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Full text of "Ueber Erfindung, Construction und Vortheile der Bohlen-Dächer : mit besonderer Rücksicht auf die Urschrift ihres Erfinders"

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http://www.archive.org/details/uebererfindungcoOOgill 


U  e  b  e  r 

Erfindung,  Colistin  et  ion 
und  Vortlieile 


der 


Bohlen-Dächer 

mit   besonderer 
Rücksicht  auf  die  Urschrift   ihres  Erfinders 


von 


D.       G  i  1  1  j , 

K  ö  n  i  a  1-      1>  reu  falschen      Geheimen     O  b  e  i   •   B  a  u  r  a  t  li 


M  i  t    acht    illumini  rten    Kupfern. 


Berlin    1797, 

bei       Friedlich       V   i   e   w   e   e.       dem       A   e   1    t   e   r   e    n. 


U  eb  e  r 


Erfindung,    Construction    und    Vortheile 


der 


Bohlen -Dächer. 


Levitas  hominum  atque  inconstantia  hinc  optime  perspici  potest ,  qui  elonec,  res  alicjua 
perfecta  sit ,  eanx  rnirantur  fieri  passe;  postquam  Jacta  semel  est9  iterum  rnirantur 
eam  jatn  pridem  jactanx  non  juisse. 

Baco. 


i  7er  Abt  Rozier  sagt  in  seiner  Introduction  aux  observations  sw  Ja  phy- 
sique  ini  ersten  Bande  S.  68a  bey  Gelegenheit  der  Bauart  mit  gestampfter 
Erde  oder  sogenanntem  Pise: 

„Man  begreift  leicht,  warum  eine  Gewohnheit,  die  keinen  hervor- 
stechenden Nutzen  bewirkt,  in  einer  Provinz,  so  zu  sagen,  einheimisch 
„bleiben  kann;  allein  es  läfst  sich  so  leicht  nicht  erklären,  warum  eine 
»Sache,  welche  allgemeinen  Nutzen,  es  sey  nun  durch  die  Ersparung  der 
„Materialien,  oder  durch  die  Verminderung  und  Beschleunigung  der  Ar- 
„beit  stiftet,  an  einem  Orte  allein  lokal  bleibt." 

Nicht  viel  anders  als  mit  dieser  Bauart,  die  sich  (nach  der  Bemer- 
kung des  eben  angeführten  Schriftstellers)  trotz  ihrer  aufserordentlichen 
Brauchbarkeit,  von  der  Römer  Zeiten  an  bis  jetzt  nur  in  der  Provinz 
Lyon  von  Geschlecht  zu  Geschlecht  fortgepflanzet  hat,  verhält  es  sich 
mit   den  sogenannten  Bohlendächern. 

Diese  Dächer  vereinigen  eine  so  grofse  Menge  der  allerwesentlich- 
sten  Vortheile  in  sich,  dafs  man,  wenn  man  einigermafsen  seine  Aufmerk- 
samkeit darauf  gerichtet  bat,  glauben  sollte,  die  Erfindung  derselben  hätte 
in  der  ganzen  architektonischen  Welt  das  größte  Aufsehen  erregen  und 
die  Baumeister  aller  Länder  zur  schnellsten  Nachahmung  reitzen  sollen. 
Gleichwohl  sind  diese  Dächer  in  Frankreich,  ihrem  Geburtsorte,  nur  sel- 
ten, in  andern  Ländern  bis  zu  den  neuesten  Zeiten  fast  gar  nicht  benutzt 

■worden. 

Der  eigentliche  Erfinder  dieser  merkwürdigen  Bauart  war  Phili- 
bert  de  L'Orme,  ein  berühmter  französischer  Architekt  in  der  letzten 
Hälfte  des  sechszehnten  Jahrhunderts. 

A  2 


Das  Nouveait  dictlonaire  historique  par  une  societe  de  gens-de-lettres 
Tom.   V.  p.  5üi  giebt  folgende  kurze  Notiz  von  diesem  Manne: 

„Er  war  zu  Lyon  gebohren  und  starb  im  Jahr  1577.  Er  that  sich 
„durch  seinen  guten  Geschmack  in  der  Baukunst  hervor  *).  In  seinem 
„i4ten  Jahre  ging  er  nach  Italien,  um  die  Schönheiten  der  Antiquitäten 
„zu  studiren;  nachdem  er  nach  Frankreich  zurückgekommen  war,  wurde 
„er  wegen  seiner  Verdienste  an  den  Hof  Heinrichs  des  Uten  berufen, 
„und  nachher  diente  er  dessen  Söhnen.  Er  bauete  das  Fer  a  cheval  in 
„Fontainebleau ,  auch  wurden  verschiedene  prachtige  Gebäude  nach  seinen 
„Zeichnungen  aufgeführet,  als  das  Schlofs  zu  Meudon,  das  zu  Anet,  von 
„St.  Maur  des  fosses,  und  der  Pallast  der  Tuilerien  **).  Er  liefs  auch 
„verschiedene  Königl.  Gebäude  wiederherstellen  und  verzieren.  Er  wurde 
„zum  Kapellan  und  Rath  des  Königes  ernannt  und  ihm  die  Abtey  von 
„St.  Eloy   und  die  von  St.  Serge  d'Angers  zugetheilt  u.  s.  w. 

De  L'Orme  schrieb  aufser  der  Schrift,  wovon  gleich  eine  nähere 
Nachricht  gegeben  "wird,  zehn  Bücher  über  die  Architektur,  welche  in 
verschiednen  Ausgaben,  Paris  i5öi.  Fol.,  B.0I1.  1648.  Fol.,  Paris  1G68.  fol. , 
u.  s.  f.   erschienen. 

Dasjenige  Werk  aber,  -worin  die  wichtige  Erfindung  der  Bohlen- 
dächer beschrieben  wird,  führet  folgenden  Titel: 

Nouvelles  inventions  pour  bien  bastir  et  a  petits  fraiz  trouvees 
n'agueres  par  Philibert  de  l'Orme,  Lyonnois,  Architecte, 
Conseiller  et  Ausmonier  ordinaire  du  feu  Roi  Henry  et 
Abbe  de  St.  Eloy  lez  JMoyon.     a  Paris   IST'S-  Fol. 


•}  In  dem  Verzeiclmifs  der  Baumeister,  welches  Sulzers  Theorie  der  schönen  Künste  giebt, 
wird  daher  auch  erwähnt,  dafs  er  das  mehreste  beigetragen,  um  den  gothischeii  Geschmack 
in  der  Baukunst  aus  Frankreich  zu  verbannen,  welches  aus  den  Zeugnissen  seiner  Landsleute 
rühmlich   erhellet.    Man  sehe  im  Blondel,    im  Felibien  u.  a.  m. 

••)  Diese  Anlage  der  Tuilerien,  ein  Theil  des  Palais  du  Louvre,  war  eins  der  gröfseren  Werke, 
Welche  unter  Catharine  von  Mcdicis,  nach  de  L'Orme'i  Planen  ausgeführt  wurden. 
Bekanntlich  führte  Heinrich  IV.  diese  Anlage  weiter  fort,  und  Ludwig  XIV,  liefs  sie 
unter  des  grofseu  Colberts  Leitung   vollenden. 


Die  vom  8ten  Septembr.  i56i,  also  17  Jahre  früher  als  die  Heraus- 
gabe des  Buchs,  datirte  Zueignungsfchrift  *),  ist  an  den  König  Karl  IX. 
gerichtet;  der  Verfasser  sagt  darin,  dafs  der  Vater  dieses  Königes,  Hein- 
rich der  Ute,  nachdem  er  die  Versuche  über  seine  neue  Erfinduno-  ^elb^t 
gesehen,  ihm  (dem  de  L'Orme)  anbefohlen,  ein  Buch  davon  zu  schreiben, 
welches  er  auch  so  gleich  zu  befolgen,  nicht  Anstand  genommen  habe; 
allein  durch  den  erfolgten  Tod  des  Königes  sey  die  Herausgabe  etwas 
verzögert  worden,  obgleich  aufserdem  viele  grofse  Herren  und  gelehrte 
Männer  ihn  ersucht  hätten,  die  Bekanntmachuno-  seiner  Erfinduno-  zu  be- 
scldeunigen. 

In  dieser  Zueignungsfchrift  führet  de  L'Orme  ferner  an,  dafs  Karl 
der  DC.  ein  grofses  Wohlgefallen  über  diese  Art  von  Dächern  bezeigt, 
und  ihm  daher  den  Auftrag  gegeben  hätte,  das  Schlofs  la  Muette  so  zu 
erbauen. 

In  der  Zuschrift  an  den  Leser  sagt  de  L'Orme,  dafs  die  Besoro-- 
oiifs,  woher  man  in  Frankreich  in  der  Folge  solche  starke  und  lan^p  Bau- 
hölzer nehmen  sollte,  als  man  bey  der  geAvöhnlichen  Zimmerarbeit  zu 
Balken,  Sparren  und  andern  Stücken  gebrauchte,  ihm  die  Veranlassung  ab- 
geben hätte,  auf  eine  Bauart  zu  denken,  bey  welcher  man  sich  allerkur- 
zen Stücken  Holz  bedienen,  und  also  der  grofsen  Bäume  entübrioet  seyn 
könne.  Als  er  mit  dieser  Erfindung  zu  Stande  gekommen  sey,  habe  er  bey 
dem  Scldosse  la  Muette  und  andern  Orten  die  Versuche  damit  gemacht, 
welche  vortreflich  ausgefallen  wären. 

Er  wisse  übrigens  sehr  wohl,  dafs  dreierlei  Arten  von  Menschen 
von  seiner  Erfindung  sprechen  und  sie  beurtheilen  würden.  —  Seine 
Freunde  würden  aus  Zuneigung  gegen  ihn,  alles  gut  heifsen;  die  Unwis- 
senden würden  so  wohl  Gutes  als  Böses  davon  sagen,  und  seine  Neider 
lasse  er  davon  urtheilen  was  ihnen  beliebte;  Er  hoffe  aber,  dafs  tugend- 
hafte, gute  und  friedfertige  Menschen  seine  Absicht  und  seine  Erirnduno- 
mit  Beifall  beehren  würden. 

*)  In  Sul'zers  Theorie  der  schönen  Künste,  wird  bey  den  Schriften  über  die  Baukunst,  unter 
dem  Titel:  Tratte  mr  la  moniere  de  binn  batir  et  a  peu  de  fraix  ,  par  Philihert  de  L'Orme, 
eine  Ocuv-  Ausgabe  (Paris)  vom  Jahr  1567.  angeführt,  zu  deren  Besitz  ich  aber  noch  nicht 
habe  kommen  küunen. 


Zwischen  dieser  Vorrede  und  dein  Texte  des  Buches  seihst  befindet 
sich  ein  lateinisches  Gedicht,  womit  ein  gewisser  Monlüc  die  Erfinduno- 
und  den  Erfinder  der  Bohlendächer  zu  verewigen  gesucht  hat.  Es 
wird  Niemanden  entgehen,  dafs  der  Ton,  in  welchem  dieses  Gedicht  von 
dem  Manne  und  seinem  Werke  spricht,  der  Sache  unangemessen,  und  his 
zur  Lächerlichkeit  ausfehweifend  und  ühertriehen  ist;  Weil  die  Verse  in- 
dessen doch,  trotz  ihrer  originellen  Plattheit  lehren,  mit  welchen  Augen 
man  diese  Erfindung  betrachtete,  so  habe  ich  es  nicht  für  ganz  überflüs- 
sig gehalten,  sie  hier,  nebst  einer  deutschen  Uebersetzung  einzurücken. 


In  novam  arcliitectandi  artem,    Antonü  Mizaldi  Monluciani 

Carmen. 

JJesine  miratrix  priscorum   fama  dierum 

Nunc  jaetare  tuos ,    et  celebrare  tua. 
Pone  supercilium,  ac  ereetas  deprime    ciistas. 

Ecce,  tuis  rebus  res  nova  major  adest. 
Quantumcunque  voles    mirare  inventa  tuorum 

ArtiHcum ,    est  sane  quod   lnage    suspiciam. 
Quantumcunque   voles  molem  mirare  stupendam 

Pyramidum,  est  sane  quod  mage  suspiciam. 
Quantumcunque  voles  mirare    palatia  Croesi 

Divitis ,    est    sane  quod  mage  suspiciam. 
Quantumcunque  voles   oibis  miracula  Septem 

Mirare,  est  sane  quod  mage    suspiciam. 
Quantumcunque  voles  miretur  Regia  Solis 

Piaeclara  ,  est  sane  quod  mage  suspiciam. 
Suspicio  hocce  novum  Regis  bonitate  repertum 

Inventum,  invento  quolibet  eximius. 
Suspicio  et  miror,  quod  tectis  Spbaerica  forma 

Aptetur,  nullis   cognita   temporibus. 
Suspicio  et  miror  lignorum  frustula  parva 

Posse   vel  ingenteis   aedificare  domos. 
Suspicio  mirorque  trabes,    et  crassa  tigilla, 

In  tectis  nullum  mox  liabitura  locum. 
Suspicio   magnas  parvo   componier  aedeis, 
Quas  aere  iunumero   condere  moris  erat, 


Aufser  den  vorhin  gedachten  von  de  L'Ortne  seihst  aufgeführten 
Dachern  dieser  Art,  ist  mir  indessen  ans  so  vielen  französischen  architek- 
tonischen Büchern,  die  mir  zu  Händen  gekommen  sind,  nicht  bekannt  gewor- 
den, dafs  dergleichen  Dächer  oder  Kuppeln  nach  de  L'Orme's  Grundsätzen 
weiter  als  auf  der  Halle  aux  hleds  und  auf  der  Halle  aux  draps  in 
Paris  erhauet  worden  wären.  Für  die  Geschichte  dieser  allgemein  nützli- 
chen Erfindung  ist  die  Vergessenheit,  worin  sie  so  lange  liegen  blieb, 
die  wenige  Erwähnung  derselben  und  die  so  seltene  Nachahmung  dieser 
Bauart  wirklich  merkwürdig.  Die  gröfsten,  ausführlichsten  und  vorzüg- 
lich practischen  Werke  schweigen  ganz  davon.  In  dem  durch  ganz  Frank- 
reich als  ein  Hauptbuch  gerühmten  Werke  des  Mathurin    Jousse  über 


F^nia!  verflossener  Zeiten,  und  alter  Werke  Verkündrin, 

Preise  mir  nun   deine  Alten  nicht  mehr! 
Lafs  deinen   thcirigten  Stolz,  lafs  deinen  Uehermuth  fahren! 

Vor  mir  erhebt  sich   ein    schönerer  Bau. 
Rühme  so  viel  wie   du  willst,   die  Thaten  deiner  Krfinder, 

Ich  bewundre  ein   glorreicher  Werk. 
Rühme  so  viel   wie  du  willst,    der  Pyramiden  Colosser, 

Ich   bewundre  ein   glorreicher  Werk! 
Rühme  so  viel  wie  du  willst  des  stolzen  Crösus  Palläste, 

Ich  bewundie  ein  glorreicher  Werk! 
Rühme  so  viel  wie  du  willst  die  sieben  Wunder    des  Weltalls, 

Ich  bewundie  ein  glorreicher  Werk! 
Rühme   so  viel  wie  du  willst  die  erhabene  Wohnung  der  Sonne, 

Ich  bewundie  ein  glorreicher  Werk! 
Ich  bewundie  ein  Kunststück,  das  unser  König  uns  schenkte, 

Gröfser  als  je  die  Erfindung  es  schuf! 
Dächer  von  sphärischer  Form  bewund're  ich,    künstliche  Dächer, 

Wie  noch  keift   Jahrhundert  sie  sah. 
Kleine  Holzer  bewundr'  ich,  mit  denen  der  Scharfsinn  des  Künstlers 

Mächtige  Häuser  zusammengefügt; 
Dicke  Balken    und  Sparren,    die  werden  bald  nun   auf  immer 

Aus  den  belasteten  Häusern  verbannt. 
Bald  eibau'n  wir  mit.  sparender  Hand  das   erhabne  Gebäude 
Das  sonst  fürstliche  Schätze  verzehrt. 


die  Zimmermannskunst  *)  und  in  andern  Büchern  dieser  Art  ist  nichts 
von  solchen  Verbänden  zu  linden.  Selbst  in  den  memoires  sur  les  objets  les 
■plus  importants  de  V  Ai  chhecture  von  Patte  (Paris  1769)  der  doch  eigentlich 
über  die  Construction  der  Gebäude  geschrieben  hat,  und  sich  dabey  öfters 
über  Verbesserungen  und  Anlagen  der  Bedachungen  ausläfst,  wird  der  Boh- 
lendächer  mit  keinem  Worte  erwehnt.  Der  Abt  .Lau gier  hat  in  seinen 
Anmerkungen  über  die  Baukunst  ein  eignes  Kapitel  über  die  Dächer  und 
ihre  verschiedenen  Arten,  aber  des  de  L'Örme  Erfindung  sucht  man  ver- 
gebens.  Auch  Blondel  führt  nichts  von  dieser  merkwürdigen  Sache  an, 
indem  er  doch  von  Philibert  de  L'Orrae  in  den  historischen  Abschnit- 
ten seines  grofsen  Architectur-Werkes  spricht;  und  auch  Felibien  über- 
geht diese  Sache  in  seinen  Schriften.  In  einer  von  Herrn  Cointeraux, 
Professor  der  Landbaukunst  in  Lyon,   im  vergangenen  Jahre  erschienenen 

Abhand- 

Suspicio  et  miror   Reguni  sublimia  tecta 
Arte  nova  fteri,    nobiliumque  domos. 
Miror  et  admiror  quam  dat  PHILIBERTUS  AB  VLMO 

Structuram,   antiquos   sie  latuisse  viros. 
Foelix  hoc  partu  nimium  es,  nimiumque  superba 

Gallia,  nam  nomen  tollit  ad  astra  tuum, 
Scilicet  haec  veteres  si  uossent,  non  retulissent 

Inventum  ad  coelos ,   artificemque  siinul ? 
Non  tliermas ,  circos  ,  areeis  ,    spatiosa  theatra , 

1'rompte  erexissent,  amphitheatra  quoque? 
Non  Caesar  ponteis  facili,  parvoque  labore 

Curasset  rapidis  condere  fluminibus? 
Non   Nero  struxisset  miranda  palatia?     Crassui 

Aedeis,  ut  dieunt,    de  meliore  nota? 
Haec  si  Vitruvius  seivisset  nobilis  ille, 

Et  quater  excellens ,   an  taeuisse  putas? 
Ergo,  miratrix  priscorum  Fama  virorum , 

JNe  jaetato  tuos ,  nee  celebrato  tua. 


*)  Noch  im  Jahre  1751  besorgte  de  la  Hire  eine  neue  Auflage  dieses  Werks  (Paris  Fol.)  mit 
schönem  Drucke  aber  schlechten  Holzschnitten.  Ueberhaupt  dürften  wir  dieses  oft  ge- 
rühmte Buch  wohl  in  vieler  Hinsicht  sehr  mangelhaft  finden,  und  demselben  in  Teutsch- 
land manches  ausfuhrlichere  und  unterrichtendere  Lehrbuch   entgegenstellen  können. 


Abhandlung,  betitelt:  Les  erreurs  de  mon  siede  sur  Vagricuhure  et  sur  lei 
arts,  N°.  1.  S.  8.  -werden  aber  dergleichen  Dacher  zu  Trockenschauern 
vorgeschlagen  und  dabey  gesagt,  dafs  Philibert  de  L'Orme  dieses  vor- 
trefliche  Zimmerwerk  erfunden,  dafs  aber  der  verehrungswerthe  Mann 
damit  auf  dein  schönen  Wege  stehen  geblieben  wäre ;  indem  er  als  Bau- 
meister von  Königen  und  grofsen  Herren,  seine  Erfindung  nur  bey  Schlös- 
sern angebracht  habe,  und  nicht,  so  wie  es  doch  sehr  ayoIiI  anginge  und 
die  neuere  Anwendung  derselben  zeigte,  bey  bürgerlichen  und  bey  Land- 
gebäuden *). 

Es  wird  nicht  überflüssig  seyn  bey  diesen  historischen  Nach- 
richten über  die  de  L'Or  mische  Erfindung,  einer  ähnlichen 
Constructionsart  zu  erwähnen,  -welche  Palladio  um  die  Zeit,  da  de 
L'Orme   mit   seiner   Erfindung;   und   der   Ausübung;   derselben   bereits    in 


Königs -Palläste,   und  stolze  Häuser  der  Grofsen  und   Reichen 

Steigen  jetzt  leichter  empor  in  die  Luft. 
Ahndete  wohl  ein  Alter,  was  I'hilibertus    de    L'Orme 

Unser  erstauntes   Jahrhundert    gelehrt? 
Freue  dich  dieses  erhabenen  Geschenks,  deinen  Namen  o  Frankreich! 

Hebt  es  bis   zum  Himmel  hinauf! 
Warst  du  bey  Römern  und  Griechen  mit  diesem  Kunstwerk  erstanden, 

O  "wie  eilte  dein   Ruhm  durch    die  Welt, 
O  wie  würden  dir  Säulen,  und  Tlätze,  und  weite  Theater, 

Und  Obelisken  und  Tempel    geweiht! 
Ueber  reifsende  Flusse   die  sichre  Brücke  zu  schlagen, 

Riefe  der  siegende  Cäsar  dich   auf: 
Ungeheure  Palläste"dem  schwelgenden  Nero  zu  gründen, 

Wäre  dein  rühmliches    tägliches  Loos. 
Und  wie  hätte  Vitruv,  der  edle,   der  trefliche  Lehrer, 

Weihrauch  deiner  Erfindung  gestreut! 
Drum  verflofsner  Zeiten,  und  alter  Werke  Verkund'rin, 

Fama,  nun  preise  die  Alten  nicht  mehr. 


*)  Herr  Cointeraux  hat  hier  einigermafsen  Unrecht,  indem  de  L'Orme  selbst  anführet,  dafs  er 
bei  dem  Schlosse  d'Anet  ein  Vorrathshaus  (un  grenier  ou  cellier)  mit  einem  Bohlendache  be- 
deckt habe,  welches  aber  wegen  seiner  Geräumigkeit  nachher  zu  einem  Ballhause  gebraucht 
worden  scy.  So  hat  de  L'Orme  auch  auf  ganz  gewöhnliche  Wohnungen  öfters  mit  Rück- 
sicht genommen. 

B 


—       io       — 

Frankreich  beschäftigt  war,  in  Italien  ausführte.  Sie  findet  sich  bey 
einem  der  ersten  großen  Gebäude,  welche  Talladio  anlegte,  nehmlich 
über  dem  grofse»  Saal  der  Basilika  zu  Vinzenza,  die  dieser  Baumeister 
überhaupt  der  ganzen  Anlage  nach  unter  seine  besten  Arbeiten  zahlt  und 
mil  besonderer  Vorliebt  neben  alle  alte  Werke   dieser  Art  gesetzt  wissen 

will  *). 

Der    grofse    Saal    der    Basilika,     welcher    t5o     Fufs     lang    und    5g 
breit  ist,    lie^t    über  einer    c5   Fufs    10    Zoll    hohen   Beihe    von    Gewölben 
und     wird     von    gewölbten    Gallerien     umgeben.        Die    hier    beygefügte 
UXKupf.  Abbildung  des  Durchschnittes  und  eines  Theils   des  Plans  giebt  die  Gestalt 
der    kuppeiförmigen    Bedeckung    zu    erkennen,     welche    über    die    ganze 
Breite    dieses     grofsen    Zimmers,     ohne    durchgehende   Balkenverbindung, 
auf   die   hohen,    eben    nicht    starken  Umfassungsmauern   des  Saals  gesetzt, 
und   an    den    beiden   schmalen  Seiten    mit   "Wähnen    versehen  ist.      Dieser 
Bau    ist    durcli    die    darin    licrscliende    Itulndi-eit    an    sich    sehr    merkwür- 
dig    und   wird    es   hier    noch    mehr    dadurch,    dafs  dabey  eine  in  Rück- 
sieht     auf    das     Ganze    ähnliche    Idee,     als    die     des    de    L'Onne, 
durch    Palladio    ausgeführt    wurde.       Vielleicht    dafs    er   auf  diese    Idee 
etwa    durch    Modelle    oder    durch     Zeichnungen,     deren     weite     Versen- 
dung   de    L'Onne    in    seinem    Werke    (Euch    1.    Cap.    3.)    anfahrt,    oder 
durch    de   L'Orms    selbst,     der    damals    schon    Italien    durchreiset   hatte, 
(man   sehe  das  £6te   Kapitel   seines    ersten  Buchs)    oder   durch    den    Werk- 
meister   Jean    (der   dem   Palladio    bey    diesem    Gebäude  sehr  zur  Hand 

cr^o-an^en  seyn  soll,  und  vielleicht  die  Erfindung  des  de  L'Onne  kenn- 
te   ö        O  J 

te)  o-eleitet  wurde.  Indefs  hat  übrigens  Palladio's  Werk  mit  den  eigent- 
lichen Bohlendächern  nur  die  Gestalt  im  Ganzen  gemein.  Die  Sparren 
seiner  Verbindung  sind  keinesweges  von  dünnen,  leichten,  oder  stück- 
weise zusammengesetzten  Bohlen,  welches  die  de  L'O mische  Dächer 
eigentlich  von  den  anderen  Constructionen  unterscheidet,  sondern  von 
krummgehauenen   Hölzern,     die    von    aufsen    mit    Bleyplatten    abgedeckt 

*)  Man  sehe  das  2ote  C.ip.  des  3ten  Buchs  seiner  architectonischcn  Schriften.  Ausführlich 
findet  man  die  Beschreibung  und  Geschichte  dieses  Baues  in  der  neuen  Ausgabe  der  Ea- 
timens  etc.  de  Andre  Faladio.  (grofs  Toi.  Yicence  1736.    4  Thcile;. 


11 


und  von  innen  bekleidet  sind;  und  man  wird  sich  auch  leicht  erinnern, 
dafs  Palladio  (so  wie  er  selbst  nicht  einmahl  diese  Bedeckung  der  Ba- 
silika als  etwas  sehr  sonderbares  anführt)  in  seinen  Schriften  nirgend 
von  dergleichen  Bohlen -Dächern  handelt,  —  um  seine  Kuppel -Verbin- 
dung nicht  mit  der  eigentlichen  Erfindung  jener  Bauart  zu  verwech- 
seln. —  So  werden  diese  Verbindungsarten  auch  bey  einer  in  den  An- 
zeigen der  Leipziger  Oekonomischen  Societät  *)  stehenden  Vergleichung 
der  Dächer  des  Hrn.  Krubsacius  mit  anderen  altern  und  neuern  Dach- 
arten, hierin  von  einander  unterschieden;  indem  zuerst  der  Bedeckung  auf 
der  Basilika  zu  Vinzenza  und  der  zu  Padua  gedacht  wird,  „wo  blofs  die 
„krummgehauene  Sparren,  ohne  Riegel  und  Bänder,  eine  Kuppel 
„formiren  **),  welche  aber  nach  der  Zeit  zugleich  durch  starke  eiserne 
„Bänder  befestiget  werden  müssen ;  nächstdem  aber  wird  die  Kuppel  auf  der 
„Halle  aux  bleds  in  Paris  angeführt,  welche  ohne  innere  Verbindung,  blofs 
aus  Brett -Bögen   besteht,   die  mit  Keilen  zusammen  befestiget  sind. 

Die  hier  erwähnte  Dachverbindung  zu  Padua  befindet  sich  eigent- 
lich über  dem  grofsen  Audienz-Saal  (il  Salo7ie)  des  dortigen  Rathhauses, 
welcher  ein  länglich  verschobenes  Viereck,  von  116  Schritte  lang  und  38 
Schritte  breit  seyn  soll  ***).  Volk  mann  f)  giebt  bestimmter  die  Länge 
auf  000  Fufs,  die  Breite  auf  100,  und  die  Höhe  im  Lichten  eben- 
falls auf  100  Fufs  an.  Indefs  gehört  diese  Consiruction  schon  in  spä- 
tere   Zeiten,     da    der    berühmte    Mechanikus    Bar tholomaeus    Ferra- 

B  2 

*)   Ostermesse    1794-    Seite  74. 

*')  Einfache  und  verdoppelte  Verbände  von  kl'ummgewachseuen  oder  krummgehauenen  Bau- 
hölzern,  zu  Kuppeln,  über  Sälen  etc.  waren  schon  lange  in  Gebrauch,  und  die  Franzosen 
haben  sich  derselben  lange  und  oft  bedient;  auch  in  gewöhnlichen  Dachverbindungen  machte 
man  oft  die  liegende  Stuhlsäulen  (Jambes  de  force)  aus  solchen  krummen  Hölzern,  wie  man 
in  Profilen  französischer  Gebäude  findet.  Kuppeln  von  krummen  Sparrwerken  aber  inneren 
und  kostbaren  Verbindungen  findet  man  in  Schüblers  Zimmermannskunst,  im 
Reufs  u.  s.  v*'.  Alan  erinnere  sich  auch  an  die  grofse  äufsere  Kuppel  auf  der  grofsen  Pauls- 
Lirche   in  London,  und  an  andere  grofse  Gebäude   der  Art. 

***)  Man  sehe  des  Grafen  von  Stollberg  Preisen,  /jter  Band  pag.  35g.  Hier  heifst  es:  „dieser 
„Saal  ist  mit  einem  getäfelten,  oben  scharf  zulaufenden  Dache  gedeckt." 

f)  Nachrichten  von  Italien  ^ter  Theil.  pag.  655, 


12  — 

cini  *)  dieselbe  ausführte,  nachdem  die  vorige  alte  Gewölbdecke  des  Saals 
im   Jahr  1756  durch  einen  Sturm  eingestürzt  ward. 

In  Rücksicht  auf  die  neuern  Fortschritte  der  de  L'Ormis  eben 
Bauart  schalte  ich  hier  nun  einige  Nachrichten  über  diejenigen  Gebäude 
in  Paris  ein,  bey  welchen  sie  von  neuein  in  einer  merkwürdigen  Gröfse 
ausgeführt  -wurde. 

Die  Halle  aux  Bleds  in  Paris  (Ja  nouveüe  Halle)  im  Quartier  St.  Eu- 

stache,  wurde  durch  den  Königl.   Architekten   Hrn.   le    Camus    de   Me- 

zieres,  auf  dem  Territorio  des    alten   Hotel    de   Soissons    angelegt.       Der 

umständlichen  Beschreibuno;  der  ganzen  Anlage  darf  icli   mich    hier  über- 

heben,   da  ich  die  Abbildung  des  Grundrisses,    nach  einem  mir  durch  die 

Güte    des    Hrn.    Geheimen   Raths  Langhans    zugekommenen   Plan,    dem 

I.  Kupf.  Leser  hierbey  vorlege  **).       Auf  eben  diesem  Plan,    welcher  zugleich  die 
Blatt.  , 

Grundlegung  des   ganzen   Platzes   und   der    anstofsenden    Strafsen    darlhut, 

befindet  sich  auch  der  Aufrifs  der  bekannten  Säule,  welche  Catharine 
von  Medicis  durch  den  Arclütect  Bullant  errichten  liefs.  Sie  ist  das 
letzte  Ueberbleibsel  des  alten  Hotel  de  Soissons,  welches  Bullant  eben- 
falls gebaut  hatte,  und  das  jenem  neuen  Bau  den  Platz  räumen  mufste. 
Die  Entreprenneurs  wollten  auch  diese  Säule  eben  zerstören,  als  der  we- 
gen seiner  Kunslliebe  so  gerühmte  Mr.  de  Bachaumont  sie  durch  ein 
Kaufgeld  von  1800  Livres  ihren  Händen  entrifs,  und  nachher  der  Stadt 
als  ein  olYenthches  Monument  überliefs.  Sie  ist  für  die  Baugeschichte  der 
neuen  Halle  aux  bleds  dadurch  wichtig,  dafs  man  zuerst  das  Project  fafste, 
auf  diese  Säule  einen  Sonnenweiser  zu  setzen  und  sie  zum  Mittelpunkt 
des  neuen  Zirkel-Gebäudes,  seines  runden  Platzes  und  seiner  Zugänge  zu 
machen.  Aber  diese  Idee  ging  nicht  durch  und  die  Verfasser  der  Eucy- 
clopedie  methodique  ***)  sagen  hierüber:  „c'est  wie  chose,  assez  ewieuse!  ce 
„qui  de voit  faire  le  centre  du  Diunietre,  n'est  devenu  qu'un  poinc  de  la  circon- 

*)  Nachrichten  über  denselben  giebt  Volkmann,   5ter  Theil  pag.   664. 

**)  Dieser  Plan  ist  von   C.    Poullean   gestochen,    und   scheint   mit   dem   Projekte   selbst  von 

gleichem  Alter  zu  seyn. 
*"•)  Section  iVArcliitecture.     Im  Artikel:   Bullant,   woselbst   eine    umständliche   Beschreibung 

dieser  Säule  zu  finden  ist. 


—•i3       — 

,/erence.  —  —  Ce  monument  est  mal  adroitement  e/igagc  dans  les  murs  de 
„la  nouvelle  Halle.  —  Un  sentiment  de  pitie  plus  que  d'estime  permic  a  cette 
xolonne  isolee,  de  s'adosser  contre  les  nouveaux  baiimens ,  et  de  se  cacher  a 
,  leur  ombre.  Sa  tete  seule  jouit  le  regard  du  soleil  et  ßxe  ceux  des  passans 
„par  un  cadran  circuledre  qui  la  defigure.  Son  socle  est  deveuue  wie  fontai- 
„ne  etc.  *).  lndefs  wenn  dieses  Projekt  auch  zu  Stande  gekommen  -wäre, 
so  würde  die  nachherige  Veränderung  der  neuen  Halle  den  Zweck  dessel- 
ben doch  vereitelt  hauen.  Das  Gebäude  selbst,  -welches  den  innern  run- 
den Hofraum  mnschlofs ,  -war  zur  Aufbewahrung  des  Getreides  zu  klein , 
und  man  bediente  sich  der  Aufführung  einer  aus  Bohlen  construirten  Be- 
deckung nach  de  L'Orme's  bis  dahin  ganz  vergessenen  Vorschlägen,  um 
den  ganzen  Raum  nutzbar  zu  machen.  In  dem  Almanac  Parisien  pour 
Tannee  1788  pag.  201.  u.  s.  av.  befindet  sich  folgende  nähere  Nachricht  von 
diesem  Unternehmen: 

,,Das  Gewölbe  des  Getreidehauses  ist  in  Form  einer  Kuppel  kon- 
„slruiret,  welche  den  ehemaligen  Hof  dieser  Halle  gänzlich  bedeckt;  durch 
„dieses  Mittel  ist  der  diesem  Gebäude  wegen  seiner  Kleinheit  mit  Recht 
„gemachte  Vorwurf  gehoben  -worden,  und  es  trägt  diese  neue  Construc- 
„tion  unendlich  vieles  zur  Schönheit  des  Gebäudes  bey.  Die  Kuppel  ist 
„120  Fufs  im  Durchmesser,  und  ihre  Höhe  vom  Fußboden  bis  an  den 
„höchsten  Punct  der  Kuppel,  welche  eine  Kalbkugel  von  60  Fufs- Radius 
„bildet,  beträgt  100  Fufs.  Die  Kuppel  ist  blofs  von  kiehnen  Bret- 
„tern,  von  ein  und  einem  halben  Fufs  breit  und  einem  Zoll 
„dick  zusammengesetzt." 

„Die  Kuppel  hat  24.  Ausschnitte,  welche  von  der  oben  im  Mittel- 
„punet  angebrachten  Oefnung,  von  24.  Fufs  im  Durchmesser,  als  leuchten- 
de Strahlen  ausgehen  und  mit  Glasfenstern  versehen  sind." 

„Das  Innere  der  Kuppel  ist  mit  dünnen  Brettern  {Foliges)  getäfelt, 
„die  so  wohl  geordnet  sind,  dafs  sie  vollkommen  das  Ansehen  der  Ge- 
„wölbsleine  haben. 

*)  Auf  den  alten  Abbildungen  des  Hotel  de  Soissons  sieht  man  diese  Säule  über  den  Pallast, 
in  dessen  Hofe  sie  stand,  hervorragen.  Auf  dem  angefühlten  Iten  Kupfer -Blatte  ist  sie  in 
ihrer  jetzigen  Situation  dargestellt  worden. 


—     1+     — 

„Diese  Kuppel  ist  nach  den  Zeichnungen  der  Baumeister  Herren 
„le  Grand  und  Molinos,  durch  den  Tischlermeister  Herrn  Roubo,  den 
„Sohn,  der  schon  durch  viele  Werke  von  seiner  Kunst  bekannt  ist,  ausge- 
„führet  worden"  *). 

„Die  eiserne  Laterne,  welche  die  vorerwähnte  obere  Oefnung  be- 
deckt, hat  der  Schlossermeister  Herr  Coutou  nach  den  Zeichnungen 
„der  vorlüngenannten  Architekten  bewerkstelliget.  Die  schöne  Ausfüh- 
rung derselben  zieht  die  Augen  aller  Kenner  auf  sich.  Oben  im  Mittel- 
„puncte  der  Kuppel  ist  eine  Rose  angebracht,  welche  auf  einem  in  der 
„Halle  befindlichen  Quadranten  die  Veränderungen  des  Windes  bezeichnet." 

Zu  der  innern  Verbesseruns;  und  Nutzbarkeit  des  Gebäudes  gehö- 
ren  auch  die,  durch  die  Herren  le  Grand  und  Molinos  erfundene 
Echafautagen  oder  Gerüste,  welche  mit  einer  besondern  Geschicklichkeit 
und  Leichtigkeit  ausgeführt   sind. 

Die  Construction  des  massiven  Umfangsgebäudes,  dessen  Durch- 
I.  Knpf.  schnitt  ich,  nach  dem  oben  angeführten  Plane,  biebey  gebe,  ist  ebenfalls 
merkwürdig.  Nicht  allein  das  untere  Geschofs  ist  gewölbt,  sondern  auch 
das  Dach  dieser  Böden  ist  eine  massive  Gewölbe-Cortstruction,  welche  mit 
einer  doppelten  schieferfarbig  angestrichnen  Ziegelbedeckung  belegt  ist, 
und   mit  grofsem  Fleifs  völlig  wasserdicht  ausgeführt  worden  seyn  soll. 

Pa  tte  handelt  ausführlich  von  dem  Nutzen  dieser  gemauerten  Dächer 
(combles  biiquetes)  und  führt  (S.  53  seiner  Memoires)  namentlich  diese  über 
die  Halle  aux  bleds,  und  bey  einigen  andern  Gebäuden  vorhandene,  in 
Absicht  ihrer  Dauer  und  Feuersicherheit  sehr  nachahmungswerthe  Dächer 
an.  Auch  Laugier  in  seinen  Anmerkungen  über  die  Baukunst,  rühmet 
diese  Bauart  und  klagt  darüber,  dafs  sie  so  wenig  angewendet  wird.  Er 
eifert  zugleich  über  die  Nachlässigkeit  und  das  Widerstreben  bey  neuen 
Erfindungen.  In  den  nützlichen  Künsten,  sagt  er,  findet  das  Neue  un- 
endliche Hindernisse,  ehe  es  eingeführet  wird;  so  ist  es  aber  nicht  bey 
den  Neuerungen,  deren  Gegenstand  die  Ueppigkeit  ist.  Jene  Erfindun- 
gen geralhen  wegen  der  eigensinnigen  und   hartnäckigen  Vorurtheile  bald 

DD  D  O  Cj  ^J 

*)  Er  ist  Verfasser  eines  Werks,  beutelt:  l'art  du  Jllenuisier  etc.;   auch  besitze  ich  von  ihm  ein 
Buch:   Tratte  de  la  construction  des   Theatres  et  des  Machines  theatrales.     Paris  1777.  Fol. 


—      i5      — 

nieder  in  Vergessenheit.     Um  damit  durchzudringen,  mufs  man  aber  dem 

Geschrei  des  grofsen  Haufens  Trotz    bieten,    und    sieb    über   die    mcbtsbe- 
deutenden   Spöttereyen  der  Unverständigen  wegsetzen. 

Die  Halle  aux  bleds,  das  erste  Werk  nach  der  so  lange  m  Verges- 
senheit geratenen  Constructionsart,  wurde  zugleich  dem  Erfinder  zu 
einem  ehrenvollen  Denkmahl  geweihet.  Das  Innere  dieses  Gebäudes  ist 
„ehxnhch  mit  den  Büsten  und  Medaillons  der  Könige  Ludwig  XV  und 
Ludwi"  XVI  des  Herrn  le  Noir,  General -Intendanten  der  Pohzey, 
und  des°Philibert  de  L'Orme,  als  dem.Erfinder  dieser  Art  von 
Kuppeln,  verzieret.  Die  Büsten  sind  von  dem  Konigl.  Bildbauer  Hm. 
Roland,  und  unter  selbigen  befinden  sich  Inschriften,  welche  die  Epo- 
che der  Erfindung  dieser  neuen   Construction   in  Frankreich 

Der  Verfasser    des    Foyageur   de   Paris    {aunee    i785)ä    welcher   auch 

i  t  /^«l.^iirl.-s   «iebt     sa^t:  on   a  d'obligation  a 

eine  ähnliche  Beschreibung   d.eses   Gebäudes  &ie.,c,     .^i.  0 

M  M.  le  Grand  et  Molinos ,  Architectes ,  gut  ont  imagini  ceue  nouvelle  cou- 
pole,  £avöir  Lire  de  Voubli  le  procede  Ingenieur  et  economiaue 
inventepar  Philibert  de  L'Orme,  Arckltect  de  Henri  II,  et  de  l  a- 
voir  emploje  dans  cette  construccion  hardie  et  extraordinaire.  —  Alle  Be- 
schreibungen und  Augenzeugen  stimmen  in  dem  Lobe  dieses  merkwürdi- 
gen Gebäudes,  welches  ein  Muster  in  dieser  Art  seyn  soll,  überein,  und 
SO  erwehnt  auch  Herr  Woltmann  im  aten  Bande  semer  hydraulischen 
Architectur,  i794,  *ter  Band  S.  i7,  desselben  mit  folgenden   Worten   eines 

Franzosen: 

,  Cest  le  Temple  de  Ceres,  dont  les  Fees  semhlent  avoir  cte  les  Architectes. 
Leider  kann  ich  zu  diesen  Nachrichten  kein  näheres  Detail  von 
dem  Innern  des  Verbandes  selbst  beyfügen,  weil  wenig  specielles  davon 
in  Teutschland  bekannt  geworden  ist;  und  ich  führe  nur  noch  nach  eim- 
„en  authentischen  Versicherungen  an,  dafs  des  regierenden  Fürsten  von 
Dessau  Durchlaucht  einen  Theil  des  Verbandes  in  Modell  mit  aus  Paris 
gebracht  habe  und  noch  besitze. 

Neben  der  Abbildung  des  Aeufseren   der   Halle    aux   bleds,    welche 
nach  einem  Französischen  Kupferblatt   beygefüget   ist,   befindet   sich   auch  Mgl 


—       iG       — 

l.  Kupf.  eine,  aus  dem  oben  erwähnten  Almanac  Parisien  entnommene  äufsere  Vor- 
Stellung  der  Halle  aux  draps,  von  -welcher  ich  aber  keinen  ausführlichen 
Plan  habe  bekommen  können. 

Dieses  Gebäude,  welches  zu  zwey  Niederlagen,  eine  für  den  Tuch-, 
und  die  andere  für  den  Leinewand -Handel  dient,  und  von  neuem  an 
die  Stelle  eines  alten  verfallenen  Gebäudes,  aufgeführt  wurde,  ist  ebenfalls 
nach  dem  Plan  der  Herren  le  Grand  und  Molinos  angelegt. 

Die  beiden  genannten  Hallen  liegen  in  einem  länglichen  Viereck 
und  unter  einer  Bedachimg  gegeneinander.  Der  Verfasser  des  Almanac  Pari- 
sien giebt  diese  Länge  des  ganzen  Gebäudes  auf  400  Fufs  an;  leider  aber 
wird  nichts  von  der  Breite  erwähnt,  -welche  hier  doch  besonders  -wichtig 
ist,  da  die  Bedeckung  der  Tiefe  nach,  in  Gestalt  eines  Tonnen -Gewölbes 
über  das  Gebäude  gespannt  ist.  Um  ungefähr  aus  dem  Verhältnisse  der 
vorliegenden  Abbildung  zu  schliefsen,  so  -würde,  -wenn  man  die  Weite  des 
Thorwe^s  etwa  zu  9  Fufs  annimmt,  die  Breite  des  Ganzen  beynahe  gegen 
6c  Fufs  betragen. 

Dieses  Bohlendach   ist   übrigens,    obgleich    in    einer  andern   Form, 
nach  eben  der  Art  -wie  die  Flalle   aux  bleds  construirt   und   -wird  von   5o 
darin  angebrachten  Fenstern  erleuchtet.     Aus  einem  von  Garree  (1790)  zu 
Paris  gestochnen  Kupferblatte  von   der  Fontaine  des  Innocents,  hinter  wel- 
cher man  die  Halle  aux  draps  erblickt,  sehe  ich,    dafs    der   Forst  des  Bo- 
gendaches   oben  sattelförmig  und  spitz  zuläuft,  -welches  auf  der  angeführ- 
ten Abbildung  nicht  ausgedrückt  ist.  —     Von    der  äufsern  Bedeckungsart 
dieser  Kuppel  habe  ich   bis  jetzt  ebenfalls   noch   keine  Nachricht  erhalten 
können  (die  icli  aber  nebst  mehreren  Notizen  über  diese  Gebäude  erwarte). 
Im  Innern    ist   eine    breite   Treppe   mit    doppelten   Aufgängen,     und    rund 
herum   sind   zweckmässig    eingerichtete    Schränke    zu    Verschliefsung    der 
Waaren  angelegt. 

Man  hätte  in  Frankreich,  bey  früherer  und  ausgebreiteterer  Anwen- 
dung dieser  schönen  Erfindung,  gewifs  manche  Anlage  dadurch  mit  grö- 
fserer  Leichtigkeit  und  geringerem  Kostenaufwande  ausführen  können.  Wie 
geschickt  sind  diese  Constructionen  zu  Anlagen  grofser  öffentlicher  Ver- 
sammlungsörter,  zu  Kirchen  etc.  wozu  selbst  de  L'Orme  schon  Anschläge 

gab» 


—       i7       — 

gab,  und  die  wir  jetzt  oft  mit  einer  schwerfälligen,  oder  wenigstens  ver- 
schwenderischen Holzverbindung  angeordnet  sehen.  Des  de  L'Orrae 
ganze  Idee  war  im  Grunde  so  einfach,  dafs  man  glauben  sollte,  sie 
hätte  jeden  Tag  und  bey  jedem  Bau  von  neuem  erfunden  und  angewen- 
det werden  müssen.  Offenbar  ist  in  den  mehresten  Fällen  bey  dieser 
Bauart  auch  durcbaus  nichts  Gefäbrliches  oder  Gewagtes,  wenn  man  die 
gekünstelte  Verwegenheit  der  Häng-  und  Sprengwerke  über  grofsen  Ge- 
bäuden dagegenhält.  —  Es  scheint  sogar  als  hätte  man  das  Gewagte 
und  die  Schwierigkeiten  lieber  gesucht,  als  nahliegende  und  einfache  Mit- 
tel angewendet. 

Es  Averden  dem  geneigten  Leser  hier  mehrere  grofse  Gebäude  die- 
ser Art  in  Frankreich  u.  s.  w.  beyfallen.     Auch  in  Anlagen  minderer  Grofse, 
wo  gerade  das  Leichteste  das  Zweckmäfsigste    gewesen   wäre,     erkünstelte 
man  verwickelte  Verbände.      So  über  Reitbahnen,    Ballhäusern,  Sälen  etc. 
Die    Bedeckung,    -welche    le    Camus    über    den    121   Toise    weiten    runden 
Kuppel -Saal  im  Colisee  zu  Paris,  seinem  Meisterwerke    in    Rücksicht   auf 
die  Disposition,  anordnete,  hätte  mit  einer  viel  gröfsern  Leichtigkeit  aus- 
geführt werden  können,  als  uns  die  Abbildungen  *)    dieses  Gebäudes  zei- 
gen, und  so  mehr  andre  Gebäude  dieser  Art.      Der  berühmte   runde  Saal 
in  Ranelagh    Garden    zu  London   hätte   durch    eine    einfache    Bolden- 
Construction  vielleicht  ein  viel  reizenderes   Ansehen    erhalten  können   als 
er  jetzt  hat.      Er  hat  i5o  Fufs  im  Durchmesser;    die  Abbilduno-  desselben 
zeigt  von  innen  eine  platt -gerundete,  in   der   Mitte   durch    einen    Unter- 
bau gestützte  Decke,   und  von   aufsen   ein   übel   gestaltetes  Dach.   —     In 
England,  wo  so  viel  grofse  besonders  öffentliche  Gebäude  ausgeführt  wor- 
den sind,  scheint  die  Bauart  der  Bohlendächer    so    wie    überhaupt   in   an- 
dern Ländern,   entweder  wenig  Beifall  gefunden  zu  haben,    oder  welches 
•wohl  wahrscheinlicher  ist,  nicht  eigentlich  bekannt  geworden  zu  seyn. 

Alle  architectonische  Schriftsteller  und  selbst  die  vorzü «liebsten 
Französischen  Baumeister,  wie  bereits  oben  erwähnt  worden,  übersehen 
diese  wichtige  Sache  mit  Stillschweigen. 

')  Man  hat  davon  eigene  Beschreibungen  und  Kupferstiche. 


—     Iö     — 

Wir  ■würden,  wenn  sie  früher  im  Gange  gewesen  wäre,  auch  frey- 
lich in  Teutschland  weniger  kunstreiche  und  an  sich  allerdings 
sehr  merkAvürdige  Werke  der  Zimmermannskunst  zu  bewundern  ha- 
ben; aber  wir  würden  gewifs  dagegen  an  grofsen  und  nützlichen  Anlagen, 
wozu  die  Bohlendächer  vorzüglich  dienen,  bey' weitem  reicher  seyn  kön- 
nen, an  der  kühnen  mit  Leichtigkeit  verbundenen  Geschicklichkeit  viel- 
leicht mehr  Vergnügen  und  Lob  haben,  und  bey  manchem  grofsen  Werke, 
welches  den  Grund  des  Ruins  schon  in  sich  selbst  trägt,  tms  der  Hoffnung 
eines  verlängerten  Besitzes  erfreuen.  — 

So  würden  wir  durch  eine  frühere  Anwendung  dieser  Bauart  an 
vielen  älteren  Gebäuden  und  Kuppeln  unserer  Hauptstadt,  eine  Menge 
künstlicher  Balken,  Streben  und  Bänder  erspart  und  als  überflüssige  Last 
den  Mauern  abgenommen  sehen. 

Aber  es  haben  sich  nun  einige  teutsche  Baumeister  unserer 
Zeit  und  namentlich  in  Berlin,  den  Ruhm  erworben,  diese  Bauart  ihrem 
Vaterlande  bekannt  zu  machen  und  mit  thätigem  Eifer  zum  öffentlichen 
Nutzen  auszuüben. 

Ich  werde  in  der  Folge  Gelegenheit  nehmen  einige  Nachrichten 
dem  beyzufügen,  was  über  die  Werke  und  Bemühungen  dieser  vereh- 
rungswürdigen Männer,  welche  dadurch  wirklich  eine  eigene  Epoche  in 
die  Geschichte  der  vaterländischen  Baukunst  gebracht  haben,  bereits  be- 
kannt ist,  und  ich  mache  es  mir  zu  einer  angenehmen  Pflicht,  ihnen 
hiermit  zugleich  ein  Denkmal  zu  stiften  und  ihnen  einen  öffentlichen 
Dank  zuzubereiten. 

Nach  einem  vorläufigen  und  allgemeinen  Begriff  von  den  Bohlen- 
dächern  werde  ich  zuvörderst  die  eigentliche  Constructionsart  derselben 
nach  der  Anweisung  des  de  L'Orme  mittheilen,  dann  aber  dieje- 
nigen Beispiele  erwähnen,  welche  bereits  in  Berlin  aufgestellt  worden 
sind,  und  das  Detail  der  dabey  angebrachten  Verbindung,  die  weniger 
umständlich   ist  als   die    des    de  L'Orme,  beschreiben. 

Die  Bohlendächer  haben,  wie  schon  bekannt,  sphärische  oder  aus- 
wärts gerundete  Sparren,  welche  von  doppelten  oder  dreifachen  Brettern 
dergestalt  zusammengeschlagen  sind,  dafs  die  Fugen  oder  die  Zusammen« 


—       19       ~ 

schnitte  der  hiezu  benöthigten  nur  5,6,  bis  7  Fufs  langen  Brettstücke, 
nicht  aufeinander  treffen ,  wie  sich  nachher  weitläufiger  zeigen  wird. 
Diese  Brettstücke  kreiden  in  eben  der  Art  zusammengenagelt,  wie  die 
Kränze  bey  den  Mühlenrädern,  und  formiren  solchergestalt  die  Sparren, 
welche,  wie  gewöhnlich,  von  beiden  Seiten  gegeneinander,  und  mit  ihren 
obern  Enden  in  eine  Bohle,  die  bey  gerade  fortlaufenden  Dächern  längst 
der  Forst  befindlich  ist,  einges teilet  sind. 

Aus  der  Zergliederung  der  gewöhnlichen  Dächer  ist  bekannt,  dafs 
alle  Verbindungen  nach  der  Breite  der  Dächer,  als  die  Kehl-  und  Hahnen- 
Balken,  die  Spannriegel,  und  bey  liegenden  Stühlen  zum  Theil  die  Stühle 
selbst,  auch  die  dazwischen  angebrachten  Kreuzbänder,  keinen  andern  Zweck 
haben,  als  das  Einbiegen  der  gewöhnlichen  Sparren  zu  verhüten. 

Theorie  und  Erfahrung  lehret  aber,  mit  welcher  aufserordentlichen 
Kraft  ein  auf  die  hohe  Kante  gestelltes  Brett  sich  einer  jeden  Last  wider- 
setzt, die  solches  zu  biegen  oder  zu  zerbrechen  trachtet  *). 

Da  nun  bey  den  Bohlendächern  der  Last  der  Eindeckun°-  so- 
wohl, als  einer  jeden  äufseren  Kraft  der  Sturmwinde  nicht  nur  diese  in- 
nere Festigkeit  der  auf  die  hohe  Kante  gestellten  Hölzer  entgegengesetzt, 
sondern  der  Widerstand  noch  durch  die  bogen-  oder  «rewölbförmi^e 
Figur  der  Sparren  vermehret  wird,  so  ist  klar,  dafs  aller  Querverband 
bey  diesen  Dächern  völlig  wegfallen  kann.  Die  Verbindung  nach  der 
Länge  aber  wird  durch  die  an  den  Enden  der  Gebäude  anzubringende 
Wallmen-Seiten  auf  das  vollkommenste  bewerkstelliget,  wozu  noch  die 
Haltung  kömmt,  welche  die  Latten  und  einige  unter  den  Sparren  anzu- 
bringende Windrispen  leisten;  oder  es  werden,  wenn  an  den  Enden  eines 

C  2 

•)  Man  weifs,  dafs  horizontal  liegende  Hölzer  sicli  in  Absicht  ihrer  Kraft  zum  Tragen,  oder 
dafs  der  YViederstand  derselben,  sich  bey  gleichen  Längen  verhalt,  wie  die  Quadrate  der 
Hülien  multiplizirt  durch  die  Dicken  dieser  Hölzer.  Ein  Brett  also  von  12  Zoll  hoch  und 
einem  Zoll  dick,  würde  sich  gegen  einen  Balken  von  4  Zoll  hoch  und  3  Zoll  breit,  den 
man  etwa  anfertigen  könnte,  wenn  dessen  Durchschnittsfliche,  oder  der  ganze  cubische  In- 
halt des  Balkens  nicht  mehr  als  der  des  Brettes  betragen  sollte,  verhalten  wie  144X1  =  144 
zu  42  S3  16  X  4— =  6+>  das  ist,  das  Brett  würde  noch  mehr  als  noch  einmahl  so  viel  tragen 
können,  als  ein  Balken  von  eben  dem  Inhalte  an  Holz,  aber  in  einer  andern  Gestalt  ge- 
zimmert, u.  s.  f. 


—  CO  — i 

Gebäudes  keine  Wallinen  Statt  finden,  ein  Paar  starke-  Giebel  (von  etwa  2 
Fufs  dick)  -welche  innerhalb  allenfalls  noch  mit  einigen  Pfeilern  versehen 
werden  könnten,  sich  den  heftigsten  Stürmen  zu  widersetzen  im  Stande 
seyn,  und  also  das  dazwischen  liegende  mit  Latten  beschlagene  Dach  für 
jede  Verschiebung  von  der  Seite,  sichern.  Es  ist  also  bey  diesen  Dächern 
■auch  kein  Verband  nach  der  Länge,  wie  solchen  bey  gewöhnlichen  Dä- 
chern, die  Dachrähme  samt  ihren  Stuhlsäulen  und  Bändern  ausmachen, 
nüthig. 

Die  Bohlensparren  können  nun  entweder  bey  gewöhnlichen  Wohn- 
häusern oder  bey  anderen  Gebäuden,  wobey  ein  Dachboden  verlangt  wird, 
wie  andere  Sparren  auf  die  Enden  der  Balken  mit  Zapfen  aufgestellet 
werden ;  sonst  aber,  wo  kein  Dachboden  erforderlich  ist,  als  bey  Beithäu- 
sern,  Schoppen,  Scheunen  u.  d.  g.  können  bey  diesen  Dächern  auch  die 
Balken  gänzlich  wegbleiben,  wie  vorläufig  aus  den  hier  beygelügten  Kup- 
fern verschiedentlich  zu  ersehen  ist.  Die  Sparren  werden  in  diesem  Falle 
auf  eine  nach  der  Länge  des  Gebäudes  gelegte  Schwelle  gesetzt.  Mau 
wird  bemerken,  dafs  die  krummen  Sparren  von  unten  auf  dennoch  bey- 
nahe  senkrecht  auf  der  Schwelle  aufstehen;  mithin  bewirken  sie  nur  einen 
unbedeutenden  schrägen  Druck,  in  Verhältnifs  desjenigen,  den  schräg 
eestellte  Sparren  ausüben.  Der  geringe  Seitendruck  der  krummen  Spar- 
ren  dürfte  also  auf  einer  mit  einem  guten  Fundamente,  tüchtigem  Auf- 
lager und  Flintermauerung  versehenen  Schwelle,  die  gehörig  stark  ist,  be- 
sonders aber  breit  auflieget,  nicht  leicht  nachtheilig  werden,  oder  sie 
seitwärts  herausfehieben. 

Dieses  ist  eher  bey  solchen  Gebäuden  zu  befürchten,  wo,  wie 
bey  der  angeführten  Basilika  zu  Vizenza,  die  Mauern  ohne  innere 
Ouerverbindun«;  auf  eine  beträchtliche  Höhe  frey  heraufgehen,  und  dem 
Druck  des  Eo°"en2ewölbes  nur  durch  ihre  innere  Festigkeit,  die  aber  durch 
ante  Construction  und  gehörige  Dicke  wohl  zu  sichern  wäre,  widerstehen 
müssen-  die  «rofse  Länge  der  Unterlags  -  Schwelle  würde  in  solchen  Fäl- 
len allerdings  ein  Biegen  flüchten  lassen  und  alle  Vorsicht  für  deren  Wie- 
derla^er  nötlu'g  machen.  Bey  dergleichen  Constructionen,  wo  die  ünter- 
la^s-Schwellen   der  Bögen   nicht   zu   hoch   über   das   Banket    erhoben  ist, 


6 


Verden  aber  gewifs  keine  aufserordentlichen  Mafsregeln  nöthig  seyn,  um 
jeden  Schaden  zu  verhüten.  Weiterhin  werde  ich  einige  Nebenumstände, 
welche  in  einer  solchen  Bauart,  bey  den  rundherum  aufgeführten  und  er- 
höhten Mauern,  bey  den  aufzusetzenden  Aufschiebungen  etc.  zu  be- 
merken   sind,  anführen. 

Man  wird  hieraus  leicht  einsehen,  wie  nach  den  angeführten  Bey- 
spielen,  diese  Dächer  vorzüglich  bey  runden  Kuppeldächern  eine  unge- 
meine Stärke  und  Widerstand  in  sich  selbst  haben,  und  sich  daher  nach 
allem  Angeführten  ganz  besonders  noch  zur  Bedeckung  solcher  runden 
Bäume  schicken.  Vorläufig  wird  auch  schon  aus  dieser  kurzen  Darstellung 
der  Avesentliche  Vortheil  der  Holzersparung  und  der  Leichtigkeit  bey  die- 
sen Dächern  überhaupt  in  die  Augen  fallen;  diese  Vortheile  sind  aber 
auch  noch  mit  vielen  andern  verbunden,  welche  ich  weiter  hin  anführen 
werde. 


Folgendes  enthält  den  wesentlichsten  Inhalt  der  de  L'Or mischen 
Schrift  und  seiner  Anweisung  zur  Construction  dieser  Dächer,  welche  um 
so  merkwürdiger  ist,  als  de  L'Orme  darin  schon  in  das  gröfste  Detail 
geht  und  dadurch  den  grofsen  Fleifs  und  den  sorafälti^en  Eifer  zei^t, 
welchen  er  auf  diese  seine  Erfindung  verwandt  hat.  Es  kann  auch  daraus 
zugleich  abgenommen  werden,  zu  welcher  Reife  die  Sache  schon  damals 
gekommen  war. 

Das    erste   Kapitel    des    ersten    Buchs 

giebt  bekannte  Anweisungen  zur  Kenntnifs  des  tauglichen  Bau- 
holzes überhaupt,  wobey  zuweilen  alte  Irthümer  vorkommen,  als  der  Ein- 
flufs  des  Mondes  bey  dem  Fällen  des  Bauholzes  etc.;  daher  dieses  ganze 
Kapitel  übergangen    -werden  kann. 

Das    zweite   Kapitel 

betriff,  die  Nachweisung  desjenigen  Holzes,  welches  bey  der  neuen 
Erfindung  vorzugsweise  zu  gebrauchen  ist.  Es  können  zwar,  sagt  der 
"Verfasser,   alle  Arten   des  in  Frankreich   einheimischen  Holzes  angewandt 


-—22         

werden.  Kurz  und  stark  gewachsene  Bäume  sind  jedoch  in  jedem  Falle 
die  besten;  auch  ist  ausgewachsenes  Holz  überhaupt  dem  jungen  Holze 
vorzuziehen;  ferner  heifst  es,  dafs  das  Holz  sich  der  Länge  nach  nicht 
verkürzen  könnte,  in  der  Breite  möchte  es  aber  bey  dieser  Bauart  immer- 
hin schwinden  oder  sich  zusammenziehen;  solches  hindere  nicht  und  man 
könnte  sich  dieserhalb  auch  des  Irischen  Holzes  bedienen.  Der  Verfasser 
will  aber  damit  nicht  gesagt  haben,  dafs  trocknes  Holz  nicht  besser  seyn 
sollte,  als  frisches. 

Das    dritte   Kapitel 

enthält    guten    Rath    für    die   Baumeister,    Maurer-    Zimmer-   und 
Tischlermeister,    die  sich   seiner   Erfindung    bedienen   werden,    und   giebt 
zugleich    die    Ursache    dieser    Erfindung    an.        Der    Verfasser    versichert, 
dafs     er     dadurch     keinesweges    beabsichtiget     habe,     jemanden    zu    scha- 
den,    sondern    dafs    blofs    der    Mangel     an     grofsem     Bauholz 
in    Frankreich    die    Ursach   wäre,    weshalb    er    auf    eine    Bauart    nachzu- 
denken bewogen  worden,   die  das  grofse    oder   lange   Bauholz   entbehrlich 
mache.     Die  neue  Bauart  würde  indessen  nicht  nur   für   alle  vorgedachte 
Arbeiter,    sondern  auch    für   diejenigen   von  Nutzen  seyn,    welche  bauen 
liefsen,    denn    man    würde   für    100  Rtblr.    mehr    ausrichten    können,    als 
sonst  für  3oo  Rtblr.     Auf  diese  Weise  könnten  die  genannten  Professioni- 
sten  mehr  als  bisher  verdienen,    indem  man  mehr   bauen   würde.     „Seyd 
also  nicht,  sagt  de  L'Orme,    wie    einige,    welche,    wenn   sie    eine    neue 
Sache  sehen,  die  sie  nicht  gleich  ganz  verstehen,  zu   sagen   pflegen:    das 
ist  nicht  die  Art  und   Weise,    wie   wir    es  gelernt   haben;    und    die   also 
immer  in  der  alten  Haut  stecken  bleiben,    und  den  alten   Gewohnheiten 
„anhängen  wollen." 

„Als  ich,  sagt  der  Verfasser,  die  Bedachung  über  das  Schlofs  de  la 
Muette  *)  erbauen  liefs,  welches  10  Klaftern  Breite  im  Lichten  hatte, 
wollte  niemand  glauben,    dafs    es   zu   Stande    kommen  könnte,    sondern 

*)  Zu  St.  Germain  e  n  L  a  y  e.  In  Merlans  Topographia  Galliae  (Frankfurt  am  Mayn  1655.) 
iten  Theil  findet  man  eine  Abbildung  von  dem  damaligen  verfallenen  Zustande  dieses  klei- 
nen Lustschlosses.     De  L'Orme  giebt  selbst  eine  kurze  Beschreibung  seiner  Anlage. 


—  £3  — 

„man  hielt  es  für  eine  unmögliche  Sache;   als   es   aber  fertig  war,  konnte 
„man  das  Werk  nicht  genugsam   loben." 

Er  führet  weiter  an,  dafs  er  seine  Bauart  vorzüglich  gewählet  habe, 
um  den  Ruin  des  Schlosses  la  Muette  zu  verhüten,  indem  die  schlecht 
aufgeführten  Mauern  desselben  den  Decken  oder  Gewölben  von  behaue- 
nen  Steinen  oder  von  schwerer  Zimmerverbindung  nicht  Widerstand  ge- 
leistet haben  würden.  Man  müfste,  sagt  de  L'Orme,  nicht  vergessen, 
dafs  nach  der  gewöhnlichen  Bauart  der  Dächer  und  Kuppeln,  bey  die- 
sem Gebäude  auch  zehnmal  so  viel  an  Zimmerlohn,  Eisenwerk  und  Bley, 
und  gewifs  noch  einmal  so  viel  Schiefer  erforderlich  gewesen  seyn  würde, 
als  der  Bau  nach  der  neuen  Construction  erfordert  hätte ;  weshalb  das  Lob 
dieser  Erfindung  sich  gewifs  unter  andern  Nationen  verbreiten  würde, 
so  wie  denn  auch  schon  Zeichnungen  und  Modelle  davon,  nach 
Italien,  Deutschland,  Spanien  und  nach  andern  Ländern  wä- 
ren geschickt  -worden,  und  dafs  man  noch  täglich  derglei- 
chen in  dieser  Absicht   anfertigte. 

Indem  der  Verfasser  nun  zur  eifrigen  Benutzung  seiner  vortheil- 
haften  Erfindung  auffordert,  beschliefst  er,  in  seiner  offnen  und  geraden 
Manier,  dieses  Kapitel  mit  der  sehr  wahren  und  richtigen  Bemerkung: 
„aux  hommes  de  bon  entendement,  et  hardis  n'est  rien  impossible,  ä  parpsseux 
„et  cimides  qui  ne  veulent  apprendre,  toutes  choses  sont  en  doubte."  Das  heißt: 
dafs  dem  Verständigen  und  Unternehmenden  fast  nichts  un- 
möglich sey,  wo  hingegen  dem  Faulen  und  Verzagten,  der 
nichts  lernen  wollte,  alles  zweifelhaft  vorkäme. 

Das    vierte    Kapitel 

betrift  die  Anweisungen  zum  Zimmerwerk  der  neuen  Construction 
mit  Bemerkungen  über  die  Felller,  welche  bey  den  Gebäuden,  so  wohl 
in  Absicht  des  Eisens  als  bey  dem  Gebrauch  der  Steine,  be^an^en  werden. 

Zuvörderst,  sagt  der  Erfinder,  müssen  die  Mauern  und  der  Ort, 
auf  welchem  man  die  Bedachung  anbringen  will,  untersuchet  werden,  ob 
sie  nemlich  quadratisch,  länglicht  viereckigt,  acht-  oder  zehneckigt  oder 
rund  sind,  oder  ob  sie  einen  schiefen  Raum  einschliefsen;  die  neue  Dach- 


—         24-         — 

art  kann  in  allen  diesen  Fällen  angebracht  werden,  und  selbst  dann,  wenn 
die  Mauern  auch  keine  bedeutende  Starke  oder  Dicke  haben,  denn  sie 
■werden  durch  diese  neue  Construction  der  Dächer  nicht  sehr  belastet  oder 
auswärts  geschoben,  -wie  solches  bey  den  alten  Dachverbindungen  der  Fall 
ist;  jedoch  müssen  die  Mauern  aus  guten  Materialien  bestehen.  Selbst 
wenn  neue  Mauern  aufzuführen  sind,  wäre  es  nicht  notbig,  dieselben  bey 
grofsen  Gebäuden  stärker  als  zwey  Fufs,  und  bey  geringeren  anderthalb 
Fufs  dick  aufzuführen,  es  sey  denn,  dafs  es  ein  grofser  Fallast  von  drey 
Stockwerken  werden  sollte,  in  welchem  Fall  die  Mauern  drey  bis  vier 
Fufs  dick  seyn  müfsten.  „Allein  ehe  ich  weiter  gehe,  sagt  de  L'Onne, 
nmfs  ich  einige  Fehler  anführen,  welche  man  beim  Bauen  um  und  in 
Paris  begehet,  indem  man  so  b^uet,  dafs  die  Balken  die  Mauern  halten 
müssen,  welches  gerade  das  Gegentheil  dessen  ist,  was  geschehen  sollte, 
denn  die  Mauern  nnifsten  die  Balken  tragen  und  unterstützen;  jene  Mau- 
ern würden  aber,  ohne  dafs  die  Balken  sie  hielten,  einstürzen."  AVenn 
man  den  Maurern  zur  Bedingung  machte,  sich  keines  Eisens  zu  bedienen, 
so  würden  sie  genöthiget  seyn,  bessere  und  stärkere  Mauern  aufzuführen, 
als  es  die  jetzigen  sind.  Im  Vertrauen  auf  Eisen  und  Gyps  hoffen  sie 
ihrer  Arbeit  eine  gröfsere  Dauer  zu  geben,  allein,  ich  habe  grofse  Nach- 
theile von  Eisen  im  Mauerwerk  bemerkt,  besonders  bey  Mauern  von 
Bruchsteinen,  denn  das  Eisen  rostete,  und  indem  es  rostet,  wird  es  dik- 
ker,  wodurch  die  Steine  so  leicht  zersprengt  werden,  als  von  den  Gewäch- 
sen, welche  aus  den  Fugen  auswachsen. 

Wenn  man  freilich  weder  auf  Ersparung  des  Baumes  noch  der 
Kosten  siebet,  so  werden  allerdings  stärkere  Mauern  besser  widerstehen, 
als  schwächere;  da  aber  in  Absicht  derselben  bei  uns  so  gern  das  Mini- 
mum beobachtet  wird,  so  sind  die  eisernen  Anker,  welche  an  die  Balken 
angebracht  werden,  immer  nolliwcndige  Büttel,  um  den  Mauern  mehr 
Standhafligkcit  zu  verschaffen,  und  was  de  L'Onne  wegen  des 
vom  Rosten  der  eisernen  Anker  etc.  entstellenden  Nachtheils  besorgt, 
scheint  wohl  etwas  zu  Aveit  hergeholt  zu  seyn.  Richtiger  ist  die  Be- 
merkung, dafs  es  sehr  nachtheilig  ist,  bey  Mauern  von  Bruchstei- 
nen,   letztere    ohne    Rücksicht    auf   ihr   im    Bruche    gehabtes   Lager,    an- 

zuwen- 


—       a5       — 

zuwenden,    welches    aber   einem    jeden    hiesigen   Steinmetzen  und   Mau- 
rer bekannt  ist. 

Wenn  de  L'Ornie  mit  dem  bessern  Tragen  der  Bruchsteine,  indem 
sie  nemlicli  wie  im  Bruche  mit  ihren  Schichten  horizontal  geleget  wer- 
den, die  Kraft  des  Holzes  vergleicht,  und  sagt,  dafs  es  aufrecht  gestellt, 
ungeheure  Lasten  tragen  kann,  wohingegen  es  in  der  horizontalen  Lage 
bald  von  selbst  einbiegen,  oder  wenn  man  es  belastet,  zerbrechen  wird, 
so  hat  dies  allerdings  seine  Richtigkeit,  und  es  ist  ein  Grundsatz,  den  man 
beim  Bauen  nicht  genug  beherzigen  kann,  um  in  ersterer  Rücksicht  die 
Stärke  der  Hölzer  zu  vermindern,  in  der  letztem  aber,  solche  zweckmä- 
fsig  zu  vermehren.  Der  Verfasser  hätte  indefs  bey  dieser  Gelegenheit 
gleich  des  ungemein  grofsen  Widerstandes  auf  der  hohen  Kante  ge- 
stellter Hölzer  gedenken  können,  weil  hierauf  hauptsächlich  der 
Grund  seiner  neuen  Construction   beruhet" 

Der  Anblick  der  nach  rle  T.'Ov-me'c   Werk   hier   auf  zwey  KupFer-  IV.  u.  V 

i  •  Kupfer. 

blättern  beygefügten  Figuren  wird  schon  im  Voraus  eine  allgemeine  Vor-    Blatt. 
Stellung  von  der  Zusammensetzung  seiner  Sparren  geben. 

Ueber    die    erste    Abbildung   giebt    de   JL'Orme    folgende    Erklä- 
rung : 

Man    kann    nehmlich    eine    Mauer    3    Fufs    über     den    Dachboden 
erhöhen,    welches    zugleich    die    Höhe   der    Fensterbrüstungen    ausmachen 
wird,  wenn  noch  Zimmer  auf  dem  Dache  angebracht  werden  sollen.    Auf 
dieser  Mauer  wird   noch  zwey    Fufs   hoch   aufgemauert,    um   das    Gesims 
anzubringen,   und    um  die  Aufschieblinge  darauf  stellen  zu  können.     Auf 
diese  Weise  bedarf  man  aufserhalb  nur  die  halbe  Dicke   der   Mauer,    wie 
solches  in  der  ersten  Abbildung  bey  c  zu  ersehen  ist.     Die  übrige  Hälfte 
von  der   Dicke   der  Mauer  b,   bleibt  um  5  Fufs  niedriger  als  die  andere, 
auf  welche  eine  Schwelle  von  io  bis  12  Zoll  breit  und  8  bis  9  Zoll  hoch 
geleget  wird,  in  -welcher  die  zwey  Fufs  von  einander  entfernte  Zapfenlö- 
cher d  befindlich,  welche  zwey  Zoll  breit,  drey  Zoll  tief,  und  sechs  Zoll 
lang  sind.     Die  Zapfenlöcher  aber  in   den  Winkeln  <?,  müssen  etwas  län- 
ger und  breiter  seyn,   dergestalt,    dafs   sie  anstatt   zwey  Zoll,    drey   Zoll 
breit  und  neun  bis  zehn  Zoll  lang  werden  j  denn  weil  die  Gradbögen  mehr 

D 


—  £6  — 

IVKupf. zu  tragen  haben,  indem  die  andern  Bögen  sicli  gegen  selbige  anstäminen, 

Blatt.  .  .  . 

so  müssen  sie  etwas  starker  seyn,  als  wie  die  andern. 

Im    fünften  Kapitel 

folgt  nunmebro  die  Anweisung,  wie  so  wohl  die  halben  zirkeiför- 
migen als  andere  Bogen  zu  machen  sind,  und  wie  sie  auf  die  Mauern 
gestellt  -werden. 

Aus  der  2ten  Abbildung  ist  nehmlich  zu  ersehen,  wie  die  mit  g 
bemerkte  Bögen  auf  die  Schwellen  h  gestellet  sind,  und  dafs  die  einzelne 
Stücke  dieser  Bögen  nur  aus  Brettstücken  von  4.  Fufs  lang,  8  Zoll  breit 
und  einem  Zoll  dick  bestehen,  wie  solches  in  der  oten  Abbildung  bey  f 
zu  ersehen  ist. 

Man  kann  also,  heifst  es,  zu  dieser  Construction  sehr  kurze  Enden 
von  Brettern  gebrauchen,  und  gesetzt  man  hätte  welche  von  12  Fufs  lang, 
so  müfste  man  sie  so  gar  in  drey  Theile,  jedes  von  4.  Fufs  lang,  zerschnei- 
den. Hätte  man  aber  Bretter  von  6  Fufs  lang,  so  wurden,  -wenn  4.  Fufs 
davon  abgeschnitten  worden,  die  übrigen  zwey  Fufs  zu  dem  kurzen  Theil 
des  Bogens,  da  wo  derselbe  seinen  Anfang  nimmt,  und  also  ein  Ende 
von  4-,  und  eins  von  zwey  Fufs,  zusammengebracht  werden,  wodurch  zu- 
gleich bewirkt  wird,  dafs,  wie  es  bey  dieser  Construction  seyn  muß,  die 
Schnitte,  oder  Fugen,  wenn  man  sich  so  ausdrücken  darf,  nicht  auf  einan- 
der treffen.  Man  wird  auch  einsehen,  dafs  es  bey  dieser  Art  von  Sparren 
leichter  ist,  schadhaft  gewordene  Stücke  herauszunehmen  und  gute  an 
deren  Stelle  einzusetzen. 

Hierbey  kann  angemerkt  werden,  dafs  es  nicht  geradehin  nothwen- 
dig  ist,  die  Bretter  nur  4.  Fufs  lang  zu  nehmen,  sondern  dafs  bey  der 
hiesigen  Construction  solcher  Bögen,  Bretter  von  6  bis  8  Fufs  lang  ge- 
nommen worden  sind. 

Das   sechste   Kapitel 

enthält  die  fernere  Anweisung,  wie  die  Bretter  zugeschnitten  und 
zusammengesetzt  werden  müssen, 

Aus  der  oten  Abbildung  ist  nemlich  bey  k  und  den  ähnlichen  Stel- 
len zu  ersehen,   wie   die  Bretter   in  der  Mitte  und  an  den  Enden  dersel- 


—         27         — 

ben   durchgelocht  werden   sollen.       Diese  Löcher   sind   4   Zoll  lang;  und  IV.  Kupf. 

...  ...  Bkttf 

etwas  über  einen  Zoll  breit.     Die  Riegel  können  eine  beliebige  Länge  er- 

halten;  die  vorgedachten  Riegellöcher  müssen  aber  in  allen  Bögen  sehr 
genau  auf  einander  passen,  um  die  Riegel  recht  gerade  durchstecken  zu 
können.  Diese  Riegel,  welche  bey  c  einzeln  vorgestellt  sind,  werden  Avie- 
der  so  -weit  auseinander,  als  die  Dicke  der  Bogen  beträgt,  durchgelocht, 
um  die  Nägel  oder  Keile  /,  welche  <i\  Zoll  breit  und  einen  Zoll  dick 
sind,  vermittelst  starker  Hammerschläge  dadurch  zu  treiben;  dieses  ver- 
hütet, dafs  die  Bogen  nicht  hin  und  wieder  wanken  können,  welches 
sonst  mit  einer  unglaublichen  Kraft  geschehen  würde.  Ist  aber  alles  vor- 
gedacbtermafsen  wohl  befestiget,  so  wird,  sagt  de  L'Orme,  ein  solches 
Dach  hundertmal  mehr  tragen  können,  als  es  nöthig  ist, 
und  man  hat  nicht  zu  besorgen,  dafs  der  stärkste  Wind  demselben  scha- 
den werde,  oder  dafs  von  selbst  etwas  auseinander  gehen  möchte;  und 
wenn  der  dritte  Theil  der  Bögen  hin  und  wieder  herausgenommen  -wür- 
de, oder  verfault  oder  zerbrochen  wäre,  so  würde  das  übrige  doch  noch 
stärker  und  dauerhafter  seyn,  als  das  gewöhnliche  Zimmerwerk;  ich  sage 
mehr,  drückt  sich  der  Verfasser  aus :  Wenn  alle  Bretter  in  zwey  oder  drey 
Theile  in  ihrer  ganzen  Länge  nach  der  Richtung  der  Holzfasern  von  ein- 
ander spalteten,  so  würden  sie  doch  noch  überflüssig  stark  seyn,  um  jede 
Last  der  Eindeckung  gehörig  zu  tragen,  sie  bestehe  aus  Schiefer,  Dach- 
ziegeln oder  gehauenen  Bruchsteinplatten,  denn  alle  Bögen  tragen  auf  den 
hohen  Kanten;  diese  Stellung  des  Holzes  ist  weit  stärker  als  es  nöthig  ist, 
und  man  könnte,  wie  gesagt,  mit  wenigerm  Widerstand  zufrieden  seyn; 
indessen  ist  das  stärkste  immer  das  beste  und  ein  Werk  kann  so  wenig 
zu  gut  seyn,  als  ein  Mensch  zu  tugendhaft  seyn  könnte. 

So  weit  die  Urschrift  über  diesen  Gegenstand. 

Wir  machen  hier  diese  umständliche  Verriegelung  der  Bohlen  nicht, 
sondern  begnügen  uns,  die  zugeschnittenen  Brettstücke  zuvörderst  an  jedem 
Ende  mit  zwey  eisernen  Nägeln  von  kiehnen  Holz  zusammenzunageln, 
und  der  Erfolg  hat  gelehret,  dafs  diese  Art  der  Zusammenfügung  voll- 
kommen hinreichend  ist.  Es  scheint  so  gar,  als  wenn  die  Bogen  nach 
vorgedachter  Art  des  de  L'Orme,  durch  die  Riegel  geschwächt  werden, 

D  2 


Blatt. 


—  S8  — 

CV.Kupf.  und  wie  siehet  es  damit  aus,  wenn  Riegel  und  Keile  stark  zusammen- 
trocknen?  Indessen  scheint  aus  der  S.  n  angefühlten  Stelle  aus  den 
Leipziger  Ökonom.  Nachrichten,  hervorzugehen,  dafs  man  sich 
doch  dieser  Methode  bey  der  Halle   aux  bleds  bedient  habe. 

Im   siebenten  Kapitel 

■wird  erklärt,  Arie  sich  die  Bögen  mit  ihren  Verriegelungen  dar- 
stellen, wenn  sie  einen  halben  Zirkel  bilden.  Die  halbzirkelförmige  Ge- 
stalt, heifst  es,  ist  die  vollkommenste  bey  dieser  Erfindung,  wie  aus  der 
4-ten  Abbilduno-  zu  schliefsen  ist.  Sie  stehet  auf  beiden  Mauern  und  nicht 
wie  vorhergehend  im  4-ten  Kapitel  gesagt  worden,  dazwischen:  denn, 
wenn  die  Dächer  von  dieser  Form  mit  ihren  Riegeln  verbunden  sind, 
so  können  sie  wenig  oder  gar  nicht  schieben,  besonders  wenn  das  Ge- 
bäude keine  grofse  Breite  hat,  indem  der  Druck  senkrecht  und  niclit  nach 
schrägen  rviclitunjien  auf  die  Mauern  wirkt ;  ich  will,  sagt  der  Erfinder, 
keineswegs  behaupten,  dafs  wenn  dergleichen  Halbzirkel  von  Steinen  wä- 
ren man  ihre  Wiedcrlager  nicht  zu  hintermauern  brauchte;  da  sie  aber 
von  Hoiz  sind,  so  halten  die  Riegel  alles  in  Ordnung  und  verhüten  das 
Schieljen. 

Aus  der  5ten  Abbildung  ist  die  ganze  Construction,  und  bey  p  zu 
ersehen,  wie  die  Riegel  vernagelt  sind.  Man  wird  auch  bemerken,  dafs 
die  Schnitte  des  Holzes  Radien  des  Zirkels  sind,  so  wie  sie  bey  jeder  an- 
dern krummen  Figur  aus  dem  Mittelpunkte  gezogen  werden  müssen, 
woraus  das  Bogenstück  beschrieben  worden. 

Bey  dem  Zusammensetzen  der  Bögen  müssen  sie  nach  der  Anwei- 
sung der  Urschrift,  erst  zusammengenagelt  werden;  allein  man  soll  sich 
dazu  nur  kleiner  Nägel  bedienen,  so  dafs  die  Nagellöcher  nicht  stärker 
als  ein  kleiner  Finder  werden;  auch  müssen  diese  Nägel  niclit  mit  Gewalt 

TD  '  '-' 

eingetrieben  werden,   damit  sie  das   völlige    dichte   Aneinandertreiben   der 
Bretter,  vermöge  der  vorhin  gedachten  Keile,  nicht  verhindern. 

Ich  möchte,  sagt  de  L'Orme,  diese  Nägel  gar  nicht  anbringen, 
wenn  es  nicht  das  Zusammensetzen  der  Bretter  beförderte,  wenigstens 
wünschte  ich,  wenn  alles  zusammengebracht  ist,    dafs  diese  Nägel  wieder 


—       29       — 

herauswären,  indessen  da  sie,  wenn  man  etwa  ein  beschädigtes  Stück  her- IV.  K1tpf 
ausnehmen  und  ein  neues  einbringen  wollte,  das  Werk  zusammenhalten, 
so  können  sie  auch  stecken  bleiben;  übrigens  müssen  diese  Nägel  so  an- 
gebracht werden,  wie  die  Punkte  p  zeigen.  Es  wird  indessen  immer  gut 
seyn,  heilst  es,  derselben  so  wenig  als  möglich  anzubringen,  damit  die 
Bretter  nicht  dadurch  aufspalten  und  vermittelst  der  Keile  desto  fester 
zusanunengetrieben  werden  können. 

Das   achte   Kapitel 

erkläret,  wie  die  halbzirkelförrnige  Sparren,  samt  den  Riegeln  und 
den  Gradsparren,  wenn  das  Dach  Wallme  hat,  sich  im  Grundrifs  zwischen 
den  Mauern  zeigen. 

Die  Linien  OP  in  der  4-ten  Abbildung  sind  sämmtlich  gleich  lang; 
mit  der  Hälfte  derselben  ist  der  Halbzirkel  OOP  beschrieben,  nach  wel- 
cher Zirkellinie  alle  mitexnaxiA&r  parallel  und  gleich  weit  auseinanderste- 
hende  Bogen  gebildet  sind.  Sämmtliche  auf  die  Stellen  r  stehende  Bö^en 
sind  mit  eben  dem  beschriebenen  Theile  des  Halbzirkels  gleich,  wenn 
nemlich  or,  rp,   gleiche  Weiten  sind. 

Allein  die  Diagonallinien  NV  sind  länger  als  die  Weiten  rp,  wes- 
halb der  Halbzirkel  zu  den  darüber  stehenden  Gradbögen,  nicht  passend 
seyn  würde;  Die  krumme  Linie,  welche  diese  Gradbögen  bilden,  läfst 
sich  auch  nicht  mit  einem  einzigen  Zirkelschlag  beschreiben.  Man  wird 
heifst  es  in  der  Urschrift,  ferner  aus  der  vorerwelmten  Figur  zugleich  er- 
sehen, wie  die  Riegel  durch  die  Bögen  dergestalt  angebracht  sind,  dafs 
wenn  das  Werk  sich  nach  einer  oder  der  andern  Richtung  schieben  woll- 
te, sie  immer  bey  x  gegen  das  aufrecht  stehende  Holz  stofsen. 

Hiesigen  Orts  ist  man  der  Meinung,  dafs  die  Wallme  und  die  Be- 
ladung schon  den  Seitenschub  eines  solchen  Daches  genugsam  verhüten, 
und  allenfalls  ist  es  gar  nicht  schwer,  unter  den  Bögen  Windrispen  anzu- 
bringen, welche,  wenn  das  Gebäude  Balken  hat,  mit  dem  einen  Ende 
an  einen  Balken  befestiget  werden  müssen.  Diese  Windrispen  dürfen 
nur  aus  ganz  schwachen,  biegsamen  Latten  bestehen;  wenn  nur  das  un- 
tere Ende   derselben  an   einen   unwandelbaren   Punkt   eines  Balkens   oder 


ÖO         — 

IV.  Kupf.(Jes  Rahmstnckes  gehörig  befestiget  ist,  so  hält  eine  solche  Latte  in  «*era- 

Blatt.  .  .  ° 

der  oder  schräger  Richtung,  ein  jedes  daran   befestigte    Sparrwcrk  für  den 

Fall,  auf.     Auch  die  Erfahrung,  dafs  nehinlich  eine  unendlich  grofse  Kraft 

dazu   gehöret,    um  ein  nur  sehr  schwaches  Holz  der  Länge  nach  zu  zer- 

reifsen,  kann  ein  Architekt  hey  manchen  Fällen  mit  Nutzen  anwenden. 

Anmerk.  So  schnitt  z.  B.  der  Herr  Maschinenmeister  Reufs  aus 
Dresden  die  zusammenstehende  starke  Hängesäulen  im  hiesigen 
Opernhause  zum  Vortheil  der  Maschinerie  dergestalt  aus,  dafs  man 
einen  schmalen  Durchgang  durch  beide  Hängesäulen  erhielt.  Er 
Wulste  sehr  wohl,  dafs  die  Hängesäulen  noch  stark  genug  blieben, 
um  eine  jede  daran  gebängte  Last  zu  tragen. 

Beiläufig  bemerke  ich  auch,  dafs  man  mit  Vergnügen  einige 
Experimente  gesehen  hat,  welche  der  Herr  Schiffsbau  dir  ektor 
Quantin  aus  Stettin,  mit  der  von  ihm  nach  M  uschenbröck's 
und  anderer  Gelehrten  Anleitung,  verfertigten  und  der  Königl. 
Akademie  der  Wissenschaften  vorgezeigten  Maschine  gemacht  hat, 
um  die  Festigkeit  der  Baumaterialien  zu  prüfen.  Es  gehörten 
außerordentliche  Kräfte  dazu,  um  nur  schwachen  Eisendrath  und 
mäfsig  starke  Hölzer  der  Länge  nach,  zu  zerreifsen;  Nur  Schade, 
dafs  nichts  weiter  über  die  mittelst  dieser  Maschine  gefundenen 
Resultate  bekannt  geworden  ist. 

Jetzt    hat    dieser  gefällige   Mann    die    Maschine    dem  Königl. 
Ober  -  Hof-  Bauamte  überlassen. 

Das    neunte    Kapitel 

enthält  die  Anweisung,  wie  die  Form  der  Gradsparren  gefunden 
Werden  soll. 

Man  theilet  nehinlich,  nach  der  6ten  Abbildung,  den  Kreis  des 
Halbzirkels  edb  in  &o  viele  gleiche  Theile,  als  aus  wie  vielen  Stücken 
Bretter  der  Bogen  zusammengesetzt  werden  soll.  Z.  B.  hier  in  9  Theile, 
wovon  die  Hälfte  mit  bfgh  bezeichnet  ist.  Aus  diesen  Punkten  werden 
Perpendikularlinien  auf  die  Diagonallinicn  ac  gezogen;  hierauf  ziehet  man 


—       St- 
aus dem  Mittelpunkte  die  Fugenschnitte  ik,  hl,  gm  und/n;  alsdenn  wer- IV  Kupf. 
den   aus  den  Punkten  k,  l,  m  und  n    ebenfalls    perpendikuläre    Linien    auf 
die  Dia^onallinie  ac  gezogen;    die  Punkte   wo    solche  anstofsen,   sind   mit 
den  obern  übereinstimmend   bezeichnet. 

Nun  trä°t  man  die  Weite  ai  aus  ein  o,  die  Weite  ak  aus  e  in  p, 
die  Länge  ah  aus  e  in  q,  al  aus  e  in  r,  ag  aus  e  in  s,  am  aus  e  in  t,  af 
aus  e  in  v,    an  aus   e  in  x  und  endlich  ao,  aus  e  in  y. 

Nachdem  auf  diese  Punkte  Aviederum  perpendikuläre  Linien  errich- 
tet worden,  so  werden  die  mit  dem  Halbzirkel  korrespondirende  Höhen, 
sowohl  aus  der  innern  als  äufsern  Bogenlinie,  als  ßf  in  vx,  bn  aus  x 
in  m  u.  s.  f.  abgetragen,  wie  die  punklirten  Horizontallinien  solches  deut- 
licher machen.  Man  erhält  hierdurch  die  Punkte,  wodurch  die  krumme 
Linie  für   den   Gradbogen  aus  freyer  Hand  gezogen  werden  kann. 

Das  zehnte  Kapitel - 
betrift   blofs    die  bekannte  Anweisung,  zu  drey  gegebenen  nicht  in 
gerader  Linie  liegenden  Punkten  den  Mittelpunkt  zu  finden,  aus  welchem 
durch  diese  drey  Punkte  ein  Kreis  gezogen,  ireidcn  kann. 

Das  eilfte  Kapitel 

lehret,  wie  man  die  Bogenlinien  der  Gradsparren  noch  auf  eine 
andere  Art  und  genauer  finden  kann.  Die  7te  Abbildung  macht  das  ganze  y.  Kupf. 
Verfahren  von  selbst  deutlich.  Es  ist  hier  nur  der  Unterschied,  dafs  meh- 
rere Puncte  angenommen  werden ,  als  Brettstücken  im  Bogen  sind,  in- 
dem ,  je  mehr  Punkte  man  erhält,  desto  genauer  die  krumme  Linie  zu 
ziehen  ist.  Die  Fugensclinitte  werden  nach  dieser  Operation  besonders 
aufgerissen. 

Das   zwölfte   und  dreizehnte  Kapitel 

erklärt  die  perspektivische  Zeichnungen  einiger  Kuppeln  mit  Wall- 
men,  die  aber  hier  entbehrlich  sind;  nur  kann  angemerkt  werden,  dafs 
der  Verfasser  bey  einigen  eine  kleine  Verdachung  und  eine  Art  von  Helm- 
stange nach  der  8ten  Abbildung  angebracht  hat.     Im  letzteren  Kapitel  läfst 


Ol 


V.  K-ipf.  der  Verfasser  sich  noch  umständlicher  auf  die  Bearbeitung  und  vorsichtige 
Blatt. 

Zusammensetzung  der  Bögen  ein,  welches  aber  aus  dem  hier  angeführten 

schon  hinreichend  erhellet.  Die  cjte  Abbildung  zeigt  solche  und  die  ver- 
keilten Biegel  deutlich,  wobey  de  L'Orme  auch  bemerkt,  dafs  die  innere 
Seite  der  Bögen,  "wenn  sie  nicht  als  Zimmerdecke  verkleidet  oder  ausge- 
täfelt werden  soll,  ohne  Abrundung  nach  dem  Zirkelschlage  (sans  l'aron- 
dir,   ni  cintrer)  bleiben  könne. 

Im   vierzehnten   Kapitel 

wird  gezeigt,  wie  die  Sparren  auf  Gebäuden  von  gro(ser  Breite, 
oder  Tiefe    gemacht  werden  müssen. 

De  L'Orme  will  nehmlich  alsdenn  eine  doppelte  Verriegelung 
haben,  wie  solche  die  lote  Abbildung  darstellet.  Es  soll  auch  die  Starke 
der  Bretter  nach  Verhältnifs  der  Breite  der  Gebäude  zunehmen.  Auf  einer 
Breite  von  56  Fufs,  sagt  er,  kann  man  sich  ein  und  einen  halben  Zoll 
starker  Bretter  bedienen.  Bey  60  Fufs  Tiefe  mufs  man  aber  zwey,  und 
bey  90  Fufs  Tiefe  zwey  und  einen  halben  Zoll  starke  Bohlen  gebrauchen. 
Die  Breite  derselben  soll  ebenfalls  verliältnifsmäfsig  zunehmen,  denn  aller- 
dings werden  die  Bögen  immer  desto  fester  seyn,  je  mehr  Breite  die  Eret- 


■&- 


ter   auf  der   hohen    Kante    haben.      Was    aber    die    Länge    dieser    Bretter 

betrift     so  will  der  Erfinder  darüber  keine  andere  Regel  geben,    als  die: 

dafs     je     kürzer     man     die      Bretter      nimmt,      desto      fester 

,das     Werk     bey     gehöriger     und     guter     Verbindung      seyn- 

Iwird." 

Diese  Regel  scheint  indessen  wohl  nicht  ganz  richtig  zu  seyn.  — 
In  der  Fortsetzung  dieses  Kapitels  führt  der  Verfasser  als  Bey  spiel  der 
vorhin  angefühlten  Construction,  mit  doppelter  Verriegelung,  oder  dop- 
pelten Zangen  {Hernes)  das  10  Toisen  breite  Dach  an,  welches  er  auf  den 
mittleren  Theil  des  Chateau  de  la  Muette  setzt.  Merkwürdig  ist  hier, 
dafs  auf  dem  Forst  desselben  ein  flacher  Spatziergang  angelegt  ist,  dessen 
Annehmlichkeit,  besonders  wegen  der  Aussicht,  der  Verfasser  gar  sehr 
rühmt.  Man  sehe  die  nte  Abbildung.  —  De  L'Orme  äufsert  hier  am 
Schlots  das  grt>ße  Vertrauen,  welches  er  zu  dieser  seine  Construc- 
tion 


—       35       — 

tion  he"t  *) :  nur  sagt  er,  dafs  die  Handwerker,  zweifelhaft  und  furchtsam  V".  Kupf. 

.  ,  ,  Bl»". 

gegen  die  ganze  Sache,  nicht  genau  genug  und  nach  seinem  Willen  gear- 
beitet hätten,  welches  sie  nun,  nach  gemachter  Erfahrung,  wohl  einsehen 
und  künftig  besser  in  Acht  nehmen  würden. 

Das    fünfzehnte     Kapitel 

gieht  die  Anweisung,  wie  man  denen  nach  einem  halben  Zirkel 
gebildeten  Dächern,  vermittelst  darauf  anzubringender  steiler  gestellter  Spar- 
ren, mehreren  Abfall  geben  müsse,  wenn  sie  mit  Dachziegeln  oder  mit 
Schiefer  dergestalt  eingedeckt  werden  sollen,  dafs  alles  so  gut  schliefst 
und  dichte  wird,  wie  bey  jeder  andern  Art   von  Eindeckung. 

„Es  irren  sich  viele,  sagt  de  L' Orme,  wenn  sie  bey  meiner  neuen 
„Erfindung  die  Dächer  allzurund  machen,  und  sie  mit  Dachziegeln  oder 
„mit  Schiefer  decken;  indem  diese  «alsdann  unterwärts  nicht  dichte  auf- 
einander schliefsen,  so  dafs  Regen  und  Schnee  durchtreiben  kann.  Viele 
„haben  aus  dieser  Ursach  die  Erfindung  tadeln  wollen;  allein  es  giebt 
„Mittel,  wodurch  der  obere  Theil  dieser  Dächer  beinahe  gerade  wird, 
„dergestalt  dafs  die  Ziegel  und  Schiefers tiickcn  sein  genau  auf  einander 
„schliefsen.  Indessen  wird  es  gut  seyn,  sich  kleiner  Dachziegel  zu  bedie- 
nen. Wenn  jedoch  der  Abfall  etwas  steil  und  die  Rundung  nicht  zu 
„stark  ist,  so  können  auch  Dachziegel  von  gewöhnlicher  Gröfse  gebraucht 
„werden.  Ein  zweyter  Rogen  in  Zirkelgestalt  kann  dann  inwendig  unter 
dem  steiler  gebildeten  Dachbogen  angebracht  werden,  um  die  Decke  der 
Zimmer  zu  bilden,  und  wird  auch  die  Hitze  der  Sonne  mehr  abhalten. 
Solche  Verbindungen  zeigen  die  izte  und  i5te  Abbildung  auf  verschiede- 
ne Art.  (Auch  macht  der  Verfasser  hier  Vorschläge,  wie  man  den  Bo- 
denraum, den  oberen  Raum,   zwischen  beyden  Bögen  unter  dem  Forste, 

•)  Et  me  semble  oue  c'est  cliose  ti  forte,  c/ue  von  Seulement  eile  est  süffisante  pour  porter  ardoise, 
mais  pour  estre  couverte  de  pierre  de  taille,  ou  de  grosse  maconne  rie,  aui 
voudra.  Et  pourvueu  cjue  les  murailles  soient  bonnes ,  et  l'espoisseur  süffisante  pour  faire  es- 
paulettes,  c/ui  les  retiennent  bien  par  les  costez,  vous  vouf.es  faire  de  teile  facon  de  charpente- 
rie,  plate  ■  forme  au  plus  haut  des  couvertures,  ou  au  niueau  de  la  hauteur  de  la  maconnerie 
de  telles  tours  yue  voudrez,  soient  rundes  ou  quarre'es.  Et  se  pourra  aussi  faire  faiOn  de 
terrasse  pour  y    tirer   V ar tiller ie.     Ce  c/ue   tous  bons  esprits  peuvent  bien  considerer, 

E 


V.  Kupf.  zu  Kaminern  u.  s.  w. ,  und  die  Räume  zwischen  einem  Eo  seng  es  teil  zum 

Blau.  .  b      ° 

andern,  zu  Spinden  etc.  nutzen  können.) 

Das   sechszehnte   Kapitel 

betritt  den  Bau  eines  Daches  über  einem  Saal  in  dem  Schlosse 
Limours  (der  Herzogin  von  Valentinois  damals  gehörig)  von  84.  Fufs 
Länge,  und  01  Fufs  Breite. 

De  L'Orme  sagt,  dafs  die  ganze  Dachverbindung  über  diesen  Saal 
schon  nach  der  alten  Art  abgebunden  gewesen,  als  er  dazu  gekommen, 
und  bemerkt  habe,  dafs  die  Mauern  zu  schwach  und  zu  schlecht  seyn 
würden,  diese  schweiß  Verbindung  zu  tragen;  weshalb  er  den  vierten 
Theil  des  kleinsten  Holzes  von  dieser  Verbindung,  seiner  Absicht  gemäfs 
aufschneiden,  und  damit  nach  seiner  Erfindung  ein  Dacb,  nach  der  l^ten 
Abbildung,  über  diesen  Saal  auffuhren  lassen,  so  dafs  dasjenige,  wofür  der 
Zimmermann  0000  Francs  erhalten,  nur  auf  600  zu  stehen  gekommen  und 
dafs  die  ganze  Bedachung  anstatt  0000 ,  nur  1000  Francs  gekostet  hatte. 
Wer  daher,  sagt  de  L'Orme,  die  Güte  meiner  Erfindung  be- 
herzigtj  wnil  seinen  Hcnn  lieb  hat,  wird  ihm  damit  grofse 
Ersparnifs  und  grofse  Freude  machen. 

Im    siebenzehnten    Kapitel 

wird  angerathen,  die  Bohlenstücke  allenfalls  auch  aufserhalb  theil- 
weise  gerade,  oder  nacli  gebrochenen  Linien  zu  machen.  Weil  aber  als- 
dann an  den  Stellen  d  der  i5ten  Abbildung,  Streifen  von  Blech  oder  Bley 
angebracht  werden  müssen,  so  wird  dieser  Vorschlag  vielleicht  einigen 
Widerspruch  leiden;  obgleich  die  Idee  in  manchen  Fällen  wohl  mit  Vor- 
theil  genutzt  werden  könnte. 

Das   achtzehnte   Kapitel 

enthält  die  Erklärung  auf  verschiedene  Arten  geschweifter  Kuppel- 
dächer, deren  Mittheilung  überflüssig  seyn  würde.       Eben  so 


—       35       — 
das   neunzehnte   Kapitel  V.  Kupf. 

r  Blau. 

wo  de  L'Orme  unter  andern  ein  Dacli  anführt,  welches  er  auf 
den  kleinen  Pavillon  des  Chäteau  d'Anet  *)  gesetzt  hat.  Es  ist  ohen  mit 
einem  flachen  Gange  (wie  beym  14-ten  Kapitel  die  ute  Abbildung  gegeben 
worden)  versehen,  der  mit  Bleyplatten  und  Wasserrinnen  eingedeckt  wurde. 

Im   zwanzigsten  Kapitel 

beschreibt  der  Verfasser  die  übrigen  merkwürdigen  Dächer  des  Schlos- 
ses  d'Anet,  unter  welchen  eine  Bohlenbedeckung  von  83  Fufs  breit,  gegen 
20  Toisen  Lange  ist,  die  der  Architect  anfänglich  zu  einem  Vorraths-  oder 
Getreide-Ort  bestimmte,  nachher  aber  zu  einem  Ballsaal  gebraucht  wurde. 

Das  ein-   und  zweyundzwanzigste  Kapitel 

hat  de  L'Orme  der  Anlage  eines  grofsen  Saals,  zum  Gebrauch  für 
eine  Basilika  oder  sonst  zu  öffentlichen  Geschäften  und  Versammlungen 
gewidmet,  und  beschreibt  darin  sein  Project  mit  vielem  Wohlgefallen. 
Wirklich  ist  die  Idee  des  Ganzen  grofs  und  geschickt,  und  trift  mit  der 
Anlage  der  oben  angeführten  Basilika  zu  Vinzenza,  und  ratt  <indevn  nach- 
herigen Gebäuden,  wo  man  die  länglicht  viereckte  und  überwölbte  Form 
jiül  grofser  Zweckmässigkeit  angewandt  hat,  zusammen.      Daher  habe  ich 

den  Plan  derselben  hierbey  ebenfalls  verkleinert  mitgetheilt,  und  zugleich nr- KllPf- 

s  °  Blatt. 

die  Idee  des  Ganzen  nach  seinem  Aeufseren,   unter  einigen  Weglassungen  ScMufs- 

..-,  t  .  Vignette. 

zu  übertragen  gesucht.  & 

De  L'Orme  sagt:  Es  dürfe  um  einen  solchen  Saal  aufzuführen, 
weiter  eigentlich  nichts  gemauert  werden,  als  das  Fundament  und  das 
Banket  desselben,  worauf  die  Plate- Forme  des  Zimmerwerks  gesetzt  wird. 
Aber  er  meint,  man  könne,  um  das  Ganze  ordentlich  einzuschliefsen,  und 
um  nöthigen  Falls  den  Bögen  mehr  Festigkeit  zu  geben  (pour  mieux  tenir 
les  courbes  en  raison,)  rund  herum  auf  eine  gewisse  Höhe,  etwa  von  12  bis 
i5  Fufs,  gerade  aufmauern,    da  die  Bogenlinie  der  Sparren  von  unten  an, 

E  2 

•)  Heinrich  II.  liefs  dieses  Schlofs  der  Herzogin  von  Valentinois  ebenfalls  durch  de  L'Orme 
erbauen. 


—       36       — 

besonders  je  breiter  das  Gebäude  ist,  fast  senkrecht  beiaufsteigt.  Er  führt 
dieses  -weiter  aus,  und  giebt  an,  dafs  man  nun  inwendig  auch  noeb  auf 
diese  Mauerhöhe  eine  ordentliche  Etage  zu  Wobnungen  einrichten,  und 
darüber  dann  die  Siile  elc.  anlegen  könne.  Durch  eine  solche  Einrich- 
tung, durch  Anbringung  von  Eckpavillons,  Gallerien,  und  Anlegung  eines 
bedeckten  Spatzierganges  auf  der  obern  Zinne  des  grofsen  Bogendachs, 
macht  der  Verfasser  noch  Vorschläge,  um  ein  solches  Gebäude  zur  Woh- 
nung erofser  Herren  brauchbar  zu  machen. 

Die  Idee,  über  die  Schwelle  der  Eogengestelle,  das  heifst  vor  dem 
Untertheile  der  Dachsparren  herauf  zu  mauern,  und  dadurch  eine  ordent- 
liche mit  Fenstern  versehene  Umschiiefsungsmauer  zu  machen  und  Zim- 
mer darin  anzubringen,  ist  bereits  bey  hiesigen  AYolmgebäuüen  ausgeführt 
■worden.  Man  hat  nehmlich  die  Wand  über  die  Balkenlage  auf  diese  Art 
heraufgeführt  und  sehr  gute  Wohnungen  unterm  Dache  angelegt.  —  Bey 
diesen  Umfassungsmauern  ist  aber  die  Vorsicht  wohl  zu  empfehlen,  dafs  sie 
entweder  eine  angemessene  Stärke  oder  aber  gehörige  Verbindung  mit  an- 
dern Mauern  oder  Querwänden  erhalten,  damit  sie  nicht  ausweichen,  oder 
nach  vorne  iili<?iliängo«cl  -w-orcLon  können.  Eine  eben  so  grofse  Vorsicht  wird 
bey  der  Anbringung  der  Knaggen  nöthig  seyn,  damit  diese,  besonders  wenn 
sie  sehr  lang  sind,  eine  solche  Mauer  nicht  vorne  herausfebieben  mögen. 
—  Bey  der  häufigem  Anwendung  dieser  Bauart  wäre  es  um  so  nölhi- 
ger,  auf  dergleichen,  und  auf  andere  bereits  erwähnte  Mafsregeln  auf- 
merksam zu  seyn,  da  che  Schuld  in  einem  schlimmen  Falle  vielleicht, 
wie  es  wohl  bey  neuen  Erfindungen  zu  geschehen  pflegt,  auf  die  Sache 
selbst,  als  auf  das  Setzen  oder  Drücken  der  Bögen  u.  s.  w.  geschoben  wer- 
den könnte;  welches  doch  nie  der  Fall  seyn  kann,  -wenn  die  Bögen  an 
sich  eut  conslruirt  sind,  und  besonders  wenn  sie  auf  Balken  oder  Schwel- 
len  stehen,    deren  Grundlage  gehörig  fest  und  solide  ist  *). 

Ich  bemerke  hier  beiläufig,  wie  diese  Anlage  von  Dachzimmern 
auch  auf  eine  viel  leichtere  und  angenehmere  Art  die  Vortheile  der  Man- 

')  Der  Herr  Geheime  Rath  Langhans  hat  bei  dem  Dache  seines  Hauses  an  einem  Sparren 
eine  senkrecht  gestellte  Latte  anbringen  lassen,  um  zu  sehen,  ob  eine  Senkung  oder  Einbie- 
gung des  Sparrens  erfolgen  würde.  Es  ist  aber  nach  5  Jahren,  welche  das  Dach  nunmehr 
stehet,  nicht  das  geringste  zu  spüren. 


—       07       — 

karelischen  Dächer  gewahret,  welche  doch  nur  immer  winklichte  Zimmer, 
schlecht  erleuchtende  Dachfenster  gehen,  und  schädliche  Kehlen  an  den 
herausgehauten  Fenstern,  auch  eine  grofse  Last  für  die  Häuser  verur- 
sachen. 

"Wer  wird  sich  hierhey  nicht  zugleich  auch  an  die  in  jeder  Rück- 
sicht zwecklose  und  elende  Bauart  der  Dachwohnungen  erinnern,  deren 
hölzerne  Vorderwände  das  Dach  dergestalt  unterbrechen,  dafs  sie  um 
mehrere  Fufs  auf  die  Balkenlage  zurücktreten,  und  eine  Menge  schäd- 
licher Folgen  für  das  Gebäude  nach  sich  ziehen  müssen.  Es  werden  wohl 
wenig  Sachverständige  sich  eines  Unwillens  erwehren  können,  -wenn  sie 
dergleichen  unansehnliche  und  seidechte  Bauart  noch  täglich  und  sogar 
in  den  hiesigen   Hauptstrafsen  ausgeführt    sehen.    — ■ 

Im    dreyundzwanzigsten   Kapitel 

erzählt  der  Verfasser  von  andern  grofsen  Planen  die  er  ausgedacht 
habe,  und  im 

vier-  und  fünfundzwanzigsten  Kapitel 
beschreibt  er  ein  Project,  -welches  er  für  das  Kloster  von  Mont- 
martre machte.  Es  sollte  nach  dem  hierbey  verkleinerten  Plane  ein  Zir- 
kelgebäude, von  25  bis  5o  Toisen  im  Durchschnitt  Averden,  in  dessen  in- 
nerem Hof  die  Zellen  und  Klosterwohnungen,  drey  Etagen  hoch  angelegt 
sind.  Das  Ganze  sollte,  mit  Inbegriff  des  Hofes  durch  eine  Kuppel  und 
einem  einfallenden  Lichte,  wobey  de  L'Orme  in  seiner  Beschreibung  auf 
das  Pantheon  zu  Rom  Bezug  nimmt,  übergedeckt  werden.  —  Dies  ist 
die  ganze  Idee,  welche  nachher  bey  der  Halle  aux  bleds  ausgeführt  ist, 
nur  dafs  hier  im  Innern  noch  ein  Coridor  auf  freystehende  Säulen  aiwe- 
bracht  ist.  —  Der  Verfasser  schliefst  die  Beschreibung  dieses  Entwurfs 
mit  folgenden  Worten  : 

„Je  dirai  ce  mot ,  quand  on  voudroit  couvrir  tout  un  chaiteau  et  Ja  cour 
„qui  seroit  au  milieu,  on  le  pourroit  faire  facilement  par  cetee  inven- 
„tion.  —  —  C'est  une  chose  incroyable  de  ce  qu'on  neue 
,J~aire  par  tel  moien." 


—       38        — 

Das   sechsundzwanzigste  Kapitel 
macht  endlich  den   Beschlufs   des    ersten   Theiles    des   de   L'O mi- 
schen Werks.     Der  "Verfasser  sagt  darin,  dafs  die  Römer  sehr    froh  gewe- 
sen seyn    -würden,    wenn    sie   diese    Erfindung  gekannt  hatten,    indem  sie 
ihre  Theater    und    Amphitheater    auf    solche    Art    leicht    hätten    bedecken 
können,  anstatt  dafs  sie  sich  dazu  Decken  von  Leinwand  bedienen  mufsten. 
(Ueber  die  Veranstaltungen    zu    dieser   umständlichen   Bedeckungsart, 
wozu  man  sich  gewöhnlich  der  mit  den  Segeltüchern  geübten  See- 
soldaten bedienen  mnfste,   und   bey   jeder   Vorstellung  ansehnliche 
Kosten  erfordert  wurden,  sehe  man  ausführlich  in  Lipsii  de  Amplii- 
theatro  über,  oder  in  Maffeis   gelehrtem  Werke  de  gli  anfueairi  etc. 
Die  Schauspiele  wurden  oft  durch   Regen  unterbrochen,    und  man 
bedeckte  sie  zur  Vermeidung  dieses  Unfalls  auf  die  eben  beschrie- 
bene Art.    Es  entstand  aber  unter  dieser  flach  ausgespannten  und  dün- 
nen Decke  ein  neues  Uebel.  Die  Hitze  wurde  oft  so  grofs  dafs  man  so- 
<*ar  Versuche  machte,  wohlriechende  Wasser  durch  kleine  Röhren  von 
oben  herunter,  gleich  einem  kühlenden  Tbaue,  über  die  Zuschauer 
zu  verspritzen.    —     Das  Odemn   der  ALhener,    welches  Perikles  er- 
bauete,  hatte  ein  spitziges  Dach    aus   den    Segeln    und   Masten    zu- 
sammengesetzt,  die  von   den  Persern   erobert  worden  waren.    Man 
sehe:  Martini   über  die  Odeen    der   Alten.      Diese    Masten,    wor- 
über man  die  Tücher  ausgebreitet  hatte,  waren  vermuthlich  in  der 
Mitte  mit  ihren  Spitzen  zusammen   verbunden;    vielleicht   in   der 
Art,  -wie  die  Sparren  auf  einem  runden  Gebäude  zu  Olympia,  dem 
rhilippeum,    (Pausanias  5.  20.)    -welche  so   aufgerichtet   -waren,    dafs 
sie  in  der  Mitte   gegen    eine    eherne    Kugel,    die    die    Gestalt    eines 
Mohnkopfs  hatte,  zusammenliefen.   — 

Dafs  man  Versuche  gemacht  habe,  die  Theater  auch  mit  höl- 
zernen Verbindungen  zu  bedecken,  ist  gewifs.  Maffei  führt  den 
Valerius  von  Ostia  an,  und  den  Herodes  Atticus,  der  ein 
Theater  mit  einer  Verbindung  von  Zedernholz  bedecken  liefs.  Aber 
obgleich  das  Nähere  dieser  Veranstaltungen  uns  unbekannt  ist  und 
wir  nach  allen  Nachrichten,  und   selbst  nach  dem  Vitruv,    über- 


—       37       — 

haupt  nur   'wenig   von    dergleichen    Constructionen   der  Aken  wis- 
sen; so  möchte  man  doch  wohl  eben  nicht  geneigt  seyn,  manchen 
Restaurationen  und  Schwärmer eyen,    die   auch  in    dieser    Rücksicht 
auf  ihre  Rechnung  gemacht  -werden,    beyzutreten.       Wir    möchten 
z.  B.  wohl  schwerlich  der  Restauration  einer  hölzernen  Bedeckung 
der  Scena,  Wahrscheinlichkeit  beymessen,    welche   Herr   Piranesi 
dein  Theater  zu  Herculanum  aufbürdet.     Man  sehe:  il  Teacro  d'Er- 
colano   etc.  von  Francesco  Piranesi,    Fol.  Rom  1782.  —     Aller- 
dings scheint  wohl  grofser  Grund  zum  Zweifel  vorhanden  zu  seyn, 
ob  die  Fortschritte  der  Alten  in  diesem  Fache  sehr  hoch  in  Anschlag 
zu   bringen,   oder  mit  ihren   übrigen   Kenntnissen    in    der    Baukunst 
gleich   zu  schätzen  sind,  und  man  würde  doch  wohl  einiges  Beden- 
ken tragen ,    folgende    Worte  einer  gelehrten    Recension    (Bibl.    der 
seh.  Wissensch.    Theil  6.  pag.   34.0  etc.)    unbedingt   zu   unterschrei- 
ben:   „Man    -wird    nie    beweisen    können,     dafs     die    Griechen»     die 
„wahren  Kenner  der  Baukunst,    gar    nichts    von   Spreng  werken, 
„als  unentbehrliche  Mittel    der   Baukunst,  sollten  gewufst 
„haben.      Es  ist  wahr,    erstaunpnrlp  Werte   waren   massiver  und    aus 
„dauerhafteren  Steinen  zusammengesetzt.    Aber  sie  mufsten  sich  auuU 
„in  vielen  Fällen   des   Holzes   bedienen,    und    da  waren   die  Spreng- 
„werke  schlechterdings  unentbehrlich.     Wie  konnte   man  ohne  sie, 
„wenn    es    nöthig    war,    bey    geschwinden    Märschen    der    Armeen, 
„Brücken   verfertigen?    wie    konnte    man    ohne    sie    die    kostbaren 
„Gerüste  bey  Aufführung  ihrer  Wunderwerke  darstellen?    Obelisken 
„aufrichten?  etc.  —     Genug,    es    folgt  nicht,    wenn  nützliche  Ent- 
deckungen einigen  Neuern    zugeschrieben   wären,    dafs    die   Alten 
„davon  gar  nichts  sollten  gewufst  haben.) 
De  L'Orme    bemerkt    schliefslich,    dafs- er  bey  angestellter  Durch- 
sicht fast  aller  zu  seiner  Zeit  vorhanden  gewesener  französischen  und  an- 
dern die  Architectur  betreffenden  Büchern,    keine  Spur  von  seiner  Erfin- 
dung angetroffen  habe.     Die  Alten,  sagt  er,  würden  dadurch  bis  zur  Un- 
glaubhchkeit  grofse  Dächer  und  Gewöllje  auf  eine   leichte   Art   konstruirt 
haben,  und  de  L'Orine's  Liebe  zu  seiner  Erfindung  geht   so   weit,    dafs 


—       4o       — 

er  so^ar  elanbt,  man  würde  auf  solche  Bogenstellungen  ohnbedenklich 
Wasserleitungen  angelegt  und  auf  die  grüfsten  Entfernungen  fortgeführt 
haben.  Man  würde,  sagt  er,  diese  Sache  gewifs  eben  so  hoch  und  noch 
höher,  als  die  bey  den  Alten  so  berühmte  Einrichtung  bey  dem  bewegli- 
chen Theater  des  Curio  *)  geschätzt  haben. 

Dem  Julius  Cäsar  würde  es  weit  leichter  gewesen  seyn,  sagt  der 
Verf.,  seine  grofse  Brücken  zu  machen,  wenn  ihm  diese  Erfindung  be- 
kannt gewesen  wäre.  Die  Brücken  des  Julius  Cäsar  wurden  bewundert, 
allein  die  Bewunderung  würde  weit  gröfser  gewesen  seyn,  wenn  man 
Brücken  yon  100  bis  soo  Klaftern  lang,  ohne  Pfähle  auf  eine  so  leichte 
und  docli  dauerhafte  Art  hätte  errichten  sehen.  De  L'Orme  meynt, 
dafs  diefs  vielen  unglaublich  vorkommen  würde;  allein  er  verspricht  der- 
gleichen sowohl  als  mancherley  andere  schöne  Sachen  noch  dereinst  ans 
Licht  zu  stellen.      Ob  es  geschehen,  ist  mir  nicht  bekannt. 

Beyläufi«-  werden  dem  Leser  hier  wohl  die  merkwürdigen  Anlagen 
der  eisernen  Brücken  in  England,  welche  ebenfalls  aus  ähnlichen  Bogen- 
stellungen bestellen,  einfallen;  und  vorzüglich  das  neueste  Werk  dieser  Art, 
unter  dessen  c36  Fufs  weit  gespanntem  Bogen  die  grofsten  Schiffe  mit  ihren 
TVlnsit-n  durchgehen.  Man  sehe  das  Journal  des  Luxus.  Jan.  1797.  .ingleichen 
Sammlun0"  nützlicher  Aufsätze  die  Baukunst  betreffend,  ites  Stück  1797. 

Der  wesentliche  Inhalt  des  zweiten,  aus  vierzehn  Kapiteln 
bestehenden,  Theils  der  de  L'Ormschen  Schrift,  betrift,  die  von 
ihm  erfundenen,  in  eben  der  Art  wie  die  bisher  beschriebenen  Dachspar- 
ren   aus  Enden  von  Brettern  zusammengesetzten  Balken. 

Um    nicht    den  Faden   über   die    erstere   Materie  zu    unterbrechen, 

werde  ich  am  Schlüsse  dieser  Schrift  das  wesentlichste  wegen  jener  Balken 

mittheilen,    unterdessen    aber    den    Inhalt    des    vierzehnten    Kapitels    des 

zweiten  Theils  hier  anführen,  da  sich  solches  wiederum  auf  die  Dachver- 

binduncen  beziehet,  und  die  Vortheile  dieser  Erfindung  folgendermafsen 

darstellet.     Es   hcifst  darin: 

1)  Dafs 

')  Man  sehe  Stieglitz  Geschichte  der  Baut.  pag.  59}  etc.  wo  die  umständlichen  Beschreibun- 
gen angerührt  sind.  De  L'Orme  sagt,  d.ils  er  sich  selbst  mit  diesem  sonderbaren  Gebäu- 
de, durch  Versuche  in  Modellen  etc.  wahrend  seines  Aufenthaltes  in  Rom,  beschäftiget  habe. 


—       4i       — 

i)  Dafs  man  bey  dieser  Art  von  Dächern,  wenn  sie  nehmlich  auf  Bai- 
ken  stellen ,  in  Rücksicht  der  Last  nicht  so  starke  Mauern  gebrauche, 
als  bey  den  gewöhnlichen  Dachverbindungen. 

2)  Dafs  man  keines  Eisens  dabey  benöthiget  sey;  und  also  die  Kosten 
dafür  ersparen  könne. 

5)  Dafs  das  kleinste  Holz  dazu  zu  gebrauchen  sey. 

4)  Dafs  vieles  gegen  das  sonstige  Fuhrwerk,  auch  an  Thauen,  an  Rüst- 
zeug, und  auch  an  Zeit  zum  Bauen  ersparet  werde. 

5)  Wird  angeführt,  dafs  man  besonders  die  eisernen  Anker  entbehren 
könne. 

6)  Dafs  man  an  Dachziegeln  und  Schiefer  erspare. 

7)  Wird  wiederholentlich  die  Ersparung  des  starken  Holzes  dadurch  er- 
wiesen, weil,  wenn  von  einem  alten  abzubrechenden  Dache  auch  nur 
ein  Drittel  des  darin  befindHchen  Holzes  gut  und  brauchbar  ist, 
man   damit   das   neue  Dach  grofstentheils  wieder  aufbauen  könnte. 

8)  Könne  diese  Bauart  bey  Bedeckung  aller  erforderlichen  grofsen  Räu- 
me, als  Säle,  Hospitäler  und  Oer ter  wo  viele  Menschen  zusammen 
kommen,  mit  gröfster  Bequemlichkeit  und  Leichtigkeit  gebraucht 
werden. 

9)  Würde  diese  Erfindung  auch  mit  grofsem  Nutzen  zu  Lehrbö^en  bey 
aufzuführenden  oder  zu  reparirenden  Brücken  dienen. 

10)  Wenn   man    Gebäude    von    zwey    Stockwerken    erbauen    wollte,    so) 
dürfte  man  nur  die  Mauer  3  Fufs  höher  aufführen,  vorzüglich  wenn 
man  sich  entschliefst,    die  obere   Etage  in   eine  Dacheta^e,    nach  de 
L'Orme's  Art,  zu  veiwandeln,    welches    in  manchen   Fällen     beson- 
ders bey  geringern  Häusern  oft  sehr  anwendbar  seyn  könnte. 

Zu  diesen  von  de  L'Orme  angerühmten  Vortheilen  lassen  sich 
für  uns  noch  folgende  hinzufügen: 

Es  kömmt  nehmlich  gar  nicht  darauf  an,  lange  Bretter  aus  starkem 
Holze  oder  sogenannten  Sageblöcken  zu  schneiden,  welche  Holzsorte  in 
unsern  Waldern  fast  überall  sehr  selten  geworden;  sondern  man  kann 
Schwammbäume ,  welche  mehrentheils  noch  Enden  von  4.  bis  6  Fufs  <re. 
sundes  Holz  enthalten,  auch  alle  sonst  zum  Bauen  unbrauchbare,  krumm 

F 


—       42       — 

gewachsene  Bäume  am  besten  dazu  gebrauchen,  wenn  aus  vorgedachten 
Hölzern  kurze  Bretter  geschnitten  werden.  Solche  Bretter,  nach  ihrem 
Wüchse  in  den  Bogen  gepafst,  tragen  mit  vorzüglicher  Kraft  und  werden 
gewifs  nicht  aüfreifsen;  Auch  diese  Ersparung  des  guten  Bauholzes  ist 
ein  einleuchtender  Nutzen.  Eben  so  kann  bey  dieser  Bauart  ein  weit 
gröfserer  Theil  eines  abzubrechenden  alten  Hauses  an  Holz  und  Enden 
von  Brettern  bey  dem  neuen  Aufbau,  als  bey  anderer  Bauart,  wieder  mit 
angewandt  werden. 

Dafs  aber  an  Bedeckungsmaterialien  etwas  erspart  werden  sollte, 
wie  de  L'Orme  sagt,  ist  nicht  wohl  einleuchtend,  vielmehr  das  Gegen- 
theil  zu  berechnen. 

Ein  HaupLvortheil  bey  diesen  Dächern  scheint  aber  noch  vorzüg- 
lich die  dadurch  zu  vermindernde  Gefahr  bey  entstehendem  Feuer  zu 
seyn ;  denn  wo  wenig  ist,  da  kann  auch  wenig  brennen.  Gesetzt  also,  es 
geriethe  ein  Bohlendach  in  Brand,  so  mufs  es  leichter  zu  löschen  seyn,  als 
die  gewöhnlichen  mit  Holz  vollgepfropften  Dächer;  ferner  beym  Zusam- 
menstürzen der  etwa  vom  Feuer  unversehrt  gebliebenen  Theile  des  Boh- 
lendaches, werden  solche  wegen  ihrer  Leichtigkeit  nicht  so  bald  durch  die 
Decken  durchschlagen,  und  das  Feuer  im  Innern  des  Gebäudes  ausbreiten, 
wie  solches  bey  schweren  Dachverbänden  geschieht.  Endlich  kann  die 
weniger  brennende  Holzmasse  eines  Bohlendaches  auch  nicht  so  gefähr- 
lich für  nebenstehende  Gebäude  seyn,  als  die  aus  vielem  Holze  bestehen- 
den  Dächer,  welche  noth wendig  stärkere,  sich  leicht  verbreitende  Flam- 
men erzeugen. 


Um  nunmehro  von  denjenigen  Werken,  welche  in  dieser  Bauart 
bey  uns  aufgestellt  sind,  so  wie  von  den  hierüber  gemachten  besondern 
Bemerkungen  und  Erfahrungen  Nachricht  zu  geben,  sehe  ich  mich  genö- 
thiget,  dasjenige,  was  Herr  Nicolai  davon  in  seiner  Beschreibung 
einer  Reise  durch  Deutschland  und  die  Schweiz  im  Jahr  i-3i 
Theil  12  S.  112  u.  f.  bey  Gelegenheit  der  Beschreibung  des  Stifts  St.  Bla- 
sien  im  Schwarzwalde,  in  Absicht  der  Bohlendächer  beigebracht  hat,   an-' 


—      4.0      — 

zuführen,    und  werde   dabey    diese   zwar   schon    reichhaltige  Nachrichten 
noch  durch  einige  Zusätze  zu  erweitern  suchen. 

„Die  Kirche  (zu  St.  Blasien)  sagt  der  genannte  Verfasser,  ist  nicht 
„ein  Gewölbe  von  Steinen,  sondern  hölzern,  verschaalt,  mit  Gyps  über- 
wogen, und  wird  von  einem  grofsen  Hängewerke  getragen." 

„Dieser  gehängte  und  gesprengte  Dachstuhl  ist    ein   sehr  merkwür- 
„diges  Stück  der  Ziminermannskunst,  und  ich  bekenne,   dafs  ich  mit  sehr 
„grofsem  Vergnügen  alle  Theile   desselben   betrachtet   habe.       Er    ist    von 
„dem  Zimmermeister  Joseph  Müller,    der   nie    aus   St.    Blasien    gekom- 
„men  ist,  im  J.  1777  angegeben,  und  wirklich  aufgerichtet.       Man  machte 
„ehemals    sehr    viel    Wesens   von    dem   hängenden   Dachstuhle    der   Abtey 
„Val  des   Grace  in  Paris:   -welcher,   so   viel  ich  mich  erinnere,    der    erste 
„hängende  Dachstuhl  war,  der   an   einer   Kuppel  versucht    ward.      Er   ist 
„abgebildet,    doch    nur   ganz   klein,     in    Sturms    ReiseanmerkunTen. 
„Wie  sehr  wäre  zu  wünschen,    dafs    ein    Architect   oder   Kenner    der 
„Architectur,  ausgerüstet  mit  feinem  Sinne,  geübtem  Auge,  und  reifer 
„Beurtheilungskraft,  mit  Zirkel  und  Reifsfeder  in  der  Hand  Deutsch- 
land durchwandern,  und  uns,  über  die  vornehmsten  Gebäude,  beur- 
„theilende  Reiseanmerkungen  (wie  Sturm  nach  seiner  Art  zuerst 
„machte)  mittheilen,  und  treue  Zeichnungen    (so    Avie   Sturm}    beifü- 
gen wollte,   damit  man  die  Anmerkungen  verstände.) 

„Man  ist  aber  seitdem  in  dieser  Kunst  viel  weiter  gekommen,  und 
„so  viel  ich  einsehen  kann,  ist  ihm  nebst  dem  gesprengten  Dachstuhle 
„der  Kuppel  der  katholischen  Kirche  in  Berlin  der  in  St.  Blasien  weit 
„vorzuziehen.  Es  sind  zwey  Balken  ins  Kreutz  gelegt,  unverzahnt,  jeder 
„118  Fufs  lang,  und  24.  Zoll  kubisch  dick,  Balken,  wie  man  sie  nur  viel- 
leicht im  Schwarzwalde  finden  kann.  Diese  liegen  auf  der  Mauer  der 
„Kirche,  über  vier  der  freistehenden  steinernen  Säulen.  Mit  diesem  Kreutze 
„von  Balken  ist  die  ganze  Zulage  und  das  Hängende  des  Dachstuhls  o-e. 
„hörig  verbunden,  in  der  Mitte  durch  eine  grofse,  und  rund  herum  durch 
„zwey  Reihen  von  zwanzig  kleineren  Säulen,  mit  drcyfachen  Kehlbalken 
„verzapft,  alles  gehörig  gehängt  und  gesprengt,  und  mit  sehr  starken  ei- 
sernen  Bändern  und  Schrauben  befestiget. 

F  2 


—      44       — 

„Der  Dachstuhl  der  katholischen  Kirche  zu  Berlin  hat  112  Fufs  im 
„Durchmesser.  Der  Aufrifs  und  Grundrifs  der  verschiedenen  Theile 
„dieses  Sprengwerks  ist  in    Krünitz    Enzyklopädie    XXXVIII.    Theil, 

„Fig.  2064.,   2üG5  zu  linden.     Es  ist  hierbey  nur  zu  erinnern,  dafs  das. 
„daselbst  gezeichnete  Thürmchen    über  der  Kuppel,    zwar    anfanglich 
„gebauet,  aber  aus  bewegenden  Ursachen  gleich  nachher  wieder  weg- 
„genommen  worden;  desgleichen  ist  vergessen,    den  Mafsftab  von  80 
„rheinländischen    Fufs   einzutheilen,  welchen   derjenige,   der  die  cin- 
„zelnen  Theile  untersuchen  wollte,  nothwendig  noch  eiiitheiien  niiifste. 
„Das  Sprengwerk  über  der  katholischen  Kirche  in  Berlin  hat  das  Be- 
sondere, dafs  die  äufsern  dazu  abgerundeten  Balken,  welche  die  Kup- 
pel   formiren,    wirklich    aus    rund    gewachsenem    Holze    ausgesucht 
„worden  sind.     Die   Conslruktion  ist  übrigens  von  der  in  St.  Blasien 
„ganz  wesentlich  unterschieden,  weil  in  St.  Blasien  nicht  wie  in  Ber- 
„lin  die  ganze  aufs  er  e  Höhe  der  Kuppel  auch  die  innere  ausmacht.") 
Nach  einigen  nähern  Nachrichten   von  St.  Blasien  fahrt  Hr.  Nicolai 
fort:  „Die  Erfindung  der  künstlichen  Hänge-  und  Sprengwerke  macht dem 
„menschlichen  Verstände  Ehre.      Sie  gehört  den  neuern  Zeiten;    denn  die 
„alten  Baumeister  wufsten  nichts  davon.     So  viel  ich   mich    erinnere,    hat 
„man    die    ersten    Beispiele    von   hangenden    Decken    über    grofse    Säle   aus 
„dem  vierzehnten  Jahrhunderte.      Nachher    ist    diese    Kunst    immer   mehr 
„verbessert  und  ausgedehnt  worden,  so  dafs  man   jetzt    die   größten   Kup- 
„peln   von    Holz    aufzuführen    und  mit    einem    hangenden    Dachstuhle  zu 
„versehen  weifs.     Ich  habe  daher  bey  dem  Hangewerke  zu  St.  Blasien  mit 
„grofsem  Vergnügen  betrachtet,  wie  da  eine   ungeheure   Masse    von    Holz 
„sich  selbst  zusammenhält  und    sich   selbst   trägt.       Aber    die   Kunst    wird 
„immer  mehr  vervollkommnet,    und  dann  ist  die   grofse    Kunst,    weniger 
„Kunst  zu  zeigen.      Ein  so  künstliches  und  vorzügliches  Werk  nun  auch 
„wirklich   der    hängende   Dachsiuhl   dieser    schönen    Kirche    ist;    so    hätte 
„doch  vielleicht  etwas  noch  Vorzüglicheres  geleistet  werden  können,  we- 
nigstens wäre  viel  Holz  und  Kosten  erspart  worden,  wenn  damals  in  St. 
„Blasien  bekannt  gewesen  wäre,  ein  Kuppeldach  ganz  ohne  Dachstuhl 
„und   überhaupt   ohne  alle   Balken   und   Sparren   zu  machen,  auf  die  Art, 


—      45       — 

„welche  der  Königl.  Geheimeralh  und  Hof-Baudhektor,  Herr  Langlians, 
„zuerst  in  Berlin,  und  so  viel  ich  weifs,  zuerst  in  Deutschland  eingefüh- 
„ret  hat.  Man  hätte  nicht  allein  sehr  viele  Kosten  gespart,  sondern  selbst 
„im  Falle  einer  Feuersbrunst  würde  die  Gefahr  viel  geringer  seyn,  indem 
„auf  dem  Dache  kaum  der  sechste  Theil  des  Holzes  und  gar  keine  schwere 
„Balken  zu  verbrennen  vorhanden  seyn  würden ;  daher  man  sodann  vom 
„Estriche  noch  eher  eine  gute  Wirkung  erwarten  könnte,  wenn  er  durch 
„herunterstürzende  Balken  nicht  könnte  zertrümmert  "werden." 

„Unbekannt  konnte  diese  Art  von  Dachverband  den  beiden  fran- 
zösischen Baumeistern,  Dixnard  und  Pigage,  nicht  seyn.  Denn  nicht 
„nur  Palladio  hat  schon  von  dieser  Art  zu  bedachen  geredet,  son- 
„dern  es  ist  auch  die  in  den  fünfziger  Jahren  gebauete  Halle  äux  Bleds 
„in  Paris,  (welche,  wenn  ich  nicht  ganz  irre,  noch  einen  gröfsern  Diame- 
„ter  hat,  als  die  Kirche  zu  St.  Blasien)  auf  diese  leichte  und  wohlfeile 
„Art  bedachet,  und  das  Dach  ist  nun  seit  so  vielen  Jahren  nicht  baufäl- 
„lig  geworden,  Avelches  ein  practischer  Beweis  für  die  Festigkeit  dieser 
„Art  des  Dachverbandes  ist.  Warum  eine  so  nützliche  Erfindung  nicht 
„öfter  angewendet  worden ,  möchte  kaum  zu  begreifen  seyn ,  wenn  man 
„nicht  sonst  auch  zuweilen  fände,  dafs  die  besten  Din^e  nicht  Ein^ano- 
„finden,  eben  deswegen,  weil  sie  so  sehr  einfach  und  so  leicht  zu  be- 
greifen sind.  Dabey  ist  auch  zu  bedenken,  dafs  gewöhnlich  die  Zim- 
„merleute  die  Dacher  angeben,  und  dafs  bey  einem  Dache  ohne  Dach- 
„stuhl  für  den  Zimmermann  viel  weniger  zu  verdienen  ist,  als  bey  einem 
„künstlichen  Hängewerke." 

„Daher  ist  diese  nützliche  Art  des  Dachverbandes  bevnahe  »ranz 
„ver£ressen  worden,  besonders  scheint  man  sie  in  Deutschland  fast  £ar 
„nicht  zu  keimen.  Ich  vermuthe  dieses  daher,  -weil  in  einem  der  neue- 
sten und  nützlichsten  Werke,  in  des  Herrn  Bathsherrn  Stieglitz,  zu 
„Leipzig,  Encyklopädie  oder  Wörterbuch  der  b  ürgerlichen  Bau- 
„kunst,  gar  nicht  Erwähnung  davon  geschieht." 

„Im  ersten  Theile  dieses  Werks,  S.  024.,  fühlt  der  Herr  Verfasser 
„einen  in  Absicht  auf  die  Dauer  noch  sehr  problematischen,  und  in  Ab- 
sicht der   Kosten   gewifs   theuern   Vorschlag    des   seel.    Krubsacius   an, 


—       46       — 

ein  Dach  ohne  Sparren  zu  bauen.     Hier  hätte  dieser  Art  des  Dach- 
Verbandes,    besonders    an    Kuppeln,    billig    Erwähnung    geschehen   sollen. 
,Es  war  zwar  dem  Hrn.  Verfasser  sehr  wohl  zu  verzeihen,    dafs  er  nicht 
wufste,    was   einige  Jahre   vorher   in   Berlin   praktisch   ausgeführt   worden 
,war  *);  denn  es  ist  nun  in  Deutschland  einmal  so,    dafs    unsere   Zeitun- 
gen und  Journale   von    den  nützlichsten  und  bemerkenswürdigsten  Din- 
,oen  in  Deutschland  gemeiniglich  sehr  Avenig  wissen  und  sagen.     Es  wird 
„zwar  geschwind  sehr  grofses  Geschrey  von  einem  neu  aufgebauten  Syste- 
„me  von  Hirngespinnsten  gemacht,  aber  gemeiniglich  nichts,  oder  wenig- 
stens nichts  recht  Zuverlässiges  von  neuen  Gebäuden,  neuen  Werkzeugen 
„oder  andern  nützlichen  Erfindungen  gesagt;    denn  solche  empirische  ge- 
,  meine    Dinge    halten   unsere    hochgelahrien    Herrn    unter    ihrer    Würde. 
.Daher    bleibt   sehr    oft,    was    in    Deutschland    geschieht,    den    Deutschen 
selbst,    und  oft,    so  wie  hier,    auch  unsern  besten  Schriftstellern  verbor- 
gen.    Aber  die  Halle  aux  Bleds  zu  Paris  war  vermuthlich  Herrn  Stieg- 
litz bekannt,   da  man   Kupferstiche  davon  hat." 

„In  Herrn  Riems  neuen  Sammlung  Oeconomischer  Schriften,  Vllter 

Theil  (Dresden  179'+.  8.)    ist  Seite  69  die  Erfindung  des  seel.  Krub- 

„sacius  gerühmt,  und  eine  Abbildung  davon  beygefügt.     Seite  75  ist 

,  daselbst  auch  die  Dachverbindung  der  Halle   aux  Bleds  in  Paris   an- 

*■)  Einige  Zeit  nachher  (heifst  es  hiev  in  einer  Note)  deckte  der  geschickte  Baumeister  in 
Leipzig,  Herr  Dauthe,  auf  diese  Art  die  dortige  Sternwarte.  Ein  Zeichen  der  Aufmerk- 
samkeit dieses  wackern  Baumeisters  auf  alles  Nützliche.  ~  Ich  glaube  nicht,  dafs  anfser 
Berlin  und  Leipzig  irgendwo  in  Deutschland  diese  Erfindung  bisher  gebraucht  worden 
ist.  In  Kopenhagen  wäre  jetzt  wohl  die  Zeit  sie  anzuwenden,  da  dort  nach  den  beyden 
runelncldichen  Feuersbrftnsten,  so  eine  unsäglich  grofse  Menge  Holz,  bey  der  Wiederauf- 
„baiiuno    der  Stadt    erfordert   werden  wird." 

Der  liier  angefahrte  Architect ,  Herr  Dauthe,  ist  durch  seine  Thätigkeit  und  Ge- 
schicklichkeit, und  durch  das  Verdienst,  welches  er  sich  um  die  Verschönerung  der 
Stadt  Leipzig,  vorzüglich  aber  der  dortigen  Nicolai- Kirche  (deren  Beschreibung  sich  in 
Huths  Magazin  für  die  bftrgerl.  Baukunst  2ter  Band  iter  Theil  befinde!)  erworben  hat, 
rühmlich  bekannt.  —  Ich  hoffte  meinen  geehrten  Lesern  das  Vergnügen  der  Mitthcilnng 
näherer  Nachrichten  über  den  Bin  der  oben  erwähnten  Leipziger  Sternwarte  zu  muhen, 
und  wandte  mich  deshalb  an  Herrn  Dauthe  selbst.  Allein  diese  Bitte  ist  fehlgeschlagen, 
indem  Herr  Dauthe  mich  benachrichtigte,  dafs  er  bereits  selbst  mit  einer  Beschreibung 
seiner  sämtlichen  Bauwerke,  worunter  sich  auch  das  genannte  Gebäude  befinden  wird,  be- 
schäftigt sey;  -weshalb  er  auch  seinem  Freunde,  dem  Herrn  D.  Stieglitz  ein  gleiches  Ge- 
such habe  abschlagen  müssen. 


—       47       — 
„geführt,  aber  ohne  zu  gedenken,  dafs  diese  Art  des  Verbandes  schon 
,,in  Deutschland  angeAvendet  ist"  *). 

„Der  Königl.  Geheime  Rath  und  Hof-Baudirector  Herr  Langhans 
„liefs  zuerst  in  Berlin  im  Jahr  1787  die  Kuppel  des  Hörsaals  der  Königl. 
„Thier-Arzneyschule,  welche  5o  Fufs  im  Durchmesser  hat,  auf  diese  Art 
„bedachen." 

Dieses  Anführen  ist  dahin  zu  berichtigen,  dafs  die  Kuppel  nur  4a 
Fufs  breit  im  Lichten  ist.  Ich  liefere  hierbey  einen  Theil  des  Grundrisses 
und  das  Profil  davon,  welches  letztere  ich  gegen  den  Durchschnitt  von 
der  kleinen  Kuppel  bey  der  hiesigen  katholischen  Kirche,  mit  Weglassung  ^"P  • 
des  innern  Glockenstuhls,  gestellt  habe,  da  sie  beinahe  mit  jener  einen  gleichen 
Durchmesser  hat,  und  hierdurch  Avird  der  Unterschied  des  Holzaufwandes 
auffallend  dargethan.  Uebrigens  ist  zu  bemerken,  dafs  die  Kuppel  auf  der 
Vieh-Arzneyschule  außerhalb  mit  Brettern  geschalet  und  mit  Blech  gedeckt 
ist,  und  dafs  die  Bögen  abAvechselnd  aus  zAveyfach  und  auch  aus  drey- 
fach  zusammengeschlagnen  anderthalbzölligen  Brettern  bestehen.  Ferner 
auf  der  Mauer  sind  doppelte  Zirkeiförmige  Mauerlatten  gelegt,  Avelche 
durch  übergeschnittene  kurze  Zangen  von  Holz,  zusammengehalten  wer- 
den,   auf  welchen  die  Sparren  eingezapft  sind. 

IiiAA-endig  ist  diese  Kuppel  ebenfalls  geschalt  und  berohrt ,  auch 
nebst  den  Wänden  von  dem  Herrn  Direktor  Roh  de  mit  allegorischen 
Figuren  und  architectonischen  Verzierungen  gemahlt  worden. 

Von  der  Anlage  des  ganzen  quadratischen  Baues,  welcher  den  an- 
genehmsten Zusammenhang,  ungemeine  Zierlichkeit,  vortrefliche  Beleuch- 
tung und  die  größte  Zweckmäfsigkeit  überhaupt  in  sich  vereinigt,  und 
auch  von  der  musterhaften  Einrichtung  des  Gebäudes  nach  den  Erforder- 
nissen dieses  so  erspriefslichen  Instituts  einer  Vieh-Arzeneyschule,  wird  man 
sich  aus  dem  rnitgetheilten  Plane  eine  allgemeine  Vorstellung  machen 
können,    die   näher   auszuführen  mir   hier    der    Raum    nicht    gestattet.  — 

*)  Eben  das  ist  anch  der  Fall  in  den  oben,  Seite  11,  angefahren  Anzeigen  der  Leipziger  öko- 
nomischen Gesellschaft.  Auch  in  dem  neuesten  Werke:  die  Landwirtschaftliche  B.mwis. 
sen schaft,  von  Hin.  Prof.  Meinen  iJL.lle  1796.  80  findet  man  kein  Wort  von  dieser  Con- 
stmktion,  obgleich  das  ganze  /fte  Kapitel  und  der  9t e  J.  ausdrücklich  von  den  krummü- 
nigten  Dächern  tuid  Kuppeln  handelt. 


.      —       4-3       — 

Tiiel-Vi-Eine  kleine  Abbildung   von  dem  Aeufsern    des    Gebäudes   ziert   den   Titel 
enette.  __.. 

dieser  Blatter. 

„Auch  setzte  Herr  Langhans  auf  sein  eigenes  Haus  (welches  ein 
„Eckhaus  ist,  ato  also  das  Dach  keine  Spannung  gegen  einander  hat)  eine 
„solche  Bedachung  *),  und  im  Jahre  1791  brachte  der  Herr  Ober-Hof-Bau- 
„rath  Becher  er  bey  der  allhier,  auf  dem  Hofe  des  Königl.  Akademie- 
„o-ebäudes  unter  den  Linden,  erbauten  Reitbahn  Für  das  Regiment  Gens 
VI.Kupf.  „d'armes  eine  solche  Verbindung  an."  Ich  liefere  die  Zeichnung  von  einem 
Gespärre  des  vorerwehnten  Daches,  wovon  ich  noch  weiterhin  sprechen 
■werde,  und  den,  mit  einem  Stück  der  Zulage  begleiteten,  Durchschnitt 
U.Kiipf.  der  genannten  Reitbahn,  so  wie  ich  diese  Zeichnungen  durch  die  Gefäl- 
ligkeit jener  beiden  Architekten   erhalten  habe  **). 

Die  Reitbahn  ist  ico  Fufs  im  Lichten  lang,  und  60  Fufs  breit.  Die 
Bö°en  sind  von  dreyfach  zusammengeschlagenen,  1^  zölligen  Diehlen,  und 
das  Dach  ist  mit  einem  doppelten  Ziegeldache  eingedeckt,  wobey  der  un- 
tere Theil  der  Ziegel,  so  weit  eine  Reihe  die  andere  bedeckt,  auf  vorher 
darauf  ausgebreitetem  Moos  lieget,  wodurch  dieses  Dach  eine  vollkom- 
mene Dichtigkeit  erhalten  hat. 

Bey  dem  Profil  von  der  Reitbahn  mufs  man  sich  nicht  vorstellen, 
dafs  der  innere  Bogen  eine  besondere  Decke  andeute,  sondern  es  sind  nur 
hin  und  wieder  an  zwey  gegeneinander  liegende  Spanen  dergleichen  Bögen 
angebracht,  welche  sowohl  von  unten  als  an  den  Seiten,  und  zwar  hier 
mit  Schlufsfleinförmigen  Brettern  bekleidet  sind,  wie  die  punktirten  Linien 
solches  anzeigen.  Diese  Bögen  geben  dem  Ganzen  das  Ansehen  von  noch 
mehrerer  Festigkeit. 
_.     f  TJm    nun   ebenfalls    den  Unterschied  des  Holzaufwandes  zu  zeigen, 

ßlatt'    ist  über  dem  Profil  von  dieser  Reitbahn,    der  Durchschnitt  des  Exerzier- 

und 

*)  Nachher  ist  dieses  Beispiel  bey  vielen  Bürgerhäusern    in   Berlin    nachgeahmt    worden  und 
es  werden  noch  immer  mehr  dergleichen  Dächer  aufgeführt. 

*•)  Nach    der   Zeit   hat    der  Herr  Ober- Hof- Baurath  Becherer  auf  'einem    Gartenhanse  in» 
hiesigen  Thiergarten  eine  von  Bohlen   construirte  Kuppel  aufsetzen  lassen. 

Auch  auf  di  m  Pa<  khoffi  in  Stettin  ist  eine  Ficuüse  mit  einem  BÖhlendache  nach  meiner 
Angabe  erbauet  wurden. 


—       49       — 

und  Pichhauses  zu  Schwedt  gezeichnet.  Dieses  Gebäude  ist,  wie  Herr 
Nico  Li  i  sehr  richtig  bemerkt,  in  Schriften  beinahe  ganz  unbekannt  ge- 
blieben, aufsei-  dafs  er  es  selbst  in  der  Beschreibung  von  Berlin  und 
der  umliegenden  Gegend,  angeführt  hat.  Nach  Herrn  Nicolai  Be- 
schreibung soll  es  299  rheinl.  Fufs  lang,  90  Fufs  breit  und  01  Fufs  hoch 
seyn.  Eine  genauere  Ausmessung  ergiebt  aber,  dafs  es  außerhalb  nur  eine 
Lange  von  282  Fufs,  und  eine  Breite  von  90  Fufs  hat;  rechnet  man  also 
die  zwey  vierfüfsigen  Aufsenmauern  ab,  so  ist  die  Breite  im  Lichten  82 
Fufs,  die  Hohe  aber  beträgt  Zi  Fufs. 

Es  ist  sonderbar,    dafs    innerhalb    gegen  die  massive  Mauer,    Holz- 
wände aufgeführet  sind,  so  dafs  unter  jedem  Balken  ein  Stiehl  stehet,  und 
man  möchte  fast  vermuthen,  dafs  solches  aus    der   Ursache   geschehen  ist 
weil  die  Mauern  für  zu  schwach  gehalten  worden. 

Das  Dach  ist  mit  Brettern  verschaalt  und  mit  Schiefer  gedeckt. 

Dieses  merkwürdige  Gebäude  hat  Marggraf  Friedrich  Wilhelm 
im  Jahr  1735  nach  Graels  Angabe  bauen  lassen. 

•  „Das  berühmte  Exerzierhaus  in  Darmstadt,  von  dem  noch  leben- 
„den  fürstl.  Baumeister  Herrn  Schuhkneclit  im  Jahr  1771  erbauet  ist 
„im  Lichten  619  Fufs  rheinl.  lang,  und  101  Fufs  breit,  die  Höhe  des  Exer- 
„zierhauses  selbst  ist  32  Fufs  und  das  gehängte  Dach  5i  Fufs  hoch.  Der 
„Aufrifs  und  Grnndrifs  dieses  Hauses,  nebst  einer  Beschreibuno-,  ist  im 
„Journale  von  und  für  DeuiscIUand,  (y.  J.  17Ö4.  Uctobr.;  zu  /Wen; 
„aber  von  dem  eigentlich  Merkwürdigen  in  diesem  Hause,  von  dem  Hän- 
gewerke, ist  kein  Wort  gesagt,  noch  weniger  eine  Zeichnung  von  dessen 
„künstlicher  Construktion  beigefügt.  Man  sieht  schon,  dafs  die  un°-e- 
„wohnliche  Höhe  des  Dachs  von  der  Beschaffenheit  des  Hängewerks  her- 
kommt, welches,  wegen  der  ungewöhnlichen  Breite  des  Hauses,  sehr 
„fest  hat  verbunden  werden  müssen.  Den  Uebelstand,  dafs  das  Dach  °e- 
„gen  das  Haus  so  sehr  hoch  ist,  hat  der  geschickte  Baumeister  zwar  durch 
„die  wohl  ausgedachte  Verzierung  so  sehr  gehoben,  als  es  möglich  war. 
„Wäre  aber  auf  dieses  Gebäude  ein  Dach  ohne  Dachstuhl,  nach  der  vor- 
geschlagenen Methode,  gesetzt  worden,  so  war  es  gar  nicht  nöthig,  dem 
„Dache  diese  ungewöhnliche  Höhe  zu  geben,   und  welche  grofse  Men^e 

G 


—       5o       — 

„von  Holz  und  von  Kosten  hätte  gespavet  -werden  können.  Dafs  aber 
„diese  Verdachung  ohne  Bedenken  auch  auf  i5i  Fafs  könnte  gelegt  wer- 
„den,  zeigt  das  Berlinische  128  Fufs  breite  (Reit)  Haus  *).  Uebrigens  ist 
„weder  das  Darms  tädt  sehe  noch  das  Schwedts  ehe  Exerzierhaus  in 
„Büschings  Geographie  einer  Anzeige  -würdig  gehalten  worden.  So 
„wenig  achtet  man  in  Deutschland  Gebäude,  die  einen  vorzüglichen  Bau- 
„meister  vorausfetzen !  **) 

„Um  nun,  (heilst  es  ferner  in  Nicolais  Beschreibung)  die  nützliche  Er- 
blindung der  Boblendächer  (die  auch  schon  bey  einigen  Privat gebäuden  in 
„Berlin  angewendet  worden)  in  Deutschland  "allgemeiner  bekannt  zu  ma- 
nchen, will  ich  etwas  darüber  sagen.      Sie  besteht  darin,  dafs  zweyzöllige 
„(auch  nur   !■§■   zöllige)    Bohlen    von   verschiedener   Länge    neben    einander 
„gesetzt,   und   auf  eben  die  Art  durch  Pflöcke  und   Nägel  zu  einem  Seg- 
„mente  eines  Zirkels   verbunden   werden,    wie    die   Lehrbögen    zu    einem 
„Gewölbe,    oder    die    Kränze    zu    einem  "Wasserrade.      Dafs    diese  Art  der 
„Verbindung  fester  sey,  sich   nicht    biegen    und    werfen    könne,    und    ein 
„Haus  weniger  beschwere,   als  die  von  dem  sei.  Krübsacius   vorgeschlage- 
nen Balken,  werden  Kenner  leicht   einsehen.      Diese  von  Bohlen  zusam- 
„rnengesetzten  flachen  Segmente  von  Zirkeln  (wozu  man  bey  kleinen  Ge- 
„b.iuden  nur  zwey  Bohlen,  bey    gröfsern    drey    oder   vier   zusammenfügt) 
^werden  auf  die  hohe  Kante  gesetzt   und  gegen   einander  verbunden,   die 
„Latten  daiauf  genagelt,    wenn  ein  Ziegeldach  auf  das   Gebäude  kommen 
.,-    U,  od _r  eine  Verschalung  darüber  gemacht,  wenn  mit  Blech  oder  Kup- 
fer gedeckt  wird.      Bey  einer  Kuppel,  wo  sich  alles  gegen  einander  spannt, 
„fällt  gleich  in  die  Augen,  dafs  die  äufserste  Festigkeit  da  seyn  mufs,  auch 
„bey    dem    gröfsten   Durchmesser.      Bey   andern   Dächtern   sind    gleichfalls 
„mehrere  Mittel  da,  tun  diese  Bohlen  so  fest  zu  verzapfen,   dafs    sie    \uu 
„keiner  Seile  weichen  können.     Um  die  Sache  noch  deutlicher  zu  machen, 

*)  Hier  ist  wohl  ein  Iritlium  vorgefallen;  das  Beilinsche  Reithaus  für  die  Gensd'armes  ist  »nir 
60  Fufs  breit  —  indessen  ist  es  keinem  Zweifel  unterworfen,  dafs  man  nicht  auch  i/ju  fufs 
breite  Geb.iude  mit  Bohlendachcrn  bebauen  konnte. 

")  Die  einzige  Art,  wie  das  Darmstädtsihr  F.xerzierhans  einigermaßen  bekannt  geworden,  is:  , 
durch  Zeichnungen,  welche  einige  teutsche   Baumeister  sich   untereinander  mitgetheilt   ha- 
ben, unl   wodurch  wir  auch  liier   u..^  Detail  desselben  zum  Thcil  haben  keuueu  lernen. 


„hat  auf  meine  Bitte  ein  Kenner  dieser  Art  der  Dächverbindung  mir  einen 

„Aufsatz  darüber  mitgetheilt,  den  ich  in  der  Beilage  abdrucken  lasse.    Ge- 

„gen  das  Ende  desselben  ist    die   Konstruction    dieser   Art   von   hölzernen 

„zusammengesetzten  Bogen  deutlich  erklärt,  und  auf  der  dritten  Kupfer- 

„tafel  durch  die  Figuren  No.  8  und  9  erläutert. 

„Es  war  aber  auch  noch  nöthi°;  deutlich  zu   zeigen ,   -wie    viel  bevW.Kupf. 
,        ,.  °  '■"'-  }     Blatt, 

„einem  Dachverbande  dieser  Art,  gegen    ein    Hängewerk,    an    Kosten   und 

„besonders  an  Bauholze  gesparet  Avird,    welche  letztere  Ersparung  an  den 
„meisten  Orten  noch  -wichtiger  ist,  als  die  Ersparnifs  an    Gelde.      Zu   die- 
„sem  Behuf  hat  mein  architektonischer  Freund,    auf  meine  Bitte,    in  der 
„gedachten  Beilage  eine  lehrreiche  Vergleiehung  der  Kosten  und  des  Hol- 
„zes  gemacht,  welche  der  hängende  Dachstuhl  zu  St.  Blasien,    nach    dem 
„Preise  des  Holzes  und  des  Arbeitslohns  in  Berlin,  würde  erfordert  haben. 
,Er  hat  zugleich  No.  7  einen  runden  Saal  gezeichnet,  dessen  Durchmesser 
„dem  Durchmesser  der  Kirche  zu  St.  Blasien  gleichet,  und  der  mit  einer 
„Kuppel  nach  der  neuen  Dächverbindung   gedeckt   ist,   welche    die   Höhe 
„der  Kuppel  zu  St.  Blasien,    und  auch,    wie  dieselbe,    einen  Zirkelbo°-en 
„hat;  da  sonst  nach  Gefallen  auch  eine  höhere  oder  niedrigere  Linie  hätte 
„können  gewählt  werden.     Wenn  man  für  gut  findet,    die  innere  Decke 
„eines  solchen  Saals  oder  Kirche  bis  an    die  Kuppel    des    Dachs    "eben  zu 
„lassen,    so  kann  auch  die   Verschaalung  und  innere  Auszierung   gleich  an 
„demselben    angebracht   werden,    und    Dedarf    es   also    nur   ümes   no-e,,, 
„welcher  vollkommene  Festigkeit  giebt.     So  ist  der  Hörsaal  der  Vieh-Ar- 
„zeneyschule  und  der  Beitstall  in  Berlin  eingerichtet.      Hier  ist  aber  der 
„Fall  angenommen,  dafs  man  die  äufsere  Kuppel    eines    Saales    oder    einer 
„Kirche  höher  machen  will,   als  die  innere  Decke,  und  deshalb  ist  gezeigt, 
„wie  der.  innere  Bogen  mit  dem  äufsern  so  bequem    als   fest   durch   Hän- 
„seeisen  verbunden   werden  kann. 

„Der  Saal  selbst  hat  nicht  die  Höhe  der  Kirche.  Die  Absicht  ist 
„auch  gar  nicht,  irgend  eine  Vergleiehung  zwischen  dem  Saal  und  der 
„Kirche  durch  diesen  Entwurf  zu  machen;  sondern  nur  zu  zeigen,  wie 
„eine  Kuppel  ohne  Sparren  und  Hängewerk  auch  auf  ein  Gebäude  von 
,der  Gröfse  der  Kirche  gesetzt  werden  könnte.      Dafs  dieses  ohne  Gefahr 

G  2 


„geschehen  könne,  davon  glebt  die  Halle    aux    Bleds   in  Paris    schon   den 
„uuwidcrsprechlichen  praktischen  Beweis." 

„Dafs  die  beiden  Anschlage  nach  Berliner  Preisen  gemacht  -worden, 
„hat  nicht  -wohl  geändert  werden  können,  obgleich  die  Preise  des  Holzes 
„in  dem  holzreichen  Schwarzwaide,  nnd  das  Arbeitslohn  in  einem  wohl- 
„feilen  nahrungslosen  Lande  gewils  viel  geringer  sind.  Es  kam  über- 
„haupt  nur  darauf  an,  im  Allgemeinen  zu  vergleichen,  -wie  viel  zu  einer 
„Kuppeldachverbindung  ohne  Sparren,  gegen  ein  Hängewerk  gleicher 
„Gröfsc  erfordert  werde,  und  die  Richtigkeit  der  Berechnung  bleibt  eben 
„dieselbe.  Denn  wenn  auch  im  Schwarzwalde,  oder  an  sonst  irgend  einem 
„Orte  der  Preis  des  Holzes  und  des  Arbeitslohns  viel  wohlfeiler  -wäre;  so 
„würde  dies  bey  jeder  Art  der  Verdachung  in  gleichem  Verhältnisse  von 
„den  Preisen  in  Berlin  unterschieden  seyn." 

„Wenn  man  die  Festigkeit  und  die  Zweckmäßigkeit  dieser  Art  von 
„Kuppeldächern  annehmen  kann,  —  und  das  kann  man,  nicht  nur  der 
„Theorie  nach,  sondern  auch  durch  das  Beispiel  der  Halle  aux  Bleds  zu 
„Paris ;  —  so  ist  der  Unterschied  der  Kosten  und  des  Bedarfs  an  Bauholz 
„sehr  auffallend.  Nach  Berliner  Preisen  würde  ein  Hängewerk,  so  "wie 
„das  zu  St.  Blasien,  zu  einer  Kuppel  112  Fufs  im  Durchmesser  und  60  Fufs 
„hoch,  gekostet  haben: 

An  Bauholz     ....     855g  rlhlr. 
An  Arbeitslohn    ...     1.  oj     — 


Also  überhaupt     nocS  rthlr. 

„Und  eben  eine  solche  Kuppel  ohne  Hängewerk,   nach   der  vorgeschlage- 
nen Art,    würde  nur  kosten: 

An  Bauholz     ....     i5s5  rlhlr. 

An  Arbeitslohn    .     .     .     i8ao     — 


Also  überhaupt  '  35/j.5  rthlr. 

„Noch  gröfser  ist  der  Unterschied  des  Bedarfs  an  Bauholz;  denn  zu  einem 
„Hängewerk  der  angegebenen  Gröfse  und  BeschaiL'enheit  werden,  nach  dem 
„Anschlage,  an  Bauholz  erfordert: 


—       53       -— 

1181  Stück 
„und  zu  einer  Kuppel  ohne  Hängewerk     .     .     200     — 


Also  wird  an  Holz  gesparet  .  .  981  Stück. 
„Diefs  würde  schon  im  Schwarzwalde  oder  in  den  Würtembergischen 
„Wäldern  eine  wichtige  Ersparung  seyn,  welche  es  wohl  der  Mühe  werth 
„machte,  auf  eine  Veränderung  der  Construction  der  Dächer  zu  denken. 
„Aber  in  unserer  Gegend,  wo  durch  das  ungemein  viele  Bauen  das  Bau- 
holz so  sehr  verbraucht  wird,  ist  blofs  die  Schonung  des  Holzes  schon 
„ein  Gegenstand,  der  noch  viel  mehr  zu  beherzigen  ist.  Und  nun  beden- 
„ke  man  auch  die  viel  geringere  Gefahr  im  Fall  einer  unglücklichen 
„Feuersbrunst." 

„Die  Wichtigkeit  und  Gemeinnützigkeit  des  Gegenstandes  kann  mich 
„hoffentlich  bey  meinen  Lesern  rechtfertigen ,  dafs  ich  etwas  ausführlich 
„davon  gehandelt  habe,  um  mehrere  Aufmerksamkeit  darauf  bey  denen  zu 
„erregen,   welche  davon  Gebrauch  machen  können'1  u.  s.   w. 

Ich  liefere  nun  hiernach  die  von  Hrn.  Nicolai  in  der  angeführten 
Beylage  enthaltene  „Vergleicbnng  der  Kosten  des  bangenden  Dach- 
„stuhls  der  Kirche  zu  St.  Blasien,  (nach  Berlinischen  Preisen  des 
„Holzes  und  Arbeitslohns)  und  des  Dachs  eines  Saales  von  gleichem 
„Diameter  ohne  Dachstuhl,  wie  in  Berlin  gebräuchlich  ist,  nebst 
„Beschreibung  der  CoBetn*otion  eines  Dachs  olnie   DachsiuLl.^ 

„Die  Erbauung  eines  Kuppeldaches,  so  wie  die  IIIte  Kupfertafel  (ich  W-Kupf. 
,,habe  in  den  beyliegenden  Kupfern  den  Durchschnitt  der  Kuppel  und  einen 
„Theil  ihrer  Zulage,  so  wie  die  hier  sub  No.  7,  8  und  9  angeführte  Kuppel- 
„ Verbindung  nachzeichnen  lassen)  zeiget,  nach  Avelcher  das  Dach  auf  der 
..Kirche  zu  St.  Blasien  im  Schwarzwalde  ausjreführet  ist,  erfordert  £e<rcn  ein 
„Dach  eines  Saales,  welches  nach  dem  Entwürfe  No.  7.  in  gleicher  Höhe 
„ausgeführet  werden  könnte,  mehr  Zeit,  mehr  Holz,  mehr  Kosten;  die 
„Dauer  ist  gleich,  das  Gebäude  auf  die  letztere  Art  weniger  beschwert." 

„Bey  der  Vergleichung  sind  die  Preise  von  Arbeitslohn  und  Mate- 
rialien, so  wie  sie  jetzt  in  Berlin  gewöhnlich  sind,  zu  beiden  Gegenstän- 
den angenommen;  daher  kommt  es  darauf  nicht  an,    ob  in  einer  andern 


—       54       — 

„Gebend  die  Preise  von  diesen  abweichen,  weil  das  Verhältnifs  beider  an 
„andern  Orten  mit  Berlin  hierin  immer  wieder  gleich  bleibt.'* 

„Die  Zimmerarbeit  zur  Kuppel  No.  4.,   so  wie  sie,    der   Zeichnung 
„zufolge,  wirklich  gebauet  ist,  würde  in  Berlin  kosten: 
I.     An    Zimmerarbeitslohn. 

1)  20  Hauptgebinde  von  60  Fufs  irn  Badio  lang,  zu  60  Fiifs  Höhe  mit 
einem  vierfach  liegenden  Gebälke,  verschwellten  Dachstühlen,  Ster- 
bebändern,  Hängesäulen,  verzahnten  und  Doppelbalken,  und  son- 
stigem Zubehör,  zu  verbinden,  mit  Inbegriff,  dafs  alles  Holzwerk 
dazu  beschlagen  und  geschnitten  worden,   ä  ed  rthlr.         .  rtblr.  5oo 

2)  60  Zwischengebinde,  so  sich  an  die  Hauptgel  linde  zweckmäfsig 
anschliefsen,  nebst  dem  dazu  gehörigen  Gebalke  u.  s.  w.   a.  iG  rthlr.        960 

S)  Ueber  dieser  Höhe  den  runden  Aufsatz  nebst  Zubehör      .  .       2.5 

4)  80  Gebinde  äufserer  Kuppelverband  zur  Schaalung,  mit  dazu  ge- 
hörigen Untersätzen,  gleichfalls  mit  Inbegriff  des  Holzwerks  zu 
beschlagen  und  zu  schneiden,   a  8  rthlr.    .  .  .  .     640 

5)  80  Gebinde  Strebung  unter  das  Untergebalke,  zu  verbinden  und 
zu  richten,  mit  Inbegriff  alles  Holzwerk  dazu  zu  beschlagen  und 

zu  schneiden,  a  6  rthlr.  .......  480 

6)  Das  gesammte  Eisenwerk,  als  Hangebügel,  Schienen,  Bolzen,  An- 
ker, Klammern  u.  s.  w.  anzubringen  auf  alle  80  Gebind,  a  2  rthlr.        160 

7)  Die  Schalung  der  äufsern  Kuppelilachc,  so  wie  der  Gewülbdecke 
ist  mit  der  des  unten  folgenden  zweiten  Anschlages  gleich,  daher 
^ehört  sie  nicht   mit  zur  Vergleichung. 

8)  Die  Büstung  zum  Buchten  dieser  Arbeit  wird  mit  der  zum  fol- 
genden zweiten  Anschlage  gleich  geachtet. 

rthlr.  2760 
II.     Holzmaterialien  bis  zur  Baustelle. 
eg5    Stück   Bauholz    von   60  Fufs  Länge  und  i5  Zoll  im  Zopfe 

stark,   ä  10  rthlr.        .......      rthlr.  2g5o 

393  St.  von  5o  Fufs  Länge  und  i5  Zoll  im  Zopfe  stark,  ä  8  rthl.       .      0144 
495  St.  von  5o  Fufs  Länge  und  12  Zoll  hu  Zopfe  stark,  ä  5  rthl.      .      2460 

rthlr.  855f) 


] 


Zusammentrag   der   Kosten 

Die  Holzmaterialien ,         rthlr.  855g 

Das  Zunuierarbeitslohn Q7g5 

Also  überhaupt     rthlr.  11,024. 
I.     Die    Zimmerarbeit    zur   Kuppel,    so    wie    sie   nach    dem 
EntAvurfe  No.  7.  hätte  gebauet  werden  können,  würde 
in   Berlin    gekostet   haben: 

1)  20  Hauptgi  binde  von  60  Fufs  im  Radio,  gegen  60  Fufs  Höhe, 
von  vielfachen  1^  Zoll  starken  Diehlen,  rein  und  richtig  im 
Verbände,  zu  verbinden,  ä  18  rthlr.        ....  rthlr.  060 

2)  60  Zwischengebinde  von  dreifachen  1^  zölligen  Brettern,  zu 
verbinden ,  ä  8  rthlr.         ........  48° 

5)  20  Hauptgebinde  von  60  Fufs  im  Radio,  von  dreifachen  lf  zöl- 
ligen Brettern,  zur  Decke  zu  verbinden,  von  4.0  Fufs  Höhe 
a  10  rthlr.         ........  200 

4.)  60  Zwischengebinde  desgl.  von  zweifachen  ij  zölligen  Bret- 
tern, ä  4.  rthlr.         .  .  .  .  .  .  .  .  240 

5)  80  Knaggen  zum  Ueberlauf  auf  das  Gemäuer,  ä  12  gr.     .  .  4° 

6)  Der  runde  Aufsatz  nebst  Zubehör    ......  25 

7)  Das  gesammte  Eisenwerk,  als  Hängebügel,  Schrauben  und  Bän- 
der, jerlpä  ««  seine  Behörde  anzubringen,  Ho  Gebind,  ä  1  rthlr.  80 

8)  Obgleich  zu  diesem  Verbände  nicht  so  viel  Eisenwerk  verwen- 
det Averden  kann,  so  werden  dagegen  hieher  gerechnet  die  Nä- 
gel ,  so  zum  Verbände  der  Bogenstücke  erforderlich  seyn  wür- 
den, und  also  Averden  die  Kosten  vom  Bedarf  zu  No.  4..  mit 
diesen  ausgeglichen. 

9)  Uebrigens  Avird  hier  das  im  Anschlage  zu  No.  7  und  8  Avegen 
der  Schaalung  und  Rüstung  Gesagte  angeAvendet.    - 


rthlr.  1425 
II.     Holzmaterialien  bis  zur  Baustelle. 

4.  Schock  3 Zoll  starke  kiehnene  Bohlen  von  24. Fufs  lang,  ä  80  rthlr.     rthlr.  520 

5  Schock  2  zöilige  dergl.  a  Go  rthlr.       ......         180 

Latus     rthl.  5oo 


—       56       — 


Transport  rthlr.  5oo 
20  Schock  1^  Zoll  starke  Dielen  von  24  Fufs  lang,  a  48  rtlilr.  .  .  96o 
10  Schock  ij  zöllige  Bretter,  a  56  rthlr.  »  .  060 


rtldr.     1820 


Zusammen  trag    der   Kosten. 
Die  Holzmaterialien  .  .  rthlr.  1810. 

Das  Zimmerarbeitslolm    .  -        1426. 


Also  überhaupt     rtlilr.  324-5. 
Wenn  daher  die  wirklich  ausgeführte  Kuppel  No.  4.  an  Zimmerarbeit 
und  Holzmaterialien  in  Berlin  würde  gekostet  haben  rthlr.  11,024., 

Dacoren  die  Kuppel  nach  dem  Entwürfe  No.  7.  nur  ko- 
sten könnte,  mit  Inbegriff  der  Materialien  .  o,gy5 
So  kostete  die  letztere  weniger  als  erstere      .          .           .      rthlr.     8079 
oder  um  es  einfach  auszudrücken,    das    Verhältnifs  der  Kosten  des 
Dachs  No.   7  zu  No.  4.,  wäre  wie  1  zu  5. 
Eben    so   hoch   kann  man   den  Vortheil  für  die    Gegenden    in  Anrech- 
nung bringen,  wo  das  Holz  überhaupt,  oder  wenigstens  das  erfor- 
derliche sehr  grofse  und  Kernholz  selten  ist. 
Denn  der  Bedarf  an    Bauhölzern    zur  Kuppel  No.  4.  ist,    wie  der  An- 
schlag zeigt  :.....•••          Stück  1181. 
Daoe^en  zum  Verbände  No.  7.  nur  erfordert  werden  076  Blöcke 
von  i5  bis  go  Zoll  im  Zopfe  stark,    zu  24  Fuß  Länge;    zu 
diesen  876  Blöcken  werden    von   obigen    Holzsorten  höch- 
stens 188  Stück  und  mit  dem  Ausfchufs  erfordert                    .  200 
Also  wird  an  Holz  in  Natura  geschont         .          .          .        Stück  981 
das  heifst  beinahe  §■  des  Holzes.      Für    die   meisten    Gegenden  und 
für  die  meisten  Staaten  ist  dies  ein  Gegenstand  von  grofser   Wich- 
tigkeit. 
„In  Ansehung  der  Festigkeit,  wenn  man   diese   mit    jener   vergleicht, 
so  ist  durch  Theorie  und  Erfahrung  aller    Zweifel   zu   heben;    denn    um 
,nkht  ältere  Beispiele  aufzusuchen,  darf  man  nur  allein  das  Kornmagazin 
zu  Paris  anführen,  wo  dieser  Verband   schon   über   vierzig  Jahre  dauer- 
haft und  fest  steht. 

„Die 


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r> 


—       57       — 

„Die  Vieh-Arzeneyschule  und  die  Reitbahn  in  Berlin  und  die  Dä- 
cher einiger  Häuser  daselbst,  welche  blofs  aus  Bretterbogen  bestehen, 
„ohne  alle  weitere  Unterstützung  oder  Sparren,  und  doch  (aufser  der 
„Vieh-Arzneyschule)  mit  einem  doppelten  Ziegeldache  belegt  sind,  bestä- 
tigen  es." 

„Der  Theoretiker  hat  völlige  Ueberzeugung,  die  er  in  dein  ausge- 
führten Verbände  wohl  hin  und  wieder  vermissen  möchte.  Die  Dauer 
„läfst  sich  auch  darthun:  denn  bey  starkem  Holze  setze  ich  zwar  zum 
„voraus,  es  -werde  rein  und  kernigt  gewählt,  ich  bedarf  aber  eine  gege- 
bene ansehnliche  Stärke,  und  mufs  daher,  aufser  dem  reinen  Kern,  auch 
„gesunden  Splint  mitnehmen,  der  denn  doch,  je  nachdem  durch  Zufall 
„oder  sonstige  Umstände  nachtheilig  auf  ihn  gewirkt  wird,  später  oder 
„früher  kraftlos  "wird.  Bey  den  Bohlen  und  Brettern,  deren  man  zu  einem 
„solchen  grofsen  Baue  eine  ansehnliche  Menge  bedarf,  kann  der  Gewerks- 
„mann,  wenn  er  dazu  angewiesen  wird,  nur  blofs  diejenigen  guten  Stücke 
„wählen,  die  ganz  besonders  harzig  und  kernigt  sind;  ja  man  kann  so- 
„gar  den  Splint  ganz  vermeiden  und  auf  gesunden  und  reinen  Wuchs  se- 
„hen,  sich  also  mit  Ueberzeugung  versichern,  dafs  die  möglichste  Dauer, 
„so  sich  von  irgend  einem  Holze  erwarten  läfst,   dabey  zu  hoffen  ist. 

„Man  würde  indefs  zu  weit  gehen,  wenn  man  dieser  Vortheile  we- 
„gen  verlangte,  dafs  diese  neue  Art  von  Verbände  allgemein  eingeführt 
„werden  sollte;  denn  es  giebt  mehrere  Gründe,  warum  man,  aller  dieser 
„Vorzüge  ungeachtet,  davon  nicht  immer  Gebrauch  machen  kann:  und 
„diese  Gründe  werden  jedem,  der  darüber  bey  einzelnen  Vorfällen  nach- 
zudenken geneigt  ist     von  selbst    einleuchten  *).     Und  eben  so  kann  der 

*)  Es  kann  hiermit  wohl  nicht  geineinet  seyn,  dafs  die  Bohlendächer  sowohl  auf  die  kleinsten 
als  auf  die  »reifsten  Gebäude  und  unter  allen  Umständen  ihrer  Figur  und  Lage,  sich  ni.  ht 
sollten  anbringen  lassen;  sondern  dafs  es  Fälle  geben  kann,  wo  die  gewöhnlichen  Dächer  den 
Bohlendächern  vorzuziehen  seyn  möchten ;  diese  Falle  würden  sich  aber  doch  sehr  einschrän- 
ken, denn  hat  das  Gebäude  eine  grofse  Tiefe,  so  müssen  doch  auch  starke  Hölzer  zum  Dach- 
verband voi banden  seyn,  wobey  es  keiner  weitem  Auseinandersetzung  bedarf,  dafs  nicht  die 
Bohlend.icher  so  wohl  in  Absicht  der  Holzersparung  als  der  Stärke  vorteilhafter  seyn  soll- 
ten. Sind  indessen  Gebäude  von  so  geringer  Tiefe  aufzuführen,  dafs  solche  etwa  nur.  funf- 
zöllige  Spanen  erfordern,  und  dergleichen  in  Menge  vorhanden,  so  kann  wohl,  wenn  es 
hingegen  an  acht-  bis  zehnzölligem  Holze  zu  Brettern  fehlet,  der  Ausfchlag  auf  die  ge- 
wöhnlichen Dächverbindungen  fallen.     Wenn  aber  eine  Wald  des  Holzes    Statt   findet,    so 

H 


—       58       — 

„Baumeister  des  Stifts  zu  St.  Blasien  Gründe  gehabt  halten  oder  anzuge- 
ben im  Stande  seyn,  weghalb  er  noch  heute  seinem  Verbände  den  Vor- 
zug vor  dem  andern  hier  beschriebenen  Bogenverbande  zu  geben  ge- 
zeigt bliebe." 

„Der  Verband  dieser  Bogen  kann  einem  Sachkenner  nicht  unbe- 
„kannt  seyn;  denn  es  werden  auf  diese  Art  die  allgemein  bekannten  Krän- 
„ze  zu  Wasserrädern  an  den  Mulden,  die  Gerüstebogen  zu  Gewölben,  die 
„aus  Backsteinen  oder  auch  aus  Sandsteinen  gewölbt  werden,  schon  seit 
„undenklichen  Zeiten  gemacht.  Ich  habe  dennoch  für  NichtSachkenner 
„einige  nähere  Erklärung  geben  wollen,  und  zu  dem  Ende  auf  der  drit- 
IIl.Kupr.  „ten  Tafel  No.  8.  ein  Stück.  Bogen  in  einem  gröfsern  Mafsftab  verzeichnet 
„und  dazu  No.  9.   ein  Stück  Theilung  vom  Verbände  der  Bretter  beigefügt. 

„In  diesem  Bogen  sind  die  Stofsfugen  angedeutet  und  mit  x  be- 
zeichnet. Da  die  Hauptbogen  aus  vier  Brettern  zusammengesetzt  sind, 
so  deuten  unter  No.  g.  der  Theilung,  a  b  c  d  die  vier  Bretter,  und  sie 
„binden  dergestalt  in  einander,  dafs  das  erste  Brett  a  seinen  ersten  Stofs 
„in  e  erhält,  sodann  von  e  bis  i  und  so  fort  gehet;  eben  so  erhält  das 
„Brett  b  seinen  ersten  Stofs  in  /,  und  geht  von  f  bis  k  u.  s.  w. ;  gleich- 
falls erhält  das  Brett  e  seinen  ersten  Stofs  in  g,  und  geht  von  g  bis  7  u. 
„s.  w. ;  endlich  erhält  das  Brett  d  seinen  ersten  Stofs  in  //,  und  geht  von 
„h  bis   m,  u.   s.  w. 

„Dadurch  ist  der  Verband  ohne  Schwäche  und  ununterbrochen  sicher, 
„xind   die    im    Bogenstücke  angedeuteten    eisernen    und    hölzernen    Nägel, 

liest  auch  liier  der  Vorzug  der  Buhlendächer  zu  Tage,  es  sey  denn  auch  noch  der  Fall,  d.if» 
etwa  ein  Landzimmermann  die  gewöhnlichen  Sparrendächer  besser  zu  verbinden  wüf^tc, 
und  man  ihm  die  Verbindung  der  Bulileud.icher  nicht  zutrauete.  lliemit  sull  aber  ebenfalls 
nicht  gesagt  werden,  dafs  die  Bohlendächer  eigentlich  künstlicher  zu  machen  wären,  als  die 
gewöhnlichen  Dächer,  sondern  es  ist  nur  von  der  Rücksicht  die  Rede,  welche  man  bey 
Leuten  nehmen  mufs,  die  einmahl  an  den  alten  Schlendrian  gewohnt  sind  und  sich  so  un. 
gern  mit  neuen  Sachen   befassen. 

Dergleichen  und  andere  ähnliche  Ausnahmen  können  aber  die  Vortrefflichkeit  und  den 
Nutzen  der  Bohlendacher  überhaupt  nicht  in  Zweifel  stellen  —  Ob  und  in  wieferne  sie 
dem  Architekten  bei  giufsen  und  kunstreichen  Entwarfen  ein  Genüge  leisten  können,  das 
leidet  allerdings  nach  der  Art  und  Anordnung  des  Projekts  Ausnahmen,  die  man  seiner  be. 
sondern  Beui theilung  und  seiner  Verantwortung   überlassen  mufs. 


-      59      - 

„wovon  jene  umgeschlagen,  diese  aber  zu  beiden  Seiten   verkeilt  werden, 
„halten  alle  vier  Breiter  zu  Einein  Körper  zusammen  *) 

„Die  Hangeeisen  werden,  wie  y  zeiget,  angebracht;  das  Stück  von 
„der  Seite,  z,  ist  der  Bügel,  der  sowohl  den  obern  als  untern  Bo^en  in 
„seiner  Stärke  genau  umfafst,  und  durch  selbigen  gehen  die  Bolzen,  die 
„man  nach  Gefallen  anziehen  kann.  Alles  dieses  ergiebt  sich  von  selbst, 
„sobald  man  zur  Ausführung  schreitet,  und  man  kann,  auch  nur  mit  ge- 
ringer Erfahrung,  diese  Art  des  Verbandes  und  der  Befestigung  nicht 
„verfehlen." 

So  weit  mufste  ich  mir  den  Auszug  aus  Nicola i's  Reisen  schon 
erlauben,  weil  der  Inhalt  ganz  auf  den  Gegenstand  passet.  — 

Die  äufsere  Form  solcher  Dacher,  das  heifst  die  Biegung  und  La^e 
der  äufsern  krummen  Linie  ist  in  mehrerer  Rücksicht  wohl  in  Acht  zu 
nehmen.  Sie  darf  weder  zu  rund  noch  zu  flach  seyn,  weil  die  Bedeckung 
dann  augenscheinliche  Sch-\vieri£;keiteii  hat. 

Der  Herr  Geheime  Rath  Langhans  theilte  mir  auch  dieserhalb 
in  einem  Promemoria  über  diesen  Gegenstand  eine  sehr  richtige  Bemer- 
kung mit.     Ist  nehmlich  der  Bogen  zu  flach,  so  wird  die  Last  der  Zie<relVI-KuPf* 

ö        Blatt, 
ihn  bey  a  zu  stark  drücken;  ist  er  zu  rund,  so  kann  die   obere  Last  ihn 

bey  a  heben.      Daher  mufs    sowohl  die   untere,    als   inittlere   und   obere 
Last  in  einem  völbgen  Gleichgewichte  stehen  **). 

*)  Das  Zusammennageln  geschieht  mit  Nägeln  von  recht  trocknem  kiehnen  Holz,  jedoch  kann 
man  auf  jeden  Stofs  zwey  eiserne  Nägel  nehmen.  Herr  Geheime  Rath  Langhans  rälh 
dafs,  besonders  weil  bey  der  grofsen  Hitze  auf  den  Dachern  zur  Sommerszeit,  die  Bretter 
vorzüglich  an  den  Ecken  sich  leicht  etwas  werfen  könnten,  daselbst  anstatt  der  hölzernen 
Nägel  eiserne  zu  gebrauchen  seyn  würden,  die  mau  gehörig  vorbohren  und  umniethen  mufs. 
Vielleicht  -würde  die  Anwendung  der  de  L'O  rmi  sehen  Zwischen-Riegel  in  dieser  Rück- 
sicht gut  seyn ;  wenigstens  wenn  man  sich  derselben  in  einiger  Entfernung  von  einander 
bediente,  um  sie  nicht  so  oft  als  de  L'Oxme  anzubringen,  indem  ihnen  besonders  bey 
kleinen  und  dünnen  Bohlensparren  wohl  vorgeworfen  weiden  könnte,  dafs  sie  die  Sparren 
schwächen.  —  Oder  wenn  man  sich  dieser  durchgelochten  Riegelhölzer  gar  nicht  bedie- 
nen wollte,  so  könnte  man  (besonders  bey  so  grofsen  und  starken  Bögen,  wo  ein  langer 
Nagel  nicht  genug  mehr  durchgreift)  zwischen  den  Bögen  dünne  Querhölzer,  ohne  sie 
durchzulochen ,  einkeilen,  so  dafs  sie  die  Bretter  bey  ihren  Stöfsen  dergestalt  zusammen- 
drückten,  dafs  sie   sich  nicht  werfen  können. 

**)  Aufser  der  Bestimmung  der  Kraft,  womit  die  durch  eine  Ziegelbedeckung  u.  s.  w.   belaste- 
ten Bögen,  nach  den  verschiedenen  Umständen,  auf  eine  Unterlagsfchwelle,  ohne  durch™  e- 


—       Go       — 

Den  größten  Vortheil  werden  hierinn  die  Bögen  geben,  -welche 
ans  einem  halben  Zirkel  gebildet,  oben  mit  einer  erhöheten  Steigung  und 
unten  mit  einem  gut  angebrachten  Ablauf  versehen  sind.  —  Diesen  Bo- 
gen aus  zwey  oder  gar  aus  mehreren  Punkten  zu  ziehen  ist  äußerst  feh- 
lerhaft, da  er  in  dem  Zusammenstofs  der  Bogenlinien  allemahl  eine  Schwäche 
zeigen  wird.  Bey  dem  nebenliegenden  Dach -Profile  des  Langbansischen 
Hauses  ist  die  Höhe  cd  der  halben  Breite  gleich,  und  die  Ausbauchung 
ab   beträft  5  Fufs. 

Folgendes  kann  als  eine  aus  der  Erfahrung  entnommene  Begel  zur 
Bestimmung  der  Dachformen  dienen.  Es  sind  einige  der  Meinung,  dafs 
man  wohl  thue,  zur  Höhe  etwas  mehr  als  die  ballte  Breite  zu  geben,  so 
dafs  man  etwa  auf  eine  Tiefe  von  40  Fufs,  22  Fufs  zur  Dachhöhe  nähme. 
Indefs  ist  das  angeführte  Langhansische  Dach  und  einige  andere  mit  der 
halben  Tiefe  zur  Flöhe  vollkommen  gut  ausgefallen.  Wenn  man  nach  der 
Zeichnung  z  auf  dem  VI.  Kupfer-Blatte  die  Breite  ab  und  die  Flöhe  cd 
aufgetragen,  so  ziehe  man  die  Linie  ad  und  setze  auf  die  Mitte  e  dieser 
Linie,  die  Starke  der  Ausbauchung  ef  winkelrecht  auf,  welche  \  höchstens 
\  der  Linie  ad  betragen  kann.  Auf  die  bekannte  Art  suche  man  den 
Mittelpunkt  gmm  des  durch  die  Punkte  add  zu  ziehenden  Kreisftückes. 
Die  an  diese  Bogen  zu  setzenden  Aufschieblinge  müssen,  so  wie  bey  an- 
dern Dächern  nicht  zu  kurz  werden,  und  so  auch  die  Sattelhölzer  auf 
der  Forst  etwas  wreit  herabreichen. 

Nachstehende  Construktion ,  die  beinahe  dasselbe  giebt,  dürfte  in- 
dessen dem  Handwerker  leichler  seyn;  s.  die  Zeichnung  XX  auf  der  VI. 
Kupfertafel. 


hende  Balkenlage,  und  gegen  die  Widerlags-Maiier  derselben  wirken,  Würde  eine  eigentlich 
theoretische  Untersuchung  sich  bey  diesen  Dachern  wohl  vorzüglich  mit  dem  Widerstände 
zu  beschäftigen  haben,  welchen  die  belasteten  Bögen  in  sich  leisten  müssen.  Wenn  die 
beyden  Endpunkte  derselben  auf  die  Balkenlage  unwandelbar  fest  gestellt  sind,  so  wurde, 
nach  der  vorgesetzten  Gestalt  und  Belastung,  anzugeben  se\n,  in  welchem  Punkt  sie  am 
menresten  gedrückt,  oder  in  welchem  Punkte  sie,  bey  überwältigender  Last,  brechen  wür- 
den. Vielleicht  würde  man  durch  Verdoppelung  der  Bögen  in  diesen  Punkten  bey  grofsen 
Gabäuden  eine  sehr  zweckmäßige  Verstärkung  anbringen. 


—       6i       — 

ac  sey  die  halbe  Breite  des  Gebäudes;  diese  theile  man  in  5  Tbeile, 
und  mache  die  Höhe  bc  ~  6  solcher  Theile  von  ac;  b  d.  und  ad,  gebe 
man  7!  solcher  Theile,  so  ist  d  der  Punkt,  aus  -welchem  der  Bogen  ab 
beschrieben  -wird  *). 

Die  Sparren  müssen  in  vorgedachter  Art  aus  einem  einzigen  Mit- 
telpunkt gezogen  werden,  und  es  ist  eine  Hauptsache,  dafs  alle  Fugen- 
schnitte der  zusammenzusetzenden  Bretter  genau  aus  diesem  Mittelpunkte 
gezogen  -werden,  -wie  die  Abbildung  zz  zeigt. 

Man  hat  mir  glaubwürdig  erzählt,  dafs  an  einem  Orte  dergleichen 
Sparren  nach  zusammengesetzten  Bogenstrichen  verfertigt  -worden,  die  ver- 
schiedene Radien  und  Mittelpunkte  hatten,  oder  vielleicht  gar  nach  einer 
aus  freyer  Hand  entworfenen  Rundung,  und  wobei  die  Fugenschnitte  nicht 
nach  den  Mittelpunkten  der  Bogenlinien  gezogen  worden,  und  dafs  diese 
Sparren  durch  die  Last  der  Eindeckung  des  Daches  zusammengedrückt 
-worden.  Die  an  diese  Bögen  zu  setzenden  Aufschiebringe  müssen  so  wie 
bei  andern  Dächern,  ja  nicht  zu  kurz  seyn  und  die  Sattelstücke  an  der 
Forst  ebenfalls  weit  genug  herabreichen,  damit  nicht  so  genannte  Säcke 
im  Dache  entstehen. 


Kürzlich  ging  die  auf  der  VII.  Kupfertafel  befindliche  Zeichnung  E     vn- 
b     3  r  ö       Kupt'.ßl. 

nebst  dem  Anschlag,  zum  Bau  vier  solcher  Schoppen  über  die  ausgekarrte 
Erde  bei  dem  Alaunbergwerke  zu  Freyenwalde  an  der  Oder,  bei  dem 
Königl.  Ober-Baudepartement  zur  Revision  ein. 

Die  Zeichnung  wurde  auf  Bohlendächer,    wie  F  zeigt,    abgeändert, 
und  die  Anscldäge  kommen  folgendergestalt  zu  stehen: 


*)  Hr.  Cointerauü,  in  dem  oben  angefühlten  Werke  schreibt  vor,  cbfs  man  die  Bö>en  zu 
den  Trocken-Schuppen  nach  der  Abbildung  y  auf  dem  VI.  Kupfer-Blatte  gestalten  solle. 
Er  ziehet  die  Zirkel-Stücke  aus  den  Punkten  a  und  b  mit  dem  Halbmesser  a  b. 


—  62  — 


i8 
b6 


Zum  Schauer  160  Fufs  lang 
08  Fufs  tief,   nach  der  Zeich-  1 

nung  No.  1. 
Das  alte  Schauer  abzubrechen 
massive  Pfeiler,  zu   mauern,  be- 
tragen 9  Sch.uhtruthen  A  lilhl. 

18  CT 

massive  Grundpfeiler,  2}   S.R.  a 

1   nhl.  18  gr 

dergl.  Pfeiler  unter  die  Schwellen 
der  Treibladen   A  2  gr.      . 

das  Gebäude  1G0  Fufs  lang  58 F. 
tief  in  28  Gebind  zu  verbin- 
den und  zu  richten  a  2  rthl. 
20    gr 

das  Dach  zu  lauen  und  mit  Ruhr 

zu  decken  sind  50  DR-   ä  Wj.gr. 

An   Materialien  : 

Stuck  stark  Bauhulz  zu  beschla- 
gen   A  7   gr 

zu  kaufen  incl.  Transport  ä  7  rthl. 


thl. 
6 


4=j 


146 


»4§ 

1500 

»7 

51 

7 
45 
18 


Stück  Mittelholz  zu  beschlagen 
A  6  er 


zu  kaufen  incl.  Transport  A 5 rthl. 

20  gr.  • 

Lattstämme  A  12  gr.  . 
zu  spalten  6  pf.   . 
Bühlstumme   A  20  gr. 
ScliachtrulhenFeldsteine  ä,\  rthl. 
Mauersteine  A   11  rthl.  ". 
Tonnen   Kalk    A  2  rthl. 
Fuder  Sand  A   5  gr.     . 
Schock   Strohschöfe    A  4  rthl.     . 
Schock  Rohr  A  5  rthl. 
Stück    Schraubenbolzcn    144    IE 


a  3  gr.       . 
Für  Klammern  und  kleine  Nägel 
Für  M.iuergerälhe  und  zufallige 

Ausgaben  . 


79 
£9 


18 


247 

73 

5 

1 

65 
16 

54 
C 

28 
129 


»8- 

4 


'5 


Summa 


894    5    6 


02 

7 
10 

l46 

10 


i5 
6 

4000 
12 
56 


Mit  einem  Bohlentlache 
nach  der  Zeichnung  No.  2. 

D.is  alte  Schauer  abzubrechen 

Schachtruthen,  die  50  Pfeiler  zu 
mauern  A  1  rtlil.  iQ  gr. 

dem  Zimmermann ,  50  Gebind 
Buhleusparren  anzufertigen  u. 
aufzurichten   A  2  rthl.  8  gr. 

dem  Dachdecker  50  fJR-  zu  dek- 

ken  A  14  gr 

An    Materialien: 

Schock  i|  zoll.  Bretter  .150  rthl. 

starke   Forstbohlen  A  2  rthl.   .     . 

Stück  stark  Bauholz   A  8  thlr. 

Lattstämme  A  12  gr.     . 

dito  zu  Sturmlatten   A  16  gr. 

für  trocknes  kiehnen  Holz  zu  Na- 
geln   ...... 

die  Lattstämme  zu  spalten  C  pf. 

Schock  Lattnagel  ä  6  gr.     . 

Schachtruthen  Feldsteine  A4  rthl. 
12  gr 

Mauersteine  A  11  rthl.  . 

Tonnen   Kalk  ä  2  rthl. 

Fuder  Sand   a  5  gr.        .  . 

Schock  Strohschöfe  A4  rthl. 

Schuck  Rohr,    A  5  rthl. 

Für  zufallige  Ausgaben 


rthl.  CTo    -o^ 
13 


Thul  für  4  dergleichen  Schoppen  5576  14  — 


»4 

70 

29 
105 

r4 
80 

75 
6 


24 
4 

20 
129 

5 


1  f 


lt. 


18 


Sunmi.1 


67. 


»7 


Thut  für  4  dergleichen  Schoppen    2632  20  — 


—       63       — 

wodurch  also  bei  jedem  Schoppen  die  Summe  von  223  rthl.  10  gr. 
6  pf.,  und  bey  allen  vieren  89J  rthl.  18  gr.,  oder  ein  Drittel  der  Kosten 
erspart  und  zugleich  bey  der  Bauart  mit  Bohlendächern  eine  grofsere  Halt- 
barkeit und  Dauerhaftigkeit  bewirkt  wird,  welches  letztere  Sachverstän- 
dige gewifs  zugestehen  werden. 

Do  ~ 

Der  Grundriß  G  zeigt  nemlich,  dafs  distanzweise  starke  Pfeiler  an- 
geleget  sind,  gegen  welche  die  Schwelle  sich  anstammet,  wenn  die  Spar- 
ren trachten  sollten,  sie  herauswärts  zu  schieben,  oder  zu  krümmen,  wie 
solches  der  Fall  bei  solchen  langen  Schwellen  seyn  kann,  die  man  zu  an- 
kern, wie  hier,  nicht  die  Gelegenheit  hat. 

Man  nehme  dies  überhaupt  bei  den  Bohlendächern  zur  Regel  an, 
dafs  da,  wo  die  Sparren  nicht  in  Balken  einstehen,  sondern  auf  Schwellen 
gesetzt  sindj  sie  so  tief  als  möglich  herabgehen  zu  lassen,  und  durch  ein 
entweder  in  der  ganzen  Stärke  durchgehendes  Banquet  oder  durch  pfei- 
lerweise Verstärkuno;  des  Fundaments  gegen  die  Schwelle,  das  Heraus- 
schieben  oder  Krümmen  derselben  zu  verhüten. 

Soll  oder  kann  demungeachtet  das  Dach  nicht  wie  hier  bey  diesen 
und  andern  dergleichen  Schoppen,  ganz  bis  unten  herabgehen,  sondern 
wegen  Anbringung  der  Fenster  und  Etagen-Mauer  vorhanden  sind,  so  ist 
dabei  zu  bedenken,  dafs  eine  solche  Mauer  zwar  einerseits  nichts  zu  tra- 
gen hat,  weil  keine  Balken  auf  selbige  zu  liegen  kommen,  dafs  hingegen 
aber  auf  eine  solche  Mauer  gerade  wegen  der  fehlenden  Belastung  desto 
schwankender  ist  und  desto  unsicherer  stehet;  dieserhalb  darf  sie  nicht  zu 
schwach  seyn,  damit  ihre  eigene  Schwere  und  grofsere  Grundfläche  sie 
desto  standhafter  mache. 

Man  weifs  aus  der  Erfahrung,  dafs  eine  i|-  bis  2  Stein  starke  Mauer 
fast  mit  den  Händen  zu  bewegen  ist,  ehe  die  Balken  aufgelegt  sind.  Nimmt 
man  nun  den  Fall  an,  dafs  diese  gänzlich  wegfallen,  so  kann  nur  eine 
desto  breitere  Grundfläche,  oder  überhaupt  eine  stärkere  Mauer  den  fes- 
teren Stand  ersetzen. 

Die  Abbildung  H  auf  eben  dieser  Kupfertafel  zeigt,  wie  man  die 
Buhlendächer  noch  vorteilhafter  und  mit  mehrerer  Sicherheit,  wie  die 
gewöhnlichen  Dächer  über  Ziegelbrennöfen  anwenden  könnte. 


VII.  Von  den  Seite  9.    gedachten  Trockenschauern,  -wobei  Hr.  Cointe- 

raux  die  Bohlendächer  anwenden  will,  werde  ich  hier  noch  einiges  um- 
ständlich ans  der  daselbst  angeführten  Schrift  desselben  in  der  Ueberset- 
zung  mittheilen. 

In  wirthschaftlicher  Rücksicht  solle  das  unter  No.  1,  2,  5  und  4. 
vorbestellte  Trockenschauer  dazu  dienen,  das  Getreide,  Klee,  Heu  und 
Grummet,  welches  man  gewöhnlich  in  piramidalische  Haufen  (Schober) 
aufzusetzen  pflegt,  darunter  zu  trocknen  und  zugleich  für  Wiederbenäs- 
sung  durch  Regen  und  Schnee,  zu  bewahren,  welches  Hr.  Cointeraux 
so  nützlich  und  nothwendig  hält,  als  er  die  Aufstapelung  des  frischen  Ge- 
treides und  Heues  in  pirainidalischen  den  Einwirkungen  der  Luft  ausge- 
setzten Haufen,  nachtheilig  findet.  Ich  überlasse  dieses  der  Beurlheilung 
der  Landwirthe  *)  und  theile  nur  dasjenige  mit,  was  der  erwähnte  Autor 
über  die  Construktion  dieser  Schauer  anführt,  um  anderer  Orten  entweder 
zu  dem  vorgedachten  oder  zu'  einem  andern  Behuf,  Anwendung  davon 
zu  machen. 

Zuvorderst    findet    Hr.    Cointeraux    es    hicrbey    nicht    durchaus 
nothwendi0-,  so  wie  de  L'Orme,  lauter  kleine  Bretteistücken  von  5  —  4. 
Fufs  zusammenzuschlagen,  sondern  man  kann  längere  Stücken  doppelt  ge- 
geneinander nageln,  um  die  Bogen  oder  Sparren  zu  formiren.     Die  aufser- 
halb  an  den  Seiten  angebrachte  Stützen  sind  nur  von  einfachen  Brettern. 
Man  darf,  sagt  Hr.  Cointeraux,  nur  die  Abbildung  einer  solchen 
Construktion  betrachten,  um  sich    zu  überzeugen,    dafs    dadurch    die  seit 
so    vielen   Jahrhunderten    üblich    gewesene    Anwendung    einer    so    grofsen 
Men^e  Holzes,   ohne   von  dem    Nutzen   desselben  Rechenschaft  geben  zu 
können,   wegfällt,  -wovon  man  sich   bei   einer  jeden  Ausübung  dieser  Bau- 
art  (nehmlich  der  mit  zusammengenagelten  Brettern)    immer   mehr   und 
mehr  überzeupen  wird. 

Die 

•)  A111.I1  Ilelf  ensri  eder  liat  eine  Beschreibung  von  einer  Trockenscheune  herausgegeben, 
welche  dient,  das  Gras  und  Getreide  darinnen  zu  trocknen,  wenn  es  wegen  üblem  Wetter 
auf  dem  Telde  nicht  kann  getrocknet  werden.  Augsburg  178?-  I"  Huths  Magazin  d.  Bau- 
kunst  1.  Bandes  1.  Theil  stehet  ein  Auszug  von  dieser  Beschreibung. 


—       65       — 

Die  grüfsle  Schwierigkeit  bey  diesen  Trockenschauern  findet  Hr. 
Cointeraux  in  dem  Aufstellen  dieser  leichten  Holzverbinduno:.  Man 
soll  daher  an  einem  sehr  windstillen  Tage  die  Bögen  durch  Weiber  und 
allenfalls  durch  Kinder  aufrichten  und  halten  lassen,  unterdessen  dafs  ei- 
nige Männer  sehr  bald  so  viel  rohes  Mauerwerk  von  Feld-  oder  Bruch- 
steinen und  Lehm,  dazwischen  werden  aufführen  können,  dafs  es  nicht  mehr 
nöthig  seyn  wird,  die  Bögen  zu  halten.  Alsdenn  werden  die  Latten  auf- 
geschlagen und  ein  Stroh-  oder  Rohrdach  darauf  gelegt. 


Beschreibung  eines  von  dem  hiesigen  Zimmermeister  Herrn  Stein- 

VI.Kupf. 

meyer   verfertigten    Modells    von    einer    hölzernen    und    von    Blatt- 
einer  massiven  Scheune    mit  Bohlendächern. 

A  ist  der  halbe  Grundrifs,  B  die  Balkenlage  und  C  der  Längen- 
durchschnitt  der  hölzernen  und  der  massiven  Scheune.  Bei  ersterer  sind 
die  Schwellen  durch  die  Zangen  a,  welche  von  den  Pfählen  b  fest  «-ehalten 
werden,  für  das  Ausweichen  versichert.  Auf  beiden  langen  Schwellen  der 
Vorder-  und  Hinterfronte  stehen  die  von  doppelten  Brettern  zusammen- 
geschlagenen bogenförmigen  Sparren,  wie  aus  dem  Profil  E  zu  ersehen  ist. 

Die  Einzapfung  der  Bogen  auf  die  Schwellen  zeigen  die  Abbildun- 
gen K  und  /  in  einem  gröfseren  Mafiftabe.  Einige  dieser  Sparren  oder 
Bögen  stehen  dicht  neben  Wandstiehlen,  oder  auch  für  sich  allein.  Die 
auf  dem  Rahmstücke  aufgekämmten  Stichbalken  ccc  im  Grundrifs  B  und 
Profil  E  liegen  entweder  frey,  oder  sie  sind  auf  eine  bessere  Art,  wie  auf 
der  andern  Seite  bei  dd,  (und  d  im  Profil)  in  einem  Wechsel  eingezapft; 
weil  aber  der  Wechsel  zu  lang  seyn  würde,  so  ist  derselbe  bey  X  mit 
einem  Stiehl  unterstützt.  L  zeigt,  von  oben  anzusehen,  wie  die  °-eo-en  die 
Stichbalken  vorbeigebenden  Bohlensparren  in  selbige  vermittelst  des  Ein- 
schnitts gh  eingelassen  sind,  welches  die  Seitenrisse  M  mit  dem  vorgedach- 
ten Wechsel,  und  N  ohne  dafs  die  Stichbalken  mit  einem  Wechsel  verse- 
hen sind,  noch  deutlicher  macht. 

Die  oberen    Enden   der  Bohlensparren  stehen   in    einer   längst    der 
Forst  laufenden  Bohle  ik  im  Längendurchschnitt   C,  welches  die  perspek- 

I 


—       66       — 

tivisclie  Abbildung  P  und  die  geometrischen  Zeichnungen  0  und  R  im 
Grofsen,  deutlicher  vorstellen.  Die  Forstbohle  ist  4.  Zoll  stark,  und  nicht 
nur  so  hoch  und  breit  als  die  Sparren,  sondern  so  breit,  dafs  noch  2  bis 
af  Zoll  oben  über  die  Sparren  überstehen,  (c  g  bey  0). 

Weil  die  Sparren  mit  einer  Versatzung  in  die  Forstbohle  eingelas- 
sen sind,  so  ist  die  dicserhalb  nöthige  Vertiefung  in  die  Forstbohle  bey  c 
in  der  Vorstellung  0  etwas  tiefer  als  bey  d,  wie  solches  auch  bey  R,  ab, 
zu  sehen  ist. 

Auf  dieser  Forstbohle  sind  Knaggen  h  (in  der  Zeichnung  R)  aufge- 
nagelt, welche  mit  einer  Klaue  versehen,  die  über  die  Forstbohle  greift; 
die  Linie  i  k  aber  läuft  auf  den  Bogen  aus.  Die  unten  an  die  Sparren  an- 
gebrachten Aufschieblinge  oder  so  genannte  Knaggen  sind  aus  den  ver- 
schiednen  Profilen  zu  ersehen. 

Bey  der  massiven  Scheune  sind  die  Umfassungsmauern  2  Steine 
stark.  Das  Längenprofil  X,  ingleichen  das  Längenprofil  E  und  vorzuglich 
die   °TÖfsere  Vorstellung  S   zeigen,  wie  die  Sparren  auf   die  in    die   Mauer 


c 


ein^ele^ten  und  dazwischen  vermauerten  Stichbalken  g  gesetzt  sind. 

Ich  finde  aber  diese  Bauart  aus  vielen  Gründen  nicht  gut,  sondern 
würde  anrathen,  bey  massiven  Scheunen  lieber  die  Sparren  ebenfalls  bis 
beinahe  auf  den  Grund  oder  bis  auf  ein  Banquet  heruntergehen  zu  lassen 
und  sie  auf  eine  Schwelle  zu  stellen.  Das  Profil  G  zeiget  übrigens  den 
Verband  einer  Taswand,  und  das  Profil  (7  die  Erhöhung  der  Einfahrts- 
thüren  und  der  über  den  Scheimenfluhr  liegenden  Balken. 

Bey  andern  Gebäuden  als  Scheunen,  wo  nehmlich  die  Dachbalken 
ganz  durchgehen,  ist  wegen  Aufstellung  der  Sparren  auf  die  Balken  fol- 
gendes anzumerken. 

Das  Zapfenloch  771  zum  Sparren  in  der  Zeichnung  !T  wird  neb mlich 
nur  so  breit  gemacht,  dafs  wenn  die  Sparren  aus  2  Brettslücken  bestehen, 
nur  i£,  und  wenn  sie  aus  5  Brettslücken  zusammengesetzt  sind,  nur  zwey 
ganze  Brettstücken  in  das  Sparrenloch  einstehen,  und  im  ersteren  Falle  die 
halbe,  im  andern  aber  eine  ganze  Brettdicke  auf  den  Balken  selbst,  auf- 
steht, wie  solches  unten  am  Sparren  bei  W  angezeigt  ist. 


—        67        — 

Gleich  hinter  den  Sparrenlöchern  wird,  wie  hei  T  zu  sehen,  um 
die  (hier  umgelegt  vorgestellte)  Schwelle  /',  welche  bei  V  von  der  Seite, 
und  bei  U  durch  den  Buchstaben  r  der  Länge  nach,  angedeutet  ist,  auf 
die  Balken  gekämmet.  Bei  W  ist  zu  sehen,  dafs  die  Sparren  an  der 
innern  Seite  einen  Absatz  haben,  mit  welchem  sie  in  die,  in  die  Schwelle 
angebrachte    Vertiefung  «   einstehen. 

Hierdurch  wird  bewirkt,  dafs  die  Sparren  wenn  sie  im  Zapfenloche, 
wie  solches  an  diesen  Stellen  wohl  zu  geschehen  pflegt,  schadhaft  werden 
sollten ,  doch  noch  auf  die  vorgedachte  Schwelle  aufstehen.  Eben  so 
dürfte  es,  nach  dem  Anrathen  des  Herrn  Zimmermeisters  Steinmeyer, 
nicht  undienlich  seyn,  hin  und  wieder  über  zivey  Spai-ren  und  der  Fnrst- 
bohle  eiserne  Bänder  zu  befestigen,  auch  schwache  Windlatten  längst  oder 
noch  besser  in  schrägen  Richtungen  unter  die  Sparren  zu  nageln,  wie  aus 
dem  Längenprofil  C  zu  ersehen.  Wenn  die  in  letztgedachter  Art  ange- 
brachten Windlatten  mit  dem  untern  Ende  recht  tüchtig  an  die  Balken 
befestiget  sind,  so  ist  dieses  überhaupt  die  kräftigste  Verbindung  eines 
Daches  nach  der  Länge;  ich  würde  daher  anrathen,  die  Windlalten  durch 
ein  schräg  durch  den  Balken  angebrachtes  unterwärts  schwalbenschwanz- 
förmiges  Loch  durchgehen  zu  lassen,  und  sodann  das  Ende  der  durchge- 
steckten Windlatten  auseinander  zu  keilen,  Avelche  Befestigung  keine  Ge- 
walt trennen   kann. 

Zum  Auflichten  eines  solchen  Daches  werden  ein  paar  solcher  Rich- 
lebäume  wie  X  angefertiget  und  in  der  Länge  einer  Forstbohle  mit  der 
Schwelle  auf  die  Balken  befestiget.  Oben  an  die  Richtbäume  sind  Schee- 
ren  angebracht,  worin  zuvörderst  die  Forstbohle  eingelegt  wird;  sodann 
hebet  man  vermittelst  an  den  Seiten  dieser  Richtbäume  angebrachter 
Böcke  die  Sparren  herauf  und  setzet  sie  in  die  Zapfenlöcher  und  Versatzun- 
gen  ein;  hiernächst  wird  das  Gerüst  weiter  transportirt  und  so  mit  dem 
Richten  fortgefahren. 


Ueber   das    Eindecken    der   Bohlendächer. 
Die  Eindeckung  der  Bohlendächer  mit  Spliefse,  Rohr,  Stroh,  oder 
mit  Steinpappe,  (ein  Material,  von  dessen  VortreiTlichkeit  ich  mich  selbst 

I  2 


—       68       — 

durch  Versuche  schon  überzeuge  und  wovon  ich,  wenn  diese  Ueberzeu- 
«lirio:  sich  noch  mehr  wird  bestätiget  haben,  ein  mehreres  bekannt  machen 
werde)  hat  in  Rücksicht  auf  die  runde  Form  dieser  Dächer  gar  kein  Bedenken, 
und  eben  so  wenig  die  Eindeckung  derselben  mit  Ziegel.  Die  Besorgnifs, 
dafs  dieDachziegel  der  Rundung  wegen  nicht  fest  aufeinander  schliefsen, oder 
dafs  sie,  nach  der  Maurersprache  klaffen  möchten,  fällt  gleich  weg,  wenn 
man  erwäget,  dafs  die  Länge  eines  Ziegels  viel  zu  gering  ist,  als  dafs  der 
Unterschied  zwischen  der  geraden  Linie  und  einem  solchen  kurzen  Theil 
der  Rundung  der  Sparren  merklich  seyn  sollte.  Man  darf  ja  nur  die 
katholische  Kirche  in  Berlin  betrachten,  welche  ein  völlig  kugelförmiges 
Dach  hat  und  dennoch  mit  Ziegeln  gedeckt  ist.  Eben  so  belehren  andere 
bisher  erbauete  Bohlendächer,  die  mit  Ziegeln  gedeckt  sind,  als  das  auf 
der  Reitbahn  für  die  Gensd'armes,  das  auf  dem  Langhansischen  und  an- 
dern Häusern,  dafs  die  Eindeckung  wenigstens  in  dem  Grade  dichte  ist 
als  die  doppelten  Dächer  auf  den  geraden  Dächern;  (denn  eine  völlige 
Dichtigkeit  der  Ziegeldächer  besonders  bey  Schneegestöber  ist  äufserst 
selten  zu    erreichen.) 

Indessen  ist  bey  der  Eindeckung  der  Bohlendächer  mit  Ziegeln 
folgendes  zu  beobachten. 

Die  erste  Bedingung  ist  die,  dafs  es  ein  so  genanntes  doppeltes 
Dach  seyn  mufs;  Bey  den  runden  Dächern  ist  aber  die  enge  Verhütung, 
dem  Kronendnche  vorzuziehen  *). 

Die  Lattung  geschieht  also  nach  Verhältnifs  der  Länge  der  Dach- 
ziegel, deren  man  sich  zu  bedienen  hat,  d.  i.  5  bis  6  Zoll  von  der  Ober- 
kante einer  Latte  bis  zur  andern.  Da  aber  die  Bohlendächer  nach  oben  zu 
etwas  flacher  fallen  als  in  die  Mitte,  so  ist  es  rathsam,  den  obein  Theil  etwa 
einen  halben  Zoll  enger  zu  belatten,  wogegen  man  auf  den  untern  steileren 
Theil  die  Latten  allenfalls  J  Zoll  weiter  auseinander  aufnageln  könnte. 

*)  Die  doppelten  Dacher  werden  bekauntermafsen,  entweder  5  bis  6  Zoll  weit  gelattet  und  auf 
jeder  Laue  eine  Reihe  Ziegel  aufgehangen,  oder  aber,  es  wird  10 —  11  Zoll  weit  gehütet 
und  auf  jeder  Laue  z\vey  Reihen  Ziegel  übereinander  gehangen,  welches  man  zum  Unter- 
schied,  Krohn endach  nennt.  Ob  ich  nun  zwar  diesen  sonst,  d.h.  bey  geraden  Dächern, 
den  Vorzug  für  erstere  Art  gebe,  so  würde  ich  sie  doch  bey  bogenförmigen  Dächern 
hintenansetzen. 


—        69        — 

Hiernächst  hat  inan,  wie  es  zwar  immer  und  bey  jedem  andern 
Dache  seyn  sollte,  hier  aber  vorzüglich  eine  Auswahl  der  Dachsteine  zu 
machen,  und  die  sehr  krummen  und  schiefen  gänzlich  auszuwerfen;  da- 
hingegen kann  man  sich  der  nach  innen  zu  etwas  gekrümmten  zu  den 
flachen,  der  geraden  aber  bey  den  steileren  Stellen  des  Daches,  vorteil- 
haft bedienen. 

Auch  pflegt  man  gewöhnlich  an  den  Dachsteinen  an  der  Oberkante 
aufseihalb  einen  kleinen  Saum  oder  etwas  Hervorstehendes  anzutreffen; 
dieses  mufs  mit  einem  scharfen  Hammer  abgehauen,  und  eben  so  die  schar- 
fen  Kanten  der  Latten  etwas  abgestumpft  oder  verbrochen  weiden,  wo- 
durch die  Steine  besser  auf  einander  schliefsen.  M.  s.  die  Vorstellung  55 
auf  der  VI.  Kupfertafel  bei  a. 


Um    den    gröfseren   Holzaufwand   bey    grofsen    Hängewerken   gegen 

die  Bohlendacher  noch   auffallender  zu    machen,    liefere    ich    auf   der    VII.  „VI/;,, 

Kupt.ßl. 

Kupfertafel  in  den  Abbildungen  A  und  B  das  Quer-  und  Längenprofil 
eines  Theils  (von  einem  Hauptbinder  zum  andern)  des  Potsdamschen  Exer- 
zierhauses, welches  6Go  Fufs  lang  und  70  Fufs  tief  ist.  Die  Zeichnungen 
C  und  D  aber  stellen  vor,  wie  ein  eben  so  breites  Exerzierhaus  mit  einem 
Bohlendache  construirt  -werden  könnte,  wobei  ich  ein  Fundament  mit 
Pfeilern  annehme,  so  wie  bei  den  S.  61  beschriebenen  Schoppen.  Nach 
einer  genauen  Berechnung  enthält  das  Holz  zwischen  zwey  Binder  des 
Hängewerks  bei  diesem  Gebäude  1247  Kubikfufs  Holz;  wohingegen  bey 
dem  Bohlendache  auf  eine  gleiche  Länge  nur  556  Kubikfufs  erforderlich 
sind,  also  etwa  nur  etwas  über  ^  des  vorherigen. 


Es  bleibt  noch  übrig,  etwas  von  denen  von  dem  Sächsischen  Ober-    yill. 
Land -Baumeister   Krubsacius    erfundenen    Dächern   zu   erwähnen.       Sie    "*"  ' 
sind  in   einer  kleinen  Schrift  beschrieben,  unter  dem  Titel: 

Oekonourischer  Vorschlag,  wie  man  die  wohlfeilsten,  dauerhaf- 
testen, bequemsten  und  feuersichersten  Dacher  über  Wirt- 
schaftsgebäude anlegen  soll,  von  F.  A.  Krubsacius,  Ober- 
Land  Baumeister,  Professor  der  Baukunst  etc.    Dresden  1787- 


—        7°        ~— 

Folgendes  ist  ein  kurzer  Auszug  aus  dieser  Schrift: 
„Ich  verlange,  sagt  der  Verfasser  (S.  16),  zu  einem  Dache  kein  meh- 
„reres  Holz,  als  eine  gewisse  Anzahl  Dachbalken,  die  sich  auf  zwei  starke 
„Giebelwände  stufenweise  übereinander  bis  an  den  Forst  erheben.  Auf 
„den  abgeschärften  Kanten  derselben  will  ich  starke  Tratten  oder  halbe 
„Pfosten,  zwey  Ellen  weit  von  einander,  längst  herab  mit  Schwänzen  ein- 
gelassen, und  auf  diese  die  Dachlatten  nageln;  so  wird  das  ganze  Dach 
VIIL  „bis  zum  Eindecken  fertig  seyn"  (Fig.  6.). 

„Hierbey  sind  keine  Sparren  und  schädliche  Aufschieblinge,  keine 
„Kehlbalken,  Spannriegel,  Hahnebalken,  Streben,  Winkelbäntler,  Giebelsäu- 
„len,  TVTauerlatten,  Ol.pr-  und  Unterschwellen,  stehende  und  hegende  Stühle, 
„samt  ihren  Stuhlwänden,  ja,  so  gar  keine  Hauptbalken,  wenn  man  keinen 
„Dachboden  haben  Avil!,  nöthig.  Heifst  das  nicht  Holz  genug  ersparet? 
„und  ist  daher  ein  solches  Dach  nicht  das  wohlfeilste?  Es  käme  nur  dar- 
auf an,  ob   es   auch  fest  und  dauerhaft,  genug  wäre. 

„Was  dieses  betrift,  so  richtet  sich  die  Befestigung  blos  nach  der 
„Länge,  keinesweges  aber,  wie  gewöhnlich,  nach  der  Breite  des  Hauses. 

„Ein  Balken  von  12  bis  i5  Zoll  stark  ins  Gevierte,  trägt  in  einer 
„Länge  von  12  bis  i5  Ellen  eine  grofse  Last,  ohne  sich  zu  biegen,  das 
„weifs  man  aus  Erfahrung;  also  mufs  ein  Ziegeldach  von  24.  bis  00  Ellen 
„lang,  im  Mittel  unterstützt  werden. 

„Es  trägt  aber  hier  kein  Balken  für  sich  allein,  sondern  sie  tragen 
„alle  zusammenhangend,  vermöge  der  eingelassenen  und  angenagelten  Pfo- 
„sten.  Zudem  so  geschieht  der  Windstofs  mehrentheils  diagonaliter,  da 
„die  Dachbalken  am  stärksten  sind.  Wollte  man  sie  aber  noch  mehr  be- 
..festi°en,  so  könnte  man  sie  durch  Sturmlatten  oder  Windrispen,  auf  den 
„Kanten  verbinden;  diese  würden  hinreichend  seyn,  ein  hohes  Dach,  wi- 
„der  den  Wind  und  allen  Druck  der  Feueressen  und  Dacbhdcen,  der  Zie- 
gel und  des  Schnees  zu  bewahren. 

„Die  Unterstützung  der  Dachbalken  geschieht  in  steinernen  Gebäu- 
„den  durch  einen  Spitzbogen  mit  Absätzen  und  guten  Widerlagern  (Fig  .7.) 
„der  bis  unter  den  Forst  des  Daches  langet;  aufserdem  könnte  es  auch 
„durch  Steifen  (Sparren)  geschehen.      Ist  eine  Scheidewand  vorhanden,  so 


—        7i        — 

„kann  man  diese  Steifen  auf  selbige  setzen.  So  viel  Scheidewände  nun, 
„so  vielmal  könnte  man  den  Dachbalken  eine  Unterstützung:  «eben,  wenn 
„es  nöthig  wäre.  Bey  langen  Gebäuden  aber,  als  bei  Kornhäusern ,  Schä- 
„fereyen  u.  s.  w.  würde  es  nöthig  seyn,  alle  eo  oder  oo  Ellen  einen  Brand- 
„giebel  zur  Aufjage  der  folgenden  Dachbalken  aufzuführen,  der  ohnedem 
„Feuersgefahr  halber  erforderlich  ist. 

„Will  man  einen  oberen  Dachboden  haben,  der  sonst  auf  den  Kehl- 
„balken  ruhet,  so  müssen  die  Lagerbalken,  langst  dem  Hause  hin,  auf  die 
„untern  Querwände  gestützt  werden.  Auf  solche  Weise  läfst  sich  auch  ein 
„Mansardendach  ohne  Kehlbalken  bauen,  wenn  nur  die  Giebelwände  dar- 
„nach  eingerichtet  sind  (Fig.  8.). 

„Die  stärkste  Befestigung  aber  bestehet  in  der  Auflage  der  Dach- 
„balken  selbst.  Beide  Giebelwände  müssen  daher  recht  stark  seyn.  Bey 
„grofsen  Dächern,  von  co  und  noch  mehr  Ellen  breit,  mufs  man  sie  steinern 
„von  a  Ellen  dick  und  darüber,  nacli  Beschaffenheit  des  Mauerwerks,  der 
„Bedeckung  des  Daches  und  der  Balken  machen;  jedoch  kann  man  sie  mit 
„Schild  und  Bogen  zur  Ersparnifs  anlegen.  Bey  mittleren  Dächern  brau- 
chen sie  nur  eine  und  eine  halbe  bis  zwey  Ellen,  und  bey  kleinern  leich- 
tern Strohdächern  noch  schwächer,  ja  wohl  gar  von  einer  halbelliglen, 
„auch  acht  bis  zehnzölb'gen  Riegelwand  zu  seyn  (Fig.  7.).  Desto  schwä- 
cher kann  man  hingegen  die  langen  Steinwände  anlegen,  weil,  aufser  den 
„Hauptbalken,  keine  Last  auf  ihnen  ruhet,  die  allenfalls  auch  von  einer 
„Riegel wand,  wie  bey  allen  hölzernen  Häusern,  kann  getragen  werden. 

„Die  Köpfe  der  Balken  müssen  nicht  nur  viel  aufliegen,  sondern 
„auch  wohl  verwahret  seyn.  Es  ist  daher  nöthig,  sie  an  den  Forstbalken 
„anzuklammern  und  den  Saum  der  Dachziegel  über  den  Giebel  auf  einem 
„Simse  vorspringen  zu  lassen,  damit  die  Köpfe  für  dem  Regen  und  der 
„Fäulnifs  recht  gedeckt  seyn  mögen. 

„Der  Sims  kann  von  Stein  seyn,  wenn  die  Giebelwände  steinern 
„sind,  aufserdem  aber  nur  von  Holz,  das  die  abgeschnittnen  Köpfe  bekleidet. 

„So  viel  läfst  sich  von  der  Befestigung  des  neuen  Daches  überhaupt 
„sagen,  da  ich  mich  in  dieser  kleinen  Abhandlung  nicht  bis  auf  den  klein- 
sten Nagel  einlassen  will. 


„Ein  jeder  der  sie  lieset,  kann  schon  daraus  urtheilen,  dafs  ein  sol- 
ches Dach  daueihaft  seyn  müsse.      Ich  sehe  -wenigstens   keinen   Ort,    -we- 
der Schnee  mil  Gefahr  liegen  bleiben,  oder  es  einregnen  könnte;  denn  da 
,die  Aufschieblinge  -wegfallen,  und  der  untere  Dachbalken  über  eine  Elle 
hoch  von  dein  Hauptgesimse  frey  und  erhoben    liegt,    auch  stark   genug 
ist,    so   kann    er    unmöglich    -wie    eine    schwache    Mauerlatte  vom  Moder 
,zerfresse.i   -werden.      Und    gesetzt    auch,    dafs  einer  von  den  Dachbalken 
„durch  Verwahrlosung   schadhaft    würde,    so    ruhet   doch    nicht    das   halbe 
, Dach  auf  ihm,  wie  auf  einer  Mauerlatte;  es  kann  sich  also  nicht  senken, 
„und  der  Schade  kann  gar  leicht  uud  ohne    Gefahr    ausgebessert   werden , 
„als  -welches  mit  Anschaffung  der  Sparren  und  Ilauptbalken  nicht  so  leicht 
,  ansehet,    und    noch    dazu   gefährlich   und    wandelbar    ist;     mithin  ist   ein 
„solches  Dach,  da  fern  es  nur  gut  eingedeckt  wird,  das  festeste  und  dauer- 
hafteste unter  allen.     Es  ist  aber  auch  das  bequemste,  da  man  den  Dach- 
„raum  völlig  nutzen  kann,  weil  kein  Holz  im  Wege  stehet.     Noch  große* 
aber  ist  der  Nutzen  bey  Scheunen  und  Schuppen,  weil  so  gar  die  Haupt- 
balken weggelassen  -werden  können.      Man  kann    dabei    über   Stall-    und 
Wohn^ebäuden  die  Dachkammern  abtheilen  wie  und  wo  man  will,  weil 
man  sich  nicht  nach  der  Mittelwand  und  den  Bindern  richten  darf;  und 
o  braucht  man,  bey  Schleppung  der  Feueressen,  kein  Holz  auszuschnei- 
den.    Ja,  es  können  alle  Feuermauern  zwischen  den  Dachbalken  hinaus, 
und  ohne  den  Forstbalken  zu  zerschneiden,  gebracht  werden,  -wenn  man 
nehmlich  ein  paar  Essen  seithalb  des  Forstes  heraus,   und  oberhalb  wie- 
der zusammen  in  einen  Kasten  ziehet.      Eben  so  bequem  kann  man  ein- 
zelne Ochsenaugen  oder  einzelne  und  zusammenhangende  Dachluken  auf 
einen  Dachbalken  nach  der  Reihe  setzen,  und  sie  an  die  oberen  befesti- 
gen.    Folglich  wäre  auch  dieses  neu    erfundne  Dach  das  bequemste. 

„Was  denn  endlich  den  Nutzen  bei  Feuersgefahr   betrift,   so  ist  es 

,ja  eine  ausgemachte  Sache,  dafs  da,    wo  -wenig    Holz    vorhanden    ist,    das 

Feuer  auch  nicht  um  sich  greifen  kann.     Und   wenn   auch   eine   Seite   in 

„Brand  gerieth,  so  kann  man  doch  die  andere  retten,  da  beide  nicht  durch 

das  geringste  Holz  mit  einander  verbunden  sind.      Wenn    man    nun    das 

„Dach  mit  Ziegeln  deckt,  und  die  Dachstuben  oder  Kammern  verschaalt 

„oder 


..s 


—        73       — 

„oder  bewirft,,  auch  hier  und  da  einige  Zuglöcher,  des  Stockens  halber, 
„läfst,  so  kann  man  ein  solches  Dach  auch  vor  allen  andern,  feuerge- 
„s  icher t  nennen. 

„Das  sind  nun  meine  ohnmasgeblichen  Gedanken,  sagt  Herr  Krub- 
„sacius,  zur  Erfindung  eines  recht  ■wohlfeilen,  aber  auch  dauerhaften,  be- 
quemen und  feuergesicherten  Daches,  die  ich  Bauverständigen  zur  Prü- 
fung und  Bauherrn  zum  Versuch  überlasse. 

„Meine  Absicht  ist  anbey  gar  nicht,  die  alten  Dachverbindungen 
„gänzlich  über  den  Haufen  zu  -werfen.  O  nein!  es  bleiben  noch  Fälle  ge- 
„nug  übrig,  da  man  sich  deren  über  Kirchen,'  Schlösser,  Palläste,  Opern- 
„Reit-  und  Ballhäuser,  zu  Kuppeln,  Rundungen,  Pavillons,  und  überhaupt 
„zu  allen  wallinen,  geschweiften  und  gezierten  Dächern  bedienen  mufs. 

„Dennoch  aber  kann  die  neue  Art  gar  füglich  bey  Bürgerhäusern 
„gebraucht  werden,  -wenn  man  sie    als    Gebäude    betrachtet,    deren   Giebel 

„die  Brand-  oder  Kommunmauern  sind.      Diese  nun  müssen  stärker  als  <re- 

ö 

„wohnlich  angeleget,  oder  wenigstens  mit  starken  Schäften  und  Bogen,  zur 
„Auflage  der  Dachbalken  versehen  werden. 

„Und  gesetzt  auch,  dafs  diese  Erfindung  durch  Widerstrebuno-  der 
„Zimmerleute,  als  deren  Verdienst  gar  sehr  geschmälert  -würde,  nicht  bis 
„an  die  Bürgerhäuser  gelangen  sollte,  so  wäre  doch  der  Nutzen  davon  bey 
„Wirthschaftsgebäuden  sehr  grofs.  Und  das  ist  eben  meine  -wahre  Absicht, 
„wie  ich  blofs  der  ökonomischen  Welt  und  dem  Armuthe  damit  dienen  will. 

„Wobei  ich  wünsche,  dafs  wenn  ja  dieser  mein  wohlmeinender 
„Vorschlag  von  ihr  genehmiget  und  versucht  werden  sollte,  sich  es  kein 
„seynwollender  guter  Wirth  einfallen  liefse,  die  wenigen  angegebenen  Bal- 
„ken  und  Wände  zu  schwächen,  um  bei  der  gröfsten  Ersparung  noch  mehr 
„ersparen  wollen." 

Mir  dünkt,  dafs  bey  genauer  Erwägung  dieser  Vorschläge  ein  jeder 
Sachverständiger  der  S.  45  geäufserten  Meinung  des  Herrn  Ober-Hof-Bau- 
raths  Bechprer,  dafs  die  Dauer  dieser  Dächer  noch  sehr  problematisch  und 
dafs  dieser  Vorschlag  in  Absicht  der  Kosten  gewifs  sehr  theuer  sey,  bey- 
treten  und  leicliL  einsehen  wird,  dafs  die  vorbeschriebenen  Bohlendächer 
weit  leichter  und  wohlfeiler  sind  und  dennoch  alle  Vortheile  der  Krub- 

K 


—       74       ~ 

saciusfchcn  Dächer  gewähren,  da  man  bey  selbigen,  wenn  man  Avill,  oder 
vielmehr  wenn  es  erlaubt  ist,  die  Dachbalken  eben  so  wie  bei  den  Krubsa- 
ciusfchen  Dachern  weglassen  kann.  Dieser  Fall  würde  aber  auch  bey  öko- 
nomischen Gebäuden  blofs  bey  den  Scheunen  Statt  finden,  denn  wer  will 
außerdem  ein  Gebäude  ohne  einen  Dachboden  haben?  "Was  würden  aber 
bey  der  Krubsaciusfchen  Bauart  die  vielen  massiven  Giebel  zum  Auflager 
der  über  die  Dachflächen  zu  legenden  Balken,  nicht  kosten,  und  welche 
l  mstände  würden  diese  Giebel  nicht  bev  der  Austheilung  des  Raumes  in 
V\  ohngebäuden  verursachen,  und  gewifs  aller  Orten  Hindernisse  in  den 
Weg  le°rn. 

Herr  Krubsacius  hat  auch  seiner  Beschreibung,  eine  Kostenberech- 
nung blofs  von  der  Zimmerarbeit  eines  Daches  nach  der  gewöhnlichen 
Art  und  eines  nach  seinen  Vorschlägen,  von  gleicher  Gröfse,  beigefügt, 
woraus  hervorgehet,  dafs  das  letztere  nur  oo  rthlr.  5  gr.  gegen  i55  rthlr. 
6  gr.   erfordert,    welches   elfteres   kostet. 

Herr  Krubsacius  hat  aber  bey  dem  Hause  nach  der  gewöhnlichen 
Bauart,  auf  einen  liegenden  Dachsluhl  gerechnet,  welches  bey  der  ange- 
nommenen Tiefe  des  Gebäudes  von  i3  Ellen  nicht  nöthig  ist,  sondern  es 
war  dabey  ein  siebender  Dachstuhl  vollkommen  hinreichend,  so  dafs  also 
dieserhalb  bey  dem  Anschlag  von  einem  gewöhnlichen  Dache,  schon  etwas 
zu  vieles  Holz  und  Arbeitslohn  gerechnet  ist;  nächtsdem  hätte  er  bil- 
lig die  Kosten  berechnen  sollen,  welche  die  nothwendig  erforderlichen 
Giebel  zum  Auflager  seiner  auf  die  Absätze  derselben  zu  lebenden  Bal- 
ken  erfordern;  ich  wenigstens  würde  die  Balken  nicht  über  i5  Fufs  frey 
zu  legen  mir  getrauen,  und  sodann  miifsten  die  Tragegiebel  auch  nicht 
weiter  auseinander  aufgeführt  werden,  welches  bey  Gebäuden  von  irgend 
einer  ansehnlichen  Länge,  aufser  dem  vorhingedachten  Hindernifs,  welche 
die  "Widerlager  dieser  Pfeiler  verursachen  müssen,  nicht  wenig  an  Mate- 
rialien und  Kosten  erfordern  dürfte,  und  ich  inufs  daher,  ohne  den  ver- 
storbenen sehr  verdienten  Mann  tadeln  zu  wollen,  gestehen,  dafs  ich  kei- 
nen wesentlichen  Nutzen  bei  dieser  Erfindung  absehe.  — 


—       75       — 
Anhang. 

Ueber  Balken  aus  zusammengesetzten  Bohlenstücken. 

Das  zweite  Buch  der  nouvelles  inventions  etc.  des  de  L.' Orme  han- 
delt von  Balken,  welche  in  eben  der  Art  wie  die  Sparren  aus  zusammen- 
gesetzten kleinen  Brett-  oder  Bohlenstücken  bestehen. 

Die  wesentlichste  Vorstellung  derselben  ist  die,  dafs  drey  Reihen 
etwa  sechs  bis  neun  Zoll  auseinander  gestellter,  doppelter,  oder  wenn  sie 
sehr  lang  sind,  dreifach  zusammengeschlagner  Brettstücken,  einen  Balken  vir. 
ausmachen,  wie  solches  aus  der  gten  Abbildung  zu  ersehen  ist.  De  L'Or-  "P ' 
me  will,  dafs  diese  Balken  gar  nicht  oder  doch  nur  sehr  wenig  in  der 
Blauer  selbst,  sondern  dafs  sie  auf  Kragesteinen  ruhen  sollen,  um  sie  im 
Fall  einer  Reparatur  herausnehmen  zu  können,  ohne  die  Mauer  zu  be- 
schädigen. Die  Zwischenräume  dieser  Balken  werden  sodann,  so  wie  die 
Balken  selbst,  getäfelt  und  verzieret,  wovon  die  lote  Zeichnung  einen  Be- 
grif  giebt.  Bei  grofsen  Sälen  und  Zimmern  kann  solches  nicht  anders  als 
ein  angenehmes  Ansehen  bewirken. 

Der  Erfinder  erzählt,  dafs  er  in  seiner  Wohnung;  in  Paris  derglei- 
eben  Balken,  einen  der  aus  220,  und  einen  andern,  der  aus  i65  einzel- 
nen Brettstücken  zusammengesetzt  gewesen  sey ,  anfertigen  und  in  Ge- 
genwart des  Königes  Heinrich  und  seines  Hofes  vermittelst  zweyer 
Schrauben  habe  probiren  lassen,  welche  eine  solche  Kraft  geäufsert,  dafs 
der  Fufsboden  sich  gehoben  hätte,  und  man  würde,  sagt  er,  eher  die 
Mauern  heruntergedrückt  haben,  als  dafs  man  diese  Balken  zum  Biegen 
hätte  bringen  können;  sie  hatten  sich  bey  der  äufsersten  Gewalt  nicht 
eines  halben  Fingers  breit  heruntergegeben. 

Die  Sache  verdient  auch  ohne  angestellte  Versuche  nicht  nur  Glaub- 
würdigkeit, sondern  es  scheint,  als  wenn  man  behaupten  könnte,  dafs  auch 
nach  der  uten  Abbildung  ganz  gerade,  nach  Centralschnitten  aus  zwei-  bis 
dreifachen  Brettstücken  zusammengesetzte  Balken,  eben  diesen  Widerstand 
leisten  würden,  wenn  nur  für  gehörig  starke  Widerlager  gesorgt  wird, 
und  man  könnte  dieser  Sache  nach  Umständen  noch  mancherley  Modili- 
cationen  geben. 


—  76  — 
Den  durch' die  5te  Abbildung  vorgestellten,  aus  lauter  kleinen  Stük- 
ken  von  vollem  Holze  (nicht  aus  Brettstücken)  zusammengesetzten  Balken, 
habe  ich  nach  des  Herrn  Genete  praktischen  Anweisung  zu  einer 
besondern  Einrichtung  einer  horizontalen  Brücke,  aus  dem 
Französischen  übersetzt,  Nürnberg  1772.,  modelliren  lassen,  und 
kann  versichern,  dafs  dieses  Modell,  bey  gehöriger  Befestigung  der  die  Wider- 
lager vorstellenden  Vorrichtung,  verhällnifsmäfsig  grofse  Lasten  trägt  *). 

Ich  breche  von  dieser  Materie  ab,  mit  dem  Anerbieten,  dafs  wenn 
Baumeister  oder  Freunde  der  Architektur  über  diese  Gegenstände  eine  nä- 
here Belehrung  aus  der  gewifs  in  wenig  Händen  befindlichen  Schrift  des 
de  L'Orrae,  wünschen  sollten,  ich  ihnen  solche  schriftlich  mitzutheilen 
gern  bereit  seyn  werde. 


Bei  dem  Schlüsse  dieser  Schrift  erhalte  ich  No.  XXXIV.  des  engli- 
schen Journals  The  Repercory  of  Ares  and  Manufactures ,  London  —  und 
finde  darin  S.  220  eine  neue  Erfindung  Brücken  zu  bauen,  welche  darin 
bestehet,  dafs  an  den  Seiten  der  Brücke  dreifach  übereinander  gelegte  Bai- 
ken  befindlich  sind,  welche  durch  verschiedene  eiserne  Anker  gehalten 
werden,  die  an  hohe,  aus  zusammengesetzten  Hölzern  construirte,  über 
vorgedachte  Balken  gestellte  Bögen,    angehänget  sind. 

Weder  Kupfer  noch  die  Beschreibung  sind  deutlich  genug,  um  sich 
von  dieser  Construclion  und  am  wenigsten  von  der  Zusammensetzung  der 
Hölzer,  welche  die  Bogen  formiren,  einen  vollständigen  Begriff  zu  machen. 
Indessen  geht  so  viel  daraus  hervor,  dafs  man  auch  hierbey  auf  Bögen  von 
Holz  so  viel  Zutrauen  setzet,  als  auf  die  gemauerten  Gewölbe,  und  in  dieser 
Rücksicht  hat  dieser  Brückenbau  mit  demjenigen,  was  wegen  der  Bohlendä- 
cher angeführt  worden,  nicht  nur  vieles  gemein,  sondern  wenn  man  in  Eng- 
land so°"ar  den  Brückenbalken,  die  an  hölzernen  Bögen  angehängt  sind,  bey 
ihrer  Belastung  und  Erschütterung  Zutrauen  schenkt,  so  mufs  das  Anhängen 
der  Balken  und  Decken  bey  Häusern  wohl  desto  unbedenklicher  erscheinen. 

*)  In  Num.  57  ilcs  Reichsanzeigers  von  1797  wird  die  Bekanntmachung  ,W  Erfindung  einer 
a\cs  einem  einzigen  Bogen*- bestenenden ,  in  der  Cliorde  500  Schuh  weiten  sehr  dauerhaft 
seyn  sullcnden  hölzernen  Brücke,  auf  Präatüperation  angezeigt. 


—  77  — 
Dergleichen  Brücken,  wo  bey  45  bis  |5o  Fufs  Weite  der  Joche,  auf 
den  Seiten  der  Brücke  krumm  gewachsene  starke  Bäume  gelegt  und  daran 
die  Unterzüge  mit  eisernen  Bolzen  angehängt  werden,  auf  welchen  wie- 
derum die  Brückenbalken  ruhen,  sind  bey  uns  schon  öfter  in  Ausübung 
gebracht  worden;  allein  dergleichen  Träger  von  so  grofsen  und  ho- 
hen Cirkelstücken,  dafs  man  noch  unter  den  zwischen  beiden  Bögen  oben 
angebrachten  Spannriegeln  wegfahren  kann,  und  die  aus  mehrern  Holzstücken 
zusammengesetzt  sind,  wie  bey  dieser  oberwehnten  Erfindung,  sind  mir 
noch  nicht  vorgekommen.  Es  verdient  aber  wohl,  der  Sache  weiter  nach- 
zudenken und  die  von  dem  Erfinder  vielleicht  geflissentlich  übergangene 
Zusammensetzung  dieser  Bögen  nachzuspühren,  wozu  in  dem,  was  in  die- 
ser Schrift  bereits  vorgekommen  ist,  schon  die  nächste  Anleitung  ent- 
halten  seyn  dürfte. 


Verbesserung. 


S.  27.  Z.  50.  mufs  nach  dem  Worte  eisernen  ein  Komma  folgen  und  es  dann  heifsen : 
übrigens  aber  mit  etc. 


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