrateuthen nach dem 
Rheiniſchen Mau; und salfo.,.ida 160 noͤſchudige 
Quadratruthen — einem Rheinlaͤndiſchen Morgen 
find, eiwaß mehr, ald ein Hakher folder. Mor- 


gen. 
A. d. V. 


86 ' 
Hammereiſenbaͤch, on 
Voͤhrenbach, 
Herzogenweiler, 
Wolterdingen. ) ö 


2) Oberförfterei Geifingen. 

Revier Hochemmingen, / 

SIppingen, ° j 

Bachzimmern, 

Möhringen, . 

Geiſingen, 

Auffingen, 

Gutmadingen, 

Unterhoͤlzern, 

Leipfertingen, 

Hondingen, 

Blumberg. 


3) Oberfoͤrſterei Stuͤhlingen. 
Revier Stuͤhlingen, 

Schwaningen, 

Horrheim. 
Der Oberforſtamtsbezirk Donaueſchingen, ganz in 
Großherzoglich Badiſcher Hoheitsgränge gelegen, iſt 
von jenem zu Wolfach durch die Badiſchen Amts⸗ 
bezirke von Willingen, Zryberg und Hornberg ganz 
getrennt, und umgrängt die Badiſchen Bezirksam⸗ 
ter Engen, Huͤfingen, Blomberg, Löffingen, Stuͤh⸗ 
lingen und Neuſtadt. 


\ rd 

Außer den Oherfirfterein Dezirk Engen im 
\ une! in bie Reviere 

Emingenabel, 

Engen/ 

Bittelbronn und 

Krůͤgerthal 
getheilt, duͤrfte der übrige Theil ganz zum Schwarp 
wald gezaͤhlt werben. 

Den Abzug genau an dahin gehörigen, alfp. 
von obigen abgehenden Wolbflähen anzugeben, ift 
mir nicht möglich geworden‘, moͤchte aber doch un 
gefähr 10,000 Jaucherte aller drei Kafen bes 
tragen. 


B. Im Oberforſtamt Wolfach, aus 6 Re 
vieren beftehend, 
nemlich Rippoltsau, 
Wittichen, 
Wolfach, Sitz des Oberſorſtamts. 
Hauſach, 
Haßlach/ 
Steinach, 
enthalten: 
Herrſchaftliche Wälder 8974 Rheinl. Morgen. 
Gemeindewaͤlber + 4835, — 
Stiftungswaͤlder ..8003 — 
Privatwaͤlder44616 — 


Summe 81445 — 





2 


Wenn’ nun obige Jaucherte ded Doneneſchin-· 


giſchen Oberforſts als halbeer Nheinltn diſchen ange⸗ 
nommen, und wegen ber’ Obetfbriterei Engen 
20000 Jaucherte == 5000 Rh: Mörgen abgezogen 
werben, fo kommen 67150 Rjeint:- Morgen heraus; 
fegt man wegen dem Oberforſtamt' Wolfah 31445 
NH Morgen Hingu‘, fd bettägt: das · Ganze: ghbos 
RH. Morgen; und daraus der ganze Schwar tvald 
Aqhtmatbundert zehentauſend fünfhunderr fechaig 
DRG Morgen, 
oder in runder Zahl: 800,000 Rh. Morgen. 
NB. Die Wuͤrtembergiſchen Morgen find etwas 
.. ‚Heiner, ols die Rheinlaͤndiſchen, welche aber 
" größeneheil dadurch ausgegiichen werden, daß 
die Jaucherte im Fuͤrſtenberg. Oberforft Donaus 
fingen nur für halbe Rheiniſche Morgen arts 
"genommen find. Uebrigens bemerke ich noch, daß 
eine onfehntiche Morgenzahl abgehen mag, 
was nicht Wold ik und Wald feyn 
kann, 4.8. Wege, Suͤmpfe, holzloſe Platten ic. 
— was beifpielsweife der Umſtand mit beweifl, 
daß blos in der K. Würt, ehemaligen Forſtver⸗ 


\ 


woaltung Herrenald, bie 24284 Morgen Walde ⸗ 


pläge zählte,” abjuziehen waren: Wege und 
Straßen 61 Morgen, "Bau und Mähfeder 
gı4 M. und’ holzlofe Platten rübt M., im 
Ganzen alſo 4257 Morgen ! 





Zmeiter Haupsabfihnitt, B 


Ja Clare Ps Behand der Wälder 


im Ganzen genommen prädominirend 
A Weißt ammnen. 
Daher auch der Name Schwarzwalb entſtanden 


fehn mag, weil beſonders bei Negenwetter biefe 
Ve dunbelgruͤn, ſchwaͤrzlich ausſchen. 


B. Rothtannen det Fichten 

fndet mon auch anf anſehnlichen Waldflaͤchen, und 

eben ſo 
C. Kiofern oder Forlen; aber 
D: Baden, und 
E.eignh \ 

nehmen nur ein mäßiges Areal ein. 

— 

*) Berk iefen $ dein dorkommenden Hatıpthofarten 
=" Mibel'isan 2) Die Weißtanne im ganzen Gchmari« 


! 


Dirfe 5 Hoharten Fommmen rein vor, nad 
der forſtlichen Kunftiprache, d. i. weder unter ſich 
nod mit andern Holzarten gemiſcht. Allein außer 
diefen kommen nod vielerlei Mifhungen vor, 
und zwar befonders 


1. Weiß: und Rothtannen 


ſtark md in anfehufichen Abtheilungen ‚in vieler, 
lei nicht genau anzugebenden Verhältniffen der Ans 
zahl nad) auf jedem Morgen. 

Im mittleren und oberm Theil des eier 
waldes vorzuͤglich. 


U. Weißtannean und Forlen 


erſtere meiſtens prädemimirend, im Ganzen: nicht 
ſehr häufig; mehr nur im mittleren Theile des 
Sqwarzwaldes, gegen Oſten und. Sühofen hin. 


. DI. Fichten und Kiefern 
in verſchiedenen Verhältniſſen, der Anzahl. nach⸗ 


wald, doc im untern etwas mehr als in andern 
heilen; 2) die Fichten oder Rothiannen mehr im 
mittleren und oberen Schwarzwald ; 3) die Kiefern 
im ganzen Schwarzwald in allen Theilen; 4) die 
Buchen mehr im unteren und oberen Schwarzwald; 
5) die Eichen im unteren Schwarzwald und gegen 
die ſuͤdweſilichen und weſtlichen @ränzen Ni ‘ 

A. d. V. 


91 


unter ſich; in vorbenannten Theilen bes Schwarj · 
waldes vorzüglich. 


IV. Weißtannen und Rothbuchen 
in ſehr großen Abtheilungen, uͤberhaupt ſehr haͤu⸗ 
fig, und bei verſchledenen Verhältniſſen gegen ein⸗ 
ander; doch meiſtens präbominiten die Weißtannen. 
Im nördlichen unteren Theil des Schwarzwal 
des, vorzüglich, aber auch im nordweſtlichen und 
weftlihen Theil. 
V. Weißtannen und Eichen 
in geringeren Abtheilungen. Erſtere präbominiren 
gewoͤhnlich ſtark. = 
Im nördlichen und im mittleren Theil mehr 
gegen die Gränzen Bin. 
VI Kiefern und Eiden. 
Erſtere prädominiren mit feltener Ausnahme, Disfe 
Miſchung kommt im nördlihen Theil bis gegen die 
Mitte hin vor, immer mehr gegen die Graͤnzen 
bin, oder doch nicht tief im Schwarzwald, 
VU. Roshtannen und Eichen. 
Erſtere ſtark prädeminirend, 
Im wittleren Theil mahr gegen Oſten hin 
vorzügli in geringen Abteilungen, 


93 
VI. Kiefern und Birken 
im oͤſtlichen und füdlihen Theil, ziemlich felten 


und in geringen Waldtheilen. Erſtere gewoͤhnlich 
prädominirend« 


w. Birken, Forlen und Eichen; 
X. Birken, Borlen und Rothtannen; 


XI. Eihen, Birken, Forlen und Roths 
" tanneni \ 


XII. Eihen und Birken, 


„ gegen die Mitte des Schwarzwaldes in geringeren 
Adtheilungen. 


XML. Beißtannen, Kiefern, Buchen, 
Eichen, Birken 


an manchen ziemlich hohen Bergwaͤnden im untern 
heil des Schwarzwaldes, in mäßig großen Abs 
theilungen und nicht Häufig. 


NB. Oben auf dem platten Nüden dergleichen 
Berge, die gewdhnlih trocken und fleinigt 
find, ſtehen Kiefern und Birken. Im gan. 
sen Berg zerſtreut fiehen Weißtannen , wels 
che präbominiren. Cinzeine Eichen ſtehen 

gegen das Thal Hin, und Buben kommen 
B an. der Hanyen Abdachung bin ‚zerfivent im 


mehr einzelnen Stämmen, Deien auch 
in Gruppen, vor. 





In kuͤnſtlich gefäeten Anlagen von verſchiede⸗ 
ner Größe kommen Lerchen ganz rein, oder mit 
Birken oder mit Kiefern gemiſcht, vor. Und 
auch durch Pflanzungen entftandene veine 
Abtheilungen trifft. man von biefer urſpruͤnglich 
nicht im Schwarjmatd vorhandenen Holzart an, 
ſowohl im Kön. Würtembergifgen, als Großheri· 
Bebiſchen Antheil. 





ie dernalder find mie im Schwarzwalde 
rein ganz wenige, und nur Birken auf klei⸗ 
sen Plägen vorgelommen; aber mis viekeis 
Holzarten gemifcht, mehrere. 

So befinden ih z. B. im Altenftaiger Obere 
forſt, K. W. A. Schw., in dem Mapölder Bes, 
die, mehrere Waidtheile, z. B. am Schloßberg, 
‚ar der Chauſſee nach. Pfaligrafenweiler Hin zu bei⸗ 
. ben, Geiten auf eine halbe Stunde Entfernung 

won der Stadt, bei Rohrdork, we 
' Eichen, 
Baden, 
Hainbuchen, 
Birken, 
Aſpen, 


4 

Yarın, 

Sahlweiden, 

Vogelbeere, 

Hartriegel/ 

Liguſter ıc. 
in verſchiedenen Verhaͤltniſſen gegen einander, und 
zuweilen in Gruppen vorkommen,” 
» Zerner in dem Schoͤnbtonner Revier, bei 
Wildberg, Bulach zc.,. bei Calw, beim Geſund⸗ 
brunnen Deinad x. 

Im Oberforft Neuenbürg, 8. W. A. Schw, 

in den Schemberger und Schwanner Revieren, 

‚ mehr gegen die milderen Graͤnzen hin *%). — In 
Sem oberen Schwarzwald, und zwar im Hechfuͤrſt⸗ 
lich Fuͤrſtenbergiſchen Dberforft Donauefhingen, 
derhmen in 17 BRevieren-Dieberwälder vor, die eis 





, *) ‚Die Umtrieböperiobe iſt zu 25 bis 30 Jahren ange ⸗ 
nommen. Wo viele Eichen und Buchen im Ober» 
Holz und Unterholz vorfommen, hat letzterer Tur⸗ 
nus fart; und wo dieſes nicht iR, und mehr ſchnell 
wachſeude weide Hölzer Ad. vorfinden, gilt 
die erfiere ürgere Iimtriebperiode. Buch bei dem 
Burgſchloß Neuenburg befindet ih ein Niedermald 
von mehreren Morgen, wo die Hainbuchen und 
Maſtbuchen fehr prädominiren; übrigens aber ges 
meine Ahorne, Linden, Eichen, Birken, Bogel« 

beere zugleich vorkommen und Haſeln. 
. Li d. V. 


% 
nen 40jaͤhrigen Zirenns..haben. I wanchen dee 
Hleihen Wäldern, bie Bemeinben und Privasen 
gehören, werden bie Haushgen, früher vorgenom · 
men , und fon wit 20: Jühsen, 

Als wine ber feltenfen Mifhungen üben 
haryt betrachtet, kommen im Neuenhurger Okt 
forſt, an der Hirſchauer Steige, unſern dem gleiche 
namigen Kloſter, Weißtannen ſehr ſtark praͤbomi · 
nirend, mit mehreren rauhen Ulmen (Ulmus Sa- 
wiva Burgsdorfii) vor; fo wie auch Weißtännen- 
waider vorhanden find, wo gegen: die Thaͤler hin 
mehrere weinblätterige Akorme gendhnip 
in &ruppen vorkommen. 

Ferner dergleichen Waͤlder mit gan wenigen 
Heistuden gegen bie. Thaͤlet bin - . 

‚Weil aber diefe Miſchuns nur. wenige, Doreen 
won den. mehr besrädsliheren Waldtheilen betriſfft 
und „beikiumte: Päge,. io Tau man bergkeichen 
Seltenheiten Eeine gemifchte Wälder ‚beißen, 
und bei der Behandlung: des Ganzen fein Raͤd⸗ 
fiht nehmen , mar ſon viel, daf dergloichen mäglihr 
Hölzer, die im Schwarzwald übrigens — id 
im Werth: And, erhalten werden⸗ u 

In dem GHechrärftiie Briefenkersiihen, Den 
forkamt Wolfach, auf der Bränze des eigentlichen 
Scywarzwaldes ; kommen aub Hauberge (ber 
nahe wie im NaffewsSiegenfhen) vor, dio bier 
in einem aa bis aöjährigen ‚Umtriehe Beben , mt 


E 


wicien, Eichen, CEieen rund Göfeiekuheen ber 
wodrten find, und omf Wagnerhotz⸗ ‚Litheiterholg 
(mehr Kiappernholz) Ftoßwie den, mb zu ‚Berune 
lohe die Rinden von aflazen benutt werden. Tach 
dem Abtrieb werben fie einmal als Fruchtfetd, und 
ſynter zur Meide benutzt, fahen. de: Gier under 
Feine fertigen Bere. - 


1 

In einzetnen Stämmen chabs ich in dew 

Sqhwarzwalde folgende Behand aber weile 
ger. wonkommen umgäisoffen. : - 


In Waͤldern fe: 


Du weinsiätteige Auen, «Acer guentoplamanı, 

Ber aan Ahern , Acer plätänoides. 
Die 'Kraubenlirfipe, prunus yadus; am -Gaum 
Be Wilon gegen bebaute unb Sewehate Pud⸗ 

J in. 

Die Abe, Populus weile; : E u 

Dit Mehldeerbaum, Cratuegus aria, L. 

Die Beyelbiste:, Borbus aucuparia, 

Da Arlsbeerbaum, Cratasgus "torzainklis, Ly 
nur ander noͤtdlichen Graͤnze. 

DSie BVogelkirſche, Prunus avium, L. 

Die Eſche, Praxinus 'exeelsior ; von Atem, 

ab mir an den Graͤnzen. 

Die wilde Wirno, Pıyrus 'pyraster, L.. 


9 
Dit Winterlinde, Tiha parvifolie: 
Der wilde Apfelbaum, Pyrus malus.sylvestris, L, 
Die Schwarzerle, Betala alnus glutimosa. 
Die glatte Ulme, Ulmus campestris. 
Die raufe Ulme, Ulmus Sativa- Burgdorf: 
Die Hainbuche Carpinus betulus, ° 


In Gaͤrten und defendern Anlagen: 


Prunus cerasus. 
— domestiea. 

Tilia grandifolia; im Deinach. 

Lerchen, Pinus larix. 

Beihmonthskiefern, Pinus strobus ; im Hagen⸗ 
ſchießwald bei Pforzheim. 

Canadiſche Fichte, Pinus Canadensis; ebendaſelbſt. 

Der Zulpenbaum, Liriodendron tulipifera ; in 
den Anlagen bes Geſundbrunnens Wildbad *); . 

Die weißblühende oder unaͤchte Akazie, Robinia 
pseudoacadia; beim Burgſchloß Neuenburg. 

Der Kleebaum, Cytisus laburnum ; in den An 
lagen des Deinachs. 

Cytisus nigricans; ebendaſelbſt· 





) Wurde im Wintet 1863 mit Laub dict bebedt, 
und im Srühjahr nicht bald aufgededtz erhielt ſich 
= Jahre 3 ob länger, if mir nicht dekannt gemor« 
den, ift aber au bezweifeln, 40.8 


7 


3” 


Berner Sträudher und fhandenartige Ger 
waͤchſe. 
Ilex aquifolium , Stechpalme; zuweilen baumar⸗ 
tig. — Im Freudenſtadter Oberforſt fand ih 
eine Varietät ohne Stadeln (inermis). 
Crataegus oxyacantha und monogyna. 
Lonicera nigra; beim Wildbad in einer Wald- 
ſchlucht mehrmals. 
— xylosteum. 
Prunus spinosa. 
Acer campestre, Mafholder, Feldahorn. 
Rhamnus catarcticus. 


— . frangula, 
Viburnum lantana, 
— ‚opulus. 


Cornus sanguinea; Cornus mas; in Gaͤrten blos. 
Juniperus communis. 
Corylus avellana. 
Salix aurita. 

— pentandra. 

— viminalis. 

—  triandra. 

—  caprea. 
Rosa canina. 

— alba. 

—  spinosissima. 

—  cinamomea. 

— lutea; in Gärten. 










Spiraea opulifolia; in den Deinachs⸗Anla— 

—  salicifolia ; ebendafelbft. 

—  hypericifolia; ebendafelbfl. 
Robinia hispida ; ebendafelbft. 
Lonicera alpigena und caprifolium. 
Rubus caesius. 

—  fruticosus. 

— idaeus. m. 
Ribes alpinam. . 

— grossularia; in Gärten. 
— uva crispa; in Gärten. 
— rubram; in Oärten, 

— nigrum; in Gaͤrten. 
Evonymus europaeus, 
Ligustrum vulgare. 

- Sambucus nigra. 

_ racimosa, 
Vaceinium vitis idaea. 
Daphne mezereum. 

Clematis vitalba. 
Spartium scoparium. 
Colutea arborescens; in den Deinachs : Anlagen. 
Coronilla emerus ;. ebendafelbfl. 
Genista tinctoria. 
—  pilosa. 
— _ germanica. 
Ononis spinosa, 
Solanum dulcamara, 





100 . 


Behandlung 
der 
reigen Weißtannenwälder 
im Shwarjwalb 





Man Tann biefe Holzart nur dann fiher aus 
Saamen natuͤrlich nachziehen, wenn ber haus 
bare Beftand des Waldes fo viele zum Saamentra⸗ 
gen tauglie und wirklich tragbare Staͤmme ent» 
Hält, daß jeder derſelben den andern mit ben Sei⸗ 
tenzweigen an der Krone berührt; und diefes kann 
mur in mehr eben gelegenen Walbtheilen fo 
vorkommen. In Gebirgshängen, wo bie 
Bäume über einander ſtehen, muß man Mite 
tags bei Sonnenfdein die zum Hieb beftimmten 
BWaldpläge durchgehen, und bei Bezeichnung der 
zu fällenden Stämme es fo einzurichten ſuchen, daß 
die Sonne nicht auf den Boden fcheinen kann. 
Diefe Holzart hat ihre Zapfen gewöhnlich 
mehr am Gipfel und deſſen nachbarlichen Seiten⸗ 
* zweigen, welche auch felbft bei der Meifung über 
ſich Rechen. 





» ‚101 

Der Saame if der größefle und ſchiverſte bei 
denen “im Schwarzwalde vorfommenben Madelhoͤl 
zern. 

Er will ſchlechterdings im ſanften Schatten 
der Mutterbäume und unter deren Schuß aufs 
wachſen, denn in allen andern Fällen gebeiht der 
Anflug fhledhter oder gar nicht; daher dieſe 
eben beſchriebene Verjüngungs ‚Stellung 
awedinäßig und nothwendig if. 

In ebener Lage, aud auf Plattformen der 


Gebirge, werben dieſe Wälder in der Regel von 


Mordoft gegen Suͤdweſt, oder von Often nah Wer 
fien angehauen ; allein die Richtung der Berghänge 
und der Thäler nöthigt zuweilen den Forſtmann, 
als Ausnahme von biefen Regeln gegen andere 
Weltgegenden zu hauen, aber immer’ fol es gegen 
den Windſtrich geſchehen. 

Dabei darf nicht vergeſſen werden, einen ſoge · 
nannten Mantel oder Streifen von ungefähr Bo 
bis 100 Zuß Breite nad ber ganzen Form 
des Waldes (oder des Hiebs) gegen die ges 
ſahrlichſten Windfeiten zu erhalten *), aus dem 
dichten und erwachſthen Beſtand gebildet. 





*) Würde man z. B. von Morgen gegen Abend ben 
Hieb führen, und der Mantel wäre nur ayf dieſer 
Eder Abendfeite ) angebracht, fo Eönnte der Suͤd⸗ 
md Suͤdweſtwind noch vieles ſchaden; wenn aber 


103 

Dieſer Gtreifen wird fo lange erhalten , als 
Stämme auf: der abgetriebenen Flaͤche ſich beſin⸗ 
den, bis der Anflug vollfam und in einer Höhe 
von mehreren Zußen vorhanden if. 

Ze höher bie einzelnen Stämme find, welche 
den Mantel bilden, deſto beffer wird derfelbe ſchuͤſ 
zend bei Stürmen für die noch ſtehenden Bäume, 
überhaupt für einen größeren Theil derfelben. — 
Aber defto gefhloffener müflen auch dergleichen 
Stämme gu ihrer Selbfterhaltung ſtehen. 

Bei ber angegebenen Höhe bes Nachwuchſes 
tanıı nun der Mantel auf einmal kahl hinweg 
genommen - werben ( weil bexfelbe wegen geringer 
Breite fogar durch die dunkle Beſaamungeſtellung 
nicht gegen Stärme geſchuͤtzt if, und noch weniger 
bei den folgenden lichteren Stellungen), und mit 
wenig Kiefern» und Weißtaunen · Saamen gemiſcht 
kuͤnſtlich beſaamt werden, und zwar fo, daß die 
Kiefern ald Vorſaat vortommen, und die Weiße 
tannen im folgenden Jahr nachgeſaͤet werben *). 
Sn Zukunft widerſteht diefe Mifhung, in web 


auch auf diefen beiden CoBfäprtihen ) Seiten der 
Mantel ſich hinzieht, fo ift Diedfald nichts zu bes 
fürdten. " 
. A. d. V. 
*) Wenn dieſer Mantel an keinen andern Wald uns 
mittelbar angrängen follte ober nur. an einen jun 


403 


her die Kiefern präbominiren, ben Stuͤrmen beffer 
als reiner Weißtannmbeftand. 

Ehe die dunkle Vefaamungsitellung in den 
haubaren Weißtannenbeſtaͤnden gebildet wird, muß 
man in mehr ebenen Gegenden anterſuchen, welche 
einzelne Stämme die hoͤchſten find, und über die 
andern flarf hervorragen ; diefe werden, wie bie 
Erfahrung lehrt, am leichteften und gewiſſeſten von 
den Stürmer umgeworfen, oder nad) dem Schwarz 
wälder Ausdruck: ausgewuljt. Die Luͤcken davon 
erleichtern den Eingang des Windes , und vermeh⸗ 
ven die Gefahr für den ganzen Platz. Wenn fie 
aber vorſichtig, ohne (Karte) Beſchaͤdigung der nes 
benſtehenden Bäume gefällt und herausgeſchafft, 
und wenn rund um bie dadurch enttflandene Eleis 
ne Luͤcke viele Stämme regelmäßig erhalten Wer« 
den, dann ift nichts diesfalls zu befürchten. 





gen Beſtand, der alfo für erſteren feinen Schatten 
und Schutz gewähren kann, fo kann der Weißtans 


nen » Saamen erſt im zweiten Jahr zwifchen die in " 


Ninnen gefäeren Kiefern im Oerbſt ausgeſtreut 
werden, wenn eittige Hoffnung des Gedeibend ſich 
ergeben fol. Die Entfernung der Rinnen von ein» 
ander, nemlih 2 Fuß, verhindert das Unterbrüf- 
Ben der Tannen durch die Kiefern. Auch Eönnen 
im dringenden Gall die ſchaͤdlich werdenden Kiefern 
aum Theil herausgenommen werden. 
. Lu d. V. 


108 

Gs iſt zwechmaͤßig, dab anſehnliche Fla— 
Sen auf einmal zu dieſem wichtigen Zweck der 
natärlihen Befaamung. eingerichtet werben, 
wenn es dev Beftand erlaubt; denn angenommen, 
man hätte, um den (jährlichen) Bedarf zu gewinnen, 
50 Morgen nöthig, es wäre aber aus Beobachtungen 
richtig, dab alle 4 Jahre der Weißtannen, Saame 
in der Gegend gerathe; fo koͤnnten 200 Morgen 
fo angehauen werden „. daB im vierten Jahr das 
Ganze die möshige dunkie oder eigentliche Beſaa- 
mungeftelung erbielte, und fo bleibt das Verhau⸗ 
niß in aͤhnlichen Faͤllen bei 5.6i6.6 Jahren: : Bis 
zum ‚vollen Saamenjehr kann man biefe Wirth⸗ 
ſchaft Plentern — aber nicht eigentlich 
nach dem Schwarzwälder Ausdrud Semmeln — 
heißen *R 

Wo die Weißtanne reine gute Veſtaͤnde 
bildet, und mo von Stuͤrmen nicht vieles zu bee 
fürdten it, wo alfo die Achte Befaamungsr 


“Weit bei der Femmelwirt hſch aft immer nu 
die ſaͤrkſen Stämme, ohne befondere Ordnung 
hinfichtlid der Merjüngungsftellung , und ſogar 
mehrere neben einander , gewöhnlich zuerſt Hollan⸗ 
der: Ploͤcherholz; bei der Pienserwirchfdaft 
aber im den meiſten Gällen Staͤmme zu Baus, 
Sig · und Brandholz zu gleicher Reis heraude 
genommen werden. 

HR 


"4108 
fkellung möglich wird, da muß alle Worſicht 
angewendet werben, wieder reinen Nachwuche 
davon zu erziehen; weil diefe mägliche Holzart nicht 
bei jeder Lage, nie bei jedem Boden fort 
kommt, und weil fie kein fehr rauhes Klima 
und keine fehr Hohe Lage — ohne Schaden für 
die. Vollkommenheit der einzelnen Stämme — er 
tragen kann. Die Mifhung im Mantel kommts 
Hier in. keine befondere Betrachtung. 

Es Binnen fih weniger Unkräuter anſie⸗ 
dein; «8 wird mehr gleihförmiger Nach-— 
wuds, bem Alter nad, ergeugt, was für bie 
Zukunft befonders wichtig if; und es laſſen ſich 
eher Moßregein für fihere Erhaltung treffen; ſo 
wie der Wildfraß bei. großen Plägen nicht fo ver 
heerend werden kann, wenn die Anzahl nur gering 
iſt. „Dies ift der Nugen und Zwed von großen 
Bieben. .. 

Die befonderen Sicherheitsmaßregeln beſtehen 
darin, daß der ganze Plag, wenn er vellſamen 
Anflug zeige, mit einem leihten Zaun verfehen 
wird, welcher aus 4 über einander abwechſelnd in 
durchloͤcherten Pfoſten durch Einſchieben beleſtigten 
Stangen gebildet wird, und eine Höhe von wenig. 
Mens 4 Buß haben muß. Diefe Stangen werden 
von jeder Holzart genommen, die fi in der Nähe 
befindet, in der Qualität , daß ſich Beine ſchoͤnen 
©tämme von ihnen erwarten laffen, 


106 ö + 

Den Forſtlaufern oder Streifen wird es zur, 
erſten Pfliht gemacht, vom Frühjahr nad) Abgang. 
des Schnees an gerechnet bis zum Gpätiahr taͤg⸗ 
lich dergleichen natürliche Saatplaͤtze zu begehen, ' 
und gegen eine billige Belohnung in gutem Stand 
zu erhalten. Gin ſcharfes Beil zu Faͤllung ber 
Stangen, das fie bei fih führen Eönnen, erleich ⸗ 
test die ſchnellen fehr nöthigen Reparationen. 

Die neu eingefegten Stangen werden bem 
Mevierförfter angezeigt, von ihm beſichtigt (fo wie 
die morfchen alten), und vierteljährkip der billige 
Verdienſt atteflirt, damit die Bezahlung unbefchwert 
von derjenigen Behörde erfolgen kann, welche da⸗ 
mit beauftragt if. 

Mich Hat die Erfahrung belehrt, daß weder 
die firengfte befohlene Aufſicht ber niede 
ven Forfibedienten, noch die Arengen Strafen 
gegen Frevler, dem Zweck entſprechen. Wer wi 
die vielen einzelnen Walbhuͤtten- Bewohner auch 
naͤchtlicher Weite hüten und hindern , daß ihr Vieh 
ſolche Pläge nicht findet; — der Zugang muß 
deu Thieren felbft verfperrt werden. — 
Deswegen muß auf die betretenen oder erwieſenen 
Frevler, welche gewaltfam die Barriere in ſolchen 
Plaͤtzen geöffnet haben, die Zuchthausftrafe vers 
hängt und unnachſichtlich nad Monaten voliftredt 
werden ; und außerdem aud das Rehwild bier, 
wo nicht ausgerottet, doch auf wenige Stuͤcke vers 


4107 
mindert werben, weil fie zu großen Schaden im 
Beißtannen » Anflug anrichten, wovon mid. die 
Erfahrung ftark überzeugend belehrt hat, und 
weit fie den Zaun überfliehen, oder bei einer Luͤcke 
durchfehlüpfen. 

Ich habe bei meinen Reifen in viele Gegenden 
des Schwarzwaldes mic fehr verwundert, im Ver⸗ 
haͤltniß mit der Größe diefer Waldgegenden, dem 
Blädeninhalt nah, und der großen Anzaht 
Hieben, fo ganz wenig dichten, hoff⸗ 
nungsvollen Nachwuchs von diefer Holzart, 
und zwar vom jängften bis etwa zu a5jähris 
gem Alter angetroffen zu haben. 

Bei genauer Unterfahung , mit Nachdenken 
verbunden, waren es bie verangeführten Umftände, 
welche in vielen Mevieren nicht angewendet und 
beachtet wurden; fo wie die mit Recht in- ihren 
Folgen ſchaͤdliche, im Schwarzwald beinahe uͤberall 
geführte, dort fogenannte Femmelwirthſchaft, 
Die zufammen genommen bdiefen für die Zukunft 
wichtigen Mangel verurfaht haben. Weiter unten 
wird im eimem befonderen Kapitel das Nähere von 
dieſer Wirthſchaft vorkommen, fo wie noch mehrere 
andere darauf wirkende Urſachen. 

An den füdlihen Bergfeiten muß zur 
natärlihen Beſaamung etwas dunkler geftellt 
werden, als auf den nördlichen, fowohl wegen des 
nöthigen Schattens, als auch .megen Sicherung 


108 
gegen Stürme, mit der Vorautſetzung, baß dieſen 
entgegen gehauen, und der Mantel nicht vergeffen 
wird. , . 
Wenn der Beſtand einer Bergflaͤche und 
ber unmittelbar angrängenden Plattformen zu 
gleich haubar iſt, fo if der erſtere vor der / letzte⸗ 
ten abzutreiben, weil die Plattform, mit hohem 
Holz gut bewachſen, in mander Hinſicht für den 
niedriger liegenden theils ſchützend werben 
Tann , hefonders für den jungen Nachwuché, 
und auch in Hinſicht auf Gturmfchaden. . 
Wenn eine mit Weißtannen bewachſene Berg⸗ 
wand fehr hoch it, und das Ganze ein anfehnlis 
des Areal bildet, fo können durch einen in der 
Mitte ungefähr angebrachten Weg zwei Abthei⸗ 
lungen gemacht werden, von benen ber oberſte 
vor dem unteren abgeholzt wird, theils um bem 
Transport des Holzes aus dem Walde zu erleiche 
tern, theild um ben Nachwuchs des untern Theils 
mehr zu fihern. 
Wenn der Anflug in mörhiger Anzahl und 
Qualität vorhanden if, und umgefähr die Hoͤhe 
von 1% Fus erreicht hat, fo wird der Licht hieb 
geführt, und zwar mit folgenden Modißkationen: 
3) daß an den nördlihen Abhängen unge⸗ 
führe die Hälfte derjenigen Stämme weg« 
genommen werde, welche die Beſaamungs⸗ 
ſtellung gebildet haben, 


. 409 


2) Bei andern Expoſitionen aber ı nur der dritte 
Theil diefer Stämme ; 

3) und zwar im Spätherbfl, wenn der etwa 
vorhandene Saame reif geworden, und aus⸗ 
fallen kann. 

4) Daß die im Sommer vorher befonders 
ausgezeichnete, ja nit der Aus- 
wahl der Holzhauer uͤderlaſſene 
Stämme bald möglihft aus dem’ Hieb gen 
ſchafft werden muͤſſen. 

In Hinſicht des Reinigungshiebs laſſen 
ſich die Jahre nicht genau beſtimmen, wann er 
geſchehen muß; die Groͤße und Vollkommenheit 
des Anwuchſes, bie mehr frelere oder geſchuͤtztere 
Lage gegen Stürme, die Erpofition, beftims 
men.dem beobachtenden Borfimanne durch Anfchaus 
ung das Nähere; nur if erfahrungsmäßig, "daß 
Weißtannen länger als andere Madelhölzer das 
Vorhandenſeyn erwachſener Schutzſtaͤmme unſchad · 
li) ertragen können. 

Bei den nad und nach ausgehauenen Walde 
plägen, wo zwar einiger Nachwuchs von Weißs 
sannen vorhanden ift, aber nicht in nöthiger Mens 
ge, um nad 20 bi6 25 Jahren ein gefchleffenes 
Dickicht zu bilden, und dabei nicht älter als 3 oder 
4 boͤchſtens 5 Jahre, Tann, um diefen wichtigen 
Bwe mehr zu erreichen, mit Pflanzung naden 
helfen werdem 


410 


Die Anzahl der Pflänzlinge für jeden Morgen 
laͤßt ſich im voraus gar nicht beftimmen, weil hier, 
bei große Verſchiedenheit vorkommen kann. Der Aus 
genſchein muß Hier den praktiſchen Forſtmann leiten. 

Wenn die Pflaͤnzlinge in Saatſchulen erzogen 
werben, fo laͤßt ſich ihr Gedeihen erwarten, wozu 

voch vieles beitraͤgt, wenn die Setzlinge vorſichtig 
(ohne Verletzung der Wurzeln) ausgegraben, und 
mit Erdballen, ungefähr 2 Fuß pon einander 
entfernt, wieber eingefegt werben. Im Fruͤhſahr, 
bei Baum aufgefrornen Boden, ehe der 
Trieb fihtbar anfängt, mag biefes am beften 
sefhehen, und babei das. Anfhlemmen nicht 
vergefien werben, wenn es ohne viele Koften ge 
ſchehen Eoan. 

Alein diefe Seglinge fordern ſchattigt en 
Standort, und weil biefes an folden füdlichen 
Bergen nicht möglich iſt, fo läßt ſich auch nichts 
erwarten ; hingegen bei noͤrdlichen und weſtlichen 
Einhängen ift der Erfolg meiftens entſprechend, wie 
mid Erfahsung belehrt hat. Ohne Schatten if 
alles umſonſt. 

Wo die Weißtonne-wegen Mangel an Schat ⸗ 
ten weder durch Saat noch, Pflanzung mit Hofft 
nung nadgejogen werben kann, muß, um vollen 
Holjbeftand damit, zugleich viel Holzmaſſe zu bes 
zwecken, eine andere Nadelholzart damit vermiſcht 
werden, welche dieſe gewöhnlich füblihe Cage ers 





111 


tragen kann, und dieſes ift bie Kiefer. Wenn 
alle hindernde, ſtark wuchernde Unkräuter durch 
Ausraufen gleich nad Abgang des Schnees vertilgt 
worben, fo muß bie Saat fhnell vorgenommen 
werden. an; genau ift die Saamenmenge nicht 
enzugeben, weil die Anzahl der noch vorhandenen 
Weißtannenſtaͤmme diesfalls vieles boſtimmt; jedoch 
muß nicht geſpart, ſondern dicht gefäet werben, 
weit in Zukunft ein reiner Forlenwald gebils 
det werben fol, und weil durch allerlei Sufälle 
manches Pflanzchen zu Grunde geht; 6 Pfund 
ungeflügelter oder 8 Pfund geflügelter gutee 
Saame möchte für die mehreren Säle hinzeichend 
fen. 

Künklihe reine Saaten von Weißtans 
nen kommen felten vor, aber aud für bie wenis 
gen Bäle muͤſſen hier Beſtimmungen gegeben 
werben. @ 


Erſter Salt, 

Wenn nur gewöhnliche Hiebe von mäßiger 
Groͤße gemacht werben, und darin kein Saame in 
dem Angriffsjahr ſich ergiebt, aber in benachbarten 
Nevieren auf folhen Plägen, welche nicht zur na» 
türlihen Beſaamung eingerichtet und beſtimmt 
find ; fo kann der Saame dort erſammelt, beige- 
führt, und auf folde dunkel geſtellte Pläge kuͤnſt ⸗ 
lich ausgeſtreut werben, wozu für einen Rheinlaͤn⸗ 


412 


diſchen Morgen zu 160 ı6fhuhigen Ruthen 36 u 
40 Pfund erforderlich find 9 . 


Bweiter Fall 
Oder es koͤnnen in einem zur natürlichen Bes 
faamung geftellten Hieb die Bäume nicht fo viele 
Bapfen tragen, daß ein vallfamer Anflug zu ers 
warten ift, welches dem beobachtenden Forſtmann 
nit ſchwer zu beurtheilen ift, da muß ebenfalls 
durch Kunſt nachgeholfen werden, um einen dicht 
ten Beſtand zu erzielen, welcher bei günftigen‘ mits 
wirkenden Umftänden große Vollkommenheit in je 
der Hinſicht erwarten laͤßt. Im biefem Ball’ tüns 
nen oft 10 Pfund für jeden Morgen den erwuͤnſch⸗ 
ten Exfolg hervorbringen. ’ 

Sollte es nicht moͤglich ſeyn, im Herbit noch 
den Saamen auszuftreuen, fo iſt es auch moͤglich, 
den Weißtannen · Saamen einen Miter unſchadlich 
und großentheils keimungsfaͤhig zu erhalten auf fol⸗ 
gende Weife: 

Man fammelt denfelben an trodenen, fonnige 
ten Zagen im Herbſt, mad feiner Reifung, ent⸗ 





) Der Saame muß durch Bearbeitung mit ber Hade 
in den Boden gebrads werden. Dieſes befördert 
feine Erhaltung und Gedeihen fehr, wie mich en 
fahrung belehrt hat. 

u. d. V. 


— 


443 


weder durch Beſteigen der Bäume, ober auch durch 
Zufammentehren deſſelben unter den Stämmen, 
seiniget ihn von Nadeln und Geſtruͤppe, und bringe 
ihn’ fo, mit feinen Zapfen: Schuppen fehe 
ſtark vermiſcht, auf einen trockenen Bretterbos 
den, der mit feinem Sand beſtreut wird, rührt 
ihn ungefähr 8 Zage lang täglich ein paar mal 
vorſichtig un, damit er ſich nicht erhige, und be 
deckt ihn leicht mit trodenem Moos, wenn man 
bemerkt, daß die Köiner von außen trocken find. 
So habe ih ihn, einen Buß hoch gelegt, bis zum 
Erüpjahr erhalten. Daß Feine Naͤſſe eindringen 
kann, und der Zugang der Luft möglichft verhin⸗ 
dert werde, iſt gleichfalls nöthig ®); 

Gleich nad) Abgang des Schnees iſt die befte 


) Wenn in der Wohnung ded Börfters Feine trodene, 
vor Mäufen und Ratten vermahrte, auf allen Sei⸗ 
ten vermauerte Kammer übrig fepn follte, fo muß 
eine dergleichen gemiether werden. Bumeilen findet 
ſich auf dem Squl · oder Rathhaus eine derglei⸗ 
chen. Oder e& Bann der Saame auch and dem 
oberforftammihen Saamen⸗ Magazin gerade zur 
Ausfaardzeit an den betreffenden Foͤrſter geliefert 
merden; wobei ich bemerfe, daß der Ganmen in 
Saͤcken hoͤchſtend eine Nacht Rechen bleiben ans 
Hänger ift alles au befürchten für die Keimungs⸗ 
fähigkeit deſſelben. 

A. d. V. 


414 
Zeit zur Ausſaat, weil ber Boden dann noch die 
erforderliche Beuchtigkeit bat. 

Was den Forſtſchutz, in Hinſicht der Vieh- 
weide beſonders, für die jungen von Saamen 
erzogenen Weißtannenwaͤlder betrifft, fo find 20 
bis 25 Jahre nöthig, bis man Nindoih ohne 
Schaden eintreiben kann. 

Moosrechen iſt in dieſep Wälbern niemals 
wm erlauben; Diejenigen eigentlichen Moosarten, 
welche fi) dort gewöhnlich vorfinden, bilden keinen 
ſolchen Filz, wie Zlechten und Moofe in andern 
Wäldern. Der Anflug fleht nirgends befler und 
ſicherer, als in diefen; unb wenn nicht gerade beim 
Hinwegnehmen der faubartige Saamen ausgefallen 
iſt, und im Schatten ‚aufgehen Tann , fo fieht es 
viele Jahre an, bis nur theilweife wieder etwas 
davon hervorkommt. Im Sommer erhält dieſe 
Monsbede die Wurzeln der Weißtannen frifh, und 
im Winter fihert es mit vor Kälte. — Mehrere 
aus dem Hypnum- und Polytrichum - Geflecht 
der Moofe find die häufigfien, die vorfommen, und 
augleih die nüglichften diesfalls. 

Es iſt zweckmaͤßig, in jedem Forſtrevier, wo 
die Weißtannenwaͤlder gegen andere fehr praͤdomi ⸗ 
niren, und wo bie Pflanzung als Verbefferungss 
mittel der jungen Beſtaͤnde angewendet werben 
Bann, eine befondere Saatſchule von wenigſtens 
einem Morgen anzulegen, und Setzlinge wenige 


115 


ſtens Für die Herrſchaftlichen Wälder zu erziehen. 
Hierzu muß der Plag fo gewählt werden, baf’er 
auf der Morgens Mittags s und Abendfeite von 
hohem Hol; umgeben, und nur gegen Mitten 
nacht offen if. Wenn berfelbe gegen bie legte 
Weltgegend abhängig ift, fo iſt es am beflen. In 
ben erſten Jahren Können auch die einen Fuß ent- 
fernten Riefen oder Rinnen, worein gefäet 
wird, mit geringen Zweigen von Pfriemen (Spar- 
tium scoparium), oder auch von Tannen, in [hier 
fer Richtung gegen einander einige Fuß hoch befteckt, 
und dadurch der nöthige Schatten erhalten werben. 
Noch ein befonderer Punkt, welder unmittels 

‚bar auf die gute Erhaltung des Anflugs ber Weiß- 
tannen paßt, und den mich bie Erfahrung Eennen 
und beurtheilen gelehrt hat, if folgender: daß auf 
den friſch gehauenen Schlägen alle geringfte 
Zweige, felbk mit einer Heinen Aufopferung 
ſchlechten Reiſachs zu Wellen, auf dem Plag ziems 
lich gleich ausgetheilt Tiegen gelaffen werben 
muß. Durd die Holzhauer kann diefes leicht bes 
forgt werben. Sogar auf licht fiehenden Stellen, 
die aber abhängige noͤrdliche Lage hatten, bemerkte 
ih einjährigen Anflug, welcher fih auch in der 
Bolge unter diefem fanften Schatten erhielt; und 
fogar bei andern Expofitionen erhielt fi der Nach⸗ 
wuchs theilweife, wo etwas größere Zweige fiegen 

blieben, und ihn als Anflug bededten. 


116 


Die Umtriebsperiobe'ober ber Turnus iſt 
bei dieſer Art Wälder verſchleden anzunehmen, je 
nachdem zum Handel ins Ausland befonders Marke, 
und zu.anderem Gebraud weniger ſtarke Stämme 
nah Höhe und Dicke ‚gefordert. werben 5; und:je 
nachdem der Boden und die Lage befchaffen iſt. 

Fuͤr Holländer Hölger, worunter ich hier 
vorzugsweife die fpgenannten effectiven Tan⸗ 
nen ju refp. 78, 82, 98 und 102 Schuhen Läns 
ge-und 16 Zollen am dünnen Ende verfiche, find 
150 bi6 140 Jahre noͤthig *), weil . dergleichen 
Stämme: eigentlich nur. da erzogen werden können, 
wo ber Boden tiefgehend ſtark mit Dammerde ges 
miſcht und die Lage beſonders günftig iſt, und da, 
wo’ gefchloffene Beſtaͤnde vorkommen, die ſich durch 
Langſchaftigkeit der einzelnen Stämme vor. andern 
aufzeichnen. 





*) In meiner befonderen Schrift über den Königlich 
Würtembergifhen DberforKt Neuenburg, als einen 
Theil des Schwarzwaldes, die 1806 erfchienen if, 
babe ih zwar 160 und mehrere Jahrökinge an 
dergleichen unterfuchten effectiven Tannen gefunden, 
allein fie waren überKändig und, nach glaudwäre 
digen Zeugniſſen ätterer Holzhdauer und Korfibe- 
bienten , menigftens 20 bis a5 Jahre früher (dom 
su dieſer Staͤrke erwachſen, und hätten früher ge» 
faur werden koͤnnen und follen. 

WR 


417 


Bür gutes Ploͤch erholz und ſtarke Baw 
Hölzer, mit Einſchluß der fogenannten Meßbo ⸗ 
ger d. i. ſolchen Staͤmmen, die bei 62 Fuß Länge 
noch 10 Zoll Durchmeſſer ans dünnen Ende haben, 
bei gutem Boden und guter Lage, 110 bis 100 Jahre. 

Endlich für. geringes Bauhelz und Brandholz, 
hei mittelmäßigem Boden und nicht ganz günfliger 
Lage, go bis 100 Jahre, 

Meine Beobachtungen und Unterfuhungen im 
Shwargwald .felbft haben mic) von der Nichtigkeit 
Diefer. Beftimmungen überzeugt. : Einzelne Ausnah- 
> men Eommen. in feine befondere Betrachtung. 

Die au bei: dieſer Holzart gewöhnlichen 
Darhforkungen.werden nicht, ſo früh vorge 
nommen, wie mände Zorftfchriften angeben., und 
auch nit fo viele, 

Bei einem Turnus von 150 bi6 140 Jahren 
kann im Zoften. ober 46ſten, zoflen und zooften 
Jahren biefes Gefhäft nad den bekannten Wors 
fihtsregein vorgenommen werben ; bei einer Um⸗ 
triebsperiode . von 110 bi6 120 Jahren im 40ſten 
und Soften Jahre. . Und ba, wo man das Holz 
nur go biß-100 Jahre alt werben laffen kann, weil 
es die: relativ mögliche Volllemmenheit auf dem 
Platz erreicht hat, wird mit 4o und 60 Jahren 
durchgehauen, oder es Fann auch im legten Fall 
wit 50 Jahren einmal durchforftet werben, und die 
weite Durchforftung ganz unterbleiben. 


. 


4118 

Brühe Durchforſtungen, che die einzeln wuͤch ⸗ 
figen Stangen dem Schneedruck, dem Duft oder 
Rohrreif, als mehr ſelbſtſtaͤndig durch gegenfeitiges 
Unterftügen der gleich hohen und gleich ſtarken 
Staͤmme, widerſtehen koͤnnen, vermehren die Ges 
fahren diesfalls; und alle zo Jahre zu durchforſten, 
fbeint dem dichten oberen Schluß , ber den untes 
ren Schatten und frifhen Boden zur nuͤtzlichen 
Bolge hat, in demjenigen Zeitpunkt hinderlich zu 
feyn,' wo beides; der Längen» oder Höhens 
wuchs ber einzelnen Stämme nod) befonders bes 
fördert werden muß, was bis zum 7often, Boften 
Zahre bei manden Beſtaͤnden auf vorangezeigte 
Weiſe fortdauerg, und was dichten unteren Be 
fand vorausfegt. 


Am Schwarzwald werden die Weißtannen vor» 
zuͤglich benutzt 

1) Zu Holländer Hoͤlzern bie ſtaͤrkſten Staͤmme, 
zu allen vorfommenden Sortimenten; 

2) zu Ploͤcher⸗ oder Saͤghotz; 

3) zu Spaltwaaren, und von den Giebmadern, 
Schachtelmachern, und zu Spindeln und Dadı 
brettern *); 


0) Wo die Riegeldächer nicht gemöhntich find, fondern 
das ganze Dach von Holy gemacht wird. Die eins 


. 4119 
4) zu gemeinem Floßholz, vielen Sortimenten ; 
5) zu Brandholz, und im Nothfall bie Aeſte zu 
Kohlholz; 
6) die unterdruͤckten Staͤmmchen zu Floßwieden, 
und zwar den ſtaͤrkſten Gattungen *). 
. 





zelnen Stüde find meiften 2 Fuß fang und ı Buß 
breit, und werden mir hölzernen Nägeln über ein» 
ander befefiget. \ 
) Man fann hierzu folde Stangen nehmen, welche 
in 30 bis gojährigen Gtangenhölgern davon im 
Wacsthum gegen andere dominirende zurüd, und 


5 biß 6 Fuß fürger find. Fuͤr Floͤßereien find fe, 


unentbehrlich, und nur auf diefe Weife unſchaͤdlich 
für die Berände zu erhalten. Man Fann dieſes 
aber feine eigentlihe Durchforſtung nennen, 
meil die dürren und ſchadhaften Stangen nicht mit» 
genommen werden. 

J 40% 


420 


ABebandluns 
der 


reinen Rothtannens oder Fichtenwaͤlder. 


* 





D, diefe Holzart im MWerhältnig mit der vorkom⸗ 
wenden möglihen Schaftlänge und Dicke der ein ⸗ 
‚yeinen Stämme, am wenigfien ſtark und tief 
gehend bewurzelt if, fo find ihr auch bie 
Stürme am gefährlihften, durch welde oft ganze 
Strecken, mit diefer Holjart beſtanden, entwurzelt 
zu Boden Aürzen. Eben fo hat dieſe · Holzart einen 
beftändigen furchtbaren Zeind an bem gemeinen 
größeren Borkentäfer (Dermestes typo- 
graphus, nad) Linne), 

Es erfordert alfo eine befondere und vorſichtige 
Behandlung, um mit gluͤcklichem Erfolg gegen diefe 
wei Hauptfeinde zu kaͤmpfen. 

Die Beſchaffenheit des Schwarzwaldes, als ur⸗ 
onfänglihes Hochgebirg betrachtet, vermehrt 
noch die Gefahr um vieles in Hinſicht auf Sturm⸗ 
ſchaden. J 


121 
Bei dergleichen Wäldern, die aus ſehr hohen, 
ſchlanken und dabei ſtarken Stämmen beftehen, 
‚was lockern, mit Dammerbe (Sand und Lehmen) 
ſtark gemiſchten Boden vorausfept , und hohe Rage 
zugleich vorkommt, kann felbft die dunkle Stel: 
.Iung, wie bei ber Weißtanne, Feine volle © 
cherheit gegen den erften Feind, und dabei Hoff 
nung zu natürlihem Nachwuchs gewähren. 

Es wird alfo eine andere Art, bie Hiebe ein 
zurichten, in folden erwachfenen, haubaren Wäldern 
angewendet, und diefes iſt in den meiften gewoͤhnli⸗ 
hen Fällen der Eahle Abtrieb in langen, ſchma⸗ 
len Streifen ohne Winkel, von Mordoft gegen 
Sadweſt, oder auch feltener von Norden gegen 
Süden, olyr aud) von Often gegen Welten, mit 
bröltem, dichtem, auf der ganzen Suͤdſeite des an⸗ 
gehauenen Waldes angebrachtem Mantel oder Strei⸗ 
fen von ſtehendem, ſtarkem Holz, nicht unter 20, 
und felten über 15 Ruthen breit. 

Diefe von der bei Weißtannen ganz; abwei⸗ 
ende natürliche Saamenſtellung paßt auch um fo 
mehr auf diefe Holzart, al der geflägelte Saame 
viel Meiner und leichter if *) , als der von Weiße 
tannen, wodurch berfelbe von erwachfenen, ftarten, 
dicht ſtehenden Bäumen in Ebenen auf ungefähr 





*) Aud giebt eine Korbtanne von gleicher @röße mit 
einer Weiftaune, bei guten Saamenjahren, viel 


122 


200, und in Gebirgsabhängen hoͤchſtens auf 160 
Schritte Breite gewöhnlih in Soamenjahren im 
folder Menge abfliegt, daß ein eben fo breiter 
Pla damit natürlih und hinreichend befaamt were 
den kann *); bei der Worausfegung beſonders, 
daß von Norboft gegen Suͤdweſt, oder von Nor 
den gegen Süden der Hieb geführt wird, weil bei 
Süd. und Suͤdweſt⸗ Winden der im erften Spat⸗ 
jahr fhon reife Saamen im Frühjahr aus den 
bleibenden Zapfen abfliegt. Sollte die Natur, wis 
der Vermuthen , nicht alles leiften, was zur Volk 
ſtandigkeit ber Beſaamung glei im erflen Jahre 
erforderlich if, fo muß dur Ausfireuung von 
Saamen nachgeholfen werden ; und überhaupt iſt 
es raͤthlich, jeden folgenden Hieb fogfeih Fünfte 
lich zu befäen, wenn die natärlide Berfün 
gung nicht möglid it, denn es if Regel, dem 
Nachwuchs , dem Alter nad, moͤglichſt gleichförmig 


mehr Saament oͤrner, auch (dom mehrere Zapfen 
als diefe, welcher Umſtand bier auch in Betrach⸗ 
tung kommt. 

A. d. V. 


*) Zuweilen kann auch ein breiterer Plan beſaaut 
werden, wenn die Saamenbäume ſehr hoch find, 
and die Bergfläche fehr abhängig ift; doch ik ber 
Unterfdieb gering. . 

25% 


4123 


und ſobald als möglich hervorzubringen und zu ew 
halten, und bei der vorangeführten Behandlung 
vorzüglich. . 


Die Möglichkeit ber Aufbewahrung und Ause 
fen des Fichtenſaamens erleichtert gar fehr der 
mftand, daß derfelbe fi 4 bis 6 Jahre ohne bes 
beutenden Schaden der Keimungskraft erhält, wenn 
derfelbe reif und troden erfammelt, mit Flügeln 
verfehen, auf einem Üretterboden, vor Näffe, Rate 
ten und Mäufen bewahrt, in kühlen Kammern, 
wohin die Sonne niemals fcheinen kann, oder in 
einem eigentlichen befonders eingerichteten Holzſaa⸗ 
men-Magazin, aufbewahrt wird. 


Die erften 14 Tage nad der Einſammung 
iſt nöthig, den 5 bi6 6 ZoM hoch gelegten Saamen 
täglih einmal fanft, zur nöthigen Erhaltung der 
Blügel, mit einem hölzernen Reden umzuruͤhren, 
in Zukunft nur alle 4 Wochen einmal. Höher 
als einen Fuß darf der Saame nie aufgehäuft 
werden. 


' 
Hingegen da, wo die Stämme nur eine mitt» 

. leve Höhe und Dicke erreihen , und die Lage mehr 
vertieft iſt, oder der Wald von einem höher lies 
genden ganz ober doch gegen bie gefährlichften 
Windfeiten umſchloſſen, alfo diesfalls mehr geſchuͤtzt 
iR, da kann bie natürliche Beſaamung auch durch 


124 


eine mäßig dunkle Stellung erreicht mens. 
den *), webei ju bemerken ift, daß in ber. Regel 
die Saamenbaͤume nicht über 4 Jahre ſtehen blei⸗ 
ben dürfen, und zwar nur bei mehr füblicher und 
oͤſtlicher, abhängiger Lage. Bei noͤrdlichen und 
weftlichen Einhängen Eönnen ſchon im dritten Jay, 
bei Vorausfegung eines volfamen auch dreijährigen 
Anflugs, die alten Stämme mit aller Vorſicht bei 
weichem Schnee, oder im Spaͤtherbſt, ehe es ſtark 
friert, herausgenommen werden. 


Um fi von biefer Negel zu überzeugen, muß 
man (natürlihen) Anflug auf kahl gehauenen Pläp 
zen befehen, und wieder dergleichen und von glels 
em, Alter, in mehr bunkeln Stehungen befinde 
lichen; und wenn der oberfte Theil des Mitteltriebs 
nicht bei beiden ungefähr gleich lang und. geſund 
ift im Herbſt, fondern bei legteren kuͤrzer, danu 

‚muß bald mögliht der Plag von übergehaltenen 
Bäumen gereinige werden. 


*) Der hochverehrte Herr Staatbtath ©. 2. Hartig 
bat in feiner unvergleichlichen „Inftruction, nach 
welcher die Holzkultur in den Königlich Vreußiſchen 
Vorſten betrieben werden fol, Berlin 1814. S. 18.* 
auch ähnliche Stellung zur natürlichen Beſaamung 
bei dergleichen Wäldern angerathen. 


x 425. 
Sollte man ‚Wälder diefer Holzart haben, wel⸗ 


de die vorbefchriebene mäßig dunkle Stellung dar , 


durch unmöglich machen, baß fie licht, aber zugleich 
mit-- ungleihförmigem Nachwuchs beftanden find, 
fo if vorderfamft zu unterfuchen, ob biefer vorhans 
dene Nachwuchs gefund, vom zahmen und wilden 
Zhieren nicht verfruppelt iſt, und ob derſelbe für 
die Zufunft vollkommene Stämme erwarten laͤßt. 
Findet man diefes, fo werden die Bilden , die eine 
Ruthe und mehrere ausmachen, durch Pflanzung 
ausgefüllt, damit ‚gegen das 40ſte Jahr Hin ein 
mehr ‚gefchlöffener dichter Weftand fi) ergiebt, auch 
oͤfters früher. 


Hot der Nachwuchs aber Fehler, die Feine 
Vollkommenheit der einzelnen Stämme auch nad 
vielen Jahren hoffen laffen, und keinen Schluß, 
fo iſt am beſten gethan, den verborbenen Nach⸗ 
wuchs im Fruͤhiahr, bei aufgeftornem Boden, aus⸗ 
seiffen ober dem ftärkeren abhauen zu laffen, die 
aͤlteſten Stämme, wenn fie gefund und noch wuͤch⸗ 
fig find ,. zu erhalten, und den ganzen Plag aus. 
der Hand zu befaamen ; und zwar, wenn berfelbe 
ebene Lage hat oder eine Plattform eines 
Gebirgs bildet, fo ungefähr, wie die Fruͤchte ange 
fäet werden. Daß die vorhandenen Unkräuter vore 
her weggenommen werden . möffen,. verſteht ſich. 


126 - 


Auch muß‘ unmittelbar vor der Saat der aufgelof 
Berte Boden feflgetreten werben *). 

An Vergfeiten aber muß zwar au das hin 
derade Unkraut zuerft weggefhafft werden, ‚aber fo, 
daß der Boden nit zu viel aufgelodpft wird; 
und daun, ſtatt in Rinnen zu fäen, iſt beffer, den 
Berg entlang in ziemlich geraden Linien mit unge 
führ 2 Fuß hoben Zweigen von Befenpfriemen, 
oder fhon erhauenen oder im naͤchſten Jahre ju 
hauenden Fichten fo zu befieden, daß jede Linie 
von ber andern ungefähr 2 bis 3 Fuß entfernt 
ft, und ein Zweig von dem andern wenigfiens 
2 Fuß. 

Der ausgeftreuete Saame wird nicht bergab 
geſpuͤlt vom Schlagregen, der Anfiug bat fanften 
Chatten, und der Saame Eanın gleichförmiger in 
diefe beſteckten Linien ausgetheilt werden. 

In: einigen Jahren werben bie alten Schutz⸗ 
ſtaͤmme vorfihtig, entweder im Spatherbſt oder bei 


*) Der Froſt zieht font, nach allen Erfahrungen, den 
jüngften Anflug herand, fo daß die einzelnen Bflänge 
chen fi umlegen und den Sommer über vertrode 
nen. Ueberhaupt lieben die jungen Nadelhoͤlzer 
feinen aufgeloderten Boden, fondern einen ſolchen, 
der dad Mittel Hält zwiſchen fetem und ganz 
Io deren, bei dem aber die Wurzeln des Anfugs 
doc) tief eindringen koͤnnen. 

4.8. 


437 


weichen oder. friſch gefallenem Schuee, wegge 
hauen. Erſterer Zeitpunkt ift deswegen ſicherer, 
weil im Schwarzwald der Schnee fehr oft fo tief 
fäüe, daß mehrere Monate niemand die Wälder 
beſuchen, und ned weniger darin Hol; fällen 
lann. 

Die Erhaltung ber Stoͤcke an dergleichen abe 
Bängigen Plägen iſt für ben Anflug ſehr. nuͤtzlich, 
und trägt vieles zu feiner Erhaltung bei. 

Da bdiefe Holzart ſich ſowohl in früher Ju⸗ 
gend, als bis zu 4 und 5 Jahren gut verfegen 
laßt, und jwar von 2 bis 5 Jahren im Alter foo 
gar ohne Erdballen, bei ſchnellem Ausgraben und 
ſchnellem Wiedereinfegen *) ; und bei mehreren Jah⸗ 
sen mit Erbballen, mit Anſchlemmen jedes eingels 
nen Pflänzlings verbunden, auf trocknen Plägen 
im Herbſt, auf mehr frifhen dergleihen im Fruͤh⸗ 


? Die Erfahrung lehrt, daß, wenn dergleichen Pflänz» 
linge aus Saaiſchulen oder dichten Anſaaten auß« 
gejogen werden, nur wenige Stunden zwi⸗ 
fben dem Wiedereinfegen und Ausnehmen verflie« 
Sen dürfen, wenn nicht viele verderben follen. 
Es wird alfo Regel, nur fo viele Vflaͤnzlinge aus⸗ 
zugraben, ald in einer oder zwei Stunden 
fängftend verfegt werden koͤnnen; die Fleineren un» 
gefähr 1 Fuß und die größeren älteren ungefähr 2 
Suß von einander entfernt. 

a. d. B. 


128 


jahr; fo koͤnnen ungleich beftanbene, eben fo alte 


Hiebe damit ausgebeffert , und ein mehr gleihförs ' 
miger Wuchs für die Zukunft bezwedtt, auch ganz 
holzioſe Platten von geringer und mittelmäßiger 
Größe damit in Holzbeſtand gebracht werden. 

Bei dihten Pflanzungen kann weder Hitze 
noch anhaltende trodene Witterung fo vieles ſcha⸗ 
den, auch gegen Kälte kann ein mehr dichter Be⸗ 
Rand ſichern, fo wie gegeufeitiges unterftügendes 
Anlehnen der einzelnen Staͤmme bei manchen Um⸗ 
fländen nügli werden Kann. 

Die Pflänjlinge aus Saatſchulen haben Wors 
zuͤge vor den aus vollfamen Hleben herausgenoms 
menen. Sie können ohne Schaden ber Bur 
seln (was beim Verpflanzen aller Nadelhoͤlzer 
hoͤchſt wichtig it), herausgenommen werden ; und 
weil fie ohne Schuß von umftehenden , heben 
Bäumen erwachſen find, fo flehen fie in größerer 
analoger Aehnlichkeit, den aͤußeren Umftänden 
nad, mit dem Platz, wohin fle verfegt. werden 
follen. 

Bei den größeren Seglingen muß in Hinſicht 
der Erpofition beobachtet werden, Laß fie wieder 
auf ähnliche gebracht und gefegt. werden; und 
ift ber Boden nicht ſchlechter auf dem neuen Plag 
und von feiner ganz andern Beſchaffenheit als der, 
mo fie bisher geftanden haben, fo if alle Hoffnung 
sum Gebeihen vorhanden. 


4129 


Bei feuchten Plägen iſt nöthig, wenigftens 
‚ ein Jahr vorher, ehe die Pflanzung unternommen 
wird, durch der Tiefe und'der Richtung nach zweck.⸗ 
mäßig angebrachte Abzugsgräßen fie auszutrocdnen; 
dann gedeihen die Setzlinge, und trocknen nachher 
die Pläge mit aus, wie ih mid als Beiſpiel im 
Hagenſchießwald bei Pforzheim überzeugt habe, 
Wenn bdiefe Vorſicht nicht beobachtet wird, fo Eins 
nen bie Pflänzlinge nicht bald und gut anwachfen, 
weil der. dazu nöthige feſte Stand fehlt, und gehen - 
nad) und nad) größtentheils ein. 

Ueberhaupt Haben.mich mehrere Beobachtungen 
Überzeugt, daß bie Fichten oder Rothtannen: auch 
etwas feuchten Grund unſchaͤdlich ertragen Eönnen, 
aber nur ſolchen, welchen ablaufende Quellen in 
diefen Zufand verfegt haben, nicht flehendes Wafs 
fer. In dem EnzElöfterle« Revier, Meuenburger 
Oberforfts,* befindet fi ein folder Wald von uns 
gefähr 70 Jahren, welcher theilmeife biefe Beſchaf⸗ 
fenheit Hat, und doch in jeber Hinſicht im ſchoͤnſten 
Wachsthum fteht. 


Was ben jweiten Zeind, nemli den gemeis 
nen Borkenkäfer, betrifft, ſo habe ich hier 
aur fo viel zu bemerken (weil weiter unten ein be⸗ 
fonderes Kapitel über bie im Schwarzwald fhäblich 
werdenden Infekten vorkommt), daß im bichten, 
"oberen. Schiuß des Waldes, durch gleih Hohe 
9 


130 


Bäume gebilbet, und bei gutem Boden, und ber 
daraus folgenden guten und gefunden Vegetation, 
hoͤchſt felten Schaden vorkommt. Der gemeine 
Borkenkaͤfer iſt zwar auch in bergleihen Beſtaͤnden 
vorhanden, aber nur in geringer, unſchaͤdlicher An⸗ 
sahl; und wenn die Bäume und daraus formirten 
Beſtaͤnde nicht wibernatärlih behandelt, befonders 
nicht zu viel und unregelmäßig ausgelichtet, dadurch 
den Sturmwinden ſtark bewegt, und öfters ſogar 
verfhoben , ausgefegt werben *), fo wie bem ums 
mittelbaren Beſcheinen der Sonne am oberen Theil 
des Stammes eine geraume Tagsjeit, oder gar im 
freiem Stand mit äußerlichen Verlegungen, damit 
kranklicher Zuſtand verbunden — vortomnt, foiR wenig 
oder gar nichts von diefem, nur den Nicht: Entomo⸗ 
logen gefährlichen Feinde für dergleichen Wälder zu 
beforgen; und wenn jährlich noch weiter alle eins 
seinen angeſteckten Bäume (was das Gelbwerden 
der Nadeln und Zweige, fo wie Heine Löcher bes 
fonders am oberfien Theil des Stammes mit bewei⸗ 
fen) bei regnerigter Witterung oder bei etwas hels 
len Nächten, wo moͤglich ohne (farke) Verlegung 
der umftehenden / herausgehauen, außerhalb des 





*) Auch ein Hohed Alter der einzelnen Stämme vers 
größere die Gefahr, wie viele Erfahrungen bewies 
fen haben. 

a. d. 7 


131 


Waldes ſchnell enttindet, dieſe ſogleich verbrannt, 
und ber angeſteckte Theil des Stammes entwedet 
ſchnell verfehlt, eder in die Erbe einige Wochen 
fong begraben wird, fo kann man ruhig fegn. 

Nur bei Unterlaffung diefer Vorſichtsregeln, 
welde in früh warmen und mehr trockenen Jahren 
verdoppelt werden muͤſſen, kann die beſtaͤndige, 
gexwoͤhnlich durch die Matur ſelbſt unterſtuͤtzte Orb» 
nung und Sicherheit gegen dieſes Walduͤbel aufge 
hoben, und eine ſolche Verbreitung und dadurch 
fe große Noth herbeigeführt werden, welder menſch⸗ 
Ude Kräfte und Vorkehrungen nicht mehr gewach⸗ 
fen find, und welder nur die Natur felb mit 
ihren wirkfamen Mitteln abhelfen kann, und zwar 
nad) mehreren Jahren, wie auffallende bekannte 
Beiſpiele gezeigt haben. Der Schade wirkt oft auf 
ganze Generationen, und nur mit großen Koften 
koͤnnen wieder Wälder nachgezogen werden, und 
gar Feine reinen von biefer Holzart, fondern 
mit befonderen Abtheilungen von Laubholz , eder 
Miſchungen mit Birken vorzüglih , abwerhfelnd. 
Diefeb wirkt als bleibendes Saugmittel in Zus 
kunft vieles. 

Die Umtrieb6, Periode für eigentliche Hollaͤn⸗ 
derhoͤljer, und gwar für effective Zannen und 
Mesbalken oder Zweifeltannen, kann zu 120 bi6 
130 Jahten angenommen werden; für ſtarkes Pidr 
Ger. oder Saͤgholz 200 bis 220 Jahre; Spalt⸗ 


432 


hoͤlzer für Kübler ıc. 100 bis 110 Jahre; für ges 
meines Floßhotz (Bauholz) ebenfalls go bis 100 
Jahre; für Brand. und Kohlholz können Bo, 9” 
und 100 Jahre hinreichen. 

Dabei wird bemerkt, daß bie Beſchaffenheit 
des Bodens und die Lage auf bie Beſtimmung bes 
Zurnus Überhaupt und auch hier vorzüglihen Eins 
fluß Haben ; und in Hinſicht des Holländerholzes 
die Vorausfegung, daß dieſer Activhandel ins Ause 
land lange: dauern, und immer eine. anfehnliche 
höhere Bezahlung der. einzelnen Stämme. gegen 
die etwas geringeren, gemeinen Baus oder Floß⸗ 
holy «Sortimente zu erwarten feyn möchte. 

Die kuͤrzeſte Umtriebszeit kann mehr nur für 
Brandhol; paflen, und fegt ungünftige Cage und 
Boden, babei aber ein ſchlechtes Wachsthum der 
einzelnen Stämme gegen andere von gleichem Als 
ter, aber bei günftigeren Umftänden, voraus. 

Es ift überhaupt als Regel anzunehmen, den 
Zutnus nur wenige Jahre über diejenige Per 

“ riode auszubehnen, wo die hoͤchſte Zuwachs⸗ 
Periode eingetreten ift. 

Die NRothtanne ift im hohen Alter vielen 
und großen Gefahren ausgefegt, zum Beiſpiel 
dem Schaden burh Stürme, durch Inſektenfraß 
(Wortenkäfer). Auch erſcheinen bie Zapfen nice 
mehr fo häufig, der Anzahl und der Qualität nach 
(008 letztere bezjeht fi auch auf die Saamenkoͤrner 





. \ 133 
ſelbſt; -afo muß bie natürliche oder Eänftlihe Ver⸗ 
juͤngung, welde in der Regel mit der Haubarkeit 
eintreten ſoll, nicht Tange aufgehoben werden, 
weil ſchon 5 Jahre in Hinſicht des Nachwuchſes, 
auf ein ganzes bedeutendes Areal mehrfach außger 
theilt , einen beträchtlichen Unterſchied maden *). 





Im Schwarzwald wird dab Fichten» cder 
Rothtannenholz vorzuͤglich benugt 

1) zu Holänderholz, nach allen Sortimenten, wie 

bei der Weißtanne; 

2) zu Saͤg⸗ oder Ploͤcherholz; 

3) zu Spaltwaaren, beſonders für Kübler, weis 
he diefes Holz dem von der Weißtanne des⸗ 
wegen vorziehen , weil es länger ‚bauert, und 
weil es beffer waflerhaltig iſt als jenes, wenn 
Gefäße davon verfertigt werden; 

"4) zu gemeinem Floßholz, vom gemeinen 7oger 
bis zum fegenannten Qöger ; 





”) Schon 10 dergleichen Verlängerungen bed Turnub» 
ohne Noth, von 5 Jahren bei jeder , geben, bei 
gleich großen Släden für jede angenom- 
men, einen Verluſt von einer befandenen Wald⸗ 
flaͤche, Die so Bahre alt und fo groß, ald jeder 
einzelne Theil, if. 

A. d. V. 


‘434 

5) su Brand» und Kehlholz. Zu letzterem taugt 
es weit beffer ald das von Weißtannen. 

6) Die hängenden unteren Aeſte von alten haus 
baren Tannen werden zu Erndtwieben gebraucht, 
weil hier Lanbhöfger dazu fehlen, und Stroh 
feften und koſtbar ift. 


135 


Behandlung 
der 


"reinen Kiefern » oder Forlenwaͤlder. 





Ars dieſe Holzart, welche häufig unvermifcht 
im Schwarzwald vorkommt, erfordert wieder eine 
eigene, ganz non ber vorangeführten verſchiedene 
Art der Bewirthſchaftung. 

Sie hat eine Rarke, tief gehende Bewurzelung, 
fie liebt Sommerfeiten, gebeiht aber auch bei an 
dern Erpofitionen fehr gut. 

Sie liebt zu ihrer befonderen Vellkommenheit 
einen Boden, der präbominirend aus Sand, Damme 
erde und wenig Lehmen beftcht. 

Sie trägt bei gewiffem Alter beinahe alle 
Jahre etwas reifen Saamen, weil die Zapfen 28 
Monate nöthig haben von der Blütezeit am gerech · 
net, um ihre volltommene Reifung zu erhalten; 
daher vorzüglich diefe Abänderung und das Eigens 
thuͤmliche ihrer forftlichen Behandlung. . 

Wenn man daher einen Stonomifch haubaren 
Wald diefer Holzart hat, fa darf man nicht Angfl- 


436 

lich wegen Erhaltung der Saamen«, zugleich 
Schutzbaäume feyn; die Stürme ſchaden wenig 
oder nichts, wie bei den andern beiden vorangeführ« 
ten Nadelhoͤlzern. 

Aud) fordert diefe Holzart Eeine dunkle Stel⸗ 
lung zur natuͤrlichen Beſaamung und Erhaltung 
des Anflug, weil legterer fehr bald die Sonne, 
ertragen kann. Doch muß diefe Steling im ere 
fen Jahr befonders und auch im zweiten fo. feyn, 
daß die Stralen der Sonne bie jungen Holzpflans 
sen nicht- unmittelbar beſcheinen Können. 

. Alfo iſt diefe Stelung weder bunkel, wie 
dei ber Weißtanne, noch kahl, alfo Licht, wie 
bei den Fichten, fondern ein Mittelland zwiſchen 
beiden, nad der forflihen Kunſtſprache: mäßig 
dunkel oder zwifchen liche und dunkel; fo dab die 
Luft überall leicht durchziehen kann, die Bäume 
aber nit gefhloffen find, fondern fi etwa 
nur bei ſtarkem Wind an einigen Seitenzweigen 
berühren können. 

Da die Menge der Zapfen, fo wie die Saar 
menmenge an ben- einzelnen Stämmen (bei folder 
Stellung) nicht fehr groß if (frei erwachſene und 
frei geftellte alte Stämme ausgenommen), und bei 
ſchlanken, geſchloſſen aufgewachfenen Bäumen, we 
gen geringen Kronen und wenig Geitenzweigen, 
aur gegen den Gipfel hin vortommen, fo wird bie 

"vorige Angabe „ in Minfipt ber omfänglihen Re 


. 


137 


faamungs » Stellung , daburch- erläutert und, beſtaͤ⸗ 
tiget. 

Bei ſehr hohen, dabei ſehr ſchlanken 
Stämmen ohne ſtarke Kronen, muß die Saa⸗ 
menfielung deswegen etwas bunkler feyn, weil 
fonft. eine vollſtaͤndige Beſaamung von der Natur 
allein zu erwarten ift, und weil fonft der junge 
Nachwuchs viel von der Sonne befchienen werden 
koͤnnte, bei mander Expoſition und mehr bergiger 
Beſchaffenheit ſolcher Woldflaͤchen, und weil -ber 
geflügelte Leichte Saamen aus den Hieben ober 
Schlägen von ſtarken Winden theilweife weggeführt 

Bei weniger hohen, aber Eronenreis 
Gen Stämmen kann die Stellung liter ſeyn, 
als bei dem vorigen Gall, d. h. näher beſtimmt, 
die Saamenbänme koͤnnen entfernter von einander 
Heben , die Befaamung. kann doc) gefhehen. Nur 
bleibt wieder Negel, alles fo einzurichten, daß der 
Anflug der Sonne nicht zu fehr ausgefegt if. 

Bei ganz geringen Stämmen in jeder Hinficht, 
die techniſch ⸗ haubar find und abgetrieben werden, 
hat wieder ein dichterer Stand der einzelnen flatt, 
aus leicht einzufehenden Urſachen, entweder zur . 
matärlihen Befaomung , die jedoch hier feltener 
vortommt, oder zum Schutz der künftlihen. 

Bei allen diefen Stellungen mobificiren bie 
Expoſitionen -und die ‚befonderen Lagen, ob eben 


138 


oder abhängig oder gar bergigt, mandes; und 
wwar fo, daß bei öftliher und füdlicher Lage, 
eben oder bergigt, gleich viel, 

dunkler, “ 
und bei wertliher und noͤrdlicher, unter Pi 
den Umftänden, 

licht er 
geſtellt werden muß. 

Weil jedoch im ſolchen hohen und rauhen Ges 
birgen , wie der Schwarzwald groͤßtentheils iſt, die 
vollkommenen Soameniahre d. i. ſolche ſehr ſelten 
ſind, wobei jeder zum Saamentragen faͤhige Baum, 
dem Alter und der beſonderen Beſchaffenheit nach, 
auch wirklich Saamen trägt; fo bin ich der Mei⸗ 
nung, daß es fowohl zur Bildung mehr gleihfäi 
miger Beſtaͤnde für bie Zukunft, als zur vollſtaͤn⸗ 
digen fiheren und ſchnelleren Befaamung überhaupt, 
ſehr gut und möthig ik, wenn ber Matur fogleich 
durch Kunſt nahgehelfen wird *), fobald die 
Stämme gefällt und aufgeflaftert find, wozu oft 
(don 4 bis 5 Pfund hinreichend find für jeden 
Morgen. 





”) Im Schwarzwald gerathen nicht alle Jahr Saamen 
von den dort vorfommenben Nabelhöhern, oft 
ſteht eb 3 bi 5 Jahre an, bis ein vollommene& 
Saamenjahr erfolgt. Diefer Umſtand it Grund 
und Aufforderung, der Natur immer jährlich Fünfte 


439 

Da in jebem Hieb ein Zahr oder zwei Jahre 

wamittelbar vor dem wirklichen Abtrieb Moos’ 

und Nadeln zu Streu erfammelt werben können, 
wo letztere befonder6 noch umverwest in Menge 


vortommen, - alfo der Boden zur Aufnahme des 


Saamens mehr empfänglich wird und bleibt, fe 
ſpricht auch dieſer Umftand, verbunden mit dem, 
was unten in der Note vorkommt, für die Richtige 
keit und Zweckmaͤßigkeit meiner Angabe. 

’ Die Saamenmenge läßt ſich hierbei nit in 
allen Sällen genau nach Pfunden vorausbeftimmen, 
fendern muß dem Ermeſſen des Revierforfibedienten 
in fo fern überlaffen bleiben, als er im Stande 
feyn kann und foll, zu beflimmen, wie viel unge 
faͤhr die Natur bei Kiefernbeftänden durch Auswers 





lid diesfalls fo viel möglich nachzuhelfen, weil 
fonf ein großes Mißverhäftnig in dem Rufenmäßie 
gen Nachwuchs, und damit zugleich beim Zuwacht, 
ſich nothwendig ergeben muß (mie es der dall if), 
was biöher nicht beobachtet worden ift, und worin 
‘der Hauptgrund liegt, daß der Nachwuchs nicht 
mit den Abgaben uͤberall im noͤthigen Verhaͤltniß 
ſteht, wodurch bie Wirthſchaft unfier wird. Da 
ſich Kiefern = und Fichten ⸗Saamen mit Flügeln 4 
bis⸗ Jahre Feimungsfähig aufbewahren läßt an 
kühlen, trockenen Orten, fo hat dieſe küuͤnſtliche 
Nerhhätfe wenig Schwierigkeiten. 
A. d. V. 


440 


fen der reifen Saamenkörner leiten wirb, und maß 
die Kunf zujufegen bat, um den Zweck einer 
vollkändigen Befaamung zu erreichen. 

Im Frühjahr wird letzteres vorgenommen, in 
dem Zeitpunkt, wenn beim Aufgehen Eeine ſchaͤd⸗ 
lichen Nachtfroͤſte mehr zu erwarten find. Im Ans 

‚ fang Mai (bei älterem Saamen im April). kann 
diefes in den meiſten Faͤllen geſchehen, fo daß im 
Anfang oder Mitte Juni das Keimen und Aufges 
hen zu erwarten ift *). . 

Sobald nun der Anflug in hinseihender Mens 
‚ge vorhanden ift, auch in guter Qualität, und for 
bald folder 2 Sommer alt ift, kann ſchon etwas 
gelichtet werden, und zwar entweder bei weichen 

Schnee oder im Spätherbft, ehe ſtarbe Froͤſte ein» 
treten, und wenn man zuvor bemerkt hat, daß 
Sonne und Kälte nicht ſchaͤdlich wirken, und ger 
fundes Wachsthum fihtbar it **) ; im folgenden 





*) Bei mehrjährigen Saamen Bann auch im Herb 
gefäer merden auf folden Plägen, melde ber 
Sonne wenig audgefegt find. 

A. d. V. 


*r) Starke Jahrestriebe nah Höhe und Dicke, hell⸗ 
grüne Nadeln im Fruͤhjahr, leichtes Abbrechen 
oder Gprödigkeit ber Zweige, und volle Ruodpen, 
ehe die Zweige hervorbrechen, bemeifen Di 

ud 


1 


Jahr alle nedy vorhandenen Stämme, weil eskdie ⸗ 
fer Holzart angemeffen if, Bald. freieren, der At⸗ 
mofphäre ganz zugängliden Stand zu.de 
Tommen. . 

Um recht guten Saamen zu befommen, wer 
den jedoch am Saum des Waldes und an bieir 
benden Wegen innerhalb deſſelben einzelne ſtarke 
Bäume erhalten in Anzahl, wozu diejenigen gefune 
den, fehlerfreien zu wählen find, welde. eine breis 
tere Krone haben als andere *). " 

Die Umtriebszeit iſt verfhieden, und wirb 
vorzuͤglich durch den Boden und die Lage bes. Wal 
des, fo wie zugleich durch die geforderte Vollkom⸗ 
menheit der einzelnen Stämme beftimmt.. Wenn 
beide exftere Umftände gut und angemeflen find, 
welches eigentlih der Fall it, wenn Sand und 
Dammerde ſtark gemifcht vorkommen, und wenig 
Lehmen dabei; und wenn ebene. und fanfte Ads 
hänge ober Einhänge gegen milde Thäler abwech⸗ 
feln; und wenn nach dieſen Holländer ⸗Hoͤlzer zw 
Schiffsmaſten vorzüglich. gefordert werden koͤnnen, 


) Mit Pflanzungen if bei diefer Holzart nicht viel 
auszurichten; zwar laſſen ſich zjährige mir Ballen 
Erde verfegen, allein bei hoher Lage gebeiben fie 
nit, und zum Ausbeſſern in den Hieben komm 
der Nothfall ſelten. 

a. d. V. 


442 ö 
fo ſtad 200 bis 130 Jahre im Schwarzwald ann 
nehmen, bi6 diefe befondere Volllommenheit vieler 
Stämme in einem ſolchen Waldtheil vorkommt. 

Fuͤr Ploͤcher⸗ oder ſtarkes Bauholz koͤnnen bei 
Mittelboden d.i. ſolchem, wo weniger Damm 
erde und Sand, aber mehr Lehmen gegen bie vo⸗ 
rige Mifhung vorbommt, 200 bis 110 Fahre hin 
zeichen. ° . 

‚Rei fhlehterem, trodenem Boden und nicht 
ganz hoher, raubefter Lage, wo ganz wenig Damm ⸗ 
erde als leichte obere Dede, viel Lehmen und Sand 
vortommt , find oft ſchen 40 bis 50 Jahre die 
Haubarkeitszeit, worüber, außer der ſchlechten Ges 
fhaffenheit des Bodens, noch techniſche Brauchbar⸗ 
keit der einzelnen Staͤmme mit entſcheidet. 

Und da bekannt iſt, daß dieſe Holzart bis zu 
einem gewiffen Alter vorzüglich fehr von Duft und 
Schneedruck leidet, und zwar nach gewiſſen Expo⸗ 
ſitionen und Lagen mehr oder weniger, ſo muͤſſen 
die Durchforſtungen vorſichtig, und die erſte 
früher vorgenommen werden, als in vielen Forſt⸗ 
friften, die freilich in andern Ländern geſchrieben 
find, gewöhnlich angegeben wird. Siehe die Ans 
merkung am Ende dieſes Kapitels. 

Nach meiner Ueberzeugung find 50 Jahre im 
Schwarzwald nöthig, wenn mit mehrerer Sicher⸗ 
heit diesfals Durchforſtungen gefhehen können, 
und zwar nur bei folhen Beftänden, die befondere 


us‘ 


Meukommenheit der einzelnen Staͤmme erwarten 
laſſen, alfo bei ſalchen, welche 130, 220, 110 und 
100 Zahre beftimmten Turnus haben; bei andern 
ſchlechteren, wit kurzem Umtrieb, find gar Eeine 
noͤthig. J 
Je würhfiger bie Stangen ſind, deſto bruͤchi⸗ 
ger find fie, deſto weniger Elaftizitaͤt haben fie, 
und defio mehr Schaden ift zu befürdten; mit 50 
Jahren hingegen find die Stämme ſchon dem eis 
gentlihen Stangenfermar geößtentheils entwwachfen, 
und dabei zäher an Holz und Zweigen geworden, 
fo daß die Schneemaſſe, die aufliegt, die Gipfel 
nicht mehr fo weit durch ihre ſpecifiſche Schwere 
biegen und kruͤmmen kann, daß fie abbrechen *). 
Mit go (und refp. 100 Jahren wuͤrde ich die 
dritte Durchforſtung in ben nemlichen Vefländen 
vornehmen laffen, deren Zurnus zu 120 bis 150 
Jahren angenommen ifl, und ein mehreres nicht. 
. , 





) Nah meinen befonderen Beobachtungen if der 
Schaden dur Schneedru nur dann fehr groß, 


wenn in dem Zeitpunkt, mo Schnee aufliegt, auh 


noch Sturmmwinde norfommen, und dergleichen 
Waldtheile treffen, und wenn der Schnee theilweiſe 
an die Gipfel und Zweige angefroren it, und fer⸗ 
ner auch noch dann, wenn die einzelnen Stämmen 
gleiche Höhe haben, und der. Schnee alfo in grö« 
berer Maſſe fih auflegen und erhalten kann. 

“ a. d. V. 


144 
Kiefern werden. im Schwarzwald benupt 
2) Zu Holländerholz, und zwar jum Werflößen 

ins Ausland: 

Maftforlen zu 72 oder 6a Fuß Länge-und ım 
bis 14 Zoll am binnen Ende did. . 

: Holländerbalten 44 Buß lang und. werigfens 
16 Zoll am dünnen Ende. 

Kreuzdickbalken 45 Buß: lang und ungefäßr 12 
Bol am dünnen Ende. 

2) zu fogenannten Teuchelſtangen 

von45 *) oder 40 Buß Länge und g bis 20 
Zoll am dünnen Ende; 

von 85 oder- 30 Zuß Länge und. 6 bis 8 Zoll 
am binnen Ende; 

theils zum Werflößen ins Land, ei zu Ba 

ferleitungen in der Gegend; 

5) zu Ploͤcher⸗ oder Saͤgholz. 

4) Geſunde ſpaltige Stämme für die Glaſer 
3 B. zu Fenſterrahmen ıc., in Ermangelung 
des Eichenholzes. Auch die Schreiner verars 
beiten dergleichen Holz zu allerlei Hausrath; 

5) zum Waſſerbau, beſonders zu Pfaͤhlen, die 
eingerammelt werben. 





Von biefer Gtärfe jedoch viel.feltener ald ehemald, 
mo dergleichen jaͤhrlich au hunderten abgegeben 


wurden. 
a. d. V. 


n 446 
6) zu Brandhelz, felten zu Kohlholz, und meir 
fiens nar die gefunden, ſtarken Aefte. 


Anmerkung 


Die Forſtmaͤnner find verſchiedener Meinung 
über die Mittel zur Verbiktung oder Verminderung 
des Schadens, welcher durch Duft (Rohrreif) und 
vorzüglich durch Schneedruck bet der Kiefer geſchieht. 

Ale kommen darin überein, daß der Schaden 
fie nur als Stangenhölzer betrifft. 

Ehe nun ein Mehreres über diefen wichtigen 
Segenftand angeführt wird, iſt es nöthig, die Urs 
-fahen aufjufuchen und anzugeben, warum durch 
Duft und Schnee nur bei diefer Holzart mehr 
Schaden geihehen kann, als bei andern einheimis 
Then Nadelhoͤlzern. 

Zur Beantwortung dient Befgendes: 

a) fliehen die Aeſte der Kiefer bis zum Stangen 
format befonders unser einem mehr fpigi 
gen Winkel an dem Hauptſtamm, als bei 
andernNabelholzartenz; " 

2) find die einzelnen Mabdeln viel länger, als bei 
unfern andern einheimifhen Nadelhoͤlzern, 
und ftehen ziemlich dicht und flarr um bie 
Zweige oder Aefte ; 

‚3) geht das Wachsthum der Kiefer (ganz uns 
gänftige Umftände ausgenommen) bis zum 

größten Stangenformat am ſchnellſten, und 

. 10 


146 ‘ 
dadurch find bie Aeſte und Zweige fehr 
bruͤchig, was bei ſtarkem Froſt immer der 
Fall iſt. 

4) «6 kann ſich alſo eine außerordentliche Men— 
ge Eis und Schyee an Nadeln und Zweige 
anhängen, wenn erſteres nicht theilweile 
durch Sonnenftralen aufgethaut, und letzio⸗ 
res durch mäßige Winde im meiden Zur 
fand abgeſchuͤttelt wird, che es feſt ans. 
friert, R 

5) Die Aeſte (und Zweige) find verhaͤltnißmaͤßig 
gegen andere etwas flärfer und ſtehen ftars 
ver, laſſen fi alfo nit fo leicht nah un» 
ten hin biegen, wie andere, bei welchen 
dieſes ſchon durch geringe Maſſen geſchieht, 
und auch mehr nach andern Richtungen, 
wodurch bei den andern Nadelhoͤlzern das 
theilweiſe Abfallen des Schnees befoͤrdert 
wird. 

Mehrere Forfimänner finden nur in mög» 
lichſt gefhloffenem Stand bie größte Si⸗ 
cherheit gegen biefe ſchaͤdliche Einwirkung der Nas 
tur, weil fie annehmen , daß die Aefte und Zweige 
ſich beſſer gegenfeitig unterſtuͤten, und das Abbre⸗ 
en der einzelnen verhüten koͤnnen. 

Sie ſcheinen von der Analogie für andere 
Holzarten ausjugehen, wo ein dichter Stand ohne 
Gefahr iſt; fie feinen ferner nach einzelnen Ber 


- at 447 
obachtungen geſchloſſen zu haben, wo bei einem 
folhen Stand Fein Schaden bemerkt wurde; und 
vielleicht mögen fie auch ber Meinung anderer, 
shne vorgenommene eigene Beobachtungen, beige, 
treten ſeyn. 

Gegen diefe Meinung fprechen folgende Gruͤn⸗ 
be und Erfahrungen: . 

-2) find die Aeſte und Nadeln der Kiefer geradk 
dazu geeignet, bei der dichten Stellung viel 
mehr Schnee⸗ und Eis-Maffe aufzunehmen 
und auf fi zu erhalten, weil fi die Zweis 
ge in einander legen, und alfo von mäßis 
gem Wind und von kurz dauernden Sons 
nenftralen weber abgeſchuͤttelt ned) abgeſchmelzt 
oder aufgethaut werden koͤnnen. 

2) Im Winter von 181%7, und zwar in ben 
Monaten November und December, ergab 
fih in den Ziegelhaufer und Wilhelmsfelder 
Revieren, Heidelberger Forſtamts, in ganz 
gefhloffenen Beſtaͤnden großer Schaden bei 
20 bis 25jährigem Alter, und, was zu bes 
wundern war, zugleich theilweife Erhaltung 
unmittelbar angränzender Beſtaͤnde von gleis 
her Holzart und Beſchaffenheit in jeder 
Ruͤckſicht. 

5) Einzelne ſolche lichter geſtandene Wälder har 
ben ganz wenig, beinahe gar nichts gelitten 
im nemlichen Zeitpunkt und Jahr, 


5 r 


148 r 


"Andere Forſtmaͤnner finden in mehr gelich⸗ 
teter Stellung, fogar durch Eänftliche frühe Durch- 
forftungen, für diefe Gtangenhöffer Sicherheit ger 
gen beide Uebel, befonders gegen ben Gchnee- 
druck. 


Fuͤr dieſe Meinung ſpricht Folgendes: 
2) daß bei fehr vielen, nicht ganz geſchloſſen ſte ⸗ 
henden Stangenhölgern diefer Holzart wer 
nig oder gar fein Schaden vorkommt; 


2) daß fogar in Gebirgen, mo Hein bichter 
Stand, wie in der Ebene, auf die nemliche 
Art möglih ift, weil im erften Ball bie ' 
Staͤmmchen frihweis über einander 

x fRebend vorkommen, verhältnißmäßig we⸗ 
nig Schaden vorkommt. 


Es wird ferner angegeben, daß. bei ber lich⸗ 
teren Stellung keine folche beträchtliche Maſſe von 
Eis und Schuee ſich anhäufen und erhalten koͤn⸗ 
ne, und alfo durch die fpecifiihe Schwere von bei⸗ 
den weniger zu befürchten fey; aud, daß jeder 
auch nur mäßige Winb den weichen Schnee fogar 
während des Auffallens ſchon theilweife wieder ab» 
ſchutteln könne, weil die entfernter fiehenden Aeſte 
und Zweige leicht bewegt werden könnten. 


Fuͤr diefe legte Meinung ſpricht alfe ein mehe 
reres, als für die erflere; wenn aber alles richtig " 


. 5 149 
und hinreihend wäre , fo müßte daraus folgen: 
daß bie ange Stellung immer fihern: 
grüffe, mas aber nicht der Fall it. Deswegen 
Eann höchftens angenommen werden, daß eine fol 
he Stellung in mehreren Fällen, nad bishe 
rigen Beobachtungen, nuͤtzlich oder weniger gefährs 
lich gewefen. 


Ich habe ſelbſt nicht nur im oben angeführten 
Zahr, fondern auch in andern Jahren, in ebenen, 
mifden Gegenden geſchloſſene Kiefernbeſtaͤnde beobs 
achtet von 20 bis aöjährigem Alter, welche Eeinen 
oder ganz unbedeutenden Schaden durch Schnee⸗ 
drud erlitten haben; und habe in Gebirgen ziemlich . 
licht ſtehende dergleichen Stangenhoͤlzer z. B. im 
Schwatzwald verderben ſehen. 


Wie laͤßt ſich dieſes mit dem bisher Angeführs \ 
ten vereinigen oder zufamgaenreimen ? 


Nur dadurch, daß noch mehr jugleid ein» 
wirkende Umitände und Verhäftniffe aufgefucht 


werden. 


Dahin gehoͤren: 
3) der Zeitpunkt im Jahr, wenn Schnee und 
Duft fg ergiebt; 
2) die Erpofition der Wälder ; 
3) die eeiete, ebene, mäßig Böhere und Habe, 
rauhe Lage. ' 


» 


. 


v 


J 


150, .. 
Wenn das Uebel In den Monaten November, 
MWecember und Januar vorkommt, wo bie Sonne 
in unfern Gegenden noch nicht hoch ſteht, affe . 
nur wenige Stunden Tageszeit unfräftig wirkt, fo 
kann fie bei allen Erpofitionen durch Erweihen 
und Schmelzen des Schnees und Dufts gar nichts, 
und felbft bei der füdlichen weniger wirken, als in 
ur. den folgenden Dronaten. * Die fpecififhe Schwere 
der Eis⸗ und Schneemaſſe bleibt alfo, und wirkt 
. »ellfom ſchaͤdlich mit, und mehr bei geſchloſſenen 
⸗ Beſtaͤnden, als bei lichter ſtehenden. Der Fall er 
giebt ſich beſonders in Mittelgebirgen. 
“ Bei freier ebener Lage wirkt die Sonne immer " 
etwas, wie die Erfahrung lehrt, weil dergleichen 
Wälder doch fo lange ganz*befdienen werden, als 
die Sonne über,dem Horizont ſteht. Man · beuierkt 
„die ſchmelzende Wirkung daran, daf immer Heine 
*Scnemafien ſich abloͤfen und theilweiſe abfafftn. 
„Cs wird oͤfters · während der Nachtzeit nicht fo kalt 
“ bier , daß viel Eismaſſe vorfommt, und wenn elfo 
nit in wenigen Tagen nad) einander Schnee in 
Mengs fäht, ſo Lann in der Zwiſchenzeit des vor ?,- 
.. bandenen Schnees bis zum folgenden der größe, 
© Shell des erften ſchmetzen und abfahen, alſo nie 
durch ſpecifiſche Schwere vieles wirken und‘ ſchaden. 
Faͤllt aber. auch viel Schnee und mehrere Tage 
md einander, aber erſt u Gpde Januar, in Bun . 
druar oder noch daͤter, fo wirlae bie Gennenfralgn | 
a B 





D 


5 


ſchen ſehr ciges » weil fie mehrere Stunden an 
jedem heiteren Fog Eräftiger? wirken tinnen. Em * 
| in alſo wenig zu befuͤrchten. . 
Ganz anders wirkt die hohe rauhe Lage; hier 
) ergiebt fi beinahe jeden Tag und Nacht Duft, der- 
Schnee friert ſchnell an, die Zweige werben dur, . 
ſtarke Kälte der Elaftizität ganz beraubt, die Sons 
nenfralen Eönnen bier nicht aufthauenb wirken, « 
und nur bei gereiffen- Erpofitionen und Begraͤnzun - 
gen ganz wenig, daher kommt hier der gröbte Schar 
den bei gef@leffenem und bei gelihtetem &tand-, © 
on, dor; weil aber doch der Wind hier leicht wirten " 
—lann, fo iſt für die lichteren Stellungen der Stan · 
genhölger etwas mehr zu hoffen, alk für die ganz 
gefhlogenen, wo der ſtarke Wind zugleich das W⸗ 
brechen der fehr befchwerten Aefte und Zweige durch 
Duft und Schneemaſſen fehr befördert, and alſe 
den Schaden vergrößert. 
"Im Hochgebirg kann man alfg bei nördlicher, 
no er, nordweſtlicher Expofition lichter ſtellen, 
Mi: = ſchon mit &o Jahren durch vorfichtige . 
* Durbforflungen,, was in view, dech⸗nicht alen 
allen nuͤtziich werden kann. 
» « Bei ſanft anſteigenden, freien Vorbergen Tom * 
. bie Sonne au bei dichten Weftänden, bei ſuͤdli · E 
der, fãdweſtlicher und’ ſuͤdoͤſtlicher Lage, vieles Gute * 
. „begirken® wenn dag Uebel im Denuar, Bebruar 
und —8 u * 





ET u 
Sür-alle Faͤlle giebt es Bein Mittel, 
“aber doch für die meißeh, wie aus dem bisher Anger 
führten hervorgeht, und damit wird der praktiſche Forſt⸗ 
mann · zuftieden fegn, wenn er. mit folhen Nature 
ereigniffen zu kaͤmpfen hat, über welche er nicht, 
dem Zeitpunkt. nad, wenn fie eintreten, griech 
. kann. 
Endlich iſt doch der, Umſtand nicht ganz zu 
‘ übergehen, daß, . wenn Schnee in Menge fällt, 
und zuglid mehrmals an Zweige und Nadeln an 
frierb, nothwendig Schaden geſchehen muß, ed mag 
" geſchehen zu welcher Zahrszeit nad Monaten es 
will, und hei jeder Stellung. be6 Waldes. Zwei 
Rage hinter ejnander mit Schnee und Froſt koͤnnen 
forgefährlih werden, als fünf und fehsmal, Stun- 
den und einzelne Tage mit langen Zwifchenzeite 


träumen. 
‘ D P 


"453 


Behandlung 


der 


reinen Buchen-Hochwaͤlder. 





Dr Buche kommt ald Baumholz im GShwarg 
wald in mäßig großen und auch in geringen Abs 
theilungen vor, und zwar auf der närdlichen, oͤſt· 
lichen und weftlichen Seite, nahe an ben Graͤnzen, 
in der Mitte felten. 


Da der Saame, oder die fogenannte Buchel« 
Obermaſt, nur alle 6 oder 7 Jahre, öfters noch 
ſpaͤter, voll gerathet, wie die bisherigen Erfah⸗ 
zungen beweifen, fo ift es am beften und ſicherſten 
(um in Zukunft wieder anfehnlihe Strecken mit 
gleichfoͤrmigem Nachwuchs, dem Alter und ver Voll⸗ 
Tommenheit nach, zu erzielen), wenn größere Abs 
theilungen folder Wälder fo behandelt und benugt 
werden, daß fie auf einmal die wahre dunkle 
Saamenfiellung erhalten, ohne welche zugleich 
Tdügende Stellung hier weniger, als in andern 


154 ° . 
nit fo rauhen Gegenden, die Nachz ucht biefer 


‚Holzart vom natürlichen Abfall des Saamens 


möglich ift. Während der Jahre, bis Saame ges 
raͤth, wird eine Art Plenterwirthſchaft in 
dergleichen Waldabtheilungen getrieben, jedoch ims 
mer fo regelmäßig dabei verfahren, daß nur eingels 
ne Stämme auf der ganzen Fläche ausgezogen wers 
den, und zwar zuerft die abgängigen ; und von zwei 
ganz nahe zufammen ftehenden einer; bie krum— 
men ; diejenigen, welde eine geringe ober gar 
theilweiſe dürre Krone haben; und die allerflärks 
ften ; fo wie die, welche viel Bürger find, ald dieje 
nigen, welche ben eigentlichen oberen Schluß fo 
miren ; und nach diefen diejenigen, welche fid oben 
mit ben Zweigen am ſtaͤrkſten berühren. 


-Die Größe der Waldabtheilung richtet ſich 
nad) dem Beſtand und der daraus möglichen Bes 
ſtimmung: wie viele Jahre der Bedarf ſich das 
von befriedigen laffe, mit Ausfchluß der Stämme, 
melde die Saamen Stellung bilden follen und 
muͤſſen. 

Wuͤrde aber die Groͤße des Waldplatzes im 
Ganzen nur wenige Morgen über dasjenige betra⸗ 
gen, was nothwendig wäre, fo kann auch diefe 
wie das übrige gepbere Areal behandelt werden. 


Wenn die Maft fo neräth, daß ein volffamer 
Aufſchlag möglich wird (mozu die regelmäßige Stel ⸗ 


155 


ung der einzefnen Saamenbaͤum das meifte beis 
trägt) , fo bat die Erfahrung gelehrt, daß dergleis 
den Pläge mr nur vor Menſchen durch fleißige 
Aufſicht und erhftlihe Strafen, fondern aud vor 
zahmem und wildem Tpier » Fraß möglichft geſichert 
werden muͤſſen, wenn nicht der Hauptzweck, 

Erhaltung des Nachwuchſes — 
verfehlt werben fol. 


Eine oben bei ber Weißtanne befchriebene 
Stangen ı Einzäunung ſichert gegen zahmes Vieh, 
die Ziegen ausgenommen. 


Die wilden Schweine find ſchwer abzuhalten, 
doch wenn fie bis zu ganz geringer Anzahl vermins 
dert, und in den angränzenden Dickungen durch 
Jagdhunde oft beunruhigt werden, und überdies 
auf dergleihen Saatplaͤtzen auch der Anſtand zum 
Erlegen derfelben nicht verſaͤumt wird, ſo mag we⸗ 
nig Schaden geſchehen. 


Auergeflägel wird ſehr ſchaͤdlich, und muß in 
der Nähe folder Buchenwaͤlder weggeſchoſſen wer 
den *). J 





H ie freſſen beſonders den eben keimenden Saamen 
und die eben aufgegangenen Loden, wie mich eigene 
Beobachtungen uͤberzeugt haben. 

. A. d. V. 


156 


Edelwild, Dammwild und die NRehe werden: 
durch uͤbeltiechende Ingrediengien meiftens abgehal ⸗ 
ten, wenn diefe, fobald der Geruch ſich verloren, 
fogleich wieder frifh angewendet werden. . 


Dian nimmt nemlich Assa foetida ¶ Teufels⸗ 
dreck) und Steinoͤl, eine beliebige Quantitaͤt, nimmt 
hierauf 4 bis 6 große breite birkene Reife, haut 
ſolche mitten von einander, ſpitzet die beiden Ens 
den des daraus formirten Halbzirkels, und ſteckt 
dieſelben im Hieb vertheilt herum, beſchmiert die 
innere Seite ſtark mit dieſer uͤbel riechenden Mates 
rie, damit der Regen ſie nicht abſpuͤlen kann. 

Oder auf eine andere Art: 
Man nehme für 6 Pf. Teufelsdreck, 

für 6 Pf. Spiköt, 

für 6 Pf. Built, 

fuͤr 6 Pf. Tannenjapfenoͤl, 
reibe dieſe Sachen auf einem Stein klar, und wenn 
ſolche Maſſe noch zu flüffig, und nicht bie genug 
ſeyn follte, daß. fie aufgefchmiert werben kann und 
feft halten bleibt, fo fege man mehr Teufelsdreck 
hinzu; von diefer Maffe ſchmiert man etwas inwens 
dig in die Klauen von friſch geſchlachtetem Vieh, 
und dieſe inwendig fo befhmierten Klauen hängt 
man auf nicht fehr hohe Stöde oder eingeſchlagene 
Pfaͤhle überall auf dem Hieb herum. Aus biefen 
Klauen, ‚bie in der Folge ebenfalls einen wibrigen 





157 


Geruch geben, kann der Regen jene Dafle nicht 
fo leicht wegwaſchen; und weil. das Wild den Ger 
such hiervon Auferft verabſcheut, fo if die Folge, 
daB keines auf den Plag Fommt, um fo weniger, 
wenn von ‚Zeit zu Zeit die Einſchmierung wieder⸗ 
Holt wird. 

Auch wird von Andern angegeben, baß eine 
Mifhung von Terpentin, Schießpulver und Teus 
felsdreck oder ſtinkendem Afand, zu gleichen Theis 
len an verfhiedenen Orten in jungen Schlägen 
fo angebracht, daß der Regen dieſe Maffe nicht 
abwaſchen kann, gegen Wildfraß fhägend fey. Es 
werden leere Blumenſcherben von geringer Höhe 
inwendig befehmiert, und umgekehrt auf den Boden 
feſtgedruͤckt. Oben darf Fein Loc) angebracht ſeyn, 

. fondern nur rundum ganz Heine Deffnungen, einen 
‘Zoll vom Boden entfernt, vorkommen, aus welchen 
der Serum ſich verbreiten kann. 

Sollte nur halbe Maft gerathen, alfo vollſa⸗ 
mer, moͤglichſt gleich ausgetheilter Auffhlag unmoͤg⸗ 
lich ſeyn, fo muß durch kuͤnſtliche Nachhuͤlfe zu 
sleicher Zeit dieſem Mangel abgeholfen werden, 
ſelbſt dann, wenn der Saame aus andern Revie⸗ 
ren geliefert oder erkauft werden müßte. Die Aus- 
lagen werben vielfach durch gleichförmigen Nach⸗ 
wuchs dem Alter nad erſetzt *). 


*) Um vollfamen Auffclag mit mehr Sicherheit au ers 


158 


Er wenn diefer Nachwachs 4 Sommer alt 


iſt, wird im folgenden Winter ungefähr ein Drit⸗ 
Aheil bei ſuͤdlicher und oͤſtlicher, und die Hälfte der 
Saamenbäume bei weftlicher und mördliher (abs 
hängiger) Lage weggenommen, und zwar nur bei 
weichen ober frifch gefallenem Schnee, oder auch 
ſchon im Spätherbft, vor Eintritt des eigentlichen 
Winters, umd dabei befonders vermieden, Stämme 
bergab zu fällen. " 





sieben,” iR aber nicht allein hinreichend, guten 
Saamen in nörhiger Quantität aubzuſtreuen, fon« 
dern, nach den Erfahrungen vieler. mir befannter 
Korſtmaͤnner und meinen eigenen, nothmendig, daß 
diefer Saamen in den Boden gebracht wird durch 
Bearbeitung mit der Hade, ın ziemlich regelmäßis 
gen Rinnen den Berg entlang, ungefähr 2 Zoll 
tief höchftend, gezogen. Vorzüglich iſt dieſe Vors 
fidt in denjenigen Waldtheilen nothwendig, mo 
dad Laub biöher weggenommen, und der Boden 
auf der Oberfläche mehr feft geworden ift, fo daß 
die weichen Wurzeln des jungen Aufſchlags oft gar’ 
nit, oder doch nicht fo tief eindringen koͤnnen/ 
um durch Sroft und Hige feinen Schaden zu lei⸗ 
den, und nad und nach wieder zu verſchwinden. 
In bearbeiten Boden kann jede Feuchtigkeit eins 
dringen, und den Aufſchlag vor Austrodnen bes 
wahren, fo wie auch ſelbſt aus der Luft Nahrungs⸗ 
theile für denſelben einfaugen, “ 
A. d. V. 


J 


4159 


Da die Erfahring lehrt, daß, wenn bad 
Häfen und Aufklaftern des Holzes lange, oft gar 
den Winter hindurch, in manden großen dergleis 
en Hieben währt, der Nachwuchs außerordentlich 
leidet, um fo mehr, als er hier volkfam vorhanden 
if, fo ift alles anzuwenden , daß der Hieb wenige 
ſtens fehr bald diesfalls in Orbnung gebracht, und 
von Hol; geräumt wird, Zu biefem Zwed wirken 
folgende Umftände : 


2) Baldiger Anfang des Geſchaͤfte im Spaͤt⸗ 
herbſt. 
2) Aufftellung einer hinlaͤnglichen Anzahl Hole 
bauer, um in ungefähr 4 Wochen obige 
Geſchaͤfte fo weit zu vollenden, daß nur bie 
Nupholz » Trümmer im Hieb umber liegen, 
alles Klafters Wellenholz aber aufgefegt vor⸗ 
handen if. 
3) Die Klaftern muͤſſen, fo viel es thunlich iſt, 
an durchlaufende Wege, unten gegen die 
Thaͤler hin und oben hin am Berg, ſo wie 
in die angraͤnzenden, erwachſenen Beſtaͤnde 
geſetzt werden, die Holzart mag ſeyn welche 
ſie will. 


Die gewoͤhnlichen Winter erlauben kaum, bis 
zur Mitte des Novembers im Walde zu arbeiten, 
weil die Dienge Schnee weitere Gefchäfte oft bis 
zum Anfang des Aprild hier verbietet, und au⸗ 


‘ 


J 


160 


Berorbentfiche Fälle verhindern oft bis zum Maimos " 
‚nat alle dergleichen Arbeiten vorzunehmen. 


Zwei Jahre darauf, im nemlichen Zeitpunkt, 
Eönnen die übrigen Stämme alddann mit gleichen 
Vorfihtsregeln hinweggenommen werden, wenn 
man bemerkt, daß die Spigen und Seiteniriebe 
des Nachwuchſes gar nichts von Kälte gelitten has 
ben, und meiften® gegen 3 Fuß hoch find. 


Im andern Fall mäffen die Stämme als Froſt ⸗ 
ableiter zugleich noch Ein Jahr wenigftens ſtehend 
erhalten, und bei füdliher und oͤſtlicher Tage fogar 
nicht alle auf einmal, fondern ein Jahr fpäter die 
übrigen hinweggenommen werben *). 


Angenommen, alles ſey fo gluͤcklich als möge 
U von flatten gegangen, fo erfordert nun ber 
Forſtſchutz weiter eine befondere Schonung von zah ⸗ 
mem Vieh bis zu 25 oder Sojährigem Alter. 


Und was die Durchforftungen betrifft, fo koͤn⸗ 
nen diefe nicht früher. als mit 45 bis Sojährigem 





*) Se Höher überhaupt die Saamenbäume find C bei 
allen Holzarten), deſto länger koͤnnen fie ſtehen 
bleiben, weil der Anwuchs durd Die dabei möge 
lie Einwirkung der Armofphäre, in feiner guten 
Vegetation bid auf einen gewiſſen Zeitpunkt nicht 
gebinders wird. 

2.28%. 


161 


Alter, nad den bekannten Regeln vorgenommen 
werben, wobei die vorzüglichfte diefe iſt, daß der 
obere Schluß, welder durch das Ineinandergreifen 
der oberfien Zweige und Aeſte ſich ergiebt, nicht 
unterbrochen werden darf. J 

Wegen klimatiſchen Verhältniffen und Einwir⸗ 
Zungen if im Schwarzwald das Laubfammeln zu 
Streu in bergleihen Wäldern beſonders ſchaͤdlich, 
und in der Negel nicht zu geflatten; als Ausnah⸗ 
me nur da, wo 

3) das Laub unverwest fo hoch liegen follte, daß 
der Eeimende Auffchlag mit feinen zarten 
Buͤrzelchen nicht Erde faſſen kann; 

8) an etwas tiefen Wegen; 

3) in Schluchten, wo es aufgehäuft vorkommt; 

4) in70, 8o, 90, ıoojährigen Waldungen ; mit 
der befonderen Vorfiht, daß mit hölzernen 
Mechen (oder Harken) nicht alles kahl hin- 
weggenommen wird, fondern noch eine-ges 
ringe Decke liegen bleibt; 

5) daß das Sammeln von der Mitte Augufs 
bis zur Mitte Oktobers we möglich gefchehen 
ſolle, und 

6) daß 2 bis 3 Jahre vor der dunkeln ober Bes 
faamungsftellung nichts erfammelt , und das 
Laub fo viel moͤglich gleihförmig auf dem 
Plag erhalten wird. 
» . 11 


1623 


Wenn das Holz vorzuͤglich auch mit zu Brands 
holz beſtimmt iſt, fo mag der gewöhnliche Turnus 
120 Jahre betragen, weicher bei gutem Boden und 
günftiger Cage, unb wenn man bemerkt, daß ſich 
die Stämme durch befondere Länge für Nughölzer 
auszeichnen, noch um xo Jahre verlängert werben 
Tann, ober auch in dem Gall, wenn noch anfehne 
tier Zuwachs jährlich vorkommt *). 

Wenn dergleichen Wälder nur mäßig hehe 
Berghaͤnge bilden, oder mehr eben gegen Ihäler 
bin auslaufen , fo if eine künflige Mifhung mit 
dem weinblätterigen Ahorn (Acer pseudo- 
pletanus) fehr zu empfehlen. Der Ahorn: Saame 
muß aber im Herbſt gleich nad der Neifung, uns 
gefähr = Pfund auf jeden Morgen, ausgeftreut 
und bafür geforge werden, daß er in bie Erde 
kemmt und nod eine gute Laubdecke über fih ers 
haͤtt, damit er nicht zu früh keimt. Diefe Saat 
wird im nemlihen Jahr, we aud ber Buchelſaa⸗ 


=) Diefe Unterfuhung wird nad der finnreihen Mer 
thode des Heren Staatbraths Hartig dur ane 
gebrachte Kerben vorgenommen, und durd Ver⸗ 
gleichung der Jahräringe bei mehreren Staͤmmen 
in verſchiedenen Wäldern und nad verſchiedenen 
Kiaffen berigptigt. An einigen ftarken Aeſten muß 
ein gleiches Verfahren zu mehrerer Mebergeugung 
‚gemacht werden. . 

u. d. V. 


163 
men getathen ift, vorgenommen, Se regelmaͤßiger 
die Austheilung gefchieht, defto beffer ift es für die 
Bufunft in allen möglichen Ruͤckſichten. 

Endlich kann noch ein Fall vorkommen, und 
awar der; daß dergleichen Wälder nicht gefchloffen 
ſtehen, und alſo Eeine dunkle oder natürliche, voll 
fländige Beſaamungsſtellung moͤglich if: Bei folk 
chen Umftänden unterfuche man: 

1) ob der Boden der Buche noch ganz zutraͤglich 
iſt nach feiner dermaligen Beſchaffenheit; 
®) ob die Expoſition des Platzes noͤrdlich, nord⸗ 

weſtlich, weſtlich iſt; 

5) ob die vorhandenen Buchen noch ganz wuch⸗ 
fig find, aber doch ſchon beinahe die auf dem 
Platz relarive Vollkommenheit nad Höhe 
und Die erreicht, oder ob fie ihr Wachs⸗ 
thum größtentheils geendet haben. Den ers 
fahrnen vergleihenden Forſtmann wird hier 
bei ſchon der Anblick belehren ; 

4) ob die Lage nicht fehr hoch, alſo aud nicht 
ſehr rauf if. 

Wenn alle vier Punkte paflend vorkommen, 
fo wäre e6 Unrecht, den Wald als Buhwald nit 
zu erhalten. 

Bolgendes Verfahren führt gewöhnlich zum 
Zwech: 

Im naͤchſten Maſtjahr, das ſich ergiebt, wird 
beim Abfall des Saamens ber ganze Platz mit @ 


166 


bis 3 Fuß langen Zweigen von ber Dide eines 
Fingers fo beſteckt *), daß nur diejenigen Pläge frei 
bleiben, welde die Kronen und Aeſte der vorhan ⸗ 
denen Saamenbuchen bedecken und befaamen kön« 
nen. Und Eur; vorher, che dieſes gefhieht, were 
den Heine Rinnen oder Niefen von ungefähr 4 bis 
5 Zuß Länge und wenigſtens 2 Zoll Xiefe den 
Berg entlang gezogen, und aud unter den Stäms 
men ſelbſt. Sobald die Bucheln reif find, werden 
die lichten oder freien Pläge kuͤnſtlich in dieſe 
Riefen oder Ninnen befäet, und diefe gelegenheit« 
lich des Beſteckens zugleich geebnet. Diefe Beſtek⸗ 
tung erhält das Laub im Frühjahr feſt, damit bie 
Bucheln nicht zu früh Feimen, und durch Spat 
fröfte verdorben werden ; und die unbedeckten Saa⸗ 
men erhalten fi in den 2 Zoll tiefen Rinnen auch 
über Winter unser dem Schuß ber Saamenbäume. 
In Hinfiht der Schug: und Saamenbäume wird 
alles fo behandelt, wie vorhin bei den regelmäßig 
dicht beſtandenen Wäldern diefer Art angegeben 
worben ift **). 


*) Diefe Zweige koͤnnen von Pfriemen (Spartium sco- 
parium) und folden Holzarten genommen werden, 
welche im SpätherbR darauf zum daͤllen beſtimmt 
find. A. d. V. 


**) Sollten dieſe licht ſtehenden Bäume viele und ſtar⸗ 
ke Seitenaͤſte haben, fo koͤnnen ſolche vor dem 


165 


Bei ſuͤdlicher und oͤſtlicher Erpofttion folder 
Wälder müßten 2 Sommer vorher Birken in 2 
Fuß von einander entfernte Niefen gefärt, und 
wenn diefe überall vorhanden, erfi Buchen zwifchen 
diefe geftedkt werden. Wenn aber der Boden nicht 
gut und die Lage fehr hoch wäre, fo möchte am 
beften fen, einen Kiefern» oder Fichtenwald zu er⸗ 
ziehen, fobald die Buchen herausgehauen wären. 


Die Bude wird im Schwarzwald benugt 

3) zu fehr vielen Nugholz-Sortimenten, die vprs 
zuͤglich die Wagner verfertigen, ferner für 
Drechsler und Schreiner. Die befonderen 
Holzuhren-Zabrifanten gebrauchen biefes Holz 
ebenfalls. Die Schiffer verfiößen öfters ges 
funde Trümmer, welche da zu fogenannten 
Keltern » Schrauben gebraucht werben, wo 
härtere Hölger fehlen. 





Faͤllen derfelben entweder abgehauen oder abge⸗ 
ſaͤgt werden, um den jungen Anwuchs mehr zu 
ſichern. Auch iſt es gut, wenn auf ſolchen Plaͤtzen 
das Laub fo viel moͤglich erhalten wird, weil ſonſt 
feine gute Beſchaffenheit für den Holzwuchs über« 
haupt, und für den der Buche inöbefondere, fehr 
vermindert Wird, 
-UuD 


466 


9) Die Holjfhlitten, womit der Transport des 
Scheitterholzes, zum Floͤßen beſtimmt, im 
Gebirgen befoͤrdert wird, werden in großer 

Anzahl von dieſem Holz verfertigt; die Lott⸗ 
badume zum Transport von Floßholz, Saͤg⸗ 
Eögen, ebenfalls. 

8) Zu den fogenannten Prügelwegen, auf wel 
hen allerlei Holländer» und andere flärkere 
Floßholz » Sortimente aus dem Wald, fogar 
Sommerszeit, bergauf und bergab und auf 
Ebenen oder eigentfih Plattformen des Ge- 
birgs, transportirt werben, ift bei anſehn⸗ 
licher Entfernung oder Länge eines ſolchen 
Weges ein bedeutendes Quantum diefes Hol⸗ 
zes noͤthig. Die dazu erforderlichen Holz 
Ace find gewöhnlich 7 Buß lang und 6 bie 
8 Zoll di, um auch gefpalten gebraucht 
werben zu Eönnen *). 


%) Die Friction iR auf den glasten, entrindeten, alt 
gefpalten , halhzirkelförmigen dergleichen Holküden 
geringer, e8 mögen runde oder befhlagene Sorti ⸗ 
mente aufgelegt werden ; die Ochſen oder Pferde har 
ben zwiſchen jedem Stück, das ungefähr 2 Auß! von 
dem anbern entfernt befeftige iR, einen Anhalt gegen 
das Ausgleiten. Im Sommer werden diefe Stuͤde 
da, mo dad trandportiete Holäd läuft, mit Spech 
oder Unſchlitt gefhmiert (daher der Name Sqhwier⸗ 
weg), ehenfaNg zu weiterer Werminderung der Rei⸗ 
dung. a. d. V. 


167 


4) 3u fogenannten Ruthen, um die Plöße anhal- 
ten zu Eönnen; und ftärkere Stuͤcke (Senkel⸗ 
fangen); um aufgebollertes, Holländer » ober 
anderes gemeine Floßholz ins Waſſer zu laſſen. 
Diefe Senteltangen find 2o bis 25 Fuß ˖ lang 
und 6 bis 8 Zoll die; die Ruthen 16 bis 18 
Zuß lang und 2 Zoll did, 

5) Zu Brandholz; a) zum Werflößen; h) zum Ger 
braud für die Einwohner; c) zu Vefoldung 
für die herrſchaftlichen Diener aller Klaffen. 

6) Zu Kohlholz, um die Metalle zu ſchmelzen; dar 
au iſt die Kohle fehr brauchbar und gefucht ; 
Überhaupt für Huͤttenwerker. 

7) Hoͤchſt felten zu laufenden Muͤhlwerken, bei 
gänzlihem Mangel an tauglihem Eichenholz. 


468 


Behandlung 
dev 


reinen Eichwaͤlder. 





Wa diefe betrifft, die im Gangen feltener, und 
gewoͤhnlich mehr an den Graͤnzen des Schwarzwal · 
det, in einzelnen bald größeren bald kleineren Flaͤ⸗ 
chen, vorkommen *); und feltener etwas tiefer im 
Schwarzwald, an füblihen Vergeinhängen , mit 
lichten Veftänden und geringer Volkommenheit — 


*) In dem Hochfürftich Fürftenbergifhen Oberforſtam 
Wolfach befinden fih ziemlich viele dergleichen Ei» 
Senbeftände, um Hauſach, Haßlach, Steinad , fo 
wie in den Umgebungen und Gemarfungen von 
Wolfach. Im Hocf. Fuͤrſtenb. Oberforſt Donaus 
eſchingen hingegen fommen nur jüngere Anlagen 
von diefer Holzart in nicht unbedeutenden Flaͤchen 
vor, die noch vermehrt werben; im Königlich 
Wuͤrtembergiſchen Dberforft Neuenbürg mehrere 
taufend Morgen. 

4,08. 


469 


nad der Höhe befonders — der einzeinen Stäm- 
me; fo wird bier Folgendes bemerkt : . 
* Das ein Unterſchied zu machen iſt zwiſchen 
denjenigen Eichwaͤldern, welche einen ſolchen regel⸗ 
mäßigen und vollen Beſtand haben, daß eine nas 
tuͤrliche Nachzucht durch den Saamen vorhandener, 
erwachfener Stämme wohl möglich iſt; zwiſchen 
folgen, welche hingegen fo licht, oder die Stämme 
von einander fo entfernt ftehen, daß dieſes nicht 
möglich ifl. 

Zugleich muͤſſen die Himatifhen Verhaͤltniſſe 
ſolcher Wälder beruͤckſichtiget werden, wegen des 
wichtigen Umſtandes: Ob die Maſt oder der Sao 
men volltommene Reifung erhält, ober öfters vor« 
her erfriert; fo wie nöthig iſt, zugleich anzugeben: 
Ob der Beftand rein aus Stiel: oder rein aus 
Zraub» Eichen befteht, oder aus beiden ge— 
miſcht if. 

Wegen des erfteren Punttet iſt anzufuͤhren, 
daß dieſer nur da vorkommt, wo der Schwarzwald 
mildes Klima hat, was an den Graͤnzen der Fall 
iſt, und ferner, daß dieſe Beſtaͤnde immer die bes 
ſten und regelmäßigften in jeder Hinſicht find. 

Bei dergleichen Wäldern find alle für die Eir 
&en in andern ganz ähnlichen Gegenden paffende 
und bekannte Orundfäge anwendbar und gut, aber 
immer bei Vorausſetzung güten, tiefgehenden fri- 
ſchen Bodens, . 


470 


Die natuͤrliche Befaamung wird nur durch eine 
Art dunkler Stellung bezweckt, webei ſich die Geis 
tenzweige ber Krone bei ftiller Luft etwas berühe 
ren, fe daß die Sonne den Beden nicht befceinen 
Bann. Wenn vole Maft geräth, geſchieht diefe 
Vermehrung leicht. Bei halber Maft aber (melde 
Öfter eintritt als volle) wird es Regel, ſogleich im 
nemlihen Jahr der Natur durch kuͤnſtliche Mitſaat 
nachzuhelfen, damit der Auffchlag mehr im Alter 
und als Kolge auch in andern Ruͤckſichten gleichföre 
miger und zugleich nüglicher werden kann *). 

Der Forſtſchutz ift wie bei der Buche anzuwen ⸗ 
den, und wilde und zahme Schweine und Rebe 
im erften Jahr befonders abzuhalten. Die erſteren 
freffen wegen der bis September bleibenden Saar 


*) Wenn man auß fofalen Beobachtungen weiß, wie 
oft nad Jahren volle oder halbe Maft ges 
raͤth, fo kann man in folhen Wäldern fogenannte 
©roßhiebe führen, d. h. von folder Größe, 
worin der jährliche Bedarf fo viele Jahre durch 
vorfihtiged Pientern befriediget werden kann/ 
bis Daft geräch, und wobei doc die nöthige buns 
kle Stellung deö ganzen angehauenen Plaged noch 
möglich wird, fobald cin Saamenjahr eintritt. Es 
iR immer Regel, große und gleichförmige Walde 
pläge in Hinſicht des Nachwuchſes, dem Als 
ter nach, au erziehen, bei ber Eiche aber ganz 
beſonders. 

A. d. V. 


a 


menlappen den Aufſchlag, und die letzteren find 
für die Gipfel fogar noch im zweiten Jahr zur 
Srüplingszeit hoͤchſt gefährlich. 

Die Eiche verdient als erfie und Deutfchland 
eigentlich einheimifhe Holzart, deren Gebraud fo 
vielfältig ift, und nicht mit andern Holzarten ganz 
erfegt werden kann, da mit großem Fleis erhalten 
und nadgezogen gu werden, wo das Klima der 
Vollkommenheit nicht entgegen if, was an den 
Graͤnzen des Schwarzwaldes der Fall ift.! 

Im zweiten Jahr und dem darauf folgenden 
Herbſt oder Winter, bei friſch gefallenem oder doch 
weichen Schnee, kann ſchon fo gelichtet werben, 
daß ungefähr ein Drittheil der alten Stämme weg ⸗ 
genommen wird, wenn der Auffchlag ein gutes 
Wachsthum zeigt, weil er bald freiere Einwirkung 
der Atmofphäre zu feinem guten Gedeihen fordert. 

Im dritten, hoͤchſtens im vierten Jahr koͤn⸗ 
nen aud die übrigen Stämme hinweg genommen 
werden. 

Baldigfte Räumung des Hiebs von allem Holz 
iſt zur Schonung des Nachwuchſes fehr zu em. 
pfehlen. 

Auch koͤnnen bie abgebrochenen und ſtark ge 
quetſchten, kleinen Staͤmmchen mit ſcharfen Mep 
fern tief am Boden abgefchnitten, und dadurch 
gute Ausfchläge, die Lücken ausiufiten , gebildet 
werden. 


472 


20 bis 25 Jahre find nöthig, um einen fols 
hen Beſtand der Viehweide unfhäblih öffnen zu 
koͤnnen. 

Die erſte Durchforſtung darf nicht fruͤher als 
mit 40jaͤhrigem Alter geſchehen, vom Aufgehen des 
Saamens an gerechnet, und kann alle @o Jahre 
bis zum hundertften mit den befannten Vorſichts⸗ 
regeln gefchehen ; doch hier darf ſchon bei der zweis 
ten Durchforſtung der obere Schluß etwas geoͤffnet 
werden, um früher Maſt zu erzielen. 

Wenn fehr ſtarke Eichen nad Länge und Dide 
nothwendig find, fo muß freilid) der Turnus 160 
bi6 180 Jahre angenommen werben; aber für 
mehr gewößnfihe Bau. und monde Nughöfger 
(die am gefuchteften find) reihen 150 Jahre hin, 
zu welder Behauptung mic) mehrere im Schwarz 
wald gemachte Unterfuhungen an ben Jahrsringen 
diefer. Holzart berechtigen. 

Andere Verhältniffe, und alfo auch theilweife 
andere Behandlungen, treten ein, wenn dergleichen 
Wälder fehr licht ftehen, alfo die natürliche Beſaa⸗ 
mung vollſam und regelmaͤßig unmoͤglich iſt; die 
Kunſt muß hier alles Fehlende erſetzen, und ben 
aus geſteckten Saamen durch 2 Zoll tiefes Legen, 
und wo möglih durch eine Laubdecke zugleih, zu 
erhalten fuhen, damit die Winterfälte demfelben 
nicht ſchaden kann, und damit im Frühjahr das 
baldige Keimen verhindert wird, weil font Eine 


. 473 


fehr kalte Naht Alles in dieſem kritiſchen Zeits 
punkt verderben kann. 


Um das Laub auf dergleihen Plägen, bie 
ſogar abhängig find, mehr zu erhalten, muͤſſen 
ſolche mit a bis 8 Buß hohen Zweigen, befonders 
von ber Befenpfrieme (Spartium scoparium, L.), 
reihenweiſe ziemlich dicht befteckt werden, was zwar 
baare Auslagen in vielen Fällen erfordert, wenn 
arme arbeitende Forſtfrevler fehlen, aber zum Zweck 
führt, wie mid) Proben im Kleinen belehrt haben; 
allein es iſt doch rathſamer, den vollen Nachwuchs 
zu erhalten mit einigen Koſten, als ſein Verder⸗ 
ben ſehen und wagen ohne Koſten. 


Auf fehr hoch gelegenen, rauhen Plägen, wo 
zumeilen noch Wintereihen angetroffen werden, 
kann ich nicht für Erziehung diefer Holzart im reis 
nem Veftand flimmen; denn erftend erreichen ders 
gleihen Stämme unter ſolchen Umftänden Eeine bes 
fondere Höhe und Stärke, gegen biejenigen, die 

- in milden Gegenden ermachfen ; zweitens erforbert 
diefe Holzart doch auf ſolchen Plägen zu diefer ges 
ringeren Vollkommenheit einen längeren Zurnus 
von wenigſtens 200 Jahren ; drittens barf man 
auf feine Maft, am wenigften auf eine volle zähe 
len, weil Blüten und Früchte fehr oft erfrieren, 
oder legtere auch durch trocdene Witterung leiden, 
und unvollfommen und ungereift abfallen ; viertens 


\ 


474 . 


ift von kuͤnſtlichen Saaten nichts, und von Pflan⸗ 
jungen wenig zu hoffen, 

Der Holjertrag ber Maffe nah, bei fo lan—⸗ 
gem Turnus, würde aber gegen ben eines Kiefern» 
Fichten s oder Weißtannen » Beſtandes, bei gleicher 
Lage und gleich großem Areal, fo fehr verſchieden 
und zum Wortheil des legtern ausfallen, daß ſelbſt 
die beffere Qualität und Braychbarkeit bes Eichens 
Holzes gegen obige Mabelhölger diefen Unterſchied 
bei weitem nicht ausgleichen mwürbe, welchen Um⸗ 
Rand jeder Forſtmann in diefem und in ähnlichen 
Faͤllen beſonders beerzigen muß. 

In Hinſicht der beiden Eichenatten iſt noch 
anzuführen, daß man wenigſtens immer die Som ⸗ 
mer s oder ©tieleihe mit erziehen und erhalten muß, 
theils wegen der früheren Brauchbarkeit, bei etwas 
ſchnellerem Wuchs vor der andern, theil$ weil iht 
fpaltiges Holz mehr zu Nughöfjern geſucht iſt, 
wie das zähere von jener. . 

Und von beiden müffen Setzlinge oder Heiſter 
in Pflanzfhulen erjogen werben, weil diefes Mittel 
wur Vermehrung diefer Holzart auch angewendes 
werden muß. 

Wenn Pflanzungen vorgenommen werden, und 
Hoffnung zum Gedeihen ſeyn fol, fo muß 

2) der Boden gut, tiefgehend und friſch feyn; 
2) die Pflänzlinge eine Höhe von 3 bis 4 Fuß 
haben 5 


1rs 


3) der Ping, wohin fie verfegt werben, nicht 
ganz freie Lage haben, und den Oft« und 
Morbwinden nicht ausgefegt ſeyn; 

4) beide Eichenarten gemifcht, ungefähr a Drits 
theil Sommer aund x Drittheil Wintereihen 
angezogen werden; 

5) die Pflänzlinge mit vielen unverlegten Wur⸗ 
zeln verfeben feyn, was nur von folden zu 
erwarten iſt, die in Saatſchulen oder Eichel ⸗ 
kaͤmpen exjogen, dert im die Pflanzfhufen 
abtheilung (mit einige Jahre zuvor abgeſto⸗ 
chener Pfahlwurzel) vorher verfegt, und von 
da erſt im den Waldplag gebracht werden; 

6) jeder Heifter angeſchlemmt, und 

7) die erſten Jahre wenigfiens, bis er fell an 
gewachſen ift, mit einem Stidel, ohne Ges 
fahr für den Pflänzling , verfehen, und 

8) ein folder Eultivirter Plag vor dem Zugang 
einer Rindviehheerde 8 bi6 10 Jahre lang 
geſichert werden. 





Die Eichen werden im Schwarzwald Benugt 
A. Zu verfhiedenen Sortimenten Hollaͤnderholzes. 
@) ungefpalten: 
3) zu ganzen Bäumen So Fuß lang, 24301 dick 
om dünnen Ende; 
2) halber Baum 21 F. lang, 22 3. a. d. E. 


4136 


5) Zangruthen 5x Buß lang und 16 Zofl in der 
Mitte; 

4) Wagenſchußklotz 16 bis 20 Fuß lang, ae 3. 
breit; R 

5) Pfeifholzttog 20 bis «5 8. lang und 16 3. 
breit; “ 

6) Knapphol; 9 Buß lang, 26 Zoll breit; 

7) eine fogenannte Mut aı Fuß lang bis an die 
Gabel, 18 Zoll dick, in der Mitte der beie 
den Gabeln 6 8. lang und ı2 3. did; 

8) Schiffsknie (Stiefel) kommt auf die Staͤrke 
von vorbefhriebenen Holzſorten an, und wird 
das Doppelte von ber Sorte, wozu es ger 
hört, gerechnet; 

9) Muͤhlachſe 24 bis 50 8. lang u. 5 - hoch. 

b) gefpalten: 

2) Wagenſchuß 10 bis 14 B.lang, an ber einen 
Seite 24 3. an ber andern 24 2. 

2) Pfeifholz 8 bis 9 F. lang, 25 Zoll auf ber 
einen, 20 3. auf der andern Geite. 

3) Knappholz 8 8. lang, 12 3. auf der einen, 

\ 20 3. auf der andern Seite. 

4) Ran; 6 8. lang, 11 8. und 18 3. 

Und nad befonderem Wahsthum mit Kruͤm⸗ 
mungen die Shölger, welde befonders ger 
ſucht und theuer bezahlt werden. 


B. Zu Lands und Wafferbauhölzern. 


ar 

C. Zu Nutzholz mancherlei Art für Safer, Wag- 
ner, Schreiner ıc. 

D. Zu laufenden Werken (Mühl und Hammer⸗ 
werten). 

E. Srand « Rohiholz, die Knuͤppel beſonders ge⸗ 
ſchaͤlt. 

F. Die Rinde zu Gerberlohe; das Raub zum 
Streuen in die Viehſtaͤlle; die Früchte zum 
Mäften der Schweine ıc. . 


ı2 


178 


Behandlung 
der 


gemifchten Roth» und Weißtannenwälder. 





Diergteigen Wälder trifft man, wie im Anfang 
des zweiten Hauptabſchnitts gemeldet worben, häus 
fig im Schwarzwald an, und zwar, was bem Forfl» 
mann in mehreren Ruͤckſichten das wichtigſte iſt, 
mit großer Volllommenheit nah Höhe 
und Dide bei beiden Holzarten. 

Nur ift bei gleicher Höhe und unterer Stamm 
dicke der obere Durchmeſſer bei den Rothtannen 
ober Fichten immer gefinger als bei den Weißtan ⸗ 
nen, weiß erftere mehr einem fpigigen Kegel aͤhn⸗ 
lich ift in der Form des Schafts als legtere. 

Die Natur hat diefe Miſchungen ſelbſt hervors 
gebracht, wenigftens bie Älteren, und nad meinen 
Beobachtungen Eamen die fhönften Beſtaͤnde in jes 
der Hinſicht fo vor, daß fi die Weißtannen zu 
den Rothtannen wie 43 2 oder wie 51 2 vers 
hielten, 


479 
GSo kommen im Ältenſtajger Öberforft, Kön. 
Wuͤrt. A. Schw., viele ganz vorzuͤgliche vor, die 
zu meiner Dienſtzeit ſchon Bo bis 10ojaͤhrig wa⸗ 
ten, beſonders in dem Pfatzgrafenweiler Revier. 
Allein es kommen noch andere Verhaͤltniſſe 
diesfalls vor, die hier nicht angeführt werden koͤn⸗ 
en *); aber als Nefultat aus dem Ganzen geht 
hervor; daß beide Holzarten auch als gemiſcht zus 
fammenpaffen. 
Nun ift wohl jeder Forſtmann und jeder Lefer 
begierig zu vernehmen , welches die befte Mifhung 





) Nur einige davon. Im Hoknberger Wald, an 
der Graͤnme ded Altenfaiger Bord, gegen den 
Neuendürger ; mar das Verhaͤltniß der Rothtanne 
iu der Weibtanne ungefähr wie so:t. Der Berg 
dag gegen Suͤden, und wurde, meil das Holz 
nicht gut wegzubringen war, und dad Kläftern das 
mal6 (1800 und 1801) fur 24 Kreujer auf den 
Stock koſtete, der Wald auf Harz benugt: Das 
Alter mag damald 90 bid 100 Jahre betragen has 
ben. — Beim fogenannten Chriftopheld Hof, 
Neuenbürger Oberforſts, Wildbader Revietd , war 
eine Miſchung, wo die Weißtannen zu den Rothe 
tannen ungefähr mie 6: 1 oder wie 7 : 1 vorka⸗ 
wen, und von den fegteren Holländer Tannen und 
Mebbälfen abgegeben wurden, von den erfteren 
auch etwas ſchwaͤhere Hohänder Hoͤlzer, im Jahr 
1803 oder 1804: « 

um 


450 


feon, 


und als folde zu erhalten ſeyn möchte unter 


den vielen Abänderungen, die diesfals vorkommen. 

Folgende Gründe ſcheinen dasjenige Verhaͤlt⸗ 

niß zu rechtfertigen, wo ungefähr 5 bis 6 Weiße 
tannen auf eine Rothtanne Eommen : 

1) weil die Rothtannen bei paffender Lage und 


2) 


9 


angemeſſenem Boden, der fuͤr beide wenig 
verſchieden iſt, im Ganzen genommen ſchnel⸗ 
ler wachſen als die Weißtannen; 

weil die Rothtannen viel mehr Saamen 
auf einmal tragen als die Weißtannen, 
wenn man einzelne glei alte und ungefähr 
gleich ſtarke Stämme von beiden Holzarten 
betrachtet und vergleicht. 

weil die Nothtannen auch dfter Saamen 
tragen, als die Weißtannen, befonders bei 
gewiffen Lagen; fie würden alfo bald und fo 
Fark prädominiren, baß die Weißtannen in 
ein ganz untergeorbnetes, dem Forſtmann 
hier nicht erwuͤnſchtes Verhaͤltniß geſetzt 
wuͤrden. 


4) muß in dieſen gemiſchten Wäldern, bei ber 


Haubarkeit und der daraus hervorgehenden 
Stellung, zur natürlihen Befaamung eine 
dunkle, wie bei den reinen Weißtannen- 
wäldern, flat haben ; wenn bie Fichten ſtark 
präbominirten , 9 wäre dieſes nicht wohl 
rathſam, weil diefe nicht fo ſtark und nicht 





481 


"fo lange die dunkle Schutz » und Befaamungss 
ſtellung nötbig haben, wie die Weißtannen. 
Ueberhaupt hat mich wenigſtens die Erfahrung 
durch Anfchauung , und der Grund, daß es viel 
ſchwerer wäre, die Mifhung bei prädominirenden 
Rothtannen zu behandeln, überzeugt, daß nur bei 
obigem Verhaͤltniß dergleichen Wälder zu erhalten 
wären. 
Moch ein befonderer Vorzug diefer als der bes 
Men oder vortheilhafteften angegebenen Miſchung, 
befteht noch darin, daß man ſolche auch in etwas 
höheren und rauheren Gegenden, als viele Theile des 
Schwarzwaldes find, antrifft, und alfo aud erhalten 
kann, als die reinen Weißtannenmwälder gewöhnlich 
fordern. Die Natur aufmerkfam beobachten, giebt 
belohnende Nefultate, wenn man die nöthigen Kennt» 
niſſe befigt, die ſolche Beobachtungen erfordern und 
möglich machen. Anfehen und Anſtaunen iſt nicht 
hinreichend, fondern Anfhauen und Verſtehen. 
Was den möglihen Einwurf betrifft, daß ber» 
gleichen Wälder bei folder Miſchung der Gefahr, 
durch Inſekten verborben zu werben, mehr ausge: 
*. ſeyen, als andere reine, weil der gemeine groͤ⸗ 
€ Borkenkäfer (Dermestes typographus, L.) 
mehr die Fichten oder Rothtannen, und der zottige 
kleinere Dermestes villosus, L. (nah Bechſte in 
Bostriehus villosus) mehr die Weißtannen an« 
greift; fo iſt hier nur fo viel zu bemerken, baß bei 


482 


dem Verhaͤltniß, wenn die Weißtaunen präbomis 
niren, die Gefahr fehr gering if. Weiter unten 
wird das über die im Schwarzwald -(hädlichen Ins 
ſekten in einem befonberen Kapitel umftändli an⸗ 
geführt werden. — Ein Grund iſt fen der, daß 
die Stuͤrme diefen gemifchten Wäldern weniger 
ſchaden, als den reinen Fichtznwaͤldern. 


Auch bei dieſer Art Wälder wird es Regel, 
diejenige Holzart ſogleich, oder doch gewiß im fol⸗ 
" genden Jahr Fünflic nadzufäen,, welche nicht 
mit der andern zugleih Saamen trägt; und ma 
möglich immer nur in ſolchem Zeitpunkt den Walb 
mit dem Hieb anzugreifen, wenn wenigfiens eine 
der beiden Holzarten Saamen trägt, im Fall nicht 
eigentliche Großhiebe geführt werden. Mur bei dies 
fer befonderen, mit Kun verbundenen Vorſicht, 
ober hei dem natürlichen fehr guͤnſtigen Umftand, 
daß beide Holzarten beim Hieb Saamen tragen, 
täge fi, bei übrigens gleihen Umftänden, befon« 
dere Vollommenheit der meiſten einzelnen Gtäms 
me hoffen; und Erfahrungen beweifen noch ferner, 
daß dergleichen gemiſchte Wälder, bei vorkommen» 
der ziemlich gleicher Hoͤhe der einzelnen Stämme, 
hoͤchſt felten von Stürmen leiden, wenn nicht uns 
vorfichtiger Weife Luͤcken gemacht werden. Sie 
bilden im erften Gall mehr ein zufammenhängendes 
Ganze bei gefhleffenem Gtand, woran die Stuͤr⸗ 





4183 


me abprallen, ohne eigentlichen fchädlihen Eingang 
zu finden. 

Wenn die Rotbtanne zuerft Saamen trägt, 
und man fieht nad einigen Jahren , daß fie über 
das beſtimmte Verhaͤltniß, der Anzahl nah per 
Morgen, vorkommt, fo wird ein folder Nachwuchs, 
und zwar ber geringfte und am menigften friſch 
ausfepende, fpäteftens im Monat Mai einzeln aus⸗ 
gerauft, entweder durch arme Forſtfrevler, oder 
noch beffee und ficherer durch befonders bezahlte, 
vorfihtige Leute, welde die Erde beim Ausziehen 
nicht zu viel aufiodern *); jebesmal aber unter 
perfönliher, ununterbrochener Anwohnung und 
Angabe des betreffenden Foͤrſters. 

Oder es kann auch erft bei der erften und , 
zweiten Durchforſtung das gewuͤnſchte Verhältniß 
beider Hölzer gegen einander, der Anzahl nach, 
auf jedem Morgen hergeftellt werden, welche Mes 
thode der erfieren in den meiften Faͤllen vorzugier 
ben if. 


*) Dergleichen vorfichtig, ohne Befchädigung ber Wur⸗ 
zeln, unmittelbar nach aufgefrornem Boden, aus⸗ 
geraufte junge Tannen Fönnen zur Verbeſſerung 
auf andere ſchattige Pläge angewendet werben, 
wenn das Außziehen und Wiedereinfegen in weni⸗ 
gem Stunden und auf ähnlichem Boden und Lage 

ieht. 
sehdicht 2.8.8. 


4184 

Beim Angriff eines haubaren, fo gemifchten 
Waldes wird der dazu beftimmte Theil dunkel, wie 
bei der MWeißtanne, geftellt, mit einigen Abändes 
ungen, der Erpofition nad, und zwar hei noͤrd⸗ 
licher und nordweſtlicher etwas weniger dunkel, 
ſo daß fi die Seitenzweige der Krone bei ſtiller 
Luft nicht ganz berühren; bei andern Tagen aber 

anz dunkel, 

In Hinſicht der Schonung wird alles, wig 
bei den reinen Weißtannenbeftänden behandelt, und 
vorzuͤglich die Viehweide nicht früher als nah 2A 
Jahren, vom Ausſtreuen des Saamens an gerech ⸗ 
net, erlaubt. 

Da die Erfahrung auch bei dieſen Waͤldern 

lehrt, daß ſolche nur bei gutem Schluß, von fruͤ⸗ 
her Jugend an gerechnet, gut gedeihen, bei Vor⸗ 
ausfegung einer nicht wibrigen Lage und eines mit, 
viel Dammerde, Sand und Lehmen gemifchten Bodens, 
fo muß aud) darauf gefehen werben, in dergleichen, 
Wäldern den Schluß, wie ihn die Durchforfiungen 
beftimmen, zu erhalten, bis die Haubarkeitsperiode 
tiesfans Abänderung macht. 

Vei gutem Schluß können die Sonnenſtralen 
nicht unmittelbar auf den Boden wirken und den⸗ 
felben ausziehen, d. h. zu viel quatrocknen, und 
ex behält feine gute Beſchaffenheit durch das Wer 
modern der ſich ergebenden Abfaͤlle von mander 
Art, 


485 


Doher Eönnen die dad anwendbaren Durch» 
forftungen früher micht als mit Zojährigem Alter 
vorgenommen werden, und-fo, daß kein Stamm, 
der zum oberen Schluß gehört, vorfäglid wegges 
nommen wird, fondeen nur die abgeftorbenen, ſchad⸗ 
haften und Fürzeren unterbrüdten Stangen. 


Im 7often Jahr wird die zweite Durchfor⸗ 
fung vorgenommen *), mit der Vorfiht, daß die 
Seitenzweige der Krone fih noch ſtark berühren, 
fo daß bei jedem Sturm ein Stamm den andern 
gleihförmig und bei geringer Biegung feines ober 
fen Theils durch Anlehnen unterflügen kann, wor 
bei Baum ber vierte oder fünfte Theil des Schafts 


*) Mancyer Leſer aud dem Sorffach wird ſich wundern, 
dofi ich den Zeitpunft der ‚Durchforftungen , fo wie 
Die Anzabi derſelben nicht fo angehe, mie in vielen 
Sorftfchriften vorfommt, nicht von 20. zu 20 Kab- 
ren. Allein da mich die Erfahrung überzeugt hat, 
daß diefer Zeitpunft zu Fury iR, um von der Nas 
tur augenfceinlich beiehrt zu werden, mad hinweg 
genommen merden fol, und man alfo leicht zu 
niel thun Fönnte, fo habe ich nit nur bei dieſer 
Mildung, fondern auch hei reinen Beſtaͤnden, 
längere Zeiträume angenommen, um ſicherer zu ges 
ben, und dadurch die Anzahl derfelben vermindert. 
Beſondere Beobachtungen haben mich dabei ge 


leitet. 
dB 


186 


bewegt wird, und wobei Fein Sturm einem gleich 
fürmig beftandenen Wald ſchaden kann. 

Da nun dieſe beiden Holzarten unter gewiſſen 
Berhaͤltniſſen gut zufammen wachſen und gebeihen, 
einerlei Zurnus haben können *), und als gemiſcht 
einerlei Saamenſtellung, was im reinen Zuftand 
jede betrachtet nicht möglich wäre; und da bie 
Rothtanne noch beffer zu ſolchen Nutzhoͤlzern paßt, 

‚in welchen Fluͤſſigkeiten aufbewahrt werden, als Die 
Weißtanne; aud ein beferes Brand« und Kohlholz 
liefert, als diefe; ferner. eine befondere Nebennuu 
sung der Borke, nemlich zu Gerberlohe, in mans 
chen an Eichen armen Gegenden zuläßt, fo wie in 
einzelnen Ausnahmefällen eine Harzbenutzung auf 
einige Jahre ; fo wird es erlaubte Megel, biefe 
Mifhung da, wo Vollkommenheit der einzelnen 
Stämme fehr wahrfheintih zu hoffen iſt, zu er⸗ 
halten; auch ferner noch deswegen, weil fie unges 
fähr gleihen Preis bei gleihen Holzmaſſen und 
gleihen Formen ( Holländer» und Bauholz) im 
Schwarzwald haben. 

Noch als eine Hauptregel füge ih zum Schluß 
bei, daß man fehr darauf zu fehen hat, baf bie 
Siebe, welche in Hinſicht der Weltgegend wie bei 





*) Die Umtrieböperioden find die nemlichen, welche 
bei der Weißtanne oben angegeben wurden. 
J a. d. V. 


187 
den reinen Weißtannenbefländen geführt werden 
möffen, entweder durch die Natur. allein, oder, 
mas gewöhnlicher ift, durch Natur und Kunft vers 
eint, vollfam befaamt werden, weil dad Ausbeſ⸗ 
fern der Luͤcken durch Saaten oder Pflanzungen 
vielen Schwierigkeiten und Koſten unterworfen ift, 
und doch felten dem Zweck ganz entfpricht, wenn es 
nur 5 bis 4 Jahre anſteht, vom Abfall des Saar 
mens an gerechnet, 


188 


Behandlung 
ber 


Weißtannen, mit Kiefern oder Forlen 
\ gemifcht. 


Bi diefer befonderen Mifhung, welde im Gans 
zen nicht häufig vorkommt, drängt fi einem der 
Gedanke auf, daß fie auf zweierlei Art enſtanden 
ſeyn mögen, nemlich einmal fo, daß, wenn in der 
Nähe von reinen Weißtannenwäldern Forlenwaͤlder 
vorhanden waren, und wenn erftere- gegen bie eis 
gentliche Regel zu früh lich t ausgehauen worden, 
der junge Anflug verdorben, und dur bie Gom 
neliebende Kiefer erfegt worden; wenn ſich nun das 
bei ein reichliches Saamenjahr von Kiefern ergab, 
fo wurden biefe in der Folge präbeminirend ; im 
andern Fall, und wenn aud noch theilmeife der 
Weißtannen » Anflug erhalten wurde, blos durch⸗ 
fprengt oder unterfiellt. Won beiden Verhältniffen 
kommen Fälle vor. 


489 

Das anderemal wäre fo, daß der Forſtmann 
die in MWeißtaunenbeftänden vorkommenden bden 
‚oder ganz ſchlecht beftandenen Platten burd Ein 
fprengen des Kiefern: Saamens decken wollte, weil 
einem ſolchen Empyriker durch mehrfache Anſchauung 
‚betannt war, daß Kiefern auch auf dergleichen 
ſchutzloſen Platten forttommen. 

Allein die erfie Hypothefe gewinnt mehr Wahr 
ſcheinlichkeit auch noch dadurch, daß die Kisferm 
‚auch im Schwarzwald dfter Saamen tragen, 
als die Weißtannen ,. und daß Sturmwinde den 
Heineren und geflügelten Saamen der ° Gerlen weit 
führen. . 

Betrachten wir nun nad) guten, auf bie bes 
fondere Natur und Eigenſchaften biefer einzelnen 
Holzarten gebauten Grundſaͤtze dergleichen gemifchte 
Wälder, fo finden wir, daß viele Verſchiedenheiten 
vorkommen. 

Die Weißtanne liebt nit nur, fondern for 
dert fogar, in der Jugend wenigſtens, Schatten 
für den Anflug, und fogar für den mehr erwachfes 
nen Nachwuchs; fie verlangt zu ihrem Gedeihen 
einen Soden, der mit fehr vieler Dammerde und 
wenig Sand und Lehmen gemiſcht iſt; fie liebe 
noͤrdliche, nordweftlihe und weſtliche Erpofitionen 
vorzüglich; fie fordert bei der natürlihen Beſaa⸗ 
mung in der Haubarkeitsperiode eine fehr dunkle 
Stellung. 


4% ° . 

. Die Kiefer im Gegentheil hat nur ein Jahr 
mäßigen. Schatten in der feüheften Jugend nöthig; 
der hir wenige Jahre alte Nachwuchs liebt einen 
freieten Stand, und kann ſchon die Sonne uns 
ſchaͤdlich ertragen ; fie gedeiht in einem mit vielen 

Sand ünd weniger Dammerde und Lehmen de 
miſchten Mittelboden fehr gut; fie liebt mehr die 
füdlihen und ſudweſtlichen Lagen; beim Anhieb zur 
natuͤrlichen Beſaamung der erwachſenen Beſtaͤnde 
eine nach dem Kunſtausdruck: zwiſchen dunkel 
und Licht liegende oder vorkommende Stellung. 


Bei Übrigens gleihen Umftänden übertrifft bie 


Kiefer die Weißtanne in den erften 30 Bis 40 Jah ⸗ 
sen betraͤchtlich nach Höhe und Stärke (Dicke) in 
ben meiſten Faͤllen; doch ergiebt es fih auch oͤf ⸗ 
ters, daß nach hundert und mehreren Jahren die 
Weißtanne nicht nur der Kiefer gleich kommt, ſon⸗ 
dern ſie auch noch in einzelnen Staͤmmen, der 
Holzmaffe nach, übertrifft. . 

Aus allem dieſem geht nun, nach meiner Meis 
nung, hervor, daß diefe Miſchung im Ganzen ges 
nommen, und die meiften Modificationen des Wer 
haͤltniſſes der beiden Holzarten unter fi auf jedem 
Morgen mit eingefchloffen, nicht nachzuziehen und 
nicht fo zu erhalten ift, fondern daß in den meiften 
Fällen Umformungen raͤthlich find, wobei reine Kies 
ferndeftände daraus gebildet werden. + 


44 


Die Kuuft und der Umſtond, daß die Nadelhoͤl⸗ 
‚ser nicht aus Stöcden und Wurzeln ausfhlagen, er⸗ 
Leitern die Sache. \ 

Die Weißtannen werben alfo in einem Jahr, 
we Erin Saamen darauf geräth, gehauen, und der 
Sieb mit frifhem, gutem Kiefernfanmen, im Were 
hältniß *) mis dem noch von. Rehenden einzelnen 
Baumen abfallenden, angefäct. 

Wenn aber bei einer folhen Mifhung der 
Gall vorkommt, daß 

2) die Weißtonnen ſtark praͤdominiren, 

3) große Volllommenheit nah Höhe und Dide 
in bedeutender Anzahl auf jedem Morgen 
zeigen, 

3) Lage und Expoſition guͤnſtig find, 

4) die Weißtannen mehr geſucht find im ganzen 
Stämmen, 

5) der Boden feiner Mifhung nach ber Weiß 
tanne ganz angemeffen iſt, und 

6) die Weißtannen ziemlich regelmäßig vertheilt 
ſtehen; 

und wenn in Hinſicht der Kiefern das Gegentheil 


=) Diefed Verhaͤltniß zu deurtheilen, wird dem au⸗ 
f@auenden praftiichen Forſtmann folder Gegenden 
überlaffen, der aud im Stande fepn wird, anzus 
geben, in welcher Quantität, nah Pfunden berech⸗ 
net, die Mitſaat gemacht werden foll. 

A. d. V. 


493 
ſtatt Hat, und fie nicht horſtweiſe ſtehen, daß große - 
Lüden durch Hinwegnehmen berfelben entftehen *), 
und den Stürmen Eingang verſchaffen; fo Eönnen 
mit Vorfiht die Kiefern zuerſt fehr vermin, 
dert, und wenn e6 der Kunſt möglich wird, ben 
Weißtannen s Nahwuhs in guter Qualität und 
“ Auantität hervorzubringen und zu erhalten, in ei 
nem gewiffen Zeitpunkt ganz hinweggenommen, 
und ein reiner Weißtannenwald daraus gebilbet 
werben. 

Stehen aber bie Kiefern nur fo auf jebem 
Morgen im Durchſchnitt, daß 50 bis 60 Tannen 
auf eine derfeiben kommen, fo ift ein folder Wald 
nicht als ein reiner Ebdeltannenwald in jeber Fine 
fiht zu behandeln. 

Das ungleiche Alter beider Holzarten und ihre 
gewdhnlich daraus folgende Ungleichheit, der Maſſe 
und Figur nad, fegen den Forſtmann zuweilen 


+) Im Nothfal Finnen auch einzelne Horfte von 
Kiefern ſtehen bleiben, um die Luͤcken audzufüllen. 
Es iſt dieſes rarhfamer, ald Windfhaden zu wa⸗ 
gen, deſſen Verbreitung oft gar nicht zu beſtimmen 
AR. Der gleichförmige Schluß, wenn gleich von 
zwei verfhiedenen Arten Waldbaͤumen bewirkt, 
fidert am been, wie die Erfahrung lehrt; die 
DVertilgung des Kiefern Anflug if feinen befons 
deren Schwierigkeiten unterworfen. 

"MD. 


493 


in einige Verlegenheit. Allein bei Erwägung als 
ler vorhin angeführten Umflände mag es ihm nicht 
fhwer werden, für das Beſſere und Paffendere zu 
entſcheiden. 

Und hier ſetze ich noch bei, daß die Kiefern 
die Weißtannen unterdruͤcken, nicht nur bei glei⸗ 
chem Alter, ſondern auch ſogar, wenn ſie 2 Jahre 
älter find, in dem Fall, daß fie praͤdominiren. 


15 


498 


Behandlung 
der 5 
mit Fichten und Kiefern gemifch- 
ten Beſtaͤnde. 





Aus von biefer feltfomen Mifhung finden ſich 
einzelne, obgleich geringe Parthien in einigen Ges 
genden des Schwarzwaldes, und zwar, wie bei al 
len gemiſchten Wäldern gewöhnlih, mit verſchiede⸗ 
nem, nie ganz mathematifd genau anjugebendem 
Verhaͤltniß der einzelnen, auf jebem Morgen vors 
bandenen Stämme beider Holzarten unter fid. 
Auch bier hat ohne Zweifel die Natur biefe 
Miſchungen gemacht, jedod ohne Abfihe, fie fo 
gemifcht immer zu erhalten; durch bie Nachbar 
{Haft von Kiefernwäldern an reinen Rothtannen ⸗ 
oder Fichtenwäldern war diefes um fo leichter, weil 
die jungen Kiefern ald Anflug weniger Schuß bes 
dürfen, als der eben fo junge Anflug der Fichten; 
und vielleicht der befondere Umftand, daß Fichten ⸗ 


. 495 
wälder durch Stuͤrme und Borkenkaͤfer leiden, und 
dabei gewaltfam und unregelmäßig. ausgelichtet wers 
den, mag das Anfiedeln der Kiefern auch mit bes 
fördert haben. 

Auch bier find (kuͤnſtliche) Umformungen nd« 
thig, und zwar in den meiften Faͤllen. In reinen 
Kiefern » oder Forlenwaͤldern Bei folgenden Umfäns 
den, wenn bie Kiefern ein Drittheil oder die Halfte 
oder drei Viertheile nach der Anzahl der auf jedem 
Morgen im Durchſchnitt vorhandenen Stämme 
ausmaden, und wenn fie im Verhaͤltniß mit ihrer 
Alter eine (gute oder wenigfiens eine mittehmäßige 
Volltommenheit zeigen. 

Die Verwandlung bergleihen Wälder in reis 
ne Sichtenbeitände gehört zu den fehr feltenen 
Fällen, und kann mut dann fi) ergeben, 

3) wenn der Soden *) und die Lage der Fich⸗ 
ten ganz befonders günftig iſt, 
2) wenn die Vollkommenheit der einzelnen Staͤm⸗ 





) Man hat bei der Fichte mehr auf den Boden 
Ruͤckſicht zu nehmen, als bei der Kiefer, weil in 
den meiften daͤllen bie Kiefern im dem für Fichten 
paſſenden Boden gut fortkommen, aber die Fichten 
felten in dem der Kiefer zutraͤglichen; die Expo⸗ 
fition ensfdpeider auch vieles, weil beide Holzarten 
in dieſem Punkt mehr verſchieden find. u 

2.2.0 


496 . 
me im Verhaͤltniß mit ihrem Alter fehr 
vorzüglich iſt, 

3) wenn die Fichten oder Nothtannen als Baur, 
Vrand», Nug- und Kohlholz in der Ge. 
gend geſuchter und anſehnlich theurer find, 
als die Forlen, und . 

4) weun der Play durch feine Lage und Umge 
bungen mehr ver Stuͤrmen geſichert if. 

Das Verfahren ſelbſt iſt dem ganz aͤhnlich, 
welches bei der vorher befhriebenen Miſchung von 
Weißtannen und Kiefern, bei der Umformung in 
weine Beftände von ber einen oder andern Holzart 
angegeben wurde. 

Diefe Miſchung kuͤnſtlich m bejyweden, 
waͤre daher den Regeln der beſſeren Forſtwirthſchaft 
entgegen, doch die Erhaltung derſelben in einzel 
nen Ausnahmefällen nicht geradezu verboten, welche 
ſich aus dem bisher Angeführten ergeben. 

Noch bemerke ih, daß bei einem foldhen Zus 
Rand diefer Wälder, wo gerade die erſte Durchfor⸗ 
Kung vorgenommen werden muß, und kann, bei unges 
führ zojährigem Alter, man die Umformung machen 
Bann , wenn die herauszunchmende Holzart — um 
die andere rein zu maden — nicht horftweife 
auf jedem Morgen ftcht, indem fonft gefährliche 
Läden in Hinſicht der Sturmwinde fih ergeben; 
in foldem Iegterem Fall können zwar die Horſte 
etwas gelichtet werben durch vorſichtiges Hinweg · 


497 


mehmen einzelner Stämme aus der ganzen Gruppe, 
und Dabei ergiebt ſich öfters ein Vorhaͤltniß der ei · 
nen Holzart zu der andern, wie a531 ober wie 
55:2 oder wie 40 11. 


Alsdenn it ein folher Wald nicht mehr als 
gemiſcht zu behandeln (d. h. auf beide Holzarten 
befondere Ruͤckſicht zu nehmen und zu erhalten), 
fondern wie ein reiner Behand von der fehr ſtark 
präbominirenden Holzart. 


Anmerkung: 


Die Gemeinde Oberſchwandorf im‘ Schwarzwald, 
Königlich Wuͤrtembergiſchen Oberforſts Alten 
ſtaig, befaß zu meiner dortigen Dienftzeit eine 
gegen Süden gelegene, mäßig hohe Borghal ⸗ 
de, welche ziemlich mageren Boden , und bar 
auf einen mit Fichten und Kiefern gemiſch ⸗ 
ten Beſtand hatte. Die Fichten, welche ſtark 
die Hälfte der Mifhung ausmachten, zeigten, 
bei ungefähr gleichem Alter mit den Kiefern, 
geringes Wahsthum, die Kiefern aber weit 
beſſeres. Die Beſchaffenheit des Bodens vor 
zuͤglich war die Urſache dieſer auffallenden 
Verſchiedenheit. Es wurde daher die Harz 
nugung für diefen MWaldtheil begehrt und. 
erlaubt, und zwar deswegen fo, daß alle, auch 
die geringften Fichten angeriffen wurden, weil 


4198 


zugleich die Umformung in einen reinen 
Kıeferumwald beftimmt wurde, fobald die 
Harznutzung eine geringe Ausbeute geben 
würde, welches nah Jahren nicht ſogleich 
vorauszufehen und mathematifh zu befimmen 
moͤglich war. 


4197 


Schandlung 
der " 
ans Weißtannen und Rothbuchen 
gemiſchten Wälder. 





Die Mifhung trifft man in fehr vielen Theilen 
des Schwarzwaldes an, und zwar fehr oft in ber 
traͤchtiichen Abtheilungen, von ber Natur her⸗ 
vorgebracht. 

Nur in Anſehung des Verhältniffes beiber 
Holjarten gegen einander, der Anzahl nad auf je 
dem Morgen, Eommen viele Abwechfefungen vor. 

Bald trifft man das Verhaͤltniß fo an, daß 
5 bis 6 Tannen auf eine Buche kommen; häufiger 
als dieſes, wo as bis 15 Tannen auf eine Buche 
kommen; und fo noch mehrere, wo vielleiht 25 
Zannen auf eine Buche kommen. Man if nicht 
im Stande, genau beſtimmt dieſes Verhaͤltniß an- 
zugeben, fondern nur annäherungsweife, weil zidi ⸗ 
ſqhen die angegebenen Verhaͤltniß zahlen noch manche 

einfallen. ö 


Wenn man aber die alten und neueren Gtäde 
der Buchen auffucht, die gewöhnlich nach und nad) 
aus dergleihen Wäldern herausgefemmelt (heraus⸗ 
geplentert) worden find, und mit ben flehenden 
oder auch gefäflten, alfo in Stoͤcken noch fihtbaren 
Tannen vergleicht, fo ergiebt fi) am meiſten ein 
Verhaͤltniß der Zannen zu ben Buchen wie 6: 1 
oder 8:1; alſo find die Tannen (mit gang feltnen 
Ausnahmen) immer präbominirend, was mir auch 
natuͤrlicher vorkommt, ba in sauben, hoch geleger 
nen Waldgegenden doch bie Weißtannen, im nds 
thigen Schutz und Schatten durch ſtehende Bäume 
bei der großen Gefahr, duch "ige und Froſt in 
den eriten. zmei Jugendjahren zu Grunde zu gehen, 
fih noch eher erhalten, als bie diesfalls fo befons 
ders järtlihen Rothbuchen, bie burd keinen mehr 
harzigen Saft und durch Fein ſchon früh im erfien 
Jahr holartiged Otaͤmmchen dagegen geſchuͤtzt find, 
wie die Tannen. 

Bei diefen verſchiedenen Merhältniffen der beir 
den Holzarten unter fi, auf jedem Morgen bes 


trachtet, ſcheint es etwas ſchwer zu. ſeyn, bad befte. 


Perhaͤltniß aus zumitteln, und es iſt auch allerdings, 
nicht leicht. 

Doch genaue Beobachtung der Natur in ihrem 
Bang und in ihren Wirkungen auf die relative 
Volkommenpeis beider Holzarten gieht den beſten 
Aufſchluß hierüber, und zugleich bie nähere ſithere 


201 


Veſtinmung; denn wenn man findet, daß beide 
Holzarten bei gleichem Alter, bei gleicher Lage und 
Soden eine befondere Vollkommenheit nad Höhe 
und Diele erreichen (was meiftens zugleich auch ber 
weist, daß fie mit ganz geringem Unterſchied im 
Alter aufgewachfen find, und auch im guten Schluß), 
fo. ann man diejenige Mifhung, mit ihrem vor 
kommenden befonderen Verhaͤltnißz beider Holzarten 
gegen einander, der Anzahl nad auf jedem Mors 
gen, für die annehmen, welche ſo zu erziehen und 
fo zu erhalten am vortheilhafteſten ſeyn möchte; 
und wenn man bingegen bei andern. Miſchungen 
diefe Volllemmenheit beider Holzarten in jeder 
Hinſicht nicht antrifft, fondern mis fehr merdticher 
Verſchiedenheit, bei gleiher Lage, Boden und Ex— 
pofition , fo ift es ein Beweis, daß die Mifchung 
als ſolche bie erſte Urſache dieſer Verſchiedenheit 
iſt *). 

Geſundes Ausſehen und Beſchaffenheit, oͤfte⸗ 
res Saamentragen (bei dazu faͤhigem Alter), ans 
ſehulich hohe oder lange Jahrestriebe, und reine 





©) Einzelne Faͤlle, wo erwiefene befondere Urfachen, 
3 B. Wildfraß, zahmer Viehfraß 2c. einen auffate 
enden Unterfied bewirkt haben, fehen - Diefem 
‚Sag nicht direkt entgegen ; fie gelten. nur als ſel⸗ 
tene Ansnabpien, und ensfheiden alſo auch nick 


vasgen. a. d. V. 


202 
Shthafte ſprechen für freudiges Wachsthum bei bei⸗ 
den Holzarten. 

Mach meinen im Schwarzwaid ſelbſt diesfalls 
gemachten Erfahrungen, die ich in meinen, im 
Jahr 1810 zu Heidelberg herausgegebenen 
Borkliden Auffägen und Erfahrungen 
von Seite 52 bis 44 incl. nebſt mehreren andern, 
Über diefe Art Wälder niedergelegt habe, ftimmen 
-für folgendes Verhaͤliniß, daß ungefähr 6 Tannen 
auf eine Buche kommen; welches Verhaͤltniß ich 
aber nad) neueſten Erfahrungen und Combinatio⸗ 
nen dahin abändere, daß 8 (hochſtens 10) 
Tannen auf eine Buche Eommen. 

Je regelmäßiger die Wersheilung der Gtäms 
me auf jedem Morgen vorlommt, deſto fchd» 
ner iſt ein folher Wald in allen Ruͤckſichten; 
die Stürme können weniger ſchaden, die Maft ges 
räch (bei vorausgefegtem Alter und gefunder Be 
fbaffenheit der einzelnen Stämme) beffer und öfter, 
der Nochwuchs iſt beffer geſchuͤtzt; die einzelnen 
Stämme erreichen größere Vollkommenheit; doch 
darf der Schluß dabei nicht zu früh unterbrochen 
werben, wenn alles vollkommen feyn und bleiben 
fol. 

Da diefe beiden Holzarten, nad allen Erfah» 
sungen und Angaben unferer beſten praktiſchen 
Borftfchriftfteller, beinahe ganz einerlei Behand« 
lungsart, fo wie gleihen Boden und ziemlich gleiche 


203 


Lage fordern, auch einerlei Turnus haben Ein» 
nen · *), und für fanfte Abhänge und fogar höhere 
Bergflächen und dergleichen höhere Plattformen gut 
paſſen, wenn der Boden nur ſtark mit Dammerbe 
gemifht if, und das Laub fo viel möglich liegen 
bleibt, wie mie) befonders gemachte Erfahrungen 
überzeugt haben; da aud die Regeln des Forſt⸗ 
ſchutzes für beide gleihförmig angenommen werden 
innen; da ferner die Weißtanne gefuchtes , elaftis 
ſches, gutes Bauholz, auch Nutzholz giebt, und 
Die Rothbuche treffliches, ſehr geſuchtes Brand» und 
Mughal; liefert; und da es keine beſonderen wider⸗ 
natürlichen Schwierigkeiten hat, fie beide zugleich 
und unter eihanber gu erziehen ; fo möchte es ges 
wis rathſam feyn, dieſe Miſchung überall im 


*) Etwa bioß mit Undnahme der zu den Rärfften Hol ⸗ 
fänderhößern beRimmten Sortimente der Weiße 
tannen. Und auch diefen Turnus fönnen die Bus 

" en im gefunden Zuſtand bi6 zu 140 Jahren auß- 
halten, wie id in mehreren folden Wäldern im 
Neuenbürger Oberforſt delehrt woaPden bin, wo ich 
Buchen von so Fuß Schaftlänge (und von 70 Buß 
Höhe im Ganzen), bei einer Gtommdide von 3 
Suß und noch ſtaͤrker, angetroffen habe, die bes 
ſtimmt dieſes Alter erreicht harten, wovon ich durch 
unterſuchung friſchgehauener Stoͤcke nad den Jath · 
redringen uͤberzeugt worden bin. 

A. d. V. 


204 


. Schwarzwald beiqubehalten und fogar nadhjuzichen, 
wo man fieht, daß beide. Holzarten gut gedeihen 
tönnen, und wo ihr Abſatz durch befondere Arten 
des Transports erleichtert wird. 

Auch unterliegt keinem Zweifel, daß das Bu⸗ 
qhenhoiz uͤberall abnimmt, und ſonach im Ver⸗ 
haltniß ſeltener und theurer wird, wovon die Mes 
weife fehr leicht find; bie lange dauernden Floͤße⸗ 
reien haben das meiſte dazu beigetragen. 

Es war fehlerhaft, daß in fo vielen Gegenden 
des Schwarzwaldes die Buchen gleichſam als uber⸗ 
fiuͤſſig und. ohne einige Schonung fo. herausgefem ⸗ 
melt wurden, daß nur noch Tannen und keine 
Buchen mehr vorhanden waren, noch ehe bie gänge 
liche Haubarkeit “aller Staͤmme eingetreten war; 
der Schaden durch Stürme ift dadurch vermehrt 
worden *). 

Die Machzucht diefer nüglihen Mifhung wird 
felten betrieben; wen auch einzelne Saamenbuchen 


) I weiß fogar Beifpiele, wo die Buchen zweiſpaͤl⸗ 
tig (dom *peraußgehäuen wurden in einem Wald⸗ 
theit, wo die Buchen mehr als den dritten Theil, 
der Anzahl mach, ausmachten, wodurd ber übrige 
noch mit Weißtannen befandene Theil ganj ver⸗ 
dorben wurde. Stürme und Juſekten konnten uns 
gehindert ſchaͤdlich wirken, ‚weil mit dem verfornen 
Sheluß auch der natärlihe Shug Fi wer. 

a. d. V. 


205 


zuweilen in den Hieben erhalten werben, fo find 
" mir wenigftens Beine Saaten als Nach hůlfe bekannt 
geworden. Der Natur wird meiſtens alles übers 
laſſen. 


Unwiſſenheit, eigennuͤtzige Nebenabfihten, Man⸗ 
gel an, richtiger Beurtheilung der Lokalitäten im 
Hinfiht auf den Holzwuchs, verkehrte Befehle, aus 
falfejen Orundfägen entftanden, haben viele tau⸗ 
fend Morgen biefer, vom der Natur gewiß nicht 
ohne Grund gemiſchten, betraͤchtlichen Weftände in 
fogenannte reine *), aber damit in ſchlechtere Be 
fände in allen Rädfichten verwandelt, was in Zu⸗ 
kunft zur gugel Erhaltung dieſer Art wine nicht 
mehr geſchehen ſollte. 

As eine Hauptregel, bie nie verfune werben 
darf, gilt hierbei, daß diejenige Holzart, die Saas 
men trägt und natuͤrlich in Menge ausſtreut, wo 
möglih im nemlichen Jahr durd kuͤnſtliches Aus⸗ 
ſtreuen in dem Verhältniß, wie man es zu haben 
wuͤnſcht *, der andern, die jegt keinen Saamen 


*) Denn ganz wenige Staͤmmchen von ſchlechter 
Qualital Fönnen nicht für eigemlihe Mifdung 
gelten. . 

“m® 


) Dieb Verhätniß laͤßt ſich noͤthigen Falls fo mntere 
ſuchen und mis einiger Gewißheit angeben, daß 


206 
auf diefem Platz trägt, vermehrt wird, fpäteftene 
im folgenden Jahr. 

Daran liegt fehr viel für die Vollkemmenheit 
und Nuͤtzlichkeit folder Wälder in die Zukunft, 
und befonders deswegen, weil das Wachsthum ders 
ſelben nicht ganz fo if, daß eine der andern gleich⸗ 
fom eimholend nachwaͤchst; vielmehr tritt der wide 
tige Fall ein, daß, wenn es mehrere Jahre ans 
ſteht, und dann die eine ober bie andere kuͤnſtlich 
oder natürlich erſt nachgefäet wird, diejenige ſchlech⸗ 
ter fortfommt, welche zulegt nachgezogen wird, 
Dabei darf nicht verfäumt werden, den Buchenſaa⸗ 
men im die Erde zu bringen ungefähr einen Zoll 
tief. Sicheres Gebeihen ift gewöhnlich die lohnende 
Folge diefer Vorfibt. . 

Was die auch bei diefen gemifchten Wäldern 
anmwendbaren Durchforftungen betrifft, fe ift davon 
zu bemerken: 


— 


Daß men in einen hohlen Kubikzoll Saamenlacner 
von beiden Holzarten einfült, folche zählt und ges 
nau abwiegt, dann aus dem genau beflimmren 
Maaß nah Pfunden für jede Holzart auf einen 
Morgen als reine Saat betrachtet, durch Wergleis 
dung des Maaßes und Gcwichts mis dem bes 
ſtimmten Man und Gewicht der Gaamenmeuge 
für reine Wälder vergleicht und arithmetiſch bes 
rechnet: 
A. d. V. 


x 207 


2) daß ſolche nicht vor dem 40ſten Jahr, vom 
Aufgehen des Saamens an gerechnet, ge 

ſchehen follen; 

2) daß dabei das oben beflimmte Verhaͤltniß beis 

\ der Halgarten, der Anzahl nach unter ſich 
auf jedem Morgen, fo viel möglich herge⸗ 
ſtellt wird, durch Erhalten oder Wegnehe 
men, wie ed der Beſtand erlaubt und er 
fordert; 

3) daß dabei fo viel möglich die regelmäßige Aus. 
theilung der Stämme, den Holzarten nad, 
befördert wird; 

4) daß ungefähre im often Jahre die zweite 
Durchforſtung fo geſchieht, daB die Seiten 
aͤſte der Kronen auch bei ſtiller Eufe ſich 
ſtark berühren. 

Für mehrere Durchforſtungen Tann ih aus 
Ueberzengung nicht ſtimmen, ohne Gefahr durch 
Stürme, und weil dergleichen mehr durchforſtete, 
nicht fehr dicht ſtehende Wälder, aud dem unteren 
Schluß. nad, zuweilen durch firenge Kälte und ans 
haltende trodene Hitze leiden. 

Zur Zeit der eigentlichen Haubarkeit, melde 
in den gewoͤhnlichſten Faͤllen, wo nur Bauhölzer 
und geringere Nutzhoͤlzer von beiden Holzarten ers 
wartet werden, auf 120 bis 100 Jahre anzunche 
men ift, oder bei lärkeren Holländerhöfgern und zu 
Schifferudern von Buchen — auf 130 bis 140 


208 B j \ 
Jahre, werden dergleichen gemiſchte Wälder ganj 
fo behandelt, wie die oben befchriebenen reinen Bu⸗ 
hens oder Weißtannenwaͤlder. Nur wird nothe 
wendig, die Saamenbaͤume fo zu wählen, daß die 
möglihk gleihförmige Austheilung der, 
felden, den Holzarten nad, bezwedt, und 
Sein horftweifer Nachwuchs die Folge werde. Im 
Ganjen iſt der Unterſchied gering, doch wird der 
aͤchte erfahrene Praktiker, der den Schwarzwald in 
allen forſtlichen Ruͤckſichten kennt, ſchon wiſſen und 
einſehen, wo er genauer nach den bei erſteren oder 
bei letzteren angegebenen Regeln handeln ſoll. Feh⸗ 
len kann er bei dieſer Wahl nie ſo, daß bedeuten⸗ 
der Nachtheil daraus erwaͤchst, weil die eigentliche 
und naturgemäße Behandlung bei beiden Holzarten 
fe viel Gleiches und Aehnliches hat. 

Der Forſtſchutz in allen Theilen if befon« 
ders in früher. Jugend bei dieſen Wäldern fireng 
auszuüben, und vorzuͤglich In Hinſit auf Vich · 
weide und Wildftaß; fogar Auerwild muß vermine 
dert werben, wo es in Anzahl und in der Nähe 
derfelben vorkommt. 

Um den Gall, der fi fo leicht ergiebt, daß 
nemlich mehrere Buchen oder Tannen auf einem 
Heinen Raum beifammen unvermifdt- (unter dem 
alten Buchen gewöhnlieyer) aufwachſen, nad) Wunſch 
zu mobificiren, kann man im zweiten Jahr den eben 
fo alten Nachwuchs von Buchen im Fruͤhiahr, ehe 


, 

‘ 209 
die Knospen aufſchwellen, aufheben, wo fle rein 
und dicht fliehen, und durch ſchnelles Ausfegen auf 
jeden Morgen vertheilen ; und bei Tannen aud, 
doch erfterer Gall wird mehr, der bekannten Folgen 
des Verdaͤmmens wegen, nothwendig. 

Oft ift auch zweckmaͤßig, wo zu viele Staͤmm⸗ 
hen einerlei Art platzweiſe vorfommen, ungefähr 
die Hälfte auszugiehen, und\nicht wieder einzupflane 
zen, weil feine "auszubeffernden Luͤcken vorhanden 
find, um die Mifhung für die Zukunft vegelmäßis 
ger geftellt und ausgetheilt zu machen. 

Noch bemerke ich hier, daß, wenn blos von 
gemeinem Bau» oder Floßholz die Rede iſt, ein 
gleich großer, als aud der Maffe nad gleicher 
Stamm Buhenhol; fhon dermalen im Schwarzwald 
höher bezahlt wird, als ein dergleichen von Tan ⸗ 
nen; nur die ftärkften Holländerhöfjer, als bie ſo⸗ 
genannten effektiven Tannen, die Zweifeltannen 
oder Meßbalken, und etwa aud die Holländer 
Dickbalken mit eingefloffen, werden nad dermali ⸗ 
gem Preis, 

die erfleren von refp. 2B und 30 fl. 

bie weiten von . 24 und 26 fl 

die dritten von 20 fl. 
per Stamm, einen höheren Werth haben al Bus 
chen von gleicher Stärke, die freilich auch nicht fo 
lang und dick vorkommen, doch fehr oft noch ſtaͤr⸗ 
"ter als Holländer Dickbalken. Dod wenn ſtarke 

14 J 


. 


210 


Muderbuchen vorkommen, fo möchte in manden 
Gegenden, wo diefe fehr geſucht und theuer bezahle 
werden (bei nicht zu großer Entfernung von den 
Seehaͤfen) der Unterſchied dem Geldwerth nad ger. 
ring ſeyn, worauf freilich im Schwarzwald Feine 
Nackſicht zu nehmen if. 


Anmerkung. Ein Holländer Dickbalken iſt 
44 Buß lang, und muß wenigftens 16 Zoll 
am dinnen Ende Durdmeffer haben. Der 
untere Durchmeſſer am Stock iſt nach meis 
nen Erfahrungen ungefähr 5 bis 315 Zuß, 
alfo der verglihene Durchmeffer zefp. 26 
und 29 Bol; und daraus der Eubifhe Ins 
halt 262 oder 208 Kubikfuß. Ich habe 
aber auch Buchen in dergleichen Wäldern, 
freilich nicht viele , angetroffen, welche 4 
Fuß Durchmeſſer am Stock, und auf 50 
Fuß Länge noch 16 bis 20 Zoll Durchmeſſer 
hatten, alſo nach gleichfoͤrmiger Berechnung 
vom vorigen Hollaͤnderballen bis 245 Ku⸗ 
bikfuß koͤrperlichen Inhalt, alſo im gewoͤhn⸗ 
lichſten Fall der Holländer Dickballen mehrz 
weil aber auch flärkere Holländer Balken, 
dem oberen Durchmeſſer nad), vorkommen, 
fo wird die Holzmaſſe wieder flärker, und 
mit dem von -folden Buchen wieder glei 
werben. 


211 


Folgender Punkt darf hier nicht übergangen 
werden, nemlich, da man bemerkt hat in mehreren 
Gegenden des Kön. Würtembergifhen und befons 
ders aud des "Or. Badiſchen Antheils, und zwar 
im Gernſpacher Oberforſt, daß, wenn der Hieb in 
dergleichen vermifchten Wäldern ziemlich kahl ges 
führe wird, öfters ein anfehnliher Buchenaufſchlag, 
ber Menge nad, fehr bald bemerkt wird, ohne daß 
Natur oder Kunft durch ausgefireiten Gaamen 
dabei gewirkt haben. 

Ueberraſcht fteht ber Forſtmann ba, Bis genaue 
Unterfuhung ihm das Dafepn dieſes jungſcheinen⸗ 
den Nachwuchſes aufklärt. " 

Je regelmäßiger ausgetheift nemlich ehemals 
hier Rothhuchen geftanden haben , deſto regelmaͤßi⸗ “ 
‚ger vertheift erſcheint auch der Nachwuchs; wenn 
man nun benfelben genau betrachtet und vorfihtig 
einzeln ausrauft, fo wird man finden, daß eß 
Austriehe der nicht ganz vermoderten Wurs 
zeln umd der weniger tief liegenden Spitzen 
derfelben find , welche nun, da die Atmofphäre frei 
auf den Plag wirken ann (was vorher durd den 
dichten Beſtand verhindert wurde) in Anzahl her 
vorkommen. Da nun biefe Spitzen doch viel tiefer 
im Boden fiehen, als die geringen Wurzeln des 
Äungen Auffclags von natürlich oder Eünftlih auße 
Heftreutem Saamen im erken unb zweiten Jahr, 
fo if begreiflich, daß dieſelben nie von der Sonne 


212 


verdorben werben, und eben fo wenig von ber- 
Kälte, weil ſolche Wurgelaustriebe im Ganzen und 
in specie an den Wurzeln mehr holzartig find, 
als jene der Saamenloden. 

Allein wenn der Forſtmann folde Austriebe 
findet und unterfucht, fo DEF er fi überzeugt hal⸗ 
ten, daß aus botanifhen Gründen nichts Vollkom⸗ 
menes davon zu erwarten ift, und auch mandes 
davon noch ausgeht. Btruppige Stangen, alfo 
nur einiges Brandholz, liefern nad langen Jahren 
den jegt entfernten, praktiſchen Beweis davon. 
Und bei der Mifhung felbft darf daher Feine befon. 
dere Ruͤckſicht auf eine folhe Erfheinung genoms 
men, fondern alles muß fo behandelt werden, als 
wenn dieſe Austriebe gar nicht vorhanden wären. 

In der Gegend von Weinheim, an der Berge 
flsaße, wurde vor ungefähr 6 Jahren ein Kieferns 
wald, bei ungefähr 36jährigem Alter von.dem Eis 
genthümer kahl abgetrieben, und im folgenden 
Maimonat erfhien eine Menge junger Eichenloden 
oder Austriebe von einem halben Fuß Höhe, auch 
etwas geringer. Diefe vielen Perfonen aufgefallene 
Erſcheinung wurde von mir genau unterfucht, und 
ich fand, daß es die Spitzen der nicht vermoderten 
Wurzeln der vorher auf dem Plag befindlichen Eis 
chenbaͤume waren, welche nun bei freiem Stand 
des Waldes ausgetriehen hatten. Sie waren aber 
unten befonders knotig, krumm, überhaupt fo der 


213 


ganzen Qualität nach, daß nad) meiner und meh: 
rerer Forftmänner Ueberzeugung mit der Zeit ſchlechte 
kurze Stangen, alfo ein Eichen · Buſchwald daraus 
ſich Bilden , niemand aber bie weitere Beſchaffenheit 
nad) dem naͤchſten Abtrieb vorherbeftimmen Eonnte. 

Die anfhaulihe Vergleihung eines folden 
Nachwuchſes mit dem von Saamen entflandenen 
wird ben weiteren Beweis von Vorſtehendem deut⸗ 
lich jedem geben. 

Auch iſt ja richtig, wie die Erfahrung lehrt, daß 
alle Ausſchlaͤge von Laubholz ⸗Niederwaͤldern, je öfter 
diefes Abtreiben geſchieht, defto weniger und geringer 
erfolgen die Ausfchläge; ein Beweis zͤgleich, daß 
die Geſundheit des Stocks und die Menge und 'ge⸗ 
funde Beſchaffenheit der Wurzeln anfaͤnglich eine 
Haupturſache des ſtarken und vielfahen Ausſchlags 
ift, und mit feinem allmäligen Abſterben auch dieſe 
fhlechter werden müffen. Daß zwifchen denjenigen 
Holzarten ‚ welde blos aus Stöden, und denen, 
welche aus Stöden und Wurzeln zugleich ausſchla⸗ 
gen, ein bedeutender Unterſchied diesfalls ſich ers 
giebt, fo wie überhaupt auch felbft den Arten nad, 
wird jedem begreiflich fen, der forftbotanifche Kennt 
gr und Erfahrungen befißt. 


214 


Behandlung 
der 


gemifchten Weißtannen- und Eichwälder, 





Sa in dem von mir unlängft verwalteten Koͤ⸗ 
niglih Würtembergifchen Oberforſt Neuenbürg fand 
ich dieſe Miſchung in mehreren Waldtheilen und in 
mehreren Revieren , meiftens fo, daß bie Weißtan⸗ 
nen ſtark prädominirten, und zumeilen 15 his 20 
auf eine Eiche Famen. 

Aber von befonderer Volllommenheit nad) der 
Stärke oder Die war hier keine Rede, obgleich 
die Länge bei vielen anfehnlid war. Gegen bie 
Thaͤler hin kamen die vollfommenften Stämme in 
jeder Hinfihe vor, fehr felten oben am Saum. 

Ich fand dergleihen Eichen in bald haubasen 
Weißtannenbeftänden und auch in ſolchen von mitt, 
lerem Alter. Die gewöhnliche Stammdicke folder 
Eichen war 19 bis 14 Zoll am Stock und 3a hie 
35 Buß Länge oder Höhe. 


J 


215 


Auch erinnere ih mid einiger Waldplatze, 
weſtliche und oͤſtliche Abhänge , wo bei kalkartigem 
Boden dergleihen Eichen meiftens (den am Stock 
rothfaul waren, und ein unfoͤrmliches Ausfehen an 
dieſer Stelle des Stamms hatten, und mehrere 
Fuß abgenommen werben mußten, um nur theils 
weife brauchbar zu werden. Ich benugte viele zu 
fogenannten Zähnen für die Fangrechen an ber 
Floßſtraße, zur Aufhaltung des Scheitholzes beim 
Ausziehen beffelben in den Holzgarten und andern 
Ahnlihen Vorrichtungen. Ueberall findet man ben 
Beweis, daß dergleihen Mifhungen im Schwarz 
‚wald ohne Aunft nad und nad entflanden find, 
und die älteften Zörfter und Holzhauer erinnern 
fi Eeiner kuͤnſtlichen Kulturen von Eichen in fols 
hen Wäldern, was befonders auch der Umſtand 
mit bekräftigt , daß die Weißtannen immer ftark 
prädeminiren, fo daß ich fogar einzelne Weftände 
angetroffen habe, wo auf jedem Morgen kaum 5 
bis 6 Eichen vorkamen. 

Theils die meiftens geringe Volllommenheit 
und fogar Kraͤnklichkeit mancher dergleichen Stämme 
in Weißtannenwaͤldern, theils die verſchiedenen Ex ⸗ 
poſitionen, die beide Holzarten nad) ihrer befonde _ 
sen Natur und Eigenſchaften lieben, beweifen zur 
Genuͤge, daß von diefer (ngtürlihen) Mifhung, 
fo wie fie bisher meiftens .im Schmarzwald vorges 
funden wied, nicht viel Befonderes zu erwarten if. 


216 


Daß aber doch die Ausrottung oder Reinigung 
der Weißtannenwälder von allen Eichen deswe⸗ 
‚gen nicht daraus folge und raͤthlich werde, , 

1) weil die Eichen nit nur viele Vogelarten 
herbei locken, welche theils auf ihnen niften, 
theils Inſekten freſſen, die ſich häufig auf 
dieſer Holzart befinden, und darunter mehr 
vere, die ald natuͤrliche Feinde derjenigen 
Infekten bekannt find, welche Nadelhölzern 
gefährlich werden, was beides auf Eeine ans 
berg Weife zu bezwecken it. In einzelnen, 
nicht fehr rauhen Begenden dienen die abs 
gefallenen Fruͤchte verſchiedener Wildarten 
zur Aefung.; 

2) und weil doch aud in dergleihen ‚Gegenden 
Eichenholz zum Verbauen, zu geringen Nugs 
bölgern nothwendig wird, welde in ders 
gleihen Wäldern ohne Kunft und Koften 
einzeln erzogen. werden *), ohne gerade dem 
Zannenbeftand zu ſchaden, mit weniger Aus 





*) Der befannte Häher ( Corvus glandarius) if der 
Planteur diefer Eigen zum größten Theil. Er holt 
den Saamen oft entfernt, verliert und verſteckt 
ſolchen, und fo fommen fie da hervor, mo die 
Natur nicht entgegen ift, und glädlihe Umfände 
Ab zur Erhaltung über Winter. und Frühjahr, 
beim ‚Seinen und Aufgehen, vereinigen. . 

. a. d. V. 


27 


nahme, wohin nur ber befonbere Fall ges 
bört, wenn die Eichen horſtweiſe ftehen und " 
auf einmal weggehauen würden, wodurch 
Läden entflünden, die ben Sturmwinden 
gefährlihen Eingang verſchafften. 

Es ift alfo am zweckmaͤßigſten, dergleichen ges 
miſchte Wälder wie folhe zu behandeln, die rein 
mit Weißtannen befanden find, mit der befonderen 
Ausnahme, daß, wo Eichen fehr felten find, dies 
jenigen innerhalb der Hiebe erhalten werden, wel 
che nach aller Wahrſcheinlichkeit die naͤchſte Haubar⸗ 
keitsperiode gefund aushalten, oder auch diejeni- 
gen, welche zwar keinen ganzen Turnus geſund 
und fehlerfrei aushalten werden, ſondern nur einen 
gewiſſen Zeitraum davon, welche aber theils an 
bleibenden Waldwegen oder am Saum dieſer Waͤl—⸗ 
der vortommen, und unfhädlih für den Beſtand 
zu jeder Zeit weggehauen werben können. 


218 


Behbandinung 
der 


gemifchten Kiefern » und Eichenwaͤlder. 





Boaide Holzarten haben tiefgehende Bewurzelung, 
lieben einerlei Expoſition; und was den Boden be 
trifft, fo erreicht die Forle oder Kiefer in dem für 
die Eiche paffenden, wenn nur Sand dabei ift, daß 
das Bindende wegfällt, eine. befondere Vollkom⸗ 
menheit. Deswegen kann gegen dieſe Mifhunge 
was die angegebenen Punkte betrifft, nichts GEre 
hebliches eingemendet werben. 

Aulein in Hinſicht der Bewirthſchaftung ſelbſt 
kommen einige Verſchiedenheiten vor, und beſonders 
kommt das meiſte darauf'an, in welchem Verhaͤlt⸗ 

eniß beide Holzarten auf jedem Morgen, der A 
zahl nach, ſich befinden. 

Es mag wohl auch hier im Schwarzwald ans 
zurathen ſeyn, die Kiefern als Nadelholz betraqh⸗ 
tet ſtark präbominiren zu laſſen, weil doch die kli⸗ 


219 


matifhen Einwirkungen dem vorzäglihen Gedeihen 
der Eiche mehr entgegen find. 


Der Augenſchein lehrt auch dieſes, weil immer 
dergleichen gemifchte Beſtaͤnde fo vorfommen , daß 
die Kiefern mehr oder weniger präbominiren; wozu 
noch der weitere nicht unwichtige Grund kommt, 
daß die Eichen viel langfamer in hohen, rauhen 
Gegenden wachen, als die Kiefern, alfo von leg 
teren fehr oft unterdräct werden, wenn nicht die 
Befaamungsftellung bald und ſtark gelichtet wird, 
und wenn die Erpofition nice ſuͤdlich oder ſuͤdweſt ⸗ 
U vorkommt, mas Übrigens wohl geſchehen kann, 

da ſelbſt die Kiefer nicht lange eine Art dunkler 
Stellung beim Aufgehen als Anflug ertragen Eann, 
wenn nicht ihr Wachsthum einigermaßen gehindert 
werben fol. 


Wo alfo die "Kiefern in dergleichen Wäldern 
fo prädominiren, daß ungefähr 15 bis 20 berfelben 
auf eine Eiche kommen, da mag bie Mifhung bei’ 
eben beftimmten Erpofitionen gut ſeyn, auch noch 
weiter aus dem befondern nicht unwichtigen Grund, 
die gefährlichen Waldinfekten betreffend, wevon die 
"Kiefer am meiften von allen Nadelhölzern Teides, 
weil die meiften bei ihr vorkommen ; hingegen "die 
Eiche bekanntlich feindliche Inſekten gegen jene bes 
"perberge, und feindliche Wögelarten gegen die ſchad⸗ 
lichen Raupenaͤrten herheilockt. 


220 


Auch aus dem Grund, daß die Eichen einzeln, 
ohne große Gefahr wegen Sturmwinden, aus fols 
hen Beftänden herausgenommen werden Eönnen, 
wenn es ein dringender Bedarf erfordert, oder weil 
diefe Stämme auf ihrem Standplatz die relative 
phyſiſche Haubarkeit erreiht haben, ſteht diefer 
Mifhung kein Hinderniß entgegen; beide Holzar⸗ 
ten ftehen feft auch im lihten Zuſtand oder Stel 
lung gegen Stürme. 

Es bleibt alfo meines Erachtens diefe Mifhung 
nur darin ſchwierig, daß Eichen mit erzogen wer ⸗ 
den follen, welde bei baldigem Auslichten in: fol 

chen rauheren Gegenden dem Merberben durch 
Glatteis mehr ausgeſetzt ſind, und zwar bei oben 
beſtimmten Expoſitionen. 

Mit den Durchforſtungen koͤnnte auch noch et⸗ 
was geholfen werden, wenn man ſolche ſchon im 
zoften bis 25ften Jahr vornehmen koͤnate und 
dürfte, weil manden Eichenſtaͤmmchen dadurd Luft 
gemacht werden könnte. 

Es ift alfo aud als Regel anzunehmen, daB 
alles mit Hinfiht auf die prädominirende Holzart 
behandelt, und Eeine befondere Ruͤckſicht auf die Er⸗ 
Haltung der wenigen Eichen gegen bie vielen Kies 
‚fern genommen wird, alfo im gegenwärtigen all, 
wie bei reinen Kiefernbeftänden. Doch wenn in 
ſolchen Wäldern der Hieb angelegt wird, fo koͤnnen 
Eicheln Eünftlich eingefteckt werden „ungefähr 200 


221 


Stuͤcke moͤglichſt aleich vertheilt auf jedem Morgen, 
wenn feine gefunden Saamenbäume davor auf dem 
friſch gemachten Hieb ſtehen, oder ſolche Feine Maft 
‚tragen, damit dieſe Miſchung oder mehr nur Uns 
terftelung nicht ganz aufhört *). 

Wo aber zugleich befondere Eichenbeflände rein 
vorkommen, oder wo das Eihenho nicht fehr ſel⸗ 
ten und gefucht ift, da kann ein reiner Kiefernbe⸗ 
fand nachgezogen werden, weil in folden rauhen 
Gegenden, wie der gröfite Theil des Schwarzwal 
des if, wenigftens von Raupenarten nicht viel zu 
befuͤrchten if. J J 

In Hinſicht des ganz ſeltenen Falles, daß 
Eichen gegen Kiefern praͤdominiren, iſt zu bemerken, 
daß an füdlihen Bergwaͤnden die reinen "Eichen 
nad und nach fi vermindern, und Kiefern aus 
der Nachbarſchaft dur vom Wind geführten Saas 
men ſich anfiedeln, alfo im Anfang nicht prädomis 
ten, aber erft in der Folge, wie mich mehrere Bes 
obachtungen und Unterfuhungen diesfalls belehrt 
haben, und wovon der Hauptgrund das ſeltene 
Maſttragen der Eichen iſt. 

Bei ſolchen Umſtaͤnden it die Miſchung auch 





*) Am meiſten entſcheidet für die Sache, wenn bie 
\ Eipen im mittleren Alter ganz gefund bleiben, 
weöwegen man einige fällen läßt und unterfucht. 
A. d. V. 


222 


nicht verwerflich, und bem Korflmann wird es nicht 
ſehr ſchwer werden, das in allen Ruͤckſichten beffere 
Verhaͤltniß der Eichen gegen bie der Anzahl nad 
gewöhnlich präbeminirenden Kiefern nah und nad 
zu erzielen und nad Umfländen zu erhalten. 

Die Beſchaffenheit des Bodens kommt hier 
vorzuͤglich in Betrachtung; iſt dieſer der Eiche an⸗ 
gemeſſen, iſt das Klima nicht ſehr rauh, die Lage 
nicht hoch (nicht uͤber 1000 Fuß), beweiſen die noch 
vorkommenden alten Eichen nach Hoͤhe und Dicke 
ziemliche Wolltommenheit, und wird der Saame ges. 
woͤhnlich auf dem Plag reif, fo kann es rathſam 
werben, biefe Holzart wieder präbominiten zu lafe 
fen. Künftlihe Behandlung muß mithel 
fen, denn die Natur allein erhält felten diejenige 
Mifhung lange unverändert, fo wie fie der 
Gorfmaun wänfht. 


223 


Behandlung 
der 


gemifchten Rothtannen⸗ amd Eichwälder. 





As diefe befondere Mifhung wird im Schwarj ⸗ 
wold an mehreren Orten gefunden, aber immer 
fo, daß die Roshtonnen prädominien, und bie Eis 
hen nur in geringem Verhaͤltniß auf jedem Mors 
gen im Durchſchnitt vorhanden find; oft wie 20:2 
oder wie 25:12, und oft noch mit größerer Dife 
ferenz. 

Was num die Vortheile biefer von der Natur 
hervorgebrachten Mifhung betrifft, fo beweifen fie 
ſich ſowohl in Hinſicht auf möglichen Schaden durch 
Inſelten, ald auch in Hinſicht auf die Gefahr durch 
Stürme ; legterer Punkt vermehrt fehr gft die Ges 
fahr, durch Infekten zu leiden, um vieles, weil 
bie Rothtannen bekanntlich ſchlecht und mehr flache 
laufend bewurzelt find, zuerft verſchoben, und das 
dur mit Verlegung der Wurzeln kraͤnklich werben 


224 


— dadurch gefuchter Aufenthalt des gemeinen Bor⸗ 
kenkaͤfers. 

Die Eichen ſchuͤtzen gegen Stuͤrme freilich, bei 
ſo großer Differenz der Anzahl nach per Morgen, 
gegen die Rothtannen nur wenig, doch immer eie 
nigermoßen, und befonders bei ſtark belaubter Aros 
ne. Im Vorhergehenden ift ſchon angegeben wor 
den , in wie fern die Eichen auf Infetten-Schaden 
wirken, id verweife daher meine wertheften Lefer 
darauf. 

In Hinfiht des Bodens find beide Holzarten 
einander um fo weniger entgegen, als beide friſchen 
guten Boden lieben, der aus viel Dammerde, wer 
niget Sand und Lehmen zufammengefegt ift. 

Auch geht eine diefer Holzarten tief — bie 
Eiche ; die andere greift nur flad ein — die Rothe 
taͤnne. Jene zieht einen Theil ihrer Nahrunges 
ſtoffe aus der Tiefe, diefe mehr aus der Oberfläche. 

Allein diefen Vortheilen fiehen entgegen: 

3) daß die Elimatifchen Werhäftniffe wegen raus 
her hoher Lage, mo meiftens diefe Mifchung 
vorkommt, den Eichen nicht gänflig find; 
in feüber Jugend durch Froſt befonders, und 
fpäterhin wenigftens dadurch, daß folde 
hoͤchſt felten reifen Saamen tragen ; 

2) daß die Rethtannen mit go bi hoͤchſtens 230 
Zahren zu alen Qualitäten erwachſen find, 
welde im Schwarzwald von ihnen verlangt 


‘225 
werben, fogar zu den flärkeren Holländer 
hoͤlzern. Die Eichen find aber hier mit go 
Jahren mehr nur flangenartig, beſonders 
"wenn fie der Schluß zum Höhenwuchs zwingt, 
und mit 150 Jahren ift erf geringeres Baur 
holz zu erwarten ; 

5) findet man folhe im Schluß des Naldelwal ⸗ 
des erwachfene und nod fo ſtehende Eichen 
fehr felten ganz gefund, fondern meiltens 
an ben Stöden fehlerhaft. Die Ausnahmen 
findet man meiftens an bleibenden Waldwe⸗ 
gen, ober mehr frei ſtehend am Saum fols 
her Wälder; 

4) werben die jungen Eichen fehr oft von den 
jungen Fichten uͤberwachſen, und wenn fie 
beim Anfang des oberen Schluſſes folder 
Wälder nicht wenigſtens gleihe Höhe mit 
den Fichten haben, fo unterdrückt, daß nur 
ſchlechte kurze Stangen daraus werben. 

Aus Vorftehendem wird jeder praktifche Forſt⸗ 
mann „ befonders der den Schwarzwald Eennt, fd 
überzeugen, daß dieſe Mifdung, fo wie fie meis 
ſtens vorkommt, mehr wie ein reiner Zichtenbeftand 
zu behandeln it, und man wenigfiens Eeine befons 
dere Ruͤckſicht auf die Eichen zu nehmen hat: 

Wil man in langen, fhmalen Streifen, obne 
Winkel, Kahl hauen, von Morgen gegen Abend, 
oder von Nordoſt gegen Suͤdweſt, als eine bekannte 

15 


226 


und anwendbare Hiebsmethode bei reinen Fichten⸗ 
waͤldern, fo hindern die Eihen nicht viel, und 
‚innen fiehen bleiben, wenn fie gefund und nod 
nicht erwachſen find, und wenn fie Eeine ſtarken 
Kronen haben. Im andern Fall werden fie wege 
genommen. - 

Nimmt man hingegen zur natürlichen Beſaa⸗ 
mung und Beſchirmung bes zu boffenden Anflugs 
bei folhen mehr gegen Stürme gefhügten Wäldern 

> eine mäßig dunfle Stellung der Fichten an, als 
eine zweite ebenfals anwendbare Hiebsmethode, 
fo fhaden die Eichen ganz gefund, noch in gutem 
Wachsthum, ohne große Kronen, ebenfalls wenig, 
koͤnnen fogar bei befonderen Umftänden nuͤtzlich wer⸗ 
den. Fehlt es aber nicht an Eichenholz in andern 
nicht fehr entfernten Wäldern, und in beiferer 
Qualität als diefe, fo if es befler, die Mifhung 
aufzuheben, und den Fichtenbeſtand rein zu mas 
den und fo zu erhalten. 

Wenn aber in demjenigen Theil eines Fichten« 
walbes, der zu einem Mantel beflimmt oder taugs 
lich iſt, Eichen vorkommen, fo müffen alle noch 
grünende Stämme davon forgfältig erhalten werden. 
Hier leiften fie, mad) meinen befonderen Beobach⸗ 
tungen im NMeuenbürger und dem angränzenden 
Pforzheimer Oberforft, gegen Suͤdweſten und Wes 
fen geſtellt, fehr vieles. Der Wind fängt fih, 
nad) dem Ausdruck im gemeinen Leben, in dergleis 


227 


hen belaubten Stämmen, wie das befondere Brau⸗ 
fen beweist, was man unter folhen Stämmen bei 
Stürmen vernimmt, und weit hinter ihnen werben 
die Fichten vor Windfhaden gefhügt. 

Auf den höheren Plattformen der Gebirge 
werden die Eicher vorzüglich diesfalls nuͤtzlich, kom⸗ 
men aber freilich dort ſelten, in geringer Anzahl, 
und von ſchlechter Qualität (mit wenigen Ausnah · 
wen) vor. 

Aber auch in folhen,, an oft fih kruͤmmende 
Thaͤler unmittelbar anftoßenden Bergwaͤnden, wo 
die Stürme ricochettirend anprallen und ſchaͤdlich 
wirken, vermindern Eichenſtaͤmme die Gefahr in 
dem Verhäftniß, wie fie der Anzahl nah auf je⸗ 
dem Morgen vorhanden find. . 

Die Umtriebs» Perioden werden in folden 
Wäldern immer nad) der präbominirenden Holzart 
beſtimmt, alfo hier von go bis ı20 Jahren, ohne 
auf Hollaͤnderholz Ruͤckſicht zu nehmen. 

Die künftlihe Vermehrung der Eichen in ſolchen 
Wäldern möchte nur in einem Ausnahmefall raͤthlich 
werden, lnemlich auf ſolchen Plägen, welche zu 
fiherndem Mantel für die Zukunft beſtimmt find, 
und eben abgetrieben worden, fo mit Eicheln zw 
beſtecken, daß dadurch eine (doch nicht ganz reine) 
Einfaffung. gebildet wird, wobei man mit 2 Malter 
(u 8 Simri gerechnet) viel machen kann. 


Bebandlung 
der 


gemifchten Kiefern « und Birkenwaͤlder. 





& it Schade, daß von bdiefer Mifhung nicht 
mehr. Veitände vorfommen, denn im Verhältniß 
mit dem Wald Areal des ganzen Schwarzwaldes 

iſt die Anzahl und das Areal derfelben gering, fo 
viel mir bekannt geworden. 

Unfere meiften und beſſeren Forfifeprifehenter, 
und die Natur felbft fiimmen darin überein, daß 
diefe Mifhung bei gewiſſem Verhältniß beider 
Holzarten unter fi, der Anzahl und regelmds 
Big entfernten Stellung nad, fehr gut feyy 

a) weil die Birke eine genügfame Holzart ifl, 
welche Eeine andere Holzart unterdrüct (oder 
doch nur bei dichteſtem oberem Schluß und 
bei geringer Größe der andern Holzart). 
— Selbſt ald präbeminirend bleibt dieſer 
Vorzug; 


229 


=) weil fle beinahe mit Jedem Boden vorlieb 
nimmt (mageren Moorgrund- und reinen 
Sand ausgenommen), und wenigſtens mitts 
lere Vollkommenheit zeigt; 

3) gehen die Wurzeln der Birke mehr flach, die 
der Kiefer aber in die Tiefe, auch hat letz⸗ 
tere überhaupt ftärkeye Wurzeln; 

4) lieben beide Holzarten einerlei Erpofltion ;_ fo 
wie 

5) in der Lage, ob eben oder bergigt, bei bei» 
den Bein merklicher Unterfhied in Hinſicht 
der zu erreihenden relativen Volllommenheit 

ſich ergiebt. 

Auch diefe Mifhung, wie ſolche im Schwarz 
wald angetroffen wird, ſcheint von ber Natur here 
vorgebracht zu feyn, was die vielen Abtypechfelungen 
in den Vorhaͤltniſſen beider Hölger, der Anzahl 
nach auf jedem Morgen, eben fo gut beweifen, als 
bei andern vorkommenden Mifchungen. Nun ik 
bier zu unterfadeh und anzugeben, welches Ver 
haͤttniß das befte iſt, vorher aber noch "beizufügen, 
daß die kuͤnſtliche Kultue zu Vermiſchung beider 
Holzarten nicht fo leicht iſt, als mancher glaubt ; 
ferner, daß die Umtriebs:Perioden in gewöhnlichen 
Faͤllen, und befonders da, wo bie Kiefer fehr gut 
gedeiht, fehr verſchieden find, und zwar bei den 
Kiefer: meiftens ‚viel länger dauernd als bei der 
Virke, weil letztere ihrer Natur nach ſchon frühen, 


230 


ſelbſt bei den günfigfien Umflänten, ihre möglide 
Vollkommenheit erreicht, als die andere, 

Fuͤnfzig, ſechzig Jahre find das Mar 
zimum, worin bie beiden Holzarten mit ein. 
ander vegetiven Eönnen ; nad bdiefer Zeit geht 
die Birke ſchnell zurück, und die Kiefer eilt nun, 
bei günftigen Umftänden , erſt recht ihrer Vollkom ⸗ 
menheit entgegen, bis zu ihrem Marimum mit 100 
(di8 130) Jahren ungefähr. 

In ſolchen Fällen muß alfo die Birke allein 
berausgehauen werden , wenn andere vorkommende 
Umflände es nicht früher (als 50 bis 60 Jahre) 
raͤthlich machen. 

Iſt die Kiefer fehr prädominirend, und find 
ihrem Wahsthum Boden, Lage und Erpofition 
fehr günftig, dann iſt Regel, die Birken ſchon mit 
25 bis 30 Jahren herauszuhauen als Nutzholz. 

Wenn aber diefer Fall nicht flatt hat, und 
die Kiefern keine Volfommenheit, die Birken aber 
auch noch Fein Abfterben erwarten laffen, fo bleiben 
beide unter einander flehen, bis die Kiefern 
für haubar angenommen werben Eönnen, was bei 
folden den Kiefern mehr unguͤnſtigen Umſtaͤnden 
ſchon mit 50 bis Go Jahren geſchehen kann, das 
Verhaͤltniß der Miſchung unter ſich mag ſeyn wis 
4 will, 

Mach meiner-Weberzeugung, die fih auf Er 
fahrung gründet, möchte wohl auch in andern ger 


231 


birgigen, rauhen Gegenden bie befte Mifchung die 
ſeyn, wo acht bis gehen Kiefern auf eine 
Birke kommen. Allein darauf kommt fehr viel 
dabei an, wie die ſe Birkenkämme auf je— 
dem Morgen vertheilt Reben. Je regelmaͤ⸗ 
Figer vom einander entfernt und vereinzelt fie fies 
“ ben, deſto zweckmaͤßiger ift es in allen Ruͤckſichten, 
die Vefchaffenheit derfelben mag ſeyn tie fie will, 
flärker oder theilmeife ſchwaͤcher, weil dabei der obere 
Schluß der Kiefern fo bleiben Fann, daß von den 
berausgehauenen Wirken Keine entflellenden Aus— 
Thläge fi ergeben und erhalten koͤnnen. 

Allein wenn fie horftweife fliehen, alfo in Grups 
pen zu 6, 8 und mehreren Stämmen, fo if dieſes 
deswegen fehlerhaft, weil dann von den Birken 
Stodausfchläge erfolgen Eönnen, und weil die äfther 
tiſche Schönheit des Waldes dabei leidet. 

Daraus folgt, daß nur die Kunſt bie beſte 
angegebene Miſchung für beide Holzarten bezwecken 
tann, die Natur nicht allein. 

Wenn dies Verhättniß der Kiefern zu den 
Birken wie B: 1 oder wie 20:1 auf die oben bei 
der Mifhung von Weißtannen und Rothbuchen in 
einer Mote angegebene praktiſche Weife, aus dem 
Gewicht und der gezählten Anzahl der Saamenkoͤr⸗ 
ner in einem Heinen Maaß von beiden Holzarten 
durch Berechnung unterſucht, und für jede Holzart 
nah Pfunden und Lothen beſtimmt ‚worden, fo 


232 . 

nimmt mon juerfi den Birkenſaamen, und giebt 
etwa ein Loth für jeden Morgen zu, miſcht ſolchen 
mit feifcher Erde auf dem Gaatplag, und freut 
ihn fo aus, daß er auf dem ganzen Morgen 
verbreitet wird. Um fi dieſes Geſchaͤft zu er⸗ 
leichtern, ſteckt man jeden anzufäenden Morgen in 
4 gleiche Zheile ab, theilt den mit Erde gemifche 
ten Birkenſaamen aud in 4 gleiche heile, und 
freut jeden Theil befonders aus. 

Der Kiefernfaamen wirb dann ſo gleich nad» 
gefäet auf gleiche Weife, nemlich in 4 Abtheilun 
gen auf die abgeſteckten Theile. . 

Mur bei diefer Vorfiht und Methode bleibt 
der Forfimann Meifter über diefe Mifhung und 
ihr Verhaͤltniß auch in Zukunft. 





Behandlung 
der 
aus Birken, Forlen und Eichen 
gemiſchten Wälder, 





Km Königlich Würtembergifhen Oberforft Alten 
flaig, in dem Simmersfelder Revier, ift mir ches 
mals diefe Miſchung einigemal vorgefommen, und 
zwar 2) auf dem Beuremer Haard, und 2) am 
vordern Pfriemen. 

Beide Pläge haben füblihe Erpefition, und 
dabei ebene Lage ; zufammen anfehnlihe Größe. 

Am wahrſcheinlichſten iſt, daß beide vor lan⸗ 
gen Jahren Eihwälder gewefen find, weldes das 
hohe Alter und die daraus folgende fhlechte Ber 
ſchaffenheit diefer Eihen, auch alte Stöde davon 
mir bemwiefen haben. - Weil nun keine künftlihe 
Vermehrung diefer Eichen vorgenommen, und der 
natuͤrliche Auffhlag vom Rindvieh und Ziegenvich 
verdorben wurde, fo fledelten ſich nah und nad 
Birken und Kiefern an, weil in der Nachbarſchaft 
diefe ‚Holzarten vorkommen. 


. 


234 


Nach meiner Uebergeugung wäre folgende Bes 
handlung zweckmaͤßig, den beften Theil dieſes Walb⸗ 
platzes nach der Beſchaffenheit des Bodens von 
wenigſtens 5 bis 6 Morgen rein mit Eichen zu bes 
ſtecken *), und darin Settzlinge zugleich für andere 
taugliche Pläge im Kirchſpiel zu erziehen, zu wel⸗ 
dem Zweck der ganze Plag vor zahmen und mil‘ 
den Thieren durch befannte zweckmaͤßige Einzdus 
nungen gefhügt, und innerhalb bearbeitet werden 
muß, wenn alles Holz kahl abgehauen if. &os 
bald der größte Theil aller jungen Eichen dem Vieh · 
ftaß entwachfen it, werden die andern wenigen 
herausgenommen und anberdwohin verfegt; der. 
Platz aber geöffnet, und mit den übrigen Theilen 
des Zaun wieder etwas Aehnliches geſchuͤtzt. 

Es ift hoͤchſt nöthig, in diefer Gegend Eichen» 
holy nadzuziehen, weil nur alte abgängige Stämme 
vorfommen, und aller ftufenmäßige Nachwuchs das 
von fehlt. Auch ift der Platz bewohnter Gegend 
nahe, und felbft von dem Wohnfig des jeweiligen 





) In Diefer rauhen Gegend iſt mörhig, bie Eicheln 
wenigkend einen ſtarken Bol tief in die Erde zu 
bringen, und mit einer guten Kaubdede, welche 
beigetragen und möglich gfeichförmig ausgetheilt 
merden muß, zu verfehen, ſonſt feimen die Eicheln 
zu früh im Jahr und ſtechen Heryor, und werden 
durch eine kalte Nacht verdorben. ‚ 

a. d. V. 


235 


Foͤrſters nicht weit entfernt, alfo die fleißige Auf 
ſicht leiter. 

Der übrige Theil diefes Haards follte mit For⸗ 
Ien und Birken fo befäet werben, daß die erfieren 
Mark prädominiren *), damit, wenn die Birken 
herausgehauen werden, der Wald noch guten uns 
teren und aud noch ziemlich oberen Schluß bes 
Halt 9. 

Die Noth wird die Kirchfpielsgenoffen zwin« 
gen, kuͤnſtlich Hol z von verfdiebenen Arten nach ⸗ 
zupflanzen, um nicht in Zubunft Mangil daran zu 
leiden, was außerdem unfehlbar geſchehen muß, 
vieleicht jetzt ſchon theilweiſe geſchieht. 

Alle drei Holzarten lieben übrigens mehr ſud⸗ 
liche Lage, und in diefer Hinſicht laͤßt fih, unter 
Vorausfegung zweckmaͤßig vorgenommener Kulturen 
und fireng beobachteten Forſtſchutzes, gutes Gedei⸗ 
ben mit der Zeit hoffen. 





*) Und fo regelmäßig vertheilt als mögfich , wie weiter 
oben bei der Mifhung von Kiefern und Virten 
angegeben worden. 


+) Dieſes geſchieht, wenn die Birken den größten 
techniſchen Werth in ber Sad, der Stärke. nach⸗ 
erreicht haben. 
a [20:7 


236. 


Bchandiumg 
der 
aus Birken, Forlen und Rothtannen 
gemifchten Beſtaͤnde. 





Pur einmal erinnere ich mich biefe ſonderbare Mis 
fdung im Schwarzwald angetroffen zu haben, und 
zwar im Altenftaiger Oberforft, Simmersfelder Res 
vier, am Beuremer Berg, und zwar von der Vieh⸗ 
furth bis in die Klinge bei der Kay Saͤgmuͤhle. 

Hier prädominire die Birke an diefem ſuͤdlich 
gelegenen Berg. 

Die Birfen hatten Leiterflangen» Stärke; eins 
jene Zorlenflangen kamen auch vor, und an meh» 
seren einzelnen Plägen Rothtannenanflug, der fi 
wahrſcheinlich, aus den angränzenden Waldungen 
duch Winde dahin geführt, aus Saamen gebildes 
hatte. 

Da die Birken und Kiefern hier fehr gutes 
Wachsthum zeigen, ober damals gezeigt hatten, 


237 
auch diefe Lage ihnen zuträglich iſt, ber Rothtanne 
aber nicht, auch die Abtriebszeit fpäter wäre, als 
bei beiden erfteren; fo wäre nad) meiner Meinung 
in ſolchen Fallen das befie, die Rothtannen, 
wenn der Wald gehauen, und nur alle Kiefern 
und einige Birken übergehalten worben find, hier 
aus zurotten, und beide erflere Holzarten noch 
durch kuͤnſtliche Anſaat hier ſicher zu vermehren. 

Die Birken werden entweder bis zu ihrer tech⸗ 
niſchen Haubarkeit, oder wenn auf Brandholz bes 
ſondere Rüdfiht genommen werben muß, länger 
erhalten, und dann gleichſam als Durchforſtung 
heraus gehauen. 

Nur bei der ſogenannten Femmelwirthſchaft, 
und in dem Fall, wenn keine kuͤnſtlichen Kulturen 
vorgenommen werben, können ſich ſolche fonderbare, 
unpaffende Mifhungen ergeben. Bei der Schlag⸗ 
wirthfchaft Eönnen und follen nur folde Mifhungen 
vorkommen, welche gleiche Lage, Boden und Expo⸗ 
fition lieben, auf gleihe Art und mit gleichem 
Zurnus bewisthfchaftet werden. 


238 


Behandlung 
der 
ang Eichen, Birken, Forlen und Fichten 
oder Rothtannen gemiſchten Wälder. 





Fn der nemfihen Gegend wie beide vorhergehens 
de, und zwar näher beſtimmt im Simmersfelder 
Forſtredier, von ber Kay Mühl, Klinge bis an 
bie Schild » Mühl » Steig, traf ih im Jahr 1800 
im Kirhfpielswäldern dieſe hoͤchſt fonderbare 
Mifhung an, und zwar fo, daß die prädominirende 
Holzart nicht zu beftimmen war, ald Folge 1) von 
unregelmäßiger Hiebsart, vom Femmeln, und 
2) von vernadhläffigter Holzkultur und unregelmäs 
Figer Behandlung überhaupt. 

Die Eichen waren ſchlechte Storren, die nichts 
Gutes für dieſe Holzart auf dieſem Standort bes 
weiſenz die Fichten waren noch jung, und vegetirten 
alſo dermalen beſſer, als es ſich bei einem gewiſſen 
hoͤheren Alter mit Gewißheit vorausbeſtimmen laͤßt; 


— 


- 239 

Kiefern und Birken hingegen zeigten gutes Wachs⸗ 
thum, und ald Stangen viele Volkommenpeit. 

Die Tage, fo wie bie Befhaffenheit des 

Bodens ſprachen ebenfalls für diefe beiden letztge⸗ 
nannten Holzarten. 5 

Und fo werde denn fo bald als möglich ein 

Forlenwald, fo mit Birken gemifht, durch Kunft 


gebildet, daß die legteren zu den erfleren wie un _ 


gefähr 1:8 oder 1: 10 ſich verhalten, alfo Forlen 
fehr prädominiren; und die Birken werden fo gleich⸗ 
förmig als möglidy vertheilt angebradht, auf die 
ſchon einigemal in biefen Blättern angeführte Art. 

Man Ffann mit diefer Umformung nicht wars 
ten, bis die vorhandenen Fichten oͤkonomiſch haus 
bar find. Die bereit ſchon nur ſchlechtes Brands 
holz gebenden Eichen würden meiftens unbrauchbar, 
die Birken abfländig werben. 


Behandlung 
der 


gemifchten Eichen- und Birkenmwälder. 





Dir Mifhung wird ebenfalls gegen die Mitte 
des Schwarzwaldes bin angetroffen, vielleicht auch 
in andern, mir nicht gerade bekannt geworbenen 
Revieren. 


Die Birken praͤdominiren gewoͤhnlich auf jedem 
Morgen, der Anzahl nach, ſtehen aber unregelmaͤ⸗ 
Big und meiſtens horſtweiſe und von verſchiedenem 
Alter und Größe; als Beweis, daß die Natur als 
fein und nad) und nad) dieſe beiden Holzarten uns 
ter einander hervorgebracht hat. 


Segen bie Miſchung felbft ift nichts einzuwene 
den, wenn nur der Boden der Eiche fo guͤnſtig 
iſt, daß fie zu gewöhnlichen Bauholz tauglich wird, 
wovon man fi theils durd die Anfhauung ber 
noch vorhandenen Stämme und ihrer Höhe vorziüge 


Ai 


lich, und theils dadurch überzeugen kann, "daß der 
Boden auf 4 bis 6 Fuß Tiefe aufgegraben, und, 
ſeiner Mifhung und Beſchaffenheit nad unter 
ſucht wird. 

Paßt beides auf diefe, aud für den Schwarze 
wald wichtige und miglige Polart” und ift das 
Klima nicht entgegen, fo verfehle man nidt, fie 
künſtlich nachzuziehen, und zwar wenigfiens in 
ſolchem Verhaͤltniß, daß auf eine Eiche ungefähr 
6 bis 8 Birken kommen. 


Die Natur allein braucht längere Zeit, um 
Waldpläge in Holzbeſtand zu bringen, fie macht 
viele Abftufungen (weil nicht alle Jahr Saamen 
geräth, fie ſtellt horftweife, es bleiben Luͤcken, fie 
miſcht fonderbar. 

Alfo muß die Kunft die Natur zu rechter Zeit 
unterſtuͤtzen, um alle diefe eben angegebenen Sehr 
ler zu vermeiden. . 

Die Rinnen « oder Riefenſaat ift hierbei fehr 
zu empfehlen, weil die Nachzucht der Eiche dadurch 
leichter und ſicherer ift, unter Beobachtung der 
bisher vorgefommenen Vorfihtsregeln. 


Von den Plattformen auslaufende Ebenen, 
fanft anfteigende, nicht fehr hohe, fübliche oder 
ſuͤdweſtliche Bergſeiten laffen Gedeihen diefer Waͤl⸗ 
der hoffen. 

16 


242 

Uebrigenẽ cheinen imie für den eigentlichen 
Ceauhen) Schwarzwald Nadelhölzer an Weißs und 
Wothtonnen — au Kiefern — mehr zu paſſen, 
als jede Laubholzart, mit Ausnahme der Gränzen, 
welche nach allen Richtungen oder Erpofitionen hin 
milder find, und alfo eher für Laubhoͤlzer paſſen 


243 


Behandlung 
der 
and Birken, Weißtannen, Kiefern, Eichen 
und Rothbuchen gemifchten Wälder: 





As biefe mahrfache Mifhung trifft man zuwei⸗ 
Ien mehr im unteren nördlichen Theil ded Schwarz 
Waldes an. Kiefern dabei find felten, und nur 
einmal won mir bei dem ehemaligen adelihen Das 
menfift Frauenalb ganz nahe und ehemals dazu 
gehörig angetroffen worden: Die Erpofition war 
nordoͤſtlich, und die Wald« Abtheluns ine feite” 
Bergwand. 

Die Weißtannen praͤdominirten auch hier, und 
ſtanden überall. herum von verſchiedener Qualitaͤt; 
die Buchen meiſtens nur einzeln an der Bergwand; 
bie Eichen ebenfalls, und mehr gegen ben Fuß des 
Berges hin; die Kiefern und Birken befanden fi 
Auf der Kuppe gegen Südmweften hin, wo der Bo⸗ 
den am ſchlechteſten, nicht nur ſteinigt, ſondern 


244 


ſogar felſigt, vorlan. — Die Femmelwirthſchaft 
wurde hier immer betrieben. 

Weil hier, was merkwuͤrdig iſt, dieſe verſchie⸗ 
denen Holzarten nur da beſonders vorkommen, wo 
die Cage und der Boden mehr für fie günftig, für 
andere ganz ungünftig iſt, wie bie Kiefern und Birken 
beweifen, fo wird ed Negel, auch bei dem fo viel möge 
lich regelmäßigen Abtrieb diefer fo fonderbar gemifchten 
Wälder darauf zu fehen, daß fie nur wieder an den 
mehr für einzelne derfelben paffenden Abtheilungen ers 
halten werden. Geſunde Saamenbäume bewirken dies. 

Die Weißtannen müffen alfo überall präbomis 
airend vorkommen, nur da gar nicht, wo Kiefern 
und Birken ftehen, weil nur diefe mittelmäßig zwi⸗ 
ſchen Belfen vegetiren können ; erftere hoͤchſt felten 
und nur bei guten Dammerd » Schichten, bie zwis 
ſchen dieſen Felſen ſich befinden; und weil es auch 
die Windſeiten find, woher Stuͤrme ſchaͤtlich auf 
die Weißtannen, befonders bei anſehnlicher Schafts 
länge, wirken Finnen. 

Die Buchen Eönnen ebenfalls nad oben ber 
ſtimmtem Verhaͤltniß, wie ungefähr 8: 1 ober wie 
20:2, gegen die Weißtannen erhalten werben; bie 
Eichen aber nur einzeln gegen das Thal hin, und 
wenn fie nicht zu gefunden Bauhoͤlzern erwachſen, 
ganz wegbleiben, über welchen Punkt bas Alter, 
die Befundheit und bie. Vollkommenheit der vor» 
handenen alten Stämme entfdeiden. 


245 


Beim Abtrieb eines ſolchen Waldes wird alfo 
Kegel, von allen Holzarten, die aud für bie Zus 
Bunft in der Mifhung beibehalten werben follen, 
Soamenbäume zu erhalten. Die Anzahl richtet ſich 
nach der Sanmenmenge, die eine folhe Holzart 
hervorbringen kann, und nad) dem befonderen Were 
haͤltniß der Anzahl nach, wie man fie haben will. 

. Nur ift nie zu vergeffen, daß hier für Birken 
und Kiefern gleihfam eine befondere Waldflaͤche 
vorkommt, als Theil.einas viel größeren Waldes, und 
daß man dieſe Eleinere Flaͤche wie einen befonderen, 
nur ons ihnen gemifhten Wald behandeln muß. 

Fuͤr die andere Mifdung, Weißtannen, Roths 
buchen und Eichen, gilt ein Aehnliches; die Stel 
lung if dunkel, wie es ber Weißtanne und Buche 
zutraͤglich if, und die Eiche muß ſich gefallen laſ⸗ 
fen, gleichfom als Fremdling geduldet ober gar vers 
trieben zu werden. Der Matur mit Kunft zu - 
Huͤlfe zu kommen, if deswegen. nothwendig , weil 
felten diefe Holzarten zugleih Saamen tragen. 

Der Forſtmann muß uͤberall, und befonders 
auch im Schwarzwald, zu vermeiden fuhen, daß 
Süden oder ganz holzlofe Platten in den Beftänden 
entftehen. Ein natürlicher Gedanke leitet ihn, ber 
von der Natur felbft fanctionirt iſt, nemlich der: 
Holzarten nur da zu erhalten und anzus 
bauen, wo fie nad ihren befonderen Eis 
genſchaften gedeihen können. 


246 


Die Erfahrung ehrt, daß gewoͤhnlich jede ver» 
ſchiedene Lage nad) gewifler Weltgegend eine etwas 
verſchiedene Beſchaffenheit dem Boden nach hat, die 
oft fo weit geht, daß fie auch einen andern Holz⸗ 
beftand bat, ohne daß das Klima und bie vohe 
des Berges verſchieden iſt. 

Man muß alſo der Natur keinen Zwang an⸗ 
thun wollen, ſondern nur ihren Winken vorſichtig 
folgen. 

Uebrigens muß ich noch als Worfüchtsdregel im 
Allgemeinen betrachtet beifügen, daß, wenn in ber’ 
Nähe von reinen Weißtannen » oder mit Weißtan⸗ 

- nen und Buchen gemifchten Waͤldern Kiefernbeſtaͤn · 
de vorkommen, man baranf zu fehen hat, daß ſich 
diefe Kiefer nicht ‘darin: anſiedeln. Wenn Kiefern 
laſſen fi uͤberall erziehen, aber Weißtannen nur 
in befonderen, für fie beinahe ausſchließlich paſſen⸗ 

"den Waldgegenden. Und der Schwarzwald “ift eie 
gentlich Weißtannenwald , nicht Kiefernwald. 


Bebenbiung.. 
j der 
aus Weißtannen, Kiefern und Kichten 
gemiſchten Wälder. 





As dieſe Miſchung ift mir im Altenſtaiger Ober⸗ 
forſt und einigen andern Gegenden des Schwarze 
waldes vorgelommen. 

Die Abtheilung in dem Simmersfelder Revier, 
von Lengelocher Steigle bis im die fogenannte Ruͤb⸗ 
garten-Klinge war fo bewachfen, als ic) dieſen Obere 
forſt verwaltete ; der Beftand gab damals (vor 16 
Jahren) Bauhölzer von zöger bis Aoger Stärke, 
und die Rothtannen waren prädominirend; bie 
Lage des Waldes ſuͤdlich. 

Alle drei Holzarten zeigten zu meiner Verwun⸗ 
derung mistelmäßiges Wachſthum, doch war Lage 
Vorzüglich ‚und Beſchaffenheit des Bodens den Kies 
fern am zuträglihfien, und die Weißtannen Eas 
‚men, den Anzahl nach auf jedem Morgen, am wer 


245 


nigften vor. Das Alter war nicht fehr verfhieden,. 


die Rothtannen waren, fo viel ih mich noch erin⸗ 
nere, bie älteften. 

Bei folder Lage, bei ſolchem Boden, und bes 
fonder6 als mäßig fleiler Berghang, it we 
nigftens Eeine befonbere Vollkommenheit für die 
Weißtannen zu erwarten, mehr noch für die Rothe 
tannen oder Fichten, ,. am meiften aber für bie 
Kiefern. 

Gindet han nun durch genaue Unterfuhung, 
daß die Kieferm im Berhältniß ihres Alters mit den 
andern beiden Holzarten, ebenfalls mit ihrem Alter 
und Vollfommenpeit, die fie unter günftigeren Um⸗ 
ſtaͤnden erreichen, befonders verglichen, fehr gut. ver 
getiren, und befondere Vollkommenheit verfprehen, 
ſo muͤſſen die Weißtannen und Rothtannen beim 
naͤchſten Hieb alle herausgehauen, und der etwa 
vorkommende Nachwuchs davon vertilgt, dagegen 
aber der Natur durch kuͤnſtliche Ausſtreuung von 
Kiefernſaamen ſo nachgeholfen werden, als es 
nach dem Ermeſſen des beobachtenden Foͤrſters der 
Gegend noͤthig iſt, um einen reinen Kiefern 
wald zu erzielen *). . . 


*) Es iſt hier beſonders von der Quantität des Saa⸗ 


mend nad Pfunden die Rede, im Verhaͤltniß mit 
dem, was die tragbaren Kiefern Dazu liefern.. 
. - AIR. 


249 


Wenn ein anfehnlihes Quantum Bihtenftäms 
me in dieſer Waldabtheilung vorfommt, fo könnten 
ſolche bis zum Hieb angeriffen, ynd ein Jahr über 
das andere auf Harz benugt werben. 

Die Kurſt hat diefe Miſchung nicht hervor. 
gebracht, ſondern die Nachbarſchaft des von oben ans 
gränzenden Waldes , woher wahrſcheinlich der Fich⸗ 
ten » ober Rothtannen · Saame durch Sturmmwinde 
in den Berghang geführt worden if. Auch fogar 
der Weißtannen-Saame kann durch ſtarke Stürme 
von einer unmittelbar angränzenden, hoc geleges 
nen Plattform in eine Bergwand geworfen, durch 
Degen mehr abwärts geführt werden, endlich in 
der Mitte derfelben zum Aufgehen kommen; wel ⸗ 
ches auch hier geſchehen ſeyn wird, was bie geringe 
Anzahl der Weißtannen mit beweist. 

Wenn ein folder gemifchter Beftand noch jung 
iſt, fo iſt es rathſam, denfelben fortwachſen zu lafs 
ſen, bis Bauhoͤlzer ſich ergeben, wozu 70 bis 80 
Jahre ungefähr noͤthig ſeyn koͤnnen, und dann fo 
verfahren, wie vorher beſchrieben worden, wobei 

die Harznutzung 12 Jahre vorher ungefähr vorge⸗ 
nommen werden koͤnnte. 

Wenn aber dieſe ſeltene Miſchung auf einer 
Plattform des Gebirgs vorkaͤme (nicht über 1200 
bis 1500 Fuß Höhe), und wenn der Boben für die 
Weißtanne ganz paflend wäre, und diefe Holzart 
präbominirte, die Rochtannen aber der Anzapl nad) 


250 


auf die Weißtannen folgten, und bie Kiefern den 
wenigften Theil ausmachten, dann wäre es tathr 
fan, bei der angenommenen Haubarkeit, bie in fols 
dem Fall etwas fpäter eintreten koͤnnte, als im 
vorigen Fall, die Kiefern gang zu verstilgen, 
und entweder die beiden Tannenarten unter einan 
der und fo gemifht zu erhalten, daß die Edeltanne 
prädominirte, wenn bie Rothtanne auch fehr gutes 


Wahsthum zeigte; oder, wenn diefes nicht wäre, 


einen gan, reinen Weißtannens Wald 
dur Eänftlihe Hülfe nachzuziehen. 

Um diefen Zweck fiherer und leichter zu erreis 
den, müßte in einem Jahr gehauen werden, mo 
die Weißtannen Saamen tragen, und aller etwa 
vorhandene geringe Nachwuchs der andern beiden 
Holzarten vorſichtig vertilgt werden. 

Daß im legten Fall keine Harznutzung ſtatt 
haben ſoll, darf hier kaum beruͤhrt werden. 

"Die Stellung eines ſolchen Waldes muß 
beim Hieb dunkel feyn, ſowohl in dem Fall, 
wenn Roth» und Weißtannen gemiſcht erhalten 
und nachgezogen werden, und ſelbſt wenn ein reiner 
Weißtannenwald gebilder werden fol, fo Können 
einige Jahre hindurch, zum Schug und Schatten 
des Anflugs, da, wo Weißtannen » Stämme feh 
len, einzelne Rothtannen erhalten, — aber, for 
bald der Weißtannen. Anflug eine Auslichtung et 
laubt, herausgehauen werden. 


31 
Man muß fih in ſolchem Fall Helfen, wie 
man Kann, und es iſt doch rathfamer, dem jungen 
Weißtannen » Nahwuhs Schatten zu verſchaffen, 
mit der unbedeutenden Gefahr, daß auch einis 
ge Rothtannen mit aufwahfen, als zu 
licht ju ſtellen, um ihn größeren Seſahren ausm 
ſetzen · 








Die Kerchen betreffende Angaben. 





ODoleich der Schwarzwald theilweiſe ſo hohe Lage 
und eine ſolche phyſiſche Beſchaffenheit hat, daß 
die Lerchen (Pinus larix) gedeihen Eönnten, fo 
hat doc) die Natur Beine hier hervorgebracht, fon» 
dern alle, die in größeren und Beineren Anlagen, 
fogar einzeln dort vorfommen, haben kuͤnſtlichen 
Saaten und Pflanzungen ihr Daſeyn zu danten *). 


*) Na meinen Vermurhungen, die fi vorzüglich auf 
Vergleichung der natuͤrlichen Standoͤrter dieſer 
Holzart nach ihrer abſoluten Höhe über der Meer 
seöfläche , und auf die Beſchaffenheit des Bndend 
gründet, Tiegt wohl die Haupturſache des Nichte 
vorkommend und geringen Gedeihens, nach biöher 
rigen Beobachtungen, darin, daß nicht alle güns 
ig wirkende Urſachen in diefer Gegend fi) vereis 
nigen, und beſonders, daß der Boden nicht dieje ⸗ 
nige Mifhung und Beſqaffenheit enthält, wie 
ſoiche in feinen vorzuͤglichtten natuͤrlichen Stand 
örsern vorkommf. Die hoͤchſten Gegenden des 


253 - 


Im Königlich Wirtembergifhen Antheil: one 
den die erften durch den Oberforftmeifter von Weis 
tershauſen zu Freudenſtadt vor ungefähr 45 bis 
50 Jahren angezogen ; von wenigen: früher vor⸗ 
handenen weiß man ben Erzieher nicht. “ 

In der Gegend des Ortes Fluorn war bie 
größte Anlage über 30 Morgen ; eine halbe Stum 
de von der Stadt Freudenfladt, an der Straße 
dahin, im fogenannten Katzenholz, mag ‚vieleicht 6 
bis 8 Morgen betragen *) ; ferner eine halbe Stuns 
de weiter zuräd, auf dem Pfahlberg, kam eine 
Heine Pflanzung und eine Vermifhung von Birken 
und Lerchen vor, um den Schaden durch Schnee, 





Scwarzwaldes find größtentheild fumpfig (wiſſig 
nad der Schwarzwälder Sprache); dieſes iſt gegen 
die Natur der Lerche, melde trodenen Standort 
fordert, und vieleicht ift die Höhe des Schwarj ⸗ 
waldes noch nicht fo, wie fle diefer edle Waldbaum 
fordert, was zu 4500 bis 5000 Fuß angenommen 
wird, und welches faum einige der hoͤchſten Berge 
frigen im Schwarzwald haben. 

A. d. V. 

=) Wurde vor 10 Jahren beinahe ganz vom Wind des 

vafirt; die menigen Ueberreſte beſtehen in zoger 
Stärke, d. i. auf 32 Guß Länge noch ungefähr 
6 Boll Die, verfprehen aber feinen befonderen 
Zuwachs. 

A. d. V. 


> 254 

wedutch die Lerchen häufig Erumm wutden, zu ver 
huͤten. Eben fo wurben von biefem Herrn an dis 
dern :Orten Kiefern und Lerchen unter einander 
gefhet, damit die Lerchen als Mifhung beſſer in 
die Höhe getrieben, und zugleich vor Schneedruck 
mehr geſichert werben möchten. 

"Auch in dem verbrannten Wald am Finkenberg, 
rechts am Weg von Freudenſtadt nach dem Kniebis 
Hin, "wurden «ebenfalls Lerchen von ihm angefäet, 
welche aber vom‘ Schnee "vieles zu leiden hatten, 
und deren ‚bermaligen Zuſtand ich nicht Eenne. 

Im Koͤn. Wärt. Altenſtaiger Oberforft beſin⸗ 
det ih nahe bei der Stadt, im fogenannten Häp 
nerwald, eine Heine Anlage durch Pflanzung, wels 
che 25 bis 30 Jahre alt feyn mag. 

Zn den Heitorbachet und Nagolder Revieren 
ebenfalls, mit wenigem Unterſchied im Alter, der 
Wröße nach aber unbedeutend. . 

Im fogenannten Geiffelthan, eine ftarfe halbe 
Siunde von der Stadt Altenflaig, waren in einem 
wusgehauenen Harzwald einzelne dergleichen damals 
ungefähr Gjährige Stämmen gepflanzt, bie aber 
während einer Dienftjeit meiſtens von Rehboͤcken, 
durch Fegen oder Schlagen, verdorben wurden. 

’ Im’ Kön. Wuͤrt. Neuenbürger Oberforft be 
finden ſich in allen (1805 noch dazu gehörigen) Res 
dieren Eleine Anlagen davon von Y, bis 14 Mor⸗ 
gen Dröße; die bedeutendfte war nicht weit von 





255 - 
Zavelftein, aus welcher bie Anlagen des Gefund- 
brunnens Deinach jährlich ausgebeſſert wurden. — 
Die Größe der Anlage möchte ungefähr ı Morgen 
betragen, und Staͤmme von 3, 6 und jegt wahl 
a5jährigem Alter mitunter enthalten. 

Von Kalmbach nah dem Gefundbrunnen Wildr 
bad, mar auf die Hälfte Wegs eine Allee daven 
angelegt, welde aber nicht recht gedeihen wollte, 
theild auch wegen muthwilliger Befhädigungen, bie 
manche Staͤmmchen davon erlitten hatten. 

Auf dem hoch gelegenen, ehemald Gr. Bad. 
nun Kön. Würt, Theil des Schwarzwaldes, Dobel 
genannt, befindet ſich eine kleine Anlage von einem 
Morgen ungefähr, aber darin bie aͤlleſten und ſtaͤrk⸗ 
ſten Stämme. Das Ganze bildet eine Allee, bie 
zum Spagiergang vor dem dafigen, ehemald Mark 
araͤflich Badiſchen Foͤrſterhaus für den hoͤchſtſeligen 
Großherzog Karl Friedrich beſtimmt war, wenn 
ſich dieſer unvergeßliche Fuͤrſt mir der Auerhahnen⸗ 
Balz in der Gegend ergoͤtzte, und ſich in dieſem 
Haus aufpielt. Dermals haben diefe Stämme ein 
Alter von 57 Jahren. 

Die Loge diefes Standplages der Lerche if 
liemlich hoch, troden, rauh und windig, aber ganz 
eben; der. Boden hat Sand ‚und gelben Lehmen, 
mit wenig Dammerde. 

In Hinſicht der Benugung von Lerchen, wel 
We im Schwarzwald felbft erzogen, waren, if zw 


” 256 


bemerken , daß obgebachter Here Oberforftmeifter 
von Weitershaufen, welcher über 24 Jahre den 
Freudenſtadter Oberforft verwaltete, von einem in’ \ 
29 Jahren aus Saamen erwachſenen folhen Stamm, 
der auf dem Stock 18 Zoll Durchmeſſer hatte, ein 
Fäßchen von 20 Maaß verfertigen und mit altem 
Bein füllen ließ. Nach Verfluß eines Jahres er 
gab ſich ein Abgang von 4 Maaß, Übrigens aber 
erhielt fih der Wein volllommen gut. — Here 
von Drais, dermalen Großh. Babifcher Oberforfts 
meifter zu Freiburg im Brisgau, vormals aud zu 
Pforzheim, hat im Jahr 1800 ebenfall® von einem 
88 Zahr alten, 55 Buß Länge und 18 Zoll Durchs 
meffer am Stamm und 7 Zoll am Zopfende hal 
tenden, vom’ Sturmwind umgeworfenen Stamm, 
2 Faͤßchen von 16 Maaß machen und mit Wein 
füllen laffen, welcher fih gut darin erhielt. Ein 
Vorzug des Lerchenholzes, der es über die drei 
andern inländifhen Nadelhoͤlzer erhebt, was zus 
gleich ein feſtes, dichtes Holz beweist. 

Eben diefer Herr von Drais hat in ber Gas 
gend von Gernebad im Murgthal, wo er mehrere 
Jahre Oberforfimeifter war, viele taufend Stämme 
verpflanzt, und ganze Parthien in den Umgebuns 
gen von Gernsbach daraus gebildet. Die Saaten 
wurden meiftend im Gartenland felbft, oder doch 
in gartenartig behandelten Plägen gemacht, und 
von da bei verſchiedenem Alter ins Freie verpflanzt. 


‚ 257- 
Durch Schneedruck find jedoch viele verunflaltet und 
verborben worden. 

Auch im fogenannten Hagenſchießwald bei 
Pforzheim finden fih von einem ehemaligen Herrn 

-Hofoberjägermeifter von Gaisberg angelegte Pflan» 
zungen, welche aber, ungeachtet ihres beträchtlichen 
Alters, gegen glei) alte in andern Gegenden ger 
ring nad Höhe und Die find, mit Flechten und 
Moofen großentheils überzogen, und mande dem 
Abfterben nahe. Die Urſache iſt ihr Standort, 
deſſen Vefchaffenbeit fumpfig ift, bei bindendem Bo⸗ 
den, wie mid) der Augenſchein überzeugt hat. 

As Refultate aller Erfahrungen , die im 
Schwarzwald von mehreren Zorfimännern und von 
mir felbft gemacht worden find, geht nun Folgen» 
des hervor: 

2) daß der Standort zum Anbau der Lerchen 
freie, trodene Rage haben muß, und füb« 
weſtliche, weftlihe und nörblihe Abhänge 

- vorzüglich zu wählen ſeyen; 

2) dab der Boden Sand, etwas Lehmen und 
Dammerde enthalten muß, aud mit etwas 
Heineren Steinen vermifcht feyn darf ; 

3) daß bei ziemlich hoher Lage die Mifhung mit 
Kiefern nicht zu verwerfen iſt, in mehr nies 
driger und milder Cage aber reine Beſtaͤnde 
davon zu erziehen feyen; 

4) daß die Pflanzungen den Saaten im Freien 

ı7 


258 
in den meiften Faͤllen vorzuziehen find, was 
die Erfahrungen des Herrn von Drais 
und meine eigenen beweifen *) ; 

5) daß ſelbſt die Lerchen, wenn fie in Saatſchu- 
len erzogen werden (was bas ficherfte ift), 
doch aud noch durch Umſteckung der beſaam⸗ 
ten Riefen oder Rinnen mit Tannenreiſern 
oder Pfriemen in den erſten Jahren darin 
geſchuͤtzt werden muͤſſen; 





*) Pflanzungen und noch mehr Saaten im 
Sreien müſſen vor zahmen Vieharten und beſon ⸗ 
ders vor Wildfraß und Beſchaͤdigungen ſchlechter⸗ 
dings durch ſolche Einzaunungen geſchuͤtzt werden, 
daß kein Eindringen derſelben ſo lange moͤglich iſt, 
bis ſolche eine ſolche Höhe und Staͤrke erreicht has 
ben, daß nichts mehr diekfalls zu befürchten iſt, 
wozu bei legteren bis 15 Jahre ungefähr noͤthig 
feyn werden. — Na allen Bemerkungen werden 
die jüngfen Lerchenpflanzen von den Frühlingäfrd« 
ten aus dem Boden gezogen, und verderpen dann 
bei nachfolgender trodener und heißer Witterung, 
Unfraut darf nicht auf dem Saatplag vorkommen, 
fondern muß vorfichtig unmittelbar vor der Saat 
vertilgt werden, durch Brennen und durch Bears 
beitung, zugleich Vermiſchung der gebrannten Ober» 
flaͤche mit den tiefer liegenden Schichten. Unmite 
telbar nach der Saat muß der Vlatz gemalt, oder 
mit einer Schaafheerde mehrere Tage nach einander 
betrieben werden. Erſteres geht bei ebener, led: 
teres bei bergiger Lage an. 


\ 259 
6) daß die Pflänzlinge im Freien nahe und kaum 
auf einen Fuß Entfernung in Verband 
gefegt werben müflen, um dichten Beſtand 
und ſchlanke Stämmen zu erzielen, auch 
den Schadendes Schneedrucks zu vermindern; 
7) daß zwar fchon eine befondere Güte und Dich⸗ 
tigkeit des Holzes aus dem wiederholten Fall 
erhellt, daß Wein haltende Faͤßchen bei un. 
gefaͤhr 40jaͤhrigem Alter davon gemacht und 
benugt wurden, daß aber erft bei der im 
Schwarzwald wahrſcheinlich erft mit Bo bis 
90 Jahren eintretenden Haubarkeit, bie 
Qualität des Holzes zum Verbauen und zu 
vielen andern Nughölgern (auch für Wagner) 
Mb noch in weit höherem Grad ergeben werde ; 
8) daß wegen der vielen tauben Körner, die auch 
noch der gute Saame enthält, 10 Pfund 
auf einen Rheinifhen Morgen nöthig feyn 
werden, um eine volftändige Befaamung bei 
verhältnigmäßiger Wersheilung zu bezwecken; 
9) daß alfo unter Beobachtung aller diefer Punkte 
die Anzucht dieſes Holzes im Schwarzwald in 
mäßig großen Anlagen oder Waldtheilen forte 
betrieben werden ſolle, um diefe edle Holzart 
dort einheimifch zu machen, wozu viele Hoffe 
nung vorhanden ift, weil ſchon junge Lerchen 
Aus ſolchem Saamen erzogen worden find) 

der im Schwarzwald gewachfen iſt. 


260 

Noch bemerke ich zum Schluß aller Angaben 
über diefe Holzart, daß ſolche ſchon mit ao Jahren 
Beimungsfähigen Saamen im Schwarzwald trägt, 
und daß, wenn bie Zapfen erft im Anfang Fer 
bruars gebrochen werben, fie fi bi zum Sommers 


Anfang auf Bretterboden, frei, der Sonne und 


der Luft ausgefegt, von felbf öffnen und ben Saa⸗ 
men ausfallen laſſen, oder, wenn fie mit Schnee 
waſſer täglich angefeuchtet, und in der Mähe eines 
mäßig geheizten Ofens duͤnn aufgelegt auf bretterne 
Geruͤſte gebracht werden, nad) meinen befonderen 
Erfahrungen, in 2 bis 3mal 24 Stunden — 


theilo ſich öffnen. 


261 


Dritter Hauptabfhnitt, 
den Wildſtand vorzuͤglich betreffend. 





Mit einem Anhang aller im Schwarzwald vorkommenden 
vierfüßigen Thiere und Vögel 





Im Ganzen genommen ift der Wildftand im 
Schwarzwald eigentlich nicht fehr groß, und wenn 
es möglich wäre, denfelben, den Gattungen, Arten 
und ber Anzahl nad, gleihförmig auf das ganze 
Areal zu vertbeilen, fo würde der Schaden gering 
ſeyn; da aber letzterer Fall fehr begreiflich nicht 
möglich iſt, und fogar in manden Forſtrevieren 
die mehr fhädlihen in Anzahl fi beifammen be 
finden, durch mancherlei Umftände begänftigt , fo 
wird und bleibt der Schaden, oͤrtlich genommen, 
ſeht groß. 





262 , . 

Der Wildftend begreift eigentlich hier: 

1. Vierfüßige Thiere. 

Das edle Rothhirſchgeſchlecht, 

Dammwild, 

Rehwild. 

Schwarzwild, und 

Haſen. 

IL Wald» und Feldgefluͤgel. 

Auerwild, 

Haſelhuͤhner, 

Feldhuͤbner, 

Wachteln. 
Von allen kommen mehr oder weniger im Schwarj · 
wald vor. 

Das Rotbhirfhgefhleht 
wird im unteren bis zum mittleren Schmarzwald 
di, . 
In den Koͤniglich Wuͤrtembergiſchen Oberfow 
ften Neuenbürg und Altenftaig, und. in einzelnen 
Revieren,,. ziemlich. häyfig angetroffen. *); zumeilen 





*) Die Conſumtiondliſte von dem Altenkaiger Ober⸗ 
forſt enthielt im Jahr 1815 gepürfcht und zu fhans 
den gegangen Rothwild 76 Stüde, Rehe 119 Stu 


263 


. 
auch ein weißes, mie folches ſich vor einigen Jah⸗ 
ven in dem Rangenbrander Revier erftern Oberforfts 
ergeben hat, daß ein ſchneeweiß er Hirſch ger 
gefangen wurde. 


Im Oberforſt Freudenſtadt nur in einzelnen 


Stuͤcken, durd Zumwechfeln dus dem unmittelbar 
angrängenden Oberforft Altenftaig. 


In den Großh. Bad. Forſtaͤmtern Pforzheim, 


Schwarzwild 63 St. Da aber Ge. Majekät der 
Hoͤchſtſelige König von Würtemberg mehrere Thier- 
gärten in verfhiedenen Oberforßen außerhalb 
des Schwargwaldes einrichten laſſen, fo it der Bes 
fehl gegeben, ſobald diefe befegt find, alles übrige 
im; Sreien befindliche todtzuſchießen; bereits iſt ſchon 
du ſchneller Verminderung auch in Schwarzwalds 
Gegenden dad Erwuͤnſchte gethan worden. Ein aus 
ßerordentlicher Gewinn für die Wälder , befonders 
in Hinfiht des Nachwuchſes. Des nunmehr res 
gierenden Königs Wilhelm von Würtemberg Maier 
Röt Haben noch weiter, zur Verminderung und 
Verhütung ded Wildſchadens, dad ehemalige, uns 
ser der Regierung des Hochfeligen Herzogd Ludwig 
errichtete Commun = Wildfügen » Inftitut wieder 
einzuführen und zu beflätigen gerubet, nad wel ⸗ 
chem von gewiſſen, von den Gemeinden aufgeftele 
ten, auf gewifle Punkte beeidigten Perfonen alled 
Wild in den Geldern todtgeſchoſſen werden darf in 
alten Gegenden ded Landes, alfo auch im Schwarz: 
wald, fo weit derfelbe Wuͤttembergiſch if. 
j Ad V. 





264 


Ettlingen, im Oberfort Gernsbach, ebenfans in 
mäßiger Anzahl; zuweilen aud ein weiße Stuͤck 
einzeln in beiden legteren, was wahrſcheinlich aus 
dem Harbtwald bei Karlsruhe dahin wechfelt, wo 
mehrere diefer fhönen Spielort an. Xhieren und 
Hirſchen fih befinden, 

In den Übrigen Forſten allen if Rothwilb 
felten anzutreffen. 

In den Hochfuͤrſtlich Fuͤrſtenbergiſchen Schwarze 
walds⸗ Forften kommen außer dem Thiergarten mehr 
nur wechfelnde Stuͤcke vor, 


Dammmwild 
kommt nur in dem Kön. Wirt. Oberforft Neuen⸗ 
bürg, Revier Zavelftein, in geringer Anzahl als 
©tandwild vor, und zumeilen wecfelt in das ans 
graͤnzende Schoͤnbronner Revier, K. W. Oberforfts 
Altenſtaig, ein einzelnes Stuͤck dahin, oder uͤber 
den Nagoldfluß, aus dem Leonberger oder Boͤblin⸗ 
ger K. W. Oberforſten, im dieſes Revier. 

Rehwild 
findet ſich in dem K. Wuͤrt. Oberforſt Neuenbuͤrg 
ziemlich haͤufig, in den meiſten Revieren, beſonders 
in dem Langenbrander, Kalmbacher, Zavelſteiner 
und Naißlacher. — Im K. W. Oberforſt Alten ⸗ 
ſtaig ziemlich Häufig in allen Revieren, doch beſon ⸗ 
ders in dem Simmersfelder, Groͤmbacher, Hofſtet⸗ 
ter, Schoͤnbronner und Altenſtaiger. 


265 


Im 8. W. Oberforſt Freudenſtadt in gerin ⸗ 
ger Anzahl, beinahe in allen Revieren *). 

In dem Großh. Bad. Forſtamt Pforzheim 
kommt diefe Wildgattung in ziemlicher Anzahl und 
befonder6 im großen Hagenſchießwold vor; ferner 
auch in dem Forſtamt Ettlingen in fehr mäßiger 
Anzahl. Eben fo im Oberforſt Gernsbach, und 
Überhaupt in allen übrigen Großherzoglihen For⸗ 
fen des Schwarzwaldes, fogar in fehr rauhen Ge 
genden, einzeln. 

Im Fuͤrſtl. Fuͤrſtenberg. Antheil des Schwarj · 
waldes iſt die hohe und niedere Jagd ſeit 1777 im 
Oberforſtamt Wolfach an ſaͤmmtliche Gemeinden 
verpachtet, und deshalb in ſchlechtem Zuſtand; das 
Gochwild iſt ausgerottet, und nur in den Revieren 
Rippoltsau und Wittichen das Rehwild nicht ſelten. 

Im Oberforſtamt Donaueſchingen finden fin 
auch fehr wenige Städe diefer Gattung. 


Schwarzwild 
lommt in dem K. W. Oberforſten Altenſtaig und 
Meuenbürg in ziemlicher Anzahl vor, wird aber bes 
reits ſchon durch befonderen hoͤchſten Befehl fehr 
vermindert (f. die vorhergehende Note beim Rothwild. 





*) In diefem Oberforſt war fonft freie Vuͤrſch, bis vor 
ungefähr 10 Jahren, wo fie aufgehoben Dur 
. m. 


266 


Im Freudenftabter Oberforft iſt diefe Wilbgate 
tung Seltenheit. 

Im Gr. Bad. Antheil befinden ſich im Gans 
zen genommen nur im unteren Theil (in den foges 
nannten Gründen, Gernsdacher Oberforfts) einzel 
ne Stüde davon; im oberen Theil, ſo viel mir 
bekannt worden, Eeine, und alles vorkommende if 
ale Wechfelwild zu betrachten. 

Im Fürftendergifhen kommt keines vor. 

Hafen 
befinden ſich die meiften an den Graͤnzen, doch auf 
noch tiefer hinein, je nachdem Felder und über 
haupt angebaute Pläge, aber Eeine hohe, rauhe 
Vergrüden vorkommen. 

Wo die Lage der Walbungen eben war, und 
wo aud Winterfeüchte gebaut werden Eonnten, wo 
überhaupt die bebauten Pläge von einiger Ausdehs 
nung waren, wo Laub» und Nadelhoͤlzer abwech⸗ 
felten, da kamen die meiften auch tiefer im Schwarze 
walb vor. . 

Im K. Würt. Altenſtaiger Oberforft, in ben 
Schoͤnbronner, Groͤmbacher und Haiterbacher Ne 
vieren, kamen verhaͤltnißmaͤßig gegen andere ſehr 
viele vor. — Im Reuenbuͤrger Oberforſt, in den 
Naißlacher, Schemberger und Schwanner Revie⸗ 
ren, bie meiſten. — Im Freudenſtadter Oberforſt 
nur in den Revieren, die milderes Klima haben, 
3 B. das Sulzer, Dornftetter, Sternecker ıc 


267 


In den Gr. Bad. Oberforften und Revieren 
tommen in den Gegenden, bie nicht befonders rauf 
find und nicht befonder6 hoch liegen, an den Graͤn⸗ 
zen, mit Einfhluß der Vorberge, biefe Thiere vor, 
aber nicht in betraͤchtlicher Anzahl. 

Im Fuͤrſtenbergiſchen kommen mehr Ebenen, 
und theilweiſe mildere Waldgegenden vor, und Has 
fen in fehr mäßiger Anzahl. 





Auermwild 
kommt in fehr vielen Gegenden bes ganzen Schwarz: 
waldes, gewöhnlich in den hoͤchſten und rauheſten 
Abtheilungen deſſelben, bald mehr bald weniger, 
vor. Und zwar 
1. Im Königlich Wirtembergifgen Autheil. 
A, Oberforſt Neuenbuͤrg. 
In den Naißlacher, 
Wildbader, 
Herrenalber, 
Schwanner, 
Kalmbacher, 
Langenbrander gerieren / 
in E Anzaht..: 
B. Dberforft Altenftaig. - 
In den Binimersfelder, 
\ Hofftetter, 
Emtkloͤſterle Revieren, 
‚in beträgptlihen Anzahl. : 


268 


In den Groͤmbacher, 
Pfalzgrafenweiler, 
Altenftaiger, 
Schoͤnbronner Mevieren, 

in geringer Anzahl 


C. Oberforft Freudenftabdt. 

In den Freudenftabter, 
Baiersbronner, 
Alpirsbacher, 

Igelsberger, 

Schwarzenberger Revieren, 

die meiften. 5 . 

In den Dornfletter, en: 
Suljer, 
Sternecker, 

Schemberger Revieren, 
nur ſelten einzeln. 


1. Im Großherzoglich Badiſchen Antheil 


kommen in den meiſten Gegenden bald mehr bald 
weniger biefer. merkwärbigften WBalbvögel vor, am 
meiften jedoch in ber Gegend des fogenannten. Kal⸗ 
tenbrunnens, Gernsbacher Oberforfiö, an der Wuͤr⸗ 
tembergifhen Graͤnze, gegen das Enzklöfterie Re 
vier hin. Es befindet ſich in diefer hohen, rauhen, 
Gegend ein ſchoͤnes Großherzogl. Badiſches Jagd» 
haus, das beſtimmt if, um Se. Königlihe Hoheit 


269 


ober die Prinzen des Hohen Hauſes aufzunehmen, 
wenn Sie zur Baljzeit diefer Thiere hier verweis 
len, um das Vergnügen biefer höchft intereffanten 
Jagd zu genießen. Die Schleichwege find vortreffe 
Ui angelegt, fo daß man mis Gemaͤchlichkeit und 
Sicherheit diefe außer der Balzzeit fo ſchlauen und 
fheuen, in biefem Zeitpunkt aber flundenweife 
gleichſam betaͤubten Thiere beſchleichen, und mit eis 
nem fiheren und glüdlihen Schuß erlegen kann. 
Der unvergeblihe Großherzog Karl Friedrich war 
ein befonderer Liebhaber diefer Jagd, und hat fehr 
viele in diefer Gegend geſchoſſen *). 


In den übrigen Revieren des Gernsbacher 
Odberforſts kommen die meiſten vor. In anderen 
Gegenden ſeltener und meiſtens nur einzeln. 





*) Es waren mehrere fogenannte Bränzjäger aufgeftelit, 
melde die beten Stände diefer Waldvoͤgel vor 
Witddieben fidern, und ſich deswegen Nadtd in 
einer großen, für fie erbauten und eingerichteten 
Hütte, nicht weit davon, aufhalten mußten. Auch 
verbörten diefe Jäger Abends die Hahnen beim 
Bäumen oder Einfehen, um ungefähr angeben zu 
tönnen, wie viele und mo fie vorhanden waren, 
wodurch die Sicherheit und das Wergnügen dieſer 
Jagd fehr vermehrt wurde. 


.®. 


0 


I. Im Hochfuͤrſtlich Fuͤrſtenbergiſchen 
Oberforſt Wolfady findet fih der Auerhahn in dem 
Nippoltsauer Revier in geringer Anzahl. Und ven 
dem Donauefdinger Oberforft it mit nit bekannt 
worden, daß welche in ben dazu gehörigen Revie⸗ 
ten vorkommen. 


Haſelhuͤhner 


kommen in den K. W. Oberforſten LNeuenbuͤrg und 
Altenſtaig in allen Revieren mehr oder weniger, 
im Ganzen jeboch nicht in betraͤchtlicher Anzahl, 
vor. Und was den Freudenſtadter Oberforſt anbe⸗ 
trifft, fo werden zuweilen einige in den mehr flas 
den und etwas milderen Gegenden angetroffen z 
wo Vogelbeeren, Birken und Haſeln vorkommen, 
am gewoͤhnlichſten. " 

Im Or. Bad. Antheil befindet ſich diefes Fe⸗ 
derwild auch in den Reifen Gegenden, befonders 
aber in den Worbergen gegen bie Gränzen hin, die 
Höchften Gebirgsruͤcken ausgenommen ; aber überall 
nur in geringer Anzahl. . 

Im Fuͤrſtenbergiſchen werden zuweilen auch ein 
‚gelne Gtüde angetroffen. 


Anmerkung: 
Daß biefe Waldvoͤgel feltener-find, als es bei 
ihret ſtarken Vermehrung (fie legen bis a2 Eier) zu 
vermuthen ift, mag vorzüglich daher Eommen : 


371 

3) weil fie auf dem Moden brüten, wo ihre Ne» 
fter und Eier durch Menſchen und Thiere 
verborben werden; - 

2) weil ihnen wegen des zarten und beſonders 
delikaten Wildprets im . Schwarzwald auch 
Lauf: Schlingen geftellt werden (mie den 
Schnepfen); 

5) weil ſie nicht beſonders ſcheu ſind, und ſogar 
auch durch einen Ruf in die Naͤhe und zum 
Schuß gebracht werden koͤnnen; 

4) weil da, wo ſie meiſtens vorkommen, auch 
Raubthiere, und zwar auch ihre erſten und 
furchtbarſten Feinde, die Fuͤchſe, vorkommen. 
Baummarder, der blaue Habicht ıc. find 
auch hierher zu zählen, 

Feldhahner. 
Was dieſe Vogelart betrifft, fo kommt folhe haͤu⸗ 
figer im Schwarzwald vor, als mancher glaubt. 

Im K. W. Oberforft Neuenburg enthalten 
bie Cangenbrander, 

Maißlacher, 

Zavelſteiner, 

Liebenzeller Reviere 
einzelne Ketten davon. — Auch auf dem Dobel in 
dem Schwanner Revier hat man bisweilen einige 
angetroffen. 


‚ 


272 


Im K. W. Oberforft Altenftaig kommen ziem ⸗ 
lich viele vor 

in den Altenflaiger, 

Groͤmbacher, 

Pfalzgrafenweiler, 

Schoͤnbronner, 

Simmersfelder, 

Thumlinger, 

Horber, 

Nagolder Revieren. 
Die meiſten aber in den Altenſtaiger und Schön« 
bronner Revieren. 

Im 8. W. Oberforft Freudenſtadt enthalten 

die Dornftetter, 
Freudenſtadter, 
Igelsberger, 
@ulper, 
Sternecker Reviere 
diefes Feldgeflägel in geringer Anzahl. 

Im Großh. Bad. Antheil des Schwarzwaldes 
Eommen die Feldhähner nur an den Gränzen hin, 
in mehr ebenen und milden Gegenden vor Im 
oberen Schwarzwald, wo er theilweife mehr flach 
ausläuft, werden zuweilen Ketten getroffen. 

Im Hochfuͤrſtl. Fuͤrſtenbergiſchen Antheil wer 
den im Donaueſchinger und Wolfacher Oberforſt, 
in ebenen und bebauten warmen Thaͤlern gegen die 
BGraͤnzen hin mehrere angetroffen. 


273 


Wachteln 
findet man nur da, wo Feldhuͤhner vorkommen, 
und wo eigentliche Felder von einiger Ausdehnung, 
mit ebener und milder Lage verbunden, angetroffen 
werden, im Ganzen von geringer Anzahl. 


Von fogenannten Raubthieren nad bei 
Jäger Kunſtſprache: 

Wölfe 
ſehr felten, und nur als burchreifende Paffagiere *). 

Ludie ' 
wurden noch vor 40 bi6 50 Jahren mehrere ange 
troffen, jeßt Eeine mehr. 

Fuͤchſe 
kommen da vor, wo auch Haſen angetroffen wer⸗ 





*) Im Jahr 1803 zu Anfang des Winters wurde im 
Neuenbürger Oberforſt einer geſpuͤrt, welcher nicht 
weit von dem Burgſchloß Neuenbürg, dem Sitz 
des Oberforſtmeiſters, ein Reh zerriffen hatte» 
Bei der ſchnell angefellten Jagd wurde er aber 
weder gefehen noch geſchoſſen, iſt jedoch im Badi⸗ 
(den, im Pforzheimer Kork, erlegt worden. Im 
Gr. Bad. Antheil aber kommen nod in neueſten 
Zeiten einzelne vor, die aus Frankreich über den 
Rhein, oder aus den Schweizergegenden zuwechſeln. 

A. d. V. 
ı6 


27a . 

den, und im Werhäftniß mehr ober weniger, wie 
diefes bei den Hafen Matt hat, doch an den Graͤn⸗ 
zen des Schwarzwaldes am häufigften. 


Anmerkung: 


Dee Hafe ift, wie allen erfahrnen Jaͤgern bes 
kannt ift, für den Fuchs ein eigentlicher Leckerbiſ⸗ 
fen, und er zieht diefen Thieten nad. Ich habe 
in einem felfigten Bau, ben ic wegen biefer 
Thiere im Altenfaiger Oberforft muͤhſam aufgraben 
ließ, 13 Haſenkoͤpfe, worunter 2 ganz frifhe waren, 
gefunden ; fehr viel für eine Schwarzwalbögegend. 


Nah neueften Nachrichten (1816) hat eine 
Seuche, die beſonders in dem K. W. Oberforſt 
Altenſtaig ſeit einigen Jahren herrſchte, ſehr viele 
dieſer Thiere (Fuͤchſe) getoͤdtet, die fo mager und 
dabei ſo hungrig waren, daß ſie Menſchen und 
Thiere anfielen, aber die Biſſe hatten keine Wuth 
zur Folge. Sie liefen in die Haͤuſer, und wur⸗ 
den todtgeſchlagen; fie fraßen zuweilen mit den zah⸗ 
men Schweinen, wo fie beifommen Eonnten. Ein 
Wuͤrtembergiſcher Oberfärfter, ein ganz glaubwuͤr⸗ 
diger Mann und ein eifriger, erfahrner Jäger, 
verſichtrte mich deſſen fchriftlih, und zugleid das 
von, daß man die Krankheit für eine Leberfranks 
heit erkannt hätte, und beim Seciren mehrerer 
diefer Thiere Feine Galle vorgefunden worden fey. 


275 
Wilde Kagen 

werden nur an der Graͤnze, in ben milderen Ge 
genden des Schwarzwaldes, einzeln, oft auch far 
milienweife, angetroffen, im Ganzen jedoch felten. 
Sie lieben rauhe, hoch gelegene Gegenden nicht, 
weil auch felten Wild dort vorkommt; fie gehen 
den Hafen fehr-nad und andern Thieren, die mehr 
nur in niederen, milden Gegenden vorkommen: 


Edetmarder oder Baummarber 


kommen zwar im ganzen Schwarzwald vor, aber 
dermalen nur in fehr geringer Anzahl. Der Eofle 
bare Pelz hat ihre Jagd zu einer eigentlichen Ver⸗ 
folgung gemadt. Noch vor 20 bis 50 Zahren ka⸗ 
men befonders im K. W. Antheil noch fehr viele 
vor, wie mic) mehrere alte Foͤrſter verfihert has 
den. Auch im Badiſchen gab es mehrere. Ges 
[hoffen wurden wenige, weil das Kraifen dieſer 
Tiere Winterdzeit nicht immer möglih und dabei 
doch unficher if; aber gefangen wurden bie meiften 
init der im Schwarzwald allgemein bekannten und 
angewendeten , dort fogenannten Prügelfalle, 
wo der Marder durch eine Lockfpeife (Broden), in 
einem Stüd von einem frifhen Eichhorn oder Has 
fen oder friſch geſchoſſenen Vogel beſtehend, ges 
. reizt, an der einige Fuß hohen Vorrichtung auf ⸗ 
Blettert, ben Brocken nehmen will, dabei den Ads 
druͤcker berührt, und fo zur Schonung feines Balge 


276 
von zwei fehr befchwerten Prügeln erdruͤckt wirb, 
was nur fehr felten fehlfchlägt. 

Steinmarder oder Hausmarder 
Diefe Art, mit der weißen Kehle, welche ein weit 
geringeres Pelzwerk giebt als die vorige, ift im 
ganzen Schwarzwald in fehr mäßiger Anzahl vor 
handen, aber nur in warmen, bewohnten Thäfern 
vorzüglich, und zwar in den einzeln ftehenden, Eleis 
neren Scheuren, wo das Heu und Grummet über 
Winter aufgehoben wird, und welde von den Hoͤ⸗ 
fen und Dörfern oft Viertelſtunden weit entfernt 
ftehen , doch aud in Käufern und Speichern ber 
einzelnen Bewohner. 

Dädfe 
kommen im Schwarzwald mehr an den mildern 
Graͤnzen vor, bis gegen die Mitte hin, auf dem 
hoͤchſten und rauheſten Gebirgsrüden keine. 

Im K. W. Oberforft Altenftaig hat eine Seus 
che, gleich der bei den Fuͤchſen, feit einigen Jah⸗ 
ven viele hinweggerafft. 

Iltis oder Rage 
kommen nur in mehr warmen, bewäfferten Thälern 
an ben Graͤnzen des Schwarzwaldes vor, in der 
Nähe menſchlicher Wohnungen ; jedoch nice fehr 
häufig, weil aud) jeder Michtjäger diefes für manche 
Hausthiere ſchaͤdliche Thier zu fangen oder zu tödten 
verſteht. 


277 


Die Fiſchotter. - 
In den floßbaren und nicht floßbaren Fluͤſſen und 
fiſch⸗ und krebsreichen Waldbaͤchen werden einzelne 
diefer Thiere angetroffen, im Ganzen jedoch nicht 
viele. Die Nagold, Enz, Murg, Kinzig, Aach x. 
enthalten von biefen wegen des Eofibaren Pelze 
ſehr gefuchten Thieren. 


Dann finden ſich noch folgende vierfuͤßige Thiere 
im Schwarzwald vor: 
Der Igel 
wird im ganzen Schwarzwald, aber nicht häufig, 
angetroffen, und auf den hoͤchſten Bergruͤcken und 
rauheſten Gegenden gar nicht *). 





*) Sm Jahr 1800 den sten Januar traf ich in dem 
Sroͤmbacher Revier, Dberforkd Altenſtaig, bei 
Gelegenheit einer. Holzauszeichnung, in Geſellſchaft 
des noch Iebenden doͤrſters Rob, einen Igel an, 
den eben ein Edelmarder angegriffen, vieler Sta 
bein beraubt, und etwas verwundet hatte. Unfere 
Slinten waren nicht gleich bei der Hand, fonft wäre 
der Marder vieleicht geichoflen worden, weil wir 
fo nahe beitamen, daß wir beide raufen fehen 
konnten. Es ‚lag halb Fuß tiefer friiher Schnee. 
Mein Jäger nahm den verwundeten Igel mit nach 
Haufe, wo er gegen 4 ZWodpen lebte. 2 \ 

A. d. V. 


278 


Eihhörner 
giebt es in den milderen Theilen des Schwarzwal 
des und an den Gränzen viele; in den hoͤchſten, 
rauheſten Keine, fo viel mir bekannt worden. 
Haſelm aͤu ſe. 
Nur eine iſt mir in dem Naißlacher Revier, Ober 
forſts Neuenbürg, zu Gefiht gekommen. 





Kon Vögeln habe ih nachfolgende meiſtens 
ſelbſt noch angetroffen, ober bin von glaubwuͤrdi⸗ 
gen Perfonen von ihrer Anweſenheit uͤbarzeugt 
worben. 

Ringeltauben, 

Hohltauben, 

Zurteltauben 
werden nur an den Graͤnzen bes Schwarzwaldes, 
sder in den mittleren, mehr ebenen Gegenden an« 
getroffen, wo Beldfrüchte gebaut werden. Legterg 
Art kommt feltener vor, erſtere beide häufig. 

Wilde Enten 
kommen an den größeren Fluͤſſen, der Nagold, 
Enz, Kinzig, Murg x., Herb» und Winterszeit 
in geringer Anzahl, und zur Strichzeit, im Grüße 
ling, zuweilen. paarweife auf den größeren Treib- , 
feen oder Schwellungen, vor, und zwar die ge 


279 
meine große wilde Ente ( Stodente), und bie 
Halbente mit dem grünen Spiegel, das Männchen 
ober die Kruͤckente (Anas crecca) vorzüglich. 


Schnepfen 
an den Graͤnzen des ganzen Schwarzwaldes zur 
Strichzeit ziemlich häufig; aber auch ſogenannte 
Lager: Schnepfen, die in warmen Thaͤlern brils 
‘ten *), und nicht mit den andern wegftreichen, 
wegen Verwundungen, Krankheiten x. 
Badteltönige (Rallus crex) 
einzeln da, wo viele Feldhuͤhner vorkommen, an 
den Graͤnzen bios. 


Waſſerhuͤhner 
und zwar das gemeine ſchwaͤrzliche an Fluͤſſen und 
Baͤchen, auch Seen, einzeln gewoͤhnlich im Fruͤh · 
jahr zur Steiczeit. 

Sſchu h u 
ſehr ſelten im tieferen Schwarzwald, wo Bellen 
inaſſen vorkommen, und Rebe und Anerhähne, _ 
welden beiden dieſe größte Eule fehr gefährlich 
iſt **). Die Ohreule; die Perleule ( Gold» 





*) Im Jahr 1802 wurde in dem SHofitetter Revier, 
Altenſtaiger Dberforftö, den ıgten Januar eine 
Sqnepfe an einer offenen Brunnenquelle geſchoſſen. 

**) Einige alte, glaubwürdige Jäger haben mich ver 


\ 


250 


eule); der Steinkauz, kommen alle drei Arten 
vor, aber in geringer Anzahl, mehr nur gegen die 
milderen Graͤnzen. \ 


Steinadler 


kommen aud vor, und im Jahr 2801 fol einer 
in der Gegend von Petersthal geſchoſſen worden 
feyn. Sch felbft habe Eeinen zu Gefiht befommen. 
Im Sommer 1816 wurde, von einem meiner eher 
maligen Zuhörer , dem Herrn Forſtpraktikanten 
Bronn, auf einer hohen Tanne ein ungeheures 
Horft diefes Vogels entdeckt, und zwar im dem 
Herrenwieſer Revier, Gr. Bad. Forſtamts Gernse 
bad, weldes aber, noch ehe die Eier ausgebrütet 
waren, zerftört wurde. Auch ift vor mehreren 
Jahren ein bergleihen Wogel von dem Br. Bad. 
Revierfoͤrſter Afal zu Forbach auf einem vorher an ⸗ 
geſchoſſenen, verendeten Stuͤck Wild erlegt worden. 
Nicht weit davon wurde glei barauf der Horſt 
und der andere Steinadler entdeckt; im Horſt wur⸗ 
de ein halbverzehrtes Wildkalb gefunden. Der 


ſichert, daß die beſten Auerhahnen- Balz: Stände 
menigftend auf ein Bahr ganz verdorben find, und 
die Hähne wegſtreichen, fobald ein Schuhu ſich 
zeigt, denn er bezwingt auch dieſes ſtarke Waldge ⸗ 
fluͤgel. 

A. d. V. 


281 


zweite Vogel aber wurde nicht mehr entdeckt, und 
die Eier unausgebruͤtet verlaſſen. 


Gabelweihe ( Huühnerweihe) 
an den Graͤnzen nicht ſelten. Im Oberforſt Neu⸗ 
enbuͤrg habe ich einige bei den Horſten ſelbſt ge⸗ 
ſchoſſen. 

Der blaue Habicht. Habicht. (Faleo 

palumbarius). 

Mehr an den Grin, — wo deldhůhner und Haſen 
vorkommen. 


Der gemeine Mausweihe. (Falco 
buteo) 


ebenfall$ in ſolchen Gegenden. 

Sperber 
wo die beiden vorhergehenden fi vorfinden. 

Der Thurnfalke 
an den Gränzen in alten Burgen und Schloß: 
ruinen. 

Der Oolds oder große Kielrabe 
paarweife ziemlich felten, mehr nur gegen die Gräns 
zen hin. 

Der gemeine Rabe 


häufig überall, nur nicht in den hoͤchſten Ga 
genden. 


282 
Die Saatkrähe, ziemlich Häufig. 
Die Nebelkrähe (graue K.), nicht fehr 
häufig. 
Die Dohle (Corvus monedula), an den 
Graͤnzen. 
Die Alfter 
nicht häufig, mehr gegen die Gränzen hin. 
Der Neuntöbdter. 
Bon diefen Raubvögeln Heinfter Art Eommt vor 
a) der größte (Lanius excubitor), 
2) der mittlere (L. collurio) felten, 
3) der Derndrefer (L. spinitorquus) 
häufiger. 
Der Nußhaͤher 
an den milderen Grängen häufig, doch nicht in dem 
hoͤchſten, rauheſten Gegenden, wo Eeine Eichen 
vorkommen. 
Der TZannenhäher (Corvus caryocacta- 
tes.) 
häufig, in dem unteren und mittleren Schwarzwald 
vorzüglich. 
Die Schwarzamfel 
überall, nur nicht in ben hödften Gegenden. 
Die Ringamfel 
gegen die mildeften Graͤnjen hin, wa Weinberge 
nahe find, 


. 283 
Singbroffel 
Rothdroffel 
Mifteldroffel 
Krammessvogel 

mehr gegen die Graͤnzen hin. 
Die Goldamfel 

in den milbeften Gegenden, wo Kirſchen vorkommen. 
Dar Schwarzſpecht 
Der größere und Heinere Buntfpeht 
Der Gruͤnſpecht 

nicht fehr häufig, uͤberall, nur nicht in den Höde 

fen Gegenden. 

Der Wendhals 

Der Blaufpecht 

Die Baumklette 
an ben Graͤnzen. 

Der Eisvogel 

Der Wiedhopf 

om warmen Waldbaͤchen, an ben milden Gränzen. 
Der gemeine Kukuf 
Der roͤthliche Kukuk 

beide in den mildeſten Gegenden, wo Laubhölzer 

vortommen. 

Der gemeine Staar 
Die Wafferamfel 

an ben ‘milden Graͤnzen, erſtere Häufig, letztere 

paarweiſe an Bächen und Fluͤſſen. 


284 


Die Feldlerche 

Die Wieſenlerche 

Die Waldlerche 

Die Haubenlerche 
nur an den Graͤnzen in milden Ebenen, wo Felder 
vorkommen. 

Der Krummſchnabel (Loxia ourvirostra) 
‚häufig in ganzen Schaaren auf dem Strich, und 
aud zum Brüten. 

Der Kernbeißer (Loxia coccothraustes) 
an den milden Graͤnzen. 

Der Gimpel (Loxia pyrrhula) 
überall, mit Ausnahme der hoͤchſten Gegenden. 

Der Grünling (Loxia chloris) 
wo der Kernbeißer vorkommt. 

Der Gold fink (Loxia citrinella) 
bloß an den Gränzen, und zwar an den noͤrdlichen 
gegen die Badifhen Ebenen hin, wo er häufig iſt. 

Die Goldammer 
häufig überall. 

Die Zippammer 
nicht fehr haufig, mehr an den Gränzen. 

Der Buchfink 

Der Diftelfint 

Der Zeifig 

Der Hänfling 
uͤberall, mit Ausnahme der hoͤchſten Gegenden. 


285 


Der Eitronenhänfling (Fringilla ci- 
trinella) 

nur in dem K. W. Antheil des Schwarzwaldes, 
und zwar bei Befenfeld, Altenftaiger Oberforfis, 
bis ‚gegen Igelsberg hin, ziemlich häufig, fonft nire 
gends, was merkwürdig iſt, auf diefer hohen, rau⸗ 
hen Gegend. — Diefer Vogel: wird aud in der 
Schweiz gefunden, wo er Wintervoͤgeli heißt. 

Die Nadtigalt 
an den Gränzen, an warmen Baͤchen und Fluͤſſen. 

Die weiße und gelbe Bachſtelze 
erſtere überall, legtere-an den Graͤnzen. Auch bie 
graue Bachftelje (Motacilla boarula) fommt dort vor. 

Der Mög (Muscicapa atricapilla) 
an ben Gränzen. 

Das Odwarztehthen (Motacilla phoe- 

nicarus). 

Das Rothſchwaͤnzchen, uͤberall. 

Das Rothkehlchen, überall. 

Der Zaunkoͤnig, überall. 

Das Goldhaͤhnchen, überall. 

Die Spiegelmeife (Parus major) 

Die Slaumesfe 

Die Sumpfmeife 

Die Shwanzmeife 

Die Haubenmeife 

Die Tannenmeife (Parus ater) 
uͤderall ziemlich haufig. 


26 


Die Rauchſchwalbe 

Die Hausfhwalbe 

Die Thurmſchwalbe 
Aberali , höcfte Gegenden ausgenommen. 

Den Nachtſchatten oder Ziegenmelker 

(Caprimulgus Europaens) 

habe id in dem Nagolder Revier in einem Laubs 
wald einmal angetroffen, im Fruͤhjahr 2800. 


In Hinfiht des Schadens durch allerlei Wilds 
arten it hier noch Folgendes nadautragen ı 
Die Edeltanne ift dem Abäfen und Verpaijen 
durch eble6 hohes und niederes Wild ganz vorzüge 
lich ausgeſetzt, in der Jugend befonders, und «6 
iſt gar nicht zu berechnen, wie ſchaͤdlich nur eine 
Rehfamilie in einem Jahr dem volfamen Anflug 
diefer Holzart werben kann; um fo mehr, als es 
überhaupt nicht fo weit herumwechſeind ift, wie das 
> Hohe Rothwild, fondern mehr in einer gewiſſen 
Gegend zu allen ZJahreszeiten anzutreffen ift, wo 
es feinen Stand genommen, wo es gefeßt worden, 
wo es nicht zu oft durch Hunde beunruhigt wird, 
und wo es feine im Nadelwald für die Holzarten 
fhädlihe Aefung fucht und finder. Aber auch für 
den Auffclag von Eichen und Buchen find beibe 
Wildgattungen, und wieder die Rehe vorzüglich, 
ſehr ſchaͤdlich. 


. 2*7 

Der Schwarzwald enthält reine Eichen» und 
zeine Buchen: Veflände, und nod weit mehr mic 
beiden gemiſchte Beſtaͤnde. Die Gefahr vermehrt 
ſich mit der Größe des Areals, wenn die Vermeh⸗ 
zung. diefer Thiergattungen nicht auch verhaͤltniß⸗ 
mäßig vermindert wird. - 

„Mon vermindere alfo überall diefe beiden Wilde 
Haltungen, beſonders aud bie Rebe, fo ungefähr, 
daß auf 100 Morgen ein Stüd kommt. Und da, 
‚wo bie Weißtonne rein vorkemmt, und alle Um— 
fände große Vollkommenheit der einzelnen Staͤm⸗ 
me boffen laffen, und bei den aus Weißtannen 
und Rothbuchen gemifhten Beſtaͤnden, unter gleis 
den Umfänden und Hoffnungen, fo, daß .auf 200 
Morgen nur ein Stuck vorkommt. Und die Forſt⸗ 
bedienten müffen alle Vorfiht und Mühe anwen⸗ 
den, dies Verhaͤltniß immer fo zw erhalten, fo viel 
möglich if. Am beften wäre, wenn in biefen Be⸗ 
fänden gar Eeine vorkämen. 

Ganz wildlofe Wälder gefallen felbft dem 
Forſtmann niht, wenn er aud Fein leidenfchaftlis 
her Jäger if, Der Schöpfer hat dieſe Thiere 
nit ohne nuͤtzlichen Zwe und nicht zur Auss 
rottung erfhaffen, aber Verminderung bis zur 
Unſchaͤllichkeit in Pflicht. 

Dammwild kommt hier nicht in Betrachtung, 
weil es nur als Seltenheit in wenigen Gegenden 
vorkommt. 


28 


Schwarzwild in geringer Anzahl, auf Boo 
Morgen Wald hoͤchſtens ein Stuͤck gerechnet, kann 
nicht viel ſchaden, wenn dieſes Verhaͤltniß immer 
erhalten wird; — Conditio sine qua non! — 
zumal da dieſe Thiere Inſekten-Larven, Schnek. 
Een *) ꝛc. zu ihrer Nahrung nehmen, welche den 
jungen Holzpflanzen fchäplih find, und alfo das 
durch nüglic werden; allein fie verderben die Eier 
und Nefter des brütenden ebferen Waldgeflügels, der 
Auerhühner und Hafelhühner. Und wenn ein Rus 
del oder eine Bache mit Friſchlingen dahin Eommt, 
wo die Natur Buchen und Eicheln eben abfallen 

Nlaͤßt zur Beſaamung, oder diefe Holzarten friſch 
geſteckt entdedt werden, fo wird das Keimen und 
Aufgehen zur Regeneration der Wälder durch Aufs 
zehren derfelben wo nicht ganz, doch großentheils, 
vereitelt. 

Truͤffeln und Mordeln, eine bekannte, ges 
ſuchte, menſchliche, leckerhafte Nahrung, werben 
auch von ihnen verzehrt; und die Kartoffelaͤcker der 
einzelnen Waldbewohner find der größten Gefahr 
ausgefegt. 


*) Die nadten und die mit Gebäufen verfehenen ' 
Schneden verderben, nach befonderen Erfahrungen 
neuerer Forſtmaͤnner, die Eotpfedonen des Buchen. 
Auſſchlags, wodurch derfelbe abfirbt. 

a. d. V. 


289 


Das Auerwild wird, bei betraͤchtlicher Anzahl, 
beſonders für den einjährigen Anflug von Fichten 
und Aufihlag von Buchen fehr gefährlih, und 
ſelbſt für den Forlenanflug. 

Diefe Wildgattung fol alfo nur in den raue 
beten, hohen Gegenden in Anzahl geduldet, an 
andern Orten aber, wo beide erftere Holzarten voll⸗ 
kommen in jeder Hinſicht vorkommen, bis zur Uns 
ſchaͤdlichkeit vermindert werben. 

Se mehr der Wildftand, was hohes und nies 
deres Rothwild und Schwarzwild befonders ‚betrifft, 
im Schwarzwald vermindert wird, deflo.mehr vers 
liert fi die große Gefahr, den Wald auch durch 
unvorſichtige oder gar boshafte Wilddiebe verbrannt 
wu ſehen, wovon die diesfalls berüchtigten Bewoh · 
ner des Kapplerthales beſonders auffallende Bei⸗ 
ſpiele gelieſert haben. Der bekannte große Wald⸗ 
brand im Jahr 1800 wird mit vieler Wohrſchein ⸗ 
lichkeit dergleichen Wilddieben zugeſchrieben *). 


*) Diefe ſchaͤdlichen Menſchen machen bei naſſer und 
kalter Witterung in Srühlingd » und Herbfimonaren 
Geuer in den Wäldern an, loͤſchen dieſes nicht vore 
ſidtig oder gar nit aus, wenn fie ihrem verbotes 
nen Geſchaͤft nachgehen, und werden fo wenigſtens 
durch Nadläffigkeit Urfache manches Walbbrandes. 
Auch wollte mid ein glaubmwürdiger Mann vers 
ſichern, daß fie zumeilen im Sommer Feuer ane 

29 


290 

Mit der Seltenheit des Wildes, was theuer 
nad Gtrasburg verkauft werden kann und gefucht 
iſt, verliert fih aud mehr bie leidenlchaftliche Be 
gierde, bie bei biefen Leuten durch das Intereſſe 
noch vermehrt wird , wenn fie leicht und vieled das 
von erlegen Eönnen. Ganze Geſellſchaften diefer 
unberufenen hoͤchſt gefährlichen Aasiäger auch für 
das menſchliche Leben, wie traurige Erfahrungen 
bewiefen haben, würden ſchwerlich fi gebildet has 
ben und ausgezogen feyn, wenn fie wenige oder 
gar keine Hoffnung gehabt hätten, ein Stuͤck zu 
bekommen. 

Die belohnten Jagdfreuden auch durch baare 
Geldeinnahme erſetzten dieſen an Strapazen ge 
woͤhnten Menſchen Muͤhe und Gefahren vielfach, 
und teizten immer mehrere, entweder die verun⸗ 
gluͤckten Einzelnen zu erfegen, oder biefen unerlaubs 
ten Erwerbungsjweig zu verſuchen, obgleich zweck⸗ 
mäßige Maßregein gegen diefe gefährlihen Men⸗ 
ſchen genommen werben. 

Alles diefes bisher Worgetragene ändert nichts 
an dem wahren Gag: daß, je weniger Wild 





machen, um durch den Rauch daB Rehmild beſon ⸗ 

der& gegen eine gewiſſe Gegend hin zu treiben, wo 

Schuͤten aus ihrer Gefellfchaft fon früher ange ° 

ſtellt find, um ſolches zu erlegen. \ 
a. d. V. 


291 
pret in den Wäldern vorkommt, befto 
beffer it es für die Erhaltung bes nd» 
thigen Nachwuchſes aller Holzarten. Und 
hier im Schwarzwald ift dieſes deſto anwendbarer 
und richtiger, weil aud bie Viehweibe fo ſcaͤdlich 
für die Wälder vorfommt, und weniger eingefchränkt 
werben Tann zur fiheren Erhaltung der Wälder, 
als der Wildftand, 


292 


Viehweide oder Hätung. 





Di diefem für die gute Erhaltung der Wälder 
fo hoͤchſt wichtigen Punkt iſt zuerſt noͤthig, bie 
Hausthierarten namentlih anzugeben, welde zur 
Weide und Fras in die Waldungen des Schwarze 
waldes getrieben werden. 

Ochſen, 

Kuͤhe, 

Kaͤlber, 
mit dem Geſamtnamen Rind vieh benannt. 

Schweine, 

Ziegen, 

Schafe. 

Pferde, obgleich aud wenige vorhanden find, 
kommen nicht in die Wälder zur Weide, fo viel 
mir befannt worden. Das Rindvich kommt in gros 
Ben Heerden vor; eben fo die Schweine und fogar 
die Ziegen, fo wie aud) die Schafe. 

Die Anqucht diefer Hausthiere (mit Ausnahme 
der Schafe, die hier wenig und nur an den Oräns 





293 


sen des Schwarzwalbes mäßig betrieben vorkommt) 
iſt der hauptfächlichte Nahrungs. und Handels weig 
eines großen Theils der Bewehner des Schwarz 
waldes, weil Gruchtfelder und Wiefen wenige vor 
handen, und nicht alle vom Holzhauen, Verfloͤßen 
and Handel damit fi) beſchaͤſtigen und davon leben 
Eönnen. 

Es ift Baum glaublich, wie viele diefer Thiere 
in manden Ortſchaften vorkommen, und zwar nicht 
von einerlei, fondern von mehreren Arten *) zus 
gleich ; Hunderte von Rindvieh, Hunderte von 
Schweinen und Biegen, in anfehnliden Dörfern 





) Hier einige Veifpiele: Gerndbah, ein Großh. Bar 
diſched Staͤdtchen im Murgthal, mir einer Gevoͤl⸗ 
kerung von 1400 Seelen, hatte (1800) 3770 Stuck 
Rindvieh/ 284 Sqafe, 1000 Biegen, 2400 Schwei⸗ 
ne. — Forbach, ein Dorf im Murgthal, tiefer im 
Schwarzwald als Gernsbad, ungefähr von 700 
Seelen (128 Bürger) zählte im Jahr 1800: Pferde 
14, Nindvieh 350, Schweine 200, Biegen 300 
Stuͤcke. Gausbach (von 6o Bürgern) zählte Vfer⸗ 
de 2, Rindvieh 160, Schweine 130, Biegen 100 
Stüde. 

Im Fuͤrſtenbergiſchen Oberforſt Wolfach beſin⸗ 
den ſich (1816) 3142 St. Ochſen, 3876 St. Melle 
wich, 1486 St. Schmahlgieh oder Guſtviehh, 2019 
St. Schafe, 1634 St. Biegen, und 3777 St. 
Schweine. 

AR. 


294 


und Meinen Städtchen, werben nad) verſchiedenen 
Nichtungen zu gleicher Zeit ausgetrieben, um ges 
meinfaftli die Wälder und ihren Nachwuchs zu 
verberben *). 

Beinahe alle dieſe ſchaͤdlichen Beſuche und 
Handlungen für diefe Wälder gefchehen leider aus 
alten fundırten Geredhtigkeiten, mit wenigen Aus 
nahmen bei neueren Kolonien. Zu den Zeiten, wo 
diefe Servitut begruͤndet wurbe, war bie Bevöoͤlle ⸗ 
rung des Schwarzwaldes in Vergleihung mit ber 

dermaligen ganz gering, und die Anzahl aller Vieh 
arten ebenfalls, der Schaden alfo auch gering, und 
nicht fo ſchaͤdlich, bemerkbar. Es war fehr Leicht, 
eine rechtliche, fortdauernde Erlaubniß zur Weide, 
fogar in befiimmten Waldplägen zu erhalten. 

In diefem Umfand und in diefer Anſicht liegt 
das Schwierige der Aufgabe, bie üblen Folgen ber 
Viehweide in Wäldern zu verhindern, und den 
Forſtſchutz diesfalls zweckmaͤßig auszuüben. 

Wenn man nur vor 100 Jahren nicht jeder 
Familie und mehreren zugleich erlaubt hätte, fih 





*) Und wie viefe werden nicht in einzelne Gtüde, vor 
aügli bei Nacht, von iſolirt vorkommenden Be— 
mohnern innerhalb des Schwarzwaldes in die Wäl- 
der ohne Aufſicht getrieben, wovon weiter unten 
ein Mehrered vorkommen wird. “ 

A. d. V. 


. 


' 295 
mitten in diefen Wäldern beliebig anzuficheln und 
Kolonien zu bilden, fo wuͤrde es mit der Walde 
weide nicht fo weit gekommen feyn als jegt, und 
es. wäre leichter und möglicher, müglihe „ nothwen ⸗ 
dige Einfpränkungen zu machen und zweckmaͤßige 
Maßregeln auszuführen, 

Ich wi nun in befonderen Punkten dasjenige 
angeben, was diesfalls nüglih und auch ausführe 
bar ſeyn moͤchte, wenn die Landesregierun— 
gen bie Forſtbedienten auf alle mögliche 
Art unterſtuͤtz en. 


A. Wegen des Rindviehes. 

2) Jede Seroitut der Weide muß unterſucht 
werben fo genau ald moͤglich, ob ſolche wirklich fo 
fundirt it, wie fle jetzt ausgeübt wird ; ob nicht 
etwa ben namentlich benannten Waldplägen weitere 
Ausdehnung gegeben worden, als in den Forſtlager⸗ 
Büchern deutlich angegeben iſt; ferner, ob die befchwers 
ten Waldungen nicht au) abusive oder connivendo 
mit andern Viehgattungen befahren werden, als 
eigentlich beftimmt und erlaubt worden; ob die etwa 
vorkommenden Abänderungen und Modifikationen 
immer mit Ianbesherrlicher Genehmigung gefchehen 
find oder nicht, oder ob nicht eine bloße Erlaubniß, 
die ein Forftbedienter, von welcher Klaffe er ſeyn 
mag, gegeben hat, nad Jahren als Recht ange 
ſprochen worden ift. 


296 


2) In der Regel muͤſſen befondere, bei ben 
Ober» oder Forftämtern auf befondere Punkte bes 
eidigte Hirten aufgeftellt werden, und zwar wo 
möglich aus dem Dorfe felbft, deſſen Vieh fie bis 
ten follen, ober doch aus ber Nachbarſchaft gebürs 
tig, die nicht ganz arm und ohne Hütte find, auch 
nicht als Waldfrevler- oder fonft als ſchlechte Men⸗ 
fen befannt und beruͤchtigt. Vaganten, gebrede 
liche Menſchen, ganz alte über 60 oder ganz junge 
unter 16 ober: 18 Jahren, ſollen nicht angenom⸗ 
men, noch weniger beeibiget ober gar unbeeidiget 
gebuldet werden *). 


*) Die Erfahrung hat mich in meiner praktiſchen Laufe 
bahn gelehrt, dag aus unzweckmaͤßiger Sparfamfeit 
mande Gemeinden ald Viehhirten folde Menſchen 
vor meiner Zeit angeftelie harten und dur mich 
anftellen wollten , welche ganz zu denen gehörten, 
die als ausgeſchloſſen angegeben wurden. Dergleir 
chen allen Verhaͤltniſſen diedfaltd fremde Menſchen 
begehen wiederholte Weidefrevel, und laufen fogar 
bei zu erwartender ſcharfer Strafe davon, und wers 
den öfters aus Noth Holzfrevler zugleich. Einige 
Gulden mehr Lohn fihern die Vieh» Eigenthümer 
mehr vor Schaden , zugleich den Wald vor Gefahr. 
Der Hirt ift auch wirklich geftraft, wenn man ihn 
abfegt, und wird alfo vorfichtiger feyn; allein er 
muß fo bezahlt werden, daß er nicht hungern muß. 
Sanfte, eindringende und erflärende Beſprechun ⸗ 
‚gen mit den Gemeinde: Vorſtehern Fönnen manches 


297 


3) Jedes Dorf oder fogenanntes Weiler, das 
20 bi6 15 Bürger und 50 Stüd dergleihen Vieh 
gum Weiden unterhält, muß einen folhen Hirten 
haben; aber aud für do hoͤchſtens 100 Stuͤcke iſt 
ein guter Hirt genug, bei mehrerer Anzahl Dorf 
Bewohner. 

4) Einzelne Höfe, die 10 bis 12 Haushaltuns 
gen begreifen, mit wenigfiens 50 Stuͤck Vieh, und 
deren Wohnungen nicht über eine Viertelſtunde 
von einander entfernt liegen, müffen ihr Vieh eben. 
falls einem ſolchen Hirten aus ihrer Mitte zur Hüs 
tung übergeben. 

5) Es wird den Gemeinde « Vorfiehern von 
Dberforftamts wegen, ehe der Hirt beeidigt und 
dos Vieh eingetrieben wird, die Bedingung ger 
macht, daß in Hinficht des verbotenen Weidens 
und der darauf gefeglih oder herkoͤmmlich beflimms 
ten, mit dem Schaden verhältnißmäßigen Geldſtra⸗ 
fe, die ganze Gemeinde d. h. alle Eigenthuͤmer der 
einzelnen Stüde dafür haften wollen. Dies wird 
ein Mittel, die Hirten beffer zu belohnen, damit 
fie vorfihtig find, und mehr rechtlihe Menſchen 
dazu auszuwählen. 


bewirken, und bei dergleichen haldftarrigen Mens 
ſden obrigkeitliche Befehle. Scharfe Strafen find 
nicht allein hinreichend und wirkfam, weil, der Wald 
doch dabei viel leidet. 8 


298 


6) Von Seiten des Ober» ober Forſtamts ik 
hingegen darauf zu fehen, daß jedem Hirten fein 
erlaubter,, nächfter und möglihft unſchaͤdlicher Weg 
(Zrift) zum eigentlihen Weideplag in feiner (des 
Hirten) Gegenwart ausgeftedt und ausgeblatiet 
(dur unſchaͤdliches Anſchalmen), aud) ihm die Weir 
depläge felbft mit ihren Graͤnzen vorgezeigt werden, 
damıt weder unwiffender Weife Schaden angerich 
tet, noch erwiefener Schaden damit entſchulbigt 
werden kann, wenn dieſes nothwenbige Vorſichts⸗ 
mittel unterlaffen wird. 

7) Bei den übrigen ganz ifolirk fiegenden eine 
zelnen Käufern und Wohnungen ift das beſte Mite 
tel, größeren Schaden durch Nachtweide zu verhuͤ⸗ 
ten, wenn ben Bewohnern umfonf erlaubt wird, 
Gras und Kräuter an unſchaͤdlichen Orten für den 
iungen Anflug, aus den ihnen nahe gelegenen Waͤl⸗ 
dern bei Tagszeit zu holen, und zwar durch vor 
ſichtiges Ausraufen mit den Händen, aber nit 
mit Siheln, um das Vieh im Stall damit zu 
füttern. Dagegen follen fie bei Weidefreveln mis 
doppelter, und bei Nachtweide mit breifacher Strafe 
angefehen , und die Strafe in der Regel in 8 Tas 
gen nah dem Anſatz bezahlt, ihnen auch dieſes 
vorher bekannt gemacht werden. 

8) Es muß ftreng verboten werden, fowohl 
fremdes Vieh in Bütterung zu nehmen, was von 
Zeit zu Zeit zu unterfuchen iſt, oder auch mehr 


299 
Vieh zu halten, als für die Familie zur Nahrung 
nothwendig if, hoͤchſtens ein oder zwei Stuͤcke zur 
Machzucht. Diefer Punkt geht die ifolirt wohnen 
den Bewohner befonders an. 

9) Alles unerlaubte Tagweiden mit Rindvieh 
iſt für jedes Stuͤck mit 30 Kreuzer Geldftrafe zu 
belegen, bei Nacht für jedes Stuͤck mit ı Gulden 
50 Kreuzer, und an Sonn» und Feſttagen mit 
2 Gulden. Im wiederholten Fall innerhalb eines 
Monats komme zur Geldſtrafe noch Eörperliche Stras 
fe von’ a4ftändiger Einthürmung bei Waffer und 
Brod. Und im dritten Fall in Monatsfrift, wenn 
nit ganz befondere und gültige Entſchuldigungs⸗ 
gründe vorkommen, und beträdtlicher Schaden ge 
fchehen it, etwa an Saaten oder mit Anflug vers 
fehenen Schenungen, kann 14tägige Zuchthaus 
firafe angewendet werden. Bei folhen Frevlern 
mit Nachtweiden vorzüglich, bie nicht ganz arm 
find, muß die Strafe in den erften 8 Tagen nah 
Anfegung berfelben eingetrieben werden, und wenn 
dazu Reals Erekution (Verkauf von Vieh oder Mos 
bilien) nöthig wäre. Die erften Veifpiele müffen 
abſchrecken, damit diefe ſchaͤdlichen Menſchen fehen, 
daß «6 der Negierung mit ber Ausübung und Er 
haltung des Forſtſchutzes Ernſt ift. 

10) Wenn erwiefen wird, daß Gemeinde Vor 
fteher den Viehhirten bereden oder gar auffordern, 
in verbotene Waldpläge zu fahren, und wenn for 





. 


30 


wohl dieſes als auch der daraus folgende Schaden 
rechtlich erwiefen if, fo wird ein folder Vorſteher, 
wenn er biefes für ſich allein gethan hat, feines 
Amtes entfeßt, und hat die Strafe zu tragen, bie 
für den Frevel beffimmt wird ; hat der Vorſteher 
aber im Einverfländniß mit den übrigen Vorfiehern 
oder mit Bürgern diesfalls gehandelt, fo wird eis 
ner folhen Gemeinde das Weiderecht einige Jahre 
entzegen, und die Vorſteher noch befonders bes 
ſtraft. 

11) Der vierte Theil der wegen Weldefrevel 
angeſetzten Strafen muß dem Angeber, gleich nach 
dem Anſatz derſelben, entweder aus der Oberforſt ⸗ 
qmts⸗ oder einer andern dazu beſtimmten herrſchaft⸗ 
lichen Kaffe gegen Quittung fogleih baar bezahlt 
werden *); der Oberforfimeifter hat jedoch den In 
halt diefer Quittung mit eigenhändiger Unterſchrift 
vorher zu befräftigen, che die Bezahlung von der 
Behörde geſchehen kann. 





) Diefe Anordnung, welche aud der Billigkeit gemäß 
iR, da die Delationdgebühren ald Beſoldungbtheil 
angefehen werben koͤnnen und ſollen, erhält den Ei⸗ 
fer des unteren Sorfiperfonald immer, verhindert 
alle Abfindungen mit den Frevlern, und enzfpricht 
dadurch der eigentlichen Abfiht, nemlich der Ver⸗ 
daͤtung des Frevels, vorzüglich. 

5 5:7 


301 


19) Das Nachtweiden kann fehr dadurch vers 
mindert werden, wenn vom Mai bis Ende Sep⸗ 
tember jeden Jahres zuweilen umvermuthet vor Mits 
ternacht Stallunterſuchungen, in Gegenwart des 
betreffenden Revierfoͤrſters, wenigſtens eines Orts⸗ 
vorgeſetzten und des Ortsviehhirten, vorgenommen, 
und alle nit in den Ställen befindlichen Stüde 
zur Beſtrafung als naͤchtlicher MWeidefrevel notist 
werben; mit nachheriger Ausnahme derjenigen Stuͤk. 
ke, von welchen der Eigenthiimer rechtlich erweifen 
Bann, daß fie in erlaubten Beflimmungen abweſend 
waren. 

Um biefe Maßregel ganz zweckmaͤßig zu mas 
chen und zu befördern, iſt möthig, von Landesherr⸗ 
ſchaft wegen durch die vorgefegten Civilbeamten die 
Ortsvorſteher fireng und als Gefeg anzuhalten, bes 
ſtandig geſchriebene Verzeichniſſe des ganzen Vieh⸗ 
ſtandes im Ort, nach allen Gattungen beſonders 
abgetheitt, bei der Hand zu haben, und alle Vers 
änderungen nadjutragen , bamit bei ber Unterſu⸗ 
dung alles ſchnell und ordentlich geſchehen kann. 

Auch muß eben fo fireng von der nemlichen 
Behörde befohlen werden, daß jeder Worfteher ſich 
ohne Einrede zu diefem Geſchaͤft bereit finden, und 
kein Sta. und Vieheigenthuͤmer der Unterſuchung 
GG widerfegen , oder fie unnöshig aufhalten folle, 

Von diefer gefeglihen Maßregel muß, fobald 
fie von hoͤchſter Behoͤrde ausgeht, die ganze In- 


wohnerſchaft jebes betreffenden Bezirksamts durch 
öffentliche Publikation unterrichtet werden, damit 
keine Entſchuldigung durch Unwiſſenheit ſtatt haben 
oder nur vorgebracht werden kann. 

15) Jedes Stuͤck Vieh muß eine Schelle ans 
haben, und die Unterlaffung dieſes Befehls fol 
mit ı fl. Strafe belegt werden. Der Hirt foll in 
der Regel “kein Stuͤck mitnehmen, wenn es feine 
Schelle um den Hals hat, und diefem iſt deswe⸗ 
gen z4ftündige Thurmſtrafe an einem Tag, wo er 
nicht ausfährt , anzufegen *). 

Wegen des im Schwarzwald fogenannten Gufts 
viehes, d. i. jungen nachgezogenen Rindviehes, bes 
merke ich hier, daß mir Gegenden, 5. ©. im for 
genannten Kirchfpiel, K. W. Oberforſts Altenftaig, 
bekannt wurden, wo aus fundirter Gerechtigkeit gan 
se Heerden biefes Viehes, zwar unter einem ober 
jmwei Hirten, aber, was beinahe allen Glauben 
überfteigt,, mehrere Sommermonate Tag und Nacht 





*) Daß fhügende Foriperfonaf befonders kann auch dab 
einzeln obne Hirten herumlaufende Vieh leichter 
entdeden und zur Befrafung angeben; das Zus 
ſtecken der Schellen mit Grad ober andern Dingen, 
damit fie Feinen Klang geben Fönnen, muß von dem 
angebenden Sorftbedienten befonderd bemerkt, und 
befonderd mit 30 Kreuzer jedesmal beftraft werden. 

A. d. V. 


303 


unausgefegt in gewiſſe, namentlich beftimmte, ziem⸗ 
lid) entfernte Wälder getrieben werden. Die Hir⸗ 
ten machen fih Hütten, und mehrere fogenannte 
Viehlager, wo bie Heerde Über Nacht ſich zufams 
men lagert. . 

Da von diefer Art, die Wiehweide zu gebrau⸗ 
chen, leicht zu erweifen if, daß ſolche allen möge 
lien ganz jungen Nachwuchs hindert, ſelbſt bei 
anſehnlich großem Areal, alfo damit eine eigentliche 
Waldderaſtation angerichtet wird, fo kann doch 
rechtlicher Weife dieſe Gervitut fo lange einge 
ſchränkt, d. h. ein Theil diefer Wälder wenigſtens 
fo lange damit verfhont werden, bis ſolche in Pins 
ſicht des Nachwuchſes in beſſerem Zuftand find, daß 
weniger Schaden möglich ift, wozu freilich bei mans 
hen Theilen eine geraume Zeit und fogar Fänfle 
liche Nachhülfe nöthig wäre *). Bis jetzt ſcheint 
auf dergleichen Wälder der paradoxe Sag zu paſ⸗ 


Die höhere, unmittelbare Einwirkung der Landesre⸗ 
gierung dur beſtimmte Verordnungen iſt ganz 
nothmwendig , weil der Forſtmann, auch der höheren 
Klaſſe, weder durch feine Einſichten noch amtliche 
Gewalt gegen alie Gerechtſame und gegen den da⸗ 
mit verbundenen Eigennutz der Berechtigten eiwas 
ausrichten kann, und eben ſo wenig durch Zureden, 
wovon ich ſelbſt in meiner praktiſchen Laufbahn mit 
Unwilfen mich überzeugt habe. 

a. d. V. 


304 

fen: daß ſolche vorzäglich wegen der Weide vor 
handen feyen, alfo für eine Nebennugung, 
nicht, wie es die Natur der Waͤlder mit fi bringt, 
wegen des Holzes ald Hauptnutzung. 

Und da, fo viel mir wenigftens bekannt wor⸗ 
den, in feinem gültigen, die Waldweide betreffen 
den Dokument ausdrücklich beftimmt if, daß bie 
Ausübung dieſes Rechts täglich zur gewöhnlichen 
Jahreszeit gefchehen darf, auch der Anfang und 
das Ende ber Weidezeit im Jahr nicht angegeben 
it, fo kann und muß man annehmen, daß bem 
Forſtmann die nähere Beftimmung diesfalls übers 
laſſen bleibt und bleiben muß, weil er die Lokalis 
taͤt in beſonderer Hinſicht auf Wälder in allen das 
hin wirkenden Rüdfichten am beften kennen und 
beurtheilen kann. 

Daraus folgt, daß der Anfang und das Ende 
der Weidezeit in jedem Jahre von ihm angegeben 
wird, mit ber weiteren zweckmaͤßigen Einſchraͤnkung 
und Beftimmung „an welhen Wocentagen und inwie 
vielen: derfelben diefes gefchehen könne und folle. . 

Diefe Punkte haben wefentlihen Einfluß auf 
die gute Erhaltung der Wälder und auf ihre nas 
tuͤrliche oder Eünftlihe Nachzucht. 

Abfchaffen kann und darf man diefe rechtlich 
fundirte Benugung, der Wälder nicht; auch ift fie 
zur Erhaltung der meiften Bewohner notwendig, 
in Ermangelung anderer Hülfsmittel dazu, bie in 


305 


anderen milderen und weniger walbreichen Gegenden 
vorkommen; aber doch fo einfchränten, daß es moͤg⸗ 
ic wird, Nachwuchs in Wäldern auch ohne 
toftfpielige Einzäunungen zu erhalten, 

Es ift ſchon ſehr viel gewonnen, wenn bie 
Weide, flatt täglich, nur dreimal jede Woche auf 
dem nemlichen Plag benugt wird, und noch mehr, 
wenn fie nicht zu früh im Jahr ausgeübt wird, 
mo jeder Anflug auch fchon etwas erwachfen (Nach⸗ 
wuchs) Leckerbiſſen für alle Vieharten if, fondern 
erſt alsdann, wenn auch ſchon Gras und Kraͤuter 
zugleich vorkommen, und wo durch die moͤgliche 
Wahl zwiſchen dieſem und dem jungen Holz noch 
manches von dieſem gefehont wird. 

Da der Graswuchs überhaupt in biefen raus 
ben Nadelholzwäldern dem Eigenthümer feinen bes 
fonderen Nugen bringt, und berfelbe auch in Were 
gleihung mit Laubholzs (Mieders) Wäldern nicht 
fo häufig und an fo vielen Orten vorkommt, fo 
kann er wohl die Heine Aufopferung alles vorhan⸗ 
denen Grafes gegen den großen Nugen für dieſe 
Sebirgswälder machen, damit jeber, ber Dich 
hält, der Benutzung des Graſes und derjenigen , 
Kräuter, weiche zur Viehfütterung taugen, fi er⸗ 
freuen kann ; unter denjenigen Einſchraͤnkungen, 
welche im vorangeführten 7ten Punkt angegeben 
find, um es den Eigenthlimern des Viehes moͤglich 
im machen, foldes an den Wochentagen, wo «6 

20 


306- 
nicht im die Wälder getrieben werden barf, im 
Stall zu erhalten, was fonft nicht gefchehen kann. 


Doch um wenigſtens einige Zeit Ruhe in den 
Wäldern im Jahr ju erhalten, muß der fogenannte 
Waldſchluß (Waldverbot) beobahtet, und jedem 
Bewohner und feinen Wiehgattungen die Wälder 
von Mitte Mai bis Mitte Juni, und von Mitte 
September bis Mitte Oktober, bei beflimmter 
Strafe verfehloffen werden, ganz befonders dringens 
de Nothfälle ausgenommen. Und erfi, wenn der 
erfte Zeitpunkt des Waldſchluſſes vorbei if, kann 
der Anfang mit Eintreiben des Viehes gemacht were 
den, was in feinen wohlthätigen Folgen für die 
Erhaltung des Nachwuchſes befonders wichtig iſt. 


Uebrigens ift hier auch noch zu bemerken, daß, 
wenn eine große Anzahl Vieh auf ein damit ver 
hältmigmäßig geringes Areal eingeſchraͤnkt iſt, der 
Schaden nad allen Erfahrungen viel größer iſt, 
als beim Gegentheil. Nähere Beftimmungen ganz 
genau find ſchwer anzugeben. Doc hat der erfie 
Tal ſtatt, wenn auf jedes Stuͤck nur 4 bis 5 
Morgen gerechnet werden Eönnen, und der zweite 
bei ungefähr 10 bis 18 Morgen, welder zu den 
fehr feltenen im Schwarzwald gehört; in befonderer 
Beziehung auf das, was in der erfien Note diefes 
Kapiteld ©. 295 vorkommt. 


37 


B. Wegen ber zahmen Schweine 

In vielen Gegenden des Schwarzwaldes werben 
die Schweine berechtigter und unberedptigter Weiſe 
in großer Anzahl durch einzelne Hirten in die Wäl 
der getrieben, mie ich während meiner dortigen 
Dienftzeit und bei meinen Reifen darin felbft geſe⸗ 
hen und erfahren habe. 

Niemand von den Bewohnern will von befons 
berem Schaden wiſſen, den diefe Thiere in den 
Wäldern hier anrichten Eönnen. Den größten Theis 
des Jahres befinden fie fi) darin, und felten wer⸗ 
den Abtheilungen der Beftände verſchont. . 

Diefer Mißbrauch hat daher ſchlimme Folgen. 
Jeder abgefallene Eichel» und Buchenſaamen wird 
von ihnen im Herbſt, und fogar im Frühjahr beim 
Keimen noch aufgezehrt, fo wie wilde Aepfel und 
Birnen und nügliche Beerarten, bie von eigentlis 
chen Bäumen Eommen. Ueberal wird durch Ums 
wühlen der Anflug wenigftens theilweife verdorben, 
die Wurzeln der jüngeren Stangen aufgelodert, 
und den fhädlihen Einwirkungen des Froſtes vor⸗ 
zuͤglich und dem Verdorren der freien Wurzeln aus⸗ 
gelegt; manches Neft mit Eiern und Heinen June 
gen des edeln Waldgefluͤgels verborben; andere eble 
Haarwildarten verfcheucht ; bie Erde an fteilen Abs 
hängen zu viel aufgelodert, und als Folge davon 
durch Schlagregen abgeſpuͤlt; und felbft ‚der oben 


308 
aufliegende Kiefern. und Zannenfaamen von ihnen 


aufgefreffen. 


Urſachen genug, um aud diefe Servitut mit 
befonderen Einſchraͤnkungen, und als bloße Ders 
günftigung , folte auch eine geringe Abgabe dafür 
entrichtet werden, in der Regel gar nicht, fondern 
nur als Ausnahme in eingelnen befonderen und 
unſchaͤdlichen Faͤllen zu erlauben. 


Daß diefe Schweine die dem jungen Aufſchlag 
von Buchen vorzüglich fchädlichen Schnecken mit 
Gehäufen (Helix pomatia) und bie nacken⸗ 
den gelben (Limax rufus), fo wie bie Larven 
der Maikäfer befonders auch mit freflen, iſt noch 
kein aufwiegender Grund gegen alles Vorange- 
führte, ſondern blos ein Grund zu drtlichen Aus⸗ 
nahmen. 


Es müffen alfo dergleichen Servitute auch mit 
ungehörntem Vieh (nad dem alten Ausbrud bee 
ſich darauf beziehenden Dokumente) genau unters 
ſucht werden, ob fie rechtlich fundirt, und auf wel⸗ 
che Waldungen namentlich ſolche beftimmt und ber 
ſchraͤnkt find. 


Und wenn ein Walddiſtrikt auch wirklich recht ⸗ 
lich damit belaſtet iſt, wenigſtens nicht fruͤher er⸗ 
laubt werden im Fruͤhjahr, als bis alle Holzſaamen 


309 


nicht Inter: gekihmt. haben, ſonbern wirklich aufges 
gangen find‘ tsgs“im. Schwargwald mit Anfang 
des Monats Juli ſich ergiebt· 

Ferner konn das Eintreiben nicht alle Zoge in 
der Woche: erlaubt werden, fondern über ben ans 
dern Tag ;- und gewöhnlich mur bis zu dem Zeit ⸗ 
puutt im Jahr, we die Eicheln und Buchen an— 
fangen abzufallen, mas ungefäße in der Mitte ou⸗ J 
tobers geſchieht. 

Eine Ausnahme von dieſem Punks made: Bien 
jenigen Eigen s und: Buchenwälber, wo daß. Eiw 
ſchlagen der. Schweine ans unbezweifelten, rechtlä⸗ 
en Gründen geſchehen barf, wobei jedoch bie bes 
kannten Worfichtöregein beruͤckſichtigt und angewen⸗ 
det werden muͤſſen. Dahin gehoͤren: 

das Aufſchreiben der Anzahl; 

der Qualität nach Alter. und Größe der Sowie; 

- für jeben Oxt mit namentlicher Angabe: ber Eis 

genthümer ; 

das:Bezeihnen der Schweine durch Brennen an 
ben Ohren; 5 

das Anſtellen eines‘ oberforfkamtlich auf Sefonbere 
Punkte beeidigten Hirten; 

das Anweiſen der Walddiſtrikte, wo bie Benuj⸗ 
zung flatt haben barf; 

die Zeit, von warn und-bis wann das Einſchla⸗ 
gen der Schweine gefchehen darf, nad De 
natstagen angegeben; 


310 ' 


‚die Beſtiunnung bed Fehmgeldes für jedes Stuck 
J und den Zeitpunkt der Bezahlung. 

Da die Schweinezucht auch eimen bedeutenden 
Dahrungs⸗ und Erwerbungsjweig von fehr vielen 
Bewohnern des Schwarzwalbdes ausmacht, und ba, 
nad) allen Erfahrungen, dieſe Thiere befier wachſen 
und gedeihen, wenn ſie au in Wälder getrichen 

"werben; und da. fehr felten andere WBeibepläge als 
die Wälder für diefe Thiere dort vorlommen, fo 
kann zwar das Austreiben auch ohne Gerechtigkeit 
nicht ganz verboten, aber doch als Ausnahme nur 
in ſolchen Waldebtheilungen einige Sommermonate 
erlaubt werben, 

2) welche größtentheild, wo nicht Han) erwach⸗ 
fen find, 
2) vorzüglich in Kiefernwäldern, 
8) wo kein Aufſchlag oder Anflug vorhanden, 
4) und wo überhaupt Bein dichter oder geſchloſ⸗ 
fener Beſtand vorkommt, F 
5) in fumpfigen oder miffigen' Walbpfägen. 
Die gemifhten Wälder mit Rothbuchen und Weiß 
tannen muͤſſen immer verſchont bleiben. 


C. Wegen der Ziegen (im Scharzwald 
Geifen). 
Diefe Thiere, welche ſchon unfere ‚älteften 
Eorft» Ordnungen aus den Wäldern verbannen, 
werben doch im ungeheurer Anzahl in bie Wälder 


311 


getrieben, und tragen fehr vieles bei, den Zuſtand 
der Wälder, befonders aud in Hinſicht des Mach ⸗ 
wuchfes , zu verfchlimmern *). 

Es iR zwar wahr, daß bie fehr große Anzahl, 
welche befonders bei der aͤrmeren Klaffe der Bes 
wohner vorkommt, deren viele Feine Kuh zu erfaus 
fen und über Winter zu ernähren im Stande find, 
nicht das ganze Jahr im Stall erhalten und ge 
füttert werden können. Auch ift deren Abſchaffung 
hier weder möglich noch raͤthlich. 

Aber demungeachtet muß ber Forſtmann alle 
mögliche Mittel anwenden, um ben Schaden biefer 
Ihiere in den Wäldern gu vermindern. 

Folgende Mafregeln find zweckmaͤßig: 

3) Können und follen gleichfalls eigene Hirten 
für diefe Thiere angeſtellt werden, und zwar unter 
‚ven Verhättnifien und Beſtimmungen, welche oben 
(a dis as Punkte) angegeben worden, und welde 





®) Bekanntlich zeichnen ſich dieſe Thiere beſonders ſchaͤd⸗ 
lich dadurch auß, daß fie an den Staͤmmchen aufs 
Reigen und die Geitenäfte abfreffen. Muh auf 
Belſenſtuͤcke klettern ſie gemfenartig, und ſuchen bei 
dieſer Erhoͤhung ſtehendes Holz zum Verderben 
und Anfreſſen zn erreichen. Es haͤlt ſchwer, fie 
beifammen zu halten; auch ziehen ſie zur Nahrung 
die weiten Holzarten Brad und Kräutern vor, was 
ich ſelbſt beobachtet habe. 

Lu d. V. 


312 


davon auf dieſe Thiere größtentheils anzuwen⸗ 
den find. 

2) Wo Ziegen ſchaͤdlich in Wäldern, ohne 
‚Hirten, bei Tag oder gar bei Macht, angetroffen 
werden, fol dem Forſtbedienten die Erlaubniß ere 
theilt werden, einige davon todtzufcjießen *), wenn 
dieſe Verordnung vorher überal amtlich bekannt 
gemacht worden, wo Ziegen find. Diefes etwas 
hart ſcheinende Mittel kann allein und vorzüglich 
dem Zwed entfprehen, und beſſer als alle andern 
Vorkehrungen. 

3) Fuͤr jebes einzelne Stuͤck, das bei einem 
Nindviehhirten im Wald angetroffen wird, muß 
45 Kreuzer Strafe bezahlt werden, unb zwar in 
8 Tagen nad) dem Anſatz derfelben. 

4) Hingegen muß auch von ben oberen Forſt⸗ 
behörden vorzüglich darauf gefehen werden, daß 

a) miffige (oder fumpfige) Pläge, 
b) fogenannte Heideberge **), 
c) erwachſene Kiefernwälder 





*) Die traͤchtigen, weiblichen Thiere davon audgenoms 
men, mehr nur die jüngeren männlichen Geſchlechts. 
Erſteres wäre fündlih, ledteres hingegen fegt dem 
Eigenthümer in feinen großen Schaden. 

*) mo meihend nur Die gemeine Heide, Heidelbeere 
und ein ganz ſchlechter, lichter HolzbeRand vor« 
kommt. 

9.28, 


313 


dergleichen Heerden eingeräumt werben, um darin 
wöchentlich drei bis viermal zu weiden, aber jedes⸗ 
mial nur einen halben Tag. 

Der Weg, den der Ziegenhirt mit feiner Heer⸗ 
de auf dergleichen erlaubten Waldweideplaͤtzen zu 
nehmen hat, muß ihm von dem betreffenden Re⸗ 
vierförfter mit Strohwiſchen, fo hoch als möglich 
angehängt, auf beiden Seiten ausgeſteckt werden, 
innerhalb welden derſelbe die Heerde durchzutreiben 
hat, wobei die Nähe der ganz jungen Schonungen 
befonder6 zu vermeiden ift. 


5) Wer von den Bewohnern eine Kuh Hält 
und halten Fann, darf in der Regel Eeine. Ziegen 
halten, ober bei flarker Familie ein (weibliches ) 
Städt als Ausnahme; und nur diejenigen, die Eeis 
ne Kuh halten, dürfen in allen frifh gemach⸗ 
ten Hieben grüne Zweige zur Nahrung für dieſe 
Thiere unentgeltlih nehmen, aud Heide rupfen 
zu gleihem Zwed und andere fogenannte Forſtun ⸗ 
Eräuter, welche dieſe Thiere freffen, um fie an den 
Zagen im Stall ernähren zu können, an welchen 
fie nicht in die Wälder kommen. 


Der Ortsvorfland, oder ber aͤlteſte Bewohner 
nahe angränzender Höfe, muß beftändig ein fchrift- 
liches Verzeichniß derjenigen Bewohner bei ſich ha⸗ 
ben, welche bloß Ziegen halten, und ihre Anzahl 
bei jedem Eigenthuͤmer beigefügt ſeyn. 


314 


Denjenigen Bewohnern, welche mehrere Stuͤk⸗ 
ke Rindvieh halten, muͤſſen die Ziegen weggefpros 
hen werben , und über diefen Punkt ſtreng gehas⸗ 
ten werden. ° 
\ Wird alles, was die Ziegen betrifft und hier 
°  vorlommt, genau beobadtet, und ohne Anfehen 
der Perfon ausgeführt, fo ift das im Schwarzwald 
Mögliche gethan, und gewiß fehr viel dabei für die 
Erhaltung der Wälder gewonnen. 


D. Wegen ber Schafe 
Eigentlich follen auch diefe Thiere gar nicht 
in die Wälder zur Weide kommen, 

3) weil fie befonders im Fruͤhjahr auf den juns 
gen Anflug und Nachwuchs der Nadelhoͤlzer 
ſehr begierig find, und bdenfelben abfreſſen 
und andere benagen; 

2) weil fie immer in großer Anzahl beifammen 
vorkommen; und da fie beifammen bleiben, 
fo Eönnen fie einen anfehnlih großen Platz 
in Burger Zeit kahl abfreffen und verderben; 

3) weil eigentliche zugleich gefunde Nahrung für 
fie an Grab » und Kräuterarten in Nabel 
wälbern fehr felten vorfomms, blos zumeilen 
in fehr licht ſtehenden, mehr füdlihen Ab⸗ 
hängen. Wenn aber auch hier junger Ans 
flug vorkommt, fo ift die Gefahr fr denſel⸗ 
ben nicht minder groß. 


315 


Müflen aber dod als dringende Ausnahmen 
Schafe in die Wälder getrieben werben, fo wähle 
män erwachfene oder ſolche lichtere Beftände, wo 
Bein Aufſchlag oder Anflug vorhanden iſt, unb nicht 
früh im Jahr, fondern erft Anfang oder Mitte 


Juni, und mit eigenen Hirten, nicht etwa von 


Kindern, nur in geringer U ausgetrieben und 
gehütet. 


316 


Schädlige Inſekten für die Wälder 
des Schwarzwaldes. 





We⸗ dieſen wichtigen Punkt betrifft, ſo kann ich 
darüber anführen, daß mad) meinen lanjährigen 
eigenen Beobachtungen und Erkunbigungen, bie ih 
bei andern im Schwarzwald befindlichen Forſtbedien ⸗ 
ten eingejogen babe, bisher nur zwei Arten 
vorkamen, und mehr ober weniger Schaden anride 
teten , nemlich 

A. der gemeine Borkenkäfer (Dermestes 
typographus nad) Linne und Bostrichus 
typographus nad dem berühmten Entomos 

logen Babricius) ; und 
B. der Eleinere zottige Borkenkäfer 
(Bostrichus villosus nad) Herrn Bechſtein 

und Herrn Hartig *). 


Nach Herrn Hartig ſind der Fichtenzerſtoͤrer 
(Dermestes piniperda) und der gottige (Bo- 
strichus villosus) nur in der @röße verſchieden. 


37 


Der erftere greift bekanntlich die Rothtannen 
sder Fichten vorzüglih an, und man kann wohl 
fagen, daß er. das diefer Holzart eigenthuͤmliche 

und zugleich ſchaͤdlichſte Infekt ift, und beinahe in 
allen dergleichen Wäldern in geringfter Anzahl, und 
zuweilen bis zum Uebermaaß und zum Verderben 
derfelben angetroffen wird.. An den oͤſtlichen, ſuͤd⸗ 
oͤſtlichen und füdlihen Seiten des Schwarzwaldes 
wurbe derfelbe bisher mehr oder weniger ſchaͤdlich 
beobachtet; aud gegen die Mitte des Schwarzwal 
des und an der Mord s und nordweſtlichen Geite, 
doch bier ohne auffallenden Schaden. 
Betraͤchtliche Waldtheile haben zwar im obe · 
son Schwarzwald, z. B. im Fuͤrſtenbergiſchen, ges 
Titten *) ; aber eigentliche Verheerungen haben ſich 
nirgends ergeben. 





Erfterer iſt noch etwad kleiner; und meil ich ben 
sottigen meiſtens nur in Weißtannen, und die St» 
geldeden, mit einem guten Mikroſkop betrachtet, 
nagesähnig angereoffen habe, fo glaube ih mid 
überzeugt, daß es wirklich derjenige if, den Herr 
Hariig für den zortigen hält. 

A. d. V. 


*) Aud im Freudenſtadter Oberforſt, in angeharzten 
Wäldern befonderd , doc auch an andern licht ges 
Randenen Fichtenoͤrtern, welche zuweilen mit Weiß» 
tannen gemifcht waren. 

25% 











318 


Mit dem Heinen zottigen Borkenkaͤfer habe ih 
ſelbſt einige Gefahren beftanden, wie weiter unten 
ausführli) angegeben werben wird. 

Die Urfache, daß außer dieſen ſchaͤdlichen Kaͤ— 
ferarten Beine ſchaͤdlichen Raupen für die Nadelwäl ⸗ 
der im Schwarzwalb vorkommen, 4. B. der hoͤchſt 
gefährliche große Fichtenfpinner, oder bie große Kien⸗ 
raupe, wie fie im Preußifhen genannt wird (Pha: 
laena bombyx pini); die eben fo gefährliche None 
ne ober der Monnenfpinner (Phalaena bombyx 
monacha) u. a, m. , möchte wohl in Folgendem 
zu ſuchen feyn. 

2) In dem rauhen Klima mit hoher Lage 
verbunden. Bei den Verwandlungen find bergleis 
den Inſekten für jede raube, naſſe Witterung 
empfindlich, wenn folde aud nur einige Tage arts 
hält, die fogar für fie in diefem Zufand toͤdtlich 
wird. Und hier ift es bi6 Mitte Juni rauf, und 
Hagelſchauer nicht felten, au ohne Gewitter. Der 
Schnee tritt gewoͤhnlich ſchon Ende Oktobers ein, 
und bleibt in den meiften Gegenden Bis Mitte 
oder Ende Mai (mit feltener Ausnahme) Tiegen ; 
die im Herbſt noch Heinen und ſchwaͤchlichen Räupe 
hen werben biefen langen Zeitraum, bis fie wieber 
freffen und wachfen Eönnten, nicht ertragen können 
und zu Grunde gehen. 

2) In den vielen mit Laubhoͤlzern gemifchten 
Wäldern, wovon im zweiten Hauptabſchnitt der 


39 


fprechende Beweis, daß ſehr viele dergleichen in als 
len Theilen des Schwarzwaldes vorhanden find, ges 
führt worden if. Außerdem, daß die Laubhoͤlzer 
eine Menge diesfalls nuͤtzlicher Wögelarten herbei 
locken, welche in reinen Mabelhölzern gar nicht 
vorfommen, und dort fih nicht vermehren, leben 
auf vielen von ihnen und nähren fi von ihrem 
Laub: Infekten, welche natürliche Feinde von dieſen 
Raupen find, und fie auf verfhiedene Weiſe ver 
windern und zerlören. 

3) Die Amelfen, als fehr nuͤtzlich durch unbe 
frittene Erfahrungen der neueften Entomologen, 
dadurch, daß fie die Eier diefer ſchaͤdlichen Phald 
nen anfrefien und zerſtoͤren, werden im Schwarze 
wald nicht in Quantität aufgefucht und fortgeſchafft. 

Es find Seine Zafanerien vorhanden, bie Nachti⸗ 
gallen nur an den Gränzen anzutreffen, und das 
Waldgeflügel und Spechte laſſen fehr vieles übrig. 
Mon trifft daher fehr viele Haufen an, die, wenn 
vorangezeigte Raupen im Schwarzwald vorkämen, 
ihre Verminderung bewirken wuͤrden. 

4) Durch den Umftand, daß fo viele vermifche 
te Wälder auch mit Laubhoͤlzern vorkommen, erges 
ben fi) Beine große, an einander hängende Strek⸗ 
ten reiner Nadelwälder, fondern es werden durch 
diefe Abwechfelungen gleihfam natürliche Iſolirun⸗ 
gen und. Abſcheidungen gebildet, daß, wenn auch 
ſolche Infekten als Raupen vorkämen, die Mittel 


so 


320 


ſicherer und beffer wirken koͤnnten bei geringer Größe 
036 angeſteckten Areals. 

Ale bisherige Erfahrungen über biefe hier ans 
geführten zwei fehr ſchaͤdlichen Raupenarten kom-⸗ 
men barin überein, daß der Schaden in gemifhten 
Wäldern, vorzüglich mit Laubholzarten, gegen die 
seinen gering, oft ganz unbedeutend geweſen wäre, 
und daß die Natur durd ihre Mittel allein hier 
mehr geleiftet habe, als oft in reinen Wäldern alle 
Kunſt der Menſchen nicht in gleichem Grade bewir⸗ 
ten konnte *). 

5) Audy werden im Schwarzwald bie Erpofle 
tionen mehr und fchneller verändert, als in andern 
Gegenden, durch die vielen Einhänge, Thalzinken, 
große Felfenmaffen, Kruͤmmungen der Thäler; und 
dieſes hat auch Einfluß auf diefen Punkt, denn 
ſuͤdliche Vergfeiten find jeder Gefahr von Infekten 
mehr ausgefegt, weil es in dem Inſtinkt diefer 
Thiere liegt, ſolche Tagen zu ſuchen, wo ihre Ber 
mehrung durch befondere Wärme der Bonnen 
ſtralen begünftige wird, Es konnen alfo wieder 





*) Die großen an einander hängenden Gtreden reiner 
Kiefernwälder im Königreich Preuffen ‚ befonder& 
in der Ehurmarf, liefern einen fprechenden Beweis 
durch die ungeheuren Verheerungen, die dort dur 
Inſekten vorgefommen find. 

2.2.8 





321 


nur burd Veränderung ber Croofition entkanbene 
Eleinere Theile mehr verdorben, und die andern 
mehr gefihert werben, öfters noch dadurch, dab ans 
dere Mifhungen vorkommen, die als ſolche ſchuͤz⸗ 
zend werben aus obigen Gründen, 

Durch vieljährige Beobachtungen, welche ich 
den vorzüglich ſchaͤdlichen Iuſelkten für Laub. und, 
Madelhoͤlzer befonders gewidmet habe, und daraus 
gezogenen Schluͤſſen bin ich überzeugt werben, baß, 
wenn bie Forſtmaͤnner überhaupt mehr Kenntniffe 
nur von den ſchaͤdlichſten Waldinfekten hätten, in 
Ruͤckſicht der Außerlihen, anſchaulichen Kennzeichen 
und Unterfpeidungszeichen derfelben,. fo wie non 
ihrer befonderen Matur und ihren Eigenſchaften, 
fo wäre in den meilten Gegenden kein fo großer 
Schaden gefhehen , als wirklich ſich ergeben hat, 
weil dergleichen Infekten früher und alfo auch bei 
geringerer Anzahl, und fomit auch auf ges 
vingerer Flaͤche verbreitet, entdeckt worden 
wären, wo bie beften Mittel anwendbar, und 
von guten Folgen für die Erhaltung der. Wälder 
feyn Eönnen. . 

Auf Eleinen Flaͤchen kann der Forſtmann über 
die Infekten und, zwar in Eurzer Zeit Meıfter 
werden; auf großen Flaͤchen werden die Inſekten in 
längerer Zeit über den Forſtmann Meifter. Wer 
in der Entomologie viele Erfahrungen hat, ver 
ſteht mic, 


21 


322 


© Auch iſt es gewöhnlich, daß man lieber von 
denjenigen Gegenftänben Beobachtungen macht, wels 
&e man kennt, wenigftend bem äußerlihen Anfes 
hen nad, als von folhen, die einem in jeder 
Hinſicht fremd find. Und ſelbſt die beſte Art, wie 
ſolche Veobachtungen vorgenemmen werden ſollen, 
mit welchen Vorſichtsregeln, fo wie ber 
eigentlihe. bene Zeitpunkt dezu, liegt größe 
dantheils in der Naturgeſchichte diefer hoͤchſt ſonder⸗ 
baren Thiero. 

Daher wird nothwendig und zweckmaͤßig, daß 
jedor Oberforſtmeiſter oder Forſtmeiſter ſich dieſe bei⸗ 
den Infelten wenigſtens in natura mit Stuͤcken 
Bölger verſchafft, worin fie ſich mit ihren Larven, 
Eiern und Gängen befinden; und zugleich die bes 
Ren ifuminieten Kupfertafeln davon, auf welden 
das volfommene Infekt der Käfer in feiner natuͤr⸗ 
Ken Geſtalt und Größe (und aud vergrößert) 
mit den Werwandlungen vorgeſtellt, fo wie 
feine ganze Naturgeſchichte enthalten ift *). 





“) 1) Dad Meiſterwert, betitelt : VolRändige Nature 
geichichte der ſchaͤdlichen Gorfinfeten, von Dr. 
Vodftein: und ©. £. Scharfenberg. Leipzig , 1805. 
3 heile. 4. — Ferner 2) von Linkers beſorg ⸗ 
ser Forſtmann. 4 Hefte. Weimar 1798. — Ferner 
3) Johann Lorenz Bauers Verſuch cined Unter 
rits für den Gorfmann zu Verhuͤtung der Walde 





323 
- Zar erſten Fall muͤſſen die Käfer durch ein 
gutes Handmikroſkop betrachtet werden, vorzüglich 
wegen ihrer Fluͤgeldecken und deren beſonderen, zu 
feinem Geſchaͤft zwedimäßigen Einrichtung und Aus⸗ 
zeichnung, und wegen der feinen Haare, womit fie 
mehr oder weniger beſetzt find, ſo wie feiner Freß⸗ 
werkjeuge, was mit bloßem Auge nicht gefchehen 
Kann. 

Dem bei bem Oberforftamt oder Forſtamt ver 
ſammelten niederen Forſtperſonal, mit Einfluß der 
Forſtlaͤufer oder Kraifer, muß von dem Oberforſu 
meifter oder Forſtmeiſter nie nur das Infeft in 
natura, und was nicht in natura bavon vorhans 
den, in Kupfer vorgejeigt, und die Maturgefchichte 
derfelben (die Verwandlungen nicht vergeffen) ans 
gegeben, und fie mit der Gefahr bekannt gemacht 
werden, welche diefe Heinen Thiere durch ihre 
Menge im Großen bei gewiffen Holzarten bewirken 
koͤnnen. 


Zugleich muͤſſen auch die Kennzeichen von dem 
Daſeyn der Kaͤfer in den Wäldern angegeben, fie 
zu fleißigen Unterfuhungen an fiehenden und ge 





verheerung dur Inſekten. 3 Abtheilungen. Er 
langen, ıg00 und 1801. — enthalten das Ders 
langte. — 

HUB. 


324 


fänten Bäumen aufgefordert, und diefer Unterigt 
von Zeit zu Zeit wiederholt werden. 

Die Kennzeihen von dem ſchon in cchidlcher 
Anzahl vorhandenen Borkenkaͤfer find: 

2) Das Wurmmehl, was ſich gewoͤhnlich in 
den Spinnengeweben vorzäglih zur Gommerszeit 
befindet‘, welde fi diefe Thiere aus Nahrungs⸗ 
gründen dahin bauen, wo ber Borkenkäfer häufig 
ſich befindet. Auch bie Schuppen der äußeren Rine 
de findet man, genau betrachtet, mit Wurmmehl 
bedeckt. 

2) Dergleichen Baͤume, wo beſonders viele 
Weibchen ihre Eier abgelegt haben, ſehen aus, als 
wären fie mit Heinen Schrotkoͤrnern durchſchoſſen; 
iſt er nicht zu häufig, fo fangen fi) bie Löcher erſt 
über mannshod an. und ziehen ſich bis gegen ben 
Gipfel; ift er aber zahlreiher und aus eben dem 
Grund gefährlicher, fo findet man die Loͤcherchen 
bis gegen 2%, Fuß zum Erdſtamm hinab. 

8) Hier und da zerfireute und einzelne Tro⸗ 
pfen Harz, die fih an folden Stämmen zeigen, 
geben auch ein Merkmal ab, um auf die Anweſen⸗ 
heit des Borkenkaͤfers zu ſchließen. 

4) Ferner das leichte Adgehen ber Rinde in 
Stuͤcken. 

5) Die Knospen der Bäume werden am ers 
ften troden, weil die Leitung der Säfte dur) das 
Zernagen des Splintes (und Baſts) gehemmt wird, 


325 


welche Stockung fih nach und nach über den gans 
zen Baum ausbreitet; bald darauf werden die Nas 
dein gelb, hernach roͤthlich, endlich fallen fie ab, 
und die Bäume leben kahl und entſtellt da. 

6) Wenn man aud) nur wenige gelb werbende 
Bweige bemerkt, fo muß man mit einem hölzernen 
Schlaͤgel an bergleihen Stämme ſchlagen, und 
wenn fie viele Nadeln fallen laſſen, fo find fie 
Trank, alfo gefuchter Aufenthalt des Kaͤfers, ober 
meiftens ſchon gegen den Gipfel hin angebohrt oder 
angeftohen, was man unten am Baum ſtehend 
nicht bemerken kann. 

Zuweilen treffen aber nicht alle diefe Umftände 
zugleich zufammen, wenn nur wenige Käfer in den 
©tämmen vorhanden find, und dieſes ift der Zeits 
punkt, wo Rettung nody möglich ift; wo die Bäu« 
me abfterben, da ift alle Rettung verloren, und 
daher iſt genaues, alljaͤhrliches Beodach- 
sen und Unterſuchen in den Monaten Mai, 
Juni, Zuli, Auguſt und September nothwenbig. 

Von alten Forfibedienten wurde dieſes gefaͤhr⸗ 
liche Inſekt, aus gänzlihem Mangel entomologi» 
ſcher Kenntniffe und fehr uneigentlich , der ſchwarze 
fliegende Wurm genannt, wahrfcheinlid deswegen, 
weil die Larven für Würmer gehalten wurden, und 
die in den Bängen unter der Rinde, gugleih gefuns 
denen Käfer an der Luft braun und theilweife 
ſchwaͤrzlich und fliegend gefehen wurden. 


326 


Die neueren eigentlihen Borft » Infektelogen 
nennen ihn Buchdrucker, weil fiein feinen Höhe 
lungen und Gängen Figuren wie Buchſtaben fehen 
wollen ; ferner Buchd rucker ⸗ Kapuziner⸗Ka⸗ 
fer, theils von der Fatbe, und theils, weil der 
Kopf unter einer Kapuze zu ſtecken ſcheint; oder 

‚auch Fichten (Rothtannen) zerfiörender Rindenkäs 
fer. Diefer Name erklärt fih aus feiner Natur, 
Teinen Eigenfhaften und feinem Schaden 

Als Kennzeichen der Art kommt Folgendes vor: 
Der Käfer iſt bald ſchwaͤrzlich, bald dunkelbraun, 
d. h. wenn er im Freien, nicht mehr unter der 
Ninde oder Borke if, und behaart, mit längerem, 
allzeit dunklerem Halsſchild, als die Fluͤgeldecken, 
und mit gezahnten Fluͤgeldecken, die hinten ange 
freſſen (nagezähnig) feinen. Die Fußenden find 
roth. 

Die Larve, die weich iſt, und ſich nur in den 
Gängen der Stämme befindet, iſt weiß, mit gel⸗ 
bem Kopf, ſcharfen Kinnladen, Heinen Fuͤhlhoͤr⸗ 
nern, runjligtem Körper, einem roͤthlichen Ruͤcken⸗ 
freif und 6 Füßen. 

Das Männchen ift vom Kopf bis zum After 
doͤchſtens 235 Tinien lang , die Zlügeldeden 1% 
Linien, feine Breite über die Fluͤgeldecken 1, Bis 
‘2 Linie; das Weibchen ift etwas größer, 23, hoͤch⸗ 
tens 3 Linien, die Fluͤgeldecken 13, Linien lang, 

"und über die Fluͤgeldecken 2 Linie breit, 


3237 

Das Weibchen if übrigens dem Männchen 
gleich, nur zähle man bei ihm äfters-ı bis 2 Zaͤhn · 
chen mehr, und die fhräge Abſchneidung oder Biäs 
che ift Hinten etwas hohler und glatt, fo daß der 
Hinterleib vorfteht , beſonders wenn fie reif wer« 
dende Eier im Leibe trägt. 

Ihre Begattung geht meiſtens in der Luft, 
und bei Sonnenſchein am haͤufigſten vor; doch ges 
ſchieht fie auch, befonders wenn um felbige Zeit 
windige Tage einfallen, on ben Gtämmen ber 
Bäume und auf Baumſtruͤnken (hohen Stöden), 
wo nah Vollendung das Männden eine Schwach⸗ 
heit befäne und gewöhnlich flirbt, ehe es fih in 
die Bäume eingraben Bann; womit jedoch neueſte 
Borſt · Entomologen nicht übereinflimmen , und auch 
meine Erfahrungen wid im Bmeifel laffen ; das 
befruchtete Weibchen hingegen wird munter, nimmt 
täglich im Wachsthum zu, fo wie die Eier in ihm 
heranwachſen, und etliche Tage vor Ablegung der: 
ſelben wird der Hinterleib fo aufgetriebon, daß er 
recht ſichtbar hervorragt. 

Die Eier ſelbſt find milchweis, durchſcheinend, 
ungefaͤhr ſo groß wie ein Hirſenkorn, und allezeit 
an der Spitze nach dem Hauptgang zu mit geſchro⸗ 
tener Ninde verwahrt, 

In dieſem Zeitpunkt fucht das Weibchen ſich 
Rothtannen, und frißt en rundes Loͤchlein da hin» 
ein, wo bie Rinde am weichſten if; dann arbeitet 


328 


fie unter der Ninde ſchichtenweiſe einen Sang von 
3 bis 4 Zoll, je nachdem fie viele Eier abzulegen 
hat (es Eommen 50 bis 100 Eier gewöhnlich vor). 
Iſt der Gang fertig, fo gräbt fie fih an den Graͤn⸗ 
zen defielben Gruͤbchen, welche dicht an einander 
gebaut ſtehen, und ſetzt in jedes Gruͤbchen ein run⸗ 
des weißes Eichen ab, bedeckt ſolches mit den von 
ihm zermalmten Spaͤnen (Wurmmehl), und kriecht 
nach vollendeter Arbeit krebsgangartig oder ruͤck⸗ 
waͤrts aus dem Bau, tritt in die freie Luft, wird 
kraftlos, fällt zur Erde, und flirbt in wenigen Mis 
nuten barauf. 

Anmerkung. Hier fieht man die Nothwen⸗ 
digkeit ein, warum die Matur eine hohle 
Abſchneidung auf den Fluͤgeldecken diefes In⸗ 
ſekts gebaut bat; die Weibchen würden in 
ihrem Ruͤckgang von den zurüdgebliebenen 
Spaͤnen und den abgenagten Faͤſerchen aufs 

- ‚gehalten werden, fo daß fie öfters bei ihrer 
jungen Brut fierben müßten, aber fo nimmt 
die Höhlung auf den Fluͤgeldecken die Spän« 
chen und den Unrach ſchaufelartig auf. Die 
Zähnden, welche um die Höhlung herum 
figen, verhindern, daß das Gefammelte nicht 
aus eınander fallen, und etwa bie Seiten 
des Ganges verftopfen Eann. Man darf 
nur zufehen, und. es wird ſich allezeit fine 
ben, daß vorher. die Spaͤnchen, Unrath und 


329 


Bkferhen Kommen, und hernach das Weib 
chen ruͤcklings kriechend nachfolgt. 


Folgen nun ſchoͤne, beſonders warme, trockene 
Tage, ſo kriecht die weiße Larve in Zeit von une” 
gefähr 2 Wochen aus dem Ei, ändert ihre Farbe 
in "Burger Zeit ins Gelblihe, wo fi der Kopf von 
Tag zu Tag fatter färbt, fo daß er zulegt ins 
Braune fällt, 


Das erſte Geſchaͤft diefer Infekten in ber Kinds 
heit iſt, daß fie die Bedeckung und Ueberbleibſel 
des Eies wegſchaffen. Alsdann faͤngt ein jedes an, 


fein von der Mutter (oder von den Eltern) gebaus 


tes halbzirkelfoͤrmiges Gruͤbchen feitwärts ausjugras 
ben, und baut von dieſem Punkt auf gefclängelte 
Gänge , welche auf» und abwärts in verfchiedenen 
Formen ‚geben. Auf gleiche Weiſe arbeitet jede 
Zamilie für ih, und find gleichwohl 200 und mehr 
tere in einem Stamm, fo werden zwar alle arbeie 
ten, aber niemals fo graben, daß eine auf bie ans 
dere Eommt, oder irgendwo ihre Gänge in einen 
aufommenlaufen, 

Eben biefe Bauart if die Haupturſache, daß 
fie alle die von Säften angefülten Kanäle ber 
Bäume, nemlih den Splint, zu Grunde richten. 
Sie frefien ohne Unterlaß als recht unerfättlige 
Ihiere, und entladen ſich fehr ſchnell des Unraths, 
der einem räthlihen Saft gleicht. 


330 


Diefes Bauen, Arbeiten, Breffen nnd Entla⸗ 
den dauert fo lange, bis die Larve eine Größe von 
ungefähr 314 bis 4 Linien erreicht hat, was zwis 
{den 2 und 3 Wochen anfteht, dann kommt eine 
weue Epoche. Sie verwandelt fih nun in eine ' 
weiße Nymphe oder Puppe, welche breiweich und 
gegen Hige und Kälte fehr empfindlich it, und 
alle Theile des volllommenen Inſekts ( Räfers), 
nur die Flügel Eürger hat; nad und nad wird fie 
roſtgelb, und tritt nad 21 bis 22 Tagen in den 
vollkommenen Zuſtand, darin das Infekt feine Le 
bensart fortfegt, dem Baſt zerflört, d. i. bie faftis 
gen Haͤute unter der fogenannten Rinde, und fih 
dann durch ein rundes Loc herausbohrt. 

Im Zuftand der Puppe hänge ihre ganze Zeit 
der Entwidlung von der Witterung ab; zeigt fi 
diefe guͤnſtig, fo Eommen alle zugleich in fuͤrchter⸗ 
licher Menge zum Vorfhein, und viele taufend aus 
einem Stamm. 

Dauert diefe für fie guͤnſtige Witterung noch 
mit warmer und fliller Luft fort, fo ſchwaͤrmen fie 
in großer Menge fogar über Werge himweg *), 


*) Es if fonderbar, daß diefe Thiere doch mehren 
theils nur paarmeife nach ihrem Heckort fliegen, 
um fi einzubohren, wie ber große Entomolog 
Dr. Bediftein ſelbſt beobachter hat. Das Männ« 
en grähs dad Loch, und das Weibchen folgt ihm 


331 


entfernen ſich und fuchen andere Bäume und Waͤt⸗ 

der auf, doch nur ı hoͤchſtens 1%, Stunde ente 

fernt. Bei ſtarken vorzuͤglich Oft» und Nord:Wins 
den geſchieht biefes nicht. 

"- Anmerkung. Dabei ſcheinen dieſe Kafer ei⸗ 
nige Aehnlichkeit mit den Bienen zu haben, 
weil dieſe auch ſchwaͤrmen, wenn ſo viele 
im Stock beiſammen ſind, daß ſie nicht wohl 
gemädlih bei einander und mit einander 
ihre Geſchaͤfte betreiben und ſich ernähren 
innen. Es muß im natärlihen Inſtinkt 
Diefer Thiere Tiegen, daß fie dieſes voraus⸗ 
fehen, und deswegen einen andern tauglis 
chen Aufenthalt ſuchen, wo biefes nicht ftatt 
findet, 

Trifft dieſe Thierchen bei einer ſolchen Reife 
ſchnell Regen und Wind, ſo werden ſie theils an 
Bäume, theils an den Boden geworfen, und was 
nie in unentrindete Stoͤcke Eriehen kann, von 
‘den Vogeln größtentheild verzehrt, oder gehen ſonſt 
zu Orımde. 





ſogleich nach. Dabei kommt ihm fein Gebiß fehr 
zu fasten, dad wie eine hornige Schaufel geftaltet 
iR, welche ‚der Kaͤfer in bie weiche Rinde feht, 
und mit dem Körper forsfiebt, wenn er fich ein ⸗ 
bohren will. Neueſte Beobachtungen geben jedoch 
an, dab das Weibden auch mit arbeitet. 





332 


Wenn die Witterung im Frühjahr kalt iſt, fo 
geht erft die Begatrung im Junius vor; if aber 
die Witterung warm, fo ift diefelbe im Mai ges 
woͤhnlich. 

Man hat bemerkt, daß die Brut, welche mehr 
gegen den Gipfel des Baums hin und an dem 
Theil ſich befindet, der von ber Sonne beſchienen 
werben kann, früher ihre Vollkommenheit erreicht, 
als die weiter ſtammabwaͤrts befindliche. 

Der Käfer felbft kann als folder bie größte 
Kälte ertragen, und nur im Larven» und Puppens 
auftand iſt er auch fogar gegen die Sonnenſtralen 
fo empfindlich, daß Verderben die Folge ift. 

Ungefähr 6 bis 8 Wochen find der Zeitraum, 
wo fi das Inſekt vom Ei an gerechnet bis zum 
vollkommenen Käfer bildet, und daraus if erfichts 
lich, daß die Vermehrung, unter babei guͤnſtigen 
Umftänden, ſchnell und in fürdterlihem Grade 
moͤalich ift, und befonder6 bei der von dem meiften 
Forſt / Entomologen angenommenen Meinung, in 
folhen Jahren, welche dem Brutgeſchaͤft befonders 
günftig find. 





* Die Mittel gegen die Gefahr und den Scha⸗ 
den des gemeinen Borkenkaͤfers find folgende : 

1) Es müffen Feine frifh erhauenen Holzvor⸗ 

raͤthe in folhen Gegenden, wo man ben Käfer in 


333 


Menge bemerkt, fo Tange im Wald liegen bleiben, 
Bis die darin befindliche Brut ihre Vollkommenheit 
erreicht hat. 

2) Ein Gleiches findet bei den Windfällen (im 
Schwarzwald theils Orten Wulzen genannt) ftatt, 
auf weldhe der Forfimann immer ein wachſames 
Auge haben muß, weil fle die gefährlichte Gelegen⸗ 
heit zur Vermehrung des Infekt geben. Befinden 
ſich diefe oder die vorangeführten Holzvorraͤthe in 
einer folhen Lage, daß die warmen Winde das 
Ausfliegen des Käfers begünftigen, fo find fie für 
die unter den Winden ftehenden Tannenbeftände 
um fo gefährlicher. 

5) Es müffen alle ſolche vom Käfer angeftos 
Gene Holgvorräthe, wenn fie nicht bei Zeiten aus 
dem Holz weggefhafft, ober in Kohlenweiler ges 
bracht, und vor dem Ausfliegen des Käferd vers 
kohlt werden Eönnen, entrinbet oder angeborket wer⸗ 
den; und diefe Rinde kann man in Haufen entwes 
der in tiefen Gräben vorſichtig verbrennen, oder 
aud auf Haufen legen, und um diefe auf 6 Fuß 
Entfernung einen 2 Fuß tiefen und eben fo breiten 
Graben ziehen, damit das Feuer nicht um fih 
greifen und dem Wald ſchaden kann. Erſteres iſt 
am fiherkien wegen möglihen Waldbrandes , das 
zweite kann nur bei feuchter Witterung und in 
Gegenwart von einigen Perfonen bei Tage ger 


ſchehen. 


334 


4) Die zu Anfang Ne.5. angeführte Vorſicht 
wird alddann um fo nöthiger, wenn man bin und 
wieder in den ſtehenden Orten einige gelb gewordene 
Rothtannen wahrnimmt, wie man ſolches befonder® 
in Gebirgsſorſten von einem Abhange des Berges 
am andern leicht bemerken kann. Solche gelb ge 
wordene Bäume verrathen ſchon ben Käfer in eis 
nem ungewöhnlichen Uebermaaß, und müffen fleißig 
aufgefucht, niebergehanen und entrindet werben, 
und zwar bei regnerigten oder doch düfteren Tagen 
oder hellen Mondnaͤchten, weil ſonſt die Käfer 
größtentheild auskriechen und davenfliegen. Aud 
bei ſtarkem Oſtwind ift es zweckmaͤßig, dieſes Ges 
ſchaͤft vorzunehmen, am beſten aber vor eintreten⸗ 
der Fruͤhlingswaͤrme, wenn andere Umſtaͤnde dieſen 
Aufſchub erlauben. 

Anmerkung. In dieſem Fall koͤnnen geringe 
Strafen für die Verſaͤumniß, und Beloh⸗ 
nungen fuͤr den dabei gezeigten Dienſteifer, 
von guter Wirkung ſeyn. So habe ich zum 
Beiſpiel duch eine beſtimmte Belohnung 
von ı fl. 21 fr. an den Waldlaͤufer für die 
erſte Anzeige des vorhandenen größeren oder 
Meineren Borkenkaͤfers bewirkt, daß ich durch 
ſchnelles Niederhauen und Wegſchaffen auf 
dem Walde von einigen 6o Stämmen, um 
MNeuenbürger Oberforft, Langenbrander Re 
vier, Engelöbrander Gemeindewald, im 


335 

" &ommer 1808. weiteren Schaben bes Meinen 

gottigen Borkenkäfers verhäten Eonnte *), weil 

mir durch einen folden niederſten ſchuͤtzenden 

Forſtbedienten Die Anzeige fo früh gemacht 

worden, ehe eine größere Anzahl angeſtoche⸗ 
nes Stämme vorhanden war. . 

5) Da fi der Käfer vorzüglich am der Mits 
tagsſeite der Gebirge zeigt, fo muͤſſen ſolche Gegen» 
den mit vorzäglihem Fleis und Aufmerkfamkeit bes 
ſucht und darin nachgeſehen werben. 


6) Vorzüglich muß dieſes auch an denjenigen 
fiehenden Orten geſchehen, vor welchen die letzt⸗ 
jahrigen Hauungen oder ſonſtigen Holzvorraͤthe ges 
legen haben, weil es dabei nicht immer ſo genau 
abzugehen pflegt, daß nicht ein Theil der daſelbſt 
ausgekommenen Brut auf die umſtehenden gruͤnen 
Baͤume fallen ſollte. 


7) Am meiften aber muß man bie zu licht 
ausgehauenen, oder die durch ältere Trodniß eder 
dur Windfäle ausgelichteten ftehenden Orte in 
Verdacht haben und oft 'nachfehen. 





*) Im folgenden Jahr (Sommer 1804) kamen noch 
17 Stämme diesfalls kraͤnklich vor, und nah Faͤl⸗ 
dung und ſchneller Abführung derfelben war in Zus 
kunft alled ruhig. oa. 

- a. d. V. 


3, 

8) Uebrigens iſt als ein fehr, angemeffenes, 
weckmaͤßiges Mittel für ſolche Orte gu empfehlen, 
worin man das Einniften des Kaͤfers zu befürchten 
Urſache hat, wenn nebft den etwa umgehayenen, 
angeftohenen Bäumen einige grüne, gefunde mit 
umgehauen werben? um bie in ber Gegend ſchwaͤr⸗ 
menden Käfer darin aufjufangen und vertilgen zu 
Eönnen, in welcher Abfiht man fie einige Zeit uns 
abgeborkt oder in der Rinde liegen laffen muß. 
Auf diefe Art kann man einen fonft widrigen Zus 
fall, wie z. B. die größeren Windfäle find, auch 
zum guten Mittel gegen den Käfer benutzen. 

Anmerkung. Us ih nod dem K. W. Ober 
fort Altenftaig vorgefeßt war, benugte ich 
in dem Groͤmbacher Revier, an der Gränze 
des Pfalzgrafenweiler Reviers, diefes Mittel 
auf zweierlei Art, a) um zu erfahren, ch 
der gemeine Borkenkaͤfer auch in gefunden, 
geſchloſſenen Beſtaͤnden vorhanden ſey, wo 


keine kraͤnklichen Tannen bemerkt werden, 


und b) um ihn in ſolchen fiehenden Oertern 
ſchneller zu vermindern, mo fi einzelne 
ſchadhafte Tannen zeigten. Die einzelnen, 
hier und da im Juli gefäften, ganz gefuns 
den Stämme aus einem gefhloffenen Ve 
fand, der aus Weißtannen und Rothtan ⸗ 
nen gemifcht war, ließ ich ungefähr 24 Tage 
in der Rinde liegen, und fand dann, daß 


337 
die Rothtannen ganz vol von Käfern war 
ven; fogar außen bemerkte man noch einzel« 
ne, die fi) eben einbohrten. In den noch 
dabei befindlichen, ebenfalls mit jenen zw 


gleiher Zeit gefällten Weißtannen Tonnte 


ich nur wenige Käfer entbeden. 


9) Erhaltung der mit Laubhölzern (Eichen, 
Buden, Birken) gemiſchten Nadelmälder, theils 
um mehrere Vogelarten, befonders Spechte und 
Meifen, in diefe Gegend zu loden, zu ihrem Mes 
fterbau und zu ihrer vermehrten Nahrung, da bes 
Tanne iſt, daß in reinen Nadelwäldern gewöhnlich 
nur fehr wenige Vogelarten fi) vermehren und 
vorkommen. 

Es iſt ausgemacht, daß die Schonung aller 
Waldvögel ein wichtiges Präfervativmittel gegen 
alle ſchaͤdlichen Waldinſekten iſt, obgleich auch einige 
diesfalls nüglihe Inſekten von ihnen mit verzehrt 
werben. 

10) Müflen alle höhere und niedere Stoͤcke 
von allın Nodelhölzern baldmöglihft entrindet wer⸗ 
den, fo weit es aud die zu Tag liegenden größe 
zen Wurzeln derfelben erlauben, bamit ber Käfer 
einen Zufluchtsort darin findet. 

21) Man geftatte den Zimmerleuten nicht, in« 
nerhalb der Wälder Werkftätten aufjufdlagen, weil 
fie theil6 das Holz theilweiſe lange in der Schale 

ö 22 


r 


Aeils auch ſchon ans 
v 7 a uf rd, 
ar * —— —* (Schläge). nicht dem 
ze) p4 Eennanhitze aus, und Iege fie 
—5 ‚db ober Mittag gegen Morgen 
ſondern, wo nicht andere hin 
Er vorkommen, umgekehrt von Nord⸗ 
* gen met oder von Oſten gegen Weften, 
A nam Mantel auf der Mittagsſeite. 
Man vergeffe ja nicht, daß die Schläge 
* bis Anfang Mai (früher iſt mod beſſer) 
vom Holz geräumt werden, und das im Sommer 
gefänte Holz fogleih, und das Herbſtholz ned) vor 
dem Januar fortzufhaffen. Neuere nähere Untere 
fuhungen beweifen, daß immer in tiefen Waldune 
gen, wo oft das im Fruͤhjahr geſchlagene Holz in 
folgenden Winter erſt weggeſchafft wird, fih die 
fogenannte Wurmtrockniß zuerft angefangen, und 
ohne allen Zweifel die Bruten, bie fi in dem ge⸗ 
fälten Holz erzeugt hatten, die Urfahe waren. 
14) Man laffe wo möglich alles Holz im Späts 
herbft fällen und aufklaftern, ober doch den größten 
Theil, weil mehrere ſichere Erfahrungen beweifen, 
daß die Käfer dergleichen Holz fahr felten angehen; 
und aud aus dem Grund, damit man im Fruͤhjahr 
gewiß, und längftens bis. zum vorangeführten Zeite 
‚punkt (Anfang Mai) den Wald eder Hieb von ale. 
lem gefälten Holz gereinigt haben kann. 


339 


Ale bisher angeführten Punkte, befonders bie 
unter No. 4, 5, 6, 7 und 8, können zugleich al 
Beweiſe gelten, daß in Fichtenwaͤldern Feine fo 
großen Neviere ben Foͤrſtern übergeben werden Eins 
nen, ald bei Laubhöhern, weil tägliches Befus 
en aller Veftände vom April bis. zum Oktober 
nothwendig ift, um den Käfer bald zu entdeden, 
und ſogleich Gegenmittel ergreifen zu können; denn 
das Uebel greift fo ſchnell bet günftigen Umfländen 
zur Vermehrung des Inſekts um fih, daß man 
nad 6 5iß 8 Tagen oft Tannen ganz troden ans 
trifft, wo man zuvor - gar nichts entdedt hat, Es 
iſt zwar (wer, eine Morgenzahl diesfals zu bes 
flimmen, aber dod fo viel hier anzugeben, daß nicht 
über -4000 rheinifhe Morgen raͤthlich find. Diefe 
koͤnnen von dem fdügenden Forſtperſonal täglich 
befucht werben. B 

Das Vorangeführte enthält die Verhuͤtungs⸗ 
mittel, die denn ganz natürli die vorzüglichften 
find. 

As Vertilgungsmistel if eigentlih nur 
ein einziges wirklid anwendbar. Wenn nem⸗ 
lich der Käfer, wo er in Menge wuͤthet, einen 
Diſtrikt angegriffen hat, fo ſchlaggt Man dieſen im 
Winter, wo das Infekt als Larve, Puppe ober 
Käfer zwiſchen der Rinde ift, nieder, und läßt dad 
Holz entweder aus den Walde fchaffen und von 
der Winde entblößen, oder wo dieſes nicht moͤglich 


338 


oder Rinde Tiegen laſſen, und theils auch ſchon am 
geſtochenes Hol; kaufen und verarbeiten, 

12) Man fege die Hiebe (Schläge). niht dem 
Windbruch und der Sonnenhitze aus, und lege fie 
alfo nicht von Abend ober Mittag gegen Morgen 
oder Mitternacht, ſondern, wo nicht andere hin⸗ 
dernde Urſachen vorkommen, umgekehrt von Nord⸗ 
oſt gegen Suͤdweſt oder von Oſten gegen Weſten, 
mit einem Mantel auf der Mittagsſeite. 

15) Man vergeffe ja nicht, daß die Schläge 
längftens bis Anfang Mai (früher ift noch beffer) 
vom Holz geräumt werden, und das im Sommer 
gefaͤllte Holz fogleih, und das Herbſtholz nod vor 
dem Januar fortzufhaffen. Neuere nähere Unters 
fuhungen beweifen, baß immer in tiefen Waldun⸗ 
gen, wo oft das im Fruͤhjahr geſchlagene Hol; im 
folgenden Winter erſt weggefhafft wird, fih die 
fogenannte Wurmtrockniß zuerft angefangen, und 
ohne allen Zweifel die Bruten, bie fih in dem ge⸗ 
fälten Holz erzeugt hatten, die Urſache waren, 

14) Man laffe wo möglich alles Holz im Spät 
herbft fällen und aufklaftern, ober doch den größten 
Theil, weil mehrere fidere Erfahrungen beweifen, 
daß die ‘Käfer dergleichen Holz fahr felten angehen; 
und aud aus dem Grund, damit man im Fruͤhjahr 
gewiß, und längftens bis. zum vorangeführten Zeite 

‚punkt (Anfang Mai) den Wald oder Hieb von als. 
lem gefäßten Holz gereinigt haben kann. 


339 


Alte Bisher angeführten Punkte, befonders die 
unter No. 4, 5, 6, 7 und 8, können zugleich als 
Beweiſe gelten, daß in Fichtenwaͤldern Feine fo 
großen Neviere den Foͤrſtern übergeben werden koͤn⸗ 
nen, als bei Laubhoͤtzern, weil tägliches Befus 
hen aller: Beftände vom April bis zum Oktober 
nothwendig ift, um den Käfer bald zu entbeden, 
und ſogleich Gegenmittel ergreifen zu können; denn 
das Uebel greift fo ſchnell bet günftigen Umfländen 
zur Vermehrung des Inſekts um fih, daß man 
nad) 6 bis 8 Tagen oft Tannen ganz troden ans 
trifft, wo man guvor - gar nichts entdedt hat. Es 
iſt zwar ſchwer, eine Morgenzahl diesfals zu ber 
flimmen, aber doch fo viel hier anzugeben, daß nicht 
über -4000 rheiniſche Morgen räthlıh find. Diefe 
koͤnnen von dem fdügenden Forſtperſonal täglich 
beſucht werden. . 

Das Vorangeführte enthält die Verhuͤtungs⸗ 
mittel, die denn ganz natuͤrlich die vorzüglichften 
find. 

As Vertilgungsmittel if eigentlih nur 
ein einziges wirklich anwendbar. Wenn nem⸗ 
lich der Käfer, wo er in Menge wuͤthet, einen 
Diſtrikt angegriffen hat, fo fhlägt Man dieſen im 
Winter, wo das Inſekt als Larve, Puppe oder 
Käfer zwiſchen der Rinde ift, nieder, und läßt dad 
Holz entweder aus den Walde ſchaffen und von 
der Rinde entblößen, oder wo dieſes nicht möglich 





340 


ift, im Wald durch Zimmerleute und Holghauer die 
Rinde mit dem Beil abbauen. Diefe bringt man 
alsdaun nach Haufe und verbrennt. fie, oder wenn 
fie nicht alle zu verbrauchen wäre, fo vergräßt man. 
fie eine Zeit lang 3 bi6 4 Buß tief im bie Erbe, 
oper wirft fie ins Waſſer. 

Würde man die Infekten erft im Sommer bei 
dem Ausflug (der Käfer) gewahr, fo fälle man eine 
ganze Strecke Bäume, in welche fie ſich ſogleich 
eingraben werden. Man fängt fie oder ihre Brut 
gleichſam, hält alsdann ſolche Bäume, und läßt 
die Schale oder Rinde frei, dem Wetter und ber 
Sonne außgefegt liegen, wo dann bie Eier oder 
aud die Maden (Larven) und Puppen verderben. 
Sollte man im Sommer den Zeitpunkt des Schwaͤr⸗ 
mens der Käfer verfehlt, und Bol; zum Einlegen 
ihrer Brut gefaͤllt haben, fo ift es aud noch Zeit, 
das fiehende Holz, in welchem man fie eingeniftet 
finder, zu fällen und von der Rinde zu befreien. 


Wird diefes Mittel einige Jahre wieberholt, 
fo kann man fi von diefem ſchaͤdlichen Waldver⸗ 
derber befreien, fonft ift er. ſaſt nicht auszuretten, 
wenn er erfi in Menge da ift, weil bie Natur faſt 
ſelbſt (außer den Vögeln) kein Mittel hat, wodurch 
fie feiner Vermehrung zu” fleuern im Stande wäre; 
denn Mäfle, Kälte und Hitze ſchaden ihm gewöhns 
lich als Käfer nichts. 


' 34 

In Hinſicht auf die hier vorfommende Frage: 
mob das durch den Kaͤferfraß trocden gewordene 
Sol; nicht an feiner ihm fonft eigenen Güte vers 
tiere? mag als Bemerkung dienen, daß dasjenige 
Holz, welches bald nach dem Trockenwerden gefällt 
iſt, wohl nicht viel daran verlieren möchte. Alte 
Trockniß aber, oder vielmehr folhe Bäume, welche 
auf dem Stamm ganz ausgetrodnet find, können 
nur ald Bauholz ganz im Trodenen gebraucht wer⸗ 
den, weil diefes Holz fehr leicht in Faͤulniß über 
geht), und dazu find fie nur in Ermangelung alles 
befferen anzuwenden. Zum Grubenbau ift es eben. 
falls ganz ſchlecht, aus gleichem Grund. Auch giebt 
das alte wurmtrodene Holz, welhes man am dus 
Berlihen Anfehen nicht vermuthen follte, ſchlechtes 
Brandholz und noch ſchlechtere, fehr leichte und gang 
ſchwammartige Kohlen. 

Noch eine befondere Bemerkung muß ich ‚hier 
anführen, nemlich diefe: daß diefer furchtbare Feind 
der Tannen, befonders aber der Rothtannen, in 
den meiften Harzwaͤldern des Schwarzwaldes, wels 
che dort fehr lange und alle Jahre auf Harz benutzt 
werden, zu finden ift, befonders bei mehr lichterem- 
Beſtand derfelben und füdliher, abhängiger Tage 
häufiger, als unter andern Umfländen, wie ih 
ſchon vor 18 Jahren im K. W. Oberforft Freu⸗ 
denftadt und auch an andern Orten zuweilen be 
merkt habe, 


342 


Bei der in vielen Gegenden bes Schwarzwals 
des vorkommenden fogenannten Femmelwirthſchaft, 
wo gewöhnlich die flärfken und flärkeren, auch 
ſchadhaften Stämme gleihfam Haffenweife, ohne 
große Ordnung herausgehauen werden, da, wo 
wenigſtens die erforderlichen Klaſſen haubar vorhans 
den find, bemerkte man den Schaden dieſes Inſekts 
nicht fo auffallend, weil dergleichen augeſteckte 
Stämme, ald von Holzwürmern (angeblih) und 
Holzkaͤfern verdorben, mit ben andern gefällt wur⸗ 
den. Mir ſelbſt kam im Altenflaiger Forſt der Fall 
vor, daß ber ehemalige Foͤrſter R*h zu Pfalzgra 
fenweiler alles Holzwurm nannte, was eine freiftes 
hende, geftimmelte d. i. gemaltfam der Aefte von 
unten herauf beraubte Rothtanne, nahe beim Kaͤl⸗ 
berbrunnen, im fogenannten Weilerwald, verborben 
hatte, bis ich ihn auf dem Platz bei Faͤllung und 
Unterfugung dieſer Tanne überzeugte, daß ber 
Borkenkaͤfer, als Folge des. durch die Mißhandlung 
bes Stimmelns Eränflih gewordenen Baums, bie 
Haupturfache feines Verderbens war, und daß fi 
nur zumeilen, wenn ber Baum ſchon am Abfterben 
ift, auch noch Holzboͤcke (Cerambys) an manden 
Stämmen einfinden. 

Anmerkung. In den Jahren 1805, 1806, 
und. 1807 hat der gemeine Borkenkaͤfer 
(Dermestes typographus , L.) in den De 
nauefhinger und Krähenbacher Forſten, bes 


343 


deutenden, aber auch in andern Forften grös 
Seren oder Heineren Schaden gemacht. Der 
3805 fid ergebene Sturm und Hagel in 
diefen Gegenden fol, nad der Meinung 
dortiger Forſtbedienten, die erſte Veranlafs 
fung gegeben haben. Im Jahr 1812 zeigte 
fi) diefer Fichtenfeind wieder ; da aber die 
dortige oberſte Forſtbehoͤrde befonders über 
die möglihen Worbeugungsmittel belehrt 
war, wurde fein Schaden bald befchränft. 
Und nun richten alle Behörben eine loben& 
wuͤrdige Aufmerkfamkeit darauf, daß durch 
diejenigen Läden, welche das Dafeyn des 
Käfers verurſachte, und durd) bie hier und 
da ſich ergebenden einzelnen Windbruͤche und 
trockenen Stämme, keine weitere Verbrei⸗ 
tung erfolge. Der einſichtsvolle und thaͤtige 
Here Oberforſtmeiſter Dilger zu Donaus 
eſchingen hat ſich in diefer Hinſicht fehr vers 
dient gemacht, 





Was ben zweiten Heinen zottigen Borken 
käfer (Bostrichus villosus) betrifft, fo giebt 
‚Here Bechſtein von ihm als Arts Rennzeihen an, 
doß er behaart, pechbraun fey, mit ziegelfarbenen 
Fuͤßen; ferner vom vollfommenen Infekt, alfo vom 
Käfer, führt er an, daß derfelbe 294 Linien lang 


34 


ſey, der ganze Körper, fo wie Kopf» und Hals 
ſchild, feyen nad Fabricius pechbraun, und nad 
der Sturmifhen Abbildung in der Fauna, ziegels 
Braun mit zottigen Haͤrchen; der Kopf fep nieder⸗ 
geſenkt; die braunen Fuͤhlhoͤrner find, wenn man 
die dreitheilige Kolbe nur für ein Glied rechnet, 
neungliederig. Der Halsſchild hat die halbe Länge. 
des Hinterleibes, und ift an ben Rändern und an 
ber Wurzel ſchwaͤrzlich; man nimmt 6 undeutliche 
Streifen auf den Fluͤgeldecken wahr, deren Ränder 
ebenfalls etwas mattfhwarz find, welche an einan« 
ber liegenden Punkten gleihen. Die Füße, welche 
nad Fabricius ziegelfarbig ſeyn follten, haben in 
der Sturmifhen Zeihnung eine gelbe Farbe. Er 
hat viele Achnlichkeit mit dem Kupferſtecher⸗ 
®ortentäfer (Dermestes chalcographus, L.), 
wenn diefer nicht einer und an ben Decken mehr 
nogezähnig wäre, 

Ic) bemerks zu diefer Beſchreibung noch Fol⸗ 
gendes, daß er mit Fuchshaaren ſtark befegt oder 
bedeckt ift, und daß er mir auch nur 19% bis 13, 
Linien lang vorgetommen iſt, und daß ihn vom 
Chalcographus nur die Größe befonders unter» 
ſcheidet. 

Anmerkung Man muß ein gutes, ſtark ver⸗ 
größerndes Handmikroſkop haben, und fos 
gleid im Wald Unterfuhungen anftellen, 
oder wenigſtens noch am lebenden Käfer, 


345 


den man in einem Heinen, enghalfigen Glas. 
den auffangen kann , denn nad dem Tode 
verliert ſich die Farbe der Fuͤße ſehr, und 
der Käfer ſelbſt fhrumpft auch etwas zus 
ſammen. 

Meine beſonderen Erfahrungen bei dieſem Ins 
ſekt waren im Schwarzwald folgende: Im Jahr 
1802, als ich noch Oberforftmeifter im Koͤn. Wirt. 
Dberforft Neuenbürg war, machte mir im Anfang 
Zuli der Revierförfter Doͤrnacher von Liebenzell die 
Anzeige, daß im fogenannten Ailesberger Herrſchafts⸗ 
wald ‚mehrere Weißtannen gelbe Zweige und Nas 
dein befommen hätten, wovon wahrfceintih ein 
Borkenkaͤfer die-Urfache.feyn werde, nad den Bes 
lehrungen zu urtheilen, bie er gelegenheitlih von 
mir diesfalls erhalten hätte. Ich begab mih un. 
verweilt felbft auf den Platz, ließ gleich eine ſolche 
Tanne fülen, und fand nicht den gemeinen größe 
ven Vorkenkäfer, fondern dieſen Heineren zettigen 
in ziemlich flarker Anzahl. Schnell wurden auf meis 
nen Befehl alle krank ſcheinenden Weißtannen bei 
eben eingetretenen düfteren Tagen herausgehauen, 
uud eben fo fchnell unten ins Nagoldthal gefchafft, 
dort außerhalb des Waldes entrindet, die Rinde in 
Gruben und auf Haufen verbrannt, und die bloßen 
Stämme ins Waffer, als Geftöhre verbunden, mit 
Steinen beſchwert, fo weit geſenkt, daß das Waſſer 
über alle ging, und nad ungefähr 34 Zagen als 





346 


Floßholz mit anderem dergleichen Holz, etwas wohl. 
feiler als das gefunde verkauft. Es waren, fo viel 
ich mich nod erinnern Fann, ungefähr 70 Stämme, 
Im folgenden Sommer zeigte fi) der Käfer wieber 
auf dem nemlichen Plag ; nachdem aber die vorigen 
Anftalten wiederholt, und wieder ungefähr funfzehn 
Stämme abgehauen und weggefchafft wurden , fo 
war im folgenden Sommer diesfalls alle6 ruhig, 
ob ich gleich felbft genau nachgeſehen hatte. 

Im Zahr 1808 Anfangs Juli erhielt id durch 
einen Waldftreifer des Langenbrander Reviers eine 
ähnliche Anzeige von dem Engelsbrander Gemeins 
dewald , wie oben bei Mo. 4. und in einer Anmers 
ung bereits angeführt worden. Wei dieſem letzte⸗ 
sen Gall muß ich noch befonders bemerken : 

ı) daß die Stämme gegen Mittag etwas licht 
fanden, und daß die meiften von Gudwefts 
winden gefhoben waren, alfo einen ſchiefen 
Stand zeigten, aud einige davon wirklich 
trocken waren ; 

2) daß dieſer Waldplatz unmittelbar an einen Gr. 

b Badiſchen Wald, Pforzheimer Oberforſts, 
grängt, und id bei Gelegenheit der vorbe⸗ 
fhriebenen Unterfuhung bemerkte, daß auch 
in biefem unmittelbar angränzenden Wald 
inehrere Stämme fehr ſtark von diefem In⸗ 
feft befallen waren, welches ich dem damals 
vikarirenden Herrn Borfiverwalter Braunftein 





" 347 

ſſchrieb, und von ihm, nebſt freundſchaftli⸗ 

dem Dank, die Verſicherung erhielt, daß 

auf gleiche Art verfahren werden würde, was 

ich mir jur Verminderung der Verbreitung 
dieſes Inſekts ausgebeten hatte, 

3), Im fogenannten Hagenſchießwald, nahe bei 
Pforzheim, sraf ich bei einer kurzen Reife 
mit- mehreren Borftzöglingen von Heidelberg 
aus dahin, am Ende des Monats Juli 1808, 
riefen Käfer aud) an, und zwar an ſchon 
gefälten Stämmen, body nicht in fehr gro⸗ 
Fer Menge. Einige damals dort beichäftigte 
Holzhauer verſicherten mid, daß fie ofters 
an friſch gefälten Hollaͤnderſtaͤmmen dergleis 
chen anträfen. " 

4) Alle diefe angezeigten Wälder begränzen ſich 
auf eine Entfernung von 2 und 3 Stunden 
unmittelbar. 

Aus dem Ganzen if erfihtlih, daß, wenn alle 
Jahre den ganzen Sommer über von bem ganzen 
Borfiperfonat genau nachgeſehen wird, beinahe alle 
kranken, fomit vom Käfer befallenen Tannen ent« 
det, und der größere Schaden leichter und mit 
weniger Koften verhütet, und die Verbreitung des 
Uebel® verhindert werden Bann; daß aber alle 
Wälder von einerlei Beſtand, wie die meiften in 
den vorbenannten Gegenden find, nemlih Weiß 
tannenwälder, mit ganz wenigen Eichen und etwas 


348 


Buchen unterftellt, gleich vorfihtig und nad 
gleihen Srundfägen behandelt und gleie 
Mittel, zu gleiher Zeit fortgefegt, an 
gewendet werden mäffen, wenn biefer Zwed er: 
weicht werden fol. Sonſt vermehre fih der Käfer 
nad) einigen Jahren wieder, und fledt die benach⸗ 
bartın Wälder da an, wo nicht auf vorbefchries 
bene Art gegen ihn gearbeitet worden ift. 

Berner ift zwar richtig, daß diefer Heine Kaͤ⸗ 
fer, deffen Gänge aud) geringer find gegen die des 
gemeinen größeren Borkenkaͤfers, nit im Stande 
if, in einem Sommer einen gefunden Stamm gang 
gu verderben und zum Abfierben zu bringen, daß 
dazu wahrſcheinleich einige feiner Wermehs 
sung günftige Jahre nad einander nöthig 
find, um den Baum auf allen Seiten und tief am 
Stamm herab anzuſtechen und die Saftgänge zu 
zerſtoͤren; daß aber dod bie Folgen wichtig und 
fehr gefährlich werden können, wenn Unwiflenheit 
und Nacläffigkeit dem Käfer Eeine Hinderniſſe in 
feiner ſchaͤdlichen Arbeit in den Weg legen. 

Am größten wirb freilih die Gefahr, wenn 
auch der gemeine Borkenkäfer zugleich mit dies 
fem angetroffen wird; bann geht bie Zerſtoͤrung 
ganz ſchnell, und. die paffenden Mittel muͤſſen ſchnell, 
pünktlih und im Großen angewendet. werden. Hier 
ift baldige Entdedung von der größten Wich⸗ 
tigkeit ’ 


' 349 

Meben den bei dem gemeinen Borkenkaͤfer an⸗ 
geführten Mitteln und Vorkehrungen, welde alle 
auch auf diefen paſſen, möchte noch zweckmaͤßig 
ſeyn, wenn man alle Laubholarten, beſonders Eis 
chen, Buchen, aud Wirken, Artöbeere und Ahor⸗ 
ne, die fi. in ſolchen Welßtannenwälbern befinden, 
forgfältig font, und fo lange fie grünen, nicht 
heraushaut , borzüglid) wenn der Wald eine ſuͤdoͤſt⸗ 
liche oder. füdlihe Tage hat, weil nad allen Bes 
obachtungen mehrere Waldvögel, und vorzüglich die 
diesfalls nÄglihen Meifenarten mehr herbeigelocdt 
werden. Ferner, daß alles Suchen der Ameiſen 
und Ameifeneier ftreng verboten wird, weil audh- 
daburd allerlei Vogelarten, die Inſekten freffen, 
herbeigezogen werben. 

Und, was nisht zu vergeffen, und dem Zweck 
ſehr entſpricht, follen beſtimmte Belohnungen an 
Geld für diejenigen niederſten Forſtbedienten aus⸗ 
geſetzt werden, welche ſchnelle Anzeigen von ſolchen 
Uebeln machen, und zwar naͤher beſtimmt in dem 
Zeitpunkt, wo Rettung noch moͤglich iſt, 2 Gulden 
42 Kreuzer bis 5 Gulden, nad der mehr oder 
weniger‘ dabei gehabten Bemühung. Aber auch bie 
höheren dürfen nicht vergeffen , fondern muͤſſen 
durch öffentliche Belobungsſchreiben ermuntert und 
in Eifer erhalten werden. Bei fehr wichtigen Faͤl⸗ 
Ien, und wo fortgefegte Bemühungen und zweckmaͤ⸗ 
Bige Anordnungen der Forſtbedienten dem Uebel 


350. 
Sch ranken geſetzt haben, konnen die Belohnungen 
in ſilbernen oder. geldenen Medaillen beſtehen. 

Da die Natur in den meiſten Faͤllen bei der⸗ 
gleihen Uebeln auch mitwirkt, fowohl für als mir 
der die Sache, fo kaun mit menſchlicher Aufmerk-⸗ 
ſamkeit, Gleis und Einficht vieles noch erlernt, vir⸗ 
186 zweckmaͤßig benutzt, und die genaue Aufjeide 
nung aller Winfände und beren Dekanntmachung 
in vielem Betracht ſehr wohlthaͤtig werden. 

Im unteren, etwas milderen Theile des Schwarz⸗ 
waldes habe ich einigemal mehrere frei gegen Suͤd⸗ 
often und Suͤden geftandene Eichen von Maitäfern 
kahl .gefreffen angetroffen. 

Von Mgupenarten iſt mir ‚während meiner 
Dienftzeit in beiden Oberforften Altenſtaig und 
Neuenbürg nichts bekannt worden, obgleich viele 
tauſend Bergen reine Kiefernwälder vorkommen. 





Nactrag. 

Erſt jetzt, bei mehrfachem Durchleſen und Nach ⸗ 
denfen über den Inhalt des Manuſcripts binfihte 
lich der Inſekten, erinnere ich mich deutlich, in dem 
K. W. Atenflaiger Oberforſt, Revier Pfalzgrafens. 
weiler, im fogenannten Weilerwald, beim Imen⸗ 
Brunnen und beim Kälberbrunnen, während meiner 
dortigen Dienfzeit den ausfpähenden Bock⸗ 





351 


täfer (Cerambyx inquisitor, im gemeinen Reben \ 
Holzbock genannt) Öfter6 und zwar an ſolchen Fich⸗ 

tenſtaͤmmen getroffen zu haben, welde durch Stims 

mein *),. langes Anharzen oder font ſtark 

befhädigt, und bereitd auch vom gem. Borken 

Hier angegriffen waren. 


Auch traf Ich zwei verfdiebene Larven in fols 
den Fichten an, von denen bie eine dem Borken⸗ 
Käfer angehörte, wie mic) bie zu Rathe gejogenen 
entomologiſchen Schriften Übergeugt haben. Die 
Dermestes-Larve ift mehr Eegelförmig und fpig, 
vom Kopf herunter gehend, bei der Cerambyx 
aber ift fie mehr platt gedruͤckt. Die Larve des D. 
iſt ferner sehr weich zerreiblich, dieſe hingegen fteif 
und hart; diefe Larve iſt auch mit einzelnen fteifen 


*) Stimmeln iR, wenn bie Nee bit auf ungefähr 10 
Fuß gegen den Gipfel zu, von unten nach oben 
bin, abgehauen, und dig Zweige davon zur Streg, 
benugt werden. Dergleihen Fichten werden ges 
fuchter Aufenthalt beider Infeften. Das mehrfache 
Auslaufen ded Saftes aus den Wunden verurfacht 
Kränkticpkeit, und dieſe werden vom Borkenkaͤfer 
befonderd den gefunden, vollfaftigen vorgezogen. 
Je freier dergleihen Stämme ſtehen, und je mehr 
fie von der Sonne beſchienen werden, deſto gemife 
fer und ftärfer werden fie von beiden Inſekten ges 
fucht und angegriffen. 

u.%. 


352 


Haaren befeßt. Die andere Larve gehörte dieſem 
Cerambyx an. 

Diefes Infekt fhadet einzeln einem Baum 
mehr, als der gemeine Vorkenkhfer, weil es im 
Rarvenzuftand rings um fi) her alles wegnagt, if 
der Rinde ein höheres Alter erreicht, und zu feiner 
Verwandlung einer tieferen Aushöhlung bedarf. 
Der im Herbſt erfcheinende Käfer naͤhrt fi wie die 
Larve vom Saft der Fichte. . 

Das Weibchen bohrt unten in den Baum mehr 
te Löcher, um in jedes derſelben mehrere weißliche 
Eier in einen Haufen beifammen zu legen. Kaum 
find die Larven ausgefhlüpft, fo bohren fie ſich 
Gänge in der Borke ringe um den Stamm hers 
um, ‚mehr nad der Wurzel, als dem Gipfelende 
bin, und füllen fie wieder mit den zerfreffenen 
Theilen aus, woburd fie Rinde, Baſt und Holy, 
in das fie in Ermangelung befferer Nahrung -oft 
ı bi6 2 Zoll tief eindringen, verderben. Sind fie 
nun zur Verwandlung reif, fo hoͤhlen fie in der 
Rinde eine ovale Grube um fih herum aus, une 
gefähr 112 Zoll lang und 1 Zoll breit, fühlen fol 
de mit abgenagtem Baft und Holzfafern, um dar⸗ 
in in ſenkrechter Stellung, den Kopf in ber Höhe, 
ihre Verwandlung zu erwarten, melde nad bei- 
laͤufig 3 Monaten erfolgt, Wenn das Wetter guͤn⸗ 
ftig if, legt der hervorgefommene weibliche Käfer 
noch im Herbſt feine Brut ab; thut er e6 vor dem 


363 


Winter nicht, fo überlebt er denfelben, und Begat- 
set ſich gleich im Fruͤhiahr, um ſich fortzupflanzen. 

Diefer Käfer ift ı Zoll lang, zuweilen etwas 
kuͤrzer, und ſcheint, wenn man ihn nur obenhin 
anfieht, gelbgrau und ſchwarz nebelfarbig und ein 
germaßen bandirt; Wenn man ihn aber genauer 
betrachtet, und die graue oder roftgelbe Farbe ale 
Grundfarbe annimmt, fo ift er überall mit ſchwar⸗ 
zen Flecken und Punkten, und auf den Fluͤgeldek⸗ 
Ten mit dergleichen unordentlihen Binden bezeichnet. 
Nimmt man aber die ſchwarze als Grundfarbe an, 
fo verbreiten ſich die aus roftgelben Filzhaͤrchen bes 
ftehenden unerdentlich zerfireuten Sieden und Punkte 
über den Halsſchild und bie Flügeldeden. Die Aus 
gen find erhoben und ſchwarz, und bie kleinen Fuͤhl⸗ 
hörner find, fo wie die Fuͤße, gelblich grau, 

Man will bemerken, daß die: zwei Stacheln 
an den Schenkeln ihm vorzüglich nöthig find, um 


ſich im Anfegen an die Bäume eine Art feften Stand 


zu verfhaffen, worauf er ſich füget ; fo wie auch 
die beiden fehr gefrümmten fpigigen Häkchen an den 
Böben zum feſten Anſchließen dienen. - Das Weide 
chen iſt größer al6 das Maͤnnchen. . 

Diefer Käfer ſcheint, wie die übrigen feines 


Geſchlechts, nicht fo fehr zum liegen, als vielmehr 


sum Herumkriechen an den Tannen geneigt zu ſeyn. 

Er verbirgt fi im Winter nicht in die Erde; dieſes 

ſtimmt nicht mit der übrigen Lebensart diefes ganzen 
25 


7 


ee 


364 
Geſchlechts überein. Auch verrichtet biefer Käfer 
das Fortpflonzungsgefchäft nur einmal, Er (heine 
den Namen Inquisitor (der Späher) daher erhals 
ten zu haben ,- weil feine hervorragenden Augen 
und fein ganzes Geſicht andeutet, ald wenn er ſehr 
herumſchauend und Hug ſey: doch haben dieſe Ei⸗ 
genſchaft meiſt alle Holjböde. Cr kaun ſehr lange 
ohne Nahrung leben, und bringt aud den ganzen 
Winter in flarrer Unshätigleit ohne Nahrung zu. 
Zu viele Feuchtigkeit, Näffe, und vorzuͤglich 
Heine Inſelten unter der Borke find feine Haupt⸗ 
feinde, welde fein fonit zähes Leben früher beens 
den, ald es die Natur ihm beſtimmte. 





355 


Harzwaͤlder. 





Di Harzwaͤlder oder biefenigen Fichten⸗ 
wälder, welche auf Harz benugt werden, und 
die im oberen und mittleren Schwarzwalb in vielen, 
im Ganzen beträchtlichen Walbflähen vorkommen, 
und worans eine beträchtliche Nebennugung und ein 
gefuchtes Handelsprodukt, nemlid Harz oder Pech, 
gewonnen wird, geben Anlaß zu folgenden Angaben 
und Beflimmungen: . 

2) In der Regel kann diefe Benutzung ber Roth⸗ 
tannen nur da ftatt finden, wo bas Holz 
wenig Werth und auch keinen großen Abſatz 
hat, theils wegen eigentlichen Ueberfluffes 

daran, theils weil Eeine befonderen Anftalten 
und Einrichtungen zu beffen weiterem Trans⸗ 
port in andere Mangel habende Gegenden 
vorhanden find; 

2) wenn die ertvachfenen Stämme der Rothtan⸗ 
nen oder Fichten Feine befondere Qualität 
zu gutem, flarfem Bauholz und glattſchafti⸗ 
gem Mugholz haben; 


356 

3) wo bie Fichten mit andern Holzarten, beſon⸗ 
ders Laubhoͤlzern, fo gemifcht vorkommen, 
daß letztere Mark prädominiren, und ein bes 
fonderes volllommenes Wahsthum zeigen s 

4) in folden Wäldern, welche nicht fehr hoch 
liegen :und den Stuͤrmen wenig ausgefegt, 
dabei aber fo befchaffen find, wie der zweite 
Punkt angiebt und befiimmt. 

Die meiften Forſtſchuiftſteller nehmen, theils 
nad eigenem theild nad) fremdem Urtheil, an, daß 
8 bis 10 Jahre vor dem eigentlichen Angriff des 
haubaren Waldes, und zwar nur ein Jahr ums 
andere, alfo refp. 4 und 5mal biefe Nebennugung 
unſchaͤdlich für die Aualität der einzelnen Stämme, 
im Bau» und fogar Brandholz; bezogen werden 

* Eönne, 

2) weil bei längerer Dauer und bei öfterer Wies 
derholung des Anreiffens *) das Holz uns 
tauglich zu Bau⸗, und fehr ſchlecht zu Brands 
holz werde; 

2) weil die lange angeharzten Staͤmme wenig 
oder gar keinen keimungsfaͤhigen Saamen 





) Kunfausdrud, fo viel ald Anharzen, hat eigentlich 
feinen Urfprung Daher, weil die Logden oder Ger 
rinne mit einem befonderen Inftrument, dem Harj ⸗ 
meſſer Coder au Harzteiſſer), an dem Schaft ber 
Stämme geriffen werden. 8% 


357 


mehr geben follen, beſonders wenn das Har⸗ 
sen jaͤhrlich geſchieht; 

3) weil die Stuͤrme großen Schaden anrichten 
innen ; . . 

4) weil in Hinſicht auf die Gefahr von dem ge 
meinen größeren Borkenkaͤfer vieles zu bes 
fuͤrchten if. 

Ale diefe Punkte find wahr, und flimmen mit 
befonderen Erfahrungen überein ; allein man hat 
im Schwarzwald verſchiedene Methoden, diefe Ne 
bennugung zu beziehen. So 5.8. werden die Fich⸗ 
tenwälder im K. W. Altenftaiger Oberforft, ſowehl 
die herrſchaftlichen als Gemeinde» und Privatwaͤl⸗ 
der, alljährlich auf Harz benugt, und, was mir 
bei meinem Amtsantritt dort ganz ſonderbar vorkam, , 
20, 30, 40 Jahre nach einander *). Hier wird die 
Nebennugimg, möchte ich fagen, zur Hauptnutzung 
erhoben. Man erhält mehr Geldeinnahme, als 
wenn das Holz ald Baus und Brandholz, dkono⸗ 
miſch haubar angenommen, abgegeben worden waͤ⸗ 
re; der Eigenthiimer hat alle Jahre eigen ſicheren 
Zins von feinem Waldkapital zu beziehen. Und 
man erhält von einer geringen Flaͤche, die alljaͤhr⸗ 
lich benugt wird, mehr Harz und Geldrenten, als 





) Blod die (hönKen Stämme zu Saͤgholz und Nug- 


holz werden gewoͤhnlich verſchont. 
J a. d. B. 


356 


don einer weit größeren, bie auf bie gewöhnliche, 
im Ganzen doch für den Wald beffere Art diesfons 
behandelt wird. (Siehe meine Abhandfung: Ueber 
Behandlung der Harzwaͤlder im Schwarzwald, eine 
gerückt in dem vom Herrn Oberforſtrath und Pros 
feffot Gatterer forigefegten v. Moferfhen Forſt⸗ 
archiv, gr und zor Band, 1802 und 1805, wo 
diefe Behandlung mehr aus einander gefegt, und 
auch daß Techniſche, fo wie eine Berechnung mie 
Vergleihung gegen andere Art, vorkommt, durch 
einen fpecielen Fall). 

Daraus darf aber nicht gefolgert werden, daß 
es die beſte Art und allen Übrigen vorzuziehen ſey, 
und eben fo wenig, daß fie allgemein fey. 

In dem Hochf. Fuͤrſt. Oberforſt Donaueſchin⸗ 
gen werden bie BrennholzDiftrikte 10 bis 12 Jah⸗ 
re vor dem Hieb jährlich, aber mit Beſchraͤnkung, 
Hingegen bie Reſerven für Nutz und Bauholz gar 
nicht geharzt. In den Privatwaldungen auf dem 
tieferen Schwarzwald geht die Sache nicht fo ganz 
ordentlich zu, weil bort der Waldeigenthümer die 
Breiheit hat, feine Waldungen ſelbſt oder durch 
andere beharzen zu laſſen. 

In dem Hochf. Fuͤrſt. Oberforft Wolfach ber 
finden fih auch Harz» oder Rothtannenwälder in 
Anzahl; unp hier Eommen abermals Abänderungen 
gegen andere Gegenden bei diefer Mebennugung 
vor, wobei folgende befondere Umftände mitwirken: 


' 359 


2) wird hier der Holzhandel im Großen durch 
zweckmaͤßig eingerichtete Floͤßereien betrieben; 

2) fteht das Harz bier im Durchſchnitt immer in 
hohem Werth, weil es ald Oblaſt auf den 
Kinzigflößen in den Nhein, und von da nad) 
Holland verführt und abgefegt werben kann ; 

3) daß hier noch beinahe jeder Harzſtamm als 
Bloßftamm verwerthet werben kann; 

4) daß ber fummarifche Harzgewinn den gerin⸗ 
geren Holzabgangswerth reichlicg erfegt, mit 
anfehnlihem Ueberſchuß. 

Dieſes mit zweckmaͤßigen Vorſchriften beim Bars 
zen felbft vereint, ſpricht fir diefe Wehandlung, 
als den Lokalitäts « Verhältniffen angemeffen, ohne 
Übrigens die im Eingang biefes Kapiteld angegebes 
nen, mehr allgemein paffenderen Negeln umzuſtoßen. 

Anmerkung. Die Harzwirthſchaft wird nach 
ein beftehenden Harzerordnung betrieben. 
In den ı2 vorhandenen Harzhuͤtten wirb 
nicht nur Schaum. und Wafferharz, fondern 
aud Pech und Terpentin fabricirt, und aus 
den zurücbleibenden Hatzgriefen Ruß ger 
brannt. 

Bei allen Benutzungsarten ber Harzwaͤlder, und 
vorzüglic) bei der im K. W. Antheil des Schwarp 
waldes gewöhnlichen, hat der Forſtmann vorzuͤglich 
darauf zu fehen, daß dergleichen lange angeharjte 
Wälder wieder in vollfamen, dem Alter nad mög« 


360 
lichſt gleichfermigen Nachwuchs kommen. Und dies 
ſer Punkt iſt mit manchen Schwierigkeiten, beſon⸗ 
ders bei Gemeinde - und Privatwaͤldern, verbunden. 
Die Kunſt muß hier das meiſte beitragen, weil 
wirklich, aud nad meinen im Oberforft Altenftaig 
angefteliten Verfuhen, lange Jahre unausgefegt 
geharzte Rothtannen ſchlechten, meiftens tauben 
Saamen geben, und fogar von dem noch Keimunges 
kraft habenden Schwaͤchlinge erzeugt werden, als 
Pflanze betrachtet, gegen andere von ungeharzten 
Stämmen entftandene. Auch bilden fie ferner ger 
tingere Zapfen, der Größe, und weniger, der Ans 
zahl nach, al6 ungeharzte Tannen. 

Nah Verfluß des obigen Zeitpunkt6 von 2a, 
30, 40 Zahren *) müffen dergleichen reine Wäle 
der in möglihft langen, aber nicht fehr breiten 
Streifen gegen die flärkften Windfeiten kahl ab» 
getrieben, und ſogleich kuͤnſtlich beſaqpt werden. 

* 


) Diefer Zeitpunkt richtet ſich vorzuͤglich nad ber 
Qualität der Staͤmme, der Staͤrke nad. Die 
didßen Stämme Fünnen die meiften Lagden oder 
Gerinne oft bis 8 länger ertragen, ald die ſchwaͤch ⸗ 
Ren nur 3 bis 4 dergleichen. Wenn dieſe Lagden 
handtief und angefauft find, hört die Nugung auf, 
und diefe Stämme werden gefaͤlt, dadurch der 
Wald etwas gelichtet, den Stuͤrmen mehr ausge> 
dent und der Gefahr des Borkenfäferd. 

A. d. V. 


. 361 


Der Saame muß nicht fparfam, fonbern auf jeden- 
Rheinifhen Morgen 14 bis 15 Pfund guter Saar 
men geworfen werden. Das Gemmeln oder Plens 
tern ift hier mit der größten Gefahr verbunden, 
und niemals väthlic. 

Wenn der Plag aber den Stuͤrmen nicht bes 
ſonders ausgefegt iſt, fondern mehr niedrig liegt, 
oder fihernd, durch andere noch nicht haubare 
Wälder eingefchloffen, wenigftens gegen die gefaͤhr⸗ 
lien Seiten hin, fo können die mehr kurzſchafti⸗ 
gen Stämme ald Schugbäume, auf jedem Morgen 
ungefähr 120 Stämme, zwei Jahre lang oder. eis 
gentli drei Sommer übergehalten, dann aber vor 
fichtig weggenommen, moͤglichſt ſchnell aufgehauen 
und wenigftens aus dem Platz geſchafft werden. 
Bei andern gefährlihen Lagen muß Eahl gehauen 
werden, ohne Winkel, von Nordoſt gegen Suͤd⸗ 
weht, oder in Ebenen von Morgen gegen Abend, 
mit einem Mantel auf der Suͤd- und Mordfeite, 
wenn nicht erwacfene Wälder auf diefen Seiten 
die Stelle des Mantels vertreten. 

Die im Schwarzwald, befonders im K. Würt. 
Antheil, bereit vorhandenen, theilweife. lange Jah⸗ 
te angeriffene, und als Folge davon in fehr ſchlech⸗ 
tem Zuftand und ohne hinlaͤnglichen gefunden Nach» 
wuchs befindliche, größtentheild Gemeinde « und Pri⸗ 
vatwälder, geringftentheild Kronwaͤlder, müffen uns 
ter Zuziehung von verftändigen Harzpaͤchtern vor» 


362 . u 
fihtig unterfuht, und wenn fle theilweiſe ſchad⸗ 
hafte, tiefe und viele Gerinne haben und wenig 
Harz mehr geben, zur baldigen Verjüngung 
durch Kunſt empfohlen werben, umd bie befaants 
ten Pläge gegen zahmen — durch leichte 
Einzaͤunung und durch Vermindẽbung aller beſon⸗ 
ders ſchaͤdlichen Wildgattungen geſchuͤtzt werden. 

Für die Zukunft iſt ed nuͤtzlich, ungefähr ben 
ı2ten Theil Kiefernfaamen darunter zu miſchen, 
und wenn mehr als ı2 Pfund Fichtenfaamen auf 
jeden Rheinländifihen Morgen genommen werden, 
doc nie mehr als ı Pfund Kiefernfaamen. Der 
Fichtenſaamen wird zuerft ausgeftreut, und dann 
jeder Morgen in 4 gleich große Theile abgeſteckt, 
und in jedem Theil 44 Pfund Kiefernfaamen fo 
gleihförmig ald möglich auf der ganzen Flaͤche aus⸗ 
geftreut, damit keine horſt weiſe Mifhung bas 
von, fondern eine überall moͤglichſt gleihförmige 
Vertheilung dieſer Holzart ſich ergiebt, um den 
Schaden durh Stürme mehr zu verhilten, und 
befferen Beſtand d. h. mehr geſchloſſenen Beſtand 
zu erzielen, weil dieſe wenigen Forlen doch anfaͤng⸗ 
lich fhügend für die Rothtannen werden, und weil 
auf Eahlen, oder doch mit wenigem Oberholz verfer 
henen Plägen die Fichten unvermifcpe nicht im⸗ 
mer gut gedeihen. 

Auch muß ferner darauf gefehen werben, daß 
mehrere Waldbefiger ſolche kuͤnſtliche Veriuͤngungen 





— 36 


zu gleicher Zeit vornehmen, um den Foeſiſchutz 
weckmaßiger anlegen zu Eönnen. Wenn man den Ries 
fernfaamen auch erſt im folgenden Jahr nad Aus⸗ 
ſtreuung des Fichtenfaamens fäet, fo geht es auch an: 

Und dann ift zweckmaͤßig, zu verorbnen, daß 
in herrſchaftlichen Wäldern nur alsdann neue Piäge 
oder Abtheilungen angeriffen werben follen, wenn 
die eben im Eingang bed Kapitels angegebenen ı 
bis A Punkte dem Inhalt nach vorkommen, und 
in der Regel hoͤchſtens duf 12 Jahre vor dem Abe 
trieb nur 6mal auf Harz zu benugen. 

Aug beiden Gemeindewaͤldern muß wenigftens 
darauf geſehen werden, daß nur bie zu Brandholz 
tauglichen Waldflähen auf Harz benugt werben. 
Es kann aber fie länger und öfter‘ zu harzen die 
Erlaubniß gegeben, aber darauf unnachläffig gefes 
hen werden, daß bergleihen Wälder durch Kunſt 
wieber in Nachwuchs gefegt werden. 

Ein Gleiches ik für die Privatwaͤlder diesfalls 
zu bemerken, und dieſe felbft für den Waldeigen 
thuͤmer nuͤtzliche Beſtimmung und Beſchraͤnkung 
muß uͤberall eingefuͤhrt werden. Denn es iſt nicht 
allein und vorzüglich der aus längerer Harznutzung 
folgende, ‚geringere jaͤhrliche Zuwachs und bie vers 
minderte Güte und Brauchbarkeit des Holzes *), 


« *) Bu Nugholz find viele Jahre angeharzte Stämme 
ganz unbrauchbar. 


. 


364 . 


was bei ben Harzwaldern zu beruͤckſichtigen iſt, ſon⸗ 
dern ganz befonder6 bie fihere, natürlihe 
Nachzucht diefer Wälder und ihre Erhaltung 
als ſolche, die in den meiften Fällen dadurch 
fehr erfpwert, und vollfam oft ganz unmöglich) ges 
macht wird. Selbſt wenn die Renten aus bem 
Harz den Holzwerth in Geld um vieles ‚überfteigen, 
fo. bleibt das erſtere doch nur Nebennugung, theils 
weit fie ohne Stammholz als Hauptnutzung gar 
nicht vorkommen Eönnte, theild weil Hol; nur im 
einzelnen Faͤllen mit Geld erfegt werden kann durch 
Ankauf deffelben, und theils weil Harz nicht fo uns 
entbehrlich il, wie Holz, was für die herrſchaftli⸗ 
hen Wälder und deren Benutzung befonders zu bes 
ruͤckſichtigen iſt. 


365 


weder 
die Anſtedlungen innerhalb der! Waͤlder durch 
einzelne Höfe, Hütten, Sägmühlen sc. 


Durch die bis in die neueſten Zeiten gegebene 
Erlaubniß, ſogar in den verborgenſten Schluchten 
und mitten in den Waͤldern ſich Huͤtten und Haͤu⸗ 
ſer zu erbauen, durch die daraus ſich ergebene große 
Anzahl der Bewohner, die ſich der Menſchenzahl 
nach immer vermehren, iſt dem Schwarzwald als — 
Wald in fehr vielen Rüdfihten große Gefahr und 
Ecaden bereitet worden, befenders in Hinſicht auf 
die Ausübung des Forſtſchutzes. 

Diefe Menſchen find es, bie ihr Vieh aller 
Art, fogar aud durch Nachtweiden, auf Unkoſten 
des Waldes erhalten; fie find, was kaum glaublich 

und doch wahr ift, die größten und unverfhämtes 
ſten Holzfrevler; unter diefen Menſchen befinden ſich 
gefaͤhrliche Wilddiebe (die Gelegenheit iſt zu verfuͤh⸗ 
reriſch in ihrer Lage); dieſe Menſchen find, in Hin⸗ 
ficht auf möglihen Waldbrand, durch ihre meiſt 
hölzernen Hätten innerhalb der eigentlichen Wälder, 


366 

befonders gefährlich. Durch fle und ihre Angehös ) 
rige, fo wie durd ihr Vieh, wird dem Wildpret 
die natürlich beftimmte Aeſung an Gras, Kräutern ” 
und Baumfruͤchten aller Art größtentheil® hinwegs 
genommen, und dadurch der Wildſchaden fuͤr die 
- jüngeren Holzpflanzen vorzüglich vergroͤßert. Sie 
exiſtiren nur durch den Wald, zum Verderben des 
Waldes. 

Ihre Nuͤtzlichkeit verhaͤlt ſich zum Schaden, 
den fie anrichten, wie 1: 100; und wenn man ihre 
Wohnungen und Güterftüce ankaufte, und fie dann 
auswanderten, fo würde noch fehr vieles für die 
Zukunft gewonnen werden. - 

Diefe als ifolirt Iebenden Menfhen genießen 
keiner Bildung, wachen großentheils wie Wilde 
auf, bleiben auf der untern Stufe von Kultur, 
und lernen Frevel und Verbrechen mander Art 
weber als ſolche beurtheilen und als Folge vermeis 
den, ſondern handeln mehr infinktartig, wie «6 - 
die Umftände für fie und nad ihren beſchraͤnkten 
Einfihten erfordern. Holzentwenden und Wildprets 
fhiegen iſt bei ihnen kein Diebftahl, fondern Hands 
lungen, die durch den Drang der Umflände und . 
die Meinung aller, dergleichen Erwerbe feyen er⸗ 
laubt , entſchuldigt werden. 

Ihre Abgaben find meiftens gering, mir ih⸗ 
zem ‚Schaden wenigfiens außer allem Verhaͤltniß. 
Allein fie find nun einmal da, mit Erlaubniß day, 


’ 367 


und koͤnnen nicht ohne weiteres vertrieben werden; 
es find unfere Mitmenſchen, die wir aufgenommen 
und bahin verſetzt haben, alfo müffen fie erhalten, 
und ihr großer Schaden nur dadurch mehr vermins 
dert werden, daß man ihnen ein Mittel an die 


Hand giebt, fi und ihre Familien theils unmits - 


telbar theils mittelbar durch ihre Wieharten zu ew 
naͤhren, ohne gezwungen zu feyn, den Wald als 
Tein dazu zu gebrauden. Das nahe liegende Mits 
tel zu biefem Zweck if, daß man ihnen mehrere 
Pläge für nach und nach zu feiftende Bezahlung 
nom eigentlihen Wald abgiebt, auf welchen fie 
Gras, Früchte und Kartoffeln bauen, ihren Vich⸗ 
fand beffer erhalten , und fic) felbft mit ihren Bas 
milien beſſer ernähren koͤnnen. Die füdlihen 
Bergfeiten können vorzäglid dazu gewählt we 
den, fie taugen am beften zu landwirthſchaft⸗ 
lichem Gebraud, und paffen eigentlid nur für 
‚ wenige Holzarten, und näher beſtimmt für manche, 
die im Schwarzwald Feine befondere Volkommens 
heit auf ſolchen Plägen erreichen, dahin die Eichen 
vorzüglih zu rechnen find. 
Um fie beffer mit ihren Wohnungen nahe zus 
fommen zu bringen, was in fo vielem Betracht zu 
wuͤnſchen iſt *) , erhalten diejenigen, welche ihre 


*) Sie fönnen in "geringen Dörfern, maß fie bilden 
toͤnnen und follen, eher ihre Kinder unterrichten 








| 
! 


368 . 
Wohnung abbrechen und zu andern hinſetzen, das 
jenige Reparationsholz in ganz geringem Preis, 
was unumgänglich noͤthig ift, um bie alte Wohs 
nung auf dem neuen Pla von gleicher Größe hew 
zuftellen. Auch muß die Sache fo eingerichtet wer⸗ 
den, daß in bewaͤſſerten Thaͤlern dergleichen Wald» 
pläge abgegeben werden, und da nicht, wo nur 
einzelne Hätten ganz abgelegen vor« 
Eommen #). 

Niemand fol von jegt’ an Erlaubnis befommen, 
eine abgelegene einzelne Hütte, viel weniger eine 
ganze eigentlihe Wohnung für Menfhen und Vieh 
neu zu erbauen; nit einmal ein fogenannter Ans 
bau fol geftattet werben. 

Wenn eine Wohnung dur euer verdorben 
wird, fo ſoll der Eigenthuͤmer gezwungen werden, 





faffen im Leſen und Schreiben, eher befondere 
Viehhirten aufftellen, eher fi unter einander une “ 
terftügen , eher durch einen Worfieher geleitet wer⸗ 
den, eher Kirchen beſuchen, aber aud vom Gork« 
perſonal beifer beobachtet, und die Frevler eher ent» 
dedt werden. 

A. d. V. 


*) Es iſt gut bei ſich ereignender Geuerägefahr ; ber 
gleichen Pläge taßgen eher zu Wieſen, welche dem 
Schwarzwälder wegen der Rindviehzucht ſehr nüge 
lich und nothwendig find. 

2.0.8. 


369 


feine Wohnung dahin zu fegen, wo ſchon wenig 
ſtens 6 dergleichen beifommen ftehen, und nicht zu 
weit entfernt find; dagegen fol er von ber Herr⸗ 
ſchaft das Bauholz zu einer. neuen gleih großen 
Wohnung, wie die alte war, um einen Gnaden ⸗ 
preis und. fo viel möglih in der Nähe erhalten, 
und doppelt fo’ viel Waldplag bei feinem neuen 
Wohnhaus, als die bisher befeffenen und benugten 
Wiefen, Garten » und Zeldftüde zuſammen betras 
gen haben. Mur die Hälfte des neuen Plages darf 
er bezahlen, weil der alte der Herrfhaft zum Walde 
boden wieder übergeben wird *). 

Ferner darf von mehreren erwachienen Söhnen 
nur einer zur Unterflügung der alten Eltern oder 
verwaister Gefchwifter beiderlei Geſchlechts auf der 
ifolirten Wohnung bleiben; die andern Söhne wers 
den entweder unter dad Militair genommen, wenn 
fie nit auswärts dienen und tauglich find, 'oder 
nur da geduldet, wo die Menſchen in Dörfern oder 
doch anfehnlihen Kolonien beifammen wohnen, um 





Als erlaubte Ausnahme Fönnen Wieſen gelten, wel: 
che auch bei einiger Entfernung von einem ſolchen 
Bewohner zu benugen find, und anfänglich Mühe 
und Zeit koſten, bis fie zu Diefem Zweck brauche 
bar find. Auch taugen gewöhnlich Wiefen in Falten 
Gegenden nicht zum Holmwucd, am wenigſten für 
Nadelpöher. “ 

A. d. V. 


24 


370 
dort auf ehrliche, für Wälder unſchaͤdliche Weife 
ihr Brod zu verdienen und ſich anzuſiedeln. 

Bei geſchickten und ehrlichen Holzhauern 
iſt jedoch eine Ausnahme zu machen, und ihnen 
mehrere Söhne zu erlauben. 

Stirbt der Water, fo erhält derjenige Bohn 
das Haus, welcher nah dem legten Willen des 
Verftorbenen dazu beftimmt if, und wenn es der, 
beim Militair befindliche iſt, diefer, wenn er nicht 
freiwillig darauf verzichtet; doch muß er fi mit 
den übrigen Geſchwiſtern abfinden. 

Von mehreren Töchtern Kann in der Regel 
sur eine, hoͤchſtens zwei, der alten oder gebrech⸗ 
lichen Mutter zur Unterftägung dienen, : oder dem 
Water als Wittwe die Baushaltung führen ; bie 
andern muͤſſen auswärts, d. h. in einem Dorfe 
oder Stadt, Dienfte fuhen, und fih auch aus 
waͤrts verheirathen. 

Ferner foßen keine neuen Saͤgmuͤhlen chne 
befondere Eonceffion ber Herrſchaft, und mit Ein, 
willigung der Forflbehörbe,, die deswegen befonders 
zu befragen ift, erbaut werden, weil ein foldes 
Werk iſolirt angebradht, und als folhes dem Wald 
durch naͤchtliche Frevel manderlei Art befonders ger 
föhrlid wird, wovon id in meiner praftifchen 
Laufbahn im Schwarzwald überzeugt wurde durch 
vielerlei Unterfuhungen, die in diefer Hinſicht vor⸗ 
kamen. 


371 


Eben fo wenig follen neue helzfreffende Eta⸗ 
bliffemens innerhalb der Wälder befonders angelegt 
werden , befonders Feine Glashuͤtten *). 

Der Hauptzwed, die Menfhen mehr 
auf eingelnen Punkten in beträhtlicher 
Anzahl zufammen zu bringen, barf nie 
aus dem Geſicht verloren, und alles dagegen Vor · 
kommende muß möglichft beſeitigt werden. , 

Auch if bei der für ben Schwarzwald in allen 
Ruͤckſichten außerordentlihen Bevölkerung bie Vers 
mehrung berfelben indirekt auf alle mögliche Art 
zu verhindern, indem fonft Ruin der Waldungen 
gewiß erfolgen, aber dom Fein glüdlider Zus 
fand diefer gahlreihen Bewohner erreicht 
werden Eann. 

Auch würden holgarme Gegenden in Zukunft 
daher mit allerlei Holz nicht mehr verfehen werden 





*) Weil dieſes nicht nur Ueberfluß an Holz erforbert, 
fondern auch vorausfegt, daß Dad Holz weder zu 
Waſſer noch zu Lande gut und mit mäßigen Koften 
aus dem Wald in entferntere Gegenden geſchafft 
werden kann, alfo im Ganzen wenigen Werth und 
menigen Abfag des Holzes nach allen Gortimenten 
anzeigt, was der Gall in den meiften Gegenden 
des Schwarzwaldes nicht iR, mad durch das Ein» 
gehen mehrerer Gladhürten in verſchiedenen Their 
len des Schwarzwaldes deutlich bewieſen wird: 

AD 


372 5 

Sinnen, was wohl zu beherzigen iſt, und eben fo 
ivenig der Handel mit Langholz ins Ausland ferner 
betrieben werben koͤnnen. 

Der Schwarzwald muß immer eine PRO 
vorrathskammer bleiben, votzuͤglich für das 
Inland, und von Seiten der forftligen Behoͤr· 
den alles Mögliche beigetragen werden, dieſen gros 
Ben, wichtigen Zwe zu erreichen, 


373’ 


Flößbereien. 





Jo habe oben in der Ueberſicht des Werks in ei⸗ 
ner Note ſchon bemerkt, daß ich dieſen Gegenſtand 
nicht aus führlich, ſondern nur fo behandeln 
werde, daß jeder Leſer belehrt wird, welche beſon⸗ 
dere Arten von Floͤßereien hier vorfommen, in wel⸗ 
ven Gegenden, und wo die merkwuͤrdigſten Ein 
richtungen dazu gefehen werben Finnen, weil vom 
Herrn Oberforſtrath Jägerfhmidt das Vollſtaͤn⸗ 
dige davon in einer beſonderen, bald etſheinenden 
Schrift angegeben werden wird. 

Im Schwarzwald kommen beinahe alle ge- 
wöhnlide Arten von Zlößereien in großer 
Vollkommenheit vor. 


A. Ins Land 
wird. eine bedeutende Quantität Brandholz, meis 
ftens buchenes und tannenes (Weißtannen, Roth 
tannen, Forlen), eichenes und birkenes weniger, 
jährlich verflößt, wovon der Holzgarten zu Biffins 
gen gegen 16 bis 18000 Klaftern zu 6’ Höhe, 6' 


37 


Breite und 4’ Tiefe oder Scheitlänge gerechnet, 
und der zu Nagold ungefähr 4000 bergleihen Klafı 
tern jährlich erhaͤt. Weide Hol;garten liegen im 
Königreich Würtemberg , der erftere 5 bis 6 Stun⸗ 
den von Ludwigsburg und Stuttgart in holzarmer 
Gegend, letzterer am oͤſtlichen Eingang-be6 Schwarz 
waldes, aus welchem das ziemlich holzarme foges 
nannte Gäm verfehen wird ; beide werben aus Wuͤr⸗ 
tembergiſchen Wäldern fournirt; für erfteren Holz⸗ 
garten ift die Enz die Floßſtraße, für legteren die 
Nagold. 

Auf der Murg, Alb und einigen andern Heis 
nen Slüffen werden aus Großherz. Badifhen Waͤl⸗ 
dern gleiche Holzarten in helzärmere Gegenden, 
ſelbſt auch nad der Nefidenz Karlsruhe, nad) Ra 
ſtatt x. in die dort befindlichen Holjgärten verflößt. 

Eben fo werden viele Sorten Bauhoͤlzer auf 
der Magold , großen und Heinen Enz, Aach und 
Alb x. aus MWürtembergifhen und Badiſchen WÄl: 
dern zu Waſſer verführt. Berner auf kürzere Steel. 
ken Ploͤcher oder Saͤgkloͤtze in verbundenen Floͤßen 
auf die vielen Saͤgmuͤhlen, um Schnittwaaren dars 
aus zu verfertigen, meiftens innerhalb des Schwarz. 
waldes, im Badiſchen auf der Murg, auch außer 
halb deffelben in die Gegend bei Gernsbach. Und 
fogar werden befondere Floͤze aus Dielen oder Bret- 
tern, mit Latten und Wieden verbunden und Eünft- 
lich zufammengefegt, verflößt, welche man Bords 


375 
föze oder Thillfpigen nennt. Auf der En 
kommt der Fall vor, wie id felbf beobachtet hate. 

Seit langen Jahren werden diefe Arten von 
Ziößereien betrieben, und zwar fehr im Broßen; 
Bauholz und Klöge nach Zaufenden jährlich ger 
rechnet *). 


‚B Ins Auslanb 


geht auch feit vielen Jahren eine bald größere, 
bald geringere Anzahl des Nlärkften Weißtannen «, 
Rothtannen » und Forlenholzes (fegenannten Hol⸗ 
länberholges) in bekannten Sorten, fowehl 
aus Kön. Würtembergifhen als Großh. Badiſchen 
Wäldern *), auf der Enz in den Nedar bei Ber 
figheim , und von da auf Mannheim in den Rhein 
und auf diefem Strom nach Holland. 

Die K. Würtembergifhe privilegiete Holländer, 
holz Compagnie zu Calw bekommt feit vielen Jah: 


*) Nur im 8. W. Neuenbürger Oberforſt wurde feit 
langer Zeit jaͤhrlich gemeined Floßholz aller Gate 
tungen 9 bis 10,000 Stämme verflößt, und jähre 
lich ungefähr 7000 Möße abgegeben, und theifweife 
auf kurze Strecken, gebunden , felten ungebunden, 
auf die Schneide» oder Saͤgmuͤhleu geflößt, aus 
alten in diefem Dberforft vorhandenen herrfchaftlis 
den, Gemeinde= und Privatwäldern. 

**) Aus fegteren (Badifchen) feit 1758, aus erſteren 

‚ (Würtembergifcen) feit 1692 und 1692. 
1— a. d. V. 


376 


xen die Stlaubniß, gegen 5 Gulden Conceſſions⸗ 
geld von jeden 100 Gtüden, jährlih 40,000 Bret⸗ 
ter oder Dielen als Oblaſt auf den eigentlichen 
Holländer Holjflögen auszuführen. Auch erkauft 
dieſe Geſellſchaft jährlich allerlei Sortimente Eichen⸗ 
Stuͤckholz, und erportirt folhes ebenfalls als Obs 
laſt auf Holänderflögen bis Mannheim, mit hoͤch⸗ 
ſter Eonceffion und mit befonderen Abgaben. 

Die Gr. Badiſche Hollaͤnderholz -Geſellſchaft 
Behringer u. Comp. zu Pforzheim treibt ebenfalls 
und mit gleichen Sortimenten einen bedeutenden 
Floßhandel ſeit mehreren Jahren direkt nah Hol⸗ 
land; das Holz kommt aus dem Pforzheimer Forſt, 
und wird auf der Enz in den Nedar, auf den 
Rhein, und auf diefem dahin gebracht *). 

Zum Behuf diefer wichtigen Flößereien find 
manche Eunftreihe und zweckmaͤßige Wafferbaus 
ten angelegt. So befindet fih 5. B. im 8. W. 
Oberforft Altenftaig , im fogenannten Poppelthaf, 
Simmersfelder Revier, ein großer, am Damm mit 
Steinen aufgemauerter Floßfee (Treibſee, hier ſtei⸗ 
nerne Schwellung genannt), welder eine große 
Menge Waller enthält, auf welchem vor vielen 
Jahren mehrere taufend Klafter allerlei Scheitholz 





*) ©. meine formifenfaftichen und botanifden &b- 
bandiungen und Bemerkungen. Heidelberg, bei 
Mohr und Bimmer , 1807. ©. ı bis 70, 


377 
und -aud) Langholz in die Enz beigeflößt wurde. 
Weil der Bach, der ihn füllt, wenig Wafler hat, 
fo find 10 bis 12 Zage nöthig, um ihn zu füllen. 
Eine gute halbe Stunde von diefem, in einem ano 
dern Thalzinken, wird durch den ftärkeren Kaltene 
bad) ein zweiter Treibfee, mit hölzernem Damm 
verfehen, mit Wafler gefüllt, und ehemals meh. 
vere taufend Scheitklaftern, jegt aber viel weniger 
auf eine Eurge Entfernung in bie geoße Enz geflößt. 
In amal 24 Stunden ift der See gewöhnlich voll. 
Beide Seen find merkwürdig zu fehen, theils wegen 
ihrer Bauart mit befonderer Einrihtung, theils 
wegen der Gegend, bie wild · romantiſch fi) darſtellt. 

Im Großh. Badifhen Antheil find mir zwar 
Seine eigentlihen Treibſeen, die zu diefem Zweck 
kuͤnſtlich gleich jenen angelegt wurben, bekannt; 
doch werden auch einige von ber Natur in dem 
hoͤchſten Gegenden des Schwarzwaldes hervorges 
brachte Seen zuweilen auch zum Floͤßen benußt, 
de B. der wilde See x. Aber eine Menge ger 
woͤhnlicher Schwellungen (hier Wafferftuben) , wo⸗ 
von einige eine große Menge Waffer faffen, kom ⸗ 
men in verfdiedenen Gegenden , die meiften und 
merkwuͤrdigſten aber im Murgthal vor, befonders 
bie in der rauhen Muͤnzach, die eigentlihe Seen 
entbehrlich madhen, wovon das Nähere in Herrn 
Zägerfhmidts intereffanter Vefchreibung des 
Murgthals nachzulefen iſt. Auch im Koͤn. Wuͤrt. 


378 

Antheil des Schwarzwalbes kommen fehr viele der⸗ 
gleihen Schwellungen im Altenflaiger, und bie 
meiften im Neuenbuͤrger *) Oberforft vor. 

Die bei Mühlen und andern nahe am Waffer 
befindlichen Taufenden Werfen und Gebäuden anger 
braten Floßwehre und Floßgaffen x. find 
ganz dem Zweck entfprechend und merkwuͤrdig, wo⸗ 
die meiſten an der Enz und Nagold anzutreffen find. 

Seit dem 3. 1804 ift im Neuenbuͤrger Ober 
fort im Eyachthal ein neuer Holz⸗Fang rechen 
eingerichtet worden , vorzuͤglich zur Gicherheit , das 
mit bei ſchnellem großem Waſſer das Scheiterholz 
zum Verflößen auf der En; in ben Kön. Wuͤrt. 
großen Holzgarten zu Biſſingen, an biefem Fluß 
gelegen , nicht theilweife hinweggeſchwemmt werben 
Kann , wie früher ſich ereignet hat. Diefe ſchoͤne 
Einrihtung fteht ungefähr 200 Schritte unter der 
fogenannten Herrſchaftsſtube oder Schwellung am 
Eyachfluͤßchen, auf der Graͤnze der Kalmbacher und 
Schwanner Reviere. 


Anmerkung. Ale mögliche Arten des Holy 
transport ohne Gebrauch des Waflers aber 





*) An der großen En; 8 dergleichen, an ber Efeinen 
Enz 9 dergleihen, an der Eya 4 dergleichen und 
3 fogenannte Eleinere Schlagfiuben zum Anbinden 
ded Holländerhofzed. 
A. d. V. 


\ 379 

bis am die Wafferftraße hin, find in biefer 
walbigen Gegend eingerichtet und fehenss 
werth. Als noch im K. W. Oberforft Freu: 
denftadt Holländertannen zum Verfloͤßen auf 
dem Murgfluß abgegeben wurden, waren 
einige HolländerholzsRiefen vorhan ⸗ 
den, 3. ®. in der Langenbach ꝛc., worin 
bie färkften Holländerhöfzer geriefet wurden, 
dermalen find aber im Würtembergifhen 
Antheil des Schwarzwaldes Eeine mehr vors 
handen; hingegen gewöhnliche Rleſen, um 
Scheiterholz darin ſchnell bergab zu fördern; 
ferner wird das Holz bergab auf Schlitten 
durch Menfchen transpertirt, bergauf durch 
Schlitten, denen ein Pferd vorgefpännt if. 
Ferner kommt das fogenannte Werfen 
ver, um an den fleifften felfigen Berghän« 
gen, und bei nicht betraͤchtlicher Höhe, 
Scheiter bergab mit einem befonderen Vor 
theil zu fördern, wo Feine andere Trans⸗ 
portart möglich iſt. Berner werben aus fleis 
Ien felfigten Bergwänden einzelne Holläns 
derhoͤlzer Tangfam, mit Huͤlfe eines Schiffes 
ſeils, das an die Stämme mit einem ſtar⸗ 
ken Lotteiſen befeftiget ift, herabgelaſſen, 
was man Seilen nennt. Durch Anwen⸗ 
dung des bekannten Lottbaums werden 
allerlei Hollander ⸗ und Bauholzſtaͤnme mit 


386 


Ochſen und Pferden aus dem Walde ge 
ſchafft, fo wie mit den gewöhnlichen Karren 
und Wagen. Auch find die befenderen Wer 
ge, mit ſtarken Prügeln belegt, merkwürdig, 
um Sommersjeit vorzüglih allerlei Hold 
berhöfzer. auf Plattformen und fogar bergab 
zu ſchaffen. 


Im K. Wuͤrt. Schwarzwalds⸗Oberforſt Freu⸗ 
denſtadt hat ſchon ſeit mehreren Jahren (15 bis 16) 
die Abgabe aller Holländerholzgattungen aufgehört. 
Der Vorrath von effektiven KHolländertannen und 
Meßbalken oder Zweifeltannen, nad bisher beſtimm ⸗ 
ten Dimenfionen des Durchmeſſers am oberen büns 
neren Ende, und der Länge *), geht in K. W. 
Oberforſt Neuenbürg auch bald zu Ende, beſonders 
wenn ſolche Abgabe fo ftarf bleibt, wie vor ı2 bis 
15 Zahren, wo folde jährlih 1200 effektive Tan⸗ 
nen und 1500 Mepbalten, Holländer Dickbalken 
und Kreuzbalten betrug. ö 


*) Die effektiven Tannen von 62 Buß Länge haben 18 
Zoll Durchmeſſer am dünnen Ende. Die andern 
von reſp. 72, 82, 92 und 102 Fuß Länge haben 
em dünnen Ende 16 Boll vol. Die Meßballen 
haben 18 oder 16 Zoll auf dieſe Länge nicht voll. 
Es kommen aber nur 6oger und 7oger Meßbalfen 
von ud®. 


881 


Im 8. W. Altenftaiger Oberforft wurde bis— 
her kein Hollaͤnderholz an die privilegirte Compags 
nie zu Calw abgegeben, obgleich ſolche Beſtaͤnde 

> vorhanden waren, worin ſolche Hölzer der Stärke 
nach fi befanden, jedoch nicht im großer Anzahl. 
Diefes find die drei Oberforften Kön, Wuͤrtember⸗ 
giſchen Antheils. 

Es muß alfo fehr wahrfheintih bald dahin 
kommen, daß in biefem Kon. Wuͤrt. Antheil des 
Schwarzwaldes diefer Holländerholzhandel aufhört, 
fo wie er bisher dort betrieben worden *), aus fols 
genden Gründen: 

3) weil die vorhandenen meift effektiven, aber 
überfländigen Tannen bald vollends abgeges 
ben find, und die Abflufungen, der bisher 
beſtimmten Stärke nah, nit in dem 
Abgabe: Verhättniß jährlih nach⸗ 
wachſen. Die geringeren Sorten find 

” meiftens fo alt als die Meßbalken, oft fo 

alt als die effektiven Tannen felbft , wenn 
fie auf einem Pag flehen, oft auch über 
ſtaͤndig, und als ſolche ganz geringen Zu« 
wachfes, ohne bemerkhare Vergrößerung des 





Oder nur im Keinen ſtatt haben, etwa mit bem 
6ten Theil des bißherigen, oder geringere Dis 
menfionen bei den Holländerhöfzern angenom⸗ 
men werden, was nicht au vermuten if. 

ö a. d. V. 


D 


382 
Schafts, fähig, um auch mad dielen Jah 
zen in die exften Sorten überzugehen; 

2) weil die beträchtliche Menge von Sägmühlen 
mit Ausſchluß aller Hollaͤnderholzgattungen 
ſchlechterdings nicht verfehen werden kaun · 
Jeder fogenannte Klotzbaum (nach ber Spra⸗ 
he der Schwarzwälder) hat die Stärke eis 
nes Kreujdibaltens oder gar eines Hollaͤn⸗ 
derbalkens, olfo von zmei Sorten eigentlis 
hen Holländerhöfzern. Der Bedarf von 
Shnittwaaren ift für das Inland unenb 
behrlih , und erfordert eine betraͤchtliche 
Nuantität, und als ausländifher Kandel 
mit zugutgemahter Waare auch wid 
tig, woran viele Menfhen Theil nehmen 
können. Diefer doppelte Handel barf dem 
KHolländifchen nicht aufgeopfert werden ; 

5) weil wenigftens ohne eine mäßige Anzahl 
effeßtiver Zannen und Mefbalken fih wohl 
feine ſolide Compagnie zur jährlichen Ab⸗ 
nahme finden würde ; 

4) weil bei einer geringen Anzahl Hollaͤnderhol⸗ 
zes die deswegen doch von der Herrſchaft zu 
machenden befonderen Auslagen , dur die 
accordsmäßigen Abrechnungen z · 8. an Floß⸗ 
iraßen » Reparationen, Holländer Wegen, 
Stammgelder für Forſtbedienten ıc., verhält 
nißmaͤßig viel besrädtliher ausfallen 


x 


383 


müffen, ald bei großer Anzahl. Die Bloß 
firaßen müßten bei geringem Quantum in 
eben fo brauchbarem Zuſtand erhalten wer 
den, als bei großem Quantum ; das wer 
nigere Eonceffionsgeld kommt eben 
falls für bie Herrſchaft in Abzug etc. 

Es wird uͤbrigens, die baare Einnahme 
allein abgerechnet, dielfachen Nutzen haben, wenn 
biefer auslaͤndiſche Activhandel einen gewiffen Zeitz 
raum unterbrochen wird. Man kaun nun diejeni⸗ 
gen Beftande beſſer auswählen, nach vorheriger ger 
neuer Unterfuchung derfelben in Hinſicht aller auf 
die Vollkemmenheit der einzelnen Stämme jufam- 
menwirkenden Umftände, welche auf Hollaͤnderholz 
eigentlich benutzt werden ſollen. Man kann ferner 
wit dieſen Unterſuchungen auch taratorifhe verbin⸗ 
den, um den Zeitpunkt annaͤherungsweiſe, 
nicht gerade auf einzelne Jahre anzugeben, wann 
ein ſolcher Handel wieder etabliet oder fortgefegt 
werden kann, in welcher Ausdehnung c. Man 
kann fiherer das rechte Verhaͤltniß ausmitteln ,i in 
welhen die Wirthſchaft mit Brandholz als den 
unentbehrlihften, und mit Bau» und Nups 
holz, mit diefer Holänderwirthfchaft ſtehen kann, 
Der Bedarf aller Gattungen Holes und - 
im Ganzen kann fiderer ausgemittelt werden, und 
dadurch diefer Punkt mit dem unmittelbar zuvor 
angeführten zweckmaͤßig verbunden werben; webei 


38 


nie die Hauptregel uͤberſehen werden barf, daß 
der. ansländifhe Activhandel mit Hole 
tänderholz nur vom Ueberfluß beftrit- 
ten werden foll, 

Endlich Kann und fol die fogenannte Fem⸗ 
melwirthſchaft mit Hollaͤnderholz gänzlich aufı 
hören, und als regelmäßige Schlagwirth ſchaft 
in Zukunft alles dabei behandelt werben, mit we⸗ 
nigen Ausnahmen , wo die befonbere Beſchaffenheit 
des Terraind die erfte Wirthſchaft old Abweihung 
erlaubt, wovon weiter unten ein Mehreres in eis 
nem befonderen Kapitel vorfommen wird. 

Im Gr. Badiſchen Antheil des. Schwarzwaldes 
Eann diefer Holzhandel ins Ausland noch eine laͤn⸗ 
gere Zeit dauern, und zwar aus dem unseren noͤrd⸗ 
lichen Theil. Der anſehnliche Hagenſchießwald, 
das Langenalber ‚Revier 1, aus dem Forſtamt 
Pforzheim, enthalten’ noch eine bebeutende Anzahl 
erwachfenen dergleichen Holzes, und darunter viele 
eigentlihe Tannen, der Stärke nad) ; jedoch wird 
diefer Zeitpunkt der Dauer nod näher durd bie 
Quantität (und Qualität) der jährlichen Abgaben 
befiimmt. Steht biefe jährliche Abgabe in einem 
pafienden Verhaͤltniß mit dem jegt ſchon vorhandes 
nen erwachfenen und zugleich mit den nachwachſen · 
den Stämmen, fo daß keine Unterbrehung ſich er⸗ 
giebt, fo kann eine Reihe von Jahren verließen, 
bis diefer Handel aufhört; im entgegengefegten Fall 


385 


’ 
wird diefer Zeitpunkt mehr ober weniger verkürzt, 
Durch befondere Lokal» Unterfuhungen diefer Wäls 
der nad allen dahin wirkenden: Umftänden kann 
man am fiherften belehrt werben, welche befondere 
Vorſichtsregeln man dabei in Hinſicht auf die Wäk 
der und deren Behandlung zu beobachten habe. 
Uebrigens kann ih Hier die Bemerkung nicht 
unterbrüden, daß eben dieſe fo lange Jahre und 
fo im Großen baurenden Flaͤßereien auf mehreren 
Blöffen zugleich, mit fo vielerlei Holgfortimenten, 
ins Inland, und vorzüglich ins Ausland, eine 
Haupturfache find des unregelmäßigen Beflan . 
des fo vieler Waldabtheilungen, 2) nad den nis 
thigen Abftufungen im Alter und Vollkommenheit, 
2) nach dem vollſamen und hoffnungsvollen jungen 
Nachwuchs, 5) nah den dort. durch die Natur 
hervorgebrachten Miſchungen der Holzarten unter 
einander *). 
Wei dem Anfang diefer Flößereien vor mehr 
als hundert Jahren war man in den ‚vielfachen ’fo 
2 
> Die Eifenwerke im Chriſtophoͤthal, im Kin. Wuͤrt. 
Oberforſt Freudenſtadt, können Faum zur Nothe 
durft mit Kohlen verfehen werden; die Buchen 
find fehr felten geworden, und mod nicht ganz 
phoſikaliſch haubare Nadelhoͤlzer müffen angegriffen . 
werden; und von allen diefen drei Punkten find 
mie noch viele Theile des Schwarzwaldes ald Weir 
fpiele bekannt. 25 A. d. V. 


356 


' 
hoͤchſtnoͤthigen Kenntniſſen noch nicht bewandert, 
welche beſonders den verwaltenden höheren Forſtbe⸗ 
dienten im Schwarzwald unentbehrlich find. Die 
Vorſichtsregeln, um jeden Schaden ber Floͤßereien 
möglich. zu vermindern, waren auch nod nicht bee 
kannt, und ergeben ſich theilweife erft Aus den Fol⸗ 
gen. Die, wichtige Lehre von Zoration der Waͤl⸗ 
der, welche den wichtigſten Einfluß auf ihre Bes 
handlung hat, war nech unbearbeitet, und bamit 
zugleich die intereffante Lehre vom jaͤhrlich möglichen 
Zuwachs im Dunkeln. Wer Eonnte alfo vorausſe⸗ 
. ben, was nur nach 50 Jahren für ein Verhaͤltniß 
wifchen den jährlichen, der Quantität nad) in kur⸗ 
zen Zeiträumen verſchiedenen Abgaben zu biefem 
Behuf *), mit der unverhäftnißmäßig zugleich ger 
fliegenen Bevölkerung im Schwarzwald und dem 
jahrlichen Holzzuwachs, vorkommen koͤnne und wer» 
de? Und wer Fonnte Bei diefen fo veränderlichen 
Umftänden den jährlichen Bedarf der Bewohner des 
Schwarzwaldes nur auf wenige Jahre richtig angeben ? 





*) Die Holländerholj Abgaben waren fih nur nad den 
Accordszeiten gleich, alfo 8 bis 10 Jahre, und 
felbft während diefed kurzen Zeitraums kamen Abs 
änderungen vor, gemöhnlih durch Vermehrung 
der Quantität deſſelben, wovon mic die Einficht 
in dergleichen Accorde und meine Dienſtverhaͤltniſſe 
im Schwarzwald überzeugt haben. , 

\ 45%. 


387 


Die Kinzigflößerei befonders betreffend. 


Die Hauptreviere, in welchen vorzüglid bie. 


Waldprodukte zum Behuf diefes wirklich nicht uns 
bedeutenden Handel genommen werben, find Rip⸗ 
poltsau, Wittichen und Wolfach, deren 
Bezirke der Länge nad) durch die flofbaren Haupt ⸗ 
baͤche, die Kinzig und Wolf, und die häufig in 
jenen befindlichen Wafferfhiwellungen fowohl, als 
die ons den Geitenthälern in diefelben geleitetin 
floßbaren Grundbädhe, und zwar namentlich die 
Absbacher, Reichenbacher, Wildſchappacher, Ran⸗ 
kenbacher, Kaltenbrunn und Heubacher, zum vor» 
theilhaften Transport derſelben bewaͤſſert find, 

Der Haupthandel wird im Stammholz von 
der Heinften Gattung an aufwärts bis zum Holläns 
derbaum einſchließlich ſteigend, betrieben, und floß⸗ 
weife auf der Kinzig. bis Kehl, dem Hauptmarkt ⸗ 
platz, von dert aus aber theils weiter auf dem 
Mhein abwärts verſchifft, theils daſelbſt an auswärs 
tige Holzhändler im Großen und Kleinen auf das 
Land verkauft. , 

Vermöge eines zwifhen den Hohen Käufern 
Würtemberg und Fürftenberg in den Jahren 1764 
und 1766 abgeſchloſſenen Kinziger Hauptfloß » und 


Machregeffed ift der Floßſtammholz⸗Handel für den 


Kinzigfluß ausſchließend an 40 privilegirte zünftige 
Schiffer verliehen, welche ihr Schiffergewerbe nah 


386 


den im erwähnten Receß enthaltenen Vorſchriften 
betreiben dürfen. Die Hälfte befagter Schifferzahl 
bildet eine Compagnie, die in Wolfad ihren Gig 
bat ; bie übrigen 20 betreiben einzeln, jeber für ſich, 
ihr Gewerbe nach Rezeßvorſchrift und Zunfterbnung. 

Der Flecken Schenkenzell, fo wie das Amts⸗ 
ſtaͤdtchen Wol fach, find bie beiden Stapelorte, 
bis wohin die Waldbapern ihre feilhabenden Floͤße 
bringen, und an welchen dieſelben von ben mit 
oder andern Schiffern kaͤuflich übernommen, von 
denfelben in größere Floͤße umgefchaffen, und von 
ba weiter auf ihre Rechnung verfdifft werden. ' 

So wie in mehr erwähntem Receß die gegens 
feitigen Verbindlichkeiten zwifhen den Waldbauern, 
Schiffern und Flößern unter fih genau feſtgeſetzt 
find, und überhaupt in bemfelben nichts vergeſſen 
wurde, was vorſchriftlich zur Beguͤnſtigung diefes 
fo. wopithätigen Handels erſprießlich ſeyn Eönnte, 
fo wurde aud für das auf der Kinzig zu verfldo 
Fende Stammholz, welches durchgehende in Weißs 
tannen, Fichten oder Kiefern beficht, auf immer 
eine beftimmte Norm, ruͤckſichtlich der Ränge ſowohl, 
als des Durchmefiers am Eleinen Ende, nach bem 
bier in der Copie verzeichneten Straßburger Waſſer⸗ 
ſchuh Maaß feſtgeſetzt. In der angefügten Tabelle 
find ale jene Stammholz⸗ und Saͤgwaaren ·Sorti⸗ 
mente angegeben, die rezeßmaͤßig auf der Sinis 
su verflößen erlaubt find. 








Zu S. 388, 





I 
(oa der Kinzig bi 
wird. 


Beim Vordfloß erſcheinen nebſt 
den Kefmlingen auch 200 Etämme, 
welche als Vorholz gebraucht wer 
den müſſen. 


Beim Hollanderſoß tommen nur 


| 50. Sonänder Stämme vor, die übrts 


gen 20 Etämme find von aeringerer 
Gattung, als Vorhotz unentbehrlich: 


unter Geöhe wird eine Neiße 
varallel zufammen geflochtene ober 
verflochtene Etämme, deren Anzahl 
in nebenftehender Tabelle nach Ver» 
wiedendeit der Flofgattungen be · 
ſtimmt iR, verſtanden. 


unter Heimling verſteht ſich die 
Hälfte eined gefägten Tromboigeß, 
deren jedeß 526 Vorde hält, weiche 
gleichfaltd geftößetweife unfammen go 
llochten find, 


B 389 


Dbige Floͤße werben mittelft tannenen, birke⸗ 


neh oder hafelnen zubereiteten Floßwieden flamm s 
und geftöhrweife zuſammengeflochten, jedes dieſer 
Floͤße mit 3 bis 4 Kolgfperren zur erforderlichen 
Bahrtdirection verfehen, und auf ber Fahrt durch 
einen Fahrtſchiffer, nebſt einem Gefpann von 15 
Floͤßerknechten, geleitet und fpebirt; mebftbem wers 
den biefe Floͤße öfters mit Eihen-Stammbolz, allen 
Sorten Saͤgwaaren ſowohl harter als weicher Gais 
tung, wie aud mit Kiefer», Küblers, Wagner + 
und andern Handwerkholz durch alle Klaſſen, übers 
dies mit Harz, Pech, Terpentin und Kienruß, uns 
ter bem Namen Oblaft, befrachtet. Won obigen 


tabellariſch verzeichneten Floßgattungen mögen aus 


fämmtlihen Waldungen dieffeitigen Oberforſtbezirks 
jährlich ungefähr erbauen, und auf ber Kinzig au: 
ber Landes verflößet werden: Hollaͤnderfloͤße 10, 
Bordfloͤße 15, gefroͤmte Holjflöße 25, gemeine 
Holiflöße 55, zufammen 85. 

Eine weit bedeutendere Anzahl dieſer Floͤße 
wird aus dem Kinzinger Zloß- Nezeh + Bezirkswal⸗ 
dungen im Wirtembergifhen erhauen, und von dem 
privilegirten Schiffer auf der Kinzig durch den 
Wolfacher Oberforſtsbezirk verſloͤßet. Das von dem 
Floßſtammholz zuruͤckbleibende Doldenholz wird zu 
Scheiterholz aufgemacht, und fo verwendet. 


Das Klaftermaaß iſt verſchieden, für bie herr⸗ 


ſchaftlichen Waldungen durchgehends zu 6% Schuh 


390 

bob, 615 Schuh weit, und das Scheit 5%, Sch. 
lang nach dem Nürnberger Werkfhuh angenommen; 
fon aber, wenn nicht durch befondere Accordbes 
dingniſſe das Maaß vorgeſchrieben ift, wird daſſelbe 
zu 7 Schuh hoch und weit, die Scheitlaͤnge zu 
3* Schub, nad) dem ſchon früher. beim Floßſtamm⸗ 
holy befchriebenen Straßburger Waſſerſchuh verfer- 
tigt. Was die Waldungen diesſeits den Eigenthuͤ⸗ 
mern am Holzertrag nicht zureichend ventiren, ſu⸗ 
en diefelben ihnen durch die jährliche Harzerndte 
um ſo eher abzugewinnen, als das Harz hier, wer 
gen der günfligen Cage bed Transports bis an den 
Nhein, und von dort weiter bis Holland, bereits 

immer in hohem Preife ſteht. 


Weber 


die im Schwarzwald fogenannte Fem⸗ 
melwirthſchaft. 





Diete gefährliche Wirthſchaft iſt Bisher vorzuges 
weife in vielen Gegenden des Schwarzwalbes bes 
- trieben worden, beſonders aud Bei Abgabe der 
Holländerhötjer. Sie beſteht eigentlich Hier darin: 
„daß bald mehr bald weniger Stämme aus für bier 
fen Zweck haubar angenommenen Walbabtheilungen 
gehauen werden, aber immer bie’ftärfften zuerft, 
ohne fih an Zahl und Zeit *) genau zu binden; 


”) Dan trifft Wätder an, in welchen ı2 bid 15 Jahre 

ungefähr, mit Furgen Unterbrechungen, gefemmelt 

. worden ift, wobei Bedarf, Intereffe und Mangel 

“ an Einrichtungen zum Trandport zufammenmirfen. 

Bei Saͤg⸗- ober Ploͤcherholz kommt der Bad am 

meiften vor, meil dort die Vloͤchergerechtigkeit auf 

" gewiffen Wäldern haftet , worin fo lange und noch 

länger die beftimmte Quantität jährlich heraubge⸗ 
nommen wird. . 


A. d. V. 


308 . 
und ohne dabei bie natürliche WBefaamung und 
Schutz durd befondere diesfalls nothwendige, ver⸗ 
ſchiedene Stellungen bei verſchiedenen Holzarten ges 
nau zu beobachten.“ Sie iſt alfo eine Art Pien- 
terwirthſchaft, und der reinen Schlags 
wirchfcdaft entgegengefegt. 

Schon die angegebene Definition giebt zu er« 
Tonnen, daß fie mit unferen neueften beften forfts 
lichen Principien nicht übereinftimmt, nad welchen 

«wir die Pienterwirthfchaft, als Ausnahme von der 
Kegel, bei Baumbölzern, und mit beſſeren Modis 
ffationen,, als hier beobachtet werben, in einzeinen 
Fällen beibehalten und betreiben. 

Ich will nun zuerfi die angenommenen Vor⸗ 
theile, welde die Femmelwirthſchaſt im Schwarz 
wald haben fol, punktweiſe angeben, und dann 
die Nachtheite, eben fo, um die Folgerung vom 
richtigen Refultaten zu erleichtern. 

1) Vortheithaft fol feyn, daß man ben jährs 
lichen Holzbebarf der Bewohner des Schwarzwals 
des, und beſonders der einzelnen Höfe, Hütten, 
Sägmühlen ı., nad ben verfhiedenen orten 

‚ leichter abgeben und befriedigen Fann; und daß ber 
Abnehmer fie weniger Foffpielig on Ort und Stelle 
ſchaffen kann, wo fie ihm nöthig und nuͤtzlich find. 
Es Taffen ſich leicht ein Paar Plöder s oder Gägr 
bäume, ein Paar Klafter Brandholz, ein Paar 

Bauholz⸗Staͤmme in der Nähe Herausfemmeln ! fe 





393 


daß der Käufer ober blos Empfänger (wenn er aus 
Gerechtigkeit umfonft erhätt) das Brandhol; auf 
Handſchlitten, und die Klöge mit dem Lettbaum 
fehr wohlfeil fortbringen Eann. 

2) Es können länger nach einander in einem 
und demfelben Wald Brands, Nugs, Baus und 
Saͤgholz abgegeben werden, weil die bisher fo bes 
handelten Waldungen mehrere Abflufungen übers 
haupt zeigen, die alfo früher wieder nachwachſen 
tönnen, als bei der Schlagwirthſchaft, wo in der 
Regel weniger Abftufungen nad Jahren und nad 
der Volllommenheit der einzelnen Stämme vors. 
kommen. Far 
5) Die wuchernden Forſtunkraͤuter können nicht 
fo ſchnell und fo fehr überhand nehmen, als bei 
der gewöhnlihen Schlagwirthſchaft. 

4) Die Miſchungen aller Art koͤnnen in Waͤl⸗ 
dern bei der Femmelwirthſchaft leichter, beſonders 
im erwachſenen Zuftand, erhalten werden. 

5) Die Stürme können nicht fo vielen Schas 
den thun, wenn man nur beträdtlihe Luͤcken vers 
meibet. 

6) Man kann die gefemmelten Wälder früher 
als haubar anfprehen und benugen, weil man ges 
woͤhnlich immer die ſtaͤrkſten, alfo erwachſenen 
Staͤmme hinwegnimmt, und die andern bei fo vier 
Ten Abftufungen ſchneller nachwachſen koͤnnen. 
7) Die hoͤchſten Kuppen der Berge, fie mögen 
" ’ 26 





394 
Sormen haben, welde fie wollen, können bewals 
det erhalten werben. 

Im Ganzen nur unwichtige und mehr Schein 
gründe, was das Folgende näher beweiſen und die 
Widerlegung erleichtern wird. 

1) Schädli wird diefe Wirtbfhaft in Hinſicht 
des Wildfhadens. Der wenigere Auffchlag von den 
vorkommenden Buchen und der vielfache von Nadel⸗ 
Hölgern, der nur in den Lucken gewöhnlich vors 
Eommt , welde duch Herausfemmelung eines ftars 
Ten oder einiger geringeren nahe beifammen ftehens 
den Gtämme entſtanden find, wird ſowohl durch 
hohes Rothwild, ald aud und weit mehr von Reh⸗ 
wild verdorben. Das Wild halt ſich in noch nit 
ſehr Mark gefemmelten Wäldern eher auf, weil fie 
noch einige Verborgenheit gewähren. Wenn große 
Piäge vorfämen, wie bei der Schlagwirthſchaft, 
wo entweder ganz Eahl gehauen wird, wie bei der 
Fichte fehr oft, oder auch nur anfänglid dunkel, 
und nad mehr oder weniger Jahren gelichtet und 
gereiniget, fo wäre bei dem erften Fall vorzüglich, 
dur& die natürlihe Schüchternheit der wilden Thies 
se auf folden hellen Plägen, der natürliche oder 
kanſtliche Nachwuchs ſchon im gefaͤhrlichſten erften 
Jahr ſeines Daſeyns mehr, bei Tagszeit wenig⸗ 
ſtens, geſichert, und im zweiten Fall nach wenigen 
Jahren. Und bei zwei gleich großen Flaͤchen, und 
bei gleicher Anzahl und Gattung des Wildes würde 








395 


ein großer Unterſchled herauskommen, wenn bie 
eine Flaͤche gefemmelt , und die andere fchlagweife 
behandelt wäre. 


Das Refultat diefer Vergleihung wuͤrde dahin 
ausfallen, daß in Anfehung des Areals, bei gleich 
großer Menge des Anflugs, der ſchlagweiſe behans 
delte Plag zum gefemmelten wie 1:6 ungefähr fh 
verhalte, d. h. eine gewiſſe Anzahl Rothwild wird 
in gleihem Zeitraum 6mal fo großes Areal 
verderben bei der Femmelwirthſchaft, als bei ber 
Sdhlagwirthſchaft; wovon der Hauptgrund darin 
liegt, daß im erſten Fall der Anflug in Heinen 
Parthien fehr entfernt von einander, im Ganzen 

auch viel weniger, im legteren Ball aber in einer 
großen Parthie ganz’ nahe beifammen, vorkommt; 
welde, wenn fie nicht gar zu groß find, durch 
zweckmaͤßige CEinzäunungen, durch übelriechende 
(oben beſchriebene) Ingredienzien, und dadurch 
mehr gefhägt werden können, daß dem unterften 
Forſtperſonal ftreng aufgegeben wird, dieſe eigente 
lichen regelmäßigen Schläge Abends fpät und Mom 
gene fräh zu befuhen, und durch Blindſchießen 
das Wild zu verfheuchen, und das wirklich vor 
handene durch Zodtfdießen zu vermindern. Der 
Wildfhaden wird bei der reinen Schlagwirthſchaft 
leichter entdeckt, dem minderen oder mehreten Grab 
nad, als bei der Femmelwirthſchaft, und iR alfe 


36 . 
auch beffer. und zweckmaͤßiger der vielfache Schuß 
dagegen anzubringen. 


2) In Hinfiht des Schadens burd sahme 
Vieharten. 

So iſt es dabei eben ſo gefaͤhrlich, beinahe wie 
beim Wildpret, was bie Gefahren des Anflugs und 
Axfſchlage und der Gipfel des aͤlteren Nachwuchſes 
Werd) gaͤnzliches Abfreſſen betrifft. Nur kommt als 
unlerſchied vor, daß die Einzaͤunungen gegen bie 
NRindvieharten (Ziegen und Schweine ausgenommen) 
mehr abhalten wirken, wenn bie Barriere 4 Buß 
hoch, und die Stangen 3-bis 4fach übereinander, 
"und der Aualität nach nicht zu gering angebracht 
werden, und wenn keine Lüden vorhanden find. , 
Ein fleißiger Hirt oder zwei dergleichen bei großen 
Heerden können eine ganze Heerde abhalten, wenn 
fie aufmerkfam find. 
. Mein alles bisher (Mo. 2) Geſagte fegt wie 
der Schlagwirthſchaft voraus. Mei der Femmel⸗ 
wirthſchaft werden die Pläge, beſonders die auf eis 
mige Zeit ausgehauenen , gewoͤhnlich fo groß, daß 
on keinen Schutz durch Einzdunung zu denen iſt, 
und Hegewiſche fhägen nicht! viel. Die einzelnen 
Stuͤcke Vieh laufen alfo weit herum, und mo fie 
fo horſtweiſe jungen Auffhlag oder Anflug finden, 
da wird er abgetrefien, um fo mehr und gewiſſer, 
als in diefen Nadelhoͤlzern überhaupt angenehme 





B 5 397 
Grasarten und Heeartige, füßlihe Kräuter, welche 
dem Rindvieh am liebften find, nicht vorkommen, 
‘oder hoͤchſt felten auf lichten, größeren. Platten; 
Hingegen ſchaͤdliche, von dieſen nicht gefuchte und. 
geliebte Kräuterarten oft in großer Menge, wovon 
das hohe rothe Bünffingerfraut (Digitalis purpu- 
rea, Lin.) ein auffallendes Beiſpiel giebt, mit 
welchem lit gehauene Strecken oft ganz uͤberzo⸗ 
gen find. 

Wer will überhaupt bei biefer Wirthfchaft der 
Viehweide einen unſchaͤdlichen Plag anweifen? wer 
den rechten Zeitpunkt angeben, wann zweckmaͤhig 
gebannt und im Hege gelegt werben ann? und 
mo? Ueberall "herum befindet fi etwas Dache 
wuchs, und doch nicht fo viel und von felher Qua⸗ 
Tität, daß der Play nach den beften Regeln des ' 
Forſtſchutzes gebannt werden kann. Erwachſene 
läge liegen nur felten fo dazwiſchen, daß Trift 
und Weide moͤglichſt unfchädlicher Weife angewiefen 
und benugt werden kann. 


3) In Hinfiht der Qualität ded Nachwuchſes. 
Wenn auch gegen alle Wahrſcheinlichkeit wirklich 
Anflug (und Aufſchlag) dis zu dem Zeitpunkt gluͤck⸗ 
lich und unverborben fortwähst, wo er Nach» “ 
wuchs in der forftlichen Kunſtſprache genannt wird, 
nemlich in dem Zeitpunkt, wo die alten Stämme 
bei der reinen Schlagwirthſchaft alle weggenom⸗ ’ 


398 - B 
men werben, was oft erft mit 5, 6 und 7 Jahren 
hier geſchieht, fo if wenigfens dem Forſtmann, 
der botanifche Kenntniffe, aud von bem Wachs, 
thum und inneren Bau der Holjpflanzen befigt, 
Har, daß ein folder Nachwuchs, der in folhen ges 
ringen Luͤcken aufwächst, zu fehr und zu lange Zeit 
unter dem Druck der älteren und höheren Stämme 
ſteht, als daß er freudig fortwachſen Eann. Oft 
fließt fi) eine Lücke, die durch einen Stamm ent« 
fanden ift, nah einigen Jahren wieder mehr zu 
durch Naͤherwachſen der Aeſte und Zweige der noch 
ftehenden wüchfigen Stämme gegen einander, und 
in diefem vielfältig vorkommenden Fall iſt wenig 
für die künftige Vollkemmenheit eines ſolchen Nach⸗ 
wuchſes zu erwarten; eine gute Floßwiede, ein 
kurzſchaftiger, geringer Brandholzſtamm hoͤchſtens. 
An Bauholz, Säghol; und Hollaͤnderholz iſt gar 
nicht zu denken. 

Iſt aber die Luͤcke groß und die Lage fo, daß 
die Sonne den Boden ftark befheinen kann, fo ift 
wenigftens füg die Meißtannen nichts oder ganz 
wenig in jeder Hinſicht zu hoffen. 


4) In Hinſicht der Stürme 
ift befonder6 große Gefahr vorhanden. Schon bei 
der reinen Schlagwirthſchaft ift nicht ganz zu. ver 
meiden, daß nicht mancher Stamm etwas höher ift 
und fteht, als der andere, aus welden zuſammen 


. u 399 
die dunkle oder natürliche Beſaamungsſtellung fors 
mirt wird; doch wird bei vorfichtiger Auswahl ber 
Stämme der Unterſchied nicht groß ſeyn, beſon⸗ 
ders im mehr ebenen Gegenden oder Plattformen 
der Gebirge. 

San; anders verhält es fi bei der Femmel⸗ 
wirthſchaft. Hier kommen vor und müffen viele 
Abftufungen ber einzelnen Stämme, auch läne 
gere Zeit vorkommen, und befonder6 aud ber 
Höhe nah, weil die flärkften auch gewöhnlich die 
hoͤchſten find. 

Mir find einzelne Säle bekannt werden, wo 
Holländertannen wohl 25 bis 30 Fuß über die ans 
dern in Menge vorhandenen geringen Stämme her 
vorgeragt haben. Was ift natürlicher, was begreife 
licher , als daß die Stürme diefe einzelnen Staͤm⸗ 
me, die ſich nicht wechfelfeitig unterftägen können, 
wie in mehr gefchloffenem Zuſtand, leicht umwer⸗ 
fen (oder auswulgen *), nad dem Schwarzwälder 


*) Nach meinen befonderen Beobachtungen ift der Scha⸗ 
den durh Stürme im Schwarzwald am flärfften 
und häufigen, wenn diefe in einem Zeitpunkte 
wehen, mo der Boden eben ganz aufgefroren iſt, 
wenn ed anhaltend geregnet hat, und wenn der 
Boden tiefgehend , fehr gut iſt für Nadelhoͤlzer 
(Dammerde, Sand und £ehmen). Der Suͤdweſt⸗ 
wind if der gefährlichfte, was übrigens auch in 
den weiten Gebirgögegenden der Fall ift. Der Um⸗ 


2* 


400 


Ausdrud), wobei denn die fo ganz unregelmäßig 
nad allen Richtungen auf die nahe flchenden ges 
follenen ftärkeren eine Menge diefer geringeren bes 
ſchaͤdigen und zertrümmern, weldes viele und gros 
fe Lücken verurfacht. 

Nun haben die Stürme überhaupt mehr Ein 
gang in diefe Wälder, weil der Schluß immer mehr 
aufgehoben wird ; und fo Eommt es, daß beinahe 
immer die flärkeren, etwas hervorragenden befhädis 
get werden, und daß eine folhe Stellung und 
Beſchaffenheit des übrigen Waldes fi) ergiebt, wel 
che nicht nur keine ſchoͤnen, ſtarken Bäume in Ans 
zahl mehr erwarten läßt, fondern auch felbft dem 
Nachwuchs theilweiſe nicht mehr ſchuͤtzend iſt, weil 
die Luͤcken zu groß werden, um den noͤthigen Schat⸗ 
ten gewähren zu Eönnen, der wenigftens für bie 
Weißtannen in der Jugend unentbehrlich, und für 
die Fichten (Rothtannen) in gleiten Alter fehr 
nuͤtzich if. 


5) In Hinfiht auf Durchforſtungen. 
Es ift eine den neueren Zeiten eigene, aber auf 





Rand, daß die hoͤchſten Gegenden im Schwarzwald 
von Norden gegen Süden ziehen oder ſtreichen, iR 
bier befonderd zu bemerken, weil Güdmelt » und 
Weſtwinde deſto mehr Eingang haben und deko 
gefährlicher werden koͤnnen. 

add. 


401 


richtige Beobachtungen der Natur und richtige Er⸗ 
fahrungen gegründete Methode, die gut (d. h. dicht) 
beftondenen Hochwalder in folhen Epochen zu durch⸗ 
bauen (durdforften), we die Matur felbft deutliche: 
Bingerzeige dazu giebt, dadurch, daß in ſolchen Ber 
Ränden kürzere, Eümmernde und gan; abgeftorbene 
Stangen und Stämme (nach den mehreren ange 
nommenen Epochen) vorkommen, welche nicht zu 
denen gerechnet werden Eönnen, die bei ziemlich 
gleicher Die, aber gleicher Höhe, fehr gut vegeti ⸗ 
rend, den fogenannten oberen Schluß ber gan« 
zen Waldflaͤche formiren, wobei die oberfien Aeſte 
und Zweige noch in einander geſchlungen oder ver, 
wachſen vorkommen (erſte Durchforſtung), welches 
ein natuͤrlicher Schutz gegen Stuͤrme und gegen 
andere ſchaͤdliche Einwirkungen aͤußerer Umſtaͤnde 
iſt, welche Stellung zugleich das Eindringen der 
Sonnenſtralen auf den Boden hindert, was im 
Sommer bei warmer und trockener Witterung zur 
gefunden Erhaltung der einzelnen Stangen noth« 
wendig ift, und zu gleicher Zeit die Moosarten 
grünend erhält, melde für Weißtannen und 
Rothtannen nügli werden. 

Wie it nun moͤglich, auf vorbeſchriebene zweck⸗ 
mäßige Weife Durchforſtungen in ſolchen Wäldern 
vorzunehmen; die vielen Abſtufungen ber einzelnen 
Stämme unter ſich, welche bei der Femmelwirth⸗ 
{haft vorfommen muͤſſen, laſſen keinen eigentlichen 


403 


oberen Schluß zu, und die Natur kann daher nicht 
fo regelmäßig abfterben laſſen, weil ihr ordentlicher 
Gang durch oͤfteres unordentlihes Hinwegnehmen 
vieler Staͤmme gehindert wird, wobei die gewoͤhn · 
lichen Epochen der Durchforſtungen nicht vorkom⸗ 
men koͤnnen. 

Wie viele tauſend Staͤmme, wovon viele ſchoͤ⸗ 
nes Bau: und Nutzholz hätten erwarten laſſen, 
werden nicht bei dem oftmaligen Herausfemmeln 
einzeln beſchaͤdigt, und dadurch in die Qualität des 
Brandholzes zurücgefegt, und wer kann diefes vers 
hiten? Die regelmäßigen Durchforftungen bei 
ſchlagweiſe behandelten Hochwaͤldern können in Dies 
ſem Betracht ganz unfdädlic vorgenommen werden. 

Die Femmelwirthſchaft kann felbft als umge 
kehrte, fcädlihe und unregelmäßige Durch fors 
fungsart gegen die ächte angefehen werden. . 
Bei der erfteren werden bie ſtaͤrkſten und flärkeren 
Stämme herausgenommen , und bie ſchwaͤcheren, 
ſchlechteren (am längften ) ftehen gelaffen ; bei der 
zweiten, beften, immer bie ſchwaͤcheren, ſchadhaften, 
damit zugleich die Wolfommenheit der älteren vers 
mehrt, und noch Holzmaffe im Ganzen gewonnen. 

Ber kann aus den endlich noch übrigen ſchlech⸗ 
teren Stämmen eine fihere Befaamungs. Stellung 
bilden, befenders bei den reinen Weißtannenbeftäns 
den? Selbſt bei den Kiefern und in einzelnen 
Fallen bei Rothtannen (io nicht kahl gehauen ift) 





\ 403 


wird biefeß felten möglich werden... Bei der Fem⸗ 
melwirthſchaft muß alfo immer durch Kunft Nach⸗ 
wuchs hervorgebracht werben, mas Koften erfordert, 
und zum Gebeihen Vereinigung gluͤcklicher Umſtaͤn⸗ 
de. Ein Fehler, der fehr groß iſt, und ber nice 
vermieben werden kann, fo lange diefe Wirthſchaft 
ſich erhätt. i ö 


6) In Hinfiht des Transports ber Holzſor⸗ 
timente aus dem Wald. 

Bei der reinen Schlagwirthſchaft if es Negel, auf 
jedem Hieb (Schlag), wo es das Terrain erlaubt, 
zwei Wege zum Fahren eingerichtet zu haben, 
und wenn folhe nicht ſchon vorhanden find, auf 
der kuͤrzeſten, alfo möglichf geraden Linie, und auf 
die unſchaͤdlichſte Weife, ungefähr 6 bis 7 Buß 
breit, neu anzulegen. 

Der eine ift zur wirklichen Abführung der Holz⸗ 
fortimente eingerichtet, und muß alfo befonders gut 
und foviel moͤglich fer eingerichtet werden, weil 
beladene Fuhrwerke dieſes nöthig machen ; der 
andere ift zum Einfahren mit leeren oder ungelades 
nen Wagen und Karren befiimmt, und muß eben» 
falls in brauchbarem Zuftand erhalten werben, weil 
fonft die Fuhrleute genöthigt find, zu unerlaubten, 
nicht gerade zum Fahren befliimmten Ein» und Aus⸗ 
gängen ihre Zuflucht zu nehmen, wobei der Wald 


408 


vieles leidet, und im Abführungsgefhäft Unordnun⸗ 
gen fi ergeben. 

Diefe Wege werden auf Koften des Wald-Eis 
genthümers bergeftellt, und in herrſchaftlichen Waͤl⸗ 
dern bat der betreffende Foͤrſter dafür zu forgen, 
daß beide in ber Jahreszeit zum Fahren brauchbar 
find, in welcher die Abfuhr des Holzes geſchehen 
muß. Am Eingang ded Waldes ftehen auf einer 
mittelmäßig ftarken, 4kantig beſchlagenen, hölzernen 
Saͤule oder Stock, welcher 6 Fuß hoch if, auf ei 
ner befonderen Tafel leferlih die Worte: „Zum 
Einfahren”; am andern Weg, ebenfalls beim 
Anfang des Waldes, die Worte: „Zum Auss 
fahren’. Da, wo diefe beiden Wege innerhalb 
des Waldes in die Hiebe oder abgetriebene Abthei⸗ 
Tung einlaufen, muß ebenfalls ein Zeihen anges 
bracht ſeyn, damit nicht aus leicht möglicher Irrung 
der eine für den antern befahren, und Unordnung 
im Ganzen die Folge werde. Zwei Plöde von 
verſchiedenen Holzarten, oder beffer verſchieden ges 
ftaltet, find zweckmaͤßig und verhindern den Fehler. 

Bei biefer regelmäßigen Einrichtung kann der 
Transport ſchneller gefchehen, weil die beladenen 
und leeren Wagen ſich nicht begegnen, und Auss 
weichen nicht nöthig wirb; regelmäßiger überhaupt, 
weil das Aufladen mehrfach zugleich gefchehen kann, 
fo wie das Abfahren ſelbſt. Und von forftliher 

» Seite können die möglichen Erevel leichter entdeckt, 


405 


und daburch mehr ald Folge verhütet werden. So 
wie endlich der Zeitpunkt zu biefem Geſchaͤft leichter 
und zweckmaͤßiger angegeben und beftimmt werben 
kann. 

Bei der Femmelwirthſchaft hingegen, wo im 
großen Areal auf einmal, oder viele kleinere zuſam⸗ 
mengenommen, einzelne Stämme meiftens färkerer 
‚Kaffe gehauen werden, welde theilmeife ganz zw 
Baur, Nug: und Floßholz, oder in Städen von 
beftimmter Länge als. Sägktöge abgeführt, und 
nachher fo oder vertheilt benugt werden, find ſehr 
oft mehrere Wege nach verſchiedenen Richtungen 
und von verſchiedener Laͤnge, Breite und Beſchaf⸗ 
fenheit noͤthig, um alle dieſe Sortimente aus dem 
Walde zu bringen. Und nach beſonderer Lage und 
Beſchaffenheit des Waldes koͤnnen oft nur wenige 
Staͤmme auf einem und demſelben Wege abgefuͤhrt 
werden; auch beim Einfahren in die Waldgegenden 
kann keine beſondere Ordnung beobachtet werden. 

Zwar koͤnnen mit Huͤlfe des in vielen Gegen⸗ 
den des Schwarzwaldes eingeführten Pferdlott⸗ 
baums, wo eins oder zwei dergleichen Thiere, eins 
vor dem andern an bdiefe mit einer Lanne verfehene 
hölzerne Schleife gefpannt werben, aus mäßig dicht 
beftandenen Wäldern Saͤgkloͤtze und Floßhoͤlzer ver 
ſchiedener Gattung ohne befonderen Weg gefchleppt 
werden, bei der Annahme, daß die Entfernung 
nicht groß iſt, und daß Feine oder nur ſolche Kruͤm⸗ 


406 


mungen vorkommen, welche mit der Länge des ab« 
auführenden Stamms in einem folhen Verhaͤltniß 
ſtehen, daß fie durch den Stand der übrigen Stäm- 
me ausgeglichen wird, und ber Lottbaum in einer 
faft ganz geraden Linie durchgezogen werben Eann. 
Außer diefem Fall muͤſſen fehr oft hindernde Staͤm⸗ 
me abgehauen werden, um den Transport möglich 

"zu machen. Wei ben effektiven Holländertannen, 
welche öfter (nach der Holzhauerfprache) geſchwenkt 
oder gewendet werben müffen, iſt oft nöthig, alle 
hindernden Stämme wegjuhauen, fie mögen bes 
fbaffen feyn wie fie wollen, wodurch ganze Luͤcken 
erzeugt werben, die in mehreren Hinſichten (Stürs 
me und Inſekten) gefährlich find. 

Fuͤr den Gebrauch des mehr gewöhnlichen Och⸗ 
fenfottbaums , der eine Deichfel hat, und mo im. 
mer zwei bdiefer Thiere neben einander gefpannt 
werden, find ohnedies befondere Wege nöthig, 
wenn bie Waldabtheilung nicht ganz licht ſteht. 

Wer in den Schwarpwalbägegenden bekannt - 
if, wird mit mir fid wundern, daß fo viele oft 
ſich durchkreuzende Wege in den gefemmelten Wäle 
dern vorkommen, wodurc eine bedeutende Flaͤche 

\ zum Holzwuchs wenigfens auf lange Zeit unbrauch⸗ 
bar wird, wenn mehrere Gemeinden oder Hofbe⸗ 
figer aus einem und demſelben Waldtheil beholzt 
werben, und wenn bie jährliche Abgabe aus Brands, 
Nug« und Bauholz beſteht; in ſolchem Balle ber 


407 


merkt. man biefeß gewöhnlich , und befonders wenn 
viele Ploͤcher abgegeben werben, welde auf dem 
nähft gelegenen Schneidemuͤhlen innerhalb des 
Waldes, oder zuweilen an der Bränze deſſelben vem 
fügt werben zu allerlei Schnittwaaren. Viele Jake 
ze dauert biefed zum Schaden des Waldes, weil 
gewöhnlich viel mehrere nad) einander folgende Jah ⸗ 
ve in einer Waldabtheilung gefemmelt werden kann, 
ats bei der reinen Schlagwirthſchaft. 


7) Auch wegen Infekte Schadens 
kommen bei diefer Wirthſchaft Gefahren vor, be 
fonders wegen des gemeinen ‚größeren und des Eleis 
neren zottigen Borkenkaͤfers. 

Die in gefemmelten Waldungen in groͤßerer 
Anzahl vorkommenden, nach vielen Abftufungen hö— 
heren Stämme find diejenigen, welthe durch Stuͤr⸗ 
me befonders leiden, theils durch gaͤnzliches Um⸗ 
werfen (Auswulzen), theils durch Abbrechen des 
Gipfels, theils durch Verſchieben, wobei die Staͤm⸗ 
me im letzten Fall, ſtatt ſenkrecht, mehr oder we⸗ 
niger ſchief zu ſtehen kommen. Wenn nun die 
umgeworfenen Baͤume nicht ſchnell aus dem Walde 
geſchafft werden, fo ſuchen dieſe Käfer fie auf, ſte⸗ 
Gen fie an, und fegen ihre Brut unter die Rinde. 
Bei den Abbruͤchen hat beinahe derſelbe Fall ſtatt; 
und ſelbſt die blos verſchobenen, die an den Wurs 
zeln dabei Schaden leiden, und dadurch ein ges 


408 


füchter Aufenthalt bes gemeinen Borkenkaͤfers vor⸗ 
zuͤglich *). 

Dieſe uͤber andere hervorragenden Baͤume ha⸗ 
ben noch das beſonders Anlockende fuͤr dieſe beiden 
Kaferarten, daß ſie gerade an dem Theile des 
Stammes lange nach der Tagszeit von der Sonne 
beſchienen werden koͤnnen, wo ſie gewoͤhnlich von 
den Käfern zuerſt angeſtochen werden, nemlich ges 
gen den Gipfel hin, wo aud bie Rinde von außen 
etwas zarter, Weniger rauh und daher leichter zu 
durchbohren iſt, als weiter herab gegen ben Stock 
hin. Gleich hohe Bäume können fi gegenfeitig 
beſchatten, ungleiche nicht fo, wenn fie aud nicht 
fehr entfernt eben. Im Zeitpunkt der Vermeh⸗ 
sung diefer Inſekten kann man zuweilen biefe, ber 
fonders den gemeinen größeren, an ſolchen hervor⸗ 
tagenden, flarf von der Sonne befdienenen Stäms 
men fhmwärmen fehen, in der Wormittagszeit ger 
woͤhnlich bei ftiller fpwäler Luft und Sonnenſchein. 


8) In Hinfiht der vielfachen Befhädigungen 
nachbarlicher Stämme. " 


Es ift hoͤchſt felten möglich, in einem nur mäßig 


*) Nur bei großer Menge fällt diefer Käfer auch ges 
funde Stämme an, wobei doch durch den hervor» 
quellenden Saft viele zu Grunde gehen. 

a. d. V. 


. 409 


geſchloſſenen Baumwald einzelne befonberd ſtarke 
Stämme fo zu fällen, daß nicht auch einer oder 
mehrere nahe ftehende Bäume mehr oder weniger 
beſchaͤdiget, oft ganz zertruͤmmert werden. Bei der 
Femmelwirthſchaft geſchieht diefer Fall am häufig: 
fien, befonders anfängliıh in erſtmals angegriffenen 
Abtheilungen, die noch dichten Stand haben. In 
den bereits außgefemmelten Wäldern geſchieht zwar 
an den mehr entfernt ftehenden Stämmen weniger 
Schaden, doch wird der dem Alter und der Volle 
Bommenheit nad etwa vorkommende Nachwuchs 
burd den Fall der einzelnen alten Stämme und 
bei dem Transport derfelben beſchaͤdigt. 
Es if nie möglih, ganz ohne Schaden ju 
femmeln; bei fhlagweife behandelten Baumhoͤlzern 
. aber ift gewöhnlich wenig zu fürdten. Ich habe 
in fehr vielen Fällen ſelbſt ald Augenzeuge (bei 
der Femmelwirthſchaft) mic belehrt, dab fehr oft 
die größte Geſchicklichkeit der Holghauer nur das 
bewirken konnte, daß der zu fällende Stamm dar 
hin fiel, wo fie es haben wollten, und weldes in 
der Regel immer diejenige Seite iſt, wo der fallen» 
de Stamm am wenigften Schaden thun, d. h. am 
wenigften nachbarliche Stämme mehr oder weniger 
beſchaͤdigen kann. Die Ausnahmen find felten , die 
in nur mittelmäßigem Schluß befindlichen Beſtaͤnden 
vorkommen, 


27 


40 


Aus Vorſtehendem wird nun jeder aufmerkfas 
me Lefer, und am beften ein folder Leſer, der als 
angeftellter Forſtmann im Schwarzwald fi befine 
det, wenn er nicht bloßes Vorurtheil allen guten 
Gründen vorzieht, die Unmichtigkeit der im Anfang 
dieſes Kapitel® vorkommenden fieben fogenannten 
Vorzüge einfehen. 

Doch hier noch einiges gleihfam als Nachtraͤ⸗ 
ge, und zwar: 

Zu 1) Diefer Punkt wird eigentlich ſchon im 
Anfang dieſes Kapitel6 dadurch widerlegt, daß die 
Femmelwirthſchaft als eine ſchlechtere Art Plenter⸗ 
wirthſchaft beſtimmt und benannt wird, welche nur 
in einzelnen Faͤllen eine erlaubte Anwendung auss 
nahmsweiſe findet. Durch das Folgende wird die - 
Sache noch mehr bewiefen. 

Zu 2) Je länger der Wald beim Hieb nicht 
in Ruhe fommt deſto ſchaͤdlicher ift es für denfels 
ben in mander Hinſicht; der Forſtſchutz findet 
fpäter feine Anwendung, und er bleibt alfo laͤn⸗ 
ger allen Gefahren ausgefegt. 

Zu 3) Es iſt zwar wahr, daß in folhen Wals 
dungen, wo da Gemmeln erft angefangen hat, we⸗ 
nig oder gar Fein jogenanntes Unkraut vorkommt; 
aber mit größerer Auslihtung, was aus fortgeſetz⸗ 
ter Pienterung folge, Eönnen die Unfräuter ſich in 
größerer Menge und auf größerem Areal gewoͤhn⸗ 
lid) vermehren. Rei der Schlagwirthſchaft werden 





r Lite 


die Unfräuter in ber Regel vorher ausgerauft ober 
fonft vertilge, und weil fie nur auf einem Plag 
nahe beifammen vorkommen Fönnen nad der Größe 
des Hiebs, leichter weggeſchafft ober doch ihre Vers 
mehrung gehindert werden *). 

Zu 4) Die Mifhungen Eönnen bei der Schlag 
wirthſchaft nicht nur eben fo gut wie bei der Fem⸗ 
melwirthſchaft erhalten, fondern fogar, was bei letz⸗ 
terer hoͤchſt felten möglich if, in einem beftimmten 

\ gewuͤnſchten Verhältniß nachgezogen werden, wie 
der Beweis vielfad im zweiten Hauptabſchnitt dies 
ſes Werks geführt worden if. Aber daß bie Fem⸗ 
melwirthfchaft die fonderbarften Mifhungen hervors 
bringt in den fonderbarften Werhäftniffen, der Ans 
zahl nad) auf jedem Morgen genommen, dem Als 
ter, den Holzarten nad, diefes beweist die Erfahs 
tung und der Inhalt des zweiten Hauptabſchnitts ; 

- und ich zähle dieſes mit Recht zu den Fehlern dies 
fer Wirthſchaft. 

Zu 5) Die Stürme können an vielen Hrn 
zugleich, und verhättnigmäßig bei jeder Luͤcke, die 





) So fann 3. B. dieſes bei dem rothen Fünffingers 
fraut ( Digitalis purpurea, L.) dadurch gefcher 
ben, wenn man es in voller Blüte, aber noch che 
der Saamen auch nur theilweiſe reif iR, mit Si⸗ 
bein, bei vorfihtiger Schonung des Anflugs, ab⸗ 
baut, oder beffer ausrauft. 

2.8.8 


412 


bei der Femmelwirthſchaft gar nicht zu vermeiden 
find, Schaden thun, und alfo aud) mitten in den 
Wäldern und auf allen Seiten hin, weil man 
nad keiner Weltgegend hin eigentlid 
baut. Bei der Schlagwirthichaft ift ſchon der 
Anhieb ſchuͤtzend, wenn er gegen die rechte (dem 
Wind entgegengefegte) Weltgegend geſchieht. Ein 
aweckmaͤßig angelegter und erhaltener Mantel wirb 
ebenfalls ſchuͤtzend, und der dichte Befland (Schluß) 
des immer als Theil des Ganzen übrig bleibenden 
iſt als folder gleichfalls fhügend *). 

Zu 6) Bei der in den meiften Fällen und als 
Regel angenommenen Haubarkeit der Baumhoͤlzer 
möffen die meiften einzelnen ftärferen Stämme bie 
auf.dem Plag mögliche Vollkommenheit erlangt has 
ben und felbft die meiften geringeren, ehe mit dem 
Hieb angefangen wird, alfo alle ganz wenigen Zus 
wachs mehr, wenigſtens am Schaft, haben, weil 
font an der Holzmaſſe in fo fern verloren wird, 

- als fie ih nicht der Form nach bei den einzelnen 





*) Man bdenfe fih 3. B. einen haubaren gut beſtande ⸗ 
nen Pla von 200 Morgen Größe, von dem jedes 
Jahr 25 Morgen abgetrieben werden; nach jedem 
im Ganzen Smaligen Yinwegnehmen von 25 More 
gen bildet dad übrig gebliebene ein Ganzes, 
Didctes, was fih fo felbR gegen Stürme (hüg 
ven ann. 

R A. d. V. 





413 


Schaͤften der Stämme, fondern mehr an Aeſten 
und Zweigen ergiebt, und dadurch den Werth des 
Stamms weniger erhöht, als im erſten Ball, wo 
aud nod feine größere Brauchbarkeit zu gewiffen 
Beſtimmungen mit in Betrachtung kommt. 

Zu 7) Diefer Punkt hat etwas Wahres. Es 
iſt nemlich Regel, Eegelförmige Berge fo zu behans 
dein, daß fie auf den fünften Theil der ganzen 
Höhe von oben herab gar nicht angehauen werden 
dürfen, weil fon durch Stürme und andere ſchaͤd⸗ 
lihe Einwirkungen der Atmofphäre auf dergleichen 
lichtgemachten Plägen Keine kuͤnſtliche Nachzucht 
moͤglich iſt, wozu die hohe Lage ſehr viel mitwirkt. 
Wenn nun das Herausnehmen einzelner ſchadhaf⸗ 
ter, abgeſtorbener Staͤmme gefemmelt heißt, ſo iſt 
es richtig; aber in allen uͤbrigen Faͤllen kann man 
ſo gut und ſo ſicher Schlagwirthſchaft anwenden, 
und mit weniger Gefahr als die Femmelwirthſchaft. 

Durch dieſe Wirthſchaft erhalten die Wälder 
ein truͤgliches beſſeres Anſehen, beſonders die noch 
nicht lange ſo behandelten und anfaͤnglich geſchloſſen 
geweſenen Beſtaͤnde, ols fie bei genauer Unterſu⸗ 
chung haben. Mancher Leichtglaͤubige kann verfuͤhrt 
werden, ſie wo nicht fuͤr gut, doch auch nicht fuͤr 
ſchlecht, und die im Schwarzwald anwendbarſte zu 
halten. J . 

Es ift angenehm, hier bemerken zu Eönnen, 
daß man dermalen in vielen Gorften, wo vorher ab 


414 

les gefemmelt wurde, die reguläre Schlagwirthſchaft 
mehr einführt und auszuüben anfängt, und in ans 
dern fon einige Zeit angefangen hat. 


Nachtrag. 

As ich 1801 den Oberforſt Neuenbuͤrg zur 
Verwaltung antrat, fand ich in den Eingaͤngen der 
fruͤher erſtatteten Holzberichte (an andern Orten 
paſſender Holznutzungs · Etat: Berichte) in Hinſicht 
auf dieſe Wirthſchaft Folgendes: 

Vorlaͤufig wird hier gehorſamſt angezeigt, daß 
die Cameral« ( Herrſchaftliche) Wälder des Neuen 
buͤrger Oberforſts im J. 1762 zwar gemeflen, bin 
gegen in Zahrsgehaue und Schläge nicht einge 
theilt, mithin keine regelmäßige Forſtwirthſchaft eine 
geführt worden ſey. Und nad dem im I. 1778 
auf höchften Befehl entworfenen Forſt ⸗ Etat Eönnen 
diefe Wälder wegen ihres verſchiedenen Zuftandes, 
der Bodenart und rauhen, fleinigten und felfigten 
Werge, der Weidgangsgeretigkeiten, des Hollaͤn⸗ 
derholzhandels, des herrfchaftlihen Enzfceiterfloßes 
und anderer bergleihen Hinderniſſe, ſchlagweiſe 
nicht eingetheilt, noch deren nachhaltiger Ertrag ges 
ihägt werden, Unter Vorftelungen deffen hat man 
im I. 2778 den jährlichen Ertrag nur als ein Uns 
gefähres ahigegeben, auf welche Schägung gnädigft 
befohlener maßen au der gegenwärtige Heljbericht 
MH gründet, Kraft deffen die hiernach angezeigten 





415 


vielerlei Gattungen Brenn⸗, Baus und Wirkholzes 
in den gemiſchten Laub⸗ und Nadelmalbungen ges 
femmerlt, und vorzuͤglich die überftändigen, ſchad⸗ 
haften und abgängigen Hölzer ausgeſucht, und theils 
zu eignem Hausbrauch der orftinfaffen, theils zum 
Handel und Beduͤrfniß in das Wuͤrtembergiſche Uns 
terland, abgegeben werden follen x.“ 

Nur dur beinahe tägliches Ausreiten, und 
daburd mir erworbene genaue Lokalkunde des gan 
zen Oberforfts, mit genauer Aufzeichnung aller Bes 
fände nah Alter, Zuſtand und wahrſcheinlichſter 
* Erträglichfeit verbunden, wurbe es mir moͤglich, 
ſchon im folgenden Jahr einzufehen, daß die bishe⸗ 
rigen jährlichen Abgaben befonders an Fioßs und 
Ploͤcherholz zu ſtark waren, und daß eine Vermin⸗ 
derung, die ich zugleich vorgefhlagen, ſchlechterdings 
nothwendig ſey. Ich hatte bei diefen großen Ber 
muͤhungen viel an meiner Gefundheit gelitten, den 
Haß aller Holzhändler und Floͤßer auf mid) gelar 
den, aber den Beifall der hoͤchſten Forſtbehoͤrden 
erlangt, und meine Forſtkenntniſſe in vielen Theilen 
erweitert; fo daß ich 1806 jene große Abhandlung 
herausgeben Eonnte, unter dem Titel: Ueber ben 
Zuftand und die forftlihe Behandlung desjenigen 
Theils des Schwarzwaldes, welcher ben Neuenbuͤr⸗ 
ger Oberforſt ausmacht, und welcher in dem XIII. 
Band des neuen v. Moſeriſchen Forſtarchivs einges 
ruͤckt, aber auch beſonders abgedruckt in der Stetti⸗ 


416 


nifhen Buchhandlung zu Ulm zu haben, und mit 
Beifall aufgenommen worden ift. 


Noch ift Hier zu bemerken, daß die Piens 
terwirchfhaft, als erlaubte Ausnahme 
von den Regeln ber Schlagwirthſchaft, nicht nur 
im Schwarzwald, fondern auch in andern Gebirgs⸗ 
gegenden ihre Anwendung findet, wenn die beſon⸗ 
dere Befchaffenheit derfelben die Ausführung der re> 
gelmäßigen Schlagwirthſchaft fehr erfhwert oder gar 
unmoͤglich macht, und wenn fie mit Nadelhoͤlzern 
(Weiß: und Rothtannen befonders) beftanden find. 

Dahin gehören I) ſolche Waldgegenden, wel: 
che ſich durch viele Felſen von betraͤchtlicher Größe 
und Umfang auszeichnen, fo daß Eein gedrängter 
Beſtand im Ganzen möglich ift, wie foldes der 
Fall in vielen Schwarzwaldsgegenden ift, j. B. im 
Forſtamt Gernsbach, ©r. Bad. Antheils. Wenn 
man bier immer regelmäßig oder kahl hauen würde, 
fo würden viele Waldunkräuter fih ergeben (weil 
die fhädlichften lichten Stand lieben, z. ®. Heide, 
Pfriemen u. a. m.), und der Anflug keinen Schat ⸗ 
sen erhalten, was für die Weißtannen vorzüglich 
unumgänglich nöthig iſt. 

Aber folgendes Verfahren muß die Regene» 
ration bed Waldes fihern, wenn bie erwachfenen 
Stämme herausgeplentert werden, dafi man nems 
lich die Lücken fogleid und wo moͤglich alljaͤhrlich 


47 


fo Tange befaamt, bis die Plenterung aufhört *); 
der Nachwuchs wird zwar in einer Stufen» 
Leiter erzeugt, aber in naͤchſter und nicht fo in 
entfernter, ald ohne Kunſt durch die Natur allein 
gefhehen kann und wird, Bei diefer Kulturmethos 
de wird der Anflug auch noch von ftehenden, ges 
ringeren Staͤmmchen gefhägt und erhalten. In 
dieſem Fall kann mit 100 Pfund Saamen auf ein 
mal in einem großen Diſtrict ſehr vieles Gute fuͤr 
die Nachzucht der vorkommenden Holzart bezweckt 
werden. Ohne biefe Vorfiht ift in vielen Fällen 
noch eine Reihe von Jahren ein folder fchlechter 
Zuftand des Waldes zu befürchten, der felbft durch 
Kunft nicht mehr fo verbeffert werden kann, wenn 
er zu ſtark ausgeplentert iſt, wie die Nachzucht und 
Erhaltung mancher Schatten liebenden Hölzer. er⸗ 
fordert **), 


*) Dabei wird vorausgefegt, daß dieſes nicht fo 
fange anftehr, ald ed in einigen Gegenden des 
Schmwarzwalded, in manchen befonderd mit Holse 
gerechtigkeiten beſhwerten Waldthei« 
len öfters geſchehen if. 

a. d. V. 

) Im Neuenbuͤrger Oberforſt habe ich mehrere glüd: 
liche Verſuche in verſchiedenen Forſtrevier en ange⸗ 
ſtellt, die mich von der Zweckmaͤßigkeit dieſer Maß⸗ 
regel zur ſchnellen Nachhuͤlfe durch Kunſt in geplen⸗ 
terten (gefemmelten) Wäldern überzeugt haben, 


418 


Und II) außer vorangeführten Wäldern auch 
auf kurze Zeit diejenigen, welde bisher gefemmelt 
wurden , aber noch nicht fo weis find, daß der 
Nachwuchs vollfam und regelmäßig ſich 
ergeben bat, um alles für bie Zufunfs 
zur reinen Schlagwirthſchaft einrihten 
su können. So lange nemlich noch immer jährs 
lb etwas Holz herausgenommen wird, von tele 
er Gattung es fey, fo kann man nicht fagen, daß 
der Wald ruhig if, und daß der Nachwuchs, wenn 
er auch überal vorhanden waͤre, ungeftört fortwach ⸗ 
fen kann; Iegterer kammt in vielen Klaffen 
und Abfufungen, dem Alter und ber 
Volltommenheit nad, vor, was eigentlih 
das Fehlerhafte diefer Wirthſchaft it und vermieden 
werben muß ; doc fobald Nachwuchs vollſam vors 
handen if, muß das Femmeln in Zukunft aufhoͤ⸗ 
ven. Gewöhntid wartet man ein Saamenjahr ab, 
und dann haut man alles fo weit heraus, wenn 
der Saamen ausgefallen, daß nur noch Schugbäus 
me übrig bleiben, die freilich felten bem Zweck 
ganz entſprechen, weil fie gewöhnlih von ben 
ſchlechteren der Qualität gewählt werben. Ich mei ⸗ 
nes Theils glaube, daß diejenigen geringen Staͤmm⸗ 





die aber nur bei ganz geringem Wildſtand vollkom⸗ 
men nüglich werden. J 
a. V. 


419 


hen, welde während ber Femmelzeit aus Saamen 
auf dem Platz erwachfen find, auch erhalten werden 
muͤſſen, wenn fie nur einige Vollkommenheit fuͤr die 
Zukunft verfprehen; und nur in Ermangelung fols 
her bie unterdruͤckten von ber Stärke für Floßwieden, 
wobei durch Saat aus der Hand der noch fehlende 
nöthige Anflug (Nachwuchs) nachgezogen werden 
muß. Hat biefer Nachwuchs die Höhe von 3 bis 4 
Zuß erreicht, und ift er in Hinlänglicher Menge vors 
handen, fo kann man die früher fhom unter« 
drüdten Staͤmmchen vorſichtig aushauen, und 
der Wald. it dann rein und mehr gleihförmig 
verjüngt, Befinden fi} aber von Saamen entflan« 
‚dene, freudig bisher gewachſene Stämmen daruns 
ter, fo können diefe fiehen bleiben, weil man Hoff ⸗ 
nung hat, daß fie bis zum uächften regelmäßigen 
ſchlagweiſen Abtrieb die ftärkften Stämme geben wer⸗ 
den. Nur bei reinen Fichtenwäldern würde es 
nicht rathſam ſeyn, theild weil dieſe über die andern 
hervorragenden Stämmden der Gefahr von Stürs 
men mehr ausgefegt find, und weil diefe mehr ein» 
zeln vorkommenden Staͤmmchen mehr und längere 
Tagszeit von der Sonne oben befchienen werden 
koͤnnen, was wegen bed gemeinen Borkenkaͤfers ges 
faͤhrlich iſt. 


420 


Holzgerechtigkeiten. 





Unter denjenigen Gegenfländen und Umfänden, 
Melde dem Schwarzwald mit feinen Holzbefländen 
gefährlich werden, ſtehen gewiß die vielerlei und im 
allen heilen deffelben mehr oder weniger beftimme 
ten Holjgerehtigkeiten oben an, und nur 
die Viehweide möchte vieleicht in Hinſicht des Schar 
dens damit zu vergleichen feyn. 

Diefe Gerechtigkeiten find! meiftens fehr ale 
ten Urfprungs, und fchreiben fi alfo von einem 
Zuftand her, wo, wie alle bekannte Nachrichten 
darüber beflimmen, die Bevölkerung im Schwarge 
wald mit ber jegigen in gar keinem Verhaͤltniß fland, 
und wo bie damaligen der Anzahl und den Kennt 
niffen. nad) ‚wenigeren Forftbebienten weder vorauße 
fehen Eonnten, was in hundert Jahren fpäter ſich 
diesfalls ergeben wuͤrde, noch auch befondere Kennt 
niſſe davon hatten, bie vorhandene und nachwach⸗ 
fende Holzmaſſe mit Sicherheit anzugeben, um bars 
aus einige nöthige Schlüffe auf künftigen möglichen 
Bedarf zu machen. 


rw 


Es war fehr leicht, dergleichen Geiechtigkeiten 
zu befommen; man war froh, nur Anfiedler 
zu befommen, und man ertheilte Eonceffionen nicht 
blos auf- ein Decennium, fondern auf immer. 
Eben fo leicht war es, Waldftüde zu kaufen, und 
durch Rodungen in Gortenland, Wiefen und zus 
weilen in Fruchtfeld, wo es möglich war, zu vers 
wandeln. Die Anfiebler befamen oft den Platz, 
um das Gebäude darauf zu fielen, ganz umſonſt, 
und fogar das Holz umfonft oder um einen Gna⸗ 
denpreis; und um ben neyen Ankömmling noch 
mehr zu feſſeln, wurde ihm das für die Zukunft 
benöthigte Bau» und Brandhelf um eben diefen 
Gnadenpreis zugefagt. Jede Fabrik bekam gleiche 
fam die KHolzgerechtigfeit zur Ausfteuer gegen ges 
ringe Bezahlung. Jede Sägmühle wurde mit eis 
ner jährlichen beflimmten Anzahl Plöder dotirt, 
und zwar aus beflimmten , naͤchſt gelegenen Wols 
dungen. 

Aus einzelnen Anfieblungen entftanden Höfe, 
Dörfer, Städte *) fogar, und die Gerechtig⸗ 
keiten ber einzelnen wenigen blieben aud für 
das Ganze, Größere. Daher erfheinen auch 
dergleichen Gerechtigkeiten anf diefen Wohnplägen 
im Großen, und als Folge defto holzfrefiender. 





*) Wildbad, Altenſtaig find Beiſplele, beſonders er⸗ 
Here, 2... 


422 


Das Laub und die Nadeln ald Streu zu ſam⸗ 
meln , wurde ebenfalls zur Gerechtigkeit; und was 
diesfalls für wenige Bewohner ehemals 
nziemlich unſchaͤdlich geſchehen konnte, kann jegt nur 
mit dem Ruin mancher Waldtheile gefchehen, bei 
fo fehr vermehrter Population. 

Moch eine befondere Art, wie Servitute und 
Holjgerechtigkeiten ſich zuweilen im Schwarzwald ers 
‚geben, ift mir in meiner praftifhen Laufbahn dort ber 
kannt geworben, nemlich diefe: daß vor langen Jahren 
manche Gemeinden, bamals aus wenigen Haushals 
tungen befiehend, ganze Waldabtheilungen, die ih⸗ 
nen nad) größter Wahrfceinlihkeit eigenthuͤmlich 
zugehoͤrten, am bie Herrſchaft mit der Bedingung 
zum Eigenthum abgetreten haben, das jährlich bes 
nöthigte Baus und Brandholz ‚entweder ganz uns 
entgeltlih , ober nach jegigem Geldkurs für einen 
ober mehrere Kreuzer den Stamm oder bie Klafter 
aus biefen Waldungen abzugeben; was aud ans 
faͤnglich ohne Schaden des Waldes und unter 
Mitbenugung der Herrſchaft geſchehen 
konnte, allein mit der ſchnell und unverhältnißmäs 
big geftiegenen Bendlferung , dadurch vermehrter 
Hoaͤuſerzahl und Rlafterndedarf, die Urſache des 
ſchlechten Zuftandes mehrerer folder Wälder wurde, 
Es war eine fehr fihere Speculation diefer Gemein« 
den, welche in neueſten Zeiten niemals fo unbe 
ſtimmt, dem jährlihen Betrag nah, und mit ker 


423 


ner Nüdficht auf vermehrte Bevölkerung angenoms 
men und eingegangen würde von Seiten der Herr 
ſchaft. 

Ich glaube, daß auch bei dieſem ſo wichtigen 
Gegenſtand beweiſende Beiſpiele dem Leſer nicht 
unangenehm ſeyn werden. 

Die Stadt Wildbad im K. W. Anth. Schw. 
bekommt ihr benöthigtes Brand s und Bauholz, letz⸗ 
teres jebod nur zu Reparaturen, aus mehreren 
umliegenden Herrfhaftswäldern, aus dem Meiftern, 
Rennbach und dem Theil Eiberg, was zu meiner 
Dienftzeit 25 bis 2600 Klaftern Buchen und Tan 
nen» Scheiterholz, nad gemeinfhaftlih mit dem 
Dberamt vorgenommener Moderation, fonft 3000 
Klafter, jede zu 6’ Höhe, 6’ Breite und 4’ Tiefe 
(Sceitlänge), und mehrere hundert Stäms 
me allerlei Bauholz jährlich betragen hat. Die 
Stadt enthält gegen 1500 Seelen. Auch einige 
Sägmühten erhalten eine beftimmte Anzahl Säge 
Möge, zwar gegen Bezahlung, aber doch in nahe 
gelegenen Waldungen, woraus fie auch das andere 
Holz theilweife bekommen. 

Der Ort Höfen, zwei Stunden von Wildbad, 
in dem Kalmbacher Revier, der, wie fein Name 
ſagt, ehemals einige Höfe beifammen ausmachte, 
nun ein mäßiges Dorf von 300 Seelen, erhält 
das Brand s und Bauholz felbft zu neuen Gebäus 
den, wenn es auf eine alte Hofſtatt gefegt wird, 


. 


424 


die after um 4 Kreuzer und den Stamm Baur 
holz auch fo *), aus beſtimmten Wäldern der Lan⸗ 
genbrander und Kalmbacher Reviere, bie dem Ort 
am nächften liegen, und namentlich beſtimmt find, 
was einige hundert Klaftern und im Durchſchnitt 
ein hundert Stämme allerlei Bauholz zu Reparar 
tionen jährlid beträgt *). 

In dem Liebenzeler Revier, Neuenbärger Ober 
forſts, kommt eine befondere Holzgerechtigkeit auf 
fogenanntes Onabengabhol; vor. Die Inwohner 
dieſes Reviers bekommen nemlih aus Herrſchafts⸗ 
wäldern jährlich für Bezahlung von 4 des beitimms 
ten Preifes, früher für die Hälfte, jeder einige 
Klaftern allerlei Brandholz, welches ſchon mich 
vor 14 Jahren, als ich noch dort Oberforfimeifter 
war, in bie größte Verlegenheit gefegt hat. Die 
Waͤlder find theilweife ſchlecht beflanden und theil 
weife ausgehauen, und was das wichtigſte iſt, der 
jährliche Nachwuchs ſteht zu der jährlihen Abgabe 
in einem paffenden Verhältniß; alfo muß entweder 
die Bisherige Abgabe an Gnadengabholz ungefähr auf 
den dritten Theil beſchraͤnkt werben, oder noch junge, 
im beften Zuwachs ſtehende Beſtaͤnde angegriffen, 





) Na dem Tenor des Lagerbuchs 3 Heller. 

) Was aber Diefer Ort zu Neparirung von Wegen 
und Stegen nöthig hat, wird ihnen umfonft abges 
geben. A. d. V. 


425 


und ber Ruin ber beireffenden Wälder ſchneller her· 
beigefuͤhrt werden *). 


Im K. W. Altenſtaiger Oberforſt befinden ſich 


mehrere Koͤnigliche Gemeinden, ſelbſt die Stadt 
Altenſtaig, und mehrere Orte von der der Familie 
von Guͤltlingen gehörigen Hertſchaft Bernet **), 
welche zuſammen das Kirchſpiel ausmachen, und Fu 





" *) Die Bevölkerung dieſes Revierd ſteht zwiſchen 2909 


* 


und 3000 Seelen, wovon dad Städtchen Liebenzell 
mit dem oberen und unteren Bad 997 biß 1000 
Seelen enthält. Berner haben die von Ernſtmuͤhl 
don Alters her den Ernkmühler Wald, die Wan⸗ 
me genannt, mit der Herrſchaft gemein und gleis 
hen Nugen davon ; aud dad Bauholz zur Erbau⸗ 
ung Weg und Steg ihrer eigenen und des Waſch⸗ 
baufed ohne Bezahlung zu empfangen; ferner jes 
den Bauer zu Igelsloch 6-Bhrgerflafter im Gna ⸗ 
dentax; ferner die zwei Zehenmütler zu Liebenzell 
baben ‚nach ihren Lehenbrigfen die Nothdurft an 
Eipen » und Tannen» Bauholz zu ihren Haupt » 
und fliegenden Gebäuden gratid zu empfangen. 
Beſoldungen betragen jaͤhrlich in diefem Revier 9 
Klaftern buchenes nnd tannened. 

Das Dorf Altenkaig, Gimmerdfeld, mit feinem 
ganzen Stab, wozu gehören die Orte Beuren, Ette 
wanbweiler, Sünfbronn, and die Koloniſten von 
Enzhat oberhalb dem Kiöferle, namemlich: Gum⸗ 
dertſcheuer , Kaltenbad , Voppelthal, die Schild ⸗ 
müßle und der Hof Mobberg. PR 


28 


426 

deren. Bewohner Kirchſpielgenoſſen ‚heißen, welche 
aus ungefähr 9000 Morgen in dem Revier Sime 
mersfeld gelegenen Herrſchaftlichen ober: Kronwale 
dungen, aus Gerechtigkeit, mit Brand» und Baus 
holz famt Saͤgholz zu jedem Baubedarf unentgelts 
lich verfehen werden müffen, nad dem Xenor bes 
fogenannten Kirchſpielsbuchs. Das Kirchſpiel ents 
hält gegen 3000 Seelen, wovon auf die Stadt 
Altenftaig allein 1550 fommen. Die jährliche Abe 
gabe ift fehr bedeutend, und diefe Wälder, die noch 
mit andern Servituten, z. B. der Viehweide und 
des Streufammelns, beladen find, befanden ſich 
ſchon zu meiner Dienfzeit dort als Oberforfimeis 
fter, vor 18 Jahren, in ſchlechtem Zuftand, fo daß 
es ſchwer war, nur bie Abgaben aus allen Walde 
abtheilungen herausjufuchen. Das größte Mißver⸗ 
haͤltniß ift zwiſchen jährlicher Abgabe und jährlihem 
Nachwuchs. Sapienti sat!. 

Die Kirchfpielögenoffen wollten fi feine Eine 
ſchraͤnkungen ‚gefallen laſſen, Feine Koflen durch 
Kulturen aufwenden; und das Oberforftamt Eonnte 
nicht durchgreifen, weil das Kirchſpielsbuch die 
Graͤnzen diesfalls beftiimmt. Zu Werwahrung der 
Rechte diefer Kirchfpielsgenoffen ifk der jedesmalige 
Zuftizbeamte zu Altenftaig qua Kirchſpielsdogt bes 
auftragt, Rügen, welde die Kirchſpielsgenoſſen ane 
bringen, vorzunehmen, jedoch ſich aller fonftigen 
forſtlichen Anordnungen zu enthalten. Neben dies 


427 


fem find 4 fogenannte Kirchfpieldmänner aufgeſtellt, 
melde als Deputirte allen forſtlichen Gefchäften, 
die das Oberforftamt zu beforgen hat, anmohnen, 
und bei den Holy s Auszeichnungen ihren eigenen 
(Wald) Hammer mit anſchlagen; jebod dürfen fie 
einfeitig nichts zeihnen. Das Oberforftamt hat 
alle forſtwirthſchaftlichen Gefchäfte anzuordnen. Die 
Holzforderungen unterliegen in neueften Zeiten eis 
ner ſtrengen Prüfung, bie Brennholzbedürfniffe 
werben moderirt, die Bauhalzbebiirfnijfe durch eine 
Bauſchau-Deputation, beftehbend aus dem Revier 
förfter, einem herrſchaftlichen Werkmeifter und „zwei 
Hirchfpielömännern, aufgenommen, letzteres bei 
neuen Baulichkeiten durch den Landbaumeifter vevis 
birt, und dann controlirt, 

In dem Hofſtetter Revier, Neuenbürger Obers 
forfts, erhalten aus Gerechtigkeit: „die Unterthanen 
zu Zwerenberg, Hornberg und Oberweiler aus ber 
Kohnhalden, nah ziemliher Nothdurft und Gute 
achten eines jeden Forſtmeiſters, zu ihren Gebäuen 
Thaͤnnenholz geben“ (Tenor des Forſtlagerbuchs 
verbis formalibus) ; desgleihen dem Mahlmuͤller 
zu Hornberg, der Baiermüller genannt, aus dem 
Schloßbergwalb das bedürftige Tannen» , Brenn, 
und Bauholz, jedoch hälftig aus dem Altenſtaiger 
Kork; den Inwohnern des Fleckens Martinsmoos 
Holz zu ihren Gebäuden aus dem Breitenwald, 
zeichen aber für da6 Bauholz zu einem Haus ein 


428 


Malter loggen, zu einer Scheuer ein Malter Has 
ber, oder das Gelb dafür; ferner bie Inwohner 
ufm Eichelberg und der Inhaber der Faulſperger 
Mahtmühlin Bau und Brennholz nad ziemlicher 
Mothdurſt ußm Breitenwald; enblih denen von 
Hofſtett and dem Schindelhard Wrenn s und Baus 
holz, wenn ihnen die gewiffe Anzahl vom Flechen 
Meuenweiler zuvor gereicht iſt, das übrige Benoͤ⸗ 
thigte *). 

In dem Langenbrander Revier, Neuenbürger 
Dberforfis, aus Gerechtigkeit: den Inwohnern zu 
Höfen, außer Brandholz aus dem fogenannten 
Brennerberg, aud etwas Bauholz, und zu Bruͤk⸗ 
ten. Die Meuenbürger 6 Amtoflecken biefes Re⸗ 
viers, Waldrennach, Langenbrand, Engelsbrand, 
Grunbach, Kapfenhardt und Salmbach durfen das 
duͤrre und Abholz in den im Lagerbuch angezeigten 
Herrſchaftwaͤldern zu Drandholz aufhauen. Als 
Hausbrauch werben aus dieſem Revier jaͤhrlich für 
das Burgſchloß Neuenbuͤrg, welches dem Oberforfte 
meifter zur Bewohnung eingeräumt iſt, und nach 
alter Obfervan; eine gewiſſe Anzahl Klaftern (Bus 





”) Im Jahr 1802 betrug dad Brandhol; 150 Klafter, 
und unter dem Namen Hausbrauc werben zu den 
berrihaftlihen Bädern in Wildbad 30 Kiaftern 
abgegeben, welche die Stadt Wildbad nach dem 
Inhalt des Vogtei »Lagerbubd in der Frohn bei: 
ſchaffen muß. ua. d. V. 


429 


chenholz) abgegeben (50 gemöhnlih), welches die 
MNeuenbürger Amtsorte in der Frohn berbeifgafien 
muͤſſen. 

Das Shomberger Revier giebt jaͤhrlich aus 
Gerechtigkeit Befeldungen 40 Klaftern meiſtens Bus 
chenholz ab, und unter dem Namen Hausbrauch 
5 Klaftern zum Liebenzeller Rathhaus. 

Das Schwanner Revier, ebenfalld Neuenbuͤr⸗ 
ger Oberforſts: „Der Flecken Dennad hat in der 
Dennacher Dorfmark die Gerechtigkeit, Bau» und 
Brennholz nah Noethdurft zu hauen, jedoch mit 
Vorwiſſen eines Forſtmeiſters“; denen Bürgern 
und Bauern zu Dobel, die auf ber Kammer 
feite wohnen *), muß man nad) ihrer Nothdurft 
Bauholz aus dem Hagelwald geben (und nad) eis 
nem neuen Reſcript vom gten Auguſt 1802 aud 
Brandholz 200 Alaftern); der Gemeinde zu Kon⸗ 
weiter it nach ihrem für authentiſch erklärten Dorfr 
büglein vom Jahr 1568 und einer Herzoglichen 
Regierungsraths · Reſolution vom zoflen November 
1778 aus dem Konweiler Dorfsmarkwald abzugeben: 
3) das Brenn, Bau» und Gäghelz wie bisher 
au ihren alten und neuen Gebäuden, 2) 2 Wahl⸗ 


*) Die andern waren Kloſter Herrenalbifhe oder kir⸗ 
cdenraͤthliche Unterchanen, und wurden aus der⸗ 
gleichen Wäldern durch die ehemalige kirchenraͤth⸗ 
tige Sorfiverwaltung Herrenalb beholt. J 

dB. 


430 


bäume der ganzen Gemeinde in ber Stärke von 
KHolländerbäumen , 3) einen Wahlbaum nad Her 
zoglichem Befehl d. d. 15. Nov. 1780. als eine 
Veinugung dem Schultheis alda, 4) iebem zu 
Konweiler fehhaften Bürger jährlih 6 Tannenbaͤu⸗ 
me, das Loosholz genannt, um ziemliche Bezah⸗ 
lung; ſtatt deren aber feit 1778 jebem Bürger nur 
2 Stuͤck abgegeben werden. Im I. 1802 betrug 
die Abgabe Folgendes aus dem Mevier, aus Gerech⸗ 
tigkeit: Dennach 250 Klaftern Grandhol;, 3 Eis 
hen · Bauholz, 25 Stud Tannen s Bauholz; Dobel 
200 Al. Brandholz, 6 Eihen-Bauhol;, 42 Stüd 
Zannen «Bauholz ; Konmeiler 300 Al. Brandholz, 
8 EihensBauholz, 1205 Stuͤck Tannen » Bauholz, 
29 Sägkiöge ; Befoldungen 66 Klaftern; Wahl⸗ 
bäume 3 Stud; Loosbäume für 100 Einwohner 
zu Konmeiler 200 Stuͤck. 

Sprollenhäufer oder Enzkloͤſterles Revier, 8. 
Würt. Oberforſtamt Neuenbürg, aus Gerechtigkeit 
jaͤhrlich: dem Erblehenbeſtaͤnder des herrſchaftlichen 
Sprollenhofs iſt nach dem Lehenbrief d. d. 16. Aug. 
1778. das zu den Hofgebaͤuden benoͤthigte Bauholz 
nebft Brennholz gratis abzugeben, gleichfalls dem 
Erblehenbeftänder des herrſchaftlichen Enzhofs das 
noͤthige Bauholz zu den im Lehenbrief d. d. 4ten 
Aug. 1778. beſchriebenen Hofgebäuden ; deögleichen 
dem Inhaber der Lapproger Saͤgmuͤhlin vermöge 
Kaufbrieſt vom 2. Jenner 2768. das je und je zu 


431 


Erbauung und Erhaltung biefed Sägmähl« und 
Waſſergebaͤudes erforderliche Eichen» und Zannens 
Bauhel;, worimter jedoch Fein Kloͤtzholz verftanden 
ift, betrug im 3. 1802. 8 Klaftern Brandholz dem 
Sprollenmaier, und 2 Eichen dem Enzmaier zum 
Verbauen; Befoldungen betragen 10 Klaftern Bu⸗ 
henhetz- 

Wildbader Revier. Beſoldungen 44 Klaftern 
Buchenholz. Im J. 1802 beſtand bie unentgeltliche 
Abgabe an die Stadt, ohne das buchene und tans 
nene Brandhel;, in 27 St. Eihen zum Verbauen, 
549 tannenem und forlenem Bauholz, a9 Brük 
kenbaͤumen zu 10 Bruͤcken über die Enz, 6 Teu⸗ 
Gelftangen zu Brunnen; zum fogenannten Haus 
brauch jährlich 30 Klaftern Brennholz zur Obers 
amteisBehaufung (außer 12 Klaftern buchenem 

als eigentlichem Beſoldungehelz). 

Daß außer dieſen angeführten Holzgerechtig ⸗ 
keiten noch viele aͤhnliche in andern Theilen des 
Schwarzwaldes vorkommen, und daß das Streu⸗ 
fammeln faſt uͤberall rechtlich als Servitut gegräns 
det iſt und ausgeübt wird, iſt eine Bemerkung, 
die hier deswegen nicht vergeffen werben darf, um 
einige fehr wichtige Hinderniffe einer guten, res 
gelmäßigen Forſtwirthſchaft in diefer Gegend mehr 
Eennen zu lernen, und zugleich einzufehen, daß 
ber Forſtmann hier behändig zu kämpfen hat, und 
nicht alles ausführen kann, was zu Abmwens 


433 
dung mandes Schadens für bie Wälder ges 
ſchehen follte. 

Wir kennen in neueften Zeiten nur ein vor» 
azuͤgliches Mittel," dem Ruin ber mit vielerlei Ser⸗ 
wituten und Gerechtigkeiten belafteten Waldungen 
vorzubeugen, nemlih: „Purification ber 
Wälder“, „worunter man Abtheilungen folder 
Wälder mit den Berechtigten verſteht, wobei biefe 
( dewoͤhnlich) einen gewiffen Theil biefer Wälder 
als wirkliches Eigenthum mit der Bedingung erhals 
ten, um in den andern Theilen ollen dergleichen 
Servituten und Gerechtigkeiten in rechtlicher Form 
zu entfagen. = 

Die Schwierigkeiten bei folhen Abtheilungen 
find groß, und ſetzen außer befonderen praktifchen 
Kenntniſſen im Forſtweſen, noch zugleich Lokalver⸗ 
haͤltniß » und Menſchenkunde bei derjenigen forſtli⸗ 
Gen Perfon voraus, welche dieſes wichtige Geſchaͤft 
zu leiten bat. Der richtige Anſchlag ſolcher Gerechtig · 
keiten und Servitute in Geld hat beſendere Schwies 
tigfeiten, ift aber fhlechterdings nothwendig, jum 
den Werth derfelben mit dem derjenigen Waldtheile 
mochen zu Eönnen, welche zur Ausgleihung beſtimmt 
werben. Taxatoriſche Unterfuhungen zu Erforſchung 
des gegenwärtigen Holzvorraths und des wahrſchein ⸗ 
lichen Zuwachſes, Kenntniß des Holzpreiſes der Ger 
gend, fo wie der Lebensart und der Nahrungsquellen 
der Bewohner der Gegend, find ebenfalls Umſtaͤnde, 


433 


weldye unterfucht und berüdfichtigt werben müffen. 
Das ganze Geſchaͤft fo aus einander zu fegen und 
zu beendigen, daß beide Zheile in jeder Hinſicht 
und nad jedem Merhältniß glRngefteit werden, 
iſt der feltenfte Fall; daß beide Theile zufrieden 
find, aber der gewöhnliche. Immer aber kann 
derjenige, ber feine mehrfach onerirten Wälder pur 
rificiren wid und kann, fi eher eine mäßige Auf 
opferung gefallen laſſen, als der Berechtigte, weil 
in freien, nicht belafteten Wäldern immer die re⸗ 
gelmäßigfte Wirthſchaft in jeder forſtlichen Hinſicht 
möglich ift, was für den Waldeigenthuͤmer ber 
wichtigfte Punkt if. 

Aber doch nicht bei jedem Wald möchte eine 
Purification unbedingt anzurathen und als einziges 
Mittel zu feiner Verbeſſerung zu besrachten ſeyn; 
dahin gehört als Beifpiel der Fall, wenn die Ab» 
theilung in zu viele und in geringe Parcellen ge 
ſchehen fol, und biefe Parcellen unter einander 
liegend vorkommen; fo wie ferner, wenn die Ger 
vitute und Gerechtigkeiten auf andere Waldungen 
auf einen gewiflen Zeitraum übertragen werben fol» 
len; ferner, wenn dergleichen Waldungen in ſolchen 
Gegenden vorkommen, wo die Waldfrevel aller Art 
feht Häufig find, was der Fall beſonders bei ſtarker 
Vevölterung und dabei- mit fehr vielen armen Ba» 
milien iſt; ferner, wenn diefe Waldungen unmits 
telbar ans Ausland grängenz ferner, wenn fie fo 


434 


gelegen And, daß ber Holztransport beſchwerlich 
und koſtſpielig iſt, und ber Abfag und der’ Preis 
in feinem dazu paffenden Verhaͤltniß ſteht. In ſol⸗ 
sen Fällen it UM Geſchaͤft verwidelter, und man« 
che Hinderniſſe find ſchwerer zu beſiegen. 

Auch iſt noch zu bemerken, daß ſehr oft mit 
der Groͤße des Areals die Schwierigkeiten, ſtatt ſich 
‚iu vermehren, eher fi vermindern, mit Ausnahme 
bes. feltenen Falls, daß fehr viele Theilhaber oder 
Berechtigte und zwar mit verſchiedenen Gervituten 
zugleich vorfommen, und wenn man mit ausländi« 
ſchen · Unterthanen das Purificationsgefhäft zu bes 
treiben hat · 

Da aber Purificationen nicht immer vorkom ⸗ 
men, fo bleiben für folhe Wälder, die mit jährlis 
en Holzabgaben aus Gerechtigkeit belaſtet 
find, nod folgende Grundfäge und Beflimmungen 
nuͤtzlich und aͤnwendbar. 

Um den Waldeigenthuͤmer, den Berechtigten 
und den Wald ſelbſt mehr ſicher zu ſtellen, ſind 
genaue Taxationen noͤthig; denn bie fo praßs 
tif ausführbare Methode unfers großen Hartig 
giebt nicht nur den gegenwärtigen Holzvorrath, fons 
bern aud den (mahrfcheinlichften) künftigen, durch 
finnreide Unterfuhungen und Berechnungen des 
Jährlihen Zuwachſes, möglihft genau an, fondern 
beſtimmt auch zugleich die Wirthfchafe, wie fie, um 
diefe Taxation in ihren angegebenen Reſultaten zu 





435 


Adern, in Zukunft betrieben werden fol. Wenn 
nun ber Waldeigenthämer zu viel für ſich behalten, 
oder den Wald über feinen jährlichen nachhaltigen 
Ertrag angreifen wollte, fe Eann der Elagende Bes 
vechtigte nur durch die Reſultate einer ſolchen rich⸗ 
tigen Zaration bei feinem Recht gefhügt werben; 
umgelehrt , fordert der Berechtigte zu viel, fo wens 
det der Waldeigenthuͤmer dieſes zu feiner Verthei⸗ 
digung an, als den einzig billigen, moͤglichſt riche 
tigen Weg, feinen Wald als Eigenthum in gutem, 
nugbarem Stand zu erhalten. Und ſelbſt der Wald 
Tann nur durch eine. ſolche Unterfuhung entweber 
bei vorausgefegtem guten Zuftand aud in Zukunft 
darin erhalten , ober bei ſchlechtem Zuftand in der, 
Zukunft verbeffert werden. Der ſchlechte Zuftand 
der meiften Wälder, die mit beträchtlichen jährlichen 
Holjabgaben aus Gerechtigkeit belaftet find, hat feis 
nen Grund größtentheils darin, daß keine taratoris 
ſche Unterfuhungen noch bei feinem guten 
Zu ſt an d vorgenommen wurden. 

Intereſſe und Unwiſſenheit haben die Beſtim⸗ 
mung zur jaͤhrlichen Abgabe des Waldes machen 
laſſen, und durd) jährlihes Mehrhauen, als wieder 
zuwachſen Eonnte, wo nicht gerade jährlih, doch 
nad Verfluß einer beflimmten Reihe von Jahren 
oder ber ganzen Umtriebsperiode, fein Verderben 
herbeigeführt. Gewoͤhnlich waren anfaͤnglich biefe 
Holzabgaben fo gering, daß nicht mus der Eigens 


436 


thuͤmer des Waldes zugleich mit bem Berechtigten 
beträchtlihen Antheil nehmen Eonnte, und fogar 
ber Fall möglich war, daß der Wald unter feinem 
Ertrag angegriffen wurbe; allein bei ber Wermehs 
rung ber Berechtigten, und damit gugleih des abs 
zureichenden jährlihen Quanti Holzes, wurde ber 
Eigenthuͤmer nicht verhaͤltnißmaͤßig eingeſchraͤnkt, 
und ſo ergab ſich durch dieſe beiden Umſtaͤnde das 
größte Mißverhaͤltniß zwiſchen jaͤhrlicher Abgabe 
und dem jährlichen (oder eigentlich nach einer bes 
fimmten Reihe von Zahren vortommenden, jährlich 
eingetheilten) Zuwachs, wovon bie fhlimme, aber 
natürliche Folge die Devaftation bes Waldes war, 
worunter vorzüglich derjenige Zuftand eines Waldes 
zu verfichen ift, wenn er weit weniger Ertrag lie 
fert, als feine Lage, Beſchaffenheit und Miſchung 
des Bodens, und die Natur und Eigenſchaft der 
darin vorkommenden Holzarten, bei guter Wirth⸗ 
Schaft erwarten ließ. Alle Gefahr und aller Schas 
den wäre verhütet worden, wenn bas jährliche nach⸗ 
haltig abzugebende Hol; nad guten Grundfägen 
taxatoriſch angegeben worden wäre. 

Ic habe auf meinen Forftreifen und im mein 
nen Dienftjohren als Oberforftmeifter fehr viele mit 
Holggerechtigkeiten onerirte Wälder gefehen ; bie 
wenigften waren aber gut’beftanden, außer denen, 
wo die jährlihe Holzabgabe verhältnißmäßig mit 
dem fi) ergebenden Zuwachs gering war, und 


437 


Eeine bedeutenden Ungluͤcksfaͤlle durch Krieg, Stürs 
me, Inſekten ıc. vorkamen. 

Es faͤllt den meiften Eigenthuͤmern ſchwer, ihs 
ren bisher bezogenen Antheil entweder ganz aufzu⸗ 
opfern, oder bis auf eine Aleinigfeit zu vermindern, 
um ben Berechtigten zu befriedigen. Es genießen oft 
beide fo Tange, bis der Berechtigte nicht mehr allein 

- befriedigt werben ann; Feines will ſich zuerſt Eins 
ſchraͤnkungen gefallen laſſen; die forftlihen Beſtim⸗ 
mungen haben feinen feften Anhaltpunkt, was die 
Zaration iftz und ehe eine rechtliche Entſchei⸗ 
dung möglid. wird, if der Wald zum grringken 
Ertrag herabgefeht. 

Auch die Kulturen, welde die Wingföaft 
ſichern und unterſtuͤtzen ſollen und koͤnnen, werden 
indirelt gehindert, weis kein Theil ſich überzeugt 
hält, wie viel babei geſchehen muß, und wie die 
Koften unter beiden vertheilt werben. 


438 


Ueber 
die Holzkultur von bochgelegenen, nafen nnd 
trodfenen Plaͤtzen, 
die Tange holzlos oder ganz ſchlecht beftanden waren. 





Wenn man bergleichen Plattformen wieber in 
Holzwuchs bringen will, fo legt die Natur felbft 
große Hinderniffe in den Weg ‚und es ift ſchwer, 
öft ganz unmoͤglich, alle glücklich zu beflegen. 
Was die fumpfigen oder (nah dem Schwarz 
wälder Ausdruck) miffigen Pläge betrifft, die ſich 
auf hohen Vergräden im Schwarzwald befinden, fo 
muß id) meine verehrlihen Lefer auf den von mir 
verfertigten befonderen Auffag, unter dem Titel: 
mUeber die Entftehung, Beſchaffenheit und Kultie 
virung der Suͤmpfe oder fogenannten Miffen in 
©ebirgsforften, mit vorgüglicer Hinfiht auf den 
Würtembergifhen und Badiſchen Theil des Schwarjs 
waldes, gr. 8. 1806.% verweifen, welcher in bem 
XIII. Band des neuen v. Moferiihen Forſtarchivs 
befindlih, auch befonders abgedruckt im Verlag der 
Stettinifhen Buchhandlung in Ulm zu haben iſt; 
füge aber hier noch Folgendes bei, daß dergleichen 


439 
läge genau und auf anfehnliche Tiefe, unter Zus 
ziehung eines Sachlundigen, unterfuht werben muͤſ⸗ 
fen: ob ſchon theilweife veifer Torf vorhanden, von 
welcher Beſchaffenheit derſelbe feyn möchte, und ob 
die Tiefe des Lagers und die Ausdehnung deſſelben 
mit der Zeit eine große Quantitaͤt bavon als Aus⸗ 
beute baffen läßt. 

Ergiedt: ſich diefes wirklich, und ik auch das 
oberflaͤchliche Areal von anfehnliher Größe, fo bin 
ih der Meinung: dergleihen Pläge-mit als 
ler HolzEultur ruhig zu-laffen, 

2) weil die Koſten fehr groß, und der giucliuch⸗ 
Erfolg, beſonders auch in Hinſicht des Ab⸗ 
"fages,.nicht gewiß: wäre; 

2) weil dergleichen Pläge wegen ihrer hohen, 
rauhen Lage und befonderen Beſchaffenheit, 
die ſich felten gan; verliert, doch nur ſehr 
mittelmäßige Voltommenpeit der darauf mis 
anfehnlihen Koften zu erziehenden einzelnen 
Stämme aus botaniſchen Gründen ‘hoffen 
laſſen; 

5) weil doch überdies dergleichen Plaͤtze ein an⸗ 
erkannt anwendbares Brandholz⸗Surrogat 
enthalten, deſſen kuͤnftige Benutzung, bei 
wahrſcheinlichem höherem Preis und vermin⸗ 

dertem Vorrath des Holzes, durch allerlei 
Aufmunterungsmittel, ſogar beftimmte Präs 
mien von Seiten bes Landesregierung, nach 


40° 
und nad) zur Schenung der Wälder einge 
führt werden fol, da, wo der Transport 
bis zum Hauptniederlagplatz nicht zu entfernt 
und zu Eoftfpielig wird. 

Bei ſolchen Plägen hingegen, wo der Sumpf 
nicht tief iſt, noch nicht fehr lange ſich gebildet hat, 
und Eein Zorf in reifem oder anfänglich fi) bilden ⸗ 
dem Zuſtand vorkommt, wo ferner der Ablauf bes 
Waſſers durch zweckmaͤßige tiefe und breite Gräben, 
durch das Abhängige des angrängenden Gebirgs er- 
leichtert wird, und wo ferner die Lage in Vergleis 
Hung mit dem hoͤchſten und höheren Kuppen nicht 
befonders rauh and hoch if, da ſcheiat es mir der 
Mühe und der Koften werth zu feyn, zuerſt in 
Heinen vorſuhtig angeftellten Proben von ver 
ſchiedenen Holzarten, bufonders Kiefern und Fich⸗ 
ven vermiſcht, zu machen, und wenn der Erfolg 
der Abſtcht eatſpriche, dann nach mehreren Jahren 
wit größeren Parthien fortzufahren, befondere 
in felhen Jahren, wo dieſe Hotzſaamen befonders 
gerathen. 

Diefe Proben im Keinen Können mit-Gaaten 
und Pflanzungen gemacht werben; nur räthe ich, 
die Plänzlinge von Rothtannen nicht über-5 Jahre 
als zu wählen, weit ältere wenig Gebeihen hoffen 
haften; jeder Setzling muß einen Erdballen haben, 
and mis felhem in die Erbe gebracht werden, und 
zwar nur ı bi6 115 Fuß von einander entfernt. 


— 


441 


Auch iſt ſchiechterdings nothwendig, dieſe klei⸗ 
‚nen Plaͤtze von den größeren ganz zu iſoliren, 
und thnen- eine ganz verfehiebene (trodene) Beſchaf⸗ 
fenheit zu geben durch einen rund herum geführten 
Bauptgraben, deſſen Tiefe fi bis auf die trok⸗ 
Eene Sohle erſtreckt, und deſſen Breite fih nad 
der bald moͤglich abzuleitenden Menge des Waſſers 
richtet. 

Daß dergleichen Plaͤtze ferner gleich im zweis 
ten. Jahr von den darauf befindlichen geringen 
‚Sträuchern und wuchernden Kräutern rein gemacht 
werden müffen, wo moͤglich durch Ausraufen mit 
den Wurzeln, ift deswegen nothwendig und nüße 
lich, weil es die Austrocknung beförbert und fiher 
ter macht. Erſt nad 3 bis 4 Jahren, wenn man 
‚bemerkt, daß der Boden diejenige Beſchaffenheit 
hat, die das Gedeihen der Saaten und Pflanzun« 
gen hoffen fäßt, wird mit dem eigentlichen Kultur 
geſchaͤft der Anfang gemacht (das bisherige Verfah⸗ 
ten war blos Worbereitung dazu), und zwar mit 
der Pflanzung im Herbfi vor eintretendem 
farkem Froſt, und mit der Saat im Frühjahr 
‚gleih nad) Abgang des Schnees, oder wenn ber 
Boden theilweife, der Tiefe nad, aufgefroren iſt. 
Leichte Bedeckung des Saamens mit Zweigen von 
Birken, Heidelbeere, fogar Heide it gut und ohne 
Gefahr wegen beiden legten Forſtunkraͤutern, weil 
kein Saamen im Fruͤhjahr an ihnen befinblich iR, 

D 29 


442 


der mit dem Holzſaamen aufgehen Einnte. Man 
kann zu voller Sicherheit diesfalls die Heiden vor 
her da ausklopfen, wo fie ausgerauft werden, das 
mit der etwa mod vorkommende Saamen heraus 
fat. Diejenigen Pläge, wo fih nur fogenannte 
Latſchforlen oder Legforien und etwa kruͤppelhafte 
Birken befinden, Fönnten meines Erachtens dadurch 
in beſſeren Zufland gebracht werden, wenn fie theile 
weife auf vorangegebene Art ifolirs, von Unkräus 
tern größtentheil® gereinigt, nad) einigen Jahren 
durch kuͤnſtliche Ausfireuung von Kiefern » und Bir 
Eenfaamen in wirklichen Holzanbau gebracht wuͤr⸗ 
den. Hier ift mehr Hoffnung zum Gebeihen, als 
Bei folhen, wo Torf vorhanden iſt, und weil bie 
vorhandenen Stämme auch noch etwas zur Auss 
trocknung und zum Schutz des Anflugs beitragen. 
Auch ihre Vergrößerung, die fih nad und nad 
ergiebt, wird dadurch verhindert, weil auf mehr 
trodenem Boden ber Holzbeſtand dichtere Stel 
lung haben, und nit in Eriehende fo niedrige 
©tämme ausarten kann. D 

Freilich werden dieſe Beſtaͤnde vom Schnee 
druc außerordentlich. leiden, die Mifhung mit Bir⸗ 
Ben kann aber etwas dabei fügen, wenn fie möge 
lichſt gleihförmig vertheilt auf dem Ganzen hervors 
gebracht wird. (S. oben bei den Harzwäldern am 
Ende des Kapitels.) 

Bei ten ganz trodenen Plägen, die nicht 


J 443 


über 1000 hoͤchſtens 1500 Fuß abſolute Höhe has 
ben, wird es noͤthig, ebenfalls beſondere Verſuche 
auf verſchiedenen Plägen im Kleinen (einzelnen 
Morgen) zu machen, um fie wieder in eigentliche 
Wälder umzufchaffen, weil auch im bisherigen Zus 
fand für die Viehweide wenig Nugen herauskommt, 
und für andere Abfihten ebenfalls wenig Ertrag 
au hoffen if, einzelne Ausnahmen abgerechnet. 

Je länger ein folder Platz holzlos und under 
arbeitet gelegen hat, deſto ſchlechter zur Wegetation 
überhaupt und für Holzpflanzen befonders iſt er. 
Nur eine dünne Dede aus wenigen Gras» und 
Kräuterarten, fo wie von Flechten und Moofen, 
verhindert das gänzlihe Zerftieben des leichten mas 
geren Bodens bei trockenen ſtarken Winden. Wenn 
man mit gewoͤhnlichen Saaten bier operiren will, 
fo it fhon während des Keimens und Aufgehens 
von fhneidenden Winden und Nachtfroͤſten vieles 
zu befürchten; fpäterhin für das aufgegangene, 
noch gering in jeder Hinſicht bewurzelte Pflaͤnzchen 
von Hitze und Trockenheit eben ſo viel. 

Bei den Pflanzungen wird beides ebenfalls 
ſchaͤdlich wirken, doch für die meiſten Holzarten 
Trockenheit mehr als Kälte. 

Wegen diefer natärlihen Hinderniſſe wagen 
es felten Sorfimänner, nur Werfuhe zu machen ; 
aber wer. Cofalenntniß des Schwarzwaldes beſitzt, 
wer durch Proben ‚und Erfahrungen den Gränzen 


44h 


der Matur und ber Kunſt beim Holzanbau ſich mehr 
genähert hat, wer im Stand ift, Elimatifhe Vers 
haͤltniſſe und Einwirkungen zu beurtheifen in bes 
fonberer Hinfiht auf Holzwuchs, und wer der Nas 
tur immer nachſpaͤht in ihren Wirkungen, den fols 
Ten wenigſtens Feine Schwierigkeiten abfchreden, 
Verſuche zu machen, und felbft einzelne mißrathene 
mit andern Vorſichtsregeln zu wiederholen. Hier 
kommt alles darauf an, die ſchaͤdlichen Einwirkuns 
gen der Natur zu ſchwaͤchen und fo viel möglich 
zu verhindern, und überdies folhe Holzarten zu 
wählen, welche hohe Lage mit Falter dünner Luft, 
mit Mittelboden wenigftens, am beften bei ihrem 
Wachsthum ertragen Eönnen. 

Folgendes Verfahren kann zum Zweck führen, 
wenn alles Angegebene genau beobachtet wird, und 
wenn die Pläge keine Ruppen kegelfoͤrmiger, kah⸗ 
ler Berge find. Zuerft muß der Boden auf einer 
ſolchen Plattform oder auf einem Vergrüden an 
mehreren Orten und auf mehrere Zuß Tiefe, im 
Herbſtanfang oder aud etwas früher, durch Auf 
graben unterfucht werden, theils um die Mifhung 
und Beftandtheile und überhaupt die ganze Beſchaf ⸗ 
fenheit dadurd Kennen zu lernen, theild um bie 
Holzarten paflender wählen zu Eönnen, und theils 
um den Plag in Hinſicht feiner Beſchaffenheit in 
befondere Abtheilungen bringen zu Eönnen. Dann 
werden 6 Zoll tiefe und a Buß breite Rinnen oder 


445 


Riefen querlaufenb und 2 Fuß eine von der andern 
entfernt, der Richtung nad von Morgen - gegen 
Abend, gezogen, und die aufgeloderte Erde immer 
wieder zufammengetreten. 


Im Fruͤhjahr darauf, fobald der Boden aufe 


gefroren iſt zur Bearbeitung (wenigſtens auf ı Fuß 
tief), werden dieſe Rinnen vorſichtig auf ı Zoll 
Tiefe aufgelockert, und Kiefern⸗ und % id 
tenfaamen eingefireut und mit Erbe wieder bedeckt, 
hierauf jede Rinne mit 2 bi6 5 Buß hohen Zweis 
gen von Pfriemen, Kiefern, Weißtannen ober 
Rothtannen , Birken ꝛc., was in der Nähe an 
Holzarten vorkommt, ganz dicht, feſt, und fo ſchief 


gegen einander auf beiden Seiten beſteckt, daß das 


Ganze eine dachfoͤrmige kuͤnſtliche Bedeckung bildet. 
Die Zweige werden fingersdick genommen und uns 
ten gefpigt,. damit fie einen halben Fuß in ben 
Boden fommen , und nicht vom Wind weggeſpuͤlt 
werben Eönnen. 

Nun wird zu gleicher Zeit ganz wenig Bir⸗ 
kenſaamen, ungefähr auf %, Morgen ı Loth *), 
mit Erde vermifcht, oben auf diefe Rinnen geftreut. 
Diefer kanſtliche hoͤchſt noͤthige Schu durch Zweige 
muß im folgenden Jahr ausgebeffert werden. 


*) In einem Loth befinden fi über 5500 Körner, 
nach meinen unterſuchungen, wobei aber viele tau⸗ 
be Körner ſind⸗ - a. d. B. 


446 


Wenn ber Boden etwas bindend ift, fo kann 
um biefe Heine Anlage ein Graben von ı Fuß 
Breite und 2 Buß Tiefe gezogen, und folder in 
diefem Zuſtand erhalten werden. 

Durch diefe Einrichtung wirb das Austrocknen 
der Sonnenftralen und der fharfe Windzug zum 
Schaden des jungen Anflugs verhindert, und die 
zerſtoͤrende Folge der Spaͤtfroͤſte wenigſtens fehr ges 
ſchwaͤcht, wo nicht ganz verhindert. Jeder Regen 
ann auf einige Zeit und länger, als ohne diefen 
Schutz, erfrifhen. Schatten, die Wiege unfter 
‚Holypflanzen in ber Jugend, wird kuͤnſtlich erzeugt 
und mehrere Jahre fo erhalten, bis der Nachwuchs 
färker und tiefer bewurzelt und in allen Theilen 
ganz holzaxtig geworden, und dabei nach und 
nach an ie Kalte freie Luft und hohe Lage ges 
wöhnt. Die Mifhung der Holzarten giebt ber 
Natur die Wahl, welche fie in Hinfiht des Ger 
deihens der andern vorziehen will. 

Daß Übrigens unter folhen ungänftigen Um⸗ 
ftänden und Lage die benannten Holzarten Feine 
befondere Stärke, und_eine im Verhaͤltniß gegen 
andere geringere Höhe hier erreihen und errei⸗ 
hen fönnen, ift zwar richtig , fol aber den Forſt⸗ 
mann nicht abhalten, fie anzuziehen, in dem all, 
wenn die Koſten nicht fo groß werden, 
daß kein Erfag zur Hälfte derfelben, 
wenigſtens bei einem gewiffen Zeitraum, 





447 
fehr wahrſcheinlich iſt. Die Bevölkerung des 
Schwarzwaldes, der jährliche Holzbedarf feiner Be⸗ 
wohner, der Activhandel ins Ausland, in Vergleis 
dung mit feinem mit Holz beftandenem Areal, find 
die wichtigen Gründe, welche für kuͤnſtliche 
Holzkultur aud hier ſprechen. 


Ads 


Apborififche Bemerkungen 


über ſolche Gegenftände, welche im Vorhergehenden 
nicht angeführt werben fonnten. 





E⸗ wird Regel, die jaͤhrlichen Hiebe in Hochwaͤl⸗ 
dern des Schwarzwaldes baldmoͤglich in Machwuchs 
zu ſetzen, durch Natur und Kunſt vereint, wenn 
erſtere nur theilweiſe wirken kann, und durch Kunſt 
allein, wenn erſtere nicht wirken kann, und vor⸗ 
zuͤglich in den Fällen, wo anſehnliche Strecken das 
dur, dem Beſtand nach, verbunden werben köns 
nen, und wo feine unüberwindlihen Hinderniſſe 
dur Boden und Klima vorkommen. Mur dur 
iahrliche Beſolgung dieſer Regel in allen For⸗ 
ſten des Schwarzwaldes, wo ſie anwendbar iſt, 
kann nach Verlauf von mehreren Decennien ein 
beſſeres Verhaͤltniß zwiſchen jaͤhrlicher Abgabe und 
jaͤhrlichem Zuwachs hergeſtellt, und bie Befriedi⸗ 
gung der Bewohner mit allen noͤthigen Holzſor⸗ 
ten, felbft bei mäßig vermindertem Waldareal, 
nachhaltig moͤglich gemadt werden. 





449 


. Und wenn glei manche Holzart mehrere Zahre 
nach einander keinen Saamen hier bringt, wie 
die Erfahrung lehrt, fo muß diefes große Finder 
niß durch Aufbewahren in Holjfaamen : Magazinen 
(fe weiter unten) theilweife gehoben werden, und 
dadurch, daß in Saamenjahren Kulturen im 
Großen gemacht werden. Bei folhen Umfländen 
iſt Sparen ſchaͤdlich und gegen die beften forſt⸗ 
lichen Grundſaͤtze. 


u. 

Bei Eegelförmigen, hohen Bergen, die noch 
bis oben hin bewaldet find, darf die oberfte Kuppe 
derfelben auf den fünften Theil der ganzen Höhe, 
vom Fuß bis zum Gipfel gerechnet, nie abge» 
holzt, nit einmal in dunkle Schläge gelegt wer« 
den; 3. ©. der Berg wäre 1000 Buß bed, fo 
würden 200 Fuß vom Gıpfel abwärts unangegrifs 
fen bleiben, und die tiefer Tiegenden Waldtheile, 
800 Buß Höhe betragend, in gürtelförmigen Streis 
fen von oben nad) unten abgeholzt werden. Diefe 
Streifen richten fid in ihrer anzulegenden Breite 
nad) der Höhe der unmittelbar angraͤnzenden Stäms 
me, von welchen Schug und natuͤrliche Befaamung 
wenigftens theilmeife zu erwarten ifl. Je fleiler 
alfo der Berg if, deſto breiter Finnen die Streifen 
werden, und je weniger fteil, defto ſchmaler, bei 
glei) ho angenommenen Stämmen. Am ſicherſten 


460 


geht man bei ſolchen Fällen, den Streifen glei 
aus der Hand zu befaamen, fobalb die Natur wer 
gen Saamenmangel dieſes nit im nemliden 
Jahr des Hiebs bewirken kann *). 

Wenn der Berg nicht fehr fteil if, fo „fan 
bei guter Winterbahn das Holz auf Handſchlit⸗ 
ten burh Menſchen, auf fanft abfallenden, um 
den Berg abwärts laufenden Schlittwegen, aus 
dem Wald gefchafft werben; im unterften Theil koͤn⸗ 
nen vieleicht mit dem Pferblottbaum einige 
Sägklöge oder Bauftämme abgeführt werden. IE 
aber der Berg fehr fleil, und feine Grundfläche 
nicht fehr groß, dem Inhalt nah, fo muß eine 
paſſende Rieſe angelegt, und das Holz, was zu 
Brandholz zuzurichten iſt, durch dieſe Einrichtung 
bergab gefoͤrdert werden. 

Im. 

Die fogenannten Heidenberge, auf welchen 

dieſes beruͤchtigte wuchernde Zorflunfraut, gewöhns 


*) Der ganze hier befonderd nügfiche und nothwendige 
Zweck fhmaler Hiebe geht ſonſt verloren, und 
der nur bei fo ſchmalen Streifen gefhügte Anflug 
kann nicht gedeihen. Sollte daher der feltene Saul 
ſich ereignen, daß der gewuͤnſchte Saamen sur 
kuͤnſtlichen Huͤlfe in einem Jahr nicht zu bekommen 
und außjuftreuen wäre, fo muß mit dem weiteren 
Hauen aufgehört werden, bis in dem vorhergehens 
den Hieb Nachwuchs vollfam vorhanden iR. 





451 


lich in Geſellſchaft von einzelnen ſchlechten Birken 
und Kiefern, häufig vorkommt, und die meiftens 
fuͤdliche und ſuͤdweſtliche Tage haben, müffen nad 
ihrer Beſchaffenheit an mehreren Orten und auf 
einige Fuß Tiefe unterfuht werden, und wenn der 
Boden nicht fteinige oder gar felfige iſt, baldmoͤg · 
lichſt in Holzwuchs gebracht werden, aud mit des⸗ 
wegen, weil fie bei Waldbränden zur Werbreitung 
derfelben hoͤchſt gefährlich find, bei fühliher Lage 
mit Birken und Kiefern fo gemiſcht, daß die Kies 
fern präbeminiren, bei öftliher und weſtlicher Rage 
eben fe. 

Zolgendes Verfahren ift zweckmaͤßig. Im Fruͤh⸗ 
jahr, nad Abgang des Schnees auf bem betreffen« 
den Plag, und wenn ber Boden wenigftens auf 
2 Buß Tiefe ganz aufgefroren it, werden, nad 
Verhältniß der Größe des Heidenbergs, ı2 bis 15 
erwachfene Perfonen (Männer) beftelt, welche mit" 
Karten Handſchuhen verfehen ſeyn müffen ; diefe 
Perſonen werden fo zugleich angeftelt, entweder 
am oberen oder unteren Theil des Heidenbergs, 
daß eine von ber andern 4 Buß ungefähr entferne 
ſteht, im erften Kal unter einander, im zweiten 
Über einander. Nun fhreiten alle, auf ein vom 
Forſtbedienten gegebenes Zeichen, langfam und in 
moͤglichſt geraden Linien den Berg entlang vor, 
und raufen vorfihtig, nicht ſchnell (damit die Hei⸗ 
den mit den Wurzeln ausgezogen werden) biefes” 


452 


Unkraut aus, auf ungefähr 2 Fuß Breite, und le⸗ 
gen biefes auf eine Seite. Wenn die ganze Manns 
ſchaſt fo arbeitend an dem Ende des Plages anger 
langt if, fo ſchwenkt fie fih (auf. oder abwärts, 
je nachdem fie zuerft unten oder oben am Berg ans 
geftellt worben ift), und ftellt ſich wieder ordentlich 
in gleiher Nähe (4 Zub) zufammen, und arbeitet 
auf gleiche Weiſe wieder bi6 ans andere Ende des 
Bergs, und fo immer abwechſelnd fort, bis das 
Ganze in Streifen wund gemacht und gereinigt iſt. 
Nun wird fo bald als möglich Kieferns oder Fich⸗ 
tenfaame, wie es Boden und Lage erlauben und 
räthlih machen, in die Mitte diefer Streifen im 
eine Rinne 14 ZoN tief gefäet, und bei nicht fübs 
licher Cage die noch ſtehenden ſchmalen Heidenſtrei⸗ 
fen mit der Sichel tief am Boden abgeſchnitten. 
Wenn nun auch dieſe blos abgeſchnittenen Heiden 
wieder nachwachſen, ſo ſchuͤtzen ſie die Kiefern in 
den erſten paar Jahren, und nach Verſluß dieſer 
Zeit uͤberwachſen die Kiefern die Heiden; auch die 
Fichten werden nicht unterdruͤckt, wenn der ausge 
raufte Streifen 2 Fuß Breite beträgt. Nach ers 
folgtem oberem Schluß diefer Holzarten ald Stan. 
gen verlieren fi) die Heiden bald. 

Im Neuenbuͤrger Oberforſt, Langenbrander 
Revier, habe ich mit diefer felbft ausgedachten Mes 
thode eine glückliche Probe gemacht, Der Platz 
lag gegen Suͤdweſten. 


453 


Die Koſten für die Tagloͤhner wurden dadurch 
vermindert, baß für die ausgerauften und abges 
fnittenen Heiden zur Gtreubenugung mehrere 
Gulden bezahlt wurden. 


IV. 

In ſolchen Gegenden, wo Rollfieinlager 
(im Schwarzwald Steinraffeln genannt) ſich befin⸗ 
den, müffen alle dort befindlihe Wogelbeerbäus 
me fehr gefhont, und wenn Eeine vorhanden , da 
Eünflih eingefprengt werben, wo nur etwas Erbe 
fihtbar wird. Die Fruͤchte diefer Holzart locken 
vorzügli die Hafelhühner herbei; auch ander 
res Waldgeflügel frißt davon, und es ift die einzige 
Holzart, welche zwiſchen folhen Steinen gut forts 
kommt, und fehr bald Fruͤchte trägt *). 


V. 


Alles haubare oder abzugebende Holz muß ſo 
viel moͤglich, in den herrſchaftlichen Waldungen 





) In der Pfalzgrafenweiler Hut, Altenſtaiger Ober⸗ 
forſts, war im großen ſogenannten Weilerwald eine 
gewiſſe Gegend, Findelteich, wo mebrere tragbare 
Vogelbeerbaͤume im Nadelwald ſich befanden; hier 
waren immer, und ganz vorzüglich zur Reifungszeit 
der Srüchte, Hafelhühner anzutreffen. Es wird bes 
hauptet, daß fie ſich au von den wolligen Knos⸗ 
pen diefer Holzart Winterdzeit nähren. 


454 


wenigſtens, durch die betreffenden Oberforſtmeiſter 
oder Forſtmeiſter in ihrer Gegenwart und nach ihr 
rer Beſtimmung gezeichnet werben, in Krankheit 
fällen in Gegenwart deffen, ber des Kranken Stelle 
verfieht, und dazu beſonders von ber oberften Boris 
behoͤrde beflimmt ift. Ueber diefe zweckmaͤßige Ver 
ordnung muß fireng gehalten werben, mit Aus 
nahme einzelner weniger Stämme in Nothfaͤllen. 
In Gemeindewäldern und bei denen, welche Pris 
vaten gehören, fol es auch gefchehen, wenn dem 
Foͤrſter fo viel Zeit möglich wird ; und wenn diefes 
nicht wohl gefhehen kann wegen Gleichzeitigkeit mit 
andern in Herrfchaftwäldern, aber dringende Ums 
fände vorfommen , fo ann dieſes Geſchaͤft durch 
wirkliche Handanlegung des oberforſtamtlich vers 
pflichteten Forſtgehuͤlfen (Jaͤgerburſchen) gefhehen, 
der in dem betreffenden Revier angeftellt if, wenn 
er bie Fähigkeit und praktifhen Kenntniffe dazu 
beſitzt. - 
Jeder Stamm, der gefällt werden fol, muß 
an einer Wurzel, bie zu Tag liegt, oder wenn 
diefes nicht geſchehen kann, fo tief als möglich 
unten bezeichnet, und den Holzhauern fehr ſtreng 
aufgegeben werden, dieſes Waldzeihen nicht weg · 
zuhauen, um die geftohlenen oder gegen die Ord⸗ 
nung gefälten Stämme leicht bemerken und finden 
zu Eönnen, wenn ber Hieb von den höheren und 
niederen Forſtbehoͤrden viſitirt wird. Oben am 

’ 


465 


Stamm wirb ber unten mit bem Walbhammer bes 
zeihnete Stamm mit einer Platte den Holjhauern 
bemerkbar gemacht, welche vermittelft eines Hands 
beils angebracht wird, oder auch mit der ſcharfen 
Nüdfeite des Waldhammers. Diefes Zeichen muß 
die. Holzhauer leiten, und Nachlaͤſſigkeit hierin fol 
fireng beftraft werben. Während meiner praktiſchen 
Laufbahn bin ih von der Nüglickeit und Noth« 
wendigfeit biefer regelmäßigen Auszeichnungen zum 
Velen des Waldes und feiner Stellung (woran 
fo vieles liegt) vielfach überzeugt worden. 

Hieraus folgt au, daß die Gebirgsfor« 
fen weder für bie oberften Behörden noch für die 
niederen zu groß angenommen werben dürfen; 
fonft iſt es nicht möglih, zu rechter Zeit im 
Jahr diefes wichtige Geſchaͤft ſelbſt vorzunch 
men. Als Marimum angenommen: 50000 More 
gen herrſchaftliche und etwa 20000 Morgen andere 
Wälder befchäftigen einen Oberforfimeifter im Schwarze 
wald ganz, und 5000 Morgen herrſchaftliche und 
etwa 1000 bis 2000 Morgen andere Wälder einen 
Börfter in dieſer Gegend, und dabei muß er noch 
einen Gehülfen (Jaͤgerburſch ift ein unpaffender 
Zitel) haben, der. von der Herrſchaft aufgeftellt und 
bezahle if. Das Minimum mag 40000 und 
vefp. 4000 Morgen feyn für herrſchaftliche 
Wälder 

Weil aber öfters mancherlei Waldgefchäfte beim 


456 


Forſthaushalt ſich häufen. und gleichzeitig ge 
ſchehen ſollten, vorzüglich die Auszeihnung ber 
jährlich abzugebenden Holzfortimente, fo glaube ich 
aus erprobter Erfahrung Folgendes hier angeben 
zu muͤſſen: 

Jedem Foͤrſter müffen, fo viel. in dem erften 
Jahr möglich, ober doch im zweiten, von bem 
Obers ober Forftmeifter (bei dem ich genaue Kennts 
niß dieſes Geſchaͤfts in allen Arten von Wäldern 
vorausfege), in den herrſchaftlichen Wäldern zuerſt 
gleihfam Probhiebe zur Eünftigen Vor 
f&hrift felbft angelegt und ausgezeichnet werben, 
3. B. in reinen Weißtannen » , Fichten-, Kieferne 
beftänden,, in vermifhten mit Nadelhoͤlzern unter 
ſich, oder mit Nadel: und Laubholz, oder rein mit 
Laubholz x. ; dem Foͤrſter auf dem Plag bie 
Urfahen und Regeln des vieleicht von feinem 
bisherigen abweichenden Verfahrens und der Stel 
lung befonders erflärt und angegeben werben, um 
bei Gemeindes und Privatwäldern feines Reviers 
den zweckmaͤßigen Gebrauch durch Nahahmung 
machen zu koͤnnen. 

Im Sommer muß dann bei der Reviſion 
durh den oberften Forſtbedienten genau 
nachgefehen werben, ch biefer für den guten 
Buftand der Wälder fo wichtige Punkt in den 
betreffenden Forſten genau befolgt worden ober 
nidt Im erfien Fall muß Belobung, im 


457 


weiten Beftrafung bie Folge ſeyn. Weil aber 
ſowohl Fähigkeit als Wille und Ehrgefüht 
bei den Foͤrſtern fehr verfchieden it, fo wird der 
Dbers oder Zorfimeifter in den’ Fall kommen, daß 
er bei demjenigen Förfter, der feinen Befehl dies⸗ 
falls nicht pünktlich befolgen Eann, das Meifte 
ſelbſt auszeichnen, und ben andern Förftern, 
die es wollen und können, Mehreres diesfalls 
überlaffen zu müffen. 

Der Hauptzweck: Erhaltung der Wäls 
der in gutem Zuftand, muß nie aus dem Ges 
ſicht verloren, und kaun auf diefe Beife' ziemlich) 
viel erreicht werden. 

Aud werden unvermuthete Wifitatios 
nen in folden Wätdern, wo gerade ber Förfter 
allein das Ausjeichnungsgeichäft beforgt, nüglidy 
und zwedimäßig, theild zur Belehrung, und theils 
um bie Aufmerkfamkeit des Börfters zu erhalten. 
Nur darf der Vorgeſetzte nie verfehlen, zuerft duch 
fonftes Belehren durd einleuhtende Gründe " 
den Förfter von gewiſſen Beftimmungen zu übers 
zeugen; und nur denn, wenn dieſes treffliche Mitz 
tel nichts hilft, und Vorurtheil, Intereffe und Eis 
genfinn den Förfter beherrihen, muß Strenge 
mit Nachdruck angewendet Werden. 

Und eben fo wenig dürfen die Gründe bed 
Foͤrſters, die er für oder wider eine Sache hat, 
Wälder betreffend, ohne weiteres verworfen, 

30 


458 
fondern müffen ruhig angehört, und wenn fie gut 
ind, mit Belobung angenommen, ‚ausgeführt und 
unterftügt werben. Mur auf biefe Art erhält man 
die Luft zum Dienft und die Liebe und den Gehor⸗ 
ſam gegen den Vorgeſetzten. Nie darf aber alles 
dieſes in Vertraulichkeit ausarten, wenn nicht die 
amtlide Subordination mit allen nüglichen 
Felgen verloren gehen fol. 

VI. 

Keiner privilegirten Geſellſchaft, weder den für 
Hollanderholz, noch einer andern, darf erlaubt 
werden, haubare, ſogar ſchon bezeichnete Waͤlder 
nach und nad, wie es ihre Gemaͤclichkeit und 
befondere Umſtaͤnde für ihren Nugen erfordern, abs 

‚ zutreiben, und zwar burd von ihnen angeftellte 
und bezahlte Holzhauer, fondern gerade in dem 
Zeitpunkt, und nad) der von bem Oberforftamt bes 
forgten Auszeichnung, und nur durd die von dem⸗ 
felben aufgeſtellten, beeidigten und bezahlten Holz⸗ 
bauer. Erfahrung hat mid von dem Nugen dies 
ſes Vorſchlags belehrt. 

VII. 

In jedem Obirforſt oder Forſtmeiſterei muß 
ein geringes, aber zweckmaͤßig eingerichtetes Holz⸗ 
ſaamen-Magazin eingerichtet werben, und wo 
moglich bei der Amtswohnung dieſer oberen Bes 
börben bes inneren Forſtweſens, die immer herr⸗ 


459 


ſchaftliche Wohnungen haben, worin aber gewoͤhn ⸗ 
lich nur diefenigen wenigen Holzſaamen auf die 
für Erhaltung der Keimungskraft befte Weiſe aufs 
bewahrt werden, die im Oberforft erhalten und 
vermehrt werden follen. 


Bei fehr geräumiger Wohnung ann eine gros 
Be Kammer , in der mittleren Etage jederzeit, dazu 
eingerichtet, ober im andern Fall ein kleines ein. 
ſtoͤcliges Gebäude nebenhin gefegt werden, in wel⸗ 
dem jedech der hölzerne Boden erſt auf 4 Buß 
‚Höhe anfangen, und bis dahin. 4. Treppen anger 
bracht werden müffen, um das Eindringen der Feuch⸗ 
tigkeit in diefen Boden aus der Erde zu verhindern. 
Auch Hier darf nur eine Kammer oder ein Zimmer 
ohne Ofen vortommen. 

Diefe Kammern miüffen 

2) doppelten Öretterboden haben, zwiſchen weis 
chem eine ungefähr handhohe Füllung von 
Gerſten⸗Ageln ſich findet; 

2) an allen Seiten muͤſſen die Wände mit eins 
gefalzten Brettern feſt anliegend bekleidet 
ſeyn; 

8) oben muß eine dichte Gipsdecke angebracht 
werden; alles diefed, um Beuchtigkeit und 
Ratten und Mäufe abzuhalten; 


4) auf ber Nordſeite ein oder zwei Doppelfen ⸗ 


460 


fter *), welche gut anpafien müffen, daß 
unerdffnet die Luft nicht eindringen Eann ; 

5) eine blos verriegelte dod wohl paffende Vor⸗ 
thüre zum Eingang, und hinter diefer noch 
eine eigentliche, welche ebenfalls eingefalzt 
und wohl verfäloffen ift ; 

6) doppelt fo viele Abtheilungen durch Bretter, 
als Holzſaamenarten vorkommen, um ben 
Saamen frifh und verjährig abtheilen zu 
Eönnen; 

7) Einrihtung mit einem Wagbalken, mit 5 
und 10 Pfunden Gewicht, um fo viel Saas 
men auf einmal abwägen zu Finnen; 

8) und ungefähr 20 bi6 25 Saͤcke von ſtarkem 

Zwillich, welche unaustöfhlid mit den Ans 

fangsbuchſtaben des Oberforftamts, wohin 

fie gehören, bezeichnet find, und das Ger 
wicht ‚des darin aufzuhebenden Holzſaamens 

äugleih angegeben, z. B- 

oOoFA 
G 

d. i. Oberforſtamt Gernsbach. 

" 50% . 

d. i. funfzig Pfund. 





So eingerichtet, mie die Vorfenſter in gewoͤhnlichen 
Haͤuſern zur Winterszeit, und nur ein kleiner Theil 
als Bügel, welcher zuweilen geöffnet wird. 


461 

Einige Rechen und hoͤlzerne Schaufeln, zum 
Umrühren de3 Saamens von Zeit zu Zeit, bürfen 
nicht fehlen. 

Kiefern s und Fichtenfanmen wird in den mei⸗ 
fien Faͤllen hinreichend ſeyn, und etwa Lerchenſaa⸗ 
men, ı) weil diefe beiden erfteren Holzſaamen reif 
und troden in den Zapfen erfammelt, vorſichtig, 
mit mäßigem Grad Wärme bie erfteren *), letztere 
nur mit Luft und Sonne ausgeffengelt, mit Fluͤ⸗ 
geln ih 3 bi6 4 Jahre an kühlen, ganz trockenen 
Orten aufbewahren laſſen; 2) weil von biefen Hole 
ſaamenarten fi Fruͤhlingsſaaten gewoͤhnlich machen 
laſſen; 3) weil dieſe beiden erſteren Holzarten haͤu⸗ 
fig im Schwarzwald vorkommen, und ihre kuͤnſtliche 
Vermehrung alſo vielfach vorkommt und zweckmaͤ⸗ 
Fig wird. 

Was den Lerchenfaamen befonders betrifft , fo 
iſt rathſam, fi wo möglich jedes Jahr frifchen zu 
verfhaffen; von zweijährigem geht ſchon viel weni» 
ger auf, als von einjährigem. 





*) Sowohl im Gr. Bad. jegt, ald wenigſtens zu mei⸗ 
ner Dienfzeit im Koͤn. Wärt. Oberforſt Neuen 
bürg, kamen zweckmaͤßige Einrichtungen in beſon⸗ 
deren Gebäuden vor, um den Kiefernfanmen vor⸗ 
zuͤglich auf eine für feine Keimungsfraft unſchaͤdliche 
Weiſe mit kuͤnſtlicher Wärme auszuklengen; folcher 
als gut unbezweifelt erkannte Saame kann lange 
aufbewahrt werden. A. d. V. 


462 


Der Weißtannenfaame muß in ber Megel gleich 
nad der Reifung im Herbſt ausgeſtreut werben, 
und erhält fi) am beften über Winter, Beimungsfäs 
big unter dem tiefen Schnee. Ausnahmen von 
dieſer Regel find feltener. 

Den Birkenfaamen betreffend, ftimme ich ims 
mer, aus Grfahrung beiehrt, für Sammeln im 
Schwarzwald in der lokalen Neifungszeit, wo fruchte 
bare Stämme davon vorkommen, und fhnelles Aus- 

- freuen gleih nach dem Einfommeln. Die Aufbe 
Wahrung über Winter if zwar möglich, aber es 
muß mit folder befonderen Sorgfalt gefchehen, 
welche felten von der damit beauftragten Perfon 
erwartet werben Bann. Ich rathe keinen von Saas 
menhaͤndlern zu erfaufen , oder wenn es doch ge 
ſchehen muß, denfelben auch gleich auszuſtreuen. 
Unter dem Schnee erhält ex ſich am beften kei⸗ 
mungsfähig und unverborben, wenn ex vorher 
gut war, 

Eicheln und Bucheln werden nah dem Eins 
fammeln zur wahren Reifungszeit am beften gleich 
2 Bol tief in die Erde gebracht, weil ihre Aufhe⸗ 
bung über Winter im unverborbenen Zuſtand und 
ganz Eeimungsfähig nicht jedem wenigſtens gelingt. 
(Siehe meine Anleitung zu Einfammlung, Aufr 

* Bewahrung, Kenntnig in Ruͤckſicht auf Guͤte und 

Ausfaat des Saamens von ben vorziglichften teut- 

ſchen Waldbäumen. Karlsruhe 1805. S. 49-62.) 


463 


VIII. 

19a Hinſicht des gemeinen weinblaͤtterigen Ahorns 
(Acer pseudoplatanus, L.) iſt zu bemerken, daß, 
weil man in vielen nicht hoch gelegenen Theilen des 
Schwar zwaldes, befonders im unteren Theil, eins 
jene und Gruppen, von der Natur dahin geftellt, 
antrifft, und barunter von vorzuglichſter Vollkom⸗ 
menheit in jeder Hinſicht, und weil dieſes Hol 
eines der beften zu Nutzholz iſt, auch ſchnelles 
Wachsthum hat, dabei ſich mit den Rothbuchen 
bei gleicher Hoͤhe beſonders gut vertraͤgt, und mit 
ben Weißtannen, wenn fie nicht in zw dichtem 
Schluß ftehen, man durch Pflanzung in warmen 
Thaͤlern und breiten Schluchten, wo ber Schnee 
nicht zu lange liegen bleibt, fie vermehren ſolle, 
wozu bie Pflänzlinge in Saatſchulen zu erziehen, 
und 5 bis Gjährig auszupflanzgen find im Fruͤhjahr, 
ſobald es thunlih if. Die Weißtannen muͤſſen 
aber geringer und niedriger feyn als die Ahorne, 
fonft verfümmern Iegtere fehr bald ; auch müffen fie 
fo fiehen, daß der obere Schluß ber Weißtannen 
diefe gefeßten Stämme nicht einzwängt, fondern 
daß fie etwas freier ftiehen. Der Boden muß viel 
Dammerde haben, nicht ſteinigt, aber friſch feyn, 
und alle gewöhnlichen Vorſichtsregeln wie bei der 
Eiche angewendet werden, mit dem Unterſchied, 
daß beim Ahorn alle Wurzeln forgfältig gefchont, 
und fie in große Löcher gefegt werben muͤſſen, und 


464 


ſeviel mit Erdballen als möglich if. Mit Saaten iſt 
nichts zu machen, weil der Saamen beim Keimen 
und Aufgehen gegen die Kälte zärtlich iſt, und im 
Freien nicht wie in ber Saatſchule geſchuͤrt wers 
den Eann. 

Die wenigen Stämme, die man antrifft, wers 
den fehr theuer für allerlei Handwerker bezahlt, 
4. B. Drechsler, Schreiner, Uhrmader ꝛc. Die 
vorzuͤglichen Stämme, welche die Natur in dergleis 
hen Schwarzwalds Gegenden ſchon hervorgebracht 
bat, und wovon einzelne bi6 zur Hollaͤnderbalken⸗ 
Stärke vorfommen , ſprechen für meine Angaben 
und Vorſchlaͤge diesfalls beſonders. 

IX. 

Die Forſtbedie nten, welche im Schwarz 
wald angeſtellt werden koͤnnen, muͤſſen ſchlechter⸗ 
dings Eörperlihe Vorzuͤge und wiſſen⸗ 
ſchaftliche Bildung in ſich vereinigen, und die 
oberen beſonders auch ſolche Gegenden bereist 
baben, wo gleiche Holzarten, aͤhnliches Klima und 
Gebirge aͤhnlicher Art vorfommen, ehe fie hier ans 
geftellt werden. Ein dauerhafter Körperbau über 
haupt, eine gute Bruſt vorzüglich, gerade Füße, ein 
mehr ſchlanker Wuchs, und dabei ein gutes Geſicht 
in die Nähe und Berne, muͤſſen jeden erſt tüchtig 
maden, bie hier mit großen Strapagen verbunde ⸗ 
nen Dienftpflihten zu erfüllen. Das rauhe Alima, 
Vie hohen Berge, die ganze Beſchaffenheit des 


465 
Schwarzwaldes erfordern dieſes unbedingt; und ber 
legte Punkt, ein gutes Geſicht, if hier ganz 
befonders nothwendig, theild wegen der vielerlei 
Abgaben an allerlei Holzfortimenten, und theils 
weil der Forfimann auf dem Stock die meiften 
Staͤmme beurtheilen muß, welche Qualität fie has 
ben. Um ganze Vergfläden von den gegenüber 
fiehenden aus zu beurtheilen, wird dieſer vorzüge 
lichſte Sinn erfordert, und beweist die Nügliche 
keit ꝛtc. 

“ Adein weit mehr liegt daran, daß auch die 
Hgeifigen Vorzüge nicht fehlen, die bei eigents 
licher wiflenfchaftliher Bildung vermehrt werden, 
fo daß fie ihre Untergebenen gründlich belehren Eins 
nen. Kein Theil der Forfwiffenfchaft darf dem 
oberen Forfimann hier fremd feyn, weil alles bier 
in gewiffen Gegenden vereint vorkommt, die Hülfss 
wiffenfhaften, Naturkunde ganz vorzüglich, Phyſik 
und Mathematik, und näher beſtimmt Arithmetik, 
Geometrie, Ötereometrie, Zrigonometrie ı. Die 
Naturkunde enthält diejenigen Gegenftände , welche 
den Schwarzwalds: Forſtmann geradezu intereffiren, 
es feyen nun Zhiere, Pflanzen oder Mineralien; 
bie Phyſik erleichtert die Beurtheilung Blimatifcher 
Einwirkungen auf das Wachsthum ober Abfterben 
der Holzpflanzen noch gründlicer, als die Borfibes 
tanik allein, und hat noch ferneren Nugen bei Er 
Härung mancher Erfheinungen, was durch Feine 


466 


andere Wiſſenſchaft gefchehen Kann ; und welcher 
Forſtmann, möchte ich ſtatt alles Beweiſes fragen, 
kann brauchbar ſeyn ohne mathematiſche Kenntniſſe k* 
wie oft kommen Anwendungen davon vor, taͤglich, 
beinahe ſtuͤndlich. Bei Holzverkaͤufen, Vermeſſun⸗ 
gen, Taxirungen, Auszeichnungen ꝛc., welchen 
Mutzen gewährt dieſe Wiſſenſchaft nur in den an⸗ 
geführten Theilen 3 \ 

Diefe Vorkenneniffe erleichtern die ganze Amts- 
führung , wenn noch ein guter Auffag den Forſt⸗ 
mann auszeichnet, welcher gleichfalls unentbehrlich 
iR. Berichte, Gutachten, amtliche Briefe, Akkor— 
be, Protokolle ic., in fließendem Styl vorgetragen, 
empfehlen bei höheren Behoͤrden, und ohne dieſes 
fehlt eine wichtige, zur zweckmaͤßigen Amtsführung 
nothwendige Bade. 

Jeder, der im Schwarzwald als Forſtmann 
angeftellt werben will, fol dort unter Leitung eines 
geſchickten Zorfimanns noch einige Zeit prackiciven, 
ber niedere bei einem niederen Forſtmann, der hoͤ⸗ 
here bei einer höheren Stelle; dann ein theoretiſch⸗ 
praktiſches Examen aushalten, und fogleih angeftellt 
‚werden, wenigiens als Gehülfe wit Gehalt, bis 
eine Vacatur ſich ereignet. Beim Practiciren wird 
man mit ber ganzen Lofalität desjenigen Theils 
wenigftens bekannt, ber zu dem Land gehört, in 
welchem man angeftells feyn wird, mit ben Ge⸗ 
wohnheiten, Servituten, der Lebensart, den Nah⸗ 





467 
zungsquellen, dem Handel der Bewohner; biefe 
zuſammen haben Einfluß auf die Behandlung der 
Wälder, und ihre Kenntniß ift nothwendig. 

Das Refultat aus dem Vorbergehenden if nun 
dieſes: „daß man im Schwarzwald nur die vor⸗ 
zügliften Forſtmaͤnner in niederen und ganz bes 
ſonders in höheren Stellen anſtellen, und nicht 
aus andern Nebenrücfichten diefe wichtigen Sub⸗ 
jekte und Staatsdiener wählen fol. Der Regent, 
die Unterthanen und die Wälder gewinnen zugleich 
dabei. ® ® 

IX. 
Im K. W. Oberforſt Neuenbürg befinden fih 
33 Sägmählen, welhe aus Kronwäldern mit 
Ploͤcherholz verfehen werden, und 12 dergleichen, 
welde aus Gemeinde», Privat» und Kirchenguts⸗ 
waͤldern ihren Bedarf erhielten; letztere bekommen 
nun das ihrige auch aus Kronwaͤldern, weil dieſe 
Wälder in neueſten Zeiten mit denen des Kirchen⸗ 
guts vereinigt wurden. In den Enzkloͤſterles, Hofe 
fetter und Wildbader Revieren kommen 5 Theer« 
ſchwelereien vor (im Schwarzwald neunt man diefe 
Schmierbrennereien), wovon 5 in herrſchaftlichen 
und 2 in Gemeindewäldern von Wildbad und Würze 

bad) liegen. \ 

Im Gr. Bad. unteren Schwarzwald, befons 
ders im Gernsbacher Oberforft, kommen auch viele 
Saͤgmuͤhlen vor, und überhaupt immer da am meis 


468 

fen, wo Floͤßereien und befonders mit Holländer. 
holz betrieben werben, weil damit anfehnliche Quanta 
als Oblaft erportirt werden. Die Schifferfcaft zus 
Gernsbach hat mehrere Saͤgmuͤhlen, die eine große 
Quantität Saͤgwaaren zum ausländifhen Handel 
liefern. \ ‘ 

Im Für. Fuͤrſtenb. Oberfort Wolfah, wo 
bie Kinzigflößereien im Flor find, finden fih 27 
Saͤgmuͤhlen, ı2 Harzhuͤtten ober Harjſiedereien, 
4 Kienrußhuͤtten, 3 Theeröfen. 

Köhlereien Eommen im Kleinen im ganzen 
Schwarzwald überan häufig vor , großentheild nur 
Für Grobſchmiede und Kleinfhmiede; im Großen 
vorzüglih im K. W. Oberforft Freudenſtadt, bei 
Baiersbronn im Murgthal, für bie Eifenfchmelje 
und Hammerwerke im Chriftophsthal bei Freuden⸗ 
ſtadt. Das Lokal diefer Köhlerei if einzig, und 
bie Kohlplatte von Waſſer umfloffen, worauf das 
Holz beigeflößt werden kann. Ich babe dort Meis 
ler von mehr als 30 Kiaftern Holz gefehen. 

Eine zünftige Gattung Menfchen, Hölzer 
fhneider im R. W. Antheil genannt, verfertir 
gen vorzüglich die Hölzer zu Schuhen für Weiber 
und Kinder, auch Schaufeln ıc. von Rothbuchen⸗ 
holz · 

Die Kübler (Böttiger) und die Siebmacher 
(Hier Sargenmacher genannt) arbeiten für diejenis 
gen Gegenden bes Landes, wo kein Nadelholz 


. 





469 


vorkommt, allerlei Geraͤthſchaften; auch ins angräns 
sende Ausland werben ‚auf der Achſe dergleichen 
Waaren in: anfehnfirher ‚Menge verführt. 


Harzfiedereien kommen im K. W. Altens 
flaiger Oberforft mehrere vor, beſonders zu Egen ⸗ 
haufen, Pfalzgrafenweiler ıc., weit viele Harzwaͤl⸗ 
der, befonders von Gemeinden und Privaten, dort 
vorhanden fihb. ö 


Potafhenfiedereien trifft man viele an, 
and 3. B. im Neuenbürger Oberforft, zu Kalm⸗ 
bad) xc., und im Großh. Bad. Antheil, z. B. im 
Murgthal *), mehrere, 


Dann befchäftigt das Floͤßen ſelbſt viele Men- 
ſchen; im Oberforft Neuenbürg Eamen zu meiner 
Dienftzeit vor 14 Jahren über 200 dergleichen vor, 
welche fi davon ernährten, theils (aber nur wer 
nige) als Schiffer, d.i. ſolche, welche eigene ganze 
Floͤze verführen, theild als Floßknechte, welche nur 
den Transport beforgen als Taglöhner, und einen 
Antheil am Holz felbft haben. 


J 


In Forbach beſteht gegenwaͤrtig eine bedeutende, 
die den Buͤrgern Anton Fritz und Valentin Wunſch 
von da gehoͤrt. Auch in Reichenthal beſteht eine 
dergleichen, welche dem Buͤrger Matthaͤus Merkel 
gehoͤrt ; beide werden ind Große betrieben. 

A. d. V. 


470 
XL 
Wegen Niederwäldern im Schwarzwald 
bemerke ich hier noch Folgendes, was oben vergefs 
fen worden iſt: 

2) daß die Birke in biefen etwa rauheren Or 
genden doc) fehr gut dayu tauglich iſt; 

2) daß auch die Saamenraitel (oder Stande 
reißer) von dieſen Holzarten befondere Er⸗ 
haltung und Rüdficht verdienen. Man muß 
aber dazu bie flärkften Stämme wählen, ſonſt 
leiden fie von Duft und Schneedrud vieles. 
Auch die Eichen, wo möglid Sommers oder 
Stieleihen, fo wie ber gemeine Ahorn, find 
ebenfalls zu gleichem Zweck fehr tauglich. 

8) Die Umtriebsperiode if wenigfiens zu 
25 Jahren anzunehmen, und kann aud 
noch verlängert werben bis zu 30 Jahren. 

4) Am nüglichten werden diejenigen Niederwäls 
der, worin Eichen, gemeine weinblätterige 
Ahorne, Mogeldeere, Birken, Mehlbee⸗ 
re, als Oberholz in einer ſolchen Ans 
zahl vorfommen, daß auf einem rheinifchen 
Morgen ungefähr 20 Stämme davon vor⸗ 
handen find, worunter die Eichen die meis 
ſten, und die Birken die wenigften find. — 
Das Unterholz befieht am beften aus Eis 
hen, Birken (Hainbuchen). Alle übrigen 
ſchlechteren Holzarten, die keine Stans 





ai 


gen geben, muͤſſen nad und nad; ausge 
rottet und durch bie beſſeren erfegt werden; 
dann wird der größte möglihfie Holy 
ertrag und Geldbetrag erhalten werden, 

5) Der Hieb muß im Fruͤhjahr, ehe die Knos⸗ 

pen aufbrechen, vorgenommen, und das Ges 
ſchaͤſt mit fo vielen Menfchen zugleich bes 
trieben werben , daß in ungefähr 4 Wochen 
alles gehauen, fortenmweife aufgemacht, und 
24 Zage fpäter alles Holz wenigſtens aus 
dem Schlag, wo nicht ganz aus dem Wald, 
geſchafft iſt. 

Da dergleichen Waͤlder nur an den Graͤnzen 
gewohnlich vorkommen, wo das Klima noch nicht 
ſehr rauh iſt, fo kann alles Vorſtehende beob⸗ 
achtet, unter Vorausſetzung, daß bekannte andere 
Worſichtsregeln nicht dabei vergeſſen werben. 


XII. 

Mothemasifhe Aufgabe und Auflöfung. 

Man foll einen Waldplatz zu 260 abſchuhi⸗ 
gen Quadratruthen gerechnet, alfo einen Rheinläns 
diſchen Morgen, fo mit Kiefern und Birken kuͤnſt⸗ 
lich anfäen , daß bei der Annahme, daß alle aus⸗ 
geftreute Saamenkörner aufgehen, von jeder Sorte 
die Hälfte vorhanden if; und wieder als zweiter 
al, wenn die Birke nur den Gten Theil der Dis 
ſchung betragen foll. 


472 


Wie if die: Saamenmenge nach Pfunden und 
Lothen zu beftimmen, die bei biefen beiden Wer 


haͤltniſſen nöthig if? *) 
Noͤthige Vorausfegun« 

gen babei: J 

82 Loth = ı Pfund, 

a2 Skrupel — ı Beth, 

so Gran — Skrupel. 





Auf einen folchen More 
gen werben ohne Fluͤgel 


In einem hohlen Kubik⸗ 
zoll Raum befanden ſich 
Kiefernfanmenkörner oh ⸗ 
ne Fluͤgel 900 Stuͤcke. 
Wirken . 4200 
Die Forlenkoͤrner wiegen 
8 Skrupel 6 Gran oder 


166 Gran; die Birken. 
törner 2 Skr. od. 40 Gr. 
Aufldfung: 
166 : 76800 — goo : x 
DW 

Erſter Ball: a | 416586 | 206193 Körner 
5 Pfund Kiefernfaamen. 

Wir muͤſſen flet6 an die Forderung der Aufs 
gabe denken, daß die Anzahl der Saamenpflängs 
sen, bie aufgehen follen, vom Kiefernfaamen eben 
fo groß feyn fol, als die der aufgehenden jungen 
Birken. Matärlih muß wegen diefer Forderung 


a0 Pfund Kiefernfaamen 
gerechnet. 


) In befonderer Beziehung auf das, maß bei der Mis 
ſchung von Weißtannen und Rothbuchen in einer 
Note, und das, mad bei der Mifhung don Kies 
fern und Birken im Text angeführt worden ift, 


473 


auch eine völlig gleiche Zahl von Kiefern» und von 
Birkenfaamenkörnern gefder werden. Auf einen More 
gen rechnet man 10 Pf. Kiefernfaamen ohne Flügel, 
10 Pf. machen 76800 Gran ; . unter ben gegebenen 
Datis finden wir, daß 900 Stuͤck Kiefernſaamenkoͤr⸗ 
ner 166 Gran wiegen; wie ih nun das Gewicht 
von 166 Bran zu dem Gewicht von 10 Pf. oder zu 
76800 ®ran verhält, fo verhält fih die zu 166 Gr. 
gehörige Anzahl von Saamenkörnern zu der ganzen 
zu 10 Pf. gehörigen Anzahl von Saamenkörnern. 
Dies giebt uns folgende Prepertion , woraus wir 
“im 4ten Glied die Anzahl Saamenkoͤrner für 10 
Pfund finden. 


166 ©r.: Tees Or. — 900 St. Saamenkbrner: x 


166 | — = ber ganzen Anzahl von 








664 Kiefernfaamenkörnern , die auf 
272 10 Pf. geben. Bon diefer gan⸗ 
108 zen Anzahl aber darf alfo nur 
— eine Hälfte aus Kiefernſaamen, 
1060 und die andere aus Birkenſaa⸗ 
men beſtehen, weil eben fo viele 

junge Kiefern als Birken entites 


98 ben ſollen. Theilen wir 416386 
% in zwei gleiche “Hälften, fo hält 
2420 jede Hälfte aodıg5 Saamien⸗ 
ıd28 FEörner. 








Nun können wir den zu fäenden Kiefernfaanen 
31 B 


a474 


ſchon mad Pfunden befiimmen; wenn nemlich 
416886 anf ao Pf. gehen, fo find. 208193 Sau 
menkörner gerade 5 Pfund. Es bleibt alfo jege 
nod zu beflimmen, wie viel die andern g2oBıca 
Wirkenfaamenkörner dem Gewicht nad ausmachen. 

Unter unfern Vorausfegungen finden wir, daß 
4200 Stud Birkenfaamenkörner 4o Gran wiegen; 
wir koͤnnen alſo durch die Regel de tri leicht finden, 
wie viel 2oBıgd Stuͤck wiegen, nemlich 
4800 St.: 40 &r. — 208195 St. :x Gran. 

40 


4200 | 85277@0( 1985 Gran wiegen ab 
‚ j 253 208193 St. 
7 Birkenfaamenförner 
- 3337 Dieſes zu Skrupel 
27790 und Lothen gemacht 
54772 giebt 8 Loth ð Skru⸗ 
35600 pel 3 Gran. 
11720 
12600 
Das Mifhungsverhäftniß für diefen erften Fall iſt 
alſo: für einen Morgen 5 Pfund Kiefernfaamen, 
8 Loth 3 Skrupel 5-Oran Birkenfaamen. 


Zweiter Fall. Beim zweiten Gall müffen von 
den 416886. Saamenkörnern 5% Kiefern und % 
Birken genommen werden, oder 346988 St. Kie 
fern · und 69598 Birkenfaamenkörner. 

Jene Kiefern Wiegen natürlich wieber % von 
10 Pfund oder 8% Pfund ; das Gewicht des Bir 





475 


kenſaamens finden wir wieder durch folgende Regel 
be tri: 4200 Std wiegen 40 Gran — 69398 
Stil wiegen x Gran, oder 

4200 :jo= —— ıx 


4200 5eeꝛ Gran wiegen alſo 

25200 die bosob Birken 

25598 —E dies 

zu Lothen ıc. ges 

„25200 macht giebt @ Loth 
9 Sr. ı Oran. 





4200 
Das Mifhungsverhältniß für den zweiten Fall iſt 
alſo: Kiefernfaamen — 814 Pfund, Birkenjaamen 
== 2 Loth 9 Skrupel ı Gran. 


Auf diefe Art kann jede Mifhung, die man - 


mit Holzarten: machen will, unterſucht und berech⸗ 
net werden, wo die einzelnen Saamen nicht 
zu groß find, daß nur einer oder zwei in dem 
hohlen Kubifgon gehen oder demfelben ausfüllen, 


476 


Einige Reiſebeſchreibungen 


ſowohl der Lange nach durch den Schwarzwald, als 
in einige vorzuͤglich merkwärbige Theile deffel- 
ben; ſowohl für Forſtmaͤnner, als für ſolche, 
welche da6 Innere des Schwarzwaldes in am 
dern Rüdfichten Eennen lernen wellen; welche 
am zweckmaͤhigſten im Sommer und Herbſt 
vorzunehmen find. 





Erfie Reife der Länge nad, 


D. die meiften veifenden Forſtmaͤnner und Natur 
ferfcher aus mehr noͤrdlichen, nordweſtlichen, nord⸗ 
oͤſtlichen Theilen Teutſchlands in den Schwarzwald 
reiſen, fo will ich die Beſchreibung mit dem noͤr d⸗ 
lichen Eingang deſſelben anfangen. 
Pforzheim, eine Großh. Badiſche gewerb ⸗ 
ſame Stadt, gegen die Koͤn. Wuͤrt. Graͤnze hin, 
hat in und bei derſelben einige merkwuͤrdige Ans 
falten und Einrichtungen für den ausländifhen 
‘ und inländifchen Floßhandel. Sowohl die Wuͤrtem · 
bergifhen als Badiſchen Hollaͤnderholz⸗ und Ge 


47 


meinholjflöße, die auf der En; zufanmmengefegt und 
abgeführt werden, paffiren ganz nahe bei der Stadt. 
Eine halbe Viertelftunde davon vereinigen fi) die 
beiden aus dem Würtembergifchen Schwarzwald 
entfiehenden und zum Floͤßen eingerichteten Fluͤſſe, 
die Nagold und die Enz, welches in dem Augens 
blick einen imtereffanten Anblick gewährt, wenn a 
Holzfloͤze hier, auf beiden Fluͤſſen einzeln vertheilt, 
zuſammentreffen. Hier find die erſten und vichti⸗ 
gen Mitgliever der Gr. Bad. Kolländerhofj: Coms 
pagnie anſaͤſſig. Aber am merkwuͤrdigſten iſt der 
ganz nahe bei der Stadt ſich befindende fogenannte 
Hagenſchießwald, ber ungefähr gooo Rhei⸗ 
niſche Morgen Größe hat, und der fi durch Wem 
ſchiedenheit der Veftände auszeichnet. Ale Gattuns 
gen Hollaͤnderholz von Weißtannen kommen vor *), 
auch von gemeinen Baus oder Floßhöljern ; in eis 
nigen Theilen ſchoͤner junger Nachwuchs von der 
Weihtanne, die hier fehr art prädominirt. Einige 
kleine Anlagen von mittelmäßigen Lerchen, von ber 
Weymouthskiefer (Pinus strobus) , von ber ſchwar⸗ 
sen Canadiſchen Fichte (Pinus canadensis, L.), 





*) Dan ſieht gewoͤhnlich in dieſem Wald bearbeitete 
oder zum Verfloͤßen zugerichtete Holzſortimente oder 
friſch erhauene Stämme ꝛc. Selbſt die Wohnung 
des Forſtinſpeetors im ſogenannten Seehaus iſt ſe⸗ 
bendwerth. 


478 
überrafhen den” Reiſenden ejeder Klaffe. — Zwei 
Tage werden nöthin, um alles zu beaugenfcheinigen 
und aufzuzeichnen im Tagbuch. R 

Von hier aus wird Die Meife nad dem K. W. 
Städtchen Neuenbürg fortgefept, weiches gegen 
Suͤdweſten 2 Stunden von Pforzheim entfernt if.. 
Gier iR merkwuͤrdig die Amtswohnung des jedes, 
woligen Oberforfimeißterd auf dem Burgſchloß, das 
auf einem Vorſprung bes Gebirgs über der Stadt 
erbaut ift, und herrliche Ausfichten nach verſchiede⸗ 
nen Weltgegenden, fo wie Anlagen &. barbietet, 
Ron bier iR fehr merkwuͤrdig und belohnend, einen 
Ausflug nad) dem Dobel durch die Wälder und dem 
Dit Dennach zu machen, dort auf. eine Stunde 
um dieſen hochgelegenen Ort bie feltfamen Beftände 
und einige Anlagen zu fehen, und von da durch 
den Wald Habichtsneſt nach Herrenalb zu reiten, 
dort das ganze ſchweizeriſche Gaisthal mit der ſoge ⸗ 
nannten Tellwieſe und dem kegelfoͤrmigen bewalde⸗ 
ten Wurſtberg zu bewundern *). Dos Nachtlager 
iR in Herrenalb, und des folgenden Tages wird bie 





*) Wenn man diefe Zour in Geſellſchaft des Herr 
Dberförferd Bifher zu Schwann machen fann, 
dann wird fie jedem, befonders Forſtmaͤnnern, dops 
pelted Vergnügen und doppelten Nugen gewähren, 
weit biefer unterrichtete Mann in allem Audfunft 
geben kann, und daß Lokal nnd alle Verhältniſſe 
genau kennt und zu beurtheilen weiß. 


479 
hoͤchſte Gegend des Maunzen Steine, der Nennberg, 
ein Eichwald, der Pfahlberg, der Gägberg, und 
die Gegend des ehemaligen adelihen Damenftifts 
Frauenalb beaugenſcheinigt, und über Rotenſohl 
durch den ſogenannten Unterwald, unfern Konwei⸗ 
ler, wieder nach Neuenbuͤrg zuruͤckgereist. Weil 
man von Pforzheim aus bis Mittag in Neuenbürg 
äintreffen Tann, fo iſt denſelben Nachmittag bie Cie 
fengrube mit Schaht und Stellen, eine halbe 
Stunde von ber Stadt, zu beſichtigen, ehe die 
andern Touren gemacht werden; und fo im Ganzen 
der Aufenthalt hier auf 5 Tage beftimmt, 

Von Neuenbürg gehts im Enzthal hinauf, 
über Höfen und Kalmbah, nah Wildbad, auf 
2 Stunden Entfernung. Der halbe Tag wird mis 
Sefihtigung des Bades und der Anlagen zuge 
bracht , umd um fi Wegweifer zu verſchaffen. 

Des andern Tages gehts nad dem fogenanns 
ten Hornfee (hier wilder See), 2 ftarfe Stuns 
den entfernt, auf dem Ruͤcken bes Hochgebirgs an 
der Vadifchen Candesgränge ; von da oben zurüd 
und in die Gegend auf dem nemlihen Gebirgsruͤk⸗ 
Ten, wo die Wildbader und Kalmbacher Reviere 
auf dem Eiberg zufammenfteßen ; hier war in den 
legten Jahren meiner Dienftzeit in Neuenbürg ein 
großer Diftrift mit 1 und gjährigen Weißtannen 
und Rothbuchen im fehönften und velfamen Nach⸗ 
wuchs, der, wenn bie alten Stämme vorfichtig und 


480 


im verhten Zeitpunkt weggenommen find, nun eiuem 
feltnen hoffnungsvollen natürlichen Nachwuchts haben 
lann, im Alter von 13 bis 14 Jahren. Ben da 
ins Eyachthal hinab, um mehrere Schwellungen 
zu Floͤßen und den neu erbauten Scheiterholg. Gange 
sehen zu befeben, und auf dem linken Ufer ber 
Enz zuruͤck nad Wildbad. IR die Zeit nicht be 
ſchraͤnkt, fo ift ein Ausflug in den Gefundbrunnen 
Deinab, über Kalmbach, die Heimeletfleige und 
Maißlach, fehr belohnend, und kann zu Pferd im 
einem Tag hin und her gemacht werden. Diefes 
wären im Ganjen 3 Tage. 

Nun gehts von Wildbad im Enjthal fort, über 
Enzflöhterle, bei welchem eine Sauerkleeſalz s Fabrik 
zu ſehen ift, nad der Gumpertfheuer, we 
ein guter Gaſthof iſt; diefe Entfernung beträgt 3 
Stunden. Bon bier aus wird am newlichen Tag 
der große Poppelfee, zum Zlößen beſtimmt, mit 
oufgemauertem Damm, befehen, und der nicht weis 
entfernte im andern Thalzinken, etwas Heinere, 
aber fehr tiefe Kaltenbahfee, mit hoͤlzernem 
Damm, und im Ruͤckgang der Urfprung der gros 


ben Enz. Des andern Tages wird mit ſicherem' 


Wegweifer der Ausflug nach dem fogenannten Kals 
tenbrunnen vorgenommen , dort das Badiſche 
herrſchaftliche Jagdhaus und feine Einrichtung, fe 
wie die befonders angelegten Wege zur Auerhahnen- 
iagd, au Buß befehen; desgleichen auch der hoͤchſta 


Ast 


Punkt. diefer Gegend, bie Oell ach en genanntz 
die ganze Beſchaffenheit diefer mehrere tanfend Fuß 
abfolute Höhe habenden, rauhen Gegend ift fehr 
merkwürdig. Als botaniſche Geltenhät erſcheint 
hier im Auguſt der gelbe Enzian (Gentiana lutes, 

" L.) mit dem hohen, gelben, vielbtütigen Schaft, 
wovon ein ſtarker, Bitter ſchmeckender Geift in der 
Gegend gebrannt wird, welcher gegen Kolik und 
andere Zufälle, auch als magenflärtendes Mittel 
gebraudt wird. Der Aufenthalt in Gumpertſcheuer 
dauert alfd 2 Tage. 

Von hier gehts durch das Poppelthal und den 
Beſenfelder Wald, Wulzenteich, nah Urnagolb 
und Befenfeld. Hier befindet fih eine alte, 
doch jeden Sonntag zum. Gottesdienft gebrauchte 
Mutterkirche, und in einem Wiefengrund, kaum 
500 Schritte entfernt, entfpringt der Nagolbfluß. 
Die Gegend, welche fehr hoc) gelegen, hier aber 
Plattform ift, uͤberraſcht jeden Neifenden durch ihr 
Eigenthuͤmiches. Nun gehts bergab bei Schwars 
genberg ind Murgthal *), von da an dem rech⸗ 





*) Wenn mas aber von Beſenfeld über Böttelfingen 
und Schernbach nad Igels derg reiöt und dort die 
Steige hinab nach Reichenbach, fo trifft man viel 
Merfwürdiged , in Hinſicht der Behandlung des 
Bodens zu Feldfrüchten, Reriler Pläge , verſchiede⸗ 
ner ſchlechter Waldpläge ıc. , hier an. 


483 


ten Ufer der Murg, an einer zweckmaͤßig eingerich⸗ 
teten Schwellung zum Floͤßen, nad Hujzenbach, 
einem Heinen Dorf, wo fehr viele‘ Wieden zum 
gemeinen Floßholz und ehemals fegar zu allen Sor⸗ 
ten Hollaͤnderholz gedreht werben. Von hier Eins 
nen die eine halbe Stunde weſtwaͤrts fiegenden for 
genannten Schönen Gründe befehen, und bie Neife 


"nad Roͤth, einem Doͤrſchen, das aus 27 Lehens⸗ 


bauern beſteht, fortgefegt werben. Hier ik das 

Harzſie den merkwürdig zu feben, und die Art, 

wie bie Felder behandelt werden. Wen da nad 

Hefelbad, einem Eleinen Ort, aus 7 Erblehen ⸗ 
hoͤfen beftehend, wo Theerfhwelereien merk⸗ 

wuͤrdig find. Abends trifft man in Kloſter Reis, 
chen bach ein, wo ein gutes Nachtquartier bei dem 
dort befindfichen G-.Awirth zu haben if. 

Bon hier wird am folgenden Tag die ganze 
Gegend des im Zahr 1800 abgebrannten Walddis 
ſtrikts beſehen. Am folgenden Tag, wenn man 
keinen Raſttag machen will, gehts nad) dem nur 
drei Wiertelftunden entfernten großen Dorf Baie 
ersbronn, dem Gig eines Oberföriters, wo bie 
großen Köhlereien mit ihrem befonderen zweck⸗ 
mäßigen Lokal, am Zufammenfluß der vereinigten 
rothen und weißen Murg mit der Forbach, ſehr 
merkwürdig find. Ferner eine Tour ins Murgthal, 
mehr gegen ben Urfprung hin, unb wieder zuruͤck, 
um bie Xerghänge und ihre WeRände zu. beſuchen, 


B 483 
gewährt Nugen uf Unterhaltung. Bon bier nimme- 
eigentlich ber Fluß den Mamen Murg an. Mit 
Einſchluß eines Raſttags 3 Tage in Reichenbach. 

Von hier gehts Abends des nemlichen Tages 


nad Freudenſtadt, einer Würtemberg. Graͤnz⸗ 


ſtadt, dem Sig eimeh Oberforfimeilierd, wo man 
die Wahl unter mehreren guten Gaſthoͤfen hat, und 
ein Rofttag zur Erhohlung, zur Bekanntſchaft mis 
dem dortigen. thätigen Herrn Oberforimeifter, ‚und 
zur Auffuhung eines Führers in die umliegenden 
Waldabtheitungen, nothwendig wird, und doch fo 
viel Zeit übrig bleibt, um die Eifenfhmelzje 
bei der Stadt, bie wegen ihrer fonderbaren Bau: 
art merkwürdige Stadtkirche, alte Feſtungswerke, 
Arkaden in der Stadt x. zu beaugenfeinigen. Des 
folgenden Tages kann bie Tour nad dem ungefähr 
3 Stunden entfernten hoͤchſten Punkt in diefer Ger 
gend, Kniebis genannt, gemacht, und dasjenige 
befehen werden, was in dem erſten Haſtptabſchnitt 
dovon vorkommt, und befonbers auch die mit Leg» 
ober Laiſchforlen hier bewachfene Gegend , die fehr 
fumpfig und fehr kalt ift, fo daß man im ‚hoben 
Sommer wegen ber feharfen Luft friert. Im Rück 
weg Fann ned der vor ungefähr einigen und 80 
Jahren abgebrannte Wald in feinem jegigen Zus 
ftand -befehen werben. Den folgenden Tag wird 
ein Ausflug in die Gegend von Dornftetten, Aach 
und Sterne gemacht, theils wegen verſchiedener 


Ash 


Waldbeſtaͤnde und Anlagen am De⸗hlberg und am 
Kagenhetz, und theils, um das allmaͤlige Verlieren 
des rauhen Schwarzwaldes gegen feinen milderen 
Anfang nad) Suͤdeſten hin zw bemerken. Alfo im 
Sanzen 3 Tage für Freudenſtadt Geftimmt. 

Bon Freudenfadt gehts num nah Rippolts» 
au; auf dem Wege dahin kommen allerlei Holzbe⸗ 
fände vor, welche gefehen werden können ; von ba 
durch das 4 Stunden lange Schappacher Thal, wo 
der Forſtmann manches zu bemerken hat, befonders 
wegen den Harzwaͤldern und Harjfiebereien, nad 
Solfach, einem Fuͤrſtl. Fuͤrſtenb. Städrhen im 
Kinzigthal, am Sufammenfluß der Wolfah und 
der Kınzig. Von Freudenſtadt bis Hierher bei früs 
hem Ausreiten einen Tag vol. In Wolfach iſt zu 
erſt die Bekanntſchaft des fehr unterrihteten und 
fehr gefähligen Fuͤrſtl. Fuͤrſtenberg. Deren Oberforfte 
meifters Freiherrn von Laßberg zu maden, und 
wenn ed möglich ift, in feiner lehrreichen Beglei⸗ 

„tung bie auf dem Kinzigfluß wohl eingerichteten 
und flark betriebenen Zlößereien mit den nöthigen 
Baulichkeiten und andern Anflaiten zu beſehen. 
Dozu iſt wenigftens ı Tag nöthig; wenn aber zu ⸗ 
gleich Helzbeftände beaugenſcheinigt werden follen, 
fo werden 2 Tage wenigftens erfordert. Harzwal⸗ 
dungen fommen in diefer Gegend viele vor *). 


*) Aus der Wolfacher Gegend werden allein jabtlich 


485 


Die Station Welfach enthaͤlt, mit Einfluß eines 
Naſttags, 3 Tage, um audı dad Gaſehene geord⸗ 
net ind Reiſeiournal eintragen zu koͤnnen. Es be 
lohnt fi, noch ‚einen, Tag dazu zu verwenden, um 
die Gegend des, nicht fehr entfewnten, ebenfalls F. 
Suͤrſtenberg. Staͤdtchens Haslach, das auf der 
Sränze des Schwarzwoldes Liegt, zu beſehen; hier 
tritt man auf einmal in eine ebene, milde Lands 
ſchaft. Im Bann der Stadt wächst der berühmte 
Herrenberger Wein, der dem Burgunder aͤhnlich 
iſt. Die Bewohner nähren ſich vom Holzhandelz 
bie ehemals reichlichen Bergwerke aber werden, fo 
viel mir bekannt worden, dermalen nicht betrieben. 
Man macht die Tour über Haufad) zjurüd, wo 
guf der Grube St. Bernhard Silber haltender 
Bleiglanz gewonnen. wird **). Alſo zufammen im. 
Wolfah 4 Tage. 

Nun geht die Neife wieder im eigentlichen 
rauhen Schwarzwald fort, nemlih nad Horn⸗ 
berg; die umliegende Gegend verbient in ferſtlicher 





gegen soo Centner Harz, 40 Centner Theer und 
ungefähr 90 Eenguer Kienruß gewonnen; im gas 
gen Wolfacher Oberforſt aber, mit Einſchluß dieſer, 
950 Centner Harz, 48 Centner Theer und 115 
Centner Kienruß. 

*) Nicht weit davon iR die Grube Maria Joſebha, wo 
man angeflogene& gediegened Silber, dunkles Roih ⸗ 
gildener, und graugitdiges Erz findet. 


486 


Hinficht befehen zu werden, am beiten in Geſell. 
ſchaft des im Schloß wohrnden Gr. Bar. Foͤr⸗ 
ſters. Dazu ift ein Tag hinreichend. 

Don bier gehts nah Tryberg, einem Städts 
den, das einer ganzen Herrſchaft Den Namen giebt, 
welche viele als den Mittelpunkt des Schwarzwaldes 
anfehen, wenn Pforzheim als der Anfang genom⸗ 
men wird, Es liegt in einer engen, kaum 100 

Morgen meflenden Bergſchlucht, etwa 200 Buß ties 
fer, als die.drei es umfchließenden Bergruͤcken; 
und doc liegt das Städten noch 150 Fuß höher 
über der Meeresflähe, als die g hohen Linden auf 
dem Kaiſerſtuhl *). Die umliegende hohe und 
rauhe Gegend iſt eine der pittoresEen Gegenden bes 
Brisgauer Schwarzwaldes, und verdient von jeder 
Alaſſe Reifender befehen zu werden, und hat fehr 
"große Aehnlichkeit mit Achten Schweizetgegenden. 
Der praͤchtige Waſſerfall unfern der Stadt wurde 
in den. Jahren 1815 und 1816 von dem regieren. 
den Großherzog Karl Ludwig von Baden und Seis 
ner allgeliebten Gemahlin befucht und bewundert. 
Bwei Tage werden erfordert, alles Merkwürbige 
zu befehen, befonders auch die Induſtriezweige der 
Bewohner. 
Von bier reist man nach dem Städtchen Voͤ h⸗ 





*) Ein Gebirg gegen Abend von Kenzingen, ungefähr 
eine Stande vom Rhein entfernt, 


. 


487 
renbach, und von ba nah Donanefdhingen, 
was in einem Tag möglich if. Hier zuerfk einen 
Nofttag, um die Bekanntſchaft des thätigen und 
einfihtsvollen Herrn Oberforſtmeiſters Dilger zu 
machen, und dos Merkwuͤrdige der Stadt zu beſe⸗ 
ben. Wer das Vergnuͤgen hat, 2 bis 3 Tage ben 
Dberforft in Geſellſchaft dieſes Herrn zu bereifen, 
der wird belehrt und fehr gut unterhalten zuruͤck⸗ 
kehren. Die Thiergärten, alte und neuere Schlöfs 
fer, vielerlei Waldbeftände und deren Behandlung, 
werben für den veifenden Borftmann in mander 
Hinſicht intereffant. Der Aufenthalt in Donaw 
efhingen dauert alfo 4 Tage. 

Dann wird die Reife über Breunfingen, 
ein Badiſches Städtchen an der Brigach, Stun⸗ 
de von ber Landſtraße entfernt, fortgefegt nad 
!öffingen, einer Heinen ebenfals Bad. Stadt 
auf dem eigentlichen obeven Schwarzwald, duch 
welches die Landfiraße von Donauefhingen nad 
Freiburg zieht. Strohflechten ik ein Nahrungs⸗ 
zweig der Einwohner. Das ehemals berühmte Bad 
iſt ganz vernachlaͤſſigt. Die Gegend if fehr malte 
reich und verdient gefehen zu werden. 

Bon bier gehts nah Lenzkirch, einem Fürs 
ſtenbergiſchen Marktflecken im Bezirksamt Neuftadt, 
wm Slüßchen Haßlach. Uhrenmachen und Glass 
handel (ind ein Theil der Mahrungsweige der Bes 
wohner. Die alte Burg Urach ift fehenswerth. 


ass 
Von hier reist man uͤber Schluch ſee, ein 
Pfarrdorf und Vogtei im Badiſchen Bejirksamt 
St. Blafien, nad St. Blafien ſelbſt. Bis biers 
her waren 2 Zage nörhig. Bier wieder zuerſt ein 
Raſttag, die Bekanntſchaft des Herrn Ob erforſtmtn 
ſters Gerer zu machen, ſeine lehrreiche Begleitung 
zu erbitten, und die übrig gebliebenen Merkwuͤr⸗ 
digkeiten dieſer ehemals fo beräbmsen Fuͤrſtlichen 
Abtei zu beſehen. Sie fie < Meilen von Wane 
hut, in einem engen SHal des Schwarzwoldes. Es 
war zuerſt der Aufenthalt einiger Einfiedler, die 
aus frommer Worliebe gu einem ruhigen und Bes 
ſchaulichen geben in dieſer wilden Gegend ſich mie 
Hanbarbeit nährten. Ihre hölzernen Wohnungen 

jeg man von dem nahen Fluß: die Zelle an der 
416. Diefe Brüder waren ſchon vor dem Jahr 858 
dort vorhanden. Die erſte Kultur diefer Segend 
got Man alfo Eremiten zu verdanken; die in Alles 
mannien am Rhein zu Rheinau befindlichen Moͤnche 
wurden durch die furchtbaren Ungarn vertrieben, 
und flägteten ſich nun mit den Gebeinen bes heis 
ligen Blaſius in den dickſten Forſt des Schwatz ⸗ 
waldes, an bie Zellen der Alb. — in ſehr 
tapferer, reicher Ritter, Reginbert von Seldenbils 
ven, aus dem Zuͤrchgau, Waffengefährte des Kain 
fers Otto de6 Oroßen, ber feinen Arm im Krippe 
derloren hatte, wurde hier Moͤnch, und vermadte 
ſeine ganze Habe dem Kloſter. Ziemlich ſchnell 


489 


wuchs der Wohlftand und Reichthum bes Kloſters 
durch reihe Schenkungen aller Art, und fo, daß 
die Aebte, unter denen viele berühmte Gelehrte 
gezäble wurden, endlid gar in den Fuͤrſtenſtand 
erhoben wurden, und Sig und Stimme auf der 
Schwaͤbiſchen Prälatenbant erhielten. Nach dem 
Presburger Frieden (im Jahr 1805) fiel St. Blas 
fien mit feinen übrig gebliebenen Vefigungen an 
den Großherzog von Baden , und im Jahr 1807 
wurde es definitiv aufgehoben. Die verlaffenen 
Kloftergebäude wurden zu einer großen Spinnerel, 
und neuerlich zu einer Gewehrfabrif benugt. Es 
befindet fih bier ein Bezirksamt, ein Oberforſtamt 
und eine Befällverwaltung. 

Einige Ausflüge in die Gegend verdienen ges 
macht zu werden , und befonderd nah Todtnau, 
einem nicht fehr entfernten Städtchen; bier. befin» 
den ſich die ehemals fehr reichhaltigen Berggruben. 
Gegenwärtig wird das bi6 6 Loth Silber haltende 
Dleibergwerk auf der fogenannten Maus im Bran« 
denberg bei Todtnau an zwei Stellen betrieben. 
Bei dem Städtchen befinde fih ein intereffanter 
Waſſerfall; die Waſſermaſſe entfpringt am Fuß des 
hehen Beldbergs, und ift eine ber drei Quellen, 
welche fi) bei Präg vereinigen, und ben Wieſen⸗ 
fluß bilden. Der fhönfte Standpunkt diefes praͤch⸗ 
tigen Naturfhaufpiels it in den fogenannten Ries 
benmatten, das Woſſer theilt ſich bei feinem Sturz 

32 


490 
in zwei nicht unbedeutende Arme, und fürs mie 
großem Geraͤuſch ungefähr 200 Buß fenkreht: aber 
nadte Felſenmaſſen. Oben auf der Höhe erblide 
man einige Tannen, eine Alpenhuͤtte und ein 
Kreuz, weldes das Maleriſche des Waͤſſerfalls bes 
deutend erhöht. In St. Blafien verweilt man alfo 
5 Tage. . - 
Von hier wird der hohe Feld berg bereit, 
welcher für den Naturforſcher und Forſtmann befone 
ders wichtig ift, jenem in Hinſicht mancher ſeltnen 
Pflanzen, die dort angetroffen werben, und bie 
fem, um die Abftufungen der abnehmenden Vege⸗ 
tation für Holzarten zu beobachten ; jedem Beifene 
den aber wegen der vielfeitigen weiten Ausfiht. 
Ron da dur das wegen Moreau’s beruͤhm⸗ 
ten Ruͤckzugs vorzäglih merkwürdige, ſogenannte 
Höllenthal *) nah Freiburg im Brisgau. 
Der Schwarzwald erſtreckt fi zwar noch weiter 
und bis gegen Bafel hin, allein in dieſem Theile 
iſt für den Forſtmann, der das bisher Angegebene 
bereist hat, nichts Vorzuͤgliches mehr zu fehen; für 
den Naturforfcer etwa noch ber Blauen und 
Belchen, beides Berge von betraͤchtlicher Höhe, 
die dem Lefer aus dem erften Hauptabfchnitt bes 


*) Der Audteitt aus dem Thal, wo die Ebene gegen 
Sreiburg Ach hinzieht, wird das Himmelreih 
genannt. 


. 491 
iennt find. — Die Befanntfbaft des ju Freiburg 
wohnenden Großherzoglich Badiſchen Herrn Ober 
forſtmeiſters, Freiherrn von Drais, if in jedem 
Verrat noͤthig, theild um manche begehrten Aufs 
Udrungen über mande Xheile des Gefehenen zu 
halten, was die zu feinem Oberforſt gehörigen 
Waidabtheilungen befonders betrifft, theils um im 
feiner Iehrreihen Gefenfhaft die nicht fehr entferns 
ten Waldungen in der Ebene gegen den Rhein 
bin, mitunter eigentliche Auwaldungen (ſolche, wel⸗ 
che ganz nahe am Rhein liegen und theilweife jaͤhr⸗ 
lich uͤberſchwemmt werden) zu beaugenfcheinigen, 
welche einen Zuſammenhang mit dem Schwarzwald 
haben; 

Es waren alfa 35 Tage nöthig, um ben eis 
tentlichen Schwarzwald zu beaugenfcheinigen, um 
keine vorzüglihe Merkwuͤrdigkeit zu übergehen. — 
Ven Freiburg aus kann noch eine Tour in ben 
Schwarzwald gemacht werden nah Haſel, im 
Bezirksamt Schopfheim, um die im erften Haupt ⸗ 
abfchnıst beſchriebene merkwürdige Höhle dort ® 
bewundern: 


Zweite Reife 


in die inteteffanteften Gegenden des Könige; Wuͤr⸗ 
tembergifhen nd Großh. Badiſchen Antheils, und 
zwar von dem nordoͤſtlichen Eingang bei der Koͤn. 
Wär, Stadt Nagold an gerechnet. Hier ſind 


493 


merkwuͤrdig ein herrſchaſtlicher Holzgarten ven 4000 
Wuͤrt. Klaftern zu 6 Fuß Höhe, 6 Buß Breite 
und 4 Fuß Ziefe oder Scheitlaͤnge jebe gorechnet. 
Das Hol; an Buchen, Tamm, Birken, auh:.es 
was von alten Eichen, kommt aus dem Altenſtaiger 
Oberforſt, und wird auf ber Nagold gewöhnlich im 
Fruͤhjahr beigeflößt. Die ganze Anlage bes Holz 
gartens und das Bauwelen im Waſſer zum Auf 
fangen bes Holzes verdient gefehen zu werden; 
ferner der Schloßberg , nahe bei ber Stadt, mit 
feinen merkwürdigen Ruinen und feinem befonbes 
ven, im Schwarzwald fehr feltenen Laubholzbeſtantn. 
Der Aufenthalt dauert Hier alfo einen Tag. 

Von hier gehts auf der Chauſſee fort: über 
Walddorf nah dem Städtchen Altenkaig, 
was a ftarke Stunden entfernt ik. Dert wird die 
Belanntfdaft des Herrn Oberforfimeifiers, Graf 
Normann, und des Herrn Oberfoͤrſters Viſcher 
gemacht. Des folgenden Tages wird ein Ausflug 
über Ettmansweiler nad Simmersfeld ge 
macht, und in ber angenehmen Begleitung des Ne⸗ 
vierförfters Kern Machold, der viele Jahre ſchon 
hier als folder angeftelt iſt, nach dem Enzthal, 
um ben Kaltenbacher Floßſee, und ins Poppeithal, 
um den Poppelfißfee zu beaugenſcheinigen, fo wie 
die nahe gelegenen Veſtaͤnde. Weil auf der Gum 
vertſcheuer ein guter Gaſthof if, fo bleibt man 
hien Aber Nacht, und macht des ‚folgenden Tages 





493 


eh bie Meife durch bad Poppelthal und den 
Wold Wurzentlih nad Beienfeld, einer befom 
ders merkwuͤrdigen und fhönen Waldgegend, und 
von da, nachdem der Urfprung ber Nagold befehen 
worden, nad Göttelfingen, und von da im 
Ddagoeldthal zuräc wieder nach Altenftaig. Nun 
Sonn hier ein Naftlag gemacht werden, im das 
Reifejournal zu ergänzen. Der Aufenthalt dafelbft 
währt alſo 4 Tage. 

Von hier gehts über Spielberg durch den 
Bald Schonzhard nah Pfalzgrafenweiler, 
we man Mittags ankommt, und gute Wirthshäur 
fer findet. Nachmittags wird ber Weilerwald ger 
gen den Kälberbrunnen hin befehen, und hier übers 
nachtet. 

Des folgenden Tags gehts über Durweiler und 
Gerzogweiler, durch den Wald Pfahlberg, nach 
dem Heinen Ort Aach und von da nah Freu⸗ 
denfkadt. Hier hält man einen Rafttag, um die 
Bebanntfehaft des dortigen Herrn Oberforfimeifters 
su machen, die Eifenwerke unten im Thal, ganz 
nahe bei der Stadt, zu befehen, fo wie bie ſchoͤne 
and in einem befonderen Geſchmack erbaute Stadt 
Eiche. 

Des folgenden Tages wird ber Kniebis bes 
fudt, und Bis: zu der Alexanders· Schanze vorwärts 
gegangen. Auf dem Kuniebis wird Mittag gemacht, 
und Abends kommt man zuruͤck, nachdem der Fin⸗ 


494 


kenberg und ber fogenannte verbtannte we def 
ben worden find. 

Des folgenden Tages kann die Gegend des 
Rippoltsauer Bades und bie dortige Einrichtung 
felbft befichtigt, und Abends wieder nad) Freuden, 
ftadt zurückgeritten werden, Der Aufenthalt daſelbſt 
dauert alfo 3 Tage. ö 

Von bier dem Thal am Forbach entlang 
nah Baiersbronn, und von da mit dem dor⸗ 
tigen Herrn Oberförfter in die Waldgegenden der 
im Jahr 1800 verbrannten beträdtlih großen 
Waldungen. Abends nah Reihenbah zum 
Uebernachten. 

WIN man noch mehr von der verbrannten 
Gegend fehen, fo. kann es von hier aus des fol 
genden Tages geihehen. 

Bei dem nahen Dörfhen Heſelbach kom⸗ 
men Theerſchwelereien vor, die gefehen zu werdend 
verdienen. 

Des folgenden Tages gehts im Murgthal fort 
nad Röth, einem mittelmäßigen Dörfhen, wo 
die Harzſiedereien merfwirdig find, fo wie bie 
Kienrußbtennereien, welde ebenfalls in dee Gegend 
vorkommen. 

Sodann weiter bei ben fhönen.Gränden 
(welche den Namen mit Recht führen), vorbei; 
und von ba auf eine halbe Stunde Entfernung 


— — — — — — — — 


495 
nah Aujenbah, wo Floßwieden s Drehereien 


vorkommen. je 

Von da auf eine viertelftündige Entfernung 
nah Schwarzenberg, wo ein Raſttag ‚gemacht 
wird, um das Reifejournal in Ordnung zu erhal 
ten. Ein ziemlich guter Gafthof nimmt die Reis 
fenden auf. 

Die Glashütte bei Schwarzenberg iſt, fo viel 
mir bekannt worden, gegenwärtig wieder im Gang, 
nachdem fie einige Zeit file geftanden *). Eine 
merkwürdige Bruͤcke iſt hier zu fehen, welde im 
legten Krieg von K. K. Pontonniers erbaut wors 
den if; es fehlt ganz wenig zu ihrer Vollkom⸗ 
menheit. \ 

Ungefähr drei Wiertelflunden von Schirarzen⸗ 
berg Eommt eine große Schwellung oder (wie man 
im Schwarzwald fagt) Waflerftube vor, welche auf 
der weiteren Reife im Murgthal abwärts befehen 
au werden verdient, beſonders wegen ihrer Bauart 
und Einrichtung. 

Von diefem Plag if die Gränze des Wuͤr⸗ 
tembergifchen und Badiſchen Schwarzwaldes nicht 
fern; der fogenannte Frohndbrunnen made die 
Scheidung. 





*) Der alleinige Beſitzer iſt Herr Ochſenwirth Frei 
von Schwarzenberg. 
A. d. V. 


406 
n..1 Dia Neife wird nun bis nach bem 'erflen Bas 
Rifchen Dorf Forbach ſortgeſetzt, und berk!im 
hem ziemlich guten Wirthshaus angehalten, unb 
Kie-Welauntihaft des unterridneten amd gefligen 
ſchifferſchaftlichen Waldmeiſters, Hein. Aum⸗ 
ſperzer, und des Großherz. Rvdierſieters at 
gemacht. 


Dis folgenden Tages wirb bie äußert merk 
wurdige Gegend der fogenannten saufen Müns 
zach beſehen; am folgenden Tage bie Sdifferwal · 
dungen, und Tags darauf die ſehr hoc gelegene, 
in jeder Hinſicht merkwürbige Gegend ber foges 
nannten Kerrenwiefe, und von bort bes Mums 
mel» und. Gliederfee befugt. _ " 


Am folgenden Rafttag wird das Tagebuch ers 
gänzt und bereichert, und dann die Reife über 
Weiffenbad in dem romantiſchen Murgthal bis 
Sernsbach, einem Badiſchen Städten an ber 
Murg, fortgefegt. Nachmittags kann der Alögfang 
und der Amalienberg, ein Großherzogliches Schloß 
und Anlage, befehen werben. 


Des folgenden Tages befucht man die Lerchen ⸗ 
anlagen des Herrn Oberforſtraths Jaͤger ſchmidt 
und bes ehemaligen hiefigen Fern Oberforſtmei⸗ 
ſters Sreiheren von Drais (mun zu Greiburg im 
Brisgau in. gleicher Eigenſchaft). 


[12 

Des folgenden: Soges geht die Reiſe nach dem 
a Stunden . entfernten beräßmten: Kurort: Babe 
Abers „Grbirg. :Dortieinige Tage:pu verweilen, theils 


um. bie: Merdwürbigkeiten des Staͤdtchens · mit einem , 


Großherzoglichen Schles, theils die umliegenden 
romantiſchen · Umgebungen zu beſehen, wird in jeder 
Hinſicht ſehr belohnend *). 


Hier if für den reifenden Forſimann gleich⸗ 
ſam die Ausgangspforte des Schwarzwaldes; denn 
von bier gehts in einer milden Ebene über den 
Heinen Ort Oos nad der Großherzoglihen, mit 
einem fhönen Schloß verfehenen Stadt Raftatt 
an der Murg, wo ein Holzgarten und die nahe 
gelegenen Rheinwaͤlder einen Beſuch verdienen. 


Die Velanntfhaft des als Schriftfteller und 
als Forſtmann ruͤhmlichſt befannten Herrn Oben 
forſtraths Jaͤgerſchmid zu machen, der hie 
wohnt, iſt auch noch in dieſer Hinſicht lehrreich 
und wichtig, weil dieſer wiſſenſchaftlich gebildete, 
ſchon ſeit langen Jahren angeſtellte Oberfarſtbe⸗ 
diente alle zu wuͤnſchenden Aufſchluͤſſe dem Reis 


*) Auch von hier aus Tann die merkwürdige Gegend 
der fogenannten Herrenwieſe beſucht werden; eb iR 
erroad näher bin als von Forbach aus. 

Lu: 3 


s 


498; 

fenden über ſolche Gegenftände geben kann, welche 
für denfelben bei Wefuhung des Schwarzwaldes 
dunkel geblieben And. Auch die etwa fich ergebenem 
unridtigen Anfihten und Reſultate koͤnnen durch 
ihn berichtigt werden.