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Full text of "Untersuchungen über den Galvanismus, 1796 bis 1800"

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I 



OSTWALD'S KLASSIKER 

DEB 

EXAKTEN WISSENSCHAFTEN 



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Text. Aus dem lullen, n. Latein, übers, u. heiiosg. Ton A. Ton 
Oettingen. [66S.)^1.20. 

• 31. Lambert'B Photometrie. (Pholometrla sive de meaiun et grsdibat 

Inininli, colomm «t ambrie). (1T60.) Denbeli hetansg. i. E. An- 
ding. Erstes Hetc: Thell I und II, Hit 35 Fig. im Tut. 

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Flgnren im Text ( 

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• ■ I 

Nr. 86. F.Neamann, Über ein allgemein. Piincip der mathemat Theorie . / 

indnclrter elektr. Ströme. (1847.) Herausg. von 0. Neu mann. Mit ' / ^3 
10 Fig. im Text. (96 S.) ^1.50.. 

> 37. S. Cftniot, Betrachtungen üb. d. bewegende Kraft d. Feuer« und 

die zur £ntwi(;kelung dieser Kraft geeigneten Maschinen. (1824.) 
Übersetzt und herausgegeben von W. Ostwald. Mit 6 Figuren im 
Text. (72 S.) J( 1.20. 

> 40. A.L.Layoisier n,.P. S. deLaplaee, Zwei Abhandlungen über die 

Wärme. (Aus den Jahren 1780 u. 1784.) Herausg. v. J. R o s e n t h a 1. 
Mit 13 Figuren im Text. (74 S.) •# 1.20. 

> 44. Das Ausdehnungsgesetz der Gase. Abhandlangen von Gaj-Lussac. 

Dalton, Dalong u. Petit, Radberff , Magnus, Regnaalt. (1802-1842.) 

Herausg. von W. Ostwald. Mit 33 Textfiguren. (213 S.) Jf 3.—. 

> 52. Aloisins Galvani, Abhandlung üb. d. Kräfte der Electricität bei der 

Muskelbewegung. (1791.) Herausgegeben von A. J. v. Oettingen. 

Mit 21 Fig. auf 4 Taf. (76 S.) Jf 1.40. 
>' 53. €. F. Ganss, Die Intensität der erd magnetischen Kraft auf absolutes 

Maass zurückgeführt. In der Sitzung der Kgl. Gesellschaft der 

"Wissenschaften zu Gottingen am 15. December 1832 vorgelesen. 

Herausgegeben von E. Dorn. (62S.) Jf i. — . 
»54. J. H. Lani1)ert, Anmerkungen und Zusätze zur Entwerf ung der Land- 

und Himmelscharten, (1772.) Herausgegeben von A. Wang er in. 

Mit 21 Textflguren. (96 S.) Jf iSO. 
^ 55. Lagrange u. Ganss, Abhandlungen über Kartenprojection. (1779 

u. 1822.) Herausgeg.v.A.Wangerin,Mit2Textflg. (102 S.)uJf 1.60. 

> 56. Gh. Blagden, Die Gesetze der Überkaltung und Gefrierpnnkts- 

emiedrigung. 2 Abhandlungen. (1788.) Herausgegeben von A. J. 

V. Oftttingen. (49 S.) ufif— .80. 
» 57. Fa1irenheit,R4aaninr,Cel8ias, Abhandlungen über Thermometrie. 

(1724, 1730—1733, 1742.) Herausgegeben von A. J. v. Oettingen. 

Mit 17 Fig. im Text. (140 S.) Jf2A0. 
» 59. Otto von Gnerieke^S neue »Magdeburgische c Versuche über den 

leeren Raum. , (1672.; Aus dem Lateinischen übersetzt und mit 

Anmerkungen herausgegeben von Friedrich Danneman n» Mit 

15 TextQguren. (116 S.) ujr2.— . 
» 61 . G. Green, Ein Versuch, die mathematische Analysis auf die Theorieen 
. der Elektricität und des Magnetismus anzuwenden. (Veröffentlicht 

1828 in Nottingham.) Herausgegeben von A. v. Oettingen und 

A. Wangerin. (140 S.) Uir 1.80. 

» 63. Hans CMstian Oersted und Thomas Jokann Seeheck, Zur Ent- 
deckung des Elektromagnetismus. (1820 — 1821.) Herausgegeben 
von A. J. V. Oettingen. Mit 30 Textflguren. (83 S.) JKiAO. 

» 69. James €lerk Maxwell, über Faraday's Kraflien. (1855 u. 
1856.) Herausgegeben von L. Boltz mann. (130 8.) ulf 2.^— . 

» 70. Th. J. Seeheck, Magnetische Polarisation der Metalle und Ejrze 

durch Temperatur-Differenz. (1822—1823.) Herausgegeben von 

r A; J. von Oettingen. Mit 33 Textfiguren. (120 S.) UT 2.— . 

» 76. F. E. Nenmann, Theorie der doppelten Strahlenbrechung, abgeleitet 
au* den Gleichungen der Mechanik. (1832.) Herausgegebßü von 
A. Wangerin. (52S.) ulf — .80. 

» 79. H. Helmholtz, 2 hydrodynamische Abhandlungen. I. Über 'Wirbel- 
bewegungen. (1858.) — II. über discontinuirliche Flüssigkeitsbe- 
wegungen. (1868.) Herausg. v. A. Wangerin. (80 S.) Jf 1.20. 

» 80. Theorie der Luftschwingungen in Röhren mit offenen Enden. 

(1859.) Herausgegeben von" A. Wangerin. (132 S.) Jf 2.—. 



Nr. 81. Michael Faradfty, ^xperimeutal-UnteTsnchangen über Elektridtlit. 
I. u. II. Reihe. (1832.) Mit 41 Flgaren im Text. Herausgegeben Ton 
A, J. von Oettingen. (96 S.) Jf iM. 

» 86. DI. bis V. Reihe. (1833.) Mit 15 Figuren im Text. 

Herausgegeben Ton A. J. von Oettingen. (104 S.) JK 1.60. 

> 87. VI. bis VIII. Reihe. (1834.) Mit 48 Figuren im Text. 

Herausgegeben von A. J. von Oettingen. (180 S.) uff 2.60. 

» 93. LeonliardEaler, Drei Abhandlungen fib.Kartenprojection. (1777.) 
Herausg. von A. W an g er in. Mit 9 Fig. im Text. (78 S.) Jf 1.20. 

» 96. Sir Isaac Newton's Optik oder Abhandlung über Spiegelungen, 
Brechungen, Beugungen und Farben des Lichts. (1704.) Übersetzt 
und herausgegeben von William Abendroth. I. Buch. Mit dem 
Bildniss von Sir Isaao Newton u. 46 Fig. im Text. (132 S.) Jf 2.40. 

»97. r-y n. u. 111. Buch. Mit 12 Fig. im Text. (166 S.) JK 2.40. 

» 99. R, Glausins, Über die bewegende Kraft der Wärme und die Ge- 
setze, welche sich daraus für die Wärmelehre selbst ableiten lassen. 
(1850.) Herausgegeben von Max Planck. Mit 4 Figuren im 
Text. (55 S.) ur-.80, 

» 100. G. Kirchlldff, Abhandlungen über Emission und Absorption: 
1. Über die Fraunhofer' sehen Linien. (1869.) — 2. Über den 
Zusammenhang zwischen Emission und Absorption von Licht und 
Wärme. (1859.) — 3. Über das Verhältniss zwischen dem Emissions- 
vermögen und dem Absorptionsvermögen der Körper für Licht 
und Wärme. (1860 — 1862.) Herausgegeben von Max Planck. 
Mit dem Bildniss von G. Kirchhoff u. 5Textflg. (41 S.) uTl.— . 

» 101. Abhandlungen über mechanische Wärmetheorie: 1. Über 

einen Satz der mechanischen Wärmetheorie n. einige Anwendungen 
desselben. (1858.) — 2. Bemerkung über die Spannungdes Wasser- 
dampfes bei Temperaturen, die dem Eispunkte nahe sind. (1858.) 
— 3. Über die Spannung des Dampfes von Mischungen aus 
Wasser und Schwefelsäure. Herausgegeben von Max Planck 
(48 S.) ur —.75. 

» 102. James Clerk Maxwell, über physikalische Kraftlinien. Heraus- 
gegeben von L. Boltzmann. Mit 12 Textflg. (147 S.) Uir2.40. 

» 106, D'Alembert, Abhandlung über Dynamik, in welcher die Gesetze 
des Gleichgewichtes und der Bewegung der Körper auf die kleinst- 
mögliche Zahl zurückgeführt und in neuer Weise abgeleitet 
Verden, und in der ein allgemeines Princip zur Auffindung der 
Bewegung mehrerer Körper, die in beliebiger Welse aufeinander 
wirken, gegeben wird (1743). Übersetzt und herausgegeben von 
Arthur Korn. Mit 4 Tafeln. (2108.) uir3.60. 

> 109. Biecardo Felici, über die mathematische Theorie der electro- 

dynamisohen Induction. Übersetzt v. B. Dessau. Herausg. von 
E.Wledem&nn. (121 S.) ^1.80. 
»114. Alessandro Yoita, Briefe über thierische Elektriciat. (1792.) 
Herausg. v. A. J. von Oettingen. (162 S.) JK 2.50. 

> 116. Horaee B^n^diete de Sanssure, Versuch über die Hygrometrie. 

I. Heft. (1783.) Mit einer Tafel und Vignette. Herausgegeben von 
A. J. von Oettingen. (168 S.) Jf 2.60. 
» 118. Alessandro Yolta, Untersuchungen über den Galvani^mus. (1796 
bis 1800.) Herausgegeben von A. J. von Oettingen. (99 S.) 
JK 1.60. 



] 



Untersuchungen 



über den 

GALVANISMUS 

1796 bis 1800. 
Von 

ALESSANDRO VOLTA. 



Herausgegeben 
von 

A. J. Ton Oettingen. 



■I ^ «I 



LEIPZIG 

VERLAG VON WILHELM ENGELMANN 

1900. 






üeber die beim Contact nngleicher Leiter erregte 

ElelLtricität. 

Drei Briefe an Prof. Oren in Halle 

von 



"^ Alessandro Volta. 

r» 

Ö [3] I. 

Como, 1. Aug. 1796. 

. . . Hier haben Sie ein recht merkwürdiges Experiment: 

§ 1- 

Man fülle einen zinnernen Becher mit Seifenwasser, Kalk- 
milch, oder besser, mit massig starker Lange, fasse ihn mit 
ib einer oder beyden Händen, die man mit blossem Wasser feucht 
'J^ gemacht hat, und bringe die Spitze der Zunge auf die Fltissig- 
!!1 keit im Becher. Sogleich wird man die Empfindung von einem 
v) sauren Geschmack auf der Zunge, welche die alkalische 
-^ij Flüssigkeit berührt, erhalten. Dieser Geschmack ist sehr ent- 
^ scheidend, und in den ersten Augenblicken ziemlich stark; er 
c verwandelt sich aber bald nachher allmälig in einen von jenem 
verschiedenen, minder sauren, mehr salzigen und stechenden, 
bis er endlich scharf und alkalisch wird, so wie die Flüssig- 
keit mehr auf die Zunge wirkt und die Wirksamkeit ihres 
eigenthümlichen Geschmacks, und ihre jetzt mehr entwickelte 
chemische Thätigkeit mehr und mehr die Empfindung des 
sauren Geschmacks unterdrückt, der durch den Strom von 
elektrischer Flüssigkeit veranlasst wird, welcher von dem Zinne 
zum alkalischen Liquor , von da zur Zunge , und dann durch 
die Person zur Wasserschicht, und aus dieser wieder zum 
Zinne, durch eine beständige Circulation übertritt. 

[4] § 2. ' 

Durch eine solche fortdauernde Circulation nemlich erkläre 
ich, meinen bereits in andern Schriften aufgestellten Grund- 

1* 

180931 



4 Alessandro Yolta. 

Sätzen gemäss, das gedachte Phänomen, und in der That lässt 
sich keine andere Erklärung davon geben. Alles bestätigt 
meine Behauptung, und beweisst sie auf tausenderley Weise. 
Die Berührung verschiedener Leiter nemlich, besonders 
metallischer, die Kiesse und andere Erze, so wie die Holz- 
kohle mit einbegriffen, die ich alle trockene Leiter, oder 
Leiter der ersten Klasse nenne; die Berührung dieser Leiter, 
sage ich, mit andern feuchten Leitern oder mit Leitern der 
zweyten Klasse, erschüttert, soUicitirt oder erregt das elek- 
trische Fluidum, und giebt demselben einen gewissen Antrieb. 
Fragen Sie noch nicht, wie dies geschieht: es ist vor jetzt 
genug, dass es geschieht, und dass dies eine allgemeine 
Thatsache ist. 

§ 3. 

Dieser Antrieb, welchen das elektrische Fluidum bey der 
Berührung jener Körper erhält, er bestehe nun in Anziehung, 
Abstossung, oder in was für einem Impuls es sey, ist ver- 
schieden oder ungleich, sowohl nach der Verschiedenheit der 
Metalle, als auch der feuchten Leiter, dergestalt, dass, wo 
nicht die Richtung, doch wenigstens die Kraft, mit welcher 
das elektrische Fluidum getrieben, soUicitirt wird, da ver- 
schieden ist, wo der Leiter A an den Leiter 5, und da, wo 
er an einen dritten G applicirt wird. Jedesmal also, dass man 
in einem vollständigen Ejreise von Leitern entweder einen von 
der zweyten Klasse zwischen zwey unter einander verschiedene 
von der ersten Klasse, (eine oder [6] mehrere mit einander 
verbundene wässrige Feuchtigkeiten, die zusammen nur als 
eine anzusehen sind, zwischen zwey verschiedene Metalle, 
z. B. zwischen Silber und Bley, die unmittelbar, oder durch 
andere Metalle mittelbar, mit einander verbunden sind,) oder 
umgekehrt einen von der erstem Klasse zwischen zwey eben- 
falls unter einander verschiedene von der zweyten Klasse, 
(z. B. ein Stück Silber, Zinn oder Zink, zwischen Wasser, 
oder einen mit wässriger Feuchtigkeit getränkten Körper auf 
der einen, und eine mucilaginöse , seifenartige oder salzige 
Flüssigkeit auf der andern Seite,) bringt, in jedem dieser 
Fälle wird, nachdem die Kraft auf dieser oder auf jener Seite 
die Oberhand hat, ein elektrischer Strom, eine Cirkulation 
dieses Fluidums, von der Rechten zur Linken, oder umgekehrt, 
rege werden, welche erst bey der Unterbrechung des Kreises 



Untersuchungen über den Galvanismus. 5 

aufhört, und sogleich, und jedesmal wieder hergestellt wird, 
als der genannte Kreis wieder vollständig oder geschlossen 
wird, u. s. w. 

§ 4. 

Diese beyden Arten von Verbindungen verschiedentlich 
gearteter Leiter lassen sich durch Zeichnungen deutlicher 
machen; Fig. 1 und 2 drücken diese beyden Fälle aus. Die 
gi'össern Buchstaben deuten in diesen wie in den folgenden 
Figuren (Fig. 1 bis 21), die verschiedenen Leiter (Conduttori, 
Conductoren) oder Erreger (Motori, Excitatoren) der erstem 
Klasse, und die kleinern die der zweyten Klasse, an. 

§ 5- 

Ich halte es für überflüssig, Ihnen hier bemerklich [6] zu 
machen, dass wenn der Kreis bloss aus zwey Arten von Leitern, 
so verschieden sie auch sind, und so vielfach auch die An- 
zahl der Stücke sey, woraus jeder besteht, zusammengesetzt 
ist, (wie in Fig. 3, 4, 6 und 7), zwey gleiche Kräfte sich 
einander entgegengesetzt befinden, d. h., dass das elektrische 
Fluidum nach zwey entgegengesetzten Richtungen gleich stark 
getrieben werde, und dass sich folglich kein Strom weder von 
der Rechten zur Linken, noch umgekehrt, bilden könne, der 
im Stande wäre, Empfindungen oder Convulsionen zu erregen. 

§ 6- 

Es giebt aber auch andere Fälle oder Verbindungen, wo 
die Kräfte sich ebenfalls das Gleichgewicht halten, wo also 
auch kein elektrischer Strom Statt findet, wenigstens kein 
solcher, der auf die zartesten Nerven Eindruck machen, oder 
in dem aufs vortheilhafteste präparirten Frosche, der sich in 
dem Kreise befindet, Convulsionen erregen könnte, ohngeachtet 
der Dazwischenkunft zweyer oder mehrerer verschiedener 
Metalle. Dies ist der Fall, wenn jedes dieser Metalle sich 
zwischen zwey feuchten oder Leitern der zweyten Klasse, und 
die nur wenig von einander verschieden sind, befindet, wie 
in Fig. 7, oder auch, wenn in dem leitenden Kreise drey 
Stücke, zwey derselben von einerley Metall, und eins von 
einem andern, mit einander dergestalt verbunden sind, dass 
sich dieses unmittelbar zwischen jenen befindet,, wie in Fig. 8. 



6 Alessandro Yolta. 

§ 7- 

Wenn das mittlere Metallstück A unmittelbar mit [7] einem 
Ende an eines von den beyden Stücken Z appliciii; ist, aber 
mit dem andern Ende nicht unmittelbar das andere Stück Z, 
sondern einen dazwischen liegenden Leiter der zweyten Klasse, 
gross oder klein, z. B. eine Schicht, oder auch nur einen ein- 
zigen Tropfen, Wasser, Speichel, Blut, ein Stückchen feuchtes 
Fleisch, roh oder gekocht, feuchten Schwamm, Gallerte, Kleber 
von Mehl, Seife, Käse oder Eyweiss, selbst hartgekochtes, 
u. dergl., berührt; dann halten bey dieser neuen Verbindung, 
die durch Fig. 9, wo ein Leiter der zweyten Klasse a sich 
zwischen zweyen der erstem Klasse A und Z befindet, während 
ein andres Z dieses A unmittelbar berührt, vorgestellt ist, die 
Kräfte einander nicht mehr, wie in Fig. 8, das Gleichgewicht, 
und dies ist hinreichend, das elektrische Fluidum zu erregen, 
und es in Umlauf zu bringen. Wenn also r Fig. 9 ein präpa- 
rirter Frosch ist, so wird er jedesmal heftig erschüttert werden, 
so oft man einen solchen Kreis vollständig macht oder schliesst. 

§ 8. 

Sie werden leicht bemerken, dass die beyden letztern, 
durch Fig. 8 und 9 angezeigten Versuche, mit den vom Hn. 
v(m Humboldt bekannt gemachten übereinkommen, wo ein 
Tropfen Wasser, ein kleines Stückchen frisches Fleisch, selbst 
eine ganz dünne Schicht von irgend einer Feuchtigkeit, ja ein 
blosser Hauch des Mundes, die ganze Zauberey machten ; Er- 
fahrungen, die er in seinem Briefe an Hn. Blumsnbach vom 
Jmiius 1795 beschrieben hat, welcher sich in Ihrem Neuen 
Journal der Physik B. H. (Leipz. 1795) S. 115 u. f. be- 
findet; Erfahrungen, [8] die ich aus meinen Principien ab- 
geleitet, auf tausenderley Art verändert habe, und mit denen 
ich schon seit Jahren vertraut bin. 



§ 9. 

Bringt man einen andern Tropfen Wasser, oder irgend 
einen wässrigen, oder Leiter der zweyten Blasse, zwischen 
das andere Ende von A und das andere correspondirende 
Stück Z, woraus Fig. 10 entsteht, so ist dann jedes Metall- 
stück isolirt, ich will sagen, zwischen zwey wässrigen Leitern; 



Untersnchangen über den GalvaniBmus. 7 

dann halten einander die von der Rechten zur Linken, nnd 
die von der Linken znr Rechten , entgegenstehenden Ejäfte, 
wieder völlig das Gleichgewicht, der elektrische Strom wird 
verhindert, nnd der Frosch, der den einen oder den andern 
von den drey Leitern der zweyten Klasse aar ganz oder znm 
Theil ausmachen kann, bleibt solchergestalt in Ruhe. 



§ 10. 

Um also bey Fröschen Contractionen, auf der Zunge Ge- 
schmack, in den Augen die Empfindung des Lichts, u. s. w., 
zu erhalten, ist es schlechterdings erforderlich, dass sich 
zwey verschiedene Metalle oder Leiter der ersten Eüiasse auf 
der einen Seite unter einander berühren, kurz einen hetero- 
genen zusammenhängenden Metallbogen bilden, während sie 
mit ihren gegentlber stehenden Enden den oder die Leiter 
der zweyten Klasse berühren, und zwischen sich fassen, die 
den andern Bogen bilden. 



[9] § 11- 

Nachdem wir gesehen habei}, was erfolgt, wenn man in 
den Kreis drey Metallstücke oder Leiter der ersten Klasse 
bringt, von denen zwey von einerley Beschaffenheit, das dritte 
aber von den vorigen verschieden ist, und die mit den Leitern 
der zweyten Klasse bald auf diese bald auf jene Welse ver- 
bunden sind, wollen wir sehen, was meinen Grundsätzen nach 
bey vier Metallstücken geschehen müsse, von denen zwey von 
der einen Art, z. B. Silber, die andern beyden aber von einer 
andern, z. B. Zink, sind, wenn sie auf ähnliche Weise mit 
feuchten Leitern in Verbindung gebracht werden. Man begreift 
leicht, und ich sagte es sehr bald vorher, dass wenn man 
diese vier Metallstücke in den Kreis auf die Art bringen 
würde, wie es in Fig. 11 und 12 geschieht, der Frosch, der 
den einen der in diesem Kreise befindlichen feuchten Leiter, 
ganz oder zum Theil, ausmacht, so erregbar und so gut prä- 
parirt er auch sonst sey, da die Eüräfte, welche das elektrische 
Fluidum zu erregen und in Strömung zu setzen streben, sich 
entgegengesetzt sind, und einander vollkommen das Gleich- 
gewicht halten, unbewegt bleiben werde; und meine hierüber 
mit der nöthigen Genauigkeit und Aufmerksamkeit, vorzüglich, 



V 



8 Alessandro Yolta. 

dass die Metalle an den Berühmngsstellen recht trocken nnd 
rein waren ^ angestellten Versuche, haben diese Voraus* 
bestimmung auf das yollkommenste bestätigt; die Frösche, 
welche ich auf die angezeigte Art den Versuchen Fig. 11 
und 12 unterwarf, blieben gänzlich in Ruhe. 



[10] § 12. 

Diese Thiere erleiden im Gegentheil, wie ich es meinen 
Grundsätzen zu Folge voraussah, jederzeit Contractionen, so 
oft ich eins von den vier Metallstücken weglasse , oder ihre 
Ordnung verändere, wie dies in den folgenden Figuren der 
Fall ist, von denen wir sogleich umständlicher sprechen werden. 



§ 13. 

Die Leiter der zweyten Klasse, die in allen den vorigen, 
wie in den folgenden Figuren (Fig. 1 bis 21), mit a, r, oder 
andern kleinen Buchstaben bezeichnet sind, können Tassen 
mit Wasser seyn, in welche die Metallplatten oder Stangen, 
die durch die grossen Buchstaben A^ Z, und andere, angezeigt 
sind, eingetaucht sind; es können feuchte Stücke Schwamm, 
Leder, Pappe oder andere mit wässriger Feuchtigkeit ge- 
tränkte Körger seyn; sie können so gross oder klein seyn, 
als sie wollen, und aus einem Stücke, oder aus mehreren, 
bestehen, wenn sie nur einander gehörig berühren; es können 
Personen seyn, wenn nur ihre Hände, mit denen sie einander 
fassen, feucht genug sind, u. s. w. Auf die letztere Art 
werden die Versuche sehr schön und unterhaltend, wenn man 
nemlich den Kreis aus drey oder mehreren Personen (ich 
habe ihn oft aus zehn, fünfzehn bis zwanzig Personen ge- 
macht), aus einem oder mehreren Fröschen, die gehörig prä- 
parirt, und unter diesen Ki*eis, oder diese Kette von Personen 
vertheilt sind, und aus vier Metallstücken, zweyen von Silber, 
und zweyen von Eisen, besser von Zinn, oder noch besser, 
von Zink, zusammensetzt; auf diese Art, sage ich, werden die 
Versuche [11] ausnehmend interessant, und die Verschieden- 
heit und gänzliche Veränderung der Resultate, indem bloss die 
Verbindung jener Körper unter einander Aenderungen erleidet, 
so dass oft der höchste Grad von Wirkung in Null tibergeht, 
erregt wahres Erstaunen. . 



UnterBnchnngen über den Galvanismns. 9 

§ 14. 

Die Construction des Kreises sey also, wie in Fig. 12, 
wo r der präparirte Frosch ist, der an der einen Seite bey 
den Füssen, an der andern beyni Rumpfe, von den Händen 
zweyer Personen jo, p gehalten wird. Zj Z seyen zwey Zink- 
stangen, die von eben diesen Personen, und -4, A zwey 
Stücken Silber, die von einer dritten Person, die ebenfalls 
durch p bezeichnet ist, gehalten werden*). Man vergesse 
hierbey nicht, dass die Hände recht feucht seyn müssen, da 
die trockene Haut kein gehörig guter Leiter ist. Da nun bey 
dieser Kette die Actionen der elektrischen Excitatoren sich 
entgegengesetzt sind, und einander genau das Gleichgewicht 
halten, so sieht man leicht ein, dass in Fig. 11 und 12 keine 
Erschütterung, keine Contraction, im Frosche Statt haben 
könne, [12] was mit dem übereinstimmt, was ich bereits in 
§11 angeführt habe. 

§ 15. 

Man lasse jetzt das eine von den bey den Metallpaaren Ä Z, 
das sich zwischen den zweyen Personen jp, p^ oder zwischen 
irgend zwey andern feuchten Leitern befindet, in Verbindung, 
wie es isi;^ und kehre die Stellung der beyden andern Metall- 
stücke A Z um, indem man die Fig. 12 in Fig. 13, (wodurch 
nun die Actionen, statt sich entgegengesetzt zu seyn, gemein- 
schaftlich darauf hin wirken, das elektrische Fluidum nach 
Einerley Seite zu treiben, oder einen und denselben Strom 
zuwege zu bringen,) verwandelt; oder man bringe zwischen 
das eine von den beyden A Z eine andere Person, oder 
irgend einen Leiter der zweyten Klasse, so dass daraus die 
Kette Fig. 14 entsteht; oder noch anders, man nehme in 
Fig. 12 eines von den Stücken A und Z weg, ohne ein 
neues an seine Stelle zu bringen, und mache dadurch die 
Kette so, wie Fig. 15 und 16; oder endlich, man nehme das 



"*) Man begreift leicht, dass diese Fig. denselben Fall darstellt, 
wie Fig. 11, und im Grunde jener ganz gleich ist, da unter beyden 
bloss der Unterschied Statt hat , dass in letzterer Z und Z bloss 
durch einen feuchten oder Leiter der zweyten Klasse durch r, in 
ersterer aber durch die drey Leiter p r p getrennt sind, die aber, 
da sie gleichfalls feuchter Art sind, zusammen ebenfalls nur einem 
gleichen. 



10 Alessandro Volta. 

eine von den beyden Paaren A Z ganz weg, wie es Fig. 17, 
(welche sich zuletzt auf Fig. 1 reducirt, indem man die ganze 
Kette ^, r, ^, 'p als einen einzigen feuchten oder Leiter der 
zweyten Klasse betrachten kann,) vorstellt: in allen diesen 
Combinationen, welche durch die Fig. 3 bis 7 ausgedrückt 
werden, sind sich die Actionen, die durch die metallischen 
Bertlhrungen bestimmt werden, nicht mehr entgegengesetzt, 
halten einander also auch nicht mehr das Gleichgewicht, wie 
sie es in Fig. 11 und 12 thaten; es entsteht folglich ein 
elektrischer Strom, [13] und der Frosch r, der sich in der 
Kette befindet, und den ich gehörig präparirt voraussetze, 
wird jedesmal Contractionen erleiden, so oft der an irgend 
einer Stelle unterbrochene Kreis wieder hergestellt wird, be- 
sonders wenn dies zwischen Metall und Metall geschieht. 

§ 16. 

Was den Versuch betrifft, wo man zwischen das eine 
Paar A Z, d. h., zwischen die beiden heterogenen Metalle, 
einen feuchten, oder einen Leiter der zweyten Klasse, wie es 
in Fig. 9 geschieht, bringt, so ist, wie ich schon bey Ge- 
legenheit der Fig. 9 (§ 7) bemerklich gemacht habe, ein 
Tropfen Wasser, ein kleines Stückchen nasser Schwamm, 
frisches Fleisch, feuchte Seife, eine schwache Schicht von 
irgend einer Flüssigkeit oder viscösen Materie, u. s. w., dazu 
hinreichend. Diesen überraschenden Versuch mache ich ge- 
wöhnlich so, dass ich statt eines der Silberstücke einen Löffel 
oder eine Schaale aus diesem Metall mit Wasser anwende, 
und die Person, welche die recht trockene und reine Zink- 
(Zinn- oder Eisen-) stange hält, mit dieser Stange bald die 
ebenfalls recht trockenen Wände des Löffels oder der Schaale, 
bald das darin enthaltene Wasser, berühren lasse. Es ist 
bewundernswürdig, zu sehen, dass, während auf die letztere 
Weise, nemlich bey der Berührung des Wassers, der Frosch 
niemals unterlässt, lebhafte Contractionen zu erleiden, die 
erstere Art^ indem man nemlich das Silber mit dem Zink 
unmittelbar berührt, (welcher Fall mit Fig. 12 übereinkommt,) 
nicht die mindeste Erregung in dem Frosch zuwege bringt, voraus- 
gesetzt, dass nicht durch Zufall ein kleines Tröpfchen Wasser, 
eine [14] dünne Schicht Feuchtigkeit, viscöser Materie, u. s. w., 
an der Stelle sich befindet, wo die beyden Metalle sich be- 
rühren, wodurch der Fall Fig. 14 hergestellt werden würde. 



Üntersnchnngen über den GaLvanisiiins. 11 

§ 17. 

Dies wird Ihnen zeigen, mit welcher Aufmerksamkeit und 
grossen Sorgfalt diese Versuche angestellt werden müssen, um 
Irrthümer und Täuschungen, die so leicht entstehen können, 
und in dem, was den Grundsätzen, die ich aufgestellt habe, 
so vollkommen gemäss ist, überall Anomalien sehen lassen 
könnten, zu vermeiden. 

§ 18. 

Wenn ich Wasser, oder irgend einen feuchten Körper, er 
sey gross oder klein, nicht bloss zwischen das eine Metall- 
paar A Z, wie in Fig. 14, sondern auch zwischen das andere, 
wie es Fig. 18 vorstellt, bringe, so befindet sich nun jedes 
Metallstück zwischen ähnlichen feuchten Leitern, wodurch alle 
Actionen sich wieder entgegengesetzt, und ins völlige Gleich- 
gewicht gebracht werden; mit einem Worte, es giebt keine 
Action mehr, weil es an der wechselseitigen Berührung zweyer 
verschiedener Metalle fehlt, die doch, wie wir (§ 10) gesehen 
haben, schlechterdings nothwendig ist, um den elektrischen 
Strom zu erregen, wenn die übrigen feuchten Leiter ganz 
gleichartig, oder nur wenig von einander verschieden sind; 
der Frosch bleibt aber auch wiederum ohne alle Bewegung. 

[15] § 19. 

Ich will mich nicht weiter über ähnliche Verbindungen 
ausbreiten, die man mit einer grössern Anzahl Metallstücken 
von zwey-, drey-, und mehrerley Art, u. s. w., ins Unendliche 
abändern kann, und deren Erfolge man leicht voraussagen 
kann oder wenigstens doch bey genauerer Prüfung mit 
den aufgestellten Grundsätzen übereinstimmend finden wird. 
Es ist für gegenwärtig hinreichend, den Schluss zu machen, 
dass in einem bloss aus zwey Leitern bestehenden Kreise, 
so verschieden diese auch seyn mögen, die wechselseitigen 
Berührungen derselben keinen elektrischen Strom erregen 
können, der vermögend wäre, Empfindung oder Muskel- 
bewegung zu erregen (§ 5), und dass im Gegentheil diese 
Wirkung unausbleiblich jedesmal erfolgt, so oft drey Leiter, 
einer von der einen, und zwey unter sich verschiedene von 
der andern Klasse, die wechselseitig mit einander in Be- 
rührung kommen (§ 3), die Kette bilden; und dass diese 



12 Alessandro Volta. 

Wirkung um so stärker ist, je mehr diese letztern unter ein- 
ander verschieden sind; dass in den andern Fällen, wo mehr 
als drey verschiedene Leiter Statt finden, die Wirkung ent- 
weder gar nicht erfolgt, oder in diesem oder jenem Grade 
eintritt, je nachdem bey den verschiedenen Verbindungen die 
Kräfte, welche sich an jedem Ort der Berührung heterogener 
Leiter entwickeln, und öfters im Gegensatze, sind, und das 
elektrische Fluidum nach entgegengesetzten Richtungen zu 
bewegen streben, je nachdem, sage ich, diese Kräfte voll- 
kommen mit einander im Gleichgewichte sind, (welcher Fall, wie 
man leicht einsieht, sehr selten seyn muss), oder die Summe 
derer, die nach einerley [16] Richtung streben, mehr oder 
weniger von der Summe derer, die nach der entgegengesetzten 
Richtung wirken, tibertroffen wird. 

§ 20. 

Wir wollen hier indessen die zu sehr verwickelten Com- 
binationen bey Seite lassen^ und zu den einfachem Fällen, die 
eben dadurch demonstrativer sind, zu denen mit drey ver- 
schiedenen Leitern, zurückgehen, die durch Fig. 1 dar- 
gestellt sind, nemlich zu denen mit zwey verschiedenen 
Metallen oder Leitern der ersten Klasse, die sich unter ein- 
ander berühren, und mit ihren anderen Seiten an feuchte,^ 
oder Leiter der zweyten Klasse, dergestalt applicirt sind, dass 
sie zusammen einen Kreis bilden, der dem gleich kommt, den 
man seit der Entdeckung QalvanVs (1791) gewöhnlich an- 
gewendet hat, und bey dem gerade die Verschiedenheit der 
Metalle, von der ich, im Gegensatz der Anhänger QalvanVs y 
die diese Versuche aus einer eignen organischen Elektricität 
erklären, das ganze Spiel abhängen lasse. Statt hat. 

§ 21. 

Die andere Art der Verbindung, die die umgekehrte der 
erstem ist, und durch Fig. 2 ausgedrückt ist, nemlich die 
aus Einem Metalle, das sich zwischen zwey verschiedenen 
feuchten Leitern, z. B. zwischen Wasser oder einem mit dieser 
Flüssigkeit getränkten Körper auf der einen, und einer schlei- 
migen, seifenartigen, oder salzigen Flüssigkeit auf der andern 
Seite, befindet, habe ich erst im Herbst 1794 entdeckt, und 
gehörig bestimmt. Ob ich gleich diese Versuche [17] seit 



Untersuchungen über den Galvanismus. 13 

dieser Zeit sehr vervielfältigt, und auf hunderterley Weise 
abgeändert, mehrern Personen, sowohl In- und Ausländem, 
unter denen sich auch vorhin gedachter Hr. von Hmriboldt 
befand, der von einigen derselben auch in seinem zweyten 
Briefe an Hn. Blumenhaeh vom 26. August 1795 in Ihrem 
Neuen Journal der Physik, B. II. 8. 471 u. f., Nachricht 
gab, gezeigt, verschiedenen meiner Correspondenten davon 
geschrieben, und zu gleicher Zeit einige Briefe herausgegeben 
habe, worin die Sache deutlich bekannt gemacht ist, so habe 
ich doch diesen neuen Gegenstand noch nicht so ins Licht ge- 
setzt, als er es verdient; dies ist indess mein Entschluss, den 
ich bey mehrerer Müsse auszuführen, mir vorgenommen habe. 

§ 22. 

Die sonderbare Erfahrung, die ich oben zu Anfang (§ 1) 
beschrieben habe, wo man nemlich auf der Zunge auf einige 
Zeit einen sauren Geschmack erhält, wenn man sie unter den 
angezeigten Umständen, ind^m nemlich der zinnerne Becher 
von aussen durch die mit Wasser benetzte Hand, und von 
innen durch die alkalische Flüssigkeit, berührt wird, auf die 
letztere bringt, gehört, wie Sie sehen, zu dieser zweyten Art 
(§ 21), das elektrische Fluidum zu soUicitiren , und in Circu- 
lation zu setzen, und zeigt, dass dieser Sti'om nicht minder 
stark und thätig ist, als der durch die erste Art, nemlich 
durch Anwendung zweyer hinlänglich gut gewählter Metalle, 
als Bley und Kupfer, Eisen und Silber, Zink und Zinn, und 
die blosse Dazwischenkunft wässriger Leiter, erregte. 

[18] § 23. 

Ich muss hier noch hinzusetzen, dass, wenn man mit Zinn 
allein, das sich zwischen Wasser und einer alkalischen 
Flüssigkeit befindet, fast dieselbe Wirkung erreicht, welche 
zwey der in Hinsicht ihres elektrischen Verhaltens verschie- 
densten Metalle, wie Silber und Zink, zwischen die man 
wässerige Leiter gebracht hat, hervorbringen, man sie 
durchaus gleich erhalten, und sogar noch übertreffen kann, 
mit Eisen allein, oder mit Silber allein, wenn man das Eisen 
zwischen Wasser auf der einen, und Salpetersäure auf 
der andern Seite, oder das Silber zwischen Wasser und ein 
flüssiges Schwefelalkali, bringt. 



14 AlesBandro Volta. 

§ 24. 

Nehmen Sie in dieser Hinsicht einen Frosch, dem der 
Kopf abgeschnitten, und der dadurch getödtet ist, dass man 
ihm eine Nadel in das Kückenmark steckt, und tauchen Sie 
ihn, ohne ihn auszuweiden, selbst ohne ihm die Haut abzu- 
ziehen, in zwey Gläser mit Wasser, den Rumpf in das eine, 
den Schenkel in das andere, wie gewöhnlich; er wird heftig 
erschüttert werden, und sich mit Lebhaftigkeit bewegen, so- 
bald Sie das Wasser beyder Gläser durch einen Bogen aus 
zwey sehr verschiedenen Metallen, wie Silber mit Zinn oder 
Bley, oder besser, Silber mit Zink, in leitende Verbindung 
setzen. Aber es wird keinesweges geschehen, wenn die Me- 
talle minder von einander verschieden sind, wie das z. B. bey 
Gold und Silber, Silber und Kupfer, Kupfer und Eisen, u. s. w. 
(ob er gleich auch durch diese in starke Contractionen ver- 
setzt wird, sobald er [19] ausgeweidet, und übrigens vortheil- 
hafter präparirt ist, so dass die Schenkel desselben mit dem 
Rumpf nur noch durch die blossen Cruralnerven zusammen- 
hängen), der Fall ist. Aber noch mehr! Die Wirkung wird 
bey diesem so wenig präparirten Frosche in sehr hohem Grade 
Statt finden, wenn Sie in das eine der bey den Gläser das 
Ende eines Bogens von blossem Zink oder Zinn, trocken oder 
mit Wasser befeuchtet, und in das andere Glas das andere 
Ende desselben homogenen Metallbogens , was Sie absichtlich 
mit einem Tropfen Alkaliauflösung bestrichen haben, bringen. 
Besser und mit stärkerem Erfolg, als wenn Sie sich eines aus 
Zink und Silber zusammengesetzten Bogens bedienen, machen 
Sie den Versuch mit einem Bogen aus blossem Eisen, dessen 
eines Ende mit einem Tropfen oder einer dünnen Schicht 
Salpetersäure überzogen ist; und noch besser, und über alle 
Erwartung an Erfolg, wenn Sie einen silbernen Bogen nehmen, 
an dessen einem Ende etwas flüssiges Schwefelalkali befind- 
lich ist. 

§ 25. 

Die Fig. 19 stellt Ihnen das Schema dieses Versuchs dar, 
wo r der Frosch, b, b die bey den Gläser mit Wasser, MM 
der homogene Metallbogen und a der Tropfen oder die dünne 
Schicht einer schleimigen, salzigen, u. dergl. Flüssigkeit, ist, 
womit man das eine Ende dieses Bogens bestrichen hat, und 
die sich auf dieser Seite zwischen dem Metall und dem Wasser 
befindet. 



N 



Untersnchangen über den Galvanismus. 15 

§ 26. 
Ist die vom Wasser verschiedene Flüssigkeit von [20] der 
Beschaffenheit, dass die Schenkel oder der Rumpf des Frosches 
ohne Nachtheil, ohne von ihnen stark angegriffen oder des- 
organisirt zu werden, in dieselbe eingetaucht seyn können, 
so ist es beynahe bequemer, und der Versuch fällt sprechender 
aus, wenn man eins der Gläser mit dieser Flüssigkeit anfüllt, 
und nun den einen Theil des Frosches unmittelbar in dieselbe 
eintaucht, während man den andern in das Wasser des andern 
Gefässes bringt. Schliesst man hierauf den Kreis, indem man 
den homogenen Metallbogen mit seinem einen Ende in die 
eine der beyden Flüssigkeiten (und zwar je tiefer, je grösser 
die Fläche, in der es dieselbe berührt, desto besser], und mit 
dem andern mit der zweyten Flüssigkeit in Berührung bringt, 
so wird der elektrische Strom in Umlauf gesetzt werden, und 
in dem Frosch Contractionen hervorbringen, die eben so stark 
oder noch stärker sind, als die, welche man auf die oben 
(§ 24. 25) beschriebene Weise erhält. 

§ 27. 

Noch besser gelingt der Versuch, wenn man sich eines 
Bogens bedient, der zwar nur aus einem Metalle besteht, aber 
aus zwey Stücken zusammengesetzt ist, deren jedes man in 
seine Flüssigkeit dergestalt eintaucht, dass sie mit denselben 
in recht vielen Punkten in Verbindung stehen, und sie darauf 
beyde wieder unter sich in Berührung setzt, wobey, wie in 
ähnlichen Versuchen, es ziemlich gleichgültig ist, ob sich beyde 
Metalle in vielen oder nur wenigen Punkten berühren, da sie 
die leitende Eigenschaft in sehr hohem Grade besitzen. 

[21] * § 28. 

Nicht so gleichgültig ist die Menge der Berührungspunkte 
zwischen den Metallen, und den feuchten, oder den Leitern 
der zweyten Klasse, und noch mehr kommt auf dieselbe bey 
der Berührung der Leiter der zweyten Klasse unter sich an, 
gleich als ob die ganze Länge oder Reihe dieser Leiter einen 
breiten continuirlichen Kanal bilde, um dem elekti-ischen Strom 
einen freyen Durchgang zu verstatten. Man muss daher, die 
Nerven und anderen Theile des Thieres ausgenommen, wo es 
nöthig ist, dass der elektrische Strom sich concentrire, oder 
in die Enge ziehe, damit jene desto stärker durch ihn gereitzt 



16 AleBsandro Volta. 

werden, diese Stelle ausgenommen, sage ich, die ausdrücklieh 
enger beschränkt seyn will, muss man dem ganzen übrigen, 
aus feuchten Leitern bestehenden Antheil der Kette eine hin- 
längliche Breite geben. 

§ 29. 
Nach dieser kurzen nicht unnützen Digression kehren wir 
wieder zu dem vorigen Gegenstande zurück. In einige Flüssig- 
keiten kann man die Gliedmassen des Frosches tauchen, ohne dass 
sie von denselben stark angegriffen würden, wohin schwaches 
Salzwasser, Seifen wasser, Wein, u. dergl., gehören; in andern 
hingegen vertragen sie dies nicht so gut, wie z. B. in starken 
Säuren, Alkalien, vorzüglich kaustischen, die die Organisation 
derselben zerstören, und andern salzigen Flüssigkeiten, von 
denen sie angegriffen und in kurzer Zeit destruirt werden. 
Will man mit den letztem Flüssigkeiten Versuche anstellen, 
so bringt man den Frosch, wie gewöhnlich, in zwey Gläser 
mit [22] Wasser, und verbindet das eine derselben durch 
einen dritten feuchten, oder Leiter der zweyten Klasse, mit 

einem dritten Glase, was mit jener sauren, alkalischen 

Flüssigkeit gefüllt ist. Dieser Leiter, welcher die Verbindung 
des einen der beyden Gläser mit dem dritten herstellt und 
unterhält, und eine Brücke bildet, die der gleicht, welche der 
Frosch zwischen dem ersten und zweyten bildet, kann ein 
Stück nasses Leder, Pappe, ein Stück frisches und saftiges 
Fleisch, Sehne oder starker Knorpel von irgend einem Thiere, 
eine Scheibe Kürbis, Melone, oder einer andern saftreichen 
Frucht, u. s. w., seyn; kurz, jeder Köi-per ist dazu geschickt, 
sobald er nur ein hinlänglich guter Leiter, oder gross und breit 
genug ist, um, analog dem was ich oben (§ 28) bereits be- 
merkt habe, dem elektrischen Strom einen freyen DuA'chgang 
zu gestatten, welcher Strom so oft hergestellt, und in Umlauf 
gesetzt wird, als das eine Ende des Metallbogens in das Glas, 
in welchem sich der Kumpf, oder in das, in welchem sich 
die Schenkel des Frosches befinden, welche beyde mit Wasser 
gefüllt sind, und das andere Ende dieses Bogens in das dritte, 
mit einem der vorigen communicirende Glas, was die salzige, 
oder andere von dem Wasser verschiedene Flüssigkeit, enthält, 
eintaucht. 

§ 30. 

Bisweilen wende ich auch vier und mehr Gläser zum Ver- 
such an, so dass jedes der zwey von ihnen, welche mit Wasser 



Untersnchnngen über den Galyanismns. 17 

gefüllt sind, und in welchen ein Frosch, mit dem Rnmpf in 
dem einen, und mit den Schenkeln im andern, liegt, anf ähn- 
liche Art, wie vorhin nur das eine, durch Leiter der zweyten 
Klasse [23] mit andern Gläsern in Verbindung steht, welche 
Flüssigkeiten enthalten, die sowohl vom Wasser, als wieder 
unter sich, verschieden sind; ich bediene mi«h dabey eines 
Bogens aus bloss einem Metall, oder auch aus zwey Stücken 
ein und desselben Metalls, und erhalte dann am Frosch jedes- 
mal Contractionen , so oft ich mit den bevden Enden dieses 
Bogens zwey hinlänglich von einander verschiedene Flüssig- 
keiten, nie aber, wenn ich zwey gleichartige damit berühre, 
es sey denn, dass das eine Ende des Bogens zufälliger Weise 
mit einer Flüssigkeit verunreinigt sey, die von der, mit der 
das andere Ende in Berührung steht, verschieden ist. 

§31. 

Da indess ein einziger Tropfen, oder eine blosse schwache 
Hülle von einer jener Flüssigkeiten, mit der das eine Ebde 
des homogenen Metallbogens überzogen oder bedeckt ist, hin- 
reichend ist, und alsdann bloss die beyden Gläser mit Wassel-, 
in denen sich der Frosch befindet, alle nöthigen Dienste lei- 
sten, so pflege ich den Versuch häufiger auf diese Art, welche 
ich weiter oben (§ 24. 25.) bereits beschrieben habe, anzu- 
stellen, weil ausserdem, dass so die Versuche bequemer in 
der Anstellung sind, und mehr auffallen, sich überdies auch 
leichter und schneller Veränderungen mit ihnen vornehmen 
lassen. Wir wollen daher diese Art noch weiter betrachten. 



§32. 

Die sehr beträchtlichen Unterschiede in Ansehung der Quan- 
tität oder Intensität der Wirkungen, bey den [24] in § 24. 
erwähnten Versuchen, zeigen Ihnen schon an, dass, wenn für 
ein gegebenes Metall der durch die Berührungen erregte elek- 
trische Strom dann am stärksten ist, wenn sich dieses Metall 
zwischen einer gewissen Flüssigkeit auf der einen, und einer 
gewissen Flüssigkeit auf der andern Seite, befindet, es für ein 
anderes Metall andere Flüssigkeiten giebt, mit denen es am 
wirksamsten ist, so, dass man auf dem Wege der Erfahrung 
für jedes Metall eine besondere Scale oder Stufenleiter errichten 

Ostwald^s Klassiker. 118. 9 



f 



18 Alessandro Volta. 

musa , • in welcher die Feuchtigkeiten oder die Leiter zweyter 
Klasse nach dem Mehr oder Weniger ihrer Thätigkeit geordnet 
werden. Ich habe mich in den letzten zwey Jahren viel mit 
diesem Gegenstande beschäftigt, und schon mehrere von diesen 
Tafeln entworfen, die ich auch bekannt machen werde, sobald 
ich sie etwas mehr vervollkommnet haben werde. 



§33. 

Um hier für Sie nur einiges anzumerken, führe ich an, 
dass ich, um die unzählbaren verschiedenen feuchten Leiter 
dieser Art nur einigermas'sen zu klassificiren, sie in wässrige, 
geistige, schleimige und glutinöse, zuckerartige, seifenartige, 
salzige, saure, alkalische, schwefelhaltige Flüssigkeiten unter- 
scheide; dass ich bey den Säuren jede der bekanntesten Mi- 
neralsäuren, (indem ich besonders bey der Salpeter- und der 
salzigten Säure in dieser Hinsicht grosse Unterschiede antreffe,) 
und eben so der vorzüglicheren des Pflanzenreichs, die Gallus- 
säure oder den adstringirenden Stoff mit einbegriffen, beson- 
ders nehme; und dass ich auf gleiche Art auch unter den 
salzigen Flüssigkeiten Abtheilungen [25] mache, je nachdem 
sie Auflösungen von Neutralsalzen, erdigen Salzen, vorzüglich 
aber von metallischen Salzen, sind. 



§34. 

Wenn man erst bestimmen kann, in welcher Ordnung alle 
diese Arten von Flüssigkeiten in Ansehung des Vermögens, 
von welchem hier die Rede ist, für das Metall A^ in welcher 
andern für das Metall B^ u. s. w., sie auf einander folgen, 
dann wird man auch im Stande seyn, voraus zu sagen, welche 
Stelle eine grosse Anzahl anderer mehr heterogener Flüssig- 
keiten, es seyen mineralische, vegetabilische oder thierische, 
die zu mehreren der genannten Klassen zugleich gehören, 
nach dem Grade, in welchem sie dazu gehören, einnehmen 
müssen. 

§35. 

Im Allgemeinen ist die Ordnung, welche die Leiter der 
zweyten Erlasse für die mehresten Metalle beobachteten, fol- 



Untersncliniigen über den Galvanisinns. 19 

gende: 1) Reines Wasser; 2) Wasser mit Thon oder Ej-eide 
vermengt, oder ein halbfltissiger Brey dieser Erden, welche 
Mischung, wenn man den oben (§ 25 Fig. 19) beschriebenen 
Versuch mit zwey Gläsern, und mit einem Bogen von Zinn 
oder Zink, anstellt, in demselben eine Action äussert, die von 
der des Wassers bereits beträchtlich genug verschieden ist, 
um einen vollständig präparirten und sehr erregbaren Frosch 
in Contractionen versetzen zu können; 3) Zuckerauflösung; 
4) Alkohol und Aether; 5) Milch; 6) Mucilaginöse Flüssig- 
keiten; 7) Thierische glutinöse Flüssigkeiten; 8) Verschiedene 
Weine; 9) Essig und andere [26] vegetabilische Säfte (und 
Säuren); 10) Speichel; 11) Nasenschleim; 12) Blut; 13) Harn; 
14) Starkes Salzwasser; 15) Seifenauflösung; 16) Die Mine- 
ralischen Säuren; 17) Kalkmilch; 18) Starke alkalische Lauge; 
19) Gesättigte Kaliauflösung und andere concentrirte alkalische 
Flüssigkeiten; 20) Schwefelkali und andere Schwefelalkalien 
oder Schwefellebern. 

§ 36. 

Ich muss indess nochmals wiederholen, dass diese Ord- 
nung nicht durchaus für alle Metalle gilt; sie macht, beson- 
ders in Rücksicht der Schwefelalkalien, der alkalischen Flüs- 
sigkeiten, der Salpeter-, und der salzigten Säure, beträchtliche 
Abweichungen. 

§37. 

Was die Metalle betrift, die, wenn sie zwischen diese 
verschiedenen Flüssigkeiten gebracht werden, mehr oder we- 
niger zu der Hervorbringung der elektrischen Wirkung, von 
welcher hier die Rede ist, geschickt sind, so habe ich ge- 
funden, dass das Zinn alle andern, selbst den Zink, übertrift, 
und dass das Silber allen andern nachstehe, ausgenommen, 
wenn die eine von den Flüssigkeiten, zwischen denen sich die 
Platte oder der Bogen von Silber befindet, Wasser oder irgend 
em wässriger Leiter, und die andere Schwefelleber ist, denn 
in diesem Fall Übertrift das Silber noch weit den Zink, und 
selbst das Zinn. Eben so ist auch das Eisen wirksamer, als 
irgend ein anderes Metall, wenn es auf der einen Seite mit 
blossem Wasser oder einem mit wässriger Flüssigkeit getränk- 
ten Leiter, und auf der andern mit Salpetersäure, sollte es 

2* 



20 Alessandro Volta. 

auch nnr ein Tropfen [27] seyn, in Berührung ist. Die in 
diesen beyden Fällen hervorgebrachte Wirkung ist bewunderns- 
würdig, indem sie, wie ich schon oben (§ 23. 24) bemerkt 
habe, diejenige übertrift, welche man nach der gewöhnlichen 
Art mit Hülfe eines doppelten Metallbogens, selbst wenn er 
aus den heterogensten Metallen, wie aus Zink und Silber, die 
man an Leiter der zweyten Klasse von einerley, oder nur 
wenig verschiedener Art, applicirt hat, hervorbringt. Sie ist 
sogar stark genug und fähig, in einem nur halb präparii*ten 
und nicht ausgeweideten Frosche Contractionen zu bewirken, 
wenn der eine von den beyden feuchten Leitern eine concen- 
trirte alkalische Auflösung, der andre reines, oder diesem 
sich näherndes Wasser, und das dazwischen befindliche, allein 
den Bogen bildende Metall, Zink, oder noch besser, Zinn, ist. 
Mit den andern Metallen und den andern Flüssigkeiten ge- 
lingt es selten, Contractionen in einem Frosche zu erregen, 
wenn er nicht vollständig, so dass die Schenkel mit dem 
Kumpf nur noch durch die blossen Cruralnerven zusammen- 
hängen, präparirt, oder nicht wenigstens ausgeweidet, ist. 



§38. 

Sie werden leicht einsehen, dass, wenn der Bogen eines und 
desselben Metalls, mit seinen beyden Enden ein und das nem- 
liche Salzwasser, die nemliche Säure, die nemliche alkalische 
^ Flüssigkeit, u. s. w. berührt, der elektrische Strom eben so 
wenig Statt haben könne^ als wenn er auf jeder Seite blosses 
Wasser berührt. Es sind in diesem Falle zwey sich entgegen- 
gesetzte Actionen vorhanden, die einander das Gleichgewicht 
halten. Damit aber dieser Gegensatz im vollkommenen Gleich- 
gewicht [28] sey, ist es nöthig, dass die an die andern beyden 
Enden des homogenen Metallbogens applicirte Flüssigkeit vöUig 
von einerley Art, und von der nemlichen Stärke sey. Eben 
deshalb wird die sorgfältigste Aufmerksamkeit und eine ge- 
wisse Fertigkeit erfordert, um diese Versuche, die ich privatim 
sowohl als öffentlich zur grossen Verwunderung der Zuschauer 
angestellt habe, und die Sie leicht zu wiederholen, im Stande 
seyn werden, wie es unser Freund von Humboldt gethan hat, 
so anzustellen, dass sie gelingen. Letzterer hat bereits in 
seinem zweyten, oben (§ 21.) angeführten Briefe, an Hn. Blit- 
menbadi, einige der frappantesten und entscheidendsten Ver- 



Untersnchnngen über den GalvanisinnB. 21 

suche, die ich ihm kurz zuvor zu Como gewiesen hatte, 
angezeigt, und ich will sie Ihnen hier etwas umständlicher 
beschreiben. 

§39. 
Erster Versuch. 

Bringen Sie den vollständig oder nur zur Hälfte, präpa- 
rirten Frosch, wie gewöhnlich in zwey Gläser mit Wasser, 
nehmen Sie einen recht reinen, (am besten mit dem Wasser 
aus den Gläsern rein gewaschenen,) silbernen Bogen, und 
tauchen Sie dessen beyde Enden zugleich, oder eines nach 
dem andern, in die beyden Gläser; es findet keine Erschüt- 
terung oder Contraction des Frosches Statt. 



Zweyter Versuch. 

Wiederholen Sie den Versuch, nachdem Sie das eine von 
den Enden des Bogens mit Eyweiss, flüssigem [29] Leim, 
Speichel, Mucus, Blut, dem Saft von einer Frucht, mit Seiffen- 
wasser, Kaliauflösung, oder einer andern Flüssigkeit oder lei- 
tenden Substanz, die von reinem Wasser hinlänglich verschieden 
ist, bestrichen haben; tauchen Sie zuerst das reine, oder mit 
blossem Wasser befeuchtete Ende, in das Wasser des einen 
Glases, und hernach das andere, mit einer der genannten 
Substanzen bestrichene Ende, in das Wasser des anderen 
Glases: Sie werden ganz ohnfehlbar starke Contractionen am 
Frosche erregen, und zwar mehrere Male hinter einander, 
wenn Sie den Bogen herausziehen und wieder eintauchen, bis 
endlich nichts mehr von der heterogenen Flüssigkeit oder Sub- 
stanz an dem Metalle hängt, oder bis dies mit seinen beyden 
Enden in dem einen Glase, wie in dem andem, bloss reines, 
oder diesem nahe kommendes Wasser, berührt. 



Dritter Versuch. 

Bringen Sie dieselbe Substanz gleichförmig an beyde Enden 
des Bogens, und tauchen Sie sie gleichzeitig in beyde Gläser 
Wasser: es entstehen keine Contractionen. 

Bisweilen werden Sie dieselben bey ganz frisch präparirten 



22 Alessandro Volta. 

und höchst erregbaren Fröschen wirklich erhalten, wenn die 
salzige Flüssigkeit, oder überhaupt die Substanz, womit die 
beyden Enden des Bogens bestrichen sind, nicht ganz voll- 
kommen einerley, wenn sie z. B. an dem einen Ende mehr 
verdünnt oder schwächer ist, als am andern, u. s. w. 

Vierter Versuch. 

Waschen und reinigen Sie das eine Ende des Bogens recht 
genau, das andere aber lassen Sie mehr oder [30] weniger 
damit bestrichen, und die Contractionen erscheinen wieder, 
sobald sie den Kreis durch die Eintauchung beyder Enden 
des Bogens vollständig machen oder schliessen. 

Fünfter Versuch. 

Reinigen Sie endlich beyde Enden des Bogens vollkommen, 
oder waschen Sie dieselben in dem Wasser der Gläser recht 
rein, und es entstehen bey dem Eintauchen derselben in die 
Wassergläser keine Contractionen mehr, wie beym ersten Ver- 
such. 

§40. 

Zu den vergleichenden Versuchen dieser Art schlage ich 
vor, lieber viscöse Flüssigkeiten oder Substanzen, als salzige, 
anzuwenden, weil diese letztern sich zu schnell im Wasser 
auflösen. Es geschieht manchmal, dass die Zuckungen des 
Frosches, wenn er vollständig präparirt, und sehr erregbar 
ist, doch Statt haben, ohngeachtet man die beyden Enden des 
Metallbogens mit einerley salziger Flüssigkeit bestrichen hat. 
Die Ursache davon ist, dass wenn man ein Ende des Bogens 
nach dem andern in das Wasser taucht, (und man sieht leicht, 
dass es nicht möglich ist, es ganz genau in einem Augenblick 
zu thun,) das eine Ende des Bogens eher, als das andere, 
seinen Antheil der anhängenden salzigen Substanz verliert, 
oder wenigstens der anhängende Theil mehr vom Wasser ver- 
dünnt wird, so dass es nicht mehr die nemliche Flüssigkeit 
ist, womit beyde Enden des Bogens überzogen sind, und folg- 
lich der Fall eintritt, dessen ich als Ausnahme beym dritten 
Versuch im vorigen § erwähnt habe. 



Untersnchungen übet den Galvanismiis. 23 



[31] § 41. 

Auch schlage ich zu diesen Versuchen zorzüglich das Sil- 
ber vor, da es eines von den Metallen ist, die durch salzige 
Flüssigkeiten minder angegriffen und verändert werden, als 
andere. Das Zinn, der Zink, das Bley, das Kupfer, das Mes- 
sing, und vor allen das Eisen, erleiden davon sehr leicht 
dauernde Veränderungen, so dass Bogen aus diesen Me- 
tallen, besonders aus Eisen, manchmal lange Zeit die Fähig- 
keit behalten, Zuckungen bey frisch präparirten, und sehr er- 
regbaren Fröschen zu erregen , wenn man die beyden Enden 
dieser Bogen in die beyden Gläser mit Wasser taucht, ohn- 
geachtet man die Stelle des Metalls, welche von dieser oder 
jener salzigen Flüssigkeit angegriffen worden ist, aufs sorgfäl- 
tigste gewaschen und gereinigt hat. Es ist übrigens, wie Sie 
leicht einsehen, eine oberflächliche Veränderung des Metalles 
dazu hinreichend. Sonst geben sich diese Veränderungen dem 
Auge oft durch einen gelben, röthlichen oder schwärzlichen 
Fleck, u, dergl., zu erkennen, den man nur schwer wegbrin- 
gen kann. 

§42.. 

Ich spreche hier nicht von den tiefer gehenden und dau- 
ernden Veränderungen, die man in den Enden des Metall- 
bogens, besonders beym Eisen, wenn man dessen Härte än- 
dert, zuwege bringen kann; ein Mittel, wodurch man machen 
kann, dass ein solcher Bogen fähig ist, nicht allein in Frö- 
schen, selbst in nur unvollkommen präparirten, Contractionen 
hervorzubringen, sondern auch Geschmacksempfindung auf der 
Zunge, Licht im Auge, u. s. w., zu erregen, ob man gleich 
seine beyden völlig gereinigten Enden nur von reinem Wasser 
[32] berühren lässt. Diese, so wie eine Menge ähnlicher Ver- 
suche, machen den hauptsächlichsten Gegenstand des ersten 
meiner Briefe an den Abt VassaUi^ Professor der Physik zu 
Turin, aus, den ich im December 1793 geschrieben, und her- 
nach mit andern in den Journalen des Prof. Bncgnatellij (s. 
dessen Giorn. Fis. Med. 1794. Giugno p. 248. ec; Vgl. Orm's 
neues Journal der Physik, B. II. S. 141. u, f.) öffentlich 
bekannt gemacht habe. 2) 



24 Alesaandro Yolta. 

§43. 

Wenn aber das Silber weniger dem Umstände unterworfen 
ist, von salzigen und andern Flüssigkeiten nnd Substanzen, 
(ausgenommen yon den Scbwefelalkalien, die es augenblicklich 
schwärzen,) angegriffen zu werden, wenn es minder fähig ist, 
beträchtliche und dauernde Veränderungen zu erhalten, und 
deshalb vor andern Metallen darin Vorzüge hat, dass es we^ 
niger Anomalien gestattet; so ist im Gegentheil wieder das 
Zinn wegen seiner grossem Activität, d. h. wegen der Stärke 
der Wirkungen, die es vermöge der Berührungen mit fast allen 
feuchten Leitern , wie ich oben (§37.) bereits bemerkt habe, 
hervorbringt, dem Silber, und verhältnissmässig auch allen 
andern Metallen, vorzuziehen. Der zu Anfange dieses Briefes 
(§ 1.) beschriebene Versuch mit dem zinnernen Becher, der 
mit einer alkalischen Flüssigkeit gefüllt ist, und mit den mit 
Wasser benetzten Händen gehalten wird, und wobey man auf 
der Zunge, mit der man die genannte Flüssigkeit berührt, die 
erste Zeit über die Empfindung eines sauren Geschmacks er- 
hält, ist davon ein Beweis; denn vergeblich würde man eine 
so starke Wirkung von einem [33] bleyemen, eisernen, ku- 
pfernen, und noch weniger von einem silbernen Becher er- 
warten. Mit letzterem würde man sie bloss dann erhalten, 
und einen schon entschieden sauren und ziemlich starken Ge- 
schmack empfinden, wenn er statt der alkalischen Flüssigkeit 
die Auflösung eines Schwefelalkali enthielte. 

§44. 

Das elektrische Fluidum wird also gemeiniglich mit der 
grossesten Stärke und Thätigkeit bewegt, wenn das Metall 
zwischen dem Wasser, und einer alkalischen oder andern sal- 
zigen Flüssigkeit, Zinn ist (§37.), es wird, um auf der Zunge 
die Empfindung des sauren Geschmacks zu bewirken, mit einer 
noch eben so grossen Energie erregt, wenn sich Zinn zwischen 
.W^asser und einer mucilaginösen , an sich unschmackhaften 
Flüssigkeit befindet, wie, wenn man den Versuch mit einem 
zinnernen Becher macht, der mit einer Auflösung von flüs- 
sigem Leime, von Eyweiss, u. dergl. gefüllt ist. Auch die 
übrigen Metalle bringen unter ähnlichen Umständen einige 
Wirkung hervor, aber eine weit schwächere, und unter allen 
das Silber die schwächste 4§ 37.). 



Untersnchnngeo über den Galvanismns. 26 

§45. 

Man kennt einen ähnlichen Versuch, den ich schon vor 
drey Jahren angestellt, und seitdem jedermann gezeigt habe, 
hinlänglich, nicht mit zwey verschiedenen Flüssigkeiten und 
einem Metalle, der vorher beschiiebene , sondern umgekehrt, 
mit zwey Metallen von verschiedener Art und einer Flüssig- 
keit. Ich nahm einen Becher von Zinn, oder noch besser von 
Zink, stellte ihn auf einen silbernen Fuss und füllte ihn mit 
Wasser. [34] Wenn nun eine Person von der Gesellschaft die 
Spitze der Zunge ans Wasser brachte, fand sie es völlig un- 
schmackhaft, so lange sie den silbernen Fuss gänzlich unbe- 
rührt liess; sobald sie aber diesen anfasste, und ihn zwischen 
ihren recht benetzten Händen stark presste, empfand ihre 
Zunge einen sehr entschiedenen und ziemlich starken sauren 
Geschmack. 

§46. 

Der Versuch gelingt ebenfalls, doch ist die Wirkung ver- 
hältnissmässig schwächer, mit einer Kette von zwey, drey, 
oder mehreren Personen, die sich an d^' mit Wasser be- 
netzten Händen anfassen, und von denen die erste die Spitze 
der Zunge ins Wasser des Bechers steckt, und die letzte das 
silberne Fussgestelle anfasst. 

§47. 

Sind nun diese Erfahrungen, den auf der Zunge durch die 
Action zweyer verschiedener Metalle, die unter einander, und 
beyde wieder mit Wasser, oder mit einem oder mehreren 
wässrigen Leitern, in Berührung stehen, erregten Geschmack 
betreffend, auffallend, so sind es die andern, den, durch ein 
Metall zwischen zwey verschiedenen Flüssigkeiten erregten, 
modificirten oder veränderten Geschmack betreffend, nicht 
minder; auch sind sie sonst neuer. Sie werden noch inter- 
essanter dadurch, dass sie uns die Ursache von dem Geschmack 
entdecken, den man beym Wasser, und mehr oder minder 
stark und verändert, auch bey andern Flüssigkeiten wahr- 
nimmt, wenn man sie aus Gefässen von Metall, vorzüglich von 
Zinn, als wenn man sie [35] aus Glas oder Porcellän trinkt. 
Wenn man den äussern Rand des Gefässes an die untere 



26 AleBsandro Volta. 

Lippe bringt, die vom Speichel feucht ist, nnd die Zunge bis 
zur Berührung des Wassejrs, Bieres, Weines, der Milch u. s. w., 
im Gefasse verlängert, oder dieses neigt, wie man beym Trin- 
ken thut, so stellt sich ein geschlossener Kreis dar, indem 
sich nemlich das Metall zwischen zwey beträchtlich verschie- 
denen Flüssigkeiten, zwischen dem Speichel der Unterlippe 
nemlich und dem in dem Gefässe enthaltenen Wasser oder 
andern Getränk, befindet. Dadurch muss also auch ein mehr 
oder minder starker elektrischer Strom veranlasst werden, je 
nachdem die beyden Flüssigkeiten mehr oder weniger unter 
sich verschieden sind; ein Strom, der nicht ermangeln wird, 
nach seiner Art das in dem gedachten Kreise begriffene sen- 
sible Organ der Zunge, u. s. w., zu afficiren. 



§48. 

Ausser den beyden bisher betrachteten Arten, .einen elek- 
trischen Strom zu erregen, nemlich vermittelst eines oder meh- 
rerer feuchten, oder Leiter der zweyten Klasse, die sich zwi- 
schen zwey verschiedenen einander berührenden Metallen, oder 
Leitern der eistet. i Klasse befinden, oder auch umgekehrt, 
vermittelst eines Leiters der ersten Klasse, der sich zwischen 
zweyen, ebenfalls verschiedenen und einander berührenden 
Leitern der zweyten Klasse befindet, welche beyde Arten ich 
durch Fig. 1. und 2. bezeichnet habe, ausser diesen bey- 
den, sage ich, giebt es noch eine dritte Art, das elektiische 
Fluidum zu erregen, obgleich auf eine weit geringere Weise, 
so dass sie kaum vermögend ist, einen vollständig präparirten 
Frosch, der einen sehr hohen Grad von [36] Erregbarkeit be- 
sitzt, in Bewegung zu versetzen. Diese neue Art besteht darin, 
den Kreis aus drey verschiedenen Leitern zu bilden, die 
alle drey feuchter Beschaffenheit, oder Leiter zweyter Klasse 
sind, ohne dass noch einer der ersten Klasse, ein Metall, da- 
zwischen träte Man hat in ihr einen starken Einwurf gegen 
meine Grundsätze zu finden geglaubt. 



§49. 

Die Fig.- 20 stellt diese dritte Art in Vergleichung mit 
den beyden andern durch Fig. 1. und 2. ausgedrückten, dar. 
In den von den Anhängern Oalvanfs^ und vorzüglich von 



^ 



Untersachnngen über den Galvanismas. 27 

VaUij mit so vielem Geräusch vorgebrachten Versuchen, in 
denen der Kreis einzig durch den Körper des Frosches, oder 
seine präparirten Gliedmassen, gebildet wird, (man vergleiche 
die Fig. 21., die mit der Fig. 20. übereinkommt, in der aber, 
der grossem Deutlichkeit wegen, der Körper des präparirten 
Frosches durch einige Zeichnung bestimmter umschrieben ist,) 
stellt t einen Theil des Schenkels eines Frosches, oder eigent- 
lich den harten, weisslichen, tendinösen Theil des Musculus* 
gastrocnemius, m den Rumpf oder die Rückenmuskeln, an wel- 
che oder an die Ischiadnerven n man den genannten tendi- 
nösen Theil jenes Muskels, durch Zurückbiegung des Schen- 
kels, bringt; s das Blut oder die viscöse, seifenartige, salzige 
Feuchtigkeit, die man an die Berührungsstelle bringt. 

§50. 

Ich habe diese neue Art, wobey man kein Metall oder 
Leiter zweyter Klasse anwendet, in dem dritten [37] und 
vierten Briefe an den Abt VassaUi, die ich im Herbst und 
Winter 1795 geschrieben habe, und von denen bis jetzt bloss 
der dritte in unsern lournälen (s. BrugnateUi^ > Annali di Ohi- 
mica e Stör. Nat.« T. V. VI. u. f. Vergl. A, Volta\ Schrei- 
ben an den Hrn. Abt A, M. Vassalli über die thierische 
Elektricität, als eine Fortsetzung der Schriften des- 
selben über d. thier. Elektr. Herausgegeben von L. 
Mayer, Prag. 1796. 8.) erschienen, aber wie der vorige der 
Akademie der Wissenschaften zu Turin mitgetheilt worden' ist, 
weitläuftig untersucht, erweitert, und angewendet. In diesen, 
so wie auch in andern an meine gelehrten Correspondenten 
geschriebenen Briefen zeige ich, dass es nicht gleichgültig sey, 
welchen Theil des Schenkels, und welchen des Rumpfes des 
gehörig präparirten Frosches, man mit einander in Berührung 
bringe; dass vielmehr die Contractionen erscheinen oder weg- 
bleiben, nachdem man die Berührung an diesen, oder 'an an- 
dern Stellen, vornimmt; dass sie sich bestimmt einstellen, 
wenn man, wie in Fig. 21., mit den Ischiadnerven, oder mit 
dem Fleische des Rumpfs, den Theil des Musculus gastrocne- 
mius, wo er bereits ins Tendinöse übergeht, oder dip Fort- 
setzung des tendinösen Theils selbst, in Berührung bringt^ nie 
oder fast nie aber, wenn man mit diesen Theilen den flei- 
schigen und weichen Theil desselben Muskels, oder irgend 
einen Theil des Oberschenkels, in Verbindung setzt; dass es 



28 Alessandro Volta. 

ausserdem zum Gelingen des Versnehs erforderlich ist, dass 
der eine oder andere von den in Berührung tretenden Theilen 
mit Blut, oder einer andern visciden oder salzigen, hinlänglich 
vom Wasser verschiedenen Feuchtigkeit [88] beschmiert sey; 
dass daher die Contractionen bey Fröschen bald eintreten, 
bald wegbleiben, ohngeachtet diese aufs beste präparirt, und 
sehr erregbar sind; und dass, wenn jene aus Mangel der Ge- 
genwart einer solchen visciden oder salzigen Feuchtigkeit, oder 
weil die Theile des Thieres zu rein, oder von dem Anhän- 
genden durch Waschen befreyt sind, wegbleiben, sie von neuem 
erscheinen, nachdem man sie absichtlich mit etwas Blut ver- 
unreinigt, oder etwas Speichel, Salzwasser, oder besser, etwas 
von einer stai'ken alkalischen Flüssigkeit, an dieselben ge- 
bracht hat. 

§51. 

Folgende Versuche werden Ihnen hinlänglich zeigen, wie 
nöthig diese Dazwischenkunft einer von dem Wasser hinrei- 
chend verschiedenen Feuchtigkeit zwischen den tendinösen 
Theil des Schenkels und den fleischigen des Rumpfes oder 
den weichen der Ischiadnerven , der mit jenem in Berührung 
treten soll, wie nöthig, sage ich, es zur Erhaltung wirklicher 
Contractionen sey, dass man an die Berührungsstelle eine 
solche Feuchtigkeit bringe. 

Nehmen Sie einen vollkommen und frisch präparirten 
Frosch, von dem Sie durch Versuche gefunden haben, dass^ 
wenn Sie den einen oder andern seiner Schenkel dergestalt 
umbiegen, dass die oben genannte Sehne mit einem Theile 
des Rumpfs oder der Cruralnerven in Berührung kommt, die 
gewöhnlichen Contractionen entstehen. Sie werden dies weder 
beständig, noch bey jedem Frosche, erhalten, und nur bey 
sehr lebhaften Thieren dieser Art, die noch von der Präpa- 
ration her mehr oder weniger, doch immer wenigstens [39] in 
einigem Grade, mit Blut verunreinigt sind, werden dieselben 
erscheinen. Trocknen Sie einen Frosch, der auf die beschrie- 
bene Art präparirt ist, und an dem Sie den Versuch mit Er- 
folg anstellten, d. h., der dabey wirklich in Contractionen ge- 
rieth, ab, oder waschen Sie ihn mit Wasser recht rein, und 
unterwerfen Sie ihn hierauf dem Versuch von neuem; Sie 
werden keine Contractionen mehr erhalten. Befeuchten Sie 
jetzt entweder den Theil der Sehne, oder den des Rumpfes 



Untersachungen über den Galvanismus. 29 

oder der Nerven, welcher mit dem andern in Beröhrung kom- 
men soll, mit einem oder etlichen Tropfen Salzwasser, Spei- 
chel, oder besser Ealiauf lösnng ; die Contractionen erscheinen 
wieder, sobald beyde Theile sich berühren, und sind eben so 
stark, nnd noch stärker, als vorher, ohngeachtet der Frosch 
jetzt um vieles matter nnd schwächer ist, wie vorhin. 

Der Versnch gelingt ebenfalls, wenn Sie, statt den Frosch 
mit der salzigen Flüssigkeit, die im Stande seyn könnte, den- 
selben anzugreifen, vorzüglich, wenn es eine starke Alkaliauf- 
lösung ist, in unmittelbare Berührung zu bringen, ein Stück- 
chen Schwamm, Löschpapier, u. dergl., mit derselben tränken, 
dieses an den Rumpf des Frosches unmittelbar bringen, oder 
es auch mit Hülfe eines andern feuchten Leiters damit in 
mittelbare Verbindung setzen, und darauf den Schenkel des 
Frosches, oder vielmehr die genannte Sehne desselben, mit 
diesem Schwamm- oder Papierstück, was mit der erwähnten 
Flüssigkeit befeuchtet ist, in Berührung setzen. 



§52. 

Es giebt noch mehrere Arten, Frösche durch blosse [40] 
Verbindung feuchter, oder Leiter der zweyten Klasse in Con- 
traction zu versetzen, ohne dabey einen Leiter der ersten 
Klasse, oder ein Metall, anzuwenden, indem man z. B. den 
Kumpf des Frosches in ein Glas oder Becken mit Wasser 
bringt, und dann- mit dem einen seiner Schenkel, oder eigentlich 
dem oftgenannten tendinösen, mit der salzigen Flüssigkeit be- 
feuchteten Theil derselben, jenes berührt; oder, indem man 
den Eumpf in eines, und die Schenkel in ein anderes Glas 
mit Wasser bringt, und darauf das Wasser beyder Gläser 
durch zwey Finger verbindet, an deren einen man vorher 
etwas Alkaliauflösung oder andere salzige Flüssigkeit gebracht 
hat; oder auch, indem man zum leitenden Bogen, statt der 
beyden Finger, ein Stück frisches Fleisch, oder eine starke 
saftige Sehne von irgend einem Thier, eine Scheibe Apfel 
oder andere Frucht, hartgekochtes Ey weiss, u. dergl., an- 
wendet, deren eines Ende man gleichfalls mit Alkaliauflösung, 
u. s. w., befeuchtet. 

Man erhält indessen bey Fröschen unter diesen Umständen 
bey weitem seltener Contractionen, als wenn man mit ihnen 
auf die in den vorigen §§ beschriebene Weise verfährt; selbst 



30 AleBsandro Volta. 

die auf diese letztere Art angestellten Versuche geben die 
erwartete Wirkung nicht immer , und wenn sie es thun, so 
geschieht dies in einem, in der Vergleichung mit der, die sich 
erzeugt, wenn man zum leitenden Bogen, entweder zwey ver- 
schiedene Metalle, oder auch nur eins, was man aber zwischen 
zwey beträchtlich unter einander verschiedene feuchte Leiter 
gebracht hat, höchst schwachem Grade. Wirklich haben wir 
gesehen, dass man auf die eine sowohl, als auf die andere 
Art, selbst nur halb präparirte und nicht einmal ausgeweidete 
Frösche [41] in Bewegung versetzen kann, da im Gegentheil 
mit bloss feuchten oder Leitern der zweyten Klasse, so ver- 
schieden unter einander sie auch seyn, der Versuch, wie ich 
hier* (§ 48.) sowohl, als vorzüglich in dem oben angeführten 
Briefe an den Abt Vassalli, gezeigt habe, selbst dann nur 
schwer und selten gelingt, wenn die Frösche aufs vollstän- 
digste präparirt, und noch ganz frisch, folglich noch in sehr 
hohem Grade erregbar sind. 

§53. 

Indess ist auch in diesen Versuchen mit bloss feuchten, 
oder Leiten! der zweyten Klasse, die Hauptbedingung, unter 
welcher das elektrische Fluidum zu einer Strömung bestimmt 
wird, welche einen Frosch einigermassen zu Oontraclionen 
veranlassen kann, diese, dass der Kreis aus drey oder mehr 
in gehörigem Grade verschiedenen Leitern gebildet werde. 
Weit entfernt daher, meinen Ideen und Grundsätzen entgegen 
zu seyn, oder sie gar aufzuheben, wie einige haben glauben 
wollen, bestätigen sie dieselben vielmehr aufs schönste, indem 
sie das von mir aufgestellte Princip, dass nemlich die Leiter 
oder Conductoren (Conduttori) durch heterogene Berührungen, 
d. i., zweyer verschiedener unter einander, zu Erregern oder 
Excitatoren (Motori) werden, weiter au«dehnen und allgemeiner 
machen, und dem schotten Gesetz, was daraus fliesst, dass 
nemlich zur Entstehung eines elektrischen Stroms, u. s. w., 
der Kreis durchaus wenigstens aus drey verschiedenen 
Leitern gebildet seyn müsse, eine neue Bestätigung geben. 

[42] § 54. 

Sie sehen jetzt, worin das ganze Geheimniss, die ganze 
Magie des Galvanismus, besteht. Sie ist nichts, als eine. 



"^ 



1 



Untersnchnngen über den Galvanismas. 31 



durch die Berührung heterogener jjeiter in Bewegung gesetzte, 
künstliche Elektricität. Diese Yerschiedenen Leiter sind es, 
welche hierbey thätig, welche ftie wahren Erreger derselben 
sind, und dies Gesetz gilt niclÄ etwan bloss für die Metalle 
oder die Leiter der ersten Klasse, wie man hätte glauben 
sollen, sondern, mehr oder wen%er, für alle, nachdem sie ihrer 
Natur und Güte nach, mehr oder weniger von einander ver- 
schieden sind, und folglich aich in einigem Grade für die 
feuchten, oder die Leiter der zweyten Klasse. So lange Sie 
von diesen Gesetzen ausgehen', werden Sie alle bisher ange- 
stellten Erfahrungen leicht eiilären können, ohne zu irgend 
einem eingebildeten andern l^rincip einer activen thierischen. 
und den Organen eigenthümlichen Elektricität Ihre Zuflucht 
nehmen zu dürfen; Sie werdeli mit Hülfe derselben sogar neue 
Versuche einfinden, und ihren Erfolg vorher sagen können, wie 
ich es gethan habe, und noch täglich thue. Verlassen Sie 
aber diese Grundsätze, so werden Sie in diesem weiten Feld 
von Versuchen nichts als Ungewissheiten, Anomalien und Wi- 
dersprüche ohne Ende antreflTen, und alles wird Ihnen ein 
unauflösbares Räthsel werden. 



r 



32 AlesBandro Volta. 



August 1796. 

[43] n. 

Nachdem ich Ihnen einen Begriff von den dreyen Arten 
gegeben habe, auf welche sich, vermöge der blossen Verbin- 
dung heterogener Leiter, sowohl Contractionen in den Mus- 
keln, die dem Galvanismus unterworfen werden, vorzüglich 
den willkührlichen *), als Empfindungen, und zwar auf der 
Zunge Geschmack, der bald sauer, bald alkalisch ist, momen- 
tanes Leuchten im Auge, Schmerzen in Wunden und gewissen 
andern mit einer vorzüglichen Empfindlichkeit versehenen 
Theilen, (dergleichen die Bänder an den Augenliedern, beson- 
ders [44] gegen den Innern Winkel und die Thränendrüse, 
sind,) erregen lassen, welche sämmtliche Phänomene ich ent- 
deckt und den von Qalvani beobachteten beygeftigt habe : nach- 
dem ich Ihnen, sage ich, einen hinlänglichen Begriff von den 
dreyerley Arten gegeben habe, auf welche man die elektrische 
Flüssigkeit erregen und in Umlauf setzen, und dadurch jene 
Contractionen und Empfindungen hervorbringen kann; welche 
drey verschiedene Arten oder Verbindungen sich sämmtlich 
darauf reduciren, dass man wenigstens drey verschiedene 
Leiter in die Kette bringt; bey der ersten nemlich zwey 
Metalle oder Leiter der ersten Klasse von verschie- 
dener Art, welche auf der einen Seite sich unmittelbar be- 
rühren, auf der andern aber durch einen oder mehrere feuchte 
oder Leiter der zweyten Klasse mit einander verbunden 
sind; bey der zweyten ein einziges Metall, welches zwi- 



*) Ich habe anderswo erwähnt, dass man die willkührlichen 
Muskeln, die sogenannten Flexores und Extensores, auf künstliche 
Weise, nicht bloss, wenn der elektrische Reitz, welcher aus der 
Berührung verschiedener Metalle oder aus. durch irgend eine an- 
dere Ursache künstlich in Bewegung gesetzten Elektricität, entsteht, 
auf sie unmittelbar, sondern auch, und vielleicht besser, wenn er 
auf die Nerven wirkt, welche sich in diese Muskeln verbreiten, 
und die eigentlichen Bewegungsnerven sind, leicht heftige Contrac- 
tionen erleiden, die unwillkührlichen Muskeln im Gegentheil, wie 
die der Eingeweide, das Herz, u. s. w., durch den nemlichen elek- 
trischen Beitz, schwerer und minder in Bewegung zu setzen sind, 
er werde unmittelbar auf sie, oder bloss auf die Nerven derselben, 
angebracht. 



Untersnchungen über den GalvanismnB. 33 

sehen zwey unter sich verschiedene und mit einander 
verbundene feuchte Leiter gebracht ist; bey der dritten 
endlich drey feuchte oder Leiter der zweyten Klasse, 
die aber alle unter einander verschieden sind: nachdem ich 
mich besonders über die zweyte und dritte Art*) weitläuftig 
ausgelassen habe, weil sie die am wenigsten gekannten waren, 
kehre ich jetzt wieder zu der ersten, gemeinern und gewöhn- 
lichem, bei der man verschiedene [4ö] Metalle anwendet, zurück, 
in Rücksicht welcher ich Sie, ausser dem, was ich bereits 
gegenwärtig, als in verschiedenen andern Schriften der vorigen 
Jahre, darüber gesagt habe, mit mehreren neuen Versuchen 
und Beobachtungen zu unterhalten habe, welche ich erst in 
den letztem Monaten anstellte, und die mich um vieles weiter 
gebracht haben. 



§55. 

Nachdem es ausgemacht ist, dass bey der Verbindung 
zweyer verschiedener Metalle, die sich mit ihrem einen Ende 
unmittelbar berühren, mit dem andern aber an einen feuchten 
Leiter gebracht sind, der sie beyde verbindet, dieser Verbin- 
dung zu Folge ein elektrischer Strom, in der Fig. 1. z. B. in 
der Richtung ÄZa**) erregt wird, so kann nunmehr [46] die Frage 



*] Von dieser letzten Art habe ich in dem oben angeführten 
dritten und vierten Briefe an den Abt Vassalli sehr weitläuftig 
gehandelt. 

**) Diese Richtung nimmt der elektrische Strom wirklich, wenn 
Ä Silber, und Z Zinn oder Zink, bedeutet, wie ich dies, noch ehe 
ich es wirklich entdeckte, der Vergleichung verschiedener Versuche 
dieser Art, vorzüglich den auf der Zunge erregten sauren oder al- 
kalischen Geschmack betreffend, mit andern Phänomenen bey der 
Elektrisirmaschine zu Folge, angenommen, und bereits in meinen 
ersten Schriften über diese Materie angegeben hatte. 

Ich habe darauf die Ordnung entdeckt und weiter bestimmt, 
in welche sich eine Menge Metalle, Halbmetalle, Kiese, u. s. w., in 
Hinsicht ihres Vermögens, elektrisches Fluidum abzugeben oder 
aufzunehmen, stellen, und sie in einigen meiner Schriften, vorzüg- 
lich aber in meinem dritten Briefe des Hn. Vassalli y in eine TaM 
oder Scale gebracht, die ich in der Folge mit Zusätzen vermehrt 
und an mehrera Stellen etwas abgeändert habe. In dieser Tafel, 
welche nicht sonderlich von der verschieden ist, die Hr. D. Pfaff 
(b. dessen Gommentatio de Electricitate sie dicta Ani- 
mali. Stuttgard. 1793. und die deutsche Uebersetzung derselben: 
Ueber thierische Elektricität und Reizbarkeit. Göt- 

Ostwald's Klassiker 118. fK 



34 Alessandro Volta. 

? entstehen , in und durch welche yon den drey heterogenen 
* Berührungen, die dabey Statt haben, das elektrische Fluidum 
den Impuls erhalte, welcher es zu dieser Strömung bestimmt? 
Ist es die wechselseitige Berührung der beyden Metalle AZ^ 
und ist es diese allein, aus der die Action, welche das elek- 
trische Fluidum erregt, d. h. zum Uebergang aus dem einen 
Metall in das andere reitzt, hervorgeht? Oder rührt dieser 
Impuls einzig, oder vorzüglich, von den gegenseitigen Berüh- 
rungen des Leiters a mit dem Metall A auf der einen, und 
dem Metall Z auf der andern Seite her; und wird der elek- 
trische Strom in diesem Fall dadurch bestimmt, dass die aus 
diesen Berührungen hervorgehenden Kräfte nach einerley Rich- 
tung, oder dass sie in entgegengesetzten Richtungen aber mit 
ungleicher Stärke, wirken? Denn es ist denkbar, dass Z das 
Vermögen habe, das elektrische Fluidum an den feuchten 
Leiter a, mit dem es verbunden ist, [47] abzugeben, A hingegen 
die Kraift besitze, es aus demselben an sich zu ziehen; aber 
eben so denkbar, und noch wahrscheinlicher, ist es, dass 
beyde Metalle dieses Fluidum nach dem genannten Leiter a, 
(oder jedem andern Leiter der zweyten Klasse), welchen sie 
berühren, treiben, und so beyde ELräfte einander entgegen- 
gesetzt seyn, die eine aber von ihnen der andern an Stärke 
überlegen, die nemlich, welche das elektrische Fluidum aus Z 
nach a treibt, grösser sey, als die, welche es aus A nach a 
zu bewegen sucht. 

§56. 

Ich gestehe es, dass ich mich im Vorigen sehr zur letzten 
Voraussetzung geneigt habe, dass ich nemlich die, das elek- 
trische Fluidum in Bewegung setzende Action, statt sie von 
dem wechselseitigen Contact der beyden Metalle unter ein- 
ander herzuleiten, in die Berührung eines jeden von ihnen 
mit den feuchten, oder den Leitern der zweyten Klasse 



tingenl794., vgl. Qrms Journal der Physik. B. VIIL S. 196. u. 
f.; femer: üeber thierische Elektricität und Reizbarkeit. 
Ein Beytrag zu den neuesten Entdeckungen über diese 
Gegenstände, von D. G. H. Pfaif. Leipz. 1795. S. 60 u. f. 98. u. 
f) bekannt gemacht, steht oben an der Zink, in der Mitte ohn- 
gefähr das Bley und das Zinn, gegen das Ende das Silber, und 
ganz zuletzt das Reissbley, die Kohle und der Kupferkies. Hr. Pfaff 
(ae a. 0.) giebt die letzte Stelle dem Braunstein. 



Untersnchangen über den GalvanismiiB. 35 

gesetzt habe. Auch kann man wirklich nicht leugnen, dass 
nicht durch die Berührungen der Metalle mit diesen feuchten 
Leitern einige, bald stärkere, bald schwächere, Action bestimmt 
werde, wie alle in den vorigen §§. erzählten Versuche be- 
weisen, in denen man in einem Frosch starke Contractionen 
dadurch erregt, dass man mit einem Bogen von bloss einem 
homogenen Metalle, auf der einen Seite Wasser oder einen 
andern wässrigen Leiter, und auf der andern eine mucilagi- 

nöse, salzige Flüssigkeit in Berührung bringt. Dem- 

ohngeachtet aber haben mich neue erst vor Kurzem entdeckte 
J[^atsachen überzeugt, dass bey der gewöhnlichen Art, Gal- 
vanische Versuche anzustellen, indem man nemlich zwey hin- 
länglich [48] von einander verschiedene Metalle an bloss wäss- 
rige , oder andere nicht beträchtlich von diesen verschiedene 
feuchte Leiter, applicirt, die erhaltene Wirkung jv^eit mehr auf 
Rechnung des wechselseitigen Contacts dieser Metalle unter 
einander, als ihrer beyderseitigen Berührung mit den genannten 
feuchten Leitern, komme. Ohngeachtet es also ausser Zweifel, 
und, wie ich bereits erwähnt habe, durch directe Versuche 
erwiesen ist, dass auch in jeder Berührung dieses und jenes 
mit den wässrigen Leitern einige Action entstehe, so zeigen 
dennoch eine Menge anderer sehr entscheidender Versuche, 
die ich Ihnen in Kurzem erzählen werde, aufs deutlichste, dass 
eine weit beträchtlichere Action sich an der Stelle entwickele, 
wo die beyden heterogenen Metalle einander unmittelbar be- 
rühren. 

§57. 

Es erzeugt sich sonach bey der wechselseitigen Berührung 
z. B. des Silbers mit dem Zinn, eine Action, eine Kraft, ver- 
möge welcher das erstere elektrisches Fluidum abgiebt, das 
zweyte hingegen es aufnimmt, oder jenes dasselbe in dieses 
ergiesst*). Diese Action erzeugt, wenn übrigens der Kreis 
durch feuchte Leiter vollständig gemacht wird, einen Strom, 
eine continuirliche Girculation dieses Fluidums, welches, der 
[49] oben (§ 55 u. Anm.) angezeigten Richtung gemäss, aus 



*) In der (in der vorigen Anmerkung) angeführten Tabelle 
geben die untern Metalle .... das elektrische Fluidum an die obern 
ab, und thnn dies in um so grössenn Gxade, je weiter sie in der- 
selben von einander abstehen. F. 

3* 



36 Alessandro Volta. 

dem Silber nach dem Zinn, und von da durch den oder die 
feuchten Leiter wieder zurück nach dem Silber geht, um so, 
indem er von neuem nach dem Zinn*), u. s. w., strömt, 
das vorige Spiel zu wiederholen. Ist der Kreis nicht voll- 
ständig, (keine Kette geschlossen), so entsteht, wenn beyde 
Metalle isolirt sind, in dem Zinn eine Anhäufung des genannten 
Fluidums auf Kosten des Silbers, eine Elektricität nemlich, 
die positiv oder plus ist in dem erstem, und negativ oder 
minus in dem letztern: eine Elektricität, die zwar sehr ge- 
ringe, und weit unter dem Grade ist, der nöthig wäre, um 
sich an den gewöhnlichen Elektrometern durch Zeichen er- 
kennen zu geben, mit der es mir aber doch endlich, und 
besser, als ich erwartete, gelungen ist, sie mit Hülfe meines 
[50] Condensators der Elektricität, und noch besser, mit 
dem Duplicator des Hn. Nicholson^ einem Instrument von 
der sinnreichsten Erfindung, das mit dem Condensator auf glei- 
chen Principien beruht, und das Sie in Ihrem Journal der 
Physik (B. n. S. 61—65)**) beschrieben haben, wirklich 
bemerkbar zu machen, ja sogar sie bis zum Funken zu ver- 
stärken. 

§58. 

Ich will mich daher weder bey der Beschreibung der Con- 
struction dieses vortreflichen Instruments, noch bey der Sorg- 
falt und Aufmerksamkeit verweilen, die erforderlich ist, wenn 



*) Einer meiner CoUegen und Freunde, dem ich vor längerer 
Zeit die damals neuesten Versuche, über den Galvanismus gezeigt 
und zugleich erklärt hatte, hat dies in einem vortreflflichen Ge- 
dichte, welches die Verdienste, die unsre Universität (Pavia) um 
jeden Theil der Naturwissenschaften hat, eben so gelehrt als poe- 
tisch durchgeht und schildert, und in dem unter andern auch jene 
Versuche über die thierische Elektricität besungen werden, sehr 
schön ausgedrückt. Er schliesst diesen Theil seines Gedichts mit 
folgenden Zeilen: 

>E quindi in preda a lo Stupor ti parve 
Chiaro veder quella virtü, che cieca 
Passa per interposti umidi tratti 
Dal vile stagno al ricco argento, e torna 
Da questo a quello con perenne giro<3) 

Maseherom, InvitoaLesbia. Milano 1793. V. 

**) Die Originalabhandlung sehe man in »Philosophical Trans- 
actions of the Royal Society of London. Vol. LXXVIII.: for the 
year.1788. P. II. London. 1788. 4. p. 403-407. F. 



Untersuchungen über den Galvanismus. 37 

die Versuche mit demselben , die leicht Irrthümem und Ano- 
malien ausgesetzt sind, gelingen sollen. Eben so wenig will 
ich hier der vielen andern Entdeckungen erwähnen, welche 
ich mit diesem schätzbaren Instrument in den wenigen Mo- 
naten, die es sich in meinen Händen befindet, vom Früh- 
jahr 1796 an nemlich, wo ich mir dasselbe zu verschaflFen 
Gelegenheit hatte*), gemacht habe. Ich will hier bloss an- 
führen, dass ich mit ihm Zeichen von negativer Elektri- 
cität erhalte, aus einer Stange oder Platte Metall, einem Span 
Holz, Pappe, u. s. w., die [51] gehörig isolirt sind, und eine 
kurze Zeit hindurch an der Sonne, am Feuer, oder auch bloss 
an einem warmen Orte stehen, so dass sie durch Verdampfung 
einen Theil der ihnen adhärirenden Feuchtigkeit verlieren; 
dass diese Stücken Metall, Holz, u. s. w., mir diese Zeichen 
von negativer Elektricität noch deutlicher und schneller 
geben, wenn ich sie an einem Faden Seide aufhänge, und sie 
darauf zwey bis drey Minuten lang in der Luft gleich einer 
Schleuder schnell hin und her bewege, die Elektricität komme 
im letztem Fall von der grössern und schnellern Verdunstung, 
oder auch, da der Versuch sehr gut gelingt, wenn man auch 
diese Körper vorher ganz trocken gemacht hat, von der Rei- 
bung, die diese Körper an der Luft selbst erleiden, her; dass 
ich im Gegentheil, von den nemlichen Stücken Metall, Holz, 
Pappe, u. s. w., Zeichen von positiver Elektricität erhalte, 
wenn ich sie einige Zeit an einen kalten oder feuchten Ort 
bringe, damit sie sich mit neuen Dünsten beladen können. 

Sie sehen, wie interessant diese Versuche sind, und wie 
sehr sie geeignet sind, meine an einem andern Orte aus ein- 
ander gesetzte Theorie der natürlichen Elektricität der Atmo- 
sphäre, die ich aus der Bildung und Erhebung der Dünste 
von der Erde, und der darauf folgenden Verdichtung derselben 
in den kältern Luftschichten, ableite, zu bestätigen, und in 
ein helleres Licht zu setzen. Was kann man mehr verlangen, 
nachdem ich, ohne zu einer forcirten Verdampfung meine Zu- 
flucht zu nehmen, sehr leicht Zeichen von negativer Elek- 
tricität auch bey einer gelinden und natürlichen Ver- 
dampfung, und eben so Zeichen von positiver Elektri- 
cität durch eine blosse langsame [52] und natürliche 



*) Es wurde unter meiner Leitung, von dem gelehrten Mecha- 
niker und Aufseher des physikalischen Kabinets der Universität 
zu Pavia, dem Abt Oitiseppe Re, verfertigt. F. 



38 Alessandro Volta. 

Verdichtung der Dämpfe, an welchem Ort es auch sey, 
selbst in einem verschlossenen, erhalte? 

§59. 

Auf dieselbe Art nun, um wieder auf unsern Gegenstand 
zurückzukommen, auf welche ich mit Hülfe des Duplica- 
tors die schwächste Elektricität einer Metallstange oder Platte, 
eines Spans Holz, eines Streifen Pappe, oder irgend eines 
andern isolirten Leiters_, der Dämpfe verloren oder aufgenom- 
men, sich dieselbe hat entziehen lassen, oder mit neuen be- 
laden hat, welche Elektricität im ersten Fall negativ oder 
minus, im letztern aber positiv oder plus ist; auf dieselbe 
Art, sage ich, auf welche ich diese äusserst schwachen Elek- 
tricitäten bis zu dem Grade verstärke, dass sie sich am Elek- 
trometer durch die deutlichsten Zeichen, ja selbst durch Funken, 
zu erkennen geben, auf dieselbe Ai-t, und mit derselben 
Leichtigkeit, mache ich die eben so schwache und noch schwä- 
chere Elektricität bemerklich, die ein isolirtes Metall bey der 
blossen Berührung von einem andern von ihm verschiedenen, 
isolirten oder nicht isolirten, erhält. Ich will von den vielen 
Versuchen, die ich in dieser Hinsicht angestellt habe, nur 
einige anführen, welche hinreichen werden, dies deutlich zu 
machen, und die allen übrigen Versuchen dieser Art zur Norm 
dienen können. 

§60. 
Erster Versuch. 

Nachdem ich den Duplicator einige Stunden, ja einen 
oder mehrere Tage, in Ruhe, und seine drey [53] messingenen 
Scheiben unter einander und mit der Erde in Verbindung 
gelassen habe, bis ich glauben kann, dass aller Rückstand 
von der in den vorigen Versuchen vorhandenen Elektricität 
sich völlig daraus verloren habe*), [54] hebe ich jene Ver- 



*) Es ist äusserst schwer, um nicht zu sagen unmöglich, den 
Duplicator von aller Elektricität wieder so gänzlich zu befreyen, 
dass nicht der geringste üeberschuss oder Mangel von elektrischem 
Fluidum in der beweglichen Scheibe desselben mehr zugegen sey; 
ein Minimum, was nicht ein Hundert-, ja kaum ein Tausendtheil 
eines Grades ausmacht, ist hinreichend, um durch 20, 30, 40 oder 



Untersnchungen über den GalvaniBmuB. 39 

bindangen auf, so dass nun die bewegliche Scheibe sowohl, 
als die beyden andern unbeweglichen, jede besonders, isolirt 
sind. Hierauf bringe ich mit jener beweglichen, oder mit 
einer der unbeweglichen messingenen Scheiben, eine Silber- 
platte auf eine beliebige Zeit in Berührung, nehme sie wieder 
weg, und fange jetzt an, die bewegliche Scheibe in Umdre- 
hung zu versetzen. Nach 20, 30, 40 Umdrehungen schon, 
nachdem die Berührung mehr oder minder tollkommen war, 
(und das Instrument in besserem Zustande und die Luft trockner 
ist), erscheinen in der beweglichen Scheibe Zeichen von po- 
sitiver Elektricität, wenn das Silber mit ihr in Berührung 
gestanden hatte, die unbeweglichen Scheiben hingegen geben 
Zeichen von negativer Elektricität, die durch jene ver- 
anlasst sind; war aber das Silber mit einer der unbeweg- 
lichen Scheiben in Berührung, so ist das Verhältniss umgekehrt, 
diese nemlich geben Zeichen von positiver, und jene von 
negativer Elektricität; in beyden Fällen deuten sich diese 
Elektricitäten an sehr empfindlichen Elektrometern mit Gold- 



mehr Umdrehungen der Maschine bis zu 2, 4 und mehr Graden 
heranzuwachsen. 

Es ist nicht so schwer, die Metallscheiben von ihrer rückstän- 
digen Elektricität zu befreyen, als vielmehr den Antheil derselben 
wegzubringen, der sich über die Grenzen der Isolation hinaus- 
begeben hat, und fest an den Oberflächen der blossen oder mit 
Siegellack überzogenen Glassäulen, auf welchen jene Scheiben ruhen, 
hängen bleibt. Und hat man anch vermittelst einer langen Ruhe 
und den erforderlichen Berührungen allen Rückstand von diesen 
isolirenden Flächen gänzlich weggenommen, so erhält man durch 
eine grössere Anzahl von Umdrehungen, z. B. durch 60, 80 u. s. w., 
dennoch Zeichen von Elektricität, welche Elektricität von der be- 
weglichen Scheibe bey ihrer Umdrehung aus der Luft aufgesam- 
melt, oder in ihr durch die Verdampf ang der ihr anhängenden 
Feuchtigkeit, wodurch sie trockner wird, oder die Verdichtung 
der Dämpfe, welche sie feuchter macht, oder auch durch die Rei- 
bung, die sie von der Luft erleidet, neuerdings erregt wird. Ueber- 
haupt wird es nie fehlen , dass man mit einer grössern oder ge- 
ringem Anzahl von Umdrehungen, aus dem Duplicator nicht 
jederzeit deutliche Zeichen von Elektricität erhalte. 

Diesem ohngeachtet aber lassen sich dennoch mit dem Dupli- 
cator die Elektricitäten von Körpern sehr gut entdecken und be- 
nrtheilen, die unter einander, oder mit einander, oder mit den 
Scheiben desselben, in Berührung kommen, so bald nur, wie in 
unseren Versuchen, diese Elektricitäten grösser sind, als jene im 
Duplicator an sich vorkommenden, die ich zufällige nenne. Erster e 
haben ; um bemerklich zu werden, bey weitem nicht so viele Um- 
drehungen der Maschine nötfaig, als diese. F. 



40 Alessandro Volta. 

blättchen sowohl, als auch an minder empfindlichen Strohhalm- 
Elektrometern, mit denen die genannten [55] Scheiben, jede 
für sich, communiciren, an, und wachsen, wie die Zahl der 
Umdrehungen zunimmt. 

§61. 
Zweyter Versuch. 

Statt jene Messingscheibe mit einer Platte Silber zu be- 
rühren, bringe man sie mit einer von Zinn in Verbindung; die 
berührte Scheibe wird vermittelst des gewöhnlichen Spiels, 
und zwar bey einer mindern Anzahl von Umdrehungen, als 
vorhin, Zeichen von negativer, und die unberührten folglich 
von positiver Elektricität, geben. 

Das nemliche, und noch weit schneller, hat Statt, wenn 
die genannte Scheibe von Messing von einer Platte Zink be- 
rührt wurde. 

§ 62. 

Man ersieht hieraus, dass, wenn das Silber an das Mes- 
sing, (aus welchem die Scheiben des Duplicators bestehen), 
elektrisches Fluidum abgiebt, das Zinn und der Zink im Ge- 
gentheil von diesem Messing welches empfangen, oder dass 
dieses an jene, und in grösserer Menge, am meisten an den 
Zink, davon abgiebt; genau im Verhältniss der Ordnung und 
Entfernung, in welcher sich diese Metalle in der von mir con- 
struirten, und oben (§ 55. Anm.) erwähnten Tabelle oder Scale 
zu und von einander befinden. 



[56] § 63. 

Dritter Versuch. 

Man nehme Scheiben oder Platten von verschiedenen Me- 
tallen, als von Silber, Messing, Eisen, Bley, Zinn, Zink, u. s. w., 
die ohngefähr drey Zoll im Durchmesser haben. Es ist von 
keinem sonderlichen Vortheil, wenn sie grösser sind; nach- 
theilig aber würde es seyn, wenn sie um ein beträchtliches 
kleiner wären; übrigens muss man sie durch gläserne . . . . 
Fussgestelle oder Säulen isoliren können. Man bringe also bequem 



Untersnchungen über den Galvanisrnns. 41 

eine isolirte Silberplatte mit der Fläche einer isolirten Zinn-* 
platte anf knrze Zeit, oder anch nur anf einen Augenblick, 
in möglichst genaue Berührung; das Silber wird durch diese 
kurze Berührung mit dem Zinn eine negative, letzteres aber, 
das Zinn, eine positive Elektricität erhalten haben, welche 
Elektricitäten , wenn sie nicht unmittelbar bemerkbar sind*), 
dies sehr leicht werden, wenn man den Duplicator zu Hülfe 
nimmt, mit welchem man entweder, welches vortheilhafter ist, 
beyde Platten, die eine von ihnen nemlich mit der beweglichen, 
die andere hingegen mit einer der unbeweglichen Scheiben 
des Duplicators, oder, was auch hinreichend ist, bloss die von 
Zinn, mit diesen oder [57] mit jener auf wenige Augenblicke 
in Berührung bringt. Wenige Umdrehungen des Duplicators 
sind hinreichend, die positive Elektricität der Zinn-, 
und die negative der Silberplatte, so weit zu verstärken, 
dass sie nicht nur für das sehr empfindliche Bemiefsche^ sondern 
auch für andere minder empfindliche Elektrometer, bemerkbar 
werden. 

§64. 
Vierter Versuch. 

Man isolire nur die eine von beyden Platten, und bringe 
sie mit der Fläche der andern nicht isolirten in Berührung: 
auf diese Art wird die Elektricität, welche die erstere hier- 
nach zeigt, und die negativ ist, wenn die Platte von Silber, 
positiv aber, wenn sie von Zinn ist, beträchtlich stärker 
seyn, und mit Hülfe des Duplicators, dem man sie mittheilt, 
weit eher bemerklich werden. 



§65. 
Fünfter Versuch. 

Wie sich das Silber mit dem Zinn verhält, so verhält 
sich ebenfalls das Zinn mit dem Zink, genau wie es die 



*) Wir werden in der Folge sehen, dass sich die Elektricitäten 
dieser Metallplatten an empfindlichen Elektrometern nnter gün- 
stigen Umständen wirklich auch unmittelbar sehr gnt wahrnehmen 
lassen, ohne dass man erst der Hülfe des Duplicators dazu be- 
dürfte. F. 



42 Alessandro Volt». 

Stelle mit sich bringt, die diese Metalle in der mehrmals an- 
geführten Tafel der metallischen, oder der Leiter der ersten 
Klasse, behaupten. Stellt man daher den Versnch mit den 
beyden letzten an, so wird, wie in den vorigen Versuchen 
das Zinn, jetzt der [58] Zink, Zeichen von positiver, das 
Zinn hingegen, wie oben das Silber, von negativer Elek- 
tricität geben. 

§66. 
Sechster Versuch. 

Wie in der erwähnten Tabelle oder Scale Zink und 
Silber sehr weit von einander entfernt, und beym Galvanismus 
oder der Erregung von Muskelcontractionen , Geschmacksem- 
pfindung, u. s. w., ganz vorzüglich thätig sind, eben so bringen 
sie auch in unsem Versuchen, wenn zwey Platten von ihnen 
einander berühren, eine sehr starke Wirkung hervor, indem 
ihre auf diese Art erregten Elektricitäten, von denen die des 
Zinks positiv, die des Silbers hingegen negativ ist, bey- 
nahe schon ohne den Duplicator*), durch wenige Umdrehungen 
desselben, aber in sehr hohem Grade, bemerkbar sind. 

§67. 
Siebenter Versuch. 

So bin ich auch vermittelst dieser mit einander in gehö- 
riger Berührung gewesenen Platten von Silber und Zink sehr 
leicht im Stande, die Rückstände von Elektricität, welche in 
dem Duplicator gemeiniglich zurückbleiben, [59] und von denen 
er so schwer zu befreyen ist**), zu zerstören, oder auch in 
die umgekehrte zu verwandeln. Der Duplicator sey kurz vor- 
her in Thätigkeit gewesen; die Elektricität der beweglichen 
Scheibe z. B. sey positiv, die der unbeweglichen negativ, und 
bis zu mehreren Graden gestiegen gewesen, und ein Theil von 
ihr sey aus den Scheiben an die Isolatoren derselben tiber- 
getreten, und an ihrer Oberfläche hängen geblieben. Wenn 
ich durch Berührung mit den Fingern oder andern Körpern, 



*) Man sehe die vorige Anmerkung. F. 

*♦) Man sehe die Anmerkung zu § 60. F. 



Untersachnngen über den GalvanisinnB. 43 

oder dadurch, dass ich den Dnplicator einige Minuten in Ruhe 
liess, die Elektricität der Scheiben so weit reducirt habe, dass 
sie sich an dem Elektrometer durch kein Zeichen mehr un- 
mittelbar, wohl aber nach 4, 5, oder mehr Umdrehungen, zu 
erkennen giebt, so kann ich diese rückständige Elektricität 
nach Belieben aufheben oder auch in die entgegengesetzte 
verwandeln, d. i., in der beweglichen Scheibe, welche noch 
etwas positive Elektricität zurückhielt, die negative, und in 
den unbeweglichen, die einen Antheil negativer zurückhielten, 
die positive hervorbringen, dadurch, dass ich jene bewegliche 
Scheibe mit einer vorher durch die Berührung mit einer Zink- 
platte (negativ) elektrisirten Silberplatte, oder mit diesen un- 
beweglichen eine auf gleiche Art durch eine Silberplatte (po- 
sitiv) elektrisirten Zinkplatte, zusammenbringe, oder noch besser 
dadurch, dass ich, nachdem ich die Scheiben mit diesen Platten 
berührt habe, die Maschine in Bewegung setze, und sie eine 
massige Anzahl Umdrehungen machen lasse. 

[60] § 68. 

Achter Versuch. 

Nehme ich zwey Platten von Metallen, zwischen denen 
nur eine geringe Verschiedenheit Statt findet, oder was gleich- 
viel ist, die in der gedachten Scale nur um wenige Grade 
von einander entfernt sind, wie z. B. Silber und Messing, Mes- 
sing und Eisen, Eisen und Bley oder Zinn, so gelingt es mir 
nicht, die durch die wechselseitige Berührung beyder erregten 
Elektricitäten bemerklich zu machen, wenn ich nicht den 
Duplicator vorher durch die erforderlichen Berührungen und 
eine stundenlange Ruhe von seiner vorigen Elektricität befreyt 
habe, und selbst dann sind noch eine Menge Umdrehungen, 
20, 40, z. B. und mehr, dazu nöthig. 

§69. 
Neunter Versuch. 

Aber auch mit Platten von Silber und Zink erhält man 
keine sonderliche und keineswegs so beträchtliche Wirkung, 
wie der siebente Versuch verspricht, wenn der wechselseitige 
Contact beyder nicht in ihrer ganzen Oberfläche, oder wenig- 



44 Alewandro Volta. 

stens einem grossen Theile derselben, sondern bloss in einer 
geringen Fläche, oder wohl gar nnr an den Seiten, Statt hatte. 
Man darf dann nicht erwarten, durch sie die dem Duplicator 
nach einer kurzen Ruhe noch zurück gebliebene Elektricität 
in die entgegengesetzte verwandeln zu können, da in diesem 
Fall die letztere die noch tibertrift, welche jene Platten erhalten 
haben können. Selbst, wenn man [61] nach einer Ruhe des 
Duplicators nach vielen Stunden glauben kann, dass nun jedes 
Residuum von der vorigen Elektricität aus ihm verschwunden 
sey, selbst dann wird man diese neue Elektricität jener Platten 
erst durch viele Umdrehungen der Maschine, durch 30, 40, 
z. B. und mehr, einigermassen bemefklich machen können. 

§ 70. 
Zehnter Versuch. 

Eben so schwach ist die erhaltene Elektricität, wenn zwar 
beyde Platten in ihren ganzen Flächen sich berühren, diese 
aber in einem beträchtlichen Grade rauh und uneben sind. 
Sind diese im Gegentheil ganz glatt und eben, und, worauf 
ebenfalls viel ankommt, recht rein und polirt, so ist die zu 
erhaltende Wirkung über Erwarten gross. Die Elektiicität, 
mit welcher die Metallplatten eine solche Berührung verlassen, 
lässt sich ganz ohne Beyhülfe des Duplicators bemerklich 
machen, in dem man sich dazu des blossen Gondensators 
bedient, wie ich an einem andern Ort zeigen werde*). 

§71. 

Aus allem diesem ersieht man, dass, je ausgedehnter [62] 
die Berührung der beyden verschiedenen Metalle, und je 
grösser die Anzahl von Punkten ist, in der sie geschieht, 
auch die Menge elektrisches Fluidum, welches sich in dem 
einen auf Kosten des andern anhäuft, um so grösser sey. 
Dies hat mich auf die Vermuthung gebracht, dass diese leich- 
tere und stärkere Anhäufung des genannten Fluidums in dem 
Zinn z. B., und die ihr entsprechende Abnahme desselben in 



*) Ja selbst auch ohne diesen lässt sie sich, wie ich vorhin 
(§63. Anm.) schon erwähnt habe, an einem hinlänglich empfind- 
lichen Elektrometer unmittelbar wahrnehmen. F. 



Untersnchnngeji über den Galvanismns. 45 

dem Silber, nicht sowohl von der grossen Anzahl der Berüh- 
mngspnnkte, als von der Ausgedehntheit und der Nähe der 
gegen einander gebrachten Flächen, herrühre, vermöge deren, 
indem sich (den bekannten Wirkungen der elektrischen Atmo- 
sphären zu Folge), die entgegengesetzten Elektricitäten ein- 
ander das Gleichgewicht halten und sich gegenseitig binden 
(sostenendosi), die eine Platte eine grössere Menge elektrisches 
Fluidum aufnehmen, und eben so die andere eine grössere 
Menge verlieren könne, bis die Intensität oder Spannung 
der Elektricität (tensione elettrica) den Grad erreicht hat, 
bey welchem sie von der sehr geringen Cohibenz der 
Metalle (piccolissima coibenza de^ metalli) nicht mehr zurück- 
gehalten werden kann. 

Wir wollen annehmen, (und vielleicht werde ich zeigen 
können, dass diese Annahme der Wahrheit sehr nahe kommt), 
dass diese Cohibenz der Metalle, welche überhaupt, wie be- 
kannt, weit jnehr Leiter als Nichtleiter (coibenti) sind, ^^ Grad 
des Elektrometers mit feinen Strohhalmen betrage*). Diesem- 
nach werden [63] das Silber und der Zink bey ihrer wech- 
selseitigen Berührung, (vermöge welcher das elektrische Flui- 
dum aus dem einen in das andere übertritt), wobey sie isolirt 
sind, soviel Verlust auf der einen und Zuwachs auf der an- 
dern Seite erleiden können, als dazu gehört, den gegenseitigen 



*) Eigentlich und an sich erreicht die Cohibenz der Metalle, 
die ich ihre ursprüngliche (originaria) nennen will, und unter 
der ich den Widerstand verstehe, welchen jene Metalle dem Ober- 
gang des elektrischen Fluidnms aus dem einen in das andere, wenn 
bey ihrem wechselseitigen Contact sich keine andere Kraft weiter 
entwickelt, indem wegen der Gleichartigkeit derselben dabey keine 
erregende Potenz (potenza motrice), und folglich auch keine 
von ihr herrührende Wirkung, Statt hat, einzig dadurch entgegen- 
setzen, dass ihr Leitungsvermögen einigermassen unvollkommen 
ist. Bloss da also, wo jene erregenden Potenzen einer vorhandenen 
Heterogeneität der Metalle zu Folge, eine wirksame Action ent- 
wickeln, und diese in den sich berührenden Oberflächen bey der 
Körper in dem elektrischen Fluidum eine Störung des Gleich- 
gewichts hervorzubringen und zu unterhalten sucht, nur da wird 
das Leitungsvermögen derselben bis auf den Grad vermindert, 
oder ihre Cohibenz so weit erhöht, dass sie, wie wir angenommen 
haben, <,^ Grad erreicht; eine Höhe, zu der sie indess nur bey 
der Berührung sehr verschiedener Metalle gelangt, indem bey an- 
dern minder von einander verschiedenen diese erhöhte Cohibenz, 
die ich, zum Unterschied von der ursprünglichen, die zufällige 
(accidentale) nennen werde, verhältnissmässig kleiner seyn muss. 

V. 



46 Alessandro Volta. 

üeberfluss und Mangel an Elektricität bis auf ^^^ Grad zu 
bringen, und nicht mehr. Zu diesem ^^^ Grad nun ist eine 
weit grössere Menge von elektrischem Pluidum erforderlich, 
wenn, wie oben in unserm Fall, die beyden Körper, welche 
entgegengesetzte [64] Elektricitäten haben, die einander auf 
diese Art das Gleichgewicht halten und sich gegenseitig binden, 
in grossen Flächen und recht nahe an einander gebracht sind, 
als wenn dies nichts oder nur in geringem Grade und unvoll- 
kommen, Statt hat. Daher kommt es, dass das Silber eine 
weit grössere Menge von elektrischem Fluidum verliert, und 
folglich auch der Zink weit mehr erhält, wenn sie auf diese 
Art an einander gebracht sind, als wenn sie einander in einem 
Winkel oder in geringer Fläche, berühren, und dass sie, wenn 
sie hierauf getrennt werden, eine Elektricität von nicht mehr 
^ihr? sondern von ^ bis ^ Grad zeigen, und wer weiss, ob 
man nicht noch dahin gelangen wird, sie auf 1 ganzen Grad 
und noch höher zu bringen?*) 

§72. 

Ueberhaupt schien es mir, dass diese Phänomene vorzüg- 
lich auf den Principien des Condensators, (bey denen 
ich mich hier nicht aufhalten darf, da sie Ihnen bekannt ge- 
nug sind,) beruhen, und dass dies besonders der Grund sey, 
warum eine ausgedehnte und genaue Zusammenbringung der Me- 
tallplatten mit Flächen, die so glatt und eben als möglich sind, 
so vortheilhaft sey, nemlich, dass das Ganze mehr an der 
Nähe dieser Flächen, als auf der grössern Menge ihrer Be- 
rührungspunkte unter einander, beruhe. Dies waren [65] gleich 
von Anfange meine Gedanken, zu deren Bestätigung ich fol- 
gende Versuche anstellte. 

§73. 
Eilfter Versuch. 

Ich nehme eine recht glatte und ebene Silberplatte, in der 
sich drey kleine Löcher befinden, die ganz durch dieselbe 
hindurch gehen, und durch ihren gleich grossen Abstand von 



*) Dass mir dies wirklich gelungen sey, wird sich bey anderer 
Gelegenheit zeigen. F. 



Untersnchnngen über den Galvanismns. 47 

einander ein gleichseitiges Dreyeck bilden. In diese Löcher 
bringe ich von unten auf drei kleine Schräubchen, die gleichfalls 
von Silber sind, dergestalt, dass ihre Spitzen kaum -^j^ Linie, 
oder nach Gefallen auch mehr oder weniger, über die voll- 
kommen glatte und ebene obere Fläche der Platte hervor- 
stehen. Auf diese silberne Platte nun bringe ich eine gleich- 
falls recht glatte und ebene andere von Zink. Man bemerkt 
sogleich, dass beyde Platten in nicht mehr als drey Punkten, 
in denen nemlich, die durch die Spitzen der drey in der un- 
tern, der Silberplatte, befindlichen Schräubchen, gebildet wer- 
den, mit einander in Berührung stehen. Beyde ebne Ober- 
flächen derselben aber sind einander sehr nahe, und können 
sich folglich gegenseitig die Dienste eines Condensators 
leisten; wirklich aber ist auch die Quantität von elektrischem 
Fluidum, die sich in der Zinkplatte auf Kosten der Silber- 
platte anhäuft, und die dadurch in beyden entstandene Elek- 
tricität, die bey ersterer positiv, und bey letzterer negativ ist, 
gross genug, um durch eine massige Anzahl von Umdrehungen 
des Duplicators bemerkbar zu werden. 

[66] § 74. 

Zwölfter Versuch. 

Ich vermindere jetzt das Hervorstehen der Schraubenspitzen 
über die Silberplatte dergestalt, dass zwischen den Flächen 
beyder Platten ein so kleiner Zwischenraum übrig bleibt, dass 
er das feinste Papier, und selbst das Licht kaum, hindurch 
lässt. Nun aber sind auch die Elektricitäten , welche beyde 
Metallplatten unter diesen Umständen erhalten, der grössern 
Nähe ihrer Oberflächen gemäss, beträchtlicher, als im vori- 
gen Versuch, und stehen denen nicht sonderlich nach, welche 
jene erhalten, wenn man die Schräubchen völlig zurückgezogen 
hat, und beyde Flächen einander durchaus berühren. 

§75. 
Dreyzehnter Versuch. 

Hierauf bringe ich die eine Platte mit der andern in einem 
Winkel, oder nur mit den äussersten Rändern, oder zwar ho- 
rizontal, aber nur an einem kleinen Theil des Randes, in 



48 Alessandro Volta. 

Berührung. Auf diese Art ist die Anzahl der Berührungs- 
punkte ganz gewiss grösser, als in den beyden vorigen Ver- 
suchen, in denen sich beyde Platten nur in drey Punkten 
berührten; dieser zahlreicheren Berührungspunkte ohngeachtet 
aber ist die Elektricität, welche ich jetzt erhalte, da hier nicht 
die grosse und ausgedehnte Näherung der ebenen Flächen 
beyder Platten Statt hat, die zur Condensation der Elektricität 
erforderlich ist, bey weitem schwächer, als [67] in den vorigen 
Versuchen, so dass ich weit mehr Umdrehungen des Dupli- 
cators anwenden muss, um sie bemerklich zu machen. 



§76. 

Wenige Punkte wirklicher Berührung äussern also, wenn 
sie mit einer Menge andern in Verbindung stehen, die sich 
einander sehr nahe befinden, eine stärkere Wirkung, als jeder 
grössere Contact, wo aber die einander gegenüber befindlichen 
Oberflächen um vieles kleiner, oder einander nicht in dem 
Grade genähert sind. Eben so ist es erwiesen, dass, obgleich 
durchaus eine wirkliche Berührung der verschiedenen Metalle 
unter einander erforderlich ist*), um in ihnen das elektrische 
Fluidum in Bewegung zu setzen, und zu verursachen, dass 
das eine dasselbe verliert, indess das andere es aufnimmt, 
doch wenige Punkte, in denen dieselbe Statt hat, dazu hin- 
länglich sind, und dass, wenn eine ausgedehntere Berührung 
eine grössere Wirkung hervorbringt, dies nicht sowohl von der- 
grössem Anzahl der Berührungspunkte, in und durch welche 
jene Metalle zu Erregern werden, als von den übrigen, die 
sich nicht berühren, einander aber doch ausserordentlich [68] 
nahe sind, und die beyden Metallplatten in den Stand setzen, 
einander auf die vortreflichste Weise die Dienste eines Con- 
densators zu leisten, herrühre. 

Berühren sich daher meine Platten oder andern Metall- 
scheiben heterogener Art in grossen Flächen, so sind sie 



*) Ich habe indess einigen Grand zu der Vermuthnng, dass 
aach ohne alle wirkliche Berührung die blosse Nähe der beyden 
Flächen zweyer verschiedener Metalle schon hinreichend sey, um 
in ihnen einige wenige Elektricität hervorzubringen. Fernere Ver- 
suche, die ich mir hierüber anzustellen vorgenommen habe, werden 
im Stande seyn, diese Vermuthnng zu bestätigen oder zu wider- 
legen. V- 



r 



Untersnchnngen über den Galvanismas. 49 

Excitatoren (Erreger) und Condensatoren zugleich; be- 
rühren sie sich hingegen nur unter einem Winkel, oder auf 
eine andere Art so, dass sie sich nur kleine, oder auch grosse, 
nur einander nicht genug genäherte Oberflächen, darbieten, so 
wirken sie bloss als Excitatoren, und wenig oder gar nicht, 
als Condensatoren. Hieraus erklärt sich, warum der Effect 
im ersten Fall so gross, im letzten hingegen so gering, ist, 
wie man findet, wenn man den Erfolg der oben beschriebenen 
Versuche 3 u. s. w., und vorzüglich 7, 9 und 10 u. f., mit 
einander vergleicht. 

§77. 

Ich gehe jetzt weiter, um durch directe Versuche zu er- 
weisen, was ich oben (§ 56.) bereits erwähnt habe, nemlich, 
dass die Metalle ihre Eigenschaft, durch Berührung mit andern, 
vorausgesetzt nur, dass sie verschiedener Ai-t sind, das elek- 
trische Fluidum in Bewegung zu setzen, es abzugeben oder 
aufzunehmen, u. s. w., ebenfalls auch äussern, wenn sie mit 
feuchten, oder mit Leitern der zweyten Klasse in Beruhigung 
kommen; nur dass unter diesen Umständen der Grad, mit dem 
es geschieht, im Allgemeinen, und wenn man sie mit wässrigen, 
oder vom Wasser wenig verschiedenen Leitern, zusammen bringt, 
weit geringer ist, als unter jenen. 

[69] Ich sage: imAllgemeinen, und wenn die Leiter, 
die man mit den Metallen in Berührung bringt, rein oder 
fast rein wässrigerArt sind; denn die eleklrische Action, 
welche sich bey der Berührung einer Menge salziger Flüssig- 
keiten, vorzüglich gewisser Säuren, mit gewissen Metallen, und 
der concentrirten Alkalien mit fast allen Metallen, erzeugt, ist 
häufig stärker und ausgezeichneter, als die, welche die wech- 
selseitige Berührung zweyer wenig von einander verschiedenen 
MetaUe hervorbringt, wie die hierüber bereits an ihrem Orte 
(§ 23. und 24.) erzählten Versuche zeigen, in denen ein ent- 
weder unvollkommen präparirter, oder nur in schwachem Grade 
erregbarer Frosch, den man auf die gewöhnliche Art in zwey 
Gläser mit Wasser gebracht hat, in Kühe bleibt, wenn man 
den Kreis mit zwey solcher wenig verschiedenen Metalle, wie 
Silber und Kupfer, Messing und Eisen, u. s. w., schliesst, da 
er im Gegentheil heftig bewegt wird, wenn man beyde Gläser 
durch einen Bogen aus bloss einem Metall, z. B. aus Eisen 
allein, oder aus Zinn allein, verbindet, an dessen eines Ende 

Ostwald's Klassiker. 118. 4 



50 AlesBandro Yolta. 

man etwas starkes Salzwasser, Salpetersäure, oder Alkaliauf- 
lösnng gebracht hat. 

§78. 

Ich beschränke mich also auf die Leiter der wässrigen oder 
diesen nahe kommenden Art, und wähle dazu grttnes Holz, 
feuchtes Leder, feuchtes Papier, mit Wasser getränkte Ziegeln 
oder andere Steine poröser Natur. Alle diese Körper bringe 
ich einzeln und isolirt mit Platten von Silber, Messing, Zinn, 
Zink, u. s. w., in Berührung, trenne diese hierauf von jenen, 
und nehme [70] dann, wie gewöhnlich, den Duplicator zu 
Hülfe. So finde ich, dass sie alle von ihrem elektrischen 
Fluidum verloren haben, oder eine negative Elektricität 
erhalten haben. Diese negative Elektricität ist indessen sehr 
geringe, vorzüglich beym Zink, und bey weitem kleiner als 
die, welche eine Platte Silber, die man an eine von Zinn 
applicirt, oder auch als die, welche dieses Zinn erhält, wenn 
man es mit einer Platte Zink verbindet, geschweige denn als 
die, welche jenes erste Metall bey der Berührung mit diesem 
letzten erhält. Diese Elektricität der Metallplatte, die mit einer 
von jenen feuchten Materien in Berührung stand, ist, die Platte 
sey übrigens von Zink, Zinn, Silber, oder von welchem Metall 
sie wolle, so klein, dass, um sie entdecken zu können, der 
Duplicator von aller fremden Elektricität befreyt seyn muss, 
(welches, wie wir gesehen haben, nur durch eine lange Ruhe 
desselben zu erhalten ist), und selbst dann sind noch eine 
Menge Umdrehungen erforderlich, um sie bis zu einem bemerk- 
baren Grade zu verstärken. 



§ 79. 

Ich darf nicht unterlassen, in Rücksicht dieser Yersuehe 
noch die Bemerkung zu maehen, dass es gut, ja dass es selbst 
nothwendig sey, dass der Leiter der zwejrten Klasse, als Holz, 
Leder, Papier» Elfenbein, u. s. w., mit denen man jene Metall- 
platten in Berührung bringt, zwar bis zu einem gewissen Grade, 
so weit nemlich, dass sie dadurch zu guten Leitern werden, 
feucht seyen, dass sie dies indess nickt in zu hohem Grade 
seyn dürfen, so dass das Metall, was mit ihnen in Berührung 
kommt, davon ganz nass wird, weil, [71] wenn im letzten 



Untersncbnngen über den GalvanismnB. 51 

Fall bey der Trennung der Platte von dem fenchten Leiter, 
eine Schicht oder Ueberzug von Wasser an ihrer Fläche hängen 
bleibt, es nicht mehr das Metall ist, was sich von dem wässrigen 
Leiter trennt, sondern sich bloss Wasser von anderem Wasser, 
ein homogener Leiter von dem andern, trennt, sich unter sol- 
chen Umständen aber keine Elektricität zeigen kann, so wenig, 
als sich in einer Silberplatte welche zeigen könnte, die man 
an mehrere über einander gelegte Blättchen Zinn brächte, von 
denen bey der Wegnahme der Silberplatte eines an dieser 
hängen bUebe. 

§80. 

Ich ha(be kaum nöthig, zu erinnern, dass aus denselben 
Gründen die Platte eben so wenig einige Elektricität zeigen 
kann, wenn man sie mit dem Wasser selbst in Berührung 
bringt und wieder davon trennt, nicht etwan darum, als ob 
durch diesen Contact das elektrische Fluidum nicht in Bewe-« 
graig gesetzt würde, und das Metall keines an das Wasser, 
mit dem es in Berührung ist, abgäbe; welches letztere viel- 
mehr um so leichter und reichlicher geschieht, je ausgedeh&ter 
und vollkommener diese Berührung ist; sondern, weil bey d^er 
Trennung der Platte vom Wasser, diese eine Schicht davon 
mit sich wegnimmt, die genau so viel tJeberschuss von elek- 
trischem Fluidum enthält, als der Mangel desselben in der 
berührten Fläche des Metalls beträgt 



§81. 

So liegt auch hierin noch der Grund, warum die Ober- 
flächen der Metallplatten recht trocken sejo. müssen, wenn 
man dadurch, dass man die eine von ihnen [72] mit der an- 
dern in Berührung bringt, und sie darauf wieder trennt, einen 
merklichen Grad von Elektricität erhalten will. 



§82. 

• 
Wenn jene Stücke Papier, Leder, Stein, Holz, u. s. w., 

statt zu feucht zu seyn, es zu wenig, und auf diese Art als 
sehr unvollkommene oder solche Leiter, die den Schlag der 
Leidner Flasche nicht durchzulassen im Stande sind, sich mehr 

4* 



52 Alessandro Volta. 

der Natur der Nichtleiter (coibenti), oder der durch Reiben 
elektrisirbaren Körper, nähern, so kann die Berührung solcher 
Körper mit Metallplatten in letztem einen Grad von Elektri- 
cität hervorbringen, der den übertrift, welchen diese Platten 
durch die Berührung unter einander erhalten, so verschieden 
von einander sie auch seyn mögen; und noch stärker ist die- 
selbe, wenn man, statt bey der einfachen Berührung stehen 
zu bleiben, sie stark gegen einander drückt, stösst oder reibt; 
auch wird die Elektricität, die diese Metallplatten durch Drücken, 
Stossen, u. s. w., mit solchen nicht hinlänglich feuchten Kör- 
pern erhalten, nun nicht jederzeit mehr negativer Art, wie es 
der Fall ist, wenn diese Körper gehörig feucht sind (§ 78.), 
sondern in einer Menge von Fällen positiver Beschaffenheit, 
seyn. 

Das Weitere von diesen Versuchen*) würde mich [73] in- 

*) Ich werde bey einer andern Gelegenheit eine lange Reihe 
von Versuchen über die Art und den Grad von Elektricität er- 
zählen, welche Platten von verschiedenen Metallen, durch die blosse 
Zusammenbringung (semplice applicazione) ohne beträchtlichen 
Druck, durch die Zusammenbringung mit starkem Druck (pressione), 
durch den Stoss (percossa), durch Reiben (strofinamento), in Flä- 
chen oder an den Rändern, mit verschiedenen Arten von Nicht- 
leitern oder sogenannt idioelektrischen Körpern, mit Halbleitern 
(semicoibenti), mit Körpern, die mehr Leiter als Nichtleiter sind, 
mit allmählig immer vollkommenem Leitern, und endlich mit an- 
dern ihres Gleichen, d. i., indem man eine Platte Metall mit einer 
andern , aus einem von jenem verschiedenen Metalle bestehenden, 
zusammenbringt, erhalten ; über welche letztere Art, so viel ich auch 
in gegenwärtigem Briefe bereits über sie gesngt habe, noch vieles 
zu sagen übrig bleibt. Diese Reihe von Versuchen liefert Resul- 
tate, die eben so sonderbar als neu sind; einzeln genommen wür- 
den viele derselben keiner Regel unterworfen, und eben so viele 
Anomalien zu bilden scheinen, durch ihre Zusammenstellung aber 
ist es mir gelungen, sie auf gewisse Gesetze zurückzufahren. 

Die vorzüglichsten dieser Gesetze oder allgemeinen Resultate 
sind: 

1) Dass diese Elektrici täten, welche diese Metalle mit einem 
jeden von jenen Körpern erhalten, der Art sowohl als dem Grade 
nach verschieden sind, nicht bloss nach der Verschiedenheit dieser 
oder jener, sondern auch, nachdem sie auf die eine oder die an- 
dere der angezeigten Arten mit einander zusammengebracht werden. 

2) Dass das Silber, das Zinn, und mehrere andere Metalle, im 
Allgemeinen die negative Elektricität erhalten, oder in dem 
grösten Theile dieser Versuche minus elektrisch werden: während 
im Gegentheil einige andere, vorzüglich der Zink, eine positive 
Elektricität erbäten, oder plus elektrisch werden. 

3) Dass sie aUe, selbst der Zink, minus elektrisch, obgleich 
nur in sehr schwachem Grade, werden, wenn sie mit leichtem oder 



UnterBnchnDgen über den Galvanisiniis. 53 

dess zu sehr von meinem Gegenstande abführen; ich behalte 
es mir daher für einen andern Ort vor. 



starkem Druck an Tuch, Papier, Leder, Holz, Elfenbein, u. s. w., 
gebracht werden, die hinlänglich feucht sind, um gute Leiter zu seyn. 

4) Dass starkes Drücken der Metallplatte, welcher Art sie auch 
sey, gegen diese Körper, wenn sie mehr zu viel als zu wenig feucht 
sind, und eben so Stossen oder Reiben, nicht merklich mehr be- 
wirkt, als die einfache, bloss von einem gelinden Druck, der hin- 
reicht, um eine genaue Berührung hervorzubringen, begleitete Zu- 
sammenbringung, indem nemlich das Metall davon nur einen sehr 
schwachen Grad von Elektricität erhält (3.). 

5) Dass auch bey den Metallen die einfache Zusammenbrin- 
gung, die blosse Berührung, alles thut, so dass daher hier jeder 
Druck oder Reibung überflüssig ist. 

6) Dass im Gegentheil bey minder feuchten Körpern, und in 
dem Yerhältniss, als sie sich mehr der Natur der Nichtleiter nä- 
hern, ein stärkerer Druck der Metallplatte gegen sie, zur Erregung 
der Elektricität im Allgemeinen wirksamer ist, als die einfache 
Zusammenbringung, oder ein gelinder Druck; dass man durch 
Stossen die Wirkung noch mehr verstärkt, die stärkste aber durch 
Reiben hervorgebracht wird. 

7) Dass der Unterschied der Wirkungen nach der Verschieden- 
heit der Art der Application am stärksten ausfällt bey Metall- 
platten, wenn man sie mit wahren oder vollkommenen Nichtleitern 
zusammenbringt; so dass keine oder fast keine Elektricität erregt 
wird durch die einfache leichte Zusammenbringung der Metall- 
platte z. B. mit einer Scheibe Glas, Schwefel, u. s.j^., eine starke 
durch Drücken, eine weit stärkere noch durch Stossen, und die 
allerstärkste endlich durch Reiben beyder gegen einander. 

8) Dass übrigens die einfache Berührung der Metalle mit 
solchen Körpern, die keine völligen Nichtleiter sind, aber auch 
nicht zu vieler Feuchtigkeit wegen in zu hohem Grade leiten, d. h., 
mit solchen, die ich mit dem Nahmen Halbleiter belege, in diesen 
Metallen mehr oder weniger eine negative Elektricität: dass 
der Druck hingegen in ihnen eine schwächere negative, ja bis- 
weilen sogar eine positive Elektricität hervorbringt; dass beym 
Stoss diese Neigung der Metalle zur positiven Elektricität 
entschiedener, und dass sie noch entschiedener ist bey dem Rei- 
ben beyder Körper gegen einander, vorzüglich an den Rändern. 

So wird z.B. eine Silberplatte, die man mit einem Stück 
Papier zusammenbringt, das weder zu trocken, noch zu feucht ist, 
bey der einfachen Berührung ohne merklichen Druck 1 Grad E — , 
bey einem massig starken Druck ebenfalls noch 1 bis 2 Grade ^— , 
beym Stoss weniger als IGrad^— , oder gar keine, oder auch 
einige Grade von^H-, und beym Reiben constant E-\-, und zwar 
3, 4, oder mehr Grade derselben, erhalten. Eine Zinkplatte er- 
hält unter gleichen Umständen bey der einfachen Berührung we- 
niger als 1 Grad E^, beym Druck 2 bis 3 Grade E-\-^ durch Stossen 
4 bis 6 Grade ebenfalls E-\-, und durch Reiben endlich 10, 12, und 
noch mehr Grade derselb.en E-\-. V. 



' 



[76] m. 

In memem zweyten im August vorigen Jahi-es an Sie ge- 
schriebenen Briefe, habe ich Ihnen bloss einen Theil von den 
Versuchen mitgetheilt, mit deren Hülfe es mir gelungen ist, 
die durch die einfache Zusammenbringung und wechselseitige 
Berührung zweyer verschiedener Metalle unter einander erregte 
Elektricität, auch an minder empfindlichen Elektrometern bemerk- 
bar zu machen, diejenigen nemlich, welche ich bis dahin mit 
Zuziehung des iWßfeo&ow'schen Duplicators angestellt hatte; 
ich habe daselbst (§ 57. und 70.) nur flüchtig erwähnt, dass 
ich auch mit meinem einfachen Condensator der Elektricität 
das nemliche bewirkt habe. Ich will Sie daher zum Beschluss 
der Abhandlung über meinen Gegenstand noch mit dem andern 
Thdle dieser Versuche, welche ich seit jener Zeit beträchtlich 
erweitert und vervollkommnet habe, so wie mit andern noch 
weit einfacheren, durch welche ich vor kurzem dahin gelangt 
bin, von den mit einander in Berührung gestandenen Metallen 
geradezu Zeichen von Elektricität zu erhalten, ohne mich dazu 
selbst des Condensators zu bedienen*), [77] unterhalten; Ver- 
suche, die um desto klärer und entscheidender sind, je ein- 
facher sie sind. 

§83. 

Man hat zu diesen Versuchen nichts weiter nöthig, als 
Platten von verschiedenen Metallen, wie ich sie bereits im 
vorigen Briefe (§ 63.) beschrieben habe, und ein jBe/me^'sches 
Elektrometer mit Streifen des feinsten Goldblatts, (wiewohl 
auch ein Elektrometer mit zarten Strohhalmen**) dazu tauglich. 



'*') M9'B vergleich« die Anmerkungen zu den §§ 63. 70. und 71. 

**) Die Beschreibung dieser Elektrometer mit Strohhalmen, 
welche ich mit Vortheil an die Stelle der Pendel von feinem Mes- 
singdrath, an deren Enden sich Kügelchen von Hollandermark 



A 



UnterBnchnngen über den Galyanismas. 55 

d. h., empfindlich genug seyn kann): zu den übrigen gehört 
ausserdem noch eine kleine Leidner Flasche und ein kleiner 
Condensator; zu letzterem kann sehr bequem eine von jenen 
Platten, und ein Stück Wachstuch dienen, an welches man 
erstere gehörig applicirt. Um bey den einfachsten anzufangen, 
wiederhole man die Versuche des bereits angeführten § 63. 
und der folgenden 64., 65., und 66., nur mit dem einzigen 
Unterschied, dass man keine der mit einander in Berührung 
gestandenen Platten nach ihrer Trennung mehr mit dem Dupli- 
cator, den wir von jetzt an ganz weglassen wollen, sondern 
sogleich unmittelbar mit dem Kopf oder Hut eines sehr em- 
pfindlichen Elektrometers in Berührung bringt; die [78] Pendel 
desselben, die Goldblättchen, werden etwas divergiren, und 
damit einige Elektricität anzeigen, welche positiv oder negativ 
seyn wird, nach der Natur des Metalls, welches man unter- 
sucht, und des andern, mit dem dies vorher in Berührung 
stand, wie dies bereits im vorigen Briefe weiter auseinander 
gesetzt worden ist. 

§84. 

Diese Divergenz ist, wenn die Umstände günstig sind, nicht 
so klein, dass man etwa die Augen anstrengen müsste, um 
sie zu erkennen; sie ist keinesweges zweydeutig, wenn auch 
das Elektrometer nicht das empfindlichste ist; kurz, sie ist 
grösser, als ich geglaubt hatte, sie erwarten zu dürfen. Mit 
zwey Platten, einer von Silber und einer von Zink, die beyde 
recht glatt sind, und sich gehörig dergestalt berühren, dass 
sie merklich mit einander cohäriren; die ich ferner, ehe ich 
sie zur wechselseitigen B.erührung bringe, recht gut mit Lösch- 
papier u. s. w. abreibe, um sie ganz trocken, rein und glatt 
zu machen; die ich in die möglichst genaueste Berührung unter 
einander setze, und darauf auf einmal und senkrecht von ein- 
ander trenne; mit solchen Platten und unter Anwendung einer 
solchen Aufmerksamkeit, und wenn sich auch das Übrige in 
guter Ordnung befindet, d. h., wenn die Isolation dieser Platten 
und des Elektrometers vollkommen, und die Luft ganz trocken 
ist, glückt es mir, die Goldblättchen gleich aufs erste Mal, 



befanden, gebracht habe, kann man in meinen Briefen über die 
elektrische Meteorologie, nachsehen, die in den Journalen des Hn. 
Brugnatelli abgedruckt sind. V. 



56 Alessandro Volta. 

d. h., durch eine einzige Berührung der Silber- oder Zinkplatte 
mit dem Hute des Elektrometers, gleich nachdem ich sie aus 
einander genommen habe, um mehr denn eine Linie, darauf 
zwey, ja bis auf drey gute Linien, durch zwey, [79] drey 
oder vier Berührungen mit der Platte nemlich, divergiren zu 
machen; hat das Elektrometer mit der Platte einen gleichen 
Grad von Elektricität erlangt, so ist es unnütz, die Berüh- 
rungen desselben mit dieser noch ferner zu wiederholen. 



§85. 

Eine so beträchtliche Elektricität, durch blosse einfache 
Berührung verschiedener Metalle erhalten, ist in der That 
etwas Bewundernswürdiges, und alle Sachverständige, denen 
ich diesen Versuch zu zeigen Gelegenheit hatte, sind darüber 
erstaunt. Er hat noch den Vortheil, dass man, da die Diver- 
genz der Pendel des Elektrometers so gross ist, durch die be- 
kannten Hülfsmittel leicht entdecken kann, welcher Art die 
Elektricität bey den verschiedenen Metallen, ob nemlich positiv 
oder negativ, sey. Auf diese Weise findet man die des Sil- 
bers negativ, indem sich die Pendel des Elektrometers, dem 
man sie mitgetheilt hat, einander nähern oder weiter von ein- 
ander entfernen, nachdem man ihm eine geriebene Glas- oder 
Siegellackstange nähert; und umgekehrt die des Zinks posi- 
tiv, da die Divergenz bey der Annäherung der Glasstange 
zunimmt, bey der Siegellackstange hingegen abnimmt, u. s. w. 

§86. 

Ich habe (im vorigen Briefe, § 64.) bereits bemerkt, dass, 
wenn die übrigen Umstände gleich bleiben, man mehr Elek- 
tricität erhält, wenn man, statt die beyden Metalle, während 
sie mit einander in Berührung stehen, isolirt zu halten, es so 
einrichtet, dass [80] das eine von ihnen mit dem Boden com- 
municirt, um auf diese Art die Dienste eines Condensators 
vollkommner verrichten zu können, dessen Principien, wie ich 
oben (§ 72. u. f.) gezeigt habe, in diesen Versuchen wirklich 
Statt haben. Durch ein solches Verfahren bringe ich die Diver- 
genz der Goldblättchen des Bennef sehen Elektrometers (§ 84.) 
bis auf 2, 3 Linien, und unter günstigen Umständen auch noch 
etwas höher, und die meines Elektrometers mit feinen Stroh- 



Untersuchungen über den Galvanismus. 57 

halmen fast bis auf 1 Linie *). Bey dem Verfahren nach der 
andern Art hingegen, wo ich bey de Platten isolirt halte, kann 
ich diese Divergenz nur bis auf die Hälfte, und kaum so hoch 
bringen, welches mit dem übereinstimmt, was ich im vorigen 
Briefe (§ 63. und 64.) von ähnlichen Versuchen erzählt habe. 



§87. 

Einen allgemeinen Grund hiervon, und welcher zur Erklä- 
rung jenes Factums hinreichen könnte, giebt uns die Theorie 
des Condensators an die Hand, welche, (wie ich in den an- 
geführten §§. des vorigen Briefes gezeigt habe), in den Ver- 
suchen mit zwey verschiedenen Metallplatten allerdings Statt 
hat, und welcher zu Folge es erforderlich ist, dass die untere 
Platte nicht isolirt sey, wenn die obere die grösstmöglichste 
Menge Elektricität zu fassen im Stande seyn soll. Ich halte 
es [81] indess nicht für unnütz, wenn ich hier eine genauere 
und unserm Falle angemessenere Erklärung davon gebe. Zu- 
erst mache ich bemerklich, dass, wenn die Metalle, in sofern 
sie Erreger (motori) der Elektricität sind, die elektrische 
Flüssigkeit zur Bewegung reitzen, und, sobald sie zur gegen- 
seitigen Berührung kommen, dieselbe zu einer Art von auf- 
gehobenem Gleichgewicht bestimmen, und nöthigen, aus dem 
Silber z. B. nach dem Zink über zu treten, und in diesem sich 
auf Kosten des erstem anzuhäufen, sie auf der andern Seite, 
in sofern sie Leiter (conduttori) der Electricität sind, nicht 
so bald durch diese Aufhebung des Gleichgewichts einige 
elektrische Intensität (tensione elettrica) erhalten haben, 
als sie dieses elektrische Fluidum wieder zurückzubringen und 
in das vorige Gleichgewicht zu versetzen streben. Aus diesen 
beyden entgegengesetzten Kräften muss ein Maximum, eine 
Grenze, für die Anhäufung des elektrischen Fluidums in dem 
einen der sich berührenden Metalle sowohl, als für die Ver- 
dünnung desselben in dem andern, hervorgehen. Wir wollen 
annehmen, dass diese Grenze bey der vollkommensten Berüh- 
rung einer Silberplatte mit einer andern von Zink eintrete, 
wenn der Unterschied in der gegenseitigen Dichtigkeit des elek- 
trischen Fluidums gleich 2 geworden ist. Sind beyde Platten 



*) Das Elektrometer mit Goldblättchen, und das mit Stroh- 
halmen, dessen ich mich bediene, ist so eingerichtet, dass das erste 
genau 4 Mal empfindlicher ist, als das zweyte. V. 



58 Alessandro Volta. 

während ihrer Berührung isolirt, so wkd sich diese Grenze 
einfinden, sobald das Silber 1 verloren, und der Zink 1 er- 
halten hat, womit wirklich die Differenz oder Aafhebnng des 
Gleichgewichts, und dadurch die Tendenz, es wieder herzu- 
stellen, gleich 2 werden wird; die Elektricität also, welche 
jedes dieser beyden Metalle, nachdem sie von einander getrennt 
werden, zeigen, [82] und die beym Silber negativ, beym Zink 
hingegen positiv seyn wird, wird nicht grösser als 1 seyn 
können. Ist hingegen bloss der Zink isolirt, und das Silber 
mit der Erde in Verbindung gesetzt, in welchem Fall letzteres 
aus der Erde nach und nach immer soviel elektrisches Fluidum 
wiedererhält, als es an den Zink abgiebt, so wird es ihm bis 
zur genannten Quantität, nemlich bis 2, davon abtreten können, 
dass also die positive Elektricität, welche dadurch dieser Zink 
erlangt, = 2 seyn wird. Lässt man im Gegentheil den Zink 
ohne Isolation, und isolirt bloss das Silber, so wird ersterer, 
indem er alles das elektrische Fluidum, welches er aus letz- 
terem erhält, an den Boden absetzt, letzterem bis zur ange- 
zeigten Menge gleich 2 davon entziehen, und dieses nach 
aufgehobener Berührung eine negative Elektricität = 2 zeigen 
können. 

§88. 

Es ist leicht, diese Erklärung auf andere Verbindungen 
von verschiedenen Metallen anzuwenden, wenn man nur hier- 
bey daran denkt, dass die erregenden Kräfte (forze mo- 
trici), (welche, sie haben ihren Grund in einer Anziehung oder 
einer Abstossung gegen das elektrische Fluidum, oder in was 
für einer Kraft es auch wolle, sich doch zuletzt immer in 
einen Impuls auflösen, den jenes Fluidum erhält), bey jeder 
derselben, wie ich schon an vielen Stellen dieser Briefe er- 
wähnt habe, merklich verschieden sind; so dass in Verbindung 
mit ihrem Leitungsvermögen (f acoltä conduttrice), welches 
man bey allen fast gleich gross annehmen kann, daraus für 
jede der verschiedenen Verbindungen von Metallen ein ver- 
schiedener Grad der [83] Aufhebung des Gleichgewichts der 
elektrischen Flüssigkeit, u. s. w., hervorgeht. Setzt man daher 
den Grad der Aufhebung dieses Gleichgewichts bey Silber und 
Zink = 2 (s* d. vorig. §.), so wird er nur = 1, oder etwas 
drüber oder drunter seyn, bey Silber und Zinn, und Zinn und 
Zink; er wird ohngefähr==^ seyn bey Silber und Messing, 



Untersuchungen über den Gralvanismus. 59 

Messing und Eisen, nnd Eisen nnd Zinn; bey andern noch 
weniger in Rücksicht ihrer erregenden Kräfte verschiedenen, 
als bey Gold und Silber, wird er = ^, und noch geringer, 
seyn; bey noch anderen Verbindungen endHch wird diese Ent- 
fernung vom Gleichgewicht ganz klein oder unschätzbar, = 
aber nur dann seyn, wenn die Metalle durchaus in jeder Rück- 
sicht, z. B. in der Art, der Temperatur, der Politur u. s. w., 
einander völlig gleich sind, unter welchen umständen keine 
Wirkung Statt hat, indem die auf beyden Seiten einander voll- 
kommen gleichen erregenden Kräfte sich gegenseitig das Gleich- 
gewicht halten, und verursachen, dass beyde mit einander ver- 
bundene Metalle sich wie blosse Leiter verhalten, und auch 
nach der vollkommensten wechselseitigen Berührung nicht die 
mindeste Elektricität zeigen. 

§89. 

Bis hierher nahm ich an, dass die Berührung der beyden 
Metalle in sehr grossen, ganz ebenen, trocknen und glatten 
Oberflächen, und so genau, als nur irgend möglich ist, geschehe; 
ferner, dass sie von einander auf einen Zug und senkrecht 
getrennt würden, indem man nemlich ihre Flächen so lange 
unter einander parallel erhält, bis die Trennung vollendet, und 
«ie weit genug von einander entfernt sind. Nur unter [84] 
Beobachtung dieser Vorsicht, und wenn die übrigen Umstände 
recht günstig sind, und das Wetter trocken ist, damit die 
nöthigen Isolationen in vollkommenem Zustande bleiben, alles 
Dinge, die ich oben (§ 84.) bereits als nöthig vorgeschrieben 
habe: nur unter solchen Umständen erhalte ich aus meinen 
Metallen wirklich so starke Grade von Elektricität, als ich 
angegeben habe. Sind diese Bedingungen nur einigermassen 
mangelhaft, so gelingt es mir nicht mehr, die Blättchen des 
Brnnef^chen Elektrometers auf drey, ja fast nicht einmal mehr 
auf zwey Linien, divergiren zu machen: und so nach Verhält- 
niss auch bey den übrigen Metallen. Wenn man auch alle 
mögliche Sorgfalt und Aufmerksamkeit darauf verwendet, so 
gelingt es demohngeachtet nicht, die Berührung beyder Platten 
immer gleich vollkommen zu bewerkstelligen, wie der bald 
stärkere, bald geringere, und oft ganz fehlende Zusammen- 
hang beyder beweisst, den man beym Auseinandernehmen 
derselben gewöhnlich zu bemerken pflegt; daher kommt es, 
dass die Metalle nach ihrer Trennung das eine Mal oft einen 



60 Aleasandro Volta. 

ganz andern Grad von Elektricität zeigen, als das andere; 
dass beyde, die Silber- und die Zinkplatte, selten so viel 
Elektricität erhalten haben, dass davon die Blättchen des 
Bennef ^chQn Elektrometers bis zn 3 Linien divergirten; dass 
diese oft nur um 2 Linien aus einander gehen, u. s. w. Sind 
die Flächen der Platten beträchtlich uneben, rauh oder schmutzig, 
so dass sie bey ihrer Zusammenbringung nicht merklich cohä- 
riren, so wird es öfters geschehen, dass die Silber- und die 
Zinkplatte nur so viel Elektricität erhalten, dass davon die 
Goldblättchen des Elektrometers nur um 1 oder 1^ Linien 
bewegt werden; geringer wird diese [86] Divergenz seyn, 
wenn man die eine Platte auf die andere nur zur Hälfte, 
oder zu einem noch kleineren Antheil ihrer Flächen, bringt; 
und noch geringer wird sie seyn, wenn man sie gar nicht 
mehr parallel, sondern unter einem Winkel, oder nur in wenigen 
Puncten, an einander bringt; wenn die Berührung bloss an 
den Rändern Statt hat; oder wenn eine solche Berührung im 
Winkel oder der blossen Ränder bey der Trennung beyder 
Platten dadurch entsteht, dass man die eine gegen die andere 
neigt, oder diese Trennung sonst auf eine schlimme Art ge- 
schieht: in allen diesen Fällen werden dergleichen Zink- und 
Silberplatten nach ihrer Trennung so schwache Elektricitäten 
zeigen, dass sie dem empfindlichsten Elektrometer kaum einige 
oder gar keine Zeichen davon, mittheilen: viel weniger werden 
unter ähnlichen Umständen minder von einander verschiedene 
Platten, u. s. w., dergleichen geben. 

§90. 

Der Grund davon, warum so viel darauf ankommt, dass 
die Berührung der beyden Platten in so vielen Punkten, und 
so genau, als möglich, geschehe, und man die Flächen der 
gleichen, ebenen und reinen Platten auf die bestmöglichste 
Art mit einander verbinde, ist der, dass, indem sich die ent- 
gegengesetzten Elektricitäten in zwey auf solche Art zusammen 
gebrachten Metallplatten auf gewisse Art aufheben (compen- 
sandosi), (und dies um so besser, je ausgedehnter die Flächen, 
in denen sie sich berühren, und je näher sie einander sind), 
dieselben sich gegenseitig binden (sostengono), dergestalt, dass 
sie beyde an Menge zunehmen können, ohne einander zu ver- 
nichten : wie ich [86] dies ans den bekannten Principien und 
Gesetzen der Wirkung der elektrischen Atmosphären und ihrer 



Untersnchangen über den GalvanismaB. 61 

besondem Anwendung anf den Condensator, bereits im vor- 
hergehenden Briefe (§ 71—76.) erklärt habe. 



§91. 

Wir nahmen dort an, dass die sehr geringe Cohibenz, 
welche das zwischen zwey sich berührenden Metallen ans dem 
Gleichgewicht gesetzte elektrische Fluidum zurückhalten kann, 
und es in dem Zink, in dem es vermöge der blossen Berüh- 
rung mit dem Silber angehäuft wird, wirklich zurückhält, so 
dass es aus jenem in dieses nicht wieder zurückfliesst; wir 
nahmen an, sage ich, dass diese Cohibenz ^^ Grad gleich 
sey. Diese bereits in der Anmerkung zu § 71. des vorigen, 
und in § 87. des jetzigen Briefes einigermassen erörterte Sache, 
die ich hier in ein noch etwas helleres Licht zu setzen wünschte, 
reducirt sich darauf, dass aus der Zusammensetzung der er- 
regenden und der leitenden Kräfte, von denen die letztern 
bey allen Metallen ziemlich dieselben, die erstem aber bey 
jedem derselben verschieden sind, eine gegebene bestimmte 
elektrische Kraft oder Intensität von Elektricität resultirt, 
deren eine gegebene Verbindung zur wechselseitigen Berührung 
gebrachter Metalle fähig ist, und die mit ihrem Leitungsver- 
mögen bestehen kann, welches in diesem Conflict einigermassen 
eingeschränkt oder geschwächt wird, und so einem gegebenen 
Grade von zufälliger Cohibenz Platz macht, die weit 
grösser ist, als die natürliche oder ursprüngliche Cohi- 
benz dieser Metalle, d. i., als die, welche diesen Metallen 
zukommt, wenn sie mit andern ihres gleichen zusammen sind, 
wobey [87] keine erregenden Kräfte zugleich thätig sind. Ein 
solches Gleichgewicht zwischen den erregenden Kräften, d. i. 
denen, welche das elektrische Fluidum der sich berührenden 
Körper in dem einen auf Kosten des andern anzuhäufen streben, 
und den leitenden Kräften, d. i. denen, welche allen gegen- 
seitigen üeberschuss oder Mangel wieder aufzuheben suchen; 
ein solches Gleichgewicht beyder Kräfte, sagen wir, hat zwischen 
Silber und Zink, wenn man mit diesen den Versuch anstellt, 
Statt, wenn die elektrische Intensität ^-q Grad, welches 
das Kesultat aus der Zusammensetzung jener Kräfte ist, er- 
reicht hat. 



62 AlesBandro Volta. 



§92. 



Nun setze man, wie ich es zu thun pflege, die Menge von 
elektrischer Kraft, welche eben anfängt, einem Elektrometer 
mit, drey gute Zoll langen und sehr feinen Strohhalmen, be- 
merklich zu werden, und die Spitzen der letztern um ^ Linie*), 
die Goldblättchen [88] des Ben/nefschQn Elektrometers aber, 
welches, ob es gleich noch beweglicher und empfindlicher seyn 
könnte, dies doch sehr genug ist, wenn es viermal empfind- 
licher, als jenes mit sehr langen und feinen Strohhalmen, ist, 
um 2 Linien divergiren macht; diese Menge von elektrischer 
Kraft, S£^e ich, setze man gleich 1 Grad: diesem nach wer- 
den die positiven und negativen Elektricitäten, welche Platten 
von Zink und Silber nach ihrer wechselseitigen Berührung er- 
halten, wenn sie die Goldblättchen an Bennefs Elektrometer 
um 2 und 3 Linien divergiren machen, wie sie es unter 
günstigen Umständen wirklich thun (§ 84. 86 89.), 1 und 1^ 
jener Grade gleich seyn. Wenn aber die Cohibenz der 
genannten Metalle, oder besser, die elektrische Intensität, 
deren sie fähig sind, nur ^^^ Grad gleicht (s. d. vorig. §), wie 
war es möglich, dass ihre Elektricität bis zu einem ganzen 
Grade und darüber gelangte? Wie konnten diese Metalle bey 
ihrer wechselseitigen Berührung eine so grosse und starke 
Elektricität zurückhalten? 



§93. 

Die Beantwortung dieser Fragen, die auf den ersten An- 
blick unauflösbar scheinen, und eine der grössten Paradoxien 
in der Elektricitätslehre bilden, findet sich in dem, was ich 



*) So fein auch diese Strohhalme sind, und so nahe sie auch 
an einander hängen, ohne sich zu berühren, so wird doch nicht 
viel fehlen, dass der Zwischenraum zwischen beyden schon an sich 
1 Linie betrage; ist also jene Elektricität nicht wenigstens so stark, 
dass sie die Strohhalme um diese Weite von einander zu entfer- 
nen vermag, so wird sie fUr dieses Elektrometer nicht bemerkbar 
seyn. Berühren die Strohhalme bey ihrem natürlichen Herab- 
hängen einander, so wird ihre wechselseitige Adhäsion es kaum 
zulassen , dass eine Elektricität von ^ Linie und selbst drüber, sie 
in den Zustand der Trennung versetzte; daher müssen sie zwar 
sehr nahe und parallel hängen, sich aber keineswegs berühren. 

F. 



Untersachnngen über den Galvanismns. 63 

in dieser Blicksicht bereits im Vorigen gesagt habe. Man 
darf sich bloss daran erinnern, dass beyde mit ihren glatten 
Oberflächen in gehörige Berührung gebrachte Metallplatten^ 
sich gegenseitig die Stelle eines Condensators vertreten, 
dergestalt, dass ein Quantnm von Elektricität, zu Folge welcher 
die eine oder andere Platte nach der Trennung 1, 1\ [39] 
bis 1^ Grad Kraft zeigt, vorhin, als diese Platten noch in 
gegenseitiger Berührung standen, so viel von ihrer Intensi- 
tät verlor, (und sie wird dies auch jetzt noch, wenn man 
diese Platten von neuem auf dieselbe Art mit einander ver- 
bindet), dass diese auf einen höchst kleinen Bruch eines Grades, 
auf Y^ ohngefähr, 3-^ bis -^j^j zurückgebracht wurde, je 
nachdem die Condensation auf 100, 200, 300 Male oder 
mehr, stieg. 

§94. 

Ich hatte bereits gefunden, dass ein guter gewöhnlicher 
Condensator, der in einer massig ebenen, keinesweges sehr 
geglätteten metallenen Platte oder (scudo, Schild) und einer 
Platte von Marmor, oder einem andern ähnlichen Halbleiter, 
die eben so wenig vollkommen eben gemacht ist, welche Platten 
daher nur massig gut, also gar nicht aufs beste, an einander 
schliessen, dass ein solcher Condensator unter günstigen Um- 
ständen schon mehr, als 100 Mal condensire, und über 150 
Mal ein anderer, dessen ich mich häufig mit grossem Vortheil 
bediene, und der in einer Art von Handschuh aus feinem 
Wachstuch, (welches aber alt seyn muss, damit es nicht zu 
klebrich, aber auch nicht zu alt seyn darf, damit es nicht 
ein zu schlechter Leiter, oder ein Nichtleiter, sey), besteht, 
welchen, nachdem ich ihn an die Hand gezogen habe, ich 
unmittelbar und mit einem massigen Drucke, an eine Platte 
von drey Zoll im Durchmesser bringe, welche sich auf dem 
Hute des Strohhalm- oder des Goldblättchen - Elektrometers 
befindet. So finde ich, dass, je besser sich eine Fläche an 
die andere anschliesst, und je genauer ihre Berührung mit 
derselben ist, je mehr werden beyde, unter übrigens [90] 
gleichen Umständen, geschickt, die Function des Condensators 
zu verrichten, vorzüglich innerhalb der Grenzen einer sehr 
schwachen Intensität. Es ist daher weder unmöglich, noch 
unwahrscheinlich, dass bey unsern vollkommen ebnen Metall- 
platten, wenn sie sich mit ihren grossen, reinen und trocknen 



r 



64 AlesBandro Volta. 

Oberflächen berühren, die Condensation nicht auf 200 Mal und 
drüber, vielleicht bis auf 300 Mal steige, in Rücksicht einer 
Elektricität, die in ihi-er grössten Stärke unter 2 Grad bleibt. 



§95. 

Nimmt man nun die letzte Grösse, d. i., 300, für die 
Grösse der Condensation an, wenn man vermittelst der voll- 
kommensten und besten Berührung, und unter sonst günstigen 
Umständen, in der Zink- oder Silberplatte nach der Trennung 
eine Elektricität von 1^ Grad, oder die das BennefBdhe Elek- 
trometer auf 3 Linien divergiren macht (§ 92.), erhält, (welches 
beynahe das höchste ist, was ich habe erhalten können), so 
wird man finden, dass die elektrische Kraft oder die Inten- 
sität der Elektricität, während der wirklichen Berührung, 
nicht mehr als ^ii) Grrad betrug. Aber dies Übertrift das 
Maximum der Intensität nicht, welches aus der Zusammen- 
setzung der erregenden und leitenden Kräfte resultii-t; und so 
sieht man, wie jene in den feuchten Metallplatten, ihres leiten- 
den Vermögens ohngeachtet, gebunden und zurückgehalten wer- 
den konnte, welches letztere den ihm entgegen wirkenden 
erregenden Kräften bis zu jenem Grade nachgeben musste, 
und so als mit einem gewissen Grade von Cohibenz verbunden, 
zu betrachten war; eine Cohibenz, die [91] mehr zufällig, 
als ursprünglich, und überhaupt weit grösser, als diese, ist;, 
welches alles mit dem übereinstimmt, was ich bereits an mehr 
als einem Orte gesagt und weiter aus einander gesetzt habe 
(s. § 71. u. 72. des vorigen, und § 87. und 91. des gegen- 
wärtigen Briefes). 

Geht die Condensation nicht höher als bis 200, oder nur 
bis auf 150, welches sich vielleicht der Wahrheit, (wenigstens, 
wenn die sich deckenden Flächen der Platten nicht ganz gleich 
und eben, glatt und polirt, und nicht auf die beste Art mit 
einander in Berührung gebracht sind), mehr nähert, und er- 
reicht die Elektricität, welche man erhält, nur 1 Grad, d. i., 
macht sie die Goldblättchen des Elektrometers um nicht mehr 
als 2 Linien divergiren, so wird es hinreichend seyn, die 
Cohibenz dieser Metalle -j^, oder mehr noch, sie y^ Grad 
gleich zu setzen. 



Untersuchungen über den öalvanismug. 65 

§ 96, 

Diese Cohibenz der Metalle ist, auch wenn man sie noch 
etwas grösser, ja wenn man sie selbst zu y^^ Grad annehmen 
wollte, von so geringer Bedeutung, dass ihre Zulassung keinen 
Schwierigkeiten unterworfen seyn kann, selbst wenn man diese 
Grösse für die der ursprünglichen annehmen wollte; um 
wie viel weniger also wird man eine solche Cohibenz dem 
Leitungs vermögen jener Metalle widersprechend finden können, 
wenn man sie als zufällige, d. i., als Resultat aus dem, Con- 
flict dieses Leitungsvermögens mit den ihm entgegenwirkenden 
erregenden Kräften, die bey der Berührung der Metalle in 
i'hätigkeit gesetzt werden, zu betrachten hat (vergl. die an- 
geführten §§). 

[92] § 97. V . 

Aus dem, was ich im Vorigen über die Kräfte der Cour 
densatoreu, in Rücksicht dessen nemlich, wie durch ihre Ver- 
mittelung eine so grosse Anhäufung von Elektricität zu Stande 
kommen kann, sowohl, als was ich über das Maximum der 
elektrischen Intensität, welches bey dem Contact zweyer 
Metalle, aus der Zusammensetzung der erregenden und leiten- 
den Kräfte resultirt, und der ihm correspondirenden Cohi- 
benz entspricht, mit der diese Intensität im Gleichgewicht 
steht, welches Maximum wir bey der Berührung des Silbers 
und Zinks unter einander = ^^ Grad gesetzt haben (§ .91, 
u. f.); aus dem, sage ich, was ich im Vorigen über beyde ge- 
sagt habe, wird nun klärer und deutlicher werden, was ich 
oben (§ 89. 90.) schon einigermassen erörtert habe, nemlich: 
wie und warum, wenn die genannten Platten von Silber und 
Zink nicht ganz eben sind, oder schlecht an einander a^- 
schliessen; wenn sich bey der Berührung in nur wenigen 
Punkten ausserdem nicht wenigstens noch eiue Menge .anderer 
oder sehr ausgedehnte Flächen einander äusserst nahe sind; 
wenn sie sich bloss unter einem Winkel berühren, oder nur 
in einem kleinen Theil über einander liegen; sie unter solchen 
Umständen nach der Trennung eine Elektricität, die weit ge- 
ringer ist, als die bisher beobachtete, die nicht ^, |, ^^ Grad 
erreicht, und kaum für das empfindlichste BennefscihQ Elektro- 
meter bemerkbar ist, oder auch dies nicht einmal kann, wenn 
man nicht vorher den Duplicator des Hu. Nicholson auf die 

Ostwalilä Klassiker. ilS. 5 



66 Alessandro Volta. 

in dem vorigen Briefe beschriebene, oder auch meinen Con- 
densator, auf die Art, wie ich es bald angeben werde, zu 
Hülfe nimmt. Das nemliche ist [93] es, wenn beyde Metall- 
platten mit vollkommen reinen platten und trocknen Flächen 
zwar aufs beste an einander anschliessen, man sie aber in 
dem Augenblick, als man sie aus einander nimmt, gegen ein- 
ander neigt, oder sie eine auf der andern hinzieht, und die 
Zahl der Punkte der Berührung oder grossen Nähe, und die 
Flächen, die einander ganz nahe sind, einen Augenblick vor- 
her, ehe die Trennung vollendet ist, sehr klein sind. Man 
sieht leicht ein, dass unter solchen Lagen und Umständen, 
die Elektricität in weit geringerem Grade condensirt werden 
muss, als wenn beyde Metalle in ausgedehnten Oberflächen 
an einander gebracht, und sich, wenn auch nicht in allen, 
doch in vielen Punkten, berühren, indess eine Menge anderer 
sich einander sehr nahe befinden, und man dieselben in diesem 
Zustande bis zur Trennung erhält, die man schnell und so 
vornimmt, dass die gegenseitigen Oberflächen bey derselben 
einander beständig parallel bleiben: unter solchen ungünstigen 
Umständen, sage ich, kann die Verdichtung nicht etwa noch 
auf 200, 150 oder 100 Mal, sondern kaum auf 10 bis 15 Mal, 
gehen: und ginge sie auch bis 20 Mal, so ist aus dem Vorigen 
klar, dass die Elektricität, welche die Platte ihr zu Folge zu- 
rückhalten, und nach ihrer Trennung von der andern zeigen 
wird, demohngeachtet nicht grösser, als ^ Grad seyn kann, 
und daher selbst dem empfindlichsten j^em^^^'schen Elektro- 
meter unbemerkbar bleiben muss. 

§98. 

Kommen beyde Metalle in noch weniger Punkten zusammen, 
wie wenn eine Kugel, der Rand einer Platte, oder das Ende 
eines Draths von dem einen Metall, [94] mit einer Kugel, 
u. s. w., von dem andern, in Berührung ist, so wird, da hier 
die Condensation nach Verhältniss der wenigen Berührungs- 
nnd Näherungspunkte zwischen heyden Metallen entweder 
gleich Null, oder nur äusserst geringe ist, die Elektricität, 
welche letztere nach einer solchen Berührung zeigen können, 
■^hfi T^ ^^'*^j ^^®^ wenig mehr, betragen und folglich so 
gering s&yiij dass man sie kaum mit Hülfe des Duplica- 
tors, geschweige denn des Condensators, wird entdecken 
können. 



Untersuchungen über den Galvanismus. 67 



§ 99. 

Noch weit schwieriger wird es seyn, die Elektricität, die 
durch dergleichen Berührungen, die in so wenig Punkten Statt 
haben, unter einem Winkel geschehen, u. s. w., bemerklich zu 
machen bey solchen Metallen, die in Hinsicht ihrer erregenden 
Kräfte minder von einander verschieden sind, als Zink und 
Silber, und bey denen, wenn sie sich gegenseitig berühren, 
die Intensität, welche aus diesen erregenden Kräften und 
ihrem Leitungvermögen resultirt, und folglich auch die relative 
oder zufällige Cohibenz, weit kleiner, als ^iiy Grad, z. B. 
nur j^, ^^ bis xöVxr örad, gleich ist, wie dies bey Zinn 
und Zink, Silber und Eisen, Silber und Messing, u. s. w., der 
Fall ist. 

§ 100. 

In allen den Fällen nun, wo entweder wegen der zu ge- 
ringen Verschiedenheit der beyden mit einander verbundenen 
Metalle, oder weil die Flächen, in denen sie sich berühren, 
nicht gross genug sind, oder [95] anderer ungünstiger Um- 
stände wegen, die Elektricität, welche diese Platte nach der 
Trennung zeigt, zu klein ist, um sich am empfindlichsten 
j5ewwe^'schen Elektrometer unmittelbar zu erkennen zu geben, 
oder sich untersuchen zu lassen, welcher Art, ob positiv oder 
negativ, sie sey, indem sie die Goldblättchen desselben kaum 
um 1 Linie und noch weniger, oder ganz und gar nicht diver- 
giren macht: in diesen FäUen sage ich, wo die Elektricität, 
die man untersuchen will, kaum ^, |^, ^^^ Grad, und noch 
weniger, beträgt, wird man sie demohngeachtet sehr bemerk- 
lich machen können, wenn man dazu entweder den Dupli- 
cator, wovon ich im vorigen Briefe weitläuftig gehandelt habe, 
oder meinen einfachen Gondensator, auf die Art, wie ich es 
jetzt genauer beschreiben werde, zu Hülfe nitaimt. 



§101. 

Ich habe oben (§ 83.) schon erwähnt, dass ausser den 
Metallplatten, man zu diesen Versuchen nichts nöthig habe, 
als eine kleine Leidner Flasche, und ein Stück Wachstuch, 
oder eine andere halbleitende Fläche, auf das oder auf die man 

5* 



68 Alessandro Volta. 

eine von den Metallplatten dergestalt bringt, dass sie die Dienste 
eines Condensators leistet. Die zu diesen Versuchen anzu- 
wendende Leidner Flasche darf, wenn der Durchmesser der 
Platte ohngefähr 3 Zoll beträgt, nicht über 4 bis 6 Quadrat- 
zoll Belegung haben. Bey den Versuchen seihst verfahi'e ich 
auf folgende Weise. 

§102. 

Ich lade die Leidner Flasche auf dieselbe Art, wie man 
es zu thun pflegt, wenn man sie duich einen [96] Elektrophor 
ladet. Ich bringe die Metallplatte, deren Elektricität ich kennen 
lernen will, und die ich isolirt habe, mit der andern, die nicht 
isolirt seyn darf, sondern mit dem Boden in Verbindung stehen 
muss, in Berührung, trenne sie darauf, berühre damit den 
Hacken der Flasche, und wiederhole dies 20 bis 30 Mal. 
Betrug die Elektricität der Platte, durchschnittlich ^ Grad, 
so wird die Ladung der Flasche durch diese 20 bis 30 Be- 
rührungen auf -2^ bis -3^ Grad kommen*). Dies aber ist 
schon hinlänglich, damit die auf das Wachstuch applicirte 
Platte, wenn man^ (ganz auf dieselbe Art, wie bey den gewöhn- 
lichen Versuchen mit dem Condensator), die so geladene Flasche 
gegen dieselbe entladet, und dann letztere geschwind vom 
Wachstuch aufhebt, eine Elektricität zeige, die 2 bis 3 Grade 
stark ist, also sehr gut hinreicht, die Strohhalme meines Elek- 
trometers um 1 Linie und drüber, und folglich die Goldblätt- 
chen des Bemie/'schen Elektrometers um 4 bis 6 Linien diver- 
giren zu machen. 

Auf dieselbe Alt erhalte ich eine Elektricität von 4, 6, 8 
oder mehr Graden, indem ich die Flasche mit 40, 60, 80 
oder mehr Berührungen lade, und ti))rigens ganz wie vorhin 
verfahre. 



'*') Man begreift leicht, da&s in dem Maass, in welchem die Zahl 
der Berührungen wächst, auch die. Ladung der Flasche steigen, 
und sich immer mehr dem \ Grade nähern wird , welchen die ge- 
ladene Platte besitzt, ohne jedoch jemals diesen wirklich erreichen 
zu können. F. 



UntersTichnngen Über den Galvanismns. 69 



[97] § 103. 

Es ist mir übrigens leicht, ans den Graden von Elektricität, 
welche ich aus der geladenen Flasche durch eine gegebene 
An2ahl von Bertihrnngen mit der gedachten Platte, oder rich- 
tiger, ans dem Condensator, in welchen ich jene auf die an- 
geführte Art entlade, erhalte, zu berechnen, welchen Grad oder 
Bruch eines Grades sie jedesmal in der Platte ohngefähr er- 
reichte, dass sie mit der andern mit dem Boden in Verbindung 
stehenden, in Berührung gebracht und davon geti*ennt wurde. 
Ich will dies durch einige Versuche erläutern. Ich nehme 
zwey Platten, von denen die eine aus Silber, die andere aus 
IZink besteht, und die beyde recht eben und glatt Sind; diese 
bringe ich, während nur die eine von ihnen isolirt ist, mit 
Bihander in Berührung, trenne sie gehörig, und untersuche, 
wie stark die Elektricität ist, die die isolirte Platte dadurch 
erhalten hat, d. h., wie gross die Divergenz ist, welche sie 
in den Goldblättchen des Bennefschen Elektrometers hervor- 
bringt; finde ich nun z. B., dass diese im Ganzen, oder durch- 
schnittlich zwey Linien beträgt, welche Grösse ich oben {§ 92.) 
1 Grad gleich gesetzt habe, so untersuche ich, wie viele Male 
ich die Berührung dieser Platte mit der andern nicht iso- 
lirten, die Trennung davon, und darauf die Entladung der- 
selben gegen den Hacken der Flasche, wiederholen muss, 
um letztere so weit zu laden, dass sie mit Hülfe des Con- 
densators die Goldblättchen des nemlichen Elektrometers um 
eben so viel divergiren macht; wie oft ich es thun muss, 
um «ie um das Doppelte, Dreyfache, u. s. w., divergiren 
zu machen, oder mit [98] einem Wort, wie viele solcher Be- 
rührungen erforderlich sind, um 1, 2, 3, oder mehr Grade 
von Elektricität zu erhalten. Wir nehmen an, dass 3 Berüh- 
rungen dazu gehören, um die Flasche so weit zu laden, dass 
sie mit Hülfe des Condensators eine Elektricität giebt, die der 
gleicht, welche die Platte ohne Flasche noch Condensator für 
sich allein zeigt, und welche 1 Grad beträgt; dass 6 Berüh- 
rangen erforderlich sind, um eine doppelte Wirkung oder eine 
Elektricität von 2 Grad, 9 Berührungen, um eine von 3 Grad, 
zu erhalten, u. s. w. Hierauf stelle ich den Versuch mit an- 
dern Platten, (die, der Genauigkeit des Oalculs wegen, von 
gleicher Grösse seyn müssen), an. mit Platten, die für sich 
allein oder unmittelbar geprüft, keine bemerklichen Zeichen 



70 Alessandro Volta. 

von Elektricität geben, und indem ich finde, dass ich nach so 
und so vielen Berührungen der Flasche mit ihnen, aus dem 
Condensator, in welchen ich sie auslade, eine so und so grosse 
Elektricität erhalte, urtheile ich, dass die in der Platte um so 
viele Male kleiner als diese war, als der Quotient ausmacht, 
welchen ich erhalte, wenn ich die obige Anzahl von Berüh- 
rungen durch 3 dividire. 

Wäre also z. B. die Zahl der Berührungen, mit der die 
Flasche geladen wurde, gleich 90, und die Elektricität, welche 
der Condensator, der Entladung dieser Flasche in ihn zu Folge, 
gab, 5 Grade stark gewesen, (welche Elektricität schon zu 
gross ist, als dass sie durch das Goldblättchen-Elektrometer 
einer genauen Messung fähig wäre, die man daher besser 
durch das Strohhalm-Elektrometer schätzt), so würde [99] ich 
daraus schliessen, dass die Elektricität, mit der die Platte 
aus der jedesmaligen Berührung mit der andern kam, gegen 
30 Mal schwächer, als jene vermittelst des Condensators er- 
haltene, folglich ^ Grad stark gewesen sey, nur versteht sich, 
dass dies nicht von jedem Male, sondern durchschnittlich ge- 
rechnet, gemeint seyn könne ^ weil die Berührung und Tren- 
nung beyder Metalle, welche nicht jedesmal gleich gut ausfällt, 
verursacht, dass die nemliche Platte dieselbe bald mit mehr 
bald weniger Elektricität verlässt. 



§104. 

Die Annahme (s, d. vorig. §), dass 6, 9, .... Berührungen 
mit der Flasche erfordert werden, um die Flasche so weit zu 
laden, dass sie dem Condensator eine 2, 3, ... . Mal stärkere 
Elektricität mittheilt, als die isH;, welche die Platte für sich 
zeigen könnte, stimmt sehr nahe mit den Resultaten der Ver- 
suche zusammen, die ich mit Platten von ohngefähr 3 Zoll 
Durchmesser, Flaschen von etwa 5 Quadratzoll Belegung, und 
einem Condensator, der aus einer der vorigen gleichen oder 
etwas grössern Platte, und einem Stück Wachstuch, mit wel- 
chem jene aufs beste verbunden ist, besteht, anstelle, üebrigens 
versteht sich von selbst, dass, so wie sich diese Dimensionen, 
welche ich nach verschiedenen Versuchen im Ganzen als die 
besten befunden habe, merklich ändern, auch der Calcul nicht 
mehr derselbe seyn kann: vorzüglich ist dies der Fall, wenn 



^ 



UnterBachnngen über den Galvanismns. 71 

die Kapacität der Flasche beträchtlich grösser ist; es sind 
dann weit [100] über 6 Berührungen, d. i., 8, 10, n. m., er- 
forderlich, um die Elektricität zu verdoppeln. 

So werden dazu ebenfalls mehr erfordert, wenn die Flasche 
und der Condensator in schlechtem Zustande sind, oder man 
sonst die Versuche nicht mit aller erforderlichen Aufmerksam- 
keit anstellt. Ich glaube daher, für einen mittlem Zustand 
der Dinge mich der Wahrheit mehr zu nähern, wenn ich die 
ursprüngliche Elektricität der Platte, d. i., die, welche sie bey 
der Berührung mit der andern erlangt, und bey der Trennung 
mit hinweg nimmt, im Durchschnitt und so viele Male kleiner 
als die, welche der Condensator nacl^ der Entladung der 
Flasche in ihn zeigt, schätze, als der Quotient ausmacht, den 
man erhält, wenn man die Zahl der Berührungen, durch welche 
diese geladen wurde, statt mit 3, mit 4 dividirt. Erhält man 
also durch eine Ladung von 80 Berührungen nur gegen 2 Grade 
Elektricität, (indem entweder die sich berührenden Metalle nur 
wenig von einander verschieden sind, oder auch die Zusammen- 
bringung oder Berührung selbst in keinen grossen Flächen Statt 
hat), so wird, wenn man diese Zahl 80 durch A, und darauf 
mit dem Quotient 20 die erhaltenen 2 Orade, dividirt, man 
die ursprüngliche Elektiicität der Platte, d. i., die, welche sie 
im Durchschnitt, gerechnet, bey der Trennung von der andern, 
mit sich hinwegnimmt, gleich ^^ Grad finden. 



[101] § 105. 

Beträgt die durch den wechselseitigen Contact zweyer 
Metalle, die entweder wenig unter einander verschieden sind, 
oder sich nur in wenigen Punkten berühren, erzeugte Elek- 
tricität, nicht oder kaum -^ Grad, so wird man sie nach der 
beschriebenen Methode sowohl noch bemerklich machen, als 
ihrer Grösse nach ohngefähr schätzen können, und zwar sicher- 
lich besser, als durch den Duplicator, von dem ich im vorigen 
Briefe (s. vorzüglich die Anmerkung zu § 60.), gezeigt habe, 
wie leicht er Ungewissheiten und Anomalien unterworfen ist. 
Es ist in dieser Hinsicht hinlänglich, die Flasche mit 100 Be- 
r ührungen der Platte, deren Elektricität man kennen lernen 
will, zu laden; hierdurch werden wir mit Hülfe des Conden- 
sators diese Elektricität immer gegen 25 Male vergrössem, und 



72 Alessandro Volta. 

folglich l Grad erhalten können, welcher hinreicht, um an dem 
Bennef sehen Elektrometer bemerkbar zu werden, indem er die 
Goldblättchen desselben um eine gute Linie divergiren macht 

(§92.). 

« 

§ 106. 

Mau kann demnach fast alle Versuche dieser Art ohne 
Beyhtllfe des Duplicators, mit Anwendung meines einfachen 
Gondensators, (wie ich gleich zu Anfange sagte), anstellen, 
vorzüglich wenn man sich zum Cgndensator des Handschuhs 
von Wachstuch bedient, welchen man an die Hand zieht, und 
unmittelbar und mit massigem Druck an eine hinlänglich grosse, 
[102j auf dem Hute des Elektrometers befindliche Metallplatte 
bringt, in welche man darauf die Elektricität der Flasche treten 
lässt, u. s. w. Dieser einfachere und in der Anwendung be- 
quemere Condensator, den ich bereits anderswo*) beschrieben, 
und auch in diesem Briefe (§ 94.) näher erwähnt habe, leistet 
mir mehr, als irgend ein anderer. Bloss also in solchen Fällen, 
wo man durch eine Ladung der Flasche von 100, selbst von 
150 Berührungen, und mit Hülfe des besten Gondensators, 
die Elektricität, welche ein Metall bey der Berührung mit einem 
andern, entweder sehr wenig von ihm verschiedenen, oder was 
nur in kleiner Fläche mit ihm zusammengebracht ist, nicht 
mehr bemerklich machen kann, in solchen Fällen bloss ist man 
genöthigt, den Duplicator zu Hülfe zu nehmen, der, wie wir 
im vorigen Briefe gesehen haben, auch Elektricitäten, die noch 
unter -^^^ Grad sind, bemerklich zu machen im Stande ist. 



§ 107. 

Es bedarf keiner weitläuftigen Erklärung, um deutlich zu 
machen, dass, damit die isolirte Metallplatte durch ihre wieder- 
holten Berührungen die Flasche laden könne, sie, so oft sie 
wieder mit der andern von ihr [103] verschiedenen Platte zu- 
sammenkommt, von neuem Elektricität erhalten können müsse, 
und dass daher die letztere keinesweges isolirt seyn dürfe, 
sondern, wie ich (§ 102.) bereits angegeben habe, mit dem 



*} S. meine Briefe über die elektrische Meteorologie in der 
-»Biblioteca Fisica d^Europa« des Hrn. Briignatclli V. 



UnterBuchungeii über den Gnlvanismus. 73 

Boden, oder, wie ich noch zeigen werde, mit einem andern 
schicklichen Recipienten, in Verbindung stehen müsse, damit 
sie sich mit diesem ganz oder grösstentheils wieder ins Gleich- 
gewicht setzen, d. i., nach ihrer und der andern Natur, ent- 
weder das verlorene elektrische c Fluidum aus ihm ersetzen, 
oder das erhaltene an ihn abgeben kann, so oft sie von jenem 
getrennt wird, um dadurch in den Stand gesetzt zu werden, 
jenem nach Umständen entweder neues Fluidum zu g^ben, 
oder zu entziehen, so oft sie mit demselben von neuem in 
Berührung kommt. 

§ 108. 

Ein solcher hinlänglich tauglicher Recipient kann eine 
zwcyte Leidner Flasche seyn, wenn sie gleich nur wenige 
Zolle Belegung hat, und bey weitem kein so grosser Recipient 
ist, als die Erde. Man isolirt auch die zweyte oder untere 
Platte, die ohngefähr die nemliche Grösse hat, als die obere, 
durch eine mit Siegellack tlberzogene Glassäule, oder auf an- 
dere Art, und bringe sie mit dem Hacken oder der innem 
Belegung einer solchen Flasche in Verbindung, deren äussere 
Belegung mit dem Boden communicirt: ist dies geschehen, so 
bringe man mit dieser Platte, welche fest bleibt, die andere 
bewegliche zusammen, trenne sie davon, beydes mit der ge- 
wöhnlichen Sorgfalt und zu wiederholten [104] Malen, und 
bringe sie nach jeder solchen Trennung mit dem Hacken der 
andern Flasche in Berührung, welche man in der Hand hält, 
wie in den vorigen Versuchen. Auf diese Weise werden beyde 
Flaschen geladen werden, und zwar wird die Ladung der einen 
die entgegengesetzte von der andern seyn; jede dieser Flaschen 
wird nach wenigen Berührungen mit Hülfe des Oondensators, 
(vorzüglich des oben [§ 94. und 106.] erwähnten Haadschuh- 
Condensators,) auf die gewöhnliche Weise, die Elektricität, 
welche sie von ihrer Platte erhalten hat, am Elektrometer 
hinlänglich bemerkbar machen: ist z. B. die eine Platte von 
Messing, die andere von Zinn, so wird die Flasche, welche 
mit dem ersten in Verbindung stand, am Elektrometer Zeichen 
von negativer Elektricität, die andere hingegen, welche mit 
dem Zinn communicirte, Zeichen von positiver Elektricität, 
geben. 



74 Alessandro Volta. 



§109. 

Ich habe kaum nöthig, zu sagen, dass man, wenn man 
will, auch nur die Flasche^ welche mit der untern Platte in 
Verbindung steht, laden kann; man darf hierzu die obere 
Platte, nach jedesmaliger Trennung von der andern, bloss 
durch schickliche Berührungen von ihrer hierdurch erhaltenen 
Elektricität befreyen. Kurz, es giebt ein Verfahren, eine Flasche 
an der obem Pliitte, ein anderes, sie (mit der entgegengesetzten 
Elektricität) an der untern, und endlich eine, zwey Flaschen 
zugleich^ die eine an der obem, die andere an der untern 
[105] Platte, zu laden. Ich glaube, diese verschiedenen Me- 
thoden hinlänglich genug beschrieben zu haben, um mich da- 
bey nicht weiter aufhalten zu dürfen. Nur das muss ich noch 
anführen, dass der letztere Versuch, wo sich zwey Flaschen 
zugleich laden, allen Sachverständigen, denen ich ihn gezeigt 
habe, mehr denn alle übrigen gefallen hat, und in der That 
ist er auch eben so sonderbar, als belehrend. 



§ 110. 

Doch giebt es noch verschiedene, auf welche solche Ver- 
suche mehr Eindruck machen, bey denen die Zeichen von 
Elektricität, welche man erhält, recht stark sind, wo die Elek- 
trometer recht viele Grade angeben, oder ihre Pendel sich zu 
einem recht grossen Winkel öffnen, und endlich gar gegen 
die Wände des Glases anschlagen, welches sie einschliesst. 
Auch diesen Menschen muss ich noch Genüge leisten, ohne 
mich jedoch auch hier an eine andere, als an die, durch blosse 
Berührung verschiedener Metalle erregte Elektricität, zu halten, 
eine Elektricität, welche gewissermassen unter meiner Juris- 
diction steht, und welche man mir nicht verweigern wird, sie 
mit dem Namen: Metallische Elektricität (Elettricita me- 
tallica] zu belegen; auch die, sage ich, die so auffallende 
Zeichen solcher Elektricität begehren, habe ich jetzt noch zu 
befi-iedigen; auch den Funken möchten sie verlangen. Doch 
dazu habe ich nichts weiter nöthig, als eine recht grosse und 
gleiche Platte Silber, eine dergleichen von Zinn, oder [106] 
besser von Zink, und eine oder zwey Flaschen, besser jedoch 
nur eine; diese lade ich auf die angegebene Art, und unter 



^ 



Untersuchungen über den Galvanismus. 75 

Beobachtung der nöthigen Sorgfalt, durch eine gute Anzahl 
der gewöhnlichen Berührungen, d. i., durch 60, 80 bis 100, 
und entlade diese Flasche in den Scudo eines recht guten 
Condensators; gleich darauf hebe ich diesen Scudo in die 
Höhe, und untersuche ihn: er giebt ein Fünkchen von sich, 
oder versetzt wenigstens die Pendel eines Flaschenelektro- 
meters in eine Divergenz von 6, 8, und mehr Linien. 



[403] 

üeber die bei blosser Berührung leitender 
Substanzen verschiedener Art erregte Elektrlcität. 

Brief an Sir Joseph Banks ^) 

« 

Como, den 20. März 1800. 

»Nach einem langet Stillschweigen, das ich nicht versuchen 
werde zu entschuldigen, habe ich das Vergnügen, Ihnen und 
durch Sie der Königlichen Gesellschaft einige auffallende Er- 
gebnisse mitzutheilen, zu welchen ich in der Verfolgung meiner 
Versuche über die Elektricität gelangt bin, die durch die blosse 
gegenseitige Berührung von Metallen verschiedener Art, und 
sogar durch die anderer, gleichfalls unter einander verschie- 
dener Leiter, seien sie flüssig oder nur einige Feuchtigkeit 
enthaltend, welcher sie ihre eigentliche Leitfähigkeit verdanken, 
hervorgerufen wird. Das Wesentlichste dieser Ergebnisse, 
welches nahezu alle anderen umfasst, ist die Herrichtung eines 
Apparates, welcher durch seine Wirkung, d. h. durch die 
Schläge, welche er in den Armen u. s. w. hervorbringt, einer 
Leidener Flasche oder vielmehr einer schwach geladenen elek- 
trischen Batterie ähnlich ist, welche aber unaufhörlich wirkt, 
oder deren Ladung nach jeder Explosion sich von selbst 
wiederherstellt; welcher, mit anderen Worten, eine unerschöpf- 
liche Ladung, eine beständige Wirkung auf die elektrische 
Flüssigkeit oder Impulsion besitzt; [404] welcher aber im übri- 
gen völlig von ihr verschieden ist, sowohl durch diese ihm 
eigenthümliche dauernde Wirkung, wie auch darin, dass der 
neue Apparat statt wie die gewöhnlichen elektrischen Flaschen 
und Batterien aus einer oder mehreren isolirenden Platten, 
oder dünnen Schichten dieser StoflFe, die als die allein elek- 
trischen angesehen werden, belegt mit Leitern oder sogenannten 
anelektrischen Stoffen, zu bestehen, im Gegentheil ausschliess- 
lich aus mehreren dieser letzteren Stoffe erbaut ist, welche 
unter den besten Leitern ausgewählt sind, und welche daher 



n; 



Entdeckung des Säaienapparates. 77 

nach allgemeinem Glauben am weitesten von elektrischer Natar 
entfernt sind. Ja, der Apparat, von dem ioh rede, und wel- 
cher Sie zweifellos in Erstaunen versetzen wird, ist nichts, 
als die Anordnung einer Anzahl von guten Leitern verschie- 
dener Art, die iii bestimmter Weise auf einander folgen. 
Dreissig, vierzig, sechzig oder mehr Stücke von Kupfer oder 
besser Silber , von denen jedes auf ein Stück Zinn, oder viel 
besser Zink gelegt ist, und eine gleich grosse Anzahl von 
Schichten Wasser oder irgend einer anderen Flüssigkeit, welche 
besser leitet, als gewöhnliches Wasser, wie Salzwasser, Lauge 
u. s. w., oder Stücke von Pappe, Leder u. s. w., die mit diesen 
Flüssigkeiten gut durchtränkt sind, diese Stücke zwischen jedes 
Paar oder jede Verbindung von zwei verschiedenen Metallen 
geschaltet: eine derartige Wechselfolge in stets gleicher Ord- 
nung der drei Arten von Leitern, das ist alles, woraus mein 
neues Instrument besteht, welches, wie gesagt, die Wirkungen 
der Leidener Flaschen oder der elektrischen Batterien nach- 
ahmt, indem es dieselben Erschütterungen giebt; wie diese, 
wobei es allerdings weit unterhalb der Wirksamkeit stark ge- 
ladener Batterien bleibt, was die Kraft und das Geräusch 
der Explosionen, den Funken, die Schlagweite u: s. w. anlangt; 
es gleicht nur bezüglich der Wirkung einer sehr schwach ge- 
ladenen Batterie, die indess eine ausserordentliche Capacität 
besitzt, übertrifft aber die Kraft und das Vermögen dieser Bat- 
terien unendlich darin, dass es nicht wie diese vorher durch 
fremde Elektricität geladen zu werden braucht, und dass es 
den Schlag zu geben fähig ist jedesmal, wenn man es pas- 
send berührt, wie oft auch diese Berührungen erfolgen mögen. ^) 
[405] »Diesen Apparat, der, wie ich zeigen werde, sowohl 
seinem Wesen nach als auch sogar , wie ich ihn construirt 
habe, in der Gestalt dem natürlichen elektrischen Organ des 
Zitterrochens, des Zitteraals u. s.w. viel ähnlicher ist, als der 
Leidener Flasche und den bekannten elektrischen Batterien, 
möchtp ich ein künstliches elektrisches Organ nennen. Und 
ist er nicht in der That wie dieses, einzig aus leitenden Stoffen 
zusammengesetzt? ist. er nicht überdies von seihst thätig, ohne 
jede vorherige Ladung? Ohne die Mitwirkung irgend einer 
durch irgend eines der bisher bekannten Mittel erregten Elek- 
tricität, ohne Aufhören und Ermüden thätig; fUhig in jedem 
Augenblicke je nach den Umständen stärkere und schwächere 
Schläge zu geben, Schläge, welche sich bei jeder Berührung 
erneuen, und welche, nach häufiger Wiederholung oder während 



78 Alessandro Volta. 

einer gewissen Zeit fortgesetzt, dieselbe Betäubung der Glieder 
hervorbringen, welche der Zitterrochen u. s. w. bewirkt. 

»Ich gebe Ihnen hier eine eingehendere Beschreibung dieses 
Apparates und einiger anderer ähnlicher, sowie die entspre- 
chenden bemerkenswerthesten Versuche. 

»Ich verschaffe mir einige Dutzend kleiner runder Platten 
oder Scheiben aus Kupfer, Messing, oder besser Silber, einen 
Zoll oder etwas mehr oder weniger im Durchmesser, (z. B. 
Münzen) und eine gleiche Anzahl Platten von Zinn, oder, was 
viel besser ist, Zink, von annähernd gleicher Gestalt und 
Grösse; ich sage annähernd, denn eine Genauigkeit ist nicht 
erforderlich und die Grösse wie die Gestalt der Metallstücke 
ist im Allgemeinen willkürlich: man muss nur Acht geben, 
dass man sie bequem über einander in Gestalt einer Säule 
ordnen kann» [406] Ich verfertige ausserdem eine genügende 
Zahl runder Scheiben von Pappe, Leder oder anderem po- 
rösem Material, welches fähig ist, viel Feuchtigkeit oder 
Wasser aufzunehmen oder zurückzuhalten, womit sie gut ge- 
tränkt sein müssen, damit der Versuch gelingt. Diese Schichten 
oder Scheiben, welche ich feuchte Platten nenne, stelle ich 
etwas kleiner her, als die metallischen Platten, damit sie über 
diese nicht hervorragen, wenn sie in der gleich anzugebenden 
Weise zwischen sie gelegt sind. 

»Wenn ich alle diese Stücke in gutem Zustande zur Hand 
habe, d. h. die metallischen Platten gut rein und trocken, und 
die nichtmetallischen gut mit gewöhnlichem Wasser, oder besser 
mit Salzwasser, getränkt und dann leicht abgetrocknet, damit 
die Flüssigkeit von ihnen nicht abtropft, so brauche ich sie 
nur angemessen zu ordnen; und diese Ordnung ist einfach 
und leicht. 

»Ich lege also horizontal auf einen Tisch oder irgend eine 
andere Unterlage eine der metallischen Platten, z. B. eine 
von Silber, und auf diese zweite passe ich eine von Zink, 
hierauf lege ich eine der feuchten Platten, darauf eine zweite 
Silberplatte, worauf unmittelbar eine von Zink folgt, auf die, 
ich wieder eine feuchte Platte lege. In gleicher Weise fahre 
ich fort, indem ich stets eine Zinkplatte mit einer von Silber, 
und zwar stets in demselben Sinne paare, d. h. stets Silber 
unten und Zink oben, oder umgekehrt, je nachdem ich ange- 
fangen habe, und indem ich zwiscHen jedes dieser Paare eine 
feuchte Platte lege ; ich fahre so fort, sage ich. aus mehreren 



N 



Entdeckung des Sänlenapparates. 79 

dieser Stockwerke eine so hohe Säule zu bauen, als sie sich 
halten kann, ohne umzufallen. 

»Ist sie soweit, dass sie 20 bis 30 Stockwerke oder Paare 
von Metallen enthält, so wird sie bereits fähig sein, nicht nur 
am Elektrometer von Gavallo mit Hülfe des Condensators An- 
zeigen über 10 oder 15 Grade zu geben, den Condensator 
durch einfache Berührung zu laden, so dass er einen Funken 
giebt u. s. w., [407] sondern auch den Fingern, die sie an 
beiden Enden, dem Kopf und Fuss einer solchen Säule, be- 
rühren, einen ^der einige kleine Schläge zu geben, die sich 
wiederholen, wie man diese Berührung erneut; jeder dieser 
Schläge ist völlig der leichten Erschütterung ähnlich, welche 
eine schwach geladene Leidener Flasche oder eine noch viel 
schwächer geladene Batterie oder endlich ein erschöpfter Zitter- 
rochen giebt, welcher noch besser die Wirkungen meines Ap- 
parates nachahmt, infolge der wiederholten Schläge, die er 
ohne Aufhören geben kann. 

>Um solche leichte Erschütterungen von dem eben be- 
schriebenen Apparat zu erhalten, der für grössere Wirkungen 
noch zu klein ist, müssen die Finger, mit welchen man gleich- 
zeitig beide Enden berühren will, feucht sein, so dass die 
Haut, die sonst nicht genügend leiten würde, gut benetzt ist. 
Um endlich sichereren Erfolg zu haben und erheblich stärkere 
Erschütterungen zu erhalten, muss man den Fuss der Säule, 
d. h. die unterste Platte mittelst einer hinreichend breiten 
Platte oder eines dicken metallenen Drahtes mit dem Wasser 
eines ziemlich grossen Gefässes oder Topfes in Verbindung 
setzen, in welche man einen, zwei oder drei Finger oder die 
ganze Hand gesenkt hat, während man den Kopf oder das obere 
Ende (die letzte oder eine der letzten Platten der Säule) mit 
dem blanken Ende einer gleichfalls metallenen Platte berührt, 
die man fest in der andern Hand hält, wobei man eine recht 
grosse Fläche dieser Platte berührt und stark drückt. [408] 
Wenn ich so verfahre, kann ich bereits einen kleinen Stich 
oder eine leichte Erschütterung in einem oder in zwei Ge- 
lenken des in das Wasser des Gefässes getauchten Fingers 
wahrnehmen, wenn ich mit der in der anderen Hand gehaltenen 
Platte das vierte, oder selbst das dritte Plattenpaar berühre; 
berührt man darauf das fünfte, sechste Paar und nach und nach 
die anderen bis zum letzten, so ist es interessant, wahrzunehmen, 
wie die Erschütterungen stufenweise an Kraft zunehmen. Und 
diese Kraft ist derartig, dass ich von einer solchen Säule aus 



80 Alessandro Volta. 

20 Platteapaaren (nicht mehr) Schläge erhalte , die über den 
ganzen Finger gehen und ihn sogar ziemlich schmerzhaft er- 
greifen, wenn er allein in das Wasser des Gefässes gesteckt 
ist; welche sich (ohne Schmerz) bis zum Handgelenk und selbst 
zum Ellenbogen erstrecken; wenn die Hand grösstentheils oder 
vollständig untergetaucht ist, und welche sich auch im Gelenk 
der anderen Hand fühlbar machen. 

»Ich setzte immer voraus, dass man bei dem Aufbau der 
Säule alle erforderliche Sorgfalt beobachtet hat, dass jedes 
Paar der Metalle aus einer Platte von Silber in Berührung 
mit einer von Zink mit dem folgenden durch eine genügende 
Feuchtigkeitsschicht verbunden ist, welche besser aus Salz- 
wasser als aus gewöhnlichem besteht, oder durch eine Scheibe 
von Pappe, Leder oder anderem ähnlichen Stoff, der mit sol- ' 
chem Salzwasser wohl getränkt ist; diese Scheibe sei nicht 
zu klein, und sei in guter Berührung mit den Oberflächen 
der metallenen Platten, zwischen denen sie sich befindet. 

»Diese genaue und ausgedehnte Berührung der feuchten 
Platten ist sehr wichtig, während die metallenen Platten jedes 
Paares sich nur in wenigen Punkten zu berühren brauchen, 
vorausgesetzt nur, dass die Berührung eine unmittelbare ist. 

[409] »Hieraus ergiebt sich (um es im Vorübergehen zu 
sagen), dass während die Berührung der Metalle in einigen 
fW Punkten allein hinreichend ist (da sie alle ausgezeichnete 

Leiter sind), um einen mittelstarken elektrischen Strom frei 
durchgehen zu lassen, dies bei Flüssigkeiten, oder mit Feuch- 
^ tigkeit getränkten Körpern nicht der Fall ist, da diese viel 

i unvollkommenere Leiter sind und daher einer reichlichen Be- 

rührung mit den Metallen, und noch mehr mit einander be- 
dürfen , damit die elektrische Flüssigkeit mit Leichtigkeit 
durchgehen kann, und nicht in ihrem Laufe aufgehalten wird, 
insbesondere wenn sie nur geringe Kraft besitzt, wie in un- 
serem Falle. 

»Uebrigens sind die Wirkungen meines Apparates (die 
Schläge, die man erhält) in dem Maasse sehr viel fühlbarer, 
als die Temperatur der umgebenden Luft, des Wassers oder 
der feuchten Platten, welche sich in der Säule befinden, und 
selbst des Wassers im Gefäss, höher ist, denn die Wärme 
macht das Wasser besser leitend. Was diese Wirkung aber 
noch besser hervorbringt, sind fast alle Salze, und besonders 
das gewöhnliche Salz. Dies ist einer der Gründe, wenn nicht 
der einzige, warum es vortheilhaft ist, dass das Wasser des 



Entdeckung des Sänlenapparates. 81 

GefässeB, und vor Allem das zwischen den metallenen Paaren, 
das Wasser, womit die Pappscheiben u. s. w. getränkt sind, 
gesalzen ist, wie ich bereits erwähnt, habe. 

»Alle diese Httlfsmittel und Maassregeln haben aber schliess-" 
lieh nur eine begrenzte Wirkung, und lassen nie sehr starke 
Erschütterungen erreichen, so lange der Apparat nur ans einer 
Säule von nur 20 Plattenpaaren besteht, wenn es auch die 
besten Metalle zu diesem Versuch, nämlich Zink und Silber, 
sind; denn wären es Silber und Blei oder Zinn, oder Kupfer 
und Zinn, so würde man nicht die Hälfte der Wirkung er- 
langen, wenn nicht die grössere Anzahl der Paare die gerin- 
gere Kraft jedes einzelnen ersetzt. Was aber thatsächlich die 
elektrische Kraft des Apparates vermehrt, und sie soweit stei- 
gert, dass sie der des Zitterrochens und des Zitteraales gleich- 
kommt und sie auch übertrifft, ist die Zahl der Platten, wenn 
sie in der beschriebenen Weise und mit den angegebenen 
Vorsichtsmaassregeln angeordnet werden. [410] Fügt man den 
oben beschriebenen 20 Paaren noch 20 oder 30 weitere in 
gleicher Ordnung hinzu, so sind die Erschütterungen der so 
verlängerten Säule (ich werde alsbald angeben, wie man sie 
aufrecht halten kann, dass sie nicht umfällt, oder wie man 
sie besser in zwei oder mehr Säulen theilen kann) schon weit 
stärker, und erstrecken sich durch die Arme bis zur Schulter, 
namentlich in dem Arm, dessen Hand ins Wasser getaucht 
ist, welche Hand nebst dem ganzen Arm mehr oder weniger 
betäubt bleibt, wenn man durch häufige Wiederholung der 
Berührungen diese Schläge schnell und ohne Aufhören sieh 
folgen lässt. Dies erfolgt, wenn man die Hand ganz oder fast 
ganz in das Wasser des Gefässes taucht; senkt man aber nur 
einen Finger ganz oder theilweise ein, so werden die Erschüt- 
terungen fast völlig auf ihn concentrirt, und werden entspre- 
chend schmerzhafter und so schneidend, dass sie unerträglich 
werden. 

»Es ist wohl zu erwarten, dass diese aus 40 oder 50 Me- 
tallpaaren gebildete Säule, welche mehr als mittlere Schläge 
in den Armen einer Person hervorruft, noch merkliche an 
mehrere Personen ertheilen kann, welche sich an den (hinrei- 
chend feuchten) Händen halten und eine ununterbrochene 
Kette bilden. 

»Um auf die mechanische Anordnung meines Apparates 
zurückzukommen, welche mehrerer Abänderungen fähig ist, 
werde ich hier zwar nicht alle, welche ich ausgedacht und in 

Ostwald's Klassiker. 118. Q 



82 Alessandro Volta. 

grossem oder kleinem Maassstabe ausgeführt habe, beschreiben, 
sondern nnr einige, welche besonders interessant und nützlich 
sind; welche einen wirklichen Vortheil besitzen, indem sie 
sich leichter oder bequemer herstellen lassen, sicherer in ihren 
Wirkungen oder länger in gutem Zustande zu erhalten sind. 

[411] >Und um mit einer anzufangen, welche fast alle 
diese Vortheile vereinigt, und dabei am meisten der Gestalt 
nach von dem oben beschriebenen Säulenapparate abweicht, 
welche aber den Nachtheil hat, eine viel gi'össere Maschine 
zu sein, stelle ich Ihnen diesen neuen Apparat, welchen ich 
die Tassenkrone (couronne des tasses) nenne, in der beiste- 
henden Figur 1 dar. 




Fig. 1. 

»Man ordnet eine Reihe von mehreren Tassen oder Töpfen 
von beliebigem Stoffe ausser Metall an, hölzerne Tassen, Mu- 
scheln, irdene Gefässe, besser gläserne (kleine Trinkgläser 
oder Becher sind die geeignetsten), die zur Hälfte mit reinem 
Wasser, oder besser mit Salzwasser oder Lauge gefüllt sind; 
man verbindet sie und bildet aus ihnen eine Art Kette mit- 
telst ebenso vieler metallener Bögen, von denen ein Arm Äa 
oder auch nur das Ende A, welches in einen der Becher taucht, 
aus Kupfer, Messing oder besser aus versilbertem Kupfer ist, 
während der andere Z, welcher in den folgenden Becher taucht, 
aus Zinn oder besser aus Zink ist. Ich bemerke hier bei- 
läufig, dass Lauge oder andere alkalische Flüssigkeiten vor- 
zuziehen sind, wenn eines der eingetauchten Metalle Zinn ist; 
Salzwasser ist vorzuziehen, wenn es Zink ist. Die beiden Me- 
talle, aus denen jeder Bogen besteht, sind an irgend einer 
Stelle oberhalb deren, die in die Flüssigkeit taucht, zusam- 
mengelöthet; letztere muss sie in einer genügend gi-ossen 
Fläche berühren, es ist daher passend, dass dieser Theil aus 
einer Platte von einem Zoll im Quadrat oder nur wenig kleiner 
besteht; der übrige Theil des Bogens kann so schmal sein, 
wie man will, selbst ein einfacher Metalldraht. Er kann auch 
aus einem dritten Metall bestehen, welches von denen ver- 



Entdeckung des Säalenapparates. 83 

schieden ist, die in die Flüssigkeit der Becher tauchen; denn 
die Wirkung auf die elektrische Flüssigkeit, welche von allen 
Berührungen mehrerer unmittelbar auf einander folgender Me- 
talle herrührt, oder die Kraft, mit welcher diese Flüssigkeit 
an das Ende getrieben wird, ist absolut oder nahezu dieselbe, 
wfelche sie durch die unmittelbare Berührung des ersten Me- 
talles mit dem letzten, ohne irgend eines der Zwischenmetalle, 
empfangen haben würde, wie ich dies durch unmittelbare Ver- 
suche bestätigt habe, von denen ich anderweit zu sprechen 
Gelegenheit haben werde. 

[412] Eine Reihe von 30, 40, 60 dieser Becher, die auf 
diese Weise verknüpft sind, und die in einer geraden Linie 
oder in irgend einer Curve oder in beliebiger Weise geordnet 
sind, bildet den ganzen neuen Apparat, welcher im Grunde 
und wesentlich derselbe ist, wie die oben beschriebene Säule; 
die Hauptsache, welche in der unmittelbaren Verbindung zweier 
verschiedener Metalle besteht, die jedes Paar bilden, und in der 
mittelbaren eines Paares mit dem anderen, nämlich durch den 
feuchten Leiter, findet sich bei einem Apparate wie dem anderen. 

»Was die Art anlangt, wie man den Becherapparat erprobt, 
und bezüglich der Versuche, zu denen er dienen kann, habe 
ich nicht viel zu sagen nach dem, was ich bei Gelegenheit 
der Säule erwähnt und ausgiebig erklärt habe. Man wird 
leicht verstehen, dass es genügt, um Schläge zu erfahren, 
wenn man die Hand in einen Becher steckt, und einen Finger 
der anderen Hand in einen anderen Becher, der von jenem 
hinreichend entfernt ist; dass dieser Schlag um so stärker sein 
wird, je mehr beide Gefässe von einander entfernt sind, d. h., 
je mehr Gefässe dazwischen sind; und man wird daher den 
stärksten Schlag erhalten, wenn man den ersten und den 
letzten Becher der Kette berührt. Man wird auch verstehen, 
wie und warum die Versuche besser gelingen, wenn man mit 
der gut angefeuchteten Hand eine ziemlich grosse Metallplatte 
fest anfasst (damit die Verbindung hinreichend vollkommen 
und in einer grossen Anzahl von Punkten stattfindet], und 
mit dieser Platte das Wasser des bestimmten Bechers, oder 
besser den metallenen Bogen berührt, während die andere 
Hand in den anderen, entfernten Becher getaucht ist, oder man 
durch eine ebenso angefasste Platte dessen Bogen beiührt. [413] 
Schliesslich wird man das Ergebniss einer grossen Zahl von 
Versuchen, die man mit dieser Tassenkrone leichter, anschau- 
licher und so zusagen mehr zu den Augen sprechend als mit 

6* 



84 AleBsandro Volta. 

der Säule ausfähren kann, verstehen und sogar vorhersagen 
können. Ich erspare mir daher die Beschreibung einer grossen 
Zahl leicht zu erfindender. Versuche und erwähne nur einige, 
welche nicht weniger belehrend als ergötzlich sind. 

»Es seien dreimal zwanzig dieser Tassen oder Becher geord- 
net und mit einander durch metallene Bogen verkettet, aber in 
der Weise, dass in den ersten zwanzig die Bogen nach derselben 
Seite gewendet sind, z. B. die Arme mit dem Silber nach links 
und die mit dem Zink nach rechts; in den zweiten zwanzig aber 
im umgekehrten Sinne, d. h. das Zink nach links, das Silber 
nach rechts, schliesslich in den letzten zwanzig das Silber 
wieder nach links, wie zuerst. Nachdem die Sachen so ge- 
ordnet sind, tauchen Sie einen Finger in das Wasser des ersten 
Bechers, und berühren Sie mit der in der andern Hand ge- 
haltenen Platte in der beschriebenen Weise den ersten metal- 
lenen Bogen (den, welcher den ersten Becher mit dem zweiten 
verbindet), sodann den zweiten Bogen zwischen dem zweiten 
und dritten Becher, und nach einander die anderen bis zum 
letzten. Wenn das Wasser wohl gesalzen und warm ist, und 
die Haut der Hand gut befeuchtet und erweicht, so werden 
Sie eine kleine Erschütterung in den Fingern bereits empfinden, 
wenn Sie zum vierten oder fünften Bogen gelangt sind (ich 
habe sie einige Male ziemlich deutlich durch die Berührung 
des dritten empfunden], und indem Sie folgeweise auf den 
sechsten, siebenten u. s* w. übergehen, nehmen die Schläge 
stufenweise an Stärke zu bis zum zwanzigsten Bogen, d. h. 
bis zu dem letzten in einem Sinne gewendeten; [414] gehen 
Sie aber weiter zum 21., 22., 23., oder ersten, zweiten, dritten 
der zweiten Zwanzig, so werden die Schläge bei jedem Schritt 
schwächer, und zwar so, dass sie beim 36. oder 37. unmerk- 
lich und absolut Null beim 40. werden ; ist dieser überschritten 
(und werden die dritten Zwanzig begonnen, die den zweiten 
entgegengesetzt aber den ersten analog sind), so werden die 
Schläge bis zum 44. oder 45. unmerklich sein; sie werden 
von da ab aber merklich werden und stufenweise zunehmen 
in dem Maasse, wie Sie bis zum 60. vorschreiten, wo sie 
ebenso stark sein werden, wie beim 20. Bogen. ^) 

»Wenn nun die zwanzig mittleren Bogen in demselben 
Sinne gewendet wären, wie die zwanzig vorhergehenden und 
die zwanzig folgenden, wenn also alle 60 zusammenwirkten, 
um die elektrische Flüssigkeit in demselben Sinne zu treiben, 
90 versteht man, wieviel grösser die Wirkung und stärker die 



Entdeckung des Säulenapparates. 85 

Erschütterung schliesslich sein würde, und man versteht im 
Allgemeinen, wie und bis zu welchem Punkte sie abgeschwächt 
werden muss, wenn eine grössere oder geringere Anzahl dieser 
Kräfte vermöge der umgekehrten Stellung der Metalle einander 
entgegengesetzt sind. Wenn die Kette irgendwo unterbrochen 
ist, weil das Wasser in einem Becher fehlt, oder weil ein 
metallischer Bogen entfernt oder in zwei Stücke getheilt worden 
ist, so werden Sie keinen Schlag spüren, wenn Sie einen 
Finger in das Wasser des ersten, den zweiten in den des 
letzten Gefässes tauchen, Sie werden ihn aber in dem Augen- 
blicke haben, stärker oder schwächer je nach den Umständen, 
wenn (während die Finger eingetaucht bleiben) die unterbro- 
chene Verbindung hergestellt wird, wenn etwa eine andere 
Person in die beiden Tassen, wo der Bogen fehlt, zwei ihrer 
Finger steckt (welche ihrerseits auch einen leichten Schlag er- 
halten werden), oder besser, wenn man den entfernten Bogen 
oder irgend einen andern wieder einsenkt, oder, wenn man im 
Fall des in zwei Stücke getheilten Bogens diese wieder zu gegen- 
seitiger Berührung bringt (auf diese Art wird der Schlag 
stärker, als vorher), oder endlich, wenn man im Falle der 
leeren Tasse Wasser in diese giesst, so dass es die beiden 
in dieser Tasse befindlichen, vorher trockenen Bogen erreicht. 
415] »Ist die Tassenkette oder -kröne genügend lang und 
im Stande, einen starken Schlag zu geben, so wird man sogar 
einen allerdings viel schwächeren spüren, wenn man beide 
Finger oder beide Hände in ein einziges ziemlich grosses Ge- 
fäss mit Wasser taucht, in welchem der erste und letzte me- 
tallene Bogen endigt, vorausgesetzt, dass eine oder die andere 
der eingetauchten Hände, oder besser beide, mit diesen Bogen 
in Berührung, oder ziemlich nahe sind; man wird, sage ich, 
einen Schlag fühlen, sowie (nachdem die Kette irgendwo unter- 
brochen war) die Verbindung wieder hergestellt und der Kreis 
auf irgend eine der erwähnten Arten geschlossen wird. Nun 
könnte man überrascht sein, dass in diesem Kreise der elek- 
trische Strom, obwohl er freien Durchgang durch eine ununter- 
brochene Wassermasse, nämlich das Wasser des Gefässes hat, 
diesen guten Leiter verlässt, um durch den Körper der Person, 
welche ihre Hände in dies Wasser getaucht hält, zu gehen, 
und so einen längeren Weg zurückzulegen. Aber diese Über- 
raschung wird aufhören, wenji man überlegt, dass die lebenden 
und warmen thierischen Stoffe und insbesondere ihre Feuchtig- 
keiten im Allgemeinen bessere Leiter sind, als das Wasser. 



86 Alessandro Volta. 

Es gewährt daher der Körper der Person, welche die Hände 
in das Wasser gesteckt hat, dem elektrischen Strome einen 
leichteren Durchgang, und dieser muss ihn vorziehen, obwohl 
er etwas länger ist. Da übrigens die elektrische Flüssigkeit, 
wenn sie in Masse unvollkommene Leiter und insbesondere 
feuchte Leiter durchdringen muss, sich in einen breiteren Canal 
auszubreiten, oder sich in mehrere zu theilen liebt, ja sogar 
Umwege geht, wenn sie dort geringeren Widerstand findet, 
als wenn sie dem kürzesten Wege folgt: [416] so nimmt in 
unserem Falle nur ein Theil des elektrischen Stromes diesen 
neuen Weg durch die Person und entfernt sich vom Wasser, 
der andere, grössere oder geringere Theil geht durch das 
Wasser des Gefässes. Dies ist der Grund, weshalb der Schlag, 
den man fühlt, viel schwächer ist, als wenn der elekti-ische 
Strom ungetheilt bleibt, indem die Person allein die Verbin- 
dung von einem Bogen zum anderen bildet. 

Nach diesen Versuchen sollte man meinen, dass, wenn der 
Zitterrochen dem menschlichen Arme, oder den Thieren, die 
es berühren, oder sich ihm zu sehr nähern, einen Schlag ver- 
setzen will (ein Schlag, der viel schwächer ist als der, den 
er ausserhalb des Wassers ertheilen kann), so braucht es nur 
einige Theile seines elektrischen Organes einander zu nähern, 
da nämlich, wo eine Verbindung fehlt; er muss diese Lücken 
zwischen den einzelnen Säulen fortschaffen, Lücken, die ent- 
weder zwischen den Häuten, die in Form schmaler Scheiben 
in jeder Säule von unten bis oben über einander liegen; diese 
Lücken, sage ich, müssen an einer oder mehreren Stellen fort- 
geschafft und es muss der Oontact hergestellt werden, ent- 
weder durch ZusammendiUcken dieser Säulen oder durch 
Zufluss irgend einer Flüssigkeit in die Häutchen oder Zwischen- 
räume. So denke ich, könnte die ganze Thätigkeit des Re- 
chens gedacht werden, wenn er Schläge ertheilt und ich 
glaube wirklich, dass es sich so verhält; denn alles üebrige, 
die Erregung und Fortbewegung der Elektricität folgt noth- 
wendig aus dem Bau des sonderbaren Organes : es besteht aus 
einer grossen Reihe von Leitern, die ich als sehr verschieden 
anzusehen allen Grund habe, [417] so dass sie Motoren der 
Elektricität sein können, sobald sie sich berühren, denn sie 
mögen so angeordnet sein, dass sie mit hinreichender Kraffc 
dieses Fluidum in Bewegung setzen können, von oben nach 
unten oder umgekehrt, und dass sie einen zur Erschütterung 



Eotdeckjpig des Sänlenappsrates. 87 

hinreichenden Strom bilden, sobald alle notliwendigen BerUh- 
rungen nnd Verbindiingen hergeatellt sind. 

> Lassen wir nnn aber den Zitterrochen nnd sein natOr- 
liches elektrisches Organ, and kehren zu dem kdostlichen elek- 
trischen Organ meiner ErRnduag znrück, und insbesondere zu 
dem, welches das erstere auch in seiner Qeatalt (von der der 
Becherappaiat sich entfernt] nachahmt, nämlich dem Sänlen- 
apparat. Ich hätte einiges fiber die Constmotion des genannten 
Becher- oder Tassenapparates zn sagen, z. B. dass ea gut ist, 
die erate und letzte Tasse 
recht gross zu nehmen, um 
nach Bedarf die ganze Hand 
hineinsenken zn können, doch 
würde es zn weit führen, anf 
alle diese Einzelheiten einzu- 
gehen. 

»Was den Säulenapparat 
anlangt, so habe ich Mittel 
gesucht, am ihn erheblich 
durch Vervielfältigung der me- 
tallischen Platten zn verlän- 
gern, ohne dass er umßUt; 
ferner ihn beqnem nnd tragbar 
und vor Allem dauerhaft zu 
machen ; und ich habe unter pj~ 2. 

anderen Mitteln folgende ge- 
funden, welche ich Ihnen 

durch die beifolgenden Figuren vor Äugen bringe. (Fig. 2, 
3, 4.) 

>In der Fig. 2 sind m, m, m, m Sänlen oder Stäbe, drei, 
vier oder mehr an der Zahl, welche sich vom Fuss der Säule 
erheben nnd wie ein Käfig die anf einander gelegten Platten 
oder Scheiben von beliebiger Zahl und Hübe umfassen und 
sie so verhindern , umzufallen. Die Stäbe können von Olas, 
Holz oder Metall sein; nur muas man im letzteren Falle ver- 
hindern, dass sie die Platten unmittelbar berühren; [418] dies 
kann geschehen, indem man die Metallatäbe mit Glasröhren 
umglebt, oder zwischen sie und die Säule einige Streifen 
Wachatnch, Ölpapier oder sogar gewöhnliches Papier oder end- 
lich irgend einen anderen Körper bringt, welcher isolirt oder 
schlechter Leiter ist: Holz und Papier sind es genug, wenn 
sie nur nicht sehr feucht oder naas sind. 



8g AleiBandio Voll^^ 

iDas beste Mittel aber, wenn mfln einen Apparat ans einer 
grossen Zahl von Platten banen will, wie e. B. tiber 60, 80 
oder 100, besteht darin, die Säulen in zwei, oder drei oder 
mehrere zn tbeilen, wie man in den Fig. 3 und 4 sieht, wo 
die Stocke aUe ihre Stellnngeit und Verbindnngen haben, als 



wenn es eine einzelne S&ule wäre. Han kann in der That 
die Fig. 4 und 3 als eine umgebogene Sftiile ansehen. 



Fig. 4. 

>ln allen Figuren sind die verachiedenen metalleneu Platten 
mit den Bachataben A und Z bezeichnet fwelches die Anfangs- 
buchstaben von argent und zinc siud], und die zwischengelegteu 
feuchten Platten (von Pappe, Leder n. s. w.) sind schwarz ge- 
malt. 



EntdeckuDg des Sänlenapparates. 89 

»Die punktirten Linien geben die Verbindung der Metalle 
mit einander in jedem Paar, ihre wechselseitige Berührung 
in irgend einer Zahl Ton Punkten an; dies ist gleichgültig, 
auch können sie verlöthet sein, was in mancher Hinsicht gut 
ist; cc, cc, cc sind die Metallplatten, welche eine Säule, oder 
einen Säulentheil mit den andern verbinden, und ft, 6, h^ b, b 
sind Gefässe mit Wasser, die mit den Füssen oder Enden der 
Säulen in Verbindung stehen. 

»Der so aufgebaute Apparat ist r«cht bequem, nicht gross, 
und man könnte ihn noch leichter und sicherer mit Hülfe 
einiger Röhren oder Hülsen, in welche man jede Säule ein- 
schliesst und verwahi't, tragbar machen. [419] Es ist nur 
schade, dass er nicht lange in gutem Zustande bleibt; die 
feuchten Platten trocknen nach ein bis zwei Tagen aus, so 
dass man sie von neuem befeuchten muss; man kann dies 
indessen ausführen, ohne den Apparat auseinander zu nehmen, 
indem man die ganzen Säulen in Wasser taucht und (nach 
dem Herausnehmen über eine kleine Weile) sie äusserlich mit 
Leinewand oder sonstwie, so gut man kann, abtrocknet. 

»Das beste Verfahren, um ein so dauerhaftes Instrument 
zu erhalten, als man es nur wünschen kann, wäre, das Wasser 
in jedem Paar einzuschliessen und zurückzuhalten, und die 
Platten an ihrer Stelle zu erhalten, indem man sie mit Wachs 
oder Pech umgiebt; die Sache ist aber ein wenig schwierig 
auszuführen und man braucht viel Geduld dazu. Sie ist mir 
indessen gelungen, und ich habe auf diese Weise zwei Cylinder 
von zwanzig Paaren hergestellt, welche jetzt, nach zwei Wochen, 
noch sehr gute Dienste leisten, und es, wie ich hoffe, auch 
nach Monaten thun werden. 

»Man hat die Bequemlichkeit, diese Cylinder bei den Ver- 
suchen nicht nur aufrecht, sondern nach Belieben geneigt, lie- 
gend, selbst in Wasser getaucht, so dass ihre Spitze allein 
hervorragt, anwenden zu können; sie könnten auch völlig 
untergetaucht Schläge geben, wenn sie eine grössere Zahl von 
Platten enthielten, oder wenn mehrere solcher Cylinder mit 
einander vereinigt wären: wäre noch irgend eine Unterbre- 
chung vorgesehen, welche man nach Belieben entfernen könnte 
u. s. w., so würden sie ziemlich gut einen Zitteraal vorstellen; 
um einem solchen auch im Aeusseren ähnlicher zu sein, 
könnten sie durch biegsame Metalldrähte oder Spiralfedern 
verbunden werden, mit einer Haut überzogen und mit einem 
wohlgeformteu Kopf und Schwanz versehen sein u. s. w. 



/ ' 



90 Alessandro Volta. 

»Die von unseren Organen empfundenen Wirkungen, welche 
ein Apparat aus 40 bis 50 Plattenpaaren (oder auch ein klei- 
nerer, wenn die Metalle Silber oder Kupfer und Zink sind), 
beschränken sich nicht auf die Schläge allein: [420] der 
Strom der elektrischen Flüssigkeit erregt, wenn er von einer 
solchen Zahl und Art verschiedener Leiter, Silber, Zink und 
Wasser, die in der beschriebenen Weise abwechselnd geschichtet 
sind, in Bewegung gesetzt und getrieben wird, nicht nur Zu- 
sammenziehungen und Krämpfe in den Muskeln, mehr oder 
weniger heftige Convulsionen der Glieder, welche er in seinem 
Laufe durchströmt, sondern er en*egt auch die Organe des 
Geschmacks , des Gesichts , des Gehörs und des eigentlichen 
Gefühlssinnes, und bringt hier die jedem eigenen Empfin- 
dungen hervor. 

»Was zunächst den Tastsinn anlangt: wenn ich durch eine 
reichliche Berührung der (gut befeuchteten) Hand mit einer 
Metallplatte oder besser durch tiefes Eintauchen der Hand in 
das Wasser des Gefässes einerseits eine gute Verbindung mit 
einem Ende meines elektromotorischen Instrumentes (man 
muss Instrumenten, die nicht nur der Form nach, sondern auch 
nach ihren Wirkungen oder nach den Principien, von denen 
sie abhängen, neu sind, auch neue Namen geben) herstelle, 
und ich bringe das andere Ende an die Stirn, das Augenlid, 
die Nasenspitze, die gleichfalls befeuchtet sind, oder an irgend 
eine andere Stelle des Köi*pers, wo die Haut dünn genug ist; 
wenn ich, sage ich, einen dieser empfindlichen Körpertheile 
gut befeuchtet unter etwas Druck mit der Seite eines Drahtes 
berühre, welcher mit dem anderen Ende des genannten Appa- 
rates passend verbunden ist, so fühle ich in dem Augenblicke, 
wo der leitende Kreis geschlossen wird, an der berührten 
Stelle der Haut und etwas darüber hinaus einen Sehlag und 
einen Stich, welche schnell vorübergehen und sich so oft 
wieder einstellen , als man den Kreis öffnet und schliesst; so 
dass, wenn diese Unterbrechungen oft erfolgen, sie ein sehr 
unangenehmes Schütteln und Prickeln verursachen. Wenn aber 
die Verbindung ohne diesen Wechsel, ohne die mindeste Un- 
terbrechung bestehen bleibt, so fühle ich während einiger 
Augenblicke nichts mehr, worauf alsdann an der mit dem Ende 
des Metalldrahtes berührten Stelle sich eine andere Empfindung 
geltend macht, welche ein scharfer Schmerz (ohne Stoss) ist, 
der sich genau auf die Berührungsstelle beschränkt, ein Bren- 
nen, welches nicht nur andauert, sondern immer stärker wird, 



Entdeckung des Säalenapparates. 91 

bis es nach kurzer Zeit unerträglich wird, und welches nicht 
aufhört, bevor man den Kreis unterbricht. 

[421] »Welchen augenscheinKcheren Beweis für die Fort- 
dauer des elektrischen Stromes während der ganzen Zeit, dass 
die Verbindungen zwischen den Körpern, die den Kreis bilden, 
bestehen bleiben, kann es geben? und dass erst beim Unter- 
brechen desselben ein solcher Strom aufgehoben wird? Dieses 
endlose Kreisen der elektrischen Flüssigkeit (dieses perpetuum 
mobile) kann paradox, ja unerklärlich erscheinen, es ist aber 
nichtsdestoweniger wahr und wirklich, man fasst es sozusagen 
mit der Hand. Ein anderer evidenter Beweis kann gleichfalls 
daraus gezogen werden, dass man bei derartigen Versuchen 
oft in dem Augenblicke, wo man den Kreis plötzlich unter- 
bricht, gleichfalls einen Schlag, einen Stich, eine Erschütte- 
rung verspürt, ganz wie im Augenblicke, wo der Kreis ge- 
schlossen wird; mit dem einzigen Unterschiede, dass diese 
durch eine Art von Rückfluss der elektrischen Flüssigkeit oder 
durch den Stoss vermöge der plötzlichen Aufhebung ihres 
Stromes hervorgerufenen Empfindungen schwächer sind. Ich 
habe aber nicht nöthig, und es ist hier nicht der Ort, Beweise 
für ein derartiges endloses Kreisen der elektrischen Flüssig- 
keit in einem Kreise von Leitern anzuführen, unter denen es 
welche giebt, die gemäss ihrer verschiedenen Natur durch ihre 
gegenseitige Berührung das Amt der Erreger oder Motoren 
ausüben: dieser Satz, welchen ich seit meinen ersten Unter- 
suchungen und Entdeckungen im Gebiete des Galvanismus 
stets behauptet habe, wird, wie ich hoffe, keine Widersacher 
mehr finden. 

[422] In Hinsicht auf den Schmerz, den man bei den vor- 
stehenden Experimenten empfindet, muss ich hinzufügen, dass, 
wenn dieser Schmerz schon recht stark und empfindlich ist an 
Stellen mit unverletzter Haut, er doch bedeutend anwächst, 
wenn die Haut fehlt, in Wunden z. B. und bei frischen Ver- 
letzungen. Befindet sich irgendwo ein kleiner Schnitt oder 
eine Schramme an dem in irgend eine der Flüssigkeiten am 
Ende des Apparates eingetauchten Finger, so empfinde ich 
einen so lebhaften und brennenden Schmerz, im Augenblick 
wo der Kreis geschlossen wird, dass ich alsbald vom Versuch 
abstehen muss, d. h. ich muss den Finger herausziehen oder 
anderswie den Strom unterbrechen. Ja ich kann kaum mehr 
als einige Secunden dem Schmerz widerstehen, wenn der Ap- 
parat ungefähr 20 Elemente enthält. 



92 Alessandro Volta. 

Es ist ferner bemerkenswerth, dass alle diese Empfindungen 
von Stechen oder Schmerzen stärker und schärfer aufti*eten, 
wenn der empfindsame Körpertheil sich auf Seiten der nega- 
tiven Elektricität befindet, d. h. so dass der elektrische Strom 
nicht gegen diesen Theil sich ergiesst und ihn von aussen 
nach innen durchläuft, sondern umgekehrt von innen nach 
aussen, kurz so, dass er aus ihm heraustritt; daher muss man 
beim Metallpaare unterscheiden, welches von ihnen dem an- 
dern Elektricität abgiebt. Uebrigens hatte ich solches für alle 
Metalle in längst veröffentlichten Versuchen bestimmt, in mei- 
nen ersten Abhandlungen über den Galvanismus. Ich er- 
wähne daher nur, dass Alles in noch beweisenderer und ein- 
leuchtenderer Art in den jetzigen Versuchen bestätigt wird. 

[423] In Hinsicht auf den Geschmackssinn hatte ich schon 
in jenen ersten Abhandlungen, in denen ich gezwungen war 
die thierische Elektricität GalvanC^ zu bekämpfen und sie für 
eine äussere Elektricität zu erklären, die durch den Contact 
heterogener Metalle erregt wird; ich hatte, sage ich, entdeckt, 
dass in Folge dieser Fähigkeit, die ich den Metallen zuschrieb, 
dass nämlich zwei verschiedene Stücke Metall, namentlich 
Silber, Zink, gehörig angebracht, an der Spitze der Zunge 
sehr deutliche Geschmacksempfindungen hervorrufen; dass 
dieser Geschmack sicher ein saurer sei, wenn die Zungenspitze 
dem Zink zugekehrt sei, so dass der Strom entgegengerichtet 
sei und in die Zunge hineintritt; dass ein anderer Geschmack, 
der zwar weniger stark aber doch unangenehmer, herbe und 
alkalinisch auftrete, wenn man die Stellung der beiden Me- 
talle umkehrt und der Sti'om aus der Zungenspitze austritt; 
dass diese Empfindungen noch dazu fortbestehen und selbst 
mehrere Secunden lang zunehmen, wenn der Contact der Me- 
talle andauert und der Strom nirgends unterbrochen wird. 
Wenn ich nun sage, dass dieselben Erscheinungen hier auf- 
treten, wenn man statt eines einzigen Paares von Metallen 
deren mehrere anbringt in gehöriger Anordnung; dass alsdann 
die Geschmacksempfindungen, sowohl die saueren als die al- 
kalischen, zunehmen, obwohl nicht stark mit der Anzahl der 
Paare, so habe ich Alles gesagt. Ich muss nur noch hinzu- 
fügen, dass, wenn man auf der Zunge einen Apparat anwendet, 
der ziemlich gross ist, z. B. von 30 oder 40 Paaren oder 
noch mehr, die Zunge nicht bloss einen Geschmack, sondern 
ausserdem noch einen Schlag in dem Augenblick des Strom- 
schlusses empfinden wird, der einen stechenden Schmerz her- 



Entdeckung des Säalenappnrntcs. 93 

vorruft, [424] der mehr oder weniger empfindlich ist, aber 
vergeht, während erst etwas später die Geschmacksempfindung 
folgt, die behan-t. Dieser Schlag bringt selbst eine Zuckung 
oder ein Schütteln der ganzen Zunge oder eines Theiles der* 
selben hervor, wenn der Apparat aus einer noch gi'össeren 
Anzahl von Paaren besteht und stärker wirkt und wenn der 
Sti'om mittelst guter Leitungen überall frei kreisen kann. 

Ich komme oft auf diese . letztere Bedingung zurück , auf 
welche ich bestehen muss, weil sie wesentlich ist, wenn wir 
sehr deutliche Wirkungen an unserem Körper verspüren wollen, 
sowohl wenn es gilt Bewegungen als Sinnesempfindungen her* 
vorzurufen. Es müssen auch die nicht metallischen Theile der 
Schliessung gut leiten, sie müssen gut mit Wasser getränkt sein, 
wenn es nicht ursprünglich schon Flüssigkeiten sind: ausserdem 
müssen die Oberflächen recht feucht sein und die sich berüh- 
renden Flächen müssen recht gross sein. Die Zuleitung muss 
auf einen kleinen Theil beschränkt werden da wo man die 
Wirkung auf einen empfindlichen Theil des Körpers beschränken 
will, auf einige Empfindungsnerven, etc., wie solches schon 
angeführt wurde bei den Versuchen über die Berührung, wo 
man starke Schmerzen hervorruft in verschiedenen Körper* 
theilen. Die beste Art alle Empfindungen auf der Zunge her* 
vorzubringen besteht darin, die Zungenspitze gegen einen nicht 
allzuspitzen Metallstab zu halten, während man diesen mit dem 
Apparat verbindet und eine gute Leitung nach dem andern 
Ende des Metallstabes schafft mittelst der Hand oder besser 
mittelst beider Hände. [425] Die Zunge darf bereits am Ende 
des Stabes angebracht sein, ehe der Stromkreis geschlossen 
wird (d. h. ehe man die Hand in das Wasserbecken taucht), 
oder nachher, wenn die Hand bereits eingetaucht ist; in letz- 
terem Falle fühle ich den Stich oder die Erschütterung in der 
Zunge ein ganz weniges vor der wirklichen Berührung* Ja 
es scheint mir immer, besonders wenn ich allmählich die 
Zunge vorstrecke, dass, wenn sie ganz nahe an das Metall 
herangekommen ist, der elektrische Strom (ich möchte fast 
sagen der elektrische Funke) diesen Zwischenraum überspringt 
und die Zunge trifft. 

In Hinsicht auf den Gesichtssinn hatte ich gleichfalls die 
Möglichkeit entdeckt ihn zu erregen, selbst durch schwache 
Ströme, ganz besonders bei Anwendung von Zink und Silber, 
daher musste ich erwarten, dass mein neuer Apparat noch 
stärkere Empfindungen heiTornifen werde, und zwar je mehr 



94 Alessandro Volta. 

Paare angewandt würden; denn jedes Paar vergrössert die 
Kraft des elektrischen Stromes, wie alle anderen Versuche es 
zeigen, besonders die mit dem Elektrometer, verstärkt durch 
den Condensator, die ich hier nur erwähnt habe und die ich 
anderswo beschreiben werde. Doch war ich erstaunt zu finden, 
dass mit 10, 20, 30 Paaren und mehr der Lichteindruck nicht 
länger dauerte noch lebhafter war, als mit einem einzigen Paare. 
Freilich kann dieser schwache und vergängliche Lichteindruck 
mit solchem Apparate leichter, bequemer und auf sehr ver- 
schiedene Art hervorgebracht werden. [426] Um nämlich mit 
einem Paare zum Ziel zu gelangen, giebt es wohl nur folgende 
Verfahren: entweder es muss einer der Metallstäbe an den 
Augapfel angelegt werden oder an das gut benetzte Augenlid, 
während es das andere Metall berührt, das an das andere 
Auge gehalten, oder in den Mund gesteckt wird, was die 
schönsten Lichtblitze giebt; oder endlich man bringt die beiden 
Metalle an verschiedene Theile des Mundes, während sie sich 
zugleich berühren. Mit einem Apparat von 20, 30 Paaren 
bringt man denselben Lichtblitz zu Stande, wenn man das 
Metall, welches mit dem Apparat verbunden ist, nicht bloss 
das Auge oder gewisse Theile des Mundes berühren lässt, 
sondern auch die Stirne, die Nase, die Wangen, die Lippen, 
das Kinn bis zum Kehlkopf; kurz alle Theile des Gesichtes, 
nur müssen sie gut befeuchtet sein vor der Berührung mit 
dem Metall. Uebrigens ist Form und Stärke des Lichtein- 
druckes etwas verschieden je nach den dem elektrischen Strome 
ausgesetzten Stellen; ist es die Stirne z. B., so ist das Licht 
schwach und erscheint als leuchtender Kreis, eine Gestalt, die 
auch in anderen Fällen vorkommt. 

Aber der merkwürdigste aller Versuche ist der, den Me- 
tallstab zwischen die Lippen zu halten und zwar in Berührung 
mit der Zungenspitze; wenn man nun den Strom schliesst und 
Alles in bester Ordnung, auch der elektrische Strom ziemlich 
stark ist, erhält man eine Lichtempfindung, und eine Zuckung 
in den Lippen, ja selbst in der Zunge, und zwar einen em- 
pfindlichen Stich in der Spitze, worauf dann die Geschmacks- 
empfindung folgt. 

[427] Ueber das Gehör nur noch ein Wort. Dieser Sinn, 
den ich vergeblich mit einem Paare zu en'egen versuchte, ob- 
wohl ich die wirksamsten Metalle gewählt hatte, nämlich Silber 
oder Gold und Zink, jetzt habe ich ihn erregen können mit 
dem neuen Apparat von 30 oder 40 Paaren. Ich führte vorher 



EntdeckuDg des Säalenapparates. 95 

zwei metallische Stäbe in die Ohren, mit abgeinindeten Enden; 
diese verband ich mit dem Apparat. Im Augenblick des 
Stromschlusses empfand ich eine Erschütterung im Kopfe; und 
etwas später (während die Leitung verbunden blieb) hörte ich 
einen Ton oder richtiger ein Geräusch in den Ohren, das 
schwer zu beschreiben sein dürfte; es war eine Art Knacken 
oder Knistern, wie wenn eine zähe Materie ins Sieden geräth. 
Dieses Geräusch bestand fort, ohne stärker oder schwächer zu 
werden, so lange der Strom geschlossen blieb. Das unange- 
nehme Gefühl hielt ich für gefährlich, weil es eine Erschüt- 
terung im Gehirn hervorrief, deshalb wiederholte ich diesen 
Versuch nicht mehr. 

Den Geruchssinn habe ich bis jetzt vergeblich zu erregen 
versucht. Der elektrische Strom, der in den Körpertheilen, 
die in den Stromkreis eingeschlossen werden, eine den ein- 
zelnen Sinnen entsprechende Empfindung wachruft oder ganz 
besonders die Tast-, Geschmacks-, Gesichts und Gehörsnerven 
erregen, dieser Strom bringt stets Empfindungen hervor, wie 
sie jedem Sinne eigenthümlich sind, dagegen in der Nase nur 
ein mehr oder weniger schmerzhaftes Stechen und Erregungen, 
die von der Stärke des Stromes abhängen. [428] Woher 
kommt es, dass der Geruchssinn nicht en-egt wird, obwohl 
doch die Nerven dieses Sinnes betroffen werden? Man darf 
nicht sagen, der elektrische Strom vermag keine Geruchsem- 
pfindungen hervorzurufen; denn beim Büschellicht und beim 
gewöhnlichen Spiele der Elcktrisirmaschine merkt man einen 
sehr deutlichen Geruch, der an den des Phosphors erinnert. 
Es folgt daraus, in Analogie mit Riechstoffen, dass diese in 
der Luft verbreitet sein müssen, um den Geruchssinn zu er- 
regen, wie andere Essenzen, wo die Luft Träger ist, wenn 
der Geruchssinn angeregt werden soll. In den fraglichen Ver- 
suchen aber, bei einem überall geschlossenen Strome, kann 
dieses durchaus nicht stattfinden. 

Alle Thatsachen, die ich in dem langen Schreiben be- 
richtet habe, betreffep die Wirkung meines Apparates auf ver- 
schiedene Körpertheile, eine Wirkung, die übrigens nicht eine 
nur augenblickliche ist, sondern so lange anhält als der Strom 
geschlossen bleibt; eine Wirkung, die je nach der Erregbar- 
keit der betroffenen Theile veränderlich erscheint; alle diese 
Thatsachen, die schon recht zahlreich sind, und andere noch 
zu entdeckende eröffnen ein weites Feld des Nachdenkens, 
nicht bloss an sich bemerkenswerthe Gesichtspunkte, sondern 



96 Alessandro Volta. 

besonders auch solche^ die wichtig für die Medicin sind. Hier 
giebt es zu thun füT den Anatomen, den Physiologen und den 
praktischen Arzt. 

[429] Man weiss aus der Anatomie, dass das elektrische 
Organ des Zitterrochens und des Zitteraales aus vielen häu- 
tigen Säulen besteht, welche von einem Ende bis zum anderen 
mit einer grossen Anzahl Scheiben oder Häutchen versehen 
sind, die sehr dünne Scheiben bilden und die über einander 
gelagert sind oder in kleinen Zwischenräumen auseinander 
gehalten werden, in denen gewisse Flüssigkeiten sich befinden. 
Man kann unmöglich annehmen, dass diese Scheiben so iso* 
liren wie Glas, Harz, Seide, etc., und noch weniger können sie 
durch Reiben elektrisch werden, so dass sie wie Franklin^ 
Tafeln oder wie kleine Elektrophore geladen werden könnten; 
auch leiten sie nicht so schlecht, dass sie als gute ausdauernde 
Condensatoren gelten könnten, wie solches Mr. Nicholson ange- 
nommen hat. Die Hypothese dieses gelehrten fleissigen Physi- 
kers, dergemäss jedes Paar dieser Häutchen, die er mit Talkblätt- 
chen vergleicht, ebenso viele Elektrophore oder Condensatoren 
sind, ist wirklich sehr geistreich; es war das vielleicht das 
Beste zur Erklärung der Erscheinungen der elektrischen Fische, 
so lange man sich an die bisher bekannten Gesetze halten 
musste. Indessen müsste der Mechanismus bei jedem Schlage, 
den der Fisch ertheilen wollte, die Trennung der Platten, 
aller oder eines Theiles, gleichzeitig stattfinden, es müsste 
einerseits eine Verbindung aller positiv elektrisirten Platten 
und andererseits der negativ elektrisirten stattfinden, wie Mr, 
Nicholson es verlangt; [430] solch ein Mechanismus scheint 
sehr complicirt und wenig natürlich; ausserdem wird die An- 
nahme einer anfänglichen Ladung in den Häutchen, die als 
Elektrophore dienen, sehr willkürlich erscheinen; solch eine 
Hyp^^these fällt in sich zusammen, schon weil die Häutchen 
nicht isoliren können, also auch keine eigentliche elektrische 
Ladung erhalten, geschweige denn behalten können. Alle 
animalische Substanz, wenn sie frisch und feucht ist, und mehr 
oder weniger saftig, ist ein recht guter Leiter: Aber noch 
mehr; weit entfernt so fest und zähe zu sein wie Harze oder 
Talk, mit denen Herr Nicholson die fraglichen Häutchen ver- 
gleicht, giebt es, wie ich mich überzeugt habe, keine anima- 
lische Substanz, die weniger nachgiebig wäre als Wasser, mit 
Ausnahme von Fett und einigen Oelarten. Aber weder diese 
Flüssigkeiten noch Fett, besonders im halbflüssigen Zustande, 



Entdeckung des Sänlenapparates. 97 

oder auch ganz flüssig, wie im lebenden Körper, können eine 
elektrische Ladung in der Art isolirender Scheiben erhalten 
und sie festhalten; übrigens sind die Scheiben und Feuch- 
tigkeiten beim Zitterrochen und Zitteraale weder fettig noch 
ölig. Also, da dieses Organ ganz aus leitender Substanz be- 
steht, kann es weder mit dem Elektrophor oder Condensator, 
noch mit der Leidener Flasche verglichen werden, auch nicht 
mit irgend einer durch Reibung oder anders erregbaren Ma- 
schine, Arten, die man vor meinen Entdeckungen für die ein- 
zigen hielt zur Erzeugung der Elektricität. 

[431] Mit welcher Elektricität, mit welchem Instrument 
muss nun das Organ des Zitterrochens verglichen werden, der 
nach dem neuen Princip gebaut ist? Mit dem Apparat, den 
ich vor einigen Jahren entdeckt habe und den meine Versuche, 
besonders diejenigen, welche mich jetzt beschäftigen, so schön 
bestätigt haben, nämlich nach dem Princip, dass die Leiter 
in gewissen Fällen auch Erreger der Elektricität sind, sobald 
sie nämlich von verschiedener Beschaffenheit sind und sich 
berühren; mit diesem Apparat, den ich künstliches elek- 
trisches Organ genannt habQ und das daher im Grunde 
genommen derselbe ist, wie das natürliche Organ des Kochens, 
ihm sogar, wie ich bereits mitgetheilt habe, der Form nach 
gleicht.'') 



Ostwald's Klassiker. 118. 



Anmerkiingen. 



1) Zni S. 3, Die drei Briefe an Qren erschienen italienisch 
in BrugnatdW^ Annali di Chimica Bd. 13, p. 226, 1796, Bd. 14, 
p. 3, 1797 und Bd. 14, p. 40, 1797. — Sie sind, wie alle 
anderen, weitläufig geschrieben^ enthalten aber die wesentlichen 
Fortschritte und Klärungen, die dem Bau der Säule voran- 
gehen mussten. Die deutsche üebersetzung, die wir bringen, 
erschien in /. W, Ritter: >Beyträge zur näheren Kenntniss des 
Galvanismus«. Jena 1800. 

2) Zu S. 23, Die angeführten Schriften brachten wir in 
den Klassikern^ Heft 114. 

3) Zu S. 7S. Brachte der erste der drei Briefe an Gren 
die wichtigen und interessanten Versuche mit den verschie- 
denen Schaltungen, während der zweite mit aller Entschieden- 
heit und immer mehr dem Contact der Metalle die Hauptwir- 
kung zumisst, so bringt der dritte Brief jene Versuche, die so 
lange die Forscherwelt in einem Banne gefangen gehalten haben, 
der noch heute nicht gänzlich geschwunden zu sein scheint. 
Nach diesen Briefen tritt eine fast dreijährige Pause ein, denn 
die nächste Publication war der Brief an Banks^ den wir oben 
folgen lassen und der über das grosse Geschenk berichtet, das 
die Welt im letzten Jahre des 18ten Jahrhunderts empfing. 

4) Zai S. 76, Der Brief erschien in den Philos. Transact. 
von 1800 unter dem Titel: >0n the Electricity excited by 
the mere contact of conducting substances of different kinds«. 
Er war in französischer Sprache abgefasst. Die üebersetzung 
ist grossentheils dem Werke von W, OstwaM: »Elektrochemie, 
ihre Geschichte und Lehre« Leipzig, Veit & Cie., 1896 ent- 
nommen. Ein Theil, der dort fortgelassen ist, wurde vom 
Herausgeber übersetzt und erscheint hier zum ersten Male in 
deutscher Sprache. Die im Text angegebenen Seitenzahlen 
beziehen sich auf das Original in den Lond. Phil. Trans. 

5] Zu S, 77, Es ist kaum nöthig, den Leser aufmerksam 
zu machen auf diese schlichte, und doch so freudvolle Ent^ 



Anmerkungen. 99 

deckung, die grösste des ganzen abschliessenden achtzehnten 
Jahrhunderts. 

6) Tai S. 84. Der geringfügige Irrthum, dass die Empfin- 
dung bei der ßOsten Tasse dieselbe sei wie bei der 20sten, 
ist verzeihlich; man bedenke dabei den grossen Widerstand 
des menschlichen Körpers, der sich in der Schliessung befindet. 

1] Zu S. 97. Der Fortschritt in diesem ganzen Briefe ist ein 
gewaltiger. Volta hat erkannt, dass die Summation elektromoto- 
rischer Erregungen möglich ist, eine fundamentale Thatsache, 
mit der die neue Aera elektrischer Forschungen anhebt. Wenn 
schon in den Briefen an Ore7i die Reihenfolge der Anordnung 
grtindlich geprüft war, so tritt hier ein noch besser bewei- 
sender Versuch dem Leser entgegen. Endlich ist auch der 
Einfluss der Leitfähigkeit, des Salzgehaltes und der Tempe- 
ratur erkannt. Selbst einige Ausblicke auf Stromtheilung 
(Seite 85) werden angedeutet und das G/^m'sche Gesetz vor- 
bereitet. Gänzlich übersehen oder übergangen wird die che- 
mische Wirkung, sowie die Zersetzung des Wassers, wie auch 
die Oxydation des Zinkes, so dass der Apparat dem Autor 
als »perpetuum mobile« erschien. Wie nahe es lag, die che- 
mische Wirkung zu erkennen, beweisen die sofort nach Bekannt- 
werden des Briefes gemachten Entdeckungen in England. 
Darauf beziehen sich die nächsten Briefe, die wir in einem 
dritten Hefte bringen wollen. — Der Metallcontact hat schliess- 
lich den Sieg davongetragen und an diesem verhängnissvollen 
Irrthum haben die Forscher das ganze Jahrhundert hindurch 
gelitten. In der elektrolytischen Praxis gilt vielfach noch 
heute das Metallpaar (couple) als erregendes Princip! Im fol- 
genden dritten Hefte werden alle von 1800 bis 1806 von 
Volta mitgetheilten Versuche gebracht werden, die ein volles, 
für die Geschichte der Elektrochemie hochwichtiges Glaubens- 
bekenntniss des genialen Forschers enthalten. 



Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 



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