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Full text of "Unterhaltungen aus der Naturgeschichte"

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Wilhelm, E. / A 067 


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Wildermuth (V. L.) & Gates (F. H.) Clover Stem- 


Borer as an Alfalfa Pest. pp. 25: I pl., text illust. See 
UNITED STATES or AMERICA.—DEPARTMENT OF AGRI- 
CULTURE. Bulletin No. 889. 


8°. 1920. 
WILDMAN (W. B.) A short history of Sherborne 
from 705 A. D.. . Third edition. pp. li,] 167 4 pls., 
2 plans. 


80. Sherborne, 1911. 
Wilhelm (GorTrTLıEB ToB1As) Unterhaltungen aus der 
Naturgeschichte .. Der Würmer erster Theil. 1 Vol. 


80. Wien, 1832. 


Wanting the second volume, Theil 2. 


Wilhelm (G. T.) Unterhaltungen aus der Natur- 
geschichte. [Von G. J. Wilhelm.] Der Fische erster 
(Zweyter) Theil. Neue Ausgabe, &c. 2 Vol. ust. 

8°. Augsburg, 1834. 

Forms Vol. no. 9 and 10 of the whole series ofthe “ Neue Ausgabe ” 

which appeared in 27 volumes. 

Wilhelm (G. T.) Unterhaltungen aus der Natur- 
geschichte. [Von G. J. Wilhelm.] Des Mineralreichs Iter 
(ter) Band. Neue Ausgabe, &c. 2 Vol. Must. 

80. Augsburg, 1834. 

Forms Vol. 26 & 27 of the complete series of the “ Neue Ausgabe.” 

Wilhelm (G. T.) Unterhaltungen aus der Natur- 
geschichte. [Von G. T. Wilhelm.] Der Vögel erster 
(-zweyter Theil). Neue Ausgabe, &c. 2 Vol. ill ust. 


8°, Augsburg, 1834. 
Kantine the first volume, Theil 1. 


orms Vol. no. 4 & 5 of the whole series of the.“ Neue Ausgabe.” 


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Der IIS itrmer- Swenfer Theil 


Neur Jus gabe 
Hugsburg 1834. 
In J. H. Schloßers Burch irnd Kunſthandlung. 


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Vorerinnerung. 


Di umerzeichnete Kunſthandlung konnte ſich 
nicht entſchließen, dieſen zwoͤlften und letzten Band 
der Unterhaltungen aus der Raturgeſchichte des 
Thierreichs einem verehrten Publicum vollendet zu 
uͤbergeben, ohne zu gleicher Zeit, ihres Verſpre⸗ 
chens gegen zu fpät eingelaufne Subftribenten ein⸗ 
gedenk, dieſe als einen Rachtrag zu den vorigen 
Ltſten hinzuzufuͤgen. Außerdem hat fie, den Win: 
ſchen einiger gemäß „ eine Ueberſicht der zwolf 
Baͤnde des ganzen Werkes beydrucken laſſen. Auch 
fie freut ſich, dieſen Ruhepunct erreicht zu haben, 
dankt ihren ſchaͤtzbaren Abnehmern für die Auf⸗ 
nahme, die dieſes Werk fand, und für die Rachſcht, 
die ſie ihm ſchenkten. 


M. Engelbrecht 'ſche 8 
| in Augsburg, 


wuͤrmer II. Th. * ö Nach⸗ 


— Nachtrag 
5 zu den 
im fuͤnften und zehnten Bande enthaltenen 
Subſcribenten-Liſten. 


Hr. Buchhaͤndler Anich, in St. Gallen. 
— Landrath Behr, in Zelle. 

— Pfarrvicar Beißel, in Leutkirch. 
— Muſic. Benz, in Augsburg. 

— Muüſie. Bosch, in Augsburg. 

— Myeofeſſ. Crauer, in Lucern. I: 


— Kfm. Scheuermann, in Augsburg. 
— Bierbr Schlumberger, in Augsburg. 
— Per. Schnitzlein, in Moͤnchsroth. 

— Muſic. Unger, in Augsburg. 

— Afm Will, in Augsburg. 

. Muſic. Wohlmuth, in Augsburg. 


der zwoͤlf Bände Unterhaltungen aus dee 
Naturgeſchichte des Thierreichs. 


I. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der 
Saͤugethiere J. Theil, mit XXX. illuminirten 
Kupfertafeln, 246 S. Text, XXXH. S. Ein⸗ 
leitung, und geſtochnem Titelkapfer. 

II. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der 

Saͤugethiere 11. Theil. mit XX XIV. illumin. 
Kupfertafeln, 288 S. Text, Regiſter und ge⸗ 
ſtochnem Titulkupfet. Ser 9 

III. unterhaltungen aus der Naturgeſchichte der Arte 

pPhibien. Mit XL. illuminirten Kupfertafeln, 

2328 S. Text, XVI. S. Einleitung, Vorrede und 

Regiſter, und geſtochnem Titulkupfer. 

IV. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte, Der 
Vogel J. Theil, mit XLIV. illumin. Kupfer⸗ 
tafeln, 367 S. Text, XXXII. S. Einleitung 

und geſtochnem Titulkupfer. wan 

V. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der 

Voͤgel II. Theil. mit XL VI. illumin. Kupferta⸗ 

feln, 384 S. Text, und Bogen Subſcribenten⸗ 
lliſte und Regiſter, und geſtochnem Titulkupfer. 

VI. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der 

Inſecten l. Theil, mit XL VI illumin. Kuofer⸗ 

tafeln, 376 S. Text und XLVIII. S. Einleitung, 

geſtochnem Titulkupfer und Inſtructionstafel. 

VII. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der 
Inſecten IL. Theil, mit Lil. illumin. Kupferta⸗ 
feln, 424 S. Text, und geſtochnem Titulkupfer. 

VIII. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der 
Inſecten III. Theil, mit III. illumin. Kupfer⸗ 
tafeln, 424. S. Tert, und dem Reaifter über die 3 
Theile der Inſeeten und geſtochnem e 


2 


IX. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der 
Jiaiſche J. Theil mit XLIV. illum. Kupfertafeln, 
2352S. Text XLVIII. S. Einleitung und Sub⸗ 
ſexib. Nachtrag und geſtochnem Titulkupfer. 
X. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der 
Siſche II. Theil mit LIT, illum. Kupfert. 416 
S. Text, und Regiſter über die II. Theile der 
Fiſche und geſtochnem Titulkupfer. | 
XI. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. 2 
Würmer J. Th. mit L, kum. Aupferta e 
204 S. Text und XXVIII. S. Einleitung und 
orrede und geſtochnem Titulkupfer. 
XII. Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. Der 
Würmer II. Th. mit LVI. illum. Kupfertafeln 
468 S. Text nebſt Regiſter uͤber die 11. Theile der 
Wuͤrmer, einer Vorerinnerung und Ueberſicht 
des ganzen Werks und noch einem Nachtrage der 
Subſcribentenliſte. | 


Im Ganzen enthält alſo das hiemit geſchloßne 
Thierreich, außer 12 geſtochnen Titulblaͤttern nnd ei⸗ 
ner Inſtructiont tabelle, 548 fleißig illuminirte Ku⸗ 
pfer, auf denen durch eine gewiſſenhafte Oekonomie 
zum Beſten der Leſer mehr als 3400 Gegenſtaͤnde der 
Natur abgebildet find, und uͤber 4700 Seiten oder 
faſt 13 Alphabethe Text, in deſſen Druck die größte 
Sparſamkeit beobachtet worden iſt. Beſſer als durch 
dieſe Sorgfalt und durch den billigſten Preis konnte 
ihre Achtung vor dem Publicum und ihre Dankbar⸗ 
keit fuͤr die Aufnahme, die dieſes Werk fand, nicht 
beweiſen die ; 


Martin Engelbrecht ſche Kunſthandl. 


in Augsburg. 


* 


Tab. . IV. 


Schalwürmer, Conchylien, 
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1. Vielſchalige ’ Multivahvia. 
Kaͤfermuſchel.  Chiton: 


Conchylieneyer (1. 2). Die Schuppenvolle 
(35). Die Marmorirte (6.7). Die Weiße 
650. Der Meer⸗Kellerwurm (9). Die 
Negerinn (10). 
Meereichel. Lepas. 
| Die Erhabne di 144213). Die aufblühende 
Seetulpe (14). Die dornige Meereichel 50. 
Die Wallfiſchlaus (16, 17). Die Entenmu⸗ 
. (18. 10). Die Seemüge (20). Da 
Fuß zehen ar * 
Bohrmuſchel. Pholas. | 
DerSteindohrer: (22. 23). Die Gerippte (24). 
* Die Zwergoholade (25). 
Nur noch drey Ordnungen der Wuͤrmerclaſſe find 
uns fiir den letzten Band unfrer Unterhaltungen aus 
der Naturgeſchichte uͤbrig geblieben. Begleiten uns 
Wuͤrmer II. Th. A unfre 


2 Schalwuͤrmer. 


unſre Leſer mit ihrer ruhmwuͤrdigen Beharrlichkeit 


auch noch durch dieſe Provinz des unermeßlichen 
Gebiethes der Natur; ſo koͤnnen ſie ſich ruͤhmen, 
das ganze Thierreich durchwandert, und wenn auch 
gleich keine gelehrte Kenntniß, worauf dieſe Blaͤtter 
keinen Anſpruch machen, erlangt zu haben, doch 
mit den dankwuͤrdigen Anſtalten der Natur, und 
manchen Geſchoͤpfen, deren Daſeyn ſie zuvor kaum 


ahndeten, bekannter geworden zu ſeyn. Zwar wer⸗ 


den ſie bey den Ordnungen, die uns noch uͤbrig ſind, | 


| fich gefallen laſſen muͤßen, daß wir ihnen zuweilen 
von der Hütte mehr, als von ihrem Bewohner erzaͤh⸗ 
len, und daß wir ihnen die kunſtreichſten Gehaͤuſe 


beſchreiben, ohne ihre geſchickten Erbauer bekannt 


machen zu koͤnnen; indeſſen hat doch auch dieſer 
Theil der Naturgeſchichte ungemein viel Anziehendes, 
ind wenn ihn hie und da einer für unbedeutend hielte, 
dem duͤrften wir nur eine Handvoll Sand, der tau⸗ 
ſend treffliche, aber unſichtbare Schnecken und Mu⸗ 
ſcheln dem Vergroͤßerungsglaſe zeigt, vorlegen; 
duͤrften ihn nur an ein aus Millionen Conchylien 
aufgeſchichtetes Gebirge, oder an die von Corallen 
aufgethuͤrmten Felſen und Riefe erinnern, oder ihm 
von den Wundern der Infuſionen einige Winke 
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Schalmwürmer. 3 


geben, um ihn im Voraus zu überzeugen, daß hier 
von einem unendlich wichtigen Theil der Natur die 
Rede ſey, der die größte Aufmerkſamkeit jedes Den⸗ 
kenden verdient. 

In unſrer Einleitung in die Naturgeſchichte der 
Wuͤrmer uͤberhaupt verſprachen wir, ehe wir die 
Conchylien oder Schalwuͤrmer, die eine Ordnung 
jener Thierclaſſe ausmachen, ſelbſt beſchreiben wuͤr⸗ 
den, eine allgemeinere Einleitung in die Kenntniß 
derſelben vorauszuſenden, um nicht bey der Beſchrei⸗ 
bung der Gattungen und Arten das, was ſie gemein 
haben, immer wiederhohlen zu muͤßen. Zwey 
Haupttheile fallen bey den Schalwuͤrmern in die 
Augen: der Wurm und die Schale. Von beyden 
wollen wir jetzt das nothwendigſte beruͤhren. 

Sehr vieles haben die Bewohner der Schalge⸗ 
haͤuſe mit den uͤbrigen Wuͤrmern gemein, ſo daß 
man nicht leicht in Verſuchung kommen konnte, ſie 
in eine andre Thierclaſſe, als unter die Wuͤrmer, zu 
verweiſen. Auch ſie haben einen weichen, gallert⸗ 
artigen, meiſt mit Fuͤhlern verſehenen Koͤrper, den 
man, haͤtte er nicht die merkwuͤrdige Schale, ſicher 
zu den Schleimthieren rechnen wuͤrde. Soll von 
ihnen ein allgemeiner Charakter angegeben werden, 

| A2 de 


4 Scchalwuͤrmer. 

ſo konnte man ihn darein ſetzen, daß man ſie fuͤr 
einfache weiche Würmer erklaͤrte, die in einer eignen, 
ſelbſt verfertigten Schale wohnen, die ſie immer 
mit ſich herumfuͤhren, und aus der ſie ſich zwar her⸗ 
aus begeben, jedoch ohne fie gar nicht, oder nur kurzs 
Zeit, leben konnen. Der Schöpfer fand zwar nicht 
fuͤr gut, dieſen Thieren Knochen zu geben, dafuͤr 
aber gab er ihnen äußerlich etwas Aehnliches, naͤhm⸗ 
lich eine ſteinharte Buͤchſe, in die ſie ſich verſchließen 
Tonnen, Lange befümmerte man ſich um fie ſelbſt 
weit weniger als um die Schale, und es ſchien, als 
ob dieſe die Hauptſache waͤre, ihr Bewohner aber 
weniger Aufmerkſamkeit verdiente. Der kunſtreiche 
Bau jener Gehaͤuſe, ihre reizenden Zeichnungen und 
Farben, ihr porcellanartiger Schmelz beſchaͤftigten 
den Beobachter ſo ſehr, daß er das Thier ſelbſt ganz 
aus der Acht ließ. Man war davon ſo bezaubert, 
daß man mit einem Aufwande, der an Verſchwen⸗ 
dung graͤnzte, bloß die Schalen ſammelte, unbeſorgt 
um das Thier, dem ſie angehört haben mochten. 
Eben daher ordnete man auch in Syſtemen und 
Naturaliencabinetten dieſe Geſchoͤpfe durchaus nur 
nach den Schalen, was freylich ſo rathſam als noͤ⸗ 
tig war, da dieſe nicht nur dauerhaft und keiner 


Ya, 1 E Zer⸗ 


Ochalwuͤrmer. 5 
Zerſtörung leicht unterworfen find; ſondern auch die 
Thiere ſelbſt unter den Haͤnden gleichſam zerinnen, 
und wenn ſie trocknen, faſt keine Spur von ihrer 
ehemaligen Geſtalt behalten. 

Die Schalwuͤrmer ſcheinen großen Theils wahre 
Zwitter zu ſeyn, ſo daß jeder beyde Geſchlechter in 
ſich vereiniget; ob aber bey allen zur Fortpflanzung 
des Geſchlechts zwey Individuen udthig ſeyen, die 
ſich wechſelſeitig befruchten und befruchtet werden, 
das laͤßt ſich nicht entſcheiden. Doch will man bey 
einigen Schnecken, z. B. bey den Blaſen⸗ und Pur⸗ 
purſchnecken die Bemerkung gemacht haben, daß die 
mit engern Schalen und weniger Hoͤckern Weibchen 
ſeyen. Ziemlich willkuͤrlich verfuhr man dabey in den 
Cabinetten, und gab bey Conchylien von offenbar 
einer Art, die aber entweder dicke Schalen und ſtarke 
Zacken und Hoͤcker, oder duͤnne Schalen und nur 
wenig oder keine Zacken und Hoder hatten, die ers 
ſtern fuͤr maͤnnlich, die letztern fuͤr weiblich geradezu 
aus. Bey den zweyſchaligen oder Muſcheln, moͤchte 
es ſo ziemlich ausgemacht ſeyn, daß alle . 
Zwitter ſeyen. 

Einige Schalwuͤrmer geben lebendige FOR - 
andre aber und zwar die meiften legen Eper, die eine 
A 3 bald 


6 Schalwuͤrmer. 

bald harte, bald weiche Schale haben. Mit den 
lebendig gebaͤrenden verhält es ſich ſo, daß ihre Eyer 
| innerhalb der Muttter ausgebruͤtet werden, indeß 
die andern dieſe Gabe nicht haben, ſondern ihre Nach⸗ 
kommen noch in der Eyhuͤlle von ſich geben, und ihr 
Ausbruͤten der Natur und dem Gluͤcke uͤberlaſſen. 
Von einigen gehen die Eyer faſt wie Froſchlaich, von 
andern in einem haͤutigen Gewebe, das aus mehrern 
tauſend von einander abgeſonderten Zellen beſteht. 
Die Form iſt aber ſehr verſchieden; denn bald gleicht 
ein ſolcher Eyervorrath einem Schwamme, bald einer 
Frucht, bald einer Schnur, an der Bläschen, Bes 
cher, Teller u. d. angereiht ſind. Faſt muß man 
bey iehr ſtark bevoͤlkerten Eyerneſtern vermuthen, daß 
ſie das Werk mehrerer Schalwuͤrmer und nicht eines 
einzelnen ſeyen. Denn man will wirklich von den 
Bezoarſchnecken die Erfahrung haben, daß ſie ſich 
zu gewiſſen Zeiten verſammeln, und ihre Eyer auf 
einen Klumpen legen, der ſich zuſammen kittet. 
Wir ſehen bey 1. und 2. unſrer Abbildung zwey 
Gegenſtaͤnde, bey denen wir wohl auf alles eher, 
als auf Conchylieneyer gerathen haben wuͤrden. 
Und doch ſtellen ſie nichts andres vor. An einem 
dieſer Eyervorraͤthe ſehen wir Bläschen (1), am ans 
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Schalwuͤrmer. 7 


dern Zellen (2). Aus beyden bohrt ſich der junge 
Schalwurm, ſobald das Gefuͤhl der Reife in ihm 
erwacht, heraus. Dieß iſt der Grund, warum man 
an den Exemplaren ſolcher Eyerneſter, die in Cabi⸗ 
netten aufbewahrt werden, die Zellen wie die Blaͤs⸗ 
chen durchbohrt ſieht. Von der Fruchtbarkeit der 
Conchylienbewohner kann man ſich daraus einen 
Begriff machen, daß in Einen Muſchelrogen 1728000 
Eyer gezaͤhlt wurden. ö 

Aber eben dieſe ungeheure Fruchtbarkeit macht 
es uns begreifllich, woher die ſchlechterdings unaus⸗ 
ſprechliche Menge von Conchylien in der Welt komme. 
Tauſend Millionen von Schalthieren, die den Boden 
der Meere bedeckten, und Jahrhunderte ſich uͤber 
einander ſchichteten, haben einen Theil jener Maſſen 
hervorgebracht, die wir Berge und Felſen nennen, 
und die faſt ganz nur aus ihnen zuſammengeſetzt ſind. 
Sie, das Werk huͤlf⸗ und wehrlos ſcheinender Thiere, 
ſtehen feſt gewurzelt da, das Meer hat ſich von ih⸗ 
nen zuruͤckgezogen und ſie dem feſten Lande geſchenkt. 
Wie viel die Polypen dabey thaten, werden wir an 
einem andern Orte hoͤren. Der Verſtand verliert 
% ſich in endloſen Zahlen, wenn er an die Menge der 
Eonchplien denkt; wenn er bönt, daß in drey Loth 
ö Sand 


8 Schalwürmer. 
Sand gegen 7000 Ammonshoͤrnchen gezählt worden 
ſeyen, daß tauſend und aber tauſend Schalthlere 
ſich auf andern Geſchoͤpfen anſiedeln, und daß ein 
Schiff, das eine Zeitlang in der See gegangen iſt, 
endlich ſelbſt in ſeinem Laufe dadurch gehindert 
werde, weil zahlloſe Schnecken und Muſcheln ſich 
anſetzen und den Kiel gleichſam incruſtiren. Dieſe 
Bemerkung entgieng dem beruͤchtigten Seeraͤuber 
Angria nicht, und nur darin, daß er alle vier Wo⸗ 
chen die untere Flaͤche ſeines Schiffes, mit geſpalt⸗ 
nen Cocusnuͤſſen, abſchaben und ihr Oehl eindringen 
ließ, beſtund das Geheimniß ſeines unglaublich 
ſchnellen Seegelns, das ihn ſo vielen Nachſtellungen 
glaͤcklich entriß. Aber bey dieſer Menge von Con⸗ 
chylien muͤßen wir billig erſtaunen uͤber die außer⸗ 
ordentliche Maſſe von Materie, die die raſtloſe Thaͤs 
tigkeit dieſer Seegefchöpfe, verbunden mit den Pflan⸗ 
zenthieren, zu ihren Gehaͤuſen verwendet, beſonders 
wenn man mit Buͤffon annimmt, daß aller Mars 
mor, Mergel und Kalkſtein in der Welt verwitterte 
Conchylien ſeyen. Sie bilden demnach einen be⸗ 
traͤchtlichen Theil unfrer Erdkugel. Sie bedecken an 
vielen Orten die Oberflaͤche derſelben, und ſind nicht 
minder in ihrem Schooße; die Ebnen, wie die Thaͤ⸗ 
en ler, 


Schalwuͤrmer. 9 


ler, zeigen uns ihre Truͤmmer; fie pflaſtern den Fuß⸗ 
boden des Weltmeeres und erfuͤllen ſeine Kuͤſten; ſie 
ſtrömen mit der Lava aus den Vulcanen, bevölkern 
Fluͤſſe und Suͤmpfe, und ſelbſt auf den hoͤchſten, 
beynahe unerſteiglichen Gebuͤrgen findet ſie der ſtau⸗ 
nende Wandrer. Wie viel bedarf die Natur Stoff 
sfür fo zahlloſe Gehaͤuſe! Chemiker wollen entdeckt 
haben, daß mehr als die Haͤlfte des Gewichts jener 
Polypen und Couchylienwohnungen aus Waſſer 
zund Luft beſtehe. Taͤglich muͤßen alſo dieſe Ele⸗ 
mente für die Millionen Seegeſchoͤpfe einen großen 
Vorrath abgeben, der nun ſeine fluͤßige Form ver⸗ 
liert und zu feſten Körpern wird. Weil nun das hie⸗ 
durch, wie es ſcheint, geſtoͤrte Gleichgewicht in den 
Elementen und im Verhaͤltniß der feſten ud fluͤßi⸗ 
gen Körper gegen einander, wieder hergeſtellt und 
der zu großen Abnahme von Luft und Waſſer, und 
der zu ſtarken Anhaͤufung feſter Körper gewehret 

werden mußte, fo war es unumgänglich noͤthig, daß 
die Natur eine Anſtalt traͤfe, dieſe wieder aufzuldſen 
und in ihre Urſtoffe zu decomponiren. Da dieß aber 

nur durch Feuer geſchehen kann, ſo ſchuf der Urheber 
der Welt in den feuerſpeyenden Bergen ungeheure 
Ofen, in denen jener ſo noͤthige chemiſche Proceß 
= Würmer II. Th. B vor 


10 Schalwuͤrmer. 

vor ſich geht. Dieſen Blick Saußuͤres in die Hefte 

nomie der Natur konnten wir hier nicht verſchweigen. 
Er iſt groß und ehrwuͤrdig und laͤßt uns eins der 

fuͤrchterlichſten Phaͤnomene von einer .. 
Seite anſehen. 

Der junge Schalwurm bringt alſo, wie wir ge⸗ 

hoͤrt haben, ſchon ſeine Schale aus dem Ey auf die 

Welt, ja er hat ſie bereits in Mutterleibe. Noch aber 
ſind die Windungen nicht vollzaͤhlig, die man bey 
den erwachsnen bemerkt; erſt mit zunehmendem 
Wachsthume werden dieſe allmaͤhlich erzeugt, und 
an dem Muͤndungsſaume abgeſetzt. Nicht alſo, daß 
ſich die größere Schale aus der kleinen, jugendlichen, 
wie aus einem Keime, entwickelte, fondern fie ver⸗ 
groͤßert ſich durch Anſetzen eines neuen Stoffes. 
Dieß ſiebt man zumal an den Muſcheln ſehr deutlich. 
Ziemlich ſchnell geht aber das Wachsthum des Schal⸗ | 
thiers von Statten. Denn nach einem halben Jahre 
iſt es ſchon zur Fortpflanzung geſchickt. 

Von jeher waren die Meinungen uͤber die Ent⸗ 
ſtebung der Schale getheilt. Daß fie aus einem 
klebrigen Saft und Kalkerde gebildet ſey, iſt eben ſo 
wenig eine Frage, als daß ihre Grundlage knorpelig 

oder hornig ſey. Einige glauben, der klebrige mit 
Kalk⸗ 


Schalwuͤrmer. 11 
Kalkerde angefüllte Saft, der fie bilde, werde in den 
dazu beſtimmten Gefaͤßen bis zur Oberhaut des 
Thieres gefuͤhrt; hier dufte er aus, das Fluͤßige ver⸗ 
fliege, das uͤbrige verhaͤrte ſich und bilde die Grund⸗ 
lage, indeß nur das Aeußere durch Anſetzung neuer, 
kalkartiger Theile wachſe. Andre halten die ganze 
Schale fuͤr wirklich organiſch, und glauben 1 daß ſie 
mit dem Koͤrper des Thieres durch feine Gefaͤße in 
Verbindung ſtehe, und durch dieſe von innen heraus 
ihre Nahrung und ihr Wachsthum erhalte, ſo wie 
die Zähne und Knochen andrer Thiere, oder auch die 
Schalen der Krebſe. Wenn man aber nach der Be⸗ 
merkung eines ſcharfſinnigen Naturforſchers wahr⸗ 
nimmt, daß denn doch zwiſchen dem Thier und der 
Schale eine gewiſſe Trennung ſtatt finde, indem die 
Gartenſchnecke das mit Vorſicht ausgebrochne Stuͤck⸗ 
chen ſogleich wieder mit Huͤlfe ihres Kalkſtoffes er⸗ 
gaͤnzt, und wie die Winterdeckel der Schneckenhaͤuſer 
nicht mit innern, organiſchen Theilen zuſammenhaͤn⸗ 
gen, ſondern von der Schnecke ſelbſt aus ihrem kalk⸗ 
artigen Speichelſafte verfertigt werden: ſo moͤchte 
man geneigt ſeyn, der erſten Meinung den Vorzug 
zu geben, und die Schale für keinen organiſchen 
* e zu halten. Sie ſcheint alſo theils durch In⸗ 
2 B 2 cru⸗ 


1 


12 Schalwuͤrmer. 
eruſtation, in bein fich der kalkartige Stoff in Blaͤt⸗ 
terform ſchichtenweiſe anſetzt, gebildet zu werden, 
wozu denn die Form des Körpers natuͤrlich das ih⸗ 
rige beytraͤgt; theils, wo dieſe nicht hinreichen wuͤr⸗ 
de, das kunſtreiche Gehaͤuſe hervorzubringen, durch 
einen dem Thiere eignen Kunſttrieb ihre Geſtalt und 
Form zu erhalten. Das zellichte, adernvolle Gewebe, 
das mit den ſkeletirten Blättern Aehnlichkeit hat, 
erinnert dem ungeachtet faſt unwillkuͤrlich an die 
Knochen der Thiere. Die verſchiednen Zeichnungen 
der Schalen aber moͤgen auch von der Verſchieden⸗ 
heit der Hautöffnungen des Schalthiers, aus wel⸗ 
chen der ſie bildende Stoff hervortritt, abhängen, 
Uebrigens läßt ſich darüber durchaus nicht entſchel⸗ 
dend ſprechen. Denn auch die Meinung, daß ſie 
wirklich organiſch ſeyen, hat manches fuͤr ſich: z. B. 
daß ſie ihren Glanz verlieren, wenn der Bewohner 
in Faͤulniß uͤbergeht, hingegen die Conchylien, aus 
denen man den Bewohner lebend herausgenommen 
hat, am ſchoͤnſten bleiben. Hat Poli richtig beob⸗ 
achtet, ſo tritt die Materie des Gehaͤuſes nach Cir⸗ 
culationsgeſetzen aus dem Körper in die Membranen 
des Mantels und bildet ſo allmaͤhlich die Lagen. 
Der Vorrath jener Materie liegt jenſeits des Her⸗ 


9 


Schalwürmer. 13 


zens in einem Beutel. Nie kann das Thier dieſe 
ſeine Schale ganz verlaſſen. Es iſt an ihr, jedoch 
nicht durchaus auf eine gleiche Art befeſtiget. Das 
Muſchelthier haͤngt gemeiniglich in der Mitte durch 
eine ſtarke Sehne mit ihr zuſammen; die Schnecke 
aber mehr nach hinten zu, ja oft mit der aͤußerſten 

Spitze. aer 
Immer aber, die Entſtehung ſey welche ſie 
wolle, bleiben dieſe Schalen ein Naturproduct, uͤber 
das man nie genug erſtaunen kann. Die Mannig⸗ 
faltigkeit ihrer Formen, die Regelmaͤßigkeit der Zeich⸗ 
nung, die Symmetrie der Stockwerke und des innern 
Baues, die koſtbaren Farben, die zum Theil nicht 
bloß auf der Oberflaͤche ſich befinden, ſondern durch⸗ 
ausgehen, die herrliche Politur, die ſie annehmen, 
und zumal der unausſprechlich ſchoͤne Gold⸗ und 
Silberglanz, der vorzuͤglich die Suͤdſeemuſcheln aus⸗ 
zeichnet, wie die Perlenſchnuͤren und Juwelen, mit 
denen einige beſetzt ſcheinen, alles vereinigt ſich, ſie 
zu einem Gegenſtande der gerechteſten Bewunderung 
zu machen. Doch faͤllt ihre Schoͤnheit nicht bey 
allen ſogleich ins Geſicht. Wie der Geizige ſeine 
Schaͤtze unter einer aͤrmlichen Hülle verſteckt, fo ver⸗ 
bergen ſehr viele Conchylien ihren Gold: und Sllber⸗ 
B 3 glauz 


4 Schalwürmer. 
glanz unter einer unſcheinbaren Haut. Erſt wenn 
dieſe abgezogen iſt, wenn ſie gereiniget und polirt 
ſind, zeigt ſich ihre Farbenpracht recht deutlich. 
Auch im Junern haben dieſe Gehaͤuſe viel Sehens⸗ 
wuͤrdiges. Denn nicht nur, daß ſich regelmaͤßige 
Stockwerke und Kammern in ihnen befinden; ſo ſind 
die Waͤnde bald glaͤnzend weiß, wie kein Elfenbein, 
kein Gips ſeyn kaun, bald ſilbern, bald wie polirter 
| Stahl, bald mit andern fanften und lieblichen Far⸗ 
ben bezogen, die mit dem Blau des Himmels, dem 
angenehmen Roth der Roſe, der Glut eines Feuers 
ofens, oder auch wohl mit andern Gegenſtaͤnden von 
großer Farbenpracht wetteifern. Sie zu reinigen und 
zu poliren, ohne daß etwas von ihrer Schönheit vers 
loren gehe, iſt ein ſehr muͤhſames Geſchaͤfte, beſon⸗ 
ders bey denen, deren Farben nicht tief hineingehen, 
oder die eine zerbrechliche Schale und feine Stacheln 
und Auswuͤchſe haben. Ein wohlgeordnetes Con⸗ 
chyliencabinett von gut erhaltuen und vorzuͤglichen 
Exemplaren iſt daher immer eine Sammlung, die 
dem Kenner ſo viel und mehr Freude, als das praͤch⸗ 
tigſte Blumenbett gewaͤhrt, beſonders da er bey ihr 
kein Verbluͤhen, kein Ausarten zu beſorgen hat. 
Van weiß kaum, worauf man ſeine Aufmerkſamkeit 
| zuerſt 


* 


Schalwirmen 15 


zuerſt richten ſoll, ob auf die gefaͤlligen Formen, 
oder auf die reizenden Farbenmiſchungen und die 
trefflichen Zeichnungen, die ſich auf ihrer ſpiegel⸗ 
glatten Oberflaͤche zeigen. Iſt außer dem noch eine 
Sammlung von entzweygeſchnittnen oder halb weg⸗ 
geichliffnen Conchylien dabey, wozu bald die Säge, 
bald die Feile, bald der Schleifftein gehört, um auch 
den herrlichen, innern Bau und die Waͤnde, die die 
Natur im Waſſer emaillirt hat, da wir ſonſt dazu 
immer das ſtaͤrkſte Feuer brauchen, bewundern zu 
koͤnnen; und kommt zu dem allem noch eine ausge⸗ 
ſuchte und zahlreiche Bibliothek und ein humaner 
Eigenthuͤmer, der feine Schaͤtze gern gemeinnuͤtzig 
werden läßt, („) fo gleicht gewiß nichts dem Ver⸗ 

gnuͤgen, 


( Dieſes alles findet ſich in einem gewiß ſeltnen 
Grade vereinigt in dem Cabinette des H. Rit⸗ 
ters und K. K. Raths don Cobres, in Augsburg. 
Auch bey dieſem letzten Bande der Unterhaltuns 
gen aus der N. G. wuͤrde der Verfaſſer eine 
heilige Pflicht zu verletzen glauben, wenn er nicht 
als einen ſchwachen Tribut ſeiner Dankbarkeit 
oͤffentlich das Geſtaͤndniß ablegte: daß bey wei⸗ 
tem der groͤßte Theil des Guten, was guͤtige 
Richter von dieſem Werke ruͤhmen, auf Rechnung 

| V. jenes 


1 


16 Schalwͤrmer. 


gnuͤgen, das der Aufenthalt in einem ſolchen Cabi⸗ 
ie gewaͤhren Tann! 

Außerordentlich groß iſt die . 
der Conchylien. Man kennt bereits 2433 beſtimmte, 
verſchiedne Arten, die man in ſechs und dreyßig 
Gattungen vertheilt hat. Unzaͤhlich waren die Ver⸗ 
ſuche, die Conchylien bald nach den Schalen, bald 
nach dem Schloſſe, bald nach dem Thiere ſelbſt zu 
claffifieiren. Da einige von ihnen mehr als zwey 
Schalen, andre nur zwey, wieder andre bloß eine 
Schale beſitzen, unter den letztern aber ein Theil 
beſtimmte Windungen, der andre aber keine hat; 
ſo gab dieſe Bemerkung Veranlaſſung, die Schals 
thiere uͤberhaupt in vier Familien zu theilen. 

1. Vielſchalige Conchylien (Multivalvia), His 

fermuſcheln, Meereicheln ꝛc. 
U. Zweyfchalige (Bivalvia), oder die eigent⸗ 
chen Muſcheln (Conche), Klaffmuſcheln, 
| Venusmuſcheln ꝛc. III. 


jenes edelmuͤthigen Menſchenfreundes zu ſchrei⸗ 
ben ſey, der dem Verfaſſer mit beyſpielloſer Wils 
ligkeit ſein Cabinett und ſeine Bibliothek oͤffnete, 
ſo daß es gewiß die Schuld jenes Kenners und 
Freundes der Naturgeſchichte nicht iſt, wenn 
dieſe Blaͤtter die Vorzuͤge nicht haben, die ihnen 
nach dem Gefuͤhl ihres Verfaſſers noch mangeln. 


1 hr 

a Schalwürmer. 17 
III. Einſchalige (Univalvia) oder die eigent⸗ 

lichen Schnecken ( Cochleae) mit beſtimmten 
Windungen: Walzenſchnecken, Kraͤuſelſchne⸗ 

* cken ꝛc. 

VIV. Einſchalige ohne beſtimmte Windungen: 
( Univalvia fine ſpira) Napfichneden , ROM, 
renſchnecken, Bohrwuͤrmer. 

Der gemeine Sprachgebrauch begreift die zwey 
* erſten Familien unter dem Worte Muſcheln, die 
4 beyden andern unter dem Worte Schnecken, obaleich, 
} ſtreng genommen, der erſte Nahme nur der zweyten, 

und der andre nur der dritten zukaͤme. 
Ziemlich verſchieden ſind die Bewohner dieser 
Gehaͤuſe, je nachdem dasſelbe ein Muſchel- oder 
Schnecken⸗ oder Roͤhrengehaͤuſe iſt. So viel Aehne 
lichkeit die Thiere, die in den letztern ſich aufhalten, 
mit den im eigentlichen Verſtande ſogenannten Würs 
mern haben; ſo erinnern dagegen die in Schnecken⸗ 
phaͤuſern lebenden an die nackten Schnecken. Wie 
dieſe haben ſie Fuͤhler am Kopfe, die eine verſchiedne 
Geſtalt haben. Bey einigen gleichen fie einem Sees 
rohr, bey andern Trommelſtaͤben; bey einigen find 
fie aſtig und baumaͤhnlich, bey andern pyramiden⸗ 
artig. Das Thier kann fie aus- und einziehen. 


W 


wuͤrmer II. Th. C In 


E ns 


» 


18 Schalwürmer. 


Im letztern Falle ſchieben ſie ſich in einander, oder 
kehren ſich gewißer Maßen um, wie man einen 


Strumpf umwendet. Einige thun das außerordent⸗ 
lich geſchwind. Seltſam iſts, daß die, die baum⸗ 
artige, aſtige Fuͤhler haben, auch von den ein⸗ 
zelnen Zweigen willkuͤrlich die einziehen konnen, 


# 
3 


welche fie wollen, indeß die andern außen bleiben. 


Die ſchwarzen Kuͤgelchen, die man an dieſen Fuͤhl⸗ 
hoͤrnern ſieht, ſind die Augen; unter ihnen liegt der 


wie ein Korkzieher gewundne Sehnerve, der vermit⸗ 


telſt dieſer herrlichen Structur ſich zuſammenlegen 
kann. Die ganze Einrichtung dieſes Auges iſt eins 


der größten Meiſterſtuͤcke im Reiche der Natur, und 


der unſterbliche Swammerdamm fand in ihm die 
drey Feuchtigkeiten des menſchlichen Auges ſehr be⸗ 
ſtimmt. Ueberhaupt werden ſich die, die ſich in den 
Schalwuͤrmern unvollkommne Thiere denken, nicht 


wenig wundern, wenn wir ihnen ſagen, daß ſie voll⸗ 


kommner organiſirt ſeyen und dem Menſchen naͤher 
kommen, als die Inſecten. Schon die Augen gaben 
davon einen Wink. Aber ſie haben auch andre ſol⸗ 
che Organe, z. B. ein Herz mit einem Herzbeutel. 
Durch die halb durchſichtigen Haͤute, die es umge⸗ 


ben, kann man die Schlaͤge desſelben wahrnehmen. 


Etwas 


* 
* 


. Schalwürmnr. 19 
a Etwas Sonderbares hat das Gehirn der Schne⸗ 
cken. Sie können es in den Leib hineinziehen und 
wieder herausſchieben. Aus ihm entſpringt eine Art 
von Ruͤckenmark. An ihrem Maule bemerkt man 
fſzheils Kinnladen, theils einen Ruͤßel; am Körper 
ſelbſt aber einen zur Bewegung dienlichen Fuß. 
Drey Haͤute bilden den Hals. Die mittlere und 
dickſte davon heißt die Halshaut (collare), die in⸗ 
4 nere das Haͤutchen (tunica), und die aͤußere der 
* Mantel (pallium). Den letztern bemerkt man nur 
bey einigen Flußſchnecken, wo er, wenn fie herums 
kriechen, die Schale entweder ganz, oder nur zum 
Theil bedeckt. Die Halshaut, in der ſich das Luft⸗ 
loch und der After befindet, erfuͤllt die Oeffnung der 
Schale und die Schnecke zieht ſich in dieſelbe zuruͤck. 
Das Haͤutchen umgibt die Windungen von innen. 
Mit Unrecht hat man den Schnecken die Zaͤhne ab⸗ 
geſprochen. Sie haben eine Art von dunkelblauem 
Horn, das gezaͤhnt iſt und an Blaͤttern und Kno⸗ 
ſpen oft nur zu deutliche Spuren hinterlaͤßt. 
Weeriger beſtimmt als bey den Schnecken iſt der 
* Kopf der Muſchelthiere, und wenn man nicht eine 
* kleine „ runde Erhabenheit über dem Maule dafuͤr 
1 holten will, ſo kann man weder ſagen, ob ſie einen 
9 Ca Kopf 


* 


20 Schalwuͤrmer. 

Kopf haben, noch wo er ſey. Vier hautige Lippen 
ohne Kinnladen und ohne Zaͤhne hat der Mund. 
Ein cylindriſcher, zuſammengedruͤckter, ſichelformi⸗ 


ger Fuß dient zur Bewegung des Körpers. Auf 


jeder Seite desſelben ſind zwey Kiemen, die den 


Kiemen der Fiſche aͤhnlich find. Der Mantel ums 


gibt den ganzen Körper, Durch ihn kann das Thier 
den Aus⸗ und Zufluß des Waſſers verhindern oder 
bewuͤrken. Zum öftern entdeckt man darin zwey 
Rohren, deren eine zum Schoͤpfen, die andre zum 


Ablaſſen des Waſſers dient. Aber ſehr verſchieden 


ſind die Muſchelthiere untereinander. Die breitern 
erinnern an die Seehaſen, die ſchmaͤlern an die 
Meerſcheiden. Beyde, die Schnecken⸗ wie die Mus 
ſchelbewohner koͤnnen ſich ganz in ihre Schale ver⸗ 
bergen, indem dieſe ſie ganz zuſchließen, jene aber 
meiſtens einen Deckel haben, den ſie wie eine Haus⸗ 
thuͤre auf⸗ und zumachen konnen. Aber nicht alle 
beſitzen ſolche Deckel. So konnte die Erdſchnecke 
desſelben, wenigftend im Sommer, entbehren; denn 
weil ſie ihr Gehaͤuſe auf dem Ruͤcken traͤgt, ſo daß 
die Muͤndung ganz nach unten zu ſteht, ſo kann ſie, 
wenn ſie ſich ganz hineingezogen hat, bey Annaͤhe⸗ 
rung einer Gefahr, an dem Ort, wo ſie ſitzt, ſich 

ver⸗ 


| Schalwuͤrmer. 21 
vermittelſt ihres natürlichen Kleiſters feſt ankleben, 
| ſo daß fie nun wie mit einem Deckel verwahrt iſt. 
Im Winter aber ſpannt ſie uͤber die Oeffnung ein 
dünnes Haͤutchen nach dem andern, bis der Deckel 3 
dick genug iſt. Andre haben für beſtaͤndig Deckel, 
die auch wohl angewachſen find, und trefflich ſchlie⸗ 
ßen. So oft nun die Schnecke an dem Muͤndungs⸗ 
ſaume ihres Hauſes etwas auſetzt, fo vergroͤßert fie 
um eben ſo viel den Deckel, der demnach immer aufs 
genaueſte paßt. Eben daher koͤnnen auch dieſe De⸗ 
ckel nicht von einerley Form ſeyn, weil ſie ſich nach 
den verſchiednen Muͤndungen richten. Die ſoge⸗ 
nannten Meernaͤbel, Meerbohnen, Mondaugen, 
Augenſteinlein, ſind nichts anders als ſolche Deckel. 
Verdienen aber dieſe bey den Schnecken Bewunde⸗ 
rung, ſo iſt ihrer das Schloß der Muſcheln nicht we⸗ 
niger werth. So feſt und genau ſchließt es, daß 
nicht das mindeſte durch kann. Ueberhaupt iſt die 
Muskelkraft der Muſcheln ſo außerordentlich, daß 
es den größern unter ihnen nicht ſchwer fällt, Ans 
kertaue abzukneipen, und daß ſelbſt der Menſch, 
wenn er ein Glied zwiſchen ihre Schalen bringt, in 


Geefahr iſt, es einzubuͤßen. Man hat, um dieſe bey 


kinem ſo weichen Thiere doppelt bewunderungswuͤr⸗ 
C 3 dige 


22 Schalwuͤrmer. 
dige Kraft zu pruͤfen, eine eigne Mafchine erfunden. 
Ein und funfzig Pfunde vertheilte man ganz gleich 
auf beyden Schalen, und nun ſtunden fie einen Zoll 
von einander. Dem ungeachtet vermochte ſie das 
Thier zu ſchließen, ſobald man den Mantel oder den 
Anziehungsmuskel mit Nadelſſichen reizte. Auch 
ſoll nach Anderſons Erzählung ein Matroſe unbefons 
nen genug geweſen ſeyn, in eine auf dem Prinzen— 
eylande liegende Auſter, die ſiehen Ellen im Umkreis 
hatte, hineinzulangen, aber auch, indem ſie ihre 
Hausthuͤre ſchloß, die Hand verloren haben. Uebri⸗ 
gens iſt es kaum möglich, die treffende Aehnlich— 
keit, die zwiſchen unſern Haͤuſern und den Schne⸗ 
cken⸗ und Muſchelſchalen ſtatt findet, zu verkennen. 
Denn auch bey dieſen erwaͤhnen wir ja einer Kalk⸗ 
maſſe, aus der ſie beſtehen, der Stockwerke und 
Kammern, die in ihrem Innern find, und der Thuͤ⸗ 
ren und Schloͤſſer, die fie verſchließen, und auch in 
ihnen ſucht der Bewohner Schutz vor Wind und 
Wetter, und verzehrt unbemerkt das Stuͤck Brod, 
das ihm die guͤtige Natur zufuͤhrte. Daß aber 
dieſe Schalthiere zuweilen ihre Schalen ablegen, 
und eine aͤhnliche Veraͤnderung, wie die ihre Schale 
erneuernden Krebſe, die ſich haarenden Saͤugthiere, 
| die 


Schalwuͤrmer. ’ 23 
die ſich mauſernden Vögel, und die ſich haͤutenden 
Raupen erfahren, iſt unerweislich. Findet man 
auch unbewohnte Schnecken und Muſcheln, ſo iſt 
das Thier entweder nach ſeinem natuͤrlichen Tode 
vertrocknet, oder etwa von einem Vogel herausge⸗ 
hohlt worden. Daß alſo zuweilen Schnecken ihre. 
Haͤuſer verlaſſen, um lauernde Voͤgel zu hintergehen, 
iſt eine Fabel des Alterthums. Denn truͤge auch 
der getaͤuſchte Vogel nur das leere Haus davon, ſo 
wuͤrde das doch die Schnecke ihr Leben koſten, da ſie 
ihrer Wohnung durchaus nicht lange entbehren kann, 

Ueber die Sinnenwerkzeuge der Schalwuͤrmer 
und ihre uͤbrigen Organe iſt dem Unterſuchungsgeiſte 
kuͤnftiger Zeiten noch viel uͤbrig geblieben. So wie 
ſie ohne Haͤnde faſſen und greifen, ohne Fuͤße gehen, 
ohne Floſſen ſchwimmen koͤnnen, ſo ſcheinen ſie auch 
gewiſſe ſinnliche Eindruͤcke von dem, was außer ih⸗ 
nen iſt, zu erhalten, ohne daß man die Werkzeuge 
wahrnaͤhme, durch welche es geſchaͤhe. Zwar moͤgen 
die in Muſcheln wohnenden des Geſichts ganz ent⸗ 
behren; dafuͤr aber erſetzt ihnen den Mangel desſel⸗ 
ben das aͤußerſt feine Gefuͤhl, das dieſe Thiere in 
einem hohen Grade beſitzen. Daß ſie den Sinn des 
Geruchs und des Geſchmacks beſitzen, dieß beweist 

5 | die 


24 Schalwürmer. 
die forafältige Wahl ihrer Nahrung und die Bemer⸗ 
kung, daß manchem Schalwurm das, was uns ſtin⸗ 
kend vorkommt, Wohlgeruch zu ſeyn duͤnkt, der ihn 
herbeyruft. Das Gehoͤr ſcheint ihnen zu fehlen. 
Denn alles, was etwa beweiſen moͤchte, daß der 
Schall Eindrücke auf fie mache, konnte ſich eben fo 
gut aus der Erſchuͤtterung der Luft bey ihrem feinen 
Gefuͤhl erklaͤren laſſen. Eine Stimme kann man 
ihnen nicht wohl zuſchreiben. Man hört zwar einen 
Laut, wenn ſich die Schnecke ziſchend in ibr Haus 
zuruͤckzieht, und bey gutem Appetit tapfer ſchmatzt, 
das Schiffsboth ſauſend auf dem Meere gegen den 
Wind ſegelt, der Quacker quackt und die Gienmuſchel 
klatſcht, wenn ſie ihre Schale ſchnell zuſchließen; 
aber dieß moͤchte nicht wohl eine Stimme zu nennen 
ſeyn. 3 | 
An Inſtinct zu ihrer Erhaltung fehlt es den 
Conchylien nicht. Schon ihr pldtzliches Zuruͤckzie⸗ 
hen in ihre Haͤuſer und das Verſchließen derſelben, 
wenn ſich eine Gefahr nähert, ſpricht dafuͤr; und 
wie klug wiſſen fie nicht zu rechter Zeit auf den 
Grund zu ſinken, oder empor zukommen. Wollen ſie 
das letztere, ſo ziehen ſie ſich aus den Windungen 
ihrer Schale heraus. Dadurch gewinnen ſie mehr 
Um⸗ 


Schalwuͤrmer. 25 
Umfang; ihre hohle Schale vertritt die Stelle einer 
Blaſe und ſteigt in die Höhe, Jetzt werfen fie ſich 
geſchickt herum, und dle Schale bildet nun ein na⸗ 
tuͤrliches Boot, in dem ſie einherfahren, indeß der 
Fuß zum Ruder dient. Ja der Nautilus weiß ſo⸗ 
gar ein Segel auszuſpannen. Sobald ſie wieder 
unterſinken wollen, ſo begeben ſie ſich in ihr Haus, 
um ſchwer genug zu ſeyn. Und wie geſchickt legen 
ſich nicht einige bey ſtuͤrmiſchem Wetter vor Anker! 
Wie vorſichtig waͤhlen nicht andre im Sommer einen 
kuͤhlern, im Winter einen waͤrmern Aufenthalt! Wie 
fein ſpinnen die Einen, und wie ſicher bauen ſich 
nicht andre Röhren. Auch hat es ihnen die muͤtter⸗ 
liche Natur an Waffen gegen ihre Feinde nicht fehlen 
laſſen, und außer der feſten Huͤlle, den Einen Sta⸗ 
cheln, den Andern eine Art von Gebiß gegeben, wo⸗ 
mit ſie den Kuͤhnen, der die Hand nach ihrem Flei⸗ 
ſche aus ſtreckt „ oft empfindlich ſtrafen. Einige 
ſpruͤtzen nach ihrem Feinde Waſſer, andre beſchaͤdi⸗ 
gen mit ihrem Gift, und wieder andere blenden viel⸗ 
leicht durch die Gabe im Finſtern zu leuchten, oder 
retten ſich durch das feine Vorgefuͤhl von der Ver⸗ 
aͤnderung des Wetters, wodurch he als Wetterpro⸗ 
ꝓheten dienen. „ Anden den 
woͤrmer II. Th. l Die 


26 Schalwuͤrmer. 


Die Nahrung der Schnecken und Muſcheln be⸗ 
ſteht in Kräutern und Seemoos; doch freſſen fie auch 
kleine Fiſche, Infuſionsthiere und die zarte Brut von 
Wuͤrmern und Inſecten. Im Nothfalle nehmen ſie 
auch wohl mit Papier und Kalk vorlieb. Manche 
ſcheinen im Thau, andre im Fluß⸗ und Meerwaſſer 
genug nahrhafte Theile zu finden, um davon zu leben. 
In ihrem Innern geht dann der große chemiſche 

Scheidungsproceß vor ſich. Wirklich ſcheinen einige 
Zeitlebens feſt an Felſen angewachsne nichts als Waf- 
ſer zu ihrer Nahrung zu beduͤrfen, indeſſen andre 
durch Windungen in ihren Felſenlagern mit ihrer fei⸗ 
lenartigen Schale etwas Erde abſchaben moͤgen, die 
ihnen zum Futter dient. Die Fleiſchfreſſenden Schal⸗ 
wuͤrmer leben mit den Fruͤchte und Erde genießenden 
im beſtaͤndigen Kriege, in dem Muth, Gewandheit, 
Liſt entſcheiden. Der duͤmmere unterliegt dem liſti⸗ 
gern, dieſer dem ſtaͤrkern — ganz wie bey uns. 
Lange, ja wohl ein ganzes Jahr koͤnnen fie hungern, 
Dieß gilt vorzuͤglich von den kleinern. Wenn man 
aber von Kleinheit oder Größe der Conchylien hört, 
ſo muß man nicht die Rieſen der Erde und des Mee⸗ 
res, den Elephanten und den Wallfiſch, zum Maaß⸗ 
ſtab nehmen. Doch werden unfre Lefer erſtaunen, 
9 wenn 


Schalwürmer 27 


wenn wir ihnen ſagen, daß in einem Luſtſchloſſe, 
nahe bey Haag, eine Auſterſchale zum Baſſin einer 
Fontaine diene, daß bey Goa einmal eine Auſter ge⸗ 
fangen wurde, deren Fleiſch hundert Pfund hatte, 
und daß in der koͤniglichen Kunſtkammer zu Copen⸗ 
hagen eine Auſterſchale ſey, deren beyde Haͤlften faſt 
fuͤnftehalbhundert Pfund haben. Dagegen gibt es 
aber auch ſo kleine Conchylien, daß man das Mi⸗ 
kroſkop zu Huͤlfe nehmen muß. 

Nicht uͤber zehn Jahre ſollen die Conchylien ihr 
Leben bringen. Oft verkuͤrzen es ihnen ihre Feinde, 
die weder der Haͤrte noch der Dicke ihrer Schalen 
achten. Dieſe bohren in der Gegend, wo die nahr⸗ 
haftern Theile liegen, ein cirkelrundes Loch in die 
Schale. Auch das Muſchelthier kraͤnkelt und altert; 
dann verliert es ſeine jugendlichen Reize. Was ih⸗ 
ren Aufenthalt anbetrifft, ſo iſt einigen das Waſſer, 
einigen das Land dazu angewieſen. Einige leben in 
Suͤmpfen, andre in harten Felſen. So ſehr iſt ihr 
Koͤrper dem ihnen beſtimmten Elemente angemeſſen, 
daß die Flußſchnecke im Meerwaſſer, die Seeſchnecke 
im ſuͤßen Waſſer, und die Landſchnecke im Waſſer 
uͤberhaupt ſogleich ſtirbt. Die Muſcheln habe alle 

nur ein Element, das Waſſer, und zwar groͤßten⸗ 

D 2 theils 


28 Schalwüͤrmer. 


theils das Meer. Viele von ihnen graben ſich in 
den Sand, wie der Maulwurf in die Erde; mit ei⸗ 
ner Fertigkeit, die man bey ihrer Gliederloſigkeit gar 
nicht vermuthen ſollte, wiſſen ſie ſich in Sand und 
Stelnen ein bequemes Lager zu machen, ſtrecken auf 
Beute lauernd ihren Ruͤßel hervor, arbeiten ſich tie⸗ 
fer hinein, ſobald ſie Gefahr merken, und ſpruͤtzen 
auch wohl aus ihrem Hinterhalte Waſſer von ſich. 
Merkwuͤrdig iſts, wie ſo manche Muſcheln ganz in 
Steinen eingeſchloſſen ſind. Einige bohren ſich in 
Holz, andre arbeiten ſich in Schwaͤmme hinein, um 
einen ſichern Aufenthalt zu haben; auch pflegen ſich 
manche, wie Schmarozerpflanzen an andern Thieren 
feſtzuſetzen und da noch zu wachſen. So findet man 
oft in und auf der Haut der Wallfiſche eine Menge 
Schalthiere; und auf wie vielen Auſtern, Mießmu⸗ 
ſcheln u. a. Conchylien ſiehet man bald Meereicheln, 
185 eine Menge Wurmroͤhren. 2 2 
So manche unter den Schalwuͤrmern ſind, des 

nen man, das Oeffnen und Schließen ihres Wohn⸗ 
hauſes ausgenommen, keine eigentliche Bewegung 
zuſchreiben kann, und die Zeitlebens da bleiben, wo 
| fie ihre Mutter als Ey hinlegte: fo gibt es dagegen 
andre, die bey allem ſcheinbaren Mangel an Bewe⸗ 
1205 gungs⸗ 


Schalwuͤrmer. 29 


gungswerkzeugen geſchickt genug ſind, ihre Stelle zu 
veraͤndern. Die Einen kriechen, und ihr Gang hat 
eine Aehnlichkeit mit dem Gange der geometriſchen 
Raupen; die Andern ziehen ſich vermittelſt ihres 
Ruͤßels fort; die Einen ſpringen mit ziemlicher Fer— 
tigkeit, und ſchleudern ſich aus dem Waſſer empor; 
die Andern ſchwimmen, indem ſie ihr Haus unter ſich 


haͤngen, und mit ihrem Koͤrper die Geſtalt eines 


Kahns annehmen, und wieder andre ſegeln vortreff— 


lich, und geben das ſchoͤne Schauſpiel, von dem 
wir beym Nautilus mehr hoͤren werden. | 


Der Nutzen der Conchylien iſt nicht unbeträcht- 
lich, und ob wir gleich bey der Einleitung in die 
Natur⸗Geſchichte der Wuͤrmer ſchon Einiges davon 
erwaͤhnt haben, ſo wird doch eine Ueberſicht des 


| mannigfaltigen Gebrauches hier nicht am unrechten 


— 


Orte ſtehen. Außerdem daß einige Schnecken und 
viele Muſcheln gegeſſen werden, und zuweilen fuͤr 
huͤlfloſe Schiffbruͤchige oder ſonſt durch Stürme vom 


Ziele ihrer Reife an ode Eilande verfchlagne, ein 


hoͤchſt willkommnes Nahrungsmittel, ja für man⸗ 


ches Volk an der oft: und weſtindiſchen Kuͤſte, und 


im Suͤdmeere wahres, taͤgliches Beduͤrfniß ſind: 


ſo 3 der Fang und Handel mit ihnen mancher 
D 3 Nation 


30 Schalwuͤrmer. 
Nation anſehnliche Vortheile. Welche Summen 
bringen nicht die Perlen in Umlauf! Welchen Stoff | 
zu mannigfaltiger Verarbeitung liefert nicht die 
Perlenmuſchel und der [yon geformte Nautilus dem 
Kuͤnſtler! Wie geſchaͤtzt war nicht beſonders ſonſt 
die Seide und der Purpur, die zwey Schalwuͤrmer 
lieferten, ehe zwey unſcheinbare, anſpruchloſe Inſe⸗ 
teten fie verdraͤngten! Um aber den aͤußerſt mannig⸗ 
Faltigen Gebrauch der Conchylien gleichſam mit Eis 
nem Male kennen zu lernen, duͤrfen uns nur unſere 
Leſer in das Haus eines Wilden begleiten, und ſie 
werden erſtaunen, wie vielfach er dieſe Geſchoͤpfe 
und ihre Schalen zu benuͤtzen wußte. Ich unterſuche 
vor allem die Waͤnde des Hauſes und den vortreff⸗ 
lichen Kalk, der die Steine zuſammenhaͤlt, und hoͤre, 
daß dieſer aus Conchylien gebrannt ſey; ich trete an 
die kleinen Fenſter, durch die das Tageslicht ins 
Zimmer faͤllt, und ſehe ganz deutlich, daß eine durch⸗ 
ſichtige Muſchel die Stelle des Glaſes vertrete, und 
mein auf das Dach des benachbarten Hauſes fallens 
der Blick belehrt mich, daß die groͤßern Muſcheln 
ſehr gute Dachziegel abgeben. Jetzt beobachte ich 
die wilden Eingebornen um mich her, unmdͤglich 
Tann mir entgehen, welch einen ſchoͤnen, dauerhaften 
Putz 


5 Schalwuͤrmer. 31 
Putz die Damen unter den Conchylien, die fie bald 
als Ohrgehaͤnge, bald an Schnuren gereiht um den 
Hals tragen, zu finden wußten, und wie ſchicklich 
die Schamhaftigkeit eine Muſchel als Feigenblatt 
benuͤtzt. Ruft mich die Gaſtfreundlichkeit des Wil⸗ 
den zu ſeinem frugalen Mahle, ſo finde ich auch da 


Veranlaſſung, über den mannigfaltigen Gebrauch 


der Schalgehaͤuſe zu erſtaunen. Hier ſteht ein Salz⸗ 
faß, das ganz deutlich ein Meerohr iſt; der ſilbern 
ſpielende Löffel, den ich in die Hand nehme, kann 
die Perlenmuſchel nicht verlaͤugnen, und der Becher, 
der die Runde macht, iſt ein Nautilus. Treibt mich 
die Neugierde in die Kuͤche, wo das Mahl bereitet 
ward, ſo entdecke ich nicht nur die Reſte der Schal⸗ 
wuͤrmer, die auf die Tafel getragen wurden, ſondern 
auch in dem Kochgeſchirre wahre Muſcheln. Jetzt 
fuͤhrt mich mein zutraulicher Wirth zu ſelnem Waf⸗ 
fenvorrath; hier finde ich Lanzen, an deren Spitze 
eine geſchliffne Schnecke iſt, und Kriegstrompeten, 
die nichts anders als Kinkhoͤrner ſind. Ich ſchließe 
einen Handel mit ihm, und feine Geldrollen find an⸗ 
gereihte Schnuren von kleinen Schnecken, ſeine 
Scheidemuͤnzen einzelne Muſcheln; Muͤnzen, denen 

die Natur ein Gepraͤge aufdruͤckte, das kein Falſch⸗ 
muͤnzer 


+ 


/ 


32 Schalwürmer. 

muͤnzer nachmachen kann; und wenn ich, um der 
bey uns keinen Cours habenden Muͤnze los zu ſeyn, 
mir ein Paar Handſchuhe bey meinem Wilden kaufe, 
fo finde ich mich ſchon wieder bey den Schalwuͤr⸗ 
mern, denn ſie ſind aus den Faͤden der Steckmuſchel 
trefflich gemacht. Die Noth zwingt mich, ihn um 
ein Raſiermeſſer zu bitten, und er reicht mir eine 
ſcharfe Muſchel, deren er ſich dazu bedient; ich 
wuͤnſchte zu wiſſen, womit er ſeine Zeuge glaͤttet, 
und er zeigt mir eine Schnecke, die ſein Werkzeug zu 
dieſem Gebrauche iſt. Begleite ich ihn auf ſein Feld, 
unterſuche ich das Grabſcheid, womit er in Ermang⸗ 
lung des Pflugs ſein Feld bearbeitet, ſo muß ich auch 
darin eine Muſchel erkennen, und wuͤnſche ich bey 
ſeiner kleinen Viehzucht zu erfahren, womit der 
Acker urbar gemacht und beduͤngt worden, ſo ver⸗ 
ſichert er mich, daß der an der Luft verwitterte und 
zu Kalk gewordne Muſchelauswurf des Meeres ihm 
dieſen Dienſt erwieſen habe. Erſtaunt uͤber den 
mannigfaltigen Nutzen, den mein Wilder aus den 
Conchylien zu ziehen weiß, kehre ich nun mit ihm 
vom Felde zuruͤck; wir treten im Vorbeygehen bey 
einem Goͤtzenbilde ein, oder wir wohnen einem Re⸗ 
ligionsfeſte bey, und Lampen, in Schnecken und 
Muſchel⸗ 


— 


— 


Schalwüuͤrmer. 33 


Muſchelgehaͤuſen angezuͤndet, erhellen etwas das 


Dunkel des Goͤtzentempels. Finde ich nun auch in 
dieſer Gegend keine Illuminiſten, die die Malermu⸗ 
ſchel noͤthig hätten, keine Kuͤnſtler, die aus Perlen⸗ 
mutter ſchoͤne Basreliefs, aus Porcellanſchnecken 
artige Doſen und aus andern Muſcheln niedliche 
Cameen verfertigten, keine Porcellanfabriken, denen, 


wie den Chineſiſchen, Conchylien nuͤtzlich waͤren, keine 


Wachsbleichen, bey denen man, wie in einigen fran⸗ 
zoͤſiſchen, des Saftes der Schnecken nicht entbehren 
konnte; ſo ſehe ich dagegen auf dem Schiffswerft 


meines Wilden, wie unentbehrlich ihm die Muſcheln 
zur Erbauung ſeiner Kaͤhne ſeyen. Am Abende un⸗ 
terhaͤlt mich mein guter Wilder mit dem Fischfang, 


wobey Angeln und Netze aus Perleumutter und wei⸗ 
ßen Muſcheln kunſtreich gearbeitet ſind, oder er gibt 
mir Concert, und eine Muſchelſchale iſt die Leyer, 
die, unter Begleitung blaſender Inſtrumente, der 
Trompetenſchnecken, in mir mehr Erſtaunen als Ver⸗ 


gnuͤgen erregt; und endlich begleitet er mich in mein 


Schlafgemach, das eine Lampe, oder vielmehr eine 
Schnecke, die den Nahmen Oehlkrug fuͤhrt, erleuchtet. 
Erſtaunen nicht unſere Leſer, die uns bey unſerm 
Beſuche im Haufe eines Wilden begleitet haben, über 
Würmer II. Th. E den 


34 Schalwuͤrmer. 


den ſo vielfachen Gebrauch der Conchylien? Und 
wie manches koͤnnten wir noch hinzufuͤgen, zum 
Beyſpiel: wie viel tauſend Thiere ſich von Conchy⸗ 
lien naͤhren, wie oft ein fo zartes, wehrloſes Ger 
ſchoͤpf, als der bekannte Diogenes, in ihnen Dach 
und Fach finde, und wie in allen Ruͤckſichten auch 
die Schalthiere zum Ruhm ihres großen Schoͤpfers 
gereichen: allein es iſt bald Zeit, unſre Ueberſicht 
dieſer Ordnung von Thieren zu endigen. Freylich 
konnen wir, trotz des vielen Guten, das wir von ih⸗ 
nen geſagt haben, auch nicht laͤugnen, daß einige 
unter ihnen ſchaͤdlich ſeyen; daß die Erdſchnecken 
zuweilen Spuren der Verwuͤſtung wie ein feindliches 
Heer hinter ſich zuruͤcklaſſen; daß der Menſch ſich 
an ſcharfen Muſcheln ſchneiden, an ſtachelnvollen 
verletzen, ja wohl durch einige Rieſenmuſcheln um 
ein Glied kommen koͤnne; daß der Einwohner der 
Schiffskuttel den Perlenfiſcher umklammre und ihm 
das Blut ausſauge; daß einige giftig ſeyen, und 
duß der Pfahlwurm die Exiſtenz eines ganzen fleißi⸗ 
gen Freyſtaats mit gaͤnzlicher Aufloͤſung bedroht 
habe; allein alle dieſe Nachtheile, die durch Conchy⸗ 
lien angerichtet werden koͤnnen, verlieren viel von 
ihrem Furchtbaren, da ſie der Menſch durch Verſtand 


und Vorſicht einzuſchraͤnken vermag. | 
| Viel⸗ 


Schalwuͤrmer. 35 


Vielleicht iſt kein Zweig der Naturgeſchichte, 
der dem Luxus, was jeder Aufwand uͤber die Graͤn⸗ 
zen der Beduͤrfniſſe hinaus heißen kann, mehr zu ver⸗ 
danken haͤtte, als gerade der, von dem wir reden. 
Lange mochten tauſend und aber tauſend Conchylien 
ruhig am Meeresgrunde gelegen haben, bis die Wols 
luſt, um den Gaumen mit neuen Genuͤſſen zu kuͤtzeln, 
und die Prachtliebe, um ſich mit Purpur und Seide 
und Perlen zu ſchmuͤcken, auch jene Abgruͤnde durch⸗ 
ſtreifte. Jetzt fieng man an, in den Meeren zu 
wuͤhlen; noch aber warf man die Schalen als etwas 
Uunuͤtzes weg. Allmaͤhlich reizte aber doch ihre 
Mannigfaltigkeit das Auge; man ſchmuͤckte Gaͤrten 
und Grotten damit aus; Kuͤnſtler fiengen an ſie zu 
poliren und ihre Farben, ihren Glanz, ihre Bauart 
ſichtbarer zu machen. Nun wurde der Sammlungs⸗ 
geiſt rege. Ein Schrank, mit Schnecken und Mu⸗ 
ſcheln fieng an, zur geſchmackvollen Einrichtung ei⸗ 
nes Hauſes zu gehoͤren. Man legte ſie auf weiche 
Betten von Wolle, Atlaß, Sammt, und zeigte im 
Triumph die bunten Reihen und die niedlichen Herz⸗ 
Blumen- Harfen: Kraͤuſel⸗ Figuren; man fragte bey 
allen Seefahrern, ſobald ſie einliefen, nach, ob ſie 
Conchylien mitgebracht haͤtten, both fuͤr Seltenheiten 

E 2 unge⸗ 


36 Schalwuͤrmer. | 
ungeheure Preiſe, belebte dadurch die Thaͤtigkeit und 
Sorgfalt ſie aufzuſuchen, und fo arbeitete eine an: 
fangs bloß kindiſche Eitelkeit der Wiſſenſchaft ſelbſt 
gluͤcklich vor, und lieferte den Maͤnnern, die lieber 
denken als ſpielen wollten, Stoff genug zu den wuͤr⸗ 
digſten Betrachtungen. Dieſe ordneten nun die 
Schalen nach ihren aͤußerlichen Kennzeichen, und fo 
entſtand aus dem bunten Spielzeug jener eitlen 
Sammler ein ſchoͤnes Gebäude, und man fieng an 
mit Einſicht zu ſammeln. Die beſte Zeit hiezu iſt 
der Fruͤhling. Wie dieſer uͤberhaupt alles erweckt, 
ſo ſcheint er auch die Conchylien aus ihrem Sand⸗ 
lager und ihren Felſenhoͤhlen hervorzurufen. Man 
ſieht fie nun truppweiſe an der Oberfläche des Mee⸗ 
res, wie ſie miteinander ſpielen, ſich bald naͤher kom⸗ 
men, bald fliehen, und ſich dann ihrer Fruchtbarkeit 
entledigen. Dieß iſt die Zeit der Ernte. Man fängt 
ſie mit Hacken, Netzen und Angeln. Die letztern 
laͤßt man mit Koͤder in die See auf die von ihnen 
bewohnten Felſen. Der Schalwurm kommt aus ſei⸗ 
ner Hoͤhle und greift nach dem Köder, Schon hängt 
ſich das treuloſe Eiſen in ſeinen Mantel. Er will 
ſich losmachen, fliehen; umſonſt. Jede Bewegung 
druͤckt es tiefer hinein, bis er zu den Fuͤßen des alles 
bezwin⸗ 


Kaͤfermuſcheln. 37 


bezwingenden Menſchen zappelt, vor dem kein Adler 
in den Luͤften, kein Wallfiſch in feiner Tiefe, und 
kein Elephant in ſeinen Waͤldern ſicher iſt. 

Doch wir eilen nun zu der nahern Beſchreibung 
der vorzuͤglichſten Gattungen und Arten. Freylich 
werden wir hiebey uns ſehr einſchraͤnken, und nur 
diejenigen waͤhlen muͤßen, die ſich durch Schoͤnheit, 
Seltenheit, Brauchbarkeit vorzuͤglich auszeichnen; 
aber gewiß wird das wenige, was wir anführen koͤn⸗ 
nen, hinreichend ſeyn, uns mit Erſtaunen und Freude 
uͤber die Werke der Natur und ihren weiſen und guͤ⸗ 
tigen Urheber zu erfuͤllen. 


** * * 


Der auszeichnende Charakter der vielſchaligen 
Conchpylien ergibt ſich ſchon aus ihrem Nahmen. 
Ihr Gehaͤuſe iſt aus mehrern Schalen zufammen; 
geſetzt. Nur drey Gattungen von dieſer Familie 
haben wir unſern Leſern bekannt zu machen; aber 
auch fie enthalten ſchon ſehr viel, das unfrer Auf⸗ 
merkſamkeit werth iſt. 

Die erſte derſelben faßt die Rafermüſcheln t in 
fi (Chiton , Oſcabrion), deren 28 verſchiedne Ar⸗ 
ten entdeckt ſind. Sie zeichnen ſich dadurch aus, daß 
gewöhnlich acht, zuweilen ſechs oder ſieben Schalen 

E 3 dach⸗ 


38 Kaͤfermuſcheln. 


dachziegelfoͤrmig uͤber dem Ruͤcken des unter ihnen 
lebenden Schalwurms liegen, und ihn wie mit einem 
Panzerhemde bekleiden. Die Schalen find gewoͤlbt 
und an den Seiten mit ſtarken Muskeln befeſtiget. 
Ihre Oberflaͤche iſt ſehr verſchieden, koͤrnig, punctirt, 
geſtreift, polirt, mit Zaͤpfchen verſehen. Doch ſind 
die Bewohner der Kaͤfermuſcheln, fo verſchieden auch 
ihr Kleid iſt, alle einander gleich und ſichtbar von 
einer Art. Man hat ſie mit dem unter unſern 
Schleimthieren angefuͤhrten Thiere, das Doris heißt, 
verglichen und ſelbſt dafuͤr erklaͤrt. Allein die Ein⸗ 
wobnee der Kaͤfermuſcheln haben weder gefranste 
Hintertheile noch Fuͤhlfaden, ſondern einen großen 
Kamm. Dieſer ſteht auf dem Kopfe, der an einem 
kurzen Halſe befindlich iſt. Von Fuͤhlern und Augen 
iſt keine Spur zu ſehen, wohl aber von einem runz⸗ 
ligen Maul in der Mitte des Kopfs. Aus dem 
Maul geht eine Art von Roͤhre, die ſich beym Athem⸗ 
hohlen aus- und einzieht. Die Kiemen befinden ſich 
außerhalb und der After hinten. Der eyfürmige 
Fuß beſteht aus Fibern und Nerven. 

Immer muͤßen die Kaͤfermuſcheln etwas zum 
Anhaͤngen haben. So feſt kleben ſie an Felſen, 
Pflanzenthieren, Steinen, Fiſchen u. d. daß es ſchwer 

iſt. 


Kaͤfermuſcheln. 39 


iſt, ſie loszumachen, ohne ſie zu beſchaͤdigen. Man 
muß ſie ſchnell wegſtoßen; ſonſt wenn ſie Gefahr 
merken, klammern ſie ſich ſo feſt an, daß ſie ſich eher 
in Stuͤcken zerreißen, als losmachen laſſen. Hiezu 
dient ihnen der Saum ihres Koͤrpers. Dieſer iſt bey 
einigen mit Schuppen, bey andern mit Stacheln 
beſetzt, immer aber iſts ein lederartiger Wulſt. 
Ziemlich ſchnell kriechen ſie. Wie die Kelleraſſeln 
kruͤmmen fie ſich zuweilen in ſich ſelbſt zuſammen, 
und das mit einer Staͤrke und Muskelkraft, daß 
man vergeblich verſucht, ſie gerade zu ſtrecken. Sie 
ſollen ſich, vermittelſt eines aͤſenden Saftes, Höhe 
lungen in den Felſen bereiten; allein vermuthlich 
ſuchen ſie nur ſolche Hoͤhlen zu ihrem Lager. Ihre 
Menge iſt ſehr groß. Oft findet man ſie truppweiſe 
beyſammen. Man kann ſie nicht eſſen. Von ihrer 
Fortpflanzung wie von ihrer Nahrung weiß man bis 
jetzt noch wenig. Doch gelang es ſchon, in einem vers 
trockneten Thiere Eyer zu entdecken, ſo ſchwer das ſchon 
um deßwillen ſcheinen mag, weil es ſich im Waſſer 
nur gar zu leicht aufloͤst. Deutlich ſah Schröter 
zwiſchen den feinen Haͤuten am Ruͤcken des Thieres | 
den Eyerſtock mit gelblichen Eyern, der fo in der 
Haut ein weiches Lager und an der Schale eine 

ſchuͤ⸗ 


49 Kaͤfermuſcheln. 

ſchuͤtzende Decke hat. Zwey Monate ſoll ſich die 
Kaͤfermuſchel neben ihrer Brut anheften, bis dieſe 
ſtark genug iſt, fuͤr ſich ſelbſt zu ſorgen. 

Es ſollte uns leicht ſeyn, von den Kaͤfermuſcheln 
uͤberhaupt ſo viel Gattungsnahmen anzufuͤhren, als 
es Arten gibt. Man nannte ſie: Klapperſchlangen⸗ 
ſchwaͤnze, Krebsſchwaͤnze, gegliederte Napfmuſcheln, 
Grillenmuſcheln, Elephanten⸗ Waſſer⸗Wallfiſch⸗ 
laͤuſe, Waſſerwanzen, Nachen, Chaloupen, See⸗ 
kellerwuͤrmer ꝛc. Wirklich haben ſie mit den Keller⸗ 
wuͤrmern oder Aſſeln, viele Aehnlichkeit. Die Fran⸗ 
zoſen nennen das ganze Geſchlecht Oſcabrion. 

Vielleicht erinnern ſich unſre Leſer noch, daß 
wir unter den Aſſeln ihnen ein Inſect bekannt mach⸗ 
ten, das den Nahmen Oſcabiörn oder Wunfchbär 
fuͤhrt, und von dem die Islaͤnder tauſend wunder⸗ 
liche Dinge erzaͤhlen. Von der Aehnlichkeit der 
Geſtalt borgte zuerſt Petiver dieſen in Oſcabrion 
veraͤnderten Nahmen, der nun der ganzen Gattung 
zu Theil wurde. Dieß gab zu einer großen Ver⸗ 
wirrung Veranlaſſung. Jetzt erzaͤhlte man alles, 
was die Islaͤnder von ihrem Wunſchbaͤren ſagen, 
auch von den Kaͤfermuſcheln, beſchrieb Augen, 
Fuͤße u. d. m. mit großem Wortaufwand, und ſelbſt 

in 


Schuppenvolle Kaͤfermuſchel. 41 


Rin die neueſten und beſten Werke ſchlich ſich dieſe 
5 auffallende Vermiſchung eines Inſects mit einer 
Conchylie. Am laͤcherlichſten iſt die Aeußerung, 
die man in einem ſonſt verdienten Werke findet: 
„man habe ſich nicht entbloͤdet, die Chitone oder 
„Kaͤfermuſcheln unter die Conchylien zu rechnen, da 
fie doch ſichtbar nichts anders, als die Kronen weſt⸗ 
„indiſcher Schlangen waͤren.“ | 
| Wenn wir jetzt unſern Leſern die cbuppen⸗ 
volle Baͤfermuſchel (Ch. Squamoſus, “ Oſca- 
hrion carolinum 3) bekannt machen, fo muͤßen wir 
ſie bitten, die Schuppen ja nicht auf dem achtglie⸗ 
drigen Schalenkleide zu ſuchen. Nein; alle die Be⸗ 
nennungen, die ſchuppige, ſtachlige, roͤhrige, haa⸗ 
rige ꝛc. beziehen ſich auf den lederartigen Saum des 
Thieres, der die Schalen umgibt und unter ihnen 
hervorgeht. Zahlloſe, treffliche Steinſchuppen, die 
wie bey Fiſchen uͤber einander liegen, uͤberdecken den 
Saum unſrer Kaͤfermuſchel. Da die von gleicher 
Farbe beyſammenſtehen, ſo bilden ſie niedliche Bin⸗ 
den, die die Kunſt des größten Kuͤnſtlers nachzuah⸗ 
men umſonſt verſuchen wuͤrde. Welche Einrich⸗ 
tung! Welche Hand, die die faſt unſichtbaren 
Schuͤppchen ſo ordnet! Welch ein Leim, der ſie zu⸗ 
Würmer II. Th. 5 ſam⸗ 


42 Schuppenvolle Käfermuſchel. 
ſammenhaͤlt! Ziemlich groß wird dieſe Kaͤfermuſchel. 
Man hat ſie ſchon mehr als drey Zoll lang gefunden. 
Die ſchoͤn ſchließenden acht Schalen gleichen von 
vben einem Dache, von unten einem ausgehöhlten, 
ovalen Nachen. Das erſte und letzte Glied iſt etwas 
abgerundet. Die mittlern haben auf jeder Seite 
einen etwas erhoͤhten, ſpitzwinkligen Abſatz voller 
Flecken auf hellerm Grunde. Der uͤbrige dunklere 
Raum der Schalen iſt rauh mit einer Menge Quer⸗ 
ſtreifen. Am Rande haben die Schalen viele Ein⸗ 
ſchnitte und Zaͤhne, die in die Franſen des Wulſtes 
eingreifen. Und fo kann der Bewohner ſein geglie⸗ 
dertes Gehaͤuſe regieren, es zur Kugel zuſammen⸗ 
ziehen, oder zur Flädye ausdehnen. Erſt wenn man 
dieſe Kaͤfermuſchel umwendet (4), ſieht man die Ker⸗ 
ben und Zaͤhne, die am vordern und hintern Gliede 
am zahlreichſten ſind. An den Seiten find die Scha⸗ 
len geſchweift, und am innern Rande ſo ſcharf wie 
ein Scheermeſſer. Ihre Farbe iſt weißgrau und 
Meergruͤn. Man findet ſie mit Ponceau, Purpur 
und Violett Flecken. 
Zuverlaͤßig iſt die Kaͤfermuſchel, di wir in unſe⸗ 
rer Abbildung vor uns ſehen, eine von den vorzuͤg⸗ 
lich ſchonen. Ihr grünes Knochenkleid mit den er⸗ 
hoͤhten 


Marmorirte, Weiße Kaͤfermuſchel. 43 


hoͤhten Baͤndern, und dem wie mit Perlen beſetzten 
Sanme thun eine ſehr gute Wirkung. Weſtindien 
iſt ihre Heimath, doch hat man auch an denitaliaͤni⸗ 
ſchen Kuͤſten viele ſehr ſchoͤne von derſelben Art 
gefunden. | 

Da eine Kaͤfermuſchel mit ſieben Schalen faſt 
eben ſo ſelten, als eine links gewundne Schnecke iſt, 
ſo wollen wir doch unſern Leſern eine bekannt ma⸗ 
chen (5), die zwar auch eine ſchuppenvolle iſt, bey 
der aber jener nicht gemeine Umſtand ſtatt findet. 
Sie iſt bey St. Thomas in Weſtindien gefunden 
worden. An ihr ſieht man die dreyeckige Erhöhung 
der Schalen, und die ſchoͤne Schuppenhaut des 
Wulſtes noch beſtimmter als an der Vorigen. 

Woher die marmorirte Kaͤfermuſchel (Ch. 
marmoratus 6) ihren Nahmen habe, das wird wohl 
der erſte Anblick zeigen. Sie hat nicht nur Striche, 
Baͤnder und Flecken, dergleichen den Marmor auszeich⸗ 
nen, ſondern auch den Glanz, den ihm die Politur gibt. 
Auch der mit zahlloſen Schuͤppchen wie mit Perlen 
beſetzte Saum des Koͤrpers hat weißliche, ſtahlblaue 
und ſchwaͤrzliche Felder abwechſelnd. Das Fleiſch 
des eingetrockneten Bewohners ſieht aus wie Tiſch⸗ 
lerleim. Dieſen aber wird man nur dann gewahr, 
79 + J 2 wenn 


44 Meerkellerwurm. 


wenn man dieſe Kaͤfermuſchel umwendet (7). Dann 
ſieht man auch Franſen, die zum Anhalten dienen 
mögen, und ein Stuͤck von dem oben erwaͤhnten 
Ruͤßel, mit dem das Thier wahrſcheinlich frißt und 
Athem hohlt. Vorzuͤglich am Strande der weſtin— 


diſchen Zuckerinſuln findet man dieſe Kaͤfermuſchel | 


häufig. Ueberhaupt aber iſt der ganze americanifche 
Ocean ihre Heimath. Ihre Verſchiedenheit in Ab— 
ſicht auf Größe, Farbe, mehr oder weniger Wölbung 
iſt ſehr groß. 

Schneeweiß und glatt iſt die Grote Schale der 
weißen Räfermufchel (Ch. albus 8). Am Ruͤ⸗ 
cken bemerkt man eine ganz ſchwache Erhoͤhung. 
Nicht viel größer als Puncte find die Schuͤppchen, 
die den Saum beſetzen. Um Island und Grönland 
wird ſie gefunden. 

An den Norwegiſchen Kuͤſten haͤlt ſich eine andre 
kleine Art von Kaͤfermuſcheln auf, die man den 
Meerkellerwurm (Ch. Afellus 9) nannte. Ihre 
acht glatten Schilder ſind kohlſchwarz. Auf der 
Woͤlbung eines jeden befindet ſich ein gelber Fleck. 
Von den dreyſeitigen Erhoͤhungen auf den Schalen 
iſt bey der vorigen wie bey dieſer Kaͤfermuſchel keine 
Spur zu finden. 

Eben 


— 


Negerinn.  Meereicheln. 45 


Eben das ift auch der Fall bey der Negerinn 
(Ch. Minimus 10), die unter die kleinſten Chitone 
gehört, Ihre Grundfarbe iſt ſchwarz; doch ſieht 
man an manchen Stellen einen weißen Ueberzug. 
So klein fie auch iſt, fo find doch die charakteriſti⸗ 
ſchen Kennzeichen aller Kaͤfermuſcheln an ihr nicht 
zu verkennen. Ohnweit Bergen in Norwegen iſt ſie 
gefunden worden. 

Eine andre merkwuͤrdige Gattung der vielſcha⸗ 
ligen Conchylien faßt die Meereicheln (Lepas, 
Balanus, Glands de mer, Lepaden) in ſich. Sie 
zeichnen ſich dadurch von den Kaͤfermuſcheln aus, 
daß ſie aus ungleichen Schalen zuſammengeſetzt 
ſind, die mit ihrer Grundflaͤche immer an etwas feſt⸗ 
ſitzen und einem Geſchoͤpf zur Wohnung dienen, das 
getheilte Fuͤhler und einen Ruͤßel hat. Man koͤnnte 
dieſe Gattung wieder in zwey Familien theilen, und 
in die erfte die Balanen (Balanus, le Balane, Meer⸗ 
tulpen) rechnen, deren Schalen kreisfoͤrmig ver⸗ 
bunden ſind, und gleichſam einen oben geoͤffneten, 
doch mit einem kapuzenartigen Deckel verſehenen 
Kegel bilden, und einer Eichel oder auch einer Tulpe 
ähnlich ſehen; in die andere Familie aber die Entens 
muſcheln (conchæ anatiferæ, pollicipedes, pauce- 


8 3 pieds 


46 Meereicheln. 


nieds, Fußzehen ) verweiſen, deren ungleiche Scha⸗ 
len paarweiſe vertheilt und durch eine Membrane 
verbunden ſind. Sie gleichen zum Theil einer Man⸗ 
del, mit einer Seitenritze und ſitzen auf einem leder⸗ 
artigen Stiele. Fuͤr den erſten Augenblick koͤnnte 
man zwar glauben, dieſe zwey Familien ſeyen zu 
unaͤhnlich, um eine Gattung auszumachen. Allein 
waͤren ſie auch noch verſchiedner, ſo entſcheidet der 
Untſtand, daß eine und dieſelbe Thiergattung, der 
man den Nahmen Triton gibt, diefe verſchiednen 
Schalen bewohnt. Schon unter den Schleimwuͤr— 
mern haͤtten wir eines Tritons erwaͤhnen können, 
der bis jetzt noch in den Syſtemen, als der einzige 
ſeiner Gattung angefuͤhrt wird. Aber eben um die⸗ 
ſer Armuth des Geſchlechts, und der Unbeſtimmtheit | 
der Angaben von ihm willen, wollten wir lieber ihn 
übergehen, beſonders da wir voraus ſahen, daß wir 
bey den Meereicheln unſre Leſer mit den Tritonen 
hinlaͤnglich bekannt machen könnten. Dieſe ſonder⸗ 
baren Thiere haben ſechs auch mehrere Paare Fühler, 
deren innere Seite haarig oder faſerig iſt. Die drey 
hinterſten Paare haben ſcherenfoͤrmige Spitzen. Die 
Thiere, die die Meereicheln bewohnen, haͤngen ſich 
haufenweiſe und ſehr feſt an Schiffskiele, Felſen, 

Mur 


u u 


Meereicheln, 47 


Muſcheln, Netze, Ankertaue, und an hundert andre 
Körper. Die eine Art hat dieſe, eine andre wieder 
eine andre Lieblingsſtelle. Selbſt auf Krebſen und 


Fiſchen wiſſen ſie ſich anzuſiedeln. Zeitlebens blei⸗ 


ben ſie da feſt geheftet, wo der Zufall ihrer Geburt 
ſie hinfuͤhrte. Wenn der Bewohner der Kaͤfermu⸗ 
ſchel gleichſam unter dem Dachſtuhl ſeines Hauſes 


ſich aufhaͤlt, ſo haust dagegen der Triton in feiner 
Meereichel im obern Stockwerke, und ſieht faſt im⸗ 


mer zum Dachloche hinaus. Da er alſo ſeiner Nah⸗ 


rung nicht willkuͤrlich nachgehen kann, ſondern wars 
ten muß, was ihm das Meer zufuͤhrt, ſo mußte die 
Natur beſondere Anſtalten fuͤr ſeine Erhaltung treffen. 
Sie gab den Tritonen daher die vielen Fuͤhler und eine 
Leichtigkeit, Kraft und Beharrlichkeit, ſie unaufhoͤr⸗ 
lich auszubreiten, und ſchnell in Bogen zu bewegen, 
ſo daß ſie ihnen wie Fangnetze dienen. So oft das 
auch vergeblich iſt, ſo gelingt es doch durch das un⸗ 
ausgeſetzte dieſer Bewegung, daß auch etwas in ihre 
Arme faͤllt. Dieſe iſt ſo ſehr bey ihnen Naturtrieb, 
daß fie auch ſchon halbtodt noch dieſes Manoeuvre 
machen. Im Anfange des Sommers entledigen ſie 
fich ihrer Eyer. Tauſende führt das Meer fort, und 
ſchwemmt fie an Felſen, Muſcheln, Schiffsklele ꝛc. 

wo 


43. Erhabne Meereichel. 


wo ſie wie ein Same im Erdreich aufgehen, und 
ſich entwickeln. Sie machen dann mit Schiffen und 
Fiſchen die weiteſten und ſchnelleſten Reiſen, ohne 
ſelbſt Fuͤße zu haben. Viele bleiben auch an ihrer 
Mutter haͤngen und uͤberdecken ſie zuweilen ſo, daß 
ſie die Oeffnung ihres Gehaͤuſes verſchließen, und 
ihre arme Mutter lebendig einmauern. Ihre Frucht⸗ 
barkeit iſt unermeßlich. Noch enthaͤlt aber die Ge⸗ 
ſchichte der Lepaden viele Dunkelheiten. Gern 
moͤchte man fragen: wie ſie ſich begatten, da ſie doch 
ihre Stelle nie veraͤndern? Wie die Jungen an Wall⸗ 
fiſchen und Schiffen ſich anhaͤngen, und trotz des 
Schnellſegelns der letztern und des Anſpuͤhlens der 
Wellen feſt haͤngen bleiben und wachſen? Wie es 
moͤglich ſey, daß ſie im Suͤdmeere wie im Eismeere 
ausdauern — und warum man ſogar ſelten verſtei⸗ 
nerte finde? Doch wir wollen jetzt unter den 28 
Meereichelnarten einige der merkwuͤrdigſten Nane 
ben und beſchreiben. 

Ziemlich einfach iſt das Anſehen der erhabnen 
meereichel (L. Balanus, Gland de mer eleve 11 ). 
Schnecken, Muſcheln, Krebſe, Hummer ſind oft 
von ganzen Haufen dieſer Schmarozer uͤberdeckt. 
9 iſt ihre Farbe nur ſimpel weißgrau. 
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Erhabne Meerelchel. 2 


In der Form gleicht dieſe Meereichel einem abge⸗ 
fiunnpften Kegel. Die Wände. befiehen gewöhnlich 
aus ſechs, zuweilen aus weniger Schalen. Die 
rippenartigen Erhoͤhungen laufen oben in eine Spitze 
zuſammen. Sie ſind hohl. Das Dach dieſer Huͤtte, 
das der Bewohner oͤffnen und verſchließen kann, be⸗ 
ſteht aus vier kleinen aber ungleichen Schalen, vol⸗ 
ler Querrunzeln. Ueberhaupt iſt Symmetrie und 
Schoͤnheit nicht die Sache des Eigenthuͤmers dieſer 
Meereichel. Doch wir wollen vielleicht ihn ſelbſt, 
der ſeine raͤuberiſchen Arme herausſtreckt (12), kennen 


lernen. Ziehen wir ihn aus ſeiner Huͤtte, und ſehen 


wir ihn vergroͤßert (13), ſo ſehen wir einen wahren 
Triton mit ſeinen vielen gegliederten Armen oder 
Fuͤhlern. Zwoͤlf davon ſteigen mit ihren haarigen 
Gelenken paarweiſe in die Hoͤhe; ſie ſind gelb und 
durchſichtig wie Horn. Auf beyden Seiten ſtehen 
ſechs kleinere von eben ſolcher Structur. An der 
Wurzel dieſer zahlreichen Arme, die ihre Beute wie 
ein Netz umſchließen, ſteht der Ruͤßel, der aus lau⸗ 
ter ſich nach und nach verengenden Querringen be⸗ 
ſteht, und durch den die kunſtreiche fpiralfürmig ges 


‚wundne Zunge hinlauft. Das Maul ſieht einem 
ziunſammengezognen Beutel aͤhnlich, und hat kleine 


Würmer Il. Th. 8 Zaͤhn⸗ 


50 Aufbluͤhende Seetulpe. 


Zaͤhnchen und Buͤſchelchen, um die Beute feſtzuhalten. 
Nicht mit Unrecht nennt man die kleinen Meerei⸗ 
cheln Seepocken, denn ſie uͤberdecken faſt alles, was 
in der See iſt und lebt. Die europaͤiſchen We 
ſind voll davon. 

Nicht ganz ohne Grund iſt der Nahme aufbluͤ⸗ 
hende Seetulpe (L. Tintinnabulum, le gland de 
mer tulipe, turban, kuhſchellenfoͤrmige Meereichel 
14), den man einer andern Lepade gab. Diefe iſts 
vorzuͤglich, die ſich zu Tauſenden an Schiffe, ohne 
daß wir wuͤßten, wie? anhaͤngt, und bey aller ihrer 
ſcheinbaren Zerbrechlichkeit und Schwachheit den 
tobenden Wellen und der Gewalt der Meereöftrome 
Widerſtand leiſtet. Um ſie herum ſtehen die Menge 
Kinder und Kindskinder, was freylich fehr leicht ges 
ſchehen kann, weil ihre Jungen in vier Monaten reif 
und Fortpflanzungs⸗faͤhig find. Oft noͤthigt die 
Menge ſolcher Seetulpen, die die Schiffe gleichſam 
incruſtirt, beyzulegen und dieſe Anſiedlungen zu zer— 
ſtören. Ganze Klumpen, von der Größe eines 
Kopfs, haͤngen an den Schiffen. Gern ſammeln 
die Chineſer ſolche zu einem gottesdienſtlichen Ge⸗ 
brauche. In jeder einzelnen Seetulpe eines ſolchen 
Klumpen bringen ſie ein Licht an, und ſetzen dieſen 

ſelt⸗ 


7 


Dornige Meereichel. 51 


feltfamen Leuchter vor ihre Goͤtzen hin. Von vers 
ſchiedner Groͤße, Form und Farbe ſind die ſechs 


Schalen der aufbluͤhenden Seetulpe; immer aber 


gleicht ſie im Ganzen der Blume, an die ihr Nah⸗ 
men erinnert. Ihr Bewohner, auch ein Triton, 
leckt mit feinen ſchon bekannten Fuͤhlern den Schlamm, 
der ſich rund um ſeine Wohnung anzuſetzen pflegt, 
und findet darin ſeinen Unterhalt. Welche Vorſorge 
der Gottheit, daß ſich fuͤr dieſes Thier, das ſich nicht 
von der Stelle bewegen kann, Schlamm in der Naͤhe 
ſammeln und ihm zur Nahrung dienen muß. Die 
oſt⸗ und weſtindiſchen Gewaͤſſer, fo wie das Nordmeer 
enthalten dieſes Geſchoͤpf ſehr häufig, 

Sehr rar und merkwuͤrdig iſt die dornige 
Meereichel (L. Spinoſa, le Gland de mer epi- 
neuæ 15), und lange bemühte ſich ein um die Com; 
chylien ſehr verdienter Naturforſcher um eine, bis ein 
daͤniſches Schiff aus Oſtindien einlief, deſſen Boden 
ganz damit gleichſam beſaͤt war. Das Exemplar, 
das wir vor uns ſehen, iſt trefflich Purpurroth. 


Eine Menge roͤhriger Stacheln, unter denen einige 


zwey Spitzen haben, ſtehen darauf. Die hellen Zwi⸗ 


ſchenfelder ſind ſtachellos. Der Boden dieſer Meer⸗ 


eichel hat die Weiße und Duͤnne des Poſtpapiers. 
G 2 Er 


| | % 
52 Wallfiſchlaus. 


Er bleibt gewoͤhnlich kleben, wenn man ſie ſelbſt da 
wegnimmt, wo ſie ſich angeſetzt hat. Innen iſt ſie 

voller Roͤhren und Zellen. Die vier Deckel, die, um 

beſſer zu ſchließen, Lamellen haben, find mit ſchlau⸗ 
genfoͤrmigen Querſtreifen bezeichnet. Die Kuͤſte von 
Helena, jenes durch engliſche Induſtrie in ein Para- 
dies umgeſchaffnen Felſenblocks, ſcheint ſeine Hei⸗ 
math zu ſeyn. Wenigſtens hatte jenes obengedachte 
Schiff da gelandet, und hier nur ſcheinen ſich dieſe 
Seetulpen angeſetzt zu haben, da ſonſt die daͤniſchen 
aus Oſtindien zuruͤckkehrenden vo. nie derglei⸗ 
chen mitbringen, 

So ein furchtbares Thier auch der Wallfiſch, 
und ſo leicht es ihm iſt, mit einem Schlage ſeines 
Schwanzes ein Both ſamt der Mannſchaft zu ver⸗ 
ſenken; ſo vermag er doch mit aller ſeiner Staͤrke 
nichts gegen die Wallfiſchlaus (L. Diadema, le 
Pou de baleine, Diademe, Wallfiſchpocke, vielkam⸗ 
merige Seetulpe 16), eine Meereichelart, die feiner 
Ohnmacht ſpottet, ſich in ſeinem Speck anſiedelt, 
und feſt wie ein Schroͤpfkopf auf ihm ſitzen bleibt. 
Hiezu traͤgt ihr ſchoͤner, vielkammeriger Bau bey. 
Von außen ſieht man ſechs Felder, die durch erhöhte 
Querrippen abgetheilt ſind, deren Zahl nicht immer 

gleich 


Wallfſchlaus. 53 


gleich iſt, und von vier bis auf eben ſteigt. Nach 
oben laufen jene Rippen enger zuſammen. Tiefer 
als ſie liegen die ungleichen Zwiſchenfelder. Die 
obere Oeffnung dieſer Wallfiſchlaus iſt etwas eckig, 
die untere (17) eirkelrund. Hier iſt fie voll feiner 
Zaͤhne und Einſchnitte, vermittelſt deren ſich dieſes 
Geſchoͤpf fo in die dicke Speckbaut des Wallfiſches 
hineinarbeitet, daß alle noch ſo wuͤthenden Verſuche 
des Ungeheuers, die fo laͤſtigen Gaͤſte an Felſen ab: 
zuſtreifen, fruchtlos ſind. Schleift man die aͤußerſte 
Haut dieſer Meereichel weg, ſo findet man, daß das 
Ganze aus einem mit der hoͤchſten Kunſt in einander 
geſchlungenen Fadengewebe beſtehe. Uebrigens hat 
dieſe Schale die Feſtigkeit und Haͤrte eines ſtarken 
Knochen. Aber erſt das Innere zeigt uns neue, 
uͤberraſchende Wunder ihres Baues. Hier ſind 18 
Haupt⸗ und eine Menge Nebenkammern. Wozu 
ſie dienen, ob ſie vielleicht gar die Wiege der Nach⸗ 
kommenſchaft ſeyen, iſt ungewiß. Das Schwarze, 
das man in ihnen liegen ſieht, ſind Ueberbleibſel der 
Wallfiſchhaut. Auch der Bewohner dieſer Meerei⸗ 
chel hat den Federbuſch von Fuͤhlern, den die uͤbrigen 
Bewohner der Meereicheln beſitzen. Um die Straße 
Davis, um Grönland und Spitzbergen iſt dieſe 

G 3 Wall⸗ 


54 Entenmuſchel. 


Wallfiſchlaus zu Haufe, weil fie da am Beſten ihre 
Rechnung findet. 

Merkwuͤrdig iſts, daß nur der ſogenannte Butz⸗ 
Fopfwallfifch ( Balaena boops, Linn.) mit dieſer 
Meereichel geplagt iſt. Was fuͤr ein Inſtinct, denn 
auf Zufall duͤrfen wir hier wohl nicht rathen, dabey 
im Spiele ſey, ob feine Haut weicher, fein Fleiſch 
ſchmackhafter ſey, oder ob ſie wiſſe, daß ſie hier einen 
ſicherern Aufenthalt habe, weil dieſer Wallfiſch we⸗ 
niger verfolgt wird, iſt ungewiß. Der Nordcaper 
beherbergt andere Meereicheln, die weit flaͤcher ſind, 
und ihm wie ein Schoͤnpflaſter, oder wie eine Menge 
weißer Warzen auf der Stirne ſitzen. N 

Selten aber findet man die Meereicheln einzeln, 
ſondern faſt immer in Gruppen. Wir ſehen zwey 
ſolche, deren eine (A) Meereicheln mit enger 
Muͤndung (L. ore anguftiore ) find, die an der 
Guineiſchen Kuͤſte angetroffen worden ſind, die andre 
(B) aber eine Gruppe der kleinern Meereichelnaͤrt 
(L. Balanoides, /a Clochette) vorſtellt. 

Daß von der Baumgans die Fabel erzaͤhlt und 
allgemein verbreitet worden ſey, ſie wachſe aus Mu⸗ 
ſcheln, das haben wir unſern Leſern ſchon bekannt 
gemacht. In der Entenmuſchel (L. Anatifera, 

\ fa 


Entenmuſchel. 53 


la Conque anatifere, Langhals, Entenbrut 19), ſe⸗ 
hen ſie nun die vielſchalige Muſchel ſelbſt, die zu die⸗ 
ſer abgeſchmackten Fabel, ſo wie zu dem beruͤhmten 
Entenbaum Veranlaſſung gegeben hat. Sie hat 
fünf Schalen, zwey größere und drey kleinere und 
eine gekruͤmmte Seitenſchale, die die andern zuſam⸗ 
menzuhalten ſcheint. Auf der dieſer entgegenſtehen⸗ 
den Seite offnet ſich die Entenmufchel, und ihr Bes 
wohner ſtreckt ſeinen Fuͤhlerbuſch, den er als Fangnetz 
braucht, hervor. Auch er iſt ein Triton, nur iſt ſein 
Körper mehr abwärts gedruͤckt; er hat an den Glie⸗ 
dern mehr Fuͤhler, und dickere und laͤngere Borſten; 
auch beſitzt er zwey pfriemenfoͤrmige Stacheln neben 
dem Ruͤßel. Dieſer Bewohner iſt die Urſoche, warum 
die Entenmuſchel unter die Meereicheln geſetzt wurde. 
Statt aber daß dieſe mit ihrer Grundflaͤche an frem⸗ 
den Körpern feſtſitzen; fo hat jene einen lederartigen 
Darm. Dieſen kann die Entenmuſchel verlaͤngern 
und verkuͤrzen, ja bis auf ſechs Zoll aus dehnen. 
Duͤnn und ſpiegelglatt ſind ihre Schalen, und zuwei⸗ 
len mit einer Reihe Puncte bezeichnet. Ihre Farbe 
iſt gemeiniglich blaulich, auch gelblich weiß. Eine 
ſafranfarbige Membrane verbindet ſie. An die aus 
Oſt⸗ und Weſtindien zuruͤckkehrenden Schiffe ſetzen 

ſich 


56 Seemuͤtze. : 
ſich viele tauſend Entenmufcheln an. Doch ſind die 


aus Oſtindien kommenden größer und ſtaͤrker. In 


unſrer Abbildung ſehen wir aus einer (18) den Be⸗ 
wohner ſeine Arme herausſtrecken; die andre (19) 
zeigt uns eine Punctenreihe auf ihrer Schale. So 
gewiß die Entenmuſcheln wahre Thiere ſind, ſo haben 
ſie doch mit Pflanzen große Aehnlichkeit. Wie dieſe 
ſtehen ſie gleichſam eingewurzelt auf einem Stengel, 
öffnen ihre Schalen wie einen Blumenkelch, erinnern 
durch ihre Fuͤhler an Staubfaͤden, und Haken da, wo 
ſie geboren waren. 

Eine treffliche, ſehr ſeltne Meerechel ift die 
Seemütze (L. Mitella, la Couronne de Serpens, 
Cacadukamm 20). Nicht genug kann man uͤber 
den Bau, die Verbindung und den Schmuck der we⸗ 
nigſtens 25 ſehr ungleichen Schalen, aus denen fie 
beſteht, erſtaunen. Selten aber ſieht man in Cabi⸗ 
netten ein vollſtaͤndiges Exemplar, weil die Schalen 
leicht abfallen. Dieſe bilden eine Muͤtze oder Krone. 
Wie Fallthuͤren öffnen ſle ſich, wenn der Bewohner 
ſein ſchon bekanntes Fangnetz ausbreiten will. Ihre 
Farbe iſt weiß mit einem gelblichen Ueberzug. Die 
Krone ſitzt auf einer lederartigen, chagrinirten Rohre 
von brauner Farbe. Wie Zweige einer Pflanze ſtehen 

| die 


= 


Fußzehen. 57 
die Seemuͤtzen auf Klippen und Felſen, die die hoͤchſte 
Fluth beſpuͤhlt, und leben alſo immer im Waſſer. 
Die Bewohner der Molukken ſuchen ſie ſorgfaͤltig auf, 
um ihre Bruͤhen damit zu wuͤrzen. Von ihrem Auf⸗ 
enthalte im oſtindiſchen Meere nennen ſie die Fran⸗ 
zoſen die oſtindiſchen Fußzehen, zum Unterſchied der 
Fuß zehen unfrer Meere, von denen wir unſern Leſern 
einen bekannt machen wollen. Mehrere Meereichels 
arten tragen dieſen Nahmen. Am beſten paßt er auf 
den eigentlichen Fußzehen (L. Pollicipes, le pouce 
pied, pouſſe pied 21 a. b.), in dem man eine auffal⸗ 
lende Aehnlichkeit mit den menſchlichen Zehen, oder 
auch, wie andere annehmen, mit Vogelklauen zu 
entdecken glaubte. Die Zahl der weißen Schalen iſt 
unbeſtimmt. Sie thun auf dem dunkeln Stiele eine 
artige Wirkung. Dieſer iſt dicker, haͤrter und zier⸗ 
licher geſchuppt, als bey den Entenmuſcheln. Auch 
dieſe vielſchalige Conchylie bewohnt ein Triton. 
Zahlreiche Gruppen ſieht man oft in den Ritzen der 
Seeklippen beyſammen ſtehen. Man kann ſie in 
Waſſer gekocht eſſen. In ihrem Stiel iſt ein ſchmack⸗ 
hafter Saft, und das Fleiſch ſchmeckt, in Weineſſig 
getaucht, wie Krebſe. Es ſoll ungemein ſtaͤrkend 
ſeyn. 

Wuͤrmer II. Th. H Doch 


| / 
58 Bohrmuſcheln. 

Doch wir muͤßen die Meereicheln verlaſſen, ſo 
manches intereſſante Geſchöͤpf noch unter ihnen 
wäre, das unſre Aufmerkſamkeit verdiente, wenn 
nicht ſo viele andre noch einen Anſpruch auf eine 
Stelle in unſern Unterhaltungen haͤtten. 

Daß eine Muſchel ſich in harte Steine as | 
bohre, und da ein ſichres Lager ſuche, wo ihre zar⸗ 
ten Schalen außer Gefahr zu zerbrechen ſind, und 
wo der neugeborne Schalwurm ſeine Wiege, der 
erwachsne ſeine Wohnung, und der alternde und 
verſtorbene ſein Grab, in einem ſelbſt gemachten 
Sarkophag findet; ſcheint fuͤr den erſten Augenblick 
unglaublich zu ſeyn, und doch iſt nichts gewiſſers als 
dieſes, indem wir jetzt unter den vielſchaligen Con⸗ 
chylien eine Gattung von zwoͤlf Arten kennen ler⸗ 
nen werden, von denen es ſicher iſt, daß ſie ſich in 
die haͤrteſten Maſſen hineinbohren können, Dleß 
find die Pholaden oder Bohrmuſcheln (Pholas, 
dai!, pitaut), die zwar oft in weichen Thonufern, aber 
auch in den harten Schalen andrer Conchylien, in 
Madreporen und im Marmor angetroffen werden. 
Fluͤchtig betrachtet ſcheinen fie zweyſchalige Conchy⸗ 
lien zu ſeyn, denn ſie haben zwey große, klaffende 
Hauptſchalen; allein um das Schloß herum ſtehen 

zwey, 


Bohrmuſcheln. 59 


zwey, drey, auch vier Schalenaͤhnliche Anſaͤtze. An 
der Angel des Schloſſes iſt ein ruͤckwaͤrts gebogner 
Zahn, und ein Knochen verbindet die beyden Scha⸗ 
len. In alles, z. B. in Holz, Felſen, Corallen, be⸗ 
ſonders aber in die kalkartigen Uferſteine, arbeitet 
ſich der Steinbohrer hinein; ja man fand ſchon in 
den Saͤulen eines alten Tempels ſolche ungebethne 
Antiquare. Noch bis dieſe Stunde ſieht man in 
Pozzuolo unter den Ruinen des Serapistempels 
Marmorſaͤulen von Pholaden durchbort. Gewiß 
nahm man zu einem ſolchen Kunſtwerk keine bereits 
von ihnen angeborten Marmorbloͤcke, ſondern erſt 
nachher muͤßen die Pholaden hineingekommen ſeyn. 
Das Meer muß alſo dort einmal hoͤher geſtanden, 
und die Pholaden hingefuͤhrt haben. Hieraus er⸗ 
hellt aber auch, daß ſie nicht bloß weiche, allmaͤh⸗ 
lich ſich verhaͤrtende Maſſen anbohren koͤnnen. 
Merkwuͤrdig iſts immer, daß jene ehrwuͤrdigen Reſte 
des Alterthums wohl dem Zahne der Zeit, nur aber 
dem Zahn eines ſo zerbrechlichen Schalwurms 
nicht widerſtehen konnten. Daß er aber lieber 
Kreide als Marmor, lieber Thon als Granit an⸗ 
bohre, wollen wir hiemit nicht beſtreiten. Genug, 
daß man ihn auch in dieſen findet. | 

R 9 a Der 


60 | Bohrwurm. 


Der Bohrwurm arbeitet ſich in Steine hinein, 
wenn er nicht groͤßer als ein Senfkorn iſt. Statt 
der Brechwerkzeuge gab ihm die guͤtige Natur theils 
eine Schale, die wie eine Feile oder Raſpel, wenn 
er ſich umwendet, den Stein abreibt, theils, wie ei- 
nige wollen, einen äzenden Saft, der ihn zu Mehl 
aufloͤst. So graͤbt er ſich tiefer in den Felſen hinein, 
bleibt da, wo er ein ſchickliches Lager gefunden hat 
und vermehrt ſich zu tauſenden. Man kann zuwei⸗ 
len Felsſtuͤcke zerſchlagen, an denen man nur mit 
Muͤhe eine ganz kleine Oeffnung, ſo groß wie einen 
Stecknadelknopf, findet ‚im Innern aber mit Er⸗ 
ſtaunen zahlreiche Pholadenhaushaltungen ſieht. 
Nothwendig muͤßen ihre Mitglieder, oder wenigſtens 
die Stifter dieſer Familien ganz klein hinein gekom⸗ 
men ſeyn und ihre Wohnung erweitert haben, je 
nachdem es das Wachsthum der Familie an Größe 
und Anzahl erforderte. Immer aber arbeiten ſie ſo, 
daß das Meer hineindringen, ihre Wohnungen aus⸗ 
ſpuͤhlen und ihnen Futter zuführen kann. Die Oeff⸗ 
nungen find trichterförmig, das engere Ende dem 
Meere zugekehrt. Faͤllt dieſes und zieht ſich zuruͤck, 
ſo daß die Pholade im Trockenen bleibt und der Son⸗ 
nenhitze, die den Stein durchgluͤht, ausgeſetzt iſt; ſo 

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Steinbohrer. 61 


muß ſie ſterben. Ihr Anzug iſt eigentlich einfach, 
wie er ſich fir einen Einfiedler ziemt; doch leuchtet fie 
im Finſtern. Ob das aber von allen Arten gelte, iſt 
ungewiß. Linns nannte den Bewohner eine Meer⸗ 
ſcheide, die wir ſchon unter den Schleimwuͤrmern 
kennen lernten. Er ift ein wurmartiges Geſchoͤpf, 
das ſich fingerslang aus feiner Schale hervorſtrecken 
kann und vorn zwey Oeffnungen hat. Mit feinen 
Ruͤßel, den er am ſchuabelfoͤrmigen Ende feiner 
Schalen herausſtreckt, ſpruͤtzt er Waſſer gegen 
den zudringlichen Gaſt, der in ſeine Zelle will. 
Und doch kriecht der Scolopender hinein und mordet 
ihn. Auch dient ihm jener Ruͤßel, um Waſſer hinein 
zu pumpen. Friſch und gekocht iſt das Fleiſch der 
Pholaden wohlſchmeckend. 

Unter ihnen zeigen wir unſern Leſern zuerſt den 
Steinbohrer (Ph. Dactylus, le Pitaut, le Dail 
a fix pieces, Dattelmuſchel, Meerdattel), und zwar 
theils bloß die Muſchel (22), theils den aus ihr her⸗ 
vorſchauenden Bewohner (23). Jene lauft, wenn 
der Bewohner ſich in ihr verborgen haͤlt, vorn in eine 
flache Schaͤrfe zuſammen; hinten iſt ſie bauchiger 
und gewoͤlbter. Hier find auch die Stacheln und 
Zacken, die durch erhoͤhte Querſtreifen gebildet wer⸗ 

23 den, 


62 Steinbohrer. 

den, ſchaͤrfer und ſtaͤrker; nach vorn zu nehmen ſie 
ab und verlieren ſich endlich ganz. Am dickern 
Theile klaffen die Schalen und ſtehen weit ausein⸗ 
ander. Daher waren noch vier kleinere Nebenſcha⸗ 
len zur Bedeckung des Ruͤckens und des Schloſſes 
nöthig, die aber aͤußerſt duͤnn und zerbrechlich find, 
Das Letztere hat an jeder Schale einen langen 
Zahn, der in die andre hineingeht. Was die klei⸗ 
nen Löcher zwiſchen den Lippen am Schloſſe bedeu⸗ 


ten, iſt unbekannt. Da wo die Schalen ausgeſchweift 


ſind, ſchließen ſie nie ganz, ſondern klaffen immer 
etwas. Eine andre Art hat hinten einen Deckel, 
den man lange fuͤr eine Patellen⸗ oder Napfſchne⸗ 
ckenart hielt, bis man erfuhr, daß es ein Pholaden⸗ 
deckel ſey. Außen haben die Schalen des Stein⸗ 
bohrers eine weißgelbe Farbe; innen m ſie 
ſchneeweiß. 

In den Klippen und Felſen der europäischen 
Meere hat er feine Wohnung, die er nach Beduͤrf⸗ 
niß vergrößert, An der duͤnnern Seite ſtreckt der 
Bewohner ſeinen Cylinder, an dem man deutlich 
zwey Oeffnungen und mehrere Federbuſchaͤhnliche 
Fuͤhler bemerkt, heraus. Indem er ſich mit demſel⸗ 
ben anſtemmt, kann er die Muſchel wie um eine 


Achſe 


Gerippte Bohrmuſchel. 63 


Achſe drehen, und dann thut ihre rauhe Seite die 
Dienſte einer Feile, und erweitert die Wohnung. 
Eben dieſe ruͤßelartige Röhre ſtreckt er aus dem 
Loch ſeines Felſenlagers hervor, und wartet ſo, was 
ihm die See zufuͤhrt. Eine Oeffnung oben an der- 
ſelben dient zum Freſſen; die andre zum Wegſchaffen 
des Unraths. Auch die Ener ſoll auf dieſem Wege 
ans Tageslicht kommen und von dem Meere zum 
Theil an Steine und Kuͤſten hingeſpuͤhlt wer⸗ 
den. Sehr wohlſchmeckend iſt der Steinbohrer. 
Im Finſtern leuchtet er fo ſtark, daß der, der ihn 
genießt, Feuer zu verſchlingen ſcheint, und daß die 
Tropfen, die von ſeinem Munde herabfallen, Funken 
gleichen. So darf dieſer Eremite nicht in ewigem 
Dunkel leben. Er iſt ſich ſelbſt ſein Licht, verraͤth 
ſich aber eben dadurch auch ſeinen Feinden. Im 
Fruͤhlinge ſind die Pholadenfaͤnger (pitoquiers) am 
meiſten beſchaͤftigt, dieſe 1 aus den dae | 
herauszuhzuen. 

Eine vorzüglich ſchoͤne Bohrmuſchel ift die ge⸗ 
rippte (Ph. Coſtatus, la Navette tnilde 24), die 
an der weſtindiſchen Meereskkuͤſte zu Haufe it. Sie 
zeichnet ſich durch ihre Größe, ihre hervorſtehenden 
Rippen und ihre ſchoͤne Weiße ſehr aus. Dornige 


Schup⸗ 


64 Zwergpholade. 


Schuppen befinden ſich auf den Rippen und in den 
Furchen zwiſchen ihnen eine Menge Runzeln. Hin⸗ 
ten ſind die Schalen ſehr bauchig und gewoͤlbt. An 
ihrem Wirbel ſieht man geſtreifte Lippen. Weder 
die Zahl der Nebenſchalen noch ihre Lage iſt n 
beſtimmt. | 
Aber nicht bloß im Steine, fondern auch im Han 
findet man Bohrmuſcheln. Wir reden hier nicht 
von dem berüchtigten Schiffswurm (Teredo nava- 
lis), ſonderu von der Zwergpholade (Ph. Puſillus, 
la Pholade des Indes d cing pieces 25). Ihre 
wahre Größe iſt das aͤußerſte Glied eines Fingers, 
und eben daher muß man fie vergrößern, um fie recht 
kenntlich zu machen. Hinten iſt ſie faſt kugelrund 
und hat da ein ſehr rauhes zum Feilen des Holzes 
gegittertes Feld; dann kommt ein glattes, das ſchoͤn 
weiß iſt, aber nur auf der andern Seite dieſer Pholade 
ſichtbar wird. Vorn hat die Schale die Duͤnne einer 
Haut und iſt ſehr zerbrechlich. Die innern Waͤnde 
find milchweiß. Deutlich ſehen wir die Neben: 
ſchale, die das Schloß bedeckt und durch einen 
Zahn der Hauptſchalen feſtgehalten wird. Duͤrf⸗ 
ten wir uns länger hiebey verweilen, fo konnten 
wir die Structur des Deckels, wie der Hauptſchalen, 
mit 


Zweyſchalige Conchylien. 65 
mit den jenen feſthaltenden Zaͤhnen ausfuͤhrlicher 
beſchreiben, was eine ſchoͤne Anſtalt der Natur iſt, 
um das Ganze auch ohne eigentliche Baͤnder zuſam⸗ 
menzuhalten. Unter der Platte, die den Deckel vor⸗ 
ſtellt, iſt eine laͤngliche Schale und noch eine Aehn⸗ 
liche liegt weiter vorwaͤrts. Demungeachtet klaffen 
die Hauptſchalen ziemlich von einander. In den 
oſt⸗ und weſtindiſchen Meeren iſt dieſe Zwergpholade 
zu Hauſe. Auch ſie mag ſich noch ganz klein in das 
Holz hineinarbeiten und erſt da wachſen. Denn als 
einmal ein aus Weſtindien nach Spanien zuruͤckkom⸗ 
mendes Schiff calfatert wurde, fand man im Kiel 
eine zahlloſe Menge ſolcher Holzpholaden. Die Lüs 
cherchen aber waren ſo klein, daß man nicht begrei⸗ 
1 en wie ſie re wären, 


— m on 


: 
5 


ee 
1. Zweyſchalige Conchylien. 
Teſtacea Bivalvia. 
Klaffmuſchel. Mya. 
Waſermuſchel (26. 27). Perlenmuſchel (28). 


Sandkriecher (29). 


Wir kommen nun zu der ann ie der Conchylien, 
Ve Würmer II. Th. 2 die 


66 Zweyſchalige Conchylien. 


die Muſcheln im eigentlichen Verſtande heißen. Sie 
haben nicht mehr als zwey Schalen. Dieſer einfache 
Charakter reicht hin, ſie von andern zu unterſcheiden. 
In den Schloͤſſern und Angeln dieſer Muſcheln, das 
heißt da, wo ſie verbunden bleiben, wenn auch das 
in ihnen wohnende Thier gleichſam ſeine Hausthuͤre 
offnet, wie das ja bey jeder ſich offnenden Thuͤre in 
Abſicht auf die Angel der Fall iſt, herrſcht eine ſo 
auffallende Verſchiedenheit, daß ſcharfſinnige Natur⸗ 
forſcher die Gattungscharaktere nach der Structur 
dieſer Schloͤſſer zu beſtimmen fuͤr gut fanden. Im 
Grunde zerfallen ſie in zwey Ordnungen in Ruͤckſicht 
dieſer Schloͤſſer; indem die Einen kein Charnier 
am Schloſſe, ſondern ſtatt desſelben bloß eine hau⸗ 
tige, knorpelige Befeſtigung haben, die Andern aber 
ein gezahntes Charnier mit ſtarken, feſten Zaͤhnen, 
die in die gegenuͤberſtehenden Vertiefungen eingrei⸗ 
fen, beſitzen. Wenn demnach unter den jetzt zu be⸗ 
ſchreibenden Gattungen Conchylien vorkommen, die 
dem aͤußerlichen nach ſo verſchieden ſind, daß ſie un⸗ 
möglich für Arten Einer und derſelben Gattung ges 
halten werden konnen, fo dürfen unſre Leſer nur den⸗ 
ken, daß ſie wenigſtens in Abſicht auf das Schloß 
einander gleichen. | 


Daß 


Bi 1 


ee 


Klaffmuſcheln. 67 
Daß die Klaffmuſcheln (Coquillages beantes) 


nicht vollkommen ſchließen, das kann man ſchon aus 


ihrem Nahmen abnehmen, obgleich dieſes eben nicht 
von allen gilt. Ihre Schale beſteht aus zwey Klap⸗ 
pen, die an einem Ende etwas von einander ſtehen, 
oder klaffen. Ein ſtarker, ausgehoͤhlter Zahn ſteht 
am Schloſſe; er ſchließt aber nicht iu die andre 
Schale ein. Das in dieſer Muſchel wohnende Thier 
kommt den Seeſcheiden nahe. Eigentlich ſind die 
Kiaffmuſcheln Flußmuſcheln. Hier leben fie im 
Sande und Schlamme, in den fie fich hineinwuͤhlen. 


Bisher kennt man 21 Arten. 


Nichts kann gemeiner ſeyn, als die Muſchel, 
die wir jetzt unſern Leſern, wir duͤrfen nicht ſagen, 
bekannt machen, ſondern nur ins Gedaͤchtniß rufen. 


Fehlen laſſen durften wir ſie aber nicht; denn eben 


um dieſer Gemeinheit willen muͤßen wir mehr von 
ihr wiſſen, als daß ſie in allen Farbenkaͤſtchen zu 
finden ſey. Wir errathen ſchon, daß hier von der 
Malermuſchel (M. Pictorum, la moule des rivie- 
res, nacrde) die Rede ſey, die man in allen ſuͤßen 
Gewaͤſſern von Europa und auch in Aſien und Africa 
in ungeheurer Menge findet. Ihre Groͤße, Dicke 
und Farbe iſt ſehr verſchieden. Gewoͤhnlich faͤllt 
unn J 2 das 


68 Malermuſchel. 

das Aeußere der Schalen ins Gruͤnliche, RT ins 
Braͤunliche oder auch ins Schwarze. Die Uaſſigs 
(26) iſt artig geſtrahlt. Innen iſt ſie weiß mit ei⸗ 
nem Perlenmutter⸗Schiller, auch e | 
lem Der Form nach iſt die Schale eyrund. 
ee ein eu ee ein en ge | BER 
ziemlich flache Form und eine etwas duͤnne Schale. 
Jedoch wird der Nahme Malermuſchel auch audern 
Klaffmuſcheln gegeben, bey deuen das nicht ſo ganz 
ſtatt findet, wie das gleich bey der kleinen der Fall 
iſt, die einen andern Bau hat (27). Auch ſchließen 
bey dieſen die Schalen recht gut und klaffen nicht im 
mindeſten, was freylich für den ſtrengen Syſtemati⸗ 
ker etwas bedenklich iſt, zumal da ſie nicht bloß ei⸗ 
nen Hauptzahn haben. Beweis genug, daß man 
bey dieſer Gattung noch nicht ganz im Reinen iſt. 
Gewöhnlich ſind die Malermuſcheln an der außern 
Seite der Schloßgegend etwas verwittert, ſo daß 
— — en iſt. Leser 


Muſcheln —— sen fie ſich 

dabey faſt immer auf das Schloß, deſſen Oberhaut 
dadurch abgenuͤtzt wird. ns mögen hier Maflera 
800 . 83 inſecten 


2 


Al/ 
7 
7 
4 
2 


N 


0 


Perlenmuſchel. 69 
inſecten fie annagen. Zuweilen findet man im In⸗ 
nern grießartige Perlen, was uͤberhaupt bey gar vie⸗ 
len Muſcheln der Fall iſt, nur bey einigen mehr, 
bey andern weniger. Doch kommen dieſe Perlen in 
keinen Betracht gegen die zum Theil ganz vortreff⸗ 
lichen Perlen, die in einer andern Klaffmuſchelnart, 
naͤhmlich der Perlenmuſchel (M. Margaritifera, 
la Tenille ftuviatilo, mere des porles 28) angetrof⸗ 
fen werden. Faſt allenthalben in Europaͤiſchen 
Fluͤſſen und Baͤchen, die reines, kaltes Waſſer und 
einen Sand: oder Thongrund haben, vorzüglich aber 
in Thaͤlern, in die ein Fluß oder Bach, bald nach 
ſeinem Urſprunge, von Bergen herabſtuͤrzt, iſt fie zu 
Haufe. Sie wird größer; dicker und hartſchaliger 
als die Malermuſchel, hat aber im Baue viel Aehn⸗ 
lichkeit mit ihr. Nur laufen die Schalen nach vorn 
zu etwas enger zuſammen, und haben hinten, d. h. 
in der Gegend der Angel, einen dickern Bauch. Hier 
iſt der kegelfbrmige Hauptzahn ſehr ſtark und mehr⸗ 
mals gekerbt. Der aͤußern Rinde dieſer Schalen 
ſieht man nicht an, welche Schaͤtze oft unter ihr ver⸗ 
borgen liegen. Sie iſt grob, rauh, ſchiefrig und von 
gemeiner braͤunlicher oder auch ſchwaͤrzlicher Farbe. 
Am Wirbel findet man ſie faſt immer abgeſchliffen 

wm 33 und 


20 Perlenmuſchel. N 
und von Wuͤrmern verletzt. Tiefe Narben und Ein⸗ 
druͤcke der Muskelflecken zeigen ſich im Innern der 
Schalen, da wo das Thier an ihnen befeſtiget iſt. 
Je verwitterter und unſcheinbarer die Schalen von 
außen ſind, um deſto eher kann man Hoffnung ha⸗ 
ben, im Innern Perlen zu finden. Sie ſowohl als 
die oft treffliche Perlenmutterſchale verbirgt der fo: 
beſcheidne Ueberzug. Von der muthmaßlichen Ent⸗ 
ſtehung aber der Perlen ſelbſt, von den Verſuchen, 
ſie durch kuͤnſtliche Mittel in den Muſcheln hervor⸗ 
zubringen, den Anſtalten, ſie aus den Abgruͤnden des 
Meeres heraufzuhohlen u. d. m. werden wir erſt dann 
reden, wenn wir zu den Muſcheln kommen, in denen 
die orientaliſchen Perlen gefunden werden. Nur das 
wollen wir hier bey der Flußperlenmuſchel noch hin⸗ 
zufuͤgen, daß man ſie in nordlichen Laͤndern ſchon 
eine Viertelelle lang und eine Mannshand breit an⸗ 
getroffen, und daß man in Schweden, Daͤnnemark, 
ja auch in Deutſchland, zumal in der Elſter, aus die⸗ 
ſer Muſchel Perlen bekommen habe, die den orien⸗ 
taliſchen an Schoͤnheit ziemlich gleich kamen, und N 
Königinnen und Fuͤrſtinnen zum Schmucke dienten. 
Bey Chriſtiansſand, in Norwegen, wird fuͤr Rechnung 
der Koͤniginn eine ſehr ergiebige Fluß⸗Perlenfiſcheren 

betrie⸗ 


betrieben, und in der Englifchen Krone prangt eine 
einheimiſ che Flußperle von ausnehmender Schönheit 
und Grdße. Uuter den deutſchen Flaͤſſen liefert die 
Elſter die ſchoͤnſten und beruͤhmteſten Fluß perlen. 
Unſre Abbildung zeigt uns eine ſolche Perlenmuſchel 
aus der Elſter; freylich iſt ſie ziemlich verkleinert, was 
wir überhaupt, um auf unfern Kupfertafeln Raum 
für mehrere intereſſante Gegenſtaͤnde zu gewinnen,. 
faſt immer thun muͤßen. In ihr ſaß eine noch unreife 
Perle, da hingegen die ſogenannten reifen frey lagen. 
Schon in den aͤlteſten Zeiten ſchaͤtzte man die Perlen 
aus der Elſter. Man hat welche gefunden, die die 
Vergleichung mit den orientaliſchen vollkommen aus⸗ 
hielten, und deren einziger, in Deutſchland freylich 
ſehr bedeutender, Fehler darin beſtand, daß fie eins 
heimiſch waren. Eine Koͤniginn von Pohlen trug ein 
Halsband von Elſter⸗Perlen, und König Auguſt hielt 
Strandreuter, die den ungebethenen Perlenfiſchern 
ihr Handwerk legen mußten. Auch im Fraͤnkiſchen 
und in Bayern werden viele Perlenmuſcheln gefunden, 
die zuweilen ſehr ſchoͤne, zuweilen aber auch etwas 

braune und graue Perlen haben. 
Bey dem Sandkriecher (M. Arenaria, le 
Patagau 29), einer andern Klaffmuſchelart, ſehen 
wir 


72 Sandkriecher. 
wir den Bewohner mit dem wichtigen Werkzeuge, 
das ihm ſo nothwendig iſt, um ſich fortzubewegen 
und in Sand und Schlamm zu graben. Wir ſagen, 
ſich fortzubewegen. Denn gar vlele Muſcheln haben 
nicht bloß die Gabe, ihre Schalen auf- und zuzuma⸗ 
chen, fondern fie konnen auch gewiſſer Maßen gehen. 
Je unbegreiflicher dieß iſt, um deſto begieriger wer⸗ 
den unſre Leſer ſeyn, zu erfahren, wie ſie ſich dabey 
benehmen. Belauſchen wir unſre auf dem Sands 
grunde eines Flußes liegende Muſchel, wenn ſie noch 
ganz horizontal auf der Seite liegt, wie ſie es angehe, 
um, ohne ſich bloß unthaͤtig durch das Waſſer an 
einen andern Ort hinſchwemmen zu laſſen, willkuͤr⸗ 
lich ſich zu einem gewiſſen Ziele hinzubegeben: ſo 
werden wir ſehen, wie ſie vor allen Dingen die Schale 
offne und eine Art Zunge herausſtrecke. Vermittelſt 
ihrer raͤumt ſie uun rings um ſich her den Sand weg, 
ſo daß gleichſam ein Graben entſteht. In dieſen 
gleitet das Schalgehaͤuſe, indem die Zunge gegen 
uͤber in den Sand greift, ſo hinab, daß es auf die 
ſcharfe Seite zu ſtehen kommt. Jetzt iſt die Muſchel 
gleichſam von ihrem Lager aufgeſtanden. Doch ſie 
will auch vorwaͤrts. Zu dieſem Ende macht die 
nuͤtzliche Zunge eine Furche oder Rinne in den Sand, 
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* 


* 


Sandkriecher. Ber? 
greift feft in denſelben, und zieht in der Furche die 
Schale immer nach ſich, die ſo in der Rinne fort⸗ 
glitſcht und auf der ſcharfen Seite erhalten wird. 
Auf bieſe Art bahnt fie ſich ſelbſt ihren Weg, und 
kommt, wenn auch langſam, doch ſicher an Ort und 
Stelle. Sie gibt dabey ihrem Fuße willkuͤrlich al⸗ 
lerley Formen, je nachdem es das Beduͤrfniß erfor⸗ 
dert, und weiß ihn bald ſpitzig, bald ſtumpf, bald 
weich, bald hart zu machen. Doch wir muͤßen unſre 
Abbildung des Sandkriechers näher beſchreiben. 
An der hinten angebrachten Schalenhälfte ſehen wir 
den Haupt: und Schloßzahn, deſſen Breite der Mus 
ſchel den Nahmen Breitzahn erwarb, und der in die 
Hoͤhlung der andern Haͤlfte eingreift und da mit. 
Baͤndern verbunden iſt. In dieſer erblicken wir das 
Thier mit ſeinem Ruͤßel, den es auf eine Elle aus⸗ 


ſtrecken kann. Um die gedoppelte Oeffnung desſel⸗ 


ben ſtehen Fuͤhler. Durch die eine dieſer Oeffnun⸗ 
gen kann es wohl ſechs Fuß weit Meerwaſſer ſpruͤ⸗ 
tzen, womit es die bewillkommt, die es aus ſeinem 
Sandlager herausgraben. In dieſem verrathen ſeine 
Gegenwart zwey Löcher. Die andre Oeffnung dient 
als Ausleerungscanal. Der eigentliche Körper (a) 
liegt zwiſchen den Kiemen. Hinter ihm ſehen wir 

"Würmer 11. Th. K vier 


74 Scheidenmuſchel. 

vier laͤngliche Theile, deren Gebrauch unbekannt iſt, 
und unter ihnen bey b einen flachen, weißen Theil, 
der eigentlich der Fuß oder die Hand iſt, womit ſich 
der Sandkriecher fo geſchickt fortzuhelfen weiß. 

Was die Schale betrifft, fo iſt fie enfdrmig und 
gewoͤlbt. Sie klafft auf beyden Seiten. Gemeinig⸗ 
lich hat ſie eine gelbliche, kalkartige und runzlige 
aͤußere Hauͤt. Innen iſt ſie weiß und glatt mit ei⸗ | 
nem Perlenmutterſchiller. g 


112 —K—ññ̃ñññʒññ.—. 


Tab. VI. 
Scheidenmuſchel. Solen. 
Das Meſſerheft (30. 31). Die Rinne 
(32-34). Die Saubohne (35). Der vio⸗ 
lettblaue Sonnenſtrahl (36). 

Nicht ganz uͤbel gewaͤhlt, wenigſtens fuͤr die mei⸗ 
ſten der 23 Scheidenmuſchelnarten, iſt ihr Gattungs⸗ 
nahme. Ihre Schalen ſind wirklich ſcheidenfoͤrmig 
und ſtehen an beyden Seiten offen. Um ihrer Form 
willen nannte man ſie auch Orgelpfeifen, Schoten, 
Huͤlſen u. d. m. Die Angel ihres Schloſſes hat eis- 
nen zuruͤckgeboguen oft doppelten Zahn. Dieſer legt 

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Meſſerheft. 75 
ſich genau an den Zahn der andern Schale. Ein 
ſtarkes lederartiges Band macht die Verbindung 
deſto fichrer. Der Bewohner ähnelt einer Meer⸗ 
ſcheide. Sein Mantel gleicht einem an beyden Ens 
den offnen Sack, am vordern ſtehen zwey Luftröh⸗ 
ren, am hintern aber befindet ſich der eylindriſche 
Fuß. Dieſer iſt ſehr merkwuͤrdig und thut den Schei⸗ 
denmuſcheln herrliche Dienſte. Gehen Fönnen fie 
zwar nicht; aber ſich in den Sand zu graben und 
eine Zelle zu machen, in der fie auf⸗ und niederſtei⸗ 
gen können, das verſtehen fie vortrefflich. Wir wer⸗ 
den bald davon noch mehr hoͤren. Im — 
leuchten einige dieſer Schalwuͤrmer. 

Gleichſam abgeſtumpft und zugerundet find die 
etwas gekruͤmmten Schalen des Meſſerheftes (S. 
Siliqua, la Manche de coutean 30). Am Schloſſe 
hat eine derſelben zwey ſehr ſpitzige nahe beyſammen 
ſtehende Zähne, Zwiſchen dieſe fügt ſich der unge⸗ 
mein duͤnne Zahn der andern Schale. Seine Fein⸗ 
heit macht, daß man ihn gar oft abgebrochen findet. 
Dieſe Zaͤhne wuͤrden ohne das ſtarke, ſchwarze Band 
nicht hinreichen, die Schalen zuſammen zu halten. 
Innen findfie, wie ihr Bewohner, ſchneeweiß. Eine 
8 hornartige, durchſichtige Haut, die leicht 

K 2 ab⸗ 


26, Meflerheft. 


abſpringt, bedeckt die Schale außen. Im Europaͤi⸗ 
ſchen Ocean findet man ſie in Menge. Die größs 
ten wohnen um die Ferrdiſchen Eylande. Bey Zr 
ſehen wir dieſe Muſchel mit ihrem ausgeſtreckten 
Bewohner, der eben im Begriffe iſt, ſich zuruͤckzu⸗ 
ziehen, daher ein Theil desſelben etwas aufgeſchwol⸗ 
len iſt. Vorn hat er zwey Oeffnungen. Wir ha⸗ 
ben ſchon oben einen Wink davon gegeben, daß die⸗ 
ſes Thier zwar nicht eigentlich gehen, aber doch ſich 
auf eine geſchickte Art forthelfen konne. Aus ſei⸗ 
nem langen fleiſchigen Werkzeuge macht dieſer Be⸗ 
wohner des Meſſerhefts alles, was er will; bald 
eine Schaufel, um zu graben und den Sand weg⸗ 
zuſchaffen; bald einen Hacken, um emporzuklettern; 
bald eine Stuͤtze, um ſich anzuſtemmen und fortzu⸗ 
ruͤcken, und bald gibt er ihm die Form eines ganz 
runden Balles. Dieß thut er alles mit großer Ge⸗ 
ſchwindigkeit. Obgleich er immer im Salzwaſſer 
lebt, fo verabſcheut er dennoch das Salz fo ſehr, 
daß er, ſobald man Salz in ſein Loch ſtreut, ſeine 
Wohnung ungeſaͤumt verlaͤßt. Greift man ihn 
einmal mit der Hand an, ſo zieht er ſich in ſeine 
Scheide zuruͤck, ohne daß man ihn mit allem Salz 
in der Welt je wieder heraustreiben könnte. Er 

N 5. ſcheint 


Rinne. A 
ſcheint es alfo zu merken, daß er ſchon einmal ges 
fangen war. Vermeidet man aber das Einzige, 
und ruͤhrt ihn nur nie an, ſo laͤßt er ſich, ſo oft man 
nur will, durch gedachtes Mittel aus ſeiner Scheide 
heraustreiben. Mit dem Darm eines Schafes kann 
man dieſe Muſchel auch bekommen. Gierig ver⸗ 
ſchluckt ihr Bewohner das eine Ende desſelben. 
Jetzt bläct man am andern hinein. Nun ſchwillt 
er auf, iſt ſeiner nicht mehr maͤchtig, und laͤßt 
ſich leicht mit dem Darm ſelbſt heraufziehen, der 
fo als Angel, als Angelſchnur und als Köder ges 
dient hat. 

Nur Einen Zahn hat das Schloß der Rinne 
(S. Vagina 32), und dieß iſts, was fie hauptſaͤchlich 
vom Meſſerheft unterſcheidet. Im Grunde bilden 
die Schalen einen hohlen, in der Mitte getheilten 
Cylinder, der vorn und hinten offen iſt. Dieſe Mu⸗ 
ſcheln liegen nicht, wie man etwa denken möchte, 
im Sandgrunde des Meeresſtrandes, den ſie zum 
Aufenthalte haben, der Laͤnge nach, ſondern ſie 
ſtehen aufrecht, wie Orgelpfeifen. Ein Loch im 
Sande verraͤth ihre Gegenwart. Man muß ſie mit 
größter Geſchwindigkeit ausgraben, ſonſt ziehen fie 
ſich eiligſt tiefer in den Sand hinein. Gern ſpruͤ⸗ 
en K 3 tzen 


778, Saubohne. 


tzen ſie durch ihre Roͤhre Waſſer von ſich. Ihr 


Fleiſch iſt hart und unverdaulich. Demungeachtet 
ſalzen es die Chineſer ein und eſſen es ganz gern. 
Die Rinnen im mittellaͤndiſchen Meere ſollen zaͤrter 
ſeyn. Auf ihren Schalen bildet die Oberhaut zwey 
artige Triangel an jeder Seite, deren einer nach 
der Laͤnge, der andere aber quer bogenfoͤrmig ge⸗ 
ſtreift iſt. In den Farben ſind die Rinnen ſehr ver⸗ 
ſchieden. Die Unſrige, die aus Weſtindien kommt, 
ſieht angenehm aus. Um ſowohl von den zweyfach, 
als auch den einfach gezaͤhnten uns eine deutliche 
Vorſtellung machen zu koͤnnen, ſehen wir ein Stuͤck 


vom Meſſerheft (33) und von der Rinne (34) ge⸗ 


rade da, wo ſich das Schloß befindet. 

Die Bauart, wie die Zeichnung berechtiget, 
die Saubohne (S. Legumen, le Molan 35) den 
rinnenartigen Scheidenmuſcheln beyzuzaͤhlen. Sie 
und mehrere ihrer Gattung ſehen Huͤlſenfruͤchten ſo 
aͤhnlich, daß man eine Familie huͤlſenartiger Schei⸗ 
denmuſcheln annahm. Bey der Saubohne iſt das 
Schloß ziemlich in der Mitte; bey andern aber 


bald mehr nach vorn, bald mehr nach hinten zu. 


Jede Schale hat zwey kleine, ſehr ſpitzige Zaͤhne. 


Ein Triangel des aͤußerſt zarten Schalenkleides 


hat 


Violettblauer Sonnenſtrahl. 79 


hat ſchwache, blauliche Bogen, der andere iſt gelb⸗ 
lich. Höchft felten iſt dieſe Conchylie, die am Aus⸗ 
fluſſe des Nigers auf der Africaniſchen Kuͤſte gefun⸗ 
den worden iſt. 

Etwas weniger den Scheidenmuſcheln abnüch 


iſt der violettblaue Sonnenſtrahl (8. Radiatus, 


le Soleil levant 36), wenigſtens graͤnzt dieſe Con⸗ 
chylie näher an die Tellmuſcheln. Die vier ſchö⸗ 
nen, weißen Strahlen, die vom Wirbel ausgehen, 
und die das angenehme Violett, das auch innen 
die Hauptfarbe iſt, durchſchneiden, erinnern an 
die Pracht der aufgehenden Sonne, und eben dar⸗ 


um gaben ihr die franzoͤſiſchen Conchyliologen von 
ihr den Nahmen. Die laͤnglich eyformigen Sta⸗ 


cheln ſtehen an beyden Seiten offen. Sie ſind etwas 


durchſichtig, glatt und ſehr zerbrechlich. Das 


Schloß liegt gar nicht in der Mitte. Jede Schale 


hat zwey ſpitzige Zähnchen und am Rande einen 


kleinen Wulſt. Von der tranquebariſchen Kuͤſte 
kommt dieſe Muſchel. Auch ſie ſteht aufrecht im 
Sande, und nur ein kleines Loch, ungefaͤhr wie 


ein Schluͤſſelloch, verraͤth ihre Gegenwart in dem⸗ 


ſelben. 


. 


Tab. 


80 „ 

Tab. VII. 
Tellmuſchel. Tellina. 
Der Rothſtrahl (37). Die Bacaſſanmu⸗ 
ſchel (38). Die Sumpftellmuſchel (39.40). 
Die Katzenzunge (41). Die Goldzunge (42). 

5 Der Blutflecken (43. 44). 
Woher die Tellmuſcheln ihren Nahmen führen, ift 
noch durchaus unentſchieden. Statt unfre Leſer mit 
den verſchiednen Meinungen daruͤber zu unterhalten, 
wollen wir lieber offenherzig geſtehen, daß wir es 
nicht wiſſen. Die Muſcheln, die zu dieſer Gattung 
gerechnet werden, find vorn etwas gektruͤmmt, eckig 
und umgebogen. Das Schloß hat gemeiniglich drey 


Zähne, deren mittelſter bey den meiſten getheilt und 


geſpalten iſt. Fuͤr die Seitenzähne find weder in der 


untern Schale Gruͤbchen, in die fie eingreifen, noch 


Gegenzaͤhne, an die fie ſich ſchließen konnten. Nicht 
bey allen Tellinen oder Tellmuſcheln, deren bereits 
or Arten bekannt find, bemerkt man dieſe Kennzet: 
chen zugleich; die Eine beſitzt dieſes, die Andre jenes. 
In ihrer aͤußerlichen Geſtalt herrſcht eine große 


Verſchiedenheit. Einige unter ihnen find epfoörmig 


und etwas gewoͤlbt; andre flaͤcher, und wieder andre 


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Rothſtrahl. 81 
faſt ganz rund. Der Bewohner iſt ein Thier, das 
den Seehaſen gleicht, von denen wir unter den 
Schleimwuͤrmern einige kennen lernten. Gern haͤlt 
er ſich in naſſem Sande auf, wo er ſich durch die 
Köcher, die man im Sande wahrnimmt, verraͤth. 
Aus feiner Schale ſtreckt er zwey Röhren hervor, die 
ihm bald als Haͤnde, bald als Fuͤße dienen. Selbſt 
ſpringen kann er, indem er ſich durch ſie, wie durch 
eine Feder, eine gewiſſe Schnellkraft gibt. 
Eine ſehr ſchoͤne, glänzend glatte Tellmuſchel, 
iſt der Rothſtrahl (T. Radiata, la Telline rayde 
couleur de chair, purpurfarbiger Sonnenſtrahl 37) 
Roſenrothe, gelbliche und weiße Strahlen, von zahl⸗ 
loſen feinen Linien durchſchnitten, verbreiten ſich 
vom roſenrothen Wirbel nach dem Umkreiſe hin, und 
werden von weißen Querbinden unterbrochen. Die 
etwas gekruͤmmte Schale iſt nur wenig umgebogen 
und ſchließt nicht ganz genau. Ihr aͤußerer Rand 
iſt ſehr ſcharf. Am After, d. i. hinter der Wölbung 
des Schloſſes, befindet ſich ein tiefer, laͤgglicher Ein⸗ 
druck; die Nymphen, oder das braune, lederartige 
Band am Schloſſe, ſtehen hervor. Weſtindiens 
Kuͤſten ſind das Vaterland, wenn man bey Seege⸗ 
ſchöpfen von einem Vaterlande reden darf, diefer 
Wuͤrmer II. Th. L Mu⸗ 


82 Bacaſſanmuſchel. 


Muſchel. Obgleich fie ſehr ſchoͤn iſt, fo kann man 
fie doch keine Seltenheit nennen. Am Strande der 
Zuckerinſuln, liegen ſie zu tauſenden. Man findet 
ſie auf viertehalb Zoll breit und anderthalb lang. 
Wir muͤßen aber nicht vergeſſen, daß die Conchylio⸗ 
logen das Wort lang und breit, nicht wie etwa der 
gemeine Sprachgebrauch ſi ch hier ausdrücken würde, 
nehmen. Bey ihnen bezeichnet Länge die Entfer⸗ 
nung des Schloſſes von dem gegen uͤberſtehenden 
Rande a- b; die Breite aber die Entfernung von der 

Border: bis zur Hinterſeite am aͤußern Rande c- d. 
Z3u den ſeltenſten und ſchoͤnſten Tellmuſcheln 
gehört die Bacaſſanmuſchel (T. Gari 38). Dieß 
gilt aber vorzuͤglich von der praͤchtigen, amethyſt⸗ 
farbigen und geſtrahlten, bey der auch die innern 
Waͤnde dem ſchoͤnſten Amethyſt gleichen. Denn ſie 
wird auch von andern gemeinen Farben gefunden. 
Ihrer Bildung nach iſt fie laͤnglich eyformig, etwas 
eckig und ziemlich flach. Die linke Schale hat am 
Schloſſe einen geſpaltnen Mittelzahn, die rechte 
zwey. Das Vergroͤßerungsglas zeigt erſt die Rich⸗ 
tung und Mannigfaltigkeit der Laͤngs⸗ und Quer⸗ 
linien, womit dieſe Muſchel bezeichnet iſt. Am 
Strande von Nicobar ward das Original unfrer 
Abbil⸗ 


Sumpftellmufchel. 83 
Abbildung gefunden. Ob von ihr das Fleiſch auch 
ſo ſchmackhaft ſey, als von andern, wiſſen wir nicht; 
wohl aber daß einige Bacaſſanmuſcheln, beſonders 
aber eine andre Tellinenart, die die oftindifche uns 
ächte heißt, den Bacaſſan oder das Garum gebe, 
was eine ſchmackhafte, den Appetit reizende Wuͤrze 
oder auch Sauce der Speiſen iſt. Man ißt den 
Bacaſſan zum Braten. Es gibt weißen und ſchwar⸗ 
zen. Um jenen zu bekommen, nimmt man das 
Fleiſch aus den Muſcheln, legt es in Eſſig und thut 
noch manche Gewuͤrze hinzu. Schwarzen aber 
macht man, indem man die ganze Schale mit dem 
Thiere einpoͤckelt; wenn man davon etwas brauchen 
will, fo öffnet man die Schalen und nimmt vom 
Fleiſche heraus. Dieß wird ganz braunſchwarz. In 
Oſtindien iſt dieſer Genuß ſehr gemein, in Weſtin⸗ 
dien hingegen, wo doch die Muſchel aͤußerſt haͤufig 
iſt, gar nicht, vielleicht bloß weil die Mode daſelbſt 
noch nicht den Ton angegeben hat. Denn es iſt ſelt⸗ 
ſam genug, daß ſie auch in dem, was bloß fuͤr den 
Richterſtuhl des Geſchmacks gehört, ihre tyranniſche 
Herrſchaft ausuͤbt. 
N Zwar hat die Sumpftellmuſchel (T. Cornea, 
ia Came des ruiſſeuus, Horntelline 39. 40) ein 
L 2 ziem⸗ 


84 Katzenzunge. 


ziemlich gemeines Ausſehen, doch wollen wir ſie 
darum nicht uͤbergehen, weil ſie bey uns einheimiſch 
Hi, und in den Fluͤſſen, nicht aber, wie man aus 
dem Nahmen ſchließen moͤchte, in den Suͤmpfen 
Deutſchlands, ja Europas uͤberhaupt gefunden wird. 
Denn es waͤre doch ziemlich unſchicklich, wenn wir 
über den ſchoͤnen Farben der oſtindiſchen Producte 
unſerer einfachern deutſchen Landsleute ganz vergeſ⸗ 
ſen wollten. Man findet die Sumpftellmuſchel von 
der Größe einer Erbſe bis zur Größe einer Haſelnuß. 
Sie iſt ſehr bauchig, faſt kugelrund und hat eine 
aͤußerſt duͤnne, zerbrechliche, hornfarbige und durch⸗ 
ſichtige Schale. Gemeiniglich iſt ſie braͤunlich. 
Doch ſah man fie auch ſchon gelb, aſchgrau, geſtreift, 
rothgefleckt, blaulich, ja wohl auch perlenmutterfar⸗ 
big. Unter dem bunten Ueberzuge iſt die Schale 
weiß, ins Blauliche ſpielend. Da, wo ſich die neuen 
Anſaͤtze beym Wachsthume derſelben bilden, zeigt 

ſich immer ein ſchwaͤrzlicher Ring. Ä 
Ihrer ungemeinen Rauhigkeit verdankt die Bas 
tzenzunge (T. Lingua felis, la Langue de chat, 
la Telline clagrinbe 41) ihren Nahmen. Sie iſt 
ziemlich flach und eyfoͤrmig, mit einer merklichen 
Kruͤmmung an der Vorderſeite. Die zahlloſen 
| | Puncte, 


Goldzunge. 88 
\ Puncte, Körner und Schuppen, mit denen ihre 
Oberflaͤche wie überfät iſt, und die fie rauh anzu⸗ 
fuͤhlen machen, ſtehen nicht unordentlich durchein⸗ 
ander, ſondern bilden lauter “. Dadurch hat dieſe 
Muſchel zwar eine Aehnlichkeit mit der a 
einer andern Tellmuſchelart, allein dieſe iſt weit ruͤn⸗ 
der und ſtaͤrker, da hingegen die Katzenzunge ziem⸗ 
lich zerbrechlich iſt. Die blaßrothen Strahlen, die 
auf weißem Grunde vom Wirbel aus nach dem Rande 
| zu laufen, thun eine angenehme Wirkung. Die Wirs 
belſpitzen find rofenroth, Ein Exemplar, worauf 
der roſenrothe Anſtrich ſichtbar iſt, bleibt immer eine 
vorzuͤgliche Zierde eines Cabinetts. Oſtindien ſcheint 
die Heimath dieſer Muſchel zu ſeyn. | 
Diurrch ein praͤchtiges, goldgelbes Farbenkleid 
zeichnet ſich die Goldzunge (T. Foliacea, la Lan- 
gue dor, Telline feuille 42) unter ihren Schweſtern 
aus. Sie gehoͤrt zu den ſeltenſten und ſchoͤnſten 
Tellinen. Zart, durchſichtig und glaͤnzend iſt ihre 
Schale von etwas zuſammengepreßter, eyfoͤrmiger 
Geſtalt. Auf der Seite des Winkels, wo ſie ſich 
etwas umlegt, fuͤhlt ſie ſich rauh an. Hier laufen 
vom Wirbel aus Strahlen, die von Querlinien durch⸗ 
ſchnitten werden. Dadurch entſtehen netzartige 
L 3 Kno⸗ 


Knoten. Die Spalte hinter dem Wirbel iſt mit 
netzartigen Knoten ziemlich verpalliſadirt. Gemei⸗ 
niglich findet man dieſe Zaͤhne beſchaͤdigt und abge⸗ 
ſtoßen. Das Schloß hat einen geſpaltnen Haupt⸗ 
zahn und einen ſehr verlaͤngerten Seitenzahn. Das 
Innere der Schale iſt bleicher gelb, mit einer violet⸗ 
ten Spielung. Aus Indien kommt dieſe ſchoͤne 
Tellmuſchel. | 

Zwey laͤngliche Blutflecken, die diichae gehen 
und alſo innen und außen ſichtbar ſind, haben einer 
niedlichen Tellmuſchelart den Nahmen Blutflecken 
(T. Bimaculata 43. 44) verſchafft. Der Form nach 
iſt dieſe Muſchel ziemlich flach und dreyſeitig. Ihre 
Grundfarbe iſt bald weiß, bald gelblich. Einen 
Zahn hat das Schloß, der ſehr genau in den geſpalt⸗ 
nen Zahn der gegenſeitigen Schale paßt. Die Kuͤ⸗ 
ſten des europaͤiſchen Oceans liefern uns dieſe Te 
mufchel, 

Unfre Leſer koͤnnen fich leicht vorſtellen, daß 
unter den 85 Tellmuſcheln, die wir mit Stillſchwei⸗ 
gen übergehen muͤßen, noch manche ſchoͤne, ihrer 
Aufmerkſamkeit wuͤrdige ſey; allein die Nothwen⸗ 
digkeit, mit unſerm Raum haus zuhalten, befiehlt 
uns weiter zu gehen. 

Tab. 


Tab. VIII. 
Herzmuſchel. Cardium. 
Das Stachelherz (45-47). Das blutige 
Menſchenherz (48. 40). Die dreyſeitige Herz⸗ 
muſchel (50). Das Sperrmaul (51). Die 
hochgerippte Herzmuſchel (52). Das 
Bauvernherz (83 

Wan unſre Leſer bey dem Nahmen Herzmuſchel 
ſich eine Form derſelben denken, die mit derjenigen, 
die man in Abbildungen dem menſchlichen Herzen 
gemeiniglich gibt, einige Aehnlichkeit hat, ſo irren 
fie zwar nicht. Doch find unter den 51. Arten, die 
man zu dieſer Gattung zaͤhlt, einige, die bald mehr 
den Kammmuſcheln, bald mehr den Gienmuſcheln, 
nur nicht in Abſicht auf das Schloß, gleichen. Hin⸗ 
gegen befinden ſich unter andern Gattungen auch 
ſolche, die man um ihrer Herzform willen gar 
wohl den Herzmuſcheln beyzaͤhlen mochte, wenn fie 
nicht um ihres ganz anders gebildeten Schloſſes 
willen ausgeſchloſſen bleiben muͤßten. Eben daher 
hat die Eintheilung der Muſcheln nach der Structur 
ihrer Schloͤſſer ſolche Vorzuͤge, weil dieß ein weit 
beſtaͤndigerer Charakter iſt, als die Form der Schar 
len. 


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— 


38 Saachelher. 


len. Alle Herzmuſcheln. 12 85 am Schloſſe in jeder 
Schale zwey Mittelzaͤhne, die gegenſeitig genau in 
einander greifen. Der eine von dieſen Zähnen iſt 
meiſt etwas kruͤmmt. In einiger Entfernung da⸗ 
von befindet ich an jeder Muſchelhälfte ein Seiten⸗ 
zahn und eine Höhlung. in die der Seitenzahn der 
gegenüberfiehenden Mufchel eingreift. Die Schalen 
der meiſten Herzmuſcheln ſind ziemlich gewoͤlbt und 
haben ſenkrechte Rippen und Furchen. Die Wirbel 
neigen ſich gegen einander, ja liegen wohl gar bey 
einigen einer auf dem andern. Den Bewohner wer⸗ 
den wir jetzt gleich naͤher kennen lernen, und wir 
freuen uns, daß wir unſern Leſern ein ſolches Thier 
in verſchiednen Lagen zeigen konnen, fo daß fie im 
Stande ſind, ſich eine recht deutliche Vorſtellung 
von einem fo ſeltſamen Gefchöpfe zu machen. Dazu 
wird uns das Stachelherz (C. Echinatum, la Bbu- 
carde epineuſe, knotenreiche Herzmuſchel) die beſte 
Gelegenheit geben. So wie wir es bey 45 vor uns 
ſehen, ſo hat das Thier ſeine Schalen nur etwas zu 
offnen angefangen. Betrachten wir dieſe letztern 
zuerſt, fo bemerken wir rippenfoͤrmige Erhöhungen, 
die mit ſtumpfen, zum Theil in der Mitte gekerbten 
Ben beſetzt find, und eben daher nur uneigentlich 

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Stachelherz. 89 

Siudeln be beißen. Die Furchen haben eine Menge 
Runzeln und Querſtreifen. Außen ſind die Schalen 
rothbraun, innen aber ſind ſie weiß. Hier iſt 
das, was außen eine Rippe war, Furche, und 
die Furche Rippe, was aus der Bauart ſehr begreife 
lich iſt. Die Wirbel, die in unſrer Abbildung unten 
ſind, ſtoßen ſo nahe zuſammen, daß ſie ſich an ein⸗ 
ander reiben und abnuͤtzen. Sehen wir nun auf 
das Thier ſelbſt, ſo bemerken wir da, wo ſich die 
Schalen etwas geoͤffnet haben, einen rothen, flei⸗ 
ſchigen Körper und zwey mit Fuͤhlern, wie mit Fran⸗ 
ſen, umgebne Oeffnungen, die vermuthlich als Mund 
und After dienen. Begierig werden ſie ſeyn, was 
nun eigentlich das Thier herausſtrecken wird, wenn 
es ſeine Schalen noch weiter dffnet. Dieß ſehen wir 
bey 46. Unſre Herzmuſchel ift hier in vollem Gange. 
Denn der ſenſenfoͤrmige, fleiſchige Körper iſt nichts 
anders, als ein Fuß. Man kdͤnnte das ganze Thier 
ſenſenformig, ja wohl gar einen bloßen Fuß nennen, 
da faſt der ganze Körper die Dienſte des Fußes thut. 
Doch ſo wahr das gewiſſer Maßen iſt, ſo gibt das 
doch noch keinen ganz deutlichen Begriff von dem 
Thiere und ſeiner Haushaltung im Innern. Neh⸗ 
men wir eine Muſchelhaͤlfte ganz weg und blicken 
Wuͤrmer II. Tg. M ins 


90 Blutiges Menſchenherz. 

ins Innere (47), ſo werden wir uns unmöglich des 
Erſtaunens uͤber eine fo fonderbare Art von Thier 
enthalten koͤnnen. Der Haupttheil bleibt immer der 
ſeltſame, fleiſchige, mennigrothe Fuß, der innen eine 
Furche und außen einen ſcharfen Kiel hat. Da wo 
dieſer Körper an der Muſchel ſitzt, umgeben ihn blau⸗ | 
liche Muskeln und braun geftreifte Haͤute, auch bes 
finden ſich nahe dabey zugeſpitzte, gelbe Lappen. 
Wer ſollte das fuͤr ein Thier halten, an dem beynahe 
alles Fuß iſt. Und doch hat es gewiß alles, was 
es zu ſeinem Wohl bedarf. Im Gehen ſetzt es den 
Fuß nicht ſo, wle man etwa denken moͤchte daß 
es ſich wie auf eine Fußſohle ſtuͤtzte, ſondern es ſetzt 
die Ferſen voraus und der : n des me. 


bei nach. | 
Im arenen wet, alt ch in der Nor: 
je itt dieſe Herzmuſchel gar nicht felten. 


Eine hoͤchſt ſeltene, aber ſchoͤne Conchylie iſt, 
das mit Blutflecken beſpruͤtzte, oder das blutige 
Menſchenherz ( C. Cardiſſa, le Cbeur de Venus). 
Sie hat einige Aehnlichkeft mit der Venus muſchel, 
die man das Menſchenherz ſchlechtweg nennt; allein 
da dieſe am Rüden und Umriſſe der Schalen Zacken 
und Dornen hat, jene aber glatt und eben iſt, ſo 

laſſen 


Dreyſeitige Herzmuſchel. er 


laſſen ſie ſich leicht unterſcheiden. Auch zeichnen die 
letztere, von der wir jetzt reden, ſehr ſchone roſenrothe 
Flecken auf dem Rande der Vorderſeite (48) aus. Die⸗ 
ſe iſt faſt ganz weiß und etwas flach. Zarte Linien 
laufen alle in ſolchen Richtungen, daß ſie ein Herz 
vorſtellen. Weit gewoͤlbter iſt die Hinterſeite (49), 
zumal um die Gegend des Schloſſes. Hier zeigen 
ſich ſtarke Streifen und Furchen, die etwas gerieft 
ſind, und eine Menge von Blutflecken. Dieſe ſchei⸗ 
nen an der andern Seite der Muſchel durch. Aus 
Oſtindien, vorzuͤglich aus der Gegend der Molukken 
kommt dieſe ſchoͤne Herzmuſchel, deren Schale aber 
ſehr duͤnn und zerbrechlich iſt. Man hat ihrer ſchon 
auf drey Zoll lange geſehen. 

In der ganzen Form und Bauart der dreyſei⸗ 
tigen Herzmuſchel (C. Hemicardium, le double 
coeur de Venus, le coeur en ſouſſiet 50) zeigt ſich 
etwas dreyſeitiges. Nicht uͤbel heißt ſie auch das 
doppelte Herz, denn auf der Vorder- und auf der 
Hinterſeite erblickt man eine Herzgeſtalt. Im Fran⸗ 
zoͤſiſchen hat man ihr den Nahmen Blasbalg⸗Herz⸗ 
muſchel gegeben, weil man eine Aehnlichkeit mit 
einem Blasbalg wahrzunehmen glaubte. Ihre Vor⸗ 
derſeite gleicht vollig der Menſchenherzmuſchel. 

| M 2 Nicht 


92 Sperrmaul. 


Nicht gar tief ſind die Furchen, und voller wie mit 
Nadeln hineingeſtochner Puncte. Die hintere Seite 
ſtellt ein kleines Herz vor, hat aber ſtaͤrkere Rippen 
und tiefere Furchen. Da wo die Muſchelraͤnder ſich 
beruͤhren, ſind ſaͤgefoͤrmige, vollkommen in einander 
greifende Einſchnitte. Die aͤußere Schale iſt weiß⸗ 


gelb, die innere ſchneeweiß. Auch dieſe ſo treffliche, 


aber ſehr theure Herzmuſchel wird an den ern der 
Molukken gefunden. 


Noch ſeltner iſt in den Cabinetten ein dn | 
diges Exemplar des Sperrmauls (C. Ringens, 


4 Mofat 51). Dieſe Herzmuſchel iſt faſt vollkom⸗ 
men rund. Ihre Schalen haben am Rande der 


Vorderſeite ſaͤgefoͤrmige Einſchnitte, die aber nicht 


genau in einander greifen und ſchließen, ſo daß ſie 


BE De Ee % WE. en 


gleichſam das Maul auffperren. Die bauchigen, 


hochgewoͤlbten Schalen haben gemeiniglich 26 Rip⸗ 
pen und Furchen. Die Grundfarbe iſt weiß, gegen 
die Zacken der Raͤnder zu roth. Die runde Form 
nebſt der rothen Farbe haben dieſer Muſchel den 
Nahmen rother Apfel erworben. Aus Guinea be⸗ 
kommt man einzelne Haͤlften in Menge, aber 
gute vollſtaͤndige nm (Doubletten ö 
ſelten. 


Von 


Hochgerippte Herzmuſchel. 93 

Von eben daher kommt auch die praͤchtige hoch⸗ 
gerippte Herzmuſchel (C. Coſtatum, la Conque 
exotigue 52). Allein auch bey ihr gilt die Klage 
uͤber die Seltenheit wahrer Doppelſchalen. Gelang 
es doch einem Naturforſcher, der ſich geraume Zeit 
an ihrer heimathlichen Kuͤſte aufhielt, nie, die zwey 
Schalen zu finden, die Einer Muſchel angehören, 
Wahrſcheinlich reißen ſie die daſelbſt ſtarken Bran⸗ 
dungen, die ſie an den Strand ſchwemmen, aus ein⸗ 
ander, ſo daß die Eine Schale da, die Andre dort⸗ 
hin getrieben wird. Man hat daher ein ſchones 
vollſtaͤndiges Exemplar dieſer Muſchel bereits mit 
100 Fl. bezahlt. Sehr hoch ſind die Rippen dieſer 
Conchylie und dreykantig. Die tiefen Furchen zwi⸗ 
ſchen ihnen ſind gelblich und ſehr duͤnne und durch⸗ 
ſichtig. Der aͤußere Rand iſt wie ausgezackt. 
Man hat ſie ſchon vier Zoll breit gefunden. 

Noch eine recht fchöne , bunte Herzmuſchel 
fuͤgen wir hinzu. Wir meinen das Bauernhers 
(C. Ruſticum 53). Es iſt viel breiter als lang. 
Die Furchen ſind ziemlich tief und glatt. Auf der 
weißen Grundfarbe thun die zierlichen Querbinden, 
die roͤthlich, blau, auch gelblich ſind, eine ange⸗ 
nehme Wirkung. Saͤgefoͤrmige Einſchnitte hat der 

M 3 aͤußere 


94 Korbmuſchel. 
aͤußere Rand. Ihre innere Seite iſt braͤunlich; ihr 
Aufenthalt das mittellaͤndiſche Meer. 


Tab. IX. 


Korbmuſchel. Mactra. 

Die Strandmuſchel (34). Der Falten⸗ 
korb (55). Der Strahlkorb (50). Die 
Kothmuſchel (57). 

Od fuͤr die Gattung zweyſchaliger Conchylien „ zu 

der wir jetzt kommen, der Nahme Korbmuſchel oder 
Backtrogmuſchel ſchicklicher gewaͤhlt ſey, das wollen 
wir nicht unterſuchen. Genug, daß beyde ſich auf 
die weite und tiefe Baͤuchung, die ſie haben, beziehen. 
Das, was aber ihren vorzuͤglichſten Charakter aus⸗ 
macht, iſt der zuſammengelegte, dreyeckige Mittel⸗ 
zahn, neben dem ſich ein Gruͤbchen befindet. Einige 
unter den 21 Arten, die man zu dieſer Gattung 
rechnet, haben pergamentartige Seitenzaͤhne, die 
ſich wie Schieber in die gleichfalls mit pergament⸗ 
artigen Seitenwaͤnden beſetzten Hoͤhlen der andern 
Schale hineinfuͤgen. Man koͤnnte zwey Familien 


— —̃— — — 


KRorbmuſcheln en von denen die Eine ſich 


durch 


7 

7 

1 
4 
* 


Strandmuſchel. Faltenkorb. 95 


durch eine dreyeckige, die Andre durch eine eyfor 
mige Geſtalt unterſcheidet. 

Die gemeinſte Korbmuſchelart, außer der alle 
uͤbrigen ſelten zu nennen ſeyn möchten , iſt die 
Strandmuſchel (M. Solida, vulgaris, gemeiner 
Backtrog 54). Faſt an jedem europäifchen Strande 
wird fie gefunden. In Holland werden ganze 
Schiffsladungen ſolcher Muſcheln zum Kalkbrennen 
zuſammengebracht. Die faſt dreyeckige Schale iſt 
dick und glatt; breite Brangebinden ſtehen auf 
dunkelm Grunde. Man ſieht bogenförmige An⸗ 
wuͤchſe, die von der allmaͤhlichen Vergrößerung der 
| Muſchel zeugen. Die Seitenzähne und Seitengrüb⸗ 
chen ſind voll feiner Kerben, und das iſts, was ſie 
unter allen Korbmuſcheln auszeichnet. 

Eigentlich ſchneeweiß, doch mit einer gelblichen 
Oberhaut bekleidet und durchſi ichtig, wie das feinſte 
Papier, aber auch aͤußerſt zerbrechlich iſt der Falten 
korb (M. Plicataria 35). Er hat eine Menge 
Querfalten und Furchen, die nach vorn zu breiter 
werden. Man findet ihn mehr als noch einmal ſo 
groß, als unſer abgebildeter iſt. An ihm kann man 
recht deutlich den umgelegten Mittelzahn und die 
pergamentartigen Seitenzaͤhne ſehen. Seine Schale 

WERTE. hat 


% Strahlkorb. 


hat der Maſſe nuch viele uebnlichket mit dem Pae 
piernautilus. Oſtindien iſt ſeine Heimath. 
Weit bunter und ſchoͤner iſt der Strahlkorb 
M. Stultorum, 1a cume radiee bombte, le LiJor 36), 
Warum ihn Linn⸗ den Narrenbacktrog nannte, 
möchte ſchwer zu errathen ſeyn. Dieſe in den euros 
paͤiſchen, africaniſchen und weſtindiſchen Meeren ſich 
aufhaltende Muſchel hat eine dreyſeitige, an bey⸗ 
den Seiten etwas abgeſtumpfte For m. Beyde Scha⸗ 
len ſind ziemlich gewölbt, glatt und zerbrechlich, auch 
etwas durchſichtig. Sie klaffen einiger Maßen. 
Auf ihrer weißgrauen auch blaulichen Grundfarbe 
ſieht man vom Wirbel aus ſehr ſchöͤne gelbe Strah⸗ 
len nach den meſſerſcharfen Rändern zu laufen, und 


blaue Querbinden tragen zur Verſchonerung dieſer 


Muſchel bey. Daß dieſe bald breiter, bald ſchmaͤ⸗ 
ler ſeyen, und daß in den Farben ſelbſt faſt bey allen 
Muſcheln nach dem Alter, der Nahrung, dem La⸗ 
ger u. d. große Verſchiedenheiten bey einer und 
derſelben Art ſtatt finden, das duͤrfen wir wohl kaum 
erſt erinnern. Innen iſt der Strahlkorb ſchoͤn violett: 
blau und eben diefe, Farbe haben auch die Wirbelſpitzen. 

Die bisher angeführten Backtrog⸗ oder Korb⸗ 
muſcheln hatten eine etwas dreyeckige Form. Wir 


wollen 


Kothmuſchel. 07 
wollen doch unſern Leſern auch eine bekannt machen, 
die mehr eyfdrmig iſt. Hiezu wählen wir die Koth⸗ 

muſchel (M. Lutraria 87), die unter die größter 
Korbmuſcheln gehdrt. Man hat ſie ſchon fuͤnf Zoll 
breit gefunden. Sie iſt ſehr laͤnglich eyformig und 
flach gedrückt, ihre dicken Schalen klaffen auf bey⸗ 
den Seiten. Eine ſchmutzige Oberhaut uͤberzieht 
die weißliche Grundfarbe, und unordentliche Quer⸗ 
ſtriche laufen uͤber ſie hin. Jede hat den, den Korb⸗ 
muſcheln eigenthuͤmlichen, gefalteten Mittelzahn, 
nebſt der Grube daneben. Statt der Seitenzaͤhne 
aber ſieht m Rinne, in die ie die Rand⸗ 
erhoͤhung — ao fügt. m nb H. 
Dia wo ſich die europaͤiſchen Stidntie ind Meer 
ergießen, ſoll die np gar ae e ſeyn. 


x 


RR Tab. 0 0 * 

„Dreyeckſtumpfmuſchel. N fi 
Die Letterſchulpe (58. 50). Die dreyeckige 
Stumpfmuſchel (bo. 61). Die runzlige 
Dreyeckſtumpfmuſchel (6 2. 03) Die Dor⸗ 
nige (64). Die Bettlermuſchel (6% 6). 
Nicht nur durch ihre etwas dreyeckige Form, ſon⸗ 
wWuͤrmer II. Th. N dern 


98 ALeetterſchulpe. 
dern beſonders auch dadurch, daß ihr Vorderrand 
vollig wie ſtumpf abgeſchnitten iſt, ſo daß fie ein keil⸗ 
foͤrmiges Anſehen bekommen, zeichnen ſich die Drey⸗ 
eckſtumpfmuſcheln aus. Ihr Schloß hat zwey zu⸗ 
ſammengedruͤckte Zaͤhne; ein dritter iſt von ihnen 
durch eine Vertiefung abgeſondert. Inzwiſchen duͤr⸗ 
fen wir nicht verſchweigen, daß ſich das nicht bey 
allen 19 Arten dieſer Gattung finde, und daß es 
alſo rathſamer ſey, ſich bey ihr an die abgeſtumpfte 
Vorderſeite als Charakter zu halten. Den 5 
ner werden wir noch kennen lernen. | 

Es gibt mehrere Muſcheln und Schnecken, in 
deren Zeichnungen man etwas wahrnimmt, das 
bald mit Buchſtaben, bald mit Noten, bald mit 
Zelten eine Aehnlichkeit hat. Unter den Dreyeck⸗ 
ſtumpfmuſcheln finden wir eine ſolche Buchſtaben⸗ 
muſchel in der Letterſchulpe (D. Scripta, le Sunet), 
die auf ihren Schalen buchſtabenaͤhnliche Charaktere 
hat, die wohl unentziffert bleiben werden. Man 
heißt fie die Eulaneifche Buchſtabenmuſchel, weil ſie 
bey den Kulaneifchen Eylanden, ohnweit den Mo⸗ 
lukken, gefunden worden. Ihre Verſchiedenheit iſt 
in Abſicht auf ihre Zeichnung ſehr groß, ſo beſtaͤndig 
80 die flache, zuſammengedruͤckte Form und die 

Geſtalt 


Dreyeckige. 99 
| Geſtalt der innern Narben und Muskelflecken iſt. 
Bald ſehen wir ſie auf feinem weißen Grunde mit 
roͤthlichen Zickzackſtreifen bezeichnet (58) bald lau⸗ 
fen ſchoͤne, dunkelroͤthliche Wellenlinien etwas zick⸗ 
zackartig auf gelblich weißem Grunde hin (59). 
Bald aber ſieht man wieder andre Zeichnungen und 
Farben. Die innern Waͤnde N ie vios 

lett blau. sig 
Weit mehr als bey dieser faut die dreyeckige 
Form, wie die Abſtumpfung, an der dreyeckigen 
Stumpfmuſchel (D. Scortum, la Came coupbe 
en bec de flute 60) ins Auge. Starke Querſtrei⸗ 
fen, die ſich am Vorderrande zu ſchuppigen Zacken 
erheben, am Hinterrande blaͤtterfoͤrmig werden, und 
unterwaͤrts Kerben haben, gehen uͤber die Ober⸗ 
flaͤche hin. Aber nicht alle laufen ganz durch. 
Feine Linien, die vom Wirbel aus ihre Richtung 
nach den Raͤndern nehmen, durchkreuzen jene, und 
bilden mit ihnen einen netzfoͤrmigen Ueberzug. Die 
etwas flache, abgeſtumpfte Vorderſeite hat eine 
Menge Runzeln. Nach ihr zu kehren ſich die Wir⸗ 
belſpitzen. An der innern Seite (61), die wir zur 
Erſparung des Raumes ſehr verkleinern laſſen muß⸗ 
ten, on: wir die feinen Kerben des aͤußern Randes. 
4 N 2 Hier 


100 Runzlige. a 


Hier iſt die Farbe gegen die Vertiefung zu praͤch⸗ 
tiges Violett, nach dem aͤußern Rande hin ſchnee⸗ 


weißes Email. Dieſe Muſchel verbirgt beſcheiden 


ihre Schoͤnheiten in ihrem Innern; denn aͤußerlich 
hat ſie einen ziemlich gemeinen Oberrock an. Die 
pſtindiſchen Gewaͤſſer ſind ihr Aufenthalt. 
Sowohl ganz geſchloſſen, und ohne Spur von 
einem Bewohner (62), als auch dieſen ſelbſt hervorge⸗ 
ſtreckt und einherkriechend (63), ſehen wir die runz⸗ 
lige Dreyeckſtumpfmuſchel (D. Rugoſa, a 
Came radiee, die kleine Säge). Auf ihrer ſehr 
abgeſtumpften Vorderſeite durchkreuzen ſich eine 
Menge Streifen, und bilden ein rauhes, runzliges, 
netzfoöͤrmiges Gewebe. Eine ſcharfe Kante ſondert 
die Vorderſeite von den Seitenraͤndern ab. Dieſe 
ſind ſpiegelglatt und bilden die Form eines Keils, 
dergleichen fi) die Holzhauer bedienen. Höͤchſt 
mannigfaltig iſt das Farbenkleid dieſer Muſcheln, ſo 
daß eine Menge Abbildungen kaum hinreichten, alle 
die Verſchiedenheiten anſchaulich zu machen. Sehr 
feine Linien durchſchneiden die artigen Querbaͤnder, 
die bald gelb, bald blaulich, bald roͤthlich find, 
Die innern Waͤnde findet man violett und weiß. 
Der aͤußere Rand iſt voll feiner Zaͤhne und Kerben. 
755 Das 


Dornige. 101 


Das Schloß hat an einer Schale zwey, an der an⸗ 
dern Schale Einen gefpaltnen Mittelzahn. Im mit⸗ 
tellaͤndiſchen Meere, am Strande von Guinea und 
der weſtindiſchen Zuckerinſuln findet man ſie. Hier 
ſuchen ſie die Neger, die ihr Fleiſch ungemein lieben, 
während der Ebbe, im Sande. Sobald die Mus 
ſcheln das merken, ſo ſuchen ſie eilig das Meer zu 
gewinnen. Hiezu dient ihrem Bewohner der Pflug⸗ 
ſchar Ähnliche Fuß (63), den man auch mit einem 
Gaͤrtnermeſſer verglichen hat. Einiger Maßen erin⸗ 
nert dieſer Fuß an die ſonderbare Senſe der Herz⸗ 
muſcheln. Recht gut kann unſer Schalthier damit 
ſpringen. Es gibt ſich durch ſeine elaſtiſche Kraft 
einen Schwung, der es eine Strecke weiter bringt. 
Es muß ein ganz eigner Anblick ſeyn, ein ſolches 
Thier ſpringen zu ſehen. Außer dieſem Fuße ſehen 
wir von dem Bewohner zwey Roͤhren hervorragen, 
die mit Fuͤhlern beſetzt ſcheinen. Sie ſind ziemlich 
kurz und nicht ganz gleich. | 
Eine der feltenften Dreyeckſtumpfmuſcheln iſt 
die dornige (D. Spinoſa 64). Ihre vollkommen 
abgeſtumpfte Vorderſeite wird durch die ſich netzartig 
durchkreuzenden Streifen ganz rauh gemacht. Die 
Kante, die dieſe Vorderſeite von den Wirbeln und 
N 3 Seh 


102 Bettlermuſchel. 


Seitenwaͤnden abſondert, iſt etwas dornig und za⸗ 
ckig. Eben dergleichen Dornen bemerkt man auch | 
auf den nach vorn zu gehenden Querftreifen der 
Seitenwaͤnde. Die Zwiſchenraͤume, die ſie laſſen, 
ſind voll feiner Runzeln. Auch die uͤbrigens ſpie⸗ 
gelglatte Hinterſeite iſt mit feinen Linien bezeichnet. 
Beyde Schalen haben einen gezähnten Außenrand. 
Die glaͤnzend weiße Grundfarbe wird durch orange⸗ 
farbige Querbinden unterbrochen. In voller Schoͤn⸗ 
heit erſcheint dieſe Muſchel erſt unter dem Vergroͤße⸗ 
rungsglaſe. Dann erſt zeigen ſich die Zacken, Dor⸗ 
nen, Kerben, Querlinien und alles das, was ſelbſt 
eine etwas vergroͤßerte Abbildung, wie die unſrige, 
nicht ganz deutlich machen kann. In den oſtindi⸗ 
ſchen Meeren wohnt dieſe Mufchel, die nur aa. 
zu defigen fo glüdlich find. - 

Was die Bettlermuſchel (D. Irus) fo arm⸗ 
ſeliges an ſich habe, daß ihr Linne den Nahmen eis 
nes Bettlers aus Ithaca gab, der eine Celebritaͤt 
erlangt hat, wie wohl ſelten einem Bettler zu Theil 
geworden iſt, konnen wir nicht errathen. Denn ihr 
Anzug iſt ſo ſchlecht nicht. Wenigſtens gilt das bey 
der unfrigen, wir mögen ſie außen (65) oder innen 
(66) betrachten. Vielleicht daß die Runzeln und 

blaͤtt⸗ 


— — f——ö —b 


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Venusmuſcheln. 403 
blaͤttrigen Querſtreifen, die man zumal an der Vor⸗ 
derſeite bemerkt, dazu Veranlaſſung gaben. Weni⸗ 
ger der Structur des Schloſſes als ihrer Form nach 
gehdrt fie zu den Dreyeckſtumpfmuſcheln. Die Unf 
rige ift von der maroccaniſchen Kuͤſte. 
| hi — 


Venusmuſchel. Venus.“ 
Die Aechte (7). Die Breitblaͤttrige (68). 
Die Granulirte (69). Die Warzenvolle 
(20. 71). Die Henne (22). Das tuͤrki⸗ 
ſche Lager (73-76). Die Tiegerzunge (77). 
Das Scherbchen (28). Die runde Buch⸗ 
ſtabenmuſchel (29. 80). Die aͤchte Strick⸗ 
muſche (8 1). Die Handelsmuſchel (8 2.83). 

Die Weberin (84). „Die a 
iz ſchwere (85. 80). lage 
| Eine z delle, „ weitverbreitete 1 
iſt die, zu der wir jetzt kommen. Wir meinen die 
Venus muſcheln, deren man bereits 145 Arten kennt, 
unter denen ſich eine Menge ſo ſchoͤner und vorzuͤg⸗ 
licher Conchylien befindet, daß die Verlegenheit des 

18 Ver⸗ 


104 Venusmuſcheln. 

Verfaſſers dieser naturhiſtoriſchen Unterbaltunget, 
nur einige wenige aus zuwaͤhlen und zu beſchreiben, 
peinigend genug iſt. Inzwiſchen iſt das nun ein⸗ 
mal nicht abzuaͤndern, und wir muͤßen unſre Leſer 
bitten, mit dem Wenigen, was wir e ihnen geben 
Tonnen, vorlieb zu nehmen. nn Non 
In Abſicht auf die aͤußerliche Form benſcht un⸗ 

ter den Venusmuſcheln eine ziemliche Verſchieden⸗ 
heit; denn einige ſind herzfoörmig, und haben einen 
lackigen und dornigen Vorderrand; andre gleichen 
ihnen zwar in der Herzform, allein die Dornen und 
Zacken am Vorderrande fehlen; wieder andre ſind 
faſt ganz rund und ſcheibenformig, und. endlich bas 
ben einige eine laͤngliche Eyform. | Diele Bemers 
kung veranlaßte die Syſtematiker, die Venus mu⸗ 
ſcheln in vier Familien zu theilen, um ein fo zabl⸗ 
reiches Geſchlecht beſſer überfehen zu können. Bey 
allen ſind die beyden Schalen einander vollkommen 
gleich. Ihre Lippen liegen mit dem vordern Rande 
uͤbereinander. Im Schloſſe ſtehen drey Mittelzaͤ hne, 
dicht und nahe beyſammen, aber nicht in gerader 
Richtung, ſondern etwas von einander weggekehrt. 
Zuweilen find ihrer mehr als drey; zuweilen find fie 
gekerbt, und einige Venus muſcheln haben auch ſtarke 
Sei 


Aechte Venusmuſchel. 105 


Seitenzaͤhne. Hatten die Herzmuſcheln ſenkrecht 
laufende Streifen und Rippen, ſo gehen dieſe bey den 
Venus muſcheln weit haͤufiger in die Quere, und es 
iſt ſelten hievon eine Ausnahme zu ſehen. Die 
zwey deutlichen, zugeſpitzt gehenden Flaͤchen vor und 
hinter dem Schloſſe hat man den Vorder⸗ und den 
Hinterzwickel genaunt. Von dem Bewohner dieſer 
Muſcheln, der ſich gern im naſſen Meerſande auf⸗ 
haͤlt, und mit feinen Röhren bald Waſſer pumpt, 
bald von ſich ſpruͤtzt, reden wir, wenn wir die war⸗ 
zenvolle Venus beſchreiben. Jetzt wollen wir aus 
jeder Familie einige der vorzüglächſten! Arten kennen 
lernen. i s | 
Ein vollkommen leur vl dan allen Stas 
cheln und Dornen verſehenes Exemplar der aͤchten 
Venusmuſchel (V. Dione, Venus avec des poin- 
tes 67) gehort immer unter die Zierden eines Con⸗ 
chyliencabinettes. Ihre Bildung iſt dreyſeitig herz⸗ 
foͤrmig und blaͤtterartige Rippen, deren Zwiſchen⸗ 
raͤume glatt ſind, umgeben ſie. Da die letztern 
blaßroth, die erhobnen Rippen aber weiß find, fo 
erſcheint dieſe Muſchel, je nachdem man ſie von 
oben oder von unten betrachtet, roth oder weiß. 
Der vordere Zwickel wird durch Dornen und Spis 
‚Würmer Il. Th. Dr gen, 


105 Breitblaͤttrige Venus muſchel. 

gen, wie durch Palliſaden, von den Seitenwaͤnden 
abgeſondert. Je zahlreicher dieſe Stacheln, und je 
länger und unverſehrter fie ſind, um deſto höher 
wird ein ſolches Exemplar geſchaͤtzt. Ein ganz tan 
delloſes iſt hoͤchſt ſelten. Die etwas erhabne Vor⸗ 
derſeite iſt herzfoͤrmig und fein geſtreift. Hier iſt 
der Vorderzwickel roth, auch violett. Der Hinter⸗ 
zwickel hot einen tiefen, herzfoͤrmigen Eindruck. 
Schneeweiß ſind die innern Waͤnde. Gegen das 
Schloß zu werden ſie fleiſchfarbig. Des letztern 
mittelſter Zahn gleicht einem duͤnnen Blaͤttchen. 
Auf jeder Seite befindet ſich ein ſtaͤrkerer und dicke⸗ 
rer Zahn. Jener duͤnnere greift in die e zwey feinen 
Mittelzaͤhne der andern Schale ein. 

Die Kuͤſte von Braſilien ſcheint die wahre Hels 
math der aͤchten Venus muſchel zu ſeyn, ob man fie | 
gleich auch an andern americanifehen Kultes um 
nicht fo haufig, findet. eee eech 

Noch ſeltner als die ächte ſieht man die * — 
blättrige Venusmuſchel (V. Orientalis, (Dy- 
fera), la Levantine, Venus orientale rider, gerun⸗ 
zeltes, altes Weib 68). Eigentlich hat ſie keine 
Stacheln. Indeſſen berechtigen doch die faſt durch⸗ 
ſichtigen, zuttigebognen Querrunzeln, die gegen 

den 


« 
— — —— 


WE; a 2 
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Granulirte. 107 


den Vorderzwickel hin in Endſpitzen ausgehen, fie in 
die erſte Familie aufzunehmen. Ihre Farbe iſt weiß⸗ 
grau; ihr Vorder⸗ und Hinterzwickel braͤunlich. 
Vom blaßrothen Wirbel, der gegen den Hinterzwi⸗ 
ckel zu gebogen iſt, laufen einige Strahlen nach den 
Seitenraͤndern, die einer verwelkten Roſe gleichen. 
Innen iſt dieſe Muſchel weiß. Ihr Schloß hat 
drey neben einander ſtehende Zaͤhne, unter denen der 
mittelſte am größeften iſt. 11 
Ein ſehr zierliches Ausſehen hat die e 
Venusmuſchel (V. Marica 69). Die ſich durch⸗ 
kreuzenden Laͤngs⸗ und Querſtreifen machen die 
Schale rauh und koͤrnig. Den laͤnglich eyfoͤrmigen 
Vorderzwickel ſcheiden von den Seitenwaͤnden blaͤtt⸗ 
rige Schuppen, die ſchief in die Hoͤhe ſtehen. Fein 
gekerbt find rings herum die aͤußern Ränder, Der 
gelblich weißen Grundfarbe geben die braunroͤthli⸗ 
chen Strahlen und Flecken ein buntes Ausſehen. 
So feſt ſchließen die Schalen, weil auch die gekerb⸗ 
ten Ränder rings umher vortrefflich in einander grei⸗ 
fen, daß man fie nur mit Muͤhe öffnen kann. Sie 
kommt aus dem americaniſchen Ocean. 
Unter den Mitgliedern der zweyten Familie der 
aua die zwar auch eine Herzform, aber 
| O 2 | ohne 


108 Warzenvolle. 
ohne Dornen und Stacheln haben, nennen wir zu. 
erſt die warzen volle Venus (V. Rugoſa, la Clo- 
niffe), bey der wir Gelegenheit finden werden, vom 
Bewohner etwas zu ſagen. Wir ſehen ſie zuerſt 
mit geſchloßner Schale in Ruhe liegend (70). Der 
Grund ihrer Benennung kann uns nicht zweifelhaft 
ſeyn, da ihre dicken Schalen eine Menge knoten⸗ 
und warzenvoller Querſtreife haben. Einige von 
ihnen ragen etwas uͤber den vertieften, artig braun⸗ 
gefleckten Vorderzwickel vor, und geben ihr faſt 
Anſpruͤche auf eine Stelle unter der vorigen Famille. 
Ziemlich ſtark neigen ſich die Wirbel nach dem 
Hinterzwickel zu. Die Hauptfarbe dieſer Muſchel 
iſt braͤunlich mit Flecken. Das Schloß iſt ein wah⸗ 
res Venusmuſchelſchloß. Die aͤußern Muſchelraͤn⸗ 
der ſind fein gekerbt. An den europaͤiſchen und 
weſtindiſchen Kuͤſten findet man dieſe Muſchel und 
zwar zuweilen ziemlich groß, ſo daß ſie auf drey 
Zoll Breite hat. Beobachten wir ſie, wenn ihr Be⸗ 
wohner (71) in Thaͤtigkeit und im Gange iſt, fo fal⸗ 
len uns ſogleich die zwey Röhren mit den Saug⸗ 
und Sprüglöchern ins Auge. Mit einer derſelben 
pumpt das Thier Waſſer, mit der andern ſpruͤtzt es 
dasſelbe wieder von ſich und entledigt ſich ſeiner 
- Excre⸗ 


Henne. 109 


Excremente. Ganz kurze Fühler. umgeben jene 
Oeffnungen. Um dieſe Organe hervorzuſtrecken, 
dffnet dieſes Geſchoͤpf feine Schalen hoͤchſtens drey 
Linien weit. Ohne das Ligament zu beſchaͤdigen, 
konnte es dieſelben unmoͤglich weiter oͤffnen. Merk⸗ 
wuͤrdig iſt der Fuß. Ihm kann ſein Eigenthuͤmer 
die Form geben, die er gerade noͤthig findet. Iſt er 
in Ruhe, ſo hat der Fuß einen halbmondfdrmigen 
Ausſchnitt, und iſt faſt ſo breit als die Muſchel. 
Vermittelſt desſelben kriecht er und ſchiebt gleichſam 
den Körper und die Schale vorwaͤrts. Das Fleiſch 
iſt ſchneeweiß, geſund und ungemein ſchmackhaft. 
Die Neger pflegen es in heißer Aſche zu kochen. 
Andere behaupten aber, es haͤtte einen ſo ſcharfen 
Geſchmack, daß die Italiaͤner dieſe Muſchel die ge⸗ 

pfefferte zu nennen gewohnt waͤren. 

Leicht konnte der, der die Henne (V. Gallina 
72) nur fo obenhin betrachtet, ihre dicht beyſam⸗ 
men ſtehenden Querſtreifen fuͤr gekerbt halten. Sie 
ſind aber vollkommen glatt, und nur die feinen Zwi⸗ 
ſchenſtriche geben ihr dieſes taͤuſchende Anſehen. 
Die Farbe dieſer Muſchel iſt weißgrau ins Braͤunliche 
fallend. Drey Strahlen, von etwas dunklerer Farbe, 
laufen nach dem aͤußern Rande hin, daher dieſe Mu⸗ 
n O 3 ſchel 


110 Turkiſches Lager. 

ſchel auch die Strahlenvenus heißt. Der breite, 
glatte Vorderzwickel hat einige niedliche violette 
Streifen. Die innern Waͤnde ſind weiß, haben 
aber gegen den Rand zu einen ſtarken blauen Fle⸗ 
cken. An den Küften der Zuckerinſuln, in Oſtindien, 
wird fie ſehr haufig, zuweilen aber auch an einigen 
europaͤiſchen Meeren gefunden. 

Daß das tuͤrkiſche Cager (V. Caſtrenſis, la 
Came a carafleres a points d Hongrie, Lagermu⸗ 
ſchel, griechiſche A Muſchel, Perſpectivmuſchel, Las 
gervenus), unter die fchonften Venusmuſcheln ges 
hoͤre, und daß in ihren Zeichnungen eine große Ver⸗ 
ſchiedenheit ſtatt finde, werden wir ſchon aus den 
wenigen abnehmen koͤnnen, die wir bey dem bes 
ſchraͤnkten Raume unſrer Blaͤtter abbilden zu laſſen 
im Stande waren. Leicht waͤre es uns geweſen, 
noch viele andre eben ſo ſchoͤne und niedliche hinzu 
zu fuͤgen, die man wegen ihrer eckigen Zickzacklinien 
und den Zeltaͤhnlichen Figuren Lagermuſcheln nennt, 
und die bey aller Verſchiedenheit ihres Schalenklei⸗ 
des dennoch in den Hauptcharakteren uͤbereinkom⸗ 
men, die ſie zu Mitgliedern der zweyten Familie 
der Venusmuſcheln machen. Alle haben eine etwas 
runde Form, die ſich gegen das Dreyſeitige neigt, 
an und 


Turkiſches Lager. 111 
und eine ſtarke glänzend weiße Schale, deren Glaͤtte 
durch die mannigfaltigen Zeichnungen der Oberfläche 
nicht das Mindeſte verliert. Ohne alle Kerben und 
vollkommen glatt iſt der aͤußere Rand. Das Schloß 
hat an jeder Schale vier Zaͤhne. Bey ue m 
ai kommen aus Oſtindien. | 

Von vorzuͤglicher Schönheit unter den gapeih 
muſcheln iſt die, die wir bey 73 vor uns ſehen. 
Auf glänzend weißem Grunde ſtehen braunrdth⸗ 
liche Winkel, die den aufgeſchlagnen Zelten eines 
Lagers gleichen. Sie haben unterwaͤrts eine Menge 
Franſen und Zacken, die den Anblick etwas mannig⸗ 
faltiger machen. Die feinen Querlinjen, die man 
in der Grundfarbe der Schalen bemerkt, thun ihrer 
Glaͤtte nicht im geringſten Abbruch. Noch glaͤtter 
und weißer und mit feinern Charaktern bezeichnet 
iſt eine andre ſolche Muſchel, die wir bey 74 wahr⸗ 
nehmen. Sie hat zwar etwas mehr Aehnlichkeit mit 
der vorigen, als andre Lagermuſcheln zu haben pfle⸗ 
gen; aber alles an ihr iſt ſubtiler, zaͤrter, auch find 
die weißen Zwiſchenraͤume größer, Beyde werden 
in der Naͤhe der Molukkiſchen Inſuln gefunden, 
gehdren aber unter die Seltenheiten. War bey dies 
ſen der Bm) die Zeichnung aber mit dunklerer 
550 ö Farbe 


1 
112 Tiegerzunge⸗ 
Farbe aufgetragen, ſo ſcheint dagegen ein andres 
tuͤrkiſches Lager (75) einen gelblichen Grund und 
weiße Charaktere zu haben, wenigſtens nimmt das 
Gelb eine weit großere Stelle ein, ſo daß man es f 
dem Sprachgebrauche nach als Grundfarbe betrach⸗ 
ten muß. Jene weißen Stellen haben zum Theil 
eine zeltenfdrmige Geſtalt. Aber ein ziemlich bunt 
und verwirrt durcheinander ſtehendes Lager zeigt uns 
die bey 76 abgebildete Muſchel. Ihr Grund iſt 
dem ſchoͤnſten Elfenbein ahnlich. Wild durchein⸗ 
ander laufen die braunen Charaktere, die ſich frey⸗ 
lich an den Originalen beſſer als in den gemahlten 
Nachbildungen erkennen laſſen, in denen die Kunſt 
immer unendlich weit hinter der Natur zuruͤckbleibt. 
Von der dritten Familie der Venusmuſcheln, 
die ſich durch eine faſt zirkelrunde Scheibenform 
auszeichnen, und die am Vorderrande, wie die Mits 
glieder der zweyten, weder Dornen noch Zacken ha⸗ 
ben, machen wir unſern Leſern zuerſt die Tiegers 
zunge (V. Tigerina, le Rezeau blanc, la Langue 
de Nigre 77) bekannt. Vermuthlich hat dieſe faſt 
ganz runde Muſchel ihren Nahmen der rauhen 
Oberflaͤche zu verdanken. Dieſe entſteht durch die 
Menge von Laͤngs⸗ und Querſtreifen, die ſich auf 
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Scherbchen. 18 113 


der Oberflaͤche durchkreuzen, und eine Menge Ker⸗ 
ben machen; eben dergleichen hat auch der aͤußere 
Rand, obgleich er im Innern der Schalen vollkom⸗ 
men glatt iſt. Ihre Farbe iſt weißgelb. Im In⸗ 
nern zeigt ſich rings herum eine purpurrothe Einfaſ⸗ 
fung. An den oft und weſtindiſchen Kuͤſten findet 
man dieſe Muſchel in großer Menge und auf drey 
Zoll lang und breit. | 
Weil man in den einzelnen Schalen einer Ve⸗ 
nusmuſchelart eine Aehnlichkeit mit den Scherben 
einer zerbrochnen Schuͤſſel wahrzunehmen glaubte, 
ſo gab man ihr den Nahmen Scherbchen (V. 
Pectinata, la Came feuille, l Amaude 78), indeß 
andre fie bald wegen den getheilten Streifen, die 
den Adern eines Baumes gleichen, das Blatt, andre 
aber Mandel nannten. Auf ihrer dicken ſchweren 
| Schale befinden ſich viele tiefe Furchen und geförnte 
Streifen, die an der Vorderſeite eine andre Richtung 
nehmen. Dadurch wird die ganze Schale ungemein 
rauh. Bey einigen iſt dieſe ganz weiß; bey andern 
iſt, zumal die Gegend um den Vorder- und Hin— 
2 blaulich, auch violett. Der aͤußere 
Rand hat ſtarke Kerben. Innen iſt dieſe Mu⸗ 
ſchel weiß und hat einen blauen Flecken. Sie 
Wuͤrmer II. Th. Pr: wird 


114 Runde Büuchſtabenmuſchel. 


wird an den Ufern der nicobariſchen Eylande 
gefunden. 

Auch unter den runden Venusmuſcheln gibt es 
einige, die wie mit Buchſtaben bezeichnet ſind, da⸗ 
her eine derſelben den Nahmen der runden Buchs 
ſtabenmuſchel (V. Scripta, Baſtardſtrickmuſchel) 
fuͤhrt. Ihre Schalen ſind ſehr flach, gleichſam zu⸗ 
ſammengepreßt, faſt zirkelrund und einander ſehr 
gleich. Die mit den plattgedruͤckten Wirbeln paral⸗ 
lellaufenden, concentriſchen Querlinien machen ſie 
rauh anzufuͤhlen. Der ſcharfe aͤußere Rand iſt 
glatt und ohne Kerben. Außer ſeinen drey Mittel⸗ 
zaͤhnen hat das Schloß unter dem After einen Sei⸗ 
tenzahn. Ihr Farbenkleid iſt ſehr verſchieden. Wir 
ſehen dieß an den zwey abgebildeten runden Buch⸗ 
ſtabenmuſcheln. Die eine 20) iſt von vorzuͤglicher 
Schoͤnheit. Auf dem weißen Grunde ſind ſchoͤne 
blaue Zickzacklinien in ziemlich gleicher Entfernung 
von einander. Ihrer ſind nicht gar viele; da hin- 
gegen die Menge braͤunlicher und gelblicher Linien 
und Binden der andern (80) faſt in einander fließen 
und ihr ein braungelbliches Anſehen geben. Wer 
in dieſen Zeichnungen lauter Mund A finden will, 
wie einige thaten, mit dem wollen wir nicht ſtreiten, 

und 


Aechte Strickmuſchel. 115 


und iet nur noch einige von der Familie der längs 
lich eyfoͤrmigen Venusmuſcheln hinzufuͤgen. Unter 
ihnen werden wir ſogleich wieder eine kennen lernen, 
deren Zeichnungen mit verſchiednen Gegenſtaͤnden 
verglichen wurde, und die, je nachdem einer in ihr 
eine Aehnlichkeit mit ſpaniſchen geflochtnen Matten, 
ein andrer mit chineſiſchen Buchſtaben, und wieder 
einer mit den Muſtern der Strickerinnen fand, auch 
verſchiedne Nahmen erhielt. Wir behalten ihren 
gewoͤhnlichen Nahmen, die aͤchte Strickmuſchel 
(V. Literata, Ecriture arahique o Chinoife, la 
Natte de HJonc 81). Ihrer Bauart nach iſt fie 
breit, eyfoͤrmig und ziemlich gewoͤlbt; vorn etwas 
umgebogen und verlaͤngert, hinten aber verkuͤrzt und 
verengt. Auf der bald weißen, bald gelblichen 
Grundfarbe befinden ſich eine Menge dunkler Zick⸗ 
zacklinien, die man bald mit M oder W bald mit 
den ſchon vorgedachten Charakteren und Gegenſtaͤn⸗ 
den vergleicht. Von den drey nahe beyſammenſte⸗ 
henden Schloßzaͤhnen iſt der mittelſte geſpalten. 
Innen iſt dieſe Muſchel ganz weiß; nur ſind einige 
ganz zarte Strichelchen in der Wirbelhoͤhle ſichtbar. 
Als Heimath dieſer ſchoͤnen und ſeltnen Conchylie 
kann man Oſtindien anſehen. Unter dieſer Art Mus 
5 P 2 ſcheln 


= 


116 Handelsmuſchel. 


ſcheln ſind in Abſicht auf die Zeichnung faſt eben fo 
viele Abaͤnderungen, als unter den ann 
wahrzunehmen. 

Lange war man uͤber die Handelsmuſchel 
(V. Mercenaria, le Saphir violet 82) nicht im 
Reinen, und vermengte ſie mit der Islaͤndiſchen 
Venusmuſchel. Wirklich iſt ſie mit dieſer auch ziem⸗ 
lich nahe verwandt; inzwiſchen zeigt eine genauere 
Unterſuchung, daß bey aller aͤußerlichen Aehnlich⸗ 
keit dieſe leichter und duͤnner ſey, einen glatten, 
ſcharfſchneidenden Rand, und nach Abzug der Ober- 
haut eine glatte Schale habe, und innen ganz weiß 
ſey; da hingegen die Handelsmuſchel ſchwerer und 
dicker iſt, und einen tief eingekerbten Rand, eine 
durch die vielen Laͤngs- und Querſtreifen rauhe 
Oberflaͤche und innen ein ſchoͤnes Blau hat. Sie 
iſt ziemlich eyformig und nur maͤßig gewoͤlbt. Ihre 
ſchmalen Wirbel laufen wie ein runder Schnabel 
nahe zuſammen, beruͤhren ſich aber nicht. Der 
Hinterzwickel iſt herzfoͤrmig mit Laͤngsſtreifen. Die 
über die Oberfläche nach der Breite laufenden Zirkel⸗ 
bogen find etwas erhoben, die der Länge nach ges 
zogne Linien aber fein gefurcht, woraus eine Un⸗ 
ebenheit der Schale entſteht. Wenn die Muſchel 
aus 


2 * 


Handelsmuſchel. 117 


aus der See kommt, fo iſt fie mit einer unſcheim 


baren, dunkelbraunen Haut bedeckt. Erſt, wenn 
dieſe abgeſtreift wird, ſo ſieht man das angenehme 
Strohgelb, das das von der innern Seite durchſchei⸗ 
nende Violettblau nicht wenig verfchönert, Von 
innen (83) iſt überhaupt die Handelsmuſchel noch 
merkwuͤrdiger, als von außen. Das Schloß hat 
zwar eine ziemlich einfache Einrichtung, und beſteht 
bloß aus zwey abgerundeten, in der Mitte getheil⸗ 
ten, ſchraͤgliegenden Zähnen und den Gruͤbchen, 


worein die gegen uͤber ſtehenden Zaͤhnchen paſſen, 


allein, theils die in den ſchneeweißen, glaͤnzenden 
Grund eingedruͤckten gelblichen Muskelflecken, theils 
die uͤber allen Ausdruck prächtige, violettblaue Farbe 
am Umkreiſe, theils die ſtumpfen, abgerundeten 
Zaͤhnchen, die faſt rings herum am Rande laufen, 
und das Schließen der Schalen befoͤrdern mögen, 
weil das Schloß einfacher als bey andern iſt, und 
alſo wohl einer Verſtaͤrkung bedarf, machen ſie merk⸗ 
wuͤrdig genug. Jene ſtumpfen Randzaͤhnchen hören 
nur da auf, wo ſich das Thier herauszuſtrecken ge⸗ 
wohnt iſt, und ſie ihm alſo beſchwerlich fallen wuͤr⸗ 
den. Man kennt Exemplare, die faſt vier Zoll 
Breite haben. 

P3 Der 


‚# 


/ 


„ Handelsmuſchel. 


Der Bewohner dieſer in America einheimiſchen 
Muſchel ſoll ſehr fleiſchig ſeyn, und wird auf man⸗ 
cherley Art zubereitet gegeſſen. Die Indianer ſollen 
auf ihren weiten Fußreiſen dieſes Thier im Munde 
fuͤhren und verkauen. Eben dieſe treiben mit dieſer 
Conchylie einen ſtarken Handel. Aus dem violetten 
Theil derſelben machen fie Geld und Frauenzimmer— 
putz, dem fie den Nahmen Wampum geben. Dieß 
koſtete ſonſt die armen Wilden, beym Mangel auter. 


Inſtrumente, unſaͤgliche Muͤhe. Jetzt aber erwei⸗ 


ſen ihnen die Europaͤer die Gefaͤlligkeit und machen 
ihnen Wampum, ſo viel ſie wollen, wofuͤr ſie weiter 
nichts als ihr Gold ſich ausbitten, was ſie ihnen, 
beſonders ehe ſie die Europaͤer recht kannten, gern 
gaben. Ohnehin ſchien ja dieſes ihnen von der 
Natur zu ihrem Ungluͤck gegeben zu ſeyn. Unfaͤhig, 
feinen Werth zu ſchaͤtzen, und es im Handel zur Erz 
langung deſſen, was ihnen wirklich von großem Nu⸗ 
tzen geweſen ſeyn wuͤrde, anzuwenden, ſahen ſie ſich 
um ihres Goldes willen den grauſamſten Verfolgun⸗ 


gen ausgeſetzt. Ach, kein Jahrhundert noch Jahr⸗ 


tauſend wird von Europa den Schandfleck abwa⸗ 
ſchen, daß ſo viele ſeiner ſogenannten civiliſirten Be⸗ 


wohner, wie eine unbekannte, wilde Thierart z die 
armen 


Weberinn. 119 
armen Indianer überfiel, und um ihr Gold zu ha: 
ben, weit grauſamer und unmenſchlicher als eine 
Raͤuberhande unter ihnen wuͤthete. Ohne zu ſchau⸗ 
dern kann man kaum daran gedenken, wie die lieb⸗ 
reichſte Aufnahme nicht nur mit Mord und Raub, 
ſondern auch mit Geſchenken, die ganze Generatio⸗ 
nen verheeren muͤßen, wir meinen den Brantwein 
und die Luſtſeuche, belohnt war; und ſo hoch auch 
jeder Menſchenfreund die Erweiterung unſrer Kennt⸗ 
niß der Erde und ihrer Bewohner in Anſchlag brin⸗ 
gen wird, fo möchte er. doch über manche Entde⸗ 
ckungsreiſen in fremden Meeren feufzen, wenn ihn 
nicht der humanere Geiſt, der in unſern Zeiten da⸗ 
bey herrſcht, damit ausſoͤhnte, und ihn die unver⸗ | 
geßliche Vorſchrift in des bedauerungswuͤrdigen La 
Perouſens Inſtruction, wo moͤglich keinen Tropfen 
Menſchenblut zu vergießen, () für die Zukunft über 

das 


(*) Wenn es wahr iſt, wie man vorgibt, daß dieſe 
Inſtruction, die La Perouſe, da er feine Ents 
deckungsreiſe antrat, empfieng, von der Hand des 
ungluͤcklichen Ludwigs des XVI. war, ſo gereicht 
fie feinen geographiſchen Kenntniſſen nicht nur 

zur Ehre, ſondern er hat auch durch die Aeuße— 
rung: „Der Koͤnig würde es für das gluͤcklichſte 
, Ereig⸗ 


126 Bleyſchwere Venus. 


das Schickſal fremder Voͤlker etwas beruhigte. Doch 
wir kehren zu unſern Venus muſcheln zuruͤck. 

Wie mit einem niedlichen Gewebe uͤberzogen iſt 
die Weberin (V. Texttix 84). Der Grund der 
Schalen iſt Iſabellfarbig. Artige blauliche Adern 
und Linien laufen daruͤber hin; innen iſt ſie ganz 
weiß. Sie wohnt an der malabariſchen Kuͤſte. 


Noch eine Merkwuͤrdigkeit aus dieſer Conchy⸗ 
liengattung muͤßen wir hinzufuͤgen. Wir meinen die 
Bleyſchwere Venus (V. Plumbea 85), eine Eis 
genſchaft, die freylich bey einer Venus eben ſo wenig 
Reizendes hat, als wenn eine andre die runzelvolle, 


die eingeſchrumpfte, die zahnloſe, die veraltete heißt. 


Dieſe Muſchel hat eine ſolche Schwere, daß man 
im Anfange geneigt iſt, fie für eine Verfieinerung zu 
halten. Sie iſt eine Frucht von Cooks Entdeckungs⸗ 
reifen und eine Suͤdſeemuſchel. Eigentlich gehöre 


ſie zu der Familie der herzfoͤrmigen, unbewaffneten 
eee cheln. Was ſie ſehr merkwuͤr dig macht, ſind 


die 


Ereigniß halten, wenn dieſe Entdeckungsreiſe 
keinen Tropfen Menſchenblut keſtete“ ſeinem 
Herzen ſelbſt das unvergaͤnglichſte Deukmal er» 
richtet, um das ihn kein Terrorismus und kein 
Vandalismus bey der Nachwelt bringen kann. 


e 


Verſchloßne. 121 


die aͤußerſt dicken Schalen, die in ihrem Innern (86) 
mehr als bey irgend einer Muſchel ſichtbaren, glaͤn⸗ 
zenden Muskelflecken, die dichten Zaͤhne mit den 
dabey liegenden Hoͤhlen, die fein gekerbten Raͤnder 
und die zarten Kreiſe am Wirbel. 

Wir koͤnnten hier nun noch manche, gewiß 
merkwuͤrdige Venus muſchel anführen und beſchreiben, 
3. B. die Verſchloßne (V. Reclufa, Venus verte 
de la Guinee), eine Flußmuſchel, aus Guinea, de⸗ 
ren Schalen man gar nicht öffnen kann, ohne den 
Knorpel oder das Band zu beſchaͤdigen; die Unver⸗ 
gleichliche (V. Cedo nulli, Ericyna, la Sanspa- 
reille), deren ausnehmende Farbenpracht ihr den Nah⸗ 
men der Sonnenſtrahl erwarb; die chineſiſche 
Spielmuſchel (V. Luſoria, la Came d jouer dis 
Hapon), die die Chineſen und Japaneſen theils 
als Spielmarkenbehaͤltuiſſe, theils aber auch zu einer 
ganz eignen Art von Spiel brauchen, indem ſie auf 
die innere Seite allerley Figuren malen, die man er— 
kathen muß; die blaͤttrige faltenvolle (V. Folia- 
cea lamelloſa, la Levantine de la grande espece) 
voll blättriger Gürtel, die ſchon mit 50-70 Thalern 
bezahlt worden iſt; den Schmetterlingsfluͤgel 
(V. Ala papilionis, Alle de papillon), die in der 

Wuͤrmer II. Th. Q That 


122 ä Klappmuſcheln. 


That durch die reizendſten Farben dieſen Nahmen 
verdient; die monſtroͤſe Venus (V. Monſtroſa * 
die nicht etwa bloß durch einen ungluͤcklichen Zufall, 
durch eine Krankheit, die ungleichen Schalen und 


haͤßlichen Auswuͤchſe bekam, fondern die immer das 


mit behaftet gefunden wird, und dieſe Reize mit auf 
die Welt bringt — Doch wir glauben von dieſem 


Geſchlechte fuͤr den Zweck dieſer Blätter genug: ges | 


fagt zu haben. 


—— —— nn 


— nn 


Tab. XIII. 
Klappmuſchel. Spondylus. 


Die ſtachlige Lazarusklappe (87). Der 


Eſelshuf (38). Die Safrangelbe (89). Der 
Elephantenruͤſſel (90). Das Peterſilienblatt 
(91). Der weiße Igel (92). 

Von einem fehr unfoͤrmlichen Aus ſehen, aber doch 
merkwuͤrdig genug ſi ſind die Klappmuſcheln, die man 
faͤlſchlich mit den Auſtern vermengte. Allein ihr 


kunſtreiches Schloß unterſcheidet ſie hinlaͤnglich von 


ihnen. Denn die Auſtern haben kein eigentliches 
Charnier, keine Schloßzaͤhne, da hingegen bey den 
Klapp⸗ 


| 
| 
| 
| 
| 


Kap 


— 


—— — — GQ. ͤ —́üĩ!GJ— — — 


Klappmuſcheln. 124 | 


Klappmuſcheln zwey etwas gekruͤmmte Zaͤhne in die 
Höhle der Gegenſchale eingreifen. Ein ſchwarzes 
knorpelartiges Band haͤlt die Schalen ſehr gut zu⸗ 
ſammen. Dieſes liegt zwiſchen den Zaͤhnen, die ei⸗ 
gentlich ziemlich dicke Knöpfe find, Nur Ein Mus⸗ 
kelfleck iſt in jeder Schale. Dieſe gleichen einander 
nicht ganz, indem die Eine gemeiniglich viel flacher, 
als die Andre iſt. Nie veraͤndern die Klappmuſcheln 
ihr Stelle. Ihre ganze Lebenszeit hindurch bleiben 
fie mit der Unterſchale an Felſen, Corallen u. d. ana 
gewachſen. Auch bewegt ſich, wenn ſie ihre Schale 
öffnen, nur die obere. Die untere bleibt immer 
unbeweglich. An dieſer ſieht man faſt bey allen 
Klappmuſcheln hinter dem Schloſſe eine ſchnabel⸗ 
foͤrmige Verlaͤngerung, die bey einigen rechts, bey 
andern links hinausſteht. Die hoͤchſte Mannigfal⸗ 
tigkeit herrſcht, ſo wie in den Klappmuſcheln und 
ihrer Geſtalt überhaupt, alſo auch insbeſondere in 
dieſem Schnabel. Bald iſt er glatt, bald rauh; 
bald hat er zu beyden Seiten, wie die Kammuſcheln, 
Ohren, bald keine; bald iſt er klein, ſtumpf und 
kurz, bald aber lang und breit; bey einigen hat er 
eine offne Rinne, worin das ſchon gedachte ſchwarze 
end liegt, bey andern eine verſchloßne; bey einigen 

Q 2 wendet 


124 Klappmuſcheln. 


wendet er ſich rechts, bey andern links. Es gibt daher, 
fo wie man Linksſchnecken, das heißt links gewundne, 
hat, auch Linksklappmuſcheln. Aber faſt noch mehr 
Verſchiedenheit entdeckt man in der aͤußern Beklei⸗ 
dung der Klappmuſcheln. Die Zacken, Stacheln 
und Dornen, die wie Palliſaden die Schalen vers 
wahren, koͤnnten nicht mannigfaltiger gebildet ſeyn, 
als ſie es wirklich ſind, und viel mag dazu der 
Ort, wo fie ſich angeſiedelt haben, und die größere, | 
oder geringere Einſchraͤnkung, die fie in ihrem Wachs⸗ 
thume erfahren, beytragen. Hier ſehe ich welche, 4 
Die ſo fein wie Nadelſpitzen ſind, indeß andre wie 
Blaͤtter und Schuppen aus ſehen; dort finde ich 
Klappmuſcheln, deren Auswuͤchſe bald Rinnen, bald 
Schaufeln, bald Knoten gleichen. Die Einen ſind 
oben, die Andern ünten geſpalten; die Einen hohl, 
die Andern verſchloſſen. Wozu die Klappmuſcheln 
eine ſo drohende Bekleidung brauchen, iſt nicht ganz 
ausgemacht. Vielleicht ſollte dieſe furchtbare Ober⸗ 
flaͤche, an der ſich Thiere leicht verletzen konnen, 
gewiſſe Schmarozerthiere abhalten, ſich auf dieſen 
Muſcheln anzuſiedeln. Da ſie immer feſt an einem 
Orte bleiben, ſo wuͤrden die Meereicheln und andre 
dergleichen Geſchoͤpfe fie bald fo uͤberfuͤllen, daß ſie 
unter 


Klappmuſcheln. 125 


unter der Laſt zu Grunde gehen muͤßten, wenn der 
Zugang nicht ſo erſchwert waͤre. Dem ungeachtet 
findet man auf mancher Klappmuſchel Gienmur 
ſcheln fo feſt fisen, daß man, um fie loszumachen, 
fie zerbrechen müßte. Gern moͤchte man wiſſen, wie 
ein Geſchoͤpf, das Zeitlebens fo feſt angefeſſelt iſt, 
daß man es ohne gute Brechinſtrumente nicht los⸗ 
machen kann, ſich anklebe, wie es ſich begatte, ſeine 
Jungen zur Welt bringe und wie es Nahrung zu 
ſich nehme. / 

Das Fleiſch des Bewohners der Klappmuſcheln 
ſoll große Aehnlichkeit mit den Auſtern haben und 
ſo wohlſchmeckend ſeyn, daß es dieſen noch vorgezo⸗ 
gen wird. Damit ſtreitet nun freylich nichts mehr, 
als das Vorgeben, es ſey giftig, und beſonders die 
orientaliſchen konnten Schwindel und Erbrechen 
erregen. Allein kann nicht die Meeresgegend, wo 
ſie gefangen werden, die Nahrung, die ſie genoſſen 
hatten, vielleicht auch wohl ein ſchon fruͤher ver⸗ 
dorbener Magen deſſen, der ſie aß, hie und da den 
Genuß mit gefaͤhrlich ſcheinenden Folgen begleiten, 
ohne daß die Muſchelgattung ſelbſt deßwegen einen 
uͤblen Ruf verdiente? Wir wollen jetzt von dieſem 
zwar nur aus vier Arten, aber aus einer unendlichen 
um | Q3 Menge 


126 Lagzarusklappe. 
Menge von Spielarten beſtehenden Geſchlecht einige 
der merkwuͤrdigſten näher beſchreiben. 

Ob die Klappmuſchel, die man die ſtachlige 
Cazarusklappe (S. Gaederopus, le Claquet de 


Lazare, Palettes des Lepreux, Huitre ou Spon- 


dyle d talon 87) nennt, von den Klappern ihren 
Nahmen fuͤhre, womit in Holland die Bettler, 
und an einigen Orten die Aus ſaͤtzigen die Aufmerk⸗ 
ſamkeit der Voruͤbergehenden auf manchen armen 
Lazarus zu lenken ſuchen, wollen wir nicht entſchei⸗ 
den. Wahrſcheinlich iſt es immer, obgleich man 
dann weit beſſer Lazarusklapper ſagen wuͤrde. Wirk⸗ 
lich hängen die Schalen dieſer Muſchel fo zuſammen, 
daß man laut damit klappern kann. Auch glaubt 
man auf dem Ruͤcken der groͤßern Schale eine Aehn⸗ 
lichkeit mit einem Eſelshuf zu entdecken, was jedoch 
bey einer andern Spielart, die wir hernach ſehen 
werden, etwas deutlicher der Fall iſt. Nichts kann 
ungleicher ſeyn, als wenn man die beyden Schalen 


miteinander vergleicht, ſo daß man kaum glauben 


ſollte, daß ſie einem und demſelben Geſchoͤpfe ange⸗ 
hören, Die obere iſt zum dftern blutroth, auch 
purpurroth, die untere weiß; jene merklich kleiner, 
als dieſe; jene flacher, dieſe ausgehoͤhlter; und 
| * wenn 


* 


in Bu 


Eſelshuf. 127 


4 1 
wenn die letztere einen ziemlich langen Schnabel 


hat, mit dem ſie ſich ſo feſte an Felſen haͤngt, daß 
man ſie nur mit Muͤhe und Gewalt losreißen kann, 
ſo hat die andere Schalenhaͤlfte keine Spur davon. 
Beyde find mit einer Menge ſtachliger Spitzen und 
blaͤttriger, erhobner Querrunzeln auf ihrer Oberflaͤche 
bedeckt, hingegen am Schnabel, der bey dieſer La⸗ 
zarusklappe keine Spur von einer Rinne oder Furche 
trägt, iſt nichts von ſolchen Aus wuͤchſen zu ſehen. 
Die Stacheln, deren die obere Schale bey allen Klapp⸗ 
muſcheln immer mehrere und laͤngere hat, ſtehen nach 
vorn hingerichtet. Sie ſind unterwaͤrts ausgehoͤhlt 
und rinnenartig. An dem ziemlich unmerklichen 
Wirbel der Oberſchale befindet ſich ein Anſatz, der 


den Ohren der Kammuſcheln gleicht. Der aͤußere 


Rand hat eine Menge Kerben. An den Felſen der 
mittellaͤndiſchen Meeres kuͤſte, fo wie auch an der 
guineiſchen findet man dieſe Lazarusklappen ſehr 
haͤufig. Sehr wohlſchmeckend iſt ihr Fleiſch. 
Deutlicher traͤgt eine kleinere Art der ſtachligen 
Lazarusklappe, die wir bey 88 abgebildet ſehen, die 


Form eines Eſelhufs, daher ſie der wahre Eſels⸗ 


huf (C. Gaederopus, le Pied d Ane) heißt. Ihre 


Oberſchale iſt vom Wirbel bis zur Mitte weiß und 


voller 


128 / Safrangelbe Klappmuſchel. 


voller Querrunzeln und Falten; von da bis zum Aus 
Bern Rande bemerkt man, daß ihre erhabne laͤng⸗ 
liche Streifen mit lauter roͤthlichen ausgekehlten 
Stacheln beſetzt ſind. Der Schnabel am Schloſſe 
hat in der Mitte einen Einſchnitt. Oſtindien iſt die 
Heimath dieſer Klappmuſchel. 

Wohl auch von der Art der ſtachligen Klapp⸗ 
muſcheln, aber durch ihr praͤchtiges Farbenkleid aus⸗ 
gezeichnet genug, iſt die ſafrangelbe Alappmu⸗ 
ſchel (S. Croceus 89). Sie hat ganz das brens 
nende Gelbroth der Ringelblume. Auf thren wul— 
ſtigen vom Wirbel nach dem aͤußern Rande zu lau⸗ 
fenden Streifen ſtehen zum Theil ziemlich lange 

Stacheln, die hinterwaͤrts eine Rinne haben. Doch 
tritt bey dieſer Klappmuſchel der ſeltne Fall ein, daß 
die Stacheln der Unterſchale die der obern an Laͤnge 
uͤbertreffen. Der Schnabel iſt weiß, u und traͤgt noch 
die Spur von einer ehemaligen Rinne, die etwas 
verwachſen zu ſeyn ſcheint. Auch von innen gewaͤhrt 
dieſe Muſchel einen ſchoͤnen Anblick. Denn außer 
dem praͤchtigen, mit dem Elfenbein um den Vorzug 
ſtreitenden Weiß, bemerkt man am Rande eine nied⸗ 
liche gelbrothe Einfaſſung und die feinſten Zähne und | 


Kerben. Die Schloßzaͤhne haben eine Weiße und 
einen 


Elephantenrüfel. 129 


ae Glanz, die ihnen jede Dame beneiden möchte, 
Oſtindien, die unerſchoͤpfliche Schatzkammer ſo vie⸗ 
ler naturhiſtoriſchen Seltenheiten, beſitzt auch dieſe 
praͤchtige Klappmuſchel. „ Sid na 
Wenn unſere Lefer ihre Einbildungehraft, zu 
Huͤlfe nehmen wollen, fo werden fie den, Grund, 
warum die Klappmuſchel, die wir ihnen bey 90 zei⸗ 
gen der Elephantenruͤßel CS. ‚Probofeis ele- 
phanti) heißt, in dem ungemein verlaͤngerten Schna⸗ 
bel der Unterſchale finden. Mag ſie auch gleich nur 
eine Abaͤnderung der gezackten Klappmuſchel und 
keine eigne Art ſeyn, ſo macht ſie doch die ruͤßelaͤhn⸗ 
liche Verlängerung. it der ſichtbaren Rinne merk⸗ 
würdig genug. Ihre Grundfarbe gleicht einiger 
Maßen der Pfirſichbluͤthe. Voll kleiner und großen 
Dornen, Spitzen und Zacken iſt die Oberſchale. 
Die kleinern unter dieſen find roͤthlich, die groͤßern 
weiß. Statt jener Dornen und Zacken hat die Un⸗ 
terſchale blaßrothe, blaͤttrige Auswuͤchſe und Schup⸗ 
pen, vielleicht weil die Lage, in der ſie an den Felſen 
gefeſſelt war, ihr vollkommnes Wachsthum gehindert 
hat. Forskaͤl fand dieſe Muſchel im rothen Meere. 
| Hatten die Klappmuſcheln, die wir bisher ſahen, 
Stacheln, ſo beſitzt dagegen eine andre wie Kohl⸗ 
Wuͤrmer II. Th. R blaͤtter 


130 Parteterſilienkraut. 

dlaͤtter gekraͤuſelte Fortſaͤtze, um derentwillen fie das 
Peterſilienblatt (S. Foliaceus, / Huitre d feuilles 
du Perſil 91) genannt wurde. Ihre aͤußerſt rauhen 
Schalen, die gleichgewoͤlbt ſind, haben wulſtige 
Rippen. Unter dieſen ſind mehrere mit unregel⸗ 
maͤßigen Auswuͤchſen, die ſich am vordern Ende 
blattfoͤrmig ausbreiten, gegen die Wurzel aber eine 
rinnenartige Aushoͤhlung haben. Einige vergleichen 
ſie mit einem Peterſilienblatt, andre mit einer Thier⸗ 
pfote. Ihre Richtung iſt ſehr verſchieden. Einige 
ſtehen gerade und aufrecht in die Hoͤhe, andere lie⸗ 
gen am Grunde; einige beugen ſich vor⸗ andere hin⸗ 
terwaͤrts. Auf dem ſchneeweißen, elfenbeinartigen 
Grunde thun die blaßrothen Furchen eine angenehme 
Wirkung. Am Schnabel iſt der Einſchnitt und am 
Wirbel der Oberſchale der bey den Kammmuſcheln g 
gewoͤhnliche Anſatz ſichtbar. Das ſchoͤne, glaͤnzende 
Weiß der innern Waͤnde wird durch die weiß und 
roth geſtreifte Einfaſſung, am kerbenvollen aͤußern 
Rande nicht wenig gehoben. Aus Oſtindien erhaͤlt 
man dieſe Klappmuſchel. Sobald aber von einem 
ſchoͤnen, vollſtaͤndigen Exemplare, etwa zweymal 
ſo groß als unſre Abbildung, die Rede iſt, ſo ſpricht 
man von 4—8 Ducaten. 


J 


| 
| 


Noch 


/ 


Weißer Igel. 131 
Noch eine Klappmuſchel muͤßen wir unſern Leſern 
zeigen, und zwar eine Linksklappmuſchel. Sie were 
den an allen den bisher betrachteten bemerken, daß 
das, was wir Schnabel nannten, das heißt die ſchna⸗ 
belfoͤrmige Verlängerung des hintern Theils der 
Unterſchale, nach der rechten Seite hingekehrt war. 
An derjenigen aber, die ſie bey 92 ſehen, und die 
der weiße Igel (S. Albus aculeatus, la Huitre 
epineuſe) heißt, wendet ſich jener Schnabel nach der 
linken Seite zu. Kein Igel kann ſtachelnvoller ſeyn, 
als dieſe Klappmuſchel. In regelmaͤßigen Reihen 
ſtehen die Stacheln. Waͤren nicht die aͤußerſten 
Spitzen ihrer Stacheln blaßroth, und die blaͤttrigen 
Schichten der Unterſchale bleichviolett, ſo wuͤrde man 
| dieſe Muſchel, deren Heimat hbis jetzt noch Niemand 
weiß, ganz alabaſterweiß nennen koͤnnen. 
7 Doch genug von den Klappmuſcheln! Das, 
was wir von ihnen, mit der groͤßten Schonung des 
Raums, eingedenk wie viel uns noch zu betrachten 
übrig ſey, angeführt haben, wird hinreichen, unſern 
Leſern dieſe merkwuͤrdige Muſchelgattung, wenn ſie 
ihnen in Cabinetten vorkommt, kenntlich zu machen, 
und ihren Blick auf das zu leiten, was ihre Aufmerkſam⸗ 
keit es verdient; wenn wir auch gleich manche 
R 2 andre 


— 


5 1 
132 Gienmuſcheln. 

andre übergehen mißen, 3. B. die wahrhaft Roͤnig⸗ 

liche (S. Regius), die die Größe eines Kindskopfs 
hat; die vorzuͤglich ſchoͤne Chineſiſche (S. Chinen- 

ſis), die, fo hoch fie der Kenner ſchaͤtzt, von den Chi⸗ 

neſen, wie bey uns die Auſterſchalen, zu Tauſenden 
weggeworfen wird; die ſchone herzogliche (S. Duea- 
lis), deren ſchneeweiße Rippen mit Lappen, die wie 
Hohlziegel uͤber einander liegen, beſetzt ſind. Die 
beliebten Ringſteine, die, nach der Erzaͤhlung eini⸗ 
ger Schriftſteller, aus dem ſchwarzen Knorpel der 
Klappmuſcheln gemacht werden ſollen, find wahr⸗ 
ſcheinlich ſogenannte Pfauenſteine, von denen wir 
bey dem Schloßbande der ee, mehr 
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RT a e * 
einn 2 c j 7. 
+ 


Tab. XIV. 
Gienmuſchel. Chama. . 
Das Ochſenherz (93). Die Hohlziegelmu⸗ 
ſchel (94. 05). Die Felſenmuſchel (9. 07). 
Die Gehoͤrnte (98 - 100). Das Kohlblatt 
(101), Die Muſcatblüthe (102). 
Ueber den Gattungsnahmen Gienmuſcheln weiß 
man ſo wenig n. daß wir ein ganzes Blatt 
unfrer 


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Gienmuſcheln. 133 
unſrer Unterhaltungen damit anfuͤllen konnten. 
Denn es iſt nun ſchon einmal ſo in der Welt, daß 
man gemeiniglich über das Ungewiſſe viel wortreicher 
und gelehrter ſeyn kann, als uͤber das Gewiſſe, und 
daß die reine, unſtreitige Wahrheit nur wenige Zei⸗ 
len koſten wuͤrde, wo ſchwankende Hypotheſen einen 
großen Aufwand von Worten fodern. So iſt man 
zum Beyſpiel ziemlich eins, daß die Gienmuſcheln, 
der Orthographie zum Trotz, vom Gaͤhnen oder Auf⸗ 
ſperren ihrer Schalen den Nahmen haben: allein, 
wann fie eigentlich gähnen, ob, wie einige, die alles 
was ſelbſt am Grunde des Meeres vorgeht, wiſſen 
| wollen, behaupten, in der Tiefe des Waſſers, oder 
ob fie, wie andre annehmen, erſt dann ihre Schalen 
aufſperren, wenn ſie todt am Ufer liegen und ihre 
Schloßbaͤnder vertrocknet und zuſammen gezogen 
ſind, daruͤber find die Melnungen fehr verſchieden. 
Die Wahl zwiſchen beyden wird um deſto ſchwerer, 
weil ſich aus manchen Gruͤnden zeigen laͤßt, daß 
das Gaͤhnen der Muſcheln nach dem Tode etwas 
ſehr gewöhnliches, und daß der Scharfblick derer 
Ziemlich verdaͤchtig ſey, die im Abgrunde des Meeres 
Muſcheln gaͤhnen ſehen wollen. Auch uͤber die Gat⸗ 
kenden der Gienmuſcheln ließe ſich viel 
R 3 fagen, 


| 
134 Ochſenherz. 
ſagen, beſonders da man ſonſt eine Menge Muſcheln 
zu dieſer Gattung gerechnet hat, die nicht in ſie ge⸗ 
hören, und einige wahre Gienmuſcheln wirklich ſehr 
nahe an die Tellmuſcheln, andre an die Herzmuſcheln, 
und wieder andre an die Auſtern graͤnzen. Doch 
werden hieruͤber die von Linns feſtgeſetzten Charak⸗ 
tere bald entſcheiden. Dieſe ſind zwey ſtarke, dicke, 
ziemlich maſſive Schalen. Das Schloß hat einen 
hoͤckerigen Wulſt; denn fo nannte Linn den bald 
einfachen, bald doppelten und dreyfachen Zahn, 
der ſich ſchief in das gleichfalls ſchief ausgehöhlte 
Gruͤbchen der Gegenſchale fuͤgt. Bis jetzt hat man 
25 Conchylienarten gefunden, auf die dieſe Kennzei⸗ 
chen paſſen. In der Form, wie in ihrer Oberflaͤche 
ſind ſie ſehr untereinander verſchieden; die Erſtere 
iſt bald rund, bald nierenfoͤrmig ꝛc. und die Letztere 
hat bald Furchen, bald Falten, bald ſonderbare Aus⸗ 
wuͤchſe. Sie haͤngen ſich, wie die Auſtern, an Fel⸗ 
fen, Corallen, Steine und andre fremde Körper, und 
muͤßen da warten, was ihnen die guͤtige Natur zur 
Nahrung zufuͤhrt. Von dem Bewohner dieſer Mu⸗ 
ſcheln werden wir ſchon noch hören. 

Wollte man die Conchylien bloß ihrer Form 


nach ordnen, ſo muͤßte man das Ochſenherz (Ch. 
Cor, 


5 Ochſenherz. 135 
Cor, le Coeur de boeuf, Boucarde, Bonnet de 
Jou, Narrenkappe 93) unter die Herzmuſcheln ver⸗ 
ſetzen. Allein das Schloß dieſer Conchylie, mit den 
ſchief in die Hoͤhlungen der Gegenſchale eingreifen⸗ 
den Wulſten, die zwey breite Mittelzaͤhne bilden, 
laͤßt keinen Zweifel, daß ſie eine wahre Gienmuſchel 
fen. Die ſonderbar wie Widderhörner einwaͤrts ges 
kruͤmmten Wirbel erinnerten an die Zipfel einer Nar⸗ 
renkappe, und erwarben ihr diefen Nahmen. Sehr 
gewoͤlbt find die glatten Schalen. Sie ſchließen 
vortrefflich. Unter ihrem ſchwaͤrzlichen, gemeinen 
Ueberrock, liegt die angenehme gelbbraune Farbe, 
die unſre Abbildung zeigt; nur bey friſchen Stuͤcken 
find die Wirbel olivengruͤn. An den ziemlich unglei⸗ 
chen Querringen ſieht man deutlich, wie die Schale 
nach und nach einen Zuwachs bekommen habe. 
Ganz in der Tiefe des mittelländifchen Meeres, 
vorzuͤglich aber im adriatiſchen und an der Kuͤſte von 
Dalmatien wohnt dieſe Muſchel, die man ſchon auf 
viertehalb Zoll lang gefunden hat. Sonſt muͤßen 
gute Exemplare etwas ſehr ſeltnes geweſen ſeyn, da 
eins für hundert hollaͤndiſche Gulden verkauft worden, 
Jetzt iſt ihr Preis geſunken. Doch bezahlt man fü ie 
immer ene. mit zwey bis drey Ducaten. 
Was 


136 Sohtiegeimufgrt, | 
Was der Wallfiſch unter den Saͤugethieren il. 
das ſcheint die Hohlziegelmuſchel (Ch. Gigas, la 
Faitiere, le Grand Benitier, Nagelmuſchel, Vater⸗ 
noahsmuſchel, Weihkeſſel, Rieſenmuſchel ꝛc.) un⸗ 
ter den Conchylien zu ſeyn, ſo klein wir ſie auch, des 
Raums willen, in unſrer Abbildung von außen (940 
und von innen (95) vor uns ſehen. Hat man doch 
bey Goa an einem Anker eine ſolche Muſchel aus dem 
Meere gezogen, die 120 Perſonen vollkommen ſaͤt⸗ 
tigte und von deren Schalen jede Haͤlfte eine bequeme 
Wiege fuͤr vier kleine Kinder abgegeben haͤtte. In 
der Tiefe des Meeres wohnt dieſe ungeheure Muſchel, 
die auf 5—6 Centner im Gewicht, und eben ſo viel 
Fuß Länge haben kann. Hier naͤhrt fie. ſich von 
Seepflanzen, die um ſie herwachſen, und dem See⸗ 
ſchlamme, in dem ſie liegt. Nichts ſcheint ihren fried? 
lichen Aufenthalt zu unterbrechen, und waͤhrend es 
uͤber ihr ſtuͤrmt und tobt, ſo herrſcht um ſie herum 
Windſtille. Auch haben andre Geſchoͤpfe von ihr 
wenig zu beſorgen, indem ihr ſchwerfaͤlliger Körper 
kein Nachſetzen erlaubt. Von außerordentlicher 
Dicke ſind ihre Schalen, außen wie mit Hohlziegeln, 
oder hohlen Schuppen bekleidet, die nach vorn zu 
immer größer werden, und die man auch mit den 
8 Naͤgeln 


Hohlziegelmuſchel. 137 

Nägeln der menfchlichen Hand vergleicht ; innen ift 
fie ſchneeweiß und fo glatt und feſt wie Marmor und 
Elfenbein. Als daher einft die Republik Venedig 
dem Könige von Frankreich Franz eine ſolche Mus 

ſchel, als eine große Seltenheit, zum Geſchenke machte, 
fo wurde fie als Weihkeſſel in der Pfarre St. Süls 
pice aufgeſtellt, und ſeit dieſer Zeit fuͤhrt dieſe Con⸗ 

chylie auch den Nahmen Weihkeſſel. Warum fie 
aber Vaternoahs muſchel heißt, das hat feinen Grund 

darin, daß man annahm, eine ſolche Muſchel konne 
mit ihren Tauſend Schichten und Lagen mehrere 

Tauſend Jahre gebraucht haben, bis ſie zu der 
Größe gelangte, fo daß ihr Bewohner ſchon zu Va⸗ 

ter Noahs Zeiten gelebt haben konnte. Sie iſt ziem⸗ 
| lic) unregelmäßig gebildet, Zwiſchen den ſogenann⸗ 
ten Hohlziegeln ſind tiefe Furchen voller Querſtreifen. 

Alles geht von den gegen einander gekehrten Wir⸗ 

beln aus, und nimmt eine ſchiefe Richtung. Zwey 

dicke Wulſte an einer und drey an der andern Schale 
bilden die Schloßzaͤhne, und paſſen in die ſchiefen 

Gruben der gegenſeitigen Schalen. Von unendli⸗ 
cher Verſchiedenheit, in Abſicht auf Große, Farbe, 
Furchen, Flaͤche oder Erhabenheit der Hohlziegel, fin⸗ 
det man dieſe Muſcheln, und man wollte darin einen 

Würmer II. Th. S Ge⸗ 


138 Hohlziegelmuſchel. 
Geſchlechtsunterſchied e . as aber uner⸗ 
weislich iſt. 

Der Bewohner dieſer Muschel iſt in hohem 
Grade haͤßlich. Blickt man in die gerade aufge⸗ 
ſperrten Schalen hinein, ſo ſieht man eine Haut 
ausgeſpannt, voll ſchwarzer, gelber, bleyfarbiger 
Adern und Flecken, die ſie einer Schlangenhaut aͤhn⸗ 
lich machen. Eine armsdicke Sehne ſitzt an beyden 
Schalen feſt, und dient zum Oeffnen und Schließen 
derſelben. Mit einer ſolchen Feſtigkeit vermoͤgen ſie 
das Letztere, daß keine Gewalt fie zu öffnen vermag. 
Die Schaͤrfe des aͤußern Randes und die Rieſenkraft 
des Thieres macht die groͤßte Vorſicht noͤthig. An⸗ 
kertaue, ja ſelbſt Glieder, kneipt es ſo rein ab, als 
waͤren ſie mit einem Beile abgehauen. Und doch, 
was waͤre dem kuͤhnen Menſchen unmoͤglich? Weder 
der Grund des Meeres, noch die ungeheure Schwere 
dieſer Muſchel, noch ihr furchtbares Gebiß, wenn 
wir hier dieſen Ausdruck brauchen duͤrfen, halten 
ihn zuruͤck, auch fie zur Beute zu machen. Ein 
Taucher ſteigt in die Tiefe hinab, und legt einen 
Strick um ſich herum. Jetzt ziehen die uͤbrigen die 
Muſchel in die Hoͤhe ans Land oder in ein Schiff, 
worauf man mit einem langen Meſſer zwiſchen die 

* 


Heohlziegekmuſchel. 139 
Schalen zu kommen und die Sehnen entzwey zu 
ſchneiden ſucht. Dieß laͤhmt die ganze Kraft des 
Thieres. Die Schalen geben ſich nun von ſelbſt 
auseinander, und man kann ganz gemaͤchlich den 
Bewohner herausnehmen. Dieſen raͤuchert man, 
wie einen Schinken. Gute Zaͤhne und eine ſtarke 
Verdauungskraft find aber hiebey unumgaͤnglich nd> 
thig. Man hat eine Menge Fabeln von dieſer Mu⸗ 
ſchel verbreitet. So ſoll auch ſie, wie man das von 
der Steckmuſchel vorgab, eine kleine Krabbenart zum 
unzertrennlichen Begleiter haben, der ihr durch ein 
ſanftes Kneipen von der Annaͤherung eines Feindes, 
wie eines ſchicklichen Nahrungsmittels Nachricht ge⸗ 
ben ſoll, um im erſten Falle ihre Thore zu ſchließen, 
im andern fie zu öffnen, ja man wollte in ihrem 
Innern Chamiten, das heißt, alabaſterartige Steine 
gefunden haben, von denen man im Ernſt Nye e 
ſie bringen Junge hervor. N 

Auf den Bergen der molukkiſchen Inſuln ſieht 
man verſteinerte Hohlziegelmuſcheln, die von der 
Stelle zu bringen, wohl ſechs Mann erfordert wuͤr⸗ 
den. Welche furchtbare Ereigniſſe muͤßen fi ie da 
> a haben? 


S 2 Man⸗ 


. 1 


140 Felſenmuſchel. 


Manche Aehnlichkeit mit der Lazarusklappe hat 
die Felſenmuſchel (C b. Gryphoides, le ataron). 
Wie dieſe heftet auch fie fich fo feſt an Felſen, daß 
man ſie ohne Gewalt nicht losmachen kann. Sie 
liebt die Felſen, die dem Anſpuͤhlen des Meeres ſehr 
ausgeſetzt ſind, und wird da in zahlreichen und man⸗ 
nigfaltigen Gruppen gefunden. Wo ſie ſich einmal 
angeſiedelt hat, da bleibt fie Zeitlebens. Ihre Form 
iſt ſo verſchieden, daß man ſie kaum fuͤr Muſcheln 
Einer Art halten ſollte, und auch unter ihnen ſieht 
man ſolche, deren Wirbel nach der linken Seite hin⸗ 
ſehen. Die Oberſchale iſt gemeiniglich rund, und 
ſteht wie ein Deckel auf der weit größern Unterſchale. 
Die innere Seite gleicht voͤllig einem menſchlichen Ohre. 
Viel Aehnlichkeit hat das Schloß der Oberſchale mit 
dem, das wir an der Lazarus klappe bemerken. Der 
ſtarke Zahn ſchiebt ſich in die gekerbte Vertiefung der 
Unterſchale ſchief hinein. Die große Felſenmuſchel, 
die wir bey 96 ſehen, iſt bleyſchwer. Sie hat eine 
Menge Schichten und Lagen, die ein hohes Alter 
vermuthen laſſen. Die Menge hohler, ſtachliger, 
fleiſchfarbiger Schuppen, womit ſie bedeckt iſt, ma⸗ 
chen ſie rauh anzufuͤhlen. Sie iſt aus Tranquebar. 
Roch deutlicher ſehen wir das Deckelaͤhnliche der 

flachen 


| 
| 


Gehoͤrnte Gienmuſchel. 141° 


flachen Oberſchale bey einer andern von jener zlem⸗ 
lich verſchiednen Felſenmuſchel (97). Beyde haben 
einen grauen Grund mit roͤthlichen Stellen. 
Ungemein merkwuͤrdig iſt die gehoͤrnte Gien⸗ 
muſchel (Ch. Cornuta, Bicornis, la Huitre feuil- 
leide graphite) aus Weſtindien. Sie hat an ihrer 
Unterſchale einen ſehr verlaͤngerten gewundnen Wir⸗ 
bel, der einem Horn gleicht und oft weit laͤnger iſt, 
als der uͤbrige Theil der Schale. Der Spalt mit 
dem lederartigen Ligamente, lauft in eben der Rich⸗ 
tung dem Wirbel nach bis zur aͤußerſten Spitze des⸗ 
ſelben. Dieſe kruͤmmt ſich gemeiniglich zur linken 
Seite hinuͤber. Der kleine Wirbel aber der flachen 
Oberſchale neigt ſich hingegen mehr zur rechten Seite 
hin. Von einer Art dieſer gehörnten Gienmuſcheln 
ſehen wir, leider! nur eine, doch aber die größere oder 
eigentlich die Unterſchale mit dem gewundnen 
Horn (98). Ihre ſonderbare Form verdient alle 
Aufmerkſamkeit. Der Spalt wendet ſich bis zur 
Wirbelſpitze hinauf. Sie iſt aͤußerlich gelblich, in⸗ 
nen aber dunkelroth (99). Im Gelenke befindet ſich 
ein breiter, wulſtartiger Zahn, und ein Gruͤbchen 
daneben, das ſicher zur Aufnahme des Zahnes der 
noch nie gefundnen Gegenſchale beſtimmt iſt. 
S 3 Abet 


142 Kohlblatt. 

Aber ein treffliches, wohl erhaltenes Eremplar 
der gehörnten Gienmuſchel fehen wir bey 1oo. Sie 
hat eine blaͤttrige Oberflaͤche und eine angenehme 
roͤthliche Farbe; nur geht ihr Wirbel in einen weißen 
Schnabel aus. Deutlich bemerken wir, wie dieſer 
nach der linken, der Wirbel der kleinern deckelartigen 
Oberſchale aber nach der rechten Seite gewunden iſt; 
und wie an jenem hin das braune Ligament mit dem 
Spalt fortlaͤuft. Der Umriß iſt fein gekerbt. 

Eine von andern Gienmuſcheln ziemlich ver⸗ 
ſchiedne Bildung hat das Rohlblaͤtt (Ch. Folium 
braflice, la Feuille de chouæ 101). Die Einen 
wollten in ihr eine große Aehnlichkeit mit einem Pfer⸗ 
defuß oder Huf entdecken; die Andern ſahen in ihrer 
Bauart etwas Perſpectiviſches; daher ſie dieſe Per⸗ 
ſpectivſchnecke, jene Pferdehuf nannten. Auch über 
die Gattung, zu der man ſie rechnen wollte, war 
man uneins, indem einige fie für eine Herz- andre 
fuͤr eine Tellmuſchel erklaͤrten. Allein die Form des 
Schloſſes entſcheidet für die Gienmuſcheln. Sie iſt 
ſehr bauchig. Ihre bogenförmigen, ſehr ungleichen 
Falten laufen vom Wirbel aus nach dem Rande und 
werden nach vorn zu breiter. Eine Menge Schup⸗ 
pen und Dornen, ohne Ordnung vertheilt, machen 

1 d ie 


2 0 Muſcatbluͤthe. 243 
die Oberfläche, dieſer dicken und ſchweren Schalen 
ziemlich rauh. Ihre bald ſchneeweiße, bald etwas 

N geibliche Grundfarbe wird durch viele Blut⸗ und 
Purpurflecken ſchon gehoben. Innen gleichen fie 
dem ſchdͤnſten Elfenbein. Der flachgedruͤckte After 
iſt ziemlich groß. Seine vielen gegen einander ge⸗ 
kehrten rippenformigen Streifen bilden lauter Her⸗ 
zen, die nach dem Wirbel zu immer kleiner werden. 
Der Rand derſelben hat Kerben und Zaͤhne, die vor⸗ 
trefflich in einander ſchließen. Und doch ſoll der 
mit einer bunten Schlangenhaut bedeckte Bewohner 
hier einen Bart heraus laſſen, mit dem er ſich an 
Klippen befeſtiget. Man findet dieſe fchöne Muſchel 
vorzuͤglich am Strande von Java, und nicht ſelten 
außerordentlich groß. Die in Europa bis jetzt be⸗ 
kannten haben etwas uͤber ſechs Zoll Laͤnge. Der 
beruͤhmte hellgelbe, auch violette Muſchelſtein, den 
man in der Sehne dieſes Schalwurms gefunden ha⸗ 
ben will, iſt ſicher eine Fabel. 
Bald roth, bald gelb ſieht man die Gienmuſchel⸗ 
art, die man wegen ihrer blaͤttrigen Oberfläche die 
Muſcatbluthe (Ch. N cerophylla „ la Fleur de 
Mujcade, le Gatau feuilletd 102) nannte, Sie 
hat viel Aehnlichkeit mit der Felſenmuſchel und wie 
u 7 ſie 


144 Ä Archen. „ 4 * 
ſie ehe zfemlich runde Form. Ueberall ſetzt fie ſich 
feſt, und wird immer an fremden Gegenſtaͤnden, 
Steinen, Corallen, Muſcheln u. d. m. angetroffen. 
Ihre Unterſchale iſt etwas groͤßer. Die blaͤttrige * 
Bekleidung der Oberſchale iſt ungleich, und hat bald 
die ſchoͤnſte kirſchrothe, bald eine angenehme citro⸗ 
nengelbe Farbe. Bey einigen findet man ein noch 
ſchoͤneres Farbenſpiel. An den weſtindiſchen Ufern 
halten ſie ſich auf. Je mannigfaltiger ihre Blaͤtter 
und je friſcher ihre Farben ſind, um deſto mehr 
Freude gewaͤhren ſie den Conchylienfreunden. 


Tab. XV. XVI. 
Arche. Arca 5 
Die Noahsarche (103). Der Haſpel (104. 
105). Die Bartarche (106). Die Breit⸗ 
rippe (102). Die Sammetmuſchel (108. 
109). Das Halbohr (110). Der | 
Winkelhacken (1 f). 5 


Eine merkwuͤrdige Muſchelgattung machen die Ar⸗ 
chen aus. Die Form, in der man ſich die Arche 


dachte, und uͤberhaupt ihre Aehnlichkeit mit Bothen 


oder 


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Archen. 145 
oder auch Schiffen ohne Maſt hat zu ihrer Benen⸗ 
nung Veranlaſſung gegeben. Die meiſten unter ih⸗ 
nen haben eine flache, laͤngliche Geſtalt. Am Schloſſe 
ſind ſie ſehr breit und vielfach gezahnt und gekerbt. 
Ihre Wirbel ſind zwar gegen einander geneigt, ſte⸗ 
hen aber weiter von einander, als dieß bey andern 
der Fall iſt. Nicht ohne Abſichten hat der weiſe und 
guͤtige Schöpfer diefe Anſtalt getroffen. Denn da 
fie ihrer Lebensweiſe nach ihre Wohnhaͤuſer weit oͤff⸗ 
nen ſollten, ſo mußte zwiſchen ihren Wirbelſchnaͤbeln 
auch ein größerer Raum als bey andern ſeyn, damit 
dieſe bey der Oeffnung der Schalen nicht au einan⸗ 

| der ſtoßen und dieſe hindern moͤchten. Weil nun 
aber, je weiter ein Schalenwurm ſein Wohnhaus 
offnet, um deſto eher das Schloßgelenke auseinander 
gehen kdunte, ſo erhielten die Archen ein Schloß mit 
vielen Zaͤhnen und Kerben, damit die Verbindung 
deſto ſichrer erhalten wuͤrde. Allein auch dieſes kunſt⸗ 
reiche Schloß koͤnnte Schaden leiden, wenn kleine 
Steine und Sandkdͤrner hineinfielen. Dieß verhuͤtet 
ein lederartiges Band, das die Schloßflaͤche, wie 
das Augenlied die Augen, beſchuͤtzt. In den tiefen 
Einſchnitten und Furchen zwiſchen den Wirbeln iſt 
jene lederartige Schloßbedeckung wie eingewurzelt, 
Wuͤrmer II. Th. T ſo 


146 Noahsarche. 
ſo daß ſie ſich nicht leicht abreiben kann. Und, als 
waͤre die Natur auch mit dieſer Vorſorge fuͤr die Ar⸗ 
chenmuſcheln noch nicht zufrieden geweſen, ſo gab ſie 
mehrern unter den 42 Arten baſtartige Flocken, um 
die aͤußere Randoͤffnung, und einen rauhen haarigen 
Oberrock, den die Seewuͤrmer ſcheuven. 
Recht deutlich ſehen wir an der Noahsarche 
(A. Noæ, Archie de Noe, Schiffchen 103) die 
ziemlich breite Flaͤche zwiſchen den gegen einander 
gekehrten Wirbelſpitzen. Auf ihr bilden eine Menge 
Zuͤge regelmaͤßige Rhomben oder verſchobne Vierecke. 
Von den Wirbeln aus laufen gegen die aͤußern Raͤn⸗ 
der hin eine Menge Streifen, die braun und weiß 
gefleckte Furchen bilden, und immer breiter werden. 
Nicht ganz ſchließen die Schalen am aͤußern Rande. 
Sie laſſen vielmehr in der Mitte eine Oeffnung, 
durch die der Bewohner einen Bart, oder eine knor⸗ 
pelige Sehne hervorſtreckt, womit er ſich wie mit ei⸗ 
nem Ankertaue an Felſen, Corallen u. d. befeſtiget. 
Ja zuweilen haͤngen ſich ganze Familien, Eltern, 
Kinder, Enkel, Urenkel, durch Huͤlfe dieſer Sehnen 
aneinander. Wenn dieſe Arche aus dem Meere 
| kommt, ſo ſieht ſie bey weitem nicht ſo artig braun 
und gelb gefleckt aus, wie ſie unſre Abbildung zeigt. 
Sie 


Noahsarche. 147 


Sie hat dann einen Moosartigen Ueberzug, der 
ziemlich feſt an ihr klebt. Statt daß bey vielen 
Muſcheln das Schloß der Schalen nur auf einen 
kleinen Raum eingeſchraͤnkt iſt, ſo lauft dagegen bey 
dieſer Arche die Schloßlinie faſt nach der ganzen 
Breite der Schalen hin. Sie iſt voller Kerben und 
Zaͤhne, die genau in einander paſſen und gleicht faſt 
einer rauhen Feile, wenn man fie anfühlt. Die ins 
nern Schalenwaͤnde ſind ſchmutzig grauweiß, auch 
braunroth. Ein braunrother Saum umgibt ſie. 
Faſt in allen Meeren findet man kleine Noahsarchen. 
Unſre abgebildete iſt von der guineiſchen Kuͤſte. Zahl⸗ 
los ſind die Verſchiedenheiten in Abſicht auf Groͤße, 
Zeichnung, Form. Von der Fruchtbarkeit des Be⸗ 
wohners kann man ſich daraus einen Begriff machen, 
daß ein Forſcher, der ſchon bey mehrern Schalwuͤr⸗ 
mern die Eyeranzahl unterſucht und entdeckt hatte, 
dieſen Verſuch bey einer Noahsarche, um der un⸗ 
glaublichen Eyermenge willen, aufgeben mußte, und 
ſich begnuͤgte überhaupt zwey Millionen anzunehmen. 
Sonſt weiß man weiter nichts von dieſem Thiere, als 
daß ſein wohlſchmeckendes Fleiſch roh und gebraten, 
wie die Auſter gegeſſen wird; eine Entdeckung, die ge⸗ 
meiniglich allen naturhiſtoriſchen Unterſuchungen 
vorauszugehen pflegt. 


— 


T 2 Ganz 


1438 Haſpel. 

Ganz eiue andre Form hat der Haſpel (A Tor- 
tuofa, le Devidoir, la Biſtournbe, Weife, gedrehte 
krumme Noahsarche 104), eine ſeltne, wahrhaft 
verdrehte Arche, die einige den Auſtern beyzaͤylen. 
An ihr ſieht man drey ſehr ungleiche Seiten, deren jede 
ein Dreyeck bildet, und auch die Schalen ſelbſt ſind 
ungleich, indem die, an der eine hohe Kaute und eine 
ſcharfe Ecke hervortritt, weit großer als die andre iſt. 
Die von dem Wirbel aus laufenden Streifen durch⸗ 
ſchneiden zarte Querlinien ſo, daß ſie ein feines Gitter 
bilden. Doch ſind ſie auf einer Seite mehr als auf 
der andern ſichtbar. Gemeiniglich findet man dieſe 
Muſchel weiß, zuweilen aber auch etwas Gelbes beys 
gemiſcht. Das Schloß ſehen wir bey 105 recht 
deutlich, wie es nach der Laͤnge hinlauft, und voller 
Kerben iſt. Der innere Schalenrand ſitzt voller 
Kerben. Merklich ragt die größere Schale über die g 
kleinere am Rande hervor. Fuͤr dieſe ſeltnere Mu⸗ 
ſchel wurde in hollaͤndiſchen Auctionen ſchon über 660 
Fl. bezahlt. Sie kommt aus den oſtindiſchen Ge⸗ 
waͤſſern. 

Wir haben ſchon erinnert, daß mehrere Archen, 
zum Schutze gegen Seewuͤrmer und die ſich uͤberall 
anſiedelnden Meereicheln, mit einem haarigen Ueber⸗ 

zug 


Bartarche. 140 
zug verſehen ſeyen. Dieß ſehen wir deutlich an der 
Bartarche (A. Barbata, / Amaude d cils 106), die 
mit zahlloſen Faſern und beſonders nach dem Rande 
zu wie mit einem Barte umgeben iſt. Am Wirbel 
ſieht man am wenigſten von dieſem moosartigen Ue⸗ 
berzug, auch ift er da dünner und weicher als vorn. 
Schwer laͤßt ſich das Vorgeben glauben, dieſe Faſern 
ſeyen, um ſich damit an Klippen anzuhaͤngen. Rei⸗ 
nigt man die Schalen von dieſer Decke, ſo findet 
man, daß fie braunrdͤthlich und durch eine Menge 
von Querſtreifen etwas rauh und netzartig gegittert 
find. Die Wirbel gehen nahe zuſammen. Der Zwi⸗ 
ſchenraum bildet ein unregelmaͤßig geſchobnes Viereck. 
In der Reihe von Zaͤhnen, mit denen die Schloßlinie 
beſetzt iſt, ſtehen in der Mitte kleinere und auf bey⸗ 
den Seiten größere Zähne, Die bey uns abgebil⸗ 
dete ſtammt aus Tranquebar her. 

Der Weiße und Haͤrte nach koͤnnte man die 
Breitrippe (A. Senilis, le Fagan 107) für Mars 
mor halten. Aber ihre fchöne Weiße kommt erſt 
dann zum Vorſchein, wenn man die caſtanienbraune, 
an einigen Stellen olivengruͤne Oberhaut abſtreift. 
Bey ganz alten iſt dieſe kohlſchwarz, und hat hie und 
da Riſſe und Altersrunzeln, zwiſchen denen die weiße 

T 3 Schale 


259. Breitrippe. 
Schale durchſieht. Der Structur nach iſt dieſe Arche 
herzfͤrmig. Mehrere breitere und ſchmaͤlere Rippen 
laufen von den ſtark gekruͤmmten, gemeiniglich wei⸗ 
ßen Wirbeln nach den Raͤndern hin. Zwiſchen den 
Wirbeln befindet ſich ein Raum, der ein geſchobnes 
Viereck bildet. Dieſen bedeckt die ſchwarze Haut, 
die das Schloß ſo gut verwahrt. Waͤre ſie nicht, ſo 
wuͤrden gar leicht fremde Körper zwifchen das Char⸗ 
nier kommen und es beſchaͤdigen. Trefflich iſt die⸗ 
ſes eingerichtet. Jede Schale hat uͤber vierzig Zaͤhne 
und Kerben, in die die Zaͤhne und Kerben der Ge⸗ 
genſchale genau eingreifen. Auch hier hat die Nas 
tur die kleinern Zähne in der Mitte, die größern an 
den Seiten angebracht. Am Strande von Jamaica 
und uͤberhaupt von Weſtindien findet man dieſe Ar⸗ 
chen; größer aber und ſchoͤner noch an der Weſtkuͤſte 
von Africa, wo ſie uͤber vier Zoll breit, drey lang 
und zwey Pfund ſchwer angetroffen werden. Der 
Bewohner wird wegen ſeinem Wohlgeſchmack von 
den Negern ſehr geſucht. 1 
Aber noch viel größer, dicker und ſchwerer als 
die Breitrippe iſt die ſchone Sammetmuſchel (A. 
Piloſa, la Furie, grande Came flamboyante, haa⸗ 
rige Seenuß 108). Ihr wolliger, mobsartiger 
= Ueber⸗ 


Sammetmuſchel. 151 


Ueberzug fühlt fich wie Sammet an. Da, wo er abs 
gerieben iſt, ſieht man eine Menge deutlicher Spu⸗ 
ren, daß die Bohrwuͤrmer in die Schale einzudringen 
verſucht, ja wohl ſie ganz durchbohrt haben. Man 
muß erſtaunen uͤber die Kraft und Beharrlichkeit 
dieſer Wuͤrmen wenn man die Härte und Dicke dies 
ſer Schalen betrachtet. Aber noch mehr erſtaunt 
man, wenn man an der innern Seite jedes Loch, 
das der Bohrwurm hineinbohrte, mit einer Perle 
verſtopft findet. So ſchuͤtzte die muͤtterliche Natur 
den Bewohner dieſer Schalen, den ſein wohlſchme⸗ 
ckendes Fleiſch allzuvielen Nachſtellungen ausſetzte, 
von außen und von innen; von außen durch den 
ſammetnen Ueberrock, den ſeine Feinde ſcheuen; von 
innen aber, im Fall dieſer abgenutzt und ſchadhaft 
geworden, durch den Perlenſtoff, mit dem er die för 
cher ſeiner Gegner zumauert. Die Schalen ſelbſt 
haben eine einfache, braunrothe Farbe mit einer 
Menge laͤnglicher, von Querlinien durchſchnittenen 
Streifen. Sie laſſen ſich wie Marmor poliren. Ein 
dickes, lederartiges Band bedeckt den Raum zwiſchen 
den Wirbeln. Das etwas bogenfoͤrmige Schloß 
hat an einer Schale ſechs bis acht, an der andern 
acht bis eilf Zaͤhne und Kerben. Die innern 
in Waͤnde 


133 Sammetmuſchel. i 
Waͤnde (109) haben rothbraune Flecken und 
ungewöhnlich ſtarke Muskelnarben. Im mits 
tellaͤndiſchen Meere, auch in den weſtindiſchen 
Meeren, jedoch hier etwas bunter, findet man dieſe 
Muſchel. . 
Vielleicht hat die Wahrnehmung, die man 
an ihr und an andern Muſcheln zu machen Ges 
legenheit hatte, daß die Seewuͤrmer den haarigen 
Ueberzug vermeiden, zu der fuͤr die Schiffarth 
hoͤchſt wichtigen Entdeckung gefuͤhrt, die Schiffe 
auf eine aͤhnliche Art zu bekleiden. Sonſt konn⸗ 
ten die Oſtindien⸗ und Chinafahrer mit ihren 
Schiffen nur zwey, hoͤchſtens drey Reifen machen, 
und dann waren dieſe von dem furchtbaren Bohr⸗ 
wurm ſo durchloͤchert, daß an keine weitere Reiſe 
zu gedenken war. Jetzt aber verhaͤudert man 
die Schiffe, d. h. man umgibt zuerſt den gan⸗ 
zen Kiel des Schiffes bis zur halben Hoͤhe mit 
recht dickem hollaͤndiſchen Papier; dann wird es 
mit Kuhhaaren ſo dick, als man einen Stuhl zu 
polſtern pflegt, belegt, und endlich mit wohlge⸗ 
theerten Tannenbrettern ganz herum bedeckt. So 
wie nun der Bohrwurm die letztern durchloͤchert 
hat, fo ſtoͤßt er auf die Kuhhaare. Da er ſich 
aber 


Halbohr. 153 
aber in ihnen ohne Rettung verwickeln wuͤrde, 
ſo kehrt er lieber ſogleich wieder um, und ſchraͤnkt 
ſeine Verwuͤſtungen auf die Tannenbretter ein, 
die er nun freylich in ein Sieb verwandelt. 
Allein der Schade iſt ſo groß nicht. Denn wenn 
auch die Verhauderung uͤber tauſend Thaler ko— 
ſtet, ſo wird doch durch ſie das Schiff ſelbſt, das 
mehr als hundert tauſend werth iſt, geſchont. 
Und ſo ſcheint auch hierin die Natur des Menſchen 
Lehrerinn geworden zu ſeyn. 

Aeußerſt ſonderbar ſieht das Halbohr (A. 
Semiaurita 1Io) aus. Man nennt dieſe Arche auch, 
wiewohl ohne Grund, den buckligen Winkelhacken. 
Ihr Wirbel bildet ein halbes Ohr. Unterhalb 
desſelben iſt eine Einbeugung, aus der ein Bor⸗ 
ſtenbuͤſchel hervorgeht, durch den ſich der Bewoh—⸗ 
ner vielleicht Speiſe verſchafft, vielleicht aber auch 
an einen Felſen vor Anker legt. Schmal, ſchief— 
rig, zerbrechlich und ſchmal ſind die Schalen. 
Fuͤnf bis ſieben blaßrothe Strahlen, die nach 
vorn zu breiter werden, laufen auf hellem Grunde 
vom Wirbel nach dem Vorderrande hin. Die in— 
nern Waͤnde ſpielen bunt und perlenmutterartig. 
Fuͤnf Furchen hat die Schloßflaͤche an beyden 

wuͤrmer II. Th. u Scha⸗ 


154 Winkelhacken. 

Schalen, daher nur das lederartige Band die 
Verbindung der beyden Schalen erhaͤlt. Die Hei⸗ 
math des Halbohrs iſt die Gegend von Tranque⸗ 
bar, doch findet man auch in andern N 
aͤhnliche. 

Recht ſchoͤn fallt die gekerbte Schloßlinie am 
winkelhacken (A. Norma, Gnomon, Iſogno- 
mon, la Jambe, la Cuiſſe 111) ins Auge, und 
ſehr tief ſind die Furchen, die das lederartige Band 
ausfuͤllt. Ohne dieſes gekerbte Schloß konnte 
man dieſe ſeltſame Muſchel fuͤr einen unvollſtaͤndi⸗ 
gen Pohlniſchen Hammer, den wir bald kennen lernen 
werden, halten, und dann zu den Auſtern rechnen, 
was viele Conchyliologen thun. Er iſt glaͤtter, flaͤcher 
und breiter, auch weit ſeltner als der Hammer. 
Eine ſchwarz violette Oberhaut bedeckt außen ſeine 
perlenmutterartigen Schalen. Innen aber ſieht man 
die Perlenmutterfarbe mit einem prächtigen, violet⸗ 
ten Schiller. Am Ende des Winkelhackens befindet 
ſich ein Ausſchnitt, wo der Bewohner feinen Bora 
ſtenbuͤſchel herausſtrecken kann. Um die oſtindi⸗ 
ſchen Inſuln findet man dieſe mehr ſeltſame als 
ſchone Muſchel, die in einem hohen Preiſe ſteht. 


T ab. 


ar 
DIN 
— 


LOSE 155 
Tab. XVI. — XIX 

Kamm muſchel. Oftrea. 
Die Compaßmuſchel (112). Die größte Ja⸗ 
cobsmuſchel (113. 114). Die Zichjacffamms 
muſchel (115). Der Herzogsmantel (116) 
Die Corallenmuſchel (117). Die Raſpel 
(118 4). Die wahre Eismuſchel (118 b). 
Der Pohlniſche Hammer (119). Das Lor⸗ 
berblatt (120. 121). Der einfache Hahnen⸗ 
kamm (122. 123). Der doppelte (124). 

Das Kammblatt (125). Die gemeine 
Auſter (126). 


Unter die ſehr wichtigen und ſtark bevoͤlkerten C on⸗ 
chyliengattungen gehoͤren gewiß die Rammmu⸗ 
ſcheln. Man zaͤhlt ihrer nicht weniger als 142 
Arten. Um der gleichen Structur des Schloſſes 
willen hat man auch alle Auſtern in dieſe Gattung 
verwieſen, was freylich wegen der gar zu auffallend 
verſchiednen Form viele ganz verwerfen, und aus 
dieſer zahlreichen Gattung zwey machen: die Kamm⸗ 
muſcheln (Pe&en, Peigne, Petoncle) und die Au⸗ 
ſtern (Oſtrea, Huitrę). Wir laſſen fie ungetrennt, 
weil nun doch einmal das, worauf die Eintheilung 
* u 2 beruht, 


156 Compaßmuſchel. 


beruht, naͤhmlich das Schloß, ſie zu Verwandten 
macht. Uebrigens iſt dasſelbe ziemlich einfach. 
Ein Gruͤbchen, an deſſen Seite ſich Querſtriche bez 
finden, die gegenſeitig auf einander paſſen, und ein 
zaͤhes, lederartiges Ligament im Gruͤbchen, das iſt 
alles. Die ungleichen Schalen ſind von aͤußerſt 
mannigfaltiger Form. Die meiſten haben am Wir⸗ 
bel einen Anſatz, den man Ohren nennt. Da dieſe 
bald auf beyden Seiten vollkommen gleich, bald un⸗ 
gleich ſind, ſo hat man davon Veranlaſſung genom⸗ 

men, die Kammmuſcheln in Familien einzutheilen. 
Unter ihnen nennen wir zuerſt die Compaß⸗ 
muſchel (O Pleuronectes, la Sole, P’Eventail, 
Sonnenweiſer 112). Die zarten Striche, die vom 
Wirbel aus nach den Raͤndern hinlaufen, verglich 
man mit den Linien eines Compaſſes oder auch mit 
einer Sonnenuhr; daher ihr Nahme. Sie hat viel 
Merkwürdiges an ſich. Völlig gleich und von ans 
genehmer Rundung ſind beyde Schalen in Abſicht 
ihrer Form g aber hoͤchſt verſchieden in ihrer Farbe, 
daß, haͤtte man nicht mehrere gefunden, die noch 0 
ihr lederartiges Band zuſammenhielt, man es für 
unmdͤglich gehalten hätte, daß die zwey Schalen Eis 
ner Muſchel angehören, Denn die Oberſchale iſt 
blaß⸗ 


Compaßmuſchel. 157 
blaßroth leberfarb, die Unterſchale aber ſchneeweiß. 
Eben dieſe Verſchiedenheit der beyden Schalen vere 
anlaßte ihren lateiniſchen und franzoͤſiſchen Nah⸗ 
men, indem die Schollen, jene uns bereits bekann- 
ten Plattfiſche, gleichfalls oben ganz anders, als un⸗ 
ten ausſehen. Nichts gleicht der Spiegelglaͤtte der 
duͤnnen und etwas durchſichtigen Schalen; nicht die 
| mindeſte Runzel laͤßt ſich entdecken; denn die Striche 
ſind ſo zart wie die Faͤden eines Spinnengewebes. 
An den innern, blendend weißen Waͤnden hingegen 
bemerkt man auf jeder Schale uͤber zwanzig etwas 
erhobne Streifen, die dem feinſten Silberdraht glei⸗ 
chen; aber weder den meſſerſcharfen innern Rand, 
noch die Schloßgegend berühren. Unter den gleich⸗ 
ſeitigen Ohren hat jede Schale auf beyden Seiten 
einen erhabnen Knoten, deſſen Zweck unbekannt iſt. 
Die Indianer nennen dieſe in den oſtindiſchen Mee⸗ 
ren wohnende Muſchel die fliegende, weil ihr Bee 
wohner die Kunſt verſteht, plotzlich, wie ein Pfeil, 
aus dem Waſſer zu ſpringen, oder in die Tiefe hinab⸗ 
zufahren. Dieß geſchieht, indem er die ſtarken Sechs 
nen, mit denen er an die Schalen befeſtiget iſt, 
ſchnell anzieht, dadurch ſie ſchließt und ihnen ei⸗ 
nen elaſtiſchen Stoß gibt, vermoͤge deſſen fie bald 
— u 3 a an 


/ 


158 Compaßmuſchel. 5 


an den Strand, bald von dieſem ius Meer geſchleu⸗ 
dert werden. 

Unſrer Compaßmuſchel in manchen Stuͤcken 
aͤhnlich ſieht die große japaniſche und die magella⸗ 
niſche Compaßmuſchel; nur find fie weit größer und 
etwas gewolbter, Auch haben fie viel kleinere Oh⸗ 
ren, als man nach ihrer Größe vermuthen ſollte. 
Es iſt kaum möglich, eine reizendere Varietaͤt der 
Compaßmuſchel zu ſehen, als im Cabinette des 
Herrn v. Cobres liegt. Die eine Schale gleicht der 
fchönften Morgenrdthe, indeß die andre ei weiß wie 
friſch gefallner Schnee ift, 

Gern ſchmuͤcken die von heiligen Oertern zuruͤck⸗ 
kehrenden Pilgrimme bald ihren Hut, bald ihr Kleid, 
bald ihren Pilgermantel mit Kammmuſcheln. Dieß 
konnte man beſonders in vorigen Zeiten oft ſe⸗ 
hen, da man noch haͤufiger als jetzt nach dem ge⸗ 
lobten Lande und an andre heilige Oerter Wallfahr⸗ 
ten anſtellte, um hier die Gnade des Himmels zu 
erflehen, die der Rechtſchaffene eines jeden Reli⸗ 
gionsbekenntniſſes durch feine häuslichen Tugenden 
im Kreiſe der Seinigen, und durch reine Andacht 
uͤberall findet. Wie der Reiſende aus den Läns 
dern, die er durchſtreift, gern in ſeine Heimath etwas 

merk⸗ 


Jacobsmuſchel. 159 


merkwuͤrdiges zuruͤckbringt, das ihm lange nachher 
noch zur Ruͤckerinnerung dient: ſo nahmen auch jene 
frommen Wandrer ſolche Muſcheln zum Andenken 
mit ſich, die zugleich zum Beweiſe dienen ſollten, daß 
ſie wirklich in der entlegenen Heimath derſelben ge⸗ 
weſen ſeyen. Daß die Nachahmungsſucht auch bey 
Wallfahrten von wenigen Meilen dieß als Coſtum 
eingefuͤhrt habe, iſt bekannt. Uebrigens gab nun das 
Veranlaſſung, gewiſſe Arten von Kammmuſcheln, 
deren ſich die Pilgrimme hiezu bedienten, entweder 
nach dem erſten Pilgrimm Jacob, oder auch wegen 
der Wallfahrt zum H. Jacobus von Compoſtella, 
Jacobs: oder Pilgrimmmuſcheln zu nennen, Wir 
ſehen die groͤßte Pilger: oder Jacobsmuſchel 
(0. Maxima, la Pelerine commune 113), derglei⸗ 
chen man ſchon auf acht Zoll breit gefunden hat. 
Von ihren Schalen iſt die Eine hochgewoͤlbt, die 
andre ziemlich flach. Jene hat ſtrahlfdrmige, wohl⸗ 
gerundete, dieſe mehr eckige Rippen, zwiſchen denen 
ſich Furchen befinden. Die gewölbte Oberſchale iſt 
weißlich, die Unterſchale aber mit angenehmen roͤth⸗ 
lichen Binden und Flecken geziert. Doch findet man 
dieſe dfters auch von gemeiner grauer Farbe. Die 
innern Waͤnde prangen mit einem ſchoͤnen Silber⸗ 

glanz. 


160 Jacobsmuſchel. 


glanz. Die Ohren ſind ziemlich regelmaͤßig. Die 
gerade Linie der Schloßgraͤnze erhebt ſich bey der 
Unterſchale etwas über die Schloßlinie der Ober- 
ſchale. Daß im Schloſſe ſelbſt keine Zähne zu ſu⸗ 
chen ſeyen, ſondern daß bloß ein harter Knorpel in 
der dreyeckigen Schloßhoͤhle die Schalenverbindung 
ausmache, iſt aus Obigem bekannt. Auch aus ihm 

ſoll man den fogenannten Pfauenſtein verfertigen. 
| Faſt in allen europaͤiſchen Meeren findet man dieſe 
Pilgermuſchel, vorzuͤglich groß aber an der Kuͤſte von 
Norwegen. Der Bewohner iſt ſehr nahrhaft und 
wohlſchmeckend. Man bereitet ihn wie die Au⸗ 
ſtern, fo wie man auch dieſe gern in jenen Kamm— 
muſchelſchalen bratet. Doch es iſt der Muͤhe werth, 
ihn näher kennen zu lernen und in feiner Schale lies 
gend zu beobachten (114). An dieſe befeſtigen ihn 
braune Haͤute mit Sehnen. Von ihrem gefleckten 
Saume aus gehen eine Menge weißer Haare, die 
einen Bart am Schalenrande bilden. Glaͤn zend 
ſchwarze Puncte ſtehen wie Perlen rings herum. 
Weiter nach innen zu erblickt man vier fein geſtreifte 
Blätter, die Werkzeuge des Athmens und des Um⸗ 
laufs der Saͤfte, und faſt in der Mitte befindet ſich 
eine fleiſcherne Maſſe, die man für den Magen oder 


auch 


Jacobsmuſchel. 161 


auch fuͤr die Eingeweide halten kann. Unter ihr liegt 
eine Art von Fuß. Von der Geſchicklichkeit dieſes 
8 Thieres ‚ fi zu Waſſer und zu Land fortzuhelfen, 
weiß man viel zu erzählen, was aber fo gar ausge⸗ 
macht noch nicht iſt. Durch ſchnelles Auf: und Zus 
ſchlagen ſeiner Schalen ſoll es ungemein geſchwind 
im Waſſer fortkommen. Iſt es dieſer ſchnellen Rei⸗ 
ſen muͤde, ſo begibt es ſich auf die Oberflaͤche; die 
gewdolbte Schale ſchwimmt wie ein Schiffskiel im 
Waſſer, indeß die flache ſich gerade aufrichtet, und 
dem Wind eine Art von Segel darbiethet. Ueber⸗ 
eilt dieſen Schalwurm ein heftiger Windſtoß und 
wirft ihn aufs Trockne, fo offnet er feine Thorfluͤgel 
fo weit und ſchnell als er kann, und ſchlaͤgt ſie heftig 
zuſammen, ſo daß der Stoß ihm einen Schwung 
gibt, durch deſſen Wiederhohlung er immer naͤher 
ſeinem Elemente kommt. Es ſoll ein unterhalten⸗ 
der Anblick ſeyn, wenn die Kuͤſtenbewohner fol; 
che Muſcheln fangen wollen, dieſe aber, wie 
muthwillige Ziegen, ihnen unter den Haͤnden da⸗ 
huͤpfen. 

Mit der größten pilgermuſchel manche Aehnlich⸗ 
3 die eigentliche Jacobs muſchel (O. Jacobæa, 
la Coquille de St. Sacgues). Doch bemerkt man ecki⸗ 

Würmer II. 4 gere 


ı262 Zickzackkammmuſchel. 

gere Rippen und noch andere . 10 bedeutende 
Abweichungen. | 

Dem Gott des Meeres ww allerdings eine 
ſchöne Doſe aus dem Reiche, das er beherrſcht. Zu 
dieſer Ehre beſtimmte man die Zickzackmuſchel (O. 
sZiezac , le Benitier peigne, Joppedupplett 115), 
und nannte fie Neptunusdoſe. Andre weihten fie 
gar der Venus und gaben ihr den Nahmen Venus⸗ 
tabatiere, fo widerlich auch der Gedanke an eine 
ſchnupfende Venus iſt, wenn ſie nicht dabey an ein 
Bonbonsddschen gedacht haben. Dem ſey nun, 
wie ihm wolle, die Wahl zu einer ſolchen Galanterie 
war nicht uͤbel getroffen, denn wirklich iſt dieß eine 
der zierlichſten Kammmuſcheln. Aeußerſt mannig⸗ 
faltig iſt ihr bald mit ſtaͤrkern, bald mit ſchwaͤchern 
Strahlen und Furchen bezeichnetes Farbenkleid. 
Bald find ihre dünnen, fpiegelglatten Schalen ſchön 
kaſtanienbraun, bald zimmtfarbig, bald rothgelb, 
bald blaulich marmorirt, bald blutroth. Leichte 
Woͤlkchen ſcheinen darauf zu ſchweben, und fie bun⸗ 
ter zu machen. Unmöglich kann der Pinſel die Zick⸗ 
zackſtreifen und die feinen Linien, die das Vergroͤße⸗ 
rungsglas wahrnimmt, aus druͤcken. Sehr gewoͤlbt 
iſt die eine Schale, die untere aber nicht nur flach, 
ſon⸗ 


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Herzogsmantel. 163: 


ſondern ſogar einwaͤrts gebogen, und fehr con⸗ 
cav, wenigſtens iſt das bey einem ſehr fhönen, vor 
uns liegenden Exemplare der Fall. An den innern 
Seiten bemerkt man die oft ſehr ſchwachen Rippen 
fiärfer, als außen, was ein ſeltner Fall iſt. In 
den nnn Meeren haͤlt ſich dieſe Bu 
auf, 

Eine andre PAIR die der Zn 
mantel (O. Pallium ducale, ie Manteau ducal, 
royal, Koͤnigsmantel 116) heißt, hat rauhe, dicke 
Schalen, und iſt mit Nägeln beſetzt, fo daß fie eher 
einem ſpaniſchen Mantel, mit dem ſonſt Verbrecher 
bekleidet wurden, gleicht. Eigentlich ruͤhrt die Rau⸗ 
higkeit von einer unendlichen Menge aufrecht ſtehen⸗ 
der Schuͤppchen her, die mit der hoͤchſten Kunſt 
geordnet und wahrhaft zahllos ſind. Wahrſchein⸗ 
lich dachte man bey der Wahl ihres Nahmens an 
die mit weißem Pelzwerk und Hermelinſchwaͤnzen 
gezierten Fuͤrſtenmaͤntel, weil dieſe Muſchel beſon⸗ 
ders nach dem Wirbel hin ſchwarzroͤthliche Flecken 
auf weißem Grunde hat, und dadurch den Hermelin⸗ 
maͤnteln etwas aͤhnlich wird. Vielleicht trug auch 
die Purpurfarbe zu dieſem Nahmen bey. In Ab⸗ 
ſicht auf Größe, Bauart, Wölbung, Farben find 

X 2 | ſich 


16 Corallenmuſchel. 
ſich beyde Schalen vollkommen gleich. Ohne die 
ſchwaͤchern Nebenrſppen in Anſchlag zu bringen, 
haben ſie zwölf Hauptrippen. Dieſe werden durch 
eine Menge Streifen und zahlloſe in einander vers 
ſchlungne Runzeln ganz rauh gemacht. Die Ohren 
ſind ungleich und ſitzen voller Knoten; auch ſieht 
man einige Stacheln. Wenn die Schalen auf ein⸗ 
ander liegen, ſo zeigt ſich bey den Ohren eine Oeff⸗ 
nung, durch die man auf beyden Seiten ſehen kann. 
Dunkel Purpurroth und nach oben zu ſchwarz und 
weiß marmorirt, iſt die Farbe dieſes Herzogmantels. 
Beizt man ſie hinweg, ſo kommt ein ſchoͤnes Car⸗ 
meſinroth mit weißen Flecken zum Vorſchein. Die 
glatten, innern Wände find weiß und roͤthlich mit 
Wrede gekerbten Raͤndern. 

Hat auch die Corallenmuſchel (O. Nodofa, 
Pecten corallinus, la Coraline 117) keine fo viel 
verſprechenden Nahmen, als der Herzogsmantel oder 
die Goͤtterdoſe; ſo gebührt ihr doch wohl der erſte 
Rang unter den Kammmuſcheln. Ihre betraͤchtliche 
Größe, ihre mit ſeltner Kunſt gebauten blättrigen 
Rippen, die mit Knoten und Buckeln geziert ſind, | 
und ihre Farbenpracht, da fie bald violett, bald Pur⸗ 
pur⸗ bald Pomeranzenfarbig, bald roth und weiß 


mar⸗ 


Corallenmuſchel. 165 


marmorirt iſt, zeichnen überhaupt die Corallenmu⸗ 
ſcheln ſehr aus. Von vorzuͤglicher Schoͤnheit iſt die 
Unſrige. Bey ihr iſt der Deckel wie die Unterſchale 
mit zum Theil offnen, zum Theil verſchloßnen Kno⸗ 
ten geziert, da bey andern dieß nur vom erſtern gilt. 
Dieſer hat neun, jene aber zehn Rippen, deren mit⸗ 
telſte mitten durchgeht. Wo auf dem Deckel eine 
Rippe iſt, da hat die Unterſchale eine Furche. Auf 
den ſehr in die Höhe ſtehenden faſt vierkantigen Rip⸗ 
pen ſieht man ſtufenweis gehende, wie Dachziegel 
uͤber einander liegende Abſaͤtze, bey denen man gend⸗ 
thigt iſt, an einen jährlichen Zuwachs und alſo an 
das Alter der Muſchel zu denken. Es iſt unmöglich, 
alle die Falten, Hohlkehlen, erhabnen Staͤbchen und 
Knoten, die man auf dieſer Muſchel ſieht, ganz zu 
beſchreiben. Der aͤußere Rand iſt ſcharf gezaͤhnelt. 
Die ungleichen Ohren laſſen eine Oeffnung. Schoͤ⸗ 
nes Violett und zwiſchen den Falten das glaͤnzendſte 
Weiß zeichnet unſre Corallenmuſchel vor andern aus, 
die gar oft nur einfarbig corallenroth gefunden 
werden. Die Kuͤſte von Guinea iſt ihr Vater⸗ 
land. Drcane werfen fie oft an Kuͤſten. Llebha⸗ 
ber Be (har 3 n mit funfzig 
3 N . 

#3 Ziem⸗ 


166 Raſpe. 3 

Ziemlich unterfchieden von den Kammmuſcheln 
und Maͤnteln, deren wir noch, wenn es der Raum 
erlaubte, eine große Menge anfuͤhren koͤnnten, iſt 
die Raſpe (O. Lima, Kadula, la Rape, Ratif- 
ſoire 118 a). Sie hat ſchneeweiße, durchſichtige, ey⸗ 
foͤrmige Schalen, die nur wenig gewoͤlbt ſind. Auf 
der Oberflaͤche zaͤhlt man 20 — 22 Furchen und Rip⸗ 
pen, die wegen der ſcharfen, hohlen Schuppen, wo⸗ 
mit ſie beſetzt ſind, ihr das Anſehen einer Raſpe ge⸗ 
ben. Die Schloßlinie iſt etwas ſchief, auch hat ſie 
erhabne Puncte. Die kleinen Ohren find völlig gleich. 
Die innern Waͤnde haben auch Streifen und Fur⸗ 
chen. Das rothe Meer liefert weit groͤßere Raſpen, 
als die abgebildete, die aus Tranquebar iſt. 

Noch weit feiner, duͤnner und zerbrechlicher iſt 
die wahre Eismuſchel (O. Lima tenera, la Lime 
douce, feine Feile 118 b). Ihre ſchöne weiße Farbe, 
die aber zuweilen eine gelbliche Oberhaut bedeckt, 
erinnert an das Eis, und eine Meiſterhand verra⸗ 
then die aus zahlloſen Schuͤppchen zuſammengeſetz⸗ 
ten Streifen, die fo dicht beyſammen ſtehen, daß an 
kein Zaͤhlen zu gedenken iſt. Unter den Ohren die⸗ 
ſer Muſchel befindet ſich auf beyden Seiten eine 
laͤngliche Oeffnung, auch haben ſie auf der Vorder⸗ 

ſeite 


Wahre Eismuſchel. 267 


ſeite zuruͤckgebogne Lippen mit fein gekerbten Raͤn⸗ 
dern. An den Ufern der Antillen iſt dieſe Eismuſchel 
zu Haufe, mit der wir die eigentlichen Kammmu⸗ 
ſcheln verlaſſen, und nur noch hinzufuͤgen, daß man 
fie Häufig verſteinert (Pectiniten) finde. Selbſt 
der Felſen, der die noch unbeſiegte Bergfeſtung, den 
Koͤnigſtein, traͤgt, muß einmal den Kammmuſcheln 
nicht unzugaͤnglich geweſen ſeyn. Denn in ſeinem 
Schooße fand man Pectiniten. 

Wir haben ſchon der Verſchiedenheit auchn 
den Kammmuſcheln und Auſtern gedacht, ſo nahe 
verwandt ſie auch durch ein aͤhnliches Schloß ſind. 
Schwerlich wird eine Mufchelfamilie ſonderbarere 
und verſchiednere Formen aufzuweiſen haben, als die 
eigentlichen Auſtern. Ihre zwey Schalen, die aus 
vielen uͤber einander geſchichteten Blaͤttern, die ſich 
leicht abſchaͤlen, beſtehen, find gemeiniglich ungleich, 
indem die Eine tiefer von innen und gewoͤlbter von 
außen als die Andre iſt. Auch ihre Wirbel und 
Schuaͤbel haben eine verſchiedne Richtung, und ſte⸗ 
hen bald links, bald rechts. Darin kommen ſie aber 
überein, daß fie gut auf einander ſchließen, und in⸗ 
nen meiſtens einen praͤchtigen Glanz, bunte Spie⸗ 
lungen und einen ſtarken Muskelflecken haben. An 
e etwas 


168 Pohlniſcher Hammer. 
etwas muͤßen ſie ſich anhaͤngen, es ſey nun an 
Schiffsboͤden, Felſen, Seegewaͤchſe oder an Baͤume, 
ja ſie haͤngen ſich unter einander ſelbſt an, und be⸗ 
ſitzen dazu einen Leim, den nichts aufzuldſen vermag. 
Wo fie daher einmal ſich angeſiedelt haben, da blei⸗ 
ben ſie Zeitlebens. Einige lieben Felſen, andre 
Baͤume, Wurzeln, wieder andere den Grund zu ih⸗ 
rem Aufenthalt, den fie nie wieder verlaffen koͤnnen. 
Dieß unterſcheidet ſie ſehr von den Kammmuſcheln, 

die eine willkuͤrliche Bewegung haben. 
Wer ſollte, wenn er den Pohlniſchen Hammer 
(O. Malleus, le Marteau noir, la Croix, Crucifix, 
Kreuzmuſchel 119) betrachtet, vermuthen, daß er 
eine der geſuchteſten Conchylien vor ſich ſehe. Und 
doch iſt nichts gewiſſers als dieſes, indem ſonſt ein 
ſchoͤner Hammer mit tauſend Thalern bezahlt wor⸗ 
den iſt. Noch bis dieſe Stunde gibt man fuͤr ein 
großes, wohlerhaltnes Exemplar gern hundert Gul⸗ 
den. Da die Bohrwuͤrmer den Hammermuſcheln 
ſehr nachſtellen, und herdenweiſe fie uͤberfallen, ſo 
bleibt ein vollkommen unbeſchaͤdigtes Exemplar im⸗ 
mer eine Seltenheit. Dieſe wird noch groͤßer, wenn, 
wie bey einer zu einem Geſchenke fuͤr den Pabſt um 
ungefaͤhr 300 Fl. gekauften der Fall war, durch ein 
es ſon⸗ 


— 
7 


Pohlniſcher Hammer. 169 


ſonderbares Naturſpiel die Blaͤtter und Schichten 
eine ſolche Form haben, daß ſie einen am Kreuze 
hängenden Körper vorſtellen. Warum fie Hammer 
oder Kreuzmuſchel heiße, laͤßt ſich ohne großes Nach⸗ 
denken errathen; aber was in aller Welt ihr den 
Beynahmen pohlniſch erworben habe, das wird wohl 
immer ein Raͤthſel bleiben. Die ſonderbaren Arme 
des Hammers ſind zuweilen laͤnger, zuweilen kuͤrzer 
als der Stiel; überhaupt aber wird man felten zwey 
ſolche Muſcheln finden, die einander vollkommen 
gleich waͤren. Daß die Arme erſt im reifern Alter 
entſtehen und fortwachſen, iſt unerweislich. Die 
Hammermuſchel wird keine Ausnahme von der Re⸗ 
gel machen, daß jedes Geſchoͤpf ſo ziemlich die Ge⸗ 
ſtalt behaͤlt, die es bey ſeiner Geburt hatte, wenn 
es nicht zu denen, die eine Verwandlung erfahren, 
gehört. Je nachdem die Lage dieſer Muſcheln in 
Felſenkluͤften frey oder eingeſchraͤnkt iſt, je nachdem 

können die Arme ungehindert wachſen, oder muͤßen 
in ihrem Wachs thum beſchraͤnkt, und der Stiel ge⸗ 
rade oder krumm, breit oder ſchmahl werden. Man 

hat ſie ſchon an den Armen eilf Zoll breit und am Stiele 

neun Zoll lang gefunden. Außen ſind die Hammer⸗ 
muſcheln voller Schiefer und Runzeln, deren großere 

Wuͤrmer II. Th. 9 oder 


170 Pohlniſcher Hammer. 
oder geringere Anzahl ihr Alter bezeichnen mag. 
Ihre Farbe iſt verſchieden; einige find tieffehwarz, 
andre ſchwarzblau, wieder andre gleichen dem Tiſch⸗ 
lerleim und heißen weiße Hammermuſcheln. Dieſe 
ſind noch ſeltner und theurer als die andern. Ob die⸗ 
ſe helle Farbe und Durchſichtigkeit davon entſtehe, 
wenn die brennende Hitze Oſtindiens die am Ufer 
liegenden Muſcheln bleicht, oder ob das bleiche Aus⸗ 
ſehen eine Krankheit ſey, was ſehr wohl möglich | 
wäre, kann nicht entſchieden werden. Innen findet 
man den ſchoͤnſten Perlenmutterglanz und herrliche 
Spielungen. Oben, in der Mitte, befindet ſich das 
Schloß. Hier ſieht man eine große in ſchiefer Rich⸗ 
tung angebrachte Vertiefung und nicht weit davon 
eine kleinere. Auch zeigen ſich da faſt unmerklich 
kleine Kerbchen und Zaͤhne. So genau paſſen die 
beyden Schalen auf einander, daß es ſchwer halten 
wuͤrde, auch nur einen Strohhalm dazwiſchen zu 
bringen. Aber um deſto weniger begreift man, wie 
das Thier, das eine vollkommne Auſter und auch ſo 
wohlſchmeckend als dieſe iſt, darin leben kann. Frey⸗ 
lich mag es die Gabe haben, ſich ſehr auszudehnen, x 
um von feinen: Gliedern, Sehnen und Fühlern den 
udthigen * zu machen. Doch bleibt es ſehr | 
| 25 ſchwer, 


Pohlniſcher Hammer. 171 
ſchwer, ſich eine deutliche Vorſtellung zu machen, 
wie dieſes Gefchöpf fein Wohnhaus vergrößern, oͤff⸗ 
nen, ſchließen und ſich bewegen konne. In den 
oſtindiſchen Meeren, vorzuͤglich um Ceylon findet 
man die Hammermuſchel, und die Taucher hohlen 
fie aus der Tiefe herauf. Der Seefahrer Bougain⸗ 
ville, gab einer Inſul, ohnweit der Kuͤſte von Neu⸗ 
england in der Suͤdſee, den Nahmen Hammerinſul, 
weil er an ihrem Strande zehn Hammermuſcheln an⸗ 
traf. Die große Freude uͤber dieſen gluͤcklichen Fund 
wurde aber durch einen Zufall, indem eine giftige 

Schlange die nach jenen Muſcheln ſuchenden Matro⸗ 
ſen ſo biß, daß ſich alsbald die furchtbarſten Wir⸗ 
kungen zeigten, traurig genug unterbrochen. Son⸗ 
nerat verſichert, auf Marilla ſolche Haufen von 
Hammermuſcheln geſehen zu haben, daß man ganze 
Magen damit hätte anfüllen konnen. Hätte es ihm 
doch gefallen, auch nur einige Saͤcke voll nach Eu⸗ 

ropa zu bringen, er wuͤrde dadurch, außer dem Vor⸗ 
theil, ſich vor dem Verdacht einer Uebertreibung zu 

ſchuͤtzen, einen Theil ſeiner Reiſekoſten und den 

Dank aller Naturforſcher gewonnen haben. 

Faſt noch ſonderbarer als die Hammermuſchel 
iſt die Hausente, die zwar auch eine aͤhnliche Auſter⸗ 

2 Y 2 art, 


172 Lorbeerblatt. 


art, wie ſie iſt, aber keine Arme und eine ſo ge⸗ 
kruͤmmte Stellung hat, daß die — 
dabey an eine ſitzende Ente denkt. 


Eine vorzuͤglich merkwuͤrdige Auſter muͤßen wir 


unſern Leſern in dem Lorbeerblatt (O. Folium, 
la Feuille de Laurier, das große Blatt) bekannt 
machen. Unverkennbar iſt ihre Aehnlichkeit mit ei⸗ 
nem Baumblatte. Gern haͤngt ſie ſich an den Sery⸗ 
baum, der keine eigentlichen Blaͤtter hat, und wenn 
denn recht viele ſolcher Auſtern an dieſem Baume 
kleben, ſo ſieht er wie belaubt aus. Bald mehr bald 


weniger in der Mitte der Oberſchale (120) befindet 


ſich eine breite, wulſtige Rippe; von ihr aus laufen 
viele Runzeln und Furchen wie die Adern eines Blat⸗ 
tes nach den Schalenraͤndern hin, die, ſo ausgebo⸗ 
gen und unregelmäßig fie auch ſcheinen, doch vortreff⸗ 
lich ſchließen. Durch die kleinere, mindergewoͤlbte 
Unterſchale (121) geht mitten durch eine tiefe Rinne, 
in der, wie bey unſerm Exemplar, noch ein Zweig 
ſteckt, an dem ſich die Muſchel angeklammert hat, 
und mit den ſeltſamen haͤndengleichenden Hacken 
feſthaͤlt. Auch hier ſind viele Furchen und Falten. 
Man hat dieſe merkwuͤrdige Auſter in verſchiedenem 
Anzuge, bald braunroth, bald violett, bald ſtrohgelb 

gefun⸗ 


— — — nn nn — 


— — — — 


Bi Hahnenkamm. 173 


gefunden. Am Strande der Molukken iſt ihr Wohn⸗ 
ort. Sonſt wurde ſie gern mit ” hollaͤndiſchen 
Gulden bezahlt. 

Mit großem Rechte hat der um die Conchylien 
hochverdiente Chemnitz den Hahnenkamm (O. 
Crifta Galli, 'Ailèe de Chauve ſouris, la Cröte du 
cog, Schweineohr) den Miesmuſcheln abgenommen, 


und den Auſtern beygezaͤhlt. Eine genaue Unter⸗ 


ſuchung des Schloſſes an mehrern Exemplaren, 
zeigte ihm deutlich das charakteriſtiſche dreyeckige 
Gruͤbchen, das allen Kammmuſcheln und Auſtern 
eigenthuͤmlich iſt, und er fand alle Urſache zu ver⸗ 
muthen, daß an den Exemplaren, bey welchen das 
Schloß dem Schloſſe der Mies muſcheln ſich näherte, 
dieß bloß daher gekommen ſeyn moͤge, weil ſie durch 
ihre Nachbaren, oder durch andre Koͤrper in ihrem 
Wachsthume zu beſchraͤnkt geweſen waͤren. Einen 
in der That artigen Anblick machen die Hahnen⸗ 
kaͤmme, und auch der, dem die Conchylien eben 
nicht beſonders viel Vergnuͤgen gewaͤhren, wird ih⸗ 
nen gern einige Augenblicke ſchenken. Sie haben 
ſpitzwinklige Falten, oder wenn man will, Rippen. 
Trefflich paßt die Unterſchale in die Oberſchale. Die 
Oberflaͤche iſt rauh, voll erhabner Puncte und Strei⸗ 

3 fen. 


174 Doppelter Hahnenkamm. 


fen. Die innern Waͤnde glaͤnzen wie ein Spiegel, 
und haben die ſchoͤnſte Honigfarbe. An einigen 
Hahnenkaͤmmen bemerkt man an der Unterſchale 
hackenfdrmige Arme, um ſich an fremde Körper an⸗ 
zuklammern. Ihre Farbe iſt eben ſo wenig gleich, 
als die Zahl und Form ihrer Falten. Wir ſehen in 
der Abbildung einen gelblichen (122) und einen vio⸗ 
lettblauen (123). Sehr gern ſitzen die Hahnen⸗ 
kaͤmme uͤber einander, und zwar ſo feſt, daß man ſie 
ſchwer von einander bringt. In den Kalkbergen der 
Schweiz findet man eine große Menge einfacher und 
doppelter Hahnenkaͤmme verſteinert. Wie ſie aus 
ihrem jetzigen Vaterland Oſtindien dahin gekommen 
ſeyen, das iſt eine der großen Fragen, auf die man 

nie befriedigend wird antworten koͤnnen. 
Seltner als der einfache Hahnenkamm iſt der 
doppelte (O. Hyotis, la double erbte du coq, 
Oreille de Cochon d double plis, Blaͤtterkamm 124). 
Die blaͤttrigen, ſchuppigen Falten, die wie Hohl⸗ 
ziegel uͤber den ſpitzwinkligen Falten liegen, ma⸗ 
chen, daß dieſe gleichſam gedoppelt erſcheinen. 
Hiezu kommen noch große, hohle, rinnenartige Za⸗ 
cken auf dem Ruͤcken. Sie ſtehen wild und 
unordentlich durcheinander. Schmutzig gruͤn⸗ 
gelb, 


Kammblatt. 175 
gelb, ins Braune fallend iſt die Sarbe dieſes Hah⸗ 
nenkamms. | 

Wir ſahen oben eine Baumauſter, die fich an: 
klammern kann. Im Kammblatt (0. Frons, 
la Feuille ,' kleines Blatt 125) erblicken wir eine 
andre Art, die ſich an einer Gorgonia, einem See⸗ 
gewaͤchſe, fo feſt hält, daß, ohne ſie zu zerbrechen, 
ſie los zumachen unmöglich waͤre. Dieſe Muſchel 
iſt ſchmaͤhler, als das Lorbeerblatt. Wie ihre 
Oberſchale eine erhabne Rippe in der Mitte hat, ſo 
befindet ſich gerade unter ihr in der Unterſchale eine 
Rinne fuͤr den Gegenſtand, an den ſie ſich anſchlie⸗ 
ßen will. Auf beyden Seiten ſind mehrere Hacken 
zum Umfaſſen des Zweiges. Beſſer koͤnnen die 
Krallen eines Vogels ihn nicht faſſen, als die Mu⸗ 
ſchel, die der Verfaſſer gerade vor ſich hat, ein See⸗ 
gewaͤchs feſt haͤlt, und es bleibt immer ein höchſt 
merkwuͤrdiger Gedanke, wie die Natur in die Schale 
oder in den Inſtinet des Thieres es zu legen wußte, 
daß an der ſteinharten Schale ſich gleichſam Klauen, 
laͤnger oder kuͤrzer, gekruͤmmter oder flacher, je nach⸗ 
dem es der Zweig erfordert, bilden muͤßen, um das 
ſonſt hilf⸗ und gliederloſe Thier in den Stand zu 
ſetzen, eine Stuͤtze zu ergreifen und Zeitlebens feſt⸗ 
un. zuhal⸗ 


176 Gemeine Auster 


zuhalten. Außen iſt das Kammblatt angenehm roth, 
innen glaͤnzend weißgelb. In Weſtindien findet 
man es haͤufig. Da es aber mit Sand und Schmutz 
bedeckt ein ſchlechtes Anſehen hat, und uͤberdieß 
wegen der etwas lockern Verbindung die Schalen 
leicht auseinander fallen, ſo daß nur die am Zweig 
befeſtigte zuruͤckbleibt, ſo gehoͤrt ein vollſtaͤndiges 
Exemplar mit Ober: und Unterſchale aner zu den 
ſchaͤtzbaren Cabinettsſtuͤcken. 

Indem wir bisher ſchon ſo manche Auſter ken⸗ 
nen lernten, ſo konnten unſre Leſer gewiß vermuthen, 
daß wir, die fo geruͤhmte Lieblingsſpeiſe vieler Per⸗ 
ſonen, die gemeine Auſter (O. Edulis, la Huitre 
a ecailles, eßbare Auſter 126) nicht mit Stillſchwei⸗ 
gen uͤbergehen wuͤrden. Im Gegentheil wollten 
wir ihr etwas mehr Raum widmen als andren, und 
ſie deswegen zum Schluſſe dieſer ganzen Gattung 
verſparen. Denn gerade das, was uns dfter unter 
das Auge kommt, muͤßen wir gruͤndlicher kennen, 
als das entfernte. 

Sehr bekannt iſt ihr Ausſehen. Eine Menge 
blaͤttriger Schuppenreihen, deren groͤßere oder gerin⸗ 
gere Anzahl ihr Alter vermuthen laͤßt, bekleiden die 
Schalen, von denen die untern etwas bauchig, die 

obere 


Gemeine Aufter, 277 


obere aber glatt iſt. Ihre Farbe iſt verſchieden, 
bald grau, bald ſchwaͤrzlich, bald weiß. Zuweilen 
findet man auch purpurfarbige und violette Auſtern. 
Gewoͤhnlich haben fie einen bis drey Zoll im Durch⸗ 
ſchnitt, doch gibt es auch außerordentlich große. 
Dampier will auf ſeinen Reiſen Auſtern von zwey 
bis drey Centnern angetroffen haben, und von einer 
einzigen ſollen uͤber hundert Menſchen 1 gewor⸗ 
er ſeyn. Pak 
‚Saft alle Meere bewohnt die gemeine Auſter, 
doch iſt ſie in dem Einen ſchmackhafter und beſſer, 
als in dem Andern. In Europa liefern England, 
Frankreich und auch Italien die beſten Auſtern, und 
treiben einen anſehnlichen Handel damit. An den 
Hollaͤndiſchen Kuͤſten kommen die Auſtern nicht gar 
gut fort, weil ſie wegen des lehmigen Bodens bey 
Ebbe und Fluth leicht verſchlammt werden. Man 
laͤßt daher alle Jahre aus England Auſternbrut kom⸗ 
men; dieſe ſetzt man in beſondere Behaͤltniſſe, n de⸗ 
nen das Seewaſſer Ab: und Zufluß hat. Dieß find 
nun gute Auſternmagazine zum Verkauf. An meh— 
rern Orten hat man mit Palliſaden umgebne Bes. 
haͤltniſſe im Meere als Auſterngehege. Da, wo dieſe 
mit der See in keiner Verbindung ſtehen, muß man 
Wuͤrmer II. Th. 3 den 


178 Gemeine Auſtet. 

den Auſtern wenigſtens zweymal des Tages friſches 
Seewaſſer geben, was man ſie maͤſten nennt. Da⸗ 
durch werden fie ſchmackhafter und fetter. Ueber⸗ 
haupt iſt die Erneurung des Waſſers und die beſtaͤn⸗ 
dige Bewegung desſelben das größte Beduͤrfniß für 
Seegeſchoͤpfe, ſo daß ſelbſt die, die man in Glaͤſern 
haͤlt, zum Theil nur durch wiederholte Bewegung 
des Waſſers erhalten werden koͤnnen, und ſich deſto 
beſſer befinden, je mehr man in Abſicht auf die Zeit 


die natuͤrlichen Veraͤnderungen, die das Meer ſelbſt 


haͤlt, nachahmt. Es iſt ein ruͤhrender Gedanke, daß 


die raſtloſe Bewegung des Meeres und die ſich ja⸗ 


genden Wellen, die unaufhörlich ihre Stelle veraͤn⸗ 
dern, zur Erhaltung von Millionen Geſchoͤpfen bey⸗ 
tragen, und daß auch um des ſchwachen Inſects 
und des wehrloſen Wurms willen, das Meer brau⸗ 
ſen und toben muß. 

Die Nahrung der Auſtern beſteht in lehmiger 
Erde, Pflanzentheilen und kleinen Wuͤrmern. Da 
ſie aber immer an irgend etwas feſt kleben, und keine 
andere Bewegung in ihrer Gewalt haben, als ihre 
Oberſchale auf: und zuzumachen, ſo muͤßen fie gedul⸗ 


dig warten, bis ein guͤnſtiges Schickſal ihnen etwas 


Nahrhaftes zufuͤhrt. m einzige Bewegung, die fie 


— 


außer 


| 


Gemeine Aufter. 179 


außer der ſchon angeführten in ihrem Leben machen 
mögen, iſt die, die man an ihnen, wenn fie noch ganz 
klein ſind, ſobald ſie von der Mutter kommen, bemerkt; 
aber gewiß kleben ſie ſich bald nachher an etwas, oder 
fie Heften ſich untereinander ſelbſt klumpenweiſe zus 
ſammen, und verlaſſen dann nie wieder die einmal 
gewaͤhlte Lage. Es iſt wohl keinem Zweifel unter⸗ 
worfen, daß die Auſtern wahre Zwitter ſeyen. Denn 
es laͤßt ſich ſchwer denken, wie ſich die verſchiednen 
Geſchlechter einander zur Fortpflanzung naͤhern ſoll⸗ 
ten. Die Tarentiniſchen Fiſcher haben die Bemer⸗ 

kung gemacht, daß die Auſter dreymal im Jahre, 

im März, im Juny und im September, ihre Jungen 

aus den Kiemen ſchluͤpfen laſſe. Oeffnet man etwas 
vor dieſer Zeit die Schalen, ſo ſindet man Eyer und 
bald darauf wirklich lebende unglaublich kleine Auſtern 
in Menge. Sie haben ihren Aufenthalt in den Kiemen 
der Mutter, und werden von ihr, wenn ſie reif zur 
Geburt ſind, vermittelſt dieſer Kiemen, die Geburts⸗ 
helfers Dienſte leiſten, und faͤlſchlich fuͤr rothe Wuͤr⸗ 
mer angeſehen worden find, herausgeſtoßen, wo ſie 
dann, ohne weitere elterliche Pflege, ihrem Schickſal 
uͤberlaſſen bleiben. So klein fie find, fo dffnen und 
ſchließen fie doch ihre Schalen mit großer Fertigkeit, 
3 2 und 


180 Gemeine Auſter. 


und munter huͤpfen ſie, bis ſie einen Ort finden, wo 5 
fie ſich anſiedeln. Sobald die Mutteraufter geboren 
hat, ſo ſoll ſie Sand und Schlamm zu ſich nehmen, 
um die Leere auszufuͤllen, und das durch den Abgang 
der Jungen verlorne Gewicht wieder herzuſtellen. 
Beruͤhmte Naturforſcher behaupten von Voͤgeln und 
Fiſchen das Naͤhmliche. So viel iſt richtig, daß 
man die Gedaͤrme der Auſtern, bald nachdem ſie ge⸗ 
boren haben, mit einer Menge Sand angefuͤllt findet. 
Die neugebornen Jungen find mit einem milchartis 
gen Schleim umgeben, mit dem ſie ſich an den naͤch⸗ 
ſten beſten Gegenſtand anhaͤngen. Oft reißt aber 
das ungeſtuͤmme Meer die Schleimklumpen ausein⸗ 
ander, und ſchleudert von der Familie eins da, das 
andre dorthin. Vorzuͤglich im Julius hebt ſich die 
Brut der Auſtern und andrer Schalwuͤrmer aus der 
Tiefe des Meeres in die Hoͤhe, uͤberzieht die Kiele 
der Schiffe und tauſend Korkſtuͤcke, die ſich im Waſ⸗ 
ſer befinden, ſo daß gleichſam alles eine Conchylien⸗ 
rinde bekommt. Schon aus dieſem Umſtande, noch 
mehr aber aus den ungeheuren Auſternbaͤnken, die ſich, 
wie wandernde Völkerfchaften, in gewiſſen Gegen⸗ 
den feſtſetzen und eine reiche Ernte bereiten, kann | 
man ſich ihre Vermehrung vorſtellen. Ein Natur⸗ 


forſcher 


Gemeine Auſter. 181 


forſcher unterſuchte den Eyerſtock einer Auſter, und 
berechnete ihn auf eine Million und zweymal hun⸗ 
dert tauſend Eyer. Aber eben dieſe Fruchtbarkeit iſt 
Beduͤrfniß und Wohlthat. Denn da die Menſchen 
ſo viele, man darf ſagen, Millionen verzehren, 
und auch die Krebſe, die Krabben, die Auſterndiebe, 
die Seeſterne und manche andre Seegeſchoͤpfe mit 
dem Herrn der Natur einerley Geſchmack haben, fo 
mußte die Auſter mit einer zahlreichen Nachkommen⸗ 
ſchaft geſegnet werden. Selbſt unter den Saͤugthie⸗ 
ren hat ſie große Liebhaber. Waͤhrend der Ebbe 
geht der liſtige Waſchbaͤr am Strande auf und ab, 
wartet bis die Auſtern ihre Schalen oͤffnen, und hohlt 
dann das Thier heraus. Er darf ſich aber wohl in 
Acht nehmen, ſonſt ſchließen ſie ihre Schalen, und 
halten ihn, wie den Fuchs oder Marder das Teller: 
eiſen, gefangen. Jetzt iſt das arme Thier verloren; 
laufen kann es nicht, die wiederkehrende Fluth übers 
eilt und erſaͤuft es. Auch der naſchhafte Affe ſchleicht 
den Auſtern nach, hat aber auch zuweilen dieſes 
Schickſal, und ſchwerlich wird ihn dann ſein hoͤhni⸗ 
ſches Zaͤhneblecken und ſein poſſirliches Springen 
retten. Ja, als waͤre das noch nicht genug Laſt fuͤe 
die arme Auſter, ſo ſiedelt ſich die Meereichel, wie 
8 33 unſre 


182 Gemeine Auſter. 


unſre Abbildung zeigt, in ganzen Familien nebſt noch 
manchem Seethier auf ihr an, und ndthigt ſie, ihr 
Zeitlebens zum Wohnplatz zu dienen. 

An dem Bewohner der Auſterſchalen haben uner⸗ 
muͤdete Zergliederer eine Menge kunſtreicher Organe 
entdeckt, die den Wahn, als waͤre er ein hoͤchſt ein⸗ 
faches Thier, buͤndig widerlegen. Maul, Ruͤſſel, 
Magen, Kiemen, Herz, Leber und noch mehr ha⸗ 
ben ſie deutlich in ihm gefunden. Auch bey ihm hat 
das Herz jene raſtloſe Bewegung, die wie ein Druck⸗ 
werk die zum Leben erforderlichen Feuchtigkeiten in 
die große Pulsader, und aus ihr in tauſend kleine 
Canaͤle und in die Kiemen treibt. So weniger 
Bewegung er auch faͤhig iſt, ſo hat ihm doch die 
muͤtterlich ſorgende Natur Inſtinct genug gegeben, 
das anſtroͤmende Waſſer der Ebbe und Fluth zu be⸗ 
nuͤtzen, um, wenn ein Zufall ihn losgeriſſen hat, auf 
eine andre ihm bequemere Seite zu liegen zu kommen. 
Kraft hat er auch genug in ſeinen Muskeln, die 
Schalen recht feſt zuzuſchließen. Dieß ſollen drey 
arme Maͤuſe erfahren haben. Sie ſteckten den 
Kopf zwifchen die offne Schale, und pldtzlich 
ſtanden ſie kopflos da. So wird wenigſtens er⸗ 


zahlt. 
Schon 


Gemeine Auſter. 183 


Schon nach drey Monaten ſollen die Jungen 
zur Fortpflanzung tuͤchtig, und in einem halben 
Jahre einen Zoll groß ſeyn, aber erſt im dritten oder 
vierten Jahre ihre voͤllige Reife und Groͤße haben, 
ſo daß ſie zum Eſſen taugen. Ein weiſes Geſetz 
gebiethet daher, die Jungen, die von ungefaͤhr aus 
dem Waſſer gezogen werden, wieder hineinzuwerfen; 
ſo wie es auch waͤhrend der Laichzeit ihren Fang un⸗ 
terſagt, um ſie in dieſem wichtigen Geſchaͤfte nicht 
zu flören. Ohnehin find fie um dieſe Zeit ſchlecht 
und ungeſund, was in einigen Gegenden den ganzen 8 
Sommer hindurch der Fall ſeyn ſoll. 
Ein thoniger ſandiger Grund traͤgt viel zum 
guten Geſchmack der Auſtern bey. Am Aus fluß 
der Stroͤme ins Meer gerathen ſie beſonders gut, 
daher man ſie daſelbſt durch Verſetzung der Brut zu 
ziehen und Auſternbaͤnke anzulegen ſucht. Auch ſie 
beweiſen, welch eine Goldgrube die Induͤſtrie ſey 
und wie reiche Zinſen ſie trage. In einem Canal 
zwiſchen Angleſey und Carnarvonschire in England 
befindet ſich eine mehrere Meilen lange Auſternbank, 
von der man jaͤhrlich eine Menge der vortrefflichſten 
Auſtern gewinnt. Vor 50 Jahren war da noch 
keine Auſter zu ſehen; und die ganze Anlage koſtete 
* 300 


183 Gemeine Auſter. 

300 — 400 Auſtern, die ein Wohlthaͤter auf gut 
Gluͤck in dem Canal ausſetzte. Seinen Nahmen 
verſchweigt die ſo oft undankbare Geſchichte, indeß 
fie die Robespierres und Lebons und andre Zerſtorer 
treulich aufbewahrt. Die aus dem Meere fommens 


den Auſtern nennt man Seeauſtern zum Gegenſatze 


der Pfuͤtzenauſtern, die in den ſtehenden Gewaͤſ⸗ 
fern, die das Meer auf dem Lande zuruͤckließ, leben, 
und bey weitem nicht fo gut als jene ſchmecken. 
Die kleinen Engliſchen Auſtern von Gloceſter werden 
fuͤr die beſten gehalten. Ihrer Millionen gehen uͤber 


Hamburg nach Deutſchland. Beſonders ruͤhmt 


man die grünen Auſtern. Dieſe Farbe iſt aber nicht 
Natur. Man hat naͤhmlich Auſtern⸗Graben, die 
voll eines gewiſſen ſaftreichen Mooſes ſind, und 
mit dem Meere in Verbindung ſtehen. Die gewalt⸗ 
ſam eindringende Fluth ſtreiſt von dem Mooſe eine 
Menge feiner, gruͤner Theile ab, faͤrbt das Waſſer 
und die Auſtern, und gibt dieſen einen vorzuͤglichen 
Geſchmack. Alle Jahre geht von den Engliſchen 
Auſtern eine ganze Schiffsladung nach Petersburg. 
Hat der Schiffer guten Wind, ſo bringt er feine Au⸗ 
ſtern friſch und lebendig an Ort und Stelle. Ueber⸗ 
fällt ihn aber eine ungluͤckliche Windſtille, dann 

muß 


1 


Gemeine Auſter. 185 
muß er zuweilen feine ganze Ladung über Bord wers 
fen. Wirklich widerfuhr das einem Schiffer bey der 
Inſul Bornholm. Es war vollig unmöglich, den 
peſtilenzialiſchen Geſtank laͤnger au zuhalten, und 
ſo ward alles dem Neptun geopfert, der hier mehr 
als jemals ſeine oben Webern Daft ige has 
ben möchte, 

Die Aufter ift, nebſt einigen andern Schalwält⸗ 
mern, das einzige Geſchoͤpf, das der Menſch mit 
Wiſſen lebendig verſchluckt. Wir ſagen mit Wiſſen. 
Denn von den Millionen Eſſigaalen, Kaͤſemaden 
und andern Thieren, die er, ohne es zu wiſſen und 
daran zu gedenken, ungeſehen zu ſich nimmt, weiß 
er wenig und ſelbſt der, der tiefere Blicke in das 
Reich der fo ungeheuer bevoͤlkerten Natur gethan 
hat, lebt in einer gluͤcklichen Vergeſſenheit daruͤber 
und laßt ſich durch ſolche — Kleinigkeiten in feinen 
Tafelfreuden nicht ſtdren. Und mit den Auſtern 
ſelbſt verſchlingt der Leckerhafte eine Menge von 
Thieren. Unterſuchte ja der ehrwuͤrdige Bonnet das 
Seewaſſer in den ihm zugeſchickten Auſtern, und 
fand darin eine Menge flimmernder Thierchen mit 
Spitzen, die in der lebhafteſten Bewegung ſich Röhs 
ten machten, und alſo wahrſcheinlich Rohrenpolypen 
Wuͤrmer II. Th. A a wa⸗ 

0 


466 Gemeine Auſter. 


waren, und außer ihnen noch zahllgſe, eyfdrunge 
und ganze Klumpen von Jufuſionsthierchen. So 
haben auch andre Naturforſcher mehrere Gattungen 
leuchtender Wuͤrmchen in Auſtern wahrgenommen. 
Wer mag die Millionen Geſchoͤpfe zählen, die eine 
Geſellſchaft an einem Winterabende mit etwa 300 
Auſtern zugleich verſchlingt? Ein großer, kuͤhner 
Entſchluß war es immer fuͤr den, der ein ſo haͤß⸗ 


liches, ſchleimiges Thier zum erſtenmale und leben⸗ 
dig aß, und wahrſcheinlich hat bloß nagender Hun⸗ 


ger die erſten Auſtern gewuͤrzt. Jetzt gehdren fie 
zu den ausgeſuchteſten Genuͤßen. Ueber die ver⸗ 
ſchiednen Meinungen, ob ſie friſch oder gebraten beſ⸗ 


U 


ſer ſchmecken, laͤßt ſich nicht ſtreiten; es iſt das 


eine Geſchmacksſache, in der jeder nur ſeinen Gau⸗ 
men als einzigen und hoͤchſten Richter, erkennen 
Tann, Friſch ſollen fie aber geſünder ſeyn, weil fie 


im Braten ein gewiſſes, fluͤchtiges Salz verlieren, 


das die Verdauung befdrdert. Darin ſtimmen alle 


uͤberein, daß riechende, ſchon in Faͤulniß gehende 
Auſtern etwas ganz abſcheuliches, ja ein der Geſund⸗ 


heit hoͤchſt nachtheiliges Gift ſeyen. Eben daher 


ſind auch dem Auſternfreund die friſch und lebendig | 


verſchickten weit Ki zu eupfhene. als die man 


ngch 


Gemeine Auſter. 187 
nach dem Fange ausſticht, dann mit ihrem eignen 
Waſſer Übergießt, und nach Hinzuthat von Salz, 
Lorbeern u. d. verſendet. Denn dazu nimmt man 
gar oft todte, bereits verdorbne. Schon die alten 
Römer liebten den Genuß der Auſtern ungemein, 
ſo ernſtlich auch Cicero und ſpaͤter Seneca ihre Stimme 
dagegen eihuben. Man ieh“ es damals fo weit, 
daß man nicht nur die Gaſtmahle mit Auſtern an⸗ 
fieng und endete, fondern wohl auch bloße Auſtern⸗ 
gaſtereyen, wo nur dieſe in der mannigfaltigſten 
Zubereitung aufgetragen wurden, gab. Um die Au⸗ 
ſtern noch zu verbeſſern, verſetzte man fi e aus dem 
Meere i in den Lueriniſchen See, wodurch ſie fetter 
und ſchmackhafter wurden. 1 
Der Fang der Auſtern iſt nach m Aufent⸗ 
halte verſchleden. Mit Gefahr verbunden, und faſt 
ſo ſchwierig als die Perleufiſcherey iſt er da, wo ſie 
ſich in einer Tiefe von zehn bis zwölf Klaftern aufs 
halten, wie das an der Kuͤſte von Minorca der Fall 
iſt. Aber freylich ſind das auch die beſten und 
. Die nicht gar tief an Felſen ſitzenden wer⸗ 
den mit dem Auſternſchaber abgeſtoßen. Sie 
fallen dann in einen darunter aufgeſtellten Kaſten. 
Für die, die am Meeresboden, gegen die Kuͤſte 

n Aa 2 hin, 


188 Gemeine Auſter. 


hin, liegen, hat man ſchwere Netzſaͤcke, die durch 
eiſerne Stäbe offen gehalten werden, und vorn 
einen Rechen haben. Dieſe zieht man zur Ebbe⸗ 
Zeit am Boden und auf Auſternbaͤnken gegen das 
Land hin. In Holſtein fuͤhrt man ein aͤhnliches 
Werkzeug von Eiſen mit einem Netze aus Riemen 
geflochten, in das die Auſtern fallen, die die Zacken 
losbrechen. Um unſern Leſern eine Vorſtellung 
von dem Fange der Auſtern und andrer Muſcheln, 
beſonders auch der Miesmuſcheln und Pholaden zu 


geben, duͤrfen ſie nur die Scene (127) betrachten. 
Es iſt gerade Ebbe. Die wohlthaͤtige Fluth hat 
an den Felſen Auſtern und Muſcheln zuruͤckgelaſſen. 
Jetzt ſtoßen die Maͤnner ſie von den Felſen ab, die 
Weiber ſammeln fie in Koͤrbe. Auch Kinder braucht 
man hiezu. Mehr in der Ferne ſehen wir Männer. | 
und Weiber mit krummen Meſſern, Schalwuͤrmer | 
aus dem Sand und Schlamm graben, andre aber | 
mit Hauen, um ſchmackhafte Pholaden, die in 


ſteinigen Ufern wohnen, aus ihren ſo ſicher ſchei⸗ 
nenden Gewoͤlbern heraus zuhauen. 


n r e r ee R * 


Die Schalen der Auſtern brennt man zu galt. | 
Als Aſche geben fie ein gutes Zahnpulver, und mit 


keinohl abgerieben eine brauchbare Farbe für Karten⸗ 
macher. | 


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22 


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Gemeine Auſter. 180 


macher. Die Tuͤrken follen fie zu ihrem berühmten 
Garn brauchen. Gegen eine Menge von Uebeln, ſo⸗ 
gar auch gegen die Waſſerſcheue und Steinſchm erzen, 
hat man den medicinifchen Gebrauch dieſer Schalen 
empfohlen. Es gibt eine giftige Auſternart, die 
man in London Portobello nennt. Ihr Geſchmack 
ift vitrioliſch. Der Lord Major ließ einft eine ganze 
Ladung ſolcher Auſtern ins Meer werfen. Wahr⸗ 
ſcheinlich hatten ſie an Kupferfelſen geſeſſen. 

Die Chineſer ſaͤen Auſtern und die Bewohner der 
Antillen pfluͤcken ſie von Baͤumen. Beydes geht ganz 
natuͤrlich zu, ſo raͤthſelhaft es auch klingt. Denn die 
erſtern haben gewaͤſſerte Wieſen, auf denen ſie kleine 
Auſtern, die ſie von Felſen abgeleſen haben, ausſtreuen, 
und alſo, wie es auch an andern Oertern geſchieht, bloß 
die Brut verſetzen, aber gewiß nicht, wie man vorgab, 
zerbrechen, um die Eyer wie einen Samen auszuſaͤen; 
auf den Antillen aber treibt das ſtuͤrmiſche Meer eine 
Menge Auftern landeinwaͤrts und ſetzt fie an Bäumen 
und Straͤuchern ab. Selbſt bey Plymouth ſoll das 
ſchon geſchehen ſeyn. Dieß find. dann fogenannte 
Baumauſtern. So werden an den Kuͤſten der caraidi⸗ 
ſchen Inſuln eine Menge Auſtern auf Mangelbaͤunn 
hingeſchwemmt, die nun den Nahmen Mangelanſtern 
fuͤhren. Aa 3 g Tab. 


m aeg) 
= Tab. XX. 
Boftardmuſchel. Anom ia. 5 
Das Fenſterdupplet (128. 120). Die Zwie⸗ 
beifchale (430). Die Todtenkopfmuſchel 
(131134). Der große Engliſche Sattel 
rt 3 5). Die Fenſterſcheibe (130). Der 
Schlangenkopf (137. 138). 
Son der Nahme des Muſchelgeſchlechts, zu dem 
wir jetzt kommen, laͤßt uns bey den Mitgliedern 
desſelben manches Unregelmaͤßige, von andern Abs 
weichende vermuthen. Sie heißen Anomien, d. h. 
Geſetz⸗ und Regelloſe, was man durch Baſtardmu⸗ 
ſcheln ausdrucken wollte. Dadurch, daß einige fuͤr 
gut fanden, ſie Bohrmuſcheln zu nennen, haben ſie 
zu der irrigen Vermuthung Veranlaſſung gegeben, 
als bohrten ſie ſich, wie die Viel⸗ und Zweyſchaligen 
Pholaden, in fremde Koͤrper hinein, was nicht der 
Fall iſt. Durchbohrte Muſcheln wollte man ſagen, 
und vergriff ſich im Ausdruck. Ueberhaupt hat dieſe 
Gattung noch viele Dunkelheiten, und offenbar iſt 
manche Muſchel in ſie verwieſen worden, mit der 
man ſonſt nichts anzufangen wußte. Mehrere, die 
man dahin rechnet, kennt man bloß aus Verſteinerun⸗ 
3 S8 2 gen, 


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Baſtardmuſcheln. 191 


gen, die noch dazu ſo zweydeutig ſind, daß es ſich 
bezweifeln laͤßt, ob die Originale dieſer Steinabdruͤcke 
wirklich Muſcheln geweſen ſeyen. Manche Umſtande 
trugen freylich dazu bey, die Kenntniß dieſer Mus 
ſcheln zu erſchweren. Denn mehrere von ihnen 
leben in der Tiefe des Meeres im aͤußerſten Norden, 
wo der Kenner und Sammler wenige ſind, die ſich 
die Muͤhe gaͤben, ſie aus den Abgruͤnden heraufzu⸗ 
hohlen. Ueber das haben ihre zum Theil kleinen 
und unanſehnlichen, zum Theil aͤußerſt zerbrechli⸗ 
chen Schalen kein ſo buntes und reizendes Aus⸗ 
ſehen, das die ee and Wen - fe 
lenkte. 3j n 

Die Schalen! ar Bafkarbmufcheln f ud e 7 
eine von ihnen iſt ganz flach und glatt, die andre 
nach dem Schloſſe zu etwas bauchiger. In der Ge⸗ 
gend desſelben hat eine dieſer Schalen ein Loch. 
Zaͤhne finden ſich im Schloſſe nicht, wohl aber zwey 
ſonderbare beinige Strahlen, die zur Haltung bey⸗ 
tragen mögen. Bis jetzt rechnet man in dieſe Gat⸗ 
tung 51 Arten, unter denen vielleicht manche in Zus: 
kunft aus derſelben verwieſen werden wird, indeß 


* 


neue Entdeckungen des raſtloſen Beobachtungsgei⸗ 


fies. wieder andre an ihre Stelle ſetzen werden. 


Die 


102 Fenſterdupplett. 
Die Bewohner dieſer Muſcheln, wenigſtens el⸗ 
nige derſelben, haben einen Koͤrper, der aus einem 
geraͤnderten mit Faſern oder Haͤrchen beſetzten Rie⸗ 
men beſteht. Dieſer ſitzt mit den Haͤrchen an der 
obern Schale feſt. Außerdem waren ihm zwey ziem⸗ 
lich lange, gleichfalls faſerige Arme zu Theil. 
Die duͤnne, zerbrechliche, durchſichtige Schale 
gab dem Fenſterdupplet (A. Ephippium, la Pe- 
lure d’oignon, weiße Zwiebelſchale) ſeinen Nahmen. 
Die Form, um derentwillen es auch Sattel genannt 
wurde, iſt nicht immer gleich, je nachdem es in ſei⸗ 
nem Wachsthume frey oder eingeſchraͤnkt war. 
Gern ſchmiegt ſich dieſe Muſchel an jeden Koͤrper, 
auf dem ſie ſich anſiedelt, ſo genau als moͤglich an, 
und dieß veraͤndert dann ganz natuͤrlich ihre Geſtalt. 
So iſt auch die Ober⸗ (128) und die Unterſchale 
(129) ziemlich verſchieden. Einfach weiß und et⸗ 
was blaͤttrig ſehen ſie von außen, und ſchoͤn per⸗ 
lenmutterfarbig von innen aus. In der Unterſchale 
bemerkt man eine große eyfoͤrmige Oeffnung, die 
man auch Fenſter nennt. Durch dieſes geht eine 
ſteinartige Maſſe, vermittelſt deren ſich das Thier 
an den fremden Korpern, die es zum Wohnplatz 
gewaͤhlt hat, wie mit einem Hacken ungemein feſt 
| ans 


Zwiebelſchale. 193 


anhaͤngt. In der Tiefe unter den Wirbeln befindet 
ſich das Band, das die Schalen zuſammenhaͤlt. 
Man hat dieſe Muſchel in oſt⸗ und en 
Meeren angetroffen. 

Vorzuͤglich durch ihre Farbe We fi & 
die violett röthliche Zwiebelſchale (A. Cepa, la 
Pelure d’oignon 130). Auch ſie hat keine regel⸗ 
maͤßige Form, und wird bald rund, bald laͤnglich, 
bald eckig angetroffen. Ihre gewölbte Schale iſt 
violettroth, die flachere, mit der ſie ſich an fremde 
Koͤrper anſetzt, ſilberweiß oder perlenmutterartig. 
So haͤufig man einzelne Schalen findet, ſo ſelten 
ſind hingegen vollſtaͤndige Exemplare mit ac 
Schalen, 

Lange kannte man die Todtenkopfmuſchel 
(A. Craniolaris, Brattensburgiſcher Pfennig) nur 
aus Verſteinerungen. Als ſolche ſah man ſie in 
Kalkſteingeſchieben zu Hunderten beyfammen, wor⸗ 
aus man ſchließen konnte, daß dieſe Muſcheln Co⸗ 
lonienweiſe bey einander leben. Endlich war der 
Naturforſcher Retzius fo gluͤcklich ‚ eine ſolche Mu⸗ 
ſchel, an einem aus Manilla kommenden Corallen⸗ 
zinken feſtſitzend, unverſteinert zu erhalten. Bey⸗ 
nahe hätte man dieſen als ein unnaͤtzes, von den 

Würmer II. Th. B b See⸗ 


194 Todtenkopfmuſchel. 
Seewuͤrmern uͤbel zugerichtetes Stuͤck weggeworfen, 
und ſo waͤre der koſtbare Schatz verloren gegangen. 
Denn ein Schatz iſt das immer, was uͤber eine ſchon 
lange dunkle Sache Licht gibt. Wir ſehen von dieſer 
merkwuͤrdigen Muſchel zweyerley Arten, die Brat⸗ 
tensburgiſche (131. 132) und die Egnabergiſche 
(133. 134), aus denen der genannte Naturforſcher 
eine eigne Gattung, die Schaͤdelmuſcheln, zu bilden 
vorſchlaͤgt, weil er manches an ihnen vermißte, was 
die Baſtardmuſcheln auszeichnet. Beyde zeigt uns 
unſre Abbildung von innen und von außen. Beyde 
haben innen, gegen das Schloß zu, die Todten⸗ 
kopfsgeſtalt, die ihnen ihren Nahmen gab, und ei⸗ 
nen etwas dicken, geſtreiften Rand. Es treten 
naͤhmlich aus der innern Wand der Unterſchale, die 
ſich an Seegewaͤchſen feſtſetzt, drey erhabne, glaͤn⸗ 
zende Wulſte hervor, davon die zwey obern die Au⸗ 
gen, die untern die Naſe eines Schaͤdels vorſtellen. 
Waͤre noch ein Mund vorhanden, fo würde ein Men: 
ſchengeſicht, freylich eben nicht reizend, fertig ſeyn. 
Die Gegenſchale hat drey Vertiefungen, in die die 
Wulſte paſſen, und das Schließen der Schalen be⸗ 
foͤrdern. Bey der zweyten Art iſt die Außenſeite 
einer Schale voller Streifen und Rippen, und ihre 
Wulſte 


* 
1 


Großer englifcher Sattel. 195 


Wulſte ſind weit haͤrter und glaͤnzender, als bey der 
Vorigen. Die Brattens burgiſche wohnt um die 
Philippiniſchen Inſuln, verſteinert aber beſitzt Daͤn⸗ 
nemark in ſeinem Schooße ihrer eine große Menge; 
die andre aber kennt man bis jetzt nur noch verſtei⸗ 
nert, wie ſie bey Egnaberga gefunden worden iſt. 
Vorzuͤglich die ganz eigne Kruͤmmung, die aber 
die Natur beſſer als eine abgebildete Copie zu erken⸗ 
nen gibt, erwarb einer gewiſſen Muſchel den Nah⸗ 
men: der große, engliſche Sattel (A. Sella, la 
grande Selle de Cheval, la Selle polonoi/e, angloiſe 
135 ), der auch der pohlniſche heißt, obgleich er die⸗ 
ſes ehemalige Kbnigreich gerade fo viel angeht, als 
der pohlniſche Hammer. Die Schalen dieſer ſeltnen 
oft 6—9 Zoll breiten Mufchel-find ſchiefrig, und 
laſſen ſich leicht ſpalten. Man erblickt auf ihnen 
eine Menge zarter Strahlen. Tiefes, faſt ins Braune 
fallendes Violett iſt die Hauptfarbe, die aber regen⸗ 
bogenartige Spielungen hat. Die innern Waͤnde 
glaͤnzen wie ein Spiegel, und ſind gegen das Schloß 
zu perlen mutterartig. Beyde Schalen ſchließen 
bey aller ihrer Kruͤmmung und Duͤnne ſo feſt auf 
einander, daß man ſchwer begreift, wie ein Thier 
zwiſchen ihnen leben kann. Obgleich dieſer Bewoh— 
1 B b 2 ner 


196 | Fenſterſcheibe. 
ner aus nicht viel mehr als dünnen Lappen beſtehen 
kann, ſo muß er doch eine gewiſſe Staͤrke beſitzen, 


um ſo große Schalen zu regieren, ſich ſeiner Nah⸗ 


rung wegen von einem zum andern Orte hinzube⸗ 
geben, und noch obendrein eine Menge Auſtern und 
Seetulpen mit ſich zu ſchleppen, denen es auf ihm 
zu wohnen gefällig iſt. Das Schloß hat etwas ganz 
Eignes. Zwey rippenartige Erhoͤhungen laufen am 
Wirbel in einen Winkel zuſammen. In der Gegen⸗ 


ſchale find Vertiefungen, in die fie vollkommen paſ⸗ | 


fen und ſich gleichſam hineinſchieben. Ein lederar⸗ 
tiges Band verſtaͤrkt die Verbindung. Dieſe koſt⸗ 
bare Muſchel wohnt am Strande der Molukken. 
Zur Baſtardmuſchel fehlt ihr freylich das Fenſter 


oder die durchbohrte Schale; allein unſre Leſer wiſ— | 


ſen ſchon, daß in diefer Gattung manche Mufchel 
vorkomme, die man ſonſt or unterzubringen 
wußte. 

Daß die Chineſer ſich einer Muſchel ſtatt des 
Glaſes zu ihren Fenſtern bedienen, wiſſen unſre Leſer 
ſchon. Dieſe fuͤhrt daher auch den Nahmen Fenſter⸗ 
ſcheibe (A. Placenta, la Vitre chinoiſe la Glacbe, 
la Transparente 136). Weil ſie einem Stuͤcke Eis 
gleicht, ſo heißt ſie auch die Gefrorne, und ihre 

flache 


ä 


Fenſterſcheibe. 197 


flache Form erwarb ihr den Nahmen Pfannen⸗ 
kuchen. Faſt ganz rund iſt die Fenſterſcheibe, 
und dadurch unterſcheidet ſie ſich vom großen und 
vom kleinen Sattel hinlaͤnglich. Ueberdas ſind 
beyde Schalen vollkommen flach, ſchneeweiß und 
aͤußerſt zart und durchſichtig. Sie haben am 
Schloſſe Rippen, die ſich in die Gegenſchale ſchie⸗ 
ben; doch neigen ſich dieſe in einen ſpitzigern 
Winkel zuſammen, als bey dem Sattel. Aeuf- 
ſerſt feine Linien und Querringe bezeichnen die 
Oberfläche. Die innere Seite hat einen Silber⸗ 
glanz und einen zirkelrunden Muskelflecken. In 
zahlloſer Menge findet man dieſe Muſchel an der 
Kuͤſte von Tranquebar. Da hier das Meer ſich 
in furchtbaren Brandungen bricht, ſo iſt es voͤllig 
ö unbegreiflich, wie eine ſo zarte Muſchel unbe⸗ 
ſchaͤdigt bleiben koͤnne. Als Fenſterſcheibe laͤßt 
ſie zwar das Licht gut durch, allein die Gegen» 
ſtaͤnde auf der Straſſe laſſen ſich nicht dadurch 
erkennen. Die Chineſer wiſſen ſie auch zu ihren 
eingelegten Arbeiten gut zu brauchen. 

Wir konnten noch manche artige Baſtard⸗ 
muſchel hinzufuͤgen: z. B. die gekoͤpfte, die hin⸗ 
ten am Wirbel ganz abgeſtutzt iſt, die ſtachlige, 
B b 3 voll 


198 Schlangenkopf. 


voll einer Menge feiner Stacheln u. d. m.; allein 
wir muͤßen des Raumes ſchonen, und begnuͤgen 
uns nur noch auf den Schlangenkopf (A. Ca- 
put Serpentis, la petite Terebratule allongee, 
la petite Poulette 137 4) aufmerkſam zu machen. 
Man findet ihn oft mit einem rauhen Ueberzuge 
bekleidet, allein ob dieß etwas ihm immer Eigen⸗ 
thuͤmliches, oder nur Zufaͤlliges ſey, das laͤßt ſich 
nicht beſtimmen. Die Bildung iſt eyfoͤrmig mit 
ſtumpfen Ecken. Senkrechte Streifen und Fur⸗ 
chen haben die grauweißen zarten Schalen; 
deren eine gewoͤlbt, die andere flach if. Am 
durchbohrten Wirbel (137 b) ſcheint ſich etwas 
Ohrenaͤhnliches zu befinden. Durch dieſe Oeff— 
nung ſteckt der Bewohner ſeinen Ruͤſſel heraus. 
Auffallend unterſcheidet ſich dieſes Thier von ans 
dern Würmern, Wir haben ſchon oben etwas 
davon erwaͤhnt. Bey 138 ſehen wir ihn außer⸗ 
halb der Schale. Er treibt ein ſeltſames unter: 
haltendes Spiel mit ſeinen Franſen oder Haaren. 
In der Tiefe des Norwegiſchen Meeres wohnt er, 
und wird zum oͤftern an Madreporenzweigen her⸗ 
ausgezogen. 


Tab. 


* 


DD 199 
Tab. XXI. XXII. 


Miesmuſchel. Mytilus. 
Der Steinfreſſer (139). Der Blaubart 
(140). Die bunte (141). Die magella⸗ 
niſche (142). Die neuſeelaͤndiſche (143. 144). 
Die Schwalbe (145). Die Teichmiesmu⸗ 
ſchel (1400. Die papuaniſche (147). Die Per⸗ 

lenmuttermuſchel (148-151). 

Woher die Miesmuſcheln ihren Nahmen fuͤhren, 
iſt unbekannt. Ihre zweyklappige Schale iſt rauh. 
Mit langen Borſten, die bey den meiſten ziemlich 
grob, bey einigen ſeidenartig ſind, und die ihre Be⸗ 
wohner herauslaſſen und einziehen konnen, haͤngt fie 
ſich an andre Koͤrper an. Man kann dieſe Borſten 
weit eher fuͤr eine Art von Haaren, die mit dieſen 
Thieren wachſen, als fuͤr ein Gewebe halten, das ſie 
willkuͤrlich verfertigen koͤnnten. Im Schloſſe haben 
mehrere Mies muſcheln keine Zähne, dagegen aber 
befindet ſich bey allen eine nach der Laͤnge und ſpi⸗ 
Big zugehende Vertiefung in der Schloßgegend an 
der Seite des lederartigen Bandes. Das in ihnen 
wohnende Thier gleicht einer Meerſcheide, und kann 
zwey kurze Roͤhren ausſtrecken. Man kennt 52 Arten 

Mies⸗ 


200 | Steinfreſſer. 


Miesmuſcheln. Sobald wir wiſſen, daß wir dieſer 
Conchyliengattung die ſchoͤnſten orientalifchen Ver: 
len und eine in manchen Gegenden ſehr gemeine bez 
liebte Speiſe verdanken, fo werden wir an der Wich⸗ 
tigkeit dieſer Gattung nicht einen Augenblick zwei⸗ 
feln. Einige unter ihnen ſind Fluß⸗ die meiſten 
aber Seemuſcheln. 

Unſre Leſer haben bereits unter den vielſchaligen 
Conchylien Muſcheln kennen lernen, die, ſo unbe⸗ 
greiflich es auch ſcheinen moͤchte, in den feſteſten 
Steinen wohnen. Auch unter den Zweyſchaligen 
ſoll ihnen jetzt eine ſolche, und zwar eine Miesmuſchel 
bekannt werden, die ihre gerechte Bewunderung mit 
jenen theilen wird. Wir reden hier von dem Stein: 
freſſer (M. Lithophagus, la Datte, la Moule cy- 
lindrique, Steindattel, Steinſcheide 139). Dieſes 
merkwuͤrdige Geſchoͤpf verſteht die Kunſt, mit ſeiner 
hoͤchſt zerbrechlichen Schale, die faſt eher lederartig 
als ſteinartig genannt werden koͤnnte, ſich in die 
haͤrteſten Steine und Corallenmaſſen hineinzuarbei⸗ 
ten, und ſich in ihnen cylindriſche Wohnungen aus⸗ 
zuhoͤhlen. Auch ſelbſt in Granit: und Marmorfelſen, 
und ſogar in andre Conchylien arbeitet es ſich hinein, 
und, wenn es der Raum erlaubte, fo konnten wir 

eine 


Steinfreſſer. 201 


eine Klappmuſchel abbilden laſſen, in der ein Stein⸗ 
freſſer ſteckt. Wie er aber dieß bewerkſtellige, wie 
s ihm möglich werde, mit fo ſchwachen Werkzeugen 
das zu leiſten, was wir mit weit ſtaͤrkern nicht ver⸗ 
möchten, und was er in feinem Steingewoͤlbe für 
eine Haushaltung führe, das gehört noch unter die 
Geheimniſſe der Natur. Wirklich duͤrften wir wohl 
dem, der mit vorſchneller Weisheit uͤber alles, was 
im Himmel und auf Erden iſt, Auffchlüffe geben 
will, und jedes Raͤthſel loͤſen zu koͤnnen ſich einbildet, 
dem duͤrften wir wohl nur ein von Steinfreſſern 
durchbortes Marmorſtuͤck geben, und ihn fragen, 
wie es das Thier wohl angefangen habe, hinein zu 
kommen. Alles, was von den vielſchaligen Bohr⸗ 
muſcheln oben geſagt worden iſt, wird auch von un⸗ 
ſerm Steinfreſſer erzählt, und es ift ſchwer zu ent⸗ 
ſcheiden, ob Bohadſch, der die Säulen eines Sera⸗ 
pistempels von Muſcheln bewohnt fand, dieß von 
einem viel⸗ oder zweyſchaligen Bohrwurm erzaͤhle. 
Denn einige nennen beyde Pholaden. 

Uuluaebrigens laͤßt ſich der Steinfreſſer auf den er⸗ 
ſten Blick von jenen Bohrmuſcheln unterſcheiden. 
Er hat eine walzenaͤhnliche Form. Da, wo die klei⸗ 
nen nur wenig umgebognen Wirbelſpitzen ſtehen, iſt 
Wuͤrmer U. Th. Ce | er 


202 Blaubart. 


er etwas gewölbt. Außer den nicht ganz durchlau⸗ 
fenden feinen Querſtreifen, ſieht man auf den Scha⸗ 
len bogenformige Linien, die wahrſcheinlich die neuen 
Anſaͤtze bezeichnen. Vielleicht iſt es dem Beobach⸗ 
tungsgeiſte kuͤnftiger Zeiten vorbehalten, zu entdecken, 
wie man aus ihnen das Alter der Muſcheln beurthei⸗ 
len koͤnne, und ob jedes Jahr einen oder mehrere 
Ringe anſetze. Die Oberhaut iſt bald kohlſchwarz, 
bald braun, bald gruͤnlich, je nachdem ſie in einem 
Meere leben. Leicht aber wird ſie ſo trocken und 
ſproͤde, daß ſie ſich abſchaͤlt. Die außen ſchwarzen 
ſind innen opalblaulich; die braunen, weiß mit ei⸗ 


nem Silberſchimmer, und die gruͤnlichen fein perlen⸗ 


mutterartig geſtreift. Die letztern werden fuͤr die 
ſchoͤnſten und vorzuͤglichſien gehalten. Man findet 
ſie bis auf vier Zoll lang und mehr als Einen breit. 


Die Oſt⸗ und Weſtindiſchen nebſt dem mittellaͤndi⸗ 


ſchen Meere dienen dem Steinfreſſer zum Auf⸗ 
enthalt. 

Zu den gemeinſten Mies muſcheln gehbrt der 
Blaubart (M. Edulis, la Moule vulgaire unie, 
gemeine, eßbare Miesmuſchel 140), Er hat platte, 
ſchwarzblaue Schalen, die gegen den Wirbel zu merf: 
lich dicker werden und in weiß uͤbergehen. Kein 

Spie⸗ 


\ 


— 


Blaubart. 203 


Spiegel, kein noch ſo ſchoͤn geſchliffner Achat kann 
die Politur uͤbertreffen, die dieſe Muſchel annimmt. 
Brennt man in dieſelbe mit einem gluͤhenden Eiſen 
Ringe, ſo werden dieſe goldgelb und thun auf dem 
blauen Grunde eine herrliche Wirkung. Leicht kann 
mit ſolchen Kunſtwerken, als mit einer neuen Mu⸗ 
ſchelgattung, der Unerfahrne getaͤuſcht werden. In⸗ 
nen ſind die Schalen weiß mit blauen Raͤndern, 
und oft findet man in ihnen treffliche Perlen. Man 
vermag die Abaͤnderungen diefer Mies muſcheln kaum 
zu zaͤhlen; bald ſieht man ſie duͤnner oder dicker, 
leichter oder ſchwerer, geſtreckter oder abgeſtumpfter; 
bald einfach und ungeſtreift, bald ſtrahlicht, bald 
ganz zahnlos. Vermdge ihres Borſtenbuͤſchels haͤn⸗ 
gen ſie ſich ſehr feſte an einander. Dem Bewohner 
iſt die Ehre widerfahren, von Liſter aufs genaueſte 
zergliedert zu werden. Wovon er lebe, iſt ungewiß. 
Ein Beobachter ſah zwar kleine Thiere um ihn her⸗ 
umſchwaͤrmen, allein er ſchien ſie nicht zu achten. 
Vielleicht nimmt er Infufionsthiere zu ſich. Er ges 
biert lebendige Junge. Denn im Fruͤhling ſah der⸗ 
ſelbe Beobachter, in der Hoͤhlung der Schale, eines 
Stecknadelkopfs große Junge, die ee ae volle 
kommen glichen. ; 


1 


Ce 2 Faſt 


204 Bunte Miesmuſchel. 


Faſt in allen Meeren wohnt der Blaubart. In 
Daͤnnemark iſt er ſo gemein, daß die Strandbauern 
ganze Wagen voll zu Markte bringen und Metzen⸗ 
weiſe verkaufen. Gekocht ſieht ſein Fleiſch wie 
Eyerdotter aus, und Vornehme und Geringe lieben es. 
Aber mit großer Vorſicht muß es genoſſen werden. 
Denn wenn es ſchon etwas in die Faͤulniß zu gehen 
anfaͤngt, oder der Bewohner gerade traͤchtig iſt, fe 
kann man ſich die traurigſten Folgen zuziehen, de⸗ 
nen man, ſobald man das geringſte ſpuͤrt, durch 
ein Brechmittel ſogleich begegnen muß. Am rath⸗ 
ſamſten ſoll es ſeyn, dieſe Speiſe immer in ſaurer 
Bruͤhe zu genießen. In Groͤnland ißt man dieſe 
Miesmuſcheln roh, um triefende Augen damit zu 
heilen. Hier find fie auch das gewöhnliche Hundes 
futter. Der Eidervogel ſucht ſie begierig auf, und 
die Fiſcher bedienen ſich ihrer als Koͤder. 

Aber nicht alle Miesmuſcheln find fo einfaͤrbig, 
als die wir bisher kennen lernten. Mehrere unter 
ihnen prangen mit einem reizenden, bunten Farben⸗ 
kleide. Wir duͤrfen nur die bunte Miesmuſchel 
(M. Variegatus, la Moule magellanique bariolde 
141) betrachten, die an der Küfte von Africa wohnt. 
Ihre Oberflaͤche wird durch blaßviolette, weiße und 

| biaue 


Magellaniſche. 205 
blaue Streifen und Wellen achatartig marmorirt. 
Innen hat ſie einen nur ganz ſchwachen Perlenmut⸗ 
terſchiller. Sie iſt ziemlich flach, und am Ruͤcken 
nicht fo ſtark gewoͤlbt, wie andre Miesmuſcheln. 
Unter der Wirbelſpitze ſitzt ein Zahn. Der aͤußere 
Rand hat die Schaͤrfe eines Meſſers. 

Waren die bisherigen voͤllig glatt, ſo ſehen 
unſre Leſer in der Magellaniſchen Miesmuſchel 
(M. Bidens, la Moule canelbe, runzlige, gerippte 
142) eine ſichtbar gefurchte. Denn von ihren Wir⸗ 
beln aus laufen gegen den gekerbten Rand hin ſtark 
erhobne von Bogenfoͤrmigen Querſtrichen unter: 
brochne Streifen, zwiſchen denen ſich tiefe Furchen 
bilden, die an der innern ſilberglaͤnzenden Seite 
ſichtbar ſind. Sie hat eine dreyſeitige Form und 
eine merkliche Woͤlbung. Bey mehrern ſind die 
Schalen ziemlich krumm umgebogen. Sie tragen 
eben keinen beſonders artigen Oberrock; denn bald 
iſt er kohlſchwarz, bald wie durch Feuer braun ge— 
raͤuchert. Laͤßt man ſich aber den Schein nicht taͤu⸗ 
ſchen, und zieht dieſer Muſchel ihr ſchmutziges Kleid 
aus, ſo erſtaunt man uͤber die treffliche Farbenmi⸗ 
ſchung und die Spielungen, die man am Tauben⸗ 
li nicht (cpöuer fehen kann. Ein Zahn ſitzt in der 

Ce 3 Schloß⸗ 


200 Neuſeelaͤndiſche. 


Schloßgegend, und greift genau in die Vertiefung 
der Gegenſchale. In der magellaniſchen Straße, 
aber auch an der Kuͤſte von Weſtafrica findet man ſie. 
Nur nach der Laͤnge geſtreift war dieſe Mies⸗ 
muſchel; aber Laͤngs und Querſtreifen hat die neu: 
ſeelaͤndiſche (M. Diſcors auſtralis 142), mit de⸗ 
ren Entdeckung der unſterbliche Cook die Naturge⸗ 
ſchichte bereichert hat. Ihre braunrdthliche Ober⸗ 
fläche hat gleichſam drey Felder, wovon das vordere 
und das hintere nach der Laͤnge, das mittlere aber nach 
der Quere geſtreift ift. Im Innern (143) der ſtark 
gewoͤlbten und gleichfalls geſtreiften Schalen zeigt 
ſich der prachtvolle Silber: und Goldglanz, der bey 
den Suͤdſeemuſcheln ſo auszeichnend iſt, und den ein 
weiſer Schoͤpfer, aus unerforſchlichen Abſichten, un⸗ 
ter einer unſcheinbaren Huͤlle verbarg. Vielleicht 
lernten die Menſchen, ſeit ſie die Bemerkung mach⸗ 
ten, daß oft gerade das Schoͤnſte ſo tief verſteckt 
liege, kein Naturwerk bloß darum, daß fein Aeußer⸗ 
liches nicht viel verſpricht, ſogleich bey Seite zu le⸗ 
gen, weil gar leicht die der Aufmerkſamkeit wuͤrdig⸗ 
ſten Eigenſchaften etwas tiefer verborgen liegen koͤnn⸗ 
ten; und ſchon dadurch waͤre nicht nur fuͤr eine fort⸗ 
geſetzte, wuͤrdige Betrachtung der Natur, ſondern 
auch 


Neuſeelaͤndiſche. 207 


auch fuͤr reine Ausbeute an Dingen, die zum Ge⸗ 
nuſſe und zur Bequemlichkeit gereichen koͤnnten, ſehr 
viel gewonnen worden. Iſt nicht das Unanſehnliche 
und Unſcheinbare gar oft das Nuͤtzlichere? Wer un⸗ 
ter uns wird nicht die nuͤtzliche Haushenne dem ſtol⸗ 
zen Pfau, die arbeitſame Biene dem praͤchtigen 
Todtenkopfoogel, den ſich ſein Sterbehemd ſpinnen⸗ 
den Seidenwurm der ſchillernden Iris, den treuen 
Hund dem ſchoͤn gefleckten Panther, und das uner⸗ 
muͤdete Dromedar der bunten Giraffe vorziehen, 
ohne ſich durch das blendende Ausſehen der Einen, 
und den anſpruchloſen Anzug der Andern taͤuſchen 

zu laſſen. | Ati 
Die neuſeelaͤndiſchen Miesmuſcheln pflegen in 
einem feinen, ſeidnen Geſpinnſte Familienweiſe zu 
wohnen. Es iſt dasſelbe moosartig und kommt an 
Feinheit und Güte den Baͤrten der Steckmuſcheln 
gleich. Noch aber iſts nicht entſchieden, ob ſie es 
ſelber ſpinnen, oder ob ihre ſorgfaͤltige Mutter, viel⸗ 
leicht aber auch ſie ſelbſt, das Geſpinnſt anderer 
Seegeſchoͤpfe aufſuche, um den zarten Schalen eine 
ſichre Huͤlle zu gewaͤhren. Wirklich liegt eine ſolche 
Muſchelfamilie aus Botany Bay vor uns. Ihre 
Hülle iſt die feinſte, braune Seidenwolle, aber wo⸗ 
her 


3 


208 Schwalbe. 


her dieſe komme, wen wir eigentlich fuͤr den Spin⸗ 
ner zu halten haben, daruͤber muͤßen wir Nate Un⸗ 
wiſſenheit geſtehen. 

Von ganz eigner Form iſt die Schwalbe (M. 
Hirundo, l’Hirondelle, “ Oiſeau, Vögelein 145) und 
einige ihr nahe verwandte Miesmuſchelarten. Sie 
gleicht einem Vogel, der ſeine Fluͤgel ausbreitet. 
Bey dieſer Vergleichung nimmt man die kurzen Sei⸗ 
ten am Wirbel fuͤr den Schnabel, die Verlaͤngerte 
für den Flügel und den Schwanz, und die Gewölbte 
in der Mitte fuͤr den Leib des Vogels an. Bomare 
findet dieſe Mies muſchel einer Lichtputze aͤhnlicher, 
und nennt ſie auch darum ſo. Ueber die Gattung, 
der ſie angehoͤren ſoll, iſt viel geſtritten worden. 
Indeſſen ſcheint die laͤngliche Furche oder Hoͤhlung 
auf der Schloßflaͤche fie ohne weiters den Mies mu⸗ 
ſcheln zuzuſprechen. Dabey befindet ſich auch ein 
kleiner Zahn, der in die Gegenſchale paßt. Vom 
Wirbel aus haben die Schalen einen auf einer Seite 
laͤngern, auf der andern kuͤrzern Schnabel. Unter 
dem letztern iſt eine Oeffnung, durch die das Thier 
ſeinen Haarbuͤſchel herausſtreckt. Die Unterſchale 
hat eine ſtaͤrkere Woͤlbung, als die kleine Oberſchale. 
Die braͤunliche Oberhaut dieſer Schale bedeckt die 

ſchöͤnſte 


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Teichmiesmuſchel. 209 


ſchönſte Perlenmutterfarbe; innen fpielen fie opal- 
blaͤulich. Man findet fie in den Oſt- und Weſtin⸗ 
diſchen Meeren; deßgleichen auch im mittellaͤndi⸗ 
ſchen Meere und an der Kuͤſte von Africa. 
Um aber doch nicht immer bloß mit fremden 
Geſchopfen unſre Lefer zu beſchaͤfftigen, muͤßen wir 
ihnen auch eine Landsmaͤnninn, aus dem Geſchlechte 
der Miesmuſcheln bekannt machen. Wir meinen 
die große Teichmiesmuſchel M. Cygneus, la 
Moule d Etang 146). Sie wohnt in den Teichen 
und Landſeeen von ganz Europa, und erreicht eine 
auſehnliche Größe, wie man denn ſchon ſieben Zoll 
breite und vier Zoll lange gefunden hat. Ihre Vor⸗ 
derſeite hat eine Einbeugung am Rande, wie man 
an den Tellmuſcheln gewoͤhnlich ſieht. Allein das 
Schloß verbiethet, ſie zu dieſen zu zaͤhlen, da man 
die längliche Vertiefung in ihrer Schloßflaͤche nicht 
verkennen kann, die als Charakter der Miesmuſcheln 
angenommen wird. Die etwas duͤnnen, ovalen, 
bauchigen Schalen ſind von ungleichſeitiger Bildung 
und mit einer bald gruͤnlichen, bald braunen Haut 
uͤberzogen. Eine Menge Runzeln und Querſtreifen, 
die durch neuere Schalenanſaͤtze entſtanden ſeyn 
moͤgen, laufen concentriſch mit den Wirbeln. Zu⸗ 
Wuͤrmer II. Th. Dd weilen 


210 Teichmiesmuſchel. 


weilen findet man dieſe Teichmiesmuſchel gelblich 


mit Strahlen; immer aber glänzen ihre Wände wie 
Silber und haben ſehr oft Perlenanſaͤtze. Schröter 
fand im Mantel des Thieres, nahe bey der Sehne, 
durch die es an die Schale befeſtigt wird, eine Perle. 
Warum Linn dieſe Muſchel die Schwanenmies⸗ 
muſchel nannte, iſt ungewiß; vielleicht wegen der 
Silberweiße ihrer innern Waͤnde, vielleicht aber auch 
in Hinſicht auf eine andere, die er den Enten⸗ 
ſchnabel (M. Anatinus) nannte, mit dem ſie, 
die Größe ausgenommen, einen ziemlich aͤhnlichen 
Bau hat. 

Der Bewohner dieſer Muſchel iſt ein ſehr un⸗ 
foͤrmlicher Fleiſchklumpen. Er ſtreckt einen Arm 
bis auf zwey Zoll lang zu ſeiner Schale heraus, und 
ſchleppt ſich mit Huͤlfe desſelden von einem Ort zum 
andern. Auch einen mit Franſen befetzten Theil 
erblickt man zuweilen außerhalb der Schale, durch 
den vermuthlich die Nahrung eingenommen wird. 
Da man keine Verbindung zwiſchen den Lungen und 
dem Maul findet, fo vermuthet ein franzdſiſcher 
Conchyliolog, daß dieſes Thier durch den After Athem 
hohle. Mehrere Lappen umgeben es, und zwey 
ſtarke Sehnen, die dem ſogenannten Haarwachs 

glei⸗ 


Papuaniſche Miesmuſchel. 211 


gleichen, verbinden es mit der Schale. Schröter 
hat im Innern, ohnweit des ſchwarzen Schlamm⸗ 
ſackes, den Eyerſtock entdeckt, in dem mehrere tau⸗ 
ſend Eyer waren. Ein anderer Naturforſcher fand 

eine Menge kleiner Muſcheln in den Schalen. 
Doch, um von dem Bewohner der Miesmuſcheln 
einen anſchaulichen Begriff zu geben, zeigen wir un⸗ 
ſern Leſern von der Papuaniſchen Miesmuſchel 
(M. Modiolus, la Moule de la terre de Papous) 
eine Schalenhaͤlfte (147), in der der Bewohner wie 
in einer Wiege liegt. Dieſe vortreffliche, eßbare 
Miesmuſchel, die ſonſt aus weiter Ferne gehohlt 
wurde, iſt nun auch um Europa, vorzuͤglich an der 
Kuͤſte von Schweden entdeckt worden, wo man ganze 
Baͤnke findet. Auch bey ihr verhuͤllt ein ſchmutziger 
Ueberzug das treffliche, bald himmelblaue, bald 
violett geſtreifte Kleid, das ſich wie Achat poliren 
laͤßt. Doch wir haben es jetzt vorzuͤglich mit dem 
Geſchoͤpf zu thun, das in dieſer Schale feine Herberge 
hat. Wir ſehen da eine rothe, gelblich punktirte 
Fleiſchmaſſe. Gegen den ſchmaͤlern Theil der Schale 
hin befindet ſich ein runzliger Koͤrper, der in einen 
ſchwarzgruͤnen Haarpinſel ausgeht. Neben ihm liegt 
ein coniſches Werkzeug, und gegen das Schloß zu 
Dd 2 eine 


7 


212 Perlenmuttermuſchel. 


eine ſchwaͤrzliche Maſſe. Außer dieſem ſieht man 
noch die Sehnen und vier Haͤute, deren aͤußerſte das 
ganze Thier gleichſam einwickelt. Lauter unendlich 
feine Haarroͤhrchen bilden jene Haͤute, die nichts 
anders als die Kiemen des Thieres ſind. | 
Eine nicht unbedeutende Merkwuͤrdigkeit beſitzt 
das vortreffliche Cobres'ſche Conchyliencabinett, die 
zu den Miesmuſcheln gehört. Es iſt eine neue Art, 
die Solander die ſchwarzbraune Miesmuſchel 
(M. Piceus) zu nennen vorſchlug. Was aber die 
zwey Exemplare jenes Cabinetts aͤußerſt intereſſant 
macht, iſt der Umſtand, daß ſie im Bauche eines 
Wallfiſches bey Neufoundland gefunden worden ſind. 
Sie ſind aͤußerlich wie verwittert. Man ſieht das 
Thier deutlich innen liegen. Allein es ſcheint in eine 
Kalkmaſſe uͤbergegangen zu ſeyn. | 
Doch noch eine aͤußerſt wichtige Miesmuſchel 
iſt uns uͤbrig, die uns Gelegenheit geben wird, von 
der Perlenmutter, der Entſtehung der Perlen, ihrer 
Fiſcherey und dem Pfauenſtein zu reden. Wir mei— 
nen die Perlenmuttermuſchel (M. Margaritife- 
rus, la Pintade, la Coquille de nacre, la Mere 
perle, Hundsohr, gefleckte Henne, ſilberner Teller 
148). Zwar iſt ſie bey weitem nicht die einzige 
Mu⸗ 


Perlenmuttermuſchel. 213 

Muſchel, in der man Perlen findet. Unſre Leſer ken⸗ 
nen bereits mehrere, die dieſen Schatz enthalten, 
und die Vermuthung, daß wohl die meiſten Muſcheln 
Anlage dazu haben mögen, und nur vielleicht keine 
Gelegenheit finden, dieſes Talent zu entwickeln, 
ſcheint nicht ohne Grund zu ſeyn. Allein, weil 
denn doch dieſe Muſchel dieſen ſo beliebten Schmuck, 
die aͤchten orientaliſchen Perlen, von vorzuͤglicher 
Schoͤnheit liefert, ſo wollen wir hier das Wichtigſte 
von dieſem koſtbaren Naturproduct zuſammenfaſſen. 
Nicht viel verſprechend iſt das Ausſehen der 
Perlenmuttermuſchel. Schichtenweiſe uͤber einander 
liegende ſproͤde und ſehr zerbrechliche Blaͤtter machen 
ſie rauh anzufuͤhlen. Sie iſt bald gruͤnlich, bald 
roͤthlich braun, bald mit weißen vom Wirbel aus 
nach dem Rande zu laufenden Strahlen bezeichnet. 
Doch fol das letztere nur bey einer beſondern Art der 
Fall ſeyn, die man die gefleckte Henne nennt. Die⸗ 
jenigen ſcheinen nicht ganz Unrecht zu haben, die unſre 
Perlenmuttermuſchel zu den Auſtern rechnen. Denn 


faſt in allen Ruͤckſichten hat fie mehr von ihnen, als 
von den Miesmuſcheln. Das einzige, die laͤngliche 


Hoͤhlung im Schloſſe, erhält fie in der Geſellſchaft der 
letztern. Durch ihre halbzirkelrunde Form und ihre 
| D d 3 Ohren 


214 Perlenmuttermuſchel. 


Ohren, erinnert ſie an die eigentlichen Kammmu⸗ 
ſcheln. Auf einer Seite befindet ſich ein laͤngeres, 
auf der andern ein kuͤrzeres Ohr. Aus der Oeff⸗ 
nung, die unter dem letztern angebracht iſt, ſtreckt 
der Bewohner ſeinen bekannten Buͤſchel hervor, mit 
dem er ſich, wo es ihm beliebt, feſthaͤngt. So ge⸗ 
mein dieſe Muſchel von außen (148) aus ſieht, ſo 
praͤchtig ſchillern ihre innern Wände (149), und die 
Perlenmutterfarbe derſelben wird durch die Regen⸗ 
bogenfpielungen nicht wenig erhöht. Im Grun⸗ 
de iſt die ganze Schale eine durch und durch mit 
einer unanſehnlichen Huͤlle bekleidete Perlenmutter, 
die Schichtweiſe auf einander liegt, und, um zu 
Kunſtarbeiten verarbeitet zu werden, in Blaͤtter 
geſpalten wird. Im Innern ſehen wir einige 
Perlen, theils feſt an der an angewachſen, theils 
frey liegen. 

Das dicke, ſchwarze, knorpelige Band, das 


die breite Schloßflaͤche bedeckt, und zur Verbindung 


der Schalen ſo wichtig iſt, gibt den ſogenannten, 
beruͤhmten Pfauenſtein. So nannte man das, was 
aus jenem Bande und den Ligamenten einiger an⸗ 
dern Conchylien geſchnitten wurde, um der praͤchti⸗ 
gen pfauenſchweifartigen Spielungen und der Haͤrte 
willen. 


* 


— 


U 


ä Perlenmuttermuſchel. 2275 
willen. Die Kuͤnſtler verarbeiteten ſie unter dem 
Nahmen Federſteine, Pfauenaugen, zu Ringſtei⸗ 
nen (). Wirklich wetteifern die prächtigen Spie⸗ 

| lun⸗ 


() Freunden von Ringen iſt es vielleicht nicht une 
angenehm zu erfahren, daß Herr Lang, Stein— 
ſchneider in Augsburg, Ringe verfertige, die 
fuͤr den Liebhaber der Natur und ihrer mannig⸗ 
faltigen Werke aͤußerſt intereſſant ſind. Die 
Faſſung iſt ſo eingerichtet, daß man beſtaͤndig 
wechſeln, und, wenn man will, taͤglich einen an⸗ 
dern Stein einlegen kann. Um einen hoͤchſtbil⸗ 
ligen Preis bekommt man bey dieſem Kuͤnſtler 
ſo viele Veraͤnderungen, als man wuͤnſcht. Au⸗ 
ßer ſchoͤnen und wichtigen mineralogiſchen Stuͤ— 
cken, erhält man auch von feiner Hand trefflich 
gearbeitete Inſecten auf dieſen Ringſteinen, die 
ſo taͤuſchend ſind, daß ſelbſt der Beſitzer eines 
ſolchen Ringes oft in Verſuchung kommt, die 
unverſchaͤmte Fliege, die ſich auf ihn ſetzt, fortzu⸗ 
jagen. Das Ganze hat die Form eines Buches 
in engliſchem Bande. Es kann mit dem gut 
goldnen Ringe und funfzig Veraͤnderungen auf 
fuͤnf Carolins zu ſtehen kommen. Wer mehr dar- 
auf wenden will, der laͤßt ſich auch eine Carme— 
ſirung von Brillanten dazu machen, in der ſelbſt 
unſer gemeiner, geſchliffner Gaſſenkieſel nicht 
Abel ſteht. 


* * 


216 Perlenmuttermuſchel. 

lungen des Pfauenſteins unter einem fchön geſchliff⸗ 
nen Bergkryſtall mit dem Edelſtein. Aber das 
Meſſer verraͤth gar bald, daß ſich dieſer Edelſtein 
ſchaben laͤßt, und trotz ſeiner Politur aus einem 
lockern, ſehnigen Gewebe beſtehe. Erſt ſeit etwa 
ſechs und dreyßig Jahren iſt die wahre Herkunft des 
Pfauenſteins entdeckt, ſo lange man ihn auch ſchon 
angeſtaunt hatte. Jetzt, feit man weiß, wo man ihn 
herzuhohlen habe, und wie leicht er zu ſchleifen ſey, 
iſt ſein Werth geſunken. 

Die Perlenmuttermuſcheln werden zuweilen ei⸗ 
ner Hand groß gefunden, ja man ſpricht ſogar, was 
aber zweifelhaft iſt, von zwey Fuß breiten. Die 
oſtindiſchen ſollen nie zu der außerordentlichen Dicke 
und Schwere andrer Perlenmuttermuſcheln heran: 
wachſen, dafuͤr aber die ſchoͤnſten Perlen liefern, von 
deren Urſprung wir jetzt das wichtigſte anfuͤhren 
wollen. In den aͤltern Zeiten ließ man die Perlen 
aus den Thautropfen des Himmels entſtehen. Weil 
es aber zu unbegreiflich war, wie der Thau durch 
das Meerwaſſer in die Schale gelangen koͤnnte, ſo 
mußten die Muſcheln zu gewiſſen Zeiten des Jahres 
aus dem Meere herauf kommen, und ihre Schalen 
Öffnen, um den Thau des Himmels zu trinken, und 


ſo 


‘ 


Perlenmuttermuſchel. 217 


ſo mit Perlen ſchwanger zu werden. Dieſe Meinung 
war zu erbaulich, als daß fie nicht die Gottesgelehr⸗ 
ten aus allen Kraͤften vertheidigt haͤtten, ſo unan⸗ 
genehm es ihnen ſeyn mochte, daß ſie nur die Auto⸗ 
ritaͤt eines Heiden, des Plinius, dafuͤr anführen 
konnten. Größer konnte der Sprung aus der himm⸗ 
liſchen Hoͤhe in eine ſchmutzige Tiefe wohl nicht 
ſeyn, als da Aldrovand es wagte, die Perlen, dieſe 
vorgeblichen Kinder des Himmelthaues, fuͤr den Un⸗ 
rath des Muſchelbewohners, und die mit Perlen vor⸗ 
zuͤglich geſegneten Muſcheln fuͤr ſolche zu erklaͤren, 
die an Verſtopfungen gelitten haͤtten, oder mit In⸗ 
farcten geplagt, die wegzuſchaffen fie unvermögend 
geweſen ſeyen. Es fehlte auch nicht an ſolchen, die 
ſie bald fuͤr unzeitige, allmählich verhaͤrtete Eyer, 
bald für ein in der Muſchel entſtandnes Steingewaͤchs, 
das ſich fo ſchicht⸗ und blaͤtterweiſe wie die Schale 
bildete, bald für Warzen und Aus wuͤchſe, kurz, für 
eine Krankheit hielten.“ Ungemein nahe kam der 
wahren Entſtehung der Perlen der unſterbliche Reau⸗ 
muͤr. Er nahm an, wenn die Gefaͤße zerriſſen, in 
denen der Saft enthalten waͤre, woraus der Schal⸗ 
wurm ſeine Schale verfertigte und vergrößerte, und 
dieſer Saft nun tropfenweiſe austraͤte, ſo verdicke er 
Wuͤrmer II. Th. Ee ſich. 


ais Pelrlenmuttermuſchel. 


ſich. Kaͤme ein neuer Saft hinzu, ſo entſtehe eine 
neue Schicht um die Perle, und ſo immer weiter, 
woraus ſich alſo die aus lauter übereinander liegen⸗ 
den Blaͤttern beſtehende Bildung derſelben erklaͤren 
ließe. Allein jetzt iſt es wohl ſo viel als ausgemacht, 
daß die Perlen weder Thau noch Unrath, weder 
Warzen und Nierenſteine, noch auch Folgen der Zers 
reißung jener Schalenſtoffgefaͤße, ſondern ein herr⸗ 
liches Vertheidigungsmittel des Bewohners und ein 
Heilpflaſter der beſchaͤdigten Schalen ſeyen, wodurch 
dieſe wehrloſen Geſchoͤpfe den unverſchaͤmten Bohr⸗ 
würmern den Eingang verbiethen wollen. Zwar 
ſcheint fuͤr die Behauptung, die Perlen ſeyen eine 
Krankheit, die Wahrnehmung zu ſprechen, daß die 
Bewohner der mit mehrern Perlen verſehnen Mu⸗ 
ſcheln gewoͤhnlich kraͤnkeln, und ungeſund ſind; dahet 
auch ſelbſt die Bauren jener perlenreichen Gegenden 
die Muſchelthiere, in deren Schalen ſich keine Perlen 
befinden, als weit geſuͤnder und ſchmackhafter, denen 
mit Perlen weit vorziehen; allein muͤßen nicht noth⸗ 
wendig diejenigen, die immer von Bohrwuͤrmern 
bedroht werden, und ihre koſtbaren Saͤfte zu Heil⸗ 
pflaſtern oder zum Verſtopfen ihrer Schalen an⸗ 
wenden, endlich ganz natuͤrlich, durch Sorge, 

+ Er: 


* 


Perlenmuttermuſchel. 219 


Erſchöͤpfung und Anſtrengung mager und unſchmack⸗ 
haft werden, und kann nicht überhaupt das Waſſer, 
in dem ſich viele Bohrwuͤrmer befinden, ungeſuͤnder 
und unreiner ſeyn? Daß aber wirklich die Perlen 
nichts anderes ſeyen, als ein wohlthaͤtiges Huͤlfsmittel, 
um den See⸗ und Bohrwuͤrmern, die in die Schalen 
einzudringen verſuchen, gleichſam das Loch zuzuſto⸗ 
e ſonſt bey einer Beſchaͤdigung der Schalen () 

25 e 2 dieſe 


0 Wir ſagen ſonſte eine Beſchadigung, weil eben 
nicht immer das Anbohren eines Wurms von 
außen Schuld ſeyn muß, daß die Schale leidet. 
Im mehrmals ſchon genannten Cabinette befinden 

ſich zwey ſchoͤne große Flußperlenmuſcheln aus 
Bayern. Beyde haben auf Einer Schale eine 
anſehnliche Perle feſtſitzend. An beyden bemerkt 
man auch, daß die Schale, die die Perle traͤgt, 
außen eine Querfurche hat, die aber von der 
Oberhaut bedeckt und uͤberwachſen iſt. Gerade 
auf dieſer Furche ſitzt an der innern Seite bey 
beyden die Perle, oder ſie ſteckt vielmehr wie ein 
Keil mit dem ſchmaͤlern Ende in derſelben. Man 
kann ſich beym Anblick der Furche und der ihr 
gegen uͤberſtehenden Perle kaum des Gedankens 
enthalten, die Muſchel habe einmal durch irgend 
einen Zufall einen Sprung bekommen, und der 
Bewohner habe nun die Perle zur Befeſtigung 
an der innern Seite angebracht. 


220 Perlenmuttermufchel, 


dieſe auszubeſſern läßt ſich auf eine faſt vollig über: 
zeugende Art beweiſen. Denn wenn man auch durch⸗ 


bohrte Muſcheln ohne Perlenanfäge findet, ſo darf 


man ja nur annehmen, der feindſelige Wurm habe 
ſich einen Eingang in dieſelben gedffnet, da der 
Bewohner ſchon todt war; oder er habe dieſen uͤber⸗ 
eilt, ehe er das Loch zumachen konnte. Man darf 
es als Regel betrachten, daß je unbeſchaͤdigter eine 
Muſchel von außen iſt, um deſto weniger man in 
ihrem Innern Perlen zu finden hoffen duͤrfe; je zer⸗ 
freßner und loͤchriger fie aber ausſieht (was auch 
bey den in der Anmerkung gedachten Flußperlenmu— 
ſcheln, zumal an der Wirbelwölbung, der Fall iſt), 
deſto groͤßer der Schatz von Perlen gemeiniglich ſey, 
den man in ihr antrifft. Daraus folgt nun aber 
nicht, daß man immer bloß gerade an der der aͤußer⸗ 
lichen Beſchaͤdigung der Muſchel entgegenſtehenden 
Seite oder in deu Loͤchern Perlen finden muͤße. 
Denn theils bohrt der Seewurm nicht immer gerade, 
theils lehrt die Erfahrung, daß man nicht immer 
bloß an der Schale, ſondern im Thier ſelbſt, im 
Mantel, im Herzbeutel, im Eyerſtock Perlen finde. 
Wie leicht kann nicht die Materie auf dem Wege 
verhaͤrtet, oder das Thier gefangen worden ſeyn, 

da 


— 


Peerlenmuttermuſchel. 221 


da es gerade im Begriff war, irgend eine Beſchaͤdi⸗ 
gung feiner Schale auszubeſſern; und kann nicht die 
muͤtterliche Natur, die dieſem Thiere ein ſolches 
Verwahrungsmittel gab, ihm auch das Vermögen 
gegeben haben, ſolche Perlen in Vorrath zu machen, 
um fie plößlich anzuwenden, wenn ein Feind in die 
Schale brechen will, ſo wie man an einem leckwer⸗ 

denden Schiffe plöglich einen Propf vorſchlaͤgt. 
Chemnitz hat eigentlich das Verdienſt, dieſe 
Entſtehungsart der Perlen bekannt gemacht und be⸗ 
wieſen zu haben. Er fand einſt eine an mehr als 
hundert Orten durchbohrte Sammetmuſchel, was 
ihm um deſto mehr auffallen mußte, da, wenigſtens 
gewiſſe Bohrwuͤrmer, die rauhen Ueberroͤcke einiger 
Muſcheln ſcheuen. Im Innern bemerkte er auf je⸗ 
der Oeffnung eine Perle. Da aber die Waͤnde dieſer 
Muſchel aus einem roͤthlichen Kalk beſtehen, fo wa⸗ 
ren auch die Perlen aus dieſer Maſſe geformt; denn 
oͤfters wird die Perle dem Ueberzug der Schale glei⸗ 
chen, und ſelbſt von gemiſchter Farbe ſeyn, wo dieſer 
bunt iſt. Aehnliche Beyſpiele kennt man jetzt ſchon 
mehrere, und es ergibt ſich aus ihnen die Laͤcherlich⸗ 
keit der Sagen: eine Perle brauche hundert Jahre 
zu ihrer Reife; nur ganz aus gewachsne Muſcheln 
Ee 3 | ents 


222 Perlenmuttermuſchel. 


enthielten welche; jede Muſchel trage nur Eine aͤchte 
Perle (daher fie im lateiniſchen unio heißen fol); 
und es gebe fruchtbare und ere, Perlen⸗ 
muſcheln. 

Je nachdem ein Seewurm gerade oder krumm, 
weit oder eng, nach der Quere oder nach der Laͤnge 
gebohrt hat, je nachdem findet man auch in den 
Conchylien die Ausbeſſerung, die das Thier von in⸗ 
nen mit ſeinem Schalenſtoff vornahm, und eben dar⸗ 
um muͤßen auch die Perlen von hoͤchſt verſchiedner 
Form, Farbe und Güte ſeyn. Oft ſteht freylich die 
Perle an der innern Schalenfeite, dem Loch der aͤuf⸗ 
ſern nicht ganz gegen uͤber. Man wird aber finden, 
daß der Bohrwurm zwiſchen den Schichten oft ziem⸗ 
liche Umwege mache, vielleicht eben um den Bewoh⸗ 
ner, der ihm ſo gern eine undurchdringliche Schutz⸗ 
wehr entgegenſetzt, irre zu fuͤhren. Doch eben dieſe 
Wahrnehmung, daß der Bewohner mit dem Stoff, 
der ihm zur Vergroͤßerung ſeiner Schalen dient, jede 
Beſchaͤdigung derſelben auszubeſſern ſuche, fuͤhrte 
auf die Entdeckung, die Muſcheln zu zwingen, daß 
ſie Perlen machen muͤßen. Man darf nur die See⸗ 
wuͤrmer nachahmen, die Schalen anbohren und b 


Wen ins Waſſer werfen, in einigen Jahren wird 
man 


* 


Perlenmuttermuſchel. 223 


man ſicher da Perlen finden, wo ſie angebohrt waren. 
Auch muͤßen ſie dann vollkommner werden, weil 
man regulaͤrer bohren kann, da es hingegen der 
Bohrwurm immer in ſchiefer Richtung thut. Der 
unſterbliche Linne both dem Könige und den Staͤn⸗ 
den von Schweden das Geheimniß zum Kaufe an, 
durch Kunſt die Schalwuͤrmer zu nothigen, Perlen 
zu machen. Nach langem Berathſchlagen wurde 
beſchloſſen, das Geheimniß feinem Erfinder nicht 
abzukaufen. Jetzt brachte es der Kaufmann Bagge 
in Gothenburg um 18000 Thaler in Kupfer (500 
Ducaten) an ſich, ohne Gebrauch davon zu machen. 
Später bothen es feine Erben um 300 Thl. feil, es 
ſoll ſich aber kein Kaͤufer gefunden haben. Noch 
weiß man nicht, worin dieſes Geheimniß beſtanden 
habe. Ob auch das Anbohren der Schalen, oder. 
ob vielleicht das vorgeſchlagen wird, was in einigen 
aſiatiſchen Perlenfiſchereyen geſchehen fol, wo man 
vollkommen runde Kuͤgelchen, aus Elfenbein, Per⸗ 
lenmutter u. d. in die ſich oͤffnenden Schalen hinein⸗ 
gleiten laͤßt, die der Bewohner in einigen Jahren mit 
ſeinem Safte uͤberzieht, koͤnnen wir nicht entſcheiden. 
Von den frey in den Schalen liegenden Perlen woll⸗ 
ten einige wiſſen, fie entſtuͤnden, wenn zufällig Sand 
oder 


i 


224 Perlenmuttermuſchel. 


oder irgend etwas in die Muſchel hineinkaͤme, dem 
nun das Thier durch einen Perlenuͤberzug eine glatte N 
Oberflaͤche gaͤbe; andere aber waren der Meinung, 
es waͤren das ſolche, die nur ſchwach an der Schale 
befeſtiget geweſen waͤren und ſich von ihr losgeriſſen 
haͤtten. 1 | 
Schon bey den Römern war die Perlenbank 
bey Ceylon beruͤhmt, denn man vermuthet, daß ihr 
Tabrobane dieſe Inſul geweſen ſey. Noch heutiges 
Tages bezeichnet man mit dem Nahmen Perlenkuͤſte 
dieſe Gegend. Dieß iſt eigentlich die Kuͤſte von 
Madura, oder der ſuͤdliche Theil der Halbinſul von 
Indien dieſſeits des Ganges vom Vorgebirge Komo⸗ 
rin bis Negapatanam. In der Meerenge zwischen 
Ceylon und Manaar und dem feſten Lande an der 
Kuͤſte zwiſchen Maͤnar und Aripo, bey Seewel, an 
den Muͤndungen der Fluͤſſe Mooſalee, Modragam 
und Pomparibo ſind ſehr beruͤhmte Perlenfiſchereyen. 
Außer dieſer gibt es freylich noch mehrere, z. B. bey 
der Inſul Baharege, ohnweit der Stadt Catif, im 
gluͤcklichen Arabien, an der Kuͤſte von Japan, bey 
Goa, bey Nipehna in der Chineſiſchen Tartarey, 
woruͤber ſogar ein Krieg zwiſchen den Ruſſen und 
Chineſern entſtanden iſt, der ſich mit Theilung des 
* Seees 


"4 


Ptaerlenmuttermuſchel. 225 


Seees endigte. Treffliche Perlen liefert der perſiſche 
Meerbuſen, der Strand der Molukken u. ſ. w. Die 
Alphoreſen, auf den letztgenannten Inſuln, ſchlei⸗ 
fen ſich aus Perleumuſcheln Stichblaͤtter fir ihre 
Schwerter, und oft ſieht man in dieſen noch ſchoͤne 
laͤngliche Perlen ſitzen. Wir ſprechen hier immer 
bloß von orientaliſchen Perlen, denn wollten wir alle 
Gegenden nennen, wo Perlen gefunden werden, ſo 
| müßten wir faſt alle Länder nennen. Denn iſt ja kein 
Meer, keine See, kein Fluß, in denen nicht Mu⸗ | 
ſcheln wohnten, die Perlen enthalten. In America 
find am Mexicaniſchen Meerbuſen ſehr beträchtliche 
Perlenfiſchereyen. Von den innlaͤndiſchen Fluß per⸗ 
len iſt ſchon geredet worden; nur kann der Verfaſſer 
hiebey den Wunſch nicht unterdrücken, der wuͤrdige 
Welſch moͤchte den kleinen See oder Teich nahe bey 
Augsburg, am Landhauſe eines Edelmannes, etwas 
naͤher beſtimmt haben, in welchem damals viele 
SGienmuſcheln gefunden wurden, die gelbliche Perlen 
mit einem vorzuͤglichen Silberglanz enthalten haben 
ſollen. | 
Unendlich iſt die Verſchiedenheit der Perlen in 
Abſicht auf Farbe, Haͤrte, Schwere, Glaͤtte, Form 
und Waſſer. Von den kleinen Perlen, die wie recht 
Würmer II. Th. feu 


EN | 
226 Perlenmuttermuſchel. 


feine Graupen ausſehen, und theils in Apotheken, 
theils zu allerley Kunſtarbeiten gebraucht werden, 
bis zur vollendeten Perle, welche Abſtufungen! Sie 
ſind theils, wie ſich ſchon aus obigem ergibt, an der 
Schale angewachſen, theils aber liegen ſie in den 
Haͤuten des Thieres. Man hat Muſcheln mit 
120 — 130 Perlen angetroffen. Um uns von den 
Perlen, von deren Hühnereyergröße fo viel in den 
Tag hineingeſprochen wird, eine Vorſtellung zu ma⸗ 
chen, fo geben wir unfern Leſern die ſchoͤnſte Perle, 
die dem großen Perlenkenner Tavernier, der ſechs⸗ 
mal die Reiſe in jene Perlenreichen Gegenden des 
Orients gemacht hatte, vorgekommen war, in einer 
treuen Abbildung (130). Sie hatte der damalige 
Perſiſche König für ungefähr achtmal hundert tau⸗ 
ſend Gulden gekauft. Die Groͤße allein macht es 
nicht aus; denn es gibt groͤßere, aber vollkommner 
in Abſicht auf die Regelmaͤßigkeit der Form und die 
Reinheit des Waſſers iſt noch keine geſehen worden. 
Sie hatte über 60 Carat. Von andern weltberuͤhm⸗ 
ten Perlen wollen wir nur anfuͤhren, daß Pabſt 
Paul II. von einem Venetianiſchen Kaufmanne eine 
Perle um mehr als 140,000 Gulden kaufte, und 


daß eine Koͤniginn von Spanien auf einem Balle 
| eine 


Perlenmuttermuſchel. 227 


eine Perle, die 3rodo Ducaten werth war, trug. 
Von der einer Muſcatellerbirn großen Perle in Kai⸗ 
ſer Rudolphs II. Krone wollen wir nichts ſagen, weil 
man nicht genau wiſſen kann, wie groß man ſich 
bey dieſer Angabe die Birn gedacht habe. Ihre 
Schwere war 30 Carat. Im Kaiſerlichen Cabinett 
befindet ſich in einer handlangen Muſchel eine Perle, 
die um ihrer Groͤße willen, da ſie mehr als einen Zoll 
im Durchmeſſer hat, unſchaͤtzbar waͤre, wenn ſie alle 
Eigenſchaften einer vollkommnen Perle haͤtte. Und 
wie koͤnnten wir der von Plinius nach unſerm Gelde 
auf 80, ooo Carolins geſchaͤtzten Perle vergeſſen, die 
Cleopatra, am Schluſſe eines Gaſtmahls, aus dem 
Ohre nahm, in Weineſſig aufloͤste und trank? That 
fie das wirklich, um den Antonius daruͤber zu demuͤ - 
thigen, daß er die koſtbaren Opfer, die er ihrer Pracht⸗ 
liebe gebracht hatte, und ſeinen großen Aufwand um 
ihrentwillen, zu bereuen ſchien; ſo war doch immer 
noch mehr Zweck dabey, als in den Gaſtmahlen des 
bis zur Raſerey verſchwendriſchen Clodius, der ſeine 
Gaͤſte zum dftern mit aufgelösten Perlen bewirthete. 
Dieß war eben der Clodius, der beym Tode ſeines 
Vaters fein Stadt- und Landhaus, die beyde betraͤcht⸗ 
lich groß waren, ja ſogar den langen Weg von dem 

Ff 2 Einen 


228 Perlenmuttermuſchel. 
Einen zum Andern mit ſchwarzem Marmor belegen 
ließ. 

Verſchieden nennt man die Perlen, je nachdem 
ihre Form und Größe iſt. Die runden und nicht 
allzu kleinen heißen Zahlperlen, die faſt runden, 
Tropfenperlen, die laͤnglichen, Perlenbirnen, die 
halbrunden, Perlenaugen, die flachgedruͤckten, Zwie⸗ 
beln. Außerdem gibts noch unzaͤhliche Geſtalten; 
die ganz ſchiefen heißen Barock auch Kropfperlen. 
Die ganz kleinen nennt man Saamen: Saat: Unzen⸗ 
Loch auch Stampfperlen, weil man fie ſonſt in Apo⸗ 
theken im Moͤrſer zu Arzneyen zerſtieß. Ihre Haupt⸗ 
ſchönheit nennt man das Waſſer. Das iſt die Glaͤtte 
und der Glanz der Oberflaͤche mit der Opalſpielung. 
In einigen Laͤndern werden die gelblichen, in andern 
die röthlichen vorgezogen. Es gibt ihrer von allen 
Farben, und ſelbſt kohlenſchwarze. Daß uͤbrigens 
ein orientaliſcher Perlenkenner auch deutſche Perlen 
ſchön finden konne, beweist Tavernier, der von einer 
Schnur bayerſcher Perlen (*) ſagt, fie ſeyen tauſend 

ö | Tha⸗ 


(0 Alle Schriftſteller, die wir über die Perlen 
nachgeleſen haben, fuͤhren einſtimmig an: Ta— 
vernier ſchaͤtze Ein Stuͤck bayerſcher Perlen auf 

falls 


Perlenmuttermuſchel. er 


Thaler und darüber werth, obgleich fie mit den orien⸗ 
talifchen nicht verglichen werden koͤnnten. Sobald 
eine Perle mehr als zehn Carat hat, ſo iſt ſie ſchon 
nicht mehr fuͤr einen Privatmann. Meſſingbleche, 
mit Löchern, durch die die Perlen von einem, zwey, 
drey Gran u. ſ. w. hindurch fallen, dienen als Per⸗ 
lenmeſſer. Aber, wie geſagt, Rundung und Waſſer 
entſcheiden oft mehr, als die Größe, uͤber den innern 
Werth. Man berechnet ihn wie bey den Diaman⸗ 
ten, ſo daß man die Zahl der Grane erſt mit ſich 
ſelbſt, und dann die Summe mit dem angegebnen 
Preis des Grans multiplicirt. Allein ſobald die 
Perle zehn Carat hat, ſo iſt die mae 
ganz anders. 

Die Perlenfiſcherey iſt ein gefahrvolles Geſchaͤfte, 
und es iſt niederſchlagend genug, daß der Luxus ſolche 
Opfer fordert. Wuͤßte manche gefuͤhlvolle Dame, 

Ff 3 wie 
tauſend Thaler. So weh es unſerm deutſchen 

Patriotismus thut, die Stelle jenes Reiſenden 

ganz anders uͤberſetzen zu muͤßen, ſo halten wir 

es doch fuͤr noch deutſcher: den guten Tavernier 
nichts ſagen zu laſſen, was er nicht wirklich ſagt. 

Eine innlaͤndiſche Perle von tauſend Thalern iſt 

eine ſehr ſchoͤne Sache — aber die Wahrheit iſt 

eine noch ſchoͤnere. 


230 Perlenmuttermuſchel. 


wie manche Leiche ihr Perlenhalsband koſtete, ſie 
wuͤrde es vielleicht nicht ohne Wehmuth anſehen. 
Wir wollen eine ganz kurze Beſchreibung eines Pers 
lenfanges bey Ceylon geben, der nur im Maͤrz mit 
Erfolg getrieben, und ſelten bis in den April fortge: 
ſetzt werden kann, weil der Suͤdmonſoon die See ſtuͤr⸗ 
miſch macht, und die umhertreibenden Seepflanzen 
die Taucher hindern wuͤrden. Die Schiffe ſind mit 
Maatroſen, Tauchern und einem Anführer bemannt, 
der erſt unterſuchen muß, ob die Perlenfiſcherey für 
dieſes Jahr von reichem Ertrag ſeyn werde, wornach 
der Tribut fuͤr die Erlaubniß beſtimmt wird. Ein 
Canonenſchuß gibt das Zeichen, wenn man anfangen 
darf und enden muß. Sobald nun die Kaͤhne in 
die Naͤhe einer Perlenbank gekommen, ſo werden, 
um ſie feſt zu halten, ſtatt der Anker, Steine an 
Seilen auf den Grund hinabgelaſſen. Jetzt ziehen 
ſich die Taucher oder Koolykarer, in tamuliſcher 
Sprache, ganz nackend aus. Schon einige Tage 
vorher haben ſie ſich mit Oehl beſtrichen und nur 
trockne Speiſen zu ſich genommen; auch muͤßen ſie 
überhaupt von Jugend auf zu dieſem Gefchäfte ges 
wohnt werden, ehe das eyförmige Loch in der Scheide⸗ 
wand des Herzens verwaͤchst. Die Naſe mit einem 

hoͤr⸗ 


Prerlenmuttermuſchel. 231 


hoͤrnernen Inſtrument geſperrt und eingeklemmt, 
mit ohlgetraͤnkter Baumwolle in den Ohren, und 
einer gewiſſen Schwammartigen Wurzel, die lange 
dem Eindringen des Waſſers widerſteht, vor dem 
Munde, wird nun der Taucher entweder in einem 
Korbe, oder dieſen vor ſich hinhaltend, und mit eis 
nem Steine von Granit unter den Fuͤßen, an Seilen 
in die Tiefe hinabgelaſſen. Der Stein ſoll ihn ſo 
ſchnell als möglich hinabziehen. Sobald er unten if, 
ſo macht er ihn los; denn zum Heraufziehen iſt na⸗ 
tuͤrlich kein Gewicht mehr noͤthig. Zuweilen wird 
ein Korb oder Netz zum Muſchelſammeln neben ihm 
in die Tiefe hinabgelaſſen. Einige Taucher, die 
durch Uebung lange den Athem an ſich zu halten 
gelernt haben, nehmen den Mund voll Oehl, und 
laſſen, wenn es ihnen truͤb vor den Augen werden 
will, einige Tropfen fließen; andre, die das nicht 
koͤnnen, haben auf dem Kopf eine Kappe mit Au⸗ 
genglaͤſern, die in eine uͤber das Waſſer hervorra⸗ 
gende Luftroͤhre ausgeht. Viele Taucher gehen ohne 
alle jene Umſtaͤnde und Vorbereitung auf den Grund. 
Sie faſſen mit den rechten Fuß zehen das Seil, 
an dem ein Stein, mit den linken ein anderes, 
woran ein Netz befeſtigt iſt, und halten bloß die 

Naſe 


232 Perlenmuttermuſchel. 

Naſe zu. Aber ein großes Vertrauen haben ſie auf 
einen Zauberer, der die Hayfiſche bannen muß. 
Ungefaͤhr funfzigmal des Tages tauchen ſie unter. 
Eiligſt ſammeln ſie Muſcheln in ihre Koͤrbe oder 
Netze, ſtoßen mit einem Meſſer die feſtſitzenden los, 
und ſchuͤtteln, wenn ſie nun genug haben, oder ih⸗ 
nen Luft mangelt, ſtark am Seile, zum Zeichen, daß 
man aufziehen ſoll. Geſchieht das nicht ſogleich, 
ſo ſind ſie ohne Rettung verloren. Ohnehin treiben 
die Bedaurungswuͤrdigen dieſen Beruf nicht lange. 
So wie ein Taucher heraufkommt, um einige Aus 
genblicke auszuruhen, wird plotzlich ein Andrer hinab⸗ 
gelaſſen, und fo geht es bis an den Abend fort. Eis 
nige tauchen unter Glocken; es gibt aber auch Wilde, 
die ohne die geringſte Vorbereitung und Anſtalt auf 
den Grund des Meeres gehen. Groß find die Gefah⸗ 
ren dieſes Handwerki, Oft ſchießt ihnen, bis fie es 
lernen, das Blut aus der Naſe und den Ohren; oft 
werden ſie von Seethieren verſtuͤmmelt heraufgezo⸗ 
gen, oft macht fie der Geſtank faulender Meerges 
ſchoͤpfe krank. Zuweilen gerathen die Taucher ver⸗ 
ſchiedner Compagnien unter dem Waſſer in Haͤndel, 
wenn einer dem andern von dem Muſchelnhaufen 
ſtiehlt, den er ſich einſtweilen zuſammen legt, bis er 
den 


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Perlenmuttermuſchel. 233 
den Korb füllt, Dieß erlaubte ſich einſt ein Tau⸗ 
cher zu wiederhohlten Malen, ſo oft ihn der andre 
auch warnte. Da er nicht nachließ ‚ fo ermordete 
ihn dieſer unter dem Waſſer. Er ward als Leiche 
heraufgezogen, und ſo ſahen ſelbſt der Abgrund des 
Meeres und ſeine Ungeheuer das Schauſpiel, daß 
der Menſch an Grauſamkeit und ee alle Ge⸗ 
ſchoͤpfe uͤbertreffe. ji 

Wenn nun die Taucher ihr mübtames Tagwerk 
vollendet haben, fo eilen die Schiffchen dem Lande zu, 
deren jedes gewiß 30,000 Muſcheln zuruͤckbringt. 
Dieſe werden von einigen in dazu eingerichtete Grus 
ben am Lande geſchuͤttet. Die Bewohner verfaulen 
und die Perlen liegen frey am Boden der Grube, 
Auch mit Netzen, die vorn mit einem Rechen verſe⸗ 
hen ſind, um die Perlen von den Baͤnken loszubre⸗ 
chen, faͤngt man welche. Wir ſehen eine Ceylonſche 
Perlenfiſcherey bey 151, wo im Vorgrunde auch ſolche 
Inſtrumente angebracht find, In einem Schiffe 
ſind die Taucher in Arbeit; indeß die Maͤnner auf dem 
andern einen Netzſack ins Meer hängen laſſen, deſſen 
Seil mit einer Winde in Verbindung ſteht. Mit 
Seife, Salz, Sand, Puder, Bimsſtein u. d. reinigt 
man die Perlen, wenn ſie aus der Schale kommen. 

Würmer Il. Th. Gg Einige 


234 Perlenmuttermuſchel. 


Einige geben ſie den Tauben zu freſſen, die ſie weit 
reinlicher von ſich geben ſollen, als ſie zuvor waren, 
andere bleichen ſie im Maythau. Vorzuͤglich in der 
Stadt Condatchey werden die gewonnenen Perlen 
bearbeitet. In dieſem elenden Ort, das in einer 
Wuͤſte ohne trinkbares Waſſer und Gewaͤchſe liegt, 
herrſcht daun das bunteſte Gewuͤhl von Menſchen 
aller Nationen und Farben. Die Ufer ſind mit 
Huͤtten und Zellen bedeckt; das Meer wimmelt von 
Fahrzeugen; alles iſt voll von Kaufleuten, Juweliren, 
Marketendern, deren koſtbarſte Waare Waſſer, aber 
zu entſetzlichen Preiſen, iſt, Malayiſchen Truppen um 
Ruhe zu erhalten, und Fakirs, wozu noch Schwaͤrme 
Läftiger Inſecten kommen, die die Faͤulniß der Mu: 
ſcheln herbey ruft. Eine Menge Menſchen finden 
ſich da ein, und kaufen auf gut Gluͤck Muſcheln wie 
ein Lotterielos. Im Jahr 1797 kaufte ein armer 
Handwerker fuͤr zehn Kreuzer eine Muſchel, in der 
die ſchoͤnſte Perle der damaligen Fiſcherey war. Das 
Bohren muß mit großer Vorſicht geſchehen. Die 
ſtaͤhlernen Bohrer werden durch eine Bogenſehne in 
Bewegung geſetzt. 7 

Der Urſprung des Gebrauchs, ſich mit Perlen 


zu ſchmuͤcken, verliert ſich im graueſten Alterthume. 


Raͤumt 
* 


Perlenmuttermuſchel. 235 


Raͤumt doch eins der aͤlteſten ſchriftlichen Denkmale, 
das Buch Hiob, der Weisheit den Vorzug vor 
der Perle ein, und brachte ja Hercules ſeiner 
Tochter einen Perlenſchmuck mit. Wie ver⸗ 
ſchwenderiſch man ehemals ſich mit Perlen uͤber⸗ 
laden habe, mag zum Beweiſe dienen, daß auf 
dem Staatskleid der Katharina von Medicis, 
außer 3000 Diamanten auch 32000 Perlen wa⸗ 
ren. Die Wilden in America wußten die Perlen 
ſchon zu ſchaͤtzen, ehe ihre Quaͤlgeiſter und Blut⸗ 
igel hinkamen. : 

Als Arzneymittel haben die Perlen ihr Ans 
ſehen verloren. Muß es ja ſeyn, ſo nimmt man 
die wohlfeilere Perlenmutter, die ja eben die Be⸗ 
ſtandtheile hat. So viel iſt ſicher, daß ſo vor⸗ 
nehm und koſtbar dieſe Mediein ſeyn mag, in 
Abſicht auf Wirkung unſre Camillen, Hollunders 
bluͤthe, Islaͤndiſches Moos u. d. tauſendmal mehr 
werth ſind. Wahr iſts, man kann ſie als abſor⸗ 
birendes Mittel gebrauchen, aber dieß leiſtet auch 
die Auſterſchale. 

Wie betraͤchtlich der Handel mit Perlen und 
Perlenmutter ſeyn muͤße, das ergibt ſich ſchon 
aus dem Vorigen. Die Letztere wird in Tafeln 

| 6 2 geſchnit⸗ 


— 


236 Perlenmuttermuſchel. 


geſchnitten. Beruͤhmte Kuͤnſtler haben in ſie 
Kunſtwerke gravirt; beſonders erwarb ſich Bel 
kin einen großen Ruf in dieſer Gattung von Ars 
beit. Und wer will die Menge von Kunſtarbei⸗ 
ten nahmhaft machen, wozu Perlenmutter ge⸗ 
braucht wird: Doſen, Etuis, Meſſerſchalen, 
Knöpfe, eingelegte Tiſchlerarbeit u. d. m. Zart 
gerlebne Perlenmutter ſoll gute unſchaͤdliche 
Schminke geben, auch hat man theils mit ſol⸗ 
chem Pulver unaͤchte Perlen zu machen, ja wohl 
aus ihr ſelbſt welche zu drehen verſucht. In 
der Verfertigung der letztern haben es die Fran⸗ 
zoſen zu einer unglaublichen Hoͤhe gebracht. 
Bey der Beſchreibung der Uckley, einer kleinen 
Karpfenart, iſt das Verfahren hiebey ausfuͤhr⸗ 
lich angegeben worden. Zwey Stuͤcke muͤßen 
immer die aͤchten Perlen von den falſchen unter: 
ſcheiden; denn einmal werden dieſe nie die blätt- 
rige Bildung und Zuſammenſetzung haben, wie 
jene; und dann loͤſen ſich auch die falſchen in 
Eſſig und andern Saͤuren nie auf, was bey den 
aͤchten ſehr leicht geſchieht. Aber freylich moͤchte 
es eben nicht zu rathen ſeyn, dieſe Proben mit zum 
Kaufe angebothnen Perlen anzuſtellen. 

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Tab. XXIII. 
Steckmuſchel. Piana. 


— 237 


Der geräucherte Schinken (152). Der 


edle Schinken (153). Der Pracht⸗ 

kegel (154). 

Wir haben ſchon mehrere Schalwuͤrmer kennen 
lernen, die einen Haar: oder Borſtenbuͤſchel beſitzen, 
mit dem fie ſich, wo fie nur wollen, anhängen koͤn⸗ 
nen. Aber keiner hat ihn reichlicher und koſtbarer 
als diejenigen Muſcheln, die, weil ſie gern im Sande 
ſtecken, Steck⸗ und wegen ihrer Schinkenaͤhnlichen 
Form, Schinkenmuſcheln genannt werden. Andre 
gaben ihnen den Nahmen Halftermuſcheln und Sei⸗ 
denſpinner; jenes, weil ſie einer Piſtolenhalfter aͤhn⸗ 
lich ſehen, dieſes um ihrer Geſchicklichkeit im Spin⸗ 
nen Gerechtigkeit wiederfahren zu laſſen. Ob ſie 
aber wirklich die Seide ſpinnen, oder ob ſie den dazu 
beſtimmten Saft in eine Form gießen, wo er hart 
wird, das muͤßen wir unentſchieden laſſen. Acht⸗ 
zehn Arten rechnet man zu dieſer Gattung. Ihre 


ziemlich zerbrechlichen Schalen ſind im Schloſſe ſo 


verwachſen, daß man ſie nicht auseinander nehmen 


kann. Doch hat dasſelbe die laͤngliche Rinne der 


Gg 3 Mies⸗ 


238 Steckmuſcheln. 


Mies muſcheln, daher die franzdſiſchen Conchyllologen 
ſie auch zu dieſen zaͤhlen, obgleich dieſe Gattungen 
in Abſicht auf die Form wie auf den Bewohner ziem⸗ 
lich verſchieden ſind. Oben am breiten Ende klaffen 
die Steckmuſchelſchalen gewaltig. Sie ſind bald 
roth, bald ſchwarz, bald glatt, bald rauh, bald duͤnn— 
bald dickſchalig. Doch hat dieſe Verſchiedenheit kei⸗ 
nen merklichen Einfluß auf die Feinheit ihres Sei⸗ 
denbuͤſchels. Dieſer iſt bey allen gleich vortrefflich. 
Hat auch gleich die Entdeckung der Seidenraupe die 
Folge gehabt, daß dieſe Steckmuſchelſeide, die, wie 
einige wollen, der beruͤhmte Byſſus der Alten gewe⸗ 
ſen ſeyn ſoll, nicht mehr in dem außerordentlich ho⸗ 
hen Werthe wie ſonſt ſteht; ſo gibt es doch noch bis 
auf den heutigen Tag im untern Italien und Sici⸗ 
lien betrachtliche Fabriken, in denen aus ihr Hands 
ſchuhe, Beinkleider, Struͤmpfe u. d. m. verfertigt 
werden. Sie laͤßt ſich ſo fein verarbeiten, daß ein 
Paar Struͤmpfe aus dieſer Muſchelſeide in eine Doſe 
geht, und ihre ſchoͤne Olivenfarbe mit dem feinen 
Goldſchiller, erſpart noch dazu das Faͤrben, das bey 
der Seide des Inſects faſt unumgänglich noͤthig iſt. 
Wozu aber die Seidenbuͤſchel der Muſchel dienen, 
das iſt ſo ganz ausgemacht noch nicht; vielleicht um 

3 ſich 


— 


Steckmuſcheln. 239 


ſich in der aufrechten Stellung zu halten, die ſie ſo 
ſehr liebt, vielleicht aber auch als Angelſchnuren und 
Fuͤhler. - 5 | 

Die find nun die berühmten Muſchelu, von 
deren Freundſchaft mit einer gewiſſen Krabbenart, 
die wir unter dem Nahmen Pinnenwaͤchter bereits 
kennen gelernt haben, die verdienteſten Maͤnner des 
Alterthums und neuerer Zeiten ſo viel zu erzaͤhlen 
wußten. Auf ihr Anſehen hin wurde Jahrhunderte, 
ja Jahrtauſende hindurch die Fabel erzaͤhlt und 
wird noch bis dieſe Stunde von vielen geglaubt: wie 
Damon und Pythias kaum ſo zaͤrtliche Freunde ge⸗ 
weſen ſeyen, als unſre Steckmuſcheln und jene kleine 
Krabbe; wie dieſe raſtlos an den Thorfluͤgeln, den 


| etwas geöffneten Schalen der Steckmuſchel, Schild⸗ 


wache ſtehe, ihr mit leiſem Kneipen die Naͤhe eines 
willkommnen Nahrungsmittels, mit ſtaͤrkerm, die 
Ankunft jenes Unholds, des Blackfiſches, anzeige, 
im letztern Falle ſie ihre Schalen ſchließen heiße, im 
erſtern die Beute redlicher und friedlicher theile, als 


bey einem ſo ſeltſamen Buͤndniſſe des Staͤrkern mit 


dem Schwaͤchern, des Kluͤgern mit dem Duͤmmern 
(denn dumm muß doch das Thier ſeyn, das ein 
andres erſt kneipen muß, wenn etwas Eßbares in 

ſeine 


240 Steckwuſcheln. 

ſeine Naͤhe kommt) kaum zu erwarten waͤre, und 
wie dann die arme Steckmuſchel, wenn ihre treue 
Hausfreundinn mit Tod abgeht, ihr bald, von Man⸗ 
gel und Feinden aufgerieben, nachfolge u. d. m. 
Wollten wir alles, was mit dem Fortſchritte der Zei⸗ 
ten zur Verſchoͤnerung dieſer ſeltnen Thierfreund⸗ 
ſchaft hinzugefuͤgt worden iſt, wiederhohlen; ſo muͤß⸗ 
ten wir ganze Blaͤtter damit anfuͤllen, und unſern 
Raum, den wir bey der großen Menge von Merk- 
wuͤrdigkeiten kaum genug zu ſchonen wiſſen, um die 
Geduld unfrer verehrten Leſer nicht zu mißbrauchen, 
an leere Fabeln verſchwenden. Merkwuͤrdig bleibt 
es immer, wie man aus dem ganz zufaͤlligen Um⸗ 
ſtande, daß man in den faſt immer offnen Schalen 
der Steckmuſchel zum oͤftern, nebſt andern kleinen 
Thieren, dieſe Krabbe fand, die Grundlage eines 
ganzen Romans zu machen wußte. 

Sehr gern wohnen die Steckmuſcheln in den 
ſtillen Buchten der unter einem milden Himmel lie⸗ 
genden Meere, und bilden da, aufrecht im Sande 
ſteckend, gleichſam unterirdiſche Doͤrfer, unter de⸗ 
nen die alten wie Kirchthuͤrme in die Hoͤhe ra⸗ 
gen. Ihr Fleiſch wird fuͤr ſehr wohlſchmeckend 


gehalten. 
e Von 


Rother, geräucherter, edler Schinken. 241 


Von innen und außen einem ſchoͤnen, von der 
Rauchſchwaͤrze gereinigten Schinken, gleicht, in 
Abſicht auf Farbe und Form, die Steckmuſchel, die 
den Nahmen der rothe, geraͤucherte Schinken 
(p. Rudis, le Jambon de .Mayence , le &Jambon 
rouge, larde 152) führt. Nicht immer hat er die 
rauhe, mit Rippen, Röhren und Schuppen ausge⸗ 
zeichnete Oberfläche, fondern er wird aud) glatt ges 
funden. Auf den ſechs bis acht Rippen der lang 
gestreckten, dreyſeitigen Schalen, die, mit Ausnahme 
der Perlenmutterartigen Stelle gegen das duͤnnere 
Ende zu, ganz roth ſind, befinden ſich fonderbare, 3 
hohle Röhren, die bald an der Seite eine offne Rinne 
haben, bald ganz verſchloſſen ſind. In Africa und 
America iſt dieſe Steckmuſchel ſchon gefunden wor⸗ 
den, die, wenn ihre Schalen und Röhren noch un⸗ 
verſehrt ſind, immer ein Conchyliencabinett ziert. 
Schwer zu entdecken iſt der Adel des edeln 
Schinken (P. Nobilis, la Pinne marine twilee 153), 
den man ſonſt bloß in Weſtindien einheimiſch glaubte, 
jetzt aber, wie man ſicher weiß, um Smirna ſehr haͤufig 
findet, wo er als Speiſe beliebt iſt. Hier findet man 
oft Perlen, aber freylich nur roͤthliche, in ihm. Die 
Einwohner wiſſen aber die Seide nicht zu benuͤtzen. 
wuͤrmer II. Th. 9h Eine 


242 Pcrachtkegel. 
Eine ziemliche Woͤlbung und Breite haben die Schas 
len diefer Steckmuſcheln. Auf der größern Hälfte 
derſelben ſieht man erhoͤhte Laͤngsſtreifen, zwiſchen 
denen ſich Furchen befinden. Rinnenartige Rohren 
ſtehen wie Hohlziegel reihenweiſe hintereinander 
auf dem Ruͤcken, und werden nach dem aͤußern 
Rande zu immer größer. Die kleinere Haͤlfte der 
Schale ift mit Querſtreifen nach der Seite zu be; 
zeichnet, wo der Buͤſchel heraushaͤngt. Die graue 
Farbe dieſer Steckmuſchel unterbricht hie und da 
das Schwarz der Flecken ihrer innern Waͤnde, und 
auch bey ihr hat das bünnere Ende einen ‚Perlen 
mutterglanz. 
| Meit größer und auch ſchoͤner, als die weicht 
Steckmuſchelarten, iſt der Prachtkegel (P. Obelis- 
cus 154). Er wird wohl uͤber zwey Ellen lang im 
mittellaͤndiſchen Meere gefunden, und koͤnnte deß⸗ 
wegen die Ehre, der Rieſe zu heißen, gar wohl mit 
einer andern großen Steckmuſchel theilen, die die⸗ 
ſen Nahmen fuͤhrt. Seine ſchoͤne Rundung und | 
die wellenfürmig parallelgehenden Schuppen der 
Laͤngsſtreifen zeichnen ihn ſehr aus. Dieſe laufen | 
gegen das ſpitzige Ende, wo die Schalen glatt und 
ſilberglaͤnzend find, fehr nahe zufammen, Auf den 
Strei⸗ 


Prachtkegel. 243 


Streifen ſtehen zahlloſe, ſtachlige Schuppen und 
Roͤhrchen, die nach hinten zu abgenutzter und klei⸗ 
ner als vorn, theils offen, theils verſchloſſen, alle 
aber hornartig, durchſichtig und zerbrechlich ſind. 
Die Bohrwuͤrmer mögen durch eine fo zahlreiche 
Palliſadenreihe ziemlich in Reſpect gehalten wer⸗ 
den. Ohne das muͤßte es ihnen ſehr leicht werden, 
ſo duͤnne Schalen zu durchbrechen. Die praͤch⸗ 
tige Pommeranzenfarbe der ſpiegelglatten innern 
Waͤnde ſcheint durch, und thut bey der Menge 
grauer und weißer Roͤhrchen eine gute Wirkung. 
um die aufrecht im Schlamme ſteckenden 
Steckmuſcheln zu fangen, laſſen die Fiſcher, die 
ſie bey hellem Meere bemerken, einen Strick in 
ihre Schalen gleiten. Ploͤtzlich ſchließt der Be⸗ 
wohner ſeine Schalen ſo feſt, daß man ihn an 
dem eingeklemmten Strick in die Hoͤhe ziehen 
kann. Auch mit eiſernen Reifen zieht man ſie 
aus der Tiefe herauf, was aber bey der Zer— 
brechlichkeit ihrer Schalen ſelten ohne Schaden 
abgeht. 

Und ſo viel von den zweyſchaligen Conchylien 
oder Muſcheln, die wir hiemit beſchließen, um zu 
einer andern Familie uͤberzugehen. 

Hh 2 Tab. 


244 0883. 

ab. XXIV. XXV. | 
III. Zweyſchalige Conchylien, 
Schnecken mit Windungen. 
Univalvia. Cochlea. 


Schiffsb oth. Ar Panama. 
Der Papiernautilus (155. 156). Das 
glaͤſerne Schiffsboth (157). 
Nautilus. Nautilus. 

Der Perlenmutternautilus (158-160), Der 
Sporn (161). Das Ammonshorn (102). 
Das Poſthoͤrnchen (163. 164). Der Bis 
ſchoffsſtab (1065). Die Rettig⸗ 
ſchote (166. 167). 

Eine neue und fehr zahlreiche Conchylienfamilie iſts, 
zu der wir jetzt kommen, wir meinen die Schnecken 
im eigentlichen Verſtande, deren Wohnhaͤuſer be⸗ 
ſtimmte, ſichtbare Windungen haben. Mußten wir 
bey den zwey Familien, uͤber die wir uns bisher un⸗ 
terhalten haben, theils von mehrern, theils von zwey 
Schalen ſprechen, ſo haben dagegen die Mitglieder 
der Familie, von der wir jetzt reden, durchaus nur eine 
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Schnecken mit Windungen. 245 
Schale. Dieſe windet ſich in einer Schneckenlinie, 
bald in einer geraden Flaͤche, bald aufwärts ſteigend 
um eine Spindel herum. Je nachdem nun dieſe 
glatt oder gefaltet, und je nachdem die Muͤndungen 
beſchaffen waren, je nachdem ſind mit Ruͤckſicht auf 
die aͤußerliche Form die Gattungen beſtimmt worden. 
Faſt durchaus ſind die Schnecken rechts gewunden. 
Dieß muͤßen ſich unſere Leſer ſo vorſtellen. Wenn 
ſie die Schnecken ſo vor ſich hinlegen, daß die Spi⸗ 
tzen in die Hoͤhe, die Muͤndungen aber nach unten 
ſehen, ſo werden dieſe immer zur rechten Seite ſeyn. 
Die Windungen laufen dann von der rechten zur 
linken Seite. Stellen ſie ſie aber auf die Spitze, ſo 
findet freylich das Gegentheil ſtatt. Nur einige 
haben von Natur eine links liegende Muͤndung, ſo 
daß nun auch die Windungen links laufen. Die 
erſte Schnecke, die man mit der Muͤndung an der 
linken Seite ſah, machte großes Aufſehen, ſo daß 
man fie als völlig einzig betrachtete; daher auch die 
Franzoſen die Linksſchnecken (bouche à gauche) 
Punique nennen. Man glaubte, es ſey das nur 
eine Erſcheinung, die bey den Flußſchnecken vor⸗ 
kaͤme. Allein die vermehrte Aufmerkſamkeit auf 
dieſen Umſtaud, hat nun faſt in den meiſten Gat⸗ 
Hh 3 tungen 


246 Schnecken mit Windungen. 


tungen der Meerſchnecken links gewundne gefunden, 
wiewohl ſolche Exemplare immer noch eine große 
Seltenheit ſind. Im Grunde ſind ſie Verirrungen 
der Natur und Mißgeburten, nicht aber, wie man 
glauben koͤnnte, Kinder von gleichfalls links gewun⸗ 
denen Eltern. Denn obgleich wuͤrdige Naturfor⸗ 
ſcher mit großer Sorgfalt Linksſchneckenzuchten an⸗ 
gelegt haben, ſo bekamen ſie dennoch nur rechts ge⸗ 
wundne von ihnen. Es gehoͤrt demnach die Erzeu⸗ 
gung ſolcher Linksſchnecken zu jenen ſeltnen Erſchei⸗ 
nungen, ſo wie Anatomiker zuweilen ſchon in Leich⸗ 
namen alle Eingeweide in einer verkehrten Lage ge⸗ 
funden haben. Zu vergeſſen iſt hier nicht, daß man 
die Argonauten, Nautilen und andre in und um 
ſich ſelbſt Bgewundnen Schnecken, weder rechts⸗ noch 
links gewunden nennen kann, weil, je nachdem man 
fie legt, fie das Eine oder das Andre find, 
Einige Schnecken konnen ihre Muͤndung mit 
einem Deckel verſchließen, der ihnen immer eigen iſt, 
andre aber ziehen vor dieſelbe bloß beym Eintritte 
der rauhern Jahrszeit eine Kalkicheibe, . Eigentlich 
macht dieſe Hausthuͤre keinen weſentlichen Theil ih⸗ 
rer Schale aus. Auch haͤngt er gemeiniglich nicht 
an ihr, ſondern nur an einem Muskel des Bewoh⸗ 
ners, 


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„ 


Schiffsbothe. 2247 
ners, daher es unrecht waͤre, um ſeinetwillen dieſen 
Schnecken den Nahmen einſchaliger Conchylien zu 
verſagen. Hochſt auffallend aber iſts, daß man 


ſolche Deckel ſchon bey der zaͤrteſten 9 


entdeckt hat. 


Mehrere Conchyliologen haben die Schiffsbothe 


und die Nautilen in Eine Gattung vereinigt, und 
ſich begnuͤgt, die erſten duͤnnſchalige, die andern 
dickſchalige Schiffs bothe zu nennen. Da aber bey 
ihnen nicht nur in der Maſſe ihrer Wohnhaͤuſer, ſon⸗ 
dern auch in ihrer zumal innern Structur, ſo wie 
unter den Bewohnern eine auffallende Verſchieden⸗ 
heit ſtatt findet, fo laſſen wir fie getrennt, und eilen 
unſern Leſern dieſe merkwuͤrdige Conchyliengattun⸗ 
gen näher bekannt zu machen. Eine flach gewundne, 
ſehr duͤnne Schale, die keine Kammern oder Ab⸗ 
theilungen im Innern hat, iſt den Schiffs bothen 
eigen, deren Ruͤcken man, da man ſie mit Schiffen 
vergleicht, den Kiel nennt. Dieſer iſt auf beyden 
Seiten mit hohlen Zacken beſetzt, in die die knotigen 


Rippen der Seitenwaͤnde auslaufen. Man kennt 


ihrer fuͤnf Arten. Ihr Nahme Argonauten ſoll, in⸗ 
dem er an die berühmte Seereiſe Jaſons nach Col— 
chis 1 dem Schiffe Argo erinnert, einen Wink ge⸗ 

ben, 


2438 Papiernautilus. 


ben, daß die Bewohner dieſer Schalen, in denen 
wir unſre Dintenwuͤrmer wieder finden werden, ge⸗ 
ſchickte Segler ſeyen. | 
Die Papierduͤnne Schale gab dem ſchoͤnen, aber 
ſehr zerbrechlichen Papiernautilus (A. Argo, le 
Nautile papyrace 155) feinen Nahmen. Andre 
fanden in den vielen koͤrnigen Erhöhungen feiner 
weißen Schalen eine Aehnlichkeit mit dem Reis brey 
und nannten ihn darnach. Der Kiel iſt ziemlich 

breit und zackig; die Seitenwaͤnde haben eine Menge 
knotiger Rippen. Das ſchoͤne Weiß wird bey eini⸗ 
gen durch etwas Rothbraun am e Hin⸗ 
tertheil unterbrochen. 

Beym Anblick des Bewohners (156 a) werden 
unfre Leſer fich gewiß an den im vorigen Bande be- 
ſchriebnen Meerpolyp erinnern, mit dem er ſo viel 
Aehnlichkeit hat, daß man ihn nothwendig zu der 
Dintenwuͤrmergattung rechnen muß. Der dicke 
Kopf, die großen Augen, der tiefliegende Schnabel, 
die acht Fuͤße mit den Saugwarzen, die Roͤhre, die 
zum Auspumpen des Waſſers, und noch zu andern 
Zwecken dient, alles erinnert an jenes Ungeheuer, 
von dem wir dort ausfuͤhrlich geredet haben. Da er 
durch keine Sehne, wie andre Schalwuͤrmer, an ſeine 

N Schale 


Papiernautilus. 249 

Schale gefeffelt it, "fo kann er leicht herausgeworfen 
werden, und es iſt ſo unbegreiflich, wie er ſie bauen 
koͤnne, daß einige auf die Vermuthung kamen, es 
gehdre dieſe Schale einem andern Thiere, das er 
gewaltſam daraus verdraͤngt habe. Hat er das 
Ungluͤck, ſeine Schale zu verlieren, ſo ſchwimmt dieſe 
leer auf der Oberflaͤche, indeß ihr ans Land geſpuͤhl⸗ 
ter Bewohner eine Beute der Kraͤhen und andrer 
Raͤuber wird. Ob er außerhalb der Schale leben 
konne iſt ungewiß. Gehen kann er ſehr gut. Daun 
iſt die Mündung der Schale nach dem Boden zu ger 
kehrt, und er traͤgt ſie gleichſam auf dem Ruͤcken. 
Aber im Schwimmen und Segeln iſt er ein Wunder 
der Natur und des Inſtincts. Will er das, fo ſteigt 
er vom Grunde des Meeres in die Hoͤhe. Obgleich 
er mit dem Kiel ſeines Schiffes nach oben zu gekehrt 
an die Oberfläche kommt, fo weiß er doch nun ploͤtz⸗ 
lich die Schale um zuwenden, damit jener im Waſſer 
gehe, pumpt das Waſſer aus derſelben, ſpreizt 
ſeine Fuͤße uͤber das Hintertheil der Schale, drey auf 
jeder Seite, aus, als ob er darauf ritte, und bedient 
ſich der laͤngſten unter ihnen zum rudern. Dabey 
weiß er die Verbindungshaͤute der zwey nach vorn 
zu gerichteten Fuͤße ſo zu halten, daß ſie wie die 
wuͤrmer II. Th. Ji Scha⸗ 


250 Papiernautilus. 
Schale ſelbſt, in deren Oeffnung der Wind hinein⸗ 
blaͤst, vollkommen die Dienſte von Segeln leiſten 
(156 h). Zuweilen faßt er etwas mit den muͤßigen 
Fuͤßen, und noͤthigt es, die Seereiſe mitzumachen. 
Entſteht ein Sturm, ſo zieht das kluge Thier ſeine 
Segel und Ruderſtangen ein, und druͤckt das Vor⸗ 
dertheil ſeines Nachens ſo nieder, daß das Waſſer 
eindringen, und durch die vermehrte Schwere das 
Hinabſinken auf den Grund erleichtern muß. Mit 
der groͤßten Bewunderung reden die Seefahrer von 
der Geſchwindigkeit, mit der er neben ihnen her 
gleichſam um die Wette ſegelt, und von der Geſchick⸗ 
lichkeit, mit der er im laviren die Segel aͤndert, um 
nicht umzuſchlagen. Sonſt hielten die Schiffer das 
ſchnelle Unterſinken des Papiernautilus fuͤr ein boͤſes 
Vorzeichen eines zu befuͤrchtenden Schiffbruchs. 
Da er dieß gewoͤhnlich thut, ehe ſich Stuͤrme erhe⸗ 
ben, fo mag freylich dieſe Ahndung fchon oͤfters ein⸗ 
getroffen haben. Nicht ohne Muͤhe laͤßt er ſich fan⸗ 
gen. Denn ſobald er merkt, daß man ihm nachſetzt, 
ſo ermuͤdet er die Geduld ſeiner Verfolger durch ewi⸗ 
ges Hin⸗ und Wiederſegeln, bis es ihm gelingt, das 
Noͤthige vorzukehren, um unterzuſinken. In dieſem 
Augenblick ſucht ihn der Fiſcher, der ihm ſchwim⸗ 
mend 


Galeere. 251 


mend folgt, zu uͤberraſchen. Auch wird dieſes 
Schiffsboth zuweilen, wenn es bey ſtiller See ſor⸗ 
genfrey einherrudert, von hinten uͤberfallen und aus 
dem Waſſer geſchoͤpft. Die kleinern kriechen in 
Fiſchreuße, und fangen ſo ſich ſelbſt. Eine Zeitlang 
ſchuͤtzte dieſes merkwuͤrdige Thier ein ihm wohlthaͤti⸗ 
ger Aberglaube, der es zu fangen verboth. Sein 
Fleiſch iſt wohlſchmeckend, allein weder im indiſchen 
5 und Weltmeere, noch auch im mittellaͤndiſchen, wo 
es wohnt, ſo haͤufig, daß man es eine gemeine Speiſe 
nennen konnte. Von der Fortpflanzung desſelben 
iſt weiter nichts bekannt, als daß der Eyerſtock aus 
einem Klumpen, von mit einer feinen Haut umgeb⸗ 
nen roͤthlichen Koͤrnern beſtehe, deren jedes ein 
ſchwarzes Puͤnetchen wie ein Auge hat. 

Wir konnten hier noch manches artige Schiffes 
both, z. B. die gerippte Galeere, oder cammertuchne 
Haube, mit ſchmalem, die Seenymphe, mit einem 
breitern Rüden, die cannelirte Chaloupe, die bes 
waffnete Galeere, den Ohrennautilus anfuͤhren, al⸗ 
lein wir muͤßen uns einſchraͤnken, und können nur 
bloß der glaͤſernen Galeere (A. Vitreus, le Nau- 
tile vitre 157) eine Stelle einräumen. Man kann 
ſich kaum enthalten, beym Anblick dieſes Schiffboths 

e 312 an 


252 Perfenmutternautilus, 


an eine Muͤtze mit Falbeln zu denken. ‚Schöne, re⸗ 
gelmaͤßige Rippen, und ein ſeltſam eingerolltes 
Hintertheil, zeichnen die kegelfdrmige Schale aus, 
die ſo duͤnn wie Glas iſt. Bisher weiß man nur 
erſt von Einem Exemplar in der Welt, was alſo 
gewiß eine Seltenheit iſt, die faſt jede andre übers 
trifft. 

Hatten wir bey den Schiffsbothen mit — 
zarten, glasaͤhnlichen Schalen zu thun, fo verhält 
ſich das bey den Nautilen ganz anders, die fich durch 
die Dicke und Feſtigkeit derſelben, die weit ſichtba⸗ 
rern Windungen und die vielen Kammern im Innern 
hinlaͤnglich von ihnen unterſcheiden. Ihrer kennt | 
man 24 Arten, die freylich ſehr verſchieden ſind. 
Wir nennen unter ihnen zuerſt den Perlenmutter⸗ 
nautilus (N. Pompilius, le Na atile nacre, le grand 
N. geflammter Papageyſchnabel, praͤchtiges Schiffs⸗ 
both, Schiffskuttel 160). Unter der erdfarbi n, 
ſchmutzigen Oberhaut, mit der er aus dem Me e 
kommt, erſcheint, ſobald man ſie abzieht, ein weißer, 
glatter Ueberzug, mit ſchoͤnen rothbraunen Flam⸗ 
men am Kiele. | Dieſe verlieren ſich, zumal bey den 
aͤltern, nach vorn zu, ſo daß das Vordertheil ganz 
weiß aus ieh. Nur am Hintertheil iſt ein ſtahlfar⸗ 

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Perlenmutternautilus. 253 


biger Fleck. Hier, im Mittelpunct der Windungen, 
iſt der Nabel, der bey einer vorzuͤglich ſchoͤnen Art, 
eine trichterformige Vertiefung hat. Nimmt man 
auch den weiß und roth geflammten Ueberzug, durch 
eine Säure hinweg, fo iſt die ganze Schale von ins 
nen und außen die ſchoͤnſte Perlenmutter mit herr⸗ 
lichen Opalſpielungen. Auch der Bewohner des 
Nautilus iſt eine Art von Dintenwurm. Die Abbil⸗ 
dungen, die man bisher davon hat, ſtellen ihn in 
einen abſcheulichen, unfdrmlichen Klumpen zuſam⸗ 
mengezogen vor, daß es unmoglich iſt, die Glied⸗ 
maßen deutlich zu unterſcheiden. Nichts faͤllt deut⸗ 
licher daran ins Auge, als die abgeſtutzte Spruͤtzrbhre 
und der duͤnne Schwanz, der durch die Kammern 
hin bis in die hinterſte lauft und da feſt ſitzt, wovon 
wir bald mehr hören werden. Er iſt ein eben fo ge: 
ſchickter Seefahrer als der Papiernautilus, nur 
ſcheint er geſellſchaftlicher zu ſeyn, daher man bey 
Windſtille kleine Flotten einherziehen ſieht. Der Kiel 
geht dabey wie der Schiffskiel im Waſſer, ſeine Fuͤße 
rudern und ihre Verbindungshaut dient als Segel. 
Will er untertauchen, ſo fuͤllt er ſeine Kammern mit 
Waſſer; will er aufſteigen und vom Grund zur Ober⸗ 
flaͤche kommen, ſo pumpt er das Waſſer aus, und 
Ji3 laͤßt 


254 Peerlenmutternautilus. 


laͤßt dagegen Luft hineintreten. Um dieß aber zu 
faffen, muͤßen wir einen Blick in fein Inneres werfen. 
Dieß verdienen die Schnecken um deſto mehr, je ge⸗ 
wiſſer es iſt, daß, fo trefflich ihr Aeußeres ſeyn mag, 
dennoch die unnachahmliche Kunſt des innern Baues 
dasſelbe bey weitem uͤbertreffe. Bey 188 ſehen unfre 
Leſer dieſes Meiſterwerk der Natur. Die bogenfoͤr⸗ 
migen, querlaufenden Theile ſind die Scheidewaͤnde 
der Kammern. Ihre Zahl iſt nicht gleich; man findet 
von 30 bis zo an der Zahl, die immer kleiner werden, 
je naͤher ſie dem Mittelpuncte zu liegen. Einige 
glauben, die Kammern vermehren ſich mit den Jah⸗ 
ren. Dem zufolge haͤtte ihr Bewohner in ſeiner zar⸗ 
ten Jugend in der kleinſten gelebt. Bey zunehmen⸗ 
dem Wachsthum bedurfte er einer größern Wiege. 
Jetzt baute er die zweyte Kammer, und ſo giengs 
immer weiter, je größer er wurde. Aber eben daraus 
erhellet, daß man immer nur die aͤußerſte und größte 
Kammer als das letzte Wohnzimmer dieſes Nautilus 
anſehen muͤße. Haͤtte er laͤnger gelebt, ſo waͤre viel⸗ 
leicht wieder eine neue noch groͤßere Kammer hinzu⸗ 
gekommen, wiewohl auch da eine Graͤnze ſeyn wird, 
wo er zu wachſen und zu bauen aufhört. Jedoch 
duͤrfen wir nicht verſchweigen, daß auch die Mei⸗ 

nung, 


Perlenmutternautilus. 255 


nung, er bringe alle Kammern auf die Welt, fo daß 
ſie nur an Ausdehnung und nicht in der Anzahl zu⸗ 
nehmen, ihre Gruͤnde habe. Blicken wir nun wieder 
ins Innere unſers Nautilus, ſo ſehen wir von der 
größten Kammer aus durch alle Wände bis in die 
letzte und kleinſte eine Art von Röhre laufen. Man 
nennt fie die Nervenrdhre, (Siphon, Siphunculus) 
und ſieht ſie als eine Art von Schwanz an, durch 
den der Bewohner am hinterſten Ende ſeiner Schale 
feſthaͤngt. Dieſe Röhre iſt weich und elaſtiſch, fo 
daß ſie ſich ausdehnen und zuſammenziehen kann. 
Doch hat ſie auch feſtere Theile, indem eine Art von 
ſchaligen Ringen die weichern beſchuͤtzen, damit ſie 
im Hin⸗ und Herziehen an den ſcharfen Oeffnungen 


der Kammern nicht Schaden leiden. Daß ſich der 


Bewohner vermittelſt derſelben in ſeine hintern Kam⸗ 


mern zuruͤckziehen könne, iſt ein laͤcherliches Vorge⸗ 


ben, wohl aber ſcheint ſie nicht nur die Sehne zu 
ſeyn, die ihn feſthaͤlt, und mit zum Regieren des Ge⸗ 
haͤuſes dient, ſondern auch ein treffliches Werkzeug, 
durch deſſen Ausdehnen und Zuſammenziehen er 


mehr oder weniger Luft und Waſſer in die Kammern 


eindringen laͤßt, je nachdem er es noͤthig findet, um 
bald auf den Grund zu ſinken, bald in die Hoͤhe zu 


ſtei⸗ 


_ 


256 Perlenmutternautilus. 
ſteigen. So erleichtert, oder ſo beſchwert er allmaͤh⸗ 
lich ſein Fahrzeug, erfuͤllt es mit Luft, wenn er am 
Grunde iſt, um durch Leichtigkeit emporzuſteigen, 
und fuͤllt es mit Waſſer, wenn er des Seegelns und 
Ruderns muͤde iſt, und in die Tiefe will, und iſt alſo 
Schiff und Pilote und Aeroſtat zugleich. Wer weiß, 
ob nicht ſein Anblick den Menſchen die erſte Idee vom 
Schiffbau gegeben hat, und ob nicht unſre Luftſegler 
von ihm noch die Direction ihres Luftballons lernen 
werden, indem ſie auch ihm mehrere Kammern 

geben. + | 
Das Fleiſch dieſes Nautilus iſt eine nahrhafte 
Speiſe. Krabben, Seehunde, Crocodile lieben es 
ſehr. Er ſcheint durchaus nur den oſtindiſchen Mee⸗ 
ren anzugehoͤren. Und doch findet man in Norden, 
in den Kalkgruben bey Faxoe, auf der Inſul See: 
land, eine unzaͤhliche Menge verſteinert. Die Kuͤnſt⸗ 
ler benuͤtzen die Schale, von der ſie die aͤußere Haut 
bis auf die Perlenmutter abbeizen, zu verſchie⸗ 
denen Kunſtarbeiten. Bey mehrern ſchneiden fie 
bloß die Kielbekleidung weg (159) und bringen da 
auf eine kuͤnſtliche Art einen offnen Helm an. In 
die Seitenwaͤnde graviren ſie Vorſtellungen, die mit 
Schwarz eingelaſſen die Wirkung des ſchoͤnſten 
Kup⸗ 


9 


Perlenmutternautilus. 237 


Kupferſtichs thun, wobey man nur bedauern muß, 
daß kein Abdruck moͤglich iſt. C. Pelkin, ein Hol⸗ 
laͤnder, erwarb ſich in dieſer Gattung von Arbeit ei⸗ 
nen großen Ruf. Einer der praͤchtigſten Nautilen, 
von der Hand dieſes Kuͤnſtlers gravirt, war noch vor 
kurzem eine wahre Zierde des Cobresſchen Cabinetts. 
Jenes fuͤr Augsburg ungluͤckliche Jahr 1800, das ſo 
manches Eigenthum der Bewohner dieſer Stadt in 
fremde Haͤnde brachte, verſetzte auch dieſen Nautilus 
in das Cabinett des damaligen General⸗Lieutenants 
Lecourbe. Die Indiauer machen aus dieſen Nau⸗ 
tilen ſchoͤne Trinkgeſchirre und niedliche Lampen, nur 
muͤßen hiezu ſorgfaͤltig ſolche ausgeſucht werden, die 
kein Meereichelbewohner angebohrt hat. In Cabi⸗ 
netten ſchwitzen ſie bey feuchtem Wetter ſo ſtark, daß 
man ſie abwiſchen und au der Sonne trocknen muß, 
wenn ſie nicht Schaden nehmen ſollen. | 
Wenn wir jetzt unfre Leſer mit noch einigen 
Mitgliedern dieſer Gattung bekannt machen wollen, 
ſo koͤnnen wir ihnen keine ſo große Prachtſtuͤcke, wie 
der vorige Nautilus war, mehr zeigen; nur ſolche, 
die das Vergroͤßerungsglas im Meerſande entdeckt 
hat, werden ſie kennen lernen. Aber in ſtummem 
Erſtaunen verlieren muͤßen wir uns, wenn wir hoͤ⸗ 
Wuͤrmer II. Th. K k ren, 


258 Perlenmutternautilus. 


ren, daß ein Naturforſcher den Meerſand am adrla⸗ 
tiſchen Meere, den Tauſende gedankenlos durchwan⸗ 
dert hatten, einer mikroſkopiſchen Unterſuchung wuͤr⸗ 
digte, und in dem, was dem bloßen Auge nur Sand⸗ 
koͤrner zu ſeyn ſchienen, eine reiche Ausbeute an Con⸗ 
chylien fand. Treffliche Ammonshoͤrner, niedliche 
Biſchoffsſtaͤbe u. d. fah fein geſchaͤrftes Auge, und 
die Form ihrer Schalen, wie die Kammern im 
Innern, ließen nicht zweifeln, daß man ſie zu 
den Nautilen rechnen duͤrfe. Vergeſſen wir hie⸗ 
bey nicht, daß hier von Kammern in eines 
Sandkorns großen Conchylien die Rede ſey; daß 
dieſe eben die herrlichen, kunſtreichen Abtheilun⸗ 
gen, eben die nuͤtzliche Nervenroͤhre haben, wie 
unſer großer Perlenmutternautilus; denken wir 
uns hinzu, daß darin Thiere mit eben den treff⸗ 
lichen organiſchen Theilen leben, ſich bewegen 
und naͤhren; wo waͤre der Unempfindliche, den 
ein ſolcher Anblick nicht zur Anbethung der hoͤch⸗ 
ſten Weisheit und Guͤte hinreißen muͤßte. Faſt 
von allen Gattungen findet man in dieſem Meer⸗ 
ſande. Wir geben hier nur ſolche, die mit un⸗ 
ſern Nautilen verwandt ſind, und zwar alle ſtark 
vergroͤßert. Ihre natürliche Größe können ſich 

unſre 


Sporn Ammonshorn. 259 


unſre Leſer als einen ſtarken Punct, einen Strich, 
hoͤchſtens als eine Linſe denken. Wir ſehen zus 
erſt den Sporn (N. Calcar 161). Alles ver⸗ 
raͤth an ihm einen Nautilus, der wahrſcheinlich 
am Kiel einen Rand hatte, ihn aber durch die 
Beize zum Hinwegſchaffen des ſchmutzigen Ue⸗ 
berzugs eingebuͤßt hat. Er hat keinen Nabel 
und iſt fpiralfürmig gewunden. Man findet 
ſolche auch genabelt und viel kleiner, fchön gelb 
mit Puncten zwiſchen den Strichen bezeichnet. 
Denn auch unter dieſen Zwerg⸗Conchylien iſt die 
Mannigfaltigkeit unendlich. Sie dienen den 
Meernuͤſſen und andern Conchylien zur Nahrung. 
So durchſichtig iſt der Sporn, daß man außen 
mit dem Mikroſkop ſeine Kammern zaͤhlen kann; 
allein die eingerollten Windungen ſind ſo wenig als 
bey dem Perlenmutternautilus außen angebracht. 
Dieſe ſieht man dagegen ſehr deutlich bey den 
Ammonshoͤrnern (N. Beccarii, Corne d’ Ammon, 
Cornet de St. Hubert) und bey dem Poſthoͤrnchen 
(N. Spirula, Cornet de Poſtillon), die gleichfalls 
im Meerſande bey Livorno und Rimini, das ſonſt 
hart am Meere lag, jetzt aber uͤber dreyzehnhun⸗ 
dert Schritte davon entfernt iſt, gefunden werden. 
5 Kk 2 Doch 


266 Poſthoͤrnchen. 
Doch kennt man jetzt auch aus der Oſtſee na- 
tuͤrliche Ammonshoͤrner, die merklich größer find 
und 59 Kammern haben. Manche machen aus 
ihnen und den Biſchoffsſtaͤben ein eignes Ge: 
ſchlecht, und trennen ſie von den Nautilen. Be⸗ 
trachten wir unſer Ammonshorn (162), fo fins 
den wir, daß die Windungen um ſich ſelbſt feſt 
an einander liegen. Sie ſpielen trefflich perlen⸗ 
mutterartig mit Blau. Die Kammern ſind auch 
außen wie mit Einſchnitten bezeichnet. Von 
dieſer Art allein hat Plancus in 12 Loth Sand 
6700 gefunden. Das Poſtboͤrnchen (163) 
aber gleicht, wegen den etwas abſtehenden 
Windungen, mehr einer offnen Uhrfeder. Man 
findet es auch in oſtindiſchem Meerſande und 
weit größer, zuweilen wie ein Zweygroſchen Stuͤck. 
Das Innere 164 auch der kleinſten zeigt vierzig 
Kammern mit der durchlaufenden Nervenroͤhre. 
Die Scheidewaͤnde gleichen den ſchoͤnſten Hohl⸗ 
ſpiegeln und ein trefflicher Silberglanz iſt uͤber 
alles verbreitet. Wenn aber bloß die aͤußerſte 
Spitze eingerollt iſt, ohne daß weiter eine Win: 
dung ſie beruͤhrt, wie das bey den unaͤchten 
Biſchoffs ſtaͤben der Fall iſt, das übrige aber wie 

in 


Biſchoffsſtab. Rettigſchote. 201 


in einen Stab ſich verlaͤngert, ſo heißt dieſe kleine 
Conchylie nicht mehr Ammonshorn, ſondern Bi⸗ 
fchoffsftab (N. Orthoceras, Lituus 165). 
Man kennt dieſen mehr aus Verſteinerungen, als 
aus natuͤrlichen Exemplaren. Ueberhaupt iſt, ſo⸗ 
bald von Ammonshoͤrnern und ihnen aͤhnlichen 
Conchylien die Rede iſt, die Ausbeute im Stein⸗ 
reich weit groͤßer als im Thierreiche. Sind ja 
ſchon auf 300 Arten Ammoniten von der Groͤße 
eines Nadelknopfs bis zu der eines Wagenrades 
bekannt, ohne daß eine derſelben im natuͤrlichen 
Zuſtande gefunden worden waͤre? Weiß doch 
der Forſcher nicht, ob er bey ihrem Anblick ein 
großes ganz untergegangenes Thiergeſchlecht, oder 
was er ſonſt vermuthen ſoll? Und wie unendlich 
viel mag da noch zu unterſuchen uͤbrig ſeyn. Doch 
noch eine im Meerſande bey Rimini befindliche 
kleine Conchylie wollen wir hinzufuͤgen, wiewohl 
ſie auch zu den Seeroͤhren gerechnet werden koͤnnte. 
Wir meinen die Rettigſchote (N. Raphanus), 
die kaum mit bloßem Auge zu erkennen iſt. Wir 
erblicken fie ſtark vergrößert von außen (166) und 
von innen (167), wo ihre Kammern und die durch⸗ 
laufende Nervenroͤhre ſichtbar find, 

| Ke 3 Tab. 


. / 


262 N. 


Tab. XXV. XXVI. 
Kegelſchnecke. Conus. 
Die Menonitentutte ( 168, 160). Das 
Herzhorn (170). Der Unvergleichliche Ads 
miral (171). Der Oberadmiral (172). 
Der Orange⸗Admiral (173). Das Haſel⸗ 
huhn (174). Der General (175). 

Der gefleckte Tieger (176), 

Faſt alles, was die Natur von Pracht der Farben 
und Mannigfaltigkeit und Kunſt der Zeichnung 
Vorzuͤgliches hat, finden wir in dem herrlichen Con⸗ 
choliengefchlecht der Kegelſchnecken oder Tuten ver⸗ 
einiget. Eine vollſtaͤndige Sammlung aller hierher 
gehörigen Arten, deren man 71 kennt, iſt ein be⸗ 
zaubernder Anblick, und nicht ohne einen betraͤcht⸗ 
lichen Aufwand waͤre ſie zuſammen zu bringen, da 
die Liebhaberey manches Stuͤck bis zu einem unge⸗ 
heuren Preiſe geſteigert hat. 

Alle Kegelſchnecken (Cornets) ſind in eine 
kegelfoͤrmige Figur zuſammen gerollt. Sie gleichen 
bald mehr bald weniger den Papiertuten der Kramer. 
Auf ihrer breiten Grundflaͤche laufen acht bis zehn 


Windungen um eine glatte Spindel, fo daß fie ent= 
A weder 


1 


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Menonitentute. 263 


weder auf einer ziemlich ebenen Flaͤche ſichtbar ſind, 
oder ſich zu einer Pyramide erheben, die bey den 
Einen höher, bey den Andern niedriger iſt. An der 
langen und ſchmalen Muͤndung bemerkt man keinen 
Zahn, und die aͤußere, oben und unten abgerundete 
Lefze, hat eine ziemliche Schaͤrfe. Eine gelbbraune 
ſchmutzige Oberhaut verbirgt das praͤchtige Staats⸗ 
kleid der Kegelſchnecken. Nimmt man dieſe hin⸗ 
weg, was durch Schleifen ſehr leicht geſchehen kann, 
dann erſt kommt der ſchoͤnſte Spiegelglanz zum Vor⸗ 
ſchein, es erſcheinen die niedlichen Perlenſchnuren, 
die Flecken und Reifen und die breiten Baͤnder, die, 
indem ſie an die Admiralsflaggen erinnerten, meh⸗ 
rern dieſer Schnecken den Nahmen Admirale erwar: 
ben. Doch wir gehen zu einigen der vorzuͤglichſten 
Arten. 1 
Da die Menoniten in Holland ein ſtilles, an⸗ 
ſpruchloſes Voͤlklein ſind, die ſich hoͤchſt beſcheiden 
und ohne alle Pracht, aber doch ſehr reinlich und 
geſchmackvoll kleiden; fo nannte man einige Kegel⸗ 
ſchnecken, von ungekuͤnſteltem aber reinlichen Aus⸗ 
ſehen, die man in africaniſchen Meeren gefunden 
hatte, Menonitentuten (C. Virgo). Nur machte 
man unter ihnen wieder einen Unterſchied, und hieß 
as die 


* 


264 Herzhorn. 


die ganz weiße mit blaulichem Ende (168) das 
wachs licht (Cereola, le Bout de Chandelle, Cier- 
ge, Cigne, Kerzchen), dagegen aber eine andre 
wachsfarbige (169) die gelbe Menonitentute. 
An dieſer ſehen wir mehrere Querbaͤnder. Die 
Windungen ſind rothbraun gefleckt. Unten, ge⸗ 
gen das blaue Ende zu, laufen einige gekoͤrnte 
Streifen. Schleift man den gelben Ueberzug ab,, 
ſo kann man neue Farben und Zeichnungen fin⸗ 
den; ein Umſtand, der leicht verführen kann, die 
Arten zu vervielfaͤltigen. 

Obgleich das Herzhorn (C. Marmoreus, le 
Tigre, Ring: Marmorhorn, Tieger 170) nichts we⸗ 
niger als ſelten iſt, fo bleibt es doch eine ſehr ſchoͤne 
Kegelſchnecke. Die weißen, zum Theil herzfoͤrmi⸗ 
gen Flecken, auf ihönem braunen Grunde, thun 
eine angenehme Wirkung, beſonders bey dem Mar⸗ 
morglanz dieſer Conchylie, die, wenn man ſie gegen 
das Licht hält und von innen durchſieht, der ſchoͤn⸗ 
ſten Schildkröͤtenſchale gleicht. Die Einrollungen 
am ziemlich flachen Boden ſind etwas zungenfdrmig 
auögefchweift. An der Mündung ſieht man eine 
etwas blaßrothe Farbe. Oſtindien liefert die vor⸗ 
zuͤglichſten Herzhoͤrner. Auch in Africa findet man 
welche. 


Unvergleichlichee Admiral. 265 


welche. Man ißt den Bewohner fo wie auch den 
Eyerſtock, der einem Klumpen verwirrter Zwirns⸗ 

faͤden gleichen ſoll. Mit großer Muͤhe und faſt ohne 
alle Werkzeuge wiſſen die Indianer aus dieſer Con⸗ 
chylie ganz artige Ringe zu machen. Sie ſchleifen 
am Kopfe der Schale fo lange, bis man die innern 
Gewinde der Schale zu ſehen bekommt. Dann 
ſchleifen oder ſaͤgen ſie das Hintertheil weg, bis ein 
Ring daraus wird. Jede Schnecke gibt nur zwey 
Ringe, die ſo glaͤnzend und weiß wie Elfenbein ſind, 
weil die Flecken abgeſchliffen werden. Einige brin⸗ 
gen Zierrathen an, laſſen oben ein Stuͤck mit den 
Flecken, als waͤre es ein ordentlich gefaßter Ring, 
und verſchoͤnern ihn auch mit Gold. 

Wir haben ſchon erinnert, daß die berühmten 
Conchylien, die man Admirale nennt, zu den Kegel: 
ſchnecken gehören. Sie zeichnen ſich durch die et⸗ 
was gekoͤrnte, rauhe Oberfläche ihres meiſt prächtig 
ban dirten, birnfoͤrmigen Gehaͤuſes aus. Statt der 
vlelen, die wir hier beſchreiben koͤnnten, ſchraͤnken 
wir uns auf ein Paar der auserleſenſten ein, und 
nennen zuerſt den Unvergleichlichen Admiral (C. 
Ammiralis cedo nulli, la Vonpareille, la Reine 
du midi 121). Zu einem unglaublichen Preiſe wurde 

Wuͤrmer II. Th. gl dieſes 


266 Oberadmiral. 
dieſes Prachtſtuͤck ſchon bezahlt. Man weiß, daß 
ein Liebhaber ſeinem erſten Beſitzer 4000 Gulden 
dafuͤr gebothen habe. In der Auction nach ſeinem 
Tode gieng dieſer Admiral fuͤr 965 Fl. weg, und kam 
in Lyonets Cabinett, dem gar tauſend Carolins das 
fuͤr gebothen worden ſeyn ſollen. Wo er jetzt iſt, 
weiß man nicht, denn bey der Verſteigerung des 
Lyonetſchen Nachlaſſes kam er nicht vor. Es iſt 
wahr, ſolche ungeheure Preiſe, fuͤr eine Schnecke zu 
bezahlen, ſcheint allerdings tadelnswuͤrdig; aber zu 
laͤugnen iſt auch nicht, daß man kaum eine ſchoͤnere 
Conchylie ſehen koͤnne, als unſern Admiral, für den 
ſein lateiniſcher Nahme: ich weiche keinem, ſo ſtolz 
er klingt, doch paſſend iſt. Denn der treffliche, bald 
roͤthlich, bald blaulich ſpielende Goldgrund, die ers 
habenen Perlenſchnuͤren und vie blätterfürmigen 
Zeichnungen uͤbertreffen alles, womit man dieſe 
Conchylie vergleichen möchte, Doch ſolche Aus nah⸗ 
men wuͤrden uns die Admirale nur wenig bekannt 
machen. Denn wem wird wohl der Zufall ein ſol⸗ 
ches bisher noch einziges Stuͤck zufuͤhren? Wir ge⸗ 
ben ihm daher den zwar gemeinern, aber doch immer 
noch ſeltnen und koſtbaren Oberadmiral (Archi- 
thalaſſus ſummus, le grand Amira 172) zur 
Geſell⸗ 


Orangeadmiral. 20867 


Geſellſchaft. Die weißen, herzfoͤrmigen Flecken, 
auf gelbbraunem Grunde, die hellgelben Querbinden, 
die zarte Linien durchſchneiden, und das mit unend⸗ 
licher Feinheit geflochtne Netz über dem ſchneeweißen 
Hintergrunde, ſo wie die feine Ordenskette, die uͤber 
die breiteſte Binde geht, und die eigentlich den Ad⸗ 
miral zur Wuͤrde eines Oberadmirals erhebt, geben 
dieſer oſtindiſchen Conchylie einen hohen Werth. 
Dieſer richtet ſich vorzuͤglich nach der Größe, der 
Reinheit und Sichtbarkeit der Netze und Perlen⸗ 
ſchnuͤren und der Vollſtaͤndigkeit der Spitze. 
Eben ſo, ja faſt noch mehr geſchaͤtzt iſt der 
| Orangeadmiral (C. Araufiacus, Amirald Oran- 
ge 173). Auch ihn hat die in Oſtindien mit ihrem 
Farbenreichthume ſo freygebige Natur herrlich aus⸗ 
geſtattet. Oranien⸗ auch Carmiurothe Baͤnder auf 
weißem oder ſilberfarbigen Grunde, niedliche, weiß 
und braun gewuͤrfelte Schnuren und granulirte Li⸗ 
nien wechſeln angenehm auf ſeiner Schale ab. Der 
Preis eines vorzuͤglichen ſolchen Admirals ſoll immer 
noch hundert und mehr Thaler ſeyn. | 
Da das Haſelhuhn (C. Textile, le Drap dor 
174) auch die Nahmen goldner Zeug, Goldtuch, 
Goldnetz fuͤhrt, ſo kann man ſchon daraus einen 
L 1 2 | praͤch⸗ 


268 Haſelhuhn. General. 


‚prächtigen Anzug bey dieſer Conchylie vermuthen. 
Trefflich ſchimmert der Goldglanz zwiſchen den 
roth eingefaßten Schuͤppchen hervor, und wird durch 
angenehme, rothbraune Schlangenlinien noch erhoͤhet. 
Von der mannigfaltigſten Zeichnung findet man ſie, 
der Form nach naͤhert ſie ſich den Walzen und Oli⸗ 
ven. Sie ſtammt aus Oſtindien her, ihr Fleiſch ſoll 
aber giftig ſeyn. Einigen vorzuͤglich ſchoͤnen Haſel⸗ 
huͤhnern gab man den Nabmen: die Ehre des Mee⸗ 
res (Gloria maris). Und wirklich find fie von ſol⸗ 
cher Pracht, daß die treueſte Malerey oder Beſchrei⸗ 
bung nicht viel mehr, als ein Schattenriß heißen 
kann. Denn ſolche Meiſterwerke der Natur muͤßen 
ſelbſt geſehen werden. 

Noch muͤßen wir unſern Leſern den Einwohner 
dieſer trefflichen Gehaͤuſe bekannt machen. Indem wir 
ihnen denſelben zeigen, lernen ſie zu gleicher Zeit noch 
eins der ſchoͤnen Haͤuſer kennen, die ihm zur Wohnung 
dienen. Wir meinen den General (C. Generalis, 
la Flamboyante, das Spitzen⸗ oder Kloͤppelkiſſen, 
weſtindiſcher Admiral 175). Die ſchmahle Form, die 
ſpitzige Pyramide auf dem Wirbel und die Flammen 
auf caffeebraunem Grunde zeichnen das Gehaͤuſe 
aus. Doch wir haben es jetzt vorzuͤglich mit dem 

Bewoh⸗ 


Gefleckter Tieger. 269 


Bewohner zu thun. An ihm ſehen wir den ſchwaͤrz⸗ 
lichen Kopf mit zwey cylindriſchen, fleiſchfarbigen 
Fuͤhlſtangen, mit den Augen in der Mitte, und zwi⸗ 
ſcheu denen ſich ein Maul wie eine Saugwarze bes 
findet. Hinter dem Halſe ragt ein Theil des Man⸗ 
tels, wie eine geſpaltne Zunge, empor, die einen 
rothen Saum und innen eine Art von Stacheln hat. 
Aus der langen Oeffnung tritt der ſtark gefaltete 
und gefurchte Fuß, von ſchmutziger Fleiſchfarbe, 
heraus. An ſeinem Ende, gegen die Pyramide zu 
ſehen wir den Deckel dieſer Conchylie, der aus einer 
hornartigen Platte beſteht, die zwar bey weitem 
nicht die ganze Muͤndung verſchließt, aber vielleicht 
dazu dient, daß der Bewohner ſich nicht zu weit hin⸗ 
einziehen konne; eine Vermuthung, die freylich 
nicht ganz Genuͤge thut. Dieß iſt nun das Thier, 

| auf deſſen Wohnhaus die Natur fo große Kunſt und 
Mannigfaltigkeit verwendet hat. Auch ins Innre 
(176) einer Kegelſchnecke, und zwar des gefleckten 
Tiegers (C. Striatus, Ecorche), den freylich 
mehrere fuͤr eine Walze oder Volute anſehen, muͤ⸗ 
Ben wir unſre Leſer noch blicken laſſen, um die 
Kammern und die glatte Spindel zu ſehen. So 
hart und dick die aͤußere Schale und Windung iſt, 
L213 ſo 


270 Paorkcelanſchnecken. 

ſo fein und zart, beynahe wie Marienglas, ſind da⸗ 
gegen die Innern. Daher kann man auch, wenn 
ſie nicht ganz bis zur Haͤlfte durchſchliffen ſind, 
die zweyte und dritte Windung durchſcheinen ſehen. 


— mn — ͤ— — un. 


—— — — — 


Tab. XXVII. 


Porcellanſchnecke. Cyprea. 
Der Baſtardharlekin (177), Der große 
Schlangenkopf (178). Die Tiegerporcel⸗ 
lane (179. 180). Der Argus (18 1). Die 

Muſchelmuͤnze (182. 183). es 
Man mag auf die Mannigfaltigkeit der Zeichnun⸗ 
gen, oder auf den Glanz der Farben, oder auf das 
blendend ſchoͤne Weiß der farbenloſen Theile ſehen; 
fo führen die Porcellanſchnecken ihren Nahmen mit 
Recht; obgleich wir wohl wiſſen, daß man ihn auch 
aus andern Gruͤnden herleite. Auch dieſe Schne⸗ 
cken wurden um ihrer Schönheit willen der Venus 
gewidmet. Sie kommen nicht wie andre mit einem 
ſchmutzigen Ueberzug aus dem Meere; nein, ihr 
glaͤnzendes Farbenkleid wird durch den Mantel des 


Bewohners, in den er ſic ſammt ſeinem Gehaͤuſe 
wickeln 


TERRA, 


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NÜUHNNIN 


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19 0 


„ 


Ä Porcellanſchnecken. 271 


wickeln kann, ſo gut beſchuͤtzt, daß bey ihnen jener 
Oberrock nicht noͤthig war, und ſie alſo in ihrer 
vollen Schönheit in unſre Hände kommen. Ihre 
halb eyformige, glatte Schale iſt oben gewoͤlbt, uns 
ten flach und auf beyden Seiten ſtumpf. Am hin⸗ 
tern Ende ſieht man ſchwache Spuren der Einrol⸗ 
lung; bey einigen aber eine bloße Vertiefung, die man 
einen Nabel nennt. Die ſchmale Oeffnung, die nach 
der Laͤnge hinlauft, iſt auf beyden Seiten gezaͤhnt, 
und dadurch vorzuͤglich unterſcheidet ſich dieſe Gat⸗ 
tung von den Blaſenſchnecken, denen ſie uͤbrigens 
ſehr nahe kommt. Auf der Woͤlbung, die zuweilen 
glatt, zuweilen gekoͤrnt und gefurcht, zuweilen auch 
ein wenig eingedruͤckt iſt, befinden ſich die ſich gegen 
den Bauch zu verlierenden trefflichen Zeichnungen, 
die fchönen Augen und die ſonderbaren Charaktere, 
die Sterne, Flammen u. d. m. womit die Natur, 
dieſe Freundinn der Mannigfaltigkeit, dieſe Conchy⸗ 
lien ſchmuͤckte. Aber ſehr zart iſt die aͤußerſte Schicht 
jener Schalen, ſo daß dieſer Schmuck leicht ver⸗ 
loren geht. Dann kommen ganz andre Farben 
zum Vorſchein, ſo daß es betruͤgeriſchen Conchylien⸗ 
haͤndlern ein Leichtes iſt, die bis jetzt bekannten 114 
Arten mit einer Menge vorgeblich neuer zu berei⸗ 
? chern. 


272 Porcellanſchnecken. 


chern. Man kann ſich nicht genug in Acht neh⸗ 
men, um nicht hintergangen zu werden, und muß 
ſich durchaus nur an die feſten Theile, den Bau, 
die Zaͤhne u. d. halten. 

Was die Behauptung betrifft, daß die Bewoh⸗ 
ner der Porcellanſchnecken alle Jahre ihre alten 
Wohnungen verlaſſen und neue bauen, fo iſt fie hoͤchſt 
unwahrſcheinlich. Denn nicht zu gedenken der Seh⸗ 
nen und Baͤnder, die ſie feſthalten, welch ein Saft⸗ 
aufwand wuͤrde nicht bey einer großen erforderlich 
ſeyn, um alle Jahre eine Schale zu Stande zu 
bringen. | 

Sonſt glaubte man, die Chinefer brauchten diefe 
Schnecken zu ihrem Porcellan. In den Parthieen 
ihrer Gaͤrten, die kuͤnſtliche Wuͤſteneyen, ungefaͤhr 
wie die Einſiedeleyen unfrer engliſchen Gärten, vor: 
ſtellen ſollen, hängen fie Porcellanſchnecken an den 
Baͤumen ſo auf, daß der durchſtreichende Wind das 
Ziſchen der Schlangen oder das Heulen des Sturms 
nachahmt, und fo die grauſenvolle Taͤuſchung dieſer 
Oerter vermehrt. In Perſien traͤgt jeder Schulmei⸗ 
ſter und Schreiber eine ſolche Schnecke zum Glaͤtten 
des Papieres bey ſich, auch vertritt ſie in Oſtindien 


die Stelle eines Plaͤtteiſens. Im Tempel der Venus 
| re 


Baſtardharlekin. 273 


zu Gnid ſoll die Porcellanſchnecke ein Gegenſtand der 
Öffentlichen Verehrung geweſen ſeyn. Dankbarkeit, 
daß einſt eine ungeheure Menge ſolcher Schnecken 
das Schiff aufhielt, auf dem 600 Juͤnglinge der 
erſten Familien ſich befanden, an denen ein grauſa⸗ 
mer Befehl Perianders vollzogen werden ſollte, ſoll 
dazu Veranlaſſung gegeben haben. Zu Galanterie⸗ 
waaren, zumal Doſen, wußte man dieſe Schnecken 
artig zu benuͤtzen. Sonſt machte man Schluͤſſel⸗ 
hacken und Eßlöffel aus ihnen, auch waren ſie in 
Apotheken ſehr geachtet. Man trug ſie fuͤr mau⸗ 
cherley Uebel am Halſe. Die Neger fuͤhren einige 
Arten als Geld. Auch dienen ſie zum Putz der 
Wilden, die ſie bald um den Hals, bald in der Naſe, 
bald in den Ohren tragen. Die Canadier wechſeln 
zur Beſtaͤtigung ihrer Verträge Halsbaͤnder von Dies 
ſen Schnecken, ſo wie wir Ringe zu wechſeln pflegen. 
Der Bewohner dieſer Gattung iſt bey allen Are 
ten derſelbe. Wir ſehen ihn, wenn wir den Baſtard⸗ 
Harlekin (C. Arabica, la fauſſe Arlequine, Buchs 
ſtabenporcellane 177) betrachten. Sein Kopf iſt 
cylindriſch. An der untern Seite befindet ſich das ei⸗ 
ner Ritze gleichende Maul. Seitwaͤrts ſtehen die Fuͤh— 
ler mit den Augen, in denen das Vergroͤßerungsglas 
Wuͤrmer II. Th. M m deut⸗ 


274 Baſtardharlekin. 


deutlich einen Augapfel mit einer ſchwarzen Iris fand. 
Vom Mantel haben wir ſchon geſagt, daß ihn das 
Thier ſo um ſein Gehaͤuſe wickeln koͤnne, daß er auf 
dem Ruͤcken zuſammen ſchließt, und man es ſo fuͤr 
ein Schleimthier anſehen koͤnnte. Zwar ſehen wir hier 
den Mantel nicht ſo ausgebreitet, wodurch die Schale 
unkenntlich wuͤrde: wohl aber bemerken wir etwas von 
der ſonderbaren Einrichtung, daß ſich der Theil des⸗ 
ſelben, der auf den Hals zu liegen kommt, in einen 
Canal zuſammenfaltet. Der die Schale an Laͤnge 
uͤbertreffende Fuß, der vorn einer ſtumpfen, hinten 
einer ſpitzigen Zunge gleicht, hat eine Menge Fur⸗ 
chen und Falten, die ihm im Gehen forthelfen. Der 
ganze Koͤrper iſt ſchwarzgrau; die Fuͤhler ſind dunk⸗ N 
ler. Zum Eſſen bekommt dieſes Thier nicht gut, nur 
noͤthigt zuweilen der Hunger die Indianer dazu; 
immer aber muͤßen ſie es durch ihr Uebelbefinden 
theuer genug bezahlen, wenn ſie ihrer Erfahrung, 
daß alle glatte Conchylien ungenießbar, die rauhen, 
ſtachligen aber, eßbar und geſund ſeyen, zuwider 
handeln. Schwer iſts den Bewohner aus ſeinem 
Gehaͤuſe zu bringen, und doch darf man ihn, wenn 
dieſes nicht feine Schönheit verlieren ſoll, durchaus 
nicht langſam darin ſterben laſſen. Am beſten iſts, 

| die 


Schlangenkopf. 275 


die Schnecke in heißem Waſſer plotzlich zu toͤdten, 
alsdann das Thier, ſo gut man kann, mit einem 
Hacken herausziehen, und an einem ſchattigen 
Orte das Uebrige den Ameiſen Preis geben, die die 
Schale vollkommen rein machen. Doch auch dieſe 
muͤßen wir noch beſchreiben. Ihre größte Zierde be⸗ 
ſteht in der Zeichnung. Eine Menge kurzer Linien 
laufen ſo verwirrt durch einander, daß man ſie mit 
nichts anderm als mit arabiſchen und chineſiſchen 
Buchſtaben zu vergleichen wußte. Andre ſehen 
ſie fuͤr Noten an, und nannten die Schnecke 
Muſikhorn. Dunklere Querbaͤnder laufen uͤber den 
Ruͤcken. Die wulſtigen Saͤume ſind mit ſchwarz⸗ 
braunen, blauſchattirten Flecken beſprengt. Die 
ſcharfen Zaͤhne an der Muͤndung ſind braun, die in⸗ 
nern Wände amethyſtblau. Aus Oſtindien kommt 
dieſe Conchylie, der die Landkartenporcellane ziem⸗ 
lich aͤhnlich ſieht. 
Mehrere dieſer Gattung fuͤhren den Nahmen 
Schlangenköpfe. Wir zeigen unſern Leſern den gro⸗ 
ßen Schlangenkopf (C. Mauritiana, la Porce- 
laine atöte de Serpent 178). Man findet fie von 
der Größe einer Nuß bis zur Größe eines halben 
Straußeneyes. Die Schale iſt dunkelbraun auf 
8 Mm 2 : dem 


276 Tiegerporcellane. 


dem Ruͤcken und weiß oder blaß gelb gefleckt. Ihre in⸗ 
nere Flaͤche iſt weiß mit einem Violettſchiller. Durch 
mehr oder weniger Schleifen kann man mit dieſer 
Schnecke mehrere ſcheinbare Varietaͤten hervor⸗ 
bringen. | | 

Von vorzuͤglicher Schönheit und Größe iſt die 
Tiegerporcellane (C. Tigris, la Peau de Tigre, 
gemeines Klipphorn, Waſſertropfen), die wir von 
oben (179) und von unten (180) vor uns ſehen. 
Schwarze Tropfen auf gelbem Grunde, die am Ruͤ⸗ 
cken zum Theil zuſammengefloſſen ſind, und bey 
vorzuͤglichen Exemplaren eine hellere, zuweilen blaus 
liche Einfaſſung haben, zeichnen dieſe Conchylie aus. 
Ueber den Ruͤcken lauft eine dunkle Linie. Nach 
dem Bauche zu wird die Grundfarbe heller, ja ge⸗ 
gen die Muͤndung hin ſchneeweiß. Hier ſieht man 


zuweilen eine blauliche Spielung. Es iſt uͤberhaupt 


unmöglich, die Farbenſpielungen der Porcellanſchne⸗ 
cken mit dem Pinſel nachzuahmen. Beſonders ha⸗ 
ben die duͤnuſchaligern, die man, wiewohl noch uner⸗ 
wieſen, für Weibchen halt, einen groͤßern Farben⸗ 
reichthum. Vielleicht ſind das bloß juͤngere Gehaͤuſe, 
deren Colorit noch mehr in einander fließt, und des 
ren Zeichnung noch nicht beſtaͤndig iſt. Wenigſtens 
ſind 


Argus. Muſchelmuͤnze. 277 


ſind bey den duͤnnſchaligen die Raͤnder, Lippen 
und Zähne nicht ganz fe. In Ambolna, Java 
und Madagascar findet man dieſe reizenden 
Schnecken. | 

Und doch macht ihnen der Argus (C. Argus, 
le grand Argus 181) noch den Vorzug ſtreitig. 
Sein Aufenthalt in der Tiefe erſchwert ſeinen Fang, 
und die Zartheit und Zerbrechlichkeit des aͤußerſten 
Ueberzugs vermehrt den Werth eines ganz reinen 
und tadelloſen Exemplares. Auf den lang geſtreck⸗ 
ten Gehäufen bemerkt man drey Binden, die ſich 
gegen die Seiten hin verlieren. Eine Menge dunk⸗ 
ler Ringe erinnern an den hundertaugigen Argus. 
Man hat ſchon ein Exemplar geſehen, bey dem die 
Ringe trefflich Fettenformig in einander hiengen. 
Unten gegen die braunen Zähne zu, ſtehen auf bey⸗ 
den Seiten ſchwarzbraune Flecken. Man erhaͤlt 
dieſe ſchone Porcellane aus Indien und Africa. 

Eine Menge trefflicher Porcellanſchnecken mis 
ßen wir uͤbergehen. Nur fuͤhren wir noch eine an, 
die zwar nicht durch ihre Geſtalt ſich auszeichnet, 
aber doch ſonſt von unſern Leſern gekannt zu werden 
verdient. Wir meinen die muſchelmuͤnze (C. 
Moneta, le Cauris des Maldives, Monnoie de 
f M m 3 Gui- 


278 | Mufeiming. 


Guinbe, die Cauris, Guineiſche, Mohriſche Minze ), 
deren wir eine gelbe (182) und eine blaue (183) vor 
uns ſehen. Dieſe, wie auch die weiße Cauris, vers 
treten in Bengalen und andern Orten wo es eben 
nicht an Metallen fehlt, die Stelle des Geldes. 
Man hohlt ſie in großen Schiffsladungen von den 
Maldiviſchen Inſuln, und wuchert damit in Benga⸗ 
len, wo man ſie als einen anſehnlichen Schatz in 
Vorrathshaͤuſern aufbewahrt. Hie und da werden 
ſie in Gold gefaßt und Edelſteinen gleich geſchaͤtzt. 
In Congo kennt man kein andres Geld. Eine aus 
Oſtindien nach Europa zuruͤckkehrende Flotte fuͤhrte 
elnmal 200000 Pfund ſolcher Muſcheln bey ſich, 
die ſie zuvor auf der Kuͤſte von Guinea verhandelte. 
Weiber geben ſich mit dem Sammeln ab, und oft 
treibt ſie die Gewinnſucht tief ins Waſſer. Durch 


die unregelmaͤßigen Hoͤcker an den Seiten ſehen 


dieſe Muſcheln einem Bruſtharniſch etwas aͤhnlich, 
und haben auch davon den Nahmen bekommen. 
Die am Ruͤcken hochgelben ſind die ſeltenſten. Ein 
hellerer Saum umgibt denſelben. An der blauen iſt 
der Ruͤcken bis auf das durchſcheinende Violett 
der innern Wände durchgerieben. Das übrige iſt 
weiß. BEN, 
Um 


P 


Blaſenſchnecke. 279 

Um boch auch das Innere der Porcellanſchne⸗ 
cken kennen zu lernen, zeigen wir unſern Leſern den 
Baſtardharlekin durchſchnitten (184). Die weiße 
Spindel iſt etwas gebogen. Man kann fuͤnf Win⸗ 
dungen zählen, die im Junerſten theils braun, theils 


blaulich, theils marmorirt ſind. Mehr nach den | 


Lippen zu hat dieſe Muſchel die ſchoͤne, oben ges 
dachte Amethyſtfarbe. — 


2 
- 9 


Tab. XXVII. XXVIII. 


Blaſenſchnecke. Bulla. 
Das Huͤhnerey (185). Das bunte Kiebitzey 
(186). Die Prinzenflagge (182). Der 

Woeberſpuhl (188). 

| Man kann ſich leicht vorſtellen, daß die Blaſen⸗ 
ſchnecken etwas Blaſenfoͤrmiges haben moͤgen. Sehr 
freygebig war man gegen ſie mit Nahmen, und oft 
nannte man die ganze Gattung Kiebitzeyer, Meer: 
nuͤſſe, Blutigel u. ſ. w. obgleich dieſe Benennungen 
nur einzelnen Arten zukommen. Je nachdem man 
ſie einfaͤrbig oder bunt, bandirt oder marmorirt, 
n oder laͤnglich fand, je nachdem ſchuf man auch 

ihre 


280 Hühnerey. 


ihre Nahmen. Von ihren Windungen traͤgt ihr | 


Aeußeres wenig Spuren. Sie find bald an der eis 
nen, bald an der andern Seite wie eine Papiertute 


zuſammengerollt, und ſo weit aufgeſperrt bey einigen 


die Muͤndung iſt, ſo eng und nur einer Ritze aͤhnlich 
iſt ſie bey andern. Zuweilen bildet ſie Einſchnitte, 
die an beyden Seiten uͤber den Bauch hervorragen, 
und auch von oben ſichtbar ſind. Man findet unter 
den Blaſenſchnecken ſehr kleine, z. B. die Meernaͤgel 
(Sormet) und die Theeloͤffel, die freylich von den voll⸗ 
kommnern eyfoͤrmigen, die ſich den Porcellanſchnecken 
naͤhern, ſich ſehr unterſcheiden. Jene ſind nur we⸗ 
nig eingerollt, da hingegen die vollkommnern meh⸗ 
rere Windungen, aber keine eigentliche Spindel ha⸗ 


ben. Man kennt funfzig Arten. Ihr Bewohner 


iſt eine Schnecke mit Fuͤhlern. Als ein ganz beſon⸗ 


deres Thier wird der Bewohner des oben erwaͤhnten 


Theeloͤffels beſchrieben. An ihm fand ein Beob⸗ 
achter drey ſonderbare Knoͤchelchen, die dieſem von 
der Schale nicht ganz bedeckten Geſchoͤpf zum Schutz, 
vielleicht aber auch zum Zermalmen der kleinen Am⸗ 
monshdͤrner dienen, die es als Speiſe zu ſich nimmt. 
Zerſchneidet man es, ſo werden die Finger ſehr 
blutig, daher es Blutigel heißt. 

Nie⸗ 


ln 


Huͤhnerey. 281 


Niemand wird dem Huͤhnerey (B Ovum 
liinseeum, l’Oeuf de Poule 185) dieſen Nahmen 
verſagen, man muͤßte denn, um feiner Größe willen, 
e lieber Gansey nennen. Schneeweiß, wie ein 
Spiegel glaͤnzend, iſt ſeine bauchige Schale außen; 
innen aber dunkelgelb, auch violett, das zwiſchen 
der halbmondförmigen Oeffnung hervorſieht. Viele 
Querfalten machen die umgelegte Lefze rauh. Der 
Bewohner iſt kohlſchwarz, und löst ſich in eine Dinte 
auf. Nachtheilige Folgen begleiten ſeinen Genuß. 
Das Vaterland dieſer Conchylie iſt Indien. Hier 
wiſſen die Eingebornen ihre Schilde mit Stüden dies 
ſer Muſchel fo zu belegen, daß ſie wie glafirt ſcheinen, 
und bey der rothgelben Einfaſſung derſelben eine an 
genehme Wirkung machen. Die Alphoreſen ſchaͤtzen 
dieſe Schalen ſehr hoch; nur der darf ſie als Hals⸗ 
ſchmuck tragen, der einigen Feinden den Kopf ab: 
geriſſen hat. Dieß kann uns nur ſo lange laͤcherlich 
vorkommen „ als wir vergeſſen, daß manche 
„Ordenszeichen eine nicht weniger blutige Bedeu— 
tung haben, und daß zwiſchen der Conchylie am 
Halſe des Alphoreſen, und einem Gnadenpfennig 
am Rode der Beſtuͤrmer von Praga und Iſmail 
der Unterſchied eben ſo unbedeutend ſey, als ob 

Wuͤrmer II. Th. Nn man 


= 


282 Buntes Kiebitzey. Prinzenflagge. 


man ein ſolches Sede am Halſe oder im Knopf⸗ 
loche traͤgt. i 
Obgleich einige fuͤr gut fanden, alle Blaſen⸗ 
ſchnecken Kiebigeyer zu nennen, ſo legen doch 
andre derjenigen, die wir bey 186 vor uns ſe⸗ 
hen, den Nahmen buntes Kiebigey (B. Am- 
pulla, ' OCenf de Panneau) ausſchließend bey. 
Ihre ſehr bauchige Schale iſt ſo eingerollt, daß 
man von den fuͤnf Windungen keine Spur ſieht. 
Anſtatt eines Wirbels bemerkt man ein deutli⸗ 
ches Nabelloch. Die Muͤndung iſt etwas laͤnger 
als die Schale, und oben weiter ausgedehnt als 
unten. Die Eine Lippe hat eine ſchneidende 
Schaͤrfe, die andre aber iſt ganz gegen den 
Bauch zuruͤckgeſchlagen. Man findet das Kie⸗ 
bitzey von allen moͤglichen Farben und Zeichnun⸗ 
gen in Oſt⸗ und Weſtindien. So angenehm und 4 
bunt fein Kleid iſt, fo wird man doch ohne Ber 
denken einer andern Blaſenſchnecke, der Prin⸗ 
zenflagge (B. Phyſis, le Pauillon du Prince, 
Seefahne 187) gern den Vorzug einraͤumen. 
Sie iſt niedlich bald wie mit Draht umwunden, 
bald wie mit breiten Baͤndren geziert. Auf die 
angenehmſte Art wechſeln die ü N 
Far⸗ 


— 
* 


— San mer 


Weberſpuhl. 283 


Farben, gelb, braunroth, violett, roſenroth, ſchwarz 
und braun mit einander ab. Sehr weit iſt ihr 
Mund und flach der Nabel. Oſtindien liefert 
dieſe ſchoͤne, aber aͤußerſt zerbrechliche Blaſen⸗ 
ſchnecke. ö f 
Noch feltner aber als fie findet man in Ca⸗ 
binetten, einen recht ſchoͤnen und vollſtaͤndigen 
Weberfpubl (B. Volva, la Navette de Tiſſe- 
rand 188), deſſen Nahme nicht uͤbel paßt. Ja⸗ 
maica liefert ihn. Er zeichnet ſich durch die 
langen mit einem Canal verſehnen Enden der bau⸗ 
chigen Schale und den feinen Saum der aͤußern 
Lippe aus. Man haͤlt ſchon die kleinen, eines 
Fingersgliedes großen Weberſpuhle von braͤun⸗ 
licher Farbe fuͤr Zierden eines Cabinetts; allein 
Herr von Cobres beſitzt einen der groͤßten und 
ſchoͤnſten, die man bis jetzt kennt, und von einer 
Weiße und einem Glanze, daß er mit dem Huͤh⸗ 
nerey wetteifern kann. Inzwiſchen iſt dem, der 
einen beſitzt, die groͤßte Vorſicht zu empfehlen, um 
die Spitzen nicht zu verletzen. Wie der Bewohner 
im ſtuͤrmiſchen Meere ſeinen zarten Bau vor Be⸗ 
ſchaͤdigung verwahre, iſt ein Geheimniß. 


Nn 2 | Tab. 


284 099% 
| Tab. XXVIII. 


Walzenſchnecke. Voluta. 
Das Midasohr (189). Die Mohrinn 1 90). 
Das Prinzenbegraͤbniß (191). Die türkis 
ſche Lagerwalze (192). Der Boͤttchersboh⸗ 
rer (193). Die Papſtkrone (194). Die 
Biſchoffsmuͤtze (195). Die Notenſchnecke 
(196). Das brütende Taͤubchen (197). 

Der Olivenkern (198). Das Glim⸗ 

merchen (199). 

Von cylindriſcher, walzenfoͤrmiger Geſtalt find 
die Walzenſchnecken. Das erſte Gewinde iſt fo. 
breit, daß es bey weitem den groͤßten Theil der 
Schale aus macht. Die uͤbrigen vier bis ſechs lau⸗ 
fen in engen Kreifen um einander, und bilden eine 
bald kuͤrzere, bald laͤngere Spitze. Die Spindel 
hat Falten. Da man ſie ihrer verſchiednen Form 
nach mit Wellen, Schlaͤuchen, Bohrern, Datteln, 
Rollen, Oliven u. d. verglich, fo bildete man daraus 
eigne Familien, ja aus den Oliven ſogar eine fuͤr 
ſich beſtehende Gattung. Um ihres praͤchtigen 
lanzes willen nannte man fie auch Achat= und 
ann Bereits 144 Arten, worunter ſich 
f aͤußerſt 


Midasohr. 285 


aͤußerſt vortreffliche befinden, kennt man, und unfre 
Leſer moͤgen ſelbſt urtheilen, wie ſchwer es uns werde, 
aus der Menge die Wenigen auszuwaͤhlen, auf die 
wir uns einſchraͤnken muͤßen. Auch tragen dieſe 
niedlichen Kinder der Nane, ſelbſt wenn ſie von 
Einer Art ſind, oft einen ſo aͤußerſt verſchiednen 
Anzug, daß man ganze Blaͤtter mit den reizendſten 
Varietaͤten anfuͤllen konnte. Denn die Mannigfals 
tigkeit) mit der der Pinſel der unerſchoͤpflichen Na⸗ 
tur fie getiegert, marmorirt und gezeichnet hat, 
geht ins Unendliche. Der Bewohner gleicht dem 
der Porcellanſchnecken. Er ſoll kuͤhn und grauſam 
ſeyn. Weit größere Conchylien, als er ſelbſt iſt, 
fällt er an, und ruht nicht eher, bis er fie ausgeſo⸗ 
gen hat, wenn ihm auch der entſchloſſenſte Wider⸗ 
ſtand geleiſtet wird. 
Man kann das Midasohr (V. Auris Mid, 
# Oreillede Midas, Schlickrolle, Schlammrolle 189) 
fuͤr eine Schlammſchnecke erklaͤren, wenigſtens hat 
man fie noch meiſtens in den moraſtigen Sagınväls 
dern und in ſumpfigen Fluͤſſen gefunden. Die zus 
geſpitzte Bauart dieſer Conchylie, die an ein Eſelohr 
erinnert, gab Veranlaſſung, fie nach jenem Phrygi⸗ 
ſchen Könige zu benennen, dem feine Albernheit eine 
Nn 3 dau⸗ 


286 Mohrinn. 


danerndere Unſterblichkeit in der Geſchichte verſchaffte, 
als viele durch Weisheit und Verdienſte nicht fanden. 
Die ziemlich ſchwere und dicke Schale iſt etwas wal⸗ 
zenfoͤrmig, und hat eine große nach der Länge ges 
ſtreifte Windung, und fuͤnf bis ſieben kleinere gegit⸗ 
terte. Eine kaſtanienbraune Oberhaut bedeckt die 
ſchoͤne, fleiſchfarbig ſpielende Perlenmutter dieſer 
Conchylie. Ihre Muͤndung iſt laͤnglich, ſchmahl 
und zugeſpitzt, und auch in ihr wollten einiße den 
Grund der Benennung dieſer Conchylie finden. 
Ihre aͤußere Lefze hat einen dicken, fleiſchfarbigen 
Saum, der aber in einem Bogen herumlauft, dann 
zwey Falten oder Zaͤhne bildet, und von da bis zur 
Muͤndungsſpitze als ein ſchwieliger Rand herab⸗ 
geht. 0 | 
Warum die Mohrinn (V. Oliva, la Veuve, 
la Moresque, Trauermantel 190) dieſen Nahmen 
fuͤhre, daruͤber wird ihr duͤſterer, ſchwarzbrauner An⸗ 
zug nicht lange im Zweifel laſſen. Das Weiße ih⸗ 
rer innern Seiten und der gezaͤhnte Muͤndungſaum 
vermehren die Aehnlichkeit mit einer Mohrinn, wenn 
ſie naͤhmlich den Mund offnet. Selbſt das mehr oder 
weniger Dunkle ihrer Farbe, hat einen Unterſchied 
eingeführt, die Einen Mohrinnen, die andern Nege⸗ 

rinnen 


Prinzenbegraͤbniß. Lagerwalze. 287 


rinnen zu nennen. Eine vollkommne Walze bildet 
dieſe Conchylie, deren ganze Laͤnge die erſte Windung 
einnimmt, indeß die übrigen nur eine gefurchte 
Flaͤche mit einem blauen Knoͤpfchen in der Mitte 
vorſtellen. Sie kommt aus Indien. 

Sehr geſucht iſt das Prinzenbegraͤbniß (V. 
Sepultura principis, les funerailles du Prince, le 
Drap mortuaire 191). Auf gelblichem Grunde bes 
finden ſich zwey bis drey ſchwarze, ſeltner rothbraune 
unterbrochne Bande und Flecken, zum Theil wie 
kleine Pyramiden zugeſpitzt. Die Einbildungskraft 
ſah in ihnen einen Leichenzug. Sehr fein ſind die 
Windungen. Die milchweiße Farbe der innern 
Waͤnde iſt auch an den Lippen und am Saum der 
Muͤndung ſichtbar. Auch mit gelben Reifen auf 
ganz dunkelm Grunde mit noch dunklern Wellen⸗ 
Zeichnungen wird dieſe Conchylie gefunden. 

Man kann die tuͤrkiſche Lagerwalze (V. 
Caftra Turcica, le Champ turc, Achatrolle 192) für 
die Zierde ihres Geſchlechts erklaͤren, beſonders, da 
fie auch in Abſicht auf ihre Große von mehr als vier⸗ 
tehalb Zoll, wie man ſie ſchon gefunden hat, eine 
ausgezeichnete Stelle verdient. Auf ihrem pfirſich⸗ 

bluͤthfarbigen, mit Blau vermiſchten Grunde, ſieht 
' | man 


288 Boͤttchersbohrer. Papſtkrone. 


man zeltenfoͤrmige Zeichnungen, oder eigentlich wink⸗ 
lige rothbraune Figuren. Himmelblau iſt die Ein⸗ 
faſſung der Lippen und die Flaͤche der kleinen Win⸗ 
dungen, deren Graͤnzlinien braun bezeichnet ſind. 
Portobellodattel und Panamarolle heißt dieſe ſchoͤne 
Walze nach ihrem Vaterlande. 

Kein armer Fuͤndling kann ſo von Familie zu 
Familie herumgeworfen werden, als der Böttchergs 
bohrer (V. (Bulla) Terebellum, Aiguille d 
Coudre, Strohhalm 193) von Gattung zu Gattung. 


Mehrere nahmen ihn auf und ſtießen ihn wieder aus. 


Jetzt wird er wohl unter den Walzen bleiben, wohin 
ihn feine lange Mündung und Form verweiſen. Die 
ſpiegelglatte, weiße, mit blaßgelben ſchiefen Linien 


bezeichnete Schale iſt ſehr leicht, ja ſie muß es auch 


ſeyn, weil ihr Bewohner wie ein Pfeil aus dem 
Waſſer ſpringt, daher ſein Nahme Springhoͤrnchen, 
Pfeilſchuecke kommt. Man kennt auch einen ſchoͤnen 
violetten Bdttchers bohrer. a 
Ein Paar ſchoͤne Conchylien ſind die Papſtkro⸗ 
ne (V. Mitra Papalis, la Thiare Fapale 194) und 
die Biſchoffsmuͤtze (V. Mitra Epiſcopallis, la 
‚Thiare Epifcopale, Straußfeder 195), die freylich 
von einigen zu den Kinkhoͤrnern, von andern zu den 
Straub⸗ 


 Bifchoffsmüge, Notenſchnecke. 289 
Straubſchnecken gerechnet werden. Sie unterſchei⸗ 
den ſich ſo auffallend von einander, daß man kaum 
seinfieht, wie mau fie für einerley Art halten konnte. 
Zwar haben beyde eine muͤtzen⸗ oder thurmaͤhnliche 
Geſtalt, und viele Flecken auf dem ſchoͤnſten weißen 
Grunde; aber die erſtere beſitzt an ihren zahlreichen 
Windungen Zacken, da ſie hingegen bey der andern | 
ganz glatt find; jene hat eine gezahnte, dieſe eine 
einfache Lippe; jene fünf, dieſe vier Falten an der 
Spindel, jene iſt ſchwerer und dunkler gefleckt, dieſe 
leichter mit hellern Flecken. Ja es ließe ſich die Ver⸗ 
gleichung noch in manchen Stuͤcken fortſetzen, wenn 
nicht das Angefuͤhrte ſie ſchon hinreichend unter⸗ 
ſchiede. Ju Beyden lebt ein giftiger Bewohner, in 
deſſen Maul ein ſpitziges Beinchen, wie ein Dorn 
liegt, womit er toͤdtlich verwunden ſoll. Auf Kohlen 
gebraten eſſen ihn aber doch arme Leute ohne Scha⸗ 
den. Dieſe beyden Walzenſchnecken kommen aus 
Oſtindien, und werden ziemlich hochgeſchaͤtzt. Die 
Papſtkrone iſt wie billig noch ſeltner, als die Bis 
ſchoffsmuͤtze. 
Einen ziemlichen Ruf hat die sindeilen einer 
andern Gattung zugeſchriebne Notenſchnecke (V. 
Muſica, Ia Muſique, le Plein-chant 196), obgleich 
Wuͤrmer Il. Th. O o ſie 


290 Brüuͤtendes Taͤubchen. Olivenkern. 
ſie eben nicht gar ſelten iſt. In ihrer Bezeichnung 
ſah man eine Aehnlichkeit mit muſikaliſchen Noten 
und ihren Linien, und es gibt Exemplare, wo ſie 
bis zur Taͤuſchung aͤhnlich ſind. Je nachdem nun 
dieſe auf gelblich aſchgrauem, rothbraun geſprenkten 
Grunde ſtehenden Noten ordentlicher oder unordent⸗ 
licher ausſehen, je nachdem nannte man dieſe Con⸗ 
chylie die Muſikwelle, oder die wilde Bauernmuſik. 
Ihre Farbenmiſchung iſt faſt unbeſchreiblich. Sie 
hat oben an den Windungen bald ſcharfe, bald 
ſtumpfe Knoten. An ihrer Spindel befinden ſich 
acht Falten. Ihre Lippe u dick und glatt, ihre 
Heimath America. 

Eine Menge kleiner Walzenſchnecken faßte man 
nach gewiſſen Aehnlichkeiten in eigne Familien zu⸗ 
ſammen. Von jeder wollen wir Einer nur mit we⸗ 
nigen Worten gedenken. So wurden einige bruͤtende 
Taͤubchen (Columbula incubitans , Pigeonneauæ 
couvants) genannt, weil ſie ihre äußere Lefze wie einen 
Fluͤgel haͤngen laſſen. Bey 197 ſehen wir ein ſolches 
bruͤtendes Taͤubchen (V. Mercatoria, le Staron), 
das man bald in einem einfachern, bald buntern Auf⸗ 
zuge findet. Andre nannte man Olivenkerne (V. 
Nucleus Olivæ, le Noyau d’ Olive), wegen der Aehn⸗ 

| lichkeit 


Glimmerchen. 29 1 


lichkeit mit ihnen, wie wir bey 198 bemerken; und 
wieder eine andre Familie erhielt den Nahmen glim⸗ 
mende Kohlen (Mica, Glimmerchen), zu denen 
das Glimmerchen mit ſchwarzen Banden (V. 
Mica monofaſciata, le BER Nouleau blanc 8505 
199) gehoͤrt. 

So wenig alle die Walzenſchnecken, die wir bis 
jetzt kennen lernten, von außerordentlicher Groͤße 
angetroffen werden, ſo wuͤrden wir uns doch ſehr 
irren, wenn wir vermuthen wollten, die ganze Gat⸗ 
tung ſey auf eine mittelmaͤßige Groͤße eingeſchraͤnkt. 
Es gibt unter ihr wirklich Rieſen, die eben daher in 
gewiſſen Gegenden ſehr nuͤtzlich werden. So wird 
z. B. der Topf (V. Olla) auf zwey Fuß lang 
gefunden, und zu Waſſereimern und Kuͤchengeſchir⸗ 
ren gebraucht; aus ſeinen innern Gewinden macht 
man Loͤffel. Dieß gilt auch von dem Jacobakrug 
(V. Cymbium, Kahnſchnecke), der gleichfalls zu 
Schoͤpfgefaͤßen gebraucht wird. Oft ſchleudern ihn 
Brandungen an der Kuͤſte von Weſtafrica mit fols 
cher Gewalt gegen einen Felſen, daß er den Kopf, 
die Windungsſpitze, zerſchellt. Aber eine gluͤck⸗ 
liche Reproductionskraft heilt den Schaden bald 
wieder. | | | 

O o 2 Daß 


292 Trompetenſchnecken. 


Daß auch in den Walzenſchnecken zuweilen ſich 
Perlen bilden, beweist jene ungewoͤhnlich große 
Perle, die einer einſt in einer Tsjankoſchnecke (V. 
Pyrum, Opferhorn) anzutreffen ſo gluͤcklich war. 
Ob ſie gleich bey Ceylon gefunden worden, ſo hatte 
ſie doch nicht die Sahdeden der a 
Perlen. f 


Tab. XXIX. 

Trompetenſchnecke. Buecinum. 
Die knotige Schellenſchnecke (200). Die 
Davidsharfe (201). Das Wellenhorn 
(202). Das Steinchen (203). Der gluͤ⸗ 
hende Ofen (204). Die Bezoarſchnecke 
(205). Das große Tiegerbein (206. 207). 

Der Weitmund (208). 

| Unter den Schnecken ſind mehrere, die, wenn man 
ihre Spitze abbricht, als blaſende Inſtrumente ge⸗ 
braucht werden koͤnnen, und auf manchen Antiken 
findet man Flußgötter, die ihrer ſich als Trompes 
ten bedienen. Daher mag auch diefer Gattung der 


Kap W re zu Theil geworden ſeyn. 
Aber 


INN S 


„Trompetenfehnecke. | 293 


Ader eben fo häufig nennt man fie Kinkhörner. Dies 
fer Nahme, der von den Hollaͤndern zuerſt ihnen 
beygelegt wurde, iſt das verſtuͤmmelte Wort Kling⸗ 
horn. Wenn Kinder damit ſpielten und den ſau⸗ 
ſenden Laut hörten, den fie, wie viele andre Schne⸗ 
cken, nahe ans Ohr gehalten, von ſich geben, ſo 
nannten ſie dieſelbe ſtatt Klinghoͤrner, Kinkhoͤrner, 
weil ihnen das L aus zuſprechen zu ſchwer wurde. 
Andre nannten ſie, wenigſtens zum Theil, Sturm⸗ 
hauben, Helmſchnecken, Harfen, Tonnenſchnecken. 
Der Charakter dieſer aus 172 Arten beſtehenden Gat⸗ 
tung, iſt eine einfach gewundne, an der erſten Win⸗ 
dung ungemein bauchige Schale. Die bey den mei⸗ 
ſten eyrunde Oeffnung hat eine rinnenartige Spalte. 
Ein duͤnner, knorpeliger, halbmondfoͤrmiger Deckel 
verſchließt ſie nicht ganz. An der Spindel befinden 
ſich keine Falten. Bey dieſem Conchyliengeſchlecht 
hat man Maͤnnchen und Weibchen gefunden. Die 
letztern haben ein ſtaͤrkeres, knotigeres Gehaͤnſe, viel⸗ 
leicht darum, weil ihnen die kuͤnftigen Geſchlechter 
anvertraut ſind, und alſo an ihrer Sicherheit mehr 
gelegen iſt. Der Bewohner dieſer zum Theil treff⸗ 
lichen Conchylien, iſt eine Schnecke mit kegelfoͤrmi⸗ 
gen Sählern, an deren Wurzel nach der Außern Seite 


Oo 3 zu, 


204 Schelenſchnecke. 


zu, ſich die Augen befinden. Eine X. Rande aus⸗ 
gezackte Haut dient ihm als Mautel. Er kann ei⸗ 
nen Theil des ſelben wie eine Röhre zuſammenbiegen. 
Der Fuß iſt ein ſtarker Muskel voller Furchen. Er 

ſtreckt ihn oft weit uͤber den Kopf hervor. 
Doch unſre Leſer ſollen dieſes Thier ſelbſt ſehen, 
indem wir ihnen die knotige Schellenſchnecke (B. 
Echinophorum, le Casque d tubercules alliends, 
geknobbeltes Bellhorn, Oehlhorn 200) ſamt ihrem 
ſchwarzgrauen, eßbaren Bewohner zeigen. An ihm 
ſehen wir die ziemlich dicken Fuͤhlſtangen, und die 
nicht allzukleinen Augen. Das unten liegende Maul 
iſt hier nicht ſichtbar; aus ihm kann er eine Art von 
mit Zaͤhnen beſetzten Ruͤſſel hervorſtrecken, womit er 
die Schalwuͤrmer ausſaugt. Auch das ſonderbare 
Inſtrument, wozu dieſe Schnecke ihren Mantel ma⸗ 
chen kann, und das in gebogner Richtung hart am 
Auge hinlauft, werden wir bemerken. Eigentlich 
faltet ſie einen Theil ihres Mantels wie eine Roͤhre 
und bedient ſich ihrer zum Athemhohlen und zur 
Ausleerung. Die Furchen des ziemlich großen Fu⸗ 
ßes, der bey einigen Schnecken dieſer Gattung ge⸗ 
foalten iſt, fallen deutlich in die uugen. Das Ges 
haͤuſe fiellt einen bauchigen Helm mit ſieben hervor⸗ 
i 910 ragen⸗ 


Davidsharfe. 2085 
ragenden Gewinden vor. Die knotigen Bande, die 
Abwechslung von hell und dunkelbraun, und die 
mannigfaltigen Streifen und Linien geben dieſer 
Conchylie ein ganz angenehmes Ausſehen. Die um⸗ 
geſchlagnen Lippen ſind ſchneeweiß. Am Ausgange 
der Muͤndung bildet die Schale eine hoch aufge⸗ 
worfne, ſchiefe Naſe. Man findet dieſe Schelien- 
ſchnecke auf viertehalb Zoll breit. Im adriatiſchen 
und mittellaͤndiſchen Meere iſt fie Häufig, und den 
Kuͤſtenbewohnern um ihres wohlſchmeckenden Flei⸗ 
ſches willen ſehr willkommen. 

Nicht uͤbel vergleicht man manche Trompeten⸗ 
ſchnecken mit Harfen. Das Treffende dieſer Ver⸗ 
gleichung ſehen wir an der Davids harfe (B. Har- 
pa, la Harpe 201), einer der ſchoͤnſten, wiewohl 
nicht ſeltnen Conchylien. Alle Harfen zeichnen ſich 
aus: durch eine bauchige Form, eine weite Mündung; 
einen kurzen Zopf, der durch die ſechs kleinern Wins 
dungen gebildet wird, und die erhoͤhten Rippen, die 
von der Naſe aus nach den Windungen hinlaufen, 
und an ihrem Fuße eine Zackenkrone bilden, aus de⸗ 
ren Spitze man, um des Gleichniſſes willen, Har⸗ 
fenfaiten machte. Die unſrige hat ziemlich breite 
Rippen. Sie ſind ſo mannigfaltig bandirt und 

| | gefledt, 


200 Wellenhorn. 


gefleckt, daß man ſie mit den gemalten Kirchenfen⸗ 
ſtern verglichen hat. Noch bunter ſind die glatten 
Zwiſchenraͤume, voll niedlicher Flecken und Wellen. 
Dunkelbraune Wuͤrfel vermehren die Mannigfaltig⸗ 
keit. An der Muͤndung bemerkt man auf Einer Seite 
eine dunkelbraune gefleckte Lefze, und auf der Andern 
eine Menge Schwielen und Kerben. Dieſe Conchy⸗ 
lie kommt in Oſtindien mit aller ihrer Pracht ſo⸗ 
gleich aus dem Meere ohne Ueberzug. Doch gibt 
es noch ſchoͤnere und buntere von dieſer Art. Ihr 
Fleiſch iſt ungenießbar. Zuweilen ſoll der Bewohner 
harte Auswuͤchſe bekommen, die er abwirft. 

Zu den gemeinſten Trompetenſchnecken gehoͤrt 
das Wellenhorn (B. Undatum, le Buccin du Nord 
202), das beſonders im aͤußerſten Norden ſehr häufig, 
und von beträchtlicher Größe und Dicke gefunden 
wird. Ueber ſeine ſieben bis acht bauchigen Windun⸗ 
gen laufen eine Menge Laͤngs⸗ und Querftreifens 
Sehr mannigfaltig ift der Anzug der Wellenhoͤrner, 
oft aber auch nur gemeines Braun, innen aber im⸗ 
mer vom ſchoͤnſten Glanze. Die blauen darf man 
nicht fuͤr eigne Arten, ſondern nur für folche anfehen, 
deren Schale durch Liegen in einem blaulichen Thon⸗ 
grunde etwas von dieſer Farbe angenommen hat. 

| Auf 


Steinchen. 297 

Auf der Außenſeite nehmen oft ganze Colonien See⸗ 
eicheln, und in dem Innern die bekannte Krebs⸗ 
art, die man Einſiedler nennt, ihre Wohnung, 
letzterer, um ſeinem nackten Schwanze ein ſicheres 
Obdach zu verſchaffen. Dann muß ſich der arme 
Bewohner bis in die hinterſten Stockwerke zuruͤckzie⸗ 
hen, wo ihn der enge Raum und Gram und Nah⸗ 
rungsmangel bald aufreiben. Das Fleiſch der Wel⸗ 
lenhoͤrner wird nicht gegeſſen, ob es gleich ſchmack⸗ 
haft ſeyn ſoll. Ihre Eyer findet man zu mehrern 
Tauſenden traubenfbrmig an einander hangen. Es 
ſind lauter erbſengroße, membrandſe Kugeln, in de⸗ 
ren jeder mehrere Jungen zugleich liegen. Ihr 
Wachsthum ſprengt die Membrane ſo, daß ſie eine 
Fallthuͤre bildet. 

Mehrere Schnecken dieſer Gattung verglich man 
mit Fiſchreuſen. Wir ſehen bey 203 eine derſelben, 
die das Steinchen (B. Lapillus, je Sadot) heißt. 
Die ſpitzige, eyrunde Schale, dieſer in verſchiednen 
Geſtalten vorhandnen Conchylie iſt geſtreift und 
wie mit Schuͤppchen beſetzt. Der Bewohner gibt, 
wie mehrere Schalwuͤrmer, die an den Islaͤndiſchen 
und Ferroiſchen Eylanden gefunden werden, einen 
ſchoͤnen Purpur. Durch Zufall wurde dem Naturfore 

"Würmer II. Th. p p ſcher 


298 Gluͤhender Ofen. | 


ſcher Stroͤm bekannt, daß die nordifchen Bauern⸗ 
maͤdchen die Gewohnheit haͤtten, ihr Leinenzeug mit 
der Farbe gewiſſer Schnecken zu bezeichnen. Jetzt | 
fpürte er denſelben, ihrer Lebensart, Fortpflanzung 
u. ſ. w. ſorgfaͤltig nach, und ſah ſeinen Fleiß durch 
die fchönften Entdeckungen belohnt. Vorzuͤglich fand 
er in der Zunge einen Gegenſtand der hoͤchſten Be⸗ 
wunderung. Denn ſie gleicht der feinſten Kette einer 
Uhr, und rollt ſich, wie dieſe um das Federbehaͤltniß, 
in verſchiednen Kreiſen. Mit ihrer ſcharfen Spitze 
dringt ſie in die faſt unſichtbaren Fugen der Meer⸗ 
eicheln, und ſaugt ihre Bewohner bis auf den letzten 
Tropfen aus. Der koſtbare Purpurſaft befindet ſich 
in drey Behaͤltniſſen, die ganz verſchiedne Feuchtig⸗ 
keiten, eine lichtbraune, eine gelbe und eine ſchwarze, 
oder eigentlich ſchwarzgruͤne enthalten, die alle drey 
eine Purpurfarbe, jedoch von verſchiedner Staͤrke, 
geben. Erſt die Strahlen der Sonne verwandeln 
das, was damit beſtrichen wird, in einen trefflichen 
Purpur, der jeder Lauge widerſteht und ſchlechter⸗ 
dings unausloſchlich iſt. 

Wirklich die Roͤthe der Gluth hat der gluͤhende 
Ofen (B. Rufum, le Tourban rouge 204), wenn 
man in ſein Inneres ſieht. Ueberhaupt empfieng 

N dieſe 


Bezoarſchnecke. 200 
dieſe Conchylie von der Natur eine praͤchtige Aus⸗ 
ſteuer. Ihre gleichſam mit Perlenſchnuren umgeb⸗ 
nen Ringe, ihre blutrothe Naſe, ihr breiter Saum, 
ihre ſcharf gezahnten Lippen und die ſchoͤne Miſchung 
von Roth, Blau und Weiß, thun nebſt den Knoten⸗ 
reihen und dem ſchimmernden, gluͤhenden Roth der 
ſchmalen Munddffnung, das ſich flammend uͤber die 
Lippen verbreitet, eine ſchone Wirkung. Im Alter, 
wo fo manches Geſchoͤpf feine Schönheit verliert, 
verbleicht dieſes ſchone Roth, was auch der Fall iſt, 
wenn man das Thier nicht ſogleich aus der Schale 
herausnimmt, ſondern darin ſterben läßt. Die Zus 
dianer braten es in ſeiner Schale, und ſchlagen dann 
dieſe entzwey, um jenes zu ſpeiſen. Sie wiſſen nied- 
liche Armringe aus ihr zu verfertigen. Gern moͤchte 
man wiſſen, was die vielen Zähne, womit dieſe und 
andre Conchylien bald an den Lippen, bald im In⸗ 
nern an den Windungen verſehen ſind, fuͤr eine Ab⸗ 
ſicht haben. Gibt es doch ein Achatſpitzhorn (B. 
Achatinum), das einen tiefen reichgezahnten Nabel 
hat. Vielleicht dient dieſer dem Bewohner zum 
Schutze, vielleicht als ein Fangnetz. 

Vier ſcharfe Zacken an dem vordern Rande der 
außem Lefze werden an der Bezoaͤrſchnecke (B. 
Pp 2 Glau- 


j 
300 Tiegerbein. 


U 


Glaucum, le Casque Bezoard 205) den Blicken 
unſrer Leſer nicht entgehen. Ihre Farbe iſt ziemlich 
gemeines Grau, doch kommen, wenn man ſie polirt, 
was bey ihrer uͤbrigen Glaͤtte leicht iſt, mattgelbe 
Querbaͤnder und achatartige Spielungen zum Vor⸗ 
ſchein. Ihre Kugelform und graue Farbe, vielleicht 


auch ihr nach Schnittlauch riechendes Fleiſch, deſſen | 


Genuß einen Schweiß von ähnlichem Geruche aus⸗ 
treiben ſoll, wie man das auch von den Bezoarkugeln 
ſagt, mögen zu dieſem Rahmen Veranlaſſung gege⸗ 
ben haben. Der ſcharfe Rand der erſten und 
größten Windung iſt rings herum mit Knoten 
beſetzt. 100 en 

Warum dem großen Tiegerbein (B. Macu- 
latum, le Clou 206) die Beynahmen Pfrieme, Sees 
nadel, Schuſternadel gegeben worden, das läßt ſich 
ohne Anſtrengung errathen. Nur moͤchten Frauen⸗ 
zimmer gegen die Benennung Stricknadel, nicht 
ungegruͤndete Einwendungen machen, da dieſe 
Schnecke nicht nur oft weit groͤßer als eine Spanne, 
ſondern auch ſehr ſchwer iſt. Faſt ganz flach laufen 
die 10—14 Windungen thurmaͤhnlich, oder wie eine 
ſchraubenfoͤrmige Saͤule, in eine Spitze aus. Eine 


— Doppelreihe von dunkeln, bald braunen, bald Purs 


purfar⸗ 


Weitmund. 301 


purfarbigen Flecken auf knochengelbem , auch weiß⸗ 
lichem Grunde laͤuft von unten bis oben. Die Muͤn⸗ 
dung iſt laͤnglich; die aͤußere ſcharf und ſchneidend, 
die innere wie ein Blatt umgelegt. Das ungenieß⸗ 
bare Fleiſch des Bewohners ſoll gleichfalls das gif⸗ 
tige Beinchen haben, das man mehrern zuschreibt. 
Wahre Bewunderung verdient das Skelet (207) die⸗ 
fer Conchylie, wie ſchoͤn und ſchraubenfoͤrmig die 
Windungen hinlaufen. Dieſer Anblick wird uns 
noch intereſſanter ſeyn, wenn wir an die ungeheure 
Mühe und Vorſicht gedenken, die das Ausfeilen eis 
ner Schale von ſo außerordentlicher Dicke und einer 
Haͤrte, wie Stahl und Stein, erfordert. Weit leich⸗ 
ter iſts freylich ſie abzuſchleifen, daß man ſie im 
Profil ſieht. Um aber doch unſern Leſern auch eine 
Trompetenſchnecke im Durchſchnitt zu geben, zeigen 
wir ihnen den weitmund (B. Vittatum, le Rafel 
208), bey dem die ſchneeweiße Spindel auf dem 
trefflichen Hintergrunde eine ſehr ſchoͤne N 
thut. 

Unter den Trompetenſchnecken findet man man⸗ 
che links gewundne. So beſitzt das Kaiſerliche Ca⸗ 
binett in Wien eine hoͤchſt ſeltne von vorzuͤglichet 
Schönheit, zu dem es zufallig kam. Ein Naturalien⸗ 

Pp3 Blade 


302 + Flügelſchnecken. 


haͤndler both Kaiſer Franz I. eine Menge Schnecken | 


in einem hohen Preiſe zum Kaufe an. Der Kaiſer 


bewilligt die Summe, und zeigt nach geſchloßnem 
Handel die linksgewundne, die ſein Kennerauge ſo⸗ 
gleich wahrgenommen hatte, mit den Worten: bloß 
darum haͤtte er die Schnecken gekauft. Jetzt reute es 
den Verkaͤufer, er gab vor, ſie ſey nur aus Verſehen 
darunter gekommen, und forderte mehr, bis dem 
unverſchaͤmten Menſchen, wie blllig, die Thuͤre ge⸗ 
wieſen wurde. 


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Tab. XXX. 


Fluͤgelſchnecke. Strombus. 
Die Sternfpindel (209). Die Teufels 
klaue (210). Der Kiekfroſch (211). Das 

Eſelsohr (212). Das Ka⸗ 
| meel (213). 

Die wie ein Fluͤgel verlaͤngerte Lippe gab den Fluͤ⸗ 
gelſchnecken ihren Nahmen. An der linken Seite 
lauft ſie in einen Canal aus, und einige haben rings 
herum Zacken oder Zackenfoörmige Lappen. Dieſe 
finden ſich aber erſt mit den Jahren der Reife ein. 
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XIX 


Sternſpindel. 303 


Bey den Juͤngern ſieht man ſtatt ihrer, bloße 
Stuͤmpfchen, die in der Beurtheilung gewiſſer Arten 
leicht irre fuͤhren koͤnnen. Man hat Exemplare von 
einer und derſelben Fluͤgelſchnecke, an denen man 
das ſtufenweis fortſchreitende Wachsthum wahrneh⸗ 
men kann. Auch Straubſchnecken nennt man dieſe 
Gattung. Mehrere unter ihnen haben einen thurm⸗ 
aͤhnlichen, ſpindelfoͤrmigen Bau. Man kennt ihrer 
52 Arten, unter denen viele von vorzuͤglicher Schoͤn⸗ 
heit und Merkwuͤrdigkeit ſind. 

Indem wir unſern Leſern die treffliche ee 
ſpindel (S. Fuſus, la Vis etoilée, Zahnſpindel, 
Dornnadel, Schwertſiſch 209) bekannt machen, fo 
ſtellen wir ſie ihnen auf eine Art abgebildet vor, daß ih⸗ 
nen der nie genug zu bewundernde innre Bau ins Auge 
faͤllt, ohne daß deßwegen das auszeichnende Aeußere 
dieſer ſchoͤnen Conchylie verloren gienge. Denn von 
dieſem | hen wir die thurmaͤhnlich hinaufſteigenden 
Gewinde, die artig ausgezackte Lippe, die man mit 
einem ſtrahlenden Stern vergleicht, und den langen 
rinnenartigen Schnabel der Naſe. Die aͤußere Be⸗ 
kleidung iſt gelb. Im Innern gewaͤhrt nicht nur die 
herrliche Abtheilung in Stockwerke, ſondern auch das 
blendende Weiß der erſten Kammern, das nach oben 


zu 


304 Teufelsklaue. 
zu in das glaͤnzendſte Violett übergeht, einen fehr 
ſchoͤnen Anblick. Ehemals war dieſe Sternſpindel, 
die im rothen Meere wohnt, ſehr ſelten. Aber kaum 
hatte Forskal einem Fiſcher bey der Stadt Loheya, im 
gluͤcklichen Arabien, fuͤr das Stuͤck einen Thaler ver⸗ 
ſprochen, als er ihm zu ſeinem Vergnuͤgen zwey Koͤrbe 
voll brachte. Da aber nun auch andre, die von dem 
Preiſe gehoͤrt hatten, ihm ganze Saͤcke voll brachten, 
ſo mußte er ſich alle Sternſpindeln verbitten, weil er 
genug hatte, um ein Paar Kiſten nach dem Norden 
zu ſenden. | 
Bey mehrern Fluͤgelſchnecken laufen die Lippen 
in ſo ſonderbar gekruͤmmte Hacken aus, daß man ſie 


Bothshacken, ſechsfuͤßige Krabben, Teufelsklauen, 


Podagra: und Chiragraſchnecken nannte. Wir ſehen 
dieß bey der eigentlichen Teufelsklaue (S. Chira- 
gra, P_Araignde male, Griffe de diable 210), Der 
Ruͤcken iſt hoͤckerig und knotenvoll. Die ſechs ſtark 
gekruͤmmten Klauen haben bey den noch juͤngern 
hohle Rinnen; bey den Altern verräth nur eine Spalte 
die ehemalige Hoͤhlung. An den beyden oberſten in 
unſrer Abbildung ſieht man einen gemeinſchaftlichen 
Canal, obgleich dieſer nach vorn zu ſchon ganz ge⸗ 
ſchloſſen iſt. Da ſich gewiſſe Theile und Fortſaͤtze 

| des 


Kaeckfroſch. 234005 


des Bewohners durch dieſe Rinnen hin erſtrecken, ſo 
kann das allmaͤhliche Verſchließen derſelben ſein Alter 
und ſeinen herannahenden natuͤrlichen Tod bedeuten. 
Bedauren muß man, daß dieſes Thier, das doch ſo 
häufig in Banda gegeſſen wird, noch keinen genauen 
Beobachter gefunden hat. Weißlich, auch grau mit 
braunen Schlangenlinien iſt die Hauptfarbe der Teu⸗ 
felsklaue. An der Muͤndung glaͤnzt eine liebliche Ro⸗ 
ſenfarbe. Hier bemerkt man viele Querfalten und 
Zaͤhne. Die oben ſchmahle Muͤudung erweitert ſich 
nach der Mitte zu. Sie verſchließt ein Deckel, der 
bey dieſer und bey andern Arten ſonſt zu mediciniſchem 
Gebrauche als Rauchwerk in Apotheken verkauft 
wurde, und die Raͤucherklaue (Unguis odoratus, 
Blatta byzantina) hieß. h 
Eben das ruͤhmt man auch von dem Deckel des 
Kickfroſches (S. Lengitinoſus, la Grenoulle 211), 
den ein ſchoͤn marmorirtes Oberkleid mit braunen 
Flecken „die ihm den Nahmen Sommerſproſſer er- 
warben, auszeichnet. Hiezu kommen noch die regel— 
maͤßigen Knoten und Furchen an den Windungen der 
ziemlich dicken und ſchweren Schale. Am Fluͤgel, der 
bey jungen Exemplaren duͤnn und durchſichtig iſt, 
befinden ſich oben und unten zwey Einkerbungen. 
Würmer II. Th. Q q Die 


Die Mündung iſt roth, zuweilen ſchwaͤrzlich violett, 
Im letztern Falle find ſie theurer und geſuchter. Man 
hat ſie uͤber drey Zoll lang, was freylich gegen die 
Rieſenfluͤgelſchnecke, mit trefflicher rother Muͤndung, 
die auf zehn Zoll lang wird, in keinen Betracht kommt. 
Die letztere dient den Wilden als Tutu, d. h. als bla⸗ 
ſendes Inſtrument, um die Stunden der Arbeit anzu⸗ 
kuͤnden, oder auch um Feuerlaͤrm zu machen. Man 
ſchleift dann bloß die Spitze ab. In allen Welt⸗ 
theilen, Europa ausgenommen, wird der Kickfroſch 
gefunden. 
Lag bey dem Eſelsohr (A. Dianæ, POreille 
d' Ane 212) die Form zum Grunde der Benennung, 
ſo erhielt es hingegen von einer ganz andern Eigen⸗ 
ſchaft den Nahmen Kampfhahn, Fechter. Denn wenn 
man dieſe Schnecke mit andern in ein Geſaͤß thut, ſo 
greift fie dieſe mit einem ſchwertförmigen Beinchen, 
das ſie hervorſtreckt, an, und geht ihnen tapfer zu 
Leibe. Wer ſich in dem ſpitzigen Fluͤgelfortſatz ei⸗ 
nen Zeigefinger denken will, der wird bald errathen, 
warum das Eſelsohr auch der Weiſer heißt. Artig 
marmorirt iſt die Schale. An ihrem ſcharfen Rande 
find die Windungen gleichfamgefürnt. Schraͤg aufs 
waͤrts ſteht die von An der Mündung fieht man 
eine 


— 


Kameel. 307 


eine blutrothe Farbe. Man ißt dieſe Schnecke in 


Oſtindien, riecht aber uͤbel darnach. 

Mehrere Fluͤgelſchnecken fuͤhren den Nahmen 
Kameele, wegen ihrer Hoͤcker; aber keiner ge⸗ 
buͤhrt er mit groͤßerm Rechte, als dem trefflichen 
Kameel (S. Camelus, le Chameau 213), das 
man fuͤr eine ſiebenzackige Krabbenſchnecke halten 
doͤnnte, wenn nicht manches andre es auszeichnete. 
Seine Größe, von faſt zehn Zoll, fein ſchoͤner, 
brauner und gelber Anzug, der große Buckel, die 
zum Theil aufwärts gekruͤmmten, geſpaltuen Za⸗ 
cken, u. d. m. machen ſeinen Anblick immer merk⸗ 
wuͤrdig genug. Warum aber die Zacken eine ſo 
verſchiedne Richtung haben, wozu fie, wie der Hoͤ⸗ 
cker, dem Bewohner dienen, warum dieſe Con⸗ 
chylie einen Zacken mehr als andre haben muͤße, 
wovon ihr Bewohner fich naͤhre, wie er ſich verthei⸗ 
dige, das und fo manches andre ift uns noch im⸗ 
mer verborgen. Vielleicht, daß uns die Bruͤder⸗ 
gemeinen auf den Nicobariſchen Eylanden daruͤber 
mit der Zeit noch Auskunft geben werden, da ja 
die Entdeckung dieſer Conchylie ihr Werk iſt. Denn 
auch dadurch, daß man zur nähern Kenntniß der 
Werke der Gottheit beyträgt, macht man ſich um 


wahre Religion verdient. 
Qq 2 Tab. 


38 A 
Tab. XXXI. XXXII. 
Stachelſchnecke. Murex. 
Der Spinnenkopf (214). Der Schnepfen⸗ 
kopf (215). Die Herculeskeule (216). Die 
lappige Purpurſchnecke (217). Die apfel⸗ 
foͤrmige Purpurſchnecke (218). Der baby⸗ 
loniſche Thurm (210). Der Entenfchnabel: 
(220). Das alte Weib (221 a). Die 
Tobackspfeife (2215). 
Sahen wir ſchon bey den Fluͤgelſchnecken die man⸗ 
nigfaltigen Aus wuͤchſe, Knoten und Krallen mit Be⸗ 
wunderung, ſo werden uns die Stachelſchnecken noch 
mehr Stoff zum Erſtaunen geben. Ein betraͤchtli⸗ 
cher Theil der 171 bis jetzt bekannten Arten hat eine 
Menge ſcharfer Spitzen, die ihnen ihren lateiniſchen 
Nahmen Fußangeln erworben haben. Allein vielen 
fehlen dieſe gaͤnzlich, ſo daß der Nahme Stachel⸗ 
ſchnecken nicht auf ſie paßt, und daß man ſie lieber 
fuͤr Mitglieder andrer Gattungen halten moͤchte. 
Daher war man gendthigt, dieſe Gattung in mehrere 
Familien zu theilen, und ihnen eigne Nahmen zu 
geben. So nannte man die mit langen Schnaͤbeln, 
Schnepfenſchnaͤbel; die mit geblaͤtterten Aus wuͤch⸗ 
fen, 


Spinnenkopf. 2309 
ſen, Purpurſchnecken; die mit runden, knotigen 
Warzen, Warzenſchnecken, u. ſ. w. Bey den meiſten 
iſt die Oberflaͤche von den vielen haͤutigen Naͤhten 
ganz rauh anzufuͤhlen, und die Muͤndung lauft in 
einen ziemlich langen Canal aus. Die Bewohner 
gleichen ſich nicht bey allen. Bey einigen hat man 
ſonderbare Eyerſaͤcke an der Mutter haͤngend gefun⸗ 
den. An einer Schnur haͤngen auf dreyßig Huͤllen, 
in deren jeder zehn bis zwoͤlf Junge ſind. 

Niemand wird wohl dem Spinnenkopf (M. 
Tribulus, la Grande Becaſſe epineuſe, l. Araignte 
214) den Nahmen einer Stachelſchnecke verſagen, und 
wenn man auch nur ſchwer errathen kann, warum man 
dieſe Conchylie das boͤſe Weib nannte, ſo ſind ihre 
Benennungen Diſtelkopf, Stachelſchwein, Kamm, 
um deſto begreiflicher. Eigentlich iſt unſer abgebil⸗ 
deter Spinnenkopf ein doppelter, der nicht bloß, wie 
einige wollten, aͤlter, als der ſogenannte einfache, 
ſondern eine eigne Art iſt, die mehr dann noch ſo viel 
Stacheln als jener hat, deren man uͤber 40 zaͤhlt. 
Die braungelbe Schale iſt quer geſtreift und etwas 
knotig. Sie endigt ſich in ſechs etwas bauchige 
Windungen, die die Form eines aufgeſetzten Krei⸗ 
ſels haben. Auf der andern Seite lauft ſie in einen 

| 29 3 lan⸗ 


310 Schnepfenkopf. 


langen hohlen Schnabel aus. Die runde Muͤndung 
hat auf einer Seite eine gekerbte, auf der andern 
eine uͤbergeſchlagne Lefze. Die Stacheln ſtehen ei⸗ 
gentlich in verſchiednen Richtungen, doppelt auch 
dreyfach auf drey über den Körper ſenkrecht laufen⸗ 
den Wulſten. Da fie leicht abbrechen, und ohne 
Schaden aͤußerſt ſchwer zu transportiren ſind, ſo 
kann man denken, welch eine Seltenheit ein ganz 
unverſehrter, doppelter Spinnenkopf in einem Cabi⸗ 
nette jey. Ja Gerſaint hat es geradezu für unmöglich | 
ausgeben wollen; ein Vorgeben, welches das treff— 
liche Exemplar, womit das Cobresſche Cabinett durch 
eine geiſtvolle Dame in Gegenwart des Verfaſſers 
bereichert wurde, hinlaͤnglich widerlegt. Die vorzuͤg⸗ 
lichſten einfachen Spinnenkoͤpfe kommen aus Oflins 
dien, die doppelten aus China. Im Meerbuſen von 
Amboina ſind ſie ſehr haͤufig und gerathen oft den 
Fiſchern in ihre Netze, die dadurch nicht wenig leiden. 
Treffend genug iſt der Nahme des Schnepfen⸗ 
Fopfs (M. Hauſtellum, ja Tote de Becaſſe, Stors 
chenſchnabel, Schoͤpferchen 215). Sein runder Koͤr⸗ 
per, mit einem angenehm Hell und Dunkelbraun ab⸗ 
wechſelnden Ueberzug hat keine Stacheln, ſondern nur 


drey ſenkrechte Saͤume und Knotenreihen, die ihn 
etwas 


\ — 


Herculeskeule. 311 


etwas dreyeckig machen. Ueber den Schnabel lau⸗ 
fen mehrere erhabne Streifen. Die ſich naͤhernden, 
ziemlich gleichen Lefzen bilden eine runde, roſenrothe 
Muͤndung. Oſtindien iſt die Heimath dieſer artigen 
Conchylie. Der ovale Muͤndungsdeckel wird zu 
Rauchwerk gebraucht. Man findet dieſe Deckel von 
der Groͤße eines Groſchen bis zu der eines Thalers. 
Sie verrathen durch die etwas erhabnen Ringe, die 
allmaͤhliche Vergroͤßerung, die der Bewohner bey 
der Erweiterung ſeines Wohnhauſes, und alſo auch 
der Oeffnung desſelben, an dem Deckel, der ſie ver⸗ 
ſchließen ſollte, gleichfalls anzubringen genöthiget 
war. Die etwas heraustretende Ecke dieſes Deckels, 
ließ an eine Klaue denken, daher ſein Nahme Raͤu⸗ 
cherklaue (Ongle odorant). 

Einige Stachelſchnecken nannte man Hercules⸗ 
keulen. Sie ſind theils mit langen, hohlen Stacheln, 
theils mit kurzen, knotigen Zacken beſetzt. Von die⸗ 
ſer letztern Art ſehen unſre Leſer bey 216 eine vorzuͤg⸗ 
lich ſchone Herculeskeule (M. Brandaris, Ia Ma/- 
Sue de Hercule, Nagelſchnecke, dorniger Schnepfen⸗ 
kopf) ſammt ihrem ſeltſamen Bewohner. VBetrach⸗ 
ten wir dieſen zuerſt, ſo finden wir ein roͤthliches Vor⸗ 
dertheil, an dem ſich die etwas gebognen Fuͤhler, an 

deren 


312 Purpurſchnecke. 


deren Wurzel die ſchwarzen Augen ſtehen, befinden. 
Das eyfoͤrmige Maul liegt unten, und nach der Seite 
hingerichtet iſt der Canal, den der Mantel bildet. 
Der Fuß dieſes Thieres hat faſt die Form vom Hin⸗ 
tertheile eines Kaͤfers. Auf ihm befindet ſich eine 
laͤngliche hornartige Platte, die als Deckel die Muͤn⸗ 
dung verſchließt, wenn ſich das Thier in ſein Gehaͤuſe 
begibt. Aeußerſt zart iſt der untere Theil und leicht 
zerreißt die zarte Haut, die ihn umgibt. Oben hat 
das Thier einen Sack, der ihm als Magen dient. 
In ihm iſt der Purpurſtoff, von dem wir bald noch 
mehr hoͤren werden. Unterſuchen wir nun das Wohn⸗ 
haus dieſes im mittellaͤndiſchen Meere nicht. ſeltnen 
Schalwurms, ſo finden wir keine ſo ſtark erhabne 
Kanten wie bey andern Stachelſchnecken. Alle ſeine 
Windungen ſind mit ſtumpfen Zacken, bald mehr, 
bald weniger beſetzt. Sein ſchoͤnes blaues Farben⸗ 
kleid ſoll ihm nicht eigenthuͤmlich ſeyn. Ein zufaͤlli⸗ 
ger Aufenthalt in blauer Erde, ſoll ſeinen ſonſt weiß 
und braun bandirten Anzug, ſo umgeſchaffen haben. 

Eine außerordentliche Mannigfaltigkeit von 
blaͤttrigen Auswuͤchſen auf den Kanten der Schale, 
haben viele Stachelſchnecken; und dieſe Familie der: 


ſelben nennt man Purpurſchnecken. Unter ihnen 
ſind 


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IX | 


Purpurſchnecke. 8 13 


find wahre Prachtſtuͤcke. Dieß gilt vorzüglich von 
der großen, lappigen Purpurſchnecke (M. Ra- 
moſus, la Chauffe-Trape, le Cheval de Frife, Zußs 
angel, ſpaniſcher Reuter, Krausſchnecke 217). Ihr 
bauchiger Koͤrper hat ſtark erhabne Wulſte, voll ge⸗ 
krauster Zacken oder Blaͤtter. Aus der Vergleichung 
junger und alter Purpurſchnecken, muß man faſt 
ſchließen, daß die Blaͤtterreihen in juͤngern Jahren 
zur Bewaffnung der Muͤndung gedient haben, daß 
dieſe alſo in fruͤhern Jahren weiter zuruͤcklag, und 
daß die Schale durch neue Anſaͤtze an ihr vergroͤßert 
wurde. Denn an jeder Reihe von Blaͤttern ſieht 
man Spuren von einem Lappen, der ehemals als 
Muͤndungslippe gedient haben mag. Die zarten 
Querſtreifen, die bey unſrer Purpurſchnecke uͤber die 
gelbliche Schale laufen, thun mit den weißen Blaͤt⸗ 
tern eine angenehme Wirkung. Ihre runde Muͤn⸗ 
dung mit trefflichen roſenrothen Lippen, zwiſchen de⸗ 
nen das Weiß der innern Waͤnde hervorſchimmert, 
verlaͤngert ſich in einen hohlen, zackigen Schnabel. 
Man findet ſie, beſonders im amboiniſchen Meer⸗ 
buſen uͤber zwey Faͤuſte groß. Andre Purpurſchne⸗ 
cken liefert das rothe Meer, der perſiſche Meerbuſen, 
ja faſt jedes Meer. 

Wuͤrmer II. Th. Rr Ehe⸗ 


314 Purpurſchnecke. 

Ehemals ſtand der Purpur dieſer Schnecken in 
einem hohen Werth. Nur Fuͤrſten, Regenten und 
ſehr reiche Perſonen durften dieſe koſtbare Farbe tra⸗ 
gen, und nur ſie konnten auch den Aufwand erſchwin⸗ 
gen, der dazu gehoͤrte. Es gab bey den Alten Pur⸗ 
purfiſcher, Purpurfaͤrber, Purpurmanufacturen, und 
fuͤr die thaͤtigen Phoͤnicier waren auch dieſe eine 
Quelle des Reichthums. Man wog die Purpurfarbe 
gegen Gold ab, und unter der reichen Beute, die Ale⸗ 
xander im Pallafte von Perſepolis machte, wurde 
der Vorrath von Purpur, den er daſelbſt fand, fuͤr den 
koſtbarſten Theil der Beute gehalten. Denn außer 
den Zeugen ſoll er dort fuͤr 5 Millionen Gulden Pur⸗ 
purſaͤckchen, die bereits 119 Jahre in Oehl und Ho⸗ 
nig aufbewahrt wurden, gefunden haben. Je nach⸗ 
dem der Purpur ins Blaue, ins Feuerrothe, in Car⸗ 
meſin oͤder nur Graublau fpielte, je nachdem war 
auch ſein Werth verſchieden. Muͤhſam war die Be⸗ 
handlung des Purpurſafts, wenn er aus der Schnecke 
kam. Man nahm viel Salz dazu und ließ ihn ſtark 
einkochen. Die damit gefaͤrbte Baumwolle war zu 
verſchiednen Stunden des Tages auch im Gewicht 
verſchieden, daher die Verkaufzeit durch Geſetze be⸗ 


ſtimmt wurde. 
a Es 


— 


Purpurſchnecke. 3390 

Es iſt jetzt wohl als ausgemacht anzunehmen, 
daß der Purpurſaft der Eyerſtoff ſey, und daß alſo 
die Alten vollkommen Recht hatten, wenn ſie die 
Purpurſchnecken fiengen, ehe ſie raßeten, d. h. Eyer 
legten. Daraus ergibt ſichs auch, warum man we⸗ 
der in allen Schnecken von Einer Art Purpur finde, 
naͤhmlich in den maͤnnlichen, noch auch in den uͤbrigen 
zu jeder Jahrszeit, wenn ſie geraßet haben. Einem 
Hunde wird die Entdeckung des Purpurs zugeſchrie⸗ 
ben. Zufaͤllig fand einſt ein Fiſcher eine Purpur⸗ 
ſchnecke und warf ſie wegen ihrer rauhen Schale weg. 
Jetzt zerbiß dieſe ein vorwitziger Hirtenhund, und 
bekam eine blutrothe Schnauze. Umſonſt verſuchte 
ſein Herr das vermeintliche Blut abzuwaſchen; es 
wurde immer ſchoͤner und lebhafter, ja ſelbſt ſeine 
Haͤnde wurden purpurfarbig. Er war klug genug, 
mit durch den Saft der Schnecke gezognen Faͤden 
Proben zu machen, die alle die Entdeckung eines 
koſtbaren Faͤrbeſtoffs beſtaͤtigten. 

Man fängt die Purpurſchnecken mit Reufen, in 
die man Froͤſche, Fiſche oder Muſcheln als Koͤder 
thut. So feſt ſtecken ſie ihren Ruͤſſel in ihren Fraß, 
daß es ſchwer haͤlt, ſie loszumachen. Indem ſie gie⸗ 
rig faugen, zieht man die Reuſe aus dem Meere und 
Rr 2 zer⸗ 


316 Apfelfoͤrmige P. 

zerſchmettert ſogleich die Schnecke, um den Pur⸗ 
purſack zu bekommen. In America gibt es eine 
Schnecke, die, wenn man ſie von den Felſen, wor⸗ 
auf ſie kriecht, hinwegnehmen will, einen milch⸗ 
weißen Saft von ſich gibt, der zum Färben ges 
braucht werden kann, und erſt weiß, dann gruͤnlich, 
dann roth ins Violette ſpielend wird. Aber das 
Thier hat hoͤchſtens eine Nußſchale voll von dieſem 
Safte. Wie vielen armen Schnecken mag es nicht 
das Leben koſten, bloß um einen Mantel zu faͤrben. 
So ſehr auch die Cochenille und der Kermes, als 
ein wohlfeilerer Faͤrbeſtoff, den Schneckenpurpur, 
wozu ſo viele Thiere und eine ſo muͤhſame Bear⸗ 
beitung gehören, verdraͤngt hat, fo gibt es doch 
noch bis auf dieſe Stunde in Suͤdamerica, beſon⸗ 
ders in Nicoya, Faͤrbereyen von Schneckenpurpur. 
Eine treffliche Art von Tuch . das aus einem ge⸗ 
wiſſen Kraute, de la Pite genannt, geſponnen und 
in dieſem Purpur gefaͤrbt wird, ſchaͤtzt man aͤu⸗ 


ßerſt hoch, und bezahlt die Elle mit 20 Kronen. 


Baumwolle nimmt dieſe Farbe weit leichter an, als 

Leinwand. 
Auch die apfelfoͤrmige Purpurſchnecke (M. 
Pomiformis, le Cofar 218) hat dieſen Schatz. 
Sie 


Apfelfoͤrmige P. 317 

Sie kommt aus Guinea. Ihre Schale ift dick und 
ſchwer. Sie wird mit einfachen und mit doppelten 
Wulſten und Knoten gefunden. Ihre Form und 
der gelbroͤthlich gefleckte Anzug mag zu ihrem Nah⸗ 
men Veranlaſſung gegeben haben. Doch wechſelt 
ſie in Farbe und Form ſehr mannigfaltig. Bey 
ihr iſt vorzuͤglich der Bewohner merkwuͤrdig, der 
von dem der Herculeskeule, trotz der Gattungsver⸗ 
wandſchaft, auffallend verſchieden iſt. Wir ſehen 
bey ihm unter der Schale einen cylinderfoͤrmigen 
Hals hervorgehen, dieſen umgibt nach vorn zu ein 
ſchmaler Kranz, an dem ſich zwey gleichſam gefie⸗ 
derte Fuͤhler befinden. Hiezu kommt noch ein 
langer Saugruͤſſel, vorn mit einer borſtigen Deffs 
nung. Am vordern Canal der Schale erhebt ſich 
ein Theil des Mantels blattfoͤrmig gefaltet. Der 
braun und gelbgefleckte Fuß, oder der lange, dicke 
Theil uͤber den der Hals weggeht, traͤgt den ovalen 
Deckel. So gefraͤßig iſt dieſes Thier, daß ſchon 
die Alten ſprichwoͤrtlich ſagten: unerſaͤttlicher als 
eine Purpurſchnecke. Alles bohrt es mit ſeinem 
Ruͤſſel an, den es aus ſeinem Hinterhalte weit ge⸗ 
nug hervorſtrecken kann, und ſaugt es rein aus. 
Hoͤchſt wahrſcheinlich ſind die nett ausgebohrten Ld⸗ 

} Rr 3 cher, 


318 Babyloniſcher Thurm. 


cher, die man beſonders häufig im Wirbel der Ku. 
laneiſchen Buchſtabenmuſchel findet, ganz ſein 
Werk. Der Inſtinct ſagt ihm, daß unter dem 
Wirbel der beſte und ſchmackhafteſte Theil des Be⸗ 
wohners verborgen liege. Aber auch die Purpur⸗ 
ſchnecken ſelbſt muͤßen gut ſchmecken, denn Martial 
laͤßt ſie daruͤber eine bittre Klage fuͤhren, daß man 
ſich nicht begnuͤge, ſich in ihren Purpur zu kleiden, 
ſondern daß man auch ſie ſelbſt verſchlucke. 
Einige ſogenannte Stachelſchnecken haben eine 
thurmaͤhnliche und fpindelfürmige Geſtalt. Dieß 
gilt ganz vorzuͤglich vom babyloniſchen Thurm 
(M. Babylonicus, la Tour de Babel 219). So 
einverſtanden die Conchyliologen aller Nationen 
über ihren Nahmen find, ein fonft fehr feltner Fall, 
fo muß man doch es fonderbar finden, daß etwas, 
was oben und unten ſpitzig iſt, ein Thurm heißen 
ſoll. Vielleicht dachte man dabey weniger an 
die Form, als an die fenſteraͤhnlichen Flecken. 
Auch dieſe Conchylie mußte ſich aus einer Familie 
in die andre werfen laſſen. Man findet ſie auf 
fünf Zoll lang mit zehn bis zwölf Stockwerken, de: 
ren obere aber dicht verwachſen und nicht wie ſonſt 
hohl ſind. Die Windungen ſind außen mit erhab⸗ 
| nen 


N Entenſchnabel. Altes Weib. 319 


nen Guͤrteln umgeben. Nicht ganz regellos ſtehen 
die Flecken auf grauem Grunde. Am meiſten faͤllt 
die ausgekappte, aͤußere Lippe mit dem tiefen 
Einſchnitt auf. Der Zweck des Letztern iſt unbe⸗ 
kannt. Im aſiatiſchen Ocean iſt der babyloniſche 
Thurm zu Hauſe. * 

Eben dafelbft wohnt auch der Entenſchna⸗ 
bel (M. Vertagus, la Chenille blanche 220 )» 
Die auffallende, einer Schnauze ähnliche Verlaͤnge⸗ 
rung einer Lefze, verſchaffte ihm den Nahmen Jagd⸗ 
hund, weil man dabey an einen erſchöpften Hund 
dachte, der feine Zunge heraus haͤngen läßt. Stroh⸗ 
gelb, auch milchfarbig und bandirt findet man dieſe 
Conchylie. Ihre Windungen ſind gekerbt, hie und 
da wulſtig. An den obern bemerkt man eine Ver⸗ 
tiefung, im Innern aber eine Spindel mit zwey Fal⸗ 
ten und unter ihren Wulſten feine Zaͤhnchen. 

Um auch eine Schnecke von ganz ſonderbarem, 
verſchraͤnkten innern Bau zu ſehen, duͤrfen wir 
nur einen Blick ins Innre des alten Weibes (M. 
Anus, la Boſſue, la Grimace 221 4) werfen. Wie 
dieſe Conchylie außen verſchrumpft und voller Run⸗ 
zeln iſt, ſo fehlt es ihr auch innen nicht an Runzeln. 
Die Spindel lauft nicht gerade fort. Jedes Glied, 

wenn 


32060 Talbackspfeife. 

wenn wir ſo ſagen duͤrfen, hat erhoͤhte Leiſten, und 
iſt am Abſatz hohl. An einem jeden derſelben ſieht 
man etwas der linken Muͤndungslefze aͤhnliches, 
und moͤchte wohl wiſſen, ob alſo bey jedem in juͤn⸗ 
gern Jahren einmal die Muͤndung war, bis eine 
Kammer nach 'der andern hinzukam. Das Maul iſt 
ſo verzogen, daß man ſich den Nahmen Grimace 
ganz gut erklaͤren kann. 


Ein merkwuͤrdiger Umſtand, deſſen wir bey 


dieſer Gattung erwaͤhnen muͤßen, iſt, daß, ſo viele 
Millionen Exemplare von der nordiſchen Spin— 


del (M. Deſpectus, le Raifort roux) in der Nord⸗ 
ſee, und alle rechts gewunden, gefunden werden, 


dennoch eben dieſe Conchylie in großer Anzahl in den 
Sandgruben von Harwich, in Eſſer, aber durchaus 
links gewunden, ausgegraben wird. 

Nur mit wenigen Worten gedenken wir noch 
der Tabacks pfeife (M. Cholus, la Quenouille 


anche 2216) vorzuͤglich des Bewohners wegen, 


der weit genug aus ſeinem Gehaͤuſe heraustritt. 
Auffallend lang iſt der weiße Mantel, und ein ganz 
ſonderbarer Abſatz iſt zwiſchen ihm und dem ſchwarz 
punctirten Koͤrper und breiten Fuß, auf dem der 
laͤngliche, geſtreifte Deckel liegt. 

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Tab. XXXII. 
Kreiſelſchnecke. Trochus. 
Die Perſpectivſchnecke (222. 223). Der 
Hexenmeiſter (224-226). Der Camiſol⸗ 
knopf (227. 228). Das Teleſkop (229. 230). 
Die Troͤdlerinn (231). Das Son⸗ 
nenhorn (232-234). 
Es koſtet keine Mühe, bey den Kreiſelſchnecken (Sa- 
bots, Toupies) an das beliebte Spielzeug der Kna⸗ 
ben zu denken, das ihnen ihren Nahmen gab. Uns 
ter ihnen find mehrere, bey deren perſpectiviſchem 
Ban ſowohl, als ihren herrlichen Farben, zumal im 
Innern, und den Perlen und Juwelen, mit denen ſie 
beſetzt ſcheinen, der Zeichner und Maler verzweifeln 
‚möchte, und auch der, der, wie wir, aus 132 Arten nur 
ein halbes Duzend zur Unterhaltung feiner Leſer aus: 
wählen darf, befindet ſich in einer peinlichen Lage. (*) 
Die Schale der Kreiſelſchnecken iſt kegelfoͤrmig pyra⸗ 
midal 


3 321 


— ülbninhe 2 nenn 

(*) Fraͤgt Jemand den Verfaſſer, was ihm diefen 

Zwang auflege, ſo kann er nichts anders darauf 

antworten, als die Achtung vor ſeinen Leſern, 

deren Nachſicht er nicht mißbrauchen will, und 

das Gefühl, daß man auch zu enden wiſſen muͤße. 
Wuͤrmer Il. Th. Ss 


322 Perſpectioſchnecke. 


midal gewunden; die Spindel ſteht etwas (chief, 
Die unten an dem breiten, zuweilen ausgehoͤhlten 
Bauche liegende Muͤndung iſt meiſtens viereckig, 
und wird von einem bald hornartigen, bald ſteinſcha⸗ 
ligen Deckel verſchloſſen. Ein ſehr ſchoͤnes Verhaͤlt⸗ 
niß herrſcht bey den Kreiſelſchnecken in der ſtufen⸗ 
weifen Abnahme der Windungen, fo daß nicht, wie 
bey ſo vielen andern, die erſte alle uͤbrigen zuſammen 
genommen an Raum uͤbertrifft. Man kann ſie in 
zwey große Familien, genabelte und ungenabelte 
theilen. Jene ſind vom Mittelpunkt der Grund⸗ 
fläche bis zur Spitze durchbohrt, dieſe aber nicht. 
Ueber ihre Bewohner iſt man noch nicht ganz im 
Reinen. Zuverlaͤßig find die Bewohner ſo verſchied⸗ 
ner Haͤuſer auch untereinander verſchieden. 

Ein nie geuug zu bewunderndes Meiſterſtuͤck der 
Natur bleibt die Perſpectivſchnecke (T. Perſpe- 
ctivus, le Cadran, Architecturſchnecke, Sonnenuhr, 
Labyrinth 222). Ihre ſechs bis acht Windungen 
endigen ſich in eine ſtumpfe Spitze. Zwiſchen ihnen 
befinden ſich tiefe Furchen, und nicht wenig tragen 
die weißen, braunen und bunten Baͤnder auf ſtroh⸗ 
farbigem Grunde zur Verſchdnerung bey. Die un⸗ 
tern Gewinde ſind glaͤtter als die obern, in denen 

| man 


Hexenmeiſter. 323 
man feine Kerben entdeckt. Aber ihre größte Schoͤn⸗ 
heit zeigt ſich erſt an der artig bandirten Grund⸗ 
fläche (223). Hier bildet der trichterformige Nabel, 
mit den ſich bis an die Spitze windenden Schrauben⸗ 
gaͤngen das herrlichſte Perſpectiv. Die feinen Zaͤh⸗ 
ne, die rings herum ſtehen, und die vorzuͤglich das 
Vergroͤßerungsglas ſichtbar macht, vermehren das 
Erſtaunen. Wer weiß, ob nicht die Abſicht der 
Natur war, daß in dieſem trefflichen Labyrinth kleine 
Gewuͤrme, als in einem Fangnetze, aufgebracht wuͤr⸗ 
den, und dem Bewohner zur Nahrung dienten. 
Man bekommt dieſe Schnecke aus Aſien und Africa, 
noch ſchoͤner aber aus der Suͤdſee, woher die unſrige 
iſt. Ihr Deckel iſt bernſteingelb, und hat in der 
Mitte eine merkliche Erhöhung. 

Vermuthlich die Zeichnungen, in denen man 
magiſche Charaktere ſah, gaben einem unſchuldigen 
Kreiſel den Nahmen Hexenmeiſter (T. Magus, la 
Sorciere 224. 225). Seine Gewinde haben etwas 
ftufenformiges, und eine Menge faltiger Knoten bes 
decken fie. Ein ſchͤͤner Wechſel von Roſenroth und 
Weiß gibt ihm oben und unten ein reizendes Anſehen 
und erſtreckt ſich bis in die tief genabelte Grundflaͤche 
hinein, die ganz durchbohrt iſt. Man findet eine 

Ss 2 | Menge 


324 Camiſolknoyf. 
Menge der ſchoͤnſten Varietäten im rothen und im 
mittellaͤndiſchen Meere. Das letztere liefert vorzuͤg⸗ 
lich um Sicilien und Malta ausnehmend artige. 
Wir zeigen unſern Leſern einen der letztern von der 
Seite der Grundflaͤche (226), deren rothflammende 
Charaktere vielleicht noch eher als bey den andern 
den Nahmen rechtfertigen. N 
Unbeſchreiblich tief wird jede noch ſo blumen⸗ 
reiche Beſchreibung, und ſelbſt der Pinſel eines van 
HBuyſum unter der Pracht bleiben, die der Camiſol⸗ 
Fnopf (T. Pharaonis, le Bouton de Cumiſole, 
Pharaonsturban, Erdbeere 227. 228), zumal unter 
dem Wergrößerungsglas zeigt. Man kann nicht 
ohne Ruͤhrung von dieſem Kreiſel reden, nicht ohne 
Erſtaunen ihn betrachten. Ihm koͤnnte den anſpruch⸗ 
vollen Nahmen Cedo nulli „ich weiche keinem“ wohl 
kein andrer ftreitig machen. Auf feinen Windungen 
ſieht man zweyerley Perlenſchnuren abwechſeln, auf 
eine Reihe ſchwarz und weißer Perlen folgt eine Ru⸗ 
binſchnur. Auch an der Grundflaͤche befinden ſich 
dieſe Perlenſchnuren. Hier wechſeln aber zwey Ru⸗ 
binſchnuren immer mit zwey weiß und ſchwarzen ab, 
doch fo, daß bey dieſen da, wo oben eine ſchwarze 
We ſteht, unten eine weiße ſich befindet, und ſo 
umge⸗ 


Teleſkop. 325 


umgekehrt, brettſpielartig. Innen ſieht man die 
praͤchtigſte Perlenmutterfarbe. Die innere Lippe hat 
Falten und Zaͤhne, auch der Nabel iſt faltig und ge⸗ 
zaͤhnt. Dieſes Meiſterſtuͤck der Natur, an dem auch 
das Vergroͤßerungsglas nicht die mindeſte Regelloſig⸗ 
keit entdeckt, und die wohl der erſte Goldarbeiter 
nachzuahmen verzweifeln wuͤrde, iſt im rothen Meere 
zu Hauſe, daher ſie auch ihren Nahmen von Pharao 
bekam. 

Woher das Teleſkop (T. Teleſcopium, le 
Telefcope, la Tonne de mer, braune, ſchwarze Sees 
tonne 229) ſeinen Nahmen fuͤhre, das zeigt auch 
der fluͤchtigſte Blick. Sein Kleid iſt zwar ganz eins 
fach braun, leberfarbig, auch ſchwarz mit leichten 
Streifen, oder auch Reifen. Der ſchoͤne thurmfoͤr⸗ 
mige Bau wird, von innen (230) betrachtet, noch 
mehr Bewunderung erregen. Hier ſehen wir die 
vielen ſtufenweiſe abnehmenden Kammern und die 
Spindel, um die ſich eine Falte ſchraubenfoͤrmig win⸗ 
det und bis an die Muͤndung hervorgeht. Ein auch 
an der Muͤndung unverſehrtes Exemplar von 
2—4 Zoll Länge bleibt immer ein ſchoͤnes Cabi⸗ 
nettsſtuͤck. Von Tranquebar und den nicobariſchen 

Eylanden erhaͤlt man dieſe Conchylie. 
| Ss 3 Kaum 


326 Troͤdlerinn. ; 


Kaum werden unfre Leſer in der Troͤdlerinn 
(T. Lithophorus, la Fripiere 231) eine Kreiſel⸗ 
ſchnecke erkennen. Aber es iſt nicht alles ihr Eigen⸗ 
thum, was ſie gleichſam zur Schan traͤgt. Zu ihrer 
Sicherheit, um nicht erkannt zu werden, beladet ſie 
ſich bald mit Conchylientruͤmmern, bald mit Madre⸗ 
poren, Kieſeln, Sand und Steinen. Im letzten 
Fall heißt dieſer Kreiſel Steintraͤger, Maurer, im 
erſten Conchylientraͤger. Unſre Troͤdlerinn vereinigt 


beydes, auch Corallenſtuͤcke kleben an ihr, und man 


ſieht deutliche Spuren, daß ſchon mancher Stein 
oder manches Muſchelſtuͤck losgeriſſen ſeyn mag. 
Ihr Bau laͤßt ſich nicht angeben, denn ſie iſt mit 
fremden Körpern uͤberdeckt, die noch dazu ihre na⸗ 
tuͤrliche Form veraͤndert haben, indem ſie in die 
weiche Schale Eindruͤcke machten. Hoͤchſt wahr⸗ 
ſcheinlich ſind uͤberhaupt alle Conchylien im Meere 
weicher und biegſamer, als die in Cabinetten aufbe⸗ 


wahrten. Vielleicht ſchuͤtzt eben dieſe Nachgiebig⸗ 


keit manche vor dem Zerbrechen. Gewiß aber findet 
bey unfrer Trödlerinn in dem, womit ſie ſich bedeckt, 
keine Auswahl ſtatt. Sie nimmt was in ihrer Nach⸗ 
barſchaft liegt. Ohne Mühe bleibt es an ihrem 
klebrigen Schleim haͤngen, und druͤckt ſich wie in 


einen 


Oſtindiſches Sonnenhorn. 327 


einen Wachskuchen. Man kann ſich nicht enthal⸗ 
ten, bey ihr an die Roͤcke mancher Maflerinfgctenz 
larven zu gedenken. 

Mehr Anſpruͤche auf unfre Bewunderung, als 
die in beſtaͤndiger Verborgenheit lebende Troͤdlerinn, 
macht das oſtindiſche Sonnenhorn (T. Solaris, 
Eperon Soleil 232. 233). Die ſcharf gezackten 
Raͤnder der gewölbten, flach pyramidenartigen Wins 
dungen erinnerten an die Sonnenſtrahlen. Der Ue⸗ 
berzug iſt voller Linien und Falten, die ihm das An⸗ 
ſehen eines geſtrickten Zeuges geben, aber ohne allen 
Glanz. Tief und hohl iſt die fein linirte Grund⸗ 

flaͤche (233), die Muͤndung eng. Der Nabel er⸗ 

| ſtreckt ſich trichterfoͤrmig bis zur oberſten Spitze. 
Die ganze Schnecke gleicht gelbem Wachſe, und iſt 
ſehr durchſichtig. Sie kommt von der Kuͤſte von 
Coromandel. Wie die Natur im Kleinen arbeite, 
davon ſehen wir bey 234 eine Probe. Dieſer ſchoͤne 
mit Perlenſchnuren umwundne Kreiſel iſt ein oſtin⸗ 
diſches Sandkorn, in dem das Vergroͤßerungsglas 
einen ſo trefflichen Kreiſel, und noch dazu links ge⸗ 
wunden, fand. Ueberhaupt gibt es unter den 
kleinſten Wunderſchoͤne, und fo tief die Bewohner 
des Feuerlandes auf der Leiter der Cultur ſtehen 
mögen, 


922 Mondſchnecke. 


mögen, fo haben fie doch Geſchmack und Eitelkeit 
genug, kleine Kreiſel an Seehundsdaͤrme zu reihen 
und als Halsbaͤnder zu tragen. | 
Leider muͤßen wir manchen ſchöͤnen Kreisel wit 
Stillſchweigen übergehen, z. B. den trefflichen Cooks; 
Freifel (T. Cookſianus), fo herrlich und regelmaͤ⸗ 
ßig auch dieſe Conchylie gebaut, ſo zierlich ihr Ueber⸗ 
zug geſchuppt und ſo praͤchtig ihr Innres iſt; die 
Pagode (T. Pagodus, la Pagode), die die Form 
eines chineſiſchen Daches hat, und deren Bewohner 
ein ganzes Jahr ohne alle Speiſe und Trank ſich voll⸗ 
kommen wohl befindet; die Imperial: oder Kaiſers⸗ 
ſonne (T. Solaris Imperialis, / Eperon Rog al) u.d.m. 


* 
+ 


Tab. XXXIII. 
Mondfchnede. Turbo. 
Der Delphin (235). Die Schlangenhaut 
(236.237). Die aͤchte Wendeltreppe (238). 
Die Unaͤchte (230). Das Linkshoͤrnchen 
(240. 241). Die Nautilusſchraube (242. 
243). Das Wickelkind (244. 245). 
Die runde Mundöffnung läßt die Mondſchnecken 


(Burgauæ) ſehr leicht von andern unterſcheiden. 
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Delphin. 329 
Ein hornartiger, auch ſteinſchaliger Deckel verſchließt 
ſie vollkommen. Ihre Kammern nehmen nicht ſo 
allmaͤhlich ab, wie das bey den Kreiſein der Fall war, 
ſondern die erſte iſt faſt geraͤumiger, als die uͤbrigen 
zuſammen genommen. In ihrer Form kommen ſie 
dem hoͤchſt ausgebreiteten Geſchlecht der Erdſchnecken 
ſehr nahe. Auch unter den 109 Arten, die man zu 
den Mondſchnecken rechnet, ſind manche, die nicht 
nur ein praͤchtiges Farbenkleid haben, ſondern bey de⸗ 
nen das ſelbe auch oft nur die Hülle der ſchönſten Sil⸗ 
ber⸗ und Perlenmutterſchale iſt. 

Mehrere Mondſchnecken faßte man unter dem 
Nahmen Delphine, Lappenſchnecken, baͤrtige Maͤn⸗ 
ner zuſammen. Man glaubte in ihrer Form eine 
Aehnlichkeit mit den Delphinen, die, ehe ein Sturm 
ausbricht, ſich in ſchlangenfoͤrmigen Kruͤmmungen, 
mit aufrecht ſtehenden Floſſen, auf der Oberflaͤche 
des Waſſers herumwaͤlzen, zu entdecken. Andre 
verglichen ihre Zacken mit herabhaͤngenden Lappen, 
andre mit Baͤrten, ja einige ſahen in ihnen Flügel, 
und ſchufen den ſeltſamen Nahmen gefluͤgelte Wald⸗ 
hoͤruer, indeß wieder andre ſie gar zerlumpte Schne⸗ 
cken nennen wollten. Wir ſehen einen ſolchen Del⸗ 
phin (T. Delphinus, le Dauphin 235) und zwar 

Wuͤrmer II. Th. Tt einen 


330 Schlangenhaut. | 


einen fleiſchfarbigen, dann die Abweichungen in Ab⸗ | 
ſicht auf das Farbenkleid und die Auswuüchfe ſind 
zahllos. Unter dem farbigen Ueberzug iſt die ſchoͤnſte 
Perlenmutter verborgen. Auf der poſthornartig ge⸗ 
wundnen Schale befinden ſich ziemlich breite, za⸗ 
ckenvolle Lappen, die den breiten Enden einiger 
Hirſchgeweihe gleichen. Auf dem Ruͤcken der erſten 
unter den kleinen Windungen ſtehen lange, dornige 
Stacheln, und auch der tiefe Nabel iſt mit Dornen 
beſetzt. Im oſtindiſchen Meere findet r man dieſe | 
ſeltſame Mondſchnecke. 

Eben daſelbſt wohnt auch die ſchoͤne Schlan⸗ 
genhaut (T. Cochlus, la Peau de Serpent 236). 
Ihr Grund iſt grün, was überhaupt als die gemein⸗ | 
ſte Farbe der meiſten Mondſchnecken, aber in allen 
moͤglichen Abſtufungen, angeſehen werden kann; 
allein fehöne weiße Bänder mit braunrothen Flecken 
zeichnen ſie aus, und haben dieſer Conchylie den 
Nahmen Camelopard erworben. Sie iſt ſpiegelglatt; 
eine einzige ſcharfe Kante auf der Hoͤhe des Ruͤckens 
ausgenommen. Ihre Muͤndung (237) ſpielt ſilbern. 

Auch der, der ſich noch nie mit Conchylien be⸗ 
ſchaͤfftiget hat, hoͤrte gewiß ſchon die aͤchte Wen⸗ 


deltreppe (T. Scalaris „la Coquille faite en eſca- 
lier 


Aechte Wendeltreppe. 331 


lier 238) als eine der ſeltenſten und theuerſten nen⸗ 
nen. Viele halten ſie fir die Koͤniginn der Conchy⸗ 
lien, wenn auch nicht gerade in Abſicht eines man⸗ 
nigfaltigen und bunten Anzugs, denn ſie iſt bloß 
weiß, mit einem angenehmen Glanze, doch wegen 
ihres meiſterlichen Baues. Zart und faſt durchfichtig 
ift die Maſſe desſelben; zirkelfoͤrmig abgerundet jede 
der 7—8 bauchigen Windungen. Sie ſtehen zwar 
von einander ab; allein regelmaͤßig über fie hinlau⸗ 
fende Klammern verbinden ſie. Zwiſchen ihnen be⸗ 
findet ſich ein trichterfoͤrmiges bis an die Spitze hin⸗ 
durchgehendes Nabelloch, das das eigentlichſte und 
bleibendſte Kennzeichen der aͤchten Wendeltreppe iſt. 
Die faſt ganz runde Muͤndung umgibt ein Lippen⸗ 
ſaum. Die Klammern oder Leiſten, die in juͤngern 
Jahren vielleicht auch Muͤndungsſaͤume waren, 
treffen herrlich auf einander, und ſind mit einander 
verwachſen, was den Zuſammenhang der Windun⸗ 
gen, bey Ermanglung einer gemeinſchaftlichen Spin⸗ 
del, befoͤrdert. 

Zwar iſt bey Wendeltreppen, von zwey Zoll 
Ränge und unverſehrter Spitze, nicht mehr von ooo 
bis 2000 Thalern die Rede; allein immer bleiben ſie 
n koſtbare Conchylien. Chemals waren ſie 

ö Tt 2 bloß 


332 Unächte Wendeltreppe. 


bloß in den Haͤnden der Hollaͤnder, die die Gegend, 
wo ſie dieſelben herbekamen, Ceylon, verſchwiegen; 
jetzt erhält man fie auch von der ac von Coro⸗ 
mandel, von Tranquebar. 

Leicht laͤßt ſich von ihnen die unaͤchte Wen⸗ 
deltreppe (T. (Pſeudoſcalatus) Clathrus, la 
Fauſſe Scalata 239), die eben fo häufig, als jene 
ſelten iſt, unterſcheiden. Ihr fehlt das Nabelloch; 
auch iſt ſie geſtreckter, thurmfoͤrmiger und weniger 
bauchig als die aͤchte. Ihre Windungen graͤnzen 
naͤher an einander, und die Anzahl der Stockwerke 
und Seitenklammern iſt groͤßer. Man findet ſie im 
mittellaͤndiſchen Meere, ſchoͤner in Weſtindien, am 
ſchoͤnſten aber in Oſtindien. Vorzuͤglich häufig iſt fie 
bey Schevelingen, ohnweit Gravenhaag. Ihre Farbe 
iſt nicht immer dieſelbe. Zuweilen ſieht man ſie ein⸗ 
farbig weiß, zuweilen braun, lillafarbig auch wohl 
mit Purpurflecken. Von ihrem Bewohner ſehen wir 
in der Abbildung den gleichſam geſpaltnen Kopf, 
und die ſonderbare Verlängerung des Mantels. 

Nie anders, als linksgewunden, trifft man das 
Cinkshörnchen (T. Perverſus, la Nonpareille) 
an. Seine hellbraune, auch roͤthlich graue Schale 
iſt bald durch erhabne Streifen rauh anzufuͤhlen 

und 


\ 


Linkshoͤrnchen. Nautilusſchraube. 333 


und dicht (240), bald glatt und durchſichtig (241). 
Vorzuͤglich im Auguſt und September, wenn es ges 
regnet hat, kann man dieſe kleine Conchylie an Wei⸗ 
denſtaͤmmen, Strohdaͤchern, Wurzeln, auch im 
Mopfe finden. Hier iſt man im Stande, ſich zu 
uͤberzeugen, wie die Schnecken, wenigſtens einige 
unter ihnen, ihre Windungen und Kammern nach 
und nach, ſo wie es ihr Wachsthum erfordert, 
bauen. Denn außerdem, daß man da Junge fins 
den kann, die nicht größer als ein Stecknadelkopf 
ſind, und nur erſt Eine Windung zu verfertigen 
angefangen haben, ſo ſieht man andre, mit zwey, 
drey bis auf ſechs Windungen, was die höchfte 
Reife und Vollkommenheit bezeichnet. Einige be⸗ 
haupten, dieſe Conchylie bekaͤme, wenn ſie aͤlter 
wuͤrde, einen Muͤndungsſaum und Zaͤhne, und 
auch der ſchon bemerkte Unterſchied zwiſchen runz⸗ 
lig und glatt haͤnge nur vom Alter ab. Die 
Unvergleichliche konnte fie wohl nur fo lange hei⸗ 
ßen, als man nicht mehrere, weit praͤchtigere Links⸗ 
ſchnecken kannte. 

Mag auch die Nautilusſchraube (T. Nau- 
tileus, le Planorbe tuile) in ihrer natürlichen Größe 
(242) ſo klein ſeyn, daß man mit Einem Hauche 

Tt 3 ein 


334 Wickelkind. 
ein Paar Hundert, wie Staub auseinander wehen 
konnte, fo zeigt uns doch in ihr das Vergroͤßerungs⸗ 
| glas (243) ein Meiſterwerk der Natur. Ihre runde 
Muͤndung verweist fie unter die Mondſchnecken. 
Die Windungen ſind mit Reifen und dieſe mit 
ſcharfen Stachelſpitzen verſehen. Viele Taufend Pos 
lypen, vorzuͤglich becherfoͤrmige, ſchlagen ihre Woh⸗ 
nung auf dieſer in ſumpfigen, faulenden Waſſern 
lebenden Schnecke auf, die deßwegen doch fortlebt. 
Auffallend iſt der Umſtand, daß, ſobald man ſie 
trocken aufbehalten will, ſie zerſpringt, ſo daß dieß 
immer in Weingeiſt geſchehen muß. 

Noch eine niedliche Mondſchnecke, das Wi⸗ 
8 ckelkind (T. Uva, PEnfant au maillot, Bienen⸗ 
körbchen) zeigen wir unſern Leſern von außen (244) 
und von innen (245). Ihre eng zuſammenlaufen⸗ 
den Windungen ſind oben faſt ſo dick als unten 
und haben nur eine ſtumpfe Spitze. Die vielen 
Streifen machen ſie runzlig. Ein ſchmahler Saum 
umgibt die Muͤndung, und kleine Erhoͤhungen ſtellen 
eine Art von Zaͤhnen vor. Im Innern ſieht man eine 
zarte Spindel und viele Kammern wie Bienenzellen. 

Noch wäre freylich manche recht fchöne Mond⸗ 


ſchnecke uͤbrig, z. B. der treffliche Silbermund (T. 
Argy- 


Silbermund. 335 


Argyröftomus, la Bouche d'or), der, wie manche 
andre dieſer Gattung, eine ſchon verfilberte Muͤn⸗ 
dung zu haben ſcheint; der Goldmund (T. Chry- 
foftomus, la Bouche dor), deſſen Perlenmutter⸗ 
muͤndung durch den citrongelben Ueberzug völlig 
golden ausſieht, und beſonders bey dem nicobariſchen 
mit der ſchimmerndſten Vergoldung im Feuer wett⸗ 
eifert; das Oehlhorn (T. Oleat ia, “ Olearia), der 
Rieſe unter den Mondſchnecken, von dem man glaub⸗ 
te, die Alten hätten ſich feiner zum Waſſerſchoͤpfen 
bedient, und deſſen eßbarer Bewohner eine ſolche 
Staͤrke hat, daß kein Mann den Deckel abreißen kann, 
ohne Gefahr, ſich die Hand einzuklemmen; die Sma⸗ 
ragdſchnecke (T. Smaragdina), die die Verglei⸗ 
chung mit dem ſchoͤnſten Smaragd aushaͤlt, und eine 
Frucht der Cookſchen Seereiſen iſt, und die uͤber allen 
Ausdruck praͤchtigen Naſſauerſchnecken (T. Petbo- 
latus), die zuerſt bey der Inſul Naſſau, ohnweit 
Sumatra gefunden wurden, und eine ganze Familie 
ausmachen, deren Mitglieder in Abſicht auf die Pracht 
der Farben, die Schoͤnheit der Zeichnungen und den 
Schmuck der Ordensbaͤnder, ſich in der Nachbarſchaft 

keiner Conchylie zu ſchaͤmen Urſache haben. Doch eine 

reich bevölkerte Gattung ruft uns jetzt von den Mond⸗ 

ſchnecken ab. Tab. 


336 KOSO%- 0 
Tab. XXXIV. XXXV. 
Landſchnecke. Helix. 

Die borſtige (246. 247). Die Weinbergs⸗ 
ſchnecke (248251). Die Baum:mſchnecke 
(252). Die Waldſchnecke (253. 254). Das 
Quallenboth (255). Die lebendig gebaͤhrende 
(250). Die gekoͤpfte (257. 258). Das 
große Spitzhorn (250). Die Ohrſchnecke 
(200). Die Zauberſchnecke (201). Der 
Steinpicker (262). Die Schnirkelſcheibe 
(203). Die Papſtkrone (264. 265). Das 
Labyrinth (200). Der Milchnapf (207). 
Noch immer wartet das zahlreiche Geſchlecht der 
Landſchnecken auf einen ſchicklichern Nahmen. Denn 
der, den es wirklich trägt, iſt darum nicht ſehr paſ⸗ 
ſend, weil mehrere dieſer Schnecken ſich nicht bloß 
auf dem Lande, ſondern auch in ſuͤßen Waſſern auf⸗ 
halten. Und was ihre Benennung Schnirkelſchne⸗ 
cken, die die Ueberſetzung des griechiſchen Nahmens 
iſt, anbetrifft, wozu die ſchnirkelfoͤrmig gewundne 
Schale Veranlaſſung gab, ſo paßt er auf gar viele 
nicht, ſo wie dagegen manche Mitglieder andrer 


| Gattungen darauf Anſpruch machen koͤnnten. Die 
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Landſchnecken. 337 


melſten der 257 Arten, die man bis jetzt kennt, haben 
eine diinne, zerbrechliche, gewundne Schale. Treff⸗ 
liche Farben und niedlich abwechſelnde Baͤnder, 
Streifen und Puncte zeichnen mehrere unter ihnen 
‚aus, Die Mündung verengert ſich nach hinten zu, 
iſt rund und hat einen kleinen Einſchnitt. Viel Aehn⸗ 
lichkeit mit der uns ſchon bekannten Wegſchnecke, ha⸗ 
ben die Bewohner der Landſchnecken Gehaͤuſe. Faſt 
alle haben vier Fuͤhlhorner. Sie ſind aͤußerſt geftaͤßig, 
können aber zum Theil recht lange faſten. Merk⸗ 
wuͤrdig iſt es, daß die den Menſchen vergiftenden 
Erdſchwaͤmme von ihnen ohne allen Schaden gegeſ— 
ſen werden. Sechs Monate bringen ſie uͤber und 
ſechs unter der Erde zu. Den Flußſchnecken, die 
auch zu den Landſchnecken gehoͤren, wurden nur zwey 
Fuͤhlhdrner zu Theil. Dafür aber gab ihnen die 
Natur einen vortrefflichen Inſtinct, ihren Fuß auf 
eine doppelte Art zum Schwimmen und zum Gehen 
zu gebrauchen. Kriechen fie am Grunde des Waſ⸗ 
ſers oder an Pflanzen, fo macht der Fuß eine wellen⸗ 
foͤrmige Bewegung, wie bey den ganz eigentlichen 
Landſchnecken. Schwimmen ſie aber, ſo dient ihnen 
ihre etwas breitere Fußſohle zum Rudern und als 
Floßfeder. Sie kehren dann das Gehaͤuſe nach un⸗ 
Würmer IL Th. u u ten 


338 Borſtige. 


ten, wie ein Both, breiten die Fußſohle uͤber die 
Waſſerflaͤche, rudern damit, und ſtrecken ihren Man⸗ 
tal wie eine Luftblaſe hervor. So nehmen fie einen 
großen Raum ein und ſchwimmen leicht, weil ſie 
leichter ſind als das Waſſer unter ihnen. Wollen 
ſie unterſinken, ſo vermehren ſie nur ihr Gewicht, 
indem ſie ſich pldtzlich in die Schale hineinziehen. 
Wie ſchoͤn erſetzen hier natuͤrliche Triebe die Stelle 
der Vernunft. Koͤnnte dieſe anders handeln, als 
hier der Trieb? 


Doch wir eilen, unſern Leſern einige der wichtig 


ſten naͤher bekannt zu machen, wobey ſie manche alte 
Bekanntſchaft erneuern werden. 

Eine der gemeinſten Landſchnecken in den nord⸗ 
lichen Laͤndern iſt die borſtige (H. Hiſpida 246. 247). 
Sie wohnt auf Baͤumen und Pflanzen, und naͤhert 
ſich in der Bauart den Kreiſelſchnecken. Ihre durch⸗ 
ſichtige, hornartige Schale, mit 5 Windungen, hat 
einen rauhen, gleichſam haarigen Ueberzug, daher 
ſie auch den Nahmen Haarlocke traͤgt. Nur ein 
Vergroͤßerungsglas macht dieſen Ueberzug recht 
bemerkbar. An ihrer etwas gewoͤlbten Grund⸗ 
flaͤche bemerkt man die halbrunde Muͤndung und 
den tiefen Nabel. 

Doch 


Weinbergsſchnecke. 339 


Doch weit wichtiger ift filr uns die Weinbergs- 
ſchnecke (H. Pomatia, le Vigneron 248), die zus 
mal in unſrer Gegend gehegt und gemaͤſtet wird, 
und ſehr viele Liebhaber hat. Es iſt das die bekannte, 
bald grauliche, bald roſtbraune, bald gelbliche Lands 
ſchnecke, die man in Laubwaͤldern, Gaͤrten, Wein⸗ 
bergen und an Hecken haufig, und zuweilen fo groß, 
als ein Huͤhnerey findet. Sie hat eine eyrunde Form, 
eine mondfoͤrmige Oeffnung und einen Nabel, der, 
vermuthlich dem Alter nach, bey einigen offen, bey 
andern verſchloſſen iſt. Großes Waſſer tbdtet fie, 
aber durch ganz niedriges wagt ſie ſich hindurch. 

Nicht ſelten findet man unter den Weinbergs⸗ 
ſchnecken linksgewundne, wie wir eine dergleichen 
bey 249 ſamt ihrem weißen Kalkdeckel ſehen, ſo wie 
wir bey 250 unſern Leſern eine linksgewundne im 
Durchſchnitt zeigen. Es kann ihnen nicht entgehen, 
wie ihre Muͤndung, wenn die Schnecke mit ihren 
Windungen nach oben zu gekehrt liegt, linker Hand 
ſey, und wie nun alles in verkehrter Richtung als 
gewöhnlich laufe. Auch iſt jetzt durch ſorgfaͤltige Zer⸗ 
gliederung ausgemacht, daß auch bey dem Bewohner 
alles verkehrt ſey, und die Theile, die ſonſt links liegen, 
auf der rechten, und die ſonſt rechtsllegenden, auf 

Uu 2 der 


340 Weinbergsſchnecke. 


der linken Seite wahrgenommen werden. Nicht 
ſchwer iſts, unter den vielen Tauſend Weinbergs⸗ 
ſchnecken, die auf der Donau nach Wien gehen, 
mehrere linksgewundne zu finden. Die Schnecken⸗ 
haͤndler finden ſie auf den erſten Blick aus der Menge 
heraus und nennen fie Schneckenkoͤnige. Um gewiß 
zu werden, ob diefe linksgehenden Windungen das Et⸗ 
genthum gewiſſer Familien ſeyen, ſo daß von ihnen 
auch nur linksgewundne abſtammen, oder ob bloß 
durch einen unerklaͤrlichen Zufall gewiſſe Geburten 
verungluͤcken, ließ der wuͤrdige Chemnitz mehrere le⸗ 
bendige kommen, und beobachtete fie mit großer 
Sorgfalt. Zweymal wurden feine muͤhſamen Vers 
ſuche vereitelt. Das erſtemal duldete er eine Rechts⸗ 
gewundne unter ihnen, um ihren Umgang mit den 
Linksgewundnen zu beobachten, und erhielt auch eine 
Brut von lauter Rechtsgewundnen; aber nun war er 
völlig ungewiß, wie viel die alte Rechtsgewundne 
daran Antheil gehabt haben moͤge, und bald nach⸗ 
dem er dieſe ganz aus jenem Cirkel verbannt hatte, 
giengen alle übrigen zu Grunde. Das zweytemal 
ſtuͤrzte der Futterkaſten mit allen zu hoffenden Auf⸗ 
ſchluͤßen und Entdeckungen zum Fenſter hinab. Aber 
auch das ermuͤdete den raſtloſen Beobachter nicht. 
Ein 


— 


Weinbergsſchnecke. Zar 
Ein neuer Transport von 30 Linksſchnecken, reiste, 
freylich im Winterſchlummer und zugedeckelt, von 
Wien mit dem Poſtwagen nach Copenhagen. Jetzt 
wurden ſie bis zur Beobachtungszeit in den Keller 
geſperrt. Allein die dumpfe Waͤrme weckte ſie, ſo 
daß ſie die Deckel abſtießen und nur mit Muͤhe konn⸗ 
ten die Flüchtlinge wieder eingebracht werden. An 
dem kaͤltern, trocknen Orte, wohin fie nun gebracht 
wurden, zogen ſie, ſtatt des Deckels, bloß eine durch⸗ 
ſichtige Haut, wie einen Vorhang, vor ihre Mündung, 
Beym Eintritt der gelindern Jahrszeit wurde der 
Futterkaſten in den Garten transportirt. Jedoch 
tauſend und aber tauſend Inſecten fielen nun ſo un⸗ 
barmherzig daruͤber her, daß fie allen Entdeckungen 
im Voraus ein Ende zu machen drohten; daher die 
Colonie wieder auswandern und vor das Fenſter ge⸗ 
haͤngt werden mußte. Nun aber hatten auch die 
Drangſale des Beobachters und ſeiner Pflegkinder 

ein Ende. Die Begattung und Brut gieng gluͤcklich 

voruͤber, und von allen Linksſchnecken kamen lauter 
junge Rechtsſchnecken ans Tageslicht. Es ſcheint 
demnach ausgemacht, daß die Linksſchnecken keine 
eignen Familien ausmachen, daß nur ein ſeltſamer 
Zufall an dieſer Verirrung von der gewöhnlichen 
uu 3 Ord⸗ 


342 Weinbergsſchnecke. 


Ordnun ſchuld ſey, obgleich es wieder andre geben 
mag, bey denen die Muͤndung an der linken Seite 
ein feſtſtehender Charakter iſt, ſo daß nun unter ih⸗ 
nen die Rechtsſchnecken als Baſtarde zu betrachten 
waͤren. 

Mit dieſen Schnecken ſtellte Schaͤfer ſehr merk⸗ 
wuͤrdige Verſuche uͤber die Ergaͤnzung der abgeſchnitt⸗ 
nen Glieder an. Schon vorher hatte er das mit 
nackten Schnecken gethan, und war nicht wenig er⸗ 
ſtaunt, da er nicht nur die entzwey geſchnittnen fort⸗ 
kriechen ſah, ſondern auch die Kohlblaͤtter in Glaͤſern, 
worin lauter Schnecken mit abgeſchnittnen Koͤpfen 
waren, angefreſſen fand, ohne daß eine Spur von 
einem neuen Kopf vorhanden war. Jetzt ſetzte er 
feine Beobachtungen fort und nahm dazu Weinbergs⸗ 
ſchnecken. Auch ſie gaben ihm das unglaubliche 
Schauſpiel, daß einige, denen er die Koͤpfe abſchnitt, 
in einigen Wochen vollkommne Koͤpfe, und die, die 
er des Schwanzes beraubte, Schwaͤnze bekamen. 
Einer ſchnitt er ihre vier Fuͤhler ab, in einigen Wo⸗ 
chen waren ſie wieder ergaͤnzt; Andre machten ohne 
Kopf beym Eintritt des Winters Deckel vor ihre 
Haͤuſer, und giengen in die Erde. Waͤhrend ihrer 
Winterruhe ruͤckte ihre Ergaͤnzung freylich nur ganz 

ſchwach 


Weinbergsſchnecke. 343 


ſchwach fort, und ſo erwachten ſie im Fruͤhjahre wie⸗ 
der. Eine lebte den ganzen Winter hindurch ohne 
Kopf, ja eine bekam ſogar einen Kopf ohne Fuͤhler. 
Bey ſehr vielen mißlingen die Ergaͤnzungsverſuche 
ganz, und ein pldtzlicher Tod folgt aus unbekannten 
Urſachen auf das Zerſchneiden. Eben dieſes oftma⸗ 
lige Mislingen erzeugte gegen Spallanzanis und 
Schaͤfers Verſuche große Einwendungen. Allein 
die Sache bleibt unwiderſprechlich gewiß. Auch 
Sander gelangen dieſe Verſuche vollkommen; unaufs 
ibslich aber blieb ihm das Raͤthſel, wie bey ſeinen 
Schnecken, die er anderthalb Jahre ohne die geringſte 
Nahrung aufbewahrte, eine ſo außerordentliche 

Menge von Schleim und Koth abgehen konnte. 
Wir haben ſchon geſagt, daß dieſe Schnecke die 
beliebte Eßbare ſey. Um nun nicht gendthiget zu 
ſeyn, ſie muͤhſam zuſammen zu ſuchen, werden ſie in 
großer Menge auf Schneckenbergen und in Schnecken⸗ 
gaͤrten gehegt. Jene legt man in Teichen an; dieſe 
aber umgibt man mit Palliſaden, bedeckt ſie auch mit 
Drahtgittern, um das Entfliehen der Schnecken zu ver⸗ 
huͤten. Zu ihrer Nahrung pflanzt man daſelbſt allerley 
Geſtraͤuche, auch muß man viel dickes Moos hinein⸗ 
ſchaffen, in dem fie Schutz vor Hitze und Kälte ſuchen. 
Mit 


344 Weinbergsſchnecke. 


Mit feuchter Weizenkleye kann man ſie bald fett 
machen. Erſt wenn ſie, um ihre Winterruhe zu ge⸗ 
nießen, ſich zugedeckelt haben, genießt man ſie, ehe 
ſie von ihrem Schlummer erwachen. So kommen 
viele Tauſende in gluͤcklicher Unwiſſenheit aus der 
Welt. Ueberhaupt iſt dieſe Winterruhe eine der größ- 
ten Wohlthaten, die der Urheber der Natur mit ſo 
vielen andern Geſchoͤpfen auch unſerer Weinbergs⸗ 
ſchnecke erwieſen hat. Ohne Beſchwerden, ohne Be⸗ 
duͤrfniſſe bringt fie die traurigere Jahrszeit hin. Sie 
ruht mit der Natur, ſie erwacht mit ihr. Ihr Leben 
iſt ein beſtaͤndiger Fruͤhling und Sommer. Die er⸗ 
ſten Strahlen der wiederkehrenden beſſern Jahrszeit 
dringen in ihren verborgnen Aufenthalt; ſie offnet 
ihre Thuͤre, kommt hervor, findet die Natur, deren 
Hinwelken ſie nicht ſah, in jugendlichem Schmuck, 
und badet ſich wolluͤſtig im Thau des Fruͤhjahres. 
Jetzt genießt ſie mit ihren Schweſiern in geſellſchaft⸗ 

licher Eintracht die Freuden, die ihnen die Natur 
darbiethet. Nie findet man ſie in einem Kampfe be⸗ ! 
griffen. Weder Brodneid noch Eiferſucht trennen fie, ! 
Bald erwacht nun das Verlangen, ihr Geſchlecht 
fortzupflanzen. Aber auch dieß gibt keine Veran⸗ 
laſſung zu Zwiſtigkeiten. Denn da fie Hermaphro⸗ 
diten, 


Weinbergsſchnecke. 343 


diten, und doch immer zwey Individuen zur Begat⸗ 
tung ndthig find, fo dient jede der andern als Mann 
und Weib zugleich. Vom May bis in den Septem⸗ 
ber waͤhrt dieſes Geſchaͤfte, wobey ſie ſich tauſend 
Liedkoſungen machen und ihre Fuͤhler lebhaft bewe⸗ 
gen. Aber hier zeigt ſich ein in ſeiner Art einziges 
Schauſpiel. In ihrer Brunſtzeit ſind die Weinbergs⸗ 
Garten⸗Wald⸗ und andere Landſchnecken mit einem 
ſonderbaren kleinen Pfeile, der bey a vergroͤßert vor⸗ 
geſtellt iſt, verſehen. Dieſer iſt von hellweißer Falle 
artiger Subſtanz, durchſichtig, an einem Ende zuge⸗ 
ſpitzt, am andern gerundet, faſt wie eine vierſchnei⸗ 
dige Lanze geſtaltet; die vier Ecken ſind haͤutig, und 
die Flächen mit aͤſtigen Rinien bezeichnet. Ganz locker 
ſteckt dieſer Pfeil in einer Oeffnung des Halſes, und 
wenn nun zwey damit jetzt gerade verſehene Schne⸗ 
cken ſich gefunden haben, ſo druͤcken ſie ſich denſelben 
gegenſeitig in die Bruſt, oder werfen ihn vielmehr 
eins dem andern zu, und erſt auf dieſe Verwundung 
erfolgt die Paarung. Dieſe ziemlich empfindliche 
Liebeserklaͤrung iſt allemal das Signal. Der Pfeil 
bleibt ſtecken, oder faͤllt aus der Wunde auf die Erde. 
Aber fuͤr jede neue Paarung iſt auch ein neuer Lie⸗ 
bes pfeil vorhanden, von dem ſich außer ihr keine Spur 

Würmer II. Th. * dey 


346 Weinbergsſchnecke. i 
bey der Schnecke findet. Wie er aber entſtehe, iſt 
immer noch ein Geheimniß. Gleich nach der Paa⸗ 

rung geht die Schnecke in die Erde, graͤbt eine kleine 
kegelförmige Hoͤhle, dreht fie mit der Nettigkeit 
aus, als haͤtte ein Drechsler ihr geholfen, uͤber⸗ 
firnißt und polirtz die Waͤnde, legt ihre einer klei⸗ 
nen Erbſe gleichenden, weißen Eyer, 50 — 100 an 
der Zahl, und verſchließt forgfältig den Zugang mit 
muͤrber Erde. Jetzt wachſen die Eyer etwas. Nach 
einigen Wochen entwickelt ſich ein Nymphenzuſtand, 
in dem nur ſchwache Zuͤge von der kuͤnftigen Schnecke, 
aber doch ſchon Spuren des Lebens und der Bewe⸗ 
gung ſichtbar find. Bald darauf entdeckt das Vers 
groͤßerungsglas alles, was die groͤßte Schnecke hat, 
und zugleich die lebhafteſte Thaͤtigkeit, das einer Haut 
ähnliche zarte Gehaͤuſe größer und feſter zu machen. 
Sie naͤhren ſich dann von den zarteſten Pflanzen, 
wachſen ſehr langſam, und werden, bis auf Ausnah⸗ 
men und Verirrungen der Natur, ihren Eltern gleich. 
Muͤßten wir nicht mit unſerm Raume ſehr ſpar⸗ 
ſam umgehen, ſo koͤnnten wir unſern Leſern eine kleine 
Gallerie von monſtroͤſen Schnecken geben, zum Be⸗ 
weiſe, welche ſonderbare Erſcheinungen die Natur 
zuweilen hervorbringe. Ein einziges ſeinen Eltern 
ganz 


Baumſchnecke. Waldſchnecke. 347 


ganz aus der Art geſchlagnes Kind, wollen wir zur 
Probe unſern Leſern bekannt machen. Wir ſehen es 
bey 251. Wuͤrdige Conchyliologen halten dieſes ſelt⸗ 
ſame Geſchoͤpf fir nichts anders, als für die Mißge⸗ 
burt einer Weinbergsſchnecke. 
Waͤre unſre Baumſchnecke (H. Arbuſtorum 
252) auslaͤndiſch, ſo wuͤrde ſie mehr bewundert 
werden. Denn ihre hornartige Schale iſt niedlich 
marmorirt und hat regelmaͤßige, dunkle Baͤnder. 
Ihre Windungen ſind etwas zugeſpitzt. In der 
Mitte der gewoͤlbten Grundflaͤche befindet ſich ein 
Nabel, den bey ganz ausgewachsnen der zuruͤckge⸗ 
bogne Saum der innern Lippe bedeckt. Faſt Zirkel⸗ 
rund iſt die Muͤndung. Schlangen und Eidechſen 
ſtellen dieſer Schnecke ſehr nach, und wiſſen ganz 
geſchickt den Bewohner aus ſeinem Hauſe zu ziehen. 
Sie wird auf Hecken und in Laubwaͤldern angetrof⸗ 
fen, wo ſie die Gebuͤſche den Baͤumen vorzuziehen 
ſcheint. | 

Aber noch bunter und mannigfaltiger ift die 
Waldſchnecke (H. Nemoralis, la Liurbe), deren 
Bänder zu dem Nahmen Livereyſchnecke Veranlaſ⸗ 
ſung gaben, und die man auf Baͤumen, Gebuͤſchen, 
Hecken und an den Waͤnden der Haͤuſer haͤufig genug 
mu R 1 2 ſieht. 


348 Waldſchnecke. 
fieht. So verſchieden fie in Abſicht auf ihren Anzug 
ſind, ſo daß wir unſern zwey abgebildeten Waldſchne⸗ 
cken (253.254) leicht eine zahlreiche Geſellſchaft 
geben konnten; fo haben doch alle eine kugelfdrmige 
Bildung, fuͤnf wohlgewoͤlbte Stockwerke, eine halbe 
mondförmige Mündung, einen zuruͤckgebognen Lip⸗ 
penſaum und keine Spur von einem Nabel. Da ſie 
bey aller Verſchiedenheit ihrer Gehaͤuſe ſich unter ein⸗ 
ander begatten, ſo entſtehen immer wieder neue Va⸗ 
rietaͤten. Den Bewohner ruͤhmt man als ſchmack⸗ 
haft. Doch wird er bey uns nicht gegeſſen. Die 
Bögel lieben fie ſehr, und verdienen dadurch unſern 
Dank, weil dieſe Schnecken dem Laubholz ziemlichen 
Schaden thun. Im May findet man eine Menge 
einfarbige, vorzuͤglich blaßgelbe an den Hecken. An 
dieſer Schnecke hat ein Naturforfcher ſchoͤne Beob⸗ 
achtungen uͤber das Wachsthum der Schalengehaͤuſe 
gemacht. Er ſah den Halskragen in einer wellen⸗ 
foͤrmigen Bewegung. Aus ihm trat eine Art 
Schleim, der ſich an der Luft etwas haͤrtete, und 
erſt ein Haͤutchen, dann den Zuwache der Schalen 
bildete. Reaumur fand auf dem entblosten Hals⸗ 
kragen eben die Baͤnder und Zeichnungen, die die 
Schale ſelbſt hatte. 
a Von 


Quallenboth. 340 


Von trefflicher himmelblauer, violetter, auch 
Purpurfarbe ift das uallenboth (H. Janthipa, 
la Violette 255), zumal das oſtindiſche. Ihre Krei⸗ 
ſelform, wie die etwas viereckige Muͤndung gab Chem⸗ 
nitz Veranlaſſung, dieſe Schnecke unter die Kreiſel 
aufzunehmen. Purpurſchnecke heißt ſie darum, weil 
fie einen Purpurſaft aus ſpeyt und, wenn fie verwun⸗ 
det wird, ein Paar Purpurblaue Tropfen von ſich 
gibt, die man aus Leinwand oder Papier nie wieder 
herausbringt. Aeußerſt duͤnn und zerbrechlich iſt die 
Schale des Quallenboths, das im mittellaͤndiſchen 
und rothen Meere gefunden wird, was freylich unter 
der Rubrik Landſchnecken einen Uebelſtand macht. 
Aber noch weit befremdender muß es uns ſeyn, wenn 
wir unſern Leſern ſagen, daß der Bewohner dieſes 
Gehaͤuſes gar nicht einmal eine Schnecke ( Limax ), 
ſondern eine Qualle (Meduſa) und wie dieſe eine 
blauliche Schleimmaſſe ſey; daß er auf der Oberflaͤche 
des Meeres in aufrechter Stellung mit unterwaͤrts 
haͤngender Schale in Geſellſchaft vieler Tauſende ſei⸗ 
nes Geſchlechts einherſchwimme, und daß er, aus 
dem Meere genommen und in eine Schuͤſſel Waſſer 
geſtellt, noch aufgerichtet bleibe, wo dann die Schale 
einen ſpielenden Glanz, als waͤre ſie mit Edelſteinen 

N X x3 ange⸗ 


* 


330 Lebendig gebaͤrende Waſſerſchnecke. 
angefuͤllt, von ſich gibt. Hier ſah ein Beobachter elne 
Art von Ruͤſſel hervortreten, aus dem lebendige 
Junge von Sandkornsgroͤße herausſchluͤpften und 
munter um ihre Mutter herumſchwammen. Die vie⸗ 
len in unſrer Abbildung ſichtbaren Blaſen, mit denen 
er beſetzt iſt, leiſten ihm im Schwimmen ſehr gute 
Dienſte. Er hat vier Fuͤhler, die aber, weil er nicht 
ganz ausgeſtreckt iſt, gekruͤmmt erſcheinen. Bey 
Nacht leuchten dieſe Thiere, und es ſoll ein prächtis 
ger Aublick ſeyn, eine ganze ſolche Flotte zu ſehen. 
Ein Inbegriff von Wundern iſt die lebendig 
gebaͤrende Waſſerſchnecke (Vivipara, la Vvipa- 
re d bandes 256), die ſich in europaͤiſchen Fluͤſſen 
und ſtillſtehenden Waſſern, die einen Thongrund ha⸗ 
ben, aufhaͤlt. Swammerdamm hat ſich durch ihre 
Unterſuchung unſterblich gemacht. Je laͤnger er 
forſchte, um deſto mehr Wunder entdeckte er, die al⸗ 
les uͤbertreffen. Die Kryſtalle, aus der er manche 
Theile zuſammengeſetzt ſah, die froſchwurmaͤhnlichen 
Geſchoͤpfe und die lebendigen Jungen, mit vollſtaͤn⸗ 
digen Gehaͤuſen und Deckeln, die er in einigen fand, 
die regelmäßigen Dornen, die das Vergroͤßerungs⸗ 
glas auf den Windungen zeigte, dieß und ſo manches 
andre mußte ihn in Erſtaunen ſetzen. Die hornartige, 
e unge⸗ 


Lebendig gebärende Waſſerſchnecke. 381 


ungenabelte Schale hat bald hellere, bald dunklere 
Guͤrtel, wenn ihr die ſchwarzgruͤne Oberhaut abges 
zogen wird, und erreicht die Große einer Gartens 
ſchnecke, von der ſie ſich aber durch die mehr in die 
Höhe ſtehenden Windungen ſehr unterſcheidet. Der 
ſchwarze, oranienfarbig geſprenlte Bewohner haͤngt 
ſich mit feinem breiten Fuß an die Oberfläche des 
Waſſers, und ſchwimmt ſo. Der ganze Leib ſcheint 
innen und außen aus Kryſtallen zuſammengeſetzt. 
Einige halten dieß fuͤr die Jungen, andre nehmen 
eine eigne Art, die kryſtalliniſche Waſſerſchnecke, au. 
Er iſt kein Hermaphrodit, ſondern man findet ihn 
bald männlichen, bald weiblichen Geſchlechts. Die 
vom letztern ſind groͤßer, und ſollen ihr Geſchlechts⸗ 
kennzeichen im linken, die Maͤnnchen aber im rechten 
Fuͤhlhorn tragen. Nicht vorn befinden ſich ihre Au= 
gen, ſondern an der Wurzel ihrer, Fühler ; die fie 
nicht einziehen fonnen.: Das Weibchen gebiert les 
bendige Junge, deren es 30 70 in einem außerhalb 
des Koͤrpers befindlichen Sack hat. In dieſem lie⸗ 
gen ſie nicht gleich ausgebildet. Die Vordern ſind 
weit vollkommner als die hintern, an allen aber ſieht 
man ſchon die kuͤnftige Schalenhuͤlle. Gallertartige 
Kuͤgelchen, die ihre erſte Nahrung ſind, umgeben ſie. 
Sobald 


35335 Geköpfte Schnecke. 


Sobald ſie ſich reif fuͤhlen, ſo ſprengen ſie ihre Ey⸗ 
huͤlle, bleiben aber in dem muͤtterlichen Sacke, bis 
ſie ſtaͤrker werden. Wir ſehen ſie bey b in ihrer 
Feuchtigkeit ſchwimmend, mit einer Art von Strang, 
der fie an der Mutter befeſtiget. Gar lebhaft ſchwim⸗ 
men ſie herum. Sehr merkwuͤrdig iſts, daß man an 
Jungen, die noch im Eyerſtock waren, ſchon kleine 
Deckel der Gehaͤuſe fand. Vielleicht ſollten ſie dieſe 
vor den Aufaͤllen unſichtbarer Raubinſecten ſchuͤtzen. 
Wen ſollten die gekoͤpften Schnecken nicht 
befremden, deren wir die weiße (H. Decollata alba, 
la Vis tronquee, Enfant au maillot de Montpeiller 
257) und die bandirte (H. Decollata faſciata, “ En- 
font au Maillot ruband 258) vor uns ſehen? Deut: 
lich bemerkt man am abgeſtumpften Theil einen 
Schnirkel. Iſt nun hier wohl eine Beſchaͤdigung 
vorgegangen? Oder brechen ſie ſelbſt die hinterſten 
Stockwerke los, wenn ſie ihnen zu enge werden? 
Haben ſie wohl eine Spitze gehabt, ſo daß wir bloß 
die Ausbeßrung vor uns ſehen? Iſt der abgeſtumpfte 
Kopf Natur, oder iſt er bloß Nothhuͤlfe, ſo wie man⸗ 
che an der Wirbelſpitze beſchaͤdigten Schnecken wirk⸗ 
lich das Loch mit einem ſchneckenfoͤrmigen Deckel 
verſchließen? Das Letztere ſcheint das Wahrſchein⸗ 
lichere. 


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Großes Spitzhorn. 353 
chere. Vielleicht hat dieſe Schnecke einen Feind, 
der fie vorzüglich an der Wirbelſpitze angreift; viel⸗ 
leicht verliert fie dieſe, wenn fie ſich in die Erde vers 
kriecht. Dann muß ſie ſich einſchraͤnken, und in den 
noch uͤbrigen Stockwerken leben; unerklaͤrlich bleibts 
aber immer, daß man noch keine mit der Wirbelſpitze 
fand. Im ſuͤdlichen Europa und in Africa iſt ſie 
zu Hauſe. = 

Schon bey diefer Landſchnecke ſahen wir, daß 
dieſe eben nicht immer rund ſeyn muͤße. Noch mehr 
fällt das beym großen Spitzhorn (H. Stagnalis, 
le grand Buccin 259) ins Auge. Sie gehoͤrt zu den 
größten Flußſchnecken, und iſt gelblich und aͤußerſt 
duͤnne. In Teichen, Graͤben, Fluͤſſen und Suͤmpfen 
wohnt ſie. Ihr Bewohner ſoll ſeine Fuͤhler in meh⸗ 
rern Aeſten, wie Hirſchgeweihe, ausſtrecken konnen. 
Daß er Polypen freſſe iſt gewiß. Denn als einſt ein 
Naturforſcher ein Paar ſolche Spitzhoͤrner mit einer 
großen Armpolypenzucht in ein Glas that, um die 
ſich anſetzenden Mooſe, die die Einſicht in dasſelbe 
truͤb machten, abzuweiden, ſo leiſteten ſie das zwar 
ſehr gut, aber fie verſchlaugen auch zu feinem großen 
Verdruſſe die Polypen. Dieß iſt darum auffallend, 
weil die gefraͤßigſten Waſſerthiere die Polypen nicht 
Wuͤrmer II. Th. Dp an⸗ 


354 | Ohrſchnecke. 


anruͤhren. Dafuͤr aber freſſen dieſen Schalwurm auch 
die Dohlen, Raben und andre Vögel, wenn er ruhig an 
der Oberflaͤche des Waſſers, mit unterwaͤrts haͤngen⸗ 
dem Gehaͤuſe ſchwimmt, aus dieſem heraus, von dem 
nun die Waſſerſpinne Beſitz nimmt und vor die Muͤn⸗ 
dung einen Vorhang ſpinnt, hinter dem ſie ruhig ihr 
Weſen treibt. Die Fortpflanzung dieſer Schnecke iſt 

eine Sammlung von Wundern. Dabey ſind immer 
mehr als zwey geſchaͤftig, die an einander haͤngen. | 
Und wer follte glauben, daß die ſeltſame Wurſt, die 
wir bey c vor uns ſehen, ihr Werk ſey. Sie uͤber⸗ 
zieht Holz oder etwas dergleichen mit Gallert, worein 
ſie mehr als hundert Eyer ſetzt. Die ſchwarzen 
Puncte ſind die Embryonen. Ziemlich unverhaͤltniß⸗ 
maͤßig folgen bey dieſer Schnecke nach der erſten, 
bauchigen Windung, die ſehr ſpitzig zulaufenden 
kleinern. Ihre Muͤndung iſt ſehr weit. Doch nicht 
ſo weit als bey der Ohrſchnecke (H. Auricularia, 
le Buccin ventru, radis fluviatile, bauchiges Spitzhorn 
260), an der die Aehnlichkeit mit einem Ohre nicht 
allzuſehr in die Augen ſpringt. Die Hollaͤnder ma⸗ 
chen aus ihr ein Maͤuſeohr. Bauchſchnecke heißt fie 
nicht uͤbel; denn ſie iſt faſt ganz Bauch, die andern 
Windungen aber ſind ein faſt unmerklicher Anhang. 
Ihr e 


Zauberſchnecke. Steinpicker. 355 


Ihre Schale iſt grauweiß, durchſichtig und feder⸗ 
leicht; ſo lang der Bewohner in ihr iſt, hat ſie 
ſchwarze, auch goldgelbe Flecken. In ſtehenden 
Waſſern iſt ſie zu finden. 

Durchaus ohne Zauberey geht es zu, daß die 
huoͤchſt ſonderbare Zauberſchnecke (H. Scarabzeus, 
la Guele de Loup 261) nach Regenguͤſſen ſehr haus 
fig auf Amboina geſehen wird, und weder Regen noch 
Stuͤrme fuͤhren ſie herbey, wie man durch ihre Nah⸗ 
men Regen: Sturm:Schnede andeuten wollte. Sie 
verläßt, wie viele andre Schnecken, alsdann ihre 
Schlupfwinkel und erſcheint freylich zahlreicher als 
fonft. Ihre enge, bogenfoͤrmige Mündung, hat 
nach dem Alter mehr oder weniger Zaͤhne von vers _ 
ſchiedner Größe. Die braunrdoͤthliche Schale iſt artig 
marmorirt, und weiße, gekerbte Guͤrtel bezeichnen die 
Windungen. Im Innern befindet ſich keine Spin⸗ 
delſaͤule, ſondern die Abſaͤtze der Stockwerke treten 
etwas heraus und bilden an den Seitenwaͤnden eine 
Schneckenlinie. 

Ob der Steinpicker (H. Lapicida, le Planorbe 
terreſtre, von oben (262 a) von unten (262 h), wirk⸗ 
lich die Kunſt verſtehe, Kalkſtein zu zernagen, muͤ⸗ | 
vr wir dahin geſtellt ſeyn laſſen. Sein faſt beſtaͤn⸗ 

— Yy 2 diger 


356 Schnlrkelſcheibe. Stußsappfrm 


diger Aufenthalt in Wurzeln und alten Baumſtäm⸗ 
men ſpricht eben nicht gar ſtark dafuͤr. Uebrigens 
macht ihn der ſcharfe Rand, der den obern Theil der 
Schale von der tiefgenabelten Grundflaͤche ſcheidet, 
merkwuͤrdig genug. Rothbraune Flecken auf roſtfar⸗ 
bigem Grunde geben der hornartigen, durchſichtigen 
Schale ein etwas buntes Ausfehen, und ein weißer 
Rand umgibt die eyfoͤrmige Muͤndung. 

Mehrere Landſchnecken ſind aͤußerſt flach. Man 
machte aus ihnen ein eignes Geſchlecht und nannte 
ſie Tellerſchnecken, Poſthoͤrner (Planorbes). Wir 
zeigen von ihnen unſern Leſern die ſchoͤne Schnir⸗ 
kelſcheibe (H. Polygyrata 263), die bisher nur 
noch das Kaiſerliche Cabinett in Wien beſitzen ſoll. 
Sie iſt fcheibenförmig und oben flach, unten hohl. 
Zehn wohlgerundete, fein geſtreifte Windungen bil⸗ 
den eine regelmaͤßige Schneckenlinie. Ein weißer 
Saum umgibt die laͤnglich runde Muͤndung. Iſt 
dieſe platt und tellerfoͤrmig, fo ſollen unſere Leſer in 


der Fluß papſtkrone (H. Amarula, la Dare noire 


264. 265) auch eine thurmfoͤrmige Landſchnecbe ſe⸗ 
hen. Sie kommt aus den ſuͤßen Waſſern Oſtin⸗ 
diens mit einem ſchwarzen Ueberzug. Nimmt 
man dieſen hinweg, " * ſie ein braunes Kleid, | 
und 


— 


Labyrinth. Milchnapf. 357 


und zieht man ihr auch dieſes aus, ſo erſcheint ſie 
in der Farbe der Unſchuld. Die Zahl der Stockwerke 
richtet ſich nach dem Alter. Sie ſind mit Spitzen 
bekrönt. Die eyfoͤrmige Mündung hat unten keinen 
Einſchnitt. Der Bewohner iſt eßbar aber etwas bitter. 
Eine der bewundernngswuͤrdigſten Landſchnecken 
iſt das Labyrinth (H. Labyrinthus, le Labyrin- 
the 266), deſſen Mündung eins der größten Kunſt⸗ 
werke der Natur iſt. Die ſonderbaren, ſchneeweißen 
Lefzen haͤngen in labyrinthiſchen Kruͤmmungen weit 
uͤber den Rand der Schale herab. Wenn erſt die Zu⸗ 
kunft eine nähere Kenntniß des Bewohners und feiner 
Sitten verſchafft, dann wird man im Stande ſeyn, 
uͤber die weiſen Abſichten der Natur bey dieſer Min: 
dung zu urtheilen, Die Heimath diefer wunderbaren 
Conchylie iſt ungewiß, vermuthlich kommt fie aus 
Weſtindien. 5 
Wir thun wohl am beſten, wenn wir den Milch⸗ 
napf (H. Haliotoidea, “ Oreille de Venus 267) an 
die Graͤnze ſtellen, da er einen ſehr ſchicklichen Ue⸗ 
bergang zu den Meerohren macht. Man findet ihn 
weiß; aber auch roͤthlich und gelbbraun. Der flache 
Ruͤcken iſt niedlich gegittert. Sehr flach und ſchuͤſ⸗ 
ſelfbrmig, wie gewiſſe Milchgefaͤße, find die Conchy⸗ 
Ny 3 lien 


358 Schwimmſchnecken. 

lien, die man Milchnaͤpfe nennt und haben eine weite 

Mündung. Sie ſcheinen in allen Welttheilen, je⸗ 
doch nicht gar haͤufig vorzukommen. 


* 
— 


Tab. XXXVI. 


Schwimmſchnecke. Nerita. 
Der Knotennabel (208. 260). Das Roth⸗ 
auge (270. 271). Die Dornenkrone (272. 
273). Die Flußnerite (2742790). Der 

blutige Zahn (280. 281). 

Eine halbrunde, oder halbmondfoͤrmige Muͤndung 
iſt das Hauptkennzeichen der Schwimmſchnecken oder 
Neriten, worauf auch ihr franzdͤſiſcher Geſchlechts⸗ 
nahme (Limagons a Bouche demi ronde) zielt. 
Ihren innern Bau findet man weit einfacher und 
kunſtloſer, als bey andern Conchylien, und oft be⸗ 
ſteht die ganze Schale aus einer einzigen Kammer. 
Nur wenig erhebt ſich bey einigen der Wirbel, indeß 
er bey andern glatt und flach iſt. Ob die Leichtigkeit 
ihrer Schalen Veranlaſſung gab, ſie Schwimmſchne⸗ 
cken, und ihre Schoͤnheit, fie nach dem Meergotte 
Nereus, Neriten zu nennen, wiſſen wir nicht; ſoviel 

| aber 


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Knotennabel. 359 


aber ift gewiß, daß fie ihren Nahmen Klappenſchne⸗ 
cken daher führen, weil ihr Muͤndungsdeckel ſich wie 
eine Klappe, oder wie ein halber Thorfluͤgel, oͤffnet 
und ſchließt. Einige ſind genabelt, andre ungena⸗ 
belt, einige gezaͤhnt, andere zahnlos, einige bewohnen 
das Meer, andre die Fluͤſſe. Unter den letztern gibt 
es vorzuͤglich ſchoͤne und farbenreiche, Der Bewoh⸗ 
ner hat ſehr lauge, duͤnne Fuͤhlhoͤrner, die er im Fort⸗ 
gehen unaufhoͤrlich auf und niederbewegt. Dieß ges 
ſchieht fo regelmäßig, als ob er den Tact zu feinem 
Gange ſchluͤge. Man kennt 72 Arten. 

Die vorzuͤgliche Schönheit der Zeichnung erwarb 
dem Rnotennabel (N. Canrena, Aile de Papil- 
lon, Perdrix 268) auch den Nahmen Schmetter⸗ 
lings fluͤgel. Sein Farbenkleid iſt nicht immer das⸗ 
ſelbe, und Aufenthalt und Nahrung moͤgen viel bey⸗ 
tragen, daß man es bald dunkel braunroth, bald 
hell gelblich, auch weiß findet. Die vier breiten 
Binden mit halbmondfoͤrmigen Flecken und die flam⸗ 
menaͤhnlichen Streifen gegen die Windungen hin, 
um deren zweyte nur noch Eine Binde, aber ganz 
verloren, lauft, machen eine vortreffliche Wirkung. 
Die Windungen endigen ſich in eine ſtumpfe violette 
— Gegend des ſo ſonderbaren Nabels 


au 


3660 Riothauge. | 
an der Grundfläche (269) iſt fie ſchneeweiß. Die 
Spindellippe gleicht dem fchönften weißen Email. 
Sie bildet oberwaͤrts am Bauche einen Wulſt, Unter 
waͤrts aber einen weit dickern Lappen. In der Mitte 
iſt ein Ausſchnitt, wodurch ſich der tiefe ſpiralfoͤrmig 
gewundne Nabel zeigt. Die weite halomondförmige 
a Oeffnung verſchließt ein ſchneeweißer, ſteinſchaliger 
Deckel mit vielen Rinnen und Vertiefungen, die uns 
unſre Abbildung zeigt. Die innern Waͤnde dieſer im 
mittellaͤndiſchen und im oſt⸗ und weſtindiſchen Meere 
einheimiſchen Schnecke, haben eine lichtbraune, auch 
violette Glaſur. 

In den ſuͤßen Waſſern Oſtindiens und der Suͤd⸗ 
feeinfuln Halt ſich das Rothauge (N. Pulligera 270) 
auf, und iſt wohl eine der groͤßten Schnecken, die in 
ihnen gefunden wird. Nur zwey Windungen hat die 
ungemein leichte Schale, die man mit einer braunen 
Rinde uͤberzogen und am Wirbel meiſtens ausge⸗ 
hoͤhlt, als wäre fie angefreſſen, findet. Voll eyfoͤr⸗ 
miger Warzen ſitzt die Oberfläche. Man hält dieſe 
für die Eyer, die dieſe Schwimmſchnecke, wie die bes 
kannte Pipa, auf dem Ruͤcken ausbruͤten ſoll. Aber 


weit wahrſcheinlicher ſind es die | ir end eines 
Schmarozers, der ihr feine Brut auf Und 


eben 


sin 8 


T. Ar. 


DDR, 
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n 


Dornenkrone. 361 


eben darum iſt ihr Nahme Junghecker oder die brut⸗ 
tragende nicht paſſend, weil er jenen Wahn beguͤnſti⸗ 
get. Ihre Muͤndung (271) iſt weit, halbmondfdrmig; 
die ſehr flache innre Lippe hat einen bleyfarbigen 
Glanz und faſt unſichtbare kleine Zaͤhne; die aͤußere 
nach innen zu eine rothgelbe Farbe, von der ſie eben 
nicht allzupaſſend Rothauge heißt, und geht gegen 
den Wirbel zu in einen ſpitzigen Zahn uͤber. An die⸗ 
ſen ſchließt ſich der Deckel, den ſeine rothen, ſchwar⸗ 
zen und gelben Adern, und der achatartige Glanz zu 
einem der ſchoͤnſten Schneckendeckel Naben den 
man kennt. 

Unter die ſeltenſten 50 wunderbarſten Schwim̃⸗ 
ſchnecken, gehdrt unlaͤugbar die Dornenkrone (N. 
Corona, la Nerite epineuſe 272. 273), die man in 
den Fluͤſſen und Baͤchen der Inſul Maurice findet. 
Eine kleinere etwas marmorirte Art trifft man in der 
magellaniſchen Straße und in Weſtindien an. Bey 
der Unſrigen umgibt eine pechſchwarze, runzlige 
Oberhaut die weiße Schalenhuͤlle. Wie Palliſaden 
umgeben die Windungen lange, hohle Stacheln in 
unbeſtimmter Anzahl. Sie ſcheinen ſich mit dem zu⸗ 
nehme chsthum der Schale zu vermehren, 
indem wenn dieſe einen neuen Anſatz bekommt, alle⸗ 

Wuͤrmer II. Th. 33 mal 


362 Flußnerite. Blutiger Zahn. 


mal ein ſolcher Schnabel, der zuvor an der Ecke der 
Muͤndung war, zuruͤckbleibt. Im Grunde war alſo 
jede Spitze zuerſt der Weg, die Nahrung einzuneh⸗ 
men, und keine Waffe zur Vertheidigung. Vielleicht 
konnte der Bewohner eine Zunge durch dieſe ſtachel⸗ 
artige Röhre ſtrecken. Die innern Wände dieſer 
Conchylie ſind ſchmutzig weiß. | 
Unendlich find die Verſchiedenheiten der Fluß⸗ 
neriten (N. Fluviatilis, la Werite des Rivieres), 
Wir geben unſern Leſern zum Beweis davon ein Paar 
weſtindiſche (274. 275) und einige europaͤiſche (276 
279). So klein ſie zum Theil ſind, ſo kann man 
die Schoͤnheit der Farben und die Zierlichkeit der 
Baͤnder doch nie genug bewundern. Auch in ihrer 
Form herrſcht eine große Mannigfaltigkeit. 
Wir haben ſchon von Schwimmſchnecken mit 
Zaͤhnen einen Wink gegeben. Der blutige Zahn 
(N. Peloronta, la Cu tte ſaignante 280) wird 
uns die Sache anſchaulicher machen. Man findet 
dieſe Schnecke, deren Wirbel ſich etwas mehr erhebt, 
als bey andern Neriten, in einem aͤußerſt mannigfal⸗ 
tigen Farbenkleide, das bald voller Furchen und Strei⸗ 
fen, bald aber eben und voͤllig glatt 2 nmer aber 
bemerkt man an der Muͤndung (281) den äußern 


ſchar⸗ 


Ä Meerohren. 363 
ſcharfen Lippenrand nach innen zu gezaͤhnt, die innere 
Lippe aber voll blutrother Flecken, Runzeln und 
Zähne, fo daß ſie einem blutigen Zahnfleiſche gleicht. 
Aſien auch Weſtindien iſt die Heimath dieſer Schnecke. 
Im Miſiſippi Strom wird eine fauftgroße, ſehr bau⸗ 
chige Nerite mit Streifen gefunden und von den In⸗ 
dianern gättlich verehrt. Reich verziert ſtellen ſie dieſe 
Schnecke auf, zuͤnden ihr Weihrauch an, und flehen 
zu ihr um Huͤlfe. Wir erſtaunen uͤber dieſe Verirrung 
des menſchlichen Geiſtes, und mit Recht. Allein ver⸗ 
ehrten ja auch die welt gebildetern Aegyptier den Och⸗ 
ſen Apis, ja Hunde und Katzen, wegen der Gemein⸗ 
nuͤtzigkeit dieſer Thiere, die Syrer Fiſche, die Juden 
ein goldnes Kalb u. d. m. und ſollte wohl eine ſchoͤn ge⸗ 
formteConchylie zur offentlichen Verehrung ausgeſetzt, 
empdrender ſeyn, als die Japaniſche Goͤttergeſtalten, 
Tiedebaik, Quanwon und andre, die den abſcheu⸗ 
lichſten Zerrbildern gleichen. 


iR 7 
+ 


Tab. XXXVII. 
Meerohr. Haliotis. 
Das Knotenohr (282. 283). Das nenſee⸗ 
laͤndiſche (284. 285). Das Nunzel⸗ 
ohr (286) 287). 
Auch beym fluͤchtigſten Anblick der Meerohren muß 
N es 


364 Merrohren. 


es uns ins Auge fallen, daß wir an der Graͤnze der 
Schnecken mit ſichtbaren Windungen ſtehen. Flach, 
weit und muſchelartig iſt ihre Schale und nur eine 
ganz ſchwache Kruͤmmung zeigt die Spuren einer 
dreyfachen Windung. Nicht übel gewählt iſt der 
Nahme Ohr, den auch faſt alle Nationen wegen der 
treffenden Aehnlichkeit beybehalten haben. Eine 
Menge von Streifen, die vom Wirbel aus halbzir— 


kelformig nach dem aͤußern Rande laufen, und bo⸗ 
genfdrmige Querfalten, die dieſe durchkreuzen, ſieht 
man auf der Oberflaͤche. Fleiſchfarbig, auch ſeegruͤn 


mit dunkeln Stellen oder Wolken iſt gemeiniglich ihr 
Ueberzug. Je aͤlter, deſto faltenvoller werden ſie, 
und ſchwer iſt die ſteinſchalige Rinde wegzubringen, 
die ſie dann umgibt. In der Jugend ſind ſie weit 
runzelloſer und reiner. Eine Reihe von Loͤchern ſieht 
man in dieſen Schalen, Die vorderſten ſind offen, 
die hintern aber zugeſtopft, ſo daß ſie kleinen Warzen 
gleichen. Wahrſcheinlich dienen ſie dem Bewohner 
theils zum Auswurf der Unreinigkeiten, theils zum 
Athemhohlen, fo wie zum Einziehen und Ausſpruͤtzen 
des Waſſers. Innen iſt die Vertiefung der Meer⸗ 
ohren ſehr merklich. Hier zeigt ſich ein breiter, fla⸗ 
cher Verlenmutterartiger Rand, ja das Ganze iſt 


Perlenmutter und hat zuweilen ſchoͤne Perlen. Deut⸗ 
| lich 


Knotenohr. 365 


lich ſieht man, daß von innen heraus der Bewohner 
die oben genannten Locher durch die Schale macht. 
So wie er dieſe vergrößert, fo laßt er ein Loch, wor 
von die halbmondfoͤrmige Einkerbung am vordern 
Rande ſchon eine Spur iſt. Dagegen aber ſtopft er 
eins der hintern noch offnen zu. Er iſt eine Schnecke, 
die am Kopfe vier Hoͤrner traͤgt, an deren kuͤrzern 
ſich die Augen befinden. Eßbar, aber unverdaulich 
iſt ſein Fleiſch. So lange er in ſeiner Schale iſt, ſo 
ſteht der gewoͤlbte Theil nach oben, und er traͤgt ſie 
wie ein Schneckenhaus auf dem Ruͤcken. Er haͤngt 
ſich in gleicher Höhe mit dem Spiegel des Meeres 
an Felſen und iſt ſchwer loszumachen. Ob er wirk⸗ 
lich ans Land gehe und Gras freſſe, muͤßen wir dahin 
geſtellt ſeyn laſſen. Alle Meere beſitzen Meerohren, 
uur find die oſtindiſchen und neuſeelaͤndiſchen bey 
weitem die ſchoͤnſten unter den 19 bekannten Arten. 
Die Indianer machen niedliche Kunſtwerke daraus. 
Voller Knoten und Falten iſt das Anotenobe 
(H. Tuberculata, “ Oreille verte, tuberculde) ; das 
wir von außen (282) und von innen (283) vor uns 
ſehen. Merklicher als bey andern ſteht bey ihm der 
durch drey Windungen gebildete Wi bel wie ein Knopf 
hervor. Gemeiniglich find an dieſem Meerohre 6—9 
e offen. Der Ruͤckgrath, das iſt die * 
5 353 


366 Knotenohr. 


die zwiſchen den Löchern und dem dicken ſich nach der 
hohlen Seite einbiegenden Rande ſich befindet, iſt 
ziemlich breit und voller Furchen. Jener Rand dient 
eigentlich zum Schutz der empfindlichſten Theile des 
Bewohners. Außen iſt die Schale gruͤn, mit weißen 
Wellen, zuweilen rothbraun, auch gelb; innen fpielt 
ſie opalartig, je nachdem man ſie haͤlt, in alle moͤg⸗ 
lichen Farben. Faſt in allen europaͤiſchen Meeren 
und in Oſtindien iſt dieſes Meerohr zu Hauſe. Ob⸗ 
gleich an ihm, wie an dieſer Gattung von Conchy⸗ 
lien uberhaupt, die ſpiralfoͤrmigen Windungen ſich 
nicht gar weit erſtrecken, ſo wollen wir doch hier einer 
ſonderbaren Eigenſchaft mancher Conchylien, die eine 
Folge ihres Baues iſt, erwaͤhnen. Dieſer pflanzt 
den Schall außerordentlich ſtark fort. Haͤlt man ſie 
ans Ohr, ſo verkuͤndigt ein Sauſen die Bewegung 
der Luft, und was man leiſe hineinſpricht, kehrt mit 
ſtaͤrkerm Laut aus der Schnecke zuruͤck. Der Phy⸗ 
ſiker wird erklaͤren, woher das komme. Daß aber 
Schnecken den Tyrannen Dionys veranlaßt haben 
ſollen, ein Gefaͤngniß ohrfoͤrmig und im Mittelpuncte 
der Spirallinie ein Zimmer zu bauen, um auch die 
leiſeſten Klagen der Gefangnen zu hören, ſcheint 
man ohne Grund anzunehmen, indem Tyrannen 


überhaupt die Natur wenig beobachten, und immer 
3 elende 


Neuſeelaͤndiſches Meerohr. 367 


elende Werkzeuge ihrer Haͤrte finden, die ſie der 
Muͤhe des Denkens uͤberheben. | 
Weit ſchoͤner als das Knotenohr iſt das neuſee⸗ 
laͤndiſche Meerobr (H. Iris, la grande Oreille de 
mer de la nouvelle Zeelande). Faſt ſollte man glau⸗ 
ben, auch bey dieſen Geſchoͤpfen bringe das heiße 
Clima alles zu einer groͤßern Vollkommenheit und 
entwickle reizendere Farben. Die unbeſchreibliche 
Schönheit verſchaffte dieſer Conchylie den Nahmen 
Regenbogenohr, der etwas ſchicklicher, als der fran⸗ 
zoͤſiſche Affenohr, ſeyn möchte. Außen hat fie eine 
ſtaͤrkere Woͤlbung, als andre Meerohren, und eine 
Menge Runzeln und faltiger Querſtreifen. An der 
Hoͤhe des Ruͤckgraths zeigen ſich die bekannten Löcher 
theils offen, theils verſchloſſen. Das braungeſtreifte 
Oberkleid (284) verſpricht nicht viel; aber ſobald man 
dieſes abzieht, noch mehr aber, wenn man dieſes 
Meerohr umwendet (285), ſo zeigt ſich ein Farben⸗ 
reichthum, der mit allem wetteifert, was die Natur 
Praͤchtiges hervorgebracht hat. Ihre Perlenmutter 
ſpielt in alle moͤglichen Farben, mit dem reichſten 
Gold: und Silberglanz, fo daß man dieſes Schau⸗ 
ſpiel nur mit dem, das der Colibri und der Pfauen⸗ 
ſchweif und der Taubenhals gibt, vergleichen kann. Es 
er | if 


368 Runzelohr. 


iſt als ob man eine praͤchtige Kupferſtufe mit allen den 
in ihr ſpielenden blauen, rothen, gruͤnen, gelben Far⸗ 
ben, verbunden mit dem reizendſten Goldſchiller vor 
ſich ſoͤhe. Worte und Pinſel vermögen hier nichts, da 
man dieſes Meerohr, womit Cook die Cabinette be⸗ 
reichert hat, durchaus ſelbſt ſehen muß. 

Um auch von dem Bewohner der Meerohren eine 
richtige Vorſtellung zu bekommen, zeigen wir unſern 
Leſern das Runzelohr (H. Striata) von oben (286) 
und von unten (287). Von der Schale iſt wenig 
mehr zu ſagen, als daß ſie außen braun voller Run⸗ 
zeln und Querfalten, innen perlenmutterartig mit ei⸗ 
nem violetten Schiller iſt. An ihrem Bewohner ſehen 
wir den dicken, aſchfarbigen Kopf mit weißen Strei⸗ 
fen, vier blaßgruͤne Fuͤhler, deren untere mit Augen 
verſehen ſind, und einen weit uͤber die Schale her⸗ 
vorragenden weißen Fuß. Durch ein Loch ſtreckt er 
ein Stuͤck von ſeinem weißen, gruͤn eingefaßten 
Mantel wie eine dreyeckige Zunge heraus. Vielleicht 
dient dieß zum Athemhohlen. Der Fuß iſt mit Fran⸗ 
ſen geziert, deren dieſes Thier uͤberhaupt eine Menge 
von der kunſtreichſten Einrichtung hat. Von unten 
ſehen wir die Ritze, die das Maul iſt und die Woͤl⸗ 
bung des Fußes. | 
Tab. 


1 


IE U Me 369 
Tab. XXXVIII. 
IV. Einſchalige Conchylien ohne 
Windungen. | 
Univalvia fine Jpira. 
Napfſchnecke. Patella. 
Die Neritenfoͤrmige (288. 289). Die ge⸗ 
meine (200). Die Matrofenmüse (291). 
Die aufgeſchlitzte Dragonermuͤtze (20 2.203). 
Die Flußpatelle (294-296). Das Ziegens 
auge (207). Der Meduſenkopf (208). Das 
chineſiſche Dach (299. 300). Die ſieben⸗ 
ſtrahlige Sternpatelle (301). Das 
Feſtungswerk (302). | 
| Theils gar keine Windungen, theils nur ganz ſchwache 
Spuren derſelben, bemerkt man dey der Schalwuͤr⸗ 
mer Familie zu der wir jetzt kommen, und die man 
deßwegen Schnecken ohne beſtimmte Windungen 
nennt. Sie haben zum Theil einfache Schalen, 
zum Theil roͤhrenfoͤrmige Gehaͤuſe. 

Eine zahlreiche Gattung von 237 Arten machen 
die Napfſchnecken (1’Oeil de Boue, Arapede) oder 
Patellen aus. Je nachdem man auf ihre napf und 
und ſchuͤſſelformige Geſtalt, oder auf ihren glaͤnzen⸗ 

Wuͤrmer II. Th. A a a den 


370 Napſfſchnecken. 

den Wirbel, oder auf den ausgezackten Rand, oder 
auf ihr Anhaͤngen an Klippen ſah, ſo nannte man ſie 
Napf⸗ und Schuͤſſelmuſcheln, Bocksaugen, Stern⸗ 
muſcheln, Klippkleber. Der letzte Nahme iſt vor⸗ 
zuͤglich paſſend. Denn wenn andre Thiere ihr Heil 
in der Flucht ſuchen, fo drückt ſich unſre Napfſchnecke 
immer feſter an ihre Klippe, ſo daß die Schale hart 
anliegt. Man hat, um die Kraft, mit der ſie ſich 


anhaͤlt, zu beſtimmen, ein an einem Seile uͤber eine 


Rolle laufendes Gewicht an ihre Schale gehaͤngt 
und gefunden, daß 30 Pf. erforderlich ſind, wenn 
das Thier endlich loslaſſen ſoll. Nur ſein eigner 
Wille loͤst die Bande plotzlich. Die einfache, un⸗ 
gewundne Schale der Napfſchnecken iſt oben ronver, 
unten concav und hat dͤfters die Form eines abge⸗ 
kuͤrzten Kegels. Einige haben Oeffnungen am Wir⸗ 
bel, die zum Ein⸗ und Auslaſſen von Luft und Waſſer 
und zum Auswurf der Unreinigkeiten dienen moͤgen; 
andre haben verſchloſſene Wirbel; bald iſt dieſer gera⸗ 
de, bald krumm, bald ſpitzig, bald ſtumpf, und auch 
in Abſicht auf die Oberfläche der Schalen und ihren 
Rand findet man eine große Mannigfaltigkeit; denn 
ſo wie dieſer bald glatt, bald gekerbt, bald gezackt iſt, 


| fo findet man jene bald knotig, bald vollkommen 
eben, 


Neritenfoͤrmige Napfſchnecke. 371 


eben, bald geſtreift. Oft prangt ihr Aeußeres und 
Inneres mit den ſchoͤnſten Farben, und die magella⸗ 
niſche Straße und die Falklands Inſuln liefern meh⸗ 
rere, die, gegen das Licht gehalten, trefflich vergol⸗ 
dete Wirbel, innen aber einen Silberglanz haben. 
Wendet man die Napfſchnecken um, ſo ſieht man bey 
einigen nicht das geringſte von Kammern, Zaͤhnen 
u. d. m. Bey einigen haͤngt aber doch eine hohle, 
zugeſpitzte Roͤhre vom Wirbel herab, andre theilt ein 
halbmondformiges Blatt in zwey Kammern. Einen 
cylindriſchen, unten ſchraͤg abgeſchnittnen Kopf hat 
der Bewohner. Sein Maul ſieht geſchloſſen einem T, 
geöffnet aber einem eyfoͤrmigen Loche gleich, in dem 
man Kinnladen und Zaͤhne bemerkt. Der Mantel 
legt ſich um den Rand der Schale, und hat drey 
Reihen Faſern und uͤber ihnen einen Kranz von un⸗ 
gleichen Zacken. An dem großen Fuße bemerkt man 
kleine Saugwarzen, die bald hervor: bald zuruͤcktre⸗ 
ten. Langſam iſt der Gang dieſes Geſchopfs. Will 
es vorwaͤrts, ſo ſtuͤtzt es ſich feſt auf den vordern 
Rand ſeines Fußes und zieht nun das uͤbrige nach. 
Jung ſieht es ſchmutzig weiß, im reifern Alter aſch⸗ 
grau, und als Greis ſchwarz aus. Die Fußſohle 
bleibt immer weiß. Kleine Wuͤrmer, Lehm und 

Aa a 2 Schilf 


— 


372 Gemeine N. Matroſenmuͤtze. 


Schilf ſind ſeine Nahrung. Es wird von den Men⸗ 
ſchen gegeſſen. 

Faſt möchte man die neritenförmige Napf⸗ 
ſchnecke (P. Neritoidea) aus Indien fuͤr eine 
Schwimmſchnecke halten. Allein, da ihr hinterwaͤrts 
gebogner Wirbel keine Windungen hat, ſo kann ſie 
nicht dafuͤr gelten. Ihre wohlgewoͤlbte weiße Schale 
ſcheint mit einem violetten Netze uͤberzogen zu ſeyn. 
Der Schnabel, oder der verlaͤngerte Wirbel iſt ſchnee⸗ 


weiß (288). Im Innern (289) bildet eine 800 


Kammern. | 

Theils als Speise theils als Koͤder ſehr beliebt 
iſt in England die gemeine Napfſchnecke (P. Vul- 
gata 290); doch erreichen die Indianiſchen dieſer Art 
eine weit betraͤchtlichere Größe und werden vier Zoll 
breit und zwey tief. Anſehnliche Rippen hat ihre 


ſtarke Schale, die außen weiß oder grau mit 4 roſt⸗ 
farbigen Binden, innen aber bierfarbig mit bluth⸗ 


rothen Flecken iſt. 

Man kann ſich ſchon aus dem Nahmen die Form 
der Matroſenmuͤtze (P. Hungarica, le Bonnet de 
Dragon 291) ſowohl, als auch der aufgeſchlitz⸗ 
ten Dragonermuͤtze (P. Fiſſura 292) vorſtellen. 
f Bepde ſind am erw fo gebogen, daß fie an die 

! Zipfel 


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Flußpatelle. Ziegenauge. 373 
Zipfel gewiſſer Muͤtzen erinnern. Jene, die aus 
Indien und dem mittellaͤndiſchen Meere kommt, hat 
eine duͤnne, zartgeſtreifte Schale, die weiß und roͤth⸗ 
lich gewoͤlkt iſt; dieſe aber, die im Genferſee und 
auch um Algier wohnt, hat an einer Seite der Scha⸗ 
le einen ſichtbaren Spalt (293) und eine fahlgelbe 
Farbe. | | 

Auch die kleine Slußpatelle (P. Lacuftris), die 
freylich unter den Seepatellen keine große Rolle 
ſpielt, nennt man kleine Dragonermuͤtze. Man fin⸗ 
det ſie in den europaͤiſchen ſuͤßen Waſſern von ver⸗ 
ſchiedner Größe und Farbe (294-296), Immer aber 
iſt der Wirbel etwas uͤbergebogen und die Schale 
von ziemlich gemeiner Farbe. Merkwuͤrdig iſt es, 
daß die Flußpatellen, die bey Zelle in einem ſalzigen 
Waſſer gefunden werden, den Perleumutterglanz 
mehrerer Seepatellen haben. | 

Sehr mannigfaltig in Abſicht auf Größe und 
Farbe trifft man im mittellaͤndiſchen Meere das Zie⸗ 
genauge (P. Græca, le Lepas à treillis, le Gival 
297) an. Die von zirkelfdrmig laufenden Streifen 
regelmaͤßig durchkreuzten Rippen machen dieſe Pa⸗ 
telle einem Gitter ähnlich, Sie hat eine eyformige 
Geſtalt, einen gefalteten Rand, und einen etwas er⸗ 

Aaa 3 hab⸗ 


374 Meduſenhaupt. Chineſiſch. Dach. 


habnen Wirbel mit laͤnglich runder Oeffnung, die ihr 
den Nahmen Schluͤſſelloch erwarb. 

An den Klippen des indianiſchen Meeres haͤngt 
ſich eine Napfſchnecke an, die am Wirbel zwey au⸗ 
genaͤhnliche Flecken und ſehr ſtarke, ſtrahlenformige 
Doppelrippen hat. Man nannte ſie deßwegen Me⸗ 
duſenhaupt (P. Lacinioſa, l’Etoile a tete de me- 
duſe 298), auch Sternpatelle. In den tiefen Fur⸗ 
chen befinden ſich zarte Querſtreifen. Eigentlich iſt 
dieſe Patelle braun. Sorgfaͤltiges Abreiben macht 
ihre Schale heller. 

In der neritenfoͤrmigen ſahen wir eine Patelle, 
die an der innern Seite eine Art von Klappe hat, um 
Kammern zu bilden. Indem wir aber unſern Leſern 
das chineſiſche Dach (P. Chinenfis, le Tobit Chi- 
nois) zeigen, fo erblicken fie nicht nur (299) die arti⸗ 
gen Stockwerke der aͤußern Seite, ſondern auch die 
fonderbare obengedachte Röhre im Innern (300). 

Ein Paar vorzuͤglich ſchoͤne Patellen ſind die 
fiebenftrablige Sternpatelle (P. Sacharina, “A- 
ſtrolepas 301) und das Feſtungswerk (P. Grana- 
tina, Y Oeil de Rubis radie 302). Beyde hat die 
Natur mit einer ſchoͤnen Form und trefflichen Farben 
geſchmuͤckt, wobey wir beſonders den Rubinfleck in 


der Mitte der letztern nicht zu uͤberſehen bitten. 
Um 


Meerzahn. 375 


Um doch auch das Thier, das dieſe Gehaͤuſe be⸗ 
wohnt, näher zu kennen, dürfen wir nur auf 30z bli⸗ 
cken, wobey uns ſein niedlich gefranster Mantel, ſein 
Kopf, ſeine Fuͤhler, ſeine Augen, beſonders aber der 
gleichſam blaſenvolle Fuß nicht entgehen wird. 


* 
* 


Tab. XXXIX. 
Meerzahn. Dentalium. 
Der Hundszahn (304). Der Polirzahn 
(305. 300). Der Elephantenzahn (307 ). 
Das Zaͤhnchen (308). 
Roͤhrenſchnecke. Serpula. 
Die Sandpfeife (309). Die Gießkanne 
(310). Der Vogeldarm (301). Die 
Flechte (312). Der Kugelzieher (313). 
Der Maltheſer Meerpinſel (314). Der ge 
meine Seepinſel (315). 

Man konnte die Meerzaͤhne und Roͤhrenſchnecken 
bey der erſten Ueberſicht in Eine Gattung zu vereinigen 
ſich geneigt fuͤhlen; allein, wenn man bey naͤherer Un⸗ 
terſuchung wahrnimmt, wie jene immer kegelfoͤrmig 
und oben und unten offen, dieſe aber walzenformig; 
jene gewoͤhnlich gefurcht, dieſe glatt ſeyen; jene einzeln, 

dieſe 


6 


36 Hundszahn. 


dieſe in große Geſellſchaften vereinigt, ja untereinander 
verſchlungen leben, und welche Verſchiedenheit zwiſchen 
ihren Bewohnern herrſche: ſo wird man gern jene mit 
ihren 21 und dieſe mit ihren 38 Arten eigne Gattun⸗ 
gen bilden laſſen. Einige nehmen auch ſolche Roͤh⸗ 
renſchnecken, die Kammern und eine Nervenroͤhre 
haben, unter ſie auf, wie die unſern Leſern ſchon be⸗ 
kannten Ammonshdrner, Rettigſchoten ıc. und auch 
die Belemniten, jenes große, nur aus Verſteinerungen 
bekannte Thiergeſchlecht rechnen ſie dazu. Ueber⸗ 
haupt iſt hier noch viel zu entdecken uͤbrig. So weiß 
man z. B. noch nicht, ob die kleinen zweyſchaligen 
Muſcheln, die man zuweilen in Wurmroͤhren findet, 
dieſe ſelbſt gebaut, oder nur ſolche, deren Bewohner 
todt war, zu ihrem Aufenthalt gewaͤhlt haben. 
Doch wir wollen jetzt einige der merkwuͤrdigſten von 
beyden Gattungen unſern Leſern bekannt machen. 
Man kann nichts Einfacheres ſehen, als den 
Sunds zahn (D. Entalis, “ Antale 304). Gemei⸗ 
niglich iſt er glaͤnzend weiß und feſt wie Elfenbein. 
Die Streifen ſind ſo fein, daß keine Unebenheit zu 
fuͤhlen iſt. Seine Laͤnge ſteigt von einem Viertelszoll 
bis zu einem ganzen, die Dicke von der Rabenfeder, 
bis zur Gansfeder. Nie findet man ihn anders als 
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Polir⸗Elephantenzahn. Zaͤhnchen. 377 


gekruͤmmt, und beyde Ende, deren unteres enger zu⸗ 
lauft als das obere, haben eine Oeffnung. Mehrere 
Meere, beſonders auch die Italiaͤniſchen, enthalten 
dieſen Meerzahn, der ſonſt zu ſympathetiſchen Curen 
gebraucht wurde. Ihm ſehr aͤhnlich in der Form, 
aber zierlicher iſt der Meerzahn, der der Polirzahn 
(D. Politum 305) heißt, fo wie auch der, den wir 
bey 306 ſehen. Jener hat eine fanfte Rothe und 


niedliche Querringe; und dieſer dunklere Binden auf 


glaͤnzend weißem Grunde und feine Furchen. Frey⸗ 


lich kommen fie dem in Oſtindien einheimiſchen Ele- 
phantenzahn (D. Elephantinum, la Dent d' Ele- 
phant 30) weder in der Große noch Schoͤnheit 
gleich. Er iſt der Laͤnge nach mit ſtarken Rippen 
beſetzt, zwiſchen denen ſchwach geſtreifte Furchen lie⸗ 
gen. Nach dem untern duͤnnen Theile zu verliert 
ſich das dunkelgefleckte Grün, das feine Hauptfarbe 
iſt. Oben, wo der Bewohner gerade ſeinen einem 
ſtumpfen Kegel ähnlichen Kopf hervorſtreckt. hat die 
Roͤhre eine eckige, und unten, wo ein ſeltſamer lap⸗ 
piger Anhang desſelben hervorſieht, eine runde, weit 
kleinere Oeffnung. Vollkommen kann ſich dieſes 
Thier in feiner ungefähr fingerlangen Röhre verber- 


gen. Wir fügen dieſem Meerzahne nur noch das 


wuͤrmer II. Th. B b b Zaͤhn⸗ 


378 Gatrdpfeife, 

Zaͤhnchen (D. Minutum 308) bey, das Plancus 
im Meerſande von Rimini fand, und das faſt un⸗ 
ſichtbar iſt. 

Doch wir wollen jetzt auch einige Roͤhrenſchne⸗ 
cken betrachten, von denen wir ſchon im Allgemeinen 
geredet haben. Aus mehrern in einander gefugten 
Roͤhren ſcheint die Sandpfeife (S. Arenaria, le 
Tuyau trompette 309) zu beſtehen, die zwey bis drey 
Schuh lang aufgerichtet ſteht. Die dickere Haupt⸗ 
roͤhre iſt in zwey Kammern getheilt 3 aus ihr gehen 
zwey engere Roͤhrchen von eben der Structur empor, 
die der Bewohner aus- und einziehen kann. Aus ih⸗ 
nen ſtreckt er auch ſeinen Ruͤſſel heraus, zieht ihn 
aber, ſobald er Gefahr merkt, plotzlich zuruͤck und 
ſpruͤtzt faſt Klafter hoch Waſſer, um ſich ein Anſehen 
zu geben. Er iſt ſehr ſchmackhaft zu eſſen und wird 
im Kochen weit haͤrter, als er roh iſt. Je nachdem 
um ihn herum Sand oder Steine liegen, je nachdem 
fällt auch feine zerbrechliche Roͤhrenwohnung feiner 
oder gröber aus. Man nennt ſie vorzuͤglich des 
dickern, runzligern Theils wegen, Kuhdarm, um 
des Gebrauches willen aber, den die Amaheyer das 
von machen, Schultrompete, weil ſie mit ihr das 
Volk zur Kirche und die Kinder zur Schule rufen. 

41 Kunſt⸗ 


Gießkanne. Vogeldarm. 370 


Kunſtreicher gebaut iſt die Gießkanne (S. Pe · 
nis, Arroſoir 310). Ihr durchlocherter, gewoͤlb⸗ 
ter Deckel macht dieſen Nahmen ſchicklicher, als ſo 
manchen andern, den ihr eine verirrte Einbildungs⸗ 
kraft gab, auch rechtfertigt der zierlich gefaltete Kra⸗ 
gen, unter dem ſich zwey unerklaͤrliche, gefurchte Er⸗ 
habenheiten befinden, den Nahmen kronentragender 
Seewurm. Die Locher aber ſind nicht bloß wie bey 
| wahren Gießkannen durchbohrt, fondern jedes ift ein 
kleines hervorſtehendes Roͤhrchen. Das Ganze bildet 
eine ſchone cylindriſche Roͤhre, die nach unten zu enger 
wird, und meiſt beſchaͤdigt iſt. Faſt alle Exemplare 
weichen von einander ab. Ein vollkommnes iſt ziem⸗ 
lich koſtbar. Amboina und Java liefern dieſe ſchoͤne 
Wurmrbdhre. | | | 
4 Eine ganze Maſſe von eckigen, braunen Wurm⸗ 
gehaͤuſen nennt man Vogeldarm (S. Glomerata, 
Vermifleaux de mer tortillös 311). Sie haben ſich 
in großer Menge zuſammengekuͤttet; alles iſt unre⸗ 
gelmaͤßig in einander geſchlungen. Rothe Corallen⸗ 
kluͤmpchen liegen dazwiſchen und fuͤllen die Zwiſchen⸗ 
raͤume aus. Man hat dieſe Wurmgehaͤuſe ſchon in 
Maſſen von 20 —30 Pf. zwiſchen Felſen, an denen 

die Wellen anſchlagen, gefunden. Der Bewohner 
| Bbbz hat 


380 Flechte. Korkzieher. 
hat ſieben lange, bogenfoͤrmig gekruͤmmte 11 
die an der Wurzel mit 6o kurzen, geraden Faden 
beſetzt ſind. 

Aber noch mannigfaltiger in einander gefchluns 
gen iſt die Flechte (S. Filograna 312), in der man 
ſchon die Anlage zu coralliniſcher Vegetation ſieht. 
Welch ein kunſtvolles Gewebe von tauſend zarten 
Wurmgehaͤuſen! Wie gleicht es nicht den Kunſtwer⸗ 
ken der Filigranarbeiter aus in einander geſchlunge⸗ 
nen Silberfaͤden! 

Ziemlich treffend werden wir bey andern Roͤh⸗ 
renſchnecken den Nahmen Korkzieher (S. Lumbri- 
calis, le tire- houchon, tire - bourre 313) finden; 
denn wirklich ſind ſie faſt wie dieſe gewunden. In 
einer Ausdehnung von 200 Ellen in die Laͤnge und 
Breite uͤberziehen ſie Felſen. Den Bewohner ſehen 
wir von der Ruͤcken⸗ a und der Bauchſeite b, wie er 
aus der Oeffnung hervorragt. Wir uͤbergehen die 
Fuͤhler, die Augen, den Mund, und machen nur 
an dem, der von der Bauchſeite vorgeſtellt iſt, auf 
einen cylinderformig hervorragenden Fuß mit einem 
Deckel aufmerkſam. 

Aus mehrern Würmrdͤhren fand man für gut, 
eine eigne Gattung zu bilden und ihr den Nahmen 

Sand⸗ 


Meerpinſel. 381 


Sandkdoͤcher (Sabella) zu geben. Allein fie graͤnzen 
ſehr nahe mit jenen zuſammen, und ſind uͤberhaupt 
ſo zweydeutig, daß wir mehrere von ihnen ſchon un⸗ 
ter den Amphitriten, Nereiden und Steinbohrern 
anfuͤhren mußten. Doch wollen wir immer noch 
zwey von ihnen der gerechten Bewunderung unſrer 
Leſer uͤbergeben. Wir meinen den Maltheſer 
Meerpinſel (S. Penicillus, la Coraline tubuleufe 
314) und den gemeinen Meerpinſel (S. Penicil- 
lus, le vrai pinceau de mer 315). Bey jenem find 
die aus verſchiednen Materialien beſtehenden Roͤhren 
wie in einen ſchleimigen Sack gewurzelt. Oben ſieht 
ein Bewohner heraus, der uns an unſre Nereiden 
erinnern wird. Dieſen aber, den Meerpinſel, ſehen 
wir außerhalb feiner Röhre, die der Länge nach an 
Steinen u. d. angeleimt iſt. Das ſonderbare Thier 
iſt ein Tauſendfuß. An ſeinem Kopf traͤgt er zwey 
trichterfürmige Faſernbuͤndel von angenehmen Far⸗ 
ben. Der Körper iſt gruͤn und hat eine in lauter 
Wuͤrfel getheilte Oberfläche, In ganzen Gefells 
ſchaften ſtehen dieſe ſchoͤnen, ſonderbaren Thiere 
beyſammen, bey denen man ſich kaum enthalten 
kann, an unſre praͤchtige, nierenfoͤrmige Amphitrite 
zu gedenken. 


B bb 3 Und 


332 Holzbohrer. 

Und nun noch ein Geſchoͤpf (316) fügen wir 
hinzu, bey dem unſre Leſer gewiß kaum glauben koͤn⸗ 
nen, daß dieß der Bewohner einer cylindriſchen Wurm⸗ 
rohre an den Kuͤſten der Suͤderſee ſey; und doch iſt 
nichts gewiſſers, als dieſes. So faͤchermaͤßig breitet 
er ſeinen Ruͤſſel und ſeine Fuͤhler aus, und legt ſie, 
wenn er will, zuſammen, und ſo eine ganz eigne 
Roͤhre verbindet jenen Theil mit dem eigentlichen 
Körper, der nur ſehr klein und zugeſpitzt iſt. 


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Tab. XI. 

Holzbohrer. Teredo. 

Der Schiffswurm (317-319). Die Her⸗ 

culeskeule (320-324). 

Eine der furchtbarern Thiergattungen iſt die, mit 
der wir die Schalwuͤrmer beſchließen. Alles, was 
man von der Grauſamkeit des Tiegers, vom Gift | 
der Schlange, von den Verheerungen des Borken⸗ 
kaͤfers und der Nonnenraupe ſagt, kommt kaum in 
Anſchlag gegen das Unheil, das ein gering geachteter 
Wurm ſtiften kann. Denn theils fuͤgt er den See⸗ 
handel treibenden Nationen an ihren Schiffen, dieſen 
koſtbaren Häufern, den größten Schaden zu, und vers 
kuͤrzt 


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Schiffswurm. 383 
kuͤrzt ihre Dauer, zumal wenn fie nicht verhaudert 
(S. oben S. 152) werden; theils aber, was noch 
weit entſetzlicher iſt, zernichtet er die Daͤmme, Deiche 
und Schleuſen, durch die ein gewerbiges Volk dem 
Meere Land abgewann, und bedroht dasſelbe mit ſei⸗ 
nem Untergange. Vielleicht haben unſre Leſer ſchon 
errathen, daß wir vom Schiffs⸗ oder Pfahlwurm re⸗ 
den, der zu einer nicht zahlreichen Gattung der 
Schnecken ohne ſichtbare Windungen gehort, deren 
drey Arten einen wurmfoͤrmigen mit einer duͤnnen 
Schale umgebnen Koͤrper, und am vordern und hin⸗ 
tern Ende gewiſſe ſteinſchalige Theile haben, wegen 
denen ſie mehrere lieber zu den vielſchaligen Phola⸗ 
den rechnen. 0 

Am beruͤchtigſten unter dieſen dreyen iſt der ſchon 
genannte Schiffs wurm (T. Navalis, le Taret 317). 
Aus Oſt⸗ und Weſtindien, wo er in Holzwerk lebt, 
follen ihn Schiffe nach Europa gebracht haben, deſ⸗ 
ſen kaͤlteres Clima er zum Gluͤck nicht wohl ertragen 
kann, wenn nicht beſondere Umſtaͤnde ſeine Entwick⸗ 
lung und Vermehrung beguͤnſtigen. Dieß muß im 
Jahre 1730-1733 in Holland der Fall geweſen ſeyn. 
Zwar hatte er ſchon mehr als ſiebenzig Jahre vorher 
eben daſelbſt die Schiffe in den Haͤfen aͤußerſt be⸗ 


ſchaͤ⸗ 


384 Schiffswurm. 

ſchaͤdigt; die Deiche und Pfahlwerke aber verſchont. 
Doch in den genannten Jahren ſtuͤrzten auf einmal 
Daͤmme ein. Millionen von Pfahlwuͤrmern zernagten 
die Pfaͤhle, worauf die koſtbarſten Waſſerwerke erbaut 
ſind; alle die Schleuſen und Daͤmme, die dem 
Meere Graͤnzen ſetzen, waren bedroht, und die das 
Uebel allemal vergrößernde Furcht fah ſchon ganz 
Amſterdam, dieſes dem Meere entſtiegne Denkmal 
der Gewerbigkeit, von den Wellen verſchlungen; obs 
gleich das ſuͤße Flußwaſſer dieſer Stadt, das den 
Pfahlwuͤrmern durchaus nicht anſteht, dieſe Furcht 
haͤtte mildern konnen. Man ſprach ſchon laut vom 
Untergange des ganzen Staates und wendete alle 
moͤglichen Mittel an. Allein das Uebel ſchien aller 
Kunſt zu trotzen, bis ſich endlich die Wuͤrmer ſelbſt 
verloren, nachdem ſie fuͤr viele Millionen Schaden 


angerichtet hatten. Der Stifter dieſes Unheils iſt 


ein Wurm ungefaͤhr eines Fingers lang, und ei⸗ 
nes Federkieles dick. In heißern Gegenden ſoll er 
auf zwey Schuh lang und Fingers dick werden. 


Sein ſehr weicher Körper iſt durchſichtig, fo daß ſeine 


innern Theile durch die aͤußere Haut ſcheinen. In 
freyer Luft zerfließt er bald, in Weingeiſt aber kann 
man ihn wohl aufbewahren. An ſeinem vordern 

| Ende 


Schiffswurm. 385 

Ende befinden ſich zwey harte muſchelfdrmige Scha⸗ 
4 len, die man fuͤr keine eigentliche Zaͤhne, ſondern fuͤr 
eine aͤußerliche helmaͤhnliche Bedeckung haͤlt, zwiſchen 
der der zaͤrtere Kopf bey dem gefaͤhrlichen Bohren in 
hartem Holze ſicher liegt, und das abfallende Holz⸗ 
mehl als Nahrung zu ſich nimmt. Mit dieſem ſtein⸗ 
harten Theile bohrt der Wurm durch das dickſte Ei⸗ 
chenholz und eiſenfeſte Aeſte, lieber freylich durch 
taͤnnenes, und wenn man ſich bey naͤchtlicher Stille 
auf den Schiffsboden begibt, ſo kann man ſeine ver⸗ 
derbliche Geſchaͤftigkeit hoͤren. Man will unter die⸗ 
fen Wuͤrmern Männchen und! Weibchen gefunden 
haben, was andre widerſprechen. Am hintern, duͤn⸗ 
nern Ende befinden ſich gleichfalls feſte, ſteinſchalige 
Theile, von denen man glaubt, daß ſie zum Anſtem⸗ 
men dienen. Hier ſind zwey Roͤhrchen, die zum 
Ein: und Auspumpen des Waſſers und zur Auslee— 
rung gehdren mogen. Indeſſen dürfen wir hier nicht 
verſchweigen, daß nach der trefflichen Beſchreibung 
Spenglers von dem Bewohner der Hercules keule man 
geneigt ſeyn moͤchte, dieſes duͤnnere Ende fuͤr den 
Kopf, und das dickere fuͤr den Hintertheil zu halten. 
Alle die genannten Theile zeigt uns unſre Abbildung 
und auch von ſeinem Innern fallen uns zwey ſonder⸗ 
Würmer II. Tb. Cce bare 


— 


386 Schiffswurm. 


bare ſpitzige Gefaͤße und lange Behaͤltniſſe mit Eyer⸗ 
ſtoff gefuͤllt ins Auge. In tauſend Gaͤngen der von 
Wuͤrmern durchbohrten Pfaͤhle und Bretter findet 
man, wenn ſie ſelbſt laͤngſt verwest ſind, bloß ihre 
ſchaligen Theile; auch bleibt, wenn man einen noch 
lebenden aus dem Holze herausnimmt, die duͤnne 
Roͤhre, die ſeinen Koͤrper ſchuͤtzend umgibt, und die er 
gewißer Maßen ausſchwitzt, in ſeiner Kammer zuruͤck. 
Nicht erſt in feinem vollkommnen Alter, wozu er drey 
Jahre braucht, bohrt ſich der Schiffs wurm ein. Wenn 
die Mutter ihre in Schleim gehuͤllten Eyer dem Waſ— 
ſer uͤbergibt, ſo ſchwemmt dieſes ſie an das Moos, 
das ſich ſo gern an naſſes Holzwerk anſetzt. Hier 
kann nun die Sonne das Ausbruͤten kraͤftig befördern 
und gleich darauf arbeiten ſich die noch zarten Jun⸗ 
gen in das Holz hinein. Sie wachſen nun, immer 
fortbohrend und ihre Gaͤnge erweiternd, zu der bekann⸗ 
ten Größe heran und wohnen da zu tauſenden erwach⸗ 
ſen, obgleich außen an Pfaͤhlen und Brettern nur 
kleine Loͤcher von der Groͤße eines Stecknadelkopfs 
zu entdecken ſind. Im Bohren folgen ſie der Rich⸗ 
tung der Holzfaſern, fangen ungefaͤhr da, wo das 
Waſſer anſpuͤhlt, an, arbeiten in die Tiefe und dann 
wieder aufwaͤrts bis zur Waſſerhoͤhe. Nie findet 

man 


Schiffswurm. 387 


man zwey in Einem Gange; ſorgfaͤltig weichen ſie 
ſich aus und laſſen duͤnne Scheidewaͤnde zwiſchen ſich. 
Nur im aͤußerſten Falle, wenn alles um ſie her minirt 
iſt, hat Noth kein Geboth; dann entſcheidet das 
Recht des Staͤrkern, der den Schwaͤchern auffreſſen 
ſoll. Der obere trocken ſtehende Theil des Pfahls 
leidet erſt nichts; da er aber unten ganz durchfreſſen 
wird, ſo ſtuͤrzt er um und ſchwimmt im Waſſer, wo 
dann die Wuͤrmer weiter fortbohren. Wir bemerken 
bey 318 einen ſolchen Damm oder Deich, den ſie an⸗ 
gegriffen und faſt zerſtoͤrt haben. Auch einen Bal⸗ 
ken, in dem dieſe ſchaͤdlichen Geſchopfe ihr Weſen trei— 
ben, ſehen wir im Durchſchnitt (319). Außen ſind 
nur kleine Loͤcher ſichtbar. 

Schiffe kann man, jedoch nicht ohne großen Auf⸗ 
wand, vor dieſem Feinde ſchuͤtzen, indem man ſie mit 
Kupfer beſchlaͤgt oder auch verhaudert. Bey Pfaͤh⸗ 
len und Waſſergebaͤuden haͤlt es ſchwerer. Man 
brennt zwar die Bretter und Balken, theert ſie auch, 
beſtreut ſie mit Glas und andern ſcharfen Dingen, 
damit ſich der Wurm daran verletze. Bey einem 
Waſſerbau von großer Ausdehnung hat die Sache 
immer ihre Schwierigkeiten. Ein Mittel das, wenn 
auch nicht ganz das Uebel hemmt, doch mildert, hat 

Cec 3 die 


388 Herculeskeule. 


die Vorſehung in die Naͤhe Hollands gelegt. In ei⸗ 8 
ner Ausdehnung von 9 Meilen waͤchst in der Suͤder⸗ 
ſee eine Art von Meergras, Wier genannt, das wie 
die Wieſen ſeine Zeit haͤlt, um gemaͤht zu werden. 
Das Zeichen iſt, daß es auf dem Waſſer treibt. 
Dieß wird in großer Menge geſammelt und als ein 
Bollwerk vor die Pfaͤhle und Deiche gelegt. Sein 
Geſchmack iſt den Schiffswuͤrmern zuwider. Von 

welcher Wichtigkeit dieſe Sache iſt, kann man daraus 
ſchließen, daß man 1732 bloß zum Schutz der vor⸗ 
zuͤglich zerftörten Weſtfrieſiſchen Daͤmme einen Waf 
ſerbau in Vorſchlag brachte, wozu im erſten Leber: 
ſchlage 7 Monate Zeit, 18271 Arbeiter und 35 Mil⸗ 
lionen Gulden verlangt wurden. Nicht ohne einen 
ihn verfolgenden Feind treibt der Schiffswurm ſein 
Weſen im Holze. Oft findet man in den leeren Gaͤn⸗ 
gen ſchwarze Nymphen. Sie mögen als kleine Lar⸗ 
ven hineingekommen ſeyn und den Wurm aufgezehrt 
haben. Seit wenigen Jahren wird in Heusden ein 
gewiſſer Firniß verfertigt, der gegen den Wurmfraß 
herrliche Dienſte thun ſoll. 

Noch eines merkwuͤrdigen Holzbohrers Bekannt⸗ 
ſchaft muͤßen wir unſern Leſern verſchaffen. Dieß iſt 
die n (T. 3 Wir ſehen bey 320 

einen 


Herculeskeule. 389 


einen ſonderbaren Koͤrper verkleinert, aus dem man 
erſt nicht wußte, was man machen ſollte. Jetzt weiß 
man zuverlaͤßig, daß dieß eine Frucht von der Art 
einer wilden Caſtanie ſey, die, wie die Cocusnuß, mit 
einer baſtartigen Rinde umgeben iſt. Wahrſcheinlich 
ſteht der Baum am Strande uͤberhaͤngend, weil die 
guͤtige Natur ſeine abfallenden Fruͤchte Thierfami⸗ 
lien zur Wohnung angewieſen hat. Blicken wir ins 
Innre (321), ſo zeigt ſich uns gleichſam ein Weſpen⸗ 
neſt von Wurmgehaͤuſen, die eigentlich keulenfoͤrmig 
ſind, und mit ihrem duͤnnern Ende alle nach oben 
gerichtet ſtehen. Der Bewohner (322) iſt ein wurm⸗ 
artiges Geſchöpf, das vorn und hinten ſteinſchalige 
Theile von der kunſtreichſten Bauart hat. Sie vers 
dienen vergrößert geſehen zu werden. Die am vor⸗ 
dern, duͤnnern Ende find lanzettfoͤrmig, artig gekerbt 
auf einer Seite (323 a) und etwas gewoͤlbt, auf der 
andern vertieft (3230); fie gehen in einen Stiel aus. 
Die hinten am dickern Ende (324) liegenden gleichen 
aͤußerſt ſchmalen niedlichen Muſcheln, mit einem un⸗ 
terwaͤrts ſtehenden Zungenfoͤrmigen Theil. In ihnen 
entdeckt eine genaue Unterſuchung alle die Kunſt, die 
in irgend einer Conchylie wahrzunehmen iſt. Zwi⸗ 
ſchen den erſten lanzettförmigen Schalen tritt am 

Cee 3 Thiere 


3900 Corallwürmer. 

Thiere ein Ruͤſſel hervor, der die zwey Canaͤle, die 
beym Schiffswurm getrennt ſind, enthaͤlt. Und mit 
dieſem Geſchoͤpfe beſchließen wir die ſo merfiwärbigen 
Schalwuͤrmer. | 


En — — — 


| Tab. XLI. XLII. 


Corsllwürmer. Corallia. 
Roͤhrencoralle. Tubipora. 
Das Orgelwerk (325). 
Sternkoralle. Madrepora. 
Seepilz (327). Gehirncoralle (328). Ananas ⸗ 
coralle (329). Geſtrahlte (3 30). Hoͤckerco⸗ 
ralle (331. 332). Stachlige (333. 334). Aus 
gencoralle (335.330). Jungferncoralle (337). 
Eine neue Ordnung der Wuͤrmerclaſſe iſts, zu de⸗ 
ren Wundern wir jetzt kommen. Dieß find die Cos 
rallwurmer, die an Wichtigkeit für das Ganze 
der Welt wohl keiner Thierclaſſe weichen moͤchten, 
und ſelbſt in Abſicht auf die Geſtalt und Bildung der 
Erde, die wir bewohnen, eine nicht minder bedeus | 
tende Rolle fpielen , als die Schalwürnier, Lange 
war man ungewiß, ob man ſie fuͤr Thiere oder fuͤr 


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Corallwürmer. 3091 


Pflanzen halten ſollte. Allein da man ihnen willkuͤr⸗ 
liche Bewegung und Gefuͤhl nicht abſprechen kann, 
und ſie durch Gliedmaßen von außen Nahrung zu 
ſich nehmen und nie durch Wurzeln aus der Erde an 
ſich ziehen, ſo moͤchte ihre thieriſche Natur wohl au⸗ 
ßer Zweifel ſeyn. Mit Recht nennt man ſie, wenig⸗ 
ſtens zum Theil, Steinpflanzen (Lithophvta), ein 
Nahme, der ſie von der letzten Ordnung, die uns au⸗ 
ßer ihnen noch uͤbrig iſt, den Pflanzenwuͤrmern oder 
Thierpflanzen (Zoophyta) ſehr richtig unterſchei⸗ 
det. Denn dieſe letztern haben nichts ſteiniges an 

ſich, da hingegen die erſtern, mit denen wir es jetzt 
zu thun haben, beſondere feſtſitzende Gehaͤuſe bewoh⸗ 
nen, die bald ſtein⸗ und kalkartig, bald hornartig 
und ſchwammig ſind, und Corallen heißen. Ob man 
die Corallwuͤrmer als Erbauer oder nur als Bewoh⸗ 
ner jener Gehaͤuſe anſehen muͤße, daruͤber iſt viel ge⸗ 
ſtritten worden. Man kann weder eins noch das andre 
im eigentlichen Verſtande annehmen. Eigentlich treibt 
das junge Thier mit ſeinem Gehaͤuſe, das es als Zelle 
bewohnt, wie ein Zweig aus einem Stamme, hervor, 
ſo daß wir uns die ungeheuren von Corallenwuͤrmern 
bewohnten Werke nicht wie den gemeinſchaftlichen 
Staat der Bienen vorſtellen konnen. Zwar wohnen 


in 


302 Corallwuͤrmet. 


in den tauſend und aber täufend Fächern dieſer Ge⸗ 
baͤude Polypen ähnliche Geſchöpfe, wie in ihren Zellen 
die Bienen; aber dieſe koͤnnen auch ohne jene leben 
und ſich frey bewegen, da hingegen dem Corallwurm 
ſein Aufenthalt ein angebornes Beduͤrfniß, wie der 
Auſter ihre Schale, iſt. Bey aller Aehnlichkeit, die 
Pflanzen und Corallen in ihrem Wachsthume haben, 
und ſo gewiß die Fuͤhler ihrer Bewohner an die Staub⸗ 
faͤden der Bluͤthen erinnern, duͤrfen wir nicht uͤberſe⸗ 
hen, daß die Corallen keine eigentliche Wurzeln ha⸗ 
ben, nie von innen heraustreiben, ſondern ſich durch 
Anſaͤtze von außen vergrößern. Man nehme an, 
eine Geſellſchaft der wunderbaren Thiere, die die Co⸗ 
rallmaterie ausſchwitzen, habe ſich auf einem Felſen 
niedergelaſſen. Jetzt wird zuerſt der zum Grunde 
dienende Corallblock nicht gebaut, ſondern ausge⸗ 
ſchwitzt. Tauſend und aber tauſend Nachkommen 
ſproſſen rechts und links in allen Richtungen hervor. 
Auch ſie ſchwitzen wieder Coralltheile aus, die zugleich 
ihre Wohnungen find, und fo gehts faft ins Unend⸗ 
liche fort, ſo daß, wenn die untern Theile laͤngſt aus⸗ 
geſtorben und dde ſind, die juͤngern immer fortarbei⸗ 
ten. Das ganze Gebaͤude iſt alſo eine Sammlung 
von Millionen Thierchen, die ihre Haushaltung auf 
ein⸗ 


Corallwürmer. 303 


einander fortſetzen. Hat auch gleich die Vergroͤße⸗ 
rung an ihnen von Eingeweiden und Geſchlechtsthei⸗ 
len wenig entdeckt, ſo zeigte fie doch etwas eyeraͤhn⸗ 
liches, aus dem die Jungen, wie aus Knoſpen die 
Zweige, hervorkeimen, und ſich immer wieder in 
Aeſte verbreiten; zeigte in ihnen Polypen mit Ge⸗ 
häufen, die wohl nie ihren Körper, wohl aber die zahl⸗ 
reichen Fuͤhler oder Aerme von einem Ort zum andern 
willkuͤrlich bewegen, und die allenthalben im Meere 
herumſchwimmende Nahrung haſchenkoͤnnen. Ihre 
Vermehrung uͤberſteigt allen Glauben. In wenigen 
Monaten findet man das Wrack eines verunglückten 
Schiffs mit Corallen uͤberzogen. Alles, was ins 
Meer faͤllt, Muͤnzen, Geſchirre, Naͤgel u. d. m. dient 


ihnen zum Anfange ihrer Arbeiten. Ganze Inſuln 


der Suͤdſee ſind mit einer dicken Corallrinde uͤberzo⸗ 
gen; ungeheure Corallenwaͤlder und Felſen ſtehen hie 
und da am Grunde des Meeres, und ihre bis an die 
Oberflaͤche emporrankenden Baͤume vermehren die 
Gefahren der Schiffarth. Meilenweit erſtrecken ſich 
die Corallenriefe, an denen ſchon manches Schiff 
ſcheiterte. Am rothen Meere baut man Haͤuſer aus 
ihnen, und die ganze Stadt Dyidda iſt von Corallen 
erbaut. Forſter ſah auf ſeinen Reiſen einen vierzig 

Würmer II. Th. D d d Fuß 


394 Corallwürmer. 


Fuß uͤber das Meer emporragenden Felſen, der 
nichts anders als ein Corallengebaͤude war. Wer 
kann wiſſen, vor wie vielen Jahrhunderten der erſte 
Grund dazu gelegt war? Und wer verliert ſich nicht in 
Erſtaunen, wenn er denkt, ein faſt unſichtbares 
Wuͤrmchen legte ihn, baute ſeine Zelle, bekam Familie 
und es thuͤrmten dieſe zarten Geſchoͤpfe, mitten unter 
der Wuth der Wellen, Felſen empor, die den See⸗ 
fahrern furchtbarer als alle Meerungeheuer find, zu: 
weilen aber auch einen Ankergrund darbiethen, der 
ihnen das Leben rettet. Sie, dieſe kleinen Geſchoͤpfe 
arbeiten fuͤr die Ewigkeit, ſchließen große Strecken des 
unruhigen Meeres fo mit einem Corallenguͤrtel ein, 
daß ſie im Innern einen ſtillen Hafen bilden, in dem 
ſie ungeſtoͤrter ihre Haushaltung fuͤhren koͤnnen. 
Wenn der Biber und die Biene nur fuͤr ſich und ihre 
Jungen einen bewunderungswuͤrdigen Bau auffuͤhren, 
ſo arbeitet der Corallwurm fuͤr die Nachwelt. Nach 
tauſend Jahren wird da noch fortgefahren, wo er an⸗ 
fieng. Endlich verwittert die Coralliſche Oberfläche; 
eine Lage fruchtbarer Erde entſteht; Wellen, Winde, 
Vögel, diefe geichäftigen Diener der Natur, tragen 
Samen hin, und Leben und Fruchtbarkeit herrſchen 
nun da in einem weiten Raume, zu dem ein kleines 

Wuͤrm⸗ 


RNoͤhrencorallen. 395 


Wuͤrmchen den allererſten Grund gelegt hat. Doch 
es iſt Zeit, daß wir unſern Leſern die wichtigſten Gat⸗ 
tungen und Arten dieſer herrlichen Naturwerke ſelbſt, 
jedoch in gedraͤngter Kuͤrze, bekannt machen. 
Lauter parallellaufende Roͤhren, die hart an eln⸗ 
ander liegen, und verſchiedne Gelenke haben, bilden 
die Roͤhrencorallen, deren man zehn Arten kennt. 
Sie graͤnzen fo nahe an die Wurmroͤhren, daß nur 
die rothe Farbe fie ihnen entriſſen zu haben ſcheint. 
Die aͤußern umſchließen feine weiße Roͤhren, die 
durch alle Gelenke, deren jedes eine ſternfoͤrmige 
Muͤndung hat, gehen. Der Bewohner ſoll eine 
Nereide ſeyn. Wir koͤnnen hier bloß dem ſo ſchoͤnen 
Orgelwerk (T. Muſica, les Tuyauæ d' Orgues 325) 
eine Stelle einraͤumen. Die Felſen des americani⸗ 
ſchen, indiſchen und rothen Meeres und der Kuͤſte von 
Suͤdwallis, find der Aufenthalt dieſes hochrothen 
Roͤhrencoralls. Hier hängt es in unfoͤrmlichen Maſſen 
eine, auch zwey Faͤuſte groß. Zuweilen ſiedelt es ſich 
auch an andern Corallgattungen an. Wie Orgel⸗ 
pfeifen ſtehen die gegliederten, ziemlich zerbrechlichen 
Röhren, von cylindriſcher Form, beyſammen. Die 
einzelnen Glieder erreichen ungefaͤhr einen halben Zoll. 
Eine Nervenröhre, die oben an jedem Gelenke, mit 
D d d 2 einer 


3050 Sterncorallen. 
einer ſteinigen, ſtrahlfoͤrmigen Platte umgeben iſt, 
lauft durch alle Glieder. Gießt man oben Waſſer 
hinein, ſo wird es unten wieder herausfließen. Bey 
einer ſo eng verbundnen Geſellſchaft von Thieren 
möchte man wohl von ihrer Lebensart etwas wiſſen, 
ob nie Leidenſchaft, Egoismus, Neid, Spaltungen 
erzeuge. Waͤren Menſchen ſo zuſammengeſchichtet, 
was wuͤrde nicht daraus entſtehen? Die Indianer 
ſchreiben dieſem Corall allerley Kräfte zu. Sie prei⸗ 
ſen es gegen den Biß giftiger Thiere an, ſie tragen 
ein Stuͤckchen davon gegen Verzauberung bey ſich, 
hängen eins an einen Baum, um ſich vor Diebſtahl 
zu ſichern, weil dann der Dieb einen rothen Ausſchlag 
bekommt, und nennen es den Stein der Weiſen. 
Wir wollen über die armen Indianer nicht lachen, 
weil unſer Suchen nach dem Stein der Weiſen und 
unſre ſympathetiſchen Mittel um kein Haar kluͤger find, 
Bereits 118 Arten Sterncorallen oder Ma⸗ 
dreporen kennt man. Die durch zarte Blaͤttchen 
gebildeten Sternfiguren ihrer Muͤndungen, gaben 
ibnen dieſen Nahmen. Ihre Mannigfaltigkeit iſt 
ſehr groß. In jeder der Sternfoͤrmigen Zellen wohnt 
ein meduſenartiges Geſchoͤpf, deſſen 8 Arme, in des 
ren Mitte der Kopf ſich befindet, in den Blaͤttern des 
. 


13 
Seepilz. 397 
Sterns liegen. Das Uebrige iſt ein weicher gallerts 
artiger Koͤrper, voller Strahlen. Die, welche die 
Corallen fuͤr Pflanzen anſahen, nannten dieſen Be⸗ 
wohner Corallenbluͤthe. Hier laͤßt er nun auch Eyer 
von ſich, aus denen Junge ſich entwickeln, die einen 
kalkartigen Saft ausſchwitzen, der ſich verdickt und 
neue Aeſte bildet. Einige leben einzeln, andre in 
zahlreichen Geſellſchaften. Wir ſehen einen ſolchen 
Einwohner der Sterncorallen etwas vergrößert (326) 
und konnen uns dabey leicht vorſtellen, wie die Arme 
in den Furchen der Sternſtrahlen ſich befinden, das 
Uebrige aber in der Mitte liegt. 
Ziemlich abweichend von andern Sterncorallen 
ift der Seepilz (M. Fungites, le Champignon de 
mer 327). Eine große Menge ſehr feiner, aber 
marmorharter Lamellen oder Blaͤtter laufen von ei⸗ 
nem gemeinſchaftlichen Mittelpunct aus und bilden 
eine Sternfigur. Die Blaͤtter ſind oben etwas aus⸗ 
geſchweift, und hie und da gleichſam gezaͤhnt. Laͤn⸗ 
gere wechſeln mit kuͤrzern ab; dieſe ſcheinen vom Mit⸗ 
telpunct aus gleichſam nachzuwachſen in dem Grade, 
als die zuvor kurzen ſich verlaͤngern. Auch die Unter⸗ 
fläche iſt blaͤttrig; ; mit zunehmenden Jahren aber, 
mn auch durch ihr Lager, fuͤllen ſich die Zwiſchen⸗ 
D dd 3 raͤume 


398 x Gehirncoralle. 


räume aus, fo daß fie eine gleichformige Maſſe bildet. 
Man findet dieſe trefflichen Seepilze im oſtindiſchen 
Ocean, und im rothen und mittellaͤndiſchen Meere 
in ſeichter Tiefe auf Klippen, gemeiniglich frey und 
einzeln. Die juͤngern moͤgen angewachſen ſeyn, ge⸗ 
wiſſen Spuren nach zu urtheilen. Es ſcheint nicht 
darauf anzukommen, ob die obere oder untere Seite 
auf dem Felſen aufliegt. Den Bewohner kennen wir 
noch nicht genau. So wie man den Seepilz aus der 
See nimmt, ſo iſt er mit einer Art von Schleim und 
dieſer mit einer faltigen Haut voller Bläschen um= 
geben. Der Schleim tritt aber ſogleich zwiſchen die 
Blaͤttchen und geht bald in Faͤulniß uͤber. Sehr naͤ⸗ 
hert ſich dieſes ſchone Naturwerk den Conchylien. 
Einige glaubten, der Bewohner baue ſein Gehaͤuſe, 
wie die Schnecke; andre hielten das Ganze fuͤr eine 
bloße Verſteinerung. 

Schöne, labyrinthfoͤrmige Gaͤnge, die aber nie zu⸗ 
ſammenlaufen und einen Kreis ſchließen, ſieht man auf 
mehrern Sterncorallen. So bilden bey der Gehirn— 
coralle (M. Labyrinthiformis, le Cerbeau de Nep- 
tune 328) eine Menge zarter Blaͤtter von kalkartiger 
Maſſe tiefgefurchte Gänge, Es iſt unmöglich, den 
kunſtreichen Bau deutlich zu beſchreiben. Obgleich 

ganze 


Ananascoralle. Geſtrahlte. 399 


ganze Inſuln der oſt⸗ und weſtindiſchen Meere dieſer 
Corallenart das Daſeyn zu verdanken ſcheinen, ſo ſind 
doch ganz vollkommne Exemplare ſelten. Das kai⸗ 
ſerliche Cabinett in Wien beſitzt ein treffliches Stuͤck 
von 122—15 Fuß im Umfange. Eine Art dieſer Eos 
ralle iſt von ſo lockerm Gewebe, daß ſie, wenn alle 
Feuchtigkeit heraus iſt, auf dem Waſſer ſchwimmt 
und Schwimmſtein heißt. 

Mehrere zuſammengeſetzte Sterncorallen bilden 
die Ananascoralle (M. Ananas 329). In gewoͤlb⸗ 
ter Form ſtehen ihre Sterne uͤber die Flaͤche empor, 
ſo daß tiefe Gaͤnge zwiſchen ihnen liegen. Ihre 
Seiten ſind geſtreift und ihr Umkreis hat ſcharfe Za⸗ 
cken. Im Mittelpunct der Sterne liegt eine Vertie⸗ 
fung, die mit zarten Blaͤttchen beſetzt iſt. Am Bru⸗ 
che ſieht man deutlich, daß das Ganze eine Vereini⸗ 
gung von Röhren iſt. Man findet dieſe Coralle 
eine Fauſt groß, bald weiß, bald gelb, in den man⸗ 
nigfaltigſten Formen im americaniſchen Ocean, auch 
an den Kuͤſten von Gothland. 

Ganze Klippen des americaniſchen Oceans ber 
deckt die geſtrahlte Sterncoralle (M. Aftroites 
330). Ueber alles macht ſie eine Rinde, ſo wie wirk⸗ 
lich unſre Abbildung uns einen von ihr bedeckten 

Back⸗ 


400 Hoͤckercoralle. Stachlige. 


Backſtein zeigt. Gemeiniglich bildet ſie eine Kugelge⸗ 
ſtalt, von oft mehr als einem Fuß im Durchſchnitte. 
Niedliche Sterne, mit einer kegelfoͤrmigen Vertiefung 
in der Mitte, bezeichnen ihre Oberflaͤche. Feine 
Blaͤttchen mit zahnfoͤrmigen Einſchnitten umgeben 
den Mittelpunct. Im Innern find lauter Röhrchen, 
deren Muͤndungen jene Sterne find, Unter den ver- 
ſteinerten Stuͤcken dieſer Coralle ſchaͤtzt man vorzuͤg⸗ 
lich die ſogenannten Stern⸗ oder Spinnenſteine, die 
in Marmor uͤbergegangen ſind und bey denen weißer 
Spath die Sternſtrahlen ausgefüllt hat. 

Da bey der Soͤckercoralle (M. Porites 331) 
die feinen Sternchen Puncten gleichen, ſo naͤhert ſich 
dieſelbe den Punctcorallen. Die Vergroͤßerung (332) 
zeigt, daß dieſe Sternchen durch lauter Erhoͤhungen 
gebildet werden. Ihre Farbe iſt bald braun, bald 
weiß. Spuͤhlt man die ſchleimige Maſſe, die ſie im 
Meere umgibt, ab, ſo vertrocknet dieſe Coralle zu ei⸗ 
ner dunkelbraunen Rinde. Sie waͤchst gemeiniglich 
aͤſtig, doch in regelloſen Formen und kommt aus bey⸗ 
den Indien. | E 

Nur eine der ſo mannigfaltigen und trefflichen 
Varietaͤten der ſtachligen Sterncoralle (M. Muri- 


cata, le Corne de Daim 333) koͤnnen wir unſern Le⸗ 
ſern 


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Augen⸗Jungferncoralle. 401 
ſern abgebildet geben. Die Unſrige waͤchst in an⸗ 
ſehnlichen Staͤmmen bey Madagaskar, und hat 
Haupt: und Nebenaͤſte. Sehr ſolid iſt der außen 
braune, innen ſchneeweiße Hauptſtamm. Warzen⸗ 
foͤrmige, bald größere, bald kleinere Aus wuͤchſe 
bilden, wie das vergrößerte Stuͤck (334) zeigt, die 
Sterne, die mit feinen, wenig hervorſtehenden Las 
mellen beſetzt ſind. 
| Viel galt fonft in Apotheken die Augencoralle 

(M. Ocuiata, le Corail blanc articule 335). In 

der Haͤrte kommen ihr nur wenige gleich. Sie nimmt 

eine treffliche Politur an, und wurde ehemals zu muͤh⸗ 

ſamen Kunſtwerken angewendet. Auch ſie bildet bald 
eigne Stämme, bald uͤberzieht fie fremde Körper, 
Ihre Sterne ſtehen theils am Ausgange de: Aeſte, 
theils an der Oberflaͤche. Sie haben vertiefte, rings 
herum ſehr regelmaͤßig mit Lamellen beſetzte Hoͤh⸗ 
lungen (336). Faſt alle Meere beſitzen dieſe ſchnee⸗ 
weiße Coralle, die ziemlich groß und dick wird. Ihr 
ziemlich ähnlich, aber nie fo groß wird die Jungfern—⸗ 
coralle (M. Virginea, le Corail Vierge 337). 
Ihre Aeſte ſind geſchmeidiger. Sie wachſen in lau⸗ 
ter Winkeln aus dem Hauptſtamme heraus. Die 
Sterne ſind zahlreicher. Sie ſtehen knopffoͤrmig in 

Wuͤrmer II. Th. Eee die 


42 Punctcorallen. 


die Hoͤhe. In der Jugend iſt dieſe Coralle ſchnee⸗ 
weiß, im reifern Alter ſchmutzig gelb. Faſt alle 
Meere enthalten ſie. Doch wir muͤßen uns von die⸗ 
ſer Gattung trennen, ſo treffliche Naturwerke ſie noch 
in ſich faßt. 

Tab. XLIII. 
Punctcoralle. Millepora. 
Mossmillepore (338). Neptunusmanſchette 
(339). Kalkcoralle (340). Netzfoͤrmige (341). 
Zellencoralle. Cellepora. 
Schwammſtein (342. 343). Durchſtochne 
(344. 345). 

Hatten die Madreporen Sterne, ſo iſt dagegen die 
Oberflaͤche der Milleporen mit Puncten uͤberſaͤt, 
daher fie Punctcorallen heißen. Auch fie find Falke 
artig und aͤſtig, doch von lockererm Gewebe als jene. 
Im Innern befinden ſich Gefaͤße, in denen roͤhren⸗ 
formige, weiche Theile liegen. Aus den Loͤcherchen 
treten Polypen hervor, die noch eines denkenden For⸗ 
ſchers warten. Man kennt 34 Arten, die zum Theil 
ſehr klein ſind, zum Theil in unermeßlichen Schichten 
ſich bis uͤber die Waſſerflaͤche erheben. f 


Wie 


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Moosmillepore, Neptunusmanſchette. 403 


Wie eine Flechte ſetzt ſich die Noos millepore 
(M. Lichenoides 338) im mittellaͤndiſchen Meere 
mit ihrem kurzen Stamme auf Felſen an. Ihre zahl⸗ 
reichen Aeſte theilen ſich in viele kurze Zweige und bil⸗ 
den eine faͤcherfoͤrmige Flaͤche. Zwiſchen einer Menge 
zarter Spitzen, womit dieſe Coralle beſetzt iſt, befin⸗ 
den ſich die runden Poren oder Puncte, die durch jene 
großen Theils bedeckt werden. Alles iſt von der 
höchften Feinheit, aber eben darum felten unbeſchaͤ⸗ 
digt. Gewiſſe goldgelbe Knoͤpſchen, die Pallas auf 
ihrer untern Seite fand, hielt er fuͤr ihre Eyerneſter. 

Eine Neptunus doſe kennen unſre Leſer ſchon. 
Bey 339 zeigen wir ihnen noch etwas von der Toi⸗ 
lette des Meergottes, naͤhmlich die Neptunus⸗ 
manſchette (M. Celluloſa, la Manchette de Nep- 
tune, Seeflor). Sie verdient die größte Bewunde⸗ 
rung. Die aͤußerſt dünnen Blätter, die aus einer ge⸗ 
meinſchaftlichen Grundflaͤche hervorkommen, die fein 
durchbrochnen Löcher, die zart ausgezackten Ränder, 
die artigen Falten und die große Leichtigkeit geben ihr 
wirklich das Anſehen von Spitzen. Aus dem Meere 
kommt ſie fleiſchfarbig, dann erſt wird ſie grau auch 
gruͤnlich. Im Alter fuͤllen ſich die Loͤcher aus. Sie 
iſt ſchon auf eine Elle lang gefunden worden. Cavo⸗ 
Ge Eee 2 lini 


404 Kalkcoralle. Netzfoͤrmige. 


lini hat über den Bewohner ſchaͤtzbare Beobachtungen 
angeſtellt. Er ſah aus den Oeffnungen roͤhrenartige 
röthliche Thiere treten. Der obere Theil hatte einen 
trichterfoͤrmigen Kranz von Fuͤhlern. Die aͤußerſten 
Spitzen der Corallen waren durchſichtig und beſtan⸗ 
den aus lauter Roͤhrchen, die ſich naͤherten, um den 
netzartigen Korper zu bilden. Aus ihnen entſtunden 
neue Triebe. 4 

Wie eine Kalkrinde uͤberzieht die Kalkcoralle 
(M. polymorpha 340) allerley Seeproducte in al⸗ 
len Meeren. Haͤufig wirft ſie das Meer aus, und 
dann wird Kalk aus ihr gebrannt. Sie iſt aͤſtig, kru⸗ 
ſtenartig und ſehr dick, von ſehr mannigfaltiger Ge⸗ 
ſtalt und Farbe. Man wollte ihr ihre Stelle unter 
den Corallen abſprechen. Wir konnen nur Eine Art 
und zwar die aͤſtige geben. 

Auf mehrern Muſcheln fand man ein Gewebe, 
wie vom feinſten Filet. Ihre haaraͤhnlichen Fäden 
ſind kunſtvoll in einander geflochten. Ein Spinnen⸗ 
gewebe kann nicht feiner ſeyn. In natuͤrlicher Größe 
würden wir wenig davon ſehen, aber bey 341 über: 
geben wir ein vergrößertes Stuͤck dieſer netz foͤrmigen 
Punctcoralle (M. Reticulum) der Bewunderung 
unſrer Leſer. . Fa 

2 Auch 


Schwammſtein. 405 


Auch die Zellencorallen umziehen bald wie eine 
Rinde Seepflanzen, Steine u. d. m. bald werden ſie 
frey angetroffen. Eine Menge Zellen oder Roͤhrchen, 
mit runden auch kreuzfoͤrmigen Muͤndungen, ſitzen 
auf einer Art von Pergamenthaut; daher die Bieg: 
ſamkelt dieſer Corallen, trotz der kalkartigen Subſtanz. 
In ihnen liegt ein gallertartiges Thier mit cylindri⸗ 
ſchem Körper und mehrern Fuͤhlerchen. Ehemals 
hielt man fie mit andern Corallen für zufällige Aus⸗ 
wuͤchſe, und nannte fie Grind, Schorf (Eſchara). | 
Von den zehn Arten koͤnnen wir unfern Leſern nur 
zwey bekannt machen. Beobachten wir den Schwam̃⸗ 
ſtein (C. Spongites, la Pierre d Eponge), wie er 
ſich dem bloßen Auge zeigt (342), ſo gleicht er einer 
chagrinirten Haut; vergroͤßern wir aber ein Stuͤck 
(343), dann bemerken wir, daß das Ganze aus einer 
unendlichen Menge von Zellen beſteht. Eine Reihe 
ſteht uͤber der andern, und wahrſcheinlich erbaut jede 
Brut die neue Zellenreihe auf den untern, die nun die 
Saͤrge der aͤltern werden. In großen Maſſen haͤuft 
ſich dieſe Coralle an, und uͤberzieht alles ſo, daß ſie 
die Form desſelben annimmt. Aber auch frey in 
mancherley Geſtalten findet man ſie. Die Unſrige hat 
wahrſcheinlich eine Gorgonie uͤberzogen. In Apothe⸗ 

Eee 3 ken 


406 Staudencoralle. 


ken galt ſonſt der Schwammſtein viel. Faͤlſchlich 
aber glaubte man, er werde im Schwamme gefunden. 

Das, was wir bey 344 vor uns ſehen, iſt ein 
Stuͤck der uns wohl bekannten Steckmuſchel. Auf 
ihr erblicken wir einen kalkartigen Ueberzug. Auch 
das iſt eine Zellencoralle, und zwar eine ſolche, der 
man den Nahmen die Durchſtochne (C. Pertuſa) 
gab. Die Vergrößerung (345) zeigt uns die unges 
mein artigen, krugaͤhnlichen Zellen, und laͤßt uns 
auch hier wieder uͤber die ſo herrlich im Kleinen arbei⸗ 
tende Natur erſtaunen. 


+ 
+ 


Tab. XLIV. XLV. 


Staudencoralle. His. 
Koͤnigscoralle (346. 347). Blutcoralle (348. 
349). Seeſtrick (350). 
Horncoralle. Gorgonia. 
Seehorn (351.352). Warzige (353). See⸗ 
faͤcher (354. 355). 

Noch mehr pflanzenartiges in ihrem Wuchſe haben 
die Stauden: oder Gliedercorallen, zu denen wir 
jetzt kommen, die man auch edle Coralle nennt. 


Ihr bloß zur n n gegliederter 
Stamm 


Koͤnigscoralle. 407 


Stamm, iſt zuweilen poros, zuweilen durchaus ſtei⸗ 
nig. Eine weiche Rinde umgibt ihn. Auf ihr befin⸗ 
den ſich kleine, kelchformige Warzen, die man für 
Eyer-anfehen möchte, aus denen Polypen hervor⸗ 
treten, deren Fuͤhlerchen, die fie aus- und einziehen 
konnen, an die Staubfaͤden der Pflanzen erinnern. 
Auch im Innern des Stammes verrathen concentris 
ſche Kreiſe etwas dem nn des uns 
aͤhnliches. 

Von ſonderbarem dec Baue ift die Koͤ⸗ 
nigscoralle (I. Hippuris, le Corail articule 346), 
die unter den heißeſten und kaͤlteſten Zonen, an den 
tiefſten wie an den ſeichteſten Stellen des Meeres ge⸗ 
funden wird. Sie erreicht eine Hoͤhe von mehrern 
Schuhen, nur iſts ſchwer, ſie unzerbrochen zu bekom⸗ 
men. Immer iſt ſie mit einer dicken, muͤrben Rin⸗ 
de umgeben. Ihre gefurchten, verſchieden geformten 
Glieder beſtehen aus einer ſteinartigen, und die Ver⸗ 
bindungen zwiſchen ihnen, aus einer hornartigen 
Maſſe. Die erſtere dringt mit den Jahren immer 
mehr in die letztere ein, oder das hornartige iſt der 
juͤngere Stoff, der allmaͤhlich verſteinert. Die vor⸗ 
derſten Spitzen und Triebe find immer hornartig, 
aber auch in ihnen ſieht man ſchon den unerklaͤrlichen 

Ueber⸗ 


408 Blutscoralle⸗ 


Uebergang ins Steinerne (347). Man hat dieſe Co⸗ 
ralle in der Medicin und zu Kunſtarbeiten gebraucht. 
Weit wichtiger iſt freylich in dieſer Ruͤckſicht die 
Blutcoralle (I. Nobilis, le Corail rouge, edle, 348), 
die man in der ganzen Welt kennt und ſchaͤtzt. Das 
mittellaͤndiſche Meer iſt ihr eigentlicher Wohnplatz. 
Hier waͤchst ſie auf allerley Koͤrpern in verſchiedner 
Richtung empor und unterwaͤrts, und theilt ſich in viele 
gabelfürmige Zweige. Ein Schuh Höhe und ein Zoll 
im Durchſchnitt des Hauptſtammes gibt ſchon ein vor⸗ 
zuͤgliches Stuͤck. So feſt und marmorhart ſie iſt, ſo hat 
fie doch kleine Feinde, die fie durchlöchern, und oft uͤber⸗ 
ziehen ſie Milleporen, und machen dadurch ihrem 
weitern Wachsthum ein gaͤnzliches Ende. Im Durch⸗ 
ſchnitt (349) iſt fie etwas fleckig. Ihre Farbe beſteht 
in allen Abſtufungen von Roth. Mit Saͤuren kaun 
man fie bleichen. Außen, an der celluldſen, gallert⸗ 
artigen Rinde, die ſie im Meere bekleidet, bemerkt 
man eine Menge Furchen und Waͤrzchen. Dieſe ſind 
theils offen, theils verſchloſſen. Die Muͤndung die⸗ 
ſer Thierzellen hat 8 zugerundete Lippen. Aus ihnen 
treten 8 Faſern fternförmig hervor. Sie gehören ei⸗ 
nem cylindriſchen Polypen, der im Innern ſeiner Zelle 


ſehr kleine Eyer erzeugt. Er tritt ploͤtzlich zuruͤck, ſo 
wie 


ATIX 'L 


Wo? 


Blutcoralle. 400 


wie die Coralle aus dem Waſſer genommen wird. 
Die reifen Knoſpen fallen vom Mutterſtamme ab, 
haͤngen ſich irgendwo feſt, und ſo entſtehen neue Co⸗ 
rallenſtaͤmme. Aus dieſen Knoſpen tritt, wenn man 
druͤckt, ein Tropfen hervor, den man Corallenmilch 
nennt, und der gar wohl das gallertartige Thier ſeyn 
konnte. Erſt die Hand des Kuͤnſtlers macht dieſe Eos 
ralle ſo glatt, wie wir ſie in Cabinetten ſehen. Von 
den aͤlteſten Zeiten bis auf die unſrigen, bey den wil⸗ 
deſten, wie bey den geſittetſten Völkern war fie immer 
zum Putze beliebt. Die alten Gallier ſchmuͤckten da⸗ 
mit Schilde und Helme. Die Indianer, beſonders 
aber die Japaneſen, ziehen ſie den Perlen und Edel— 
ſteinen vor, und Juden und Tuͤrken wiegen ſie mit 
Gold auf. An der Goldkuͤſte in Africa gibt man für 
eine Coralle, die eines Fingers dick und einen Zoll lang 
iſt, ſieben Menſchen, und es iſt ſchaudernd zu hoͤren, 
daß Vater ihre Söhne, und Mütter ihre Töchter für 
eine Corallenſchnur ewiger Sclaverey übergeben, 
Ihren Werth erhoht in jenen Gegenden der Umſtand, 
wenn beruͤhmte Maͤnner ſie getragen haben, unendlich. 
Tavernier gedenkt einer Coralle von der Größe eines 
Huͤhnereyes „ dle 20000 Thaler koſtete. Noch bis 
jetzt wird die Corallenfiſcherey an den ſuͤdlichen Kuͤ⸗ 

wuͤrmer II. Th. Fff ſten 


410 Blutcoralle. 


ſten von Frankreich, vorzuͤglich aber zwiſchen Tunis 
und Algier, dann um Corſica, Majorca, Sicilien, 
Catalonien mit großem Erfolge betrieben. Sonſt 
beſchaͤfftigte Frankreich, vorzuͤglich die Marfeillers 
manufactur, go Fahrzeuge (Corallines) damit; der 
wichtige Handelsplatz la Calle ( Baftion de france) 
iſt ihm dazu von großer Wichtigkeit. Zwar zog ſich ein 
Theil dieſes Manufactur Zweiges nach Livorno, allein 
ſeit einigen Jahren iſt er in Marſeille wieder ſehr in 
Aufnahme gekommen. Um die Corallen zu bekom⸗ 
men, laͤßt man kreuzweis uͤbereinander gelegte mit 
Hanfſeilen locker umwundne Balken von 6—7 Fuß, 
deren Gewicht eine Canonenkugel in der Mitte ver⸗ 
mehrt, auf den Grund des Meeres hinab. Auch 
netzfoͤrmige Beutel hängt man daran. Nothwendig 
verwickeln ſich die Corallen mit ihren Aeſten darein. 
Dieſe werden nun, wie ſie ſind, in Kiſten gepackt, 
und an die Manufactur in Marſeille, die einer Ge⸗ 
ſellſchaft gehört, abgeliefert. Hier polirt man die 
ſchoͤnſten Stuͤcke, und verſieht ſie mit niedlichen Pie⸗ 
deſtalen für Cabinette. Dann ſondert man die Stuͤcke 
ab, die zu Kunſtarbeiten, Taſſen, Stockknöͤpfen, 
Meſſerheften angewendet werden konnen. Die Glie⸗ 
der werden mit Stahlſaͤgen abgeſondert; andre dre⸗ 
5 hen 


* Blutcoralle. 411 


hen Perlen, andre bohren, andre facettiren ſie. 
Durch verſchiedne Siebe ſondert man die Corallperlen 
nach ihrer Groͤße ab, und dann ſortirt man ſie nach 
der Reinheit der Farben. Sonderbare Nahmen: 
erſtes, zweytes, drittes Blut, Blutſchaum, Blutroſe 
u. d. bezeichnen die verſchiedne Schoͤnheit derſelben. 
Dann reiht man ſie an blaue Schnuͤre. Andre be⸗ 
kommen die Juweliere zum Faſſen. Das Lager hat 
immer uͤber eine Million am Werth. Im J. 1785 
verkaufte die Manufactur einen Corallendiamanten 
an einen chineſiſchen Mandarin um goooo Livres. 
Der Haupthandel mit Perlen wird nach dem Ge⸗ 


wicht in die Tuͤrkey und beyde Indien getrieben. 


Die Conſumtion iſt darum ſo groß, weil die Bewoh⸗ 
ner des gluͤcklichen Arabiens nicht nur Corallenſchnuͤre 
als Roſenkraͤnze gebrauchen, ſondern auch ihren Tod⸗ 
ten ins Grab geben. Sie verzieren damit ihre Tur⸗ 
bane und die groͤßte Schoͤnheit bedient ſich ihrer, um 
den Hals und die Arme zu ſchmuͤcken. Bey den Be⸗ 
ninen, an der Weſtkuͤſte von Suͤdafrica, iſt das Feſt 
der Corallen ein Nationalfeſt. An dieſem wird der 
Corallenſchmuck des koͤniglichen Hauſes in Opferblut 
getaucht und Gott gebethen, daß er es nie au dieſem 
koſtbaren Producte fehlen laſſe. Im ſchon genann⸗ 

| Sffa ten 


412 | Seeſtrick. 5 


ten Jahre beſchaͤfftigte die Marſeillermanufactur 320 
Menſchen in und zoo außer ihrem Haufe. Ihr Ders 
dienſt beträgt 13 Fl. des Tages. Der Aufſeher hat 
18000 Livres Gehalt. Die Unze koſtet von 6—10000 
Livres, und bequem koͤnnte man eine Parthie für 
200000 Liv. in eine Rocktaſche ſtecken. In einer 
Amſterdamer Auction wurde eine Corallenkette, aus f 
Einem Stamme geſchnitten, um 1400 Fl. verkauft. 
Sechs Jahre hatte ein kuͤnſtlicher Mann damit ver⸗ 
ſchwendet. Sonſt mußten dem Gebrauch der Coral⸗ 
len Krankheit und Tod weichen; jetzt laͤßt man ſie 
nur noch als Zahnpulber gelten. | 
Auch eine ſchwarze Coralle, den Seeſtrick (I. 
Spiralis 350), zeigen wir unſern Leſern, ohne uns 
in den Streit einzulaſſen, ob ſie zu den Gorgonien, 
oder zu den Stachelcorallen, einer eignen neuen 
Gattung gehdre; und begunuͤgen uns, auf ihren ſich 
ſchraubenartig empor ſchlaͤngelnden Stamm aufmerk⸗ 
ſam zu machen. Nach Hinwegſchaffung ihrer rau⸗ 
hen Oberfläche gleicht fie dem ſchoͤnſten Ebenholz. 
Die dickern, ungewundnen braucht man in Indien als 
Spazierſtöcke. Dort will man dieſe Coralle einen 
Fuß dick gefunden haben. | 

Obgleich die Horncorallen wahre Pflanzen mit 


einem coralliſchen, thieriſchen Ueberzuge zu ſeyn ſchei⸗ 
nen, 


Horncorallen. 413 


nen, deren ſtaͤrkere Staͤmme eine holzartige, man 
konnte ſagen, hornartige Maſſe, und Ringe wie Ges 
waͤchſe haben, ſo ſpricht doch die Abweſenheit einer 
Nahrung einſaugenden Wurzel, und das Fortleben 
jedes abgeſchnittnen Zweiges dagegen. Zaͤhe und 
biegſam find fie im Meere; fpröde und zerbrechlich im 
trocknen Zuſtande. Nicht im holzartigen Innern, 
ſondern in der kalkartigen Rinde voller Poren und 
Zellen befinden ſich die thieriſchen Organe, 8 ſtrah⸗ 
lenfdrmige Faſern und ein cylindriſcher Körper. Hält 
man dieſe alle fuͤr Theile Eines Thieres, ſo waͤre bey 
der Horncoralle das Innere als Knochengebaͤude und 
die Corallenrinde als das Fleiſch mit den Organen 
anzuſehen. Cavolini ſah die Abſonderung ſich leb⸗ 
haft bewegender rother Kuͤgelchen, die die Keime 
| kuͤnftiger Gorgonien enthielten. Alles Leben iſt in 
der Rinde. Wo ſie ganz weggeſchafft iſt, hoͤrt alles 
Wachsthum auf; wo aber nur ein Stuͤck von ihr vor⸗ 
handen iſt, waͤchst der Stamm fort, wenn auch ein 
Theil desſelben nackend ſteht. Zog doch ein Beob⸗ 
achter mit Vorſicht einen Zweig aus ſeiner Rinden⸗ 
ſcheide, und erſetzte ihn mit einem ähnlichen Hoͤlzchen; 
doch wuchs die Rinde weiter fort. Alle moͤglichen 
Formen haben die 40 Arten Horncorallen; bald ſind 


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414 Gehom Warzige. 
fie einfach, bald gefiedert, bald netz⸗ bald faͤcherfoͤrmig. 
Einige haben niedrige, andre 16 Fuß hohe Staͤmme. 
Nur auf drey muͤßen wir uns bey dem den Corallen 
ohnehin unguͤnſtigen Format unſrer Vlaͤtter, in ge⸗ 
draͤngter Kuͤrze beſchraͤnken. Ziemlich einfach iſt das 
Ausſehen des Seehorns (G. Ceratophyta 351), 
das im atlantiſchen, mittellaͤndiſchen und ſuͤdameri⸗ 
caniſchen Meere gefunden wird. Eine rothe, zuwei⸗ 
len auch andre Rinde, bekleidet das ſchwarze Holz. 
Auf einer kleinen Grundflaͤche ruht der Stamm mit 
ſeinen gabligen Zweigen. Die Vergroͤßerung (352) 
zeigt an der glattſcheinenden Rinde eine Furche, und 
auf beyden Seiten Erhoͤhungen, aus deren Oeffnungen 
weiße Polypen mit 8 Fuͤhlern hervortreten. In allen 
Meeren iſt die warzige Horncoralle (G. Verru- 
cofa, ' Arbre, le Balai de mer 353) einheimiſch, wo 
fie ſich auf Conchylien, Corallen, Felſen u. d. anſie⸗ 
delt und auf 2 Schuh hoch wird. Aus einer duͤnnen 
Membrane erhebt ſich ein vielaſtiger Stamm, und 
breitet ſich flach aus. Lauter kegelförmige Warzen 
mit feinen, punctaͤhnlichen Oeffnungen, machen die 
weißgelbe Rinde aus, die das Holz bekleidet. Bis 
auf 6 Fuß hoch und breit wird der Seefaͤcher (G. 
Fiabellum, Eventail de mer 354), der dieſen Nah⸗ 
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Seekork. 415 


men mit Recht fuͤhrt, weil er zur Kuͤhlung wie zum 
Anfachen des Feuers gebraucht wird. Sein artiges 
Netzgewebe iſt bald flach, bald rund. Am vergroͤßerten 
Stuͤcke (355) bemerken wir, daß alles Ueberzug eines 
hornartigen Gerippes ſey. Man findet dieſen Sees 
faͤcher von verſchiedner Farbe und Form. Immer aber 
hat die Oberfläche eine Menge kreisfoͤrmiger Oeff⸗ 
nungen und kleine Bläschen, die entweder noch uns 
erdffnete Poren, oder auch Eyerbehaͤltniſſe ſind. Fein 
gefurcht und haͤrter als Ebenholz iſt das innere Holz⸗ 
oder Hornartige. An allen Seegeſtaden trifft man 
dieſe Horncoralle. 


Tab. XLVI. XVII. 
Seekork. Alcyonium. 
Diebshand (350. 357). Federkork (358). 
Seefeige (359. 360). Seegallert (30 f). 

Saugeſchwamm. Spongia.“ 
Pfeifenſchwamm (362). Badſchwam̃ (363), 
1 Seerinde. Fluftra. 
Blaͤtterrinde (304. 305). Haarrinde 
(300. 307). 
Ein weicher, lockerer Körper, innen mit ſpreuar⸗ 
tiger 


416 Diebshand. 
tiger Maſſe gefuͤllt, und außen wie mit einer leder⸗ 
artigen Haut uͤberzogen, unterſcheidet die Seekorke 
merklich von andern Corallgattungen. Die Einen 
verbreiten ſich in Aeſte, die Andern haben runde, 
laͤngliche und oft gar ſeltſame Formen. So wenig 
t hieriſche Empfindung man an ihnen ſelbſt wahr⸗ 
nimmt; ſo treten doch Armpolypen aus den Oeffnun⸗ 
gen ihrer Warzen. Man kennt 28 Arten, die zum 
theil ziemlich nahe an die Schwaͤmme des Meeres 
und des Landes graͤnzen. 

Der wie ein Arm mit ſtumpfen Fingern ausſehen⸗ 
de Stamm gab der Diebs hand (A. Exos, la Main 


| 


die Larron 356) ihren Nahmen. Wie ein kleiner 


Baum waͤchst dieſer Seekork auf Muſcheln u. d. g. in 
die Hoͤhe. Gegen die Wurzel zu iſt er weißlich, wei⸗ 
ter oben gelbroth. Eine Menge Knoſpen und Röhrs 
chen enthalten den Blumenpolypen, der der Erbauer 
und Bewohner dieſer Corallenart ſeyn mag. Im 
Seewaſſer kommt er nur zum Vorſchein, wie wir an 
einem Zweige ſehen. Vergroͤßert (357) bemerken wir 
ſeine Blumengeſtalt. An dieſer Thierpflanze glaubte 
Marſigli ſey die Pflanzennatur ganz unverkennbar. 
Wahr iſts, er ſah Kelch, Blumenkranz, Staubfaͤden, 
Piſtill. Nur ihr ſchnelles Erſcheinen und Verſchwin⸗ 
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Federkork. Seefeige. Seegallerte. 417 


den befremdete ihn. Allein eben dieſe thieriſche Em⸗ 
pfindung, die ſchnelle Bewegung und die das ganze 
Jahr dauernden Bluͤthen haͤtten ihm ſagen koͤnnen: 
hier ſey mehr als Pflanzenleben. a 
Wie ein unten ſpitzig zugehender Federkiel 

waͤchst der Federkork (A. Epipetrum 358) auf 
Klippen in mancherley Geſtalten empor, und ſcheint 
eine unbewegliche Seefeder zu ſeyn. Wir ſehen an 
ihm Schöne Polypen ihre gefiederten Arme hervorſtre⸗ 
cken. Das Innere iſt voller Zellen. Als kugelfoͤr 
mige Knollen erſcheinen die Seefeigen (A. Ficus, 
le Chapeau flamand 359). Die niedlichen Sterne 
der Warzenmuͤndungen zeigt die Vergrößerung (360). 
So unangenehm dieſes Product mehrerer Meere 
riecht, ſo wiſſen doch die Chineſer es zu waſchen und 
mit Gurken als Salat zuzubereiten. Haͤufig ſchwimmt 
in dem Meere zwiſchen England und Frankreich die 
Seegallerte (A. Gelatinoſum 361) und verſtopft 
den Fiſchern ihre Netze. Sie iſt nicht viel feſter als 
Froſchlaich. Bald uͤberzieht fie fremde Körper, bald 
bildet ſie aͤſtige Gewaͤchſe. Auch ſie iſt Aufenthalt und 
wohl auch Werk von tauſend Polypenaͤhnlichen Ge⸗ 
ſchoͤpfen, die aus der durchlöcherten Oberfläche hervor⸗ 
treten, und das anne Leben im Meere vers 
mehren. 

Würmer Il. Th. Gg Nahe 


418 Saugſchwamm. Pfeifenſchwamm. 


Nahe an die Seekorke graͤnzen die Sauges 
ſchwaͤmme. Ihr haaraͤhnliches Gewebe iſt von vers 
ſchiedener Biegſamkeit und Elaſticitaͤt und ſo poros, 
daß fie alle Fluͤßigkeiten einſaugen. Außer einer ge: 
wiſſen ſie umgebenden Gallerte, mit deren Hinweg⸗ 
ſchaffung ihr Leben und Wachsthum aufhört, fand 
man nichts Thieriſches an ihnen. Allein es kann ja 
auch unſern Sinnen entgehen. Schreitet nicht der 
Stundenzeiger unſrer Uhren raſtlos fort, ohne daß wir 
ſeinen Gang bemerkten? Jedes abgerißne Stuͤck des 
Saugſchwammes wurzelt wieder an. Tauſend Ge⸗ 
ſchopfe ſetzen in ihm ihre Brut ab und naͤhren ſich viel: 
leicht davon. In allen moͤglichen Formen waͤchst er, 
ſchmiegt ſich um alles mit höͤchſt veränderlicher Geſtalt 
an, und hat gar oft große Löcher, die man Saugöffnuns 
gen nennt. Nur zwey von 50 merkwürdigen Arten 
erlaubt uns unſer Raum kuͤrzlich anzufuͤhren. Auf 
einem Madreporengrunde ſehen wir den Pfeifen: 
ſchwamm (S. Fiftularis, ¶Eponge trompe d Ele- 
pliant 362). Zuweilen 4 Schuh hoch und 3—4 Zoll 
im Durchmeſſer ſteht er aufrecht, roͤhrenformig da. 
Das Ganze iſt ein Gewebe von mannigfaltig ver⸗ 
ſchlungnen Roßhaaraͤhnlichen Fibern. Einige von 
dieſen ſtehen aͤſtig und frey empor. Im Innern quar⸗ 

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Badeſchwamm. Blätterrinde 410 


tieren ſich allerley Thiere ein. Gemein genug und von 
nicht geringem Nutzen iſt der Badeſchwamm (S. Of- 
ficinalis, ¶Eponge vulgaire 363). In den meiſten 
Meeren iſt er zu Hauſe. Kaum zwey gleiche findet 
man in Abſicht der Poren und Muͤndungen, und der 
Feſtigkeit oder Lockerheit ihres Gewebes. Grau auch 
gelb iſt ſeine Farbe. Sobald er aus der See kommt, 
reinigt man ihn von ſeinem Gallertuͤberzuge und thut 
die fremden Koͤrper heraus. Auch die ſuͤßen Waſſer 
haben Schwan corallen, z. B. die Badaja (S. Fluvia- 
tilis), die zuweilen einen dem Hirſchgeweih aͤhnlichen 
Wuchs hat, und von Federbuſchpolypen bevölkert iſt. 
Schon aus dem Nahmen koͤnnen unſre Leſer ſchlie⸗ 

ßen, daß die 19 Arten Seerinden andre Gewaͤchſe 
und Körper uͤberziehen. Sie ſind voller Poren und 
Zellen, bald nur auf einer, bald auf beyden Seiten. 
Wie ſtumpfes Laub verbreitet ſich die Blaͤtterrinde 
(F. Foliacea, Eſcliare d feuilleslarges 364). Sie 
iſt im Waſſer ein weiches, ſchleimiges Gewebe mit 
ſtarkem Fiſchgeruche. An der Luft wird ſie hart. 
Beyde Seiten ſind voller Zellen, an denen die Vergroͤ⸗ 
ßerung (365) einen trefflichen Bau zeigt. Alle find 
oben gewdlbt, Ihr Eingang iſt unter dem Bogen; 
unter ihm befinden ſich bernſteinartige, unſichtbare 
Ggg 2 Mu⸗ 


420 | Haarrinde. 


Muſcheln. An der Seite hat jede Zelle einen Stachel. 
An der Zaarrinde (F. Piloſa) in natuͤrlicher Größe 
(366) werden unſre Leſer wenig merkwuͤrdiges ſehen; 
aber die Vergroͤßerung (367) zeigt ihnen die laubaͤhn⸗ 
liche Form dieſer ſchwammigen Seerinde mit ſonder⸗ 
baren Anhaͤngen. Der in den Zellen hauſende Po⸗ 
lype hat 20 Arme, die er glockenfoͤrmig ausbreitet. 
Nicht ohne Ueberwindung brechen wir hier ab, um 
unſere Leſer noch einige Schritte weiter in den Coral⸗ 
lenwaͤldern thun zu laſſen, womit die Gottheit den 
Grund des Meeres beſetzt hat. 


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Tab. XLVIII. XLIX. 
Kammpolype. Tubularia. 
Cylinderkoͤcher (308). Nabelkoͤcher (369 
371). Glockenkoͤcher (372-374). Sultan⸗ 
koͤcher (375). 

Corallenmoos. Corallina. 
Apothekermoos (376). Feigenmoos (377). 
Saamenmoos (378). Pinſelmoos (379). 
Vieleicht erwarten unſre Leſer bey den KAammpo⸗ 
lypen, deren 24 Arten bekannt ſind, von jenen gro⸗ 
gen Wundern zu hören, die raſtloſe Naturforſcher an 
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Cylinderkoͤcher. Nabelkoͤcher. 421 


den Polypen uͤberhaupt entdeckten. Allein, wir er⸗ 
ſparen eine ausfuͤhrliche Nachricht daruͤber, bis wir 
zu den Polypen ohne coralliſche Zellen kommen, und 
reden jetzt nur ganz kurz von den Kammpolypen, die 
man auch Pfeifencorallinen nennt. Ihr bald einfa⸗ 
cher bald aͤſtiger Stamm iſt immer an etwas angehef⸗ 
tet. Das Mark desſelben wird fuͤr den Leib eines Thie⸗ 
res gehalten, deſſen Kopf mit einer Fuͤhlerkrone oben 

hervorſieht. Dieß ſehen wir am Cylinderkoͤcher 
(T. Indiviſa, la Coraline tubuleuſe d’ Avoine 308). 
den man in den europaͤiſchen Meeren findet. Seine 
hornartigen Röhren find zum Theil unter einander 
verwickelt. Die Groͤßern treiben kleinere hervor. 
Der oben hervortretende ſchöͤne Polyp, mit dem artig 
gefiederten Kamme geht in einen kugelfdrmigen mit 
Warzen beſetzten Koͤrper aus. Einer drahtfoͤrmigen, | 
oben mit einem runden Schildchen beſetzten Roͤhre 
gleicht der Nabelkoͤcher (T. Acetabulum, le Callo- 
pilophore de Matthiole 369). Aber erſt eine ſtarke 
Vergroͤßerung laͤßt uns in dem Schildchen, das man 
den Kopf nennen mag, theils regelmaͤßige Strahlen 
(370), theils die unendlich zarten wolligen Faſern ſe⸗ 
hen, die die Fuͤhler, oder der Kamm des Polypen 
ſeyn konnten (371). Was der fleißige Roͤſel unter dem 
N Gg 3 Nah⸗ 


422 SGlockenkoͤcher. 


Nahmen Federbuſchpolyp beſchrieb, das zeigen wir 
unſern Leſern unter dem Nahmen Glockenkoͤcher 
(T. Campanulata), den man in ſtehenden Waſſern, 
waͤhrend der heißen Jahrszeit, haͤufig findet. Wir 
ſehen ihn in natürlicher Größe, theils (372) in gro⸗ 
ßer Geſellſchaft unter Waſſerlinſen haͤngend, theils 
einen einzelnen (373), der ſich abgeſondert hat, um 
eine eigne Colonie zu ſtiften, und an dem ſchon drey 
hervortreibende Junge ſichtbar ſind, und auch ein 
ſtark vergrößerter zeigt ſich uns bey 374. Wir uͤber⸗ 
gehen hier, wie gedacht, alles, was die Naturge⸗ 
ſchichte des Polypen uͤberhaupt betrifft, und begnuͤ⸗ 
gen uns, unſre Leſer auf den glockenfdrmig aus ge⸗ 
breiteten Fuͤhlerbuſch, und die gallertartige, aͤſtige 
Roͤhre (372), an der jeder Polyp ſeine eigne Zelle hat, 
und die uns juͤngere und aͤltere mit ihren Fuͤhlern in ver⸗ 
ſchiedner Richtung, auch einige ausgeſtorbne Zellen 
zeigt, aufmerkſam zu machen. Das geringſte Ge⸗ 
raͤuſch ſcheucht ſie in ihre Zellen zuruͤck. Die kleinen 
Körner in der Röhre hielt Roͤſel für Waſſerlinſenſaa⸗ 
men; allein nach neuern Erfahrungen find es Eyer. 
Seine Nahrung umfaßt der Polyp mit ſeinen 60 Ar⸗ 
men, mit denen er uͤberhaupt alle Bewegungen in ſei⸗ 
ner Gewalt hat, und eine gewaltige Wirbelbewegung 
deß 


Sultankoͤcher. Apotheker⸗Feigenmoos. 423 


des Waſſers erregt, die alles hineinzieht. Unzaͤhliche 
Flimmerſpitzen an denſelben ſind in einer unaufhoͤr⸗ 
lichen radfdrmigen Bewegung, und befördern jene 
Strömung, die alles in feinen Schlund ſtuͤrzt. Am 
vergrößerten ſehen wir den Hals, die innern Gas 
naͤle und einen Auswurf, den man fuͤr Unrath haͤlt. 
Einige Aehnlichkeit mit dieſem hat der Sultan— 
koͤcher (T. Sultan 375) mit feinen trichterförmig 
gerelhten Fuͤhlern, den Blumenbach im Stadt⸗ 
graben von Gottingen entdeckt hat. 

Wenig Thieriſches verrathen die 37 Arten Co⸗ 
rallenmooſe, und eben darum fireitet ſich das Thier⸗ 
und Pflanzenreich um ihren Beſitz. Aeußerſt fein find 
die Poren, die man in der kalkartigen Rinde dieſer 
gelenkreichen Corallgattung ſieht. Ein vergrößertes 
Stuͤck (376 a), in natuͤrlicher Größe (3765), des Apo⸗ 
thekermooſes (C. Officinalis) zeigt uns die ſonderbar 
geformten, kreiſelfoͤrmigen Glieder dieſer Coralle, die 
nur 4 —6 Zoll lang, fo dick, wie ein ſtarker Faden, und 
von verſchiedner Farbe an flachen Stellen der Europaͤi⸗ 
ſchen Meere gefunden wird. Sonſt brauchte man ſie 
zur Medicin. Einige Aehnlichkeit mit den Feigen, wor⸗ 
auf das koſtbare Cochenillinſect geſammelt wird, hat 
das Feigenmoos (C. Opuntia 377). Ein kalkartiges 

Blatt 


424 Saamenmoos. Pinſelmoos. 
Blatt ſteht am andern, und ein faſeriger Faden lauft 
durch alle Glieder und verbindet ſie. Wird die Kalk⸗ 
rinde in Weineſſig abgeloͤst, fo erſcheinen Zellen wie 
Honigwaben. Einem haarigen Buſch ähnlich wächst 
dagegen das Saamenmoos (C. Rubens, Coraline d 
ſemence 378). Erſt eine ſtarke Vergroͤßerung zeigt, daß 
die gabligen Zweige aus lauter roͤhrenfoͤrmigen Gelen⸗ 
ken beſtehen; und einem Pinſel gleicht das Pinſelmoos 
(C. Penieillus 3729). An einem fleiſchfarbigen Stiel 
ſitzt vorn buͤrſtenfoͤrmig eine Menge gabliger Aeſtchen. 
Buͤndelweiſe findet man dieſes Corallenmoos in den 
Meeren beyder Indien auf fremden Koͤrpern. 


Tab. XLIX X L. 
Blaſenſertularie. Sertularia. 
Deckelſertularie (380. 381). Tannenſertu⸗ 
larie (382. 383). Buͤrſtenſertularie (384. 
385). Sichelſertularie (380. 387). Heide⸗ 

| krautſertularie (388. 380). . 

Zellenſertularie. Cellularia. 
Kronencoralline (390-392). Panzerhemd 

(303). Vogelkopf (304. 305). 


Viele ſehen die Blaſen⸗ und Zellenſertularien als 
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Blaſenſertularien. 425 


zwey Familien einer aus 77 Arten beſlehenden Gat⸗ 
tung an, die ſie Corallinen nannten. Pallas und 
Blumenbach haben ſie getrennt. Sie unterſcheiden 
ſich dadurch hiulaͤnglich, daß die erſtern gewiſſe Kno⸗ 
ſpen haben, in denen die Fortpflanzung vor ſich geht, 
indeß die andern ganz aus Zellen und Samenbehaͤlt⸗ 
niſſen beſtehen. Beyde haben einen gewurzelten, 
nackten, gegliederten Stamm. Die natürliche Größe 
(380) zeigt bey der Deckelſertularie (S. Opercu- 
lata, Cheveux de mer) uur ein feines Geſtraͤuch mit 
Knoſpen, an einem vergrößerten Stuͤcke (38 1) aber 
ſieht man artige Gefaͤße mit Deckeln, die ſchoͤnen 
Vaſen gleichen. Die bald bleichgelbe, bald braune 
Tannenſertularie (C. Abietina, le Sapin de mer 
382), die auf Muſcheln, wie niedriges Tannenge⸗ 
ſtraͤuch, emporwaͤchst, hat durch das Vergroͤßerungs⸗ 
glas ſichtbare (383) eyfoͤrmige Bläschen, mit einem 
oben offnen Halſe, aus dem ein Polypenaͤhnliches 
Geſchoͤpf hervorſieht. Auch an der Buͤrſtenſertu⸗ 
larie (S. Thuja, le Goupillon 384), einem hornar⸗ 
tigen Geſtraͤuche auf einem knotigen Stengel, zeigt erſt 
die Vergrößerung (385) die hoͤrneraͤhnlichen Zinken, 
voller Kelche und Blaſen, in denen das Thier ſich fort⸗ 
pflanztz ſo wie an der Sichelſ ertularie( S. Falcata 386) 
wuͤrmer II. Th. Hhh die 


420 Zellen ſertularien. 


die ſichelfbrmigen Zweige, voller oben zugeſpitzten 
Blaͤschen ſind (387). Um ſie haben ſich zweyerley andre 
Corallgewaͤchſe, die Slötenfertularie (S. Syringa) 
und die Corallwinde (S. Volubilis), wie Epheu 
herum geſchlungen. Aus einer Blaſe ſtreckt ſich ein 
Polyp hervor. Doch noch deutlicher ſehen wir ihn 
aus den Blaſenmuͤndungen einer vergrößerten Heide⸗ 
krautſertularie (S. Polyzonias, la Coraline d 
grandes dentelures 388) hervortreten, die in ihrer 
wahren Größe (389) einem niedlichen Geſtraͤuche 
gleicht, das auf Muſcheln bald einfache, bald viel⸗ 
aͤſtige Staͤmme treibt. Hatten dieſe alle Blaſen, ſo 
beſitzen dagegen die Zellencorallinen regelmäßige 
Zellen. Vergroͤßern wir ein Stuͤck der dem unbe⸗ 
waffneten Auge fo einfachen (390) Rronencorallis 
ne (C. Faſtigiata, Cor. d Duvet), ſo zeigt ſich uns 
(391), daß jeder Zweig eine Gabel mit Zellen ſey. 
Ein ſchwarzer Punct bezeichnet ein todtes Schalthier, 
wobey der Beobachter in ſtummes Erſtaunen verſinken 
muß, ohne daß auch eine noch ſtaͤrkere Vergrößerung 
(392) das Sonderbare dieſes Schauſpiels milderte. 
Wie ein Cypreſſenzweig ſieht das Panzerhemd (C. 
Loriculata, Cor. d Cottes de maille; in natürlicher 
Größe aus; vergrößert (393) bildet jedes Glied zwey 

mit 


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Pflanzenwürmer. 427 


mit dem Ruͤcken an einander liegende Zellen mit 
ſchief ſtehenden Muͤndungen. Nur noch eine, den 
Vogelkopf (C. Avicularia, C. à tite d' Oiſeau) 
fuͤgen wir hinzu. Sn feiner natürlichen Größe (394) 
ſtellt er ein artiges Geſtraͤuch vor; vergrößert (395) 
aber zeigt er uns Zellen wie mit einem Vogelſchnabel. 
Doch nun genug von der auch hierin unerſchoͤpflich 
reichen Mutter Natur. So kurz wir uns auch faſſen 
mußten, ſo wird das doch hinreichend ſeyn, unſre 
Bewunderung des großen Schoͤpfers, der auch auf 
dem Meeres grund ſo herrlich bevölkerte Waͤlder fchuf, 
zu erhoͤhen. 


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Tab. LI. 
Pflanzenwuͤrmer. Zoophyta. 
Seefeder. Pennatula. 
Graue (396.397). Leuchtende (398.399). 
Rothe (400. 401). Drahtfeder (402). 
So manche Aehnlichkeit auch die Pflanzenwuͤrmer 
mit den Corallwuͤrmern haben, ſo daß man ihnen 
den Nahmen Zoophyten, Thierpflanzen, gemein⸗ 
ſchaftlich gab, ſo unterſcheiden ſie ſich doch dadurch 
von einander, daß die Körper der erſtern keine, 


Hhh 2 wenig⸗ 


48 Seefeder. 


wenigſtens keine fo coralliſchen Gehaͤuſe, wie die letz⸗ 
tern beſitzen. Hier bey dieſer letzten Ordnung der 
Wuͤrmerclaſſe, werden wir Wunder an Wunder rei⸗ 
hen muͤßen; hier werden wir mit Erſcheinungen be⸗ 
kannt werden, die ins Gebieth der Fabel zu gehoͤren 
ſcheinen; hier werden uns unſre bis zum Ende unſrer 
Wanderung durchs Thierreich ſo getreuen und nach⸗ 
ſichts vollen Leſer, bis auf die allerletzte Stufe beglei⸗ 
ten, wo wir weiter nichts mehr als einen lebenden 
Punct, ohne alle Organe, vor uns ſehen, und wo die 
Natur ſelbſt allem Forſchen eine Graͤnze geſteckt zu 
haben ſcheint. Schon die erſte Gattung der Pflan⸗ 
zenwuͤrmer, die Seefedern, mit ihren 16 bis jetzt 
bekannten Arten, ſind Geſchoͤpfe, bey denen man 
kaum glauben kann, daß man Thiere vor ſich habe. 
Wie eine Vogelfeder haben fie gleichſam einen Kiel 
und eine Fahne oder Baͤrte. Dieſe werden durch 20, 
30, auch mehr bogenfoͤrmige Arme gebildet, auf des 
ren jedem mehrere niedliche Huͤlſen ſtehen, und von 
achtarmigen Polypen bewohnt werden. Eine Span⸗ 
nen lange Seefeder kann 300 ſolcher Polypen haben, 
Ziemlich ſchnell bewegt ſich dieſes nirgends angewur⸗ 
zelte Gefchöpf im Meere mit dem Kiel voraus, der 
eine wurmfdrmige Bewegung macht, und mit muſcu⸗ 

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Graue, rothe Seefeder. 429 


loſem Leder uͤberzogen iſt. Ein Beinchen im Innern 
gibt dem Ganzen Feſtigkeit. Wir zeigen unſern Le⸗ 
fern zuerſt die graue Seefeder (P. Griſea, le Pana- 
che de mer gris) von oben (396) und von unten 
(397). Sie wird an der neapolitaniſchen Kuͤſte 8 
Zoll lang gefunden, und ſcheint aus einem netzartigen 
Gewebe zuſammengeſetzt. Ein Theil des unten ge⸗ 
ſpaltnen, nach oben zu etwas kolbigen Kiels oder 
Stammes iſt nackt; ein anderer Theil mit Bärten 
oder, wenn man will, Floßfedern verſehen, deren 
Dienſte fie wirklich leiſten ſollen. Dieſe find halb⸗ 
mondfoͤrmig, oben gezaͤhnt und haben einen Sta⸗ 
chel in der Mitte, zu deſſen beyden Seiten ſich Spu⸗ 
ren von Polypen zeigen; der ausgehoͤhlte Theil iſt 
voller Eyerchen. Im Innern entdeckt das Gefuͤhl 
einen Knochen. Man hat ſich Muͤhe gegeben, an 
dieſer Seefeder einen Mund zu finden. Aber viel⸗ 
leicht ſorgen die Polypen fuͤr die Erhaltung des Gan⸗ 
zen. Sie leuchtet bey Nacht. In einem hoͤhern 
Grade ſoll dieſe Eigenſchaft die leuchtende See⸗ 
feder (P. Phosphorea, Je Panache de mer luiſant 
398) beſitzen. Die nicht ſo genau wie bey der Vo⸗ 
rigen an einander ſchließenden Baͤrte ihres etwas 
rauhern, unten weißen und oben roͤthlichen Kiels 

| Hhh 3 wer⸗ 


430 | Rothe Seefeder. 


werden durch 24 auch mehr Strahlen, von verſchied⸗ 
ner Länge gebildet, deren jeder mit gezaͤhnelten Kd⸗ 
chern beſetzt iſt. Aus ihnen treten, wie das vergroͤ⸗ 
ßerte Stuͤck (399) zeigt, vielarmige Polypen. Aus 
genehm erleuchtet dieſe Seefeder den Grund des 
Meeres durch ihr phosphorescirendes Licht, und wenn 
ſie bey naͤchtlicher Weile in die Netze geraͤth, ſo be⸗ 
darf der Fiſcher keiner Laterne, um ſeinen Fang zu 
unterſuchen. Einige Aehulichkeit mit der grauen hat 
die rothe Seefeder (P. Rubra, le Panache de 
mer rouge 400), die bald blaß⸗ bald hochroth iſt. 
Ihr Hauptſtamm nimmt von unten auf in der Dicke 
zu, dann aber wieder ab. Er iſt voll purpurner 
Waͤrzchen und zarter, weißer Linien. Auf der ans 
dern Seite ſieht man eine weit groͤßere Menge je⸗ 
ner Waͤrzchen, die Pallas fuͤr den Eyerſtock haͤlt. 
Die ſichelfoͤrmigen Floßfedern haben zahlloſe Saf⸗ 
franſtreifen. Aus ihrem tiefern Theile ſehen wir 
eine Menge weicher, cylindriſcher Körper mit 8 Faͤ⸗ 
den hervorgehen, wie uns der vergroͤßerte Strahl 
(401) deutlicher zeigt. Unter jedem dieſer Körper 
werden wir drey ſchwarze Striche bemerken. Dieß 
find zarte Kudchelchen, die zur Sicherheit angebracht 
find. Im Innern des Hauptſtammes findet man 

einen 


Drahtfeder. 431 


einen Saft voll Koͤrnern und einen gelblichen Kno⸗ 
chen, der ſich ausdehnt und zuſammenzieht. Alles 
lebt, alles bewegt ſich an dieſem ſonderbaren Pflan⸗ 
zenthiere. Wenn es auf der Oberflaͤche des Meeres 
ſchwimmt, ſo umgeben ſeinen Koͤrper elne Menge 
Blaͤschen, die wie Sterne glaͤnzen. Ob die vielen 
Fuͤhlfaden lauter einzelnen Polypen gehoren, oder 
eben ſo viele Mundoͤffuungen eines und des ſelben Thies 
res ſind, iſt ungewiß. Immer wuͤrde man im erſtern 
Falle annehmen muͤßen, daß viele Thiere Einen ge⸗ 
meinſchaftlichen Körper haben. Das Unbegreifliche en t⸗ 
ſcheidet nichts gegen die Wahrſcheinlichkeit. Denn was 
iſt nach den Naidenwundern noch unwahrſcheinlich? 

Noch eine kuͤrzer, wenn wir ſo ſagen duͤrfen, 
gefiederte Seefeder, zeigen wir unſern Leſern in der 
Drahtfeder (P. Filoſa 402). Außer den zwey ſehr 
langen, knorpeligen Bartfaſern find die übrigen kurz 
und buſchig durch einander geflochten. Der lederar⸗ 
tige Kiel hat Querfurchen; unten iſt er glatt. Im 
Innern befinden ſich pumpenartige Gefaͤße, mit denen 
dieſe Seefeder den ſonſt furchtbaren Schwertfiſch aus⸗ 
ſaugt. Dafür muß ſie ſich aber auch die Laus, viel⸗ 
leicht Meereichel, gefallen laſſen, die wir, wie eine 
Warze, unterhalb ihres Buſches angeſiedelt ſehen. 

22 Tab, 


432 eO 
Tab. LI—-LIV. 
Armpolype. Hydra. 
Grüner (403-407). Brauner (408-410), 

Oraniengelber (411.413). 

Faſt unglaublich ſind die Erſcheinungen, mit denen 
wir unſre Leſer bey den Polypen der ſuͤßen Waſſer, 
den Armpolypen, bekannt machen muͤßen. Hier 
ſieht ſich die Natur nicht mehr ähnlich; umſonſt blicken 
wir nach Muſtern, nach Vergleichungen um uns her. 
Hier tritt der ſeltne Fall ein, wo die ſtrenge Wahr: 
heit auch nicht einmal wahrſcheinlich iſt, und alles, 
was die Fabel von einer Hyder, deren immer nach⸗ 
wachſende Koͤpfe den muthigſten Kaͤmpfer zur Ver⸗ 
zweiflung brachten, erzählt, wird von der Geſchichte 
der Polypen weit uͤbertroffen. Zwar haben wir ſchon 
oͤfters, und beſonders bey den Corallen und ihren ſo⸗ 
genannten Bluͤthen, der Polypen uͤberhaupt gedacht; 
allein um Wiederhohlungen zu vermeiden, wollten 
wir die wichtigen Entdeckungen, die an dieſen Thieren 
gemacht worden ſind, ſo lange verſchweigen, bis wir 
zu den Armpolypen ſelbſt kaͤmen, die eigentlich jene 
denkwuͤrdigen Erſcheinungen verſchafften Ihr Aeu⸗ 


ßerliches verſpricht ſo wenig, daß ungeuͤbte Augen ſie 
tau⸗ 


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Armpolypen. 433 


tauſendmal uͤberſehen werden; denn ihr gallertarti⸗ 
ger, bald mehr, bald minder feſter Koͤrper iſt halb 
durchſichtig und entgeht bey feiner Kleinheit ſehr leicht 
den Blicken. Seine Farbe iſt veraͤnderlich, und haͤngt 
zum oͤftern von der Nahrung ab. Je nachdem man 
den Armpolypen mit rothen Waſſerſpinnen, oder mit 
ſchwarzen Schnecken fuͤttert, je nachdem kann man ihn 
färben, weil die Nahrung in die Körner, die den Koͤr⸗ 
per zu erfuͤllen ſcheinen, uͤbergeht. Am kenntlichſten 
machen ihn feine Arme, deren Anzahl von 6— 20 uns 
beſtimmt iſt. Er kann ſie außerordentlich verlaͤngern 
und völlig einziehen. Nur bey voller Ruhe und Si⸗ 
cherheit ſtreckt er ſie aus. Sobald aber das ſchuͤch⸗ 
terne Thier noch fo leiſe berührt, oder aus dem Waſ—⸗ 
ſer genommen wird, ſo faͤhrt es ploͤtzlich in ein un⸗ 
fennbares Kluͤmpchen zuſammen. Mit dieſen Ars 
men, die die kunſtreichſte Structur haben, faͤngt der 
Polype ſeine Nahrung, Waſſerfloͤhe, Traubentraͤger, 
Naiden ꝛc. und bringt ſie zum Maule, das er nach 
Gefallen erweitern kann. Sie dienen ihm aber auch 
im Gehen als Fuͤße, und im Schwimmen als Floſſen, 
und nicht ſelten legt er ſich damit gleichſam vor Anker. 
Außer dieſen Arten ſich fortzubewegen bedient er ſich 
aber auch andrer Thiere, um ſeine Stelle zu veraͤn⸗ 

Wuͤrmer II. Th. Jii dern, 


434 Armpolypen. 


dern, und bald nimmt er die langſame Poſt der 
Schuecke, an die er ſich anhaͤngt, bald das pfeil⸗ 
ſchnelle Fuhrwerk der Waſſermottenlarve. Ohne 
Eingeweide und vollig hohl ſcheint der Körper zu ſeyn, 
und die Gefaͤße und Druͤſen ſtecken zwiſchen der 
aͤußern und innern Haut. Leicht kann daher der 
Polype ſeinen Schlund und Leib erweitern, je nachdem 
es der Umfang ſeiner Beute erfordert. Im Innern 
geht die Ausſaugung vor ſich; die koͤrnerartigen Druͤ⸗ 
fen bewirken dieſe und der Schlund ſpeyt das Ausge⸗ 
ſogne wieder aus. Mit unbeſchreiblicher Geſchick⸗ 
lichkeit weiß der Polype ſeine Nahrung zu fangen; um⸗ 
ſonſt windet ſich die gezuͤngelte Naide, ſtellt ſich todt, 
weil jener nur das Lebendige liebt, und droht mit ih⸗ 
rer Peitſche; umſonſt will der Waſſerfloh durch einen 
ſchnellen Ruck ſich aus den Angelſchnuͤren, den Ar⸗ 
men des Polypen, losreißen. Nur ſelten gelingt dieß 
den Opfern dieſes unerſaͤttlichen Freſſfers. Er ſtopft 
bis auf zwoͤlf Waſſerfloͤhe in ſich hinein. Sein Koͤr⸗ 
per wird dadurch ganz unfdrmlich, und dann laͤßt er 
muͤde ſeine Arme ſinken, und gleicht faſt einem Man⸗ 
ne, der im Lehnſtuhle ſeine Mittagsruhe haͤlt, um ſich 
von der Arbeit ſeines Mittageſſens zu erhohlen. So 
gierig und ſo viel der Polyp frißt, und ſo ſchnell er bey 
der ſichtbaren periſtaltiſchen Bewegung in ſeinem In⸗ 
nern verdaut, ſo kann er doch auch lange hungern. 
Von den erften, warmen Fruͤhlings tagen an bis 
in den Herbſt findet man die Armpolypen in Teichen, 
Graͤben und ruhig fließenden Waſſern. Immer ſind 


ſie 


Armpolypen. 435 


ſie mit ihrem Hintertheile an irgend etwas, ſey es 
Pflanze, Thier oder Holz befeſtiget, was durch An⸗ 
ſaugen geſchehen mag. Auch unter Eis koͤnnen ſie 
fortleben. Doch befördert die Wärme ihr Wohlſeyn 
und Leben, das fie auf zwey Jahre bringen mögen. 
Oft ſitzen fie zu mehrern Hunderten beyſammen, und 
ihre Tauſend ſich unter einander kreuzenden Arme ſe⸗ 
hen dann einem Buͤndel verwirrten Flachſes gleich. 
Und doch zieht jeder ſeine Arme, ohne ſie im mindeſten 
zu verwickeln, aus dem Gewirre heraus, ſo leicht ſonſt 
alles an ihnen haͤngen bleibt, zum klaren Beweis, 
daß ein Wille dieſe Arme regiere. Ihre Vermehrung 
geht auf eine pflanzenaͤhnliche Art vor ſich. Es zei⸗ 
gen ſich Knoſpen, aus denen die lebendigen Jungen 
am Leibe ihrer Eltern, wie Zwelge aus dem Aſt, her⸗ 
vorſproſſen, und auch aus den Jungen treiben wieder 
Junge hervor. Die Mutter hat mit den Jungen Ei⸗ 
nen Magen gemein, und die Nahrung geht aus die⸗ 
ſen in jene und aus jener in dieſe uͤber, wie man deut⸗ 
lich ſehen kann, wenn man den einen oder den ana 
dern gefaͤrbtes Futter gibt. Endlich ſchließt ſich die 
Oeffnung, die aus dem Jungen in die Mutter fuͤhrt, 
und es trennt ſich der Zweig der Kinder und Enkel 
vom muͤtterlichem Stamme. Alle Armpolypen koͤn⸗ 
nen Muͤtter werden, und noch iſt von Geſchlechtsun— 
terſchied und Begattung keine Spur gefunden wor⸗ 
den. Wenn ihre Zeit, ſich durch Ausſproſſen zu ver— 
mehren, voruͤber iſt, ſo legen ſie vor dem Eintritt des 
Winters Eyer, aus denen im Frühjahre die junge 

Jii 2 Brut 


* 


435 Armpolypen. 


Brut hervorkeimt. Vier bis fünf Monate erhielt ein 
Naturforſcher dieſe Ever in trocknem Zuſtande. Wie 
Samen ſtreute er ſie aus und ſie giengen auf. Deut⸗ 
lich ſab er Eyerſaͤcke hervorkommen, die die Mutter, 
ſo wie ſie reif waren, ſorgfaͤltig irgendwo anklebte, 
und er hatte das Vergnügen, aus ihnen ſchoͤne, 
fruchtbare Polypen hervorgehen zu ſehen. Daher 
wird es begreiflich, wie eine irgendwo ausgetrocknete 
Pfuͤtze nach einem Regen ſchnell bevoͤlkert werden 
kann, weil daſelbſt Eyerbrut verſteckt lag. Faſt un⸗ 
zerſtoͤrbar iſt die Lebenskraft des Polypen; in jedem 
noch ſo kleinen Theile desſelben ſcheinen Keime eines 
Ganzen zu liegen, die jeder Reiz entwickelt; alles 
ſcheint gleichſam ein Eyerſtock zu ſeyn. In ſo viele 
Stuͤcke man auch ihn durchſchneidet, es ſey mit Sche⸗ 
ren, Lanzetten oder Haarſchlingen, augenblicklich 
fuͤgt ſich die Wunde zuſammen, und in wenig Tagen 
iſt aus jedem Stuͤcke ein vollkommner, fruchtbarer 
Polype geworden. Je nachdem man ihm den Kopf 
oder den Schwanz ſpaltet, je nachdem kann man viel⸗ 
köpfige, oder vielgeſchwaͤnzte Ungeheuer erhalten, 
und wenn man an feinem Körper, ohne ihn ganz 
zu durchſchneiden, mehrere Einſchnitte macht, ſo tritt 
an jedem ein neuer Kopf mit Maul und Armen her⸗ 
vor. Man kehre mit einer Schweinsborſte oder einer 
feinen Stecknadel feinen Schlauchförper wie einen 
Handſchuh um, fo daß die innere Haut die äußere und 
dieſe jene werde, er wird demungeachtet fortleben und 
eine reiche Nachkommenſchaft haben; ſelbſt die dar⸗ 

an 


— 


Armpolypen. 437 


an befindlichen Jungen werden ſich durch eine 4 
ſchickte Wendung mitumkehren und die Familie wird 
ſich vollkommen wohl befinden. Dee aͤltern treten 
dann gern aus dem Maul heraus und trennen ſich. 
Auch der umgewendete Polyp treibt Junge, und läßt 
ſich durch Zerſchneiden vermehren. Gern ſucht er ſich 
freylich wieder umzuwenden; dieß gelingt ihm zurdei⸗ 
len nur halb. Dann bekommt er ein ſonderbares 
Anſehen. Seine Lippen und Arme kommen in die 
Mitte zu ſtehen; jene ſpalten ſich von ſelbſt, und ein 
neuer Kopf treibt am alten Maule mit neuen Armen 
hervor. Man ſtecke Polypen auf die mannigfaltigſte 
Weiſe ineinander, und ſonderbare Gruppen von 
Ungeheuern werden entſtehen; man ſchlitze ſie auf 
und breite ſie wie ein Band auseinander, ſie werden 
auch in dieſer Lage andre Polypen freſſen, oder dieſe 
werden vielmehr ſo in ſie hineinfließen, daß ſie eins 


mit ihnen ausmachen. Sogar das Kopfende von ei⸗ 


nem Polypen kann man, durch recht nahes Zuſammen⸗ 
bringen, an das Schwanzende des andern gleichſam 
idthen, und dieſes ſeltſame Doppelgeſchoͤpf wird frefs 
ſen und Junge treiben, und wenn man einen Polypen 
in das Maul des andern ſchiebt, ſo werden ſie zwar 
ſuchen von einander zu kommen, zuweilen aber auch 
in Ein Geſchoͤpf zuſammenfließen. Verſucht man den 
Polypen mit einer Haarſchlinge zu durchſchneiden, ſo 
werden zuweilen die getrennten Theile ſchneller zu⸗ 
ſammenwachſen, als der Schnitt vollendet iſt, und 


manchen Monate lang vertrockneten Polypen ruft 


J1ii 3 Waſ⸗ 


\ 


438 Armpolypen. 


Waſſer ind Leben zuruͤck. O wahrhaftig, dle Ges 
ſchichte der Polypen hat ſo viele Wunder, daß es 
nicht noͤthig war einen Kracken, dieſen beruͤchtigten 
Polypen, zu erfinden, der zuweilen wie eine unges 
heure Inſul in der Nordſee zum Vorſchein kommen 
ſoll. Sehr groß iſt die Vermehrung der Polypen, 
denn in zwey Tagen iſt ein Junges mannbar, wenn 
weder Mangel, noch Laͤuſe, ihre Erbfeinde, noch die 
Blattern es darin ſidbren. Nach Trembleys Tages 
buch wurde ein Armpolyp in 5 Monaten Stamm⸗ 
vater von 25467 Nachkommen; doch was iſt das ge⸗ 
gen die 6000 Millionen, die eine Blattlaus ſchon in 
der fuͤnften Generation, in ſechs Wochen, hat? 
Was denken aber unſre Leſer von den Wundern, 
die wir bisher erzaͤhlt haben? Glauben ſie nicht, 
wir wollen noch zu guter Letzte ſie mit Fabeln unter⸗ 
halten, und regt ſich nicht in ihnen ein leiſes Miß⸗ 
trauen gegen die Beobachter jener unglaublichen Er⸗ 
ſcheinungen? Nein, die ewig wunderbare Natur 
wollte hier durch kleine, faſt allenthalben vorhandne 
Thiere, den ſtolzen Menſchen, der ſeit Jahrtauſenden 
die Graͤnze des Moͤglichen erreicht zu haben glaubte, 
beſchaͤmen. Trembley war es, der der Natur dieſe 
Geheimniſſe ablauſchte. Der Schnitt, den dieſer 
Colomb des Thierreichs that, zog den Vorhang auf, 
beſtaͤtigte, was Leibnitz bloß aus Vernunftſchluͤſſen ge⸗ 
ahndet hatte, eroͤffnete eine neue Welt, und unfre ſchoͤ⸗ 
nen Theorien von entweder eyerlegenden oder lebendig 


gebaͤhrenden Thieren, von thieriſcher Natur u. d. m. 
fielen 


Grüner Armpolyp. 439 


fielen nieder. Zwar waren die Polypen ſchon vor ihm 
einiger Maßen bekannt, aber er war es doch, der dieſe 
muͤhvolle Reiſe in eine neue Welt wagte. Man denke 
ſich fein immer ſteigendes Erſtaunen, als dieſer wuͤr⸗ 
dige Beobachter in einem zu ganz andern Unterſu⸗ 
chungen beſtimmten Waſſer, den erſten Polypen erſt 
unbeweglich ſah, der ihn glauben ließ, er ſey eine 
Schmarozer Pflanze; als nun eben die Arme ſich bes 
wegten, bald verſchwauden, bald wieder zum Vor⸗ 
ſchein kamen, und der noch immer in der Meinung, 
ob er Thiere oder Pflanzen vor ſich habe, ſchwankende 
Beobachter feine Polypen die lichtere Seite des Glas 
ſes ſuchen, gehen, Wuͤrmer verſchlingen, verdauen, 
Junge hervorbringen ſah, und jeder gewagte Schnitt 
mit neuen Wundern belohut ward, was mag er da 
nicht empfunden haben? 

Doch wir wollen jetzt unſern Leſern einige Poly⸗ 
pen in treuen Abbildungen vorlegen. Wir ſehen bey 
403 einen recht ſchöͤnen grünen Armpolypen (H. 
Viridis) in natürlicher Größe, der bereits ein Paar 
Junge getrieben hat. Aber freylich findet man ihn 
noch weit kleiner (a. b), und gar unkenntlich iſt er, 
wenn er die Arme eingezogen hat (c. d). Dieſe find 
von unbeſtimmter Anzahl; bald macht er ſie zart wie 
ein Haar, bald breit und blaͤttrig, und dann gleicht 
er einem niedlichen Bluͤmchen (e. f). Beobachten 
wir dieſen Armpolypen ſtark vergrößert (404), fo 
ſehen wir, daß ſeine gruͤne Farbe mit einem hellern 
Ueberzug umgeben iſt. Seine Arme hat er gerade 

| | blatts 


440 Grüner Armpolhy y. 


blattfoͤrmig ausgebreitet, und ſein Kopf hat eine co⸗ 
niſche Form. Denn auch dieſe iſt bald ſpitzig bald 
rund, bald platt bald dick. Ueberhaupt iſt er ein 
Proteus, und kaum werden uns unſre Leſer glauben, 
daß die zwey ſeltſamen Geſtalten 405 und 406 eben 
dieſen Polypen vorſtellen. Sein ganzer Koͤrper, wie 
die ausgeſtreckten ſich in ein Knoͤpfchen endigenden 
Arme, ſcheinen aus lauter Koͤrnern zuſammengeſetzt 
zu ſeyn, und trichterfoͤrmig iſt der alles verſchlingende 
Schlund. Mit den Armen ergreift er ſeine Nahrung, 
Waſſerflohe und dergleſchen. Zuweilen verſchlingt 
er, aber wohl nur von ungefaͤhr, einen Polypen, ja⸗ 
wohl ſein Junges, und behaͤlt es wohl eine Stunde bey: 
ſich. Ja, was noch mehr ſagen will, das geſpaltne 
Kopftheil frißt die andere Haͤlfte. Um doch unſern 
Leſern zu zeigen, welche Ungeheuer das Meſſer des 
Beobachters ſchaffen koͤnne, ſehen ſie bey 407 einen 
Polypen, der außer 3 Köpfen und zwey neuen Trie⸗ 
ben mit zwey Armen, einen durch einen Schnitt ent⸗ 
ſtandnen Doppelſchwanz hat, auf dem er in einer 
ſeltſamen Stellung ſteht. Ein ganzes Jahr erhielt 
Roͤſel Polypen dieſer Art. Sterben fie eines natuͤr⸗ 
lichen Todes, ſo gewaͤhrt auch das einen ſonderbaren 
Anblick. Sie ziehen ihre Glieder ein, bilden eine 
gruͤne, helleingefaßte Kugel (g) und bald darauf zer⸗ 
fließen fie in Schleim (b). Daß fie Sinnen haben, 
ſcheint keinem Zweifel unterworfen zu ſeyn. Sie lie⸗ 
ben die Helle, entdecken, was ihnen angenehm iſt, 
auf eine ziemliche Ferne und bezeugen ſichtbar ihren 
e Ab⸗ 


h N 


Brauner Armpolyp. 441 


Abſcheu, wenn ihnen etwas Unangenehmes vor den 
Mund kommt. Ob die Körner ihrer Fuͤhlhoͤrner, 
oder die Knöpfchen am vorderſten Ende Augen ſeyen, 
muͤßen wir unentſchieden laſſen. Ihr Gefuͤhl iſt ſehr 
leiſe und merklich der Geſchmack in der Wahl ihrer 
Nahrung. Schall ſcheint keinen Eindruck auf fie zu 
machen. 

Auch den braunen Armpolypen (H. Fuſca) 
zeigen wir unſern fefern. Wir ſehen ihn theils (408) 
wie er ſeine ungeheuren Arme ausſtreckt, theils wie 
er ſie etwas eingezogen hat (409). Am letztern ſproßt 
ein Junges hervor. Die ſtarke Vergrößerung (410) 

zeigt uns das Maul in der Mitte des runden Kopfs, 

die gekoͤrnten Arme, die in einen weit feinern Faden, 

als der iſt, den die Spinne ſpinnt, und in ein Knöpfe 

chen ausgehen, und die er, ohne daß ſie in der Dicke 

merklich zunaͤhmen, faſt ganz einzieht (1), den brau⸗ 
nen, hell eingefaßten Leib, und den gebognen immer 

an etwas feſtſitzenden Schwanz von hellerer Farbe. 

Uebrigens nimmt auch dieſer Polyp alle moͤglichen 
Stellungen und Formen an, und laͤßt eben ſolſche Un⸗ 

geheure aus ſich bilden, wie der Vorige. Man mag 

ihn in ſo viele Stuͤckchen ſchneiden, als man will, 

und wie einen Brey umruͤhren, nur nicht zerquetſchen, 

aus jedem Stuͤckchen wird wieder ein Polap ja ſelbſt 
die Theile eines Arms ſetzen ſich irgendwo an (k), 

und bald treiben aus ihnen Arme hervor (1), und es 

wird allmaͤhlich ein ganzer Polyp daraus. Wollen 

wir ſehen wie Kinder und Kindskinder aus einem 
Würmer II. Th. Kkk Po⸗ 


442 Oraniengelber Armpolyp. 


Polypen hervorſproſſen, ſo duͤrfen wir nur die frucht⸗ 
bare Heckemutter (m) betrachten, obgleich fie ſich 
von unſerm braunen Armpolypen durch einen duͤnnern 
Schwanz und durch den Umſtand, daß das Ausſproſſen 
der Jungen immer am Ende des Korpers erfolgt, et: 
was unterſcheidet. Ganz zuſammengezogen (n) ſieht 
dieſer Polyp gar ſonderbar aus. Nichts iſt luſtiger, 
als wenn in ſeine Arme ein Waſſerfloh geraͤth, und 
nun Alte und Junge aus Brodneid ſich darum ſtrei⸗ 
ten, um einander den Biſſen vor dem Maule wegzu⸗ 
nehmen. In 8—9 Tagen, zuweilen früher, ſondern 
ſich die Jungen mit den Enkeln von der Mutter ab. 
Zuweilen geht auch ein Arm von ſelbſt los und wird 
ein Polyp. Ja ſelbſt der Koͤrper theilt ſich zuweilen 
von ſelbſt in mehrere Stuͤcke; dieſe freſſen, ſo zerſtuͤm⸗ 
melt fie ſcheinen, und auch aus ihnen werden ganze Po⸗ 
lypen. Von voͤllig unſichtbaren Laͤuſen werden ſie ſehr 
geplagt, die allerley Geſtalten (o. pg) annehmen koͤn⸗ 
nen, und zuweilen tritt aus ihrem Korper eine uner⸗ 

klaͤrliche Kugel, die ihnen toͤdtlich iſt. ee 
Aehnliche Wunder zeigt der oraniengelbe | 
Armpolyp (H Griſea), von deſſen Thaten wir ſchon 
bey den gezuͤngelten Naiden eine Scene ſahen (). 
Unſre Abbildung zeigt uns einen vollkommen ausge⸗ 
wachsnen, der gerade eine Naide geangelt hat, in na⸗ 
tuͤrlicher Größe (411) und ſtark vergrößert (412). Zieht 
Fr | er 


(+) ©, der Wuͤrmer J. Band pag. 240. Tab. XXIX. 
282, 283. 


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Oraniengelber Armpolyv. 443 


er ſeine Arme ein, ſo werden ſie ziemlich dick (r. t. u), 
und ſieht zumal mit ſeinen Jungen ſonderbar aus, und 
er kann den Armen jede ihm beliebige Laͤnge geben (s). 
Sein Gang iſt wunderbar. Bald ſtemmt er ſich mit 
den Armen auf (v) und zieht dann fein Hintertheil 
nach, bald aber uͤberſchlaͤgt er ſich gleichſam (x). 
Um in die Höhe zu kommen, ſtreckt er einen Arm fo 
weit als moͤglich aus, faßt damit etwas, und vers 
kuͤrzt ihn dann, wodurch der Koͤrper nachgezogen 
wird; um in die Tiefe zu kommen, verlaͤngert er die 
Arme, bis ſein Schwanz etwas faſſen kann. Wie 
an einer Leimruthe bleiben die Thiere, die er freſſen 
will, an ſeinen Armen haͤngen, aber ſie ſind nicht etwa, 
wie man glauben möchte, klebrig, ſondern ihre Strus 
ctur iſt wie ein fortlaufend fpiralformig um einen un⸗ 
endlich zarten Theil gewundner Faden, zwiſchen deſ⸗ 
ſen Windungen leicht alles eingeklemmt wird. Zu⸗ 
weilen ſtreiten ſich zwey um Einen Raub; der Schwaͤ⸗ 
chere muß das ſchon halb verſchluckte wieder fahren 
laſſen. Ja er kann wohl gar in der Hitze des Kampfs 
mit verſchlungen werden. Der Andre gibt ihn aber 
bald wieder, meiſtens lebendig, von ſich. Der uner⸗ 
muͤdete Röſel trieb die Verſuche mit Einſchnitten an 
dieſen Polypen ſo weit, daß er das Ungeheuer, mit 
8 Köpfen 22 Armen und zwey Schwaͤnzen hervor⸗ 
brachte, das bey 413 abgebildet vor uns liegt. Daß 
aber bey ſolchen Theilungen auch mehrere Willen 
entſtehen, daß eine Kopfhaͤlfte die andre feindſelig 
behandelt, ja wohl zuweilen frißt, dieß kann nur ſo 
Kkk2 lange 


444 Blumenpolyp. 


lange der ſpoͤttiſchen Frage: ob man auch den Wil⸗ 
len — zerfchneiden konne? einen Schein geben, als 
man vergißt, daß in jedem Kopfkeime eine Seele 
wohnen konnte und mußte, und daß man hier uͤber⸗ 
haupt an einer Graͤnze ſtehe, uͤber die noch kein For⸗ 
ſcher ſich wagen durfte. 

Noch zeigen wir unſern Leſern eine ganze Geſell⸗ 
ſchaft von Polypen (414), die an einem Stücke Holz 
haͤngen, und deren einer einen Traubentraͤger (y), der 
andere eine Naide (2), und ein Paar andre, eine andre 
Art von Waſſerfloͤhen (tz) gefangen haben. Wuͤn⸗ 
ſchen wir aber den Traubentraͤger und den Waſſerfloh 
größer abgebildet und genauer beſchrieben zu ſehen, 
als es zu thun hier der Ort nicht iſt, ſo werden wir 
im III. Bande der Inſecten daruͤber hinlaͤngliche Aus⸗ 
kunft finden. Bekannt iſts, daß die Waſſerfloͤhe zu⸗ 
weilen, zu großer Freude der Polypen, ganze Stre⸗ 
cken Waſſers in ſo zahlloſer Menge bedecken, daß die 
aberglaͤubiſche Sage von in Blut verwandeltem 
Waſſer entſtand. Uebrigens duͤrfen wir, wenn wir 
von menſchlichen Polypen hoͤren, durchaus an nichts 
Thieriſches denken, da dieſe Polypen des Menſchen mit 
den unſrigen nichts, als den Nahmen, gemein haben. 


0 
* 


Tab. LIV. 
Blumenpolyp. Brachionus. 
Buſchpolyp (415). Roͤhrenblumenpolyp 

(416, 417). 3 


Buſchpolyv. 445 


Auch die Blumenpolypen verdienen die groͤßte Auf⸗ 
merkſamkeit. Aufeinem gemeinſchaftlichen Stamme 
leben ſie in zahlreicher Geſellſchaft, die dem bloßen 
Auge als ein Schimmel erſcheint. Eine Menge Aeſte 
und Bluͤthen ſcheinen an dem Stamme hervorzutre⸗ 
ten, verſchwinden aber bey der geringſten Erſchuͤtte⸗ 
rung pldtzlich. Stehende faule Waſſer ſind der Auf⸗ 
enthalt, in dem ſie zuweilen wie ein truͤbes Woͤlkchen 
ausſehen. Betrachten wir den in feiner wahren Grös 
fe (a) ziemlich unkenntlichen Buſchpolypen (V. 
Anaſtatica, Polype d bouguet, en houppe) ſtark ver⸗ 
größert (415), fo bemerken wir gleichſam ein Baͤum⸗ 
chen, voller Gloͤckchen und Bläschen, die man für 
Eyernefter hält. In voller Ruhe breitet er ſich fo 
aus; beunruhigt, zieht er ſich ganz in den Stam̃ hinein. 
Dieſer ſcheint der gemeinſchaftliche Speiſecanal, alles 
aber Ein organiſches Ganzes zu ſeyn, das Ein Wille 
regiert. Dann bey der Beruͤhrung eines einzigen 
Gloͤckchens, fährt alles mit unbeſchreiblicher Schnel⸗ 
ligkeit in ein Kluͤmpchen zuſammen. Nach zehn 
Tagen fallen die Gloͤckchen ab, bewegen ſich aber 
doch fort. Eine ſtaͤrkere Vergrößerung (b) zeigt uns 
ihre Organe, die in ſteter kreisförmiger Bewegung 
ſind, und durch ihr unaufhoͤrliches Flimmern einen 
Waſſerwirbel erregen, der die Nahrung in ihren 
Mund, die Glockenoͤffnung, ſtuͤrzt. Ihren Stiel, 
wenn man will, Schwanz, koͤnnen ſie verlaͤngern, 
oder auch durch Kreiſeln (e) verkuͤrzen; einige am 
Stamme ſtrecken ihn aus, andre ziehen ihn ein, und 

Kkkz wie⸗ 


446 R ohrenblumenpolyp. 


wieder andre machen ſich ganz los, und ſiedeln fi ch 
irgendwo an, kehren aber auch wohl zum Mutter⸗ 
ſtamme zuruͤck. Zuweilen ſchließen ſich die Gloͤck⸗ 
chen, oͤffnen ſich dann wieder, um ſich zu theilen, 
und aus Einem werden zwey. Aber bey dieſer Art 
der Vermehrung blieb die unerſchoͤpfliche Natur nicht 
ſtehen. Sie thut neue Wunder. Es treten Blaſen, 
wie Gallaͤpfel, an dem Baͤumchen hervor. Wir hef⸗ 
ten auf eine unſern Blick, ſie reißt ſich los, haͤngt 
ſich wo an, theilt ſich, und ſtiftet eine neue Colonie. 
In 24 Stunden koͤnnen aus Einem Knoten 120 Po⸗ 
lypen hervortreten, und unſre Leſer können kaum ein 
ſchöͤners Schauſpiel haben, als wenn fie in einem 
hellen Glaſe mit Meerlinſen eine ſolche Polypenge⸗ 
ſellſchaft und ihr ewiges Flimmern beobachten. Oft 
uͤberziehen dieſe Polypen fremde Koͤrper gaͤnzlich ohne 
Baͤumchen zu bilden. 

Einen noch ſchoͤnern Blumenpolypen zeigen wir 
in dem Roͤhrenblumenpolypen (B. Tubifex). 
Er iſt eigentlich nicht dicker, als ein Roßhaar. Die 
etwas ſchwache Vergrößerung (416) von mehrern 
auf einem Blatte ſtehenden, läßt uns einfache und 
doppelte Roͤhrchen, bewohnte und unbewohnt ſchei⸗ 
nende in verſchiednen Stellungen ſehen. Aber eine 
ftärfere (417) bereitet uns das ſchoͤnſte Schauſpiel. 
Vollkommen ſechseckige, regelmaͤßig zuſammengeſetzte 
Theilchen bilden die Röhren. Aus der aͤltern dunklern 
Hauptroͤhre, ſproſſen drey Juͤngere heller und bun⸗ 
ter, und aus einem derſelben ein Enkel hervor. Und 

welche 


Afterpolyp. 447 


welche mannigfaltige Geſtalten nimmt nicht der Be⸗ 
wohner an, der es in ſeiner Macht hat, die Roͤhre zu 
verlaſſen und munter herumzuſchwimmen. Wie blu⸗ 
menfbormig breitet nicht der Eine feine mit feinen Fuͤh⸗ 
lern beſetzten Blätter aus! Welche ſeltſame Schne⸗ 
ckenhornern aͤhnliche Theile und Freßſpitzen, welche 
mannigfaltigen Geſtalten, die ſich beffer ſehen als 
beſchreiben laſſen, haben ſie nicht! Wie ſchoͤn wiſſen 
ſie nicht einen Waſſerwirbel zu erregen, um Nahrung 
in ihren trichterartigen Schlund hineinzuſtuͤrzen! In 
ihrem Innern fand man etwas, das man fuͤr Zaͤhne, 
Magen, Herz, Gedaͤrme halten mußte, und noch ein 
Gefaͤß, in dem wahrſcheinlich der Stoff zu der Roͤhre 
aufbewahrt wird. 


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— — —L. — nl 


e Tube L. V. > 
Afterpolyp. Vorticella. 
Waſſertrichter (418.419). Geſelliger (420, 
421). Deckelpolyp (42 2). Raͤderthier 

(423427). 
Kugelwurm. Volvox. 
Kugelthier (428. 420). 
| Einfache, nackte Thiere ſind die Afterpolypen. 
Man kann ihrer auf 70 Arten annehmen, obgleich 
manche von ihnen den Blumenpolypen beygeſellt 
werden. Ganze Volker von ihnen, einzeln und auf 
| einem 


448 Waſſertrichter. 


einem gemeinſchaftlichen Stamme lebend, bedecken 
oft ein Waſſerthier und erſcheinen dem bloßen Auge 
als ein Schimmel. Der Waſſerwirbel, den manche 
unter ihnen durch die unglaublich ſchnelle Bewegung 
gewiſſer Organe erregen koͤnnen, erwarb ihnen den 
Nahmen Wirbelwuͤrmer. a 
Kaum werden wir die Waſſerlinſe (418) mit den 
Faſern fuͤr einen der Aufmerkſamkeit wuͤrdigen Ge⸗ 
genſtand anfehen. Allein das wohlthaͤtige Mikros⸗ 
kop zeigt uns in ihr (419) eine Geſellſchaft von Af⸗ 
terpolypen, denen man den Nahmen Waſſertrich⸗ 
ter (V. Stentorea) gab. Weiße, Schallmeyen 
aͤhnliche Koͤrperchen, ſitzen mit dem duͤnnern Theile 
an der untern Seite des Blattes feſt. Sie veraͤn— 
dern alle Augenblicke ihre Geſtalt (a. b), verengern 
oder erweitern ihr Maul, ſo nennen wir den vordern 
dickern Theil, der mit zarten Haͤrchen beſetzt iſt, erre⸗ 
gen mit dieſen eine wirbelnde Bewegung des Waſ⸗ 
ſers, und wiſſen fo das, was fie entweder verſchlin⸗ 
gen oder fortſchaffen wollen, bald an ſich zu ziehen, 
bald wegzuſtoßen. Zuweilen verlaſſen fie ihre Waſ⸗ 
ſerlinſe einzeln, kehren auch wieder zu ihrer Geſell⸗ 
ſchaft zuruͤck; aber nie leben ſie in der engen Verbin⸗ 
dung, wie der geſellige Afterpolyp (V. Socialis). 
In einem ſchleimigen Sternchen (420), das in ſuͤßen 
Waſſern an Meerlinſen gefunden wird, zeigt uns die 
Vergroͤßerung (421) eine Geſellſchaft mit Schwaͤn⸗ 
zen vereinigter Afterpolypen, die ihr Maul in aller⸗ 
ley Formen ziehen, ſich bald verlängern, bald verkuͤr⸗ 
10 zen, 


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Deckelpolyp. Raͤderthier. 449 


zen, und durch einen erregten Waſſerwirbel (e) ihre 
Nahrung in den Schlund ziehen. Um das Wunder⸗ 
bare zu vermehren, trennt ſich bey d gerade ein jun⸗ 
ger Schwarm von dem alten. Noch ſehen aber die 
Junge ihren Eltern ziemlich unaͤhnlich. | 

Aus einem gemeinfchaftlichen Stamme fproffen 
hingegen die faſt unſichtbaren, gelblich weißen De: 
ckelpolypen (V. Opercularis 422) hervor. Iſt 
ihre Mündung ganz geſchloſſen, fo gleichen fie einer 
Eitrone (e). Oeffnen fie aber dieſelbe (f), fo tritt 
aus ihr ein ſonderbarer, mit Haaren umgebner De⸗ 
del an einem Stempfel hervor. Auch ſie erregen eine 
Strömung (g), durch die kleine Geſchoͤpfe in den 
Abgrund ihres Rachen geſchleudert werden. Tren⸗ 
nen ſich dieſe Polypen von ihrer Geſellſchaft, fo be⸗ 
wegen ſie ſich in allerley Windungen im Waſſer herum 
und dann bleibt der leere Stiel am Mutterſtamme 
zuruͤck (h). Die dunkeln Koͤrperchen, die wir bey 
ihnen und den Vorigen im Innern ſehen, ſcheinen 
| Eher zu ſeyn. 

Aber weit beruͤhmter als dieſe iſt das von Leeu⸗ 
venhoͤck entdeckte Raͤderthier (V. Rotatoria, le 
ö 3 Faſt in allen ſtehenden Waſſern und In⸗ 

onen findet man dieſes höchft merkwuͤrdige, dem 
59 5 Auge völlig unſichtbare Gefchöpf, bey dem 
Wunder auf Wunder haͤufen. Keine ſtrenge 
Kälte, keine brennende Hitze ſoll es toͤdten, und ein 
Tropfen Waſſers das laͤngſt vertrocknete Leben zu⸗ 
ruͤckrufen. Oft findet man es daher im Staube der 
Wuͤrmer II. Th. LI Dach⸗ 


us 3 mer 


Dachrinnen, wohin es die Luft geführt haben mag, 
und Regenwaſſer belebt es dann wieder auf eine 
Weile. Willkaͤrlich verandert es ſeine Geſtalt, nimmt 
die ſeltſamſten Stellungen an, und raſtlos iſt das 
Spiel ſeiner Raͤder. Wir zeigen unſern Leſern ein 
lang geſchmaͤnztes, was nicht alle ſind, in verſchied⸗ 
nen Geſtalten. Bey 423 hat es den Kopf, an dem 
ſich ganz vorn eine Spur von Augen zeigt, ſo viel 
möglich aus geſtreckt, und die ſogenannten Räder (1) 
ſtehen mehr hinten und ohrförmig in die Höhe. Bey 
424 iſt der Kopf bis auf einen kleinen Zapfen zuruͤck⸗ 
gezogen, der Schwanz aber, der mehrere Abſaͤtze 
hat, die ſich ſchnell aus⸗ und ineinander ſchieben, mit 
dem Dreyzack zum Anhaͤcklen, ziemlich ausgeſtreckt; 
und gar nichts ſieht man bey 425 vom Kopf. Die 
‚Räder ſtehen ganz vorn. Will dieſes Thier gehen, 
do ſchreitet es wie die Spannraupe ; will es ſchwim⸗ 
men, fo ſetzt es ſeine Raͤder in Bewegung. So wun⸗ 
derbar dieſe Organe ſind, ſo liegt doch in ihrer Be⸗ 
wegung ein Bezrug der Augen. Denn ſie haben 
nen radfoͤrmigen Umſchwung; ſondern die Faſern oder 
Flimmerſpitzen, womit ſie beſetzt ſind, machen in der 
Reihe herum mit ſo unbegreiflicher Schnelle und Rich⸗ 
tigkeit eine Bewegung, daß man, wie bey dem Feuer⸗ 
rad, das auch nur an einem Puncte Feuer ſpruͤht, 
einen zuſammenhaͤngenden Kreis und Umlauf zuf ſe⸗ 
hen glaubt. Steht das hungrige Raͤderthier, ſo wie 
wir es bey 426 vor uns ſehen, und raͤdert, ſo erregt 
dieß einen Wirbel, der alles Eßbare herbey zieht und 
2 117 AD Ir in 


— — 


Räͤderthier. 45 
ben Schlund ſtürgt,) Wergeflern dürfen wir biebep 
aber nicht daß jo all gen mein dieſe irbeſ 5 
des Weft ben Br Pen .f 1 85 
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eee wolle Immer aber I 
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Die Bewegung es DEREN ok, die 

en Unpulation Der, Einyemeide 

bon e e in dieſem Zustande lange hey 

n lien, mu 102 es vor W Vertrocknen 


mit 


452 Kugelthier. 
mit etwas Sand beſtreuen, ſonſt kommt es nie wie⸗ 
der ins Leben zuruͤck. Bis auf eilf Male trieb ein 
Naturforſcher bey einem Näderthiere das Sterben 
und das Wiedererwecken. Es iſt ein wahrer Zwits 
ter. Spallanzani erzog von einem ſorgfaͤltig abge⸗ 
ſonderten fünf Generationen. Daß mehrere Raͤder⸗ 
thiere Eyer legen iſt keinem Zweifel unterworfen; 
daß ſie aber auch lebendige Junge gebaͤren, iſt eben 
ſo unſtreitig, ſeit Gdtze ein ſchwangeres zu ſehen ſo 
gluͤcklich war. Ein Zufall lehrte dieſen Naturforſcher 
auch im Winter Raͤderthiere erziehen. Er ließ Waſ⸗ 
ſer auf Heu gegoſſen, oder eine Heuinfuſion, uͤber 
vier Wochen ſtehen. Oben ſammelte ſich eine Schleim 
haut eines Thalers groß. Dieſe durchſtieß er, und 
brachte einen Tropfen unter das Mikroskop. Hier 
fand er nun in jedem Tropfen wenigſtens 20 Raͤder⸗ 
thiere, die unter einer Menge von blafenartigem Kir 
fhöpfen munter herum ruderten und fie gierig ver⸗ 
ſchluckten. Wie aber die Brut hineingekommelt, oh 
fie im Heu, oder im Waſſer, und wie die Schleim 
haut zu ihrer Entwicklung ſo guͤnſtig geweſen ſeh, 
dieß ſind Fragen, zu deren Beantwortung unſre Blicke 
in die Werkſtaͤtte der Natur noch nicht tief ge gen use 
drungen find, * 
Auch die Kugelwuͤrmer verdienen PT 

Bewunderung. Sie ſind meiſt dem bloßen wa 

lig unſichtbar. Ihr Körper iſt kugelrund, durchſich 
tig und gallertartig. Man kennt 12 Arten. Wie 


mögen namen Globator), das im Fruͤh⸗ 
jahre 


Infuſionswürmer. 453 


jahre und Sommer in Pfuͤtzen und Infuſionen gefun⸗ 
den wird, in feiner natürlichen Größe (428) oder 
recht ſtark vergrößert (429) betrachten, fo zeigt ſich 
kein Glied, kein aͤußerliches Organ. Das ganze Thier 
iſt eine gelbgruͤnliche, hautige Kugel voller Waͤrzchen. 
Sie dreht ſich bald gleichſam um eine eigne Achſe, 
bald rutſcht ſie gerade fort. In ihrem Innern be⸗ 
finden ſich 6—8 kleinere Kugeln, ihre Kinder. Ein 
gutes Vergroͤßerungsglas entdeckt aber, wie in dieſen 
wieder kleinere, und auch in den letztern noch kleinere 
eingeſchloſſen ſind, ſo daß alſo im muͤtterlichen Ku⸗ 
gelthiere ſich zu gleicher Zeit Kinder, Enkel und Ur⸗ 
enkel befinden. Die Jungen waͤlzen ſich zu einer 
Seitenſpalte aus der Mutter heraus (k). In einem 
halben Tage hat ſie ſich ihrer ganzen Brut entlediget 
und ſo wenig dieſe Geburt hart zu ſeyn ſcheint, ſo löst 
ſich doch bald nachher das alte Kugelthier völlig auf, 
Das Geheimniß ſeiner Dewegung e in den n 
15 zu liegen. * 


‚+ 
+ 


ab. LV. & LVI. 
Infuſionswuͤrmer. Chaos. 
(430-448). 

Ein zahlloſes — von meiſtens unſichtbaren Thie⸗ 

ren hat Linns unter dem Namen Chaos vereinigt. 

Ihr Nahme ſcheint ſie zur Finſterniß zu verdammen, 

aber er konnte doch denkende Forſcher nicht abhalten, 
2113 | ſich 


454 Hoff onsthiere. 


ſich mit ihnen zu beſchaͤftigen. Umſonſt ſtritt man 
ihnen ihre Thierheit ab; umſonſt verſuchte man, ſie 
bloß zu organiſchem Stoffe zu machen; ihre willkuͤr⸗ | 
liche Ruhe und Bewegung, hn Begleide⸗ nach ge⸗ 
wiſſen Speiſen und ihr Abſchen vor a ndern, das ſicht⸗ 
bare Schlagen ihres Herzens und ihrer Eingeweide, 
ihre tauſendfach veraͤnderte Geſtalt, ihre Empfind⸗ 
lichkeit, die ſo außerordentlich it, daß ein Naturfor⸗ 
ſcher eine dien Tage vorher in Scheidewaſſer getauch⸗ 
te, odllig trockne. Feder, nur einen Augenblick in ihr | 
Waſſer halten dutfte, um pldtzlich alle zu todten, ihre 
Geſchicklichkeit, einander dus güweichen, auch wo das 
größte (zewimimel bericht, ihre Sehnſucht, ſich, 
wenn ihr Ocean, der Waſſertropfen, „zu vertrocknen 
anfängt, da hinzubegeben, wo noch Feuchtigkeit fiir 
fie ift, ihre Vermehrung und ihr Todeskampf dieß 
und ſo manches andre ſpricht zu laut fuͤr ihre thie⸗ 
riſche Natur. Wir reden hier ven den Jufuſions⸗ 
thieren, zu denen ſchon manche der vorigen gerech⸗ 
net werden können. Unter ibuen verſteht man die⸗ 
jenigen M: äͤrmchen, die in manch erley ſtehenden 
Waſſern, bn Aufgüſſe von allerley vegetabiliſchen 
und thieriſchen Substanzen. in pexiäuerte n Saͤſten, 
auch im Samen, als Bewohner desſelben, ange⸗ 
troffen werden. Ju ihrer E ntſtehung iſt viel Gebeim⸗ 

nißvolles, und noch iſt der Vorhang lange nicht ar 
gezogen. Aber auch nur das, was wir von ihnen 
wiſſen, erweitert unſern Geſichtö kreis im Thierrelche 
bis eee Welch ein Reichthum, welch 
eine 


Jufuſionsthiere. 455 
eine Bevdllerung / welch ein Leben das überall herrſcht! 
Wie ſcheinen nicht alle Pflanzen und Thiere und 
Samen, zumal aber die Luft mit Millionen Thier⸗ 
keimen und Eyern erfuͤllt zu ſeyn, die bloß auf einen 
guͤnſtigen Augenblick zur Entwicklung warten! Wle 
koſtet es dem Menſchen nur eine Handvoll Heu, 
Stroh, Kuͤmmel ꝛc. um gleichſam eine Welt von 
Thieren zu ſchaffen! Und wie laͤcherlich iſts nicht, in 
dem Leben und der Bewegung die da herrſcht, nichts 
als Gaͤhrung, oder gar eine getaͤuſchte Einbildungs⸗ 
kraft der Naturforſcher annehmen zu wollen. Als 
wenn nicht tauſend Dinge gaͤhren Könnten, ohne Ein 
Jufuſionsthier zu enthalten, und als ob Gaͤhrung 
wachſende, ſich bewegende, ſich theilende, einander 
verſchlingende — Weſen hervorbringen konnte! Of⸗ 
fenbar ſpielt die Luft bey Infuſionen eine große Rolle. 
Denn in feſt zugebundneu Glaͤſern gehen ſie ſchlecht 
oder gar nicht von Statten, und ſelbſt der Verſuch, 

daß auch in zugeſchmolznen Retorten Infuſionsthiere 
zum Vorſchein kamen, kann nicht als entſcheidend 
dagegen gelten. Man kann ſich keine großere Unter⸗ 
haltung machen, als wenn man Infuſtonen anſetzt, 
d. h. gewöhnliche Glaͤſer bis zur Hälfte mit Fluß: 
waſſer fuͤllt, und dann ein Paar Finger hoch Heu, 
Stroh, Kuͤmmel, Hanf, Thee, beſonders auch Sa⸗ 
men von rothen Ruͤben u. d. m. hineinthut. In 
3—4 Tagen wird man jedes Tropfchen, das man 
von der ſich oben anſetzenden Schleimhaut unter das 
Miltoskor bringt, reich bevölkert finden. Die Herbſt⸗ 
monate, 


456 Infuſionsthiere. 


monate, vorzuͤglich wenn man einzufeuern anfängt, 
ſind zu dieſen Beobachtungen am beſten. Vorzuͤg⸗ 
lich iſt der December der Vermehrung der Infuſions⸗ 
thiere günftig, wenn die Kaͤlte nicht gar zu ſtrenge iſt. 
So wie die jungen Meerlinſen nachwachſen, vermin⸗ 
dert ſich ihre Zahl; am ſtaͤrkſten iſt dieſe, wenn die 
Alten ihre Wurzeln verlieren, und die Blaͤttchen al⸗ 


lein oben auf dem Waſſer ſchwimmen. Ihre Man⸗ | 


nigfaltigkeit iſt fo außerordentlich, daß man ſich in 
Vergleichung ihrer verſchiednen Formen faſt erſchoͤpft. 
Fuͤr ihre Erhaltung hat die Natur ſehr geſorgt, indem 
ſie ſich theils durch willkuͤrliche Theilung, bald in die 
Lange, bald in die Quere, bald gar ins Kreuz, ſo daß 
aus Einem vier Thierchen, und aus dieſen 16 und 
aus dieſen 64 und ſo weiter werden, theils aber auch 
durch Eyerlegen fortpflanzen. Bey einigen will man 
eine Begattung bemerkt haben. Vielleicht hat das 
ganz ſonderbare Schauſpiel, wenn ein ſolches Thier⸗ 
chen ſich theilt, beyde Theile aber noch an einander 
haͤngen, hierin zu einer Taͤuſchung Veranlaſſung ge⸗ 
geben. In 20 Minuten geht das ſich theilende Infu⸗ 
ſionsthierchen durch alle Grade hindurch. Ein Beob⸗ 
achter hatte die Geduld, eins ganz allein in einen 
Waſſertropfen zu ſetzen. Bald theilte es ſich in zwey; 
den Morgen darauf hatte er fuͤnf; den folgenden Tag 
So, und am dritten war ein Gewimmel, daß an kein 
Zaͤhlen mehr zu denken war. Die Nahrung einiger 
ſcheint Waſſer zu ſeyn, denn obgleich manche noch 
kleinere Thiere, als fie find, bey den Strömungen, die 
ihre 


Infuſionsthiere. 457 


ihre tauſendfaͤltigen Bewegungen im Waſſer erregen, 
in ihren Rachen ſtuͤrzen, ſo geben ſie doch ihre Beute 
oft wieder lebendig von ſich. Andre aber ſind offen⸗ 
bar Raubthiere, und auch dieſe unſichtbare Welt hat 
ihre Tieger. Ihr Leben bringen einige auf Wochen, 
andre auf Monate und wieder andre auf Jahre. 
Manchem iſt freylich ſein Ziel noch kuͤrzer geſteckt. 
Viele von ihnen leben, nachdem ſie Jahre lang in 
trocknem Zuſtande ſcheintodt gelegen haben, wieder 
auf. Bey einigen aber iſt der Tod ein Berſten und 
gaͤnzliches Zerfließen. Am Ende ſchießen in den In⸗ 
fuſionen treffliche Kryſtalle an, die ein neues Feld der 
Bewunderung eroͤffnen. 

Nur wenige Blicke koͤnnen wir * ſchäthbaren i 
eſer in dieſes unſichtbare Thierreich thun laſſen, deſ⸗ 
ſen Ocean ein Waſſertropfen iſt; aber auch dieſe wer⸗ 
den hinreichen, uns mit ſtummem Erſtaunen und 
tiefer Ruͤhrung zu erfuͤllen. Es ganz zu durchwan⸗ 
dern und zu beſchreiben, wird es der Menſchheit wohl 
eher an Augen und an Worten, als an Gegenſtaͤnden 
fehlen. Erſt feit ungefähr 100 Jahren iſt dieſe neue 
Welt, die unſre Vorfahren nicht kannten, entdeckt. 
Sie naͤhrt Geſchoͤpfe, die an Geſtalt und Lebens⸗ 
weiſe alles übertreffen, was wir bisher von Thieren 
kannten; ſie zeigt uns Wunder, die kein Indien und 
Polyneſien größer aufzuweiſen hat. Wenn Habſucht 
dieſe Laͤnder nicht ohne Gefahren und nicht ohne Un⸗ 
heil fuͤr ihre Bewohner beſuchte, fo wandelt dagegen 
der Beobachter in dieſer neuen Infuſionswelt aus 
Wuͤrmer II. Th. M mm Wiß⸗ 


33  Smfiisneitiere 


Wißbegierde, obne Gefahr und Nachtheil; das Mi⸗ 
kroskop iſt fein C ompaß auf dieſen denkwuͤrdigen Ent⸗ 
deckungsreiſen, und er bereichert ſeine Zeitgenoſſen 
und die Nachwelt mit neuen Begriffen, die ihnen die 
Gottheit immer großer und anbethungswuͤrdiger mar 
chen. Aber wie groß und verdienſtvoll muß uns nicht 
der Fleiß und die Geduld jener wuͤrdigen Maͤnner 
erſcheinen, die dieſen Geſchoͤpfen, die zum Theil Mil⸗ 
lionenmal kleiner als ein Sandkorn find, nachſpuͤrten. 
Zwar ſie zur Beluſtigung zu ſehen, iſt ſehr leicht; 
aber ihre Charaktere aufzuſuchen, ſich vor Selbſttaͤu⸗ 
ſchung zu huͤten, ſie in ihrer tauſendfach veränderten 
Geſtalt wieder zu erkennen, ihren raſtloſen Bewegungen 
zu folgen, und das faſt Unausdruͤckbare mit Worten 
zu beſchreiben, welche Schwierigkeiten hat das nicht! 
Und doch uͤberwanden ſie dieſelben. Gluͤcklicher aber 
faſt keiner als der unſterbliche O. F. Muͤller; der 
Cook der Infuſionswelt. Ihre große Beodlkerung 
udthigte ihn, beſtimmte Charaktere anzugeben, und 
ſie in Geſchlechter und Gattungen zu ordnen. Von 
den meiſten wollen wir unſern Leſern eine oder die 
andre Art jetzt ganz kurz bekannt machen, wäre es 
auch nur, um ſie zu uͤberzeugen, welche herrliche 
Schauſpiele ein Glas voll irgend einer Pflanzen⸗ oder 
Thieriſchen Materie und ein gutes Mikroskop ge⸗ 
waͤhren, und welche ſtille Freuden der Umgang mit 
diefen Meſen geben konne. Es verſteht ſich hiebey, 
daß wir ſie alle vergrößert darſtellen; denn was waͤre 
— ern .. mit ia wahren Größe, mit lauter faſt 

unſicht⸗ 


Haar⸗Schwanzwürmer. 450 


unſichtbaren Puneten, gedient? Dieß iſt gleich bey den 
Haarwuͤrmern (Trichods) der Fall, deren man 

89 Arten, theils geſchwaͤnzte, theils ungeſchwaͤnzte 

kennt. Nur das Mikroskop nimmt ſie wahr. Sie 

ſind bald am Einen bald am andern Ende mit Haa⸗ 
ren beſetzt. Von ihnen zeigen wir hier bloß den Co 

meten (T. Cometa 430), en deſſen kugelrundem 
und durchſt chtigen Körper auf einer Seite Haare, auf 
der andern eine, auch zwey kleinere Kugeln, vielleicht 

Junge, bemerkt werden. Im relnſten Waſſer lebt 

dieſes Thier, bewegt ſich darin ungemein lebhaft, 
beſonders mit den Haaren, verliert ſeine Kugeln und 

löst ſich endlich nach manchen Veranderungen ganz 

auf. Einen Schwanz haben die Schwanzwürmer 

(Cercaria), die hald rund, bald platt, immer abet 

durchſcheinend und unſichtbar ſind, wie wir an dem 

unter 22 Arten dieſer Gattung aus gewaͤhlten Rrei⸗ 

ſel (C. Turbo 431) ſehen, den ſein borſtenartiger 

Schwanz, den et zuruͤcklegen kann, zwey Puncte, 

die man für Augen halten konnte, und Kugeln in 

feinem Innern aus zeichnen. Seine Bewegung iſt 

bald in Kreiſen hetumſchwimmend, bald gleichſam 

gehend, bald etwas ſtoßteiſe forteilend. Noch 
einfacher ſehen die Beutelwuͤrmer Burſaria) aus, 

deren fuͤnf bis jetzt bekannte Arten einer Haut glei⸗ 

chen und vollig hohl ſind. So ſchwimmt der abge⸗ 

ſtutzte (B. Truncatella 432), wie ein oben ſchief 

abgeſchnittnes Saͤckchen, auch dem bloßen Auge et⸗ 

was ſichtbar, im Waſſer, waͤlzt ſich bald von der Rech⸗ 

Mm m 2 ten 


ten zur Linken, bald umgekehrt, herum, ſteigt in eis 
ner Spirallinie an die Oberfläche empor, berührt fie 
drey bis viermal mit ſeiner Oeffnung, und ſinkt dann 
wieder in die Tiefe. Nur dieſe Bewegungen verra⸗ 
then das Thieriſche an ihm. Das durchſcheinende 
Dunkle find vermuthlich Eyer. In Graben und 
Waldpfuͤtzen, in denen Buchenblaͤtter verfaulen, iſt 
er im Fruͤhling nicht ſelten. Eben ſo viele Arten als 
von den Beutelwuͤrmern kennt man von den Wins 
Felwürmern (Gonium), die aber nur das Vergroͤ⸗ 
ßerungsglas wahrnimmt. Sie ſind eckig, platt ge⸗ 
druͤckt und einfach. Nicht uͤbel verglich man das 
Kugelquadrat (G. Pectorale 433), von dem aber 
fuͤr die Quadratur des Cirkels nichts zu hoffen iſt, 
mit dem Bruſtſchilde des Hohenprieſters. Lauter 
gruͤnliche Kuͤgelchen ſind in einer unendlich feinen 
Haut fo zuſammengeſetzt, daß fie ein, freylich zuwei⸗ 
len verſchobnes Quadrat bilden. Nie ſind ihrer mehr 
als ſechzehn, wohl aber weniger, was vielleicht bloß 
Verſtuͤmmlung iſt. Ihre Bewegung iſt ſehr ordent⸗ 
lich und gewiſſer Maßen tactmaͤßig, oft im Kreiſe 
herum, und zuweilen ſtellt ſich das Quadrat ſo auf 
die Kante, daß man nur die obern vier Kuͤgelchen 
ſieht. Trennt ein gewaltſamer Zufall eins vom Ver⸗ 
bande, ſo bleibt es von nun an unbeweglich, denn in 
der Membrane ſcheint das Leben zu liegen. Das 
Uebrige dreht ſich weiter fort. Ob dieß eine Geſell⸗ 
ſchaft von Thieren, oder ein Einziges ſey, warum 


faſt immer 16 und nie weir beyſammen jeyen, das 
wird 


Flaſchen⸗Flachwüͤrmer. 461 


wird wohl Niemand auflöfen, Ihre Vermehrung ges 
ſchieht, indem ſich die 16 theilen, und jedes wieder 
zu 16 Kuͤgelchen wird. In reinem Waſſer auch in 
Graͤben findet man dieſes Wunder der Natur. Aus⸗ 
geſchweift, platt und einfach ſind die 16 Arten von 
Flaſchenwuͤrmern (Kolpoda), von denen wir den 
Kappenflaſchenwurm (K. Cucullus, des Corne- 
mujes argentles 434.) in Heuinfufi ionen häufig fins 
den. Eyfoͤrmig mit einem gebognen, rundlichen 
Kopfende „das am Bauche einen Einſchnitt macht, 
und innen voll Jungen erblicken wir ihn. Die Ver⸗ 
miehrung ſcheint wie beym Kugelthier vor ſich zu ge⸗ 
hen. Die Haarwanze, ein furchtbares, mikroſkopi⸗ 
ſches Raubthier verſchluckt ihrer viele Tauſende. 
Eine von den fünf Arten der Flachwuͤrmer (Para- 
mecium), die flachgedruͤckt, laͤnglich, einfach, durch⸗ 
ſichtig und unſichtbar ſind, heißt das Pantoffelthier 
(P. Aurelia 435). Seine Form gab ihm dieſen 
Nahmen. Eine Falte, die von der Mitte bis zum 
ſtumpfern Ende lauft, zeichnet es aus. Innen iſt es 
mit Kuͤgelchen, vermuthlich Eyern, gefuͤllt; die aller⸗ 
ſchaͤrfſte Vergrößerung entdeckt rings herum Flim⸗ 
merſpitzen, womit es das Waſſer in Bewegung ſetzt. 
Zitternd, hin⸗ und herwankend, oft aber pfeilſchnell 
begibt es ſich von einem Orte zum andern. Wahr⸗ 
ſcheinlich begattet es ſich. Seine Vermehrung ge⸗ 
ſchieht wie bey der Naide, indem ſich ein Stuͤck ab⸗ 
ſondert. In Graͤben mit Waſſerlinſen gefuͤllt und 
m ze onen findet man es. Bald laͤnglich bald’ 

Mmm 3 rund, 


%% Scheiben Aalwürmer. | 


rund, immer aber durchſichtig und mikroſkopiſch find, 
die aͤußerſt flachen Scheiben wuͤrmer (Cyclidium). 
Aus den 10 Arten heben wir den eyfoͤrmigen, blaͤu⸗ 
lichen (C. Glaucoma) heraus, und zeigen ihn un⸗ 
ſern Leſern theils mit ſeinen ſichtbaren Eingeweiden 
(436) und einem hellen Puncte, theils wie er ſich zu 
theilen anfaͤngt (437), was die Einſchnitte an den. 
Seiten bezeichnen. Seine Bewegungen find ſchnell 
und mannigfaltig. Er ſcheint immer Waſſer zu 
ſchoͤpfen, wobey die innern Theile in ſichtharer Thaͤ⸗ 
tigkeit ſind. In einem offnen Gefäße, ohne irnend 
etwas Vegetabiliſches, lebte dieſes zarte Thier uͤber 
6 Wintermonate. Schon 317 Arten von Aalwuͤr⸗ 
mern (Vibrio) kennt man. Sie ſind laͤnglich rund, 
und einfach, theils durchſichtig, theils undurchſichtig. | 
Wer hat nicht ſchon von den Kleiſßer⸗ und Eſſig⸗ 
aalen (V. Anguilluls glutinis; aceti) , Ane 
guälle du Hinaigre ) gebdrt, von denen der Menſch 
ſo viele Tauſende auf einmal verichlu t. Der klein⸗ 
fie. Tropfen iſt. hinreichend, uns das Gewühl, das 
bey 488 vor ung liegt, zu zeigen, Saͤuren, es ſen 
ver dorbner Eſſig, Buchbindezkleiſter, alter Leim, le 
chitiſches Getraide find fein, Element. Doch find. 
unter den Kleiſter⸗ und Eſſigaalen dae a 
ſchiedenheiten ſtatt und wirklich ſehen wir pas auch, 
wenn wir die Kleiſteragle 438 mit dem noch mehr 
vergrößerten Eſſigaal 439 vergleichen, deutlich geuug. 
Jene haben einen dickern Kopf und auf dem Rücken 
einen dunkeln, hel eingefokten Schü. Mn bleiben; 


aber 


I S m m se 


Eſſigaal. 463 


aber vorzuͤglich bey dem letztern fleben, der weit gar 
nauer beobachtet iſt. Biereſſig, wobey Hopfen, und zu 
ſtarker Weineſſig, iſt ſeiner Erzeugung micht guͤnſtig, 
deſto mehr aber der Roſeneſſig. In, jeder andern 
Feuchtigkeit ſtirbt er, vermuthlich weil ihm ſein Futter 
die zarte Schimmelhaut fehlt. Vem Julius bis in 
den Spaͤtherbſt vermehrt er ſich am ſtaͤrkſten; da 
wird der unbedeckt ſtehende Eſſig mit Millionen be. 
pölkert. Froſt achtet er nicht, ſelbſt wenn er einfriert, 
nur muß der Uebergang in eine andre Temperatur 
nicht allzuraſch ſeyn; ſtarke Waͤrme iſt ihm gefaͤhr⸗ 
licher. In puxem nicht zu scharfem Weineſſig bes 
wegt er ſich weit lebhafter, als in mit Waſſer bermiſch⸗ 
tem. Es iſt ein treffliches Schauſpiel, wie durch die 
raſtloſe Bewegung oon Millionen ſolcher Thierchen 
die Oberfläche, des Waſſers ſich wellenformig und 
hoͤchſt regelmaͤßig kreiſelt. Man bemerkt eine dop⸗ 
pelte Ordnung der Wellen; von der Rechten zur Lin⸗ 
ien und von dieſer zu jener wogen ſie. Mit den 
Köpfen an einander geſchloſſen ſtehen die Häkchen in 
Reihen geordnet; jede macht die Bewegung wenn 
ſie die Reihe trſſit. Ein unerklaͤrlicher Drang ſcheint 
ihnen dieſe Undulation der Wellen zum Beduͤrfniß 
zu machen, und nie ermuͤden ſie. Vielleicht daß ſie 
guf dieſe Art Luft ſchnappen, oder ein uns unſicht⸗ 
bares Moos an der Oberflache abweiden. Man 
muß faſt annehmen, daß ſie aus der Luft in den Eſſig 
kommen. Vom Julius bis in den Herbſt vermehren 
ſie 5 ch durch ir deo dige Geburten; von da an platzen 


un fie 


464 Eſſigaal. . 
ſie und legen ſo ihre Eyer. Wirklich ſehen wir in der 


Abbildung (438) einen Kleiſteraal berſten und Eyer 


und zugleich lebendige Junge ausſchuͤtten. So ſtark 
iſt die Vermehrung der Eſſigaale, daß wenn man 
nicht friſch nachgießt, das ganze Glas wie ein Brey 
wird, und die armen Thiere keinen Platz mehr haben. 
Auch im Winter geht ſie bis ins Unglaubliche. Ein 


einziger Tropfen mit wenigen iſt hinreichend, das 


größte Weineſſigglas voller Eſſigaale zu machen. 
Allein man muß durch Schuͤtteln verhindern, daß 
die Schleimhaut nicht zu ſtark werde, ſonſt erſticken 
ſie. Daß ſie ſich haͤuten, iſt unſtreitig. Es gibt 


Maͤnnchen und Weibchen unter ihnen. Die erſtern 


— 


geworden ſeyn. Ueberraſchend iſt der Anblick, wenn 


ſind kleiner und ſchmaͤchtiger. An unſerm ſo ſtark 
vergrößerten Weibchen (430) bemerken wir Augen, 
eine zarte Saugroͤhre, den Magen, um und hinter 


ihm koͤrnerartige Eyerbrut, dann Embryonen, die 


mit einer zarten Haut umgeben zur Geburt ſtehen, 
etwas Schwimmblaſen aͤhnliches nach hinten zu und 


einen nunbeſchreiblich feinen Schwanz, den ein opti⸗ 


ſcher Betrug manchen getheilt ſehen ließ. Vermit⸗ 
telſt des Preßſchiebers, einem beſondern mikroſkopi⸗ 
ſchen Werkzeug, kann man dieſe Aalmutter kuͤnſtlich 
entbinden, und Mutter und Kind befinden ſich, wenn 
mans nicht gar zu arg macht, vollkommen wohl. 
Auch wenn Eſſig⸗ und Kleiſteraale 20 Jahre trocken 
gelegen haben, erweckt ein Eſſigaufguß jene, und 
Waſſer dieſe, ſollte auch der Kleiſter hart wie Horn 


man 


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Flimmerwürmer. 463 

man ein Getraidekorn, das man rhachitiſch (eine bey 
uns nicht gewöhnliche Krankheit des ſelben) nennt, zer⸗ 
ſchneidet, und mit einem Waſſertropfen anfeuchtet, 
wie dann plotzlich Millionen ſolcher Aelchen aufleben. 
Aber grundfalſch iſt das Vorgeben, als ob aus den 
Eſſigaalen kleine Fliegen wuͤrden, was nur von klei⸗ 
nen Fliegenlarven gilt, die freylich auch im Eſſig 
leben. Auch das Sichelthier (V. Falx 440) und 
den Schwan (V. Olor 441) rechnet man zu den 
Aalwuͤrmern. Ihr duͤnner, blattfdriniger Leib ent⸗ 
haͤlt viele ſchwarzbraune Koͤrner. In einen Knopf 
endigt ſich der aͤußerſt bewegliche Hals. Alles Leben 
ſcheint in ihm zu ſeyn. Er iſt unendlich duͤnner, als 
der Spinnenfaden, den man doch 36000 Mal neh⸗ 
men muß, um ihn dem feinſten Seidenfaden gleich 
zu machen. Eine Millionenfache Vergroͤßerung zeigt 
noch kein Organ! Wie fein muß ſeine Nahrung, 
wie groß der Schöpfe 
tet. Bey aller it, die dieſe beyden Geſchoͤpfe 
haben, iſts doch ſchwer, die Beſchreibungen, die man 
von ihnen gibt, zu vereinigen. Man findet ſie auf 
Meerlinſen, in ſtehenden Waſſern. So mannigfal⸗ 
tige Geſtalten nehmen ſie an, daß ihnen Backer den 
Nahmen Proteus gab. Aber ſollten unſre Leſer wohl 
ben, daß auch die beyden Buͤſchel a und b wei⸗ 
nichts, als eine ungeheure Verſammlung von Li⸗ 

— (V. Lineola) und Wellenaͤlchen (V. 
Undula) ſeyen, deren jene ganz gerade, dieſe gebo⸗ 
gen find, und bey denen ihre unbeſchreibliche Zart⸗ 
N Würmer II. Th. Nun heit, 


n. der ſo im Kleinen arbei⸗ 


466 Walzenwuͤrmer. Proteus. 


heit, ihre ungeheure Menge in Infuſionen, wie ihre 
raſtloſe, undulirende Bewegung, in Erſtaunen ſetzen 
muß. Von den 26 Arten Flimmerwuͤrmern (Leu- 
cophra), die rings herum mit Flimmern beſetzt ſind, 
zeigen wir unſern Leſern bloß den Blaſentraͤger (L. 
Veſicularia 442), deſſen Blaſen einen ſchoͤnen Silbere 
ſchimmer haben. Er iſt, wie alle ſeines Geſchlechts, 

ſehr flach, da hingegen die 27 Arten Walzenwuͤr⸗ 
mer (Enchelis) rund und walzenfoͤrmig ſind, wie | 
wir an dem grünen (E. Viridis 443) ſehen, der 
vorn in einen ſonderbaren Winkel abgeſtutzt iſt, und 
den ſeine mannigfaltigen Bewegungen in lang ſtehen⸗ 
den Waſſern bald verrathen. Nur einen Wink geben 
wir vom Proteus (P. Diffluens). Denn wollten 
wir ihn in allen den Geſtalten darſtellen, die dieſes 
aus einer zarten mit Koͤrnern angefuͤllten Haut be⸗ 
ſtehende Geſchoͤpf, unter den Augen des Beobachters, 
der eine Zauberey zu ſehen glaubt, ploͤtzlich annimmt; 
ſo wuͤrden wir einer Menge Abbildungen dazu bedürfen. 
Nur vier derſelben, wie der Proteus bald eine Ku⸗ 
gelform (444) annimmt, bald ſich in ein Kleeblatt 
(445) verändert, bald ſich geweihaͤhnlich und zackig 
zuſpitzt (446), bald gar einer ſpruͤhenden Grenade 
(447) gleicht, um vielleicht ſeiner Eyer ſich zu ent⸗ 
ledigen, bis er endlich ganz verſchwindet, ohne daß 
eine Spur von ihm zuruͤckbliebe, ſeyen dem Erſtaunen 
unſrer Leſer uͤberlaſſen. Doch die Wunder der Infu⸗ 
ſionen haͤufen ſich mit jedem Schritte. Es iſt Zeit, 
9 wir die err des Thierreichs, wo nichts weiter 
als 


Punctwürmer. 467 


ale lebende Puncte vor unſern Augen liegen, in ſo 


weit fie unſern Vergroͤßerungswerkzeugen ſichtbar iſt, 


betreten, und noch zum Schluſſe von den Punct⸗ 
würmern (Monas), dieſen wahrhaft lebenden Pun⸗ 
cten, das Punctgewimmel (M. Lens 448) zeigen. 
Hier, in dieſem vergrößerten Waſſertropfen, lebt al⸗ 
les, alles bewegt ſich in Kreiſen. Aber an dieſen 
zahlloſen Thieren iſt kein Organ, kein Eingeweide 
ſichtbar. Sie eilen im Ocean ihres Tropfen unauf⸗ 
hoͤrlich herum, bilden zuweilen artige Schnuͤren, 
ſcheinen ſich ihres Daſeyns zu freuen, bevölkern jede 
Fluͤßigkeit in einer Menge, die jeder menſchlichen Be⸗ 
rechnung ſpottet, und dann vertrocknen ſie — wel⸗ 
ken hin und ſterben. Auch die Eingeweide der Thiere 
mögen Millionen und Billionen ſolcher lebenden Pun⸗ 
cte enthalten. Nimmt man nur ein Theilchen elner 
Nadelſpitze groß vom Eingeweideſchlelm der Froͤſche, 
Kröten ꝛc. ſo ſieht man in ihm gewiß eine Million 
von Thierchen, die eine hundert vierzig tauſendmalige 
Vergroͤßerung erſt den kleinſten Staubkuͤgelchen gleich 
macht, die die Welt hat. Man rechne die Summe 


des ganzen Schleims — man rechne die Zahl in der 


geſammten Thierwelt! — Aber welche Empfindung 
ſollte wohl jetzt, da wir mit dieſen lebenden Puncten 
die Graͤnze des Thierreichs erreicht haben, und von 
unſern Leſern, geruͤhrt und dankbar fuͤr ihre Nach⸗ 
ſicht, Abſchied nehmen, unſre Bruſt erfuͤllen, als 
ewunderung und Anbethung deſſen, der dieſen le⸗ 
benden Punct wie den Waufiſch, den Atom wie den 
Nun a Ele⸗ 


458 Punctwüͤrmer. 


Elephanten ſchuf? Wer nicht erſtaunen, über die 
endloſe Mannigfaltigkeit der Modelle, nach welchen 
feine Weisheit die Körper fo vieler Saͤugthiere, Am⸗ 
phibien, Vögel, Fifhe, Inſecten und Würmer gebil⸗ 
det hat? Wer verliert ſich uicht in einem Meere von 
Betrachtungen, wenn er denkt: da unſre Erde, die⸗ 
fer Tropfen am Eimer, von der Haud des Ewigen 
rann, da war auch das Millionenmal kleinere Wuͤrm⸗ 
chen als das Sandkorn geſchaffen, und Jahrtauſende 
lebte ſein Geſchlecht, von keines Menſchen Auge ge⸗ 
ſehen? Und wer theilt nicht die Gefuͤhle des Verfaſ⸗ 
ſers dieſer Unterhaltungen, wenn dieſer jetzt, nach 
einer ununterbrochnen eilfjaͤhrigen Reife durch dieſes 
unermeßliche Reich, mit einer Freudenthräne zu dem 
aufblickt, der ihm Zeit und Kraft ſchenkte, um ſie 
gluͤcklich zu vollenden, und jetzt, nicht ganz ohne Hoffe 
nung nuͤtzlich geweſen zu ſeyn, mit heitrer Ruhe die 
Feder niederzulegen? 


Ende 
des zweyten Theils der Wuͤrmer, 
oder des zwoͤlften und letzten Bandes der 
Unterhaltungen aus der Naturgeſchichte. 


* 


* 


* 


Druckfehler: p. 244. in der Rubrik ſtatt Zwey⸗ 
ſchalige leſe man: Einſchaͤlige. 


Regiſter 
über 

die zwey Bände der Unterhaltungen aus der 

Naturgeſchichte der Wuͤrmer. N 

(Die erſte Zahl bedeutet: den Band; die zweyte: 


die Blattſeite des Textes; die dritte: die Num⸗ 
mer der Abbildungen.) 


— 


— 


Aalwnrm, II. 462 Amphitrite, I. 205 

Achatrolle, II. 287.192 [— goldhagrige, I. 206. 247 

Achatſpitzhorn, II 299 — nierenfoͤrmige, I. 205 243 

Achatwalzen, II. 284 A-Muſchel, griech. II. 110. 73 

Ackerſchnecke, I. 18 1. 202 Ananascoralle, II. 399. 329 

Alinia, I. 256 Anocyſti, I. 352 

— coccinea, I. 262. 313 Anomia, II. 190 

— craflicornis, I. 260. 30 — caput ſerpentis, II. 198.137 

— felina, I. 260. 310 — cepa, II. 193. 130 

— fiſcella, I. 260. 312 — ceraniolaris, II. 193. 131 

— plumoſa, I. 261. 311 — ephippium, II. 192. 128 

— ſenilis, I. 260. 309 — placenta, II. 196. 136 

— undata, I. 263. 316 — fella, II. 195. 135 

Adernſcheide, I. 252. 298 Anomien, II. 190 

Admiral, II. 265 Aphrodita, I. 195 

— unvergleichlicher II. 265.171 — acaleata, I. 196. 231 

— weſtindiſcher II. 268. 175 — fquamata, I. 198. 233 

Ae II. 447 Aplyfa, I. 184 b 

— geſelliger, II. 448. 420 — depilans, I. 185. 209 
Alchonium, II. 415 Apothekermoos, II. 423. 376 

— epipetrum, II. 412. 358 Arca, II. 144 

— exos, II. 416. 356 — barbata, II. 149. 106 

— ficus, II. 4. 359 — guomon, II. 154. 117 


— gelatinofum, II 417. 361 — iſognomon, II. 154. 111 
Ammonshoͤrnchen, II. 259.162 — noae, II. 146. 103 


Ammonshoͤrner, II. 260 — norma, II. 154. 111 

Amphitrite, I. 28 — piloſa, II. 150. 108 

— auricoma, I. 206. 247 — ſemiaurita, II. 153. 118 

— criſtata, I. 208 251 — fenilis, II. 149. 107 

— reniformis, I. 205.245 '— tortuofa, II. 148. 104 
nn 3 Archen, 


— Negiſter. 


Archen, II. 144 
Architecturſchnecke, II. 322 
Argonauta, II. 224 
— argo, II. 248. 155 
— vitreus, II. 281.157 
Armvolype, II. 432 
— branner, II. 441.409 
— gruͤner, II 439 403 
— oraniengelber, II. 442.411 
Argus, rother, I. 189. 213 
— II. 222. 181 
Afcariden, I. 37 | 
Ajtaris, I. 26 

— lumbricoides, I. 30. 16 
— minutiflima, I. 36. 23 
— papilloſa, I. 35 20 

— vermicularis, I. 30. 16 
Aſcidia, J. 247 

— cohchilega, I. 253. 302 
— inteltinalis, I. 248. 293 
— lepadiformis, I 255. 308 
orbicularis. I. 254. 306 
ruſtica, I. 250 295 
papillofa, 1. 251.297 
parallelogracha I. 254 304 
— venofa, I. 252. 298 
Alterias, I. 363 

— aculeata, I. 388. 448 
aranciaca, I. 389. 451 
caput meduſæ, I. 381.444 
granularis, I. 387.445 
nodoſa, I. 390. 450 
ephiura, I. 380.442 
pappofa, I. 377.438 
rubens, I. 378. 440 
violacea, I. 390.453 
Augencoralle, II 401. 337 


222 


— — 


—— —— ͤ ãU nen. 


— 


Et 


oe 


Auſterneſſel, I. 260. 309 


Pacaffanmnfhel, II. 82. 
Backtrogmuſchel, II. 94 
Badaja, II. 419 | 
Badſchwamm, II. 419. 363 


38 


Auſter, II 176. 126 8 | 
| 


Bandwurm, I. 99 
— becherfoͤrmiger, I. 133. 131 
— bechergliedriget, I, 133.133 


— elliptiſcher, 1. 127. 122 


— hautiger, I. 119 

— kugelgliedriger, I. 131. 127 
— kuͤrbis kernfoͤrmiger, I. 104 
— kurzgliedriger, I. 115. 108 
— langgliedriger, I. 104. 98 
— trichterfoͤrmiger, I. 132.129 
— jackengliedriger, I. 129.125 
Bartatche, II. 149. 106 
Baſtardharlekin, II. 273. 177 
Baſtardmuſchel, II. 190 
Baſtardk'atzer, 1. 48 g | 
Baſtardſtrickmuſchel 11. 114.79 
Bauernherz, II. 93. 53 
Bauernmuſik, II. 290 
Baumſchuecke, II. 347. 252 
Bellhorn, II. 294. 200 | 
Beſansſegel, 1. 274 


Bettiermuſchel, II. 102. 66 


Beutelwurm, II 459.432 
Bezoarſchnecke, II. 290 205 
Sina ee H. 288. 195 
Biſchoffsſtab, II. 261.165 
Bivalvia, II. 65 N 
Blärrerfamm, II. 174. 124 
Blaͤrtertinde, II 419 364 
Blaſenbandwurm, I 99 | 
— bandfoͤrmiger, I. 145: 150 
— .e.bienföimiger, J. 144. 147 
— koͤrniger, I. 131. 159 
— menſchlicher, I. 139. 141 
— ſchlauchfoͤrmigetr, l. 145.148 
Blaſenſchnecke, II. 279 
Blaſenſertularien, II. 425 
Blaſentraͤger, II. 466 442 
Blatt, großes, II 172. 120 
— — kleines, II. 175 125 
Bloubart, II. 202. 140 
Blochwurm, groͤßter 1.266.323 
Binmenpolho, J 444 
Blutceralle, II. 408.348 
Blut⸗ 


Regiſter. 


Blutflecken, II. 86. 43 Bund, kuͤrkiſcher, I. 347. 399 
Blutigel, I. 158 Burfaria, II. 459 
L achktaugiger, I. 167. 180 — truncatella, II. 459. 432 
2 dicker, I. 171. 191 Buſchpolyp, IL 445.415 


— geometriſcher, I. 169. 185 

— mediciniſcher, I. 161. 173 Cacadukamm, II. 56. 20 
— plattwurmartig. I. 172.1940 Calmar, I. 309. 363 

— ſechsaugiger, I. 166. 177 [Camiſolknopf, II. 324. 227 


Blutſanger, I. 159 Caravel, I. 274 

Bocks auge, II. 370 Cardium, II. 87 
Boͤttchersbohrer, II. 288. 193 — cardiſſa, II. 89.48 
Bohrmuſchel, IT. 58 — coſtatum, II. 93. 52 

— gerippte, II. 63. 24 — echinatum, II. 88. 5 
Bonifaciuspfennig, I. 393 — hemicardium, II. 91. 50 
Bothshacken, II. 334 — ringens, II. 92. 51 
Brachionus, II. 444 — ruſticum, II. 93. 53 


— anaſtatica, II. 445. 415 [Catocyſti, I. 352 
— tubifex, II. 446. 416 [Cauris, II. 278.182 


Brandwurm, I. 174 Cellepora, II. 405 

Brattensburgiſcher Pfennig, — pertufa, II. 406. 345 
II. 193.131 — fpongites, II. 405. 342 

Breitrippe, II. 149. 17 [ Celluloſa, II. 425 


Btuſtkiemenwurm, I. 294. 356 — avicularia, II. 427. 394 
Buccinum, II. 292 [ faftigiata, II. 426. 391 


— achatinum, II. 299 — loriculata, II. 426. 393 
— echinophorus, II. 294. 200 Cercaria, II. 489 

— glaucum, II. 300. 205 — turbo, II. 459. 431 

— harpa, II. 295. 201 Chaloupe, II. 251 

— lapillus, II. 297. 203 -IChama, II. 132 

— maculatum, II. 300.206 — bicornis, II. 141. 98 

— rufum, II. 298. 204 — cor, II. 134. 93 

— undatum, II. 296. 22 — cornuta, II. 141. 98 

— vittatum, II. 301. 208 — folium braſſicæ II. 142. 101 
Buchſtabenmuſchel, II. 98 [— gigas, II. 136.94 

— — runde, II. 114. 79 — gryphoides, II. 140. 96 


— — xulaneiſche, II. 98. 58 — macerophylla, II. 143.102 
Buch ſtabenporcell. II. 273.177 Chamen, II. 132 
Burſtenſertularie, II. 425 384 Chaos, II. 453 


Bulla; II. 279 Chiragraſchnecke, II. 304 
— ampulla, II. 282. 186 [Cliton, II. 37 

— ovum, II. 281.185 — albus, II. 44. 8 

— phyfis, II. 282. 187 — aſellus, II. 44.9 

— terebellum, II. 286.193 |— marmoratus, II. 43. 
— volva, II. 283. 188 — minimus, II. 45. 10 
Bullen, II. 279 — 


fquamofus, II. 41.3 
Chitone, 


Regiſter. 


Ehitone, II. 37 Cylinderkoͤcher, II. gar. 368 
Clio, I. 295 Cylinderſcheide, I. 230. 298 
— borealis, I. 206. 39 [Cyprea, II. 220 4 
Cochleæ, II. 244 — arabica, II. 273. 177 


Compaßmuſchel, II. 156. 112 — argus, II. 272. 1127?Q-.wä 
Comet, (Jafuf.) II. 459. 4300 — mauritiana, II. 225. 178 
— — . Seeſtern) I. 378. 440 — moneta, II. 227.482 
Conchylien, II. — tigris, II. 276. 179 | 
— einſchalige mit Windungen] 
II. 244 | Dich, chineſ. II. 374. 299 1 
— — — ohne Windungen Darmbandwurm, I. 99 
II. 369 Dakmkletten, I. 50 
— vielſchalige, II. 37 Darmſchelde, I. 248. 293 


— zwenſchalige, II. 65 Darmwutrm, I. 3 
Conchhlieideckel, IT. 21 — — — 1.30. 16 
— — eher, II. 6. [Dattelmuſchel, II. 61. 22 
Conus, II. 262 Davidshatfe, II. 295. 201 


— ammiralis, II. 265. 121 [Deckelrolyd, II. 449. 422 _ 
— araufiacus, II. 262. 173 Deckelſertularie, II. 425. 388 
— archithalaſſus, II. 266. 172 Delphin, II. 329. 235 


— cereola, II. 264. 269 Deutalium, II. 375 

— generalis, II. 268.175 -|— elephantinum, II. 377.307 

— 'marmoreus, II. 264.170 |— entalis, II. 376. 304 

— ſtriatus, II. 269. 176 — minutum, II. 378. 308 

— textile, II. 267. 174 — politam, II. 377. 305 4 
— virgo, II. 263. 168 Diebhshand, II. 416. 356 . 
Coskskreiſel, II. 328 Dintenwurm, 1. 297 

Coralle, edle, II. 408. 348 Diſtelkoof, II. 309. 214 
Corallenmoos, II. 420 Donax, II. 97 f 
Corallenmuſchel, II. 164. 117 — irus, II. 102. (5 

Corallia, II. 390 — rugofa, H. 100. 62 

Corallina, II. 420 — fcortum, II. 99 0 . 

— officinalis. II. 423. 376 — feripta, II. 98. 58 7 

— opuntia, II. 423. 377 — ſpinoſa, II. 101. 64 


— rubens, II. 424. 378 [ argo, I. 189. 212 
Corallwinde, II. 426. 387 — clavigera, I. 191. 314 


— penicillus, II. 424. 379 * I. 189 
Corallwuͤrmer, II. 390 — levis, I. 194. 227 


Cruſtacea, I. 332 — muricata, I. 193. 220 
Cuctillauus, I. 43 — papilloſa, I. 195. 230 

— lueiorerc®. I. 44. 32 — pilofa, I. 193. 223 

— falmonis, I. 45. 33 — quadrilineata, I. 192. 212 
— talpæ, I. 44. 31 Dorks, I. 189 2 
Cyclidium, II. 462 — blaͤkttige, I. 195. 230 


— glaucoma, II. 462. 436 — glatte, I. 194. 227 8 
r Doris, 


Regiſter. 


an a f 
Doris, haarige, 1. 193. 223 [Eismuſchel, II. 166. 118 5 
— warzenvolle, T. 193. 220 Elephantenrüßel, II. 129. 90 
— vierlinigte, 1. 192. 217 Elepgantenzahn, II. 322. 307 
1 6 


Dornenkrone, II. 361.272 [Fuchelis, II. 46 
Dornuadel, II. 303. 209 — viridis, II. 466.4433 
Dorſchkratzer, J. 56. 40 Encrinit, I. 395 
Drache, guineiſcher, I. 23. 10 Zxerizus, I. 392 
Dracunculus, I. 23. 10 — aüerias, I. 395. 454 
Dragonermuͤtze, II. 372.292 — radiatus, J. 401. 458 
Drahtfeder, II. 431 402 — oviſer, I. 403. 46: 


Drehbandblafenwurm, 1. 148. | Entendrut, II. 55. 18 
156 Er Entenkratzer, I. 57.47 
Dreyeckſtumpfmuſchel, II. 97 |Entenmurbel, IL. 5818 


— domige, II. 101. 4 Eren 11. 20 

— runzlige, II. 100. 62 — — — II. 319. 220 
Dreyjzack, I. 264. 321 Entrochit, I. 395 
H Erdbeere, II. 324. 227 
chinanthus, I. 39 Erdregenwurm, 1.61.54 
Schinite, I. 350 Erdſchnecke, I. 173 
Echinocyamus, I. 339 — gröe, I. 181. 201 
Echinorhynchus, I. 48 — tothe, I. 180. 200 

— anatis, I. 57. 47 — ſchwatze, I. 179. 199 

— ardeæ, I. 55.42 — weiße, 1, 184. 20g 

— gadi, I. 36. 45 Sſelshuf, af. 122. 88 

— gigas, 1.50.39 Eſelsohr, 11. 306. 211 


= plevronectes, J. 58732 Efchara, II. 405 
— quadricornis, 1.57.49 Eſſigaal, J. 462.439 


— itrigis, I. 55. 44 Eulenkratzer, I. 55. 44 

Echinns, I. 332 0 Eyerwirbel, I. 403. 461 

— calamaris, J. 245. 394 
cidaris, I. 347. 399 Fedenwurm I. 16 


conoideus, 1. 351. 402 Faltenkorb, II. 95. 55 
cor anguinum, I. 353. 407 Ta clola, J. 83 


4444.14 


diadema, I. 343. 391 — fimbriata, f. 92. 94 
efculentus, J. 340. 387 — hepatica, I. 85. 69 
orbicularis, I. 354.409 — inteſtinalis, I. 96. 93 
purpureus, I. 334. 411 — ocrxeata, I. 98. 96 


— quinque perforatus, I. 353 Jan II. 306. 211 

405 Federkork, II. 417. 358 
— roſaceus, J. 352.403 Zedetneſſel, I. 261. 311 
— faxatilis, I. 341 Federſeeigel, I. 345. 394 
— violaceus, I. 346. 397 Feigenmoos, II. 423. 376 


Egelſchnecke, I. 83.69 . II. 166. 1185 
Eichornbandwurm, I. 128. 124 Felſenmuſchel, II. 140. 96 
Eingeweidewuͤrmer, I. 1 Fenſterdupplett, II. 192.28 


Wuͤrmer ll. Th. 3 Fenſter⸗ 


Regiſter. 


Be äh II. 196. 136 ][Glockenqualle, I. 328. 383 
ict II. 374.302 |Glo:ia mais, II. 268 
Filaria, I. 26 Goldmaus, I. 196. 231 
Finnenwurm, I. 154. 166 Goldmund, II. 335 
Ficchegel, . I. 223. 291 Goldnetz, 11. 267. 14 
iſchegel, J. 169. 185 Goldtuch, II. 267 174 
Goldwurm, I. 196. 231 
Goldzunge, 11 83 42 
-Gonium, II. 460 
— pektorale, 11. 460. 433 
Gordius, I. 1 
— aquaticus, I. 21. 9 
— equinus, I. 17. 1 
— inlectorum, I. 20.6 
— marinus, I. 18.5 


eee I. 96. 93 
Flachwurm, II. 46 
laſchenwurm, II. 461 
Flechte, II. 380 312 

A edermanspiattwurmT.g3. 81 
ümmerwurm, II. 466 
iötenfertularie, II. 426. 387 
loſſenblochwurm, J. 268. 324 

Zlägelſchnecke, 4 298 


— — II. 302 — medinenfis, I. 23. 10 
Flußnerite, II. Er Mid, IT. 406 
lußpapſtkrone, 7 4 453. 264 — ceratophyta, II. 414. 381 
lußpatelle, II. 373.294 — flabellum, II. 414. 354 


Ren . 1.414.353 
Gorgonie, II. 412 
Grind, II. 405 


Haarkoyf, I. 38 | 
Haarkopfwurm, I. 38 
— Zarte I. 42. 30 
Haarmaul, I. 272 
Haarqualle, . 326. 377 
e II. 420. 366 
aarſchwanz, I. 38 
Haarwurm, I. 459 
Hahnenkamm, II. 122 
— doppelter, II. 174. 124 
— Ae II. 173. 122 
Halbkugel, I. 327 379 
Halbohe, H. 153. 110 
Halfter muſchel, 11. 232 
Haliotis, II. 363 
— iris, II. 367. 284 


Flußperleumuſchel, ll. 70 
Flußſchnecken, II. 337 
Fluſtra, II. 415 

— foliacea, II. 419. 364 
— piloſa, II. 420. 366 
Froſchplattwurm, J. 89. 76 
Furia infernalis, I. 124 
Fußangel, IT. 313. 217 
Fußzehen, II. 57. 21 


Biere, 1.281 

— bewaffnete, II. 251 

— gerippte, II. 251 

— glaͤſerne, II. 251.157 

Gehirncoralle, II. 398. 328 
General, II. 268. 175 

Gienmuſchel, II. 132 

— gehoͤrnte, II. 141. 98 

Gießkanne, II. 379. 310 

Giftknttel, I. 185. 209 


FP eg —— —— 


Glahrkenkratzer, I. 58.32 — ſtriata, 11. 368. 286 

Glanzwurm, 1. 196. 231 — tuberculata, II. 365. 282 
Glasigel, I. 172. 196 Hammer, pohln. II. 158. 119 
Gliedercoralle, II. 406 | Hammerband: wurm, . 135.132 


Glimmercken, II. 29% 199 Handelsmuſchel, 11. 116. 82 
Glockenkoͤcher, II. 422.372 Hatfen, II. 293 Get 
aſel⸗ 


Regiſter. 


Haſelhuhn, IJ. 267. 174 
Haſpel, II. 148. 10 
Haube, cammert. DI. 251 
Hausente, JJ. 1 
Hauswurm, J. 23. 10 
He tplattwurm, J. 88.72 


— groſſa, J. 171. 191 

— medicinalis, J. 161. 173 
— octooculata, J. 167. 180 ° 
— piſcium, I. 169.185 \ 
— fanguifuga, J. 165.175 
— fexoculata, I. 166. 172 


ekrautſertularie, 11. 426. — vulgaris, 4,167, 180 


388 

Helix, IT, 336 7 
— amarula, II. 356. 2 
arbuſtorum, II. 347. 2 

— aurienlaria, II. 354. 5. 
— decollata, II. 352 

— alba, II. 352. 257 
faſc. II. 352.258 
— haliotoidea, II, 357. 267 
— hifpida, II. 338. 246 
janthina, II. 349. 255 
labyrinthus, II. 357. 266 
lapicida, JJ. 355. 262 
— nemoralis, II. 347. 253 
— planorbis, 7/. 356 
— polygyrata, II. 356. 263 
— pomatia II. 339. 248 
— fcarabzus, II. 355,261 
— ſtagnalis, II. 353.259 
— vivipara, II. 350. 256 

Helmſchnecke, JI. 293 
Henne, II. 109.72 

gefleckte, JJ. 212. 148 

Hereulekkeile, II. 311.215 
II, 388. 320 
Her zhorn, II. 264. 170 
Herzmuſchel, II. 87 


— 


— — 


— dreyſeitige, JI. 91. 50&̃ 


— hochgerippte, 11.93. 52 
— knotenreiche, JI. 83. 45 
Hetzogsmaͤntel, II. 163. 116 
Herzwurm, J. 6 

I. 30. 16 
Hexenmeiſter, II. 323. 224 
Hirudo, I. 158 
— complanata, 
— fafciolaris, I. 172. 194 
— heteroclita, I. 122. 196 


Hoͤckercoralle, II. 400. 331 
Hoͤllenfurie, I. 114 
Hohlziegelmuſchel, IL, 136, 94 
Holuthuria, I. 273 

— ſuſus, I. 283. 339 
— nuda, J. 285. 342 
— pentactes, I. 282. 338 
— phantopus, I. 276. 329 
— phyfalis, J. 274. 327 
— tremula, I. 278. 334 
— ſpirans, I. 283. 341 
Holzbohrer, II. 382 
Holzwurm, II. 382 
Horncoralle, II. 412 
— warzige, JI. 414. 353 
Horntelline, I. 83. 39 
Huͤhnerey, In 281.185 
Huͤlſen, IT. 74 | 
Hundebandwurm, J. 125. 120 
Hundsohe, II. 212. 148 
Hundszahn, II. 376.304 
Hydatiden, I, 138 
Hydra, II. 432 
— fufca, II. 441. 408 
— grifea, II. 442. 411 
— viridis, II. 439. 403 


Jacobakrug, II. 291 
Jacobsmuſchel, II. 161.114 
Igel, weißer, IT, 131.92 
mperialſonne, II. 328 
Ialuſoria, II. 453 
IJnfuſionsthiere, II. 453 
nfuſionswuͤrmer, JI. 453 


T. 166. 177 Inſectenſadenwurm, J. 20. 5 


Inteftina, I. 1 
Jopvedupplet, II. 162. 115 
O oo 2 Is, 


Regiſter. e 3 


lis, If Klarpmuſchel, V 122 

— hippuris, II. 407.346 — chineſiſche, L 132 a 

— nobilis, II. 408. 344 — heriogliche, I. er 

— ſpiralis, II. 412. 350 — koͤniglickk, U. 122 

a I. 349 I faftangelbe, I. 128. 89 
ungferncoralle, II. 401. 337 Kleiſtergal, . 462. 438 
unghecker, JJ. 361 Alink horn, I. 293 


Kiel Klippkleber, J. 278 

abeljauwurm, I. 291. 351 Klipphorn, I. 276. 129 

Kaͤfermuſchel, IJ 37 Klipproſe, J. 255 

— marmorirte, JI 43.6 Kloͤppelkiſſen, J. 268. 178 

— ſchuppenvolle, 1.41.3 Knotennabel, L. 359. 268 

— weiße, 11. 44. 8 aten * 365.282 
inotenftern, J. 390. 450 

22 JJ. 2 u: 

Kalſelsorne, II. 528 Ann ene 

Kalkcoralle, JI. 404. 340 ar . «163.116 

Kamm, II, 309.214 Kohlen, 7 1 

Kammamphitrite, I. 208. 251 4 

Kammblatt, II. 175. 125 Kolpoda, II. 461 


Kameel, II 307. 213 — cucullus, J. 461. 434 
Kammmuſchel, JI. 155 Korbfiſch, J. 384 
Kampfhahn, JI. 206. 211 Korbmuſchel, J. 94 
Kammrolyppe, II. 420 Korbneſſel, J. 252.312 


Kappenflaſchenwurm, JI. 461. Korkzieher, L. 380. 313 

434 Lothmuſchel, J. 97. 57 
Kappenwurm, I. 43 Krabbe, II. zog 
Karauſchenwurm, J. 290 350 Kratzer, I. 3g 
Kaulbarſchplattwuem, 91.80 — vierruͤßliger, I. 57. 409 0 


2 


Kaulkopfkiemenwurm, J. 293. Krausſchnecke, J. 313. 217 


352 Kreiſel, U. 459.431 
Katzenbandwurm, I. 126. 122 Kteiſelſchnecke, K. 321 75 
Katzenzunge, II. 84 41 Kronencoralline, II. 426. 390 
Kegelſchnecke, II. 262 Kronneſſel, J. 260. 310 
Kerbenmaul, J. 269. 325 Kruſtenwürmer, I. 332 
Kerichen, II. 264 158 Krenzmuſchel, II. 168. 119 


Kerzenwurm, J. 329. 385 Kuͤrbiskernwurm, JI. 106 
Kettenbandwurm, J. 127. 1220 Kugelblaſenbandwurm, J. 143 
Keulentraͤger, J. 191. 214 145 

Kickfroſch, H. 305 211 [Kugelqnuadrat, JI. 460. 433 


Fiebitzey, II. 282. 186 Kugel ſtielwurm, I. 264. 317 
Kiemenwurm, I. 290 Kugelthier, /. 452. 428 

— knotiger, J. 293. 334 Kugelwurm, I. 452 
Kinkhorn, II. 293 (Kuttelwurm, J. 304, 361 


Kloffmuſchel, JI. ſiſch, JI. 304. 361 4 


Regiſter. 


Labyrinth, J. 322. 222 Jnkshöͤrnchen, . 332. 248 

99 11. 357. 266 Linksſchnecken, J. 245 
chsleberkappenwurm 1.45.33 Lithophyta, J. 391 0 
ager, museen JI. 110. 73 Lorbeerblatt, L. 172. 120 


Lagermuſchel, A. 110. 73 Lucernaria, I. 321 
Lagervenus, . 110. 73 — quadricornis, J. 329. 385 
Lagerwalze, J. 287. 193 Lumbricus, J. 59 
Landſchuecke, L. 336 I armiger, 1. 81. 62 


— borſtige, J. 338. 246 — fragilis, J. 81.64 

— gekoͤpfte, J/ 352. 25 — teres, J. 30.16 

— lebendiggebaͤtende, u terteſtris, I. 61.54 
2356 — cubifex, 4.79. 61 

Langhals, I. 54. 18 — variegatus, 1.70.58 

Lappenſchnecke, JJ. 329 * 8 a 

Lap penſt win, J. 264. 319 M „ara, Il. 94 


Lazarusklappe, J. 126.87 — lutraria, 41. 97. 57 
Leberegel, I 85, 69 — plicataria, II. 95. 55 
Lepaden, JI. 48 — ielida, JI. 95. 54 
Lepas, II. 48 — ſtultorum, . 96. 56 


— anatifera, H. 34. 18 

— balauoides, I. 54 

— balanus, I. 48. 11 

— diadema, /. 52. 16 

— mitella, II. 56. 20 

— pollicipes, II. 57. 21 

— ſpinoſa, J. 51. 15 

— tintinnabulum, I. 50. 14 
'Leraaa, I. 290 — labyrinthiformis, II. 398. 
— branchjalis, J. 291. 351 328 
— cyprinacea, I. 290. 350 — muticata, II. 400. 333 


— vulgaris, I. 95. 54 
Madenrundwurm, J. 28 
Madenwurm, J 28. 13 
Madreporen, J. 396 
Madre pora, II. 306 

— ananas, II. 399. 329 
— aitreites, JI. 399. 330 
— fungites, II. 397. 327 


— uuuununununu 


— gobina, I. 293. 352 — vculata, IJ 401. 335 

— nodoſa, J. 293. 334 . porites, II. 400. 331 

— pectoralis, 1. 294. 356 Malermuſchel, II. 67. 26 N 

Letteeſchulpe, „1 98 88 Maͤnner, baͤrtige, ZI. 39 

Leuchte bandwurm, I. 134.135 Marmochorn, II. 264. 170 

Zeucophra, II. 466 Maftwucm, 1.28.13 | 

— velicularia, 44.466.442 Matroſeumitze, II. 372. 291 

e, J. 392 Maulwurfskappenwum, I. 
imax, I. 175 | 


„ 
— agrellis, I. 181. a02 Mall zbafardkratzer, J 48. 38 
— albus, J. 184. 208 Maushaarkopfwurm, I. 41. 28 


— cinereus, I. 181. 201 Meduſa, J. 321 

— fuſcus, I. 180. 200 e aurita, J. 324. 376 

— niger, J. 5 199 — capillata, I. 326. 377 a 

Einienaͤlchen, J. 463 I cymbaloidea, I. 328. 383 
8 Odo z ° Medua, 


* 


Regiſter. 


Meduſa, hemiſphærica, I. — gerippte, II. 205. 142 


327.379 — magellan. II. 205. 142 
— quadricornis, I. 329. 385 — neuſeelaͤndiſche, II. 206.743 
— velella, 1.283.341 — papnaniſche, II. 211. 147 
Meduſe, J. 321 — tumlige, II. 205. 142 
Meduſenhaupt, I. 38 1.444 — ſchwarzbraune, II. 212 
— — — 1.374.298 [Milchnapf, II. 357. 267 
Meeranemone, I. 256 Mille pora, Il. 22 
Meeraſſeln, 1. 209 — celluloſa, II. 403. 339 
Meedattel, II. 61. 22 — lichenoides, II. 403. 338 


— polymorpha, II. 404. 340 
— reticulum, II. 404. 341 
Millepore, U. 402 

Mohrinn, II. 286. 190 
Molluſca, I. 128 

‚Monas, II. 467 

— lens, II. 467. 448 2 
Mondauge, II. 22 . 


Meerdrahtwurm, I. 18.5 
Meereichel, 11. 45 

L aufbluͤhende, II. 30. 14 
— dornige, IJ. 51. 15 

— erhabne, II. 48. 11 

— kußhſchellenfoͤrmige ll. 50.14 
Meerfadenwurm, J. 18. 5 
Meerkellerwurm, II. 44. 9 
Meermelone, J. 342 Mondſchnecke, II. 318 
Meernabel, H. 21 Moosmillepore, II. 403. 338 
Meernagel, H. 280 | Muͤnze, guineiſche, mohriſche, 
Meerneſſel, 1.256 - II. 278. 182 

— geſtreifte, I. 263. 316 Multivalvia, II. 1 

— ſcharlachrothe, I. 262. 313 Murex, II. 308 


Meernüfle, II. 363 — anus, II. 319. 221 
Meerohr, II. 363 f — baby lonicus, II. 318.219 
Meerpolyp, I. 313.362 | brandarxis, II. 311.216 
Meerpinſel, II. 381 — cholus, II. 320 

— gemeiner, II. 381.315 — deſpectus, II. 320. 221 
— maltheſer, II. 381.314 — hauilelium, II. 310. 215 
Meerſcolopender, I, 209 — pomiformis, II. 316. 218 
Meerſtern, I. 364 — lamoſus, II. 313. 217 
Meertulpe, II. 45 | — tribulus; II. 309. 214 
Meerzahn, II. 35 — vertagus, II. 319. 220 


Menonitentute, II. 263. 168 [Muſcathlaͤthe, II. 143. 12 
— gelbe, II. 264. 169 Muſchelmuͤnze, II. 277 182 
Menſchenhaarkopfwurm, I. Muſchelſammler, 1. 287. 345 

29. 24 l Muſchelſammlerinn, 1.253.302 
Menſchenherz, II. 90.48 [Muſikwelle, II. 290 9 


Meſſerheft, II. 75. 30 | Mya, II. 68 N 
Midasohr, II. 285. 189 — arenaria, II. 21. 29 8 
Miesmuſchel, II. 19 t margaritifera, II. 69. 28 
— bunte, II. 204. 144 | pictorum, II. 6. 26 
— eßbare, II. 202. 40 [Mitilus, 1. 199 2 
— gemeine, II. 202.40 — anatinus, II. 210 rs 
0 - | Mytilus; 


Regiſter. 


Mytilus, bidens, II. 205. 142 |Nereis, 1. 209 


— eus, II. 209. 146 — ciliata, I. 222. 274 
= allo, II. 355. — fimbriata, I. 218. 263 
— edulis, II. 202. 140 — gi oſſa, I. 219. 266 


hirundo, II. 208. 145 — noftiluca, 1.213 
lithophagus, II. 200. 139 E prolifera, I. 221. 272 


modiolus, II. 211. 147 * liellifera, I. 220. 267 
— tubicola, 1.217.259 
— veificolor, I. 210. 254 
Nereide, 1.209 


— matgaritiferus, II. 212 148 — pundata, 1. 221. 270 


piceus, II. 212 
— variegatus, II. 204. 141 


Nabelkoͤcher, II. 429. 369 — bunte, 1. 210. 254 
Nabelwurm 1. * — dicke, 1, 219. 266 
Nagelmuſ gel, IL. 136.94 — faferige, l. 218 263 
Na gelſchnecke, II. 311. 216 — gebärende, J. 221. 272 
Nails, I. 223 — geftirnte, 1. 220. 267 
— digitata, I. 246, 291 — leuchtende, I. 213 


— probofcidea, 1.226. 27 — Punctirte, J. 221. 270 
— ſerpentina, I. 242. 4 Nerita, II. 358 

— vermicularis, I. 245.289 — cant ena, Il. 359. 268 
Naide, J. 223 | — corona, II. 361. 272 
— blinde. 1. 246. 291 — fluviatilis, II. 362. 274 
— geſchlaͤngelte, J. 242. 284 |— peloronta, Il, 362. 260 


— gerungeite, J. 226.277 — pulligera, II. 360. 270 
— madenähnliche, 1. 245. 280 Neriten, 11. 358 
Napfmuſchel, I. 369 Nervemvurm, I. 23, 10 
Napfſchnecke, U, 369 Neſtelwurm, 1. 104 


— gemeine, Il. 372 290 Noahsarche, II. 146. 13 
— neritenfoͤrmige, 11. 372.288 — gedrehte, II. 148. 104 


Narrenkappe, II. 133.93 — krumme, 1. 148. 184 
Naſſauerſchnecke, II, 335 Nordfiügelfchnecke, ı 296.359 
auth en, Il. 252 Noteuſchnecke, II. 289. 196 

Nautilus, II. 252 


— beccarii, U. 259. 162 Oberadmiral, II. 266. 172 
— calcar, II. 259. 161 Ochſenherz, II. 134. 93 
orthoceras, II. 261. 165 Oehlhorn, IL 294. 200 

I pompilius, II. 252.160 ö.) 


335 
— raphanus, II. 261. 166 Ofen, gluͤhend. 11. 298. 204 
— fpirula, Il. 259. 163 Ohrennautiſus, II, 251 
Nautilusſchraube, I, 333.242 Ohtenqu alle, J. 324. 376 
Negerinn, N, 10 Ohrſchnecke, II. 354. 260 
ee Diivenfern, II. 290 


Nelkenwurm, 1. 97. 94 Opferhorn, II. 292 
Neptunusdofe, II. ı 2115  |Drangeadmiral, II. 267, 173 
Neptunusmanchettell. 43.339 Orgelpfeifen, II. 74 8 

' rgel 


Regiſter. 


Orgelwerk, U. 395.325 — filofa, II. 431. 402 
Oſcabrion, Il. 37 — griſea, II. 429. 380 

Area, II. 155 — phosphorea, , 398 

— criita galli, 173. 122 — rubra, II. 430. 400 

— edulis, II. 176. 126 Perleumuſchel, II. 69. 28 

— folium, II. 122. 10 [Perleumuttermuſchel, II. 272. 

— frons, II. 175. 125 148 

— hyotis, II. 174. 124 Pertenmutternautilus, II. 252 

— jacob&a, II. 161 160 

— lima, II. 166. 118 4 Perſpectivmuſchel, II. 110. 73 


— lima tenera, II. 116. 1185| Perſgecttoſchnecke, II. 322. 222 
— malleus, II. 168.119 [Peterſilienblatt, II. 130.9 
— maxima, II. 159.113 Mfahlwurm, 11.383 
— nodofa, U. 164.117 Pfaumenluchen, II. 197. 136 
— pallium ducale, II. 163. 1161 Pfeifenſchwamm, I. 418. 362 
— plevronectes, II. 156.112 [Pfeedeegel, 1. 165. 175 a 
— ziezac, II. 162. 115 Pferdefadenwurm, I. 17. 1 

, eee 46.36 
P gt, . 368 Pftanzenwürmer, II. 427 
Palliſadenwurm, 1. 46 DIR II. 300. 206 
Pankoffelthier, Uu. 401 435 Pftiemenſchwanz, meuſchl. 1. 
Panzerhemd, II. 426. 393 28. 13 
Papageyſchnabel, II. 252. 1600 Phargonsturban, U. 324, 227 
Papiernautilus, I. 248.155 Pholaden, II. 58 
Papſikrone, II. 288. 294 Pfiolas, H. 88 
Parallelogramm, 1. 254.304 — coſtatus, II. 63. 24 


Parametium, Il. 361 — dadctylus, II. 61.22 

— aurelia, I. 461.435 ufillus, II. 64. 25 
Pateila, 11.369 - Bil: rmuſchel, II. 159. 113 _ 
— chinenſis, II. 374. 299 Pirna, II. 237 u 
— fiffura, II. 372.22 — nobilis, II. 241.153 
— græca, II. 373.297 — cbeliscus, II. 241. 154 2 
— granatina, II. 374. 302 — rudis, II. 241. 152 


— hungarica, U. 372. 29 Pinſelmoos, I. 424. 379 
— laciniola, ih 374. 298 Flararia, I. 82 


— lacuſtris, II. 373.294 — cornuta, 1.94.89 2 
— neritoidea, II. 372.288 — hepatica, 1. 85. 69 
— facharina, II. 374. 301 — Jucii, I. 88. 72 
Patellen, 1.369 1 — lucioperc®, 8 * 79 
Pecten, II. 155 | — nigra, J. 94. 8 
Pedicella, I. 264 — percæcernuæ, 51. 91. 785 
e globifera, I. 264. 317 |— ran, I. 89. 78 
— tridens, I. 264. 321 — rubra, I. 94. 87 
— triphylla, I. 264. 319 — fcorpii, Lan © 


Pomnatula, 1.427 — — veſpertilionis, 1. 1 


Register. 


Plattwnem, I. gr Rieſenkratzer, I. 80. 3 
— gehoͤrnter, I. 94. 89 Rieſenmuſchel, II. 136. 94 
— kother, I. 9 87 Ringhorn, II. 264. 170 

— ſchwarzer, I. 94. 85 Rinne, II. 77. 33 
Plevrocyſti, I. 352 Nippenblaſe, 1, 282. 338 


Polypen, II. 432 Roͤhrencoralle, II. 395 N 
„ II. 220 Roͤhrenblumenpolyp, II. 446. 
horphycwalzen, II. 284 416 
Poſtöruchen, II. 249.163 [Rohrenmacher, I. 79.61 
ne II. 356 Roͤhrenſchnecke, II. 375 
rachtkegel, II. 241. 154 Roſenblume, I. 352. 403 
Prinzenbegraͤbniß, II. 287.19: | Noßblutigel, I. 165. 175 
Prinzenflagge, II. 282.187 Rothauge, II. 360. 27 
Proteus, II. 466 Nothſtrahk, II. 81. 37 
— ditfluens, II. 466. 444 Numeloht, l. > > 
Pfendoechinorhynchus, I. 48 . 2 


Poliriahn, II. 377. 305 115 I, 24 


— muris, I. 48. 35 Sec II. ch 
Punctcoralle, II. 402 Sackſpruͤtze, I. 158. 172 
— netzfoͤrmige, II. 404 Saͤge, II. 100. 62 
Punctgewimmel, II. 467.448 Salpa, J. 265 
Punctwurm, II. 467 — maxima, I. 266. 323 
Purpurigel, L 354 471 — pinnata, I. 268. 324 


urpurſchnecke, II. 312 . 
— lappige, II. 313, 217 Sandartmuſchel, II. 150. 108 
| Sandartkappenwurm, 1. 44.32 


Qnalle, I. 321 Sandartplattwurm, I. 91. 79 
Quallenboth, II. 349. 253 Sandköcher, T, 217.259 
; 1257 17 381 
Miverthier, I. 449. 4 Sandkriecher, k. 71. 29 
Raͤucherklaue, II. 303 Sandpfeife, II. 378. 309 
Kaſpel, II. 166. 118 4 Sattel, engliſcher, II. 195. 135 
Regenrundwurm, I. 36.23 Saubohne, II. 78. 33 p 
Regenwurm, I. 59 Saugſe amm, II. 415 


— bewaffneter, f. 8 1. 2 Schalwuͤrmer, II. ı rl 
— bunter, I. 20. 58 Uenſch lecke, II. 294. 20 
— gemeiner, 7 84 4 eldenmuscheh | #3 
— er, I. 81. 64 idenmuſchel, II. 
Rehbandwurm, I. 135.139 S derbchen, II. 113.8 
Meiherfrager, f. 58.42 Schiffchen, II. 146. 103 
Rettigſchote, II. 261. 166 Schiffsboth, IL. 244 
Reuter, ſpaniſcher, II. 313.217 — gläſernes, IT. 251. 152 
Riemenwurm, 1. E55 — Praͤchtiges, II. 252. 160) 
Würmer II. Eh. Py p Schi 


% 5 n 
Regiſter. 


Schiffskuttel, II. 252. 160 
Schiffswurm, II. 383.317 
Schinken, II. 237 

— edler, II. 241. 153 


Seefuͤcher, II. 414. 384 
Seefeige, 11. 417. 359 
Seefeder, II. 427 

— graue, II. 329. 396 


— geraͤucherter, II. 241.152 — leuchtende, II. 429. 308 


Se II. 237 
Schlammrolle, l. 285.189 
Schlangenhaut, II. 330. 236 
Schlangenherz, I. 353. 407 
Schlangenkopf, II. 198. 137 
— großer, II. 275. 178 
Schlangenſchwanz, I. 380. 442 
Schleimwuͤrmer, I. 175 
Schlickrolle, II. 285. 189 
Schmetterlingsfluͤgel, II. 121 
u 11.359.268 
Schnecken mit Windungen, II. 
4 | 


44 
— 2° ohne Windungen, II. 


309 
— — gekoͤpfte, II. 352.257 
Schnepfenkopf, II. 310. 215 
dorniger, II. 311. 216 
Schnirkelſcheibe, II. 356. 263 
Schnirkelſchnecke, II. 336 
Seen II. 310. 215 
S oten, IL 24 
Schuͤſſelmuſchel, II. 370 
et I. 198. 233 
Schuſternadel, II. 300. 206 
Schwalbe, II. 208. 145 
Schwammſtein, II. 405. 342 
Schwan, II. 465.441 
Schwanzwurm, II. 459 
Schweinsohr, II. 173. 122 
Schwertſiſch, II. 303.209 
Schwimmſchnecke, II. 358 
Scyllæa, I. 295 
— pelagica, I. 295. 358 
Seeball, I. 340. 387 
wa, I. 223 
— koͤhrige, I. 278. 33% 
— nackte, I. 285. 342 
Seebohrer, I. 330 


—— 


— rothe, II. 430. 400 

Seeflor, II. 403 339 

Seegallerte, 1. 273. 342 

11. 417. 361 

Seegeſpenſt, I. 276. 329 

Seegraskriechet, I. 295. 358 

Seehaſe, I. 185 | 

1. 326 

Seekatze, I. 304. 362 

Seekrone, I. 343. 391 

Seelicht, I. 213 

Seelilie, I. 402. 458 

Seelunge, I. 184 

Secmaus, J. 196. 231 

Seemoosſchnecke, I. 295 

Seemuͤtze, II. 56. 20 

Seenadel, II. 206. 300 

Seeneſſel, I. 256 

Seenuß, II. 150. 108 

Seeohr, II. 363 

Seepalme, I. 395. 454 

Seepaſtete, I. 389.452 

Seepilz, II. 397 322 

Seeraupe, I. 195 

Seeroſe, 1.339 

— 1.364 

Seerinde, II. 415 

Seeſchaͤdel, I. 339 

Seeſcheibe, I. 354. 409 

Seeſcheide, I. 237 | 

— meereichelfoͤrmige, I. 255: 
308 | 

— runde, I. 254. 306 

Seeſcorpionplattwurm, I. 91. 


— 


— — 


78 
Seeſtern, I. 363 


—  fürniget, I. 387. 445 


— violetter, I. 390. 453 
eeſtrick, 1.15 350 
e umpf 200. 309 
Seren Seetonne, 


Regiſter. 


Seetonne, II. 328. 229 Sonnenſtrahl, violett. 11.79.25 
Seetraube, J. 320. 369 — purpurf. II. 81.37 m 
Seetulpe, II. 50 Sonnenuhr, II. 322. 222 


— aufbluͤhende, II. 50. 14 Sonnenweiſek, II. 156. 112 
— vielkammerige, H. 52. 16 e 1. 339, 2 
Seewurm, I. 18:5 Spe 1 9% 
Scgeiblaſe, I. 283. 341 Spielmuſchel. II. 41 2 
Seidenſpinner, 11. 237 Spindel, nordiſche, II. 320 
i 85 Spindelblaſe, I. 283.339 
S 403 105 Spinnenkopf, II. 309. 214 
— octopodia, I. 313. 367 Spio, J. 200 


te — filicornis, I. 204. 242 
— officinalis, I. 904.361 — ſeticornis, I. 200. 237° 


— — nn — nn 


Serpula, II. 378 I Spio, I. 200 
arenaria, II. 378. 309 — botſtenhornige, I. 200. 237 
filograna, II. 380. 312 [— fadenförmige, I. 204. 242 


glomerata, II. 379.317 Spitzenkiſſen, II. 268. 175 
lumbricalis, II. 380. 313 Spitzhorn, 11. 353.259 

penicillus, II. 381. 314 Sporn, II. 259. 161 

penis, II. 379. 310 Spondyfus, IT. 122 

Sertularia, II. 424 albus, II. 131. 92 

— abietina, II. 425. 382 chinenſis, II. 132 

falcata, II. 425. 386 croceus, II. 128. 89 
operculata, II. 425. 380 ducalis, II. 132 
polyzonias, II. 426. 388 foliaceus, II. 130. 91 
kyringa, II. 426. 387 gæderopus, II. 126. 87 
thuja, II. 425. 384 proboſcis eleph. II. 129.90 
volubilis, II. 426. 387 regius, IT. 132 


D 


D 


eee 


Sertularien, II. 424 I Spongia, II. 415 5 
Silbermund, II. 334 2 6 Efetarıs. II. 418. 362 * 
Sichelſertularie, II. 425.386 — fluviatilis, II. 4 
Sichelthier, II. 465. 440 — officinalis, II. 419. 363 
Sipunculus, I. 15 Springwurm, I. 28.13 
— nudus, I. 156. 170 Spruͤzwurm, nackter, I. 155. 
— ſaccatus, I. 158. 172 RL; . l = 
1 Spruͤtzling, 1. 269 Mar 
Smaragdſchnecke, II. 333 Spnlwurmm, f. 30. i 
Sal . 94 Stachelherz, II. 88. 45 


— legumen, II. 78.35 Stachelſchnecke, II. 308 
— radiatus, II. 79. 36 Stachel wanz, I. 388. 443 


— ſiliqua, II. 75. 30 Stachelſchwein, II. 309. 214 
— vagina, 1.77.32 Staudencoralle, II. 40 
Sonne, I. 377. 438 Steckmuſchel, II. 2377 


Sonnenhorn, II. 327. 232 Steinapfel, I. 342 
| Ppna Striu⸗ 


Regiſter. 


cateniformis, I. 127. 122 
erateriformis, I. 133. 131 
cucurbitina, I. 104 
eyathiformis, f. 133. 133 
filamentofa, I. 132. 128 
globulata, I. 131. 127 
infundibilifarmis, J. 133. 
130 ö 
lata, I. 115.108 

lupi, I. 122. 115 
malleus, b. 135. 137 
fciuri, 1. 129. 124 
ferrata, I. 129. 125 
ſolium, I. 104. 98 
vulgaris, I. 119 
H.Vifcer. hydatig. I. 137° 
humana, I. 139, 144 
multiceps, I. 148. 156 
pififormis, f. 144. 147 
ſoeialis, I. 151. 139 
ſuis, I. 143. 148 

ſuis, I. 154. 166 
tæniæſormis, I. 146. 160 
— utriculenta, I. 143. 148 
Taͤubchen, II. 290. 197 a 
Tannenſertularie, II. 425. 382 
Tauſendfuß, J. 226. 277 
Teichmiesmuſchel, II. 209.146 
eleſkop, II. 325. 229, 
Teller, ſilbern. II. 212. 148 
Teller ſchnecken, II. 356 
‚Tellina, Il. 80 


Steiubohrer, I. 286 
— are. I 344 
— zweyhoͤrniger, I. 288. 348 
Steinbohrer, II. 67. 22 ? 
Steinchen, II. 297. 203 
Steindattel, II. 200, 139 
Steinfreſſer, II 200. 139 
Stetapicker, II. 355. 262 
Steinſcheide, II. 200 139 
Stella marina, I. 364 
Sterncoralle, II. 348 
— i 399. 330 
Sternfiſch, I. 364 
Sternmuſchel, II. 370 - 
Sternpatelle, II. 374. 301 
Sternſpindel, II. 303. 209 
Stiefelwurm, I. 98. 97 
Stielwurm, I. 264 
Storchenſchnabel, II. 3 10. 215 
Strahlkorb, IE, 1 56 
Strandmuſchel, II. 95. 54 
Straubſchnecke, II. 303 
traußfeder, II. 288. 195, 
trickmuſchel, II. 115. 31 
Strohhalm, I. 288. 193 
Strom bis, IE. 302 
— camelus, II. 307. 213 
— chiragra, II. 304. 210 
— Jianæ, II. 306. 212 
— fufus, II. 303. 209 
— lentiginoſus, II. 305. 211 


Strongylus, I. 46 bimaculata, II. 86.48 

— eguinus, 1.46.36 — cornea, II. 83. 39 

Stumpfmuſchel, II. 99 — foliacea, II. 85. 42 

Sturmhaube, II. 29 t— far 1 82. 38 6 

Sultankoͤcher, II. 423. 378 — Hingua felis, II. 84. 41 

Sumpſtellmuſchel, II. 83. 39 — radiata, 11.81.37 5 

22 Telline, II. 80 

Tabakspfeife, II. 320. 201 Tellmuſchel, H. 80 

Tania, I. Inteftin. I. 99 |Terebella, F. 286 

— candelabraria, I. 134.135 — bicornis, I. 288. 348 

— canina, I. 125. 10 — cirrata, I. 286. 344 

caprina, I. 135. 39 — conchilega, I. 28. 345 
— 8 6 -Teredo, 


1111111 


CCC ˙ᷣ terre 


| Ku nz gefleckter, 


Regiſter. 


Teredo, II. 383 

— clavata, II. 388. 320 

— navalis, II. 383. 317 

Teſtacea, II. ı 

Tethys, I. 269 

— ſimbria, I. 269. 325 

Teufelsklaue, II. 304. 210 

Theeloͤffel, IT, 280 

Thurm, baby. II. 31g. 210 

Tieget, II. 264. 170 

II. 269. 176 

Tiegerbein, ff. 300 266 . 

Tiegerporzellane, II. 276. 179 

Tiegerzunge, II. 112. 7 

Todtenkopfmuſchel, II. 193. 
131 * .4 


3 — 
Tonnenſchnecke, II. 293 
Topf, II. 291 
Trauermantel, II. 286. 190 
Tiichocephalos, T. 38 
— hominis, I. 39. 24 
‚== lacertæ apodæ, I. 42. 30 
— muris, I. 41. 28 5 
Trichoda, II. 459 
— cometa, II. 459. 430 
Trichuris, I. 38 
Trochiten, J. 393 
Trochus, II. 327 
= coofianus, II. 32g 
lithophorus, 1 326. 231 
magus, II. 322. 224 
pagodus, II. 32g 
perſpectivus, II. 322. 222 
pharaonis, II. 324. 227 
folaris, II. 327. 233 
fol. imp. II. 328 


11111 


Troͤdlerinn, II. 326. 231 
Trompeten necke, II. 292 
Tosjankoſchnecke, II. 292 
Tubipora, II. 398 
= muſica, II. 395. 325 


1e 


teleſcopium, II. 325. 229 


Tubularia, IT, 420 


f acetabulum, II. 421. 369 


D campanulata, II. 322.323 
— indiviſa, II. 421. 368 
— Sultan, II. 423. 375 


Turbo, II 328 


argyroſtomus, II. 
chry foſtomus, II. 335 
elathrus, II. 332. 239 
cochlus, II. 330. 236 
detphinus, II. 329.235” 
nautileus, II. 333.242 
olearia, II. 335 5 
perverſus, II. 332. 240 
pethelatus, II. 33 7 
pfeudofcalatus , II. 
239 
ſmaragdina, II. 335 
ſcalaris, II. 330 238 
uva, II. 334. 244 


38 


332 


Univalvia, II. 244 
— fine fpira, II. 369 


Vauerndahsmuſchel, I 136, 
94 


Vena medinenſis, I, 23. 10 
Penus, II. 103 

ala papil. II. 121 
caſtrenſis, II. 110. 73 
cedo nulli, II. 1217 
dione, II. 105, 67 
dyfera, II. 106. 68 
ericyna, II. 121 
foliacea, II. 121 
gallina, II. 109. 23 
luſoria, II. 121 
marica, II. 107.69 
mercenaria, II. 116.93 
monſtrofa, II. 121 
orientalis, II. 106. 68 
pectinata, II. 113. 78 

en, II. 120. 85 
Pop 3 Venus, 


— 
— 
— 
— 
— 
— 
— 
— 
— 
— 
— 
— 
— 


Regiſter. 


Penrus, recluſa, II. 121 
— tugoſa, II. 108. 20 
ſcripta, II. 114. 79 
textrix, II. 120. 84 
tigerina, II. 112.77 


Vennsmuſchel, II. 103 
achte, II. 105. 67 
— blaͤttrige, II 121 
— bleyſchwere, II. 120. 8; 


— 
+ 
— 


— 


— 


granulirte, II. 107.69 
monſiroſe, II. 121 
unvergleichliche, II. 121 
verſchloßne, II. 121 
— warzenvolle, II. 108. 
Verhaarer, I. 185. 209 
Verhandern, II. 152 
Vibrio, II. 462 

— anguillula, II. 462. 439 
falx, II. 465. 440 
glatinis, II. 462. 438 
lineola, II. 465 

olor, II. 465. 441 
undula, II. 465 
Voͤgelein, II. 208. 145 
Vogeldarm, II. 379. 311 


Vogelkopf, II. 427. 394 
Voluta, II. 284 


70 


ii 


cymbium, II. 291 
merratoria, II. 290. 197 
mica, II. 291. 199 
mitra ep. II. 288. 195 
mitra pap II. 288. 194 
muſica, II. 289. 196 
nucleus, II. 290. 198 
oliva, II. 286. 190 
olla, II. 291 

pyrum, II. 292 
fepultura, II. 287. 191 
— terebellum, II. 288. 193 
Volnten, II. 4 
Volvox glob. II. 447.428 - 


u 


Aline 


[= focialis, II. 
E ſtentorea, II. 448.418 


breitblaͤttrige, II. 106. 68 


Vorticella, II. 441 | 
— opercularis, IT. 449.422 
— rotatoria, II. 449. 423 
448. 420 


Wachsticht, II. 264. 168 
Waldſchnecke, 11.347: 253 
Wallfiſchlaus, II. 52. 16 
Wallfiſchpocke, II. 52. 16 
Walzenſchnecke, TI. 284 
Walzenwurm, II. 466. 442 
Wampum, II. 18 . 
Warienſcheide, I. 251,297 
Warzenichnecken, II. 309 
Warzenwurm, I. 35. 20 
Waſſeraͤlchen, I, 226. 277 
Waſſerkalb, I. 21.9 
Waſſerſchtaͤngelchen, I. 223 
Waſſerſchnecke, lebendiggebaͤr. 
II. 350: 256 4 
Waſſertrichter, II. 448. 479. 
Waſſertropfen, II. 276. 179 
Weberin, II. 120 84 
Weberſpuhl, JI. 283. 188 
Wegſchnecke, J. 177 


* 
1 


Weib, altes, IT. 106. 68 


II. 319. 22143 


— 


auris midæ, II. 285. 199 — boͤſes, II 309. 214 
caſtra turc. II. 287.193 Weife, 


II. 148. 104 
Weihkeſſel, JJ. 136. 94 
Weinbergsſchnecke, IJ. 339. 246 
Weitmund, JI. 301. 208 
Wellenaͤlchen, JI. 465 
Wellenhorn, II. 296. 202 
Wendeltreppe, 71.330 
chte, II. 330. 2338 
— unaͤchte, TI. 332. 239 
Wickelkind, II. 334. 444 
Wimpernereide, J. 222. 274 
Winkelhacken, IT. 154. 111 
Winkelwurm, II. 466 
Wolfsbandwurm, I. 122. 115 
Zaͤhn⸗ 


Regiſter. 


Zöbuchen, II. 378. 308 Zlegenauge, II. 373. 207 
ahn, blutiger, JJ. 362.280 Zirkelwourm, J. 174 

2 ahnſpindel, JI. 303. 209 Zitterblaſe, J. 278. 334 

Zahnwurm, I. 6 oophyta, II. 391 

Zauberſchnecke, 17. 355.261 I— — II. 427 

Zellencoralle, JI. 403 ottenkopf, J. 382 

— durchſtochne, JJ. 406.345 Zwergpholade, J. 64. 25 
ellencorallinen, II. 426 Zwiebelſchale, rothe, II. 193. 
Zeug, goldner, II. 267. 174 130 

Zickjackkammuſchel, IT. 162. — weiße, IT. 192. 128 
175 Zwirnwurm, J. 16 


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