Skip to main content

Full text of "Ulrich von Hutten"

See other formats


This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project 
to make the world's books discoverable online. 

It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover. 

Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the 
publisher to a library and finally to you. 

Usage guidelines 

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to 
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying. 

We also ask that you: 

+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for 
personal, non-commercial purposes. 

+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine 
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 

+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of 
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner 
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe. 

About Google Book Search 

Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers 
discover the world's books white helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web 



at |http : //books . google . com/ 




über dieses Buch 

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. 

Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. 

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 

Nutzungsrichtlinien 

Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 

Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese 
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen 
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen 
unter Umständen helfen. 

+ Beibehaltung von Google -Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht. 

+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA 
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 

Über Google Buchsuche 

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. 



Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen. 



l^^'-^--' 










V 



r\v. \ve\-\ 



.*\ \ 



1 



J 



V 



u^ 



\ -^ 



Ar 



Imh vm Muüm. 



«on 



ilanib ^xitbxid) 3tra«g. 



(gr|ler S^eil. 






^/:\V-Yo;^ 




1858. 



bcr Sßerfajfer »or. 






93 r r e b e. 



. SSer Ulrid^ ^utten'8 «eben f(|reibt, ber ffinntc ftd^ 
i)ie aSorrcbe eigenttti]^ tx^paxm. 35enn bag «^utten 
eine tfid^tige ScbenSbefdrcibung »erbiene/ wirb 9lie* 
manb I&ignen, unb ba§ eine ber »crt;anbenen genüge, 
Sliemanb be]^au^)ten tt>oIIen. 

3)a8 93ejie, wai mx an befonbern ©d^riften 
über ben JÄitter ^aben, i^ fc^on tt)eit über l^unbert 
Saläre alt 68 ijl be8 gelehrten ^ilbbwtgl^dufer ^xo^ 
feffotg 3afob iButrf^atb lateinif^e Stbl^anblung über 
Ulrid^ ^utten'ä @^i*fale nnb 33erbienjle, bie in brei 
Steilen »en 1717—1723 erf(i^ienen iji- ®ie if* ^^^ 
»cjie, fofem fie ba« ®rünbtt#e unb für i^re Seit öoü^ 
fUmbigfie i^, auf ba8 in ©etreff ber biügra^)^if(|en 



VI 53orrcbe. 

uttb (itetatl^ifiorifd^ett 3!)ata jeber neue SSearbciter 
immer meber jutüdfommeti mu§. Slber für ben 
®eifi unb bie SSebeutung ^^utten^ä tt)ar.in bem ba^ 
maligen J)eut[(S^Ianb fein aSerfidnbnig- 9leben feinem 
Sifer für bie Sieformation ifi eä bod^ l^aui)tfd(3^tt(i^ 
ber gute lateinifc^e @til unb bie f(ä^5nen ©entenjen, 
tt)a8 33urd^arb an i^m ju fd^dfeen wefg. 

3n ba8 8ic^t ber neuen 3eit würbe Butten ju* 
erji burd^ Berber gerüdt; in einer Slbl^anblung, bie 
im J)eutfi^en aWerfur be8 3af)re8 1776 erf(|ien. @8 
tt>ar eine Satfelteleuc^tung in «^erbefs 2lrt; bie xot^ 
niger 33elel^rung aU Slnregung gab. 3u86efonbere 
tt>ar aud^ ju einer Sammlung t>on ^utten^g ©dEyriften 
aufgeforbert. 

SBagenfeil, bamals ^ri^atgele^rter in Äauf- 
fceuren, unterjog ftc^ biefem ©efd^aft unb gab ate erflen 
Zi)til im 3a^r 1783 ^utten'8 »riefe ^eraug. S)a^ 
mit aber blieb baS Unternehmen, au8 SRangel an 
2;i^eüna]^me t>on Seiten be8 ^ublicumS, fiecfen* 

J)agegen n>irtte bie biogra^j^ifc^e Slnregung fort* 
mi ein SBieber^aU beS *^erber'f(ä^en Olufeg iji bie 
@d^rip über Butten t)ott bem jüngeren @i^ubart, er* 



f^ienen 1791; ju betrachten. a3ei Ißbli#er ®e^ 
finnung unb mancher feinett 33eDbac^tung fel)tt e8 bem 
aSexfaffet boc^ attju vxntli^ an Äenntnig beä ©tojfe«: 
felb^ bie eigenen @(ä^xiften feines gelben ^t er bei 
SSBeitem nic^t alle »or fid^ gehabt- 

S)aju ^ätte, jerfireut unb jum Z\^dl feiten, toie 
jte noii^ immer n>aren, ber $reu§if^e fiegationSfecre- 
tdr ju 9lümberg au(^ nid^t bie gnnfiige ©elegenl^eit, n>ie 
ber ©öttinger ?Jrofejfor 9ReinerS^ welkem bie bortige 
JBibttot^et unb getel^rte Serbinbungen baä ÜÄaterial 
jiemlii^ »olljiänbig jur ©teile fd^afften, tt)%enb lang^»^ 
jd^rige Uebung in berartiger ©c^riftfiellerei i^m bi^ 
93erarbeitung bejfelben erlei^terte. 9lac^ biefer Seite 
ifi ba^er feine 1797 erfiä^ienene 33iograi)]^ie Ulrid^^S 
»on «Butten ein fc^d^bareS SSnd^, tt>enn i^m aud^ 
SSdrme ber @mi)flnbung, ^ftifcä^e unb ®(^melj ber 
2)arjlellung, fehlen, ©aju fam, ba^ ein big ba^in 
Derfö^olleneg Sugenbwert '^uttetfg, ba8 auf bie @e* 
f(^id^te feiner ©ntwirflung ganj neue Sid^ter toarf^ 
bem geleierten SSerfajfer erfi nad^ bem Srf^einen fei^ 
nti 93ud^8 in bie ^dnbe fiel. 

Diefe neuaufgefunbene @%ift loon Butten, bie 



VIII «orrcbe. 

ctegif^en Äkgen »iber bie beiben Sö^e, gab im 3* 
1816 ÜRo^mfe in ®reif8tt>alb mit Ueberfe^ung unb 
Stnmerfungen l^erau«, unb fügte eine Sugcnbgefd^id^te 
^utten^8 bei; tt>el(ä^e, tx)enn au(]^ einjelne 50li§gtiffe 
nic^t feblen, io^ im ©anjen butii^ i^re ©rünblid^feit 
ber altern 35urtf]^atb^fifl^en ?trbett ergdnjenb an bie 
Seite trat. 

3)ie ©elebung beutfd^en aSaterlanbggeffi^B in 
Solge ber greil^eitshiege begünjiigte enbUd^ auc^ ba8 
SJor^ben einer Sammlung t>on ^utten^ä ©Triften, 
mit n>el(^em jule|^t 9Äeiner8 ebenfo, n)ie frül^er SBa- 
genfeil, gefd^eitert tt>ar* 

2tl8 Vorarbeit ju einer fold^en \)<ittt ^^on 1798 
^anjer in ber Sd^riftr Ulriii^ t)i)n Butten in litera«= 
rifc^er ^infid^t, ein a5erjei(ä^ni§ aller einjelnen S)ruc!^ 
fd^riften bejfelben nac^ il)rer (Sntfiel^unggjeit unb i^ren 
»erfc^iebenen Sluögaben geliefert, unb feine ®enauig* . 
feit; ber freilid^ bie entfipred^enbe Urtl^eil8fraft ni^t 
jur ©eite jianb, mod^te Seber ftd^ jum üRufler neb* 
mtn, ber fi^ ber Stufgabe unterjog, <0utten^8 ©cä^rif* 
kn gefammelt ^^erauSjugeben. 

^tatt beffen brdngte ftc^ baju, in ber unflaren 



Aufregung bet 3eit, ein ÜRcnf(]^ ^eran, ber o^ne aU 
Icn aSeruf jtt bem SBerfe tt)ar. 9htr bem Geteilte 
grünbU(i^|lcr ©elel^rfamteit mit gcwijfen^ftellem gteige 
»at bie Sfiifgabe tßsbar: bei Srnjl ü»ün(| Boten fi<i^, 
er moä)tt mad^en, tt>a8 er »oüte, Untoiffenl^eit unb 
rJal^rldfiigteit bie ^^dnbe. ®o fanben fi<j^ burd^ feine 
Don 1821 — 25 in f&nf SBdnben erf(]^iencne @amm* 
lung t)Dn ^uttctt'8 SBerfen (1827 brad^te ein fec^ater 
S3anb bie ©riefe ber ©unfetmdnner unb anbere d^n* 
li^e ©Triften na^) aüe bittigen ($m>artungen ge^ 
tdufö^t* 3m 2;ejte bie geiler ber alten Stnägaben 
burd^ bie töetteifembe fiieberlid^feit Mn Stbfc^reiber^ 
t^erattggeber unb Sorredor in« Unglaubliche »ermel^rt; 
Einleitungen unb Stnmerfungen gefubett unb ol^ne 
alle SSertdfftgfeit; »ie jtatt ber t>erf))roc^enen SSeffe^ 
rung ber folgenbe JBanb immer »ieber ebenfo fd^led^t 
ausfiel- ate ber t)orangegangene, bat ber 3Rann jule^t 
bie @time, ju feiner ßntfd^utbigung ju »erftiä^em; 
n>a8 il^n i)ert)inbert l^abe, afö Herausgeber :))ünftli<^er 
gu fein, fei eben feine aSegeijlerung für t>tn ©egen* 
^anb gett>efen! 

SDod^ tt)dre ba8 ©d^led^te immerhin fÄr ft(ä^ 



f^Ied^t, »enn e8 nur ni^t baö Stuffommen Iti ®u^ 
tcTi ^tttbcrte! ©tünbe nid^t bie ÜRünd^'fi^e in allen 
aSifeliot^efcn, mx Ijdtten Idngjl eine beffete StuSgabe 
ioon ^utten^g SBerfen. 3)oc^ fte »irb unS nid^t mt})x 
lange fehlen, unb biegmal liegt bie Strbeit in im 
redeten '^dnben- 

3)ie bequemere Ueberfid^t, in »eld^er au^ bie 
fiä^ted^tefte ®efammtau8gabe bie SBerfe eines @^rift^ 
fleßerS t)or Singen legt, l^atte bie ju envartenbe SBir* 
fnng, neue aSearbeitungen \)on '^utten^S 8eben ju er* 
jeugen, glei^tüobl nici^t- 9Ba8 ber alte SBagenfeil 
im 3- 1823 berauSgab, mar nur bie Umarbeitung 
einer f<I)on 18Ö0 im ^ant^eon ber 2)eutf<]^en erfc&ie^ 
neuen @fijje, htxdä^nt burd^ SDagienige, xoai unttx^ 
beffen, inSbefonbere bur^üÄo^nife, an baS Sid^t ge^ 
treten mar. 3)a8 SSfid^lein t)on Sl. 33ürd aber (1846) 
ijl eingeftänblid^ eine (Kompilation, au8 bem-S5ejlen 
ober aud^ @d^einbarjien, mag Stnbere über Butten 
gefagt, muftt)ifd^ jufammengefügt* 

Dagegen ^aben bie neueren gorfd^ungen fiber 
bie ®efd^id^te ber 9leformation unb ber beutf(]^en ü^ 
teratur auä) in '^utten^S Stellung, ^lane unb SBir^ 



©otrebe. XI 

famfeit einen tiefern 6in6ü(f gewahrt* SBag ®eTt)i* 
rm», ma« JRante, in il>ten befannten SBerfen übet \\)n 
geben, »eist ber ri^tigen @d^d$nng beS JÄitterg ben 
9öeg- 2tnf ber anbern Seite ftnb n)ä^renb ber legten 
Saläre no(i^ manci^e Briefe wn Butten an ben lag 
gefomnten, »eld^e über t)erf(i^iebene8 (Sinjelne feiner 
8eben8umjidnbe neue 5luff<i^lüffe geben* 

a^on ben beiben Stufgaben, bie fx^ l^iena^ 
fteüen: einer neuen S3iograpt)ie ^utten^S unb einer 
neuen SCuSgabe feiner SBerte, foUte. nun aQerbing« 
eigentli^ bie Sfung ber leiteten t)orange^en, um für 
bie ber erjleren bie fidlere ©runblage abjugeben. 
Sßie oft ^at ber JBerfajfer beS nae^folgenben 95ud^e8 
»d^renb feiner %xbnt gett)ünfd^t, ba§ H)m \>t>i) bie 
5lu8gabe t>on ^utten^S SSerfen, mit meld^er ©buarb 
S3S(fing in S3onn feit 3al)ren befd^äfligt ifl, fci^on t)or* 
liegen mod^te! Stber eine foI(i^e Stuägabe, mit ber 
©rünbli^fei't be^anbelt, »eld^e bie @ae^e forbert, unb 
n>ie mir fie an bem genannten ©ele^rten fennen, ijl 
natfirli^ t)on langer '^anb. SSon längerer, ali eine 
8eben8bef(^reibung fein barf , wenn fie ni^t unter ber 
SIrbeit erfalten foll, — unb al8 jte glürfticä^ermeife ju 



XII OJorrei^e. 

fein brauet, mrm Ux SJcarbeiter ber neuen 5ltt«* 
gäbe feinem biograv^ife^en (Joüegen fo grpfmütbig 
unter bie Slrme greift, me bieg mir »on S35(fing 
t»iberfabren ift. ©einen ganjen reichen '^nttenS* 
o:pl)arat, bejie^enb (neben mand^em big^er ungebrudten 
ober t)erf(3^DÜenen @täc!e) in 6jemi)toren pber Sacft* 
mile^g fdmmtlid^er erflen unb einer beinahe lud enlofeii 
Steige ber f|>dteren Sluggaben »on ^utten'8 ©Triften, 
einer Sammlung ber SBerfe berjenigen feiner 3eit^ 
genojfen, bie in irgenb einem ^Bepge ju il^m iianben, 
'»ie aller erf)eblid^en ©(ä^riften ober ?Iuffd^e über '^ut* 
Un, — bieg, unb »aS nid^t tveniger ijl, ben @(^a^ 
feines 3Biffen8, bie 6rgebnijfe feiner gorfd^ungcn 
über Butten unb feine 3eit, l^at mir 336ding mit 
einer 9ieiblofigfeit, einer Siberatitdt jur 9Serfügung 
gejieüt, für rottet i^ meinen 2)anf felbji aU unge* 
nügenb empfinbe; tt)egtt)egen iä) meine 8efer bitte, 
benfelben, n)o fie irgenb mit mir jufrieben fein »er^* 
ben, bure^ ben irrigen ergdnjen ju moüem 

UebrigenS ȟnfd^e ic^ biefem 5Bu(^e burii^dus 
nid^t blo« jufriebene unb günjiige, fonbem auä^ xt^t 
»iele unjufriebene ßefer. 9Ba8 »dre baö au# ffti: 



SJombe. XIII 

ein »ud^ übet Vilxiä) ^uttm, mit bem aüt SBctt ju* 
trieben njdre? 9M6^te ioä) ineine @d^rift alle Die^ 
jenigen l^erjü^ argem, bic it)r ^^clb, xt>mn er l^eute 
te&te, ärgern würbe. aRft(j^ten fte ben Spiegel jer«* 
trummern motten, aug bem i^r ®eftd^t il)nen fo 
iingef(i^meid^ett entgegen6Iirft. S)a8 eben ip ja baS 
@(]^öne an Butten, baß er Dinge unb ^erfonen, t>or=^ 
ab bie ^^ki^tm, bitrij^au« beim rechten 9tamen 
nannte. 6ine8 foI(3^en ÜRanneä SBilb fommt in biefer 
Seit ber ©oncorbote (um t)on il^ren Übeln 3ei(ä^en 
nur Sineg ju nennen) tt>ie gerufen. J)e8 ^jdpftlid^en 
JÄom Seinb mar Butten bis jum legten 2ltt)emjuge; 
er mugte unb mirb e8 ung fagen, marum er e8 mar. 
?5reilid^, mie er feiuen Seitgenoffen ben Spürten in 
fRom jeigte, fo mürbe er ^eute 9flom in me^r ali 
Sinem vrotejiantifd^en Sonfiflorium flnben. 

2)0^ tritt er in biefem erjlen ^n^t nod^ nid^t 
foglei^ im Äampfe gegen 3flom t)or un8. SBir mer* 
ben i^n erji feine @d^ule ma(^en, in ®efe(ä^ten gegen 
Heinere geinbe ju bem großen SBerfe feine« SebenS 
^ä) vorbereiten feben. Dag jmeite 33ud^ erji mirb 
uns t)or bie ÜRauern ber r6mif(ä^en S^roja führen, 



XIV öombe. 

bic er unter ben ajorberjten bejlürTnt, um jule^t al8 ein 
umgefe^rter ^^iloftet auf ber Stifel am @<]^langen^ 
iijfe ^injujierben. Sl6er feine ?ifeüe ftnb unjler6Ii(i^ 
unb »0 immer in beutf^en 8anben gegen SSerpnjie* 
rung unb ©eijieSbrurf, gegen ^faffen^ nnb ^t^pottn^ 
t^um eine @4l<i^t gewonnen »irb, ba iji ^utten^« 
®ef(ö^o§ bafcei gen>efen* 

«^eibelberg, im 3uni 1857. 

©er SJetfftffet. 



3 n M 1 1. 

Sotttiimgett unb ^itt)iff)iiele. 

Geite 

Crfte« JtapUel. 
Butten'« Sttfttuft iittb ÄIojicrleBcn 3 

Bmeitejs Jtapitel. 
llni»erjltät«ial^re. (Srfle greiinbe 23 

IPritte« Jiapitel. 
Sßanberungen unb MtnUutx in ^eutfc^lanb 57 

bittit» MapxUL 
drßn ^[ufentl^aU in Italien unb dtnähf}x naäi ^eutfc^Ianb 91 

Svnftt» JtapUel. 

^am ^utten'ö dtmorbung bntc^ ben <&erjog Xttxiäi t^on SS^uttem^ 
Berg, ttttb Ultid^ «guttcn'« Slgitation gegen ben ^et^og 112 

0e4)^t0 Jtapitel. 

4>tttten*« gtoeite Steife nac^ Stdien 147 

f^xthtnit» JttKpitei. 

9ten(^Itn'd j(am^f mit ben Kölnern nnb ^ntten'ö ^etl^eiligung an 
bemfelben 188 

:^4te« Jtapttel. 
^ie Epistolae obscurorum virorum 231 



XVI 3n^alt. 

UtnnU» iRapittL 

^utten*^ !Di(i^terfr0nung unb (Eintritt in 9)?aingif(^e ^tenfte* teilte 
^enbung gegen {Rom 274 

Betonte« üopitel. 
Butten in ^ug^Burg toäl^renb nnb mdf bem 9teid^4tage 294 

$tttten'4 j(ran!l^eit unb bie ©uaiaf -Sttr 331 

Smöiflt» jSapitei. 
^elbjug unb JQtixatf)eplant , 354 






Slnceriter citra pompam. 
(9leDli(^ unb o^ne $run!.) 

$uttrn'0 früherer 3Ba^ffpru(^. 



<Bttavi$, Butten'. 1. 



€tftts &apittL 



. 1488-1504 (5?). 

^Q, n)o gtanfen^- unb ^effenlanb aufammenftof en *), jn^ifc^en 
bcm Sogeföberg, bem ©peffart unb berSi^ön, an ben Ufern 
ber Ätnjig «nb ber ©afja, Unfte »on alten Seiten ^er 
baö ritterliche ©efc^lec^t ber ^utten. ^ai) ber %amilkn^ 
Überlieferung m in baö 10, Sa^r^unbert Ijinaufreic^enb 2)^ 
erfc^eint eö in Urfunben feit ber jnjeiten ^älfte be^ 13. »)' 



1) Ulr. Hutleni Epigramma de se. Ad Caes. Max. Epigramma* 
tum Liber, in Ulnchi de Hütten eq. Germ. Opp. poetica 15^8 
A3»»; Opp. ed. Münch, 1, 169: 

Francia eui patria est, gelidam porrecta sub Arcton, 
Hercyniumque nemus, qua vitifer exit in amnem 
Mogus Rhene tuum, qua Fagina sylva feroces 
Francorum populos vicino dirimit Hesso. 

2) Ulrichi de Hütten eq. Germ, in Ulrichum Wirtenbergen 
Orat. n, in ber ©tccfclBerger (Sammlung ber ^uttcn'fc^en ©d^riften, L V" • 
Opp. ed. Mtinch, H, 115: (Francorum natio) cujus non minima pars! 
Huttenorum familia, annis retro sexcentis sua decora, sua de vestra 
laude merita commemorare habet. 

3) «gl. aufer ben genealogifd^en ffierfen »on ^nm^xa^t (^ie ^ödBfie 
3ierbe 5Deutf(i^lanbö , öorgefieKt in ber reic^^freien r^eiuifd^en Sftitter. 
fdfüU^ Stammtafeln unb ©ap^en, granffurt 1707J u. ?(. inöBefon^ 
berc ®. «anbau, ^icl^efflifc^en JÄitterburgen unb i^re«8efi^cr (Gaffel 1836), 
ni, 226 fg.: ©cfd^ic^te be^ reit^öritterlid^en ©efc^Iec^t^ ber »on Butten! 
Slitd^ in ber Slflgemeinen (Snci^flopäbie »on @rf^ unb ©ruber ben Slrt 
J&utten (©enealogie). 

1* 



4 l 33u(^. I. Äa^itel. 

unb jwar gleich t)Ott Stnfang fo ja^lrei(^, ba^ allerbingd 
ein fc^ott längerer öefianb beö ©efc^fec^ted tt)a^rf(^eittU(^ 
wirb, 

S){e grän!if(^e JRitterfc^aft, ju tt)elc^er bie ^utten f«^ 
rechneten, tt)ar aW eine ber frdftigften unb fant|)ftfi(^tigfiett, 
aber aud^ fioljefien (Senoffenfci&aftett {n beutfc^en Sanben an^ 
erfannt. *) Seit bem ©turje beö ^o]()enfiaufifc^ett ^anfed 
ol^ne ^erjog, wenn aud) ber Sifc^of öon Sffiürjburg biefen ilitet 
fÖl^rte, unter aßerlei Heine geifÄid^e unb tDeltlid^e ^erren ge^ 
t^eilt, bot ba« ^anfenlanb bem S^reiben einer unabl^dngigcn 
iRitterfd^aft ben geeignetfien ®j)ielraum bar. SBon benac^^ 
barten ^Prälaten unb ©rafen lie^ man ft(^ Sfemter unb geben 
auftragen, mad^te in gel^bejugen Seute, t)on beren ßrtragc 
man SBurgen baute, @üter unb ©efätte laufte, ober 5Pfanb* 
fc^aften ertioarb, bisweilen aud^ Älöfier begabte, ober ©ecl* 
meffen unb Sa^rdtage für aSerflorbene fHftete. 3)abei md)^ 
feite man nad^ SSelieben ben 3)ienftj oft traten fic^ auc^ 
gegen einen ber grofern ^erreu bie JRitter unter ftd^ in 
friegerif(^e SBerbinbungen jufammen. liefen freien Dienft^ 
t)er]&dltniffen ju ben benad^barten Sanbeö^erren gegenüber er^ 
fannte man nur ben Äaifer afö tt)irflid^en Ober^errn an; 
aber Sebermann tt>eiß, tt)ie tt)emg ba6 in ben ^zittn bcd 
jtnfenben SRittelafterd ju bebeuten ^atte. 



1) Ulr. de Hütten Orat. 11 in Wirtenbergens. a. a. D. : Nos 
quoque (Franci; Butten nennt fid^ fclbfi Francus eques in ben ^U 
jlid^en auf ber S^ücffcite be« XiUlhlam ber angefül^rten ©tecfelbergcr 
Sammlung) annis continuo multis principatum in disciplina militari 
tenuimus. Licet enim citra jactantiam dicere, rem in Germania 
equestrem hodie penes Francos esse maxime. dagegen toax au^ 
ber Franconicus fastus Bei ben ^ad^ham frrid^toörtli(^. ®. Epist. 
Bernh. Adelmanni ad Pirckheimerum in Heumanni Documenta li- 
teraria varii argumenti (StUürf 1758), @. 177. 93gl. auä) bie „ilotjen 
granfen" in bem Siebe Bei ^e^b, ^erjog Ulrici^ gu aöürtemberg ($:&* 
Bingen 1840), I, 468. 



IDte Butten. 5 

Unter fotd^eit SSer^ältniffen fatncit anä) bic ^uttm cm^ 
per* SSei mdlligem 3lKobiatbefi$e tt>axm eö befonber^ bie 
aberntet unb 8el)en, bic fte »on ben Stebten ju gulba unb 
ben ®tafett öoit »l^anau, bcn SStfd^öfeit unb erjbift^öfeit t)ott 
aBürjburg unb SRatn} nahmen, tiDoburd^ ftc fic^ aufhalfen. 
SBäir ftnbcn fte aW Surgmannen unb Slmtleute, aW SRät^e, 
SRatfc^dlle nnb ^ofmei^er in ben S)ienfteu ber genannten 
getreu, ©njelne [tiourben [geifilid^ unb begegnen un6 aW 
i>omi)txxtn bet Srdnfif^en Stifter ju SQSürjburg, Bamberg, 
©(^fidbtj auc^ ald abt ju .^er^fetb tt)irb ju STnfang be« 
14, Sal^rl^unbert« m »l^utten genannt. Do(^ waren fte im 
S^umier unb im Selbe mel^r afö am 3ßtar in il^rem Elemente, 
einige l^aben größere Sefbjüge rü^mlid^ mitgemad^tj tt>äi 
öfter jebod^ fel>en tt>ir fte in jenen nad^barlic^en SRaufereicn, ge^^ 
ben genannt, ft(^ tummefn, wobei ftc fi(^; im ©engen unb 
gSrenncn, aBüfifegen ber Dorfer, SBegtreiben ber «&eer^ 
ben unb Seraubcn ber Äaufleute mit 9lid^ten aW bie Seiten 
erwiefen. 

gru^jcitig tl^eifte ftd^ bad »l&uttcn'fd^c ©efd^ted^t in me^^ 
rere ©tdmme, bie ftd) mcifit nad^ ben SBol^nfiften nannten, 
n>el(^e bie ®^3rofKngc bcffelben, in t)erfd^iebenen 9üc^tungcn 
ft<^ au^breitenb, ft(^ nad^ unb nad) bauten ober ertoarbcm 
®o ftnbcn wir eine Sinic ju ©tofjcnbcrg unb ju Raufen, 
JU ®ronau unb ju ©tecfelberg, ju SSrimberg unb Slrnfiein, 
©irfenfetb unb granfcnberg. Und finb ^icr neben berjicni^ 
gen 8inic, welcher ber ^elb biefer Sebendbefd&reibung ange*' 
l^orte, nur jene wid^tig, »on benen einjelne ©Heber in bie 
8ebendgefd^ic^te beffelbcn eingegriffen ^aben. 

@egen bad ®nbe bed 15. unb ju Slnfang bed fol* 
genben 3a]^rl>unbert« war ba6 ®efc^le(^t ber ^utten bur(^ 
jal^Ircic^c Sprößlinge oertreten unb »on @influ|l unb ®e^ 
wid^t im granfenlanbe. Ulrid^ oon ^utten jäl)(t nid^t weni^ 
get M breifig feinet 9?amend, wefd^e bem Äaifer SKarimi^ 



6 I. a3u(l). I. Äa^itel. 

lian im Äricge gcbient l^aben ^), unb fein Setter 8ubtt>ig ^on 
«^utten fagt in [einem Stu^fd^reiben gegen Ulrich ^on SBür* 
temberg, tiefet ^erjog »erbe nic^t im ©tanbe fein, nur ^alb 
fo t>ie(e Siitter ju feinem Söeiftanb aufjubringen, afö er, ber 
einfache Sfbelige. *) 2)iefer Subwig t>on ^utten, bifdboflid) 
aBürjburgifcf^er dtati) unb Srbamtmann ju S^rimberg, burd^ 
ben ?fn!auf be6 ©(^(ojfeö aSorberfranfenberg (bei Uffenl^eim) 
Stifter ber granfenberger fiinie, tt>ar tt)ol^l bamafö, mbtii bem 
SÄainiifc^en 9)tarf(^atf growin t)on »^utten, afö ba^ J^aupt 
ber gamilie §u betrad^ten, 3n Jüngern 3a^ren l^attc er 
tioeite Steifen gemacht, Statten unb ©riedbentanb gefe^en, 3e* 
rufatem befuc^t, unb n)ar na^ feiner ^eimfe^r ^om Äaifer 
3Karimilian mit Sfu^^eic^nung empfangen werben. (Sx tt>ar 
fo begütert, ba^ er bem t)erfc6tt)enberifd^en ^erjog Utrid^ t>on 
SaSürtemberg 10,000 %l üorfirecfen !onnte, unb feinen ©in- 
fluf auf bie gränfifd^e 9litterfc^aft batte berfelbe gürft erfl ju 
feinem ffiort^eil, fpäter, tt)ie fd)on ertt)al)nt, ju feinem SJer* 
berben ju erjjroben. 3Bie Subwig'^ 9Wittel aud^ bem jungen 
Setter Ulric^ ju ®ute famen, unb wie ein gamitienunglüdf, 
bad i^n traf, ein ^auptl^ebet in Ulric^'^ fd^riftfteUerifd^er 
(Sntwicftung würbe, werben wir an feinem JDrte finben. ') 

9Son ber Sinie ju Raufen, einem Steige beö ©totjen^ 
berger Sljied, lebte bamatö l^od^angefe^en am SJRainjer JQo^t ale 



1) In Wirtenbergensem Orat. III, N** ber ^tecfclbergcr Samm- 
lung. Opp; ed. Münch, II, 132. 

2) @. Ui Wlmäi, Opp. Hutteni, II, 242. 

3) Ucber iBubtoig t)ün <&uttctt ^gt, Ulrici Hutteni . . Querelarum 
11. duo, ed. Mohnike, L. I, Eleg. 7 : Ad Ludovicum Huttenum, eq . 
auratum, <S. 110 fg. unb bie biogta^l^ifd^en ^a^xi^Un, @. 383 fg. ; ü. Hut- 
teni Epist. ad Jac. Fuchs, in ber Stecfetberger Sammlung ber Sd^rtf- 
ten gegen «gcrjog Ulrid^ C, Opp. ed. Münch, II, 33; In Wirtenber- 
gens. Orat. I, a. b. a. O., E 3^ fg. unb S. 68 fg.; Jac. Burckhard, 
De ülrichi de Hütten fatis et meritis Gomm., III, 16 fg. §et)b, ^er* 
m ^^rid^f h 270, 389 unb öfter; «anbau, a. a. D., S. 292 fg. 



. IDje Butten »om <BUädbtx^. 7- 

^arfd^alf unb fpfitcr ate J^ofincifier ^) ^rowin tjon ^^utten. 
Slac^rinattbcr im aScttraucn jtt)cier (Srjbifc^öfc, l^atte er fid^ burd^ 
feine ©ewcmbtl^eit in ©efd^Äften aitd^ bei bem Äaifer SÄari* 
milian beliebt gemad^t, ber ii)n, neben mancherlei SegünfH^ 
gungen, ju feinem 9iat^ unb !Diener t)on ^auö au6 ernannte, 
bt^ne felbfi geleiert jn fein, tt>ar er bod^ ä\i ©önner ber @e^ 
leierten, it)ie er an feinem SSetter Ulric^, unb ennjffinglid^ für 
^ol^e unb Ml^ne ©ebanfen,:; tt)ie er burc^ feine 58erbinbung 
mit ©icfingen unb feine SSorüebe für 8utl)er bewies. 

auf ©terfelberg fa^ um bie SBenbe be^ 3a]^r^unbertö 
Ulridi t)on ^utten, ber SBater beö gteid^namigen ©o^ne^, bem 
nnfere 8ebenöbef(^reibung gewibmet ift. S)iefe 33urg, »on ber 
iejt nur noc^ tt>enige S^rümmer fibrig finb, (ag auf einem fteilen 
Serge (weiter ber 9iame) *) in ber Sanbfc^aft, tt>e(cf)e üon H)^ 
ren Sud^enwotbern Sud^au ober Suc^onia l^ief *), unfern ben 
Duetten ber Äinjig, t)on bem je^t Äurl^effifd^en ®tdbt(^en 
©c^lüd^tcrn jtt)ei, »on gulba fec^Ä, ^om 5SRaine etwa neun 
©tunben entfernt. 3^ Einfang beö 15. 3al^rl>unbert6 war bie 
©terfeiburg a(^ SBüraburgifcf^e« 8el)en ein ganerbf(^aftli(^er 



1) 3n ber Epistola ad Eytelvolfum de Lapide, Doc ^ntUn'$ 
Panegyricus in laudem Alberthi etc. (Tubing. 1 61 5), l^cif t er am 9^anbe 
Marscalchus ; aud^ in einem 9Cctenfiü(f üom 3al^rc 1516, ba« öurcfl^arb, 
ü. a. D„ <B. 15, anführt, nennt er fidf Wltin^. ^axfäiialdt. ^a^eqm 
erft^eint er in ben itkgfci^riften ber Sürifien gegen ^idingen unb beffen 
J&eifer atö «^ofmeifier, aU Tlax\äjalt aber Äa«p. Ser(i^. S3ei 2Wün(i6, 
Sranj ». ©icfingen ic, II, 223 fg. ^af)xfäfnnU<ii tücftc Stotoin einige 
3eitn(r^ Sttelwolf d ^obe, ber bie erftere ©tette beflelbet l^atte, in biefe 
t)or. ©onfi »gl. nod^ 33nrd^arb, I, 96 fg.; III, 13 fg. «anbau, 
@, 260 fg. 

2) <Ste(fe( ober fiitfet, in ber SWunbart ber ©egenb fo t)icl of^ 
fleii, nad^ 8anbau, a. a. O., (5. 841. 

3) Fagina sed qua se teUus demittit ad Austrum, 

Exulis Hutteni vivit uterque parens. 
Querel. L. 11, Eleg. 10, v. 105 fg. 3)a^er nannte flc^ ^ntten Phagi- 
gena. Opp. ed. MüDch, I^ 3. 



8 L IBud^« L ^apM. 

©emcmbejtft fdmmtli^er ^utten'fd^cii Sintcn, unb biefc faxten 
um bie SWitte M ^aijtt)unt>txi^ beti aScfd^lufi, aud^ über Mc 
©renjen bct gamitic Ifeinau« weitete 32 ©ancrben, gleid^fam 
tt)ie ?(ction(ire, aufjune]()men, tioeld^e gegen ein (Sinfauf^gelb 
unb einen jdl^tKd^en Seittag bad Siecht l^aben fottten, fi(^ 
im t)orfontmenben gaKe ber SSurg afö eine^ a93affett^)la6e^ ju 
bebienen» 5Run xam^ man aber bie 5Ratur ber gelben jener 
3eit wenig fennen, um nic^t ju wiffen, baf ba^ nid^t t)iel 
Slnbete^ I)ie|i, aW bie SSurg jum SRaubnefte machen: wie ed 
auc^ bie Umgegenb gar ba(b ju enH)ftnben befam. Der Un^ 
fug würbe fo grofi, baf ber Sel^n^^err, ber a3ifc^cf Sol^ann 
»on aOBürjburg, fi(^ bewogen fanb einjufd^reiten. 3m Sa^re 
1458 rucfte er mit einem Slufgebote feinet 8anbt)ott6 unb 
etlichen JRittern t)or bie 93urg, belagerte unb eroberte fie, unb 
gab fie erfi im fofgenben 3a]()re unter bef(^ränfenben Sebin^ 
gungen ben ©anerben jurürf. Db bief ober fräter ber 
Sanbfriebe ben %})tHi)a!btvti ben 33efift »erleibete: ju (gnbe 
be^ 3a]^rf)unbert^ ftnben wir nic^t blo^ bie weitere ganerb^^ 
fdjaftlid^e ffierbinbung aufgeloft, fonbern auc^ bie J^utten'fd^en 
Sinien, weld^e neben bem auf ©terfetberg angeftebelten 3\x>tiQc 
be« ©ronauer Slfte^ an ber a3urg %i)tH i^atkn, jogen ftc^ 
jururf, fo bafi bie 33urg jule$t Utrid^ »on ^utten, bem 9Sa^ 
ter unfereö Siitterö, "otxilkb, ber »ergeblid^ bie aSettern ju 
ben UnterI)altung«foflen beijujiel^en fud^te» *) 

a33ie eö auf fold^en Stitterftften auöfal^ unb juging, fon^ 
nen wir au« einer ®(l)ilberung unfere6 5Ritter6 felbfi entnel^^ 
men, beren tjornel^mpe 3*9^ ^ unfireitig t)on feiner t)dter^ 
liefen aSurg l^ergenommen l^at» !£)ie ©ebfiulic^feiten wa^ 
reu l^inter SBall unb 2Rauern jufammengebrdngt, unb ber 
enge SSJol^nungöraum nod^ burd^ SRüft^ unb $uft)erfammern, 
burd) aSiel)^ unb ^unbeftäffe befc^rdnft unb t)erbüfiert. 2)ie 



1) «anbau, a. a. £)., @. 201 fg., 307. ft. 



(um 6tedteH)erg »enigfiettd) magern gelber, t)ctt armen ^ö^ 
rigen mül^felig. bejiettt, warfen, bem Surgi^errn eine frdrlid^e 
9iente ab, Ȋt^renb jie 3al}r au^ 3a^r ein bie 3lrbeit unb 
©crge nic^t au^gei^en Hefen» !De^ SRitterö^Sefd^Ä^igung war 
bie 3agb in feinen 9Bälbern unb ba^ f<^on ju feinem ©d^ufte 
unentbel}rK(i^e Ärieg^^anbwerf. SBaffen unb ^ferbe waren, 
näc^fi ben ^unben, fein Kebfier 93eji|, reifige Änec^te, ol^ne 
t)iel »u^wal^I angeworben, jum !l^ei( wai)U Sanbiten, feine 
tägliche Umgebung* Sl^r Äommen unb ©el&en, bie 5ßferbe, 
Äanen, aSiel^f^eerben, machten eö Iebt)aft unb geräufd^tjoU auf 
ber S5urg, woju auf ©tedelberg, nad^ ^utten'^ ©d^ilberung, 
no(^ ba^ @e^eul ber SBöIfe auö ben (benachbarten SBälbern 
fam. ') 

Unter folc^en Umgebungen, in fold^en SBer^ciltniffen er^ 
toudj^ ein frdftige^, aber auc^ t^arteö unb wilbeö ©efc^Ied^t. 
©einem ®xofoattx 8crenj i)at Utri(^l ^on ^utten, ber ben 
Oreiö atö Änabe noc^ gefannt l^atte, um feiner altert^fim^ 
liefen ©nfacötieit unb SJldf igfeit Witten in einer feiner ©d^rif* 
ten ein 2)enfmal gefeftt. 3)er Siebermann lief feinen 5Pfef^ 
fer, ©afran ober Sngwer inö »i^au^, Heibete jid^ nur in ein^ 
f)eimifc&e SBotte, unb eiferte laut gegen bie thm ju [einer 
3eit einreifenbe Ueppigfeit. @r war erfi ^anauifc^er 5lmt^ 
mann, bann gulbaifd^er SRat^, i^atk aber in Jüngern Satiren 
an ben ©ewaltt^aten unb SRdubereien, weld[)e bie ©anerben 
t>on ©tedfelberg au^ t^erübten, auc^ fein reblid^eö Sll^eil ge^ 
nommen. *) 

9Son feiner grau, einer geborenen t)on Jl^üngen, l)aik 
goren j ^utten brei ©öl^ne, unter benen ber [c^on genannte 
Ufric^ ber aSater unfereö JRitter^ würbe. 2)iefer ältere Ulrich 



1) U. HuUeni Epist. ad Bilibaldura Pirckheimerum, ed. Burck- 
hard, <S. 19 fg. Opp. ed. Münch, III, 79 fg. 

2) De Guaiaci medicina et morbo Gallico, Opp. III, 297. 
Sßql, Burckhard, De U. de Hütten eq. fatis et mer., III, 11. 



10 I. 93ud^. I. Äapitcl. 

ftanb in ^anaitifd^en unb ^efjifd^en 2)ienften^ i)atit im faifer^ 
tid^en »l^eerc in Ungarn gefod^ten, war aber and^ in griebenö^ 
gefd^dften "oon Surften unb ©tdbten tjielfac^ gebrandet tt>or^ 
ben. 1) 3ßit feiner Oattin, Dttiüa tton Sberfiein *), erjeugte 
er t)ier ®6l^ne unb jwei Xo(tittx, ^) ©einem Stjarafter nac^ 
erfc^eint er al6 ein l^arter, ^erfd^toffener fWann, beffen fiarr^^ 
finnige^ Sel)arren auf bem einmal gefaßten aScrfafte für ben 
©ol^n tjerftdngnifüoll geworben iji, {Dagegen tritt bie 9Äut^ 
ter, fo oft ber ©otjn il^rer gebeult, im Sichte jarter SBeibtid^^ 
feit unb SWutterlid^feit l^erttor. 2)ie Unfälle feiner jugenb^ 
liefen 3rrfal)rt will er Oft \)erfd^wiegen wiffen, um il^r ni(^t 
nod^ meftr Äummer ju mad^en, al6 er i^r fc^on l^abe machen 
muffen; unb bei bem fü^nen SSSagniß feiner 3WanneöiaI)re faU 



1) Querel L. 1, Eleg. 10, v. 13 fg.: 

lUe etiam qui me genuit non proelia tantum 

Gessit, honorato perpetuanda stylo: 
Multae urbes illum rebus petiere gerendis, 
Consilio magnos adjuvat ille duces. 
Exhortat. ad Maximilian, etc., Opp. ed. Münch, I, 132: 
Nee tibi vulgares solvit nigra factio poenas, 

Quam laquei infami morte perire sinis. 
Quo pater Huttenus bello tua signa secutus, 
Saepe mihi dixit, quantus in arma ruas. 
^te nigra factio ifl bie fd^tvarje Sci^aar bed ungarifc^en ^dmg^ MaU 
ti)iae Sort)inu«, mit bcr er in Ocfterreic^ eingefatteti toar. 

2) U. Hutteni ad Caes. Maximilian. Epigr. Liber. Epigr. de se. 
Opp., I, 169: 

Cui pater Huttenus, atque ordine mater eodem 

Contigit ex equitum . . . 
JDcn Flamen geBen aud DtitterBüd^erti SBurtf^arb, III, 11 fg., SWol^nife, 
U. «öuttcit'« Sugenbleben (@in(. ju feiner SCu^g. ber Ducrelen, ©reifd? 
tüQlb 1816), @. XXIX, unb Sanbau, @. 324. 

3) Querel. II, 10, v. 107: 

Invenies fratres et forsan utramque sororem. 
Otho Brunf^ls, Resp. ad Spongiam Erasmi, Hutteni Opp. ed. Münch, 
IV, 505: Fratres: Frobenius, Laurentius et Johannes. 



Utric^ Butten'« muvxu H 

Ich i^m Wc X^täncn feiner frommen 9Rutter f(^n)er auf^ 
^erj. ^) 

aSon ber SBo^Ifiabenl^eit feinet aSaterö mac^t ber @ol)n 
in einem feiner Siigenbgebid^te eine ©(^ilberung, tt)e((i^e frei* 
K(^ auf ben ©ontrafl mit bem 9Kange( unb ©lenbe, tt)orin 
er felbfl ftdj eben bamate befanb, angelegt ift. 6r fpric^t tjon 
mehreren ®urgen unb Dörfern, jal}(reic^er !Dienerfc^aft, wa^r* 
l^aft ffirfilic^em ©efi|. *) 3)agegen begrünbet nun jt^ar bie 
3Rittelfojtgfeit, in tt)elc^er er noc^ bei gebjeiten be« 93a* 
M erfc^eint, infofern feine (gintt)enbung , al6 fte bie golge 
eine^ jwifd^en S3eiben eingetretenen 3^würfniffed toar. 2)oc^ 
befennt Ulric^ ^utten fpÄter felbft, ba^ fein »ätertidie^ 9Ser* 
mögen, baö er freiließ mit fünf @ef(i^tt)iftern ju tl^eiten l)atte, 
i^m bie 9ßittel nid^t gewahren tourbe, mit bem erforberIi(i^en 
Slnflanbe ju leben. ^ lieber bie fc^were ©aulafi ber il^m aU 
lein verbliebenen fc^abl^aften Sterfelburg beHagte fid^ ber alte 
Ulrid^ toieberl^olt; bod^ baute er im 3al>re 1509 ba^ nod) 
ie^t in feinen 5£rümmern erfennbare 9lonbeI, bad auf bem 



1) Querel., II, 10, v. 113 f^. gctner bie SÄcimc »or bem ®e- 
fpräd^büd^flin a iiij. Opp. ed. Münch, V. 162. 

2) Querel., 1, 10, v. 17 fg. : 

Sunt et opes «t digna viro possessio tanto, 

Si videas arces, si consito in ordine villas, 

Jurabis, magni principis esse domos. 
Si comitum turbam, si jura domestica cernas, 

nie aliquo, dices, fungitur imperio. 
Omnia magna satis cultuque instructa decenti, 

Omnia sunt verbis uberiora meis. 
«gl. «anbau, (S. 310. 

3) Fortuna, Dialogus Huttenicus, Opp. ed. Münch, III, 350: 
Fortuna. Nee a paternis agris et possessionibus tantum redit, 

ut possis in studio conquiescere ? HuUenus. Tantum forte: sed 
ut dignitatem tuear interim, eo aliquid adjice. ®g(. Epist. ad Bi- 
libald. Pirckheimerum, Opp., III, 88 fg. ^n^ m^ ^amctariu« toar 
er neque opum abundantia . . . poUens. Vita Ph. Melanchthonis, ed. 
Strobel (^aUe 1777), @. 91. 



12 I. öu^. I. Äa|)itcl. 

©d^fu^jieittc beö Sll^ürtogen« feinen Flamen mit bet Sal^re^^ 
jal)l eingel)a«en jeigt *) 

gö war am 2L ^ptil bed 3a^te^ 1488, SBctmittagd 
I)alb 10 UI)r*), afö bem JRittet Ulrid^ auf ber genannten 
Surg ein ©ol^n geboren würbe, »eitlem er feinen eigenen 
ajornamen beilegen lief, 9KeIanc^tt)on mit feiner ©(^wdd^e für 
aifhrologie wollte I)ernad) au^ bem ©tanbe ber ®e|Hme in fei^ 
ner ©ebnrtöftunbe bie forderliche Ärdnflid^feit ^utten'6 ableiten: 
ungleich bebeutfamer jeigt fic^ in ber l^iftorifc^cn Sonfiellation, 
ber ©mppirung merfwnrbiger Segebenl^eiten nnb ®eburt6< 
jal^re um ba^ feinige l^er, feine geiftige unb gef(^ic^tti(^e 
©tellung t^orgebilbet ^utten erblirfte baö iidft ber SBelt in 
ben legten 3al)ren Äaifer griebrid^'ö UL, mitten unter ben 
Bewegungen, weld^e bie Umbilbung ber 9leicl)öüerfajfung gum 
Swerfe ijattm*y 33 Saläre nac^ SReuc^lin, 21 3a^re nad^ ©raö^ 
muö, 18 nac^ SBilibalb ^ir(fl)eimer, 16 nad^ 3Kutianuö JRufuö, 
8 nad^ (Srotu^ JRubianuö, 7 nac^ Sranj ^on ©idfingen, 
5 nad) Sut^er, 4 nac^ Swingli, in bemfelben 3al)re mit ßoban 
^effe unb 9 3at)re t)or 3»etan(f)tI)on. 3Kit äffen biefen aRän^ 
nern f)at ttfn ba^ ©i^irffal I)ernac^ in S3erüt)rung gebrad^t; 
wäre er nid^t ^uttm gewefen, fo würbe baö freiließ wenig 
bebeutet l^aben; aber au* ein ^utten wäre ol^ne folc^e (£on^ 
jiellation nic^t geworben, wa6 er mittelfl berfetben gewor* 
ben ift. 

Ulrich war ber ©rfigeborene'); gleic^wol)l beftimmten il^n 



1) Satibau, (S. 189 fg., 207 fg. 

2) ©0 ein *oroffo|) au« ber mitte bc6 16. äaf)xf^unhnti , ba« pc^ 
auf ber SWünc^ner $of* unb &aateUUiotf)tt Befinbet, Cod. Lat. 10667. 
Pal. M. 667, ®. 46, unb bejfen J^enntntf i(^ ber aWitt^eilung «ödmg'ö 
»erbanfc. SCbtoetd^cnbc (Änflcl^ten über Butten'« ©cburt^tog f. bei Wlof)^ 
niU, VUxiiii Butten'« Sugenbleben, <S. XXI. 

3) Otto ^ntnfel«, ber ^efonnte »on Butten'« lejjten Salären, 
nennt il^n auöbtüdUd^ primogenitus. Resp. ad Spong., Opp, Hut- 



Butten im ©tift gu gutba. 13 

t)fe eitern für ben gcifilid^en ©tanb, roa^ fcnji c^er mit nac^^ 
geborenen ®ö!)nen jn gef(^el^en ^jflegte. SBieHeid^t tt)ar ein 
frommer ©eweggrunb im ©eifte jener ^tit, eine 3lrt t)on @e* 
lubbe im ©»)iele; t)ieaei*t baf beö Änaben Seibedbefd&affen^ 
^eit il^n ate minber geeignet jum friegerifd^en ©tamml^after 
erf(^etnen lief: benn Ulric^ war öon Keinem unb fc^wic^^ 
Kdfiem Ä6rl)erban. ^) B^igte er babei frü^jeitig einen aufge^ 
mättn Äcj)f, Sernbegierbe unb gaffungöfraft, fo lag ber 
@ebanfe an eine geiftlid^e Sanfbal^n nal^e; »ie bei bem 
SBerl^Ältnifi Der gamilie ju ber Slbtei gulba «nb anbern frdn* 
fifc^en Stiftern ber ©ebanfe^ baf biefe Saufba^n il^n ju ^o^ 
bcn S^ren fül^ren »erbe, @o fam e^, baf im elften 3al^re 
bed Änaben, mitl^in im Saläre 1499, feine ßttern il^n, wie er 
felb^ fi6) auöbrürfte, „au^ anbäd^tiger guter SÄeinung" in 
Daö bcnaci^barte ©tift ^utba brad^ten, unb gwar nic^t bloö, 
baf er beffen ©d^ule burd^taufc, fonbem „mit bem SJorfafte, 
baf er barin t^er^arren unb ein 9Rönc^ fein feilte"- *) 

2)ie aSenebictinerabtei gulba, bed ^po^M ber Deutfc^en 
^oc^berul^mtc ©tiftung, ^atte freilid^ »on i^rem alten ©lang 



teni ed. Mtinch, IV, 505. Sluferbcm gcl^t c« au« Querel., II, 10, 
V. 119 fg.: 

Nesciat hoc genitor, juvenis quoque nesciat, aevi 
Maxima qui post me tempora frater habet — 
betttUd^ l^erttot. 2)ie gegentl^citigc §tnna^mc öon S3ur(f^arb, III, 13, 
Annexe, £ebendbefi^reibung berül^mter 3)iänner au« b. 3. ber SBieberl^erfi. 
ber SBiff., III, 3, «&agen, JDcutf(^taub« xd. u. lit. 33erl^ältn{jfe im dtt^ 
formatiouögeitalter, I, 244, berul^t auf einem falfd^en ®(i^luffe au« ber 
oben fogleii]^ ju bef^red^enben Xl^atfa^e. 

1) Corpore admodum pusillo atque debili, fagt ^caäf. 6ame^ 
taritt«, Vit. Melanchth., ed. Strobel, @. 91. Parvus et aeger eram, 
WJt berfclbe in einem (S^jigramm auf «öuttcn biefen f|)red)en, in ben 
£pitaphia illust. viror. Norimb. ap. Fr. Peypus, anno 1531, ange* 
fal^rt bei Job. Frid. Christius De mor. , scr. et imag. Ulrici ab 
Hütten comment. (Halae 1727), ®. 17. 

2) Butten'« CJnnbtfd^ulbigung to^ber ettici^er »ntoal^rl^afpigter SCußgeben 
»Ott ^m IC, Opp. ed. Münch, V, 442. 



14 I- ^näj. I. ^apiul 

unt) 9inä)ii)um t)ie( eingebüßt; auc^ fut if^re @<^ule waren 
Wc Seiten beö 9ll)abattu0 SWauruö fange tjcrüber, wo fte bie 
blü^enbfie in ganj 3)eutfc^Ianb gewefen war. 3m Saufe be« 
15. 3at)r^unbert^ namentttd^ waren firc^Ii(^e Slnfialten biefer 
Slrt nid)t mel^r im ©tanbe, mit ber SntwicHung ber 3^it 
©cferitt ju l)alten. Der Seigrer ber jungen Seute war jugteid) 
Snfhructor ber Wt6ni)t, unb mußte ji(^ in ber erftern SS^dtig^ 
feit burc^ ba6 le$tere 93erl)ältniß notl^wenbig gel^cmmt föf>* 
len. ^) !£)er bamalige Slbt aber, 3oI|ann iL, auö bem ®efc^le(^te 
ber ©rafen »on ^enneberg, war ein ftreng fird^Iic^er ÜWann^ 
ber auö ben 9Rauern feine« ©tiftö alle weltlichen Sefc^af^ 
tigungen auöjufc^lief en, unb feine Untergebenen auf geifilic^e 
Uebungen ju befd^ranfen fud^te. SBaö^utten t)Ott il^m l^ielt,. 
ert)ellt beutlid^ au6 ber 3lrt, wie er fpdter »on il|m fprac^ 
unb nicl^t fprad^. ^) Sfudb auf erbem ftl^eint ed an bilbungd^ 
feinbli(i^en Elementen im Älofter nid^t gefetjtt ju l^aben: wenn 
il^utten in ber golge feine wanbernbe 9Äufe ermahnt, in gulba 
jtd^ t)or ll>rem geinbe Jlunbalu« in aidjt ju nehmen *), fo I)atte 
er beffen wibrige ©eftnnung offne ßweifel wäf)renb feinet 
eigenen Sfufentl^aft« bafefbft ju erfaf)ren gebabt. ©benfo bürfen 
wir aber auf ber anbcrn ^dtt wol^f annehmen, baf er bie 
@eiftlicf)en, Oebrüber granj unb @eorg Wortin, \t>\t aud^ ben 
^eter «rungia, beren etubien unb aOBoljlwollen er nac^mal^ 



1) Displicuit ludus scholasticus, quem nolebant separare a 
praelectionibus monachorum, prout ipsc enixe cupiebam, fd^teibt 
ncdj je^n Saläre fpätcr ber gu biefer @tette berufene (Srotu« SJubianuö. 
Epist. ad Huttenum, 3. Non. Febr. 1511. SSei aWo^nife, ^iittcn'ö Su- 
genbleBeti, (S. CLXII. Opp. ed. Münch, I, 105. 

2) Abbati cuidam, fc^rleb J&utten öon if)m an SafoB gu(^^, Opp. II, 
36, unb in einer C^legie, too er audfu^r(i(^ x>on Sulba fpri(^t un^ 
ben (Soabjutor aU t^atfä(^lirf)ett 5(6t ^öd^Iid) ru^mt, gebenft er beö toirf? 
liefen 91bt«, ber hamaU noäf UMe, mit feinem äöortc, Querel. II, 10,. 
V. 135 fg. «gl. SWo^nife, a. a. £)., @. XXXV. 

3) Querel., a. a. £)., v. 155 fg. 



Butten im <Stift ju gulba. 15 

bei ®rn>ft^nung gutba'ö ru^int*), eben »ft^renb feiner »Rlofier^ 
ial^re »on bfefer Seite fennen gelernt ^atte. Äenner unb 
@6nner ber anffommenben bejfern Literatur war J^artmann, 
gSurggraf t)on Äir(^berg, ben im 3af)re 1507 ber Slbt Sodann ju 
feinem ßoabiutor bejiellte, biö er nac^ beffen ilobe im Sa^re 1513 
fein SfJac^f olger »ntbe: in ben Salyren, bie ^ntten in gnlba 
jubrac^te^ tt)ar er freilid^ ©anonioid in ÜÄainj; boc^ tarn er, 
wie au« Sriefen erhellt, »cruberge^enb aud^ fd^on bamaW 
nac^ gulba, nnb fonnte I)ier bie ©efanntfc^aft be6 aufjke* 
benben Änaben unb 3ungting6 machen, ber fpftter mit fo üiel 
SB4rme t)cn il)m ^pxa<ti. *) 

8(W Ulrid^ t)on ^utten in feinem elften 3ai^re mit ber 
©efiimmung gum SWcnc^^fianbe nad^ gulba gebracht würbe, 
l)attt er fid^ nid^t »iberfe^t, ba er, nac^ feinem eigenen ?tu6^ 
brurfe, „bad SSerjidnbnif no6) nid&t l^atte, baf er l^fttte »iffen 
mögen, wa« il)m nü| unb gut unb n>o}u er gefc^idtt wäre". 
SBie er aber aamöl)lig f\<b felbfi unb ba« geben beffer fennen 
lernte, wollte i^n „bebfinfen, er wufte feiner 5Ratur nac^ in 
einem anbern ©tanbe ®ott beffer ju gefallen unb ber SBelt 
el)tbarer gu bienen", ^ !E)er 8lbt gab fic^ alle ÜÄu^c, il)n jum 
wirflid^en Eintritt in ben Orben gu bewegen, ©einen (Sltem 
eröffnete er bie glängenbften Sludftd^ten für ben ©ol^n, um 
fi(^ i^rer SDlitwirfung gu t)erftd^ern. ?lber ein t^ortrefflid^er 
unb »ielgettenber 9)?ann t^atte be« Sungling« ©eftimmung 
beffer erfannt, unb fdjfiftte il^n gegen folc^e 3ubringlid^feiten. 

Dief war ber JRitter ©telwolf t)om ©tein, unb er l^at 
nic^t nur auf J^utten'« Seben fo t?iel (Sinflug gel^abt, fonberu 
ift auc^ für jene gange ^dt unb il)ren Sulturgufianb eine fo 
tjorbilblic^e ©ejialt, baf wir t)on il|m au«füt)rlid^er rebcn 



1) Ouerel. a. a. D,, v. 149 fg. 

2) (Sbeiib., V. 135 fg. «gl. mo^niU, o. a. D., @. XXXIX fg. 

3) ^tttten*« dnnbtf^ttlbigung, Opp., V, 442. 



16 I. 93iid^. I. StapiUl 

mfijfen» ßinem cbcin ©efd^Iecl^te in ©(^waben entfptojfcn, 
war ©tefwclf erfi ju ©c^kttftabt burd^ Sraft Ubenl)eim un^ 
terrid^tct tDorten, bann ber eben aufgefcmtneuen Sitte gemäß 
na^ ^talim gegangen, tt)0 ^WPP Seroalbuö ju SSolcgna 
fein Seigrer im Sateinifd^en würbe. &aum baf er l^emac^ 
m^ ba6 (Sried^ifcl^e angefangen l^atte, tt>urbe er t)on feiner 
gamilie jnrurfgerufen, tt)aö er lebenölängfid^ beßagte. J^eim^ 
gefeiert trat er in bie 3)ienfic be« Änrfurften 3o^ann 6icerc 
von SSranbenburg unb würbe von biefem fotool^t aW von fei^ 
nem ©ol^ne unb 9?aci^fo(ger 3oac^im I. ju ben »id^tigfien 
©taat^gefc^dften gebrandet. Die (Stiftung ber Univerjität gu 
granffurt a. b. £). burc^ ben Settern war vorjug^weife fein 
aaSerf. S3efonber0 folgenreich war fein aSer^ältniß ju bem 
9KarIgrafen »(brecht, bem jungern Sruber 3oac^im'«, ben fein 
Umgang vorjüglidö mit ber Sieigung für bie l^umaniftifd^en 
©tubien erfüllt ju f)aben fc^eint, burd^ bie er fic^ na(f^l)er ate 
(Srjbifc^of von SWagbeburg unb ÜÄainj auöjeic^nete, wo er 
bann atebalb ben alten greunb in feine Dienfte jog. 

©telwolf l^atte ftd^ jur Lebensaufgabe gemacht, waS ba^ 
malö noc^ neu war: bie ill^dtigfeit [in l^o^en ©taatSämtern 
mit wiffenfd^aftlid^er SSefc^üftigung ju verbinben. aWit bem 
ganjen ©ewid^te feiner ^erföntid^feit unb ©tellung trat er 
bem rollen, centaurifc^en SBefen ber 50ie]^r]^eit beS bamaligen 
-2(beÖ, if)rem SSorurtl^eil gegen feinere ©eifieSbilbung entgegen. 
6r war ber (Sönner aller ©elel^rten, unb l^at viele grofmü^ 
tl^ig unterfiöftt. 6in ©elel^rter falle il^m nie jur Saft, l^atte 
er einji einem folc^en jur Slntwort gegeben, ber feinen 6in^ 
tritt Ui il>m entfd^ulbigen ju muffen glaubte. Sriefe, 3u^ 
fc^riften von wijfenfd^aftlid^en SKönnern ju erl^alten, mad^te 
i^n glüdflic^. ^) 6d fam vor, baß er einen vornehmen »^of^ 



1) <Sic latintfirten unb gracijirten feinen 0iamen, inbem fie \f}n 
Iteluolphus, tool anä} Ololycus COXdXuxo«) de Lapide nannten. 



(Sitetteolf »om (Stein. Ij7 

manit, ber il^nt eine n>{(^ttge 9}a(I^Tt(^t bringen n>oate, n>atten 
(ief, M et ein @ebic^t ^ermann'd ^on bem Sufd^e, ba^ 
i^m eben ju ^anben gefommen war, »ieberl^oU burc^gelefen 
^e. ^Id «^uttea einmal mit tl^m ))on ,;8euten unferd 
@tanbe«'' ^pxaif), fragte er: SSBeld^d @tanbed? bed ge(el)rten 
ober bed äiitterflanbe^? benn tt>ir gel&ören beiben an. !Die 
$ü(^er nannte er bie anbere ^rt )>on Safen, unb l^atte felbfl 
jtt $ferbe immer bergleid^en bei fic^. Unter ben Sitten fd^Aftte 
er giüiu«, SBirgil unb 8ucan befonber«; t>on ben jeitgencffi^ 
f(6en ©rollen n>ar il^m feine fremb. !£)en (ebl^afteflen S(ntbei{ 
nal^m er an 9iett(^(in'^ «ftam]pfe mit ben (Solner ^nfierlingen, 
bie er 6a))niottdIaufe ju nennen ))9egte. Äam i(>m eine neue 
Schrift üon (Sradmu^ ju ®eft^te, fo ging i^m frifd^e .^off^ 
nuttj für 2)eutfc^lanb auf, ©nft erfuhr er, draömu^ fei mit 
Seut^lin unb ^rmann »on bem Sufd^e in granffurt a. 3R.: 
eilig reidt er ba^in, um fte mit allen Slnl^dngern ber neuen 
3it(^tung, bie bafelbft ju pnben wdren, a^ ^^^^^ ®ofratif(^en 
®afima^le )u laben: atö ein Einfall t)on ©teinfd^merjen i^n 
barniebertoarf unb ba^ SSorl^aben t)ereitelte. ?lm anbern SRorgen 
teilte @radmud ab : (Sitetoolf tonnte e0 ^utten lange nic^t 
t>erjei]^en, baf er.i^n bavon nic^t jeitig in Äenntni^ gefeftt 
^atte. ©efonber^ ^iel l^ielt Sitetwolf auf bie ©elel^rungen ber 
©efd^ic^te. (Sin mdrKfd^er Slitter wollte i^n einft t)or einer 
SSerfammlung burc^ bie ©emerfung befd^dmen, er fei ja nic^t 
olt genug, um fic^ ber ©ac^e, ^on weld^er bie Sdebe, erinnern 
JU fönnen. Sitter, erwiberte il^m (Sitetwotf, it^r mögt tt)oI)t im 
©ebdc^tnif traben, waö feit t)ierjig Sauren ober etwa« barüber 
^ jugetragen iiaU id) Ijingegen auc^ !E)a«, tt>a« t)or jwei^ ober 
brcitaufenb 3al)ren, Ueber^au^)t fprad^ er, nac^ Slrt ber Sitten, 
gern in ©entenjen unb (Epigrammen. SIW ßiner berichtete, 
ber Senejianifd^e Ärieg fei trefftidf^ befc^rieben toorben, ertoie^ 
berte er: 3c^ wollte lieber, er wäre gtürftid^ geful)rt worben. 
S)ie Xugenb ful^rt in bie ^ö^e; Unglud erprobt ben2Äann> 

©traup, ^«ttett. I. 2 



18 L mal, I. StapM. 

man muf auf bie UmflAnbe bcr 3rit unb auf ben 3lttf bei 
bet 5»a(^tt)e(t fc^en: bad waren 6prfi(^e^ bie er f^dnfig im 
3»iinbe ful)rte. ^) 

aaSir werben auf ©telwolf t>om Stein in ^utten'« 8eben«^ 
gefd^id^te no(^ öfter jnräcfjnfommen Serantaffung I^aben: l^ier 
ifi ed }nm erflenma(e, baf er a(d fein guter ®eniud erfd^eint. 
Sal&renb fetner SSranbenburgifd^en Dienfljeit muf er einmal 
in gulba nnb ber Umgegenb gewefen fein, ben jungen ^utten 
fennen gelernt, unb jid^ für i^n ju interefjiren angefangen 
l^aben. !E)ie Semul^ungen be« W)t^, benfelben burd^ Ueber^ 
rebung unb SBerfprec^ungen, bie, in^befcnbere auf bie Altern 
bered^net waren, für ben SRönd^^jianb gu gewinnen, erregten 
feine Seforgnii ©r warnte bie ©tem, ben 6c^n nic^t ju 
einem ©d&ritte gu bereben, ber i^fn f^dter gereuen fonntej ju 
bem Slbt aber f<>rad^ er: Du woBtefl ein fold^e« S^afent ju 
®runbe richten? *) ein SaSort, baö bie ®efd^idi>te bem ©telwolf 
fo wenig loergeffen wirb, afö ber banfbare J^utten eö {emaW 
t)ergeffen l}aU 8luf ^utten'd SJater übrigen« fi^eint bie SBar^ 
nung ©telwolf « nur fc weit ©nbnirf gemacht ju ^aben, ate 
er ben 6ol&n nid^t gerabeju mit bem ^nftnnen, ^rofef gu 
tl^un, übereilte: t)on bem einmal gefaxten Sefd^luf über 
bie Seben^befHmmung beffelben ging ber ftarrfinnige SRann 



1) iBgl* über diteliootf Butten'« it^m geloibmeten (Uefrolog in ber 
Epistola ad Jac. Fuchs, in bet (Sterfelberger ©ammfung ber ®c^riften 
gegen «Öerjog Utrid^ öon SBürteml&erg , C. unb Opp. ed. Münch. II, 
34 fg. gerner bie Sufci^rift an ©iteltoolf »pr S^utttn'e Panegyricus 
in laudem Alberthi (Tubing. 1515), Opp. I, 272. ®. an^ Burck- 
hard, Germ, eques humanitads propugnator, p. 59 fg. ; 3!flof)niU in 
feiner 5(tt6gabe ber DuereCen, (S, 428 fg.; ©rl^arb, ©efd^id^tc be« ©ie:: 
beraufBtül^cn« toiffcnfdjaftUci^er ©übnng, III, 230 fg. 

2) Non passus est, quamquam splendida, ut ibi, conditione 
oblata Olim, persuaderi meis, ut in religionem quandam praecipi- 
tarent me. Et Abbati cuidam, id agenti, Tune hoc, ait, ingenium 
perderes? Epist. ad Jac. Fuchs, p. 36. 



Butten*« %lu^i aui Sulba. 19 

nid^t ab. ®o muftc ber ©o^n ftc^ felbji I)elfen. Der @e^ 
banfc ber gtutl^t jüeg in il^m auf. 

®Ieic^fam t)orbHbn(^ fielet ;in bem Sugenbleben »erfc^ie^ 
bener jur freien @nttt>irfelnng unb jur Befreiung ?fnberer 
berufenen 9Wenfc^en eine fcld^e gluckt Der 2)rud beengenber 
SJer^ftniffe fpannt unb jieigert bie ittttjol^nenbe Ärafi; ein 
flarfer SBille nimmt ba6 ©d^irffal in bie eigene ^anb; bie 
geffel wirb gef<)rengt: unb bamit ^at ber S^arafter unb ba« 
fernere 8eben fein Weibenbe* ®ej)rdge erl^alten. ©o bei ©d^ilfer, 
fo bti ^utten: t)ertt)anbten ©eelen, ni6)t allein burd^ biefcn 
3ug. SBenn »ir nur fftr ^utten'ö gluckt au(^ bie äufjeid^s^ 
nungen eine^ Streitiger ^dtten. 

SBann ^utten'd ©ntfernung au6 gulba erfolgte, läft 
jtd^ au« einer fipotem Sleuf erung beffelben ungef% be^m*^ 
men. 3n einem ©c^riftftürfe, baö im gebruar 1515 gebrurft, 
öieBeic^t jeboc^ fc^on gegen ba« @nbe beö txjrl^ergel^enben Sa^red 
gefc^rieben ift, fpri(^^ ^utten t>cn ben ^nl)tn unb arbeiten, 
benen er au« Siebe ju ben SSBiffenfc^aften bereit« feit gei^n ^ai)^ 
ren unter ben fteftigjien ©d^irffatefturmen in 2)eutf(^tanb unb 
Stalien fic^ unterjogen l^abe ^)\ biefe ©c^icffal«fiürme brachen 
mit feiner glui^t au« bem ^lofler über i^n l^erein, weld^e 



1) Ad clarissimum eq. Eytelvolphum de Lapide etc. Praefatio 
gu ber ©(i^rtft: In laudem Rev. Alberthi Archiep. . ülrichi de Hütten 
eq. Panegyricus (Tubing. mense Fetir. 1515). A ii|; Opp. I, 275: 
. . laborum, quos annis jam decem turbulentissimis fortunae tempe- 
statibus per Germaniam jam simul ac Italiam amore literarum ex- 
hausi. SßBenn glitten in iintm ©tiefe »om Sludgong Detobet« 1518 
(Epist. ad Pirckheimerum , p. 4, Burckh. II, 71, Münch.) »on 
duodecim anüorum peregrinatione frttc^t, fo iji nidjt t)om jbatum 
be^ SStiefiJ an jutfirf gu ted^nen, toai auf hca 3. 1506 füllten »iitbe, 
fcnbettt »om 6d^luffc feinet Steifen mit bet Sutütffunft ütl« Statten im 
©ommet 1517; toai, hit tunbe 3ai)l genau genommen, hae 3. 1505 
txqiht 2)ie 9Ctt, »ic Steinet«, a. a. D., @. 7, «nm„ ben ffiibetfptud^ 
lofen »oUte, f)altt ici^ fut toiUUxli^. 

2* 



20 I- ^ttd^. I. Stapittl 

bcmnad) in ba6 3al)r 1504 ober 5, ba« 16. ober 17. feinet 
Sllterd, ju fcften wäre, 

@in @(l^rUt wie biefer n)irb nid^t leicht o^ne beit ^tixattj 
t)on aSertrauten befd^Ioffen, ol^ne bie 93et^ülfe t)on 9Ritn>iffen- 
ben au^geful^rt. Samerariü^ nennt in biefer StoUe ben Srotud 
giubianu^, einen Sugenbfreunb ^utten'ö, tjon bem balb au«^ 
fn^riid^et bie 9lebc fein wirb. @r ^abe biefem, wenn nic^t 
ben erfien Siatf) }ur %ln(S)t gegeben, boc^ bei ber ^udful^rung 
gel^clfen. *) ®o t>iel wir toiüim, lebte ©rotu« nm jene 3rit 
alö ©tnbirenber ober t)ielmel^r ?fu«jiubirter anf ber Unit>er< 
fitdt Erfurt: bie SJoraudfeftnng eine« ©efud(>d in gulba, wo 



1) Joach. Gamerarii Vita Melanchthonis , ed. Strobel, p. 89: 
Intercesserat Hutteno cum Groto Rubiano singularis usus a prima 
adolescentia, quo autore vel certe adjutore reliquit ille contubernium 
Fuldanum, in quod paene puer, magis disciplinae quam religionis 
causa datus esset. 2)ag ^amerar mit jener Sllotij über (Srotud in 
bemfelben Sttljiem eine buxäf «^ntten'^ eigen«« Sttgcjldttbnif toiberiegtc 
$(ngaBe über ben ätotd feine« ^lofteraufentl^alt« verbinbet, f^at aud6 gegen 
bie erjlere 3toeifct erregt (SWol^nife, J&utten'« 3ugenb(eben, (S. LIII fg., 
Slnm.). ©c^toerlid^ mit dteä)t. 3ene Slbfd^toad^img be« SWotit)« üon ^utUrCi 
(ShttciU in bad (Stift gulba iji gan^ in (Samerar'« äfteland^tl^onifc^ 
miibember $lrt. nm ja feinen ^(^atten auf ^utten toegen feiner gluckt 
unb auf (Srotu« al« ben ©c^ülfen berfelben gu toerfen, entfernt er forg^^ 
fältiger at« genon jeben @d)ein, al« l^dtte (Irrerer eine Ser^)jli(^tung gum 
©leiben gel^abt. <So »erben toir unten* tintn gaH finben, too (Samerar 
al« bie Urfad^e, toarum ^mi i^m gleich toertl^e M&nntt ((Soban $effe 
unb SBilibalb ^irdl^eimer) nur toenig ^erfel^r gel^abt, bie i^rdnfUti^feit 
be« @inen angibt, toäl^renb er fel^r tool^l tonnte, bag ein toirflici^e« Stt^ 
toürfhif stoifci^en ^tibtn flattgefunben l^atte. ^erabe biefe« fd^onenbe Sefen 
aber läft oielmel^r fti^lief en, baß, toenn Samerar bem i^m auti^ na(i^ feinem 
Sobe nod^ felbt toertl^en @rotu« ettoa« nac^fagte, \»ae il^m t)on einem 
Xl^eil ber 3«itgenoffen »erbad^t toerben fonnte, er e« ni(^t ol^ne gefti^id^t« 
li^en ®vmh getrau l^aben n)irb. 2)a er nun uberbieg jene Slotigen über 
Butten bei @rtt>d]^nung eint^ ©efu(^« mittl^eilt, ben er ein Sal^r nad^ 
beffen ilob« bei @rotu« gema<i^t, unb ber ©ef^rdil^e, bie f{e bamal« über 
ben oerfiorbenen Sreunb geful^rt l^aben: fo liegt bie iiBermut^ung nal^e, 
baf eben bamal« (Srotu« jenen dug au« bem Slnfange feiner ©efanntfd^aft 
mit Butten mitget^eilt 1)aht, 



J&ttttcn*« Slud^t au€ Sulba, 21 

i^rc SSefanntfi^aft entfianbenl iinl) ber glu(^t»>lan entworfen 
noorben wdre, l)at feine ©d^mferigfeit. Da^ Stotu« t>on 
fWtl^er Sugenb an fein t)ertrautet greunb gewfen, bejeugt 
glitten felbp^); in SSejug auf feine glud^t aber ertt)ä{)nt er 
feiner, i>WUHi)t um iffta feinen 98erbruf ju mad^en, nid^t, fon< 
bcm fagt nur, al6 er ju ber ©nfi(^t gefommen, baf er nid^t 
f&t bad Ätofierleben tauge, „l^abe er fid^, nod^ el^e er bur(^ 
^ofe^ ober ©e^orfam t)erbunben ober t)erflricft gewefen, ba^ 
rau^ getl^an, um anbem Dingen, bie ju t)em)efen er fid^ 
gef(^id(ter geachtet, nad(>guge{)en". *) 

3)en ?ßuttft mit bem ?Jrofef l&ebt er beöwegen befonber^ 
l^enjor, weit feine ®egner i^n gern aW entlaufenen 3Äönc^ 
branbmarften, ber bereite abgelegte ®elübbe gebrochen l^abe. 
8e$tereö fieHt ^utten ni(^t aBein feierfid^ in Slbrebe, fonbern 
forbert auc^ feine getnbe fo nad^brurfKc^ auf, il^n, wenn fie 
fonnen, ?ugen ju firafen, i^m ben 9lbt, ^rior, ^ßropji ober 
Dec^anten ju nennen, unter bem er ^rofef getl^an, ober ber 
i^n eingefegnet tjabe, wa6 boc^ bei einer ©ad^e, bie mitten 
in Deutfd^Ianb t)orgegangen, noc^ möglid^ fein mitfte: ba^ 
wir an ber SBal^rl^eit feiner SSerftd^erung nic^t jweifeln fonnen. 
SEBenn e6 ber Siegel nad^ ging, fo war ja aud^ ber ©ed^öje^n^ 
jiäl^rigc nod^ ju jung jur 3lbtegung ber Äloftergelubbe. Der 
feltfame Umftanb, ba^ ^utten fünf Sa^re fpater in ber ®reifd^ 
»albifd^en Unit^erfitätömatrilet atö Clericus Herbipolensis 
eingefc^rieben würbe, erflärt fic^ t)ieUeid^t barauö, baf er in 
feiner bamaligen l^ulflofen Sage fic^ gern für einen ©eiftlic^cn 
l^aften lief, um befto etjer Unterflüftung ju ftnben. ^ 



1) Epist. ad Jacobum Fuchs, Opp. ed. Münch, 11,38: ..de 
Croto Rubiano, quicum mihi [ut scis] a primis usque annis consue* 
tudo fuit singularis. 

2) Snnbtfc^ulbigung ii. f. »., Opp. V, 442. 

3) ^oijnih, Butten'« Sugentreben, <B. L. CXIV fg. 



22 I. ©tt(^. I. Äo^itct. 

?Häii (attge nac^bem auf biefe Sßeife ^utten aud bem 
Moftcx )u Su(ba in bie 9Be(t entflofien uoar, pd^tete fi(^ 
ju Erfurt Sut^et aud ber SBett in bad Älofier. SSBic bejeid^' 
nct bicfer Ocgenfal SRatur unb SBefiimmung beiber SRdnner. 
2)er ©nc will füf unter ÜÄenfd^en umtreiben, bcr anbete mit 
®ctt tnd Steine fcmmen» Swar etfennt biefer fpdter ben 
falfd^en SBeg^unb tjertfi^t ba6 Ätofter: ol^ne jebcc^ feiner 
Denf^ unb ^anbeWweife ba^ bort erl^altene ®tpxliQt tt)ieber 
abt^un ju fonnen. Sei aller ®reite unb ®rof artigfeit feined 
f^dtern SBirfen^ blieb gut^er eine flreng in ftd^ jufammeu:? 
gefafite, aber aud^ eine geijiliil^e, baburd^ gebunbene unb t)er^ 
büfierte ^erfönlic^feit: wdbrenb ^utten eine ttjeltlic^e, ritter^ 
tic^e, freie, felbfi im Unglurf ^eitere, aber freiließ auc^ unfldte 
unb in ibrem !lt)un ft(^ tldfai) ubernel^menbe 3latur ifi. 



Bmt\tts iBiap\ttL 



1505—1509. 



Sil^riften: (Srfle Sßtvfuä^t in (Spigcammen unb iltinen (Slcgien. 

)&a^ <^utten in ben 3>al^ren }n)tf(l^en feiner %l\iä)t au$ bem 
Älcfier unb bem eintritt feiner Sieife in ben SRorben brei 
Uttiüerjitaten, ndmlid^ ©rfurt, 6öln unb granffurt a. b. D. 
befuil^t i)at, unb jwar bie jule^t genannte juleftt, fte^t fefi. 
£)b er aber üon gulba aud juerft nac^ (Srfurt ober nac^ 6ö(n 
gegangen fei, ifl unb bleibt )n)eife(^aft. 

Sur 6öln fHmmt ber fd^on genannte 3«t8^woffe unb ptx^ 
fonlid^e ©efannte üon J^utten unb ßrotud, Soad^im Samera* 
riu^. ^) aiUein berfetbe Serid^terftatter tommt unmittelbar bar^ 
na(^ auf ^utten'ö italidnifc^e Sieife ju fprec^en *): ba bc(^ iXoU 
f^en ^utten'd ßofner SJufent^alt unb biefe Steife t^etfc^iebene 
längere Slufentl^afte an anbetn Orten fallen. 3)al^er wirb neuer* 



1) Vita Melanchth., p. 89: ... reliquit ille (Huttenus) contu- 
bernium Fuldaaum, ... et Coloniam Agrippinam ad optiraarum ar- 
tium et literarum studia percolenda profectus est. > 

2) Unmittelbar naäij bem IBotigeti fdl^tt (Samerar fort: Postea venit 
in Italiam etc., toomit aber niä^t hai 8alf(l^ ^t^^t iji, ba§ Butten "oon 
<5dtn an^, foiibem nur baf er fpater nadft Stalten gegangen fei. 



24 I. «u^. II. StapiUl 

bing^ angenommen; Samerar ^abe auc^ fd^on jtüifd^en gulba 
itnb (Söln einen 3tt)if(^enaufent^alt äbergangen, ndmlid^ Erfurt 
^ier l)atte Srotud feit 1498 jiubirt, toax 1500 Saccalaurcu^ 
geworben, unb mod^te nun, nac^bem er bei einem ober mel^* 
rem 33efuc^en in gulba bie Sefanntfd^aft be^ jungen ^utten 
gemad^t unb it)m jur Sntweic^ung jugerebet, ilbu für biefen gall 
eingelaben f)aben, na<l^ (Srfurt ju fommen. äiuc^ baf ^utten 
fagt, ju Erfurt fei ßrotud in ben erflen Sugenbjaliren fein 
Se^rer geujefen *), fc^eint am el^ejien auf bie ^üt unmittelbar 
nac^ bem 9(udtritt au^ bem ^(ofler gu paffem @o läf t man 
i^n benn t)on gulba auö erft nac^ Srfurt gelten unb bort 
bie Uniüerfitdt befud^en, bann jum gleid^en 3tt)e<fe naij Söln, 
unb öon l^ier au^ nac^ granffurt a, D. *) SlBein nac^ granf* 
fürt ifi ^utten, wofür toir ein auöbrfidtlid^ed S^wö^if befiften, 
nid^t t)on Söln, fonbern üon (Srfurt au^, unb jwar, wie ed 
f(^eint, nac^ einem Idngern Slufentl^alt an bem le^tern Drte, 
gefommen, ') Soll er alfo nid^t jweimal fic^ l^ier aufgehalten 
l^aben, fo bel^dlt boc^ (Samerariu^ Siecht, ber i^n t)on gulba 
aui jundd^ft nac^ (Söln ge^en (äft 

3nbe^ auc^ biefe Slnnal^me ift nid^t |oI)ne ©d^wierigfett. 
!Da^ grotu^ mit ^utten in ßöln ftubirt l^at, ift au« ber 



1) Querei: II, 10, v. 77: 

Grotus in hac (Erfordia) nobis sub primis praefuit annis ... 

2) mci^mU, a. a. O., ®. LI fg. (lxf}ax\>, @efd)id)t€ be« SBicber^ 
aufMjjl^cni? k., II, @. 271. 

3) 3m 3. 1507 erfci^ictt De laudibus et praeqoniis Gymnasii li- 
terarii apud Erphordiam Eobani Hessi . . Carmen. JDal^ititer : In Eo- 
banum Hessum, vivacissimi ingenii adolescentem Ulrichi Hutteni Ele- 
gia, unb barauf Eobani graciarum actio extemporalis, toorin bie S3crfe; 

Pergis abhinc, tua te exspectat Francfordia vatem: 
Dimidium nostri te fugiente fugit. 
IDie ^inkoeifung auf biefe ))on feinem ber Biel^erigen ^iograp^en ^utten'a 
Berücffid^tigtc ® teile »erbanfc icij SÖörfitig. 



^utttn in Sd(«. 25 

eigenen Angabe M Settern (auf bte wir jurörffommcn) gc^ 
»tf. Die natfitlic^fic Sßotaw^fcftung »drc babei, baf ®eibe 
01«^ ju gleid^er 3eit «nb in ©efeUfc^aft bal)in geret«t feien. 
Stiin fj)ti^t aber ffitotu« in einem ©riefe an Sut^er fo, al6 
ob er jur 3^^^ »on beffen Eintritt in ba6 SluguftinerHofier, 
ker in ben Sommer 1505 faßt, in Erfurt atttt)efenb gen>efen 
»dre. *) J^utten'^ glud^t au^ gitiba aber fiele, feinen oben 
bei9ebra(^ten SJu^brurf genau genommen, wo nic^t in ba« 
3. 1504, boc^ f(^on in ben Anfang be« folgenben, ®ing 
er nun jundc^fl nac^ Erfurt ju grotu«, fo erlebten jte l^ier 
intimer'« »Eintritt in bad Äfofier; ging er aber nad^ 6öln, 
fo müßte ßrotu« jundd^ft no(^ eine 3«<t lang in ®c= 
fürt jururfgeblieben fein, wenn toir nid^t ^utten'6 %tn(l)t fo 
tief in bad % 1505 ^erabrfirfen »ollen, baf (Srotud i^n be^ 
gleiten, unb jene^ Sut^er betreffenbe Sreigniß fc^on oor^er 
in Srfurt erlebt l^aben fonnte. Erfurt ju oerlaffen, mochten 
fn^ im Sommer 1505, faW ^utten f(^on ba« Sal^r tjorl^er 
ba^in gekommen toar, SSeibe, toar er nac^ 6öln t)orau^ge* 
gangen, Srotud, butd) bie ^tft bewogen ftnben, welche um 
Me gmtejeit jene^ 3a]^reö bafelbfi au^brad^, unb Seigrer wie 
Sdlttler bid jum folgenben ^u^jal^re t^ertrieb. *) 

8116 ben Swerf oon ^utten'6 Steife nad^ 6öln gibt (Ea^ 
merariu« bad ©tubium „ber beflen Äilnfte unb SBiffenfd^af^ 
ttn*' an. ©o bejeid^nete man bamat^, im ©egenfafte ju ber 
alten ©c^olajiif, bie l)umaniftifc^en ©tubien; bonis literis 
operam dare l^ie^, iaUin unb ®rie(^if(^ au6 ben ctaffif(|en 



1) Epistola Croti Rubiani ad Lutherum, Bonon. 16 Cal. Nov. 
1519. Monumenta pietatis et literaria, II, 16: Ht1)tx ^dbe {td^ in'« 
Jtloßft begeben, e nostro consortio, tristissimo tuo discessu. 

2) ®. De recessu Studentum ex Erphordia tempore pestilentiae 
Eobaoi Hessi Francobergii Carmen heroicum , extemporaliter con- 
cinnatum. ^it einem ^tlb tte $(negttg« auf bem ilitelblatt. 



26 I S3u(l^. II. StapiUl 

©d^riftfieaern beiber ^pxa^m teriteit, unb ®efc^maif; ®til 
unb 2)cnfart nac^ i^nen bitbcn. äBenn wir bafur, ba »ir 
ben Sludbrucf: gute SBiffenfd^aften, im 3)eutf<l^eii nic^t l^aben, 
ii^miUn fc^önc SBiffenft^aften fagen werben, fo fanti btef 
im 3ufammen]^ang unfrer erjdl^Iung ni^it wo^f ein Wäp 
t>erßdnbnif etwecfen. 9lun fonnte man ft^l aber n>unbem, 
tt)ie bie beiben jungen 8eute bicfe beffem S33iffenf(^aften gerobe 
in 6dtn fuc^en mochten, too bod^, tt>ie ft(^ wenige 3a^re ^er^ 
nad^ in bem Äeud^lin'fd^en Streite audwie«, bie ®d^otafiif 
unb mittelalterlid^e ginjicrnif nod^ i^re fefiefie Surg l^atten. 
5Ri(^t umfonji lagen $ier gu @t Sfnbread SUbertu6 2Ragttu6, 
bei ben 5Winoriten Dund ©cotu^ in il^ren ©rdbern: no(^ im^ 
mer l^errfd^te auf ben Äatl^ebern bur(^ einen Slrnolb t)on 
hungern, einen ©onrab ÄoUin, benen ber Äeftermeifier 3afob 
^od^^aten aI6 furd^tbare SWad^t jur Seite fianb, bie fd^o^ 
lafMfc^e Sel&rart, in beren 3)ienil aud^ Ortuinu6 Oratiud 
feine ju !Det)enter erl^altene pl^itologifc^e S3ilbung gejieBt 
l^atte. 2)o(^ felbfi in 66fn regte ftd^ in jener einjtgen ^tit 
ba« neue wiffenfd^aftlicfee Seben. ©ebei^en jwar fonnte e6 
an einem Orte, ber fd^on bamate unter einem für ®eifie«^ 
bilbung ungunftigen ©efKrne flanb, nic^t: einer nac^ bem an^ 
bem würben bie Vertreter ber l^umanifHfdijen Siid^tung t)er^ 
trieben: fo 3oI)ann ©dfariud, ^ermann »on bem S3ufc^e, ^ße^ 
ter t)on SRa^enna, SR^agiu« StefHcampianu«; boc^ wa^rfd)ein^ 
lidb l)ielt ft(^ eben bamaW ber Se^tere noc^ an ber Unit>erfi^ 
tat. (Seltfamer SBeife jog übrigen« audE> bie gofnifc^e 6(^0^ 
laftif wenigften« ben ditern ber beiben (Stubiengenoffen an, 
auf ben wir, ba fein Sebendfaben ^on jeftt an mit bem un^ 
fre« gelben Verfehlungen bleibt, an biefer ©teile nd^er ein* 
gelten muffen. 

Sol^ann 3dger war in bem S^üringifc^en Dorfe Dorn^ 
l^eim, unweit «rnfiabt, mut^ma^lid^ um ba« 3a^r 1480, ge* 
boren, ©r fc^eint geringer geute Äinb gewefen ju fein: we* 



Sceunbfd^aft mit Grotu« 0htBianu«. 27 

ttig^end l^at er ald Änabc ^kitn gelautet. ©leid^wol^I ben 
@tubien befUmmt^ gab et ft(^ erfi ber f(l^o(aflifc^en Siic^tung 
bin, bie er f»>dter bur* feinen SBift ^crnic^ten balf. ©atb je^ 
bod^ ging auc^ il^nt bad neue i\(t)t bed <^umam6mu6 auf. 
%(^t untDafirfc^etnlid^, bgf , neben SRatemud ^iflorid in (Sr^ 
fürt, 3Rutianu^ Slufu«, ber geifireid^e Domberr in bcm be^ 
na(^barten ®otba, auf biefe äßiebergeburt @inf[uf ^atte. ^) 
3um iu^em ^tiif)cn berfefben »anbelte er feinen beutfcben 
Kamen 3äger erfi in ben (ateinifc^en SSenatoriu^, bann in 
ben griec^ifc^en (Srotuö um, »oju er aW S3ejei(^nung feine« 
Heimatorte« 9iubianu« fugte. *) Site er mit ^utten in 66In 



1) 3n feinen ^Briefen ifl e« toenigflend , baß toir bie olBen gegebenen 
iDaten über ba« Men be« Srotu« ftnben. 9(uf ein ©d^reiben be« Settern, 
in tüdä^m er, tote SRutian (Epist. 121) flci^ audbrft<ft, multiplicem in 
se ipso metamorphosia demiratur. Greatus sum, inquit, ethnicus: 
mox regeneratus in balneo religioso. Eram Jegber : nunc sum Gro- 
tus. Gapras pavi: nunc Capellam habeo — auf biefe« (Sd^reiben 
antloortet i^m SRntian Epist. 305 (in Tentzelii Supplement. Bist. 
Gothanae, Jena 1701, p. 151, aue hcm SRanufcnt^t ber Sranffurter 
Sibliotl^ef, tootton balb l^emad^): Facete Grotus meus. Tunc enim 
prudens et sanctus tibi videbare, cum adhuc Jeger et Dornbeim 
esses. Tunc placebant Doctor sanctus irrefragabilis , Dr. subtilis, 
$en| ^on (S^ato, «^en^ )?on Weimar, $en^ au$ Reffen, ^molb t)on il^un^ 
gern et id genus phanatici. Postquam vero renatus es, et pro Jeger 
Crotus, pro Domheim Rubianus salutatus : ceciderunt et aures prae- 
longae et cauda pensilis u. f. f. (toie bem Äjjuteju«, ba er »om ©fei 
toieber gum SRenfc^en kourbe). Gum autem evaseris scopulos, e Syr- 
tibus cnataveris, in portu naviges, facile cognoscis, quam miseri 
sint, qui nondum barbariem exuerunt. Nunc felix et beatus, cui 
bonos autores evolvere contigit. 

2) 3n einem Elogium jn bem 1507 gebrnifien ®ebtd^t (Soban«: 
De laudibus Gymnasii Erford. nennt er fi(i^ Jo. Domheim, Venato- 
rius. Grotus (ol^ne 3toeifel üon xpor^fd, flal>^ern, abgeleitet) gebrauci^t 
$tttten in bem Garmen exhortatorium ad Maximilian. Opp. I, 122, 
jur Sejei^nnng eine^ Sdgerd, toie ti M ^olumeUa bad ©e^irn be^ 
Bijüi^tn bebeutet. $Bei ber Silbung M Sorten Rubianus ober -eanus 
ift rubus für einen 2)omflrattd^ genommen, tod^renb e« ben SSrombeer-- 
ttcmäi bejeid^net, ber freilid^ aud^ dornen genug l^at. 



28 I. »ttd^. IL Stapiitl 

feine ©tubien fortfefttc, n>at biefe Umfel^r »enigfleitd nod) 
nxift tjoUenbet. (Sx tt)ar nod^ ein Sete^rer Slmolb'« »on 
3;ungetn unb feiner fc^olafiifc^n ÜReifier, lernte mit bem 
ifingern greunbe, woran biefer i^n fpdter fc^erjenb erinnerte, 
mit ©^tfogiamen Miften, opponiren, affumiren, ref))onbiren, 
pro unb contra argumentiren, furj alle bie bialeftifd^en ged^«? 
terfünfte bamaliger ^l^ilofopl^ie unb fEl^eoIogie. ©alb aber 
tt>urben biefe 2)inge für Srotuö jum Spiel: er tt>ufte bie 
Seigrer trefflid^ nac^jual^men, unb mad^te fo fc^on in 66ln bie 
SSorfiubien ju ben ©riefen ber Dunfelmdnner. *) 

6rotu6 voax ein SWenfc^ tjon bebeutenber SBegabung unb 
grofier Siebenöwürbigfeit. ©ein »^aupttalent tt>ar ber 3Bi$- 
Q{<Si über bie S^t^orl^eiten ber SWenfc^en lufKg ju machen, 
fein tiebfted Slreiben,^) SBie mu^te bief bei bem jungen 
^utten junben, in bem gleid^fallö ein beutfd^er Sudan »er^ 
borgen lag, Steilid^ war bie JRic^tung, bie ftttlic^e ©runb- 
tage biefeö S^atent^ bei SSeiben eine »erfd^iebene. Sei ^utten, 
fo wie er fpdter fidf entwicfelte, war bem SSerf eierten gegen^ 
über baö Sachen nic^t ba^ ?e^te, fonbern ber 3<>tn. (Sr fal^ 
in ben aJH^bräud^en, bie er »erfpottete, nid^t bloö baö Zijo^ 
richte, fonbern mel^r noc^ ba^ SSerberblid^e. 5)e^ (Srotu^ 
eigentlid^eö Clement war eben ba^ Sachen felbfi, @r ließ 



1) Hutteni Epist. ad Grotum, »or t>im itotiitn Nemo, Opp. ed. 
Münch, II, 308 : Quanquam tu solitus sis imitari qui nos olim do- 
cuerunt Colonienses, et syllogismis fulminare, ac si quando pro- 
vocareris, alacriter congredi, opponere, assumere, respondere, con- 
clusiones sustinere bis triginta nonnunquam, arguere pro et con- 
tra etc. 

2) Lepidus, facetus, nennen i^n feine Sreunbc, f. Epist. Mu- 
tiani 143, 305, 313. JD« 33erf. ber Epistola Anonymi ad Grotum 
Rubeanum, ed. Olearius (Arnstadiae 1720), fd^reiBt if^m eine natura iro- 
nica ^n unb nennt if)n ironicissimus. Omnia ridentis carmina redde 
Groti, fagt dohan Sylv. L. III, Opp. farragines duae (Francof. 1564), 
p. 436. 



^rottt6 9tubianu0. 29 

^ Übet bie ©d^&ben biefet n&nif(^en 9ße(t feine grauen 
^aate n>a(l^fen. 9(u(l^ einen fogenannten fc^tec^ten 9Bi$ ^er^ 
fi^mi^te et nic^t. SRit biefer fiet^ aufgetoedten Saune muf te 
er bet angenel^mfie ©efeUfc^after fein. !£)en SRann oller 
Stunben nennt i^n SKutian. aber eben biefer ältere unb 
emflere Wtann ^ptidjt Don Srotud mit einer 3&ttlt(^feit, weld^e 
imti^, ba|i et jugleid^ l^oc^fl fc^ä^bote moratifd^e @igen^ 
ii^afttn an tl^m fannte. @t fc^ilbett t^n a(^ tebKc^en 'SRann, 
aufrichtigen unb treuen greunb, »on ber fanftefien ®emütf|6# 
art unb einer änjiel^ungöfraft, bie felbfi einen ^fiftf raufen 
jtt einet Steife ju il^m in Sewegung fe^en fönnte. *) Äeinem 
ging in ber Solge bie SRif ^anblung bed el^m)ütbigen 9ieu(^^ 
litt öon ©etten bet (Sölnet ginfiertinge mel^t ju ^etjen; 
felbp futSutl^et empfanb et eine 3eit lang »egeijietung : bo(^ 
^iet liefen bie ®tenjen feinet fifll^etifc^en, quietifüfc^en 9la^ 
tut, bie et wot einmal übetfptingen, boc^ nic^t füt bie 2)auet 
^intet fid^ laffen fonnte. 

S)et 9lltet6t)otfptung \>oix bei(iuftg ac^t 3al)ten unb ba6, 
al6 ^utten ed anfing, wn ü)m in bet <&au^)tfa<l^e t)ottenbete 
afabemifd^e ©tubium befftl^igten ben Qxotn^, in mand^en 
©turfen ben Sehtet unb 9)tentot bed iungetn gteunbed ju 
mod^en. 3)af in (Stfiitt biefe« SBetl^ftftnif jwifc^en it^nen 
flattgefunben, bejeugt ^utten felbfi *)j wenn alfo il^t 6ölnet 
«ufent^alt firu^et fdOt, fo l)atte e6 ft(^ wo^l fdE^on ^iet fo ge^ 
flaltet aßet au^etbem in Solu ^utten'« gelltet gewefen, 
Idf t fl(^ nut »ermut^en» !De6 3i^agiu^ ©deutet nennt et ftd^ 
fpdtet felbfi. ^) ©a n)it abet bad 3a]&t bet SSettreibung bie^ 
fcd äXanned aud 6öln ni(^t genau n>iffen, fo lä^t ftd^ audi 



1) Mutiani Epist. (Mspt.) 320, 361, 364, 477. 

2) Oben @. 24. 

3) 3n ber Uebcrfd^rift feine« ©ebi^td in laudem Marchiae, öon 
bcm toeiter unten bie Siebe »erben toith. • 



30 I. ®tt^. n. StavM 

tttd^t mit ©id^crl&eit feftfeften, baf ^utten fc^on l)ier fein 
©d^üter gewefen ifi» Sodann JRl^agiuö »ar ju ©cmmetfdb 
(bal^er Aesticampianus) in ber Oberlauftp etnni um 1460 
geboren, unb l^atte feine <)]^iIcIogif(l^e ©Übung etfi in ^a* 
fau, bann in Bologna erl^alten. Stad^bem er in 9tom t>on 
bem ^ccpfie felbfi ben !Di(^terIorbeer empfangen, ftc^ J^ierauf 
einige ^üt in $ari^ aufgel^alten, trat er nac^einanber an 
tjerfc^iebenen Orten 3)eutfcl^lanb« afö Seigrer auf. 3n Göte 
Ia6 er unter Slnberm über ^liniuö* (gr loar ein burc^ jitt* 
Hc^e S33ürbe, wie burc^ ©etel^rfämfeit, audgejeid^neter SKann: 
ben SBieberertt)e(fer ber erfiorbenen SatinitÄt nennt il^n 3Ru^ 
tian; (Sitetoolf t>om Stein begrufte tt^n al^ el^rwürbigen 9Sa* 
ter, unb (äoban ^effe xooUU dn mdfigea SÄal^I/ in feiner 
©efeUfd^aft genoffen , nicht mit einer ©ottertafet t>ertaufc^en. ^) 
SBeiter mag ^utten bei 3afob @ouba gel^ört l>aben, ber 
JEfyeotog unb ^oet jugleid^ toar, unb beffen efegifc^e^ Xolent 
er fpäter rül^mte,^ ^ndf mit 9iemaclu6 au^ Stören j, bem 
93erfaffer t>on Epigrammen unb Simoren, fpdter faiferfid^em 
©ei^eimfd^reiber, unb mit einem ber brei SSruber ßanter, 
mut^ma^Iid^ bem jiüngfien, 3afob, ber gleid^faOe Did&ter war, 
fd^eint ^utten jtc^ bamaW befreunbet ju l^aben. ') 

Sllö bie ©tii^e ber ^umaniflenpartei in 6öln erf(^eint 
in ^ermann SSufd^'^ unb 9teud&Iin'^ «^dübeln ber @raf .^et:^ 
mann »on SRuenar, ober Sieuenar % tjon beffen @tammf(^Iof 



1) Mutiani Epist. 343 fg. Hutteni Epist. ad Jac. Fuchs, Opp. 
ed. M. II, 36. Eobani Hessi Sylvae L. IV, Opp. farrag. duae (Francof. 
1564) p. 463. S3gl. auc^f Agrippae ab Nettesheym Opp. (Lugd. ap. 
Beringos fratres 1600), Epist. L. YII, 26, p. 363; mof)mU, U. ^vitM$ 
Älaßen, (S. 446 fg. ; dxfjaxh, ©efd^ic^tc be« Söicberoufbl. IH, 287. 

2) Querel. II, 10, v. 181 fg. Stud^ in ben Epist. obsc. viror. 
h>irb er aU ^oü ertoa^nt. 3Jgl. mof}niU, a. a. O., @. 493 fg. 

3) Querel. II, 10, v. 185 fg. unb SWo^nife, a. a. D. 

4) ^al^er f)umani^xt: Neaetius, ober de nova aquila. 



«itcrotifi^e ©efanntfii^ften. 31 

in ber benod^batten af^rgegenb ttO(^ fc^öne S^rümmer ju fe^en 
finb, Sancnicu6 unb nad^l^er I)oirtpropft bafclbfi, in fpdtern 
3al^ren auc^ mit »^utten in freunbfd^aftßc^er SBcvbinbung. 
Db aber biefe f(i^on bamatö jtd^ gefnfi))ft l^atte, ift befn^egen 
jtt)cifcl^aft, tt)cil in einer Plegie an6 bem 3a^r 1510, in 
meldtet «^utten feine SRufe Ul ben il^m befannten ^uma^ 
nipen bie dtunbe machen i&^t^), be6 ©rafen »on 5Ruenar 
feine Smdlfnung gefc^iel^t @o {^aben n)ir an ben (Sngldnber 
dtid^arb (Storni, ber je^rt 3al^re fpäter in Seipjig bie griec^if(^e 
Literatur emporbraci^tc, au^ biefer legten 3^it Jtt)ei ©riefe t)on 
Butten, bie ein 'otxttauM SSerl^dltni^ t>orau^fe^en, n)äf)renb 
»ir an6 ben 33riefen ber 3)unfelm4nner tt)iffen, baf Srccud 
ftc^ frul^er in €o(n aufgehalten l^atte^): ob jebo^l )u gleicher 
3eit mit il^utten, ifl ni(^t ju entf(i^eiben. SRit befonberer 
ßörtlid^feit gebenft biefer in ber eben angeführten Stegie be^ 
Ulrich gabriciu^ aud Soblenj, ben i^m, ald er jene ®egen^ 
ben burd^wanbert, bie freunbßc^e. ^affaö jum ©tubiengenof^ 
fen gegeben ^obe, ?trbeit unb JRaft, ja ba^ ganje £eben fei 
il^nen gemeinfc^aftlic^ gewefen; enblid^ l^abe bad ©(^irffal, 
feinen ©tubien feinbfelig, jie getrennt. SWit biefem I)at nun 
^utten ol^ne ^toti^d, mnn audi bie 99efanntf(i^aft in 6c^ 
Meng fic^ angefponnen ^aben foBte, fofort in (&Hn jhibirt* 
®r war ein pl^tlologifc^ gebilbetcr 3urtfl, ber fpdter feine 
©teile am Äurtrierfd^en «&ofe befonbere aud) jur Sfuffpürung 
verborgener ^anbfci&riften »on gfaffifern unb Äirc^envdtem 
ju benuften tt)uf te. ') 

Die SSermutl^ung liegt na^e, baf bie Sßanberung ben 
ail^ein l^inauf, tt)elc^e in bem genannten ©ebic^te ;&utten fei^ 



1) ^ie fd^on mti)tmcd^ angeful^rte unb nixi^ dfter an§ufu]^renbe 
10. @U9ie M 2. IBuc^d ber Duereleit. 

2) Epist. obsc. viror. II, im Carmen rithmicale M M. Schlauraff. 

3) Querel. a. a. D., v. 189 fg. «nb SWo^nife, 6. 497 fg. 



32 I- ^u(^. H. StapM. 

ncr elegift^en SWufe a(6 3^^eU einer Äunbreife in Deutfd)^ 
lanb »orfd^reibt *), er felbft um biefe 3«^ ^^n 6öln au^ ge^ 
mad^t l^abe. Ob er jeboc^ üUe JDieienigen, bei »eichen er 
feine ©egie anflopfen l&etft, um fie jum SSeiftanb für fic^ 
aufjurufen, fd^on bamal« perfönti(i^ fennen flelernt l^abc^), 
ob er nid)t bei äRanc^en nur auf ben allgemeinen 9(nt]^ei( 
red^ne, ben fte al^ ^umanifien an i^m nehmen müßten, 
fd^eint und nod^ fel^r bem 3w>eife( untertoorfen* gür fidler 
{galten tt)ir eine, fd^on ^or ber «bfaffung jener (SIegic (lölO), 
mitl^in »al^rfc^einlid^ in jener 3^* ««f «J«^ 9i^if« 9^f<^I^ff«^w, 
perf6nli(^e ©efanntfc^aft nur ba, tt)o ^utten einer fofc^^n 
auöbrüdEIid^ gebeult 

!Die erjie ©tation auf jener mutl^maflic^n JR^einreife, 
Soblenj, bie ig^eimat bed gabridud, jft fd^on er^äl^nt. 3n 
SRainj toerben bie beiben @refemunbe al6 äuriflen unb $oe^ 
ten genannt, aber nic^t, ti)ie fofort bei SBimpl^eling, perfon^ 
lid^e aSerbinbung angebeutet, ^nn&ii^ bei ©peier, i^ei^t e^ 
t)on biefem Septem, bett)obne er, mit SBenigem jufrieben, ein 
enge6 ^au6. 9lur um .i^eilige^ bemül^e er {tc^; %((e6, n>a6 
er fc^rcibe, fei erfprie^tic^; »iel t^erbanfe il^m bie beutfd^e 3u* 
genb, au« ber er immer SKanc^e burc^ feine ©elel^rfomfeit 
an ji(^ giel)e; aud^ il^m felbfi, ^utten, l^aben feine (Srmal)^ 
nungen oft genvfet. 2)abei fönnte man freiließ moglic^er^ 
weife aiid^ an SSelel^rung burd^ feine ©d^riften ober burd^ 
Sriefe beuten: boc^ möchte bie ©d^ilberung feiner SGBol^nung 
für eigene Sfnfc^auung fpred^en. @ben um bie ^tit, in ber 
^utten il^n fennen gelernt l^aben mag, gab SBimptieKng ju 
einem Streite SSeranlaffung , ber ein Sorfpiel bed SReucfclini* 
fd^en ^anbeW toerben foBte. 3n einer um ba6 Sal^r 1505 



1) V. 189-218 (ober 228). 

2) fBie moffnitt »ermutiget, ^uttcn'd Sugenblcbcn, <S. LXXVI, 
5(nm. 



aieifen uitb IBcfanntfc^aften. '33 

^erou^gcgebene ©d^rfft ftelüc er, ber felbfi nid^t o^ne 9Sot^ 
liebe für ba« ©nfteblerleben mx, bie ©dfte auf, ia$ bie 
SSJei^^ett nic^t an ber Äutte l^afte , bafi ed auc^ im »eWic^en 
Stanbe t>erbtente ©efel^rte gegeben \)aic, ia bie gefel^rtefien 
Ideologen felbfl nic^t 3»6nc^e, fonbern aBeltgeifitlidje gewefeii 
feien, tt)ie in^befonbere ber ^. SJuguftin mit Unrcd^t |u ben 
Sremiten ob« 3W6tt(^en gerechnet tt)erbe, 2)aö nal^men bie 
SRönc^e, t>or Sitten bie Slugufiitter, gewaltig fibel, fte fcf^rieben 
gegen SBimpl^elmg unb ^erHagten i^n beim 5ßapfie» €r t)er* 
t^eibigte ^d), unb, tt>ie baö gel^t, nun bewies er fc^on, baf 
bie Sieben an bie ©infiebler, auf tt)el(l^e feine @egner ftd) 
l^aui)tf(l(^li(^ beriefen, gar nic^t ^on Stugufiin feien. Doc^ 
»enbete er fld^ jugleic^ mit unbebingter Untertt)erfung an ben 
5Pa^)|i Sultui^ IL, unb mit ^ülfe bebeutenber gürfprec^er, tt>ie 
gonrab 5ßeutinger u. ä., gelang e6 , bie SBorlabung nad) JRom 
ju liintertrefben. *) 

3n berfelben ©egenb, ffttirt il^utten in jenem ^)octifc^en 
SBegtt)eifer fort, ^alte jic^ aud^ SBoIfgang ?(ngfl auf, ber 
einfl ber ©einige gewefen fei, b. 1^. mit bem er i)amafö, ober 
bei einer anbern ©elegen^eit t>or bem 3, 1510, greunbfc^aft 
gefc^Ioffen l^abe. I)ie ®riefe ber 3)unfelmdnner fül^ren il^n 
in ^agenau (ben aS}im})I)rting in ©c^Iettftabt) auf, wo er in ber 
Drurferei beö Z\)oma^ Sfnö^elm, wie fpätet bei ©df^effer in 
SKoinj, ba« ©efc^dft eined gorrector^ beforgt ju I)aben fd^eint; 
ein geleierter unb wi^iger SRann, ber aud^ mit Sra6mu^ in 
SSerbinbung fianb. ^) Db ^utten ben SBerfaffer be^ 9Jarren^ 
fc^iffd, ©ebaftian »rant in Strasburg, beffen ber SBegweifer 



1) @. erwarb, @efc^. bed aBieberaufblü^cnd tt)iff. S3i(bung ic. 
I, 428 fg. ®gi. au^ Epist. obsc. viror. II, Jo. de Schwinfordk 
0. Gratio. 

2) ©gl. Epist. obsc. viror. II, Carmen rithmicale etc. f0tt>f)niU, 
«litten'« Ätagen, @. 517 fg. wnb ben 5Ittifet: «ngfl, in (Srfc^ unb (Btu-^ 
Uli SCttg. (Jnc^flop. 

@trauf , J&utten. I. 3 



34 !• ®u(^. U. StapiUL 

ferner gebenft, bamal« perfönlid^ fennen gelernt l^at, ifl tt>ie^ 
ber jweifel^aft; noc^ tt)enifler tragen tt>ir e^, biefent weiter 
(anbeinttxirtö nad^ Stuttgart nnb JEübingen ju Sodann fRtuii^ 
lin unb ^einric^ S3ebel ju folgen; fonbem wir teuren mit 
i^m nac^ (Sötn jururf, tt>o übrigen^ feinet SIeiben« nic^t 
met)r lange fein foUte* 

9fhir Sine grage bringt jic^ noA auf, et^e wir mit i^m 
weiter jiel^en: wol>er namlic^ ^utten wdl^renb feiner afabe^ 
mifc^en 3al)re bie 3WitteI ju feinem Untert)alte genommen 
habe? Seit feiner gluckt au6 gulba ^atte ber 98ater bie 
^anb »on il^m abgezogen. De^ ©ol^ne« eigenwilliger ©d^ritt 
burd^freujte bie Sebenöplane, bie er für benfelben entworfen 
l^atte, unb fe^te i^n , bei ber tjielidl^rigen SBerbinbung ber ga^ 
milie mit ber Slbtei, in a3erlegenl)eit. SBir wiffen au^ nid^t, 
ob er ben Sfufentl^alt be6 ©ol^ne^ fogkic^ erful^r; »ieKei^lt 
l^ielt e^ biefer, um nic^t mit ©ewalt jurürfgel^olt ju werben, 
für gerat^en, ^df eine ^tit fang »erborgen ju l>alten. !Der 
SBater aber backte i^n am wirffamften jur 9lucffe^r ju nötl^i^ 
gen, wenn er i^n ol^ne Unterftufeung lief. SBenn VLlxidf 
^utten ^p&tn an feinen Vettern, growin unb Subwig, We 
greigebigfeit rul^mte, mit weld&er fie feine ©tubien unterfiu^t 
l^aben *), fo l^atten fte bieju f(^on bamaW alle SSeranlaffung. 

(S^ iji eine annei^mbore SBermutl^ung t>erf(^iebener 95io^ 
grgp^en unfereö JRitter^ ^), baf bie Vertreibung be« JRI^agiu^ 
Slefticam^Jianu^ auö (Söln i^n (wie auc^ 6rotu6) »eranlaf t l)abe, 
biefe Unioerjität ju \)erlaffen, unb bem t>ere^rten Seigrer 
na(i^jujiel)en. 2)iefen ftnben wir im Slpril 1506 ju granf^ 
fürt a. b. D. bei ber (Sinwei^ung ber Uni^erfttdt gegenwär^ 
tig, an ber i^m ein Se^rjiul^l übertragen war. 3)af nun 



1) Epist. ad Marquard. de Hatstein, Opp. ed. M. II, 15 fg. Ad 
Eytelvolphum de Lapide, öor bem Panegyr. Opp. II, 275. 

2) ©1« «urdO^arb'^ III, 22; SWc^nife^^ @. LXXV fg. 



SBanbening naäf (Srfurt. 35 

glitten nic^t unmittelbar »oti Söln au^ eben bal)in ging, 

fonbetn t>or{|er einen tdngetn Slufentl^alt in Erfurt madiU 

(wenn wir biefen, nii^t »or ben gu 6oln fe$en, nnb ben fpd^ 

tern Erfurter Sfufent^alt al^ einen furgen SJefuc^ betrachten 

motten), fonnte mon »erfuc^^weife barau« etfWren, baf.tjiel^ 

Uiäit jtt)if(f)en ber Vertreibung be^ 9l^agitt^ au« Söln unb 

ber Eröffnung ber granffnrter llnit>erjit(it ein 3^itraum inne 

tag, lang genug, um ^utten bie 95enu$ung ber ©rfurter 

^oc^fc^ule tt)äl)renb beffetben möglich ju maxien. SBeld^en 

Seg ^utten t)on Solu nac^ @rfurt genommen, »ijfen n>ir 

nid^t} möglich wäre e« freilid^, baß er burd) ba« SÄunfiet^ 

lonb gercifi wäre unb bei biefer ©etegenl^eit einen !£]^eil ber 

literarifd^en »efanntfc^aften gemad^t ^dtte, bie er fpäter ba 

gehabt I)at *): boc^ läßt fic^, bei bem SÄangel beftimmter 9?a(f>^ 

richten, l>teruber nic^t« fefifeften, 

3)ie im Slnfange be« 15, 3al>r^unbert« gefüftete Grfur^ 
ter Uni^erfttät genoß bt« in ben Einfang be« folgenben l^in^ 
ein eine« anfeilen« in !Deutf(^lattb, baß, wie Sutl^er ftc^ ein^^ 
mal au^brürfte, alle anbern bagegen al6 Keine ©(i^ü^enfd^ulen 
galten. Die erften gei^n 3at)re beö 16. Sal^rl^unbert« waren 
bie legten tbrer Slutl^e, welcher fijfort ber 8lu0bru(^ bürgere 
lieber Unrul^en in ber ©tabt für immer ein Snbe madite. 
Unter ben ©rfurter ^rofefforen l^atten 3obocu« Jlrutt>etter unb 
©artbolomäuö Ufingen aU I)ialeftifer im alten ©t^le JRuf} 
atö ,!^umanifi war 3Waternu6 pftori« t)on 9Serbienfi*): für 
Jputten'« (Sntwirflung jebod^ war (5rotu0, ber feine freunb^ 
fci^aftlic^e 8e^rtt)ätigfeit l^ier fortfeftte, waren ein talentvoller 
SRitfd^üler unb ein l)OC^gebilbeter 5|3rit>atgelel)rter, bereu Se^ 
fanntfc^aft er mad^te, wichtiger al6 alle ^rofefforen. 



1) Sie mof)niU »crmut^et, @. LXXVI fg. 

2) ®0l. übet i>ie Erfurter 33er^(tniffe Sürgeti«, fiut^er »on feiner 
©ebnrt Ue aum OCblafflreite (Seipjig 1846), I, 319 fg. 355 fg. 

3* 



36 l S3ttt^' n. Stapiitl 

Sid^t lange t)ot ^uttcn, ju Anfang bed Safered 1505 i), 
n>at aud granfenberg in .Reffen, xoo er ben Unterricht bed 
3afob ^orWu6 genoffen l^atte^ ber ITjd^rige ©oban ^effe 
nad^ (grfurt gefommen, unb mit i^m fd^fof nun ^utten bie 
jtioeite jener afabemifc^en Sugenbfreunbfcfeaften, weld^e, gfeid^ 
ber mit ßrotud, ifen burcl^ bad Seben begleiten foUte. SBenn 
(Srotuö ^or ^utten etn>a a(^t 8eben6iat)re ^oraudfeatte, fo 
war ©oban in bemfelben Safere mit ifem, nur brei STOonate 
früfeer, ju SBocfenborf in Reffen geboren» *) Sein 93ater xoax 
ein 3)ienftmann bed benacfebarten Älofierd ^aina, beffen 9la^ 
men nicfet fefiftefet, ber aber bem ©ofene, t)on einem in ber 
Umgegenb t)ereferten t!^eiligen, ben SBornamen (?oban fcfeöpftc. 
S)iefem fe^te ber ©ofen in ber golge ftatt bed ©efcfeledfet«^- 
namend ben ^eimatfenamen Hessus nacfe, unb mit Sejug fo^ 
tt)ofeI auf ben ©onntag, an bem er geboren, atö auf ben Sonnen* 
unb !l)i(fetergott, beffen 3)iener er war, ben Flamen Melius t)oran. 
©cfeon in bem Änaben featte ftcfe ba« 2)icfetertalent in bejeiefenenber 
SBeife angefiinbigt. Sltö einft ^orlctuö ifem unb einigen beffern 
©(feülem bie Slufgabe geftellt featte, ben S^ert aud bem @»an^ 
gelium 3ofeannid: Ego sum lux mundi, qui sequitur me, non 
ambulat in tenebris — in Iateinif(feen SBerfen »ieberjugeben, 
bemerfte ber junge (Soban fogIei(fe in ben legten SBorten 
ben fealben 5ßentameter, unb bracfete in furjer grift eine fo 



1) 2)ic§ qtfjt au« ber 2)ebication feiner <Bä}xift De laudibus et 
praecon. Gymnasii Erphord. vom 5. 1507 l^erwor, »o doban fagt, er 
fei, ben laufenben eingered^net , fc^on brei (Sommer unb jtoei SEBinter in 
Erfurt getoefen, todl^renb er fid^ gugleici^ politioris literaturae tirun- 
culum nondum quadrilustrem nennt. @onfl »t;(. Joach. Camerarii 
Narratio de Eobano Hesso (Norimbergae 1553); !&ofjtuei, ^eliuö do: 
Bau *effe unb feine Beitgenoffen (®oti}a 1797) j aj^o^nife, ©. 399 fg. 
erwarb, II, 287 fg. 

2) ^at)tx nannte er ftd^ bi^toeiren Tragocomensis. 9Benn er fid^ 
anbere mate Francobergius f(i^rieb, fo toar bieg, toie toenn Ortuinus 
Gratius Daventriensis ^ief, öon bem DxU ber @ci^ulH(bung. 



Qohan $effe ^utten*^ greunb. 37 

Wn)iingt)one Umfd^reibung be6 ZexU& ju ©taube, baf ber 

?e^rer erpauntc unb t>on ba an bic größten Hoffnungen t)on 

bem ©(l^üfer faßte. I)iefer fd^rieb nun immerju unb quälte 

ben «el^rer unb «nbere mit ber 3umutI)Uttg, i^m feine 

aSerfe ju conigiren. SJud^ in Erfurt machte jic^ ©oban bolb 

burc^ gelungene 3)i(^tungen befannt: befc^rieb bie Stu^wan^ 

berung ber ©tubenten au^ Slnfaf ber 5ßefl be^ Sal^rcd 1505 0, 

einen ©tubentencrawatt be6 3al^re« 1506 *), fang ba6 iob 

ber (grfurtcr Univerfität ^, unb t)erfu(^te ftd^ nad^einanber in 

Sb^Hen, ^eroiben, epifc^en, elegifd^en unb I^rifd^en Oebid^ten 

aller 8lrt.*) ©d^on bantate fagtc Srotu^ »on tt)m, er fei 

an 3a^ren ein Änabe, an bid^terifc^er Äunft ein @rei6*)} 

ber e^rwfirbigc a)iutian rief i^m ben 95er6 ju, ber bem @o^ 

bau lebendlänglid^ tt)ie ein Drafel tl^euer Wieb: 

^efflfd^er StmU, ber @to(j »Irfl bu bcd ^eiligen Duett« ^), 

unb in Äurjem galt er nid^t aCein in 2)eutfc^Ianb, fonbern 
auc^ im Slu6lanbe, ftir ben erfien neuern 2)ic^ter. SBenn 



1) @. oben (S. 25 ^nm. 2. 

2) De pungna [sie] Studentum Erphordiensium cum quibus- 
dam conjuratis nebulonibus Eobani Hessi Francobergii Carmen. 
Expressum in alma Universitate Erphordiensi typis Yuolfii Sturmer 
ao. 1506. ^ier am Stnfang ber ©rjä^tung ber S3er«: Baccho indul- 
gebant consueto more Studentes. 

3) De laudib. et praeconiis . . . Gymnasii litteratorii apud Er- 
phordiam Eobani Hessi Francobergii, ejusdem litterariae commani- 
pulationis alumnuli, Juvenis Ephebi Carmen, succisivis horis de- 
ductum. 9(m @nbe: Formatum Typico Charactere Erphordie apud 
Magistros Yuolphii Sturmer diligentia. Anno Cbristi M. D. YII. 

4) @. bic ©ammtung: Hei. Eobani Hessi Operum farragines 
duae, (Halae Suev. 1539, oud^ Francof. 15G4). 

5) Qui puer est annis, carminisarte senex. ^or bem Carmen 
de laud. 

6) Hesse puer , sacri gloria fontis eris. Camerar. Narr, de Eob. 
B 5**. Später toünfd^te doban nur, t^a^ aWutian je^t »on if)m fagen 
mod^te: Hesse vir, aeternae nomina laudis habes. Tentzelii Suppl. 
I, 2, 69. 

7) SRutian nennt t^n Epist. 393 summum aetatis nostrae et 



38 I. ®u«^. n. Kapitel 

bfe l^umanifüfd^ erneuerte gatinität in (Sra^mud i^ten ^vo^ 
faifien ^enjorgebrad^t l&atte, fo ^atte jtc nun in (Soban i^ren 
5ßoeten. SBar Sener ber moberne Sicero, fo ttoar 3)iefer SSir^ 
git unb Ot)ib. !D{e (entere 9SergIei(l^ung ift in fofern nic^t 
Mod 5ß^rafe, aW Soban mit bicfent SRomer bie Seid^tlgfeit 
gentein ^at, bie 93erfe nur fo l^injufd^ütten 5 tt>e^tt)egen »on 
i^m gefagt »urbe, er fei ber einjige 5Poet, ber feine SSerfe 
jugleic^ mad^e unb fd^reibe. ©oban tt)ar aber nid^t bloö ein 
glürflid^er Did^ter, fonbern aud^ ein fleifiger unb tüchtiger 
©etel^rter: feine 93orIefungen an ben ^o(^fdl)uIen ju ßrfurt 
unb fpdter ju Harburg, wie in ber ßwifc^enjeit feine 8et)r^ 
tl^atigleit an bem 9Jürnberger ®vmnafiuni; würben l^oc^ge- 
fd^dftt; t>on 3ol^. gange unb 3bad&im ganterariu^ lernte 
er ©ried^ifc^, unb überfe^te in ber golge ben S^lb^oWt 
unb bie 3Iia6 in tateinifd^e ^eranteter, wie auf Sutl^er'ö 
unb a)ielan(^tl^on'6 eintreiben bie ^fatmen in (ateinifc^e 
3)ifii(^en. 

Dabei n>ar Soban ein SWenfd^ »on ber feltenften ®ut* 
l^erjigfeit. ©n großer, fd^öner, tt)oI)fgebauter 5Wann, mit 
prächtigem SBart unb martialifd^em @eficf^töau6bru(f (aibrec^t 
2)äter pPegte ju fagen, xotnn er il)n nic^t Wnnte, unb ein 
S9itb t>on ibm ju fe^en beWme, tt>urbe er e6 für ba^ eine^ 
Äriegdmanne^ l^alten) ein au^gejeic^neter geexter, S^änjer, 
®c^tt)immet unb feiber audb S^rinfer, Äunfie, ju bereu Sfud- 
bitbung ein mel^ridl&riger 8fufentbalt an bem ^ofe be6 99i^ 



quasi divinum poetam; Ep. 463 fagt er, doctissimus quisque 6er- 
manorum erfeniie ifjm lauream primam, imo, quod majus est, Chri- 
dtianorum poetarum palmam et praestantiae coronam gu; er fei ein 
Xibuii unb D))ib, ja ntel^r aU ®eibe; hunc tuum Yirgilium dicito, 
fd^reibt er Ep. 464 an ben 5tbt ^ermann t»on gulba. Unb (SoBan felbft 
fd^reibt nait> an ^amerar: Ex Anglia mihi scribitur, ibi quoque me 
haberi poetam ho mm temporum summum. Sß^l. Erasmi Epp. üom 
18. a^ai 1519 (nic^ft 18) unb bef. »om 19. Oct. 1519. 



(Sohan ^effe. 39 

f(^of^ ^iob ju 9ltcfcnburg an bcr SBetti^fel tf)m bic bcflc ®e^ 
(egenl^cit geboten i)attt, tt)ar er att>at rafd^ unb berb, aber 
argtod tt>te ein Äinb. Slid^t^ tt>ar itjta mtt)x jumiber, aW 
SSerHeinerung Slnbeter, unb er bnibete ntc^t, baß in feiner 
®egentt>art ^on 8lbtt>efenben nbel gef))ro(^en tt>urbe. 8ifi 
unb felbji aSorftc^t tt>aren itjm fremb; boj)pe(t tt>el^ tl^at ed 
i^m bal^er, wenn er fic^^ »aö ^Äupg ^orfam, jum 93efien 
gel^alten fal^. 93ei fpdrUc^em ©nfommen, tioac^fenber ^amU 
Ue (tt>ir greifen f)ier ber 3^it ^or) unb feiner poetifd^en Sorg* 
lojtgfeit für alke Oefonomifc^e; ging e« it)ni fiet^ fnapp, 
btdtoeilen tt)irflid^ efenb; aber nie »erfor er«ben beitem 8e^ 
ben^mut^. Patientia ! pflegte er ftc^ bei »ibrigen ©egegniffen 
jujunifen. SÄit einer grau, t)or ber feine greunbe i^n ge^ 
toatnt, bie xijm feine 9Äitgift, nic^t einmal biejenige, tioeld^e 
er am fügfic^ften ertt^arten fonnte, bagegen einen unleiblid&en 
®(^tt)iegert>ater unb (ieberlic^e Schwäger angebracht ^atte *), 
lebte er balb ganj fciMi^ unb t)ergnug[i(^» *) 



1) ffflvdian Epist. 422 fagt von i^t: dicitur esse praeflorata et iaops 
maleque dotata. Unb (Srotud fci^rteb fogat: si tria fulmina in manu 
haberem, primum excuterem in uxorem Eobani, nasutam et defor- 
mem: secundum in sectam Hochstratiana m: tertium mihi in usum 
aliquem necessariam reservarem. Mutiani Ep. 470. 

2) JDa« (Spigramm M 3aco6 miOfliuS, Sylvar. IV, 330. Epita- 
phium Annae et Hedingis, conjugum Eobani Hessi, toonaäi er {wei 
grauen, a(fo mit ber, bie il^n nberCebt f}at, na(i^einanber beren brei ge^ 
l^abt l^ätte, fleftt, auf unfern ®oban bejogen, nic^t blöd mit bem @titt^ 
f(i^tt>eigen über bergletci^en ^obeefdtte unb W&t^^tl in feinen gal^ßeic^en 
Briefen, fonbern auäf mit ber ^arfleUung (Samerar'tf, ja M SRict^H 
fetbil in bem (g^)icebion auf (Soban (üor beffen Epistolae familiäres) 
in entfcifiebenem 3öiberf>)ru(i^. JDaö (S^igramm muf eine falfd^e Ueber^ 
f(^rift l^aben. l8ieUei<i^t n^ar eine 9lamendä]^nli(^fett ^eranlaffung : ti 
gab fortot J&effe, bie nici^t ©obane, aU (Sobanc, bie niäft J&effe toaren. 
SKoglicif aber »ar eine fol(i^e ©ertoeci^dlung, ba bie Sammlung ber Syl- 
vae erfi naci^ 2Kici?ttd XoU hnxäf feinen @o^n jum Xf^tii au« »ertoor^ 
renen $a|)ieren be« oäterlici^en 9lad^(a|fed rebigirt »orben tjl. 



40 I. »udy. II. Stapiitl 

aaStr l)aben jal^lreid^e ©riefe »on @oban *), tt[)el(^e gu ten 
9emfit[)[i(i^fien, l^erj* unb tenH)eramenbottftett flef)ören, We aud 
jener 3«^ übrig ftnb. ®anj ©riefe, bnrc^au^ ))erfdnlic^, 
ni^i^ ©tuWrted, SfHeö ©timmung unb ©ngebnng be^ Slu^ 
genblirf^. Darunter eine SÄenge ^eiUi an g^eunbe, We im 
gleichen Drte tiool^nen, @in(abungen )um SBaben, jttm äRittag^ 
ejfen um 10, jum 3lbenbeffen um 4 U^r auf ein paax 5if<^e 
mit ÄnoMaud^, ein ©türf Sßilbpret, ba^ er gefd^enft befom^ 
men, gewurjt burd^ ein f^eitere^ ®ef^>räcl^. (So fommt »or, 
baf er einen ^Jreunb jugteid^ aW ®afl jum Sjfen unb um 
ein Darie^en t)on 2 gl. bittet, ^a (Soban ba^ S3ier aW ein 
fd^äblid^eö ©ebräu fd^eute, fo l|ieft er jtd) befio meljr an ben 
SBein. Sltd^tö ermunterte il^n fo fel)r jum gortfa^ren in bem 
frommen SSSerfe feiner ^falmenüberfeftung, a(ö ba^ fein @r^ 
furter 3Räcenaö, ber reid^e SIrjt unb S5ergtt)erfbeft6er @eorg 
©turj, itjm jebeömal einen Ärug Sffiein tjorfe^te, fo oft er il^m 
eine neue Stummer brad^te. Oft erbittet er ftc^ t)on biefem 
auc^ ettoaö tjon feinem 3Bermutf)tt)ein, um nac^ bem gefirigen 
JRaufc^e fein foniglic^eö S^anpt tt>ieber in ben ©taub ju fe^en. 
!I)enn auö ?tntaß einer ^eu^erung 3leuc^lin'^, ber fein Hessus 
burdb foovjv, b. 1^. Äönig, gebeutet l^atte, l)ie^ er nun im ^eife 
feiner ^eunbe Rex, unb mit biefem Äönigömautel tt)eif er 
ftd^ fortan in feinen ©riefen aufö !I)roUigfle ju bra^>iren. 
6r gebietet ben greunben alö Äönig, warnt fte mögen if)n 
nic^t notl^igen, ben SS^rannen l^erau^jufef^ren, grfi^t t)on feiner 



1) 3ueiil naüj @oban'^ %oht f}at fein grcunb/ 3b6. JDraco, eine 
Sammlung fetner Epistolae familiäres in 12 SBüci^em {Sitaxbux^, bei ^ge:: 
nolf 1543) ^erouÄgegeben ; bann (Samerariud nad^ einanber, toie er bie QJriefe 
lieber auffanb ober »on ^efannten erhielt, oier <Sammlungen ^obanifd^er 
unb anberer jeitgcnijfjifcifter »riefe, bie erfien in 3}erbinbung mit feiner 
Narratio de Eobano Hesso (Norimb. 1553), bann ai^ LibeUus alter, 
tertius unb novus, Epistolas etc. continens (Lips. 1557, 1561, 1568) 
etfd^cinen laffcn. 



@oban <&effe. 41 

Äomgin, bericf^tet »on ben ^rinjen (reguli), batirt feine ©riefe 

au^ ber armen tÄönigdburg, »erlangt eine Salbe für feine 

föntglic^e 9lafe, bie ber SBein tttoa^ rotl) gu färben ange^^ 

fangen ijattt. SBenn er bann aber für einen greunb, einen 

Siotbleibenben ftc^ tjermnbet, fo ftnb feine ©riefe \)oU bed 

t^ctlne^menbften ©ferd; ein ©(^reiben t)on i^m an Sleud^lin 

atl^met bie el^rlic^fie ©eftnnung ber aSere{)rung unb Siebe; an 

Sutlier nnb feiner ©ac^e me an <^utten bing er febenöWng^. 

li<^ mit ber reinfien 93egeijierung. 3n feiner ^octifd^en M^ 

nigdroUe f)atte ftc^ Soban einen i&ergog (dux) beigefeilt, in 

ber 5ßerfon beö $eter Sberbac^, eine^ Utpetliii fcf^rndd^lid^en, 

aber geifltootten unb liebenöwürbigen jungen Sölanneö, »eiliger, 

ber ©ol^n eine^ Sr^rter Sir jte«, . bafelbfi bie Äed^tögelel^rfam* 

feit, mit aSorliebe iebod^ bie fc^önen SBiffenfc^aften, fiubirte, 

fpdter 3talien bereiste unb in bem X^üringifcf^en ^umani^ 

jienf reife eine auögejeic^nete Stellung einnal^m. ^) 



1) ®. (Sii)ath, 11, 286 fg. 3n ©ctrcff dohan'i fonn \d^ ^ier un« 
ttiöglid^ eine literatifc^e SWigl^dnblung ungerngt kffen, bie in unfern Xa^ 
gen an i^m »erübt »orben iji. 3n 2)ein]^arbfieiu'« @(i^aufpiel $anö 
<Ba^e tritt aii («ebenbul^ler be« Dlnrnberger SÄeifierfdngerö iin tiiUx 
@e(f unb-elenber $oct «uf, unb biefer Zxop^ l^eißt @oban ^effe. 3t©ar. 
»irb er aU xciäjtv Slugöburger ^atricier U^tiäfutt, eine ofonomifc^e »ic 
gefeöfii^aftlici^e Stellung, »on iteld^er ber l^iflorifci^e ®oban »cit entfernt 
war: aber »er toeif »on biefen näl^ern UmfiänbenV di ifl einmal @oban 
«&effc ber ?Joct, ber aU eine Idd^erlid^e unb oeräd^ttid^e gigur aufgefü^irt 
toirb. 9(uf 33or»urfe l^in, bie il^m fc^on frill^er barüber gemad^t Sorben 
^tt fein fd^einen, i^at iDeinl^arbflein in einer neuen 9(uf[age feine« ^rama • 
au€ @oban «geffe einen @oban SRunge qtmattit SCCfein, wie ed ju gelten 
pftQt, Wenn man eine Untl^at gut matten ißiU, bag ed fd^on ju f|)ät i% 
So ging ed aud^ l^ier. $ereit< l^atte ber wadfere !Bor|ing, bem eine ge« 
nauere jtenntui^ ber gefd^ic^tiic^en iiBer^ältniffe nid^t jujumutl^en War, 
auf ^ein^arbflein'^ Verantwortung in feiner gieid^namigen €)pix bem 
doban ^cffe bie gleiche Idd^erlid^e [Rotte ^uget^eilt. (Sei ed Unwiffenl^eit 
ober gal^rldffigf eit: ber bramatifci^e ^id^ter geigt fld^ unwert)^ feinet l^ol^en 
^erufd, wenn er einen ber trefiic^ften äftäimer unferer QSorgeit bem Uf 
benben ©efd^Iec^te aU (Saricatur »or ^ugen fleUt. 



42 I ^ttc^. n* Stapittl 

2>er cigcntlictc »^crtfi^er in Wefem Äreife jebod^ toar 
nic&t @oban, er n)ar überl^au^t nid^t in Erfurt fe(bfl ju ftn^ 
bcn, fonbcm in bem brei ÜÄeilcn bat)on entfernten @ot^a, in 
ber 5ßerfon bed fc^on öfterd ertöd^nten SÄutian. (Sonrab 
üRubt ober SWutl^, ber fx^ aW Matianus latinijtrte unb t)on 
feinen rotl^lic^en »paaren ftc^ nod^ ben 93einamen Rufus anlegte, 
Yoax ettt>a nm 1472 ju ^omburg in Reffen geboren, too 
fein aSater, einem ebefn ©efc^Ied^te angel^örig, ein obrigfeitli^ 
(^ed ^mt beHdbete. 9ucf| er tt>ar au^ ber ®(^u(e bed 9((ejranber 
»^egiuö in !Deöenter, ber frud^tbarflen ,§nmani|ien^)flanjf(^ule 
jener S^age, l^er »orgegangen, nnb l^atte fx^ bann fiblid^ermaflen 
jnr SBeiterbilbnng unb jum ©tubium ber JReci^tdwiffenfii^aft 
nac^ 3talien begeben. 3urudfgefe^rt, biente er eine ^txt lang 
am l^efflfd^en i^ofe, too fein S3ruber baö Äanjieramt üermaU 
tete. »alb ieboc^ würbe er beö ^of^ nnb @efcf|4ft«Iebend 
fiberbrüfjig: ein jweiter ©ruber t)on i^m war erjbifc^dfli(^ 
ÜÄainjifcf^er Äiic^enmeifter ju @rfurt, ber üerfd^affle i^m burc^ 
feine SSerwenbung ein Sanonicat in ®ot^a. ^ier lebte er 
feit 1503 *) in wijfenfd^aftfid^er ÜRu^e, in ber er ftc^ fortan 
burd^ feinen nod^ fo lodenben Slntrag mel&r fiören lie^. ©ein 
neuer Sanbe^l^err griebrid^ ber 933eife lernte i^n fennen unb 
f(^d^en. SRutian'd @m)>fel^lung brad^te ben jungen ®))alatin 
an bie wichtige ©teile be^ ©rjiel^er^ für ben Äurprinjen 
3ol^ann griebrid^. ^olitifd^e SSerbrec^er, bie l^ingerid^tet wer^ 
ben follten, würben auf feine SSerwenbung i^in begnabigt. 



1) Epist. 313, bct gtoar ol^nc Saturn, bod^ ben »orange^ienbcn unb 
naci^folgenben S3riefen na«^ toal^rfci^einlid^ aue bem 3. 1514 tfi, bejeid^net 
er ff(^ aU 42jä^rid. 

2) 3n einem tiefer utiteti anjitfü^renben ©riefe an 8riebri(i^ ben 
Sßeifen aui bem 3a)^re 1525 fagt er, baS er nunmel^r 22 3al^re in ©otl^a 
lebe, nnb ein SBrtef !D>{ntian'< t>or ber ®(^rtft Goncordia Guratorum: 
Fratrum mendicantium (in ©dcfing'tf Sammlung) , (fl no(i^ batirt Ex 
Bononia Kai. Jun. Anno Ghristi MGGGGGij. 



SRuttanud fftufui. 43 

®efc^cnttt)ürfe legte man \i)m jur Begutachtung t)or. 8tfö Me 
anfe^ntfd^e ©tette eineö ?Jropfleö an ber StßerbeiHgenfirc^e ju 
SBittenberg burcfi Henning ®6be'd 3;ob erlebigt toax, Hef ber 
Äurfürfl pe bem SWutian anbieten. aRutian empfat^f ben 
3ufiu6 3ona6, unb ber erl^ielt bie ©teile, ^öc^fiend eine 
Heine 5ßfrönbe, bie fl^m fein ©efc^äft ntad&te, nal^m er noc^ 
an, um @elb ju 93üc^eranfdufen ju getvinnen. !Denn Damit 
unb mit literarifc^er ©aftfreunbfc^aft ging fein mafiged (Sin< 
fommen auf. ^) @d war bie ^tit, tt)o bie gebrucften 3tuöga^ 
ben ber (ateinifd^en unb griec^ifd^en Slaffifer eben erft anpn^ 
gen, bei SKbu^ in SBenebig unb fonfl in Italien ju erfc^einen 
unb nod^ jiemlid^ tl^euer tt>aren: SKutian xoax bei SBeitem 
nic^t im (Staube, flc^ SWed, tt^ad er tt>ünf(^te, felbfi anju^ 
fc^afen; feine greunbe, t)or Slffem ber gifierjienfer ^einric^ 
Urban, Verwalter be^ ©eorgent^aler i^ofd in Srfurt, ti^eilten 
\i)m t)on i^ren ©nfaufen mit ?ltö er einfi burc^ einen folc^en 
"Sreunb (Sicero, ßucrej, Surtiu^ u. a. Slutoren jugleid^ befam, 
»einte er t)or greuben. 2)ie italiänifd^en Äriege jener Saläre 
bebauerte er l^auptfäd^ßc^ be^tt)egen, weif fte ben SBerlagöar^ 
tifeltt 3talien6 bie 8f[^)en^)dffe fperrten. SBenn er if)m feine 
Sicher fd^iden fonne, bittet er ben Srotud, folle er il^m xot^ 
nigjiend bie ilitef mitt^eilen, f(^on biefe machen i^m greube. 
S?i(l^t6 beflagte er fd^merjlid^er, aW fo manchen Za^ o^ne gute 
Sudler gubringen ju muffen.^) 

S5ei allem Äeid^tl^um feinet SBiffen^ unb alter Ueberte= 
genl)eit feiner ©nfid^t l&atte SMutian eine Slbneigung gegen 
©c^riftfteUerei. ©riefe fi^rieb er gern unb öiele, unb eine 
betrdc^tlid^e Slnjal)l ift und, jum S^fieil nod^ ungebrudft, auf^ 



1) Epist. 63: Sacerdotia propter libros peto. Cetera noa desunt. 
Epist. 4:60 : Tenuis est mihi res familiaris, sed admodum laeta libe- 
ralitas, quod docti hospites una voce testantur. 

2) Epist. 83, 305, 521. ^^l Tentzelii Supplem., p. 268. 



44 I- 33tt(^. II. Stapittl 

bel^alten. ^ SBcnn @oban*d ©riefe bie J^erjlid^fien au^ jenen 
3af)ren ftnb, bie (Sraömifd^en bie gelel^rteften nnb jiertid^fien, 
fo ftnb bie be6 SRutian bie geifhreic^ften. Si^meifen werben 
fie burc^ Äürje bunfel, nie ermüben fte bnrc^ aBeitfd^wciftg^ 
feit; felbft in ben getef^rten Slbf(^tt)eifungcn nicf^t, in bie fie 
ftc^ jießentt>eife verlieren. SKanc^mal t^eilt ÜRntian ben greun* 
ben ein (Spigramm ober fonft m Heiner ^oem nic^t ol^ne 
©elbftgefdlligf eit mit; aber er ift feljr nngel^alten, tt>enn (Siner 
fid^ einfallen täft, etmad batjon brucfen ju laffen. Gefragte. 
man if)n fiber bie ©rönbe biefer Slbneigung gegen bie Dtjlfmt^ 
lii)hit, fo erwieberte er, feine ©ac^en feien if)m nie gnt genng, 
bamm WDoUe er fii) lieber an Sfnberer S^^orl^eit ergeben. (Sr 
fanb eö bebentfam, ba^ ©ofrate^ nnb S^rifln^ aud^ nid^t« 
©(j^riftlid^eö !)interlajfen Ijaben. @r tt^ar nberjengt, ba6 33efie. 
tt)ad tt)ir tt)iffen, tauge für bie SÄenge nic^t. ^ai)tx fud^te 
er nid^t, wie ©ra^rnuö unb Sieud^lin, burd^ gebrudEte ©d^rif*^ 
im auf ba^ gemifc^te publicum, fonbern burd^ ntunblid&e nnb 
brieflid^e Setel^mng auf einen engeren Äreiö ju wirfen. ^\(f)t^ 



1) 5)ic Sianffurtcr ©tabtbibliotl^ef bcfl^t einen Codex manuscrip- 
tus a^'iutianifc^er ©tiefe, tUin Duart, eine fd^öne, »ic eö f(^eint frü^? 
jeitig genommene ^bfc^rift. Unten auf bem erfien blatte fielet: Bibl. 
Acad. Herbipolensis. iDer (üon einer ftjätern $anb numerirten) 
©riefe jtnb te 522, tooüon jeboc^ brei bo|)^e(t öorfommen unb l^in* 
toiebetum eine Säf^l gn^eimaC gefegt ifi. <Sie ftnb gr5ften%ild an 
ben fcifton genannten ^etnrid^ tlrban, Oeconomiis, bidlreilen au^ 
Cellarius ober quaestor urbicus coenobii in valle S. Georgii, 
mancifte aber aud) an ©palatin, 5p. (Sberbac^, Srotuö, (Soban u. 9t. 
gerici^tet, audb einzelne ©riefe t>on Slnbern baruntergeniifd^t. 3lu^jüge 
baroud l^at ber l^erjoglid^ ©äd^fifd^e ^iftoriograpf) 2:en|ei, »on bem aud) 
eine i^anbfc^riftlid^e Sflotij »orn in ben ^obe% eingelebt i% in feinen 
•Supplementis Historiae Gothanae (3ena 1701) bruden laffen, unb r>m 
fd^iebeuc ©riefe aucift au« anbern Sammlungen beigefugt. @« jinben 
fid^ uämlid^ aud^ fonft jerfireut, j. ©. in ben frül^er angeführten ©a- 
merarifd^en Sammlungen, einzelne ©riefe von SWutian. Unfeie Zitate, 
h)o nid^t« 5lnbered bemerft ifl, bejie^en flci^ auf ben Cod. Msptus., unb 
ba bie ©riefhumern hü Xtni^ei bie gteid^en finb, auci^ auf beffen Slu^jüge, 
fo \otit fie reid^en. 



!Dltttiatiud g^ufttd. 45 

mad^te i^m gröficrc grcube, fagt Samerar, aW ju ^ören, baf 
junge 8eute ft<^ mit ©fer ben I^umantfüfc^ett ©tubien toii^ 
meten, unb Solchen pficQU er alle (Jörberung, bfe in feinen 
Äräften fianb, angebeilien ju laffen, fte gaflfrei, fo wenig er 
auc^ im Ueberflu^ lebte, bei ft(^ aufjunel^men» ^) 

»hinter ber Domfirc^e ju ®otija fianb fein ^au^, bad 
er fi(^ nad^ eigenem ©efc^mad eingerid^tet l^atte. Ueber bem 
©ngange fal^ man auf einer Heinen aiafel bie 3nf(^rift: BEATA 
TRANQVILLITAS. ^) 3fW ©egenftücf f)atie er einfi, aK ed 
il^m gelungen tt>ar ftc^ auö bem l^effifd^en Dienfie loöjuma^ 
^tn, auf bie J^re feiner Äan^Iei bie SBorte gefd^rieben: 
VALETE SOLLIGITVDINES. Deffhete flc^ bie Pforte, fo tub 
eine jweite 3nfc^rift: BONIS GVNCTA PATEANT jur ©eftft^ 
J)ritfung ein, ob man auc^ fotcf^en 3«tritt6 tt)ürbig fei. 8fn 
ben SBdnben ber ^immtv fal^ man bie S33aj>j>en erprobt ge^ 
funbener greunbe: ben ©torcfi ©j)atatin'ö, beö ©rotuö rie^ 
menumtt)unbene ,&örner, Soban'ö t)om Sorbeerfhaud^ in bie 
aSJoIfen fieigenben Seaman. 3n bem ^^au^i^errn trat bem 
änWmmling bie ebeifte SKanneö^ unb f^xiter ®reifengefialt 
entgegen; fein SSene^men aud SBürbe unb ^reunblid^feit 
gemifc^t, fein ®efprdd^ v>oU gebiegenen SBijfenö, reifer ©nftd^t 
unb anmutl^igen ©c^erje^»^) 

£)ft gab er ben jungen 8euten, bie i^n befud^ten, 3(uf* 
gaben, balb jur augenblidfltc^en 8ofung, batb jur fc^riftlid^en 
2fudarbeitung, bie er nac^l^er »erbefferte. @o machten fle 
einmal ber SReil^e nad^ auö bem Stegreife SSerfe auf ben üer^ 



1) Narratio de Eobano Hesso B 4**. 3um UcBrigen »gt. Epist. 1, 
145. 

2) ®ogat in einem notariellen 9(cte finben xoix TtntiavC^ ^aui fo 
genannt, Epist. 483. 

3) @. in Tentzelii Suppl, I, 2, p. 5 fg. bie <Stette au^ bem 
aieifegebid^te be« ©uriciu« ($orbud. SJgl. ^ntten*« ©tief an Safob gu(^«, 
Opp. II, 39. Slud^ Jac. Micylli Hodoeporicon , in beffen Sylvae, III, 
209, ber 5tudga6e ex öfficina Petri Brubachii 1564. 



46 I- ^u(^. n. Stapiul 

fiorbeneti 2)i(^ter Sonrab Selten. (Sin onbermal gab er fei*^ 
nem ^einrid^ Urban auf, etwad jum 8obc ber Slrmutl^ ju 
fd^reibcii; bem ©palatin aber legte er bie grage tjor: »enii 
bo(^ S^rifiuö allein ber SBSeg, bie SBafir^eit unb ba^ ?eben 
fei, wie benn fo triefe f)unbert 3al)re »or feiner ®eburt bie 
2Kenf(^en baran gewefen? ob fte an ber SBal^r^at unb bem 
^eile gar feinen Slnt^eit gel^abt l&aben? @r tooüc il^m einen 
gingerjeig jur Söfung geben, fc^rieb er i^m bann. 2)ie dtüu 
gion Slirifii \)at nic^t erji mit feiner SRenfc^merbung ange^ 
fangen, fonbern ift fo alt afö bie ffielt, al6 feine ®eburt au« 
bem aSater. !I)enn »aö ift ber »alire Sl^rifhiö, ber eigentliAe 
©ol&n ©otteö, 5(nbereö, afö, mie $autu« fagt, bie SBei^^eit 
®otted, mit xodi^tx er ntt^t allein ben 3luben in einer engen 
f^rifd^en Sanbfc^aft beimol^nte, fonbern auc^ ben ©ried^n, 
ben 9iömern unb 2)eutfc^en, fo tjerfd^ieben auc^ i^re religiofen 
©ebräuc^e waren. ^) 

^nij über bie SBibet, in^befonbere bie (Süangelien, l^atte 3Ru^ 
tian l^elle SSlirfe, bie ftc^ aber jum il^eit i^it tounberlid^en ©rillen 
mifd^ten. Sßon bem Unterfd^iebe eroterifd^er unb efoterifc^er Sel^r* 
art auöge^enb, meint er, bie SSerfaffer ber et)angelif(^en ®e* 
fc^id^te l)aben mand^e^ ©el^eimni^ in 9lätf)fel unb ©leic^nijfe ein^ 
gef)üHt. SBie Slputejuö unb ?tefop fabeln, fo aud& bie l^eilige 
®(^rift ber Suben. !Da]^in rechnet er baö 9iu(^ ^iob, baf)in bie 
©efdbic^te beö 3ona^, beffen SBunber er burc^ bie ^u^funft lodt, 
ber aaSalfifc^ fei ein S3ab mit einem fotc^en ©c^itbe, ber Äürbiö 
aber ein SSabe^ut gewefen. 2)ad ip läc^ertic^, feftt er felbft l^inju* 
!Dod^ id^ l^abe nod^ fpa^^aftere !Dinge, bie auf JJateinifd^ sacra- 



1) Epist. 36 : Non incepit Christi religio cum illius incamatiooe, 
sed fuit ante omnia secula, ut prima Christi nativitas. Quid enim 
aliud est verus Christus, verus Dei filius, quam, ut Paulus inquit, 
sapientia Dei, quae non solum affuit ludaeis in angusta Syriae re- 
gione, sed Graecis et Italis et Germanis, quanquam vario ritu reli- 
giones observarentur. 



fßlutmui fftufva. 47 

menta, ©rieci^tfc^ «W^Pmen l^eif en, »on benen id) nic^tö fagen 
»erbe. Da^in gel^ort awd) bie «eii^erung SRuttan'«, in ber 
aWetnung ber SRul^ammebaner, ba^ S^rifhid nf(^t felbfi ge^ 
freujigt »orben fei, fonbern ©ner, ber i^m d^nltc^ gefeiten, 
fiedfe me geheime SBei^^eit 3tt)ar beutet er e6 junä*^ auf 
g^riftt 6tfBf(^weigen »or 5ßilatud, ba be« SWenfien tt)a^re« 
3^ bie ©eele fei, wetc^e burc^ ba0 SBort ft(^ funbgebe: bod^ 
bel^cilt er offenbar bie ^auptfac^e noc^ jurficf, benn er bricht 
mit ben SGBorten ab, er tt)oöe l^ier nfci^t audfagen, tt>a^ ®e^ 
^eimnif bleiben muffe. *) 

e« war etwaö 9leupIatonif(^e^ in ben 3been biefer ^u^ 
manifien, ba« fte mit i^ren ©prac^fenntniffen in Italien ge^ 
^olt iiatten. 6« iff nur ©n @ott, fd^reibt SRutian feinem 
Urban ein anbermal, unb @ine @dttin. 9lber ed ftnb t)iele 
©efialten unb »iete SRamen. 3u^iter, ©ol, ?l^oöo, 2»ofe6, 
e^riffu«, 8una, «ere«, 5ßrofer))ina, 3;eau«, ÜRaria. «ber 
ijiie iid), bad au^gubreiten. Wtan muf e6 in ©d^weigen 
I)uUen, wie ©leuffnifc^e SR^jierien. 3»n ©ac^en ber 9leligion 
muf man ffcfi ber !I)erfe toon gabeln unb SRÄtl^feltt bebienen. 
!Du, mit 3ui)iter'd, b. f). be« beften unb größten ©otte«, ®nabe, 
Dera(Jbte fHUt bie Keinen ®ötter. SSSenn id) 3u<)iter fage, 
meine id^ ®f)rifhiö unb ben wahren @ott. I)o(^ genug »on 
biefen aßju l^ol^en !Dingen. *) 

9Bie bem üRutian von biefer wol^I nöc^ etwa« nebeligen 
^ö\)t ^erab ba« bamalige Äirc^enwefen erfd^ienen fein möge, 
I4f t fid^ beulen. !Den SRodt, fd^reift er, unb ben S5art, unb bie 
SSorl^aut (ß^rifti) t)ere^re id^ nid^t: ic^ tjerel^re ben lebenbigen 
©Ott, ber Weber 3io(f nod^ 93art trägt, aud^ feine a8orl)aut 
ouf ber @rbe jurudtgelaffen f)at 5)ie gaffenfpeifen nannte er 
S^orenfpeifen, bie 33ettetmönd^e futtentragenbe Untl^iere; üer^^ 



1) Epist. 1, 62, 68. 

2) Epist. 116. 



48 I- S3uc^. IL.Äa^itel. 

warf bic Dl^rcnbcic^te, bie ©celenmcffen; bic ©timben, ble er 
mit bem Slltarbienfte jubra^te, betrachtete er afö t)erlorene 
3«t. 3n feinem »&aufe war ed, wo Srotu^ feine fc^ärffien 
aaSifte in biefer 9itci^tung (oöKef, wo er bie SWeffe eine Äo* 
möbie, bie Sieliquien Änod^en tn>m Slabenftein, ben ,!^ora* 
flefang in ber Äirc^e tin ^unbege^enl, in ben ^dufern ber 
I)om]^erren ein Summen nic^t »on SSienen, fonbern t)on 
faulen !I)ro]^nen nannte* ©anj im ©efc^marfe be^ ©rotud 
war eö l^inwieberum, wenn ÜRutian am SWagbalenentage über 
biefe magna lena fid& atterl)anb ©d^erje erlaubte. 

2)0(1^ cd war feineöwegd blod biefed fritifcft S^egatiüe 
ober bad <){)iloIogif(^ formelle, überl^aupt nid^t ein bloße« 
SBiffen, toa^ 3Rutian in feinen jungen greunben ju pffanjen 
fuc^te. SSSir wanbeln, fd^reibt er, einen engen unb fteilen 
5Pfab: eng, weil nur aBenige mit und nad^ bejferm SSäijfen unb 
milbem Sitten flreben; fleil, fofern jur Äenntnif ber lateini^ 
fc^en Sprache, unb, wad bamit jufammenl^cingt, bem waf^ren 
©Ute ber Seele, Sliemanb ol^ne SWül^e gelangen fann. Sffiir 
flreben nac^ ©erec^tigfeit, STOd^igfeit, ©ebulb, ©ntrad&t, SBa^r^ 
l^eit unb einmüt^iger greunbfd^aft. !Daf)cr übte 3Äutian über 
bie il^m »erbunbenen 3ünglinge moralifd^ faft no(^ mel^r aW 
wiffenfc^aftlid^ eine l^eilfame 3ii^t. ©eine @rmal)nungdbriefe 
an ben talentt^oKen unb fenntnißreic^en,. aber eiteln, anma^ 
f enben unb audfc^weifenben jungen Sied^tdgele^rten ^erborb 
t)Ott ber ÜRartl^en finb »oU reifer ftttlic^er SBeidl^eit, bie ft(^ 
nici^t feiten in äd)t ©ofratlfc^e Sronie l)uKt. (Sv bulbete feine 
Sntjweiungen unter ben jungen fieuten, bie ftd^ ju if)m Rieften, 
©einen aiabet burften fte t^m nid^t übel nehmen. 3d^ weiß 
euc^ ju fc^elten, fdjreibt er, unb tn^ ju t^erjei^en. 3^r fönnt 
mid^ ni^t beleibigen, ald wenn i^r mir nicbt folgen wollt, 



1) Epist. 154, 175, 277, 278, 366, 403, 500. Epistcrla Anonymi 
ad Grotum Rubeanum etc. ed. Olearius, p. 14 fg. 



m i<i) euä) jum 9le(^ten anweife. äBäre euer ©ijrn rein, 
fo t»ürbet i^r mir noc^ ianUn, baß tc^ euc^ jiire<^t»eife. 
gilt fo uberiefjened Sefen l)ielt feie Sunglinge wie tin ^mbtt 
fefl. äBertn äKutian etmad ^akn toiQ, fd^reibt $eieV ^ber^ 
ba(f) an 3teud)[itt, fo ift fein SBrnifd^ für mic^ ein 3tt^<^tt9- 
3n ben l^umanifiifc^en Äreifen fprad^ man »on einer ÜÄutia* 
nifc^en @d^aar, unb jte mar nic^t ber unbeträd^tli^fte 2:^eif 
bed lateittifd^en .^ered» ^ 

I)ie greunbe be^ gortfd^ritt^ l^atten aber and^ alten ©runb, 
fid^ gegen bie 3[nf)änger beö Otiten feft jufammenjufc^liefen. 
2)enn bereite »ar ber aSerbac^t gegen fte afö gefd^yrlic^e greigei^ 
fier rege geworben. ®r ift ein ^ott, er fpric^t ©ried^ifd^, alfo 
jic^t eö fd^lec^t um fein S^riftentbum, f)iep e^» 5ßoet galt 
in fire^lid^en Greifen für ein @(i^im^>fn)ort, baö man nic^t 
auf ftd^ fiften la^m mochte; eö tt>ax eine Sranbmarfe, toie 
^eut ju !Iage 5ßantt|eift. ^oeten t?erberben bie Unit>erfitdten, 
fagten bie alten ^errenj ja man tt)ollte fie gar nid^t für gute 
2)eutf(^e gelten laffen, fonbern nannte fie Sö^men unb SBa^ 
len. 5(u(^ 5p]^i[ofoj)l)en l^ieß man fte, aber in gleich ^cimifc^em 
©inne. 5RatürIid^ fehlte eö babei t?on Seiten ber frommen 
SKdnner nid^t an Umtrieben aller 2lrt, bie ©eljaßten unb 
©efürc^teten nirgenbö ankommen ju taffen. SBer fann noc^ 
glauben, fd^reibt in biefer Sejie^ung SDlutian, bap biefe Pfaffen 
bie tt)al)re 9ietigion unb ein e^rlic^ed ®ett>iffen l^aben? Um 
toie t)iel l^eiliger finb X>a bie j)oetlfc^en 5!Äenfd^en, bie toenig^ 
fien^ Siiemanben burd^ t)erborgene Äunftgriffe ju fdi)aben fu^ 
c^en. 3a, mit noc^ tieferer geinbfeligWt fagt er einmal: !I)ie 
X^eologen f)eißen un6 l)offen, um unö ju betrugen: toct^renb 
toir auf ben ^immel.toarten, ben fie unö t)erf))rec^en, eignen 
fie ftc^ bie irbifc^en @üter ju» *) 

1) Mutiani Epist. 3, 41, 191, 368. Illustrium virorum Eßisto- 
lae ad Jo. Reuchlinum, y 4 u. z 2. 

2) Mutiani Epist. 27, 109, 205, 212, 258» 326> 

©tittttf, Butten. I. 4 ' 



50 I- »«^. M- Äa))itcU 

3)0^ STOutian; tt)ic auf ßoban unb ©^>atarin, auf $etet 
©bcrbad); euriciu^ Sorbuö u* «., bie ju »erfc^iebcnen Seiten 
bei if)m au^^ unD eingingen, fo auc^ auf ben jungen UWc^ 
^utten ©nbrurf gemacht unb (Stnwirfung ausgeübt l^at, tt>if^ 
fen toix au0 beffen eigenem 3^9nif- Vinmit Erfurt, fagt 
er in ber »on und fd^on oft angefül^rten, fünf Saläre nac^ 
biefer 3eit gefd^riebenen (glegie, lebt 3lufu6 frieblid^ nur ftc^ 
felbfi; ob er tt)of)I Äeinem gu toeid^en, feinen ÄanH)f ju fii^euen 
ndt^ig ^dtte. 

3^ fragt ^rotu« um fRatf) unb ^geffu« ex\t)äf}it if)n jum J^i'^^^^J 
a)"ht au(i^ l^at gor oft feine ©elel^tung genügt i) 

SKutian feinerfeitd beWDunberte ,§utten'd JEalentj aber fein un^ 
geftümed geucr, feine Sieijbarfeit, tvaren bem £iebl)aber ber 
beata tranquillitas unl^eimlic^. *) 2)a!)er l^atte ftc^ ^utten 
in ber golge mel^rmald über bie ®d^tt)eigfamfcit be6 »erel^rten 
SÄanned; mit bem er gern fleißig ©riefe gewjed^feft ^dtte, ju 
beHagen, Ueberf)aupt üor ben ^oeten im engern Sinn, ben 
2)i(^tem t)om ^anbtt)erf, fd^Iug aWutian boc^ I)in unb tt)ieber 
ba« Äreuj, 3f)re ©elbfigefäßigfeit mißfiel i^m, unb baß fie 
ftcf) niijt^ fagen laffen wollten. ^) goban fd^ien ifem noc^ 



1) Querel. II, 10, 89 fg. 

Passibus hinc aliquot, spatio sejunctus iniquo, 
Tranquillam vitam ducere Rufiis amat. 

Ipse sui totus: sed enim nee cedere cuiquam 
Aptus, ut ex quovis praemia Marie petat. 

Gonsulit hunc Grotus, doctoremique eligit Hessus, 
Nonnihil et crebro profuit ille mihi. 

2) Epist. 517: Acer et vehemens Ulricus Huttenus et magnus 
poeta: sed talis, ut levissimo dicto irritari possit. Parcant mihi ista 
ingenia, se mihi praeferant. Cupio et patior vinci ab iUis. Nun- 
quam gloriae studui. 

3) Mutiani Epist. 517. Hutteni Epist. ad Eobanum Hessum 
et Petrejum Aperbacchum, Opp. ed. Münch, III, 220. 3n einem 
«tiefe »om 15. a«4r§ 1515 (Epist. 451) etRärt übrigen« SWutian, einet 



^utttn in groiiffutt a. b. D. 51 

ber aSefie ju fein, ber nur bnr(^ fefnc wilbe Xrinflaune bem 
»iirbigcn 8Ilten bisweilen nnbequem tDnrbe. *) 

SBer fonfl noc^ ju ^utten'ö (Srfurter Äreife Qt^xtt, ift 
ntc^t fieser, auf feinen gaß öoüjidnbig, befannt, (Sr fagt, 
mit allen ^oeten, weld&e bamalö am Orte getioefen, fei er in 
aSerbinbung gefommen.^ SRaml^aft aber mac^t er auf er 
Srotu^ unb @oban nur noc^ einen JEemoniud, ber mit tt)un^ 
berbarem (Srfolge bie gleichen ©tubien treibe, unb mit nic^t 
geringem Sialente begabt fei. ?ln il^n l^at auc^ @oban aU 
el^emoligen ©tubiengenojfen brei ©ebtd&te gerid^tet, au« mU 
(^en xoix erfel^en, baf er au« 3^^uringen geburtig mar, unb f))d^ 
kt eine Steife nad^ 9lom gemacht l)at ^ !I)af ^utten nic^t, 
»ie Srotu«, in Srfurt auc^ Sutl^er fennen lernte, iji, wenn 
er erfi wn Söln au« bal^in fam, natfirtid^, ba Sutl^er bamat« 
bereit« in ba« ^lofiex getreten tt)ar. 

^utten'« 3^if^^Ji^ufentl)a(t ju Erfurt ging mit ber ®t^ 
Öffnung ber granf^rter Unit)erftWt, an wjefd^e er ben i>on 
i^m l^oc^tjerel^rten 9lt)agiu« berufen tt>ufte, ju @nbe. 3n 
einem, oljne 3w)eifel 1506 gebic^teten, menn auc^ erfi 1507 
gebrudten ©ebid^te beflagt (Soban ben betjorftel^enben SIbgang 



Sluffotbetuitg doBan'« unb •guttcn'« gut SBicberanfnü^fung bc« S9rt«fj 
tt>e(t)fe(d wiäft toiberflel^en gu !&nnen. 

1) Mutiani Epist. 318. Joach. Gamerarii Narratio de Eobano 
Hesso B 5^. Ueber S^utian i% aufi^ koo man if^n tarnte, ni^i immer 
richtig geurtl^cilt ttorbcn. Söcnn (Sv^arb (©cfiä^id^te beö Söicberaufblü^ 
Ijtni toiifenfc^aftUdjcr S^ilbung, II, 278) i^minOSergtei^ung mit9leuc^(in 
eine fUCfere, fur(^tfamete unb bef^tänftere ^enfart gufc^reibt, fo erl^eUt au« 
bem St^l^erigen, n>(e toenig He (entere ^eitoort auf äl'^utian pait dtanU 
(JDeutfd^e ©e^ici^te im aief.*3eitarter, I, 268) nennt SWutian einen 
©leim Jener Stlt iSreffenb öon ©eiten ber görberung, bie beibe Scannet 
einer auffheBenben $oeten)ugenb angebeil^en liegen: aber too bleibt M 
bem neuem ®egenbilbe SftnÜan'i geiflige Ueberlegenl^eit? 

2) Querel. II, 10, v. 75 fg. 

3) (Sbenbaf. v. 87 fg. Operum H. Eobani Hessi farrag. duae 
(Francof. 1564) Sylv. I, 350, 361, 454. 

4* 



52 I- ^ud^. II. Stapittl 

feine« ^erjendfreunbeö ^utten nad^ B^cinffurt*), unb biefer 
felbfi l^at ber im gebruar beö lefttern 3ai&reö crfd^ienenen 
Sefd^teibung ber gejilid^feiten jur (Sinweil^ung ber Uttiücrfi- 
t&t ein ©ebid^t beigegeben, auf beffen S^itel er ftd^ einen 
@(^ü(er be« 3oi)ann Sil^agiud $(efttcamt)ianu« nennt SIuc^ 
üon biefem felbfi ftnbet ftc^ ein ©ebid^t in berfelben ©d^rift: fo 
baf a(fo Seigrer unb ©d^üler um biefe ^ät, b. 1^. wja^d^ein^ 
lidb fc^on bei ber Eröffnung ber «^od^fc^ule, in granf^rt ge^ 
genmdrtig gewefen fmb. Di aber ^utten'« ©d^üIertjerl^Ältnip 
ju ail^agiud ftc^ fd^on »on 6öln t)erfc^rieb, ober erft in 
granffiirt [id) gebilbet l^atte, ift, tt)ie fdt)on oben bemerft, nic^t 
au^jumac^en. 

3n feinen ÜÄarfen eine UnitJerjitdt ju ftiften, ^atte fd^on 
Äurfürfl Sol^ann Sicero beabfic^tigt; fein ©o^n unb 9iac^^ 
folger Soac^im I., t?on feinem ge^rer, !I)ietric^ t>on Sülott), 
aöifdbof t>on 8ebu«, unb feinem Statine, ©tetoolf »on ©tein, 
ermuntert, führte ben ©ebanfen auö, unb am 26, Slpril 1506 
tt)urbe bie neue 8lnftalt feierlid^ eröffnet* !Der genannte SDiet- 
ridb t), Sülom tt)ar if)r erfter Jtanjier, 6onrab SBimpina, ber 
ftd^ l^ernadb ald ©egner Sutl^er'« befannt madf)te, ifer erfter 
SRector, ^ubliu« SBigilantiu« SBacillariu« Slrungia ber crfie 
Decan ber ^>^ilofop]^if(^en gacultäto^) 8e&tercr, ben SiteltDoif 
t>on ©tein ben berebtefien 2)eutf(^cn nannte, ben er nie ge- 
nug l^ören Wnne ^), tok ber t)on (SitelhJoif gleichfalls l)oc^^ 
gefd^äftte Si^agiuS, mögen auf fein betreiben berufen tt)or^ 
ben fein. Slußer il^ncn lehrte noc^ »^ermann XrebetiuS in 



1) Pergis abhinc, tua te exspectat Francfordia vatem. 3n bcm 
fd^on frül^er crtoäl^ntcn @)3igramm in ber ©c^rift: De laudibus Gym- 
nas. Erphord. 

2) ®, Becman, Hist. univ. Francof. ad Od.; ^of)niU, «&uttcn'ö 
Sugmbleben, <5. LXXXVII fg. 

3) Hutteni Epist. ad Jac. Fuchs, Opp. ed. M., II, 86. 






Butten in granffurt a. b. O. 53 

Jranffutt, ben ^utten feinen ganböntann nennt *), »fil^renb 
er felbfl ftc^ balb aW Notianus (t)on 9?a^a?), balb aW Isena- 
censis bejeicf^net ÜWit \\)m mar ^utten jugletc^ burd^ ^reunb^ 
f(^aft üerbunben; aber awc^ SBigilantiu^ mu^ {^m fe!)r gut 
gewefen fein, tt)ie mir aü^ ber SBdrme feigen, mit meldtet 
beibe 9Ädnner einige Saläre fpdter bei einer UnbiH, bie il^rem 
ehemaligen ©d^üler miberfulyr, fecl^ beffelben angenommen 
{(aten. Xrebeßu^ mar iugleid^ ber Butter jmeier jungen 
Sommerfellen ßbelleute, ^ol^ann unb SKeranber t)on ber Dfien, 
Mc, mie fo SSfele bamaW, mit bem JRec^töfiubium ba^ ber 
^umanität^mijfenfd^aften tjerbanben, mit ^utten fomol^l, aW 
bem Srfurtifd^en unb fpdter bem SBittenbergifil^en Äreife in 
enge 93erbinbung Uattn unb an bem Äampfe mit ben fc^o^^ 
Iafiif(i^en 2)unfe(mdnncrn ben lebi^afteflen Äntl^eil nal^men. *) 
?fu(^ nod^ mit einem anbern ^Pommer, S3a(entin ©toientin, 
l>er bamaW unter feine ©tubiengenoffen jn granffurt jdl^Ite, 
toar i^utten in greunbf(i&aft unb 95ruberfci^aft t>erbunben. ') 

gur »^utten'ö Unterl^alt mag jeftt au^er feinen fd^on ge^ 
nannten beiben Settern, tjieDeid^t auf (Sitelmolf d @mpfel)lung, 
mi) ÜRarfgraf Sllbrec^t »on Sranbenburg etwad getl^an {)a^ 
ben, ba ,§utten il^m in ber g^olge nac^rül^mte, et l^abe i^n, 
fc^on el^e er Srjbifc^of unb (Sarbinal geworben , unterftüftt. '*) 
au(^ ber aSifd^of »on 8ebu^ erwieö ftd^, ^utten'« f<)4terer 
Serftd^erung jufolge, al6 feinen txiterlid^en ®dnner, unb 
nal^m i^n gegen ben ^aß ber unmiffenben 5Wenge (t)on bem 



1) Ouerel. II, 10, v. 27 fg. 

2) 9(n ben äüerii Dften, b«r fclbfi aud^ 5)i^ter teax, l^at (Soban 
i»ei Oben 'gcricl^tet, Sylv. IV, 470. 473. «gl. nbrigend SÄol^nife, 
$tttten'd J^lagen, @. 406 fg. unb in ben Epist. obsc. virorum II ba^ 
Stcifegebid^t be« M. (S(i^(auraf. 

3) Querel. I, Eleg. 6. Ad Valeotioum Stoientin. 

4) De Guaiaci medicina et morbo Gall. Praef. Opp. HI, 243. 



54 l ^u<4. H- Sta^itcU 

\oix nfd^t tt){ffett, tt)obur(^ ft(^ ^utten benfeiten jugejogen 
]&atte) in ©d^uft. ^) 

3)af ber ISjd^rige ^utten ju granffurt im 3a^re 1506 
ben crflen ^l^itofo^l^ifc^en @rab erl^attcn l^abe, wirb t)on 
©d&riftfieKern ber ndc^fien Solgejeit gemelbet.*) 3)ad wäre 
aber nid^t ber eined 9Ragtflerd, n)ie man gett)o]^nIi(l^ angibt, 
fottbern ber eine6 Saccalaureud gewefen; unb bamit, ba^ 
^utten nur biefen nnterfien ®rab erfangt l^dtte, liefe ed fi(^ 
auij am el^efien t)ereinigen, baf er in ber golge immer aU 
ungrabuirt erfd^eint unb fl(^ fefbfi mit SSorliebe fo barfiettt. ') 
!Do(^ bleibt bie gan^e (Sac^e mel^r a(d jtDeifel^aft. 

3n biefe 3eit nun, in ^utten'« 18.— 19. Sal^r, faOen 
jtt)ar fd&werlid^ bie erjien poetifd&en SSerfuc^e, bie er gemacht 
Iftat, aber bie erflen, bie und aufbel^aften finb. (Sd ftnb i^rer 
brei: bie SIegie an (Soban*), bie er noc^ in (Srfurt, ba« 
Sobgebfd^t auf bie ÜÄarf *), ba« er in ^Jranffurt, mut^maf li(^ 



1) Querel. II, 2, Ad D. Theodoricum de Bulow etc. v. 7 fg. 

nie tibi scribit quem tu vice judicis aequi 
Texisti indoctae plebis ab invidia. 

2) Guolpbg. Justus, omn. Academiar. erectiones etc. (Francof. 
ad V. 1554) bei ©urrf^arb, IH, 22 fg.; SKo^nife, (S. XC. (&^tiaoi$ 
@^)attgmberg im 5Ibct3ft)iegel, II, fagt fol. 46 unbefümmt, Butten f^aht 
gradum angenommen, toobei am fftonhe M. ftel^t; fol. 140** l^eift e« 
Be^mmter primum gradum in pbUosophia. dagegen fommt in Sec^ 
mannd notitia uaiv. Francof. nnb ber baju im Auctarium totebet aU 
gebturftcn @<iftrift bed iöigilantiud ilber bie (Sintoei^ung ber Uni», üon 
^uttttCi Promotion nid^tö ))or. 

3) Praefat. jum Nemo, Opp. II, 311. Epist. obsc. vinorum I, 
M. Jo. Krabacius. %xtili^ toirb in erflerer Stelle auöbrüdlid^ aud^ bad 
!Bacca(aureat ))on «gutten abgelel^nt. 

4) «hinter @oban'd ^c^rift; De laudibus Gymnas. Erphord. 1507, 
beren mittel oben Äa^. II angegeben, fielet: In Eobanum Hessum, viva- 
cissimi ingenii adolescentem Ulricbi Hutteni Elegia. 

5) Publii Yigilantii Bacillarii Axungie . . ad 111. principem 
Joachimum . . Franckphordiane urbis ad Oderam et Gymnasii litte- 
rarii introductionis . . descriptio. 9im Q^nbe : Exaratum in officina . . 



im ^aixt 1506, fd^rieb, unb eine f)oetif(^e (Srmal^nung )ut 
S^ugenb ^), iDcId^e er ber t)Ott 9i]^agiu6 bcforgten unb im Salute 
1507 gebrucften Stu^gabe ber Za^A bed (Sebed beifügte, 
©dmmrtid^ alfo Reinere SSeigaben ju gröfern ©d^riften toon 
greunben unb Seigrem, tüie fte in jenen ^tittn fiblid^ waren: 
bie erfie »on 18, bie jweite t)on 20, bie britte üon 28 3)ifii(^en. 
3n allen breien jeigt ftd^ im tateinifd&en Sluöbrurf unb SSerd* 
bau eine fd^one ^ertigleit ^drten, Ungefd^irflid^feiten feilten 
nic^t, aber fte fommen gegen ben SSi^ol^Uaut unb Stuf be6 
©anjen faum t» ^ttxa6)t SSon claffifc^en Flamen unb 33ei* 
fpielen fielet bem jungen ^oeten ün erflerflid^er SSorrat^ gu 
©ebote. 2)en 33oben ber SWarf t)erglei(l&t er in Slbfid&t 
ber grud^tbarfeit, unb jwar nod& ju feinem SSortl^eil, mit 
bem \>on ©argara (»a« jugleid^ eine flarfe ©abe beö 
Sbealifiren^ beurfunbet); i^re 9linber ber 3^^! ««^ mit bem 
@anb im Sonifc^en SWeerej bie Ober an gifd^reid^tl^um mit 
bem Zanai^, Dronted, fantl^ud, 5;iber,.@ribanuö unb (Eap 
fler iugleid^. 3)er ©ebanfengang enttt>idEeIt fld^ fd^idttid^, ob^ 
tt)ol^l o^ne jirenge 3)i^pofttion. 2Bad bie ©ejtnnung betrifft/ 
fo jeigt fid^ in bem erjien biefer ©ebid^te »armed ©efül^f für 
Sreunbfd^aft unb neiblofe änetfennung eineö ebenbürtigen 
5£afent0} im jweiten Siebe jur SBiffenfc^aft ate bem fd^önflen 



Gonradi Baumgardt . . Franckph. ad Oderam 1507 , Idibus Fe- 
bruarijs. ^om ein (S)}tgramm »on dt^aqiva, leinten brei®eb^te, eind 
*)ott 3oad^im ö. S3üCoto, ba^ mittlere mit ber Ueberfd^rift: Udalricus 
Huttenus phagigena Johannis Rhagii Aesticampiani discipulus ad 
Lectorem. IDa« ^tttten'fcä^e @ebi(^t ifl toieber aBgebrudt M ©urdl^arb, 
m, 25 fg.; SÄol^nife, Sttgenbl. @. GLXIX fg., Opp. ed. M., I, 5 fg. 
«gr. Ganser, @. 2 fg. 

1) Tabula Gebetis, phiiosopbi Socratici, cum Jo. Aesticampiani 
epistola. «hinten: Impress. Francphord. per . . Nie. Lamperter et 
Balth. Murrer. anno 1507. «hierauf: Ulrici Hutteni adolescentis de 
virtute elegiaca exhortatio. SBieber abgebrucft bei SWol^nife, @. GLXXI 
bi« CLXXIV, Opp. I, 7 fg. 



66 I. ©u<^. n. MapiUl 

?ebcrt^f(^mu(f (au« ©elegcftl^eit bet in beti SWarfcn gcftiftcten 
Unitjerfitctt); im britten eine ernfie flttlid^e «eben^anfit^t. ^) 
Stber ba« eigentl^fimlid^e ©e^rdge \)on ^utten'« ®etfle trägt 
tiod^ fein« berfelben» 

^aä) allen Seiten l^atte ber 3üngling feine gel^rjalyTe 
tt>cf)l benüftt: um aber jnm ÜÄanne, jnm 3Reijier l^eranju^ 
reifen, l^atte er erji bie ffianberja^re anjntreten, mnfte ber 
SQSiberfianb be« 8eben6 bie gaitje Äraft feinet ©eifle« nnb 
SBiltenö jum S3ett)u^tfein bringen unb in S^I^dtigfeit feften. 



1) @Q ^Uidf bet (Singang: 

Ipse ego, dum variae meditor discrimina sortis^ 

Dum dubias vitae difficüesque vias, 
Diversasque adeo curas hominumque labores: 

Ingemit et tristi mens mihi corde dolet 



^ritUfi üai^M. 



Säuberungen nnb äCBentenet in ^entfd^Ianb^ 

1509—1512. 



Triften: Querelarum libri duo. De arte versificandi liberunus. 
Ad Maximilianum Caes. exhortatio. De non degeneri 
Germanorum statu heroicum. U. Hutteni Yiennam intrantis 



glitten tt)ar dn unrufiiget ®ciji. ^) SBanberluft lag ttef in 
(einer Statur. @r t)atte baö SSebürfnif , bte SBeft n\(bt bM 
au6 ©öc^etn fennen ju ftrnen. ©täbte oinb Sauber gu fe^cn, 
SJlenfd^cu aller ?lrt ju beofcad^teu, ftd^ lunter il^nen umju* 
treiben, mit if)nen ju meffen, baju empfaub er einen nnm^ 
berjiel^Uc^en Zntb. ©elbft bie aScrwirflungen, ©türme, ®e< 
fal^ren eineö fofd^en Sebenö reijten il^n*) al6 ein ffil^ned 
Spiel, beffen ©etvinn i^n lorfte, ol^ne baf ber möglid^e aSer^ 
luji be6 (Sinfafceö it)U fd^redten fonnte. @r I)atte aud^ (Sf)x^ 
geij. @r wollte titoa^ bebeuten in ber SBelt: ba fa^ er 
w% ba^ er fid^ mit it|r einlajfen muffe. S98a6 einem 9Äu^ 



1) Animum irrequietum et versatilem fd^reibt er fid^ fctbfl ju. 
Epist. ad Bilib. Pirckheimemm, Opp. ed. Müncb, III^ 78. 

2) $(. a. Dv ®* 71: An ego possem . . priusquam expertus 
essem istas mundi turbas, istos olfecissem tumultus, in hos me 
secessus, hoc tranquillum recöndere? 



58 1. »u*» in. StapiUl 

tlan gfütffelige Slu^e war, erfd^ien Ü^ut aU rul^ige 3)uttW^ 
Ifcit, t)on ber er nid&td »{ffcii tooüu. *) 

9Äit ©elbfigeffil^I frrid&t ^utten mel^r ate einmal t)Ott 
biefem 3)tange. SBädl^renb Rubere bie lieben @ttern unb bic 
l^elmifc^e^Sd^otte nid^t »eriaffen mögen, l^abe er bad beliag^ 
lid^e 8eben, bad er bal^eim ^dtte ful^ren fönnen, bem SBun^ 
fd^e geo^)fert, frembe 84nber ju befud^en, um fetbfi etwad ju 
»erben ünb burd^ X^attn feinem 5ftamen 3)auer ju t^erfd^af^ 
fem 3)arin l^abe er ju äJorbitbern bie tt)eifefien 5Kdnner ber 
alten SQSelt, einen ^P^tl^agorad unb $Iato. Unb tt>ad benn 
aud^ für einen frifd^en jungen SRenfd^en mel^r JReij ^aben 
fönne? 3d^, belennt er, tt)oI)ne nirgenbd lieber atö überall, 
meine ^eimatl^ iji allerorten, *) (Sd tvar ettt)ad toom fahren* 
ben SRitter in Ulrid^ ^utten. 

©0 litt ed il^n benn auc^ auf ben afabemifc^en hänfen 
JU granffurt nid^t aHju lange, ffiie lange, tt>ijfen tt)ir freilid^ 
nid^t genau. SBenn er im grü^ling bed 3a^re6 1510 \>on 
einem Salute \pxid)t, baf er ffir bie greunbe üerfd^oHen fei % 
fo fd^eint feine Slbreife üon granffurt in ba6 ^^ja^r 1509 
JU fallen. Unb im ©pcttfommer bejfelben 3al|red treibt er 
franf unb mittellos an bie ^ommerfd^e Äüjie. SBie fam 
ba^? SBo ^atte er ftd^ in ber 3tt>if^enjeit aufgel^alten, um^ 
getrieben? 

2)en 3Rann, beffen ©d^üter |td^ ^utten um biefe ^elt 



1) Sl. a. £)., ®. 78: ferre haec natura, haec aetas, domesticum 
situm, tranquillam obscuritatem, vel onmino non potest, vel adhuc 
non potest. 

2) Querelarum L. I, Eleg. X, v. 27 fg. . . ." 
Nusquam habitare magis quam me delectat ubique: 

Undique sunt patriae rura domusque meae. 

3) Querelar. L. ü, Eleg. VI, ad J. Crotum Rub., v. 9 fg. 
Huic nihil hoc toto semoti scripsimus anno, 

Ignaro, quae me nutriat ora vagum. 



^tttten'ö SBanberung naäi bem 9lorben. 59 

mit aSorUebc nannte, 3ol^ann SW^agtud, finben xoxx in jenem 
3al^re onc^ fd^on nici^t mel^r in granffurt, fonbetn in 8eip^ 
jig. ^) 2>ie neue ^oc^fd^ule an ber Dber fc^Iug balb t)on 
Anfang eine Ütid^tung ein, ml6)t ben Slbfld^ten unb (Sttoav 
tungen be« SWanned, ber jn il^rer ©rünbung »or Stilen mit^ 
gewirft ^atte, tvenig entf^tad^» ÜWel^r afö einmal geflanb in 
ber golge @iteItt>oIf t)on Stein, er berene biefe SWitwirfung, 
ba et feigen muffe, toit bie neue Uniöerfität, fiatt, feiner St6^ 
{td^t nac^, mit l^umanifUfd^ gebilbeten SDt&nnern, mit unn>if^ 
fenben STOenfcl^en be« alten ©c^Iaged befejt fei.*) 3^at 
S^rebeliu^ unb SBigilantiud tt>aren nod^ bort geblieben: mog^ 
lid^ iebod^, baf ber t)eränberungd(uflige ^utten, ber aud^ 
fon^ aSerbrieflttd^feiten gehabt ju })aUn fd^eint'), mit feinem 
^auptlel^rer )oon bannen jog. 993a^ it^n aber fo totit in ben 
9lorben ful^rte, tt>ad er auf ber Ofifee wollte, barfiber gibt ed 
nur aSermutl^ungen, beren wir un6, tt)o fie auf feinem feflen 
©oben berul^en, am liebfien entfd^lagen. !Die in granffurt 
gefi^Ioffene Sefanntfc^aft mit ben jungen Sommern, t)on be^ 
neu jnoei nod^ bafelbfl weilten, unb nur ©ner (SSal. ©toien^ 
tin) »ielleid^t fc^on bamate in feine ^eimatl^ jurfirfging ober 
jurüdfgegangen »ar, reichte bo(^ für fid^ fd&werlid^ l^in, ber 
9leifeluft ^utten'^ getabe biefe JÄid^tung ju geben. 

gbenfo wenig, wie über bie 33eweggrünbe, wiffen wir 
über bie Stationen unb bie einjetnen Segebenl^eiten biefer un* 
glüdflic^en SReife *), bi« ju bem Übeln Sluögang ber gal^rt auf 



1) «öl. SWol^nife, U. J&utten'd Ä(agen, @. 449. Um« 3a^t 1510 
toupte iffu anäf intim in «ei^jig, f. Querel. L. ü, Eleg. X, v. 65 fg. 

2) Ulrichi Hutteni epist. ad Jac. Fuchs, in bct ©tedfclbctg« 
«tt«g. ber Schriften gegen ^erjog VÜtiäi, C 3. Opp. ed. MUnch, 
n, 37. 

3) @. oben @. 53 fg. 

4) IDaJ jle biej gteiii^ »on »orn l^erein toar, etl^cUt au« Querelar. 
L. n, Eleg. VIII. Ad Eobanum Hessum, v. 13 fg.: 



06 I. 58ud^. m. Kapitel 

bcr Ofifee. Unb feltfam, aud^ Wefer ©eefa^tt gebenft J^uU 
ten fcfbft nfd^t audbrürf fid^ , fonbcm nur be6 mannidbfad^en 
Ungemad^d einer SBanberung ju ?anbe, treidle auf biefen 
Unfaß folgte. Soad^im ^atian tji e6, ber un^ jwei 3a^re 
f))clter berid^tet, tt)ie ^utten ju tl)m unb anbern ^eunben 
nad^ SBien gekommen, unb üon i^nen aW t)ielgeprufter Ut^f* 
fcd mit äu^jeid^nung empfangen n)orben fei. Stuf il^r 93er^ 
fangen ^abe er il^nen bann Die Slbenteuer feiner 9leife ber 
Orbnung nad^ erjäl^ft, tt>ie er auf bem beutfd[)en Ocean, ben 
er berul^rt, bie SButl^ ber ©c^Ua erfal^ren l^abe, fofort am 
n4(^ften Ufer in bie ^dnbe ber S^ffopen gefaßen fei u. f. tt>. *) 
Ob nun tt>oI)I in biefer 2)arfieUung SSabian'^ aud^ »eiterl^in 
3Rand^e6 augenfc^einlid^ in bie formen ber Ob\?ffee gegof< 
fen ifi, fo burfen wir bod^ nid^t fo tioeit gelten, aud^ wa^ ^on 
bem Unfall jur ®ee gefagt wirb, blo6 für eine ber ^omerifc^en 
?ßarobie jutieb vorgenommene (SinHeibung ju galten: um fo 
tveniger, ba ^utten felbfi um jene 3^i^ wenn aud^ nur im 
aillgemeinen, neben ben ©efal^ren gu ?anbe auc^ von fol(^en 
JU SBaffer fpric^t, bie er burc^gemad^t ^abe. *) SBorin nun 



Quae tacite nostras secuerunt tempora mentes, 

Omnia sunt nigris inficienda notis. 
Tota mihi morbo peregre traducta fameque, 
Tota mihi in foeda condita paupene. 

1) Joach. Yadiani ad G. CoUimitium Epistola. $ot ^tittCe ad 
Max. Caes. exhortatio, icicbcr abgcbrurft bei ^of)nih, U. Butten'« ^u^ 
genblcbctt, @. CLXIII; H. Opp. ed. Münch, I, 112: . . . quum . . 
ordine narrassct, quam peregrinatio sua, experiendi gratia instituta, 
aerumnis referta fuerit, quamque in Germanico etiam Oceano, quem 
attigit, Scyllaeam rabiem expertu$, ad proxima litora in Cyclopum 
manus inciderit . . . 

2) 3n Hutteni Viennam intrantis Carmen, na<fj ber Exhort. ad 
Max. Caes., tt?ieberabgebr. in H. Opp. ed. Münch, I, 139: 

Plurima passus aquis, et terra plurima passus. 
5tt« $. biefe« ©ebtci^t fd^rieb, toar er, feit feinem ^Pommetf^^en Kben-- 
teuer, an fein SWeer mel^r gefommen. 



Abenteuer unb Unfättc auf bcr SRcife. 61 

aber biefcr Uitfatt beflanb, ob nur in einem ©turnt, ober ob 
ba6 ©c^tff fbanbete u. f. f., »iffen tt)ir tioieber nid&t. 

e^ ifl eine Haglic^e ®efia(t, in »eld^er unfer SRitter am 
Ufer ber Dftfee un^ »ieber begegnet. Sr war ganjlid^ mit^ 
tcUod, unb überbie^ fc^wer franf. @r bettelte ftcb burd^ bad 
8anb, tlopftt an arme 23auer]^ütten, um ein ©tudf 33rot unb 
ein 9ia(^tlager , mufite aber mel^r aW einmal, abgetoiefen, im 
greien ben garten 33oben jum $füWe nel^men. Umwege ju 
mad^en, um na(i^ ber Sitte fal^renber ©tubiofen bei ©ele^r^ 
ten Unterfc^Ieif unb 3^^ning ju fuc^en, t)er boten il^m unab^ 
Idffig jid^ erneuernbe Äranf^eitöanfdtte* ^) 

2)iefe Äranl^eit befd^reibt ^utten im folgenben 3a]^re, 
»0 fte nod) immer fortbauerte, afö ein mertigige^ gieber, 
bad ii)n aufa aufierjie gefc^tt)id^t unb abgemagert l^atte, in 
SBerbinbung mit einer ober mel)reren eiternben SBunben. ^) 
gragen toir: \t>oijn bie SBunben? fo [priest ^utten t)on einer 
garftigen ©eud^e, an ber er (im Saläre 1510) fd^on feitljwei 
Sauren leibe, unb bie, fiatt abjunei^men, immer l^eftiger 
»erbe. ^) Sin welcher Äranfl^eit ^utten fpdter litt, ifi be^ 



1) Querel., L. II, Eleg. VIII, v. 21 fg. 

Ore cibum petii peregrinas pauper ad aedes, 

Nee puduit luteas solHcitare casas. 
Ante fores somnum gelida sub nocte petivi, 

Vix raro surdas jussus inire domos. 
Rebus egens, pressusque gravi miser omnia febri , 

Paene eadem vitae cura necisque fuit. 
More viros nostro potuissem quaerere doctos: 

Impediit coeptam pestis amara viaro, 
Et quoties volui, toties magis illa furebat etc. 

2) Querel. L. I, Eleg. I, v. 9 fg., 41. Eleg. H, v. 28, Eleg. V, 
V. 91. Eleg. IX, V. 35. L. II, Eleg. IV. v. 20. 

3) Querel. L. I, Eleg. IV, v. 31 fg.: 

Bis fera cessit hiems, toties aestate peracta. 
Et valetudo manet quae fuit ante mihi . . . 
Foedaque crescendo est viribus aucta lues. 



62 I. ^vi(tf. ni. StapM. 

tarnt @« tfl wie Me Äel)rfeite friner begcijlctten S^ätigfeit 
für bic 3l>cett ber Sieujeit, baf et an ber eigeittl^umlid^ctt 
^efi biefer mobcrnen 3^* aW dncr ber ©rflen litt unb ju 
®runbe ging, ©tembe Sßunben, befonberd eine ftflelartige 
in ber ®tiU, befc^reibt er fpdter ganj tt)ie fd&on l^ier al6 
(S^ntptome feiner Äranfl^eit ^): ba6 t)iertdgige gieber mod^te 
ftdö auf ber Steife l^injugefellt l^aben, ©eine (Srlranhing an 
jener ©eud^e fiele ber obigen 3^itangabe jufolge in bad ^äf)x 
1508, tt>o fi(^ ^utten »al^rfc^einfid^ nod^ in granffiirt a. b* jO. 
befanb. Stu^ful^rßd^er über biefen 5Punft ju l^anbefn, noerben 
tt)it fpilter ®elegent|eit nel^men. 

3Rül^feIig fc^Ieppte fidf ber l^ufflofe unb frcuife SBonbe^ 
rer enblid^ nad^ ®reifdtt)db, \t>o bie ^oc^fd^ufe il^n 93eiflanb 
l^offen lief. ®c toanW fiäf an bie fiel^rer berfelben (bie jWDat 
f(ininitlicl& nur befd^eibene Sid^ter waren)*): unb »irHit^ 
fd^rieb i^n ber JRector, $rof. jur. ^einrid^ SudEow), in ?ln^ 
betrad^t feiner g&njlic^en 9){ittenofigfeit, unentgeltlich in bie 
Unit)erfit4t6matrifel ein.«) ©n Datum ifi nid^t beigefugt: 
»eil aber ^utten ber SBiertleftte ber im ©ommerl^albjal^r @in^ 
gefd^riebenen iji, fo nimmt man »ol^l nid^t mit Unrecht an, 
baf feine Slnfunft unb SWelbung gegen ben ^erbfi (b. % 1509) 
l^in erfolgt fei. 

Salb fanb f«^ aud^ für bie »eitern »eburfniffe 9iat]^. 
©ne ber angefe^enfien gamilien ber ©tabt fc^ien an bem 
unglfidtlid^en Süngling ^nt^eil ju nehmen. Henning 8d|, 



1) De Guaiaci medicina et morbo Gallico, Opp. ed. Münch, 
HI, 252, 314 fg., »gl. mit Querel. L. I. Eleg. IV, v. 66. 

2) 5)atduf bcjicl^t fld^ »ieltcid^t in bcm Carmen rithmicale Ma- 
gistri Schlauraff, im gtocitcii %f)ciU ber Epistolae obscurorum viro- 
rum, ber ^vahxud: Et ivi ad Gribswaldiam , quae habet modicam 
companiam. 

3) ©et aWol^mfe, Butten'« Sugenbleben, S. GXIV: ülricus Huttenus, 
poeta, cleri'cüs Herbipolensis (f. ohtn Jtap. I) gratis intitulatus, quia 
spoliatus Omnibus bonis. 



^uttm in (SH:etfi9toa(b. <Die eij^e. 63 

otbenÄid^cr 5ßrofeffor be6 Äed^tö, jugWi^ 6anonicu6 bet 6oIj^ 
lefliatfitd&e ju ®t SMcoId imb ©eneraroffirial be« »ifc^of« 
»on Samin jttjifd^en ber ®tt)ine unb bcr Dbcr, nal^nt il^n {n 
fein ^aiiö auf, ©n retd^er SWannj fein Sater, SBebeg 86$, 
VDat Sfirgermeifier, unb pfltQtt, i>ttmuü)lidi aW Kaufmann, 
bie ^anffurter SÄeffe ju bejiel^en, *) 2)er ^ofeffor interef*^ 
flrte ftc^ entweber »irflid^ für ben jungen ?Poeten, ober wollte 
bo(^ bad ?lnfel|en bat)on l^aben, (Sr fleibete i^n, toal^rfd^ein* 
ti(^ aud ben SBorrdt^en feinet Saterö, unb flrerfte il^m @elb 
iDor. Stud^ mar bie Sel^anbtung Snfangd ganj freunbltd^; 
i^utten lonnte ed nic^t beffer tounfd^en, ?lllni4lig aber an* 
berte jtc^ bie Stimmung. SWan lief ben ®aji im ^aufe bie 
frühere ©efdüigleit t^ermiffen, ber ^audl^err erfd^toerte il^m 
ben ^utntt, l^errfd^te il^n mit l^od^mütl^igen SQBorten an, ober 
machte ftd^ »ol^l auc^ über fein fd^öngeifHged SEreiben luftig. *). 
6in greunb, ben ^utten mittlerweite am Drte gewonnen 
^tte, Ulrich 5ßat)oniud (^fau), warnte i^n üor bemSWanne: 
ben jeboc^ ^utten, wie er öerfid^ert, burd^ 2)ulbung gu ent* 
toaffhen I^offte. *) 

^dtten wir nun aud^ t)on ber Söpifd^en ®tiU einen SSe^ 
ri(^t, wie wir i^n nur t)on ber ^uttenfc^en l^aben, fo würbe 
und bie Sergleid^ung beiber wol^l mand[)eö erfldrenbe äRittet 
glieb an bie ^anb geben, ^utten war ju feiner 3^^ feinet 
bebend bad 8amm, wie er ftc^ l^ier barftellt. SBir fönnen 
nicbt wiffen, ob nic^t aud^ in bem Senetimen bed ^>oetifd^en 
älitterd SWand^ed war, wa6 ben 5ßrofejfor verbriefen fonnte. 
^utten felbfi fiellt ben 3o^ii beffelben ate eint 2lrt t)on Qu 



1) JDer €o^n l^etgt Querel. L. II, Eleg. Vffl, v. 77 : ütraque 
jura docens et tanto Gonsule natus. ^ie ®teU^ »on ber SD^effe fln^ 
Wt ^äf Querel. L. I, Eleg. VII, v. 67 fg.; bie »eitern ölottjen bei 
Wlo^niU, a. a. D. @. CXV fg. irnb U. Butten'« Älagen, ®. 358 fg. 

2) Querel. L. II, Eleg. VBI, v. 41 fg. 

3) Querel. L. I, Eleg. VIII. 



64 I. ®tt* lU- ÄÄ^Jitel. 

ferfud^t auf feine Uefcerlegetil^eit an Äenntnijfen bar. ^) SIW 
einem Surifien öom alten ©erlöge fi^eint bem 9Äanne ^u*^ 
manijiifc^e S3Ubung freuib gemfen jufein*): allein l^ier fragt 
fic^ eben, ob ber Junge ^oet fid^ immer entl^alten l^aben tt>irb, 
bie ©löfen, bie jener gab, em^)finblicl& ju berul^ett. Sie 
ft(^ bief ))erl^alten l^aben mag: genug, bie (Saci^e fam fo 
ttoett, baf »^utten einfa^, ba6 SBefte fei, ju gel^n, 9lun 
»outen aber bie Softe erft it^re SJorfc^üffe »iebererjiattet l^a* 
ben» ^) ^atte il^nen ber entbföf te Slnlömmling , wie er mit 
erlaubtem S^rgefü^te gerne tl^at, SWand^e^ t>on ber SBobf^a* 
benl^eit feinet SBater^ unb feiner aSerwjonbten t>orgeft)ro(i^en, 
fo mochten fte bei i^ren ®aben gleid^ Sfnfangö auf ©rfaft, 
tool^I aud^ auf reid^e ©egengefd^enfe, gerechnet l^aben. Dber 
toar e^ erft bie feitbem eingetretene (Erbitterung, ma^ fie p 
biefer gorberung \?eranlaßte. ^utten fud^te il)nen begreiflich 
ju mad^en, baf gerabe, n>enn ed il^nen um Sejal^Iung ju 
tl)un, ed ba6 Älügfie fei, i^n jiel^en ju lajfen: t)ieUeid^t ge* 
linge e^ il^m, anberötoo fein ©lücf ju mad^cn unb fte bann 
JU befriebigen; tt)oju il^m l^ier bie SRittel imm^r fel^Ien ȟr^ 
ben* ^) ©efeftt, baf e^ Ui biefer ©elegenl^eit erft an ben S^ag 
fam, ba^ ^utten, üon feinem aSater aufgegebeit, üon biefer 



1) Querel. L. I, Eleg. V, v. 153 fg.: 

Sed, quia nil didicit, quia nil nisi turpia callet, 
Non patilur, doctos secum habitare \iros. 
Sß^l Eleg. X, V. 55. 3n ber öoranftel^enbett Epistola ad Sedecim- 
viros Gymnasii Rostochiensis nennt er if}n gerabeju aemulus. 

2)'Hermanni Trebelii Notiani ad Henningum Loetz pro poeta 
Hutteno admonitio elegiaca, l^intcr ben Duerclen v, 40 fg.: 
Doctor es, et poteris vix tria verba loqui: 
Grammaticae ignoras prima incunabula . . 

3) Querel. L. II, Eleg, VIII. v. 63 fg. 

Una Salus abiisse fuit: sed et ille vetabat 
Jure suo, ut sumto debitor aere fui. 

4) Querel. L. I. Eleg. II, v. 6 fg. 



Kbreife uit^ Ueberfad, 65 

^U nid^t^ ju ertoacten ^be, fo wax eine fo((^e (Sntbeifung 
fertig geeignet, ine @dinmung feinet 9Birtl^ed )u ))er6effern. 
gtiWic^, erja^It et und, ^abe biefet feinen Sorfteltungen 
nachgegeben, unb er mit bejfen äBiffen nnb äSiUen fiii^ jur 
Steife ^oorbereitet. ^ber tt>ir eifa^ten t>on i^m jngteii^, baf 
Henning Soft fpdter in äbrebe fteöte, feine (Sinwitttgung ge*». 
geben jn l^aben. ^) 

6d tt)at mitten im SBinter, »a^rfci^einlii^ in ben legten 
S^gen be« !Decembet^ *), 1509, olö ^utten ®ceif^»alb t>cr^ 
(ie^, um nac^ ätoflocf ju wanbern. !Die Müi wu ffareng, 
aSe Safi^r, felbft bad 9Reet an ber ^üfte, gefroren. (Sd n^ar 
feine ,ÄIeinigfeit für ben noc^ feine6n>eg^ t>on feiner Äranl^ 
^eit ®el)e{Iten, in foti^er 3al^re6jeit einen SBeg öon 12 SKei^ 
ten }u Sufe jutucfjulegen : bo(i^ in ber <g)offnung, auf ber 
5Ke(fIenburgif(^en UniwrfttÄt mt bejfere ^ufna^me §u ftnben, 
pilgerte er munter ju. ©erabe ging er über einen gefrornen 
@um|)f an einer SS3eiben))flattjung ^in, aW auf einmal 9icU 
ter aud ben ©iifd^en brad^en unb mit btol^enber Stimme i^m 
^alt juriefen. (S^ »aren Söftifc^e Diener, bie i^m bebeute^ 
ten, toenig Umficinbe ju machen, unb i^nen Wic^ )u geben, 
wad er ^abe. Sn äBiberftanb mar nict)t ju benfen, fein 
Sitten unb gießen war t)ergeben^, fie jogen i^m bie »dr^ 
menben Dbetfleiber ab, unb einer feftte i^m, wenn er mift 
fd)tt)iege, bie^ellebarbe auf bie ©ruft. 2)er alteaSebeg tooBte 
bie Kleiber jurüdt l)aben, ju benen er tt)at)rfc^einli(^ ben3eug 



1) Querel. H, Eleg. Vlll, v. 65 fg. : 

Saepe tarnen monitus, tandem discedere jussit, 
Et notum est, abitus sponte tulisse meos. 
L. I, Eleg. V, V. 83: 

Nunc taaieQ ilie negat, dum pro se plurima fingit . « 

2) Querel. L. I. Eleg. II, v. 1 fg. SSgl. SWol^nife, U. Butten'« 
ättgcnbleben, <S. GXVIH. ^ie Weitere (iqäl^lung ifl l^auptfäc^Uc^ au^ 
Querel. L. I, Eleg. 11, unb L. li, Eleg. YUI jufammengefieUt. 

^trauf, i^utten. I. 5 



66 I. ^u<^. m.'jea«>itel. 

gegeben, ^) STber nic^t genug. 3)eT onne SKnfenfol^tt tmg 
ein Heiner aSunbelc^cn, in bad et, nebfl etlid^en ©üc^em, aud^ 
eigene 2)icl&tungen gufammengefd^nürt l^atte. iBa« fönne fte 
ioij nic^t reic^ mad^en, meinte et, unb wollte ed an ft(^ be^ 
l^alten: au(^ bad nal^men il^m bie ©c^ergen ab. Unb jum 
©d^aben ben ®<)Ott fügetib, trofteten fte il^n, wenn er ben 
8euten eind t)orjinge, werben fte i^m fd^on anbete Äleiber 
fd^enfen« 

^alb nadft wanbette er weiter: in welchem 3ttfi<iJii^^ «^ 
in JRofiodf anfam, W^t ftc^ benfen. 3n einet elenben «^er* 
berge fani er auf ba^ ©iec^bette/ ba Äätte unb 33ldfe alle 
feine Uebel üerfc^limmett Ratten. ÜRittel, fidf Pflege unb (Sr* 
quirfung ju üetfd^affen, I)atte er feine. 5»ad^ unb nac^ lie|i 
er ben ^rofefforen ber Uniüerfttdt, lief er »orneljmen ©tubi* 
renben, Äunbe t)on feiner 9lct\), groben feinet Jlalentd, ju* 
fommen. Slufmerffamfeit, 3;i)eilna]&me, blieben nid^t au^. 
@cbert öarlem, »on feiner nieberldnbifc^en ©eburt^ftabt fo 
genannt, ^rofejfor ber ^^ilofopliie unb Siegend ber Surfe 
jur ^immetepfotte, fuc^te i^n auf unb na^m i^n in fein 
^au^. *) ©t lebte atö 3unggefelle; ein gelehrter unb rcdft^ 
f(^affener 3Rann/ber auc^) Slnbern auf er ^utten l^ülfreid^ war.*) 
2)a« war fein Soft: feinen @aft l^ielt er fo, baf 93abian 



1) JDieg exf)tüt aue ben 3Bortcn Ue Xrebeliu^, Ad lectorem de 
duobus Lossiis, »or ben Querel. v. 3 fg. : 

Res tarnen haec potius nati est, quia perfidus ille 
Insidiis vatem deprimit innocuum. 

At genitor, quia fert spolium, describitur una . . . 
ffladi L. I, Eleg. V, v. 73 fg. f}ätU ber mte ben ganjen «nfij^rag auö* 
gebac^t. 

2) 3)ieJ unb baö golgcnbe aue ber an ii)n gerichteten (Siegte, L. I, 
Eleg. IV. 33gl. baö ti^ra getoibmete iletrafii^on XI »or ben Onerelen, 
iinb In ben Epist. obscuror. viror. II ben 33rief be« M. Ph. Mesue. 

3) @o fed^ö 3a^re fräter bem armen tUoeten ^abuö, Wlof)niU, ^uU 
ten^e Sugenbleben, @, CXX fg., Älagen, ©. 370 fg. 



Butten in ffto^ßä, 67 

^utten*« Duarrier bei il>m mit bem beö IH^ffc« bei Äal^pfo 
»ergfeid^en fonnte. ') (&x forgte für «rgnei «nb 5ßflege, unb 
gab bem 3»itfeHofen (Selb in bie ^anb. 3n feinem ^aufe, 
an feinem 3;if(^e, fing ^utten an, lieber aufjuleben. Sind; 
anbere ^rofejforen erwiefen fi(^ if)m gfinfligj ein Ärei« »on 
Stubirenben fammeltc jt(^ um i^n, benen er fd^onwiffenfd&aji* 
Il(^e aSortrage l^ielt*) ®c tarn otbentli^ in bie SWobe ju 
3toflo(f; man ^ief il)n nur ben neuen ^oeten *); bereite fc^ien 
e« ber 3Ru^e »ert^, il^n ju beneiben. *) 

9lun ffl^Ite er jtc^ aud^ »ieber im motten 33eftte feinet 
Xafentd. 3a, er ful)lte fid^ jum erjienmafe barin. 2)er hirje 
3eitraum feit bem eintritt feiner norbifc^en SReife tt>ar für if)n 
td(^ an (Srfo^ntngen get^efm. Wht jioriunbjnKinjtg 3al^reii 
war er t>om 3üngling jum 3JJanne gereift, fflad aber bad 
@ntf(^eibenbe war: bie Qplift ibiefer ßrfal^rungen war eine 
mpirtnU Unbill, tine offene ©ewalttl^at gegen il^n gewefen, 
Me feine ganje (gntröfitung l^erüorrufen mu^te unb jugleii^ 
fein J^alent entbinben follte. 3)ie ^ebamme t)on ^utten'd 
®cifie war ber 3^^n. ©eine SBerfe fteigen an 33ebeutung 
in bem aSerl^dltnif , ate bie @egenfi4nbe feinet 3onte6 be^ 



1) ^uf if)n htiiHf}t fid^ bie @teOe in bem Sabianifci^en Briefe, Hutteni 
Opp. ed. MUnch, I, p. 113: Deinde, quemadmodum circa ea loca 
a Galypso quodam exceptus, fotus, et curatus cum diligentia 
fuerit 

2) Ad Sedecimviros Gymnas. Rostoch. , tjor ben Oucrelen: 
Scripsi itaque iis diebus, quos apud vos humanas literas professus 
sum, Elegias quasdam. $gl. Querel. L. II, Eleg. Ili: Ad auditores 
suos Rostochienses. 

3) Querel. L. IF, Eleg. I, v. 25 fg.: 

Ecce mihi tantos jam dudum impendit honores 
Rostochium, ut vates dicar in urbe novus. 

Intenditque meo ingenio sitibunda Juventus, 
Doctrinasque novas turba frequenter adit. 

4) Querel. L. 11, Eleg. Y: In Philopompum quendam. 

5* 



68 I. rnttf. III. StapM, 

beutetibcr »erben, biefer fettft reiner tüirb. SBad ^utten bic0^ 
mal ]^crt>orbrad^te, »aren bieÄlagen gegen SBebegunb^cnniug 
8J|, dber bie Soffier, »te er fte im lateintf(^en SSerfe nannte. ^) 
2)ief^ ®c^rift nimmt auf ber eben ongebeuteten Stufenleiter 
jtt)ar bie unterfie, aber eine tt)efentlt(^e ©teile ein, ate bie 
erfle, welche bad t)olte ®epräge I>e6 ^^utten'fc^en @eifited tragt, 
©eine bi^^erigen Serfuc^e t)ätte oud^ ein anberer begabter 
SRufenfol^n jiener üage machen Können: bie Duerelen gegen 
bie Soffier fonnte nur Ulri<^ ^utten f(^retben. 

2)ie ©d^rlft befielt au^ jtvei Suchern, jebed üon jel^n 
(Plegien, bie jum Zlfeil loon größerem Umfange ftnb. ^) Sor^ 
angefd&itft ift, )>om 15. 3uli (1510) botirt »), eine profaifc^ 
3tteignung an fec^djel^n ^ofefforen ber ätofiocfer Unit>erfttat, 
bie fofort nod^ jeber einjeln in einem i^m befonberd gemtD^ 
meten S^etraflid^on ge^)riefen tverben. 

3n ber erfien Slegie fobann, gleid^fam ber Einleitung, 
Hagt ber 3)i(l^ter ben Oöttern, in^befonbere bem leiben^fun^ 
bigen (St)riftu^, fein Unglüd , unb forbert fie jur SRac^e gegen 
Denjenigen auf, ber fo Unmenfd^liitfe^ an il)m t)erubt ^abe. — 
3)ie gweite Slegie entölt bie 6r»)OJition: fte erjd^lt bie gre* 
i>AÜ)at be6 ?ofjiu^ (facinus Lossii); bie anfd^aulid^en ^üqc 
uttfrer obigen Darjießung finb gröf tentl^eifö au^ i^r entlel^nt. — 
2)ie britte unb vierte (Plegie |tnb ^ülfögefuc^e: ein6 an ben 



1) Ulrichi Hutteni equestris ordinis poetae in Wedegum Loetz 
Consulem Gripesualdensem in Pomerania, et lilium eins Henningum 
Vtr. Juris doctorem Querelarum iibri duo pro insigni quadam iniu- 
ria sibi ab Ulis facta, hinten: Excussa sunt haec Francophordii 
eis Oderam per Joannem Hanaw . . . 1510. ^eu herausgegeben mit 
Ueberfe^ung; (Sinleitung unb dtldutemngen oon SRol^nüe: Ulrid^ Jputten'd 
JWagen n. f. f. @reif«»alb 1816. 

2) JDie 5. ©legte be« erften ©ud^e« f^at 160, bie 10. be« jtoeiten 
278 «erfe. 

3) Ex officina mea literaria Rostochii Idibus Julii. 



Butten*« Älagen gegen bic 8ö(^e. 69 

jungen ®rafen übttfitln jii Scuigarten, ber banwld ju JRoflotf 
pnUvtt, tHi« anbere an ben goUegiaten unb ?ßrofcffor bct 
5PPofoi>^ie 3oa(^im 9?tgemann gerid^tct. Oljne 3^«ifel finb 
btefe bdben ®ebi(^te, wenn fic auti^ J^ter »erbcffcrt erfd^eincn 
mögen, an bie begefd^neten ^ßerfonen t)on ^utten um bie 
3eit gefd^trft tporben, aW er nocfe Ijfälfio^ in ber Verberge tag. 
2)a^ ba6 festere tt>enigfienö nic^t ol^ne @rfo(g tt)ar, fel^n 
mtr auö bem fßr 9ltgemann befHmmtcn S^etraftid^on. — 3n 
ber fünften (Siegte »erWagt ^utten bie 8ö^e bei il^rem ian^ 
be^I^errn, bem ^erjog Sudlat) X., beffen ^rieben fie gebro:* 
djen l^aben, nnb beffen Diener fie tjieöeid^t befted^en mochten: 
n>obet er t)on ®ater nnb ©of^n, aW 9le(i^tdt)erbrel)ern, (Sf)t^ 
brec^ern u. bgl. ein wenig fd^meic^efl^afted S3ilb entwirft nnb 
i^re Sefirafung forbert. — 3)ie fec^öte gJegie ifi bad ©egleit^ 
fc^reiben jur \>origen, an J^utten'd granffurter Uniüerfttdtöfceunb 
SBolentin ©toientin, ber unterbefi ©ecretär be^ ^erjog^ tjon 
5ßommern geworben war, unb nun bei it^rer alten S^eunb^ 
unb Sröberfd^aft gebeten wirb, bie Älagf(i^rtft feinem ^errn 
}u nbergeben nnb bei il^m }u befürworten, — 3>n ber fteben^ 
ten Plegie fc^icft ber Dichter feine ÜJhife an feinen Sßetter 
unb SBo^ftl^ter 8ubwig t)on ^utttn, mit ber Äunbe »on 
ber il^m wiberfal^renen SDli^l^anWung. (Sr jeid^net i^r ben 
aßeg t)or, ben fie ju nehmen ^abe bid ju bef[en ©d^Io^ un^^ 
weit be^ 9Äain6, fd^itbert bie ritterlid^en Hebungen, in wel^ 
c^en fte il^n antreffen, bie Jl^eilnal^me, mit weld^er er bie 
9iac^ri<^t üon Uiric^'ö Unfall aufnehmen werbe. 5D?it ©elbft^ 
geful)l Idf t er feine SKufe t)on bem !)0(l)angefe]^enen SBetter ald 
ben ©tolj be^ ^utten'fd&en @efcf)le(I)tö bejeid^net werben« *) 
©ein eigentlid^e^ 33ege^ren nun aber an benfelben ifi äd^t 
ritterlid^ unb &(i)t ^uttenifd^. ?ubwig foK nctmlid^ bem al^ 
ten 8ö0, wenn biefer auf bie granf furter 9)?effe jiel)e, bie 



1) V. 29 : ... nostrae gloria gentis. 



70 I. ©ud^. III. Äapitef. ' 

Straßen tjcrlcgen, i^n niebewerfen, unb jwar nid^t umbrln^ 
gen, ba bieß nid^t ratl^fam fei, fonbem nur eintl^firmen: bie 
Strafe tt)otte bann er, ^oet, fefbfl an i^m tjottjiel^en. *) — 
3)te ad^te (Skgie ifi an ^utUn'^ ©retföwalber ^eunb UWd^ 
^atjonind, ber il^n t)or Henning 8ö$ gewarnt I^atte, bie neunte 
an 5RiHad STOarfc^atf gerichtet, ber i^n, fatt« ber SBiber^jart 
ftc^ rul^ig t)er^ielte, öon »eitern geinbfeligfeitcn abmal^nte. 
8lber Sofftnd fiette i^m nod) immer nad^ unb möd^tc i^n 
gern um*d ?eben bringen. — 3)ie je^nte ift bie ©(^Cußefcgie 
an ben Sefer*), in melc^er ber 3)i(l)ter über feine ^erfunft, 
feine ^ßerfönlid^feit unb feinen Sebenöptan «u^funft gibt. @r 
fd^ilbert bie SBol^ftabenf^eit feine« SSater«, baö be^aglic^e 
Seben, bem er au« 8ern^ unb SReifebegier ben Siücfen getvenbet 
^abe: unb ftellt bamit ba« träge ^raffen be« Sofftu« in6on^ 
trafi. gür ben Slugenblicf freilid& i^abe ba« launifc^e ®IM 
x^m Sfile« genommen, bi« auf feinen ®eifi unb "Stnti): au(^ 
biefe mochte Sofftu« gern öernid^tet feigen. 

3nm jweiten ^ud^e ifi bie erfte ©egie ba« 3Jortt>ort: 
nod& fönne er nid^t fd^ttoeigen, benn Sofftu«, aufgebracht barfi* 
ber, baf ^utten ju JRofiocf in @bren gel^atten tt)eri>e, fuc^e 
nun aud^ fein JEafent unb feinen Stuf anjugreifen, unb feinbe 
3eben an, ber il^m gut fei. — 3n«befonbere fei berfelbe, 
fül^rt bie britte (gfegie au«, über ben Seifatt tt)ütl)cnb, ben 
^utten bei feinen ^n^^oxetn finbe: bie fld^ nic^t« barum 
fümmern unb bra^ lernen foffen. — 3n ber ^weiten (Slegie 



1) V. 66 fg.: 
Tempus enira notum est, pater huc quoque Lossius ibit: 

Tu preme servatas obsidione vias. 
Ceperis, includes: neque enim confoderc cautum est: 
De sumto poenas ipse poeta Feret. 
S) Ad Lectorem. 
Lossius hie meus est, haec est injuria, lector: 
Jam potes in causa certior esse meät. 



^uitm'^ Stla^tn. 71 

bringt ft(^ ^utten feinem alten ©önner, bem SSifc^of lEietrid^ 
t)Ott SSttlott), in Srinnerung; in ber t)iertcn fi)ricftt er feinem 
SBirtl^e, @cbcrt i^arlem, feinen Danf and; in ber fünften 
halt er einem 5tteiber unb SBiberfad^er, ben er ^]^ilovomi)u6 
nennt ^), bad tt>arnenbe S3eifj)iel beö gofjiuö üor; in ber fte* 
benten fe$t er einem fo eben »erfiorbenen aßo^It^dter, 3afob 
5Jat>er (©aner) ein ÜJenhnal; bie nennte ift an ben Surifien 
Sol^ann Sobering, ber ^ntten'd ®ad^e aW 9lecfetdantt)alt über^ 
nommen l^attt, gerid^tet* 3n ber feci^dten Plegie »enbet fid& 
ber iDic^ter an feinen alten Seigrer nnb SSertrauten, ßrotud 
9lubtanud, in ber ad^ten an ben ^^erjenöfrennD @oban ^effe: 
an jenen mit einer furjeren Slnbentung, an biefen mit einer 
audfn^riid^en ©rjAl^Iung ber Sofftfdben Unt^at, an 33eibe mit 
ber Sitte ; gegen feinen unt^erfö^nlicfcen geinb unb SSerfoIger 
fttttüeber and^ ettt)aö ju fd^reibcn, ober bod^ ba6, maö er 
gegen benfelben gefd^rieben l^abe , ibm ni^t ju t>erargen. 
@nbtid^ in ber ©c^Iu^elegie (10.) an bie beutfd^en ^oeten 
mad^t ^utten feinen «^anbel mit Soffiud jur gemeinfamen 
©ac^e aller beutfc^en ^umanifien* 3« t>^öi Snbe fc^icft er 
feine elegifd^e 9Änfe auf eine 9iunbreife im SJaterlanbe, unb 
Idf t fte bei allen ©ele^rten ber neuen Siid&tung, SÄeiftern unb 
©efellen, einfpred^en, um il^r SWitgefül^l, tt>enn auc^ nic^t 
ibre 5Kittt>irfung, für bae mif^anbette ©lieb ibred Orbend 
rege }u machen. 

!Diefer ©emeingeift, biefe ©olibarität unter ben freien 
unb fd^bnen ©eifiern jener 3rtt, »ar nic^t bto6 ein SHSunfc^ 
^utten'e, fonbem fte beftanb in ber SBirKic^feit. SBenige 
Saläre fpdter, fo jeigte fte ftc^ gWnjenb in JReucblin'^ ^anbel * 



1) aJiol^nife »ermutiget (Äkgen, @. 390, 486), c^ fei bamit ieuer 
Xilemann ^öeuetUng gemeint, beffcti (Äeib einige Saläre öorl^er ben ^tt^ 
mann »on bem ©nfd^e au« Oloftotf üetttieBen, nnb an »el^em biefei? 
btttc^ bie 53 (S^igramme feinet Oestrus dtaä^t genommen l^atte. 



72 I. 33tt<^. III: Ä«a>itel. 

mit ben gölncrn. S^gleic^ gibt iinö Wefe ©kgte gtd(^fam 
eine ^umaniftifd^e Statiflif beö bamaligen a)eutfd^Iattb6. '> 
3m 9ÄerfIen6urgif(]^en jeigt fte un6 ben ®ef(i^i<^tf(^rett)«r iinb 
!Di(^ter Süfolau« ÜRarfc^alf; in 2)anjig bie ©ele^rten S^ri^ 
ftopi) Sudeten unb (Jberl^arb SSetbcr; in gtanffurt a, b, O. bie 
und fc^on bcfannten greunbe ,g)utten'6, aSigtlantind unb ^xe^ 
beilud mit ben beiben Dften; im SSranbenburgifd^en fcnfi 
nod^ (SiteItt>oIf öon Stein; in ©d^Ieften Sorenj 6ort>in unb 
©igmunb gagilucud (SSud^ttjalb); in ©öl^men ben ^ietge^Jttcsr 
fenen 9)idcenad, 33o]^u6{a>) t)on ^affenftein, mit feinem greunbe, 
bem 2)ic6ter 3ol)ann ©turnud (©taar); in 9Btttenberg ^aU 
t^afar ^^acd^ud ($a(^); ®))a(atin, fammt ben beiben Rotten 
©ibutud unb ©bruliu« j in ?eipjig Sl^agtud 8le^camj)ianud unb 
J&ieront^mud (Smfer; bei unb in 5»agbeburg bie ll)icl^terin SRtfa 
unb ben !l)i(^terj>atron (Safrar.Steinberf; in Erfurt ßrotud 
Siubianud, ©oban ^ejfe unb SEemoniud; in ©otl^a 9Äutianud 
«ufud; in SBürjburg ben Slbt Srit^emiud. «m ®»)effart 
wetben (£a»>etta unb ^opfo aufgefud^t; in gulba ber eoabjutor 
^artmann t)on Äitd^berg, mit ben aSrubern granj unb @corg 
58ii>rlin unb ^etrud Slrungia begrübt; in ^ffen 9iit)ittd} in 
ffiefifafen JRuboIf Sänge unb ^etmonn üon bem Sufd^e, jener 
einer ber SSäter, biefer einer ber eifrigfien Sipofiel bed ^umanid* 
mud, mit il^ren @eptfen äRurmeUiud unb 9Rontanud; in (S.6ln 
3afob ®auba, 9lemaclu6 unb (Santer; in Soblenj unb weiter 
ri^inaufbärtd bie fd^on ertrdl^nten ©refemunbe, gabriciud^aaSim^ 
jjl^eling, Stngft, ®eb. S5rant unb 3ac. Sedier ($^ilomufu6); in 
Sdfjiwaben enblid^ ^inrid^ Sebel unb Sol^ann 9leu(^lin. Wian 
fte()t: S?ürnberg, Slugdburg, SBien, fallen noc^ nid&t in ben ®e* 



1) Ucber bie im golgenbcn genannten ©elel^rten finb ju »etgleid^en 
bie biogw^i^ifc^en örläuterumjen ^of)niUe t}inUt feiner ^JLui^aU ber 
.klagen; ferner ^. SC. (St^arb, ©efd^idjte Ue ffiieberaufblöl^en« toiffen* 
fil^oftUc^er ^ilbung, »ornel^mlid^ in Xentfdjlanb k. (SWogbeburg 1827— 
32), III. 



^utten'ö* Jllagen. 73 

^Whe\€ bed®tati^fe¥«; be$ (Sradmud fonnte er f(i^on t>t^mQtn 
ttii^t iDol^I in biefem Sufammen^nge (Smäbnung tl^un, n)eil ber^ 
felbe, faum aud Stalten jurürfgefel^tt, nad^Stigtanb gegangen tt>ar. 
Die ^jmbfd^rift biefer Dichtungen f(^>mt ^^utten mi) 
gwnffurt a. b. £>. an feine el^emaligen Sel&rer, SBigHantiud nnb 
ilrebelin^, jjef^irft gn l^aben: biefe befotgten ben Drurf unb 
fügten, nad) ber ©itte ber'3«t, eigene Heinere Did^tnngen bei, 
in mldfOi jte mit tcäxm^ct S^^eilnafynte bie @a(i^e bed @(^ä^ 
ler« unb nunmel^rigen ©enoffen ju ber irrigen mad^ten. Der 
©runbgebanfe ibrer ^Beigaben x% wie gefil^riic^ cd fei, einen 
!£)i(^ter ju be(eibigen, ber aUe @otter jum @(l^u$ unb aUe 
^otUa ju feinem Sei^anbe ^abe. <S« jeigte ft<^ aber in bie^ 
fem SaKe gerabe i)bifft ungefdl^rtid^. Den beiben So|en, bie, 
tüenn fte and^ fo fc^iec^t n^aren, ald ^utten fte mad^t; burd^ 
Xeic^tl^um unb ^amitieneinfluf gel^aUen n)urben, fc^abeten 
We i^tttten'fc^en Di(^ter))feife fo n>enig, ba|i ber @o^n nadj 
wenigen 3at|ren t)om Sanonicud jum ^roj>ft, ber Sater t)üm 
jweiten jum erfien ©ür^ermeiftcr aupeg**) Unb^aud^ ber 
®(^mad^ bei ber 9tad)mlt, bie i^nen ^utten bereiten »oUte, 
Wenen fte merfwfirbigerweife entgelten ju fo0en* Db bie 
^utten'fd^e ©d^rift nur in wenigen (grem<)Caren gebrudtt tt>or^ 
ben war, ober ob bie ?o$e fte au^auften : genug, na<^ einigen 
Snofi^ttungen in ber näd^fien 3eit, fetyen wir an 200 3af)r 
lang jebe Äunbe t)on berfelben unb il)rem Snl^alte oerfd^wun^ 
ben. ^od) im % 1717 fd^rieb ber geleierte unb umftc^tige 
Surdt^arb über ^utten, ol^nc oon ber ©c^rift unb t)on bem 
ganjen ©reif^walber Slufentl^alte feinet gelben tit^a^ ju wif^ 
fen. 6rft feit 1722 taud^t wieber me ?Rad^rid^t oon berfelben 
auf, ein (Srem^)Iar ]pvitt in ©d^leften, bad aber immer nid^t 
jum SBorfc^ein fommt, bid ed am Snbe be6 Sal^rl^unbert« in 
bie J&dnbe oon 3»einerö fdBt, unb enblic^ i. % 1816 3»ol)nife, 



1) mof^nih, a. a. £)., @. 358 fg. 



74 I. $tt(^. m. StapM. 

nad^ einem t)on i^m unterbefi )u 9Bo(gafl gefunbeiten jweiten 
(lreiiH)lare, mit Stgänjungen au^ bem ©dttingtfd^en, eine neue 
Stttdgabe t)eranfiaftet.^) 

SBdl^renb ^utten im 9?orben fold&e Abenteuer befianb, 
war er unter feinen greunben im mittlem iDeutfd^lanb t)er=f 
fd^oBen. (Sin Srief i>on Srotue JRübianuö l^atte il^n t)er^ 
gebend in ©ad^fen nnb granfen,*ber üRarf unb Sommern 
aufgefud^t. *) (Einmal woUte t>ertauten, er lebe ge^)tüttbert in 
S9rannfd^tt)eig, ^) @rfi and ben gebrudften Cluerelen erfiil^r 
man etn>ad ©enauered über fein ©d^idffaf. Srotud erl^ieft 
baö ©üd^lein von STOutian jnm ©efd^enfe. ®egen @nbe be« 
Saläre« 1510 l^ief eö, ^utten beabftc^tige, in granffnrt a. b. D. 
aW Seigrer aufjutreten : i^n jn Igoren, ging ein junger ÜRenfd^, 
Slamenö Sol^ann SBeiger, bal^in ob, bem Srotud einen jtt>etten 
Srief an ben greunb mitgab. So viel war rid^tig, ^utten 
tt>ar mittfertDeite üon JRofiodt abgegangen, nnb bie greunbe, 
bie er in S^anf fürt »u^te, jogen il^n an *) : aber am ©d^Iuffe 
bed Sal^red befanb er ft(^ in aSSittenberg unb fd^icfte balb 
barauf feinen iungen SSerel^rern an ber £)ber, ben beiben Ofien, 
fiatt feiner ba6 ©ebid^t \)on ber 93erdfunji, baö er auf ibren 
SEBunfd^ »erfaft l^atte, ju. 

Ratten bie Plegien gegen bie Softe nur tDenig SJerbreitung 
gefunben, fo fanb ^utten'd ,,l^eroifd^e6"; b. 1^, in (auter ^eya^ 



1) (5. aWo^nife, UUi^ Butten*« Sugenblebcn, @. CXXXII fg. 3cgt 
flnb im ®an$en feci^d ^xem^Iate bed utf^rünglid^en 5Dru(fd hdannt. 

2) Querel. L. II, Bieg. VI, v. 17 fg. «gl. Croti Rubiani Epist 
ad Hutlenum, Bei SÄül^nifc, *uttcn'<J Sugcnblebcn, @. GLVII fg. Hut- 
teni Opp. ed. Münch, I, 101. 

3) . . qiiodam rumore monebamur, te vivere in urbe Brunonis 
spoliatum. 3)icfi unb bie folgenben Slotigcn f. in bcm angef. ©riefe 
bed (Srotnd. 

4) Ad. Jo. et Alex, de Osthen, üor Butten '« ars versif. Opp. 
ed. MUnch, I, 83 : quum . . ego jucundissima vestra consuetudine 
istuc invitarer. 



metem gcf(^rtcbehe^ ®ehxift i>on ber Äunft, SScrfe ju mad^en M, 
ritte um fo wtltttt. @o toentg namlit^ ein ©ebic^t biefcr 
«rt, beffen Stilyalt lebfgltd^ tcc^nifd^c 9legetn, nod^ imfenn 
©efd^matfc ifi", fo fcl^r mar ed im ©efcfemacfe icner 3^*- 
Sfagfl gab e6 t)erf(^tebene 4l)ttlid^e SBerfe, unter Slnberri t)on 
3acob ffiimpffefing. *) !Da6 ^utten'fti^e mad^te fici^ befonberd 
beliebt. 3n 8eipjig unb aBtttenberg, Slürnberg unb ^ßarid 
erlebte c« eine SWenge t)on Jluflagen^ jum JE^eil mit Sommen* 
taren: ed ifi ©d^ulbud^ geworben. 5Rac^ einer furjen (ginfei* 
tttttg l^anbelt ed erfi ^on ben Suc^fiaben : aSocalen, Sonfonanten, 
5)i<)]^t]^ongen} bann \)on ben ©üben, fangen unb furjen^); 
Werauf t)on ben aSerdfüfcn; tDeiter t)on ben 95erdma|ien, wo* 
bei ober nur ^erameter unb ^Pentameter mit il^ren ©efe^en 
unb Sicenjen jur <Bpxaift f ommen. Uebrigend fönnen , mad^t 
^utten bemerflic^; biefe »egefn nid^t StHe« umfaffen, fonbem 
muffen burd^ 8efen ber 3)id^tcr ergclnjt werben. Ueber^au))t 
brandet ber angel^enbe ^oet ^ief ©tubium: in ^^itofop^ie, 
Äaturfunbe, ©eft^id^te u. f. w. Sndbefonbere muf er bie 
®efeje ber »ebefunft fldij einprägen unb ben Unterf<^ieb jwi* 
fc^en bi(^>terifd^er unb rebnerifc^er »utorudf^weife fld& beutlid^ 



1) Ulrichi. Hutteni de arte versificandi über unus, heroico car- 
mine, ad Jo. et. Alex. Osthenios, Pomeranos equites. J&lerauf ein 
hUpi^xamm an beit iBefet i^on einem $l^tli)>^ (Sngelbreci^t, bet fi(^, und 
übrigen^ unbef annt, einen @ibbruber <&utten'd (Hutteni conjuratus) nennt, 
^m ®(^lttffe : Apud Phacchum, hospitem Wittenbergensem, Id. Febr. 
absolutum . . Exaraium industria . . Wolfifg. Monacensis Lipse foeli? 
citer. Seitete Studgaben f. t)ergeid^net Ui ^anjer, Ufri<i^ )6on Butten 
in Uterari^er ^infl<i^t (^lütnberg 1798), @. 6 fg. SBieber abgcbrurft 
in Ulrichi Hutteni, eq. Germ. Opera poetica etc. anno 1538, 8 4 — 
T 3 unb Opp. ed. Münch, I, 83 fg. 

2) De arte metrificandi libellus. 1505. 

3) ^uhti ^regeln: 

Quae venit ante aliam vocalis, corripietur: 
Sic via, sie Deus est: fio producitur, usque 
Dum subit r voci, fieretn fieriqiie notando. 



76 1 ^u(^. ni. St<ip\Ul 

ntad^cn» Swieftt tiirb noc^ t)on aDer^anb >oetif(^en 3lcbe^ 
ftgüren unb ^imat})m, t)on @ft>it]^eton unb 8lii(H)l^ora, 3Re* 
t<n>^cr unb aRetattage, Srane^jofltion unb 3)t(lreji«, «tte* 
gorie unb Sronie, gcl^anbeU. 

«njiel^enber ai^ ba« ffierf felbfi ip für und bte t)oran* 
gefc^itfte 3ueignuttg an bic ©ebrubcr £)fien. *) ®te foOen jtc^ 
burc^ ben ®j)ott 3)erer nid^t irren laffen, »cld^e in t^rem 
©tttbium über bic ^umanioren l&intoeg ju angeWid^ ^6^ern 
BAd^em ei(en: ba bod^ ol^ne jlene aud) in biefen ni^tö Ste^M 
auöjurid^ten fei. ©ein in @ile auf il^r Verlangen gefdjrie^ 
bened 8e!)rgebid^t mögen fie fceunbßc^ aufnehmen; obgleich 
{aum dlter atö fte^ l^abe er bod^ feinen 9(nf(anb genommen, 
ti für fte )u ijerfajfen: für junge 8efer fc^irfe jtd^ ein junger 
!I>i(^ter. 

Diefe« ©ebid^t fd^rieb ober tJoHenbete ^utten in bem 
^aufe t)on 95alt^afar B^^ud (ober ^^acd^ud) in aSittenberg, 
tt)o er ftd^ aW @afl aufbielt. Diefer, von bem ©tdbtd^en 
aSac^a an ber äSBerra fo genannt, »ar ^utten'6, wie biefer 
felbp fagt, alter unb rebH<^er greunb, ®(^on in ben Due^ 
relen tt)irb er ate folc^er erwähnt j aud Italien fc^rieb i^m 
*§utten i. 3. 1512 einen vertraulichen 33rief, unb in ©riefen 
an gütiger unb STOelanc^t^on (4f t er i^n grüfen. @r get^örte 
bem (Srfurt^@ot^a^2ßittenbergifd^en Äreife an, fd^eint aber, 
wie 5ßeter (Sberbad^, me me^r befc^aulid^e aW t^ätige Sftatur 
gewefen ju fein. *) 



1) ^atixt Ex Wittenburgo prid. Cal. Januarii, novo ineunte anno 
post millesimum et quingentesimum undecimo. 

2) Querel. L. II, Eleg. X, v. 58: 

Phacchus, amicitiae portio fida meae. 
Episl. ad Phil. Melanchthonem , Steckelberg 2 Cal. Martr (1520), 
Hutteni Opp. ed Münch, III, 338: Agit istic Balthasar Facchus, 
amicus meus vetus et eximie probus, hominem saluta amanter ex 
me. S3gl. Epist. ad Lutherom, a. o. D., III, 576; ad Rieh. Cro- 
cum, a. a. D., II, 328; ad Phachum, a. a. D., I, 144. Uiadf 



Butten unb fein SßaUx. 77 

SBÄ^renb btefer 3^* ^^$ ^utkn »icbcr in briepid^en 
Serfe^r mit feinem SJater getreten fein. 2lu6 bemUmfiattbe^ 
bflf Srot«^ biefem bereite bad Sal^r tjorl^er einen ©rief an 
ben ©ol^n jur ©efteHung gab, ifi ju fc^ßefen, baf ber 98atet 
f(^on bamate »riefe an il^n abgelten lie^, 3^r Sn^att fd^eint 
aber unfreunblic^ unb Ulric^'^ 9lä(ffel|r in^ ^(ofter ald 
Sebingung oöed a33eitern üorangefieKt gewefen ju fein. 3)a 
»anbte fi(^ biefer an ben alten grennb ßrotuö nm äuffcl^lu|i 
nnb SBermittlung. (Srotud, ben n)ir feit «^utten'd Abgang 
t)on ßr^rt au^ ben Sfugen t>erioren traben, unb über beffen 
Seben^gyng wat^renb biefer 3^*^ ^^^ fl«^ naivere Slngaben 
fehlen, l^atte feine ©rjielyerfteHe bei ben jungen ^^ennebergifd^en 
^afen ^), bie er julejt, wir wiffen nid^t tt>o, befleibet l^atte, 
aufgegeben; unb war um bie 3kittt bed 3al&re0 1510 nad^ 
(Sr^rt jurfidEgefel^rt, tt>Dl>in ber «Sreid alter ©tubiengenoffen, 
bie uod^ bafelbft lebten, il^n jog. allein ba fiel er gerabc in 
bie wüfien Unrul^en l^inein, n>e(d^e in jenen Salären, in golge 
eine« Streitet jtt)if(^en SRatl^ unb Surgerft^aft, bie @tabt 
jerrütteten, unb aud^ ben literarifc^en Ärei^ bafelbfi ju fprengen 



Mutiani epist. 96, ol^ne Saturn, muif)ma^Uäi au^ bem 3. 1509 (Sranff. 
^fpt), ging Sad^ mit bem @ebanfen um, geißl^ gu toerben; 1512, 
alß ^utten if)m au^ ©ologna ^djxUh, fci^toanfte er nod^ jtoifd^en biefem 
Sorl^aben unb ber in^, ju l^eitatl^ettj f^jdter braci^te er bo^ noc^ ba« er* 
flere gur ^udful^nmg, ba fiutl^er im 3. 1520 )}on einer geiftUd^en <SteUe 
f))rid^t, bie god^u« aufgegeben l^abe, fiutl^er'« Söriefe, l^erauögegeben öon 
be aBette, I, 454. @onfi »gl. nod^ Mutiani Epist. 147: (Phacho) 
cujus adipes mira pinguitudine , nates vasta crassitie protuberant, 
unb Butten'« Svage, a. a. O. : an hoc, quod respondere solebas: 
Phachus manes'i 

1) Mutiani Epist. 141, ad Herebordum Margaritum (ol^ne 3a]^r) : 
Tu ad me scribas, quae sint propria nomina comitum Henneber- . 
giorum, qui a Venatorio literis et moribus erudiuntur. ^a| (Irl^arb, 
®efc^. be« aöiebccaufblül^ettö toiffenfd^aftl. a3ilbung, II, 283, öon jungen 
Burggrafen »on Äird^berg, liefen be« (Soabiutorö »on gutba, fi)rid^t, 
fd^ehtt auf einer ^ertoeci^älung bed IBe^tem mit bem 9lbte gu berul^en, 
ber ein @rof von J&ennebcrg toar. 



78 I- ^u^. 111. Sti^piul 

btol)ten. Unter folcl^en Umftdnben tarn im fofgenben SBititer 
beut ru^cKebenben (Stotu^ ein ©rief aui gulba fel^r gelegen, 
ber i^tt bottl^in einlub. @r fottte ba« gebo^)j)e(te ämt eine« 
Sekret« an ber Älojierfc^ule unb eine« Snfhructor« ber SRönd^e 
nberne^men. (Sx »nnfd^tc S^rennung beiber Slemter: baranf 
ging man ni<^t ein; fieUte il^n jieboc^ übrigen« fo gnt, befon^^ 
ber« fein ©önner, ber Soabjutor, baf er ftd^ Ratten lief. 

aSon l^ier' au« erlief er nun an ^utten, ber il^m an« 
SBittenberg gefc^rieben l^atte, o^ne »eber ben einen nod^ ben 
anbern t)on ßrotu«' frät)ern ©riefen erl^alten ju ^aben, unter 
bem 3. gebruar 1511 ein au«ful)rli(l^e« aintwortfd^jeiben *), 
ba« ben greunb erft ber görtbauer, ja ber Steigerung feiner 
greunbfd^aft unb «g^od^ad^tung üerftd^ert, unb il^n bann tjon 
bem ©tanbe feiner Slngelegenl^eiten in ber ^eimatl^ unterrichtet. 
(Sr l^abe, f(^reibt grotu«, feit er ft<^ in bie gulbifc^e (Sinfam* 
feit gurüdgejogen, nid^t« verfÄumt, tt)ot)on er babe t)entatt6en 
fonnen, baf e« bem greunbe ©orfd^b tl^un »erbe: oft l^abe 
er fott>o]^l mit feinem SSater al« mit ben fc^wjarjen Srübern 
(ben Scnebictinern ju gulba) ti^ttmoU t)on it)m gerebet unb 
gürbitten für il^n eingelegt. ?tu« feinem SSater, meint Srotu«, 
fei f(^tt)er fing ju tt>erben. ©o oft berfelbe »on bem ©o^ne 
rebe, gefc^el^e e« in ben t)eräc^ttid[)fien Slu«brutfen; t)oU Spott 
über fein treiben, al« achtete er il^n feine« ^Pfennig« mertl). 
3luf ber anbern ©eite iebo(^ mac^e e« i^m unt)erfennbar 
greube, ben ©ot^n t»on Slnbern gelobt ju frören. 3)al^er bringe 
er au(i^ ba« ©efpräd; fo oft auf il)n, unb fange, woenn bie 
ainbern fertig feien, »on »orne an. !l)arau« glaube er, grotu«, 
fd^liefen ju bürfen, baf e« bem alten ^utten mit feinem 



1) Epistola Croti Rubiani ad Ulrich. Huttenum, 3 Non. Febr. 
anno 1511. Buetfl in Monumenta pietatis et literaria, U, 3 fg. 
aBiebetobgebru(!t bei MoffniU, @. CLVI ^^^^^^^ i" ^PP- Hutteni ed. 
Münch, I, 100 fg. «eiber iji ber Xert in üblem Sujlanbe unb wartet 
ouf ©örfittg'« (imenbationen. 



(Stotua aU Sßnmimtt. 79 

Sd^elten auf ben Sol^n uni) feinem !£)ringen auf beffen 9tu(f^ 
fel^r in We Äutte nid^t fo ernfi, baf SSetbed »ielmel^t nur 
eine Wia^h fei, bie er tjornel^me, um fid^ t)or ben SDiond^en 
9on jebem SSerbac^t, a(d tpire er mit ber @ntn)ei(l^ung be^ 
Soljfneö eint)erfiattben getDefen, ju reinigen. 9leuH(^> bei 
einem ®c^(a^nfe t^abe er, nad^ bem SIbgang ber übrigen 
®4jie, bem Srotu6 unb nod^ jwei ainbem jtd^ ol^ne JRücfl^alt 
aufgefd^foffen. @rfUi(^ l^abe er gedufiert, er tooUte n)eif nid^t 
»a^ barum geben, baf ber ©ol^n nic^t fo öiele Solare im Älo^er 
jugebra(^t l^dtte, gemer ^abe er guge^anben, er jweifle fei^r, 
baf fein Ulrid^ je einen guten SDlonc^ abgeben würbe. Dritten^ 
I)abe er eined SBerwanbten @rn)41^nung getl^an, ber in 3ta^ 
lien lebe unb atö Suri^ enqjorgefommen fei: tt>enn ber ©ol^n 
jurudtfe^ren, feine 9larrendj)offen (bie bonas literas) aufgeben, 
itnb ftc^ bem Slet^t^ßubium toibmen mod^te, fo tpoOte er t^n 
JU biefem Setter fdijidten ; ed fei bejfer, er »erbe ein 9ted^t6^ 
»erbre^er (rabula forensis), welcher ber ^utten*f(^en gamitie 
njt^e, atö ein 9Rön(^ , ber bei feinen Dbern übel angef(^rie^ 
ben fei. — 3Rit 9ludtfi(^t auf biefe Sleu^crungen bed SSaterd 
ging nun ber JRat^ bed greunbe«, tt)ie fd^on in ben beiben 
»erloren gegangenen ©riefen, bal^in, ^uttcn foUe jurudffel^ren, 
mi)t um »ieber in ba6 Älofier einjutreten, fonbem um erft 
einen tiefern ©nblidt in feineö SSater^ Stbftd^ten ju gett)innen. 
Sraue er biefem nid^t, fo fönne er ja einftweilen bn guüer* 
läfjtgen greunben unb SSerwanbten Slbjidnb nel^men, bem 
' SSater feine Slnfunft anzeigen, unb benfelben um Eröffnung 
feiner 3Billen«meinung bitten. ®ei er mit biefer nid[)t ein=« 
öerjianben, fo möge er e6 mad^en tolt 5ßom^)oniu^ Mtn^, 
ber ben ©einigen, bie i^n au^ 9lom nad^ ^^aufe beriefen, ju^ 
rü(ff(^rieb: ,,5ßom^). 84tud feinen aSertoanbten unb greunben 
feinen ®ru^. 9Q8a^ i^r »erlangt, fann nid^t gefd^el^en» 8ebet 
tto^l." !£>ann fiel^e i^m immer nod) bie ganje S33elt offen. 



80 I- ^tt<i^. lU. StapiUl 

Sorl^er aber foUte er ienen äJerfut^ matten ; tDoju bet ^eftit)» 
x\)n l^iemit ermal^ne unb ein(abe. 

Um feinet btingenben @eIbnot^ abjul^elfen, l^tte ft<^ 
Ruften, ber feinet äSoterd Stan^nu fannte^ mit {etfer 3u^ 
t)erfic^t an ba^ «ftfo^r fe(bfl getoenbet, bem et entf^yrungen 
tt>ar @t l^atte einen jungen SRann feinet Sefanntfd^aft, 
3onatiu6 (©ütüer) mit Sttamen *), na<^ gulba flefc^icft, mit 
SBtiefen, in beaen für ben %aXi, baf man ii^n jeftt t)on ienet 
®eite n)erft^tig untetflii^en nwrbe, feine Mattet in'd Alofier 
in $(udft(l^t geftellt gewefen fein mn^. !£)ie 93ätet liefen il^m 
burc^ Stotue ganj fteunblic^ anttootten; audi für fi(^ i>tv^ 
ftc^ette biefet, baf bie ^ond^, bcfonbet« bet 8lbt unb bet 
(Soabjlutot, bem Sl^c^tUng n>o{^( moUen, Die( auf i^n galten 
unb ))on i^m I^ofen: aber @elb brachte bet ^ott fein6 ju^ 
tu(f. !£)ie {(ugen äJatet n>ollten nic^t bie Skiptellten fein: et 
möge nut ^^ feinem SBetf))te(i^en nad^fommen^ liefen fte i^m 
fagen, fo »oüen fle fut feine ©tubicn auf6 83efite fotgen. *) 

®o tt)enig abet bie geifUid^en fetten ju gulba auf^ut* 



1) quem quidam non satis perite Cinxium nominavit, fe|t Sro« 
tttd ^ingu. diu dpigtamm «gutten'd ad Fabiiim Zonarium Chrysopo- 
litam (auö 3ngoIflabt), studiosissimum adolescentem, fielet l^tnret bet 
crjiett STu^gabe be« Nemo, unb ip toiebet abgcbrudft bei S3ur(!^arb, De 
Ulrichi de Hütten fatis et meritis, III, 43, unb Opp. Hutteni ed. 
Münch, lil, 117. (Sin 93tief »Ott ii^m an QSabian, ex castris Boio- 
rum apud Budam, octavo Septembris (o. 3.), in welchem er Butten 
feinen familiaris nennt, fielet in ben l^anb^riftUci^en Literae miscellaneae 
ber JBabianifc^en «ibliot^ef in €t. ©allen, Tom. XI, No. 230. (Später 
erfd^eint berfelbe gabiu« Bonorin^, ber mittlerweile Dr. Med. getoorbcn 
toar, aU 9leu(^linill nnb ©erfaffcr »on St^pti^men gegen bie Sölncr im 
@t^le ber Epistolae obscurorum vironim. @. Laurentii Behaim Epist. 
ad Bilib. Pirckheimerum, 9. Febr. 1518, in Documenta literaria . . 
cura Jo. Heumanni (Altorfii 1758), p. 261 fg. 

2) Quod vero nihil aeris tradiderint Zonario, . . debes tu su- 
spicari. Verentur circumspecti patres, ne illudantur: ajunt, ubi 
fidem servaveris, optime de tuo studio literarum velle consu- 
lere. 



4^% i^ tt>«m9 »)ar ))tefer flcneigt, auf fjime« greunb^d ßrotu* 
anftnnen citmigefeen, juni ftc^ feinm 98üter ober feiner ga^ 
milk tt>ieber ju fietten, e^ fc^iiü, ba^ er t)Ott SBittenberg 
TOd) Äeipifg flwg, mo fein @fiiä)t öon ber SSeröfunft ^^brurft 
tpnrbe, unb ^^ier feen f(^on in Sljojiocf gemachten SSerfud^ öffent^ 
ifa^er itW^ätiQhit mieber^olte. 3)a| er in fe^r jungen 3al)^ 
jren in itipiiQ al« Se^rer b^r fc^önen SBijfenfc^aften aufge^- 
treten, »ijfen «oir aud b^m Seric^te Seit SBerler'ö, ber unter 
ien ^nmanifien iener %aQt nic^t o^ne 5Raraen t»ar, in Seip^ 
iifl t^utten lennen unb fc^d^n lernte, unb gleid^ bamald bie 
glänjenbften Hoffnungen t)on i^m faf te. ^) 3tt>eifeln fann man 
nur, ob biefer Seipjiger Slufentl)alt ^utten'ö nic^t fc^on t)or 
feine 9leife in ben 9lorben ju feften, unb mit ber, mut^maflid^ 
um jene 3eit erfolgten Ueberfte^elung feined ße^rerd 9l^agiud 
tton granffurt nadft Scip^ig in 3ufammen^ang gu bringen ift; 
»)ie .gutten'^ SBeggang »on Seiipjig, toenn wir feinen 3fufent^ 
^)alt bafelbß an biefe ©teile fe^en, mit beö JR^agiuö SSertrei- . 
ibung üon biefer Unit)erfitdt *) jufammengel^angen l^aben f önnte» 



1) Epist. Viti Berleri ad Bilib. Pirckheinierum, ex Wiesensteiga 
8 die Octobr. a. 1522.* In Heumanni Docum. lilerar. -p. 294: Fuit 
mihi cum homine (Hutteno) non vulgaris neque omnino nova fa- 
miiiaritas, utpote in Lipsensi olira gymnasio non poenitendis auspi- 
ciis contracta, ubi, quum illic adolescentulus ferme bonas literas 
OOQ omnino infeliciter profiteretur, ita mihi primo statim gustu pla- 
cuit, ut spem illico de homine conceperim et amplam et raram. 
^udi ioaö ber jüngere SÄubolf $lgricola in einem 95rief o^ne Drt unb 
3eit (Literae miscellan., Tom. XI, SKf^t. ber 33abianifc^en ^^M. in 
@t. ©allen) an S3abian fci^reibt: Placet mihi Huttenus, qui a facie 
Lipsiis mihi notus fuit, bcjiel^t fid^, toie c« fd^eint, auf biefcn ^lufentl^ult. 

2) 2)iefe ^Vertreibung, nid^t bie frühere au^ döln, tote SWol^nifc 
irrig annimmt, fci^ilbcrt in ben Epistolis obscur. vif., I, bie Epist. 
(17.) bc« 3o. ^ip)i>, tt)o eö u. 9t. ^eift, M. !l)elitf^ l^aBc gefagt, quo4 
Esticampianus est in universitate tanquam quinta rota in curru, 
quia impedit alias facultates, quod suppositi oon possunt bene id 
eis qualificari. ^te Verbannung be^ 9l^agiuig au^ ^eip^ig fe^t niai^ 

@trauf, Butten. I. 6 



82 I. 5Bud^. UI. Stapiiel 

^nd) in MpiXQ ndmlid^, tt>te in ftoln, fa0 t>it alte ©(^olafHf 
nod^ fel^r fep, nnb »c^rte jt<^ mit aBen Ärdften gegen ben 
anffommenben ^umanidmnd. 

SSJie bem fei: >oon langet 3)auer fonntc bic§mal ^utten'd 
aufent^alt in ?eipjig auf feinen gall geWefen feinj benn nai)^ 
bem et am 13. gebtuat ncc^i ju SOBittenberg fein ©ebid^t 
t)on ber SSet^funft t)ottenl)et l)atte, erbliden wir i^n beteft^ 
im ©ommet*) beffelben 3a^te6 «nf ber ?anbflta^e fmx^ 
»öl)men unb SRibren nac^ aBien, Unb jtDar im HdglidbP^n 
Hufjuge unb in ber iu^erften 3)iirftigfeit *) : olfi^ oI)ne Untere 
fiüftung t)on Seiten feinet SSaterö. 6« fd^eint, er f^attt ftc^ 
no(^ nid^t ju bem SSerfpred^en f)erbeigelaffen, ft(i^ bem JRec^tdfiu^ 
bium mibmen ju wollen, ba^ nt<^t blo^ i^m, fonbem au(^ 
bem greunbe Srotuö aW ein traurige« ©tubium erfi^ien, ^ 
®ona fo elenb übrigen« ging ed bem SBanberer nur bi« OU 
müft in a»ät)ren. ^ier tourbe er burc^ ben gelehrten ^xopft 
atuguftin, ber fd^on be« gonrab Seite« greunb gewefen toav, 
bei Dem trefflic^n »ifc^of ©tanialau« 3;i)urjo eingeführt. 
2)iefer, gleich feinem »ruber 3obann, Dem »ifc^of t)on ©re«^ 
lau, ein Seretirer be« 6ra«mu« unb görberer ber auflebenden 



getoö^nlic^ in hae 5. 1511, f. mofftiiU, a. a. D., ©. 449. (SrAarb 
III, 290. 

1) 33obian in ber Epist. ad G. Collimitium »or JQutittCe Exhor- 
tatio ad Max. Opp. ed. MUnch, I, 112, fd^reibt am 12. San. 1512, 
superioribus mensibus fei Butten md) S93ien gefommen, unb au« einem 
«riefe »on «Peter (SberBad) au« Erfurt »om 4. October 1511 (Literae 
misceUan., Tom. I, No. 10. m^pt ber «abianifci^en 53i6l. in SiÖalTen) 
er^eUt, baf er bamalei fd^on toiebcr »on ba abgereist toar. 

2) Epist. Vadiani ad Collimitium, a. a. O. : ^uttm l^abe in SBien 
ergä^tt, quemadmodum etc. Rursum vero, Mercurio suo ita insti- 
gante, per saltuosa Bohemiae, pannosus et naufragio squalens, in 
Moraviam illam . ut casu pervenerit . . mohii atterbingö hit Db^f« 
feifc^e ^arobie nidjt aufer 9(^t ju laffen. 

3) Hutteni Epist. ad Crotum, »or ber gtoeiten 5Ctt«aabe beö Nemo, 
Opp. ed. Münch, IJ, 310. 



Butten in mien bei Sßahian. 8g 

3Biffenf(^aft, nal^m beti jrrenben 9litter be^ ^umanieimiö gaft* 
freuttbKd^ in fernem ^ßalafic auf, unb bcf(^enfte i^n beim 
abfc^iebe mit einem ^ferbe nebft Sieifegetb, ba« bt« SBien 
»orl^telt, »oju ber ^ropfi einen golbenen 9Wng mit einem 
fofibaren ßbetfiein fugte. ^) 

3n SBien l^tftte ber ^nmani^vm^ befonber« bur<^ 6on^ 
rab 6elte6, ;ber, im 3a]^t 1497 t)on Äaifer aWarimilian berufen, 
bi^ ju feinem 1508 erfolgten S^obe bafelbp gewirft \)aHe, %n$ 
gefaxt ßeJte^ tt>ar ber Stifter ber geleierten ©efettfc^aften in 
Deutfd^Ianb, unb fo lebten aud) in SBien bie Sfnl^dnger ber 
neuen 9li(ietung jum filjeit in freien J&auögenojfenfd^aften jufanu 
men. (Sin folcbeö contubernium tjereinigte eben bamal^ ben 
®t. ©aller 3oac^im t)Dn SSJatt (SSabianud), ben (Srfnrter $eter 
@berba<^ unb 3o!)ann 5!Rariu^ (5Wa{er?X t)on feiner ^cimatl^ 
Äl^etud genannt. *) Sinnen, »on benen er t)ielle{ciet ben (Sber^ 
ba(f) ^ifon frul^er fannte, gefeilte ftd^ nad^ feiner Slnfunft in 
SBien Ulrit^ ^utten bei, @(^on am erftenSlbenb erjdl^lte er 
t^nen t)cn ben äfbenteuern unb Unfällen feiner JReifen. ') 



1) Dief unb hae gfolgenbe au^ ber angeful^rten Epist. Vadiani ad 
CoUimit. UeBet bie ^brüber ^urgo vgl. Erasmi Epp.,. p. 429, 522, 
571, 668 fg., 712, 765, 849, 1448, ed. Lugd. Bat. 1706; unb«ut^er'0 
»riefe b. t)on be OBette, J, 472, 524. 

2) 3)af biefer, ber Herausgeber »on (Sicero'ö fleinern *öriefcn, $eurs 
bai^'e 5(rit]^metif u.a. ©(i^riften, genteint ifi, toenn S^abion in bem an? 
gefül^rten »riefe fagt: Venit . . ad me Mariumque et Aperbacchum 
illum eruditum, cum ageremus contubernio, Ulrichus Huttenus, 
erl^eUt ani ber engen ^43erbinbung, in tvelc^er eben toäl^renb jener Slal^re 
biefer SWariuö mit »abian erfd^eint @. 5)eni«, SBienö »uci^brucferge* 
fc^ic^te (Söien, 1782), ®. 47 fg, SCtterbing« toar »abian auci^ mit bem 
Ulmifti^en ©tift^l^errn SCugupin SWariu«, fpater einem eifrigen ©egner 
ber 9leformotion, befonnt. @. ©^toeijerifdjeS SRufeum, 6. Sal^rgang, 
1790, <S. 497 fg. 2)eni«, a. a. £)., <S. 65. 

3) ^aä) ©abian geigte ^utten ben ©ojlfrcunbcn htim <S(^(afenge* 
^en Starben, bie »on bem räuberifd^en UeberfaUe Ui ©reifStoalb l^errul^r* 
len, unb att<i^ J&utten felbji f^jrid^t in feinem »egruf ungögebid^t an ffiien 
»on SBunben, bie er ouf feinen Sfleifen batjongetragen. %iUin in feen 

6* 



84 1. '^u4. III. StapM. 

^it, hörten mit 3^^eitnal)me uttb 93eu)unberutig )u unb ^laub^ 
im, eiiwtt ^nbern SDuIber Obijf^eud wx fic^ ju feigen. Unjier 
foltidirn <^efpräct}en ^rif «^ytten in ben 99ufen unb jog ^t(i<^e 
SBl&Uer ^rau^, bic mit äSerfcn befd&riebcn waren: cd fei ein 
@ebi(^t auf ben ^aifer SRarimilian, fagte er, bad er tpa\)^ 
renb b^r (ejjten Slage unter ben 33ef(i^^tt>erücl& feiten ber JReife 
gefcferieben l&abe; fie mögen urteilen, \pa$ baran fei. 3)en 
^reunben, tpie fie eö )>ou ben ^ib^Qinifc^en blättern jufom^ 
menlafen, gefte( bie @r^nbung fo gut^ baf fte eine ^bfc^ft 
nal^men unb biefe ald ein ^u(^ jufammenbinben liefen, bi6 
na<^ «^tttten*^ SÜbreife, )u Anfang be^ f^genben 3^al^e6, ä^a^ 
Wan ftii& cntfi^Uf , baffelbe in ben Drurf ju geben, ©r nub^ 
mete ed beni @eorg ©oöimft^^ (Xaniipetter), ^rofeffor ber 
SRat^ematif unb SRebicin unb aSicefonjter ber Uni^erfität, 
ber bem iungeit ^ii^t^r n>ä()r«nb feined äj^ener 9(ufent^a(ted 
i>id aSSpl^lwoBkrt bewtefen ^otte* *) 

S)ad 9(ufmal^nung%ebicl^t an ben «taifer ^JKajciniilian jum 
Kriege geg^n bfe SBenejianer bejeic^net einen wichtigen ^unft in 
^utten'd (SntwicHung. SBon ben tbeilö <)erf6nlic^en, t^eilö lite^ 
rarifc^en Sntereffen, benen feine bidl^erige ©c^riftfietterei gemib^ 
met WQx, tDenbet er ^^ ie^t ben ^ngelegeni^iten M äJaterlanbed 
gu. er ffil)It unb betljätigt fi(^ niitft mel)r bloö al^ aWitglteb ber 



Duetelen fagt et nur, ba$ if)m hie S^offlfd^en ®^etgen unter ^rol^ungen 
ben ®^ie$ auf bie ^ruft gefegt, ni^t, bap fte if}n mtüiiij oertounbet 
l^aben. (Snttreber ttjar alfo Butten bei einer anbern ©elegenl^eit vcrtounbet 
toorben, ober e^ tt>aren, toa^ ^aUan fa^, jugel^eilte ©d^äDen »on feiner 
Stxanff)tit 

1) Ad divum Maximilianum Caes. Aug. F. B. hello in Venetos 
euntem Ulrici Hutteni eq. Exhortatio. 9(m ©d^luffe: Yiennae Pan- 
noniae apud Hieronymum Vietorem etJoannem Singrenium. Mense 
Januario, Anno 1512. 93gl. ^an^t, Butten in literarifd^er i&inflc^t, 
@. 11 fg. ffiieberabgebrucft in Ulrichi Hutteni eq. Germ. Opera poe- 
tica etc. Anno 1538, E8— G7, u. Opp. ed. Münch, I, 112— 138. 
©abian'ö »orgebrucfter QJrief audi bei Wto^niU, Utrid^ Butten'« Sugenb^ 
leben, @. CLXII f^. 






«glitten'« ^lufma^nung^gebid^t an Maximilian, ^ 

@tUi)tUnxepnU\t, fonbcr» be^ beutfd^en SSoI&^^r fl($tt über 
baö ^Prit^atuntcc^t/ ba« bie ii^t t^m utib in i^m ber ganjck 
^oeteninnung jugefugt, lümt er je|t fibct bte peM^^ ^ä^mdä), 
noelc^e 3>e«tf(^Ianb unb feinem £)ber{|au^5te t)on ben SSene^ 
gianern miberfal^ren i^. fWarimilian, in beffen I)o]^em abet 
un|iätem ©eijie bte alte 3bee be« tSmifd^en Äölfettl^ume beut^ 
fc^et 9{atioB no(^ einmal anf^aäetU, l^atte na<i^ alter ©tte 
feinen bewaffneten Slömerjug mad^en unb fid^ jnm Äaifer 
fronen laffen nooKen: aber bie SBenejianer il^tten il^m ben 
3>ur*jug inrt^ il^r ©ebiet »ertwigert (1508). (gr l)atte fld^ 
fidrfer gerüftet, um jugld«^ uberl^anpt bie ^Ser^ltniffe Statten^ 
ttjieber im ©inne ber attert Dberl^errlic^feit be« 9leic^^ jtt 
orbnen: aber naäf einem ®fucf »erftjred^enben 5hilaufe fal^ 
er fl(^ jurürfgef(^lagen. SBon ben ©tinben be6 9tei(^« ttid|t 
gel^orig nnter^^t, wn ber treulofen italidnifc^^frangöfifd^en 
^Pirfitif geÄfft (man benfe nur an ben SBed^fel ber SlWanjen 
t>oti abfd^fu^ ber 8iga ju ©ambra^, 10. December 15Ö8, 
bi« 19 bem S4nbni| wa »loi^, 24. SRdtj 1513), bajü fetbfi 
fd^tt)anfenb, fe^ 9)?artmi{ian feinen Aampf gegen bie Senejianer 
mit ©oruberge^enben erfolgen fort; aber bie J^offnung, einen 
5E^l tl^reei fefilÄnbifd^en @ebiete# bem Sleid^ jururfjuerobern, 
muf te aufgegeben werten. I)er reid^en 9t«<)ubftf f«m e«, um 
SRul^ §u bef^mmen, auf eine Slnjal)tung, ja auf baö 95er^ 
f^ed^en einer jÄl^lid^en ?tbgabe an ben Äatfer ni(t)t an (1510): 
bie ©tönbe waren bafär, ba« Slnerbieten anjunel^men, \>tn 
bem ber ritterliche Äaifer für je^t no* nic^t« wiffen woöte. 



1) ^n biefer ©eftnnung würbe äl^arimilian auc^ burd^ !Bubn>tg XIT. 
»on Jtönfreid^ bewarft, ber anf bem Sleld^^tage jn SRegen^burg im^rüp 
Hng 1510 burcl^ feinen ©efanbten eine f^arfe9f^c^e gegen SSenebig l^alten 
lief, toelcä^e fofort auf faiferlid^en Sefel^t cjebrud t würbe nnb unter bem 
Xite(: Ludovici Heliani Vercellensis, Christianissimi Francörum Regis 
Senatoris a<5 Oratotis, de hello suscipiendo adv. Venetos et Turcaa 
Oratio, Maximiliano Augosto in conventu Praesülum, Prmcipum etc. 



^itx greift bad ®eb^t t>on ^utten ein. 9la(^)>em We 
SBenejianct — ba« ift ber ^auptgebanfe — ft(^ im ®Iürf 
öbermütl^ig geaeigt, unb ben Äaifcr t)ielfa(ft belcibigt ftaben, 
fotte man i^nen jejt, ba jte ben grieben fud^en, biefen nicftt 
getoäl^ren, ba e^ i^nen nur um 8rifi/fic^ ju t>erfidrfen, gu 
t^un fei. !Dabei n>irb ba^ ^erfommen unb 9(ufEommen ber 
äSenejianer in bad ge^&fftgfie Sid^t gefiellt: worin ^df etned^ 
t^eiW bie Stimmung ber 3^4* i^i^^ !^^^ l^W ertragenen 
t)enejlanifcHfen Uebermut^, tl^eild aber aud^ ber äSiberwiQe un^ 
fer6 armen 9iitter6 gegen eine Stepubtif reid^fgeworbener Äauf^ 
leute au6f))ri(^t, beffen er ftc^, au(6 ben beutfc^en Steic^dfidbten 
gegenüber, lebenslänglich ni(^t gan} l^at entfc^lagen fönnen. 

3)ie 3bee beS Äaifert^umS faßt ber ritterlicj^e !Dt(^ter in 
il^rer gonjen mittelalterlichen ^ö^e, bodjf nic^t obne bie 'otx^ 
dnberten ^üUn in Setrad^t }U jiel^en. @igentli(^ unb wn 
ätec^tS tDegen ifi bem ^aifer bie gange SBelt untertban, unb 
infofern fiünbe e6 il^m allerbingd beffer an, gegen bieS^firfen 
ju gießen, Slflen unb Sleg^pten gu erobern u. f. f. 2)o<j^ ba 
ilyn bad (Sefc^icf in engere ©rengen eingefcl^tojfen l^abe, möge 
er immerl^in bad geringere Sob gu getoinnen fuc^en, bad ber 
Sieg über bie SSenegianer il^m t>erfpre(^e. ^) 3)agu beburfe 
er feiner fremben ^ulfe: wenn bie beutfcl^en ©tdmme (weld^ie 
fofort eingeln rul^menb aufgegd^tt werben) gu i^m fielyen, fo 
fei er jebem S^inbe gen>a(^fen. !Darum foKe er fi(^ nid^t 
Idnger t>erbö^nen laffen, fonbern enblic^ einmal lo6f(^lagen. 

^ai @ebid^t, bad «^utten fetbfi in einem t>orangef(l(fi(ften 
(Spigramm atö eine Sugenbarbeit begeic^net, ber l^offentlic^ rei^ 



Tmperii dicta in Augusta Vind. 4 Id. April. 1510. ^iefe Siebe Btlbet 
in getoiffer ©ejid^utig hae ))rofaif(^c 95orbi(b fu ^utten'd ©ebid^t. 
1) p. 123, bei Wlm(^: 

Nunc, cum te in modicos titulos fortuna releget, 
Laus est a media summa adeunda tibi. 



4«tten'tf (S^ebii^t, baf bie ^eutfc^en nid^t entartet. 87 

fere irfi<^ie falgen merben, ifl ju toeitfc^tDetftg unt> nic^t 
o^tte SBieber^oIungen: aber burc^bnmgett ))oii äJaterlanbd« 
geful(f(; utib jIcUentDeife auc^ bet Sorm nac^ febr gelungen» 
3>ad Sitb t>ott bem 8tbler (mit Slnfpielung auf bad 9leic^d^ 
tDapj)en), ber öftere prufenb unb wie ftd^ befinnenb bie gfügel 
entfaltet unb bie flauen fixedt, el^e er wirKid^ lodbric^t ^), 
ifi dc^t poettfc^; unb ebenfo äd^t rebnerifd^ ber @(l(f(uf, mo, 
Tiac^bem alle ©rünbe für ben Ärieg entwirfelt, unb jur SJer* 
l^errlic^ung be« funftigen ©iegd in $rofa unb Serfen bereite 
bie gebern eined Sradmud unb Krotuö, 33uf(^ unb (Soban 
befiellt ftnb, ed jule^t^ aW »Are bie Ueberrebung gelungen, 
fteift, aited möge ftc^ freuen: 

©el^t, aWarimilian jiel^t gegen SSeuebig ^u gelb. 

3nbem «Ig^utten anfing, fi(l(^ mit biefen SSer^dltniffen )u 
bef(^ä^igen, mupte iftm ber aEBiberfpru(^ auffallen, welcher 
)n>tfc^en bem literarifd^en 3uflanbe be^ beutfc^en SSaterlanbed, 
ber bid bal^er fein Slugenmerl gewefen war, unb ber politi^ 
fc^en Stellung beffelben obmaltete. Sanb er in erfierer ^in^ 
fi(^t 2)eutf(^lanb in rafc^em @mporblul^en begriffen, fo n)ar 
e6 in ber anbern unläugbar tief ^eruntergefommen; bort n>ar 
^lled )u l^ofen, ^ier t>iel )u fürchten. Sßie fid^ «^utten biefert 
äßiberfprui^ bamald audjugletd^en fuc^te, jeigt und ein @ebt(^t^ 
bad um jene 3^^^ entftanben ju fein fd^eint, ba SSabian e« 
feiner Sludgabe ber ätufmal^nung an «^aifer äRarimtlian bei« 
gefugt ^at. (Sd ifl bad @ebidbt^ in toeld^em ^utten )u benoei« 
fen fuifet, ba^ bie Damaligen 2)eutf(^en, mit bem Slu^m i^rer 
aSorfafiren tjerglic^en, noc^ feinedtoegd entartet l^ei^en tin^ 
neu. ') 3« i>i«fem Sel^ufe mac^t er jut>6rberfl auf bad ge^ 



1) p. 130, a. a. C. ) 

2) p. 138: Jam Venetos hello Maxmüianus adit. 

3) Quod ab illa antiquitus Germanorum claritudine noodum 
degenerarint nostrates, Ulr. Hutteni eq. Heroicum. hinter bet Ex^ 



88 I. «u(^. in. Jlapitel. 

fd)i(^tltd^e ©efeft aufmerffam, n>orna^ auf bic 5$eriobe bcr 
friegertfdjen Äroft bei einem SSoffe bie ber friebKc^en ßultur 
gu folgen pflege. !Dentf(t>lanb fei jeftt in ber (enteren begriffen : 
SBtffenfc^aften nnb Stünde, ^anbel nnb ©ewerbfleif btül^en, 
ba6 einfl unfruchtbare ?anb fei aUent^aJben trejflid) angebaut; 
babei bie Sitten, einige Sfnfterfung t)on ätalien unb inöbc^ 
fonbere t>on 9iom auö abgerechnet, nocl^ rein unb un\>erborben. 
JE>ie t)orangegangene beutle Äraft))eriobe aber fei minbeflenö 
fe^r einfeitig gewefen. SRüffen boc^ bie bUbung^eifrfgen (gntcf 
bie ©roftl^aten i^rer 98orfal)ren au» fremben (romifc^en) @e^ 
fc^ic^tfc^eibern jufammentefen, ba unfre ftiegerifc^en ättten 
wo^l Z\)attn ju tl^un, aber nic^t gu befc^reiben tjerflanben 
l^aben. 98erflunben nun bie jeftigen !t)eutfc^en nur, frembe 
Ü^aten ju befc^reften, oftne felbfi etwa» ®rofe« t^un gu 
Wnnen, fo wäre ba» freiHc^ nur bie umgefeljrte ©nfettigfeit. 
60 fd^Kmm jeboc^ fJel)e e» mit ff^nen ttw^ fange nic^t. Söd^ 
ren fie, bei aller i^er SSiCbung, nic^t noc^ immer ein frie^ 
gerifc^e» Sotf, warum benn Äiemanb wage, fte innerl^alb 
il^rer ®ränjen atigugteifen? warum fic^.aKe Stationen um 
bie iDeutfc^en att Äriegdte^rmei^er unb a»itMmj)fer bewerben? 
Unb m ^tiäjtn tjon ^etunterfommen, t)on @rfc^laffuttg, fei 
t» bo^ auc^ gewi^ ni^t, ba^ wd^renb biefer legten 3rit bie 
I)eutf(^ett jwei ©rflttbungen gemacht l^aben, benen Weber ba» 
?lftert^um no<^ btt» iefrige ^alkn etwa» an ixt Seite ju 
fepen {)abe: bie be« ®(l)ie^^)uteer» unb be» SBuc^erbrucf». 

9locf) ein flehte» ®eWcf)t fügte SBabian feiner 5Mu»gabe 
bet «ufmafjnung ön SÄarimifian bei : ^utten'» ®ruß an SBien 
bei feinem eintritt in biefe ©tabt. *) Dal er, nac^bem er 



hortatio ad Max. in bcr ÜBicncr Stu^gabe »oti 15l2. 3n »etdnberter 
i&t'iiait tpteber abgebrucft in Ulrichi Hutteni eq. Germani Opera poe- 
tica etc., Anno 1538, H, 4^7, unb in Opp. ed. Mttnch, I, 940—48. 
1) U. Htftteni Viennam mtrantis Carmen, batirt Ex contubernio 
Vadiani, Marii et Aperbacehi, Opp. ed, MtHich, I, 139 fg. 



^ntttn'e @tvfi am ffilen. ÖÖ 

unter tnanci^rlei ©efal^ten bcfnal^e gmtj 3>eütfef|(«mb burd^«» 
mmibert ^, erjl je^t nad^ SBim f^tnme, möge Htm Wefe* nle^t 
fifeel neljmen; l^fitte e^ ^on ttim abgingen, wörbe et gerne 
t)or 8lßem «ien befucfyt ^aben. «Hetn ba« ©d^rffW, beffen 
Sufe er folgen muffe, ijabt \i)n jum SSBanbem uiA 3)ttfte» 
benimmt Öm fo wol^ler werte M^m jeftt bie €ri^ng fn 
SBien tl&nn, tt)o er enblic^ iRul&e unb gute Sage ju finben 

DafI ^tten in SBien dnen (fingern «ufentlralt htab^ 
fi(^tigt l^ofee, »a* m biefen ©orten b^utlidö liegt, würbe aud^ 
<ih6 einer ®rjfif lung in ben 93ri^n ber 2)unfeUnänner tt^ 
fetten, wenn biefe , wie fe!)t wa]^f(^etnli<^, auf il^ bejogen 
werben bfirfte. ^ier erinnert fxä) nümiii) ber M. 3o^ann 
^abadtfd au^ 9lörnberg, }ur ^üt ald er in fBikn gewefen, 
fei einmal ein @ef#ll au^ Wk^xm gefommen, ioon beut ef 
ge^eif en, er fei ein ^oet, auc^ l)abe er 93erfe gefc^rieben unb übet 
bie aSer^funfi Ufen wollen, u»> bo(6 fei er Weber Saccalau* 
reu^ no(^ 9)>lagifler , ibctf^anpi nid^t grabnirt gewefen. S)er 
bamatige SÄector, Magister nosiet ^l^erfmann, au8 ^anfen, 
ein eifriger ^JJtann unb ^einb aller $oeien, ^abe (Sinf))rac^ 
gttl^aRj «be« ber ®efeB fei f^> «nma#enb gewefen, ba# er ^ 
baran nic^t gefe^rt ifait ?txm I^abe ber 3?ectot ben 6tu* 
beuten t)erboten, bie Sectionen be^ $o'eten ju befu(^en. £a 
fei ber @efelt i^m äufd 3^«^^^ g^ftt^^n^ l^abeil^m ä^^ 
mutl^ige Sieben gegeben unb ibn fogar gebujt. !Der SWenfc^ 
fei ba^ergefommen wie ein Krieger, mit einem ^ut auf bem 
Äoj)f unb einem langen SWejfer an ber Seite. Der Siector 
^abe nac^ ben ©tabtf neckten gefc^irft, um il)n in'^ ßarcer 
fül^ren ju laffen; aber 33efannte, bie berfelbe in ber 6tabt 



1) Pene pererratis quot habet Germania terras . . 

2) Si licet atque hoc fata sinunt data, vivere tutum, 

Et reliquas tecum composuisse moras. 



90 1. ^<4. m. StapiUl 

gehabt, ^abett ft(^ tn'6 mtul 0ef(^(agen. ') äBirßidb n>at 
3ol^ann ^tdmann eben im 3. 1511 ffttctox Der SBienet 
Uttbetfitdt*)} In bem ©efetten ober, bet au6 SKi^^ren tommt, 
metra mac^t unb übet bie arteai metrificandi (efen n>iU , ol^ne 
grabuirt ju fein, bal^erfommt n)ie @iner, ber in ben ^Uq 
{teilen tt>ill unb ben älector bujt, g(auben n)ir unfern ^utten 
nidb^ i^ t>erfennen. 

Db biefe ©d^wierigfeiten, bie ftd^ feiner afabemifc^en 
Xl^dtigfeit entfleflenftellten, ober »ad fon^ feinen Aufenthalt 
in SBien abfurjte: genug, fd^on im @p&t^^bft 1511 t>er^ 
f(l^tt>inbet ^utten aud biefer ©tabt '), unb im grülyKng bed 
ndc^fien Sa^red erfc^eint er in Stauen. 



1) Epistolae obscurorum vironim, I, Ep. 29. M. Jo. Rrabacius 
Ortuino Gratio. 9(ttdgf fdgfon Qtxf^axh, 11, 272, 385 l^at biefe ©efdgfid^te 

auf Butten begogen. 

2) 5)ettid, SBiend ©uti^brudergefd^id^te, «S. 53. 

3) JDaf er am 12. Sanuar 1512 fd)on langete 3eit »on SBien ah^ 
gegangen toar, etl^ettt antf ^abian'd Srief an (Sottimitiutf unter biefem 
Saturn, Hutteni Opp., I, 112 fg. SEBenn aber fd^on am 4. Dctober 
1511 ber in^n^ifd^en l^eimgefel^rte @berbad^ 'oon @rfurt ani an Fabian 
fi^reibt: Mutianus meus et Spalatinus et Huttenus si hujus nuncit 
(burd^ ben er feinen ^rief fd^idEt) copiam habuissent, salutassent sui 
amantissimum Vadianum (Lit. misceUan., T. I, No. 10, ^fcpt ber 
^abtanifd^en 9tbl. in <St. ©aUen), fo folgt baraud jtoar nid^t, ba$ 
^ntten bamal« in drfurt getoefen (®^a(atin unb Stutian xoaxtn ia auc^ 
nid^t bort), mo^( aber, baf aud^ er nid^t mel^r in ^ien bei Q3abian toar. 



J^ittttii HiapittL 



S)etitfd^Imib» 

1512— 1514 (?V 



^äjtifttn: Epigrammata ad Caes. Maximilianum. In tempora Julii 
Satyra, Nemo. Vir bonus. In laudem Alberti Archiep. 
Mog. Panegyricus. 

%l(d &diM 9Ritg(ieb be6 ^umamfienorbend ^ttt ftd^ ^utten 
faum betrad^ten bötfen, o^ne naii) bem ©eifpide fo t>icler 
93orf)dnger bie SßaQfal^rt in bad «^eimat^tanb be^ «^untantd^ 
mud gemacht )u ^aben; xoo uberbie^ aucl^ für ba6 dtt^t^^ 
fhibium, ju »elcl^cm il^n bct SSater brdngtc, bie mdfic gor^ 
berung ju finben war. 

Ueber ben äBeg, ben ^utten na^m, ift nid^tö befannt; 
aber um bie üKitte be^ ^pxil traf er in ^at)ia ein, tt>o er in 
ber Zfiat, be6 9}aterd SBunfc^e ftc^ fägenb, ba6 9te(^t6ftubium 
in Eingriff nal^m. @r I^örte iBorlefungen M bem berul^mten 
füedft^kljxtt 3afon ^Ra^nud, aud benen il^m jeboc^ fpdter 
nur nod^ bad fpaf^afte 3Ätft)erftdnbni^ eine6 9Ritjul>orer0 
merhourbig tt)ar. *) !Doc^ nabm er baneben aud& im ®rie^ 



1) Epist. ad Crotum Rubianum, 'oox bet jtoeiten ^ni^aht bed 
Nemo, Opp. ed. MUnch, II, 309 fg. : Ex bis quendam novi in> 



92 I. SBuc^. IV. Äa^itel. 

c^ifd^en Unterricht, wobei 8tegibiu6 Siem aud äug^burg fein 
3Witf*iiIer war. ^) «ber mit feiner ©efunbfyeit jianb ed öbcl : 
er IjintU, ba in golge feiner Äranfl^eit bie Seine burc^ ®t^ 
fd^ttJüre nnb 8lndtt)ü(^fe fdömerjl^aft, nnb befonber^ ba« linfe 
beinat)e unbraud^bar geworben war. Slod^ hielten bie gran^ 
jofen bie Sombarbeij aber wenige S^age i>ox ^utten'^ Slnfunft 
war in ber morberifd^ert ®^(«c^t beiS^ÄtJtnna ber franjöjifc^e 
gefb^err, ®ajion be goir, flegreic^, boc^ unerfeftlic^, gefaUen 
(11. 8l^)ril 1512): nnb nun brangen, t)om 5ßa^)jie gerufen 
unb vom SM[tc jngäifeit^ 2O;Q0O 8<|i»ei^t itt bdi tanb. 
3m 3uli, aW ^utten Uum ein Vierteljahr feinen 6tubien 
obgelegen l)atte, rüdften fie »or ^a\>ia. Die granjofen fud^ten 
e« ju belböwpten unb l^ielten ben jungen Siitter, ber i^nen 
jeftt, aW Untert^an bed Äaifer«, »erbdd^tig fein mochte, brei 
^n^ %a%t in ein^m engen @ema(^e belagert. 9lo^ baju 
am gieber leibenb, ^ielt er ftc^ pir einen verlotenen SRann. 
Da bic^tete er ft(^ bie 

©rabfc^rift:^) 

IDer, $um Kammer gejeu^t, ein unglüiffeHge^ Sebcn 

ichU, öon Uebcln gu iBatib, Ue6e(n ju ffiaifcr »erfolgt: 
Jjjiet liegt ^uhen'd ®eBein. :^, ber niäfU 9b^t$ oetfd^nl^ei, 

®titbe 9on ©attifd^em (S<i^to^t gtattfam ba« ^Ibm geraubt. 
Sßar »om ©efd^icf i^m bcflimmt, nur Unglürf^jai^re gu flauen, 

9l(^, bann war ed ertoünfd^t, baj er fo geitig erlag. 
dt, t>0n iSefal^reit umringt, ta)i^ nid^t ^&m 5£)ienfle ber SD'^ufen, 

Unb fc gut er'^ i>enno<l^t, fpra<^ et im Siebe |id^ aui. 



signem asinum (quod mihi videtur; quod ipsi, ICtum), qui aliquando, 
simul audi^ntibus nobis Papiae iliud juris columen Jasonem, cum is 
praelegeret 9t multis citatis autoribus subjiceret: et Alexander delmola 
et sequaces, conversus ad proximum, quaesivit, quis ille esset Se- 
quaces? Putabat enim, ex Glossatoribus uni Sequaces nomen esse. 
1) Epist. ad Bilibaldum Pirckheimerum, ed. Burckhard, p. 6ä. 
Opp. ed. MUnch, III, 96: Augustcnsis Egidius Remus, quocum 
Papiae olim studui, tunc, quum uno sub magistro Graecarum lite- 
ramm studio initiaremur. 

' 2) ®o in bem gleid^ anjuful^renben S3riefe an ^a^ue. Serme^rt/ 



^utten in ^xu^imotf). 93 

#i^^ Stranden ein/ ^^ <&itt^en'id Sog^ tDutbe t^ruiit 
ili(^t teffei. iDfc ®<|^tt)ftiet, We in il^ Hnm ^öW«*fer 
i^ B^anjofen fa^en, t>I4nl^eifteii ü^h onid mt> fcllfp^ten i^ 
i((nb l^emm^ ii0 e^ ii^m «nbiid^ 9^l<iadf f^ ^^^ ^^^^ SSkrIuft 
aned ^tüt^ i>ou bem S^nigen, bad ihm noi^ geblieben t^wc, 
I^jttjfanfen. 3n ^a^Jig^. »)o nun Oirtömmet unb Salutier* 
gießen, junger nnb ^efi tt)üt]^eten, war für i^n fein Wnftere* 
Reiben: ^ n)anberte er noff) im 3iiti na^ Bologna, xoo er 
finen fd^Änen Ärciö t>pn ©eieljirten fanb» ^ber «r braud^te 
fem Str^, nnb ber Steft fein^ SKittel «)ar balb erf(^pft. 

5)ad SiH^rigf ift ber betrübte Sn^alt eined gcrafit^iilöi, 
jia mitunter tannigen ©^retben^ au6 Bologna t)om 21. 9(n^ 
gttß an ben SSittenberger ©afk^rennb Salt^afar %üü^n^. ^) 
JJ>ft# «glitten ii^ furj f^reibe, gefc^el^e nid^t, af« ob ttmii 
Wi bem grennbe nur einten (nrjen Srief iiobm tooüte, fon^ 
kern lebiglid^, weil feie Ucberbringer (^ befcl^wert meinen, 
tt>enn man ii)nm grofe Sftriefe mitgebe. 3m i®egentl^eil fotte 
8a(^u6 i^m re^t au^fn^rlid^ über Sitten f(^>reiben, wotjon er 
beufcn Knne^ baf e^ ii^n injterefftren werbe. SBa6 il^n betreffe, 
ft) o^ji^e er immer n^ ben SJutcan nad^, unb ^war no<^ 
bebenfcenb ärger, aW wie ber Sreunb ifen Kralid^ gefeiten; er 
»iffe nid^t, folle er e^ bem (^c^idtfat, ober t)ie(mel^r feiner 
Uttt>0r^d^tig{eit jnfe^reiben, ba er ftd^ im jarten Alfter jn wenig 
gefeint l^abe. !Dennod& wünfc^e er fid^ ©lütf, auf bem SBege 
ju ben fronen aSßijfenfd^aften fo 9Äand^e^ gefunben ju l^aben, 
mt er am wenigften gefud&t. SBie e^ benn mm aber bem 



ih&[, toie biefi mit bergkid^en ®ad^en fo gerne gel^t, niä^t »etbeffert, fEn^ 
bet fl^ bieftö <S))tta^l^i«m in ^utten'd (S^igrammen an ^atfer Wlax 
toicber: Obsessus a Gallis cum salutem desperasset. Opp, ed. Münch, 
I, 186. 

i) Epist. ad Pfaaehum. Bon(m. 12 Cal. Sept. Opp. et Mtinch, 

4 1#f$. , . 



94 I ««*. IV. StavittU 

gteunbe gel^e? £>i er ft(^ entf(^(offen f^U, ein Sßeib ober 
bie Sotifur ju nel^men? ober ob er, nac^ feiner gewol^nliilien 
Slnttoort, eben %a^ui bleibe? hierauf folgt bie bereit miU 
get^eilte @rjd^lung oon .^ntten'd (Srlebniffen in Italien; bann 
ber @(^luf, baf er nun balb in Sologna )>on bem Sreunbe 
einen ®rief, bo(^ ni(^t blo« oon brei ober t)ier SBorten, wie 
berfelbe an gen)d^nli(l^e 93efannte ju fc^reiben pflege, ju er^ 
polten I)offe. 

!Die ©riefe ^utten'« (oon benen btef eigentlich ber erfle 
ifi, ber un^ begegnet; ba^ ©i^l^erige waren !Debicationen) 
bilben einen n)efentli(^en unb I)d(^fl f(^ä^baren fll^eit feiner 
literarifc^en »^ervorbringungen, !Dnrc^au6 jtnb e^ »irflic^e 
Sriefe; nientald, wie fo oft bie ^ra^mifd^en, bisweilen aud^ 
bie 9Rutianif(^en, blofe ©tt^lübungen ober ©elel^rfamfeit^- 
proben. 9(n (Semätl^ unb Saune ^e^en fte ben @obanif(^en 
na^e, oor benen fie aber, je weiter wir im geben ^utten'd 
oorrutfen, um fo me^r bad ®eprdge feiner brdngenben 3^l^at* 
fraft unb fortrei^enben Ueberrebungögabe ooraud ^aben werben. 

Um biefe Seit fam 9Äatt^<lu6 Sang, a3if(^of oon ®urf, 
unb einer ber oertrautefien 3l4t^e be6 Äaiferd, afö beffen 
©efanbter an ben ^apft 3uliu6 IL, ber ben ^rieben mit SBe^ 
nebig vermitteln wollte, burc^ ©ologna. 2)ie ^talidner, in 
i^rer airt, uberl^duften ben oermeinten grieben^boten mit JRe* 
ben unb ®ebi(^ten. Da wollten bie Deutfd^en in ber ©tabt 
ben @(^ein nic^t ^aben, ald wäre unter if^ntn «Reiner im 
®tanbe, etwad Slel^nlic^e^ ju machen, unb forberten ba^er 
^utten auf, etwa6 ju biefem ßwetfe ju fd^reiben. ^utten 
oerjianb flc^ baju unb »erfaßte ein Sobgebic^t, ba6 nun ab^ 
gefd^rieben unb präcbtig gebunben bem faiferlic^en ®efanbten 
uberreidit würbe. 2)er jeboc^ nat)m e6 mit einer ®teic^gä^ 
tigfeit auf, bie bem jungen 5ßoeten fel|r empfinblid^ war. 
Dennoch mad^te er ben SSerfud^, auf gewichtige Empfehlungen 
ge^&^t, unter ba^ ®efolge bed Sifc^of^ (ben gleid^ barauf 



mrnmt itneg^tenfte. 95 

ber ^^t^ sim ßarbmat ernannte) aufgenommen )u n)erben: 
wrgrten«. Der »ifi^of (f)at, ald bemerfte er it)n ni(^t, menn 
er {^m in 33oIogna begegnete; ba bod^ ber blofe Sfufjug be« 
armen SWufenfol^n« eine bringenbe SJtal^mtng an ben l^oc^^e^ 
l^enben 3»ann n>ar, für bie em^>fangenr \^ulbigung ftd^ er^ 
tmntU^ }u jeigen. Diefe SSemac^Idfftgung l^at «Butten bem 
Sarbinal 8ang jeitleben6 nid^t »ergeffen. *) 

Der äuferße SRangel n6tl^igte ^ntten enbUc^, <^eg6^ 
bienfle gu nel^men; o(n)o]^( il^m md) baburc^ nur notl^burfKg 
gel^olfen würbe. ^ ©ne traurige Störung feiner ©tubien, 
äberbief bei feiner anbauemben ilranfl^eit, befonberö bem 
Reiben am jjufe, ein ?eben »oK dual: aber ber genia{e SRenfcfi 
fann in feine ?age fommen (fie mfifte benn feine 3;^4tigfeit 
)D6Qig aufgeben), aud ber er ni(^t für ft(^ unb bie Sße(t Stüd^te 
ju gewinnen wfif te. ©o gewann ^utten unb gewann bie 
Slad^welt, ic^ wiO nic^t fagen aud feinem Ärieg^bienfi, aber 
bod^ au$ bem ^iegdgetumme(, in ml(f)t^ fein italidnifd^er 
aiufenl^alt i^ineinfiel, einö feiner frifc^ejien, reijenbfien fflerfe: 
fein »ud^ Epigramme an ben Äaifer ^WarimiHan. ') ©ie 



1) Hutteni Epist. ad Paul. Ricium, Augustae Id. Nov. Iöl9 (18). 
!8et f&vixäf)axh, Gomment. Analecta ad P. I. i)intet P. IT., oorle^tea 
mt> lejte« «latt. Opp. ed. Münch, III, 227 fg. 

2) Epist. ad Bilib. Pirckheimenun, bei Burckhard, I, 35. Opp, 
ed. MüDch, III, 87 : . . in Italia, ubi penuria viatici militare etiam 
coactus sum. Epist. ad P. Ricium, a. a. O. : . . quum militiae 
agerem summa cum inopia. 

3) Ulrichi de Hütten eq. Germ, ad Caesarem Maximilianuni 
Epigrammatum liber unus. Buetß (toenn ee( nid^t frühere italiänifc^e 
^ruife gibt, bie un^ unbefannt ftnb) in bet Sammlung, in »eld^er anäf 
bie Exhortatio in ^Uoeiter ^(uflage erfd^en: Hoc in volumine haec con- 
tinentiir etc. «hinten: In officina excusoria Jo. Miller, 4 Non. Jan. 
Anno . . 1519. ®g(. *an§er, Butten in litetarifc^er ^injic^t, ®. 14 fg. 
Sßi^er abgebmdt in Ulrichi Hutteni, eq. Germ. Opp. poetica, Anno 
1588, A 2 - E 2. Opp. ed. Münch, I, 166 - 228. 



96 I. »ud^. IV. jta)}itel. 

fmb^ tt^ic er f4bfi faftt ^>, an )mW^^^^^ Oöcn wb m 
»etf(^teb€^en 3eUen «ntftani^m, t)eranlafit but^ 9}0tgäng^^ 
beten einige er m4teriefefce, anbete »an bpitten $erf<)nen er^^ 
fu^t; ein 2:i^ei( erfc^nt atö gleichartig uob t&pf^l awi) ^Ü4i^ 
ieitig ntit bem mrc^ in 3)^tfdblanb (entflonbenen ^ufmal^^ 
nuiig9giabu|t ^^ SKarimitt««) ein anberer mag in $a^ia m* 
©ologna, x>ox, tt)d]^enb unb nwSi ^tten'* Äriegfrteben gt*^ 
bi^t ttjpcbim feittj ja ei^jelne ©törfe finb erft n^ä^renb fei^ 
»e* .»weiten italiänif^en ävfwt^aCtt l^injugefÄgt i»ort)«n.^) 
®o folgt ba« ^nd^lein tegi tt^<li^felnben ®ange be« ftc^i l^in^ 
^^enben ^riegd, unb kingt und ®iege unb S^ebertogen, 
Hoffnung mi Snr^, ^ett^inn unb äkrtufi t>an ®tabten un^ 
?anbf (Soften, bie Äaüj^fung unb Sdfnng i>m öünbniffen, jur 
lebenbigften ätnfd^uung. 

5JlJairimitian, bief ijl ber Sn^alt ber (Sii#wa*0ig^amme, 
für feine' »erbf>tbene 3^it ju milb unb frt«bHel&eub, möge 
anbern <Sinne^ »erben. Snbef ift feine griebendtiebe nic^ 
SÄangel an 9Rutl): tt)ie fein enblic^eö gpdbred^en bett>ei«. 
®0fort n>erben w>ir »or $abua '), mitten in ben ^omipf ge^ 



1) Praefat. ad Max. Caes. p. 167 Wi aWünd^: Sunt epigram- 
mata varie , diversis locis ac temporibus, in tuas §c. victorias , aut 
üt quodque objectum est, quod vel ipse vidi, quibusdam enim in- 
terfui, vel aliorum reiatione gestum cognovi. 

2) JDief erl^eUt barauöi, ba^ Rieben <Studfe bev ©ammtuitg im 9Jo' 
©ember 1516 üon (foban ^cffe a(« Hutteni Epigrammata nuper ex 
Urbe Roma missa k)eroff entließt (!ttb. 9la(i^ fkom aber fam «Butten exft 
auf feiner .^lociten italiänifci^ett (Weife i. 3. 1516. 

3) In obsidione Patavina aeger. Dese in obsidioDePataviea.p. 173 
fg. Ui SO^önd^- ^af man Ui biefer üon ^utlen mitgema^ten Belagerung 
$abua0 an bie berö^mte hte ^ai)x&S 1509 ba^U, too eä ber perfpnli^ an- 
toefen^e i^aifer ben Q3enejianern unter ^üigliano pergeblid^ abj^gi^^innen 
fui^te , n>ar bie Urfad^, iparum früt;ere D^i^gra^l^en •gn^n'^ (toie $^<f' 
l^arb, 11, 69 fg,) biefen f^on in jenen Salären, »litl^in tw ®an3cn i^rei*' 
mal, in S^aim fein liefen. 2)vi^e^n f;ftt ^«iner^ {^. 12 ^n\a:i 
rid^tig nac^geujiefen, .ba& o^W Spigtamwe $^ auf ba« Sa^r IW* j&fl^ 



^uiUtC$ api^tammt an SItoiminatt. ßU 

ifSfyct. SS>ittBeatiiatux Mnnm , bte . Adfedk^en aufm ; .^t^ 
ttn, best ed ktb.ifl, baf .fein %n^ibel äfn ^ ^ffMnßifxm 
am >^aiii)»fe mffä^ig maä^i, n>ünf(l^t;fk^ ben S4>b. .(Sin on^ 
bimat Abrigen«, a(d er ben SRauetn .^u .tuil^e gefommcinJfl, 
unb bie Siefitlioffe ber aSelagerten aim i^n fd^tvivten, jid^ttr 
.|ii^ bfi^,.fo fc^ea cd mit best lafimen Sitfe gelten nMS, )tt^ 
r&cf. Ufber eine . Heine @(^(a)>)>e, bie.fte ben .^aiferli«^ 
beigebtad^t, fsolfloämMt Sene)ianer an fnt^: bolb )»ki ^ 
ber ftblec »deber erl^eben. Sei (St^mom W et ben Stjfd^en 
ibel nti^eft)iett: 

93om Jtaifer unh htn SBenegianern. 

Sung^l^m toaqU hex Stofc^ f{(i^ l^eroot and ben ®ttm))fen 9)cnebig«, 
nnb anf bent triMf nun £anb qnaft* er: IDer Stoben i^ mtinl 

2Dofl^ il^n erf^äl^te ber Sßo^l bed d^nd von ^l^abener Sßarte^ 
$a(ft mit ben ittfiHen unb t»u(ft berB in ben ^fnl^I il^n ixvcüä, 

Snigemein ifi 93enebigd gtaufame, vduberifc^e ^ettf^iafik 
"ott^a^t ©ein gelbl^en ©artotommeo be ®iano (b'Sttoiano) 
ein SRnfler 'oon Xreu^ unb @i>tt(of{g|eit ^Dagegen n>irb bem 
;beut{i^en S^lb][ian))tnt^nn 3acob tx^n, (Sm«, bet in bet b(ttti^ 
gen Q<f){a^t bei v9ta)[>enna fiel, ein iSl^renbenlmal g^fe|t 
^Dent ftoljen S^enebig n)i¥b'd npc^ fi^liminer etgel^n.dd ^roja 
unb %b9lon, <ftarj;]^ago unb «ftorintl^. Xiie SSJanblnng \>on 
$eneb{gd @(ä<f unb bie Sanbelbatleit bed^ @(iHfd .Aj[>eT^au»t 
i^ bad %^ema einer StiA^ ))on Q^igr0nmien. 

©ofort n>enbet flc6 ber 5)i(^ter mel^r gegen bie Branjofen*), 
tt)elcl^e, ju ainfang bed Ärieg« bie »unbeögenoffen be« Äai^ 
fer6, il^m juleftt aW geinbe gegenfibjetflanben, 5)er .i^q(l&^ 



jtc^n, t9o bad fpanifc^beutfid^e :$eet unter IRa^mon be .(Soi;bo))a bie )»9n 
Sartol^mnuo V^Ittllano ))ertl^etbtate ©toibt ebenfo bergeJMi«^ . (elogerie. 
1) De Gaesare et Venetis, p. 178 beLSKünd^. 
;2) iaon.€. 198. an (Bei a»ünd^):.Ad GaUum.. De. CUlo adaqui- 
lam. Ad Cal|iipi..de Gfiemre tt. f., f. 
€;trattf,^tteii. L 7 



98 I* 93«4 iV. StapiUl 

vmtf) U» ^af^n^, htt fid^ übet ben Xbler b&nfe, aber ünft 
nodf hmüfft l^eimfel^tm tottU, tcixi ia ))etf^iebeiieit äßen« 
bitngen "ottfpottet Sud^ l^iet folgen bie ß^igrammc ben ^dftoan^ 
tnngen bed Jtrieg0g(fl«f0. 2){e ^anaofen l^aben SRaUanb; 
iDetben jur&dfgefd^lagcn; unter griulid^em Untt>etter r&umen 
fie bte Sombarbei. (Snblt(^ erlebt man ha« Ueberrafd^enbe, 
bafi ^a^n unb grofd^ (ober Sotoe, b. 1^. SSenebig), bie 
fid^ btt bal^in tdbtUd^ betim:pft f^atttfx, gegen ben Slbler 
fU) oerb&nben (äRArj 1513). «iber bte SSerbinbung tfl ju 
unnatürlich unb ber ®egner au gen)altig, al« bafi fie f{(^ 
gfinfügen ©rfolg t)erfi>red^fn bfirfie. 

^ie SekoerBer um bie ^errfci^aft über Stalien.O 

JDtei umwerben miäi jej^t (Stalia Hagt'« berti 9C^)oI(o), 

SBibrige greiet jiimat: SSenebig, bet IDeutft^e, ber gran!e. 

S)er ^oU XxuQ, ber ^nbre »oH SBetn, ber ibrilte »oft ^of^mu«^. 

SRuf e6 benn fein^ fo Bebenfe mic^ bo(^ mit ertraglid^em 3o(^e. — 

€tet« treulos, ertoiebert ber ®0tt, ift ffienebig; ber granfe 

®tetd t)od)mttt]^ig ; ber IDeutfd^e nici^t immer betntnfen: fo n»&]^le! 

3)a« SRerftoürbigfie für ^utten'ö tt)eitere (gntwidtlung ifi 
nun aber, baß gegen ben ©c^luf bie Epigramme fic^ »iber ben 
$ai)ji rid^ten. *) »o(^ im 3al|re »or ^utten'« %xtmft in 
Statten war ^(ipft 3uliu6 IL aW Ärieger in jenen ®egenben 
gett)efen, l^atte bie Belagerung t)on 9»iranbola perfönttd^ ge^ 
leitet, unb tt)ar in bie eroberte ©tabt mit bem ©(^voert in 
ber ^anb auf einer Sturmleiter eingefKegen. 6r tt)ar, iDenn 



1) Qui et quales imperium lUliae ambiant, p. 214, Slünd^. 
^er ta>et(It(^ett ^erfonifCcation Stalten^, bie er anberdtoo in ^Intuenbung 
Bringt, unb ber ^orfteKung ber übrigen Sßblftt aiß freier, bie fi(^ bar$ 
aue )9on felBfl ergiBt, Bebient fiäf futten l^ier nic^t. Sie mn^ iffm nid^t 
eingefotten fein; benn hat Epigramm gewinnt burd^ fie. 3(^ fonnte fein 
IBebenfen l^aBen, fie aud anbern ^utten*f(^en <l)ebi<6ten in biefed §u 
übertragen, fofem id^ e« in ber 9lote eingefianb. 

2) Sßcn €« 220 an: De Julio II. P. M. orbem Christianum in 
arma concitante. De gladio Julü. De Julii perfidia, u. f* f. 



iromme auf bm ^ap% 99 

Ottc^ ni<tft t>er etnjtfle Ut^ebet, boc^ ber 8tnfer ber JCriege 
jener 3ett: ber SBfberfpruc^ jwifAen ber geifttid^en »ejHrn^ 
mutig unb ber v^Mi^in Stellung bed $a{ltl^umd xoax nie 
greOer l^ert>orgetreten. Daf «^utten bem &ä)<mpta^e ber 
burd^ tl&n erregten Äriege fo nal^e tarn, bereu \)er]^eerenbe 
Jolgen *) auö unmittelbarer Srfal^rung fennen lernte, toax t)on 
grofer SBi^tigfeit. 3utiu0 11 unb fein SBirfen war ed, 
mhuxd) \f)m über ba^ $a))f}t]^um übtx\)aupt bie Slugen ge^ 
öffnet würben, ©tatt eineö ^irten ein 2Botf, fiatt ber 
®(^(ttf[el 5ßetri mit bem ©dlEiwerte 5Paiili bewaffnet, aber nid^t, 
um, wie ber 3l))oftel, bat)Ott ju fallen, fonbern 9(nbere bamit 
ju fÄlfen. *) 9lun wenbet ftc^ aber ^utten aud^ gegen bie 
Sitten bed 5ßai)fte^, gegen feinen Slblaß^ unb Sullenl^anbel, 
bie äludbeutung !£)eutfd^lanbd t)on Seiten bed ))dpfU{<^en ^ofS. 
gr, ber ft(^ in ®tal)l lyuttt — fo befc^relbt er il)n ^) — burd^ 
Sart unb ^aar fd^redflic^ anjufel^en, mit bem witben Sluge 
unter ber troftigen Stirn, mit furd^tbar brol^enber 9Wiene, 
ber mit Sd^wert unb ®efd)of ju 8anb unb ju SBaffer bie 
SBölfer morbet, unb bie dürften in Ärieg t)erwidtelt; er, ba« 
SJerberben ber SBelt, bie ^ßefl be« 9Dlenfc^engefd^te(^t«, beffen 
arbeit Zoi, beffen ©rl^olung bie fd^dnblid^jie Sluöfcbweifung 
iP; er, in allen Stfidten Sl^riflo unb ^etro unäl^nlic^: wa« 
tl^ut ober wa« l^at er noc^, ba« be^ pdpfilid^en Sllamend 
»urbig wäre? 

«Ott 3ttUuö' ^hla% 

9Bie t)od) bie giäuibige SGBelt ber ^xämn iuiine anführt, 
SS^e((^et ben Fimmel ^tttaup, ben tx hc^ felbjl itiii^t bejij^t. 



1) ni\in Unbcrn eben für Die ©tabt öologwa. @. ba« (S^jigr, @. 223: 
In Julium, de statu urbis Bononiensis. 

2) @. 221: 

Quem gladio decet occidere, haud occidere, Pauli. 

3) Descriptio Julü, p. 225. 

4) De indulgentiis Julii, ibid. 

7* 



100 K- 9tt(^. IV. jr<M»ittc 

mtH mit feil, ^e tin l^fl! SBHe fH^amU»« ifl'tf, ju Mfaitftii, 

fBüS, ättUu^, bit ebeit eam meiflen geBrid^t 
jtämen bie 9liefm gurücf: um 3u))ite( iDdt' e< gefd^e^en; 

3u{tu# gdbe fümal^t fl^nett 31t Jtouf bm £)()^in)). 
Mer fc; ta»0* im ^immel ein fbiberec Ijienfi^et imb Hmitxt, 

@tett' iii^ nm l^immlifd^ed (But nimmer (d$ St&ufet mid^ ein. 

Don bemfelBen. 

^eimai l^ab' i^ mit nun bie Srenben be« etoigen 2eben€, 

Qttb toaa toeitet iil^ faum toogte jn l^cffen, evfanft. 
IDteifad^ l^olb* id^ baf&t ben ^d^ein mit bem 9lamen em^yfangen, 

tlnb mit bem (Siegel in Sad^^: aber nut 9lamen unb 6d^ein- 
JDteifad^ toat i^ ein JT^ot: benn »et ma^ l^offen, ju faufen, ; 

9Ba«, koet*^ etloa befi^t, fld^et tetfaufen ni<i^t mag; 
SDoUt'et'd iebod^, fo fönnt* tt ti ttiä^i Derfaufen. ^et ^immet 

©tel^t um ben einjigen ^xtiß teblid^en SBanbei« gu jtauf. 
^ann toie Ud^etlid^ and^, alß Bebürfte bad l^tmmlifd^e lieben 

3rbif(^ Beugen, bafut bieget «»erlangen unb Srief ! 

%n(ti eine Satire auf bie ^citm t)Ott Suliu«, bie mit 
ben (Spigrammen erfi 1519 ex\^icn, ifl »o^l im ^n^ammm^ 
l^ange mit benfelben entpanben. ^ 

iBief ber ntenff^lid^e ®ei^, ein SnmEe be< g&tttid^en fHä^M, 
Sßtm ®ott feiber ein %iftii, l&$t fo bsrd^ ffial^n fid^ t)«rblenben? 
<So ft(^ oerfinßern? jtein l^d^erer ^tral^I ger^eute ben ärrtl^um? 
Sutitt«, biefcr Sanbit, ben fdmmtUdfte Safler beredten, 
dr )>erfd[^föffe ben ^immet nad^ SÜHfür IDiefem, unlb f(^Io|fe 
3<nem il^n auf? <^in fS^int befeltgte ober t)erbammte? 



SRnt^, Sanbalente, gefaft! Ermannen toit uM )u bem ®ia«6en, 
S)af totr boa götüid^e Steid^ buri^ teblic^ed 8eBen ertverben; 
JDaf nur •eigene« JH^un, unb nid^t ber l^ciligfle Spater, 
heilig un« ma^l^t; baf Ungenb aOein ben ^immd um auffd^tie^t, 
^^i ber ^d^föffel 9etoalt, mt benen ber lüdmifd^en ^anKet 
Stla)ppttt, unb fo ba« 93o0, bae arme, betrogne, fid^ nad^iiel^t. 

9lwi) 0iiberE n>at att biefem ^liud, bereit ftiegerif(^e 



1) In tempora iuUi Satyra. SDteberabgebrutVt in Ulrichi de Hat- 
ten eq. Germ, opera poetica , anno 1588 E 7, unb Opp. ed. Mttnch, 
I. 267 fg. 



^cr anagef^yrnte Stüita. 101 

^ctrfi^ergtdfe iffm vion 6i>lil^n, bte il^ an feinet ttn^Iic^ 
SefUminung mofen, vdäft gutgeft^rieiben tperben fonnte, ein 
i^Wi<ft^ iiäft aufgegangen. aSetnmt^Hi^ no(^ {u feinen 
iAintm erfil^ien in !Deuifc^(anD ein ®ebet fftr i^n. ^) Sfici' 
^0, bet ia burd^ feine S(Dma<^t and einem Teufel einen 
(htgel be6 Sid^tö fd^afen fonne, möge ben ^apft 3nQn« ou« 
bem Unreinflen feinem Xitel gemi^ in einen Sniet^eiligflen, 
an« einem S^^ronnen in einen Soter t)etn)anbe(n; möge geben/ 
baf et l^tnfott nnt no(^ )Dom 1^. ®eifle ttnnfen fei, nut nod^ 
beffen, koad f(^inb(i(^, ftd^ fd^dme, ntc^tö mel^t ald bad ^imm^ 
Kfi^e Hebe u. f. f. Wod^ offener btac^, nad^bem 3uBu« am 21^ %t^ 
imat 1513 geflotben nnit, bte Satite gegen Ü^n Io6. Rotten 
mibmete bem Ritten, bet ein 98oIf, bem SnOen^nblet, bet 
fettjl nut eine »lofe (buüa) gemefen, eine ©tobfc^tift *) (Sin 
Sobtengefptäd^ *) fü^tte ben SBetßotbenen in Segleftnng fei^ 
na ©eniud t)ot bie ^immeld^fotte« @t xoiü ouffc^Uefen; 
aber et \)at nut ben ©d^lfiffel gut ©elbttul^e, nid^t ben jum 
^immeldt^ote bei {id^. 9(uf fein Afo^fen unb Sätmen tt^ 
fi^t $ettni9. Die $tnf^täd(fe feine6 t)Otgeb(id^en Stac^fot^ 
get« im^oniten il^m fo )i>enig, ald beffen Siudfel^en, 0n)ng 
unb Begleitung i^m gefaUen. 9Rit @elb{lgefu^ ji^It SuKuB 
feine Xl^aten i^etj wobei bet ganje ©onttafl beffen, toa« ^Wffjt 



1} Oratio ad Christam 0. M. pro Jufio II, P. M., a quodam 
bene docto et Christiane perscripta. Plaude lector, oculos rece- 
pit Germania. Lege et adficieris. hinten: In Germania, tandem 
jam sapiente. @. $an^r, (S. 189 fg« Siebcroibdebt. m Hutteni Opp. 
ed. Mttnch, VI, 459—64. 

2) Julii II. Liguris P. M. Epitaphium Hutteno auctore. 3it Ux 
Sammttttig »on 1519 l^tnter bet Satyra in tempora Julii. 8ei ganger, 
C. 61. 

3) F. A. F. Poete Regii libellus de obitu Julii P. M. Anno Dni 
1513. Sbtbcre ^ita^<ibtn mit anbetn Ititetn f. bei $an)er, ®. 185 fg. 
Uater bem %iid: Julius exdusus, toteberabgebrucft m Pasquillorum 
tomi duo (Eleutheropoli 1544), p. 123—178, unb bei mm^, VI, 
6. 428-57. 



102 1. »artj. IV. ^apittl 

Mttb Ätrc^c bamald in ber SBitfUc^feit waren, mit il^ret ut* 
f^yrunglid^en Seflimmung, gut ainfc^auung fommt. !£)a ^ie^ 
nad^ ^etru« ft(^ nur nm fo weniger jur Oeffnung ber ißforte 
^erbeitäfit, fo erfldrt Suliu^ ben ^immel in Selagerungd^ 
^anb unb ^offt, il^n mit ^filfe ber 60,000 Äriegerfeelen, 
UKlf^e au6 ben t)on i^m erregten ^egen in ber nd<^ften 
deit ^erä^erfommen werben, in Aurgem }u erobern. 3)er 
oudgefpente 3uHud mad^te an<^ Sutl^em greube % unb @rad^ 
mnd würbe, ju feinem grofien aSerbruf, für ben 93erfaffer 
gehalten. ^) SIuc^ ^ntten l^at man bad ©ef^rid^ fammt bem 
©ebete für 3uliu« jugefc^rieben* «Bein beibe ©tfirfe l^aben eine 
gWttere,' gelinbere 5Rl)etorif, aW ^utten'ö ©c^riften d^nttc^er 
Sfrt Unb auf bem £itel bed !X)ia(ogd ift ber wa^rfd^einlic^e 
Serfajfer angebeutet: ndmlic^ gaufhi6 Slnbrelinua.aue gorii, 
ein !Di(^ter, ber unter bem ©c^upe Subwig'd XII. tjon grant 
reid^ fianb; wie bcnn auc^ bie ?ßolemif bed ©ef^yrdd^d gegen 
Suliuö mel^r ^om franjofifc^en aU t>om beutfc^en ©tanb^^ 
Ijunfte auögel)t ^) 

3m 3a^re 1513, wd^renb ^utten'« «ufentl^att in 3ta*^ 
Ren, erfd^ien auc^, fo ^iel wir wijfen jum erfienmaf, eine 
5)id^tung t)on i^m unter bem S^itei: Der brat)e SKann*), 
begleitet t)on einem feltfamen allegorifc^en SBifbe, beffen 3lu6*^ 



1) 8ttt^et*« f&xkft K. I^ctaudgegelbeii t>oti be ffiette. I, 230. 

2) Erasmus Thomae Moro, Laur. Gampegio unb öfter, f. Erasmi 
Epistolae omnes (Lugd. Batav. 1706), p. 437. 1534. 

3) F. A. F. tfl Faustus Andrelinus Foroliviensis. SBgt. JButds 
l^arb, II, 302 fg. SWeincr«, «cBenöbcft^reibungen berühmter SRanner aue 
ben 3eiteu bet ffliebetl^erft. bev ©iff., ffl, 87. Söagenfeil, nUiä^ ». ^ut* 
ten, <S. 246. ^flündi, Opp. Hutteni, VI, 417 fg. 

4) Ulrichi Hutteni/ ex equestri ordine adolescentis, Carmen 
emunctissimum . . Vir bonus. ^tnten: Impress. per Jo. Knappum 
Erphordiae anno . . 1513. Id. Augusti. ffiiebetabgbr. mit bem ^i(be 
in Opera poet. 1538 S—S 4; bei ^of}xi\U, U. ^utttxCi Sugenbleben, 
@. CLXXV— XXX; Opp. ed. Münch, I, 157-60. «gl. ^anjer, 
®. 21 fg. 



legitng t>a» ®ebid)f tfl« !Dad 9i(b ^Ot eiaen äRann t>ot, 
b^en mit toriten D^ten ))erfe^ener «fto^f auf eutem langen 
gewitnbenen ©d^Iongm^ ober @4|toanen]^aIfe fi^t: bad foU 
bebeuten, baf ber brat>c SWann liebet l^ört atd rebet auÄ 
feinem SDtunbe gel)t ein £t(ienan)eig unb ein Sc^tüett: jener bie 
»o^ft^fitigen SBirfungen feiner JRebe, biefed bie gerechte 
Strenge anjubeuten, bie er, wo gute SBortc nic^^t fruc^^ten, 
in ?lntt>enbung bringt. Sorn auf ber S3rufi flftt il^m m 
UtotnUpf, bad Sinnbilb be^ SRutl^e^; ber eine %n$ ifl 
eine S3firentafte, ba^ 3eic^en ber ©efidnbigfeit} bie. redete, 
^anb ^&It einen gefd^toffenen ^mtd, nxl^renb bie (info 
®elb audftreut: b. ^. ©parfamfeit unb greigebigfcit, iebe 
jur redeten 3^it- Sieben biefen attegorifd^en 3%^ti erin^ 
nert ba^ @ebid^t bur^ feine moralifc^en ©emeinfprud^e an 
ba^ 3ugenbgebid^t »on ber-Iugenb, unb wenn wir auf bem 
Sitel ben Seifa^ adolescens erwdgen, ber ft(^ feit jener 3rit 
auf ^utten'ö ®d&riften nic^t mel^r finbet (er war ja au(^ im 
Sa^re 1513 bereite 25 3a&re alt), fo wirb a »a^rfd^einli^ 
baf toix ^ier dnt 9teliquie aud frul^em S^agen ))or und l^aben, 
meldte bie (Srfurter ^eunbe bamatö jum !£)ru(fe beförberten. 
9lo(^ etn)a6 t)or]^er n>ar ber 9liemanb )um erfienmal 
im DrudE erf(ftienen *): wir »ijfen nic^t, ob biefer glucf*« 
lid^e ffiurf bem iDid^ter nod^ in 2)eutf(^lanb, ober »d^renb 
feined IKufent^alt^ in Stalten, gelungen ifi. 2)a{l ed ein 
fol^er war, wufte ^utten woM: baj^er nafem er bie Arbeit 



1) Srfie Sludgabe: Ulrici HuUeni Nemo. 2)aruntet S3ilbttif bc« 
Nemo, unb unter biefem : Joannis M. Herbipolitae in persona Nemi- 
nis Hexastichon. hinten: Expressum Erffordie in edibus Stribilife 
(o^ne 3a^r). ^on ISocfing nebjl jtoet Sßittenbergec VbbrüdEen t>on 151$ 
unb 1518 aufgefuttben. ^ie ha^in toax bie dlteflc befannte ^vOqaU ein 
ju !5>eöettter im 3. 1613 erfö^ienener Sila(j^bru(f. ®. ^anjer, @. 77 fg. 
äBieberobgebr. bei ^urcf^atb, III, 39—43. Opp. ed. Müncb, I, 
150—52. 



IQt I. Buttj. IV. ft(0fHtU 

fpdter nrie^r auf, unb lief ffe in ttmittttiix ®efia(t nmi^ 
ünmal erfil^einen. Sit fparen ein ÜRel^tered Aber biefe(be H« 
M^n anf, um Wxttft mit ^tttxi nad^ S)eutf^(anb jurätf^ 
)Ufel^ren. 

®en(ntete9 tviffen U)it über biefe Stuctretfe nid^, auf er 
baf'tvit fie mit öbertt)iegenbeT SBal^rfd^einlid^feit in ia» knifft 
1614 feigen fonnen. Sud^ tool^in {i(^ ^utten nad^ friner 
ätficffei^ )uhä(^fi gen)enbet l^abe, ifl ungewiß. !Da et bem 
aStthfd^ feinet äktetd in Sejug auf ba« Stec^töflubtum, fc^ 
nifeit bie Um^dnbe ed erlaubten, genuggetl^an l^atte, foDte 
man' benfen, nac^ ^aufe: ftd^et jeböc^ erfd^int er auf ber 
)>dtet(i(^en Sttrg etfi im 3u(i 1515, nac^bem ein Samilien» 
ungCfid ben Sufommenl^alt jmifd^en ben einzelnen ®(iebent 
betfeiben t)etjidtft l^atte, SBSann aber immer biefe 9iwx&^t^ 
ntng flattgefunben l^abe: bie ^ufnal^e, bie ^utttn bei betr 
®einen fanb, xoat nic^td toeniget a(d erfreuKd^. Qiatt nac^ 
bet tJieCidlftigcn Slbwefenbeit, ben weiten JReifen unb ja^o^ 
fett Sefl^wetben, bie er etbulbet, ben 3wtü(ffel)tenben freunb* 
Uif in bet ^imat^ n>iUfommen gu Reifen, fallen i^n mit 
X0miitn $(u6nal^men, unter bie n>it jebenfadd feine gute 9Rut^ 
tkt werben jdl^len burfen, feine äfngel^rigen (fo betid^tet 
ei? felbfi) wie ben t>ertorenen ©ol^n an, ber e* »erbiene, gu 
beti Sd^einen unb Srebern tjetwiefen. ju werben. 3)a er 
ftfttten üitct mitbrachte, fd&ien er feine 3rit t)erloren gu l^aben. 
ahif bie gntge ünt^ !Dritten, wie man ben ^eimgef ehrten 
ju betiteln l^abe, gab einer feiner SBerwanbten gur SIntwort, 
er fei noc^ nic^td. !Durd^ ben SBorwanb, ba§ er ja nic^td 
gelernt l^abe unb nic^tö fei, wu^te mctn ed gu befc^onigen, 
ba$ man i^n bi^l^er l^atte barben laffen, unb aud^ ferner 
nMtd ffit i^n tl^at ^) 



1} Ü. Huhenus ad Crötum Rubianum, t90t ber gtoetten StulgaBe 
M Nemo, Opp. poet. 1538, Q 6; Opp. ed. Münch,- H, 306 ft.: . . 



SMfäünif SU l^ttbts. 105 

!I>o<^ fd^if ntm' fiid^ )>0it einer . anbetit Seite l^er 9(u4(l(l^ 
tm jit er9fft(en. SRatfgtaf tültoec^t )>on Stanbenburg, beS^ 
ihtrfätßen 3^a(^ iüttgrret Sntbet, umt int iSa^i» 1513^ 
jitm @r)Nf(90f ))ott Stttgbebutg uitb S(bmittifhator t)on ^ol^ 
bei^labt, im Sal^t bataiif überbief stttn C^jbifc^of t)Ott 9t(^) 
gett^l^It tvDtben, ithb f}attt nun ben 9litter (Sitelkx>olf ))oit< 
6tc{n, ^tten'd Sefc^u^et fc^on i>on gulba l^et, aM ben 
Stanbenburgtfid^en !&{enflen in bie feinigen ]^erubergeii)gen. 
eftdnnXf fhb^te a\& XmetiUfi^ifii^tt ^ofineiflet, Sfeebont 
be« SH^eingauf unb 6tabt<>t4fect nac^ SÄainj fiber, unb ge*» 
backte feine neue (Stellung ^mpt^A^Ü^ }um Sefien ber n)fe> 
betouff^benben fB^mf^afteix ju knut^n. SBad il^nt an bet 
Ober mißlungen tt>ar, foöle i^m, fo l^offte et, an ben Hfierft 
be6 aW^nd, unter eifern jungen gurften, ben er felbfl ju« 
Siebl^ber ber neuen SHd^tung bt ber SBiffenfc^aft l^atte l^er^ 
anbilben l^elfen, gelingen. 3)ie Stoinjer ^0<^fd^u(e, bie f^uf 
fWt bem 3(i^re 1477 a» Stiftung bed ®i?jbffd^«f« ÜJiet^ 
y>on Sfenburg beftanb, gebac^te er tti einer aSBfeifc ju re^ 
fiormiten, i>^ fte il^reögteic^en in <Su»)^a fitic^en foDte. !Dte 
nntaugtid^en Seigrer folTten abgeft^ajpl, bie tfi(^tigfien aUdn«^ 
ner wn äffen Seiten l^erangejogen n>erben. ftn SRittefn 



ego, qui post tot annorum meara per Europam peregrinationem, 
tot aditis periculis , tot exhaustis calamifatibus, iMillis oon ^enimnis 
afflicttts, cum tandem ad meos rediissem, quid aliudf sperare de- 
bui, quam homines, longa mei expectatione fessos, advenienti oC- 
cttrsatiiros, ofovii» msiiiims exceptoros, biwida aliqua praefatione 
salutatum amplexaturos, gratutotoros incolumitati meae, probatu- 
TM, quod cnm pätriis Musis rediissem ia gratiam ? At paucioribus 
cura^ fiiernnt taaec, quato reperti sunt, qui me aceiisareiit etiam. 
Jam enim fama praecesserat, quibus atudiis quam operam impe»^ 
diasem. Itaque reptebenddre me omiies, ac frastra laborasse et 
temptra perdidisse dieere. . . Et baue quidem impegenuit mihi cul* 
pam, ut esset, quod duritiei suae praetextum obtendereut. f&%U 
and^ 6. 311« 



t06 I »tt(«. IV. Sa\^iUL 

tomtt e6, 6d (liteln>a(f^ (Sinßuf auf ben frdg^igen itur^ 
ffirfiett^ ntc^t fel^(en; aud^ gebac^te er fein $rtt>att>ermdgen 
babei nic^t ju fronen. @r fd^tD&nnte für biefe 3bee. äRotit) 
mit feiner Univerfitftt füllte ber Sift ber gelehrten 3Rufe fei* 
neö altera fein, wenn ed il^m einfl gelinge, aBer ^ofimler 
entlebigt, nur ben ©tubien unb ben ©elel^rten ju leben. 
3l^m leuchtete ajhitian'« »eifpiel t)or, beffen er oft im ®e* 
^ptätt^t mit 93ett>unberung ju gebenfen pflegte. *) 

2)abei backte er gleid^ t)on Einfang gan} befonberö att<^ 
an ^utten. !Der ©njug be^ neuen (Srjbifd^o^ in feine 9ie* 
ftbenj, ber am 8. Sftoöember 1514 flattfanb, »Are, meinte er, 
eine l^übfc^e ©elegenl^eit für ben iungcn ^oeten, bemfelben 
eine ^obe feined S^alent^ gu geben unb {i(^ feiner ©unfi ju 
t>er{t(l^em. @r )oeranlaf te feinen ©d^u^ling, einen ^aneg^ri»" 
cua auf bad (Sreignif ju bid^ten, ben ^utten, obwol^l unter 
ungunfHgen UmfWnben (»on benen wir nic^t« ^tti^ere^ tt>if* 
fen), ioä) rafc^ ju Staube brachte.*) 2)a^ er fein ©ebicl^t 
nad^ bem 93er(angen feinet @onnerd gleid^ aud^ bruden (af* 
fen foHte, ging i^m fd^merer ein- ®o fe^r er in ber ^utiQ^ 
nung an benfclben') feinen 93ebenHid&feiten bie SBenbung 
gibt, aU bejogen fte ftc^ nur auf bie SJtangel^aftigfeit fetner 
Strbeit, fo fielet man boc^, er fürd^tetc jugteid^ ben 93ortt)urf 



1) Hutteni epist. ad. Jac. Fuchs, in &er (Stecfelberget Sammlung 
feinet ©(^riften gegen ^ergog Ulrid^ C 2, 3 ^ Opp. ed. Müach, 11, 
38 fg. 

2) In laudem reverendissimi Alberthi Archepiscopi Mogun- 
tini Ulrichi de Hütten Panegyricus. darunter ^{bxtäit'6 SBo^^en. 
hinten: Tubingae apud Thomam Ansheimum Badensem. Mense 
Februario anno 1515. Sß^l $anger, ®. 23 fg. Opp. poet. 1538, 
N-^0 3. Opp. ed. Münch, III, 276—310. 

8) Ad clarissimum equitem Eytelvolfum de Lapide, Suevum, 
Magistrum Guriae et civitatis Moguntinae Praefectum, Ulrichi de 
Hütten eq. in Panegyricum sequentem Praefatio. ^ei S}{ünd^, 
@. 272-75. 



^nttexCi $aneg9rtcu0 auf drgBifd^f ^tbtt^t 107 

ber 6<^met(l^elri- Aber et ffitlt e6 ffir ertaubte ntd^t imr, 
fionbem gebotene ^oUtif ber SSettretet einer beffern Siteratnr, 
Me @ro#en aud^ bur(^ .^ulbignngen, bte fie n>en{ger fc^on 
t^etbienten, aW ^oerbienen foDten, ju t^rer Partei l^erfiberju^ 
jfel^en. ^ 2)af einem ^rfien t>on ber ^ebeutung SHbred^fd 
t)on 9Rainj ein ÜRann tt>ie ©telwoff jur Seite geflettt war, 
betrachtete ^ntten ald eine befonbere ®iinfl ber @dtteT ffir 
bie ®a<^e ber auflWrung, »efifie 3)eutf(^Ianb »iele feined^ 
gleichen, meint er, fo »dre e« am (Snbe mit ber 55arbarei, 
itnb n>ir brauchten un^ niä^t mel^r )>or anbern 9{ationen nnf 
ferer felbfl ju fd^dmen. ©einen ©tanbeögenoffen indbefonbere 
fleHt er ben geteerten »itter«) aM 3Rufier ^or. »ei biefer ®e^ 
(egenl^t leert er fiber beren (Sentaurifd^e ©itten, il^ren bnm* 
men IHbeljiofa unb il^re brutale SSerac^tung atter »itbung 
re^t fein ^erj auö, 3Bo ein junger SIbeliger ^on üalent 
|l(^ mit liberalen ©tubien befaffe, ber werbe t)on il^nen at« 
ein entarteter, feiner Sinnen Unwertl&er, t)era(^tet unb t)er^ 
fpottet; woburcft fd^on 9Ran(^er ^on bem bereite betretenen 
beffern SBege jt(ft lieber l^abe abfd^recfen lajfen. Unb fo un^ 
tt)iffenb unb ungebitbet fie feien, fo l^älten fie bod^ fld^ attein 
für bie Stuften unb bie Hoffnung beö fflaterlanbe«, unb mei^ 
neu, alle ®efd^dfte bal^eim unb au6tt)drt« foBten auöfc^ließ^ 
Uä) bur<^ il^re ^finbe ge^en. 

3>a6 ©ebic^t fetbji fteOt im ©ngange bie fefili(^e greube 
ber SRaittjer beim ©njuge i^reö neuen gürflen bar, toeld^em 
^Jlaft gu machen, jwei ©rjbifc^ofe fd^nell hinter einanber ffa^ 
ben flerben muffen. Sd^on beim SIbleben bed alten ©ran^ 
benburgifc^en Äurfürften «Ibred^t at^iHe« fei bie trauernbe 



1) Sß^U Hutteni Epist. ad Bilib. PiFckheimerum , ^urcf^atb, I, 
16) Opp. ed. MUnch, III, 77. 

2) Doctus eques nennt er i^n in bem Briefe an Sacob 9u(^d, 
Opp. ed. Mttnch, II, 31. 



108 I. ^uäf. IV. Stüpiitl 

®ennattia ))on äRat9 tmr^ bie ^intüeifung auf Me btei (Sn# 
fei qßtxiftH Vfetttn, ml^ ifft ben ®xtfoain bereinfi et^ 
fetzten foKtett: Soac^im uttb ttnfet SUbted^t "oon ^Tanbeittotg 
unb Safimir )>ott ^In^hain bie fofott aM Aiitbcr, bod^ bc« 
teiW mit ben @)>ttten il^rer funfUgen Sigent^mtid^Ieit, an^ 
fd^ultd^ ißorgeful^tt tDfrbfit. 3i<^ S^^v ^on Sllbred^t'd Stegk« 
rimg^antHtt nun Ijai bet Sater 9l^ein fdmmtUd^e beutfd^e 
Stttfigittec }u einet Sefbetfantmlung eingelaben. (Et felHl 
im geierfd^rnttcfe fdl^t auf feinem ®trome bem Sutjien ent^^ 
gegen: t)on feinen Sd^ultern toaUt ein tDeitet fofllid^er Ttaxt^ 
iü, in melden bie 9t\fmpf^tn bie ganje bentfd^e @efd^i<]^te 
eingett^oben l^aben* SBon biefer tvixb nun ein W>xi$ gegeben, 
unb itoax gan} im (Bl^ibeOinifd^en @inne: bie ^ol^enflaufen 
u^etben I^od^geptiefen, bad SSetfal^ren ber $ä^fte gegen fte, 
tt)enn auc^ mit 9lii(fft(^t, getabelt; baf aber Sat( IV. {t(^ 
)^om $a^ft aud Stom tt)eifen (ie^, etfd^eint bem Sid^ter at6 
ba6 Sleu^etfte ber ^d^mad^. !De8 dtbeinfhomd ^nrebe an 
ben neuen «fturfärflen, \oüä)t nun folgt, entl^&It neben ben 
f(^6nen Sßorten aud^ gute Seigren, bie \>on bem ffirfllid^en 
3öngling mit )>erfd^ämtem @rrdtben unb erl^abenen SBorfd^en 
aufgenommen merben. Semnid^fi enttvirft bet !£)id&ter ^on 
^Kbted^t'd $erfönli(^feit eine ®(^i(beruug, in metd^er er if)n 
atö einen «^ercule^ am @d^eibett)ege bie !£ugenb to&f)kn lif t, 
unb ben S3ifd^öfen feiner ^^it ate SWufier ber ppic^ttreuen 
!£l^dtigfeit im geifilid^en unb 9{egentenberufe/ ber 9)?ä|igung 
unb ©ittfamfeit, ber ffio^U^fitigfeit unb 8iebe ju ^nft unb 
aBiffenfd^aft barfieUt. 

Seibe, ber befangene gürfl fowol^I, ald ber (Sbelmann, 
bem baö (Sebic^t jugeeignet war, naiymen eö freunblid^ auf. 
Se^terer tt)oBte ed nid&t aW Danf für bereite ertt)iefene SS3o^l^ 
Ü)atcn, fonbern aW 5Berj)fHd&tung gu neuen gelten laffenj 
benn toai er biöl^er für ,^utten getl)an, fei gefc^el^en^ um 
feine greunbfc^aft ju gewinnen, mitl^in burd^ biefe bereite 



Ruften in Wtaini 109 

Mrgoften geivefen. *) !!>et Aurfftifl albcr lief {^m bitrdl! ^i^ 
teInMf ein Oef^enl t)eii 200 ©Df^gulben Atetseben unb 6e^ 
^Hmmk il|m eine Stelle m feinem ^9^, mnn et erfi mit 
feinet ttntet^^ung bie aftgelbtod^enen Stnbien in Italien 
wtmM l^ben iDAtbe. *) ffu«^ ie^t fd^on Detti^eiUe ^utten 
eine 3^t (gng in fKain}, tüo et auf et Sitettüdf an<l^ in fei^ 
nem Settoanbten, bem StatfiJ^aR Stomin t)on ^tten, einen 
angefe^enen ®dnnet l^tte. Seibe toetteifetten g^eid^am, ben 
tHeft>etf)^e<l^enben inngen fBtwxn fi(^ ittjueignen. 9Kd %t9f 
tm if)n einmal in nne €kfellfd^aft gete^ttet Sfl&nnet mit 
bet aßenbnng einfül^tte: ba« ifl mein U(ti<l^! t>etfe$te ^tel^ 
urolf: nnb anc^ bet meinige. 2)ad SSet^itltnif mit Se^tetem 
t9at in fofetn baS innigete, (M 9toU)in n)i>]^t ein @dnnet 
^et (BtM)rtm, feCbfl abet ol^ne gelel^tte Sübung n)at. SKt 
€iteto0lf bagegen fonnte tUtid^ "o^m $a(^e teben, nnb oft, 
wenn fie ^d^ begegneten, unb bet Se^tete fid^ fd^eute, bem 
Diefbefd^ftigten (Staat«manne befd^wetfid^ }u faOen, tief ¥^n 
biefet gu fic^ mit ben äBotten: Aommt, id^ totO ein pawt 
^tunben ffit unfete ©tnbien fiel^Ien. gtellidlf waten fold^e 
^4nnet äudna^men »on bet ÄegeL 5>ie fetten wm 3)onu 
foipitel indbefonbete fetten bet 9tel^t)a^I nad) anf ^unbe 
nnb Rolfen mel^t ald auf S3ßd^et, auf ®e(b unb 9Bol^((eben 
mel^f oii auf ®e(el^tfamfeit SSSat abet @inet in 9tom, wenn 
ond^ nut im 6taH eine« bottigen 5ßtdfaten, gewefen, fo wat 
mit einem @oId^en toOenbd nid^t audjufommen« @t wollte 
on^ in gekl^tten 2)ingen ben «ftennet f))ielen, ol(^ne bod^ 
letwae ju t)etftel&ett. Unb ^utten fonnte in betgleid^en ^tten 



1) Hutteai epist. ad Jac. Fuchs, Opp. ed. Münch, II, 86. 

H) %o "ot^^t i^ ^tten*^ tßotte ixt bet Epist. ad Jac. Fuchs, 
p. 85: Simul in aula locum impetraverat {^iUVt^tAf), ubi ex Italia 
•redüBsem. «gl. bie 4)^oti§en bei IBitrdC^atb, III, 15, auf bie i^ gu^- 
4rft^oiiune. 



110 I. ^näi. IV. StapiUl 

nidft toof)l fii^kDdgen} toai il^n ie$t wk fpdtrr in man<^e 
Serbrieflid^feit i>m0idüU. ^) 93on beth SrjHfc^of fc^eitit er 
fc^on bamdd mit einaelnen !£)ienfiaufitrdgen betraut motbeft 
au fein. 2) 

3n aRain) n>at ed auc^, n>o ^utten bie erfle SSefannt^ 
fd^aft mit (Stadmud mad[|te, ber im ®ommer 1514 )!>on Sng^ 
lanb nac^ Safe( unb im erfien Snil^Ung be6 folgenben Sal^re^ 
U)iebet t)on ba nai^ @nglanb )uni(frei6te. ') 9luf biefer Stucfteife 
jpxa^ er il^n bann toieber in Stanffurt am SRain. ^) !£)ad n>ar 
bajumat, a(^, tDie fd^on frul^er gelegentlich ernodl^nt n)urbe, gu^ 
g(ei<^ Steud^Iin unb «^ermann t)on bem Sufd^e bafelbß toaren, 
unb (SitelkDolf bal^in reifte, um ben audge)ei(l^neten 3J{dnnern 
ein @ofratif(^ed ©aftmol^l ju geben: n)oran i^n iebod^ an 
^ranH^eit^anfaU ^tnberte. gur «^utten war bie Sefanntfc^aft 
mit Sradmud ein (Sreigni^, xok fie ed im Seben (Soban'^ 
unb iebe6 ^umanifien jener ^tit toax, bem fte ju ^^^eil 
»urbe. *) ®alt er bod^, wie er e« au(^ war, für ben 3Äei^ 



1) Epist. ad Jac. Fuchs, a. a. D., unb ad Mich, de Sensheym» 
Opp. ed. M., II, 58 fe- 

2) 3a Erphurdianus antiquitatun) veriloquus (Menckenii scrip- 
tor. rer. Germ., II, 525, 529, 532) erfd^eint im 3fll^re 1514 ein Udal- 
richus de Hütten ober Hotten aU 9{atngifd}er IDtener. $(n (enteret 
^ttVie »irb erg&l^U, tu fei eine^ Xag^ über einen @. ^fenbac^ in iSxf 
fürt ©eri^t gelten iDorben, aber nid^t gelungen, i^n gu übertoeifen. 
Dum autem iret (ine ®efdngni§ i^urüdf) auditum est a multis, quod 
missus de Moguntia Ulrichus de Hotten fremens ac furibunduft 
dixerit: oportet te sententia mori, et si haberes longitudinem turris. 

3) Erasmi Spongia etc. in Hutteni Opp. ed. Mtinch, lY, 4SI: 
. . cum Moguntiae primo coUoquio mecum fabularetur. ^ie ßtiU 
bcflimmung ergibt fid^ ava ben ^aten unb eingaben ber (Sradmifc^en 
abriefe ber 3ai^re 1514 unb 1515 : freiließ beburfen jene JDaten t^eilweif e 
ter Berichtigung. . 

4) Erasmus, a. a. £)., 482: Post menses complures iterum me 
coDvenit Francofordiae. 

5) %l. Joacb. Camerarii Narratio de Eobano Hesso. Norimb. 
1553, B 6»». 



a3efanntf4aft mit (Sro^mue. (litelttoir^ Xct. Hl 

ßer unb ba^ ^aupt bet ganjen 9i{(^tung, brm indbefonbere 
auc^ glitten, wie er felbji fic^ auöbrurft, dtie tt)a^rl)aft te^ 
ligiöfe aSere^rung »ibmete. *) ©n Sriefbcc^fel »urbe ange^ 
hiiH)ft, unb SWei^er unb 3unget freuten fi* einer bee «n* 
bem, ol^ne ju a!>nen, wie fte einfi noc^ fo f)axt tt)ibet ein* 
anber fiofien fofften. 

Unterbeffen mufte ^utten etioad für feine (Befunbl^ett 
tl^un. 3m Srii^Hng 1515 ging er nadi (Sm», unb eö fc^eint 
fein $lan gewefen ju fein, wenn er burc^ ben ©ebraud^ ber 
»armen Duetten leiblii^ l^ergeflettt toixt, unt)ern>eilt bie Äeife 
naäf StaUen anjutreten, wo er mit feinem Sreunbe 3acob 
Su<^, 2)om^m su Samberg unb SBurjburg, aufammenti^ 
treffen l^offte. SCber eben in feine (Smfer gur fiel ein gebo^)^ 
))elter l^arter ®(l^(ag« 9(n einem unb bemfelben Sxtge beö 
5Wai erfuhr er ben Sob feine« ®dnner« (Sitelwolf t)on 
Stein, unb bie ^rmorbung feine« ffietterd $an« t)on ^ut«' 
ten burd^ ben ^erjog lUrid^ )>on Sßürtemberg. 

@ite(n>oIf ^atte fd^on einige 3al^re an @teinbef(^n>erben 
gelitten* S)ie Slerjte wußten feinen JRatl^, aW ben, welchen 
ber rafilofe üRann am wenigßen befolgen mod^te: ft<^ in 
ber Arbeit )u fc^onen. @r war no(^ niäft fünfzig Saläre alt, 
al« er unterlag, .^utten ful^lte tief ben aSertu^ eine« ®6n^ 
ner«, in bem er jugleid^ einen ebeln unb weifen fDlann "Otts 
e^rte, unb fe^te i^m in bem @enbfd^reiben an 3acob $u(^«, 
bem wir fc^on früber bie meiflen Ungaben fiber (Sitelwolf 
entnommen l^aben, ein fc^one« !DenfmaL^) 

1) U. Hutteni cum Erasmo Rot. Expostulatio. Opp. ed. Münch^ 
IV, 341 

2) Ulrichus de Hütten, eq. Germ., Jacobo Fuchs, ecclesiarum 
Bambergensis et Herbipolensis Ganonico, amico, S..Mog. 14- Jun. 
Amio Dni 1515. ^ot ben (Sd^riften gegen ^ergog Ulttil^, ^tecfelberget 
«nlg. B 4 fg. (Stteltoolf brttiffi bie i\»t\it ^alfte bed Srief«; bie etfU 
btc dnuorbnng be^ «^an« ij^ntten. 



Mnftt» AofiiteL 



»011 WM^twSm^, itstb Ititiil flittteti*« K0ite«Um ^tfßfx 

1515 (-1517). 



Sd^riften: ißerfd^tebme ^ei^teibm imb CfieNn viJbn bnt Qegrnflaitb. 

A)en anbrm Unfall, We ßtöwr^itttg feine* Sett^^X.beriil^* 
tcte itx SKaintifd^e ^oml^m SSacquatb \)on ^atjlein an fei^ 



1) ^au^tqueUe für bte ©egenflänbe biefed jta^iteld ift bte ®amm^ 
Ittttg mit bem ^{ie(: Hoc in volumine haec ooutinentur: UlrichiHui- 
teni, eq., Super interf^f^one propUiqui aui.Joannis .Hujtteni, eq., 
.Deplora^o etc. etc. Ad lectorem: Res. est nova, res est atrox et 
horrenda, dispeream nisi legisse voles. Vale. hinten: Hoc U. de 
Hütten eq. Genn. Inveotivarum cum aliis quibusdam in tyrannum 
VVirtenpergensen opus excusum in arce Stekelberk an. 1519 mense 
Septembri, 'Stagebrufft in Opp. ed. MUnch, 11, 12—212. äBomit gtt 
))ergl. : De expulso et restituto duce Wirtembergensi YlTicha habita 
oratio Marpurgi a Nicoiao As. Barbato, in Schardii *0p. bist, ü, 
1284^1300; ^aitMi ®tf(iiiäitt SBMemBergd nntev bnt fetjogen, I, 
«eilagen, @. 83 fg.; bie Utfunbcn in 3. (S^t. gt^n. H). «retin*« ©ei* 
tr&gen gut ®(f(i^. unb iBit., IV, 385 fg., unb Befonbera bie auf umfid^« 
tiger DneHenfotfd^ttng Betul^enbe IDar^eUvng ^, 9. ^e^b'd, ^etjog tttrid^ 
an Sitttemberg (Sftbingen 1841), I, 384 fg. 



^an€ Butten uitb ^ergod XÜxiä^ ton SürtemBerg. 113 

nett ^eunb unb @(^tt)aget Udrid^ nac^ (Smd. SBit erin^ 
nem ttnd jene^ Subtoig ^on «i^utteit, bem U)ir oben aM einem 
bet ^iu))tet bet Bantilte unb ale Sßol^Ul^dter bed \>cn feinem 
SJater »erflof enen Ulric^ begegnet finb. St ^tte feftfl, neben 
einer 34>€l^ter, »ier ®oI)nej einen ber lungeren t>on biefen 
(latte er, nad^bem berfette bem ^aifet ini §elbe gebient, an 
beiv ^of be^ ^erjog^ Ulrid^ t)on SBurtemberg gegeben, mit 
jöem er ttt freimWi^em tBcrnci^mcn fianb, unb ben er balb 
barauf burc^ ein 2)arie]&en unb iux^ Aufbringung einer 
äletterl^ulfe gegen ben armen Conrab flc^ nod^ tt)eiter »tx^ 
t^flii^tete. S(ud^ ben Sübinger Sßertrag )t9if<^en bem ^ei^og 
uiib feinem i^anbe l^tte er, al9 Slbgefanbter bed Sifc^ofd 
))on 9Bür}burg, i^etmitteln l^elfen. 

^n^ mar ber Liebling bed alten SSaterd, unb fein Sßun^ 
ber: toor er iod) ein angenel^mer, frifc^er 3unge, ^ilbf(^ \>i>\x 
©efid^t unb tDol^lgebaut i>on ©liebern, im Sauf unb S^an), 
im ^Ringen unb Sd^immen, 9teiten unb San^enreniten bejr 
6rfie unter feinen ©enoffen, ftet^ TOOl^Iaufgefegt, felbft unter 
tnrfren ©efc^ftften. (Sn junger JRitter biefer Slrt war fut 
ritten jungen leben^IujHgen gurfien wie ^ergog Utric^ ein 
Sunb: er machte i^n gu feinem StaQmeifter; in äBdb unb 
ge(b, n)ie ba^eim bei Hxnnt unb @))iel, l^atte er ü^n an 
feiner ®eite; balb waren fie ungertrenniid^e ©efeden. W>^ 
fie famen |i^ aßjunal^e, unb berül^rten fid^ in einem 5Punfte, 
»0 baö 3wffl^wientrefen gefäl^rlic^ ift. 

Da^ ©lurf beö jungen granfen f(^ien ^ottenbd gema<^, 
»ie er bie f(^öne Urfula *) Sl^umbin aW @l^egema^)I I)eim* 



1) affinis, in bem befannten treiten ®mne: 9to»m'4 t)Ott iputten 
$att«fratt toar eine geb. ». «gatflein, f. 8anbau, «geff. Stitferb. III, 274. 

2) $>en 55ornamen gibt ber Seitgenoffe, Stilian itii, ^viot gn Sieb* 
M, in feinen Unnaten gum 3. 1515, in «tetitt'« SBeittÄgen gnt ®eW. 
imb «Ü., Vn, 632. 

€i tr auf, Butten/ L 8 



114 I. «tt<^. V. SdpHtl 

führte* 5^x SBater, Soitrot) Zl^umb t)on 9tcuburg, n>ar bet 
erfle SRann am ffiAttembergifc^en ^ofe: fütt il^n l^atte $et« 
jog lUtic^ bad Stbmarfc^allaittt gegrünbet, il^m etfl )u &tutU 
gart ein ^aud, bann aud feinen ^Kjifd^en (Sroberungen bad 
©iftlof ©tettenfei« mit bem !Dotfe ®nH)pettba(^ »erliel^ett* 
@alt ber Sater beim ^ergog ))iel, fo toar biefem aud^ bie 
Socktet nid^t gleid^gftltig. @d^on att junger SRenfc^ toax et 
oft in ba0 {)aud gewanbelt, ba0 erlfeinem SltarfcbaR gefi^enfi 
^atte, unb ^otte ^d) befonberd gern im Srauenjimmer auf^ 
gef^alten, tt)o er mit ber S^od^ter feine Sd^erje trieb. 9uät 
naiti feiner SSerl^eiratl^ung l^atte er biefe Sefud^e nm fo toentger 
eingefiellt, ie n>en{ger feine fl^Ije unb jftnfifd^e @abine, il^m loon 
ber $o(itif atö ®ema]^(in anfgebrdngt, tl^un mod^te, ober aud^ 
fonnte, feine Steigung )u getoinnen. 9htn ober n>ar bie rei^ 
jenbe iE^iumbin (i. % 1514, brei Saläre na<^ be« ^jog« 
gjermdl^tung) bie grau feine« StaBmeiper« gemorben* 
2)a« Junge df^tpaat führte noc^ feine eigene SBirtl^fd^ap, 
fonbern wo!)nte »orerfi im ^aufc ber ©c^toiegereftem, »ol^in 
ber ^er}og no(^ immer feinen SSanbel bel^ielt !I>a6 tDar 
nun aber boc^ bebenfiid^* Ü)er «^erjog tourbe jubringßd^; 
ber junge (Sfytmcixm mad^te il^m SorfieKungen: unb nun loer« 
gaf fld^ ber (eibenfd^aftfic^e Särfi fo u>eit, baf er feinem 
StaDmeiiier ju Pfen fiel, unb i^n mit au«gef<)annten 9k^ 
men um ®otte6n)inen bat, )u geßatten, baf er feine el^elid^ 
«gaudfrau lieb l)aben möge, benn er fonn, xooU unb mdg'0 
n{(^t (äffen. 

SBie fd^wer tjergeil^t dn gfirp demjenigen, t>or bem er 
ft(^ gebemüt^igt ^at, um fo fc^tt)erer, mnn an ber Demutl^i^ 
gung ber @tad^e( be« edc^erlic^en^l^afiet. 9Qad l^alf e«, ft(^ 
»on bem 2)iener ®tißfd^tt)eigen über biefe ©cene t)erf})rec^en 
itt (äffen: batb tt)ar {te 9tiemanbem am <^ofe mel^r ein ®e* 
^eimnif, unb ber «^ergog fa^ ftd^ bem @]|)otte b(o|lgeßeat 
Sinerfeit« fonnte man ed bem jungen .^utten nid^t t)erargen, 



toettn er )>on bnn SorgefaKenen ba unb bortl^in SRittl^enung 
mad^te. 3n frinet bebenHic^en Sage braud^te er guten fRatf^. 
Um ben tDonbte er {td^ an feinen erfal^renen Sater. 2)er 
steinte, bad @{(^erße tt>dre, ber @ol^n fagte feinen S){enfl 
auf; ritte ^eim, unb lie^e {t(^ bie %xau bann burc^ ben 
@(^tt>ieger\>ater nad^fc^idfen. Sreilid^ VDurbe txa t)iel 9{ad^^ 
tebe geben« (Sin $(u0tt)eg n)dre, n)enn il^m fein @d^n>i|]^er 
ein 9[ntt fern )Dom .^ofe audn>ir{en fonnte, m bann ju 
hoffen n>dre, baf ed bem «^erjog ,,audf(^n>i^en'' n>Arbe. 
Urac^ freiließ, VDol^in il^n biefer al6 £)ben)ogt l^atte fe$en 
kooHen, n>ar ald ^albe SReftbeng gu ienent S^^dEe untaug(ic||, 
unb bal^er aud^ t)on ii^m audgefc^iagen tt)orben. Sßdl^renb 
ber junge i^utten nad^ bem Statine feinet' ©c^mdl^erd, ber 
einen 93ru(^ )u ^oermeiben ȟnfc^te, nod^ )ugun>arten t>or{Og, tt)ie 
ber ^er}Og fi(^ femer galten tDurbe, fam ed ju $(u^ritten. .^and 
^atte, n)ie feine Familie nac^l^er felbfl sugeftanb, ))on ber 
&aä)t, auf er mit 93ater unb @(^n>iegert)ater, noc^ mit Utric^'d 
®(6n)ager, bem «^erjog .^einric^ "oon 93raunfd^n)eig, mit bem 
jener nid^t gum Seften ftonb, ferner mit ©rfibern, Settern 
unb S^eunben gef^rod^en. Ueber fo((^en Serratia, wie ed il^m 
erfc^ien, ßeOte ber «^erjog ben 2)iener }ur 9tebe, unb fpra^ 
Don il^m bei Surflen unb ^erren, @be(n unb Unebetn, ald 
Don einem treutofen, »errdt^erifc^en gteif(^böfett>id^t *), ber, 
menfAHd^ }u reben, fo Abel an il^m gefal^ren ald 3ubad an 
unferm .^erm ®ott 3e(t fanb .^and ^utten bod^ geratl^n, 



1) $(u6 bem Sfli^i>txfian\>t biefe6 $(u6bru(f6, in ^erbtnbung mit bem 
^eftttUn, ben Sanbe^fätfleti totif 31t toajä^tn, \% thxi^tM ttfk 150 Saläre 
nai^ ber Xf^at, ba6 Slt&l^ti^eii ertoad^fett, ha$ nic^t tutt Sattlet, fon« 
betn a«4 €))ittleY nc<ti nac^ergd^U (©efd^ic^te SBittembevg6, 1783, 
®. 107 f0.)f «l« ^ätte s»ifd|en «an« unb ber «erjogin Sabine ein 
fttäfiditi ^erl^ältnif beflanben , ber «ergog feinen Xrauring ßn $anfen'6 
ginger gefnnben u. f. f. @. bagegen ^tt^^, a« a. D«, e. 393 fg. 
9(nmerfttng. 

8* 



116 I* ^u(^. y. stdpiui. 

t>tn {^etjog um feinen Urlaub jii bitten; aber biefer gen>dl^e 
benfelbeu nic^t: würbe bod^ ^nd ol)ne S^tiJIA fein SSSetb 
mit fortgenommen l^aben, unb Aberbief l^atte er fi^ geäußert, 
toenn er in Ungnaben tt)egf(ime, tooHe er Urfac^ fagen, ba$ 
ber i&ergog feine« gurfien unb d^ren »ertl^ fei* Seftt fd^icfte 
ber Später .^utten feinen dtteften ®ol^n Subtoig )um ^erjog, 
mit ber ©itte, Raufen ju einer gamüienbefpre(!^ung na^f 
granfen reiten ju taffen. 3)er ^^erjog fagte nic^t 3a unb 
nic^t Äeinj nad^ ber ©e^auptung ber ^utten'f(^en l^dtte er 
Raufen bur(^ munblid^e unb f^riftUd^e @in(abungen gum 
asteiben fl^er gemacht; baß er am äibenb t)or ber fd^rerfli<^en 
S^l^at il^n nod^ bei Xifd^e gel^abt, ifl n>o^( nur t)on ber ge^ 
tt)ö^nli(^en i&oftafel }u ^erfiel^en. 

9uf ben fo(genben 3:ag ^} n>ar ein 9iitt na(^ SöbUngen 
angefe^t: unb l^ier bebau))ten bie <gutten'f(^en, Ulric^ l^abe 
Raufen in gndbigem ©d^ein mitreiten l^eifen, ba tooUe er 
mit il^m wegen feine« fernem ©leiben« l^anbeln unb fl&m 
bann jum ©efud^ feine« SSater« Urlaub geben; n>4l^renb ber 
{)er)og im @egent^ei[ bel^au^tet, ^an« fei, wn il^m unauf^ 
geforbert unb t)on Stnbem gewarnt, im Xru^ unb ^cd) mit* 
geritten. S)a« Se^tere ^at um fo weniger SBJal^rfc^einlic^feit, 
ba er ol^ne ^arnifc^ unb ol^ne anbere SQel^r al« einen !Degen, 
„auf einem Keinen unad^tbaren ?ßferbUn" erfd^ien, w&^renb ber 
^wjog ge^)anjert unb fonfl wol^tgerufiet war. Unterweg« f(^itlte 
biefer bie ©egieiter t)orau«, l^ieß bann, al« fie in einen ffiatb 
gefommen waren, aud^ feinen 2)iener jurödbleiben, unb wen* 
bete ft(^ nun gegen ben ebematigen Siebling, ber je^t ber 



1) 9Ud ben %aQ htt S^orbt^at gcBeit bie fSäüxtmhttqifäitn (^ä^iäiU 
((^reibet übereinfümmenb ben 8. S^ai 1515 an. 2)a^ Saturn: Nonis 
Maji, b. 1^. 7. ^ai, in Butten'« ©rief an SWarquarb T)on ^atflein. auf 
bie erfle 9ta^xi^t oon ber Xi)Cit {in ber angef. Sammlung A 2**), mug 
alfo tool^I irrig fein. 



(Srmorbung ^ani ^uitttCe bitr^ beit ^ergog. XI 7 

®egenjiatA fdne« grimmfafien ^affe« xoax. Ob er biefm 
l^ier, tt)fe bic ^utten'fd^en iJ^n befd^ulbtgcn, mit 9lof , ^at* 
ttif<]^ nnb ®c»el^r ,,u6etrif(^t" unb ungwarnt angegriffen 
^oie, ober, wie er feftfi »erftc^ert, il^n jut)or angefd^rien, fl^ 
feine« 8ei6« unb 8eben« ju »eieren, mad^t bei bem ^oiÜ)tH, 
ben bie t>oIIfldnb{ge Stöflung bem ^erjog über feinen fafi 
»e^rlofen ©egner gab, nur einen geringen Unterfd^ieb. ©n 
orbentt{(^er 3tt>rf'ampf toax e« auf feinen ^aUj aud^ »ic^ 
ber angegriffene gurfirf (fein ^ut tt)urbe nad^l^er entfernt t)Ott 
bem geic^nam aufgefunben), unb \>on ben 7 SBunben, unter 
benen er fiel, toaxtn il^m 5 »on leinten beigebrad&t 2)em 
SKorbe fügte ber ^ergog nod^ eine ©d^mad^ bei. @r fd^tang 
bem Sobten einen @ürtcl um ben ^aW, unb befefiigte ben^ 
felben an einent 2)egen, ben er ju feinen ^ftu^)ten in ben 
Soben fiie^. !Da6 foKte ba« fingen bebeuten, ba« ber @nt^ 
feelte burc^ feine Subenfiüdfe »erbient babe. Dad für1«i<^e 
Sagbgefofge fanb ben .Jeic^nam; ber ^erjog ^einrid^ t)on 
9raunfd^tt)eig l)oh V)n auf, mal^nte ben ©ruber bed (Srfd^to* 
genen )u fd^Ieuniger .^eimfel^r, unb forgte fßr ba« SPegrib* 
ni^. 3)ie ^ngel^örigen »unfc^ten ^ernad^, ben geic^nam au«^ 
graben unb in ber gamitiengruft beifeften ju bürfen: ber ^ex^ 
jog t)ertt)eigerte ed. 

aSon folc^em ©daläge betroffen, fül^tten ftd^ bie^utten'^ 
fd^en ate gamitie unb al6 Sfngel^örige eine« mftd^tigen ®tan^ 
bed. (Sin gürfi l^atte einen t>om Abel ermorbet unb be^ 
f(^im^)ft: baran entjunbete jic^ ber ganje ®roII, ber feit bem bro^ 
^enben Jlnwad^fe ber Prfienmad^t in ber Üiitterfd^aft fod^te/ 
?i(^tje]^n ®rafen unb (gbk, bie in be« ^erjog« 2)iettfien 
jlanben, fagten il^m biefe auf. SÄan fc^lug an ba6 Schwert 
«ttb griff jur geber: jur lefttern \)or Sitten aud^ Ulrid^ JqvlU 
itn, ben, neben bem gamilien^ unb ©tanbedintereffe, jugleidb 
bie fd^öne ©elegenl^eit reijte, flc^ ft^riftjieUerifc^ ]^ert>orjutl)un. 
Die gamilie ^ielt aWbalb eine 3«fattii«enfunfit} bei ber aber 



118 I. »tt(^. V. Sta^ittl. 

VHiiiti, »{elleic^t um feine Sabecur ni(^t )u unterbrechen, ni^t 
etfc^ien. *) "Düit^tn t>erfof te er, mdgH(||ertt)eife nocj^ in e^m«, 
ein S^rauergeWd^t über ben Iftmnterlid^en Untergang feine« SSer* 
tt)anbten*), unb "oon SRdnj au« erlief er fobann, unter bem 
29. 3uni, ein S^rojifc^reiben an ben SSater be« ©rmorbeten. *) 
Seibe arbeiten Mnnen wir 3n>ei fProbefWrfe nennen, mit 
tt)e((^en ^utten feinen l^umaniflifd^en (Surfu« cum laude ab^ 
fotoirte» 3^gt ba« eine, baf er feinen Sicero unb Seneca, 
ben Srojibrief be«, ©ert)iu« ©ulpiciu« an ben Srfiern mit einge^ 
fd^Iojfeh, ficö grünblic^ einge^)rägt]^>atte: fo befunbet ba« anbete 
ein ebenfo t>ertraute« ©tubium be« ©id^ter«, »elc^ier ben 
fräl^ ba^ingerafften !Da^]^ni« unb 9Rarcenu6 befang. 93on allen 
©eiten t>ernel^me er, ffil^rt Ulrid^ bem alten ?ubtt)ig ju ©e«^ 
miliü)t, baf biefer ben %oi feine« ©ol^ne« mit fo wenig §af^ 
fung trage. 5)a« befrembc iljn. aSon ben jn>ei ©turfen, bte 
jur Sa^ferfeit gel^ören: im Ungifirf nid^t Heinmütl^ig, unb 
im ®liät nic^t fibermütl)ig ju »erben., l^abe jener ba« 8eft^ 
tere, welche« boc^ ba« ©c^werere fei, M«l^er t>oKfldnbig ge^ 
leijiet: wie e« fomme, baf er e« an bem Seid^tern fel^^Ien laffe? 
Unb nun wirb eine Steige t>on S^rofigrfinben t>orgefü^rt, bie 
2um 3^l^eil wal^r unb natüriid^, jum 3^^eit aber au(^ JlijnU 
mAfig unb froflig finb. !Dafl er burc^ biefen 3:obe«faa nic||t 
t>ereinfamt fei, ba er nod^ mel^r bWl^enbe Äinber um fic^ 



1) Epist. ad Jac. Fuchs, vom 13. 3uni, Opp. ed. Münch, ü, 
82: Nam conventui proxime habito non interfui. 

2) Ulrichi de Hütten, eq. Germ., in miserabilem Joannis Hut- 
teni, gentilis sui, interitum deploratio. 3n bec ^ttätlhtxQtt ^amnn 
Ittng A 8 — B 3^. Opp. ed. Münch, ü. 19—27. JDaf bie deplo- 
ratio guerji »ctfagt toar, iji bwau« ju [(^liefen, bap i^rer Bereit« in ber 
Epist. ad Jac. Fuchs ^otn 13. 3uni gebadet koirb , to&l^renb bie con- 
solatoria erfl )>om 29. beffelbrn WtonatB batirt i% 

3) Ulrichi de Hütten, cq. Germ., ad Ludovichum de Hütten, 
eq. auratum, super interemptione filii consolatoria. ©tedPelberger 
^n^. G 4-D 4^. Opp. ed. Münch, H, 48—53. 



XÜxi^ ^uiUn'i Zxeftbtief mh Xxautt^Mt^t 119 

^6e, boraiif mod^te ber Sater mit Erfolg l^ingeKDtefen wtt^ 
ben: wogegen bie clafftfc^e Srinnentng, einen Sterblichen 
flejeuflt ju l^ben, bie grage, ob er Denn jeftt fc^ßnraier baron 
fei ate »or ber ®eburt biefe« ©ol^ne«, wo er ftdb ia au^ 
nli^t gegrdmt l^abe? toenig bei f^m t)erfangen l^aben mag* 
Son ben Seif^ieten eined $riamtt0 unb Slntigonud, ^eriKe« 
ttttb £eno)>]^on, ^emiliud $aulud unb £l. Wtaxdn^, (enft ber 
Srofhebner bann iod) nod) jeitig auf ben ndl^er liegenben 98or^ 
gang M Äaiferd SRor bei bem Xobe feined einjigen ©ol^^ 
ne« ^i)iiipp ein* Uebereinfiimmenb mit biefer Spanier ifi aud^ 
ber religiofe ©tanbl>ttnft be« SSrieffietter« ber l^eibnifc^e. 5)af 
bie ©eelen nac^ bem S^obe fortbauern, mäffen toix jtoar ald 
ßl^rifien glauben: wenn fie aber aud^ ju ®runbe gingen, 
tDdre ber Zoi bod^ fein Uebel, ba er mit ber (Sm))^nbung 
aud^ aUem Seiben ein @nbe mad^e. Unb nur biefed Se^tere 
»irb bann weiter au^gefu^rt. 8Cm ©c^Iujfe wirb ber ge^ 
beugte Sttte a^ f^^«^^ Aufrichtung aud^ nod^ auf bie fiarfe 
bewaffnete ^ülfe |ingett)iefen, bie t)on ©eiten feiner ©tqn^ 
be«genoffen ju feiner aSerfugung fi'el^e: obwohl bei ber be^ 
fannten ®ered^tigfeit«liebe M Äaifer« nid^t ju fftrc^ten fei, 
baf fte ndtl^ig l^aben »erben, ftd^ felbfi mit gewaffneter ,^anb 
®enugt]^uung 3U nel^men. 

©ne ä^nlid^e S5e»anbtni^ wie mit bem Jtrofift^reiben 
l&at e« auc^ mit bem Srauergebid^t. Sieben ©emeinpidfcen 
unb aieminifcenjen entl^dft ed mand^e fd^one, enH)funbene 
©teile. aSBd^renb ber Sölorber ^erfömmlic^ an l^ijrcanifi^en 
S^igerinnen gefaugt l^at, t>on ©^langen erjeugt unb t)on gel^ 
fen geboren iji u. f. f., wirb bie 2;rauer ber jungen grau 
um ben entriffenen ©atten in Silbern unb SBorten befd^rie^ 
ben, bie wabr^aft rül^renb finb. *) SIuc^ l^ier werben alle 



1) Sedet, en, moestissima conjux, 

Dimidiumque sui queritur miseranda, jugali 



120 I. ^u^. V. Sta^iUl 

^anfen aitfgeforbfrt, eine Untiiat, bie feinetfme^ Uoe ik 
^uUm angelte, mit ben fflaffen ja rdd^en: el^ct wtbe bie 
®ee(e bed (Srmorbeten feine 9tu^ ^aben, *a(d Md feinen 
@rabpge( bad 93(nt feinet Wlixitt« bene(^e. « 

2)a« »ebnrftti^ ber ^utten'f<l&en gamilie; jeftt füt ©nen 
SRann ju flehen, unb bie befonbre Sraud^barfeit Vüxi4^% 
n)D ed neben unb ))or bem Q^tottU ber S^bet beburfte, 
fd^eint jle^t au(^ feinen SSater umgefUmmt ju l^oben. 3m 
3u(i reitet lUrit^ fc^on in ber ^timaüf uml^er, um für fei^ 
nen 9((ten Sc^ulben einjutreiben, unb am erflen ^ugufl ba^ 
tirt er einen aSrief au« ©terfelberg. ^) SBäl^renb jener JRitte 
aber, unb bann auf ber t>äterli(^en 93urg, t^erfafte er feine 
erjie SRebe gegen ben ^erjog t>on SBürtemberg. *) 3n biefen 
Slagen l^atten bie ^utten'f(i^en an ben SSSürtembergifc^en £anb^ 
tag, ber eben beifammen war, ein ©(^reiben erlaffen, in tt>et 
d)tm jie biefen erfuc^ten, bie *&anblung i^red «^erjog« gu be* 
(trafen, fonfi würben fte ftd^ genötl^igt feigen, bie ©ad^e fiber^ 
aU au^subreiten unb ieberm&nnigUd^ um. Seifianb anjuru^ 



^ Sola relicta thoro. tum vix gustata voluptas 
Occurrit, raptique joci, interrupjtaque cursu 
Gaudia praecipiti, et nondum satiata cupido. 
.... Sic moestus adempta 
Affligit se turtur ave fletuque fatigat 
Et querulo frangit gemitu, solusque relicto 
Gonsidit nido desertisque involat umbris, 
Amissa lugens socia , nee jam appetit ullos 
Ultra concubitus, nudoque per arida ramo 
Prospicit, et turbante sitim restinguit ab unda. 

1) Ex arce nostra Steckelbergk Cal. Augusti. JDatum be« 59rief« 
an 3Äi(l)a<l ö. (Senöl^c^m , in ber @tecfe(B. ©ammt. D 6. 

2) ^n bem 6rtef an ©endl^e^m: Yagabar enim hinc inde, ut> 
qui patemas aliquas ratlones exigerem. Quo factum, ut majorem 
hujus orationis, si meretur dici, partem in equo et itinerando com- 
posuerim : reliqua in sylvis et illa nostra arce , nuliis plane studiis 
obnoxia. 



^etoegvngen ber <&utten'fd^en. 121 

fen.*) 3)<efem ®efu(^e nJtl^iflenfalld gewaltfamen Sta^^xnd 
iu grteti, l^otten fie auf ben ndc^fien SRontag eine 3wfÄW^ 
menfunft ber gamfHe in il^ren t>etfd^iebenett ^mi^en naä) 
&ptitt, ffiittb^l^etm, griebberg unb Änfpad^, au^gefd^deben» 
Ob UIti<l^ babei etfd^ien, »iffen wir nic^t; ebenfo wenig, 
»eichen Sntl^il et an ber ?Jbfaffung be« Äu^fd^reiben« 8ub* 
»fg ^utten'd in bad dttiii, bad jwar erfi ^p&itx ausgegeben, 
bo<^ um biefe 3^* entjianben i% gel^abt I)aben mag. *) ®e^ 
»if ifl nur fo t){el, baf feine erfie 3lebe gegen ben ^erjog 
nur eine rebnerifd&e Wudfft^tung biefed Jlctenftütfe« i% 3n«^ 
befonbre i^ bie 2)qrfieflung be« ®efcf)i(l^rti(l)en, be6 SSer^dft* 
niffe« jwifc^en bem J^ergog unb ^and ^utten, in beiben 
6<^tiften bie glei(^. 

SÄan erwartete, baf ^erjog Ulric^ »om Äaifer »or ©erid&t 
geiaben werben wfirbe ^, unb fo com^)onirte nun ^utten feine 
Siebe fo, wie wenn er t>or Äaifer unb SReic^ aW Äfiger 
gegen ben J^erjog aufircten wollte. (St entfc^ulbigte Ui tintm 
ber greunbe, an bie er fpdter Slbfc^rifien t)erfd^irfte, bie Un* 
»oHlommen^eit feiner Slrbeit bamit, baf er ftd^ im gad^e ber 
Änflagereben früher nie geübt, unb nun uberbiefl o^ne 93fid^er 
unb ofine bie gehörige SRu^e I)abe arbeiten möffen*): allein 
bof er bie Satilinarien unb SBerrinen unb 5ßl)ilippifen grünb^ 
li* fhibirt, in ©aft unb ©lut »erwanbett l)atte, jeigt biefe 
wie bie fotgenben Sieben über benfetben ©egenjianb* jur ®e^ 
nüge. 9im, um ^Inflagereben )u fd^reiben, brauchte ^utten 



1) <Bäittibtn öom 28. Swli. ©ei *e^b, a. a. O., @. 401. 

2) @« ijl abgebradPt in ^retin'6 Seiträgen gut ®ef(^. mh ^it, IV, 
'399 — 4095 »omit ju öergt* bie ©emetfungen »on ^e^b, a. a. O., 

€. 434 fg. 

3) Epist. ad Mich, de Sensheym: . . deinde (fei )>Qn il^m aui^ 
georbdiet toorben) in occisorem (quandoquidem Judicium paratur) 
■ocosatio. 

4)^ 3n ber Epist. ad Mich, de Sensheym. 



122 I* ®tt(«. Y. Sta\>ittU 

feine Sftd^er. 9ßenn er Zxoftixit^t, Xrauetge^i^^e t)etfaflte, 
n>ar er nid^t in feinem gelbe unb arbeitete nur fc^ulmdfig: 
bei ber 3nüectit>e l^alf i^xa ber eigenfle ®eniu6, unb er lie* 
ferte aSBcrfe^ bie ftd^ ben SBorbilbem, bereu SRad^al^mung fle 
ttid^t »erldufluen, jugleic^ ebenbürtig jur &dU jleUen. 9l0tt^ 
l^eit ber ^i>ra4e unb ber rebnerifc^eu Aunfiform l^at notär^ 
lid^ ber Stömer »oraud: aber @ei{i unb StebefäUe, bie @abe, 
alle Umß&nbe ft(^ }u 9{u^e ju mad^en, ben $einb ju fc^Ia^ 
gen, ttieberjuf(^mettern; ben ^orer ju röl^ren unb fortjureifen, 
l^at Xüxid) \>on ^utten gegen ben Sßurtembergifc^en i^erjog 
nid^t minber aU @icero gegen 6ati(tna unb ßtobiud ben)iefen, 
SBir f önnen nod^ genau beobad^ten, Mt fid^ bod Xl^ema 
in ^utten'd ®ei{le aOmd^ag entVDideit l^at ®(^on in beut 
frill^ejien ©riefe, ben er in ber ©ad^e fd^rieb, an ben SÄain*? 
jer iDoml^errn SRarquarb t)on ^atfiein, bur(^ »eichen er bie 
erjie SRad^rid^t wn bem aSorfatt erl^atten l^atte, jtnb alle 
i^au^t^unfte feiner f)}itern 2)arfteQung, boc^ nod^ in embr^o^ 
nifd^em 3^PttJi*>«i entl^aften. 3)ad 9Serbred&en neu, unerl^ort, 
gel^duftj ber Smiorbete unfd^utbig, SKufier jeber !£ugenb: 
wirb irgenb dnt 9la<^e genügen? werben ni<^t bie ^utten 
alle, ni^t fämuitUd^e grdnfifd^e Stitter, ja ber ganje beutfc^e 
Stbel, gegen ben Sölörber fic^ erl^eben? Unb »ad treibt biefer 
jeftt? bereut er, ober nic^t? SBad enblid^ ifi öom Äaifer gu 
l^offen? wirb er fhrafen? wirb er fd^onen? Dief, neben beut 
93ebauern mit bem unglädEIid^en SSater, worin bad Srauer^ 
gebiegt unb ber S^roflbrief feimen, ifl fd^on in jenem erfien 
©d&reiben in furjcfier gorm enthalten. (SntwidEelter erf^eint 
berfelbe Snl^alt hierauf in bem »riefe an Sacob guc^d* *) 
^ier finben ftd^ fc^on bie ©runbjüge ber ©efd^id^tderjd^tung ; 



1) IDer ^rief an ^at^ein iji (ange^lid^) Dorn 7. Skai; bet an 
Suc^d vom 13« Sunt; ber an ®en6^e)^m, bem et bie fertige er^e Siebe 
üBerfd&idPt, »cm 1. Slugujl. 



Butten*« erfle 9UU wibet {^erjog tUrid^. 123 

ba« Bretten bcd ®a*re<^er«, ba« Setl^atteti be6 Ädfet«, Mc 
6ffetttUc^e Stimmung, Me Siebendn)ätb{gfeit bed ©efoUenen, 
bfe aSerbienfle fdiie« SJatet« um ben ^ctjog, finb fÄon reb^. 
netifc^et audgefä^tt: e6 bebotf nur ttod^ eine6 ©d^ritted, fo 
finb n>it in ber 

(grflett Siebe» ^) Äad^ einem tttoai frielenben Singange 
übet bod a»if»et]^4Itni|l jebe« a[tt«brud6 ju bem SJerbret^en, 
boi^ ben ©egenfianb feiner JRebe bilben foße, nimmt «gutten 
erfl bie S^ellnal^me ber Slic^ter in ?lnft>rud&, inbem er il^nen 
ben greifen SSater, bie tranemben ©ruber, bie jammernbe @d^tt)e^ 
fter, bie t>crlaifette ©attin bed ©emorbeten, l^inter i^nen bie ganje 
^tttten'fd^e SBerwanbtfc^oft, bie gefammte grdnftfd^e 3litterf(^aft, 
al9 gegenn»drtig loor-^ugen fleOt 3m ©egenfa^e bagumalt 
er fobann, gleichfalls tt)ie wenn er anwefenb to&xt, ben SJer* 
bred^er, an beffen «^dnben unb ©eftd^te man nod^ baS un^ 
f(^utbige 9(ut feini^S ®(^Ia(l^to))fer6 )u bemerfen glaube^ aus 
beffen jeftt nod^ ȟben unb fd^redHic^en SRienen abjunel^men 
fei, nHe grAuIid^, wie gar feinem 3Rm^d)m me^r dl^nßd^, 
er bei SSerfibung ber S^l^at felbfi auSgefel^en l^oben möge» 
3a, bie S^l^at, über »eictie l^ier gerid^tet^ werben fotte, 
fei bie fd^redflic^fie, unmenf<^Iid^jie , graufamjie, bie, feit 
eS SRenfd^en gebe, t)erfibt werben; ber SCngeHagte unter Sitten, 
weld^e bie ßrbe trage, ber SJerworfenPe, ?tbfd^eulic^fie, 93oS^ 
l^afteße; fein SSerbrec^en ein Inbegriff atter SBerbred^en, mit 
feinem Slamen t>ottfi4nbig unb erfd^d))fenb ju bejeic^en. 

©ofort wirb }ur ©efc^ic^tSerg&I^Iung übergegangen. !Da6 
freunbti<^e SSerJ^dltnig beS alten Subwig ^utten au ^erjog 
Ulrii^; bie $(ufo)>ferung, welche barin (ag, bafi er il^m feinen 
liebfien ©ol^n fiberfieg; beffen aa3o^fee«)erl^aIten unb treue 



1) Ulrichi de Hütten, eq. Germ., in Ulrichum YVirtenpergensem 
oratio prima. ^Mtlltt^ex <Samm(. E— H3. Opp. ed. MUnch, n, 
68—92. 



124 I. 5^«^. V. StaphtV 

2)ienflc, ^om ^erjog felbfi ancrfannt; bie 98ettrauli<l^fett j»^ 
[(j^ctt SSriben; bie toeitcrn ScrbfabKd^fciten, ml^t »^anfen'6 
SBoter bcm «^erjog aufwiegt; bad SSertraum, tt)cl<l^cd er au<^ 
batin. jefgt, baf er bem ©ol^n erlaubt, aii6 be^ ^^erjog« 
Sanbe unb ^ofe ein Seib ju nel^meti« ^ier ^t nun aber 
bie (^rj)ofttion eine feUfame SudEe. Dafi ber «^erjog mit bfe* 
fer Srau ein äJerl^dltnifi gel^abt ober gefud^t, unb l^teran ba6 
gute SBernel^men jwifc^en ^erm unb 2)tener ftd^ jerfiofen 
l^obe, bat)on wirb fein SBort gefagt. !£)iefelbe Surfe finbeii 
tt)ir in bem Stuöfd^reiben Subwig §utten'^, S^ ntod^te im 
3ntereffe ber Stau/ beren @a(^e bie $utten'f<l^en bamald 
upd^ nid^t t)on ber ifyrigen trennten, geratbener fc^einen, t>i>n 
biefem fiftlic^en 5ßunfte lieber ju fc^weigen. greili<^ wirb 
ol^nc benfetben aUe6 golgenbe unerfWrlic^. 2)er 9iebner tt)ie 
ber SSerfaffer be^ ?lu6fc^reibend mod^ten jid^ auf bie aHgc^ 
meine Äunbe »eriaffen, au^ weld^er ^örer ober Sefer jtd^ bie 
Hdt auffüllen fonnten. ?(ud^ jefet, ^eift e« weiter, ^abe 
ber ^erjog ben jungen ^utten feine Ungnabe (worüber?) 
merfen laffen. 8Ct6 biefem auf beö SSaterö ginberufung ber 
Urlaub »erweigert worben, l^aben e6 bie ©einigen aU ein 
3ei(^en t)on S^neigung genommen, aU ob ftc^ ber ^erjog 
nid^t ))on il^m trennen tonnte. 9Iud^ Subwig ^utten erlaubt 
jt(^ in bem ?lu6fd^reiben biefen gefc^id^t6wibrigen 3Mg5 tt>*l|^ 
renb er fipdter fetbfi befannte, ba^ bamate tdngft gwifd^en 
i^m unb feinem ©ol^ne über be« ^erjogd bebrolylic^e ?eiben^ 
f(^aft 33riefe gewed^felt waren. 3m S^fammenl^ange bamit 
werben wir au(^ »on ben fo lebhaft ausgemalten Sögen, wie 
ber ^ergog jtd^ geftellt l^abe, aW wollte er ,^anfen mit feinem 
©ruber I)eimiiebett taffen, nur foBe er öorl^er nod^ ein ©turf 
aOSeg« mit il)m reiten, aud^ möge er nur ol^ne SBaffen fom* 
men, eS gel^e ja nic^t weit, unb ber SQSeg fei fidler u. f. f., 
auc^ tton biefen ^ü^m werben wir nur fo ml als tl^atfdc^lid^ 
feft^alten bfirfen, baf in beS «&erjogd ©enel^mcn nid^t« lag, 



@rjie 91ebc toibcr ^t§og Ulrici^. 125 

mad ^^anfen'^ Srforgnj^ erregt l^ätte. S)at>ou obgefel^en aber 
iittb att rl^etorifc^e« Äunftoerf betrad^tet, iji bie SSarjieUunfl, 
»le ber ^etjog ben ungterflid^en 3fingting burd^ freunbliil^e 
Siebe {t^er itub n^el^rlo^ mad^t, w&f)xmt> er felbfl {t(^ in^gel^eim 
tDaffitet; tt)ie er bann braufen erfi bie ^Begleiter einen nai) bem 
anbem fortfc^idt; bann, einen Ort für fein SBerbred^en fuc^enb, 
feeuj nnb qner burd^ bie gelber reitet, enblid^ ben wifben 
SBalb jnm fidlem 2»orbf<^an^)Iafte au^erficl^t; l^ier ftd^ t)on 
feinem iBiener ©attelgurt, @))oren nnb ßaum ^t\ket ^^naUen 
Idft, wd^renb fein erlefene6 @d^tac^to<)fer ba« üto^ be« 2)ie^ 
nerd Italien, mitl^in jn feinem eigenen SRorbe l^elfen rnnfj 
l^ierauf bann ber 3)totbangriff, ber nngWd^e Äam^)f, bie 
SMfl^anblung bed tobten Ädr))erd; jnleftt nad^bem SRorbe 
^ber granfenl^afte ainblidf be^ tt>ic »on %nüm gejagten SBer^ 
bred^er^, baö ©tannen ber 8eute feineö ©efolge^, afö er 
f«^ tDieber }u il^nen ^nbet, b{6 enblid^ ba6 (ebige blutbe^ 
ft)riftte . 5ßferb beö ©emor^beten il^nen ba6 9ldtl)fel fd^redElidi 
lö6t: biefe Darjiettnng iji bnrc^ Sfnfd^aulid^feit unb ergrei^^ 
fenbc @ett)alt ein SReijierfindf ber aiebefunji. 

S)emn4(^ji beginnt ber jtt)eite J£t)eil ber JRebe, beffen 
Aufgabe ifi, anf t>tn ®runb beö bargelegten JEl^atbeftanbe^ 
bie 9li(^ter jur Semrt^eUung be6 SingeHagten jn bett)egen. 
3)a6 au0gejei<^nete SSerbrec^en forbert eine au6gejeid^nete 
Strafe: ?eben nm Seben: unb ba baö Siedet für Wit gleich 
fein muf , fo ,barf »Dn feiner Slu^nal^me, feinem ©tanbe«!? 
tjonec^te bie JUebe fein» *) Äeben bem 3le(^t aber fommt 
no(^ bod Oemeinwol^l in Setrad^t. Slud^ au^er unb üor bie^ 
fer Untl^at l^at jid& «Öerjog Utrtd^ t)on SBürtemberg ate einen 
gemeinfd^dblid^en ^Regenten erliefen} lyat erfi neulid^ burd^ 



1) F4: Quare, cum aequabile omnibus jus statui oporteat, 
nihil ingaetum, nihil ex praerogativa decemi petimus. in hoc om* 
nis versatur actio: pereat qui perdidit, jure qui injuria. 



126 h au«. V. StapiHU 

feine a3etf(^tt>etibung einen Solfdaufßanb (bed armen (Sonrob) 
l^etiDOTgentfen unb bann mit @raufamfeit unterbrädt: bie 
brat)en Sd^toaben «erbienen, ^on einem fo((^en SSButl^etic^ be^ 
freit au n>erben« ®inge i^m nun t)ol(enbd feine Sl^at an 
^and «^utten fhafiotf l^in, fo to&tc ed um Drbnung unb 
Sitte im Steic^e, um ben guten 9{amen ber beutfc^en Nation 
im 9[ud(anbe, gefd^el^en. SB3er fo etn)ad getl^an })at, joon bem 
ifl, tt>ofem er nid^t unfc^Ablid^ gemacht tt)irb, fortan aQed 
6(^(immfie }u befürchten« Unb l^ier ergebt ft(^ nun ber 9leb^ 
ner in argen ^v^erbeln gegen feinen §einb* (Sr fonnte il^n 
fc^war) genug mad^en^ aud^ mnn er bei ber ^ortrAtil^nlid^^ 
feit blieb, unb einmal nimmt er }u fold^er (S^arafterifKf einen 
gan) guten S(n(auf« 9S3enn er ))on <^er)og Ulrid^ fagt, ber^ 
felbe l^abe bie Seibenfd^aft )ur Bäl^rerin fdned bebend getodl^It} 
flettf l^abe bei i^m bie SSemunfi ber Segierbe xotl(i)tn müf^ 
fen; »eber in aSBorten nod^ in SBerten I)abe er je Hn SDlit^ 
te(maf eingel^alten ; n>o er ttxoai angegriffen l^abe, fei er ent^ 
»oeber }u toeit gegangen, ober auf l^albem äSSege flel^en ge^ 
blieben j nie l^abe er feine &ä)Xoii)t, nie bie 93erdnberli(^feit 
be« ©lud« bebac^t, nie ftc^ ratzen laffenj feine geinbe l^abe 
er SU gering angefd^Iagen, feine ^reunbe umgebracht: mit 
biefen 3*9«^ »xir ber ^erjog, »enn aud^ grell, bod^ nic^t 
eben untval^r gejeic^net. 5)ad tt>ar aber bem Siebner nic^t 
genug. @r fieDt feinen ©egner ali ben Snbegriff aBer 
®c&Iec^tigfeit bar ^), aU tintn %tixCo nic^t blo^ bed gangen 



1) @. Asclepii Barbati orat. de expulso et restituto duce Wir- 
tenbergensi Vlricho, bei Schardius, 11, 1288: Quicquid odium, in- 
vidia, malevolentia, et affinis caesi dolor comminisci potuere, Pha- 
laridas, Agathocleas, Atreas . . . omnium immanissimorum imma- 
nes furores et furias, omnium cnidelitates et ferocias in unum 
congessit, compegit, coacervavit . . . poeta, cujus laudarim equi- 
dem Ingenium, probarim inventionem, amplexus sim eraditionem: 
si non dolori nimium dedisset etc. p. 1293 : Tu . . personam aub- 



dtfU 9ttU teibet ^ergog tUtid^, 127 

mettfc^Iic^en ®ef(^le<l^», fonbern ber »atur fettfl. „!Dtt 
6<^anbfl[e<f be6 ©(|in>46if<l^en SRamen«", rebet er fl^n an, ;,e»igc 
6(^ma* beitte^aSolte, burc^ grec^l^eit, gretjel, SButl^, ©tau^ 
famfeit, 3;reulofiflfelt, UnbanfÄirfeft, »o«]^dt, Unmcnfc^Hd^* 
fett für aUe 3aftr]^»ttttberte gejeic^nete« ©d^eufal, bu ]^»ap ilber 
bfe ©Tdnjen menfc^Ifc^er ©itte l^fnaud getadt ®ett)ettetfert 
l^aß bii um jleben ®rdueL 9Hi)t» lag bir am ^erjen, ald 
»te bu burc^ einen 3nbegriff aDer aSertred^en aBe S56fen, bie 
iemate gen^efen, übertreffen mögefi/' ^erjog UWc^ war ein 
junger Bfirji, wie fte ju fein Jjflegen, wenn ßiner, wie er, 
mit n>i(ber Statut, mangelhafter ^rjiel^ung, im fec^ejel^nten 
Saläre jur Regierung fommt: rol^, toU, l^oc^mütl^ig, rad&gie^ 
rig; aber ein reine« Ungel^euer, tt>oju J^utten il&n mad^t, 
»ar er fo wenig aW irgenb ein SWenfd^ ein fold^e« iflj in 
feiner aBitb!>eit lag boc^ eine Sillen6frafl, unb, um nur an 
©ned JU erinnern, »ie feltfam tt>4re e6 geworben, wenn 
unfer 9lebner gwdff Sa^re Wnger gelebt, unb benfetben gur# 
fien, ben er bur<^ ba« Schwert, feine« 3Runbe« l^atte t)er* 
jagen l^elfen, nad^ feiner ©ieberl^erjienung aW einen ilberjeug^ 
ten 93orfe(^ter ber JRefcnnation., mitl^in in benfelben JReil^en 
gefiinben ^dtte, in weld^en jule^t au(^ ^utten gejfeitten 
Jatte? 

?tt« ©egenfiütf ju bem 3errbi{be be« ^erjog« wirb nun 
au6 bem ermorbeten ^an6, bem warfern, fröl^tic^en, l^arm^ 
lofen ©efeDen, ein 3bea( ber Sortrepc^feit* 3u jeber %u^ 
genb l^atte er ben fiebern ®runb gelegt. @r war ni(^t blo« 
ber ©rfie in jebem Äam^)fe, fonbern auc^, wenn er geftegt 
^atte (um mit bem ©id^ter ju reben) „nid&t im 3Rinbjien 
eitel": Mn äSunber, baf ber Sluf eine« fo feltenen 3fing^ 



Btituis, eamque tyrannide induis, ut sie vestitam et deformatam 
habeas quam laceiea et proscindaa. 



128 I. ^nä^t V. Stapiitl 

tingd; nad^ bed 9{ebner6 SSerftd^erung, aiiboXo butd^ gait) 
2)eutf<i&lanb brang, baf Sebermann i^n feigen tooHtc, ein 
aUgetneinc« SBerben um feine Steunbfc^aft, ein Sßetteifer in 
feinem 8ob entfianb! 93on l^d^fier 3Birfung ifi e^ bann abet, 
wie ber 9lebner ben ©(Rotten be6 (Srmotbeten felbji f^ted^en 
I4ft: fanfte Vorwurfe gegen feinen 3Rorber^ ben er fo ge^ 
liebt; bie 93itte an benfe(6en, feinen Seid^nam ber trauernben 
^amitie l^erau^jugeben; ein SebeVDOl^I an bad tl^enre ^attt* 
lanb^ für bad }u (eben nnb jn flerben fein l^dc^fter ®ebanEe 
gewefen, an ben SBater, bie ©ruber, ben ganjen grdnKfd^en 
unb beutfd^en SfbeWftanb/ 

&ne S5emerfung bürfen wir lyier nid^t «nterbrüden, weil 
und bie Betrachtung ))on ^utten'd grofern, namentlich tl^e^ 
torifd^en SBerfen öftere auf biefetbe jurudEfftl^ren wirb: baß 
in biefem gweiten Xl^eile ber 9lebe, feit ber gaben ber @e* 
fd^id^tderj&l^Iung abgerijfen ijl, eine fefle !Did^ofttion i>etm\$t 
wirb. ®d^on fattfam ertebigte fünfte werben nod^ einmal 
aufgenommen, $eif))ie{e, äßenbungen wieberl^olen fid^v man 
]^at uid^t immer bad ®effil)l, "ooxxo&xti, fonbem bisweilen, 
im Greife ju ge^en. ßd l^dn^t bieß.mit ber Strt jufammen, 
wie il^utten arbeitete, 66 war immer t)iel 8cibenfd^afi, loiel 
Slaturgewatt babei» ©ebanfen unb SBorte brdngten ftd^ ju, 
unb würben wol^I im StKgemeinen einem gewiffen $(ane 
bienftbar gemad^t, tummelten fid^ aber im Sinjelnen mit t>ie^ 
ler greil^eit burd^ einanber, ^^utten'ö 3)enfen war ein rl^etori* 
fd^e«, fein logifd^ed: fd^werlid^ ^at er je nad^ einem »orl^er burd^^ 
badeten ©d^ema gearbeitet, fonbern er ubertiefi ftd^ ber ©tr6# 
mung feiner ©ebanfen; fo, fefbfi fortgerijfen, riß er Slnbere 
fort. Unb nk t)erfel)It er, ju red^ter 3^1^ wieber eittiulenfen, 
am gel^örigen Orte bie nötl^igen ©nfd^nitte an jubringen, ge^ 
gen ben ©c^tuf aKe Äraft ber (Sebanfen unb ber SBorte 
nod^ einmal jufammenjufajfen. ©o aud^ l^ier. 3n furjem 
UeberblidEe werben nod^ einmal ade ^au^tgebanfen ber 9tebe 



arjie »fbe »ibct ^ergog mxiä^. 129 

tjorubcrgefiai^rt, unb auf ben ®ntnb betfelben bei Stallet unb 
Jitjien auf bte Serurtl^eiliing bed ©d^utbfgen angettaflcn. 
ßbcr tjiclmel^r, t)erurtl^e{It fei er fc^on, ben Wlt^ mefbe, We^ 
mfltib tne^r grüfe, Sliemanb anrebe, ben Sflle l^affen itnb felbfl 
Me »iebrigfien "oetaä^ttn, SRIemanb ber SSerjeil^uttg, 3ebermann 
ber Seprafiing »ertl^ l^afte: fibrig fei nur nodi), ba^ in ber 
X^at f(fton gefillte Serbammung^urtl^eif au(^ mit fflorten 
aM6jufi)rec^en. SBa« bie geforberte Strafe betrifft, fo beutet 
^utten xokt>ext)olt bie JEobeöftrdfe an *); bod^ geigt er fid^ ein 
anbermal ni(^t abgeneigt, au(^ mit (ebendMngltc^em ®ef(ing^ 
ni^ fi(^ jufrieben ju geben. ^ 

2)iefe Kebe, wie aud) bie fofgenben über benfelben ®e^ 
gen^anb, lief ^utten für ie$t no^ nic^t brucfen, fonbem 
er unb feine Stanbe^genoffen breiteten fie in Slbfd^rtfiten au3. 
Sie wirften boc^. Stu(^ ber »^erjog erful^r bat)Ott, unb e« 
mftre bem9lebner fd^Ied^t gegangen, wenn er in beffen^änbe 
gefallen wäre. *) ?fber t)om Äaifer war ein ernfHid^e« (j^in^ 
fd^reiten gegen ben fd^ulbigen dürften faum ju erwarten. 
Stau weif, wie tümmerlid^ fid^ bamalö bie Äaifermad^t in 
Deutfd^lanb aufrecht er!)ielt. Ol^ne auÄreic^enbe eigene ^ülfS^ 
queUen, an ben guten Sffiilfen ber »erfd^iebenen 9lei(^6fidttbc 
gebunben, nun aud^ In auswärtige Äriege üerwitfelt, mufte 



1) stuf er ber oben angeführten (SteUe. noc^ G: Atque haec sola 
nobis spes, solus hie timor est, aut occiso isto, aut per te (bett 
Äaifer) servato. 

2) G 3^: Hinc abducendus es in coecam aliquam et subterra- 
neam domum, ubi te non contingat illius solis lumen, qui se tuis 
sceleratissimis sceleribus poUui putat, ubi situ ac paedore confeotus 
illam vitam finias, quae diis immortalibus odiosa, humano generi 
perniciosa est. 

3) Bilibaldi Pirckheimeri epist. ad Hutt. »om 22. 3«m 1517. 
Opp. ed. Münch, ü, 340: Scribis, te non extra periculum esse: et 
recte quidem. Novit enim ilie tyrannus, te orationes acerbissimas 
in eum conscripsisse. ^fc(e)). ^arbatu^, a. a. O. ®. 1288, ftedt bief 
jtoar in 5lbrebe. 

etranf, ^utten. I. 9 



130 I. ^ndi, V. Stapittl 

ed ^aximiiiaxC* ^olitif fein, einen @tanb iux^ ttn anbem 
im ®^a^ }u Italien 3 feinen gu mA(^tig t^erben, aber aud^ 
feinen Qani fallen )u laffen; fid^ einzelne )u t)ei:))f{icl^ten, um 
fte gegen anbete gebraud^en ju fonnen. ®o l^atte er fid^ 
biefen tt(ri(^ eigentlid^ ald ®ef(^d))f l^erangejogen; l^atte bie 
Sfbfe^ung feined Ol^eintd, bie 9(udf(I^Iie^ung feined geifle^)oer^ 
xoinUn ä^aterd "oon ber Regierung genel^migt, i^n bann wx 
ben Salären nt&nbig gef))rod^en^ feine (Sroberungen im $fd(}er^ 
frieg i^m befl&tigt, enb(i(^ feine Stickte, Sabine t>on S3aiern, 
i^m jnr @^e gegeben. Segreif[i(^ n)oI(te er biefen (Sinfot^ 
nid^t burcft fc^arfed ©nfd^reiten gegen einen ^xfttn, auf bef^ 
fen !Danf er rechnete, »erHeren* • 6d nal^m er benfrfben, al« 
er gleich nad^ ber an .^and ^utten ))erubten Ül^at }u il^m 
(n)al)rfd^einli(^ nad^ Siugdburg) geritten fimt, nid(^t nur mit 
ber tröpd^en 3}er{i(i^erung auf, il^n nvä)t ))erlaffen )u n^ollen, 
fonbem (üb i^n aud^ balb nad^l^er ju ber 5)oppe(l^od^jeit feiner 
Snfel (Serbinanb unb iDlaria) nad^ 98ien. 3n ber ^utten'^ 
fd^en ®ac^ aber beftettte er ?ßfalj unb SBfirjburg ate SSer^ 
mittler, einen äJergleid^ ^erbeijufu^ren, 68 fottte eine ©rflfc 
rung abgegeben tt>erben, in tt>el(^er ^and ))on ^utten ali 
unbefd^uibigt unb reblic^ anerfannt/ bie an i^m "otxübu Xl^at 
als ein Unfall bargeflellt tt>ärbe, in ben ber «^ergog au^ l^i^i^ 
gem ®emüt]^ gerat^en, n)elc^er baneben bem alten .^utten 
gur (Srgeftlic^feit feine« entleibten ©ol^ned 10,000, unb ju 
6eelmeffen 2000 gl. gu begal^len ^atte* 98er mi^, ob ft(^ 
bie ^utten'fd^en nid^t fd^on bamaW in biefer ober einer &^n^ 
lid^en Seife ^ttm abfinben laffen, wenn nic^t bur(^ ein 
»eitere« SKifgefc^idf, ba« ben ^ergog betraf, il^re Stellung 
eine »ortf)eill^aftere geworben todre. 

3n ber Äac^t be« 24, 9lo»ember 1515 entjlo^ biefem 

eine ©emal^lin, um fld^ in ben ©d^u^ il^rer ©ruber, ber 

Saieml^ergoge, gu begeben. Da« fd^on üorl()er geloderte @^e^ 

banb gtoifc^en IBeiben toax burc^ bie ©rfd^ötterungen, welche 



Btcdtt dtebe »iber 4ct|0d tüxi^. 131 

bie ^Dlge ber (Srmorbimg ^anfen6 "oon «^utteti untren, ))dI^ 
lenb« jerriffctt- »dftrenb UWt^'« «bwcfcnl^rit bei ben geft 
({(^feiten )u 93ien l^atte 6abine il^it bei beut 93örtembergi# 
fd^en £anbtage ))ernagt !X)er äJerbac^t (ag nal^e, baf fie 
mit il^rem Smber, bem ^erjog SBit^elm, ber mit Ulrid^ Mngfl 
entjtpeit war, auf beffen Slbfeftung l^inarbeite, um felbfi an 
bie @)>i$e eined ))ormunbf(l^a^li(^en Stegimentd für i^reti l^alb^ 
jdl&rigen ©ol()n (S^rijloi)]^ gu treten, »ad^ feiner 9tu(ffel^r 
befal^I i^r ba^er Ulrid^, n)ie er behauptete; jngCeid^ ber ©rfpar^ 
ttif »egen, i^re befonbre ^of^altung ju Urad^ anfgugeben 
unb ju iifm nad^ Stuttgart gu fontmen. @ie txmtt nid^t 
(fein SBunber freiließ, wenn ber ©efel^l beö (Satten, wie fpdter 
ibr Ol^eim, ber Äaifer, fc^rieb, bei ^enfen ober ©tudEen lan^ 
tete), fonbem ritt, mit Surildflaffung i^rer gwei Äinber, »on 
Sfturtingen au« in 9lad&t- unb 9lebel, im ©eleite etlicher »itter, 
nad^ ©fingen, ber faiferlic^en ©tabt, »on »o jte glfidlic^ 
nad^ SBaiem entfam. 2)iefe glud^t »ar nac^ gwei Seiten ifin 
ein ®ludf«faB fftr bie .^utten'fd^en: pe fonnten nun l^offen, 
ba# ftd^ bie ^ergoge \>on ©aiern mit il>nen gegen ben toon 
SBürtemberg »erbinbeft, unb baf auf erbem ber Äaifer burd^ 
bie 9lid6te gegen benfelben »erfkimmt »erben »erbe. 

aud^ Ulrich »on ^utten \>erf4umte nid^t, biefen 3tt>ifci^en^ 
fall, fobalb er bagu äRufe befam (toai fceüi^ erfl nad^ ^a^^ 
re^frifi ber gaU war), gu einem neuen rebnerifd^en Sbigriff 
auf ben J&ergog gu benuften. Äalfer unb gurflen feigen nun 
(bief ifi ber furge Snl^alt feiner gleiten Siebe*)), »oguil^r 
3ogem ful^re: bem einen %teotl l^abe ber Serbred^r bereit! 
einen gleiten, ber @rmorbung bed ^eunbed Die SBebroI^ung 
bed Sebend feiner ©emal^Iin, i^ingugefugt, unb fo toerbe er fort^ 



1) Ulrichi de Hütten etc. in Ulrichum Wirleiib«rffli. (>ratio 
secunda. 3n \>tx ©tecfelberger Sammlung, H3-^.t4. Opp. ed. 
Münch, U, 93 — 121. 

9* 



132 I. «tt<*. V. StapiUl 

fal^ren, bit fie il^it ttnfd^dbHd^ gema<l^t l^aben tDetben. Sie 
Anerben nod^ fo (ange jitwartm, bid er an bet ®))ifte einer 
^eeredmad^t i^red ®ttid)M fpotten n)erbe; benn bereite fiel^e 
er mit ben ®(ftw>rijem nnb mit $ranfrei<^ in Unterl^anblunfl. 
9Ifo l^aben {te mit il^rem Urtl^eQdfpruc^ unb beffen SoSfhredhing 
fidf SU beeilen. „9lo(^ f^at er flc^ nid^t ))eril&r!t: überfallet 
il^n utt\)erfe]^cnö. @r ifi in bie ®tube gejifirgt : berfet ü^n jn* 
3tt bie ©(^lingen t)on ®efe$ unb 9le(^t xft ertoerftricft: l^altet 
il^n fefi, erwürget i^)n» Saffet i^n nid^t j!(^ to^voiiün. ®ebtt 
ifftn nid^t 3^*/ auftuatl^men unb jld^ jn fammeln/' 3tt><"f 
fei ber SBerbre<i^er in feinem eigenen 3nnem fd^on genng 
gerid^tet. „5)enn/' fagt ber JRebner, Jo f(^(au er ed ))erbergen 
mag, fÄl^rt er boc^ baö aöemnglfidffeligfte 8eben. Äein SJer^^ 
trauen, nid^t« a(6 gurc^t. Suimer ifl er in ©orgen. Sltted 
ifi if)m »erbdd^tig. 5)ie greunbe, »enn er fold^e Ifat, l^dlt 
er für ^eud^ler. (St fürchtet leben (Srfolg. Sei jebem @e^ 
rduf(^e jittert er. 3lie glaubt er SSorfid^t genug angewenbet 
in l^aben. @r t)erftedtt fic^ unter bem <^a{fe ber ©einigen, 
unb unter bem UiitviDen Silier tritt er f^tvoot. ®id) felbfl 
tDärbe er trauen, wenn er allein fein fönnte. 8lber aut^ fo 
]^at er feine 9lajl. Sm äßad^en wie im Xraume folgt i^m 
feine ©träfe. 93or feinen Äugen f<fttt)eben bie ©efialten feiner 
Serbred^en. @r nagt {t(^ im 3nnern, jagt nac^ aufien. Sln^ 
bere t)erad^ten il^n, er felbft t)erjtt)eifelt an fic^. Umringt ifl 
er t>on einem »^eere t)on ©d^redfen. Säelagert t)on bem tdg«^ 
lid^en äinbenfen feiner Uebeltl^aten. Die SBelten ber ©orge 
treiben i^n um, bie S3rinbe feiner ©c^anbtl^aten je^ren il^n 
au6/' 3)iefe an bem 9Serbre(^er fid^ bereite t)on felbfl t>olt^ 
jie^enbe ©träfe entbinbe aber bie dlic^ter i^re^ 9lmte6 nid^t. 
3]^re aufgäbe fei, i^n unfd^dbtid^ ju mad^en, unb bieß fonne 
nur bur(^ feine Einrichtung gefd^e^en. SBenn Äaifer unb 
gfirfien jaubern, follen bie Untertl^anen beö Uebelt^dter« ft* 
rfil^ren. „Sluf, i^r ©d^tt)aben, ergreifet bie greil^eit, nac^ ber 



Stctitt Btttt totber ^n^cq Vilxiäf. 133 

if)x fo beutfid^ t)etlaitget Sl^r tt>erbet nid^t einen St&ubet 
unb 9leu(^e(morber aM Surflen bulben, il^r^ beten 93orfal^ren 
nic^t einmal «Könige fid^ gefallen laffen tooüttn. !Dantm 
cntfe$et ber ,^errfcl6aft ba6 Wutige Untäter ; befreiet Jlnberc 
t)on ber gurc^t, eud^ felbfi erjiüd^ »om aSerberben, bann aud^ 
t)on ber ©^mad&; un^ aber t)eri)fK<^tet euc^ burd^ eine ban«^ 
kn^mtÜ^t fBiof)lÖ)at, unb fd^affet bie Urfad^e neuer Untul^en 
hinweg." „@r", I)eif t e« üon Ufrit^ ein anbermal, „er ifi fein 
gurp, fein ©bler me^r, fein 2)eutf(^er unb fein e^rijl. 3o 
fein 5Kenf(^ ifi er mel^r. 2)enn ©itte unb iBebenöart, nidf^t 
bie Äörpergefialt mad^t ben aWenfd^cn. ©r l^at bie SDlenfd^* 
lid^feit au^gejogen, unb SBilbl^eit, aSutl^, Oraufamfeit unb 
Untnenfc^Ud^feit angejogen. 3}om SRenfd^en l^at er nic^td 
mel^r atö ba6 ©eftc^t; bod^ auc^ bad ift fo grimmig unb ent^ 
fe$(i(^, baf ed nid^t fär ein menfd^lid^ed gelten fann« SHIed 
Uebrige l^at er mit ber toilbejien S3ejiie gemein/' 

3Bar in ber »origen SRebe ba$ lichte ©egenbilb ju ber 
fd^wargen ©efialt beö ^erjog^ ber gemorbete ^utten, fo 
erfc^eint in biefer aW fojld^e^ bie vertriebene ©emal^Iin, „Slid^t« 
au^gejeid^neter aW ttfxt ©ejlalt, nid^tö fanfter aW il^re ©itteU; 
nic^td angenel^mer ate il^r Umgang, .^ol^er Stnpanb in allem 
»ad fle tl^ut unb fprid^t} ben ©atten ju getoinnen, ^at jie 
alle ^ulb unb Siebendtoürbigfeit aufgeboten/' aOBenn tt>ir 
oben bei ^and ,§utten t)ermut]^en fonnten, baf fein S3ilb 
parf ibeatiftrt fein möge, fo fönnen tt)ir bieß l^ier in betreff 
Sabinen^ betoeifen, 3^re ©eftalt allerbingö toar audge^ 
jeid^net, »enigftend infofem jie größer war aW mand^er 5Wann} 
aber il^re Sitten nic^td weniger aW liebendtoürbig, ®ie war 
ein 3»annn)eib, ^art, fiolj unb l^eftig. SBenn Ulrid^ über fle 
Hagte, „toie fle il&n ju bidfermalen burd^ il^r überfd^tt)engli(^, 
^P^Ü, jomig, l^eif Sieben fo gereijt l^abe, baß er, fid^ ju 
enthalten, t>ielmal t>on xf)x t)om S3ett mfiffen aufflel^en unb 
Wttgel^en"} tt)obei er übrigen^ juge^e^t, baß er einmal fid& 



134 I. a3tt<i^. V. ^apiul 

io^ niä)i entl^olten, fonbem fte gefd^Iagen iiaUt fo werben 
toix biefe «klagen bed äßatined über bie iunge ^rau glaublich 
finben^ xomn wir »tffen, baf fte nod^ aW 3)reiunb^ttfjig^ 
W^nge gegen il^ren Sruber in einer (Srbfd^aft^fad^e ftd^ fo 
»utl^enb bejeigte, baf biefer fie einfperren unb einige SOlonate 
flfren ließ, ^) 3)en Umfianb, baf ber .^erjog gwei feiner 
2)iener, bie fid) el^renfrdnfenbe Steuferungen über Sabine 
erlaubt l^atten, bem Äaifer l^erauöjugeben ficl^ weigerte, unb 
©abinen« S3e]^auptung/fie l^abe fiii bei Ulrid^ i^red Sebenö 
nic^t mel^r fidler gewuf t, brel^t ber SRebner ju bem SSorwurfe 
jufammen, ber »^erjog l^abe fte umbringen wollen, um il^r, 
wenn fte fiumm gemac^it wäre, bie entel^renbfien 2)inge nac^^ 
jufagen. 3fi biefe 9Serfnuj)fung abenteuertid^, fo ifi bie ?ln^ 
beutung auÄldnbifc^er Safier, benen ber ^erjog ergeben gewe* 
fen»), burd^ feine ^iflorifd^e ©pur befidtigt» ^utten felbfl 
gefianb, in feinen Ulric^öreben fid^ ber l^erfommtic^en reb^ 
nerifd^en greil^eit bebient, e« mit ber gefd^id^tlic^en S93al|rl^eit 
ber einzelnen 3*9^ i«<^t immer genau genommen ju l^aben, ^) 



1) @. «e^b, a. a. €>„ l, 386 fg. 

2) I: Atque utinam perpetuo lateant quaedam, aut saltem ad 
exterarum gentium notitiam non perveniant, quae iste flagitia, quas 
turpitudines, quae ignota prius Germaniae flagitia admisit. Ubi, 
si ea dicere vellem, quae iste audire posset, ego citra pudoris 
mei jacturam loqui nonpossum: quantas; Germani, tragoedias mo- 
verem, quam novarum improbitatum spurcissimam faciem osten- 
derem? SJgt. nod^ in bcv vierten Siebe bie Stelle tiber ben jungen 
Xi)umh, P3: quo tu puero primum, et adolescente paulo post, quo- 
modo usus sis, quid ad hoc negotium pertinet? Unb T: Ac mitto 
dicere, quomodo habueris tuam uxorem, . . quae cum . . tuam per- 
y^rsam libidinem ac turpitudinem ferre non posset . . adempta 
tibi est. 3n ben 5(u^fd^reiBen Sabinen^ unb il^rer ©rüber, bei 5(rettn, 
IV, 385 fg., flnbet fld^ feine ©ef^ulbigung biefer «rt. 

3) 3)aö ©eftdnbnig bejiel^t ^ä) jtoar jundd^fl auf bie vierte SRebe: 
Laur. Behaim Epist. ad Bilib. Pirckheimer., hti ^eumann, Documenta 



^ue^ttihtn ber ^ittten*f<i^en. 135 

2)ie Sairifd^e Sabine mit ben (id^tefien färben ju malen, 
baju tt>ar öbrigend ^ntten nid^t Wod bntd^ ben rebnetifd^en 
€onirafi, fonbern aud^ burd& ba6 Serl^dltnif tjeranlaft, in 
»eld^ed; wie fd^on angebeutet, ©abinend gluckt bie ^uttcn'* 
fi^en ju ben Sriibern ber ^erjogin gebracht l^atte. 3){e nal^e* 
Hegenbe aSereintgung bribet »on $ergog Utric^ beleibigten 
X^eile erfolgte »irflic^ ju SJnfang be« gebruar« 1516» 3e(jt 
erp faften bie ^utten^fc^en eine genugenbe aRad^t l^inter fl(^ ; 
bal^er xoti^t ttjt giebner nun bie angebotene ©nl^ne ^erdc^tlid^ 
jurfidt: nid^t ba^ ®oIb be« t)errud^ten SRduberö, fonbem feinen 
Äopf iinb fein 8eben forbem fle. ©o erKdrte benn aud^ 8ub^ 
»ig J^utten, nad&bem er mit SSaiern fid^ üerjldnbigt, an Ofiem 
ben Vermittlern, auf ben »orgefd^Iagenen ©ö]^net>ertrag ni<^t 
ringelten ju fönnenj an bem t)om Äaifer auf ben 7. 9lpxit 
md) 8tug6burg angefeftten SJergleid^ötag erfc^ien er gar ntc^t, 
Uttb ebenfo weigerten fid^ bie Satcrnl^erjoge, ftd) auf ettoa^ 
®utlid^c« einjulaffem 8uf ben Staß) ber festem lief nun 
Sttbtoig t)on ^utten fein (dngfl gebrudtte« 8u«f(^reiben über 
feinea ©ol^ne^ Srmorbung, bad Ulri(^ ^utten'« erfier Äebe 
jjaraöel fduft unb bnr(^ einen ^ofjfc^nitt iDufhirt war*), 
enbUd^ au6ge]^en; toAl^renb jugleic^ bie <^utten, inSJerbinbung 



literaria, p. 258: (Huttenus) legit mihi ultimam suam invectivam, 
quam in ducem Wirtemberg. scripsit. Gerte vafer est. Nam multa, 
quae mera sunt mendacia (et ipse fassus est), inseruit in illa. 

1) 5DerfeI6e jieUt bie @cene im toitben SS^alb in bem ^CugenBlide 
bat, tüte ber ^et^og }tt ben ^an^ten be^ dt^ütfiaqmtn am 9ufe eine« 
9aumed hai @d^ti>ert in ben i&oheti ^h^t, an totläftm tin um ben ^aU 
Ui Sei^namd gefd^Iungener ®urt befefiigt ift. SlBenn ^ei^b, a. a^ D., 
€. 436, finm, 99, unfern Butten befd^nlbigt, in bem ^ol^fc^nitt, ben 
et f^dtet ber Sammlung feiner lUrit^^ffi^riften betgab, ber (Slefd^id^te 
mitten getoefen jn fein, inbem er ben ^erjog l^abe barfteHen (afen, n>ie 
et bem dtitter ba0 ^d^toert in bie ^tn^ ^oge: fo l^at flt^ ber fott# fo 
nmfi^tige %ovfäitt f^itt burd^ bie falfd^e IBefd^reibung M na^t&f^gen 
9lünd^, Opp. 11,5, t&nfd^en lafen^ bad ®{(b in ber Gtedf etberger ^amm^^ 
Inng fommt mit bem im 9Cuaf(i^teibett ganj itbetein. 



136 I. ^u(^. V. Sta^M. 

mit 8aiern, {ic^ gut ®eI6f|]^iUfe nißeteiL 3m @e)}tembet 
{ianbeit fie mit na^eju 1200 $ferben )u äBembingen. W>tt 
^er)08 tUrid^ bliel» au(^ nid^t muffig. SBd^renb et ünt 
ffiibertegung bed ^utten'f<^ett $(udf(^retben< abfaffen lief, bot 
er feine Untertl^anen auf, fc^rieb an bie^mit i^m in @inung 
^el(^enben gurflen, ^emn unb ©tdbte um Sttjug, unb trat 
au(^ mit ben (Sibgenoffen in Unterl^anblung. @o lief ft(^ 
aUe« )um Äriege an ^): unb l^ier fdllt nun Ulric^ ^utten'd 
b ritte Siebe ein, bie 4tt)ar, wie fd^on bie jttoeite, fj)ater \)er^ 
faft, aber fo contponirt x% wie n)enn fie etwa }U Sinfang 
©eptmberö 1516 gehalten wäre. *) 

saSa« er, ber SRebner, ben gürfien »orbergefagt, fei ein^ 
getrofen: ber jängft nod^ t)on Wim t)erlaffene, ))on ^ngfi 
gejagte SBerbred^er fiel^e il^nen jeftt in Wegerifd^er JRüfiung 
gegenüber. 8l(« dd^ter Satiiina fd^idte er fid^ an, ben Sranb, 
ben er entjünbet, burd^ ben 9tuin bed SSatetlanbe^ ju löfc^en. 
Slod^ fie^e e« in be6 Äaiferö unb ber dürften SRad^t, i^n 
burd^ ii^ren @^>rud6 ju entwafl^en: wenn fie bad 93erbam^ 
mungdurtl^eil aber il^n audfpred^en, werben bie Sanbiten, bie 
fi(^ um il^n gefd^aort, ft(^ t>erlaufen, man werbe i^n fangen, 
binben unb jur Strafe ful^ren fönnen. Slber e« fei bie l^oc^fle 
3eit, bie bringenbfie 9lot^wenbigfeit. »id^t aW ob fie, bie 
^utten, fid^ nid^t im Slotl^faKe getrauten, auf eigene ^anb 



1) 3tt bem iBi^^erfgen »gl. 4&ei>b, a. a. D., @. 431 fg., M9 fg. 

2) Ulrichi de Hütten etc. oratio tertia, ^tecfelbetget Sammlung, 
L4^ — 0. Opp. ed. MUnch, II, 122—40. <Sie i% toie audf fd^on^e 
Itotitt, in 3taHen, of^nt Btoeifcl in ^oU^na, »etfaft, f. £p. Je. Gochlaei 
ad Bilib. Pirckheimerum, Bonon. 25. Mart. 1517; bei ^tumann, Do- 
cum. lit, p. 19 : Huttenus . . composuit orationes acerrimas more- 
que veteri accusatorias in ducem illum Wirtenbergensem. %üx bie 
britie !Rebe gel^t bief auf erbem ane ber dm^nvmQ htx discissa bucca 
(N^ kDO)i)Ott locitev ttnten) f^tnox', für bie ^toette bataiid, baf fte @abi« 
ntni 9itt<4t 9otau<fej^t, koe^e crjl na<i^ ^utten'^ abermaliger 9(breife 
na^ Stalien «or ^äf ging. 



^Dritte ffttU toibev ^tt^e^ Ulrit^. 137 

mit intern geinbe fertig gu merben. StOe (rennen fie toon 
ätac^begier, unb n>ad inibefonbre i^n, ben ätebner, betreffe, 
fo »erbe i^n ba« Streben, itmn ^nfer ju t>erfolgen, nnr 
mit bem Seben felbfl loertaffien. W>tt ben gemeinen ©droben 
foUen bie S&rflen bebenfen, ben ein innerttd^er ,^eg biefer 
S(rt bringen müfte; bie ®ifmai), ml^ bem beutf(^en 9ta^ 
men baraud em)a(^fen tt>urbe, toenn ed l^iefe, in !Dentfc^Ianb 
fei fein Siedet }u erlangen anfer bnrd^ 993afengen>alt. 3u 
ben 993af en aber to)erbe ed fommen, toenn ^aifer unb Surften 
nid^t un))eri&g(i(^ einfd^reiten. 9lur barum menben ftc^ bie 
^utten'fc^en nod^ einmal an btefe, bamit Sebermann fel^e, baf 
fie ungern unb nur beftvegen gur ®elbflp(fe gefd^ritten feien, 
tDeil fie auf bem 9iec^tftt>ege i^re @ebu^r nid^t l^aben ertan«" 
gen fönnen. 

!Den brol^enben ^rieg }u t>ermeibett, (üb enblidb ber Aaifer 
ben ^ergog, fott>ol^t wegen feiner «^anblung an ^and ^utten 
(A& »egen feiner ©l^^dnbel, auf bie SWitte ©e^)tember« nad& 
Kttgdburg t>or feinen Siid^terfhtbL !Der SSorgelabene fuc^te 
Srifien, unb lief unter bem 6. 6e))tember 1516 ein Slud^ 
fc^reiben ind 9teid^ audge^en, n)eld^ed bie 3)ar{leQung Sub^ 
tt>ig i&utten'ö t>on feiner S^bat »iberiegen foßte. *) SBdl^^renb 
er unmittelbar nad^ bem STOorbe bem ^faljgrafen brieflid^ 
befannt l^attt, baf i^m Joläft X^fat mit Streuen tt>iber unb 
leib fei"; »dl^renJ) befreunbete gfirjien nad^^er einen SBer^ 
gleid^ auf ber ®runblage gu (Staube gu bringen gefud^t l^^atten, 
,,baf ber \>o\\ SBirtemberg aud Unfall, aud^ l^i^igem ®emut^, 
gu fold^er «^anblung gen)a(^fen'': giel^t nun, 16 SRonate nad^ 
bem Sreignif, Ulrid^ badSllled gurudf, unb nimmt bie Zt^at 



1) (Üebntdtte^ 9ttt^f(^tei(en «^ergog VUxiüi'i toegen feiner an ^nfen 
»OH ^ntten begangenen ^anblung (<Sttttgarten uf ®am^^ag tta<i^ ®t. (Sgi^ 
bien be^ f^ail 9CBt< Xag 9(nno !Domint 1516). iBei Sattlet, ^efdftic^te 
«irtemberg« unter ben ^ergogen, I, S3eU. 84, @. 198—211. H. Opp. ed. 
Münch, n, 216-87. 



138 I. Stt(^. V. StapiUl 

al6 eine ebenfo toofjlhtiaifU, wie tt)ol^(6ere<l^tigte, ganj auf 
fid^. @« fei Jrin SRorb, fonbern bie red^tmifige ^inriil^tung 
eiltet Uebeltl^&terd gett)efen. Unter ben Uebe(t^aten bed jungen 
^tttten wirb iDor Allem l^eiDotgel^oben, baf et bem ^erjog 
ober feine gelobte unb l^anbgegebene Streue tteutod unb brud^ig 
geworben fei. SBorin unb wiefern, wirb nid^t gefagt. Sinter 
Ijaht er ben J^erjog bei l^ol^en unb niebem ©tanbedperfonen 
l^art unb l^oc^ tjerunglimpft; in^befonbre über il^n erbid^tet, 
aM l^&tte er fic^ unterfianben, ein el^renreid^ ^auenbilb, (6b^ 
{{(^d, ei^rlic^ö ©tamnten«, Slawen« unb ^erfomuiend, bie 
M S^S^n i^^ u^i^ m&nnigÜd^ Uiliä), el^riid^ unb wol^I ge^ 
l^alten (ba6 w&re eben «^anfend Stau), an il^ren fr&u(i(^en 
@]^ren fd^w&d^en, unb fte ju SSoKbringung feine« unge^ 
bfi]^rlid^>en SBitten« burd^ iDrol^ung mit ©d^Wgen unb "SRip 
l^anblung nötl^igen ju wollen. %ud) "oon wieberl^olten 98or^ 
l^alten, bie ber ^erjog bem jungen Slitter wegen feine« p^xi)U 
wibrigen SBenel^men« gemad^t, unb bem bafb reumütl^igen, 
balb troftigen Sejeigen beffelben, ip bie JRebe. 9Bie wenig 
biefe Urfad^en jureid^ten, bie iEl^at be« ^erjog« ju ent^ 
fc^ulbigen, füllte ber (Soncipient feine« Slu«f(^reiben« (m^ 
^utten'« SJermutl^ung ber SBürtembergifd^e Äanjier ®rego^ 
riu« Samparter) felbp; bal^er beutete er no(^ „etlic^ naml^aftig 
Slrtifel an, in benen «^an« t)on ^utten f(^dnb(ic^, bo«[i(^, 
untreulid^ gegen ben »&erjog gel^anbelt, bie er aber ju S^ren 
unb aSerfc^onung anberer l^ol^en unb niebern ©taube« ^ßerfonen 
t)orbeige]^en wolle". 

!Sod^ gefegt, ^an« war ein SSerbred^er: wie war benn 
fein SOlorb eine Einrichtung? (S« war ein feltfamer ©nfaß, 
wer il^n aud^ gel^abt l^aben mag, wie man l^ier bem «^erjog 
JU Reifen fud^te. Sfad^bem fein ©d^fac^topfer gefallen war, 
l^atte biefer, wie erjdl^tt worben, am gufe eine« Saume« 
einen 3)egen in ben SSoben geftofcn, unb baran einen um 
ben ^al« be« grmorDeten gefd^Iungenen ®firtel fefigefnüpft. 



Kttdf(^¥ei6en U$ ^r|ogd unb ^nttoott ber ^utten'fci^em 139 

©(^tt)erH(^ l^attc er babei urft^rünglid^ eine anbere Sfbfld^t, aW 
bcnfelben aW ßfncn, ber bad ^Ängeti tjerbient l^dtte (tt)ie er 
f^m au^ ))or]^er gefagt l^aben tt>tIO/ }u befd^im^fen. 9htn 
pet aber fl^m ober einem feiner Slatl^gebet ein, baf, nai) 
ben SSräuc^en beö SBefiffinfc^en ®erid)t6, in ben SSaum, an 
»elc^em ber Sd^ulbige aufgel^enft tt>urbe, aW S^^^n, ba^ eö 
nac^ gerid^tliii^ent SSerfal^ren gef(^el^en, ein SWeffer gefierft ju 
»erben i>flegte. Ulrid^ toar, wie bie meiflen dürften jener 
Seit, greifd^offe be« Iieimltd&en @eri(^t6: freiließ l^atte er fed^a 
Saläre tjorl^er fic^ unb feine Untertl^anen burc^ ben Äaifer t)on 
bentfelben befreien loffen; freiließ mufte, nac^ ben ©efeften 
bejfelben, ber ^inrid^tung ein ®pxuü) be« Oeric^W tjoran^ 
gelten, mußten Ul ber Sottfirecfung mel^rere ^eifc^öffen ju^ 
gegen fein; gefd^weige baf (Sinti in eigener ©ad^e ben ÄMger, 
9lid^ter unb genfer jugfeid^ mad^en burfte. *) Smmerl^in: 
^erjog Ulrid^ erfWrte Jieftt, er f)aU an ^anö ^utten aI6 
tt)iffenber greifd^off, gemä^ ben JRec^ten ber freien ©tul^Ie 
l^eimlic^et ©erid^te, gel^anbett, 

2)ie aSerfd^tt>eigungen, SBinfetjuge unb Unglaubltd^feiten 
biefer l^erjoglid^en ©c^uftfd^rift waren fo grell, fo ^aubgreif** 
li(^, baß eine iBuplif t)on ®txUn ber ^utten'fc^en nic^t lange 
auf fid^ »arten lief, 2) Ueber ba^ aSer^dltnifi beö ^erjog^ 
ju bem 3Beibe be6 Srmorbeten l^atten fie biöl^er gef^wiegen; 
ber ^erjog in feinem Stu^fd^reiben l^atte bie Sacfte nur 
ge^etmnift)oll ablel^nenb berul^rt, 3eftt gingen bie ^utten'^ 
fc^en mit ber ®^)ra(^e l^erau^. ®ie brad&ten einen SBrief^ 
toed^fet »^anfen« unb feinet ©(^tt)ä^er6 mit bem alten ^utten 
jum Sorfd^ein, »eld^er bie äJerful^rungöi^erfud^e be6 «i^erjog« 



1) @. ^e^b, a. a. D., @. 445 fg. 

2) JDetet üon J&utten gebrucfte« SCu^fö^teibcn toiber ^ct§og Utrici^en 
§tt Sirtemberg. S5om 22. @c^)t. 1516. ©atticr, a. a. C>., «eil. 86, 
®. 212—27. H. Opp. ed. Münch, p. 238-63. 



140 I. «ud^. V. itapittl. 

auf er ^miüd fe^te; fie entl^uKten bie üer^dngni$))o([e @ceite 
bed J^erjogUd^en $uf faUd. 9ii6 feinem anberit ©ruitbe, fagen 
fie, l^abe ber ü^tann, »{e fte ü)n nennen, „ben frommen 
unfc^ulMflen SRenfd^en ermotbet, aW bamit er fürber feint* 
f^alb un))er](^inbert fein böfe 93egierb mit feiner el^ßi^en ^aud« 
frau befierbaß ju SBege bringen mochte". 

aRitt(ern>eUe fc^ien aud^ ber a(te ^aifer bod^ enblid^ @mfl 
machen ju wollen. 3)er enblofen $(u0flud^te, bed unbeugfa^ 
men Jrofte« t)on Seiten Ulric^'ö mübe, fj)ra(^ er am Stbenbe 
bed 11* Dctober bie Sld^t gegen il^n aud. 3)ie 93aiern unb 
bie ^utten fianben unter ben SBaffenj ber Äaifer tonnte bie 
Sld^t burc^fie t)oHjie{)en Idjfen: im Oegentl^eil aber unterfagte 
er bief • @r tooKte ben Ärieg t)ermieben wijfen, unb ber tt)4re 
au«gebro(^en, benn aud^ ^erjog Ulrid^ fianb in tjotter JRü* 
fiung bei ©öppingen. ^^m befreunbete Unterl^dubler, befon«^ 
berS ber fd^on frül^er genannte üJiattl^fiuö Sang, (Sarbinal unb 
Sifc^of t)on ®urf, fc^lugen fid^ ind SWittel: fo tt>urbe eilf 
31age nad^ ber Sld^töerHärung biefe burc^ ben Slaubeurer 98er^ 
trag aufgeI)oben, unb ber .^erjog unter febr leiblichen SBebin^ 
gungeii toieber in all feine ä3örben cingefeftt. 8ttbtt)ig ^^utten, 
ber ben aßertrag ju 8lug«burg untergeid^nete-, muf te jtcb nun 
boc^ mit einer ©elbfumme abfinben laffen, bie nid^t einmal 
ber ^erjog il^m, fonbern bie SBürtembergifc^e Sanbfc^aft gu 
Rauben be^ Äaifer^ bejal^len follte, ber pe feiner SBerfugung 
t)orbe^ielt. *) 

SDlan fann fid^ beuten, wie aufgebracht Ulrich ^utten 
über biefen SSertrag tt>ar. 3n feiner britten SRebe, bie nac^,^ 
ber atufric^tung beffelben gefd^rieben ifi, l^at er i^n gang 
ignorirt. @r ignorirte il^n noc^ einmal in feiner vierten, bie 



1) @^ tDüvtn 27,000 %l, tDotin, au^tt ber (Srge^Iic^Feit unb ben 
^eelmeffen, au(^ nod^ tim @ntf(i^äbigung ber ^utten loegen aufgeknfe« 
ner Jtrieg^foflen begriffen toar. JQe^b, a. a. £),, ®. 465 fg. 



$ttttnt*d ))ierte fUtU wihtt ^ngog Whiäf, 141 

tuK^ fpAter, nad^ fditer jtDetten 9tä(ffe]^t au^ Stalten, int 
«uguP 1517 jtt »am6erg tjerfoft ifl. *) @r fonntc bfef «nt 
fo fugHc^er, ba icner Vertrag bie @e{lalt b^r 5)ittge nur einen 
aujenblirf t)erdnbert ju l^aben fcftien. 3)et ^erjog hxaif ben? 
fetten fogleic^, fiel bem J^auptbetftanbc feinet entflol^enen 
©emaWtn, 3)ietricl^ ®p&t, nnb bem S^od^tetmann 8ubtt)ig'6 
öon ^utten, S^ifolf von Slofenberg, in il^re ©d^Iöffer unb 
Sotfer; bie Sanbfd^aft n>eigerte fic^, bie (Sntfc^dbignngdfumme 
f6x bie ^ntten'fd&en ju bejal^Ien; ber Äaifer emenerte bie 
8(^töerH4rung, bie Parteien bie 9lujhingen: unb ?tne^ Panb 
»ieber.tt)ie jut)or»*) 

SEBie ^utten'd erfie SRebe bem erfien, fo ge{)t nun bie 
öierte ') bem jtt)eiten ^tu^fd^reiben ber ,§utten'f(^en jur Seite, 
unb fielet, tt)ie biefe^, ber SRed^tfertigungdfd^rift bed ^^^jog« 
entgegen. Sie ifl bie umfangreic^fie von ^utten'« JReben^ toU 
ber ben lefttern, ob fie gleich in ttjemgen S^agen eilig jufam^^ 
mengefc^rieben ttjurbe, SBar bod^ ba^ l^erjoglid^ SKanifefl 
»ie gemad^t, um von ^utten fritifd^ unb bioleftifi^ jerfe^t 
JU toerben. @r nennt eö ein Sfctenjiudf, in bem ni^t« ju^ 
fommen^ange, fiUt^ jid^ gegenfeitig aufgebe, gfir« @rfle 
jKmme nid^t jufommen unb "omaff^t fld^ baburd^ aW un^ 
tta^r, toa^ baö l^erjoglic^ie Sfu^fd^reiben t)on bem Sene^men 
'M jungen J^utten fage. (St foBe t>om Setouftfein feiner 
Uebelt^aten fo jerfnirfc^t gett)efen fein, baf er mel^r at6 ein^ 
mal l^abe perben ober ind (Slenb tt>anbem trollen: unb bod^ 



1) Epist. Laurentii Behaim ad Bilib. Pirckheimerum (Bambergae) 
31. Aug. 1517, bei^eumann, Docum. iit., p. 257: (Huttenus) confecit intra 
paucos dies et quartam contra D. Wirtenberg. invectivam, et qui- 
dem acrem. Suasi, ut post publicationem ejus se bene, ut circum- 
spectas, custodiat, ne sibi, quod et Ciceroni, quod absit, contingat. 

2) @. ^e^b, a. a. D., <S. 493 fg. 

3) U. de Hütten , eq. Germ., in Uirichum Wirtenbei^en. oratio 
quaru. @te(!e(berger (Sammlung, 0— T 2. Hutteni Opp. ed. Mttnch, 
n, 141-86. 



142 L SSttii^. V. StapittL 

mieber gegen ben ^erjog ge^od^t unb feiner gef))ottet .l^aben. 
ä^or ienem legten ^ludritte foUe er wx bem «^^i^'S gen>amt 
gewefen fein, feine brolyenbe SWiene felbft gefe^en l^aben: unb 
boc^ unbewaffnet mit il^m geritten, allein bei if)m geblieben 
fein. 98ad fein SSergel^en betreffe, fo fage ber iDtorber immer 
nur, er l^abe bie Streue gebrod^en, fei meineibig gewefen. Slber 
tDorin? tt>obur(^? bamit möge er bod^ enblid^ l^erau^rucfen. 
@benf0 t)o(( innerer SQiberfpräd^e fei, tt>ad ber ^erjog t>on 
feinem eigenen SBenel^men fage. SBenn ^an« ^utten ein 
SSerbred^er war, warum tief er il^n nic^t öffentlich burd^ Sn^ 
bere richten unb l^inric^ten? aOBogu brauchte eö ben einfamen 
gßalb, unb wogu eigener .^anbanfegung? SBenn ed eine 
^inrid^tung war, wa6 brandete er ben «^injuric^tenben an^ 
jufd^reien, er foße flc^ feine* Seben« wel^ren? Sine ^inric^^ 
tung ift fein ^ampf, unb ein Aam))f Uint Einrichtung. Qnb^ 
lii)f wenn er ftd^ unfd^ulbig unb Raufen mit Sted^t umge^ 
brad^t wufte, warum (ief er bem SSater beffelben burc^ feine 
5lÄitte(«m4nner eine ©elbfül^ne nebfl (gl^renerfWrung für ben 
©etöbteten anbieten? Die Berufung auf ba« Siecht ber SBeft 
fdlifc^en ®eri<^te war o^nel^in leicht jurüdfjuweifen. 

Die grau betreffenb, waren in bem jweiten atuöfd^reiben 
ber ^utten'fc^en nur bed ^erjog* ^nldufe brieflich be(egt, 
unb bem SKorbe bie äbftd^t beffelben untergefietlt, befio e^er 
feine Seibenfc^aft befriebigen )u fönnen: ob fte aber in biefe 
^bfid^t eingegangen, war nid^t gefagt Die^ tl^ut nun Ulxi^ 
^utten in feiner t)ierten Siebe, nac^bem er e« fd^on in ber 
jweiten angebeutet l^atte. *) 6r nennt Raufen« SSBeib bie ^e^ 
lena biefe« Äriegö, belegt fte mit ben fd^impflid^flen Flamen *) 



1) Orat II, 110, Bei fBtunt^ (9on Sabine) : pellicem^ passa eam, 
quam mariti sui.sanguine quaesitam omnes scirent. 

2) Turpissima moecha, detestabile scortum. 



Siertc dttU ttoibn ^etgog tüvi^, 14ä 

tttib UfianpUt, fie fei fc^on toor i^te^ 9tvimed 24)be mit bem 
^erjog eint>erflanben gmefen« 2)er Umßanb, baf fie nac^ 
ber (Smiorbiing eine^ frieden ©emal^tö am ^ofe itnb im Um^ 
gange be6 äRMerd .t>er](^arre, reid^e aUein fd^on l^in, fie gu 
mura^afetL 3l^t SBater, ber im fDienfle bed .^ergogd blieb, 
^t )e$t getabe}u ber JCu)))>(er, tüic ber Sruber ber Suflfnabe 
be0 SRorberd. ®o n>irb ait(^ auf biefem fünfte, na^ ^nU 
ttn'd 3)arfleUung, bed i^ergogd aSertl^eibigttng gu 9li(^te: e^ 
UKir feine Serldumbung, wenn ^ani ^nttttt i\)m unel^rbare 
SerfiK^e gegen fein SBeib gur iafi legte. . 

9tit einer fo l^a(t(ofen äSertl^eibigung \>ox «Kaifer nnb 
Särgen gu treten, meint ber dtebner, bagu gel^öre i>en @eiten 
be« Uebe(t^citer0 ei» ^ol()er @rab t)on Unt^erfd^ämtl^eit, ja 
mirSi(^tr Sßa^nfinn. Uebrigend )>er{affe ft(^ berfelbe au(^ 
m<^t auf bie Äraft feiner ®runbe, fonbem auf feine friegeri^ 
f(^ 9lu^ng unb ben SBeiflanb ber ^emben, ben er ertt>arte. 
€r foöe aber nur einmal lo^brec^en. @r w>erbe ft(^ über ben 
(Srfolg iodj getiufc^t l^aben. !Die Qi^toabm finb feined Sle^ 
gimentd, bad nur oud @r))reffungen unb ©raufamfeiten be^ 
^anb, unter bem SISed fdufti(^ toat, fatt; im übrigen 2)eutf<l^^ 
lonb ifl er aDgemein t>erabf(^eut 3m äRunbe be^ SSoIfed 
l^eift er ber SBörtembergifd^e genfer; @ebic^te ))erbreiten feine 
®riuel unb feine ©d^mad^. Diefer aUgemeine ^af , t>erbun^ 
ben mit ben innem @d^red(niffen, brädft f(^tt>erer auf il^n oiA 
er merfen li$t (Sr ifl im Seben ungiödflic^er ald fein ©c^lad^t«' 
ot)fer im ZoU. (Sr ifl fo gequält, Daf ed @d^abe m&re, 
toenn er fid^ er^enfte. SSdl^renb il^n inmitten feiner Vlad)t 
beß&nbige Surd^t umtreibt, fielet il^m tUrid^ «^utten, na(^ 
beffen Seben er trad^tet, furc^ttod gegenüber, erK&rt fid^ (aut 
fix feinen abgefagten un))erfd^nli^en $einb. 2)er S^i^rann 
fleSe ^d), ald ob er i^n oerac^tete; aber e6 fei nid^t fein 
fbti% @r fftrd^te feine $eber unb toürbe t>iel barum geben, 



144 I Sttd). V. Stapitd. 

baf er ntd^ft» gelernt ^tte. ^) Durd^f ^utten unb feine Hte^ 
rarifd^en greunbe »erbe er unb feine Xl^aten nad^f Serbien^ 
fortleben. „3(^ beneibe bir beinen Äad^ru^m, bu ^enfet", 
f^)rid(ft ber »ebner üjn an: „man tt)itb ein 3a^r na* bir 
benennen, wirb beiner Untl^at einen Sag jueignen. 3>ie 9lcK^* 
weit tt)irb lefen, e« fei ©ner in bent Saläre geboren, in toeU 
(^em bu 2)eutfd^tanb mit ttnauMdfd^Hd^er Sd^mac^ be^edEt 
l^afl. 3)u »irfl in ben Äafenber fontmen, <S^ntU. 3)u 
»irfl bie ®efd^id^te bereid^ern. 3>eine 3;i^t i^ unflerMidjf, 
bein Slame ffir alle golgejeit merfwnrbig: bu ^afl erretd^t 
toa« bu tooUtep." greilic^ eine ^erojhatifc^e Unfierblii^feit: 
aber fftr bie SSJunfd^e eine^ Ungel^euer« ein ganj entfprec^en^ 
be« 3ief. 

3ur STudmalung ber SBerworfen^eit feine« fftrfllid^n ®eg^ 
ner« l^atte biefer bem JRebner um bie 3^* ber ?(bfaffung feiner 
vierten Siebe reid^Iid^ neuen Stoff gegeben. Äaum burd^ ben 
SBIaubeurer Vertrag tt>icber ftd^er gefieUt, l^atte er, gereijt, tt)ie er 
nun war, angefangen, mit foltern unb Einrichtungen gegen 
bie 9R4nner ju »ut^en, voeld^e i^r 8anb »or ber Sefc^dbi^ 
gung bur(% einen unbdnbigen gurfien mittelfl eine« Regiment« 
ftatten fd^flften motten, ba« ben ^erjog eine 3^* lo^g ^^<rf«^ 
tigt unb Meibenb befc^rdnft l^aben würbe. •) Sfber au«brucf^ 
lic^e (Srtt)ö^nung burfte ^utten t)on biefen neuen ®raufam^ 
feiten nid^t tl^un, ba er feine 9lebe In einen frfil^em 3eit))unft 
»erlegte. 6o fd^ilbert er nur im STOgemeinen ba« 3nnere 
feine« ®egner« al« tin Sab^rintl^, au« befen Krümmungen 
unb galten immer neue ©rduel ftd& entwirfein. SSSenn er 
etwa« SBdfe« unterlaffe, fo fei er nur ju feig e« au«}uffi^ren. 
^Atte er fo t)iel äRut^ al« äbeln aßttten, fo würbe er lingfl 



1) Quanti emeres, nil didicisse me. 

2) ®. ^ei;b, a. a. O. «iertct «Bfd^nitt, JDtitte« Sta\>ittU De« 
^etjoe« ffta^e, @. 475 fg. 



Sßitttt dUU toiber ^§09 tlttid^. 145 

Sffed um jjiä) f)tt gemorbet l^aben. „2>tt nid^Mtoörbigflee 
aller jiDeibeiuigcn @e\dfip^t," rebet er i^ti einmal an. ,ß>u 
l^oft £ufi }U allem S&fen uitb ju nid^t« ©utem. !Du biji fd^ted^t^ 
flin Iböfe. aBeld(fe6 ®tieb t)Ott bir ©ner betoegen, tt>el(l^en 
Sltttdtro))feit ititterfud^en mag; e^ ifl ttid^tö @ttted boriit. 
SRan mii# gloitbeti, bie «atur i^abe {n bir eine SBerffidtte 
»on Uebeltl^aten bereiten »oKen." 

®egen einen fo gefftl^rlid^en Serbrec^er einjnfd^freiten, for^ 
bert ^ntten ben Äaifer nnb bie gurfien nod^ einmal in einer 
fd^toungl^aften ©d^lufrebe auf. ,,®ib und ®el^5r, Aaifer/' 
fagt er. ,,®ib un6 ®e^ör, »efiufter ber UnfÄulb, ©cl^alter 
ber @ered^tigfeit; ber greil^eit ^ori, Siebl^aber ber grimmige 
feit ®ib und ®el^6r, bu Kac^folger bed Sugufhtd, 9ltim^ 
bu^ler bed Xxaianu^, ^err bed (Srbfreifed, Senfer be« menfd^^ 
li(^en ®ef(l^le(^tö. (Sntfeme bie allgemeine gurd^t 9iette 
mi t)on 3)eutf(^lanb nod^ fibrig ifi. JRedJitfertige bein ^tiU 
alter, beinen JRuf unb Seumunb. 3l4d^e bie ®uten, bejteafe 
bie Söfen. 3)ie Älage ber SBaifen, ba« Slut ber Unfd^ut 
bigen fd^reit ju bir. ®r, ber SBiele gemorbet l^at, bie Uebri^ 
gen ju morben trad^tet, Slllen SBerberben bereitet} ber ben ®at^ 
tinnen bie ®atten, ben SBdtem bie ©J^ne, ben greunben il^r 
anbered 3d&, bem gefammten ©eutfd^lanb feine Hoffnung, 
feine ©rtoartung entriffen l^atj ber ^eiligtl^ümer ge^)lfinbert, 
an 5ßrie|ier fre^elnbe ^anb gelegt, Zersüptl beraubt ^atj ber 
2)eutf*lanb »erfauft, Seben unb ®ut reblid^er Sürger feil 
geboten l^at; ber feine ®emorbeten bem l^eimatl^lid^en Segrib^ 
nif wxtntmt, und verbietet, um unfre Siebten )u trauern; 
er, erftnberifd^ in ®raufamfeit, t^atfrdftig in Unmenfd^lid^feit; 
ber SRorber, »anbit, genfer ber ®uten, ®iberfad(fer ber Um 
Wulb, geinb ber ®ötter unb SRenfd^en: »erbe jerriffen, jerjiödft, 
jerfd^mettert, getdbtet, »ernid^tet, bem ©dbwert, bem geuer, bem 
Äreuj unb 6tridte preisgegeben. 3^r aber, beutfd^e gfirflen 
unb SRinner, reibet enbli(^ au6 ber @(6eibe eurer Qiqtmn^ 

etrattf, Rüttelt. 1. 10 



146 I* 9tt(i». V. StQ^ktl 

bad ^xottt ber (Bered^tigfeit Säffrt in bet Sefhrafting biefe« 
ftt&uUx» bie @^mU eurer Strenge nic^t pmp^ toerbetu 
tlntDärbig ifl ed, f(^ilnb(i^, frdoetl^aft itnb t>erberbli(l^, eiaett 
folc^en SSerbred^er entrinnen }tt laffen, ®(I^Amen werben ftc^ 
eure 9la(^fommen an SSorettem, bie fo wn ber üugenb i|^rer 
Sinnen entartet waren. S)arum tDol^Ian, entweber möge (toatf 
unntogUd^) bie ytaä^mlt nid^t wiffen, weld^e Untl^aten l^iet 
begangen worben, ober (too» an eurer äied^tlic^feit liegt) möge 
fU }ug(eid^ toiffen, baf jie befiraft toorben finb/' 

@o lange ber alte Aaifer liebte, lief er burd^ bie Sinfel^ 
)äge $er}og Utrid(^'d unb feined neuen <ftan)lerd, Smbrofutd 
^ SoQanb, wie er felbfl einmal unmutl^ig duferte, ,,ftd^ um^ 
jiel^en'': wie ^utten feinen ^am^f gegen ben ^erjog fort^ 
ft^te, unb enblid^ ben Xag ber 9tai)t erlebte, werben wir 
f)>Ater )u berichten l^aben. 



0fd)«U« Äapttel. 



^uttttCi 3«9ette 9leife m^ Stalten. 
1515-1517. 



Schriften: Epist. ad Grotum Rubianum, gu Uv gtveiten Sludgabe be» 
Nemo (noi!^ in ^eutf(^lanb tetfo^t). Epigi'ammata ex Urbe 
missa. Pro ara Goritiana Epigrammata. Gannen in pro- 
gnosticon ad ann. 1516 ad Leonem X. Epistola Italiae 
ad Maximilianum. Marcus, heroicum. De piscatura Ye- 
netorum. Phalarismus, Dialogus. 

^6 ifi oben erwdl^ttt tt>otbctt, tt)ic bfc äfufha^nie, »eld^c 
^ntttn nad^ feiner erfien SRücffe^r in bie ^dmati) bei ber 
5Kcl^r^eit feiner Stngel^örigen fanb, du^erfi frdnfenb für if)n 
tm. (Statt @l^re unb Snerfennung fanb er ä^erad^tung unb 
Sjjott. ?(nßer ber ritterltcl&*^friegerifcl|ett unb ber fir(^K<^en 
8aufba]^n erfannte ber bamalige Sfbet (fo mit l^atten flc^ bie 
3eiten bod^ fd^on gednbert) and) noc^ bie jurtjKfd^e a(6 eine 
fold^e an, burd^ »eld^e (Siner il^red Staubet fic^ nld^t allju:* 
^Icl »ergebe- STOan. fhibirte neben bem canonifi^en ba6 römf^ 
f(^e ober fogenannte faiferlid^e 9lec^t, bad in jenen Salären 
hmner mel^r (Eingang in 2)eutf(^tanb fanb, würbe !£)octor, 
unb machte bann am Jtaifertfd^en ober an gürfien* unb ^er^ 
ten^ofen aW 3lat^, Äanjter u. bgl. fein ®IM Diefe Sauf^ 

10* 



148 I. »«<>>. VI. Stapittl 

bal^n (ag htm alten ^utten fär feinen @o^n, naä)htm btefer 
bie geif)(i(^e ))erla{fen l^atte, im Sinne. 9lnn l^atte aber VLU 
xlä), nad^ einem fnrjen Slnfanfe, fd^on in Statten jid^ toieber 
in feinen 9la¥ten6t>of[en (nugae), tt){e ber $Ute ed nannte, 
3urü(fgen)enbet, tt)ar ni(^t atö !0{agijier ober S)octor, fon^ 
bern aM Äid^td, aW ber Sliemanb, jnrndflefommen. * ©einen 
«bei fc^ien er bnrd^ bie unritterlic^en ©tnbien tjewirft ju 
l^aben, nnb eine anbere afndjeic^nung l^atte ^ nid^t gewon^ 
nen. Die 5)ienfie, »eld^e für ben Sfugenbtidt feine fd^on^ 
geijiige geber in bem Streite mit bem «^etjog t)on SSBurtem^ 
berg leitete, nal^m man mit, ol^ne über feine ©tnbien im 
aiagemeinen bie Sfnjid^t jn dnbern. 

5)iefee «id^t6 unb Sliemanb, ba« ^utten ieftt fo oft 
gn Igoren ober bod^ jn em))ftnben befam, brad^te ibm einen 
^)oetif(^en 6d^erj in ©rinnernng, »eichen er fd&on \ocx ober 
kodl^renb feiner erfien itali&nifc^en Steife l^ingetoorfen l^atte: 
er fnd^te feinen Sliemanb voieber ]^ett)or ^), beffen Sef^)red^ung 
toir auf biefe ©teUe t)erfd&oben l^aben. ^nnaiffi ifi biefer 
9{iemanb, toie ba6 gried^ifd^e SBort auf bem S^itel unb fc^on 



1) Hutteni Epist. ad Erasmum. Wormat. 24. OcU 1515 (nid^t 
16, »o^ott latb mtf)t)j Opp. ed. Münch, II, 298: Yidebis editum a 
me Neminem, Carmen non omnino contemnendum forte, in cujus 
Praefatione Tui, ut decuit, memini honorifice. S)a bie er^e 9(tt«gabe 
Ui Nemo feine äl^onrebe l^at, in bem ISrief an (Srotud t)or ber gkoeiten 
ahn biefe @tn)dl^nung fld^ finbet, fo toax alfo bie neue ^Lui^aU bamat^, 
))0r ^utten'd jn^eitet STbreife nad^ Stalien, fd^on l^ergetid^tet. ^oäf »er« 
goQ fid^ bie ^etaudgabe hie nad^^ntten'd fR&ätd^xi f. Epist. ad Julium 
Pflugk, Augustae Vindelic. 9 Cal. Sept. (1518) hinter bet jtoeiten 9iaif 
gäbe bed Nemo, Opp. ed. MUnch, II, 529: Nemo revixit et ad Gro- 
tum mittitur. JDfefe jtoefte Aufgabe 5at ben Xitet: Ounc Nemo, ha^ 
runter hM ^ilbni§ be^dliemanb^ leinten: Impressum Augustae in offi- 
cina Milleriana. »gl. fanget, @. 77 fg. JDer Ztxt fammt S3onrebe ifi 
toiebetabgebrucft in ülrichi Hutteni Opera poetica, 05**— R 6*; Opp. 
ed. Mtinch, 11, 306—320. 



i 



ttmavbeüung hti 9liemanb. 149 

t>or ber etpen SluÄgabe du ®ptgtamm ^ anjcigte, ber l^ome^ 
rifc^c Oinrtc, mit welchem Dbi^ffeu^ ben dsfcleptn dffte. 60 
crfc^etnt er audf im »weiten SE^eile be6 ©ebid^W aW bie 
^el^enbe Sludrebe nid^t^nuftiger Dienfiboten: fie mögen jer^ 
brod^en ober fonji gu Orunbe gerichtet ^aben xoa^ jie tooHen, 
immer l^at ed ber Wtemanb get^on. *) Diefem fe^r audge^ 
fahrten befd^reibenben S^^eile iji nun aber, fd^on in ber erjien 
8u6gabe, ein fürjerer, mel^r epigrammatifd^er, »oraudgefd&idtt, 
beffen SBift in ber ßtoeibentigfeit befielet, baß ber Sliemanb 
jundd^fl aW »irfßc^e ^erfon erfd^eint, t)on ber ganj auf er^ 
orbenttic^e, unglaubKd^e 2)inge audgefagt tcnim, U^ er auf 
einmal ate b(of e Semetnung gerplaftt (!Det) 9liemanb tt)ar t)or 
(grfd&affitng ber SBeltj Sliemanb fann, ^liemanb weif SKled} 
Sliemanb bauert immer, Sliemanb iji öon gel^Iern, ^on 3tr^ 
t^um frei; 9liemanb ifi in ber Siebe weife, Sliemanb fann 
jtt)cien Ferren bienen u. f. f. 

5)a5 fo angelegte ®ebi(^t ifi in ber neuen 8lu6gabe xot^ 
fentlid^ t)erbeffert unb t>on 48 2)ifiid^en auf 78 t)erme]^rt. 
Dem Stu^brud ifi bur(^tt)eg nac^gel^olfen, t)ermittelnbe 3*9^ 
angebrad^t, ba unb bort fd^ärfere Siebter aufgefegt, baö ®anje 
feiner unb bejfiglic^er gemad^t. 3m erfien Xl^eile befonber6 
jittb 98erfe eingefdt^oben, in benen nun ber SQSift nid^t mel^r 
Mo« ber logifd^e be6 Umfd^Iagenö einer t)ermeintlid^en ^erfon 
in eine blofe Verneinung iji, fonbern einen moralifd^en ober 
|)0litifd^en ©tad&el befommt Sliemanb bringt jt(^ burd^ reine 
Sitten in ber SBelt em|)or; 9liemanb feftt ben gemeinen 5Ru* 
Jen üor ben eigenen; 9iiemanb ifi fromm unb ^ofmann ju*' 



1) Jocus de Nemine ex Odissea Homeri, 7 IDiflid^en. Opp. ed. 
Münch, II, S05. 

2) Dum quaerit, dum nosse cupit (ber l^eimfel^renbe ^etr, toet 

ben ^d^aben angeti^tet l^abe): Nemo omnia fecit, 
Efficiorque omnis criminis auctor ego. (dtfle 9(u^gabe.) 



150 I. «ttd^. \{. StapM, 

gleid^; 9ltemanb bringt alle iDeutfd^n utttet Vitien ^ttt; 
SHcmanb tot^xt ben S^firfen abj SWemanb fommt bem feuf^ 
jenbctt Statten jn ^üljjc unb befreit bie ©tabt be« Duirinn« 
t>on ber ^foffenl^enfd^aft} SWemanb wagt ed, bie VLtppi^tät 
ttttb ben aWöffiggang ber ©eipd^Wt, Sliemanb- ben ^ap^ 
ju tabeln *): bad finb ni(^t mel^r bie l&armlofen aBifte tin^a 
jungen @cl^önge{ße6; fonbern ©ebanfen eined 3ftannc^, bet 
bie SBett gefeiten nnb über bie menfc^Kd^en SJerl^dltniffe nad^^ 
gebadet i)at 

©ein ^)erfönlic^e6 Slnttegen bringt ^utten in bem ®c* 
bid^te fefbfi nur in bem 3«g^ ^<>t, welken bie neue ©e^ 
arbeitung einfd^iebt: Stiemanb reiche ben red^^ten ©tubien ben 
t)crbienten Sol^n^*) !Diefen SRiemanb, fagt er in ber pto^ai^ 
fc^en aBibmung an ben alten greunb Srotifö, mit ber er 
bie jweite ?lu6gabe bc6 ®ebid^t6 begleitete, biefen 5Riemanb 
l^abe er jle^t, bei feiner JRürffe^r in bie ^eimat^, gefiinbcn.^ 
3ug[ei(^ mac^t er ftc^ nun aber ^ier, in bie SÄeinung be^ 
großen Raufend fd^erjl^aft eingel^enb, felbfi jum 9?iemanb, 
nnb »ad er rebet unb fc^reibt ju ^iid^td. 2)er greunb beHage 
ftd^ (in einem und nic^t aufbel^altenen Sriefe) barfiber, bafi 
^utten il)m ein ganjed 3a^r nic^td gefc^rieben: allein »er 
felbfi Slid^td fei, »ie fönne man t)on bem etwa« »erlangen? 
©0 fc^icfe er il^m benn l^iemit Äid^td, unb Sliemanb fei ber 
Ueberbringer. SBolIe Srotuö »iffen, »ol^er auf einmal biefer 
(Sinfall? fo bürfe er ftc^ nur an i^re ndii^fien ©rfal^rungen 



1) p. 317, Münch: 

Nemo sacerdotum luxum vitamque supinam, 
Nemo audet Latium carpere PoDtificem. 

2) (Sbenbaf. 

Nemo refert studiis praemia digna bonis. 

3) p. 307 : In patria miser inveni Neminem aequum studiorum 
meorum judicem. Illum vide Neminem, qui hoc de se dielt: 

Nemo refert studiis etc. 



Stteigttttttg M ffUtmcaiJb an (Stotud. 151 

erinnern. Seibe l^oben fit ben SBetfnd^ gemacht, toai^iux^ batf 
ei^Sße 33etreiben ber be^en 6tubien )u etrdd^en fei. Srreid^t 
Ibaben jie, baf man of entlid^ ^on il^nen fage, fie l^aben Stid^ftd ge^ 
lernt iinb feien Ä^W, *) !Demgreunbe fei ed l^ierinnoti^f teib^ 
lieber gegangen old il^m^ ber fo, tt)ie oben befd^rieben, bei feiner 
i^eimfel^r empfangen toorben fei. Sefinbe er ftd^ unter feinen 
Slittern, fo gä^Ien fle il^n nid^t, nnb aud^ bie ©elel^rten er^ 
fennen i^n nid^t an. 2)ie SHtter würben i^n gern aW i^re«:^ 
gleichen gelten laffen, »enn er nur nid^t^ gelernt l^dtte. 3)ie 
©elel^rten aber feigen anf fold^e ©tubien, wie er nnb (Srotud 
fte gemad^t l^aben, mit ber öu^erflen SSerac^tung l^erab. 

3m au6f(^lieflid^en »efifte be« SBijfend bfinfen j^ä) jeftt 
befonberd bie beiben Äafien ber Snrifien unb ber Sl^eologen. 
®ie ©nen fd&tt)oren auf Slccurftud, ©artl^olu« unb Salbu«, 
bie ©loffatoren unb Kommentatoren bed Corpus juris j bie 
Zubern auf Z\)oma^ unb ®cotu6, Strbertud unb Sonat^entura 
mit il^ren OudfHonen unb S^ttogi^men. S3eibe aber feien bie 
$efl, bie (ginen bed 9led(>t« unb be^ ®emeintt>ol^W, bie «nbem 
ber Sleligion unb JEl^eologie. Stuf beiben Seiten fei eine eim 
fad^e ©runblage burcf^ maffenl^afte Kommentare »erbedtt, ein 
urf))rüngli(^ fa$li(^e6 ©tubium in unburd^bringlid^e Slebel' 
gel^üßt toorben. 

3)ie Surifien fd^ießen je^t an ben «^dfen toie ^ßilje auf, 
genießen au6f(^{ief(i(^ bie @unft unb t^eilen bie @d^A$e ber 
gürjien. SSSenn biefe burd^ irgenb ettoad il^ren Unöerfiönb 
bewjeifen, fo fei e^ burc^ bie Segünfiigung jener 9labulifien. 
„aid l^&tte e6 nid^t beffer um !Deutfd&(anb gefianben, el^e biefe 
SRenfi^en auffamen ;nit ibren t)ielen SJüd&erbdnben; baju^ 
mal, aW l^ier (nad^ ilacitu^) gute ©itten nod^ mel^r galten 



1) p. 306: Periculum fecisti mecum, quid mereantur, qui op- 
tima studia studiosissime sectati sunt. Nempe ut nihil didicisse, 
et ipsi homines nihili dicantur propalam. 



152 I- 9tt^* VL Stapittl 

a(6 anbertftoo gefd^riebme ®efe^e. Ober oii ob nodf je^t 
ttid^t iebed ®cmeiiitt>ef«i um fo beffet tjewoltet w&xt, ie wettet 
biefe ©loffatoreti bat)on jinb. !Da fel^e irnr (Sinet jene ©ad^^ 
feit am SaMfd^en 9Reere, tt){e fie oijnt Sufft^ub unb ol^ne 
®efd]^rbe dted^t f)>re(l^en, inbem jte gnnir ni^t bie genannten 
®efe^frdmet, aber bie a(t]^ergebrat^ten l^eimifd^en Srduc^e 
befragen: »dl^renb ^kx eine ©ad^e 20 3al)re jwifd^en 36 
®octoren l^ingen fann/' SRan fielet: in bem eben bamaW 
entbrannten ^amt>fe itoi^dftn bem alten bentfc^en Sted^te, bad 
ungetel^rte ebenbürtige JRid^tet in furjem münblid^em Serfal^ren 
and bem ^erfommen fd^6^)ften, unb bem aud Italien einge^ 
»anberten, burc^ eine geleierte 3unft tjerwafteten römifd^en, 
fteate ft(^ ber beutfc^e JRltter auf bie ©eite bed er^eren; »d^^ 
renb ber «^umanift in ^utten ba6 römif(^e 9ted^t tt>enigflend 
unglofflrt, bie altrdmifd^en 0ueBen t)on bem äBufie ber mit^ 
telalterlic^en ©rfldrer gefdubert »iffen wollte. ^) ßinjig aud 
»udfjld^t auf ben SBunfd^ ber ©einigen, fdl^rt ^utten fort, 
unb aud Slerger aber ben ^od^mutl^ jener 9tabutif)en l^abe er 
fnil^er fid^ entf(^lof[en, il^nen il^re Jhtnflgrife abgulernen unb 
Doctor ju »erben, um ftd^ nur ©el^dr unter il^nen ju ^>ex^ 
fdbafen. 9lU}u)Diete d^it ^abe er bamit nid^t ju verlieren 
gefürchtet, ba ed jtd^ ja nid^t um ba6 Einbringen in ben 
Äern einer a5Bif[enf(^aft, fonbem nur um (Sttoerbung ber gd^ 
l^igfeit gel^anbelt l^dtte, mit ben ©dualen ju fla^)j)ern. !Diefen 



1) Sej^teve« t»ax autfj htt ^tavSbpvnti mMon^ f. Epist 257. 
Mspt. Francof., tßo Sflutian t)on einem Sutiften getodl^nl^em ^äjjia^ee 
fugt: evfeiin eadem hAeresi, qua totus ordo jurisperitorum. Fastidit 
antiqua. Umbram tenet, non corpus juris ; . Verum non te terre- 
ant inepti scriptores. Amiserunt auctoritatem, reclusis Dei gratia le- 
gum fontibus. Gratius ex ipso fönte bibuntur aquae. ^o^ IBe< 
^veBen eine^ VÜxid^ Sajtu^ itnb anbetet l^umaniflifd^ gebUbetet Snri^en 
i^atte bie gleid^e atiii^tmig. Sß^l UCric^ 3aftu^ »on fft, (Stin^ing (^afel 
1867), (S, 71 fg. 



^niten an (Sxotne. 15S 

$(an Ifoit ex, im (Sbrott^&nim^ mit bem Steunbe, ioijin a6^ 
fletobert, baf er icftt ctttfd^loffen fd, nid^t 3)octor ju »etben^ 
unb bad Urt]^ri( bed großen Raufend }u )>era(l^ten. ^) 

^ein t^ottl^eUl^aftered 93Ub enta^irft ^utten in biefer in^ 
^olWreic^en SJorrebe t)Ott ben X^cologcu feiner 3«tt. SÖWt 
^etterfeit wirb ber greunb baran erinnert, woie trefpfd^ er einfl 
%e fd^öIafHfd^en Älo<)ffec^tereien na(^jilal^mett \)erfianben l^abe. 
®r fettfi, ^utten, ^abe jie früher oft gedrgert, oft il&ren 
^od^nrnt^ unb tl^re aSerfefterungdfud^t gereift : jeftt finbe er 
e^ Hfiger, aW nid^t«fagenber »iemanb fld^ il^rem 3ome ju 
entgleisen. SBie bfe aSorWnfer ber SReformation fd^on Wngere 
^t, unterfc^eibet md) ^ntten t)on ber alten nnb dd^ten Xl^w^ 
legte Me feit 300 Salären anfgefommene fd^oIafHfd^e, weld^e 
bie Seigre 6^ri^ mit einer SWaffe abergldnbif(^er ©ebrdud^e 
nnb fc^led^ter Sudler jngebedft ^abe* Statt ntnfier^aften 8e* 
hm$ po^en biefe ÜÄenfd^en auf il^re Äutten nnb Privilegien} 
tt>dl^renb jie bie ungefolaenften ®ef(]&6|)fe feien, l^alten fte fld^ 
fftr ba« ©alj ber grbe; »dl fie bie »eid&te ber gfirjien Ifi^ren 
nnb bie ©el^eimniffe ber SSSeiblein erforfd^en, meinen pe toeifer 
aW äße übrigen ÜÄenfd^en ju fein. 3)aö ®ute unb »al^rliaft 
Ct^rifMid^e, wie bie 'Slrbeiten bed (Sradmu^, fei tl^nen juwiberj 
ben trefftid&en Sieuc^tin l^abe üor i^rer SQSut^ nur ber @(^u| 
be« Äoifere SWarimilian gerettet. ®elinge e^ [il^nen aber, 



1) p. 909. Quod institutum, quid refert, quomodo postea im- 
mutaverim, scribere, cum tu illi interfüeris Senatui, quo istud fa- 
ctomestconsilium? p. 315: De me sie habe : certum est, non obse- 
qui bis, qui me Doctorem esse volunt. ^a bie nmt ^xaqdbt M Nemo 
mit bem Briefe an (Srotutf, r»mn biefer anäf fd^on 9or ber jtDeiten ito^ 
Itöttifc^en O^ife gefd^rieBen tüax, bod^ erjt nad^ «^utten'd Surücffunft ))0n 
berfelbett im ^rtt<f erfci^ien, fo fdmite biefe ©teUe mdalid^ertoeife f))äter 
eimgefägt, ber dni^d^ln^, niä^t Dr. juris ju toerben, er^ gegen hai dnbe 
be« ^weiten 9(ttfeiitl^(t0 in Stalien gefaft, itnb bie tideratl^ung barüber 
»ieUeic^t in ^enebig, too beibe ffreunbe fl(i^ bamaU trafen (wown unten)^ 
gd^alten toorben fein. 



164 I. öttc^. VI. Stapittl 

6inen aM Stttex ju ergtetfen, fo gebe e6 feine gTaitfantcm 
(Sieger a(d fie. S)a. ßeOen fte ft(^ gati) an Sl^rifU Statt: nur 
t>on feiner Sormi^rjigfeit, ber t)ornel^mflen feiner (Sigenfd^af^ 
ten, tooQen fie ni(^t6 miffen. Unb nur gegen ®(^n>a(l^e, nur 
n>o man fie gor ni(^t braud^e, }e<gen {le i^ren @ifer: bie 
Surfen, ober aud^ bie SBoJ^raifd^en ^ufjiten ju befel^ren, falle 
deinem ein; wo ed ®^al^r gebe, ba jiel^en fie ^äf t>orfic^tig 
in il^re angeblich fromme Stulpe guräct. 

Solche SMenfd^en bel^errfc^en bie 9Renge, woefc^er Ülang 
unb !£ite( imponiren, n)e((^e nid^t frage, ob @tner ttmai 
tpiffe, fonbern ob ^r 5)octor ober SKagi^er fei. !Diefer ÜÄei^ 
nung, fo fd^ljeßt ^utten feine Sufdjirift, fönne fein »al^rl^aft 
fireibenfenber 9Rann fid^ fügen; er toenigfien« »oUe mit 8Ser# 
gn&gen f&r immer 9ti(^td bieiben, fii^ mit bem ^reunbe, t>on 
bem er ein ®(eid^ed t)orau^fe^e, bidtoeilen über bie S^l^orl^t 
ber aRenfd^en lufiig madt^en, ftd^ aber burd^ ben ßl^rgeij, 
(Stioad gu »erben, feinen Singer breit t)on feinem 93orlbaben 
ablenfen laffen. 

STuf ber anbem ©eite jebod^ Heß fi(^ ber alte ©tetfcU 
berger t)Ott bem 5ßlane, in bem ©obne bereinfl nod^ einen 
einflufreid^en 3urifien ju feigen, ni(^t abbringen. 6r öffnete 
il^m, in ®emeinfd^aft, toie ed fd^eint, mit no^ anbem ^ami^ 
liengtiebern, feine Äaffe unter ber Sebingung, baf er noc^ 
einmal nac^ Stalten, unb jtt)ar nad) 9iom, ge^en unb fein 
abgebrochene^ 3led^t6fiubium »ieber anfnüpfen foKe. ^) Sluc^ 
ber (Srjbifc^of Sllbrec^t üon aWainj unterflüftte xj)n ju biefer 
9feife *) : aud^ i^m mod^te für bie .^offleKe, bie er bem iungen 



1) HuUeni Epist ad Erasmum, Opp. ed. MUach, 11, 297 : Quod 
meum salutare consilium i^äf ju (Sradmud )u begeben) intervertit 
importuna meorum liberalitas: liberalitatem enim vocant, quod dis- 
cendis legibus sumptum elargiuntur, atque ob id nunc Romam 
mittor. 

2) SBie am folgenber, t)on Surdf^atb 111, 15 fg. mitgetl^eitten Ur^ 



^tttten'd 0tiu Steife m^f 3taUen. 155 

Sütter naä) feiner SBieberfimft jugebad^t I^atte, eine iuriflifd&e 
SSorbübung wounfd^enawertlfl erfd^einen. ®o ]^atte toenigc 
3a]&re öor^er ber Sifc^of ^iob t)Ott 3liefen6urg ben Sugenb^ 
freunb ^utten'd, Soban ,!^effe, nac^bem er it^n eine ^dt lang 
an feinem ^ofe gel^abt nnb Heb gewonnen, jum ^totdc bed 
3le(^t^fhibfnm0 nad^ Seipjig gefc^idEt, um i^n fpftter befio 
beffer unb tf)xtMoUtt in feinen ©efd^fiften üerwenben ju Un^ 
nen. Unter ber altern ©eneration ber ^umanifien war biefe 
SJerbinbung be^ juriftifd^en ©tubinmö mit bem p^ilotogife^en 
nid^t ungett>öHinIi(^ gettjefen. 3)a6 lefttere gab nod) feine bfir^ 
gerlid^e @rifienj:.Da nal^m man baö erfiere jn .^filfe. ©o 
war Sol^ann 3leuc^Iin fd^tt)dbifd^er ©unbeörid^ter; ©onrab 
äRutian f(^rieb ftc^ Dr. be^ päpfilic^en 9ie(^t^, unb »ilibalb 
5ßirdt]^eimer galt für einen ebenfo großen 3urifien a(6 ^45f)i^o^ 
logen. I)ie jungem 9Rdnner biefer Sii^tung aber tooKten 
ftd) ju folc^er SSerbinbung nid^t mel^r bequemen, ©ie »er^ 
fu(^ten e6; il^r Seben auf bie ^umanitdt^fhibien aUein ju 
begrunben; tt)aö fte nad^l^er nid^t feiten ju bereuen l^atten. 
®o »erfaufte Soban eine6 fc^önen 9Äorgert6 bie jurifiifc^en 
Sudler, bie il)m fein Sifc^of jum ©tubium in Seipjig ange^ 
fd^afft fiattt, unb ging nad^ (Srfurt jurüdE, um fid^ audfc^Iie^^ 
Ixij ben fd^onen SBiffenfd^aften ju wiDmen. ?lber e6 ging 
il^m ba bafb fo tnapp, baf er, um fld^ unb feiner gamilie 
Srob JU fd^affen, einmal 3)iebicin ju fhibiren anfing. 

©0 fam eö je^t aud^ ,^utten fd^toer an, ft(^ bem SBunfc^e 



futtbe ctl^ettt. „5^^ grotoiti »on Butten, SÄeing. aWarfd^aWe. bcfenne, aU 
ber IC. ^Ihxeti^t jc. bem öeflen ©Irtd^ \)on Butten, meinem ©ettetn, gnebig 
gttc^efagt l^at, imt ju ooKfüntitg feinet angefangenen jiubiumd in l^ol^et 
fi^ttle 200 fl. gtt fletoer ju geben, baf bemnaci^ bet k. (Sontab Stutfet, 
i&anonicva gu Sifd^afenButg, @ecretati, in abtoefen be« (Sammetfi^tei* 
berd, mil^t an ben^lben 200 fl. anf mein bitt 50 fi. gereicht ^t, bie i^ 
att(^ furber geb. meinem Setter, aU er in ©«{fd^tonb gebogen ijl, über? 
Ufert l^an. die Magdalenae 1516.'' 



156 I. »tt<ä^. VI. Äapitet. 

ber ©einigen ju fügen; ioi) mad^te er ftd^ im ^erbfi 1515 
mit meisteren Segleitern auf ben Sffieg. ®erne »dre er fiber 
Safel gereift, um ben ©ra^mud woieber gu fel)en, ber fi(^ 
eben bort befanb; boc^ feine (Sefdl^ten jogen eine anbere 
Strafe »or, unb fo ft^rieb er ju SBorm^, in ber Verberge, 
unter bem 8drmen ber ®dfie, einen »rief an benfeffien, in 
tt)e((^em er feine Serelfirung für ben erl^abenen 9Reijier in 
begeijierten SEBorten audfprac^. ^) (Sr betraci^te ed ald ein 
Unglud, baf il^n bie aSerl^dltniffe t)on ©ra^mud entfernt l^alten, 
bem er fo innig wie Sttcibiabe^ bem Socrate^ -anl^dngen 
möd^te; in ber %i)at fei ja Gra^mud ber beutfd^e ©ocrate^, 
l^abe fld^ um bie »ilbung be^ beutfd&en SBoIK ni^t minber 
ol^ biefer um bie be6 gried^ifd^en t)erbient gemad^t Ob er 
bad ®IM l^aben n)ürbe, einem fo(d^en äRanne gu gefaOen, 
u)ijfe er freilid^ nid^t; aber il^m ju bienen wäre er tool^I 
nid^t gang untoertl^ gewefen, unb bem @radmud n>ürbe ed 
ttic^t jur Unehre gereid^t Ijaben^ wenn ein beutfd^er 9Mtter 



1) tiefer 6cief (Des. Erasmi Epist omnes Lugd. Bat. 1706, 
Appendix No. LXXXVI, p. 1573 fg. H. Opp. ed. Münch, U, 297 fg.) 
trdgt hai Saturn: Wormatia XXIV Octobris anno MDXVI. 9hm i^ 
ahn etn^rief4tttten*6 an9Hc. ©etBeUiud au^ Bologna t)om 31.3ttU bef« 
fetben Salute« 1516 t>aiitt (Opp. ed. Münch, If, 295 fg.). ffiar alfo «uttm 
fd^on JU @nbc 3uli 1516 in S^otogna, fo toäre feine Slntoefenl^eit gu 
ffiorm« im Octobet beffelBen Saffxeß nur fo gu txHäxtn, baf er, tote 
$. ^. mii (nixiäi t). li^utten. 3m ©(i^toeigerifd^en a^ttfeum, 5. äa^x^ 
gang, 1789, ^. 601) flc^ aulbru<ft, auf furge 3ett einen ^pxvm^ naäf 
^eutf^lanb gurü<f getrau l^otte. ^ein dn no(i^ fo furger ^rung biefer 
5(rt toirb unbenfBar burd^ bie Sorref^jonbeng be« Sod^ldu« (in ^eumonn'« 
Documenta literaria), ber in einer ffleil^e i>on ^Briefen aud ^Bologna »om 
September 1516 bi« in ben ©ommer be« folgenben Saläre« l^inein ^utten'« 
aU eine« in biefer ®tabt 5(nwefenben gebenft. S8>a« alfo fd^on ®^r. ®. 
müUtx (Epistolae 11 ü. ab Hütten ad Rieh. Crocum etc. Lips. 1801) 
gtt betoeifen fu(i^te, aber, »eil er bie ^od^ldifd^en ^Briefe nid^ beigog, nur 
loal^rfd^einlid^ maäjen tonnte, ift auf biefe l^in gang fidler: baf ber 
IS^ormfer ^rief an dtamm im October 1515, nic^t 1516, gefi^rie« 
hm i^. 



4}tttt«t an dvaimva. 157 

mit Sreue unb @ifet fid^ friitem S)ienfle gmibmet l^&tte. 
Sefonbetd ©ried^ifc^ l^itte et ju feinen 8ü#en lernen mögen; 
er l^abe im ®inne gel^albt, )u il^m gn reifen, il^n loielleid^t 
nad^ Snglanb }u begleiten, nnb tt>ürbe biefed SSerl^Altni^ nid^t 
nnr bem ^ofleben, ju bem er jn feinem 8eibtt)efen berufen 
fei, fonbern au^ ber JRelfe nad^ Statten »orgejogen [Ifiaben, 
»ol^in i^n bie IdfHge greigebigfeit ber ©einigen bed JRed^ta^ 
fhibiumd wegen fc^itfe. Jtdme aber (graömnd etwa nad^ 
Italien, fo wnrbe er fic^ burc^ nid^td ableiten laffen, aud 
bem inrifUfc^en Werfer, in weld^en bie ©einigen il^n ))erbannen, 
JU i^m ju eilen. 5Rad^bem er fobann nod& feinet Sliemanb 
unb ber el^renioollen @m)äi)nung bed (Sra^mud in ber 93or^ 
rebe (b. 1^. in bem 93rief an. @rotu6) gebac^t, au(^ feine 
®efunb]^eit betreffenb gemetbet ^at, ba^ er t)on bem 3ittem 
unb bem gufübet ganj gel^eitt fei, bittet er fd^tießlid^ ben 
(Sradmud um eine @m))fel^(ung an einen geleierten @ro#en 
in SRom, bem er aber ^nid^t @taUfne(^t6bienjie, fonbern lite^ 
rarifc^e «^anbreid^ung ju t^un l^dtte. *) 

Suf weld^em 9Bege ^utten mi) 9tom reidte, unb kDa6 
i^m unterwegs begegnete, wiffen wir nid^t, wenn wir nid^t 
ber SSermutl^ung Statt geben, ba^ und in einem ber ÜDunfel«' 
mftnnerbriefe feine JReiferoute aufbel^alten fei*); eine ä^ermu^ 



1) Scribens Romam commendabis me alicui ex literatis, cui 
non mulos scabam aut equos fricem, sed inter libros assideam. 
3ette^ roax nid^t feiten bie (Sarriere ber t)on Butten ^p&ttt fo fd^r be« 
fhttpfUn (Surtifanen, b. 1^. beutfci^er ©eijUid^en, bie in inngen ädffttn 
nad^ dtom gingen, nnb j^äf ha gn ben elenbejlen ^ofbienften Uqatmttn, 
vm l^ernad^ mit bev ^nttattfd^aft auf bentfd^e jtird^enfiellen, nnb nat&rti^ 
)ng(eid^ mit tfwc^aue ultramontanet ©efinnnng, gnrildjniel^ren. diine 
Ccene, bie et mit einem fold^en Romanus mulio l^atte, tt^Süfit ^ntten 
in ber Epist ad Micb. de Sensheym, Opp. II, 58 fg. 9nf biefe^ 
Serl^dttnif Begog fld^ and^ ba^Sort bed (Sarbinatd Sajetan in 9(ttg<(urg: 
Quantos stabularios Romani habemusi Trias Romana, Hutteni 
Opp. ed. Mttnch, IH, 433. 

2) IDief wäre ber Brief bed Guilhelmus Lamp, Art. Mag., im 



158 I. »näi. VI. StapM, 

tl^ttng, bie tt^trf(i<l^ SSieled ffir ftd^ ^at ^ud^ nwnn er in 
9tcm antam, miffen toir nid^t genau: ba SSabion, ber mit 
ii)m in briefMc^wn SSetfel^re fianb, tjon einem 6ommeraufen^ 
^atte ^utten'« in Stom frric^t, fo mag man feine Sfnfuttft 
in ba« ctfle grul^jia^t 1516 feften. 



jtoeiten %^tiU ber Epistolae obscurorum virorum, iinb biefcm jufolge 
Die fftoutt (benn bie Steife »on Söln an, toomitber ©rief anfangt, fiele, toc* 
nigflentfBi« SRaing, al^ }ur 9i(tion gel^i^rig, tote eine Einenge 9{ebenitm^nbe 
ber 9>{eife, toe^) : Sßorm ^ (hinter 9Borm« ein $(ngrtf Bewaffneter äd^na^f^^^^ 
l^dl^ne, öielleic^t @i(!ingif(ä^er SÄeiter, ber bamal« mit aBorm« in gelobe lag. 
S3on 2Borm« burd^ JÄcgcn unb (Sd^nee nad^) Stug^Burg; S.anbdBerg; 
©d^ongauj (»on l^ier burd^ entfeflic^e Söege na^) 3nn«BrttdE(l»o ber 
Äaifer mit »ielen %nt^ unb ^beln, ^oftcuten unb Äriegem ^ Befanb) ; 
über ben33rettner(@d^nee unb^dtte): itrient (l^ier friegerifd^c Slüfiung 
unbSujug nad^ SSerona, ba e« f)ti% ber Äaifer tootte SSenebig Befriegen: 
»gl. ^tttten*« nat^^er in (Äom gefd^rieBene^ €|jigramm, Opp. I, 177, 
Pasquillus üBerfd^rieBen: Pugnaces revolant aquilae, vidi ipse vo- 
lantes, Et tota horribiles spargere ab Alpe minas); i^l^erona; (auf 
bem toeitern SBege längerer Slufenti^alt, um nid^t ben SSenegiancm in 
bie «&dnbe ju falten, bie man nad^l^cr Bei) SWantua (»on S3regcia ouö 
fd^ieflen l^&rte); Bologna (too bie dfeifenben ben $apfl mit bem Jlönig 
»on granfrcid^ treffen, bie gerabe im 3)ecemBer 1515 bort eine 3ufam* 
menfunft l^atten, ogl. ^utten'd @^igramm De conventu Bononiensi, 
Opp. ed. Münch, I, 193); gloreng; ®icna; a»ontefia«cone; 
(ibi bibimus Optimum vinum, quäle non bibi in vita mea, et inter- 
rogavi hospitem: quomodo vocatur illud vinum? Respondit, quod 
est lachryma Christi; tunc dixit socius meus: utinam Christus 
vellet etiamflere in patria nostra. Sßon ba in jtoei Xagcn nad^) fftom, 
SReine ®runbe }u ber SScrmutl^ung, baf un« in biefem S3ricfe ^uU 
im'i 9leiferottte aufBel^alten fein mbiiitt, finb biefe : 1) ba$ er 9)^it»erfafer 
M ^mitm XffiiU ber Epist. obscuror. v. fei, toirb, toit )»ix naä^totu 
fen koerben, mit ©runb angenommen. ^aBet toerben il^m in^Befon« 
bere biejenigen Briefe jugefd^rieBen, koeld^e nnt genauere £ocalfenntntf 
»on Stalten »oraudfej^en; koa6 Bei einer fold^en dieiferoute unftreitig ber 
8all i% 2) ^a^ ed nun aber feine eigene 9toute fei, bie er uni f}Ux 
gibt totrb barau^ toal^rfd^einlic^, ^a^ eine ber erflen (Stationen (äßormd, 
unb »on ha bie ^tbloeic^ung »on ber 9ti(^tunQ auf ^afel), diel {^om) 
unb Bett (^^dtl^erbfl unb hinter 1515) beiber Steifen biefelben finb, 
unb ba$ bie faiferlid^en 9iü^ungen, toeld^e M. iamp Ui %ximt fal^, aud^ 
Butten gefeiten $u l^aben »erfid^ert 



9ldmif((^e üinhxüdt. 159 

Den 9bü>md, totliitn ^a6 p&p^lUtft SRom auf ^nttm 
maiftt, ffüt er k mel^reten (S^i^^aamtn attdgefprod^en, bie 
er von 9lom au6 an Stotud Slitbiantt« na<l^ 2)eutf(^Iant» 
f(^{(fte. >) ®lää) bad erflf lautet: 

9Ifo fal^ t<^ fie benn, Storni ll^a(b$ettntmmette ^antm, 

SSo mit bem ^tüiQtn man felBer ben (Sott att<^ t>erFauft. 
6a^ ben erl^abenen ^rießer, o Sreunb, mit bem ^eiligen SRatl^e, 

Unb in verlängertem dug bie (Sarbinäle gef(i^aart 
^d^reiBer fo t>iel unb Xrof ber üBerflüfjIgen Sßenfci^en, 

S>ie mit ben $ferben ^ngleid^ toaUenb ber $ur))nr (ebedCt. 
S^ätig bie (Sinen im fci^anbbiiren äBerf, bie unteren (eibenb, 

Unter bem ^eiligen (Schein fro^nenb ber tciihe^tn fbL% 
Sbibre fobonn, bie felBfl anä^ ben ^tin M ®nten «erfd^m&l^eii, 

Unb mit erl^obener ©tirn @itte »er^dl^nen unb 3tt<!^t. 
f&eiäjt mit iu^ ^ititft finb unb mit SßoUmadit; aäf, unb in beren 

3od^ ba« teutonif(i^e IBol! leiber fo toittig jl(^ fugt. 
@ie l^anb^aben ISBerbot unb (Sriaubnif, fci^liefen unb öffnen, 

Unb toit ti il^nen beliebt, tl^eilen ben Fimmel {!e au^. 
9^merinnen, unb 9{5mer nici^t meBr; doK Ue^))ig!eit $((red, 

^Ked, koQ^in bu axiö) Blicffl, t>oll ber ^^erttorfenflen ^rx^. 
Unb baö 9tte0 in ^om, too (Suriu^ einfl unb aReteKud 

Unb $om))eitt0 gelebt: o ber oeränberten 3eit! 
^Drum bem S^erlangen entfage, mtxn Sreunb, xlclüi ber l^eiligen fk^ma : 

üiömifc^e^, xoilüjtt bu fuci^fl, finbeß \n 9L}m bu ni^t mel^r. 

9li)(^ flärfer brüdt ftd^ .^utten über bie SSerfdufUi^feit 
aller 3)inge in Slom, inöbefonbere ober bad Slbla^wefen, in 
einem anbem Spigramme aud*): 

$(uf, il^r SRänner, tool^lauf! legt $anb an, lebet t^om Staube, 
92orbet, ^m ^eiligen ®ut f^el^let, «erlebet bad 9^e^t. 

(Sure dtebe fei ^rdul unb euer ^anbeln ^erbreci^en; 
SS^dljt eu(i^ im $fu^le ber H% leugnet im Fimmel ben (Slott. 

bringet i^r ®elb nac^ 9tom, fo feib i^r bie xtd^ilid^^ £eute: 
Itugenb unb ^eligfeit fauft unb verfauft man ju 9lom. 

3a, aud^ fünfzig SSerrud^te« ju tl^n, erfauft man gu Slom j!c^: 
3)rttm, wenn il^r toll, fo feib gut; toenn i^r »erfffinbig, feib f<i^lei^t! 



1) Ulrichi ab Hütten ad Grotum Rubianum de statu Romano 
Epigrammata ex Urbe missa. Opera poetica 1538, E3^— E7. 
Opp. ed. Mttnch, I, 257 — 64. 

2) Opp. ed. Mtlnch, I, 258: Omnia Romae pecunia redimi. 



160 I. »tt(3^. VI. StapiUl 

Unb im ^inblid auf ben il^itt befonbettf nal^e (iegenben 
San in 9Rain), beffett Sinanjen bttrc^ ben ^aDienfauf bei 
meisteren fc^neU aufeinanber eingetretenen (Silebignngen bed 
erjWfd^Jflic^en Stülpte*) jerrüttet toattn, ruft et*): 

(Suer Sifd^of i^ tobt. Sanbdleute, nun brauti^t i^r ein neued 
^aHittin : ga^It nur ! itm ®olt> ^ihi ee Ut Simon )>on 9tom. 

$(ber btt felber, fo lang ^eutfd^Ianb fein <&itn unb fein 9(ttg ^at, 
9iete getto^ junt IBerfauf $al(ien, Simon )>on 9tom! 

©n ft]^nli(^er Stofifcufjer fielet unter ben frill&er ^on nn« 
betrachteten S^tgrammen an ben «ftaifer SRarimilian, nnb 
fdnnte, ba jene ^igramme erfl nad^^ntten'd {tooeitem italid^ 
ntfc^en Slufentl^alt im 3)m(f erfc^ienen jlnb, anö biefer 3«t 
flammen'): 

SDann bod^ fommt te haf}in, baf ^eutfci^knbd ^ugen fi^ öffnen, 

(Sinjiufel^en, toie ganj Stom ed ^nx f&tntt gema<]^t? 
SBann bo^ fommt te baf)in, ia^ um ®o(b man Bleierne Nullen 

^nberen ^5lfem i>ieMdit, nur nic^t bem bentfc^en, ^erfauft? 
Ober toirb fo koie je|^t bein ^eutf(i^tanb , mäci^tiger ^aifer, 

Smmer tin S^ott nur fein für hae berauBenbe 9tom? 
9lein! ba^ Sce))ter.>ed ffttiäfe, nnb bed SKKeiti^d $au))t#abt unb bet 

Sßelt, (Rom, 

(Sffial^rl^eit reb* iti^, uab tann anber^ nic^t reben) i^ bein. 

Äac^innb na(^ machte ^ntten in aiom allerlei literarf* 
fd^e iSefanntfc^aften. 3tt>« mit 5panl S3ombaflu6, an ben 
il^m @radmnd ein @nq)fe]^lung6f(^rei{)en mitgegeben ^tte (er 
{lanb ald 6ecretiri:,im!Dienf}e einedSarbinald), geflaltete ftc^ 
Mn n&^m» a3erl)i(tnif . !£)af aber bie SSere^rung ^r @rad^ 



1) IBertl^olb )>on ^enneberg f 1504. Safob von Sieben^ein i 1508. 
tlriel von ®emmingen f 1514. Unter il^nen l^atte 3afob ^erbenb feinen 
3:0b §an))tfa(I^U(^ mit dtücffid^t auf feine armen Untertl^anen beflagt, bie 
nun fd^on ttieber tin Pallium §u bcjall^Ien l^aben »erben. 6. Chr. Joan- 
nis, Her. Mogunt, Vol. I, 817. 

2) p. 260. De quodam mortuo episcopo, ad Germanos. C 
B) p. 227. Ad Caesarem de Germaniae statu. 



^ttünnt^afttn in fftom. 161 

mu^, Me et ditfette, bcjfen ©d^riften, We er in ueuen Stu«^ 
gaben mitbrad^te nnb t)ot}eigte, tl^m mand^en @e(e]^rten in 
9lom gum Sreunbe gemad^t l^aben, tt)ie et f))itet an @ta6^ 
mud fi^tieb ^), ijl f(^tt)etl{(^ ald blofed 6om)>Iiment fut bie^ 
fen ju behrad^ten, 

@in eigentl^umlii^et SSeteinigungd^unft bet $oeten ju 
Som tt)at in jenen 3abren ein ©atten in ber SRäl^e bet 
Stajandfinle, bet einem !Deutf(^en, ^oi), Sotitiud au6 Stiet, 
gel^otte. !Der reid^e 3Rann tt)at iug(ei(^ ein SiebJ^abet bet 
SGBiffenfd^aften unb ein 9»(icena6 bet ©elel^tten. 3n (ixai^ 
mnd' aSriefen tt)irb feinet fteunblic^ gebadet, nnb aW ed galt, 
JReud^Iin'd ^änbel in beffen ®nnfien ju (gnbe ju bringen, 
tt)utbe et al0 SÄitteWmann gebraucht. ^) StKid^tlid^ am Slage 
bet \)nU Slnna ') lief et »on ben jn 9lom bepnblic^en S)id&^ 
tetn in feinem ©atten einen |)oetifd)en aBettfamj)f jum 8obe 
bet genannten ^eiligen, il^tet Slod^tet (SÄaria) unb il^ted, 
@n{el6 l^alten, beffen %t&ä)tt, tt)ie ed fd^eint, auf bem Stttat 
bet ^eiligen niebetgelegt unb gefammelt »utben. 8lu(^ .^ut^ 
im f)Cit biefem Slltat ein l^albed !Du^enb (S))igtamme gett)ib^ 
met. *) 3^r Snl^alt ifi jum gtof etn 3;^eil bet $tei6 biefet 



1) U. Hutteni Epist. ad Erasmiim. Bambergae 21 Jul. 1517. 
Opp. ed. Münch, II, 342: Omnibus Romae doctis ostendi Adagio- 
ram opus in Germania iterum excusum et locupletatum, Moriam 
item, et quidquid tui studio attuleram» Quae mihi causa fuit ami- 
citiae multorum bonorum. 

2) Des. Erasmi Epist. omnes. Lugd. Bat. 1706, p. 764, 808. 
€ochlaei Ep. ad Bilibald. M .&cumann, Docum. liter., p. 49. 

3) JDieg (fl bet 26. 3tt(i. 5(tt bicfcm Xa^t fclbfl übrigen« tarn 
Butten, bet lout be« Sriefö an ©erbet (Opp. II, 295 fg.) fc^on meistere 
flagc »or bem le^jten 3uU 1516 »ou ütm gurüd in SBoIogna toat, niil^t 
tnel^r in erflerer @tabi gmefen fein. 

4) Ulrichi ab Hütten equitis Germ, pro ara Coritiana, quae en 
Romae, Epigrammata. 9(u0 einer i. 3» 1523 »on ©toffiu« ^attabin« 
^erott^gegebenen (Sammlung: Coryciana, toieberabgebnidt in ülrichi 
Hutteni Opera poetica, 1538 E 2 — E 3*. Opp. ed. Münch, H 

etrauf, Butten. I. 11 



162 I «tt<^ VI. Sta^iUl 

fd^anen ©tiftung be6 Sätet« 6ori«it6; boc^ toix\> audf bem 
^(mfe Solonna ttm feiner fletd faifer(t(^ett ®eftnnung tt^tVen 
806 gefpenbet; einmal fielet bet t)iefgepritfie SBanberet ®top^ 
mntter, SRnttet wnb ©ol^n nm Reifung feine« franfen gu^e« 
an- @d tt)at alfo ba« Uebel, t)on bem fi<^ ^utten »ot fel^ 
ner «breife an« 3)entfid^Ianb ge^)eilt meinte, t)on Wenem on«^ 
gebrodjen, 5)ief feigen wir and^ an« einem ber an« 9tom 
an ©rotn« gefenbeten ©pigtamme, beffen 3n]^alt nn« fireUid^ 
feltfam bünfen mag. 6« befonb ft<^ gn Äom ein fpanifc^ 
»ifc^of, ber in bem Stufe fianb, bie Sufifend^e, gegen bie 
man bdmal« nod^ ^ergeblic^ ein Kabicalmittel fuc^te, Reifen 
ju Mnnen. 8fn biefen wenbet fi(^ nun ^utten, unb bittet 
il|n bei ber SBerbinbung jwifi^en 3)eutfd^fanb unb Spanten, 
bei ben gemetufd^aftlic^en ©öttern unb ben Siedeten ber ®aft^ 
freunbfd^aft, um feinen ^eiftanb. 5(u« bem übrigen Äörper 
fei bie 6enc^e getpic^enj nur in ber gerfe l^afte fieftc^noc^: 
ber ^rälat möge fle tJoKenb« au«treiben; ba er e« fönne, 
möge er fld^ ^on bem beutfc^en Sungling nid^t t>ergeben« 
bitten lajfen. *) 



251—53. 9flii bem guten (Soticiu^ nal^m e^ aber no(^ ein betrübte« @nbe. 
9üe i. 3. 1527 bie foifer!i(i^en 3:ru^)^>«?tt ffiom eroberten, geriet)^ er in i^re 
Oefangenfc^aft, »erlor feine ©iitcr, unb burc^ ben ©erratl^ be« SRaurer«, 
ber i^m fein ®elb ^atte »ergroben Reifen, audft biefed. 3n ouger^er JDürf* 
tigfeit »anberte er nad^ Verena, too if^n ber bif(i^&f[i(i^e Ci^oabjutpr eine 
3eit long unterhielt, unb jlarb enhüäi, »on Äummer oufgerieben, onf 
bem SBege in feine ^eimotb. ®. Bayle, Dictionnaire b. 9rt. 

1) Ad quendam Romae Episcopum, insignem medicum. Opera 
poet. 1538 E 6^. Opp. ed. Münch, I, 262 fg. 

Ürbe frequens tota te, prodit, Episcope, rumor, 
Posse pudendagrae pestis obesse malo. 



Deseruit reliquum morbi contagio corpus : 
Mansit in extrema calce relicta lues. 

Tu potes effreni medicinam opponere morbo, 
Tu potes haerentes pellere relliquias. 

Ne sine, te frustra juvenis Germanus adoret: 
Sed, quoniam potes, bis artibus affer opem. 



Stxanl^tit tt|tb ^dnbel. 163 

2>o(^ auc^ an Slnfe^tui^gen (utbmt S(rt foKte ed utu 
fnnn diitter ni(fyt feigen, 9Sa(^ dnet ^nbmUu^ in feinet 
t>ie¥ten tUrid^^tet^e l^&tte ein 9(bgefanbter be6 4E&ttttembetgi^ 
fc^en ^etjog« in dient ^nf<^ldge gegen il^n gemad^t; tt)ie 
i^n an<^ ^etna^ ote er in »ologna fi(^ auffielt, iBSilibolb 
ißiTil^einiet ^or aRörbem \s>axnm }u muffen glaubte, bie 
bet ^etjog gegen il)n bingen lonnte. ^) SBie t)iel hieran t»aXf 
ift nic^t me^r au^jumac^en: eine »irflid^e ©efal^ aber lam 
il^m loon anbtfr @eite unb l^ing mit einer ä}er(^nbemng in 
ber polilifc^en 9&e(t jufanunen. 

©eit bem alt^nben SRorimißan in granj L t>on granf^ 
rci(^ ein junger feuriger görft entgegengetreten mar, l^otten 
^ bie «etl^Ältniffe Stauen« auf« 5ßcue bebenKic^ geftoltet 
®(ei(6 in feinem erflen @ommer mar $ranj über bie 9U^en ge^ 
)ogen, um ba« t)on feinem 93org<inger eingebüßte äJtail&nbi^ 
fc^e mieber^ugeminnenj ma« il^m auc^ in ber Sd^Iac^t bei 
SRarignano (13. unb 14. @e|)tember 1515), menige SBoc^en, 
e^e ^utten feine itoHit 3leife nac^ Stalien angetreten l&atte, 
gelungen mar. 5Run rüftete aber ber Ädiferj ^utten (bie 
Sloute be« Dunfelmann« al« bie feinige betrad^tet) l^atte auf 
feiner ^erreife um S^rient unb SJerona fc^on Stile« in friege^ 
rifc^er S5emegung gefunben, unb bei SKantua M^ ©efi^üft 
ber aSenejianer feuern get)ört. SBSenn auc^ ber jeftige ^apfi, 
gleich feinem aSorganger, bie Jtrieg«flamme fd^uren l^alf / fo 
fa]^ Stalien fd^redtid^cn !£agen entgegen. 3)ieß ift ber 3n^ 
f)aU "oon ^utten'« ^rognofiicon auf ba« 3al)r 1516 an ^ap^ 
ito X. ^), eine« Beinen ©ebid^t« in ^erametern, ba« um 



17 Orat. IV in Wirtenbergensem , ©terfclb. Bammiunq, Q4^; 
Opp. ed. Mtinch, II, 165. B. Pirckheimeri Epist. ad Hulten. U. H. 
Opp. ed. M., II, 340. 

2) Ad Leohem X. P. M. Carmen in prognosticon ad annum 

11» 



164 L »it(^. VI. StapM. 

biefe 3^t entflanben fein muf . Slfhologifc^ wie t>o(itif(^, 
wirb aii^gefÄl^rt; beuten äße S^d^en auf Ärieg unb Setber^ 
ben för ätalien; ber Jlaifer, granfreid^ unb SBenebig aufe 
Sleue in ©äffen: ba möge ber ^ßopft »on ben @6tttm ©(^o^ 
ttung unb grieben erflehen, bamit bie ®^tijiett^eit i^re Ätftfte 
gegen bie 3^urfen n>enben; bad l^eilige Sanb unb ®xaf> uoiebet 
erobern Knne. 

3m grül^Iing 1516 rudtte ber Jlaifer in bie «ombarbei ein, 
aber nur, um, t)on ben granjofen getftufd^t, unb t)om @elbe 
wie getDöl^nlid^ im ©tici^c gelaffen, balb »ieber !abjujiel^em 
3)a burfte er für ben ©^)ott »on ©eiten ber Staliäner nid^t 
forgen. 9»an t)er^dl^nte i^n in ben S^l^eatem, ed erfd^ienen 
^a^quiOe unb (Saricaturen auf i^n. 3!ftan ma(te il^n auf 
einem Ärebfe reitenb, mit ber Unterfd^rift: Tendimus in La- 
jtium. SRan jünbete iü l^eKem Siage Sic^t, unb fiellte fid^ an, 
ben Äaifer ju fud^en. Sefonberö aber bie granaofen in 3ta^ 
Ken entwidtetten bei bem Äriegdglüdt il^reö jungen Äonig« 
il^ren ganjen Uebermutl^. *) 3)iefen aSerJ^ältniffen »ibmete 
^utten mel^rere ej)igramme, bie er, tt>ie e^ f(^eint, an (So* 
ban ^effe fc^idtte, ber fie ju ^nbe b. 3. 1516 aW Seilage 
JU jtt)ei weiter unten ju bef^)re(^enben iBic^tungen bruden lief *X 



1616. 3n ber Dctajjau^g. ber Febris, Mogunt s. a. unb ber Duart* 
ausgäbe ber Aula, $(ug0B. 17. @e^t. 1518; bann in U. Hutteni Opera 
poetica, 1538 D2; Opp. ed. Münch, II, 267 fg. 

1) Hutteni Epist. ad Nie. Gerbellium, Bonon. 2 Gal. Aug. 
1516. Opp. ed. Münch, II, 296: Immodica est per totam fere Ita- 
liana Gallorum superbia. Dii faxint, Germanos nos esse memine- 
rimus. 

2) 3tt $utten*0 Epist. Italiae unb «Reffend Responsio Maximiliani : 
Addita sunt Hutteni de eadem re Epigrammata aliquot nuper ex 
urbe Roma missa. @0 ftttb 9 @tä(!e: Huttenus ad Pasquillum (I, 
176 bei ^Otünä)). Pasq. Romanis (p. 177). De conventu GaUi et 
Leonis (fel^tt Bei SP^ün^). De eodem (p. 216). De eodem ad Italos 
(p. 193). Ad Bononienses aliud (p. 193). In Venetos (fe^lt). 
De GaUis expulsis (p. 215). Aliud ad Caes. de cancro (p. 212)* 



^utttrCß ^entener mit ben fünf Sranjofen. 165 

bW ^utten fpdter bie tnefjiett feinem (Spi^xammtninä) an 
im Jtaifer einioetleibte. 

^oä) Me franjdftfd^e ©rofifpred&erei auf bet efnen ©efte^ 
uttb ,^utten'^ beiitfc^e6 ^txi unb IiefHgeö S3Ciit auf bet an* 
bem, mufiten bei bet etfien fldtfetn Sleibung aud^ noc^ einen 
t]&atfd(^B(^en Auftritt Ijerbeifül^ten. ©neö Sage^ titt .^utten 
mit einem Sefannten nac^ ffiiterbo, ate getabe ein ©efanb^ 
tet beö Äonig^ »on ^anfreic^ an ben 5Pai)fi bott bur(^tei6te* 
gönf ^anjofen, ttieBeid^t »om ©efolge beö ®efanbten, mac^^ 
ttn ftd^ übet 2KarimiHan, bet eben nod^ um STOailanb t&mpft^, 
l«^fl) ^utten nal^m fid^ feinet Äaifetö an. 9Son SBotten 
fam e6 ju !Et)fttli(i^feiten; bie günfe fielen übet ben ©nen Iiet, 
ben fein Keifegefäl^tte im ©tid^e liefi. 9lun gog ^utten »om 
?ebet, fiad^ ben, bet il^m am nfid^fien auf bem Seibe voax, 
niebet, unb fd^fug, felbfi nut in bie linfe SBange t)ettt)unbet, 
bie ubtigen SBiete in bie g(u(^t. 5Rid^t mit Unted^t I)ieft et 
ba6 fut eine bta^e S^l^at, »etl^ettlid^te jie butc^ fec^d (Spu 
gtamme*), We et an Stotuö fd^irfte, täl^mte fldE| ifytet bem 
Äaifet gegenilbet in bet btitten feinet UIrid^6teben *), unb 
etjdl^fte »on betfelben, nac^ !Deutfd^Ianb gutudfgefel^tt, feinen 
gteunben, wol^in il^t 9luf, butc^ feine ©riefe unb (Spi^ 
gtamme, it>m beteit^ »otangegangen wat. *) 3)enn je mel^t 



1) Unter ben Epigr. ad Crotum ex Urbe missa, Opp. ed. Münch, 
I, 260 — 62: Quinque Gallis se invadentibus. Gallo ab se caeso. 
In quinque Gallos ab se profiigatos etc. ftnbent S^^ennben tl^eitte et 
ben IBorfaU hxUfiiäi mit, f. Yadiani Epist. ad Reuchlinum, in lUu- 
strium Viforum Epistolae ad J. Reuchlinum, Hagenoae 1519, z ij^. 
Hütten! Epist. ad Erasmum, Opp. ed. Münch, II, 342. Ep. ad Ni- 
cd. Gerbellium, ebbaf. p. 295. 

2) II, 132 Ui ^mdj : Nee me adeo discissae poenitet buccae, 
Qt insignem Tuo nomini contumeliam illatam hac dextra punitam 
nolim. 

3) Joach. Gamerarii Vita Ph. Melanchthonis ed. Strobel c. prae- 
fat. Noesselt (Halae 1777), p. 89 fg.: Celebrabat autem fama non 
eraditionem modo illius (^utten'd, na^ feiner 9tMhffx aui Stalten) 



J 



166 I. ©ud). VI. StatfiitL 

et fid^ ben ©tubieti ergab, bejio me^r SBettl^ legte ^utten 
batauf, bod^ aii(^ afö Slitter «nb Ärieger etnxid ju geCteti; 
»eftt)egen tl&m f|)dter feine* feinet ®ifbet Hebet »at, aW 
ba6jenige, totläft^ i^n irt SBoffeh barjieffte. *) 

Segteipic^ l^atte et fl(^ nnn abet bntd^ biefe* Rittet^ 
Pud bie ganje ^tanjofenfc^aft in nnb um 5Rom aiif ben 
^aW gejogen, nnb fo fanb et ftd^ bewogen, 9lom mit S9o< 
logna ju t^ettanfd^en, tt>o et ftc^ fc^on »ftl&tenb feinet etfien 
itatiänifc^en Steife, fteilic^ in ffinimetlidjen Umfidnben, eine 
3eit lang aufgel^aften unb fc^dftbate Sefanntfd^aften gemad^t 
l^atte. yiaij 93abian'* Eingabe *) Ifätte et beinahe ben ganjen 
©ommet in fStoxa jugebtac^t; allein ^utten'6 eigenem ©rief 
an ©etbel jufolge wat et am 31. 3«H betritt tt)enigfien6 
einige !Iage in Sologna. ^ (St tooi)ntt ^iet mit ben beiben 
SButjbntget Domi^etten 3afob ?u(^6 nnb gtiebri(^ Sif<^et 
jufammen. 8fn ben ©tfietn Ifatte et im zotigen 3al^t, aW 
gud^d fi(ft betritt in 3talien befanb, ben gtof en 93tief über 
©telwölf »on Stein unb' ^an* ,^utten'6 @tmotbung ge^ 
tid^tet, unb batin bemetft, et tt>unfd&te tt)m balb nat^fol^ 



sed fortitudinem quoque, glorios! facinoris praedicatione : quod 
Gallicae gentis quatuor (5 ! ) Viterbii, quo forte tunc Roma ille ex- 
currisset, cum eodem divertisset a Rege Gallorum legatus qui- 
dam ad Pontiflcem Leonem contendens, orta rixa ac certamine 
profligasset dimicando, vuineratus quidem et ipse desertusque 
a socio itineris illius, quemadmodum eum audivi Fuldae narran- 
tem amio Chr. 1519 . . . 

1) Camerar. a. a. £)., p. 90: cum . . . rei militaris Studium 
prae se ferret, et repraesentante se imagine arraata raaxime dele* 
ctaretur. 

2) 3n bcm fo eben angeführten ^cief an Dteuc^lin. 

3) Hutteni Epist. ad Nicol. Gerbellium. Bonon. 2 Cal. Aug. 
1516. Opp. ed. Münch, II, 295: Tres nuper dies perdidi . . . totum 
possidenti Studium meum legali scientia . . . quod minime poteram 
obstare hortatibus Jacobi Fuchs . . ci^us nunc contubernio utens 
htc, Accursianum absinthium poto. 



ftttten'd (Stubien in ip^ologna. 167 

gett )u föntten. Suc^ Sttebtid^ 9if<6^ geborte )u ^uttett'^ 
^eriratttett Sreunben; Selbe loetbanb mü i^m bie gteid^e l^u^ 
mamflifc^e ©eifie^ric^tung. 

@(l^n in 9tom l^otte ftd^ ^ntttn, toit er an 93abian 
nad) äBien f^rieb^ t)0Tjug6n)etfe bent äted^t^fiubium getioib^ 
mtti in Bologna fiif)x er bartn fort, unb ^enoenbete auf 
baffe(6e, totnn auc^ bitter ungern, feine meifle ^üt 9(ud^ 
in ber f))&tem (Srinnerung fd^medte il^m biefe6 @tubium 
nod^ tt)ie ein 93$ermutl^tranf, unb er rechnete, feine beiben ita^^ 
(i&nifd^en S(ufent^alte iufammengenommen, beinahe t)ier Saläre, 
tt>&l^renb beren er mit bemfelben bie 3^^ t>erborben. ^) 5)a 
^utten in ber ?oIge t)on 3)eutf(^fanb au^ ben 9lec^tögelel^r^ 
ten Sol^atin 9Raria unb ben Sc^fefter ®auemtann in Bologna 
^gtufen M^t*), fo ifi ju »ermutigen, baf er bei bem @rfle^ 
ren bantald gel^ort, unb mit bem Slnbem, einem aud^ nac^ 
bed ^ra^mud d^^gtiif trePd^en jungen 9Ranne, freunbfd^aft^ 
Hd^en Umgang ge))flogen l^at* 

aSBftl^renb er ft<^ aber fo bem SBitten feiner gamifie fägte, 
))er(or ^utten fein eigened ^itl ni(^t aud ben %ugen. 9e^ 
fottberd im ©riec^ifc^en fanb ti, nad^bem ber Unterricht in 
bieTer @))ra(^e, ben er n>&l^renb feinet erfien itali&nifd^en 
$Iufent^a(ted )u $at)ia genommen fiatte, gar )u frä^e abge^ 



1) Sß^h mit ber in voriger 9(nm. angefül^tteii Stelle Hutteni Epist. 
ad Bilib. Pirckheimerum , Augustae 8 Gal. Nov. 1518, Opp. ed. 
MUnch, in, 91: Tunc ista tua erudita commonitione uti debebas, 
quum annos agentem in Italia prope quatuor, ac magna rectio- 
rum Studiorum jactura Accursianum absynthium perpetuo potantem, 
perdere tempus videres. 

2) Hutteni Epii^t ad Jul. Pflugk, Augustae Vindel. 9 Gal. Sept. 
1518. Opp. n, 630. ^avLttmam'e SJorrebe gu feiner Oratio post Maxi- 
miliani Gaes. obitum trägt bad 5Datum: Bononiae Kai. Febr. 1519. 
^pättt ttfäftint er in fftom, aU 8re6lattif(i^er $roBfl itttb faiferU(i^er 
$rocuratQr, f. Monum. piet. et lit. II, 17. Erasmi Epist. Lugd. Bat. 
1706, p. 754. Pirckheimeri Opp. ed. Goldast, 311 fg. 



168 h^udf. VI. Äajjitet 

6to<^ett tt)otbett »at^ feine Äenntniffe unjure^enb^ 3ii 80* 
logna nun, tt)o eben bamate bref iitnge ®euber au6 »ürn^ 
betfl, Steffen SBiUbalb ^Pirdf^eimet'd, unter ber Leitung be« 
3o]^ann (So(^Iiud flubitten, nal^m er mit biefen unb nod^ 
itcü Stnbem eitlen ®rie(^en Flamen« 3;r^^)]^on pm Seigrer an, 
ber mit il^nen ben Sudan unb 8lrifio^)]^aned la^.^) 3)ie Wod^*^ 
al^mung ber romifd^en Unfitte, in fateinifc^e Briefe unb felbfi 
®ebid^te gried^ifc^e ^l^rafen unb SSerfe einjumifd^en, bie fid^ 
f(^on na<^ ber erjlen itatidnifc^en Steife bei ^utten geigte, 
tt)ar ein $(udn>u(^6 biefe6 gried^ifc^en @ifer6; tt)ie aber ba6 
Stubium gerabe be^ ?ucian unb Slrifiopl^aned in ^uttett'6 
ganger ©d^riftfiellferei (Spoäft mad^te, »erben wir in ärgern 
flnben, 

ÜRit ben genannten jungen Sanböleuten unb il^rem $of^ 
meifier lebte ^uttm in freunblid^em Umgange, f^)eiöte M^^ 
iotikn bei iijntn, unb trat au(^ mit äBüibatb ^irdF^eimer in 
brieflichen aSetfef^r. SRerftoürbig ifi eö ijkUi, tt>el(^en ©in* 
brud er auf einen SWann wie Sod^Wuö machte, ber Sßerjianb 
unb Sitbung genug befaß, einen ^utten fd^fiften gu fönnen, 
»dl^renb bie SBerfd^iebenl^eit ber Staturen beibe »on einanber 
in biejenige gerne fieBte, weld&e bie SBeobac^tung begünfügt. 
3)iefer 3ol^anji 3)obnedE au« aßenbeffiein, ber fic^ t)on bem 
genannten Orte atö ©od^Mu« latinifirte, toa% einer t>on ben* 
ienigen, weld^e, urfprünglid^ ber liberaCen l^umanifiifd^en 
^Partei angel^örig, fefbfi Sut^ern bei feinem erften ?fuftreten 
gunjlig, batb, t)on bem ©treite abgefiofen, auf ber einen 
Stltt ^vn ber ©efa^r gefd^redtt, auf ber anbern t)i>n SSor* 



1) Jo. Cochlaei Epist 1. ad Bilib. Pirckheimerum. Ex Bonon. 
9 die Sept. 1516. ®ei «geumatin, Docum. liter. p. 1 fg.: Nunc 
ipse (Huttenus) duoque nostri, atque praeter eos duo alii, Graecum 
quendam induxere lectorem, qui eis Lucianum interpretetur et Ari- 
stophanem . . . Nomen est Triphon: nihil adhuc de eo praedi- 
care possum: de doctrina non dubito, de docendi viriute timeo. 



iSetl^älhttf gtt (So^Ktt«. 169 

tSfültn geloift, je gtöfier bie Spaltung tonxit, m fmmet 
mel^T tton bet Äefotmatfon abwanbten, iinb juCeftt, ol^ne au« 
i^ten l^utnanipifd^en SBertinbungm I)craudgutretett, bereu eff^ 
ttg^e Oegner ttjurben» 3)amäte nun tnad^te ^utten'« SBe^ 
fett auf (Sod^tdu« ben jMtfflett ®nbru(f. (gt ft^alt 2)eutf(^^ 
lanb, baf e6 efuen SWanu »on fotd^em ®e{fi uub fo warmer 
aSaterkttbÄiebe M6^er fo ^emac^Wfpgt l^abe. ^) 3n«befon^ 
bere feinen fprubeCnben SBift, fein Talent jur Satire, U^ 
»unberte Soc^Wu«; er fal^ in ^^utten, et>e biefer nod^ einen 
feiner Biologe gefc^rieben l^atte, einen jweiten ?ucian. *) 2)a^ 
bei war i^nt aber bod^ aud^ 9Ran<^ed an bem Flitter ju »iel. 
©ein ®eifi war il^m ju fd^arf unb ^erb, er »ermifte Stulpe 
unb SKilbe. ») ®c ffirc^tete, .^utten'« beutfc^er greimutl^ möd^te 
i^m no<^ ®efa]^r bringen, unb meinte bal^er, einflußreiche 
^reunbe foUten i^n ju mäßigen fuc^en. *) ?fud^ im pttim^ 
liäftn Umgang war i^m beffen ^^eftigfeit Wfiig. (Sin beleih 
bigenbed ©ort be6 SRitter« fiedtte er wol^l beö grieben« wegen 



1) Jo. Gochlaei ad Bilib. Pirckheimerum Ep. 10. Bonon. 
6 Kai. Julii 1517, Bei ^cuman«, Docum. liter., p. 26 fg.: Pos- 
sem et propter Huttenum conqueri, quem neglexerunt Germani, 
compilarunt Itali, vulneraverunt Galli . . . Hominem ego, tantum 
ingenio, studio, eruditione gentisque ac patriae amore atque illü* 
stratione, vehementer et laudo et honore prosequor , . 

2) Gochlaei ad Pirckh. Ep. 1. Bonon. 9 Sept. 15}6, Bei ^eum. 
p. 1: Mirabile profecto mihi videtur hominis ingeuium, praeser- 
tim in flludenda aliorum stultitia. Jocis scatet et saiibus: quam- 
primum hominem audivi, alterum dixi esse Lucianum. 

3) Gochlaei ad Bil. Pirckh. Eplst. 11. Bonon. 5 Jul. 1517, 
a. a. D., p. 28: . . Huttenus, homo ingenii magis acuti et acris, 
quam pladdi et quieti. 

4) JDetf. Ep. 10. Bonon. 6 Kai. Jul. 1517, p. 27 fg. : Vereor . . 
ne Germanica illa libertas, si non temperetur, gravior ei aliquando 
Sit futura; retrahet eum Erasmus, retrahe et tu quaeso, si com- 
mode poteris, ne forte barbarorum insidiis tanto praemature spo- 
lietur ingenio communis patria nostra Germania . . . 



170 1. ^uäi, VI. Stapittl 

^tSf^tDdgenb ein^); boc^ befannte er na(^ ^utten'd Kteeife 
feinem Patron ^ircf^eimer im 93ecttauen, fie beibe n>erbett 
tool^l in bet (Sntfevnung beffere B^eunbe bleiben, a(d fte ed 
im t&glic^n Umgang geblieben fein tt)ttrben» ^) ®an) ebenfo 
ging ed mit «^utten^ uoie xm gefe^n ^oben, bem SDtutian; 
Abnlic^, tt)ie noir no(b feigen n>erben, tem (Sra6mttd; nic^t 
anbete and^ bem SRetand^tl^on: er f<^$te, aber fjtt<!^ete i^n^: 
unb baffelbe ift bid l^eute bei 6radmif(^äRe(anc^t^onif(^en 
Statuten, n>enn fte fld^ mit «^ntten befd^dftigen, bet SaU, 
bap fle i^n bett)nnbetn, abet nid^t (iebtn, n>ei( er i^nen un^ 
^eimtic^ ifi. ^) Und t>ettat|)en ed bie f(^le(^ten Sitbniffe, bie 
t>on ibm äbtig ftnb, freilid^ nid^t (fo tDenig aM fte un6 fei^ 
nen ®ei{i t)etrat]^en), aber S^ig^noffen, bie i^n fannten, be^ 
jeugen, ba$ ber Heine, f(^mdd^tige, unfi^einbare Wtann mit 
bem bionben J^aar unb bem bunfeln 93arte ^), in bem blaffen 



1) Jo. Cochlaei ad Bil. Pirckh. Ep. 13. Bonon. 3 Sept. 1517, 
p. 35: Ego insolens verbum non reddidi. 

2) ^etf. Ep. 11, p. 29: Arno equidem hominis Ingenium, fe- 
rociam ejus non ita : longe certe facilius absentem, quam praesen- 
tem (Ita tecum loqui fibet) amicum servabo. 

3) Joach. Camerar. Vita Melanchtbonis ed. Strobel, p. 89: (Ul* 
richi Hutteni) quem ut . . magni facere et admirari propter do- 
ctrinae eruditionem et praestantiam ingenii, sie ab illius natura ve> 
hemente et excelso animo et voluntate ad novas res propensa . . . 
non nihil timere Philippum Melanchthonem licuit animadvertere. 

4) ^äi nenne beifpieUmeife nur j»ei treffliche ©efci^id^tfd^reiber : 
^ianä, in feiner @ef(^. be« vrotcflantifd^en fie^rbegriffig , unb ^ejjb, in 
feiner ©efd^iti^te bed ^erjogd VAvi^. Stber ber ganje 9lationa(i^mud betf 
»origen unb betf beginnenben 19. 3a^tl^ttnbertd ^atte für SRetan<^t]^cn 
unb dxaimvLi gegen Sutl^er unb Butten gartet genommen. 

5) Huttenus captivus, in Pasquillor. tomi duo, Eleutherop. 
1544, p. 182 (H); Hutteni Opp. ed. Mtinch, VI, 401: Videtis hunc 
€atoniano vultu tenerum, flavo capiUitio et nigra progredientem 
barba? . , Huttenus est Andr. Francus Camiczianus Bil. Pirckhei>- 
mero Lips. 17. Sept. 1520, in beffen Opp. ed, Goldast p. 330: nam 
ego illius (Hutteni) amore . . captus adeo sum, ut etiam toto pe- 



^ttttcn'd ®ebi((|te gegen 33enet>i9 171 

®eft(^te etwa« ©trengc«, |a SBtlbed gehabt ijobt, unb feine 
Siebe oft fc^nefbenb unb jitrurfflof enb gewefen fei» ^) !Daf et 
baneben in anbern ®tunben unb @ttmmungen eine tyei jge«' 
tt>innenbe greunbfic^feit entttideln fonnte*), n)iberf))rid^t bem 
nic^it; aber ed mu^te ®ner felbfi eine flarfe nnb etwad mat* 
tialif^e Statur fein, um ^utten, wie (Soban ^efe, ,,bur<^*^ 
auö liebendtourbig " ju ftnben, ^ 2)o*.W)ir fehlten ju ben 
S3ologttejtfd)en ©tlibien unfered Slitter^ jurörf. 

9anb ^utten neben bem )Hli<^tm&figen Stec^tdftubium 
Seit, fid^ im ©tiec^ifd^en ju t)ert>oKfi>mmnett, fo fonnte er 
auc^ ba^ !Di(^ten nid^t gana (äffen. @nbe SuH 1516 fc^idfte 
er feinem greunbc, bem 9le(l^tdgelel)rten Siicolaud ©erbel ju 
©traf bürg, feine j)oetifc^e gpifiel Stauend an SWarimilian*) 5 
SInfang ®e^>temberö t^eitte 6o(^Wud bem Ol^eim feiner 3ög^ 
Unge ^utten'ö ©j)ottgebi(^t SWarcuö mit *), unb au« berfelben 
3eit ifi aud^ ba« ©ebid^t über bie gifd^erei ber SSenejianer. ®) Sitte 



ctore cupiam praesens videre vas ülud fictile , in quo tantus animi 
tbesaurus lateat. 

1) Gamerar. a. a. £)., p. 90 fg. : Fuit . . impatientissimus in> 
juriarum, libertatis immodice cupidus, non prorsus alienus a sae- 
vitia, quae etiam vultus acerbitate et minus demente interdum 
oratione indicabatur. ^affelbe mti. of^nc 3toeife( anäi Soreni ^el^aim'd : 
Ex Yultu quasi noscitur (Epist. ad Pirckh. bei •geumann p. 258), 
fagen. 

2) Othonis Brunfelsii ad Erasmi Rot. Spongiam Responsio. 
Gintec Butten*« Expostulatio , Argent. 1523, e 7*»; Hutteni Opp. ed. 
MUnch IV, 504: Utcunque atrox erat in stilo: in familiaribus coUo- 
quiis yix cpiisquam illo fuit vel humanior, ut dixisses, non esse 
qui scripserat. Testantur hoc et iili, qut undiquaque ex alienis 
terris ad se (b. 1^. eum) videndum commigrabant. 

• 3) Eras totus amabilis. Eobani Hessi Epist. familiäres, Marburgi 
ap. Christ. Egenolphum 1543, Lib. I, p. 35. 

4) Hutteni Epist. ad Nie. Gerbellium Pontiflcii Juris Cons. Ro- 
nen. 2 Cal. Aug. 1516. Opp. ed. Münch, II, 295. 

5) Cochlaei Epist. 1. ad Pirckh. Bonon. 9 Sept. 1516, Ui ^eu* 
mann, p. 1. 

6) JDie Epistola Italiae ersten juerfl mit ber 3ufcifrift an (Üetbel 



172 I. »tt*. VI. Stat^M. 

b{efe ®e)>i(^te Hegen in (Siner Sinie mit bem Slüfmal^niingd^ 
geW(^t an ben Ädfet jnt gortfeftnng be« Ätieg« gegen Me 
Senejtanet nnb ben (Spigtammtn an benfelben, bie t^on und 
fW^er erörtert »orben finb. Unb jtt)ar richten fic^ ber ÜRar^ 
cud unb bad ®eWd^t \)oui M<^fattg mel^r gegen 88eneb<g, 
bem fie mit ber 3Rad&t be« Äaifer« brofienj tod^renb bie 
Spifiet fi(^ an biefen »enbet, mit ber Slufforberung, bie beut^ 
fc^e (Sf)xt unb ßbmac^t in Stauen »ieberl&erjufießen. 

5)ie beiben erfigenannten 2)i(l^tungen bel^anbeln eigentlid^ 
©nen unb benfetben Oegenfianb: bad auffommen unb ben 
Uebermut^ SJenebigd, unb waren, tt)ie Sod^Wud au6 ^utten'« 
aWunbe berid^tet, burd^ bie SJenejianlfd^e Äul^mrebigf eit in 
einem ®ebi(^te beö ©abeUicud ^eranla^t. ^) Sebed \)on beiben 
aber bebient ji(^ einer anbem gorm, unb man mdd^te glauben, 
nad^bem i^utten ben ©egenfianb bereite in ber eigentlichen 
unb ernfil^afien gorm beftanbclt \)attt, fei i^m, \)ieKeic^t beim 
?efen ber i^omerifc^en Satrac^om^omad^ie, ber (SinfaK ge^ 
fommen, baffelbe Uepe ft(^ noc^ [(^lagenber in ber aCegorifc^:^ 
parobifiifd^en fagen, mli)t biefeö gried^ifc^e Sßorbilb an Me 
^anb gab. (gd enttt)irfelt ndmlid^ bad ©ebid^t »on ber gifc^e^ 
rei ber SBenejianer, wie biefe, urft)rungli(^ ein au« aßen 9Söt 
fem jufammengelaufene« ©ejinbet, erfl elenbe gifd^er gettjefen 



für fid^, bann mit ben beiben anbent obgenanitten ®ebi(i^ten in ber @amm« 
Knng : Hoc in volumine haec continentur : Ulrici de HuUen eq. Genn. 
( Slufma]^nungdg<bt(i^t unb dpi^xammt an J^aifer Tlax ; l^ierauf) De pis- 
catura Yenetum Heroicum ejusdem. Ejusdem Marcus Heroicum . . 
Eodem auctore ad Max. Gaes. Epist. Italiae etc. etc. In officina 
excusoria Joannis Miller, 4 Non. Jan. anno . . 1519. S. $an§er, 
@. 14 fg. 9DieberaBgebrtt(!t in t>tn Opera poet 1538 G 7— H4 unb 
HT'^ — Uj Opp. ed. Münch, I, 231 — 34, 237—40; II, 273—80. 

1) GocBlaeus ad Pirckh. Bei ^eumann, p. 1 : Ceterum ejus Mar- 
cum Urne recte accipies, quum prius legeris Sabellici Carmen de 
Venetorum ortu ac fato: nihil enim quaerit iste Marcus, nisi irri- 
sionem eorum jactantiae. 



4^ttttett'« ÜRorcu«. 173 

(den, bann ftc^ burd^ 6(^if^a^tt nnb «^onbel bereid^m, l^iet^ 
auf angefangen l^aben, ®t&bte jn fifc^en unb Surfen ju 
angeln; toie fie t>on bent SefKanb 3ta(iend, t>on i&almatien, 
®tie(^enlanb nnb ben 3nfeln immer meistere nnb grifere 
@tn(f e an ftd^ gebracht, il^re ®tabt mit bem Slanb aller S&n^ 
ber geft^mncft^ nnb fic^ einer Ue|>|>tgfeit nnb einem ^o\)U 
leben ol^ne S3eif))iel ergeben l^aben. ^) Slad^bem {te ed in 
biefer SBeife lange genug getrieben, l^abe ft(^ enblic^ ber 
beutfc^e Sbler )nm StavXf^t mit il^nen t)on ben %iptni)of)cn 
,]^erabgef(^n>ungen, nid^t, 'um Seute ju mad^en, fonbern um 
^rieben, Stecht unb ©ered^tigfeit tt)ieber^er}ufleaen, bie äBelt, 
unb Italien in^befonbere, t>on bem 3o(^e ber 93ene)ianer ju 
befreien, unb biefe n)ieber )u ben einfad^en ^tfc^em {u machen, 
bie fte urf))rungtid^ gen)efen. 

9Bie gefagt, bapbe Zijtma bel^anbelt ba6 ®ebid^t 9)tar'' 
cu6, mit $lnn>enbung ber Satrad^om^omad^ie. Sßar 93enebig 
wn ^utten fd^on in feinen @)>fgrammen unter bem nal^e 
liegenben Silbe eine« grofc^e« bargejieHt tt)orben, fo erfc^eint 
nun befiimmter fein ®eniuö ald ber Äonig ?ßaudbadt (^wjC-ym- 
H^) ber ^omerifd&en ?ßarobie, ber, nic^t mel^r jufrieben, 
bie (Suganeifd^en ®um))fe jn betool^nen, auf bad fefle iBanb 
^eräberfommt, fic^ in eine Sdtt>en]^aut l^ällt, baju Ringel 
annimmt, unb {i(^ al6 SRarcu« t>ere]^ren Idft Stl6 fold^er 
l^dlt er jtd() berufen, bie romifc^e Sßeltl^enfd^aft auf SSenebig 
}u übertragen, unb mad^t baju burd^ ®en)alttl^aten, SreuU^^ 



1) S)eii Steid^tl^um unb Hmi bet ^enegtanct gu [(i^ilbent, fagt 
Butten unter Slnberem: 

Insula; fundus, aquae, pecudes, portoria, villae, 

Gui desunt Yeneto? cidtique rosaria pesti? (b. 1^. Paesti) 
l^e^^teted u6erfe(t SRunc^ (U. ^utttrC^ ^ugenbb^tungen) : 

, . . „unb Slpfenau'n ber Serful^rung", 
aU koenn pesti ber ©enttb ^on pestis (im Sinne t>on Sitten^efl) unb 
gen. masc. toäre. 



174 1- »nd^. VI. StapittL 

{tgfdten itAb StAubeitien jeber Srt einen gteml^en ainfang, 
(Snblid^, ba er in feinem Uebermn^e iii )nm ^mmel em))oc:' 
^ieigen n)ill, beauftragt 3u)>itcr feinen Slbler (n)ie f<^on oben 
im (Spiffcammz), il^n ju bemät^igen unb in feine ^eimifc^en 
@ämyfe gurä(f}u^en. 

!Daf er bem übenumunenen Stedytdfüubinm brei S^agt 
ge{itol)Ien, um bie poetifc^e @pifle( Stauen« an ben «ftatfer 
SRarimiitan »u ((^reiben, bat)on fd^iebt ^utten in bem ^u^ 
eignungMrief an Werbet bie &^vXt> auf feinen ^au^genoffen 
in 93oIogna, ben (San^nicuc^ ^atot %viiij^, ber i^m bamit 
feine Stulpe gelaufen ^abe. Sßenn er babei fagt, er Iiabe fit^ 
unter^anben, in einer fel^r emfiten Sac^e ju fc^er^en, fo i^ 
bie# nur ))on ber giction unb $erfontfication )u "ott^m, 
beren er fic^ bebiente; benn übrigen« ifl bie .l^attung be< 
®ebi(^te« nic^t« n>eniger ald fc^erj^aft. 

I)ie 2)ame 3talia fc^reibt an ben ritterli<^en 3Rar, fie 
^be frel^toift, n^ie fie neu(i<l^ t)ernommen, er fei t)on S^rient 
aufgebrochen unb rutfe l^eran; balb aber fei fte auf« 9ltnt 
in Trauer ))erfunfen, a(6 fte ffaU Igoren muffen, baf er fid^ 
»ieber jurürf jie^e. S)oc^ ^offe fte immer no(^ auf i!|n, entfc^t 
bige, n>ie fie nur immer fonne, fein ®äumen, unb bieibe ifyax, 
unter mancherlei 3untutl^ungen, im ^jen treu. SSergeben« 
n>etben 93enebig unb ^ranfreic^ mit gtanjenben SSerbet^ungen 
um fte; t)ergeblicl& fuc^e (Siner in if^^m eigenen Sanbe (ber 
$cq>ß?) fte wn bem ^ifer abn>enbig gu machen: fie (äffe 
fic^ nic^t mit if^nen ein ; nur burc^ ben ^aifer »olle fte, wie 
))or Sllter« , frei unb grof werben. Stber er jögere lange, unb 
inbeffen ^abe fte böfe 3^^- 3eber lege $anb an fie, i^re 
®auen unb @t4bte werben t>erwufiet, 9iom fei »on glorem 
tinifc^en Krämern (ben SKebiceern) bei^errfcfyt. S>oc^, wenn 
er nur wirflid^ fomme, fo woHe fie gerne fo lange gebulbet 
l^aben; aber er möge e« nic^t länger »erfc^ieben, ©ie erin^ 
nert ben Äaifer an bie alten ©ro^tl^aten ber Deutfc^en gegen 



guttat'« <I^iflrI 3taiia*e an 9flaximiiian. 175 

9tom, an hk fSimhetn unb Settton^n unb an thrminfn^, m 
Sad ben '^rofm nnb bie Oltonen; ntd^t minbet äNr 
auf ber anittn ®eile an beS aßen Slam Siege nnb 9BtIt^m^ 
f<^aft, bie er aM rdmifc^er Jtoifer geerbt l^abe: n)ie er bo(^ 
bie 6tabt unb ba^ 8anb, bie il^m biefe« Srbe gngeetaii^t, Im 
6ti<l^ (äffest fönne? an<^ fei fte, 3ta(ia, eine Sraut, um 
bie in SBaffen ju »erben, n>of>l ber SKfi^e lol^ne. über ttie 
frf fle jugerii^tet! Unb l^er fommt ^utten, na<^ fetner Htt, 
ben ©tri^m feiner 93erebtfantfeit burc^ feine jhenge 2)i6^)ofi^ 
tion einjubämmen, fonbem n)0]^{ au<^ einmal nal^egu im 
^eife Riefen ju (äffen, "oon 9leuem auf bie Sebrdngnif unb 
baö Serberben 3[ta(ien6 in $o(ge ber $(bn>efenl^eit feined toafj^ 
ren ^^ttxn jur&tf ; tDobei ber 3itf^nb Storni mit feinem fhtm^ 
yfen 90Üt, be^errfc^t t)on feigen Schreibern unb fittenlofen 
$rießem, fc^arf gejeic^net wirb. 9Benn er e6 ni<^t balb tl^ue, 
ffil^rt 3talia bem Äaifer }U ®emüt^e, fo werben anbre gur^ 
{ien i^m ivcooxtommtn, um bie italidnifc^en ^ngeiegenbeiten 
)u orbnen. Unb er i^dtte ed am (eic^teften ju fommen: fein 
aaSeg gel)e nit^t fiber'^ SWeer, fonbem burc^ feine eigenen 
9Deid^. Sei iebem Sd^ritte werben neue ^älfdtru)>pen gu 
i^m flogen; er brau<^e gar feine Deutfd^en mitjubringen, 
fönne mit italidnifc^en Flüchtlingen unb SBerbannten ben 
^ieg fuhren* ©ewinn unb &)xt feien gro0; wie ie^t bie 
@<^macl^ unb ber i^r faum ertrdgfic^e Spott, ber über ben 
Äaifer ergebe, ©ei bem SRu^me feine« ®efc^Ied^t«, ber SBürbe 
be« »eic^«, bei ben ©ottem, bie i^n an feine l)0^e euüt 
gefegt, bei ben ©ebeinen feine« Sater« unb ber äBo^fa^rt 
feine« ^nfel« Sari befc^wöre fle i^n, enbiic^ feine 3ogerung 
abgubre<^en; fein Srfc^einen werbe il^r, burc^ ®ram unb 
®(enb l^afb. getöbtet, neue« Seben fc^enfen. 

5)iefe« ®ebi(^t f^idtte J^utten an ®erbel, ber il^n um 
ein folf^e« Sreunbf(^aft«)ei(^en au« S93elfc^(anb gebeten l^atte^ 
wdlyrenb ein SSerel^rer ^ntten'« in Bologna eine 9(bf(^rifr 



176 I. ^näi. VI. Jta))itel. 

beffetben na^ SBittenberg an 93a(t^afar gat^ abgelten lief. 
S(nfang Stugufid fc^rieb glitten an ffü^axi (Sxocai, einen 
@n8län)>er, ber bamald in iüpii^ ©ried^ifd^ lehrte, er möge 
fid^ ba^ (Sxemplar t>etf(l^affen, unb n>enn et iDhtfe l^abe, in 
SKcurimilian'^ Flamen antn>orten3 benn bad tooUt ^utten ^n^ 
betn überlaffen- S>i« Stntwott übemal^m ber alte greunb 
nnb $oetenfdmg (Soban <^e{fe, je^t Seigrer an ber @r^rter 
^Of^fd^nle, ber fie and^ batb barauf mit ^ntten'd ®f\fttl an^ 
fammen brucfen liep.^) 

Sl^r SBrief, antwortet ber ^aifer ber fc^^önen Stalia, l^abe 
il^n ganj in flammen gefegt: 

itkge nt^t län^n: htxtite fd^naubt bir entgegen mtin ffto^, 

Uebrigend feien bie ©c^n^ierigfeiten fftr il^n n)eit größer, 
al« biefelben fftr feine Sorgdnger gewefen, auf beren »ei^ 
ipitl fie i^n ]^inn>eife. 

^altt mix nid^t ben ®lan^ ber betben Dttonen entgegen, 
' 3)eren SÖeginncn bie ®ttnft Befferer Seiten genof. 
Jamale toaxtn nod^ nid^t fo tnele bei: «Ferren in S)eutfd^Ianb, 

3egltd^er fe(^te ncd^ nid^t über ben^ftaifer fid^ toeg, 
Sejjt bünft Scber f!d^, felbjl ein Äaifer §tt fein, unb fo bleibt benn, 

Kttjer bem Flamen itnb ©d^ein, nid^t« für ben Äaifer jurüdf. 
&ax pft (afT id^ ®efe^t audgel^n itnb berufe ben Steid^dtag, 

^in auc^, n>enn er fid^ trennt, tr&f)tid^er Hoffnungen ))oU. 
IDcd^ fietd ntuf id^ t>cn dorn anfangen, )oon bleuem ^erfammlung 

Hotten: ed brel^t enblo« fic^ ber SÖeratl^ungen Ärei«. 
nnb inbep toir bie 3eit unnü^^ mit )i3erl^anbeln t)erUeren, 

^aUtn n>tr iDeutfc^en aie Utauh li^igen Seinben anl^eim. 



1) U. de Hütten Richardo Groco. Boaon. 5 Idus Augusti (1516). 
3n ber $(u^g. mit bem Xitel: Epistolas II Ulrici ab Hütten ad Ri- 
chardum Grocum nunc primum luce publica donavit, notis illu- 
stravit etc. M. Ghr. Gottfr. Müller. Lips. 1801, p. 6. Opp. ed. 
Münch, II, 328. 

2) Epistola Italiae ad Div. |fax. etc. U. Hutteno eq. Germ, 
autore. Responsio Maximiliani Aiig. Hello Eobano Hesso autore. 
Addita sunt Hutteni de eadem re Epigrammata, nuper ex Urbe Roma 
missa, sumpto ex bis temporum motibus ar^mento. ®. obtn @. 164. 



dinkoirfung Suctan*« auf ^uttm. 177 

5)ettno(^ ^abc er jeftt, fftt^rt SRarimftian fort, bei SSerona 
einen SInfang gemacht, unb gebenfe el^efien6 ju fommen. — 
Sniein er fam nid^t, unb bolb muflte er and^ Serona ben 
Senejianem herausgeben , gegen eine ©elbleifiung, bie ifan tt)e^ 
nigßen« in ben ®tanb feftte, ben Sruypen il^ren 6oIb ju be^ 
jal^len, bie er ju ber fel^Igefd^lagenen Unternel^mung "otwm^ 
bet ^otte. 1) 

2)ie brei ©ebic^te, 'oon benen juleftt SWelbung gefc^el&en, 
»aren übrigen« nic^t bie einaigen Siebenarbeiten, für »eld^ 
^utten in »ologna neben bem 3le(^tdfhibium no(^ S»u|le 
fonb. 2)afi er »d^renb biefer 3^* au(^ bie jweite unb britte 
feiner Ulric^dreben t)erfa|lte, ifi oben bemerft »orben^ Unb 
nun gaben bie «udanifc^en Schriften, bie ^utten mit feinem 
©riec^ifd^en «el^rmeifier la«, no^ ju einer »eitern «rbclt 
SJeranlaffung. 3n biefen (Schriften trat unferm 9iitter, ber 
ft(^ bi« ieftt in ^rofa nur ber 9iebe^ ober »riefform bebient 
^atte, bie bialogif(^e entgegen, ©einer lebl^aften, auf Um:^ 
gang unb ®t\)fx&äf angelegten 9latur mufte biefe 3)arjiet 
lungSart befonberd awf«g^n* ®^ "»»f*^^ <^* fl^^^J* ^^^^' 
felbfl au(^ etwa« in biefer gorm ^ert)orjubringen. 3n il^r 
fanb aUe«, »aö über ben blofen Slebner l^inau« ^ßoetifd&e« 
in ^utten tag, feine Unterfunft; »ftlyrenbba«, n)a«i^mjum 
5)i(^ter fel^tte, in biefer SWittelform nid^t »ermifit würbe. «M 
bie ftiner ®eifle«art fc^Ied^t^in angemeffene war bie @t\fxi^i^ 
form bie ]^#]^e, weld^e ^utten für feine ^Jrobuction pnben 
lonntf : fie eignete er ftc^ ba^er, fobalb jle i^m in einem efaf^ 
fff^n saunier na^e getreten war, mit ©fer an, unb ^at in 



Matth. Maler imprimebat Erphurdie in Doringis. Anno 1516 mense 
Novembri. ©gl. ganger, @. 20 fg. Sßicbetabgcbr. in Hutt^ni Opera 
poet. 1538 14 — K 2; Opp. ed. Mtinch, 0, 283—92. 

1) S5g(. bie Praefatio git ben Qtpi^xammm an ben Äaifet VtaxxmU 
lian, Hutteni Opera poet. 1538, A 3; Opp. ed. Münch, I, 167. 
0trattf,«ttttett. I. 12^ 



178 . *• ®«<^- VI. StaüßiUL 

i^r, »ie n)lr finben »erben, feine t)orjil8n(^ftctt SBerfe ab^ 
gefaxt 

©on ^ler aud fönnen wir, in «bftdbt auf bie gom, 
^uttett'6 ©(^riftjienerei in brei «ßerioben t^eifen. 2)ie er^e 
bie poetifc^, \)on feinen frül)eflen e]|)i8raramatif(l^en nnb eCegi^ 
fc^en SSetfud&en in ben Sagten 1506 nnb« 7 an, bi« jwm 
5Paneg?ricu« auf ben ©rjbifd^of Sfibred&t unb ber (Spi^ti 3ta:^ 
lia'e in ben Sauren 1514 unb 1516. !Der Slec^Mljanbel 
tt>ibet ben ^erjog ^on SBürtemberg wirft i^n feit 1515 in 
bie rebnerifd^e gorm, neben wjeld^er er aud^ bie SBriefform mit 
6orflfaIt auöbilbet. SBon 1517 an n)enbet er ftd^ mit aSor^ 
liebe ber @efprd(6dform ju, greift aber bei aSeranlajfungen 
gur ©treitrebe jurudt, tt>ie er bie SBtiefform auc^ ferner fleiflig 
anbaut; lateinifd^e @ebi(l^te tioerben feiten; baf n)ir bagegen 
t)on ba an nid^t wenige beutfd^e Sleime bei i^m ftnben, ^ngt 
mit feiner ^inwenbung jur beutfd^en ©prad^e jufammen, wn 
ber an einem anbern Drte ju reben i% 

Unter ?ucian'^ 3)iaIo8en bilben bie iEobtengefjJrdc^e eine 
»orjilglid^e, oft nad^geal^mte $artie. Unb gerabe für biefc 
gorm brandete ,&utten ben Stoff nic^t tt^dt gu fuc^en. 3)er 
ermorbete 3ittttt) beffen furgUcti t)erfiorbener Sater; berfurft*^ 
lid^e 5Blörber', ber nur leiber nod^ nic^t in ber Unterwelt war, 
bei 5ß]^alariö unb ben anbern 2;t;rannen ber 35orweIt, wo 
er ]^ingel)6rte. 8[ber fonnte benn nic^t — ? unb nun war e« 
gefunben: ber lebenbe J^rann muf in bie Unterwelt I)inab* 
fleigen, um flc^ bei ^f)alari6 Statl)« gu erl&olen. 2)ief bie ©i^ 
tuation be« S)iaIogd ^l^alari^mud, ben ^utten gu ^o^ 
logna aufarbeitete ^), unb, wdl^renb bie 9?eben nur l^anb^^ 



1) SBcnn «ßttttctt »Ott ©ologita oii« am 25. 9flai 1517 an $irrf^«imer 
fd^teibt (Opp. ed. Münch, 11, 346), er f)aU in ber gamifienfacöe cttoa« 
gang S3efönbere« gctoagt (quiddam ausus singulare), t»o»Ott i^m ®e* 
fal^r brol^e, ba ber 3:i?rann fc^on jum ^ovaue baöon Äunbe gcl^aBtl^aBe: 



f[^dftH<^ umUefen, im !(Rir} 1517 im !DtU(f etfd^finen 
lief, ^) 

Da« ©efprfid) befielet aud gtt>ei ©cenen, beten erjle am 
Ufer be« ©t^r jwifd&en Sl&arott, ÜÄercur unb bem Z\)tan^ 
tten (fo tt>irb ^eraofl Ulric^ bejeid^net) fpicit. 3luf Sharon'« 
»crtt)Uttbetuttg«t>one Brage, tt>a« er ba für einen (ebenben 
SKenfd^en herunterbringe? crt^eilt ber ©eelenfu^rer SWetcnt 
bie ?Ju6funft: ber langfi t)erfiorbene ^l^alarid, üon Um 
aSäunfc^e befeett, auc^ in Deut^lanb, wo bergleic^en bi$ ba^ 
l^in nid^t t)orgefommen, S^^rannen ju feigen, fei biefem fd^nxl* 
bifc^en gurjien (pcrfonlic^e ©gcnnamen werben bur<^au« 
öermieben) im JEranme erfd^ienen, um il^m bie erforberIi<^en 
atnweifnngen ju ertbeilcn, Db bad öicDeid^t ber Z\fxann 
fei, fragt l^ier (Sharon, über ben fici^ tiirglid^ ber ©chatten 
eine« jungen ^^dnfifc^en Slitter«, unb balb barauf au(^ bet 
feine« alten SJaterö, wd^renb ber Ueberfal^rt beHagt, unb 
babei bie tragifc^e ©efd^id^te ber Srmorbung bed jiungen JRit* 
ter«, ju attgemeiner JRü^rung ber ©d^ifl^gefeßfc^aft, erj4l()tt 
^aben? @ben ber, erwiebert SWercur, unb nun entfpinni 
ji(^ ein ©treit gwifd^en Sl^aron unb bem üijrannen, ba bie* 
fer mit gewol^ntem ©totj unb Jlroft fid^ weigert, bem @r|ieni 



fo fann man Riebet nt(i^t \\>oifl an etmae 9(nbrt'e(, ald an tiefen Dialog 
benfen. 

1) Phalarismus dialogus HuUenicus. Jacta est alea. ^m @nDe : 
Cum Privilegio. Mense Martio an. 1517. hinten J&utten'ö SBilb; 
barübcr: Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor. später ber 
&tädbtx^tx ^ammhmq ber <Sd^riften gegen <&erj09 Utrid^ etnt)etleib^ 
X 3 — ¥3*»; Opp. ed. Münch, 11, 196—212. %(. «Uanjet, @. 26 fg. 
Jttcian'« beibe ^^alari« fonnten für Butten feine Sorbilber fein. @« 
fM Steigen: bte er^e tim Apologie, mit toelä^tx eine ®efanbtf(i^aft M 
Xr^tanntn ben ehernen ®tier nad^ ^elpi^i überbringt; bie ^toiiU bie Sftaf)^ 
nung etnee ^elp^ierd, t>a6 ®efd)en! ol^ne »tel @crupuliren angunel^men, 
ba bie j^ird^e einen guten SD'^agen f}ahi, 

12* 



180 l' »«<*. VI. Stapittl 

rubern )u l^elfen, tocju er fic^ am @nbe t)0(^ bequemen 
mufi. 

Sott SÄercut geleitet fommt l^ierauf bet %\fxam an beut 
JDrte ber jweiten ©cene, in bem gelfentt^ole an, wo feine 
t)0tan9egangenen 93otbi(ber l^aufen. fßf)atari6, ben er atd 
feinen Seigrer begrfifit, ifl l^oc^ erfreut, feinen ©c^uler unb 
Siebling fu feigen, ber il^m )unä<^^ 9ie(^enf(^aft gibt, tt)ie 
li>eit er in ber ^toi^ä)tnit\t feinen ^(nKoeifungen na(^gefommen. 
3« bem ®nbe erjcilytt er il^m bie (Srmorbung bed ^and ^ut^ 
ten: mit ber fd&meid^ell^aften SBirfung, ba^ 5ß]^alarid ber 
Uebertegenl^eit feinet 6<^ölerd ^ulbigt, ba er felbfl ed nx<l)t 
^0 Koeit gebracht l^abe, Steunbe unb Sßol^ttl^dter umjubringen, 
fonbem j^ä) auf Solche, bie ii^m atö ^einbe t>erbic^tig ge^ 
tt)efen, befc^rdnft l)abe. 2)er 9ia(^e für biefen SRorb, erjal^It 
ber Sl^rann weiter, fei er bur(^ einen SBertrag (ben SJIaubeu* 
rer) entgangen, ben er aber nic^t l^alte: unter bem 9}orn)anbe, 
feine, ju ben Saierförjien, i^ren Srubem, entwid^ene ®e^ 
mal^Iin juräcfjuforbem, ru^e er ftd^ )um ^iege. 3lm 
SaOe be^ Siegel gebenfe er feine gange ®raufamfeit )u be^ 
friebigen: unb um fi(^ l^ieju bie Singerjeige bed älteifierd ju 
erbitten, fei er jeftt l^erabgefommen. ^l^alarid rfttl^ il^m ju 
feinem eisernen @tier unb d^nli(^en dafftfc^en äSorridbtungen; 
bebauert, bafi bem ©dualer bie «^enntniffe abgelten, um bie 
©efd^ici^ten eined Sliberiue, Saligula, 9lero in ber Urf^rad^e 
lefen ju fönnen, bod^ möge er fle fl(^ uberfeften (äffen. i^Sfud^ 
»iert^eilen, au^ ber Äanone fd^iefen, wie neuerlid^ bie S3o^^ 
men getrau, ^autabjie^en unb bad gteifc^ mit ©alj be^ 
fheuen ober mit efflg befd^utten, ^dnbe unb güfle, 3ungen 
nnb Olafen abfd^neiben, 3lugen unb 34^ne ausreifen, fei nid^t 
fibel. (gtlidj^eö batton, erwiebert ber 6d^üler, l^abe ^er be^ 
teit« in «nwenbung gebracht; ani) fein SBa>)^en, ba6 ^irfdj^ 
l^orn, einigen auf bie S3adfen brennen laffen. Mtlnt ®6tttx 
glauben, bie »efien am eifrigjien t)erfolgett, fdl^rt ^ß^alari« 



^uütn'i «al^IfVrui^e. 181 

fort* 3)a« tl)uc er IduflP t>on felbfi, iinb brauche baju 
feinen £el^rme{fler, meint ber Sfnbre* 9lad^ biefcn unb äf^n^ 
(id^en Steben Mt $^a(arid feinem ®a{le fämmt(i<^e X^ran^ 
nen, bie um i^n ftnb, ^on Sfb^aged unb Samb^fed bi6 2)0^ 
mitian, t)or *), gibt i^vx ben Stuftrag mit auf ben SBeg, fei^ 
nem SRarfd^aH (S^l^umb) bad ^irf(^]&cm aufbrennen au (af^ 
fen, unb itiit O^m auit noc^ feinen Dl^eim (Sber^arb n., ber 
mit einem 8iebling6affen, bttfweiien auc^ unter ber i^eerbe bed 
^Into, Äurjweil treibt} worauf SWercur ben S^i^rannen jur 
Obenoelt jurficffubrt, 

3)af eine fo bei^enbe (Satire auf einen immer nocl^ 
mfic^tiflen gurfien auffeilen, unb mancher Drten ^nfiofl, er* 
regen mu|lte, Mpt fic^ benfen. 3n SBurjburg, beffen »ifc^of 
mit bem i&erjog t)on SBurtemberg befreunbet war, gerrifl ber 
!Dom]^err 5Peter oon Stuffif ben 5ßbalaridmud auf offenem 
SRarfte} wofür er t)on bem gefränften aSerfajfer in einem 
gebrutften ©enbfd^reiben fc^arf jur JRebe gebellt würbe. *) 

2)a« S3ewuf tfein be« SBagnijfe«, weld^ed in ber $erau6* 
gäbe einer fold^en ©d^rift lag, t)eranta|ite ^utten, ben iap 
men ^umanifKf(^en 98a^{fpru(^, beffen er ftd^ bid^er in aUer* 
l^anb Variationen bebient ^atte, mit jenem SBorte Sftfar'd 
2u oertaufc^en, bad feitbem in ber Erinnerung ber SWenfc^en 
^utten'« fiel^enbe« Attribut geworben ifi* SSidl^er ftatte er 
unter feine Strbeiten, im Sewufitfein feinet reinen Strebend, 
am Kebften ben ©prud^ gefc^rieben: „9lebli(^ unb ol^ne 
$runf'' (Sinceriler citra pompam), woju er Wol^I au(^ ein* 



1) Tyrannus* Salvete una omnes, optime de rebus humanis 
meriti. Ty rannt. Et tu salve, ac nostris vestigiis, quod coepisti, 
iDsiste, 

2) Ulrichi Hutteni eq. Germ, ad Petrum de Aufsas Canonicum 
pro Phalarismo ab illo discerpto Apologia. 3n ber ®te(fe(6ergnr 
eammlung, Y4 — a3**; Opp. ed. Münch, Hl, 176—92, 



182 I- »««*>• VI. Äa^itcl. 



1 



mal „üM^ SJugenbeifer" (zelo virtutis) fügte. ^) «uf bem 
ZM bed ^]^alari«mu^ fielet jum crfienmal: Jacla est alea. 
3n bcr ndcfifiett ßeft fef)rtc ^uttcn einigemafe ju feinem 
alten SBa^lfpruci^e jurüdt*); fobalb er aber mit bem 3a^r 
1520 feinen großen Äam^)f wiber JRorn begonnen l^atte, n>ar 
nnn erfi ba^ ffi^ne SBort t)om gett>orfenen SBötfef ju feiner 
redeten Sebeutnng gelangt,- nnb blieb bafier fortan, balb la^ 
teinifc^, balb in ber »erbeutfd^ung : „3ciö f)ab'^ gett)agt", bi«^ 
»eilen noc^ burc^ anbere ^erwanbte ©prucl^e t)erflärft, ba^ 
jiel)enbe 9Rotto unfrei SRitterd. ^) 

2)oc^ tt>ir feieren t)on biefer Slbfc^weifung ju ^utten 
nad^ 93oIogna jururf. ?lnci^ ^ier foOte er t)Ott feinen gewol^n^^ 
lieben plagen, Äranff>eit unb Streit, nic^t tjerfc^ont bleiben, 
atnf ben brudtenb l^eifen ©ommer bed 3a^reö 1516 war ein 



1) J&ittter bcr ©c^riff De arte versificandi Jcfcn toir nod^ ol^ne be? 
fonbcre föcbcutung: absolutum sinceriter citra invidiam (f. ganger, 
^. 8). hinter bcm (^^)iflromm Ad lectorem l^lcrauf, vor bcr Exhor- 
talia ad Max. Caes. : Synceriter cilra pompam (Opera poet. 1538 F). 
3tt bem ©cbic^t Ad librum, ijor ^em Öpiqxamnunhu^ an Sflaximilian, 
ftnbct fid^ bieg in ben legten ^erd eingcflod^tcn : Exi simpliciter citra- 
que pompam (a. ci. O., A3**), hinter bem Panegyricus auf (Srj- 
bifci^of ^ibxedft aber fte^t: Synceriter citra pompam zelo virtutis 
(Tubing. Anshelm 1515. 3>affetbc in ben Operibus poet. tj. 5. 1538 
(e^te <B. aud^ fd^on l)intcr bcr Ars versific). 

2) 3n bcr ©tcrfetbcrgcr ^ne^aU bcr (Schriften gegen ^cr^og Ulrid^ 
blieb ba« Jacta est alea beim ^jS^alartömuö ttjeg, unb tourbe jlatt beffen 
an ben <S(^lu§ bcr Sammlung Sinceriter pro causa gefegt. 3n bcr 
gtociten 9luögobe bc« ®eft)rnc^« Aula bagegen feierte, litir toijfen freilid^ 
ttid^t, ob mit Sutl^un bc« 93crf. , gerabeju ba« Synceriter citra pom- 
pam n?ieber (?Panjer, @. 87). 

3) Jacta est alea, l^inter ben ' Dialogi be^ 3* 1520 ; 3(^ f^aV^ ge« 
loagt! hti verfd^ifbenen ^bfä^en ber beutfc^en Bearbeitung btefct @e« 
fpräc^c, unb fo fortan jene« in lateinifd^en, bicfc« in beutfd)en @d^rift«i 
$ttttcn'0. S9i€toc(len augerbem nod^: Dirumpamus vincula eorum et 
projiciamus a nobis jugum ipsorum (au6 $f. 2). ^gl. ^an^tx, 
@. 113, 116 fg. 126, 129 unb bftcr. 



^tubentenunru^n m i^otogna. 183 

iiiiflett)6^n(icl^ fircnger fSHwitt gefolgt, »ft^rcnb beffen, bei 
ben fc^lec^ten italtinifc^en «^eijung^anfiaUen, bie ^eutf<l^eti 
ganj befonberd litten, ^utten aber gegen @nbe beö Sal^red 
fc^wer erfranfte. ^) Äaum war er wieberl^ergefieBt, ate im 
erflen Srö^Kng bed folgenben 3a]^re6 Unrul^en unter ben 
©tubenten au^brad^en. @ö waren Sleibungen jwlfc^en ben 
))erf(^icbenen Sanbamannfc^aften ober fogenannten Stationen. 
!Die 3)eutfc^en waren mit ben 8ombarben uneind geworben} 
t>on ben Zu^hxn, 5picentern, ©jjaniern, Ungarn, ^olen un* 
terflfiftt, jogen fte mit 2)egen unb ©üd^fen burd^ bie ©trafen 
uub berannten bie ^äufer, in weld^en bie Sombarben jid^ t)er* 
f(^Ioffen l^ielten. 3tt>ei Xüqc bauerte ber Slufftanb, wil^renb 
beffen jwcir 9?iemanb getöbtet, bot^ ©nige t)erwunbet würben; 
bid e« bem ®onoerne«r gelang, bie JRul^e wteberl^erjufiellen» *) 
3)a Soc^lduö t)on feinen 3oglingen, ben iungen ©euber«, 
wenigfien^ bie beiben Altern nid^t t)on ber S^^eilnal^me an 
ben ^dnbeln abjul^alten wufte, fo fann man ftt^ benfen, 
baf um fo weniger ^utten gefeiert ^aben wirb. Unb nun 
foBte er, nad^bem ber @out)erneur bie ©ac^e »or fein S^ribu^ 
nai gejogen ^atte, ben ©^red^er ber beutfd^en Station t)or 
bemfeib^n machen» @r meinte, im SSer^ltnif )u bet Unbill, 
bie feinen Sanb^Ieuten wiberfal^ren war, unb ber ^arteiHdj^^ 
feit, weld&e ber @out)erneur bewiefen l^atte, ftd^ noc^ fe^r 
glimpflid^ auögebrüdft ju l^aben: allein biefer, ein ©enuefer^ 
war entgegengefeftter Sfnftd^t, unb jelgte ftcf) fo aufgebrad&t, 
baf ^utten für gut fanb, gu t)erreifett. ^) Slud^ nod^ toon 



1) Gochlaei Ep. 8 ad Bil. Pirckh. BonoD. 31 Dec. 1516. ^ei 
^tumann, ®. 5: Huttenus graviter nuper aegrotavit. ®g(. Ep. 5, 
p. 9. 

2) Gochlaei Epist. 5 ad Pirckh. Ex Bonon. Nonis Mart. aHno 
1517, p. 12 bei ^eumann. 

3) Uutteni Epist. ad Erasmum. Bambergae 21 Jul. 1517 (Opp. 
ed. MüDch, II, 342 fg.) * ^^a Bononiae intcr Germanos et Laofl;o» 



184 I. ®u(^* VI. Sta\fiUl. 

anbrer ®eite i^atte ü)m ein uiu>orfi(l^t{ge«, n>entt and) utmt^ 
.fdng{{(^ed aSort Serbruf 9ebra(^t St l^atte )>on Srati) !0ta^ 
ria, ben 8eo X. ju ®un^en eined Äepoten au« feinem 
8anbe vertrieben trotte, al« von bem ^ergog von Urbtno ge^ 
fproc^en. Dad tt>at aber vom $a^fle verboten, unb fo mnrbe 
^ntten a(« tl^atfäd^lic^ bem Sänne verfallen betrad^tet. ^) 

6r begab fld^ gund(^ft na^ gerrara*), wo er bie S3e^ 
fanntfc^aft be6 neununbac^tjigidl^rigen 9ticoian9 ^eonicenu« 
maijU, htt, ebenfott>ol^l burd^ feine SRd^igfeit alö feine ®e^ 
Ui)t^amUit btt&ljmt, bafelbfl «ebefunji, ^f>iIofo^)^ie unb 3»e^ 
bidn leierte, unb, ate ber 8e$te au« ber ®eneration ber gto^ 
f en italidnifd^en ^umanifien be« 15. 3al)r]^unbert« erjJr dn 
hoijx mi) ^utten fiarb. SfWit biefem, n)ie mit SöHu« «ot 
cagttinu« unb einem Seljrer ber griec^ifc^en ©jjracfee, Stntima^ 
(^u«, war, aufler ber (Sad^e bet beffem S93ifrenf(^afien, bie 
beiberfeitige 95efanntf(^aft mit @ra«mu« noc^ ein befonberer 
anfnA))fung«punft. 

9}ur n>enige S^age n>eUte «^utten in Serrara, ba jivei 
aSettem, bie im 93egriffe Rauben, nad^ bem {yeiligen Sanbe 
unter ©egel ju ge^en, i^n nac^ SJenebig beriefen, ^ier 
jeigte fl(^, tt>ie ba« ®emeingefft^l ber ^umaniflen in aütn 
Sanben fidrfer n>ar, al« bie ))o(itifc^ nationalen ®egenfd$e* 
3n feiner Slufmal^nung an ben Jtaifer jum Kriege »iber 
Senebig, in feinem ©enbfd^reiben Italien« an benfclben, — 



bardos seditione pene absumtus sum, jussusque causam apud ci- 
vitatis praesidem communi Germanorum nomioe perorare (Hiscus 
[Fliscus?] is est, Genuensis natione), quamquam, pro nostra injuria 
et iUius iniquitate, non acerba satis esset oratio, vehementer offendi 
hominem. Quare Ferrariam inde profectus sum. 

1) Exhortatoria ad princtpes Germanos, ut bellum in Turcas etc. 
Huttenf Opp. ed. MUncb, II, 477 fg. 

2) S)ie folgenben ^taäjtiä^ttn entnel^men tcix bem angef. Sriefe 
^vct^ttCi an dxaimußrOvP' ed. Mttnch, II, 342 fg. 



«litten in ^eiuHg. 18& 

ba< ©tdtffte, wie bet Statcud, bie gff(^etci ber aScnejiatter 
unb bie (Spigtamme an SRairimUian, n>ar fteilid^ no(^ unge^ 
bntdt; aber au(^ bott fi^i^n l^atte ftd^ «^utten l^od^fi feinb^ 
f^Bfl d^fl^n aSenebig geauf ert. !X)effenungea(i^tet fanb er ge^ 
tabe in Senebig, bamal6 einem 9Ritte(punfte ber l^umanifU:» 
fd^n Se^ebnngen, eine Slu^al^me, f o freunblic^ unb fc^meid^el^ 
^aft, ate ite il^m auf allen feinen SÜeifen ni(^t }u ü^eil ge^ 
ttorben »ar, 6rfi irat er bei bent, aW ©taatdmann tt>ie 
al9 ©eieren berul^mten 93aptifia Sgnatiud ai, bem er ®räfe 
»on Sra^mu^ brachte, unb ber il^n, junäc^fl um biefer @m« 
)>fe]^lung, balb aber um feiner felbfl, feiner 93ilbung unb 
Sieben^n)ürbigfeit n>illen, fel^r freunbfc^aftlid^ bel^anbelte, mit 
feiner ^orajaudgabe befd^enfte, unb il^m fAr @ra6mud einen 
Brief unb ein (SrenH)lar feiner Caesares nebfi einigen anbern 
Schriften auf ben i^eimweg gab. *) Sluf bie Äunbe pon 
^utten'd ainfunft fanben fid^ gebitbete Jünglinge aud ben 
erflen Käufern, (Sontarini, Sragabini, auä) ein gleichnamig 
gcr Slcffe be« berul^mten i^ermolaud Sarbaru« ein, bie il^n 
in ber ©tabt ^erumful^rten, i^ren Sefannten jeigten, unb 
enblid^ in bad )>rä(^tige ^aud bed geleierten Sud^brudfer^ 
afulanu« brad^ten. !I)iefer ^atte wenige Saläre ju))or feinen 
berül^mtern ©c^wiegerfol^n 8tlbud SWanutiud tjerlorenj aber 
fein ©ol^n 3o]bann granj unb anbre geleierte ^auögenoffen 
würben herbeigerufen, unb fein (Snfet, ber fünfjdl&rige äfbu« 



1) Baptifita Egnatius Erasmo. Venet. 21 Junii 1517. Erasmi 
Epist. omnes, Lugd. Bat. 1706. Appendix, Ep. GXLI, 1608 fg.: 
Udalricus Huttenus , vir, quantum ex ejus uno congressu conjicere 
licuit, cum moribus tum literis ornatissimus , ut Erasmi discipu- 
Imn agnoscas, a te mihi salutem dixit. Eum ego, ut par erat, 
primum tuo nomine suavissime complexus sum, mox virtus sua- 
vitasque ejus effecit, ut non minus ille mihi sua quam tua com- 
mendaiione gratus jucundusque foret . . . IDatf Uebnge bet ühU 
%tn Qxiäfflnni^ ift avL$ «utten'tf angef. IBrief an Qttaimni genomnieit. 



186 l. »ud^. VI. ÄaHtel. 

SWanuHu^, mu|ite ben gelet^tten SlnKmmling mit einem Äu0 
emi^fangen; aud^ würbe feine Südierfammlnng burc^ Slud* 
gaben t)Ott ©ueton nnb ben frdteren ©efc^ic^tfd^relbeni ber rö^ 
mifd^en Äaifer, t>on (Sicero'^ Dffirien unb ber fc^on genannten 
©d^rift be^ (Sgnatind de Caesaribus bereichert. 

3)ie aSettem, welche ben JÄitter nad^ SJenebig befc^ieben 
l^atten, fprac^en i^m jn, bie 9teifc nad^ bem 9)iorgenlanbe 
mitjumad^en; bergleid^en SBallfa^rten waren nod^ immer nid^t 
and ber 9)iobe gefommen; na^ beö ßod^Idud ©riefen war ed 
Srotud 9lnbianu6, ber i^n gurüdfl^ielt. *) 3)tefer greunb war um 
iene 3«it gleid^falld in Stauen angefommen» ©eine guten 5£age 
bei bem Slbte ^ermann t>on %uVt>a waren nid^t t)on Dauer 
gewefen. 3)en SWäcenatifc^en Äirc^enfurfien brad^ten« f)i>ii)^ 
fKegenbe (Sntwürfe unb t)erfc^wenberifrf)er ^auöl^alt in ^cx^ 
würfntffe, bie in bemfelben Sal^r 1517 feine ffiertreibung^ 
ftxSter feine SIbbanfung jur golge l^atten. ^) ©o nal)m ®ro*^ 
tud wieber eine ©rjie^erfieUe bei {ungen Sfbeligen, biegmat and 
bem ibm unb ,l^utten befreunbeten ^aufe gucl)6, an, mit 
benen er nad^ Statten ging, unb nun mit ^utten, xoit ed 
fd^eint, in 33enebig jufammentraf. Durc^ ben t^erfidnbigen 
greunb t>onber p^antaftifdben Sieife abgel)alten, fel)rte ^ut^ 
Un erj't na(^ S3o(ogna jurudf, wo er am Slbenbe be6 2a 3uni 
anlam, unb nad^ furjem Slufentl^alte ganj indgel^eim, um 



1) Cochlaei Ep. 10 ad Bilib. Pirckh. Bonon. 6 Kai. Julii 1517 
{hn JQeumann, @. 27): Fuit his diebus Venetiis Huttenus, cum 
gentilibus suis , Hierosolymam proficiscentibus : quos utique comi- 
tatus esset, ni Crotus Rubianus, Vulpinorum praeceptor, eum re- 
tinuisset. (Sin ^teunb ^uttcn'ö, t»cr SBürgburger 5)om^fcrr Sftiä^ati üon 
&tn$^tim, \}atte fdyon öor gh)ci Jal^ven eine fo{d^e ütnft im ©inne gc« 
l^abt. @. Hutteni Epist. ad Mich, -de Sensheym, in ber ^ttätlb. 
@ammt. ber (Sd^tiften über «gon^^uttcn*« SWocb, D 6; Opp. ed. Münch, 
II, 60. 

2) @. 9tommd, ^f)iüpp ber ©ropmüt^ige, ßanbgraf ö. Reffen. ®it* 
f en 1830, F, 55. 



^utten'^ Stüdfelj^r naäf :Deutf(^(anb. 187 

9?ac^flcnungcn ju tjermcibcn, am 27. aber 28. 3mu, feine 
JRüdfreife nac^ 3)eutfcl^Ianb antrat ^ 

Sod^ldu^, ber übrigen^ in leftter 3^* eine ©ntfrembung 
i^utten'ö JU fpüren meinte, gab il&m ©riefe an fßirdt^eimer in 
9?ürnberg unb an ^erfd^iebene SBefannte in Slugdburg unb 
3ttgolflabtmit, bei benen er il^n einfübren wollte; ben (irflern 
bat er nac^ ^utten'd SBunfc^e, biefen nid^t mit bem gewöl^n^^ 
litten 9iürnberger ^runf aufnel^men ju wollen, ba er nici^t 
feinen teefern Stta^ljeiten, fonbern feiner geleierten Unterhat 
tung juliebe ben Umweg über 5Rörnberg ju mad&en gebenfe. *) 
Däf e^ gerabe Soc^lftuö war, bei weld^em ^utten noc^ am 
Xage t)or feiner Slbreife bie ©djrift t)on Saurentiud aSaHa 
über bie erbic^tete ©c^enfung ®onfiantin'6 fa^, mit beren 
»^erauögabe er nad^ feiner ^eimfunft feinen gelbjug gegen 
5Rom eröffnete, ifi ebenfo merfwürbig, aW baf Soc^ldud ba^ 
malö gwar wegen ber ^erau^gabe ängfilid^, iibrigend mit 
Dem Snl^alte ber ©dj^rift t)ollfommen eitt))erilanben war. ^) 
SBir fommen feiner 3^i^ ^wf biefelbe gurüdt: l^ier fonnen wir 
eö unmöglich langer »erfc^ieben, über ben SReuc^linifd^en 
©treit, an weld^em ^utten and^ fd^on frül^er^ ganj befoti^ 
ber^ aber jeftt in Italien, Slnt^eil genommen l)atte, im 3«* 
fammenl^ange S3eri(^t ju geben. 



1) Gochlaei Ep. 10 ad Bil. l'irckh. Ex Bonon. 6 Kai. Julii (26. Suni) 
1517 (bei ^eumonn, (5. 27): Rediit heri vesperi, mane me hodie 
vocat, suumque in Germaniam discessum aperit, . . cras mane 
abiturus. p. 28: De Hutteni discessu nepotes tui nihil sciunt: vo- 
luit ille secretuQi esse , ne forte insidiis intercipiatur. Ep. 11. Ex 
Bonon. 5. Jiil. 1517» p. 28: Abiit ad \os ante octiduum noster 
Huttenus ... 

2) Epist. 10. p. 27. «ftl. Ep. 8» p. 22. 

3) Ep. 11, p. 29. 



] 



^itbentts AapÜtL 



9ttn^litC* Stampf mit ben <S:dInetn imb ^mttCi 
S^eUna^nte an bemfeßen« 

1511 — 1517. 



^d^riften: Triumphus Gapnionis {?). (In sceleratiss. Jo. Pepericomi 
vitam exclamatio). Ad Card. Hadiianum pro Gapnione 
intercessio. 

Unter ben SRÄnnern, welche au« ber aSerbwm^fung M jin^ 
fenbcn SRittefalterd bie ®etjier an bie freiere 8uft l^erau^fu^ren 
l^alfen, inbem fte Unwiffen^eit unb ©d^olaftif burd^ @röffh«nfl 
ber Duetten wat^rer Sifbung mittetji grünblid^cr Äenntntffe ber 
alten ®i)ta^en befdm^ften, unter ben SBdtem be« ^umania^» 
mu« mit ©nem SBorte, na^m um bie Sffienbe M 3al^r]^un^ 
bert6 Sol^ann Steud^lin ^}, ober wie i^ermolaud Sarbaru« il)n 



1) Duellen itnb ^ulfdmittel für Steuc^liit'd i^tn, unb indbefonbete 
ben l^iet §u er§ä^tenben Streit, finb (auf ei: ^irdl^eimet'd, ^uttttCi, Tluf 
tiatCe, dvaimu^' IB riefen): Illustrium Yiroruin Epistolae, hebraicae, 
graecae et latinae, ad Jo. Reuchlinum Phorcensem . . quibus jam 
pridem additus est Liber secundus . . Hagenoae ex officina Thomae 
Anshelmi. Anno . . 1519 mense Maio. Hermann v. d. Hardt, Histor. 
literar. Reformationis (Francof. et Lips. 1717), Pars II. Vita Jo. Keuch- 



dteuäfün itiib ^aimva. 189 

gt&cifttt ^otte, (S^apnion, eine ber erflett Stellen ein. (H 
toat bad allgemeine Uttl^eil, mnn ^utten il^n nnb (Sradmud 
bie beiben 9tugen 2)eutf(I^Ianbd nanntt. ^\)t SSerbienfl fei 
t^, baf ba^ beutfc^e SoU aufifixt, ein borbarifd^ed ju fein. ^) 
Sie genoffen eine beinal^e ubermenf(^Ii(^e Sktel^ntng. ') 9ßer 
ben im (StiOen n>irfenben Stutiannd 9infud genauer fannte, 
x»ax tpol^t geneigt, il^n ium 2)ritten im Sunbe ber beiben 
gtofen SWdnner ju ma(i)tti: er felbfi lel^nte eine fot(6e 3«^ 
fammen^eUung mit feiner flet^ ettioad ironif(^en 93ef(^ei^ 
benl^eit ab. *) 

Unter jenen beiben n>ar to&i^l um ben Stnfang be^ 3al^r^ 
]^unbert6 (Sro^mud ber berul^mtere. Seine Si^rifien toaxm 
ja^Irei(^er, gtiffen unmittelbarer in bad Seben ein unb l^atten 



lini Phorcensis . . descr. a Jo. Henr. Blaio 1687. ^äfnuxxtx, ^ia 
gr(M>l^if(i^e u. Uterarifd^e 9la(i^ri(^ten t>on el^emaUgen Seigrem ber ^thx&U 
flögen Hteratttt in XühitiQtn (Ulm 1792), <S. 6—66. SMeinet«, Äeien«? 
Bef^reiButtgeu Berül^mtet Sfl&nnn ane bet 3eit bet SESieberl^e^eUimg ber 
»iffeti^aften (3ür^ 1795), I, 44—212. (f r^arb, ©efd^id^te be« 3Bie* 
beraufBlttl^end »iffcnfc^aftUd^er fBilbung ic. (SWagbeburg 1827), II, 147 fg. 
Sftaj^erl^off, 3o^. Stett^Hn unb feine 3eit (©erlin 1830). iamttf, Sol^. 
aten^lin ($forj^eim 1855). 

1) Hutteni Ep. ad Gerbellium (Bonon. 2 Gal. Aug. 1517). Opp. 
ed. Mtinch, 11, 296: Duos Germaniae oculos (Erasmum et Capnio- 
nem] omni studio amplexari debemus: per eos enim barbara esse 
desinit haec natio. 

2) Mutiani Epist. 491. Mspt. Francof.: Arno phiiosophos, amo 
poetas etc., sed sie amo ut homines. Erasmus surgit supra 
hominis vices. Divinus est et venerandus religiöse, pie, tanquam 
numen. Slel^nliii^ nennt $. ©ebel ben 9>teud^lin Germaniae decus, 
einen 3Rann, ben alle bonarum artium Studiosi colant et veneren- 
tur quasi aliquod numen a superis in hanc terrarum calamita- 
tem elapsum. <S, niustr. viror. Epp. ad Reuchlin. F 1^. 

3) Mutiani Ep. 421. Mspt. : Qui triumviratum illum creant, vel 
me decident, vel, quod verosimüius est, male judicant de summis 
illis viris, qui tantum excellunt, Quantum lenta solent inter viburna 
cupressi. 



190 I ^<^. VII. iSa^ttel. 

«fterbief . bte 9lri)e bed anmutl^igfleit totrinifi^en @m fftr ft(^; 
n>{e et benn aud^ feine gattje ^dt unb £raft auf feine lite^ 
rarifd^en STtbeiten tjemenbete, Meud^Hn'« gelebtte Seifhingoi 
waren nur grfic^te feiner 5Kufeflunben, neben ben I^o^en 
StaatMmtern, bie er t>er»altete. ^ 8lte ber ©ol^n eine« 
©ienfhnanne« ber !Dominieaner 1455 a« ^ßforjl^eim geboren, 
l^atte er ftc^ juni tjertrauten SRatt^e bed ©rafen unb erfien 
^erjogd t>on 993ärtemberg, (Sberl^arb im Sart, f))äter )um 
gemeinen 8lid&ter beö fd^tDdbifi^en 35unbe6 emporgefd^wungen. 
Sr war 9led^t6gele]&rter t>on ^ßrofeffion, 5)Sl^iloIog unb ?pi^iIo^ 
fop]^ aud Siebliaberei. (Sein (ateinifc^er @ti( ijl nur mittel^ 
mdf ig : er jianb l^ierin, n)ie in mand^en anbern iStudfen, nod^ 
mctjx in ber alten ^dt alö ©raömuö, wie er benn au(^ we^? 
nigfiend um 10 3al|re dlter tt>ar,*) 3«bem lag baö gelb 
feiner SSerbienfte weiter t)on ber J^eerfiraße ab: (Sradmud 
leierte bie 3^i*9^nojfen gut ?ateinifc^ fc^reiben unb Oriec^ifc^ 
»erfte^en; Sieud^tin wenbete jic^ neben bem Sateinlfc^en unb 
(Sriec^ifd^en mit 9Jorliebe bem unter ben ©elel^rten jener 3^'^ 
ganj verfc^oKenen ^ebrdifc^en ju. (Sr t)atte e6 ftc^ fd^tt>er 
®elb fofien lajfen, bajfelbe t)on 3uben ju lernen ^), unb gab 
nun, fo gut e6 unter folc^en Umftdnben möglich war, ba* 
erfte jufammenödngenbe Sel^rgebdube ber l&ebrdifd^en Sprache. *) 



1) Respirandi causa, post miiie negotia et aulicos tumultus, 
lefe er bi^iDeilen im ^lato, fagt er in ber ®%ift: De verbo mirifico, 
L. I, b 5. 

2) X)ie Sln^aben ABer ba6 ®tbntt^iaS)x be« dra^mud ^n>anUn jiot- 
fd^ett 1465 unb 67. 

3) Tlntian f^teibt, er f)abe in Solopa gel^drt, fReu^lin f^aht gu 
dtom Doctori verpo pro unius dictionis, quae obscura erat, enarra- 
tione X aureos gegeben. Epist. ad Petrej. Aperbachum, in Joach. 
Camerarii Libelius novus, Epistolas etc. complectens (Lips. 1568). J 8. 

4) 3tt ber (Sd^rift: Jo. Reuchlini . . ad Dionysium fratjrem . . 
de rudimentis hebraicis 11. UI. Phorcae in aedibus Tb. Anshelmi 
1506. 



Sol^ann ffttuä^iin. 191 

9teu(^(in*d 3ntere{fe an btefet @)>ta^e «Dar aber nid^t 
6(00 ein ))](^(ologif(^e0, auc^ nid^t blod ba^ tl^eologifc^e ald 
an einem ®(^lö{fel jnnt beffern ©d^rifberjl&nbnif, fonbetn 
awgfeic^ ba6 nMjfiifd^e an ben t>ermeintlic^en ©el^eimniffen 
ber «ßabbala. Slud^ hierin bilbete er einen ©egenfaft ju @rad^ 
mu0. 3Bar biefer ein nüchterner, ironifd^er ®eift, feine !Den^ 
att, wenn man ben Slu^bmdf nic^t mif^erfieljen xoiU, xatit^ 
nalifHfd^, fein äBirfen ein aufHdrenbed: fo n)ar Steud^lin, bei 
glei(^er 2)enffraft unb nid^t geringerem SBiffen, tin m^jHfc^er 
®eifl, ben ein bunHer 2)rang nad) tjerborgenen ^tiefen jog. 
3n jebem SBorte, jebem Sud^fiaben, ja ben Sud^jiabenjeid^en 
be^ illUn Sefiamentö fal^ er ©el^eimniffe. !Den Sauren} 
Sel^aim, SDoml^erm ju Samberg, l&atte er ju 9lom geleiert, 
au« einem SSerfe bed jweiten a3u(^« SWojtd bie 72 unaud^ 
fpre^Ii^en Flamen ®otM I>erau6jufinben. *) 3n ben brei 
Suc^flaben bed ^ebrätfc^en 9Borte6, mit tDe(d^em 1 3Jtol, 1, 1 
bad göttlid^e @c^afen bejeic^net iß, fanb er bie 2)reieinig^ 
Wt *)} nad& eben berfelben !Deutung«art in Qpt&dtto. 30, 31 
eine SEBeiffagnng (bie ftd^ freiKc^ nid^t erfüllte), ba$ ,na(^ 
SRarimiHan ^riebrid^ t>on ©ac^fen Äaifer töerben ttvurbe. *) 
iDergleid^en Sefhebungen tt>ie0 @ra6mu6 im ?ob ber Äarr*^ 
^eit iftren ?ßtat an,*) 2fnbere l^ingegen gog ber magifd^e 



1) Illustr. viror. Epist. ad Reuchlin. Cij. 

2) N n a 

De verbo mirif. L: III. t>on ^(nfang. 

3) ReuchUni Epist. ad Mutianum, in tentzelii Supplementa Hist. 
Gothaoae, 2. 9bt^. <S. 65. 

4) Erasmi' Eocomium Moriae, ed. P. Rabi ((Jim 1747), p. 65: 
Aiiditus est. anobis . . quidam octogenarius . . Theologus . ., is, 
explicaturuis mysterium nominis Jesu, mira subtilitate demonstra- 
vit, in ipsis literis latere, quidquid de illo diel possit. Etenim quod 
tribus duntaxat inflectitur casibus, id manifestum esse' simulacrum 
div. ternionis. IDann, baf ber 9lomiitatio in s, ber 9(catfatio in m, 



192 I- 9u4. VU. Stapittl 

9imbud eine« gel^eimen Sßiffend nur um fo mel^r ju Vtixt^ 
nern toie äteuc^lin unb ber il^m in mand^et ^infid^t Al^nli<^e 
W>i 3o^)ann t>on S^rit^eim ^in. *) ««(^ flnb e« tti<^t ebeit 
"bie unbebeutenbem Oeiflet, miäft biefen mijfHfc^en ^ang in 
fl(^ tragen, unb fle jeigen fd^on barin ©tdrfe genug, toenn 
fie bemfe(ben nlä)i untertiegen. Son Steud^ttn toat bief nic^t 
jtt fürd^ten, ber ol^ne ?pi^rafe t>on fl(^ fagcn fonnte: 3>en ^ei* 
Kgen ^ieron^mu* \>mijxt id^ tt)ie einen @ngel, unb ben 9tU 
cofou« t>on S^ra a(^te id^ a(d Seigrer, aber bie Wia\)tf)eit 
Uit iä) an tt)ie einen ®ott.*) 

aßa^r^eitdliebe unb ^(ufric^tigfeit gab fic^ auc^ in ber Siebe 
be« SRanne« funb '), beffen flattfi(^er, »ol^Igebauter Stotptt 
in n>urbiger, t>orne]^mer Gattung 3ebem im^onirte. ^) SBar 
er hierin t)or bem fd^md(^tigen, dngflHd^en ®ra6mud im UJor^ 
tl^eil, fo ertrug er ed auä) t\)tx, fo mAfig er für getool^nKc^ 
lebte, einmal mit feinem 3obann SBadfer (Sigiliu«) in ^et^ 
belberg bi« tief in bie 9lad^t beffen Sßeine burd^a^foflen, auf 
bie ®efal>r l^in, im Webel be« ßrtüad^en« am anbern SKorgen 



hit üBtigen (Safu^ in u {i(i^ eitbigen, beute an, eum esse Summum, 
Medium et Ultimum. 

1) @. Mutiani Ep. 341, Mspt., (Inn>fe^lun9«brief für % Qhttha^ 
an ben 9(bt Sol^ann »on Xrit^etnt, ben jener, nebfi dteud^Hn, fennen lernen 
tooUe; benn delectatur . . magorum honestioribus mysteriis, quae 
tibi penitus perspecta sunt et cognita. 

2) Quamquam Hieronymum S. veneror ut angelum, et Lyram 
colo ut magistrum: tarnen adoro veritatem ut Deum. Rudiin. hebr. 
L. in. Praef. 

3) Thom. Yenatorius Pirckheimero, in beffen Opp. ed. Goldast, 
p. 332 (na^ einem ^efu<|^ Bei ^tnd^Un): Equidem credo, Nestorem 
iUum Homericum huic haud praetulisses : ita nihil loquitur, quod aut 
fucum aut adulationem sapiat unquam, sed . . sincera veritate cum 
gravitate cuncta rehicent, 

4) Jo. Hiltebrantus Suecingensis )>Qt Illustr. viror. Epp. ad 
Reuchlin. : Est Ali . . facies liberalis, est ingenuus totius corporis 
et quidem Senatorius decor. 



Sodann dten^in. 193 

{eine A(eibung6fHtcfe mit >enen M Steunbe« }u t)etn)e<^feln. ^) 
Xu(^ mufifaUf(^ tt>ar9leu(6{in: toie etnfl bem armen Anoben 
feine fc^ine Stimme juerfl emporgel^olfen, fo grif er no<^ 
in feinen dten S^agen manchmal )ut ^it^tx, um Sorgen 
mib «ftummet }u geratenen. ^) 

9teu(^in'd Semäj^en um bie @ninbf))ra(^e bed litten 
£eflament6 tt)ar )n>ar auf ber einen Seite gan} fromm, old 
(Skgentoirfung ni<^t aUetn gegen bie Sd^oIafUf, fonbern ebenfo 
au<^ gegen bie profane 9ti<l^tttng gemeint, weldbe ber <^uma^ 
nidmu«, befonberd in 3talien, genommen l^atte. •) 8luf 
ber anbem Seite jjeboc^ n>ar t>ie(fä(^ Suf^^ntin^n^o^ mit 
ber atten, auf fe^t mangeO^after S))ra(l^fenntnif berul^ben 
lateinif^n 9ibe(überfe^ung, ber fogenannten Sutgata, ni4>t 
)n t>erme{ben. Sin zoteten SteOen feine6 9&txM aber bie 
^ebrAifd^e Sprache toirb biefe Ueberfe^ung t>on dieuc^ßn geta^ 
be(t unb berichtigt. ^) 9lun aber n>ar bie Sulgata in ber 
abenbldnbifd^en «ftird^e I&ngfl an bie SteQe bed Original« 
getreten, beffen 93erf}Anbnif mit ber Aunbe ber (Srunbfprac^en 
U)ft]^renb ber mittlem 3«it t)erIoren gegangen »ar. 3n ber Ueber ^ 
fe^nng ber Sutgata aOein fannten bie ©eifitHd^en bie Sibe($ 
auf ärrti^ämer biefer Ueberfe^ung uoaren fird^tic^e Sel^rfd^ 
unb ©ebrdud^e gegrünbet U)orben. ytit ber 3$u(gata fd^ien 
ba^ 9teu(^lin bie «ftird^e feibjl angutaßen, unb ba er feine 
»erbefferungen uberbieß au« ben »eCel^rungen unb Schriften 



1) Epist. Jo. Wacker, in fllustr. viror. Epp. ad Reuchlin. g iii. 

2) J. Reuchlinu» Bilibaldo Pirckheimero, Anglop. 10 Cai. Febr. 
1520. 3n BiUb. Pirckh. Opp. ed. Goldast, p. 259. 

3) Rudimenta hebr. Praef.: Persaepe mihi cogitanti de communi 
sacrarum literarum jactura, . . quae/ cum multitudine sophismatom 
annis superioribus, tum maxime nunc, propter eloqueiUiae studiwn 
et poetarum auctoritatem, non modo negiiguntur, verum etiam a 
quam plurimis confeemptui faabentur etc. 

4) ^ie äSknbvng fe^rt dfter« toieber: Transiatio habet ita, ohtt 
Nos ita legimus . . Sed hebraica veritas etc. 

etrauf,«ttttcii. I. 13 



194 I- ®iu^* VII. Stdpiui 

bet 3ttben f(^5pfte, fo (ag ed nal^e, fein ^riflent^um gu 
iMrbd<^tigen, fetb^ ol^ne beit Slnlaf , oon bem n>ir fofott )u 
berid^ten l^aben n>erben. 

Sereitd l^atte 9ttnä)lin bad funfgigfie Men^iai^r über- 
[(^ritten, unb fing an ftd^ nad^ Stulpe )it (eignen. (Sr l^atte 
t>ie( erlebt; in iunflem Salären in ^anfreid^ ftd^ aufgehalten 
unb ätalien n^ieberl^oU bereidt; toax in ^ol^en ®taat6gef(6&ften 
gebraucht, t)om Aaifet geabelt, t>on einem ber trefflic^^en beut« 
fc^en Surften mit freunbfd^aftUd^em Vertrauen beehrt tt>orben; 
t)Ot feinem untt>örbigen 9la(^fo(ger l&atte er flliel^en mäffen, 
n>ar nad^ beffen ^bfe^ung )n>ar nad^ Stuttgart in fein ^eim« 
»efen gurädf gefeiert, boc^ fonnte ber greunb ©berl^arb'« im 
Sart an bem ^oc^en unb ^raffen bed jungen ^ergogd Ulrii^ 
feine greube ^aben. @o jog er ftc^, ba ba^ 9ii(^teramt be<^ 
fd^u^Abifd^en Sunbed i^n nur geitentt>eife in Stnfpruc^ nal^m, 
aOmAl^lig jurüdf, (ebte mit feiner fränfe(nben ^au am liebflen 
auf einem 8anbgät(^en, n)o er mi$t ^fauen gu ai^^^n fud^te 
unb feinen 6tubien oblag. ^) 

66 tt>ar im Einfang bed 3a^red 1510, aW, wie ed fdbeint 
in Stuttgart, ein getaufter 3ube au« (Solu mit einem feltfamen 
Slnftnnen bei JReuc^lin eintrat. !Der STOenfd^ f^atU, nac^bem 
il^m, feine el^emaligen ©lauben^genoffen burd^ (Srmal^nung 
ju befel^ren, nic^t gelungen war, einen anbern SBeg eingc^ 
fd^Iagen. 3n einer Keifte t)on ©d^riften, t>on benen iftm wc^ 
nigften« bie lateinifd^en bie Sölner Xl^eologen matten- Ijatfen, 
forberte er Obrigfeiten unb SJolf ju gewaltfamer 93e{eftrung 
ober Vertreibung ber 3uben unb jur Verbrennung il^rer 
»üd^er auf. 2)a auc^ bieß oftne SBirfung blieb, ritt er mit 
jubifcfter Setriebfamfeit im Sommer 1509 jum Äaifer SÄari^ 



1) @. Nicolaus Basellius, monachus Hirsaug., Joanni ReuchliD. 
Ex Hirsaug. prid. Cal. April. 1509. Illustr. viror. Epist ad Reuchlin. 
h iij. 



^tuä^lin unb ^fefferforn. 195 

milian, ber eben gegen JBeneblg ju ?e(be lag, «nb wirfte im 
Heerlager t>or 5ßabua Don fl^m nnb feinen be^ed^Hc^en ®(^rei^ 
bern ein SWanbat au^, traft beffen aKer Orten im römifc^en 
3leic^e bie 3uben il^re fdmnirtid^en SSöd^er auf bie Slatl^^dufer 
ju bringen blatten, wo fle t>on ^ßfefferforn (fo !)ief ber getaufte 
3ube) mit ^uiitliuni ber Pfarrer unb etlicher STOÄnncr 'oi>n 
®md)t unb 9iat^ unterfud^t, unb alte biejenigen, ttjelt^e 
©(i^mäl&ungen gegen bie d^rlfilid^e SRetigion entliielten, mit 
Sefc^Iag belegt unb tjerbrannt werben foltten. 3)iefeö SÄatibat 
vok6 5Pfeffer!orn je^t SReud^lin "oox, mit bem ©rfud^en, et 
möge mit i^m an ben SR^ein reiten unb bie 6ad^e in'ö SBerf 
rid^ten l^elfen. Sillein Weber ber SWenfd^ ^) nod^ fein SSer^ 
longen fonnten JReud^lin gefallen, (Sr entfd^ulblgte fid^ mit 
©efc^äften, aud^ ^abe ba« 5Kanbat etlid^e SWängel in ber 
gorm, weld^e ber rec^t^funbige 2Jiann bem 3uben erfi mit 
*em Singer jeigte, bann, aW biefer fte fd^ri^lic^ ju l^aben 
wünfc^te, rif er ,,ein 3^betin ab einem ^appict'* unb fd&rieb 
fte t^m auf. ^ 

©0 fd^ieb ber t)erbctd^tige SWenfd^; aber 3leu(^lin fofitc 
noc^ nid^t fo balb JRul^e t>or if|m l^aben. Um Sartl^olomdi 
fam il^m burc^ ben S^urfürfien Uriel 'oon SÄainj ein faifer^ 
lid^er ©efel^l ju, fein ®utaä)Un baruber abzugeben, ob nidbt 
ben Suben itjre fdmmtUc^en Sudler auf er bem Sllten Ztfta^ 
ment abgenommen unb tjerbrannt werben follten? SDtan wollte 
alfo bie ©ad^e jwar erft noc^ reiflid^er überlegen} aber anbe^ 
rerfeftö jieBte man bie grage nid^t- mel^r bloö auf bie Ser^ 



1) S3on ^Pfefferfom'ö SCeuf erem enttoirft (Srotu«, ber if)n Balb barauf 
iti (Söln \af), eine abfd^recfcnbe 58efc^reibung : er nennt il^n ore, vultu, 
totius denique corporis habitu foedissimum, ut recte impuram ani- 
mam dignum hospitium inhabitare dixeris. niustr. vicor. Epp. ad 
Reucblin. zij. 

2) fRmäjÜrCi (Srjäl^tung im Singenf^icgel, aBgebtucft Ui ». b. «garbt 
a. a. £)., n, 17. 

13* 



196 I ^1»^ V«. st^m. 

ttiefce ^effcrl0nt'« u«l bet Hrft H^tn wWnbctett «Jfaer S>o^ 
«tiiiicanet gefttad^t. aSoHten «ejjtetc ^UUx etwa« )u wrr^ 
^renmti f^ob^ uni btn trtdfd^ttben ganati^mud ((^urett, fo 
l)«tte bet ffrjlete ol)m 3tt>€tfel> wie i^m JReuiWin iH^tx wx^ 
toarf, bie fd^onen ®ummen im Sttrge, mit weCc^ bie äubett 
einen £l^i( il^rer ^i^x \>M i^m (oetufaufen fnd^n würben. 
SIebett äteuti^in waren nod^ ber !&einin{caner)>rior itnb ^#€r^ 
«leifiei 3a!ob ^od^^raten ju ®6ltt nnb 9Sictor t)ott (Sarben, 
normal« Stabbiner, (e^t @^tiß unb @eißlid^er, bann bie Uni^ 
»erfttiten jn «Mn, ÜRainj, Stfurt unb ^eibelberg, jnr «b^ 
gäbe ^on @nta<^ten in ber ©ad^e anfgeforbert. 

9leud^Iitt'd ®iitac^ten ober ,,8latMc^Iag, oh man ben Suben 
aUe il^re 9^tt<^er nel^men, abtl^un nnb »erbrennen foll" ^), ift 
eine fd^ön« ^obe ber Älarl^eit feine« SSerfianbe«, ber 93ieber^ 
feit feine« (S^after« unb ber IRilbe feiner ©ejtnnnng; o^^ 
Wo^I nidbt jn »erfennen ifi, baf auf er bem literarifc^en aSBertft 
ttud^ bie barin »ermntl^eten ®el|eimniffe unferm Steud^tin bie 
ftrl^attnng ber Snbenbn^er wnnfc^endwerti^ mad^ten, bag alfo, 
xtk btef in menfc^li<i^en 3)ingen fo gerne gefd^iel^t, an bem 
guten aOBerfe, welche« er tliat, neben ber SBal^rfteit auc^ ber 
Sßa^n feinen »nt^il 6atte. 

@« lajTe ftd^, meint JReud^Iin, über bie t)orgelegte ^agr 
t)iet l^in unb wieber bifputiren; um aber auf ein fiebere« 
(Srgebnif ju fommen, mfiffe man unter ben iubifd^en S3äd^em 
t>erfd^iebene ÄlajTen unterfd^eiben. 2)a ftnbe man benn 1) bie 
^eilige ©d^rift be« Sllten Xeflament«, 24 S3ü((|er, bie auf er^ 
I)a(b ber grage fiel^en, 2) Den S^almub, b. 1^. eine @amm* 
lung »on 8tu«fegungen be« mofaifc^en ©efefte« au« tjerfd^ie* 



1) d. d. Stuttgart am 6. ^age 9tot>embri^ anno 1510. 9if>%thxudt 
bei V. d. Hardt, ffist. lit. Ref., n, 20-33. 



bcnen 3eiten, !>«# bkfei U^ gcuer^ »ärbig, Wnne ÄeiRer 
fogen, ber feJite ©^jrcH^eii »fa^t ^wjid)e (wie Wc g Jlnet Xl^eo^ 
l^m, metnt Sleuc^Kn)} et fetbflt ^abe ein «remjrfar befftibcn, 
unetac^M er ed gente bo)>)»t(t heaa^U ptte, bi# )e|t nic^t 
ei^alteii tinmn, fein Snl^oll fei f^m ba^er nwc au* ben 
SS{berIe0ung^f(^r{ften befannt. !£)avna(j^ ju uitl^ifen^ mjge 
tottjl Sllan^ed n)iber bad efyri^entl^um barin fkzi)m: «tteiii 
bau bie äuben ß^ri^um n{<l^t f&t @otl anerfennen, H^ fei 
einmal i^r ®{aube, unb nidft un^ )ur B(fynai^ ju ted^nen} 
baneben aber fei auc^ manc^ed ®ute im 31atmub enthalten, 
bad au« bem SSofen ^au^jufuc^en, eine l^eilfame Uebung 
unfer* ®(aubend fei. 3) finbe man bei ben 3uben „Me 
^ol^e ^eimlid^feit ber Sieben unb SBorter ®oUe«, bte fie ^eif e» 
Cabbala." ©ad toax nun »euc^Hn'd ©<^oo«inb, riidfiiifytlic^ 
befen et ganj mit ber üfieft^ bed ©tafen Sodann ^icut t)on 
Sfiranbuta übetefnftlmmte, e^ fei ,,feine Äuwfi^ bie und mel^t 
getioif mo^e t)i)ii ber ®ott^eit g^tifti, benn SRagia unb 
«abbata." Sine 4)k Älaffe bilben bie erflarenb^ ® (offen 
unb grammartfc^en Sommentare über einjelne bibHfc^e Sud^fr^ 
t)on Äim(^i u, 81.; für ein rid^tiged 98erjidnbuif bee *(len 
Xefiament^ fo unentbetjrlid^ wie @ert)iu6 unb JDonat jum 
aSer^nbnif w* Sirgif, 5) ^k ^rebigt* unb ßercmonien^ 
bui^r ge^dren jU bem Sultue, ber Den 3ttbett burd^ faifer^ 
licl^e un0 päp^tidfc 9lect)te juge#anben fei. 6) 3^re »ü^er 
i^en aßeriei Äunfien unb SBiffenfc^aften »Ären nur infoweit 
)u t>ertilg«n, al6 fte t)erbotene Rünft^, wie Hexerei unb ©c^a^e 
gtröbefei, lehrten, (gnblic^ 7) unter il^ren ^©et^eien, gabcto 
unb (SKm^{bäc^(ein mögen ftcfy eCiii^, ot^WDtl^I wenige, ftnba^ 
)9el^i 6)>ott unb ©(^md^ungen wibev Sl^rifNia, f^ne SKutte?« 
bie tl))ofiet u. f. w, enthalten, f^^em SBeirfafet be& ^tad)^ 
lena fnb nur }n>ei bet gleit^en, Nia^bhoa unb TKoldotb Jkioh^ 
befannt, bie aber t)on ber SWel^rl^eft ber 3uben felbfl fftr «jw>^ 
frtf\fi^ unb erlogen gel^alten werben. „95ei weld^em 3ube« 



198 l ^viäf. VII. Äo^itcl, 

nun »iffentüd^ gefunben tt)irb ein fotc^ Suc^, ba^ mit au^^ 
gebntcften ä&otteit fc^leci^tö uitb flracf^ ju Sc^mac^, ®(i^anb 
unb Unel^re unfcrm »^crrn ®ott 3cfu, feiner »ettl^en SÄutter, 
ben ^eiligen ober ber c^riftlid^en Otbnung gemad^t toäxe, 
ba6 möcl^t man burc^ faiferlic^en Sefe^I »erbrennen unb ben^ 
fetben 3uben barum firafen; bod^ nic^t anberd, benn nad^ 
genugfamer SBerl^ömng unb red^tmäfig ergangener llxtf)tiV 
!Die aSertilgnng il^rer fämmtlid^en Sudler ol^ne Unterfd^ieb 
ivürben bie 3uben ate ein äüä)tn anfeilen, baf bie ß^rifien 
il^rer eigenen Sad&e nid^t trauen; tt)d^renb für biefe ju furd^ten 
w4re, baß fte, mnn il^nen ber Stoff jum ©treite mit auö^ 
»Artigen ©egnern fel^tte, bejio mel)r unter ft(^ felbfl jerfatten 
würben. !Demnac^ gel^t 3leud^lin'd ©utad^ten fc^tief Hd^ bal^tn, 
„baß man ber Suben 33ü(tier nic^t foC »erbrennen, fonbem 
jie burc^ vernünftige 3)if<)utationen fanftmütl^ig unb gütlid^ 
JU unferm ©tauben mit ber ,^Uf ©otteö überreben/' Unb 
um auö ber ©ad^e überbieß einen |@ett)inn für bie SBiffen- 
fd^aft JU jiel^en, ma^t er ben Sßorfd^Iag, ber Äaifer möge 
befel)(en, baß jebe beutfc^e Univerfttät auf jel^n Saläre jmei 
Sel^rfiül^le ber l^ebräifd^en ^pxaijt errid^te, tt)oju »orerfi bie 
3uben bie SSüc^er l^erjuleil^en l^dtten. 

3)iefed ©utac^ten fcftidfte JReud^Iin »erftegelt burd^ einen 
gefd^toorenen Soten an ben 6l^urfürjien »on SDtainj, toelä)ex, 
laut bed faiferlid^en SÄanbatö, fdmmtlid^e ©utad^ten mit fei«= 
nem 33eiberid^te „bei Sol^annfen ^fefferfom" aW faiferlic^em 
©oHcitator in ber ©ad^e, an ben Äaifer gelten laffen foUte. 
SBar aud^ ^fefferforn »ieUeid&t bered^tigt, bad ©utac^ten ju 
■ lefen, fo boc^ gemiß nic^t baju, ctxoad baraud ober barüber 
jieftt fd^on ju t)eröffentli(^en* 3)ennoc^ erlaubte er fic^ bief 
in einer ©d^rift, ^anbfpiegel betitelt, in toetc^er er, voütl^enb 
barüber, baß il^m fein änfd^Iag bur^ JReuc^Iin vereitelt werben 
fottte, biefem jebe fetbfidnbige Äenntniß be^ »^ebrdifd^en ay 
fprad^, unb il&n befc^ulbigte, er ^be fid^ öon ben 3uben 



$feferfont'd ^aitbß)iegei unb BtmäiWi $(ugeuf)>iegel. 199 

bc^e(^en taffett, ein ©tttac^ten ju t^rett ©unflen )u fleUen. 
!Diefe ©djmi^fd^rifi Ijat ^ßfefferforn, nacft 9ieu(^lin'« SBerft^ 
^cntttg^ auf ber granffitrter Ofienncffe 1511 ,,felbfi umgetragen, 
Derfauft unb but(^ fein SBeib im ofenen,@rempelfram 3e^ 
bermann feilgeboten, auä) mc^tf^dU t>erf(l^{cft nnb t)erfcl^enft/' 
.^t) Darauf fam ber «ftaifer burc^ @(i^n)aben} in 9{eutlingen 
übergab i^m Sleud^tin Hagenb ba6 5ßfefferfom'fc^e 8ibett; ber 
Äalfer bezeigte fein STOif faKen, [aber »eil er ©(e l^atte, tnU 
lief er ben !I)octor mit bem 93ef(^eib, bad gätlid^e äJerl^ör 
bem öifc^of t)on ?lug*urg übertragen ju tt>oHen. I)ief 
fiö^eint iebo(^ üergeffen »orben ju fein: baburd^ fal^ 9iett(^Iin 
jid^ loeranlaf t, )ur n&(l)^tti «^erbfimejfe fxä) ju ^verantworten, 
unb, toie er jl(^ au^brutft, „ali ein SBerwunbeter fic^ felber 
JU arjeneien unb au fieilen/' 

©0 entfianb 9teu^ltn'« «ugenfpieget (b. ^, Sriße, bie 
aud^ auf bem S^itel ju feigen war) *)', bie ©d^rift, um welche 
ber ganje fernere Streit fic^ bre^en fottte. ^ier erjdl^It er 
juerfi ben Hergang ber ©ad^e t)on Einfang an; rüdtt bann 
fein ©utac^ten n>ortIic^ ein; l^ängt biefem eine f^olaftifd^e 
€ontrot>erfe in lateinifc^er Sprache an, in toeld^er gegen bie 
anflehten be« ©utac^tenö eine Steige t)on Sef(^ulbigtingen 
»orgebrad^t, aber mi) jebe berfelben »iberlegt wirb; enbti(^ 
fud^t er nac^jutt)eifen, ba^ „ber getaufft 3ub" nid^t weniger 
olö 34 8ügen gegen i^n üorgebrad^t l^abe* aSor etilem weidt 
er ben aSortourf ber 33ejied^ung mit allem Unwillen eine^ 
€^renmanne6 jururf. dx betl>euert, ba|i er „all fein gebtage, 



1) JDoctor Sol^annfcn ffttnäjlin'^, ber Ä. SW. aU ^r^l^er^ogeti ju 
£)f^nxti^, auäf (S^urfätilen unb %vlv^ gemainen ^nnhxi^tn^ inn 
^^mbm, t^arl^afftige entfd^ulbigung gegen unb tviber aind getauften 
ittben, genant ^feferfotn, tioxmaU getruift ^^gangen k^ntoarl^afftigö fci^nia^^ 
Mti^lln, Stttgenfpiegel (ilübingen bei Slnöl^elm, 1511). SBieberabge^ 
brueft bei v, d. Hardt a. a. D., p. 16 — 53, aud^ neuerbing^ f&exlin 
1835. 



200 I. ^uO^. VII. StapiUl 

wn feinen finblti^en S^ten btö auf biefe ®tnnbe, wn ben 
3uben ober ^on il^iettoegen n>ebet ^Ket noA Pfennig, webet 
i^eu) no<^ 9Run}, nie empfangen, genommen, noc^ t>erf<^ffit 
f^abt, anif in^befonbere biefen ätat^fd^Iag betteffenb i^m nidf» 
betflleic^en ))erfpro(^en no(^ erboten n>OTben fei*, unb toeroon 
i^m, jn aSetteftung feiner Sl^re, anbetd tebe ober fc^teibe, 
berfelbe (Age al6 ein leid^tfettiget el^ttofer Sifewid^t/' @benfo 
empott fi(^ gegen bie ^nfi^nlbignng ^fefferfom'd, 9{en<^lin 
^abe feine l^ebrdifc^e ^tammotif ni(^t felbfi grmad^t, ba^ »oQe 
®e(bfitgeftt^( bed gtänbUc^n unb oorbienftooQen @ele^rten. 
ünbere t)ot i^m l^aben n>oi)l eingflne SRegein gegeben, aber 
deiner bie ganje ^brAifti^e ®)>tadfe in ein fbwti reguttrt: 
„unb foOt ber 9leib (ruft er gegen feinen 9Biberfa<^er aui) 
fein <^er) gerbred^en, bennod^ Utx l^ ber ®tfL*' 2)er gange 
iSdrm fei nid^td toeiter al^ eine ®pecu(ation be^ getauften 
3uben, „baf er mit mir,'' fagt Steud^lin, „atö ein Sud^grempter 
me( ®elbd mod^t geuoinnen, fo er mic^ in gebrudften Sü(^{ein 
l^intenodrt^ )>erfaufte; benn er fyat ie$t me^rv@u(ben aud mir 
gelöst, aW 3uba6 ^Pfennig au6 unfcrm ^errn ®ott" 

3ur ^erbfimeffe 1511 toar 5ßfefferforn »ieber felbfi in 
^anffutt, unb auf fein unb «ieOeid^t auc^ feinet l^übfc^en 
SBeibe« *) betreiben oerbot ber Pfarrer $eter SRe^er, inbem 
er fid^ atö äRaingifd^er (Sommiffdr gebärbete, ben SBerfauf be0 
Sugenfpiegetö. !Der @r)bif(^of ioon9Rain) befi&tigte ba« SSer«^ 
bot nic^t: unb nun He|i SRe^er wiber alle firc^Iid^e £)rbnung 
ben ))erl&eirat^eten ^ofe()^ten, wenn au(^ nur t>or ber Mix^^ 
tl^üre, gegen bie Schrift t>on Sleuc^Iin prebigen, Da biefe 



1) Gerte recordari nequeo, fagt 9leit<i^lin in Ut balb n&fftt an^ 
^ttfu^renben Sertl^eibigung^fd^rift, fueritne etiam tum (aU ^efetfont 
Bei ai^e^er ftieitfte) uxorcula praesens, bellula quidem mulier, et quae 
cum Pepericorno marito soleat vicatim, domesticatim, ostiatim im- 
bülare. ^ie l^aBen l^emad^ bk Epistolae obscurorum vironifn biffe« 
Xf^tma von ber bellula mulier ausgebeutet! 



Sßet^anbhm^tn atvift^ Oieud^tm unb Un (Sölnern. 201 

jeboc^ nur um fa me^r Adufet fanb, fo traten jeftt bie !£^eo^ 
(ogen )>n^ eölnetp UntoeiifitA^, gröf ientl^itt bem ^Dominicaner^ 
orben an^^ixi^, bereu SBerfgeug fc^bn M6^er ^fefferfom ge* 
wefen war, fellbflt^tig onf (Sie übergaben ben 9ugenf))iegel 
i^rem Potior ntflö ^-ßrofeffor 8lmoib (8u^be) »on ilunflem jur 
$räfung, ob nic^td «ftet^erifd^e^ barin gu entbedfen fei. 

Ätt ]^iet>on Steuc^Iin burd^ einen il^m befreunbeten Or^ 
ben^bniber 9tai)nä)i ttifitU, fanb er bod^ ratl^fam, bad auf^ 
jiel^enbe Ungetoitter »o möglich no(^ gu befi^wören. (Siner 
ber Cölner a;^eoIo9ett, ber ^ofeffor Sonrab ÄoHin, ^ebi^ 
gerorbend, au6 Ulm, war t>on frftl^er l^er fem Sefannter : au 
i^n unb gletc^geitig an Slmoib 90u hungern feG^ n>enbe(e 
er fi(^ nun in überau« artigen, ja unterwürfigen ©riefen. *) 
©ein ©utac^ten, fö^rt er l^ier, unter »ielen uniooifeiente» 
6onH)Iimentcn für bie (Sotner, au^, l^abe er auf l^liern ^t» 
fr^l au6 fd^ulbigem ©el^orfam gefieOt, b<^ei an ahmid^nU 
anflehten Slnbrer nid^t gebucht, itt*befonbere ber Söfner go«? 
cttitdt ni(^t »orgreifen woßen* 2)a eine gefefrCi^ S^etfc^ 
in ©etref ber 3ubenb<W^er nidit tjorgelegen, fo l^fce er ba* 
ruber frei, &U ein Siebner, bif^müren Knnen, unb er i^U 
ftd^ für bie milbere «nfid^t au^||>ro<^. 3;^ologifi8^6 tfaU 
er aW im nur fo eingemif#t, wio e^ioa ein »»»bgeiPHt^e« 
feinen ^NHgten po^nWr^mebicteif^e «at^cWÄfle ehtflte^ten 
mige. ^lad^brüdflic^ t^erftd^t er flrfne burd^gdngige @feijHm^ 
mung m*t bem Äird^englauben un^ fei^e »ereitwittigWt, ^0d 
er gegen benfett«t *n etwad i^erjMen ^m (beffen er frd^ 
jebo4 Hi<^ mt^wm), bie# jurürfjune^^n. ,,^be ©ebnfb 
mit m{r,^Mt^re{bt et an Sündern, in ünf^^ietung auf befimnle 
Sc^rif^eOen, „i(^ n>ia Mr Wk^ be)a()Ieii. Sefie^t, fo fle(f^ 



1) ©. bicfen unb bie folgenben ©riefe beibet Xl^eile in Illustrium 
virorum Epistolae amI R«iichUn. p ij fg. ^ie (Sorref^onbett) Begann 
am 1. fflo^. 1511, unb \»&f^ti$ M# in ben Slärg be« folgenben 3a^r0. 



202 I. «ttc^. Vil. Stapittl 

i^ mein ®(^tt)ett ein; e* frct^e mir ber ^alin, fo »itt icl^ 
»einen j bonnere erfi, btoor bu bli^eft." (gtwad ft>i$i8er lief 
er fic^ sleic^jeitig gegen ben alten Sefannten ^oUin au^, 
inbcm er untjerl&ökn ^on ^fefferfom'^ ©peculation auf ba^ 
Subengelb unb bem Unbanfe ber !Dominkaner gegen tftn 
fprad^, ber aud ererbter ilnl^dngHcf^feit bem ßrben eine JRei^e 
t)on Salären unentgeU(i(& a(d Anwalt gebient l^abe. 

ffttnäflin moti^te ed fär «ftlugl^eitdfac^e Italien, in Mefer 
äBeife feine äBörbe einen 9(ugenbUcf bei @eite ju fe^en: aber 
5ßfaffen gegenüber ift eine, wenn ontft nnr fd^einbare, SRoc^^ 
giebigfeit niemals fing. ®ie meinen ;bann ben ®egner in 
%nxä)t gefe$t gu ^aben, unb iyttioppün ttfxt Unt)erf(^Amt^e{t 
2)ief geigte fi(^ fogleic^ in bem ^(nttoortfd^reiben ber Solner 
tbeologifd^en 8acu(tät, beren 2)efan gerabe bamald ber Xc^^^ 
meifter 3afob <^o(^flraten felber toax. !Dad @rgebnif ber 
5ßrufung feiner Schrift fei aßerbing^ fein für Sleud^lin gftn*' 
flige^. ®x fud^e ba^ burd^ ben t«Kaifer löblid^ begonnene 
SSerfal^ren gegen bie iübifd^en Sucher ju t>ereitetn} »oburc^ 
er ftd^ nid^t nur ber 93egünfügung be^ iäbifc^en Unglauben^ 
»erbiic^tig mac^e ^), fonbern aud^ ben 3uben gu neuem ®^otte 
gegen bie (S^rifien ^ntaf gebe. Ueberbief ^abe er unfK<^^ 
]^a(tige ^eweife gebrandet, QkUm unb (Sdfre aud ber I^etUgen 
©c^rift unb beiben Steckten ungehörig angeful^rt unb t>erbre]&t, 
au(^ einige anfitöfige, ubelfUngenbe unb fär fromme Dl^ren 
ärgerlid^e Behauptungen eingeftreut, unb baburd^ feine Sled^t^ 
g(dubigfeit gweifel^aft gemad^t. ^u6 3Rit(etb mit bem franfeti 
©liebe fc^icfen fte i^m, e^e fie gum Steuferjien fc^reiten, ein 
SSergeid^nif ber t>on il^m falfd^ angeioenbeten @c^rift^ unb 
giec^töfäfee, mit bem Sege^ren, baß er fl(^ über biefetben 
genfigenber, aW in ben feinem «at^fc^lag angehängten tatet 



1) nimiae fautoriae Judaicae perfidiae (^eift ed in bem Kölner 
X^eotogenktein) notam improvidus incurristi. 



IBerl^anblungm ^ta>tfd^eit 9teu(i^lin uin!o ben Kölnern. 203 

mfc^en ®4ften, audfprcc^en, ober nad) bem ©dfjjiete bc* 
bemütl^igett unb »cifen augitjiitiMa einen SBiberrnf leifien 
möge. 2)iefed ©(^reiben ber gacuJWt begleitete ÄoKin mit 
einem ^rioatbriefe, ber frennbfcftafttid^ fein foUte, in ber S^^at 
jebo(^ nnr barauf berechnet toax, 3*eu(I^Iin einjufi^üd^tern unb 
ben ©oUeflen in'd @arn ju jagen j babei ift er ganj in bem 
borbarifd^en 8atein unb mit bem tl^eologifc^en 93auernfio(je ^) 
abgefaßt, vorüber jtc^ nad^I^er bie Epistolae obscurorum 
virorum (ufüg machten* 

9todi einmal ^ielt äieuc^Kn, n>enig{ien6 ber ^acult&t 
gegenüber, an fid^. @r tobte in feiner Antwort itjxt gröm*^ 
migfcit nnb SWenfd^entiebe wnb banfte für bie ©d^onung, i^n 
»or ber SBerurt^eilung erfi »erl^ören ju tootten, wie ®ott ben 
übam. (gr erfenne bie »efd&rinftl^eit feiner ©eifie^fraft, unb 
mafe fi(^ a(d ^toeimat oerl^eiratl^eter iak über feinere tl^eo^ 
logifd^e gragen fein Urt^eif an, fonbern ilberlajfe bad ber 
^o^en gacultdt, unb wolle fid^ gern, too er geirrt l^abe, 
belehren lajfen- 2)ie (ateinift^en @rWuterungen, bie er feinem 
®VLtad)Un im 9(ugenf)}ieget angel^dngt, ^abe bie gacuttät nic^t 
genügenb gefunben. !Da er nun nic^t miffen fönne, tt>a6 fie 
genügenb l^ei^e, fo möge |te, jur Slbfc^neibung oon SBeit^ 
Idufigfeiten, bie ©rHdrung, bie fie oon i})m oerlange, fc^rift^ 
lic^ oerfajt, burc^ eigenen Soten auf feine .Rojien il^m ju^ 
fenben, unb bid jum ©niaufe feiner Slnttoort ft(^ weiterer 
Schritte gegen iJ^n entl^alten. — 8lud^ biefmal entfc^dbigte 
ftc^ 9ieud^lin für ben 3tt>ang, ben er ftd^ ber gacultdt gegen^ 
über angetl^an^ in bem Segfeitfc^reiben an ben t>orgebtid^en 
Sreunb, ber in ber Zl)at einer ber bümmfien unb gemeinfiten 
in ber Sölner 9lotte gewefen ju fein fd^eint. ©rfi jüd^tigt 
er il)n wegen feiner unlateinifd^en ©d^reibart*) 3)ie ®a(^e 

1) 3. ^. : Non mirum, si Jurista theologicas noa attigerit sub- 
tilitates. 

2) de ifl für bie 5(nf(i^auun9«tt)eifc ber 3eit Beieid^nenb, toie fld^ 



204 f. ^ucf|. VlI. MapiUl 

bcttcffcnb, »iffe er wn einem M6H(^ begimnenen ©efH^e 
gegen Die 3ubenbüd>er, baa er gefldrt W^e, fb »enig^ 
aI6 er fi(^ einer Segänfligung be6 ][öbif(^en Unglauben^ 
ben)uft fei; t)ie(me]^r l^abe er nur nac^ Ueberjeugung, toit 
t)on i^m »erlangt gewefen, ein ®utad)kn abgegeben, äerger^ 
nif , »enn je bat)on bie 9lebe fein fönne, ^abe nit^t er gegeben, 
fonbern bie aSerrätfter, totld^t ein DerfiegeM, für ben Äoifer 
befMmmte6 ©utacftten unred^tmdf iger Seife, fogar im 3)rurfe, 
befannt gemad^t l^aben. !£)arauf flel^e nai) bürgerlichem dteditt 
ber ©algen : an ben mögen ®ott unb SWenfd^en jenen ©efeflen 
Reifen. 

3e$t enblic^ rürften bie ®6lner mit il)rem eigentlichen 
93egel^ren ^er»or. Seuc^Hn möge, fc^rfeben fie an il^n, 
Änftalt treffen, baf gur näc^fien Ojiermeffe feine €remp!are 
feiner Schrift mel)r feil get^an »erben; ferner bun^ eme 
öffentliche @rftdrung bie bereite ausgegebenen jurflcfnel^men 
unb alte 93efi$er Don folc^en bitten, »on i^m nicl^t anberd 
benfen ju »ollen, aW baf er in 8(llem mit ber Itet^öKfc^en 
Jtirc^e fibereinjWmme, un^ bie 3uben mit il^ren gottlofen 
SJüd^ern, befonber^ bem S^almuD, t)er»erfe. 3m 9Seige^ 
rungafalle »firben jie genfltfyigt fein, ttjxi »orjulaben. 3>te# 
JU forbern, fei »on i^rer ©eite Siebe, ed gu teilten, t)on !>er 
feinigen nic^t blo0 ^Pflic^t, fonDern auc^ Ähig^it. ^tnn 
leicht fönne er fic^ benfen, baf fonfl nad^ feinem Xoie e« 
nk^t an @ot(^en fehlen würbe, bie, »enn er flc^ mc^t me^r 
»erantworten fönnte, ben tobten ?öwen am ©arte jupfen, 
unb wn i^m al6 einem gur tiefflen ^öUe SBerbammten fo^ 
wol^l reben aW fc^reiben würben. Äoc^ einmal fegte ber umoer^^ 



91. l^tebei ou^btürft: Ne moleste feras, quod ad te, hominem lati" 
num, latino more per numerum singularem scribo, non ut tu vi- 
cissim ad me plurative. Jam enim illud tum ferme totum desiit 
et abolevit iu Romau^ lingua, et nunc unusquisque majores nostros 
imitamur. Secus est, si vernaculB scribimus. 



Sßtxfianhtvni^tn {toifc^en ffteni^Un ttnb ben dölnctn. 205 

(dj^mte StoÜin ein freunbfd^aftHc^ dnfc^uc^ternbed Sd^reiben 
bei: bac^ nun toax dteud^Iin'd ®ebulb erfc^ipft, unb er trat 
je^t ettbtfa^ ben ^nflerlingen fo gegenüber, tote er ed gleicb 
Vnfang^ ^Atle t^un foKen. 

(Sr ^tte t>on i^rer menfc^lid^n unb (^riftli(^en SRitbe 
%^^t, bap fie i^m, nad^bem er burc^ feine @rRärung ben 
^ti^xtefkn Sffdnnem genugget^an, ®e(egenl^e{t geben n)urben, 
m4i ii^nen genugjutl^un , inbem fie i^m genau anjeigten, 
in «Kl^er Strt unb gorm er bie t)erlangte (SrHdrung abju^ 
faffen l^dtte; benn, n>enn aud^ ber ®etfl 3)anierd atoiefad^ 
in il^m »dre, fo »ürbe er fld^ boc^ aufer ®tanbed feigen, 
einem Seben feine S^rdume audjulegen. 9ßei( fie nun aber 
biefe feine Sitte nic^t gen)d^rt l^aben, fo \ooUt er, um boi^ 
il^rem Kollegium toiUfdl^rig )u fein, bie @rlduterung, ml^t 
er im Xugenfpiegel feinem @utai^ten (ateinifc^ angel^dngt ^abe, 
bi6 3ur ndc^flen 9Re{fe in erioeiterter ®efialt unb beutfc^er 
©prac^e l^erau^geben» 3)en 98erfauf ber (Sremplare feinet 
S(ugenf))iege(6 fonne er ni(^t l^inbem, ba fie @igentl^um bed 
SJedeger« feien. 3« Wefer Abfertigung erl^ielt ber greunb 
JtoQin ben Sommentar. äBenn er fic^ toirfiid^, toie er fc^reibe, 
fo fel^r für 9leud^lin oertoenbet ^abe, fo i^abe er bamit ebenfo 
fe^r feiner $acultdt a(d ibm einen ®efaUen getban. !£)enn 
er, Sleud^Iin, fei in biefer ©ad^e fo trefflid^ beratl^en, unb 
^abe fo mdd^tige 93efc^u$er hinter fic^, baf ein ®ett)a{tfhei€b 
gegen il^n fär feine ®egner ub(er a(6 für ibn felbfi au^fcbiagen 
tourbe. 8eid^ fei e«, 3iant ju erregen, aber fd^joer ibn bei^ 
gu(egen; bad ^abe nic^t biod er, fonbern aud^ fie ju bebenfen. 
„Denn toeldfte 33ett)egung/' fd^reibt er, „mü^te ed oerurfadften 
unter ben Äriegdleuten t)on Slbel unb Unabel, aud& jenen, 
toeli^e bie Sru^ o^ne ,^arnifc^, aber ootter Starben l^aben, 
wenn ein Siebner mit ber itraft eined IDemofl^ened if)nen 
Knfang, SRittel unb @nbe biefed ^anbeK entn){<feCn, unb 
jeigen tofirbe, toem ed babei um S^riftud, unb n)em um 



206 I ®«<ä^- VII. StapiUl 

ben ®eutel gu tl^un gcwefen . . Unb glaube nur, ju jener 
©c^aar ber ©tarfen würben flc^ aud^ bie ^ßoeten unb ^iflto^ 
rifer gefeOen, beren in btefer 3«t eine große Slngal^t lebt, bie 
mic^ aW iferen ehemaligen Seigrer, tt)ie billig, el&ren; fte »urben 
ein fo großem Unrecht, t)on meinen ^einben an mir t>erübt, 
ewigem Slnbenfen übergeben, unb mein unfd^ulbiged Seiben 
fc^itbem, gu eurer l^ol^en Schule untjergdnglid^er ©c^mac^." 

^iemit waren bie Unterl^anblungen abgebrochen; SReuc^Htt 
ließ \>erfproci^enermafen feine beutfd^e (Srtäuterung6fc^rift er^ 
fd^einen^), bie ©otner aber gaben je$t ba« @rgebniß ber 
Xungernfc^en ^Prüfung be^ a[ugenft)ieöetd ]^erau6.*) SJoran 
ftanb ein (Sebic^t von Ortuinuö ©ratiud, b. 1^. Drtwin be 
@raed, ber, aud ber SKfinfterfd^en 5)iöcefe gebürtig, gu 3)e^ 
venter unter Slleranber ^egiu6, ber fonfi beffere ©c^uler ju 
giet)en pflegte, gebitbet, je$t an ber 6dlner »^od^fd^ule bonäs 
literas bodrte, unb ben nun bie X^eologen tjoranfd^oben, um 
JReuc^lin gegenüber ju jeiqen, baß aud^ fie einen ^oeten auf 
ibrer ©eite ^aben. ^ I)ie ©d^rift iji bem Äaifer jugeeignet 
unb von bem fd^on genannten Strnolb von Jungem mit aller 
Slufgeblafent)eit eined t^eologifd^en ©d^olajiiferö, aller S8er^ 
fe$erung6fuc^t eine6 W^ff^^, unb mit ber Sefd^rdnft^eit eine^ 
!roenf(^en abgefaßt, ber im ©tanbe War, gegen JUeud^lin'ö 
auf ganj anberm ©oben rut)enbe 33eweiöfü{)rung mit ber 
Sluctoritdt eine^ ?llbertuö unb S^^oma^ in'^ gelb ju rüdfen. 

3eftt ^at) fid^ 9ieud^lin von jeber ^tMfxdft entbunben, 
unb überließ fic^ ganj bem 3119^ feiner i&eftigen, jwar burc^ 



1) ^in clare »erjientnu^ in tutfd^ öff 3)octor Sol^annfcn Oleu^lin« 
ratfc^lag öon ben iubcnbüd^ern, ^oxmaU au^ ju ktin imm §lugcnfpiegel 
»pgangcn. 22. SWerj 1512. 

2) Articuli sive propositiones de judaico favore nimis suspe- 
ctae, ex libello teutonico Joannis Reuchlin etc. (Gol. 1512). 

3) Poeta eorum (theologorum Coloniens.) l^cift er in ben Epist 
obscur. viror., 11, Ep. 21. Jo. Holekot. 



dtmäflin'^ SßttÜ^ihiqütiq, 207 

SeltMQmng unb 9Uter qem&fiqkn, nun aitt lange unb em^ 
pftnblic^ gerditen Statur. @r fd^rieb eine Sertl^eibigung gegen 
feine ^(nifc^en Serl&umber ^), bie er g(ei(^faD[6 bem «ftaifer 
}tteignete. 93on beut blofen Jammer, ben er in $fefferfom 
fte^t, menbet er flc^ l^ier )u ben Sd^mieben, ben (Eilntt Zf^to^ 
iogen^ ober t>ie(me^r S^^eofogifien, unb il^rem 3»anbotat, Slr^ 
no(b t)on lungern, aiber in beffen ©d^rift finbet er mel&r 
®(^md^ungen atö ®runbe, unb bie (entern uieißen^ awi 
feinen eigenen ©d^riften entiel^nt. 3n bem lateinifctfen 8(n^ 
l^ang bed 8tugenfj)iegeld, unb hierauf im „Ätaren SBerfMub*^ 
nif'' l^atte 9leu(^(in mögliche (Smtoüift gegen fein ®utad^ten 
oufgefieKt unb befeitigt: biefe l^atte ber SBerfaffer ber (Söfni^ 
fc^en ©c^rifl fid^ angeeignet, aber bie Sluflöfungen weggelaffen, 
unb ftatt bereu ein breitet tl^eo(ogifd^e6 @en)dfd^e l^ingugeffigt 
^a brandete alfo Sleud^Hn ftd^ (ebiglic^ auf feine f^l^ern 
©dftriften ju berufen. @in ^auptt>ortt)urf feiner ®egner war, 
baf er ©teilen ber l^eiligen ©d^rifl in einem il^nen fremben 
©inne angewenbet l^abe. 8fleudf>lin fleßte in ?(brebe, ba^ er 
bief getl^an, aber auc^ n>enn er e6 getl^an l^itte, ba^ ed un^ 
erlaubt wäre. 3)ie Äirc^e felbfl tt>enbe mand^e ©(^riftpellen, 
bad 9?eue JEefiament mand^e ©teilen be^ Sitten anber^ an, 
al6 jie urfj)riingli(^ gemeint gewefen. ©o »erbe ba^ .^ol^e 
8ieb auf S^rifiu« unb bie Äird^e ober bie menfd^lid^e ©eele 
gebeutet; fo gebe $aulu6 bem Slltar in Sltl^en eine anbere 
3nfd^rift, aW berfelbe »irflic^ gel^abt l^abej fo ful^re 3Rattb(iu6 
eine ©teile be6 3eremiad nn, bie gar nid^t fo in biefem fiel&e. 
9Serfel)le l^iebei bie fpdtere Stnwenbung ben »ortlid^en ©(^rifl^ 
jinn, fo erretd^e fie bafiir ben tiefer liegenben allegorifc^en, 



1) Defensio Jo. ReuGhlin, Phorcensis, LL. Doctoris, contra ca- 
lumniatores suos Colonienses (Tub. 1513). ÜBieberabgebntcft bei 
V. d. H»dt, II, 53—98. 



208 I. ^ttd^. VIL StcipM. 

mWx bte eifleitt(i<^e «bfici^t be« ^eiligen ®ei{le0 Mm <Sin^ 
geben jener Sd^riftfienen geii^efen. 

2)o(^ nid^t b(Dd an ®rünben, fonbern aud^ an ®<^imp^ 
teben n>DQte SReud^Hn feinen (Gegnern nid^td fd^nlbig bleiben. 
Sennt er ben $fefferfom ein giftige« Zielet, ein Sd^eufol 
unb Ungel^euer, fo l^eif t er beffen tl^eologifc^e ®dnner biffige 
^unbe, $ferbe nnb 9)?anlefe(, @d^ti>eine unb Süd^fe, rei#enbe 
S6(fe, f^rifc^e iimn, Serberuffe unb l^^dUifd^e gurien. 3^rem 
gfi^rer, «molb t)on hungern, fiel^en jur Seite ein falber 
3ube unb ein l^alber ^eibe, welcher ber Schrift fd^ec^te SBerfe 
t>Drgefe$t ^abe: unb l^ier ergel^t fic^ 9teud^(in tl^eitö in einer 
JRei^e t)0n aBortttoi^en im Ungef(<>madEe ber 3eit ^), tbeite l&at 
er bie (Sdbtt)ad^^elt, bem Ortuin, weil ;er bie äRoria Jovis 
alma parens genannt l^atte, atö über eine neue, im^imme{, 
auf @rben unb in ber «^öOe unerl^örte Jte^erei ganj fixäftn^ 
))dter{id^ ben 31ert ju lefen; worauf er mit ber Auflage gegen 
»rnolb aü Seriiumber unb %H\^tx fd^Heft. 

Stuf 9ieud^lin'6 greunbe unb @efinnung0geno{fen machte 
biefe ©treitfc^rift einen t)erf(^iebenen ©inbrud. 3n ber 93er^ 
werfung feiner @egner waren aOe eint>er{lanben; aber (Sxa^* 
mud unb ^ird^eimer urtl^eilten, Steuc^ßn ^tte ein @d^eufal, 
wie ^efferfom, nid^t burc^ feine .©d&riften t)erewigen fpHen. 
3ebenfalld> meinten fie, l^ätte er ed mit weniger Seibenfd^ft^ 
Ht^feit tf»un follen. *) 2)em beftutfamen SWutian war befon^ 
ber6 bad bebenflii^, baf 9teud^(in ber «Kird^e falfd^e @(^rtft^ 
au6(egungen ®d^ulb gab* !Daf er bamit Sted^t l(^abe, Idug^ 



1) Ortuitt fei bonarum artium perversor — dicere volui pro- 
fessor; ein versifex, metrifex, imo fex omnis sceleris et perfidiae, 
tt. bgl. m. 

2) ®. i^te Briefe in lUustr. viror. Epist. ad Reuchlin. k iij'^ sq^; 
Pirckheimeri Opp. ed €roldast, p. 401, w^ Ui v. d. Hardt, a. a. O., 
p. 134. Sß^L Mutiani Epist. 267: Huic caluBDioso convioiatori tur- 
bulenta, ne dicam furiosa Apologia respondet (Reuchlinua). 



nete ber ^Bont^err ju iBotha nic^t, a6er SleiH^Iin ^Atte tiefe' 
efoterifd^ <Sin#i^t fOr ft(^ be^tten foUen. 3)er ^t<^e bftrfr 
ein ®l{rb berfdben nk^t miberf^ni^en, fdb^ tDenn e6 etnfel^, 
^ fie gctnt l^abe. S{e(e6 fei t)on ben tDrife^en SRdnnetsi 
erbid^tet morben, uttb fromme S^Aufi^uitg jum gemeinen ^fUtt 
ttnentbel^rlid^. 9(ttbet^ trerfte^e ber einfftttige Sefer, anbete ber 
©eb^tte bie @*rtft. „3tt fefnem ®ege iebod^ bfefen wir 
®el^dmm{fe audplaubetn, ober bte SItdnimg ber SRenge er^ 
fi^ittem, o^ne bie toeber ber Äaifer ba« 9Wc^, no^ ber 
^ap^ bie Xixd)t, noc^ wir bad Unfere in bie Sdnge befiaupten 
Kitnten^ fonbern aiOe^ in bad atte S^6 jitrucffinfen märbe. 
!S)anim la| un^ ben t)dterli(l^en (Rauben, gdel^e^er @a))nion, 
itnb begünfiige bie Suben nid^t fO; baf bu ben Sl^riflen @(^a^ 
ben t^nfl/' !Defn>egen nrtl^dtte aber Stntian bod^, e0 mäfte 
(Siner gon} rol^ nnb ol^ne 9)emunfi fein, um bem Stend^in 
xattit n>o]^(}un>oQen, beffen afnfed^tung er mit ber be6 @ofra^ 
M in ®ne 9id!)e fieBt i) 3)ie frifc^e ru(ffl*t«Iofe 3ngenb 
^atte 9lett(^Hn o^ne^in fftr jtc^, unb fdne ®egner nniften 
balb merfen, baf für fle onf bem frden gelbe be« fc^ftfiette* 
tifAen Aam)>fe6 nid^M )n getoinnen U)ar, ba0 überbie^ um 
biefe 3dt bur<^ dn faifertid^e^ @tiBf*tt)dgen«toanbat fÄr bdbe 
S^dte ^erfd^loflien würbe. 

®al&er diten fle, bie (Sad^e mif ben »oben ber Äird&eifc* 
gewaft l^inüberjnjiel^en. *) 3m @e»>tember 1513 reifte ber 
©ominicanerpriot 3afob ^od^fttattn, welcher Äeftermeifler fftr 
bie 5)i6cefe SWn war, aber and^ in ben betben anbem rf»ei* 
nifd^en ©rjfprengeln ^(tf berfelben iBoBmad^t anmafte, na^ 



1) Mtttiani Epist. Mspt. Ep. 267, 280. 

2) Die folgenbe @c§äl§(im9 t^ de§ogen au« Acta judiclonun intet 
Fratrem Jo. Hochstratum Inquisitorem Col. et Jo. Reuchlin LL. D., 
ex registro publico, Bei v. d. Hardt, p. 94—130. S5gl. (Srl^arb, ®e* 
^i^it M mitUtaufhlüfftn^ ic, II, 348 fg. 

etxanf, ^utttn. I. 14 



210 I. »tti^. VII. StapiUl 

SRäinj, uttb lub fRtuifyHn, unf6rm({<l^ertt)eife fdlfott auf ben 
fe(i^ten Xag nac^ (Sm^fang bed Schreibend, t)er feinen dtidf^ 
terßu^I. 9lad(^bem butc^ Sermittfung be0 Staingifc^en ^onu 
co<)iteW bet S^etmin etflrcrft »orten »at, erfc^ien am Sage 
Dionijjli, ben 9. October, 9ttndfün ju STOainj; in »egteitung 
eined 2)octord theol. unb juris, unb eined abeHgen Dber«^ 
))iDgM, bie «^etgog Utrid^ gu feinem Seiflanbe )>erortnet ^atte. 
3)a« Domca<)itet machte Mttige 9SermittIungdt>orf(I^Wge; bet 
ffitjbifc^of t)erlangte Siuffc^ub; Sleud^Iin a^)))eDirte an ben 
?ßa»)ji: ber Äe$ermeifier , ber bie ffiitterung eine« ©(^eiter^ 
l^aufena lyatte, mar nid^t mel^r ju l^aüen. Seierlic^ }Ogen 
am 11- Dctober bie ^Dominicaner auf ben 9ti(l^t)>(a$; wn 
9leugier nnb nberbief ^on Sfblafhe^erl^eif ungen gelodt, flromte 
eine itnermeflid^e SSoIMmenge )u; «l^oc^flraten nal^m feinen 
Äid^terfiulil ein; fd^on »ar ber Scheiterhaufen aufgefd^id^tet, 
unb eben foßte bad Urt^eil beriefen »erben, weld^d ben 
9tugenf))iegel jum Seuer t)erbammte: ba fam ein 93ote aud 
afd^affenburg mit einem erjbifc^öflic^en Sefel^Ie, Den er auf 
bem ^ptafte beriefen Heg, fraft beffen ba6 3n<|uifitiondgeric^t 
aufgel^oben, bad »eitere SBerfal^ren unterfagt, unb JReud^Iin'd 
9[)>))eaation an ben $avfl genel^migt mürbe, ^nirfd^enb t>or 
aS8ut^ rei«e ^od^aten ab, unb entfd^dbigte jld& balb l^er^ 
nac^ baburd^, baf er in feinem ©öln, auf einen Urt]^eittf^>ruc^ 
ber tl^eologifd^en gacuUät gefiuftt, ben ?fugenf<>ieget ate ein 
nad^ ^e^erei fc^medfenbed, jubenfreunblid^ed, gegen l^eilige 
Äirc^enlel^rer unel^rerbietige«, firgerlid^ed 33ud^ (am 10. Februar 
1514) öffentlid> t)erbrettnen lief. 

aWittlermeile l^atte nun aber ^apft ?eo X., an ben bte 
8lpj)ellation gefangt mar, bie ©ac^e bem Sifd^of öon ©peier, 
bem jungen ^Pfaljgrafen ®eorg, übertragen, ber feinerfeitd 
feine 2)(nn]^erren, ben Dr. Xljovxa^ Sruc^fef , ber f^)dter unter 
^ntkrC^ greunben ^orfommt, unb @eorg t)on ©d^malbac^, 
au feinen ©ubbefegirten ernannte. Unter bem 24. *[»)ril 1514 



erfolgte il^r epxnd) hoSiin, iaf Steud^Hn'd $ltt9tnf)>iegel xd^ 
nac^ ^eserei fc^mede, nid^t drgerttd^^, nid^t unel^retbietig; nic^t 
aBju j[ubenfreunbß(^ fei, ballet tjerfauft unb gelefeti »erbeti 
bfirfej ba^ bagegen ^oc^fhaten mit feiner Serbammung beffel^ 
ben Unred^t gel^abt l^abe, il^m ©tiOfd^weigen unb ÄoPenerfa^ 
»Ott 111 %l rl^einifi^en (Solbed auferlegt, unb bei ©träfe be« 
»anned geboten fein foUe, binnen breif ig Jagen j!c^ mit ?ftmäi^ 
lin 3U loergleid^. 

SlQein ^od^ßraten, ber gegen bad ©peierfd^e @erid^t gleid^ 
anfangt an ben $apfl opptUixt ifattt, feierte fic^ an ben 9(n6^ 
f))rud^ beffetben nid^t, nnb fo fanb and^ Steud^Un fid^ t)eran^ 
laft, bie bieten nad^ 9tom }n fenben, mit ber Sitte an ben 
^apft, bie ©ad&e ol^ne t)iel ©eräufd^ nnb Äofien cnbgüttig 
entfd^eiben gn woütn. 3)iefed @efttd^ war t)om Äaifer, "ottif 
fi^iebenen S^nrfurfien, ^rfien, »ifc^öfen, «ebten, au<^ 53 
f^nxibifc^en ©tdbten nnter^^t, n>e((^e fAmmt(i(^ fär Slend^^ 
Hn'd erbaulid^ed Seigren unb Seben 3^it9ttif ablegten, ^uf 
$a)>{i Seo X. aber, aid einen Sreunb ber l^umanen S3i(bung, 
glaubte man bie befie ^ofl^ung feften ^ gu bfirfen. ^) Die 
@;6(her inbef , um ftif ,fur aUe gäQe gu bedCen, l^olten t)on 
ben t^eologifd^en ^acuUdten ju iötotn, $ar{6, Erfurt unb 
^eibetberg @utad^ten ein, unb al6 biefe nad^ SSBunfc^ aud^ 
gefallen waren, liefien fie biefelben mit einer Einleitung au6 
ber geber il^red Drtuin ©ratiud im 3)mdt au«ge|>en. *) 

2)er ^Wf>^ ^atte bie ©ad^e bem gelefirten Sarbinal ®ri^ 
mani, $atriard^en ))on Squilejia, öbertragen, unb biefer dtirte 
nun ben ^od&fhaten perfönlid^ (too»on bei »euc^lin Umgang 
genommen würbe) nac^ ßlom. Der Äe$ermeifter fam, glei(^^ 
faOd wo^l empfol^len, wol^l beritten, unb wad bie ^aufitfad^e 



1) Muüaiu Epist 175: Errant tlieologistae : Leo X. assertor est 
vel maximus Gapmonis et Musarum. 

2) Colon. 1514. 

14» 



212 I. »w^ VIL Stapittl 

x^t, tool^t mit ®o(b{l&(ten t)erfef)m: baburc^ ]^#e et mtt 
SNud^Hn^ bet jje^t ol^ne ^mt, ))on feinen f)>ftrUd^en ätentm 
lebte, fti^er fettig ju »erben. ^) Sd towc bereit« eine 9l<M^f 
gtebigf eit gegen Die Dominicaner, baf ber !ßa)»{l nun eine 
gommiflion t)on 18 ^diäten jur Sntfd^eibung ber @a<^e 
ernannte: bo(^ anc^ in biefer fdbien fld^ bie Stimmung tu 
Steud^lin'd ®nnflen )u neigen, unb £eo felb^ fagte ju bem 
geleierten Florentiner 5poggiu6: ®ei unbeforgt, tt)ir werben 
bem SRanne nic^td gefc^el^en laffen. ^) 

!Diefer fi^toanfenbe @ang ber ©ad^e brachte aOen Uebet^ 
mnti^ unb alle 8eibenfd^aft ber ^ebigermond^e in SSetoegung. 
®ie fc^im^>ften auf ben garbinat ©rimani, fprac^en »on bem 
^ap^t n)ie i>on einem Sc^ulhtaben, unb -brol^ten, auf ben 
%aU einer il^nen ungünfiigen ©entenj, mit ber S3erufang auf 
ein ßondl, ja mit offenem äbfall t)on bem romifc^en ©tul^le. ^ 

Stend^lin feinerfeitd jeigte, bei n)ecfyfelnber Stimmung, bod^ 
im ®anaen feften fStnti), ®t felbft loerglid^ ftc^ mit einem 
ebeln ^ferbe, ba«, wenn aud^ fi^on alt, bod^ nod^ mutfeig 
bleibt. 993a« i^n am meiften ergeben mufite, war bie SBafer^ 
nefemung, wie alle feell unb gut !l)enfenben in 2)eutf(felanb 
unb Italien ftd& um ifen fd^aarten, feine ©ad^e al« i^re eigene be^ 
trad^teten, i^ iferer ffierel^rung »erjid^erten unb ifem ifere 2)ien^ 
anboten. Um ju beurfunben, weld^e audgegeid^nete geifiige 
Äräfte unb einflußreiche 3Äftnner »euc^lin jur <Btitt fiel^en, 
tjeran^ialteten feine greunbe i. 3. 1514 eine Sammlung öon 
SBriefen berfifemter SWdnner an i^n, welche i* 3. 1519 mit 
einem anbern S^feeile t>ermefert würbe, unb auf beren gweitem 



1) ReuchliniEp. adMutianum, inTentzelii Supplem.Hlstor.Gotha- 
nae b, p. 17 fg. Herrn. Buschius Reuchlino, in lUustr.v.Epp. adReuchl, 
y^. i^gl. Epist. obscurorum viror., I, Ep. 26. Ant. Rubenstadius. 

2) Paul. Geraeander Reuchlino, lUustr. viror. Epp. B üj**. 

3) Herrn. Buschius Reuchlino, a. a. D,, x iiij*> y. %(. Epist 
obsc. viror. an öielm ©teilen. 



Motte ba« „^tt bcr Keui^littipen" »erjcJc^net fiani. *) 
Steud^Iitiißtn unb tfmolbiflen mürben ba6 Selbgefd^tei jn^eiet 
fdnb(i(^en iaqtt: ed mit ben @rfient )U l^dten, {entere ju 
t^eraf^teti; galt fär bie ©c^ulbigfeit )ebe6 (S^retimanned^); 
»eud^Httiji, war «nrebe unb Unterfc^rlft in »riefen»); bo^ 
einer ein guter Mem^linifl fei, war bie befle em)>fel)(ung in 
ber bamaligen geleierten 9ttpnUit^) aRerfwnrbig tfl ba« 
Semeingefttl^I unb bie 93etriebfamfeit in biefent Sager> 
Der fonfl fo rul^tge SRutian warb ^lunbiic^ wie fc^riftüd^ 
für 9leuc^Iin; bie 5ßeutinger, SBelfer n. 81. »erwenbeten ^i) 
am faiferliiieen unb romifc^n ^ofe für il^n; @radmu6 enu 
<)fa]ei i\^ unb feine ©ad^e bem ^apfi unb ben ©arbindlen. *) 
©ei ©eiegenl^eit biefed ^anbete, fann man fagen, lernte ji((f 
bie $ortf(l6r{ttd))artei juerfl al6 gefd^loffene "SJta^t fül)(en. 

Unterbeffen jog ftd» bie geridötlid^e Serl^attblung t)or ber 
Sommiffton gu 9tom, unter immer neuen 9BinfeI}ägen ber 
«»6n(^«partei, 3a^re lang l^in. (gitblid^ am 2, 3uli 1516 
fanb bie öffentliche ©d^lu^ft^ung flatt, in weld^er ba« Urt^ 



1) $)ic öon unö Won oft citirtcn lUustrium virorum Epistolae 
ad Je. Reuchlin., mit bem Su^a^ auf bem XÜetblatt: Reuchlinistarum 
exercitum pagina invenies mox sequenti. @inen entf))red^enben 9teu(^^ 
liniftenfatolog geben au^ bie Epist. obsc. viror. II, Ep. 59. Jo. Coclea- 
riligneus. 

2) Mutiani Epist. 125: Scinditur in partes ordo literarius. Ali^ 
qui bardis, aliqui favent Capnobatis. Tu si gloriam amas, siculj 
amas, Capnobata sis, non Arnobardista. Sß^t Ep. 328. 

3) Salve Reuchlinista optimel cur enim non optimus, cum 
Reucblinista? S^xtibi $ircf Reimer an «Butten, IRüniBerg 24. 3uni 1517. 
Hutteni Opp. ed. MUnch, II, 339. <Se(b^ in DeU gab ti ünt Reuch- 
linica factio, unb 3ol^. $eg üon bort unterfc^rieb fiä} Reuchlinista, Bei 
^enmonn, <B. 117 fg. 

4) Reuchlinista est, ober est bonus Reuchlinista, Ep. Laur. Be- 
haim, bei ^umann 260 fg. 

5) Petr. Apeii>acchus Reuchlino, Illustr. viror. Epp. y üij. . Mu- 
tiani Epist. 291, 445. Erasmi Epist. omnes, Lugd. Bat. 1706, p. 144, 
154. Epist. obscuror. viror. II, Ep. 59. Jo. GocleariligneuB. 



214 1 Sttd^- VU. ita^itel. 

gefdOt tDerbm foBte. 2)er fflorflftettbe, bet e^wtoWge erjM^ 
fd^of »Ott «ajaretlji, gab feine ©timÄie fftr ben Shigenfpieflel 
uttb tt>ibet beffen StnRAger ab, unb il^m folgten fimmt(i<^ 
Seifiger, btd auf ben Magister sacri Palatii, ben ^omini«' 
caner 6i^tocflet ?ßnerfa6, ber l^ier an ^HtuäfLin Me SioBe 
begann, Me er baCb gegen iuti}tx weiter ^pitltt. ©o »ar 
ber ©^rud^ ju Äeuc^Iin'« ©unflen gefatten, nnb ed fehlte 
nur noc^ beffen SJerffinbigung, Slber 8eo X. färd^tete ben 
mAc^tfgen ^ebigerorben bo(^. (£i wollte ed nid^t mit il^m 
i^etberben unb ebenfo wenig bie beutfi^en gürfiett ennut^igen, 
bie, wftl^renb {ie fid^ fär äieud^Hn ))erwenbeten, )ug(ei(^ immer 
nad(^brü(f(id^er auf eine ^Reformation bed ^A))flli(ben ^ofed 
brangen* ©o erfolgte ein Mandatum de supersedendo, b. ^. 
ber ^anbel )Wif(^en Steuc^lin unb ben €d(nem würbe ntd^ft 
entfd^ieben, fonbem niebergefd^lagen. 

8lud^ biefe« fd(>on war ein Sieg ber gortfd^rittepartei. 
JReud^Iin ging au6 bem fec^ejdl^rigen Äampfe aW ein gerettet 
ter SKört^rer ^ert)or. ^oc^fhaten jog au« 3lom unb Stauen 
mit ®c^imi)f unb al« ©egenfianb be« ^affe« aller ffiol^lben^ 
fenben nad^ ^aufe. *) ©d^riften erfd^ienen jur SSerl^errlic^ung 
be« ßrPem, jur Serfpottung feiner SBiberfad^er. 3)er burd^ 
©elel^rfamfeit, Steic^tl^um unb l^obe burgertid^e ©teHung gleid^ 
au«gejeic^nete SBilibalb 5ßirdtbeimer, Slurnbergifd^er ©enator 
unb faiferl{($er Statl^, fd^idte feiner lateinifi^en Ueberfe^ung 
^on Sudan'« gifd^er, bie im % 1517 erfd^ien, einen »rief 
jur aJertl^eibigung SReucftlin'« t)orau«*), in weld^em er fic^ 
be« el^rwürbigen 9)?anne« mit ebenfo ))iel aßdrme aU SSB&rbe 



1) BUibaldus Pirckh. Hutteno, Norimb. 24 Jun. 1717. Hutteni 
Opp. ed. Münch, ü, 389. 

2) Ludani Piscator, seu Reviviscentes. Bilib. Pirckheimero in- 
terprete. Ejusdem Epist. apologetica (d. d. 3Cal. Sept.). Impress. 
p. Fr. Peypus NurembergSB 6 Non. Oct. 1517. Stebera^gebr. Bei 
V. d. Hardt, a. a. D. p. 130—138. 



©Hmimmg gu <9un^ fteud^ütt'«. 215 

aittu^m. ,,9tid^M mar mel^t übrig, bt^tx unb ))ete|frtet Sop^ 
lUDn (fo trbet er i\fn am ®(l(flu|fe an); wi^ ju bem SBoQ^ 
«af e behier Slttgcnben l^injutreten fonnte. Die l^dd^^en Sl^ren^ 
dmter l^tteß bu t)ern>altet @iit 8eben l^atteß bu gefiil^rt, 
I9ie ed bie Seßen fic^ nur n>anfd^en tndgen. Stuf bid^ J^atte 
bie Statur alle i^re ®aben ge^uft: butd^ reid^e ®e(e^rfam^ 
feit l^attefl bu bic^ auagejeid^net; bie iateinifci^e ^ptaift i)at^ 
teß bu gefjrbert, bie gried^tfc^e beinal^e juerfl in Deutfc^Ianb 
eingefütl^rt, bie l^ebräif^e mit feltenem Steife ju allgemeiner 
S3et9unberung geiernt; t)iele unb nid^t gemeine Denfmale bei^ 
ned @etfled ^atteü bu aufgefleUt; mit fo ja^lreid^en unb ober 
menfc^Ud^e^ Serftdnbnif f(^tt>ierigen Seiftungen l^attefl bu bei^ 
nen Sauf t^oQenbet: unb nur bad @ine toax nod^ öbrig, baf 
burd^ eine audgejeid^nete 9Bibem>&rtigfeit bie .@r6|ie beiner 
Seele geprüft unb wie t>a^ @oIb im geuer ben)d^rt «Durbe. 
@te^e, ba l^at ftc^ bir eine trefflid^e ©elegenl^eit geboten, um 
»on beiner Sapferfeit, ©tanbliaftigfeit unb SRec^tfd&affen^eit 
bie fd^onfle $ro6e abzulegen/' 

Sefonbere X^eilnal^me erregte ber Sieucblin'fd^e Raubet 
gteid^ t)Ott Anfang in bem engern Äreife, bem Ulrid^ von 
^utten angel^örte. Äeinem ging bad ©c^irffal be^ el^rwur* 
bigen SKanned ndl^er, aU ^utten'6 dlteftem greunbe ßrotud 
giubianu«. *) Äeiner üerjic^erte benfelben treul^er^iger feiner 
SJerel^rung unb Siebe, aW Soban ^effe, ber i^m ia feine 
ßrnennung gum 2)id^terfönig »erbanfte. *) 9liemanb fprad^ 
Jd^ fc^drfer gegen Steud^Iin'd SBiberfac^er mi, atö ^utten'd 
®dnner, ©tetootf t)on Stein. ') SBie Ibdtte ba Ulridj uner^ 
regt bleiben fönnen? 3)a6 tt)ar nid^t me^r bie jufdUige ©ru^ 
talitdt jtt)eier ^albgebilbeten ©elbmdnner hinten an ber Oftfee 



1) Grotus Reuchlino, Ulustr. viror. Epp. z. Mutiani Epp. 267 fg* 

2) Eobanus Reuchlino, Illustr. v. Epp. yij. 

3) Ep. ad Jac. Fuchs, Opp. ed. Münch, II, 36. 38. 



(216 I. Btt(^. VII. itA^ct. 

gegen eilten armen !ß«eten5 niä)t Me Stntetbung efaieö nn^ 
bebeutenl^en SSettend unb ®tanbei0geiu>ffm bittet ehten leiben^ 
f(^afHi(^en Sflrfieu: l^ier toat ein plonmifiger, biitd^ ge^ 
,i9oI«tge fitd^e nnterfiülter SSerfuc^ ber 9lü(ff(^titl«))artet, in 
einem ber St>tfdm)>fet ber äSitbnng unb @eiße6ftei^^ aOed 
'ba^enige ju unterbröcten, toaö aud^ für ^utten bad Sl^ener^ 
n>ar. ^) 

Stö ^utten in 3Ratn) jum erftenniaie bie Sefanntfi^ft 
bed @radmu0 machte (e^ xoax "oot fetner jiDeiten Steife naä) 
3talien im 3- 1514), jeigte er biefem ein ®ebi(^t, 3leu<^Kn'0 
S^ttump^ betitelt (Sradmud fanb bie ^Jlrbeit I^ubf^, bo<l^ re^ 
bete er «^utten }U, fie t)orerjl no(^ nid^t bruden )u iaffen, 
um niijt burc^ ben oorjettigen Zxinmpf) tl^eitö }um ®)>ott 
Sinlaf SU geben, t^eitö ber nc(d fd^webenben <5a<l^e 9ieu(^^ 
litt'ö in fi^aben. *) 2)af ba« ©cbic^t, totl^^ if)m ^ier ^ut^ 
ten jeigte, biefen felbfi jum SSerfaffer gel^abt \)abt, fagt ®rad^ 
mu6 einmal au«brücfli<l^. *) (Sin anbermal aber fd^reibt er 



1) S3gl. Joach. Gamerarii Vita Melanchth. ed. Strobel p. 18 fg.: 
Olli . . faverent . . Capnioni . . oderant importunitatem eorum , quos 
Oapnionis eversionem pmtendere animadverteretur oppressioni na- 
scentis doctrinsB eruditse universse ... His igitur infesti illi Stu- 
diosi politioris doctrinae, causam Oapnionis suam ducere, et illius 
adversarios omni genere scriptorum infamare, tarn deridentes et 
eludentes fiitilitatem, quam insectantes et increpantes improbitatem. 
Inter quos princeps Ulrichus, gente Huttenus, patria Francus, or- 
dine eques, ingenio acerrimo et animo conlidentissimo , literis 
perquam eruditus, et litigantes monachos cum Capnione varie ex- 
agitavit, et illam factionem tum quidem vehementissimis scriptis, 
9ed aliquanto post armis quoque expeditis, adortus est. 

2) Erasmi Spongia adv. adspergines Hutteni, Opp. Hutt. ed. 
Münch, IV, 481. 5lu(i^ in ben Epist. obscuror. viror. I, Ep. 25, 
fd^reibt M. Ph. Sculptoris an Ortuin, e6 fott« ein $ücr ein 99ud^ gf» 
fd^ticben f^abm, qui vocatur Triumphus Capnioois, et continet multa 
scandala, etiam de vobis. 

3) Spongia p. 419 : Huttenus me auctore non coepit esse hostis 
Hochstrato. Jam enim triumphum in eum scripserat, antequam me 
vidisset aut nosset. 



^a$ dkhiO^: dttnä^'i Xtium))]^. .217 

botäbir an glitten fo, t>af man an at^rerr SSetfaffer. benfen 
mdiftt. *) 3» 3. 1517 fd^dnt bie ^ron^gabc im SBetfe 
getoefen gu feiner mM(t(^ erfd^ien cd aber er^ ju ®nbe be6 
fblgenben ober ju Anfang bed 3. 1519 unter bem ctb^teten 
Flamen eine« ©entl^eriu« 9\)ittiu^. ') 

Um biefelbe ^tit nn%tf<Üfx, oW ^utten bem (gradmud 
ben Triumphus Reuchlini ober Capnionis t)orgeigte, fam auti^ 
bem 9RuHan ein ®Md)t, unter bem gleichen Xitel unb in 
berfelben 3li<^tung gtfc^rieben, ju. @ö trug aber fiatt Sleu*^ 
t^eriud ^jenud ben %amen eine6 9(cctud 9teoMu6. Unb atd 
»al^ren SSerfajfer nennt SWutian nid^t ^utten, fonbern ^et^ 
mann »on bem ©nfd^e; t>on <^utten fei nur ein (Spigramm 
aud bem Stegreife babei gewefen. *) 



1) Era^mus Hutteno, Lovan. 9 Cal. Mai. 1519. Hutteni Opp. 
ed. Münch, III, 141: Triumphum nondum vidimus. Gratum erat, 
quod nostro consilio tarn diu presserint, nee dubito, quin totum 
argumentum sint moderati. 

2) Hattenus Pirckheimero , Bonon. 8 Cal. Jun. \n Uv ^^^äytift, 
(^p. II, 347: Nondum vidimus Capnionis Triumphum, mitte. 

3) Triumphus Doc. 'Reuchlini. Habes studiose lector, Jo. Cap- 
nionis viri prsßstantissimi Encomion. Triumphanti illi ex devictis 
Obscuris viris, id est Theologistis Colonien. et Fratribus de or- 
dine Praedicatorum ab Eleutherio Byzeno decantatum. 9Rit einem 
'3i(bc be^ %xmnpi)^u^ii. (SGBa^rfc^einl^ bei Xi). 5{n«^elm gebrucft.) 
Opp. ed. Münch, II, 359—91, too aud^ ber ^oljfc^nitt nac^gebiloet ifi. 
®gl. ?attjer, ®. 54 fg» Huttenus Erasmp, Mogunt. prid. Non. Mart. 
(1519), Opp. ed Münch, IIl, 126: Triumphus Capnionis in lucem 
prodiit, magno Theologistarum fremitu. 

4) Mutiani Epist. Mspt. Francof. Ep. 303, Urbano (s. d.) : Dabo 
Triumphum Capnionis, ab Accio Neobio concinnatum in Colonieij- 
ses theologistas . . Verum hac lege do, ut in manu mancipio sit 
tuo. Nam si theobardis exhiberes, damni multum faceres, et tu 
es optimus testis, quam iniquis auribus acciperent. Epist. 387. Ur- 
bano et Eobano. Cyriaci Natali 1514: Ostendet tibi (Eob.) soler- 
tissimus pater Urbanüs . . Triumphum Neobii, i. e. Buschii, cui 
adhsßret Hutteni Epigramma extemporale. SCtif bitfe IPHtt^efhing 
brjog ed fiä} p^m 3toMfeI, tonin dohan ^cffe rat 3. 1515. an Hteuc^iin 
f^rieb: Tu vinces. Nos triumphahimus . . . Sed et^ta Ipumprha- 



218 I- 6ttc». VU. M9ptttl 

^ermann t>0n beut Sufd^fe ^), tttoa gmanii^ Salbte Attcr 
QU ^utten, )»ax burc^ itbmßatt unb Gd^idfale gemiffer^ 
mafeit ein Sorbilb wn biefetn. (Sinetn ebeln n>efi)>^dUf(l^ 
®ef(l^(e(l^te ange^Mg, ®(l^ület be0 SHeranber <&egiud in !I>e^ 
t)enter, bann in ätaUen totittx gebilbet, mit Siubolf Slgticola, 
9tttbo(f Sänge, bem ®tafen ^ermann t>on 9lntnax unb aOen 
aSotfec^tern ber neuen Stid^tung; noie f^dter au(tf mit <&utten, 
innig be^nbet, tt)ar er, beflänbig auf Steifen in 2)eutf(^ 
lanb, ^anfreid^f unb @nglanb, ein maleret 9Rif}tondr be6 
«^umani^mud. SBar er t)on einer Unit>erf{tdt bur(^ ben 9leib 
ber ^rofefforen t)om alten ©d^iage vertrieben, »ad i^m in 
€6Itt, 8el»)aig, JRcflocf, jum 3:i^eil it)ieberl^o(t, begegnete, fo 
n>anberte er an eine anbere, (ad aber gried^ifd^e unb rdmifc^ 
©c^riftfleaer unb ffibrte bejfere ©d^uttfid&er ein. ©eine gm* 
^fel^lung bed IDonat, a(6 einer andf f&x berül^mte Unitoerfl* 
tdten nod^ ^öc^fi nöt^igen Secture, fanb ber ^ßrofetforen^^^o«^* 
mut^ beleibigenb. *) %üx feinen SRofloder SBiberfac^er Site* 
mann Heuerling ftnb bie 53 @))igramme fdned Oestros ein 
dl^nlid^ed a)en!mal, tt)ie ^utten'd Duerefen für ben ®reif«* 
»atber Sfirgermeifier unb ^rofejfor. ©ettfam, baf bei bem 
Sludbrud^e bed Steuc^linifd^en ©treited Sufc^ fi(^ l^atte befKm* 
men lajfen, bie ©d^rifl arnoib'd t>ott JEungern mit einem 
e<)igramme gegen 3uben unb 3ubengönner ju jieren. ©r i^at 
ed fpdter genug bereut ») SRutian f(^reibt im 3. 1514, »ufd^ 



bis. Latin» civitatis Senatus jam tibi Triumphum decrevit. lüustr. 
viror. Epp. yij''. 

1) Sß^l. über tl^n Jac. Burckhard, de H. Buschii vita Gomm. 
ISor beffen Valium humanitatis, Francof., 1719. dtf^axh, ©efd^. M 
äBieberaufblül^entf, IH, 61 fg. 

2) Quid hsBc, ftef JOrtuinu« (Staiita ava, si contumelia non 
est? Numquid puelli semper manebimus? 

3) Glareaous Reuchlino. Illustr. viror. Bpp. xiij^. IDa« (S$U 
^ramm ifl aigebtudft b. (Srl^arb a. a. D. @. 73. 



i^erfaffet U$ Triumphus Capuionis. 219 

fyibt etile $atinobie flefungen, unb fiel^e mit Steuf^ttn gut. ^) 
Se^teted etJ^eOt audft aud einem Srief in ber Sieuc^Hnifc^ett 
@amm(utt9, and ber Seit ald ^oi^flraten in 9tom toat, too 
3»uf<^ old ber tt>itm^e SlnlS^dnger 9teuf^(in'd f))Ti(^t. ^) Ob 
jiene $alinobie eben bei Triumphus Gapnionis bed Slcciud 
%eobind mar? unb ob bief berfelbe Triumphus uoar, bei ieQt 
ben tarnen Sleutl^ertud S^jenu^ trdgt, ober ein anberer? 
Srßerer foH t>on einem ^utten'fc^en @t>igramm begleitet ge^ 
tt>efen fein: Se^terer l^at ein profaifc^ed SSor«^ unb 9lad^n)ort, 
ganj in ^utten'fd&em @eift unb ©t^le. 2)iefe fetbfl fonnte 
SRutian nii^t fitgUc^ ein @))igramm nennen: aber uodl^renb 
ber 3a^re, bie }n)if(^en ber 9(bfaffung unb bem 2)ru(f t>er^ 
gingen, fonnte, neben anbern Umarbeitungen, auä) bad (S)>i^ 
gramm mit juoei @tä(fen in $rofa t)ertauf(^t toorben fein. 
Soban ^effe ^atte ben (^anbf(^riftti(^en) 3^rium))^ bed Scdud 
9leobiud feiner 3eit t>on S^lutian al6 eine ^Irbeit fbuWi 
mitgetl^eilt erl^aiten: unb bo(fy, n>ie er nun burc^ ben (Srfur^ 
ter SlugufHner Sodann Sänge unfern gebrucften erl^ielt, toor 
er nur einen Slugenblicf jweifel^aftj fobalb er fl(^ tiefer l^in^ 
eingelefen l^atte, glaubte er ^utten'd ©d^reibart ftc^er }u er^ 
fennen, unb fc^mur barouf, baf bad ®ebid^t loon biefem fei. *) 
(Snttoeber n>ar ed a(fo ein anbered, a(6 bad er firäl^er gefe^ 
^atte, ober er ^ie(t 9Rutian'6 Angabe, baf ed t)on ^ermann 
Sufd^ fei, aud innern ®ränben f&r irrig. @o ifl ed au<^ 
in bie Sammlung ^utten'fc^er !Dicl^tungen t)om % 1538, bie 



1) MuUani Epist. 172. Eid. Jun. DDDXVIX (fo). 

2) Herrn. Buschius Reuchiino. Kai. Oct. Coloniae. lUustr. viror. 
Epp. X iiij*» fg. 

3) Hei. Eob. Hessus Dn. Jo. Lango. In Hessi Epist. famiUar. 
11. XII. Marpurgi 1543. p. 19 fg. : Jam non dubitabis ampUus, Hut- 
tenum triumphare pro Gapnione. A fronte istam phrasin non ita 
agnovi: statim ac introgressus penitus, Huttenus factus est Eleu- 
therius, quia vere über. . Ne dubita, vere Huttenus est. Juro tibi 
per omnia maxima, Hutteni est hoc. 



•22J0 I. «tt<l^. VII. StapiUl 

mm von Soban öeranflaltet glaubt, aufgenommen, unb 3oa* 
(^fm ßamerariud, ber ^utten unb 93uf<^ petfJnHc^ fannte, 
f(^reibt e6 bem (Srfiern ju. *) !Da6 9leu(l>Kmjlcnt)etjei{l^nff 
t)or bcn S9riefen beriil^mter 5Kdnnet an Äeuc^Kn tefpeclirt bad 
3ncognitO' bed aSerfaffer«, unb ffil^tt ben ©leutl^eriud 939}enu6 
ate befonbere ^etfon neben SSufc^ unb tg)iitten auf. 

Daf nun baö it)rofa{fcl^e 9Sor* unb Slad^wptt be^ ®e^ 
b{c^t6 tt){rKic^ t)on ^utten fei, fann faum einem 3w>e{fel 
untertiegen. 2)ie 3l^etorif ifi, wenn wir (il)nK(^e Slrbeiten 
^utten*^, j. ©. bie Sieben gegen »l^erjog Ulrii^, ijergleid^en, 
ganj biefelbe. aiud^ bie gleichen iSd^fagworte finben fic^, bie 
^utten fonfi geWuftg ftnb: baf 2)eutf(^lanb enblid^ Slugen 
befommen ^abe, baf bie 3^l|eologif^en ftc^ ^fingen foUen ^), 
unb befont)erd, ba^ ber SBürfel geworfen, ber Äerfer bur(^ 
brocken fei. Die ^eube über bad Srwaci^en ber ®eijier, über 
ba^ rege Seben in allen Steigen ber Sffiijfenfc^aft, i^ l^ier 
ebenfo ^uttenifc^ empfunben unb auögebrüd t ®), aW bie Dro^ 
l^ung mit melyr benn jwanjig jum Serberben ber S^l^eologiflen 
9Serf(^n)orenen, unter benen er ni(^t ber SSorjfiglic^pe, aber 
ber Ungebulbigfie fei, bem 3litter öofffommen dl^nlic^ fielet. *) 
3)a6 entf(^eibenbe ^tu^ni^ für ben ^uttenifc^en Urfprung 
Diefer Seilagen aber liegt in ber burc^ge^enben ^Parallele, 
welche jtoifd^en bem 9Sorwort jum Triumphus Capnionis unb 



1) Vita Melanchth. ed. Strobel, p. 19: Hujus (Hutteni) est Car- 
men triumphale victorisB Reuchlini, cum pictura etiam in illius con- 
spirationis gregem contumeliosa , ubi unco trahitur quidam, qui, 
cum Judseus aliquando fuisset etc. 

2) 9la^toott gum Tr. C: Laqueum sumite; theologistSB. Epist. 
ad Pirckheimemm , Opp. ed. Münch, III, 99 fg.: Heus tu, accipe 
laqueum, barbaries. 

3) 53gr. mit bem (Sd^Iujfc be^ (Uarfjtrort^ bcn (Sd^htg bc« cBcn angef. 
©rief« an ^ixä^timex. 

4) SßQl Butten'« ©rief an 9leu(^Un ane ©oiogna vom 1. San. 
1517, Opp. II, 337. 



2)a0 (Bthid^t: ffttuäfW^ Zviumpff. 



321 



einem Sc^reiien «^utten'd an ben @tafen ^ermann 'oon 
Stitenar in Derfetben angelegenl^eit fiattfinbet 

3n bem ^ejeametrifc^en @eb{d^k felbfl ifi t)or Mem ber 
oft nHebetfei^renbe SReftoin: 
3att4^)e, ki>0fetn bu bi<4 felbet erfenti^, ia, ian^t, mein ^entf(4(anb ! 

bcm ^uttcn'fcften ©cbanfenfreife t>ertt)anbt. 2)aß c^ iDcutfcl^* 
lanb an nir^W fel)fe aW an ©clbjifenntnif, am ^mn^U 
fein feiner Äraft nnb bed SKißbrancftö, ber t>on einer aud^ 
Mnbifc^en ^ierarc^ie mit il^ui getrieben werbe, bad fprid^t 



1) Praefat. ad Tr. Capn. 
Opp. n. 

p. 359: Ex longo et pudendo 
errore oculos recepit Germania. 
Sic vos laturos GapDionis af- 
flictionem, ut multa nostri ma- 
jores, putabant etc. 

p. 360: Memini opprobratam 
nobis in Italia hominis (Hochstr.) 
insolentiam. Tantwn, inquit ali- 
quis, licet in Germania fratri- 
hus? 

Ibid.: Quippe Turcas nego aut 
ardentiori dignos odio, aut ma- 
jore oppugnandos opere etc. 



Ibid.: 
exuiat. 



Vigent studia, barbaries 



Epist. ad. Com. Herrn, de Nuenar. 
Mogunt. 3 Non. April. (1518). 
Opp. IL 
p. 425: Ferre enim has indigni- 
tates hffic natio diutius non potest, 
nee, qui adhuc lippiunt, aliquando 
non aperient oculos. 

p. 4^: In Italia certe nostri 
me puduit, quoties de Capnionis 
afflictione orto cum Italis ser- 
mone, iili percontarentur : Tan- 
tum licet in Germania fr atrihus? 

p. 427 : Quodsi me audiat Ger- 
mania, quamquam inferre Turcis 
bellum necesse est hoc tempore, 
prius tamen huic intestino malo 
remedium opponere . . jussero. 

Ibid.: ut vigeant litere, bar* 
baries exulet. 



fdtte bie frül^er ge&ttflette ^etmutl^fung ©ruitb, bag toit in bet 
(Retfebefiä^teibttng be^ M. SS^ill^. iwsdp in ben Epist. obsc. viror. II. bie 
SKottte t)on ^tttten'd ^toeitet itol. Steife l^ätten, fo lodte l^in nod^ ein 
tMttere^ 3ttfammentreffen. nnfer ^otrebner loevfid^ett, ben ^od^jlvaten 
auf feiner Steife nad^ Stalten geta>atnt ju l^aben* 2)ev obfcure Sviefflel« 
1er aber erjdl^lt, er fei mit ^od^^aten in Bologna gnfammengetrofen, 
iDO biefer bnrd^ ben j^önig von fjfranfreici^ Mm $a^fle bie IBerbtennnng 
U» SngenfptegeU anljntt^irfen gefud^t l^abe; ein SSegcl^ren an^dnbifd^er 
^ttlfe, toeld^el il^m ^ntten in ber Intercessio pro Gapnione, Opp. II, 
354, ganj befonbec^ )nm ^ortonttfie maidilt. 



I. IBtt«. VII, StapM. 

^tttten an loielen 6teOen fafi mit ben glrid^en SBorten 
au«.») «ud^ 9leudt)lftt*« »erbicn^e um We beutfc^e »«*^ 
bttug »erben l^ler mit benfelben Vudbtficfen, n)ie fonp t)on 
^utten, beaeic^net^); ber 3ube( bed Ztiumpif^uQ^ )um Xf^di 
mit benfelben 93i(bern, toie in bem Sobgebi(^t auf ben @r}^ 
bifd^of Sttbred^t, gefd^ilbertj bie amen ©ilnber treten in ber*. 
felben Orbnung unb jum %f)tH mit benfelben ^dbicaten, 
tt)ie in ^utten'« Jütbitte bei bem Sarbinal äbrian auf; 
bie Äbfd^weifunfl auf 9Senebig unb ben Xriumpb, ben e« 
geben würbe, wenn bem Äaifer bejfen 3)emütl>igung gelinge, 
fann an ben SSerfaffer ber ^ufmafynung gegen SSenebig unb 
ber (Spiffcammt an Sttarimilian erinnern, ©ngelne fiarfe me^ 
trifc^e aSerfiöf e ') möd^ten freilid^ bei ^utten laum ©eitenflürfe 
flnbenj fo wie anbererfeit« für 95uf(l& ein fiarfe« ©elbjilob*), 
»enn er ber 93erfaffer tt)dre, minber fd^icflid^ crfd^einen fdnnte: 
ÄBe« löfi ficft WDol^I am leid^tefien bur(^ bie SBorau^feftung, 
baf bie ©d^rift, woie fie jeftt »or und liegt, »dl^renb ber t)ier 



1) $iet: Dicat lo, si se novit Germania, dicat. ^gl. Hutteni 
Epist. ad Jul. Pflugk, Opp. II, 527: Quid aliud enim optare dcbe- 
mu8, quam, ut nunc maxime agnoscat se Germania? Serner £p. 
ad Luc. de Erenbergk, Opp. in, 146. De Guaiaci med. Opp, III, 
292. Invectiva in Aleandr. Opp. IV, 243. 

2) ^iiv fprit^t JDctttfc^ffanb gu 91.: per te, ne barbara dicar Aut 
rudis, effectum est. Sß^U Hutteni Ep. ad Gerbell. Opp. II, 296: 
Per eos (d^eitd^Un u. (Stadmul) barbara desinit haec natio. 

3) 3. S. zöna, nödus, elabörare, muUeribus u. bg(. $(nbete 
l^fot Sol^. 8ttebr. (Sl^riji in feinet Gommentatio de mor., scr. etimagg. 
Ulrici ab Hütten, Hai» 1727 p. 10 fg. »ergetd^net, auf toeli^e iebod^ ^um 
^iiftil Soban'0 ^ctit an 3o]^. Sang (a. a. D.) anjntoenben: Male pe- 
reant mali typographi, qui multa in praBclarp libello prave scripse- 
runt. Ego duas tantum syllabas ab autore (neglectas obeliscis si- 
gnavi: reliqua librariorum sunt peccata. 

4) 3tt Drtutn: 

Infla ambas buccas, ut te uno carmine vincat 
Buschius, aut aliquis Musarum mactus alumnus. 



IDo« ®ebii^: dUnäiim'&Ztiumpf^. 223 

Mxt, bie fte in ben J^umaitifUfi^eQ Atdfen umlief, t)on toeti^ 
((^{ebenen SSerfaffern Ateratbdtet »orben fd. *) 

@emi$ beut Sitel (bief i^ in futaem Umtif ber änl^att 
btf ®eW«l^«) »itb bem att ©ieger fiber bie ©o^jj^iflen, b. I^» 
We t^eologifc^en ©c^olafiifer, l^eimfel^renben Steud^titt in fei^ 
ner Soterßabt ein feierlicher Sinjug, nad^ Slrt eined antifen 
Sriumpl^d, bereitet @ein Stul^m gel^ört 2)eutf({|lanb, in be^ 
fonberm @inne jeb^d^ $for}]^eim nnb ®(i)waUn an, mld^t 
beider jw SSerJ^errlid^ung feinet %xiumpf)t^ t)or 9(nbern be* 
rufen ^nb. 5)er «nlaf biefer gefMicftfeit ifl fein ©ieg mit 
leiUid^en, fonbern mit gei^gen Sßaffen: unb nun n)irb ber 
X^atbefianb be^ .@treite6 )n)ifc^en SÜeud^Iin unb ben Sdlnem, 
We 3;refpi(l^feit unb ba« »erbienfi be« (grflern, bie Xottl^eit 
uttb aSettöorfenl^eit ber geltem, audeinanbergefe^t 3n«6efon^ 
bere mad^t {td^ ber UntoiOe über bie $rebigermdn(^e, ber in 
ienen 3al)ren auf6 Wd&fle gefKegen fd^ien, bocft batb aud SJer^ 
antoffung ber Se^et unb ^eria^ nod^ l^Jl^er fleigen foHte, 
audfu^rlic^ ?uft, unb e« »erben au6 il^rem ©önbenregiper, 
ate befonber^ fc^weregdöe, I>ier tt>ie in einer 3leil)e ^utten'^ 
f<^er unb anberer ©d^riften jener 3rft*), bie Vergiftung be^ 
Äaifer« ^einrid^ VII. burd^ eine ^oflie, bie betriigli(^en (Sx^ 
((^einuttgen unb Sßunber im DominicanerHo^er ju Sern ^), 



1) IDatauf beutet )iooi)l auä^ ber Otulbnicf M @ra0nmd, oben ^* 
217, 9(nm. 1: presserint unb sint moderati. 

2) 3. ©. in i&utten'ö ad Gardinalem Hadrianum pro Capnione 
intercessk). Opp. ed. Mtinch, II, 353, in ben Epist. obscuror. viror. 
»fter« tt. f. ». 

3} ^on biefem Bernense facinus, ba6 fd^on im SortDotte ettoäl^nt 
ift, flnb aUe ^^rifiten ber 3eit »oH. m beflonb futj barin, ba$, um 
hüi frand^canifd^c ^vqma »on ber nnbefTedften @nH)fängttif ber SWaria 
gu Befänt^)fen, bie ©erner JDominiconer einen einfdttigen ©ruber (3e<^er) 
bttrd^ falfd^e (Srfd^einttngen ber f). Barbara nnb S^atiai felbfl an tän- 
^iftn, bann ti^n aud^, gteid^ bem 1^. granciöcn«, jn ftigmatiflren, enbtiii^, 
toie er ben »etrug gemerft l^atte, bnrc^f ®ift toeganfci^affen fugten j »o* 



224 I* ®«(^- vn. StapM, 

unb einiget lkf)nü^t ongefül^rt. Sofort eröffnet ftiS) bur^ 
bie mit Saub unb 93(umen befheuten Strafen unb iv^i^m 
fefittc^ bedingten «^dnfem ber 3u0. 93oran n>erben bie SBaf^ 
fen unb bie @d$en ber Uebertonnbenen getragen: jlened fo)>]^t' 
fUfd^ie ®d^töf{e unb »etüeife, erfaufie Xitel, blutige ®riffd, 
6(^eiter]^aufen int WMo u. bergl; biefed bie t)ier Unget^fime, 
Sibergtauben, 93arbarei, UntDiffen^eit unb 9leib, t)on benen 
eine abfd^recfenbe Sefc^reibung im aOegorifi^en ®ef<l^ma(te 
gegeben »irb. >^ierauf folgen in Letten bie beftegten geinbe: 
Doran ^od^ffaraten, ber $euermann, ein anberer (Sacud unb 
%\fp^etn^, ber ^uer frift, $euer f)}eit, unb beffen anbereS 
SBort: ind geuer! ifl} bann ber trunfene, neibtfd^e Ortuin ^X 
ber el^rfüd^tige, ((^einl^eillge ärnolb t>on Jlungern, ber 3ubad 
5ßfefferforn, gegen meid^en ber Dichter ben genfer l^erbeiruft, 
i^n )u ))erflümmeln unb an ben $äfen }n fcbleifen; enbK<l^ 
bie 3leuc^tin6fcinbe ju SD^oinj unb granffurt, unter benen 
aSartl^olomduö 3«^«iber unb ^^eter ^e^er l^er, wie fo oft 
bei ^utten, mit befonberm &(t)impft bebac^t werben. *) «uf 
bie ®efangenen folgen D)>ferfliere, bann SOtuftf unb ®in^ 
ger, bie ein iioblieb auf Sapnion anfUmmen; enblid^ auf 
einem mit allerlei eblem ®eflrdu(^ unb S3(umen gegierten 
äBagen bie el^rtoürbige ®e^aü M Xriun^^l^atord felbfl, bie 
grauen Schläfen mit Sorbeer unb (Spl^eu umwunben, ben 
aiugenfpiegel in ber rechten, unb einen Deljweig in ber linfen 



für ttac^ ^d^fiUd^em Urt^eU«f|>ru(^ bie t)ter ^au))tf(l^tt(btgen öfffittti«!^ 
Uthtannt noutben. @. ben alten ^mcf : De quatuor haeresiarchis or- 
dinis PrsBdicatomm de observantia nuncupatonim , apud Suitenses 
in civitate Bernensi combustis. Anno Christi 1509 (Von Mutntt). 
Sß^l aud^ (^Yüneifen, 9ticlava Sftanutl, SeBen unb ^etfe. @. 19 fg. 
297 fß. 

1) Ebrius Ortuinus fftift et and^ in ^utten'^ Intercessio a. a. D. 

2) ^gl. s- ®. ben fd^on oben angeful^tten Stief ^ntten'^ an SHuatat, 
Opp. ed. MUnch, U, «26. 



^utten'^ %fftilna^mt An dttn^iin*^ ^anUl 295 

fyivihy jum »eft^Iuf , glek|f«n6 ifftdnjt, Me ©c^aar ifct 
Äei^dgelel^tteit nitb ^Poeten, We fr atte t»m UtHetgang, b« 

1^1. 3>er gattje 5;r{unH)^jitg ffl in ber Mtcflett ȟdgabe burd^ 
tinen ^(}fc^nitt (mfd^aaltd^ gemad^t 

SKe aui^ immer ^uttcn «n Wefem Sriumpl^gefange b^^? 
tietßgt fehl mag: mi^ ber Seele »ar er {l^m iebettfaO« ge* 
[daneben. Wit regier Sl^eflnöl^me, im SBed^fe( jtt)if^en ^off* 
Äiing ÄRb gurd^, war er n>4]&reiib feine* jweitfn Slufent^alW 
In Stalien bem f(l^tt>«nfenben Oange be* Steuc^ltnifd^en ^o* 
«ff^ gefolgt. ?Ih« Wom felbfl fyiben »ir unmittelbar feine 
flaift^t t)on i^m, wenn »ir nf<^, tt)ot)on balb mel^r, fe 
mand^e Slotijen im »weiten JE^Ie ber 2)unfelm4nnerbriefe 
bofur nehmen tt>oHen, SBie genan er ^^ ober bafelbfl nm 
aBe0 jenen ^anbel Setreffenbe erfunbigt l^atte, fel^n tt>ir 
borau*, baf er, faum in Sologna angefommen, bem ^a^ 
bion wn 8Hfem fla^n^t gab, n>a0 wdl^renb ber legten ^0^ 
nate §» SRi^m in ber ©a(f)e Siend&Iin'* t^erl^anbelt werben 
toar. *) 3)k Äudftc^ten waren bamal^ g^n^ig* an(^ an 9K* 
coton^ ®erbel fi^rieb ^utttn au« Selogna unter bem legten 
3ttlil516, bie Ülettung fei nalie, ^od^ftraten l^abe mit ben 
ungel^uern Summen, bie er öerf(^wenbet, nid^t« au^gerid^tet.^ 
Um 9* Sluguft fc^rieb er an SRic^arb Srocu« na^ 8ei^)jig, 
baf bie ®ommifflon über 9icu(^in'6 Sa(^e \)er^anble, unb 
man t4gK<^ ben Bpxuä) erwarte, ber aW eine Sntfc^eibung 
nic&t blo6 über Sieuc^ün, fonbern über bie ganje l^umani^ifd^e 
SWd^tung anjufefecn fei. (Sinen SÄonat fpdter gaben i^m feine 
Sreunbe auö 5Rom immer noc^ gute .^offnungj aber erfurc^^ 
Ui auf« 5Reue ben ©influf beö fo!p]^ifiif(^en ©olbe«, ba er 



1) Vadianus P. L. Joanni Reuchlin. Viennae anno 1516. niudtr. 
viror. Epp. z ij *>. 

2) Huttenus Nie. Gerbeffio Opp. ed. Mttnch, II, 296. 
&txauf, J&utten. I. 15 



226 I. »tt(^* yü. stüpiuu 

bie ®e(b0{er ittib Seflec^Iic^feit ber xim\^tn Höflinge fennt 
(St tDänfi^te bie @a(^e einmat entfc^ieben, um nic^t I&nget 
iwifc^en Surc^t uitb Hoffnung ((^tDanfen ju muffen. ^) 

i^atte @tadmu^ für äteud^lin bei bem $apfl unb bem 
(Sarbinal ®timani ein guted SlBott eingelegt, fo wanbte fid^ 
^utten, tt)ie ed fd^eint um biefe S^it, tt>enn nic^t fc^on xoSf^^ 
tenb feined ^{ufent^aUd in Stom, an ben ßatbtnal Slbtian, 
ber fpdter 8eo'« SRad&foIger auf bem p4pftti<l^en ©tu^le ge* 
»orben ifl, S>er red^tfc^affene, aber befd^rdnfte unb fc^otopifj^ 
gebilbete Ttann n>ar nid^tö n>eniger ald ein ®önner ber 
^umanijlen; boc^ hoffte i^n ^utten a(d !Deutf<^en (9{{eber^ 
I&nber) für ben angefod^tenen beutf^fen ®e(el^rten getoinnen 
)U fonnen. !Da6 elegifd^e ©ebic^t, bad er an il^n richtete ^), 
fanu man, toad bie ^üdfixunq t)on Steuc^Un'd SSerbienften 
unb ber SBerworfenl^eit feiner SBerfolger betrifft, oüi einen 
Sludjug au^ bem Triumphus Gapnionis betrachten. — ®egen 
^fefferforn ^atte ftd^ .^utten fd^on früher eine Heine S3o6l^eit 
erlaubt %m 9Rittn>oc^ na^ Segibii 1614 \oax i>ox ber 9Rd^ 
ri^burg )u ^aUe auf 93efe]^( bed @r)bif(^ofd $((bred^t, n)egen 
^ird^enraubed unb anberer SSerbrec^en, bie }um S^l^eil gen><# 
®ebilbe fanatifd^en 93o(fdtt>a^nd n>aren, ein 3ube graufam 
l^tngeric^tet »erben, ber jufdttig gleid^faO^ Sol^ann ^effer^ 
forn ^ief . 5)effen Uebettl^aten befd&rieb nun ^utUn in einem 
l^erametrifc^en @ebic^te, bad, fo n)enig aud^ beibe 3lamtn^^ 
t>ettern mit einanber gu fd)afen Ratten, bo(^ auc^ auf ben 
Kölner einen ©cftatten warf. ') 



1) EpistolsB II Ulrici ab Hütten ad R. Crocum ed. Müller. Lips. 
1801 p. 6 fg. Opp. ed. Münch, II, 328 fg. 

2) Ulrichi ab Hütten, eq. Germ, ad Cardinalen Hadrianum, 
virum doctiss. et Gennanorum in urbe patronum, pro Capnione in- 
tercessio. (Srfl in bet ©ammCung »om 3» 1518, in toelc^et bad Ex- 
hortatorium ad Max. Csbs. votanfleljft ; bann in ben Oper, poet 9om 
3. 1538 K 2»»— 4; Opp. ed. Münch, 0, 352—54. 

3) In sceleratissimam Jo. Pepericomi vitam Ulrichi ab Hütten, 



^«tteii an dlend^ltii. 227 

®ar ju gerne tDftrbe ^utten in biefet 3^^^ iftetd an 
9leu(^({n gefd^rieben, il^m bie Slad^tic^ten über ben ®<mi fei^ 
ned ^oce^ed felbft mitgetl^eilt, i^n feiner nnn)anbe(baren 93er^ 
e^mng unb S^l^eilnal^me xoititx\)olt ))erft(l^ert l^aben. Slber 
9tJi(ffUl^ten auf Steud^Iin felbfl t>erboten ed. (&i tt)ar bamaM 
efae 3<tt be« )>o({|tf(^en Strgwol^ttd, bcr ^oc^tterratl^dproceffe 
in aßnrtemberg, unb bcreiW war aud^ SReud^Iin bei bem^er* 
jofl t)erbd(l^ttgt worben, *) @r ^atte auf bem 9lat]&l^aufe ju 
©tuttgart an Sefpred^ungen tl^eilgenommen; )t)e((^e im^xotd 
l^atten, bad 8anb gegen bie tjerberbltd^en golgen t>on Ulrid^'d 
ungeflämem'S^l^un, mnn ed fein muf te burd^ beffen iätwd^ 
lige (Sntfemung t>oni SRegimente, fl(^er ju fleBem*) SSJdre 
nun fiberbied ein S9riefh>ec^fel jtt)if<l^en il^m unb be« ^erjog« 
Srjfeinbe ^utten entberft »orben, fo I^dtte ba6 für JReuc^Iin 
bie übeiflen golgen l^aben fönnen. ©o f(^merjli(l& e« f5r 
^utten war, fo fugte er flc^ biefer Stürffid^t bod^, unb beJ^ 
berfeitige greunbe ubernal^men e«, feine Orüfie unb Slad^^ 
rid^ten an ben t>ere]^rten SWeijier gelangen )U lajfen* V ®ti^ 
mol jebod^, ba il&m Sleud^Iin felbji, unb in gebeugter ©tim^ 



eq., Exclamatio. Opera poet 1538 Q 3 '»--5*». Opp. ed. Münch, 
II, 396—99. 

1) Bil. Pirckheimerus Erasmo, Cal. Jan. 1517. Pirckh. Opp. 
ed. Göldast, p. 270: Audi, obsecro, quid nefandi nebulones egere. 
Cum Jo. Reuchlin undique oppugnassent, tandem principis stii, 
quod semper timui, nescio quibus fraudibus, indignationem con- 
dtarunt: id ne in extremani calamitatem hominem conjiciat, vehe- 
menter timeo, nee eum a tyranni faucibus nisi Dens eripiet. 

2) <&e9b, $er§09 UIti<i^ I, 225. 510. 

3) Huttenus Bilibaido, Bonon. 8 Cal. Jun. (25 Mai.) 1517. Opp. 
ed. Münch, ü, 346: Item Gapnionem (saluta), cui quod non pos- 
sum sine sui periculo scribere, pene dirumpor. Jube esse bono 
animo. Nunquam deero, ut communi periculo. Bilibaidus Hut- 
teno 26 Jun. 1517. H. Opp. n, 341: Capnionem, quo animo 
in eum sis, certiorem reddam. Prudenter agis, quod ad eum non 
scribis, ne eum innocentem ac noiens in periculum trahas. Nosti 
enim tfrannonim animos. 

16* 



228 I* ^uü^. VII. jtiUHlel. 

ntungr 0ef<t(rie(m l^atte, g^tte n i^m m<S) fe(bfl anttüoi^ 
ten )u foOeti. SXe 6ofl6afte (Siapflatun« tm ^nex, tomn 
er ^i>v ^tfi^ibung t>er ©ctd^ fUic^, n>i^ Iekl(ft i|tt bann 
feine geinbe no<l^ uutet bem S^ben a(^ Ae^er t}erbammett 
fotuUen^ (»atte boc^ ^nbnicf auf ben alten SSann gentoi^t 

„^l beinern Seben", fc^rieb i^nt nun ^lUtten am 13. 
3anuar 1517 aud ^ologaa, ,,bei beinern lieben, un^ tt>enn 
Uta beibat Otoai nod^ tl^euter i% bef(l^u>ire iäf bi<^: gib fdncn 
traben Segnungen Staunt. Wa^ tmll boid fogen: Sßenu i(^ 
balb fletben foQte? Sa$ bit beine eigene 31ugenb barauf ant^ 
«Myrten. • . SSSer fo gelebt ^at, fiirbt ni^t Unb n)ad bu 
belnen Saferen nod^ feinju^en »irfl, iji reiner ®en>inn: 
SDed 9tul)med \ia^ bu genug. Stod^ bei itim I)a^ bu fold^e 
Seugniffe über bicfe ^otxnommtn, »ie jte SHJenigen nacl|^. iferem 
Sobe ju Ifeeil werben, unb bifi felbfl unter bciner »oc^toett 
getoefen. S93ad mic^ betrifft, fo glaube id^ meinen @ifer f&x 
hiät fdtion baburd^ l^intinglid^ belofent^ ba$ id^ mid^ öfentlid^ 
}U ben 9teud^linifien giejilfett fefee. 3)arum faffe Wl\it% tapftx^ 
^er 6aj)ttion. Siel \)on beiner 8afl ifl auf unfere ©(^ultent 
fibergegangen. Sdngji wirb ein ©raub vorbereitet, ber ju 
red^ter ^dt, l^ffe i(^, aufflammen foB. 2)i(fe felbfi ^iße icl& 
rul^ig fein. 3d^ gefeHe mir folc^e ©enojfen ju, beren Slltcr 
unb SSerfedltniffc ber ?trt bed Äam<)fe6 angemeffen finb. Salb 
tpirfl bu ba6 Häglid^e Xrauerf)}iel ber SS3iberfa(^er \)on einem 
lad^enben «^aufe au6gejif(^t feigen. Damit gef^ icfy um, toSf)^ 
renb bu ganj Slnbere^ "oon mir »ermutfeeji. Denn wenn bu 
ri(^tig t)on mir bdc^teft, fönntefi bu mir ni(^t fc^reiben: 93er^ 
laffe bie ®a*e ber SBa^rl)eit nic^t! 3d^ fte c^ber W<^, iferen 
gul^rer, tjertaffen? ÄteingtäuMger 6a!pnion, ber bu ,§uttcn 
nid^t fennß! 9lein, wenn bu fte l)mtt t>erlie^eft, würbe ic^ 
(fo t)iel in meinen Äräfien fHlnbe) ben Ärieg emeueni, unb 
glaube nic^t, baf id) für mein Unternel^men untüd^tige Oel^üffen 
feabe. SRit folc^en ©enojfen umgeben f^freite id^ einiger, loon 



^uUen ^Ut 9teu^Ktt an $ir<f^etiTier. 229 

tftmt UUt (Sin^tne, tai barfp e« flfaufeeii; jenem ®efinbeC 
get^fti^ ffl. S«)yifion'e ißrei^ tDtrb ^n Ißturib ju ÜRunbe 
fliegen. *) ®<miu« »k att^ fl«b€rem »itPi) b{r f>o^« ?ofe er^ 
wa^n, ioiljxmh tu tu^fg außer bet ©efa^t Md^ ^ftfl* 
2)a9 nwVl' Ü) Vx ni6)t unangejdgt (äffen. Sebe n>9l^ unb 
erhalte bf^ für un« frffi!^/'«) 

atn $trcH|etmer aber, bem ber @ang bed 3leu(^Iittff(^eii 
jproceffe^ bebenflid^ jn »erben anfing, fc^rfeb ^utten: „3^fe^ 
rer SBHibalb, warum fürd^tefl bu fo für bfe ©ac^e unfer« 
@a))nion, ben feine Unfc^^ gegen meufd^Hc^e 9(ngdfe ftd^er 
fieHt? ©ö t)iel taufenb fd^Ied^te SWenfc^en »erfolgen i^n: 
einige ®ute (benn gut nenne i^ bie ©olc^ed t^un), einige 
®ute, fage i^, bef(^u$en i^n. SBirb e^ mel)r gelten bei ber 
ftad)tt>üt, baf t>iele ©c^Ied^te il)n üerfofgen, ober baf einige 
®ute tl^n t)ertöeibigt l^aben? Siber SR. SR. (ber ^ap^) wirb 
i^n tjerbammen, bur(^ bad @olb ber Orben^brüber umge^ 
jHmmt, Dagegen l^aben ein (Sraömu^, ein gaber (t)Ott @ta* 
ple0), SBilibalb, SKutian unb bie befien SKdnner alle e« 
il^rer »urbig gehalten, ber SBal^rl^eit ßeugniß ju geben. Unb 
wenn bu mic^ folterjl, id^ muf fagen »ad »al^r ift: baß mir 
me^r an beinem Seifalle liegt, ald an bem jened SÖlanned, 
ber leichter alö ©preu, bewegtid^er ald eine glaumfeber ifl. 
auc^ wirb mir nie, bu magfl fagen »aö bu n>illfl, ein ^Pfeil, 
ben (Sradmud auf einen ©d^urfen ab^^mUt, »eniger gelten 
aW jel)n Sannpüd^e jene« Florentiner^, bie au^ t)ielen unb 
triftigen ©runben t)on etilen, in benen no(^ einige SKann^^ 
fraft ifl, nic^t mel^r \)0(i) angefd^lagen »erben. Darum m6^ 



1) Gapnionis prseconium per ora virüm volabit. ^obei an ben 
Triumphus Gapnionis gn bcnfcn, liegt um fo n&fitt, aU laut feinet 
Srief0 an ^ttd^eimer t>Qm 25. ^ai beffelben Säurte Butten bamall bet 
(grft^eittund ber (Sdirift entgegenfal^. 

2) Huttenus Reuchlino. lUustr. viror. Epp. ad Reuchhn. A. 
Opp. ed. Mttnch, II, 337 fg. 



230 I. 9tt<4. VlI. Sta}^ittl 

gen iene 9(Ked burd^fe^en: n)it [(firmen bie Partei, bereu 
Unfi^ulb aUn Sße(t ebenfo befannt ift, old iebem ©{unbegabt 
ten bed l^eiligflen ito Unl^e{(igfdt; benn tt)er bätfiber nod^ im 
UttHaten ffl, bet wuf eine f^tec^te gaffungÄfraft beflften/' 

9ber ber mettevfal^tcne ^hrd^eimer fd^tieb autäcf, untet 
bem ©d^ilbe ber Unft^ulb fei fc^on SDtand^ }u ®runbe ge* 
gangen. *) 



1) Huttenus Bilibaldo , 8 Gal Jun. 1517 unb Bilibaldus HuUeno, 
24 Jun. 1517. Opp. ed. Münch, n, 345-47 unb 339—41. 



2ltt)te0 ftopitei. 



S)ic Bplstol» obscorornm irirorani. 

1515-1517. 

@(^on dn 3al^r "oox Hefen (e^tett ^tiefen, im anfange bed 
Sugufl 1516, l^atte U(ri(^ ^utten inSoIoflna t)on einer ®a^ 
tire gegen äteud^Iin'd SEBiberfad^er 9lai)xiä)t erhalten; bie un^ 
ter bem 5£itel: EpistolsB obscurorum vironim, in Deutfd^^ 
(anb erfd^ienen \oax unb fd^neUe SSerbreitung gefunben l^atte; 
er felbfi war nodj feine6 (gebrurften) (Sxtvxplaxi f^ahf^aft ge^ 
»orben, aber fel^r begierig, eine^ ju belommen. ffiinen Tto^ 
mt fi>4ter, am 11. (September, fd^rieb er an gii(^arb €;rocu« 
ttod^ iäpiiQt „2)ie iDunfcImdnner l^abe id) erl^alten. ®ute 
©Otter! tt>el(^e nid^t unfeinen ©(^erje. 9lun aber l^aben bie 
@o)}bißen mid^ al6 SSerfaffer ni(^t blo9 im Serbac^te, fon^ 
bem geben mid^, wie iä) böte, öffentlich bafSr au6. 9limm bic^ 
gegen fte bed abwefenben Sreunbed an, unb (af mid^ nid^t mit 
biefem @d^mufte befube(n. ®d^reibe mir aud^ au6f&l^r(id^ 
t)on ber Sa(S)t, unb laß mi(^ »iff^n, tt>a« fle im ©d^ilbe föb^ 
ren/'^) Sereitd würben bie SSriefe aud^ in ffingtanb mit 



1) Epistolas H Ulricfai ab Hütten ad Richardum Grocum nunc 
prinnim luce publica donavit, notis iHustravit . . . M. Chr. Gottfr. 



232 I. ^n^' vni. StQpM. 

S5cifaK flelefeti, w&f^xtni in iD^itfd&lanb eine jweite tjermel^rtc 
Shidgabe betfelbeti erfc^ien. ^) 

aBa6 ^utten i)on bem ®*umfte fprii^t, mit bem er fic^ 
ttid^t gern befubeln laffen »oHe, iji nid^t auf bie SSriefe felbfl, 
bie er ja eben »orl^er gelobt l^atte, fonbern auf bie Su^fille 
ber 3)unfe(mdnner gegen bcn i)ermeintti(l^en SBerfaffer ju begie*^ 
i^m, welche ber greunb t)on i^m abwel^ren foKte. 3)ie ©riefe 
fetbjl gefielen il^m tjielmel^r bermaf en, baf er bie ßuntutl^ung, 
il^r SSerfaffer ju fein, nrit ben ©d^erjnjorten ablel^nte, ®ott felbfl 
fei ed; auc^ l)atte er jie faum erl^atten, ate er aud^ f(^on feinen 
SanMIeuten in Sologna neue Sriefe berfelben ^xt ^orlaö, bie 
er ol^ne Steifet felbft gemacht I^atte. ^) Slud biefen unb anbem 
S9riefen ifi bann ber jweite ü^eit bet Epistolae obscurorum 
virorum entfianben, ber im % 1517 erfd^ienen ift. (So befiel^ 
alfo Wt Epistolae obscurorum v., fo wie fle nn* je^t "tot^ 
liegen (i^on bem erfl fett 1689 in ben Sfnögaben etftfteinenbcn 
btitten Z^lt, ber ben JBi$ ber betben früt)em breit tritt, 



Müller. (Lips. ISOIJ. Ep. 1. Bononiae Y Idus Augusti. £p. 2. Bo- 
non. XI mens. Sept. (1516). 

1) Thomas Morus Erasmo, Loadtn. 91. Oct. 1516. Erasrai 
Bpist. amnes, Lugd. Baiar. 1706. Appendix, Ep. LXXZYfl, p. 157ö. 
Glareanus Zuinglip, BasUeae ad VlII Cal. Nov. 1516. Zuinglü 
Opp. ed. Schuler et Schulthess, Vol. Vil, p. 19 : Ceterum mitto tibi 
exquisitissimas illas Epistolas obscurorum virorum ad Portuinum 
Graecum» dicepo volui Ortninum Gratiom, amplntas uon restrictas« 
explicatas at replicatas. 

2) Epist. 1 Jo. Cochlaei ad Bilib. Pirckheimerum , Bonon. 
9. Sept. 1516 (M ^eirmann, Documenta Kteraria var. arg. p. 1): 
. . Huitem nosiri, qui hoc v«ap«re jguolwqiim coeaant^ aliqpi^ 
nobis uovas recitans epistolas multo cum risu, ex cpiibus una 
per totam fere Germaniam vagata est, tuique facit mentionem, 
quod contra usuram seripseris, quam Magister noster disputavit 
Bononiae. Negat tamen, se Ubelli illius auctorem, in haec verba: 
Est Deusmet. Unter jenem Briefe ifl ofenBar bad gel^nte @tüdC red 
imtiUn Xi^tiU ber ^unfelmAnnedbviefe, \>a$ jCaraien ntiu»ieaU be« 
M. Philip^us ISchlauraff, quando ambukvit .p«r totam Almmiafn 



^ie ^kU ber IDunfettn&mtft. 2d3 

giOQ als^«n), 1) a^ bei 41 ^Briefen bei erflen Sttf ga6e ^)^ 
3) «itd ben ber imitm Sltidgabe be^fffigteit ltdtot n^eitmi 
%iefim, KDeld^e i«|t mit jenen (unb eütem ac^n) jifammen 
ben et#en X^^l Hlben^); 3) m€ b«m }toäten Xi^eil, bet 
and 70 ©tfiifen befiehlt ') 

!Der 3:ttel unb x^kMi^t ber gante ©ebanfe ber ©ifüj^ 
t^ eie <g»eiteniln(f «u ben Srie^ befaßter Dinner (itlu- 
striuiB viror^m] an ytmäfiin entflonben, n^eld^ beffen S^umbe 
un % 1514 t)er<^{|ent(i<l^t l^atten, nnt m bent ®ttette mit bett 
(iilmm €ibi ©evoidftt in feine ^gfc^aU ju n)erfen. Sßte 
ngi^ (ag ed, biefm mirftU^m SBriefbed^fet au0 bem 9leni6' 
(äitfl^en «Steife einen etbid^eten and bem greife feiner SM^ 
b«rf(ul^er gegenubesrjnfteBen. SBar bie erfkre @amm(ung ba^ 



aaF^norem,. ju t^er^cl^ett, in loe^em u. 9L in ^egug asf $m{l^eimer 

bie (Bttlie 9^ ftnbet: 

Et fuit mihi dictum, quod noviter unum iibrum 
Composttit de usura, quam admittit Theologia, 
Sicut Bononiae est diputatum et per Magistros nostros oom^ 
probatum. 

dcf unb ^od^ftraten Jjatttn n&mlid^, im <Solbe ber Sugger, gn ©ologna ba4 

äittfenne^men »ertl^eibigt. 

1) Epistolae obscuroram vironim ad Teoerabitem yinun Ma-^ 
gistrum Ortuinum Gratium Dauentriensem GoloniaeAgrippiaae bonas 
litteras docentem : varijs et locis et temporibus missae : ac demum 
in v<^umen coactae. $C. d. In Yenetia impressum in impressoria 
AM Mmntij: n. f. ». 4^ ^^l $ftn|cr, <S. 35 f^. 

2) ^en ber Epistola be« Antonius N., Medicinae quasi Dr., an, 
ttber njelf^ent in ber jmetten ^(u^gabe Appendix Epistolarum ^i)L 
(Mn ad^ter 93rieft Epistola cujusdam devoti et imperterriti fratris 
etc., mmnt ber erfleX^eil in ben f)»dtem ^tn^dobeit fi^liegt, »err&tl^ ftH^ 
ni^t Uo^ bttxrd^ bie ^<ä)mial^ 1538 at« fip&tere Sutl^. 

3) Epistolae obscurorum virorum . . . , non illae quidem veteres 
et prius visae, sed et novae et illis piioribus elegantia . . longe supe- 
rieires. inq^^ressam itomanae Cnrine. 4. Seibe fbtnäottt ifnJo no^* 
liäi (rbi4^; aU bie tpa^en toerben Moin^ ober ^agenau t)emmt]^et. 

a)iefe brei gotgen unb ©ejianbtl^cile toerben au(^ in ber Epistola 
Erftsmi ad Jo. Caesarium, Antwerp. posirid. assmnpt. Vlrg. 1517, 
bk fi^ in >en LamentatioBes obsa v. ftefinbet, nnictfi^iebett. 



234 I. Budi. Vin. StapM. 

rauf btttätntt, ju }dgen, mlif ebte Slenfc^ett, vi)e(<^e (dbU^ 
aSefltebungeti fftt SUbitng itnb Sortfc^ritt f{<^ um Steuc^lm 
gefammelt l^atten, (0 galt e6 l^ier, einen SHd in ben ^ul^( 
wn Untt){{j[enl^eit, 2)umml^ett unb ^emeinl^eit )u eröffnen, 
n>el(^er bad (SIement feiner ®egner toar. 9ßenn jened ffcip 
tentl^eila Sriefe an ober t)on äleuc^lin geu>efen toaren, fo 
n)urbe l^ier ala Sibreffat mit gutem %attt n{(^t ^efferfom 
(ber n>ar )u gemein), nid^t ^oc^flraten ober Xungem (bie 
waren }u furchtbar), fonbem il^r t>oetifc^er @<I^Ubl^aIter Drtui^ 
nua ®ratiua getoA^tt 9tit bem 9Biberft>ru<l^e, einerfeit« felbfl 
au(^ ein ^umanifl unb fd^öner ®ei{l fein ju woden, unb 
bo(^ onbrerfeitd ber alten @(^o(afUf au bienen, toar er fc^on 
wn ^aufe aua ein fomifd^e« ©ubjiect; tod^frenb jugteic^ ein 
fo((^er SRenfc^, ber bieSUbung, welche er bem neuen $rind)> 
))erbanft, ju beffen 9efim)>fung im 2)ien§e be6 alten t>er^ 
»enbet, al« SBerrdtl^er ein ®egenflanb ganj befonbem ^affe« 
für aKe biejienigen iji, bie e« mit bem neuen ^ndp e]^rli<^ 
meinen. 

9Bie aber na<l^ ber einen ®eite )u ben Briefen beräumter 
9ßdnner anSteud^Hn, fo bi(ben nad^ ber anbern bie 93riefe ber 
2>unfe(minner au(^ ju bem Triumphus Capmonis ein ergdn^ 
jenbe« ®egenfifidf. SBaren in biefem ©ebic^te bie ®egtter 
9teu(^(in'd unb bed ^umanidmud mit (Smfl unb $at^od, 
mit aUen äBaffen bea UntDiUena, ber 93erad^tung unb be« 
^affed glei(^fam tragifd^ befdmj)ft, fo gefd>ie^t bief in ben 
Briefen ber 3)unfctmdnner fomifc^, mit ben SBaffen ber ©a* 
tire. 3)af aber nid^t ein 8lnberer über bie 3)unfelmdnner 
f(^reibt, fonbern biefe felbfi, bie SWagijier unb SSaccalaurel 
Genselinus, Gaprimulgius, Scherschleiferius , DoUenkopfius, 
Mstladerius u. bgL, einigemale aud^ JOrtuin, ^od^^aten unb 
Sungem in eigener ^ßcrfon bie angeblichen aSriefjieller ftnb, 
ijl eine SBenbung, toeld^e bie ©rl^ebung ber Satire in ba« 
©ebiet ber reinen Äomif erleichtert. 5)ie Barbarei toirb, mit 



IDie abriefe ber 3>ttn!e(iit4iiiier. 235 

(Statmni )u x^tn, barbarifc^ loedadtft ^), b. ^. babttrc^^ baf 
fte f{(^ felbfl ungefc^eut^ ol^ne $(I^ttuitg i^xtt fßttttf^xtfidt, 
bariegt. @oK biefe ©elb^bor^eDung [(^lagenbe JSraft l^abeti, 
fo muf fte i^reti ®egenflanb ibeali^ren, bie in ber WiixRi^^ 
feit jerfheuten ßöge t>Ott SRo^eit, Unfinn u. f. to. in ©renn^ 
))iiufte fammelti: bad fatirifc^e Sbeat ifl notl^wenbig Saticatut. 
$(ber ^itfhDerf i{l biefe nur bann, menn fte fidf fo toeit 
nti^igt, bie Uebertreibung fo mit Sebendn>al^Tl^eit )u mifc^en 
n>eif, ia$ bie 5£(lnf(^nng ni^t geflutt toirb, ald l^dtte man 
ee mit toirfiii^en äßefen, in nnfetm SaUe nid^t mit fcembem 
Spotte, fonbem mit bem eigenen ©ic^gel^enlaffen unbefan^ 
gener Sriefjleller jn tl^nn. 2)iefe $robe beflanben befanntUc^ 
bie Briefe ber !Dunfe(mdnner in bem @rabe, baf bei i^rer 
erflen Srfc^nnng bie S3ette(mon(l^e in @ng(anb jubelten, im 
guten @Iauben, eine ®d)rift a» i^ten ®unflen unb gegen 
Süeud^tin in ^dnben }u l^aben, unb in 93rabant ein !Domi^ 
nicanerprior eine^ngal^l )Don (Srem)}(aren jufammenfaufte, um 
feinen JObem ein ®ef<^enf bamit au machen, ©rfi ber leftte 
»rief bed gleiten Zffeü^, ber aud bem %ont ber Ironie in 
ben ber 3nt>ecti»e fällt, öffnete ben guten 8euten bie »fugen. *) 
aSon ber äfrt bee fSitxM eine aSorjienung gu geben, ifi 
gleich ber erfle »rief befonber6 geeignet, n>e(c^er mit funfUe^ 
rifc^er Serec^nung gteic^fam aie (Sr)>ofttion ^orangefleHt ift.^ 
Unter a&erl^anb Sitaten aud Slriftoteted unb ber l^eiligen 



1) Hutteni Epist. ad Rieh. Grocum, ed. Müller, p. 5: Barbare 
ridentur barbari. Quam hoc bene — probavit Era»niis, aptissimam 
tandem viam, qua exagitentur improbi Sophistae, inventam arbi- 
tratus. Sß^U Ulrichi ab Hütten cum Erasmo Rot. . . Expostulatio. 
U. ab Hütten Opera, ed. Münch, IV, 356. 

2) Des. Erasmi Rot Epistolae omnes, Lugd. Bat. 1706. Ep. 
DCCCGLXXIX. Erasmus Martine Lipsio, Basil. 5 Sept. 1528, p. 1110. 
Sß^l Th. Morus Erasmo, eBenb. p. 1575. 

3) Thomas Langschneiderius , Bacc. Theol. formatus, Ortuino 
Gratio. 



236 r. «n^. VIII. StapM. 

^xi^t legt bet Theol. *acc<rt(raTeu« S^omad Sttngfl^eibet 
feinem ^emaligett Seiltet Ottultt @ratftid eine ©trdtfrage 
jMr entf^bung t>0T, ble HtrjHc^ bei einem SRagi^rfcfyttia«« 
in 8etj)jtg aitfgettjorfen tt)otben fei. Sr t>ergt^t ni<^, t>or1^er 
gu befi^reiben, tt)ie bie 2)octoren, 3)?ag{{let unb Sicentiaten 
fl<l^ bei ber ®eCegcn^it auf Stofkm ber neuen ^M^agijier gfit* 
U<l^ getl^an, mit gebratenen ^iüjfnexn, Kapaunen unb ^iHäitn, 
9tatoa{ter unb 9ll)einn)ein, (Sinitätx, Xorgauer unb fteuburget 
9kx, ®c ttiftittxt, beginnen bie SWagifler fc^ulgem^t wn 
»id^tigen gragen ju teben, unter äfnberm, ob ©ner, ber Doctor 
ber 3^eoIogie, b. 1^. na^ bamaligem ®i|)rad^gebrau(^ Magister 
noster, ju »erben im Segriffe fiel^e, Magister nostrandus ober 
noster Magistrandus ju nennen fei. M. SBarmfemmef, ein 
feiner Scotip, entftIMbet jtd^ für bad geltere. Denn, fagt er, 
magistrare ifl ein verbum, f. t). a. magistrum fecere, unb 
txtocru fommt magistrandus j bagegen nostro, nostrare, ifl 
nii^t gebrdu(l^(i<l(^, unb fommt ni^t im 9B6rterbu<^. ^iege^ 
gen l^dlt M. 5)elitf(^, Urtifl, SKebidner unb Surifl jugldd^, 
ben SBiberj)art. 66 fd gar nic^t einerlei, ob noster t>or ober 
nad^ Magister fiel^e: Magister noster bejdd^ne fftxUmmii^ 
dnen Dr. Theol., noster Magister aber Wnne na4) Um^ 
fiftnben feber Ädfier in irgenb einer frden ober unfreien 
Aunft genannt toerbenj dfo Bnne nur Magister nostrandas 
ba« Siid^tige fdn. 3)af m Serbum, nostrare, ni(^t gebrdui^ 
Ii(^, jiel^e bem nic^t im SBege, ba ed J[a nac^ ^oraj (Ars 
poetica) gemattet fei, neue Sorte )u bilben. SEBel(^e t)on 
bdben «nftc^ten nun bie richtige fd, bittet ber 99neif|leaer, 
möge ßrtuin entfc^eiben, unb il^n au^ in Äenntnif feften, 
toie ed mit bem «ßnege jmifd^en il^neit unb bem Dr. äleud^Iin 
flel^e; benn er liabe gei^tltt, baf biefer &^ft immer nod^ 
nid^t toiberrufen tooHe. Ändö ba« artifelweife gefc^riebene 
99u(^ ^fmolb'd t)on Suugem (gegen fftm^n) möge er ii^m 
nod^ dnmal fc^icfen, unb fein t)ertraull(l^ed ©d^reiben nic^t 



Sn^alt ttitb Socm Nr ^uiifclmäiinerBttefe. 

iM turtum. — 9in biefem et#eit Sitiefe mit feitt^m prandium 
magistrale ^tte (Sroi^ntttd, b«ai er f^e« 9ot bem S>ni(f alb^ 
f4rifUi(^ gugefiHiunen t^or, eine fold^e greube uabladi^n fo oft 
unter Sceunbcn )0or, ba$ et il^B b«ina^ aadwenbig nm^c. ^) 
S^i^ bmfelben finb ioic mm fd^n ^oStg in bad $^Nn 
unb %x;9Ümi, in ben geifligen ^ori}ont bet 92enf<^en «etfelt, 
mit «Odilen es« bte Epistolae obsc. viror. ju Ü^n I)ab€tt- 
Sel^nUd^e <Scenen, i^jnUc^e ©treitfragirn, eine immer fd^otaftt^ 
fE|er Ott bie cutbere, tt>kbet^olen j^. ®o l^otte Ortuin etn^ 
mal wn einem ge»>iffen Magister noster ben Sfndbrud ge^ 
Iraud^t, er fei ein (Slieb (membrum) üon gel^n Unit)erftt&ten. 
Slber ber ff^orfftnnige Dr. ^orbind ma^t il^n aufmerfforn, 
tt)ie unftattl^a^ ed fei, tx^n einem @liebe mebreret Aotper 
^ [preisen, ha »ol^l ein Jlorißer meistere ©lieber l^aben, abfer 
n\^t ein 9Iieb mel^ireren Mitpexn cmgel^dren fontte. 3enen 
Master Qostar ^tt eine^ ®Ifebe^ üielmel^r ^ötyer wn jel^n 
nniioerftt&ten p- nennen, ge^e aber aud^ n&i^t an, ba ia bann 
bie Uni^ei^titen feine ®ütt>tt, a(fo i|m untergeorbnet, nnb er 
me^r fein mäfte old jeijfn Uniüerfttdten: n>el(^d ^r biefe ^oer^ 
Beinerlid^, nnb feibp f&r einen Magister ooster, bie ia iod) immer 
noc^ÜRenfc^en feien, ju t)ielieeAre. fBio^ bleibt alfo fär ein 9(u9^ 
»eg? SQäer anfiel^ Unii>erftt4ten immatriculirt ift, cntfe^eibet 
Dr. ^(orbin$, wiii^ f^tc^e Sßei^eit )u Sonden gelernt Ijat, 
ber fann fagen: 3ä) bin ©lieber (meiobra) t}on )d^n Uni))ef^ 
glitenj n^ei bie 3ncongrnen) be^ 9lnmerud fo n)enig.fd^abet, 
a(d mm SSirgil ben (ginen Sllerid deücias feine* .l^erm 
ipmnt* *) «u* @ett)ijTen«f4ße gebcÄ oft )it d^lifi^en fd^^ 

1) Erasmi Spongia adversus adspergines Hutteni. 3n Hutteni 
Opp. ed. Münch, Tom. IV, p. 423. fBmäf^ath'e (Gommentar. de U. de 
Hütten fatis etc., III, 59) IBermutl^ttng, bag bie ^otte bed (Sx<amn6 auf 
bte dpißet bed M. MammotrectiM BuntemaDteBiis, Ep^. I, No. SB, gelten, 
i^ fi(i^ irctg. 

2) Thomas Klorbius, humiliter Theol. Dr., M. Ortuino Gratio. 
Epp. obsc. V. II, Ep. 13. 



238 I. «tt(^. vin. stapiui 

finnigen (Srörterungen Seranlafnng. (Sd ift Siner ein (Sl, 
n>orin fc^on ein Sunge^ )u bemerfen; nad^l^er befinnt et ^^, 
baf ee Steitag ifl, unb bie gebro<l^enen Mafien faKen i^nt 
oufd ®en>iffen. (Sin^reunb triftet il^n, bad junge ^ül^nd^en^ 
fo lang ed no(^ ni(^t audgef(^(ä^ft, n)erbe ni(^t anbete be^ 
ttad^tet, atö n)ie bie äB&tmer int Adfe ober in J{^irf(^en, bie 
man au(^ nngef(^eut )ur Safien^eit )Derf(^(u(fe. StUein ber 
Srief^eUer ifl bamit nod^ nic^t berul^igt unb n)enbet ft(^ um 
Siudfunft an Ortuin; benn bie äBätmer, ^at er t)on einem 
Sirste gel^ört, ber ein guter 9laturforf(l^er fein foK, re<l^ne man 
gu ben gifd^en, fie feien alfo gafienfpeifen, bagegen bad au«# 
gebilbete ^ül^nc^en im @i t^irftid^ee t)erbotened ^(eifd^. ^) 

SBdf^renb jie auf biefe SBeife am ^i^a ibren Sd^arf^ 
jinn äben, jeigen f{(^ unfre bunfeln 9Rdnner in aUem bem^ 
jienigen, tt>oran fl(^ in jener ^dt ber geifiige gortfc^ritt fnfi^jfte, 
in Qpxaäftn^ unb 8lltert^umefenntni|i, aufd Sleuferfle mmijf 
fenb. 6ie »erwed^feln ben ®rammatifer Diomebe« mit bem 
^omerifd^en Reiben. 6ie Hagen, baf 3leu(i^Iin, auf l^ebrdif d^ 
Capnion genannt, unb ein Slnberer, Ramend Proverbia Eras- 
mi*), ein neuee 8atein in bie Sll^eologie einfftl^ren rootlm. 
©ie galten ©riec^ifc^ unb ^ebrdifd^ fftr unnfift; benn 1) fei 
bie ^eilige Sd)tift fd^on genügenb fiberfeftt, unb 2) bürfe 
man bie ung(dubigen 3[uben unb bie fc^idmatifc^en ®tied^en 
ni(^t baburcb ^ot) ma(^en, baf man il^re (Bpxa^tn lerne.') 
2)ie grage wirb aufgeworfen, ob ed jur ewigen ©eligfeit 
notl^wenbig fei, baf bie ©d^olaren bie ©rammatif au« »elt^ 
tid^en 5)id^tem, toie SBirgil, Sicero, ^tiniu«, fernen? ©ie 
wirb t>emeint, ba na^ Slripoteled Metapb. I. bie 2)idbter t)iet 



1) Henr. Schaffmulius Ort. Gratio. Epp. II, 26. 

2) SfHt ^ejug auf bie in Ottfci^iebetun Sttt^gaBen erfd^ienene &}?tviäif 
todttctfammlung (Adagia) be^ dxaimvii, 

3) Epp. obsc. V. I, 18, 48; II, 38, 35. 



Snl^aft iiitb 8onn ber IDimlelindnnerinefe. 

(«gen, unb kDft lAgt ^ fünbigt, unb wer fein Stabiunt auf 
U^tn grunbet, ber gränbet e« auf 6ünben, toad aber auf 
6ünben gegrunbet t^, ba0 iß ni(|ft gut, fonbetn iDiber ®ott, 
ber beu ©fittben feiub i% ^ !Diefcm ©tapb f^rer S))ra(l^^ 
fenntaiffe finb au(^ bie SSortaMettungen gemdf , bie f{(^ in 
btn Sriefen ber 3)ttnfe(minner ftnben. 2X(toox^, ber <ftrieg6^ 
gott, i^ ber äRdnnerfreffer, mares vorans; SRercuriud betjle*^ 
ttige, qui mercatores curat} Magister ifl {ufamniiengefet^t ent* 
meber aud magis unb ter, n>eil er breimol mel^r n){ffen muf 
QU nn SJnberer, ober au0 magis unb terreo, weil er feinen 
6<l^utem fd&recflic^ fein fott u. bgl. m.^ 

!Dabei geben ober Crtuin'd @:orref)>onbenten fo »enig 
ali biefer felbfl ben Stufprud^ auf, ?ßoeten unb ©d^ongeifier 
)tt fein* ©ie wijfen rl^etorifc^ unb poetifc^ ju fd^reiben, unb 
t^un ftd^ s^itt ^^^U etoad ju ®ut auf il^ren ©t)^l ©ie 
f(^i(fen il^rem 8el^rer i^re bid^terifd^en Sluearbeitungen (dicta- 
mina) mit ber ©itte ju, fie ju loerbeffern unb ju fcanbirenj 
benn il^rer ©d^ö^dc^e auf ben gfifen 'flnb fie ftc^ bewuft. 
3nbejTen, »ad Wmmem fte bie güfe? ©inb fie boc^ feine 
»eltlid^en, fonbem tl^eotogifd^e $oeten, bie nur auf ben ©inn, 
ttic^t auf bie gorm su feigen ftaben. ') (^in «nbered ndmlid^ 
fei bie gute alte $ceterei, welche auc^ bie Magistri nostri in 
^arid unb @6In gelten laffen, ein Slnbered blefe neumobifd^e, 



1) I, Ep. 7, Petr. Hafenmusius 0. Gr. 

2) I, Ep. ^; II; Ep 23. (Sti^mologie ioat freilid^ ühnf^auptnm 
Ut flarfe &Ue iettrr Stit po leitet dltuäfiia im ^(ugenf^iegel £pftvvdi0 
ah t)on Ipiii, ftag^; fu^en, unb evvTj, föttt, Stammn, in bet man int^t^ 
Ttu^e f)at, schola; alfo ^pewa« f. o.a. ;,forf<d^en in ber S^ul mitShil^ 

3) II, Ep. ^. Wiih. Storch M. O. Gr.: Ipsi dicunt, quod non 
est recte compositum sive comportatum io pedibus suis, et ego 
dixi: Quid ego curo pedes? Ego tarnen non sum poeta secu- 
laris, sed theologicalis , et non curo nee habeo respectum ad ista 
puerüia, sed tantum curo sententias. 



240 I- 9tt4f* ViU. Mt^ittl 

w((^e ie^ t>on ungratairten @efelleit tia<l^ fbüäfmni dtic« 
aSirgil^ ^Ini^e mi onbrcr neuen tivtoren aufgebracht wttbe. 
{Diefe ttwUIid^en $oelen ina<l^en fbancMp^^^n, n^d^tenb ^ 
fin^tt^en bae Soft t)er ^eiligen fingen; bie ^ent etfldten 
Ue ^ibnifc^en (gc^vif^eflet bM budtftmO), toOjitewb ik 
itttttm fogor auf bie £)t>ibtfc^en Wtttamovfi^o^m, bie viti^ 
fac^e Mnaiegnng ann>enben, unb in (Sokiele nnb Sacd^d eine 
miegOTie auf Storia uub Sl^riflu« )u ftnben toiffen. ^) 

iaSefottbete txrberbßd^ wirften biefe poeta« seculares, 
mnn n^ir ben .Klagen unfrer 99rief{fle(Iec ein £)l^t leiten, auf 
bie Unit>eTrttdten. mt Subel wirb bie aSertteibnng rined ber^^ 
felben, bed 9l^giud 8(efticani))ianttd, att^Sei)>sig erjd^tt, unb 
bie Qiilnn ermuntert, ed mit i^rem ^ermann Sufc^ ebenfo 
iVL ma(^en. M. !£)elitf(^, unfer 93efannter wn bem 9Bagifler^ 
fi^maufe ||er, l^abe )>cn ienem gefagt, er fei an ber Uniioer- 
fität n>ie bad fftnfte Stab am SSBagen unb l^inbere nur bie 
übrigen gocultdten. ^) Unb immer mel^r fa^ man biefed Un^ 
»efen um fiif gretfrn. 3^ feiner 3^^ f(^reibt ein alter Äo^ 
gifler, ^be ed nur @inen Poeten gegeben, flammt ©omud 
(ben äJerf affer ber erbaulic^n Steime: Disce, bone Gierioe 
etc.); j[e(t gebe e6 allein l^ier (malf^tfci^inlid^ inSeip^ig) beren 
n>o]^l jwanjig, u>el(be ben Sin^ngem bea Sllten (eben &d^a^ 
htvnad anü^un* Unb mochten biefe ^Iten bie $oeten immer 
bal^in n)unf(&en, n)o ber Pfeffer n)d(^fl: balb mußten fte ftc^ 
äberjeugen, felbfl toenn ein $oet ba tt)dre tco ber $fefer 
n>&<i^ft, A)Arbe er fommen unb fi(^ an t^rer. @eite l^abilitiren* 
®ing bad fo fort, fo f onnte ed nid^t fel)lcir, bie Unttjerfttdten, 
unb tn^befonbre bie p]&ilofoj)l|ifc^e gacultdt, mußten ju ©runbe 
gellen. ') 3mraer mel^r fc^wanb ja ber @lanj unb wrdbeteu 



1) I, Ep. 25, 28. 

2) I, Ep. 17. M. Jo. Hipp. M. O. Gr. 

8) I, 25. M. Phil. Sculptoris M. O.Gr.: Utinam onmes poetae 



Snl^aU un^ gönn ber ^aKfelm&nAerbriefe. 241 

üt ^drfAIe ber Magistn artium, bei \Hl4ftn wtom bie 3u^ 
geftb fo feine Unterfd^eibungett/fo fc^arffinnige (Sinn)&ffe utib 
&fuitgen, fo bäiibige ®<^(&ffe l^otte machen (ernen. Suc^ 
bie afabemifd^en ®tabe, bie fit ju ert^eilen Ratten, f amen in 
ältifac^tung: bie 3it^^^^^ ber^oeten wollten bie fc^oiafUfd^en 
Sßutben eined Saccalanrend, eine^ SKagifler, nic^t mel^r er^ 
loerben. Aamen fie bann na(^ ^^^Uf unb bie (SItern fragten, 
toad fte gett)orben feien? fo war bie $(ntn>ort: 9li(^te (toie 
bei i^utten); bie @ttem bebauerten O^x l^inandgen>otfene^ 
®elb nnb warnten anbete, i^re ©öl^ne auf Uniioerfititen jii 
fdjicfen. ^) 

@o nahmen benn bie Steibungen jtoifc^en 9Ragiflern unb 
$oeten, unb nel^men bie Serid^te t)on folc^en 6cenen in uni^ 
fem ^tiefen, fein Snbe. ©atb flteiten fte ftüf bei einer 3^dbe 
(in una zecha) über ben S^rierer fRoä, ben ein fotil^ei: $oeten^ 
fcbuier ein (auftge^ atted ^(eib nennt; über bie 9teliquien ber 
^^eiligen brei Äönige in (Eiln, t)on benen betfclbe greigeifl 
meint, baf fte leidet )>on brei weflfölifi^en S3auern ^errä^ren 
fönnten; über bie alten fc^ola^fd^en Sel^rbäc^er,^ weld^.>ie 
9{euerer t)erf))otten; bann über bie Sageefrage: Sieu^Un^ttb 
^oc^fhaten, weldjer Sediere bei ben ^oeten eine )>er9ud^te 
SSe^ie l^eif t, wie bie ^Parifer Unit)erfttdt wegen il^red SSerbam^ 
mungdurtl^eiie gegen ben Stugenfpiegel ftc^ gefallen laffen mup, 
il^ren alten (S^entitel ald mater studiorum mit bem einer 



essent ibi, ubi piper crescit. II, 58. M. Inis Perlirus: Ego credo, 
quod, si esset unus poeta ibi ubi piper crescit» ipse etiam veniret 
Liptzick. Ibid.: Ego credo, quod Universitas (i, 25: Facultas arti- 
stica) adhuc peribit propter illos poetas . . 

1) II, 46. M. Cunradus Unckenbunck M. O. Gr.: Sed nunc 
supposita volunt audire Yirgilium et Plinlum et alios novos au- 
thores, et licet audiunt per qulnque annos, tarnen non promoven- 
tur. Et sie, quando revertunt im patriam, dicunt eis pareates:. Quid 
es? Respondent, quod sunt Nibil, sed studuenmt in^Poesi. Tuno 
parentes non sdunt, quid est. . . 

etrauf, ^«Uen. I. 16 



£42 I* ttn^* ^U. St^piUl 

ipfiter stidfcHiae )^ettaitf<i^t m fel^eiu^) 9[u(^ an S^^tfid^feiteit 
|Wif<l^fn beiben $atte{en, mie fte in fin ^offenfpiel gel^örm, 
{ie^tt ed in unfern »riefen ni(^t 2)ie Steife be« M. ec^Iaui» 
raff, We er in aieimen >ef(^reibt, ifi eineÄette pon ©eiligen, 
$Affen unb C^rfeigen, hk er, ald SBerber gegen 9ieu(^(in, 
Mn ben $oeten unb ilbren äinl^dngern Utommt, unb mittef^ 
beren ^r t>on einer Unit>^rjit4t ju ber anbern in ^alb 5)etttf<^^ 
<anb l^erumgcflofen mirb. aSefonberd ba« ®afiftaud jur 
:^tont in aRain) ifl bur<b feine böfe Sifc^gefeÜfd^a^, al« 
ba* ^mla^tt ber ^peten unb greigetjier, ben SKagiftern ein 
®rduel *) 3ene 5Kenf(^en gingen mit ©(^»ertern unb Degen 
•an ber ^eite, würfelten um ^odbftraten'a 9(b(a0)ettel, ^^rten 
la^er(ic^e Sieben unb tiefen einen el^rfamen SRagifler ni<^t 
einmal für fein® elb mit »u^^e effen. ') 2)a ging auc^UIri(^> 
fidn ^utten )eitn)eife ein unb aud^ ein ]^6(^ft beflialifc^er 
SRenfil^^ noie ein 93rief il^n fc^ilbert, ber einmal gefagt l^atte, 
wun bie ^ebigermond^e i^m bad träten, ma« fle bem Steuern 
tl^un, fo woUte er il^nen ^ef^be anfagen, unb iebem )Don i^nen, 
ber in feine ^dnbe fiele, Sfiafe unb D^ren abf*neiben. ^) Der 
»riefftetter ift nur fto^, baf ^utten jeftt fort i^, um Doctor 
}tt »Derben, unb «feit einem 3a^re ftd^ in 9Rain) ntc^t ^at 
bUrfen laffen; er »unfd^t, ber Seufel l)oIte i^n. *) 



1) I, 22. Gerhard Schirnigtius M. O. Gr. 

2) II, 9. Carmen rithmicale M. Philipp! Schlauraff etc. duSRamg 
nimmt i^n ^axtf}, 3el^etibct aU ®afl in fein «ßau«, 

' ' . . juraos per Deum vivum, 

Si iviasein ad Coronam, quod accepissem vexationem honam, 
Quod ibi commeneales sunt valde nequitiales . . 

3) II, 12. M. Guil. Lamp. M. O. Gr. 

4) i^tered foK Butten fp&tet einmal toirflid^ getl^an i^aben : »enig« 
#ni« Spxi^t dra^mud, Epist. ad Mart Lutherum, Baail. postrid. Non. 
Mai. lödii bei münäf, Opp. Hutteni P. IV, p. 570, mit IBegiel^uno auf 
lüfii, ^e anputatis aurtculis duohus Praedicatoribus. lDftt>ott unten. 

5) ii, 95. M. Sy)v. Grbius M. Q. Gr;: Sunt quidam commenaa«- 
les in hospitio Coronae, qui semper faciunt sunuBas aequitias Ma^ 



Snl^lt ttnb %oxm bct /^unfelnidimerbriefe. 243 

^ tDergld^en @treititntme^ngen ftnb ed benn auc^, mtt^ 
Ul^ beren in unfne ©tiefe bet Wrecte ern^c Xabel be« Un* 
»ffim^, bem bte .StieffteOeT fonfl bad Sort reben, einbringen, 
fantt. 2)ie guten 8eute berichten einanber treu^etjig, »a* fte 
ba nnb bort für berbe 9BaI|rl^eiten ^aben anhören miiffen. 
aim faiferltc^en «^oflager }u Sn^bmtf l^ort M. mti). Sam)> 
ouf ber ©urd^reife laute Sefc^woerben über ba« (£urtifanen^ 
toefen unb bad SBanbern be« beutfc^n @e(bed nad^ Stomj 
bei tinem ®a|lma]^( in SBorm« ein Slnberer fc^arfe JÄebeu 
gegen bie ^Aufiing ber ^änben, ba6 SBo^Ueben unb bie 
^nj^m^tn Sitten ber l^o^ern ©eipd^feit. (Sin äBärjburger 
äRagi^er Ragt über ben ?Prebiger an ber ^au^jtfirt^e bafelbfi, 
3o^ann 3lei#, ber in SlKem einen eigenen SBeg gel^e, feiner 
@<^ule aW ber Schule gj^rijü angel)ören xooUz, »on ben 
aRdn<l^dge(äbben unb Xappen wenig l^alte, ^a @ott ni(j^t auf 
bie Äleiber fel^e. Sfuc^ im ^ebigen f^abe er feine befonbere 
Jtrt: er biete gar feine Äunfi, feinen ©(^arfftnn mit ^ragen^ 
(Sinnourfen unb ©d^luffolgerungen auf, fonbern gel)e gan) 
einfad^ gu SQBerfe, unb — fonberbar! — bie 8eute ^ören it)n 
bo(^ gerne. Sefonber« bebenflic^e Sleuferungen l^abe er ftc^ 
Aber ben Slblaf erlaubt. 3)em Sruber 3afob, ber auf ber 
Äanjel gefagt l)abe, »a« in ben Slblaßbriefen jiel^e, fei fo 
»al^r wie ba« @t>angelium, unb wer biefelben empfange, 
fei fo. ))oa{idnbig abfoIt)irt, al« I)atte e^rifht« felbft i^n 
oon feinen ©unben Ioegej4l)tt, l)abe 9icif öffentlich mit 
ben äßorten wiberfprod^en: „3lid!itö ifl mit bem (St)angelium 
)u )>ergt<fi(^en, unb wer rec^t ^anbelt, wirb feiig. 9ßenn (Siner 
.^unbertmal jenen Kblaf empfängt unb nid^t gut lebt, fo wirb 
er t>erbammt unb ber $lblaf ^ilft i^m nic^t«. !Dagegen, wenn 



gistris Dostris . . unus Ulricus de HuUen, qui est valde bestialis ;. 
sed nunc abivit (Deo gratias) ad fiendum Doctor, et in uno anno 
non fuit hlc, Di^bolus auferat eum. , . , 

16» ' 



244 I- du(^. VIII. StapM. 

Sincr rec^tf(^affen lebt, ober, faW er flefünWgt, SSufe t^^ut 
unb i^ä) beffert, flel^c bem »erffinbfge i^, baf er ein Sürger 
bed ^immelreid^^ fein u>irb, ol^ne anbere ^ülfSmittet ndt^ig 
au ^aben/' ^) 

3fl l^ier noc^ t)or ^ut^er'd Stbtaffheite ber »efenttid^ 
Snl^att feiner Stiefen unb ©trdtfd^riften au^gefproc^en, fo je{gt 
eine anbere ©teKe »oBenbe beutlid^, toit mit if)m loorgeot^ 
bettet toat. 3n ^anf^rt a. b- O. muf ftc^ M. Älingefor 
»on ©nem, ,,ber itjm immer SBiberpart i&dtt/' bie SBeiffagung 
3e^^an. I, 12 : 3u berfelbigen ^ät toiü ic^ 3erufalem mit 
Saternen burd^fuc^en, unb tt)iK ^eimfuc^en bie 8eute, bie auf 
i^ren ^efen liegen u. f. f., fo auflegen laffen: ,3<^ ^i^ 3«^ 
rufatem burc^fud^en/' fpri(i^t ber ^err, b. ^. id^ »iff meine 
Äird^e unterfuc^en, um fte ju reformiren unb bie Srrtl^umer 
ju entfernen, bie jtc^ in biefetbe eingefc^tid^en Ifeaben; unb ba« 
will ic^ tffun ,,mit gatemen", b. 1^. burc^ geteerte SfRAnner, 
bergteid^en in Deutfc^lanb Sra^mu« t>on JRotterbam, Sol^ann 
Steuc^Iin/ SWutianud 5Rufu« u. 81. ftnb; „unb xoxü ^eimfu(^en 
bie SWdnner", b. 1^. bie S^eologen, ,,bie liegen", b. 1^. I^art^ 
närfig bel^arren, „auf ilferen ^efen", b. 1^. auf einer fd^muftigen, 
finjlern unb wiberftnnigen Jl^eoCogie, »elc^e fle feit einigen 
^unbert 3al)ren aufgebrad^t ^aben, mit 8lbtt)eic^ung t>on jenen 
alten unb geleierten Sl^eologen, bie im wahren ?ic^te ber ©c^rifit 
gewanbelt l)atten; tDdl^renb fte felbfi »eber gatein, noc^ ®rie*^ 
(^if(^ ober ^ebrdifd^ tjerflel^en, um bie ©d^rift auflegen ju 
fönnen. 9?a(^bem fle alfo jene dc^te unb urf^)rungli(fte 3^^eo^ 
logie t)erlaffen l^aben, t^un fle nid^td weiter, aW baf fte bid«^ 
j)utiren unb argumentiren unb unnüfte gragen aufwerfen* 
®arum wirb fle ber ^err „l^eimfuc^en" unb anbere ©octoren 
fenben, welche jene Sprachen loerfle^en, unb nac^ SBegrdu^ 
mung ber ^^^efen", b» ^. jener abgefc^madften ©piftfinbig^ 



i) II, Ep. 43. Fr. Otho Flersklirdrius H. O. Gr. 



Sn^aft wib Sonn Ut ^unUlmännnhxitft 245 

Irftftt ffttct fatfc^cn Sl^cologfe, i^re ,,8tttcmeti" bririflen, b. ff. 
«tt^ bk Sij^dft beleuchten ttnb bie alte, wa^re !lt)eo(ogie tt)ie^ 
bfr^erfleHen; woie tnxiliä) ber genannte era^muö bie ©d^rif^ 
ten be9 ^ieron^mud t)erbe{fert l^erau^gegeben l^at ^ud^ Den 
Zcxt be« bleuen Slefiamentd l^at er t>erbeffert *), nnb ba« 
tyilte id) für nüfeUd^er, fagt unfer ©d^riftandleger, aW wenn 
20,000 ©cotifien unb X^omijien 100 3a^re lang über Ens 
.nnb Essentia bidputtren würben. *) 

S)oc^ bergWd^en ©trafrrebigten ober anbere Unfälle nel^ 
men unfte 3)nnfetmdnner nid^t alljnf(^tt)er. @ffen unb ürinfen 
fd^medFt il^nenbod^, Deo gratias, nii^t minber ©d^laf unb 
— giebedfreuben. 3)ie e^lid^en jwar ftnb il)nen, fofern fie 
bem geifilfdöen ©tanb angel)ören, bur(^ f^r ©elübbe unterfagt, 
unb bie auferel^Hd^en gelten für ffinb^aftj ba6 erfennen fte an: 
boc^ tt)iffen jte ftd^ ju l^elfen, fogar an ber ^anb ber ©d^rift 
©agc benn nid^t ber ^rebiger ©alomo Äa^). XI, 98. 9: greue 
bid^, Sungling, beiner Sugenb? unb III, 12, ed fei nic^t« 
Seffered, aU baf ber STOenfc^ ftc^ freue in feinem SBerfe? 
unb IV, 11, tt)enn 3tt>d^ f^rfriJi^nb^rii^g^n, »erbe il)nen »arm, 
©ner für fid^ aber fönne nid^t warm »erben? ©o fei ber 
aaSanbel ©imfon'd jur 35elila unb ©alomo'6 Äeböwetber oline 
3al^t befannt, unb boc^ fei über ben @rftern nad^maW ber 
l^eilige ®eifi gefommen, unb ber geltere fei, nad^ ber gemeinen 
Annahme ber !Doctoren, feiig geworben: mitl^in fonne iene 
©ünbe nid>t fo grof fein. „3d^ bin nid^t fiarfer ate ©imfon," 
fd^reibt M. Sonrab oon ^toidan, ber oorgugdweife erotifd^e 
»riefiiener be« .erfien S^eilö, „unb bin nic^t »eifer al^ ©a*^ 
lomo '): folgtid^ mujp man bisweilen eine greube Ijaben, benn 



1) ^ierottijintt«* SEBetfe in 9 Sdnbcn «rfti^iencn in ben Salären 1516— 
18; hie etftt ^(itdgaBe be« bleuen Xcflament« 1516. 

2) II, 50. M. Ad. Glingesor M. O. Gr. 

3) <So f)atU ber naci^malige $a)>9 $iu^ II. nof^ al$ ^attae &r)Uixa 



^46 I. »tt(^. Vlll. Äapitel. ' * 

ia^, fagen bie »erjte, Jfl gut gegen bie^e(an<^o(ie. '9{a(^et 
beichten tt)ir bann, unb ®ott iji bara^erjtg, unb rt)ir burfeii 
auf ®nabe hoffen. 3fl man boc^ fein ßngel, fonbern Hn 
3Kenfc^, unb jeber 3»enf(^ irrt. 3a, »enn ®ott bte ixtfk 
x% fo fann bie £iebe ni(^td @(i^({ntmed fein: n)iber(eget mir 
biefen 99ewei«", feftt ber »erltcbte SRagifier felbftjufrieben ^insu. *) 
ÜRan fielet, wenn übtxtiawpt bei biefer glürflidjen äJftenfd^enart 
bie ®rünbe »ol^Ifeiler al6 ©rombeeren finb, fo ftnb fie e€ 
befonber* tt)o ed gilt, Uebertretungen be* •fet^^ten ®ebote^ 
ju befd^onigen. 3)aber laufen anflößige Slnefboten burc^ ba0 
ganje 93u(^: n>ie ein ^Dominicaner genot^igt rntrb, nadt aud 
bem genfier feiner ®eliebten ju fpringenj tt)ie einem ffugujlincr 
eine ^eunbin bed Drbend an 3«¥ttng*ftatt feine Äutte mtt^ 
nimmt unb fte ju ^aufe jertrennt, auf baf bie ®(^rift erffittct 
würbe: ©ie ^aben meine Äleiber unter ftd) jert^eilet; wie ein 
SWagifler t>on Drtuin einen ßiebe^jauber t)erlangt, unb biefer 
il|m ftatt beffen aW ®egenmittel gegen fleifc^lid)e 8fnfe(^tun^ 
gen Äreujfd^Cagen, SBeil^waffer unb geweifte« ©alj anrdt^. *) 
2)abet gel)ört ein jartee Ser^ltnif Ortuin'd felbp ju 
ber grau feinet jubeni^riftticl^en 33unbedgenoffen, jener beHula 
niulier, »ie Slcuc^fin fie nannte, ju ben ®runb\)oraudfe$un* 



ein äkidiäft^ l^erge^ett enrfc^ulbigt : quia nee sanctior sum David rege, 
nee Salomone sapientior. 

1) I, 9. M. Gonradus de Zuiccavia M. 0. Gr. Quia legitur Ec- 
clesiast. 11.: Laetare juvenis in adolescentia tua; quapropter ego 
nunc sum laetae mentis, et debetis scire, quod bene succedit mihi 
in amore et habeo muUum supponere. Quia dicit Ezech.: Nunc 
fornicabitur in fornicatione sua. Et quare non deberem aliquando 
purgare renes? Tarnen non sum angelus, sed homo, et omnis 
homo errat. Vos etiam aUquando supponitis, quamvis estis Theo- 
logus, quia non potestis semper solus dormire, secundum illud Ec- 
des. 4: Si dormierint duo simul etc. 93gl. Ep. 13 u. 21 bfffeI6fii 
53riefflcr(ertf. 

2) I, Ep. 4, 33, 49. 



Stäfalt tttii Sfonn ^tt^ fbunhlmcofinttbxitft. 247 

gen t>ta Bnäfti. ^efetforti, mrittt ein Srieffleaer, foSte 
in biefem Saite gar nid^t eiferfäc^tig fein, nac^ bem ©prüd^e, 
baf it»if(^en gtennben XUed gemein fein muffe. !Dat)on tDoI^ 
(en jwar Einige bie SSSeiber andgenommen n>i{fen: aQein eA 
fomme ^inju, baf Ortuin feine $rau ^abe, unb 2)enen/ bie 
niil^t l^aben, fotten »ir mitt^eUen. *) ©n paar SSormfer Suben, 
ble fibel t)on ^Pfefferforn reben, nrfberlegt ein SÄagifier unter 
$(nberm baburc^, wenn ber 9Rann fein guter S^rlji tt>4re, fo 
tt^urben i^n bie ^H^eologen unb 93ürgermeifier t)on Sotn nit^ 
3u il^tem Qpxtaip^tQtt unb @a()meffer gemacht l^aben. Sn>ar 
fagen U^e^un^m, biefe @unfi ber ^erren t)erbanfe er fei<» 
ner ^äbf<^ett Srau. $(ber M^ fei ni(^t tDal^r, benn 1) l^aben 
Me Kölner ©firgermeifter felbjl fc^öne grauen, unb bie Ma- 
gistri nostri fragen befanntlid^ ben SBeibern nid^t nad^j 
2) aber fei grau ^efferforn ein fo l^onette^ grauenjimmer 
atö eined in Solu, unb ber SSrieffieller l^abe fie oft fagen 
^ören, fie l&abe oft t)on i^rer 9Rutter gel^ört, quod virf 
praepuliati faciunt feminis majorem voluptalem quam 
non praeputiaii, unb »enn ba^er i^r ^fferforn fierbe, 
tüotle fie einen Unbefd^nittenen nel^men: baraud gel^e bod^ 
Har &ert)or, ba$ fie biö jeftt biefe Älaffe »on ÜRänncrn, s^ 
toe(<^er au(^ bie @:dtner Sürgermeifler gel^ren, noc^ ni(^t 
au0 eigener ßrfal^rung fenne. *) @6 ifi ein beißenber ^poH 
gegen bad fc^olaftifd^e äßefen, toenn berg(ei(^en unfaubere 
@egenftAnbe ganj in ben gormen ber 6d^u(e mit Pro. unb 
Contni erörtert werben. ®o bie grage, wenn ein 3übe, 
ß^rifi werbe, ob bann renascitur sibi praepuiium ober nii^t? 
unb wenn nid^t, ob bann nid^t am jiftngflen Xage ährrungen 
jtt befftrd^ten feien? ferner, ob ^fefferforn in ber eig^nfcfyaft' 



1) II, 39. Conr. Stildriot M. 0. Gr. SBgL 1, 45. Arnoldus de 
Tungaris M. O. Gr., koo Beibe anäf mit ket SOIagb ifiu^ ^uäit>tkdtxi 
Duentel in ein fd^mu^i^e^ Sßtxff&itttif Xitxroidelt toeröen. "' ' .*. 

2) I, 36. Eitelnarrabivis Pesaeneck M. 0. Gr. 



248 I. ^901, vin. SUüm* 

flld immer no^ ^ntlt^frr 3u^, ober mit oM gMefenfr 
a»e$8w, jHttfc? *) 

2)ttr<l^ aKe biefe ^pi^t unb mo^t au<l^ Unaiem(i<^feiteii 
flbtigene ge^t tote ber rotl^e gaben bir dleuii^Unift^e afngete^ 
genl^ett l^inburd^; toomtt etne6t^e{(d für ben poffen^aften fßcx* 
betgrunb ein bunfter, ernflet ^intergrunb^ anbemtl^ite für 
bie (ofe %otm einet Srieffamminng ba6 Sanb einer %ahtl 
gen>onnen, bad ®an)e bem 9toman nal^e gerädt Koirb. 
&ä)on im er^en Sriefe bee erjien ül^eiW wirb gefragt, wie 
ti mit ber gelobe jwifd^en 9ieuc^lin unb ben Solnern ftel^e? 
nnb ber leftte ©rief be« jweiten Z\)tH^ toirft bem Drtuin 
unb feinen ^elferdl^elfern nunmel^r offen bie ©c^Iec^lgfeiten 
t>or, bie ße an bem red^tfd^affenen unb geleierten SReud^tin 
t>erfibt l^aben. 3»W«^ Reiben @nb<>unften ater finb nur 
wenige ©riefe, in welchen biefe« Sll^ema nic^t jiir @)>ra(^ 
fime. 93a(b )Don Einfang wirb ^oc^flraten'd a(d in 9tom 
tefinblid^ Srwdl^nung getl^an, unb fofort ift e« ber fd^wan^ 
fenbe ®ang bed Sfted^t^l^anbet« jwifc^en i^m unb Steuc^Un, 
ber 9Be(^feI gwifd^en gurd^t unb «Hoffnung, wie wir i^n au« 
^utten'«, ÜÄutian'6 u. 8t. Sriefen fennen, ber f«^ in benen 
ber 2)unfelmfinner t)on ber Äel^rfeite abfpiegelt. Salb em* 
^fangen ober ert^len.fte gute 3^i^ng aud Stom: ^oc^ffara^ 
ten bat äßec^fel erl^alten, ben Sarbindlen unb 9(ubitoren ein 
fetted ©afhnal^l gegeben: ba finb fie ooK Hoffnung auf einen 
ffir fie gänfHgen Sudgang ber &aä)ry jumal wenn glei(^^ 
geitig miautet, baf fRmäfUn'e mtttl bur(^ bie $ro)e#foflen 
gdnjtid^ erf(^ö))fi feien.*) ©n anbermal aber l^eißt e«, ber 
^asf^ woUe bie @))eierifdee Renten} befidtigen unb ben 2>ru(f 
bed Siugenfpiegele in 9tom geßatten; 8eo bem X. trauen fte 



1) I, 37. Lupoldus Federfusius unb II, 25. Adolphus Glingesor 
M. 0. Gr. 

2) I, Ep. 26. n, 5, 16. 20, 26, 32, 66. 



Bttn^n in bfK 'fSriefcii bec IDimfelinänttet. 340 

ibttliawft ttid^t, »dl er fettfl ein ?ßoet fei imb ben 1^. X^o^ 
ma^ CoDira gentiles nic^t )Derfle^e; nun gelbt mäf bem ^od^^ 
^ntlen bad ®e(b au6^ ein befuc^enber 9lagifier fielet feint 
Stoppe Hegen nnb finbet fie )9oQer JBäufe, n>a6 ben guten 
8Renf<^ett bie ju X^tdnen rü^rt. *) 5)et et^e S^^ett ber 
Briefe enbigte urfprängHc^ mit bem ®eru(^te, ba6 iebo(^ bet 
Stieffleaer unglaublich ftnbet, baf . 9teu(^(in obgeftegt ^abe^); 
in ber t>ermebrten $(udgabe ifi ein Brief, angeblid^ ))on ^od^^ 
fhraten felbß, aud 9tom, l^injugefornmen, in »eid^em er ge^ 
fielet, er tooUte, er l^dtte ben ^anbel ni(^t angefangen, benn 
t9 ^el^e fcbled^t, er l^abe oft nid^t bad liebe Brob, unb menn 
er mit 5ßeter SDle^er t)on S^anffurt auf bem Campo Fiore 
fpojieren gel^e, fo fi)otten bie gurtifanen: ba gelten bießwei, 
bif ben »euc^Hn freffen tDoUen, «) ®egen.ben ©d^Iu^ be« 
}tt>eiten S^l^eitö fc^ttfebt )ti>ar ber ^anbel in fRom noc^ immer, 
bod^ i^ befannt, baf bie SRel^r^eit ber niebergefe^ten @om^ 
miffion für äleuc^lin if^, unb bie Slufmerffamf eit unb ^offf 
nung toenbet ftd^ ber großen 9teu(^(inißent)erf(^n)drung )u, 
meldte fid^ mittlerweile in S)eutfd^[anb gebilbet unb bie @a(^ 
9teu(^lin'6 unb ber (SeiMf^eil^eit t>i>r bem 9ti(^terfiuble ber 
ofent(i(^en Meinung burd^jufec^ten jid^ t)orgefe^t l^t. ^) 

9tad^bem fo oft t)on äieuc^Iin bie 9tebe gen>efen, ba$ 
man gefi)annt fein muf , i^n felbft auftreten ju feigen, eröff=? 
net enblic^ ein ©rief bee »weiten Zi^til^ ben ©nblidt in ha9 
6tubir)immer bed eljrtourbigen, nunmel&r eijdl^rigen SWan*^ 
nee. „9Bie i(^ in fein ^aud fant, er}&]^(t ein Saccaiaureud, 
ba fagte er }u mir: SBURommen, ^err SBäccalaureud, fe^et 



. 1) I, 11, 12, U, 15. 35. U. 4. 6, 22. 

2) I, 41. Vilipatius de Antverpia M. 0. Gr. 

3) I, Ep. 48. 

4) II, 53. Joh. Schluntzig, 55. Sylv. Grisius, 59. Job. Co- 
cleariligneus M. 0. 6r. 



350 l Atti^. viii. stapittx: 

eud^. Uttb et tiat einen IBtiU (unum brillum) auf fehlet 
Safe unb ein $u(^ )>Dt fi<l^, t>a^ n>at tounbet6at(i<^ gefc^rie^ 
ben, unb id^ fa^ glei(^, baf ed n)eber 2>eutfcl^, not^ ^d^^ 
rnifc^, aud^ nic^t Sateinifc^ gefd^tieben wax. Unb ic^ fagtt 
)it t^ni: Sotttefftic^et «^ett !3)octot, xoit nennt man fot^aned 
9u(^? (St anttt>ottete: e^ nenne fi(^ bet gtied^ifc^e ^utat^ 
(4u6 unb ^anble wn bet $]^tIofot>^ie. 2>a fagte i(^: ®9 
(efet ed in ®0iM 9lamen! unb ba^et glaube iit, bap.et toun^ 
betfame Äön^e üetfiel^t. SDann fal^ td^ ein Heiner Stt<^, 
neugebtudft, unter bet Sauf liegen, unb fagte ju il^m: 3Jot=^ 
tteffU(^et ^ett 2)octöt, wa^ liegt benn ba? @t antwottete: 
(Sd ifl ein anjlofiiged 8uc^ , bad mit f utjlid^ ein gteunb aud 
Sdtn gefc^icft ^at, t6 ijl gegen mic^ gefd^tieben, unb bie 
(Sölnet Ideologen ^aben e« .»etfapt, unb fagennun, Sodann 
5ßfeffetfotn ^abe fold^ed S3ud^ gemad^t. Da fagte ii): Sad 
tl^ut 3^t bogegen? »oOet 3^t gu* nid^t te^tfettigen? «nt* 
noottet et: 9li^td »eniget; id^ bin fd^on ^inl4ngli(^ geteert* 
fettigt, id) Kmmete midd nickte mel&t um biefe S^otl^eiten, 
meine klugen teic^en faum nocfe l^in, bad ju jhibiten, toa6 
mit nüftlid^ ifi. !Dad »fid^tein abet wat betitelt: Defensio 
Jo. Pfefferkorn contra famosas."^) 

^aben »it und bid ba^et xMid) bemüht, t)on 3»«* 
unb 3nl^alt, gotm unb Anlage bet 3>unfelmdnnetbtiefe bem 
8efet eine SJotfiellung gu geben: fo fönnen wit und jum 
@^luffe bad niebetfc^lagenbe ^efenntnif ni(^t tx\paxtn, i>a$ 
toix ttxoa^ untetnommen l&aben, bad jli^ eigentlid^ nid&t lei* 
fien t&ft. @olten n>it mit (Sineiti SSSotte ben ^nft biefer 
Unmogtic^feit bejei^nen, fo liegt et in bet ©ptad^e unftet 
»tiefe* Da ed bie Dunfelm4nnet bed beginnenben fed^d* 
jel^nten 3a^t^unbettd fetbfiftnb, »etd^efic^ batin att«fj)te(^en, 
fo tl>un jie ed in ii^tet Sptac^e, b. ^. in einem gatein {xotnn 



1) 11, 34. M. J.-. Schoerckius M. O. Oratio. 



!X)te €>fai^ ber ^unfelm&imerbriefc. 351 

Yd ttoc^ fo genannt n>et))en fannX tt>ie e0 ^d^ im Saufe M 
9tftte(aUerd au^ ber SRifc^ting fird^ttc^er unb (anbedfprac^^ 
liäfftT Sefianbtl^eile mit bem UTf))run9li(^en ®rnnbfto(fe gebitbet 
^atte. 2)iefe @)>ra<^e ifi baburd^ fomif<^, ba^ fte in)ar auf 
iebem Schritte mit ben @efe(en ber c(afftf(^en Satinität im 
9Biberfprud^, aber tro^bem etn>a6 fttt fxdi, eine Sprache i% 
ber man ed ^eute no(^ anmerf t, baf fte gelebt l^at unb toirnic^ ge^ 
fproc^en »erben ifi; »iebie 33riefftetter i^rerfeit^, troft be6 gret> 
(en*9Biberfpru(^d, in »eitlem i^r treiben mit iBernunft unb 
33ilbung fle^t^ bod^ fo einig mit fxiti, fo t>ergnugt in fic^ unb 
unter ftc^ finb, afö nur je ein galflaff, ober fonfl ein ic^t 
fomifd^e« ©ubject gewefen i% W>tx biefer fomifc^e gl^araf* 
ter ifl an ba6 Sateinifc^e gebunben. @r gel^t in jeber Ueber* 
fe^ung t>erIoren. !Diefe Sfrt t)on Iä(^erlic^er SBerberbnif ^at 
cUn nur bad Sateinifc^e, in feinem !Dur(^gange burd^ bad 
SRittclalter unb bie anber^rebenben Slationaßtdten erlitten. 
Äeine Slrt, tt)ie ber Ueberfefjer baö 2)eutf(^e ober fonfl eine 
Sprache ^nbl^aben mod^te,. fann btn Sinbrudf bed Original« 
wiebergeNtt. 

9(m e^efien ge^t e6 nod^ an foI(^en ©teUen, n)o ba« «ßo^ 
mifc^e be« ^u^brudfd weniger in bem grammatifc^en, a(d in 
bem (ogifc^en unb r^etorifd^en Saue liegt, toie j. 9. in fo(^ 
genbem Eingänge be6 33riefd t)on SBil^. ©t^erfd^Ieiferiud aud 
granffurt. ,,3(^ »unbre mi(^ fe^r", fd^reibt er an Ortuin, 
,,tt>arum 3^r mir nic^t fd^reibet, unb 3^t fd^reibet bo^ an 
Xnbre, bie @uc^ niäft fo oft fd^reiben, atö i(^ @u(^ fd^reibe. 
aber 3^r feib mein geinb, weil 3ftr mir ni^t f(^reibet, fo 
fd^reibet mit boc^, warum 3^r mir nic^t me^r fd^reiben woUt, 
bamit ic^ weif, warum 3^r nid^t fc^reibet, ba i(^ (Suc^ bod^ 
immer fc^reibe, wie id^ @u(^ audf j[e$t fc^reibe, unerad^ttt ic^ 
weif, baf 3^r mir nic^t wieber fcftrelben werbet" u. f. f. ^) 

1) I, Ep. 15. 



252 1. »tt(^. yin.stapitti 

fet lann mon »ol^I aud^ t>on bcn lateinifc^en ffierfen unfter 
SWagifier burc^ Uebetfeftung bcm beutfd^m 8efer eine 5Bor* 
fleOung ju geben fu^en, j. 95, wenn ©otnetiu^ genfier^ 
mac^er feine klagen Aber bie SJ^ainter Atoneng&fie in Steinte 
faft: 

3u SRain} im gememen ®a^^au^ gut Stcone, 

aöo i(ä^ neuli(i^ W^ief in eigner $erfone, 

S)a finb }tt)ei un^erfd^dmte @))a6ma(^er, 

^ie fpielen gegen itnfre Sllagifler bie iBa^et, 

IBerßel^eii nic^t fdrmUci^ in ©drillen gu bidputiren, 

9lo<i^ au« einem ©d^luffaft »i^I^ (SoroKarien gu formiten, 

$ßie ber Doctor subtilis grünbli(^ tel^rt, 

(Sßer i^n »erachtet, iji fe^r »erfe^tt) ... 

$on ^em alCem oerfleli^en nid^t^ bie $0eten, 

!Darum führen fle fo 'ungeioafci^ene Sieben, 

aOBie jene gtoei frechen ^offenreifier , 

2)ie unfre aWagijier Starren J^cifen, 

9(ber nnfer SWagijier »on ^odftjlraten «mf jle dtiren , 

2)ann toirb e0 il^nen )>ergel^en, erteud^tete SD^änner gu t^eriren. i) 

3)o(^ aud^ l^ier fielet, t)on ben einjelnen gein^eiten be« 
9Rißauöbru(fd abgefelien, bie gorm beö wöben ^Rnittelreiui^ 
mit ber ©gentl^ümlic^feit ber beutf(^en Sprache lange nicfet 
in bem fomifc^en SQBiberjireite, wie mit ber erocten SWetrif ber 
lateinifc^en; ber gortf(^rf tt ber SBerberbnif, tt)ie au^ bem ^ejra^ 
meter burd^ SBermittlung erjl beö 8eoninif(^en JReiinö, bann be^ 
S8ergejfen« ber Quantität, ber barbarifd^e Änittetoerö gewor^^ 
ben, ifi nur im lateinifi^en JDriginal, nid^t in ber Ueberfe^ung 
bemerftic^, ©o bleibt ber ooHe unb ganje ®ennf ber Episto- 
lae obscurorum virorum ouf Diejenigen bef(^rdnft, Welche 
fle in i^rer Urfpradbe gn lefen t)erfie]^en. *) 



1) I, Ep. 11. 

2) Sür SieBl^aBer fe^e iäij etlid^e $roben au^ ben eleganüis sev> 
monis Qbscurpmm v. unter ben iert. @te Bejlej^en gtofentl^eü« au« 
Germanismen. (Siner ber burd^greifenbjlen unb toitlfamfitn tfl ber ®t* 
Brauch M äafflxoovtce unus ffir ben beutfc^en unBe^immten $Crtt!e( : Est 
hie unus Doctor. Ego amo unam virginem, Margaretham cum 



MmHf Ut 3)imfe(mmncrBriefe. 853 

S>ad tl^ttt abet i^rem ffiertl^ fo »^entg (Shittag, dd f« 
in ienet ^tit, m bad «ateinifc^e npd^ SBelt^ itnb ©efd^Aft^^ 
f)>ta(^e u>ar, i^ret Sirffamf eit getl^an ^at. Untetfd^eiben 
ti>{t biefe beiben ©efic^tdpunfte für i^te Seurt^ei(ung , fo 
gf^t bie gmöl^nlic^e äJldnung ba^in, bm äßertl^ berEpisto* 
lae obscurorum virorum me^r in t^rer gcfc^it^Üid^ett SBit* 
hing, atö in t^tet Sebeutung aW ÄunfitDcrf ju fuc^cn. *) 
äBenn imfre bttl^erige 2)arflcHung il^ren S'^td nic^t ganj 
t>erfe^(t l^at, fo »werben bie Sefet mit und anbrer Sinfid^t fein. 
Und ^aben bie ©riefe ber iDnnfelmdnner an fein öud^ leb* 
l^after erinnert, atö an bad erfie in fetner 9ixt, ben 2>on 
Dnirote, biefe wettgefi^ic^tlic^e Satire, ju meli^er ber @tof 
in bem (SontrafI einer abgdngigen 2>en^ nnb Sebendform mit 
dner nen auffommenben gegeben war, aber »om ®enie er* 
grifen nnb über bie Spl^&re ber blof en @atire l^inand in bie 
^ol^e bed i^umor« erl^oben würbe. (Sine d^nli(^e ©ewanbt* 
ttif l^at ed mit ben ©riefen ber 3)ttnfelm4nner. Die ge^ 



nomine. Unus juvenis vir. Una antiqua vetula. ^anit au(^ : quod 
una mulier maxime amat unum, einen liebt, ^nbre ütthtn^atUn ftnb 
}. f8. Lacerat bonos bossos in ambone. Invitavit me ad conviva- 
litatem (®aflttng). Sitivit me. Juvet vobis Dens. Ego nihil teneo de 
Erasmo. Vos tenetis cum Ecclesia. Quomodo stat cum eo? Nihil 
est cum ipsis. Habet bonam sperantianL Superdare, aufgeben. 
Postdicere, nad^fogen. Transvidere, bntil^fel^en. Se meliorare. Ir- 
reverentialitas , charitative, laetitialis u. f. f. diu l^übfd^et ^arbarid« 
mva iß au^ bie SCnl^ängnng von met an <Subflantive: Deusmet, prin- 
cepsmet; bt^tt>ei(en fle^t ed auc^ felbftßdnbig gerabeju in ber ^ebeu« 
tnng von ipse. IDaju bann bie ^egttlfnng«^ nnb ®<l^(ußfonnein : Salu- 
tem amicabilem et servitutem incredibilem. Salutem sesquipeda- 
lern. Salutis centam milia.sestertia secundum novam grammaticam. 
Valete sesquipedaliter, pancratice, athletice. Valete tarn diu, do- 
nee onus passer ponderat centum libras. Diabolus auferat me, si 
non.habeo vos in orationibus.meis erga Deum u. bgl. 

1) .3n Ui^Uxtt Segk^nng fpri^t g. IB. dtonfe (IDeutfil^e Okiäf. im 
Beitatter bet 9lef. I, 278^ 425) fel^r fö^( von benfelbm, nnb |ie^t il^nen 
$ir^eimet'4 ,, gel^obclten W mit vor. . . 



254 l ®M^. VIII. Stap'M. 

fj^Ioffcne ®nl^dt bet 3lom<mfctni, ba# pUif^d^t ^trooxtttttn 
l^ttbelnbfr ^au))t))erfonen, gel^t i^eit freiß^ ab: ^ ftnb 
fliifm fifturen^ unb gttH)pciird<l^en SRdtef )it tjctgldd^en, oxf 
t9ff(^ 6flen unb Sfel, 6at)^T unb Sßac<l^antin {t<^ bun^ 
dnanbettrdben, unb n)o ber 9tdc^t^um bed Sinjelnen fnt 
ben äRangd an @{nf|dt bed ®an)en fd^ablo^ l^dlt. !Daf 
biefe g(dc^n)o]^I nic^t ganj fe^lt, l^aben tDir nad^gmotefen, unb 
baf, tt)ae bie ^^auptfac^c tfi, bic grftebung in ba« @kb{et 
be6 )>oettf(^en ^umord' in aUen ^au))t)}arHen gelungen i% 
bat)on tt)irb 3eben bet ©inbrurf uberjeugen, ben ba6 Sefcu 
be^ Süd^lein^ unb feiner einjelnen %})cik in il^m )urä(flcl#t, 
unb welcher ber SBirfung einer Slriftojol^onifc^en ^omobte, 
dner ©and^o^ ober gatfiaffS^fcene, t)oBfommen ebenbürtig ift 
®o au^fubrlii^, wie gefc^e^en, t>on ben Briefen ber 
3)unfelmänner l^ier ju l^onbeln, Ijdtten »ir fein 9lec^t gehabt, 
n>enn nid^t unter benen, »eld^e auf bie SSerfafferf^oft be6 
o^ne SRamen erfd^ienenen SBSerfe« Slnfprud^ l^aben, Uln* 
^utten in erjier JRdl^e ftünbe. Daß er in frühem Salären 
jid^ mit bergleid^en anonymen ®pottf(^riften gegen bie §dnbe 
ber Sluffldrung abgegeben, gefielet er fefbft, ^ ©o fam et 
benn aud), laum baß bie erfte IHeferung ber 5)unfelmdn* 
nerbriefe erfd^ienen war, in ben SSerboc^t ber SSerfafferfd^aft. *) 
@raömu6 fagt t>ott bem 33rief über ben SKagifterfd^mauö , e« 
l^abe ge^dfen, er fei t)on ^utten '), unb biefer felbfi lebnte 
fdnen Slntl^dl an bem Sud^e ni(^t fo ernfttic^ ab, aW be^ 
forgte ^reunbe um feiner ®{d^erl)eit willen l^dtten wfinfc^en 



1) Ad Bäib. Pirckheimeram Epistola, ed. Burckhard, p. 9: 
Sic decrevi emra, nisi a nobis coiitine«Dt isti, non postica jadi 
nttra sanna persequi, sed antmoso in frontem impetu obtorbare. 

2) ®. oben b«it Anfang b<# Jtay. ^{. Epistola Bilib. Pirekheimen 
ad Huttenum, in HuUeni Opp. ed. Müneh, H, 340: Nee dubitea, 
fratres illos, qui te auctorem obscuronim esse clamitant, illutti (ben 
^vjog vjon Sßürtember^] contra te instigare. 

3) quae ferebatur Hutteni. 



mögen. ^) 9tnt twi dnem ^n&^t ndmlid^, ni<^t i^on oud^ 
f<^tefcnba Ur^eberfi^afir ^utten'e ifl gleich «nfans« bei ben 
(effer UtUerrid^teten bie Stebe: (Stüima^ glasbte befKmmt i^on 
bret a^rfaffent )u wiffett. ^) Sl^eift ft(^ mithin ie|t bte gtage 
in bie beiben: U)e((^e X^eile ber Sammlung für <^utten'« 
Arbeit gelten fdnnen? unb mldfc6 feine 9)titai:beiter unb be» 
ren Sntl^etle gen>efen fein mögen? fo fc^einl er ftd^ oon ber 
Seranttoortlic^feit für ben erflen Zi^M in ben fc^on tm&i^n^ 
ten beiben ©riefen an Sic^arb 6rocu^ lodgnfagen. 3nbef 
bie au6brä(fe jtnb ^ier fo unHar unb fefbp ber S^ert fo un^ 
jic^er, baf tiierauf attein eine jtc^ere Folgerung fc^werlid^ ju 
bauen ifi. •) 



1) Ep. Laur. Behaiin ad Bilib. Pirckheimerum d. d. 24 Aug. 
1517 (bei ^cninanM, Docurn. liier., p. 255 fg.): Videiur (Huttenus) pa- 
lam Don negare, se illas epistolas edidisse, etquidem, ut mihi vi- 
detiir, neu safis prudenter, propter periculum, quod Praedicatores 
sibi subornare possent, quamvis sint Pharisaei. 

3) Erasmi Spongia adv. addperg. Hutteni, in Opp. Hutteni ed. 
Mttnch, IV, 424: Equidem non ignorabam auctores^ nam tres ftiisse 
ferebantur. 

3) 3iii erflen Briefe (ed. Mttller, p. 5) kfen gleich hit Sporte: 
Narrantur mihi Epistolae obscuronxm vironim tota Germania divul- 
gari etc. bie hoppelte Sndlegung gu: Briefe, ober bie Briefe bet 
^itnfelmänner; im erflem SaUe toaren fie ^ntten vorder gang nnbefannt, 
im lef^tttn toar if^m nur bad eine 9teuig!eit , ba$ fte nun gebruclt er« 
fd^ienen maren. SEBenn e« bann meiter l^eift : Nondum . . ad ocuios 
mcos pervenenmt isti, qiUqui sunt, obscuri viri, fo fdnnte bief für 
•bie erftere Auflegung $u fpre^en fti^etnen, toenn ni^t ba« folgenbe: 
recte obscuri, non a mn tantwn — fo bunfel unb unlatdnifc^ tü&xe, %af 
bie 9liii^tig!eit M ^^axt gweifd^ft mirb. (^er ^ert ber beiben IBriefe 
i^ näntlid^ vielfach ^tthovhtn, unb bie Urfc^rift verloren gegangen.) 
^af im gleiten ^d^reiben Butten bte if)m unterbeffen gngcfommenen 
Epistolas obsc. v. loie eine il^m Ui haffin. unbefannt^ Arbeit lobt, 
tbnnH ^ auf ben Untl^eiC 9on SD^itarbeitern he^iel^ , unb bie 9fuf|br« 
benmg, i^u gegen ben iSerba<i^t ber SCutorfd^aft in ^dyu^ §u nel^mefi, 
fomtte er an einen Vertrauten felbji bann rieten, kvenn biefer i^ ate 
SRitnrl^eber gar ivol^l faunte. S)ie ^Innal^me, ba| im dkgentl^il <$tttfe« 
ben (Srocttd aU einen minber Vertrauten i^ahe mi^ftiflciren unb' f&l^tiil^ 



256 I »tt*. VIII. Ä<mitcl. 

^itt Umtat urt$ nun aitx ein anbetet alte« 3^9^^^ i^ 
^ülfe. SBlt befiften öcn 93rief eine« Ungenannten an Stotud 
JRuManu«, ber im 3. 1532 geft^rieben i% *) 3)aniaW war 
«rotu«, ber einft ^ntten'« »ufenfreunb, «euc^ltn'« SBerC^cf:^ 
biger, balb auc^ iutfftt'^ tt)anner Setel^rer gewefen war, wn 
ber @a(^e, beren Sfnfdnge er nid^t n)en{g gefdrbert J^atte, 
jtirürfgetreten nnb ^atte fic^ ben Sertl^eibigem bed «ften bei*' 



glauBen ma^tn tooUen^ «r fei an ber @a(^e unbet^eiligt, fd^eint mir 
bem vertraulichen Xon ber Briefe itnb ber üloUe, bie (Srocutf anäi in ben 
Epist. obsc. y. felb^ ^pitlt, ^it tt>iberf^re(^tt. Umfiänbe mie ber, bap^ 
uail^ bem er^en 8rtef an (Srocud, Butten beffen SRieberlaffung in ^ip^i^ 
erfl in ^Bologna erful^r, »dl^renb im erjlen 33^il ber obscur. v., Ep. 35, 
9on berfelben autfful^rlici^ bie 9tebe i% Betoeifen jireng immer nur fo viel, 
bap biefer ober jener einzelne 93rief nifi^t von Butten fein fann. 

1) Epistola Anonymi ad Jo. Grotum Rubeanum, verum huncce 
inventorem et auctorem Epistolarum obsc. v. manifestans, quam e 
Museo suo cum notis edidit Jo. Christoph. Olearius . . Amstadiae . . 
1720. ^er $rief felbß ^at bie Ueberfdftrift: Ad Apologiam Jo. Groti 
Rub. Responsio amici, ad quem privatim eam scnpsit, unb an fei« 
nem ©(i^luffe bad 9!)atum: Anno theologorum, ut soles numerare 
(b. ff. von 1517 an), XV, defectionis Groti primo. gür ben ®erf. 
biefe0 Briefs l^ält Oleariud, ol^ne fl^ über feine ©rünbe »eiter au^gu« 
laffen, 3u^0 Sono^, ber bamaU $robfl ber Slilerl^eiligenfird^e unb $ro^ 
feffor ber Xl^eologie gu SG^ittenberg, eint $aupt)>erfon bed reformatoufd^en 
Jtreife«, frül^er ^anonicud in ^tfmt geivefen tvar. Sflit (Srotutf n>ar er 
fo befreunbet, baß eri^n gur @teQe eine^ IDefand an feiner ititi^e em> 
pfaffl (Sut^er*^ Briefe, ^erau^geg. v, b. äBette, II, 307, an @)>alattn), 
unb (Srotu« ]^tntt>iebemm einen red^tfii^affenen SKlanu tintn anbern 3ona< 
nannte (Joach. Camerar. Tertius libellus epistolarum etc. F., Crotus 
ad Petrej. Aperbachum). SH^ $CQe^ tvitrbe gu ber SCnnal^me, baf er 
ber ^erf. biefed ^riefed fei, treffiiti^ pafitn: ober dinti Steint mit im 
IBege gu jlel^n. Su^ud 3ona6 kvar §(ugengeuge von i^utl^t'^ ^ingug 
in (Srfurt auf feiner Steife naäf SBormd, »o i^n (Srotutf üU geitiger 
9tector ber Univerftt&t an ber ®pi1^t einer gal^lreic^en l^egleitung gu 
$ferbe em))fing (f. Eobani Hessi de ingressu Lutheri in urbem. Eiv 
phord. Eleg. II. Operum farrag. du», p. 850 fg.). ^er iSetf« bte^ 
fe^ ^riefd aber fogt bem (Srotn^: tu Erfordiflo obviam diceris in equo 
vectus Luthero (p. 15). jtonnte ein Slugengenge, alfo äona^, fo fid^ 
au^rücfen.? 



- (Srotud' ^tttl^etl an ben Briefen bcr IDunfednatmer. 257 

gefeOt Dtefe neue ®teUung be6 Slbgefallenen fuc^t nun bet 
33tieff<^r eiber babur(^ ju untergraben, baf er feine Änteceben^ 
tten tntf}Mt (Sr erinnert il^n an bie beifenben Sd^crjreben 
gegen bad atte Äirc^enwefen, bic er im SÄutianifd^en Ärelfe 
ju ©otl^a geführt, an bfe namenlofen ©^)ottf(l^riften, meldte 
ttod^ wx Sutl^er'd Siuftreten t)on il^m unb ^utten, ben aber 
er erfi baju aufgejiiftet, gegen ^apft unb Sarbindle, Zf)to^ 
logen unb äRönd^e, t>erbreitet »orben feien. 2)ad ©c^firffie 
wn Wlttn aber feien feine EplstolsB obscurorum virorum 
getioefen; dn^uäf, bad ber Ungenannte mit 9ted^t ein ;,}n>ar 
nidöt utttjergleic^tid^ed, boc^ ett)ige^ ®ebid6t" nennt, ba« jel^n 
!£)emofriten ju lad^en geben Bnnte, ein Signal, ba^atte3)ie^ 
jienigen, bie für ^^ fo »iel SEBift ni^t aufjubieten gel^abt 
l^aben tt>urben, mit neuen SBaffen gegen bie ^apijien au6ge^ 
rfiftet, unb ber ))d))j}(i(l^en ^enf(^aft mel^r atö ))ielle{(^t irgenb 
ein anbere6 Sud^ be« Sal^r^unbert^ gefc^abet f^iß. *) 2)er 
©riefjießer f?)ri(l^t ali ©ner, ber bem bamaligen Äreife bed 
Srotu^ angel^örte, er erinnert i^n an il^re t>ertraulicl^n ®e^ 
f:^rft(^e, an bie ©^)ajiergdnge unb Wal^laeiten, wo (Srotu^ 
fein entfiel^enbeö SBerf bei ftd^ gel^abt unb barauö ^orgelefen 
feabe, *) 3n Äirc^en unb ^orfdten, beri(^tet er, l^abe biefer 
m ©(^reibtdfel(^en mit ftc^ geful^rt, um fofc^e JReben, bic 
il^m a^r Verarbeitung in fein SBerf pajfenb erfd^tenen, barin 



1) p. 10: . . cum noudum tui Obscuri viri Goloniensem Hoch- 
Stratum et reliquos Papistas comparabili illo quidem, sed ta- 
rnen »temo poemate celebrarant . . p. 11 : ut taceam librum iilum 
tuum, . . obscurorum virorum Epistolas . . p. 13: Plus dentis 
tarnen, plus unguium, tui Uli Obscuri viri habebant, quam cetera 
omnia. . . 

2) p. 9: . nostra coUoquia interiora et vetera . . p. 11 fg.: 
Nullum convivium erat, nuUus consessus, nulla deambulatio, ubi 
tu non circumferres illam poUtiam tuam, illam formam reip. nov» 
tu», per quam facillima via, ridendo sc. et ludendo, in Optimum 
statum, ni faUor, restituerentur divina humanaque omnia. 

«trauf, Butten. I. 17 ' 



258 I. Su4. Vlll. Stüpitti, 

)u t>erjci^nen. ^) «uf Wefi« f^abt er ftd^ nic^t tocnig ju 
(BuU get^an, unl> bet tbxitf^cüex fagt e« aui^ bem ^pofiattti 
ni>4i auf bett ito)»f }u, baf er ba{ff(be afd feine @rfinbting 
immer n^ im ®tUIen järttid^er (iebe al6 ein Kf e fein äun^ 
ged, ünb ei^r mod^te, b<t| ^mer'd 3lia6 )U ®runbe ginge, 
a(6 be« 6rotu0 anmutl)ige @<^erae unb unftetbli(^ed ioä^m 
Aber bie ^apifim. «) 

3)ie (Srfinbung alfo, bie @oncei|^tion unb erfüe 3bee b«r 
Sriefe ber !Bunfelm&nner n>irb I)ier t)on einem offenbat genau 
mit»^if[<nben S^iigeuoffen bem (Srotu^ jugefc^riebenj ^utten'd 
ÄntI)eÜ wirb n\ä)t gctdugnet, ein Srief, unb jn>ar einer ber 
beflen, i^m au^brutflid^ beigelegt, meiterij^in iebotl^ bemerlN, 
in biefe« gad^, wo e« jid^ um 2)ur(i^jlel)en ber ^ai>iflen, 
um beifcnbe 93er^öt)nung ))on (Sarbinälen unb Sifc^ofen ge^ 
j^onbeU ^abe, fei ^utten, mit aH feinem l^^yen Slebner^ unb 
Dic^tertaUnt, bem 6rotu6 bei 9&nUm ni4ft getmu^fen ge»^ 
wfen. ') SBir mrben nic^t t)ergeffen, bafi ber »rieffd^reiber 
ein 3ttteref[e ^atte, fid^ l^ier ftarf audaubrüdfen, weil, ioa6 er 
in bie äßagfc^ale be^ el^emaligen (£rotu0 (egie, bie be« ab^ 
gefaOenen in bie ^o^e gog: be^wegen ^at er fid^ n>o^( au<^ 
über baiS SSer^&ltni^ feinet fatirifc^en ZakviW }U bem tH)n 
^utten allgemeiner audgefDroc^en, a(0 baf wir fein Urtl^I 



1) p. 12: Raro eras in templo, raro in schola, quin in cera 
annotares belle et lepide et festive dicta, qusBdam ridicule detorta, 
quibus crescere posset opus pulcherriroum et posteritati profuturum. 

2) p. 11 : Quem libellum tuum baud dubie amas in hunc diem 
tenerittfi <|iiam simia prolem; quem, sat scio, sie admiraris, sie ut 
tuum inventum deperis, ut Homeri malles interire Iliada, quam 
iUos Croti suavissimos risus et immortales de Papistis cachinnos 
intercidere. 

8) p. 13: . . et Huttenus (vir alids {«cuodia exzellent! et facUi- 
late in poematis prope divina) prae te in iU(/ g^ere, quoties G^rdi- 
nales, Episcopi, mordicus arripiendi erant, quoti«8 proscindendi 
Papistae, parum salsus, parum festivus, parum di^ertus halber! 
poterat. 



dtctui' 9ltttl^etl an ben Briefen ber X)unfe(tnäniier. 25& 

ol^ne Sinfd^rdnfüng richtig ftnben föniUen. 9tii)t in {ebet 
«tt Don Satire ndmU^, ober, fagen wir e^ befümmter, über*^ 
^au^t nid^t a(d Satirifer, fielet «^utten bem Srotu^ nad^ 
(btefen af^ ^au^Jturl^cber ber Epistolas obscurorum t)orau^* 
flefeftt), fonbern nur aW ^umorifr 3flfl^/ «taeö 3ut)enal unb 
iBuctan »firbig, tt>erben wir in großer 3o¥ i^i t^^Ji S^ntttn^ 
f(^)en ^Dialogen finben; aber biefe werben un6 in gang anbe^ 
rer ©timmung entlaffen, alö bie ©riefe ber 2)unfelm4nner. 
aiHe^ t>on ^utten, auä) feine Satire, fpornt jur Z})ai, nk 
»ergißt er, baf man baö 3)umme unb ©d^lec^te ni(^t blo« 
belachen, fonbern befdmpfen muß. Dem SBerfaffer ber Epi- 
stolae bagegen ifi e^ unter feinen 2)unfetm(innem offenbar 
ganj be^agli(^. @r tjergißt, baß fte Schufte ftnb, weil fte fo 
gar erge^licfee Xl^oren flnb. (Sr mutf^et il)nen nic^t ju, an* 
Derö ju fein, ja e^ mußte i^m leib t^un, wenn fte anber6 
wdren, weil er bann nic^tö mel^r ju (ad^en 1)M^, Ueber bem 
4ji^etiic{)eu ®eft(^t^punfte fommt i^m ber praftifd^e au^ ben 
«ugen: unb ba^ pfliegt ^utten fonfi nic^t gu begegnen. 

önb nun bemerfe man, xoU genau biefe ©igentWmlid^* 
feit be« SBerfe«, g(ei(^fam vok ber SCbbrurf in bad ©iegel, 
gu bemjenigen )fa^t, toai wir von bem 6I)arafter be6 ßrotuö 
wiffen. aSon je^er ^abe biefer, fagt eben jener ungenannte 
Srieff<^reiber, eine Slbneigung t)or ernflen politifd)en @efc^f^ 
ten gel^abt; nie ^abe er ftd^ burd^ bie ??ot]^ ber 3^'^ ben 
3erfatt beö ©taatd, bie Sntartung ber Äirc^e, Schlaf, at^etü 
unb «^umor ))erberben (äffen > immer lieber im ^eife feiner 
^eunbe fc^ergen mögen, aW ftd^ für bad gemeine 35efte ab^ 
juarbeiten unb abguforgen. *) ©elbfi baß er ficfe in freunb:* 



1) p. 8 : Agnosco veterem illum Crotum, qui natura semper ab- 
horruit a -politicis Ulis et seriis negotiis; qui nunquam res ecelesicB 
tanti faciendas duxit, quin justum somni naturalis tempus absol- 
veret; qui nunquam tantas sui saeculi vidit miserias, nulla tarn 
difficilia, afQicta aut tristia tempora reip., quin ridere mallet et 

17 ♦ 



260 I »uc^. VIII. Stapiui 

f(^a^(i(^ett Stiefen gerne mit fo((^em ^d^entatein, )»it bai 
ber EpistoläB obscurorum, erge^te, ifl und aufbel^olten. ^) 
3)afi fid^ (Srotu6 ju ben Briefen ber !DunfeIntänner nid^t 
ifjmül^ befannte, tt)ar bei ber ^urd^tbarfett ber 9Rad^t, bie 
er barin angegriffen ^atte, nat&rlid^; menn aud^ nid^t ein 
fo((^ed $feilefenben and bem SBerfledfe feiner (Sigentl^ämtic^^ 
feit ganj entfprod^en l^&tte. Wbxtft xoax fetne ]^ert)orfle(^enbe 
<Sigenf(^a^ nid^t: er n)oIIte ftc^ unb feinen ^eunben einen 
(5|>af/ ben S^nben einen 93erbru$ mad^en; aber ed foUte 
leine golgen ffir il^n ^aben, feine SRul^e unb »el^aglii^feit 
nit^t fiören. *) ®Ulii)Xoof)t ))er(Augnete er eine ganj befon^ 
bere Sejiel^ung ju ben (Seinern unb il^ren üDunfeIntännem 
nic^t 9Reine (Sdlner, fd^retbt er f^)dter an gütiger, l^aben 
beine Sudler ^txixamt !Dabei falle i^m bie ^^ragobie bed 
el^nüärbigen 9teud^Iin tioieber ein, ))on ber er ein 3a^r lang 
3ufd^auer gewefen fei, unb babei bad rafenbe (Stbaffxtn ber 
Sl^eologen beobad^tet l^abe. 9Röc^ten nur, wünfd^t er, bie 
bunfeln SRänner mit i^rem ?lnf(^Iage (gegen gütiger eben* 
fo, tt>ie einp mit bem gegen Sleuc^lin) l^ettjortreten, um auf6 
9leue nad^ SSerbienjl beleud^tet ju n)erben; tt)a^ fte nur mit 
i^rem eigenen 8id^te (bur(^ fomifd^e Wat^a^mung?) fonnen. *) 

gestire cum suis amiculis, et suis illis oblectare se jocis, quam 
uimium ringi illis publicis, aunquam finiendis et corpori ac valetu- 
dini semper noxiis curis. @. oben ^. 28 fg. 

1) Mutiani Epist. Mspt. Ep. 143. ad Urbauum, die Vitalis 15U : 
Vide Croti salutationem. Nuper dixit: Bonus dies. Nunc scribit: 
Bona vespera. Lepidus homo hoc sibi pennittit. Recte facit. Ep. 
279: Grotus meus de Hartmanno (SUbt t). Sulba) scripsitr.In honori- 
ficabilitudinationibus. 

2) Epist. Anonymi p. 13: . . nunc Satyr», nunc Dialogi exta- 
baut, quorum tu autor eras, sed occulte, propter metum. Sdt^ 
geid^nenb ift and^ toad (Srotu« i. 3. 1519 avL$ Bologna an ^uäftx ^vUi, 

Monumenta pieiatis et literar. P. II, 12 fg.: Ego honorem 

tuum, quantum tuto fieri potest, htc tuebor. 

3) Epist. Croti Rubiani ad Mart. Lutherum, ErfurdisB in per* 
vigü. Nicol. 1620 (Kbgebt. in Unfd^ulb. Äad^ric^ten auf b. 3. 1723, 



(Sxotü€' Kn%ft an bcn Briefen Ux S)uitfelmänner. 261 

8lu« biefer ©teile gel^t imn übetbief l^ewor, ba# 6rotu6 
»dl^renb be^ gieud^tinifd^en ©treited fi^"etne Seit lang Jn 
Köln aufgel^alten l^aben miif ; benn ein ^u^dimtx au« ber 
gerne war et ntc^t bIo6 dn 3fl^t lang. 3)aniaW l^atte er 
aud) beti ^fefferlom fennen gelernt, unb il^n ahfiijtlidf auf 
feinen ^anbel mit Sleud^lin ju reben gebrai^t. ^) 3)af er an 
biefem »armen ^ntl^eil nal&m, ttoiffen wir tl^eiW au« SWutian^ 
Briefen, tl^eiW au6 einem eigenen ©einreiben bed ßrotu« an 
Steud^litt, in tt)el(^em er il)m, jn>ar nic^t aW aSorKnn>fer, 
bo<^ at6 Xribun in bem SWutianifc^en ^eere, feine S)tenjie 
anbietet, fall« er bereu bebürfen foBte. Den ©elel^rten unb 
SSerfl4nbigen fibrigend, meint, er, geben SReuc^lin'« ®egnet 
unb il^re ©c^tiften nur ©toff jum 8a(^en. Daju mochte 
Srotu« eben bamate no(^ mel)r aW fonfi aufgelegt fein, 
9lad) langem ©d^mollen mad^te i^m bad @lu(f einmal eine 
freunblid^e SKiene. 3m 3. 1513 xoox fein alter ©önner, ber 
33urggraf ^artmann t)on Äir(]^berg, Slbt t)on gulba gewor:^ 
ben ^ (tt>a« er nur leiber, wie wir bereit« gefeiten lyaben, nid^t 
lange blieb). Um von i^m befio fiäglid^er beförbert njerben 



@. 704 fg.)* Renovatur mihi memoria vetus de tragoedia rev. 
Reuchlini, cujus annuo spatio spectator fui . . . O si cum suo 
artificio prodirent obscuri viri, quo pro merito suo illustrarentur 
denuo tenebricosi patres, qui aüter nee possunt nee volunt illustrari, 
quam sua luce, h. e. quam capiunt a suo coelo. 

1) £)]^ne Btoeifel toat e« im 3. 1512. ^^efferforn geigte iffm ben 
Srtef ^xnoW$ \>on Sungent an fkiuä^Un t)om 2. 3an. 1612 unb tote« 
i^tt an, dttn^lin'e Stnttoort fiä^ bei ben Srancidcanern in Sdain^ geigen 
in laffen. ^er ^rief be« ^totu«, moxin er bief aU altero abhinc anno 
gefci^el^e» erjdl^U (in lllustr. viror. Epp. ad Reuchliuum, z), ifl jt»« 
ol^ne IDatrnn, bod^ toa^^^^li^^ 1^14: gef^rieben, ba @rotu< ben 
IBrief ^(nä^Mi an mutian wm 22. $lug. 1513 hmit^ »on biefem 
trans tot arduos montes jugefd^idft et^iatten unb naäj ^itltn ^dttn f^in 
mit^eii)tüt l^atte. 

2) Mutiani Epp. Mspt. Ep. 168: Pati adversa Crotum audivi. 
Ep. 346: Bona fortuna arrisit tandem Croto. Pulchre, bene, recte. 
Sß^l Ep, 150. 160. 



262 I ^tt(^. VIU. Stapittl 

)u fönnen, trat grotud auf Slutian'^ Stat^ in beit gei^lic^eti 
<5tanb. !X)ie|i reute t^n gibar )u ^tittny aber e^ l^atte tl^m 
}U einer etntrdglid^ea ^ßfrunbe geboifen. ^) <Setn Sel^ramt bei 
ben 9Rin(^en tiatte er aufgegeben, unb um6 3- 1515 führte 
feinen 9[bt ein Sfuftrag bed (Srjbifc^Dfd t)on ^ain) auf (in^ 
gere Seit iiac^ (Srfurt, wol^in (Srotu^ i^n begleitete^), beut 
e6 nun im «Kreife atter ^eunbe, eine^ (Soban «&e{fe, ^etrejjud 
@berbad^ (n>enn biefer wn feiner italiänifc^en 9teife fc^on 
juröd tt>ar)^), 3ujiue 3ona« u. 81., in ber 9(?4^e bed tref» 
Hilden Shttian, fo »ol^C »urbe, afe ed i^m lange ni(^t ge^ 
»efen war. 3n biefer gtüdlic^en 3eit fc^eint ber ®ebanfe ber 
!X>unfe(mdnnerbr{efe in ibm entfianben, unb in' anregenber 
©efedigfeit raf(b gur aiudfubrung gebiel^en ju fein. 3n i>erj? 
fd^iebenen ©riefen ÜRutian'^ aud biefer 3«l glaubt man 93e* 
)ie^ungen auf biefe unb Al^nlic^e Satiren ju ftnben, welche 
in bem Äreife feiner jungem Steunbe bamaW entfprangen. *) 



1) Mutiani Epp. Mspt. Ep. 410 vom 1. Mai 1514: Grotus me 
contristat suis querelis, modo sacerdotium accusans, modo cul- 
pans consilium sibi datum a nobis. Sßatf er {t(^ }^ii}e, ha9 er $faffe 
würbe. Ohe, quid hoc? Ep. 4(>3 ». 3. 1515 an ben Stbt ^artmann: 
Crotum fecisti Cardinalem. Ep. 464: (Eobanum) nisi uxorijugoque 
luaritali serviret, Tua proculdubio munificentia Cardinalem crearet 
et Croto adjungeret. 

2) Mutiani Epp. Mspt. Ep. 199. 144. 146. Epp. obsc. v. 11, 
9. Carmen rithmicale M. Ph. Schlauraff. 

8) 9m 'M). %ftäx^ 1514 fd^reibt doban $e$ atte 8ei))gig an Fabian 
(MS. S. Gali.) : de Aperbacho . . certus sum (eum in Itaiiam abiisse). 
Öa$ er jur 3etr ber ^bfaffung be« ^toeiten Xl^etlä ber Epist. obsc. viror. 
loteber in (Irfurt u>ar, cr^eflt aue II, Ep. 59. Jo. Cocleariligneus M. 
O. Gr. 

4) Mutiani Epp. Mspt. Ep. 313 Petrejo (o^ne ^a^u^akU 
aPhtttan ^atie ein Carmen ithyphallicum gemad^t, unb ffo^, ber greiuib 
toerbe ben ®(^er^ ))erfle]^en): Qui urbanitatem non inteUigit, hebetis 
est et obtusi ingenii. Tu, homo sagacis et perspicacis ingenii, et 
Crotns, vir omnium horarum et valde iepidus, auditis et scribitis 
urbanissime , festivissime , facetissime , et vestris cavillis me jam 
senescentem excitatis, et restituitis mihi juvenilem dicadtatem et 



<&tttten'« 9(iit^ct( an ben SBttefen ber ^unfetmafwar. 263 

lUrtc^ \^uttctt ttxir fdt b«m ^erbp bce % 1615 in 3ta^ 
Ken. Swi^er ^atte er bem Sradimi*, ben er tu SRaing fen* 
nen lernte, ben Triumpbos Gapnionis, ober nid^t^ ))on S)un^ 
felmAnnetbrtefen $€gä^t Ser 9tefl bed Sal^retf, bM ju feiner 
Kbräfe/ tjctgtng unter bem erfien ©türme, ben Me (Srmor* 
bnng feine« Sktter« in il^m unb feiner Familie erregte. !Diefe 
Umftänbe n>ärben erHdren, wie e« ni6glt<l^ mar, baf er an 
einer Unternel^mung , bie il^n in i^rem Sortgang fo lebl^ofl 
intereffirte, bot^ oon <(nfang an t)ieUei(^t feinen Slnt^eil ffotU. 
93enn er nun aber balb baranf feinen Sanb^Ienten in 9o* 
togna df^nlii^e 93riefe "ootlMt, t)on benen n>tr jie^t n)ettigflen« 
einen befiimmt im jtt)eiten 2;^ile ber Epistol» obsc. v. finben, 
unb tDenn er ftc^ fpdter ofenbar wie ein 3Riturl^eber be^ 
SBerfe« iufert*): fo liegt e6 nal^e, feine Sl^eilnal^me baran 
t>orgugdtt)eife auf ben gleiten JE^eil ju bejiel^en. 

Diefer jtt>eite X^til, ben wir i^on biefem ®efl<^t«)>»nft 
au« npd) einmal befonber« anfeilen muffen, i^ einerfeit6 fei^ 
nem filtern Sruber ooUfommen ebenbörtig. ®€im Serfaffer, 
fofem fie anbere waren, bieften ben t)on (Srotud angegebenen 
Ion ein. !Der fpdtere !l^eil ber Epistolae obsc. t>er^d(t fi<^ 
ju bem fifÄl^ern in mand&er ^infld^t wie ber jweite Il^il be6 
3)on Duirote jum erften. S^.wirb flngitt, bie ©rief^eBer 
l^aben ben fritl^cr etfd^ienenen Sll^etl gelefen unb reflectiren 



laetum atque serenum genium. Dii bene vertant. Salva res est. 
Saltat senex . . Ep. 446. 10 Jan. 1515. Hartmanoo Abb. Fuld. : 
Mitto ridiculum opus et facetum, sed verum et necessarium , quo 
sub Actis personis enthymemata theologoruin Parrhisiensum elu- 
duntur. Jucunda sane lectio et Stylus pragmaticorum. Habemus, 
ut spero, Tu8B gratiaB favorem. 

1) Huttenus ad Erasmum. Bamberg» 21 JuUi 1517 (Hutteni 
Opp. ed. Münch, II, 344): Vale, et tuum Huttenum amare ne de- 
sine, rumpantur ut ilia obscuris viris, qui jam, ^ua nos excom- 
municamur, ingentem circumferunt bullam . . iSflit Sei(ug auf ba« 
gleich jtt Befptec^enbc p&pftüä^ ©rc»c geaen bie Epistolas o. v.). 



264 I. ^ud^. Ydl. StapiUU • 

nun barfiber. ®ner bebanft fld^, baf man einen feiner 53riefe 
in ben erflen aufgenommen l&abe. *) !Der aSerfajfer be^ @(l^(au^ 
rafffd^en dieifegebid^td mn$ bereite gemußt l^aben, \>a$ ben 
(iradmu^ ber @röffnung0brief befonberd ergebt l^atte, ba er 
il^m h&» ®(I^Iagn)ort bejfelben aufd 9{eue pxi^mtixt^) %uc^ 
bie ^ad)xUi)t, ba^ manci^e n>irl(i(^en 2)unMmänner bie Sriefe 
für (grnfi genommen f)atUn, wirb gleid^ im erfien @tutfe bed 
)n>eiten X^eitö benu^t. @i(^(i(l^ ifi biefed eine Slad^bilbung 
be« (Sroffnung^briefe^ jum erften ill^eile. Seibemale mirb 
über einer SÄal^ljeit eine Streitfrage aufgetoorfen, bie in 
fi^olaftifd^er äßeife erörtert mirb, unb }n>ar beibemale unter 
Sinföl^rung bejfelben ®pxnd)^ and bem ?(riflotele^. ^) !Die 
Streitfrage ift bießmal, warum M. Ortuin feine Srieffamm^ 
lung gerabe Epistolas Obscurorum genannt ftabe? unb 
bie Antworten fo wenig aW bie ganje Sel^anbfung bleiben 
I>inter bem aSorbilbe jurürf. 5)ief gilt ubaf^aupt »on bem 
^weiten S^^eile; weswegen wir auc^ oben unfere 33eifj)iele ol^ne 
Unterfd^ieb aud beiben genommen l^aben. 

^tmxoi) jinb gewiffe Unterfd^Jebe jwifd^en beiben !£^ei* 
len nidf^t ju oerfennen. (Srfilid^ ein 4uf erlid^er. 5)ie ©riefe 
M urf))ränglid6en erfien X^eile^ ftnb fdmmtlic^ auB beutfd^en * 
£)rten (bie Slieberlanbe miteingered^net) gefc^riebenj erfi im 
ainl^ang erfd^eint m »rief auB SRom. Unter 48 »riefen flnb 
9 au« i^Wi, 3 au« SWainj, ebenfo »iele au« SBittenberg, 
4 (worunter 2 im ?lnl)ang) au« ^l^eibelberg u. f. f. 5)agegen 



1) Epist. obsc. V. 11, 36. Jo. Arnoldi M. 0. Gr. 

2) n, 9: 

Et veni Basileam, ubi vidi quendam, 

Qui Erasmus dicitur, et multum honoratur. 

Tunc dixi: Cum licentia, dicat vestra ExceUentia, 

Si estis Magister nostrandus , vel statim qualificandus ? 

3) Quoniam, ut dicit Aristoteles, de singulis dubitare non est 
inutile . . 



IDer itoeiit Xifiii ber IDnafelmännerbnefe. 265 

i# üon ben 70 Griffen t>a itotUtn Ül^eitt me^t aU ein 
Drittel au^ Slom batirt. Slad^dci^ten ballet entl^Att au(|f 
ber erfle X^U i^dufig; bod^ nur mittelbar, inbem bie in 
S)eutf(i^(anb br^nblid^en SriefßeQer [einreiben, fte l^aben bie|i 
ober jened burd^ S3riefe ober Steifenbe and JRont erfal^r^. 
^ier im jtDeiten, mie fd^on in jenem 93riefe ^oc^jiraten'« 
im Slnl^ng jum erflen, werben biefe Slad^rid^ten nun au(^ un^ 
mittelbar aud Stom, t>on @oIi^en, bie bafe(b{i fhibiren, foUi^ 
dttren u. bgl., gefc^rieben. & {ommen römifd^e Slnfd^auun^ 
gen; ber ^offi unb fein (Sltpf^ant ^), ber Campo Fiore unb bie 
Drangen *), Ja eine (bereite emxil^nte) Steiferoute aud 2)eutf(^^ 
lanb nad^ 9tom mit Eingabe ber einzelnen (Stationen unb be^ 
ren ÜRerftourbigfeiten '), )Dor. @:rotud 9iubianu0 aber, ba6 
fielet fefi; war bamal^ nod^ nid^t in Italien gewefen. ^ei^ 
lidj tonnte er jene SSotijen t>on Steifenben unb au6 Sudlern 
l^aben: bo(^ Sefonberl^eiten »ie bie, baf in JRom feine gute 
treibe, feine orbentlid^en Kejiel gum ©d^nuren b^ ©tiefet 
gu bef ommen feien*), toeifen el^er auf einen ©old^en i^in, 
ber an Drt unb ©teile biefe fleinen Seiben felbß burd^ge^ 
mad^t i^attt. ^n biefem &u^erlid^en Unterfd^iebe fommt nun 
ober ein innerer. 3tt)tt^# tt>ö* ißfln tt)ol^l »on einer SBerfd^ie^ 
benl&eit bed 3;one6 fprid^t, muf ctfi nd^er befümmt »erben, 
um juautreffen. 5)er ©c^erge, ^ßojfen unb 3oten jinb im 
gleiten SK^eile nid^t toeniger aW im erfien; aber ba« fommt 



1) 11, Ep. 8. Matth. Finck, Ep. 12. M. Guil. Lamp, Ep. 48. 
Jo. Kolb M. 0. Gr. . 

2) 11, 2. Jo. Grapp: 

Datum in urbe Roma, ubi sunt mirabüia poma, 
. Quse ibi ruatici vendunt et per libram bene pendunt. 
II, 23. M. Berth. Hackstro: . . Sed Qon possum plus scri- 
bere, quia pro nunc non habeo amplius papyrum, et est longum 
ad campum flore. 

' 3) II, 12. M. Guü. Lamp. @. oBen 6. 157 fg. 
4) II, Ep. 19. Conradus Unckebuock M. 0. G. 



266 I. 9u^. Vlil. Kapitel 

j^ftufiget "oox, ba0 tttttet ber %ovm it^ f3eti(i^t6 von ge^ltenen 
tUffxiiim fel^r ern^e Srotterungen eingeflod^ten werben. 
Briefe wie ber äbet bie Sel^weife be« SBurjbutger ?ßtebifletd, 
übet ber mit ber Deutung einer $ro))l^etenfleQe auf bie Äe* 
fmrm ber entarteten Xl^eo(ogie, t)on benen oben bie 9tebe ge^ 
iDefeU; finb ol^ne SSorgang im^erflen Xi^eile. 

2)a0 beibed, biefe 93erf(^ieben]^eit im iocal unb im 3^ne, 
brr 9ttmttäfm% gä]i|Ug 10, an. bem jmton S^^e ber Epi- 
stolfiß möge ber fo eben ))f)n 9iom guräcfgefei^rte unb in So^ 
logna n)eilenbe ernfiere <^utten mitgearbeitet l^aben, er^eDt 
ton fettfi. 8lu(^ baf er l^ier me^rmaW t>on ben S3riefj(leKem 
genannt unb fdftlec^t gemacbt mirb ^), flimmt bamit gufam^ 
men. SBenn er bann im Januar 1517 an 9leuc^[{n fd^reibt/ 
balb tt>erbe bie t>on beffen geinben angefangene JEragöbie in 
eine ÄomöMe fi(^ t)em)anbetn, biefe loon einem lac^enben 
^aufe an^gejifc^t »erben; baju l^be er, ^utten, fi<i) mit 
Äann>fgenojfen t)erbunben, beren SHter unb Stellung ju einer 
foti^en Äriegfül^rung paffe*): fo tann man fni) jn>ar munbem, 
n>ie «^utten ba6 Sad^en unb ^u^jifc^en erfl aU ein fänftiged 
barßeSen modjte, ba6 boc^ mit ber erflen @rfc^einung ber Epi- 
stolffi bereite laut genug begonnen ^atte; boc^ n>irb man feine 
Sleuferung fd^werli«^ auf etwa^ 8[nberc6 aW auf ben jtt)eiteit 
a^l^eil jener Sammlung, beffen (Srfc^einen bet>orfianb, begießen 
(önnen. 

2Bie er l^ier felbji t)on feinen itampfgenoffen in ber 
SKel^ri^eit fpri(^t, fo l^at, wie »irfrul^er fallen, Sra^mud im 



1) 11, 9, im Carmen rithm. Ep. 20. 55. $()i. Laurent. Be- 
haim, Ep. 1 ad Bilib. Pirckheimerum vom 27. ^ugufl 1517 {hti 
^^inann, Docum. liter.): Et iUe Hutteatis, qui fotte auotor est vel 
majoris partis illius Itbelli seu epistolarum , ipsemet de, ut scribit, 
inseniit, sibi ipsi obloquens, quasi sit magnus tniffatör seu bestia- 
lis, ut forte evitaret suspicionem auctoris. 

2) 6. ta$ »orige ^ap., am ©ilftluf. 



Snberf Slitarbeiter an bvn fBtitftn htx ZunUimännet. 267 

®aii)en ixti, 9inUxe noi) ntf^rere 9}erfa{fer Ux Epistolae an* 
genommen« Staml^aft maibt (Stadmnd, aufer ^utten, feinen ; 
au(^ ber 9}erf. ber SamentaHonen (t^^wn nai^^) toerftc^rt, 
er fenne fie toof^l, aber er n)oUe fie nid)t nennen. !Der 93am« 
berger 3>om^ Sorenj Se^aim, ein Steunb ^ißircfl^eimer'd unb 
ein Sefannter ^utten'd, fibrigettd ein fc^wac^er ^o))f, iDer< 
mul^ete, fein Sollege äafob ^ud^^^, sug(ei(^ !X)i>m^err in 
SEBurjburg, ^abe einige ber Briefe t)erfa$t, ober fei bo«^ nid^t 
meit bat>on getoefen, aW jte gemacht würben. ^) 3>a^ Sefttere 
f^at frei(i(b feine fRic^tigfeit, fofern ^nd)^ mit «^utten im % 
1516 in 93o{ogna mar; ba^ @rftere bleibt möglich ^ aber and 
Der S^eube be^ geifheii^en SRanned an bergleic^en $robucten 
läft e6 fic^ fo n)enig mit Seßimmt^eit erf(^(iefen, ald aud 
feiner übrigen @eftnnung, oermöge beren er fpäter ben geifi^ 
liefen ®tanb oerlaffen unb gel^eirat^et l^at. 9ßenn toir unter 
ben ©riefen berul^mter 3Rdnner an ätenc^tiu einen oon bem 
®rafen ^ermann oon ^uenar, Domherrn unb fpftter Dom* 
probfl in 6öln, finben, worin biefer fafl mit benfelben S33or^ 
ten, wie ^utten oon 'Bologna and, an Sleuc^lin fd^reibt, er 
möge ft(^ nur rul^ig ))er]^alten unb fie fcimpfen (äffen, er foUe 
feigen, wie fie i^n ^eraudl^auen werben, fie wollen eine ^ubfc^e 
Aomobie auffuhren unb bie SSerldumber bid auf6 Wlaxt oer« 
nickten: fo liegt ed ua^e, ^ier an bie ©riefe ber Dunfelmdn^ 
ner ju benfen; unb wenn ?Ruenar in bemfelben ©riefe fagt: 
gegen ^oc^flraten ^abe er einiget Silärrifc^e gefc^riebcn (pau- 
cula ineptivimus), unb bereite @rnftere4( oor, ©ufd^ unb ^ut< 



1) Ep. 1 ad Bilib. Pirckh. (bei «geumann, Docum.): Est hie D. 
Jac# Fuchs, frater Decani, vir doctus et elegans, qui totus est 
Reuchlioista. Is mirabiUter delectatur lectione harum materinrum, 
contra theologistas factanim. Est optimus amicus meus et intimus 
U. Hutteni. Credo etiam, ipsum nonnuUas composaisse Epistolas 
obscurorum virorum, vel saltem qod abfuisse longe, dum noa* 
null» earum sunt composto. Ipse semper mihi communicat nova 
de bac materia, quando ea habet. 



268 I. »tt<3^. vm. MaviUl 

tctt l)aben i^n trcfflid^ ermuntert*): fo f(I>eint tx^^aliVliU 
arkiter an jener ©atire ju bejeid^nen, ba anferbem nitr e{n 
paar ernfi gel^altene SBriefe t)on il^m in ber gteud&Hmfd&en 
aingelegenl^eit befannt finb. *) !Da^ er unb ber eben genannte 
^ermann 95uf(^, ber bamaW gleichfalls in 6öln^) nnb t>ie^ 
ieic^t ber SSerfaffer bed SReud^finifd^en S^rium^)]^« woar, am 
befien in ber Sage ftd6 befanben, fo mand^eS ^erföntid^e, tt)ad 
Aber Drtuin, ^Pfefferforn, Jungem, in 66In afö SSal^rl^ett 
ober !£)i(^tung umging, für bie S3riefe beijubringen unb gu^ 
gurid^ten, erl^eHt t)on felbfl. 8fn 5ßetrquS ßberbac^, beffen 
®eift unb SBi^ 2Wutian unb ^utten felbfl rühmen ^), ©oban 
^effe, SBilibarb «Pirdf^eimer *) u. 51. l^at man aU Sttitarbei^ 
ter nod^ gebadet: wir laffen unS auf SSermutl^ungen nic^t ein, 
fonbern bemerfen nur noc^, ba^ ber f(^on t>on S^itfl^tioffen 
geäußerte ffierbad^t, JReuc^lin felbfl, ober aud^ ^raömuS feien 
bie aSerfaffer ober bod^ 9)?itt)erfaffer ber ©riefe*), ol^ne allen 
®runb, ber neuejienS t>on SWol^nife gemachte SSerfud^ aber, 
ben geleierten 33uc^brudfer SHSolfgang Slngfi att beren ^au^t^ 



i) Hermannus Com. de Nuenar. Reuchlino, in lUustr. viror. 
Epp. ad Reuchlin. t iü'» fg. SJ9I. Epist. obsc. viror. II, 59. Jo. 
Cocleariligneus M. 0. Gr. 

2) Epistolae trium illustr. viror. ad Hermannum G. de Nuenar. 
1518. 93ei Hermaim v. d. Hardt, Hist. lit. Reform. II. 3)abci gtoei 
^Briefe »on if)m felBji. 

3) Hermannus Buschius J. Reuchlino, in Illustr. v. Epp. ad 
Reuchlin. x 4*» fg. ©gl. Epist. obsc. v. I, Ep. 17. Jo. Hipp. Ep. 
S^ Nie. Luminatoris M. 0. Gr 

4) Mutiani Epp. f. oben (S. 262. Huttenus Eobano Hesso et 
fetrejo Aperbaccho. Opp. ed. MUnch, III, 221. 

^ 5) 3. ©. (Stl^arb, ®ef4. M äBieberaufbtäl^en« ber SOSiffenfd^. in 
iDeutf^lanb, II, 395 fg. «gl. Epist. obsc. viror. H, Ep. 59. Jo. 
CocleariUgneus. 

6) @. bei ^nrdfl^arb, Commentar. de U. Hutteni fatis etc. I, 165. 
172. HI, 66. 



!BlitaxUUcx au ben griffen bec ^unfetmänner. 269 

wcfftbtt gcüenb ju mad^en, fo fettfam ifi, baf fdtte SBtber^ 
legung fogar rinem SDhtnd^ gelingen fonnte. ^) 

9lo(^ weniger treten wir in ba6 Untemel^men ein, im 
Sinjelnen nad^gutt)eifen, »elc^e Sriefe von (Srotnd, n>el(^e 
»on i^ntten unb anbem ÜRitarbeitern l^erriil^ren mögen: bie 
Md^et gemad^ten SSerfud^e einer fotd^en ©onbemng, wie j. ©! 
»on SKeinerd*), fönnen nnr ofcfd^redEenb wirfen; tt)ir begnfi* 
gen nn^ mit ber Sfnbeutung, ba$ und g. 93. bad oftange^ 
fährte 3ieifegebi(^t bed M. ©(^tauraff (H, 9) burd^ ben Um^ 
flanb, bap ^utten e6 in Bologna ))orge(efen l^at, mie burd(^ 
feine ^Parallele mit ber Sieifeelegie in feinen Duereien (II, 10; 
beibe geben gett)iiferma|len eine l^umaniftifc^e ©tatiflif »on 
!ßeutf(^lanb)} bie Sieifebefd&reibung bed SB. 8amp (II, 12) 
burc^ i^r 3wf<inimentreffen mit ber 3^* unb SRid^tung »on 
i^utten'd jweiter italiänifd^en 9ieife; bie ftrafenbe 5ßro^l^eten*^ 
audlegung (II, 50) burc^ i^ren JEon unb bie Slel&nlid^feit mit 
ateuf erungen in ber 98orrebe jum Nemo ') ; bie Slufjdl^lung 



1) (Srfd^ u. ©rttber'd SCffg. (incpclo\>, S(rt. 5(ngfi. SSgl. SWün^ 
Hutteni Opp. VI, 50 fg. 

2) «cb«i06cf(i^r. in, 92 fg. 

3) 3. 35. Epp. obsc. II, 50: . . iQ quadam sordida et tenebri- 
cosa et inepta theologia, quam ante pauca secuia usurpavenint 
sibi, relinquentes illos antiquos et literatos Theologos, qui in vera 
luce scripturarum ambulaverunt ... Et ergo relicta verä et ori- 
ginali Theologia, nihil amplius faciunt, nisi^quod disputant etc. 
%t. Nemo, Praefat (Opp. ed Münch, II, 318) :| . . mihi subit, 
quid in Christianam religionem invexerit haec trecentorum ann orum 
Theologia. Postquam enim discessum est ab illa veteri et ger- 
mana , tum vero cum studiis declinavit simul religio ... Ac dum 
ifltos negligunt antiquos et^vererdoctos autores, in^his versantur 
nugamentis etc. Epp. obsc. il, 50: aScnn bie jcjigen Xl^eolpgm, 
tttata ittt| lodren, fönnten fie ed betaoeifen eundo per mundUm, et prsB- 
dicare verbum Dei sicut Apostoli, et disputare contra Grecos^ 
quod redeant in unionem cum Eccl. Romana. Yel si non yellent 
longo abire, saltem irent in Boemiam, concludentes ])lam gentem 
cum argumentis et syllogisnus «uis. Sed hoc non faciunt. Verum 



270 l. »u*- VIII. Sta^ittU 

bcr gteunbe unb ©egner Steud^Hn'« (LI, 55) bwtc^ bie ©tettc 
Aber ^utten, unb nix^ anbete aud dl^nUd^en Iföal^rfc^emlii^^ 
feit6flrfittben, auf »^utten aW ®erfaffer J^injuwelfen ((feinen, 
bem im erjien I^ril wentgpenö bad im frdtem Stnbanfl be^ 
fittblii^e ©(^reiben ^od^jiraten'^ au« JRom (I, 48) angei^dren 
fönnte. 

©i(^et ifl nuT foioiel: naii^ äußern S^fli^^ff^« wie nad^ 
tnnem ®runben ^aben n>ir in ben Epistolis obscuromm 
virorum ein ^icfenicf t>or und, beffen erfie unb ]^au)>tfd(6' 
lid^fie ©(^öffetn \)cn €rotud, bie übrigen, mit jenen an JReiÄ*^ 
t^um unb SBof)Igefc^ma(f n>etteifcrnb, t)on einer Slnja^l ber 
be^en ÄJpfe unter ben ^umaniflen ber 3^*, indbefonbere 
aud^ t>on Ulric^ ,l^utten, geliefert nniren^ ein Aufgebot, gu 
m(d^em unter bie t)on (Srotud gegebenen 6abre6 bie Uebrigen 
i^re aWannfd^aften flettten; ein SÄuftffiürf , beffen Il^ema 6ro^ 
tud erfunben l^atte unb erfc^öpfenb bur(^gefüf)rt ju ^aben 
glaubte, aber eö jeigte jtc^ fo frud^tbar, baf gleic^efinnte 
greunbe fein (Snbe finben fonnten, eö tt>eiter ju t>artiren. 
8(u(^ nadb bem Äbfc^Iuffe bed jweitcn Z\)tiM würbe t>on 
ßrotud unb Stubern noc^ lange in ber aSJeife ber Epistolae 
obscurorum fortgefc^rieben *); al6 ?ut^er aufgetreten »ar, 



ibi disputant ubi non est opus. JBgi. Nemo, Pr»f. p. 314 fg.; 
. . Dullus tarnen reperitur, qui reiigionis zelo in Turcas eat, fidena 
Christi predicaturus, aut iUos saltem in medio nostrüm Boemos 
ut emdiat . . Ppofecto, ubi nihil opus est, ferociunt . . 

1) iDttl^in gehört ber JDialcg : Hogstratus ovans (6ci Mün^, Opp. 
Hutteni, VI, 326—350), b«r na^ he« ®ta#mu« «ngoBe t. 3. 1521 erf<!^ien. 
Spongia adv. adspergines Hutteni, Opp. ed. Blönch, lY, 4S4. %ex: 
nct: Tractatus quidam solennis de arte et modo inquirendi quos- 
cunque b»reticos . . . compositus a quodam legali Magistro nostro, 
Fr. Ord. PnBdicatoram dicto. fim ©d^Iufc: Datum Colonise ex 
Burea Kneck. »entern t»«?fg#end o^c 3t»eife(^on dtctni. fSbtx an^ SCn* 
bete wtfud^ti'n 9äf in bem gleichen ®ente. <So em^jffe^lt iBcrenj fb^aim, 
Ep. ad. Bilib. Pirckheimerum »om ^ 9tbt, 1518 (in Heumanni 



$(ttfha]^ine unb Stai^mmgen Ht ^utilelm&niterbrtefe. 271 

lief man attdli feine ®egner im !£one bet 9teu(^{inif<^n 
2)unleCmAnner reben^); jja unferm ^ntten »urben fcalb ber 
3ufetibttngett ad inodum obscurorum viromm )u Diet. *) 

SBte Die gu feinen ®unfien unb @^ren )>eranflaltete 
6(^rift t>on Stenc^lin felbß aufgenommen n)orben, n^iffen tvir 
audbtucSic^ nii^t: ber 35rief in ben Lamentationen, bem jn^ 
folge er fie »enoorfen unb vmoünfc^ ptte, ifi jebenfalld Don 
ben @egnern erbic^tetj fot>ie( aber ifl und boc^ glaubi^afit 
nbetJiefert, wie ed an ft<^ glouMic^ i^, baf ber WtnÜ)^ 
)DUle feiner jiugenblid^en Sertl^eibiger bem wurbigen alten 
i^emt gar )u bunt war. ') 93on (gra^mud kniffen kotr 
aud feinem eigenen Sefenntmf , nne einjelne ü^m t>or bem 
S)rucf beö (Bangen gugefommene groben (er felb^ f^riii^t nur 



Do^um. literar. p. 261 fg.), einen Dr. med. gobiuö ßonaxine (f. oben 
@. 80) a(d Siieuc^ltm^en : scripsit enim muita et varia rythmica 
coDtra Colonienses, Ortuinum, Thungaram et Hochstratum , more 
et stylo Obscurorum virorum, qusß tibi affert legenda. Ridebis et 
hominis sales probabis. 

1) ^af)in QtfjM u. 91. taö Conciliabulum TheologistaFum adver- 
sus Germanos bonarum artium studiosos Golomflß celebratiun 16 
Cal. Maii. 3n Pasquiilorum tomi duo, p. 141—161; bei Sffünd^, 
Opp. Hutt. VI, 377—89. 3. 95. p. 385: Surrexit unus, qui voca- 
tur Philippus Melanchthon, de quo ipsi multum tenent: ilie fecit 
unam uovam Logicam et unam novam Rhetoricam. ^näf biefe 
©d^rift aller SQ5al^rf(^einli(i^feit nad^ t)on (Sxotue, 

2) Laurent. Behaim Ep. ad Bilib. t). 21. ^(ugu^ 1521 (b. $eiu 
mann, p- 257): D. Hutteno dedi literas sua«, qui paulo post rediit 
ad me et dedit mibi legeadam iUam materiam, et visus est mihi 
fion «Miltiim probure, quia dixit^ quod sit bene adv^rlendum, nt 
quid edaior, quod parum conducat iionori et majestati HeucUüni, 
prout ae scripturum pollicitus est. Sed ego «rfaitror, quod idaa 
non velit quod edatur, quia cognoscit, quod eüam alii valent eo 
ingeaio vel stylo, quo ipse usus est in Epist. obsc. virarum. 

3) Gamerarii vita Melanchthonis ed. Strobel, p. 18: lafrata 
etiam erat prudentiae et gravitati iilius senescentis juvenilis levi- 
talia exultaüo (in ^etfolgung ffiner Stberfad^er) et haue non. tarn 
facto qtnam exemplo nocere posse perspiciebat. 



272 I Sttf^. VIII. StQ:piul 

wn Stnent, ^fnbere t>on jwei Smfni) ^), i^n Ibefitfitgten ; -baf 
iat iaäfm baräbet i^n butd^ d^P^^S^^fl ^^^^ gefil^rHc^m 
®ef<^tt)fitd gefuttb Qzmaäft l^abc, ifl fcl^on eine alte Sage*). 
©ebenlHcl^er war il^m fc^on bie erfie gebrudte ©ammlung; 
tt>ie nun aber na<l^ furjer 3^^ eine neue Auflage mit einem 
Slnl^anfl erfd^ien, beffen erfle Sinmmer gleid^ ben (Sra^mud 
felbfl bei einem ®a{lma^( im ®t^pxi^e mit einem 2)ttnfe(^ 
mann t>orffilbtte, \>oll SSerel^rung )n>ar, unb )um Qpxtdftn 
getroffen mit feinet f(^n)a(^en Stimme unb feinem feinen 
Sid^eln ober bie Sl^orl^eit ber SReufd^en'); wie enblii^ gor 
ein jtoeiter 3^l^ei( folgte, n)orin er nod^ ofterd, }n>ar al6 
@iner, ber fftr ji(j^ Me^), bod^ ber 3:^at na<^ att 93unbed^ 
genoffe ber jungen ©turmer unb 3)r4nger erfd^en: ba touxit 
il^m bie ®a(^e fatal, unb er f))radb laut feine Unjufriebenl^eit 
aber ba6 böfe Seifpiel au^, bad nur baju beitragen fonne, 
bie l^umanijiifd^e SRid^tung t)er]^af t ju machen. *) @benfo 
fel^lte 8ut^ern, woenigfiend bamaW, ber ^umor, um ein SBerl 
toit bie EpistolsB rein aufjunel^men: er fanb fle fre<^, unb 
nannte ben SSerfaffer einen ^an^wurfi. ^) Sfuc^ l^ierin jcigt 



1) Epist. Anonymi ad Crot. Rubean. p. 11: dxaimuS ftabc hai 
f&u(ii fo in deliciis gel^aBt, ut duas epistolas ejus preeclah operis, 
alteram tuam, omnium salsissimam et elegantissimam , alteram 
Hutteni, ad verbum ediscere et in conviviis recitare non dubitaverit. 

2) Simleri vita Bullingeri, 6. ^et Burckhard, III, 70. 

3) I, Ep. 42. Antonius N., Med. quasi Dr. M. 0. 6r. 

4) n, Ep. 59. Jo. Gocleariligneus M. 0. Gr.: Tone qusesivi . . 
an etiam Erasmus Rot. esset cum eis? Respondit mihi quidum 
Kauffmannus, dicens: Erasmus est homo pro se, sed certum est, 
quod oanquam erit amicus iUorum Theologorum et Fratrum, etc. 

5) Erasmi Epist. ad Jo. CaBsarium, Antverp. postrid. Assumpt. 
Virg. 1517. SCBgebr. in ben Lament obsc. vir. a iiij. Erasmi Epist. 
Appendix, Ep. GLX, 1622. 

6) Hifftt'e »riefe, l^etau^gcg. ». b. mtttt, I, 87 fg. «n 3o. «angc. 
& Süct. 1517 ())(xn einer )>erta>anbten ^d^rift) : apparet, a non modesto 
ingenio ef&ctas; prorsum eandem olentes testam quam Epistol» 



Ortttin'0 Jtlagen ber IDttnfelmdnner. 273 

{tdg> ^utten ald ber umfajfenbe, ®egenfd^e in ftc^ ))erdntgenbe 
®etfl. (SxotM fonnte aber bie ^unfelmdnner nur (ad^en; 
gütiger nur jümen unb gegen jle ^anbeln: ^utten t^ermod^te 
93etbe0, 

2)ie Slttflcgriffenen il^rerfeitö »anbten flc^ , »ic billig, au* 
ttdc^fi an bie Ätrd^engewalt Sie liefen e« fic^ üiel ®elb 
fofien*), bi« jie ein pipfili^t^ »reDe au^wirften, »elc^e« 
allen Sl^riflgliubigen bei ©träfe bet excommunicatio ipso 
facto incurrenda gebot, binnen brei 3^agen na(I^ bem Sefannt* 
toerben bet SSerorbnung bie etwa in i^rem Sefifte befinblid^en 
(Srexn^lare ber Episiolae ju perbrennen, unbUrl^eber, Druder 
unb Se{i|et berfelben, bie {te nic^t t)erbrennen wollten, bem 
Ort6<)farrer anjujeigen» *) SRit biefer SQBaffe Derfel^en, glaubte 
nun Drtuin andj literarif(I> gegen ben geinb ju ^elbe jiell^en 
jtt Wnnen. (Sr feierte bie Sejeic^nung: Obscuri viri, gegen 
bie Urheber ber unter biefem S^itel erfd&ienenen 95rtefe: biefe, 
im !Dunfel ber anon^mitdt »erjiecft, feien bie toal^ren Dun* 
felm&nner, bie er nun über il^r, angebli(^ fo übel abgelaufen 
neö, Unternel^men lamentiren I4ßt. ^ !DaI)er wirb gleich t>on 



obscurorum virorum. Spaiatino (ol^ne Saturn) : . . eundem vel si- 
milem histribnem sui testantur auctorem, quem et Epistolae ob- 
scurorum virorum. 

1) Bilib. Pirckheimer ad Huttenum. Ex Nurenberga 24 Jun. 
1517. Hutteni Opp. ed. MUnch, II, 339. 

2) ^atirt SRom 15. ^ät^ 1517. abgebt, in ben Lamentat a i^. 

3) Lam.entatioQes obscurorum virorum, non prohibitae per 
sedem apostolicam, Ortwino Oratio auctore. 3)te erfie $(udg. n>ar 
)ur Ojlemteffe 1518 erfc^ienen; eine neue, mit einem {Weiten ^^eil »on 
40 ^Briefen vermehrte: Impressio secunda cum additionibus , erfd^ien 
im ^ugu# beffelBen 3a^rd ju (i5ln. @ie ifl in Duart nnb ^at al$ 
Xitelbilb fieben flagenbe obscuri viri, b. 1^. dleud^liniflen , über i^nen 
)toei S^eufel, too^oon ber eine einen ^(ugenfpiegel, ber anbre einen ^^lai* 
balg ^U. Die jübifci^ gefleibete gigur i^at $an)em irre gemacht: er 

^ttatt^,^tten. I. lg 



274 I. «u(^. VIII. ÄapiteL 

Anfang baö ^d^)fMi(^e Sretjc unb be« ©ra^mnö mif bJHtgenbe« 
©(^reiben abgebmrft: ein wikxf)in etngetficfted angeblich ^on 
fRcnäfUn jdgt burd^ feine ^fumpl^eit, toie wenig Ortuin fef^ 
nen Oegnem gewad^fen war. *) !£)te aSetfaffer ber Episiolae 
Wßt er ein ganj ungefaljeneö Pater peccavi anjlimmen, in 
matten Sludmfungen, (angtDeiligen heu unb ehea, i^re 9{ie^ 
berlage unb ben Sieg ber X^eologen beHagen. !Da^ leib* 
lit^jie ®tü(f iJH noif ba« SSerjeid^nif ber moraöfc^en, b. ij. 
unmoraUfc^en ®runbfd^e, n>e(c6e ben 9leu(^Itnifien jugefc^rie^ 
ben »erben.*) 2)er Stil burfte, ba bie t)orgebKc^en S3rief* 
fiettet in ben Samentationen bie ^umanifien jtnb, nid)t fc^led^t 
fein, bal^er fc^reibt Drtiiin offenbar fo gut er fann; wa6 
jtcar immer noc^ fd&Ie(i^t genug, iod) auc^ woieber nic^t fo 
f(^le(^t iji, um tt)ibcr ®iB[en ergeftlic^ gu fein. Uebrigend 



glaubte in ii)t nur ^^fferforn fe^en gu fßnnen, unb »crmut^ete ba^cr 
einen 3ltud>(im(len d« SJetfaffer, @. 51 fg. 5IU«in jme gigut fkeöt ben 
coL^fbU^^tn. 3ttben))atr0n 9teu^iin m. ^4)gl. 95rflemann, C^inigc ^^ 
merfungen thtx ben $erf. ber Lamentationes obscuronim virorum. 
«alle 1837, 4. 

1) Ep. 16. Capnion Pborcensis Joanni Pelzflickerio resipiscen- 
tiam. ^arin u. 9(. : Nihil pro me pateris, bestia, nee propheta ego sum, 
neque obscuronim patronus . . Vos . . obscurissimi nebulones, hi- 
strionum primi, summum mihi Pontificem ac omnes bonos per 
omnem pene terrarum orbem iaimicos fecistis. Quapropter sus- 
pensos vos esse vellem in furcam, aut a Cerbero . . discerptos. 

2) Lamentationes novae (b. 1^. 2. Xifl.) Ep. 16. : }. 6. 

Canones sacros et ecclesiae statuta non observanto. * • 
Theologis religiosis et poeticae ignaris reverentiam nunquam 

exhibento. 
Obscuronim virorum Epistolas et Oculare speculum Jo. Reuchlin 

diligenter legunto. 
Baccho et Venere nunquam abstinento. 
Ghtdium et sicam truculenter ferunto. 

©terbenb foUen jfc niä^te aU <B(i)ulUn, unb i^re <2eclc bem Teufel 
l^interlaffen. 



^k jtlagen bet fDunfelmänner. 275 

tt)iß n, tt)ie fold^c ©efcßenvPegcn, Uüxq fd^etnen, unterfd^ef* 
bet jöDifd^cn guten unb fc^Iec^ten 9ieu(^Iimjien unb ^oeten, 
tt)o»on er nur für bie Septem bebauert, t>a^ bte alte Äird^en^ 
gud^t mit ^dnbeabl^acfen, Sungenau^reifen unb ßrbroffeln 
abgefommen ift, unb fte bem ©trafgerit^te bed weltlid^jen 
Slrm^ ettH)fte^lt. 



18' 



Ueuntes ÄapttH* 



^ntttxCi S>i(^tetftönimg mi @inititt in SDtainjifd^e 
S>{enf(e. ®ebte fBenbnng gegen Xom* 

1517. 1518. 



@<i^riftett: Praefatio ad Leonem X. ju i&orcnj 3}atta'« @(i^rift gegen 
bie @(i^en!ung ^onftanttn'^. Epistola ad Hermannum Comi- 
tem Nuenarium. 

^ix l^aben oben ben gaben t)Ott .^utten'e 8ebendgefc^ic^te 
ba abgeriffen, woo er gegen @nbe 3uni 1517 bie SRücfreife 
wn S3oIogna nad) JDeutfd^Ianb antrat &t reifte in OefeU^ 
f(^afi be« rec^t^gele^rten 9litter6 ®eorg t>on ©trcitberg % 
iinb t>or ber SRttte 3nli ftnben n)ir i^n in Sfugöburg, too 
bet gelehrte ^atricier, Sonrab ^Pentinger, i^n gaftfreunblic^ 
in fein ^an^ aufnahm. (Sben befanb ftc^ ^Raifer aWarimißan 
in Slug^bntg, nnb bicfe ©elegen^eit tt>oate fßentinger, in 
aSerbinbung mit bem ©eaetfir bed Äaiferö, 3afob Spiegel, 
nnb bem faiferlic^en ^ijioriogra^)]^en nnb SÖlatl^ematifu«, 3o^ 
l^ann ©tab, tt>elc^e bie ^umanijienpartei jn ben 3I)rigen 
red^nen bnrfte, benn^en, nm für ^utten ettt)ad beim Äaifer 



1) Epist. ad Bilib. Pirckheimerum , Opp. ed. Mttnch, ffl, 96. 



{Mten^d ^iäfiittxbmtn^ §tt Sttg^Btttg. 277 

att^jumWen. Um Wefem fld) befannt jit matten*), foHte 
glitten frine itaKdnifc^en (Siflffcammt , t>on betten bü ici^t nur 
emaelne (mit ber gpijiel Stalien« unb (goban'd amwort) ge^ 
bnicft tt>aten, anbete nad^ bem etjien @nttt)urf in fel^ler^aften 
Sfbfd^tiften umliefen, mit einer S^t^finung an ben Äaifer l^er* 
ouögeben. @r ging auf ben ®ebanfen ein, fal^ bie ©ebic^te 
burc^, unb fc^rieb bie 3ueignung: aber jle erfc^ienen erfl im 
folgenben Saläre in ber grofern (Sammlung, »eld^e an erfter 
©teile einen »erbefferten Sfbbnwf bed älufma^hung^gebic^t* 
gegen SBenebig entl^ielt *) 

SWittIertt)eile brad^te 5ßeutinger in einer gidnjenben SSer* 
fammlung beim Äaifer bie Siebe auf ^utten, ((Gilberte feine 
©tubien, feine mubfeligen 3leifen, t>ergaf baö ju be6 Äai^ 
ferö Sitten t)on bem 9iitter beflanbene granjofenabenteuer 
nid^t, unb brachte aUerlei iEitcl unb ^Privilegien in SSorfc^lag, 
mit benen ein fo au^gejeid^neter junger Slbeliger ju jieren 
tt)4re. SKarimilian befc^lo^, i^n feierlid^ jum 5)id^ter ju hi^ 
nen. ^Ittlid) flod^t bie fc^öne unb tugenb^afte (Sonfianje, ^eu^ 
tingef« J£od^ter, babeim für ^utten ben 8orbeerfranj* ©ie 
war bie jüngere ©d^wefler jener frül^ reifen, aber auc^ fröb 
t>erfiorbenen 3uliana, tt>el(fte 'oox 13 Salären aU 4id]^rige^ 
Äinb ben Äaifer SKar bei feinem ©njug in bie ©tabt mit 
einer lateinifc^en Slnrebe em<)fangen b^tte. 3n gldnjenbem 
®eleite-föf)rte ^ßeutinger am 12. 3uli ben ®aji bem Äaifer 
JU, ber i^m in ©egenwart feine« ^ofliaate« ben Äranj auf 
ba« jQaupt feftte, mit »eldjem ftd^ ^utten t>on ba an fo 
gerne abbilben lief. ^ 



1) ut tibi innotescerem. 

2) dß ifl bie$ bie Sammlung mit bem Xittl: Hoc in volumine 
haec continentur: Uir. de Hütten, eq., ad Caes. Maximilianum , ut 
bellum in Venetos coeptum prosequatur, Exhortatorium. Ejusdem 
ad Caes. Max. Epigramm. 1. T. etc. In offidna excusoria Jo. Miller, 
4 Non. Jan. 1519. <S. oBen @. 172 ^nm. 

3) Huttenus Ghunrado Peutingero, ^ox feinet Ad principes Genn., 



278 I. «tt(^. IX. Sta)piUU 

aSon bett)4^rtcn ^RAnncxn, l&eift e« in bet iatüitt au6^ 
flepellten Urfunbe, fei bcm Äaifer UW(i^ Don ^utien, bcr 
S^rd^littj eine« ebeln Kittergefd^lec^te, aW ein junger 3Rann 
em^jf eitlen, ber au6 Siebe gu ben SEBiffenfd^aften bie ^timaüt 
t)etlaffett, einen großen Sl^eil i)on (Suropa burd^rei^t, babei 
t)iel Ungemad^ erbulbet, aud^ Seben^efal^ren befianben, l^ie^ 
burd^ aber e6 nunmehr ba^in gebracht l^abe, baf feine ©d^rif^ 
ten in SUler ^dnben feien, bie gele^rteflen 2Wdnner in 3to* 
Ken uttb JDeutfd^Ianb flc^ feine greunbe nennen, unb in 6f^ 
fentlid^em Drucfe für feine feftenen SSorjuge 3«Jigtii|i ablegen, 
©eil er fo ju bem angeborenen 8(bel beö ©efcftlec^t^ ben 
burd^ bie beften Stubien ertDorbenen l^injugefugt, ^abe au(^ 
ber Äaifer i^n »ertl^ gcad^tet, burd^ ein SRerfmal feinet S9ei^ 
fall« il&n au^jujeic^nen. ©o ettl^eite er il)m bcnn aud eige^ 
nem Antriebe, nac^ gemiffer Äunbfd&afi, mit faifertic^er 
9Wad^tt)olIfomnienl^eit ben 8orbeerfranj unb ben golbenen Sling, 
ernenne il^n jum 2)i(^ter unb SRebner, mit bem Siechte, an 
allen ©deuten, indbefonbere an ^oc^fc^ulen, in ben gdc^ern 
ber ^id)tf unb SRebcfunfl gu lehren, uberl&auipt mit alten 
5ßrit)ilegien, ®^ren, ©naben unb grei^eiten, »eld^e bie übri* 
gen faiferlic^ gefrdnten ^ßoeten unb Oratoren »on fRtiiit^ 
ober ^erfommen« wegen genief en. Unb um il^m no(^ ein 
befonbered SWerhnal feinet ®nabe ju geben, nel&me ber ^au 
fer il^n, genannten Ulrid^, fammt alten feinen ®ütern> Änge^ 
(egenl^eiten unb Siedeten, fon)ol^l jie^igen atö funftigen, in 
feinen unb bed i^eil. 9iei(^e9 ©d^u^, unb ertl^eile ibm bad 
aSorred^t, »or feinem anbern JRic^ter aW bem »Äaifer unb bef^ 
fen Statine gerichtet toerben ju fönnen. !Da« Sllled jur 9la(^^ 
ac^tung für alle be« l^eil. röm. SReid^ö geifl^ wie weltliche 
gürflen, ©tdbte, Uni^erfltdten u. f. f., uiib bei ©träfe ^on 



ut bellum Turcis inferant, Exhortatoria , Opp. ed. Münch, 11,470-* 
472. Sß^l ben ^rtef an dtaimui, eU^^al ^. 343. 



Butten in ^Bamberg. 279 

15 SJlarf @olfce6 für Un Uebcrtreter, tt>ot>on bei jiebem tin^ 
itlntn Uebertretuttgöfatte bie ^dlftc bem faifed^en giö^ 
cu6, bie anbrc ^älfie aber bem befd^dbigten Ulxidf felbfi, 
ju ©Ute fcmmen fcBe. ^) — iDa« Sal&r barauf t^erna^m 
^utten überbief t)on einem faiferiic^eii ©efAenfe, baö, auf 
$eutinger'd SBermittlung; für ii)n unterwegö fei*)} ob ettoa^ 
an bem ©erüd^te toax, er^ettt tveiterl^iu nid^t 

3m 3wfÄi«tti^Ji^<iHg niit biefer ©uabenerweifung fud^ten 
5ßeutinger, ©j)iegel uub @tab ben neugefronten 2)id&ter an 
ben faiferlid^en ^of ju gieJ^en; aubere greunbe erinnerten an 
ben grjbifd^of »on SWainj, fir beffen 2)ienfie il^n einfi (SikU 
tt)oIf beftimmt; unb t)cn bem er ju feiner italidnifd^en JReife 
Unterfiufeung em^)fangen l^atte. ^utten fonnte jid^ nid^t fo^ 
gleid& entfd^(ie|ien. ') 3"ii4^fi 5^^8<if> ^^ P^ (oi^ne 3tt>^ifrf 
über SRürnberg; um ^ßirdfl^eimern ben t)erfprod^enen 95efud^ ju 
mad^en) nad^ Bamberg, wo er feinen greunb, ben iDoml^errn 
3afob Su(^6, antraf, ber fd^on »or il^m Bologna üerlajfen 
unb ben Stürftoeg in bie .^eimatl^ angetreten l^atte. *) ^ier fal^ 
i^n auc^ ber junge Soadbim ©amerariuö jum erftenmale, ber 
babei üon bem gidnjenben JRufe nid^t blo6 ber ©elel^rfamfeit, 
fonbern aud^ ber ilapferfeit berid^tet, toeld^er, in Solge feinet 
Äampfö mit ben fünf granjofen , bem JRitter bei feiner 9lüdf^ 
fel^r nad^ !Deutfd^Ianb »orangegangen. ?) 3n granfen trat 



1) SDic Urfunbc i|i abgeDrurft Ui 53ur(f^arb, Iir, 75—79, unb hei 
mm6), Opp. I, LH — LIV. 

2) Huttenus Chunrado Peutingero, Mog. 8 Cal. Jun. 1518. 
a. a. D., p. 470. 

3) Huttenus Erasmo, Bambergae 21 Jul. 1517. Opp. ed. MUnch, 
H, 344: De'me non satis scio quid fiat. Tres viri, quos prae- 
fatus sum, in aulam Caesaris mvitant, multis inde retrahentibus : 
aliqui ad Moguntinum: quid sequar, nondum statui. 

4) Ep. 1 unb 4 Laureatii Behaim ad Bilib. Pirckheimerciin d. d. 
17 Apr. ttttb 21 Oct. 1517, bei ^cumann, <S. ^6, 259. 

5) Joach. Camerarii Vita Melanchth. ed. Strobel, p. 89 fg. 



280 I- ^ttc^. nc* Stapiitl 

biefem ber gamillenl^anbel mit bcm »^etjog UWd^ »on SEBöt^ 
temberg t)on 9?euem nal^e; t)iellc{cl&t fam i^m erft l^icr bad 
Sludf (^reiben beffetben n)iber bie ^uttenfd^en. gut ^anb : ju 
beffen aBiberlcgung er jie$t in wenigen lagen feine t>iette 
SRebe gegen ben ^etjog fd^rieb. *) Slu^erbem fiattete et in 
einem ©riefe bem Sra^muö Seric^t t)on feiner Steife unb fei^ 
ner Did^terfrönung ab, unb banfte il^m für bie el^ren^otte 
®ftt)d]^nung feinet 5Ramen$ in ber ffiorrebe au (Sra^nm^' 3fu^^ 
gäbe be^ 5»euen JejiamenW, *) !Diefer S3rief iji am 21. 3uli 
gefd^rieben: einen SRonat fpdter ftnben wir ^utten noä) im* 
mer in Samberg; aud^ an ben (Eintritt in bie !I)ienjie be6 
bortigen SSifti^ofö fd^eint er gebadet ju f)aben. ^) Slid^t lange 
l^ernad^ reifte er ab 5 SSefannte in Samberg wußten nid&t, 
Wölfin ^): gegen baö @nbe be« Sal^r^ ftnben wir if^n bei ben 
©einigen auf ©tedelberg, mit einer merfwurbigen Slrbeit be* 
fc^dftigt 

@ö ift oben erjdl^lt werben, wie am 3^age »or feiner 
äbreife au^ SSoIogna nad^ 2)eutfd^lanb ^utten bei ©od^ldud 
ein Sremptar ber ©d^rift be^ Saurentiuef aSaßa über bie er* 
bid^tete ©d^enfung ßonfiantin'^ gefel)en l^atte. ßod^Wuö l^atte 
bie ©d^rift t)on einem 5lnbern geliel^en befommen; ^utten 



1) Laur. Behaim Bilibaldo 21 Aug. 1517, Ui ^cumaim, @. 267. 
$on Bologna aud l^atte et fi^ Mla^t, ba$ i^it bte ^uttenfd^en ol^ne 
ma^xiä)t laffen. Ep. ad Bilib. Opp. ed. Münch, U, 346. «gl. bcffcti 
SCnttoort, ©. 341. 

2) Huttenus Erasmo, Opp. ed. Münch, II, 342 fg. 

3) Ep. 3. Laur. Behaim ad Bilib. hti ipcumann, @. 258: Con- 
silium meum requisivit (Huttenus) an sibi serviendum sit Episcopo? 
Respondi: Sic; ne forte alicubi in coUocutione effutiret, me sibi 
dissuasisse, et inde mihi, si ad aures praesulis perveniret, aliquid 
malum oriretur. 

4) Ep. 2. Laur. Behaim ad Bilib. öom 21. ^luguji 1517, Bei ^eu^ 
mann, <S. 256 fg. ©gl. mit Ep. 3 ol^ne JDatum unb Ep. 4 öom 
26. Dct. 



^itau^abt tintx ^<ffxift von Sorm) Sßaüa. 281 

woBtc pc in !Deutf(^Ianb toiebetabbturfen taffen, unb ȟnfc^tc 
ballet rine Slbfd^tift nel^men jti bürfen; tt>ad ©od^Wti^, ob^ 
glcid^ ll^m bei ber ©ac^e nid^t ganj ttool^I tt)at, boc^ um fo 
toeniget abfc^Iagen mod^te, je mel^r er mit bem 3n]^aÖe bet 
©d^rift bamal^ nod^ cliit)erjianben toax. griebrid^ B^f^^^z ber 
aßürjburger ^oraf)ttt, ber noc^ in Bologna jurücf blieb, be^ 
forgtc bie Äbfc^rift, bie bem JRitter nad^ iDeutfd^lanb nad^ge* 
fc^idft ttourbe* *) 

!t)aß bie genannte ©d^rift be^ um $]&*iIologie unb fird^en^ 
gefd^id^ttic^e Äritif |^od^t)erbienten italidnifd^en ^umanifien 
auö ber erfien «&dlfie beö t)or]^ergegangenen 3al)r]^unbertd für 
^utten eben ieftt ein ttoißfommener gunb ttoar, begreift ftd^ 
ttu6 iftrem Snl^alt unb ®eifi, tt>te au« il^rer §orm. 2Bar |ie 
in Unterer SSejie^ung ein toaf)tt^ ^ßrad^tftürf be« !)umanijli^ 
fd^en Slenaiffancefi^W, [ofern fie in clafjtfd^em ?atein, burd^< 
au6 r^etorifd^ gel^alten, il)xt Orünbe na^ 8frt ber alten ^i^ 
florifer in erbic^tete Sieben ber betl^eiligten 5ßerfcnen (ber 
©6!^ne gonfiantitfö, be« römifc^en ^olH, be« 5ßaj)fie6 ©^l^ 
»efier) einfleibet: fo griff fle, tt)a6 i^ren Snl^alt betrifft, bad 
®9fiem ber rcmifd^en 8fnma$ungen an einem ber ^ttxonni^ 
barpen 5ßunfte an, unb t})at biefi im ©eifie jiener freimütl^i* 
gen, oipferbereiten Sffial^rl^eit^tiebe, t)on ber ^utten fetbft U* 
feelt war. Sine ^aupt^n^t ber p&pßidjm Sfnf^rüd^e ndm^ 
lid^ bilbete baö angebliche (gbict be« ^aifer6 (Sonjiantin, 
Iroft beffen er bem römifc^en Sif(^of ©^toefier unb beffen 
Slad^fclgem, aU Swö^b^ J^ i>^w^ fird^lic^en $rimat, ni(^t 
iM feinen Sateranenjifc^en ?ßala|i in JRom fammt ben fai^ 
ferlid^en Snfignien, fonbern auc^ bie ©tabt 9iom, ia 3ta^ 
lien unb ba« ganje Slbenblanb, uberlaffen, unb ftd^ felbfl 



1) Gochlaei Epist. 11 ad Bilibaldum, Bonon. 5 Jul. 1517. ^d 

^eumann, <S. 29. 



282 I. »tt(ft. IX. ^apittl 

auf ben Orient befArdnft ^aUn foU. Die Undd^tl^eit unb 
Ungereimtheit biefed Stctenpürfd jeigt ^aüa'^ Declamation in 
fo fd^lagenber, ja fc^neibenber Sffieifc, baß un^ »eber bie 
SSerfoIgung bcfremben fann^ bie er ftdfe baburt^ jujog, noc^ 
ber aSerruf; in n)elcl^em feine Schrift bei ben firc^lid^eit 
SWad^tl^abern ftanb. 

Diefe ©d^rift nun, »eld^e. bie »eltlid^e ,&enfc^aft bed 
^Qüf^ti in ibrer Orunblage angriff, gab jeftt ^utten l^erau^, 
nnb »ibmete jle, mit dc^t ^utten'fcfter 3)reijiigfeit, bem 5ßapfic 
felbfi^X tt)ibmete fie i^m fo, aW tDdre er t)erftc^ert, baf ber 
5ßa<)ji mit ber «^erauÄgabe eint)erfianben; ja bem .^erau^^ 
geber für biefelbe banfbar fein tt>erbe, 2)ieß war nic^t« tt)e* 
niger aW fein (grnji. (Sx l^e ?eo bem X, mdl^renb feiner 
bereite 4id]^rigen Stegierung Idjtgft abgefel^n, baß er in ber 
^au))tfad^e ein $a))fi mar n>ie bie anbern aud^; l^atte f(^on. 
im t)origen Sommer an 5ßirdE&eimer über il^n aU einen leid^t^^ 
gefinnten, gelbgierigen Florentiner, einen ^eiligen, beffen 
Unl^ei(igfeit bei allen SBerfidnbigen ein« aufgemachte Sad^e 
fei, gefd^rieben. @d war alfo nur eine 3Benbung, um ben 
5ßapji in bie aSerlegenl^eit ju feften, mit guter 8(rt nic^t tool^I eine 
Unäufriebenl^eit über .^utten'ö Unterfangen duf ern ju lönnen. 

^uiUn fnüpft feine S^eignung an bie 3nfd^rift an, 
welche, im ©egenfafte ju feinem frlegerifd^en SSorgdnger, ?eo 
bem X. afö bem „SBiebcrl^erfietter ben grieben^" in 3talien 



1) De donatione Constantini, quid veri habeat, eruditorum 
quorundam Judicium, ut in versa pagella videbis. §lttf ber fftüdfeiU: 
Hoc in libello haec continentur. Donationis quae Constantini di- 
citur, Privilegium . . . Laurentii Yallensis , Patricii Rom. , contra ip- 
sum, ut falsa creditum et ementitum Privilegium declamatio, cum 
Udalrici Hutteni, eq. Germ, ad Leonem X. P. R. praefatione. %oU 
gen no(ö^ bie Xittl tini^n Sdil^diigc au« (Äicolau« ». Sufa u. S[. ©gl. 
langer, ®. 57 fg. J)ie aSorrebe, batirt ex arce Steckelberg, Cal. 
Dec. 1517, ifl toteberoBgebr. in Opp. ed. Münch, II, 410—19. 



3tteigttunö an ben ^a|j(l «eo X. 283 

jcfeftt worben war. ^) 3Rit bem grieben ^ab« «r ©eret^tig^ 
feit, SBal^rl^eft unb grei^eit aurudgeffil^t: nun Hnncn bie 
S5Btffenf(^aftett wfebcr aufleben, nun bürfe an^ iid)t tuttn, 
wad biöl^et jtd^ t)erfie(fen mu^te, unb um fo ju^erftd^tlicl^er, 
je »al^rer unb (auteter ^ gef daneben fet, tt>ic biefe ©c^rift 
be^ 93aHa. Slnbere ^c4>jie l&aben biefelbe »erboten, »eil jte 
bie ^al^rl^eft nicbt Iboren wellten: 8eo njerbe fte lieben, weil 
er ein greunb ber SBat^rl^eit fei. SBaö bie ©d^rift gegen 
f(^le(^te ^&pfU fage, ge^e ifin nic^td an, ber fi<l^ bewußt fei, 
ein guter ^apfi ju fein, ©c^lec^te ^&p^t aber, ober "okU 
melbr gar leine ^äpftc, feien biejenigen gewefen, wel(i)e mit 
weltlid^em ©inne jene ©d^enfung Sonftantin'ö erbatet, ober 
bie fd^amlofe Sid^tung jid^ ju Siufte gemad^t l^aben. 8eo 
»erbe »on felbji unb gutlid^ aufgeben, toaö man, wenn ein 
fi^lec^ter ^ßapft an feiner ©teUe gewägt toorben wäre, biefem 
mit Oewolt abgenommen ^aben würbe. 9?ur fo lönne er 
fein SQSort, ba^ er ber SBiebert^erfteller beö grieben^ fein wolle, 
wal^r machen. 2)enn griebe fonne jwifd^en JRiiubern unb 
beraubten nidöt el^er ftattfinben, atö ii^ ßrftere Den Settern 
ba^ ©eraubte jurudfgegeben l^aben. ©o nennt ^utten bie 
früheren 5PcLpfte gerabeju 9lduber unb 2)iebe: unb ju meinen, 
baf fid^ 8eo baburd^ beteibigt ftnben werbe, erftdrt er eben 
für Ut größte Seteibigung gegen einen ^ßapft, ber mit Jenen 
ntc^t^ fönne gemein iyaben wollen. 

Dabei fül^rt er eine diü^t t)on fWiflbraud^en unb 33e^ 
brüdfungen fo auf, aU ob jie nur ben ffiorgdngern Seo'ö aur 
iaft fielen, oon benen er bod^ fel^r gut wußte, baß jte unter 
8eo t^eite fortbauerten, t^eite ftd^ noc^ t)erfd^limmert Ratten. 
9?{d^t6 fei fo bitter, baß e^ nid^t gegen jene 5ßä^)jie gefagt 
werben burfte, ,,mi6:ft t>om geringfien SSorwanbe Stnlaß au 



1) Leoni X. Pontifici Maxinio, Restauratori pacis. 



284 I ®tt(^. IX. Sta^iUl 

enMofen ^ßWttbetungcn genommen, ®naben feilgeboten, mtt 
3){«penfationen nnb »utten attet «ftt fd^on fo lange 3eft 
^anbel getrieben l^aben. 2)ie für We ©ünbent)ergebung einen 
Äanfprel« fejigefe^t unb au^ ben ©trafen be^ fünftigen geben« 
eine ©rwerb^quelle gemacht l^aben. aBeld^e ble geifttlc^en 
®ttüm bei un«, bie milben Stiftungen unfrer SSoreltetn, 
ftd^ abfaufen liefen. SBeld^e bie !Deutfcl^en glauben mad&ten, 
bie feien feine ©ifc^ofe, weld^e ni^t il^r ^aHium für t)iele 
taufenb Oolbjiücfe t>on ll^nen erl^anbett l^aben, SBelc^e, nid^t 
jufrlcben, Einmal be^ 3al^r« eine aufierorbentlid^e ©teuer ju 
eriprejfen, fo oft eö if^nen gefiel, Seute fd^irften, bie, balb un* 
ter biefem, balb unter einem anbern aSorwanbe, fammeln 
mußten, baö einemal für einen Slürfenfrieg, ba« anbremal 
um ju Slom bem 1^. 5petru6 eine ^ird^e ju bauen, bie fie nie 
fertig mad^en tajfen. SBelc^e enblic^, njdl^renb fte alle« Da« 
»erübten, bennod^ fi^ al« ©eligfie unb ^eiligfle begruben 
liefen, unb gegen il^r S^rciben fein SBort, »iel weniger eine 
^anblung, bulben wollten,. SBer fold^en 3idubern, fo un* 
l^olben 3;^rannen, bid^ beijä^len wollte, foHtefi bu beti nic^t 
fttt beinen drgfien geinb achten, grofer 8eo?" SBal&r^aft 
el^re ilyn bagegen !DerJ[enige, weld^er, wie ^utten burd^ bie 
3ueignung ber ©d^rift be6 ffialla, tl^atfdd^lid^ ba« SSertrauen 
gu il^m beweife, baf er ftd^ üon ben weltlichen Slnmafungen 
feiner aSorgdnger, gegen weld^e jene ©d^rift gerid^tet fei, 
burc^au« lo«gefagt tjabe. ©o wenig er ba^er jweifte, fd^lief t 
^utten mit mut^williger Äerf^elt, baf ba« ©üd^lein bem 
$aj)fle gefallen werbe, fo wdrc e« l^m boc^ lieb, wenn bie^ 
fer feinen Seifall öffentlich bejeugen möd^te: bann woKe et 
ftd^ aRü^e geben, balb wieber etwa« Slel^nlid^e« aufjuflnben. 
Vitien 3ug in biefer 3«fd&rift bfirfen wir nid^t aufet 
atd^t laffen, weil er ^utten'« em|)ftnbung«weife bejeid^net, 
unb burc^ feine ganje ^olemif gegen ba« $a!pjitl)um l)inburd^*^ 
gel^t. 9?ic^t« bringt il^n l)eftiger auf an jener untergefd^obe* 



^uUtn'e (Eintritt in maxnii\äft 2)ienfte. 285 

neu Utfunbe, ald bap bet S3etrug fo plump ifl, baf man 
fielet, er tt>ar »orjug«W)eife auf bie 2)cutf(^ett bered^net, tjon 
meieren bie StallÄner fagten, fie l^aben fein ^ftn. ^) ^&U 
ttn fie ed mit anbern Nationen ju tl^un gel^abt, meint ^ut^ 
ten, fo tpurben jte eö feinet angegriffen l^aben, SBdl^renb 
er bal^er über ben ©tumpfftnn unfrer SBorfal^ren ftc^ Ärgert, 
benen man fo ettt)ad bieten fonnte, ftil^lt er f{(^ )ug(ei(^ ju 
boppeltem ^affe gegen 2)ieienigen entflammt, bie unfre ßin*^ 
falt fo ju mifbraud^en im @tanbe toaren, 

aSie fe^r biefe burd^ ^utten »eroffentlid^te Bifxift in bie 
3eit eingriff, erfel&en wir aud bem ginbrucfe, ben fie auf 
iuß)tx machte, ald fte il^m, etn>ad ^oerfpätet, }u «Rauben fam. 
6r foitnte nid^t genug barfiber flannen, baf fo craffe un^er^ 
fc^dmte Sügen fo lange ^al^rl^unberte l^inburd^ ftd^ l^aben 
l^a(ten, ja tt>ie ©(aubendartifel betrad^tet n)erben fonnen: unb 
nun erfi f(^ien e^ il^m immer mel^r, aW wäre ber ^ßapft ber 
leibhaftige Slntic^rift *) 8lu(^ bem ^ßopfte fd&eint bie i^m ju^ 
geeignete ©d^rift bamate noc^ nid^t jugefommen jufein: »e^ 
nigflend nal^m er »on ^utten'ö ©c^riftfietterei er^ brei Salute 
fpdter dffentli^ 5Rotia. 

SWittlerweile ^atte ftd^ biefer für bie 2Rainaif(^en Dienfie 
cntfc^ieben. ©ein Setter growin unb ber 8eibarjt be^ Äur^ 
furflen, «^einrid^ ©tromer, ein eifriger greunb ber l^umanifli^ 
fd^en Siid^tung, mod^ten tool^l ba^ Sefle babei getl^an l^aben* 
2)ap erjbifc^of Sllbrec^t benSKann, ber fo tbm eine ©d&rift, 



1) Sed Germanis persuasuros se putabaot, utpote quos oere- 
bnim non habere fama est: atque igitur ingenio usi non sunt. 

2) Lutheri ep. ad Spalatinum, 24. gebr. 1520. <S. Stttll^er'^ 
Briefe, l^erau^gegeben von be SDette, I, 420. ^lud^ ^eatn^ (R^enanu^ 
nannte «gutten f)auptfä^li^ um biefer ^eran^gabe unb Bueignnng toiüm 
(neben bem $^alari0mu^ unb ber Febris I.) omnium mortalium aa- 
dentissimus. Beat. RbeDan. Zinlio, BasU. 19 Mart 1519. Zuinglii 
Opp. ed. Schuler ei Schulthess, Tom. YII, 71. 



286 l ^n<a^« 12. StapM. 

leie bte »otemdl^ttte, mit einer foU^en Sottebe l^eraii^gab, 
oI|tt« anPanb in feiti^ !S)lenffe na^m, ifi bejeiti^nenb für »ie 
ttrcWic^en 3ufWnbe bet 3eit. 3)ie «««beutung 2)eutf(^Ianb» 
burc^ bie römifd^e 6utfie war lin0 fo btucfenb gett^orben, 
ba# ba« 3uteteffe eine« bcHtf<^en Äfrc^enförliett mit bcm be* 
)f&ifmiim ^tul^led tii(S)t met^t in aDen @tu(fen ^anb in 
^nb ging) unb intfbefonkeve bad äKoinjifd^e @r}fl{ft war 
bnrd^ ben auf 20,000 ©ötbgfulben gefleigerten $rei^ be« erj^ 
bifd^oftid^cn ?ßaHium«; ber in ber legten 3^^^ ^^i l^äuftgen 
drlebignng^fäHen, »ieberJ^olt l^ötte ertegt »wben mfijfen*) 
auf^ aeu^erfie tt^^ipft. S»it 9lütffl(^t bcrtauf l^atte Srj^ 
Mfc^of ai6re(^t ftc^ anl^fc^ig gemacht, baffelbe aud eigenen 
9lrtte(n ju bejahten; biefe SRittet fottte i^m ber «blaf f<^af^ 
fm, beffen SSerwaltung i^m ber ^ap^ überKef , unb anf bef* 
fen l^alben Srtrag notn bie Sugger, bie il^m ba^ ^aDiengelb 
t)org0f^tffert ijdiUn, dftgewlefen würben.^) Son l^ier au0 
begreift man> wie berfetbe @rjbtf<^of, bet 8»tf|er'0 Singriff 
auf ben Jtblaf- fo fibel cmfna^l^m, mit ^wtten'd Jömpfe gegen 
bte p&p^KSjtn Uebergriffe im ©ttttien gar nk^t fo unjufrie* 
ben war. 

^d^ t>or bem @nbe be^ 3al^re^ 1517 ma^U ^tten im 
atuftrage feinet ffürfien eine 9lcife an ben ^of be^ Äönigf 
xnm %tatdxei^, unb würbe in biefem 8anbi, nid^t blo^ biefer 



1) @. ^utttn'i SßatfUcu^, ober bie röm. ^reifaltigfeit. ©efpräc^« 
bii(i^lm ^tn mxiä^e oun <&utten l iii). Opp. ed. MUnch, V, 260: 
@o l^ett man nec^ft im bi^mb Sflt)i^n1^ funben einen alten, beut ^eUnät, 
mit bem 9e|t3ett f^tn Mfttd^ten cOfi S^^ff ju Sle^n^'. $((fo oil 
mäntet fein t» einem ^ifNimb in^ em$ menf^en g^dd^öf^ gtt^tffft nftof» 
benn. Snnb ifl b^t^Ibenn b(^ Sütflent^ffttifb alf» gu irrcrdlid^nn gtoffen 
fc^nlben iummen^ h9t gemei^m man fo offt gefi^ä^t tt^otbe^; ba$ fftfo 
ein ^if^off faum fo vi( jnfinttmend l^att, bald er fetftert flffitt bcrtuort 
ttl^alten ma$. 

2) <B, 6. Gbr. Joanais refum> Moguntiaeanim' Vol. I>, 817. 
826. Dtanfe, 2)cutf^e ®tffdi». im Seitalter b« 9fefottn«l(oii, I, 305. 



Steife nad^ gtanhcidi. 287 

dn^ettt ©teßnng wgeit, fcnbern auc^ um feine« Hterarifd^en 
Flamen« »tHen, e!)tent)oB aufgenommen. *) ?luf feinet 3)ut(^^ 
reife burd^ 5Pariö tt)utbe er ju bem Untetjjrftfectcn Subwig 
Siugeu«; einem Siebl^aber ber fc^önen aBijfenfd^aften unb @on^ 
ner ber ©elel^rten, eingelaben, unb lernte l^ier ben ©ecretdt 
be8 Äönig6, SBil^etm Subdu«, ben Sorrefponbenten unb 
9lebenbubler be6 (Sxa^mu^, fennen, ber bei biefer @e(egen* 
l^eit gegen biefen t^utten'd feine« unb »al^rl^aft abetige« S&e^f 
fen ru!)mt*) I)am<iW eifte ^utten, feinem Sluftrage gemftf , 
Mi löniglid^e »^oftager ju erreichen: beruljrte aber auf ber 
9lu(freife ?ßari6 mij einmal, unb befreunbete ficfy mit bw 
bort lebenben »^umanijien noc^ genauer, ') Sl^ne 3i»eifet 
war c« auf biefer 9leife, baß er auc^ bie SBefanntfc^aft be« 
alten ; um bie lludlegung be6 Sfieuen Xejiament* toie be« 
Sfrifiotele« ^|D(^\)erbienten gaber t)on (StapUi unb ber beiben 
gebilbeten ?lerste (ii>pui unb JRueHiu« mad)tt , bereu @rflerer, 



1) (Sinfeiti^ dttiimue, Spongia etc. HuUeni Opp. ed. MUnch^ 
lY, 412: Huttenus.. tum respectu principis sui, cujus negotium 
agebat, honorifice exceplus est apud Gallos. 

2) Gull. Budaeus Erasmo. Erasmi Epist. omnes, Lugd. Bat. 
1706t Ep. CCCIV, p. 298: Huttenus hac transiit, vir oninino festivus 
et comis, et nobilitatem generositatemque prae se ferens. Eum 
convivio accepissem, si promittere voluisset: sed apud Ru2eum 
eum primum vidi , cum illuc ad prandium vocatus essem , et Hut- 
tenum illic esse ignorarem: postridie discessit, rediturus hae, ut 
promisit. 35er Srfcf ifl in ber ßunbener Slu^galbe ber ®:ofmtf(f>ett 
©riefe »on 1742' (t. II, ep. 20) bntivt die brumae, b. §. »um für* 
geften S^age lln^^ jtoar 1517, bemr er fem bem @ra«mu« bitrd^ ^t* 
ten. na* feiner SKicffel^r, »on* 9>{ainj (m# am 20. geBr. 1618 §w. 
®. ben ©rief be0 dra^mu« an ©ubcrud, Lovan. 22 Febr. 1518, Erasmr 
Epp. Lugd. Bat. 1706, p. 300. ^a^ Saturn 2^. ^br. nnter jenem 
f^eft be^ !Bifbäu^ in bet Selbenvr 9lu«g. i^ tin dtrt^tmt. 

9) Budaeus ErasoK). I^ris« 12 Apr. 1&18, Erasmi Epp. a« a. 
0., GCGX, p. 309: Huttenus, non magis jam tibi quam mibi nosiPi»- 
qu« prorbatusi et amlcus, cum ecr regis comitatu rediret, hac trans- 
iens literas a me tumultuadas expressit. 



288 I. ^n«. IX. Stapiitl 

icftt granj iti L geibarjt, jic^ öor einigen Sauren loetfleMid^ 
bei ber 5ßatifer Unitetfltftt föt JReuc^Hn \)ertt>enbet l^atte. 
äBenigjlend ^pflegte ^ntten )>on ba an biefe SD^tinnet ald bie 
^au^)tfiüften bed tDiffenfd^aftlicften gortfii&ritW in granfteic^ 
ju rül^men, ^) 

5ttac^ 9Raittj, wie e« fc^eint; Slnfang gebruard jutfirfge* 
fel^^rt, tarn ^utten eben red^t; um feinen Änrfurfien in beffen 
fdc^ftfd^e 3)iöcefen ju begleiten, tt)o biefer bid jum Seginne 
bed ^(ugdburger 9lei(^«tag« im Suli t)eweilte; feinen neuen 
!DieneT aber ju Snbe SRfttj ober Einfang ^xil mit einem 
auftrage nacb SRainj )uru(freiten l^iep. <R:aum t)om $ferbe 
gefüegen, erl^ielt biefer l^ier einen S3rief t)on bem ©rafen ^er^ 
mann üon 9luenar au^ d^öln, fammt einer ©d^rift »on ^0(^^ 
jiraten *), in welcher unter anbern Sfn^ngern fRtndjüxC^ auif 
ber ®raf in ber Seife jene« Äe^ermeijier« gefd^mal^t »ar. ®raf 
^ermann na^m ftc^ gegen biefen Eingriff balb barauf bie ®e^ 
nugtl^uung, baf er einige 3«f<^rfften gleid^geftnnter SWdnner 
an il^n über bie ©ac^e, mit Antwort t)on il^m unb t>crf(^ie^ 
benen ben ©treit betreffenben Slctenfiürfen, brurfen Hefi. *) 
Unter biefen ©riefen befinbet fxi), neben einem »on Äeud&lin 



1) Hutteni Epp. ad Herrn. Com. de Nuenar et ad Bilib. Pirck- 
heimer. Opp. ed. Münch, 11, 429; III, 99. 

2) D^ne Stocifel bie @c^rift: Ad Sanctiss. D. N. Leonem P. X. 
ac D. Maximilianum Imp. . . Apologia R. P. Jac. Hochstraten, Art. 
;et Theol. Prof. eximii, haer. pravitatis per Coloniens., Mog., Trev. 
provincias Inquisitoris vigilantissimi , contra Dialogum Geo. Be- 
nigno, Archiep. Naz., in causa Jo. Reuchlin adscriptum etc. Colon. 
1518. 

3) Epistolae trium iUustrium virorum ad Hermannum Com. 
Nuenarium. Ejusd. Responsoria, una ad Jo. Reuchlin, altera ad 
Lectorem. Item libellua accusatorius Fr. Jac. de Hochstraten etc. 
Colon. 1518. SS^tebeto^gebruift in H. v. d. Hardt, bist. lit. Ref. H, 
138 fg.; ber »rief Butten'«, Mogunt. 3 Non. (3) April, audjf Opp. 
ed. Münch, 0, 425—30. «gl. $an§er, <S. 60 fg. 



Butten an ben dhrafen ^txmcm ^on 9tuenar. 289 

uiib dncm öoti «^ermann ©ufd^ , ani) eben betjlenlge Ulric^'« 
iDon glitten, burd^ tt>el(^en Wefer bte ewil^nte ©enbung 
Stttenar'd fa^ nod^ fm Steigbügel beantwortete. 

^utten befennt in Wefem SÖriefe gcrabeju, baf er bie 
©d^anbfd^rift ^od^fkaten'd mit SJergnugen getefen ^abe. ,3e 
freier, befio beffet, meint er; um fo frül^cr toerben ber ben.t^ 
fc^en 98ation bie «ngen fiber biefe SWenfc^enHaffe auf^ unb 
bie ©ebulb mit berfelben au^gel^en, gretlid^ fei ed lanm ju 
begreifen, unb in ^ialkn U)m, ju feiner Sefc^dmung^.mel^r 
oW einmal \)orgebalten werben, wie »iel wir 3)eutfcl&en und 
wn ben Drbendbrübern bieten laffen. SBon Seuten, bie wir 
wn unferm Srbgute jum Sel^ufe be6 ©ottedbienfieö er^al^ 
ten, (äffen wir und bel^errfd^en unb mifl^anbeln. Stid^td fei 
l^ix^mötl^iger, unbdnbiger, fd^onungdlofer ate biefe SRenfc^en*^ 
art; wenn fle einmal „jene ®urg il&rer gred^^^eit, bie Äan^ 
jel^ bc|üegen l^aben", . fei fein Slame, fein guter 9iuf mel^r 
wt il^ren Säfierungen ft(^er. «l^ier nimmt »^utten gelegent^ 
lid^ imi fold^c ^Pfaffen »or, bie wir fd^on aud ber ©efi^ic^te 
bed JReuc^littifd&en ©treited fennem !Der granffurter peban 
^eter SWe^er tommt bief mal mit ber fürjen Sejeic^nung weg, 
er fei ber Ungelel^rtefie unb babei Unüerfd^imtefie \)on Sttten, 
wetd^e bem Sleuc^Kn ubel wollen. Defio aiidfu^rlid^er wirb 
Sartl^olomdud 3^^^«t>^^ ^^^ StRainj bebad^t, mit bem etJ 
wol^l friMe Sufammenfiöfe gegeben l^atte. Äeine 5ßrebigt 
t)or ber unwiffenben SWenge ^alte ber ©öfewid^t, iii bie er 
nid^t irgenb ein ®ift eingießen liefe. Sr Knne ben SRunb 
nid^t auft^un, o^ne ©ej^dfftgfeiten »orjubringen; aöe ®viUn 
fel^e er fc^eel an. ©o ^abe er ben Sleud^lin auf ber Äanjel 
gefc^mdl^t ^), fo il^n, ^utten, wieber^olt in feinen- $rebigten 



1) ®d^on t)or )»iet Salären toar Ut ^Cuffotberung ^ci^ptaMe an 
bie ^ainii^t ©eißlid^feit, bie än^hxtx ^on t>tt Standet ffttcib Ui ^txaft 
ber (Srcontmunication gut $(u^ltefe¥ung be« ^vi^tn\p\t^tU ju ecmal^nen, 
Äeinet eiMger aU ä^nUt naii^eefcmmen. 

etvaitf, J&ttttcn. I. 19 



1390 I. »u(^. IX. StapittU 

^etuntergedffen. 3){e|i xoixU äbtigend nur bei bet ^efe be6 
Solfed: t)on leiten bet @e6{(beten l)a6e er fid^ babittd^ ge^ 
fd^rlid&en $af jugejogen. SRan bürfe aber ben Sttenfcften 
nur anfeilen: er fet ber eingeffeifd^te 9lefb. ©ein Sudfe^en 
l^abe etwa* »om ©corpiou. SB3ie beffen Schwang immer jum 
®tid^ bereit fei^^o jeige W SRiene biefe^ ^ßfdfflein^ {eben 
9[ugenbU(f; bafi e^ etwad Sofed benfe, auf eine @<i^mäl^ung 
jinne, einen i£rug bereite, mit (ginem SBort irgenb ein @ift 
fod^ei ,,@o fei mir 6t)rijhi6 gnfibig, tt>ie iäj jebe aufdOigc 
SSegegnung biefe6 ©d^urfen für ein bdfe^ ^ü^tn ^alte, unb 
bal)er t)on bem 3Beg abbiege, t)on bem id^ weif, baf er tt^n 
ge^en wirb, ©old^e äfpojiel I^at jeftt !Deutfd^lanb, folc^e 
SerWnbiger baö (Soangelium, 5BJan fonnte jie bulben, fo 
lange* fie bte gel^Ier ber ÜMenfd^en mit Olimpf rügten, 9?un 
aber, ba fie ft(^ Me^ erlaubt Italien unb mit ?ufi wen fie 
wollen fd^mdlfen; ba ftd^ in i^ren ^reWgten fein ad^ter 3ic^ 
Bgiottiaeifer, feine ®^>ur ))on grömmigfeit jeigtj ba fie jiatt 
®otte« SKort ®d^im»)fwörter fden, im öffentlichen ^eitigt^um 
fÄr $rit5atbeleibigungen fic^ räd^en, ja felbji »eleibigungen 
gufögett unb Unfc^ulbige in ®efaljr bringen; ba jie 3)a« at 
i^ of)M aRaf, mit ttebermutl^ unb ©raufamfelt betreiben: 
wad l^inbert, baf wir nid^t enblid^ mit prügeln unb Steinen 
auf föld^e ^eud^ler loögel^en?" 

!£)af ber ^ampf gegen biefe innern geinbe ber g^riften* 
^eit bringetiber fei, aW ber gegen ben SEörfen, wirb aud^ 
l^ier (wie in ber SSorrebe jum Triumphus Capnioms) au«^ 
gef^yrod^* 2)er SBerfatl ber grömmigleit, bie @»>altungen in 
ber Äir<^, in6befonbere ber SlbfaH ber Söl^men, wirb il^nen 
Sd^lb gegeben, au^ bie Serner ©efc^ic^te nid^t »ergeffen. 
^ermann »on 9htenar begehre ^utten'6 ?tnfl<l&t, wad gegen 
fk ju t^ltn fei. »i«^er ^abe er ba^ ©d^weigen ber «erac^^ 
tung aKen ?l<)ologien tjorgeaogen. »Hein er fange an ju 
glauben, baf bief nic^t ^inrrtd^e, um ba« ^erbeijufü^ren, 



^utittC$ et^e Jtenntitifna^e \>on hitf)9x'e $(bla{ifh:ett. 291 

nuttg ber SBatbarei, aSetd^tung für bk »al^rcn^ SSerac^tung 
fuf We ©d^eittgelel^rtett. Siniged baöon fei etreid^t, aber 
no(i^ knge nic^t genug. @r moi^te ftd^ bem ©taf^n münb^ 
lid^ mxttf)üUn fönneu: utitcrbeffeti fei e^ tröpd^, baf bie 
Settibe felbfi fi(^ gegenfetttg aufgureiben anfangen. 

Uttb nun ffi c^ merfwürblg, baf unter biefem ©efid^td* 
pmtt (eine^ t)erdcl&tli(l^en SWönd^^gejänW, bei beffen anbfttf 
bie greunbe bed gortf(^rittd fid^ fdjabenfrol^ bie •^dnbe reiben) 
eine ©ac^e juerft in ^utten'« ©efid^tffretö tritt, bie gtt)ct 
3al^re f<)dter bie ibeiHgfie Sfngelegenl^eit für il^n war: bie 
©ad^e Sutlber'«, @rfi erinnert er an bie ©canbale, welche 
ber ©treit ber 2)ontinicaner unD grandöcaner über eine fo 
m(^tige ^age n)ie bie @m))fängnif ber SRaria ))or toenigen 
Salären l^erbeigefu^rt l^abe, „9iun aber", fdl^rt er fort, „xoa^ 
bu meUeit^t no(^ nid^t mei^t, ifl ju äBittenberg in ©ad^fen 
(au^ ber Siac^barfc^aft tarn ^utten fo eben jurudt) eine 5Par^ 
tei gegen bie ©ctpalt beö ^Papfie^ aufgetreten, »il^tenb bie 
anbre ben >4^)ftß(^en Slblaß t)ertfieibigt. SBon beiben ©eiten 
nimmt man einen gen)a(tigen Anlauf unb bietet "oitl «Kraft 
auf. SRönd^e jiel^en an ber ©^)ite ber Äftnu^fenben- Die 
^eerpil^rer felbji ftnb rafcft unb Ibiftig, »oU SWutl^ unb (SU 
fer; balb rufen jie unb fc^reien, balb jammern fte unb Ma^ 
gen ba^ ©d^idffal an. S?eueften^ Ib^ben jie fiä) audb an bad 
©(^reiben gemacht. !E>ie S3u(^brurfer befommen ju tl^un, 
Sd »erben ©treitfdfte unb (SoroHarien, ©c^lüffe unb (»«* 
fc^on SKanc^em übet befommen i^) SfrtiM »erlauft- ©o. 
^ffe ic^, »erben jte fid^ gegenfeitig ju ®runbe tickten» 3d^ 
felbji Ijobt neulid^ einem brben6bruber, ber mir bie SRittl^ei* 
lung machte, jur Slntwort gegeben: greffet einanber, bamit 
ibr 9cn einanba defreffen »erbet 9)lein äBunfd^ i^ ndmtt<ibf 
bap unfre geinbe fo \>iel ote migHc^ in 3wietrac^ kben, 

19* 



292 I* ^tt(^* ^' StapM. 

uttb fid^ l^artttddHfl unter einanber aufrefbert mögen, ^a, 
gcte ©Ott, baf alle ju ©runbe gelten unb au^fletben; welche 
ber auffeimenben ©ßbnng l^lnbertic^ flnb, bamit bie lebenbi^ 
gen ^ßfliattjnngen ber l^errlid&flen Xugenben , bie fie fo oft jer^ 
treten ^ben, enblfd^ fld^ erj^eben mögen." 

Sofort fi)ri<i^t ^tttten bem ebeln greunbe ÜRutl^ ein, 
,»erftc^ert il^n feiner treuen Sunbeöflenoffenfd^aft für äße %&Ut, 
unb t^lt il^m ben 5pian mit, ben feine Jeftige Stellung il^m 
tto^e legte: an bengfirjien^öfen fo t)iel möglid^ fär bie gemeinfame 
©ad^e JU »erben. Dtefem ?piane ifi ^utten bie ganje ^tlt, 
bie er im erjbifcl^öfticl^en 35ienfie jubrat^te, nad^gegangen. 
3)ie ©ac^e, für bie er warb, nannte jtcl^ na(^ 3ieud^lin; fte 
tt>ar aber bie ®Ciä)% be^ ^umaniömu^, ber in feinem S5or^ 
Wnnjfer gefftl^rbet »ar. 3)em ^umani«mu6 burd^ ^ulbigun* 
gen gegen gebilbete Äirc^en^ unb @taat6ober]^4u^)ter ©c^u^ 
unb ©oben ju »erfd^affen, toar aud[) bie 5ßolitit be^ @ra^# 
mud: eö toar bie natfirlid^e $olitif be$ ^umani«mu6, ber 
aud^ ^utten treu blieb, fo lange er nur ^umanifl toar. 
gutl&er'^ ^olitif, bie ?ßolitif ber 3leformation> ttoar eine 
anbere. ©ie toanbte jic^ nid^t an bie SSilbung weniger SBor^ 
nel^men, fonbem an ba« Sebfirfhi^ Silier, aud^ ber @erin^ 
gett. aüftldren Idft ftd^ mittelfl ber ©rofen: aber reformi^^ 
ren, ein entartete« Äirdben^ ober ©taatötoefen umbitben, 
nur, ob mit, ob gegen bie ©rofen, burd^ bie SRittleren unb 
Äleinen. 3)iefe ®rfal)rung »erben »ir aud^ ^utten mad^en 
feigen, fobalb er au« bem 9ieud&linifd^en Äreife ju Sut^er'ö 
gähnen fibergetreten fein wirb. 

gür it^t freut er fic^ ber oielen l^od^gejieHten SWdnner, 
toetd^e in granlreid^ unb 2)eutfd^lanb, an ^ofen unb in 
©tdbten bie ©ad&e SÄeuc^lin'« t)ertreten. 3n Seipjig regen 
unb erl^eben fxdj, troft be« l^artnddKgen SBiberflanbe« ber 
©o))^ijien, bie beffem ©tubiem Äad^ SBittenberg berufe 
Äurffirfl griebrid^ «e^rer be« ©ried^ifd^en unb ^ebr«^ 



inUtn an ben ©tafen ^ermann t)on 9luenar. 293 

fd^^n^ *) ®ani befonberd günfKg für bfe ©{ffcnfd^afiten aber 
fei fein gfitfl; ber erjbifc^of «(brecht, gefHmmt. ©r fei bcr 
eifrigfie Serel^ret unb Sefer bed (Sta^mu^. (Sine ©(^mdl^^ 
fd^rift ?Pfefferfotn'd gegen 9iencl^lin'6 Sreunbe, bie i^m fein 
Seibarjt ©ttomer mitgetl)eilt, l^abe er jwar gelefen, bann 
aber in ba6 Äaminfener, ttooran er eben faf, mit ben ewig 
benfwitrbigen SBorten geworfen: ©o mögen jn ©rnnbe gelten 
bie alfo reben! !Da6 atte^ gebe Hoffnung ^ baf man bad 
»orgeperfte ^id erreid&en werbe. Der JJreunb möge fortfal^^ 
ren^ woie er angefangen; mit SBegierbe fef^c ^utten ber »er* 
l^eißenen ©dfirift wiber ben morbbrennerifd^en Änttentrdger 
entgegen. ,,2Äögett fte un6 immer l^affen, wenn fte nn^ nur 
jugleic^ furzten muffen/' 

!l)em ®rafen üon 9luenar wie nod& anbern Sreunben 
^utten'ö war bejfen Eintritt in ^ofbienjie befremblid^; ia be* 
benKic^. ®i^ fid) ©etegen^eit jur münblid^en, ober SSKufe 
gü au6fft!)rlicl^er fd^riftlid&er Sted^tfertigung ftnbe, bittet ^ut* 
ten ben ^eunb, ju glauben, baß er feine frul^ere (literarifd&e) 
8e6endgewo^]^eit barum feine^wegö aufgegeben l^abe. gür 
bie 3wfttttft ^^er Ijabe er im ©inne, ftd^ ganj mit ben 9Äu# 
fen au^juföl^nen, wenn biefe il^m großen foHten wegen fei* 
ne« notf)gebrungenen ©ntritt^ in bie 3)ienfie be« jioljen 
9lar6: boc^ e^ fei ja fonji fd^on tjorgefommen, baß fit im 
?ager unter bem ©etöfe ber SBaffen übernadfitet l^aben. 



1) ^uttttCe S3rief ifl »om 3. ^pxii*, am SWarrtage, ben 25., fam 
ber Slttfttag bc« Äurfürflen, if^m jtoei fotc^c Seigrer für feine Unitjctfität 
gtt »erfti^affcn, an 3o^. (Reu^Iin, bet bann für ben ^tf)x^f}i M Oried^i« 
f(^en feinen (Sd^koeflevenfet ^ekn^tl^on em^fa^l. ®. Stend^lin'^ SBriefe 
im Corpus Reformatorum ed. Bretschneider, I, 27 fg. 



Stl^nttü &aplUL 



$tttten in Sugdbuirg, toa^ttnh mh m^ Um ^ti^Ua%u 

1518. 



^d^riften: Ad principes Germaniae, ut bellum Turcis invehant, Ex- 
hortatoria. Aula, dialogus. Epistola ad Bilib. Pirckhei- 
merum, vitae suae rationem exponens. 

9la(l^ furjem S[ufentl)a(t in 9Raitt) feierte ^utten )u feinem 
gurren nad^ ©ad^fen, b. 1^, nad^ ^«öc, too btefer al6 (Sn^ 
Mfd^of »on SKagbeburg feine 3leftbenj l^atte, jurud ')j bo(^ 
tt)eit ber Sttf^tt^tnentritt bed Sieic^etag« in Stugdburg flc^ im^ 
mer tdnger »erjogerte *), fiitben toix üfn imäRai abermatem 
aWainj, tt)o et ftc^ bic 3^^ mit einer arbeit t)ertrieb, bereit 
%otta unb Snl^aU burc^ ben ®ebanfen an ben äleid^dtag unb 
beffen SJetantajfung befümmt tt>ar. 



1) Intra quatriduum in Saxonas redeo. ^rtef an 9htenat a. a. 
D., @. 430. ©eine bal^in mit^tnommtmn Sachen (©ud^er unb StUi'btx) 
tamtn crfl im folgcnben gfrul^ia^r gurutf, f. Ep. ad Arnoldum Glau- 
berger, Hutt. Opp., m, 123. 

2) Huttenus Peutingero, üor ber Exhortatoria ad princ. Germ. 
Opp. ed. Münch, II, 470: . . in iUo principum Augustae, qui nimiä 
jam differtur, conventu. 



•Butten'« S&rfenrebe. 295 

Seit 6ttUan ©dim'ö 1. «egierung^antritt im % 1512 
toax bie Ddmanifcl^e SRad^t, bie unter feinem SSorgänger 
einen ©tiUfianb gemad^t l^atte, t)on 9leuem furchtbar gett)or^ 
ben. ©elim na^m ©ijricn unb Sleg^^ten bem SRamelttfen^ 
fultan ab, ber gried^ifc^e JRenegat ^oruf Sarbaroffa feftte 
|t<l^ in 3;nni6 fefi, unb bie aÄauren M^ gegen gej l^in/ jum 
Xfftil ®|)anien tributpfttd^tig , erl^oben fld^. *) 5)ie ganje 
abenbWnbifc^e ßl^ri^enl^eit geriet)^ in QtSfxtätn. @ine au^^ 
trdglid^e JEfirten^ülfe war t& bal^er, wad ber ^Äaifer t>on ben 
Stdnben, bie er nac^ 8lug6burg berufen l^atte, ju erlangen 
»unfc^te. hierin traf er mit ben SäJunft^en be6 $aj)jie6 ju* 
fammen, ber fid^ »on bem 8ateranenpf(^en (Soncil nod^ in 
beffen leftter ©iftung ben ^tffntm t)on ben Äird^engütern ber 
gansen ^l^riflenl^eit jum Sel^uf eine6 ^riegdjug^ gegen bie 
Surfen l^atte bewilligen laffen» Db ed l^iebei bem ^Papfte 
wirflid^ um ben !Jurfenfrieg, ober nur um ba^ @etb ju tl^un 
fei, war mel^r ald jweifell^aft; aud^ ber «^aifer gebac^te, burd^ 
bie großem ©etb*^ unb ÄriegJmittel, bie er bei biefer ®e^ 
legenl^eit in bie ^anb ju bcfommen l^offte, feine 9»ad^t ju t)er^ 
^Arfen; aber bief mußte ja aud^ ber beutfd^e Patriot wün^ 
fd^en: unb fo ging ^utten in ber Siebe an bie beutfd^en 
Sttrjlen, We er in Erwartung beö Sleic^^tag^ aufarbeitete, 
gang in ben @efl«^t«i)unft be^ Äaifer^ ein. «) 

gür einen Stürfenfrieg — mit biefem Oebanfen eröffnet 
er feine 9iebe, — treffen eben jieftt bie ]^ö(^fte Siotl^wenbigfeit 
unb bie befie ©elegenl^eit glüdttid^ jufammen* ') S3ei ber Ueber^ 
t)ol{erung !!)eutfd^lanbd unb ber brol^enben S^eurung in 



1) iögl Epist. 2 Jo. Stabii ad Bilib. Pirckheimenim , Lin« ult. 
Dec. anno 1518 (gtt Ufen: 1517), Ui <^umanE, Docuin. liter. p. 242. 

2) Ulrichi de Hütten, eq. Germ, ad principes Germaniae, ot 
bellum Turcis invehant, Exhortatoria. SBiebetabgebtudt Opp. ed. 
Mttncb, n, 473—522. 

3) Quis hoc sperare ausus erat, principes Germani, ut simul 



296 I. ®tt^. X. StapM. 

%olgt bcd loorjlil^rigen 9RiftDa(^fe0, nti|ite man ik Setatt^ 
^(tffung }tt einem andt^irtigen ^ege fu(^en, um ben @toff 
ju Innern Unruhen abjnteiten, tt>enn jie jtd^ nic^t in bet %nx^ 
fengefal^t "oon felbfl böte; bie un6 gugleid^ in feiner günfUgem 
aSerfajfung treffen lönnte, a(6 eben iti^t, too t^ir mit unfern 
Sttac^barn grieben, ©otbaten im Ueberfliuf unb einen gu^rer 
tt>ie SKorimiUan l^aben* 3n ber Sfudfu^rung feined S^l^ema, 
bittet bp: JRebner, offen fpred^en ju burfen. @r »erbe SBiele 
unangenel^m berüf^ren muffen* !Da ed ü)vx aber (ebigUc^ um 
bie ©ad&e ju tl^un fei, möge man il^m nid&t6 übet nel^men, 
3a, bie^mat fei e6 Srnfi mit bem JEurfenfrieg. ©r fei 
in ber ül^at notl^wenbig, nid^t mel^r, wie fonfl fo oft, ein 
»om ^a^jie erregter bflnber 8ärm. !Damit befinbet ft(^ ^nt^ 
ten bereit« in jenem gal^rttjaffer, in bem er ftd^ fortan <m 
liebfien unb fräftigfien betoegt* 93i6 jeftt atterbing« l^aben 
bie $äi)jie, fo oft fie @elb gebrauci^t, fid^ baffetbe unter bem 
aSortoanbe ber üürfengefatjr M und Deutfd^en gel^olt. Unb 
bod^ foöten t)on 5Recl^tdtt)egen fie und ®elb fd^itfen, ni<i^t wir 
i^nen, wenn unfer romifc^ed 3ieid^ nid^t ein blofcr Slawe 
wäre. 2)od^ bad gebe i^n ^ier nid&td an, tt>ir^ fid& ber 
JRebner ein 5 er ful^It, baf er in ®efa^r ifl, abjufd^weifen, 
unb inbem er fld^ beffcn enthalten ju »otten erfWrt, tl^ut er 
ed bo(^, tt>eit i^m biefe afbfd&weifung minbefiend ebenfo toic^^ 
tig ifi, aW ber eigentlid^e ©egenftanb feiner SRebe* 8lud^ bad 
fei nid^t feine ©ad^e, fd^rt er baffer fort, fonbem bed MaU 
fer«, gu unterfud^en, wie ed in 5Rom gugel^e,' ob bad jeftige 
aSerI)dttnifl bed Äaiferd jum ^a^jfie bad rid^tige fei, baf 
nämfid^ ber Srfiere feine Ärone t)on bed Seftteren gfif en auf^ 
nel^men, für biefetbe ®elb bejal^Ien unb ^ulbigung leiten 
nififfe. Ueber eonjiantin-d. angeblid^e ©d^enfung toagen »ir 



ista caderent: summa necessitas et optima occasio gerendi adver- 
sus Turcas belli? SC« a. O,, p. 473* 



^vttttCe XMtnxtht, 297 

niäit SU tnucfen. Sin ))atnoHf(l^e6 ^etj muffe ungebutbig 
metben aber ben ^oOien^anbel, bie ^enjioiten, bie au^ 
2>eutf(^{anb naä) 9tom f(iefen: ba bod^ hai apoflolifd^e Sfmt 
mit {t(^ bringe, bad SBort ®otte^ au9}ufäen, rnd^t frembed 
@ut einaudrnten* Stud^ grieben ju ^rebigen, nid^t Ärieg ju 
ful^ren, l^abe ber Slebner bt6 jieftt für ben S3eruf bed Ober^ 
]^au<)» ber g^rtfienl^eit gehalten, btd er unter Suliud U. be^ 
leiert tt>orben fei, bie Äird^e l^abe an $etri ©d&lüjfeln nid^t 
genug, fonbem mujfe aud^ bed @d^tt>erte« $auH jid^ bebienem 
8eo X. l^abe jlc^ aW griebenöfurfien angefünbigtj feinen 
^eg gegen ben t>ertriebenen ^erjog t)on Urbino mutige man 
un« JU, att aiotl^wel^r ju betrad^ten: ba$ aber unter biefem 
griebendpir^en bie ©arbindle un^ einen aufgearbeiteten Ärieg«^ 
l>Ian jufd^idten *), fei bodff feltfam^ aw t)erfHlnben toix Deut^ 
fc^en nid^t6 mel^r t)om Kriege, fonbem mußten und bei ben 
e^rwürbigen aSdtem 9tati)^ erl^olen, benen a bejfer anjiünbe, 
für und JU beten, ^dtten jie und lieber ®elb gefc^idft, einen 
2^eil bedienigen, tt>el(^ed fte auf i^ren maf lofen ^ofiioat 
noenben, ober und aud^ nur etn)ad t)on ben Summen nad^ge^ 
laffen, bie toir il^nen für Pallien unb bergleic^en ju jal^len l^aben. 
(Snblic^ lenft ber SRebner ätt, unb fommt ouf bie SBirt 
(ic^feit unb ©rJfe ber t)on ben Spürten brol^enben ©efal&r 
jurüdt. er gibt eine Ueberfid&t il^rer ©efd^id^te, i!)rer Srobe^ 
tungen, er jeid^net i^ren unbdnbigen gl^arafter. aifo mögen 
fi(^ bie Deutfd^en ermonnen, ben Shil^m il^rer SBorfal^ren er* 
neuem- !Die Hoffnung auf ben 6c^u$ burc^ ©ebirge, SBdt 



1) iBg(. Epist. stabil, a. a. D., p. 244: Summus Pontifex . . 
dedit negotium quibusdam Gardinalibus, curarent diligenter, quo* 
inodo ista sanctissima expeditio suscipi, interteneri et terminari 
posset. Isti fecerunt quandam consultationem, . . quibus sumptibus, 
quibus armis, quibus victualibus et quibus oapitaneis potissi* 
mum ad laudabilem finem perduci posset; iUius copiam Pontifex 
Imperatori transmisit. 



298 I- Btt^l' X> Stapiitl 

bft uttb ©unn>fe, auf bie SWegticftfeit bet gMt, würbe 
neben bem ©cl^m4^Ii(^en in bfefem gatte au* tdufd&enb fein. *) 
3fi bemnad^ bet Ärieg unWugbar notl^tt>enbig, unb bic 
©etegenl^eit, l^n ju fönten, flunjHg, fo fragt fl* füf^ 3ln^ 
bete, wie er am beflen ge^l^rt werben möge. Die wefent* 
lic^fle ©ebingung ifl (Sinigleit, einmfitl^ige Unterorbnung un* 
ter ben Äaifer.*) Ritten wir biefe, bann würbe ftd^ ba6 
Sleu^erKcl^e, bie ©eifc^affung ber Äriegdfojien u. f. f-, wn 
feftjl geben. ÜJamit ifl ber Siebner bei einem jweiten 8ieb^ 
lingW^ema angelangt, beffen Stu^fÜ^rung biejimal nic^t eine 
abfd^weifung ifl, fonbern jur ®a^t gel^ört Ol^ne ©nigfeit, 
fft^rt ^utten aud, mufi ÜJeutfd^Ianb, auc^ abgefe^en i>om 
Surfen, ju ®runbe gelten. ®ad gegenfeitige ©engen unb 
©rennen, Srobern unb ?ptünbern unter ben beutf(^en gurfien 
muf aufl)6ren. S93o^er, fragt er, fommt eure Uneinigfeit? 
«ud ©renjfheitigfeiten, ©ferfüci^teleien, JRangflreftigfeiten^ 3){e 
Sortl^eite, um bte if)x eu(^ janfet, finb fdmmtöift »JeC geringer, 
aW ber, ben if)r atte t)on ber (Sinigfeit l^aben würbet Unb 
wiffet il)r, Wie bad SBoIf über bie ©ac^e benft? . ^Ran tooüt 
fld^ t)on euc^ wol^t bel^errfc^en, aber nid^t »erberben raffen, fagt 
man, unb benft aud^ wol^l auf gewaltfame Stbl&ülfe. „3tt 
ber S^at", fä^rt ^utten fort, unb wirb bamit fc^on 7 3al^re 



1) Sie bie gütle be^ rebnerifd^en ^utfbtuiid hei «Butten \odffl ein« 
mal jum tautologifc^en ^c^toulfle aufqutdt, baoon ^ier eine $robe. 
^er XmU, n>irb @. 489 audgefül^rt, toerbe gegen bie ^Deutfd^en gerabe 
beptoegen um fo graufamer fein, mit er fle für taufet ffaUt, Nolit 
igitur superesse, quos timeat. Nolit vivere, a quibus sibi metus 
Sit. Nolit perniciem imperii sui incolumem esse. Volet hunc eru> 
tum periculonim suorum fontem. Yolet hano extirpatam calamita- 
tum suarum radicem . . Non patietur remanere malorum suorum 
semen. Auferet omne timoris sui fomentum. Extinctum \olet, a 
quo, si maneat, metum sibi futurum sentit. 

2) Gommuni conoordia , et ut unanimiter Imperatori pareat Ger- 
mania, p. 491. 



«ittten'0 XütUnxtht. 299 

"ooxijct ber ^oj>]^et be« Säuern Weg«, „ttjenn il^r mir fein ®e^ 
l^or gebet (eud^ meine fc^, benen bergteid^en jnr ia^ fdUt), 
fo ffitd^te i<^, tt>irb biefe Nation etwa« feigen, bad fl^rer nic^t 
»ürbig i% 2)enn tt>enn bte Qa(S)t einmal (tt>ad ®ott t)et* 
l^üte) jum SBoIteaufjianbe fommt, bann tt>irb man feinen 
Unterfi^feb mel^r mad^en, nid^t mel^r fragen, wie t)iel 3eber, 
ober äber]^an))t, ob (Siner gefd^abet l^abe, unb an toem 9ta(6e 
)u nel^men fei. Wt ben @(^u(b{gen toirb e« bie Unfd^utbi^ 
gen treffen, unb ol^ne 5Rndtjt<^t, Minblingd, toirb man tofitl^en." 
a»an nennt un« 3titter 9l4uber. «Bein bie gurfien gelten 
und mit i^rem S3eif))ie(e totan, gebraud^en und tl^eitö gu 
iffren 9iänbereien, tf)eitö berauben fie und felbfl. 9ud^ im 
Sludtanbe, namentlid^ in Italien, finb bie beutf(^en Surften, 
fl^re ®elage unb Streitigfeiten, ©egenflanb ber SRi^ad^tung* 
^aft l^oben toir ^eutfd^en im Ueberftuf , aber bie gtoecf^ 
tnifige BSettoenbung fel^It. SBir geben und ju oiel mit un*^ 
not^igen ÜJingen, mit ben btofen aSorfibungen jum ^iege, 
toie 3agb unb Jlurnier, ab: fommt ed bann jur ©ad^e, l^an^ 
belt ed fld^ um bie (Srl^altung bed SReid^d (benn an feine 
Skrmel^rung benft j[a bod^ leiber Äiemanb), um aSerfed^tung 
bed aSaterlanbd unb ber Sleligion, fo ifi nirgenbd (Sifer ju 
»erf<)üren. „®o bleibt unfre Sa^^ferfeit fletd eitel, unfre Äraft 
nn|(od,r nnb unfre Slad^barn taffen und tool^I für guteÄftm* 
^)fer, aber nid&t för tfid&tige Ärieger gelten. Unb bad ifl ni(^t 
ber ©olbaten, fonbern t)oraugdtt)eife ber gübrer Sd^ufb. ©d 
lebt in 3)eutf(^lonb eine flarfe 3ugenb, grope, nad^ toal^rem 
gtu^m begierige ^erjen: aber ber geiter, bet ^^rer fel^lt 
©0 erjiirbt jene Äraft, bie Xa^ferfeit fj)annt ftdb ab, unb 
ber glü^enbe Il^atenburfi »erf ommt im 2)unfeln/' Der Surfe 
tt>eip aKjugut, toie unerWflid^ gu großen Späten ©nigfeit 
unb ©el^orfam finb, ald baß er und 2)eutfd&e iemald ffird^ten 
feilte* 8lber niüft blöd ber Slfirfe: fo lange und jene ©tüdfe 
abgelten, fagt ^utten oorl^er, »erbe fein no(^ fo fdbtoad^ed 98olf 



300 I- ^^* X- StapiUl 

fein, ba6 und ffttd&tC; ja ba« niäft M ©efegenl^dt un« an* 
jugreffcn wagen fottte! *) 

Slufer ber ©inigfeit fe^^U cd aber ben 3)eutfcl^ett auc^ an 
©cfonnenl^eit, an Huger, nfic^temer SSeratl^nng nnb planmä^ 
figer, fietigcr «uöpll^rung. 8lu(^ l^ier gel^t ba« bJfe »eif^iel 
t)on ben ©rof en au6, bte felbfi auf JReid^dtagen ©aufen unb 
©fielen gut J^anpt^atSft maä)tn. 3)ie gfitjien ftnb auf ba« 
aiter unb ben ®tanj il^rer ©efd^leci^ter flolj: allein »cnii fte 
fl^re« ^ol^en Sofien« fxtS) nid^t aud^ felbfi tt)ürb<g jeigen, ^at iene 
Slbjiammung unb auf ere SBürbe ebenfo »enig SBert^ aW 2)auer* 

3ur etnlgleit aber gel^ort tnöbefonbere nod^, baß, wie 
uitxf^avipi, fo t)or Slllem in biefem Äriege, Siner ba« ^au^t, 
ber gul^rer fd, bem alle Slnbem unbebingte golge teiften, 
3ni Äriege liegt am gelbl^erm mel^r al« am ^^eere» aS8a« 
tDürbe ber ZüxU barum geben, eud^ ol^ne ^l^rer, ober ol^ne 
©el^orfam gegen biefen ju ftnben. 3)en gfil^rer l^abt il^r: 
nad^ be« gefammten 2)eutf(l^(anb« äBal^l unb Sßillen ift e« 
Äaifer aÄarimilian* Sr ifi biefer Stellung tt)ürbig: alfo folget 
i^m. 2)erÄaifer ifi bereit: e« fel^lt nur an ben^rfien, baf 
fie feinem Slufruf entfpred^en unb il^re ©d^ulbigfeit tl^un. 
©d^on mel^r al« 30 Saläre befireitet er »on bemßrtrage feiner 
Srbldnber bie Safien be« Weid^«, l^at feine 3iu^e no(^ JRafi 
bei JEag unb bei Sflad&t: unb wir, toenn er einmal feiner 
5ßfli(^t gemäf ©inen firaft, fd^reien ober Drudt unb Hagen 
über S)ienpbarfeit5 greil^eit aber nennen xoix e«, um ba« 
Steid^ un« nid^t« }u fümmem, bem ^aifer feine Solge ju 
leifien, unb ungefiraft aille« un« ju erlauben» ©nige — jtt>ar 
nic^t Surften, aber furfilid&e JRdtl^e (aud& l^ierin fommt ^utten 
ben ©ebanfen SKorimilian'« entgegen) gelten mit bem $lane 



1) Quae donec a nobis absunt (concordia, consensus ac erga 
duces obsequentia), desinite ullam putare tarn imbellem nationem, 
quae nos timeat, imo vero quae non aliquando oppugnare audeat 
IDaf ba< nac^ mel^r oU 300 Salären noc^ immer fo i^! 



^iittett'« a:tttfetitei>e. 301 

um, auf bm gatt ^on bed itiiQtn Äaiferd ablegen, bie Äronc 
etttcm grembm ju übertragen. (Sin fci^mä^lid^er, unbeutfc^er, 
]^0(^t)err4t^erif*er ^lati: ote ob in SJeutfd&Ianb baö färftlid^c 
8Iut auögejiorbett tJodre. Slber man meint, unter einem ent^ 
fernten ^errf(^er befio freier ju fein, unb bebenft nii^t, baf 
2)crjiemfle, in welkem man nur ben IdfHgen ^erm freist, t>ie^ 
mel^r ber ©rl^altcr ber greil^eit ifi. 

3)ie »efd^affung ber äufem SRittct, ber Ärieg«ofien, 
betreffenb, äußert fld^ ^utten ganj ein^er^anben mit bem 
p&pfill<S^tn änflnnen. *) 2)ett vcppiq^n Raffen unb Älöfiern, 
ben reid^en Äaufteuten, ben SKuffiggdngern in ben freien 
6t4bten, tt>ie er jte nennt 2), in bie SSeutel greifen ju laffen, 
foflete ben Stitter feine Uebertt>inbung, 8lm liebjien l^dtte er 
freilid^ »ol^I bie garbindte um einen Xljdl il^rer au6 2)eutf(l^^ 
lanb gejogenen ©d^d^e erleid^tert, unb ed gefc^iel^t nur um 
fle bepo l^drter anjuHagen, tt>enn er auÄrudflid^ erttdrt, ^on 
il^nen fotte ju biefem Kriege nid^td geforbert werben, e6 fei 
genug, wenn man aud^ jte nid^td forbem laffe, unb SSorlcl^r 
trefc, baf fie nid^t, rok fie fd^on mel^r gctl^an, bad löbliche 
Unternel^men jiören Mnnen. Diefe Slömtinge gönnen el^er ben 
Sparten ate ben S)eutfd^en einen 3utt>a(^ö an a»a(^t. ®o 
l^aben bie ^d^)fte ben t)ierten unb fünften ^einric^, fo bie ^^ol^ens^ 
fiaupfd^en griebridöe, iuxä) il^re 9ldnfe t>on bem 3«8 ^^ i^^^ 
ßrient jurfidf jul^olten gefud^t* „2)arum, wenn id^ freimöt^ig fa^ 
gen foB, wad idi benfe, l^abt il^r in biefem Äriege ebenfo fel^r 



1) ^aäj &ab, in Um oben atigefttl^ttcn SBtiefe p. 245, »erlangte 
ber $a))fi 'oon ben ©eillUd^en ben ^el^nten, t>on Saien ben gtoanjiglien 
33^dt il^red @infommen^. ^aäf ber Oratio pro colligendis decimis, 
iiabita a Legatiis S. P. coram Imp. Max., in Hutteni Opp. ed. Münch, 
D, 543, »on getoeil^ten ^iejlem ben gel^nten, t)on fiaien ben funfjigfien, 
von dteid^en ben jtoangigften Xl^eil il^re^ dinfommen^, )Don iebem®otted^ 
]^anfe ben <Solb fär einen ®olbaten. 

2) Ab opulentissimo quoque eorum, qui in liberis civilatibus 
otiantur. p. 517. 



gegen Stom al» gegen Sfflen anf ber ^ut ju fein; n>eit ent> 
femt, baf i^r irgenb etttja6 nac^ ber eljrtofirbtgen'aWter Statte 
t^un bfitftet »ei euc^ felbfi l^abt il^r «Bed ju fud^en, untet 
eud^ »efd^läffe ju faffen, unb ni<^t jene rfinftt>oaen Slat^geber 
t>on aujiett jujnlaffen," 

«od&maW ruft fofort ber »ebner jum Xürfenfrieg anf, 
unb wieberl^olt einige ber bi61^er auögefül^rten ©rünbe; glaubt 
l^ierauf unter feinen ^xä^oxttn eine )uflimmenbe 3(ufregung 
ju bemerfen, unb fc^lieftmit bem SBunfc^e einer bel^arriiii^ 
unb cßälidim Slu^fft^rung. 

!£)iefe Stebe fd^icfte ^utten am 25. SMai Xion 3Rdna au« 
feinem ©önner unb greunbe $eutinger in äiug^burg l^onb* 
ftd^ri^lid^ ju; feiner fpätern «rjdl&Iung jufolge liatit er im 
©inne, jie am 9lei(^dtage »irWic^ }u Italien, unb liemad^ 
bruden }u (äffen, S((6 er aber balb barauf felbfi na<l^ Slug«^ 
bürg fam, rietl^en beforgte greunbe, unter il^nen »al^rfc^nlic^ 
$eutinger felbfl, il^m Don ber SSeröfentlid^ung ber 9tebe ah, 
tt)eil jie indbefonbere t)on ben atudfällen gegen fitem »nfiof 
unb ©efal^r ffir il^n befurd^teten. ^) ^utten gab i^nen An* 
fongd nad^, unter bittern Jtlagen über bie fd^led^te 3<it, in 
tt)elc^er ein freimfitl&iged SBäort feine ©tdtte mel^r finbe.*) 
®i)dter f(f)eint er ftd^ mit il>nen, bie jum Zlftii faiferlidje 
fft&üjc unb ©d^reiber tt>aren, ba^in t)erglid^en ju l^aben, baß 
bie Siebe jwar gebrudt, aber bie anjiof igen ©tetten, für ^uttcn 



1) U. Huttenus, liberis omnibus ac vere Germanis, Opp. ed. 
MüQcfa, II, 531 : Cum orationem scripsissem nuper . . eamque non 
dicere tantum in illo quodAugustae fuit aestate superiori . . comi- 
tio, sed et scriptis faabitam edere proposuissem . . accesserunt me 
ex amicis quidam . . qui vehementer ab hoc instituto deterrebant etc. 

2) Huttenus Julio Pflugk, August. Vindelic. 9 Cal. Sept. (24. 
Aug.) 1518, a*a.D. p. 528: Mea ad Principes exhortatio non editur 
in hicem, quod insunt quaedam liberiora quam ferat haec aetas. Nosti, 
quam in partem soleam n«(J^ir)ctaCeiv. Sed non est ingenuitati locus. 



^utitn'i 9(ufcntl^lt unb Umgang in ^ug^bnrg. 308 

gembe We »^ttgficn, »egflctaffen tt)urtcn, ^) ©o fd^icfte er 
fle am 13. Octobet an 3afo6 wn SSaniiifid mit ber aWtte, 
fie bcm Äaifer »otjulcgen, wnb fl^m bei biefem enbHd^ einmal 
eine »efotbening oudjuwirfen. aaWe i^m bolb batauf bie 
aSerfiömmetung feiner JRebe unerträgKc^ ^el, unb er fie üoll^ 
fiilnbig bruden lief, »nrben toix an feinem Orte finben. 

3tt afuggburg toof^nU ^utten tt)d^renb «nb nod^ eine 
3eit lang nad^ bem SÄeic^ötage in bem ^anfe bed abtt>efenben 
3)om|ienn ®eorg @ro«, tt)o fein SSerwanbter, ber 2)üm]^err 
unb JDfficial S^l^omad »on SBir^berg, ein Tlann, ber ^utten'6 
®eifi unb ©d&riften gn fd&dften tt>uf te, wegen SWangeW on 
JRaum im eigenen ^aufe iijn eingeful^rt f)atU, unb für feine 
»ebilrfhiffe ©orge trug, ^utten lebte l^ier im Umgange mit 
öielen trefflichen 5Kfinnern \)ertt)onbter ©efinnung, tt>tl^t tbeiW. 
in 8lug8burg wo^n^ft, tl^itö burd^ ben 3iei(i^^tag bal^in 
jttfammengeju^rt waren. Unter il^nen befanben fic^ aufer 
ißeutittger, @tab, ©^>iegel unb bem geibarjte feinet (^urfur^ 
fien, ^einriii^ ©tromer, ber eben genannte 3afob »on a3an^ 
nifi^, 3)efan t)on S^rient unb einer ber* »ertrautefien JRdtl^e 
aRajrfmilian'^, ben er aud^ auf feinen t^erwegenen ®emfen^ 



1) Hutteni Epist. ad Bilib. Pirckheimenim, Augustae 8 Ca). 
Nov. (25. Oct.) 1518, a. a. £). p. 86: Orationem ad Principes ex- 
hortatoriam mitto ad te editam. Ut scripseras? inquis. Minime. 
Atque hoc est quod doleo, non licere mihi, quod opus maxime 
fuit, hoc. tempore loqui aut scribere. Manca est igitur, et partem 
sui meliorem, per Deos, quaeque in primis desiderari potuit, in- 
felix illa declamatio perdidit: non vitio quidem meo, sed eorum, 
qui ne suam quidem causam libere agi sustinent. ^ief ifl bte 9(u6^ 
gäbe : Ulrichi de Hütten eq. Germ, ad Principes Germaniae, ut bel- 
lum Turcis invehant Exhortatoria. Publico Germaniae concilio apud 
Augustam Yindelycorum. Anno dom. 1518. Maximiliano Aastrio 
Imperatore. Cum privilegio Imperiali. Qx\t ber ^d«f an $euKnger, 
batin bte 9tebe, l^ierauf no(^ ein pf>tti\^^^ Exhortatorium ^on 18 5Difit^ 
<^, enbiiii^ ber Sörief an ^annifi«. Slm ^^lu$i In offidna excuso- 
ria Sigismundi Grimm Medici, et Marci Vuyrsung. Augustae an. 1518. 
«el. ganger, @. 63 fg. 



304 I. ^n^- X. Stapiitl 

iagben ju begleiten p^t^U. ©leic^fattd im ©efolge bed Äalfer« 
war bcr geleierte ®raf UMc^ »on ^elfenfiein, bcm ®ilibaß) 
^ir(ff)cimer eine feiner Ueberfeftungen aud bem putard^ mib^ 
mete, unb ben mit ^utten noc^ befonberd betraf gegen bett 
^erjog VLlxid) t)on ffiürtemberg, bet il^m ein Sd^fof nieber^ 
gebrannt l^atte, »erbanb. 2)er SJugdburger egibiu« JRem war 
$uttetf6 ©tubiengenoffe ^on ?Pat)ia l^erj mit bem Stalidner 
S^erbatiud t)on SJicenja gab beffen auögejeid^nete Äenntnif 
beö ©ried^ifd^en nnb Sateinifd^en einen ©erii]^ningd<>unft; tt)ie 
mit bem Siebljaber geheimer SBeidl^eit, Sol^ann 3Kaber, genannt 
gönifeca, bie gemeinfame SBerel^rung fär JReucbHn, 3)er brei^ 
f:|)rad^ige S^^eolog Deco(am))abiud fam ^on 9afe{ unb brachte 
9lad^rid^ten ober ©raömu«; SWtter ©igmunb t)on ^erberfiein, 
t)on einer ©efanbtfd^aft ju bem SWofcotpiterfurften jurfirfge^ 
feiert, belehrte ben nad^ allen ®tittn l^in tt)if begierigen <^utten 
über ben Sauf berSBolga, unb bdf e« feine rl^^^l^difc^en unb 
]^^j)erbor(i{fd^en Serge gebe, *) 5)af eine ©a(^e, bie in ber 
SÄeinung bcr aJlenfd^en fo fefi flanb, »on ber fo t)iete treffßd^e 
SWänner aW t)on einer auSgemad&ten gefd^rieben l^atten^ fic^ 
in gabeln, in 9lid^t« auflöste, mad^te auf ^utten einen tiefen, 
fdji erfd^utternben ©nbrudf» *) 

3)aneben »erfolgte ^utten ben @ang be6 9leid^6tagd mit 
gef^)anntcr Slufmerlfamfeit. „2)ad angene^mjie ©d^aufpiet", 
fc^reibt er an ben 5Weif nifd^en Doml^errn 3uliu« »on ^jlugf 
nac^ aSologna, „bietet ft(^ J^ier SlHer »fugen bar. ®o t>{ele 
gürfien, auögejeic^nct burd^ 3ugenb unb SBol^lgefialt, eine fo 



1) ^a€ ^t^l^erige f. in ^nttttCi Epist. ad Bil. Pirckheimerum, 
Augustae 8 Cal. Nov. 1518, ed. Burckhard, p. 50 fg. , unb baju 
SButtf^arb'd Stnmerfungett, p. 200 fg. Opp. ed. Münch, III, 95 fg. 

2) Quod me audieDtem attonitum prope reddidit, rem adeo 
hominum opinioDi infixam, adeo praeclarissimorum vironim Uteris 
decantatam, in fabulas abire, in nugas, et nullam penitos esse, 
aut'si fuerit, desiisse. 



®a»g M »eid^e. aO& 

9n>fe SRettge )>^ ®rafen unb Stittern, bie a^tttl^ bed beut^ 
ft^en ^IMi: xott fie anfc^aut, bem Urnen bie Stätten nid^t 
fel^r ^uxä)tbax erf(^etnen. SSSenn ^ute bie iDeutfd^ett fo t)ie( 
^irn a(0 «ftraft l^abeit; mö(^te ic^ bcr äßelt mit Unteijo^fung 
bro^en. @ebe ®ott, baf Diejenigen fi(^ n)o]^I betätig, t>on 
beten Statl^ ^Qed abfängt !£)enn n)ad ^nberd muffen ^it 
»ünfd^en, aW baf jeftt eben Deutfc^Ianb fld^ erfennen möge?" 
drfreuUc^ n>at babei fftr .^utten bie SBal^mei^mung; ba^ tt)e^ 
niger ^ufbanb, al6 fonfi bei fo((^en äSerfontmlungen, gemacht 
umrbe; er toufte freiließ nic^t, burfte er ed ai^^üijtn befferer 
^{Innung, ober nur ald So(ge ber eben l^errfc^enben Z^€u^ 
rung, betrachten. 2)enn in «Kleibern n)ar noü^ gro^e 9}er^ 
fc^nbung )u bemerfen, inbem e^ bie Deutfd^en ben gran^ 
jofen itac^tl^nn tooKten; unb getrunfen n>u.rbe aud^ nod^ täd)Ü%, 
um babei bie beutfi^e 9trt bod^ nic^t gang tu t)erldugnen. 

©einem ^errn, bem ß'rjbifc^of Sttbred&t, wiberfubr im 
Saufe biefe« Sleid^ötagö grofe e^re* 3)er ^a>>fl fanbte i^m, 
unb )n>ar ju allgemeiner . 93ertt)unberung unentgeltlid^, ben 
^arbinatel^ut unb Purpur, womit i^n am 1. Stugup bei feieri^ 
li^em ^od^amt im 3)ome, im Äreifc vieler gfirficn unb Sbeln, 
Hnb unter bem 3ubrang einer gal^Uofen 9Renfd^enmenge, ber 
^ßläfc Segat befleibete. !Der «^aifer felbfl gab i^m t>om 
3)om aud ba« ©eteite in fein Duartier, unb fd^idtte il^m 
hierauf eine loniglic^e ©finfte, ?ßferbe unb fofibare Z^pptift 
jum ©efc^enfe. 3)ie folgenben üage famen nad^ einanber 
bie gürjien, i^m a« f^n« ©eforberung ®IM ju tounft^en, 
unb auc^ unferm JRitter festen fo t)iel @IM in fo furjer 3eit 
(binnen fünf Sagten jwei erjbiStl^fimer, bie g^ur^* unb nun 
bie Sarbinal^würbe) eine befonbere ®unfi ber ©ötter für ben 
noc^ jugenblid&en?nbre(^t ju t)erburgen. *) £)b übrigen« ^utten'd 



1) mc^ ma^tti^t f. in bcr Epist. ad Jul. Pflugk, AugusUe 
Yiad. 9 Gal. Sept. 1518. Opp, ed. Münch, 11, 527 fg. 
etrottf, «tttten. 1. ^ 20 



306 I. 9«^. X. St^iUL 

gteube über bfefe feinem ^erm geworbene Shtdjeid^nnttfl fo 
ungemifd^t tt>ar, aW er fte bem 8eipU(^en ^iplomaUn ^jlugf 
gegenüber audfprid^t, fjl ju bejweifeln; ®ar ed bod^ neben 
bent Sfblaf ein jt^eited 9anb, nm ben gebitbeten unb tooffh 
tt>oHenbett, bapir aud^ t)on ^!|pntten wirflic^ gefc^fifeten, aber 
bequemen nnb beflimmbaren dürften an bad 3[ntereffe be6 
römifc^en ®tu^(0 »n fetten! 

3Rlt bem ^au^)tgegenflanbe bed JReid&^tag«, bem aud^ 
^utten feine geber gewibmet l^atte, ber Xürfen^ölfe, ging e« 
nid^t red^t »ortt)drW. Der Segat l^ielt einen SBortrag, in xotU 
(^em er ba6 "p&p^li^t 3lnfinnen, namentlid^ in Setreff ber Uitf^ 
bringung ber Ärieg^fofien, barfegte* *) 3Bit bem Äaifer ^oer^? 
^dnbigte er fi(^ leidet; aber bei ben Prfien fKefi er auf SBI^ 
berflarib. Am 24* Sfugufi, aW ^utten ben »rief an $flugf 
fd^rieb, fd^webte bie SSerl^anbfung nod&: ber Äaifer tl^at unb 
^utten l^offte ba« ©efie. 3)rei Slage barauf tt>ar eine ent^ 
fd^ieben ablel^nenbe 9(nttt>ort ber ©tdnbe ba. ©eine balb 
nad^l^er gebrudtte JRebc nannte ^utten jeftt ein S^ielj nid^t 
»eil ed il^m mit berfelben nic^t .@mfl gewefen, fonbem 
»eil ed bei ben beutfcf^en gürfien für ®(^erj gelte, loom %ixx^ 
fenfriege ju reben,^) ^utten'd (Smpfinbungen babei ttHiren 
gemifd^ter ?lrt. 3>afi bie römifd^e Surie mit il)rem ©elbge* 
fud^e burd^gefatten »ar, gönnte er berfetben um fo e^er, 
je mel^r er fetbft überjeugt tt>ar, baf bad ®elb aud^ biefmal 
tt>ieber nur für bie Sofd&en ber römifcf^en Höflinge befiimmt 
gewefen. ») Daf aber bie beutfd^en gürfien gegen bie feine«* 



1) DB xoix biefe 9«cbe in ber fotgetibcn @^rift l^aBcn? Oratio de- 
cimarum, proposita per reverendissimos dominos Legatos stae sedis 
Apostolicae, coram conventu Maj. Imperialis. @» $an$er, ®» 75. 
Stbgcbmcft bei fBlm^, Opp. n, 541—46. 

2) Epist. ad Jac. de Bannisis, Augustae 3 Id. Oct. 1518. Opp. 
ed. Münch, II, 534. 

3) Febris I, Dial. Huttenicus. Opp. ed. Münch, KI, 107: Gardi- 



Stnon^me ^xifttn gegen ben XMtnitf)nitn. 307 

»egd dngAilbetc a;urfett9efa]^r fo gleic^güWfl »aten, t>erbrof 
li^tt büc^, er fal^ eine ©«l^laffl^dt batfn, au« ber er t^nen l^dtte 
gdtttim mögen, burc^ efneti tt)irfti(^en ©nfaß ber flutfen 
aufgerüttelt gu »erben. *) 

SBon l^ier aud fdW auf jtt>ei ol^ne »amen erfcf^fenene 
©d^riften, beren eine hirj ^or ober »i^renb be« 3le^«ag«, 
bie onbere wenig ft>4ter, gefd^rieben fein mog, ein eigentl^öm^ 
Bd^e« Sic^t S)ie erjiere f)at bie gorm einer SRebe ober eine« 
©enbfd^reibend an bie beutfd^en görfien, baf jle ben t^erlang* 
ttn Ifirfenj^l^nten »ertoeigern foHen. *) Da« ©anje fei ein 
fein angesponnener ©etrug ber Slömlinge, ben, n)ie fie meinen, 
»iemanb, am menigfien bie tollen unb t>ollen 2)eutfc^en merfen 



nalis S. Sixti, Roma huc profectus, pecuniam a nobis ut petat in 
bellum contra Turcas, quam insumant Bomanenses w/i . . S3gl. dl^n* 
liäj (autenbe StcKen in ben ^Dialogen Vadiscus unb Inspicientes. 

1) JDief ifl ber ^utten'd ©teffung nnb JDen!art burd^auö angemeffene 
Sinn feiner Söorte an $trdE^etmer, Opp. ed. Münch, III, 94: Le- 
gatus Pontificis hians lupus discedit, nihil a Germanis pecuniae 
referens. Quod non tam improbo: quam irascor, de beilo Turcico 
nemini curam esse. Atque igitur, ita me Salus seryet, ut velim ad 
ipsum Germaniae limen pulsare nos Turcas, quo isti excitentup ali- 
quando cunctatores. de ijl bal^er ein SPilif öerflanb öon SWeiner^, toenn 
er, flatt improbo, probo lefen toitt, ßebendbefd^reibgn. Bcrul^mter SWdnner, 
ni, 127, 5lnm. JDerfelbe §ln«brtt(f Utx ben SlBjug M daxtinaU: Lu- 
pus hians discessit, finbet ftti^ auä) in bem namentofen @ef))räd^ Momus 
(Pasquillorum tomi duo, p. 108, II). 

2) Exhortatio viri cujusdam doctissimi ad Principes, ne in 
Decimae praestationem consentiant. @. $anjcr, @. 75. <Stü(ftoeife 
toieberaBgebru^ bei Burckhard, III, 305 fg.; ganj in Hutteni Opp. 
ed. Münch, II, 547—54. Unter ber Epistola ex urbe Roma beffelben 
Stielte, beren 2ut^er in einem 93riefc on ^palatin öom 2. ©e^jt. jene« 
Saixti gebenft (Äut^er'd »riefe, ^crouögegeben von be fS&eite, I, 140), 
ift ol^ne Stoeifel eBen biefe Exhortatio jn »erflel^en, bie, oljne am fftom 
batirt ju fein, bo(^ eine genaue itenntnt^ bortiger ilBerl^dltnife gu erfennen 
gibt, ^wii n>irb fle in be« Pasquillus Marranus Exul »rief an ben 
Marforius Romanus (Pasquillor. tomi duo p. 192) Epistola ad Ger- 
maniae principes nuper in Augustensi conventu collectos edita genannt. 

20* 



908 I. ®iu«. X. Sts^M. 

«»erben. 2>er Xurfenfrieg fei nur ein Sottoanb, um ha» 
ttntt>iffenbe SBoIf aud)n)>lunbern. ^ittt man ju 9tont ober 
in 2>entf(^anb ba^ @e(b aufbetoal^tt, ba6 nui aKein unter 
griebrid^ UI. unb aRarimilian für Pallien unb i^nli^^e @au^ 
feleien nad^ Stom gefloffen, fo l^dtte man ielit ^riegdmittet 
im Ueber^uf, unb brandete nid^t bie S^rifienl^eit mit neuen 
^ffagen )u bef(^tt>eren. Unb „ben dürfen n>o(let il^r fd^ta^ 
gen?" fragt ber SRebnet. „^ä) lobe euer aSorl^aben; aber iäf 
f&xi)U, i^r irrt eud^ im Stamen. 3n Italien, nic^t in Hfren 
muffet il^r ihn fud^en. ©egen ben Slfiotifd^en iji ieber unfret 
Surfen gur 93ert]^eibigung feiner ©renjen ftd^ felbft genug: 
ben anbem aber )u bejAl^men, reid^t bie ganje d^riflli(^e äBett 
nic^t l^in. Sener, mit feinen ®ren}nad^barn im (Streite, ^at 
und nod^ nid^t« gefd^abet: biefer »ütl^et uberaU unb bürflet 
mid^ bem Slute ber 9rmen; biefen ^ÖKenl^unb fdnnet il^t 
auf feine anbere ^rt atö mit einem golbenen Strome it^djxoid)^ 
tigen." aSertoeigern fie nun ben t)erlangten 3^^Hten, fo ^oben 
^e fid^ freiließ auf ben päpfili^en S3ann gefaf t ju mad^en, 
«Hein furchtbar fei nur g^rifii »liftfirabl, nid^t ber glorenti^ 
nifd^e. Daf e6 fid^ aber bief mal nur um bie Slngelegenl^eiten 
ber glorentiner, b. 1^. Seo'« X/nnb feiner SRe))oten, l^anbfe, 
fei offenbar. 3m t)origen ©ommer fei mit unglaubli*en 
Äoften ber ^erjog t>on Urbino ju ©unflen beö Sorenj t)on 
SBebici )>ertrieben unb abgefunben, hierauf, um bad @e(b bagu 
JU bef*affen, unter bem SSorwanbe einer SSerfd^toörung gegen 
ba6 «eben be« ^(ipfta, ba6 SSermögen ber reid&fien Sarbindile 
eingejogen morben. *) »btaf loerbe gc)>rebtgt für ben »au 
ber 5ßeter6lird^e: aber bei «Rad^t tt)anbem bie Steine jum 
$alafie bed päpfiimn 3tcpotcni loäbrenb an jener Äird^e 
nur jtt)ei Arbeiter befc^äftigt feien, worunter ein ga^mer. Unb 



1) 3>ai übti^M an biefer iiBerfii^todcimg \>o^ thixa toar, f. bei 
ffUntt, 3>etttf(l^e ©ef*. im 3eit«lter ber (Ref., I, 301. 



fKnonl^me ®<^nftett gegen Un Xörfengel^nten. 300 

ha man bem ^ap% feiner 2>{dneib{9fdt n^egen, fein lange« 
8eb^tt tjerfprec^e, fo ixan^t man ®e(b, wm bem »epoten 
fftr äffe gdffe eine t>ornel^me grau nnb tin gflrflentl^um in 
^onfreid^ jn ^erfd^affen. !S)ief ^ube e^ auf ftdf> mit be« 
neuen 3«l|nten; e« fei bal^er i>on ben 2)eutf(6en ju ^offcn, 
baf fte fld^ auf einen fo fc^dnblid^en ^lan nic^t einlaffen 
»erben» 

griil^jeitig würbe biefe ©d^tift Ulrich »on ^utten ju^ 
flefii&rieben. *) SBeit man i^m in feiner Sfirfenrebe bie «u«* 
fdße gegen bie römifd^en @r^>rejfttngen geftric^en ^attt, fonnte 
er in einer anow^men ©d^rift^ gerabe biefe ®UUm weiter au«# 
gefS^rt, unb barflber bie Sfngefegenl^eit bed lurfenWeg«, aÜ 
unburc^fftl^rbar, faDen gelaffen ^aben. SlKein fo faltjtnnig, 
aW In biefer namenlofen 9lebe gefd^iel^t, fpxa^ er fl(^ aud^ nadj 
bem 9tei(^atage nid&t barüber au^. (Sine ©teffe wie bie, baf 
jur Stbtoel^r ber Spurten jeber einjefac gurfi ftd^ felbfl g^nug 
fei *), würbe ^utten f(^werii(^ iematt gefc^rieben ^aben. ?tud^ 
©prac^e unb ©aftbau ber ©d^rift ifl minber Har unb tunb 
aU bei J^utten. 2)af ber SSerfaffer fid^ gegen ben ©d^(uf 
ate einen t)on Sorenj t)on SSibra geweil^ten ^ßrie^er bejeid^net, 
unb für biefen »ifc^of tjon aBurjburg, fo wie fÄr ben i>im 
»amberg befonberee Sntereffe an [ben S^ag legt, Knute ffit 
fld^ allein genommen att abfi<^tli(^e6 98erfiedff<)ielen erfd^ei* 
nen: aber in 98erbinbung mit bemUebrigen leitet e« entfc^ie«" 
ben t>on ^utten ab. !Dagegen fönnte man an feinen ^eunb, 
ben Samberg^SBürjburgifd^en SDoml^errn Safob gu(^«, beulen, 
bem ja, wie wir un« erinnern, fein SoDege ?orenj Sel^oim 
einen Slntl^eil an ben Sriefen ber JDunfelmdnner jufd^rieb- 
Daf ber 9lebner fagt, er l^abe brei tjon ben wegen be^ S^^wten 



1) @. Burckhard, HI, 88 fg., 308 fg. 

2) p. &51: Contra Asiaticum (Turcam) quisque nostrorom re* 
gum pro finibus suis defendendis per se satis est. 



310 l' ^tt^* X. Stapittl 

ait«flef(^iiltftt gegatcn in »ologna einjiel^cn fe^en, Umtt ia^ 
mit ju fÜTiiTtten fdf^einen, ba ja gu(^« in ben fcfrtm Sal^rm 
mit ^utten (n Sologna ftd^ aufgel^aUen Mite, greilid^ war 
er ft^on wx bfefcm, balb ju «nfang be« % 1517, nad^ 3)eutf(^^ 
lanb jutäilflefcl^rt. ^) ©afleflcn war grotu« eben bamaW m 
»ofoflna*), unb fjatU jl(^ t)or efnigen 3a^ren, wir »iffen 
freitid^ nic^t t)on wem, junt ^ßricficr weisen laffen» 

(Sine (Schrift t)ertt)anbten Snl^alt«, bei ber man ivm&äffi 
an ^utten benfen Knnte, um juleftt bei grotud fle^n ju 
Mdben, ift bet 3)ial0fl : ber verbannte *4Ja«quiIIud. . 3tt jenem 
©riefe eine^ Ungenannten, ben wir oben im Äa^)itel wn ben 
3)ttnfelmdnnerbriefen benu^t l^aben, wirb gefagt, ^rotu^ ju^ 
erfl l^abe ^u«en bur(^ feinen SSorgang veranlagt, in JBer^ 
f»>0ttung ber Pfaffen bie greimiltl&igfeit be« römifd^en ?ßa«^ 
auino nac^iual^men. *^{er nun l^abeti wir tin @ef)>rd<i^ be6 
^Ja^quittu« mit einem ®^ru«. $a6quiBu« fi)ri(l^t bae Sor^ 
^aben au9, 9iom }u t)eria{fen, um ju bem. I^eiligen 3afo6 
()>on ®om)>o{}el(a) ju wanbern, weil il^m bort bie äRenge ber 
Sarbiniie unb Jtt^oUn feine Slu^ftd^t auf IBerforgung itbrig 
laffe. ©elbfl (grfpectanjen, wie (te wol&I t)on ber romifc^en 
(Surie gegeben werben, erf»)ectirt er feit Sal&ren t)erge6end. 
gär ®elb jwar ijl ju 9lom, befonberd feit bie glorentiner 
bafelbfi regieren, SlKee feil: aber ^a^quittu« bat fein ®elb. 
Ueber]^au)>t \>erbrieft ed il^n, länger unter (auter 8ug unb 
airug ju leben. 8IW 93eif^ief fold^en Jlrugö fu^rt er bie ?ßeter«^ 
lirc^e an. ^itte 3u(iud U. ba9 ®elb wirftic^ auf fte ^n^ 
wenbet, bad i^m für biefelbe eingegangen, fo l&dtte er iawn 



1) Ep. 1 Laurent. Behaim ad Bilib. Pirckheimerum, 17 Apr. 
1517. Sei ^cumann, <B, 256. 

2) S^uiUn fd^reibt ja am 24. 9(ugttft 1518 an $f ugf naäi f&cU^a : 
Grotum conunendo tibi, ut pro tua in doctos homines benignitate 
observes. 



IDer ^xUnnU ^aiqmUu^. 311 

brei fob^er Mxäftn fertig iaum fonnen, flatt baf je^t bie 
Sine nod^ immn n>äfl itnb unt)oaenbet liege, ^ier n>{rb bie 
S(nefbote v^n bet nad^tHd^en äBanberung ber Steine {um 
^ßala^e SRebici mit einer jBariattte gleid^faUd er)&^(t; ebenfo 
bie ©efd^id^te \>on bem <^ege gegen ben «^erjog ))on Urbino 
mit ber SJerdnberung, baf 8eo, um bie Äofien bafur aufju^ 
treiben, an ©nem a^age 31 ßarbindle creirt ^), t)on biefen fi<^ 
über 500,000 2)ucaten bejahen I4#t, nun aber, um bie an^^ 
geleerten ©erfel feiner Sreaturen tDieber ju füllen, Legaten 
megen einee S^rfengel^nten^ au^i^idt ^a0 e6 mit bc^ 
Xvxtcn unb bem Xürfenfriege bief mal (Srnfi fei, möge man 
einem Slnbem ate i\im, bem 5ßadquillu6, ber feine 9lömer bejfer 
lenne, weid mad^en. ^k ed mit bem Erfolge biefer ©enbung 
in (Spanitn unb ^dnfreid^ fle^e, fei befannt; äberraf(6en^ 
aber bie Sftadtxidjt, bie aud @nglanb unb !Deutf(^lanb einlaufe, 
baf biefe beiben SSolfer enblid^ anfangen fing ju nmben. 
2)ort l^abe man ben Sam^egiud, l&ier ben Sajietan mit aller 
atrtigfeit aufgenommen; wie jte aber mit i^rem Oelbgefud^e 
^ert)orgerficft, feien fte mit Unwillen unb &poti jurfttfgetDiefen 
»orben. 2)ie ©riefe ber Legaten lauten Häfllid^, fie fennen bie 
beiben SSolfer nid^t mel^r, glauben ftc^ in eint anbere ^äi, 
eine anbere aSJelt t)erfe|t. 2)ie gutmätl^ige Hoffnung be6 
Qxfxn^, baf ?ßaj)fl unb garbindle nun, wenn fte i^ren Setrug 
entberft fel&en, jtc^ bejfern werben, fann 5Jki«quillu« nic^t tl^ei^ 
(en, unb bleibt bal^er bei feinem @ntf(l^tu|i ber $lu9wanberung 
na(^ ®panitn, wo ber iunge Äönig ®arl feine einjige ^off^ 
nung ift. ^ 



1) liefet am 1. 3ttU 1517 torgcnommtne (iathinaU^nh mad^te 
^maaU )oitl bofed SBlut. äBir flnben feinet iii<i^t hU9 in ben Epistolae 
obscurorum viroram, fonbem au^ in ben Briefen fel^t §al^mer Spännet, 
loie be^ (Sod^t&nd, it>ttn^ Se^aim u. 9(. gan$ in berfe(6en SQ^eife gebadet. 
®. bei ^enmann, p. 31, 259. 

2) Pasquillus exul. Pasquillor. tomi duo, p. 178—91. Hutteoi 



•312 I. ^(^. X. St<ipiUl 

%eken {einn 8ff#AfUgttng mit ben fttc^ui^^^Htifd^ 
Ungelegenl^dtm fe^te inbe^ «^uttett feine ^umanifUfi^e Set^ 
ftitttg fftr 9iett<l^liii nod^ imtnet tteu(i(^ fort Siele (Sdnge 
vtad^e et in Äugdburg, um We beflen SÄdnner im ©efbtgc 
ber anwefMiben gfitjlen fär bie Sac^e ju gewinnen 5 wobei 
if^tx bie attgenel^me ®a^tne^mung würbe, ba^ biefe Semft^ 
]^nfl laum mel^t nSt^ig, bie SReiflen t)on felbjl fc^on fftt 
fteud^in waren* 2)er Slec^tfl^anbel f(^ien ganj eingefc^Iafen. 
Son aHn (ief bie 9la(6ri(^t ein, ber ®raf t)on 9htenar l^abe 
ben ^od^fhaten, wegen gemeiner ©d^mdl^fd^riften gegen il^n, 
«• ber ©tabt t)ertrieben» Äu« ^anfret<l6 melbeten bie neuen 
Srennbe ($aber, SubAud 2c), baf bort 9teu(^I{n'd 9lame ]^o<^^ 



Opp. ed. MUnch, II, 437 — i7. tiefer anonyme Dialog ifl nut^inet au« 
HHCt qan^n <&e<!e »on Cd^nften äl^iitid^er 9Lxi, bie in inien ettegten unb et« 
loarhtttgdvoUen Saucen nfd^ienen, unb und tl^ild ctnjeln, t^it^ in lottfä^Uf 
Unen Sammlungen auflbel^alten flnb. (Sine biefec Sammlungen {inb bie Dia^- 
logt Septem festive candidi, loieberabgebtucft bei ^nn^, VI, 351 — 107. 
Vemer bie Pasquillorum tomi duo, Eleutheropoli 1M4. (Einige in 
bentfil^et ^ptaä^t flnb neuflend toiebec abgebrucft in Ditat ^aWe Sa« 
Hren unb ^adquide ber (Reformation^ ^3eit, $anno))ec 1856, 2 Xl^le.) 
3n beut Sd^rifti^en: PasquiUus Marranus Exul (Pasq. t. duo, p. 191 fg.)« 
fiibett Wh »etfd^tebene Serfaffer untetrfd^ieben. 1) ®on bem ^i^ni^ be« 
9bigen IDioIog^ l^ifit t0, et ^abe Gennamae gentis gravamina (eran^« 
gegeben; loomit offenbar Sßim))^eUng'd Gravam. Germ, nationis cum 
remediis et avisamentis ad Gaes. Max. (1518) gemeint flnb. 2) Om- 
nium, quae huc pertinent, unicum scopum strenuissimus iUe Fe* 
lurium Satyricns exporrecta fronte attingit, b. 1^. «gutten. 3) Marfo- 
rius l^abe eine gegen fftom gerichtete Epistola ad Germ, principes, nuper 
in Augustensi conventu collectos, b. 1^. ol^ne Btoeifel bie oben bef^ro^ 
il^eite fltebe gegen ben Bel^nten, l^etautfgegeben. 4) PasquiOus, ber Sct^ 
faffer biefec Senbfd^reiben^ an SV^arforiu^. 9inäi in ber Pugna Pietatis 
et Superstitionis (Pasq. tomi duo, p. 125—140, Sflnnäj, VI, 168— 76)r 
loitb einerfeitd Butten, unb anbererfeitd ber nebulo, ta>eld^et bie Seute 
ibcttebet f^at, niäfU gur ^etet^firc^e gn geben, )»eil hei ^laä^t bie &tint 
»anbern, b. IJ. ber IBerfaffet ber Siebe gegen brn Bel^nten, ^en ^«* 
qnidit^ untertrieben; aber toer fann BefUmmen, toie viel Bei biefen Qiu 
terf<l^eibttftgen abfii^tlid^e SRl^flification ifi? 3<^ mM^e in 3) foiüol aU 
4) iStotvä imrtmttl^. 



O^crBeferte 9Ua^U bt$ 9llemanb. 313 

httül^mt, unb ben S^eotogiflnt tebe {Hoffnung be« 6{egee 
(enommeit fei» *) 

Sßil^renb feinet ^[ttg^bitrger Slufentl^afW n>at ea auif, 
baf bic »erbeffcrte iinb tjennel^rte 9u9gabe be« flitmanh, 
m{(^e ^utten fc^on t^or feinet anleiten Stbreife nac^ ätalien 
fttÜQ gemacht l^atte*), enbß^ im -Drurf erfd^ien. «m 24. 
Unguji föttbigte er bief bem in Sologna weilenben 3uli«« 
fl^ugf mit ber «nffotberung an, ^d)t ju geben, tt>ad bie3*a*^ 
ßiner ju ber 5ßoffe fagen. ') 3n Deutfd^fanb, in Slngaburg 
befottber«, machte fle jiemlit^en 9htmor. 3a, bie SlndfABe 
ber aSorrebe mad^ten unter benen, bie jtd^ getroffen füllten, 
Hfed Slttt. 2>ie 3uriflen t)or afOen glaubten fid^ groMid^ 
angetaflet, jogen bei ^ti^tn unb SRal^rjeitett gegen ben SBer*» 
faffer lod, unb t)erabrebeten ftd^, il^m inöWnftige il^ren Sted^ttf^ 
bei^anb entjie^en ju n>oQen. ©elb^ bei feinem Sl^urfiirfien 
»urbe er tt)egen feinet, wie e« l^iefl, unbefd^eibenen Slngriflfe 
auf bie Surifien unb JEl^eoIogen aW ein fc^md^füd^tiger 3»enf<^ 
angef<^n>Ar)t, unb fanb bal^er notl^ig, in einer feiner ndc^flen 
©(^riften, bie er bemfelben tt>ibmete, ju i^erfi^em, baf er nur 
bieienigen gemeint ^abe, welche, felbfl unwiffenb, jebe« beffere 
©tttbium JU unterbrürfen fachen. Uebrigen« würbe i^m Me 
®enugtl^uung, baf wal^rl^aft geleierte unb t)erjidnbige Wdnner 
mit il^m ber Igoren ladeten, unb il^m il^ren t)oKen »eifaU 
bejeigten. *) • 

Dbwol^I ber ®ang, ben »ö"^^^*^'* @ntn>idflung nal^m, 
jl(^ immer mel^r bem ?ßunfte ndl^erte, wo er mit 8ut^er ju^ 
fommentreffen mu^tt, fo fafte er boc^ für beffen ®a(^e au(^ 



1) Ep. ad Jul. Pflugk, o. a. O. p. 528 fg. 

2) e. cBeti @. 14S fg. 

3) Nemo revixit et ad Grotum mittitur. Super quo nugamento 
debes Italonim judicia explorare. 

4) Hutteni Epist. ad BUib. Pirckheimerum, p. 45 fg., ed. Burckh. 
De Guaiaci medicina et morbo OiJl. Gap. VIIL Opp. III, p. 262 fg. 



314 I ^9M- ^ ^f^itd, 

itl^t, WO hdU kood^entong in (Üttet ®tabt {ufammen tmm, 
mitt eine n>&Ymere Zf)tHnaf)me, no(^ einen l^i^em ®efi((^^ 
^unft. aSom 7. i>i^ 20. October i^efanb fic^ Sut^et in bet 
Ibefannten SSeti^anblung mit bem @arbinal Saietan )u ^ug^^ 
bürg, ol^ne baf ^utteh biefet 9(nn)efen^eit, ))ie(men{ger einet 
perfönlid^en Serü^rutvg ^tto&f)nU. $rei(i(^ mad^te er getobe 
tDdl^^renb jener SBoc^en feine @uaiaf«Sur burd^, n^elc^e i^n auf 
fein ^anfenjimmer befd^rdnfte, unb ben 3utritt gn i^m nur 
genaueren Sefannten ntogtic^ ober wunfc^enSkoert^ nutzte. 
^af)tt f))ri<^t er in Briefen ani jener 3i^t itoax ))on M 
jungen 9)te(an(l^t]^on 93erufung nad^ äBittenberg auf ben Sel^r^ 
flul^I ber grie(^if(^en @))ra(^e mit Sreube^); ))on @d'^ S(n^ 
griff auf @ar(f}abt mit (anbdmdnnifd^er S^l^eiinal^me: n>ie er 
ober auf 2utf^er'9 <^ege mit eben biefem M unb ))ie[eni(n^ 
bem )u reben fommt, n>ei0 er immer no<^ ni(^td 93effered ju 
Üfwx, a(d ji(^ bie ^dnbe ju reiben ))or 93ergnugen über iai 
@(^auf))ie(, bie Xl^eologen fid^ untereinanber felbfi jerfleifc^en 
JU fe^ett, ^ 

93on bem Segaten, mit toeld^^em Sut^er in ^ug^burg (u 
t^un f^aüt, unb ber auc^ fd^on bei bem Steic^dtage tWi 
gemefen n>ar, nal^m bagegen ^utten mel^r 9toti}, a(d bem 
3Ranne lieb fein fonnte. Sd^on aW p&pfüidftx Segat war er 
bem diitter iut9iber: nun aber trat uberbie^ biefer ßarbtnai 
Sajetan in $(ugdburg mit einer an Slartl^eit grengenben dütU 
feit unb 5ßrunffud&t auf; ein ^od^nafiger 3talidner, mlijm 



1) Epist. ad Jul. Pflugk, öom 24, ^ugw^, mithin nod^ öor iütfjtt'i 
Sdtloefenl^ett in Sitg^burg gefd^rieben. 

2) Epist. ad Bilib. Pirckheimenim, »om 25. OctoBer, ta)0 ^tl^ei^ 
fd^on toieber abgereist toat. Opp. ed. MUnch, III, 99: Eckius prosddit 
Carolostadium, civem meum (b. ^, aud^ etneit granfen, avi ßarlflaW 
am SOi^ain unterl^alb SSöitr^burg), probum theologum: eidem cumLu- 
Ihero bellum est: Luthero cum multis. En viros theologos, im- 
pacUs muttto genuinis se concerpentea. 



Butten aU fofmonn. 315 

in Um batbarifi^en 3>etttf(^Iani) niäfti gut genug toax. 8on 
aOem 2)em foDte i^m nid^M gefd^enft n>erben: ^utten nol^m 
if)n iebenfaHd f<6on jeftt auf« Äorn, »eitn au(^ fcfn Oefprid^: 
ba« giebcr, in midiem er il^ii burd^jie^t, no(^ nl^t in afug«*^ 
bürg gefc^rieben fein foUte. ') 

»o<^ fein 3a]&r lebte J^utten im Dienfle be« e^urffirflen 
wn SRoinj; unb Idngß l^atte ibm bad <^of(eben aud^ feine 
Sd^attenfeiten gejeigt. ,,3)u fragfl/' fd&rieb er im «Kai 1518 
»Ott SRainj au« an ^ßeutinger, ,,tt>ie ba« ^ofleben mir befomme? 
9t^ ni^t jum Se^en. 3tt>ar, tt)a6 Wf t fid^ nic^t ertragen 
unter einem fo ic^t furfilid^en ^erm, ber fo l^uman unb fxH^ 
gebig iP, n>ie (Srjbifc^of SCbred^t?" unb mit einem fo aufric^^ 
tigen, umgdngtid^en greunbe tt)ie fein geibarjt ©tromer? „^ 
Uebrigen bin i^ jener !Dinge iuferfi fatt: bed !X)änfetö ber 
^ofieute, ber gWnjenben 93erf<)rec^ungen unb eKenlangen Se^ 
grfifungen, ber l^interlifiigen Unterrebungen unb bed leeren 
5)unfte«/' Unb an ©tromer fd^rieb er, (le beibe feien ju 
gerab unb aufrid^tig für ben ^of. *) ^atte boc^ ber 8eibarjt 
fettp im tjorigen 3obre be« Slenea« ©ijtoiud ©d^rift über 
ba6 (SIenb ber ^ofteute mit einer SSonebe l^eraudgegeben, 
in welcher ba6 beutfc^e ®pn^tüoxU Sang Ui ^ofj, (ang bei 



1) '^ä^on ©urif^arb fibrigen« (III, 103 fg., 175) »ctmtttl^etc, bie Febri» 
prima möäitt bereit« in Slugdburß »erfaßt fein, inbem er fl<^ bafür auf 
Butten'« «eugerung in bem ©rief an ^jlugt »om 24. Sluguft beruft, er 
l^abe to&l^renb feine« ^ofUben« dialogos aliquot gefd^rieben. ^amit müfte 
oEerbing«, toenn man nid^t an unt^oUenbet gebliebene arbeiten benfen 
toiU, neben ber fogUiii^ jn erörtemben Aula, enttoeber ber anonyme Pas- 
quillus exul, ober bie Febris I. gemeint fein. %nx ba# Set^tere bringt 
Sur^^arb au<i^ bie 9(nefbote bei, ba$ «ntten, aU er gu 9(ttg«bnrg am 
gieber gelitten, Febrim, schedulae inscriptam, ad Fuggerum, apud 
quem Cardinalis Sixtus (^aieton) moratus sit, gefii^idtt l^obe. «üein 
fann H^ierunter ba« ©efprd^ Febris »erflanben »erben? 

2) Epist ad Peutiogerum, »or ber Exhortatio ad Prioc. Opp. 
n, 471. Ad Stromerum, »or ber Aula, Opp. III, 17. 



316 l 9tt<^* X- StapiUL 



I, tieftet ou«fleffi]^rt tt>at. ^) ®o fanb er benn au(^ an 
^«tten'd «uöfdden nnb ©d^etjcn über beit {l^m neuen ©tanb 
®efaHen, nnb tvftl^tenb if)xt6 gemeinfc^aftlid^en Slufentl^alW 
am 9lei(^«tage forberte er ben ^eunb auf, etwa« Aber bfefc« 
Jll^ema ju fd^reiben, um fld^ ben aSerfammetten (ba ber 2)rtttf 
feinet Xürfenrebe nod) beanflanbet war) bemerfbar ju machen. 
@d war feine ÄWnigfeit, wdl^renb ber »^unbdtage, Ux^ 
pnliii) lefbenb unb unter ben Störungen efneö getfimmetooHcn 
9ld(^6tag«, in förjefter grifl, wie Stromer tjerlangte, fo 
etwa« au^juarbeiten 5 nod^ weniger für einen angel^enben 
^ofmann, am J^ofe felbjl, etwa« gegen ia6 ^offeben ju t>er*^ 
6ffentH(^en. !Dad aHe« fül^rt ^utten bem greunbe in ber 
3ueignung ber "oon fl^m loeranla^tcn ®(^rift ju ® emotive; 
wobei er befonber« fcl^erg^aft bie @efal)ren föri)erlicl^er Wti^^ 
^anblung t)on Seiten vierfd^rotiger Soßegen audmalt, bie fo 
etwa« einem ,,®cl^reiber", wie fte bie Stteraten fo gerne nm^ 
nen, nid^t ungefiraft werben l^ingel^en lajfen. 2)o(^ na<^beitt 
bie fertige Slrbeit, au|er Stromer'«, aud) bie Sittigung ^ßeutiii^ 
ger'«, S^>ieger« unb Stab'« erl^atten l^abe, fc^Iieft ^utten, 
fo gebe er nac^, inbem er jt(^ wegen möglichen «nfiofe« 
bamit berul)ige, baf an S^urplrji «tbred^f « ^ofe ein Sd^erj 
feine ®efa^r bringe, unb eine fomifc^e Uebertreibung jured&t 
gefegt werbe. • 

9Rit feinem ®e\pxiä) über ba« ^ofleben *) feierte ^utten 
JU ber bialogifc^en gorm juriirf, bie er im ^^atari«mu« ju^ 



1) JDie @ttomer7d^c «orrebc abgebrurft Bei f&uxäf)Cixt>, I, 132 fg. 
9tott i. 

2) Ulrichi de Hütten eq. Germ. Aula. Dialogus. Res est nova 
Lector, res est jucunda, lusus perurbanus et facetus: dispeream, 
nisi legisse voles. Vale. Cum privilegio Imperiali. 5(m ^äfUxfft: 
In officina excusoria Sigism. Grimm Medici, et Marci Yuirsung. 
Anno . . MDXVin die vero XVII Sept. @. ganger, <S. 88 fg. aßtc* 
berabgebrurft Opp. ed. Mttnch, HI, 14 — 58. S«d^ tm g(ei(^en Saläre 



^utttrCi Qkfpv&äf vlUx bA^ ^ofitbtn, 317 

erfl etgtifm, l^ierattf in feiner )>ierten Siebe gegen ben ^erjog 
Ultid^ uni) be( S^ürfenrebe, aud ®runben, bie im @egenflanb 
unb ber 93e{limmung biefn ®(6riften lagen, tt)ieber t^ertafen 
l^tte, bie aber loon ie^t an feine Sieblingdform bleiben foKte* 
SDer 2)iaIog eröffnet ft(^ bamit, baf Safhi«, wie er ben WtU 
faitCud a(^ i^ofmann »oieberftel^t^ an beffen fc^onen Kleibern 
ein SBol^IgefaUen dufert: worauf xi)m biefer erwiebert, er ^abe 
fi<l^ frül^er in feinen Summen beffer befunben; benn bama(6 
fSrf er frei gewefen, jeftt fei er ©flat>e. (5afiu6 ift gewiffer;« 
ma^tn ber frul^ere «^utten fetbft, ber, nac^ einer in @tubien 
unb auf Steifen, unter ^nftrengungen unb (Sntbel^rungen au^ 
gebrachten 3lugenb, ftd^ bad «g)of(eben anwerft anmutl^ig, unb 
a(^ praftifd^e Sebendfd^^ule aud^ i^oc^fi lel^rreid^ beult. !£)a^ 
g«gen ifi SÄifaulud ein alter, erfal^rener, jeftt äberbief juräd^ 
gefegter «^ofinann, ber nur bie ©d^attenfeiten bed l^öftfii^en 
Sßefend fielet, unb jvoar bie Sufl be^ Slnbern am )>ra{tifd^n 
geben billigt, aber ben ^of nic^t aW bie rechte ©c^ule beffet 
ben gelten Idft. (Sr ))erglei(l^t bad ^ofleben einem äSeere, 
unb fleibet, tt)a0 er gegen baffelbe tjorjubringen l^at, »orjugd^ 
tt)eife in biefe StUegorie. 2)ie ^ofleute fmb be^ Ulijffe« 
©c^iff^gefellft^aft, beten SErug unb ^interlifl man nur burd^ 
befonbere Ätugl&eit unb aSorfic^t entgelten fann, O^nt ^cx^ 
PeKuttg unb ©d&meid^etei namentlid(| ifi bei ^ofe nic^t burd^^ 
jufommen. 2)ann ftnb auf biefem SWeere ©tfirme, nämlid^ 



(mense Novembri) brudte gtoBen m S3ofcl ben JDiafog itad^, unb 
fö^irfte bmfclben tint Sucignung an X^oma« a^otu« »oran, toorin et 
ber ©orgdnger ^ntten'« in ©el^anblung biefe« Zf^ma, namlid^ Hcxan'i 
unb be« Stcneaö @^tmu«, gebenft. 2)ic fiucianifc^e @(i^rift, bie l^icr in 
Sdtttaäit fommt, ifi bie ^eciamation litpi xm IkX ina^tS ovvdvTöv, bie 
ficl^ jeboii^ f^jeciett auf bie JDienjle grieii^ifd^er iBiteraten hei ramifd^eu 
©rogen Begießt, unb Ui ganj »erfci^iebener (5omj)ofition , faum l^ie unb 
ba in einem einjetnen fünfte mit Um ^utten'fc^ett @efpt&(i^e jttfammen* 
trift. $(nbere ^^riften über benfelBen @egen^anb fül^rt ^urdl^arb m, 
l, 130 fg.; m, 95 fg. 



318 I. «tt<l&. X. Sta^iUU 

©uttfl, 9ttü>, (S^tfldj, UeppxQttit u. iql, mläft aUt bem 
®miit^e feine Shil^e unb gaffuttg tauften* gernet ©^rten 
«nb Sc^Oen, an benen bfe ©d^iffenben jn (Sntnbe gelten, 
b. f). bie SBetbtei^en (Unterfc^toflung, aSerratl^), tDogu äJtond^e 
|t(^ burd^ aRangel, ©M«** «• f- f- verleiten laffen. Äli|)|)ett: 
bie flrJfte unb gefil^rlii^Pe, ber 3om bed gärpen} Heinere, 
fein atrflwol^n (ettt)a tt>e8en freiet Weben), Reib unb «nf^Mr* 
jung ^on Seiten ber SoUegen; ein 9^i9, \>6x bent man fid^ 
fel^r l&üten muf, ifl aud&, in bie fd^öne grau ober Xoc^ter 
be« gurfien fid^ ju verlieben, ober fle in fld^ i^erliebt au ma* 
i^en* a)ie ©eerduber auf biefem ^ofineere ftnb bie geinbe 
be6 gfirfien, bie, wenn fte mit biefem in ge^be ^el^en, feinen 
2>iener gefangen nel^men Knnen, wo e« bann biefem über«^ 
laffen bleibt, jt(^ mit feinem eigenen ®ute lodjufaufen, oft 
aud^ 9)larter unb S^ob feiner Unarten. 9(u(^ an einer garfUgen 
®runbfu»)^)e fef)It e« bem ^offd&iffe nidj^t: ba« ifi bie Unrein^ 
Hd^feit in ©efd^irren unb Seiten, bie tjerborbenen ©peifen 
unb ©etrinfe, bie unflidt^igen 3:ifd^^ unb aöettgefetten. *) 

!X)er ©d^ein be6 9teid^t^um6, n)irb au$er^a(b ber Mt* 
gorie bemerft, ber 3Ran(^en an ben iffof jie^t, ifl eben nur 
©d^ein. 5)ie meinen beutfd^en gürjien finb jeftt arm, in golge 
i^rer SBerfd^wenbung, il&rea ?ßraffen« unb ®roftl^n6; ber 
«^ofhtann i^at feine Hebe !Rotl^, feinen forgen ©otb \)on il^nen 
l^erauöjuprejfen, unb mu^ oft im !Dienfie, fiatt ju gewinnen, 
fein @{gened gufe^en. S(udb in ber Sffia^I unb ©d^d^ung il^rer 
!Diener jeigen fld^ bie gurflen l^od^fl un))erfldnbig. ©ie n>oaen 
at^Ietifd^e ®e{}alten in i^rem ®efo(ge ^aben, gleid^)^ie(, toie'« 
im »^imfafien audPel^t; bagegen »erben Heine, magere, un^ 
fc^einbare Seute, toenn fte aud^ bie flügfien unb gefd^idfteßen 



1) $ier malt ^uttm in fel^t fiarfen Sügcn, j. ©. @. 54: quomm 
aliquis percacatis sedet femoralibus, vini impetu emoUita alvo, aut 
apud ipsam statim mensam vomit. 



^ntten anb mUJbatb ^ftifi^eimer. 319 

jhib, l^ltttattgefefrt — tlntct biefen unb &f}nliäitn »eben, tt>d(^e 
We ^offttfi bed 6ofhi« fd^on jJemlid^ ^erabgefiimmt ^abcn^ 
ertdnt mit ©ncm SÄale bfe ©(^eHc, tt>eld(>c bcn aMffautud jwm 
3)tenfle ruft^ unb er gcl^t ab, nad^bem er nod^ einmoC ben 
greunb iDor bem ©htritt in greid^e Äned^tfd^afi angefegentlic^ 
gett>antt l^at 

Unter ben ©rflen, benen ^ntten feine neue Slrbeit mit^ 
t^te^ toai Silibalb ^irifl^eimer, ju weld^em er »dl^renb ber 
i^Un 3al^re in ein genauere« SSerl^dttnif getreten war- Äein 
ajunber, baf biefe fenatorifd^e ©efialt i^n anjog, tt>ie fte und 
wä) l^eute anjiel^t. 3n feinem Slnbem ifl ba6 ^ßatridat ber 
betttf(^en 3leid^«fiäbte bem romifd^en ndl^er getreten. 9Wd^t« 
war Hein unb eng angelegt in bem 5Kann unb feinen Ser^ 
^dltttiffen. (Sin großer, gewaltiger Äörj)er, t)on fc&^ auf rit^ 
terlid^ geübt; ©eburt au6 einem ebeln (Sefd^tec^te ber bamatö 
erflen beutfc^en ©tabt; ererbter JReid^tl^um; geleierte ^udbil^ 
bung in 3talien, I)6fifd^e unb Wegerifd^e im !Dienfle bed 
»ifd^of« öon ©d^flcibt: n>o ju einem ©ei^e t)on fiarfer unb 
umfaffenber 9n(age fold&e SRitgaben l^injufamen, ba fonnte 
jl(^ ttcoa^ ©ebeutenbe« entwidfeln. Äaum l^atte er feine©«*' 
bung t)onenbet, fo nal^m er im JRatl^e feiner SSaterflabt ^la$ } 
feine intponirenbe ©eftalt, feine SBol^lreben^eit, feine bi<)loma* 
ttfdie Haltung mad^ten iiin befonberd ju ®efanbtf(^aften ge^^ 
fc^irft; balb lernte Äaifer 5Kar il^n fd^d^en unb ernannte ii)n 
JU feinem ^aÜ)ti mand^e ©iinft, bie er ber ©tabt 9?ürnberg 
bewies, l^atte fte ber ©eltung ju »erbanfen, in weld^e il^r 
©>)red^er fic^ bei bem Äaifer ju fe^en tt)ufte. ?luc^ feine 
friegerifd^en ©aben anjuwenben, fanb SBöibalb ©elegenl^eit. 
a» ber ©d^weijerWeg be« Saläre« 1499 audbrad^, ^^rte er 
bem Äaifer bie 9lfirnbergifd^en Xxuppm ate i^r Dberfier ju. 
5)er Ärieg war unglüdHid^, ba e6 an ber obem Leitung fel^lte: 
5ßirdt^eimer an feiner ©teKe erj)robte feine Xüc^tigfeit unb be^ 
fc^rieb nad6^er fetbfi feinen Selbjug, wie dcmo)(lf)on unb 64* 



330 I* »«4* X. StoUßM. 

far. *) ^imJf^er »eib utib «ufdiibttÄfl fehlten im ^ot* 
ragcnben aXantie nid^t: einmal trat er groBenb att6 bem Statine, 
unb lief fld^ ein anbermal nur bnr^ bie ef^renttottfle ©cnug^ 
tl^uung barin )urü(f]^alten. 

aUe 3eit; bie i^m t)on öffentlichen ®ef<i^4ftett übrig Wieb, 
gehörte ber aBiffenfd^aft unb Äunfl, bem i)erföttn^en ober 
brieflti^n ©erfel^re mit i^ren Vertretern, »on benen bie Wtd^m 
feine S3efannten, bie ©e^en feine greunbe waren, »ber au(^ 
bie SBebeutenbflen unter benfetben nil^erten fid^ i^m nur nut 
»erel^ruttg, fegten auf fein Urt^eil unb feinen Slatl^ ba« 
größte ®en>i(^t, unb nal^men feine S^xcdftmti^mi billig l^in* 
^m ^oud, beffen ©em&d^er bie Sefuc^enben finigtid^ nantu 
ten, feine mit SSüd^em unb ^anbfc^riften reic^ »erfel^ene 8i* 
Miot^ef, fianben iebem (Selel^rten offen, ©eine glAi^enbett 
0aftma^le, bei benen er ))or}ug9n>eife Seute t>on ®eifi um 
fxdj ju »erfammeln liebte, waren berühmt. 2)ur<^ i^n t)or* 
nel^mlid^ würbe 9lumberg ein literarifc^er 9Ritte()>unft. Seine 
0eifte^ri(^tung war bie bumanifiifci^e; in bem ^eere ber 
Sieud^Iiniften nal^m er eine ber t)orberflen ©teilen ein. ©ein 
lateinifd^er ©til ift nid^t tabello«, l^at aber, befonberd in fei«^ 
nm gel^attt>oIIen SSoneben unb ßueignungen, einen clafftfc^en 
©trid^ unb römifc^e SSSurbe. ©ne feltene ©tfirfe befaf er 
im ®rie(^if(^en. ©c^riften )>on $Iato unb Jeno))l(>on, t>OÄ 
$(utard^ unb Sucian, l^at er in9 Sateinifc^e, mand^e aud^ 
in« S)eutfd^e, übertragen. !Der, ^ofmeifier feiner Steffen be^ 



1) Historia belli Suitensis s. Helvetici, II libris descripta, au- 
Ihore Bilibaldo Pirckheimero. 3tt Pirckh. Opp. ed. Goldast, p. 63 — 
92. Södl^renb biefeö Ärfeg« toar ei au(^, baß Jtaifer SWar einmal auf 
bent IBobenfee in bemfelben @<^iffe mit $tr^^clinet loon Sinbau na^ 
(Sonflaitj ftt^t, unb ein ®tü^ feinet ^enfisurbigfetten, ba^ er auf beut 
©d^iffe bictirt f)attt, bemfelben üortefen lieg, mit ber gtage, tt>ie il^m 
laß JÄeiterlateln gefalle (ut eiplaceret equestre latinum)? C Ritters- 
husii Gomm. de vita Pirckh. ^et ben Opp. p. 8. 9)gl. bie Bist beUi 
Salt. 11, 88. 



aBt{t6atb $itcf^cttiier, 321 

jeugte i^m t)on Italien aud, »o Mefe einen geborenen ®rie^ 
i^en jum Sekret Ratten, i^r befier Seigrer im ©ried^if^^en fei 
hoi) 5ßirrf^eimer felbfl gewefen. 8lu6 ©j)anien erbat ft(^ naät 
Sauren einer biefer Steffen ben 8Ibri|i ber SRl^etorif, ben ber 
Ol^eim cin^ jn il&reni Unterri(f|te jufammengeftcttt l^atte. 2)em 
Reffen ttoar t)om D^etm aufgetragen, i^m t)on ben neuen 
©eereifen unb (Sntberfungen ber ©j)anier in ^merifa immer 
fogleid^ bie genaueren Slad^rid^^ten ju geben. SBie tjerlör^ert 
ifi in ^ßirdE^eimer ber aßfeitige SBiffend^ unb SBilbungöbrang 
ber ^ät ^ermann, @raf t)on 9iuenar »ec^felt Sriefe mit 
ü^m über ältere beutfci^e ©efd^iii^te, ©raömuö, Soc^Mu^ über 
Sinologie; ©abrief ^ummelberger erbittet ftd^ ein botanifd&ed 
^uäf au6 feiner Sibliot^ef, unb forbert if)n auf, aud^^ einige 
ber gried^ifc^en Sferjte, tt)ie bereite ben Äir(^ent>ater ©regor 
»on Slogianj, (ateinifc^ reben }u mad^en; bajtüifc^en (egen 
il^m Stnbere t>erW)idfelte SRec^t^ffiKe jur SSegutad^tung üor; 
^bert S^omad t)on ?üttic^ bittet i^n um Srfldrung etlid&er 
SSerfe au6 ^eftob^ ©larean freut fi* feine6 SSorl^aben^, bie 
©eogra^^ie be^ 5ßtoIemclu6 l^craudjugeben. 8tud& bie Äunjl 
war ^Jirdtl^eimern nicl)t fremb. 5)ie ÜWuftf übte er felbjl aW 
Siebl^aber aud; ben Sanbdmann 8ttbred&t iSurer bew)unberte 
er al« 3)la(er unb liebte i^n aW 9»enfc^en, unb ed n>ar ein 
tiefer Kummer für i^n, baf er ben trefflichen greunb aW ba^ 
Oipfer ber Oudtereien eine6 böfen SBeibe« t)or ber 3eit l)in^ 
weifen fal^. 

3Bie antif f»>ri(^t bae »Hb un^ an, ba« ggSilibalb fefb^ 
wn feinem Sanbleben auf bem ®ute feine6 ©d^wagerö, aW 
ju giurnberg bie $efi l^au^te, un^ entwirft, ^ier, entfernt 
\>on ftftbtif(^en unb ©taat^gefd&dften, lebt er ganj bem ®tu< 
bium unb ber Statur, tie6t SBormittagd in ?ßlato, fle^t nad^ 
%if(^e ^on ^ol^er SSurg l)erunter, ba i^n bae ^ßobagra am 
®effen l^inbert, bem treiben ber Sanbleute auf ben gelber«, 
ber gifc^er unb 3äger im %})al unb auf ben umtiegenben 

ettauf , «uttctt. I. 2L 



322 I- »tt<ä^. 3L. ita»)itef. 

J^ügcltt ju; enn>fdn8t unb bewirtl^et Sefu(^e au« ber SHa^i 
barfc^aft, ober aud^ bic dgenm SRder unb »auern mit ffieib 
Mttb Ä{nb; bcr «bcnb gel^ört wiebcr bcm ©tubfum, kfotjbet« 
flefd^idbtlid^ct ffierfc unb fotd^er, welche t)on bcn ©itten ber 
SÄenfd^en ober ber ^errtid&f eit ber 9tatnx l^anbeln; babei xoadft 
er tief fn bie 9la^t, unb fft ber ^immel l^eH, fo beobad&tet 
er nod^ mit 3nftrunienten ben 8auf unb bfe Stellung ber 
aSßanbelfieme, in benen er bie ereigniffe ber 3ttf«nft, We 
©(^itffale ber gürfien unb Stationen gu lefen glaubt. ^) 

aSon einem üWanne. fold^er Stellung unb Haltung, ber 
aud^ einem 9ieud(>tin unb ©raömu« e« nic^t tjerbarg, toenn 
ettoa« an i^ren ©d^riften ober ^anblungen i^m ni^t gepel, 
mu^te i&utten, toenn er il)m eine Slrbeit t)orlegte, ein frei«^ 
mut]^ige6 Urtl)eit txvoaxttn. 98om ^ofleben iiberbief l^atte 
^irdfl^eimer, ber 18 3al)re älter at« J^utten, einen %f)til fei^ 
uer Sugenb an einem geifilid^en ^ofe gugebrac^t, unb aud^ 
feitbem in allerlei bii)lomatifd^em 9Serfel)r mit Äaifer unb 
gurfien gelebt l)atte, eine ungleid^ grünblid^ere ©rfal^rung 
aW fein ritterlid^er greunb, ber barin foum erfi Slnfönger 
n>ar. Diefe6 Uebergetoic^t lie^ er ifen jeftt, niäjt ol^ne freunb«^ 
fd^aftltd^e 3ronie, em^>ftnben. ©r fanb fein ©efpräd^ über 
ba« ^ofleben ganj l^übfd^, aber unreif,*) @rfi toenn ^ut^ 



1) In inteFpretationeiu Dialogorum Piatonis, qui inscribuntar 
Axiochus etc. Praefatio (an ©ctnl^atb Slbelmonn \>on Slbelmann^felben) . . 
Ex sec^ssu nostro Neopagano (92eul^of) Gal. Sept. 1521. Opp. ed. 
Goldast, p. 232 fg. ^ie übrigen 3üde obiger (Sd^ilberung jinb befonbetd 
am ben Briefen öon unb an $irrf§eimer in ber genannten Sammlung, 
in ^enmann*« Documenta literaria, nnb in ö. 3fluxx'$ Sournal gur 
Änn^gefci^. n. gnr alTg. «iteratur, X. 3:^1, gejogen. ©onfk »gl. übtt 
^. no(^ bie JDenfiourbigfeiten ber ßl^aritaö *pir(!l^eimer, l^erandgegeben t>. 
$öf(er, in ber DueUenfammlung für frdnf. ©efci^id^te, 1853; aWünd^, 
ffi. ^:e ©(^toeijerfrieg nebji 33iogr. 1826; 6. ^agen, 2)etttf^lattb« lit. 
11. rel. «erl^oltniffe im «ef. * Seitalter mit bef. atnifjli^t auf m. $ir* 
IJeimer, I. 1841. 

2) Aulam tuam legi ac relegi quidem, dXXa fjiij dy£Xa<r:o(; , . , 



Butten'« (Senbfd^teiben an SBiliBalb ^ixä^timtt. 323 

ten gfel(^ i!)ni 20 3a^re lang alle Üdufc^ungen unb ^nttu 
gucn, alle Ärdnfungen utib 2uxüä\ci^unQcn be6 »^ofberfel^rd 
irfal^ren I)dtte, toürbe er int ©tanbe fein, grflnblic^ unb nid&t 
bioe au« frember SWittl^eftung t)on ber ®a(i^e ju teben. 
Uebrigend ttjfinfd^e er bent grennbe, baf il^m bfe @rfal)rung 
erftjart bleiben, er im ^ofbienfie nid^t alt »erben, t)ielniel^r 
balb in 'bie Sage fommen möge, einjig fid^ felbfi, feinen 
greunben nnb ben SRufen teben jn fönnen. 

SBeiber SRdnnei; würbig iji bie Slrt, wie ber jüngere biefe 
SfudfleKnng be6 altem aufhal)m. Dl^ne feine Arbeit, bie in 
ber %ljat ju feinen f(^tt>dc^em gel)ört, weiter ju tjertl^eibigen, 
wenbet er jtd^ gegen ben anbern %f)til M ?ßir(f]^eimerif(^en 
SSriefe«, ber eine Unjufrieben^eit mit ^utten'« eintritt in 
ben t^ofbienji'nid^t verbarg, (Sben ba er fein ©efprfid^ über 
ba« ^ofleben unreif finbe, foUte ^rcf^eimer, fo meint ^ut* 
ten, il)m um fo me^jr 3^<t laffen, am ,&ofe reif ju werben, 
unb i^n nic^t fc^on t)on ber 6(i^welle bejfelben wieber l)in^ 
wegreifen wollen. Unb nun entwWelt ,&utten bem greunbe 
feinen ganjen ?eben«»)lan in einem au^fü^rlic^en ©einreiben, 
ba« JU bem 5tnjtel)enbfien gel^ort, wa« au« feiner geber ge^ 
floffen ift, unb einen gteid^ tiefen ©nblidt in fein eigene« 3n*^ 
nere, wie in bie ©ilbung«t)er]^ältnijfe ber 3eit gewfil)rt. 



Immatura res tua videtur Aula etc. Bilibaldi Epist. ad Huttenum, 
itt Pirckh. Opp. ed. Goldast, p. 405; K Burckhard, I, 142 fg.; Hüt- 
ten! Opp. ed. Münch, ffl, 68. SBBic Haan fpäter in faifertlc^e IDicn^e 
trat, Wrieb et eine 'AicoXoYtot icepl töv £k\ \Lid^^ avvovrwv, xooxin er 
ben anf^einenben äBiberf))ru(^ jened ^^xitUi mit feinen früher gedu$er< 
ten ^in^i^Un audgugle^en fuci^te. @inem Jtenner Hcian^e, k^ie ^irdß^eimer 
\»ax, ift e^ gu^utranen, baf er bei feinem fXY) ac^ikoLoxoq an bad ovx dyt- 
Xtforl backte, toie nad^ l^cian'tf $(udbrn^ ber Srennb feine frül^ere ^ä^xifi 
le^t lefen toerbe. 

1) Ulrichi de Hütten eq. ad Biiib. Pirckheimer Patricium Norim- 
bergensem Epistola vitse suee rationem exponens. Aliquid inest 
novi lector, iucundi aliquid, Lege ac vale. 51m @<i^lnffe: In offi- 
cina excusoria Sigismundi Grimm Medici, et Marci Yuyrsung Augu- 

21* 



324 J- «tt*. X. StapiUl 

3ln matKl^er ^inflc^t ifl e^ eine meitere Shtdful^rurtg feinet 
frül^ern @(^retben6 an ben ®rafen ^ennann t)on 9luenar^ 
»0 er d^nlicl^e S3ebenfen gegen feinen ©ntritt in l^ofifci^e 
!Dtenjle ju befeitigen ftatte. 

DafI eine SBetbinbung bed n>ijfenf(^aftli(^en gebend mit 
bem )>raftif(^en fon>o{)( an fid^ moglid^; ald för eine 9latur 
wie bie feinige S3ebärfnif fei j baf indbefonbete feine ©teOung 
am SWdinjer ,&ofe bie ZWi^Uit für bie SBiffenfc^aften nii^t 
audfcftliefen, biefen t>ielme^r ju @ute fommen foBe: bieß ifl 
ber furje 3nl^alt bed .g>utten'f(^en ®enbf(^reibend, aud »el^ 
(^em tt>ir einjetne biograpl^ifc^e Data fcfton bidl^er entlel^nt 
l^ben, t)on bem tt>xx aber l^ier eine jufammenl^ängenbe lieber^ 
fi(^t geben muffen. 

2)er greunb fel^e il)n ni(^t gern im ^ofbienfie. 8lu(^ er 
felbji warne in feinem 5)iaIog ?fnbere batjor, unb boc^ bleibe 
er barin. SBad er benn aucl^ 8(nbered tl^un foBte? 2)entt 
t^un muffe er etwaö} jum bloßen ©tubirftubenleben ^) .fei 
er nod^ ^u jung (er n>ar eben breifig), wenn er über^au<)t 
baju-^ gemad^t fei. SSorl^er muffe er fidb noc^ in ber SBett 
l^erumtummetn. Stuci^ feine SSerwanbten unb greunbe bürfe 
er um bie praftifc^en 2)ienfte nid^t täufc^en, bie fte t)on il^m 
noc^ erwarten fönnen. S93a6 er benn mit ben Sl^eitnel^mern 
feiner getel)rten Sefd^äftigungen fünftig reben foUte, wenn er 
nic^t )>or^er etwad erlebt t)ätte? Der greunb werbe i^n an 
feine jwölßälirige SBanberfci^aft erinnern, ©efe^en aüerbingd 
unb fennen gelernt l^abe er wdbrenb berfelben SBieled; aber 

st» Vindelicoriim. Anno M.D.XVIII. die vero VI. Novembris unb 
»tcbctl^olt bafelbft Anno. M.D.XIX. die vero XXX. ApriUs. ^atitt i^t 
htx «rief August». VIII. Galen. Novembr. Anno M.D.XVIII. Siebcr.- 
abgebruift hti ißurtf^arb, I, 1 — 60, gu bcffeti Commentar. de ü. de 
Hütten eq. fatis et meritis, in 3 ^f^tiitn, et ben ©runbflotf bilbet. 
Opp. ed. M., III, 70—100. ©gl. qjanjer, @. 88 fg, 

1) quod in umbram me tarn cito et ad sedentarium iUud Stu- 
dium vocas. p. 3 ed. Burckh. 



^ntterCe MtnipUn, mäf f. ©etibfe^reiben an ^itcfl^eimet. 325 

nidjti Qttf)an, ni^ti geleffiet. ©ie fet nur m aSorf})ieI bW 
?ebend gcwefen: tt)irRid& ju leben muffe er erji anfangen, 
5ß<r(f]^eimer fenne iijn nic^t genug, ©eine Statur tjerlangc 
neben ben ©tübien Umgang mü ÜRenfci^en alfer 9ixt, and^ 
foli^en, bie tl^m unftl)nti(i| feJen. Unb öiel leidster ertrage er 
btefe^ gefeßtge ®erfiuf(ft, unter wetci^em er ftcii t)oH^änbig ju 
iföHren tm ©tanbe fei, aW bie (ginfamfeit. 2)al^er fud^e er 
33eibe^ gu »erbinben, unb wie er bereit« bürd^ ©d^riften einige 
»udjeidbnung erlangt l^abe, fo t^erjweifle er nid^t baran, aud& 
nodf in großen S38eltgef(ftdften dtnifm ju erwerben. !l)abef 
fotten i]()n jebod^ bie tl^euern ©tubien bejiänbig begleiten, 
3)ie greunbe irren, wenn fle meinen, feit er fid^ bem .^of^ 
bienfi ergeben, l^äbe er aufgel^ort ju fhiblren; weswegen fie, 
ju feinem grofien 8eibwefen, mit erfreulicher Sludnal^me Jßirdf^ 
]^etmer*6 unb be« ®rafen von Sluenar, il^m nid^t mel^r 
fd^reiben. 

aaWe tiefgewurjelt bie Siebe ju ben ©tubien in ii^m fei^ 
l^abe er fc^on burd^ feine bel^arrlic^e SBertl^eibigung JReu^lin'd 
bewiefen, 8tud^ ferner werbe er, wenngleid^ nid^t immer ein 
»orfid^tiger, bod^ ein eifrign^ ÄÄnH)fer gegen ^Diejenigen fein, 
weld^e ft(^ ber aufgel^enben ©onne ber 33ilbung aft l^inbernbe 
SBolfen entgegenfieUen, ba6 8id^t ber SBal^rl^eit in feinem 
«ttbru^e JU i^erflnjiern, ja au^julöfc^en, trachten, 3l)ren' 
^aß werbe er nid^t ju »ermeiben fud^en, fonbern nur barnac^ 
flfreben, baf fie il^n baneben aud^ fordeten muffen, Äfinftig 
gebenfe. er jie ni(^t me^r l^interrädf« jn t)erfpotten,'fonbertt 
in'« ?lngefi(^t ju bMxapftn. 2)en tangfomen gortfi^ritt ber 
guten ^a^t burfe man fid^ nid^t-t)erbrießen laffen. ©nblidf) 
werbe e« bo(^ bal)in fommen, „bof bie beffern 3Biffenfd^a^ 
ten wieber aufleben, bie Äenntni| beiber ©^)rad^en un« mit 
®riecl)en nnb 3taliänern »erbinbc, in I)eutfc^lanb ©Übung 
il^ten SBo^nfi^ nebme, bie 93arbärei aber bie ^)^)>erbor&ifd&en 
S3erge ^inau« unb bi« }um bgltifd^en SReere loetbannt fei. 



326 I- ^tt<3^* ^ St«i^iUL 

Unterbeffen tDoUen toit bad ^o() bet $atme na^al^nten, iti^ 
bem t^ix, je fd^werer jene «116 aufliegen, um fo bel^arrttci^er 
enqjorjirebett, unb flegen bie Wjiigen Untcrbrfider mit un^ 
beugfamer ^artudcfigfeit un6 erl^eben." !Dabci wollen fie 
beibe, 5ßir(f Reimer aW SBeteran unb gül^rer, ^utten ate mun«^ 
terer SRecrut, ba« 3^tige tf^un; ^utten bie geinbe "oon bem 
gelbe abwel^ren, ba^ 5ßiT(f Reimer unb Slnbere mit bem ©aa* 
men ber beffern 9i(bung anbauen mögen. 

SBie (gra^mu« im 9il()einfanb unb in Slieberbeutfdblanb. 
bie ®eijier gett>e(ft, wie JReuc^lin feine ©d^toaben untenid^tet 
unb gebilbet f^aU, fo fei 5ßir(fl()eimer ber fief)rer 9lurnbergd 
gett>orben: Siiitnbergö, toeld^em an biefer (BttUc ein 80b ju 
3^l^eil tt)irb, ba^ ber ©elel^rte in ,g>utten bem Siitter, bergen 
gen bie ©tdbte unb bie ®runblagen il^rer ®röße, ben ^an^ 
Ul, eine flanbe^mdfige Abneigung begte, biefma( abgewann. 
Unter aßen beutfd^en ©tdbten fei Slömberg bie fruc^tbar^e 
an guten Mipfm, unb tt)iffe biefe am beflen a« fc^Äften. Sin 
9legiomontan, an (£elte6 l^abe e6 ba6 beriefen. 3u SSene^ 
big gebe ed ein ®<)rid^tt>ort: aUe anbern ©täbte in 3)eutf(^^ 
lanb feien biinb, nur 9lürnberg fel^e nod^ auf @inem 8(uge. 
aittd^ in Äunfl unb SnbujWe jei(^ne Slürnberg ftd^ au^: 
3lümberger gabrifate gelten fci^on aW folc^e in allen 8änbem 
für t)ortreffti(i^, unb ]&au<)tfdc^lic^ fitr unöerfdlf<l^t ^ex^ptU 
M ber neuen 3^*/ Stlbred^t 3)ürer, fei ber Si^rige, bem bie 
3taliäner, bie fonfl nid^tö grembe« anerfennen, ii)xt SBerte 
unterfc^ieben, um jie t)erfiiufti(^er ju mad^en. ©ne fold^e 
©tabt fei für ^ßirdt^eimer'« SBirffamfeit ein banfbarer »oben, 
gewefen: ungleid^ fd^werer unb langfamer gel^e ed mit ber 
(ginffi^rung liumaner »itbung in ^utten'« ©tanbe* 3mmer 
fei l&ier noc^ bie 3»einung l^errfcl)enb, baß ©etel^rfamfeit un^ 
tir ber SBurbe eine« 3litter« fei: biefe SReinung ^abe ber 
trefftirtie eitelwolf; ber für i^n unb bie aBijfenfd&aften ju, 
frü^ geworben, a« entgelten gel^abt 3eftt eröffnen M att^ 



Butten*« &tnh\^mhen äu WimaVb $irc!l^etmer. 327 

JttAHg (eifere «udfic^ten: bie ^omtftmj^m fftiffft M itaifer« 
ttiib ber ptfien, au(^ einjelne gurfiett fettfl, fc^einen bct 
Partei be« ^umanidmu« flünfiig ju fein. 5)arttm lobe man 
fie, nenne fle SÄdcenaten unb «uflufie, ni^t »eil fie a t)er* 
bienen, fonbern jur aufmunterung. Dabnrc^ feien fd^on 
einige unter il^nen in bie Jage t>erfeftt »orben, e^renl^olber 
©ete^rten ®ute« tl^un ju mfiffen, inbem bie Ueberjeugung 
ftc^ fefifteOe, baf »egun^igung ber aßijfenfd^aften einem gur^ 
fUn »ol^Ianflel^e. Dal^er ge^e fein JRat^ bal^in, baß man 
öon ^nmanijHfi^er Seite ber ©unfi ber görjien aHe mog^ 
lxä)tn 9ie^ fleUe*): um aber bief ju fönnen, müjfe man in 
U)xt Dienfie treten unb SIemter t)on il^nen annel^men, tt>ie ed 
bie Surißen unb 3^l^eo(ogen aud^ machen, benen man fiäf 
l^ierin gteid^gufleDen f)aht. 

3)at)on möge üjn (^iemit iji ^utten t)on feiner W>^ 
f(^n)eifung gum 3^^ema feined ©einreibend aurädgetangt) ber 
greunb nic^t abmalen. @r fönnte e6 mit @runbe nur bann, 
mnn Seibed unt)ereinbar tt)4re : aber gerabe 5Jir(f Reimer fetbfl 
l^abe am fc^(agenbflen ben)iefen, baß man unter (Staatdge^ 
fd^dfiten, ia im <ftrie^6getummet, noc^ SRufe für bie ffiiffen^ 
fd^aft übrig bel^alten fonne. @o großen Sdeifpieten toiü ftc^ 
^tttten nic^t jur @eite fleQen: aber bad muß er toitittf^olt 
erf(iren, baß bie Sefc^rdnfung auf ein reined ©elel^rtenteben 
feiner 9latur entkoeber nitt^avcpt ni^t, ober boc^ [tit nod^ 
ttic^t, angemeffen iji. ,,8aß erji", ruft er bem gereiften 
greunbc ju, ,,biefe ^ifte t)erbraufen, biefen raflCofen unb 6e* 

1) SRit mlä^tt Sronie gegen bie großen fetten Butten bief Betrieb, 
tonn man j. 8. au9 feinem ^tiefe an Qtxamni t)om 6. ^ät^ 1519 
(Opp. ed. M., ni, 126) erfe^en. ^itt forbett er ben ^taimui auf, 
feinen (iT}bif(l^of SUbted^t um ber ®ttnfl Willen, bie er i^m i^utttn) 
loiberfal^ren lafe, mtr red^t jn loBen; er nnb anbtre ®e(el^rte toerben 
eß jtt genießen l^aBen; ber SrgBifid^of l^offe gleici^, e^ toerbe in eine i>ou 
hü dxaßmui ©d^riften fommen, toenn er einem ^nmani^en eine Ünnft 
ertoeife. 



328 I. 9ud^. X. StapiUl 

weglid^en ®dft dn »entg mübc n^erben, laf tt^n jene ffMjt 
etfi tcthWnen, ju ber bu mi(^ vor ber 3^^ wie e6 mir 
fi^elnt, bcruffi." 

8ür jene aSercfnigung t>on ©efc^dften iinb ©tubien fei 
getabc feine ©tettung am aRainjer ^ofe befonberö gedgnet. 
3)er gutige gfirfi l^abe i^n »on ben gewol^nHc^en Seratl^un^ 
gen unb bem gemdnen ©efd^dfWgange bföpenfitt ©o l^abe 
ex, tro$ ber t)idett Unrufie, bie i^m wdl^renb biefeö erflen 
3a^te« bie ©otge für feine Einrichtung unb bie (ginfemung 
ber ,g>of6räud|c gemat^t tiaU, bod^ t^iel ftubirt, aud^ (Stfic^e« 
gefd^rieben. Um uberatt tefen unb arbdten ju fönnen, fft^re 
er eine (ragbare Sibliotl^ef mit fx(t), unb eben jeftt futl^e er 
einen jungen SReufd^en ate SSorlefer, ©d^rdber unb J&anb^ 
langer bei feinen gelel&rten Sirbeiten. 

SBo er er benn l^in foBte, wenn ?ßir(f^eimer i^n nic^t 
om ^ofe »ijfcn wotte? 2)iefer börfe J^utten'd «age nid^t 
nad^ ber fdnigen beurt^dlen. 3n ©tabten laffe jtd^ ru^ig, 
ja bequem, ftubiren: nid^t fo auf dner «itterburg. .^ierlof^ 
fen bie (Snge unb Unrul^e, bie ©orgen für bie SBirtfefi^oft unb 
für bie gSertI)dbigung, dner wiffenfc^afflic^en »ef(^dfHgung 
feinen 9laum. 3)a« fd nid&t ber rul&ige ^ott, in »eld&en 
i^n *4Jir(f^dmer au« ben ©türmen be« ^^oflebene rufen bürj^e: 
»oafommene 5»ul^e unb ©id^erl^dt fd auf (Srben nirgenb« 
gu ftnbenj nid^t attein ber ^of fd ein fWrmifd^e« 3»eer, fon^ 
bern ba« 8eben überfiaupt. ©o fc^Iimm fd ba6 ^ofTeben auf 
fdnen %aü, af« ^utten'« frübere« JÄdfeleben, m ed i^m oft 
om Slot^igPen gefehlt, unb er au« «Wangd fld& jum Ärieg«:^ 
bienji ^abe bequemen müjfen. 

9liiit «iebe jum SSJed^fd ober ©enuffuc^t, bo« butfe 
SBüibalb i^m glauben, fonbern bie Har erfannte »otl^toenbfg^ 
Idt 1)aU i^n bem ^ofleben jugeful^rt. (gr J^abe ji(^ fdn be«* 
flimmte« 3id geflecft: aber um biefe« ju errdi^en, bebürfe et 
einer Unterfhiftung, einer 2Begjelf|rttng gldc^fam, unb bie foffe 



Butten« ®enbf<l^ctBen «n miübath ^irdf^eimer, 32^ 

bet ^of il^m refc^eti. Sic? ba6 »oBc er bem greunbe brf 
®clegen]()e{t münblid^ aueemanberfeften. di fei ein t)erttÄttf^ 
tiger S^rgeii, ^cr i^n antreibe, feinen Flamen nnb feine 
SBürbe ju beJ^aupten, feinen angeborenen ?fbel bnrd^ petfön* 
liäft^ aSerbienfi ftd^ erfi tt)a]^rl)aft ananeignen, ben JRnbm nnb 
®Ianj feiner gamilie ju t)ermel^ren. SBerfdnmte er bief über 
feinen gtle^rten ©efd^dfttgnngen, fo würbe er gerabe babnrd^ 
feine ©tanbe^genoffen in i^rem Sorurtl^eil gegen bie SBiffen^ 
fi^aft befidrfen. ®ett)iffenna^en rechne er bei feinem ?p(ane 
aud^ auf bad ®IM, SWand^eö Wnne nur baö ©lud il^m 
geben; »d^^renb e^ il^m auf ber anbern ®ätt ni^t^, wad 
ber Äebe wertl^ wäre, nel^men fönne. Da fein SBermögen 
auf feinen SaU iwcä^e, um ba^on fo, wie erwönfc^te, leben 
ju fönnen, fo üge wenig baran, wenn er aud^ t)oHenb6 
barum Wme, ©einen ?lbel aber fönne ba^ ®tu(f wol^I er^ 
^6f)cn, aber nid^t »erminbern. ©eine ®emüt]^drul^e werbe 
er ju bel^aupten wiffen; benn er glaube bie Sajfung flc^ er^ 
rangen ju l^aben, baf er }u gleid^er ^tit nai) (Sf)xm trad^^ 
ten , unb fte »erad^ten fönne. 

©0 möge ber greunb l^n erfl bann vom ^ofleben ab> 
l>fludten, wenn er barin reif geworben fefn unb feinen 3tt>^df 
erreicht ^aben werbe, ^abe er erfl einmal etwaö getrau, 
bad ^tu^ni^ gebe, baf er gelebt, bann woUe er fld) in wif^ 
fettfc^afttid^e JRu^e unb SSerborgenl^eit begraben, unb ber flol^ 
jeu ^ofleute, ber 8(befigen, S^^eofogen unb Surijien lad^en. 

9la^ aUerl^anb SÄitt^eifungen über ben JReid^ötag, über 
fein för<)erlic^eö ©eftnben unb feinen Umgang in Sfugdburg, 
fommt ^utten auf Siterarifc^e«, auf bed (Sradmu« neue Slu«^ 
gäbe bee bleuen iEejiamentd, 93ubdu^' Sommentar ju ben 
ißanbeften, unb anbere ^tidjm M Sluflebend ber SBiffenfcftaf^ 
ten in Deutfc^lanb unb granfreid^ ju rebenj worauf er feinen 
»rief mit bem fd^önen 3;rium»)^rufe f(^Iieft: „D 3a]^rftun«' 
bert! Sffiiffenfd^aften! 6« ifi'eine greube, ju leben, wenii 



330 I. 9tt«!^. X. Stt^ihU 

mä) npäf ni^t, fid^ jur 9tnf)^ ju fe^, mein SBiUbolb. (S9 
Wulfen Me ©tubim, Me Oeifier regen ft*: bu, nimm ben 
©trid, ©artare{/unb mac^e bid^ auf SBerbannung gefaft!" 
2)urd(> bfefe« Senbfc^reiben war ^utten fid) bewußt, fei*? 
ner greunbfd^aft mit 5jJirtf^eimer unb biefem fetbfi ein Mei*^ 
benbed Senhnal gefefet ju l^aben* Slud^ fd^tieb er bief offen* 
l^erjig an ben greunb, aW er i^m eine Slnjal^I gebrurfter 
exemj)lare (fammt betgleid^en t)Dn bem (Sefpricft über ba« 
i^Dpeben unb ber S^urfenrebe) jur Slblieferung an ben 3Wim* 
berger 93n(^fü^rer unb jur 93eforgung na^ Sei^jig über^ 
f(^i(fte. ») 



1) HuUenus Bilibaldo. AugustaB Hartinalibus. Opp. ed. M., 
III, 62: Habes, mi BUibalde, perpetuum, nisi omnis nosj quam ia 
literis reposuimis, spes fallat, testimonium de te meum, aut testi- 
monium potius amicitiaB nostrse, quam, rogo, studiosissime colas. 



Cilfte« «ttpM^ 



f^tttten'« Sttavi^tit mi bie ©iiaiaf '@:iit. 

(1508—) 1518. 



^d^riften: De Guaiaci medicina et morbo Gallico über. 

Liberis omnibus ac vere Germanis. PraBfatio' in T. Li- 
vium. Febris, Dialogus. 

@(^ott ju ttJteberl^oItett 3ilaUn ift In unferer erjd^Iüng t)Ott 
bcr Äranf^dt bie 9lebc gcttjefen, tt)elcl)e bm gelben berfetben 
beinal^e t>on feinem erfien ^ewortreten an, unter aUertei 
SBec^fel t>on Sfnberung unb neuem auebrud^, bid l^iel^er 
))erfDlgte, tt)o er enbli^ burc^ eine IRabicalcur mit berfcften 
fertig gu n>erben fucj^te, unb bem 9Rittet, burd^ bad er bal^in 
gelangt ju fein glaubte, in einer eigenen ©d^rift ein 2)en& 
mal feftte, in welcher er sugleid^ eine ®efd^i(i^te feiner Äranf* 
^eit gab. @ben aud biefem ®runbe l^aben tt)ir ein genauere^ 
©ngel^en auf ben ®egenfianb bi6 ju biefer ©teile aufgefpart* 
Sefanntlic^ tvar e6 bie t>enerifd^e Äranl^eit, an weld^er 
Ulrid^ ^utten bereite feit 10 3al)ren litt.*) ©nJeiben, ba«, 



1) De Guaiaci medicina et morbo Gall. c. IV. Opp. ed. Münch, 
ni, 254 fagt er gtoar: Tanto periculo . . cum hoc malo nonum jam 
annum luctor, )»ai, ba bie ^äfxiU im «gerbfi unb SBintertfanfang 1518 
t^erfaft ifl, \>ae 3. 1509 aU ba« ^(nfangdjal^t bev jttanfl^eit geben 



332 l »u<^f. XI. StapiUl 

»ic e« il)n MrpcrHc^ ju ©runbe gerld^tet ^at, fo t>ott ben 
©egnern feiner Sefhcbungen benuftt »orben {fi, il^n tt>o mog* 
liä) ani) nioroltfc^ ju t>ernic^ten. »efonber« bie fatJ^olifd^c 
Üßolemif, ^on Slainatbi il» auf SBeidlinget, imb t)on biefem 
Wo auf bfe Utttamontanen unfercr S^age l^erab' ), l^at biefen 
Umjianb mit gSorliebe ausgebeutet. 3^t gegenüber ^aben ftc^ 
^utten'« »erel^rer in ber Siegel hinter bie 3R6gUcl)Wt jurii* 
gejogen, bof man gu jener 3^^ af^ baS Uebel nod) in bet 
ganjen <^eftigfeit feinet erflen StuSbrud^S u>utl^ete, u>ie j. S. 
i^erber jlcii auSbrödtt, „fel^r unfc^ulbig baju fommen fonnte''; 
baf aber «^utten mirfltc^ fo baju gefommen fei, au^ bet 
Dffenl^erjigfeit gefolgert, mit welcher er uberaD tJonbetSad&e 
rebe. ^) SBir laffen, um un6 nid^t befangen )u mac^n, ben 
moralifd^en ©efld^töpunft einflioeiten ganj au« bem 6piele, 
unb feigen »orerfi nur ju, »a« ftc^ über bie Strt, »ie ^ut^ 
ten }u ber Äranf ^eit gefommen, au« feinen Schriften ent^ 
nehmen Idft 

@ine audbräcflid^e SIngabe aber biefen fßunft fuc^en xoix 
m benfetben »ergeben«. Die frül^fie ©<l^rift, in »elc^^er ^ut^ 
ten feiner Äranf^eit gebeult, bie Älagen gegen bie «d$e, ge* 

toürbe. allein ha toir Querel. I, Eleg. I, v. 31 (gefc^rieBen im Srü^s 
jalSir 1510) lefen: 

Bis^fera cessit hiems, toties »State peracta, 
Et valetudo manet qu» füit ante mihi: 



Foedaque crescendo est viribus auc^ iues — 
»elcl^c mktt^in gang mit ben gleiiijen @|^m))tomen »ie in ber ^d^rlft 
»om ®uaiaf bef«!^riebett »itb: fo ifi tco^ biefe frn^iere ^n^aU aU bie 
genanere gn betradjten , unb ber Anfang ber Äraiif^ieit in ba« 3. 1608 
JU fe^en. 

1) *43gt. j. ». 3ar(fe, ©tnbien n. ©fijjen gur ®ef<^i<^fte ber Bttf. 
©dftaff^aufen 1846. 6, 138, unb bfe S»ün*ner ^fiftor. <)oKt. Mätttt 
passim. 

2) «gerber, iDenfmal nititif'e »on Butten. Qx^ im a)etttfil^en SRer» 
für 1776, bann in ben Serfttcuten ^UHnn 1798. »erfe, jur ^f^ile^ 
fo^^ie u. ®ef(i^. Xin. %i)U 



^utten'0 Stxantfftit. 333 

6en nuc 3)auet unb ®mptomt, ttic^td u6er bie (Sntfle^ungd^ 
ort !Dariiber flel^en and) bic gelegeutlid^en äleu^etuufleti in 
fi)4terri ©riefen unb ©ebic^ten nic^t l()inau«, aSenri futtert 
in einem ©riefe an gad^u6 t)on feinem ^infen (einer goige 
ber in Siebe fiet^enben Äranf^eit) fagt, er wiffe nic^t, foUe er 
e« bem Unglütf , ober ber ZoUiuitn^dt jwfclireiben, mit ber er 
fi(^ in ber Sngenb ju tt>enig gefc^ont ^be^)^ wenn er an 
^irtfl^eimer fc^reibt, ni(|t burd^ unmäfige« geben, wie 
feine itdl^eren ©efannten »ijTen, fonbem burd^ ©tubium unb 
Steifen, wobei er »on groft unb ^ifee, ermübung, junger 
unb !Durjl, gar ju oft unb l^eftig gelitten, ^abe er fic^ (nun 
fagt er aber ni(^t: Jene Mxantijnt, bie er jia baöon auc^ ni4t 
tDOl^I ableiten fonnte, fonbem:) feine Ärinflid^feit, nd^ereine 
SKagen^ unb attgemeine ^örperfc^wid^e, gugejogen; woju 
ttoc^ ber übermdflge SBtutt)erIufi au6 feinen SBunben gefom^ 
men fei, ber feine Ärdfte erfc^ö)>ft, unb fein Stu^fe^en bläii) 
gemad^t babe*): fo ift l^ier immer nur t)on fpld^en Uebeln 
bie Äebe; bie jt(i^ ju feinem $au>)tübet gefeilten, ober »on 
Urfac^en, bie baffelbe unb feine golgen verfc^limmerten, t)on 
feiner (gntfiel^ung erfal&ren wir nid^t^. 

3n ber ©c^rift über baö ©uaiaf aber, wo ^utten bie 
©efc^id^te bed er^en auftretend unb Umftd^greifend ber gran^ 

1) Ep. ad Phachum, Opp. ed. M., I, 144: Adhuc Vulcanum 
aemulor . . : nescio an fortunsB hoc potius, quam temeritati meae 
adscribam, quod mihi in tenera »täte nuUis malis subeundis pe- 

perci. 

2) Ep. ad Bilib. Pirckh. Opp. III, 85: Porro mala si possem 
fugere, quae vellem prius, quam . . morbos . . : quum nuUam ob 
Vit» intemperantiam , quod sciunt qui mecum versantur, sed stu- 
dio et peregrinatione slomächi imbeciliitatem contraxerim, et cor- 
pus infirmum reddiderim: quod et in peregrinatione multa sustinui 
incommoda, nunc frigus et »stum acerbius, nunc famem et sitim 
frequentius, aHquando nimiam itinerando fatigationem perpessus. 
Qu« pr»ter, ob nimium e vulneribus emissum sanguinem, virium 
corporis inanitio et nativi ruboris attenuatio accessit. 



334 I. ^ui), XL StapiUl 

jofenfratif^eit in (Sntopa ^ibt, gtengt er bad ctjie ©tabmm, 
»äl^tenb beffcn bfe ©eud^e tplitmi^di gewefen unb aud^ ol^tic 
gontagiuttt entfiattben fe{, befWuftg mit bem fiebettteii Saläre 
fdt i^rem Srfc^einen, alfo mit b. 3. 1500 ab; feitbem, fagt 
er, fe{ e^ glauWfd^, baf fie Äeiner mel^r anber« aW burd^ 
gontagtam, unb gwar t)oraug6tt>eife burd^ beti SeifAIaf, bc* 
fomme ♦ iti bf efe^ lefttere ©tabium fdDf aber feine eigene 
Stttfietfung* greilic^ barf man ft* aber nur <ax bie Unrein^ 
li6)ttit iener 3^** erinnern, unb t)on ben ^ofbetteii, bte ^uU 
tta in feiner Aula befd^reibt*), ben ©c^tii^ auf bie 8ager* 
fldtten in ben elenben Verbergen ntai^en, in benen er auf 
feinen JReifen fo oft ju übemad^ten l^atte, um atterbing« ein 
anfledenbe« ©ontagium, ouc^ ol^ne'iene f^)ecifif(^e 98eranlaf^ 
fung, in biefem jweiten ©tabium ber Äranf^eit nod^ fel^r 
moglid^ au finben. SBie leicht »ar e8 für ^utten, mit einem 
einjigen SBorte auf eine fold^e (Sntjiel^ung feinet UebeM l^in*^ 
juweifen: aber nirgenbö l^at er e« getl^an. 

9?un barf man aber l^ierau« auc^ »ieber nid^t ju eilig 
fd^ße^en, baf-er fid) alfo einer anbern, minber unfc^ulbigen, 
Urfad^e feiner Äranf^eit mfiffe beruft gettjefen fein. 3tt unfe^^ 
rer ßät würbe, wer funbbar an biefem Uebel litte, unb ft(^' 
bewußt tt)dre, auf jenem unt)erfdngßd^en SBege baju gefom^ 
men ju fein,, bie^ gewiß nid^t tjerfd^weigen : aber in unfrer 
3eit wörbe aud^ Sliemanb, wie ^utten, feine Seobad^tungen 



1) De Guaiaci med. et morbo Gall. c. I. Opp. HI, 249: Hunc 
nulli hoc tempore adnasci, nisi contagio qui se polluerit, credibile 
est, quod in concubitu maxime solet evenire. 

2) Aula, Opp. in, 55: Adde lectos, non impuros tantum, sed 
et pestilentes ssepe, ubi ille dormierat, paucis ante diebus morbo 
GaÜico adesus, ubi leprosus aliquis desudaverat. Lodices sextum 
ante mensem loti, in quibus se volutaverant morbosi Uli, unde 
multam saniem, multum pus exceperunt. Atque haec omnia tunc 
magis objiciuntur, quando vaga est aula, ut in aliis atque aliis di- 
versoriis pernoctandum sit etc. 



4intMe Jtx^f^tit 335 

ü6cr Me «ufifeud^e mi bereu Reifung einem erjWfd^of mtt 
bet nateen ffienbung jueignen; et tt)unf(^e nid^t, baf ber 
]^od^tt)ütb{ge ^err fte jemale felbfi nötl^fg l^aben mage, ba^ 
»oKe ®ott tjerl^fiten! aber an feinem ^ofe Knnen fie t)iet 
kii)t gute 2)ienfie leifien*); «femanb tt)firbe l^eut ju 3;age, 
ö)ie abermaW Butten, ol^ne 9toÜ) t)on feinem nod^ tebenben 
aSater bmden laffen, ba^ anc^ er an biefem Uebet QtüHtn 
l^abe,*) 3)araue gel^t 1^er»or, wad Äennern jener 3eit nnb 
iffxtt Literatur o^nel&in befannt iji, ba^ biefe Äranfl^eit fiber^ 
l^aupt bamate nod^ anberd angefe^ien, baf bie befonbere 
©c^anbe, »ie je$t, nod^ nid^t mit berfetben t>erbnnben wjarj 
»entt bief aber ju einer 3^it ber %aU toax, wo man bereit* 
»ufte, ba^ fte jtd^ in ber Siegel nur no(^ bnr(^ gef(^Ied&t^ 
Hd^e aSerul^rung, begreifl;id(>ertt>eife tjornel^mtic^ bie t)age, fort* 
<>flanjte; fo folgt, ba^ man aud^ t>on biefer teftteren felbjl ba* 
mal« anberd, aW l^eute bei t)erfeinerten ©itten, gebac^t l^aben 
muf. 

Da« ganje SWittelalter »ar, »ie befannt, in biefem 
@tü(fe toeit toeniger fheng, aU man t>on feiner reHgiöfen 
Sßeltanfd^auung ertoarten foDte. 9Ran benfe nur an bie 
breite unb unbefangene SioKe, ioeld^e in ber ©efeftgebung unb 
8itetatur jener 3rft bie gemeinen grauenl^fiufer f<)ielen, ©d^on 
ber erjwungene ©olibat ber ©eifllid^en ndl^rte, gerabe in ben 
gebifbetern Äreifen, eine lare, um ni(^t ju fagen frit)oIe 2)ent 
art über fotc^e Dinge- 3m funfjel^nten 3af)r]^unbert fam nun 
in eben biefen Äreifen, burd^ ba6 erneuerte ©tubium ber ^U 
tm, bereu uaturatifiifä^e Sebenöanfd^auung l^inju. SBad bi« 



1) %m @d^tuffe ber ©d^rift, ®. 326: Quae ita Celsitudini Tuae 
conscripsi, ut non veUem his quidem uti Te (faxit hoc enim ser- 
vator Christus, ne unquam debeas), sed ut in Tua haec auia es- 
sent, omnium necessitati exposita . . 

2) De Guaiac. med. etc. Gap. III unb XII. 



336 I* 93u(i^. XL Jta^itel. 

ba^itt für eine Id^c^e ©ünbe gcflolten ^attc, bie ftc^ inx^ 
»eichte unb eine leichte »ufe abtl^un tief; bad etfd^ien jeftt al» 
etwaö SRatürii(l>e6, wobei ed auf bie ndl^ern Umjidnbe anfam, 
th e^ ixUx^au^t ju fc^elten fei. Dal^er bruden fi(i^ bie ^u* 
manifien jener %aQt über 9Ser^)dUniffe unb bejiel^ung^töeife 
SBetgel^ungen biefer 2(rt in einer Seife au^; in bie wir und 
taum flnben fönnen. I)er würbige SWutian erf<l^eittt und in 
fold^en (BUÜm feiner SSriefe gar ju ci^nif^ 0, unb aibred^t 
Duter'ö biebermÄnnifd^e ©c^erje fiber ffiitibalb ^girdf^eimet"« 
ja^treic^e S3u^)lfcl^aften *) gar ju plump. 3)a]^er, ate nun 
jene Äranf^eit auftrat, erfc^ien, t)on i^r befoUen ju werben, 
gerabe in biefen SJilbungdfreifen am wenig jien aI6 ein @(l^anb^ 
ped, ben man ju t)erjie(fen, fonbern aW ein Unfall, über 
ben man fo (aut wie über leben anbern )u Hagen ba6 
SÄed^t ^dtte. 

gdUt aber l^ienad^ ber ©d^luf bal^in, baf ^utten, wenn 



1) Audivi aliquid de sponsa, fiJ^veiSt er einmal an ^boxh t>on 
bet ^axtffin (Epist. 125 Mspt.). Gave , futuas in matrimonio. Con- 
tentus sis fututione extraordinaria. Unb aU fein »ertrautefler ^r^unb, 
ber im Ue^brigen gteid^faK« trepd^e ^atn Urban, £)efonom ber (Sijler^ 
§iettfet »on ®t. ©eorgentl^al, eine S^lonne gefti^njängert unb entfül^rt ^tte, 
machte er faji einen (Sti^erj barauö (Ep. 106, 107). UntröfUid^ bagegen 
iji er über @oban'ö ttngef(i^i(!te ^matf), cum (fit^rt er juftimmenb au« 
einem Briefe öon ^rotu« an^ Ep. 470) vilius futuere constet. S(m 
dttbe tröget er fl(^ bod^ barüber burc^ bie (Srwogung; tarnen melius 
est, habere legitimam, ut turpiora vitemus. ^ei ^ütian f^iuQ haß 
atteö an feiner fiieBe jur genügfamen Unab^ngigfeif , bie er nur im do^ 
libat gu finben glaubte: O nos felices clericos. Quid enim libero 
lectulo dulcius? (Ep. 462.) 

2) @. ©ertraute biberm4nnif(^e SSriefe Sllbred^t JDürer'« an 2B. $ircf* 
l^eimer aue SBenebig, ü. 3. 1506. 3n t). SWurr'« Sournal gur StunP 
gefd&ic^te ic. X, 1 fg. J&ier ffnbet üc^ auci^ ®. 23 fg. bie Sleufernng: 
„@J)red^t, bag unfer 5|Jrior für mici^ bitt, bag icft htijüt toerb, unb fon- 
berlid^ »or ben gran^ofen, bann iäj toeig nir, ba« i^f) ip: übeler furd^t, 
bann fc^ier 3ebcrmann l^at fle." 



^tttten'd ^xard^tit 337 

er jt(^ bewußt mt, ^^unfc^utbig" ju feinem Uebel gefornmen 
ju feiU; Meß ju feiner (S^renrettung not^ttjenbig aue^ gefagt 
^afcen müßte: fo Mßt fic^ iod) auf ber anbern Seite, ^utten 
aü iSol^n feiner 3eit unb i^rer 3)ettftt)eife betra<l^tet/ aud^ 
ttid^t me^r t>on t)om]&erein »al^rfd^einlici^ ftnben, baß er ftd^ 
Otter berienigen Berührungen entl^alten ^aben »erbe, bei mU 
*en auf bem gemeinen SBege.ju jenem Uebet ju gelangen 
»ar* ©obatb aber biefe ent^attung nic^t al^ xoaf)x\ijmU^ 
JU emeifen ifi, fo ipirb ee für bie moraIif<l^e »eurt^eilung 
gan) uner]^ebli<l^, ob nun ^utten bei einer folc^en ©elegen*^ 
l^cit wn bem Uebel betroffen Sorben, ober l^iebei jwar ju* 
fdttig frei ausgegangen, bafür aber ein anbermal unfd^ulbig 
bajtt gefommen ift SJBa« wir im Sefonbem ))on bem Sia? 
tureü unb i?er SebenSart be« 2»anned xoi^m, bient nic^t baju, 
jene aBa||rf(^einIi(i^feit ju er^öl^en. SBenn SradmuS fpiter 
»on .^utten'«, gelinb audgebrürft, folbatifd^em SBanbel, feinem 
^ange ju ffierfcljtoenbung, Qpkl unb 2)irnen, t)on 8lu«^ 
fd^weifangen fpric^t, bie felbfi feine elenbe Äranl^eit i^m 
nid^t l^abe abgett)o^)nen fönnen*): fo »erben »ir jtt)ar rüdft 



1) Erasmi Epist. ad Lutherum, Basil. postrid. Non. Mai 1524. 
Hutteni Opp. ed. Münch, IV, 570 fg. : In Spongia modestiam desi- 
deras, cum ibi de vita HatteDi, luxu, scortis, aiea perditissima . . 
nullam.. verbum fecerim. Sß^l, Erasmus candido Lectori, leintet 
ber gleiten SCuftagc t>cr Spongia, a. a. £)., p. 492. 2)crf. Jo. Botzemo, 
Gatal. Lucubratt. ed. Basil. 1537, p. 48: Nuner; appellabo conscien- 
tiam illorum, qui Huttenum domestice noverant, quamquam. et hi, 
quibus cum illo nulla erat familiaritas , norunt, quam fuerit omnis 
iUius vita militaris, ne verbo utar acerbiore: ettamen in tota Spon- 
gia nusquam objicio luxum, quem illum nee miserabiiis iile mor- 
bus dedocere potuit, nusquam aleam aut scorta, nusquam pro- 
fusione decoctam pecuniam, conflatum aes alienum ac frustratos 
creditores. Melanchthon Spalatino, ^. 3. 1523. Corpus Reforma- 
torum,. ed. Bretschneider, I, 626: Nos invidia oneramur (burd^ 
^tttteu'd.Expostulatio gegen @radntud): ipse interea oblectat se for- 
tasse in ganeis. 

&ttauf, Butten. I. 22 



338 I. ®«(!^. XI. stiipiui 

i^ergeffen, baf ba^ bie 9ta<l^rebe rine« Seinbe^ x% ber bamaM 
burc^ einen llttflriff ^utten'« (»on bem an feiner ©teHe blc 
Webe werben wirb) auf« aeuferfle gereijt xoax. 9(uf ber an^ 
bern Seite iebo(I> fp^^t Sradmit« ba))on ofentlid^ fo a(« 
9on ett^ad 9lotor{f(^em, tüie er f(]^n>er(i(l^ tüagen fonnte, toenn, 
bei aöer Uebertreibung tJieUeid^t, nic^t bod^ etwa« an ber 
€a(^e tt>ar. Unb einen flarfen ilrieb 'jum finnUc^en 8iebe«* 
gennjfe, ber nnr burd^ feine ^Anfltd^feit in ®(^ranfen ge« 
polten fei; befennt glitten, wenn auci^ in fd^erjl^after %otm, 
felbß. ^) ^atb f(i^ergl)aft mag e« and^ gewefen fein, wenu 
^irdt^eimer üfn »d^renb feiner ®uaiaf*6:ur ermal^nte, fic^ 
ber 8iebe«tt)erfe ju entl^alten: aber ^utten beruft jjtä) bagegen 
au(^ nur auf feine @rf(^o)>fung bur<^ bie firenge 2)idt bei 
biefer Q.m, um bem greunbe jeben SSerbac^t folc^er ?lrt ju 
benel^men. *) 

Stud^ mit ^utten'« geifliger @igentl^&m(i(^{eit; toenn man 
biefe rid^tig erfannt ^at, tt>4re ein frreng geregelte« Sugenb* 
(eben (unb im S3eginne be« aRanne«a(ter« flarb er ia fd^on) 
f(^tt>erer jufammen ju benfen, al« ba« ©egentl&eil 3»<ir 
t>on unmittelbarer ©nmifd^ung be« ©innlid^en ftnb feine 
©d^riften burd^au« rein: felbfit in feinen Briefen finbet man 
(eine Seltenheit in jener 3^0 »eber 3oten noc^ 3weibeutig* 
feiten« 9(ber ein @turm gel()t burc^ biefe Schriften, wie burc^ 
ba« Seben i^re« aSerfajfer«, ber au« einem tief leibenfc^aft^ 
lid^en @emütl)e ftammt. SBa« in benfelben brennt, ifi nid&t 
ba« Weife fHHe @a«lid^t ber 3bee, fonbern bie braufenbe 



1) Febris secunda, Opp. III, 416, wo ba« gieber ju «Butten fagt^ 
er foUte ed ein Qaniti Sal^r bti ft(!^ beherbergen, absolute sapientem 
ut facerem, hac adempta tibi salacitate, qua praepeditum est tibi 
diu jam serium iUud sapere. 

2) Epist. ad Bilibald. Opp. III, 95: Quum tibi Interim satts 
attenuari non videar, quia irzi^ta^ai tuv ä9podi9((dvhorteris: quem si 
videas ut palieam, ut macer et exsuccus sim, nihil tale suspiceris. 



rotl^c gloaune, bfe auf bcrfrerc SlaJ^ung l^inwcifJ* Scmun«^ 
bem mir, »ic retn jte bfcfe »erjel^rt, erfreuen un« an bec 
aJdrme unb bcm Stellte, bie jie )>erbreitet, aber redeten mv 
mi)t mit ii)x über ble ©toffe, »eld^e jie in i^r lautere« 
Slement )u t)ertt)anbeln »eff, «el^men wir bie großen 
SRenfd^en n)ie jte nun einmal jlnb, unb tajfen un6 am ©nbe 
mä) ba« gefallen, wenn ber SRann, n)et(l^er be6 gBal^l^ 
f»>ruc^«: Jacta est alea! im Sinne be« l^öc^flen QnfixQm 
SBagniffe« fic^ bebiente, baneben an bem SBagnif be« ge^^ 
meinen SBdrfelfpiel» mel^r ol« biWg ©efaQen fanb. 

5)en 3ugenbfel&ler, beffen »ir i^n fd^utbig adbten, ^atte 
nun aber ^utten in einem ®rabe gu büfien; welcher felbji 
M unerbittlid^Pen ©ittenrid^ter« Strenge in SRitlcib "oextoan^ 
beln muf. 5)ie Äranf^eit, »ie fdbon tm&W, war bamald 
jwar nid^t mel^r in il^rem erfien, boc^ immer nod^ in einem 
@tabium, beffen furd^tbare ©^mptome über ibre blutige @r^ 
fd^einung^form todt l^inau^gingen; wfil)rerib bie ärjneifunjl 
il^rerfeit« nod^ im unjtc^ern 3^a)))}en nadb ber rechten Sel^anb^ 
lungdart begriffen »ar. STOan weif bal&er nid^t, n)aö fd^redf^ 
lidber ifl, bie SSefcbreibung, bie un« §utten von feinem 3w* 
fianbe, ober bie er un« t>on ben Dudlereien madjt, »etdbc 
t>ctt unioerjidnbigen Slerjten aU Suren über i^n »erl^ängt 
»urben. 5>ie ©c^Äben, an benen er litt, waren tl^eil« offene, 
fttefenbe ®efd&tt)üre: eine« auf bem linfen ©c^ienbcin, unb 
ein fijielartige«, bejfen fdbon bie Süucrelen Srnxil^nung tl^un, 
unter Der unterflen Slippe ber redeten ®eik. XbeiW waren e« 
gcfc^toffene Slnfd&wellungen, fnod^enartige SSerl&drtungen an t>er^ 
fd^iebenen ©teOen be« Äörper«, befonber« ber »eine: biefe 
ebenfo wenig gu erweid^en unb gu öffnen, al« bie erPeren 
jugul^eiten. 3luferbem war bie rechte §üfte fammt bem 
©(^enfel, unb ber linfe 9lrm fammt ber ©d^ulter, bi« auf 
^aut unb Änoc^en gefd^wunben unb gelodfert; ©teilen, ®e^ 
l^en, Slrmauf^eben unb 2)re]^en be« Äopfe« erfd^wert; jeiten^ 

22* 



340 I* »«4- XI. Stapittl 

n)e{fe trat ein Bittem aOet ©liebet ein; bie ®ef<^tt)üte unb 
aSer^irtungen n)aren a««^ 3:]&^il unleiblid^ fc^merjl^afi; We 
^(udflnfTe fo efell^aft unb äbelneci^enb, baf ber ^anfe nid^t 
aBein Jtnbern, fonbern auc^ fld^ felbfi, gut ?afl unb jum 
«bfc^eu »at. *) Äein ffiunber, baf Äurfurft älbrec^t ftuf erte^ 
er fönnte ^utten tt)ol^l gebrauti^en, »enn er nur in beffem 
®efunbl^eit6unifiänben to&xt. Man ffinnber aber aud^, baf 
biefer e^ ^oä) anf^lug, wenn ©ner, wie fein SSerwanbtet; 
ber Slugdburger 2)oml)err 3o^ann »on ©ir^berg, burti^ ben 
2)unftttei6 feinet luftbid^t t>erfcl^Ioffenen Äranfenjimmerd ftc^ 
nic^t abl^alten lief, ftunbenlang bei il^m ju ftften, unb il^n 
butd^ ©efrrSc^ unb (grad^lungen aufju^eitem, *) grül^er l^atte 
ein anbrer greunb, alö er ^utten'6 grdflid^en unb wie e« 
fc^ien ^offnung^lefen 3iiftcinb fal^, i^m gerabeju ben SRatl^ 
gegeben, jtd^ umjubringen. ') 

2)iefe ©d^ftben unb 8eiben nun l^atte biöfter ^utten ni(^t 
etwa rul^ig abwarten fönnen, fonbern jte auf feinen Steifen 
t)on ©reiföwalb biö SRom, "oon SBien unb Olmuft bid SWainj 
unb 5Pariö mit jid^ l)erumgef(^Ie})^)t» @« fe^fte iftni an Stube, 
fehlte i^m, ba er nod^ baju meifienö t)on SRitteln entbHft 
war, an Pflege, unb er war nic^t fetten gendtbigt, in (St^ 
mangelung "oon 3(erjten, bie freitic^ il^rer Soleier jal^f nad^ au(^ 
wenig ^ülfe brad^ten, fxd) ^fufc^em unb Duadffalbern on^ 
juüertrauen. Mti SRögtid^e war im Saufe biefer jel^n 3al^re 



1) De Guaiaci medic. etc. Cap. XXV. Opp. III, 315: cum . . 
ita essem aspectu et odore foedus, ut omnibus essem gravis, 
quibusdam odio etiam. Praefat. ad Albertum| etc. p, 245 : ut omni- 
um prope rerum ipsum me aegerrime tulerim. 

2) Epist. ad Bilib. Opp. III, 96: . . re ipsa amicum se ostendit: 
frequens mihi in hoc valetudinario adfuit, etiam tunc, quum ob 
morbi foeditatem spurcissime foeterem. Nam et aliquot saepe ho- 
ras adsedit, miscendo jucundas de more fabulas etc. IDie S(euge^ 
tttttg be« Äurfürflctt ijl anqtfü^xt in ber Praefat., a. a. D. 

3) De Guaiaci med. etc. C. XXV, p. 314. 



I 



(Spuren. 341 

Ott il^m »erfu^t tt)orben: ©dber unb Xx&nU, ©iH^ungcn unb 
«eftmittef jeber «rt. 3)a« ©d^recKic^iflc war bic ©d^micrcur. 
3»it ®a(i tinb SWennifl; «ofi unb ©rünftxan, SBW unb 
Dtte(ffttber (ba« ©njtge, tt)a« wirfte), geptifeetten SR^rti^en 
iittb aSBfitmern, gettcn unb Oefen aller ©attung, »urbc bet 
Äranfc dngcfd^miert, {n Seiten gett)i(feft unb in ein gluftenb 
gel&eijte« 3{mmet 20, 30 3:age lang eingefd^toffen. ©n pin«^ 
fenber ®l>ei(^el|lttf fiettte ftd^ ein, bie 3dl^ne würben lotfer, 
iipptn unb ®aumen tt>unb, ber 8l^)^>etit verlor fid), tt>a« ben 
qudfenben Durfi gefHDt l^aben würbe, ba« »ertrug ber ÜÄa^ 
gen nid^t. Diefe Sur, über ber STOand^e ba« icben, Slnbere 
ben SBerjianb »erloren, machte »Butten in »erfd^iebenen gor^ 
Uten eitfmal burc^. STOittetfl 9((aun, ben er in ben 9Runb 
nal^m, rettete er feine ^&f)m] feiner fhrengen 2)ifit glaubteer 
ti ju )0ierbanfen, baf er "oon «^od^enfraf unb @ntfieltung 
be« ®eft(^te0 »erfd^ont geblieben, aud^ bic ©<>rad^n)erfjeuge 
nic^t angegriffen worben waren. Sitte biefe SKittel aber l^at^ 
ten, fo, wie fte angewenbet würben, im bejien galle (benn 
mand^e l&atten jtd^ mel^r fd&dblid^ aW jutrdglid^ bewiefen) 
^)alliati» gewirft, ©ne JRabicalcur l^offte ber Jöranfe t)on bem 
©ugial^olje, ju beffen ©ebraud^ il&m fein greunb Stromer, 
ber Seibarjt feine« ^rfien, gerat^en l^atte, ^) 

Die ®ur war einerfeit« eine ^ungercur, anbrerfeit« 
würbe ba« ©ecoct »on ben ©^xinen be« ©uaiaf^olje« ge^ 
trunfen, w&l^renb ber JCranfe in einem fletig gel^eijten, bem 
Sütritte ber 8uft moglic^ji »erfd^loffenen ^immtx, einen S^l^eil 
be« 3;age« im »ette, fid^ auffielt. 2)ie offenen ©d^dben 
würben babei mit einer Salbe oon »leiweif , ober aud^ nur 
»on bem Sd^aume be« ©uaiafbecoct«, bel^anbelt. 3taä) 
40 JEagen burfte ^utten wieber au«gel^en; bod^ fianb e« noc^ 



\ 



1) De Guaiaci med. etc. Cap. VII, p. 262. 



342 ^ ^"c^' ^I* ^apittl 

einmal 40 S^age an, ix^ itx ©droben an feinem ©c^tenbeiR 
flana jufle^eilt war. Wun aber füllte er fid^ aud^ wie neu^ 
geboren, bie gefi^wunbenen Ärfifte fleBten |ldö »ieber ein, 
«nb er ft^erjte balb barauf über fein gettwerben. *) SBon 
bem ^olje, bem er feine ^Rettung gu t)erbanfen glaubte, 
fpric^t er al« »on einer göttlid^en SSSol^lt^at, einer t)om ^im^ 
mel l^erab gebotenen ^ülfe, mit einer 8lrt »on religiofer SSer^ 
e^rung, unb er Ijklt eö gewiffermafen für ^ßflid^t ber Danf^ 
barfeit, ed burc^ eine ©d^rift ju t)er]^enlid^en unb ber tetben*^ 
ben 3Renf(^f)eit befannt ju mad^en. *) 

Ueber baö ©uaiaf^otj at« vermeintliche^ @^)ecificum ge* 
gen bie 8ufifeud^e l^atte fd^on bad 3a^r vorder ber ^rofeffor 
unb faiferlic^e ^^^ftcud Slicolaue ^oB einen Jlraftat »erfaßt, 
unb benfetben bem ßarbinal von ®urf, SKattl^äu« 8ang, ge* 
to)ibmet, ber um bie (Srforfd^ung unb Sefanntmac^ung bed 
von ben ©ipaniern auf @t. ^Domingo gefiinbenen ^eilmitteM 
ein befonberea SSerbienfl in Slnf^jruc^ nabm. ■) 3e^t forbette 
^off« Sotlege, ber getaufte 3ube 5ßaul 9liciu«, ^utten auf, 
bem ®uaiaf feine gebcr ju »ibmen, unb feine 6d^rift gleid^^ 
faU6 jenem ßarblnale gujueignen, ^nm (Srfieren »ar ^ut* 
ten fd^on von fetbji geneigt; aber bie lefttere Sfufforberung 
em}3örte fein ganjed ©elbfigeffil^t, ba er bem fioljen Äird^en^ 
ffirflen bie geringf(^ä|ige 93el^anblung nic^t verteilten fonnte, 
bie er vor 6 3a^ren in ©ologna von bemfelben l^atte erfal^reu 
mAffen. ^) ^utten begann feine ©dbrift nac^ SoDenbung fei^ 



1) De Guaiaci med. Präefat. p. 245: quam . . depulsa omni in- 
valetudine vires ita receperim , ut de novo factus ac renatus homo 
videar. Febris secunda, Opp. III, 416, fagt hae gitber gu Butten, 
ed »oSe Ufu mager matittn , jam . . pinguescis em'm tu. 

2) De Guaiaci med. Praef., a. a, JD. 

3) ®. Surdfl^arb UI, 114 fg. SJotc. «gt. Guaiac. Cap. XI, p. 273. 

4) Pauli Ricii Epist. ad Huttenum, Augustae 4 Id. Nov. Hut- 
teni Ep. ad Ricium, Augustae Id. Nov. 1619 (ju lefen 1518). 3tt ber 



^utMi ^c^tift ober bie aftatiaofenfrattfl^ett unb batf (^uaiat 343 

ttet Sut in Slttgatotg im ^etfe^ 1518; itnb wUmittt fie 
mit dner 3«d9ttUtt9 an feinen Äutffirfien um Steuia^r 
1519. 1) 

2)ie ©c^rift ^anbelt in 26 Ä(H)iteIn fe^r met^obifc^ unb 
in au^flejeid^netem gatein t)on bem Urfrtung, ben muftmaf* 
liä^tn Urfad^en unb ben Symptomen ber 8uftfeu*e; ben bi«^ 
l^et; unb in«6efonbte auc^ t>on ^utten felbfi, gegen fte gc^ 
brauchten SWittelnj fommt fofort auf bad neue Spedflcum, 
>a« ©uaiaf^ola, feine Slufflnbung; 5Ratur unb 3ubereitung, 
ju rebe»} gibt l&ierauf öon ber mittelfi bejfelben tjorjunel^men^ 
ben (5ur, mit SlHem »aö babei ju beobaii^ten unb ju t>er^ 
meiben ift, eine umflänbtic^e !X)arßeaung; l^ier tl^eilt ^utten 
au(^ »on feinem eigenen ÄranB^eit^jufianbe; ben jened 3RiU 
id gel^oben, eine genaue Sefc^reibung mit} tt)orauf SBetl^oI^ 
tungdtegeltt für bie ©enefenen ben ©d^luf mad^en. 3Wert 
tt>ürbig iji l^iebei, ju feigen , wie ^utten, bejfen 5ßrofa fld^ 
utt« btdl^er nur im ©turmlaufe ber rebnerifc^en iDeclamation, 
ober in bem rafd^en äBed^fetfpiele bed !Dia(og0 gezeigt l^at^ 
au(^ ben gemeffenen ©d^ritt ber bibaftifd^en 2)arpeltung fld^ 
fo t>ollfommen anjueignen »erfianb, aW bitte er »on jel^er in 
biefem gelbe gearbeitet. 

SRur an ©ner ©teile tl^ut er fld^ aud^ in biefer ©d^rift 
atö Stebner gütlid^: mo er nimlic^, aud ©elegenl^eit ber jur 
@uaiafcur erforberlid^en fhengen 3)i4t, auf ben Suruö ju 



eäjvi^ de Guaiaci med. itl^Uu au^ Opp. ed. Mtinch, in, 227 fg. 
Sie (S«b. ian^ butd^ feinen (in^otf&mmlin^i^otifimüf auc^ ^utten'tf 
bantoligen ^ntti, ben ^nrf&tfien ^Ibxtäit, beletbigt t)aiU, finbet maft m 
Chiliani Leibii Annales, in ^xtÜrCi Söeitrfigen jur ®c^^iä}tt unb 
«itet. Vn, 639. 

1) Ulrichi de Hütten eq. de Guaiaci medicina et morbo Galileo 
liber unus. ^a^)>en M @r$bif(l^ofd ^tbuätt %m (Sd^luffe: Mogun- 
tiae in »dibus Joannis Scheffer, menae Aprili, interregnj vero 
quarto anni 1519. Cum Privilegio Gaeaareo sexennlL 9)g(. ^an^er^ 
@. 90 fg. Opp. ed. MUnch, III, 242—327. 



844 I. 9«^* ^. ^dpittl 

frred^en Ummt, ber a« i^^^^ 3rft in !Deutf(^Iattt) l&ctrfd^et* 
geworbett war, 2)fcfem Oegenjianbe wibmrt et ein dgenctf, 
uttb att>cir bad umfatigreic^fie StapM feinet ©d^rift *) @r 
beginnt mit bem aßnnfd^e, ben tt)it fd^on fennen, baf nnfte 
Ration fl(^ enblici^ felbfi etfennen möge, b. ^. biefmal ein* 
feigen, »ie »enig ftd^ foJd^e SBcDerei fut ba6 »eltl^ettfd^enbe 
98oH gejieme. 2)ie SBotfal^ren, bie nn« biefen JRang et^ 
fdmi>ft l^aben, »eld^en bie übtigen SBitter «n« nnt no<i^ jum 
^ol^ne laffen, l^aben ein anbete« ?eben gefü^tt 3tt»4^i* 
tt)itb ]&iet gegen bad 8afiet bet 3^tunfenl)elt loögejogenj bo<^ 
no* weniget entfd^ulbbot bet ?ntu« in ©ipeife unb Snjug 
gefunben, bet jeftt einteile, bet §ang ju aueldnbifd^en ®e* 
tj)ütjen, SaSol^lgetüd^en nnb Äfeibetftoffen, tt)eld^et bie 2)eut^ 
fd^en augfeid^ entnen>e nnb atm mac^e. „2)en dd^ten alten 
2)eutfd^en biente nad^ pinin«, tt>ie nod^ Je^t SSielen, ^abet* 
btei ant Slal^tnng. SBit l^ingegen freifen ubetfeeifc^e ©iffen, 
bie tt)it fut fo nnentbel^tlid^ l^alten, baf e« bei unfern <^au«^ 
»dtetn ®tunbfaft gett)otben ifl, toa9 ^cx tt>dd^p a^ »etfaufen, 
um Jene« gtembe einaul^anbeln. Slid^t« Slnbete« l^at bie gug*« 
get fo teid^ gemacht, weld^e, wdl^tenb tüit unfte« Seibe« 
^)Pegen, aDein in 2)eutfc^Ianb @elb nnb fofibate ^ufet be^ 
ftften, 3)enn fo fel^t jinb biefe SDienei^ unftet 8ufl cnCfox^ 
gefommen, baf il^t Setmögen ffit gtöfet al« ba6 me^ jleben 
von unfetn gutflen gefd^dftt witb/' @o bringt benn ^ut^ 
ten bem ©aftan unb bet ©eibe ein fötmlid^e« Pereai, 
unb toünfd^t allen benen ba6 ^obagta unb bie S^anjo^ 
fen, bie nid^t ol^ne ?ßfeffet fein Wnnen. *) Äctnfptüd^e unb 
»eifpiele au« bet alten SBelt, t>on ©oftate« unb ©iogene«, 



1) Cap. XIX, p. 292—301 

2) p. 302: Pereat piper, pereat crocum, ac sericum pereat, 
Meum igitur summum votum est, ne unquam podagra, unquam 
morbo Gallico careant, qui pipere carere non possuot.. 



intttn'e @<^tift ü^cr bie gtonjofenhanfl^eit ittib hai ©uaiaf. 345 

®ato uttb ^attiil6al, au« ber neuem bad feine« @roft)ater« 
Sotenj, werben beigcbrad^t} einmal, tt)o e« gegen bie ®tlp 
Kd^en aW bie ^eerfü^rer ber Ue^igfeit gel^t, auc^ etlfd^e 
«ibetfrrilc^e in*« gelb geführt. 

2)ett eigentti(^ett ©egenpanb feiner (Sd^rift anlangenb, 
bef^l^bet fid^ ^utten, ba«j[enige ju geben, tt>a« er atö gebit 
betet »id^tmebidner allein geben fonnte: nfimlic^, aufier bem 
®efd^i(^tlid^ett, feine eigenen erfa^rungen in ©ejug auf bie 
Äranfl^eit unb Qm, mit gelegentlid^en ©eitenblirfen auf r>a^, 
»a« er an Slnbern beobachtet l^atte. Sei ber Sluöarbeitung 
tt)ar if)m, ba Stromer nad& bem ©d^luffe be« 9ieid^«tag« mit 
bem erjMfd^Äpid^n ,§ofe nac^ ©ac^fen gegangen toar, ber 
iweite «eibarjt, ®regor 6oppu«, in einigem bel^öipid^, ber 
aui^ bie ^anbfc^rift öot bem 5)mdfe burd^fal^. ©ebrutft 
»urbe jte ju 3Rainj, al« ^utten bereit« jum aBürtembergii* 
fd^en getbjuge pd^ aufgemacht featte; toeßl^atb ber geleierte 
gactor ber ©c^efferfd^en 2)rudferei, SBolfgang 8tngfl, Urfad^e 
fanb, tt>egen ber »ielen Drudtfel^ler um @ntfd^ulbigung ju 
bitten. 3)ie ©c^rift fanb fd^nelle unb toütt SJerbreitung, 
»urbe in« SDeutfd^e (ö<)n Si^oma« SWurner), Snglifc^e unb 
granjdjtfi^e* uberfejt, unb bel^au^ytet nod^ l^eute in ber @e* 
fd^id^te ber ©eud^en unb ber ^eilfunbe il^ren 5piaft. 

Sttbem toir nun aber, bem 8efer unb un« felbft ju ®e** 
fatten, bie ndl^ere Erörterung ^on t^utten'« Äranf^eit«ttm^ 
Pnben bi« ju biefer ©teDe »erfd^oben l^aben, muffen wir 
un« dm^ Unrecht« gegen unfern «gelben fd^ulbig befennen. 
aßir l^aben il^m ndmlid^ bamit bi«]^er bie ätnerfennung un* 
terfd^lagen, bie, neben ber SetDunberung feiner ©d^riftert 
al« fold^er, ber ®e{fie«fMrfe gebul)rt, toeld^e bäju gel^örte^ 
um »dl^renb eine« fo fd^redftid^en, langtoierigen unb ^ofl^uug«^ 
lofeu ©ied^tl^um« SBerfe ]^en)orjubrittgen, an benen nic^t« 
matt, aße« ®efunb]^eit, grifd^e unb ?eben iji, 8lud& ttiiff^ 
renb feiner ®uaiafcur lief {Id^ .^utten t)om ©tubium, ja wn 



346 I- ^u<^* ^' <fta)>ite(. 

cigenett audarbeitunflcn, »ic bad oudful^rßc^e @en»)f<i^rei6en 
an gjlrcf^eiiner, burd^ ba6 Serbot bcr «erjte nic^^t abgalten, 
bie nid^t wußten, baf bergWc^en für il^n nid^t «Infhengung, 
fonbern SJergnfigen war. 2)a« ©ebid^t an ®^rifio^>l^ ^acu6^ 
beffcn ©cfuc^ ben Äranfen auf ©tunben flefunb unb fetter 
machte (mit wenigen feiner italidnift^en (Epigramme in einem 
jener SRafe gefd^rieben, beren SBorbilber nid^t oud SBirgtt unb 
Dfyii, fonbern aud .^ora} unb (SatuO genommen waren), 
fc^eint ber legten ^tit in SKainj, ^or bem Einfang ber (Suc 
in SlugÄburg, anjugel^ören. ^) 

%o(6 waren bie ®d^dben an feinem @(^ienbeine nii^t, 
t>oIlfidnbig {ugel^eilt, atd ^utten im fhengen SSBinter (9}o)>. 
ober 2)ecember 1518) wn Augsburg nad^ ©tedfelberg reifle, 
um feine bamatö nod^ (ebenben @(tem ju befud^en.^) ^ter, 
auf ber Surg feiner aSAter, ^olte er lebedmal freier Sltl^em; 
bie 9iudffi(^ten, beren er jwar aui^ fonfl nii^t t)ie(e ju ne^^ 
men pflegte, fte(en ba t>oDenb6 l^inweg. !X)aß feine S^urfen^ 
Y^e im 2)rudFe burc^ bie Steng^Hd^feit feiner in faiferlid^em 
IDienfie fiel^enben greunbe t)erftfimmelt worben war, unb jwar 
gerabe biejenigen S^^eile ))erIoren l^atte, auf bie er am mei^ 
^en ®ewid^t legte, war il^m fd^on auf feinem Aranfenjimmer 
}u 9(ug$burg, ald er fle an $irdfl^eimer fd^dCte, empftnblid^ 
gewefen. Seb^ft f^aüt er bie SoUifton gefui^It, baf er, wenn 
er amt unb SBerf orgung l^aben woHe, bie ^flii^t bed 5ßatrio* 
ten, ungefc^eut bie SBal^rl^eit ju fagen, nic^t erfäOen bArfe.*) 



1) Ad Christophorum Hacum. SCttd Joach. Gamerarü Libellus 
alter, Epistolas complectens Eob. Hessi et alior., ab9«^rtt({t Bei 9ur({< 
I^arb, in, 105. Opp. ed. Münch, lU, 118. «n biefeti ^acuS f^at 
(Sxaimui einen ©rief unb öoban ^effe mcl^rere ©cbid^tc Qtxiäfttt. Erasmi 
Epp. Lugd. Bat. 1706 Ep. CCCCLIV. Eob. Hessi Opp. farragine» 
duae, p. 460 fg. 

2) De Guaiac. C. VIII, p. 266. 

3) Sed mihi, si dignitatem habere volo, et vitam habere volo, 
officium boni Tiri implere non licet, p. 86. 



äufäftift an atte freien unb däfttn JDeutfc^en. 347 

3eftt in ber freien 8uft feinet ^eimifi^en »erge l^lelt er hat 
nid^t me^r anö. <5r entfc^lof fld^, feine »ebe »olipftnMg 
brucfen ju laffen, unb gab i^r eine 3«Wtift an aöe freien 
nnb wallten 2)eutf(^en mit. *) 

aSol^Imeittenbe greunbe, fagt er ^ier, l^aben i^n gewarnt, 
feine Xurfenrebe brurfen a« taffen, an^ gurd^t, einige aUju 
fteimütl^ige ©teilen gegen ben romifd^en ^of fönnten il§fm 
(Sefal^r bringen. (Sx l^abe i^ren SKal^nungcn nnb ^ittm flc^ 
geffigt, nnb feinen (Sifergnrätfgel^alten: ungern fd^on bamald, 
nnb nnn fei ed if)m ni^t länger möglid^. @0 fd^eine i^m 
nnebel, au« gurd&t t)or ^erfcnlid^er ®efa^r bem SJaterlanbe 
feinen 3)ienfl ju entjiel^en. Unb jubem Wnne er in ber 
Sad^e nid^t einmal ®efal^r entbetfen. @eine Siebe bebiene 
^i) nur einer red^tnidfigen unb notl^n)enbigen; feiner mut^^ 
t^iDigen grei^eit, unb »on 8eo X. \)erfe]^e er fid^ nur ®uted} 
abgefel^en bat>on, baß er j[a mit bemfelben in ber ätufforbe* 
rung gum S^ürfenfrieg äbereinflimme. !Dpd^, foUte il^m ani^ 
®efa]&r breiten , fo t>erMf t fid^ ^utten auf ben SSeiflanb fei* 
ner ^Deutfd^en^ für bie er fl<^ berfelben unterjogen l^at. Unb 
felbfl bie geinbe unb Untetbrürfer Deutfd&Ianb« foUten in if)^ 
rem eigenen Sntereffe fid^ lauten, bie ©ac^e jum Jfeuf erfien ju 
treiben. „3n ber ZW (mit biefen SBorten, tt)eldbe bieWea* 
ction aller ^tittn fid^ follte gefagt fein laffen, aber freiließ 
feine jidb gefagt fein I4f t, f(^liefit ^utten fein ©enbfd^reiben), 
wenn e« ®nett gibt, wetd^er bie beutfrffe grei^eit fo t)emi<^* 
tet tüunfd^t, ba$ wir gegen fein Unrecht, feine @(^mad^ mel^r 



1) @ie erfd^ten apud auream Moguntiam, mit bem 3ttfaj^ auf htm 
S^tel: Insunt, quae priore editione exempta erant, vide et adficie* 
ris. i&inten bet SSifief : Liberia omnibus ac vere Germania S. 2)attrt 
in arce Huttenica 1518. Sgl ^loiijer, @. 66 fg., to)o aud^ bie in 
edit. 1 fe^Ienben SteUen a6gebru<ft finb. ^et ^rief ifi abgebrucft Opp. 
ed. MUnch, 11. 5ai--dd. 



348 I. ^«<i^. XL Sta^ittU 

©ntcbe tl^un butfcn, bcr möge jufel^en, ba^ nid^t jene fo 
gef nebelte unb faji ^mix^U greift einmaf, ju bet Unter*' 
brftdter gröftem ©d^aben, ^jIöftHd^ au^bred^e nnb ft(i& mle*' 
berl&crjiclle. Sie üfef Huger tt)dre ed, verfiftnbig angefel^en, 
tt)ie t)iel geratl^ener felbfi t)on bem ®tanb»>unfte unfter Untere 
brücfet au6, i^x immer nod^ ettt)a« $(tl^em gu laffen, unb jle 
nic^t gar ju eng aufammenju^)reffen, aW e« bal^ln ju treiben, 
baf fie im @efu^( ber brol^enben @rfii(fnng fid^ gemaltfcrm 
burd^ einen jerflörenben 9iuibxnä) Suft machen muf. !X)enn 
einfangen unb (eii^t binben lift fie fid^ tool^l, jumal tomn 
ti @iner gefd^idft unb fd^Iau anjugreifen weif; umbringen 
unb abfd^Iad^ten aber lift {ie ftd^ nid^t, unb fte ganj gü ))er^ 
nickten ifi unmdglid^. 3>arum möge man un6 freitvinig 
ttmai Sreil^eit geben ^ bamit voix und nic^t mit ®ett>a(t Ma 
nehmen. Dbn>o]^I ed nur n>enig ifl^ n>ad i(^ mir l^eraudge^ 
nommen l^abe: ndmlid^ einen geredeten ©c^merj nic^t ol^ne 
ÄuÄrudf JU f äffen ; unb bem gemeinfamen UnwiUen bed 9Sa^ 
terlanbd ein befd^eibene« SBort ju leil^en. Sfifo a»utl^! . , unb 
t^r, benen bea SJaterlanbeö grei^eit am ^erjen Hegt, bie il^r 
iDeutfc^lanb«(S^reerfennet, unb nod^ nic^t ganj bem «ber^ 
glauben .t)erfaffen feib, lefet, tt>aget atel^nfid^e« unb lebet 

Kad& SRainj um ben «nfang b. % 1519 iurudfgcfel^rt *) 
bereitete .^utten feinem ^rfien eine icpptlk literarifc^ ^uU 
biguttg : burd^ bie 3ueignu«g feiner ©i^^rift über ba« ®uaiaf *), 



1) $(m ed^tuffe ber ®<^¥ift üBer txa (ihtatof, G. XXVf, €. 337 
fagt ftttten: Jam haec vidit, qui me juvit in nonnullis, alter tuus 
medicus, Greg. Goppus, sed obiter, cum ab iUo properarem Mo- 
guntiam, ubi negotium erat mihi. IDa jene ^»rc^fid^t olftnr Stoetfet 
in 9iu^$hnx^ ftattfanb, fo fii^etnt ti, aU märe ^uitm »on GtecfelBerg 
ttoc^ einmal bal^in )ur&tfge!e]^rt unb erfl von ba naii^ S^ainj gereift. 

2) <Sie ift batirt: Mogunt. anno 1519, imb bejetd^et fid^ aU Sa^ 
tumalitium munus, ba^ ber $erf. bem Surfen hoc novo ineunte anno 
borbringe. 



dueignung einet ntum ^nSQaht hte Sit^iud. 349 

ti>o»on bmiW gefrroc^en, uiü> im<f} We SBibmunfl einer neuen 
«umgäbe be« 8it)iu«, 3u ®t. 3Äartin in SPlainj waren 
©tucfe t>on jtt>ei »fiebern be6 8it)lu«, bie W6^er gefehlt l^ot* 
ten, aufgefunben \ooxitn, unb e« Ratten nun bie beiben ®e^ 
leierten, 9?{coIau« ©arbac^ unb SBolfgang Slngfl, ©eibe unö 
fd&on au« ben 3)unfelmdnnerbriefen aW ÜÄitglieber be^ §u* 
manijienftreifed befannt, beren 6rfierer fc^on einige Sa^re 
fiber 8it)iu« SBoriefungen gel^alten l^atte, eine neue, anä) fonfi 
»erbefferte Sluegabe biefe« ©(^ri^ellerd in ber ©d^effer'fd^en 
3)ru(ferei bafelbfi veranfialtet ^) Sie fonnten bie 3ueignung 
felbfl abfaffen; aber fte fprac^en ^utten barum an, »eil e« 
il^nen in UebereinfHmmung mit ben geleierten 3)oml)enen, bem 
I)efan 8orenj Srud&fef (ru^mli(^en SÄeuc^linifc^en Slnbenfend), 
2>ietric^ 3<^t>^l unb ÜÄarquarb.^atjiein, für benSrjbifd^of fd^mel:« 
d^ell^after fc^ien, »enn bie S^f^^ft »on einem 3Äanne feine« 
^ofPaat« ausginge* Der römifd^e ©efd^ici&tfcl^reiber felbft, fül&rt 
^tttten in biefer SSSibmung m6, mnn er fii) einen Patron 
jn wählen l^dtte, würbe feinen anbern wdl^len wollen, fei^ 
nen würbigern willen fönnen, afö einen um bie bejfern @tu^ 
bien unb ©elel^rten fo »erbienten gürfien wie Sllbrecbt: auf 
ber anbern ©eite aber fei aud^ bie 3ueignung eine« Stutor« 
wie 8it>iu« für ben ,Rurfurften eine \)ol)t g^re, welche biefer 
wol^l balb burd^ neue STOdcenatifdje SBerbienfie ju erwiebern 



1) T. Livius Patavinus historicus, duobus libns auctus, cum 
L. Flori Epitome, indice copioso et annotatis in 11. VII belli Maced. 
Cum Privilegio Decennii. ^aef fatfetl. $rit>tlegium d. Vuels die noua 
Mensis Decembris An. 1518. (Sin (eigegeBener ^rief bti dxaetmie ift 
t>om 23. gebt. 1519, (SatBac^'ö ©orrebe ^u feinen Annotata ex vetusto 
codice »om 15. Wi&t^ beffelben Sal^t« batitt; «öutten'« Sueignung (Opp. 
ed. Münch, lil, 331-34) nur unBe^immt: Mogunt. An. 1519. Sß^l 
fanget, @. 98 fg. ^ie ntntn ^tüde toaxtn Lib. XXXIII ol^ne bie 17 
erflen ^apM, unb Lib. XL. \>on Cap. 37 an, @. J. A. Fabricii Biblioth. 
lat. Hamburg 1708, p. 182. 



360 f' ^«(^- ^' ^a^itet* 

»ijTett »erbe. ,,3)u erfennft beinen ©etuf^ unb fo fielet e« 
gut; bu bcflfinfügfi bic aEfffcrtfiH^aften, unb tt>itfi f)itttt){e* 
berum »oti il^ncn »etl^ertlld^t 9»tt bet ©arbarei ijl e« ju 
enbc: bie ^ie^er wutben Wc ©tabien gering geachtet; jefct 
feiert man jur »aliten (BtUfjx^amMt jutficf, bfe ©cijiet W(* 
ben fic^/' 

3m gebtuat 1519 etfd^ieti nun aud^ ba« ©efprdci^; ba6^ 
iwnngleld^ »ießeid^t etfi ju SKainj ober auf ©tecfelbetg au«^ 
gearbeitet, bod^ feinem SRot{))e na(^ in 9lug0butg, untei: bem 
@influffe beffen, nxid «^utten "oon bem Satbinal Sajeton fal^ 
nnb l^örte, audgebac^t »at. Uebrigen« ifi biefe« ®efpt4(i&. 
ba« Sieber betitelt ^), eine (Satire auf ba« ip^iit «eben bcr 
(Seifllid^en unb ber SÜeid^en jener 3^* überl^aupt, mit einem 
befonbern ©tad&el aßerbing« auf ben Sarbinal. ?) 2)ie ®U 
tuation ifi biefe. ^utten toiU bad lieber, ba« bei il^m im 
Duartier gewefen, auftreiben; biefe6 bitttt ftd^ au«, wenn 
e« fein muffe, »enigjien« in eine anbre gute Verberge ge^ 



1) Febris, Dialogus Huttenicus. Ernten: Febris, Dialogi finis. 
Mense Febr. an. 1519. ^gt. ^anjer, ®. 101 fg. Sm folgenbm Zaf^x 
in bie ©ammlung bcr Oialogi al$ Febris prima aufgenommen. Opp. 
ed. Münch, III, 107—114. 

2) Beatus Rhenanus Zinlio. Bas. 19. Mart. 1519. Zuinglii Opp. 
ed. Schuler et Schulthess, Vol. VII, 71: Huttenus PhalarismuÄi 
edidit contra ducem Wirtembergensem , dialogum elegantissimum, 
item alterum dialogum, quem Febrim inscripsit, in quo Gardinalem 
S. Sixti, qui fuit ad Gaesarem legatus, egregie depingit, qui in 
Germaniam venerat (sie enim Huttenus scribit), ut pecuniam colli- 
geret in bellum contra Turcas, quam ROmanenses isti consume- 
rent etc. IDer ^l^alatitfmus etfc^ien hamaU anfd 9Unt, einmal and^ 
mit bec Febris jufammeng^btttcft, f. Erasmi Epist. ad Huttenum , Lo> 
van. 9 Ca]. Mai 1519. ^utteni Opp. Hl, 141. IDie Febris n^nrbe 
%u S&toen t^erboten, quod (brÄcft f{^ Qtxaimue ani) quosdam ijfit^ouc 
nominatim attingere videtur. jDB ed t)ittna^ @^af i^, )»tnn Qtaif 
mu0 am 23. Snli beffelben 3iif)te (Opp. HI, 217) an ^ntten fc^teibt: 
apud Gardinalem Gajetanum audio te magnam etiam iniisse gra- 
tiam — ? 



*iutett'6 ©efrtdc?: g«bcr (haß tt^t). 35 j 

f&f)tt ju werben, ^utten tt>ettt e6 gum gatWnal S. Sixt 
(©aietan), ber au« Slom nac^ ©eutfd^tonb gefd^frft fei, um 
®elb, angebli* guin S^ötfenWeg, in bet %t)at aber fßr bie 
JBerfi^wenbttng be« rowifc^cn ^ofe«, auöjuwirfen. 2)a Mnne 
e« ge»if l^offen, mf)l geljaften ju fefnj benn ber Wann 
rul^e in <)ttr<>urnem ©ewanbe l^inter t)ielen SBorl^dttgen, freife 
auf Silber, trinfe aud ®ölb, nnb fei ein fold&er geinfcfemedter, 
baf il^m in 2)eutf<^Ianb nic^t« nranben tt)oIIe: bie bentfd^en 
Stebl^A^ner unb «ftrametd^oogel feien nid^t nad^ feinem ©au^ 
men, ba» beutfd^ SBilbpret fei il^m jum Sfel, nnfer S5rob 
nenne er gefd^maifto«; unb unfer SSSein t>ottettb« ^)reffe il^m 
ai^rdnen au«. 2)a^er l|fei^e er Deutfd^fanb ein Sarbaren^ 
lanb, unb l^abe fld& fett t)ier 9Monaten nid^t fatt gegeffen, au« 
SRangef an feinen »ijfen. ^) man ba« gieber ^at feine 
8ufi JU bem binfenbfinnen faftlofen Äo^)fl^(inger,.ber gegen 
feine Dienerfd^aft ber ftrgfie Änicfer fei, unb e« gewif gleid^ 
mit bem ©anne belegen tvfirbe, fo tt)ie e« über feine ®d)totUt 
trdte. S5ei ben Prfien unb reid^en Äaufleuten aber fordetet 
e« bie Slerjte, mit benen biefe flc^ t>erfd^anjen. Snbem ba« 
gieber fofört feine Sitte, in eine gute Verberge gefßl)rt ju 
»erben, mit ber Berufung auf eine alte SBol^ltl^at gegen 
^utten tt)ieber]^olt, unb biefer \)on feiner fold^en tt)ijfen »iD, 
erinnert e« il&n baran, wie e« wx ac^t Salären, ba e« al« 
t)iert4gige« ein l^alb 3al^r lang bei i^m gu @ajie gewefen ^, 
il^n fo Peinig, fromm unb gebulbig gemad^t l^abe. 3a, ge^ 
quält l^abe e« il^n, unb er {t<^ bann au« Ueberbruf in bie 



1) SßQl. Hutteni Epist ad Lucam de Erenbergk na^ Ttain^, »om 
21. ^til 1519. Opp. ed. MUnch, III, 146: Ecce autem legatum 
Pontificis, illum a latere, ut fertis?. . Incipit Uli autem vinum pla- 
x^ere? et perdices illis taodem Romanis gustu respondent? Reper» 
tum adhuc est, ad nauseatoris stomachum quod faciat? ' 

2) 3)0« toat gtt Slpjlorf, im Sinter 1509—10. ®. Querel. L. I, 
Eleg. 1, V. 9. 



352 L ^u^. XL StapiUl. 

Hthtit getooffen, txtoitittt ^utten, unb brol^t beni Sieber, 
n)enn ed nid^t fott tooUt, mit fd^molet JtofI unb $(et)tett koie 
(Stromer: aber ba0 ^eber fennt feinen Patienten; ed n>eif, 
baf ^ntten lieber ein Sal^r lang franf fein, aW ein ^)aat 
6crtti>el Stl^abarber ober 9lief tourj einnel^men toiH. €o gibt 
{l(^ biefer abermaid baran, fic^ mit bem bofen ®afle n)egeu 
bed Duartiertoed^feld gätlic^ )u t)erftinbigen: er xoiü ed m 
ben äRdn^en fuhren , beren äBoblleben o^ne 9ett>egung für 
bad Sieber gan) befonberd einlabenb fein mäffe: aOein bie 
SRdnd^e, erinnert biefea, l^aben »on ben alten ffieibem, bie 
bei il&nen beichten gelten, 3<tuberforme(n gelernt, e« abjutrei^ 
ben. 9luä) nnter ben Somberm, meint ](^ierauf ^utten, ftn^ 
ben {{(b fette, n)o]^[gendl()rte imtt, bei benen ed fid^ xoofflb^^ 
finben mfiftej jtoar mad^en |l(b biefe burd^ 9ttlUn nnb 3a^ 
gen mel^r Sen^egung old bie 9Söni^e, bod^ werbe ba^ bur«^ 
tt)ilbere 8lu«fc^tt>eifnng mit ?Praffen unb Sul^len n>ieber au«* 
geglid^en. STOein bie, »enbet ba« giebcr ein, feien »on oUen 
mdglid^en anbern ^ranf^eiten fd^on wx^tt fo eingenommen, 
baf il^m fein JÄaum me^r bei benfefben übrig fei. So fu^ri 
benn i^utten ed juleftt ju einem jüngfi aud 9lom angefom^ 
menen (Surtifan, in bem aUe @rforberniffe bed äBo^ebend 
unb Der (gmpfdnglid^feit für baa gieber, toie fte biefe« nur. 
wounfd^en mag, jtd^ finben. 

Unter berglefcben fc^riftfietterifd^en arbeiten »erleibete un^ 
ferm aiitter ba« eigentHd^e ^ofleben immer me^r. ©r l^atte 
mit biefen leeren aufgeblafenen ©c^ranjen fo gar nid^t« ge^^ 
mein. Unb bod& fonnte er ba« ©nfommen, ba6 feine ^of^ 
fteße i^m brad^te, nidj^t »ol^I mijfen. 5)a il^n fein guti^ 
ger gürfl, ju ©ünfien feiner ©tubien, bereit« bcr gewdl^n^ 
U(^ett 3)ienfiteifhingcn entbunben ^atte, fo lief ftc^ baffen, 
ba# berfelbe ibn no<^ freier fteBen, ibm eine ^enjlon aud^ 
werfen »erbe, bie er an einem beliebigen Drte üerjel^rett 
mochte. §alb war e« i^m fd^on gugefagl, unb nun foUte 



^tttten*^ Ueberbtuf am ^ofleben, .*- 353 

@ra0mud ben Stnxfüvfltn dfentlt^ banttn loben , bamtt ed 
befib flett){ffer In ©rfüßung ginge* ^) 



1) Huttenus Erasmo,/Mog. prid. Nod. (6.) Mart. 1519. Opp.m, 
126: Pertaesum est aulae: ita nihil mihi convenit cum purpuratis 
istis. Impetrasse videor a principe, ut, ubiubi sim, stipendio me 
prosequatur: hoc nomine laudabis eum, magno nostro commodo. 



€»ttattf , ^ttttett. T. 23 



3w0lfle« ÄapiteL 



1519, 

€(^riftcn: Sieben x)crfd)iebencn SSriefcn, bic Oratio quiQta in Wirten- 
bergensem. 

out ben SlugenbHd jeboc^ würbe ,^utten*^ Ifterarifd^c Wufe 
burc^ m unerwartete« (Sreigm^ unterbrochen. Slm 12, 3a^ 
nuar 1519 war Äaifer aRarimitian ju SBeW in ObetöM^f 
tjerfc^ieben, unb t>on ber SRaf^tjeit bei feiner S^obtenfeier ju 
Stuttgart am 21. war auf bie 3lai)xid)t, ba^ bie SleutÖngcr 
feinen 55urgt>ogt t>on ber ^ijalm erjiod^eu, ^erjog Ulric^ auf^ 
gefprungen, ju ^Jferbe geftiegen, mit Ärieget>oK unb ®ef(^ufr 
t)or bie ®tabt gerucft, bie am ad^ten S^age erobert unb au« 
einer faiferlic^en fReid^^fiabt jur SBürtembergifc^en Sanbflobt 
gemad^t war. 

Der Äaifer war tobt} ber W^fagrof {Reid^eiricar woOte 
ben ^erjog nid&t beiden, »ber SReuttingen war fWitglieb be« 
fc^w4bif(i)en SSunbe«, au« welchem Utrid^, auf feine ©gen^ 
mad&t eiferfüd^tig, ausgetreten war, unb in weld^em bejfen 
grollenbe ©d^wdger, bie »aiem^eraoge, eine ^ert)orragenbe 
©teUung einnahmen. Der fd&wdbifc^c ©unb alfo fammelte 
gegen ben 8anbfrieben«bred^er ein ^eer, ju bem t>tele "oon 



S3cfanntf(^aft mit @i(fingcn. 355 

ber fränfifd^en JRitterfc^aft föe^en, bie ^utten t>oran, weld^c 
bic il^nen im ©laubeurer SSertragc jugcfj)roc^ene (Sntfd^äbi^ 
gimg^fumme immer no(^ ntc^t empfangen l^atten. 3Btc i)ätte 
ba Utric^ t)on ^utten bal^eim bleiben fonnen, »o il^m bie 
©etegenl^eit ftc^ bot, ben alten SBiberfac^er, gegen ben et 
»ergeblic^ ben Äaifer nnb baö 9leid^6geri(l^t aufgerufen l^atte, 
enbßd^ bod^ noc^ fWrjen ju I)elfen, unb babei, nacfibem er 
ftd^ nun längere 3cit au^fd^tief lic^ aW @e(e^rter ^enjorgetban, 
nun aud^ »ieber ben SRitter in fxd^ fe^en ju laffen? ^ SJdb^ 
renb er bal^er feinen ^l^alatiömud tt)ieberauf(egen lief, rüfiete 
^ fi^ iwgWd^ im gebruar unb SWarj eilig mit SBaffen unb 
5Pferben au^*), ritt mittlerweile auc^ einmal gu granj »on 
©irfingen, ber, frül^er in 9Serbinbung mit ^erjog IXlxid) ^, 
jeftt tjornel^mlid^ burd^ feinen ®egenf^tt)dl)er, Dietrich (Spät, 
©abinend $alabin, für ben fc^wäbifc^en Sunb jum gelbjuge 
gegen il^n gewonnen war. 

3n biefem gemeinfc^aftlic^en Sntereffe traten ftd^ biebeiben 
3)idnner juerfi ndbet, bie jtd^ balb gegenfeitig anjogen, unb aud 
bereu SBerbrüberung fo grof e Sntwürfe, aber aud^ fo grofeUnfdlfe 
für beibe l)en)orgel)en foUten. SBBdl^tenb bed^utten'fd^en Sefud^d 
würbe beffen @ef^)rdd^: Febris, »orgelefen, unb toa^ ©itfingen 
bat)on öerjianb, ober il^m überfeftt würbe (benn bad Satein war 



1) Hutteni Ep. ad Erasm. Mog. prid. Non. (6) Mart. 1519. Opp. 
in, 126: At ego expeditioni, quae nobis paratur ingens, equestri 
pariter ac pedestri exercitu, interero ipse : tantum abest, ut metuam 
latronem iUum. 

2) Ep. ad Arnoldum Glauberger, ICtum Francofurtanum. Mog. 
s. d. e. a. Opp. III, 123 : Mira mihi circa emendos equos incumbit 
necessitas. Jubetuum socerum, istic inquirat, num qui sint vendi- 
bües. Neque enim mora est: ita oeleriter paratur haec nobis ex- 
peditio, cui, si nescis, ipse interero. 

3) «ßatte il^m hoä^ ber ^erjog ein bem trafen \>on ^einittgcit ab* 
genoimnened ^d^lof eingeräumt, f. Epist Bilibaldi Pirckheimeri ad 
Hütten. Nurenb. 26 Jun. 1517. Hutteni Opp. U, 340. 

23* 



356 I- ®tt*. XII- Äajjitfl. 

be6 gUitter« fiarfe Seite nf(^t)^), gefiel i^m fo tüol^it, baf er met^ 
fen lief, er möd^te eö gern beutf(^ ^aben. Diefem SBunfc^e gu 
entfrred^en, t>eranjialtete ^utten eine beutfd&e Ueberfeftung 
bejfelben, »eld^e er am 1. a»firj t)on ©terfetberg au« bem 
e]^rent)ejien, tl^euren unb ^od^berüI)mten granj t>on ©idingeit 
mit einer Reitern 3ttf<^tift »ibmete. «) (Sin fc^erjl^aftee Heine« 
»fid^lein tt)ie biefe« eigne ftd^ jn)ar aW ®abe für einen SKann 
voii fo emflen unb ritterlichen S^l^aten wenig } boc^ »eil e« 
i^m iftngfi »ol^ljugefallen gefc^ienen, l^auj)tfä(^li(^ aber »eil 
granj, »ie ^utten gel^ört, bem lieber auf feinem ^au« unb 
©c^löjfem aud^ fc^on Deffnung unb Verberge l^abe geben 
möjfen, möd^te er il^m etwa« jur ^im^t gegen bajfelbe in 
bie ^dnbe geben j l^iabe ba^er ,,folil^e« Sfid^lin t)om Sateiti 
in baö Sleutfc^, »iewol^l e« im Satein tjiel lieblid^er unb Wnfi^ 
lieber bann im S^eutfd^en lautet, t>em)anbeln lajfen/' unb eigne 
e« i^m I)iemit aW B^i^^n f^<«^r Dienfibepiffenl^eit ju. 

3l0i) ben JEag t>orI)er, am testen gebruar, war ^utten 
JU Rotenburg an ber S^auber gewefen, ^atte feinen ^l^ala* 
ri6mu6 mit einem ©rief an ^xdf^timtx nad^ 5Rfirnberg ge^ 
fd^itft *), bann, gleicf^fam fd^on mit einem guf im ©teigbugel, 
an ben Äönig granj I. t>on granfreid^, öon bem e« l^ieß, er 
»olle ben ^ergog oon SBürtemberg unterftüften, ein äbmaV 
nungöfd^reiben erlaffen. *) @r fonne e« nid^t glauben, ful^rt 
er bem Äönig ju ©emütl^e, baf biefer flc^ in eine SBerbin^ 



1) dt toax sine literis, toit ^uttcn öon if)m fagt, Epist. ad Lu- 
thenim, ex Ebernburgo 5 Id. Dec. 1520. Opp. III, 617. 

2) 5lb9cbru(ft bei S3ur(!^arb, III, 156 fg. 

3) Friderico Piscatori, ap. Essling. 12 Gal. Jun. 1519. Opp. 
III, 157. 

4) Christianissimo Francorum regi Francisco Ulrichus de Hut- 
ten eq. Germ. Salutem et obsequium. 3n bet (Ste^elberget $(u0gaBe 
ber ©d^riften gegen ^ergog Ulric^ a4~b3. Opp. ed. Münch, m, 
128-134. 



J 



9Wl<Jg»9 |ttw gclbjuge toibc? niti&f öon SßurtemBere. 357 

kuttg cfttgelaffen, Me ebcn{o fd^md^lic^ aU gefdl^riid^ für i^n 
fein ttjurbe. ©rjiered wftb in einer Sleil^e tjon ©egenfd^en 
att)ifd^en be? Äonig^ angebflc^en JEugenben unb be« ^erjog« 
«afiern unb Untl^aten bur(^gefü]^rt5 in lefcterer ^inftd^t auf bie 
t)erjtt>eifefte Sage be« ^etjoga, bie jiarfen 3lüjiungen be« Sun*' 
be^; unb auf ba6 aöe ®pxüi}tooxt Iiingewiefen : tt)er unglütf*' 
liäi fdntpfen woBe, muffe mit ben SDeutfd^en Ump^m. ^) 3Bomit 
nid^t gefagt fein folle, fugt ^utten i^inju, Deutfd^Ianb fei unüber^ 
»inblid^; wol^l aber, baß nod^ deiner über 5)eutf(l^e einen 
erfreutiil^en ©ieg ba^ongetragen. S33enn ^utten bem Äönig 
ben aSorgang ber „bäurifd^en unb rollen ©d^ttjeijer »orl^dlt, 
bie Slnfangd mit fiarfer ^eereömac^t bem «^erjog gugejogen, 
bann aber, t>om ©ewiffen gefd^Iagen, nic^t oI)ne SBortbruc^ 
il^n t)eriaffen I^aben/' fo tt>ar bief am legten gebruar, tt>enn 
eö bamaW fd^on in bem »riefe jianb, noi) ein rebnerifd^er 
aSorgriff, ba erji nad^ ber SWitte M Tt&xi biefe, jum 9lad^^ 
t^eil beÄ ti^erjoga entf(^etbenbe SBenbung toixtiiä) eintrat, 

©enauer fc^rieb ^utten am 6, ajidrj üon STOainj au«, 
too})in er »on JRotenburg unb ©tedfelberg cor bem Slufbrud^ 
jum getbjug nod^ einmal jurüdfgeritten »ar, an Sraömu«, 
ba|i er jn)ar ben ©anbiten nid^t furä)te, biefer aber gleid^wol^l 
nod^ Ärdfte unb ©unbeögenoffen })ab^, unb möglid^erweife 
ganj 2)eutfd^lanb in bie Äriegöunrul^en t>ertt)idfelt tt)erben 
fönne, ©oHte if)n, feftt er l^inju, biefer Äampf »erfd^lingen, 
fo möge (gra^mud burd^ feine un^rblid^en ©(^riften fÄr fein 
Stnbenfen forgen. *) aiuc^ auö ben n)dl)renb be« Setbjug« 
gefi^riebenen »riefen ^utten'« gel^t 1^ert)or, baf ber ^erjog 
Utrid^ fel^r geförd^et, unb bem biinbifd^en Ärieg«guge öon man^ 



1) Deinde illius memento veteris adagii: cum Germanis pu- 
gnandum ei, qui male pugnare velit. 

2) Huttenus Erasmo. Erasmi Epp. 1706. Ep. CCCXGII. col. 
419. sq. Opp. ed. MUnch, UI, 126. 



358 I. »ud^. XII. StapiUl 

i^en ©eiten ein üMcr Sfudgang prop{)ejeit »orberi war. ^) 
aiber freiließ mit bem 3l6jugc ber ©c^metjer tt)ar bann au^ 
ber getbjug fd^on t>or feiner Sröffnung entfd^ieben. 3Cugec 
i^nen !)atte ber *&erjog nur bett)affhete Sanbteute unb »enigc 
©otbner, mld^e bem frieg^geübten ©unbeö^eere mit i>idtrt 
9Mttern, unb fetbfi einer %n\ppc albanefifc^erStratioten, nid^t 
entgegenjujieKen waren. 2)a6 wuften bie fd^mdbifd^en S3unbe«^ 
tätige, unb Ratten bal^er bei ber fd^ttJeiaerifc^en JEagfaftung bie 
JRucfberufung ber Sieidläufer au^gewirft. Sfud^ ^erjog Utrti^ 
wufte c^, barum meinte er, tt)ie er fte dbaie!)en fa^: jefct blieb 
i^m nic^tö übrig, aU ftc^ in fein ©d^toß Tübingen ju werfen 
unb fein 8anb bem anrüdfenben geinbe ju uberlaffen. 

am 27. SDWrg brac^ ba« S3unbe«beer tjon Ufm auf, unb 
rüdte über ^eiben^eim unb @ö^j)ingen in ba« SBürtember- 
gifd&e ein. Dberanfül)rer war ber *&erjog SaSill^elm »on SSaiem, 
unter welchem @eorg öon grunböberg unb etiid^e STnbere, unter 
i^nen aud& granj t)on ©idfingen, befeI)Hgten. Der gelbjug 
fllid^ einem ©»)ajiergange. 9iirgenb6 geigte fw^ ernfitid^er 
SBiberjianb. Slm 7. ^T^rit ^ulbigte bie ^auptfiabt Stuttgart 
ben Siegern. 

SBon ^utten ^aben wir an^ biefem gelbjuge eine 9ieilje 
öon ©riefen an greunbe, bie un« jwar nid^t in ben Ärieg, 
aber mitten in ba^ bewegte geben beö Sägern »erfefeen. 8(m 
14. ^pxil fc^rieb er auö Stuttgart an ben SÄed^tögele^rten 
Srrnolb ©lauberger nad) granffurt, nod) ^abe er feinen geinb 
fiefe^en, aber bie meiften Stäbte unb 2)orfer traben ftd^ er^ 
geben, nur Tübingen fie^e noc^ aud, in beffen fe|ie6 Sd^Iof 
fic^ ber ?Jbel geworfen ^abe, WÄl^renb bey ^erjog au^ bem^ 
felben mit wenigen Sleitern man wiffe nic^t, na(^ granfreid^ 
ober in bie S(^weij, geflogen fei, öermutb«* um M *&ütfe 

1) HutteDi Epist. ad Frid. Piscatorem unb Epist. ad GhiL Sa- 
lensem, in ber ©tccfcIBergej Sammlung, unb Opp. ÜI, 153, 156. 



Butten im SBärtem^etgifc^ett Selb^uge. 359 

}u ^olert Sfter ba6 »unbe^^eer t)Ott 30,000 SKanti ju gtt|i 
nnb 4000 JReitem *), mit treffT^cm ©efc^üfe unb Doß 3»ut^, 
»ünfd&c fic^ nic^tt ©cffere^ aW einen tud^tigen geinb, um 
SBeute unb Kul^m ju gettjinnen. Sl^m felbp fei bi« jeftt t)on 
ber Seute no^ ni(^W jugefallen: fobatb et feinen J^^eit ex^ 
l}alu, n)erbe er ben greunben cixoa^ batjon fc^iden. Slld merf* 
»urbige Äeuigfeit melbet ^utten, ba^ tt)enige S^age t>or be« 
^erjogd glu(i^t bie SSSittoe feinet etmorbeten SSetterö in S^ü^ 
hingen bei jenem gen)efen feij ©c^abe, ba^ bie ^elena biefeö 
Äriega nic^t in il^te .^dnbe gefaKen, um i^ren 8o^n gu 
empfangen. *) 

2)iefen aStief fc^rieb .^utten im ^aufe Sleud^Bn'ö, für 
ben et Sal^e fang einen litetarifd^en Ätieg geful^tt l^atte, 
unb bem et nun aud^ im tt)itHi(^en ^tieg at^ Reifet etfc^einen 
feilte. 2)et gute Sllte, ber mel^t moralifd&en ald ^>]^9Jtf(^en 
SWutl^ befaf, toax, aW bad feinblid^e ^eer fic^ ber ©tabt 
. ndl^erte, in taufenb Slengfien gewefen. 6r ttjuf te nic^t, tt)et(^er 
greunb il^m unter biefen geinben lebte. 3)utc^ ©irfingen'd 
©ermittlung feftte ^utten ed bei ben 2(ttfur)rcrn burd^, baf, 
im gall einer gett)altfamen Eroberung Stuttgart«, burc^ öffent* 
lid^en Sluöruf im ^eer JReuc^lin'd ^au« ftd^er gefießt tt)erben 
foBte. ©0 fdblimm tarn e« aber nic^t: Stuttgart ergab ftc^ 
auf SSebingungen,. unb nun ging ©icfingen felbft mit .l^utten 
gu SReuc^Iin, bejeigte il^m, ber feinerfeit« bie Ärieger aW @ei^ 
fein @otte8 anrebete, feine Sl^rfurc^t, unb üerfj)rac^ ibm 



1) ^a^ anbetn DueUen toaren e^ 22,000 SO^ann gu Suf unb 
3000 ffttiUx] ^i\)\>, J^erjog VLlxi^ ju 3BürtcmBcrg, I, 548. ^ut ten fclBfl 
l^at in fpdtettt SSriefen geringer^ doOfUn, f. Ep. ad Luc. de Erenbergk, 
Opp. Ili, 145, unb ben 'Brief an Seatu« SRl^enanu^ unb bie brei SCntet? 
bac^e, Bei ^b^xi(^, in miebner'« 3eitf(i^rift für l^iftorifc^e %f}toUQi(, 
1855, <S. 620. 

2) U. Huttenus Arnoldo Glaubergero IGto Francofurtano, 8 Cal. 
Mai. Stutgard. apud Gapnionem. Opp. ed. Münch, III, 149 fg. 



360 L IBtt^. XIL StapM. 






aud^ in Sejug auf feinen alten, immer no(^ nid^t ou^getra^ 
genen 6treit]^anbel aöe ^ütfe. *) . 

2)a^ aOSurtemberger Sanb gefiel bem t)iel9erei^ten Slitter 
über bie 9Raf en mf)l. ,,Äaum l^at 2)eutf(^lattb/' fc^reibt er, 
„eine ®egenb, bie fc^öner wfire. 2)er ©oben ifi tjortrefflld^^ 
ba^ Älima gar milbe unb gefunb, ©erge, SBiefen, lädier, 
gWffe, Duellen, SOSdlber, STOe« I^öc^fl angenel^m, bie grfit^te 
gebeil^en »ie faft nirgenbö fonji. Der SBein ifi nad^ 8anbed* 
art- ©tuttgart fetbji nennen bie ®d^tt>aben ba« irbifc^e 
5ßarabied, fo anmutl^ig iji feine Sage/' Um fo me^r, meint 
^utten, »erbiene bad Sanb einen bejfern ^errn, aW e^ an 
^erjog Utrid^ gel^abt ^abe. *) 

?(m 21. 3lj)ril fc^rieb ^utten ben greunben gu SWainj 
auö bem 8ager jmifd^en ©tuttgart unb Tübingen. SHod^- 
immer l)attc Uin geinb jtd^ blidfen laffen, bie Uebergabe "oott 
©tdbten unb Dörfern bauerte fort, Seftt tt>ar SlBed auf 
S^ubingen gefpannt; man toax entfd^Iojfen, fall^ eö fid^ nid^t 
ergäbe, ed auf^ Sleu^erfie ju beflürmen. SBieber^oIt rul^mt 
^nttm bie Sluörüfiung untr ben 5IÄutI| beö ^eerö* „©teilet 
mir bie S^ürfen entgegen, unb ^eifiet mid^ Slfien befriegen 
mit biefen ZxnpifcnV* ruft er aud. Dann, nad^bem er ftd^ 
na(^ bem (Sarbina( (Sajetan, ber eben in äRaing angekommen 
war, aW ^utten'^ Dialog Febris in beutfc^er Ueberfeftung 
ausging, fpöttifc^ erfunbigt, fd^lieft er mit ben SBorten: 

1) Huttenus Erasmo, Mogant. Non. Jun. 1519. Opp. III, 203 fg.: 
Stutgardiae CapQionem conveni, positum magno in timore. Milita- 
res turores metuebat bonus pater. Sed ego, Francisco ductore apud 
duces intercedente, caveram, si vi capienda Stutgardia esset, in 
exercitu proclamaretur, Gapnionis Penatibus ne quis noceret . . . 
Franciscus . . mecum ipse Capnionem adfatus est perquam famiUa- 
riter, qui nos salutando FlageUum Dei adpellabat. Promisitque 
Franciscus opem nobis omnem suam . . Capnionem non patietur 
opprimi. Sß^l Ep. ad Ghilian. Salens. Opp. HI, 153. 

2) Huttenus Friderico Piscatori, apud Esslingam 12 Cal. Jun. 
1519. ©tecfetbergcr ©ammlung, c 2*». Opp. 111, 157. 



^utten'^ Stiefe au« bem fma^tt, 361 

„^0^ i(^ fann ni^t »etter. ©(^oti MdSt bie StonH)ete. 
&p&ttt ettt)a« ^tu^ful^riid^ere^, i(^ l^offc nad^ ber ©nnal^me 
Sübingcn^. gebet »ol^l unb gebenfet meinet. . • Gittg, unter 
Xrom^jeten, ^Pferbegewiel^er, JJrommeln unb SaflerWrm/' *) 

81m legten Sljjrit gibt ^utten au« bem Saget bei 6tutt* 
gart ben greunben bie 9iad^ricl^t, baf öorgejiem ^Eübingcn 
übergegangen fei. Sei ber gefügt eit be« ©c^tojfe« gegen jeben 
Singriff ftnbet er in biefem Grfolge, tt)ie uber]^au<)t in bem 
®ange be« ganjen Ärieg«, (Sottet ^anb ober bie SHad&t bed 
@ett)iffen« tt)irffam. 9Jun foBte eö gegen Slfperg gelten, öon 
bejfen Sefaftung unter bem n)itben ^an6 Seonl^arb SReifd^ad^ 
man eine »erjweifette ©egenwel^r ertt)artete^)} bod^ aud^ biefe 
9Sefte caj)itulirte nad& furjer Sefd^ieflung, unb 9?euffen ergab 
fid^ bann t>on fetbfl. ^) 

Unterbeffen l^atten bie J^uttenfd^en aud^ il^rer ^flid^t gegen 
ben ermorbeten SBetter gu genügen gefud^t. Um bie TlitU ber 
gafiengeit gruben fte in bem 2)orfe ^oljgerlingen, nid^t voeit 
»on bem 6d^au))Iafce ber graufen S^l^at, feinen Seid^nam au«, 
unb baf er naä) t>ier Salären no(^ nid&t t)ertt)e«t, ba« S(nge^ 
fid^t nod& fenntlid^ tt>ar, unb bei ber SSerüI^rung S3lut au« ben 
SBunben trat, galt il^nen at« ein SBunberjeid^en feiner Unfc^ulb. 
©ie brachten il^n nac^ Solingen, wo er aufgefleöt tourbe^-um 
f})dter in ber gamiliengruft in granfen beigefefet ju »erben. *) 

aaSd^renb biefe« getbjuge« l^atte fid^ ^utten'« SJerl^dltnili 
gu grang »on ©idfingen enger gefnupft. (§x fd^tief in beffen 

1) Huttenus Lucae de Erenbergk Ganonico et amicis Mogun- 
tiae Omnibus. Ex secundis a Stutgardia castris 11 Cal. Mai. <Ste(feU 
Berget Sammlung, b 3 fg. Opp. III, 144—46. 

2) Huttenus Amoldo de Glauberg, apud Stutgard. prid. Cal. Mai. 
@te(felb«ger ©ammlung, b 4*». Opp. III, 136 fg. 

3) Huttenus Chiliano Salensi IGto Franco, Esslingae ad um- 
bilicum Mail 1519. Opp. HI, 154. 

4) H. Arnoldo de Glauberg, a. a. D. Beato Rbenano et tribus 
Amorbacbiis 2 Cal. Mai., mitgetl^eiU »oit mf^xi^ in 9ltebnet'd 3ettf(^rift 
fttt l^i^otifdf« X^eologie, 1855, ®. 619 fg. 



362 I. ^u(^. XU. Xapittl 

3elte, fatn feiten t)on feiner Seite, unb ba6 gemeinfame Sager^ 
leben führte fd^neO ffiertraulic^feit l^erbei. ^iitten'6 ©riefe 
au^ biefer ^dt flnb t)ott t>ön Sidingen'd Sobe, Sr nennt 
il^n einen groflen 9Rann in alten ©türfen, t>on ^ot)em, auf 
®Iü(! unb Unglurf gleid) gefälltem 3)?utl)e, großen ©ebanfen, 
bebeutenber, tt)ürbiger JRebe, babei einfach unb leutfelig im 
Senel^men, ballet bei ben ©olbaten ungemein beliebt „(Sin 
SRann/' f<l^reibt er an (Sra^mud, „tt)ie 2)eutf(I^Ianb lange 
feinen gel^abt l^at, unb t)on bem icfe l^offe, baf er biefer 
Kation einmal no(^ ju grof em SRul^me gereid^en tt)erbe. SJie^t^ 
bewunbern n?ir an ben 3Hten, bem er nic^t eifrig nac^firebte^ 
(Sx iji Hug, ifl berebt, greift 8ltte6 rafd^ an, unb enttt)icfelt eine 
lEl^citigfeit, tt)ic fte bn einem Oberanfü^rer erforberlic^ ift. .. 
©Ott möge benUnternel^mungenbeö taj)feru9Kanneöbeifief|en!"^) 
5Ra(^ S3eenbigung bed geibjugeö begab ftc^ ^utten in 
bad SBilbbab ^), um feine @efunbl)eit ju jidrfen, unb erl)ielt 
I)ier ©riefe t)on «^ermann Sufd^ au6 Solu unb 33eatu6 9i^e^ 
nanu^ au^ ©d)fettftabt, nad^bem ifem fc^on t>or]^er bei ©annfiatt 
ein ©d^reiben t>on @ra6mu6 auö Söwen, al6 Sintwort auf 
^utten'ö festen ©rief auö SÄainj, jugefommen war. @anj 
fonnte e^ Sra^muö l^ier bod^ nic^t laffen, ben jugenblid^en 
• greunb mit feiner Ärieg^tufi aufjujiel^en» Sflac^bem er il^m 
gemetbet, baf er amSefen feiner Aula bi^^er burd^ ©efd^dfte 
tjerijinbert gen?efen, unb ba^ feine Febris (fammt bem i^r 



1) Arnoldo de Glauberg, a. a. £)• Erasmo, Mog. Non. Jun. 
1519. Opp. III, 204. 

2) Beato Rhenano et tribus Amorbachiis. Ex thermis Baden- 
sibus 2 Cal. Mai, a. a. £). JDaf l^icr aßilbbab im aBüttembergifc^en 
gemeint iji, erl^elTt au^ ber SSergleici^ung bc« fjjätevn S3ricf« an Sriebrid^ 
gif(ifter (Piscator), Ap. Essling. 12 Cal. Jun. 1519, a. a. £).: Accepi 
per hos dies aliquot doctorum virorum literas. Apud Ganstadium 
Erasmi, et in thermis ferinis H. Buschii et B. Rhenani. In thermis 
accepisti? inquis. In ipsis, Frideriche, thermis. IIa est in hoc hello 
securitas enim, ut lavent etiam homines. 



^ttttm im aSöttbbab unb in (Solingen. 363 

fcdflebrudten ^ß^aloridmu^) tt>egett ber ^erfonHd^m anjögl^«^ 
feiten barin ju 8ö»en t>erboten fei, nbrigend aügemeincn Sei^^ 
foH finbe, fd{)rt er fort: ,,3)o(f| tt)ad l^öre id^? ^utten, 
ganj t>on @ifen, wirb in ber ©dblad^t feel^ten? Da fel^e fd^ 
ia VDol^I, baß bu gum Kriege geboren bift, ba buL nid^t aHein 
mit S^ber unb 3unge, fonbern aud^ mit be6 9Äat)ord Wiajlfm 
f4mj)feft. greiKd^, wa^ ifi ed aud& @roße^, tt)enn bu je^t 
unter fp SSieten gegen ©nen ju fäm^)fcn tt)agfi, ba bu einfi 
ju SÖoIogna aKein fo »iele in bte glud^t gcfd^Iagen l^aft? 3c^ 
lobe betnen SRut^j bod& tomn bu mir ®el|6r gibji, mirji bu 
ben SÄufen il^ren ^utten erl)atten." Unb tt)ie bie eigentlid^e, 
fo fud^t @ra6mu^ bem greunbe ttjeiterl^in aud^ bie literarifd^e 
Äriegdlufi au^jureben. Den Triumphus Capnionis l&abe er 
nod^ nic^t gefeften, unb l^offe , wie man i^n auf feinen 9tatl^ 
fi> lange jurürfgel^atten, njerbe man aud^ bie ganje ©d^rifit 
nod^ gemilbert l^aben* Der S&nhxnm fei fein @nbe, im 
SSertdumben, 8ügen unb @dbim))fen jbte @egen))artei il^nen 
tveit überlegen: aber biefen ©ieg foßten fie, bie ^umanijien, 
il^ren ©egnern mittig lajfen, ba fie S3effere6 ju tt)un l^aben, 
aW il)re 3^^ mit untoürbigen ©treitigfeiten ^injubringen. ^) 
Sluö bem SQBilbbabe begab ftc^ ^utten um bie SRitte 
be^ SKaimonat^ nad^ Gelingen, tt)o nac^ SBurtcmbergö (Sr^ 
oberung bie SSunbifc^en eine jal^Ireid^ befud^te SSerfammlung 
l^ielten. ®c^on t)on Stuttgart au^ l^atte er feinen greunb 
ärnolb ©tauberger in granffurt gebeten, feine SReben gegen 
ben ^erjog Utric^ abfc^reiben ju tajfen; je^t fal^ er fte nod^ 
einmal burd^, ba ^on »ielen Qdttn ber Drudf gewiinfd^t mürbe, 
unb t)erfaf te eine ©d^Iußrebe baju. *) Die t)ierte, bie er »or 



1) Erasmus Hutteno Lovan. 9 Gel. Mai 1519. Hutteni Opp. 
ed. Münch, III, 140—44. 

2) Hutteaus Ghiliano Salensi, Esslingae ad umbilicum Mail. <BUg 
(felb. @amml. c^. Opp. III, 153: Orationes meas revideo: ubi quintam, 
quae ex victoria congratulabitur nobis, addidero, edam in lucem. Jam 



364 I. ®ud^. XU. StapiUl 

imi 3al^ren ju Samberg gefc^deben IfatU, fc^lofi mit ienem 
etfd^üttcrnben äufifufe an ben Äaifer unb bie gütfiett jum 
©erid^t über ben aScrbred^et} dnem Slufrufe, bcffen rcbnerifcbe 
2)onner in ben Obren unferet Sefer nodb ^W "oexijaUt fein 
fönnen. SBa^ bort gcforbert würbe, war nnn etrei^t: ber 
JEi^rann tt>ar befiraft, war unfi^fibKd^ ^tmaä^t Slber e6 tt>ar 
nid^t in ber SBdfe gefommen, wie ed bort geforbert toorben 
tt)ar: nic^t in aSoHjiel^uttg einc^ 3lid[)terfj)ru(l^« ber .oberjien 
Sldc^dgetoalt, fonbern auf bem SBäege ber ©dbpbfilfC/ burd^ 
einen SJerdn dnjelner 9idd)6fWnbe. Dief war weniger aü 
jene^, aber bod^ immer t)iel, @in (Srfolg — biefi ifi ba8 
S^b^ma »on ^utten'ö fünfter SRebe — weidb^r bie ©etbei* 
ligten ebenfo ju !Danf unb ?Preid gegen ®ott, ber fo augenfd^cin^ 
tid^ baju mitgewirf t, "o^xp^iijM, aW er fte fär fid& jur lebl^aftefien 
greube berecbtfgt. 3lber nid(|t fo bürfe man ficb jene gottlidbeSTOit* 
wirfung t>orßelIen, aI6 ob @ott aud^ obne unfer 3wtl^un ge^ 
bolfen l^aben würbe. 3m ©egentbdl babe ber (Srfolg 3)ieie< 
nigen befd^dmt, weld^e nun in ba6 vierte Sal^r ficb mit blofien 
SBunfcben unb muffigen ©ebeten begnügt l^aben, ©ie b^ben 
nid^td ausgerichtet: ibnen bagegen, bie, ol^ne ba6 ®ebet )u 
»erabfäumen, fdfdb aum SSBerfe unb jum ©cbwerte gegriffen 
baben, fei e« gelungen. Sinnen fd @ott fowol^l äuferlid^^ 
bur^ 9iaturerdgniffe unb anbere Fügungen (wie ber Sifidfjug 
ber Sibgenoffen), aB innerlidb, bur^ baö ©edd^t beS ®ewif> 
fenS, baS ben SSerbredfter ju ©oben gefd^tagen, ju ^ülfe 
gefommen. Um nun aber bie ®rö^e ber göttlichen SBol^Itbat^ 
baS @rfreulid^e beS errddbten (Srfolged, anfd^autic^ ju macben, 
Wirb bie SBerworfenl^eit bed oerjagten prfien, bie ©efdbrlid^^ 
fdt fdner Slnfcbläge, nod^ dnmal wdtWuftg ausgemalt. 



sunt enim, qui haben in manibus postulent eas. ^it 9tebe f^ai hie lieber« 
fd^rift: U. de H. eq. in Ulrichum VVirtenbergen. Oratio quinta. Ad Con- 
foedustos Sueviae et victorem exercitum, devicto iam et eiecto Tyranno 
declamata. @te<fe», ®amml. T 3 — X 2. Opp. Dil, 160—74. 



^tttten'^ fünfte ffttbt toiber ^erjog Ulric^. 365 

hierüber »ar nac^ bcn frül^ern Sieben nld)t »öI^I cttt>a« 
3leiie6, auf feinen guK ztroa^ ©tärfere«, ju fagen: unb fo 
ifl nic^t JU Idugnen, baf biefe S^l^eile ber 9lebe burd^ SBieber^ 
l^olung uhb Sänge ermüben. Slbennate unb au^ful^rtic^er ol« 
je wirb ^erjog UlxKS) aW 3nbegriff otter Sajier unb SSerbre^ 
d^en bargefteöt ^ifant iji bie SBenbungj tt)ie et in ^and 
8eonl)arb ?Reif(^ad^ einen ffinffad^en 2Rorber (t>on SBeib, 5Wagb 
unb Rnti)t, beibe erjieten fd^wanger) fennen gelernt l^abe, fei 
i})m fein bidl^eriger 3)'iarfci)atf, ßonrab JJIiumb; ber Äu))j)ler 
ber eignen S^od^ter, aW ein ju gewöl^nlic^er aSerbred^er erfc^ie^ 
neu, unb er l^abe feinen 5ßoften bem (Srfiern übertragen. *) 
©0 fei fein Äanjter (aSoBanb) ein !Dieb, JEefiamentd^erffiffc^er 
unb Angeber ber @uten gemefenj fein Äammerbiener ein 
3)iener unnaturlid^er Suftj fein 33arbier ein genfer unb 6r^. 
flnber neuer Folterqualen. Dem ^erjog »irb nad^gefagt, er 
l^abe fid^'jum Äonig machen®) unb bie beutfc^e 9Serfaffung 
umflürjen »ollen ; in feinen Si^^w^^ni feien ^ßrofcrijjtiondlijien 
gefunben toorben, auf benen »erfc^iebene ©rafen, mel^r benn 
200 5Äitter, t>oran äffe toaffenfftl^igen ^utten, gejianben l^dtten. 
3ni September barauf (tt)4]^renb «^erjog Ulrid^, im Sfu^ 
guji n?ieber in fein 8anb gefaffen, e^ bem überraf^ten SSunbe 
mit unjureid^enben ©treitfräften toieber abjuringen fud^te, um 
im Dctober jum jtoeitenmat, unb nun für lange Saläre, baraud 
i)ertrieben ju tt)erben) ließ bann ^utten fdmmtlic^e auf bie 
(Srmorbung feineö SSetter^ bejugtid&en ©d^riften unb 95riefe 



1) Säl^rcnb bed Selbjug^ ta>ar dtii^^aä^ (Sommanbant M ^f^ergd, 
Epist. ad Lucam de Erenbergk, Opp. III, 145. ill^umb fd^cint toith 
li^ in ber legten Bett loon bem umgreifenben ^etbad^te bed ^ergog^ 
ntitbetrofen tootben ju fein; aU biefer im $(ugufi 1519 toiebec in6 8anb 
fiel, fc^ilof jl(i^ bei f(uge SKann il^m ni^t mei^r an, fonbetn trat in bie 
JDienfle ber Eroberer, ^e^b, ^ergog Utrici^, I, 510, 590. 

2) 9lU(!^ in bem SBürtembergifd^en ^aterunfer, bad bamatd jur IBerf^ot^ 
tung t)onUtri(^*d l^oc^ßtegenben planen t>erBreitet tDurbe, flnbet ^^ bie^teUe: 
,,2Bir tooUen balb Äalfer toerbcn." ©ei ^c^b, o. a. D., @. 529, »gl. 553. 



366 I. ^uäi. XU. JtapiteL 

auf ©tecfelberg brutfen, tt)o er eine eigene, unb jtt)ar il^teti 
geifhingen nad^ ^öd^ji tüd&tige, iDrnrferei (wie e^ fd^eint mit 
J^jjen au^ ber ®c^öffer'f<l^en Officin) errid^tet l^atte, ^) Sic 
fanben ni(^t aßein in Deutfc^Ianb, fonbem and) in granfreit^ 
unb (gngtanb, ©panien unb Statten begierige 8efer. *) @e^ 
mdfigte ober dngfilic^e SWdnner mod^ten bie ^^eftigfeit unb 
Uebertreibung mißbilligen : ber SBirfung fonnten jie niH)t ml}^ 
xtn, welche baö im befien ©efd^madfe ber S^it mit geuer unb 
S^atent gefd^riebene, ^anb in ^anb mit einem gro|«n Erfolge 
gel^enbe SBerf in ben meitejien Äreifen l^enjorbrac^te» 



1) IDief i^ bie oon und fid^on fo oft dtixU 9(ttdgabe mit bem XiUl : 
Hoc in volumine haec continentur: Ulrichi . Hutteni equ. Super 
interfectione propinqui sui Joannis Hutteni eq. Deploratio etc. etc. 
Ad lectorem. Res est nova, res est atrox et horrenda, dispeream 
nisi legisse voles. §luf ber 0lü(!feitc beö Xitetblatte« 11 JDiftid^e« ad 
lectorem, vooxin unter 5(nbcrem bie fflerfe: 

Durum agitamus opus: durus sermo, omnia dura: 
Quidni? quem petiraus, durus et ipse fuit. 
Stuf bein legten Statte : Hoc Ulrichi de Hütten equit. Ger. Invec- 
tivärum cum aliis quibusdam in Tyrannum VVirtenbergensem opus 
excusum in arce Steckelberk an. 1519 mense Vllbri. 3Jg(. $an^r, 
(S. 28 fö. 

2) De expulso et restituto duce Wirt. Ulricho habita oratio 
Marburgi a Nie. As. Barbato, in Schardii Op. histor. Tom. U, 1288 
(tt)o man aber nid^t veröeffen barf, bag ein SWarburger $rofeffor, ein 
i)iener be0 SEBiebei-l^erjieKerö Ulrid^'«, f^^fic^t): Nihil unquam majori 
plausu in hominum manus venerat, cum ad exemplar Philippica- 
rum quasi (si Diis placet) scripta judicarentur. Itaque legebantur 
magna cum gratia, sola novitate favorem conciliante. Hoc etiam 
zubinde orationibus novos dialogos adjiciente, et quidem tersissi- 
mos, famosos libellos edente, crimina confingente etc. Profitebar 
eodem tempore in Parysiorum Lutetia. . Legebantur haec magno 
cum plausu' apud Gallos et Hispanos, distrahebantur apud diver- 
sissimas nationes, mittebantur commissa literis ad amicos, quasi ty~ 
pographi'non satis excuderent pessimorum exemplorum. Vere-« 
bantur ftali alterum Neronem, execrabantur Siculi noVum Diony- 
sium, trepidabant Britanni etc. ®ie, in ben l^ttmani^f<^en treffen 
Befonberö, 'ßerjog Ulrid^ aU X^rann fprü(^to5rtli(l^ tourbe, barüBer »g^. 
«Pfaff, ®tf^i^U be« Prjlenl^attfe« unb «anbe« SBirtemberg, H, 600 9nm. 



Ruften fel^nt ^ä) nac^ dtuf^t. 367 

^od) tpir feieren »on biefem aSorf^rungc in bie JReil^e 
ber 3^it<>rtnuttg nnb ju ^uttcn naä) (gfUngen jurörf, wo 
ttoir il^tt bed unrul^igeii Säger- unb aSerfammlungdteben« nun* 
mt\)t fatt fiuben, „^i) blirfe/' fd^reibt er um bie 9Äitte SÄai 
an einen greunb, „nad^ meinen ©tubien mit großer ©el^nfud^t 
iurutf; fo baf ic^ bidtoeilen im Schlafe aufrufe: o 2Rufel 
SBiffenfd^afi." ^) Unb toenige Xage f^)dter an nmn an^ 
bern: „SBon-l^ier au« »erbe iij nad^ SKainj jurudEfel^ren, ju 
meinen 93üd^ern unb ©tubien: freilid^ einjikoeilen audö an 
ben ^of. O bie ^öfe unb il^re a:öpfe!"*) 

Damit l^ing ober nod^ ein anbered Seburfnif jufammen, 
baö um biefelbe 3«t fid^ in ^utten ju regen begann. 3)ic 
Ttufe, naäf ber i^n verlangte, fonnte, bei einet Statur wie 
bie feinige, burd) wijfenfc^aftlic^e Sefd^dftigung nur jumJEl^eil 
ausgefüllt werben. ä^Qleiä) l^atte er jum erfien SWale feit 
Salären baS ©efül^t ber ©efunbl^eit unb ftd^ emeuernben 8e* 
benöfraft. ®o ftiegen ^^eiratl^Sgebanfen in i^m auf. ,,9Rid^ 
be^errfc^t," fd^rieb er am 21. 3Wai an ben alten ^teunb, ben 
S93urjburger 2)oml)errn griebric^ Sifd^er, ,,mid^ bel^errfc^t jeftt 
eine ©el)nfud^t nad^ 9lu!)e, in bie i^ mid^ ffinftig begeben 
mod^te, Daju braud^e id^ eine grau, bie mid& pflege. Du 
fennji meine 8frt. 3c^ fann nic^t wol^t allein fein, ni^t ein^ 
mal bei Slad^t. SBergebenS yreiöt man mir ba« ®lüdt ber 
(Sl^elofigfeit, bie SBortfteile ber ©nfamfeit an. 3d^ glaube 
mid^ nic^t bafur gefd^affen. *) 3d^ muf ein SBefen l^aben, 



1) Ghiliano Salensi, Opp. III, 154. 

2) O aulas atque o ollas 1 Friderico Plscatori 12 Gal. Jud. (21. 
Mai) 1519. Opp. III. 158. 

3) $)em Sreuttbf, an toel(S«tt Butten bieg fd^rieb, ging e« ebenfc. 
gr. 3tf(i^er, fc toirb und beri(i^tet; f)atte tin %x&uUin ani Tlain^ M ftc^, 
bie er tote fein (S^etocib l^iclt. 3)arüber tourbe er öon bem 93if(^fof (Sontab 
im 3. 1523 in ben 3:^unn dett>otfen, unb er^ nad^ längerer ^aft gegen 
Urfel^be unb mit ^rtoeifung aul fDürjBnrg entlofen, IBenfen, (ifefc^id^te 



368 I. Sttdft. XII. Stapitd, 

bei bem id^ mi^ t>on ben ©otgcti, ja au^ t)Ott bcn cmflett 
©tobten erl^olen fann. Wtit bcm iä) fi^ielen, ©c^erje treiben, 
angenel^me unb leitete Unterl^attung ^»flegeti fattn, SQo t(^ 
bie ©d^drfe beö @ram« abjiunn)fen, bie ^ifte be« Äummere 
milbern fann. ®ib mir eine grau, mein griebric^, unb baf 
bu tt>iffefi, »a« ffir eine: taf fie fc^ön fein, jung, »ol^l erjogen, 
Ifeeiter, jud^tig, gebulbig. Seftft gib it)x genug, nid^t t)id. 2)entt 
gieid^t^um fud^e id^ nid^t, unb tt>a^ ba^ ©efc^led^t betrifft, 
fo glaube i(^, wirb biejenige abetig genug fein, weld^er ^utten 
bie ^anb reid^en wirb." 

könnte ed I)iernad^ fd^einen, a(^ voixt «^utten aber ben 
aßgemeinen ffiunfc^ unb ?ßlan, fld^ ju »erl^eiratl^en, bamote 
tto<^ nid)t l^inau« gewcfen, fo erl^eUt aud einem bereit« bre( 
S38oc^en früber gefd^riebenen ©rief an ?lrnoIb ©lauberger ^\ 
ber auf ein nod& frul^ere«, auöful^rlid^e«, aber un« nid^t er^ 
l^alteneg ©d^reiben t)ertt>ei«t^ ba|i er t)ielme]^r ft^on ganj 
befiimmte 8lbfid^ten ^atte. „aBa6 id^ öom ^eirat^en gefc^rie^ 
ben," bemerft er l^ier, „^afi bu fo, tt)ie e« gefc^rieben ift, ju 
t)erfte^en, @« ijl fein b(of eö Sorgeben, eö ift mein bejHmmted 
SBorbaben, fofern 3ene eö gef(^et)en laffen/'*) 3)iefe 3ene 
jlnb offenbar bie gamilie ber auderfornenj aber toeld^e ga^ 



M ©auenifriege«^ in Djlfrattfcn, <S. 193 fg. 2)cr ©rief -Butten'« ifl 
in ber »orlgcn ^nm. naci^getoiefen. 

1) 5lrnolb öon ©lauburg, aU ©pröfling eine« Sranffurter ^atvU 
cicrgefci^Iei^tö geb. 1486, tourbe J. U. D. in «ßaüia 1515, l^eivatl^etc in 
bemfeiben Saläre Äatl^arina öon «©or^l^ottfen, unb lebte fortan olidtat^Sf 
Jftxx unb balb oud^ (S^nbicuö in feiner S3aterflabt. (Bein (Sd^toieger^ater, 
^amman »on «ßoli^l^anfen, ein l^od^angefel^ener ^atricier, loar eine ^aupU 
^ü^e ber Sr<in!furter 9lefomt))artei. @ein trüber, Sol^ann' von ©lauburg, 
toat mit Jtatl^arina ®inäi, einer reichen ^ittkoe, »erl^eiratl^et. @. bie 
l^anbf(^riftlid^e ©enealogie beö 'öanfe« t>on ©lauburg auf ber Sranffurter 
©tabtbibliotl^e!, femer tic ^er^nerTc^e (S^ronif unb 9litter*d ^enfma^l 
an \)erf(^iebenen Stellen. 

2) Epist. ad Arnoldum de Glauberg, ap. Stutg. prid. Gal. Mali 
1519. ©tecfelBerger <Sammlttng, c. Opp. ed MUnch, lU, 137. 



«^ittten'd ^tixatffi^thardtn. 369 

mitfe? 6e^ett tt)it bfe brei »riefe an ©lauberger au6 
ber 3rtt t)or unb vrftl^renb be^ Selbjug^ ndfier an, fo faßt 
Me ^üntäi^Mt auf, mit »eld^er er iebe^mal, felbft in im 
^ßflP gefd^riebenen ßrttel, bejfen ^an unb ®ci&tt)ieger»ater, 
ben tjerel^rung^würbigen ®rei^ ^ammon (b. ^/^amman t)on 
^olfel^aufen), jttjeimal auci^ bie ©ruber, gruf en Wf t, fiberbief 
t>Ott ber 93eute, fobafb er feinen S^^eil erl^alten l^aben »erbe, 
jebem ein ©tud ju t)erel^rett t)erfj)ricl^t. SBir »ollen un^ biefe 
Äufmerffamfeit einfhtfeilen merlen, 

3tt)if(i^en bem 21. 9Äai unb 5. 3uni fant ^utten nad^ 
SÄainj jurüd *), wo man ii^n unterbejfen tobt gefagt l^atte» 
a^ l^ief, er fei im Äriege geblieben. Siebl^aber feinet flalent^ 
unb SBfnl^iinger ber ©ac^e, »eld^er er biente, trauerten*)} bie 
geinbe jubelten, unb ^tU e^ ^(t) befldtigt, meinte ^utten, 
fo würben jte gefagt l^aben, ba^ l^aben fle bei ®^rifiu8 burc^ 
i^r @ebet au^gewirft. ») 

SBa^ ^utten'6 ©teßung in SRainj betrifft, fo ^ielt JEur^ 
furfl Sllbred^t, wa6 er il^m jugefagt l^atte. @r entbanb il^n 
be^ «^ofbienfle^, o^ne il^m fein ©e^alt ju entjie^en.*) (Sin^ 



1) Sofern et unter tt^txtm Saturn nodft »on (Sglingen aul an 
%i\(iftt, unter lej^terem 'oon Wtaini ani an dtaimvü fc^rieb. 

2) Kilianus Leib, Prior Rebdorfensis, Bilibaldo Pirckheimero, 
die Galixti 1519; ^eumann, Docum. lit., p. 267 fg.: Nosse cupio, 
si Ulricüs de Hütten supersit. Nam nuper, dum essem Moguntiae, 
humanis iilum excessisse audii, audiique dolens, cum ipsum magno- 
pere vivere et optime vivere malim. Hominis demiroF ingenium : sed 
nostras est, Francus est, et forsitan patriae me fallit communio. 
Non fallit, quoniam vir ingenio, et eo acerrimo, mire praeditus est. 

3) Huttenus Erasmo, Mogunt. Non. Jun. 1519. Opp. Ul, 203: 
Fuit totum h!c mensem rumor, et, credo, ad vos quoque pervenit, 
in bello occubuisse me. Hoc illi exultabant, hoc triumphabant. 
Quodsi quid mihi accidisset, certum habeo, a Christo hoc impe- 
trasse se, dicturos fuisse. 

4) Huttenus Eob. Hesso et Petr. Aperbacho, Mog. 3 Non. Au- 
gust. 1519. Opp. UI, 221: Egi cum principe hie, ut ab aula se- 
etrau f, J&nttett. I. 24 



370 I. »11*. XU. Stapittl 

mal fc^ien e«, aW »oHe ber gurft burd^ ^«mn «itelwi^lf« 
©(^ulplan in Slu^fäl^rung bringen laffen. ^) Äud^ mad^te er 
in ber goJgc n)ol^I einmal ben SSerfud^, i^n bo<l^ tt>ieber für 
ben ^ofbienfi ju gewinnen : aber ^utten Ue|i ftil^ ni^t über« 
reben. ^) @o {)ätte ber SWdcenottfc^e SUbred^t gerne aud^ 
mit gra^mu^ feinen ^of gejiert, unb lub il^n bur^ .^ittten 
w>ieber]^oIt ju ftc^ ein. 3e$t l^atte if)m(gra8mu^ fetne ^nlei^ 
tnng anr woal^ren Ü^eologie gew>ibmet, nnb il^n babel befon^ 
ber^ and^ um ber ®«nft tt>ifien gelobt, bie er ^utten, bem 
Liebling ber lateinifd^en ®>>rad^e, bewrtfe. ^) 3)aburd^ l^o* 
gefd^meid^elt, beftimmte i\^m ber Äurfürji eine fd^ön gearbeitete 
ftiberne nnb »ergolbete ©d^ale, mit beren Uebcrmittlung er 
.^ntten beauftragte. '*) !Diefen bem dürften ald einen jungen 
SRann ju em^>fel)(en, ber einft eine !)of)e ^kxU !Deutfd(>lanbö 
ju tt)erben t)erf^)red^e, t)erfilumte Sra^mu^ in ber näd^^ften ßät 
nid^t leicht eine ©elegenl^eitj bie (eftige Slu^elaffenl^eit feine« 



junctum esse me, et adnumerato alioqui stipendio, Moguntiae inter 
literas acquiescere sinat: quod impetravi, cum magno, ul videtur 
mihi, Studiorum noatrorum fructu. S3gl. Epist. Gochlaei ad Bilib. 
Pirckheimerum, 8 Febr. 1520, bei ^eumann, p. 43: Solutus est (H.) 
a curia sui Gardinalis cum bona illius gratia: habet adhuc annuum 
ab eo Stipendium. 

1) Petrus MoseUanus Julio Pflugk, Misnae 8 Eidus Dec. 1519, 
in Schilteri de Ubert. eccles. Germ. L. VII, c. 2. p. 840: Ulrychus 
Huttenus principis sui sumptibus Moguntiae trium hnguarum scho- 
lam adomat. 

2) Reposcor in aulam. Sed non facile cedam. 3n bem gleid^ 
näi^oT nac^ijutreifenbcn ©riefe. 

3) Ratio, seu methodus, compendio perveniendi ad veram Theo- 
logiam. 3)ie 3ueignung au ben Änrfür^cn Sllbre^t, d. d. Lovan. 11 Gal. 
Jan. 1518, f. in Erasmi Epist. Londin. 1742. L. XXIX, Ep. 29. 
di ^n%t barin oon Butten: . . juveni, non minus eruditione quam 
imaginibus claro . . , sed hoc unice nobili, quod Tua Dignitas illum 
inter praecipuos ac interiores officiarios complectitur. später : Hut- 
tenum habes domi, linguae latinae delicium. 

4) Huttenus Erasmo, Mog. Non. Jun. 1519, a. a. D, 



Butten aU Sreter. 371 

ZaUni^, feftt et bejetd^nenb l^inju, werbe baö junel)mettbe 
atter t)on felbfi ^erteffern, *) 

3n einer fo forflenfreieivSage tjerfofgte nun .l^titten feinen 
^eirat^dj)lan weiter. @^ muß eine granffurterin gewefen 
fein^ auf bie er e^ abgefef)en i)atU, unb jwar muß fie ber 
®lauberger'f<i^en Samilie burd^ SBerwanbtfd^aft ober SSerfd^wä'» 
gerung na{>e geftanben ^abcn. 5)enn an feinen ^reunb, 9tr^ 
nolb t)on ©tauberg, wenbet ft<i^ ^utten am 26. 3uli aber^ 
maW, unb baß gerabe biefer, beffcn Schwiegervater unb ©ruber, 
in granffurt beifammen waren, betrachtete er al^ eine er^^ 
wünfd&te ©elegenl^eit, feine ©ad^c ju betreiben. aSon ber SDtutter 
be^ Sttdbt^en^ befürd^tete et Qd^t^mif^UiUn^y jie f(i^eint mit 
ber Soc^ter l^od^ l^inau^ gewollt ju l^aben, unb eine f^eftige 
5)ame gewefen ju fein. @ie follte ber alte »i^amman mit 
feinem bi<)lomatift^en Safte ^) au^forfd^en unb bearbeiten: 
au^forfc^en, auf toa^ für eine gamilic fte benn eigentlid^ mit 
ber Sod^ter f^)eculire; bearbeiten, inbem er ilb^ ^utten'^ ikU 
jut Sodbter, feine ^oc^ad^tung für bie SRutter, fein fteunb^ 
fd^aftlid^eö ffierf)dttniß ju ber ganjen gamilie, ju ©emutl^ 
führte, unb ibr ben aSerbac^t benfti^me, al^ ob er ein Sievo^ 
lutionär, ein gefdbrlid^er SÄenfd^ wäre, ^tnn fie erfannt 
l^aben wirb, ftnb ,^utten'd eigene S33otte, „baß in mir nid^t^ 
Unrubigeö, nid^tö 3lufrübrerifd^e6 ift, meine ©tubien tJoH 
3lnmutl), ©d^erj unb SBi^, fo ^offe idf^, wirb fie mid^ ertragen 
unb fid^ fetbfl erträglidb finben tajfen." !Der ©ruber fobann 
foll fid^ auf Äunbfc^aft legen, wa^ an bem Vermögen bed 
SWdbd^en^ fei, wa6 i^r bie SWutter gleich mitgeben, tt>a^ md)^ 



1) Erasmi Epist. omnes, Lugd. Batav. 1706, p. 441, 495, 513. 
Nam hanc ingenii lasciviam (l^eift eö In ber jtveitcn <BuUe, dnem 
SÖricfe i)om 16. 9(ugu(l 1519), ut ita loquar, salis per se corriget 
aetatis accessio. 

2) ^ü^ in ®ad)en bc^ dtc^aribdi Befap ber a(te «öamman ^utten'd 
Sßtxttantn, f. oben <S. 355 ^nm. 2. 

24* 



372 I. Stt4* XU. Stapiitl 

laffen »erbe. S)ie »efotgtif^ befonbet«, t>ott ber ll^m ein an* 
berer gtanlfurter greunb, 5ßWti»)^ t>ott gfirficnbetfl, gefd^ricben, 
ba| man fie l^ege, foK er ben Seuten benel^men, ald beab« 
fld^tigtc ^uttcn, ble S?eut>ermd^ltc mit ftc^ auf ein gelfennefi 
in ber 9Bt(bn{f jit nel^men. 2)ort n)ärbe er ed am toenigflen 
audl^altcn: unb eben bief fei ja einer ber ®ränbe, n>arum er 
eine jitotif^e SBerbinbung fud^e, um felb^ in ber ©tabt n)o]^nen 
)u f innen. ,,$alla^ ^at bie ®tAbte gegränbet: fie ifi bie 
®itün meiner ®tubien. Kentauren mögen ftd^ am befien in 
ffiÄlbern besagen." 

,,aRöc^te eud^/' fo fd^lie^it er feinen »rief, „m6<^te euc^ 
^utten 'tt>urbig unb tauglid^ erfc^einen, mit eurem ©firgerred^te 
befd^enft, in eure ©ci^todgerfd^aft aufgenommen ju »erben. 
Sr, ber nidjt t)iele ®t4bte erobert f^ai, wie einer jener ©fem 
freffer, aber t>iele Sleid^e mit bem 9lufe feinet Stamen^ burd^* 
toanbert} nid^t Siele umgebrad^t l^at, wie 3ene, ba^r aber 
SBiele liebt, unb t)on Sielen innig geliebt ioirb, Der nit^t 
auf ©d^ienbeinen »on anbertl^alb SUen »^ol^e bal^erjieigt, no^ 
burd^ riefenmäfigen Möxptx bie 93egegnenben fd^redft: bod^ an 
©eifle^ftftrfe nid^t leidet ©nem nad^jiel^t. .2)er jtoar nid^t 
mit ©d^önl^eit »)rangt, ober bur(^ SEBol^lgefialt ftc^ au^jeid^net, 
aber burd^ bie Silbung feinet ®eifie6 [liebenöwurbig unb 
begel^ren^wert^ ju fein jid^ fd^meid^eln barf. 3)er nid^t gro^^ 
juft)red^en t^erfiel^t, nid^t pxai)Uxi^i) ftc^ l&erau^jufirei^en ^)flegt, 
aber ioeil er einfad^, offen unb reblid^ ^anbelt unb rebet, 
Iioffen barf, bafi, ioer il^n fennen gelernt l^at, il^n nid&t »er* 
werfen »erbe. !Do(^ bief iji felbfi beinahe i)ra]^lerif(^. 3(^ 
»önfdje bir mit Sruber, ©d^toäl^er, grau unb ganjer ga^ 
milie langet SBol^lfetn, unb erwarte balb einen erfreulid^en 
Srief t>on bir, ober wa6 e^ für einer fei, wenn er nur auf 
alle einzelnen 5ßunfte be6 meinigen antwortet. 9lod^ einmal 
lebe wol^l, unb antworte mir balb unb audful^rlid^. — 9la(^^ 
fd^rift. 3dö arbeite jeftt an Schriften, burd^ bie id^ eu<^ 



^uüm'€ ^tkal^iplan. 373 

balb ju erfretictt gebcnle* gut jcftt fc^ide i^ bie Febris bei^ 
ncm Stuber. 3* lebe in ben ©tubfen mit gtof em ©enuf • 
SÖftten tt)it nur beifamnten, bamit bu fel)en fönntefi, mit 
»eld^en ©d^etjen id^ mtd^ etgefte. 3^n:eifie biefen Stief fo^ 
gleici^, tt)enn mein JRuf bit am^etjen liegt: bei beinet S^teue 
bef<^tt)öte ic^ bic^/' i) 

3)ie lUntetl^anbfungen fd^einen nic^t ganj oline (Stfolg 
geblieben ju fein; benn ein l^alb 3a]^t f^)ätet, am 8, gebtuat 
1520, fd^teibt Sod^Wu^ au6 gtanffutt übet ^utten, balb tt>etbe 
et, wenn feine «Hoffnung nid^t fel^Ifd&lage, eine eble unb teid^e 
gtau l^eimfubten. ^) 

©0 ttftumte aud^ «^utten einmal ben J£taum eined ein^ 
fac^ menfd^lid^en 3)afein« in ben ftieblit^en ©d^tanfen bet 
Statut unb bet ©itte; et ^ielt ftd& einen ?tugenblidf fut einen 
l^atmlofen 3»enfd^en unb feine Sltbeitenfut anmutl^ige ©<)iele: 
butd^ bie et getabe im Segtiffe fianb, einen ©tutm ju tnU 
feffeln, bet il^n üon bem ^afen, in »eld^en et eben einjuloufen 
meinte, tt>eit unb füt immet t)etfd^lagen foCte, 



1) Viro eximie probo et eleganter docto D. A. de Glauberg, 
ICto et Patricio Francofurtensi , amico desiderabili. S)iefer Srief 
(mit beut ^eifaj^e: cujus autographum servatur a generosa familia 
Dominorum a Glauberg, Francofurti ad Moenum) fCnbet jidft in ben 
l^anbf(^r{ftlid^en ^naleften 3ac. Surcf^arb'd §it feinem Gommentarius 
de Ulrichi de Hütten fatis ac meritis, auf bet SGBolfenb&ttter ^iBlio- 
tl^ef, unb iji $um erßenmal »on SSOding me ^iä^t gebogen toorben. (St 
itägt hae ^atum: Moguntiae 7 Gal. August. 3)a$ bad Sal^t fein an« 
bete^ aU 1519 fein fann, etl^eKt aua feinem ^etl^ältnif einetfeit^ ju htn 
^tiefen aud bet äßitttemlbetgifd^en ^am^agne , anbtetfeit^ §u bem fogletci^ 
onjufü^tenben be6 ^od^tau^ ^om 8. SeBtuat 1520. 

2) Jo. Gochlaeus Bilibaldo Pirckheimero. Ex Francofurto 8 die 
Pebr. 1520, Bei ^eumann, p. 43: (Huttenus) Brevi uxorem, si spe 
sua frustratus non fuerit, ducturus est et nobiiem et opulentam. 



t>nt(f von %, 9(. etoti^au« in Scf^iig. 



SSetbeffetuttgem 



(Seite 103, 3tiU 6 ber Slnm., flatt: 1613, tie«: 1518 
« 186, « 12, flatt: {^ermann, ließ: ^aximann 






V 

% 



THE NEW YORK PUBLIC 
HBFBRBNCB DBPABTA 


; LIBRARY 

dENT 

■tano«» to b« 

liiif 


TbiB book is und er no oircum 
taken frooi th« Build 




























































































fertn (tu 







m^mmmtääm