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U e b e r
Erfindung, Colistin et ion
und Vortlieile
der
Bohlen-Dächer
mit besonderer
Rücksicht auf die Urschrift ihres Erfinders
von
D. G i 1 1 j ,
K ö n i a 1- 1> reu falschen Geheimen O b e i • B a u r a t li
M i t acht illumini rten Kupfern.
Berlin 1797,
bei Friedlich V i e w e e. dem A e 1 t e r e n.
U eb e r
Erfindung, Construction und Vortheile
der
Bohlen -Dächer.
Levitas hominum atque inconstantia hinc optime perspici potest , qui elonec, res alicjua
perfecta sit , eanx rnirantur fieri passe; postquam Jacta semel est9 iterum rnirantur
eam jatn pridem jactanx non juisse.
Baco.
i 7er Abt Rozier sagt in seiner Introduction aux observations sw Ja phy-
sique ini ersten Bande S. 68a bey Gelegenheit der Bauart mit gestampfter
Erde oder sogenanntem Pise:
„Man begreift leicht, warum eine Gewohnheit, die keinen hervor-
stechenden Nutzen bewirkt, in einer Provinz, so zu sagen, einheimisch
„bleiben kann; allein es läfst sich so leicht nicht erklären, warum eine
»Sache, welche allgemeinen Nutzen, es sey nun durch die Ersparung der
„Materialien, oder durch die Verminderung und Beschleunigung der Ar-
„beit stiftet, an einem Orte allein lokal bleibt."
Nicht viel anders als mit dieser Bauart, die sich (nach der Bemer-
kung des eben angeführten Schriftstellers) trotz ihrer aufserordentlichen
Brauchbarkeit, von der Römer Zeiten an bis jetzt nur in der Provinz
Lyon von Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanzet hat, verhält es sich
mit den sogenannten Bohlendächern.
Diese Dächer vereinigen eine so grofse Menge der allerwesentlich-
sten Vortheile in sich, dafs man, wenn man einigermafsen seine Aufmerk-
samkeit darauf gerichtet bat, glauben sollte, die Erfindung derselben hätte
in der ganzen architektonischen Welt das größte Aufsehen erregen und
die Baumeister aller Länder zur schnellsten Nachahmung reitzen sollen.
Gleichwohl sind diese Dächer in Frankreich, ihrem Geburtsorte, nur sel-
ten, in andern Ländern bis zu den neuesten Zeiten fast gar nicht benutzt
■worden.
Der eigentliche Erfinder dieser merkwürdigen Bauart war Phili-
bert de L'Orme, ein berühmter französischer Architekt in der letzten
Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts.
A 2
Das Nouveait dictlonaire historique par une societe de gens-de-lettres
Tom. V. p. 5üi giebt folgende kurze Notiz von diesem Manne:
„Er war zu Lyon gebohren und starb im Jahr 1577. Er that sich
„durch seinen guten Geschmack in der Baukunst hervor *). In seinem
„i4ten Jahre ging er nach Italien, um die Schönheiten der Antiquitäten
„zu studiren; nachdem er nach Frankreich zurückgekommen war, wurde
„er wegen seiner Verdienste an den Hof Heinrichs des Uten berufen,
„und nachher diente er dessen Söhnen. Er bauete das Fer a cheval in
„Fontainebleau , auch wurden verschiedene prachtige Gebäude nach seinen
„Zeichnungen aufgeführet, als das Schlofs zu Meudon, das zu Anet, von
„St. Maur des fosses, und der Pallast der Tuilerien **). Er liefs auch
„verschiedene Königl. Gebäude wiederherstellen und verzieren. Er wurde
„zum Kapellan und Rath des Königes ernannt und ihm die Abtey von
„St. Eloy und die von St. Serge d'Angers zugetheilt u. s. w.
De L'Orme schrieb aufser der Schrift, wovon gleich eine nähere
Nachricht gegeben "wird, zehn Bücher über die Architektur, welche in
verschiednen Ausgaben, Paris i5öi. Fol., B.0I1. 1648. Fol., Paris 1G68. fol. ,
u. s. f. erschienen.
Dasjenige Werk aber, -worin die wichtige Erfindung der Bohlen-
dächer beschrieben wird, führet folgenden Titel:
Nouvelles inventions pour bien bastir et a petits fraiz trouvees
n'agueres par Philibert de l'Orme, Lyonnois, Architecte,
Conseiller et Ausmonier ordinaire du feu Roi Henry et
Abbe de St. Eloy lez JMoyon. a Paris IST'S- Fol.
•} In dem Verzeiclmifs der Baumeister, welches Sulzers Theorie der schönen Künste giebt,
wird daher auch erwähnt, dafs er das mehreste beigetragen, um den gothischeii Geschmack
in der Baukunst aus Frankreich zu verbannen, welches aus den Zeugnissen seiner Landsleute
rühmlich erhellet. Man sehe im Blondel, im Felibien u. a. m.
••) Diese Anlage der Tuilerien, ein Theil des Palais du Louvre, war eins der gröfseren Werke,
Welche unter Catharine von Mcdicis, nach de L'Orme'i Planen ausgeführt wurden.
Bekanntlich führte Heinrich IV. diese Anlage weiter fort, und Ludwig XIV, liefs sie
unter des grofseu Colberts Leitung vollenden.
Die vom 8ten Septembr. i56i, also 17 Jahre früher als die Heraus-
gabe des Buchs, datirte Zueignungsfchrift *), ist an den König Karl IX.
gerichtet; der Verfasser sagt darin, dafs der Vater dieses Königes, Hein-
rich der Ute, nachdem er die Versuche über seine neue Erfinduno- ^elb^t
gesehen, ihm (dem de L'Orme) anbefohlen, ein Buch davon zu schreiben,
welches er auch so gleich zu befolgen, nicht Anstand genommen habe;
allein durch den erfolgten Tod des Königes sey die Herausgabe etwas
verzögert worden, obgleich aufserdem viele grofse Herren und gelehrte
Männer ihn ersucht hätten, die Bekanntmachuno- seiner Erfinduno- zu be-
scldeunigen.
In dieser Zueignungsfchrift führet de L'Orme ferner an, dafs Karl
der DC. ein grofses Wohlgefallen über diese Art von Dächern bezeigt,
und ihm daher den Auftrag gegeben hätte, das Schlofs la Muette so zu
erbauen.
In der Zuschrift an den Leser sagt de L'Orme, dafs die Besoro--
oiifs, woher man in Frankreich in der Folge solche starke und lan^p Bau-
hölzer nehmen sollte, als man bey der geAvöhnlichen Zimmerarbeit zu
Balken, Sparren und andern Stücken gebrauchte, ihm die Veranlassung ab-
geben hätte, auf eine Bauart zu denken, bey welcher man sich allerkur-
zen Stücken Holz bedienen, und also der grofsen Bäume entübrioet seyn
könne. Als er mit dieser Erfindung zu Stande gekommen sey, habe er bey
dem Scldosse la Muette und andern Orten die Versuche damit gemacht,
welche vortreflich ausgefallen wären.
Er wisse übrigens sehr wohl, dafs dreierlei Arten von Menschen
von seiner Erfindung sprechen und sie beurtheilen würden. — Seine
Freunde würden aus Zuneigung gegen ihn, alles gut heifsen; die Unwis-
senden würden so wohl Gutes als Böses davon sagen, und seine Neider
lasse er davon urtheilen was ihnen beliebte; Er hoffe aber, dafs tugend-
hafte, gute und friedfertige Menschen seine Absicht und seine Erirnduno-
mit Beifall beehren würden.
*) In Sul'zers Theorie der schönen Künste, wird bey den Schriften über die Baukunst, unter
dem Titel: Tratte mr la moniere de binn batir et a peu de fraix , par Philihert de L'Orme,
eine Ocuv- Ausgabe (Paris) vom Jahr 1567. angeführt, zu deren Besitz ich aber noch nicht
habe kommen küunen.
Zwischen dieser Vorrede und dein Texte des Buches seihst befindet
sich ein lateinisches Gedicht, womit ein gewisser Monlüc die Erfinduno-
und den Erfinder der Bohlendächer zu verewigen gesucht hat. Es
wird Niemanden entgehen, dafs der Ton, in welchem dieses Gedicht von
dem Manne und seinem Werke spricht, der Sache unangemessen, und his
zur Lächerlichkeit ausfehweifend und ühertriehen ist; Weil die Verse in-
dessen doch, trotz ihrer originellen Plattheit lehren, mit welchen Augen
man diese Erfindung betrachtete, so habe ich es nicht für ganz überflüs-
sig gehalten, sie hier, nebst einer deutschen Uebersetzung einzurücken.
In novam arcliitectandi artem, Antonü Mizaldi Monluciani
Carmen.
JJesine miratrix priscorum fama dierum
Nunc jaetare tuos , et celebrare tua.
Pone supercilium, ac ereetas deprime ciistas.
Ecce, tuis rebus res nova major adest.
Quantumcunque voles mirare inventa tuorum
ArtiHcum , est sane quod lnage suspiciam.
Quantumcunque voles molem mirare stupendam
Pyramidum, est sane quod mage suspiciam.
Quantumcunque voles mirare palatia Croesi
Divitis , est sane quod mage suspiciam.
Quantumcunque voles oibis miracula Septem
Mirare, est sane quod mage suspiciam.
Quantumcunque voles miretur Regia Solis
Piaeclara , est sane quod mage suspiciam.
Suspicio hocce novum Regis bonitate repertum
Inventum, invento quolibet eximius.
Suspicio et miror, quod tectis Spbaerica forma
Aptetur, nullis cognita temporibus.
Suspicio et miror lignorum frustula parva
Posse vel ingenteis aedificare domos.
Suspicio mirorque trabes, et crassa tigilla,
In tectis nullum mox liabitura locum.
Suspicio magnas parvo componier aedeis,
Quas aere iunumero condere moris erat,
Aufser den vorhin gedachten von de L'Ortne seihst aufgeführten
Dachern dieser Art, ist mir indessen ans so vielen französischen architek-
tonischen Büchern, die mir zu Händen gekommen sind, nicht bekannt gewor-
den, dafs dergleichen Dächer oder Kuppeln nach de L'Orme's Grundsätzen
weiter als auf der Halle aux hleds und auf der Halle aux draps in
Paris erhauet worden wären. Für die Geschichte dieser allgemein nützli-
chen Erfindung ist die Vergessenheit, worin sie so lange liegen blieb,
die wenige Erwähnung derselben und die so seltene Nachahmung dieser
Bauart wirklich merkwürdig. Die gröfsten, ausführlichsten und vorzüg-
lich practischen Werke schweigen ganz davon. In dem durch ganz Frank-
reich als ein Hauptbuch gerühmten Werke des Mathurin Jousse über
F^nia! verflossener Zeiten, und alter Werke Verkündrin,
Preise mir nun deine Alten nicht mehr!
Lafs deinen thcirigten Stolz, lafs deinen Uehermuth fahren!
Vor mir erhebt sich ein schönerer Bau.
Rühme so viel wie du willst, die Thaten deiner Krfinder,
Ich bewundre ein glorreicher Werk.
Rühme so viel wie du willst, der Pyramiden Colosser,
Ich bewundre ein glorreicher Werk!
Rühme so viel wie du willst des stolzen Crösus Palläste,
Ich bewundie ein glorreicher Werk!
Rühme so viel wie du willst die sieben Wunder des Weltalls,
Ich bewundie ein glorreicher Werk!
Rühme so viel wie du willst die erhabene Wohnung der Sonne,
Ich bewundie ein glorreicher Werk!
Ich bewundie ein Kunststück, das unser König uns schenkte,
Gröfser als je die Erfindung es schuf!
Dächer von sphärischer Form bewund're ich, künstliche Dächer,
Wie noch keift Jahrhundert sie sah.
Kleine Holzer bewundr' ich, mit denen der Scharfsinn des Künstlers
Mächtige Häuser zusammengefügt;
Dicke Balken und Sparren, die werden bald nun auf immer
Aus den belasteten Häusern verbannt.
Bald eibau'n wir mit. sparender Hand das erhabne Gebäude
Das sonst fürstliche Schätze verzehrt.
die Zimmermannskunst *) und in andern Büchern dieser Art ist nichts
von solchen Verbänden zu linden. Selbst in den memoires sur les objets les
■plus importants de V Ai chhecture von Patte (Paris 1769) der doch eigentlich
über die Construction der Gebäude geschrieben hat, und sich dabey öfters
über Verbesserungen und Anlagen der Bedachungen ausläfst, wird der Boh-
lendächer mit keinem Worte erwehnt. Der Abt .Lau gier hat in seinen
Anmerkungen über die Baukunst ein eignes Kapitel über die Dächer und
ihre verschiedenen Arten, aber des de L'Örme Erfindung sucht man ver-
gebens. Auch Blondel führt nichts von dieser merkwürdigen Sache an,
indem er doch von Philibert de L'Orrae in den historischen Abschnit-
ten seines grofsen Architectur-Werkes spricht; und auch Felibien über-
geht diese Sache in seinen Schriften. In einer von Herrn Cointeraux,
Professor der Landbaukunst in Lyon, im vergangenen Jahre erschienenen
Abhand-
Suspicio et miror Reguni sublimia tecta
Arte nova fteri, nobiliumque domos.
Miror et admiror quam dat PHILIBERTUS AB VLMO
Structuram, antiquos sie latuisse viros.
Foelix hoc partu nimium es, nimiumque superba
Gallia, nam nomen tollit ad astra tuum,
Scilicet haec veteres si uossent, non retulissent
Inventum ad coelos , artificemque siinul ?
Non tliermas , circos , areeis , spatiosa theatra ,
1'rompte erexissent, amphitheatra quoque?
Non Caesar ponteis facili, parvoque labore
Curasset rapidis condere fluminibus?
Non Nero struxisset miranda palatia? Crassui
Aedeis, ut dieunt, de meliore nota?
Haec si Vitruvius seivisset nobilis ille,
Et quater excellens , an taeuisse putas?
Ergo, miratrix priscorum Fama virorum ,
JNe jaetato tuos , nee celebrato tua.
*) Noch im Jahre 1751 besorgte de la Hire eine neue Auflage dieses Werks (Paris Fol.) mit
schönem Drucke aber schlechten Holzschnitten. Ueberhaupt dürften wir dieses oft ge-
rühmte Buch wohl in vieler Hinsicht sehr mangelhaft finden, und demselben in Teutsch-
land manches ausfuhrlichere und unterrichtendere Lehrbuch entgegenstellen können.
Abhandlung, betitelt: Les erreurs de mon siede sur Vagricuhure et sur lei
arts, N°. 1. S. 8. -werden aber dergleichen Dacher zu Trockenschauern
vorgeschlagen und dabey gesagt, dafs Philibert de L'Orme dieses vor-
trefliche Zimmerwerk erfunden, dafs aber der verehrungswerthe Mann
damit auf dein schönen Wege stehen geblieben wäre ; indem er als Bau-
meister von Königen und grofsen Herren, seine Erfindung nur bey Schlös-
sern angebracht habe, und nicht, so wie es doch sehr ayoIiI anginge und
die neuere Anwendung derselben zeigte, bey bürgerlichen und bey Land-
gebäuden *).
Es wird nicht überflüssig seyn bey diesen historischen Nach-
richten über die de L'Or mische Erfindung, einer ähnlichen
Constructionsart zu erwähnen, -welche Palladio um die Zeit, da de
L'Orme mit seiner Erfindung; und der Ausübung; derselben bereits in
Königs -Palläste, und stolze Häuser der Grofsen und Reichen
Steigen jetzt leichter empor in die Luft.
Ahndete wohl ein Alter, was I'hilibertus de L'Orme
Unser erstauntes Jahrhundert gelehrt?
Freue dich dieses erhabenen Geschenks, deinen Namen o Frankreich!
Hebt es bis zum Himmel hinauf!
Warst du bey Römern und Griechen mit diesem Kunstwerk erstanden,
O "wie eilte dein Ruhm durch die Welt,
O wie würden dir Säulen, und Tlätze, und weite Theater,
Und Obelisken und Tempel geweiht!
Ueber reifsende Flusse die sichre Brücke zu schlagen,
Riefe der siegende Cäsar dich auf:
Ungeheure Palläste"dem schwelgenden Nero zu gründen,
Wäre dein rühmliches tägliches Loos.
Und wie hätte Vitruv, der edle, der trefliche Lehrer,
Weihrauch deiner Erfindung gestreut!
Drum verflofsner Zeiten, und alter Werke Verkund'rin,
Fama, nun preise die Alten nicht mehr.
*) Herr Cointeraux hat hier einigermafsen Unrecht, indem de L'Orme selbst anführet, dafs er
bei dem Schlosse d'Anet ein Vorrathshaus (un grenier ou cellier) mit einem Bohlendache be-
deckt habe, welches aber wegen seiner Geräumigkeit nachher zu einem Ballhause gebraucht
worden scy. So hat de L'Orme auch auf ganz gewöhnliche Wohnungen öfters mit Rück-
sicht genommen.
B
— io —
Frankreich beschäftigt war, in Italien ausführte. Sie findet sich bey
einem der ersten großen Gebäude, welche Talladio anlegte, nehmlich
über dem grofse» Saal der Basilika zu Vinzenza, die dieser Baumeister
überhaupt der ganzen Anlage nach unter seine besten Arbeiten zahlt und
mil besonderer Vorliebt neben alle alte Werke dieser Art gesetzt wissen
will *).
Der grofse Saal der Basilika, welcher t5o Fufs lang und 5g
breit ist, lie^t über einer c5 Fufs 10 Zoll hohen Beihe von Gewölben
und wird von gewölbten Gallerien umgeben. Die hier beygefügte
UXKupf. Abbildung des Durchschnittes und eines Theils des Plans giebt die Gestalt
der kuppeiförmigen Bedeckung zu erkennen, welche über die ganze
Breite dieses grofsen Zimmers, ohne durchgehende Balkenverbindung,
auf die hohen, eben nicht starken Umfassungsmauern des Saals gesetzt,
und an den beiden schmalen Seiten mit "Wähnen versehen ist. Dieser
Bau ist durcli die darin licrscliende Itulndi-eit an sich sehr merkwür-
dig und wird es hier noch mehr dadurch, dafs dabey eine in Rück-
sieht auf das Ganze ähnliche Idee, als die des de L'Onne,
durch Palladio ausgeführt wurde. Vielleicht dafs er auf diese Idee
etwa durch Modelle oder durch Zeichnungen, deren weite Versen-
dung de L'Onne in seinem Werke (Euch 1. Cap. 3.) anfahrt, oder
durch de L'Orms selbst, der damals schon Italien durchreiset hatte,
(man sehe das £6te Kapitel seines ersten Buchs) oder durch den Werk-
meister Jean (der dem Palladio bey diesem Gebäude sehr zur Hand
cr^o-an^en seyn soll, und vielleicht die Erfindung des de L'Onne kenn-
te ö O J
te) o-eleitet wurde. Indefs hat übrigens Palladio's Werk mit den eigent-
lichen Bohlendächern nur die Gestalt im Ganzen gemein. Die Sparren
seiner Verbindung sind keinesweges von dünnen, leichten, oder stück-
weise zusammengesetzten Bohlen, welches die de L'O mische Dächer
eigentlich von den anderen Constructionen unterscheidet, sondern von
krummgehauenen Hölzern, die von aufsen mit Bleyplatten abgedeckt
*) Man sehe das 2ote C.ip. des 3ten Buchs seiner architectonischcn Schriften. Ausführlich
findet man die Beschreibung und Geschichte dieses Baues in der neuen Ausgabe der Ea-
timens etc. de Andre Faladio. (grofs Toi. Yicence 1736. 4 Thcile;.
11
und von innen bekleidet sind; und man wird sich auch leicht erinnern,
dafs Palladio (so wie er selbst nicht einmahl diese Bedeckung der Ba-
silika als etwas sehr sonderbares anführt) in seinen Schriften nirgend
von dergleichen Bohlen -Dächern handelt, — um seine Kuppel -Verbin-
dung nicht mit der eigentlichen Erfindung jener Bauart zu verwech-
seln. — So werden diese Verbindungsarten auch bey einer in den An-
zeigen der Leipziger Oekonomischen Societät *) stehenden Vergleichung
der Dächer des Hrn. Krubsacius mit anderen altern und neuern Dach-
arten, hierin von einander unterschieden; indem zuerst der Bedeckung auf
der Basilika zu Vinzenza und der zu Padua gedacht wird, „wo blofs die
„krummgehauene Sparren, ohne Riegel und Bänder, eine Kuppel
„formiren **), welche aber nach der Zeit zugleich durch starke eiserne
„Bänder befestiget werden müssen ; nächstdem aber wird die Kuppel auf der
„Halle aux bleds in Paris angeführt, welche ohne innere Verbindung, blofs
aus Brett -Bögen besteht, die mit Keilen zusammen befestiget sind.
Die hier erwähnte Dachverbindung zu Padua befindet sich eigent-
lich über dem grofsen Audienz-Saal (il Salo7ie) des dortigen Rathhauses,
welcher ein länglich verschobenes Viereck, von 116 Schritte lang und 38
Schritte breit seyn soll ***). Volk mann f) giebt bestimmter die Länge
auf 000 Fufs, die Breite auf 100, und die Höhe im Lichten eben-
falls auf 100 Fufs an. Indefs gehört diese Consiruction schon in spä-
tere Zeiten, da der berühmte Mechanikus Bar tholomaeus Ferra-
B 2
*) Ostermesse 1794- Seite 74.
*') Einfache und verdoppelte Verbände von kl'ummgewachseuen oder krummgehauenen Bau-
hölzern, zu Kuppeln, über Sälen etc. waren schon lange in Gebrauch, und die Franzosen
haben sich derselben lange und oft bedient; auch in gewöhnlichen Dachverbindungen machte
man oft die liegende Stuhlsäulen (Jambes de force) aus solchen krummen Hölzern, wie man
in Profilen französischer Gebäude findet. Kuppeln von krummen Sparrwerken aber inneren
und kostbaren Verbindungen findet man in Schüblers Zimmermannskunst, im
Reufs u. s. v*'. Alan erinnere sich auch an die grofse äufsere Kuppel auf der grofsen Pauls-
Lirche in London, und an andere grofse Gebäude der Art.
***) Man sehe des Grafen von Stollberg Preisen, /jter Band pag. 35g. Hier heifst es: „dieser
„Saal ist mit einem getäfelten, oben scharf zulaufenden Dache gedeckt."
f) Nachrichten von Italien ^ter Theil. pag. 655,
12 —
cini *) dieselbe ausführte, nachdem die vorige alte Gewölbdecke des Saals
im Jahr 1756 durch einen Sturm eingestürzt ward.
In Rücksicht auf die neuern Fortschritte der de L'Ormis eben
Bauart schalte ich hier nun einige Nachrichten über diejenigen Gebäude
in Paris ein, bey welchen sie von neuein in einer merkwürdigen Gröfse
ausgeführt -wurde.
Die Halle aux Bleds in Paris (Ja nouveüe Halle) im Quartier St. Eu-
stache, wurde durch den Königl. Architekten Hrn. le Camus de Me-
zieres, auf dem Territorio des alten Hotel de Soissons angelegt. Der
umständlichen Beschreibuno; der ganzen Anlage darf icli mich hier über-
heben, da ich die Abbildung des Grundrisses, nach einem mir durch die
Güte des Hrn. Geheimen Raths Langhans zugekommenen Plan, dem
I. Kupf. Leser hierbey vorlege **). Auf eben diesem Plan, welcher zugleich die
Blatt. ,
Grundlegung des ganzen Platzes und der anstofsenden Strafsen darlhut,
befindet sich auch der Aufrifs der bekannten Säule, welche Catharine
von Medicis durch den Arclütect Bullant errichten liefs. Sie ist das
letzte Ueberbleibsel des alten Hotel de Soissons, welches Bullant eben-
falls gebaut hatte, und das jenem neuen Bau den Platz räumen mufste.
Die Entreprenneurs wollten auch diese Säule eben zerstören, als der we-
gen seiner Kunslliebe so gerühmte Mr. de Bachaumont sie durch ein
Kaufgeld von 1800 Livres ihren Händen entrifs, und nachher der Stadt
als ein olYenthches Monument überliefs. Sie ist für die Baugeschichte der
neuen Halle aux bleds dadurch wichtig, dafs man zuerst das Project fafste,
auf diese Säule einen Sonnenweiser zu setzen und sie zum Mittelpunkt
des neuen Zirkel-Gebäudes, seines runden Platzes und seiner Zugänge zu
machen. Aber diese Idee ging nicht durch und die Verfasser der Eucy-
clopedie methodique ***) sagen hierüber: „c'est wie chose, assez ewieuse! ce
„qui de voit faire le centre du Diunietre, n'est devenu qu'un poinc de la circon-
*) Nachrichten über denselben giebt Volkmann, 5ter Theil pag. 664.
**) Dieser Plan ist von C. Poullean gestochen, und scheint mit dem Projekte selbst von
gleichem Alter zu seyn.
*"•) Section iVArcliitecture. Im Artikel: Bullant, woselbst eine umständliche Beschreibung
dieser Säule zu finden ist.
—•i3 —
,/erence. — — Ce monument est mal adroitement e/igagc dans les murs de
„la nouvelle Halle. — Un sentiment de pitie plus que d'estime permic a cette
xolonne isolee, de s'adosser contre les nouveaux baiimens , et de se cacher a
, leur ombre. Sa tete seule jouit le regard du soleil et ßxe ceux des passans
„par un cadran circuledre qui la defigure. Son socle est deveuue wie fontai-
„ne etc. *). lndefs wenn dieses Projekt auch zu Stande gekommen -wäre,
so würde die nachherige Veränderung der neuen Halle den Zweck dessel-
ben doch vereitelt hauen. Das Gebäude selbst, -welches den innern run-
den Hofraum mnschlofs , -war zur Aufbewahrung des Getreides zu klein ,
und man bediente sich der Aufführung einer aus Bohlen construirten Be-
deckung nach de L'Orme's bis dahin ganz vergessenen Vorschlägen, um
den ganzen Raum nutzbar zu machen. In dem Almanac Parisien pour
Tannee 1788 pag. 201. u. s. av. befindet sich folgende nähere Nachricht von
diesem Unternehmen:
,,Das Gewölbe des Getreidehauses ist in Form einer Kuppel kon-
„slruiret, welche den ehemaligen Hof dieser Halle gänzlich bedeckt; durch
„dieses Mittel ist der diesem Gebäude wegen seiner Kleinheit mit Recht
„gemachte Vorwurf gehoben -worden, und es trägt diese neue Construc-
„tion unendlich vieles zur Schönheit des Gebäudes bey. Die Kuppel ist
„120 Fufs im Durchmesser, und ihre Höhe vom Fußboden bis an den
„höchsten Punct der Kuppel, welche eine Kalbkugel von 60 Fufs- Radius
„bildet, beträgt 100 Fufs. Die Kuppel ist blofs von kiehnen Bret-
„tern, von ein und einem halben Fufs breit und einem Zoll
„dick zusammengesetzt."
„Die Kuppel hat 24. Ausschnitte, welche von der oben im Mittel-
„punet angebrachten Oefnung, von 24. Fufs im Durchmesser, als leuchten-
de Strahlen ausgehen und mit Glasfenstern versehen sind."
„Das Innere der Kuppel ist mit dünnen Brettern {Foliges) getäfelt,
„die so wohl geordnet sind, dafs sie vollkommen das Ansehen der Ge-
„wölbsleine haben.
*) Auf den alten Abbildungen des Hotel de Soissons sieht man diese Säule über den Pallast,
in dessen Hofe sie stand, hervorragen. Auf dem angefühlten Iten Kupfer -Blatte ist sie in
ihrer jetzigen Situation dargestellt worden.
— 1+ —
„Diese Kuppel ist nach den Zeichnungen der Baumeister Herren
„le Grand und Molinos, durch den Tischlermeister Herrn Roubo, den
„Sohn, der schon durch viele Werke von seiner Kunst bekannt ist, ausge-
„führet worden" *).
„Die eiserne Laterne, welche die vorerwähnte obere Oefnung be-
deckt, hat der Schlossermeister Herr Coutou nach den Zeichnungen
„der vorlüngenannten Architekten bewerkstelliget. Die schöne Ausfüh-
rung derselben zieht die Augen aller Kenner auf sich. Oben im Mittel-
„puncte der Kuppel ist eine Rose angebracht, welche auf einem in der
„Halle befindlichen Quadranten die Veränderungen des Windes bezeichnet."
Zu der innern Verbesseruns; und Nutzbarkeit des Gebäudes gehö-
ren auch die, durch die Herren le Grand und Molinos erfundene
Echafautagen oder Gerüste, welche mit einer besondern Geschicklichkeit
und Leichtigkeit ausgeführt sind.
Die Construction des massiven Umfangsgebäudes, dessen Durch-
I. Knpf. schnitt ich, nach dem oben angeführten Plane, biebey gebe, ist ebenfalls
merkwürdig. Nicht allein das untere Geschofs ist gewölbt, sondern auch
das Dach dieser Böden ist eine massive Gewölbe-Cortstruction, welche mit
einer doppelten schieferfarbig angestrichnen Ziegelbedeckung belegt ist,
und mit grofsem Fleifs völlig wasserdicht ausgeführt worden seyn soll.
Pa tte handelt ausführlich von dem Nutzen dieser gemauerten Dächer
(combles biiquetes) und führt (S. 53 seiner Memoires) namentlich diese über
die Halle aux bleds, und bey einigen andern Gebäuden vorhandene, in
Absicht ihrer Dauer und Feuersicherheit sehr nachahmungswerthe Dächer
an. Auch Laugier in seinen Anmerkungen über die Baukunst, rühmet
diese Bauart und klagt darüber, dafs sie so wenig angewendet wird. Er
eifert zugleich über die Nachlässigkeit und das Widerstreben bey neuen
Erfindungen. In den nützlichen Künsten, sagt er, findet das Neue un-
endliche Hindernisse, ehe es eingeführet wird; so ist es aber nicht bey
den Neuerungen, deren Gegenstand die Ueppigkeit ist. Jene Erfindun-
gen geralhen wegen der eigensinnigen und hartnäckigen Vorurtheile bald
DD D O Cj ^J
*) Er ist Verfasser eines Werks, beutelt: l'art du Jllenuisier etc.; auch besitze ich von ihm ein
Buch: Tratte de la construction des Theatres et des Machines theatrales. Paris 1777. Fol.
— i5 —
nieder in Vergessenheit. Um damit durchzudringen, mufs man aber dem
Geschrei des grofsen Haufens Trotz bieten, und sieb über die mcbtsbe-
deutenden Spöttereyen der Unverständigen wegsetzen.
Die Halle aux bleds, das erste Werk nach der so lange m Verges-
senheit geratenen Constructionsart, wurde zugleich dem Erfinder zu
einem ehrenvollen Denkmahl geweihet. Das Innere dieses Gebäudes ist
„ehxnhch mit den Büsten und Medaillons der Könige Ludwig XV und
Ludwi" XVI des Herrn le Noir, General -Intendanten der Pohzey,
und des°Philibert de L'Orme, als dem.Erfinder dieser Art von
Kuppeln, verzieret. Die Büsten sind von dem Konigl. Bildbauer Hm.
Roland, und unter selbigen befinden sich Inschriften, welche die Epo-
che der Erfindung dieser neuen Construction in Frankreich
Der Verfasser des Foyageur de Paris {aunee i785)ä welcher auch
i t /^«l.^iirl.-s «iebt sa^t: on a d'obligation a
eine ähnliche Beschreibung d.eses Gebäudes &ie.,c, .^i. 0
M M. le Grand et Molinos , Architectes , gut ont imagini ceue nouvelle cou-
pole, £avöir Lire de Voubli le procede Ingenieur et economiaue
inventepar Philibert de L'Orme, Arckltect de Henri II, et de l a-
voir emploje dans cette construccion hardie et extraordinaire. — Alle Be-
schreibungen und Augenzeugen stimmen in dem Lobe dieses merkwürdi-
gen Gebäudes, welches ein Muster in dieser Art seyn soll, überein, und
SO erwehnt auch Herr Woltmann im aten Bande semer hydraulischen
Architectur, i794, *ter Band S. i7, desselben mit folgenden Worten eines
Franzosen:
, Cest le Temple de Ceres, dont les Fees semhlent avoir cte les Architectes.
Leider kann ich zu diesen Nachrichten kein näheres Detail von
dem Innern des Verbandes selbst beyfügen, weil wenig specielles davon
in Teutschland bekannt geworden ist; und ich führe nur noch nach eim-
„en authentischen Versicherungen an, dafs des regierenden Fürsten von
Dessau Durchlaucht einen Theil des Verbandes in Modell mit aus Paris
gebracht habe und noch besitze.
Neben der Abbildung des Aeufseren der Halle aux bleds, welche
nach einem Französischen Kupferblatt beygefüget ist, befindet sich auch Mgl
— iG —
l. Kupf. eine, aus dem oben erwähnten Almanac Parisien entnommene äufsere Vor-
Stellung der Halle aux draps, von -welcher ich aber keinen ausführlichen
Plan habe bekommen können.
Dieses Gebäude, welches zu zwey Niederlagen, eine für den Tuch-,
und die andere für den Leinewand -Handel dient, und von neuem an
die Stelle eines alten verfallenen Gebäudes, aufgeführt wurde, ist ebenfalls
nach dem Plan der Herren le Grand und Molinos angelegt.
Die beiden genannten Hallen liegen in einem länglichen Viereck
und unter einer Bedachimg gegeneinander. Der Verfasser des Almanac Pari-
sien giebt diese Länge des ganzen Gebäudes auf 400 Fufs an; leider aber
wird nichts von der Breite erwähnt, -welche hier doch besonders -wichtig
ist, da die Bedeckung der Tiefe nach, in Gestalt eines Tonnen -Gewölbes
über das Gebäude gespannt ist. Um ungefähr aus dem Verhältnisse der
vorliegenden Abbildung zu schliefsen, so -würde, -wenn man die Weite des
Thorwe^s etwa zu 9 Fufs annimmt, die Breite des Ganzen beynahe gegen
6c Fufs betragen.
Dieses Bohlendach ist übrigens, obgleich in einer andern Form,
nach eben der Art -wie die Flalle aux bleds construirt und -wird von 5o
darin angebrachten Fenstern erleuchtet. Aus einem von Garree (1790) zu
Paris gestochnen Kupferblatte von der Fontaine des Innocents, hinter wel-
cher man die Halle aux draps erblickt, sehe ich, dafs der Forst des Bo-
gendaches oben sattelförmig und spitz zuläuft, -welches auf der angeführ-
ten Abbildung nicht ausgedrückt ist. — Von der äufsern Bedeckungsart
dieser Kuppel habe ich bis jetzt ebenfalls noch keine Nachricht erhalten
können (die icli aber nebst mehreren Notizen über diese Gebäude erwarte).
Im Innern ist eine breite Treppe mit doppelten Aufgängen, und rund
herum sind zweckmässig eingerichtete Schränke zu Verschliefsung der
Waaren angelegt.
Man hätte in Frankreich, bey früherer und ausgebreiteterer Anwen-
dung dieser schönen Erfindung, gewifs manche Anlage dadurch mit grö-
fserer Leichtigkeit und geringerem Kostenaufwande ausführen können. Wie
geschickt sind diese Constructionen zu Anlagen grofser öffentlicher Ver-
sammlungsörter, zu Kirchen etc. wozu selbst de L'Orme schon Anschläge
gab»
— i7 —
gab, und die wir jetzt oft mit einer schwerfälligen, oder wenigstens ver-
schwenderischen Holzverbindung angeordnet sehen. Des de L'Orrae
ganze Idee war im Grunde so einfach, dafs man glauben sollte, sie
hätte jeden Tag und bey jedem Bau von neuem erfunden und angewen-
det werden müssen. Offenbar ist in den mehresten Fällen bey dieser
Bauart auch durcbaus nichts Gefäbrliches oder Gewagtes, wenn man die
gekünstelte Verwegenheit der Häng- und Sprengwerke über grofsen Ge-
bäuden dagegenhält. — Es scheint sogar als hätte man das Gewagte
und die Schwierigkeiten lieber gesucht, als nahliegende und einfache Mit-
tel angewendet.
Es Averden dem geneigten Leser hier mehrere grofse Gebäude die-
ser Art in Frankreich u. s. w. beyfallen. Auch in Anlagen minderer Grofse,
wo gerade das Leichteste das Zweckmäfsigste gewesen wäre, erkünstelte
man verwickelte Verbände. So über Reitbahnen, Ballhäusern, Sälen etc.
Die Bedeckung, -welche le Camus über den 121 Toise weiten runden
Kuppel -Saal im Colisee zu Paris, seinem Meisterwerke in Rücksicht auf
die Disposition, anordnete, hätte mit einer viel gröfsern Leichtigkeit aus-
geführt werden können, als uns die Abbildungen *) dieses Gebäudes zei-
gen, und so mehr andre Gebäude dieser Art. Der berühmte runde Saal
in Ranelagh Garden zu London hätte durch eine einfache Bolden-
Construction vielleicht ein viel reizenderes Ansehen erhalten können als
er jetzt hat. Er hat i5o Fufs im Durchmesser; die Abbilduno- desselben
zeigt von innen eine platt -gerundete, in der Mitte durch einen Unter-
bau gestützte Decke, und von aufsen ein übel gestaltetes Dach. — In
England, wo so viel grofse besonders öffentliche Gebäude ausgeführt wor-
den sind, scheint die Bauart der Bohlendächer so wie überhaupt in an-
dern Ländern, entweder wenig Beifall gefunden zu haben, oder welches
•wohl wahrscheinlicher ist, nicht eigentlich bekannt geworden zu seyn.
Alle architectonische Schriftsteller und selbst die vorzü «liebsten
Französischen Baumeister, wie bereits oben erwähnt worden, übersehen
diese wichtige Sache mit Stillschweigen.
') Man hat davon eigene Beschreibungen und Kupferstiche.
— Iö —
Wir ■würden, wenn sie früher im Gange gewesen wäre, auch frey-
lich in Teutschland weniger kunstreiche und an sich allerdings
sehr merkAvürdige Werke der Zimmermannskunst zu bewundern ha-
ben; aber wir würden gewifs dagegen an grofsen und nützlichen Anlagen,
wozu die Bohlendächer vorzüglich dienen, bey' weitem reicher seyn kön-
nen, an der kühnen mit Leichtigkeit verbundenen Geschicklichkeit viel-
leicht mehr Vergnügen und Lob haben, und bey manchem grofsen Werke,
welches den Grund des Ruins schon in sich selbst trägt, tms der Hoffnung
eines verlängerten Besitzes erfreuen. —
So würden wir durch eine frühere Anwendung dieser Bauart an
vielen älteren Gebäuden und Kuppeln unserer Hauptstadt, eine Menge
künstlicher Balken, Streben und Bänder erspart und als überflüssige Last
den Mauern abgenommen sehen.
Aber es haben sich nun einige teutsche Baumeister unserer
Zeit und namentlich in Berlin, den Ruhm erworben, diese Bauart ihrem
Vaterlande bekannt zu machen und mit thätigem Eifer zum öffentlichen
Nutzen auszuüben.
Ich werde in der Folge Gelegenheit nehmen einige Nachrichten
dem beyzufügen, was über die Werke und Bemühungen dieser vereh-
rungswürdigen Männer, welche dadurch wirklich eine eigene Epoche in
die Geschichte der vaterländischen Baukunst gebracht haben, bereits be-
kannt ist, und ich mache es mir zu einer angenehmen Pflicht, ihnen
hiermit zugleich ein Denkmal zu stiften und ihnen einen öffentlichen
Dank zuzubereiten.
Nach einem vorläufigen und allgemeinen Begriff von den Bohlen-
dächern werde ich zuvörderst die eigentliche Constructionsart derselben
nach der Anweisung des de L'Orme mittheilen, dann aber dieje-
nigen Beispiele erwähnen, welche bereits in Berlin aufgestellt worden
sind, und das Detail der dabey angebrachten Verbindung, die weniger
umständlich ist als die des de L'Orme, beschreiben.
Die Bohlendächer haben, wie schon bekannt, sphärische oder aus-
wärts gerundete Sparren, welche von doppelten oder dreifachen Brettern
dergestalt zusammengeschlagen sind, dafs die Fugen oder die Zusammen«
— 19 ~
schnitte der hiezu benöthigten nur 5,6, bis 7 Fufs langen Brettstücke,
nicht aufeinander treffen , wie sich nachher weitläufiger zeigen wird.
Diese Brettstücke kreiden in eben der Art zusammengenagelt, wie die
Kränze bey den Mühlenrädern, und formiren solchergestalt die Sparren,
welche, wie gewöhnlich, von beiden Seiten gegeneinander, und mit ihren
obern Enden in eine Bohle, die bey gerade fortlaufenden Dächern längst
der Forst befindlich ist, einges teilet sind.
Aus der Zergliederung der gewöhnlichen Dächer ist bekannt, dafs
alle Verbindungen nach der Breite der Dächer, als die Kehl- und Hahnen-
Balken, die Spannriegel, und bey liegenden Stühlen zum Theil die Stühle
selbst, auch die dazwischen angebrachten Kreuzbänder, keinen andern Zweck
haben, als das Einbiegen der gewöhnlichen Sparren zu verhüten.
Theorie und Erfahrung lehret aber, mit welcher aufserordentlichen
Kraft ein auf die hohe Kante gestelltes Brett sich einer jeden Last wider-
setzt, die solches zu biegen oder zu zerbrechen trachtet *).
Da nun bey den Bohlendächern der Last der Eindeckun°- so-
wohl, als einer jeden äufseren Kraft der Sturmwinde nicht nur diese in-
nere Festigkeit der auf die hohe Kante gestellten Hölzer entgegengesetzt,
sondern der Widerstand noch durch die bogen- oder «rewölbförmi^e
Figur der Sparren vermehret wird, so ist klar, dafs aller Querverband
bey diesen Dächern völlig wegfallen kann. Die Verbindung nach der
Länge aber wird durch die an den Enden der Gebäude anzubringende
Wallmen-Seiten auf das vollkommenste bewerkstelliget, wozu noch die
Haltung kömmt, welche die Latten und einige unter den Sparren anzu-
bringende Windrispen leisten; oder es werden, wenn an den Enden eines
C 2
•) Man weifs, dafs horizontal liegende Hölzer sicli in Absicht ihrer Kraft zum Tragen, oder
dafs der YViederstand derselben, sich bey gleichen Längen verhalt, wie die Quadrate der
Hülien multiplizirt durch die Dicken dieser Hölzer. Ein Brett also von 12 Zoll hoch und
einem Zoll dick, würde sich gegen einen Balken von 4 Zoll hoch und 3 Zoll breit, den
man etwa anfertigen könnte, wenn dessen Durchschnittsfliche, oder der ganze cubische In-
halt des Balkens nicht mehr als der des Brettes betragen sollte, verhalten wie 144X1 = 144
zu 42 S3 16 X 4— = 6+> das ist, das Brett würde noch mehr als noch einmahl so viel tragen
können, als ein Balken von eben dem Inhalte an Holz, aber in einer andern Gestalt ge-
zimmert, u. s. f.
— CO — i
Gebäudes keine Wallinen Statt finden, ein Paar starke- Giebel (von etwa 2
Fufs dick) -welche innerhalb allenfalls noch mit einigen Pfeilern versehen
werden könnten, sich den heftigsten Stürmen zu widersetzen im Stande
seyn, und also das dazwischen liegende mit Latten beschlagene Dach für
jede Verschiebung von der Seite, sichern. Es ist also bey diesen Dächern
■auch kein Verband nach der Länge, wie solchen bey gewöhnlichen Dä-
chern, die Dachrähme samt ihren Stuhlsäulen und Bändern ausmachen,
nüthig.
Die Bohlensparren können nun entweder bey gewöhnlichen Wohn-
häusern oder bey anderen Gebäuden, wobey ein Dachboden verlangt wird,
wie andere Sparren auf die Enden der Balken mit Zapfen aufgestellet
werden ; sonst aber, wo kein Dachboden erforderlich ist, als bey Beithäu-
sern, Schoppen, Scheunen u. d. g. können bey diesen Dächern auch die
Balken gänzlich wegbleiben, wie vorläufig aus den hier beygelügten Kup-
fern verschiedentlich zu ersehen ist. Die Sparren werden in diesem Falle
auf eine nach der Länge des Gebäudes gelegte Schwelle gesetzt. Mau
wird bemerken, dafs die krummen Sparren von unten auf dennoch bey-
nahe senkrecht auf der Schwelle aufstehen; mithin bewirken sie nur einen
unbedeutenden schrägen Druck, in Verhältnifs desjenigen, den schräg
eestellte Sparren ausüben. Der geringe Seitendruck der krummen Spar-
ren dürfte also auf einer mit einem guten Fundamente, tüchtigem Auf-
lager und Flintermauerung versehenen Schwelle, die gehörig stark ist, be-
sonders aber breit auflieget, nicht leicht nachtheilig werden, oder sie
seitwärts herausfehieben.
Dieses ist eher bey solchen Gebäuden zu befürchten, wo, wie
bey der angeführten Basilika zu Vizenza, die Mauern ohne innere
Ouerverbindun«; auf eine beträchtliche Höhe frey heraufgehen, und dem
Druck des Eo°"en2ewölbes nur durch ihre innere Festigkeit, die aber durch
ante Construction und gehörige Dicke wohl zu sichern wäre, widerstehen
müssen- die «rofse Länge der Unterlags - Schwelle würde in solchen Fäl-
len allerdings ein Biegen flüchten lassen und alle Vorsicht für deren Wie-
derla^er nötlu'g machen. Bey dergleichen Constructionen, wo die ünter-
la^s-Schwellen der Bögen nicht zu hoch über das Banket erhoben ist,
6
Verden aber gewifs keine aufserordentlichen Mafsregeln nöthig seyn, um
jeden Schaden zu verhüten. Weiterhin werde ich einige Nebenumstände,
welche in einer solchen Bauart, bey den rundherum aufgeführten und er-
höhten Mauern, bey den aufzusetzenden Aufschiebungen etc. zu be-
merken sind, anführen.
Man wird hieraus leicht einsehen, wie nach den angeführten Bey-
spielen, diese Dächer vorzüglich bey runden Kuppeldächern eine unge-
meine Stärke und Widerstand in sich selbst haben, und sich daher nach
allem Angeführten ganz besonders noch zur Bedeckung solcher runden
Bäume schicken. Vorläufig wird auch schon aus dieser kurzen Darstellung
der Avesentliche Vortheil der Holzersparung und der Leichtigkeit bey die-
sen Dächern überhaupt in die Augen fallen; diese Vortheile sind aber
auch noch mit vielen andern verbunden, welche ich weiter hin anführen
werde.
Folgendes enthält den wesentlichsten Inhalt der de L'Or mischen
Schrift und seiner Anweisung zur Construction dieser Dächer, welche um
so merkwürdiger ist, als de L'Orme darin schon in das gröfste Detail
geht und dadurch den grofsen Fleifs und den sorafälti^en Eifer zei^t,
welchen er auf diese seine Erfindung verwandt hat. Es kann auch daraus
zugleich abgenommen werden, zu welcher Reife die Sache schon damals
gekommen war.
Das erste Kapitel des ersten Buchs
giebt bekannte Anweisungen zur Kenntnifs des tauglichen Bau-
holzes überhaupt, wobey zuweilen alte Irthümer vorkommen, als der Ein-
flufs des Mondes bey dem Fällen des Bauholzes etc.; daher dieses ganze
Kapitel übergangen -werden kann.
Das zweite Kapitel
betriff, die Nachweisung desjenigen Holzes, welches bey der neuen
Erfindung vorzugsweise zu gebrauchen ist. Es können zwar, sagt der
"Verfasser, alle Arten des in Frankreich einheimischen Holzes angewandt
-—22
werden. Kurz und stark gewachsene Bäume sind jedoch in jedem Falle
die besten; auch ist ausgewachsenes Holz überhaupt dem jungen Holze
vorzuziehen; ferner heifst es, dafs das Holz sich der Länge nach nicht
verkürzen könnte, in der Breite möchte es aber bey dieser Bauart immer-
hin schwinden oder sich zusammenziehen; solches hindere nicht und man
könnte sich dieserhalb auch des Irischen Holzes bedienen. Der Verfasser
will aber damit nicht gesagt haben, dafs trocknes Holz nicht besser seyn
sollte, als frisches.
Das dritte Kapitel
enthält guten Rath für die Baumeister, Maurer- Zimmer- und
Tischlermeister, die sich seiner Erfindung bedienen werden, und giebt
zugleich die Ursache dieser Erfindung an. Der Verfasser versichert,
dafs er dadurch keinesweges beabsichtiget habe, jemanden zu scha-
den, sondern dafs blofs der Mangel an grofsem Bauholz
in Frankreich die Ursach wäre, weshalb er auf eine Bauart nachzu-
denken bewogen worden, die das grofse oder lange Bauholz entbehrlich
mache. Die neue Bauart würde indessen nicht nur für alle vorgedachte
Arbeiter, sondern auch für diejenigen von Nutzen seyn, welche bauen
liefsen, denn man würde für 100 Rtblr. mehr ausrichten können, als
sonst für 3oo Rtblr. Auf diese Weise könnten die genannten Professioni-
sten mehr als bisher verdienen, indem man mehr bauen würde. „Seyd
also nicht, sagt de L'Orme, wie einige, welche, wenn sie eine neue
Sache sehen, die sie nicht gleich ganz verstehen, zu sagen pflegen: das
ist nicht die Art und Weise, wie wir es gelernt haben; und die also
immer in der alten Haut stecken bleiben, und den alten Gewohnheiten
„anhängen wollen."
„Als ich, sagt der Verfasser, die Bedachung über das Schlofs de la
Muette *) erbauen liefs, welches 10 Klaftern Breite im Lichten hatte,
wollte niemand glauben, dafs es zu Stande kommen könnte, sondern
*) Zu St. Germain e n L a y e. In Merlans Topographia Galliae (Frankfurt am Mayn 1655.)
iten Theil findet man eine Abbildung von dem damaligen verfallenen Zustande dieses klei-
nen Lustschlosses. De L'Orme giebt selbst eine kurze Beschreibung seiner Anlage.
— £3 —
„man hielt es für eine unmögliche Sache; als es aber fertig war, konnte
„man das Werk nicht genugsam loben."
Er führet weiter an, dafs er seine Bauart vorzüglich gewählet habe,
um den Ruin des Schlosses la Muette zu verhüten, indem die schlecht
aufgeführten Mauern desselben den Decken oder Gewölben von behaue-
nen Steinen oder von schwerer Zimmerverbindung nicht Widerstand ge-
leistet haben würden. Man müfste, sagt de L'Orme, nicht vergessen,
dafs nach der gewöhnlichen Bauart der Dächer und Kuppeln, bey die-
sem Gebäude auch zehnmal so viel an Zimmerlohn, Eisenwerk und Bley,
und gewifs noch einmal so viel Schiefer erforderlich gewesen seyn würde,
als der Bau nach der neuen Construction erfordert hätte ; weshalb das Lob
dieser Erfindung sich gewifs unter andern Nationen verbreiten würde,
so wie denn auch schon Zeichnungen und Modelle davon, nach
Italien, Deutschland, Spanien und nach andern Ländern wä-
ren geschickt -worden, und dafs man noch täglich derglei-
chen in dieser Absicht anfertigte.
Indem der Verfasser nun zur eifrigen Benutzung seiner vortheil-
haften Erfindung auffordert, beschliefst er, in seiner offnen und geraden
Manier, dieses Kapitel mit der sehr wahren und richtigen Bemerkung:
„aux hommes de bon entendement, et hardis n'est rien impossible, ä parpsseux
„et cimides qui ne veulent apprendre, toutes choses sont en doubte." Das heißt:
dafs dem Verständigen und Unternehmenden fast nichts un-
möglich sey, wo hingegen dem Faulen und Verzagten, der
nichts lernen wollte, alles zweifelhaft vorkäme.
Das vierte Kapitel
betrift die Anweisungen zum Zimmerwerk der neuen Construction
mit Bemerkungen über die Felller, welche bey den Gebäuden, so wohl
in Absicht des Eisens als bey dem Gebrauch der Steine, be^an^en werden.
Zuvörderst, sagt der Erfinder, müssen die Mauern und der Ort,
auf welchem man die Bedachung anbringen will, untersuchet werden, ob
sie nemlich quadratisch, länglicht viereckigt, acht- oder zehneckigt oder
rund sind, oder ob sie einen schiefen Raum einschliefsen; die neue Dach-
— 24- —
art kann in allen diesen Fällen angebracht werden, und selbst dann, wenn
die Mauern auch keine bedeutende Starke oder Dicke haben, denn sie
■werden durch diese neue Construction der Dächer nicht sehr belastet oder
auswärts geschoben, -wie solches bey den alten Dachverbindungen der Fall
ist; jedoch müssen die Mauern aus guten Materialien bestehen. Selbst
wenn neue Mauern aufzuführen sind, wäre es nicht notbig, dieselben bey
grofsen Gebäuden stärker als zwey Fufs, und bey geringeren anderthalb
Fufs dick aufzuführen, es sey denn, dafs es ein grofser Fallast von drey
Stockwerken werden sollte, in welchem Fall die Mauern drey bis vier
Fufs dick seyn müfsten. „Allein ehe ich weiter gehe, sagt de L'Onne,
nmfs ich einige Fehler anführen, welche man beim Bauen um und in
Paris begehet, indem man so b^uet, dafs die Balken die Mauern halten
müssen, welches gerade das Gegentheil dessen ist, was geschehen sollte,
denn die Mauern nnifsten die Balken tragen und unterstützen; jene Mau-
ern würden aber, ohne dafs die Balken sie hielten, einstürzen." AVenn
man den Maurern zur Bedingung machte, sich keines Eisens zu bedienen,
so würden sie genöthiget seyn, bessere und stärkere Mauern aufzuführen,
als es die jetzigen sind. Im Vertrauen auf Eisen und Gyps hoffen sie
ihrer Arbeit eine gröfsere Dauer zu geben, allein, ich habe grofse Nach-
theile von Eisen im Mauerwerk bemerkt, besonders bey Mauern von
Bruchsteinen, denn das Eisen rostete, und indem es rostet, wird es dik-
ker, wodurch die Steine so leicht zersprengt werden, als von den Gewäch-
sen, welche aus den Fugen auswachsen.
Wenn man freilich weder auf Ersparung des Baumes noch der
Kosten siebet, so werden allerdings stärkere Mauern besser widerstehen,
als schwächere; da aber in Absicht derselben bei uns so gern das Mini-
mum beobachtet wird, so sind die eisernen Anker, welche an die Balken
angebracht werden, immer nolliwcndige Büttel, um den Mauern mehr
Standhafligkcit zu verschaffen, und was de L'Onne wegen des
vom Rosten der eisernen Anker etc. entstellenden Nachtheils besorgt,
scheint wohl etwas zu Aveit hergeholt zu seyn. Richtiger ist die Be-
merkung, dafs es sehr nachtheilig ist, bey Mauern von Bruchstei-
nen, letztere ohne Rücksicht auf ihr im Bruche gehabtes Lager, an-
zuwen-
— a5 —
zuwenden, welches aber einem jeden hiesigen Steinmetzen und Mau-
rer bekannt ist.
Wenn de L'Ornie mit dem bessern Tragen der Bruchsteine, indem
sie nemlicli wie im Bruche mit ihren Schichten horizontal geleget wer-
den, die Kraft des Holzes vergleicht, und sagt, dafs es aufrecht gestellt,
ungeheure Lasten tragen kann, wohingegen es in der horizontalen Lage
bald von selbst einbiegen, oder wenn man es belastet, zerbrechen wird,
so hat dies allerdings seine Richtigkeit, und es ist ein Grundsatz, den man
beim Bauen nicht genug beherzigen kann, um in ersterer Rücksicht die
Stärke der Hölzer zu vermindern, in der letztem aber, solche zweckmä-
fsig zu vermehren. Der Verfasser hätte indefs bey dieser Gelegenheit
gleich des ungemein grofsen Widerstandes auf der hohen Kante ge-
stellter Hölzer gedenken können, weil hierauf hauptsächlich der
Grund seiner neuen Construction beruhet"
Der Anblick der nach rle T.'Ov-me'c Werk hier auf zwey KupFer- IV. u. V
i • Kupfer.
blättern beygefügten Figuren wird schon im Voraus eine allgemeine Vor- Blatt.
Stellung von der Zusammensetzung seiner Sparren geben.
Ueber die erste Abbildung giebt de JL'Orme folgende Erklä-
rung :
Man kann nehmlich eine Mauer 3 Fufs über den Dachboden
erhöhen, welches zugleich die Höhe der Fensterbrüstungen ausmachen
wird, wenn noch Zimmer auf dem Dache angebracht werden sollen. Auf
dieser Mauer wird noch zwey Fufs hoch aufgemauert, um das Gesims
anzubringen, und um die Aufschieblinge darauf stellen zu können. Auf
diese Weise bedarf man aufserhalb nur die halbe Dicke der Mauer, wie
solches in der ersten Abbildung bey c zu ersehen ist. Die übrige Hälfte
von der Dicke der Mauer b, bleibt um 5 Fufs niedriger als die andere,
auf welche eine Schwelle von io bis 12 Zoll breit und 8 bis 9 Zoll hoch
geleget wird, in -welcher die zwey Fufs von einander entfernte Zapfenlö-
cher d befindlich, welche zwey Zoll breit, drey Zoll tief, und sechs Zoll
lang sind. Die Zapfenlöcher aber in den Winkeln <?, müssen etwas län-
ger und breiter seyn, dergestalt, dafs sie anstatt zwey Zoll, drey Zoll
breit und neun bis zehn Zoll lang werden j denn weil die Gradbögen mehr
D
— £6 —
IVKupf. zu tragen haben, indem die andern Bögen sicli gegen selbige anstäminen,
Blatt. . . .
so müssen sie etwas starker seyn, als wie die andern.
Im fünften Kapitel
folgt nunmebro die Anweisung, wie so wohl die halben zirkeiför-
migen als andere Bogen zu machen sind, und wie sie auf die Mauern
gestellt -werden.
Aus der 2ten Abbildung ist nehmlich zu ersehen, wie die mit g
bemerkte Bögen auf die Schwellen h gestellet sind, und dafs die einzelne
Stücke dieser Bögen nur aus Brettstücken von 4. Fufs lang, 8 Zoll breit
und einem Zoll dick bestehen, wie solches in der oten Abbildung bey f
zu ersehen ist.
Man kann also, heifst es, zu dieser Construction sehr kurze Enden
von Brettern gebrauchen, und gesetzt man hätte welche von 12 Fufs lang,
so müfste man sie so gar in drey Theile, jedes von 4. Fufs lang, zerschnei-
den. Hätte man aber Bretter von 6 Fufs lang, so wurden, -wenn 4. Fufs
davon abgeschnitten worden, die übrigen zwey Fufs zu dem kurzen Theil
des Bogens, da wo derselbe seinen Anfang nimmt, und also ein Ende
von 4-, und eins von zwey Fufs, zusammengebracht werden, wodurch zu-
gleich bewirkt wird, dafs, wie es bey dieser Construction seyn muß, die
Schnitte, oder Fugen, wenn man sich so ausdrücken darf, nicht auf einan-
der treffen. Man wird auch einsehen, dafs es bey dieser Art von Sparren
leichter ist, schadhaft gewordene Stücke herauszunehmen und gute an
deren Stelle einzusetzen.
Hierbey kann angemerkt werden, dafs es nicht geradehin nothwen-
dig ist, die Bretter nur 4. Fufs lang zu nehmen, sondern dafs bey der
hiesigen Construction solcher Bögen, Bretter von 6 bis 8 Fufs lang ge-
nommen worden sind.
Das sechste Kapitel
enthält die fernere Anweisung, wie die Bretter zugeschnitten und
zusammengesetzt werden müssen,
Aus der oten Abbildung ist nemlich bey k und den ähnlichen Stel-
len zu ersehen, wie die Bretter in der Mitte und an den Enden dersel-
— 27 —
ben durchgelocht werden sollen. Diese Löcher sind 4 Zoll lang; und IV. Kupf.
... ... Bkttf
etwas über einen Zoll breit. Die Riegel können eine beliebige Länge er-
halten; die vorgedachten Riegellöcher müssen aber in allen Bögen sehr
genau auf einander passen, um die Riegel recht gerade durchstecken zu
können. Diese Riegel, welche bey c einzeln vorgestellt sind, werden Avie-
der so -weit auseinander, als die Dicke der Bogen beträgt, durchgelocht,
um die Nägel oder Keile /, welche <i\ Zoll breit und einen Zoll dick
sind, vermittelst starker Hammerschläge dadurch zu treiben; dieses ver-
hütet, dafs die Bogen nicht hin und wieder wanken können, welches
sonst mit einer unglaublichen Kraft geschehen würde. Ist aber alles vor-
gedacbtermafsen wohl befestiget, so wird, sagt de L'Orme, ein solches
Dach hundertmal mehr tragen können, als es nöthig ist,
und man hat nicht zu besorgen, dafs der stärkste Wind demselben scha-
den werde, oder dafs von selbst etwas auseinander gehen möchte; und
wenn der dritte Theil der Bögen hin und wieder herausgenommen -wür-
de, oder verfault oder zerbrochen wäre, so würde das übrige doch noch
stärker und dauerhafter seyn, als das gewöhnliche Zimmerwerk; ich sage
mehr, drückt sich der Verfasser aus : Wenn alle Bretter in zwey oder drey
Theile in ihrer ganzen Länge nach der Richtung der Holzfasern von ein-
ander spalteten, so würden sie doch noch überflüssig stark seyn, um jede
Last der Eindeckung gehörig zu tragen, sie bestehe aus Schiefer, Dach-
ziegeln oder gehauenen Bruchsteinplatten, denn alle Bögen tragen auf den
hohen Kanten; diese Stellung des Holzes ist weit stärker als es nöthig ist,
und man könnte, wie gesagt, mit wenigerm Widerstand zufrieden seyn;
indessen ist das stärkste immer das beste und ein Werk kann so wenig
zu gut seyn, als ein Mensch zu tugendhaft seyn könnte.
So weit die Urschrift über diesen Gegenstand.
Wir machen hier diese umständliche Verriegelung der Bohlen nicht,
sondern begnügen uns, die zugeschnittenen Brettstücke zuvörderst an jedem
Ende mit zwey eisernen Nägeln von kiehnen Holz zusammenzunageln,
und der Erfolg hat gelehret, dafs diese Art der Zusammenfügung voll-
kommen hinreichend ist. Es scheint so gar, als wenn die Bogen nach
vorgedachter Art des de L'Orme, durch die Riegel geschwächt werden,
D 2
Blatt.
— S8 —
CV.Kupf. und wie siehet es damit aus, wenn Riegel und Keile stark zusammen-
trocknen? Indessen scheint aus der S. n angefühlten Stelle aus den
Leipziger Ökonom. Nachrichten, hervorzugehen, dafs man sich
doch dieser Methode bey der Halle aux bleds bedient habe.
Im siebenten Kapitel
■wird erklärt, Arie sich die Bögen mit ihren Verriegelungen dar-
stellen, wenn sie einen halben Zirkel bilden. Die halbzirkelförmige Ge-
stalt, heifst es, ist die vollkommenste bey dieser Erfindung, wie aus der
4-ten Abbilduno- zu schliefsen ist. Sie stehet auf beiden Mauern und nicht
wie vorhergehend im 4-ten Kapitel gesagt worden, dazwischen: denn,
wenn die Dächer von dieser Form mit ihren Riegeln verbunden sind,
so können sie wenig oder gar nicht schieben, besonders wenn das Ge-
bäude keine grofse Breite hat, indem der Druck senkrecht und niclit nach
schrägen rviclitunjien auf die Mauern wirkt ; ich will, sagt der Erfinder,
keineswegs behaupten, dafs wenn dergleichen Halbzirkel von Steinen wä-
ren man ihre Wiedcrlager nicht zu hintermauern brauchte; da sie aber
von Hoiz sind, so halten die Riegel alles in Ordnung und verhüten das
Schieljen.
Aus der 5ten Abbildung ist die ganze Construction, und bey p zu
ersehen, wie die Riegel vernagelt sind. Man wird auch bemerken, dafs
die Schnitte des Holzes Radien des Zirkels sind, so wie sie bey jeder an-
dern krummen Figur aus dem Mittelpunkte gezogen werden müssen,
woraus das Bogenstück beschrieben worden.
Bey dem Zusammensetzen der Bögen müssen sie nach der Anwei-
sung der Urschrift, erst zusammengenagelt werden; allein man soll sich
dazu nur kleiner Nägel bedienen, so dafs die Nagellöcher nicht stärker
als ein kleiner Finder werden; auch müssen diese Nägel niclit mit Gewalt
TD ' '-'
eingetrieben werden, damit sie das völlige dichte Aneinandertreiben der
Bretter, vermöge der vorhin gedachten Keile, nicht verhindern.
Ich möchte, sagt de L'Orme, diese Nägel gar nicht anbringen,
wenn es nicht das Zusammensetzen der Bretter beförderte, wenigstens
wünschte ich, wenn alles zusammengebracht ist, dafs diese Nägel wieder
— 29 —
herauswären, indessen da sie, wenn man etwa ein beschädigtes Stück her- IV. K1tpf
ausnehmen und ein neues einbringen wollte, das Werk zusammenhalten,
so können sie auch stecken bleiben; übrigens müssen diese Nägel so an-
gebracht werden, wie die Punkte p zeigen. Es wird indessen immer gut
seyn, heilst es, derselben so wenig als möglich anzubringen, damit die
Bretter nicht dadurch aufspalten und vermittelst der Keile desto fester
zusanunengetrieben werden können.
Das achte Kapitel
erkläret, wie die halbzirkelförrnige Sparren, samt den Riegeln und
den Gradsparren, wenn das Dach Wallme hat, sich im Grundrifs zwischen
den Mauern zeigen.
Die Linien OP in der 4-ten Abbildung sind sämmtlich gleich lang;
mit der Hälfte derselben ist der Halbzirkel OOP beschrieben, nach wel-
cher Zirkellinie alle mitexnaxiA&r parallel und gleich weit auseinanderste-
hende Bogen gebildet sind. Sämmtliche auf die Stellen r stehende Bö^en
sind mit eben dem beschriebenen Theile des Halbzirkels gleich, wenn
nemlich or, rp, gleiche Weiten sind.
Allein die Diagonallinien NV sind länger als die Weiten rp, wes-
halb der Halbzirkel zu den darüber stehenden Gradbögen, nicht passend
seyn würde; Die krumme Linie, welche diese Gradbögen bilden, läfst
sich auch nicht mit einem einzigen Zirkelschlag beschreiben. Man wird
heifst es in der Urschrift, ferner aus der vorerwelmten Figur zugleich er-
sehen, wie die Riegel durch die Bögen dergestalt angebracht sind, dafs
wenn das Werk sich nach einer oder der andern Richtung schieben woll-
te, sie immer bey x gegen das aufrecht stehende Holz stofsen.
Hiesigen Orts ist man der Meinung, dafs die Wallme und die Be-
ladung schon den Seitenschub eines solchen Daches genugsam verhüten,
und allenfalls ist es gar nicht schwer, unter den Bögen Windrispen anzu-
bringen, welche, wenn das Gebäude Balken hat, mit dem einen Ende
an einen Balken befestiget werden müssen. Diese Windrispen dürfen
nur aus ganz schwachen, biegsamen Latten bestehen; wenn nur das un-
tere Ende derselben an einen unwandelbaren Punkt eines Balkens oder
ÖO —
IV. Kupf.(Jes Rahmstnckes gehörig befestiget ist, so hält eine solche Latte in «*era-
Blatt. . . °
der oder schräger Richtung, ein jedes daran befestigte Sparrwcrk für den
Fall, auf. Auch die Erfahrung, dafs nehinlich eine unendlich grofse Kraft
dazu gehöret, um ein nur sehr schwaches Holz der Länge nach zu zer-
reifsen, kann ein Architekt hey manchen Fällen mit Nutzen anwenden.
Anmerk. So schnitt z. B. der Herr Maschinenmeister Reufs aus
Dresden die zusammenstehende starke Hängesäulen im hiesigen
Opernhause zum Vortheil der Maschinerie dergestalt aus, dafs man
einen schmalen Durchgang durch beide Hängesäulen erhielt. Er
Wulste sehr wohl, dafs die Hängesäulen noch stark genug blieben,
um eine jede daran gebängte Last zu tragen.
Beiläufig bemerke ich auch, dafs man mit Vergnügen einige
Experimente gesehen hat, welche der Herr Schiffsbau dir ektor
Quantin aus Stettin, mit der von ihm nach M uschenbröck's
und anderer Gelehrten Anleitung, verfertigten und der Königl.
Akademie der Wissenschaften vorgezeigten Maschine gemacht hat,
um die Festigkeit der Baumaterialien zu prüfen. Es gehörten
außerordentliche Kräfte dazu, um nur schwachen Eisendrath und
mäfsig starke Hölzer der Länge nach, zu zerreifsen; Nur Schade,
dafs nichts weiter über die mittelst dieser Maschine gefundenen
Resultate bekannt geworden ist.
Jetzt hat dieser gefällige Mann die Maschine dem Königl.
Ober - Hof- Bauamte überlassen.
Das neunte Kapitel
enthält die Anweisung, wie die Form der Gradsparren gefunden
Werden soll.
Man theilet nehinlich, nach der 6ten Abbildung, den Kreis des
Halbzirkels edb in &o viele gleiche Theile, als aus wie vielen Stücken
Bretter der Bogen zusammengesetzt werden soll. Z. B. hier in 9 Theile,
wovon die Hälfte mit bfgh bezeichnet ist. Aus diesen Punkten werden
Perpendikularlinien auf die Diagonallinicn ac gezogen; hierauf ziehet man
— St-
aus dem Mittelpunkte die Fugenschnitte ik, hl, gm und/n; alsdenn wer- IV Kupf.
den aus den Punkten k, l, m und n ebenfalls perpendikuläre Linien auf
die Dia^onallinie ac gezogen; die Punkte wo solche anstofsen, sind mit
den obern übereinstimmend bezeichnet.
Nun trä°t man die Weite ai aus ein o, die Weite ak aus e in p,
die Länge ah aus e in q, al aus e in r, ag aus e in s, am aus e in t, af
aus e in v, an aus e in x und endlich ao, aus e in y.
Nachdem auf diese Punkte Aviederum perpendikuläre Linien errich-
tet worden, so werden die mit dem Halbzirkel korrespondirende Höhen,
sowohl aus der innern als äufsern Bogenlinie, als ßf in vx, bn aus x
in m u. s. f. abgetragen, wie die punklirten Horizontallinien solches deut-
licher machen. Man erhält hierdurch die Punkte, wodurch die krumme
Linie für den Gradbogen aus freyer Hand gezogen werden kann.
Das zehnte Kapitel -
betrift blofs die bekannte Anweisung, zu drey gegebenen nicht in
gerader Linie liegenden Punkten den Mittelpunkt zu finden, aus welchem
durch diese drey Punkte ein Kreis gezogen, ireidcn kann.
Das eilfte Kapitel
lehret, wie man die Bogenlinien der Gradsparren noch auf eine
andere Art und genauer finden kann. Die 7te Abbildung macht das ganze y. Kupf.
Verfahren von selbst deutlich. Es ist hier nur der Unterschied, dafs meh-
rere Puncte angenommen werden , als Brettstücken im Bogen sind, in-
dem , je mehr Punkte man erhält, desto genauer die krumme Linie zu
ziehen ist. Die Fugensclinitte werden nach dieser Operation besonders
aufgerissen.
Das zwölfte und dreizehnte Kapitel
erklärt die perspektivische Zeichnungen einiger Kuppeln mit Wall-
men, die aber hier entbehrlich sind; nur kann angemerkt werden, dafs
der Verfasser bey einigen eine kleine Verdachung und eine Art von Helm-
stange nach der 8ten Abbildung angebracht hat. Im letzteren Kapitel läfst
Ol
V. K-ipf. der Verfasser sich noch umständlicher auf die Bearbeitung und vorsichtige
Blatt.
Zusammensetzung der Bögen ein, welches aber aus dem hier angeführten
schon hinreichend erhellet. Die cjte Abbildung zeigt solche und die ver-
keilten Biegel deutlich, wobey de L'Orme auch bemerkt, dafs die innere
Seite der Bögen, "wenn sie nicht als Zimmerdecke verkleidet oder ausge-
täfelt werden soll, ohne Abrundung nach dem Zirkelschlage (sans l'aron-
dir, ni cintrer) bleiben könne.
Im vierzehnten Kapitel
wird gezeigt, wie die Sparren auf Gebäuden von gro(ser Breite,
oder Tiefe gemacht werden müssen.
De L'Orme will nehmlich alsdenn eine doppelte Verriegelung
haben, wie solche die lote Abbildung darstellet. Es soll auch die Starke
der Bretter nach Verhältnifs der Breite der Gebäude zunehmen. Auf einer
Breite von 56 Fufs, sagt er, kann man sich ein und einen halben Zoll
starker Bretter bedienen. Bey 60 Fufs Tiefe mufs man aber zwey, und
bey 90 Fufs Tiefe zwey und einen halben Zoll starke Bohlen gebrauchen.
Die Breite derselben soll ebenfalls verliältnifsmäfsig zunehmen, denn aller-
dings werden die Bögen immer desto fester seyn, je mehr Breite die Eret-
■&-
ter auf der hohen Kante haben. Was aber die Länge dieser Bretter
betrift so will der Erfinder darüber keine andere Regel geben, als die:
dafs je kürzer man die Bretter nimmt, desto fester
,das Werk bey gehöriger und guter Verbindung seyn-
Iwird."
Diese Regel scheint indessen wohl nicht ganz richtig zu seyn. —
In der Fortsetzung dieses Kapitels führt der Verfasser als Bey spiel der
vorhin angefühlten Construction, mit doppelter Verriegelung, oder dop-
pelten Zangen {Hernes) das 10 Toisen breite Dach an, welches er auf den
mittleren Theil des Chateau de la Muette setzt. Merkwürdig ist hier,
dafs auf dem Forst desselben ein flacher Spatziergang angelegt ist, dessen
Annehmlichkeit, besonders wegen der Aussicht, der Verfasser gar sehr
rühmt. Man sehe die nte Abbildung. — De L'Orme äufsert hier am
Schlots das grt>ße Vertrauen, welches er zu dieser seine Construc-
tion
— 35 —
tion he"t *) : nur sagt er, dafs die Handwerker, zweifelhaft und furchtsam V". Kupf.
. , , Bl»".
gegen die ganze Sache, nicht genau genug und nach seinem Willen gear-
beitet hätten, welches sie nun, nach gemachter Erfahrung, wohl einsehen
und künftig besser in Acht nehmen würden.
Das fünfzehnte Kapitel
gieht die Anweisung, wie man denen nach einem halben Zirkel
gebildeten Dächern, vermittelst darauf anzubringender steiler gestellter Spar-
ren, mehreren Abfall geben müsse, wenn sie mit Dachziegeln oder mit
Schiefer dergestalt eingedeckt werden sollen, dafs alles so gut schliefst
und dichte wird, wie bey jeder andern Art von Eindeckung.
„Es irren sich viele, sagt de L' Orme, wenn sie bey meiner neuen
„Erfindung die Dächer allzurund machen, und sie mit Dachziegeln oder
„mit Schiefer decken; indem diese «alsdann unterwärts nicht dichte auf-
einander schliefsen, so dafs Regen und Schnee durchtreiben kann. Viele
„haben aus dieser Ursach die Erfindung tadeln wollen; allein es giebt
„Mittel, wodurch der obere Theil dieser Dächer beinahe gerade wird,
„dergestalt dafs die Ziegel und Schiefers tiickcn sein genau auf einander
„schliefsen. Indessen wird es gut seyn, sich kleiner Dachziegel zu bedie-
nen. Wenn jedoch der Abfall etwas steil und die Rundung nicht zu
„stark ist, so können auch Dachziegel von gewöhnlicher Gröfse gebraucht
„werden. Ein zweyter Rogen in Zirkelgestalt kann dann inwendig unter
dem steiler gebildeten Dachbogen angebracht werden, um die Decke der
Zimmer zu bilden, und wird auch die Hitze der Sonne mehr abhalten.
Solche Verbindungen zeigen die izte und i5te Abbildung auf verschiede-
ne Art. (Auch macht der Verfasser hier Vorschläge, wie man den Bo-
denraum, den oberen Raum, zwischen beyden Bögen unter dem Forste,
•) Et me semble oue c'est cliose ti forte, c/ue von Seulement eile est süffisante pour porter ardoise,
mais pour estre couverte de pierre de taille, ou de grosse maconne rie, aui
voudra. Et pourvueu cjue les murailles soient bonnes , et l'espoisseur süffisante pour faire es-
paulettes, c/ui les retiennent bien par les costez, vous vouf.es faire de teile facon de charpente-
rie, plate ■ forme au plus haut des couvertures, ou au niueau de la hauteur de la maconnerie
de telles tours yue voudrez, soient rundes ou quarre'es. Et se pourra aussi faire faiOn de
terrasse pour y tirer V ar tiller ie. Ce c/ue tous bons esprits peuvent bien considerer,
E
V. Kupf. zu Kaminern u. s. w. , und die Räume zwischen einem Eo seng es teil zum
Blau. . b °
andern, zu Spinden etc. nutzen können.)
Das sechszehnte Kapitel
betritt den Bau eines Daches über einem Saal in dem Schlosse
Limours (der Herzogin von Valentinois damals gehörig) von 84. Fufs
Länge, und 01 Fufs Breite.
De L'Orme sagt, dafs die ganze Dachverbindung über diesen Saal
schon nach der alten Art abgebunden gewesen, als er dazu gekommen,
und bemerkt habe, dafs die Mauern zu schwach und zu schlecht seyn
würden, diese schweiß Verbindung zu tragen; weshalb er den vierten
Theil des kleinsten Holzes von dieser Verbindung, seiner Absicht gemäfs
aufschneiden, und damit nach seiner Erfindung ein Dacb, nach der l^ten
Abbildung, über diesen Saal auffuhren lassen, so dafs dasjenige, wofür der
Zimmermann 0000 Francs erhalten, nur auf 600 zu stehen gekommen und
dafs die ganze Bedachung anstatt 0000 , nur 1000 Francs gekostet hatte.
Wer daher, sagt de L'Orme, die Güte meiner Erfindung be-
herzigtj wnil seinen Hcnn lieb hat, wird ihm damit grofse
Ersparnifs und grofse Freude machen.
Im siebenzehnten Kapitel
wird angerathen, die Bohlenstücke allenfalls auch aufserhalb theil-
weise gerade, oder nacli gebrochenen Linien zu machen. Weil aber als-
dann an den Stellen d der i5ten Abbildung, Streifen von Blech oder Bley
angebracht werden müssen, so wird dieser Vorschlag vielleicht einigen
Widerspruch leiden; obgleich die Idee in manchen Fällen wohl mit Vor-
theil genutzt werden könnte.
Das achtzehnte Kapitel
enthält die Erklärung auf verschiedene Arten geschweifter Kuppel-
dächer, deren Mittheilung überflüssig seyn würde. Eben so
— 35 —
das neunzehnte Kapitel V. Kupf.
r Blau.
wo de L'Orme unter andern ein Dacli anführt, welches er auf
den kleinen Pavillon des Chäteau d'Anet *) gesetzt hat. Es ist ohen mit
einem flachen Gange (wie beym 14-ten Kapitel die ute Abbildung gegeben
worden) versehen, der mit Bleyplatten und Wasserrinnen eingedeckt wurde.
Im zwanzigsten Kapitel
beschreibt der Verfasser die übrigen merkwürdigen Dächer des Schlos-
ses d'Anet, unter welchen eine Bohlenbedeckung von 83 Fufs breit, gegen
20 Toisen Lange ist, die der Architect anfänglich zu einem Vorraths- oder
Getreide-Ort bestimmte, nachher aber zu einem Ballsaal gebraucht wurde.
Das ein- und zweyundzwanzigste Kapitel
hat de L'Orme der Anlage eines grofsen Saals, zum Gebrauch für
eine Basilika oder sonst zu öffentlichen Geschäften und Versammlungen
gewidmet, und beschreibt darin sein Project mit vielem Wohlgefallen.
Wirklich ist die Idee des Ganzen grofs und geschickt, und trift mit der
Anlage der oben angeführten Basilika zu Vinzenza, und ratt <indevn nach-
herigen Gebäuden, wo man die länglicht viereckte und überwölbte Form
jiül grofser Zweckmässigkeit angewandt hat, zusammen. Daher habe ich
den Plan derselben hierbey ebenfalls verkleinert mitgetheilt, und zugleich nr- KllPf-
s ° Blatt.
die Idee des Ganzen nach seinem Aeufseren, unter einigen Weglassungen ScMufs-
..-, t . Vignette.
zu übertragen gesucht. &
De L'Orme sagt: Es dürfe um einen solchen Saal aufzuführen,
weiter eigentlich nichts gemauert werden, als das Fundament und das
Banket desselben, worauf die Plate- Forme des Zimmerwerks gesetzt wird.
Aber er meint, man könne, um das Ganze ordentlich einzuschliefsen, und
um nöthigen Falls den Bögen mehr Festigkeit zu geben (pour mieux tenir
les courbes en raison,) rund herum auf eine gewisse Höhe, etwa von 12 bis
i5 Fufs, gerade aufmauern, da die Bogenlinie der Sparren von unten an,
E 2
•) Heinrich II. liefs dieses Schlofs der Herzogin von Valentinois ebenfalls durch de L'Orme
erbauen.
— 36 —
besonders je breiter das Gebäude ist, fast senkrecht beiaufsteigt. Er führt
dieses -weiter aus, und giebt an, dafs man nun inwendig auch noeb auf
diese Mauerhöhe eine ordentliche Etage zu Wobnungen einrichten, und
darüber dann die Siile elc. anlegen könne. Durch eine solche Einrich-
tung, durch Anbringung von Eckpavillons, Gallerien, und Anlegung eines
bedeckten Spatzierganges auf der obern Zinne des grofsen Bogendachs,
macht der Verfasser noch Vorschläge, um ein solches Gebäude zur Woh-
nung erofser Herren brauchbar zu machen.
Die Idee, über die Schwelle der Eogengestelle, das heifst vor dem
Untertheile der Dachsparren herauf zu mauern, und dadurch eine ordent-
liche mit Fenstern versehene Umschiiefsungsmauer zu machen und Zim-
mer darin anzubringen, ist bereits bey hiesigen AYolmgebäuüen ausgeführt
■worden. Man hat nehmlich die Wand über die Balkenlage auf diese Art
heraufgeführt und sehr gute Wohnungen unterm Dache angelegt. — Bey
diesen Umfassungsmauern ist aber die Vorsicht wohl zu empfehlen, dafs sie
entweder eine angemessene Stärke oder aber gehörige Verbindung mit an-
dern Mauern oder Querwänden erhalten, damit sie nicht ausweichen, oder
nach vorne iili<?iliängo«cl -w-orcLon können. Eine eben so grofse Vorsicht wird
bey der Anbringung der Knaggen nöthig seyn, damit diese, besonders wenn
sie sehr lang sind, eine solche Mauer nicht vorne herausfebieben mögen.
— Bey der häufigem Anwendung dieser Bauart wäre es um so nölhi-
ger, auf dergleichen, und auf andere bereits erwähnte Mafsregeln auf-
merksam zu seyn, da che Schuld in einem schlimmen Falle vielleicht,
wie es wohl bey neuen Erfindungen zu geschehen pflegt, auf die Sache
selbst, als auf das Setzen oder Drücken der Bögen u. s. w. geschoben wer-
den könnte; welches doch nie der Fall seyn kann, -wenn die Bögen an
sich eut conslruirt sind, und besonders wenn sie auf Balken oder Schwel-
len stehen, deren Grundlage gehörig fest und solide ist *).
Ich bemerke hier beiläufig, wie diese Anlage von Dachzimmern
auch auf eine viel leichtere und angenehmere Art die Vortheile der Man-
') Der Herr Geheime Rath Langhans hat bei dem Dache seines Hauses an einem Sparren
eine senkrecht gestellte Latte anbringen lassen, um zu sehen, ob eine Senkung oder Einbie-
gung des Sparrens erfolgen würde. Es ist aber nach 5 Jahren, welche das Dach nunmehr
stehet, nicht das geringste zu spüren.
— 07 —
karelischen Dächer gewahret, welche doch nur immer winklichte Zimmer,
schlecht erleuchtende Dachfenster gehen, und schädliche Kehlen an den
herausgehauten Fenstern, auch eine grofse Last für die Häuser verur-
sachen.
"Wer wird sich hierhey nicht zugleich auch an die in jeder Rück-
sicht zwecklose und elende Bauart der Dachwohnungen erinnern, deren
hölzerne Vorderwände das Dach dergestalt unterbrechen, dafs sie um
mehrere Fufs auf die Balkenlage zurücktreten, und eine Menge schäd-
licher Folgen für das Gebäude nach sich ziehen müssen. Es werden wohl
wenig Sachverständige sich eines Unwillens erwehren können, -wenn sie
dergleichen unansehnliche und seidechte Bauart noch täglich und sogar
in den hiesigen Hauptstrafsen ausgeführt sehen. — ■
Im dreyundzwanzigsten Kapitel
erzählt der Verfasser von andern grofsen Planen die er ausgedacht
habe, und im
vier- und fünfundzwanzigsten Kapitel
beschreibt er ein Project, -welches er für das Kloster von Mont-
martre machte. Es sollte nach dem hierbey verkleinerten Plane ein Zir-
kelgebäude, von 25 bis 5o Toisen im Durchschnitt Averden, in dessen in-
nerem Hof die Zellen und Klosterwohnungen, drey Etagen hoch angelegt
sind. Das Ganze sollte, mit Inbegriff des Hofes durch eine Kuppel und
einem einfallenden Lichte, wobey de L'Orme in seiner Beschreibung auf
das Pantheon zu Rom Bezug nimmt, übergedeckt werden. — Dies ist
die ganze Idee, welche nachher bey der Halle aux bleds ausgeführt ist,
nur dafs hier im Innern noch ein Coridor auf freystehende Säulen aiwe-
bracht ist. — Der Verfasser schliefst die Beschreibung dieses Entwurfs
mit folgenden Worten :
„Je dirai ce mot , quand on voudroit couvrir tout un chaiteau et Ja cour
„qui seroit au milieu, on le pourroit faire facilement par cetee inven-
„tion. — — C'est une chose incroyable de ce qu'on neue
,J~aire par tel moien."
— 38 —
Das sechsundzwanzigste Kapitel
macht endlich den Beschlufs des ersten Theiles des de L'O mi-
schen Werks. Der "Verfasser sagt darin, dafs die Römer sehr froh gewe-
sen seyn -würden, wenn sie diese Erfindung gekannt hatten, indem sie
ihre Theater und Amphitheater auf solche Art leicht hätten bedecken
können, anstatt dafs sie sich dazu Decken von Leinwand bedienen mufsten.
(Ueber die Veranstaltungen zu dieser umständlichen Bedeckungsart,
wozu man sich gewöhnlich der mit den Segeltüchern geübten See-
soldaten bedienen mnfste, und bey jeder Vorstellung ansehnliche
Kosten erfordert wurden, sehe man ausführlich in Lipsii de Amplii-
theatro über, oder in Maffeis gelehrtem Werke de gli anfueairi etc.
Die Schauspiele wurden oft durch Regen unterbrochen, und man
bedeckte sie zur Vermeidung dieses Unfalls auf die eben beschrie-
bene Art. Es entstand aber unter dieser flach ausgespannten und dün-
nen Decke ein neues Uebel. Die Hitze wurde oft so grofs dafs man so-
<*ar Versuche machte, wohlriechende Wasser durch kleine Röhren von
oben herunter, gleich einem kühlenden Tbaue, über die Zuschauer
zu verspritzen. — Das Odemn der ALhener, welches Perikles er-
bauete, hatte ein spitziges Dach aus den Segeln und Masten zu-
sammengesetzt, die von den Persern erobert worden waren. Man
sehe: Martini über die Odeen der Alten. Diese Masten, wor-
über man die Tücher ausgebreitet hatte, waren vermuthlich in der
Mitte mit ihren Spitzen zusammen verbunden; vielleicht in der
Art, -wie die Sparren auf einem runden Gebäude zu Olympia, dem
rhilippeum, (Pausanias 5. 20.) -welche so aufgerichtet -waren, dafs
sie in der Mitte gegen eine eherne Kugel, die die Gestalt eines
Mohnkopfs hatte, zusammenliefen. —
Dafs man Versuche gemacht habe, die Theater auch mit höl-
zernen Verbindungen zu bedecken, ist gewifs. Maffei führt den
Valerius von Ostia an, und den Herodes Atticus, der ein
Theater mit einer Verbindung von Zedernholz bedecken liefs. Aber
obgleich das Nähere dieser Veranstaltungen uns unbekannt ist und
wir nach allen Nachrichten, und selbst nach dem Vitruv, über-
— 37 —
haupt nur 'wenig von dergleichen Constructionen der Aken wis-
sen; so möchte man doch wohl eben nicht geneigt seyn, manchen
Restaurationen und Schwärmer eyen, die auch in dieser Rücksicht
auf ihre Rechnung gemacht -werden, beyzutreten. Wir möchten
z. B. wohl schwerlich der Restauration einer hölzernen Bedeckung
der Scena, Wahrscheinlichkeit beymessen, welche Herr Piranesi
dein Theater zu Herculanum aufbürdet. Man sehe: il Teacro d'Er-
colano etc. von Francesco Piranesi, Fol. Rom 1782. — Aller-
dings scheint wohl grofser Grund zum Zweifel vorhanden zu seyn,
ob die Fortschritte der Alten in diesem Fache sehr hoch in Anschlag
zu bringen, oder mit ihren übrigen Kenntnissen in der Baukunst
gleich zu schätzen sind, und man würde doch wohl einiges Beden-
ken tragen , folgende Worte einer gelehrten Recension (Bibl. der
seh. Wissensch. Theil 6. pag. 34.0 etc.) unbedingt zu unterschrei-
ben: „Man -wird nie beweisen können, dafs die Griechen» die
„wahren Kenner der Baukunst, gar nichts von Spreng werken,
„als unentbehrliche Mittel der Baukunst, sollten gewufst
„haben. Es ist wahr, erstaunpnrlp Werte waren massiver und aus
„dauerhafteren Steinen zusammengesetzt. Aber sie mufsten sich auuU
„in vielen Fällen des Holzes bedienen, und da waren die Spreng-
„werke schlechterdings unentbehrlich. Wie konnte man ohne sie,
„wenn es nöthig war, bey geschwinden Märschen der Armeen,
„Brücken verfertigen? wie konnte man ohne sie die kostbaren
„Gerüste bey Aufführung ihrer Wunderwerke darstellen? Obelisken
„aufrichten? etc. — Genug, es folgt nicht, wenn nützliche Ent-
deckungen einigen Neuern zugeschrieben wären, dafs die Alten
„davon gar nichts sollten gewufst haben.)
De L'Orme bemerkt schliefslich, dafs- er bey angestellter Durch-
sicht fast aller zu seiner Zeit vorhanden gewesener französischen und an-
dern die Architectur betreffenden Büchern, keine Spur von seiner Erfin-
dung angetroffen habe. Die Alten, sagt er, würden dadurch bis zur Un-
glaubhchkeit grofse Dächer und Gewöllje auf eine leichte Art konstruirt
haben, und de L'Orine's Liebe zu seiner Erfindung geht so weit, dafs
— 4o —
er so^ar elanbt, man würde auf solche Bogenstellungen ohnbedenklich
Wasserleitungen angelegt und auf die grüfsten Entfernungen fortgeführt
haben. Man würde, sagt er, diese Sache gewifs eben so hoch und noch
höher, als die bey den Alten so berühmte Einrichtung bey dem bewegli-
chen Theater des Curio *) geschätzt haben.
Dem Julius Cäsar würde es weit leichter gewesen seyn, sagt der
Verf., seine grofse Brücken zu machen, wenn ihm diese Erfindung be-
kannt gewesen wäre. Die Brücken des Julius Cäsar wurden bewundert,
allein die Bewunderung würde weit gröfser gewesen seyn, wenn man
Brücken yon 100 bis soo Klaftern lang, ohne Pfähle auf eine so leichte
und docli dauerhafte Art hätte errichten sehen. De L'Orme meynt,
dafs diefs vielen unglaublich vorkommen würde; allein er verspricht der-
gleichen sowohl als mancherley andere schöne Sachen noch dereinst ans
Licht zu stellen. Ob es geschehen, ist mir nicht bekannt.
Beyläufi«- werden dem Leser hier wohl die merkwürdigen Anlagen
der eisernen Brücken in England, welche ebenfalls aus ähnlichen Bogen-
stellungen bestellen, einfallen; und vorzüglich das neueste Werk dieser Art,
unter dessen c36 Fufs weit gespanntem Bogen die grofsten Schiffe mit ihren
TVlnsit-n durchgehen. Man sehe das Journal des Luxus. Jan. 1797. .ingleichen
Sammlun0" nützlicher Aufsätze die Baukunst betreffend, ites Stück 1797.
Der wesentliche Inhalt des zweiten, aus vierzehn Kapiteln
bestehenden, Theils der de L'Ormschen Schrift, betrift, die von
ihm erfundenen, in eben der Art wie die bisher beschriebenen Dachspar-
ren aus Enden von Brettern zusammengesetzten Balken.
Um nicht den Faden über die erstere Materie zu unterbrechen,
werde ich am Schlüsse dieser Schrift das wesentlichste wegen jener Balken
mittheilen, unterdessen aber den Inhalt des vierzehnten Kapitels des
zweiten Theils hier anführen, da sich solches wiederum auf die Dachver-
binduncen beziehet, und die Vortheile dieser Erfindung folgendermafsen
darstellet. Es hcifst darin:
1) Dafs
') Man sehe Stieglitz Geschichte der Baut. pag. 59} etc. wo die umständlichen Beschreibun-
gen angerührt sind. De L'Orme sagt, d.ils er sich selbst mit diesem sonderbaren Gebäu-
de, durch Versuche in Modellen etc. wahrend seines Aufenthaltes in Rom, beschäftiget habe.
— 4i —
i) Dafs man bey dieser Art von Dächern, wenn sie nehmlich auf Bai-
ken stellen , in Rücksicht der Last nicht so starke Mauern gebrauche,
als bey den gewöhnlichen Dachverbindungen.
2) Dafs man keines Eisens dabey benöthiget sey; und also die Kosten
dafür ersparen könne.
5) Dafs das kleinste Holz dazu zu gebrauchen sey.
4) Dafs vieles gegen das sonstige Fuhrwerk, auch an Thauen, an Rüst-
zeug, und auch an Zeit zum Bauen ersparet werde.
5) Wird angeführt, dafs man besonders die eisernen Anker entbehren
könne.
6) Dafs man an Dachziegeln und Schiefer erspare.
7) Wird wiederholentlich die Ersparung des starken Holzes dadurch er-
wiesen, weil, wenn von einem alten abzubrechenden Dache auch nur
ein Drittel des darin befindHchen Holzes gut und brauchbar ist,
man damit das neue Dach grofstentheils wieder aufbauen könnte.
8) Könne diese Bauart bey Bedeckung aller erforderlichen grofsen Räu-
me, als Säle, Hospitäler und Oer ter wo viele Menschen zusammen
kommen, mit gröfster Bequemlichkeit und Leichtigkeit gebraucht
werden.
9) Würde diese Erfindung auch mit grofsem Nutzen zu Lehrbö^en bey
aufzuführenden oder zu reparirenden Brücken dienen.
10) Wenn man Gebäude von zwey Stockwerken erbauen wollte, so)
dürfte man nur die Mauer 3 Fufs höher aufführen, vorzüglich wenn
man sich entschliefst, die obere Etage in eine Dacheta^e, nach de
L'Orme's Art, zu veiwandeln, welches in manchen Fällen beson-
ders bey geringern Häusern oft sehr anwendbar seyn könnte.
Zu diesen von de L'Orme angerühmten Vortheilen lassen sich
für uns noch folgende hinzufügen:
Es kömmt nehmlich gar nicht darauf an, lange Bretter aus starkem
Holze oder sogenannten Sageblöcken zu schneiden, welche Holzsorte in
unsern Waldern fast überall sehr selten geworden; sondern man kann
Schwammbäume , welche mehrentheils noch Enden von 4. bis 6 Fufs <re.
sundes Holz enthalten, auch alle sonst zum Bauen unbrauchbare, krumm
F
— 42 —
gewachsene Bäume am besten dazu gebrauchen, wenn aus vorgedachten
Hölzern kurze Bretter geschnitten werden. Solche Bretter, nach ihrem
Wüchse in den Bogen gepafst, tragen mit vorzüglicher Kraft und werden
gewifs nicht aüfreifsen; Auch diese Ersparung des guten Bauholzes ist
ein einleuchtender Nutzen. Eben so kann bey dieser Bauart ein weit
gröfserer Theil eines abzubrechenden alten Hauses an Holz und Enden
von Brettern bey dem neuen Aufbau, als bey anderer Bauart, wieder mit
angewandt werden.
Dafs aber an Bedeckungsmaterialien etwas erspart werden sollte,
wie de L'Orme sagt, ist nicht wohl einleuchtend, vielmehr das Gegen-
theil zu berechnen.
Ein HaupLvortheil bey diesen Dächern scheint aber noch vorzüg-
lich die dadurch zu vermindernde Gefahr bey entstehendem Feuer zu
seyn ; denn wo wenig ist, da kann auch wenig brennen. Gesetzt also, es
geriethe ein Bohlendach in Brand, so mufs es leichter zu löschen seyn, als
die gewöhnlichen mit Holz vollgepfropften Dächer; ferner beym Zusam-
menstürzen der etwa vom Feuer unversehrt gebliebenen Theile des Boh-
lendaches, werden solche wegen ihrer Leichtigkeit nicht so bald durch die
Decken durchschlagen, und das Feuer im Innern des Gebäudes ausbreiten,
wie solches bey schweren Dachverbänden geschieht. Endlich kann die
weniger brennende Holzmasse eines Bohlendaches auch nicht so gefähr-
lich für nebenstehende Gebäude seyn, als die aus vielem Holze bestehen-
den Dächer, welche noth wendig stärkere, sich leicht verbreitende Flam-
men erzeugen.
Um nunmehro von denjenigen Werken, welche in dieser Bauart
bey uns aufgestellt sind, so wie von den hierüber gemachten besondern
Bemerkungen und Erfahrungen Nachricht zu geben, sehe ich mich genö-
thiget, dasjenige, was Herr Nicolai davon in seiner Beschreibung
einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahr i-3i
Theil 12 S. 112 u. f. bey Gelegenheit der Beschreibung des Stifts St. Bla-
sien im Schwarzwalde, in Absicht der Bohlendächer beigebracht hat, an-'
— 4.0 —
zuführen, und werde dabey diese zwar schon reichhaltige Nachrichten
noch durch einige Zusätze zu erweitern suchen.
„Die Kirche (zu St. Blasien) sagt der genannte Verfasser, ist nicht
„ein Gewölbe von Steinen, sondern hölzern, verschaalt, mit Gyps über-
wogen, und wird von einem grofsen Hängewerke getragen."
„Dieser gehängte und gesprengte Dachstuhl ist ein sehr merkwür-
„diges Stück der Ziminermannskunst, und ich bekenne, dafs ich mit sehr
„grofsem Vergnügen alle Theile desselben betrachtet habe. Er ist von
„dem Zimmermeister Joseph Müller, der nie aus St. Blasien gekom-
„men ist, im J. 1777 angegeben, und wirklich aufgerichtet. Man machte
„ehemals sehr viel Wesens von dem hängenden Dachstuhle der Abtey
„Val des Grace in Paris: -welcher, so viel ich mich erinnere, der erste
„hängende Dachstuhl war, der an einer Kuppel versucht ward. Er ist
„abgebildet, doch nur ganz klein, in Sturms ReiseanmerkunTen.
„Wie sehr wäre zu wünschen, dafs ein Architect oder Kenner der
„Architectur, ausgerüstet mit feinem Sinne, geübtem Auge, und reifer
„Beurtheilungskraft, mit Zirkel und Reifsfeder in der Hand Deutsch-
land durchwandern, und uns, über die vornehmsten Gebäude, beur-
„theilende Reiseanmerkungen (wie Sturm nach seiner Art zuerst
„machte) mittheilen, und treue Zeichnungen (so Avie Sturm} beifü-
gen wollte, damit man die Anmerkungen verstände.)
„Man ist aber seitdem in dieser Kunst viel weiter gekommen, und
„so viel ich einsehen kann, ist ihm nebst dem gesprengten Dachstuhle
„der Kuppel der katholischen Kirche in Berlin der in St. Blasien weit
„vorzuziehen. Es sind zwey Balken ins Kreutz gelegt, unverzahnt, jeder
„118 Fufs lang, und 24. Zoll kubisch dick, Balken, wie man sie nur viel-
leicht im Schwarzwalde finden kann. Diese liegen auf der Mauer der
„Kirche, über vier der freistehenden steinernen Säulen. Mit diesem Kreutze
„von Balken ist die ganze Zulage und das Hängende des Dachstuhls o-e.
„hörig verbunden, in der Mitte durch eine grofse, und rund herum durch
„zwey Reihen von zwanzig kleineren Säulen, mit drcyfachen Kehlbalken
„verzapft, alles gehörig gehängt und gesprengt, und mit sehr starken ei-
sernen Bändern und Schrauben befestiget.
F 2
— 44 —
„Der Dachstuhl der katholischen Kirche zu Berlin hat 112 Fufs im
„Durchmesser. Der Aufrifs und Grundrifs der verschiedenen Theile
„dieses Sprengwerks ist in Krünitz Enzyklopädie XXXVIII. Theil,
„Fig. 2064., 2üG5 zu linden. Es ist hierbey nur zu erinnern, dafs das.
„daselbst gezeichnete Thürmchen über der Kuppel, zwar anfanglich
„gebauet, aber aus bewegenden Ursachen gleich nachher wieder weg-
„genommen worden; desgleichen ist vergessen, den Mafsftab von 80
„rheinländischen Fufs einzutheilen, welchen derjenige, der die cin-
„zelnen Theile untersuchen wollte, nothwendig noch eiiitheiien niiifste.
„Das Sprengwerk über der katholischen Kirche in Berlin hat das Be-
sondere, dafs die äufsern dazu abgerundeten Balken, welche die Kup-
pel formiren, wirklich aus rund gewachsenem Holze ausgesucht
„worden sind. Die Conslruktion ist übrigens von der in St. Blasien
„ganz wesentlich unterschieden, weil in St. Blasien nicht wie in Ber-
„lin die ganze aufs er e Höhe der Kuppel auch die innere ausmacht.")
Nach einigen nähern Nachrichten von St. Blasien fahrt Hr. Nicolai
fort: „Die Erfindung der künstlichen Hänge- und Sprengwerke macht dem
„menschlichen Verstände Ehre. Sie gehört den neuern Zeiten; denn die
„alten Baumeister wufsten nichts davon. So viel ich mich erinnere, hat
„man die ersten Beispiele von hangenden Decken über grofse Säle aus
„dem vierzehnten Jahrhunderte. Nachher ist diese Kunst immer mehr
„verbessert und ausgedehnt worden, so dafs man jetzt die größten Kup-
„peln von Holz aufzuführen und mit einem hangenden Dachstuhle zu
„versehen weifs. Ich habe daher bey dem Hangewerke zu St. Blasien mit
„grofsem Vergnügen betrachtet, wie da eine ungeheure Masse von Holz
„sich selbst zusammenhält und sich selbst trägt. Aber die Kunst wird
„immer mehr vervollkommnet, und dann ist die grofse Kunst, weniger
„Kunst zu zeigen. Ein so künstliches und vorzügliches Werk nun auch
„wirklich der hängende Dachsiuhl dieser schönen Kirche ist; so hätte
„doch vielleicht etwas noch Vorzüglicheres geleistet werden können, we-
nigstens wäre viel Holz und Kosten erspart worden, wenn damals in St.
„Blasien bekannt gewesen wäre, ein Kuppeldach ganz ohne Dachstuhl
„und überhaupt ohne alle Balken und Sparren zu machen, auf die Art,
— 45 —
„welche der Königl. Geheimeralh und Hof-Baudhektor, Herr Langlians,
„zuerst in Berlin, und so viel ich weifs, zuerst in Deutschland eingefüh-
„ret hat. Man hätte nicht allein sehr viele Kosten gespart, sondern selbst
„im Falle einer Feuersbrunst würde die Gefahr viel geringer seyn, indem
„auf dem Dache kaum der sechste Theil des Holzes und gar keine schwere
„Balken zu verbrennen vorhanden seyn würden ; daher man sodann vom
„Estriche noch eher eine gute Wirkung erwarten könnte, wenn er durch
„herunterstürzende Balken nicht könnte zertrümmert "werden."
„Unbekannt konnte diese Art von Dachverband den beiden fran-
zösischen Baumeistern, Dixnard und Pigage, nicht seyn. Denn nicht
„nur Palladio hat schon von dieser Art zu bedachen geredet, son-
„dern es ist auch die in den fünfziger Jahren gebauete Halle äux Bleds
„in Paris, (welche, wenn ich nicht ganz irre, noch einen gröfsern Diame-
„ter hat, als die Kirche zu St. Blasien) auf diese leichte und wohlfeile
„Art bedachet, und das Dach ist nun seit so vielen Jahren nicht baufäl-
„lig geworden, Avelches ein practischer Beweis für die Festigkeit dieser
„Art des Dachverbandes ist. Warum eine so nützliche Erfindung nicht
„öfter angewendet worden , möchte kaum zu begreifen seyn , wenn man
„nicht sonst auch zuweilen fände, dafs die besten Din^e nicht Ein^ano-
„finden, eben deswegen, weil sie so sehr einfach und so leicht zu be-
greifen sind. Dabey ist auch zu bedenken, dafs gewöhnlich die Zim-
„merleute die Dacher angeben, und dafs bey einem Dache ohne Dach-
„stuhl für den Zimmermann viel weniger zu verdienen ist, als bey einem
„künstlichen Hängewerke."
„Daher ist diese nützliche Art des Dachverbandes bevnahe »ranz
„ver£ressen worden, besonders scheint man sie in Deutschland fast £ar
„nicht zu keimen. Ich vermuthe dieses daher, -weil in einem der neue-
sten und nützlichsten Werke, in des Herrn Bathsherrn Stieglitz, zu
„Leipzig, Encyklopädie oder Wörterbuch der b ürgerlichen Bau-
„kunst, gar nicht Erwähnung davon geschieht."
„Im ersten Theile dieses Werks, S. 024., fühlt der Herr Verfasser
„einen in Absicht auf die Dauer noch sehr problematischen, und in Ab-
sicht der Kosten gewifs theuern Vorschlag des seel. Krubsacius an,
— 46 —
ein Dach ohne Sparren zu bauen. Hier hätte dieser Art des Dach-
Verbandes, besonders an Kuppeln, billig Erwähnung geschehen sollen.
,Es war zwar dem Hrn. Verfasser sehr wohl zu verzeihen, dafs er nicht
wufste, was einige Jahre vorher in Berlin praktisch ausgeführt worden
,war *); denn es ist nun in Deutschland einmal so, dafs unsere Zeitun-
gen und Journale von den nützlichsten und bemerkenswürdigsten Din-
,oen in Deutschland gemeiniglich sehr Avenig wissen und sagen. Es wird
„zwar geschwind sehr grofses Geschrey von einem neu aufgebauten Syste-
„me von Hirngespinnsten gemacht, aber gemeiniglich nichts, oder wenig-
stens nichts recht Zuverlässiges von neuen Gebäuden, neuen Werkzeugen
„oder andern nützlichen Erfindungen gesagt; denn solche empirische ge-
, meine Dinge halten unsere hochgelahrien Herrn unter ihrer Würde.
.Daher bleibt sehr oft, was in Deutschland geschieht, den Deutschen
selbst, und oft, so wie hier, auch unsern besten Schriftstellern verbor-
gen. Aber die Halle aux Bleds zu Paris war vermuthlich Herrn Stieg-
litz bekannt, da man Kupferstiche davon hat."
„In Herrn Riems neuen Sammlung Oeconomischer Schriften, Vllter
Theil (Dresden 179'+. 8.) ist Seite 69 die Erfindung des seel. Krub-
„sacius gerühmt, und eine Abbildung davon beygefügt. Seite 75 ist
, daselbst auch die Dachverbindung der Halle aux Bleds in Paris an-
*■) Einige Zeit nachher (heifst es hiev in einer Note) deckte der geschickte Baumeister in
Leipzig, Herr Dauthe, auf diese Art die dortige Sternwarte. Ein Zeichen der Aufmerk-
samkeit dieses wackern Baumeisters auf alles Nützliche. ~ Ich glaube nicht, dafs anfser
Berlin und Leipzig irgendwo in Deutschland diese Erfindung bisher gebraucht worden
ist. In Kopenhagen wäre jetzt wohl die Zeit sie anzuwenden, da dort nach den beyden
runelncldichen Feuersbrftnsten, so eine unsäglich grofse Menge Holz, bey der Wiederauf-
„baiiuno der Stadt erfordert werden wird."
Der liier angefahrte Architect , Herr Dauthe, ist durch seine Thätigkeit und Ge-
schicklichkeit, und durch das Verdienst, welches er sich um die Verschönerung der
Stadt Leipzig, vorzüglich aber der dortigen Nicolai- Kirche (deren Beschreibung sich in
Huths Magazin für die bftrgerl. Baukunst 2ter Band iter Theil befinde!) erworben hat,
rühmlich bekannt. — Ich hoffte meinen geehrten Lesern das Vergnügen der Mitthcilnng
näherer Nachrichten über den Bin der oben erwähnten Leipziger Sternwarte zu muhen,
und wandte mich deshalb an Herrn Dauthe selbst. Allein diese Bitte ist fehlgeschlagen,
indem Herr Dauthe mich benachrichtigte, dafs er bereits selbst mit einer Beschreibung
seiner sämtlichen Bauwerke, worunter sich auch das genannte Gebäude befinden wird, be-
schäftigt sey; -weshalb er auch seinem Freunde, dem Herrn D. Stieglitz ein gleiches Ge-
such habe abschlagen müssen.
— 47 —
„geführt, aber ohne zu gedenken, dafs diese Art des Verbandes schon
,,in Deutschland angeAvendet ist" *).
„Der Königl. Geheime Rath und Hof-Baudirector Herr Langhans
„liefs zuerst in Berlin im Jahr 1787 die Kuppel des Hörsaals der Königl.
„Thier-Arzneyschule, welche 5o Fufs im Durchmesser hat, auf diese Art
„bedachen."
Dieses Anführen ist dahin zu berichtigen, dafs die Kuppel nur 4a
Fufs breit im Lichten ist. Ich liefere hierbey einen Theil des Grundrisses
und das Profil davon, welches letztere ich gegen den Durchschnitt von
der kleinen Kuppel bey der hiesigen katholischen Kirche, mit Weglassung ^"P •
des innern Glockenstuhls, gestellt habe, da sie beinahe mit jener einen gleichen
Durchmesser hat, und hierdurch Avird der Unterschied des Holzaufwandes
auffallend dargethan. Uebrigens ist zu bemerken, dafs die Kuppel auf der
Vieh-Arzneyschule außerhalb mit Brettern geschalet und mit Blech gedeckt
ist, und dafs die Bögen abAvechselnd aus zAveyfach und auch aus drey-
fach zusammengeschlagnen anderthalbzölligen Brettern bestehen. Ferner
auf der Mauer sind doppelte Zirkeiförmige Mauerlatten gelegt, Avelche
durch übergeschnittene kurze Zangen von Holz, zusammengehalten wer-
den, auf welchen die Sparren eingezapft sind.
IiiAA-endig ist diese Kuppel ebenfalls geschalt und berohrt , auch
nebst den Wänden von dem Herrn Direktor Roh de mit allegorischen
Figuren und architectonischen Verzierungen gemahlt worden.
Von der Anlage des ganzen quadratischen Baues, welcher den an-
genehmsten Zusammenhang, ungemeine Zierlichkeit, vortrefliche Beleuch-
tung und die größte Zweckmäfsigkeit überhaupt in sich vereinigt, und
auch von der musterhaften Einrichtung des Gebäudes nach den Erforder-
nissen dieses so erspriefslichen Instituts einer Vieh-Arzeneyschule, wird man
sich aus dem rnitgetheilten Plane eine allgemeine Vorstellung machen
können, die näher auszuführen mir hier der Raum nicht gestattet. —
*) Eben das ist anch der Fall in den oben, Seite 11, angefahren Anzeigen der Leipziger öko-
nomischen Gesellschaft. Auch in dem neuesten Werke: die Landwirtschaftliche B.mwis.
sen schaft, von Hin. Prof. Meinen iJL.lle 1796. 80 findet man kein Wort von dieser Con-
stmktion, obgleich das ganze /fte Kapitel und der 9t e J. ausdrücklich von den krummü-
nigten Dächern tuid Kuppeln handelt.
. — 4-3 —
Tiiel-Vi-Eine kleine Abbildung von dem Aeufsern des Gebäudes ziert den Titel
enette. __..
dieser Blatter.
„Auch setzte Herr Langhans auf sein eigenes Haus (welches ein
„Eckhaus ist, ato also das Dach keine Spannung gegen einander hat) eine
„solche Bedachung *), und im Jahre 1791 brachte der Herr Ober-Hof-Bau-
„rath Becher er bey der allhier, auf dem Hofe des Königl. Akademie-
„o-ebäudes unter den Linden, erbauten Reitbahn Für das Regiment Gens
VI.Kupf. „d'armes eine solche Verbindung an." Ich liefere die Zeichnung von einem
Gespärre des vorerwehnten Daches, wovon ich noch weiterhin sprechen
■werde, und den, mit einem Stück der Zulage begleiteten, Durchschnitt
U.Kiipf. der genannten Reitbahn, so wie ich diese Zeichnungen durch die Gefäl-
ligkeit jener beiden Architekten erhalten habe **).
Die Reitbahn ist ico Fufs im Lichten lang, und 60 Fufs breit. Die
Bö°en sind von dreyfach zusammengeschlagenen, 1^ zölligen Diehlen, und
das Dach ist mit einem doppelten Ziegeldache eingedeckt, wobey der un-
tere Theil der Ziegel, so weit eine Reihe die andere bedeckt, auf vorher
darauf ausgebreitetem Moos lieget, wodurch dieses Dach eine vollkom-
mene Dichtigkeit erhalten hat.
Bey dem Profil von der Reitbahn mufs man sich nicht vorstellen,
dafs der innere Bogen eine besondere Decke andeute, sondern es sind nur
hin und wieder an zwey gegeneinander liegende Spanen dergleichen Bögen
angebracht, welche sowohl von unten als an den Seiten, und zwar hier
mit Schlufsfleinförmigen Brettern bekleidet sind, wie die punktirten Linien
solches anzeigen. Diese Bögen geben dem Ganzen das Ansehen von noch
mehrerer Festigkeit.
_. f TJm nun ebenfalls den Unterschied des Holzaufwandes zu zeigen,
ßlatt' ist über dem Profil von dieser Reitbahn, der Durchschnitt des Exerzier-
und
*) Nachher ist dieses Beispiel bey vielen Bürgerhäusern in Berlin nachgeahmt worden und
es werden noch immer mehr dergleichen Dächer aufgeführt.
*•) Nach der Zeit hat der Herr Ober- Hof- Baurath Becherer auf 'einem Gartenhanse in»
hiesigen Thiergarten eine von Bohlen construirte Kuppel aufsetzen lassen.
Auch auf di m Pa< khoffi in Stettin ist eine Ficuüse mit einem BÖhlendache nach meiner
Angabe erbauet wurden.
— 49 —
und Pichhauses zu Schwedt gezeichnet. Dieses Gebäude ist, wie Herr
Nico Li i sehr richtig bemerkt, in Schriften beinahe ganz unbekannt ge-
blieben, aufsei- dafs er es selbst in der Beschreibung von Berlin und
der umliegenden Gegend, angeführt hat. Nach Herrn Nicolai Be-
schreibung soll es 299 rheinl. Fufs lang, 90 Fufs breit und 01 Fufs hoch
seyn. Eine genauere Ausmessung ergiebt aber, dafs es außerhalb nur eine
Lange von 282 Fufs, und eine Breite von 90 Fufs hat; rechnet man also
die zwey vierfüfsigen Aufsenmauern ab, so ist die Breite im Lichten 82
Fufs, die Hohe aber beträgt Zi Fufs.
Es ist sonderbar, dafs innerhalb gegen die massive Mauer, Holz-
wände aufgeführet sind, so dafs unter jedem Balken ein Stiehl stehet, und
man möchte fast vermuthen, dafs solches aus der Ursache geschehen ist
weil die Mauern für zu schwach gehalten worden.
Das Dach ist mit Brettern verschaalt und mit Schiefer gedeckt.
Dieses merkwürdige Gebäude hat Marggraf Friedrich Wilhelm
im Jahr 1735 nach Graels Angabe bauen lassen.
• „Das berühmte Exerzierhaus in Darmstadt, von dem noch leben-
„den fürstl. Baumeister Herrn Schuhkneclit im Jahr 1771 erbauet ist
„im Lichten 619 Fufs rheinl. lang, und 101 Fufs breit, die Höhe des Exer-
„zierhauses selbst ist 32 Fufs und das gehängte Dach 5i Fufs hoch. Der
„Aufrifs und Grnndrifs dieses Hauses, nebst einer Beschreibuno-, ist im
„Journale von und für DeuiscIUand, (y. J. 17Ö4. Uctobr.; zu /Wen;
„aber von dem eigentlich Merkwürdigen in diesem Hause, von dem Hän-
gewerke, ist kein Wort gesagt, noch weniger eine Zeichnung von dessen
„künstlicher Construktion beigefügt. Man sieht schon, dafs die un°-e-
„wohnliche Höhe des Dachs von der Beschaffenheit des Hängewerks her-
kommt, welches, wegen der ungewöhnlichen Breite des Hauses, sehr
„fest hat verbunden werden müssen. Den Uebelstand, dafs das Dach °e-
„gen das Haus so sehr hoch ist, hat der geschickte Baumeister zwar durch
„die wohl ausgedachte Verzierung so sehr gehoben, als es möglich war.
„Wäre aber auf dieses Gebäude ein Dach ohne Dachstuhl, nach der vor-
geschlagenen Methode, gesetzt worden, so war es gar nicht nöthig, dem
„Dache diese ungewöhnliche Höhe zu geben, und welche grofse Men^e
G
— 5o —
„von Holz und von Kosten hätte gespavet -werden können. Dafs aber
„diese Verdachung ohne Bedenken auch auf i5i Fafs könnte gelegt wer-
„den, zeigt das Berlinische 128 Fufs breite (Reit) Haus *). Uebrigens ist
„weder das Darms tädt sehe noch das Schwedts ehe Exerzierhaus in
„Büschings Geographie einer Anzeige -würdig gehalten worden. So
„wenig achtet man in Deutschland Gebäude, die einen vorzüglichen Bau-
„meister vorausfetzen ! **)
„Um nun, (heilst es ferner in Nicolais Beschreibung) die nützliche Er-
blindung der Boblendächer (die auch schon bey einigen Privat gebäuden in
„Berlin angewendet worden) in Deutschland "allgemeiner bekannt zu ma-
nchen, will ich etwas darüber sagen. Sie besteht darin, dafs zweyzöllige
„(auch nur !■§■ zöllige) Bohlen von verschiedener Länge neben einander
„gesetzt, und auf eben die Art durch Pflöcke und Nägel zu einem Seg-
„mente eines Zirkels verbunden werden, wie die Lehrbögen zu einem
„Gewölbe, oder die Kränze zu einem "Wasserrade. Dafs diese Art der
„Verbindung fester sey, sich nicht biegen und werfen könne, und ein
„Haus weniger beschwere, als die von dem sei. Krübsacius vorgeschlage-
nen Balken, werden Kenner leicht einsehen. Diese von Bohlen zusam-
„rnengesetzten flachen Segmente von Zirkeln (wozu man bey kleinen Ge-
„b.iuden nur zwey Bohlen, bey gröfsern drey oder vier zusammenfügt)
^werden auf die hohe Kante gesetzt und gegen einander verbunden, die
„Latten daiauf genagelt, wenn ein Ziegeldach auf das Gebäude kommen
.,- U, od _r eine Verschalung darüber gemacht, wenn mit Blech oder Kup-
fer gedeckt wird. Bey einer Kuppel, wo sich alles gegen einander spannt,
„fällt gleich in die Augen, dafs die äufserste Festigkeit da seyn mufs, auch
„bey dem gröfsten Durchmesser. Bey andern Dächtern sind gleichfalls
„mehrere Mittel da, tun diese Bohlen so fest zu verzapfen, dafs sie \uu
„keiner Seile weichen können. Um die Sache noch deutlicher zu machen,
*) Hier ist wohl ein Iritlium vorgefallen; das Beilinsche Reithaus für die Gensd'armes ist »nir
60 Fufs breit — indessen ist es keinem Zweifel unterworfen, dafs man nicht auch i/ju fufs
breite Geb.iude mit Bohlendachcrn bebauen konnte.
") Die einzige Art, wie das Darmstädtsihr F.xerzierhans einigermaßen bekannt geworden, is: ,
durch Zeichnungen, welche einige teutsche Baumeister sich untereinander mitgetheilt ha-
ben, unl wodurch wir auch liier u..^ Detail desselben zum Thcil haben keuueu lernen.
„hat auf meine Bitte ein Kenner dieser Art der Dächverbindung mir einen
„Aufsatz darüber mitgetheilt, den ich in der Beilage abdrucken lasse. Ge-
„gen das Ende desselben ist die Konstruction dieser Art von hölzernen
„zusammengesetzten Bogen deutlich erklärt, und auf der dritten Kupfer-
„tafel durch die Figuren No. 8 und 9 erläutert.
„Es war aber auch noch nöthi°; deutlich zu zeigen , -wie viel bevW.Kupf.
, ,. ° '■"'- } Blatt,
„einem Dachverbande dieser Art, gegen ein Hängewerk, an Kosten und
„besonders an Bauholze gesparet Avird, welche letztere Ersparung an den
„meisten Orten noch -wichtiger ist, als die Ersparnifs an Gelde. Zu die-
„sem Behuf hat mein architektonischer Freund, auf meine Bitte, in der
„gedachten Beilage eine lehrreiche Vergleiehung der Kosten und des Hol-
„zes gemacht, welche der hängende Dachstuhl zu St. Blasien, nach dem
„Preise des Holzes und des Arbeitslohns in Berlin, würde erfordert haben.
,Er hat zugleich No. 7 einen runden Saal gezeichnet, dessen Durchmesser
„dem Durchmesser der Kirche zu St. Blasien gleichet, und der mit einer
„Kuppel nach der neuen Dächverbindung gedeckt ist, welche die Höhe
„der Kuppel zu St. Blasien, und auch, wie dieselbe, einen Zirkelbo°-en
„hat; da sonst nach Gefallen auch eine höhere oder niedrigere Linie hätte
„können gewählt werden. Wenn man für gut findet, die innere Decke
„eines solchen Saals oder Kirche bis an die Kuppel des Dachs "eben zu
„lassen, so kann auch die Verschaalung und innere Auszierung gleich an
„demselben angebracht werden, und Dedarf es also nur ümes no-e,,,
„welcher vollkommene Festigkeit giebt. So ist der Hörsaal der Vieh-Ar-
„zeneyschule und der Beitstall in Berlin eingerichtet. Hier ist aber der
„Fall angenommen, dafs man die äufsere Kuppel eines Saales oder einer
„Kirche höher machen will, als die innere Decke, und deshalb ist gezeigt,
„wie der. innere Bogen mit dem äufsern so bequem als fest durch Hän-
„seeisen verbunden werden kann.
„Der Saal selbst hat nicht die Höhe der Kirche. Die Absicht ist
„auch gar nicht, irgend eine Vergleiehung zwischen dem Saal und der
„Kirche durch diesen Entwurf zu machen; sondern nur zu zeigen, wie
„eine Kuppel ohne Sparren und Hängewerk auch auf ein Gebäude von
,der Gröfse der Kirche gesetzt werden könnte. Dafs dieses ohne Gefahr
G 2
„geschehen könne, davon glebt die Halle aux Bleds in Paris schon den
„uuwidcrsprechlichen praktischen Beweis."
„Dafs die beiden Anschlage nach Berliner Preisen gemacht -worden,
„hat nicht -wohl geändert werden können, obgleich die Preise des Holzes
„in dem holzreichen Schwarzwaide, nnd das Arbeitslohn in einem wohl-
„feilen nahrungslosen Lande gewils viel geringer sind. Es kam über-
„haupt nur darauf an, im Allgemeinen zu vergleichen, -wie viel zu einer
„Kuppeldachverbindung ohne Sparren, gegen ein Hängewerk gleicher
„Gröfsc erfordert werde, und die Richtigkeit der Berechnung bleibt eben
„dieselbe. Denn wenn auch im Schwarzwalde, oder an sonst irgend einem
„Orte der Preis des Holzes und des Arbeitslohns viel wohlfeiler -wäre; so
„würde dies bey jeder Art der Verdachung in gleichem Verhältnisse von
„den Preisen in Berlin unterschieden seyn."
„Wenn man die Festigkeit und die Zweckmäßigkeit dieser Art von
„Kuppeldächern annehmen kann, — und das kann man, nicht nur der
„Theorie nach, sondern auch durch das Beispiel der Halle aux Bleds zu
„Paris ; — so ist der Unterschied der Kosten und des Bedarfs an Bauholz
„sehr auffallend. Nach Berliner Preisen würde ein Hängewerk, so "wie
„das zu St. Blasien, zu einer Kuppel 112 Fufs im Durchmesser und 60 Fufs
„hoch, gekostet haben:
An Bauholz .... 855g rlhlr.
An Arbeitslohn ... 1. oj —
Also überhaupt nocS rthlr.
„Und eben eine solche Kuppel ohne Hängewerk, nach der vorgeschlage-
nen Art, würde nur kosten:
An Bauholz .... i5s5 rlhlr.
An Arbeitslohn . . . i8ao —
Also überhaupt ' 35/j.5 rthlr.
„Noch gröfser ist der Unterschied des Bedarfs an Bauholz; denn zu einem
„Hängewerk der angegebenen Gröfse und BeschaiL'enheit werden, nach dem
„Anschlage, an Bauholz erfordert:
— 53 -—
1181 Stück
„und zu einer Kuppel ohne Hängewerk . . 200 —
Also wird an Holz gesparet . . 981 Stück.
„Diefs würde schon im Schwarzwalde oder in den Würtembergischen
„Wäldern eine wichtige Ersparung seyn, welche es wohl der Mühe werth
„machte, auf eine Veränderung der Construction der Dächer zu denken.
„Aber in unserer Gegend, wo durch das ungemein viele Bauen das Bau-
holz so sehr verbraucht wird, ist blofs die Schonung des Holzes schon
„ein Gegenstand, der noch viel mehr zu beherzigen ist. Und nun beden-
„ke man auch die viel geringere Gefahr im Fall einer unglücklichen
„Feuersbrunst."
„Die Wichtigkeit und Gemeinnützigkeit des Gegenstandes kann mich
„hoffentlich bey meinen Lesern rechtfertigen , dafs ich etwas ausführlich
„davon gehandelt habe, um mehrere Aufmerksamkeit darauf bey denen zu
„erregen, welche davon Gebrauch machen können'1 u. s. w.
Ich liefere nun hiernach die von Hrn. Nicolai in der angeführten
Beylage enthaltene „Vergleicbnng der Kosten des bangenden Dach-
„stuhls der Kirche zu St. Blasien, (nach Berlinischen Preisen des
„Holzes und Arbeitslohns) und des Dachs eines Saales von gleichem
„Diameter ohne Dachstuhl, wie in Berlin gebräuchlich ist, nebst
„Beschreibung der CoBetn*otion eines Dachs olnie DachsiuLl.^
„Die Erbauung eines Kuppeldaches, so wie die IIIte Kupfertafel (ich W-Kupf.
,,habe in den beyliegenden Kupfern den Durchschnitt der Kuppel und einen
„Theil ihrer Zulage, so wie die hier sub No. 7, 8 und 9 angeführte Kuppel-
„ Verbindung nachzeichnen lassen) zeiget, nach Avelcher das Dach auf der
..Kirche zu St. Blasien im Schwarzwalde ausjreführet ist, erfordert £e<rcn ein
„Dach eines Saales, welches nach dem Entwürfe No. 7. in gleicher Höhe
„ausgeführet werden könnte, mehr Zeit, mehr Holz, mehr Kosten; die
„Dauer ist gleich, das Gebäude auf die letztere Art weniger beschwert."
„Bey der Vergleichung sind die Preise von Arbeitslohn und Mate-
rialien, so wie sie jetzt in Berlin gewöhnlich sind, zu beiden Gegenstän-
den angenommen; daher kommt es darauf nicht an, ob in einer andern
— 54 —
„Gebend die Preise von diesen abweichen, weil das Verhältnifs beider an
„andern Orten mit Berlin hierin immer wieder gleich bleibt.'*
„Die Zimmerarbeit zur Kuppel No. 4., so wie sie, der Zeichnung
„zufolge, wirklich gebauet ist, würde in Berlin kosten:
I. An Zimmerarbeitslohn.
1) 20 Hauptgebinde von 60 Fufs irn Badio lang, zu 60 Fiifs Höhe mit
einem vierfach liegenden Gebälke, verschwellten Dachstühlen, Ster-
bebändern, Hängesäulen, verzahnten und Doppelbalken, und son-
stigem Zubehör, zu verbinden, mit Inbegriff, dafs alles Holzwerk
dazu beschlagen und geschnitten worden, ä ed rthlr. . rtblr. 5oo
2) 60 Zwischengebinde, so sich an die Hauptgel linde zweckmäfsig
anschliefsen, nebst dem dazu gehörigen Gebalke u. s. w. a. iG rthlr. 960
S) Ueber dieser Höhe den runden Aufsatz nebst Zubehör . . 2.5
4) 80 Gebinde äufserer Kuppelverband zur Schaalung, mit dazu ge-
hörigen Untersätzen, gleichfalls mit Inbegriff des Holzwerks zu
beschlagen und zu schneiden, a 8 rthlr. . . . . 640
5) 80 Gebinde Strebung unter das Untergebalke, zu verbinden und
zu richten, mit Inbegriff alles Holzwerk dazu zu beschlagen und
zu schneiden, a 6 rthlr. ....... 480
6) Das gesammte Eisenwerk, als Hangebügel, Schienen, Bolzen, An-
ker, Klammern u. s. w. anzubringen auf alle 80 Gebind, a 2 rthlr. 160
7) Die Schalung der äufsern Kuppelilachc, so wie der Gewülbdecke
ist mit der des unten folgenden zweiten Anschlages gleich, daher
^ehört sie nicht mit zur Vergleichung.
8) Die Büstung zum Buchten dieser Arbeit wird mit der zum fol-
genden zweiten Anschlage gleich geachtet.
rthlr. 2760
II. Holzmaterialien bis zur Baustelle.
eg5 Stück Bauholz von 60 Fufs Länge und i5 Zoll im Zopfe
stark, ä 10 rthlr. ....... rthlr. 2g5o
393 St. von 5o Fufs Länge und i5 Zoll im Zopfe stark, ä 8 rthl. . 0144
495 St. von 5o Fufs Länge und 12 Zoll hu Zopfe stark, ä 5 rthl. . 2460
rthlr. 855f)
]
Zusammentrag der Kosten
Die Holzmaterialien , rthlr. 855g
Das Zunuierarbeitslohn Q7g5
Also überhaupt rthlr. 11,024.
I. Die Zimmerarbeit zur Kuppel, so wie sie nach dem
EntAvurfe No. 7. hätte gebauet werden können, würde
in Berlin gekostet haben:
1) 20 Hauptgi binde von 60 Fufs im Radio, gegen 60 Fufs Höhe,
von vielfachen 1^ Zoll starken Diehlen, rein und richtig im
Verbände, zu verbinden, ä 18 rthlr. .... rthlr. 060
2) 60 Zwischengebinde von dreifachen 1^ zölligen Brettern, zu
verbinden , ä 8 rthlr. ........ 48°
5) 20 Hauptgebinde von 60 Fufs im Radio, von dreifachen lf zöl-
ligen Brettern, zur Decke zu verbinden, von 4.0 Fufs Höhe
a 10 rthlr. ........ 200
4.) 60 Zwischengebinde desgl. von zweifachen ij zölligen Bret-
tern, ä 4. rthlr. . . . . . . . . 240
5) 80 Knaggen zum Ueberlauf auf das Gemäuer, ä 12 gr. . . 4°
6) Der runde Aufsatz nebst Zubehör ...... 25
7) Das gesammte Eisenwerk, als Hängebügel, Schrauben und Bän-
der, jerlpä «« seine Behörde anzubringen, Ho Gebind, ä 1 rthlr. 80
8) Obgleich zu diesem Verbände nicht so viel Eisenwerk verwen-
det Averden kann, so werden dagegen hieher gerechnet die Nä-
gel , so zum Verbände der Bogenstücke erforderlich seyn wür-
den, und also Averden die Kosten vom Bedarf zu No. 4.. mit
diesen ausgeglichen.
9) Uebrigens Avird hier das im Anschlage zu No. 7 und 8 Avegen
der Schaalung und Rüstung Gesagte angeAvendet. -
rthlr. 1425
II. Holzmaterialien bis zur Baustelle.
4. Schock 3 Zoll starke kiehnene Bohlen von 24. Fufs lang, ä 80 rthlr. rthlr. 520
5 Schock 2 zöilige dergl. a Go rthlr. ...... 180
Latus rthl. 5oo
— 56 —
Transport rthlr. 5oo
20 Schock 1^ Zoll starke Dielen von 24 Fufs lang, a 48 rtlilr. . . 96o
10 Schock ij zöllige Bretter, a 56 rthlr. » . 060
rtldr. 1820
Zusammen trag der Kosten.
Die Holzmaterialien . . rthlr. 1810.
Das Zimmerarbeitslolm . - 1426.
Also überhaupt rtlilr. 324-5.
Wenn daher die wirklich ausgeführte Kuppel No. 4. an Zimmerarbeit
und Holzmaterialien in Berlin würde gekostet haben rthlr. 11,024.,
Dacoren die Kuppel nach dem Entwürfe No. 7. nur ko-
sten könnte, mit Inbegriff der Materialien . o,gy5
So kostete die letztere weniger als erstere . . . rthlr. 8079
oder um es einfach auszudrücken, das Verhältnifs der Kosten des
Dachs No. 7 zu No. 4., wäre wie 1 zu 5.
Eben so hoch kann man den Vortheil für die Gegenden in Anrech-
nung bringen, wo das Holz überhaupt, oder wenigstens das erfor-
derliche sehr grofse und Kernholz selten ist.
Denn der Bedarf an Bauhölzern zur Kuppel No. 4. ist, wie der An-
schlag zeigt :.....••• Stück 1181.
Daoe^en zum Verbände No. 7. nur erfordert werden 076 Blöcke
von i5 bis go Zoll im Zopfe stark, zu 24 Fuß Länge; zu
diesen 876 Blöcken werden von obigen Holzsorten höch-
stens 188 Stück und mit dem Ausfchufs erfordert . 200
Also wird an Holz in Natura geschont . . . Stück 981
das heifst beinahe §■ des Holzes. Für die meisten Gegenden und
für die meisten Staaten ist dies ein Gegenstand von grofser Wich-
tigkeit.
„In Ansehung der Festigkeit, wenn man diese mit jener vergleicht,
so ist durch Theorie und Erfahrung aller Zweifel zu heben; denn um
,nkht ältere Beispiele aufzusuchen, darf man nur allein das Kornmagazin
zu Paris anführen, wo dieser Verband schon über vierzig Jahre dauer-
haft und fest steht.
„Die
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r>
— 57 —
„Die Vieh-Arzeneyschule und die Reitbahn in Berlin und die Dä-
cher einiger Häuser daselbst, welche blofs aus Bretterbogen bestehen,
„ohne alle weitere Unterstützung oder Sparren, und doch (aufser der
„Vieh-Arzneyschule) mit einem doppelten Ziegeldache belegt sind, bestä-
tigen es."
„Der Theoretiker hat völlige Ueberzeugung, die er in dein ausge-
führten Verbände wohl hin und wieder vermissen möchte. Die Dauer
„läfst sich auch darthun: denn bey starkem Holze setze ich zwar zum
„voraus, es -werde rein und kernigt gewählt, ich bedarf aber eine gege-
bene ansehnliche Stärke, und mufs daher, aufser dem reinen Kern, auch
„gesunden Splint mitnehmen, der denn doch, je nachdem durch Zufall
„oder sonstige Umstände nachtheilig auf ihn gewirkt wird, später oder
„früher kraftlos "wird. Bey den Bohlen und Brettern, deren man zu einem
„solchen grofsen Baue eine ansehnliche Menge bedarf, kann der Gewerks-
„mann, wenn er dazu angewiesen wird, nur blofs diejenigen guten Stücke
„wählen, die ganz besonders harzig und kernigt sind; ja man kann so-
„gar den Splint ganz vermeiden und auf gesunden und reinen Wuchs se-
„hen, sich also mit Ueberzeugung versichern, dafs die möglichste Dauer,
„so sich von irgend einem Holze erwarten läfst, dabey zu hoffen ist.
„Man würde indefs zu weit gehen, wenn man dieser Vortheile we-
„gen verlangte, dafs diese neue Art von Verbände allgemein eingeführt
„werden sollte; denn es giebt mehrere Gründe, warum man, aller dieser
„Vorzüge ungeachtet, davon nicht immer Gebrauch machen kann: und
„diese Gründe werden jedem, der darüber bey einzelnen Vorfällen nach-
zudenken geneigt ist von selbst einleuchten *). Und eben so kann der
*) Es kann hiermit wohl nicht geineinet seyn, dafs die Bohlendächer sowohl auf die kleinsten
als auf die »reifsten Gebäude und unter allen Umständen ihrer Figur und Lage, sich ni. ht
sollten anbringen lassen; sondern dafs es Fälle geben kann, wo die gewöhnlichen Dächer den
Bohlendächern vorzuziehen seyn möchten ; diese Falle würden sich aber doch sehr einschrän-
ken, denn hat das Gebäude eine grofse Tiefe, so müssen doch auch starke Hölzer zum Dach-
verband voi banden seyn, wobey es keiner weitem Auseinandersetzung bedarf, dafs nicht die
Bohlend.icher so wohl in Absicht der Holzersparung als der Stärke vorteilhafter seyn soll-
ten. Sind indessen Gebäude von so geringer Tiefe aufzuführen, dafs solche etwa nur. funf-
zöllige Spanen erfordern, und dergleichen in Menge vorhanden, so kann wohl, wenn es
hingegen an acht- bis zehnzölligem Holze zu Brettern fehlet, der Ausfchlag auf die ge-
wöhnlichen Dächverbindungen fallen. Wenn aber eine Wald des Holzes Statt findet, so
H
— 58 —
„Baumeister des Stifts zu St. Blasien Gründe gehabt halten oder anzuge-
ben im Stande seyn, weghalb er noch heute seinem Verbände den Vor-
zug vor dem andern hier beschriebenen Bogenverbande zu geben ge-
zeigt bliebe."
„Der Verband dieser Bogen kann einem Sachkenner nicht unbe-
„kannt seyn; denn es werden auf diese Art die allgemein bekannten Krän-
„ze zu Wasserrädern an den Mulden, die Gerüstebogen zu Gewölben, die
„aus Backsteinen oder auch aus Sandsteinen gewölbt werden, schon seit
„undenklichen Zeiten gemacht. Ich habe dennoch für NichtSachkenner
„einige nähere Erklärung geben wollen, und zu dem Ende auf der drit-
IIl.Kupr. „ten Tafel No. 8. ein Stück. Bogen in einem gröfsern Mafsftab verzeichnet
„und dazu No. 9. ein Stück Theilung vom Verbände der Bretter beigefügt.
„In diesem Bogen sind die Stofsfugen angedeutet und mit x be-
zeichnet. Da die Hauptbogen aus vier Brettern zusammengesetzt sind,
so deuten unter No. g. der Theilung, a b c d die vier Bretter, und sie
„binden dergestalt in einander, dafs das erste Brett a seinen ersten Stofs
„in e erhält, sodann von e bis i und so fort gehet; eben so erhält das
„Brett b seinen ersten Stofs in /, und geht von f bis k u. s. w. ; gleich-
falls erhält das Brett e seinen ersten Stofs in g, und geht von g bis 7 u.
„s. w. ; endlich erhält das Brett d seinen ersten Stofs in //, und geht von
„h bis m, u. s. w.
„Dadurch ist der Verband ohne Schwäche und ununterbrochen sicher,
„xind die im Bogenstücke angedeuteten eisernen und hölzernen Nägel,
liest auch liier der Vorzug der Buhlendächer zu Tage, es sey denn auch noch der Fall, d.if»
etwa ein Landzimmermann die gewöhnlichen Sparrendächer besser zu verbinden wüf^tc,
und man ihm die Verbindung der Bulileud.icher nicht zutrauete. lliemit sull aber ebenfalls
nicht gesagt werden, dafs die Bohlendächer eigentlich künstlicher zu machen wären, als die
gewöhnlichen Dächer, sondern es ist nur von der Rücksicht die Rede, welche man bey
Leuten nehmen mufs, die einmahl an den alten Schlendrian gewohnt sind und sich so un.
gern mit neuen Sachen befassen.
Dergleichen und andere ähnliche Ausnahmen können aber die Vortrefflichkeit und den
Nutzen der Bohlendacher überhaupt nicht in Zweifel stellen — Ob und in wieferne sie
dem Architekten bei giufsen und kunstreichen Entwarfen ein Genüge leisten können, das
leidet allerdings nach der Art und Anordnung des Projekts Ausnahmen, die man seiner be.
sondern Beui theilung und seiner Verantwortung überlassen mufs.
- 59 -
„wovon jene umgeschlagen, diese aber zu beiden Seiten verkeilt werden,
„halten alle vier Breiter zu Einein Körper zusammen *)
„Die Hangeeisen werden, wie y zeiget, angebracht; das Stück von
„der Seite, z, ist der Bügel, der sowohl den obern als untern Bo^en in
„seiner Stärke genau umfafst, und durch selbigen gehen die Bolzen, die
„man nach Gefallen anziehen kann. Alles dieses ergiebt sich von selbst,
„sobald man zur Ausführung schreitet, und man kann, auch nur mit ge-
ringer Erfahrung, diese Art des Verbandes und der Befestigung nicht
„verfehlen."
So weit mufste ich mir den Auszug aus Nicola i's Reisen schon
erlauben, weil der Inhalt ganz auf den Gegenstand passet. —
Die äufsere Form solcher Dacher, das heifst die Biegung und La^e
der äufsern krummen Linie ist in mehrerer Rücksicht wohl in Acht zu
nehmen. Sie darf weder zu rund noch zu flach seyn, weil die Bedeckung
dann augenscheinliche Sch-\vieri£;keiteii hat.
Der Herr Geheime Rath Langhans theilte mir auch dieserhalb
in einem Promemoria über diesen Gegenstand eine sehr richtige Bemer-
kung mit. Ist nehmlich der Bogen zu flach, so wird die Last der Zie<relVI-KuPf*
ö Blatt,
ihn bey a zu stark drücken; ist er zu rund, so kann die obere Last ihn
bey a heben. Daher mufs sowohl die untere, als inittlere und obere
Last in einem völbgen Gleichgewichte stehen **).
*) Das Zusammennageln geschieht mit Nägeln von recht trocknem kiehnen Holz, jedoch kann
man auf jeden Stofs zwey eiserne Nägel nehmen. Herr Geheime Rath Langhans rälh
dafs, besonders weil bey der grofsen Hitze auf den Dachern zur Sommerszeit, die Bretter
vorzüglich an den Ecken sich leicht etwas werfen könnten, daselbst anstatt der hölzernen
Nägel eiserne zu gebrauchen seyn würden, die mau gehörig vorbohren und umniethen mufs.
Vielleicht -würde die Anwendung der de L'O rmi sehen Zwischen-Riegel in dieser Rück-
sicht gut seyn ; wenigstens wenn man sich derselben in einiger Entfernung von einander
bediente, um sie nicht so oft als de L'Oxme anzubringen, indem ihnen besonders bey
kleinen und dünnen Bohlensparren wohl vorgeworfen weiden könnte, dafs sie die Sparren
schwächen. — Oder wenn man sich dieser durchgelochten Riegelhölzer gar nicht bedie-
nen wollte, so könnte man (besonders bey so grofsen und starken Bögen, wo ein langer
Nagel nicht genug mehr durchgreift) zwischen den Bögen dünne Querhölzer, ohne sie
durchzulochen , einkeilen, so dafs sie die Bretter bey ihren Stöfsen dergestalt zusammen-
drückten, dafs sie sich nicht werfen können.
**) Aufser der Bestimmung der Kraft, womit die durch eine Ziegelbedeckung u. s. w. belaste-
ten Bögen, nach den verschiedenen Umständen, auf eine Unterlagsfchwelle, ohne durch™ e-
— Go —
Den größten Vortheil werden hierinn die Bögen geben, -welche
ans einem halben Zirkel gebildet, oben mit einer erhöheten Steigung und
unten mit einem gut angebrachten Ablauf versehen sind. — Diesen Bo-
gen aus zwey oder gar aus mehreren Punkten zu ziehen ist äußerst feh-
lerhaft, da er in dem Zusammenstofs der Bogenlinien allemahl eine Schwäche
zeigen wird. Bey dem nebenliegenden Dach -Profile des Langbansischen
Hauses ist die Höhe cd der halben Breite gleich, und die Ausbauchung
ab beträft 5 Fufs.
Folgendes kann als eine aus der Erfahrung entnommene Begel zur
Bestimmung der Dachformen dienen. Es sind einige der Meinung, dafs
man wohl thue, zur Höhe etwas mehr als die ballte Breite zu geben, so
dafs man etwa auf eine Tiefe von 40 Fufs, 22 Fufs zur Dachhöhe nähme.
Indefs ist das angeführte Langhansische Dach und einige andere mit der
halben Tiefe zur Flöhe vollkommen gut ausgefallen. Wenn man nach der
Zeichnung z auf dem VI. Kupfer-Blatte die Breite ab und die Flöhe cd
aufgetragen, so ziehe man die Linie ad und setze auf die Mitte e dieser
Linie, die Starke der Ausbauchung ef winkelrecht auf, welche \ höchstens
\ der Linie ad betragen kann. Auf die bekannte Art suche man den
Mittelpunkt gmm des durch die Punkte add zu ziehenden Kreisftückes.
Die an diese Bogen zu setzenden Aufschieblinge müssen, so wie bey an-
dern Dächern nicht zu kurz werden, und so auch die Sattelhölzer auf
der Forst etwas wreit herabreichen.
Nachstehende Construktion , die beinahe dasselbe giebt, dürfte in-
dessen dem Handwerker leichler seyn; s. die Zeichnung XX auf der VI.
Kupfertafel.
hende Balkenlage, und gegen die Widerlags-Maiier derselben wirken, Würde eine eigentlich
theoretische Untersuchung sich bey diesen Dachern wohl vorzüglich mit dem Widerstände
zu beschäftigen haben, welchen die belasteten Bögen in sich leisten müssen. Wenn die
beyden Endpunkte derselben auf die Balkenlage unwandelbar fest gestellt sind, so wurde,
nach der vorgesetzten Gestalt und Belastung, anzugeben se\n, in welchem Punkt sie am
menresten gedrückt, oder in welchem Punkte sie, bey überwältigender Last, brechen wür-
den. Vielleicht würde man durch Verdoppelung der Bögen in diesen Punkten bey grofsen
Gabäuden eine sehr zweckmäßige Verstärkung anbringen.
— 6i —
ac sey die halbe Breite des Gebäudes; diese theile man in 5 Tbeile,
und mache die Höhe bc ~ 6 solcher Theile von ac; b d. und ad, gebe
man 7! solcher Theile, so ist d der Punkt, aus -welchem der Bogen ab
beschrieben -wird *).
Die Sparren müssen in vorgedachter Art aus einem einzigen Mit-
telpunkt gezogen werden, und es ist eine Hauptsache, dafs alle Fugen-
schnitte der zusammenzusetzenden Bretter genau aus diesem Mittelpunkte
gezogen -werden, -wie die Abbildung zz zeigt.
Man hat mir glaubwürdig erzählt, dafs an einem Orte dergleichen
Sparren nach zusammengesetzten Bogenstrichen verfertigt -worden, die ver-
schiedene Radien und Mittelpunkte hatten, oder vielleicht gar nach einer
aus freyer Hand entworfenen Rundung, und wobei die Fugenschnitte nicht
nach den Mittelpunkten der Bogenlinien gezogen worden, und dafs diese
Sparren durch die Last der Eindeckung des Daches zusammengedrückt
-worden. Die an diese Bögen zu setzenden Aufschiebringe müssen so wie
bei andern Dächern, ja nicht zu kurz seyn und die Sattelstücke an der
Forst ebenfalls weit genug herabreichen, damit nicht so genannte Säcke
im Dache entstehen.
Kürzlich ging die auf der VII. Kupfertafel befindliche Zeichnung E vn-
b 3 r ö Kupt'.ßl.
nebst dem Anschlag, zum Bau vier solcher Schoppen über die ausgekarrte
Erde bei dem Alaunbergwerke zu Freyenwalde an der Oder, bei dem
Königl. Ober-Baudepartement zur Revision ein.
Die Zeichnung wurde auf Bohlendächer, wie F zeigt, abgeändert,
und die Anscldäge kommen folgendergestalt zu stehen:
*) Hr. Cointerauü, in dem oben angefühlten Werke schreibt vor, cbfs man die Bö>en zu
den Trocken-Schuppen nach der Abbildung y auf dem VI. Kupfer-Blatte gestalten solle.
Er ziehet die Zirkel-Stücke aus den Punkten a und b mit dem Halbmesser a b.
— 62 —
i8
b6
Zum Schauer 160 Fufs lang
08 Fufs tief, nach der Zeich- 1
nung No. 1.
Das alte Schauer abzubrechen
massive Pfeiler, zu mauern, be-
tragen 9 Sch.uhtruthen A lilhl.
18 CT
massive Grundpfeiler, 2} S.R. a
1 nhl. 18 gr
dergl. Pfeiler unter die Schwellen
der Treibladen A 2 gr. .
das Gebäude 1G0 Fufs lang 58 F.
tief in 28 Gebind zu verbin-
den und zu richten a 2 rthl.
20 gr
das Dach zu lauen und mit Ruhr
zu decken sind 50 DR- ä Wj.gr.
An Materialien :
Stuck stark Bauhulz zu beschla-
gen A 7 gr
zu kaufen incl. Transport ä 7 rthl.
thl.
6
4=j
146
»4§
1500
»7
51
7
45
18
Stück Mittelholz zu beschlagen
A 6 er
zu kaufen incl. Transport A 5 rthl.
20 gr. •
Lattstämme A 12 gr. .
zu spalten 6 pf. .
Bühlstumme A 20 gr.
ScliachtrulhenFeldsteine ä,\ rthl.
Mauersteine A 11 rthl. ".
Tonnen Kalk A 2 rthl.
Fuder Sand A 5 gr. .
Schock Strohschöfe A 4 rthl. .
Schock Rohr A 5 rthl.
Stück Schraubenbolzcn 144 IE
a 3 gr. .
Für Klammern und kleine Nägel
Für M.iuergerälhe und zufallige
Ausgaben .
79
£9
18
247
73
5
1
65
16
54
C
28
129
»8-
4
'5
Summa
894 5 6
02
7
10
l46
10
i5
6
4000
12
56
Mit einem Bohlentlache
nach der Zeichnung No. 2.
D.is alte Schauer abzubrechen
Schachtruthen, die 50 Pfeiler zu
mauern A 1 rtlil. iQ gr.
dem Zimmermann , 50 Gebind
Buhleusparren anzufertigen u.
aufzurichten A 2 rthl. 8 gr.
dem Dachdecker 50 fJR- zu dek-
ken A 14 gr
An Materialien:
Schock i| zoll. Bretter .150 rthl.
starke Forstbohlen A 2 rthl. . .
Stück stark Bauholz A 8 thlr.
Lattstämme A 12 gr. .
dito zu Sturmlatten A 16 gr.
für trocknes kiehnen Holz zu Na-
geln ......
die Lattstämme zu spalten C pf.
Schock Lattnagel ä 6 gr. .
Schachtruthen Feldsteine A4 rthl.
12 gr
Mauersteine A 11 rthl. .
Tonnen Kalk ä 2 rthl.
Fuder Sand a 5 gr. . .
Schock Strohschöfe A4 rthl.
Schuck Rohr, A 5 rthl.
Für zufallige Ausgaben
rthl. CTo -o^
13
Thul für 4 dergleichen Schoppen 5576 14 —
»4
70
29
105
r4
80
75
6
24
4
20
129
5
1 f
lt.
18
Sunmi.1
67.
»7
Thut für 4 dergleichen Schoppen 2632 20 —
— 63 —
wodurch also bei jedem Schoppen die Summe von 223 rthl. 10 gr.
6 pf., und bey allen vieren 89J rthl. 18 gr., oder ein Drittel der Kosten
erspart und zugleich bey der Bauart mit Bohlendächern eine grofsere Halt-
barkeit und Dauerhaftigkeit bewirkt wird, welches letztere Sachverstän-
dige gewifs zugestehen werden.
Do ~
Der Grundriß G zeigt nemlich, dafs distanzweise starke Pfeiler an-
geleget sind, gegen welche die Schwelle sich anstammet, wenn die Spar-
ren trachten sollten, sie herauswärts zu schieben, oder zu krümmen, wie
solches der Fall bei solchen langen Schwellen seyn kann, die man zu an-
kern, wie hier, nicht die Gelegenheit hat.
Man nehme dies überhaupt bei den Bohlendächern zur Regel an,
dafs da, wo die Sparren nicht in Balken einstehen, sondern auf Schwellen
gesetzt sindj sie so tief als möglich herabgehen zu lassen, und durch ein
entweder in der ganzen Stärke durchgehendes Banquet oder durch pfei-
lerweise Verstärkuno; des Fundaments gegen die Schwelle, das Heraus-
schieben oder Krümmen derselben zu verhüten.
Soll oder kann demungeachtet das Dach nicht wie hier bey diesen
und andern dergleichen Schoppen, ganz bis unten herabgehen, sondern
wegen Anbringung der Fenster und Etagen-Mauer vorhanden sind, so ist
dabei zu bedenken, dafs eine solche Mauer zwar einerseits nichts zu tra-
gen hat, weil keine Balken auf selbige zu liegen kommen, dafs hingegen
aber auf eine solche Mauer gerade wegen der fehlenden Belastung desto
schwankender ist und desto unsicherer stehet; dieserhalb darf sie nicht zu
schwach seyn, damit ihre eigene Schwere und grofsere Grundfläche sie
desto standhafter mache.
Man weifs aus der Erfahrung, dafs eine i|- bis 2 Stein starke Mauer
fast mit den Händen zu bewegen ist, ehe die Balken aufgelegt sind. Nimmt
man nun den Fall an, dafs diese gänzlich wegfallen, so kann nur eine
desto breitere Grundfläche, oder überhaupt eine stärkere Mauer den fes-
teren Stand ersetzen.
Die Abbildung H auf eben dieser Kupfertafel zeigt, wie man die
Buhlendächer noch vorteilhafter und mit mehrerer Sicherheit, wie die
gewöhnlichen Dächer über Ziegelbrennöfen anwenden könnte.
VII. Von den Seite 9. gedachten Trockenschauern, -wobei Hr. Cointe-
raux die Bohlendächer anwenden will, werde ich hier noch einiges um-
ständlich ans der daselbst angeführten Schrift desselben in der Ueberset-
zung mittheilen.
In wirthschaftlicher Rücksicht solle das unter No. 1, 2, 5 und 4.
vorbestellte Trockenschauer dazu dienen, das Getreide, Klee, Heu und
Grummet, welches man gewöhnlich in piramidalische Haufen (Schober)
aufzusetzen pflegt, darunter zu trocknen und zugleich für Wiederbenäs-
sung durch Regen und Schnee, zu bewahren, welches Hr. Cointeraux
so nützlich und nothwendig hält, als er die Aufstapelung des frischen Ge-
treides und Heues in pirainidalischen den Einwirkungen der Luft ausge-
setzten Haufen, nachtheilig findet. Ich überlasse dieses der Beurlheilung
der Landwirthe *) und theile nur dasjenige mit, was der erwähnte Autor
über die Construktion dieser Schauer anführt, um anderer Orten entweder
zu dem vorgedachten oder zu' einem andern Behuf, Anwendung davon
zu machen.
Zuvorderst findet Hr. Cointeraux es hicrbey nicht durchaus
nothwendi0-, so wie de L'Orme, lauter kleine Bretteistücken von 5 — 4.
Fufs zusammenzuschlagen, sondern man kann längere Stücken doppelt ge-
geneinander nageln, um die Bogen oder Sparren zu formiren. Die aufser-
halb an den Seiten angebrachte Stützen sind nur von einfachen Brettern.
Man darf, sagt Hr. Cointeraux, nur die Abbildung einer solchen
Construktion betrachten, um sich zu überzeugen, dafs dadurch die seit
so vielen Jahrhunderten üblich gewesene Anwendung einer so grofsen
Men^e Holzes, ohne von dem Nutzen desselben Rechenschaft geben zu
können, wegfällt, -wovon man sich bei einer jeden Ausübung dieser Bau-
art (nehmlich der mit zusammengenagelten Brettern) immer mehr und
mehr überzeupen wird.
Die
•) A111.I1 Ilelf ensri eder liat eine Beschreibung von einer Trockenscheune herausgegeben,
welche dient, das Gras und Getreide darinnen zu trocknen, wenn es wegen üblem Wetter
auf dem Telde nicht kann getrocknet werden. Augsburg 178?- I" Huths Magazin d. Bau-
kunst 1. Bandes 1. Theil stehet ein Auszug von dieser Beschreibung.
— 65 —
Die grüfsle Schwierigkeit bey diesen Trockenschauern findet Hr.
Cointeraux in dem Aufstellen dieser leichten Holzverbinduno:. Man
soll daher an einem sehr windstillen Tage die Bögen durch Weiber und
allenfalls durch Kinder aufrichten und halten lassen, unterdessen dafs ei-
nige Männer sehr bald so viel rohes Mauerwerk von Feld- oder Bruch-
steinen und Lehm, dazwischen werden aufführen können, dafs es nicht mehr
nöthig seyn wird, die Bögen zu halten. Alsdenn werden die Latten auf-
geschlagen und ein Stroh- oder Rohrdach darauf gelegt.
Beschreibung eines von dem hiesigen Zimmermeister Herrn Stein-
VI.Kupf.
meyer verfertigten Modells von einer hölzernen und von Blatt-
einer massiven Scheune mit Bohlendächern.
A ist der halbe Grundrifs, B die Balkenlage und C der Längen-
durchschnitt der hölzernen und der massiven Scheune. Bei ersterer sind
die Schwellen durch die Zangen a, welche von den Pfählen b fest «-ehalten
werden, für das Ausweichen versichert. Auf beiden langen Schwellen der
Vorder- und Hinterfronte stehen die von doppelten Brettern zusammen-
geschlagenen bogenförmigen Sparren, wie aus dem Profil E zu ersehen ist.
Die Einzapfung der Bogen auf die Schwellen zeigen die Abbildun-
gen K und / in einem gröfseren Mafiftabe. Einige dieser Sparren oder
Bögen stehen dicht neben Wandstiehlen, oder auch für sich allein. Die
auf dem Rahmstücke aufgekämmten Stichbalken ccc im Grundrifs B und
Profil E liegen entweder frey, oder sie sind auf eine bessere Art, wie auf
der andern Seite bei dd, (und d im Profil) in einem Wechsel eingezapft;
weil aber der Wechsel zu lang seyn würde, so ist derselbe bey X mit
einem Stiehl unterstützt. L zeigt, von oben anzusehen, wie die °-eo-en die
Stichbalken vorbeigebenden Bohlensparren in selbige vermittelst des Ein-
schnitts gh eingelassen sind, welches die Seitenrisse M mit dem vorgedach-
ten Wechsel, und N ohne dafs die Stichbalken mit einem Wechsel verse-
hen sind, noch deutlicher macht.
Die oberen Enden der Bohlensparren stehen in einer längst der
Forst laufenden Bohle ik im Längendurchschnitt C, welches die perspek-
I
— 66 —
tivisclie Abbildung P und die geometrischen Zeichnungen 0 und R im
Grofsen, deutlicher vorstellen. Die Forstbohle ist 4. Zoll stark, und nicht
nur so hoch und breit als die Sparren, sondern so breit, dafs noch 2 bis
af Zoll oben über die Sparren überstehen, (c g bey 0).
Weil die Sparren mit einer Versatzung in die Forstbohle eingelas-
sen sind, so ist die dicserhalb nöthige Vertiefung in die Forstbohle bey c
in der Vorstellung 0 etwas tiefer als bey d, wie solches auch bey R, ab,
zu sehen ist.
Auf dieser Forstbohle sind Knaggen h (in der Zeichnung R) aufge-
nagelt, welche mit einer Klaue versehen, die über die Forstbohle greift;
die Linie i k aber läuft auf den Bogen aus. Die unten an die Sparren an-
gebrachten Aufschieblinge oder so genannte Knaggen sind aus den ver-
schiednen Profilen zu ersehen.
Bey der massiven Scheune sind die Umfassungsmauern 2 Steine
stark. Das Längenprofil X, ingleichen das Längenprofil E und vorzuglich
die °TÖfsere Vorstellung S zeigen, wie die Sparren auf die in die Mauer
c
ein^ele^ten und dazwischen vermauerten Stichbalken g gesetzt sind.
Ich finde aber diese Bauart aus vielen Gründen nicht gut, sondern
würde anrathen, bey massiven Scheunen lieber die Sparren ebenfalls bis
beinahe auf den Grund oder bis auf ein Banquet heruntergehen zu lassen
und sie auf eine Schwelle zu stellen. Das Profil G zeiget übrigens den
Verband einer Taswand, und das Profil (7 die Erhöhung der Einfahrts-
thüren und der über den Scheimenfluhr liegenden Balken.
Bey andern Gebäuden als Scheunen, wo nehmlich die Dachbalken
ganz durchgehen, ist wegen Aufstellung der Sparren auf die Balken fol-
gendes anzumerken.
Das Zapfenloch 771 zum Sparren in der Zeichnung !T wird neb mlich
nur so breit gemacht, dafs wenn die Sparren aus 2 Brettslücken bestehen,
nur i£, und wenn sie aus 5 Brettslücken zusammengesetzt sind, nur zwey
ganze Brettstücken in das Sparrenloch einstehen, und im ersteren Falle die
halbe, im andern aber eine ganze Brettdicke auf den Balken selbst, auf-
steht, wie solches unten am Sparren bei W angezeigt ist.
— 67 —
Gleich hinter den Sparrenlöchern wird, wie hei T zu sehen, um
die (hier umgelegt vorgestellte) Schwelle /', welche bei V von der Seite,
und bei U durch den Buchstaben r der Länge nach, angedeutet ist, auf
die Balken gekämmet. Bei W ist zu sehen, dafs die Sparren an der
innern Seite einen Absatz haben, mit welchem sie in die, in die Schwelle
angebrachte Vertiefung « einstehen.
Hierdurch wird bewirkt, dafs die Sparren wenn sie im Zapfenloche,
wie solches an diesen Stellen wohl zu geschehen pflegt, schadhaft werden
sollten , doch noch auf die vorgedachte Schwelle aufstehen. Eben so
dürfte es, nach dem Anrathen des Herrn Zimmermeisters Steinmeyer,
nicht undienlich seyn, hin und wieder über zivey Spai-ren und der Fnrst-
bohle eiserne Bänder zu befestigen, auch schwache Windlatten längst oder
noch besser in schrägen Richtungen unter die Sparren zu nageln, wie aus
dem Längenprofil C zu ersehen. Wenn die in letztgedachter Art ange-
brachten Windlatten mit dem untern Ende recht tüchtig an die Balken
befestiget sind, so ist dieses überhaupt die kräftigste Verbindung eines
Daches nach der Länge; ich würde daher anrathen, die Windlalten durch
ein schräg durch den Balken angebrachtes unterwärts schwalbenschwanz-
förmiges Loch durchgehen zu lassen, und sodann das Ende der durchge-
steckten Windlatten auseinander zu keilen, Avelche Befestigung keine Ge-
walt trennen kann.
Zum Auflichten eines solchen Daches werden ein paar solcher Rich-
lebäume wie X angefertiget und in der Länge einer Forstbohle mit der
Schwelle auf die Balken befestiget. Oben an die Richtbäume sind Schee-
ren angebracht, worin zuvörderst die Forstbohle eingelegt wird; sodann
hebet man vermittelst an den Seiten dieser Richtbäume angebrachter
Böcke die Sparren herauf und setzet sie in die Zapfenlöcher und Versatzun-
gen ein; hiernächst wird das Gerüst weiter transportirt und so mit dem
Richten fortgefahren.
Ueber das Eindecken der Bohlendächer.
Die Eindeckung der Bohlendächer mit Spliefse, Rohr, Stroh, oder
mit Steinpappe, (ein Material, von dessen VortreiTlichkeit ich mich selbst
I 2
— 68 —
durch Versuche schon überzeuge und wovon ich, wenn diese Ueberzeu-
«lirio: sich noch mehr wird bestätiget haben, ein mehreres bekannt machen
werde) hat in Rücksicht auf die runde Form dieser Dächer gar kein Bedenken,
und eben so wenig die Eindeckung derselben mit Ziegel. Die Besorgnifs,
dafs dieDachziegel der Rundung wegen nicht fest aufeinander schliefsen, oder
dafs sie, nach der Maurersprache klaffen möchten, fällt gleich weg, wenn
man erwäget, dafs die Länge eines Ziegels viel zu gering ist, als dafs der
Unterschied zwischen der geraden Linie und einem solchen kurzen Theil
der Rundung der Sparren merklich seyn sollte. Man darf ja nur die
katholische Kirche in Berlin betrachten, welche ein völlig kugelförmiges
Dach hat und dennoch mit Ziegeln gedeckt ist. Eben so belehren andere
bisher erbauete Bohlendächer, die mit Ziegeln gedeckt sind, als das auf
der Reitbahn für die Gensd'armes, das auf dem Langhansischen und an-
dern Häusern, dafs die Eindeckung wenigstens in dem Grade dichte ist
als die doppelten Dächer auf den geraden Dächern; (denn eine völlige
Dichtigkeit der Ziegeldächer besonders bey Schneegestöber ist äufserst
selten zu erreichen.)
Indessen ist bey der Eindeckung der Bohlendächer mit Ziegeln
folgendes zu beobachten.
Die erste Bedingung ist die, dafs es ein so genanntes doppeltes
Dach seyn mufs; Bey den runden Dächern ist aber die enge Verhütung,
dem Kronendnche vorzuziehen *).
Die Lattung geschieht also nach Verhältnifs der Länge der Dach-
ziegel, deren man sich zu bedienen hat, d. i. 5 bis 6 Zoll von der Ober-
kante einer Latte bis zur andern. Da aber die Bohlendächer nach oben zu
etwas flacher fallen als in die Mitte, so ist es rathsam, den obein Theil etwa
einen halben Zoll enger zu belatten, wogegen man auf den untern steileren
Theil die Latten allenfalls J Zoll weiter auseinander aufnageln könnte.
*) Die doppelten Dacher werden bekauntermafsen, entweder 5 bis 6 Zoll weit gelattet und auf
jeder Laue eine Reihe Ziegel aufgehangen, oder aber, es wird 10 — 11 Zoll weit gehütet
und auf jeder Laue z\vey Reihen Ziegel übereinander gehangen, welches man zum Unter-
schied, Krohn endach nennt. Ob ich nun zwar diesen sonst, d.h. bey geraden Dächern,
den Vorzug für erstere Art gebe, so würde ich sie doch bey bogenförmigen Dächern
hintenansetzen.
— 69 —
Hiernächst hat inan, wie es zwar immer und bey jedem andern
Dache seyn sollte, hier aber vorzüglich eine Auswahl der Dachsteine zu
machen, und die sehr krummen und schiefen gänzlich auszuwerfen; da-
hingegen kann man sich der nach innen zu etwas gekrümmten zu den
flachen, der geraden aber bey den steileren Stellen des Daches, vorteil-
haft bedienen.
Auch pflegt man gewöhnlich an den Dachsteinen an der Oberkante
aufseihalb einen kleinen Saum oder etwas Hervorstehendes anzutreffen;
dieses mufs mit einem scharfen Hammer abgehauen, und eben so die schar-
fen Kanten der Latten etwas abgestumpft oder verbrochen weiden, wo-
durch die Steine besser auf einander schliefsen. M. s. die Vorstellung 55
auf der VI. Kupfertafel bei a.
Um den gröfseren Holzaufwand bey grofsen Hängewerken gegen
die Bohlendacher noch auffallender zu machen, liefere ich auf der VII. „VI/;,,
Kupt.ßl.
Kupfertafel in den Abbildungen A und B das Quer- und Längenprofil
eines Theils (von einem Hauptbinder zum andern) des Potsdamschen Exer-
zierhauses, welches 6Go Fufs lang und 70 Fufs tief ist. Die Zeichnungen
C und D aber stellen vor, wie ein eben so breites Exerzierhaus mit einem
Bohlendache construirt -werden könnte, wobei ich ein Fundament mit
Pfeilern annehme, so wie bei den S. 61 beschriebenen Schoppen. Nach
einer genauen Berechnung enthält das Holz zwischen zwey Binder des
Hängewerks bei diesem Gebäude 1247 Kubikfufs Holz; wohingegen bey
dem Bohlendache auf eine gleiche Länge nur 556 Kubikfufs erforderlich
sind, also etwa nur etwas über ^ des vorherigen.
Es bleibt noch übrig, etwas von denen von dem Sächsischen Ober- yill.
Land -Baumeister Krubsacius erfundenen Dächern zu erwähnen. Sie "*" '
sind in einer kleinen Schrift beschrieben, unter dem Titel:
Oekonourischer Vorschlag, wie man die wohlfeilsten, dauerhaf-
testen, bequemsten und feuersichersten Dacher über Wirt-
schaftsgebäude anlegen soll, von F. A. Krubsacius, Ober-
Land Baumeister, Professor der Baukunst etc. Dresden 1787-
— 7° ~—
Folgendes ist ein kurzer Auszug aus dieser Schrift:
„Ich verlange, sagt der Verfasser (S. 16), zu einem Dache kein meh-
„reres Holz, als eine gewisse Anzahl Dachbalken, die sich auf zwei starke
„Giebelwände stufenweise übereinander bis an den Forst erheben. Auf
„den abgeschärften Kanten derselben will ich starke Tratten oder halbe
„Pfosten, zwey Ellen weit von einander, längst herab mit Schwänzen ein-
gelassen, und auf diese die Dachlatten nageln; so wird das ganze Dach
VIIL „bis zum Eindecken fertig seyn" (Fig. 6.).
„Hierbey sind keine Sparren und schädliche Aufschieblinge, keine
„Kehlbalken, Spannriegel, Hahnebalken, Streben, Winkelbäntler, Giebelsäu-
„len, TVTauerlatten, Ol.pr- und Unterschwellen, stehende und hegende Stühle,
„samt ihren Stuhlwänden, ja, so gar keine Hauptbalken, wenn man keinen
„Dachboden haben Avil!, nöthig. Heifst das nicht Holz genug ersparet?
„und ist daher ein solches Dach nicht das wohlfeilste? Es käme nur dar-
auf an, ob es auch fest und dauerhaft, genug wäre.
„Was dieses betrift, so richtet sich die Befestigung blos nach der
„Länge, keinesweges aber, wie gewöhnlich, nach der Breite des Hauses.
„Ein Balken von 12 bis i5 Zoll stark ins Gevierte, trägt in einer
„Länge von 12 bis i5 Ellen eine grofse Last, ohne sich zu biegen, das
„weifs man aus Erfahrung; also mufs ein Ziegeldach von 24. bis 00 Ellen
„lang, im Mittel unterstützt werden.
„Es trägt aber hier kein Balken für sich allein, sondern sie tragen
„alle zusammenhangend, vermöge der eingelassenen und angenagelten Pfo-
„sten. Zudem so geschieht der Windstofs mehrentheils diagonaliter, da
„die Dachbalken am stärksten sind. Wollte man sie aber noch mehr be-
..festi°en, so könnte man sie durch Sturmlatten oder Windrispen, auf den
„Kanten verbinden; diese würden hinreichend seyn, ein hohes Dach, wi-
„der den Wind und allen Druck der Feueressen und Dacbhdcen, der Zie-
gel und des Schnees zu bewahren.
„Die Unterstützung der Dachbalken geschieht in steinernen Gebäu-
„den durch einen Spitzbogen mit Absätzen und guten Widerlagern (Fig .7.)
„der bis unter den Forst des Daches langet; aufserdem könnte es auch
„durch Steifen (Sparren) geschehen. Ist eine Scheidewand vorhanden, so
— 7i —
„kann man diese Steifen auf selbige setzen. So viel Scheidewände nun,
„so vielmal könnte man den Dachbalken eine Unterstützung: «eben, wenn
„es nöthig wäre. Bey langen Gebäuden aber, als bei Kornhäusern , Schä-
„fereyen u. s. w. würde es nöthig seyn, alle eo oder oo Ellen einen Brand-
„giebel zur Aufjage der folgenden Dachbalken aufzuführen, der ohnedem
„Feuersgefahr halber erforderlich ist.
„Will man einen oberen Dachboden haben, der sonst auf den Kehl-
„balken ruhet, so müssen die Lagerbalken, langst dem Hause hin, auf die
„untern Querwände gestützt werden. Auf solche Weise läfst sich auch ein
„Mansardendach ohne Kehlbalken bauen, wenn nur die Giebelwände dar-
„nach eingerichtet sind (Fig. 8.).
„Die stärkste Befestigung aber bestehet in der Auflage der Dach-
„balken selbst. Beide Giebelwände müssen daher recht stark seyn. Bey
„grofsen Dächern, von co und noch mehr Ellen breit, mufs man sie steinern
„von a Ellen dick und darüber, nacli Beschaffenheit des Mauerwerks, der
„Bedeckung des Daches und der Balken machen; jedoch kann man sie mit
„Schild und Bogen zur Ersparnifs anlegen. Bey mittleren Dächern brau-
chen sie nur eine und eine halbe bis zwey Ellen, und bey kleinern leich-
tern Strohdächern noch schwächer, ja wohl gar von einer halbelliglen,
„auch acht bis zehnzölb'gen Riegelwand zu seyn (Fig. 7.). Desto schwä-
cher kann man hingegen die langen Steinwände anlegen, weil, aufser den
„Hauptbalken, keine Last auf ihnen ruhet, die allenfalls auch von einer
„Riegel wand, wie bey allen hölzernen Häusern, kann getragen werden.
„Die Köpfe der Balken müssen nicht nur viel aufliegen, sondern
„auch wohl verwahret seyn. Es ist daher nöthig, sie an den Forstbalken
„anzuklammern und den Saum der Dachziegel über den Giebel auf einem
„Simse vorspringen zu lassen, damit die Köpfe für dem Regen und der
„Fäulnifs recht gedeckt seyn mögen.
„Der Sims kann von Stein seyn, wenn die Giebelwände steinern
„sind, aufserdem aber nur von Holz, das die abgeschnittnen Köpfe bekleidet.
„So viel läfst sich von der Befestigung des neuen Daches überhaupt
„sagen, da ich mich in dieser kleinen Abhandlung nicht bis auf den klein-
sten Nagel einlassen will.
„Ein jeder der sie lieset, kann schon daraus urtheilen, dafs ein sol-
ches Dach daueihaft seyn müsse. Ich sehe -wenigstens keinen Ort, -we-
der Schnee mil Gefahr liegen bleiben, oder es einregnen könnte; denn da
,die Aufschieblinge -wegfallen, und der untere Dachbalken über eine Elle
hoch von dein Hauptgesimse frey und erhoben liegt, auch stark genug
ist, so kann er unmöglich -wie eine schwache Mauerlatte vom Moder
,zerfresse.i -werden. Und gesetzt auch, dafs einer von den Dachbalken
„durch Verwahrlosung schadhaft würde, so ruhet doch nicht das halbe
, Dach auf ihm, wie auf einer Mauerlatte; es kann sich also nicht senken,
„und der Schade kann gar leicht uud ohne Gefahr ausgebessert werden ,
„als -welches mit Anschaffung der Sparren und Ilauptbalken nicht so leicht
, ansehet, und noch dazu gefährlich und wandelbar ist; mithin ist ein
„solches Dach, da fern es nur gut eingedeckt wird, das festeste und dauer-
hafteste unter allen. Es ist aber auch das bequemste, da man den Dach-
„raum völlig nutzen kann, weil kein Holz im Wege stehet. Noch große*
aber ist der Nutzen bey Scheunen und Schuppen, weil so gar die Haupt-
balken weggelassen -werden können. Man kann dabei über Stall- und
Wohn^ebäuden die Dachkammern abtheilen wie und wo man will, weil
man sich nicht nach der Mittelwand und den Bindern richten darf; und
o braucht man, bey Schleppung der Feueressen, kein Holz auszuschnei-
den. Ja, es können alle Feuermauern zwischen den Dachbalken hinaus,
und ohne den Forstbalken zu zerschneiden, gebracht werden, -wenn man
nehmlich ein paar Essen seithalb des Forstes heraus, und oberhalb wie-
der zusammen in einen Kasten ziehet. Eben so bequem kann man ein-
zelne Ochsenaugen oder einzelne und zusammenhangende Dachluken auf
einen Dachbalken nach der Reihe setzen, und sie an die oberen befesti-
gen. Folglich wäre auch dieses neu erfundne Dach das bequemste.
„Was denn endlich den Nutzen bei Feuersgefahr betrift, so ist es
,ja eine ausgemachte Sache, dafs da, wo -wenig Holz vorhanden ist, das
Feuer auch nicht um sich greifen kann. Und wenn auch eine Seite in
„Brand gerieth, so kann man doch die andere retten, da beide nicht durch
das geringste Holz mit einander verbunden sind. Wenn man nun das
„Dach mit Ziegeln deckt, und die Dachstuben oder Kammern verschaalt
„oder
..s
— 73 —
„oder bewirft,, auch hier und da einige Zuglöcher, des Stockens halber,
„läfst, so kann man ein solches Dach auch vor allen andern, feuerge-
„s icher t nennen.
„Das sind nun meine ohnmasgeblichen Gedanken, sagt Herr Krub-
„sacius, zur Erfindung eines recht ■wohlfeilen, aber auch dauerhaften, be-
quemen und feuergesicherten Daches, die ich Bauverständigen zur Prü-
fung und Bauherrn zum Versuch überlasse.
„Meine Absicht ist anbey gar nicht, die alten Dachverbindungen
„gänzlich über den Haufen zu -werfen. O nein! es bleiben noch Fälle ge-
„nug übrig, da man sich deren über Kirchen,' Schlösser, Palläste, Opern-
„Reit- und Ballhäuser, zu Kuppeln, Rundungen, Pavillons, und überhaupt
„zu allen wallinen, geschweiften und gezierten Dächern bedienen mufs.
„Dennoch aber kann die neue Art gar füglich bey Bürgerhäusern
„gebraucht werden, -wenn man sie als Gebäude betrachtet, deren Giebel
„die Brand- oder Kommunmauern sind. Diese nun müssen stärker als <re-
ö
„wohnlich angeleget, oder wenigstens mit starken Schäften und Bogen, zur
„Auflage der Dachbalken versehen werden.
„Und gesetzt auch, dafs diese Erfindung durch Widerstrebuno- der
„Zimmerleute, als deren Verdienst gar sehr geschmälert -würde, nicht bis
„an die Bürgerhäuser gelangen sollte, so wäre doch der Nutzen davon bey
„Wirthschaftsgebäuden sehr grofs. Und das ist eben meine -wahre Absicht,
„wie ich blofs der ökonomischen Welt und dem Armuthe damit dienen will.
„Wobei ich wünsche, dafs wenn ja dieser mein wohlmeinender
„Vorschlag von ihr genehmiget und versucht werden sollte, sich es kein
„seynwollender guter Wirth einfallen liefse, die wenigen angegebenen Bal-
„ken und Wände zu schwächen, um bei der gröfsten Ersparung noch mehr
„ersparen wollen."
Mir dünkt, dafs bey genauer Erwägung dieser Vorschläge ein jeder
Sachverständiger der S. 45 geäufserten Meinung des Herrn Ober-Hof-Bau-
raths Bechprer, dafs die Dauer dieser Dächer noch sehr problematisch und
dafs dieser Vorschlag in Absicht der Kosten gewifs sehr theuer sey, bey-
treten und leicliL einsehen wird, dafs die vorbeschriebenen Bohlendächer
weit leichter und wohlfeiler sind und dennoch alle Vortheile der Krub-
K
— 74 ~
saciusfchcn Dächer gewähren, da man bey selbigen, wenn man Avill, oder
vielmehr wenn es erlaubt ist, die Dachbalken eben so wie bei den Krubsa-
ciusfchen Dachern weglassen kann. Dieser Fall würde aber auch bey öko-
nomischen Gebäuden blofs bey den Scheunen Statt finden, denn wer will
außerdem ein Gebäude ohne einen Dachboden haben? "Was würden aber
bey der Krubsaciusfchen Bauart die vielen massiven Giebel zum Auflager
der über die Dachflächen zu legenden Balken, nicht kosten, und welche
l mstände würden diese Giebel nicht bev der Austheilung des Raumes in
V\ ohngebäuden verursachen, und gewifs aller Orten Hindernisse in den
Weg le°rn.
Herr Krubsacius hat auch seiner Beschreibung, eine Kostenberech-
nung blofs von der Zimmerarbeit eines Daches nach der gewöhnlichen
Art und eines nach seinen Vorschlägen, von gleicher Gröfse, beigefügt,
woraus hervorgehet, dafs das letztere nur oo rthlr. 5 gr. gegen i55 rthlr.
6 gr. erfordert, welches elfteres kostet.
Herr Krubsacius hat aber bey dem Hause nach der gewöhnlichen
Bauart, auf einen liegenden Dachsluhl gerechnet, welches bey der ange-
nommenen Tiefe des Gebäudes von i3 Ellen nicht nöthig ist, sondern es
war dabey ein siebender Dachstuhl vollkommen hinreichend, so dafs also
dieserhalb bey dem Anschlag von einem gewöhnlichen Dache, schon etwas
zu vieles Holz und Arbeitslohn gerechnet ist; nächtsdem hätte er bil-
lig die Kosten berechnen sollen, welche die nothwendig erforderlichen
Giebel zum Auflager seiner auf die Absätze derselben zu lebenden Bal-
ken erfordern; ich wenigstens würde die Balken nicht über i5 Fufs frey
zu legen mir getrauen, und sodann miifsten die Tragegiebel auch nicht
weiter auseinander aufgeführt werden, welches bey Gebäuden von irgend
einer ansehnlichen Länge, aufser dem vorhingedachten Hindernifs, welche
die "Widerlager dieser Pfeiler verursachen müssen, nicht wenig an Mate-
rialien und Kosten erfordern dürfte, und ich inufs daher, ohne den ver-
storbenen sehr verdienten Mann tadeln zu wollen, gestehen, dafs ich kei-
nen wesentlichen Nutzen bei dieser Erfindung absehe. —
— 75 —
Anhang.
Ueber Balken aus zusammengesetzten Bohlenstücken.
Das zweite Buch der nouvelles inventions etc. des de L.' Orme han-
delt von Balken, welche in eben der Art wie die Sparren aus zusammen-
gesetzten kleinen Brett- oder Bohlenstücken bestehen.
Die wesentlichste Vorstellung derselben ist die, dafs drey Reihen
etwa sechs bis neun Zoll auseinander gestellter, doppelter, oder wenn sie
sehr lang sind, dreifach zusammengeschlagner Brettstücken, einen Balken vir.
ausmachen, wie solches aus der gten Abbildung zu ersehen ist. De L'Or- "P '
me will, dafs diese Balken gar nicht oder doch nur sehr wenig in der
Blauer selbst, sondern dafs sie auf Kragesteinen ruhen sollen, um sie im
Fall einer Reparatur herausnehmen zu können, ohne die Mauer zu be-
schädigen. Die Zwischenräume dieser Balken werden sodann, so wie die
Balken selbst, getäfelt und verzieret, wovon die lote Zeichnung einen Be-
grif giebt. Bei grofsen Sälen und Zimmern kann solches nicht anders als
ein angenehmes Ansehen bewirken.
Der Erfinder erzählt, dafs er in seiner Wohnung; in Paris derglei-
eben Balken, einen der aus 220, und einen andern, der aus i65 einzel-
nen Brettstücken zusammengesetzt gewesen sey , anfertigen und in Ge-
genwart des Königes Heinrich und seines Hofes vermittelst zweyer
Schrauben habe probiren lassen, welche eine solche Kraft geäufsert, dafs
der Fufsboden sich gehoben hätte, und man würde, sagt er, eher die
Mauern heruntergedrückt haben, als dafs man diese Balken zum Biegen
hätte bringen können; sie hatten sich bey der äufsersten Gewalt nicht
eines halben Fingers breit heruntergegeben.
Die Sache verdient auch ohne angestellte Versuche nicht nur Glaub-
würdigkeit, sondern es scheint, als wenn man behaupten könnte, dafs auch
nach der uten Abbildung ganz gerade, nach Centralschnitten aus zwei- bis
dreifachen Brettstücken zusammengesetzte Balken, eben diesen Widerstand
leisten würden, wenn nur für gehörig starke Widerlager gesorgt wird,
und man könnte dieser Sache nach Umständen noch mancherley Modili-
cationen geben.
— 76 —
Den durch' die 5te Abbildung vorgestellten, aus lauter kleinen Stük-
ken von vollem Holze (nicht aus Brettstücken) zusammengesetzten Balken,
habe ich nach des Herrn Genete praktischen Anweisung zu einer
besondern Einrichtung einer horizontalen Brücke, aus dem
Französischen übersetzt, Nürnberg 1772., modelliren lassen, und
kann versichern, dafs dieses Modell, bey gehöriger Befestigung der die Wider-
lager vorstellenden Vorrichtung, verhällnifsmäfsig grofse Lasten trägt *).
Ich breche von dieser Materie ab, mit dem Anerbieten, dafs wenn
Baumeister oder Freunde der Architektur über diese Gegenstände eine nä-
here Belehrung aus der gewifs in wenig Händen befindlichen Schrift des
de L'Orrae, wünschen sollten, ich ihnen solche schriftlich mitzutheilen
gern bereit seyn werde.
Bei dem Schlüsse dieser Schrift erhalte ich No. XXXIV. des engli-
schen Journals The Repercory of Ares and Manufactures , London — und
finde darin S. 220 eine neue Erfindung Brücken zu bauen, welche darin
bestehet, dafs an den Seiten der Brücke dreifach übereinander gelegte Bai-
ken befindlich sind, welche durch verschiedene eiserne Anker gehalten
werden, die an hohe, aus zusammengesetzten Hölzern construirte, über
vorgedachte Balken gestellte Bögen, angehänget sind.
Weder Kupfer noch die Beschreibung sind deutlich genug, um sich
von dieser Construclion und am wenigsten von der Zusammensetzung der
Hölzer, welche die Bogen formiren, einen vollständigen Begriff zu machen.
Indessen geht so viel daraus hervor, dafs man auch hierbey auf Bögen von
Holz so viel Zutrauen setzet, als auf die gemauerten Gewölbe, und in dieser
Rücksicht hat dieser Brückenbau mit demjenigen, was wegen der Bohlendä-
cher angeführt worden, nicht nur vieles gemein, sondern wenn man in Eng-
land so°"ar den Brückenbalken, die an hölzernen Bögen angehängt sind, bey
ihrer Belastung und Erschütterung Zutrauen schenkt, so mufs das Anhängen
der Balken und Decken bey Häusern wohl desto unbedenklicher erscheinen.
*) In Num. 57 ilcs Reichsanzeigers von 1797 wird die Bekanntmachung ,W Erfindung einer
a\cs einem einzigen Bogen*- bestenenden , in der Cliorde 500 Schuh weiten sehr dauerhaft
seyn sullcnden hölzernen Brücke, auf Präatüperation angezeigt.
— 77 —
Dergleichen Brücken, wo bey 45 bis |5o Fufs Weite der Joche, auf
den Seiten der Brücke krumm gewachsene starke Bäume gelegt und daran
die Unterzüge mit eisernen Bolzen angehängt werden, auf welchen wie-
derum die Brückenbalken ruhen, sind bey uns schon öfter in Ausübung
gebracht worden; allein dergleichen Träger von so grofsen und ho-
hen Cirkelstücken, dafs man noch unter den zwischen beiden Bögen oben
angebrachten Spannriegeln wegfahren kann, und die aus mehrern Holzstücken
zusammengesetzt sind, wie bey dieser oberwehnten Erfindung, sind mir
noch nicht vorgekommen. Es verdient aber wohl, der Sache weiter nach-
zudenken und die von dem Erfinder vielleicht geflissentlich übergangene
Zusammensetzung dieser Bögen nachzuspühren, wozu in dem, was in die-
ser Schrift bereits vorgekommen ist, schon die nächste Anleitung ent-
halten seyn dürfte.
Verbesserung.
S. 27. Z. 50. mufs nach dem Worte eisernen ein Komma folgen und es dann heifsen :
übrigens aber mit etc.
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