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Full text of "Untersuchungen über verschiedene Anwendungen der Infinitesimalanalysis auf die Zahlentheorie, 1839-1840. Deutsch hrsg. von R. Haussner"

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LeJeune  Dirichlet,  Peter  Gustav 
Untersuchungen  über  verschie- 
dene Anwendungen  der  InTinite- 
s  imalanaly  s  i  s 


Sau: 

Untersiicliiinaeii 


über  verschiedene 


Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis 


auf  die 


ZAHLENTHEORIE 

vou 

"eTe^v  g'\ejeune  dirichlet. 

(1839—1840.) 


Deutscli  heran sg'eg-ebeu 


R.  Haussiier. 


LEIPZIG 
VERLAG  VON  WILHELM  ENGELMANN 


1897.  ^ 


Untersuchungen  über  verschiedene  Anwendungen 
der  Infinitesimalanalysis  auf  die  Zahlentheorie 

von 

G.  Lejeune  Dirichlet. 

Aus  dem   » Jonrnal   für  die  reine   und   angewandte  Mathematik«. 

herausgegeben  von  A.  L.  Grelle.     Bd.  19,  183i»,  S.  324— :}69:   Erster 

Theil    §  1—0);   Bd.  21,    1840,   S.  1—12   und  ö.  134— 155:    Zweiter 

Theil  (§  7—11). 

Erster  Theil. 

[Crelles  Journal,  Bd.  19,  S.  324—369.; 

[324]  Als  ich  mich  vor  zwei  Jahren*)  damit  beschäftigte 
zu  beweisen,  dass  jede  unendliche  arithmetische  Progression, 
deren  Glieder  nicht  sämmtlich  einen  gemeinschaftlichen  Theilcr 
haben,  unendlich  viele  Primzahlen  enthält  —  was  bis  dahin 
noch  nicht  auf  strenge  Weise  geschehen  war  — ,  wurde  ich 
dazu  geführt,  eine  grosse  Anzahl  zahlentheoretischer  Fragen 
von  einem  ganz  neuen  Gesichtspunkte  aus  zu  betrachten. 
Dieser  bringt  sie  sowohl  mit  den  Principien  der  Infinitesimal- 
analysis in  Verbindung,  als  auch  mit  den  merkwürdigen  Eigen- 
schaften einer  Classe  von  unendlichen  Reihen  und  Producten, 
welche  grosse  Aehnlichkeit  mit  den  Ausdrücken  haben,  die 
Euler  in  dem  »/^e  seriehus  ex  evolutioue  factorum  oriis'^ 
überschriebenen  Capitel  seiner  >  Iniroductio  in  analysin  in- 
finitorum«-    untersucht  hat.     In  einer  in  Crelleh  Journal**) 


*,  Die  Abhandlung,  welche  ich  in  der  Berliner  Akademie  über 
diese  Frage  gelesen  habe,  ist  soeben  in  den  Abhandlungen  der 
Akademie  vom  Jahre  1837  (S.  45 — 81)  abgedruckt  worden.  [Siehe 
auch   G.  Lejeune  J)irichlet\  Werke,  Bd.  1,  S.  313—342.     II.l 

**;  Bd.  18  (1838',  S.  259 — 274:  SurVusa<je  des  sericx  üijinies  /laus 
hl  theorie  des  nombres.     [Werke,  Bd.  1,  S.  357 — 374.     II.] 


4  G.  Lejeune  Dirichlet. 

veröffeutlichten  Mittheiluug  Labe  icli  melirere  Probleme,  auf 
welche  diese  analytische  Methode  angewendet  werden  kann, 
bezeichnet.  Jetzt  nehme  ich  mir  v(tr,  meine  Untersuchungen 
über  diesen  Gegenstand  mit  allen  uöthigen  Entwickelungen  in 
einer  Reihenfolge  von  Abhandlungen  darzulegen.  Die  erste 
derselben,  welche  ich  jetzt  dem  ritheile  der  Mathematiker 
unterbreite,  ist  insbesondere  der  —  bis  jetzt  noch  nicht  ge- 
gebenen —  Lösung  der  Aufgabe  gewidmet,  welche  die  Anzahl 
der  verschiedenen  quadratischen  Formen,  deren  Determinante  1) 
eine  beliebige  positive  oder  negative  ganze  Zahl  ist  oder,  was 
dasselbe  ist,  die  Anzahl  der  quadratischen  Theiler,  welche  zu 
dem  Ausdrucke  ;r-  —  Z>y-  gehören,  zu  bestimmen  verlangt. 
Die  Analysis,  welche  uns  zur  vollständigen  Lösung  dieser 
wichtigen  Frage  führt,  liefert  uns  [325]  gleichzeitig  —  und 
sozusagen  nebenbei  —  neue  und  sehr  einfache  Beweise  für 
mehrere  schöne  von  Herrn  Gauss  aufgestellte  Sätze,  welche 
dieser  berühmte  Mathematiker  nur  mit  Hülfe  sehr  verwickelter 
Betrachtungen  in  dem  zweiten  Theile  des  fünften  Abschnittes 
seiner   ^JJisqitisih'ones  aritlnneticac     aufgestellt  hatte. 

Dieser  Abschnitt  des  G«?/i'6'schen  Werkes,  welcher  der 
Theorie  der  Formen  zweiten  Grades  gewidmet  ist,  setzt  sich 
aus  zwei  deutlich  unterschiedenen  Theilen  zusammen.  Der 
erste  Theil,  welcher  bis  zu  dem  Artikel  223  reicht,  kann  als 
eine  Auseinandersetzung  der  elementaren  Theile  dieser  Theorie 
betrachtet  werden  und  enthält  alle  von  Eulcr,  Lagrange  und 
Ijcgendrc  vorher  gegebenen  Resultate  vollständig,  in  vieler 
Hinsicht  erweitert  und  überdies  aus  neuen  Priucipien  abge- 
leitet. Der  zweite  Theil,  welcher  eigentlich  mit  dem  Artikel 
234  beginnt  (da  die  Artikel  223 — 233  Detiuitionen  und  llülfs- 
sätze,  welche  zur  Einführung  in  den  zweiten  Theil  diene«, 
enthalten),  setzt  sich  beinahe  ausschliesslich  aus  eignen  Unter- 
suchungen des  berühmten  Verfassers  zusammen.  Diese  ebenso 
durch  die  Tiefe  der  Methoden,  w-ie  durch  die  Zahl  und  Mannig- 
faltigkeit der  Resultate  bemerkenswerthen  Untersuchungen  bil- 
den unstreitig  den  Theil  des  ganzen  Werkes,  welcher  dem 
»Studium  die  meisten  Schwierigkeiten  darbietet.  Selbst  den 
Mathematikern  sind  sie  sehr  wenig  bekannt,  und  es  mag  da- 
rüber besonders  das  angeführt  werden,  was  Lcgcmlrc  in  der 
Vorrede  ziir  zweiten  Ausgabe  seiner  Tlifutic  (hs  Notnbrcs 
sagt.  Naclidem  er  dort  die  d'a ans' scheu  Entdeckungen,  welolie 
er  in  sein  Werk  aufgenommen  hat,  aufgezählt  hat,  fügt  er 
hinzu: 


Vcrscliiedenc  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.       5 

»Oll  aurait  desiro  enrichir  cet  Essai  d'un  plus  grand  nombre 
des  excellents  matöriaux  qui  composent  l'ouvrage  de  Mr.  Gauss: 
mais  les  möthodes  de  cet  auteur  Ini  sont  tellement  particulieres 
qu'on  n'aurait  pu,  sans  des  circuits  tres-dtendus,  et  sans 
s'assujetir  au  simple  role  de  traducteur,  profiter  de  ses  autres 
decouvertes. « *) 

Ich  wage  mithin  zu  hoffen,  dass  meine  Arbeit  —  abge- 
sehen von  den  neuen  Resultaten,  welche  sie  bringt  —  auch 
dadurch  zum  Fortschritte  der  Wissenschaft  beitragen  wird, 
dass  sie  schöne  und  wichtige  Theorien,  die  bis  jetzt  nur  der 
kleinen  Zahl  von  Mathematikern,  welche  die  nöthige  geistige 
Spannkraft  besitzen,  um  den  Faden  der  Gedanken  in  einer 
langen  Reihe  von  Rechnungen  und  sehr  verwickelten  Schluss- 
folgerungen nicht  zu  verlieren,  verständlich  geworden  waren, 
auf  neuen  Grundlagen  aufbaut  und  auf  die  Elemente  zurück- 
führt. 

[326]  §  1. 

Wir  betrachten  die  Summe  der  unendlichen  Reihe: 

in  welcher  k  und  q  zwei  positive  Grössen  bezeichnen,  deren 
erste  constant  und  deren  zweite  variabel  ist.  Da  diese  Summe 
jeden  endlichen  Grenzwerth  überschreitet,  wenn  die  Veränder- 
liche Q  unendlich  klein  wird,  so  fragen  wir  nach  der  einfach- 
sten Function  von  q,  welche  als  Maass  für  diese  Zunahme 
dienen  kann  oder,  mit  anderen  Worten,  deren  Verhältniss  zu 
dem  vorstehenden  Ausdrucke  sich  dem  Grenzwerthe  Eins 
nähert,  wenn  q  der  Null  zustrebt.  Zu  dem  Zwecke  nehmen 
wir  die  bekannte  Formel  zu  Hülfe: 


/..>-l«gC'(±) 


dx  = 


^(l+C) 


*)  Der  Verfasser  würde  dieses  Werk  gern  mit  einer  grösseren 
Anzahl  der  ausgezeichneten  Untersuchungen,  welche  das  O'auss'äche 
Werk  bilden,  bereichert  haben;  aber  die  Methoden  dieses  Autors  sind 
ihm  so  eigenthümlich ,  dass  der  Verfasser  ohne  die  grüssten  Um- 
wege und  ohne  die  Rolle  eines  blossen  Uebersetzers  zu  übernehmen 
seine  andern  Entdeckungen  nicht  hätte  wiedergeben  können,      11. 


Q  G.  Lejeune  Dirichlet. 

Ersetzen  wir  in  derselben  /c  nach  einander  durch  X-,  /t  -\-  1, 
/»•  4-  - )  ■  •  •  i'"^  bilden  wir  dann  die  Summe  alier  dieser 
Gleichungen,  so  ergiebt  sich  für  die  Reihe  (1)  der  folgende 
Ausdruck: 

1  /'  .r'-' 

X 


r{^-\-Q 


yi^j-(T)- 


Addirt   man    zu    diesem    Ausdrucke  und    subtrahirt    man 

1         .  ^ 

dann  wieder  den  —  gleichen  Werth: 

Q 
so  erhält  man  für  den  obigen  Ausdruck: 


u 


■0 


Da  für  />■  ^  (*  der  zweite  Theil  mit  unendlich  abnehmendem  q 
gegen  die  endliche  Grenze: 

convergirt,  so  folgt,  dass  das  Verhältniss  der  Summe  (1  zu 
dem  Bruche    —  die  Einheit  zur  Grenze  hat,  wenn  die  positive 

Veränderliche  q  unbegrenzt  abnimmt. ') 

Mit  Hülfe  dieses  Satzes  ist  es  leicht,  den  folgenden  Salz, 
von  dem  wir  in  unseren  Untersuchungen  häulig  Gebrauch 
machen  werden,  zu  beweisen. 

>  l'j  s  seien 

(2)  /,,   /,,   A,,  ...,/„,... 

positive,  von  Null  verschiedene,  einander  ungleiche 
oder  theilweiso  einander  gleiclio  Constanten,  deren 
Anzalil  unendlich  gross  sei;  es  sei  f{f)  diejenige  un- 
stetige   Function     der    positiven    Veränderlichen    /, 


Verschiedene  Anwenduugen  der  Infinitesimalanalysis  etc.       7  ' 

welche  augiebt,  327]  wie  viele  der  in  der  Ueihe  (2) 
enthaltenen  Zahleuwerthe  den  Werth  von  t  nicht 
übertreffen.  Wenn  dann  die  Function  f[t)  auf  die 
Form: 

(3)  f[t)  =  ct  +  tyip[t] 

gebracht  werden  kann,  wo  e  und  y  positive  Con- 
stanten  bezeichnen,  deren  zweite  kleiner  als  Eins 
ist,  und  wo  die  neue  Function  </'(^),  abgesehen  von 
ihrem  Vorzeichen,  für  beliebig  grosse  Werthe  der 
Veränderlichen  t  immer  kleiner  als  die  positive  Con- 
stante  C  bleibt,  so  behaupte  ich:    Die  Summe: 

(4)  (p[Q)  =  — ^,  +  +  — ^  -I , 

*1  '»  *3 

in  welcher  q  eine  positive  Veränderliche  bezeichnet, 
hat  für  unendlich  kleine  Werthe  von  q  den  Grenz- 
werth: 

(5)  ^[q)  =  j. 

d.   h.  das  Verhältniss  der  Summe  (p[q)  zu  dem  Bruche 

—  nähert  sich  mit  unendlich  abnehmendem  q  dem 
Q 

Grenzwerthe  Eins.  «2) 

Da  die  Anzahl  der  in  der  Reihe  (2)  enthaltenen  Werthe, 
welche  die  Einheit  nicht  überschreiten ,  eine  endliche  ist 
[denn  ihre  Anzahl  ist  gleich  c  +  «AlO]  ^^°*^  ^^  unter  den- 
selben sich  keiner  befindet,  welcher  gleich  Null  ist,  so  ist  es 
durch  die  Natur  des  zu  beweisenden  Satzes  klar,  dass  wir 
den  Theil  des  Ausdruckes  (p  ((>),  welcher  diesen  Gliedern  ent- 
spricht, weglassen  können.  Wii*  bezeichnen  die  nach  dieser 
Verkleinerung    übrig    bleibende    Summe    noch    mit    (p  [q)    und 

wählen  eine  Constante  ö',  welche  grösser  als ist;  dann 

zerlegen  wir  die  Summe  (p{q)  in  unendlich  viele  Theilsummen, 
sodass  die  wi*®  dieser  Theilsummen  alle  Zahlwerthe  umfasst, 
welche  der  doppelten  Bedingung: 

m'^  <  /„  S  [m  +  1]'' 

und  mithin  auch  der  Bedingung: 


8  (i-  Lcjcunc  Dirichlet. 

w'H'  +  lO  ^  /^i+v  —  [m  +  ijX'+v) 
genügcu.     Die  Anzahl  dieser  Glieder  ist  offenbar: 

f{[m  -\-  Ij-')  -f{m')  . 

Da  der  numerische  Werth  von  f^'il'{t)  für  i  =  m''  und 
f  =  [ni  +  1]''  kleiner  als  C\jn  +  1]>''  ist,  so  bestehen  die 
folgenden  zwei  Ungleichheiten: 

f{[m  +  1]'')  — /K)  <  c{[m  +  ly  —  m'')  +  2C[w  +  l]>'^ 
y([,«  +  1].')  — /(w'')  >  c{[m  +  1]''  —  m^)  —2C[m+  l]r'\ 

Verbindet  man  diese  beiden  Ungleichheiten  mit  den  unmittel- 
bar vorangehenden,  so  folgt,  dass  die  betrachtete  7?;'®  Theil- 
summe  bez.  kleiner  und  grösser  ist,   [328]  als  die  Grössen: 

[m  +  lY  —  m^  _^  ^^Jm  +  l]^''^ 


m 


d(i+t')  wJ(' ■*■'') 


[m  +  1]''  —  ^'^  _  2(;,      [w^-M]v^ 


Folglich  ist: 

wo  die  Summenzeichen  —  sich  über   alle    ganzcu   Zahlen   von 
m  =  1   bis  m  =  oo  erstrecken. 
Da  nach  einem  bekannten  Satze: 

Im  -1-  !]<'-  w'  =  dm''-,'  +  ^-i^-^  [m  -f  f,J''-'- 

ist,  wo  £„j  einen  positiven  echten  ]'>ruch  bezeichnet,  so  kann 
man  die  vorslohcnde  Ungleichheit  auch  auf  die  Form  bringen: 

1  iv-' 


['+i'j' jm-:.] 


Verschiedene  Anwendunf;en  der  Infinitcsiuialaualysis  etc.      0 

Die  beiden  letzten  Summen  bleiben  ;iber  endlich,  wenn  q  un- 
endlich klein  wird,  denn  sie  sind  beständig  kleiner  als  die 
Summen: 

vfi  ,  ATI     vF,  ,  jLf  __L_. 

diese  selbst  sind  aber  endlich,  wie  mit  Hülfe  von  bekannten 
Sätzen  leicht  zu  erkennen  ist,  wenn  man  sich  an  die  über 
die  Constante  d  gemachte  Voraussetzung,  dass  d[\ — y)'^  1 
ist,  erinnert.     Was  die  erste  Summe  in  der  obigen  Ungleich- 

1 
heit  betrifft,  so  wird  sie  offenbar  gleich  -^r-,  wenn  p  unend- 

OQ 

lieh  klein  wird,  da  sie  eine  dem  oben  betrachteten  Aus- 
drucke (1)  analoge  Form  hat.    Man  sieht  also,  dass  die  obere 

c 
Grenze   von  q){Q)    die  Form  —  annimmt,    wenn   die   positive 

Grösse  q  unendlich  klein  wird;  da  dieselbe  Schlussfolge  sich 
auf  die  untere  Grenze  anwenden  lässt  und  zu  dem  gleichen 
Resultate  führt,  so  ist  der  aufgestellte  Satz  bewiesen. 

Man  kann  dem  soeben  bewiesenen  Satze  zwar  eine  viel 
grössere  Ausdehnung  geben ;  da  derselbe  aber  in  der  ge- 
gebenen Fassung  für  die  vorläufig  beabsichtigten  Anwendungen 
ausreicht,  so  mag  diese  Verallgemeinerung,  welche  überdies 
keine  Schwierigkeiten  darbietet,  übergangen  werden. 

Wir  bedürfen  noch  zweier  anderer  Hülfssätze,  welche 
ebenso  wie  der  vorige  der  Infinitesimalanalysis  angehören. 
Der  erste  dieser  neuen  Sätze  ist  so  einfach,  dass  wir  uns 
damit  begnügen,  ihn  auszusprechen,  ohne  seinen  leicht  zu  er- 
gänzenden Beweis  zu  geben. 

[329]  Alle  Punkte  einer  unendlichen  Ebene  seien  auf  zwei 
zu  einander  senkrechte  Axen  X  und  Y  bezogen.  In  dieser 
Ebene  sei  eine  geschlossene  Curve  construirt,  welche  in  allen 
ihren  Theilen  entweder  ein  und  demselben  analytischen  Ge- 
setze oder  mehreren  solchen  Gesetzen  unterworfen  ist;  die 
Curve  soll  sich  fort  und  fort  ausdehnen  und  schliesslich  jede 
Grenze  überschreiten,  aber  in  der  Weise,  dass  die  veränder- 
liche Curve  immer  sich  selbst  ähnlich  bleibt.  Schliesslich 
bezeichne  man  mit  o  den  ebenfalls  veränderlichen  Inhalt  des 
Flächenstückes,  welches  die  Curve  begrenzt. 

Es  seien  dann  a,  b,  a,  ß  vier  Constanten,  von  denen  die 


10  0    Lojeune  Dirichlet. 

beiden  ersten  positive  Wertlio  haben,  und  man  ((insliuire  alle 
Piinivte,   deren  Cuordinaten  x  und  y  die  Furni  haben: 

(6)  ar  =  rt  r  +  «  ,     y  =  Inc  +  ^  , 

wo  V  und  xc  alle  ganzen  Zahlen  von  —  oo  bis  +00  be- 
zeiclinen.  Bezeichnet  ferner  F{o]  die  Anzahl  dieser  Punkte, 
welche  innerhalb  der  Curve  gelegen  sind,  so  ist  augenscheinlich 
für  unendlich  grosse  Werthe  voii  f/: 

ab 

d.  h.  das  Verhältniss  der  beiden  Seiten  dieser  Gleichung  wird 
gegen  die  Einheit  convergiren,  wenn  0  über  jeden  positiven 
Grenzwerth  hinauswächst.     Gleichfalls   leicht  zu  erkennen  ist, 

dass  die  Differenz  jP(ff) 7  weniger  schnell  zunimmt  als  die 

Potenz  (/■',  in  welcher  der  Exponent  /  ^  .V  vorausgesetzt  ist. 
Wir  können  also  setzen: 

(7)  i^(a)  =  ^(j  +  a'>(a), 

wobei  ö  <Ü  /'  <^  1  ist  und  die  Function  \p  [o] ,  vom  Vorzeichen 
abgesehen,  sicherlich  immer  kleiner  als  eine  gewisse  endliche 
Constante  C  bleibt.  ^') 

Der  letzte  der  Hülfssätze,  welche  wir  der  Infinitesimal- 
analysis  entlehnen ,  bezieht  sich  auf  die  Reihentheorie.  Be- 
kanntlich giebt  es  zwei  sehr  verschiedene  Arten  von  conver- 
genten  Keilien;  die  Reihen  der  ersten  Art  sind  convergent 
unabhängig  von  den  Vorzeichen,  mit  denen  ihre  Glieder  be- 
haftet sind,  während  die  der  zweiten  Art  die  Eigenschaft  der 
Convergenz  nur  besitzen,  weil  ihre  Glieder  sich  durch  ihre 
entgegengesetzten  Vorzeichen  zum  Theil  zerstören. 

Eine  Reihe  der  ersten  Art  bleibt  convergent,  und  ihre 
8uiiime  behält  immer  denselben  Werth,  in  welcher  Reihenfolge 
auch  ihre  Glieder  genommen  werden  mögen.  Die  Reihen  der 
zweiten  Art  verhallen  .sich  [330'  in  ganz  verschiedener  Weise. 
Eine  Reihe  dieser  Art,  welche  für  eine  gewisse  Anordnung 
ihrer  Glieder  convergent  ist,  kann  diese  Eigenschaft  verlieren, 
wenn  die  Reihenfolge  der  Glieder  geändert  wird.  Es  kann 
auch  vorkommen,  dass  die  Reihe  nach  dieser  Aendcrung  zwar 
noch  convergent  i.it,   dass    aber    ihre  Summe    gleichzeitig   mit 


Verschiedene  Anwencliingen  der  Infinitcsinialaualysis  etc.    1  \ 

der  Reihenfolge  der  Glieder  ihren  Werth  geändert  hat.  Diese 
—  wie  man  weiterhin  sehen  wird  —  eng  mit  nnserem  Gegen- 
stand verbundenen  Bemerkungen  sind  auch  für  andere  Unter- 
suchungen nicht  unwichtig.  Aus  ihnen  folgt  z.  B.  die  Be- 
merkung: Hat  man  eine  Reihe  der  zweiten  Art  zu  summiren 
und  erhält  man  für  ihre  Summe  einen  ganz  bestimmten  Werth, 
ohne  dass  die  Reihenfolge,  in  welcher  die  Glieder  auf  einander 
folgen  sollen,  als  wesentliches  Element  in  der  benutzten  Ana- 
lyse auftritt,  so  muss  das  Summationsverfahren  irgend  einen 
versteckten  Fehler  enthalten  oder  wenigstens  durch  irgend  eine 
Betrachtung  vervollständigt  werden,  welche  deutlich  die  der 
erhalteneu  Summe  entsprechende  Anordnung  der  Glieder 
anzeigt. 

Es  sei,  um  nun  auf  unseren  Gegenstand  zurückzukommen, 
s  eine  positive  Veränderliche  und  man  betrachte  die  Reihe, 
deren  allgemeines  Glied 

1 

ist,  wobei  die  ganze  Zahl  n  alle  Werthe  von  w  =  1  bis 
n  =  oo  annehmen  kann.  Wenn  man  voraussetzt,  dass  c„, 
abgesehen  von  seinem  Vorzeichen,  für  beliebige  Werthe  des 
Index  n  immer  kleiner  als  die  Constante  C  ist,  so  gehört  die 
vorstehende  Reihe  zur  ersten  Art,  so  lange  5  >  1  ist.  Setzt 
man  also  s  ^=  l  -\-  q,  wo  q  eine  beliebig  kleine  positive  Ver- 
änderliche ist,  so  hat  die  Summe : 

einen  einzigen  und  von  der  Anordnung  ihrer  Glieder  völlig 
unabhängigen  Werth.  Denken  wir  uns  nun,  dass  es  sich 
um  die  Ermittelung  des  Grenzwerthes  handelt,  welchem  sich 
die,  so  lange  die  Veränderliche  q  positiv  bleibt,  ollenbar 
stetige  Function  ipi^  +  q]  nähert,  wenn  o  kleiner  als  jede 
noch  30  kleine  positive  Grösse  wird,  unter  der  Annahme, 
dass  ein  solcher  Grenzwerth  der  Function  existirt,  was  nicht 
der  Fall  sein  kann.  Nach  den  obigen  Bemerkungen  würde 
man  nicht  berechtigt  sein  zu  sagen,  dass  dieser  Grenzwerth 
durch : 

"^  ^  n         > 
n 


12  f^-  I-iejeune  Dirichlet. 

wobei  die  lieihenfolge  der  Glieder  willkürlich  ist,  dargestellt 
werde;  denu  oflenbar  gehurt  diese  Reihe  zur  zweiten  Art 
uud  hat  mithin  keine  bestimmte  Summe. 

[331]  Indem  man  die  oben  ausgesprochenen  Voraussetzungen 
aufrecht  erliält,  bezeichne  man  mit  /■  eine  positive  ganze  Zahl 
und  setze  fest,  dass  f,,  der  Gleichung: 

(8)  fn+k  =  ^n 

genüge  oder,  mit  anderen  Worten,  dass  die  Reihe: 

^1 ,  ^i,  ■  •  • ,  o.-;  o,+i )  o.-+i7  •  •  •  >  ^i/.-;  ^2/.-+i ,  •  •  • 

periodisch  sei,  wobei  die  Anzahl  der  Glieder,  welche  eine 
Periode  bilden,  gleich  k  ist.  Weiter  setze  man  noch  voraus, 
dass  die  Summe  dieser  Glieder  gleich  Null  sei,  d.  h.  dass  die 
Gleichung  bestehe: 

(9)  c^-}-c,-\ h  o,  =  U  . 

Dann  behaupte  ich,  dass  sich  die  Summe: 

welche  nicht  von  der  Reihenfolge  der  Glieder  abhängt,  einem 
endliclien  Grenzwerthe  nähert,  welcher  durch  den  Ausdruck: 

1 


n 


gegeben  ist,  in  welchem  die  Glieder  in  der  natürlichen  Ord- 
nung, d.  h.  so,  dass  die  Werthc  von  //  beständig  von  //  =  1 
bis  w  =  oo  wachsen,  auf  einander  folgen  sollen.  Um  diese 
Behauptung  zu  beweisen,  genügt  es  offenbar  zu  zeigen,  dass 
die  Reihe: 

deren  Glieder  in  der  angegebenen  Weise  geordnet  sind,  für 
,v  =  oo  bis  5=1  einschliesslich  convergent  bleibt  und 
eine  stetige  Function  von  s  darstellt.  Nun  liisst  sich  aber 
leicht  beweisen,  dass  diese  dojtpelte  Kigenscliaft  nicht  nur 
zwischen  den  soeben  angegebenen  Grenzen,  sondern  vielmehr 
80  lange  ä  grösser  als  Null  ist,  bestehen  bleibt.  In  der  Tliat, 
man  stelle,  wenn  //  irgend  eine  positive  ganze  Zahl  bezeichnet, 
die  Summe  der  /ik  ersten  Glieder  der  vorstehenden  Reihe 
durch  ein  bestimmtes  Integral  dar.    Mit  Hülfe  der  Formel: 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc     13 


fx''-'  log*-'  (  ^  j  dx  = 


71^ 


ü 

und  mit  Rücksicht  auf  die  Gleichung  (S)  findet  man  für  diese 
Summe : 

r{s)J      i_a;fc  ^       \xl 

wobei  die  Summeuzeichen  über  alle  ganzen  Zahlen  von  n=  \ 
bis  n  =  k  zu  erstrecken  sind.  Da  in  Folge  der  Gleichung  (9) 
das  Polynom  ^c„rc"-'  durch  1  — x  theilbar  ist,  so  bleibt  der 
algebraische  Bruch  unter  dem  Integrationszeichen  endlich.  Ist 
K  der  grösste  numerische  Werth  dieses  Bruches  zwischen 
a;  =  0  und  [332]  .r  :=  1 ,  so  ist  das  zweite  Integral  kleiner  als: 

und  verschwindet  für  h  =  oo.  Folglich  ist  die  in  das  Un- 
endliche fortgesetzte  Reihe  convergent,  und  man  erkennt  mit 
der  gleichen  Leichtigkeit,  dass  die  durch  das  erste  Integral 
dargestellte  Summe  eine  Function  von  s  ist,  welche  sich,  so 
lauge  s  ^  0  bleibt,  stetig  mit  dieser  Variabein  ändert. 

§  2. 
Ist  p  eine  positive  oder  negative  ungerade  Primzahl  und 
k  eine  nicht  durch  p    theilbare  ganze  Zahl,   welche  ebenfalls 
positiv  oder  negativ  sein  kann,    so    bezeichnen  wir  nach  Le- 

(/endrea  Vorgange  mit  (  '  |  die  positive  oder  negative  Einheit, 

je  nachdem  k  quadratischer   Rest    oder  Nichtrest  von   p  ist. 

berühmte  Autor  definirt  das  Symbol   {  —  ]   als  den   Rest, 

welchen  die  Potenz  /.■  ^  durch  p  getheilt  lässt;  für  uusern 
Zweck  ist  die  erstere  Definition,  obgleich  im  Grunde  ge- 
nommen mit  der  letzteren  identisch,  deshalb  vorzuziehen,  weil 


Der 


14  '^•-  Lejeune  Dirichlet. 

sie  p  nicht  als  positive  Zahl  voraussetzt.  Wenn  mit  /  eine 
zweite,  nicht  durch  /;  theilbare  ganze  Zahl  und  mit  q  eine 
ungerade  Primzalil,  deren  numerischer  Werth  von  dem  der 
Zalil  p  verschieden  ist,  bezeichnet  wird,  so  bestehen  mit  Be- 
nutzung des  obigen  Symbols  die  Gleichungen: 


m-o  (-/)= 


(|)  =  '-"~(^)  =  (f)'-"^'^"- 

Von  diesen  (ileichungen,  welche  die  ganze  Theorie  der 
quadratischen  Reste  in  sich  schliessen,  setzt  die  zweite  n(»ch 
voraus,  dass  p  positiv  ist,  und  die  vierte,  dass  p  und  y  nicht 
gleidizeitig  negativ  sind. 

Haben  die  positiven  oder  negativen  ganzen  Zahlen  /•  und 
1*  keinen  gemeinschaftlichen  Theiler,  und  ist  die  zweite  Zahl  /', 
welche  wir  als  ungerade  Zahl  voraussetzen,  in  ihre,  gleichen 
oder  ungleichen,  Primzahlfactoren  />,  p\  p",  .  .  .  zerlegt,  d.  h. 
ist  P=pp'p"--,  so  haben  wir  oft  zu  unterscheiden,  ob 
diejenigen  der  Primzahlen  p,  p',  p",  .  .  . ,  von  welchen  /•  (lua- 
dratischer  Niclitrest  ist,  in  gerader  oder  ungerader  Anzahl 
vorkommen  oder,  was  dasselbe  ist,  ob  das  Product: 


00)^) 


den  Wert  +  1  oder  —  1  hat.  Herr  Jacohi  hat  den  Vor- 
schlag gemacht,  ^333]  die  Lvgonlrcithc  Bezeiclinung  auf 
derartige  l*roducte  auszudehnen  und  zu  schreiben: 

Da  diese  Verallgemeinerung  der  J.cpc/idrc'schcn  Bezeich- 
nung, von  welclier  der  soeben  genannte  ausgezeichnete  Mathe- 
matiker scharfsinnige  Anwendungen*)  gemacht  liat,  sehr 
geeignet  ist,  die  Formeln  zu  vereinfachen  und  die  Beweise 
abzukürzen,  so  bedienen  wir  uns  derselben  in  der  Folge, 
üemilss  dieser  Bezeichnung  bestehen  die  Gleichungen: 


*)  Monutsborichtc  dorlU-iiiner  Akademie.  October  18:17.  [JacobCs 
Werke,  Bd.  ti,  S.  2J4.    H.; 


Verschiedene  Anwendungen  der  lufiiiitesiuiiilanalysis  etc.    15 

i'— 1 


1 


wobei  vorausgesetzt  ist,  dass  die  ganzen  Zal.leu  /•  und  /  keinen 
gemeinschaftlichen  Theiler  mit  den  ungeraden  Zahlen  P  und 
Q  haben,  dass  ferner  in  der  dritten  dieser  Gleichungen  P 
positiv  ist,  nnd  dass  schliesslich  in  der  letzten  diesei^  Glei- 
chungen P  und  Q  relative  Primzahlen  sind  und  nicht  gleich- 
zeitig das  negative  Vorzeichen  haben.  Alle  diese  Formeln 
sind  entweder  evident  oder  lassen  sich  leicht  aus  den  Formeln  (l) 
ableiten,  und  es  wäre  um  so  unnützer,  hier  bei  ihrem  Be- 
weise zu  verweilen,  als  sich  die  durch  dieselben  ausgedrückten 
Sätze,  von  der  Bezeichnung  abgesehen,  bereits  in  dem  Guuss- 
schen  Werke  art.  133  aufgestellt  finden.  Um  unnütze  Unter- 
scheidungen   zu    vermeiden,    empfiehlt  es  sich,    den  Fall,    in 

welchem  P  in  dem  Symbole  i^\  den  Werth  ±  1   hat,   nicht 

auszuschliessen,   sondern  /^^J  =  1    anzunehmen.       Oft'enbar 

ist  diese  neue  Uebereinkunft  mit  den  vorhergehenden  Glei- 
chungen verträglich;  durch  diese  Annahme  ist  die  dritte 
dieser  Gleichungen  in  der  fünften  mit  enthalten  und  entspricht 
dem  Falle   Q  =  —{. 

Wir  beschliessen  diesen  Paragraphen  mit  der  Aufstellung 
der  folgenden  evidenten  Gleichungen,  in  welchen  /.•  und  /  un- 
gerade Zahlen  bezeichnen  und  d  den  Wert  ±1   hat : 

k^      l_~l         kl—1       k-'-i      r-—i         (kl)^~\ 


fs: 


ö     '       Ö    ^    =d     '^     ,   ö      ^        ö     ^     =ö 


§  3. 
Wir  haben  nun  noch  an  einige  bekannte  Resultate  zu 
erinnern,  welche  sich  auf  die  Theorie  der  quadratischen 
Formen  beziehen.  Bezeichnet  D  eine  positive  oder  negative 
ganze  Zahl  (der  Fall  X>  =  0  ist  ausgeschlossen),  so  nennen 
wir  mit  Herrn  Gauss  eine  Form  der  Determinante  J) 
jeden  Ausdruck: 

ax^  -\-  2  bxi/  -{-  C7j\ 


16  G.  Lejeune  Diricblet. 

in    welchem  a,    ö,   c  gegebene   ganze  Zahlen,    die    durch    die 
Bedingung  i*—ac  r= /;  miteinander   verbunden    sind,     334 
und  .r,    ,/   unbestimmte   ganze  Zahlen    bezeichnen.      Wenn  die 
Determinante  J)  eine  negative  ganze  Zahl  i<i,    m.  müssen  die 
äusseren    Coefficienten   gleiche   Vorzeichen    haben.     In  diesem 
Falle  betrachten  wir  nur  die  Formen,    für   welche  dieses  Zei- 
chen +  ist,   d.  h.   die  Formen,   welche    nur  positive   Zahlen 
darstellen.     Herr  Gauns  theilt   die  F<.rmen,    welche   zu   der- 
selben Determinante  gehören,    dadurch  in  verschiedene   Ord- 
nungen ein,  dass  er  alle  diejenigen  Formen,  für  welche  der 
grösste  gemeinschaftliche  Tlieiler  von  </,  ö,  c  denselben  Werth 
hat,  in  einer   Ordnung   vereinigt.^)     Wir  setzen  immer  vor- 
aus, dass  ein  solcher  Theiler  nicht  existirt,  oder  vielmehr,  dass 
er  gleich  der  Einheit   ist,    da   die    anderen  Fälle   unmittelbar 
auf  diesen   zurückgeführt   werden   können.      Die  Formen,    um 
'  die  es  sich  also  noch  handelt  und  deren  Oesammtheit  die  so- 
genannte   primitive    Ordnung    bildet,    können   zwei   Fälle 
darbieten.     Entweder  sind  nämlich  a  und  r  gleichzeitig  gerade 
Zahlen  oder  sie  sind   es  nicht.     Nach  der  Bezeichnungsweise 
von   Herrn   Gauss   bilden    die  Formen  in  dem   letzteren  Falle 
die  eigentlich  primitive  Ordnung,  im  ersteren  Falle  die 
uneigentlich    primitive   Ordnung.      Wenn  wir   fernerhin 
von  quadratischen  Formen  ohne  nähere  Bezeichnung  sprechen, 
.so  verstehen  wir  darunter  immer  Formen,  welche  zur  eigent- 
lich   i)rimitiven    Ordnung    gehören.      Bekanntlich    existirt"  die 
uneigentlich  primitive  Ordnung  nur,  wenn  />  =  1   (mod.  4)  ist. 
Zwei  Formen: 

(/.r«  +  2hxy-\-c  y«,     a'  x-  -|-  2  b'  x  y  -\-  r'  y", 

von  denen  die  erste  durch  die  Substitution: 

•'■  =  «^'  +  /^y',  !/  =  yr'  -i-  rV//', 
wobei 

i.st,  in  die  zweite  übergeht,  hcissen  ä(|uivaU'nt.  und  zwar 
wird  diese  Ae(|uivalenz  eigentlich  oder  uneigentlich  ge- 
nannt. Je  naehdem  in  der  letzten  (ileiehung  das  (.here  oder 
untere  Zeichen  gültig  ist.  Diese  Interscheidung.  welche  Herr 
(iauss  in  die  Theorie  der  quadratischen  Formen  eingeführt 
hat  und  welche  Analogie  mit  dem  in  der  deoniefrie  gemachten 
liiterschiede  zwischen  der  Gleichheit  durch  Superposition  und 


Verschiedene  Anwcndimgeu  der  Infinitesimalanalysis  etc.    17 

der  Gleicliheit  durch  Symmetrie*  besitzt,  ist  desbalb  von 
grosser  Wichtigkeit,  weil  sie  der  Theorie  der  Formen  zweiten 
Grades  eine  Einfachheit  verleiht,  welche  dieselbe  sonst  bei 
weitem  nicht  haben  würde.  Die  uneigentliche  Aequivalenz 
brauchen  wir  nicht  in  Betracht  zu  ziehen;  wenn  wir  also 
kurz  sagen,  dass  zwei  Formen  äquivalent  sind,  so  verstehen 
wir  darunter  immer,  dass  es  sich  um  eigentliche  Aequivalenz 
handelt. 

[335]  Die  (positiven  und  eigentlich  primitiven)  Formen, 
deren  Determinante  eine  gegebene  Zahl  1)  ist,  und  deren  es 
immer  unendlich  viele  giebt,  können  in  eine  endliche  Anzahl 
von  Classen  vertheilt  werden,  indem  man  zwei  Formen  in 
dieselbe  Classe  oder  in  verschiedene  Classen  einordnet,  je 
nachdem  diese  Formen  äquivalent  sind  oder  nicht.  Wenn 
man  aus  jeder  Classe  irgend  eine  der  sie  bildenden  Formen 
herausgreift,  so  erhält  man  ein  System  von  Formen,  welches 
wir  das  vollständige  System  der  verschiedeneu 
Formen  oder  einfacher  die  verschiedenen  Formen  der 
Determinante  D  nennen.  Ist  dieses  System  aufgestellt, 
so  hat  offenbar  jede  Form  der  Determinante  D  immer  eine 
ihr  äquivalente  Form  und  nur  eine  solche  in  diesem  System. 
Wenn  man  sich  für  die  Ordnung  der  uneigeutlich  primitiven 
Formen  ein  gleiches  Sj^stem  bildet,  so  ist  ebenso  leicht  zu 
sehen,  dass  dieses  neue  System  die  gleiche  Eigenschaft  in 
Bezug  auf  jede  Form  der  genannten  Ordnung  besitzt. 

Die  verschiedenen  Formen,  welche  zu  irgend  einer  Deter- 
minante i>  gehören,  sind  von  Herrn  Gauss  in  Geschlechter 
eingetheilt,  welche  den  Lege7idrehc\i.QU  Gruppen  von  quadra- 
ischen  Theilern  (groupes  de  diviseurs  quadratiques)  ähnlich 
sind.  Der  Unterschied,  welcher  in  dieser  Hinsicht  zwischen 
den  beiden  berühmten  Mathematikern  besteht,  kommt  nur 
davon  her,  dass  Legendre  die  Determinanten,  welche  durch 
Quadratzahlen  theilbar  sind,  ausschliesst,  was  Herr  Gauss 
nicht  thut  und  was  wir  ebenfalls  nicht  thun,  da  die  Betrach- 

*)  Man  möge  über  diese  bemerkenswerthe  Analogie  einen  Auf- 
satz, welchen  Herr  Gams  in  den  Göttinger  gelehrten  Anzeigen  i 
veröffentlicht  hat,  vergleichen.  Nachdem  dort  der  berühmte  Autor 
eine  Arbeit  von  Herrn  Seeher  über  quadratische  Formen  mit  drei 
Unbestimmten  besprochen  hat,  gelit  er  auf  sehr  interessante  Einzel- 
heiten der  Frage  ein,  in  welcher  Weise  man  geometrisch  die  Eigen- 
schaften der  Formen  zweiten  Grades  mit  zwei  oder  drei  ganz- 
zahligen Unbestimmten  interpretiren  kann. 

t)  [Werke,  Bd.  2,  S.  ISS.     H.] 

Ostwald's  Klassiker.    'Jl.  0 


IJ)  G.  Lcjeune  Dirichlet. 

tun};  von  Determinanten  dieser  Art  bei  verschiedenen  Unter- 
suchungen nnerlüsslich  ist.  Wir  lassen  hier  noch  die  sehr 
leicht  aufzustellenden  (Jrundsätze  folgen,  auf  denen  die  Kin- 
theihiug  der  Formen  in  Geschlechter  beruht.  J^'-'^'i-  (oithm. 
art.   "229  und  folgende.)^) 

I.  Wenn  /  eine  ungerade  Primzahl  ist ,  welche  1)  theilt, 
so  sind  die  niclit  durch  /  theilbaren  ganzen  Zahlen  ;;?,  welche 
durch  dieselbe  Form   der  Determinante  D  dargestellt  werden 

können,  entweder  alle  von  der  Art,   dass  1— j=  1   ist,    oder 

im  \  .        ^^ 

alle  von   der  Art,   dass   (  ;  1  =  —  1  ist. 

II.  Ist  Z>  ^  3  (med.  4),  so  sind  die  ungeraden  Zahlen  w, 
welche  durch   dieselbe  Form  dargestellt  werden  können,    ent- 

7/1—1 

weder  alle  von  der  Art,    dass   [ — 1)   2    =i    ist,    oder    alle 

m—\ 
von  der  Art,    dass  ( — 1)   ^    =  —  i    ist. 

III.  Ist  D^il  mod.  S),  so  sind  die  ungeraden  Zahlen  ///. 
welche  durch  dieselbe  Form  dargestellt  werden  können,    eut- 

7H-— 1 

weder  alle  von  der  Art,   dass    ( — 1)    8     =  i    ist,    oder  alle 

von  der  Art,    dass   ( — 1)   8     = — i  ist. 

336]  IV.  Ist  />^G  (mod.  8),  so  sind  die  ungeraden 
Zahlen  w,  welche  durch  dieselbe  Form  dargestellt  werden  können, 

m—\  .  HJ*— 1 


entweder   alle   von   der   Art,  dass    ( —  l)   2  8=1  ist, 

m-\     m^-1 
oder  alle   von  der  Art,    dass  ( — 1)   2  8    =  —  1   ist. 

V.  Ist  1)  ^  A  (mod.  8),  so  sind  die  ungeraden  Zahlen 
w?,    welche   durch  dieselbe   Form  dargestellt  werden    können, 

w-1 

entweder  alle  von  der  Art,  dass  ( —  1)   2    e=  i   ist,  oder  alle 

von  der  Art,  dass  ( —  1)2     =  —  l    ist. 

VI.  Ist  />  EB  0  (mod.  8),  so  sind  die  ungeraden  Zahlen 
///,  welche  durch  dieselbe  Form  dargestellt  werden  können, 
alle  ausschliesslich  in  einer  einzigen  der  vier  Formen  8//  -|-  1, 
H,  '),  7  enthalten  oder,    was  auf  dasselbe  hinauskommt,  s(»  ist 

m  - 1  m'—  1 

zugleich     (—   1)2    =±i,     (_1)"8     =i;l^     wo     für 


Verschiedeuc  Anwcnduugen  der  Infinitesiinalanalysis  etc.     19 

dieselbe  Form  in  jeder  dieser  GleieLungen  ein  bestimmtes  der 
doppelten  Zeichen  unveriinderlich  gültig  bleibt. 

Jede  derartige  Eigenschaft,  wie  die  in  den  vorstehenden 
batzen  ausgesprochenen,  nennen  wir  mit  Herrn  Gauss  einen 
liinzelcharakter  der  Form,  welcher  diese  Eigenschaft  zu- 
kommt. Die  Einzelcharaktere  der  Form  bx-  ~[-  \xy  -\~  \4f/- 
z.  B.,  deren  Determinante  _  66  =  —  2  ■  3  •  1  1  ist,  sind  in 
den  folgenden  Gleichungen  enthalten: 

lni\  lm\  !^  +  '«'-J 

Die  Gesammtheit  der  Einzelcharaktere  einer  Form  bildet 
ihren  Ge s am mt Charakter.  Die  Eintheilung  der  Formen  in 
Geschlechter  besteht  nun  darin,  dass  die  Formen,  welche  den- 
selben Gesammtcharakter  besitzen,  demselben  Geschlechte  und 
diejenigen,  deren  Gesammtcharaktere  verschieden  sind  ver- 
schiedenen Geschlechtern  zugetheilt  werden.  Die  Anzahl  der 
verschiedenen  Geschlechter  oder,  was  dasselbe  ist,  die  Anzahl 
der  verschiedenen  Gesammtcharaktere  ist  im  Allgemeinen  kleiner 
als  die  Zahl  der  Combinationen,  welche  man  aus  den  verschie- 
denen Einzelcharakteren  bilden  kann,  da,  einen  singulären 
Fall  ausgenommen,  immer  eine  Beziehung  zwischen  den  Einzel- 
charakteren, die  derselben  quadratischen  Form  zugehören 
besteht;  diese  Beziehung  leitet  sich  aus  den  Sätzen  (2)  des 
vorhergehenden  Paragraphen  ab.  Um  zu  sehen,  worin  diese 
Beziehung  besteht,  sei  mit  *S-  die  grösste  Quadratzahl,  welche 
in  I)  als  Factor  enthalten  ist,  und  mit  P  oder  2  P  der  Quo- 

^^^^^  S^ '  ^^  nachdem  derselbe  ungerade  oder  gerade  ist,  be- 
zeichnet.    Diesen  beiden  Fällen  entsprechend  ist  also: 
i>  =  PS-,     oder     D  =  2  PS' , 

[337]  wobei  die  Primzahlfactoren  j),  p\  p'\  .  .  .  ,  in  welche  P 
zerlegbar  ist: 

sämmtiich  von  einander  verschieden  sind.  Wenn  man  nun 
irgend  eine  Form  betrachtet,  welche  zu  der  eigentlich  primi- 
tiven Ordnung  der  Determinante  D  gehört,  so  kann  man  den 
Unbestimmten  x  und  y  stets  solche  relativ  primen  Zahl- 
werthe  beilegen,  dass  der  ihnen  entsprechende  Werth  m  der 
Form  positiv,  ungerade  und  relativ  prim  zu  U  ist.    Dann  ist 

2* 


20 


G.  Lejeune  Dirichlet. 


I)   t|ii:idrjitischcr   Kest   der    Zahl    in   und    folglich    auch    aller 
rrimzahllactoreu   von   m.     {IHsq.  arif/im.,  art.  154.)     Es   ist 

also  I     1  =  1   und  folglich,  den  beiden  soeben  unterschiedenen 

Füllen  entsprecliend : 

Andererseits  folgt,    wenn  w  positiv  ist,    aus  den  Gleichungen 


(2)   §2; 


CH^ 


P-1 


WJ— 1 

2 


Beachtet   man  uoch,    dass  die  Potenz 

,n-\ 


P-Jl 
•2 


m- 1 
2 


1     oder     gleich    (- 


1)   -*         ^     gleich 

1)    -      ist,     je    nachdem    1^  ^^  1     oder 
P  ^  3  (med.  1)  ist,  und  schreibt  man  (  -)  (  ~)     •  •  'i"  Stelle 

von  |'|,j  und    (—  1 
folgende  Resultate: 


'^      an    Stelle    von 


so  erhält  man 


IJ  =  PS' 


JJ=2PSV 


r=  1  (mod.  '1), 
P=3(mod.4), 

P=l  (mod. 4), 
P--:i(raod.4),  (— 1) 


»j-1 


CK;)—- 

»i-i 

•'n';)(7)-='' 

m'—l 

•'~^~C)(f)-  =  '- 

C)  (;■)■—■ 


r-l 

8 


Für  die  Kinzelcharaktere,  welche  in  diesen  Relationen 
nicht  vorkommen,  besteht  keine  Hedin^ungsgleichung  oder  — 
um  sicli  genauer  auszudrtlokcn  und  nicht  mehr  zu  sagrii,  als 
bewiesen  worden  ist  —  ergiebt  sich  aus  den  soeben  benutzten 
Sätzen  (2)  i;  2  keine  Hcdingung.  Mittelst  dieser  Resultate 
uud  der  oben  ausgesprochenen  Sätze  lässt  sich  leicht  die  fol- 
gende Tabelle  aufstellen,  welche  dazu  dienen  kann,  in  jedem 
Falle  die  verschiedenen  (ieschlechter,  '338]  in  welche  die  For- 
men der  Determinante  JJ   sich   vertheiieu,    vollständig   aufzu- 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    21 

zählen.  In  dieser  Tabelle  bezeichnen  r,  r\  r",  ...  die  von 
einander  verschiedenen  ungeraden  Primzahlen,  welche  in  />, 
aber  nicht  in  P  aufgehen. 

Erster  Fall.     D  =  PS\   P=  1  (mod.  4). 

AS'=l(mod.2 


*S'=  2  (mod.  4) 


*S'=0(mod.  4) 


am'- 
um- 


Wl— 1 


1 


(7).(:^). 


»n— 1 


m-—  1 


Zweiter  Fall.     T)  =  PS%  P  =  3 (mod.  4). 
w— 1 


*S'=l(mod.2) 
*S'=2(mod.4) 


*.S'=0(mod.4 


r 


(jn\    hn\ 


PI  \p 

m—  1 
m—\ 


i: 


lm\    lm\ 


m-—\ 


S=  1  (mod.  2 


PI    \P 
Dritter  Fall.     D  =  2PS'\  P=  1  (mod.  4). 

(-1) 


».9=0  (mod.  2) 


'\pV\pT 


H»-— 1 


~rr\rr 


m-\ 

■'  ^  .(7).(") 


Vierter  Fall.     7>  =  2P*S-,  P=  3  (mod.  4) 


>S'=l(mod.2)   (— 1 
.S'^0(mod.2)    (— 1) 


m— 1      m^— 1 


m— 1 
~2^ 


(m\    /w\  /w\    lm\ 

(m\    /w\  I  lm\    lm\ 


22  G.  Lejeune  Dirichlet. 

Um  die  verschiedenen  Gesammtcharuktere  oder,  was  das- 
selbe ist,  die  verschiedenen  Geschlechter,  welche  für  eine 
gegebene  Determinante  vorhanden  sein  können,  aufzuzählen, 
muss  man  nacheinander  alle  Ausdrücke  hinschreiben,  welche 
die  der  gegebenen  Determinante  entsprechende  Zeile  in  der 
obigen  Tabelle  bilden,  nachdem  jeder  dieser  Ausdrücke  gleich 
liz  1  gesetzt  ist;  darauf  sind  die  doppelten  Zeichen  auf  alle 
möglichen  Arten  unter  der  Bedingung  zu  variiren,  dass  die 
rechten' Seiten  derjenigen  Gleichungen,  [339]  welche  dem  ersten 
Theile  der  Zeile  entsprechen,  als  Product  1  liefern  müssen, 
da  diese  Bedingung  mit  der  oben  aufgestellten  notliwendigen 
Bedingung  coincidirt.  Es  sei  z.  B.  />  =  2  .  3  .  5-.  Da  diese 
Determinante  in  die  erste  Unterabtheilung  des  vierten  Falles 
gehört,  so  erhält  man  die  folgenden  vier  Gesammtcharaktere: 

Ml— 1      ?n-— 1 


Wl— 1       MJ-— 1 
1       ^ 


(- 1)  =  1 

OT— 1          MJ^-l 


,2  s  lm\  lfti\ 

m—l  ,»»''—' 

;-'>^^=-'.  0  — ■  0— • 

In   der  Gauss'schen  Bezeichnung   würden   diese  Geschlechter 
folgendermaassen  charakterlsirt  sein: 

1    und  3,  S  ;  7^3  ;  725  ; 

l  und  3,  s  ;  7i!3;  iS"5  ; 

5  und  7,  b  ;  iV3  ;  ^5  ; 

5  und  7,  8  ;  iV3  ;  Nh  ; 

Es  ist  sehr  wichtig  zu  bemerken,  dass  die  vorstehenden 
Bctra<'hlungen  keineswegs  beweisen,  dass  die  mit  der  ange- 
gebenen Bedingung  verträglichen  (ieschlechler  auch  wirklieh 
i'xisliren;  man  kann  daraus  nur  schlicssen,  dass  es  nicht  noch 
andere  Geschlechter  geben  kann.  Die  Frage,  1)  ob  es  für 
jede    Determinante    wirkliche  Formen    aller   aufgezählten   Ge- 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    23 

schlechter  giebt,  und  2)  in  welcher  Weise  sich  die  verschie- 
denen Formen  in  die  wirlilich  vorhandenen  Geschlechter 
vertheilen,  ist  eine  sehr  schwierige,  welche  einen  der  haupt- 
sächlichsten Gegenstände  in  dem  zweiten  Theile  des  fünften 
Abschnittes  des  Gcmss^schen  Werkes  bildet;  wir  werden  weiter 
unten  die  Lösung  dieser  Frage  ebenfalls  mittelst  unserer 
Principien  geben. 

Ehe  wir  weitergehen,  machen  wir  noch  darauf  aufmerksam, 
dass  die  Anzahl  der  auf  die  angegebene  Art  aufgezählten 
Geschlechter  gleich  2''"''  ist,  wenn  mit  l  die  Anzahl  der  Aus- 
drücke, welche  in  einer  Zeile  der  vorstehend  gegebeneu  Tabelle 
enthalten  sind,  bezeichnet  wird.  Die  einzige  Ausnahme,  welche 
von  dieser  allgemeinen  Regel  stattfindet,  tritt  ein,  wenn  der 
erste  Theil  der  Zeile  —  dieser  ist  ja  einer  Bedingung  unter- 
worfen, welche  die  Reduction  der  Anzahl  aller  Combinationen 
auf  die  Hälfte  bewirkt  —  überhaupt  nicht  vorhanden  ist. 
Wirft  man  einen  Blick  auf  die  Tabelle,  so  sieht  man  sofort, 
dass  dies  nur  dann  möglich  sein  kann,  wenn  die  Determinante 
dem  ersten  Falle  angehört  und  gleichzeitig  P  keinen  Prim- 
zahlfactor  p,  p',  .  .  .  enthält.  Da  dann  einerseits  P  ^  1 
(mod.  4)  und  andrerseits  P=±  1  ,  folglich  P=  1  ist,  so 
erkennt  man,  dass  dieser  Fall  nur  eintreten  kann,  wenn  die 
Determinante  eine  positive  Quadratzahl  ist;  in  diesem  Falle  ist 
die  Anzahl  der  Geschlechter  gleich  2''-, 

[340]  Alles  bisher  Erörterte  bezieht  sich  auf  eigentlich 
primitive  Formen.  Es  erübrigt  uns  noch  den  Fall  der  zur 
uneigentlich  primitiven  Ordnung  gehörenden  Formen  zu  be- 
trachten, durch  welche  ofi"enbar  nur  gerade  Zahlen  darstellbar 
sind.  Dieser  Fall  kann  nur  eintreten,  wenn  Z)  ^  1  (mod.  4) 
und  folglich  P^  1  (mod.  4),  <S'^  1  (mod.  2)  ist.  Bezeichnet 
man  mit  w?  eine  positive,  ungerade  und  zu  D  relativ  prime 
Zahl,  deren  Doppeltes  durch  eine  solche  Form  dargestellt 
werden  kann,  so  erhält  man  ohne  Mühe  die  folgende  Tabelle, 
welche  in  der  gleichen  Weise  wie  die  früher  gegebene  zu 
benutzen  ist: 

D  =  PaS'*,     P=l(mod.  4),     ^"=l(mod.  2], 


24  ^   Lojeune  Dirichlet. 

Wir  haben  nun  zu  ermitteln,  unter  welchen  Bedingungen 
und  auf  wieviele  verschiedene  Arten  eine  Zalil  »?,  welche  wir 
positiv,  ungerade  und  relativ  prim  zu  J)  annelimen,  oder  das 
Dojjpelte  dieser  Zald  durcli  die  Formen  der  Determinante  J) 
dargestellt  werden  kann,  wobei  wir  annehmen,  dass  die 
positiven  oder  negativen  Werthe,  welche  hierzu  den  unbe- 
stimmten Zahlen  .r  und  //  beigelegt  werden,  relativ  prim  zu 
einander  sind.  Wenn  eine  solche  Darstellung  möglich  sein 
soll,  so  muss  J)  quadratischer  Rest  zu  w  oder  2w  sein 
[Disq.  arithm.^  art.  154),  welche  beiden  Bedingungen  nicht 
von  einander  verschieden  sind.  Damit  aber  I)  quadratischer 
Rest  zu  m  sei,  ist  nothwendig  und  hinreichend,  dass  für  jeden 
Primzaliltheiler  y  von  7n  (art.  105): 


(f)  = 


ist.  Setzt  man  /  als  positive  Primzahl  voraus  und  unter- 
scheidet mau,  wie  in  dem  vorigen  Paragraphen,  die  folgenden 
vier  Fälle,  welche  die  Determinante  darbieten  kann: 

D=     PS^,     P=  1  oder  3  (mod.  4); 

D  =  2P  S- ,     P  =  1  oder  3  (mod.  4) , 

so  kann  die  Bedingung  (1)  auf  Grund  der  .Sätze  (2)  §  2, 
diesen  vier  Fällen  entsprechend,  durch  eine  der  folgenden 
Bedingungen  ersetzt  worden: 


Es  sei  nun: 

(3)      az*  4-  2  hxi/  -\-  cif  ,     a'a-'  +  2  h'xy  -f  c'  >/  ,  •  •  • 

das  vollständige  System  der  verschiedenen  (eigentlich  primi- 
tiven) Formen,  deren  Determinante  die  negative  Zahl  D  ist; 
wir  wollen  uniersuchen,  wie  oft  die  Zahl  ;//,  deren  l'rimzahl- 
theiler  /"  der  Üediugung  (1    genügen,  [341]  auf  die  angegebene 


Verschiedene  Anwendungen  der  Tnfinitesimalanalysis  etc.    05 

Weise  durch  die  Gesammtheit  dieser  Formen  darstellbar  ist. 
Bezeichnen  wir  mit  u  die  Anzahl  der  von  einander  verschie- 
denen Primzahlfactoren  von  m,  so  hat  die  Congruenz: 

z^  ^  D  (mod.  m) 

ebenso  viele  verschiedene  Wurzeln,  als  die  Potenz  2."  Ein- 
heiten enthält  (art.  105).     Diese  Wurzeln  seien: 

wir  suchen  nach  den  Vorschriften  des  Artikels  180  die  Dar- 
stellungen auf,  welche  zu  jeder  dieser  Wurzeln  gehören.  Um 
diejenigen  Darstellungen,  welche  z  =  l  entsprechen,  zu  er- 
halten, muss  man  nachsehen,  ob  es  unter  den  Formen  (3)  eine 
der  Form: 

l'i j) 

m  X'  -{-  2  l xy  -\ «* 

771        ^ 

äquivalente  giebt.  Nun  ist  aber  diese  letztere  Form  eine  eigent- 
lich primitive,  da  m  ungerade  und  relativ  prim  zu  I)  ist,  und 
mithin  findet  sich  immer  in  dem  Systeme  (3)  eine  zu  ihr 
äquivalente,  durch  welche  m  auf  zwei  Arten  dargestellt  werden 
kann.  Da  sich  derselbe  »Schluss  auf  alle  anderen  Wurzeln 
r,  l" ,  •••  anwenden  lässt,  so  sieht  man,  dass  die  Zahl  ?n  auf 
2"'^'  verschiedene  Weisen  durch  die  Gesammtheit  der  For- 
men (3)  darstellbar  ist;  hierbei  sind  zwei  Darstellungen  als 
von  einander  verschieden  gezählt,  wenn  sie  durch  verschiedene 
Formen  geschehen  oder  wenn,  indem  sie  durch  dieselbe  Form 
stattfinden  und  mit  x,  y  und  x',  y'  die  gleichzeitigen  Werthe 
der  Unbestimmten  bezeichnet  werden,  nicht  gleichzeitig  x  =  x' 
und  y  =  y'  ist. 

Man  gelangt  zu  dem  gleichen  Ergebniss,  wenn  das  voll- 
ständige System  (3)  das  der  uneigentlich  primitiven  Ordnung 
und  zugleich  die  Zahl,  welche  durch  diese  Formen  dargestellt 
werden  soll,  2  m  ist.  Es  genügt  zu  bemerken,  dass  die  Anzahl 
von  Wurzeln  der  Congruenz  z- ^  D  (mod.  2  m)  gleich  2 ."  ist, 
und  dass  die  Form: 

p-  £) 

•^  ^      2m      -^   ' 

wo  /  eine  beliebige  dieser  Wurzeln  bezeichnet,  eine  uneigent- 
lich primitive  ist.  Dies  folgt  daraus,  dass  die  Zahl  m  ungerade 
und  relativ  prim  zu  D  und  der  Coefficient  von  y-  gerade  ist, 


20  f»  Lejcune  Diriclilet. 

da  r-  und  J)  von  der  Form  l  r  -\-  \  sind.  Wir  erhalten  also 
folgenden  Lehrsatz,  welcher  in  seinem  Wortlaute  beide  Fälle 
vereinigt: 

Lehrsatz  I. 

»Es  seien: 

ax-  -\-  2hxrj  -f-  cif- ,     «'.r-  +  2h' xy  -f-  c' y-  .... 

die  verschiedenen  eigentlich  (uucigentlich)  primitiven  Formen, 
deren  Determinante  gleich  der  negativen  ganzen  Zahl  D  ist: 
[342;  es  sei  ferner  m  eine  positive,  ungerade  und  zu  1)  re- 
lativ prime  Zahl,  deren  sämmtliche  Primzahltheilery'  derjenigen 
der  Bedingungen  (2)  genügen,  welche  sich  auf  die  gegebene 
Zahl  1)  bezieht,  und  es  werde  mit  //  die  Anzahl  der  ungleichen 
Primzahlfactoren  von  m  bezeichnet.  Wenn  dann  noch  die 
Unbestimmten  x  und  y  der  Bedingung,  keinen  gemeinschaft- 
lichen Theiler  zu  besitzen,  unterworfen  werden,  so  wird 
die  ganze  Zahl  m  (2  ;«)  immer  durch  die  Gesammtheit  dieser 
Formen  auf  ebenso  viele  verschiedene  Arten,  als  die  Potenz 
2'"^'   Einheiten  hat,  dargestellt.« 

Anmerkung.  Dieser  Satz  erleidet  zwei  Ausnahmen,  deren 
erste  für  1)  =  —  l  und  deren  zweite  für  die  Formen  der 
nneigentlich  primitiven  Ordnung,  welche  zur  Determinante 
])  =  —  3  gehören,  eintritt.  Aus  dem  schon  genannten  Artikel 
des  6V/M66'schen  Werkes  ergiebt  sich,  dass  die  Anzahl  der  Dar- 
stellungen in  diesen  beiden  Fällen  bez.  2""*"-  oder  3-2'''*"'  ist. 

Um  den  analogen  Lehrsatz  für  den  Fall,  in  welchem  D) 
eine  positive  Zahl  [aber  keine  Quadratzahll*)  ist,  aufzu- 
stellen, hat  man  an  den  vorhergehenden  Betrachtungen  nichts 
zu  ändern;  nur  muss  man  sich,  .statt  auf  den  Artikel  ISO  der 
])isq.  arif/im.,  jetzt  auf  den  Artikel  20.")  dieses  Werkes 
stützen.  Um  den  Fall  der  eigentlich  primitiven  und  den  der 
uneigentlich  primitiven  Formen  in  einen  Satz  zusammenfassen 
zu  können,  benutzen  wir  den  Buchstaben  (o.  unter  welchem, 
den  beiden  Fällen  entsprechend,  die  Zahl  1  oder  2  zu  ver- 
stehen ist. 


*)  Die  Formen,  deren  Dotoniiinantc  eine  positive  Quadratzalil 
ist,  zerfallen  iiiiuier  in  zwei  lineare  Faetoren  und  sind  daher  niolit 
wirkliche  (|iia(lratiHclie  Formen.  l)esli;illi  scliliesBen  wir  diesollten 
in  der  l'olfje  .stet«  auB. 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    27 

Lehrsatz  II. 

»Es  seien 

ax"'  -\-  Ihxxj  -\-  elf  ^  a'x^  -\-  Ih'xij  -f-  c'y-,   .... 

die  verschiedenen  eigentlich  (imeigentlich)  primitiven  Formen, 
deren  Determinante  die  positive  ganze  Zahl  D  ist;  es  sei  m 
eine  positive  ungerade  und  zu  D  relativ  prime  Zahl,  deren 
sämmtliche  Primzahlfactoren  derjenigen  der  Bedingungen  (2) 
genügen,  welche  sich  auf  die  gegebene  Zahl  D  bezieht,  und 
es  werde  mit  a  die  Anzahl  der  ungleichen  Primzahlfactoren 
von  m  bezeichnet.  Wenn  dann  noch  die  Unbestimmten  x  und 
y  der  Bedingung,  keinen  gemeinschaftlichen  Theiler  zu  besitzen, 
unterworfen  werden,  so  können  die  Darstellungen  von  vnn 
durch  die  Gesammtheit  dieser  Formen  stets  in  2''  verschiedene 
Gruppen  in  der  Weise  eingetheilt  werden,  dass  in  dieselbe 
Gruppe  zwei  Darstellungen: 

ax"-  +  '^hxy  -\-  cy"^  =  com  ,     ax'-  -\-  Ibx'y'  +  cy'-  =  com 

[343]  aufgenommen  werden,  welche  durch  dieselbe  quadratische 
Form  geschehen  und  in  welchen  die  Werthe  .r,'y  und  x',  y' 
der  Unbestimmten  durch  die  Gleichungen: 

1    -  1    .  ,  , 

X  =  —  \x't  —  [bx  -\-  cy') m]  ,     y  =  —  [y't  -\-  [ax  -{-  by')  m] 

mit  einander  verbunden  sind;  hierbei  sind  t  und  u  beliebige 
positive  oder  negative  ganze  Zahlen,  welche  die  Gleichung 

(4)  2!*  —  Du"'  =  CO-' 

befriedigen. « 

[Wie  man  bemerkt,  bleibt  dieser  Satz  richtig,  wenn  in 
demselben  die  Bedingung,  dass  D  positiv  sein  soll,  unter- 
drückt wird,  und  enthält  dann  auch  den  Lehrsatz  I  nebst  seinen 
beiden  Ausnahmen  in  sich.  Wenn  D  als  negative  Zahl  an- 
genommen wird,  so  hat  in  der  That  die  Gleichung  (4)  im 
Allgemeinen  nur  die  beiden  Lösungen  t  =  ±  co,  u  =  0;  dies 
giebt  zwei  Darstellungen  für  jede  Gruppe,  und  es  wird  die 
Gesammtzahl  aller  Darstellungen,  welche  in  diesem  Falle  end- 
lich ist,  gleich  2"'^',  wie  in  dem  Lehrsatze  I  angegeben  ist. 
Eine  Ausnahme  findet  nur  statt,  wenn  entweder  I)  =  —  1, 
w  =  1  oder  D  =  —  3,  w  =  2  ist,  in  welchen  Fällen  die 
Anzahl  von  Lösungen  der  Gleichung  (4)  bez.  4  oder  6  ist; 
diese  Fälle  stimmen  aber  mit  den  oben  angegebenen  Aus- 
nahmen überein.    Trotzdem  wir  diese  Gemeinsamkeit  der  Fälle 


2S  ^-  Lc'jcuue  Dirichlet. 

eines  positiven  und  eines  negativen  Werthes  von  1)  bemerkten, 
glaubten  wir  doch,  da  in  anderer  Hinsicht  diese  beiden  Fälle 
sehr  verschieden  von  einander  sind  und  getrennt  behandelt 
werden '  müssen,  zwei  getrennte  Sätze  aufstellen  zu  s(»Ilen.  um 
die  vorstehenden  Kesultate,  welche  wir  oft  zu  benutzen  haben, 
leichter  anwenden  zu  können.] 

Es  ist  leicht  zu  selten,  dass  sämmtlicbe  Darstellungen  oder, 
was  dasselbe  ist,  sännntlicho  Lösungen  der  Gleichung: 

(.'))  ax-  +  2bj-y  -\-  ci/  =  cjm , 

welche  zu  derselben  Gruppe  gehören,  immer  auf  irgend  eine 
von  ihnen,  .r  =  «,   y  =  y^  mittelst  der  Formeln: 

(<»)    ^  =  ^,/«^  — (^«  +  f'/)«],    y  =  -[7/  +  (''«  +  ^;')"] 

zurückgeführt  werden  können ;  hierbei  sind  den  Grössen  /  und 
u  wieder  alle  ganzzahligeu  Werthepaare,  welche  der  Gleichung 
(4)   genügen,  beizulegen. 

Wir  wollen  nun  zeigen,  dass  bestimmte,  sehr  einfache 
Grenzen  existiren,  zwischen  denen  immer  eine  dieser  unendlich 
vielen  Lösungen  und  nicht  mehr  als  eine  enthalten  ist.  Um 
für  unsern  Zweck  unnütze  Unterscheidungen  zu  vermeiden, 
setzen  wir  in  jeder  der  gegebenen  Formen: 

ax"  -\-2hxy-\-cif,      ax'  -f  2h'.ri/  +  <•'//%   .... 

[344]  die  Coefficienten  von  x-  und  xij  positiv  und  den  von 
//■  negativ  voraus.  Man  überzeugt  sich  leicht  von  der  Zu- 
lässigkeit  dieser  Annahme;  es  mag  die  Bemerkung  genügen, 
dass  unter  den  Formen,  welche  eine  Classe  bilden  und  aus 
welchen  wir,  um  das  sogenannte  vollständige  System  der  ver- 
schiedenen Formen  aufzustellen,  eine  ganz  beliebige  Form 
willkürlich  auswählen  können,  es  immer  wenigstens  eine  giebt, 
welche  den  angegebenen  Bedingungen  genügt.  In  der  That 
enthält  die  Periode  der  reducirten  Formen,  welche  zu  einer 
gegebenen  Classe  mit  positiver  Determinante  gehören,  immer 
wenigstens  zwei  Formen  [Disq.  arithm.^  art.  1^7),  und  es  ist 
klar,  dass  sich  unter  irgend  zwei  benachbarten  Formen  dieser 
Periode  eine  solche  befindet,  dass 

(7)  «  >  0  ,      i  >  0  ,      r  <  ü 

ist.")  Man  erkennt  weiter,  dass,  wenn  diese  Bedingungen  statt- 
linden,  es  unter  den  Lösungen  der  Gleichung  (.">)  keine  geben 
kann,  für  welche  x  =  (I  ist;  denn  aus  dieser  Annahme  würde 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.     29 

elf-  =  otm  folgen,  was  unmöglich  ist,  weil  c  und  m  entgegen- 
gesetzte Vorzeichen  haben.  Der  besondere  Wcrth  u  ist  mithin 
auch  von  Null  verschieden,  und  wir  bemerken,  dass  dieser 
Werth  stets  als  positiv  vorausgesetzt  werden  kann.  Dies  folgt 
daraus,  dass  die  Lösung  x  =  a,  y  =  y  ^  welche  als  Ausgangs- 
punkt dient,  um  alle  zu  ein  und  derselben  Gruppe  gehörenden 
Lösungen  zu  erhalten,  immer  willkürlich  in  dieser  Gruppe  ausge- 
wählt werden  kann,  und  dass  iu  der  Gruppe,  welche  die  Lösung 
X  =  a,  y  =  y  enthält,  offenbar  auch  die  Lösung  x  =  —  «, 
y  =  —  ;'  enthalten  ist,  da  diese  letztere  in  Bezug  auf  die 
erstere  dem  Werthepaare  t  =  —  w ,  ?<  =  0  entspricht. 

Die  unendlich  vielen  Lösungen,  welche  eine  derartige 
Gruppe  bilden  und  welche  sich  aus  den  Gleichungen  ((>)  er- 
geben, können  in  zwei  Untergruppen  eingetheilt  werden;  die 
erste  umfasst  alle  Lösungen,  für  welche  rr  ^  0  ist,  während  die 
zweite  alle  der  Bedingung  x  <^  0  genügenden  Lösungen  enthält. 

Wir  zeigen  jetzt  ferner,  dass  in  der  ersten  dieser  Unter- 
gruppen für  y  alle  ganzen  Zahlen  von  —  oo  bis  -f-  oo  gesetzt 
werden  können,  ohne  dass  diese  Unbestimmte  denselben  Werth 
in  zwei  verschiedenen  Lösungen  annehmen  kann,  und  dass 
diejenige  dieser  Lösungen,  für  welche  y  den  kleinsten,  von 
Null  verschiedenen,  positiven  Werth  hat,  sehr  einfachen  Un- 
gleichheitsbedingungen genügt,  mit  deren  Hülfe  es  leicht  ist, 
alle  anderen  Lösungen  abzusondern  und  jede  Gruppe  auf  eine 
einzige  Darstellung  zurückzuführen;  durch  diesen  letzteren 
Umstand  wird  der  Lehrsatz  II  dem  Lehrsatze  I,  welcher  sich 
auf  negative  Determinanten  bezieht,  ganz  ähnlich.  Um  zu 
diesem  Ziele  zu  gelangen,  beachten  wir,  dass  aus  der  Gleichung: 

acr  -\-  1h uy  -|-  cy-  =  wm  , 

nachdem  sie  [345]  auf  die  Form: 

(Ja  -f-  cyY'  —  Dar  =  cocm 

gebracht  ist,  und  daraus,  dass  wem  negativ  ist,  vom  Vor- 
zeichen abgesehen  folgt: 

«yZ>>  öa  -\-  cy\ 

da  auf  Grund  der  Gleichung  1 4) : 

CO  CO 

ist;  so  folgt,  immer  vom  Vorzeichen  abgesehen,  weiter,  dass 


30  G-  Lejeune  Diiichlct. 

dt  >  [ha  4-  ^J'l« 

ist.  In  Verbindung  mit  der  gemachten  Annabme,  dass  cf  ^  0 
ist,  folgt  hieraus,  dass  man  nur  diejenigen  Lösungen  der  C!lei- 
chung  (4),  bei  denen  t  das  positive  Zeichen  hat,  benutzen 
muss,  wenn  man  alle  durch  die  Gleichungen  (G)  gege))enen  Dar- 
stellungen, für  welche  r  einen  positiven  Werth  hat,  erhalten 
will.  Aus  einem  bekannten  Lehrsatze  folgt  nun  aber,  dass  alle 
Losungen,  welche  dieser  Bedingung  genügen,  durch  die  Formeln 
gegeben  sind: 

in  denen  T  und  U  die  kleinsten  positiven  (von  vj  und  d  ver- 
schiedenen) Zahlen,  welche  der  Gleichung  (4)  Genüge  leisten,  be- 
zeichnen und  n  allmählich  alle  ganzzahligen  Werthc  von  —  oo 
bis  +  oo  beizulegen  sind.  Für  die  Untergruppe,  in  welcher 
X  positive  Werthe  hat,  erhält  man  mithin: 

^n  =  -  [«  f»  —  («  ^  +  /^)  ««^  ,      yn  =  7.  [/'  ^1  +  (« «  +  ;'  ^')  "n]  » 
lü  l'J 

wo  die  verschiedenen  Lösungen  dieser  Gruppe  durch  den  be- 
reits in  den  vorigen  Gleichungen  benutzten  Index  71  von  ein- 
ander unterschieden  sind.  Setzt  man  noch  die  Ausdrücke  für 
/„  und  «„  ein,  so  wird  die  zweite  dieser  Gleichungen: 


yVV-[-((a-\-yb 


y»        .  2V7^ 


K^S«)' 


\  21  />  /W         "^ 

Von  den  Grössen:  * 

yVJ)  +  aa  -{-  yh  ,     y\l)  —  ««  —  /* 

ist,  wie  man  leicht  sieht,  die  erste  positiv,  die  zweite  negativ. 
Um  sich  davon  zu  überzeugen,  braucht  man  nur  nachzuweisen, 
dass  «rt  -\-  yh  numerisch  grösser  als  ;- 1  l)  und  zugleich  positiv 
ist.  Die  Richtigkeit  der  ersten  Behauptung  ergicbt  sich,  wenn 
man   die   (Ileicluing: 

ad}  -\-  'Ihay  -\-  cj'*  =  lom 


Verschiedene  Anwendungen  der  Intinitesimalaualysis  etc.  31 
auf  die  Form: 

bringt  und  beachtet,  dass  die  rechte  Seite  positiv  ist.  Um 
die  zweite  Behauptung  zu  beweisen,  ist  zu  beachten,  dass  der 
numerische  Werth  von  aa-\-yb,  [346]  da  er  den  von  y}  J) 
übertrifiFt,  um  so  mehr  grösser  als  der  von  yb  sein  muss,  da 
b  <C}  I)  ist;  daraus  folgt  aber,  da  aa  positiv  ist,  dass 
aa  -\-  yb  ebenfalls  positiv  ist. 

Da  auf  Grund  des  Vorstehenden  von  den  beiden  Coeffi- 
cienten,  welche  in  dem  Ausdruck  für  y„  auftreten,  der  erste 
positiv,  der  zweite  negativ  ist,  und  da  ferner  von  den  posi- 
tiven Grössen 

VJ  10  CO  iO 

deren  Product  gleich  1  ist,  die  erste  offenbar  grösser,  die 
zweite  kleiner  als  1  ist,  so  sieht  man  sofort,  dass  jedes  der 
beiden  Glieder,  aus  denen  der  Ausdruck  für  y„  zusammen- 
gesetzt ist,  mit  dem  Index  ti  wächst.  Es  ist  also  für  beliebige 
Werthe  dieses  Index: 

yn  >  yn-, ; 

diese  Ungleichheit  beweist  aber  die  obige  Behauptung,  dass 
die  Unbestimmte  y  in  der  Untergruppe,  in  welcher  x  positiv 
ist,  nicht  zweimal  denselben  Werth  erhalten  kann.  Da  nun 
offenbar  j/^-j,  =  —  oo  ,  y,^=  oo  ist,  so  muss  y  von  nega- 
tiven Werthen  zu  positiven  fortschreiten.  Für  die  Lösung, 
welche  wir  im  Auge  haben,  hat  y„  den  kleinsten  positiven, 
von  Null  verschiedenen  Werth,  und  wir  müssen  daher,  um 
diese  zu  erhalten,  die  beiden  Bedingungen  stellen: 

Beachtet  man,  dass  vermöge  der  oben  für  a:,„  ?/„,  i'„,  u^  ge- 
gebenen Ausdrücke  die  Beziehung: 

i/n-i  =  -  [i/uT—  {a.r„  +  b!/„]  U] 

besteht,  so  nimmt  die  zweite  dieser  Bedingungen  die  Gestalt  an: 
{T-bU)y,^aUx,, 

Da  T:>UVD,  J<yl>"imd  folglich  T— if'>0  ist,  so 
ist  diese  Ungleichheit  mit  der  folgenden  identisch: 


32  <•    lA'ieuue  Diriclilet. 

_.       a  U 

Aus  dem  Vorstehenden  folgt  :il.so,  dass  unter  den  unendlich 
vielen  I)arstellunj;en,  welche  eine  Gruppe  bilden  und  welehe 
sämuitlieh  durch  die  Gleichungen  {(>)  gegeben  sind,  sich  immer 
eine  befindet,  welche  den  drei  Bedingungen: 

(S)  a;  >  0,  2/  >  0,  y  ^  f—JÜ  ^ 

genügt. 

Diese  Ungleichheiten  sind  aus  der  Definition  der  speciellen 
Losung,  welche  wir  von  den  anderen  Lösungen  der  gleichen 
Gruppe  abtrennen  wollten,  hergeleitet  worden.  Nach  dieser 
Definition  sollte  die  Lösung,  um  welche  es  sich  liandelt,  zur 
ersten"  der  beiden  Untergruppen  gehören  und  [347:  in  dieser  dem 
kleinsten  positiven  Werthe  von  i/  entsprechen.  Umgekehrt  lässt 
sich  beweisen,  dass  jede  Lösung,  für  welche  die  vorstehenden 
Ungleichheiten  erfüllt  sind,  nothwendig  sich  unter  allen  den 
Lösungen  befinden  muss,  die  mit  ihr  dieselbe  Gesammtgruppc 
bilden,  und  zwar  ist  es  die  Lösung,  auf  welche  sich  die  obige 
Definition  bezieht;  es  sind  für  diesen  Nachweis  die  soeben 
entwickelten  Schlüsse  nur  in  umgekehrtem  Sinne  zu  wieder- 
holen. Mithin  kann  der  Lehrsatz  II  durch  den  folgenden  Satz 
ersetzt  werden : 


Lehrsatz  III. 

»Wenn  man  zu  den  Voraussetzungen  des  Lehrsatzes  II, 
welche  gültig  bleiben  sollen ,  noch  die  weiteren  hinzufügt, 
dass  die  Coefficienten  und  die  Unbestimmten  der  Form 
(U^  +  2  bxi/  -\-  cy-  den  Bedingungen  (7)  und  (S)  genUgen, 
und  dass  alle  anderen  Formen  analogen  Bedingungen  unter- 
worfen werden ,  so  ist  die  Anzahl  der  ver.scliiedenen  Dar- 
stellungen der  ganzen  Zahl  (jt?!,  welche  durch  die  gegebenen 
Formen  möglich  sind,  immer  gleidi  der  Potenz  '!■".< 

Um  die  Anwendungen ,  welche  wir  von  diesem  Satze  zu 
machen  haben,  zu  erleichtern,  empfiehlt  es  sich,  das  Kesultat, 
auf  welches  sich  dieser  Satz  stützt,  in  ein  geometrisches  Ge- 
wand einzukleiden.  Zu  diesem  Zwecke  seien  (>X  und  (fY 
zwei   rechtwinkelige  Axcn  der  .r  und  y,    in    dena   Sinne    der 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    33 

positiven  Coordinaton  die  erste  liorizonful,  die  zweite  vertical 
von  unten  nach  oben  gerichtet.  Betrachtet  man  in  der  Glei- 
chung : 

ax'-  -f-  2  bx(/  +  et/-  =  0)  m 

die  Veränderlichen  x  und  y  als  stetig,  so  stellt  diese  Glei- 
chung eine  Hyperbel  dar,  deren  beide  Aeste  durch  die  y-Axe 
von  einander  getrennt  werden,  wie  aus  den  Bedingungen 
«  ^  0,  Z»  ^  0,  c  <1  0  sich  leicht  folgern  lässt.  Wenn  wir 
nun  denjenigen  der  beiden  Aeste,  für  welchen  die  Abscisse 
tiberall  positiv  ist,  als  ersten  bezeichnen,  so  entspricht  die 
erste  der  früher  unterschiedenen  Untergruppen  diesem  ersten 
Aste.  Die  geometrische  Interpretation  des  obigen  Resultates 
besagt,  dass  sich  unter  den  unendlich  vielen  Lösungen, 
welche  dieselbe  Gesammtgruppe  bilden  und  welche  sämmtlich 
in  den  Gleichungen  (6)  enthalten  sind,  immer  eine  und  nur 
eine  befindet,  welche  durch  einen  Punkt  auf  dem  einerseits 
von  der  Axe  OX  und  andererseits  von  der  Geraden  mit  der 
Gleichung : 

_       aU 

y-  T—bu'' 

begrenzten  Bogen  des  ersten  Astes  dargestellt  wird;  hierzu 
muss  bemerkt  werden,  dass  immer  die  Lösung,  welche  dem 
unteren  Endpunkte  dieses  Bogens  entspricht,  auszuschliessen  ist. 

[348]  §  5. 

Ehe  wir  zu  dem  eigentlichen  Gegenstande  dieser  Abhand- 
lung übergehen,  haben  wir  noch  eine  letzte  Vorfrage  zu  er- 
ledigen. Diese  besteht  in  der  Aufgabe,  alle  Werthepaare  der 
Unbestimmten  x  und  tj  zu  bestimmen,  welche,  in  die  gegebene 
Form  der  Determinante  D  eingesetzt,  diese  gleich  einer  un- 
geraden Zahl  oder  gleich  dem  Doppelten  einer  solchen,  je 
nachdem  die  Form  eiue  eigentlich  oder  uneigentlich  primitive 
ist,  und  relativ  prim  zu  1)  ergeben.  Wir  bezeichnen  den 
numerischeu  Wert  von  D  mit  l)^  und  beginnen  diese  Unter- 
suchung mit  der  Prüfung  des  Falles,  in  welchem  die  gegebene 
Form  zur  eigentlich  primitiven  Ordnung  gehört.  Dieser  Fall 
theilt  sich  von  selbst  wieder  in  zwei  Unterfälle,  je  nachdem 
D  gerade  oder  ungerade  ist.  Zuerst  sei  D  eine  ungerade 
Zahl.     Bringt  man  die  Unbestimmten  a-,  y  auf  die  Form : 

Ostwald's  Klassiker.    !M.  13 


34  f»-  Lejeunc  Dirichlet. 

wo  /",  ?/•  beliebige,  i)()sitiv('  oder  negative,  gauze  Zalileu  be- 
zeichnen und  «,  y  Zahlen  aus  der  Reihe: 

0,  1,2,...,   11), -\ 

sind,  so  ist  ollenbar: 

ax-  4-  2 i.r y  +  cy^  ^  a a*  -\- Ihay  -\-  cy*  (med.   2  7), ). 

Die  vorgelegte  Frage  läuft  also  auf  die  andere  hinaus: 
für  welche  Combinationen  «,  ;-  oder  vielmehr,  für  wieviele 
dieser  Combinationen  —  denn  allein  ihre  Anzahl  ist  es.  deren 
Bestimmung  für  uns  von  Wichtigkeit  ist  —  wird  die  rechte 
Seite  dieser  Congrueuz  relativ  prim  zu  2  7>>,?  Ohne  die  All- 
gemeinheit der  Frage  zu  beeinträchtigen,  kann  man,  wie  zu- 
nächst bemerkt  sein  mag,  einen  der  äusseren  Coefficienten. 
z.  B.  den  ersten  a  ohne  gemeinschaftlichen  Theiler  mit  2  />, 
voraussetzen.  In  der  That  kann  die  gegebene  Form,  wenn 
sie  diese  Bedingung  nicht  erfüllt,  in  eine  andere,  für  welche 
diese  Bedingung  erfüllt  ist,  transformirt  werden.  Es  sei 
a'.r'* -1- 2Z»';c'y' +  c'y'*  die  neue,  der  ersten  äquivalente 
Form,  und  es  seien: 

x=px'  -f-  </y',  y  =  )\t'  +  .v//',  pti  —  qr=[ 

die  Gleichungen,  welche  dieser  Transformation  entsprechen. 
Wenn  man  nun  in  den  Congruenzen: 

u  ^E  /;  u  -f-  q  /,  y  ^  r  «'  +  *• ;''  (mod.  2  />, ) 

die  Zahlen  «',  /',  welche  beide  aus  der  Keilie: 

ü,  1,2,...,   2/;, -1 

genommen  sind,  auf  alle  möglichen  Arten  mit  einander  com- 
binirt  und  «,  /  so  bestimmt ,  dass  sie  derselben  Zahlcnroibo 
angehören,  so  entspricht  jeder  Combination  «',  y'  eine  Com- 
bination  (f,  ;'  und  umgekehrt,  [349]  wie  man  sieht,  wenn  man 
die  obigen  Congruenzen  auf  die  Form: 

u'^sa  —  <//,  /'' ^ — ra-\-py  (mod.  2/>,) 

bringt.     Beachtet  man  noch,  dass  offenbar : 

r/«*  -\-2buy  -\-  ry^  ~  a' a'-  -{-  2b'ti'y'  +  r'/*  (mod.  2  />,) 

ist,  80  folgt  nunmehr,  dass  die  Anzahl  der  Combinationen 
«,  /,  für  welche  </«* -f- 2  Äa ;' +  r;-*  relativ  prim  zu  2 />, 
ist,  gleich  der  Anzahl  der  Combinationen  «',  ;''  ist,  für 
welche    die    rechte    Seite    der   letzten   Congruenz    die    gleiche 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    ^5 

Eigenschaft  besitzt.  Da  dieser  Schluss  die  obige  BeLauptung 
rechtfertigt,  so  Icönnen  wir  a  als  relativ  prim  zu  ^2D^  an- 
uehnien.     Damit  dann  aber  das  Trinom : 

a  er  -{-  '2l)uy  -\-  c  •/' 

keinen  gemeinschaftlichen  Teiler  mit  '2D^  hat,  ist  es  noth- 
wendig  und  hinreichend,  dass  das  Product: 

a  [a «-  -{-  2bay  -\-  cy-)  =  (« a  -|-  hy)'^  —  Dy- 

dieselbe  Eigenschaft  besitzt,  und  folglich  dass  aa-\-hy  für 
geradzahlige  Werthe  von  ;'  relativ  prim  zu  2D^  ist  oder  dass 
aa -{- by  für  ungeradzahlige  Werte  von  y  gerade  und  relativ 
prim  zu  J)^  ist.  Nun  stimmen  aber  die  Werthe  des  Aus- 
druckes aa-{-by,  wenn  y  einen  bestimmten  Werth  hat  und 
a  nacheinander  die  Werthe: 

0,  1,2,...,   22),  -1 

annimmt,  abgesehen  von  Vielfachen  von  2  D, ,  mit  den 
Zahlen  derselben  Reihe  überein.  Es  kommt  also  alles  darauf 
an,  in  dem  Falle  eines  geraden  /  die  Anzahl  der  zu  2  7), 
relativ  primen  Zahlen  in  der  obigen  Zahlenreihe,  und  in  dem 
Falle  eines  ungeraden  /  die  Anzahl  der  geraden  und  zu  I)^ 
relativ  primen  Zahlen  in  derselben  Zahlenreihe  zu  ermitteln. 
Bezeichnet  man  mit  z/  die  Anzahl  der  positiven,  D^  nicht 
übersteigenden*)  ganzen  Zahlen,  welche  mit  D  keinen  ge- 
meinschaftlichen Theiler  haben,  so  ist  in  beiden  Fällen  die 
Anzahl  der  betreftenden  Zahlwerthe  gleich  z/.")  Da  /  aber 
21),  verschiedene  Werthe  annehmen  kann,  so  folgt,  dass 
2D^^  Combinationen  a,  y,  welche  der  Form: 

aa^  +  2bay  -f-  cy- 

einen  zu  2  7),  relativ  primen  Werth  geben,  vorhanden  sind. 
In  dem  Falle  eines  geraden  /)  zeigt  eine  ganz  gleiche  Unter- 
suchung, dass  die  Anzahl  der  Combinationen  dann  gleich 
4  7),  J  ist. 

Betrachten   wir   schliesslich  den  Fall,    dass    die   gegebene 
Form : 

a.r-  -\-  2b XU  -\-  cif- 


*)  Ich   sage  absichtlich   »iiiclit  übersteigende-",  damit  der  Fall 
2)i  =  1  keine  Ausnahme  bildet. 

3* 


30  <J-  Lejcime  Dirklilet. 

zu  der  mioigentlich  primifivon  Ordnung:  g'f'liiirf.  Wonu  wir 
setzen: 

\  a  =.  a '  j      J  (•  =c ' 
und,  wie  vorhin: 

.r  =  2  /;,<•  +  a  .     tj  =  2I)^  v  -\-  y . 

so  erhalten  wir: 

a'x^  +  hxy  +  c'y'-  =  a' a*  +  bay  +  r' y'-  (mod.  2/),) . 

350  uud  wir  haben  dann  zu  ermitteln,  für  wieviele  ("dinlü- 
uationen  ff,  ;'  die  rechte  Seite  ungerade  und  relativ  priui 
zu  J)^  ist.  Um  dieses  Ziel  auf  die  einfachste  Weise  zu  erreichen, 
setzen  wir  voraus,  dass  a  keinen  gemeiuschaftliclieu  Theiler 
mit  2  ])^  hat,  was  otlenbar  erlaubt  ist.  Dann  muss  man  die 
beiden  Fälle: 

I)  =  1  und  Z>  =  5  (med.  b) 

unterscheiden.  Da  b  ungerade  ist,  so  ergiebt  sich  aus  der 
Gleichung: 

D  =  h^  —  ac  =  h^  —  \a'r  , 

dass  in  dem  ersten  dieser  beiden  Fälle  c'  gerade  und  in  dem 
zweiten  c'  ungerade  ist.     Die  Form: 

a  er  -\-  hccy  -j-  c' y"- 

kann  mithin  nur  dann  gleich  einer  ungeraden  Zahl  sein,  wenn 
in  dem  ersten  Falle  von  den  beiden  Zahlen  (f,  /  die  erste 
eine  ungerade,  die  zweite  eine  gerade  Zahl  ist,  und  wenn  in 
dem  zweiten  Falle  entweder  von  deu  beiden  Zahlen  die  eine 
gerade,  die  andere  ungerade  ist  oder  alle  beide  Zahlen  un- 
gerade sind.  Um  noch  der  anderen  Bedingung,  weklie  ver- 
laugt, dass 

a'«*  +  hay  -\-  r';'- 

relativ  prim  zu  2  7>,  ist,  zu  genügen,  ist  es  notliwendig 
und  hinreichend,  dass  das  Product: 

4a'(«'«*  4-  i«;/  4-  c'y^)  =  {aa-\-  byf  —  Dy^ 

dieselbe  ICigenschaft  besil/t.  Ist  dies  der  Fall  und  ninniit  mau 
zunächst  J)  :  1  (mod.  S  an,  so  nmss  man,  nadidt^m  für  ;• 
eine  bestimmte  gerade  Zahl  gesetzt  ist,  «  Jedem  Werthe  der 
lieihe: 

!,:<.:.,....    11),  -  \ 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infiniteaimalanalysis  etc.     37 

gleichsetzen  und  bestimmen,  wie  oft  au  -f-  hy  oder,  was  das- 
sel)3e  ist,  der  Rest  dieses  Ausdruckes  in  Bezug  auf  den 
Modulus  D^  relativ  prim  zu  Z>,  ist.  Nun  überzeugt  man 
sich  aber  leicht,  dass  die  Reste  von  ««  +  by ^  wenn  auch  in 
anderer  Reihenfolge,  mit  den  Zahlen: 

0,    1,  2,  ...,     D,-\ 

übereinstimmen;  hieraus  folgt,  dass  die  Anzahl  der  jedem 
Werthe  von  /  entsprechenden  ungeraden  Werthe  von  a,  für 
welche 

a' a^  -\-  huy  -f-  <:'/- 

ungerade  und  relativ  prim  zu  D  ist,  gleich  J  ist.  Da  nun 
die  Zahl  y  selbst  I)^  verschiedene  Werthe  annehmen  kann,  so 
ergiebt  sich,  dass  die  Anzahl  der  Combinationen,  welche  dem 
Ausdrucke : 

\{aa'  -\-  2b ay  +  ry-) 

einen  ungeraden  und  zu  D  relativ  primen  Werth  geben,  gleich 
i>,  J  ist.  Betrachtet  man  zweitens  den  Fall:  Z)  ^  5  (mod.  S), 
so  findet  man,  wie  in  dem  ersten  Falle,  dass  für  jeden  ge- 
raden Werth  von  y  die  Anzahl  der  zulässigen  Werthe  von  « 
gleich  J  ist,  da  für  ein  gerades  y  die  Zahl  a  ungerade  sein 
muss;  anders  verhält  es  sich  aber,  wenn  der  /  zuertheilte 
bestimmte  Werth  ungerade  ist,  da  dann  «  gerade  oder  ungerade 
sein  kann.  Bei  dieser  letzteren  Annahme  muss  man  in  dem 
Ausdrucke  au  -\-  by  für  u  jede  der  Zahlen: 

0,    1,   2,   ...,     2  7),  -  1 

setzen.  Die  diesen  Zahlen  entsprechenden  Werthe  von  a('.-\~by^ 
vermindert  um  die  in  ihnen  enthaltenen  Vielfachen  von  7), , 
stimmen  aber  oflfenbar  mit  der  Reihe  der  Zahlen: 

0,   1,  2,  ...,     7).  -  l 

überein,  in  welcher  jede  Zahl  doppelt  geschrieben  zu  denken 
ist.  Folglich  ist  die  Anzahl  der  zulässigen  Werthe  [35 IJ 
von  «,  welche  einem  gegebenen  ungeraden  Werthe  von  y 
entsprechen ,  immer  gleich  2  J.  Beachtet  man  noch ,  dass 
unter  den  Werthen: 

0,    l,   2,  ...,     27),  -  1, 

welche  /  annehmen  kann,  D^  gerade  und  ebenso  viele  unge- 
rade Zahlen  sind,  so  sieht  man,  dass  in  dem  Falle:  D^b 
(mod.  8)  die  Anzahl  der  Combinationen  u,  y,  welche  dasTriuom: 


38  G.  Lcjeiine  Dirichlet. 

ung^eiiidc  und  relativ  prim  zu  I)  machen,  gleich  'i  I)^  J  ist. 
Wir  fassen  die  liesultate,  welche  wir  in  diesem  Para- 
graphen erhalten  haben,  kurz  zusammen.  -Bezeichnet  h^  den 
numerischen  Werth  der  Determinante  J)  und  J  die  Anzahl 
derjenigen  Zahlen  in  der  lleilie: 

1.2,...,      T),. 

welclie  mit  />,  keinen  gemeinschaftlichen  Theiler  haben,  so 
können  die  Werthcpaare  .'•,  y,  für  welche  irgend  eine  Form 
dieser  Determinante  oder  die  Hälfte  dieser  Form,  wenn  sie 
zur  uneigentlich  primitiven  Ordnung  gehört,  ungerade  und 
relativ  prim  zu  J)  ist,  immer  in  Systeme  von  der  Form: 

X  =  1 1)^  V  -\~  C(,      y  =  2  ]J^  w  -\-  y 

vertheilt  werden,  wobei  /•  und  w  unbestimmte,  positive  oder 
negative,  ganze  Zahlen  und  «,  ;'  Zahlen  aus  der  Reihe: 

0.    1,   2,   ...,      11),  -  1 

bezeichnen;  die  Anzahl  derartiger  Systeme  ist  für  eine  eigent- 
lich primitive  Form  gleich  2  />,  J  oder  gleich  l  />,  J .  Je 
nachdem  />  ungerade  oder  gerade  ist,  und  für  eine  uneigent- 
lich primitive  Form  gleich  1)^  J  oder  gleich  '^  />,  J ,  je 
nachdem  1)  ^  1   oder   />  ez  5  (mod.  S)   ist.« 

Diese  Voruntersuchungen  beschliessen  wir  nun  mit  dem 
Beweise  des  folgenden  llülfssatzes. 

)>E3  sei  K  =  kJi' Ji"  .  .  .  das  Product  der  positiven,  unge- 
raden und  ungleichen  Primzahlen  /•.  /'.  /;" und  es  werde 

mit  L  irgend  eine  ganze  Zahl,  welche  A'  theiit,  bezeichnet. 
Ferner  sei  0  =  dr  1 ,  t^  =  ±  l ,  wo  unabhängig  von  einander 
in  jeder  der  beiden  Gleichungen  das  obere  oder  untere  Zeichen 
genommen  werden  kann.  Dann  behaupte  ich,  dass  der 
Ausdruck: 

n  —  1     n-  —  1 


-"''''    (>')■ 


WO  die  .Summalion  über  alle  zu  2  K  relativ  primen,  zwischen 
H  =  l  und  n  =  S  K —  I  enthaltenen  ganzen  Zahlen  ti  zu 
erstrecken  ist,  stets  den  Werth  Null  hat,  mit  alleiniger  Aus- 
nahme des  Falles,  dass  gh-ichzeitig  Ö  =  1 ,  /^  =  1 ,  /y  =  1  ist.« 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesiiualanalysia  etc.    39 

Es  bezeichne  a  irgend  eine  der  Zahlen  1 ,  2.  .  .  .  ,  /c —  I,  «' 
irgend  eine  der  Zahlen  1 ,  2 ,  .  . .  ,  //  —  1 ,  und  so  fort,  b  sei 
eine  beliebige  der  Zahlen  1,  3,  5,  7.  Dann  ist  leicht  ein- 
zusehen, dass  man  alle  Werthe,  welche  w  in  der  vorstehenden 
Summe  annehmen  muss,  erhält,  wenn  man  für  jede  der  Com- 
binationen  a,  a  ,  .  .  .  ;  b  die  Zahl  )t  bestimmt,  welche  kleiner 
als  8  K  ist  und  den  simultanen  Congruenzen: 

[352]  w^a(mod.  Z;),    w  ^  a'(mod.  A-'), 

genügt.     Aus  diesen  Congruenzen  folgt: 

Bildet"')  man  nun  das  Product  der  beiden  letzten  dieser 
Gleichungen  und  derjenigen  anderen,  welche  sich  auf  die  in 
L  enthaltenen  Primzahlen  k^  k',  .  .  .  beziehen,  und  summirt  man 
dann  von  «  =  1 ,  «'  =  1 ,  .  .  .  bis  a  =  k  —  1 ,  a  =  k'  —  1 ,  .  .  . 
und  in  Bezug  auf  5=  1,  3,  5,  7,  so  nimmt  die  Summe  des 
Hülfssatzes  die  Gestalt  eines  Productes  an,  dessen  Factoren 
ausser 


;    n^  b  (mod.  b) 

h—1 

^0    -     »;    ^ 
diejenigen  der  Summen: 


^(i)'  ^(i:)- 


welche    sich   auf  die    in  L   enthaltenen  Primzahlen   beziehen, 
und  diejenigen  der  Ausdrücke 

/b  1 ,    rC    l ,   .  .  .    j 

welche   den   übrigen  Primzahlen  k,  k',  .  .  .  entsprechen,  sind. 
Daraus  ergiebt  sich,  dass  der  Ausdruck: 


:sQ  2 


n — 1     /)■ — 1 


(£) 


immer  verschwindet,  ausser  wenn  gleichzeitig  G=\,  ',  =  I, 
L  =  1   ist,  was  zu  beweisen  war. 


^0  G.  Lejcuni'  Dirichlet. 

Wii'  gclioii  nunnu'lir  zu  dcu  iu  der  Einleitung  dieser  Ab- 
liandluiig  angekündigten  Fragen  über,  wobei  wir  die  Beziicli- 
uungen  beibelialten,  welche  wir  in  den  Paragraphen  '^.  1  und 
r»  benutzt  haben.     Wir  setzen  also: 

( 1 )  /;  =  ]'>S-  oder   I)  =  2  P.S- ; 

hierbei  ist  /S"'  immer  die  grüsste  Quadratzahl,  durch  welche 
D  theilbar  ist,  und 

(2)  P  =  PP'P"  •■■. 

wo  p,  p\  p",  .  .  .  ungerade,  positive  oder  negative,  Primzahlen, 
welche  sämmtlich  von  einander  verschieden  sind,  bezeichnen. 
Ferner  setzen  wir: 

(3)  n  =  rr'7-" ..., 

wo  r,  r\  r'\  .  .  .  wie  früher  die  ungeraden  und  ungleichen 
Primzahlfactoren  bezeichnen,  welche  in  aS',  aber  nicht  auch  iu 
P  enthalten  sind.  Wir  bezeichnen  mit  (j  eine  beliebige  positive, 
ungerade  Primzahl,  welche  weder  iu  P  noch  in  7^  enthalten 
ist,  und  zerlegen  jedes  dieser  Producte  auf  irgend  eine  Art 
in  zwei  Factoren  —  ohne  dabei  den  Fall,  dass  einer  dieser 
Factoren  der  Einheit  gleich  ist ,  auszuschliesseu  —  was  wir 
durch  die  beiden  Gleichungen  ausdrücken: 

(4)  P=  P,P,,  P=P,P,. 

Schliesslich  setzen  wir: 

(5)  d=:±\,  ^  =  ±\,   (■)=±\,  >,  =  ±\, 

(353]  wo  die  Vorzeichen  beliebig  und  unabhängig  von  einander 
gewählt  werden  künnen.  Bezeichnet  dann  *  eine  stetige  Ver- 
iinderliche,  welche  grösser  als  1  bleiben  soll,  so  erhalten  wir 
durch  lieihcnentwickelung  und  mit  Kiicksicht  auf  die  Cllei- 
chungen  (2)  und  (!^)  des  ij  2: 

1 


q-l    g^—l 


VcrBchicdcne  Auweudungon  der  Infinitesimaltiiialysis  etc.     1 1 

wo  zur  Abkürzung  auf  der  rechten  Seite  nur  das  alfgemeine 
Glied  geschrieben  ist,  in  welchem  man  für  /  nacheinander  alle 
ganzen  Zahlen  von  /  =  0  bis  /  =  oo  setzen  muss. 

Wir  denken  uns  nun  in  der  letzten  Gleichung  für  </  alle 
Werthe  gesetzt,  welche  diese  Zahl  annehmen  kann,  d.  h.  alle 
positiven  ungeraden  Primzahlen,  welche  nicht  in  D  als  Fac- 
toren  enthalten  sind,  und  dann  das  Product  aller  so  ent- 
standenen Gleichungen  gebildet.  Das  Product  der  rechten 
Seiten  liefert  eine  Reihe,  deren  Gesetz  sehr  leicht  zu  erkennen 
ist,  wenn  man  sich  an  den  bekannten  Satz  erinnert,  dass  eine 
zusammengesetzte  Zahl  nur  auf  eine  einzige  Weise  durch 
Multiplication  von  Primzahlfactoren  entstehen  kann,  und  wenn 
man  gleichzeitig  wieder  auf  die  oben  genannten  Lehrsätze 
des  §  2  Rücksicht  nimmt.  Auf  die  Weise  erhält  man  die 
Gleichung: 


(6)/T- 


1 


Q   2 


\P,Rjq 


wo  das  Multiplicationszcichen  IT  sich  auf  alle  eben  definirten 
Werthe  von  q  bezieht  und  die  Summation  über  alle  ganzen 
Zahlen  von  w  =  1  bis  ?i  =  oo,  welche  die  doppelte  Bedingung 
erfüllen,  ungerade  und  relativ  prim  zu  I)  oder,  einfacher, 
relativ  prim  zu  '2D  zu  sein,  zu  erstrecken  ist.  Ehe  wir 
weitergehen,  ist  die  Nothwendigkeit  der  oben  gemachten  An- 
nahme, dass  5^1  sein  soll,  nachzuweisen.  Man  kann  sich 
darüber  leicht  Rechenschaft  geben,  wenn  man  beachtet,  dass 
die  vorstehende  Reihe  nur  dann  eine  von  der  Reihenfolge 
ihrer  Glieder  unabhängige  Summe  hat,  wenn  die  Bedingung 
5^1  erfüllt  ist,  und  dass  ebenfalls  der  Werth  des  unend- 
lichen Productes  nur  dann  nicht  von  der  Anordnung  seiner 
Factoren  abhängt,  wenn  s  ^  1  ist.  Es  erscheint  mir  um  so 
mehr  zwecklos,  mich  in  ausgedehntere  Erörterungen  über 
diesen  Punkt  einzulassen,  als  ich  denselben  bei  dem  Beweise 
des  oben  angeführten  Satzes  über  die  arithmetische  Reihe*)  — 
[354]  dieser  Beweis  stützt  sich  auf  eine  Gleichung  derselben 
Art,  welche  aber  allgemeiner  als  die  vorstehende  ist  —  bereits 
ausführlich  besprochen  habe. 

*;  A.  a.  U.  §  1.    H. 


■12  <■•  lA^jeune  Dirichlet. 

Ersetzt  man  in  der  (Jleichun^'  (i  die  Gnissen  f'i,  \  be- 
züglirli  (liircli  ()0,  1 1^  und  gleiclizeitig  7',  durch  1\,  so  gebt 
dieselbe  iu  die  i'ulgeudc  über: 

//— 1  M*— 1 

[i\n- 


.  n^-/     (7     \  1 


'-(^«)'^"(-/""'(7>V)? 


Setzt  man  in  der  Gleichung   (G): 

0=1,  ,^  =  1,  P,=  l,  7.',  =  1 
und  2«  an  Stelle  von  *•,  so  erhält  man: 

wo  sich  die  Mulliplioations-  und  Sunimationszeichen  stets  auf 
alle  oben  delinirtcn  Werllic  von  q  und  //  beziehen.  Wenn 
man  das  Product  der  Gleichungen  (G)  und  (7)  durch  die 
Gleichung  (S)  dividirt,  so  ist  der  allgemeine  Factor  des  links 
stehenden  Ausdruckes: 


K^H-^) 


\)a  der  Zähler  dieses  Bruches  olVenbar  gleich 

q—\      n- — 1  q — 1      7- — 1 

ist,  so  kann  man  dem  allgemeinen  Factor  die  einfachere  Form 
geben : 

7-1     ^-^-l 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesiniahmalysis  etc.    43 

Dieser  Ausdruck  bietet  uiin  zwei  verscbiedeue  Fälle  dar,  je 
nuchdem 

ist.  In  dem  ersten  Falle  ist  er  gleich  der  Einheit  und  kann 
daher  in  dem  Producte  fortgelassen  werden;  in  dem  zweiten 
Falle  kann  man  ihm  die  Gestalt  geben: 


Q    ^     r>    ^ 


\P,Iijq' 


q-1    q^-1 


'  \P,RJq' 


[355]  Die  doppelten  Zeichen  bei  den  Grössen  (5  =  ±  1, 
^;=  —  1,  welche  in  der  Gleichung  (7)  vorkommen,  waren 
bis  jetzt  völlig  willkürlich.  Künftighin  setzen  wir  fest,  dass 
entsprechend  den  vier  Fällen,  welche  die  Determinante  D  dar- 
bieten kann  und  welche  wir  schon  in  den  Paragraphen  3  und  4 
unterschieden  haben,  nämlich 

B  =  PS^' ,       P~i  oder  3  (med.  4) ; 

I)  =  2 PS-  ,     P~l  oder  3  (mod.  4) , 
diese  Zeichen  bez.  sind: 

(9)  (5=  !,    5=  1       ■     S  =  -  [,    e=l       ■ 

(3  =  1,    £  =  -  1;     ()'  =  -  I,    6  =—  1. 
Dann  stimmt  die  Bedingung: 

^•^  .-  (|)  =  . 

mit  derjenigen  der  vier  Bedingungen  (2)  des  i?  1  übercin, 
welche  dem  gleichen  Falle  entspricht.  Bezeichnet  man  nun 
mit./  die  positiven,  ungeraden  Primzahlen  q ,  welche  nicht 
Factoren  von  D  sind  und  dieser  letzten  Bedingung  genügen, 
so  hat  dieser  Buchstabe  dieselbe  Bedeutung  wie  in  dem  5  4 
d.  h,  es  ist  '      ' 


44  '••  l'fjt'iiiK'  l'iriclilet. 


10  (V     ^     f     "       •■      =  1 


die  liuke  Seite  der  Gleichung,   deren  Bildungsgesetz  oben  an- 
gegeben wurde,  ist  also: 


/  —  1    f'  —  i 


wo  sich  das  Zeichen  //  auf  alle  Werthe  von  f  erstreckt.  Mit 
Hülfe  der  Gleichung: 

]  "^^=  1  -{-2r  +  2c'-  +  2r^H 

1  —  z 

und  mit  Ivücksicht  auf  die  Gleichungen  (2)  und  (3)  des  sij  2 
kuuii  der  allgemeine  Factor  des  vorstehenden  Products  in  eine 
Keihe  entwickelt  werden,  deren  (/  -f-  ^f""  Glied  gleich 

/•/_!     /••-'_  1 

'      \j',jtj{f'r 

ist.  Das  erste  (ilied,  welches  /=  ü  entspricht,  macht  eine 
Ausnahme  von  diesem  Gesetze  und  hat  den  Werth  1.  Daraus 
lässt  sich,  wenn  man  wieder  die  angeführten  Gleichungen  des 
ij  2  zu  Hülfe  nimmt.  leicht  schliessen,  dass  das  obige  Product 
selbst  in  eine  Keihe  entwickelt  werden  kann,  deren  allgemeines 
Glied: 

»i  —  1    m^  —  1 


(') 


I     in     \  2" 


ist;  liierbei  bezeichnet  m  allgemein  alle  positiven,  ungeraden 
und  zu  2  I)  relativ  primen  ganzen  Zahlen,  die  nur  solche 
Trimzahlfactoren  f  haben,  für  welche  die  Hcdingungsgleichung 
10)  erfüllt  ist.  1356]  und  /< ,  wie  in  i?  4,  die  Anzahl  der 
ungleichen  Priuizahlfaclorcn  vom  w,  die  Einlu-it  nicht  mit- 
gc/.ilhlt.  Das  in  =  l  entsprechende  Glied  macht  hier  keine 
Ausnahme  von  dem    allircmcincn  (iesetzc.    da   siclj    für   diesen 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesiiualanalysis  etc.    45 

Wcrth  von  m  der  vorstehende  Ausdruck  auf  1   reducirt.    Wir 
erhiilten  folglicli  die  Gleichung: 


(it; 


m — 1    »r — 1 


w"  ^  \P^R.l  m* 


« — 1  n- — 1  n — 1    n- — 1 

in  welcher  man  die  Summationen  auf  alle  vorher  definirten 
ganzen  Zahlen  w,  bez.  m  erstrecken  und  sich  erinnern  muss, 
dass  die  Werthe  (5  =  itl,£  =  ibl  durch  die  Bedingungen 
(9)  fixirt  sind,  während  die  Vorzeichen  in  den  Gleichungen 
0  =  ±  1 ,  /;  =  dz  1  willkürlich  geblieben  sind. 
Setzt  man  in  der  Gleichung  (H): 

0=1,    »;  =  1,    P,  =  1,    i?,  =  1,    und  folglich   P,  =  P, 

so  nimmt  dieselbe  die  Form  an: 

n  —  1    n-  —  1 


1       „  2.*^        „  1 


!12)        ^^..3fl  =  ^,-l.^,5   ^    .   8    (l)l^ 


Diese  specielle  Gleichung  dient  uns  dazu,  die  Anzahl  der 
verschiedenen  Formen,  welche  zu  einer  beliebigen  positiven 
oder  negativen  Determinante  gehören,  zu  bestimmen.  Bei 
dieser  Untersuchung  muss  man  die  Fälle  eines  positiven  I) 
und  eines  negativen  D  von  einander  getrennt  behandeln 
und  jeden  dieser  beiden  Fälle  nochmals  in  zwei  Unterfälle 
eintheilen,  je  nachdem  es  sich  um  eigentlich  oder  uneigentlich 
primitive  Formen  handelt.  Da  jedoch  ein  Theil  der  Anal3-se 
diesen  vier  Fällen  gemeinsam  ist,  so  empfiehlt  es  sich,  um 
nicht  zweimal  dieselben  Betrachtungen  anstellen  zu  müssen, 
dass  wir  uns  zunächst  mit  dem  Theile  der  Untersuchung  be- 
schäftigen, dessen  Ziel  es  ist,  die  Gestalt  der  rechten  Seite 
der  Gleichung  (12)  zu  ermitteln,  wenn  in  derselben  s  =  \  -\-  Q 
gesetzt  und  die  positive  Veränderliche  o  als  unendlich  klein 
werdend  angenommen  wird. 

Um  diese  Untersuchung  für  den  ersten  Factor  auf  der 
rechten  Seite  zuerst  durchzuführen,  seien  e,  e',  e",  .  .  .  die- 
jenigen Zahlen  in  der  lleihe: 

i,  2,  :s,  ...,  11),-  I, 


i()  (5.  Lejeune  hirichlet. 

welche    keinen    gemeinschaftliclien    Theiler    mit    2  l>^    haben. 

Dann   kann   offenbar   die  Summe  —    ,  v-  ,    wo  w  nur   positive 

und  7.\\  2  I>^  relativ  prime  Wertlie  annehmen  darf,  in  so  viele 
Theilsummen  von  der  Gestalt: 

_L4.         1 .  1 .  ... 

[357]  als  es  Glieder  in  der  Reihe  e,  e',  e'\  .  .  .  giebt,  zerlegt 
werden.  Da  man  andrerseits  aus  dem  früher  für  die  Reihe 
(1)  des  i:^  1   erhaltenen  Resultate  leicht  schliessen   kann,    dass 

jede  dieser  Theilsummen  die  Form  ;^   —  •  —  annimmt,  und  da 

2/>>,       Q 

die  Anzahl  dieser  Theilsummen  oder,  was  auf  dasselbe 
hinauskommt,  die  Anzahl  der  Glieder  e,  e',  e'\  ..  .,  Je  nach- 
dem I)  ungerade  oder  gerade  ist,  gleich  J  oder  IJ  ist, 
wobei  ./  die  gleiche  Bedeutung  wie  in  dem  i?  5  hat,  so  erhält 
mau  für  diese  beiden  Fälle: 


1  z/       1         ,          ,.     1  J     \ 

•  -     oder     :i    ,  + .-  =  V, 


(13)      -^^^=2".    .-      oder      V 


die  Veränderliche  o  ist  hierbei  immer  als  unendlich  kleine 
Grösse  vorausgesetzt.  Wenn  wir  nun  den  zweiten  Factor  auf 
der  rechten  Seite  betrachten,  so  ist  leicht  zu  erkennen,  dass 
dieser  einen  besonderen  Fall  der  Reihe  bildet,  auf  welche  sich 
der  dritte  llülfssatz  des  i?  1  bezieht;  um  diesen  Factor  zu  er- 
halten,  ist  in  der  allgemeinen  Reihe  des  genannten  ilülfssatzes: 

//  —  1     >r  —  1 

r,  =  i)    '^     ,    ^     1^',)    oder    r„  =  0 

zu  s(itzen.  Je  nachdem  w  relativ  prim  zu  2  /)^  ist  oder  nicht. 
Die  beiden  N'oraussetzungen  dieses  Ilülfssatzes,  welche  darin 
b('Slch(')i,  dass  erstens  r,^  eine  periodische  Function  des  Index 
und  zweitens  die  Summe  der  eine  Periode  bildenden  (ilieder 
gleich  Mull  ist,  sind  erfüllt,  wie  man  sich  leicht  überzeugt. 
I'ür  die  erste  ist  es  evident,  und  um  es  für  die  zweite  zu  er- 
kennen, genügt  es,  auf  den  Hülfs.satz  am  Kndo  des  ij  .'»  zurück- 
zugreifen und  zu  beachten,  dass  nicht  gleichzeitig  d  ^^  1, 
/  I,  7*  =-  dr  1  sein  kann.  In  der  Tliat.  aus  den  Be- 
dingungen (9)  folgt,    dasä  diese  letzten  Gleicliuugen  nur  dann 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanal)sis  etc.    47 

miteinantler  verträglich  sind,  wenn  P=  1  ist;  dann  al>er 
bezichen  sich  diese  Gleichungen  auf  den  von  uns  ausgeschlos- 
senen Fall,  in  welchem  die  Determinante  eine  positive  Quadrat- 
zahl ist.     Daraus  folgt,  dass  die  Summe: 


n  —  1    H^ 


^d  -^    ■   8 


wenn  man  in  derselben  die  positive  Veränderliche  q  unendlich 
klein  werden,  gegen  eine  endliche,  durch  den  Ausdruck: 


n  —  1    i)- — 1 


;h)  ^s-^  r«  (|)i 


gegebene  Grenze  convergirt,  in  welchem  die  Werthe  von  n 
in  der  natürlichen  Ordnung,  d.  h.  so,  dass  sie  eine  steigende 
Reihe  bilden,  auf  einander  folgen  sollen. 

I.  Wir  kehren  jetzt  zur  Gleichung  (12)  zurück  und  be- 
handeln zuerst  den  Fall,  in  welchem  D  negativ,  also  J)  =  — 1)^ 
ist.     Es  seien 

[358]    (15)     ax^ -^2bzy-{-ci/ ,     a'x^ -\- Ih'xy -{- ctf,   .  .  . 

die  verschiedenen  eigentlich  primitiven  Formen  dieser  Deter- 
minante 7),  deren  Anzahl  ich  mit  h  bezeichne.  Dann  besteht 
die  Gleichung: 

2«+i  1  1 

V_  __    V l_    V I 

"    m'         '^[ax^-\-2hxy  +  c^/Y^^  {a'x''-^2b'xy-\-cij-f^ 

wo  auf  der  rechten  Seite  ebenso  viele  Glieder  stehen,  als  es 
Formen  (15)  giebt,  und  wo  sich  die  doppelte  Summation  in 
jedem  Gliede  auf  alle  ganzzahligen  Werthesysteme  von  x  und 
y  erstreckt,  welche  zwischen  —  oo  und  -\-  oo  liegen  und  die 
doppelte  Bedingung  erfüllen,  keinen  gemeinschaftlichen  Theiler 
zu  besitzen  und  der  Form,  in  welche  sie  substituirt  werden, 
einen  zu  2  J)  relativ  primen  Werth  zu  geben.  Dies  folgt  erstens 
daraus,  dass  jede  der  auf  der  linken  Seite  stehenden  ganzen 
Zahlen  w,  auf  Grund  des  Satzes  I  des  §  1,  durch  die  Gesammt- 
heit  der  Formen  (15)  2"'*''mal  in  der  angegebenen  Weise  dar- 
gestellt werden  kann,  und  zweitens  daraus,  dass  umgekehrt 
jeder  zu  2  J)  relativ  prime  Werth,  den  irgend  eine  der  Formen 
(15)  annehmen  kann,  wenn  man  ihren  Unbestimmten  x  und  y 


.J8  f».  Lojcuno  Diriclilet. 

tlieilerfremde  Wertlic  beilcfjt.  iiacli  den  bekannten,  im  An- 
fange des  genannten  Paragraphen  in  die  Erinnerung  zurück- 
gerufenen Resultaten  mit  einer  der  durch  in  bezeichneten 
ganzen  Zahlen  übereinstimmt.     Setzt  man  nun  den  Ausdruck, 

9."  +  » 

welcher  durch  die  letzte  Gleichung  für    -  — — --  gegeben  ist, 

m 

in  die  Gleichung  (12)   ein,  so  wird: 
..    l       -.  1 


w-'''  ax*  -\-  Ibxy  -\-  cy^ 


/i  —  1    n'-  —  1 


2^\-^d    2" 


71 


Jedem  Gliede  auf  der  linken  Seite  kann,  wie  leicht  zu 
seilen  ist,  eine  einfachere  Form  gegeben  werden.  Das  erste 
dieser  tUicder''    ist  augenscheinlich  gleich  dem  Ausdrucke: 

v l 

"  {ax*-\-  Ibxy  +  cy^f 

wo  bei  der  doppelten  Summation  die  Werthepaare  ;r,  //  nur 
der  einzigen  Hedingung  unterworfen  sind,  das  Trinom,  in 
welches  sie  eingesetzt  werden,  ungerade  und  relativ  prim  zu  /> 
zu  inaclien.  Legt  man  dem  Zeichen  .i"  diesen  Sinn  bei,  so 
erhält  man: 

|r ! +  v' \ +  ... 

ax*-\-2bxy+ct/i^^       {ax*-{-2ö'xy-\-r'y-''^ 

'"      I  //—  1     ;/■-— 1 

i359  Nun  niuss  man  .v  =  1  +  C  setzen,  wo  die  positive  Ver- 
iluderliche  (i  stets  als  unendlicli  klein  angenommen  wird,  tmd 
iiacliselien,  was  bei  dieser  Annahme  aus  den  einzelnen  (iliedern 
:iuf  der  linken  Seite  der  (Ücichuug  17  wird.  Da  n.ich  den 
im  4j  .^  abg(!lci(el(',n  Uesiiltalcn  die  Werthepaare,  welche  man 
in  Ji'der  dii'scr  Dnppclsuinmen,  z.  1{.  in  der  ersten  .r  und  y 
beilfgcn   niUHS.   in   Systeme   v<»n  der  Form: 


Verschiedene  Anwenduugen  der  lafinitesimalanalysis  etc.    -J9 

(IS)  X  =  2 y;,  r  -I-  «  ,     y  =  2  Z>, IC  -f  / 

vertbeilt  werden  können,  so  lässt  sich  diese  erste  Summe  in 
ebensoviele  Tlieilsummen  zerlegen,  als  es  derartige  Systeme 
giebt;  jede  dieser  Theilsummen  hat  die  Form: 


[ax^ +  ->bxy -\-cy-y^-^'' 

wo  mau  für  x  und  y  die  Werthe  (18)  einsetzen  und  dann 
über  alle  ganzen  Zahlen  v  und  w  von  —  oo  bis  -{-  oo  sum- 
miren  muss.  Um  diese  Theilsumme  zu  berechnen,  bestimmen 
wir,  wie  oft  das  Trinom  ax^  -\-  2bxy  +  cy-  in  dieser  Summe 
einen  Werth  erhält,  welcher  eine  beliebige  positive  Grösse  o 
nicht  übersteigt.  Diese  Frage  ist  aber  offenbar  identisch  mit 
der  anderen:  wieviele  Punkte,  deren  Coordinaten  x  und  y  die 
Form  (IS)  haben,  liegen  im  Innern  oder  auf  der  Begrenzung 
der  durch  die  Gleichung: 

ax"  -\-  Ibxy  -\-  cy-  =  a 

gegebenen  Ellipse?     Da  der  Flächeninhalt  dieser  Ellipse: 


Vac  —  0-       yn, 

ist,  wo  der  Buchstabe  tt  die  gewöhnliche  Bedeutung  hat,  so 
folgt  aus  dem  zweiten  Hülfssatze  des  §1*)  unmittelbar  i**), 
dass  die  zu  bestimmende  Zahl  in  die  Form: 

ü  4-  ö^  i^i  [o] 


^yD\ 


gebracht  werden  kann,  wo  der  constante  Exponent  ö  einen 
zwischen  \  und  1  gelegenen  Werth  hat,  und  wo  die  Function 
\p{o]  endlich  bleibt,  wie  gross  man  auch  die  Veränderliche  o 
wählt.     Nimmt    man    noch   den    ersten    Satz    desselben    Para- 


*i  Aus  der  Natur  dieses  Satzes  leuchtet  unuüttelbar  ein.  dasa 
die  auf  der  Begrenzung  der  Curve  liegenden  Punkte  nach  Belieben 
als  innere  oder  als  äussere  Punkte  gezählt  werden  können.  Man 
kann  also  auch,  und  mit  um  so  mehr  Recht,  diese  Punkte  theils 
zu  den  inneren  und  theils  zu  den  äusseren  Punkten  zählen,  wie 
wir  später,  wenn  wir  uns  mit  positiven  Determinanten  beschäftigen, 
thun  werden. 

Ostwald's  Klassiker.  91.  4 


5(1  G.  Lejeune  Dirichlet. 

graphen  zu  Hülfe,  so  eigiebt  sich  für  die  betrachtete  Theil- 
summe  der  Werth: 

TT  1 

4  vT)]    ? 

Berücksichtigt  man  nun  noch,  dass  gemäss  dem  ij  ">  die  An- 
zahl der  Systeme  18)  und  folglich  die  der  Theilsummen,  in 
welche  die  Summe: 

^^^^  ~    [ax*  4-  2bxy  +  cy-y^ 

zerlegt  worden  ist,  gleich  ID^J  oder  AD^J  ist,  je  nachdem 
D  ungerade  oder  gerade  ist,  so  folgt  weiter,  dass  die  vor- 
stehende Summe,  den  beiden  Fällen  entsprechend,  gleich 


ist.  Da  dieses  Resultat  nichts,  was  der  Form  a.v--{-'lb.rtf-\-ri/- 
eigenthümlich  ist,  sondern  nur  die  allen  Formen  (lö^  gemein- 
same Determinante  enthält,  so  sieht  man,  wenn  man  u  immer 
als  unendlich  kleine  Grösse  voraussetzt  und  den  Fall  eines 
ungeraden  D  von  dem  eines  geraden  J)  trennt,  dass  die 
linke  Seite  der  Gleichung  (17)  gleich 

,       h;cJ      1 

oder  — =^  •  - 

1  JJl      f 

ist.  Mit  Hülfe  dieser  Ausdrücke  und  der  oben  abgeleiteten 
Resultate  (13  und  (14  geht  die  Gleichung  17)  für  einen 
unendlich  kleinen  Werth  von  (>  in  die  folgende  wichtige 
Gleichung'';  über,  welche  sowohl  für  den  Fall  eines  geraden 
als  den  eines  ungeraden  J)  gilt: 

(10)  /,  =  lvÄ-:=V-^    /^    (^),'  • 

Diese  Gleichung  ist  für  J)  =^  —  1  eiuer  Ausnahme  unter- 
worfen, welche  daher  kommt,  dass  der  Lehrsatz  1  des  tj  4 
in  dem  gleichen  Falle  eine  Ausnahme  erleidet.  Wie  sich 
dann  aus  der  vorstehend  benutzten  Analyse  ergiebt  und  sich 
auch  a  posteriori  verificiren  lässt,  muss  man  in  diesem  be- 
sonderen Falle  die  rechte  Seite  der  Gleichung    1 '.•)  verdoppeln, 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.     5| 

damit  diese  letztere  wieder  richtig  ist.  In  der  That,  man 
hat  in  diesem  Falle  //  =  1 ,  /;,  =  l  ,  ö  =  —  i  ^  «  =  1, 
F  =  —  l ,  und  es  wird  also  die  in  der  soeben  angegebenen 
Weise  abgeänderte  Gleichung: 

diese  Gleichung  ist  aber  richtig,  wie  aus  der  bekannten 
Leibniz^schen  Reihe  folgt. 

II.  Wir  nehmen  jetzt  an,  dass  die  Determinante  D  wieder 
negativ  ist,  dass  aber  ferner  /)  ^  1  (mod.  4'  ist  und  die 
Formen  (15)  die  der  uneigentlich  primitiven  Ordnung  sind. 
Dann  ist  (5i  =  1 ,  £  =  1,  und  die  Gleichung  (16)  muss  durch 
die  folgende  ersetzt  werden: 

9"  -t-  1  1 


,2\5 


"  {2m)^  {az-  +  '2bxy  +  cy 

+  - \ .    ... 

wo  in  jedem  Gliede  der  rechten  Seite  die  doppelte  Summation 
über  alle  Werthe  von  x  und  y  zu  erstrecken  ist,  welche 
keinen  gemeinschaftlichen  Theiler  haben  und  für  welche  die 
Hälfte  der  in  diesem  Gliede  aufti-etenden  Form  relativ  prim 
zu  '2D  wird.  [361  Die  Einsetzung  dieses  Ausdruckes  in  die 
Gleichung  (12)   giebt: 

v±.v_  ___i____   ,    vj    .v_        _J , 

''  w"  " {ax^-\-2bzij+cf)'^^ n-'  ^ {ax''-\-2b'xij-]-cy^Y~^" ' 

l 


"        "  /'^     "  \P} 


,s   J 


von  welcher  Gleichung  man,  wie  in  dem  vorhergehenden  Falle, 
zu  der  folgenden  gelangt: 


+  r 


0): 


{ax^--^2bxi/-{-cy-]^  [a'x- -\-2b'xy-\-cy^)' 

"       "  n'     '  \PJ  u'  ' 


wo  das  Zeichen  -'  andeutet,  dass  bei  der  doppelten  Summation 
die  Werthepaare  x,  y  nur  noch  der  einen  Bedingung,  die  Hälfte 

4* 


.")•)  O.  Lejeiine  Diriclilet. 

der  betrcfleuden  (juadiatischen  Form  relativ  prim  zu  2  Ji  zu 
machen,  genügen  müssen.  Setzt  man  nun  *=  1  -f-  q.  wo  )j 
immer  eine  unendlich  kleine  positive  Veränderliche  ist.  su  kann 
man  die  Rechnung  wie  in  dem  schon  erledigten  Falle  zu  Ende 
führen,  wenn  man  sich  erinnert,  dass,  wie  in  dem  §  .".  "gezeigt 
ist.  die  Anzahl  der  Systeme  von  der  Form: 

.r  =  2 1),  r  -r  ct.     ij  =  2  Z>,  v:  +  '/ . 

welche  für  die  Hälfte  einer  uneigentlich  primitiven  Form  von 
der  Determinante  J)  eine  zu  11)  relativ  prime  Zahl  ergeben, 
gleich  D^J  oder  '6D,^J  ist.  Je  nachdem  die  erste  oder  zweite 
der  Congruenzen  D  ^  \  und  1)  e^  h  mod.  S)  besteht.  Man 
findet  so  für  die  Anzahl  //  der  uneigeutlich  primitiven  Formen: 


(21! 


h=      |yi>,  .-(^)1.     1>=X  (mod.S), 


Der  zweiten  Formel  muss  die  Bemerkung  hinzugefügt  werden, 
dass  sie  für  D  =  —  '^  falsch  ist,  was  aus  der  Ausnahme 
folgt,  welcher  der  Lehrsatz  I  des  §  4  in  dem  gleichen  Falle 
unterworfen  ist;  damit  die  Formel  richtig  wird,  muss  dann  die 
rechte  Seite  verdreifacht  werden  '-  . 

III.  Wir  gehen  jetzt  zu  dem  Falle  positiver  Determinanten 
über,  in  welchem  also  J)  =  7^,  ist,  uud  nehmeu  zuerst  an, 
dass  die  verschiedenen  Formen  (15]  zu  der  eigentlich  primi- 
tiven Ordnung  gehöreu  uud  sämmtlich  die  Bedingungen  (7) 
des  §  l   erfüllen.     Dann  ist  nach  dem  Lehr.-^atze  III  des  §  4 : 

" m"  {ux--i-2bxi/ 4- VI/-/' ~^ "  [a'x--\-2  b'xy  -\- cYY  "^" " ' 

wo  diq  doppelte  Suuinialion  in  Jedem  Gliede  der  rechten  Seite 
[362  übrr  alle  zu  einander  relativ  j)rimen  Werthepaare  von 
;c  uud  II  zu  erstrecken  ist,  welche  dem  zugehörigen  Triuom 
einen  zu  2  1)  relativ  primen  Werth  geben  und  ausserdem  den 
rngleichheiten  (s)  des  angegebenen  Paragraphen  genügen,  wenn 
«'8  sich  um  das  erste  (Uied  handelt,  und  analogen  Ingleich- 
heiten,  wenn  es  sich  um  die  übrige-i  Glieder  handelt. 

Da  sowohl  i)ositive  als  negative  Zahlen  durch  eine  Form 
von  positiver  Determinante  darstt'Ubar   sind,    .so    kanu    es  zu- 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesiraalanalysis  etc.    öS 

nächst  scheinen,  als  ob  man  noch  die  Bedingung  hinzufügen 
müsse,  dass  für  die  Unbestimmten  x,  y  nur  solche  Zahlen, 
welche  der  quadratischen  Form  einen  positiven  Werth  geben, 
gewählt  werden  dürfen.  Man  überzeugt  sich  aber  leicht,  dass 
diese  Bedingung  bereits  implicite  in  den  vorigen  enthalten  ist. 
In  der  That,  sind  a,  5,  x  und  y  positiv,  so  zieht  die  Be- 
dingung: 

^  T—bU 

■^  —  — T^ —  y 

offenbar  die  andere  nach  sich: 

Setzt  man  in  die  Gleichung  (12)  den  obigen  Ausdruck  für 

2" 
.5'  -^  ein,  so  ist: 

„  1     „  1  .  ^    l     „  1 


w**      {ax--{-1hxy  +  cy''-)^         li-^       [ax--\-lb'xy-\-c'y^Y 
n  —  1    tr —  1 

n'     -"  *  [pj  „s 

Man  erkennt  ohne  Mühe,  dass  das  Product: 


h^  ax-  -\-  2bxy  -\-  cy-y 

in      e  einfachere  Form^)   gebracht  werden  kann: 

v ^      ■ 

"    (a.r-  +  2bxy  +  cyY  ' 

wo  die  doppelte  Summation  über  alle  Werthepaare  x^  y  zm 
erstrecken  ist ,  für  welche  das  Trinom  relativ  prim  zu  2 1) 
wird  und  die  Ungleichheiten : 

.t->0,    y>0,     y^  T—bv"" 

erfüllt  sind.  Es  genügt  hierzu  zu  bemerken,  dass  die  Be- 
dingungen ;S)  des  §  4  dieselbe  Gestalt  behalten,  wenn  man 
in  ihnen  x  und  y  durch  nx  und  ny ^  wo  n  positiv  ist,  ersetzt, 


54  f'-  Lejeune  Dirichlet. 

und  dass,  nvciiu  man  darauf  wieder  x  und  ij  an  Stelle  von 
nx  und  nij  sclireibt ,  die  neuen  Unbestimmten  x  und  y  nicht 
mehr  der  Bedingung,  relativ  prim  zu  einander  zu  sein,  unter- 
worfen sind.  Legt  man  als(t  dem  Zeichen  —'  den  .soeben  er- 
klärten Sinn  bei  und  beachtet  man,  dass  für  die  zweite  Form 
in  der  letzten  der  Ungleichheiten  S)  des  §  4  die  Cuefficienten  a 
und  h  durch  a'  und  b'  zu  ersetzen  sind,  und  entsprechend  für 
die  übrigen  Formen.  [363]  so  erhält  man  die  Gleichung: 

^  „.  1  .    -„  1 


roo\ 


«  —  1    //-— 1 


ir 


Nun  ist  zu  ermitteln,  was  aus  den  einzelnen  Gliedern  dieser 
Gleichung  wird,  wenn,  .v  =  1  -\-  q  gesetzt,  die  positive  Ver- 
änderliche (j  unendlich  klein  wird.  Zu  dem  Zwecke  zerlegeu 
wir  jedes  Glied  auf  der  linken  Seite,  z.  B.  das  erste: 

1 


iax-  -j-  Ibxy  -j-  cy-  * 

in  ebenso  viele  Theilsummen.   als  es  Systeme  von  der  Form: 

x  =  -lJ)c-\-u,     y  =  -ll)ic  -\-y 

giebt.  für  welche  das  Trinom  ax-  -f-  'llxy  +  <^y'  relativ  prim 
zu  2  T)  wird.     Es  sei 

1  aV 

^•>o.  y>",  y^yj, — j-pÄ-, 


"  [ax^  +  löxy  +  cy^y^'^'        ^    -  y -^    ^  J  =  'l'_l,l 

X  =  1  Dv  -f-  u .     //  =  2  1)  V  +  y . 

eine  dieser  Theilsummen.  in  welcher  die  Summation  in  Bezug 
auf  c  und  v:  über  alle  ganzen  Zahlen  von  —  co  bis  -f-  oö*) 
erstreckt  werden  muss.  Um  den  Werth  dieser  Theilsumme  zu 
erhalten,  bezeichnen  wir  mit  a  eine  beliebige  positive  Ver- 
änderliche und  bestimmen  die  Zahl,  welche  augiebt.  wie  oft 
das  Trinom  ax-  -\-  2/jxy  -\-  <  y^'  bei  der  dt»ppi'lten  Summation 
einen  u  nicht  übersteigenden  Werth  annimmt.  Nach  der  in 
dem  i?  1   angegebenen  geometrischen  Construction  kommt  aber 

♦    welche  mit  den  obigen  Bedingungen  verträglich  sind.", 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalan.ilysis  etc.    55 

diese  Untersuchung  auf  die  Aufgabe  zurück,  zu  ermitteln,  wie- 
viele Punkte,  deren  Coordinaten  .r  und  y  von  der  Form: 

.r  =  2  /y»  i-  +  «  .      y  =  21)  w  -\-  y 

sind,  es  im  Innern  oder  auf  der  Begrenzung  des  hyperbolischen 
Sectors  gibt,  welcher  einerseits  von  den  durch  die  Gleichungen: 

aU 


r—bu 

dargestellten  Geraden  und  andrerseits  von  dem  zwischen  ihnen 
liegenden  Bogen  des  ersten  Astes  der  Hyperbel: 

ox^  -j-  2  bxy  -{-  cy'  =  a 

begrenzt  ist;  um  vollständig  genau  zu  sein,  fügen  wir  hinzu 
—  obgleich  das  Endresultat  nicht  im  geringsten  dadurch  be- 
einflusst  wird  — ,  dass  von  denjenigen  dieser  Punkte,  die  etwa 
auf  dem  von  der  a:-Axe  gebildeten  Theile  der  Begrenzung 
liegen,  abgesehen  werden  soll.  Führt  man  Polarcoordinaten 
r  und  (f  ein,  welche  mit  den  rechtwinkeligen  Coordinaten  x 
und  y  durch  die  Gleichungen :  x  =  r  cos  r/^ ,  y  =  r  siu  (f  ver- 
bunden sind,  so  ist  der  Flächeninhalt  des  Sectors: 


\lr-d(p  =  \o\ r- 


d,f 


fp  -j-  2b cos (fsmcp  -{-  csin- rp  ' 
[364'   wo  die  Integrationsgrenzen  Null  und  der  spitze  Winkel 
mit  der  trigonometrischen  Tangente  — — — r-r-^sind.    Wenn  man 

1  OL 

die  Integration  nach  den  bekannten  Methoden**)  ausführt,  so 
findet  man  für  den  in  Rede  stehenden  Flächeninhalt  den  sehr 
einfachen  Ausdruck: 

Ö 


■—^Xo^iT+V\D. 


Aus  diesem  Resultate  folgt  mittelst  des  zweiten  Hülfssatzes'**) 
des  §  1,  dass  die  Zahl,  welche  wir  uns  zu  bestimmen  vor- 
genommen haben,  in  der  Form: 

G  _ 

-\oz[T-\-U]  1)  -\-o^ip[o) 


SVI) 


56  <'•  Lejeune  Dirichlet. 

gescbriebeu  werden  kann,  \vu  der  constante  Exponent  d 
zwischen  i  und  l  enthalten  ist  und  die  Function  »/'  u  endlich 
bleibt,  wie  gross  man  auch  die  Veränderliche  o  wählen  mag. 
Mit  Hülfe  des  ersten  Satzes  im  ij  1  folgt  hieraus,  das»  die  be- 
trachtete Theilsumme  gleich 

ist.  Da  nach  den  Resultaten  des  §  5  die  Zahl  der  in  derselben 
Gesammtsumme  enthaltenen  Theilsumme  gleich  \  1)  J  oder 
11)  J  ist,  je  nachdem  />  einen  geradzahligen  oder  ungerad- 
zahligen Werth  hat,  so  ergiebt  sich,  dass  jedes  Glied  auf  der 
linken  Seite  der  Gleichung  22  für  einen  unendlich  kleinen 
Werth  von  (>,  diesen  beiden  Fällen  entsprechend,  gleich 

-=!—  log  7'  4-  r  I  7>)   '     oder  -^  log  T  +  IJ  V  i))  --  - 

■IM)'  c^  4  1  yv  t» 

ist.  Wenn  wir  also  mit  h  die  Anzahl  der  verschiedenen 
Formen  der  Determinante  />  bezeichnen ,  so  ist  die  linke 
Seite  gleich: 

^'^    loglr+riVv»,    '    oder  -^-=^  log  r -f  LM  yy    '   , 


•1\  D'  i'  i\JJ' 

je  nachdem  JJ  gerade  oder  ungerade  ist. 

Da   andererseits   auf  Grund   der   Resultate   (i:>     und   (14) 
die  rechte  Seite  in  diesen  beiden  Fällen  bez. 

//— l    M-— 1  /'— 1    M--I 

JJ  i>  \l'l  n  iJ)  u  \Pj  n 

ist,  so  folgt,  wenn  man  noch  den  auf  beiden  Seiten  der  Glei- 
chung auftretenden  Factor  —  fortstreicht: 

u 

—  n—\    H'—\ 

iog(7'-i-ri  n  W7  " 

diese  (ileiehiing  gilt  filr  jeden  gera<ien  oder  ungeraden  [nicht 
i|uadratischen  ,  positiven  Werth  der  Determinanten  1),  und  es 
bedeuten  7  \ind  V  die  kleinsten  positiven  ganzen  Zahlen 
(1  und  0  ausgeschlossen],  welche  die  (Jleicliung  /-  —  Du-  =  1 
befriedigen. 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    57 

365]  IV.  Da  der  Fall,  in  welchem  die  positive  Determinante 
D  von  der  Form  4  r  +  1  ist  und  die  Formen,  deren  Anzahl  //, 
zu  bestimmen  ist,  zu  der  uneigentlich  primitiven  Ordnung  ge- 
hören ,  dem  soeben  ausführlich  behandelten  Falle  ganz  und 
gar  ähnlich  ist,  so  beschränken  wir  uns  auf  die  blosse  Angabe 
des  Resultates,  welches  diesem  letzten  Falle  entspricht  und 
in  den  folgenden  Gleichungen  enthalten  ist : 

h=    -'^       -^(p)->    />^l(mod.S), 

log|(r+  ÜYD)    \^l  >^ 


2\  D  ^ln\   1 


24) 

h  =  \ ~-^-^ —  J ( -,*- 1   '- ,    D  =  ö  (med.  8) ; 

in  diesen  Gleichungen  bezeichnen  T  und  U  die  kleinsten 
positiven  ganzen  Zahlen  (2  und  0  ausgeschlossen),  welche 
der  Gleichung  t'^  —  /)w-  =  4  genügen. 

V.  Wir  wollen  uns  nun  mit  der  schon  in  dem  §  3  ange- 
kündigten Untersuchung  beschäftigen  und  nachweisen,  dass 
die  nach  den  bekannten  Vorschriften,  welche  in  dem  ange- 
führten Paragraphen  in  Erinnerung  gebracht  worden  sind, 
aufgezählten  Geschlechter  wirklich  sämmtlich  existiren  und 
jedes  dieselbe  Anzahl  von  Formen  enthält.  Es  seien  zu  diesem 
Zwecke: 
'25)  (p,   (f',   (f",   .  .  .  \  ip,    ip\   ip",   .  .  . 

die  Einzelcharaktere,  welche  dazu  dienen,  diese  Aufzählung 
für  irgend  eine  Determinante  auszuführen,  sei  es,  dass  es  sich 
um  eigentlich  primitive  Formen,  sei  es,  dass  es  sich  um  un- 
eigentlich primitive  Formen  handelt,  falls  für  die  gegebene 
Determinante  die  Ordnung  dieser  letzteren  Formen  vorhanden 
ist.  Da  der  Fall,  dass  die  Determinante  eine  (positive)  Quadrat- 
zahl ist,  ausgeschlossen  wurde,  so  enthält  der  erste  Theil  der 
horizontalen  lieihe  (25)  wenigstens  ein  Glied,  und  die  Be- 
sichtigung der  beiden  in  dem  §  3  gegebenen  Tabellen  lehrt 
uns,  dass  die  Ausdrücke  <p^  <p',  rp",  . .  .,  welche  diesen  ersten 
Theil  bilden,  immer  die  Bedingung  erfüllen: 

m  —  1    m-  —  1 
26)  <pfp'fp"  -  •  ■  =  d     -      E     ^      i^j  ■ 

Wir   bezeichnen   allgemein    mit    /   ii"o®n<i   einen   der  Aus- 
drücke (25)  oder  irgend  eines  der  Producta,  welche  man  aus 


58  ^^   Lejeune  Diriclilet. 

diesen  Ausdrücken  bilden  kann,  indem  man  zwei.  drei,  und 
so  weiter  fort,  schliesslich  alle  Ausdrücke  mit  einander  multi- 
plicirt,  wobei  nur  das  einzio:e  Troduct  {2(t)  ausgeschlossen 
wird;  mit  anderen  Worten  wir  bezeichnen  mit  y  irgend  ein 
Glied  des  entwickelten  Ausdruckes: 

,  [(l+'rifl +'/')(' +'/"  ••■][(l  +  V'(l+'/'')(l  +  '''  •  •] 

Legen  wir  dem  Buchstaben  /.  dieselbe  Bedeutung  wie  in  dem 
i?  W  bei,  so  ist  die  Anzahl  der  Ausdrücke  y^  gleich  2'  —  2. 
[366]  Theilt  man  nun  die  (iesammtanzahl  //  der  zu  einer  ge- 
gebenen Determinante  gehörenden  Formen  in  zwei  Gruppen, 
die  bez.  //  und  //'  Formen  enthalten,  indem  man  in  die  erste 
Gruppe  alle  diejenigen  Formen  aufnimmt,  welche  der  Be- 
dingung y  =  l  genügen,  und  in  die  zweite  alle  die,  welche 
die  entgegengesetzte  Bedingung  erfüllen,  so  wollen  wir  nach- 
weisen, dass  immer 

//  —  77'  =  u 

ist.  Um  dies  zu  thun,  genügt  es,  die  soeben  benutzte  Ana- 
lyse, welche  von  der  Gleichung  (12)  ausging,  auf  die  allge- 
meinere Gleichung  (11)  anzuwenden,  nachdem  in  ihr  den 
Grössen  G>,  \\,  P,  und  P,  Werthe  beigelegt  sind,  welche  den 

m  —  1     ;//"- —  1 

Ausdruck  (•>     '^      /      '^      (- — —  |    mit    y    coincidiren    lassen. 

Wenn  man  diese  Bedingung  erfüllt ,  so  kann .  wie  man  sich 
leicht  überzeugt,  nicht  gleichzeitig: 

O  =  1  .   ,   =  I  .   ]\  B,  =  ±  l 
oder 

dh  =  1 ,  f  /,  =  1 ,  7^,  ]{,  =  ±z  \ 

sein.  Die  Unmöglichkeit  des  ersten  Wcrthesystems  folgt 
daraus,  dass  y  wenigstens  einen  Factor  von  einer  der  Formen : 

III  —  1  in'- —  I 

enthält.  Damit  das  zweite  Werthesystcm  zulässig  wäre,  müsste 
Oj  =  d,  /^  =  f .  7-*^  7»*,  =  ±  7^  sein;  dadurch  würde  y  die 
Form: 

in  —  I     vr —  1 


'^       '        '       ^        ij')  ^  'f'f'f 


Verschiedene  Anwendungeu  der  Infinitesiiualanalysis  etc.     59 

erhalten,  welche  wir  oben  ausgeschlossen  haben.  Daraus  folgt, 
das3  jeder  der  beiden  Factoren  auf  der  rechten  Seite  der 
Gleichung  (11)  von  derselben  Art  ist.  wie  der  zweite  Factor  auf 
der  rechten  Seite  der  Gleichung  (12),  und  dass  mithin  jeder 
dieser  beiden  Factoren  sich  einem  endlichen  Grenzwerthe  von 
der  Form  (14)  unbegrenzt  annähert,  wenn  die  positive  Ver- 
änderliche Q  unendlich  klein  wird.  Um  die  linke  Seite  der 
Gleichung  (11)  nach  demselben  Gesichtspunkte  zu  untersuchen, 
muss  mau,  wenn  es  sich  um  eine  negative  Determinante  und 
die  eigentlich  primitive  Ordnung  handelt,  die  Gleichung  (Hi) 
durch  die  folgende  ersetzen: 

^7 


-4-  V. 


1  .    „  1 


{az'^  -i-'2bxy  -\-  cy'-y  [a'x-  -j-  2  b'xy  +  c'y'^}'^  ' 

wo  man  das  obere  oder  das  untere  Zeichen  in  jedem  Gliede 
der  rechten  Seite  wählen  muss,  je  nachdem  die  Form  in  dem 
betreffenden  Gliede  der  Bedingung  /  =  1  oder  y=  —  1  ge- 
nügt; in  den  drei  anderen  Fällen  muss  man  ähnliche  Sub- 
stitutionen machen.  Wenn  dies  geschehen  ist  und  wenn  immer 
Q  als  unendlich  klein  betrachtet  wird,  so  sieht  man  ohne 
Mühe  und  ohne  auf  irgendwelche  Einzelheiten  in  dieser  Hin- 
sicht näher  eingehen  zu  müssen,  dass  die  linke  Seite  der 
Gleichung  (11)  —  abgesehen  von  einem  blossen  Zahlenfactor, 
welcher  für  die  vier  Fälle  verschieden  ist  —  das  Product  von 

(H  —  H')  —  mit   |367|   einem  der  Ausdrücke: 
o 

^  £^  log  (T  +  r\  D)   oder  -"1=  log  ^  (T  +  WJ)) 


yD\      yw  VIP 

ist.  Diese  letzteren  Ausdrücke  sind  aber  offenbar  von  Null 
verschieden;  damit  also  die  linke  Seite  endlich  bleibt,  wie  die 
rechte,  so  muss 

H—  H'  =  0 
sein,  was  zu  beweisen  war. 

Mittelst  dieses  Resultates  gelingt  es  uns  leicht  den  Nach- 
weis zu  führen,  dass  die  Formen  gleichmässig  in  die  nach  den 
Regeln  des  §  3  aufgezählten  Geschlechter  vertheilt  sind.  Es 
sei  zur  Abkürzung  2''~'  =  /,  und  es  mögen  die  Anzahl  der 
Formen,   welche  die  verschiedenen,   in  beliebiger  Reihenfolge 


(]0  tf.  Leieuue  Dirichlet. 

angeorduett'U  (.Jesclilechter  enthulten,  mit  //,,  //^,  //,,  ...,  h^ 
bezeicliuet  werden,  wobei  die  Glieder  dieser  Keilie,  welche 
nicht  existirendeu  Geschlechtern  entsprechen,  gleich  Null  zu 
setzen  sind.  Beachtet  man  nun,  dass  die  Formen,  welche  ein 
Geschlecht  bilden,  entweder  siiramtlich  der  Bedingung  y  =  l 
oder  sämmtlich  der*  entgegengesetzten  Bedingung  /  =  —  l 
genügen,  so  kann  offenbar  jede  Gleichung  von  der  Form: 

//—  //'  =  0 

auch  folgendermaassen  geschrieben  werden: 

(2S)  //,  ±1  //j  rh  7^3  i  •  •  •  ±  Ä^  =  0  . 

Dem  ersten  Gliede  geben  wir  das  Zeichen  -j-  für  jedes  be- 
liebige /;  jedes  andere  Glied  erhält  das  Zeichen  +  öder  — , 
je  nachdem  das  Geschlecht,  welchem  dieses  Glied  entspricht, 
der  gleichen  Bedingung  /  =  dt  1  genügt,  wie  das  Geschlecht, 
auf  welches  sich  die  Zahl  h^  bezieht,  oder  der  entgegen- 
gesetzten Bedingung.  Nun  müssen  wir  untersuchen ,  wie  oft 
in  dem  Complexe  der  Gleichungen,  welche  der  vorstehenden 
analog  sind  und  deren  Anzahl  gleich  derjenigen  der  Aus- 
drücke 7,  nämlich  gleich  'V-  —  2  ist,  irgend  ein  Glied  //,„, 
abgesehen  von  dem  ersten,  das  positive  oder  negative  Vor- 
zeichen hat,  oder  mit  anderen  Worten,  wie  oft  das  Vorzeichen 
dieses  Gliedes  dem  des  ersten  gleich  oder  entgegengesetzt  ist. 
Es  sei: 

(p  =  i(,  (p'  =  u\  'f'"  =  i(",  •••  I  '/'  =  /^,   «/^'=/,   ^"  =  f 

der  (fesammtcharakter  des  Geschlechtes,  dessen  Formenanzalil 
gleich  //,  ist;  hierbei  sind  «,  (/,  ((",  ...;  li,  ,i\  ,/',  ... 
bestimmte  Werthe  von  der  Form  zb  I,  deren  erstere  der  Be- 
dingung acc'tt"  •••  =  1   genügen.     Gerade  so  sei: 

(p  =  a,   (f'  =  a\   <ß>"=a",   ...  j  iiJ  =  h,    ij.»' =  b\   «//'=//',   ... 

der  Gesammtcharakter  des  Geschlechtes,  auf  welches  sich  //,„ 
bezieht.  Dann  genügt  es  wieder  auf  den  Ausdruck  (27),  dessen 
Entwickelung  alle  Ausdrücke  y  liefert,  zurückzugreifen,  um 
zu  sehen,  dass  der  Ueberschuss  der  Anzahl  der  Fälle,  in  denen 
//,  und  //,„  gleiche  Zeichen  haben,  über  die  Anzahl  der  Fälle, 
in  denen  sie  entgegengesetzte  Zeichen  besitzen,  (368  durch 
licn  folgenden  Ausdruck''*)  gegeben  ist: 

[(I  -\-ua)    1  4-  «',/)...][(!  +.:f/.),l  4- ,^7/)...] 


Verschiedene  Auwendungen  der  Infinitesimalaaalysia  etc.     (31 

Da  uun  die  beiden  Gesammtcbaraktere  von  einander  ver- 
schieden sind,  so  kann  nicht  gleichzeitig 

aa  =  1.  a' a   =  1,   .  .  . ;  ßb  =  1,  ß' b'  =  1.  ... 

sein;  der  erste  Theil  des  obigen  Ausdruckes  bat  mithin  den 
Wertb  Null,  und  da  offenbar 

aa  •  «'o'  ■  •  •  =  1 

ist.  so  hat  der  Ueberschuss.  um  dessen  Bestimmung  es  sich 
liandelt,  den  Werth  —  2.  Wenn  man  noch  sämmtlicbe  Glei- 
chungen von  der  Gestalt  (2S),  deren  Anzahl  gleich  1'-  —  2 
ist.  und  die  evidente  Gleichung: 

2h,  +  2/^,  +  2/^3  H h2//^  =  2/^ 

binzunimmt,  so  ergiebt  sich: 

Vh,  =  2//  , 


und  folglich 


h 


Dieses  Resultat  beweist  aber,  dass  die  Gesammtheit  der  Formen 
sich  gleichmässig  in  die  verschiedenen  Geschlechter  vertheilt, 
da  das  Geschlecht,  auf  welches  sich  die  Zahl  //,  bezieht, 
ganz  willkürlich  gewählt  war. 

Auf  die  Weise  hat  man  für  einen  der  Hauptsätze  aus 
der  Theorie  der  quadratischen  Formen,  welcher  bisher  nur 
durch  Zuhülfenahme  einer  grossen  Anzahl  verschiedener  Be- 
trachtungen bewiesen  worden  war.  einen  neuen  und  sehr  ein- 
fachen Beweis  erhalten.  Vergl.  hierzu  die  Artikel  252.  261 
und  287,  III  des   Gauss'&cheu  Werkes. 

Es  erübrigt  uns  noch,  die  Sätze  abzuleiten,  welche  die 
in  den  ersten  vier  Nummern  dieses  Paragraphen  aufgestellten 
Gleichungen  enthalten,  und  welche  von  zweierlei  Art  sind; 
die  erste  Art  folgt  aus  den  Ausdrücken  für  h,  wie  wir  sie 
in  dem  Vorstehenden  erhalten  haben,  die  andere  dagegen  er- 
fordert die  vorherige  Ausführung  der  in  diesen  Ausdrücken 
auftretenden  Summen,  damit  sich  die  Zahl  h  in  einer  rein 
arithmetischen  Form  darstellt.  Da  die  Resultate,  um  die  es 
sich  handelt,  sehr  zahlreich  und  der  Mehrzahl  nach  völlig  neu 
sind,  so  empfiehlt  es  sich,  sie  mit  einiger  Ausführlichkeit  dar- 
zustellen.    Aus  diesem  Grunde  verspare  ich  ihre   Darlegung 


(',2  (i.  Lejeune  Dirichlet. 

jiuf  die  Fortsetziiug  dieser  Uuteisucliungeu  und  beendige  diesen 
ersten  Theil  damit,  die  Verpflicbtiing  einzulösen,  welche  ich 
in  der  schon  genannten  Abliandlung  über  die  aritlimetische 
Progression  übernommen  habe.  Nach  dem  §  1 1  dieser  Ab- 
handlung bleibt  zu  beweisen,  dass  die  Summe: 

J(zh  \]-(±  \y{±  ir/(d:lV....-i, 

in  welcher  die  oberen  Zeichen  nicht  gleichzeitig  gültig  sind, 
einen  von  Null  verschiedenen  Werth  hat. 

Wir  theilen  die  Primzahlen  p,  //,  p",  .  .  .,  auf  welche  sich 
die  doppelten  Werthe  der  Form  ri  l  beziehen,  von  der 
dritten  an  in  zwei  Gruppen  und  fassen  in  der  ersten  Gruppe 
alle  diejenigen  [369"  dieser  Primzahlen  zusammen ,  welchen 
das  untere  Zeichen  entspricht.  Bezeichnen  wir  weiterhin  mit 
Pj  />',  j}",  .  .  .  die  Zahlen  dieser  ersten  Gruppe,  so  werde: 

—  Pp'p"-  •  ■  =  /' 

gesetzt,  wo  das  Zeichen  auf  der  linken  Seite  noch  zu  tixireu 
ist;  r,  r',  r'\  ■  ■  •  seien  die  Primzahlen  der  zweiten  Gruppe 
und  wir  setzen : 

/•/•'/•"  .  .  .  =  7,'. 

Dann  ergiebtsich  aus  der  Bedeutung  der  Buchstaben  «./^, ;',;'',  •  •  •, 
welche  in  dem  §  7  der  genannten  Abhandlung  auseinander 
gesetzt  ist,  dass  die  obige  Summe  auf  die  Form: 


;; — 1  w" — 1 

2-(±  1)  -  .±  1)  ^ 


(;);- 


gebracht  werden  kann.  Wenn  man  nun  das  willkürliche 
Vorzeichen  in  der  (Heichung 

J'^±P///>'  ■  ■  ■ 

so   wählt,  dass  die  Zahl  1'   von  der  Form    1//  -\-  1   oder  V(in 
der  Form    -1 /< -|- 3  ist,    je   nachdem   das    in   dem    Ausdrucke 
/«— 1 

idi  I)  *■  gegebene  Zeichen  das  obere  oder  untere  ist,  so 
stimmt  diese  letzte  Summe  offenbar  mit  derjenigen  übereiu, 
welche  der  oben  gefundene  Ausdruck  für  die  Anzahl  //  der  zur 
Uetcrniiuante  D  gehörenden  Formen  enthält,  wobei   wir  diese 


Verschiedene  Anwendungen  der  Intinitesimalanalyais  etc.    03 

Determinante    gleich  FR-    oder    gleich    2PR-    voraussetzen, 

n-—\ 

je  nachdem  das  in  dem  Ausdrucke  it  1)  '^  gegebene 
Zeichen  das  obere  oder  untere  ist.  Daraus  folgt,  dass  die 
Summe,  welche  wir  zu  untersuchen  hatten,  in  der  That 
immer  von  Null  verschieden  ist;  denn  im  anderen  Falle  würde  // 
selbst  sich  auf  Null  reduciren,  was  unmöglich  ist,  wie  man 
mit  Hülfe  der  Form  x-  —  Dy"  erkennt,  welche  für  jeden  Werth 
der  Determinante  1)  vorhanden  ist. 

Berlin,  den  4.  Juli   1S39. 


Zweiter  Tlieil. 

^Crcl/f'ä  Journal.  Bd.  Ul.  8.  1  —  12. 

[Ij  Wir  wollen  nun  die  Folgerungen  entwickeln,  welche 
aus  den  in  den  ersten  vier  Nummern  des  vorhergehenden 
Paragraphen  aufgestellten  Gleichungen  sich  herleiten  lassen, 
und  beginnen  mit  denjenigen,  welche  unabhängig  von  der 
Summation  der  beiden  in  den  Ausdrücken  für  //  enthaltenen 
allgemeinen  Reihen  erhalten  werden  können.  Dann  gehen 
wir  zu  den  Folgerungen  über,  w-elche  sich  aus  dieser  Summa- 
tion ergeben;  die  Summation  kann  entweder  durch  Integration 
eines  rationalen  Bruches  oder  mit  Hülfe  von  bekannten  Siuus- 
und  Cosinusreihen  ausgeführt  werden. 

Wir  greifen  auf  die  Gleichung  17)  zurück,  in  welcher 
auf  der  rechten  Seite  die  beiden  Summationen  in  Bezug  auf 
7/  über  alle  positiven,  ungeraden  und  zur  negativen  Üeter- 
minante  IJ  relativ  primen  ganzen  Zahlen  erstreckt  werden 
müssen.  Setzt  man  in  der  ersten  dieser  beiden  Summen  //' 
au  Stelle  von  w,    so    kann  die  Gleichung   auch  in  der  Form: 


;i) 


w — 1    n- — 1 


geschrieben  werden,  wo  rechts  das  Zeichen  —  die  doppelte 
Summation  in  Bezug  auf  //  und  n'  andeutet.  Dieser  Reihe 
kann  leicht  dadurch  die  (ü'stalt  einer  einfachen  Reihe  gegeben 
werden,  dasrs  man  alle  Glieder,  für  welche  das  l'roduct  /itt'  den- 
selben Werth  hat.   in  ein  einziges  Glied  zusammenfasst.    Mau 

•  rliiilt  so  als  allgemeines  Glied  o„    ^,  wo  ti  immer  die  gleiche 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    05 

Bedeutuug  wie  bisher  hat  und  a„  den  Ueberschiiss  der  An- 
zahl der  Theiler  k  von  w,  welche  der  Bedingung: 

Z-— 1   /,■-— 1 

genügen,  über  die  Anzahl  dieser  Theiler,  welche  die  entgegen- 
gesetzte Bedingung: 

ö^    s    ^     (?)  =  -' 

befriedigen,  bezeichnet.  [2]  Die  linke  Seite  der  Gleichung  (1) 
kann  ebenfalls  auf  eine  einfache  Reihe  von  ähnlicher  Form 
zurückgeführt  werden:  das  allgemeine  Glied  dieser  Reihe  hat 
als  Coefticienten  die  Zahl,  welche  angiebt,  wie  oft  die  ganze 
Zahl  ?i  durch  sämmtliche  quadratische  Formen  dargestellt 
werden  kann,  wenn  man  in  diesen  Formen  den  Unbestimmten 
X  und  y  irgendwelche  positive  oder  negative,  zu  einander 
relativ  prime  oder  nicht  prime  Werthe  beilegt.  Bezeichnet 
man  diese  Anzahl  mit  r„,  so  erhält  man: 

1  1 

3r   —  =  ">  ^a 

n     V  —  ~         n     ? 
/r  n- 

Da  diese  Gleichung  für  jeden  Werth  der  Unbestimmten  s, 
welcher  grösser  als  1  ist,  besteht,  so  lässt  sich  aus  ihr  leicht 
schliessen,  dass 

ist. 

Dieses  Resultat  kann  mit  demjenigen,  welches  man  auf 
dieselbe  Weise  aus  der  Gleichung  (10)  ableitet,  nachdem 
man  deren  rechter  Seite  die  Form: 


\FJ(2tin' 


(2i 

gegeben  hat,  in  dem  nachfolgenden  Satze  vereinigt  werden; 
in  diesem  sind  die  eigentlich  und  uneigentlich  pri- 
mitiven Formen,  wie  wir  sie  bisher  nannten,  als  Formen 
erster  und  zweiter  Art  unterschieden*]. 


*)  Ich  glaubte,  in  diesem  Punkte  von  der  in  den  Di.sq.  arithm. 
angenommenen    Terminologie    abweichen    zu    sollen,     um   in   den 

Ostwald's  Klassiker.    91.  5 


(36  tr.  Lejeune  Dirichlet. 

■  Ist   //    eine    positive  ungerade    und   zur    negativen  Deter- 
minante ])   relativ  prime   ganze  Zahl    und    bezeichnet  a   den 
Ueberschuss    der   Anzahl   der  Theiler    k   von  y?,    für  welche 
Ä— 1    k-—\ 

1   ist   (wo  (),   t   und  P  die  im  §  C.  festge- 


(.)  = 


setzte  Bedeutung  haben),  über  die  Anzahl  dieser  Theiler.  welche 

die  entgegengesetzte  Bedingung  ö  ^  t  -  j  J  =  —  l  er- 
füllen, so  giebt  das  Doppelte  der  Zahl  o  an,  auf  wieviele 
verschiedene  Arten  die  ganze  Zahl  n[2n)  durch  das  voll- 
ständige Forniensystem  erster  i zweiter)  Art,  dessen  Deter- 
minante D  ist,  dargestellt  werden  kann.u 

Es  muss  hierzu  nothwendigerweise  bemerkt  werden,  dass 
dieses  Resultat  dieselben  Ausnahmefälle  darbietet,  wie  der 
Lehrsatz  I  des  >j  4,  und  dass  für  diese  beiden  Fälle  die  An- 
zahl der  Darstellungen  bez.  gleich  Aa  oder  (>(/  ist. 

[3j   Legt  man  der  Determinante  D  bestimmte  Werthe  bei, 

so  erhält  man  sehr  einfache  Sätze,  wie  z.  B.  die  folgenden^''): 

j)Die  Anzahl  von  Lösungen  der  Gleichung  .i"  -f-  y'  =  '* 

ist    gleich    dem    vierfachen    Ueberschusse    der   Anzahl    der 

Theiler  von  n,    welche   die  Form  4 1'  -|-  1   haben,    über  die 

Anzahl  dieser  Theiler  von  der  Form  4  r  +  ■^•" 

»Die  Anzahl  von  Lösungen  der  Gleichung  .r-  -f-  2y*  =  n 
ist  gleich  dem  doppelten  ueberschusse  der  Anzahl  der 
Theiler  von  w,  welche  von  einer  der  Formen  Sr-|-1,  3 
sind,  über  die  Anzahl  dieser  Theiler,  welche  von  einer  der 
Formen  S  r  -|-  5,  7  sind.« 
Und  so  fort. 

Der  erste  dieser  speciellen  Sätze  war  schon  bekannt.  Herr 
Jacohi,  von  welchem  dieser  Satz  zuerst  aus  der  Vergleichung 


benennuiig(Mi  die  Aualn^ie.  welclie  zwischen  den  durcli  dieselben 
bezeiclmetcii  (iebilden  bi'.stelit,  bewahren  zu  können.  Die  (|uadra- 
tiseheu  Foriiien  mit  coniplexcn  (^oel'ticienten,  mit  denen  wir  uns 
in  der  Fortsetzung  dieser  IJntersncliiin;:  zu  bescliiiftifieii  liaben 
werden,  bieten  in  der  Hezieliung,  um  die  es  sich  hier  liandelt. 
;,'egenül)er  den  ;,'ewühnliclieii  Formen  eine  grössere  Maniiigfiilti^rkeit 
dar,  welclier  sich  die  von  Herrn  (iauss  gebraucliten  Ausdrücke 
nur  schwer  anjjassen  würden,  'rhatsäehlich  kann  in  Formen  dieser 
Art  der  grösste  ^:;emein8ame  Tiieiler  von  «,  'Ih.  c  die  Kinlieit.  die 
Zahl  1  -(-  V —  1  oder  endlich  die  Zahl  2  sein,  wobei  immer  voraus- 
gesetzt ist,  dnss  (lerjenit-'e  von  a.  h.  c  gleieli  der  Einheit  ist. 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    67 

zweier  zur  Theorie  der  elliptischen  Functionen  jrehörenden 
Reihen  abgeleitet  worden  war,  hat  seitdem  einen  rein  arith- 
metischen Beweis  desselben  gegeben*). 

Durch  Betrachtungen  derselben  Art  kann  man  zu  dem 
üben  ausgesprochenen  allgemeinen  Resultate  gelangen,  indem 
man  von  dem  schon  genannten  Lehrsatze  des  §  4  ausgeht. 
Dies  wollen  wir  in  Kürze  zeigen,  wobei  wir  uns  auf  den  Fall 
beschränken,  in  welchem  die  Formen  zu  der  ersten  Art  ge- 
hören, da  die  gleiche  Schlussweise  sich  auch  auf  den  anderen 
Fall  anwenden  lässt.  Wir  setzen  zunächst  voraus,  dass  alle 
Primzahl factoren  von  n  zu  der  von  uns  mit  f  bezeich- 
neten Art  gehören,  und  es  sei  n=f^^^j\'"-fj-^...^  wo 
f\ifiif:\T---  ungleiche  Primzahlen  bezeichnen.  Um  alle 
Darstellungen,  deren  n  fähig  ist,  vollständig  aufzuzählen, 
ordnen  wir  sie  in  Gruppen,  indem  wir  in  dieselbe  Gruppe 
alle  diejenigen  Darstellungen  zusammenfassen,  für  welche  der 
grösste  gemeinschaftliche  Theiler  der  Unbestimmten  x  und  y 
denselben  Werth  /  hat,  durch  dessen  Quadrat  augenscheinlich 
n  theilbar  sein  muss.  Die  Anzahl  der  in  einer  solchen 
Gruppe  enthaltenen  Darstellungen   ist    offenbar    dieselbe,    wie 

die  Anzahl  der  Darstellungen  der  ganzen  Zahl  — ,  bei  welchen 

die  Unbestimmten  x  und  y  der  Bedingung,  relative  Primzahlen 
zu  sein,  unterworfen  sind.  Aus  der  über  die  Natur  von  f^, 
J\,  .  .  .  gemachten  Voraussetzung  und  aus  dem  bereits  citirten 
Satze  folgt  aber,  dass  diese  letztere  Anzahl  gleich  2  .  2"  ist, 

wenn   f.i  die  Anzahl   der    ungleichen  Primzahlfactoren   von  — 

bezeichnet.     Es  läuft  also  alles  darauf  hinaus,  die  Summe  der 

Potenzen    2'*,    welche    den   ganzen   Zahlen    von   der  Form   — 

entsprechen,  zu  bestimmen.  Um  diese  Summe  zu  erhalten, 
[4]  betrachten  wir  das  Polynom: 

^4  =  2//'  +  2/^-2  4-  2/-/.-1  4-  •  •  • , 

welches  so  weit  fortzusetzen  ist,  als  die  Exponenten  nicht 
negativ  werden,  und  in  welchem  der  Coefficient  des  letzten 
Gliedes  gleich  2  oder  gleich   1    zu  setzen  ist,  je  nachdem  der 


*)  Siehe  Journal  f.  r.  u.  a.  M.,  Bd.  12,  S.  167.  [Jacobi's  Werke, 
Bd.  6,  S.  245.     H.J 

5* 


68  ^-  Lejenne  Dirichlet. 

Exponent  dieses  Gliedes  den  Werth  1  oder  0  haf.  Da  das 
entwickelte  Product  aus  diesem  Polynom  und  den  analogen, 
auf   /',,    /.,,  .  .  .    bezüglichen    Polynomen    offenbar    von    allen 

Gliedern  der  Form  '-"•,,    gebildet    wird,    so   erhält   man   die 

Summe  der  Potenzen  2",  wenn  man  alle  Zahlen  /",,  /,,  .  .  . 
durch  die  Einheit  ersetzt.  Durch  diese  Aenderung  werden 
aber  i^,,  F^,  .  . .  bez.  gleich  /.,  4-  1,  A,  +  1,  •  •  •*,  hieraus 
folgt,  dass  die  Anzahl  der  Darstellungen,  welche  bestimmt 
werden  soll,  gleich  dem  doppelten  Producte  (/.,  +  1)  (Ä^H-  1)  • .  • 
ist,  welches  letztere  bekanntlich  die  Anzahl  der  Theiler  von 
n  angiebt.  In  diesem  ersten  Falle  ist  also,  wie  man  sieht, 
das  Resultat  in  Uebereinstiramung  mit  dem  allgemeinen  Satze, 
da  in  diesem  Falle,  in  welchem  die  Theiler  sämmtlich  die 
erste  der  in  diesem  Satze  ausgesprochenen  Bedingungen  er- 
füllen, die  Anzahl  der  Theiler  genau  gleich  dem  mit  a  be- 
zeichneten Ueberschusse  ist.  Wir  gehen  nun  zu  dem  allge- 
meinen Falle  über,  in  welchem  //  auch  Primzahlfactoren  (j  von 
der  Art  enthält,  dass  für  sie 

ist.  und  setzen: 

Aus  dem  bereits  untersuchten  Falle  lässt  sich  leicht  folgern, 
dass  bei  dieser  Annahme  die  Anzahl  der  Darstellungen,  deren 
//  fähig  ist,  durch  das  Product  2(/.,  +  !)(/.,+  1) .  .  .  gegeben 
wird,  wenn  die  Exponenten  »',,  r^,  . .  .  sämmtlich  gerade  Zahlen 
sind,  und  sich  dagegen  auf  Null  roducirt,  wenn  dies  nicht 
der  Fall  ist.  Wir  haben  also  nachzuweisen,  dass  der  Ueber- 
schuss  (}  den  Werth  (Ä,  -{-  \)  (/.^-\-  \)  .  .  .  oder  den  Werth 
Null  hat,  je  nachdem  //  dem  ersten  oder  dem  zweiten  dieser 
beiden  Fälle  angehört.  Um  diesen  Beweis  zu  t'rtlireu.  bilden 
wir  das  Product  der  Ausdrücke; 

1  4-.V.  H h.v,''',  i+.v,-l h.v/S  •••, 

dessen  verschiedene  Glieder  alle  Theiler  von  fi  liefern.  Wird  irgend 

t'iner  dieserTheihr  mit  ^bezeichnet,  so  ist  (^    *    ^    "^    (      |=±:1. 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    69 

wobei  das  obere  oder  untere  Zeichen  gültig  ist,  je  nachdem 
die  Anzahl  der  in  k  enthaltenen  Factoren  y\ ,  g^^  .  .  .  gerade 
oder  ungerade  ist.  Folglich  geht  das  obige  Product  [5]  in  a 
über,  wenn  in  ihm  1  =/",  =fi  =  •  •  • ,  —  ^  =^i  =^-2  =  •  ■  • 
gesetzt  wird.     Das  Product  wird  mithin  gleich: 

1— ( — 1)"!+^     1— f— D^a+l 

{K  +  ^){k-\-^)---x — 4^ ^-^ ; 

dieser  Ausdruck  ist  in  der  That  aber  gleich  [l^-{-l]{?.^-\-\). . ., 
wenn  i\,  v^,  . .  .  sämmtlich  gerade  Zahlen  sind,  und  gleich 
Null  in  jedem  anderen  Falle. 

Die  vorstehenden  Resultate  beziehen  sich  auf  den  Fall,  in 
welchem  die  Determinante  IJ  eine  negative  ganze  Zahl  ist. 
Aehnliche  Eigenschaften  existiren  für  die  Formen,  deren  De- 
terminante positiv  ist.  Um  diese  Eigenschaften  zu  ermitteln, 
kann  man  von  den  Reihen,  welche  wir  in  den  Nummern  III 
und  IV  des  §  G  betrachtet  haben,  Gebrauch  machen.  Man 
kann  diese  Eigenschaften  aber  auch  durch  rein  arithmetische 
Betrachtungen  erhalten,  welche  den  von  uns  soeben  aus- 
einandergesetzten ganz  ähnlich  sind,  indem  man  den  Lehr- 
satz III  des  §  4  zum  Ausgangspunkte  nimmt. 

Es  würde  mithin  unnütz  sein,  in  dieser  Hinsicht  auf  weitere 
Einzelheiten  einzugehen,  und  wir  beschränken  uns  darauf,  die 
Resultate,  welche  sich  auf  die  Formen  von  positiver  Deter- 
minante beziehen,  anzugeben.  Nützlich  ist  es  aber,  diesem 
Satze  eine  Bemerkung  vorauszuschicken,  welche  geeignet  ist, 
ihn  zu  vereinfachen,  und  welche  die  Bedingungen  betrifl't, 
denen  die  Coefficienten  der  Formen  von  positiver  Determinante 
in  den  §§  4  und  6  unterworfen  wurden.  Dort  wurde  vor- 
ausgesetzt, dass  von  den  Coefficienten  jeder  derartigen  Form, 
wie  ax-  -f-  2bxy  -{-  cij-,  die  beiden  ersten  positiv  sind,  während 
der  dritte  negativ  ist.  Von  diesen  Bedingungen  sind  aber 
nur  die  erste  und  dritte  nothwendig,  und  alles,  was  in  den 
genannten  Paragraphen  bewiesen  worden  ist,  gilt  ebenfalls, 
wenn  b  negativ  oder  Null  ist.  In  der  That  haben  wir  nir- 
gends auf  das  Vorzeichen  des  mittleren  Gliedes  Rücksicht  ge- 
nommen, ausser  in  der  Nummer  III  des  §  6,  um  zu  beweisen, 
dass  der  Ausdruck  ax- -{-2b.ri/ -^-ci/'-  positiv  ist,  wenn  man 
in  demselben: 

•^>0,  y>0,  y^^JL__:c 


70  f»-  Lejeune  Dirlchlet. 

voraussetzt.  Dieses  Resultat  liiiugt  aber,  wie  leicht  zu  er- 
kennen ist,  nicht  mehr  von  dem  Vorzeichen  von  b  ab.  Um 
sich  davon  zu  überzeugen,  beachte  man,  dass  die  letzte 
dieser  Ungleichheiten  in  die  Form  [ax-\-hy)  U^yT  gebracht 
werden  kann,  aus  welcher,  da  die  rechte  Seite  positiv  ist, 
^ax  +  Äy)*  J^^^f  T-  folgt.  Andrer.^eits  ist  2'*  >  DU*,  und 
mithin  erhält  man  durch  Multiplication  [ax-\- hyY'^  Dy* 
oder,  was  auf  dasselbe  hinauskommt,  da  der  Coefficient  a 
positiv  ist,  ax^- -\-'2hxy -\- cy'-'^  0^  was  zu  beweisen  war. 

[6]  Nimmt  man  auf  die  soeben  gemachte  Bemerkung 
Rücksicht  und  bezeichnet  mau,  wie  früher,  mit  lo  die  Zahl  1 
oder  2,  je  nachdem  es  sich  um  Formen  der  ersten  oder  zweiten 
Art  handelt,  so  kann  man  die  betreffenden  Resultate  in  den 
folgenden  Satz  zusammenfassen. 

j^Ist  D  eine  positive  ganze  Zahl  laber  keine  Quadratzahl) 
und  bezeichnen  T  und  1^  die  kleinsten  positiven  Werthe  von 
/  und  ti  [w  und  n  ausgeschlossen),  welche  der  Gleichung 
/'- — I)ur:=io-  genügen,  so  seien: 

ax^-  -\-'2hxy  -\-  cy-^  a  x'  +  1  h' xy  +  r'//-,  .  .  . 

die  verschiedenen  Formen  erster  (zweiter)  Art,  welche  die 
Zahl  D  zur  Determinante  haben  und  so  gewählt  sind,  dass 
die  Coefficieuten  von  .r*  sämmtlich  positiv,  die  von  //-  sämmt- 
lich  negativ  sind;  wir  setzen  ferner  voraus,  dass  die  Unbe- 
stimmten   .'•    und    //    nur    positive    Werthe    annehmen    solleu. 

aü 
ausserdem  in  der  ersten  Form  der  Bedingung   >/^^, tFt^ 

1  OL 

und  in  den  auderen  Formen  ähnlichen  Bedingungen  unter- 
worfen sind.  Bezeichnet  dann  n  eine  positive,  ungerade  und 
zu  J)  relativ  prime  ganze  Zahl ,  so  behaupte  ich .  dass  die 
Anzahl  der  verschiedenen  Darstellungen,  deren  die  Zahl  o fi 
durch  die  gegebenen  Formen  flihig  ist,  gleich  ist  dem  Uober- 
schusse  der  Anzahl  der  Theiler  von  k,  für  welche  der  Aus- 
k—\    /r-l 

druck    ö  '^    e    ^     l-.A  den  Werth    1    hat.    über   die   Anzahl 

dieser  Theiler.  welche  demselben  Ausdruck  den  Werth  — 1 
geben.« 

Um  diesen  Satz  auf  einen  speciellen  Fall  anzuwenden, 
werde  />  =  2  gewählt.  Dann  ist  <(>  =  1 ,  7'=  3.  ^=2. 
(\  =  1 ,  f  =  —  I ,  P  =  1 ,  und  das  vollständige  Formensystem 
reducirt  sich  auf  ein  einziges  Glied,  als  welches  wir  die  Form 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    71 

X-  —  2y-  wählen  können.  Das  auf  diesen  Fall  bezügliche 
Resultat  lautet  also: 

»Wenn    in    der    Gleichung  x"-  —  2y"  =  n.,    wo   /i    eine 
ungerade,    positive    Zahl    ist,    die    Unbestimmten  x  und  y 
nur  positive  Werthe,  welche  überdies  die  Bedingung  Hy  ^  2.r 
erfüllen,  annehmen  können,  so  ist  die  Anzahl  von  Lösungen 
dieser   Gleichung   gleich  dem  Ueberschusse  der  Anzahl  der 
Theiler  von  w,  welche  eine  der  Formen  S?'  ±  1  haben,  über 
die  Anzahl  dieser  Theiler,  welche  eine  der  Formen  8r  ±  5 
halben. 
Da  in  der  oben  aufgestellten  Gleichung  (1),  ebenso  wie  in 
den  drei  analogen  Gleichungen,  welche  wir  der  Kürze  wegen 
hinzuschreiben  unterlassen  haben,  die  beiden  Seiten  in  Gruppen 
von  Gliedern  einander  gleich  sind  —  in  dem  Sinne,  dass  das 
einzige  Glied,  welches  aus  der  Vereinigung  aller  einzelnen  ,^7] 
Glieder   auf  der  rechten   Seite,    für   welche   das   Product  n7i 
einen   bestimmten   Werth   hat,    resultirt,    identisch   gleich   der 
Summe    aller    derjenigen    Glieder    auf    der    linken    Seite    ist, 
für  welche  die  quadratischen  Formen  den  gleichen  bestimmten 
Werth  haben,  gebildet  wird  — ,  so  sieht  man.  dass  die  Rich- 
tigkeit   dieser    Gleichungen   von    der   besonderen   Gestalt    der 
Function,    welche    in   ihnen  auftritt,    unabhängig  ist  und  dass 
diese   Function,    welche   in   den  betreffenden    Gleichungen,    so 
wie  sie  sich  uns  zunächst  dargeboten  haben,  eine  Potenz  des 
Exponenten  —  s  ist,    durch  eine   ganz   willkürliche   Function 
ersetzt  werden  kann.    Wenn  immer  nur  die  Gleichung,  welche 
sich   auf  den   ersten   der  vier  allgemeinen  Fälle  bezieht,    hin- 
geschrieben wird,  so  besteht  also  auch  die  folgende  Gleichung: 

—  'fpax^  -\-2hxy-\-cy'^,  -\-ycfax--{-'2l)'xy-\-c'y"-,  -\ 

7)  —  1      il^ — 1 

=  2.^0  e  1^1  (p[7in) , 

in  welcher  die  Suramenzeichen  ihre  frühere  Bedeutung  bei- 
behalten haben.  Die  durch  die  Charakteristik  (f  bezeichnete 
Function  muss  nur,  wie  hinzuzufügen  ist.  so  beschaffen  sein, 
dass  die  obigen  Reihen  convergent  sind  und  zu  den  Reihen 
gehören,  welche  wir  Reihen  erster  Art  nannten.  Diese  Be- 
dingung ist  z.  B.  erfüllt,  wenn  man  (p ' z  =  q~  annimmt,  wo  q 
eine  reelle  oder  imaginäre  Constante,  deren  numerischer  AVerth 
oder  deren  Modul  kleiner  als  die  Einheit  ist,  bezeichnet.    Dieser 


72  0.  Lejeunc  Diiichlet. 

Fall  ist  in:<ofern  besonders  bemerkensweitb,  als  er  die  eine 
der  Summatiouen  auf  der  recbten  Seite  auszuführeu  und  die 
auf  der  linken  Seite  stehenden  doppelten  Reihen  in  Summen 
von  Producten  einfacher  Reihen  umzuformen  gestattet,  sodass 
die  Gleichung  dann  eine  Beziehung  zwischen  gewissen  einfachen 
Reihen  darstellt,  welche  mit  Reihen  aus  der  Theorie  der  ellip- 
tischen Functionen  identisch  sind.  Die  Vereinfachung,  vun 
welcher  wir  sprechen,  findet  jedoch  nur  statt  für  die  Glei- 
chung (2)  und  die  weitere  analoge  Gleichung,  welche  sich  auf 
einen  negativen  Werth  von  J>  bezieht;  sie  erstreckt  sich  nicht 
auf  den  Fall,  in  welchem  die  Determinante  positiv  ist.  Man 
kann  in  diesem  letzteren  Falle  wohl  noch  eine  der  Summationen 
auf  der  rechten  Seite  ausführen,  aber  die  l'ngleichhcitsbe- 
dingungen,  denen  jene  in  Bezug  auf  x  und  y  unterworfen  sind, 
verhindern  die  Umformung  der  Doppelreihen  nach  x  und  y 
in  Producte  von  einfachen  Reihen''  . 

Da  die  Formeln,  auf  welche  man  durch  die  soeben  be- 
sprochene Reduction  geführt  wird,  neu  sind  und  einiges 
Interesse  darzubieten  scheineu,  so  deuten  wir  kurz  den  Weg 
an,  auf  welchem  man  dieselbe  ausführen  kann.  Wenn  mau 
in  der  Gleichung  (2)  der  Function  (p  die  Form  einer  Expo- 
nentialfuncti(tn  giebt,  ^8]  .so  geht  diese  Gleichung  in  die 
folgende  über: 

^.,   a/--\--lbxij-^cir         ^,    a'x-^lh'.cij  +  c'y- 
3))  /?— 1    n-—\ 
I                            =2i-,V    -     .     '• 


(;)'/'"■• 


In  dem  besonderen  Falle,  wo  die  sämmtliclu'u  mittleren  Coefli- 
cienten  i,  //,...  gleich  Null  sind,  stellt  sich  die  linke  Seite 
unmittelbar  als  Summe  einer  endlichen  Anzahl  von  Producten 
einfacher  Reihen    dar.     Ist  z.  B.    I)  =  —  2 ,    so   existirt  dann 

nur  die  einzige  Form  x^  -\-  2y'^,  und  die  Summe  ^  »j  '  , 

in  welcher  .r*-}-2y*  nur  ungerade  Werthe  annehmen  darf, 
muss  tlber  alle  ungeraden  ganzen  Zahlen  x  und  über  alle 
geraden  und  ungeraden  ganzen  Zahlen  //  erstreckt  werden. 
Vereinigt  man  die  Glieder,  welche  entgegengesetzten  Werthen 
v(in  X  oder  y  entsprechen,  so  nimmt  die  linke  Seite  die  Gestalt 
des  folgenden   Prodiictes  an: 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    "J'S 

Da  in  diesem  Falle  d  ^^  —  1,€  =  —  i  ^  P  =  —  i  ist,  so 
wird  die  linke  Seite  gleich 

n  —  1      n- — 1 

wo  das  Zeichen  —  sich  auf  alle  positiven  und  ungeraden 
Werthe  von  ti  und  n  erstreckt.  Führt  man  die  Summation 
in  Bezug  auf  ?t    aus,  so  erhält  man: 

u  —  1       ir — 1 

^  1  —  (f'' 

Man  erhält  also  in  diesem  besonderen  Falle  die  Gleichung: 

[q  +  q"  +  r'  H ;  ,i  +  2^  +  -^q'  +  25'«  H ) 

^     q     ,     q' r q''      , 

welche  sich  mit  Hülfe  von  bekannten  Formeln  aus  der  Theorie 
der  elliptischen  Functionen  leicht  verificiren  lässt.  1^, 

Wir  gehen  nun  zu  einem  allgemeineren  Falle  über,  wel- 
cher genügt,  um  zu  zeigen,  auf  welche  Weise  die  fragliche 
Keduction  für  beliebige  negative  Werthe  von  D  ausgeführt 
werden  kann.  Es  sei  D  =  —  p,  wo  p  eine  Primzahl  von 
der  Form  4j/  -|-  3  bezeichnet.  Bei  dieser  Annahme  ist  ö=  1, 
fc  ^  1,  P  =  — p  zusetzen;  die  rechte  Seite  wird  also,  wenn 

man  an  Stelle  von  ( )  den  gleichwerthigen  Ausdruck  1  —  j 

setzt,  gleich 


"(7)^"'" 


Da  H  und  ti  alle  positiven,  ungeraden  und  zu  p  relativ 
primen  Werthe  annehmen  sollen,  so  geht  der  vorstehende 
Ausdruck,  wenn  man  in  ihm  die  Summation  in  Bezug  auf  n' 
ausführt,  über  in 

[9]  Betrachten  wir  nun  eine  der  auf  der  linken  Seite 
stehenden  Doppelsummen,  z.  B.  die  erste.  Gemäss  den  Resul- 
taten des  §  5    können   die   Werthepaare,    welche  x  und  y  in 


74  (»•  Lejeune  Dirichlet. 

dieser  Summe  aunelimen  milsseu,  in  eine  bestimmte  Anzahl 
von  Systemen  der  Form  .r  =  'Ipti  -\-  a  ^  y  =  -p^'  +  /'  ver- 
theilt  werden,  wo  «,  ;'  bestimmte  ganze  Zahlen  und  //,  r 
unbestimmte  ganze  Zahlen,  für  welche  alle  Werthe  von  —  oo 
bis  oo  zu  setzen  sind,  bezeichnen.  Wenn  man  a.r*  +  2/y.r//-}-ri/* 

in  die  Form   —  ['a^'  -\-  hy'  -\-  py-]  setzt,  so  erhält  man: 

1  V 

—  r2M(aM  -\-hv)-\-a<(  +  hy]-    ■'    {'Ipv  4-1'- 

Wir  zerlegen  nun  diese  Theilsumme  ihrerseits  in  weitere  Sum- 
men, indem  wir  allmählich  at?,  ar  -\-  \ .  .  .  .  ,  av  -\-  a  —  1 
an  Stelle  von  v  setzen.  Für  irgend  eine  dieser  Theilsummen, 
deren  Anzahl  gleich  a  ist,  erhält  man  so  den  folgenden  Aus- 
druck, welcher  sich  auf  die  Substitution  von  ac  -f-  /.  bezieht 
und  in  welchem  zur  Abkürzung  'Iph'/, -\- au -\- hy  =  h . 
2p}.  -{-;'  =  /  gesetzt  ist: 

-  [2 « a [u  4-  h  r)  +  Äf    ^-[2pav  +  I- 
^q"  q" 

Wenn  man  Jetzt  die  Summation  in  Bezug  auf  u  als  die  zuerst 
auszuführende  ansieht,  so  hindert  nichts,  u  -\~  br  durch  u  zu 
ersetzen,  und  das  Resultat  nimmt  dann  die  Gestalt  des  Productes 
zweier  einfachen  Reihen  an: 


(2;j au  +  /•,-         ■'''  (2;;  a  r  +  /," 


Diese  beiden  Reihen  können,  wie  ferner  leicht  zu  sehen  ist, 
auf  die  höchst  wichtige  Function  zurückgeführt  werden, 
welche  von  Herrn  Jacobi  in  die  Theorie  der  elliptischen 
Functionen  eingeführt  ist  und  welche  den  Ausdruck  hat: 

1  —  Iq  cos  'l.r  -\-  '2q*  COS  4;r  —  2q''  COS  ().r  -f-  •  •  •   • 

Andererseits  kann  man  auch  die  beiden  Reihen  (4)  auf  ellip- 
tische Functionen  zurückführen,  wenn  man  die  bekannten 
Formeln  dieser  Theorie  mit  den  schönen  Ausdrücken  verbindet. 


welche  Herr  Guu.ss*)  für  die  Darstellung  von  j  — j  durch   eine 
ciiilliche  Reihe  von  Sinus-  oder  Cosinusfunctionen  gegeben  hat."^ 

'     Diaq.  urithin..    art  :<")5:    Suminafio  quaruiidam    serienttn   .vi'hi/.. 
Werke.  Bd.  2,  S.  it.     II. 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesitnalanalysis  etc.    75 

Die  Formeln,  welche  man  auf  diese  Weise  erhält,  erschei- 
nen mir  besonders  dadurch  bemerkenswerth,  dass  die  Producte 
der  Form  (5i,  welche  die  linke  Seite  bilden,  sowohl  hinsicht- 
lich ihrer  Anzahl  als  auch  hinsichtlich  der  Constanten  a.  k.  /, 
welche  in  ihnen  vorkommen,  von  der  Anzahl  und  den  Coef- 
ficienten  der  verschiedenen  quadratischen  Formen,  welche  für 
die  entsprechende  Determinante  existiren,  abhängen;  es  ist  zu 
hoften,  dass  man  durch  tiefere  Untersuchung  der  soeben  an- 
gedeuteten Beziehung  [10]  zu  den  wichtigsten  Resultaten  ge- 
langt, welche  neues  Licht  auf  die  Natur  der  quadratischen 
Formen  von  negativer  Determinante  zu  werfen  im  Stande  sind. 
Dies  ist  wenigstens  die  Erwägung,  welche  mich  veranlasst 
hat,  diese  Bemerkung,  so  unvollständig  sie  auch  ist,  den 
Mathematikern  zur  Beachtung  vorzulegen. 


§  s. 

In  diesem  Paragraphen  wollen  wir  1)  die  höchst  einfache 
Beziehung  aufstellen ,  welche  zwischen  der  Anzahl  der  zu 
derselben  Determinante  gehörenden  Formen  erster  und  zweiter 
Art  besteht,  und  2]  untersuchen,  wie  die  Formenanzahl  irgend 
eiiner  Determinante  abhängt  von  der  Formenauzahl,  welche 
dieser  Determinante  getheilt  durch  die  grösste  in  ihr  enthaltene 
Quadratzahl  entspricht. 

I.  Es  seien  bez.  //  und  //  die  Anzahl  der  Formen  erster 
und  zweiter  Art,  deren  Determinante  eine  ganze  Zahl  4^+1 
ist.  Setzen  wir  zuerst  D  als  negative  Zahl  voraus,  so  giebt 
die  Gleichung  (19)  §  6,  wenn  man  beachtet,  dass  hier  d  =  1, 
e  =  \   ist: 

TT  \P/  n 

Es  genügt,  diesen  Ausdruck  mit  den  Gleichungen  (21)  zu  ver- 
gleichen, um  daraus  die  Folgerungen  zu  ziehen: 

//  =  Ä',    D  =  1  (mod.  S  ;     Ä  =  3//,    Z>  =  5  (mod.  S). 

Die  zweite  dieser  Gleichungen  ist,  wie  hinzugefügt  werden 
muss,  für  />  =  —  3  unrichtig;  in  diesem  Falle  ist  vielmehr 
h  =  //. 

U.  Wenn  T)  positiv  ist,  so  ergiebt  sich  die  zwischen  h 
und  li  bestehende  Beziehung  in  derselben  Weise  aus  der 
Vergleichuug    der    Formeln   (23,   und    (24  i.      Bezeichnet    man 


76  ö-  Lejeune  Dirichlet. 

bez.    mit    7',   i'  uud    T\  U'    die   kleinsten    positiven  Werthe, 
welche  den  Gleichungen: 

^1)         t-  —  Du-  =  1  i2)         /'-  —  Du-  =  4 

genügen,  so  lautet  die  Beziehung,  um  welche  es  sich  handelt, 
folgendermaassen : 

,  ,,log.V;r+  U'\1j)         ,,_  ,   ,       ,    , 

//  =    h    ^-- ■:^ —  ,     />  ^  1    mod.  8 

\o^[T+UVD) 
Ji  =  3  /<  — ^-^=:— _  —  ,      JJ  ^^  0    mod.  8  . 

log  T-^  uyv) 

Um  diesem  Resultat  eine  einfachere  Gestalt  zu  geben,  be- 
achten wir,  dass  alle  Lösungen  der  Gleichung  1  oflfenbar  in 
denen  der  Gleichung  2,  enthalten  sind;  es  genügt  die  Lö- 
sungen der  letzteren  Gleichung  zu  betrachten,  in  welchen  /' 
und  u'  gerade  sind,  und  t  =  yt',  u  =  ^u  zu  setzen.  Folg- 
lich ist,  wenn  2"  und  U'  gerade  Zahlen  sind,  T^=\T\ 
U=^U',  uud  dieser  Fall  tritt,  wie  leicht  zu  sehen  ist, 
immer  ein,  wenn  J)  die  Form  8j^  +  1  hat,  weil  bei  dieser 
Annahme  die  Gleichung  ;2  durch  ungerade  Werthe  von  t' 
und  u    nicht  würde  befriedigt  werden  können. 

11]  Es  bleibt  also  noch  der  Fall  zu  betrachten,  in  wel- 
chem JJ  die  Form  b  r  -f-  5  hat  und  T'  uud  U'  gleichzeitig 
ungerade  sind.  Da  alle  positiven  Lösungen  der  Gleichung  ^2) 
durch  die  Formel: 

t'-\-u'VD      rr -\- u'V7)\" 


_  rr  -\-  urny 


wo  H  eine  positive  ganze  Zahl  ist,  gegeben  sind,  so  folgt  aus 
der  obigen  Bemerkung,  dass  man  die  Werthe  T  und  6'  er- 
hält, indem  man  den  kleinsten  Exponenten  n  bestimmt,  für 
welchen  ('  uud  <<' gerade  sind,  und  daun  T=\i',  C=\u' 
setzt.  Nun  überzeugt  man  sich  aber  leicht,  dass  dieser  Ex- 
ponent die  Zahl  '.'<  ist;  denn  nimmt  man  //  =  2,  so  findet  man 
für  u  den  ungeraden  Werth  T'i",  während  der  n  =  3  ent- 
sprechende   Werth  |C/''3r'*  +  y>Z7'*i_otrenbar   gerade   ist. 

_'      IT'  -4-  U'  VT)\' 
Mithin    ist     T  -}-  [    ]  J)  =  r     ^-Z—!-±\.       Wendet    mau 

diese    Resultate    auf  die   oben   gegebenen  Gleichungen  an,    so 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.     77 

sieht  man,  dass  für  eine  Determinante  von  der  Form  Sj/+  1 
stets  h  =  //'  ist,  und  dass,  wenn  7>  die  Form  Sr  +  5  hat, 
alles  von  den  ganzen  Zahlen  T'  und  V  abhängt;  je  nach- 
dem diese  Zahlen  gerade  oder  ungerade  sind,  ist  h  =  3h' 
oder  h  =  /?/.") 

III.  Indem  wir  uns  jetzt  zur  zweiten  der  oben  aufgewor- 
fenen Fragen  wenden,  bemerken  wir  zunächst:  Nachdem  in 
dem  Vorhergehenden  die  Beziehung,  welche  zwischen  den  zu 
derselben  Determinante  gehörenden  Formen  erster  und  zweiter 
Art  stattfindet,  aufgestellt  worden  ist,  können  wir  bei  der  noch 
zu  beantwortenden  Frage  die  Formen,  deren  Classenanzahl  zu 
vergleichen  ist,  als  zur  ersten  Art  gehörend  voraussetzen.  Es 
seien  dann  D  und  D'  =  DS-  die  beiden  Determinanten,  wo 
D  keinen  quadratischen  Factor-"  enthält  und  >y  positiv  voraus- 
gesetzt wird,  und  wir  bezeichnen  bez.  mit  h  und  //'  die  An- 
zahl der  Formen,  welche  bez.  diesen  beiden  Determinanten 
entsprechen.  Da  die  Grössen  6',  e,  P  für  diese  beiden  De- 
terminanten offenbar  dieselben  sind,  so  ist,  wenn  zuerst  D  als 
negative  Zahl  vorausgesetzt  wird,  auf  Grund  der  Gleichung 
(19)  des  §  6: 


—  H  —  1    n-  —  1 

n  —  1    «'- — 1 


TT  \Pj  n 

Obgleich  die  allgemeinen  Glieder  der  in  beiden  Ausdrücken 
auftretenden  Reihen  von  gleicher  Gestalt  sind,  so  habeu  trotz- 
dem diese  Reihen  verschiedene  Werthe.  In  der  ersten  Glei- 
chung ist  nämlich  die  Summation  über  alle  ungeraden  und  zu 
D  relativ  primen  ganzen  Zahlen  n  zu  erstrecken,  während  in 
der  zweiten  Gleichung  w  nur  ungerade  und  zu  1)'  relativ 
prime  ganze  Zahlen  annehmen  darf.  Um  die  zwischen  diesen 
beiden  Summen  bestehende  Beziehung  aufzudecken,  muss  man 
auf  die  Gleichung  6'  des  §  ü  zurückgreifen.  Wenn  man  in 
dieser  Gleichung  0  =  (),  /^=f,  P^=^P^  11^=^  \  setzt,  so 
sieht  man,  dass  die  beiden  obigen  Reihen  [12]  als  der  Grenz- 
werth  betrachtet  werden  können,  gegen  welchen  das  Product: 

1 


U 


T-^ 


78  G.  Lejeune  Dirichlet. 

convergirt,  wenn  die  VcriluderlicLe  .s  sich  unbegrenzt  der  Ein- 
heit annähert;  es  ist  aber  der  Unterschied  wohl  zu  beachten, 
dass  man  in  diesem  Produete,  wenn  es  sich  um  die  erste  Reihe 
handelt,  alle  positiven  und  ungeraden  Primzahlen  </,  welche  J) 
theilen,  ausschliesseu  muss,  während  man,  um  die  zweite  Keihe 
zu  erhalten,  alle  positiven  und  ungeraden  Primzahlen,  welche 
iy=l)S'-  theilen,  au^zuschliessen  hat.  Bezeichnet  mau  mit 
r,  ;•',  ;•",...  die  ungeraden,  positiven  uud  ungleichen  Prim- 
zahlen, welche  in  J)',  aber  nicht  in  J>  enthalten  sind,  so 
folgt,  dass  das  Verhältniss  der  ersten  zu  der  zweiten  Keihe 
den  Werth 


m 


hat,  wo  das  Zeichen  //  sich  auf  alle  soeben  definirten  Werthe 
von  r  erstreckt. 

Mit  Hülfe  dieses  Resultates  liefert  die  Vergleichung  der 
Ausdrücke  für  Ji  und  //  die  Beziehung: 

/•— 1    ;••-—  1 

h-  =  hs.n[v-6  -  .  '    (-;i)i], 

welche  die  gesuchte  Beziehung  zwischen  //  und  h'  darstellt. 
Diese  Gleichung  ist,  wie  hinzugefügt  werden  muss,  nicht  auf 
den  Fall  y>  =  — l  anwendbar;  in  diesem  Falle  muss  ihre 
linke  Seite  verdoppelt  werden. 

IV.  Da  der  Fall,  in  welchem  />  und  />'  positiv  sind,  eine 
ganz  ähnliche  analytische  Behandlung  zulässt,  so  beschränken 
wir  uns  darauf,  das  diesbezügliche  Resultat  anzugeben.  Be- 
zeichnet man  mit  T,  U  und  T',  U'  die  kleinsten  positiven 
Werthepaare ,  welche  den  Gleichungen  t- — Dtr  =  l  und 
/'* —  J)'ii'-=  l  genügen,  so  lautet  das  Resultat,  um  welches 
es  sich  handelt: 

—  /•— 1    >-—  1 

,.     ,  ,iog(7'4-ri />!    r,      „~2       ^/'•\'l 

logV-hU'yj)]      I  \/VrJ' 

man  kann  hierzu  noch  bemerken,  dass  der  logarithmische 
Factor  olVenbar  gleich  der  Einheit  dividirt  durch  den  kleinsten 
positiven   Exponenten  /.  ist,  für    welchen    der    Coefücient    v(tu 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.     79 

Vi)  in  der  entwickelten  Potenz  (T+  UVIJ/^  durch  S  theil- 
bar  ist-'  . 

Bevor  wir  diesen  Paragraphen  beschliessen  und  uns  mit  der 
am  Anfange  des  vorigen  Paragraphen  erwähnten  Summation 
beschäftigen,  bemerken  wir  noch,  dass  die  beiden  soeben  be- 
handelten Fragen  bereits  in  dem  Werke  von  Herrn  Gauss 
(art.  253 — 250),  aber  mit  anderen  Ilülfsmitteln  gelöst  worden 
sind.  Hinsichtlich  der  Resultate  findet  mau,  dass  die  des 
berühmten  Autors  für  negative  Determinanten  mit  den  unsrigen 
identisch  sind,  dass  sie  aber,  wenn  die  Vergleichung  zwischen 
Formen  mit  positiver  Determinante  vorzunehmen  ist,  von  unsern 
Resultaten  wesentlich  verschieden  sind  und  sich  in  einer  com- 
plicirteren  Form  darstellen. 


{Crelle's  Journal,  Bd.  21,  S.  134—155.) 

§   9. 

[134]  Die  Summation,  welche  uns  noch  auszuführen  übrig 
bleibt,  kann  nach  zwei  verschiedenen  Methoden  bewirkt  werden, 
indem  man  sich  dazu  der  wichtigen  Formeln  bedient,  welche 
Herr  Gauss  in  seiner  schönen  Arbeit  mit  dem  Titel  »Summatio 
quarundam  serierum  singularium«*  aufgestellt  hat.  Die 
erste  dieser  Methoden  stützt  sich  auf  gewisse  bekannte  Reihen, 
welche  nach  den  Sinus  und  Cosinus  der  vielfachen  Bogen 
fortschreiten.  Als  wir  diese  Methode  in  einer  früheren  Mit- 
theilung**! benutzten,  bemerkten  wir  bereits,  dass  sie  in  der- 
selben Weise  und  mit  gleicher  Leichtigkeit  auf  alle  Reihen 
anwendbar  ist,  welche  dazu  dienen,  die  Anzahl  der  Formen 
für  irgend  eine  Determinante  darzustellen,  das  ist  also  auf  die 
beiden  allgemeinen  Reihen  19;  und  (23)  des  §  6.  Wir  haben 
sogar  noch  die  Bemerkung  hinzugefügt,  dass  die  Reihen  von 
dieser  Gestalt  noch  durch  dasselbe  Hülfsmittel  in  mehreren 
Fällen  summirt  werden   können,    in   welchen   der  Exponent  s 

der   in   dem   allgemeinen   Gliede    enthaltenen   Potenz  -^  nicht 

gleich   der   Einheit   ist,    was   ausserdem   evident  ist.     In    der 
That,    da   die   betreffende  Methode  darin  besteht,    den  Factor, 


*)  Werke,  Bd.  2,  S.  9.    H. 

**)  Siehe  Journal   f.  r.  u.  a.  M.,  Bd.  18,  S.  259—274.    [Werke. 
Bd.  1,  S.  357—374.     H.j 


80  ^''-  Lejeune  Diricblet. 

welclier  in  — r  multiplicirt  ist,  mit  Hülfe  der  Gausn  sehen  Foi- 
?r 

mein  durch  eine  endliche  Anzahl  von  Gliedern  einer  der 
Formen  sin  ;/.r,  cos  tix  zu  ersetzen,  so  ist  die  lieihe  nach 
dieser  Transformation  in  eine  Summe  von  endlichen  trigono- 
metrischen lieihen  umgeformt,  deren  jede  einen  Ausdruck  von 

sin  //-j'  cos  fi  x 

der  Form —  oder  — ^— —  als  allgemeines  Glied  hat,    und 

n  71 

kann  folglich  für  dieselben  Werthe  von  s  summirt  werden,  für 
welche  J).  Bcnioulli  die  Summen  dieser  letzteren  Reihen 
gegeben  hat. 

Die  zweite  Methode  beruht  auf  dem  bekannten  Integrations- 
verfahren rationaler  Brüche.  Die  bereits  citirten  Reihen  (I9i 
und  28  §  G  stimmen  mit  den  Reihen  überein,  [135]  welche  die 
zweite  der  drei  Classen  unendlicher  Reihen  bilden,  die  wir  in 
der  Abhandlung  über  die  arithmetische  Progression  zu  unter- 
scheiden hatten,  und  wir  haben  schon  in  dem  t?  I  (i  der  ge- 
nannten Abhandlung  bemerkt,  dass  die  Reihen  zweiter  und 
dritter  Classe  durch  das  Verfahren,  welches  wir  in  dem  §  4 
derselben  Abhandlung  ausführlich  erörtert  haben,  summirt 
werden  können.  Beide  soeben  angegebenen  Methoden  sind 
von  grosser  Einfachheit.  Da  die  zweite  Methode  diejenige  ist, 
welche  sich  am  natürlichsten  darbietet,  so  wollen  wir  von  ihr 
zuerst  Gebrauch  machen.  Ehe  wir  aber  diese  Rechnung 
unternehmen,  müssen  wir  an  die  Gr/?/6A'schen  Formeln  erinnern. 
Ich  lasse  hier  eine  Ableitung  derselben  folgen,  welche  sich 
zwar  auf  dieselben  Principien,  wie  eine  frühere  Arbeit*  ,  stützt, 
aber  in  mancher  Hinsicht  einfacher  ist. 

Bezeichnet  /'.r  eine  Function  von  .r,  welche  ich  zwischen 
den  (Jrenzen  x  =  ü  und  x  =  /r  als  stetig  voraussetze,  und  wird 


jt\x    CO 


s  ,s.rr/.r  = 


gesetzt,  so  ist  bekanntlich: 

'o  -\-  2  2"r,  C08  sx  =  'rf[Xj 


*  Ueher  viuv  »riir  Aniiiii(luiiii  luslitnndir  Jiitctjni/r  auf  dir 
Sinnination.  endlicher  oder  u/uiitllirlirr  Reihen,  Abluindl.  d.  Herl. 
Akttd.,  1H35.  S.  3H1— 4(17;  Werke,  Bd.  1.  S.  237-251;.     II. 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    gl 

wo    sich    das   Zeichen  ^  auf   alle    ganzen    Zahlen  von  s  =  1 

bis   6=00    erstreckt*.  Da    diese    Entwickelung    zwischen 

den  Grenzen  x  =  (»  und  x  =  :c  einschliesslich  gültig  ist,  so 
ist  im  Besonderen: 

Man  erkennt  leicht,  wie  diese  Gleichung  abgeändert  werden 
muss,  wenn  die  Grenzen  des  Integrals  Cg  beliebige  Werthe 
haben.  Bezeichnet  h  eine  positive  ganze  Zahl,  so  fassen  wir 
z.  B.  die  Grenzen  0  und  2h7t  ins  Auge  und  setzen: 

(1)  I  f{^)  cos  sx  dx  =  Cg  ^ 

0 

wo  die  Function  fix)  zwischen  den  Grenzen  des  Integrals 
immer  stetig  ist.  Theilt  man  dieses  Integral  in  2Ä  Theil- 
integrale,  deren  Grenzen: 

0  und  7t,  rc  und  lit,  ...,  (2/^ —  \)7t  und  Ihn 

sind,  und  führt  man  alle  diese  neuen  Integrale  auf  solche 
mit  den  gemeinsamen  Grenzen  0  und  7t  zurück,  so  wird: 

=f[f[^)  +/(2rr  -  x)  -i-f{27t  +  .^•)  +  •  •• 


s 

0 


+  f{2[h-l]7t~x)+f\2[h—l]7t-j-x) 

-\-  f{2h7t  +  ^)]  cos  sx  dx. 

Da  dieser  Ausdruck  für  Cg  dieselbe  Gestalt  wie  der  oben  ge- 
gebene hat,  so  ist: 

(2)   c,  +  2^  c,  =  7t\f[^]  +  f[2h7t)  +  ^2^'f{2s7t^  , 

wo  das  allgemeine  Glied  Cg  auf  der  linken  Seite  durch  die 
Gleichung  (1)  gegeben  ist.  [136]  Betrachtet  man  dann  das 
Integral : 

/  cos  (.r'-;  dx  =  a  , 


*  BirichUt,  Siir  la  convergence  des  series  trigon.  (Journal  f. 
r.u.a.  M.,  Bd.  4,  S.  157—169;  Werke,  Bd.  1,  S.  117—132);  Ueber  die 
Darstellung  ganz  willkürlicher  Functionen  etc.  (Repertorium  der 
Physik  von  Doreu.  Moser.  Bd.  1,S.  152— 174 ;  Werke  Bd.  I  ,S.  i;i3— 160.) 

Ostwald's  Klassiker.    !il.  a 


82  G-  I^ejeune  Dirichlet. 

wo  rt  eine  numerische  Grösse  ist  und  setzt  man  in  dem- 
selben .r  =  ^  1/  - —  ,    wo   z   die    neue   Veränderliche    und    n 

2     '      2  TT 

eine  positive,  durch  4  theilbare  ganze  Zahl  bezeichnet,  so  er- 
hält man: 

—  je 

Zerlegt  man  dieses  Integral  in  unendlich  viele  Integrale, 
welche  zwei  aufeinanderfolgende  Vielfache  von  tt,  wie  z.  B. 
25.T  und  2(6  -f-  Ij/r  als  Grenzen  haben,  und  führt  man 
diese  neuen  Integrale  durch  Aenderung  von  z  in  26vr  +  r 
auf  solche  mit  den  gemeinsamen  Grenzen  0  und  2rr  zurück, 
so  wird: 

y /cos  j-  i2s;r  +  zY-  dz  =  2a  V—  , 

ij 

wo  das  Zeichen  —  sich  auf  alle  ganzen  Zahlen  von  6  =  —  oo 
bis  s  =  CO  bezieht. 

Wenn  man  das  Quadrat  unter  dem  Cosinuszeichen  ent- 
wickelt, dann  das  Glied  \fi{{-:i,  welches  ein  Vielfaches  von 
271  ist,  unterdrückt  und  schliesslich  je  zwei  Glieder  der  Summe, 
welche  entgegengesetzten  Werthen  von  *  entsprechen,  zu  einem 
Gliede  vereinigt,  so  ergiebt  sich: 

0  li 

wo  das  Suramenzeichen  sich  auf  alle  ganzen  Zalilon  von  *  =  1 
bis  s  =  oo  erstreckt.  Setzt  man  noch  ?iz  =  2.r,  so  erhält 
man: 


ii  fi  )i  /i 


cosÄ.r  d-t  =  rt]  2;ii 


Da  die  ganze  Zahl  7/  gerade  ist,  so  nimmt  die  linke  Seite  die 
Gestalt   an.    welche    die    linke    Seite    der   Gleichung    (2)    bat, 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    83 

wenn  f[x)  gleich  cos  [^ —  |  ist.    Auf  Grund  dieser  Gleichung 
folgt  also: 

cos  0  +  cos   —      -     +  2  >    cos  s^         =  aV 

\  2  /      n  -^  91  '       TT 

^  2>r  In 

Beachtet  man,    dass   cos*"  —   =  cos  {n  —   sY'  —  ist,   so 

n  n 

kann  man  dieser  Gleichung  die  einfachere  Form  geben : 

s  =  n  —  1 


"^  ,27r  -t/In 

>     cos  6*  =  «    1/  


Um  die  von  n  unabhängige  Grösse  a  zu  bestimmen,  genügt 
es,  71  einen  speciellen  Werth  zu  geben. '  Setzt  man  z.  B.  w  =  4, 

so  findet  man  a=  y-^'  [^^''J  ^^^"  erhält  also  schliess- 
lich ,  welches  auch  der  Werth  der  ganzen  Zahl  w  =  4  /t 
sein  mag: 

s  =  n  -  1  n 

>  COS  6^  —  =  y?i- 

4-» 
Behandelt  man   das  Integral  /  sin  {x^)  dx   in   gleicher  Weise, 

—  00 

so  findet  man  schliesslich: 

>    sin.s^  —  =  1 


Durch  eine  ähnliche  Rechnung  würde  mau  die  vorstehenden 
Summen  auch  für  die  Fälle,  in  welchen  w  von  einer  der  drei 
Formen  4/t  -}-  1,  4/<  +  2,  4u  +  3  ist.  leicht  berechnen 
können;  es  ist  aber  noch  einfacher  diese  drei  Fälle  auf  den 
Fall,  in  welchem  7i  die  Form  4u  hat,  zurückzuführen. 

Um  dies  zu  erreichen,  seien  w  und  w?  zwei  beliebige  ganze 
Zahlen,  deren  erste  positiv  vorausgesetzt  wird;  wir  setzen: 

^  e       "      =  (p[m,  7i), 

s  =  () 

WO  ^  zur  Abkürzung  die   imaginäre  Grösse  ]  —  1   bezeichnet. 

C* 


§4  G.  Lejeune  Diricblet. 

Die  Function  (f  m,  n)  besitzt  mehrere  wichtige  Eigen- 
schaften. Zunächst  hat  man  offenbar,  wenn  m'  eine  dritte 
ganze  Zahl  bezeichnet,  welche  der  Congruenz  m  ^  jn  (med.  71) 
genügt: 

(3)  (p{m,  n)  =  (p[m\  n) . 

Ferner  ist,  wenn  man  c  relativ  prim  zu  71  voraussetzt: 

(4)  (f  [m,  n)  =  ff  ('■' w,  //) . 

Diese  Gleichung  folgt  daraus,  dass  der  Ausdruck  es,  wenn 
man  in  demselben  nacheinander  6=0,  1,  ...,  « — "1  setzt, 
bei  der  Division  durch  w  dieselben  Zahlen  als  Reste  lässt. 

Eine  dritte  Eigenschaft  wird  durch  die  Gleichung  aus- 
gedrückt: 

(5)  (f{7t,  fTi)  ■  (p{m,n.)  =  (p(l,  m7i) , 

in  welcher  die  beiden  ganzen  Zahlen  //  und  m  positiv  und  zu 
einander  relativ  prim  vorausgesetzt  sind.     In  der  That,  da   . 

2J  e        "      =cp  (m,  71),    ^  e       »'     =  <p[7i,  m) 

s  =  0  '  =  0 

ist,  so  erhält  man  durch  Multiplication: 

''*  7t  i 
^      ^  e  '""  =  (p[ni,  n)  (p  n,  m) 

oder,  was  auf  dasselbe  hinauskommt,  indem  man  in  dem  Ex- 
ponenten den  Ausdruck  2st:i  i,  ein  Vielfaches  von  2/r/,  hin- 
zufügt: 

^     ^e  »^^^  =  <pim,,>)cp{77,m]. 

S  =  (I          /  =  0 

138]  Das  Binom  ms  -\-  71  f  kann  durch  seinen  Kest  in 
Bezug  auf  den  Modul  mw  ersetzt  werden.  Da  nun  aber  /7i 
und  w  zu  einander  relativ  prim  sind,  so  erkennt  man  leicht, 
dass  die  Werthe,  welche  dieser  liest  zwischen  den  (irenzen 
der  doppelten  Summatiou  erhält,  mit  den  Gliedern  der  Kcilio 
0,  1,  2,  ...,  7n/i —  1,  aligosehon  von  der  Reihenfolge,  über- 
einstimmen. Das  Resultat  nimmt  mithin  die  Gestalt  einer  ein- 
fachen Summe  an  und  giebt: 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    S5 

s  =  wui  —  1  j2  rüi 
^  e    '""  =  fp[ni,  n)  fp[n,  m) , 
s  =  o 

was  zu  beweisen  war. 

Mit  Hülfe  der  soeben  aufgestellten  Gleichungen  kann  man 
leicht  den  Werth  von  </)(l,  n),  welche  Form  auch  die  Zahl  n 
haben  mag,  berechnen.  Nimmt  man  erstens  w  =  4/f  an.  so 
ist  auf  Grund  der  oben  ausgeführten  Summationen: 

cp(l,  n)  =  (1  +  i)  Vn. 

Zweitens  sei  n  eine  ungerade  ganze  Zahl.  Die  Gleichung  (5) 
wird  für  m  ^  4: 

rp  [4: ,  Ji)  (f  {n ,  4)  =  f/)  ( 1 .  4  ?i)  . 

Wegen  der  vorhergehenden  Gleichung  ist  hier  die  rechte  Seite 
gleich  2(1  -\-i)y/).  Die  beiden  Ausdrücke  y(4,  w),  (f'{n,i; 
können  aber  mit  Hülfe  der  Gleichungen  (3  und  (4)  durch 
andere  ersetzt  werden,  und  zwar  der  erste  durch  (p{l,7i. 
der  zweite  durch  (p{l,  4)  oder  fp{'i,  4),  je  nachdem  Ji  von 
der  Form  4«  +  1  oder  Af.i  -\-  3  ist.  Nun  ist  aber  leicht  zu 
sehen,  dass 

cp{l,4]  =2(l+^•,  f/'lS,  4)  =2(l-e) 
ist.     Folglich  ist: 

(p(i.n)=y?i,  71  =  4 1.1 -\-  1 ;  cp{i,  ?i)  =  iV/i,  'w==4,u  +  3. 
Es  bleibt  noch  der  Fall,  in  welchem  n  von  der  Form  iu  -{-  2 
ist.  zu  untersuchen  übrig.  Da  bei  dieser  Annahme  —  und  2 
relativ  prim  zu  einander  sind,  so  giebt  die  Gleichung  (5): 

und  da  andrerseits 

9'(|,  2)  =  y(l,  2)=0 
ist,  so  folgt: 

Cp[l,  7V  =  0  . 

Betrachten  wir  im  Besonderen  den  Fall,  in  welchem  7i  eine 
ungerade   Primzahl  j)   ist;    es   seien    a   und    b    bezüglich    die 


S6  G.  Lejeune  Dirichlet. 

(juadratischen  Reste  und  NicLtreste  der  Zahl  y>,  welche  kleiner 
als   diese   Zahl    sind.      Beachtet    man   noch,    dass    der  Aus- 


druck  i      ~    '     sich  auf  l    oder  /  reducirt,  je  nachdem  p  die 
Form  4-ff  +  l   oder  Au  -\-  3  hat,  so  ist  dann: 


139]  diese  Gleichung  kann  dadurch,  dass  man  s'  durch  seinen 
liest  ersetzt,  in  der  folgenden  Form  geschriebt^'n  werden: 

1  +  ^yjc"   P    =^    ^    I  Vp, 

wo  das  Zeichen  .3  sich  auf  alle  Werthe  von  a  bezieht.  Wenn 
?n  eine  nicht  durch  j)  theilbare  ganze  Zahl  bezeichnet,  so  er- 
hält mau  ebenfalls,  indem  man  f/m^'  durch  seinen  Rest  ersetzt: 


27zi 


oder 


je  nachdem 


l,-^ 


P 

ist.     Da  andrerseits -2) 


<p{m,p)=  1+2^ 


2  rr  /  ,  2  rr » 

0 


beide   Resultate   in   die    folgt 
werden : 

.     iP_-JY 


ist,    so   können   beide   Resultate   in   die    folgende    Formel   zu- 
sammengefasst  werden : 


P 

Setzt  man  an  Stelle  von  *-   seinen  Rest,    so   erhält    der  Aus- 
druck (f{ni,p)  die  andere  Gestalt: 

2  fii  1  i 
a 

'/    f'h  P    =    ^    -\-  -  ^   '•         ''        , 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    87 


und  die  Vergleichung   dieser   beiden  letzten  Formeln  mit  ein- 
ander liefert  die  Beziehung: 

1  m  71  i  hl  —  1  \  - 

P 
Wenn  man  nun  beachtet,  dass  offenbar  ^2) 


j.m7ii  ui  —  i\ 


^e       P     -\-^e       P     =  —  1 

ist,    so  kann  die  zuletzt  erhaltene  Gleichung   auch  in  die  fol- 
gende übergeführt  werden: 

'l7nni  ,p — 1\"- 

Subtrahirt  man  diese  Gleichung  von  der  zuerst  erhaltenen,  so 
wird  schliesslich: 


'Imni  Ip — 1\'' 


Diese  Gleichung  gilt  für  jede  ganze  Zahl  m,  welche  nicht 
durch  p  theilbar  ist.  Wenn  ?n  ein  Vielfaches  von  p  ist,  so 
reducirt  sich  die  linke  Seite  offenbar  auf  Null.  Wir  schreiben 
die  Gleichung  auf  die  folgende  abgekürzte  Art: 

wo  sich  das  Summenzeichen  auf  alle  ganzen  Zahlen  von  g  =  l 
bis  g=p  —  1   erstreckt. 

§  10. 
[140]  Die  Bestimmung  der  Anzahl  //  der  quadratischen 
Formen,  welche  einer  beliebigen  Determinante  entsprechen, 
lässt  sich,  wie  wir  durch  die  im  §  S  erhalteneu  Resultate  ge- 
zeigt haben,  immer  auf  eine  gleichartige  Aufgabe  zurück- 
führen, welche  sich  auf  den  Fall  bezieht,  dass  die  Deter- 
minante durch  keine  Quadratzahl  theilbar  ist  und  die  Formen, 
deren  Anzahl  zu  bestimmen  ist,  zur  ersten  Art  gehören.  Wir 
haben  uns  folglich  nur  noch  mit  den  vier  Determinanten: 

P,   iP,    —  P,   —  2P 


88  <■■  Lejeiiue  Dirichlet. 

zu  beschäftigen,  wo  P=  pp  p" . ..  eine  nngerade  und  positive 
ganze  Zahl  bezeichnet,  deren  Primzahlfactoien  p-p'^p'.--- 
sämmtlich  von  einander  verschieden  sind. 

Es  ist  wiclitig  zu  beacliten,  dass  der  Buchstabe  P,  so 
wie  wir  ihn  eben  definirt  haben,  dieselbe  Bedeutung  wie  in 
den  Paragraphen  5  und  G  hat,  wenn  die  Determinante,  welche 
wir  stets  mit  D  bezeichnen,  positiv  ist;  dass  aber  in  dem  Falle 
eines  negativen  1)  dieser  Buchstabe,  so  wie  er  in  den  ge- 
nannten Paragraphen  gebraucht  worden  ist,  der  jetzt  mit 
—  P  bezeichneten  Grösse   entspricht.      Dies  ändert  nichts  an 

dem  Ausdruck  I     1,   welcher  in  der  Gleichung  (19)   des  §  6 

vorkommt,  und  an  dem  durch  die  Gleichungen  '9)  desselben 
Paragraphen  festgesetzten  Werthe  von  f,  da  dieser  Werth 
gleich  -h  l  oder  —  1  sein  muss,  je  nachdem  die  von  jedem 
quadratischen  Theiler  befreite  Determinante  eine  ungerade 
oder  gerade  Zahl  ist.  Anders  verhält  es  sich  aber  mit  (),  da 
dieser  Werth  von  dem  Reste  abhängt,  welchen  die  Zahl  7^, 
mit  ihrem  Vorzeichen  genommen,  in  Bezug  auf  den  Divisor  4 
läsat.     Setzt  man  noch  zur  Abkürzung: 

/*— 1   n-—\ 

wo  das  Zeichen  2"  sich  auf  alle  positiven,  ungeraden  und  zu 
P  relativ  primen  ganzen  Zahlen  n  erstreckt,  so  folgt  aus  dem 
Obigen,  dass  die  Ausdrücke  ()=ili  l.  f  =  di  1,  welche  in  die 
Reihe  V  der  Gleichungen  (19)  oder  (23  —  je  nachdem  es 
sich  um  eine  negative  oder  positive  Determinante  handelt  — 
eingesetzt  werden  müssen,    in  folgender  Weise  bestimmt  sind: 

1)=^  P,  P=An+  1  j  ._  _ 

D=         P,  P=4*/  +  3|  ^ 

D=        2P,   P=4/<-|-  1  i  v_  __ 

/>  =  — 2P,  P=4//-|-:<r— •'  '-      '' 

i>=         27>,    P=:4//  +  3 

/)  =  _27>.   P=4.,+  l^'^  =  ~*'   '  =  "' 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    89 

[141]  Demnach  haben  wir  allmählich  die  vier  Combinationen 
zu  berücksichtigen ,  welche  das  Gleichungenpaar  d  =  ±  1 , 
£  :^  dz  1   darbietet. 

I,  Wir  nehmen  zuerst  (5  =  1,    6=1   an.     Theilt  man  die 


[-(1)1]. 


Reihe    V  durch  |l — j^l  — I,  so  wird 
V 


-(.) 


2\1  Ip/w' 


wo  das  Zeichen  —  sich  auf  alle  positiven,  geraden  und  un- 
geraden ganzen  Zahlen  w,  welche  zu  P  relativ  prim  sind, 
erstreckt.  23] 

Stellt  man,  wie  in  §  1,  die  Reihe  durch  ein  Integral  dar, 
so  erhält  man: 2^) 

1  1 

■f{x)dx 


l 


m 


xP-l 


hierbei  ist  zur  Abkürzung /"(.r)  ==—(  —  ] a;"    gesetzt,    wo    das 

Zeichen  .3  sich  auf  diejenigen  der  oben  definirten  ganzen 
Zahlen  w,  welche  kleiner  als  P  sind,  erstreckt.  Wendet  man 
auf  dieses  Integral  die  gewöhnliche  Methode  der  Partialbruch- 
zerlegung  an,  so  findet  man: 

V  1   „  J  — p-j  /  dx 


-{^ 


=-4^/i 


imni 
1 


P 


wo  das  Zeichen  —  sich    auf   alle    ganzen  Zahlen   von    w  :=  0 
bis  m  =  P — 1   erstreckt.     Es  kommt  mithin  alles  darauf  an, 

('2m7ji\  n  „ 

e^l  =  2{\e^  zu  bestimmen. 

Um  dies   zu    erreichen,    bringen   wir   den   in   dem  Expo- 
nenten enthaltenen  Bruch  i  — j  auf  die  Form: 

71  q        q' 

P  />       ;; 


00  f}.  LejeuTie  I'irichlet. 

wo  //  eine  positive  oder  negative  ganze  Zalil  und  «7,  g\  •  •  • 
positive  ganze  Zahlen,  welche  bez.  kleiner  als  />,  p\  •  ■  •  sind, 
bezeichnen.  Diese  Zerlegung  kann  bekanntlich  nur  auf  eine 
einzige  Weise  geschehen  [Disq.  (irithm.,  art.  311),  und 
offenbar  kann  keine  der  ganzen  Zahlen  </,  g\  •■  ■  gleich  Null 
sein,  da  //  relativ  prim  zu  P  ist.  Legt  man  n  alle  Werthe 
bei,  welche  es  bei  der  Sunimation  annehmen  muss,  so  über- 
zeugt man  sich  leicht,  dass  die  Zahlen  </,  y\  ■  •  ■  alle  Com- 
binationeu ,  welche  man  aus  den  Zahlenreihen  </  =  1  bis 
g=p  —  1,  ^'=1  h\i  g' =  p  — 1  u.  s.  w.  bilden  kanu.  dar- 
bieten. Die  ganze  Zahl  /t  kann  man  vernachlässigen,  da  »ie 
im  Exponenten  mit  'IniTii  multiplicirt  wird.     Setzen  wir  nun 

P  P 

für  einen  Augenblick  —  = /•,  —  =  7-    ..      so  giebt  die  obige 

p  p 

Gleichung  die  Congruenz: 

[142]  u  =  gr-\-  g'  / -\ (raod.  P), 

aus  welcher  die  Gleichungen: 

(^(■;)(^M?)=(3(3-; 

(itnrr  i\ 
e    -^    J  m  das  Pro- 

duct  von   ()(-,)  •■•   multiplicirt  in  die  Summen: 
2  m  71  i  ,1  m  n  i 

W^-&'  '■■'■ 

tibergeführt  wird.  Ersetzt  man  diese  letzteren  durch  ihre  von 
der  Gleichung  ((>)  des  vorigen  Paragraphen  gegebenen  Werthe, 
so  erhält  man: 

wo  m  relativ  prim  zu  /'  vorausgesetzt  ist.     In  dem  entgegen- 

(2  )ii  I  i  \ 
f     ' '/,  wt'il  wenigstens  eine 
der    obigen  Summen    sich    auf  Null    reducirt.     Was    das  Pro- 

iliict    I     Ij  — j...    aubelrilft,    so    bemerkt    man,    dass  es   sich 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    Ol 

aus  ebenso  vielen  Theilproducten  von  der  Form  (^)(  )  zu- 
sammensetzt, als  es  Combinationen  zur  zweiten  Classe  von 
den  Zahlen  p^  p' ,  . . .  giebt.     Da  nun  aber 


ist,   so  sieht  man,   dass  der  Ausdruck,   welcher  in  der  oben 
gefundenen    Gleichung  in    (  — jl  P  multiplicirt  ist,  die  For 


m: 


|t>+^-'+. 


)'^m 


t^   -  -  '    =  ^ 

annehmen  kann.     Wir  erhalten  also  schliesslich: 

(2mni\  I  'Imnix  /P— 1\- 

.^)  =  0   oder/U    -^)=eV"2-)   |^J  |/p^ 

je  nachdem  m  und  P  einen  gemeinschaftlichen  Theiler  haben 
oder  nicht.     Setzen  wir  diesen  Werth  in  die  letzte  Gleichung 
für    V  ein  und  beachten  wir,    dass,    so    lange  m<^P  bleibt, 
das  Integral: 
i 
,  dx  ,       /^   .    niTiX       7t  I  '2m\  . 

...  X  —  e    ^ 

0 

ist,  so  wird: 

wo  sich   das  Summenzeichen  über   alle   ganzen  Zahlen  m   er- 
streckt,   welche    kleiner    als  P  und   relativ   prim    zu  P  sind. 

—  1  =  0  ist,  so  kann  man  diese 

Gleichung  durch  die  folgende  einfachere  ersetzen: 


a  < 


♦j2  G.  Lejeune  Diricblet 

Rl)l]     "^"'^"'^  '°""^'^" 

Da  die  linke  Seite  reell  ist,  so  mfissen  sich  die  imaginären 
Glieder  auf  der  rechten  Seite  zerstören,  was  sich  auch  über- 
dies leicht  verificiren   lässt.  -^) 

Unterscheiden  wir  jetzt  die  beiden  Formen,  welche  P  dar- 
bieten kann,  indem  wir  nach  einander  l^=-ii.i-\-l  und 
P=4/t-t-3  setzen,  so  erhalten  wir  auf  diese  Weise: 

,=  ,„+,.  r=-^[,-(|,).;].(^)>„..„^/. 

|p=4,„+3,r=-^[,_(^):].(i:)™. 

wo  sich  das  Zeichen  —  immer  auf  alle  zu  P  relativ  primen 
ganzen  Zahlen,  welche  kleiner  als  P  sind,  erstreckt. 

II.  Zweitens  sei  d  =  —  1,  6  =  1.     Da  der  Factor,  welcher 

in  der  Reihe    J'  mit  —    multiplicirt  ist,    für   Werthe    von    w. 
u 

welche  um  ein  Vielfaches  von  4  P  diflerireu,   der  gleiche  ist, 

so  ist  nach  dem  im  §   1   Gesagten  :'-^) 


J 

wenn  man  zur  Abkürzung: 

f(t]  =  :^ 


1 

J"  \  F[X)  d.r 


(;.)- 


setzt,  wo  sich  das  Zeichen  2   über  alle    gauzi-n  Zahlen  fi  er- 
streckt, welche  kleiner  als  4 1'  und  relativ  i)rim  zu  4  P  sind. 
Die  bekannte  Meth<»de  der  Partialbruchzerlegung  gicbt : 


\  p^^    ^^  '  l  imni 

J  z-e    •»^' 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.     93 

wo  sich  das  Zeichen  2"  auf    alle    ganzen  Zahlen   von   m  ^  0 
bis  m  =  \  P —  1   erstreckt. 

Es    kommt  mithin    nur    noch    darauf  an,    den    Ausdruck 

2  m  71  i 


Fe  '^^  )  zu  bestimmen.     Man  kann  dies  durch  Betrachtungen 
erreichen,  welche  denen,  die  wir  in  der  vorigen  Nummer  zur 


Bestimmung  von  f.e  "  i  gebraucht  haben,  analog  sind,  es 
ist  aber  einfacher  diesen  Fall  auf  den  schon  untersuchten 
zurückzuführen.      Zu   dem    Zweck    zerlegt    man    den    in    dem 

Exponenten  auftretenden  Bruch  — -^   in  der  folgenden  Weise: 
n  y        n 

[144]  wenn  man  hierbei  y  und  n  positiv  und  kleiner  bez.  als 
4  und  P  voraussetzt,  so  bilden,  wie  leicht  zu  sehen  ist,  die 
Werthe  von  /  und  n  bei  der  in  Bezug  auf  n  auszuführenden 
Summation  alle  Combinationen  der  Zahlen  /,  welche  kleiner 
als  4  und  relativ  prim  zu  4  sind,  mit  allen  Zahlen  n\  welche 
kleiner  als  P  und  relativ  prim  zu  P  sind.  Bringt  man  die 
letzte  Gleichung  in  die  Form: 

7i~Py  +  4w'  (mod.  4P), 

so  folgen  aus  ihr  leicht  die  Beziehungen: 

n—  1  P— 1  ;'  —  1 

(-1)— =,_i)  M-i)  ^    ,     (J)  =  (^)- 

2  m  71  i 


Die  Function  F[e  ^^  ]     geht    durch    Einsetzung     dieser 
Werthe  über  in: 

2inni  P  —  1  y  —  1      2m7ii  ,'2m7i  i 


-i^)^" 


Die   zweite   der   auf  der   rechten  Seite  stehenden  Summen  ist 

2m7tt 

offenbar  identisch  mit  der  Function  f  e  -^  ) ,  da  hier  ?i 
dieselbe  Bedeutung  wie  ti  in  der  vorigen  Nummer  hat.  Die 
erste    Summe   kann   aus    den   im   §  9  gegebenen  Formeln  ab- 


94  0.  Lejenne  Dirichlet. 

geleitet  werden;  da  sie  aber  nur  zwei  Glieder,  entsprechend 
j'  =  1,  3  hat,  so  sieht  man  ohne  Mühe  und  ohne  diese  For- 

m  —  1 

mein  zu  benutzen,  dass  diese  Summe  gleich  2i{ —  l  '^  für 
einen  ungeraden  Werth  von  m  ist,  und  dass  sie  im  andern 
Falle  verschwindet.     Setzt   man   nun   für   die   beiden  Summen 

P— 1 

ihre  Werthe  und  an  Stelle  von  ( —  1  -  die  gleiche  Grösse 
i       -     ,  so  erhält  man: 

(2)  F{i^)  =  A    ■^'    /(-ü    2     ^VH'. 

wenn  7)i  relativ  prim  zu  \P  ist.  Im  entgegengesetzten  Falle 
verschwindet  die  linke  Seite  dadurch,  dass  wenigstens  eine  der 
soeben  betrachteten  Summen  sich  auf  KuU  reducirt.  Mit  Hülfe 
dieses  Resultates  ergiebt  sich: 


wo  sich  das  Summenzeichen  über  alle  ganzen  Zahlen  w,  welche 
kleiner  als  4  P  und  relativ  prim  zu  1 P  sind,  erstreckt.  Be- 
achtet man,  dass  für  diese  Werthe: 


m  —  \ 


ist,   so  nimmt  die  obige  Gleiclmng  die  einfachere  Gestalt  an: 


m 


m  —  1 


1  4P 


■   •>     /w\  /,        .    wrr       m7i    \ 

)       (p)(i»s"»:r/.-|/'') 


[145^  rnter.scheidet  man  Jetzt  die  beiden  Formen,  welche  die 
Zahl  P  in  Bezug  auf  den  Modul  I  darbieten  kann,  so  erhält 
man : 


(b) 


Verschiedene  Anwendungen  der  Intinitesimalanalysis  etc.    05 

711 —  1 

7)1  —  1 

(I/4PJ-'     ^  \PI      ' 


wo  sich  das  Summenzeicben  auf  alle  ganzen  Zahlen  w?,  welche 
kleiner  als  4P  und  relativ  prim  zu  4P  sind,  bezieht. 

III.  Da  die  Fälle,  welche  noch  zu  behandeln  übrig  sind, 
und  welche  (5==1,  £  =  —  1;  (5  =  —  1,  f  =  —  1  ent- 
sprechen, den  soeben  behandelten  ganz  ähnlich  sind,  so  deuten 
wir  nur  kurz  die  Rechnung  an,  welche  auf  sie  anzuwenden  ist. 
Behält  man  zunächst  den  Doppelwerth  d=äzl  bei,  so  ist:^^) 


-1^ 


7>  —  1  n'-  —  1 


äx , 


x'^P-  1 


wo  sich  das  Zeichen  —  auf  alle  ganzen  Zahlen  ??,  welche 
kleiner  als  SP  und  relativ  prim  zu  SP  sind,  erstreckt.  Daraus 
folgt: 


j^^  _  ^  '  (^^ 


ip-^mi- 


SP  ~      "*  I  2mni  ' 

wo   sich   das   Zeichen  —  auf  alle   ganzen  Zahlen  von  w?  =  0 
bis  m  =  8  P  —  1  bezieht,  und  ^„,  zur  Abkürzung  die  Summe : 

ji  —  1    n- — 1  « 


2711711 


erstreckt  über  alle  oben  definirten  ganzen  Zahlen  n.  bezeich- 
net.   Setzt  man: 

?i  y'        n' 

8P  =  '"+S-  +  P' 

80  ist  leicht  zu  sehen,  dass  n  alle  Werthe,  über  welche  die 
Summation  erstreckt  werden  muss,  annimmt,  wenn  man  die 
ganzen   Zahlen   y,    welche   kleiner  als  S  und   relativ   prim  zu 


96  G.  Lejeune  Dirichlet. 

S  sind,  mit  den  ganzen  Zublen  //,  welche  kleiner  als  P  und 
relativ  prim  zu  P  sind,  combinirt.  Beachtet  man  ferner,  dass 
zufolge  des  §  2  die  Congruenz  //  ee  Py  +  S//  mod.  SP) 
die  folgenden  Gleichungen  nach  sich  zieht: 

P— 1    y—\  n-—\  r--\  y'—i 

=  ö     -^     d     ^      ,      {-\)     ^     ='-l)     ^     (-1)     **     , 

so  nimmt  der  Ausdruck  A„i  die  Gestalt  an: 
P— 1        Imni         y—\ 

[146]  Es  ist  also  nur  noch  der  Werth  der  Summe  in  Bezug 
auf  y  zu  bestimmen.  Man  könnte  denselben  aus  dem  vorigen 
Paragraphen  ableiten,  da  die  Summe  aber  nur  aus  der  kleinen 
Anzahl  von  Gliedern,  welche  ;'  =  1,  3,  5,  7  entsprechen,  ge- 
bildet  wird,    so    sieht   man  unmittelbar,    dass  für   6  =•.  1    die 

m- —  1 

Summe  den  Werth  Null  oder  ( —  1)  VS  und  für  ö  =  —  l 

m  —  im-  —  1 

den  Werth  Null  oder  ( —  1)     ^  ^      H  8  hat.  Je  nach- 

dem m  gerade  oder  ungerade  ist.^ß)  Folglich  ergeben  sich 
die  beiden  Gleichungen: 

«2—1  Imni  m-—\  /-?— '\* 


jf— 1 


«— 1    .   n-—\  Imni  ni-\       m^—\  /P+U* 


b 


-(«)/—=,_.,— "^-(';',).-r^-'^ 


welche  m  relativ  prim  zu  ^P  voraussetzen,  und  deren  rechte 
Seiten  im  entgegengesetzten  Falle  durch  Null  zu  ersetzen  sind. 
Mittelst  dieser  Ausdrücke  wird  die  Keelnuing  wie  in  den  schon 
erledigten  FilUen  zu  Ende  geführt,   und  mau  findet: 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    97 

d=\,   £  =  —l: 
ni- —  1 
P=4„+l,    r=--_=-(-l)    8     (j)logsm^; 

7)1- 1 

J  =  — !,£  =  — i  : 

in — 1       «r — 1 

»n — 1       ?n^ — 1 

Die  Summen  sind  über  die  ganzen  Zahlen  ?n,    welche  kleiner 
als  8P  und  relativ  prim  zu  8P  sind,  zu  erstrecken. 

IV.  Wir  wollen  nun  das  Problem,  mit  welchem  wir  uns 
soeben  beschäftigt  haben,  mit  Hülfe  der  ersten  der  beiden 
oben  angegebenen  Methoden,  nämlich  der  Methode  der  trigono- 
metrischen Reihen,  lösen;  der  Kürze  wegen  beschränken  wir 
uns  auf  die  Reihen  V,  welche  sich  auf  negative  Determinanten 
beziehen.  Es  sei  zuerst  d  =  l ,  £=  1  ^  p  :^  4  /(  _{_  3  j  danu 
ist: 


V 


~^\p)n^ 


wo  sich  das  Zeichen  .3  auf  alle  ungeraden  und  zu  P  relativ 
primen  ganzen  Zahlen  erstreckt.  Aus  der  Gleichung  1  dieses 
Paragraphen  folgt  für  eine  ganze  Zahl  P  von  der  Form  in -{-3: 

l     ^  lfn\   .       '2m jt        ln\ 

je  nachdem  n  relativ  prim  zu  P  ist  oder  nicht;  hierbei  er- 
streckt sich  das  Zeichen  —  auf  die  ganzen  Zahlen  w,  welche 
kleiner  als  P  und  relativ  prim  zu  P  sind.    Wenn  man  diesen 

Ausdruck  an  Stelle  von  (73)  in  tue  Reihe  V  einfuhrt,  so  kann 


OätwalJ's  Klassiker.    Ol. 


98  G.  Lejeune  Dirichlet. 

man  dann  die  Summation  in  Bezug  auf  )i  über  alle  ganzen 
Zahlen  erstrecken,  [147]  da  der  obige  Ausdruck  für  Werthe 
von  ;/,  welche  nicht  relativ  prim  zu  P  sind,  ver.^chwindet. 
Kehrt  man  noch  die  Reihenfolge  der  beiden  »Summen  um,  so 
erhält  man  auf  diese  Weise: 

V=   nzi  ^  -r  LI  -  sin  w       -— • 
yp     \FI      n  P 

Die  zuletzt  geschriebene  Summe  kann  man  mit  Hülfe  des  be- 
kannten Satzes,  dass  die  Keihe 

,  sin  X       sin  3a;       sin  hx 

(5)  —     +  -^  +  -^  +  .  .  . 

7t  7t 

den  Werth        oder  —       hat,   je   nachdem  der  Werth  von  x 

4  4 

zwischen  0  und  ./  oder  zwischen  :c  und  27t  gelegen  i.st.    Trennt 

P 

man  also  die  Werthe  von  w?,  welche  kleiner  als  --  sind,  von 

P 

denen,  welche  —  übersteigen,  und  bezeichnet  man  diese  Werthe 

bez.  mit  m'  und  ///',  so  wird: 

Da  man  in  der  zweiten  Summe  m"  oöenbar  durch  P  —  ;// 
ersetzen  kann,  und  da  ferner,  weil  1*  von  der  Form  1//  +  3 
ist,  die  Gleichung: 

besteht,  so  erhillt  man  schliesslich: 


V 

2Vl 

welcher  Ausdruck  eine  andere  Form  als  der  früher  gefundene 
hat.       Hätten    wir     vor    Ausführung     der     Summation    durch 

I  '  — (t>1v  ^'vidirt,  so  würden  wir  zu  dem  liesultate  ge- 
langt sein,  welches  wir  durch  die  andere  Methode  erhalten 
haben. 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.    99 
Zweitens  sei  ö  =  —  1,  £=1,  P=  in  +  1.    Dann  ist: 

wo  ti  nur  Werthe,  welche  zu  4P  relativ  prim  sind,  annehmen 
darf.     Die  Gleichung  (2)  giebt  für  diesen  Fall: 

m — 1  « — 1 

^^(-1)  (-)sm»-^=(_l)   2    |-)„der=0, 

je  nachdem  n  relativ  prim  zu  4P  ist  oder  nicht;  das  Zeichen  - 
erstreckt  sich  hierbei  auf  die  ganzen  Zahlen  w,  welche  kleiner 
als  4P  und  relativ  prim  zu  4P  sind.  Führt  man  diesen  Aus- 
druck in  die  Reihe  V  ein,  so  wird: 

m —  1 


y4P     ^        ^  \P]     n  4P 

Da  der  Ausdnick,  welchen  man  in  die  Reihe  V  eingesetzt 
hat,  verschwindet,  wenn  n  nicht  relativ  prim  zu  4P  ist,  [148] 
so  kann  man  nach  Belieben  annehmen,  dass  n  in  der  Summe: 

^,1    .       Irnrc 

.i-  sin  n^ ^^ 

n  4P 

alle  ganzzahligen  Werthe   oder  nur  die  ungeraden  durchläuft. 
Bei   der    ersten  Annahme    hat  man   auf    Clvund   der  Glei- 
chung : 

,  ,  ,       sin  a;   ,   sin  2 o:   ,    sin  3.-^ 

welche  für  die  Werthe  .r  =  0  bis  x  =  l7t  gültig  ist : 


m  u\ 

Ypy 


^  1    .       Im 7t       ,  I         m. 

—  —  sin  71   ,  ^  =  V  \^t 

n  4P        -\         2. 

und  folglich: 

m — 1  m — 1 

2y4P^   ^     \p)    [npy  ^    ^     \p) 

oder,    was    auf   dasselbe   hinauskommt,    da   die    erste    Summe 
offenbar  gleich  Null  ist: 


100  ^-  Lejeune  Dirichlet. 

m—l 


F  =  -^--^:f(-.)'^""(^,)»; 


7t 

Tvipy 

dieser  Werth  stimmt  mit  dem  durch  die  audere  Methode  er- 
lialtcnen  überein. 

Nimmt  mau  zweitens  an,    dass   /t    nur   ungerade  Werthe 
durchläuft,  so  findet  man  mit  Hülfe  der  Gleichung   (.">) : 

f  m'—l  m"—\        , 

wobei  Dl'  und  7)i"  die  Werthe  von  w,  je  naclidem  sie  kleiner 
oder  grösser  als  2P  sind,  bezeichnen.  Ersetzt  man  m"  durch 
41* — w'  und  beachtet  man,  dass: 

4P— m'  — 1  MJ'— 1 

ist,  so  erhält  man  für   V  den  neuen  Ausdruck: 

ni'—\ 


2ViP 

Wtnn  man  die  beiden  anderen  Fälle  in  gleicher  Weise 
behandelt,  so  findet  man  ausser  den  bereits  durch  die  andere 
Methode  erhaltenen  Resultaten  zwei  neue,  welche  wir  mit  den 
beiden  vorhergehenden  hier  zusammenstellen  wollen: 


2V/-*      \^  ' 

m'— 1 

ffl'«— 1 

,>-  .,,^-i,/.=-i,,+3,r=^^'^^^v(-i)  »  (';), 

m'—\    ,  m'^—\       , 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesinialanalysis  etc.   101 

[149]  Die  Werthe  von  m'  sind  relativ  prim  zu  P  und  in  den 
drei  letzten  Gleichungen  ausserdem  ungerade.  Bezüglich  der 
Summationsgrenzen  ist  hinzuzufügen,  dass  die  Werthe  von  m' 
bez.  kleiner  als  \1\  2P,  4P,  4P  sein  müssen. 

Die  Ausdrücke  für  V  können  noch  viele  andere  Formen 
annehmen.  Man  erhält  z.  B.  von  den  vorigen  verschiedene, 
einfachere  Ausdrücke,  wenn  man  in  dem  Falle,  in  welchem  das 
allgemeine  Glied  einen  der  Factoren 

n — 1  «- — 1 


(-1)    '    ,      (-1)    « 

oder   beide  enthält,  dieselben  in  der  Reihe  beibehält  und  die 

Crae^ss'schen  Formeln  nur  benutzt,  um  die  Ausdrücke  r  jj  zu 

ersetzen.    Dies  wollen  wir  noch  für  die  drei  letzten  Fälle  der 
vorstehenden  Tabelle  (d)   ausführen. 

In  dem  ersten  dieser  drei  Fälle  hat  man: 

F  =  ^{-.)V(»)A,     P  =,„  +  ,, 

und  die  Gleichung    1)  giebt  dann,  je  nachdem  n  relativ  prim 
zu  P  ist  oder  nicht: 

:^  |-^,|  cos  71     j^  =  |-p I  l/P   oder    =  0  , 

wobei  m  alle  Zahlen  kleiner  als  P  und  relativ  prim  zu  P  an- 


(;') 


nehmen   muss.     Setzt   man   diesen  Ausdruck  für 
erhält  mau: 

n— 1 

1  2  m  TT 

—  cos  n 


^=^-i?)-^<-' 


Yp       \PI      ^        '  n  P     ' 

wo  jetzt  die  Summation  in  Bezug  auf  n  über  alle  ungeraden 
ganzen  Zahlen  erstreckt  werden  kann.  Nun  hat  aber  be- 
kanntlich die  Reihe: 


cos  X 

cos  3  a; 
3 

^  cos  hx 

0 

1 

den  Werth: 

TT 

7t            Tt 

4'     ■"" 

4'      4' 

102  ('•  Leicune  Dirithlet. 

je  nachdem  der  Wertli  von  x  in  den  drei  Intervallen: 

, .     :t        rr   , .     3  TT       3?r  . .     ^ 
0  bis  y,     Y  bis  --,      .,-  bis  In 

gelegen    ist.     Bezeichnet  man   nun   bez.  mit  m\  m",  m"  die 
Werthe  von  w,  welche  bez.  in  den  drei  Intervallen: 

0  bis  \r,     \r  bis  \1\     \P  bis  P 

liegen,  so  wird: 

Da  nun  offenbar: 

.(';;)--(";:) -.(';:)..(-)h-.(-V". 

[150]  ist,  so  erhält  man  schliesslich: 

wo  m'  die  zu  T*  relativ  primen  Werthe,    welche    zwischen  0 
und  \  P  enthalten  sind,  bezeichnet. 
In  dem  zweiten  Falle  ist: 

r==v(_,)^-(;);^,/.^,„4.,. 

Setzt    mau    hierin  den    durch    die  Gleichung  (1)    für  1      I  ge- 
gebenen Wertli  ein,  so  wird: 

ii'—X 
1        lm\  — ;: —   !      .        Im  !t 

F=4-2'     ''     -(—  1  sin;/      „    , 

yp    \P]       ^        '  n  P    ' 


wo  ;/  Jf'lzt  alle  ungeraden  Werthe  annehmen  kann,  gleich- 
gültig ob  sie  zu  P  relativ  prim  sind  oder  nicht.  Wird  nun  die 
Reihe: 

sin  :r       sin  3;r       sin  r>.r       sin  7r 

^ —-\--^^-\--- 

durch  die  hckauutcn  llülfsmittcl  suininirt,  so  findet  man  ihren 
Worth  bez.  gleich 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesiraalanalysis  etc.   103 

VC  Tt 

2|/2  li'l 

je  nachdem  x  in  den  fünf  Intervallen: 

. .     7t     7C  , .     3  /t     3  7tr  , .     5  7f     5  /r  , .     7  /r     7  7t,  .     „ 
0  bis  -,  -    bis     -    ,  — -  bis  — -  ,  — -  bis  — -  ,  — -  bis   Irt 
4      4  4    '     4  4         4  1         4 

gelegen  ist.  Bezeichnet  man  also  mit  m  die  Werthe  von 
m^  welche  zwischen  \P  und  \P  liegen,  und  mit  ni  die- 
jenigen, welche  zwischen  fP  und  \P  liegen,  so  resultirt: 


K=--l_|.g)-.(-)l 


21/2P 

oder  einfacher,    wenn  man  beachtet,    dass  m    durch  P — m 
er; 


.       ,              ^   :,        lP—m'\  lm'\  .  ^ 

i'setzt  werden  kann  und  dass  1 ^ — I  =  —  I  „1  ist: 

Auf   ganz   ähnliche   Weise 2^)   findet   man,    wenn    P  von   der 
Form  4(tt  '+  1  ist: 

n  —  1       7i~  —  1 


(g) 


wo  m'  und  m"  die  zu  P  relativ  primen  Werthe  bezeichnen, 
welche  bez.  in  den  beiden  Intervallen  0  bis  J  P,  |-P  bis 
^P  enthalten  sind.  Zu  den  Gleichungen  (e)  und  (g)  ist  zu 
bemerken,  dass  sie  nicht  anwendbar  sind,  wenn  P  =  1   ist. 


§   11. 

[151]  Man  könnte  dem  Ausdrucke  für  die  Reihe  V  noch 
viele  andere  Formen  geben,  sowohl  wenn  sich  diese  Reihe 
auf  eine  negative,  als  wenn  sie  sich  auf  eine  positive  Deter- 
minante bezieht.  Da  aber  diese  Einzelheiten  keine  Schwierig- 
keiten darbieten ,  so  halten  wir  uns  nicht  bei  ihnen  auf  und 
gehen  vielmehr  zur  Aufzählung  der  Sätze  über,   welche  sich 


104  Cr.  Lejeunc  Diricblet. 

aus   den  Glcicbungcü    (19)    und    {2'A)    des  §  i>  ergeben,    wenn 
man  die  soeben  erhaltenen  Ausdrücke  in  dieselben  einführt^S). 

Positive  Determinanten. 

/  2  \  ...    ^'f 

I.  il  =  P,  />=  1/1  +  1;  /l  =  — ^— =:log -  • 

Hierbei  sind  die  ganzen  Zahlen  m,  welche  kleiner  als  P  und 
relativ  prim  zu  P  sind,  mit  a  oder  b  bezeichnet,  je  nachdem 

die  Gleichung  (    J  =  l  oder  i      1  =  —  1   stattfindet. 

IT     •      ^'-^ 

1  ^^''°4P 

II.  D  =  P,  P=4«  +  3;  h  =  — , T--=xlog 


iog(r4-^^vp)     j[ 


.      OTT 


Hierbei    sind    die   ganzen  Zahlen    w,    welche    kleiner   als   4P 
und  relativ   prim   zu    1 P  sind .    mit   a  oder  b  bezeichnet ,  je 

w  —  1 

/  -»l  \ 

oder 
m  —  1 


nachdem      die     Gleichung      ( —    1)     "       i  .A 
m  —  1  ^^  ' 

(_  1)     2      l^"A^_i   stattfindet. 

^      '  ,^   .    b7t 

1  ^^''"SP 

log(r+C7y2Pl       jj^.^a^ 
SP 
Hierbei    sind  die    ganzen  Zahlen    7)1,    welche   kleiner  als    SP 
und  relativ  prim    zu    8i*  sind,    mit  u  oder  h   bezeichnet,   je 

m-—  1 

nachdem      die      Gleichung      ( —    1)     ^        ( /')   "^    ^       ^^^^ 
»/*— 1 

(-.)-^(;:)  = 


»/*— 1 

l   stattfindet. 


,,    .    bjt 

1  ^'""8P 

IV.  />r=2P,  P=  iM-l-;?;  Ä= — -. >-=^slo? -' 

\o^(T+UV2P)       jj,,^^ 
SP 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitcsimalanalysis  etc.   105 

Hierbei  sind    die   ganzen  Zahlen  w?,    welche   kleiner   als    SP 
und   relativ   prim   zu  8P  sind,   mit   a  oder  b  bezeichnet,  je 

7n  —  l       in-  —  1 


nachdem   die   Gleichung    (—1)     ^  ^      1  d)  ^^^  ^   ^^^^ 

m  —  1        m- —  1 
(—  1)     2  ^      /  ^j  =  _  1  stattfindet. 


[152]  Negative  Determinanten. 

V.  Z)  =  -P,P=]u  +  3;  /,  =  |^2-(|]j^^^  =  ^-i>>. 

In  dieser  Gleichung  haben  a  und  h  dieselbe  Bedeutung,  wie 
in  dem  ersten  Falle,  und  A  und  B  geben  an,  bez.  wieviele 
Werthe  a  und  h  unterhalb  ^P  vorhanden  sind. 

Yl.D  =  -P,   P=4.a+l;Ä=^^^  =  ^^. 

Die  Buchstaben  a  und  h  haben  dieselbe  Bedeutung,  wie  in 
dem  zweiten  Falle,  und  A  und  B  bezeichnen  bez.  die  Anzahl 
der  Werthe  a  und  i,  welche  kleiner  als  2  P  sind.  Bezeichnen 
A'  und  B'  die  Anzahl  der  unterhalb  \P  gelegenen  Werthe 
a  und  h,  wobei  jetzt  a  und  h  die  gleiche  Bedeutung  wie  in  dem 
ersten  Falle  haben,  so  hat  man  in  diesem  sechsten  Falle  auch: 

h  =  -2[Ä  —  B'). 

v;l s:^  A T> 

VII.  Z)  =  — 2P,  P=4u  +  3;  A  =  ^       ^^    =- — =  • 

'  '  ^    '  8P  2 

Die  Buchstaben  a  und  h  haben  dieselbe  Bedeutung,  wie  in 
dem  dritten  Falle,  und  A  und  B  bezeichnen  bez.  die  Anzahl 
der  Werthe  a  und  b,  welche  kleiner  als  4P  sind.  Bezeichnen 
A'  und  B'  die  Anzahl  der  zwischen  \  P  und  l  P  enthaltenen 
AVerthe  a  und  Z»,  wobei  jetzt  a  und  b  die  gleiche  Bedeutung 
wie  in  dem  ersten  Falle  haben,  so  hat  man  in  diesem  siebenten 
Falle  auch: 

//  =  -liA'  —  B'). 

VIII.  /;=— 2P,  P=4u+l;  Ä==^^?-  =  — :?. 

Die  Buchstaben  a  und  b  haben  dieselbe  Bedeutung,  wie  in 
dem  vierten  Falle,  und  A  und  B  bezeichnen  bez.  die  Anzahl 


106  G.  Lejeuiie  Dirichlct. 

der  Wertlie  a  und  l>,  welche  kleiner  als  4P  sind.  Bezeichnen 
A'  und  B',  bez.  A"  und  Ji"  die  Werthe  a  und  b,  welche 
zwischen  0  und  IP,  bez.  ^  7^  und  \1'  gelegen  sind,  wobei 
Jetzt  a  und  b  die  gleiche  Bedeutung  wie  in  dem  ersten  Falle 
haben,  so  hat  man  in  diesem  achten  Falle  auch: 

/,  =  2{A'  —  B'  —A"+  B"). 


Es  bleibt  uns  noch  übrig,  einige  Bemerkungen  über  die 
soeben  ausgesprochenen  Kesultate  hier  anzufügen.  Die  Aus- 
drücke, welche  sich  auf  die  vier  ersten  Fälle  —  um  zunächst 
von  diesen  zu  reden  —  beziehen,  sind  zwar  sehr  einfach, 
haben  aber  nicht  die  Form,  welche  ihre  wirkliche  Bedeutung 
erkennen  lässt.  [153]  Um  ihnen  diese  Form  zu  geben,  beschäf- 
tigen wir  uns  insbesondere  mit  dem  ersten  dieser  Fälle.  Die 
drei  andern  geben  zu  ganz  ähnlichen  Bemerkungen  Anlass. 
Es  sei  X  eine  unbestimmte  Grösse,  und  wir  betrachten  die 
beiden  Froductc 

2  a  71%  2brti 

n[x  —  c    ^'  ),     Il{x  —  e    ^   ). 

Offenbar  ist,  wenn  man 

2  « 71 1  2b  ni 

X  =  n  X  —  e^)-  n[x  —  e^) 

setzt,  das  Polynom  X  nichts  anderes  als  die  linke  Seite  der 
Gleichung,  welche  man  erhält,  wenn  man  die  binomische 
Gleichung  x'' —  1  =  0  von  ihren  nicht  primitiven  Wurzeln 
befreit.    Daraus  kann  man  leicht  schlicssen^'-*),  dass  für  .r  =  1 : 

X  =  1  oder  X  =  P 

ist,  je  nachdem  die  Anzahl  der  Frimfactoren  /),  p\  />",  .  .  . 
von  P  grösser  oder  gleich  1  ist.  (Der  Fall,  in  welchem  P  den 
Werth  hat,  ist  ausgeschlossen,  da  in  diesem  Falle  die  Deter- 
minante eine  Quadratzahl  ist.) 

Den  beiden  soeben  unterschiedenen  Fällen  entsprechend 
ist  also: 

2  a  71 1  2  h  n  i 

//(l  —c    ^'  )  •  n[l—c    ^'  )=  l  oder  =  7'. 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesiinalanalysis  etc.    107 
Ferner  ist: 


2  ü  TT  J  71  t 

beachtet  man  nun,  dass  die  Werthe  a  und  b  in  gleicher 
Anzahl  vorhanden  sind,  dass  die  Summe  über  die  Werthe  a 
zu  jeder  Zahl  a  stets  auch  ihr  Complement  P —  a  enthält, 
und  dass  die  Summe  über  die  Werthe  b  die  gleiche  Eigenschaft 
hat,  so  folgt: 

2bni 

= r :-  > 

.     UTZ  lant 

IL  sm  -^  /  -^-\ 

P       J7I1  — c    ^ 

und  mit  Rücksicht  auf  eine  frühere  Gleichung  auch: 

17  ein  *^  257ri  2hni 

JTsin-p 

entsprechend  den  beiden  oben  unterschiedenen  Fällen.  Die 
Bestimmung  von  h  hängt  also  von  dem  Producte: 

2h7TÜ 


nl-ß") 


ab.  Nun  aber  ergiebt  sich  aus  einem  bekannten  Satze,  welcher 
Herrn  Gauss*)  zu  verdanken  ist,  und  welcher  sich  leicht  auf 
eine  zusammengesetzte  Zahl  J*  erweitern  lässt,  [154]  dass  das 
Polynom: 

(2  J  rr  i\ 
x  —  e    ^  ] 
immer  die  Form: 

*)  Disq.  arithm.,  art.  357.     H. 


lOS  fi-  I^ejeune  Diiichlct. 

hat,  wo  Y  und  /  Polynome  mit  ganzzabligen  ('oefficienten 
sind.  Bezeichnet  man  nun  mit  Y^  und  Z^  die  Werthe,  welche 
y  und  Z  für  .r  =:  1  annelimen,  und  geht  man  von  den  l^oga- 
rithracn  zu  den  Zahlen  über,  so  wird  die  Gleichung,  welche  // 
bestimmt: 


oder 


\        2  17^       / 


M?.) 


je  nachdem  die  Anzahl  der  Primfactoren  von  P  grösser  oder 
gleich  1  ist.  In  dieser  Gestalt  erscheinen  die  Resultate  sehr 
bemerkenswert!!,  wenn  es  wahr  ist,  dass  —  wie  ein  berühmter 
Mathematiker  behauptet  hat  —  das  Interesse,  welches  die 
arithmetischen  t'ntersuchungen  darbieten,  nicht  nur  in  der 
Schwierigkeit  des  Stofles  seine  Quelle  hat,  sondern  vor  allem 
in  den  engen  Beziehungen,  welche  derartige  Untersuchungen 
zwischen  Theorien  enthüllen ,  zwischen  denen  man  keinen 
Zusammenhang  vermuthet  haben  würde. 

Die  Berechnung  der  Polynome  Y  und  Z  kann  entweder 
nach  der  Methode  von  Herrn  GaifSi:  oder  mittelst  eines  von 
Lcffcndrc  benutzten  Verfahrens  geschehen;  dieses  letztere  stützt 
sich  auf  die  bekannten  Beziehungen,  die  zwischen  den  Coefti- 
cienten  einer  Gleichung  und  den  Summen  gleichhoher  Potenzen 
ihrer  Wurzeln  bestehen.  Mittelst  dieser  Relationen  können 
leicht  allmählich  alle  ('oefficienten  einer  Gleichung  berechnet 
werden,  wenn  die  Summen  ihrer  AVurzelpotenzen  bekannt  sind; 
dies  ist  hier  der  Fall,  da  sich  die  Summe  der  mtcn  Potenzen 
von  den  Wurzeln  der  Gleichung:: 


rihni 
II  r 


(2  h  71  i\ 
n = 0 


oline    Schwierigkeit    aus    der    Formel    (I)    des    vorigen    Para- 
graphen ergiebt. 

Man  findet  so  z.  B.   für  P=  :<  •  II: 

r=  2a:*"  —  a;'-'  +  8  a:«  +  T).;-'  +  2  a-'''  +  IIa;"'  +  2.r*  -f  fia:» 

+  Sa:*  — .r  +  2, 
/  =  a:"  -f-  .r"  -f  2x''  4-  2.c^  +  a:''  +  x, 


Verschiedene  Anwendungen  der  Infinitesimalanalysis  etc.  100 

folglich: 

y,  =  4ü,     Z^  =  S. 

Da  noch  (-^)  =  1  ist,  so  wird: 


(i) 


y, -fz,  y/V    'Vi' 


(23  +  4|/33f  . 


\  2  / 

Andrerseits  ist: 

T  +  UVP  =23  +  4  1/33  , 

woraus  h  =  2  folgt;  dies  ist  auch  richtig,  da  die  Formen, 
welche  der  Determinante  33  entsprechen,  x'-  —  33?/^,  33a;-  —  y- 
sind. 

Um  ein  Beispiel  für  den  Fall,  in  welchem  sich  P  auf  eine 
Primzahl  reducirt,  [155]  zu  geben,  sei  P=  17;  man  findet 
dann    1,  =  34,  Z^  =  S  und  der  Ausdruck: 

l        21/p        / 


wird 


(4  -f- Vl7)^  =  33  +  Syi7; 


Dieser  Ausdruck  ist  aber  die  erste  Potenz  von  T  +  UVI* 
=  33  +  sWj  ,  wie  es  der  Fall  sein  muss,  da  für  die 
Determinante   17  nur  die  einzige  Form  x"^  —  17y-  existirt. 

Die  Ausdrücke  für  h ,  welche  sich  auf  negative  Deter- 
minanten beziehen,  bedürfen  keiner  Erklärung.  Wir  fügen 
nur  hinzu,  dass  für  einen  besonderen  Fall,  welcher  sich  auf 
Nr.  V  bezieht,  das  Resultat  bereits  von  Herrn  Jacohi  gegeben 
worden  ist.     [Siehe  Grelle  &  Journal,  Bd.  9,  S.  1S9.*)] 

Wir  beschliesseu  diese  Abhandlung  mit  der  Andeutung 
einer  Anwendung,  welche  man  in  dem  Falle  negativer  Deter- 
minanten von  den  Ausdrücken  für  h  machen  kann.  Wenn 
eine  ganze  Zahl  k  in  drei  Quadrate  zerlegbar  ist  oder,  mit 
andern  Worten,  wenn  die  Gleichung  x-  -}-  y-  -|-  ~"  =  k  mög- 
lich ist,  so  hängt,  wie  man  weiss,  die  Anzahl  ihrer  Lösungen 
von  der  Anzahl  der  Formen  ab,  deren  Determinante  —  k  ist. 


*)   Observatio  arithmetica,  Werke,  Bd.  1»,  S.  240.    Jucnhi  liat  sein 
Resultat  durch  luduction  erhalten.    II. 


110  G.  Lejeuue  Dirichlet. 

Die  Säl^o,  welche  diese  Abliängigkeit  feststellen,  sind  zuerst 
von  Liijetidre  für  die  einfachsten  Fälle  auf  inductivem  Wege 
entdeckt  worden.  Herr  Uauss  hat  sie  dann  auf  allgemeine 
und  sehr  scharfsinnige  Weise  in  dem  fünften  Abschnitte  seines 
Werkes  bewiesen.  Offenbar  genügt  es,  die  fraglichen  Sätze 
mit  den  Resultaten  zu  vergleichen,  zu  denen  wir  in  diesem 
Paragraphen  und  in  dem  §  8  gelangt  sind,  um  durch  die 
einfache  Elimination  der  Anzahl  der  quadratischen  Formen, 
welche  beide  Male  vorkommt,  neue  Ausdrücke,  welche  nichts 
auf  die  (juadratischen  Formen  bezügliches  mehr  enthalten, 
für  die  Anzahl  von  Lösungen  der  Gleichung  .r-  -j-  y'  +  c-  =  /; 
abzuleiten.  Ich  beschränke  mich  liier  auf  diese  einfache  Be- 
merkung und  unterlasse  gegenwärtig  die  Aufzählung  dieser 
neuen  Sätze;  diese  Einzelheiten  linden  besser  ihren  Platz  in 
einer  besonderen  Abhandlung^"',  in  welcher  ich  die  be- 
treffenden Resultate  auf  directem  Wege  und  ohne  Zuhülfe- 
nahme  der  beiden  soeben  erwähnten  Theorien  abzuleiten  ver- 
suchen werde. 


Anmerkuuffen. 


Gustav  Peter  Lejeune  Dirichlet*)  wurde  am  13.  Februar 
1805  in  Düren  in  der  Rheinprovinz  geboren.  Im  Jahre  1817 
kam  er  auf  das  Gymnasium  in  Bonn  und  im  Jahre  1819  auf 
das  Jesuiter-Gymuasium  in  Cöln,  wo  der  nachher  als  Physiker 
berühmt  gewordene  Ohm  sein  Lehrer  in  der  Mathematik  war. 
Nachdem  er  hier  das  Abgangszeugniss  für  die  Universität  er- 
halten hatte,  ging  er  im  Mai  1822  nach  Paris,  wo  er  am  College 
de  France  und  an  der  Faculte  des  sciences  die  Vorlesungen  von 
Lacroix,  Biot,  Hachette,  Francoeur  hörte.  Ferner  nützte 
ihm  der  Aufenthalt  in  dem  Hause  des  Generals  Foy^  in  welches 
er  im  Jahre  1823  als  Hauslehrer  kam.  Bedeutungsvoll  wurde 
für  Dirichlet  das  Studium  von  G'ausn^  berühmten  Disquisitiones 
arithmeticae.  Seinen  wissenschaftlichen  Ruf  begründete  er 
durch  sein  »Memoire  sur  Timpossibilite  de  quelques  equations 
indeterminees  du  cinquicme  degrd«  ,  durch  welches  er  mit 
Fourier  und  Alexander  v.  Humboldt  bekannt  wurde;  der 
erstere  hat  auf  die  Richtung  seiner  wissenschaftlichen  Forschung, 
der  letztere  auf  die  Gestaltung  seiner  äusseren  Lebensverhält- 
nisse grossen  Einfluss  ausgeübt. 

Im  Jahre  1826  kehrte  Dirichlet  nach  Deutschland  zurück 
und  habilitirte  sich  im  Jahre  1827  als  Privatdocent  an  der 
Universität  in  Breslau  und  1829  an  der  Universität  in  Berlin, 
nachdem  er  daselbst  Lehrer  der  Mathematik  an  der  allgemeinen 
Kriegsschule  geworden  Avar.  Im  Jahre  1831  wurde  Dirichlet 
ausserordentlicher    Professor    und    ordentliches    Mitglied    der 


*)  Da  man  den  Namen  Lejeune  Dirichlet  bald  mit,  bald  oline 
Bindestrich  geschrieben  findet,  so  möchte  ich',  im  Interesse  einer 
einheitlichen  Schreibweise,  hier  betonen,  dass  Dirichlet  selbst  seinen 
Namen  immer  ohne  Bindestrich  gosclirieben  liat,  wie  Herr  Dedekind 
die  Freundlichkeit  hatte  mir  mitzutheiien.  In  DirichleVs  eignen 
Veröffentlichungen  findet  sich  oft  der  Bindestrich. 


\  1 2  Anmerkungen. 

Akademie  der  Wissenscliaften  in  Berlin  und  im  Jahre  1S39 
ordentlicher  Professor.  Im  Herbst  1855  wurde  er  als  Nach- 
folger von  Gatii's  nach  Göttingen  berufen,  wo  er  leider  schon 
am   5.  Mai    IS 511  starb. 

Da  der  besclnünkte  Raum,  welcher  mir  hier  zur  A'erfügung 
steht,  eine  eingehendere  Würdigung  von  Diric}dvt'&  wisseu- 
scliaftlichen  Verdiensten  nicht  gestattet,  so  verweise  ich  auf 
die  schöne  Gedächtnissrede,  welche  Kummer  in  der  Berliner 
Akademie  (Abhandlungen  der  Akad.  zu  Berlin,  ISGU)  auf 
Diricliht  gehalten  hat  und  der  auch  die  vorstehenden  bio- 
graphischen Notizen  entnommen  sind.  Es  sei  mir  nur  erlaubt, 
hier  Borchardt'a  Worte  (Journal  f.  r.  u.  a.  M.,  ISöU,  Bd.  5) 
anzuführen:  >Seine  [DiricJdet's,]  Werke  sind  nicht  bedeutend 
nach  ihrer  Zahl,  aber  sie  bilden  eine  Keihe  von  Meisterwerken. 
Schon  in  seinen  ersten  Veröftentlichungen  zeigt  sich  eine  gleich- 
zeitige Beschäftigung  mit  den  höchsten  Theilen  der  Infinitesimal- 
rechnung und  mit  der  Zahlentheorie.  Jede  dieser  Diiscipliuen, 
besonders  die  erstere,  hatte  ihm  bereits  Bereicherungen  von 
hervorragender  Wichtigkeit  zu  verdanken,  als  er  zu  der  Ver- 
wirklichung des  tiefen  Gedankens  geführt  wurde,  beide  bis 
dahin  getrennte  Zweige  der  mathematischen  Forschung  durch 
Einführung  der  Methoden  der  Infinitesimalrechnung  in  die 
Zahlentlieorie  zu  vereinigen.  < 

Einzelne  zahlentheoretische  Resultate  waren  zwar  schon 
früher  aus  analytischen  Untersuchungen  nebenher  abgeleitet 
worden.  So  hatte  z.  B.  Euler  aus  der  von  ihm  aufgestellten 
Formel:  «=>■    , 

wo  das  Product  über  alle  Primzahlen  q  zu  erstrecken  und  s  ^  1 

ist,  gefolgert,  dass  unendlich  viele  Primzahlen  existiren  müssen. 
Derartige  Resultate  hatten  sich  aber  immer  nur  zufällig  aus  ana- 
lytischen Unlersuchungeu  ergeben.  Dirichht  erst  gebührt  das 
Verdienst,  wirkliche  analytische  Methoden  in  die  Zahlonfheorie 
eingeführt  zu  haben.  Seinen  Methoden  verdankt  die  Zahlentheorie 
viele  neue  Resultate  und  die  Erkenntniss  von  manchem  über- 
raschenden Zusammenhange  derselben  mit  anderen  mathema- 
lischen Diseiplinen,  sowie  von  zahlenthcoretischen  Gebieten  unter 
einander.  »Die  />/>/V7/A7'schen  Methoden  ,  sagt  Kiamucr,  >aind 
für  die  Zahlentliedric  in  ähnlicher  Weise  epochemachend,  wie  die 
1  )(■}><  arte. ^in:\\('\\  Anwcnduutren  der  Anal  vsis  für  die  Geometrie;  sio 


Anmerkungen.  113 

würden  auch,  ebenso  wie  die  analytische  Geometrie,  als  Schöpf- 
ung einer  neuen  mathematischen  Disciplin  anerkannt  werden 
müssen,  wenn  sie  sich  nicht  bloss  auf  gewisse  Gattungen,  sondern 
auf  alle  Probleme  der  Zahlentheorie  gleichmässig  erstreckten.« 

Diriclilet  wurde  durch  seine  Versuche,  den  in  der  Ein- 
leitung zur  vorstehenden  Abhandlung  erwähnten  Satz  über 
die  arithmetische  Progression  in  voller  Strenge  zu  beweisen, 
auf  seine  analytischen  Methoden  geführt,  und  gerade  der 
oben  erwähnte  Etiler  sehe  Nachweis  der  Existenz  von  unend- 
lich vielen  Primzahlen  veranlasste  ihn ,  unendliche  Reihen 
und  Producte  von  ähnlicher  Gestalt  für  seine  Zwecke  zu 
verwenden.  Es  gelang  DiricJdet  auch  auf  diese  Weise  den 
gesuchten  Beweis  zu  führen,  doch  konnte  er  eine  sich  hierbei 
darbietende  Schwierigkeit  nur  durch  sehr  umständliche  Be- 
trachtungen überwinden.  Das  Bestreben,  diese  letzteren  durch 
einfachere  Schlussfolgen  zu  ersetzen,  führten  ihn  zu  einer 
weiteren  Anwendung  der  Analysis  auf  die  Zahleutheorie,  deren 
glänzendes  Resultat  die  Bestimmung  der  Classenanzahl  quadra- 
tischer Formen  für  beliebige  Werthe  ihrer  Determinante  war. 
Diese  Arbeit,  welche  zu  seinen  schönsten  und  hervorragend- 
sten Arbeiten  zählt,  veröffentlichte  Dirichlet  in  den  Jahren 
1839  und  1840  in  dem  Journal  f.  r.  u.  a.  Math,  unter  dem 
Titel:  Becherches  sur  diverses  applicafions  de  Vanalyse 
infinitesimale  ä  la  theorie  des  nombres;  dieselbe  wurde 
wieder  abgedruckt  in  Diric/defs  Werken,  herausgegeben 
von  L.  Kronecker,  1889,  Bd.  1,  S.  411—496.  In  der  vor- 
liegenden Ausgabe  erscheint  diese  klassische  Abhandlung  zum 
ersten  Male  in  deutscher  Sprache;  der  üebersetzung  ist  die 
Originalausgabe  zu  Grunde  gelegt,  deren  Seitenzahlen  dem 
Texte  in  eckigen  Klammern  eingefügt  sind.  Eine  in  manchen 
Punkten  vereinfachte  Darstellung  dieser  Untersuchungen  hat 
Dirichlet  selbst  in  seinen  Vorlesungen  über  Zahlentheorie, 
welche  von  Herrn  Dcdekind  veröffentlicht  sind,  gegeben  (Vor- 
lesungen über  Zahlentheorie.  4.  Auflage.  Braunschweig,  1S94). 
Neuerdings  hat  Herr  Bachmann  versucht,  die  Dirichlet' s^ew. 
Untersuchungen  mit  den  sogleich  zu  erwähuenden  von  Gauss 
und  Kronecker  über  dasselbe  Problem  zu  einem  einheitlichen 
Ganzen  zu  verarbeiten.  [Bachmann,  Zahlentheorie,  II.  Theil: 
Die  analytische  Zahlentheorie.    Leipzig,  1894.) 

Der  Kernpunkt  dieser  DiricJilef sehen  Untersuchung  liegt 
in  der  Gleichheit  zweier  Summen,  von  denen  die  eine  über 
alle  Zahlen,   welche  durch   die    eigentlich,   bez.   uneigentlich 

Ostwald's  Klassiker.    Dl.  fi 


I  11  Anmorkuugeu. 

primitiven  Formen  einer  gegebenen  Determinante  darstellbar 
sind,  und  deren  andere  über  alle  relativ  priraen  Werthe.  welche 
die  Unbestimmten  .r,  //  in  diesen  Formen  erhalten,  zu  er- 
strecken ist.  Als  Grundformel,  aus  welcher  sich  diese  Gleich- 
heit ergiebt,  ist  die  Formel  (11)  §  6  der  vorstehenden  Ab- 
handlung oder  die  aus  ihr  abgeleitete  specielle  Formel  (12) 
§  ü  anzusehen.  Ausser  der  Bestimmung  der  Classenanzahl 
löst  Diricldet  zugleich  noch  die  Frage  nach  der  Anzahl  der 
wirklich  existirenden  Geschlecliter  der  (luadratischen  Ftumen 
und  nach  der  Vertheilung  dieser  letzteren  in  die  einzelnen 
Geschlechter,  wodurch  er  zugleich  einen  der  schwierigsten 
Abschnitte  der  Disquisitiones  ariihmeticae  dem  Verständnisse 
besser  zugänglich  gemacht  hat.  Die  Endformelu  für  die 
Classenanzahl  sind  von  so  überraschender  Einfachheit,  dass  sie 
das  Vorhandensein  eines  einfacheren  arithmetischen  Weges  zu 
ihrer  Auffindunp:  unwillkürlich  vermuthen  lassen;  leider  ist 
bis  jetzt  aber  noch  kein  Versuch  in  dieser  Richtung  von  Erfolg 
gekrönt  gewesen.  Die  Resultate  sind  für  positive  und  nega- 
tive Determinanten  wesentlich  von  einander  verschieden  und 
zeigen  den  engen  Zusammenhang  der  Classenanzahl  mit  der 
zugehörigen  Pe/^schen  Gleicliung  im  ersteren  Falle  und  mit 
den  quadratischen  Resten  und  Nichtrcsten  im  letzteren  Falle. 

Gauss  war  zwar  schon  vor  Diriclihi  im  Besitze  der  Lösung 
des  in  Rede  stehenden  Problems  gewesen;  er  selbst  hat  aber 
nie  etwas  darüber  veröfl'entlicht.  Was  sich  in  seinen  nach- 
gelassenen Untersuchungen  über  diese  Frage  vorgefunden  hat, 
ist  im  zweiten  Bande  seiner  Werke  (S.  269 — 291)  unter  dem 
Titel:  »De  nexu  inter  multitudinem  classium,  in  quas  formae 
binariae  secundi  gradus  distribuuntnr,  earumque  determinan- 
tem<  veröffentlicht.  Es  sind  dies  meist  nur  kurze  Notizen, 
welche  aber  die  vollständige  Formel  für  die  Classenanzahl 
enthalten.  Gauss  hat  sich  sogar  ähnlicher  analytischer  Hülfs- 
mittel  wie  Dirichlet  bedient.  In  den  Disquisitioncs  aritli- 
meiicae  (art.  304  —  306)  giebt  Gauss  über  die  Classenanzahl 
nur  einige  hcichst  interessante  Bemerkungen,  zu  welchen  er 
auf  empirischem  Wege  gelangt  war,  und  eine  angenähert o 
Formel  für  die  mittlere  Classenanzahl  von  Formen  mit  nega- 
tiver Determinante. 

Im  Anschlüsse  an  die  JJiric/ih't' sehn  Abhandlung  seien 
noch  die  Arbeiten  von  Jlenmfe  (Comptes  rendus,  Nov.  1S62) 
und  Pepin  (Ann.  do  l'I'.colo  Norm.,  T.  XIII)  erwähnt. 

Auf  einem  ganz  anderen  Wege  wie  Dirichlet^  nämlich  mit 


Anmerkungen.  1  [  5 

Hülfe  der  Theorie  der  elliptischen  Functionen  hat  Kronechir 
die  Classenanzahl  bestimmt  und  zum  Theil  neue  Formeln  für 
dieselbe  aufgestellt.  Vergleiche  Kronerker'' s,  diesbezügliche  Mit- 
theilungen in  dem  Journal  f.  r.  u.  a.  M.,  Bd.  57,  S.  2  18  und 
in  den  Monatsberichten  der  Berl.  Akad.  vom  Jahre  1875,  S.  223, 
sowie  seine  Abhandlungen:  »Zur  Theorie  der  elliptischen  Func- 
tionen« in  den  Sitzungsber.  der  Berl.  Akad,,  1S83 — 1890.  In 
den  beiden  erstgenannten  Arbeiten  hat  Kronecker  zum  ersten 
Male  Classenanzahlrelationen  für  Formen  negativer  Determinante 
aufgestellt.  Um  ein  Beispiel  für  diese  Relationen,  welche  nur 
für  Formen  negativer  Determinante  vorhanden  zu  sein  scheinen, 
zu  geben,  führe  ich  hier  die  folgende  Formel  an,  welche  Kro~ 
necJcer  brieflich  Dirichlet  mitgetheilt  hat.  Für  ;/  ^  3  (mod.  4)  ist: 

v=[yTi] 

h{n)  +  -2  ^  Ji{n  —  v')^(I){?i)- 
»=i 

in  dieser  Formel  bezeichnet  h[m)  die  Anzahl  der  eigentlich 
primitiven  Classen  von  der  Determinante  — m,  (J){n)  die  Summe 
der  Divisoren  von  /i,  welche  grösser  als  V?i  sind  (w  mitgerechnet) 
und  [Vn]  die  grösste  in  V  n  enthaltene  ganze  Zahl.  Diese  For- 
meln sind  für  die  wirkliche  Berechnung  von  Classenanzahlen 
negativer  Determinante  zum  Theil  sehr  gut  geeignet. 

Dieser  Zusammenhang  der  Zahlentheorie  mit  der  Theorie 
der  elliptischen  Functionen  ist  oft  Gegenstand  der  Untersuchung 
gewesen ;  von  Autoren  auf  diesem  Gebiete  nenne  ich  die  Herren 
Dedekind,  Gierster,  Hermite,  Huricifz^  Klein,  Pick,  Seguier, 
H.  Weber.  Vergleiche  ferner  hierüber  die  Werke  von  H.  Weber 
(Elliptische  Functionen  und  algebraische  Zahlen  (Braunschweig, 
1891)  und  /.  de  Seguier  (Formes  quadratiques  et  multiplication 
complexe.    Berlin,  1894.) 

Hinsichtlich  der  weiteren  Anwendungen,  welche  die  LHrich- 
/e^'schen  Methoden  gefunden  haben,  muss  ich  mich  hier 
kurz  fassen.  Dirichlet  selbst  hat  mit  ihrer  Hülfe  den  Satz 
bewiesen,  dass  durch  jede  quadratische  Form,  deren  drei 
Coefficienten  keinen  gemeinschaftlichen  Theiler  haben,  unend- 
lich viele  Primzahlen  darstellbar  sind;  DirichJcf\  diesbe- 
zügliche Mittheilung  ist  von  den  Herren  H.  Webvr  und 
A.  Meijer  ergänzt.  Ferner  hat  Dirichlet  seine  Methoden  auf 
die  Bestimmung  asymptotischer  Gesetze  der  Zahlentheorie  und 
auf  Formen  mit  complexen  Coefficienten  und  Unbestimmten 
angewendet.     Später    sind   seine   Methoden    in    den   Gebieten 

8» 


116  Anmerkungen. 

der  allgemeinen  complcxen  Zahlen  hier  ist  in  erster  Linie 
Kiünvur  zu  nennen  und  auch  auf  Formen  höherer  Grade  oder 
mit  mehr  als  zwei  Variabein  angewendet  worden.  .Schliesslich 
sei  noch  erwähnt,  dass  Kronechcr  in  der  Abhandlung:  Ueber 
den  Gebrauch  der  l)iri(h]et'^z[\tvs.  Methoden  in  der  Theorie 
der  quadratischen  Formen  (Monatsberichte  der  Berl.  Akad., 
ISGl)  gezeigt  hat,  wie  man  mit  Hülfe  dieser  analytischen 
Methoden  die  ganze  Theorie  der  gewöhnlichen  binären  quadra- 
tischen Formen  entwickeln  kann,  nachdem  zuvor  nur  die  ein- 
fachsten arithmetischen  Grundbegriöe  festgestellt  sind. 


1)  Zu  S.  6.   Diesen  Satz  hat  DiricJilet  schon  in  seiner  Ab- 
handlung über  die  arithmetische  Progression  (Werke,  Bd.  1 ,  S.  320) 

in  derselben  Weise  bewiesen.     Für  den  Beweis  sind  der  Theorie 

1 

der  / -Function  nur  die  beiden  Formeln:  r(^)=/  flog  —  j       dy 

und  r{Q  -\-  V]  =  (i  1^{q)  zu  entnehmen;  aus  diesen  lassen 
sich  alle  übrigen  nöthigen  Formeln  leicht  ableiten.  Später 
hat  Dii'ichlet  für  diesen  Satz  einen  einfachen  Beweis  ge- 
geben, welcher  die  Benutzung  der  F- Function  vermeidet 
(Journal  f.  r.  u.  a.  M.,  Bd.  58,  S.  130:  Sur  un  th^or^me  relatif 
aux  söries).     Es  ist: 

'+1 
1  /*  dx    '^7    /*   dx 


y  dx  '^-r    /*    dx 

1 


k  »=^- 


Da  -t:^  von  v  bis  v  +  1   fortwährend  abnimmt,  so  ist 


v+l 

r  dx 


r'-*-v^J   x'*'-'^  (v-i-  l)'+v 


Summirt  man  jetzt  über  alle  Werthe  von  r  =  k  bis  %>  =  oo. 
80  ist,  wenn  man  ^  -—.-  =  S  setzt: 

woraus  leicht  lim  ^.V=  1  folgt.    Dirkldvt  betrachtet  (a.  a.  0. 

diu  etwas  allgemeinere  Reihe  *S'  =V'  t, rm»  ^^^  welche 

^   (Ä-l-ro)'-^« 


Anmerkungen.  117 

lim  ^»S'= —  ist;    dieses  Resultat    folgt    aus    dem   früheren, 

wenn  man  dort   k  =  —   setzt. 
a 

2)  Zu  S.  7.  Dieser  Satz  ist  als  Fundamentalsatz  der  Dirich- 
/e^'schen  Methoden  anzusehen.  Dirichlet  selbst  hat  in  dem  in 
der  vorigen  Anmerkung  genannten  Aufsatze  die  für  den  Beweis 
dieses  Satzes  gar  nicht  erforderliche  Voraussetzung,  dass  f{t) 
die  Form  (3)  habe,  durch  die  allgemeinere  ersetzt,  dass  sich 
f{t)  :  t  mit  unendlich  wachsendem  t  einem  bestimmten  end- 
lichen Grenzwerthe  nähert.  Auf  den  a.  a,  0.  gegebenen  Be- 
weis dieses  allgemeinen  Satzes  hat  Dirichlet  selbst  Werth 
gelegt,  wie   mir  Herr  Dedekind  mitzutheilen  die  Güte  hatte. 

Die  in  den  vorstehenden  Sätzen  auftretenden  Reihen  ge- 
hören  zu    den   jetzt   als  Dirichlet' ^dho,   Reihen   bezeichneten. 

r=oo 

Die  allgemeine  Form  derselben  ist^  '—,  wo  X;,,  ^ /.•,.+,   ist 


und  die  k^.  positive,  mit  dem  Index  v  unendlich  wachsende 
Grössen  bezeichnen;  die  Constanten  a,.  sind  beliebige  reelle 
oder  complexe  Grössen  und  die  Variabele  ,s  kann  ebenfalls 
reelle  oder  complexe  Werthe  annehmen.  Siehe  ferner: 
Dirichlet- Dedekind^  Vorlesungen,  Supplement  U  u.  IX ;  BacJt- 
mann,  a.  a.  0.,  3.  Abschnitt;  Huricitz^  Zeitschrift  f.  Math, 
u.  Phys.,  Jahrgang  27,  1882;  Princjsheim^  Math.  Annalen, 
Bd.  37,   1890. 

3)  Zu  S.  10.  Man  kann,  ohne  die  Allgemeinheit  dadurch 
zu  beeinträchtigen,  annehmen,  dass  die  verschiedenen  Func- 
tionen, welche  die  begrenzenden  Curvenstücke  analytisch  dar- 
stellen, homogene  Functionen  von  x^  y  und  einem  Parameter  8 
sind.  Dann  entsprechen  verschiedenen  Werthen  von  (5  ähn- 
liche und  in  Bezug  auf  den  Coordinatenanfangspunkt  ähnlich 
gelegene  Figuren;  analoge  lineare  Dimensionen  wachsen  pro- 
portional mit  6  und  analoge  Flächeninhalte  proportional  mit  6"-. 

Hält  man  die  ursprüngliche  Figur  fest  und  lässt  man  jetzt 
die    Parallelen    des    Gitters   proportional  y ?  ^^  ^i    einander 

näher  rücken,  so  ist,  wenn  a  den  Flächeninhalt  der  festen 
Figur  und  F  [a)  die  mit  d  veränderliche  Anzahl  von  Gitter- 
punkten im  Innern  der  Figur  bezeichnet:  lim -rr — =  —r. 

ö=^d-a        ah 


11^  Anmerkungen. 

Dieser  Satz  ist  aber,  wie  leicht  zu  seilen  ist,  mit  dem  in 
der  JJin'r/ih'f sehen  Abhandlung  aufgestellten  Satze  identiscli. 
Vergrössert  man  nämlicli  die  ursprüngliche  Figur  wobei  das 
Gitter  aber  ungeändert  bleibt)  in  der  Weise,  dass  i^  von  dem 
AVerthe  1  auf  einen  bestimmten  Werth  d,  ^  l  steigt,  und 
verkleinert  mau  dann  die  ganze  Figur  einschliesslich  des 
Gitters)  wieder  auf  ()=  1 ,  so  kommt  dies  auf  dasselbe  hinaus, 
als  wenn    man   die  ursprüngliche  Figur  ungeändert  lässt  und 

nur  die  Abstände  a,  h  der  Parallelen  des  Gitters  auf  — ,  -5- 

Fio]  ^*     ^t 

verkleinert;  für  beide  Figuren  aber  hat  — ^ —  denselben  Werth. 

O" 

Setzt  mau  in  dem  so  umgeänderten  Satze  a  =  i  :=  1 ,  so 
erhält  mau  die  Form,  in  welcher  Dirichlet  selbst  den  Satz 
später  benutzt  hat.  Der  leicht  zu  führende  Beweis  dieses 
Satzes  findet  sich  bei  DirichUi-I^edehind .  a.  a.  0.,  Supple- 
ment III  und  lässt  sich  leicht  auf  den  etwas  allgemeineren  Satz 

ausdehnen,  dass  die  Seitenlängen  der  Rechtecke  -r  und  -r  sind. 

0  o 

Höchst  bemerkenswerth  ist,  dass  Gauss  sich  bei  seinen 
Untersuchungen  auf  denselben  Satz  gestützt  hat,  und  zwar 
findet  sich  der  Satz  auch  in  beiden  Fassungen  in  seinen  nach- 
gelassenen Aufzeichnungen  vor  (Werke,  Bd.  2,  S.  2(19  u.  fi".  . 

4)  Zu  S,  16.  Vergl.  Gauss,  Disq.  aritimi.,  art.  157 — KiO 
und  art.  223—227. 

5)  Zu  S.  IS.  Sind  7)i  und  m'  zwei  zu  2J)  relativ  prime 
Zahlen  und  wird  w  für  .r  =  «,  y  =  y  und  vi'  für  .r  =  a', 
y  =  '/  durch  die  Form  r/.r*  -|-  2b.ry  -\-  cy^  mit  der  Deter- 
minante JJ  dargestellt,  so  folgt 

(1)  fnni  =  ^  —  ^^y', 

wo   ^  =  aacc'  -\-  h  Icc/  -\-  a'y)  -\-  ryy',   1^  =  <f/ — «';'   ge- 
setzt ist.     Aus  der  Gleichung  il     folgt  aber  sofort  7ntn' ^  i* 

(mod.  1)\,  also  ist  1  —  ,  -1  =  1    und  fdlghch  1-1  =  1      I.    Ist 

nun  />  EE  'i  (mod.  4  ,  so  geht  die  Gleichung  (1)  über  in  die 
Congruenz:  if* -j-  ij*  ^  mtn  (mod.  1'.  Da  m  und  m'  unge- 
rade Zahlen  sind,  so  muss  eine  der  beiden  Zahlen  i'  und  ij 
gerade,  die  andere  ungerade  sein;  folglich  ist  vini'^  1  (mod.  4) 
nnn'—\  ui     1  in'—l 

uiul    mithin    (—1)     ^       =(—1)   ^    •(— l)    ^     =  1.      Setzt 


Anmerkungen.  ]  \  9 

man  in  der  Gleichung  (1)  I)  ^  2,  6,  4,  0  (mod.  S),  so  ergeben 
sich  in  ähnlicher  Weise  die  Sätze  III  bis  VI. 

6)  Zu  S.  2S.  Zwei  Formen  von  derselben  Determinante 
heissen  bekanntlich  benachbart,  wenn  sie  die  folgende  Gestalt 
haben:  ax'  +  2 bxy  +  cy^,  cx^  -\-  2 b'xy  +  c'y'^,  wobei  h  +  b' 
durch  c  theilbar  sein  muss,  die  zweite  heisst  der  ersten  nach 
rechts,  die  erste  der  zweiten  nach  links  benachbart.  Zwei  benach- 
barte Formen  sind  äquivalent.  —  Eine  Form  ax'-  -{-2bxy  -\-  cy- 
von  der  positiven  Determinante  1)  heisst  reducirt,  wenn  der 
absolute  Werth  von  a  zwischen  V D  —  h  und  V  JJ  -\-  h  liegt 
und  0  <^  (^  <^  y  1)  ist;  die  äusseren  Coefficienten  einer  solchen 
Form  haben  immer  entgegengesetzte  Zeichen.  Jede  Form  von 
positiver  Determinante  ist  einer  reducirten  Form  äquivalent; 
jede  reducirte  Form  besitzt  eine  und  nur  eine  ihr  nach  rechts 
benachbarte  reducirte  Form.  Bestimmt  man  zu  der  reducirten 
Form  f/),  die  rechts  benachbarte  reducirte  Form  r/)^,  zu  dieser 
wieder  die  rechts  benachbarte  (f,^^  und  so  fort,  so  kommt  man 
schliesslich  zu  einer  Form  </?„+,,  welche  mit  (p^  identisch  ist; 
diese  n  Functionen  </),,  cp^^  .  .  . ,  ^„  bilden  die  Periode  der 
betrefieuden  Classe  der  Determinante  D.  lieber  die  Beweise 
dieser  Sätze  vergl.  Gauss^  IHsq.  arith.^  art.  160,   183 — 187. 

7)  Zu  S.35.  Bezeichnet  man  mit  cp[n)  die  Anzahl  der  zu  n 
relativ  primen  Zahlen  in  der  Reihe  0,  1,  ...,  w —  1,  so  ist,  da 
hier  J)^  ungerade  ist:  (p  2J)^)  =  (pJ\)  =  '^i  und  da  unter 
den  Zahlen  0 ,  1 .... ,  Z>,  —  1  ebensoviel  gerade  als  ungerade 
Zahlen  sind,  welche  zu  7),  relativ  prim  sind,  so  ist  die  Anzahl 
der  zu  Z),   relativ   primen    und  geraden  Zahlen   in  der  Reihe 

0,  1,...,2I>,—  1  gleich  ■2'£^  =  J. 

8)  Zu  S.  30.  Kronecker  hat  in  dem  ersten  Bande  von 
Dirichlet^  Werken  den  Originaltext  von  dieser  Stelle  an  durch 
den  folgenden  leichter  verständlichen  ersetzt: 

Bezeichnet  man  nun  mit  /v^,  Zj^,  .  .  .  diejenigen  der  Prim- 
zahlen /i-,  k\  ...,  welche  in  L  als  Factoren  enthalten  sind,  und 
mit  X;,,  k[,  ...  die  übrigen,  so  wird  die  Summe  des  Hülfssatzes: 

n — 1    «- — 1  n — 1    71- — 1 

.0-^,-^(2)  o.e..e-^,-^(i;)(^)... 

durch  das  Product: 


120  Anmerkungeu. 


K-  —  1 


-:-.'-^(i^)-^©-- 


h—\    i'-—\ 


8 


(a=l.2,...,  /'o— l;  a  =  1,2,...,  X-J—  1;...;  Ä=l,3,5,7) 
dessen  Factoren: 


?(i:)'^(ä'- 


offenbar  verschwinden,  ausgedrückt.     Da  ferner: 
h  —  \    5'— 1 

0 

für  die  drei  Fälle:  0=1,  »;  =  — 1;  0  =  — i,  /^  =  1  ;  0  =  — i, 
/;= — 1  ist,  so  folgt,  dass  der  Ausdruck: 

«—1    n^'—l 


:?©   ^    r,    ^ 


(i) 


immer  verschwindet,  ausser  wenn  gleichzeitig  0=1,   '^  =^  1, 
X  :=  l   ist,  w.  z.  b.  w. 

9)  Zu  S.  4S.     V-^  •  y — . r TT- 

=  V ' 

^^  [ati^x*  -h  'löii-xi/  -\-  cu-i/-,'' 

Ersetzt    man    hier  ?ix  durch  .r',   //ij  durch  //',  so  sind  .?•',  i/' 
nicht  mehr  relativ  prira  zu  einander,  und  man  erhält  .somit  ^'. 

10)  Zu  den  ö'.  4U  u.  5ij.  Von  dieser  Stelle  an  gestaltet 
sich  die  Bestimmung  von  h  ein  wenig  anders,  wenn  die  beiden 
ersten  Hülfssätze  des  §  1  in  der  später  von  Dirichlet  ihnen 
gegebenen  Fassung  benutzt  werden;  die  gleiche  Bemerkung 
gilt  für  die  Fälle  II,  111,  IV.  Vergleiche  über  diese  Aenderung 
J)iricJilct-l)edckind,  a.  a.  0.,  §§  95  u.  9S. 

\\)  Zu  <y.  00.  In  dieser  Gleichung  steht  in  dem  Original- 
texte, sowie  in  Bd.  1   der  Werke:  VT)  statt  >  77j. 

12)  Zu  S.  '»2.  Auch  hier  kann  man  den  Ausnahmefall 
leicht  verificiren;  es  ist  hier  /<  =  I ,    />,=  3,  P=  —  3  und 


Anmerkungen.  121 

Au3  .     , 

,    sin  S.v       sin  o.r  rr 

sin  X  H 1 1 =         U  <  .-r  <  ,T 

TT 

folgt  für  x=  ~: 

1— 4+1— Ji-±---=4--T  =  -^;  also  //=  l. 

13)  Z?<!  aS'.  ö4^  Anmerkung.  In  Crelle^  Journal  fehlt  diese 
Anmerkung;  Dirichlet  selbst  bat,  wie  Kronecker  berichtet, 
in  dem  an  Gauss  geschickten  Exemplare  hier  die  Worte:  ;>Com- 
patibles  avec  les  conditions  pr(^c^dentes<   hinzugefügt. 

14)  Zu  S.  55.  Man  substituire  ctg  (/)  =  ;?;  dann  erhält 
mau  durch  Partialbruchzerlegung  schliesslich  für  das  unbe- 
stimmte Integral: 

1     ,      actgfß +  i  +  yi> 
lof 


2VD        actgfp-{-b  —  yB 

15)  Zu  S.  60.  Entwickelt  man  diesen  Ausdruck,  so  erhält 
man  2^  —  2  Glieder;  jedes  dieser  Glieder  entspricht  einem  be- 
stimmten speciellen  Werthe  von  7.  Je  nachdem  nun  ein  solches 
bestimmtes  x  iu  den  beiden  Geschlechtern,  zu  denen  h^  und  h^,^ 
gehören,  gleiche  oder  entgegengesetzte  Werthe  hat,  ist  der 
Werth  des  betreffenden  Gliedes  +  1  oder  —  1.  Die  alge- 
braische Summe  aller  Glieder  ist  also  gleich  dem  üeberschusse 
der  Anzahl  der  Fälle,  in  denen  Jl^  und  hf^y  gleiche  Zeichen 
haben,  über  die  Anzahl  der  Fälle,  in  denen  sie  entgegengesetzte 
Zeichen  haben.  Addirt  man  also  die  'V-  —  2  =  2/.  —  2 
Gleichungen  (28)   zu  einander,    so  erhält  man,  da  der  Ueber- 

schuss  gleich  —  2  ist :  (2  x  —  2)  /?,  —  2  (/^^  +  //j  H h  AJ  =  0. 

Siehe   ferner:    Dirichlet- Dedekind^   a.   a.  0.,  Supplement  IV 
und  Bachmann.,  a.  a.  0.,  9.  Abschnitt. 

16)  Zu  S.  66.  Für  X>  =  —  1,  J)  =  —  0  und  I)  =  2 
existirt  nur  je  eine  Formenclasse. 

17)  Zu  S.  72.  Als  Beispiel  für  solche  Beziehungen  im  Falle 
positiver  Determinanten  diene  das  Beispiel  aus  JJirichlefs  Vor- 
lesungen (a.  a.  0.,  S.  232),  in  welchem  I)  =  2  gewählt  ist. 
Man  erhält : 

2  f '-'"'- -Mi) '^""' 

.'.1/  )i,  h'  '         ' 

»-—1 

=^(_i)  «  _i!_=^: t i^  +  _i^+.. 


1 22  Anmerkungen. 

wo  die  Doppelsunime  auf  der  linken  Seite  über  nlle  Werthe- 
paare  .r.  y  zu  erstrecken  ist,  für  welche  y  ^  u,  'Ix'^'Aij 
und  .?•"-  —  'Itf-  ungerade  ist.  Diese  Gleichung  lässt  sich  nicht 
mit  Hülfe  der  elliptischen  Functionen  bestätigen. 

18)  Zu  S.  14.  Mit  Hülfe  der  unten  angegebenen  Formeln 
von  Jacohi  (Fundamenta  nova  theoriae  functionum  ellipticarum, 
Königsberg  lS2i»;  Werke,  Bd.  1,  S.  49—239)  lässt  sich  diese 
Formel  folgendermaassen  verificiren.  Aus  den  Formeln  G  und  7 
im  §  Gii  findet  man  mit  Benutzung  des  Theorem  II  im  §  37: 

1  +2r/  +  2r/  +  2</'«+  ...  =  ]/^  't^'  ^^^ 
'/  +  (?'  +  T'  +  ■  •  •  =  ^  ~J^    V  ^.  •      Die    Formel    13, 
§39  liefert  für  .r  =  '^:  —^+     '^' ^'  ^' 


8     1— </-  ■   i—f      1—^^*»      1— 9«* 
sin  am-— sin  aw  — — -  •      Hierauf  wendet    mau 


7C  4  4 

noch  die  Formel  an,  welche  man  erhält,  wenn  mau  die  For- 
mel 5  durch  die  Formel  3  (§  18)  dividirt:   2  sin  (anu  ■  sin  a?)i  v 

cos  a7n  (u  —  v)  —  cos  atji  [u  +  v]       ^      ,.  .  3  /f 

—  In  dieser  ist  7i  = 


J am[u  —  v)  -f-  ^ uin[u  -\-  v)  \ 

-—   zu   setzen    und   zu  beachten,   dass  cos(/mK=  (•, 
4 


cos  am       =  1/ - — ; — 77,  Ja7nK=k\  J  am    ~  =  \' k' \i{ 


K  1/  k'  .  ,-  ;,  ,  A' 

— — j-, ,  zl am  K  =  k  ,  J  a m    ~ 

-\-  k  2 

Wie  sich  DiricJilet  selbst  die  weitere  Ausführung  dieser 
Gedanken  vorgestellt  hat ,  geht  aus  einem  seiner  Briefe  an 
Kronecker  [Briefwechsel  zwischen  J).  und  K.,  herausgegeben 
von  E.  ScJiering.  Göttinger  Nachrichten  1885.  Brief  vom 
23.  Juli  1857]  hervor,  in  welchem  er  die  weitere  Behandlung 
des  zweiten  Beispieles  T)  =  — p  für  den  Fall,  dass  p  von 
der  Form  4  n  -\-  3  ist ,  skizzirt.  Nachdem  DiricJiIci  hier 
zuerst  die  Bedingung,  dass  die  Zahlen,  welche  mit  />  einen 
gemeinschaftlichen  Theilcr  haben,  bei  der  Darstellung  ausge- 
schlossen werden,  aufgehol)en  liat,  da  sie  nur  C'oniplieationen 
verursacht,  giebt  er,  mit  Benutzung  der  JacohV&chtn  Be- 
zeichnung, die  (ileichung: 

k      J^'-yrtl^X     .              1  A'.s          .^-7    \iax-  +  'lhx>/-\-Cfr    , 
~~=    -  J>,  I  ~    sin  ain  =  y  n-  •    '    •     _j . 


Anmerkungen.  123 

wo  für  X.  y  alle  Werthepaarc  zu  setzen  sind,  für  welche  die 
jedesmalige  quadratische  Form  (der  1.  xVrt)  ungerade  ist.  Jede 
der  rechts  stehenden  Doppelsummen  lässt  sich  in  eine  endliche 
Anzahl  von  Producten  je   zweier  einfachen  Summen  von  der 

Form    ^  q  ,  wo  ()  und  t  rationale  Zahlen  sind,  zer- 

legen.     Jede   dieser   einfachen   Summen   kann    mit  Hülfe   der 

Eigenschaften  der  0-Function  in   die  Form    y  — fp[k)^    wo 

cp[k)  eine  algebraische  Function  des  zu  q  gehörenden  Moduls 
ist,  gebracht  werden.  Jede  Function  sin  am  auf  der  linken 
Seite  ist  aber  auch  eine  algebraische  Function  von  x,  folglich 
drückt  die  obige  Gleichung  eine  Relation  zwischen  den  alge- 
braischen Functionen  des  flüssig  bleibenden  k  aus.  »Man  kann 
daher  sagen,  dass  die  ganze  Theorie  der  Formen  von  nega- 
tiver Determinante  und  der  durch  sie  darstellbaren  Zahlen  auf 
Beziehungen  zwischen  den  Wurzeln  algebraischer  Gleichungen 
zurückkommt  und  sich  aus  diesen  Beziehungen  muss  ableiten 
lassen.« 

In  Dirichlefa  Sinne  hat  Kronecker  diese  Untersuchungen 
weitergeführt.  (Vergl.  hier  speciell  Sitz.-Ber.  d.  Berl.  Akad., 
1S85,  S.  761,  wo  Kronecker  eine  Gleichung  aufstellt,  von 
welcher  die  oben  von  Dirichlet  ihm  mitgetheilte  nur  ein  be- 
sonderer Fall  ist). 

19)  Zu  S.  77,  Gauss  hat  die  gleichen  Resultate  für  negative 
und  positive  Determinanten  aus  der  Lehre  von  der  Composition 
der  quadratischen  Formen  erhalten.  Nur  für  den  Fall  eines 
positiven  D  von  der  Form  8r  -\-  ö  giebt  Gauss  das  Resultat 
in  andrer  Form:   »Es  ist  //  =  -^h  oder  //  =  h,  je  nachdem 

die  drei  Formen  (1,  0,  — />),  (4,  1,     ~     |,  (4,  3,     ~     | 

einer  einzigen  Classe  oder  drei  verschiedenen  Classen  auge- 
hören.« Unterhalb  1000  giebt  es  125  Zahlen  von  der  Form 
8r  -|-  5,  von  denen  nur  bei  31  Determinanten  der  erste  Fall 
stattfindet  [Disq.  arithm.,  art.  256).  Für  die  übrigen  94  dieser 
Zahlen  hat  Cayley  die  kleinsten  (ungeraden)  Werthepaare, 
welche  die  Gleichung  t'^  —  Du"^  =  ±  4  lösen,  angegeben 
(Journal  f.  r.  u.  a.  M.,  Bd.  53,  S.  369;. 

20)  Zu  S.  77.  Die  Voraussetzung,  dass  D  keinen  qua- 
dratischen Factor  mehr  enthält,  ist  für  das  Folgende  un- 
wesentlich. 


124  Anmerkungen. 

21^  Zti  S.  70.  Jede  Lösung  der  Gleichung  t*  —  J)u-  =  1, 
bei  welcher  der  Werth  von  u  durch  S  theilbar  ist,  jriebt  eine 
Lösunjr  der  Gleichung  /'-  —  J),S-u'-=  1  und  umgekehrt.  Folg- 
lich ist  das  kleinste  positive  Werthepuar  /,  u,  welches  die  erste 
Gleichung  befriedigt  und  bei  welchem  ti  durch /S'  theilbar  ist: 
T',  .VC/'.  Mithin  muss  T'  +  SU'  >  7>=  [T -\- U VUi'  sein, 
wobei  A  die  kleinste  positive  ganze  Zahl  bezeichnet,  für  welche 
der  Coefficient  von  VJ)  in  der  entwickelten  Potenz  durch  .S' 
theilbar  ist.  Dirichlef  hat  in  einer  späteren  Arbeit  Ueber 
eine  Eigenschaft  der  (juadr.  F.  von  pos.  Det.  Journal  f.  r.  u. 
a.  M.  Bd.  53,  S.  127)  angegeben,  wie  sich  ).  aus  der  Zer- 
legung von  S  in  seine  Primfactoren  berechnen  lässt.  Dort 
hat  er  auch  gezeigt,  dass  sich  aus  einer  positiven  Determinante 
I)  uneudlich  viele  andere  von  der  Form  DS'  ableiten  lassen, 
welche  mit  J)  die  gleiche  Classenanzahl  haben.  Daraus  er- 
giebt  sich  weiter  die  Richtigkeit  der  Gauss\Q\\en  Vermuthung, 
dass  es  unendlich  viele  positive  Determinanten  giebt,  bei  denen 
jedes  Geschlecht  nur  je  eine  Classe  enthält.  Negative  Deter- 
minanten dieser  Art  scheinen  nur  in  endlicher  Anzahl  (65) 
vorhanden  und  7>)  =  —  1S4S  die  letzte  zu  sein  [Disq.  arithm.^ 
art.  303  u.   301). 

Ueber  die  Formeln  unter  III  u.  IV  vergl.  auch  Lipschitz. 
Journal  f.  r.  u.  a.  M.,  Bd.  53,  S.  238.  Dcdehind^  Ueber  die 
Anzahl  der  Idealclassen  in  den  verschiedenen  Ordnungen  eines 
endliclien  Körpers  (Braunschweig,  1S7  7).  Diruhht-DedcJiiml^ 
a.  a.  0.,  Supplement  X. 

22)  Zu  S.  SG.  Unter  den  Zahlen  1,  2,  ,..,  j)  —  1  sind 
eben  so   viele  Keste  a   als  Nichtreste  h   (mod. />);  folglich  ist 


2  m  n  i  ,  '1  in  rx  i  2  m  n  i 


»=0 


e  P    — 1 


wenn  m  nicht  ^  0  (mod.  p]  ist. 

Von  weiteren  Arbeiten  über  die  Oaussschi^n  Summen 
nenne  ich  hier  die  Abhandlungen  von  Cauchy  [LiouviUe» 
Journal  1S40,  t.  5,  8.  15  1),  Kronevker  [Liouvillc's  Journal 
lb5ü  s(5r.  t.  1 ,  S.  3!)2;  Sitz.-Ber.  der  Berl.  Akad.  ISSO, 
S.  (ib()  u.  851  und  Journal  f.  r.  u.  a.  M.,  Bd.  105,  S.  2(i7),  Luinh- 
hvry  Journal  f.  r.  u.  a.  M.  Bd.  111,  S.  231).  Vergl.  auch  deu 
siebenten  Abschnitt  in   dem  schon  öfter  genannten  Werke  von 


Aamerknngeu.  ]  25 

Bachmann ,  wo  eiue  ausführlichere  Behandlung  der  Gauss- 
schen  Summen  gegeben  ist. 

23)  Zu  S.  80.     Die  Reihe  rechts  ist  ebenfalls  convergent 

(nach  §  1,  dritter  Hülfssatz),  da  .-(-77)  =  0  ist    (nach   §  5, 

Hülfssatz),  wenn  71  ein  vollständiges  Restesystem  (mod.  P) 
durchläuft.  Hier  ist  (mit  Aenderung  desSummationsbuchstabens): 

(VI  \  1 
—  I — ,  wo  w  alle  positiven  ungeraden  Zahlen,  welche 

relativ  prim  zu  P  sind,  durchläuft.  Die  Zahlen  n,  welche 
kleiner  als  2h P  (wo  //  eine  beliebige  positive  ganze  Zahl  ist) 
sind,  theilen  sich  in  ungerade  Zahlen,  welche  mit  den  Zahlen 
m<^1hP  identisch  sind,  und  in  gerade  Zahlen  von  der 
Form  2w',  wobei  n  alle  Zahlen  n  <^  hP  durchläuft.  Folg- 
lich ist: 

^    \p]^^'^    Vp]^     '^\p]ln^ 

,.a«.;,  =  »:2-'(^):  =  r  +  i(|)2'(j)i, 

1 

24)  Zu  den  S.  89, 92 u.  95.  Es  ist /".r"-'  dx  =  --,  folglich 

0 

,Jp)^=/2-'(p)---=Al-,^j^)-! 

1 


}i<p 


126  Anmerkungeu. 


Nun  ist  f{x)  durch  z  [x  —  1)  ohne  Rest  theilbar,  da  /(O)  =  0 
und  /*(!)  =y!(-j-\  =  0    ist;    der  Bruch      ./^"^^    .,,  bleibt 

also  im  ganzen  Integrationsintervall  endlich;   mithin  wird  für 
lim  //  =  oo  das  zweite  Integral  unendlich  klein  und 


a;  —  e 

0 


WO  A^  den  leicht  zu  berechnenden  Werth    nf\^   ^   i  ^*t- 

In  ganz   analoger  Weise  lässt  sich  die  Rechnung  in  den 
Fällen  II  und  III  durchführen;  nur  muss  man  im  Falle  II  von 

der  Summe^^( — 1)   -    (^)—    und    im    Falle  III    von    der 

Summe  ^6   -    ( — 1)    ^     j  — j —  ausgehen,  wo  n  alle  posi- 

tiven  ungeraden  Zahlen,  welche  relativ  prim  zu  P  und  kleiner 
als  4/tP,  bez.  hhP  sind,  durchläuft.    Dabei  ist  zu  beachten, 
dass  F[x)  =  0   ist   für  x  =  0   und   x  =  l  ,    wo   F{x]    im 
«—1 


Falle  II    für^'— 1)   2    i'|^x"     und     im    Falle    III     für 

/(— 1  «-^1 

^6   2    (_i)    8     /M  ,»  ggget^t  ist. 

25)  Zu  S.  02.  Es  ist  nur  zu  beachten,  dass  im  Falle  (I) 
m  und  P —  w?,  im  Falle  (11)  m  und  \P —  ;/»,  im  Falle  (III) 
nt  und  S/-* — w  dieselben  Zahlen  durchlaufen. 

2ü)  Zm  -6'.  .W. 

Y — 1  y'^ — 1       'Imni         mni 

yji)~^{—  \)  ^  c  8 ~=  e~»~(  1 — 6 i'"] ( 1  — [—  1  ]'") . 

Ist  m  =  8Ä  +  *'(^' =  1 ,  3,  .'),  7) ,    so    wird  die  rechte  Seite 

gleich  2e  *  (1  —6{''),  wo  jetzt  für  ()  =  -f-  1  und  d  -^  —  \ 
die  vier  Fälle  von  r  zu  untersuchen  sind. 


Auiuerkungeu.  127 

27)  Zu  S.  103.     Nur  ist  liier  die  Reihe:  C03.r  -\ ; 

cos  5a:       cos  Ix  ,  ,          .^     , 
: h  •  •  •  zu  benutzen,  deren  Werthe  man  aus 

-         ^ :,       ^  ./        .  sin  3a;       sin  oa:       sin  7.r 

denen   der  Kerne:   sin  x  — -| _[-... 

3  5  7 

mittelst  der  Substitution  x  =  -. x'  ableiten  kann. 

28)  Zu  den  S.  104  u.  105.  Zunächst  sei  hier  daran  er- 
innert,  dass    die   beiden   ersten  Formeln    für  Ji   unter  Nr.  VI 

nicht  für  P  =  1  gelten,   dass   vielmehr  —   an  Stelle  von  Ji 

zu  setzen  ist.  Die  Formel  li  ^=  1  [Ä  —  B')  ist  in  diesem 
Falle  überhaupt  unbrauchbar.  Unter  Nr.  VIII  versagt  für 
P=  1  die  Formel  li  =  1[Ä  —  B' —  Ä' -\- B')  den  Dienst, 
während  jedoch  die  andern  Formeln  für  h  gültig  bleiben. 

Statt  der  S  Formeln  für  die  Classenanzahl  braucht  man,  wie 
Kronecker  (Sitz.-Ber.  der  Berl.  Akad.  ISS5,  S.  7GS)  gezeigt 
hat,  nur  2  Formelu,  eine  für  positive  und  eine  für  negative 
Determinanten,  wenn  man  die  von  Gauss  eingeführte  Schreib- 
weise der  quadratischen  Form  mit  dem  Binomialcoefficienten 
verlässt  und  dafür  ax-  -f-  bxy  -{-  cxf'  schreibt.  Dann  ist  für 
jede  Form  die  Discriminante  ä^  —  \ac  charakteristisch. 

Gauss  hat  mit  Hülfe  der  Classenanzahl  negativer  Formen 
die  Vertheilung  der  Reste  a  und  Nichtreste  h  in  Octanten 
für  die  ungeraden  Primzahlen  und  in  Zwölftel  für  die  Prim- 
zahlen von  der  Form  24;^  +  1,  5,  13,  17  bestimmt  (Werke, 
Bd.  2.,  S.  269.) 

An  die  Z>w'zc// /e^'schen  Formeln  für  negative  Determi- 
nanten knüpft  eine  Arbeit  von  Herrn  Hurioitz  an  (Acta 
mathematica,  Bd.  19,  S.  351),  welcher  merkwürdige  Congru- 
enzen  zwischen  der  Classenzahl  dieser  Determinanten  und 
den  Bernoullf sehen,  £ule)''&chen  und  verwandten  Zahlen 
aufstellt;  bezeichnet  ^,„  die  m^"  BerfiouIh"'&che  Zahl,  ff,„  den 
m^^^   Secantencoefficienten    'Euler^sche   Zahl)    und    ist  ß„i  = 

— 5,„,   SO  ist  z.  B.  h~{—l)       -,:^p4-i  oder 

h  ^  ( —  1)    "^   ir^p 1)  J6  nachdem  p  eine  Primzahl  von  der 

4 
Form  4w  +  3  oder  4;;  4-  l   ist. 


\  Oy  Anruerkungeu. 

Aus  dem  Umstände,  dass  die  Differenzen  in  den  Aas- 
drücken für  die  Classenauzahl  negativer  Determinanten  positiv 
sein  müssen,  da  ja  /(  ^  1  ist,  lassen  sich  verschiedene  be- 
merkenswerthe  Sätze  über  ^a  und  2Sö,  bez.  über  A  und  B 
ableiten. 

Die  Gleichheit  der  verschiedenen  Ausdrücke  für  dieselbe 
negative  Determinante  lässt  sich  leicht  verificiren;  im  Falle  (V) 

ist   z.   B.    die   Gleichheit:    ll  —  ip\\- — ^-— -  =  -4  —  7^ 

direct  nachgewiesen  bei  Bachmann  a.  a.  0.,  S.  215. 

2'J)  Zu  S.  loa.  In  der  Theorie  der  Kreistheilung  wird  gezeigt, 
dass  die  Gleichung,  welcher  alle  primitiven  P'*^"  Einheitswurzeln 
genügen  und  welche  mit  der  Gleichung  X  =  0  identisch  ist, 

JT(.r"'  —  1) 
in  der  Form  — =  U  geschrieben  werden  kann,   wo 

«,    und    /<2    bez.    die    sämmtlichen    positiven    und    negativen 
Glieder  in  dem  entwickelten  Producte: 


-('-;)('-;)('-^) 


bezeichnen.    Folglich  ist  X(l)  =  j=^' •     Nun  gilt  der  Satz: 

>  Bezeichnet  /<  einen  beliebigen  Theiler  von  P.  aber  P  selbst 
ausgeschlossen,  so  theilt//  ebensoviele  Zahlen /<,  als  Zahlen /<,.< 
Der  obige  Quotient  hat  folglich  den  Werth  P  oder  1 ,  je 
nachdem  die  Anzahl  der  Primfactdreu  gleich  1  oder  grösser 
als  1  ist.  Siehe  ferner  Diriclilet^  Sur  la  manüre  de  resoudre 
Ti-quation  t*  —  ^?/' :=  1  au  moyen  des  fonctions  circulaires 
(Journal  f.  r.  u.  a.  M.,  Bd.  17,  8.  2SG;  Werke,  Bd.  1,  S.  43) 
und    Dirichlet-Dedekind^  Vorlesungen,  §§  107  —  HO. 

:}0)  Zu  S.  HO.      > lieber  die  Zerlegbarkeit   der  Zahlen  in 
drei  Quadrate      (Journal  f.  r.  u.  a.   M..  Bd.   lo,  S.  22S.) 

Würzburg,   185)7  April  27. 

H.  Hftussner. 


Uruck  roii  HreiUopt  ii  U&rtel  in  Leiptig. 


üb.  d.  Anziehung  homogener  Ellipsoide.  Abhamlliingen  von  LsplaCC 
(1782),  Ivory  (1809;.  Gauss  (1813),  Cliasles  (1838)  und  Dirichlet 
(1839).  Herausg.  von  A.  W  angerin.  (118  S.)  Jt  2.—. 
Abhandlungen  über  Yariatioiis  -  Xleclmung.  I.  Tlieil:  Abliand- 
lungen  von  Job.  Bemoulli  (1G96),  Jac.  BernouUi  (1697)  und 
Leonliard  Euler    (li44).    Herausgegeben    von   P.  Stäckel.     Mit 

19    lVvt«v /-IJl    ov  -/  r. 


1 


QA  Le.letme-Dirichlet,    Peter  Oustav 

2L3  Untersu'^himf^en  über 

L4.55         verschiedene   Anwendungen 


Physical  Ä 
Applied  ScL 


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