THE YOUNG CENTER
For Anabaptist and Pietist Studies
blizabelhtown College
One Alpha Drive · Elizabethtown, PA 17022
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Seinem Sitten Rage» Merck erlernet; Und die glbe bey unte asche
„denen KL Umtin en, an Stine Geiftiche Kinder, und Zar verwandte,
TT eroͤffnet;
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ans Licht gegeben. .
EPHRAT A, in Peaſylvanien, Drucks der Bruͤderſchafft / 1748.
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ELIZABETHTOWN COLLEGE
ONE ALPHA DRIVE |
'ELIZABETHTOWN, PA 17022-2227
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1 seidensticker, Oswald. The first century of German
printing in America 1723-1830 .. Phila., Schaefer
& Koradi, 1893.
re (Beissel, Conrad) Urständliche und Zrfahrungsvolle
Hohe Zeugnüsse . . Ephrata. Brüderschaft, 1745.
"This work, Beissel's great effort in myst ic theology
and full of abstruse oddities, consists of two parts,
yiz.37 Meditations and 73 Theosophie Epistles. The
latter have a separate title: Wystiche und Erfahrungs-
volle Episteln . . . An earlier edition of the book
published in the same year (1745) had different titles
and another preface. They were removed and burned
..by order of Beissel, as they had been written by
Israel Echerlin against whom Beissel conceived a
dislike. The new edition contains also six Epistles
more that the first one.”
de have no Ephrata prints of older date than 1745.
It is likely however that the strained relations
between Conrad Beissel and Christopher Saur which
existed since 1739 led to the establishment of a
printing press in Zphrata somewhat earlier than 1745."
A1 Hildeburn, Charles. A century of printing. The
issues of the press in Pennsylvania 1585-1784.
Phila., 1885.
re (Beissel] Urständliche und Erfahrungsvolle Hohe
Zeugnüsse ... Ephrata, in Pennsylvanien Drucks der
Brüderschaft, 1745. 4t0.pp(8)294. tno. 9163
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G, fr & S find zwey Wege / darauf Sich GOD in jederzeit in der
08 Kirche hat bekant gemacht: der Geſesliche u ind Evangeli:
ſche⸗ oder: nach Seiner Gerechtigkeit und 3 Ba rmhertzig⸗
keit. Wann wir zu erſt erweckt werden, ſo bringt es der
I Ruff ſo mit ſich: daß wir an das Gefes addreſliret wert den, um
5 durch Wercke der Gerechtigkeit (nach unferem Begriff) unſer
He eil auszuarbelten, nach Anweißung des Geſetzes: Ohne das . wirſtu lebẽ.
Ss viel Sehen nun wir uns erwerben in dein Geſetz: durch Wercke der Ge⸗
2 ſo vil Faͤhigkeit haben wir hernach (wann es Anders richtig zuge⸗
het) durck s Creutz / in den Tod; Chriſti, aaa | au werden.
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Dam, for das Leben der 5 an uns offenbar werden. fo muß erſt
und Hand- Leitung nicht wol erhalten wird. Ss Haben zwar je und ſe in der
Chriſtlichen Kirche ih gerſtliche Führer 15 Handleiter sch anden; ; unter de
Es haben aber nicht alle das rechte Ziel erhalten: und die Menſchen, a
Seüiſche Weiſe, unter D tr gebracht; ; Bi um! rer tigtnen, Wels um ihe
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Schweres zu ertr⸗ igen
u thun; die, ſo uns fh:
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unter dem Geſen, durch Wercke der Gerec
alles e n der eigenen Gerechtigkeit ins Erſterben gebnfl Ir werden.
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fe und auff keine Seithe zu welt abirr 3 Welche es ohne geifliche Fuhrun 3
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ter Veſchattung die Seelen in denen gel ichen en Wegen find zur
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aus Haͤnden genommen, und man deſſen allen i? fnibig gemacht, beydes, was
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Vorbericht.
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Man wine, und was man nicht vermag; 7 durch das: Daß im E Evangelio:.
. ED Sich Sofa rer uns hat zum Schuldner gemac Er und uns alle
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dern fh in der ſreyen Liſt dem Menſchen anbeut; So N dadurch
unſere Schulden umſonſt erlaſſen.
Wann man dieſes fo erwaͤr get, fo wird man in nicht geringe Beßͤͤrzung:
geſezet. Dann, vors erſte, kommen ſehr weuige Menſchen in ihrem Ruf an:
das Geſetz, und erwerben ſich ein unſtraͤfüiches Leben nach der Serechtigkeit,
und unter dieſen N nd abermal wenige, oder wol noch roen! Zere⸗ die dur
das Geſat durchkommen an das Evangelium. Dann, Ödt, nach Sauer Art,
fan Sich dem Nee enſchen anderſt ncht offenbaren als durchs Evangelium },
Und obſchon das Geſatz auch von GOtt urſtändet, ſo iſt es doch nur darftof⸗
ſchen einge fůͤhret worden ; um der Suͤnden willen. g
Weilen aber in dem Geſetz die Gerechti gkeit erwerben wird, welche ain mei⸗
-fien GOtt im Wege ſtehet: daß Ec mit Seiner Gnade und Lebe Sich dem
Herizen nicht kan offenbaren: fo muß der Menſch wigder ſo weit zurůͤck bear⸗
beitet werden: als er ſich im Geſetz, durch die Gerechtigkeit, vor ſich bear
beitet hat. So hoch er nun in dem Geſetz, mit feiner Buß⸗Arbeit geſaegen;
ſo tief mag er gedemuthiget werden; und ſo viel kan auch GOtt Seng Gna⸗
de an ihm offenbaren. . | .
Dieſem nach iſt es kein Wunder, daß ſo wenig Menſch en an das Erangen. -
lium kommen; 3 Dann, unter dein Ge Ing wird die Stunde im Grun de, durch, Kr
das eigene Recht, nur erhalten und beſchützet, hier aber verhaͤlt es ſich gantz
anders; Dann, weilen das Evangelium mit feinem Zwang mache 2 ſon⸗
Wege
gemacht: daß ſich der Anti-Chrilt, und das Kind des Verderbens, an ihm
duſere, weilen er ſich keines geſaͤzlichen Zwangs zu befahren hat. Mag alſo
fol tglich der D Nenſch am Svangelio gerichtet werden, welches amm Ges nicht
geſchehen moͤchte. Dann. ſo viel das Erb⸗ Hebel n den gergifftes 1
ren Ef: entien geruͤg zer And gerichtet roixd⸗ ſo viel mogen wir u
der Heiligung befördert werden; außer dieſem / bleiben wir uns
unerkant / und tichten viel Soͤſes in guter 7 leynung. 8
Dahero iſt und bleibet GOtt ein Schuldner an dem Meuſchen, und ver⸗
mag derſelbe nicht gericheet zu werden, ſo lang: bis G Ot, feine Gutheit, durchs
Evangelium an ihme erwieſen und ausgefuͤhret hat. Und dieſes iſt die Ur⸗
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Vorbericht. .
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en fache: Warum es ſo vieh Schwürigkeiten giebet: bis der Wienſch durchs;
Erangeliam wieder an / uind unter GOtt, gebracht iſt. Denn, ob man
wol viel Nuͤhmens von dem Evangelio machet, ſo liegt doch die Suche im.
hunde alſo, daß ſich der Menſch lieber in die elendeſte Sclaverey verkauffen
laͤſſet, ehe er wol durchs Evangel ia ſich von der Sande frey machen laſſen ;
a. dorten, hat er ein. Mecht n 3 Haͤnden gegen GOtt, u! id kan da mit
gin Leben beichnzen Hier aber, iſt ige alles Recht aus Handen genom u,
ind ame im Evangelio alles? echt Des Kechtens entgehet, durch das: Wer⸗
len Gott alle Schuld auf Sich genommen har.
Dieſe ohe Evangeliſthe Bedient ng nun, if zu erſt von dem So ue som
tes vom. Pim: mel gebracht worden; Dann,. Er war eines ma Gei
dann alle dlefenigen, die vor Ihm geweſen, und durffte ſie mit Recht Die
und WMöỹrder nennen: weilen ſie nicht vermochten das 1 zn tra-
ktiren, und das Aint der Verſchaung zu treiben; Und weilen die hre des
Evangeligeis, vor der Vernunffeſe ielle eine anſtoͤſtge Sach en ſeyu, ebene als.
ob das Linreche gebe liget wuͤrde indeme Chriſtus, zum Exempel, jene Ehebreche⸗
rin; welche, nachdem ©: e, den Tod verdienet hatte, nicht wolte richten; ſo
hat eben dieſes, ei eine blef. fache heyn mieten Daß die Indiſche Kirche, bey Seiner
- Ertusigung, an“ ze“ ue die groͤßæ Su nde begangen; Welches nicht hätte ge⸗
ſchehen mögen : wann er Er vicht hörte das Amt des fe und der Ver⸗
oͤhnung tractirg ; um it alſo hier ein Beyſolel deſſen, teas droben gemel⸗ ©
det: Daß namuch an, und durch das Evangelium, ale Sreuel des menſch⸗
lichen Heben 00 fenbe Ar werdet 8
Obſchon auch nach der Himmelfahrt € hriſti, der Eat gell liſche Bf Sich
auff die hohe A. 5 in hae n ſedecgelaſſen, f fa war doch kein⸗Ausſehen: Daß dle.
a Evängelifl I Hauß Fler ung. 5 der Kirche haͤtte koͤ nnen at Bach ihr et wer en;
und das, um der Denen Unvermoͤgen n sillen :. welche die Oreh heit des
Evangelii nicht mochan ertragen. Wannenherd auch die „Avoſtel ſind ver⸗
anlaßt worden: Zu geroiſſer Zeit „und Maſe, wieder nach dem Geſetz zu⸗
ruck zn greiffen. Auff weie hen Orund hernach die Kirche f ch IR gebauet.
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f Was nun gegenwartige Arbeit ang gehet, ſo iſt dieſell be von Einem, Der
GOTT ‚anf eine ſehr hohe Wise, ergeben, und noch gezenwaͤrtig in
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Vorbericht.
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Seinem geiſtiichen Tage⸗Werck begriffen iſt, anfänglich aufs Papir gebracht
worden; Wiewol keinesweges in dem Sinne: daß fie ſolte gemein gemacht
-werden; iſt aber hernach, von andern ſorgfaͤleizſt geſammlet, und an das
Acht gebracht worden; in Betrachtung: Daß der Evangelifide Geiſt des
Neuen Bundes darinnen, in einer gar hohen Maaße, eingewickelt lieget.
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Es iſt der Verfaſſer derſelben, vor ohngefehr dreyſſig Jahren, in Teutſch⸗
land, kraͤffug erwecket, und mit einem hohen Geiſt der Erleuchtung begabet
worden; Worauf Er alſobald das Wohlſeyn Seines natürlichen Lebens,
ſamt deſſen Ausſehen, verleugnet und aufgegeben 5 Aber darüber Seine Gunſft
und Credit bey der Welt verlohren; fo gar, daß Ihme in Seinem Vaterland
mit Verfolgung nachgeſtellet wurde, bis Er endlich von Seinem in wendigen
er, » $ührer Ordre bekame: Aus zu gehen aus Seinem Heymath, und zu
wallen in ein Land / das Ihme der HErr zeigen wurde. Land alſo
iſt Er, gleich in den erſten Jahren Seiner Goͤttlichen Jugend, in nicht gerin⸗
ge Verlaſſenſchafft scher worden; angeſehen Er, Seiner Treue zu Zott halben,
auff wichtige Proben geſetzt wurde, und vor dem Geiſt dieſer Welt hat muͤſſen
Schul ⸗Kecht thun: biß Ers endlich gewonnen; Da Ihn dann derſelbe
von Seinen Biuͤſten ausgeſetzet, und Ihn alles menſchlichen Schuzes und
Troſtes beraubet. Daruͤder Er freylichs Ott in die Hände gefallen; Wel⸗
cher, von derſelben Zeit an, Sun Führer, Regierer und Bewurcker geworden.
Aͤlſo hat Ihn auch die Gsetliche Regierung in Sof Lande
gebracht. Da zwar Sei Haupt⸗Abſehen geteſen: Nach Arteder erſten
Einſamen / eine abgeſchiedene Lebengz⸗Art aufzurichten: Und ohn angeſehen
Er jederzeit ein Bedencken getragen, Sich in menſchliche Derfaſſungen einzu⸗
laſſen: maſen Er des Betrugs end Verführungen menſchlichem Juſamen⸗
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hang beides kundig, und überdraſſig ward ; Nichts deſto weniger fe ſehr
uch ſolches Seſnem Licht und Zeuanuß entge zen; fo ist Tr doch in ein; Br
„ faſſung eingeflochten worde: ; Werüber Er aber in nicht geringe Gefahr, in
Anſchung Seines Zeitznuͤſſes, gerathen, und doch jedertent von GOtt iſt ger
„ſchuͤtzet werden ; Maſen, Er Sich beſcändig an dieſe K EG gebunden:
A Daß Er nemlich in keinem Ding Sein Leben ſuchte zu er⸗
halten / ſondern Gott Seinen Retter und Berather ſeyn ließ.
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Da hero auch Ihn, weder daß Cob derer „ di
Schmach derer, die Ihn verachteten, beweg
derzeit, im Grunde, ein Anderer geweſen: als
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Nuchdeme min SOFT dieſe hohe Probe von Ihm erhalten: Daß Er 2
nemlich Sein erworbenes und erjagres Gute aufgegeben, und, 85
zu reden, mit Seinem Zeugnuß in das Menſchen⸗ Meer I hineingebadet 5 So
bebe ſich frehlich, in Auſeh: ing Seiner Ferien ſeltſam me Be egebentzeiten er
eignet; welche viel zu wichtig fi id: als daß fie dieſe Feder ſolte beſchreiben
kenn: 4 Sintemalen, unter Seiner Bedienung viele ſind erwecket worden,.
die das ewige tieefterbfiche sehen zu ihrem Theil ersechisten ; ; davon ober die mei⸗
ſten iur Jahre alben, weder die Scha lekheit und Be riegerer mente .
we earn noch die Krieges Kiffen der geiſtlichen Fe inden /
ausgebundiget harren. Dahero bey Ihme ein tt geringes Serg Tra⸗
gen stade Was es endlich vor einen Ausſchlag gewinnen æürde! An⸗
N geſchen Er, als Der dergleichen an Sich kundig ware werden, wel wußte
Was vor Proceſſe und Widerſtand in dieſer geiſtlichen Ritter ſchafft ſich ige
nen. Gleich wie Er dann zu Zeiten von der Gefahr? Meldung thaͤte, ſagende:
NB. Daß ſich. nicht deruͤber zu verwunderen „ daß ſo viele zuruͤckfallen anf dem
— Wege zn Gott es ſeye vielmehr ein Wunder: wann jemand durchkaͤme!
Daun, die Preika des Abfalls / woran nothwendig alle Erweckete anſtos
"oft, ſey en fo gefährlich: Daß, wo Nicht eine Hbernstärliche J Treue ins u
Hertz geleget if, Niemand durchkomme. Welches eigentlich. vun der N 9
2 grofen Verkaſſenſch affe Herrühret darein diekentgen übe werden, we
che denen Eiteltulen dieſes kebens mit Ernſt abſagen. Dann, in dem eidg:
“Ser Natur werden au: Menſchen, von dem höcften Monarchen an, bis auf
den geringſten Y st, mit einem getwiſſen WOHL laber ſd altet und unter⸗
halten, welches YO 554 „wann anderſt die Bekehrung rechter Art iſt, dem
Menſchen bald entzogen wird, und ihme, Statt deſſen, eine groſe Verlaſſen⸗
ſthafft verurſachet; darinnen kein Ausſchen gefunden wird, es ſey dann: Es
erbaͤhre ſich eine Kirchliche Beſchattung / darinnen ſolche Verlaſſene koͤn⸗
nen aufgehoben werden. Und wann an der Perſon des Verfaſſers die⸗
fer Scheſfen, Seine Nachfolger AR wol haͤtten eine ſolche Airenliche
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le Ihn erh üben, noch die
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Er Sich von auſſen darſtec⸗
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Beſchartung vor ihr geiſtliches zeben vermuthet, wuͤrden villeicht deren
Wenige in denen Sichemgen Probe gehalten haben. Maſen Er der heim⸗
ichen Schlapf⸗Winckel menſchlicher Narut / wie anch der gefaͤhr⸗
lichen Pfoſten des Abfals / ſo kundig war, als, ſo zu reden, der Sir >
ger an Seiner rechten Hand ;. Und, wie Er Selbſten Pag. 235. meidet, ö
Der Kriegs⸗Poſſen des Alten Feindes / auf vielerley Weiſe/ Er
fahrung hatte. . 5 a
Dieſe wenige Umftände hat man noͤthig erachtet, zum Vor⸗ Tritt zu dieſer
Arbeit, mit beyzufuͤgen. 2 3 >
Es iſt zwar wahr, daß dieſe Schiffen Emwas in ſich enhalten
welches mienſchlichen Wiz und Verſtand uͤberſteiget, und eben dahers auch
Manchem Manches darinnen paradox, fremd und ſeltſam vorkommen woird:
ſintemalen fie aus einer gar wichtigen geydenſchafft urſt anden)
Nichts deſto weniger redet doch die darinnen enthaltene Salbung zu einem je⸗
den Liebhaber der unverfaͤlſchten Wahrheit Gohttes / ſonbeclich wann
es ſolche find, dle da Theil genommen haben an denen noch hinterſtelligen den
den des Leibes JElu Chriſti, als woher dieſe Arbeit gefoſſen.
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87 Fate waͤre noch zu wünſchen: Daß der, mateſen Bach enthaltene
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ſche Creutzes⸗ und Leydens⸗Weg machte viele dieb aber finden! die
ſicch lieſſen keine Muͤhe reuen: durchzubrechen dung) das venofldete Seheege ;
des Sleiſches und der Natur / und huͤfffen mit: heittar Suse aufheben! e
So wurde dem Verderben geſteuret, und das Reich TEL: Chriſti offenbahret.
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Dann, iſt es möglich geweſen: Daß Adam, mit ſcaner Magia alle Himmek
durchdrungen / und eine ſolche Welt, voller Ungerechetg keit, Schalckheit,
Berriegerey, ꝛc. offenbarer, wie wirznun sor Augen hes g So iſt es auch
moͤglich: Daß unſere Glaubens- Magia dieſe Vor⸗Geheege,
beydes der Natur und Creatur, wieder terbreche 3 nnd das Leben der
Unſt erblichkeit, im Geiſte des Gemliths wieder angezogen werde.
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Br. S I. Gemuts⸗Bewegung. i
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in der Offenbarung Johannis, mit ſamt dem kleinen Thier /
das Lamms⸗Hoͤrner hat: Wie nemlich dieſelbe beyde urſtaͤnden
aus der von Sohtt abgefallenen Menſchheit; aber ihre
Nraft nicht in denen gantz groben und fleiſchlichen
Menſchen offenbaren konnen / ſondern vil mehr
n denen noch ungeuͤbten und neubekehrten.
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N im Geiſt ſeyende Johannes ſahe ein Thier aus dem Meer
18 N ſteigen, als aus dem Abgrund der von Gott abgefallenen
i Menſchheit: Welches auf die Erde trat, allwo es Grund und
Bozen hat, als in der irrdiſchen und fleiſchlichen Eigenſchaft,
in der ſich ſelbſt habenden und ſelbſt⸗ lebenden
7 Menſchheir. ; .
Schlangen, die de beiſſet⸗der Teufel und Satanas, und fuͤhret fein Amt und
Hereſchaft in der von Gott abgefallenen Menſchheit / ihrem eigenen
Willen und Sie, Die ſieben Haͤupter und zehen Hoͤrner haben ihre Verwal⸗
tung in einem jeden unwiedergebohrnen Menſchen nach Art der ſteben Haupt⸗
Graͤuln, die in dem Menſchen herrſchen.
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. Dies Thier Hat feine Macht und Stärke von dem Drachen der alten
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Ob aber ſchon diſes Thier fein Reich, Herrſchaft und Stuhl auf der
anten Breite des Erdbodens in den Kindern des Unglaubens hat! So kan
es ſich doch nicht in voller Kraft der Falſchheit und Verfuͤhrüng in ihnen
offenbaren wegen ihrer fleiſchlichen Grobheit und Irrdigkeit. Die
N Y Kraft
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In kleiner Entwurff von dem Sieben » Adpfigen Thier
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? Die I. Gemuͤts⸗ Bewegung.
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gr in dem Menſchen auf, daß fein verfinſterter Verſtand erleuchtet wird.
Erkaͤntnus feiner ſelbſten / ſondern gehet in Hoch auf ſteigen: So
bekommt der Teufel von ſtund an eine offene Thuͤr, und ſchleichet mit falſchen
Lichtes ⸗Kraͤften in das Gemuͤt, und blaͤſet dem Menſchen allerhand hohen.
Einbildungen von ſich ſelbſt ein, kommt auch wol mit Geſichten / Traͤumen
und Offenbarungen. N ee.
Hat nun der Menſch mehr Neigung zur Beſchaulichkeit an fich
ſelbſt / als daß er ein Mißfallen an ſich und ſeinem Tuhn hat: So geſchichts,
daß der Teufel endlich einen veſten Sitz in ihm bekommt, alſo daß er ſich mit
allen feinen Wundern und Kräften in ihm offenbaren kan. Dann feir die wah⸗
re und gruͤndliche Demut der erſte Anſatz tft; wo der Grund unſerer Selig ⸗
keit muß auf gebauet werden, und wo GOtt ſich mit ſeiner mannisfaltigen
Weißheit / Gnade und Libe vollkommen offenbaren kana Alſo iſt hohes
Auffteigen und Hoffart des Herzens der erſte Grund⸗ſaß wo ſich der
Teufel mit allen ſeinen falſchen und lagenhafften Kraͤftensvol kommen in dem
Menſchen offenbaren fan. >. u’ a
Dann Hoffart iſt die Gebaͤrmutter aller Sönden und LIngerech:
rigkeiten / und führer ein Fuͤrſtenthum und Koͤnigẽtich niit ſich in dem Neich
der Boßheit und Falſchheit, iſt auch deſſentwegen das erſte Haupt an dem Sie⸗
ben ⸗Koͤpfigen Thier. Weh den Seelen! die allhter ihren erſten Satz zum Chri⸗
ſtenthum legen, dañ da iſt kein Aufhoͤren in dem Menſchen, biß der Teufel
einen erſt⸗ und letzt⸗ gebornen Sohn aus geboren hat.
Dann diſes Haupt als Hoffart hat ein Horn, das heiſſet Verachtung
des Naͤchſten. Mit diſem Horn ſuchet es alles von ſich zu ſtoſen, was keine
Gleichheit mit ihme in ſeiner hohen Einbildung hat. Dann alle Bewegungen
und Regungen, ja Sinnen und Gedancken des Menſchen gehen in ſolchem
Fall nur wider die wahre Einfalt und Fidrigkeſt, . wider ale‘
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Die 1. Gemůts⸗Bewegung. ig
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ſchuld des Lam̃es / und hat alſo der Menſch beſtaͤndig etwas an ſeinem Naͤch
ſten zu tadlen, richten und urtheilen welches lauter Materie iſt, die ihn in
ſeiner hohen Einbildung erhaͤlt. Worzu dann noch das zweyte Haupt oder Fuͤr⸗
ſtenthum der Falſchheit und Ungerechtigkeit hervor kommt, welches man heiſ⸗
ſet Neid. Diſer Graͤul iſt ſehr boͤß; dann da werden auch ſo gar die Gnaden⸗
Gaben Gottes oft an dem Naͤchſten auf das aͤrgſte gedeutet. Neißgunſt und
Sbele Nachrede find die zwey Hoͤrner, wo diſer Graͤul mit beſchuͤtzt wird.
Welche Graͤul ins ge mein, wann fie an Tag koinmen, wieder ein Haupt mit
zwey Hoͤrner hervor bringen, welches man heiſſet Zorn / und dann zwey Hoͤr⸗
ner, das eine heiſſet Goͤttlicher Eiffer / das andere, vor die Ehre Sot⸗
tes ſtreiten. Mit diſen drey Graͤuln werden oft unſchuldige Seelen toͤdtlich
verwwundt, alſo daß der Menſch, der ſie aus uͤbet, maũichmal nicht ungeſtraft
bleibet; kan ſich aber wegen Eigen⸗LAbe und Hoffart nicht demütigen; ſondern
gibt vilmehr Urſach, daß der vierdte Teufel auch noch mit ſeinem Haupt kan her⸗
vor kommen, welches Name iſt RKachgier / und ſein Horn heiſſet
Feindſchaft / welches dem Haupt Kraft und Staͤrcke gibt. Durch diſe
zwey boͤſe Stücke wird oft das Lamm ſehr verwundet, aber nicht uͤberwunden,
fordern bleibet ſtehen in der Einfalt und Nidrigkeit. Nun kommt der Luͤ⸗
gen⸗ teufel / als das fuͤnffte Haupt noch mit zwey Hoͤrnern hervor, welcher Das
mẽ . 8 / ne ein Gutes boß deuten. Diſes ſind die drey aller
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hrlichſte Uebel / werdurch oh die Heiligen darnieder geſchlagen werden,
unnd uͤberwunden; doch ſteget das Laim in drey Tagen uber Tod und Hölle,
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Weil aber nun hier dit Heiligen durch Gedult und Leidſamkeit ja auch gar durch
Unten liegen und nicht darch groſe Kraft und Hoch herfahren ſtegen: So kommt
der Teufel noch mit einein Haupt hervor, welches man heiſſet Verdacht / ſein
Horn, womit es ſich wehrt, iſt Boͤſes vermurhen.
O daz vile weiß waͤren, Ind naͤhmen es zu Hertzen, und daͤchten, was
ihnen zu letzt widerfahren wurde! O was vor eine traurige Erndteiſt zu gewarten,
wo ſolche Fruͤchte ausgeſäet werden! O du unſchuldiges Taͤmmlein! lehre
mich deine unſchuldige CLammes-Art mehr und mehr, damit kein Betrug
uͤber meine Leffzen gehe, noch in meinem Mund erfunden werde. Wie gar nichts
ſind doch alle Menſchen, die ſo ſicher leben? O daß du den Himmel zerriſſeſt! und
ſaͤheſt drein , und ſtiegeſt herab, und zerbraͤcheſt der Schlangen ihre Koͤpfe, da⸗
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> kette, Fraser
4 Die I, Gemüts⸗ Bewegung.
mit aller Falſchheit und Ungerechtigkeit ein Ende würde, fo wuͤrde der Neid
wider Ephraim und Juda aufhoͤren, und koͤnte Jsrael im Friden wohnen, und
unſere Arbeit wuͤrde gelingen, und der Drach / die alte Schlange / wuͤrde ge⸗
bunden ſeyn, und würde nicht mehr feine Haͤupter empor heben.
O alle ihr GOtt libende Seelen! nehmets zu Hertzen, und reiniget euch
von diſer boͤſen Saat. Wie wollet ihr vor dem allſehenden Auge Gottes beſtehen?
der eures Hertzens Gedancken und alle eure Findlein weiß. Dann ſollen nur di
zum Anſchauen Gottes kommen, fo rein am Hertzen find, fo muͤſſen gewiß diſe
drauſen ſtehen und heulen, wo ſich noch ſolche graͤuliche und garſtige Thiere im
Hertzen finden. | 2 e
— © 0
1
O daß wir ſchweĩgen doͤrſften! und braͤuchten das Uebrige nicht zu beſchrei⸗
ben; aber der Anfang des Hoffarts⸗Graͤuls ſchweiget nicht, biß daß feing
ganze Zahl nach allen Theilen erfüllen iſt. Wo demnach darzu kommt das ſiebende
Haupt welches das Ende oder Schluͤſſel vom Hoffart iſt, deſſen Name heiſſet
Libloſigkeit. Dann wie die wahre Demut die Gebärmutter zur wah⸗
ren Libe iſt: So iſt Hoffzrt die Sebaͤrmutter zur Kibloſigkeit gegen
den Naͤchſten. Sein Horn, womit es ſich wehret, find aͤuſſerltche gute Wercke
NB womit es ſich verdecket. Diſes it das allerſchlimſte Horn, wordurch auch
der gantze Leib des Thiers geſund erhalten blelbet. Und wan auch ſchon ein Haupt
eine toͤdliche Wunde von dem ſcharffen und zweyſchneidtgen Sch perdt bekom⸗
met: So hat diſes Horn eine Salbe, daß ſie zur Stund wieder wol wird, und
fo geſchlehts; daß der gantze Leib des Thers geſund erhalten bleibt, und ſuͤhlet.
der Menſch weder Wunde noch Kranckheit mehr, dann es helffen alle Regun⸗
sen und Bewegungen des Drachen der Falſchheit und Ungerechtigkeit in dem
Menſchen darzu, damtt er jn feiner hohen Einbildung erhaben bleibe. Dann
p lang der Menſch in ſolchen Graͤuln lebet, fo ſtehet er in der Gemeinſchaft des
Teufels, der den gantzen Erdboden in Hohen und Nidrigen Groſen und Klei⸗
nen von dem Bettler an biß zum Kaiſerthum mit Hoffart und Neid unterhäfe,
Iſt demnach kein Wunder, daß der ganze Erdboden, und alle, die drauf woh⸗
nen, ſich verwundern uͤber diſes groſe Thier, und daß ſte es anbaͤten und ſpre⸗
chen: Wer aſt dem Thier gleich, wer kan mit ihm kriegen? Dann ein jeder
Menſch, der nicht warhafftig bekehret / und mit der Lamms⸗ Einfalt und
185 ä | Unſchuld
—
Die J. Gemüts⸗Bewegung. | 4
Unſchuld angethan, der lebet in diſem boͤſen Thier, und baͤtet es an, nichr
allein auſer ſondern auch in ſich. |
Dann wanns der Menſch in ſeiner Falſchheit nicht weiter bringen
kan, fo bläſet er ſich im Zorn auf, und ſtellet ſich graͤulich an, da⸗
mit man fh vor ihm fuͤrchten fol. Wo demnach noch diſes das
Ruder fuͤhret in dem Menſchenn, da iſt noch kein einziger Tropfen
Bluts von der unſchuldigen Lammes ⸗Art in ihm / und wird
das Lamm beſtandig in ihm und andern erwuͤrget und ermordet. Hat
nun jemand Ohren zu hören der höre. Wer in das Gefuaͤngnus
fuͤhret / der wird in das Gefaͤngnus gehen / und wer mit dem
Schwerdt ꝛoͤdet / der wird mit dem Schwerdt getoͤdet wer⸗
den. Hier iſt Gedult und Glaube der Heiligen: Hie ſind / ſo
die Gebotte GOTTES halten. .
In diſem Spiegel kan ſich der Menſch beſchauen, dann es rich⸗
tet ſich alles in dem Menſchen nach ſeiner Eſſents und Wurzel / was
ſich in ſeiner erſten Bekehrung in ihm zum Anſatz leget, Dann gewiß
iſts, wo eines von den oben beſchriebenen Graͤuln in dem Menſchen herr⸗
ſchet, da ſind fie alle beyſammen: ſolches ereignet ſich in feinem gantzen
Tuhn. Da wird kein Wort geredet und gedacht, das nicht zur Erhe⸗
bung fein ſelbſt und zur Verkleinerung des Naͤchſten geredet wird. Dann
da iſt beſtaͤndig etwas zu tadlen und zu richten an dem; Naͤchſten, wie oben
gemeldet. Wird aber der Grund geleget in der wahren Zerſchlagenheit und
rundlichen Erkaͤntnus ſeiner ſelbſt, alſo daß das Lam nach ſeiner Art in der
wahren Nidrigkelt und Verſchmaͤhung fein ſelbſt den Grund leget: O
da gehet es gantz anders zu! Dann da wird in dem gantzen Handel alle
zeit eine gewiſſe Nidergebogenheit in ſich ſelbſten und dabey ein ſanfftes
Woltuhn gegen den Naͤchſten geſpuͤhret werden. Sintemal die wahre De⸗
mut ſo geartet iſt, daß ſie allezeit dem Naͤchſten etwas zugibt, und wird
nie im Geiſt uͤber ihn herfahren, ſonderlich weil die wahre Einfalt allezeit
eine gewiſſe Simpelheit und heilige Unwiſſenheit von des Naͤchſten
Mängel und Gebrechen mit ſich fuͤhret. Deſſentwegen wird. niemand lelcht
von ſolchen Seelen gedruͤcket und beſchweret. Dañ ſie reiſſen weg allerley
Laſt / u. brechen dem ungrichen ihr Brod wo fie einen nackend
b | 4 3 ſehen /
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6 RS Die I. Gemüts⸗Dewegung.
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ſehen / ſo kleiden fie ihn, und laſſen den Betruͤbten u. Troſt⸗
loſen nie ohne Hülfe gehen, darum gehet ihr Licht oft im
Duncklen auf / und erfreuer die ſo in Jinſtern fügen.
Ob nun wol diſes boͤſe Menſchen⸗Thier mit allen feinen Graͤuln
beſchrieben iſt, ſo wird es doch in ſeiner Tiefe der Falſchheit und Bosheit
noch nicht erkannt: Dann diſes alles unter einem guten Schein getrieben
wird. So iſt auch ſelbſten die Zahl 666 mit den 7 Haͤuptern und 10 Hoͤr⸗
nern nicht voll, dann 7 und 10 macht nicht 3 mal 6, welches die Zahl des
Menſchen iſt. Dann wann ich 7 und 10 zuſamen zaͤhle, ſo macht es 17:
Und ſo ich diſes verdoppele, ſo ſind es die Zahlen der Jahre, wo das un⸗
ſchuldige Lamm ans Creutz muſte, und wann ich diſe Zahl als 34 aber⸗
mal zuſamen zaͤhle, ſo macht es 7, welches die Zahl der Ruhe Gottes iſt.
Kan alſo demnach der falſche Schlangen ⸗Menſch mit all feinen Graͤu⸗
eln ſich noch unter das Lamm verſtecken, biß ſeine Zahl voll iſt: Alsdann
wird der Antichriſt in Fleiſch und Blut offenbar, welchen der HERR un
lingen wird mit dem Geiſt feines Mundes. |
8 4 5
As ich diſes fo anſahe und betrachtete, fo verwwünderte ich mich ſehr,
daß der Menſch fo vil boͤſes und falſches ausuͤben kan, ung bleibet doch
dem Anſehen nach damit in der heiligen Zahl ſtehen. Winde aber dabey ge⸗
wahr, daß die Falſchheit alles in dem Bilde und in der Zahl hat, was die
Warheit in der Aufrichtigkeit hat: Und daß demnach alle Graͤul unter einem
guten Schein und heiligen Namen koͤnnen ausgeübt werden? Dann die
Schrifft ſagt von ſieben Geiſtern GOttes, und hernach von ſieben boͤſen
Geiſtern, die aͤrger find als der Teufel ſelbſt, welches die ſieben Geiſter der
Boßheit ſind, die der Teufel ſonderlich gebrauchet, bey dem Menſchen ein
in kehren, wann fing Bekehrung auf keinen gefunden Juß kommt.
Bey dein allein war ich ſehr in Bedencken, wo ich die Rechnung und
Zahl hernehmen ſolte, daß ich des Menſchen ſeine Falſchheit von der un⸗
ſchuldigen Lammes ⸗Art unterſcheiden koͤnte. Dann es fehlete mir noch
1, daß die 17 iu 18 wuͤrden, welches die volle Zahl des Thlers iſt. Konte
al das Thier mit allen ſeinen Graͤuln nicht an ſeinen Ort bringen, biß daß
5 - ; * ih
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—
Die J. Gemüts : Beweguit. 7
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ich ihm in fein Maul fahe, da fand ich Eins mehr, denn bey dem Lam.
Denn wo das Lamm ſtumm iſt, da redet das Thier mit ſeinem Munde
groſe Dinge, und wird durch fein N Jaul uͤber das Lamm erhoben von al⸗
ſen denen, die auf Erden wohnen, daß fie ausruffen und ſagen: Wer iſt
dem Thier gleich / und wer kan mit ihm kriegen? Dann das mm
darf feinen Mund nicht vor ihm auftuhn; und aͤrgern ſich vil an ihm wegen
tines Schweigens und ſagen: Wire es von G Ott, ſo koͤnte es ſich auch vers
andworten. Sehet doch! wie das Thier eine Kraft hat, u. wie es reden kau! Sec,
5 .
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Nun iſt ſeine Zahl gantz, dann 7 Haͤupter und ro Hoͤrner machen
17, und ſein groſes Maul darzu macht 18, ſind die 3 mal 6, als 665.
Nun iſt der Boͤſe von dem Fromen geſchieden u. der Drach von dem Cann.
Jetzt will der Drach auch ein Lamm werden, und bringet ein ander klein
Thier aus der Erden hervor (als aus der irrdiſchen und natuͤrlichen Menſchheit)
welches Hoͤrner hatte wie das Lamm; wird aber anch wie das groſe mit ſeinem
Maul verrathen, dann es redet wie der Drach. Weil es aber mit der natuͤrli⸗
chen Menſchheit da ſtehet, fo kleidet es ſich in die Menſchheit Chrifti ein, und
nimmt ſeine 2 Teſtamenta als Taufen und Abendmahl halten (welches
fine 2 Hoͤrner ſind, wormit es dem Lamm gleichen will) und ſetzet ſich damit
in Gottes Heiligthum, und thut allda groſe Zeichen und Wunder aus der
Kraft des Drachen, daß verſuͤhret werden alle, die auf Erden wohnen, daß ſie
anbaͤten das erſte Thier um der Zeichen willen, die ihm gegeben ſind vor den
Menſchen zu tuhn, u. kan machen Feuer vom Himel fallen. Dann wann der
ungeſtordene Selb⸗Menſch ſeinem Vorgeben nach um GOtt eiffert, fo
kommt er mit ſeinem ungeſtorbenen Feuer- Ziffer von dem Himmel auf die Erde,
und blaͤſet ſich in ſeiner ungeſtorbenen Selbheit auf, als koͤnte er groſe Dinge
tuhn, wäre ihm aber beſſer, er bliebe mit ſeinem Feuer in Gottes Heiligthum,
nnd gaͤbe ſich daſelbſt dem Herrn zu einem Brandopfer dar, das wuͤrde dem
Herrn beſſer gefallen als in eigner Feuers-Macht hoch auf fliegen.
Wir haben droben erwieſen, daß das jenige, was von Anfang des Men—
ſchen Bekehrung feinen Sitz in ihm bekommt, ſtehen bleibet, es ſey darnach
Hoffart oder Einfalt und Midrigkeit: es nimmt ein jedes hernach in ſei—
nem ganze Tuhn feine Glzichheik gn IR alſo dem nach kein groſes Wunder, Mir
| diſes
—
8 Die I. Oemüts:- Bewegung.
*
— —
diſes falſche und verſtellte Heuchel⸗Thier mit ſeinen hoch auf ſteigenden
Wundern alle die, fo feines Theils find, zu Gohabern bekomt. Dann durch
diſes falſche und verſtellte Heuchel⸗Thier wird das groſe Thier init all feinen
Graͤuln beſchuͤtzet. Jetzt ſagt es, daß ſie dem Thier ein Bild machen, welches in
die Mitte geſetzt wird, damit es kan jederman anbaͤten: Und war ihm gegeben,
9 daß es dem Bilde den Geiſt gab, daß des Thiers Bild redete, und wurden gro⸗
e Dinge aus dem Bilde geredet, um des willen wurden alle ertoͤdet, die das
BVild nicht wolten anbaͤten, u. es machte, daß alleſamt die Kleinen und die Gre⸗
ſen, die Reichen und die Armen ein Maalzeichen von ihm bekamen, daß
niemand kauffen oder verkauffen kan, er habe dann das Maalzeichen des
Thiers oder die Zahl feines Namens. Hier iſt Weißheir: Wer Vers
ſtand hat / der überlege die Zahl des Thiers; NB dann es iſt eines
Menſchen ahl. 955 5 5
Dann es iſt eines Menſchen Zahl: ſpricht der Gift. Daraus wir ſe⸗
hen koͤnnen, daß diſes Thier nichts anders iſt, als der ſich ſelbſt libende und ſich
ſelbſt zu Ehren lebende fleiſchliche Menſch: Er mag ſich hernach bekleiden mit den
Teſtamenten Chriſti, und zu allem ja ſagen, oder auch mitten unter den Kin⸗
dern Gottes wandeln, alfo daß er von auſen alle Gerechtigkeit erfuͤllete, fo iſt
und bleibet er doch eine Wohnung des Teufels und aller unreinen Geiſter
ſo lange / biß er mit der unſchuldigen Lame g⸗Art augethan wird.
Sind demnach die Maal zeichen des Third nichts anders als die oben
beeſchriebene Graͤul und Laſter: Denn woer nur eines von denſelben an ſich
raͤget, der kan aller Orten ja in allen Haͤuſern kaufen und verkauffen, die⸗
welk ſie alle von folder Waare voll augeſüuͤllet find), als da if: offart /
Neid / Zorn Mißgunſt / Bitterkeit und Rachgier / Verlaͤum⸗
dung / Argwohn / boͤſes Vermuchen / boͤſes Schwaͤtzen wider
ſeinen Naͤchſten / und was noch das aͤrgſte iſt, ein gutes boͤs deuten.
Diſe alle find Maalzeichen des Thiers, und wer keines von denſelben an
ſich traͤget, der kan weder kauffen nech verkauffen. Zu ſelbiger Zeit
muß der Weiſe ſchweigen, dann es iſt eine boͤſe Zeit.
Das übrige ſoll das ſtile Lawm mit Schweigen reden. a
n E Die
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8
—
Die II. Gemuͤts. Bewegung.
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Die IL Semuͤts⸗ Bewegung.
FEN GHE glauben heiſſet Goͤttlicher Erfahrung nach der aller elendeſte
S verlaſſenſte und troſtloſeſte Stand beydes an G Ott und an Crea-
turen: Dañ da forderts nicht allein eine Entbloͤſung an geiſt- und creatuͤrli
chen Dingen, ſie ſeyen ſichbar oder unſich bar als creatuͤrlich, ſondern auch an
Gott ſelbſten. Dann ſo lang des Menſchen Geiſt noch einigen creatuͤrlichen
Halt oder Troſt hat, fo kan der Glaube nicht zu ſeiner gros muͤrigen Tapferkeit
kommen, weilen folglich der Geiſt mit etwas aufgehalten oder angefuͤllet iſt,
daß das Entnomen werden von demſelbigen ein gewiſſes Leer⸗ ſeyn nach
ſich ziehet. Dann alles, worauf unſer Geiſt zu ruhen hat, kan durch die Ver⸗
aͤnderung deſſelben Traurigkeit nach ſich ziehen, welches alles bey dem Glauben
nicht vorzukommen hat, weilen felbiger ſchon zum voraus auf ein Halt⸗ und
Stuͤtzen⸗loſes Auſſehen fundirt iſt. . -
Sinte malen der Glaube feine groͤſte Freymutigkeit und Keckheit aus
gar wunderlichen Armutheyen heraus holet, welches gantz keinen Zuſatz
leidet, welchem die Veraͤnderung der Zeit ein anders zu zeigen hat. Dann der
Glaube ſich eben an demſelbẽ Platz zu aller erſt erbauet u. fundirt, nemlich wo alle
coͤpperliche Stutzen hinweg. Hat nin der Geiſt noch mehr im Beſig, als man,
nach gemeiner Sage, im Aug kan leiden, fo hat ſolches die Helden-muͤtige Glau⸗
bens⸗Kraft zu ſchwaͤchen, darum weil alles Wol / das ſich nicht auf das pure
nackende Nichts gründet, kan durch die Veraͤnderung mit veraͤndert werden.
Er aber, der Glaube ſelbſt, iſt keiner Veranderung unter werfe, ohne daß er ſte⸗
het und wartet, biß das Beraͤnderliche ſelbſt in das Uuveraͤnderliche iſt hinuͤber⸗
gebracht, und alle vergeſtaltete Schein⸗ bilder in ihr ewiges Nichts
eingegangen. Als dann erſcheinet der Glaube nicht mehr nackend, und weil all
fein Gutes ſich im Nichts erbauet: ſo erndtet er zu letzt alle Dinge ein, wann
fir zu ihrem Nichts komen deswegen ſteht er da, mit der ganze Herrlichkeit
Gottes angethan, und hat nun einen unendlichen Reichthum in GOtt gefun⸗
den; Welchem ſey Ehre u. Herrlichkeit und ewiges Reich / 2
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22 *r.
Die III. Gemuͤts⸗Bewegung.
55 um GOtt zu bewerben, da man das ewige Leben vor zu hoffen oder su
S erlangen hat, iſt noch leicht und wol; wo aber der Himmel mit ſamt den
auſſrn Dingen entgangen, und das Recht des Hinein kommens entnommei
oder aus Händen, da iſt Jam̃er uͤber Jammer, dann es will doch um etwas ge—
litten ſeyn: Wan dan die Hoffnung von Gegenwaͤrtigem aus Handen, ohn an⸗
geſehen man alle Stunden groͤſere und wichtigere Leiden zu befahren, als diſe
find, womit man ſchon gleich als wie mit einem Rock über kleidet, und dabıy
weder an G Ott noch Creatur einiges Recht zu zu greiffen; ſondern muß in beyden
Theilen Tod und Ab ſeyn, zumalen fich der Angriff des Leidens ins Unendli⸗
che hinein erſtreckck, das kan kein Anderer beandworten.
Wann ein Tod⸗krancker Menſch, der weder eſſen noch trincken, und da⸗
bey weder Haͤnd noch Fuͤß bewegen kan, alle Stunden muß gewaͤrtig ſeyn,
noch auf groͤſere Mars gebracht und gerrentziget zu werden, gleich als ob er zu
vil gegeſſen und getruncken, oder ſonſten der Sache zu vil gethan, ſo er doch
ſchon zu voren durch die Kranckheit allen ſolchen Dingen entnommen und gebuͤſ⸗
fit, wovon die noch ihm bevorſtehende Marter ihre Urſach zu nehmen hat, ſolches
iſt einmal über ale Maaßen ſchwer zu ertragen. 5
Was iſt aber zu thun in ſolchem Fall, ſonderlich wo kein Aus ſehen mehr
iſt zu voriger Geſundheit, und man graͤden Wegs zum rechtmaͤßigen ſterben auch
nicht kommen kan? Da iſt freylich kein anderer Weg diſer ſeiner Marter einige
Veraͤnderung zu ſehen, als durch die noch nicht daſcyende noch vil hoͤhere und
unſeidliche Tormenten und Peinen, welches Ze eiſfels ohne eine ſehr lang⸗
wührige Kranckheit zu ſeyn hat, allwo kein anderes Ausſehen zum Geneſen zu
kommen; als durch folchen harten Proceß. Allhier muß die Auferſtehung von
den Todten reden, und mag wol der Glaube des groß⸗glaubigen Vatters
Abraham noͤtig ſeyn, dann der gehet durch die Pforten des Todes und
durch alle Tiefen. DIE fin genug von der Sache. Di
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Die IV. und V. Gemüts -Heraegent, ' 1
— —— — — — —
Die IV. Semuͤts⸗Bewegung.
SR Sieg komme ohne Kampf? ? Wer iſt wol je in den Kampf getreten ohne
Za Fen- rüstung? W Ber hat die Waffen⸗ruͤſtung erlangt zum Sieg, ohne der
f e ni icht mehr in eigener Kraft zu beſitzen gehabt. David konte ſich in Sauks
Waffen⸗ ruͤſtung und Harniſch nicht ſchicken, verließ ſich aber auf den Zeug des
Herrn ſeines Gottes. Fuͤnf glatte Bachſteine hatte er im Sack, damit er den
Feind ſchlug. e ein herrlicher Steg eines geiſtlichen Kaͤm pfers, der mit
den Waffen der geiſtlichen Großmütige eit des von Hertzen Klein⸗ ſeyns in
fi ch floh Eiger! O was eine herrliche Waffen⸗ ruͤſtung! wer mit diſen fuͤnf geiſt⸗
lichen Tapferkeiten aus geruͤſtet iſt, als da find Glaube / Libe / Hoffnung /
Demut und Gedult / welche gefunden werden in dem Waſſer der wahren
„Reue. O herrliche 2 Juß⸗Traͤnen! die ſich in ſolchem Jal als eine Bach ergteſen,
worinnen endlich ſolche herrliche Tugenden aus geboren werden, als durch wel⸗
che letztlich die Menge aller unſerer Feinden beſtritten u. uͤberwunden wird, alſo
daß endlech alles zit einem herrlichen und erwuͤnſch ten Ende muß e
wie bitter und ſauer es auch oft pflege her zu gehen.
2
> Die V. Gemuͤts⸗ Bewegung.
©
SSH ſoll ich fisen? donn id habe nicht den wider mich gefaſſten Zorn zit
verſoͤhnen: ich fühle, daß ſich alle Creaturen an mir zu rächen haben, und
dalſſelbe Sr einige Barmhernigk it. Soll ich ſagen: Ich will mein Leben
GoOtt ergeben, und mie mir machen laſſen nach feiner weiſen und heiligen.
Fuͤhrung, ſo finde ich eben wol nichts als Gerichte / Sterben u. Uinter⸗
gang. Dann ich mercke, daß mein Leben GOtt nicht Verſoͤhnet / ſintema⸗
len in eben demſelber n ligt der Hader u. harte Streit zwiſchen mir u. Gott:
Kan demnach der Hader in der Aufopferung diſes meines Lebens noch nicht
Zeſtillet werd den, biß das volle Geriche ausgef! ihret iſt zun Sieg.
Muß alſo demnach der ganze Untergang aller Ding en gelen
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* * 8 i
wille wok die Ritt 5 Kron erlangen ohne Sieg? Wer iſt wol je zun
Ehre ſey Gott. .
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. m U * = * 7 A
Ge Die VI. Semuͤts⸗ Bewegung.
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11 711 71
ehe Gott an und mit mir kan verſoͤhnet werden oder ſeyn. Erich armer
Menſch! wer ſoll mir dann aus helffen von messen ſchweren
Streit? dann will ich meine Zuflucht zu den Fluͤgeln ſeiner Barmherkzig⸗
keit nehmen, fo iſts eben diſelbe, woran ich muß zu Grunde gericher werdeh,
che dieſelbe ihre Fluͤgel uͤber mich aus breiten kan. O harte Toys: Sein
den / wo man ohne einige Gnade ſein Gericht und Untergang erwarten
muß! Darum auch kein Wunder, daß unſer gantzes Leben mit fo, vil
Schmertzen u, Norh umgeben iſt, weil uns ein fo ſchweres und harkes
Gericht über dem Haupt ſchwebet. Doch hoffe ich, der Stand wird endlich
Gdtt daͤncken, dann allda ſehe ich das Ende meines Elends. & daß doch
alle Creaturen muͤßten mit anhalten / und mir helffen meinen
1752
ſchweren und harten Streit ausführen: fo haͤtte ich Hoffnung zum
Auskommen / und daß ich meinem Gott noch dancken koͤnte, wann der
Tod in mir als letzter Feind beſteget iſt. Darzu helffe mir nun G Ott.
3
“er Die VI. Semuͤts⸗Bewegung. :
5 Ch kan nicht vorbey, etwas weniges von meinem Stande st melden.
20 Angehend denſelben, fo iſt er wunderbar und ſeltſam / wann ich
ihn betrachte: Dann in anſehung des Guten fo bin ich über die Natur
1. uͤber alle Creaturen / uͤber alles Sichbare / u. unſichbare ja uber Alles (ohne
was das unſichbare Weſen Gottes ſelbſten it) erhoben. In Suma: Ich ſpuͤre
ein Leben in mir / das weder Engliſche Thronen / noc Herrſchaf⸗
ten / noch Gewalten / weder Gegenwaͤrtiges noch Zukunfftiges
uberſteigen / noch daſſelbe weder zur Freude noch zur Traurig⸗
keit bewegen. Und wann der Himmel einftele, oder die Welt unter ginge,
fo kan ich nicht mercken, daß es mir was zu nehmen oder zu geben haͤtte,
und ſolches mercke ich aus denen Dingen, die ſich täglich zu tragen. Dann
da kommt nichts vor, das dem Goͤttlichen Gebaͤrungs⸗Werck in dem
Geiſte meines Gemuͤts etwas zu oder abthut, weil es feinen Zuſatz eigent⸗
lich allein auſſer Natur und Creatur in und aus GOtt dem Weſen aller
Weſen heraus holet. a 7 .
Wynn ich wich aber guſſer demſelben Weſen GOltes horachte, 10
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Die VI. Serikkts⸗-BDrwekunt - N 13
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namlich) ich in meinem Seen un, und in ien 1 o merecte ich, daß 1 einn
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ganes Alles ſo voll lend / s voll Kuchts/ ſo voll Ach . 55, 0
Mense Be an f, 0
leer u 1 137 das 5 ROH daß man levent ka n, alſo „ daf 5 lch oft £ bey
a .57 — 5
* .
mir ſelbſt ſe ah: Du mei 15 GOrt! was ad werde ich noch dur d zugehen
haben,! i ich von allem Elend erle jet werde. Jin ma „weile ı ich vermercle⸗
daß inein Elend ane 9 ein Jen viſſes Treiben und $ Leben in ſich hat, k vel⸗
ches ganz ein anders, und fremd iſt an dem Leben Gottes; und welches mei⸗
nem Gif ns⸗-Geiſt das allerhar keſteiſt d aß nemlich an demſelben ich fo ein
hartes Gericht fühlen muß von der Feindſchaft Gottes und feines Serns,
daß ich taͤglich und feinotie b den aller erſchrecklichſten Uncerg Zang im Aus⸗
5 und ga g deſſe ben © Lebens zu gewarten habe.
8 © >
O das macht mich oft ausru en und ſagen; & du mein Güte!
erloͤſe mich doch / und hilff mir von dem Leibe diſes Todes / und
aus allem Elend: Wie lange fi ich noch ſorgen in meiner Ser
len? und role lange ſoll da 5 mir von Dir geſchenckte Gnaden⸗
Leben ſo unterdrückt ſeyn? O Suͤnde! was haſt du verurſacher?
daß du uns in. ſolch Elend d Zeſtürgzet⸗ was wird es noch koſten /
biß das unſc huldige Gnaden Acben/ durch den Creuges: Tod
IJEſu erworben / durch Tod und Hölle wird hin durch gedrun⸗
gen ſeyn / u. in der Auferſtehungs⸗Rraft mit dem neuen Kraft⸗
Heide in vollem Sieg wird hervorbrechen? Und fo bringe ich meine
Zeik zu in Freuden! iind Leiden, in Weh und Wol, in Suͤß und Sauer, in
Heffnungs⸗ voller Zuverſicht zu GOtt in dem Worte der Verheiſſung
auf das ewige unveraͤnderliche eben, das uns vorbehalten iſt im Himmel: 15
Und daben in vilen und nancherley Anfechtungen / allezeit ae ein Ge⸗
denck des Spriichfsing: daß wir durch vil Creutz und Truͤbſal muͤſ⸗
2 ins Reich Gottes eingehen.
Was ſonſten weiter zu ſagen, ſo waͤre freylich gut, wenn vile Libha⸗
ber und ernſtliche 1 rbeiter und Nachzeifferer waͤren, die ihr Leben
un das edle Kraͤntzlein mit ins Spiel ſetzten; fo wuͤrde dem endlichen Ver⸗
derben geſteuret, und die Wunden und Drüfen d der Kinder Gottes wuͤrden
endlich aus geheilet 2 und die zn des Richters beſchleinigt werden,
als worinen der Tag der Er 10 des Volcks Gottes nach langem War⸗
3 enz
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0
44 Die VL Genuchs- Ser
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ten offenbaren wird, was in denen vergangenen Zeiten verborgen geweſen.
Es rufet demnach der Cen allen treuen und GOtt⸗ ergebenen Hertzen zu, daß
fie vom Schlaf aufwachen, und helffen den heiligen Feyer-Abend mit zu
einem gewuͤnſchten Ende bringen; damit niemand verrückt werde durch Be⸗
trug der Suͤnden in der geiſtlichen Traͤumerey durch die Trunckenheit der
Nacht. RE
Mein Treiben und Arbeit bleibet annoch, wie oben gemeldet, ſehr
wunderbar und ſeltſam, daß ich es weder errathen noch meſſen kan. Doch
leibet diſes meine eigentliche Arbeit; das unablaͤſige Eindringen in
— m nn
Gottes Wieder gebaͤrungs⸗Werck an dem ganzen Leibe Yfıry
und hernach in die gange Wieder⸗aufrichtung alles deſſen / was
in Adam verloren gegangen. Wann ich neben dem betrachte, was mei⸗
ne eigene Wiederbringung ſchon gekoſtet, und noch in derſelben bevorſtehet,
biß das Sterbliche wird verſchlungen ſeyn von dem Unſterblichen: So
werde ich in Erſtaunungs⸗ volle Beſtüͤrtzung gebracht in Anfehung des hoch⸗
theuren Mittler⸗Amts u. des Ober⸗Hohenpriſters Zr, weil ich ſehen muß,
daß Er in einer fo wichtigen Sache meiſtens allein gelaſſen bleibet, und daß
fo wenige ſeyn, die in der wahren Treu big aufs Blut und auf den Tod hin
kaͤmpfen. Wenn es weit kommt, ſo wird das anvertraute Pfund mit dem
Schweiß⸗Tuch unter der Erden vergraben, wo es nicht gar in den Win⸗
ckeln der Eigenheit und natuͤrlichen Selbheit verzehrt wird. Ein jeder fuͤrchtet
feiner Haut, und ſcheuet ſeines Lebens. O Clend! wir hoffen und glauben
eine allgemeine Kirche in Austheilung des himmliſchen Erbes; und wollen
doch in der Creutz⸗tragenden Kirche kein Theil nehmen an den Glidern Chriſti,
um ſeine annoch hinterſtellige Leiden zu erfuͤlen. O wie oft geſchichts! daß
die zum Leiden mit Berufene denen Creug⸗traͤgern und Nachfol⸗
gern J Eſu / an ſtaet das Creuz helffen zu rragen / ihnen dazu das
Leben ſaner machen. 5
G Ott ſehe drein, und erbarme ſich ſeiner bedroͤngten Kirche auf Erden,
und komme zu Huͤlff feinen armen Creus⸗traͤgern IEſu, daß fie nicht drunter
erſticken. Er gebe einen Knechten und Betten Mut, daß fir ihr Tagwerck
mit Irenden erfuͤlen, Amen. ’ . N
3 i 5.
4
*
9
5
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9 8
PS
8 — eu WERTET” DuN \
Die YIL Gemüts⸗Bewegung. 1
Die VII. Gemuͤts. Bewegung, >
S8 ziehe nun hin, meine libe Seele! und fuͤhre deinen Wandel in der ſtil⸗
den Swigkeit, und vergeſſe aller Sorgen und Muͤhe diſes debens: Dann
der Err gibt dir Ruhe von deinem Jammer und Leid, und von deinem har⸗
ten Dinſt, worinnen du wareſt, Dann die Ruthe des Treibers iſt zer⸗
brochen / und der Zins har ein Ende. |
Sind dann die 6 Tage in der aͤngſtlichen Geburt in ihrem Rin⸗
gen in ihr Centtum oder Mittel⸗Punct, als in den Siebenden / einerſenckt:
ſo iſt die Ruhe in GOtt als das Ende aller Dingen gefunden, und das
aͤngſtliche Ringen und Treiben in der Seele iſt zerbrochen. Denn das
Rad hat kein Gewicht mehr zu ſeinem Herum treiben / und wird in
dem Miteel⸗Theil der Seelen der geheime und verborgene Wandel mit GOtet
in einem Enochianiſchen Leben / NB als dem Siebenden von Adam, of⸗
fenbar; allwo die eitele Welt in allen ihren Getheiltheiten ihr Ende erreicht,
und in die ſtille Ewigkeit wird uͤberbracht. Owas Freude und Wonne wird
als dann nach langem Glaubens» Kampf in tifer Stille in der Seelen aus
geboren: Man lebet und genieſet das Gute ſeines Gottes in der Stille, uns
wandelt vor Ihm Fridſam. ig
rs
Die VIII. Gemöts-dewegung. Er
Ulf eine unſelige weiſe Dürr u. Mager ſeyn finden ſich dreyerley Arten i —
dic den inwendigen und geiſklichen Wegen. Die erſte Art entſtehet aus einen
alllugroſen Hitzigkeit des Gemuͤts und umeitigem Gottes⸗begeh⸗
ren / welches noch nicht genug mit einer zarten und' innigen Lbe verſehen:
Wes wegen ſich der Zuſatz fruͤhzeitig verlieret / und eine geiſtliche Duͤrre und
Trockene nach fich sicher. Die zweyte entſtehet dann aus der groſen Traͤg⸗
heit und Nachlaͤßigkeit des Gemuͤts / da man mehr im Wuͤnſcher
als im ernſtlichen Begehren ſtehet: Welches freylich die inwendige Stille
oder das wahre Selig⸗ſeyn nicht zuwegen zu bringen vermag; ſondern zie⸗
het eine unſelige Duͤrre und Trockene nach ſich. Die dritte und letzte unſe⸗
lige geiſtliche Duͤrre entſtehet von dem dem Namen nach bekanten aber doch
fehr heimlich herum ſchleichenden Unglauben oder Treuloſigkeit, welche zwar
aus deyden ohen angefuhrten. Maͤn zeln ihre blrſich und Recht ninmmt. Dann well
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16 ö Die IX. Gemuͤts⸗Ben sunt.
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beſchuldigen / welches freylich vil Jammer und unſelige Pein nach ſich
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Die IX. Gemuͤts⸗Bewegung. i 7
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SS werden zwar herrliche Dinge gehoͤret und geprediget in der Stadt mr
ſers Gottes, da die Staͤmme hinauf treten und das Volck des Herrn ver⸗
ſammlet iſt: Daneben iſt diſes mein Geſang und Opfer-gabe auf dem Altar
unſers Gottes, daß ich muß aus rufen und ſagen: Wie bin ich aber ſo
mager: wie bin ich aber ſo mager?
Ich habe zwar des Herren Krieg geführe von meiner Soͤttlichen Jugend
an biß in mein Alter, habe auch in meiner Juͤnglings-Kraft manche Cam-
pagne gethan, auch manche Veſtung beſtiegen, auch manche Stadt gewon—
nen, auch manchen Starcken darnieder geleget, bin kraͤftig worden in der
Schwachheit, zog freudig aus und ein in den Streit cc. Aber was ſoll ich
thun? meine Waffen ſind ſtumpf / mein eigen brennendes Feuer /
wo fie innen blinckend gemacht / iſt verloſchen / die Steine / wo
ſie an geſchaͤrffet / ſind aus dem Wege / alſo daß freylech nun die jun⸗
gen Helden⸗Thaten in meinem Alter zu boden liegen, und zwar ſonderlich,
weilen der letzte Feind, als der Tod, mit den Waffen der Juͤnglings⸗Kraft
ſich nicht uͤberwinden laͤſſet, ſondern muß mit GOtt Zus. dem vom Himmel
gekommenen Leben uͤberwunden werden, welcher letzte Sieg dem Herrn wird
in ſeiner Hand bleiben. Nun habe ich zwar Jride mit Gott / aber Gclett
hat noch nicht Fride mit mir / biß der letzre Seind / als der Tod /
das iſt mein Sleiſch und Blut von Gott und feinem Leben ver⸗
ſchlungen ewiglich. Nun ich dan keine Kriege führe, ſo leide ich, und laß
des Herren Waffen den letzſten Sieg ausführen uͤber den Leib der Suͤnden
und des Todes: Wer diſes zu leiden hat / hat Gedult / Demut /
Glauben / Libe und Hoffnung noͤtig. Geſchrieben von einem liben⸗
den und Gott ergebenen alten Streiter und Fridſamenz der die Gedult des
Herren achtet vor ſeine Seligkeit. N
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Die X. und XL Gemüts⸗Bewegung 55
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Be 5 Die X. Gemuͤts⸗ Bewegung.
E Ch mercke, d ine meine Sache anfangt einen gewuͤnſchten Fortgang zu
krigen, dann es oͤffnet ſich die Ruhe des Hertzens und Gewiſſens⸗
meine Leldenſchaften werden allmählich in ein ſanfftes Woltuhn verwandelt,
und die Seele gehet in ihre ſtille Kammer ein, auch das Gemuͤt wird. Srid⸗
lam und ſtill. 0
Koͤnte ich der ohnutngaͤnglichen geidenfehofein entuͤbrigt ſeyn, fo haͤtte ich
ſchoͤn das unveraͤnderliche Leben, welches in der Ewigkeit wird offenbar ſeyn;
allein es gehet hier f wie die Se Shrifft ſagt: der irrdiſche Leichnam beſchweret die
= Suede, 2% die äufere Huͤtkk druͤcket den zerſtreuten Sinn. Inwendig fein
ſtille ſeyn / und im Leiden erwa rten / wie es die weiſe Schickung
Sort: 3.verhänget/ wird wol mein beſtes Los und Ziel ſeyn /
Dann meim Enke wird doch all in Gedult und Kidenſchaft erworben, und
wer alſo zu reche gebracht, der hat die wahre Seligkeit erworben. Dann in
ſich ſelbſten ſtille ſeyn und Sottes York leiden iſt der naͤchſte
und ſicherſte Weg zur Semeinſchafft Gottes zu kommen: So
lang man noch Felber: zu ſch. sffen N ſo iſt noch was zu verder⸗
ben / Gdatt weiß allein / was gut iſt. 8
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g a Die XI. Gemuͤcs⸗ Bewegung.
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Ch lebe noch, und tnt in GOttat N
2a) ebe noc 5 Und bin voran. Jet 11 SL ttamd in für ws jebe „ ind habe
e ht auf mich ſelbſt, damit ich mein. Kleinod . nicht dez chert Bi nech
verliere, was eimnal erarbettet iſt. O wie wol hat der gefunden! dem das Los
aufs liblichſte gefallen der des HErren Aebbeige ter und Ergebener wor⸗
den, der nichts anders zu ve 5 ten hat als daß er moͤge nuvetruͤckt verblei⸗ +
ben und beharren, um nimmer aus den Schraͤncken in der einm, aligen ver⸗
lobten Treue Gottes und fein * Libe zu gehen. g
Diſes iſt einmal meine A. 0 it, treu erfunden zu werden, daut ich nicht
doͤrffe zn Schanden werden auf den Tag / wann G Ott alles Verborgene
richten und an Tag bringen wird. Diſes fin Fleiß, damit gehe ich um,
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8 Die Xl. Gemüts⸗Bewedtung
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und baute mein, ud wit Eimſigkeit, und erwarte Fruͤh⸗und Spat⸗ regen von
oben herab, und der Sonnen Waͤrme, nach den trub⸗ und duncklen Zeiten.
G wol und abermal wol dem! der ſein Land ſaͤet mit Emſigkeit /
auf daß er auf den Tag der Einernde Sottes eine reiche Ernde
zu gewarten habe.
2
Dann gewiß bey muͤßgen und faulen Tagen wird das Koͤnigreich der
Himmeln nicht erworben und zuwegen gebracht: Ein beſtaͤndiges Miß⸗
trauen zu ſich ſelbſt / und ein unablaͤßiges Hinzukehren und Ein⸗
dringen in Gott / und das mit der aller bitterſten Verleugnung
ein ſelbſt / iſt nötig. Dann die allerheiligſte Anmut des Gemuͤts, dis in dle
Annehmluchkeit gebracht wird, kan GOtt nicht ohne Tod und. Abgang er⸗
reichen: Es fordert demnach einen ſaubern Wandel vor GOtt und Men⸗
ſchen, will man die Ritter ⸗Brone nicht verſcherzen, die ſchlecht Hin nich:
ohne Sieg erworben wird. E !
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In meinem übrigen Wandel ſo befleiſſe ich mich vor G Ott und Men⸗
ſchen, daß derſelbe ſchlecht und recht ſeye, und laſſe Ja ſeyn, was Ja iſt, und
Nein, was Nein iſt, damit ich nicht ins Gericht falle. Ich laſſe keinen
Gedancken in mir Platz / die wider das Seſetz Gottes und wider
die Libe des Naͤchſten ſtreiten / und was ich der Zunge nicht
darf anvertrauen / das vertraue ich auch den Sedancken nicht.
DO was vor herrliche Siege werden da aus geboren! wann man ſich ſrihzeitig
darzutl gewoͤnet / alle unordentliche in ſich auf ſeigende Bewegunzen des Ge⸗
anüts zu bezaͤmen: dann dadurch wird der als Süͤnden⸗Menſch entkaaͤftet, =
und die Suͤnde ſelbſt derliret ihr Recht, der Menſch wird ausgeleeret von ſei⸗
nem uͤbel artigen und zeit verderblichen Aufenthalt / es faͤhet G Ott
allmahlich in ihm an zu wircken, und mache? einen Anfang zur Wiederge⸗
vburk, wordurch der Menſch endlich verändert wird an Hertz, Sinn und Ge
dancken. Dann ſoll was Tichtiges in uns hervor kommen, ſo muß GOtt
unſer Schoͤpfer und Toͤpfer werden, und ſoll GOtt anfangen Gutes zu wir⸗
cken, ſo muͤſſen wir aufhoͤren Boͤſes zu wircken: und das iſt das Gute, das
wir thun koͤnnen, nemlich daß wir nichts Böſes thun, das iſt ein Werck
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O wie ſchoͤn wurde es ſtehen! wann alle Seelen mit nichts anders mehr
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daß ſie nur bedacht wären ſich der wahren Froͤmmigkeit zur
Freudigkeit in GOtt, was Ruhe in dem Hertzen und Gewiſ⸗
rworben? Die Se
n iſt, vergehet in und ans
elen fangen an recht himliſch zu leben, die alte
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er ihnen, das heilige Den⸗
cken vergehet in einem recht innigen tifen Gott zu eigen werden: Denn
das rechte heilige Seyn und Bleiben in GOtt und in ſeiner Abe macher
das Andencken vergehen und zu nichte werden. Der Mangel eines Dings laͤſ⸗
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ſet mich oft und vil daran gedencken, wo der Genuß der Sache mich anders
laͤſſet zu Mut ſeyn. 8 >,
Seyd ihr neb
en dem fein innerlich und zugeneigt und ver⸗
libt in das allerreinſte Leben; laſſet euch mit nichts ſart machen
als wovon ihr ſatt bleibet. Iſt ein Hunger an Durſt in euch nach dens
Deich Gottes und feiner Gerechtigkeit: ſo ſeyd unbekuͤmmert, der Gerechtig⸗
keit Nutz und Frucht wird geben, was euer Hertz wünſchet. So hat mirs mein
Gott gelingen laſſen, unter vilen und mancherley Leidenſchafken in anhalten⸗
der Treue, alſo daß ihm ohne unterlaß dinen kan in ſeinem heiligen Tempel.
O was vor inwendige Geiſtes- und Segens⸗Kraͤfte fliſen ein amd werden ge⸗
noſſen an dem Ort, wo man beſtaͤndig mit der allerlauterſten Zuneigung ste
G Ott und feiner Lebe hingekehrt iſt.
So muß es gelingen dem heiligen Samen / der Ihm dinet /
und des Herrn Jͤrnehmen wird durch feine Hand fortgehen.
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mehr anſer denselben
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Iym ſey die Ehre in Eroigkeit. Amen Amen. 4 25
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Die XII. Gemuͤts⸗ Bewegung.
N. allen meinen Sachen iſt diſes meine Probe nemlich, daß ich numer⸗
Leiden geſetzt werde, wo mich von Anfang meiner
Soekehrung mein Gewiſſen um des Reichs Gottes willen drein gebracht: dieſel⸗
bige Leidenſchaft hat mich vor ein und zwanzig Jahren von Teutſchland (ohne
einige Luft des Lebens) biß hiher nach America gebracht. Kc. |
des
Durch Leiden ums Gewiſſens willen (weil ich der Weſt in ihrer Cie
telkeit nicht mehr wolte:) verlies ich mein natuͤrliches Ausſehen in der Anfe
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s / und reiſete nach der Wuͤſten hoch ins Land hinauf, welches
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Man. Canlelcoges einiger um alda mein Leben in GOtt zu enden. In epen
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derſelben Leidenſchaft GOttes um des Gewiſſens willen verließ ich mein er⸗
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worbenes geiſtluches TVolſeyn / und gab mich zu erſt in den Bund der 5.
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Laufe / auf welche Verlobung ſich hernach ellle Chr HHLDE Kirche eder
Gemeine erbauet hat. Um nun Gdtt durch Leiden noch näher zu kom⸗
men, verließ ich mein Beſtces abermal, und ſuchte in Leiden und Nloht
meines Gewiſſens meine Flucht wieder nach der Wuͤſten, an deik Ort, der
etzt Ephrata heißt, gedachte alda meine Zeit in der Stille vor G Ott zu zu brin⸗
gen; wurde aber durch Göttliche Beſchickung in kurtzer Zeit gantz ein Anders
gewahr. So bald ſch diſes gewahr wurde, daß Sachen vorkamen, werinnen
ich mich mit meinem erjagten Guten wiederum zuverleugnen hatte ums Ge⸗
wiſſens willen, gab ich mich in meinem erworbenen Guten auf, und nahm
die zufallende Beſchickung auf zu meinem Theil, und gab mich ins Kei⸗
den. Und weilen in der wunderlichen Beſchickung meine Beweg-Urſache
und gab mich ins Leiden: diſes Maintenirte mein Getoiſſen, weilen ach mich
Verleugnungs⸗ und leidender Weiße drein lies Kc. |
In diſem Sinn hat ſich hernach Ephrata erbauet, als in lauter Noth
unnd $eiden, und ſolches hat Continuirt biß auf den heutigen Tag. So iſt nun
"gang Ephrata auf diſen Leidens» Grund erbauet, welches aus dem Ge⸗
wiſſen ums Reich Gottes willen entſtanden iſt, bin auch biß auf den heutigen
Tag in meinem Vorwurff vor ſechs und zwanzig Jahren, da mich GOtt
worden, welches mir neben dem eine gewiſſe Probe iſt. Daun dazumal hatte
ich dee ganze Welt zum Seind / und fo habe ich fie noch biß auf den heutigen
Tag: Diſes iſt mein Brif, den ich neben der Leidens Probe habe, daß
nemlich, fo lang die Welt niht Seide enit mir machet, fo find die Wege rich⸗
8.
tig, und find die Wege des Herren / dann die Welt iſt eine. Feindschaft
wider GOtt, und E Ott iſt eine Jeindſchaft wider die Welt. Nimmt mich
neben dem nicht gros Wunder, daß ein ſolches wunderliches und ſeltſaumes
um G Ott unverruͤckt ſtehen blieb, fo nahm ich die Verleugnung bey Hand,
4
hieß die Eitelkeit diſer Weſt verleugnen, nicht ein Haares⸗ breit verrbekt E
Auf⸗ vnd Abſteigen der Menſchen iſt, und zwar bey Frommen und UIn⸗
5 lichkeit der Sache. Dann wehe mir / ſo mir jederman wol redet /
dann desgleichen wurde den falſchen Propheten gethan.
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frommen: Sintemalen diſes meine eigentliche Probe iſt von der Goͤtt⸗
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8 Die XIII. Gemüts-Berbegung.
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d was em @figer Handel! wer durch die Muͤhe der Zeit hindurch ſchiffet,
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nigen. O was. Schaͤtze der Weißheit ligen in uns verborgen! die erſt in
Stille des Geiſtes in dem geheimen dimgang und Wandel vor GOtr
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ret, pas Gott bereitet hat denen, die Ihn liben und zwar ſonderlich, wann
ſte ihr Tag⸗Werck mit gutem Gewiſſen ans End gebracht. O was wird .
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gef vor ein Genuß⸗ des Fridens offenbar werden! wann die ganze ſtille
Eroigkeit wird denen Dingen, die veraͤnderlich, ein Ende machen, da alle
werden geſamſet werden, u. werden ihr im Friden erworbenes Erbtheil beſitzen.
O ſelige Seelen! die mit nichts anders mehr umgehen, alß daß ſie von
allen geſchaffenen Dingen geſchiden werden, und einen gantz geheimen und
verborgenen Wandel mit G Ott fuͤhren. Solche Seelen ſind eingegan⸗
gen, und haben die Ruhe eklanget, die dem Volck Gottes verheiſen. Aller
eitelen Sorgen und Mühe iſt vergeſſen, kein Leid, Neid noch Streit wird mehr
gehoͤres, das heilige Hertzen und Umarmen Gottes iſt ihr Luſt⸗
ſpil worden / man hoͤret nicht mehr das Bellen der Hunde, noch das Ge⸗
ſchrey der feindſeligen Voͤgel; das heilige GOtt⸗genieſen waͤhret ohne Un⸗
terlaß; daſelbſt ſchlaͤfet man ſauft: und ruhet in Gottes Schos: daſelbſt wird
das geheime und: ſtille ang nehme heilige Wincken mit Augen vernommen.
Da wird Gott micht mehr mit lautem Geſchrey vor der Pforten der Stadt
gerufen, noch in dem aͤuſern Vorhof mit Ochſen- und Kaͤlber⸗-Vlut gedinet;
ſondern man iſt durch der Vorhof eingegangen in das Heilige / wo GOtt
ſelber woßnet, da gseder mit Sprachen noch mit Zungen mehrs geredet wird;
„ndern es wird in dem heiligen Seyn gelebet, und man wird mit himmli⸗
ſcher Weſenheit geſpeiſet, und mit Waſſer der Wolluſt getraͤncket. 0
O heilige Gottes» Fulle! o heiliger Genuß! der in diſer ſtillen Ein⸗
weſenheit gefunden wird, alle Sinnen vergehen, alle Gedancken verſchwin⸗
den, man redet nichts, man hörst nichts, man ſieht nichts u. wird doch mehr gehoͤ⸗
ret geſehen, vernommen, verſtanden, als man hoͤren, ſehen, vernehmen oder
eerfkeben kan. O wie vergehen doch alle nichtige Dinge an diſem heiligen und
ſeligen Ort! da alle Zeiten eine Zeit, und alle Oerter ein Ort ſeyn.
was
D und poch bey Leibes Leben in die Ruhe der ſtillen Ewigkeit iſt uͤber⸗
oftenbar werden. Es hat freylich kein Aug geſehen noch jemands Ohr gehs⸗
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Daun in der friuen Ewe kus Deranderung noch Veriwechslung
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Der Seiten nach Tag 0 lie it gen Dingen Zegen artig, wird aber von
niemand erkannt, als bein der in ſie eingegangen, und in derſelben lebet.
O was ein heiliges und rithiges Stille⸗ſeyn wird da aus geboren!
2
DO himmliſcher Fride und Ruhe! O daß doch bald die gantze Voͤlle der Hei⸗
ligen eingegangen und eingebracht waͤre an diſen heiligen u. ſeligen Ort! Das
heilige Schweigen rede in mir, und das ſtille Zu nahen manes Geiſtes
ſeye mit allem Steig beſchaͤfftiget, damit bald die voͤllige Ernde von diſer edlen,
Fridens⸗Frucht der Gerechtigkeit eingebracht, und die gantze Gottheits⸗Fuͤl⸗
Je in vollem Geneſen offenbar werde. a : 5 3
Hitz und Kaͤlte, Regen und Schnee muß zun Zeiten der Trübsal. alles
iuitzen, daß unſer Gewaͤchs gedeye, und zu ſeiner Reiffe komme. Wol dem!
Der in gedultiger Ausharrung erwartet den gnaͤdigen Morgen- und Abend,
Regen, und endlich nach der langen Nacht den liblichen Morgen⸗Than,
Der wirds geniſen in der neuen Welt und endlich ſeine Ernde mit groſen
Sreuden Linbringen. 6 Er EN
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Die XIV, Gemüts Bewegung. Se
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Y ein vernehmendes Aufmercken, der hoͤre, ſehe und mercke auf, was GOte
nuttheilet denen, die ihn liben, dann fie eſſen und trincken das Gute ihres
Gottes, und haben keinen Maͤngel an irgend einem Gut / darum wird fie
weder hungern noch duͤrſten und keine Plage wird mehr zu ihren Huͤtten na⸗
— —
hen. duͤßtets jemand zum Eingang diſes Henuſſes zu gelangen der libs das
erbende / einſame⸗ gemeinſame / geheime n. in Gier verborgene
Leben: er lerne u. libe beym heiligen Sellle⸗ſeyn die heilige Intvendige Ein⸗
ſammlung des Geiſtes: er laſſe in ſich erſterben die Sinnen der Natur
an geiſt⸗ und leiblichen Dingen: er hoͤre auf zu gedencken derer Dingen, derer
man gedencken kan, und zu ſeyn, was er ſeyn kan, und dencke nichts anders,
als was er nicht dencken kan und ſeye, was er nicht ſeyn kan, ſo wird der
Weg des Fridens gefunden. Dann Gott iſt die Ruh / wer demnach von
lich ſelber abkommt; der hat die Welt mit ſamt allen Creaturen überwunden,
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Er 540 dann niels zugedencken, noch zu ſeyn, als ſich zu behalten in dem
gen Nicht⸗ ſeyn und Nicht⸗dencken / und wandelt in der ſtillen Sroig⸗
keit, und weiß weder von Leid, Schmertzen noch Geſchrey: dann der alten
G Ott verlonne Gut. O groſe Gluͤckſeligkeit! O ewige Ruhe! wer alſo ſich
feilen Swigkeit im ewigen Seyn wieder gefunden hat. Und fo bleiben wir
und leben im Friden, und wandeln mit GOtt in der füllen Eroigkeit / und
geniſch ſolche Freude, die kein Ang geſehen, kein Ohe gehoͤret, und in keines
Menſchen Hertz kommen iſt Amen. we
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en Die XV. Gemuͤts⸗Bewegung.
9 An weiß zwar wol, daß uns die auswendige Caſteyungen des Lei
n bes wenig oder nichts vor GOtt fördern, zumal wenn keine wahre
Sumes⸗Aenderung im Grund vorgegangen: wird auch ins gemein bey
ſolchen Menſchen, die liber nach dem Lauf diſer Welt in der unreinen Luſt I
ben, veraͤchtlich und ſchlecht davon gehalten, zumal wo die im Fleiſch ligen⸗
de fündliche důſte noch nicht als ſůndlich erkannt. Es iſt auch an und vor ſich
ſelbſt fo, daß die leibliche Uebung wenig nut, denn eſſen wir nicht, wir ſind
darum nicht beſſer, gleich wie wir nicht geringer find, wann wir eſſen, des
glachen im. Schlafen und Wachen zu verſtehen iſt, zumal wann eben das mit
gemeiner iſt, was auch mit dem andern gethan iſt. 4
Die nun demnach der fleiſchlich-geſinnete Sinn alles zu verachten hat,
deas von anſen ſichbarlich erſcheinet, und doch dem unſichbaren GOct daunt
ſoll gedinet ſeyn, ſo gehet es in diſer Sache, als Wachen / Faſten und Ca⸗
ſteyungen des Leibes. Er hält liber vor GOrt zu feinem Dinſt mit latter
wichtigen und unbegreifflichen Sachen, als die weder in diſer noch jener Welt
zu erlangen: damit darf er in dem Seinen bleiben und brauche nicht, daß
man ſich in den geringen Dingen verleugne. Es mag demnach vor kommen,
das da will, ſo hat er ein Beſſers vorzüwenden „womit G Ott zu dinen wäre,
Was iſt dann nun zu thun? oder wie kommen wir zum Nutzen? es if droben
SER, daß der Fehler aus dem Mangel der Buße oder Sümtes⸗Aender⸗
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ung herkomme: fo redet es demnach von ſelbſten, daß der Nutzen der Sache
aus der wahren Buße geholet werde. So wenig nun demnach als die Sache
aus wirft, wenn es dieſelbe nicht zum Grunde hat: deſto mehr und noch vil meh 1
Nutzen hat es, wann die wahre Buße mit vornen an der Spitze ſtehet. —
O wie fallen allen denen Veraͤchtern ihre Einwuͤrffe auf einmal darniz
der! wann ſich die Wichtigkeit und der Nutzen, der in der Sache
verborgen ligt, darſtellt. Dann ob freylich wol wahr, wie gemeldet, daß
alle leibliche Uebungen ohne Buße uns vor GOtt nicht foͤrdern: fo koͤnnen wir
doch auch von vilen hunderten im Gegentheil erweiſen, was unſaͤglichen Nu⸗
zen die ſtetige Enthaltung / die immerroaͤhrende Wachſamkeit / das
unablaſige Gebät und hertzliche Eindringen in Gott alles
durch Saſten und Caſteyen des Leibes erworben und zu wegen gebracht,.
ſolches iſt nicht wol zu beſchreiben. Ich weiß weder ſchrifftliches noch ſonſt
einiges Erfahrungs⸗volles Zeugnus, daß der Himmel bey Erfüllung der
feiſchlichen Lüften u. Volle des Bauchs und der Natur erworben
worden; aber wol im gegentheil, wie ſie durch die Beraͤudung ihrer Lei
ber mit Entſagung ihrer ſůndlichen Lüften den Teufel uͤberwunden,
die Welt verachtet, ihr Fleiſch beſieget, bezwungen und unter ſich bracht.
Was hat wol die Heilige Altvaͤter in der Wuͤften zu einem ſolchen
SoOtt⸗ beſchaulichen Leben gebracht, als ihre beſtaͤndige Enthaltung
nud unablaͤßiges Saſten / Wachen / baͤten und Eindringen in GO?
Sind nicht diſe ihre Waffen geweſen, womit fir den Zorn und Teufel im
Fleiſch überwunden. Wann derſelbe duͤrre und magere Staͤtte durch wan⸗
Bere, ſuchet Ruhe, und findet fie nicht, ſo gehet er hin, wo es wol geſchmit
cket und mit Beſemen gekehret, und Macher feine Herberge, wo alles voll auf
iſt, und nach deu · Luſten gelebet wird, und woher alda. Wird alſo folglich
keiner ins Himmelreich eingehen, der kein Ueberwinder wird, und niernand
kommt zur leberwindung ohne Sieg / und niemand kommt zum Sieg
ohne Kampfe und Streic. Niemand trit in den Kampf / der nicht ſein
vorgehabtes Wolſeyn bey ſeit fert, und daſſelbe aufgibt. Was ſollen wir dann
thun? wir wollen die Exempel derer Heiligen, die den Teufel / die Welt und
ſich ſelbſt überwunden, vor uns nehmen, und ihrer Waffen uns bedinen,
als da find die beſtaͤndige Enthaltung / das une blaͤßige Jaſten / Wachen
und Caſteyen des Keibes. e .
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Die XV. Gemuͤts⸗ Bewegung. e
O herrliche Helden- und Bi r⸗thaten! wer alſo ein Lieberwoins
der fein ſelbſt worden iſt, allwo nimand diſem Gewapneten ſeinen Haus⸗
Sieg vom HErrn, aber wir muͤſſen ſeine Gunſt / Libe und Treu an uns
Sleiſch und Blut / nicht zur Unehre unſers Gottes unterhalten, ſondern
heilige Gottes Leitung liber gehabt als mein eigen Leben. Ich ha⸗
get, und iſt mirs gelungen: dann ich habe funden, den meine Seele libet. Der
Glaube und die Hoffnung und die bt zu GOtt und dem unſterblichen Leben
halff mir durch alle Geheege der ſuͤnduchen Natur, alſo daß ich nun getroſe
ſagen kan: Ich habe einen guten Kampf gekaͤmpfet / ich habe den
Lauf vollendet; ich habe Slauden gehalten / hinfort iſt mir beyge⸗
leget die Rrone der Gerechtigkeit / welche mir der HErr / der
gerechte Richter / geben wird / nicht mir aber allein / ſondern al⸗
len / die feine Erſcheinung lib haben. 3 Bee
Seht, meine Liben! ich habe eine kleine Zeit gelitten und geſtritten,
und nun ſtehe ich in Hoffnungs⸗voller Zuverſicht, daß GOtt mir meine
Beylage bewahren wird biß an jenen groſen Tage: dann ich habe allezeit mehr
auf das Unſichbare geſehen, als auf das Sichbare. Ich liß mich nie mit kei⸗
nem Ding troͤſten, wo GOtt nicht in der Freudigkeit meines Hertzens und
Gewiſſens mich troͤſten konte; und liß mich nie einig Ding verdammen, wo
ED mein Troſt in meinem Herten und Gewiſſen war. Ich liß in der aller
gerechteſten Sache nie einig Urtheil in meinem Hertzen wider den Naͤch⸗
* j > \ 7 7 + * 8 2 PP» —
fen ligen denn ich hilte ihn frey um Gottes Barmherzigkeit willen, auf daß
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hertzigktit widerfuͤhre auf de dag des Gerichts. Ich habe mich nie
mal gefreuet, da mirs wol ging, daß, ah dadurch meinen unablaͤſſigen Leiden
in meinem Gewiſſen wäre vorbey gegangẽ, noch auch mich in meinen Leidens
Standen fo betruͤbet, daß dadurch der Troſt. Gottes aus meinem Hertzen
gewichen waͤre. Und fo habe ich vil Tage und Jahre zugebracht im ernftlichen
Verlangen und inwendigen unablaͤſſigen Leidenſchaften, biß endlich GOtt mein
Elend angeſehen, und mich begnadiget, und an dem Brunnen der Barm⸗
hertzigkeit und des Troſtes getraͤnckt. So lebe ich nun und bin getreſt, und
warte auf den Tag der Wirderbringung und Zukunft meines Sfr, um wel⸗
—
ches willen ich gelitten und geſtritten, welcher mußte nach ſeinem Leiden und
Himelfart den Himel einnehmen, biß daß herwiderbracht wuͤrde alles was GOtt
geredet hat durch den Mund aller ſeiner Heiligen Propheten von der Welt an. i
Die XVI. Semuͤtrs⸗ Bewegung.
- 2 8 8 =
Eh will nun fort reifen nach meinem rechten Heimat zu, und will alle
Fa mühftlige Sorgen und Bekümmernus diſes ettelen Lebens fahren laſſen,
and will mich auch nicht zu ſehr in mühſame Bekümmernns in Anſehung der
znkuͤnfftigen Güter einlaſſen; ſondern will meine Sachen GOtt befehlen, und
meine Seligkeit von Ihm erwarten, Er wirds wol machen, und will mich
nur befceiſſen, daß ich nichts Gutes verderbe, und mit meinem Eigenthum
GOtt in dem Weg ſtehe. Sonſten bin ich einmal mit meiner Arbeit ans
Zil tommen, und iſt mir anders nichts uͤbrig, als zu laufen, und meine Sees
Ae erretten. Wie nun ein Laufender nicht Zeit hat mit der Holtz⸗Art zu zim⸗
mern, alſo auch ich habe meine Arbeit gethan. Will nun jemand mit laufen,
der laufe und ergreife das eroige Leben, und laſſe die mühfelige Sorgen und
SBekuͤmmernus diſes Lebens fahren, fo kommen wir mit einander ans Zil,
eh die Türen der Stadt verſchloſſen, und brauchen nicht drauſen zu ſtehen,
und zu heulen, ſondern freuen uns in den erlangten Kronen, und vergeſſen
2
aller vorigen gehabten Muͤh und Arbeit, und dancken GOtt vor einen glüͤck⸗
lichen Ausgang unſerer Reiß. K *.
8 Wer diß Jil getroffen. 2 N
5 Der hat wol geloffen. Amen, .
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Die XVII. Gemuͤrs⸗ Bewegung. ar
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Die XVII. Gemuͤts⸗ Bewegung. e
2 N 2 * e NE . . A
> Heuer u. wehrt⸗zeſchaͤtzte Seelen! die ihr euch mit allem, was ihr habt,
G Oct und feiner heiligen Fuͤhrung ergeben, denen nichts mehr übrig
geoliben von der Seiſtlichen Trunckenheit in den Sinnen der Na⸗
tur und Verbildung in den Creaturen / u. die in der Entſagung
aller Dingen ſich Gott lediglich ergeben / beydes nach Geiſt /
Seel und Leib / Ihm allein zu Ehren zu leben: ſo will es ſich gebuͤhren,
daß Ihm zu erſt alle Glieder des Leibes geheiliget und aufgeopfert werden,
u. das in der aller reineſten u. lauterſten Zuneigung zu GOtt u. ſeiner Libe.
5 5 8 PN a 8 ER 0
Darnach muß das Herz ohne einigen Vorbehalr oder Abſicht auf
etwas Creatuͤrliches ſich einer gaͤntzlichen Encſchuͤttung oder Entſagung aller
Dingen, es habe herngch einen Namen wie es wolle, und ſolte es auch ſeyn
Vatter / Mutter / Bruder / Schweſter / ia alles, was den Goͤttlichen
Aus und Eingaͤrgen in dem Wege iſt, uͤbergeben. Hernach muß. ſich das
Gemuͤt reinigen von aller fremden Zicheigung und zeiſtlichem Aufenthalt in
denen uͤderſinnlichen Dingen / als warmen das Gemuͤt unterhalten iſt
daß es nicht zur geiſtlichen Bioſe, Nackendheit oder Armut kan gebracht wer⸗.
den. O ein ſelig⸗ und herrlicher Handel! wenn Seelen auf eine ſolche Weiſe
als in Entſagung und Entbloͤſung aller Binge ih GOtt. und. feiner H.
Fuͤhrung ergeben. Und ſolche Seden Seifen und werden eine rechte Weh⸗
nung des heiligen Geiſtes, ja fie werden deſſelsen Wagen / Fuhr⸗ und
geiſtliches Spil⸗ werck.
Was iſt dann, das ſolcke geiſtliche Nazareer mehr ſcheiden kan von
Ott und feiner Libe? Sind fie nicht das auserwaͤhlte Geſchlecht r
ſind fie nicht das heilige Dolch? Sind fie nicht das koͤnigliche
Priſterthum? Das Volck/ das die Tugenden Gottes verkündi—
et. Sehet, libe Herzen, euren Adel, und euren heiligen Ruf in Ehriſto
„Sei, darum will uns gebuhren, einen reinen Wandel zuführen, der nicht
iſt nach dem Lauf diſer TBelt, oder nach dem Geiſt, der fin Werck bat in
den Kindern des Uinglaubens, und berrſchet' in der Zinſternis diſer Welt,
1 ü f „ und
8 „ Par]
222 1
28 Die XVII. Gemuͤts⸗Bewegung.
Gear meine 3 re : * — EEE SE pen
eind belsbet die Glieder der Suͤnde in der unreinen Luſt. Uns aber Richt alſo;
ſondern demnach, der uns berufen, heilig iſt, jo ſind auch wir heilig in
all unſerm Wandel, und fuhren denſelben rein vor GOtt, und meiden auc)
heimliche Schande / und reinigen uns von aller Befleckung des
Geiſtes des Leibes und der Seelen / damit wir vor Ihm rein) lauter
und ohnanſtoͤßtg erfunden werden in ſeiner Zukunfft. 1
—
Wer nichts anruͤhrt von deme, was gemein oder unrein der
iſt eine Braut JB Chriſti. Wer Gerechtigkeit in ſeinem Leben
wircket / und kein Unrecht mit ſeinen Sanden thut noch arges
wider den Herrn dencket / der iſt eine Wohnung Gottes. Wer
ſeine inwendige und auswendige Sinnen bewahret / daß fie kei⸗
nen fremden Aufenthalt nehmen weder an Gott noch an Creatu⸗
xen / der iſt ein Luſt⸗ ſpil des heiligen Seiſtes. er .
| Was ſonſt unſern inwendigen und auswendigen Wandel angehet, ſo
doll derſelbe fo beſchaffen ſeyn, daß wir in allen Dingen unſern Gehorfim
beydes gegen GOtt und unter einander bezeugen und an Tag legen, und
zwar ſonderlich gegen denen, die in dem HErren arbeiten und Sorge tragen
vor des Hrn Werck, und daß es recht zugehe in ſeinem Hauſe. Denen ſoll
man gehorfamen ohne einige Ausnahm und Vorbehalt, und ſoll ſich weder in
Gedancken, Worten noch Wercken an ihnen vergreiffen. Wer 1 be⸗
leidiget, der beletdtget GOtt und feine heilige Engel, dann ihr Gebaͤt dringet
en Gottes Herz und Lbe, daſelbſt ſuchen fie Troſt und Huͤlffe, und halten an
aum Gnade und Barmherzigkeit, fo werden fie getroͤſtet, dann fie tragen feine
Taſten. Sollen demnach pie benamte Sorgtraͤger auch wiſſen, daß ſie ſich zu
keinem fremden Troft kehren (auſſer ihrem geiſtlichen Vatter ) ſondern
ſollen ihre Sachen Gott klagen, weil Er ihr Schu-Herr iſt in ihrem har⸗
gen Din, Sollen demnach nimand bey einem andern verklagen, dann ſolche
Vertrautheit iſt nicht gut, und gebuͤret allein GOtt, oder dem geiſtlichen
Vatter / welcher der Hut vor GDtt wartet. Der Wandel ſoll in heiliger
Seſchleidenheit geführee werden, und fol ſich laſſen von dem Geringſten bis
dum Groͤſten zu Tritten einer Leiter machen, an welcher ſie koͤnnen aufſteigen
n Gott in den Himmel. Da muß VHimand ſo gering ſeyn/ er u
BETTER. . 8 mich
* 2
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Die XVIII. Gemuͤts⸗Bewetzung. | 29
——
mich mit ſeinem Suß beſteigen koͤnnen / und mente Hoͤhe muß
Ihm feige Nidrigkeit ſeyn. 2 herrliche Vorbilder und Nachfolgung der
Schüler und Nachfolger des ernidrigten und. Creutz- tragenden ICſu.
In denen Ahrigen Diftiplinen ſollen in Anſehung der Zeiten des Wa⸗
chens von einem jeden feiner Gebühr nach die Stunden mt hoͤchſtem Fleiß wahr⸗
genemen werden, damit ein jeder durch des andern Fleiß gereitzet werde, u. alſo
durch dle Munterkeit des Wachens der Eifer und Andacht des Gebats
dels mehr erweckt werde. In Eſſen und Trincken und Speiſe bereiten ſol!?
alles abgeſchnitten werden, was nicht zur Sach dinet, und mehr den Geſchmack
und Nidlichteit fuͤtert, als zum Unterhalt des Lebens dinet. Alle Vilheit
und mancherley Gemeng ſoll man vermeiden, dieweil ſolches mehr die Lüste
dann die Natur ſpeiſet. Auf eine Mahlzeit ſoll des Tages zu Abend mit voller
Andacht zu gelegt werden, dann dabey kan die Natur geſund und dauerhafft
im Geiſt ihr Tagwerck erfüllen. Was etwa Zulaſſungs⸗Weiſe geſchiehet, als
da man etwa Morgens um die virdte Stunde am Tage etwas Weniges ge⸗
niſet, ſol man GOF davor ſchuldig ſeyn: dann das Reich Gottes iſt niche
Eſſen und Trincken. . AR
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oe’ 5 5 1 2% RE
| In Saͤen und Pflantzen ſoll man alles Gemeng vermeiden, und
nicht zur Unehre Gottes und der Natits unſere von ihm abgefallene Luͤſte in
denen vilen und mancherley Oütheilcheten weiden. Daß uns aber die vile
und mancherley Verbildungen fo nahe ligen, und fo ſchwer zur Einheit oder:
Einfalt zu bringen, kommt daher, weil wir noch nicht von dem ſteben⸗koͤpf⸗
gen Thier, als dem GDer des Bauchs und der falſchen Luſt geſchiden
ſind: dann daſſelbe Thier iſt auch bund von mancherlen Farben und Flecken.
Weiter iſt vor diſes mal nichts in melden, biß diſe Lectiones erlernet ſind⸗
wird ſich wol eine andere Tiße oͤfnen. 8 u
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Die XVIII. Gemũts⸗Bewegung.
1
S du angenehmes Leben! & du himmliſche vnd Sridens volla
2 „Stille G heilige und in Gchtt erworbene Unſchuld! G Para
diſiſche Anmel die im dertzen er Gevoiffen aus gehoren wird / wo
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Siobtt und ſe der Kibe,
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30 Die XVIII. Gemüͤts⸗ Bewegung. A
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man emen Croſt von einiger Creatur annim̃t! ſondern in allem .
lag von der Hülffe des Herrn erwartet. O was vor
ein ſeliges Geneſen wird alſo in Gott und feiner Libe gefunden! O eine ſeli⸗
ge Seele! die alſo durch Glauben, Libe Hoffnung, Demut und Gedult
geuͤbet iſt, da wird das mit Chriſto in GOtt verborgene Leben erworben und
gefunden, da findet ſich der ſtille und im Friden genoſſene Umgang und
Wandel vor GOtt, in welchem man GOtt Tag und Nacht dinet in ſeinem
H. Tempel, allwo nicht mehr gehoͤret wird die Stimme des Seufzens noch
die Stimme des Klagens. Es wird genoſſen in ſtiller Hertzens⸗-Andacht der
Fride Gottes und ſeiner Side: da wird nicht mehr gehoͤret weder was Geſchrey
noch was ſonſten Graͤmen machet; ſondern man wird unablaͤſſig mit dem
lang erwarteten und durch Gedult erworbenen Gnaden -Segen beguͤnſtiget.
Kein Leid noch Schmertzen noch Noth noch Elend kan ſolche Seele
Anchr uͤberſchwemmen, denn ihr gantzer Handel und Wandel beſtehet in einem
G Ott⸗ ergebenen Leben. Dann weil die Gedult die Urſach aller der geiſtlichen
Vortrefflichkeiten iſt, fo werden demnach die himmliſche Schaͤze vermehret,
wenn vile und mancherley in⸗und-auswendige Leiden ohnablaͤſſig auf fie zu⸗
ſtoſen, dieweil alfo folglich nur mehr Urſachen gemacht werden, woran die
2 8 7
Gedult ihre Kraft zu erweiſen hat. Darum preifen wir auch alle ſelig, die er⸗
duldeß haben: die Gedult Hiobs haben wir gehoͤret, und das Ende des HErrn
haben wit geſehen. Darum freue dich / du libe Seele / die du durch
vil und mancherley Leiden in Dem und Gedult bewaͤhret biſt /
und haſt durch dieſelbe gefunden den Sriden und die Ruhe in
838 — . 2 l 28 2 FR
Nun wird ſich des HErrn Segen al sbrelten, wie ſich eine Than⸗
7
Wolcke ausbreitet zur Zeit der Dunckelheit und Nacht. Sein Segen wird
machen grünen und blühen das Geivaͤchs unferer Gerechtigkeit, und fein Fri⸗
de wird ſich über uns ausbreiten wie eine geſegnete Quelle auf duͤrrem Lande
fie) aus breitet: fein” wird gedacht werden von Geſchlecht zu Geſchlecht, u. alle
Voͤlcker werden feine Wunder preißen. Dann Er iſts, der es ausrichtet, was
Er un Sin: hat: durch Ihn werden unſere, Naͤgel veſte ſtehen, und durch
feine Rechte ſtegen wir, fein Arm richtet es ang, und feinen Haͤnden gelinget
es zum Sieg. N 8
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Die XIX. und XX. Gemuts⸗Bewegung. 355
—— ESSEN! ——— „ TE
Die XIX. Gemuͤts⸗ Bewegung.
0
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Ott iſt ein unbegreiffliches Niches / und ich bin ein unbegreiffli⸗
S ches Ichts. Alles nun, was Etwas iſt, hat und vermag, das
thut GOtt Abtrag, darum weil GOtt Alles iſt. Bin ich dann nun ein
Nichts / fo bin ich daſſelbe, was GOtt in mir iſt, und kan weder groͤſer
nach kleiner gemacht werden, weilen ich das bin, was ich zu ſeyn habe. Nies
mand hat mir was zu geben, nimand hat mir was zu nehmen, ohne der in
demſelben Seyn lebet. f Ei Be,
O groſe Vortrefflichkeit, wo GDer nichts mehr findet als fein eigen Biſd
So lange wird zu ſchaffen ſeyn, ſo lange wirds waͤhren, fo lange werden
wir zu leiden haben, es ſey in diſer oder in der zukuͤnfftigen Welt, nemlich
biß alles Ichts in Nichts / und alles Seyn in das Nicht ⸗ſſeyn / und
alles Scwas in das Nichts aufgeloͤſet if, O eine ſeltge Gedult! O ein
heiliges Warten biß dorthin, wo aller Neid, wo aller Streit, wo alle Ich⸗
heit, wo alle Zweyheit, wo alle Selbheit aufhören: diß iſt der letzte Sieg durch
und über alles hin. Dann da iſt das Geheitunus vom Ceeus zu En⸗
de; und alle Leidenſchaft zergangen. So ſey nun zu friden, libe Seele, und
laß das heillge GOtt⸗ ſeyn in dir walten und ſeyn; fo haſtu Friden immer
und ewiglich. a Er 80
©
h will mich num niderlegen, und ſchlafen, mein Nlicht⸗Mollen und
micht ⸗Begehren ſoll meinen gantzen Handel dem Schöpfer” aller
Dinge in feine Haͤnde übergeben: da mein beſtes Tuhn u. Meynen iſt ohne
Soͤttlichen Zuſatz eitel und nichtig. Darum wer leben will und gute Tage
ſehen, der werde ſtill, und ruhe von allen Wercken ſeiner Haͤnde; er laſſe ab
vom Frevel; er thue nichts anders, als ſolche Wercke, die Tag und Nacht
wol unterſcheiden. Dann wann alle unſere Wercke waͤhren vom Abend biß zu
Morgen, daß fie alſo einen Tag machen, fo find ſie in GOtt gethan, und
haben eine ſelige Ruhe und Sabbat zugewarten. | .
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Die x x. Gemöts⸗ Bewegung.
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32 Die XX. Gemůüts⸗Sewegung. 8 \
Wer GOtt libet von ganzem Hertzen, mit gutem Gewiſſen, und ſeinen
Sraächſten als ſich ſelbſt, der wircket Gottes Werck. Alle Abſichren auf
uns ſelbſt wircken den Tod. Alle Bekuͤmmernus des Hertzens
um uns ſelber ſtreitet wider G Ott und feine heilige Bathſchlaͤge.
Wer nicht eins mit Gott worden / hat taͤglich vil Hekuͤmmernus.
Alle unſere Gedancken und Rathſchlaͤge ſind eitel. Wann wir drauf
Acht haben, was die Rachſchlaͤge Gottes über uns verhängt zu unſerer Se⸗
ligkeit, ſo leben wir ſorglos, und laſſen diſelbe walten; es geſchehe auch mit
® gas Beſchickung es wolle, fo muß doch der Geſchmack deſſelben eine Urſache
zur Seligkeit ſeyn. Alhir wird Bitters und Suͤſſes in voller Gleich⸗
Heit aufgenommen / die weil die Sinnen keinen Aufenthalt mehr
a? Haben / als in Gottes Rath / Willen und Libe.
Daß wir fo lange Jahr unſere Zeit in fo vll Bekuͤmmneryus zubringen,
2% mache, daß wir noch nicht. gantz und ledig an GOtt übergeben. Alle Sorgen
and Bekuͤmmernus entſtehet aus Libe zu unſerm eigenen Leben. O wie
RE 408 haben wir gewaͤhlet! wann wir nichts mehr zu verſorgen in Haͤnden
übrig haben, dieweil wir doch nichts zuverwahren maͤchtig ſind. Wol dem⸗
e nach deme, und abermal wol deme! dem Gott ſein Berather worden, und
vißs mit feiner Sorgfalt darzwiſchen kommen, wo ſonſten die eigene noch in
dem Wege ſtund. ON}
* 9
*
5 2 1 we 5
Darum wird auch dein Schlaf richtig ſeyn, weil GOtt meine Sorg⸗
falt in Haͤnden; denn fine Barmherzigkeit hat mein Elend angeſehen, und
mir meine Sorgfalt, worinnen ich mir nicht ſelber helffen konte, abgenom⸗
au. Nun iſt das aͤnzſtliche Sehnen meines Herzens und Gewiſſens hin⸗
weg, alſo daß ich. nichts zuſchaffen habe, als Sotrtes Werd zu leiden:
sole es num fing Wirckung über mich beſchleußt, fo bin ich ſelig, weil ich in |
Feinem Weg nichts zuverliren habe, fondern meinen Gewinn habe aus dem,
was mir durch das Leiden aus dem uͤbergebenen Leben erworben wird. So iſt
nun demnach mein gantzes Leben ein beſtaͤndiges Leiden und mit mir ma⸗
chen laſſen / dann GOtt weiß beſſer, durch was Mittel das verlerne Gut
wider heraus zubringen, als meine Meynung und Tichten vermag. —
So iſt man zwar GOtt und ſeiner H. Fuͤhrung uͤbergeben, und zwar
.
5 1 — *
3
Die XX. Gemüt -Bedegunt. ® 32
5
waͤrtigen wider waͤrtig ausſiehet: fo iſt es doch bey den Heiligen richtig, und ben
wird man ſeine Wunder preiſſen, deſſen freuen ſich anjezo und von nun aum
merte und troſtloſe Herzen. Ich will ſeiner warten in meier Noth, und
ſelner gedeucken in meinem Elend. e *
O was vor ein herrliches Ausſehen wirds noch geben, wann alle Leiden
und Truͤbſal werden ihre voͤllige Endſchaft erreicht haben! O du ſelige Leiden⸗
ſchaft, durch welche die wahre Seligkeit wiederum erworben und gefunden
wird! Wol allen, die ſeiner harren und erwarten zur Zeit des Verzugs in
der lang aus bleibenden Huͤlfe. Nimand weiche in ſolchem Fall zur Zeit,
wanns truͤb hergeht, weil feine Langmut alles abgemeſſen und gewogen, wie
weit alle unſers deiden ſich zu erſtrecken haben, ehe fir zu ihrem Ende kommen.
i | E Darum
4
24 Die XXL Gemuͤts⸗ Bewegung.
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Darum ſoll mich auch nichts ſcheiden vorder von Gtr.! ch ſeiner dibe, und
will mich im leidenden und ſterbenden Leben uͤben mein Lebenlang, und will
in gedultiger Aus e alles uͤber mich ergehen laſſen , wie es feine weiſe
Verhaͤngnus und Beſchickung zu meinem Beſten und He il über ine ch be⸗
ſchleſſen hat. So werde ich w vol ſeyn und bleiben von nun an biß in Si igkeit.
So . daun, mein GOtt, in mit, ;
und laß mich ſtets dein Eigenthum verbleiben. 2
Ich will in allen Dingen dir i
& Alleſn Kraft, Ehre, Kuhm und Herrlichkeit zuſchreiben
Mein Leben grün in deiner Kraft,
f De mich in dir kan machen fee ſtehen, f
W ein neues Leben ſchaft: ni e
Bag 3 id nn 5 vergehen.
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2 8 * 2 9
ET AN = XXI. Gemůes· Sewegung.
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Ott berathe meine Sache. Denn daß ich in Ihm lebe und tren afundas
EI werde, kommt allein ans ſeiner Fuͤlle her. Ich werde wol hben, wann
ich das Bild der Sterblichkeit werde abgelegt haben. Jetzt trage erdulte und
leide ich Gottes Werck zu meiner Tichtig⸗ machung, um in kner Welt froͤlich
und unerſchrocken vor ſeinem H. Angeſicht zu erſcheinen. Es kan mir nicht
fehlen, dann weil ich aufgehoͤrr habe zu ſeyn / ſo kan Gott mein
Nacher werden / und was ich in ſolchem Fall von ‚Fine Hand leide, fo
bin ich danckbar und Hoffnungs⸗ voll, daß mich GOtt Ihme endlich dadurch
wird wolgefaͤllig machen. Und fo warte ich ſeiner in Gedult in allen Din⸗
gen, und habe nichts anders zu ſchaffen, als daß ich in teinem Ding ſeinem
„Willen widerſtrebe. Dann wer an Tag gibt / es in einem einigen
Ding anderſt haben zu wollen / als es Gchtt beſchleußt und ver⸗
haͤnget / der lebet im Ungehorſ⸗ am / und iſt noch kein Gottes⸗
Kind / weil er noch in der Zauberey⸗Suͤnde lebt⸗ dann es wird
kein Zauberer eingehen ins neue e e
Darum trage erdulte und leide ich alles, und haft und will mich
halten als ein Gottes⸗Kind ohne ae Wöderſtkeben, / wie u. auf was 2 SR
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Die XXI. Gemöts⸗Bewegun s. 33
gefaͤlt mit mir um zu gehen, oder um gehen du, laſſen. Und fa
und habe weiter nichts zu than als daß iclz
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ſe es GOtt 85
warte ich feiner in allen Zufaͤllen, und has . 16 i
leide, dulte und ertrage alles, wie mit mir gethan wird: dann ſo bald ich ei⸗
nen andern Willen habe, fo iſt ſolches Stunde, und wird GOtt von mir be⸗
leidiget. Darum ſo will ich elend Kon und Leid tragen und mir kein Gu⸗
tes nach eigener Wahl erwaͤhlen / ſondern daſſelbe von der guten Hand
meines Gottes erwarten, es wird ſich alles ſchon zu feiner Zeit unter dem dei⸗
den erwerben, gebaͤren unde aus ſchaffen, ſo wie es in der That an ihm ſelber
iſt, dann es iſt auch kein ander Sutes als das jenige, 1° aus unſerm Nicht⸗
ſeyn / oder Ent⸗ſeyn von Gott ſelber aus uns gemacht wird. a
Darum iſt der Menſch ſelig der anfhoͤret zu ſeyn / was er iſt, dann
wer dahin kommen, der hoͤret auf von Suͤnden und fo gleich mit Unrecht zie
tuhn. Und ſo lige ich nun in Gottes Haͤnden, leide und ertrage ſein mit
mir machen laſſen an mir; was aber diſes koſtet, wird nimand bekannt als
dem, der es erfährt, O trie vile Wehen und Hertz⸗Preſſen muß in ſol⸗
chem Fall der arme Menſch durchgehen, weil er ein gantz anders Verſteheit
und anders Meynen in ſich hat, als das jenige, was G Ott über uns be⸗
ſchleußt wegen der in uns ligenden Seindſchaft / die wider GOtt und wider
ſtine heilige Wirckung ſtretet. | TER gie I
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beſchloſſen, ſintemalen diſelbe ſchwer auf mir, daß auch alle Gebeine vertrock⸗
nen und duͤrre werden. GP il und bleibet dennoch mein Theil, der mir
Rettung ſchaffet in allen meinen Sachen: dann auf Ihn bin ich geworffen ge⸗
woſen von meiner Mutter Leibe an, da. ich noch an meiner Mutter Bruͤſten
war, iſt Er mein G Ott geweſen. Darum will ich auch ſeiner gedencken in
. 5 W
eO mein GOtt! gib mir Kraft zu ertragen was deine Hand uͤber mid)
allen meinen Sachen, dann ſeine rechte Hand kan alles andern, dieſelbe hat
Zeit, Zil, Maas u. Gewicht in der Hand, ſie wird es ausführen, und wird
mich endlich heraus reiſſen u. zu Ehren machen, und verſchaffen, daß meiner
Tage vil werden in ſeiner Jurcht und in ſeiner Libe. Und wann ich werde von
binnen ſcheiden, ſo wird meines Endes und Hertzen-leides vergeſſen
und die Macht des Draͤngers weird aufgeloͤßt, und dis Ruthe des Treibers
zerbrochen ſeyn. | * al en.
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O du mein Aug des Geiſtes und des Glaubens! ſehe doch deſſentwegen
fleiſtg auf daſſelbe Zil und Ende, dann alda wirſt du eingehen und genteſen die
Fruͤchte deiner Saat. Leide dann, trage und erdulte alles, wie es auch ge⸗
het, biß du daſſelbe Zi wirſt erreichet haben, alwo dan ſeyn wird, was ſeyn
Moll. |
Das + JEſu iſt ſchwer, Er konts Von Einem, der um Golgatha ſehr
ja ſelbſt nüyt tragen. Matth. 27. i ſchwer beladen herumwandert, und
D. 32. Marti. 15. v. 27, Luci. 23. kraͤchzend und gebuͤckt feine Augen
. . 5 e 0 nach dem Berg Zion auͤfhebet.
„Die XxxII. Gemüts⸗Bewegung. »
E Ngehend meinen ganzen Handel und Wandel, und wie derſelbe beſchaf⸗
8 fen: fo bin ich mit meinem fur ausgeleeret, ohne einigen Beſitz oder
FEigenthum weder in geiſt⸗ noch leiblichen Dingen zu haben. Denn ſoll ich
in den geiſtlichen Wegen fort kommen, o muß mir freylich aller Creatuͤrliche
Aufenthalt entzogen und benommen werden, weilen in der geiſtlichen Bloͤſe
und Nackendheit ſich das rechte mit G Ott uͤberkleidet ſeyn wieder fin⸗
det, und daneben eine ſolche Göttliche Großheit nach fich zihet, daß es
micht wol zu ermeſſen: gleich wol bringst das Goͤttliche Voll- ſeyn eine ſol⸗
che Verlaſſenſchaft an Creaturen mit ſich, daß es freylich geübte Sinnen
vrfordert, ce und bevor man ſich drein ſchieẽen lernet. |
8
Man ſuchet freylich in Anſehung fein ſelbſt G Ott auf eine ganz andere
Weiſe, wie man ſolches in die Lange erfahren. Aber was iſt zu thun? Ob
man auch ſchon vil DE und Fieiß anwendet, uud bringet es doch nicht dahin,
7
mit einigem Troſt der Creaturen umſtellet ſind, ſo koͤnnen wir Gottes nicht
zu Danck theilhafftig werden. Darum wird durch die freywillige Armut und
Entbloͤſſung aller Dinge die Tühr der Gnaden und die enge Pforte gefunden.
Was vor Schaͤtze der Weißheit und Erkantnus Gottes ſich bey ſolcher Bloͤſe
und Armut hervor tuhn, wolte ich um keinen Preiß, wie hoch der auch waͤre,
womit ich meinen gan⸗
E | Kenz
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wo GDreheiffen kan, jo wird nichts aus gerichtet. Dann fo lang wir noch
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© Die XXIII. Semuts⸗ Bewegung. x 32
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gen Wandel aus gezieret ſehe, als nemlich in keinem Ding einigen Troſt oder
777
Aufenthalt zu nehmen: Und was mir ſonſten taͤglich zuſtoͤſet / es ſey
ner oder Suͤß / Lib oder Leid / ſo nehme ich von dem einen
her Se a * * 2 f FR x
jo vil als von dem andern / und eiſe es mit gleichem Geſchmack.
So werde ich behandelt und belebet von dem, der meines guten Willens
Meifter und Macher iſt. 5
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So weiß ich dann von keinem andern Ungluͤck, das mir auf Erden be⸗
* vr
gegnen oder zuſtoſſen kan, als diſes: Wann ich aus den Schrancken
meiner Armut und Blaͤſe falle / dann fo bald ſolches geſchihet, fo werde
ich aus meiner Gleichheit verſetzet, auch verliret ſich mein Soͤttliches Ge⸗
wicht / und mein Urwerck ſtehet ſtill. Beſitze demnach einen ſolchen unmeß⸗
lichen Reichthum, der weder durch die Zeit verzehret wird, noch durch Alter ver⸗
faulet, oder durch andere Ungluͤcks⸗faͤlle ſchaden leidet. Kuͤrtlich zuſagen:
meine Guͤter haben die gantze ſichbare Welt / mit allen ihren
Schaͤtzen / Ehr und Herrlichkeit abgewogen / und am Gewichn
zu leicht funden. So habe ich dann weder in Zeit noch in Ewigkeit niche
reicher zu. werden, als ſolche Guͤter zu beſizen, wo man von aller Gefahr des
Verluſts befreyet iſt. Mein Brod das ich eſſe / iſt diſes / daß ich oh⸗
ne Ablaß Gtr und feinem reinen Weſen zu gekehrt bleibe: mein
Waſſer / das ich trincke iſt / daß ich mich nimmermehr weder
von Sott noch feiner Libe ſcheide. f
D 5 5 —
& en o =
3
2 f
5 a — © @ * „ * 8.8
Die XXIII. Gemuͤts⸗ Bewegung.
D
Du einem Goetſeligen Leben iſt noͤtig eine unablöͤſdge Bezaͤhluung der ins
wendigen und auswendigen Sinnen, und zwar ſonderlich der unablaͤſſigen
Neigungen des Gemüts, die nach der erſten Bekehrung als eine geiſtliche
Seuche, die am Mittag verderbet, uͤber gebliben, welches lauter Dinge ſind,
die unſer Gemuͤt auf eine ſich ſelbſt unwiſſende Weiſe beweglich machen,
cutweder im Anzug zu den Creaturen, es ſey hernach in Eſſen oder Trincken,
oder auf eine andere Weiſe, wo das Genie feinen Aufenthalt auſer GOtt
ſucht zu haben, also dann alles Geſchwaͤßz, das nicht nord tuht, billig zu
AB E 3 ver⸗
*
*
33 Die xx Iv. Gemůts⸗Bewegung.
— —
verwerfen iſt, des ganz unachtſamen eiteln Lachens nicht zu gedencken.
Hernach kommt noch darzu eine ſich ſelbſt ganz unwiſſende Beier
gung des Gemuͤts, da der Men ich ſelber nicht weiß, was es if, Diſer Trieb
Ir gantz magifch, der gerne wotte etwas an ziehen in ſein Leben der Natur,
und doch gantz unwiſſend, was: diſer Trieb iſt ſehr mißlich, ſchaͤdlich und ge⸗
faͤhrlich, dann es iſt eine Pet, die im Finſtern ſchleichet, da man allerdings
. ts von ihren beſten Bewegungen, die doch an ſich ſelbſt ſehr gefährlich,
veiß oder verſtehet, biß ein Schade geſchehen, und alſe die Huͤter der Nacht
Sen Sch leyer geraubet, und die Rauber die Kraft geſtohlen.
Diſer Bewegungen ſind gar vil und mancherley und ſchleichen oft in in
dem Allerheiligſten des Gemuͤts umher, alſo daß ſie oft ihre Urſachen aus
den allergeiſtlichſten Dingen willen heraus zu holen, welches man ſelber oft
mit vilen in mertzen gefahren O wie noͤtig iſt demnach die Verleugnung
und Abſag aller Dinge! geiſt⸗ fo wol als leiblich, als worinnen man mercken
kan, daß es ein Leben nach ſich ziehet, worinnen die Natur ihren Aufenthalt
au haben ſuchet. O libe Herzen! wie iſt demnach zu einem rechten geiſtlichen
Leben ein ſo ernftlicher © Wandel noͤtig, daß man alle Aus ⸗und Eingänge, 15
nes Herzens wol pruͤfe, was ſie vor einen Ausgang zugewarren haben, da⸗
mit man nicht hernach muͤſſe las gen über den i Senf = den
Wegen des Heils . 2 1
3 * S 5 - 7
8 ©
Ein unablaſig ges Gebaͤt ns Eindringen in SO if ſehr noͤtig und ein
Armvendiges ; heiliges Stille⸗ ſeyn im Geiſt ſamt einer Entſag⸗ und Entblöſſung
aller geiſt⸗ und leiblichen Annemlichkeiten und das in der alle rreinſten Zunei⸗
gung zit Gott und ſeiner Libe. So mag endlich das Hertz zum wahre 0
neſen, das aus Gott iſt, ko pen, und der Weg d des Hills und der wahrer
Seligkeit gefunden werden. =
S
3 a e e “5 : *
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Die XI . Semůͤts⸗ Bewegung.
cs Gebaͤt iſt ein unabläſtges magilches Sen unsers G Gei ies aus
2 de 155 heilt dem Weſen d uch den , der anzihenden und
f ö Mag⸗
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3 * » Kir *
Die XXV. Gemuͤts⸗Bewegyng. | 39
= 33 ĩͤ ee
zagifchen ° Begn den unſerer, Seelen. So leben wir dann in Oc Ai 1d
ſeiner heil Gen Weſenheit: ſein Leben iſe un ſer chen, und wir jyd in J hin
geworden, d daß aur ſeyn, wa 13 wir ſeyn. Sein Leben iſt in uns vern vand del,
und hat unſere Nichtit gleiten vet wandelt, und aufgeloͤſet die Bande der Eitel⸗
keiten und wir ſind in Ihm verklaͤret mit der e die all lezeit bey! Ihm
ſelber geweſen! Er iſt, Wir worden., und wir find in unſerm Wir zu nich⸗
te worden . O ein herꝛlicher Wechſel! wer mit Fichte Alles kauft
was e geiweſen, und auch in Ewigkeit ſeyn wird. 25
1
©
So leben wir dann, und ſind gestorben, und unfer Leben iſt mit Cherie
in ao verborgen, biß die Coͤrperliche Sterblichkeit von demſelben Leben
wird verſchlungen ſeyn, alsdann wird unſer Leben durch Chriſtum in und mis
Gott offenbar werden. So ſind. wir zwar von nun an ſelig, aber doch in
der Lt us der Offenbarung u. Herrlichkeit des groſen GOTT SS.
Lob / hre / Danck / Kraft / Weishein
2 ehe und Staͤrcke ſey demſelben 2 er
8 N „keit zu Ewigkeit.
ver Die xxy. Semůts Bewegung.
en SD in aͤllen Dingen meines Tuhns Macher worden „ bh habe ich
in meinem gantzen Leben in all meinem Thun lauter Gewinn und
ein reiches Einlommen zugewarten. Sinzemalen Gott ſchaffet nichts mangel⸗
haftes, ſondern lauter volkomme ne Wercke. Es iſt zwar diſes gegenwaͤrtige
Leben an und vor ſich ſelbſt ein be ind ges Sterben und Nichts⸗ſeyn;
jedennoch wann es feinem rechten Macher und Wiedergebaͤhrer wieder⸗
um anheim faͤllt, fo wird das verlorne Gute Gottes wieder an demſelbenm
offenbar, wiewol in einem andern Principio. Laſſe deswegen die leidende Abe
zu Gottes hetligem Weſen in mir in der allertifſten Willen⸗loſen und ſich
ſelbſt gelaſſenen Uebergab walten: dadurch werde ich in das aller tifſte und hei⸗
lige Stillſchweigen verſetzet, und dann folglich von aller Quaal und Unfall, a
der mich in gegenwaͤrtigen oder zukuͤnfftigen Z N plotzlich zu uͤberfallen haͤtte,
Ke. . hat Chr iſtus JEſus die Grab⸗ ‚Stätte u
*
1
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20 | Die XXV. Gemuͤts⸗Bewegung.
—
— — ——— — ]
Gott erſtorbenen Lebens / als die aͤuſere Menſchheit oder Erde
mit ſeinem theuren u. koſtbaren Blut auserkauffet von der Hand
deſſen / der Gewalt darüber hatte / als dem Teufel. Allhir finden
wir die Urſache, warum auch Abraham hat wollen von auſen ein Erb⸗begraͤb⸗
nus mit Geld kauffen &c. Dann gewiß, fo diſe Grabes⸗Staͤtte, als nemlich
wo das erſtorbene GOttes⸗Leben innen / als in unſerm irrdiſchen Menſchen,
begraben liget, nicht mit dem Blue Chriſti waͤre losgekaufft, wir muͤßten wol
ewig in diſem Grab verſchloſſen ligen, denn der Tod liße ſein Recht nicht fahren.
1
8
N Weilen es nun demnach alſo iſt, nemlich daß diſe Begraͤbnus, als un⸗
ſere irrdiſche Erde des aͤuſern Menſchen, nicht mehr weder in unſerer noch in
des Todes Gewalt iſt, ſondern vilmehr deſſen, der es durch einen ſo hohen
Preiß an ſich gebracht: So wärs es nun demnach eine groſe Ungerechtigkeit,
wann ich dem, der ſichs ſo ſauer hat laſſen werden, den Acker zu kauffen, um
e die edele Perle der an GOtt verblichenen Menſchheit wieder von da heraus zu
holen, in feiner Arbeit verhindern thaͤte. Sintemalen ich kein Recht zu meiner
Erde habe, ſondern muß alles dem Eigenthums⸗HErrn uͤberlaſſen, wie nem⸗
lich der zu Werck gehet, den vergrabenen Schatz heraus zu holen. Allerdings
muß die Erde derſelben Stätte verbannt ſeyn / ſonſt gibt ſie ihren
Toden nicht heraus. * Be
D
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Un des bwillen bleibet mein ganzes Leben alt den uͤbergeben der es zu ſei⸗
nem Eigenthumerkaufft hat: habe, alſo nichts zu tuhn, als nur zu leiden, wie
mit mir zu Werck gegangen wird, u. das in vertrauter Freundſchaft und Libe
zu Ihm, meinem HErrn, deſſen ich bin. Und ſolerwarte ich nun das Wun⸗
der, welches endlich wird offenbar werden, wann ich genng werde gelitten
haben. Dann hie roird in allem auf Treu und Glauben gehandelt /
wird nun was Schoͤnes und Sauberes aus mir gemacht / ſo wird
der Sormirer meiner dadurch verherrlichet: Solte es aber in ei⸗
nem gantz geringen Grad heraus kommen / ſo wird Er mir ſchon
wiſſen etwas zu zugeſellen / das mich verherrliche / und ſchoͤn ma⸗
a wenn nur alles ſchoͤn in der Ordnung durch feine Hand
ehet. ee) 5
f Und fo lebe ich in gutzr Hoffnung und Vatrauen auf das hin,
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Die XXVI Gimüts: Hewegung..-» eh
was aus dem vorgenommenen Proceſs werden wird. Angehend das nver⸗
ſchafftẽ Weſen v. Tuhn meiner / fo weiß ich ſchon zuvor, daß daſſelbe
Weſen umd beben niches tauget, kan es demnach alles wol zu einer noch⸗
maligen Herumarbeitung übergeben Habe daneben vil Glanben, Libe und
Hoffnung, deß ich ſchon meine Wunder noch ſehen werde, wan ich werde
ſeyn, was ich ſeyn werde. So iſt demnach anjetzo bey mir alles uͤbergeben in
der Hoffnung des Beſſern ‚ich ſehe u. weiß von keiner Sünde mehr, dann mein
Macher und Arbeiter hat es alles auf ſich genommen. Aber wehe dem!
der Ihm in feiner Arbeit Můhe und das Leben ſauer macht.
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Die XXVII. Gemuͤts⸗Bewegung. :
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die Probe zum unverruͤckt in den Wegen des HErrn zu verharren If
diſe: Ich halte mich in allen Dingen an dem Platz, daß ich nicht auf
fer dem Wehtuhn meiner NMatur gefest werde, und diſes iſt eine Veſte,
darin ich unverrückt verharre, was auch vorkommt, es ſey Gutes oder
Boͤſes⸗ Kein Betrug iſt in ſolchem Fall zu befahren weder in Zeit noch in
Ewigkeit. „ß Be . RR
1
Hätte die ganze Chriſtliche Kirche diſe Regul in acht genommen, ſo
wäre der fihone Paradiſiſche Roczr⸗Garten, voll Goͤttluher Tugend von hie
liſcher Lehre und Weißheit angefüllt, nicht fo graͤulich · verwuͤſtet und verdor⸗
ben, wie leider am Tag iſt, da auch das Uehel ſoogroß tit, daß fait kein Rath
mehr iſt, auch ſelbſt bey denen, die einmal wircklich von G Ottein die Arbeit
Lenommen, will kaum diſe heilige Regul erleriet werden, Dann diſer Gifft
von der eigenen Lebens⸗Luſt und laßgelaſſenen' Freyhen hat durch drungen
alle; die da leben und geboren werden; daneben iſt die wahre und gründliche
Verleugnung ſein ſelbſt, und das beſtaͤndige Kraͤncken und Wehtuhn der
Natur fo ſparſam, daß kaum auch mit viler Mühe ( ſelbſt bey denen die es
redlich meynen eine Spur davon gefunden wird.
i Es hat faſt ein jeder ſeinen Weg abgezircket, wie er mit ih im ein zu treffen
hat, als worinnen ſich das eione Welſeyn nicht verlieren muß, dann fo bald
*
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AE De XXVII. Gemũts⸗ Bewegung. |
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es weiter kommt, fo geht es an ein Klagen und Kraͤchzen Zwelfflen und Miß⸗
trauen an Gott und frinencheiligen Wegen, und ein aus der Goͤttlichen
Schyile laufen. ne - 0 |
4 7 7 3 2 5
O Jamer! O Elend! wie iſt das Geheimnuß Gottes fo tief verborgen,
at. wie find ſeine H. Wege fo gar unbekañt worden. Chriſtus hat ſieh geißlen
laſſen; hat Blut geſchwitzet, und ſich laſſen ans Creutz nageln „und fo den
Weg zum Aeech Gottes gebahnee, uͤnd wir haben einen Elreul beſchloſſen,
wie ſoeit es zu gehen hat, daß wir mit zuſtimen koͤnnen. O wie unbekannt iſt
Doch die Lehre des himmitſchen Lehrmeiſters! O wie verborgen ſind doch ſeine
Seheime Leidens: und Srerbens⸗Wege auch ſelbſt bey feinen Freunden
worden! als der da gelehret: wer ſein Leben erhalten will, der wirds verlieren,
und wer es verlieret, der wirds finden. O ſeligek Verluſt! mein Sterben
umd Leiden hat das Leben u. Wolſeyn in Gott durch Chriſtum
Wieder funden : 1 3
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Die XXVII. Semůts⸗ Bewegung.
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enn Ran mich frazet: tele ich lebe? ſo antworte ich: Ich weiß
nicht; deñ daß ich lebe, weiß ich wol wie ich aber lebe/ weiß ichnicht,
Dann paſſelbe ſtehet allein in Gottes Hand. Ich weiß auch nicht, ob mirs
wol oder übel gehst, dann ich laſſe in allem meinzm Tuhn Gott walten u. er⸗
Varte den Ausſchlag von Ihm. e 8
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a Das geöoͤſeſte, das ich weiffen kan in all mänzm Tufn il dieſes, daß ich
E24 *
zeig, daß ich nichts wieß; dañ ich darf weder an Gott noch an Creaturen
n Ceben nehmen, u. ſo ich es nehme, ſo wird es gleich mit dem allerbitterſten
Tod geſtrafft. Darum iſt es beſſer, daß ich nichts weiß, und nichts verſtehe, daß
G Ort ſchneidet mir alles ab. Ich darf auch nicht wiſſen, ob ich in feiner Gnade
ehe oder nicht, will ich ficher ſeyn, fo muß ich Ihm nur blindlings alles Gute
ae, wie uͤbel es auch ſonſten ausſiehet. n 1
Che deſſen durfte ich mich erfreuen, wenns wohl ging, und wenns uͤbel
ging, ſo durfte ich ſolches bedauren, nun aber gehe ich zwiſchen beyden
elch durch / i. ſehe Feines an / damit ich vnwiſſend er
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lie 2 VIII. Weins es- DEI gung. 25
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aͤlſo kein Leben weder zur Traurigkeit noch zur Sreude annehme
O wie find die Wege fo eng, und die Hoffnung und der Glaube ſo boden⸗ 0
loß! ich ſehe kein Auskommen mehr, dann ſelbſt das Leben, worin ich vermeyn⸗ a
te ſelig zu werden, verdammet mich jetzt. O ich elender Menſch! wer wird
mich erloͤſen von dem Leibe diſes Todes? Ach daß ich waͤre! wie in den vori⸗
gen Tagen, da mich GOtt behuͤtete, und mein Heerſcher vor mir aus⸗ uns
einzog, da ich mich freuete, wenns wol ging, und konte ſehen die herrliche
Thaten vom Sieg uͤber das Leben, ſo mir das Leben ſauer machte.
An
— ng 2 * 1
Ich weiß auch nicht mehr / wie ich wandlen ſoll / dann fe
mehr Guces ich waͤhle / je mehr Gericht / Verdammnuß und Tod
mir uͤber dem Haupt ſchwebet / darum nehmen alle meine Tage. a
ein jaͤmerlich Ende.
Die XXVHL Semuͤths⸗Bewegung. Fer
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& As ſoll ich ſagen, und was ſoll ich ſchreiben? mein Hertz iſt voller We
ar >) mut, und mein Geiſt iſt betruͤbt, daun meine Kräfte ſind dahin, uns
mein Tuhn iſt verloren. Ich weiß nicht; was ich machen ſoll, und wo ich
mich hin kehren ſoll. GOtt erbarme dich uͤber mich! und hilff mir, denn
mein Leben iſt nahe bey der Hoͤllen, und ich verſincke in tifen Schlamm von :
wegen meiner Haſſer. Dan ſie haben mir eine Grube gegraben) mich farırle
lender Weiſe hinein zu faͤllen, und mein Fuß iſt geglitten; daß ich bey nahe ©
gen waͤre y wañ mich nicht die Rechte meines Gottes erhalten zum ſtehen.
Darum will ich Ihm dancken niit einem Lied, und ſeinem Namen lobſin gem? E
mit Palmen: dann Er richtet mich auf, nachdeme Ih lange geplaget, und
hilfft mir nach feiner groſen Barmhertzigkett. Ich will darum nicht verſchweſa
gen, was Er an meiner Seelen gethan hat: ich will hoch halten von ſeinen.
Rechlen, denn fie ſind meine Raths⸗Leute. Wer will mir demnach Schaden
kuhn? Ich weiß, ich werde doch noch ſehen das Güte um Lande der Lebendigen
S) tt ift meine Staͤrcke: der HErr hilfft mir wunderlich hindurch, und
Vrpettet nich aus allen meinen Noͤchen und Truͤbſalen: denn wo ſeine Hand
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meiner annimmt, und der mir aushilß
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keine Nettt ig ſchaffet, ſo its vezleren. GOtt hilfft mir, darum werde ich ©
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wol bleiben. Die iir Voͤſes wollen, derer ſend vil, und die mir Ulebels wün⸗
ſche n, haſſe ent mich ohne Urſach. Der HEr 7 sucht al 8 in ſeiner K . 1d
feine ved bee Hand ſieget, Ich werde nümmermehr vergeſſen, was der HErr
n meiner S eelen gethan h. at, d dan 1 Er hi (fe mir wilder d das zaͤnc firch Vo ck.
Ich werde wol bleiben wider mein J
r Yin
e Bele eidiger, denn der HErr hilfft mir.
Schaͤmẽ mu iſſe ſich u. ſchamrot 9 alle meine Beleidiger, u. meine Verfol⸗
ger anlaufen, u. fallen muͤſſen alle, dies mir Uebels wollen: O Herr hilff!
laß alles wol gelingen. O wer wir ird mich erretten von dem Leibe diſes Todes?
O wer wird mich von allem 1 Lebe erloſen ? prirſt du es nicht hn 7 HErr
mein GoOtt! dem ich meine Sache n 9 babe dann Du bigs der ſich „
2
Wann der Herr nicht meizte Zuverſicht geweſen waͤ aͤre, 0 waͤre ich ver⸗
gangen in meinem Elend. Wann ich mußte traurig gehen vor vilem Leid
1 mich umgeben: wann das Waſſer biß an die Seele;? Rug, und unter den
Fuͤſſen kein Boden war: wann mich Das Leben verließ, und es aus wax mit
feiner Huͤlffe: wann ich mußte mein Angeſicht verbergen, und durfte nicht
Pinzu nahen zur Zeit, da dick⸗ ſchwarxe Wolcken das Erdreich bedeckten, und
ws gantz truͤb u. finſter war, da die Sonne am Mittag unterging, und der
Mond ſchwartz ward, u. die Sterne ihren Schein ve erlohken. Welcher Berg
konte mich bedecken vor dem Janter der e auf meiner Seelen käg. Ich. will des
HeErren gedencken in meiner lesſten 2 Notz: vergeſſe ich Sein, fs werde meer ©.
vergeſſen im Lande der Lebendigen. HET hilff mir durch deine Gnade,
und laß mich wohnen in deinem H. Ternpel „dir zu dinen ohne Furcht mein
deben⸗ lang. Amen. 3 ' 3
O Herr mein GOtt! was haſt du Gutes an mir gethan? Ich will
Dir dancken und Dich loben all mein Leben- lang. Ach mein GOtt! was
ſoll ich ſagen? womit foll ich dir dancz den? ? du Haft mich gedemuͤtiget und ſehr
gering gemacht zur Zeit der groſen rs ibſal und Angſt, da vergaß ich deines
Lobes, und mußte meine Harfe in Wißkla 995 verwandlen, und meine Freu⸗
den⸗Lder in De Hilff mir mein 6 Ott! den ich vergeſſe deine Rechte
nicht. Ich preiße dich und lobe deinen a und will auf dich
5 15 trauen
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9 5 % N *
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dich meiner Seelen an; meine Tage gehe dahin wie ein Schatte, u. 8
0 © o 5
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D 1 E Die * Gemuͤts⸗ Vet HB. 5 5 45.
35 ten in aller ineiner Noch z. wer W Il ſich N enn wider mich für an? wer will
mir Schad en tl bi 1 8 dann der Kr ed me BE BIENEN! Hulffe 3 Sch 710
Sela. 5 . ö
Gott mein Heil! wende meine Schwach son mir, und ſtaͤrcke mich
durch deine Gnade; dann. ich gedencke an deinen Bund, und an deine Gute
Ja
und Barmhertzigkeit von der Welt her. Ich werde wol leben, denn du umu
= =
AR et «
4
She ve rgehen, wie der Rauch ve ergehet. 0 habe bald vergeſſen den Trof
1 85 Gottes, dann meine Seele iſt voll Jammers, und mein Leben dem
Tode nahe. Doch wird mich BIT heraus k reiſſen, und mir aus dem Tode
helffen „daß meine Schmach von mir genommen werde: ſo werde ich Ihn
ruͤhmen und Ihm. dancken mein Lebenlang. 5 .
ei N; 2 12 8 .
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Die XXIX. ae: e ee
2
1
x Th En ein elender Mann, ein Mann, dert te Das ge ſeiner Truͤb N und Sets
den nicht zahlen kan ein Mann, der fel ines Jammers kein Ende weiß,
ein Mann, der feine Tage mit vil Schm green und Graͤmen des Geiſtes n
fer Ewigkeit. Wer die. Zahl feiner Tage in ſeiner Hand hat, der he
bringet. Wer kan wel er Nahen, was Vergangen und Zukuͤnfftig it, ohne
wer nicht weiß, und auch nicht zu wiſſen begehret, was Gegenwart tig da iſt.
en
Es iſt nichts ſchwerer zu waͤgen / als die Hin alli iökeı
icheieent unſers zeitlichen Cebens⸗ und iſt nichts lache 8 =
tragen / als das GC Gerwicht and 2 Sil von der unendlichen und Iro
de
Tod uͤberwunden, und wer der Tage ſeiner Trubſahl von da heraus kein Sie
de weiß, der iſt in GOtt uͤbergegangen, und lebet in Ihm.
Darum, wer leben will, und gute Doge ſehen, der ſchwei ge ſeine Zur;
ge, daß ſie nichts Boͤſes rede, und feine Lippen, daß fie nicht truͤgen. Alles
9533
was · wir von Gott dencken zu unſerm Semach / iſt vom Argen.
Wer Göts in der Hoch erkannt und libet / der iſt auch von
Im erkannt und gellbet. Gchet wohnet in einem Nichts / und
. wwe
*
452 ET Sb 25423 8 Pe 5 G a: S me 18838212 2
45 Dié X XX. und KXXL Gems ⸗ Bewegung.
„ wer. daſſelbe. Nichts gefunden hat / der bleibet in SOtt / und
Eos in ihm. A
2 Die XXX. Gemuͤts⸗Bewegung.
28 5 . .
8 B ich wol meine Zeit in vil Troſtloßigkeit muß zu bringen, ſo bin ich
doch gewiſfer Zuverſicht, daß, wer auf GOtt hin lebet, wird nimmer⸗
mehr um kommen. Meine Tage gehen dahin, wie fie ſind, bodenloß und
unſicher, wie alle andere Dinge / die ſichbarlich erſcheinen. Ich habe in kei⸗
fie einen ſichern Fuß: die Zeiten der Leiden vergehen ebenwol mie der Eitel⸗
keit, als wie die Zeiten des Wolſtandes und der Freuden: darum kan ich mich
auch im Leiden nicht feſt fügen als zu einem ſichern Halt. Will ich ſicher ſeyn,
fo muß ich G Ott nur blindlings alles Gute zutrauen, und in Leiden und ·
Ireuden gleichen Sinn behalten. Denn Gott iſt in keiner Sache ſonderlich
zu finden, weil GOtt ein Gut iſt, das weder in noch auſſer einigem Ding
zu finden, und iſt doch in und auſſer allen Dingen, aber in nichts, was man
dencken kan: fin Thrön: Sir iſt ein unbegreiflich Nichts. Alles,
Was geſagt u. gedacht kan werden iſt auſſer demſelben Nichts entſtanden:
und was Er mehr iſt als Nichts / das iſt Er in mir worden / w.
was ich mehr bin / als Niches / das bin ich in Ihm worden. Und 5
jo bin ich groß in Ihm, und Er in groß in mir, und ich werds verherrliche
in GOit. Ihm ſey Ehre in Ewigkeit. Amen. . „
V So bald ich duͤrch Libe hab alles verlohren:
2
: So hat mich GOit Ihme zn eigen erkohren.
: * 5 a 8 5 a “ 5 = & = 5 9 8 0 u 8 0
Die Xxx xl. Gemůts⸗Bewegung.
| % 3
S Ewiß iſts, wenn alle meint inwendtge und auswendige Leiden zuſamen
gebunden wären in ein Bäͤndlein, und zu einem mal auf meinen Nu
len geleget: fo waͤre es nicht zu ertragen, zumal weilen die Creatur, die ſol⸗
ches zu tragen auf ſich Hätte, gauz kein Einkommen davon haͤtte, ſondern
Rhaoch vilmehr ſolches mit Abgang leiden müßte, Es iſt kein Wunder, daß fo
vil Widerſtrebzus iſt faſt in alen Naturen der Menſchen wider alle Arten des
NE PERLE N RE ebene;
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5 Die XXXII. Gem 137 Seewen. . 47 n
— 1 . er nn a nn TEENS TEEN ET GE CD DET ET En 25
Leidens; ſintemalen jemehr ſie unter das Leiden gebracht wrd / 2
jeweniger fie ausbezahlet / dann fie vertteret in demſelben alle Tage mehr
ihr Recht, und wird entkraͤftet. Koͤnte fie ſich demnach gantz draus behalten, e
fig kme leichter durch, dann ihr Trotz blieb ſtehen, aber ihre Ernde wunden
bittere Becken und unreiffe Tranben unnuͤtz zu eſſen ſehn.
Was iſt dann nan zu tuhn in ſolchem Fall; Antw: ich will liber lei⸗
den und ſterben / daß ich lebe / dann mit Wolſeyn leben / daß ich
ſterbe. Zwey Leben koͤnnen doch nicht zugleich beſeſſen werden, noch ztoeh
Tode zugleich geſchehen, es bezahlt immer eines das andere aus, das Leben
den Tod und der Tod das Leben. ; 3
— 7 € . * 2 eg” 2 1
Wel dem Menſchen! der demnach einem jeden gibt, was er ihm ſchnl⸗
dig iſt: dem Tod was dem Tod gebuͤret, dem Leben, was dem Leben gebuͤret,
macht eine richtige Rechnung anf den Tag der Ewigkeit. 8
> e 5 uns
Die XXXIL Genies: Bewegung. -
5, 8
cc werde ſehr erfreuet in meinem Hertzen . wañ ich an GOtt und ſeine Libe
gedencke, dann ich habe gefunden, daß kein ander Gut ſeye, als der Ge⸗
nuß aus GOtt und feiner Libe, von derſelb en Libe wird mich wol nichts mehr.
trennen, dann Sie iſt meines ⸗Herdens Anft und Freude geworden. Alle :
andere Lbe verzehret und friſſet ſich ſelbſt rerderfim guf; die Leibe unſers Gottes
aber iſt ein immer mitten in der Verlaſſenſchaft ich mitthetlendes
Gurt: dann je mehr von derſelben genoſſen wird, z mehr hat Sie mit zu
theilen. Wer ſich wolte unterwinden ihren Brunnen aus zu ſchoͤpffen, der
wuͤrde ein unerſchoͤpfflich Meer finden. Alle ihre Gänge triefen von Ueberfluß
Soͤttlicher Annehmlichkeit. Ihrem Geſchmack iſt weder Honig noch Honſg⸗
ſeym zu vergleichen. Luͤſtets einen vil Dings zu wiſſen oder zu genieſen, fo
iſt ſchon zuvor bey Ihr alles weit uͤberſtigen, was auch ſonſten zu errathen,
und zu gedencken waͤre. N Bi Et
Summa, es iſt Ihr nichts zu vergleichen, dann ihre Gedancken und
Machſchlaͤge, wie auch der Genuß, fo von Ihr gnsgehet, üͤberſteiget alles.
C A ö Zweyfaͤſtig
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48 Die X XXII. Gemuͤts⸗Bewegung.
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ä»ʒaZàiͤçuę—Z—— nn.
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„ TUT: ru” . % W 4 ara San x “arg 7 Zn lıaı a $
Zweyfzileig wird von ihrer Hand genoſſen vor das, was man um ihre Gunſt
leidet; dann Sie iſt eine Troͤſterin in Traurigkeit / und ein Unter ⸗
richt in Rathloſigkeit / und eine Sebiterin in der Nachlaßig⸗
keit. Ich habe alles Dings ein En de geſehen; aber ihre Schaͤtze find unend⸗
lich u. ihre Rathſchlaͤge unermeßlich. Ich will ihren Reichthum nicht verſchwei⸗ &
gen zvas Sie an mir gethan hat, wie ihr Aufgang mich beſuchet hat, wie
der Glautz ihres Lichts mich erleuchtet hat, und wie Sie meine Pflegerin und
Waͤrterin geweſen mitten in der Angſt. Alle meine Wege hat Sie abgemeſſen,
u. unter ihre Aufſicht gebracht. Alle meine Gänze hat Sie triefend gemacht
o mit ihrem heiligen Oele; auch meine Hoͤhen und Tifen hat fie mit himmliſchen
Thau⸗-wolcken umgeben. U. O wie oft hat Sie meine duͤrre und magere Wi⸗
feh damit begoſſen! wie oft hat Sie mein duͤrres Holz mit ihrer heiligen Flame
angezündet, und meine magere Huͤgel mit himmliſchen Thauen befeuchtet.
| te 3 28
Ex 2 2 5 3 er rn Er
Kurtz, wann ich es ſolte ausreden, auf was Weiſe Sie wallet und
geiſtet / ſo muͤßte ich drunter vergehen, dañ Sie iſt mein Brod, meine Speiß
und mein Tranck: Sie tft mein Traum im Schlaf u. mein Kiſt⸗ſpil, wann
ich erwache. Ich eſſe mich ihres Raths nimmer ſatt, und ob ich auch ſchon
im Finſtern gehe, fo iſt Sie meines Fußes Leuchte, und mein Licht auf mei⸗
1 Msi. n: Say g » ich =: N 5 ige 61 b⸗ — und B . > fr 2
en Wegen: darum hab ich Sie zu meinem ewigen duſt⸗ ſpil Ind Braut⸗ſchatz
erwaͤhlet, weilen mir in ihrem Umganz nichts zu gebrechen hat. Wañ ich nis
der lige, fo iſt Sie mir die allergehelmeſte Luſt und Beyſchlaf / mit welcher
ich fruchtbar werde in dem Pauſe Gottes, und alſo eine reiche Kinder⸗Mut⸗
ter werde. Dann in Ihr ligt der Same zum heiligen Gottes⸗Gebaͤren, und
—
ihre Kinder find das allerreinſte und ſauberſte Geſchlecht voll aller
“ -
Soͤttlicher Weißheit u. Lide / ja fie werden die Braut Gottes genady;
an e ee Jen ner Menge 7 gos
und ind von den Geſaletgtern der gemeinen Menſchen⸗Kinder geſchiden,
e weilen ſie von hohem und Goͤttlichem Adel find, und werden das Geſchlecht
Gottes genannt. 1 5 — 5
Armeen / mit welchen der Erſt geborue Roͤnigs⸗ Sohn wird zum
»
Streit ausziehen wider die Uinweiſen: mit diſen wird Er groſe ſchlach |
ten tuhn, und den Tenfel uͤberwinden, nicht mit Schwerdt Schild und Bo⸗
*.
Diſes Geſchlecht iſt das Heer Sottes / und die Goͤttliche
‘eo | N Be, ) Len,
8
gr er * 7 BER 4 ; 7
Die XXX III. Gemuͤts⸗ Bewegung. A
nn —ä·j — —
gen, ſondern mit Heiligkeit und Reinigkekt. Dan die reine und himmſiſche
Sonne, fo in ihnen leuchtet, wird ihnen als ein Dig und Donnerſchlag
die Augen blenden, daß ſie vor Schrecken ſich werden ſuchen zu verbergen
und werden es nicht tuhn koͤnnen; ſondern toerden mit aller Schand dahin
fallen, und Staub lecken. Alsdann werden fie von den Heiligen zertreten.
werden wie Kot) auf der Gaſſen. Das iſt das Los des reinen Geſchlechts,
das aus dem heiligen und reinen Samen Gottes und ſeiner Libe aus gebo⸗
ren iſt: diſe finds, die ihre Kleider hell, weiß und rein gewaſchen im Blutes
des Lamms. 2 f i
8 5 o
CZ
“.
die XxxxlII. Gemüts-dewegung. —..
. Eeil ich mich nun dan Dinſt Gottes und dem geiſtlichen geben ergeben:
8 fo darf ich mir in keinem Dinge / weder in noch auſſer mir zu gefallen
leben. Dann nachdem ich das Leben der groben Eytelkeit verlaſſen /
fo muß ich ſcharf zuſehen, daß ich mich nicht in einem andern und zwa
Subtilern Leben (welches doch alich eitel iſt) ſelbſt beſtze. Dann alles /
was in diſer Zeit leber in ſeinem Leben / das muß ſterben in der
Ewigkeit / muß alſo demnach ein gantzes Leben allhier ein beſtaͤndiger Todd
und Sterben ſeyn, damit ich in der Ewigkeit lebe. Dann was ich auch
kuhe oder leide, fo muß ich ſcharff zuſehen, ob es um Gottes oder um me
ner ſelbſt willen geſchicht. Dann was ich um mein ſelbſt willen tuhe, das
machet mich entweder traurig oder froͤlich / je nachdem es meiner Eigen⸗
ſchaft Nahrung gibt. NB Wer aber ſein. Leben lib hat, der wirds verlieren dee.
Seſchihet aber eine Sache um Gottes willen, fo kan es mich : weder traurig
noch fröfich machen, wie es ſich auch anſehen laßt, ſo bleibe ich gleichmuͤtig.
Dan wer nichts zum Eigenthum beſitzt, der kan nichts verlieren, ſcheinet er
auch zu gewinnen fo iſt er frey von der Amehmung u. 5070, kan
auch deſſentwegen daſſelbe nimmer verlieren, und alſo wird wahr, was wir ge⸗
ſagt haben: wer nichts beſitzet, der kan nichts verlieren. 1 ee
Iſt alſo kein anderer Reichthum als diſer: nemlich daß der Menſch kein
digen Out habe, dann ſolchgt Lan; zur Freude oder Traurigkeit beſeſſen
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wird; wo ana iſt, da äh
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der Menſch Lichtes / und Doch Alles. Dann wer im keiner Annchm⸗
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lichkeit ſtehet / den kan vil vertraut werden / ſntemal er vergreifft
ſich nicht an ees andern Gut. Der Vater hat den Sohn zum Erbe über
alles geuracht: fo Er nun in der Amehmung ſtuͤnde, fo wuͤrde es nicht
von ihm auf andere kommen koͤnnen, dann die Schrifft ſagt: wer übers
windet / ſoll alles ererben. Darum haben wir recht geredet, wann wir
geſagt haben: es ſey keln anderer Reichthum, als Fichtes zum eigenthuͤmlks
then Beſitz haben. f f | =
Das iſt der reichſte Menſch, der nichts beſizt auf Erden.
»Warum? er hat ein Gut, das nicht geraubt kan werden.
8
1 5
*
Die xxxlv. Gemuͤts⸗ Bewegung.
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Den Menſch iſt geſchaffen zu einem Tempel u. Wohnung Gottes: ſo er ſich
nun ſelber beſizt, fo. wohnet er in einem fremden Haus, das ihm nicht.
zur Wohnung gegeben, und muß es zu letzt theuer bezahlen. Dann alles,
was auſſer-GDtt lebet, das lebet in der Annehmung / und was ange⸗
zommen wird / das iſt nicht gegeben. Will alſo der Menſch den
wahren Reichthum zum Beſtz haben, fo verlaſſe er ſich und alles, ſo hat
ar gefunden das wahre Gut, das von keinem Abgang weiß. Dann GOtt
SE über alles, und hat doch nichts zu feinem Eigenthum: alles was ſein war,
hat Er. dem Sohn gegeben, und was: Er Ihm gegeben, das hat Er: (der
Sohn) uns wieder gegeben, und fo verchren wir GOtt mit feinen Gaben,
21. bezahlen Ihm unſere Gelübde in ſeinem heiligen Tempel, da Er wohnet.
Gott hat ſich ſelbſt verlaſſen, u. erbauete ſich eine Wohnung in dem Men
ſchen, und alle Creaturen dinen auch dem Menſchen, und fo iſt GOtt in ſei⸗
ner Verlaſſung arm in ſich ſelbſt, und ſo wir in Ihm wohnen, wie Er
in uns, fo iſt GOtt reich über alles. Dan alles iR von Ihm, und aus Ihm,
und Er iſt um unſett willen arm worden, und hat Alles verlaſſen, auch Sich
ſelbſt, auf daß Er reich in uns würde, So hat Er nun Sich verlaſſen, auß
a Er einge Being in dem Menſchen fande, und ließ ſeine Staͤtte 75
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auf daß wir eine Wohnung in Ihm, faͤnden, und alſo find. wir reich in
Gott, und Gott iſt reich in uns, und fo N wir in Ihm, und Er
in uns, und wir haben alles in Ihm N und Er hat alles in uns. 7
O geheimer Reichthum! O Anansforfeh liche Tifen! wer hat ſolches sit 3
vor gewußt? und wer haz ſolches zu vor geſehen? wer hat aus geforſcht/ was
Vor Reichth mer in ſeiner Hand beſchloſſen find ? wer hat erſtiegen, wie hoch? 2
wer hat geme ſen, wie tif und breit ſeine Rathſchlaͤge, und die Wege ſeiner
Barmher⸗ igkeit find”? alſo iſt weder e noch Kleines, weder Hohes noch a
Tfes, das GOtt nicht Alles fir. Dann nichts iſt fo hoch, GOtt iſt noch
höher, nichts if fo groß, Gott iſt noch groͤßer, nichts iſt fo klein, GOtt
iſt noch kleiner Und weil wir alles in Ihm haben, ſo geben wir. Jg m auch
allein die Ehr, „und ſagen uns ab in Groſem und Kleinem, in Hohem und
Alem ö und ſo 0 ohnen wir in J m, und Er in uns.
a O Wunder! was if das? GOtt hat Wannen Sich,
Geht ſelber von Sich aus, und ziehet ein in mich: 5
Halt ich unn gleichen Preiß, und thn verlaſſen mich,
92
„ Sb sch ich Zoo vi als Er mir gi aus Sil.
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Si: Lib hats ſchwerſt Gericht). fie ziehet mich in GOtt
Und was noch groͤſer ißt, fie reiſſet Ge i in Tod. 0
8 * 8 I 2 Yo RES J 2 2 > =
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5 0
Die xxxv. Gemů ts⸗ . gung. a 2
=. ſoll nicht mehr mein fee fon; Fond ern ſoll GOtt von ganzem Her⸗
zen ſuchen und ben, damit ich Gottes Leibeigener und Ergebe⸗
ner ſey. Muß alſo demnach gang und gar bloß und led dig von mir felbft
ſeyn, und nimmermehr meines Willens Gefallen nach zu lchen ſuchen muß
mich auch befleiſſigen, daß ich in allen Dingen G Ott lanterlich zum Zi
nnd Au gen⸗Merck habs, und alſo in keiner Creatur weder in Zeit noch, in
Ewigkeit ein Vergnuͤgen noch Troſt ſuchen; jonbern G Ott foll mein Ein
*
und wein Alles Ron / muß alſo alles Vectranen guf dis Creatur gantz fahr
1 5 G 2 .
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53 Die XXRV. Gemuͤts⸗Sewegung.
Meynen mir ſelbſt niemals trauen, damit nicht nur der Meynung nach 8
Schuldner meiner eigenen Wercke macht.
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a Vor allen Dingen muß ich mich der wahren Einſamkeit befleiffen, 8 0
kund die Abgeſchidenheit von allen Creaturen laſſen meine einzige
Ruhe und Sicherheit feyn. Und wann ich meiner Meynung nach alle Ere⸗
semen verlaſſen habe, fo muß ich wol zuſehen, ob ich mich auch ſelbſt 1
verlaſſen habe, dieweil ich ſelbſt auch mit eine Creatur bin. Dann wann ich
alle Creaturen verlaſſen habe und mich ſelbſt nicht, fo bin- ich mir ſelbſt an
Statt Gottes. O wie eng genau und fuͤrſichtig muß ich dem nach wandeln!
da mit ich nicht durch eigne Lb verführt, oder durch mich ſelbſt betrogen werde,
A
Vor allen Dingen muß ich den Creutz⸗ tragenden / Welt⸗ver⸗
ſchmaͤhenden und von der Welt verachteten JEſum zu meinem
Sil und Augen⸗Merck haben in meinem ganzen Wandel / Um:
gang und Betrag / beydes gegen Schtt / gegen meinen Noͤch⸗
ſten und gegen mich ſelbſt. Darum muß ich mich ſelbſt prüfen, und .
mich ſelbſt fragen, ob wol mein Icſus auch fo und dergleichen gethan hat.
das arme und Welt⸗ verſchmaͤhende Leben muß ich mir vor allen an
77 - gefallen
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— Der hat
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Die XXXVI: Gens: Bewegung 775
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gefallen laſſen. Spott / Schmach / Schande und Verachtung muß
Wann ich mich dann ſo in allen Dingen GOtt ledig uͤbergeben has
be, und gleich gelaſſen ſtehe, es ſey Sauer oder Suͤß, Lib oder Leid, und
Ihm vor alles dancke: fo werden auch meine Wege dem HErren wolgefal⸗
len, und Er wird alſo auch meine Feinde mit mir zu Friden machen, nicht
zwar in Anſehung ihrer, ſondern in Anſehung meiner. Dann ihre Geſchoß
und Pfeile werden mich nicht mehr treffen; ſondern ich werde Ruhe, Friden
und Sicherheit befisen. Es wird keine Plage mehr zu meiner Huͤtten fi
nahen, und kein Elend wird mein Haus treffen, dann die Fluͤgel des All⸗
"mächtigen werden mich bedecken, und der Allerhoͤchſte wird meine Zuverſicht,
Duff und Schild ſeyn. 225 5 5
= Wer Gott gelaſſen ſteht, vergiſſet Zeit und Ort,
Iſt frey von Leid und Weh, kan ruhen hier und dort:
Wer G Ott gelaſſen ſteht in Freud ⸗ und Leidens Stunden,
ohn alen Streit die edle, Perl gefunden.
*
4
*
7
1 Die XXX VI. Gèndͤts⸗Bewegung.
Ech werde alle Tage enger und naͤher zuſamen gefuͤhret, als der ich S Ot
2 im Geiſt dine: all mein gutes Wollen / Wiſſen und Meynen wird
mir aus der Hand genommen, dann ich darf in keinem Ding mehr mir ſels
ber lebeu. All mein Wircken und Wollen, ob es auch Engliſch zu ſeyn
ſcheinet, muß ich laſſen anſtehen, und des HErrn erwarten, als wie Er es
fügen will. Mein ganzes Leben iR ein beſtaͤndiger Tod und Sterben /
darum weiß ich nicht mehr, was ich tuhn ſoll. Dann was ich anfange, ob
es auch ſchon Goͤttlich ſeheinet, fo ſtehe ich in der Gefahr, es ſey ein Leben,
daß ich wieder mit Schmertzen laſſen muß. So bleibe ich dann demnach alles
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. f 5 Die XXXVI. Seni 6 2c W 8. 35
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pet ſchr in der Enge / und warte Auf den innwendigen 1 meines
Suͤhres / damit ich nie cht mehr meine eigene Wege gehe. Dann ſo lang
ich meinen eigenen Ge edancken nachwandle, und ob ſie auch ſchon Gutes
traͤhlen, ß find es doch er eigene Wege, und e demnach keine Bes:
lohnung, daun das Leben: de Annehmung fuͤhrets in den Eigenthum, und
Das ver scher den Segen zum Sad hie und Frucht⸗Vringen.
8 +
Sehe allo demnach fat ale Drnfhen 1 ‚einge zur rechten, die
Aßigkeit. Die auf der 5 5 Selten irren . inlich darinnen: daß
ſelber zu wol trauen, und ar uf ih em guten Eifer ruhen, und daher
Beſchichts, daß ſie nicht koͤnnen von ſich ſelber abgefühet werden, noch daß
Ott kan u feinem Werck darzwiſchen kommen; bleiben alſo Beſitzer
und f haber ihrer ſelöſten, und koͤnnen nicht theilhafftig werden der Ga⸗
19
ven des H. Geiſtes: Und die zur lincken Seiten irren; die machen Feyer⸗
bend 1 das Werck gethan iſt: fie haben hören läuten rund wiſſen
nicht, wo die Glocke haͤngt. Dann man hat von andern hoͤren fügen,
Daß, der Menſch nichts aus eigen en K raͤten tuhn koͤnne⸗ und daß unſer
Bettes nichts bey GOtt erwerbe sc: und haben ſich deſſentwegen heimlich
er Gedanken gemacht: wann dem alſo iſt, ſo haͤtte man nicht nötig ſich
it vil Ver geblicher Muͤhe auf zu 1 fallen demnach heimlich in falſche
Hehe, und ſaſſen Gott einen guten Mann ſchn, und wollen warten ! biß
Bus eine gebratene Bube in den Mund flieget &ckh : 5
Diſer Betrug aber kommt her aus der rwendigeh klitret und Falſch⸗
Heit gezen Gott: wil man demnach ı nicht betrogen werden, fomuf man
Es wircken, ſo lang man kan; es muß aber daneben all unſer Gutes
nic einer ernſtlichen Deieaanmd und Abſagen unſerer ſelbſten verknüpffe
ſeyn, ſonſten bleibt man ein Kbhaber u. Beſiter ſein ſelbſten, und wird durch.
ſein Gutes mehr verhindert als befördert, weil man ſich alſo ſeſt ſetzet in den
Blumen der Tugend / welche doch keine Frucht bringen, ohne daß ſie ver⸗
welcken, dann darinnen wid die groͤſt b gegen den Schoͤpfer offenbar,
alſo daß man Ihm Nn, ohne eintigen Eigenthum n. Annehmung
Dam in ſolche Fall koͤnnen unſerg Mucke uber gebracht werden zur Got
v 8 nt | : | lichen
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Die XXX VI. Gemůts⸗Bewegm $ 3
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lichen Orac barkeit, und loͤnnen a (fo zur vollen Reife! minen is den 55
der Einernde Gottes. Dann alle Ne genden und gur Ae cke, d He N
weſen b ringen keine richt in der Ewigkeit, ſondern bleiben nur eine Blu⸗
me in der Zeit, die endlich vergehet. 238
nd ſehen allhier klar was vor einen Ernſt. 1115 anhaltende Treue es
0
erfordert, biß man etwas erarbeitet hat, das tichtig iſt hin gegeben Zu werden
zur Goͤttlichen Verweſung, im Glauben gewißeſe nende, daß eine Frucht der
e daraus wachſe, dann eben diſes iſt die Urſache, warum ſo wenig
Menſchen zum Anſchauen Gottes kommen, dieſdeil ſo wenige rein am Herz
gen find von ihrem eigenen Geſuch und Annehmung. 2
Zu erſt, ſo find sa wenig Menſchen, die Gutes wircken in einem
lautern Geiſt, als die da rein ſind ohne einige Intereßirte Abſichten auf ſiclz
ſelbſten: Und dann ſind auch wenige, die wann fie es ja tuhn der Meynunz
nach als in einem laͤutern Sinn, nicht auch an dem eee Sue
hangen bleiben, ſondern laſſen daſſelbige (als die Tugend, die ſie wircken)
ihr eigenthuͤmlicher Beſitz ſeyn, und geben GOtt die Ehre nieht. 9 blei⸗
ben fie auch unfruc hebar, und bringen ihre Wercke nicht in die En vigkeit⸗
und ob ſie ſchon kommen biß zur Himmels⸗Thuͤr, fo kommen ſie doch nich
zur rechten Zeit, wann auch die Thuͤr offen, ſondern verſaumen ſich in ‘a
rem Eigenthum, biß die Tuͤhr verſchloſſen iſt.
Herr Herr! öffne den Menſchẽ⸗ Kunden die Augen, daß fie den May
gum Eingang in die ewige Seligkekt wagen finden, damit kucht fo vile betro⸗
gen werden, die der Meynune g nach Dir dinen, u. ſo vi i Sutes vermeyne
gethan zu haben. %
Ich bleibe indeſſen gebund en ſtehen, und will warten auf meiner Hut,
und den Namen meines Gottes verhertlichen, daun Ihm gebührt alle in. die
Ehre: und will lernen, daß ich in allen Dingen Ihm zu Gefallen lebe. Vor
alles Gute / das ich an mir finde, will ich Ihm allein dancken, und mir ſel⸗
ber nichts zuſchreiben: dann ich bin geſchaffen zu Gottes und nicht zu meiner
eigenen Ehre, daß Gottes Bild und nicht mein eigenes an mir geſehen werde.
Darum, wann ich was Gutes habe, fo will ich demſelben wieder abſterben,
N 8 es nicht in meinem Eigen Hum erkannt toerdez ſondern daß er
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© 29 es 2 =, 24222828
5 Die XX XVI. Gemuͤtcs Bewegung
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Gott an mir offenbar werde. Will alſo lernen, daß ich weder von anſer
noch von innen etwas an mir trage, daß mir dadurch ſoll Ehr beygeleget wer⸗
den, dann GOtt iſt allein Ehren⸗werth. Und wann ich alſo in Ihm erhoben
— — — 0
bin, ſo werde ich auch darin bleiben biß in Ewigkeit, dann in GOtt iſt kein
5 f
Ende noch Aufhoͤren.
3 Wann ich aber in mir ſelbſt erhaben bin, ſo nimmt es bald ein Ende.
D wie vil Leiden / Sterben / und Toden⸗Graͤber find durch zu wand⸗
ken! biß man wieder in das groſe All kommt, da aller Eigenthum als Ich /
Mir &c: ſich gantz verlieret. Darum hab ich keinen andern Friden, als daß »
ich mir ſelbſt loß und ledig ſtehe: dann wo nichts zu laſſen iſt, da kan nichts
gefordert werden, und reo keine Anforderung iſt, da wird man nicht beweget.
Wer nun nichts hat / der verlieret auch nichts / und wer nichts
mverlieret / der hat Alles und ruhet in dem eingen Ein / allroo kein
echt mehr zu einiger Creatur iſt, ohne man muͤßte das Hoͤchſte
Gut ſelbſt angreiffen / und das kan keinen Abgang leiden. Wol
dem Menſchen der die Creatur in ſich ſelbſt verlaſſen hat! der lebet in demſelbi⸗
gen Gut, u. iſt reich ohne Abgang / und dabey arm ohne einigen Mangel.
Wer ſelbſt kein eigen Gut hat, der iſt Gottes eigen, und hat in Ihme Alles:
dann Alles iſt nicht Vil / und Vil iſt nicht Alles. GOtt iſt ein unbe⸗
—
greiffliches Nichts, und wer in demſelben wohnet, der iſt reich uͤber alles:
5 x de
und kan ſingen: £
Weil ich vergeſſen hier den eitlen Glautz und Schein,
Drum wurd ich auch entbloͤßt von allem Ich und Wein;
ie ; Daß nichts berisen kont den Ab⸗verlibten Geiſt,
„Weil er ſich aufgemacht und hin zu Gott gereißt. 5
Drum iſt er auch befreyt und aller Laſt entbunden. f
ge Und hat ſchon in der Zeit die ewige Stille funden:
Wo man der Ruh genießt, die nicht verruͤckt kan werden,
Dieſelb einpfindt nur der erkauffet von der Erden.
Darum ſo iſt keine andere Ruhe, als in dem gefundenen u. wik⸗
Ser gelaſſenen Schatz. Wer alſo demnach faul im Suchen iſt, der har
2
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ichs
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8
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© Die XXXVIL Geanits- Bewegung, .
allein nichts hin zu geben; fendern muß noch gar Mangel leiden, und
der Aaruh bleiben. Und wer das Sefundene nicht ſuck yet hin zu geben,
verzehrt ſein Gut in der Zett, hernach hat er nichts in der Noth. D wie
ug iſt der Menſch, der ſein Gut auf Goͤttliche Interetze gegeben! der kan
Kl; ren ohne Abgang, und der Schatz blaäbt bewahrt biß in die große Ewigkeit.
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2 5 *
©
Der
+
ER Die XX XVII. Gemuͤts⸗ Bewegung ER
= habe vile Vikümmernus in meiner Seelen zun das Heil aller Men⸗
D ſchen, zumal, weilen aus GOtt u. aus der Natur erfahren, wie beyde
ile jo gar ungleiche Prifcipien oder Anfänge haben / und wie die Natur
in einem fo ſehr vergi ffteten und ſeltſamen gegenfreitigen widerſtrebenden
Uebel wider GOts und wider alles Gute inflammirt Ir und wie dem⸗
nach das Gute gleicher Maaſen ſich durch ſo vile mancherley u. wunderbare
Gegenſtreitigkeiten durch zu ſchlagen h hat, biß es ſich des Boſen bemaͤch⸗
tiget, und es alſo unterthaͤnig und zu nichte macht; ipſondg heit, wann ich
betrachte, in was vor einer widerſtrebenden Gewalt das 2 55 durch den
Neid des Teufels wider das Sute zu Felde tt: get, ungeacht, daß con zu⸗
vor ausgemacht, daß das Gute Gottes endlich alle Daͤmme des Soͤſen
durchbrechen 2 und alſo den vollen Sieg über alles ausführen wird.
1 55
- = zun demnach das BDoͤſe in fi ine Macht ſich nicht wird aufge⸗
N biß es. von dem Tiefen Arm Goͤttlicher. Allmaches⸗ Kraft wird uͤber⸗
winden ſeyn: ſo wirds noch manche Scharmützel und wunderliche Proceſse
kosten, ehe G Ott Alles in Allem fern wird.»Neben dem, ſo halte ich an
ui Sf vor dis Srſclünde [ein er Libe / daß te alhler in dem freuen Wil⸗
len ſich der vollen Zucht des H. Geiſtes in Feiner Reinigungs ⸗ſchule ohne Wi⸗
derwillen ergeben und aushalten, d. zmit ſie alſo zu der verheiſenen und freyen
Seligkett gelangen.
Das Leiden diſer Zeit bewaͤhr et mich in Gott:
Drum acht ich keine Noht, waͤrs auch der bittre Tod.
8 Sey klein in deinem Sinn, fo wiirſtu groß in GT
Und wird Fleiſch, Teufel, Welt an dir zulent in Srott.
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Die XXXVLL Gemucs⸗Bewegung. 5
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Ein Leben ſtehet in Gottes Hand, darum habe ich kein Recht vor untl
a nach meinem Willen n. Gefallen zu leben; ſondern muß in allen Din⸗
gen ſeinen Naht und Beſchiekung erwarten wie es dieſelbige über mich vers
Hänger. Meine eigene Rahtſchlaͤge muͤſſen demnach untergehen, in dem was
fie ohne Goͤttliche Regirung erwaͤhlen, dann ich. habs kein ander
Recht / als das / daß ich keines habt. Mein Wahlen, Wollen und
» Mehynen muß mit der Verleugnung und Abſag meiner ſeloſt verknͤͤpfft
ſeyn: dann alsdann kan erſt das Leben Gottes ausgruͤnen, welches ſeinz
5 Kraft aus dem Unter fich ſincken und verlieren fein ſeibſt han.
Dann ohne das Abkommen und Verleugnung deſſoſben iſt
kein Auf kommen in dem Leben Gottes und feiner Gnade. Da⸗
rum bleibet die Lehre des himmliſchen dehrmeiſters wahr:
SE Wer ſein Leben lib hat / der wirds verlieren / 3
3 | und wer ſein Leben auf diſer Welt hafferf. -- 25.
fer wirds erhalten zum eroigen Lebe ß
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N Die 1 Theolophifche Epiſtel. 5
4 ** 520
An des Autoris ehmals vertrauten Freund in! Tentſchland⸗
darinnen Er deſſelben unter ſich geſunckenen Soͤttlichen
Ledens⸗FJuncken mitleidender T ee zufs neue ſuchet
mit der Libesumsn nſterdlichen Leben zu Infsmiren. Da⸗
bey nicht weniger gar wichtige Documenta ange⸗
führe werden von dem hohen Articul der Recht⸗
fertigung des Glaubens / wie nicht weniger
von der reinen Braut ⸗Libe. der
himmliſchen Sophia .
SR
Die Göttliche Lebens⸗Kraft und Libes⸗ Geist Sehr Chriſti werde reich lich
—
in deiner Seelen ar us Zege far, d damit du leben megeſt, Ang das Heil, das 5
durch dasz Blut IJ eye erworben worden, moͤgeſt erlaugen 2 Amen. =
| a ä g 8
Te Men gar fiber und werther Bruder in dem HEr mn! f 5
Kut denn W ge zu GOtt bieibet! uns nichts übrig als der Staub infrage
= est fd iſts denn bey GOtt eben vil, wie wir. daͤrzu gelan⸗
gen, es geſchehe auf eine ſeltſame wunderbare . aber rechte Weiß, wir
ö
5 wir anderſt: N licht z H Anſchauen Dt 2 s gelangen fern, Dann
das Acben der Selbheit bat isch ſo. beſeſſert, daß an nile, f
aus ſich ſeloſt heraus au wi inden, wo man nicht ui eine
wurde. Man mag auch cifern wie man will, ſo hat u
nur für ; nt 81 und Augen⸗Merck: wievol ſolcher Er anch noͤchig. N;
en
dann anderſt würde uns Ott nicht rathen kann „wan wir nich ethegen
5 5 — * 21 —— „ 8 —
was an uns! waͤre. Nur ken ut es dan au, deß wer uns wieder verlkerer
5 = 5 * de „ 7 * 2
und l. ſtzeben, worinnen wir urs geſt che h ben, u RED 3 würde nicht ge⸗
177 c eh 5 meu, wo uns die Ha: 5 d Cor 5 bt 710 f. 0 rer get, Das Cru
Eu blriwet uns ver borgen ſe lang
te Gore *»
FH 55 9 Gerechtigkeit nder
dein
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63 Die 1. Theofophifche Epiſtel. 25
= — — EEE FR — — En
dem Gele erfüllee iſt / alsdann werden wir erſt zum Tod ver⸗
urtheller als Lfebelchäter. Mercke, was ich ſagt: dieſer Tod ft vil
fü: nertzlicher, als der Tod, den man leidet um der Sünde betlen, dann dort
a! 3
en
iſt allezeit Hoffnung der Belohnung übrig; hier aber muß u ai 2 üͤberge⸗
ben ohne Hoffnung, und das'thit lrehe, walnnn man ſoll hingeben, was mau
erarbekit h hat. Aber hier heißt es: (Ott verrraiten, oder GOtt glauben, er
eraceiſfet man erſt das Fe Opfer J I. ei h riſt Kr in welchem man G.
rechtfertiget wird. vor E in wann man nicht weiter kommen kan, ſo
f m i inan aner entwerden / und wer alſo een iſt, der ie gerechefertiget |
don der Sunde. 8 5 Bi’;
— ur‘
0 5 0
Mein gar kiber und werther Bruder! ich kan dein ner Ser n Zuffand
zimlich wol verſtehe u, ſtehe auch in einem herrlichen Ni usa miete, nicht
zwar, als ob dem Stand der 0 hlinmfte w aͤre; Indern 10 ſehe deine groſe
Schwachheit im Geiſt, und findet ſtch faſt 7 Yemen der. dem andern in der
Scl )wachheit. die Hand bietet: dann das hertzliche $ kibee: Umarmen
ſcheinet erſtorhen zu ſeyn, und die Gemeinſchaft der Helltgen Tiger zu Beben.
Ach wann mauchmal die arme Der dere nicht noch mehr verwundet wuͤr⸗
den durch heimliche Schlaͤge! welchen 20% Bei zimlich einſichet, habe auch
um des willen dich ſchon mafches wal hieher gewuͤnſcht, fincemailen den Zu⸗
ſtand deiner Seelen mit den Ange an des Geiſtes ſchon lange Z Zeit zimlich einge⸗
ſehen, weswegen er manchmal deiner 2 verborgenen vor dem Herrn ge⸗
dacht habe, habe sch das Vertranzn, daß Er ſetne v rborgene Önadenhanby
womit Er dich 105 be imlich traͤget/ nicht wird von bir ab: ziehen, wo du nicht
Liber wirft hin ter Im abweichen. Daum wo Er nicht ein Feimnliches Auf⸗
eſehen auf dich 1 5 fo wäre‘ at Will bels Ju incke ſchon lang in dir verloſchen,.
u, teäreft dem Leben der Eitelkeit wieder anheim gefallen. Darum, mein Bru⸗
der! halte dich nur. feſt an den, ven din nücht ſcheſt du bit Ihm naher in dei⸗
ner eigenen Ohnmacht als wann du in deiner eigenen Kraft Berge verſe⸗
tzeteſt. Daun wir werd 1 gemeſſen nach unſerm Hiaaß ſon⸗
dern nach dem Maaß der Gnaden und Saben Vers Chriſti /
dieſveil Er Gaben em ang en = ich für 0 Abtruͤnigen. Dann das wird
fin Hob und zugleich der K ider GOttes ihre Freude groß mache en, wann ſie
mit uns nach lan. geln Seuß sen erquicket und aus dem Et erhaben werden.
3 SET - a
—
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Nicht verſtehen wir, als ob der Eheſtand an ihm ſelber boͤß ſen | ut.
er iſt eine trefliche Dreuung in dem Reich der Natur wor die am Ilreſch le⸗
Ange hend den N: N: wo du von nor „daß er Sophia werlaſſen 1 und
ſich an ein Weib dieſes Welt⸗ Laufs gehaͤnget: fo ware beſſer geleeſen, er
hätte ſtatt deſſen Eh umhalſet. Ich muß bekam un daß der Eva Toͤch
ter ein ſehr hefftiges Dramen und fe e Segieros nach 1
Soͤhnen Adams haben; doch wird die verborgen- lieg |
tiger ins Bre men 8955 wo das Centrum des en de en 1084
Strahl der him liſchen⸗ ia geſchw pal ert wird. Daher geſchichts ) de
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Jungfrau Sophia ſo Ban treue Werber und Buhler behaͤlt, dbkgcll, jo
bald das edle Geimie ihrer iſt anſicheig worden, es fein Aug⸗Merck nach
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der Eva Toͤch ter wendet, um alda die Perle zu fit den Daher eutſtehet
das hefftige Z Zuſamen ziehen der Gemüter von beyderley G ©: eſchlchk, ein je⸗
des ſuchet ſeln Verlornes in dem Andern; wird aber nicht gefunden wegen
der aufgewachten Eitelkeit. Gar wenige, ja an wenige BER hiert a 5
tern, biß ſie den unerſetzlichen Verlust in d er Vermi chung muͤſſen erf a?
ren, da fie dann empfinden, wie ſie durch die Sur he des Teufels durch jahebe
Imagination ſind betrogen worden. Dann das reine Leben Gotzes entziehet
fh, und gehet wiederum in fein Centrum: ſuchet daun die arine Seele, fo
iſt es nicht da. Dieweil dann die Seele ihren himmliſchen Vorwurff (wer⸗
nach die Brunſt in einem heiligen Abe ⸗ Bre ennen begierig war:) verlehren,
ſo wird dieſelbige mehr und mehr in das irrdiſche Weib gefuhrt / laß
man nach Leib und Sci enkkraͤftet u. den Betrug des Weibes s mit Sch mer⸗
tzen erfahren muß, und inan ſich alſo ſeſt an den Welt. Geiſt angeanckert /
„und gebunden findet, daß man ſich des Goͤttlichen Rufs zu dem Abendmal
des groſen Gottes verluftig gemacht, nach Atisſags: Ich habe ein Weib
genommen / darum kan ich nicht kommen. 3
bende Thier⸗Menſchen / die nach dem Lauf dieſer Nele in der unreinen
Luſt leben, da iſt dann ſehr gut, daß ſolchen durch den Eh eſtand
1 Zil geſtecket iſt, damit ſie nicht durch einander lauſen wie das dum⸗
me Vieh. Wann wir aber von Menſchen a „die ein beſſer deß und
Theil haben ſolſen, fo thut es uns ſehr wehe, wann man daſſelbe fo gering
achte / um die AR Wolluſt d die ſes Lebens 265 15 verlieren. Ich weiß zwar
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Verheiſſung habe ohne Ueberwindung. 8
64 2 Bie . Theofoj Jhifch e Apilkek. 80 970
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wol, daß mich die D. rnunfft hierinen tadlen wird, ſonderlich 255 denen, die
im enen leben: ſo weiß ich doch auch, daß ohne die Heili ligung
Niemand den HErrn ſehen wird. Niemand wird gekroͤnt er kaͤmpfe d dañ recht:
Dann was hüfte einen, ſo er biß 5. 10. oder 15. Jahr fein in „Christ
Krieg gedinet, und hernach ſelbſt ſeine eigene . vor ſeinen Feinden
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entbloͤſet, und alſo zu einem Sclaven deſſen wird, dagegen man ſo eifrig ge⸗
stritten. Wir haben nirgend kein Zeugnuß, „dag 5 Streit und Kampf
> . 8 Ss „w
Ich m zwar bey dem allem zimlich wol, iwas vor einen Ernſt es ko⸗
f 55 ‚das Weib dieset W Welt zu verleugnen. Was vor ſchmertzliche und toͤd⸗
liche Kampfe ich in vil⸗jaͤhriger Verſuchungs⸗ Wuͤſten bin durch gegangen
iſt dem bekannt, der alle Dinge weiß. Ich weiß noch wol, wie manches Jahr
der Teufel uͤber Leib u. Seel 3 iſt, hatte mich die erbarmende Libe
nicht heimlich unter ſtuͤtzet ohne meln Wollen, fo hätte ich verderben muͤſſen:
denn die untere Willens ⸗Kraͤfte in der falſchen Imagination waren ſtaͤr⸗
cker als der obere Seiſtes⸗Wille / welches eine DEN Ohnmacht verurfachetz
daß bey nah alles ins Erſterben kommen wäre, Dan ich hatte gar lange
Zeit weder Lncks noch Rechts verſtanden; well ich aber der Falschheit in der
ſtarcken Vorſuchungs⸗Macht mich nicht wolte ergeben, und dennoch auch
keine Kraft, hatte zu uͤberwinden, wurde ich zulent ſehr muͤde: nahm dann
meine e Zuflin cht zu dem, der mich e geruffen har, Ihn hertzlich auſlehend, daß
Er doch meide Seele erretten wolbe von meinen Feind en. Und bin alſo be⸗
Harret, biß eln Hua des Bereichen Freuden⸗Relchs in mir aufgege ngen,
und meine n. ſchwachen eee erwecketz und lebendig gemacht, und ſos
gleich im hei Ba Schau
Damit mat ch unter ce,
ien zu erkennen gegebel 17 W 5 „gefehlt, daß ich bie her
zit keinen Goöttlie ben Lede: ar Kraͤften kom unen wake. Von d derſel bigen Seit
aͤn bin ich gans K 515 N keck gegen meine Feind de worden, und bin es
noch biß auf d dieſe Sr wes abe ER zu beharren erſordert ein unſc = diges
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EN t⸗verſchmaͤhendes keuſck nichtern Leb 3 damit er, der Feind, alſo
uch ches an eine a fin De, Da 100 zes Theils iſt. Dann fo bald Se ge⸗
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nicht ſchuͤnen , und ſolches muß geſchehenr,
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ar H 2. 1 f f N ve 83 „ er 7 a sah
Ich koͤnte viles melden / darf aber bocdel, ſchrifft⸗ nech mündlich auch
gantz auslaſſen, damit ich meine Kruft nicht verliere. Dech welt gan 45
Weniges erinnern, um zu verſuchen, ob dein Gemüt in das Gott SF
Den: Reich koͤnne, aufgeſchwungen werden: Es iſt zwar gut, daß koir in
unſer eigen Nichts fallen, und alſo. allen Kraͤfren der Eigenheit / amt
allem hoch⸗ fliegenden Geſchwaͤrm entwerden z s iſt aber auch darauf za
achten, daß, wann wir ſo liegen, wir wiederum durch eine hohere Kraft guf
r falſchen O Hemiach
ſchmachten, und ein Geſpoͤtt des Teufels werden. Dann wann
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ſuchet er das Gemüt» (welches, nachdem es die Eitelkeit verlaſſen, ſonderlich
darzu gensige iſt:) in ein unveraͤndaliches Trauer⸗Haus zu fie um
alſo den Menſchen auch hierdurch der Gemeinſchaft ſeines ED: verluſtic zu
machen. Wie dann gewiß iſt, daß alle Zerſchlagenheit und Nidergebogen⸗
heit des Geiſts, ſo nicht mit einer verborgenen himmliſchen Kraft der Gnade
Gottes vergeſellſchaftet iſt, ein Betrug des Teufels iſt, welches zwar gar. bald
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in den Fruͤchten an unſerm übrigen Verhalten und Betrag gegen unſern
Naͤchſten ſich ereignen wird welcher von unſerer Demut und Zerſchlagen⸗
heit Drück hat; oder aber man iſt unleidlich, ungedultig, zornſuͤchtig ge⸗
gen ſeinen Nächten. Die toahre Zerſchlagenheit hat dieſe Keñ zeichen:
als man iſt in ſich ſelbſt ſanft, ſtill, ruhig, großmuͤtig und keck gegen ſeinen
Feind, als den Teufel, und dieſes führer eine verborgene Kraft mit ſich, daß
auch unſer Naͤchſter nach ferner Maaß das Wolthun davon empfindt, und
zwar ſonderlich wegen der Kidſamkeit und Vertrazſamkeit ned innerlichem
Rriden Ruh und. Sanſtmut. Ich habe ſchotz manchmal gewuͤnſcht, dich
muͤndlich zu ſprechen, hoffende daß es nichk ohne Nunen ſeyn ſolte deiner See⸗
len nach: fintemalen die vile und mancherten Krieges⸗Liſt des Feindes
zimlich erfahren habe, alſo daß er wenig Zutritt mehr A meiner eigenen Gets
len hat; dahero er mich auch nur von ann aubellet, wie ein Ketten
. entweder durch die Kinder der Voßheit, oder ſonſten durch falſche
;ruͤder. 5
Ser übrigen beſteiſſige mich ohne Unterlaß meine Heiltgung noch in die⸗
ger Zet zu erfüllen, damit ich alſo in einem ſelisen. Warten chen koͤnne
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bis auf den Tag IeEſu ©) ift ud alſo unbefleckt vor Ihn zu err chain
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Dann, ob ich wol manchen fairen und bittern Kampf gehabt und noch
manchmal muß dürre wandlen, Jo teuet es mich doch nie cht, dann ich weiß,
an wen 55 Zlaube, il. bin gewiß , daß E Fr mir meine B. ge bewahren wird a
biß an jenen groſen Tag. Lebe alſo in ſehr guter Hoffnung, u. genieſe das
> ke Sa Go id, dancke Ihm al ch, daß er mich hat! i gem icht t, vil
um feine t- oder um des Reichs Gottes wi
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len zu leiden, Dann ach) kan gen,
daß mich die Gnade Got tes durch vil Creutz und Trubfal zu einem Chriſten
gemacht har. 5 8 3 2
Be 5 5 2 :
5
Wes wegen ich aucch in die fe n Laden bey vil fen und harten Wider⸗
ſpruͤchen mich feſt an den Libes⸗Geiſt JE gehalten. Meme Mit⸗Bruͤder
und Schweſtern / wo ich mit wandie⸗ ſind bißbero in ihrem
Theil zimlich eiferig geweſen / hoffe / gs ſoll ſich noch mehr und
mehr wiederum eine kleine Spur deb erſten Chriſten hervor
thun. Wir wandlen zwar in der Apoſte liſchen Ordnung als Tgu⸗
fen Brod ⸗ bre he uu. dergleichen; 989 aber keine Gemein ſchaft mehr
1 5 den N: N: die von drauſen herein gekommen, ſintemalen fie ſlreiſtens
verfallene Leute find in Un glauben und Sorgen der Nahrung / darum
fi e auch verfallen in das Gewerbe der aͤuſern Welt: (welches zwar den meiſten
Sepa Er piderfähtt, die von drai ien! verein keimme 18 ſo find ſie auch
ineiſtens Lente ohne © eiſt, haben die aͤuſere Di inge nach dem Buchſtaben ge⸗
nicken wie anders Tttul⸗und Maul⸗Chriſfen. Jeh wuͤuſchte dt daß:
du moͤchteſt die Briefe haben, die ich an fie geſe⸗ hrieben habe hier im dand.
Angehend den N: N: ſo iſt er ein widerwaͤrtiger. ungeff orbener Menſch, ſie⸗
het ummer mit einem Aig in d 10 Geheim ß der BSoß Heir werinnes
er nichts als Kopilfe und Verderben ſichet, welches auch kein Wunder, 8
daun 05 ift des Teufels Reich, wo er hine in i füher: koͤnte er aber in die Abe
Gottes ſehen, fo wnede chan, daß die Site che G Ottes auf Erden mitten
unter der Dransfal durchs Creutz Chriſet unuͤberwündlich iſt iſt. Ke.
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Die IL, Theofophiſche Epiſc il. . 69
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Nen „ Die II. Theofophilche Epiſtel. b
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Eine gründlich ausgefüh ‚te Vorſtellung beydes der reinen
Philoſophia, und uůͤbernatuͤrlichen Theologia; und wie en jener
die reine gefinde und fanberg Natur vermittels der er⸗
b,ſten Bekehrung muß heraus geholet werden; in dieſer
aber das Myſterium des Creutzes entſigelt wird,
daran daſſelbe gefundene Leben wieder zin den
Tod yerpflanger wird / zur Wiederdarſtel⸗
— lung des Ebenbilds Gottes.
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Fride und Frende zuvor.
Mein liber Freund und Bruder in der Hoffnung des Heils.
Ch habe das uͤberſandte Buch u. Brieflein zu recht erhalten, habe auch
h die anrecommandirte Sach fleiſſig beherziget und geleſen: welches frey⸗
ih Sachen ron nicht geringer Wichtigkeit ſind. Erkenne auch zugleick,
daß in Anſehung der zu unſern Zeiten gantz tollen / Sodomitiſchen und
uuchriſtlichen Chriſtenheit nichts beſſers anzurathen, als die aller ſau⸗
berſte, reinſte und geſundeſte Lehre der reinen Mutter und Macherin, die
noch ſelbſt einiger Maaſen in der Unſchuld der Natur eingetvickelt (get. Aber
vom Chriſtenthum handeln mit ſolchen Uln menſchen / womit der gane
mehriftliche Chriſten⸗Schroarmi angeſilet iſt, waͤre eben fo verkehrt,
als tun ein Toͤpfer die unfermirte Erde wolte mit derſelben Speiß vermen⸗
ge die allererſt nach ihrer Formirung ſolte zum nuͤtlichen Gebrauch in Re
gebracht werden. 2 | 15 =
x 7 . 2 5 2 2
Ich babe zwar die naturliche Philofophia nicht gelernet noch Stucliret:
habe aber doch ſo Lil in dem Myſterio dir Shriſtiichen Schule gelernet, was
zu den Theilen in diſer unterirrdiſchen Welt, zum erdentlichen Gebrarch
der geſunden Natur, und zugleich mit zu einem reine! Jereiſſen vor Gott
noͤcig iſt. Da dann ſreylich alle ſelche unerdentſiche Grbraͤuche und boͤſe Eis
wehnheiten, nach Daͤterlicher Weſſe und, mög zu allererſt abgeſchnie⸗
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ten und aus dem Wege gethan werden, ehe und bevor ein Weg und Bahn
gemacht kan werden, etwas anders oder beſſers zugedencken; will geſchwegen
zu tihn. Was es nun deumach vor Arbeit fordern wuͤrde, wann man eins
Bewiſſe Anzahl der heutigen und jetzigen Welt (will nicht ſagen, alle) wolte.
nehmen, um ſie zu entführen von ihren eitelen unnützen boͤſen Gebraͤuchen
und Gewohnheiten, ſolches meͤgte ich nicht gern erfahren: diewell alles in RR
der ſchon zuvor verdorbenen Natur durch die lange und boͤſe Gewohnheit
noch einmal zur zwehten Natur worden, Dann da iſt des Chriſtenthums
eder der Lehre utiſers hiramliſchen und oberſten Cehrmeiſters nicht zu ge . ©
dencken, ſintemalen dieſelbe fo hoch an Vuͤrde und fo tief im Verſtand iſt,
daß fir alle Lehren der Weiſen und Philofophifche Razel weit uͤberſteiget,
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g z ie 8 eolophulche rie .
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Es wird in obiger Schrift ein Real Beweiß⸗ Grund dargethan von
dem Leben und Weſem aller Dinge, die da leben, daß es nemlich denſelben
eingeartet von dem oberſten Schöpfer und Befehl haber aller Dinge, daß
fie alle auf gar vile und mancherley Weiſe ihr Leben zu beſchuͤzen willen. Und
in erwieſen, daß ihnen allen ein Leben aus dem Leben und Weſen kr Me,
fen eingeſchaffen iſt, das da ereig iſt, welches freylich hoch. und theuer zu ber
„Frachten iſt: und. daß demnach das Höchfte Uebel darinnen vorkomms,
Darn man einiger lebendigen Creatur Gewalt antuht, oder fie ihres Scheng
Gerauber Kc: welches freylich nicht ohne ſonderbares Nachſinnen zu beher⸗
Aigen iſt., 8 . *
N Obwolen alle dieſe Dinge wie ſie auch vorkom̃en, nebſt all denen Be⸗ 8
welß⸗ Gründen dennoch das Geheimmus Gores in der Wiederher⸗
Fellung Aller. durch ben einigen Menſchen Chriſtum Jam nicht
genugſam aus wickeln oder dar zu ſtellen vermoͤgen: dann ob zwar wol be⸗
wieſen, daß alle Creaturen ein etoiges Leben aus dem Weſen und Leben aller
Dinge in ſich haben, ſo iſt doch noch nicht erklaͤret, warum nemlich alls
Ercaturen dieſen Leib nicht etwig behalten koͤnnen, und wie der Tod iſt durch
des Teufels Neid in die Welt komen, dahero die ganze Coͤrperliche Welt mit
aller Leiblichkeit muß am Ende der Tagen durchs Seiser gerichtet, und von
dem Biffe des Todes und Heid des Teufels befreyet werden. Ob es
nun zwar gantz wider den Ueſkand des Schoͤpfers und das unſchuldige 15
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„Die 11. Theofophifche Bepifkt: _ .
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„ fe der Natur iſt, daß das alleredelſte Geſchoͤpf, als der Menſch, der doch.
Aer Creaturen Schutz und Gorr ſeyn Sole, einige Creatur beleidigen,
und ihr das Leben nehmen ſolte: fo bleibt doch allezeit noch etwas uͤbrig, nen⸗
lich wie und auf was Weiſe man neben dem Leben, das man in dieſem ro⸗
den Leibe an ſich traͤget, zum wahren Leben komen kan. Dan dieſes Leibes
Leben an Menſchen und Vieh fo verdorben und vergifftet iſt, daß es in allen
Theilen dem Gericht und Tod unterworfen iſt &c: fo ſagt auch die Schrifft;
Wer geſtorben iſt / der iſt gerechtferyiget von der Sünde,
Wann nun demnach ein Menſch in allen Arten der Tugenden und Re?
guln der Gerechtigkeit von auſen unſtraͤflich einher gehet , und durch die Kraft
der Tugend ſo bezaͤhmet iſt, daß er von auſen keine Creatur beleidiget, und
er bleibet in dem allen in ſich ſelbſt ungerichtet, und folgfich darinnen gerecht?
fertiget, oder als einer, der Wolgefallen an ſich ſelbſt hat: ſo iſt er noch nicht
beſſer, als einer von den zwey Uebelthaͤter, die mit Chriſto gecreutziget wurden,
weilen der Stachel der Suͤnden und des Todes annoch unge⸗
richtet bleiber in feiner dergiffreren Eſſents. Neben dem ſo iſt freylt ?
vor allen Dingen noͤtig, daß die menſchliche Natur nicht allein von Muss
Leibe an; ſondern auch ſchon in Mutter Leibe bezaͤhmet werde, damit ſie in
die Zucht⸗Reguln der Weisheit gepflanget, erbauet und uͤbergebracht werde,
und alſo faͤhig werde gemacht, den Samen des Worts zur wahren Wieder⸗
eburt zu erlangen. Sintemalen kein Vieh⸗Menſch / der nicht an die
ucht⸗Keguln der reinen Natur gebracht iſt, richtig iſt, den Samen
der Verheiſſung zum ewigen Leben zu empfahen. Dann wann alles gethan,
und ausgerichtet iſt, was zu tuhn iſt, als dann iſt das Beſte noch uͤbrig⸗
nemlich, daß das Lamm NB: Ng: noch erſt geſchlachtet und ein Opfer e
Gottes werde, fol es anders angenehm fern, en
Wann unſer oberſter Lehrmeiſter den Weg der Tugenden und die Res
gun der wahren Weißheit hat an den Tag gegeben: fo bringet er noch eine
Lehr ans Licht, welche die Lehr aller Weiſen, die jemals gelebt haben, uͤber⸗
trifft, nenuich: fein eigen Leben haſſen, welches anzeiget, daß, wat un⸗
Fer Leben von auſſen den Reguln nach an den aller unſchuldigſten und geſun⸗
Velen Ort gebracht iſt, es dennoch noch nicht von der Ferudſchaft gegen
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70 a Die 11. Theoſophiſche S piſtdel.
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Gott geſchieden fer, in welchein Leben es annech in ſeiner allerinnerſten⸗
Eſlents eine Wurzel der Bitterkeit wider GOtt und ſeine H. Wege in
ſich traͤget, und muß daran⸗ſterben, ſoll es anders tichtiz gemacht werden
zinn Anſchauen GOctes zu kommen. Reichen demnach alle Zucht Re:
Juln / die durch die von auſen angewieſene Lehr und Wercke erlernet wer⸗
den, nicht weiter (wiewec fir ohnumgaͤnglich nüͤglich und naͤtig zur wahren
Seligkeit: ) als von der Strafe der Suͤnden zubefreyen; fir die Suͤnde ſelbſt
aber bleibet liegen Im Hertzen und Getwiſſen. Und iſt alſo kein ander Mittel,.
davon gereinigt zu werden, als durch den Glauben in JIEſum Chriſtum, und
durch den neuem Snaden⸗Bund in dem Waſſer der Taufe beſtaͤtigt, allwo
trir durch den Glauben in Em die Vergebung der Sünden erlangen.
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8 Wie aber nun zu dieſem Glauben zu gelangen, ſo geſchiehet ſolches
durch die oben beſchriebene Kraft der Tugenden: nemlich ? wann der Menſch
ſich befleiſſiget in allen Manieren und Weiſen der Gebotten Gottes untadelich
8 einher zu gehen; wird aber doch allezeit darneben ein gewiſſes Unvermoͤgen ge⸗
wahr, weſches in ihm ein Mißbvergnuͤgen gegen ſich ſelbſt erwecket,
dabey ein gewiſſer Mangel liegen bleibt, indeme man nicht zum wahren Ge⸗
neſen und Befridigung des Hertzens und Gewiſſens gelangen kan,
wodurch dann Urſach genommen wird, ſich nach etwas Beſſers um zu ſehen.
Dann da wird man gewahr, was Chriſtus ſpricht: Pflantzet einen guten!
Baum / ſo wird die Frucht gut / welches eigentlich von der neuen Wie⸗
dergeburt zu verſtehen iſt, allwo ſich der Wille anfaͤngt zu verſencken in ſein
igen Nich es / und wird zweiffelhafftig an feinen guten Wercken, gleich wie
er in ſeiner erſten Sinnes⸗Aenderung zweiffelhafftig ward an ſeinen uͤbel⸗
nrt igen Wercken. In ſolchem Fall muß dem Menſchen ein anderes Licht
aufgehen, welches in der Jinſternus leuchtet, das bringet ihn zu Johanne,
Derſelbe bekraͤftiget es, und gibt Zeugnus von dem Licht, bringst und wei⸗
ſet uns auf das Lamm / das der Welt Suͤnde hinnimmt und bringet uns
zur Taufe im Waſſer / in welcher uns der Bund der Gnaden geöffnet
wird durch das Wort des Vaters, welches vom Himmel gehoͤret ward: diß
TE mein liber Sohn / den ſolr ihr hoͤren. Welcher es auch iſt, der
uns hernach in dem Weg des Heils noch gruͤndlicher unterrichtet, und ver⸗
ſigelt zu lezſt feine Lehre mit feinen eigenen Blut und mit (in Auferſte⸗
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Hungs Braft von den Toden.
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So iſt nun die Hoffnung unſers Heils gegruͤndet auf den gecrentzig⸗
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ten und wieder von den Toden auferſtandenen Chriſtum / welcher
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nns durch feinen, Creutzes⸗Tod gelehret hat, daß unſere ganze Menſchheit
in ihrer allerinnerſten Eilents vergifftet und verdorben ſey. Deswegen ſagen
wir auch ab in dem Waſſer der Taufe, welches gleichſam den Bund der
—
7
Gnaden in der neuen Auferſtehungs⸗Kraft in ſich hält, allem deben und duſt.
des Lebens in. der aͤuſerlichen Annehſmlichkeit, dieweil wir vort
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ſerm beſten Thun das Sericht und den Tod'gefunden, nnd
7
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er in all uns
haben gefun⸗
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den, wie die Weißhelt Gottes uns und unſern alten Meuſchen fo verſtrickt
und gefangen haͤlt, daß ihm nichts uͤbrig bleibet von all ſeinen aͤuſerlichen
*
Tugenden, Witz und Klugheit. Dann GOtt hat alles unter die Suͤnde und
Unglauben beſchloſſen, auf daß Er
ſich aller · erbarme, damit alle Welt G Ott
chuldig werde, und ſich alſo kein Fleiſch vor Ihm etwas zu ruͤhmen habe.
3 4 . N. z 7 5
So ſtehen wir demnach unt
er ſehr geheimen Leidens⸗ und Ster⸗
bens⸗Wegen / da uns freylich das Gerkcht wenig recht auch zu einigem
Ding auf Erden uͤbrig litt, worin wir koͤnten Gefallen an uns ſeloſt haben.
Sintemal der Tod muß in uns
herrſchen ſo lang noch etwas Ver⸗
1
wesliches und Srervliches⸗ in uns ohusd gemahet iſt. In Anſe⸗
hung der Hoffnung des Heils in
—
troſt und vergnuͤgt, und warten, biß unſer mit Chriſto 5 SM Perborgenes
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Schein ſich einſt offenbaren wird.
Mein liber und werther Frei
*
* . e * = 7
der zukunftigen Welt leben eie far ge
ind! ich habe eine gereife Venerariou in
dem Geiſte meines Gemuͤts gegen dich, in Anſehung derer Dingen und
Principien, worinnen du ſteheſt, weilen ſolche einen gar unvermeidlichen Haß
3 der Welt nach ſich ziehen, und das
auch die meiſte ſo genannte Frommen bezeugen oder geben i
keit dagegen an Tag, und zwar einer auf ſolche, der andere auf eine audere -
8 7 — 2
bey nahe durch alle Stände durch. Dann
7 8 2 0 Ren .
e Mißhellig⸗
Weiſe, wie es die alten Gewonheiten mit ſich bringen. Ich zwar habe ſchon
manche Jahr im Krieg Chriſti gedi
Auge meines Geiſtes zu jeder Zeit
ben worden, daß ich oft Hoͤren un
der ungluͤckſeligſte Menſch zu ſeyn,
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net, allwo dem zu GOtt hingeivandten
ſolche ſcharfe Lectiones zu lernen aufgege⸗
d Schen daruͤber vergeſſen, und gedachte
der unter der Sonnen geboren. Ich uͤr⸗
te mich in der Nichternheit / ich uͤbte mich in der Maͤßigkeit / ich uͤbte
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mich in der Wachſamkeit / ich übte mich in der Enthaltung unzum
cher Dunge / und befliſſe mich der Reinigkeit mit ſamt einem unſtraͤflichen
Wandel. Ich übte mich darneben im Unterſcheid der Speiſe / welche in
ſich Kit rein, und welche in ſich ſelbſe unrein, daß ich aufe alles, was ich
aß und dranck, genaue Achtung gab, in was vor einen Stand mein Semuͤt
—
dadurch gebracht oder geſtellet wurde, oder was es an den Glidern in unzim⸗
lichen Dingeir wirckete u. veranſtaltete, in welcher genauen Bepruͤfung ich
z einem ſolchen genauen Unterſcheid kommen, daß ich einer jeden Creatur,
die ich genoß, Seiſt und Wacher hab lernen erkennen. Durch welchen
Unterſcheid ich mich kmmer mehr der Reinigkeit und Enthaltung derer
Dingen, die einen uͤblen Nachklang mie ſich brachten, befliſſe; kam auch da⸗
Durch fo weit, daß ich einen zimlichen Grad der Tugend in dem Leben meiner
üelbſt dadurch erlangte. i i
©: 78 : ;
Ohnerachtet deſſen allen, da th mich ſo fihte, brachte ich meine Zeit zie
mit vilen inwe igen Schmerzen und Jammer: Dann ich mußte allezeir
ein verdam̃liches Urrheil neden dem in meiner allerinnerſten El-
„ ſents fühlen, welchen Schaden ich durch kein aͤuſerlich Werck curiren
konte; fo blib auch deswegen meine Noth) Schmerzen und Jammer, biß
endlich SOtt drein ſahe, und ſahe mein Tlend au, und ließ mir ein hoͤheres
Licht von einer nochmaligen Bekehrung aufgehen / in welchem mur per aͤll ertie⸗
feſte Erbſchade in feiner allerinuerſten Wurtzel entdeckt ward: wobey mit zu er⸗
kennen gegeben wurde, daß die erſte Bekehrung keine hoͤhere Stuffen zu en
werben vermag, alsseine Einſchuld und Reinigkeit des Leibes; das Hertz und
Sewiſſen aber zu reinigen müͤſte von cd hoheren Hand gewircket werden,
ehe und bevor man GOtt koͤnne im Geiſt und in der Warheit dinen. Hatte
alſo vil Arbeitens in mir; meine leibliche Uebungen und Enthaltungen durſft
ich Gewiſſens halben nicht unterlaſſen, ohnangeſehen ſie mir wiederum bey
nahe zur Suͤnde worden, Zur Eitelkeit wieder zu greiffen war gar nicht er⸗
laubet, dan da ſtund der Gerichts⸗ Engel / der vor den Garden Eden
gelagert, mit einem bloß⸗hauenden Schwerdt entgegen. Welte ich in ſol⸗
chem Tall vor mich gehen, fo fand ich mein beſtes Tuhn gerichtet, wolte ich
zuruͤck gehen, fo ſahe ich des Todes Urtheil. Solcher Streit hielt fo laangg
an, biß ich mein beſtes Leben, das ich bißhero zu erhalten geſucht, fallen
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Di 1. Theofspkilche Spiftckk. 72
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Heß und gab mich dem Bericht über, Appellirte danehen an den Gnaden:
Stuhl / und flohe in veſtem Vertrauen und Abe zu den Fluͤgeln der Götz
Lichen Barmherzigkeit, in welcher fi; der Brunnen des Heils und der Gna⸗
den eroͤffnete, und wurde mir zu gleich das allertiefſte Seheimnus ITſu Chri⸗
Fi in unſerer Menſchheit entdecket, wie auch, warum Ex daſſelle fein von uns
en ſich genommenes Leben mit ſo nnbeſchreiblichen Gerichten und Todes;
Schmertzen hat muͤſſen laſſen. Dann da wurde ich erſt gewahr, warum mie
meinem beſten Tuhn vorhero nichts ausgerichtet ward, weilen allda erſt:
die Suͤnde in unſerm Fleiſch durchs Opfer für die Suͤnde an fein Leibe
und Fleiſch verdammet ward &=: .
Wie nun demnach dle Suͤnde durch die Suͤnde bißhero zum Tode re
des einigen Suͤnders willen über uns geherrſchet hat: fo wird auch die Gng⸗
de uͤber ins herrſchen koͤnnen zum Leben um des einigen Mittlers und Ge⸗
rechten willen. Und wie vorhin das Leben in ſeinem Leben uns
den Tod bracht / ſo bringed nun der Tod in feinem: Tod uns dag.
Leben: iſt alſo der Tod mächtig in uns, fo iſt das Leben in der neuen Auf⸗
erſtehungs⸗Kraft noch maͤchtiger. Hat nun das Leben zur Suͤnde in uns
geherrſchet, fo. herrſchet auch der Tod Chriſti in uns zur Gerechtigkeit: und;
wie ohne Tod und Sterben, (wer reden von dem geheimen und Mystiſchen
Tode ) kein Aufhoͤren von Suͤnden iſt, fo iſt auch ohne Auferſtehung von
pen Toden kein Anfang zu dem Leben. Aug 2
8
na
In diſem Mysterio ligen at. Schaͤtze der Weißheit und Erkininus Got⸗
kes, die von der Welt her verborgen waren, bloß und entdecket. Dann wie
die Suͤnde in diſem Tode in ihrer allerinnerſten Wurzel verdanmet wird,
ſo wird das Leben und die Seligkeit in ſeiner allertn nerſten Wurzel mit Kraft
darinnen offenbar. Haben wir demnach des Leidens und Sterbens vil,
ſo haben wir auch der Auferſtehung des neuen Lebens vil. Solte ich mich ·
im Schreiben gantz aus druͤcken von difer Materie, fo wuͤrde meines Schrei
dens kein Ende ſeyn, weil ich meines Sterbens kein Ende ſehe. Dann na
all meinem Tuhn, was ich handle, und womit ich umgehe, da ſehe ich den
Tod / und was ich ohne Tod gebrauche, das zihet ein Gericht nach ſich.
An diſer Schule wird die wahre Theologia und Philoſophia Studirt, ar
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74 Die II. Theofophifche epiftel. .
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die Lehre von dem Geheimnus der Gottſeligkeit a
aller Menſchen Rath,
doch nicht die gerinafte
beſte, das von dem
Witz und Weißheit zuſamen
Stuffen von diſer Spur, dieweilen aller Menſchen
Dach, Verſtand und Witz muß daran untergehen und
Menſchen gethan wird, nur den Tod Chriſti erreicht,
ffenbar. Sintemal wenn
ſtuͤnden, ſo finden ſie
ſterben, weilen das
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aber nicht das vom Tode auferſtandene neue Leben. a SER
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Neben dem allen muß ſich freylich in unſerm
del, Wandel und Llingang- nichts ſtraͤffliches oder
Ich zwar bin ein ſolcher, der allem, was von auſen
9 2
gantzen aͤuſerlichen Han⸗
tadelhaftes ſehen laſſen.
ſichbar in einiger Auneh⸗
mung erſcheinet, ſeine Augen verſchleußt, und alſo folglich mit verſchloſſenen
„
sur
Augen ſiehet;
helffe unſerm von der Welt verworfen
s ſeine Schmach tragen:
- ausbreiten. Dann wir befteiſſigen uns vor GOtt
„ſichen Wandels um in Unſchuld und Lauterkeit
erſcheinen, wann Er kommen wird zu richten
„Hit durch einen Mann JEſum Chriſtum,
aber mit ſteiffer Hoffnung in allen Dingen auf das ewige,
unſichbare und bleibende Gut. Biſt du nun ein ſolcher, der allen Glantz und
Schein der aͤnſerlichen Welt verachtet, fo trete mit vors Lager hinaus; lad
5 und mit Dornen gekroͤnten IEſit
fo kan ſich das Heil Gottes uͤber dein ganges Haus
eines reinen und unſtraͤf⸗
vor ſeinem H. Angeſicht zu
den Welt⸗Kraͤyß in Gerechtig⸗
durch welchen Er jederman
den Glauben vorhaͤlt, und in ſeinem Namen die Vergebung der Suͤnden,
welcher
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ligung und zur Erloͤſung. So warten wir
der ſeligen Gedult durch Langmut erworben, und
«orten: En dr anal TEL RER, AR 7
Flehen, daß bald auler Suͤnde und Verderben auf
—
uns von G Ott gemacht iſt zur Weißheit, zur Gerechtigkert, zur Hei⸗
dann fer durch Hoffnung in
halten an mit Grbär und
„ moͤgte geſteuret, und die ewige Erloſung offenbar wur, damit wir doch bald
bald moͤgten das rechte. L
ewiglich. Sounſten wuͤnſche
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Kraft aus GoOtt und ſeinem
bliche verſchlungen wuͤrde
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dein ganzes Erdboden
eben haben, u. alles Leiden moͤgte zu End gehen,
und der Tod und alles Verderbliche und Ster
dir die mittheilende Seiſtes⸗ und Segens⸗
reichen Geiſt uͤber dich und dein ganßes Haus,
damit das Gluck Jeruſalems über dir und demſelben ruhen moͤ:
und ewialich Amen. f | 8
„Eeſchrieben von einem nach der ſtillen Ewigkeit wallenden Pilger
0 C. B. einem Nichts⸗veſitzenden auf diſer Erde.
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® Diel 1. Theoſophiſche Epiſtet. = 75
3 Die III. Theoſophiſche Epiſtel. b 5
Eine umſtaͤndliche Entdeckung des Graͤuls der Verwaſtungg
un der ſo genannren Chriſtlichen Kirche ſamt
| deſſen Urſachen.
5 5 HEfis unſer Licht und Leben.
Erulich⸗ gelibter Bruder in Chriſto ICſu! biſt du noch bey deben, fo bin
D ſehr erfreutet noch einmal mit dir zu reden durch dieſes Schreiben. Es
find bereits fünf Jahr, daß ich das lezte mal an dich geſchrieben, und nun
ein Jahr, als ich das letzſte Schreiben von dir empfangen, welches mir ſehr
zu Hertzen gegangen, ſonderlich wegen der Hinfaͤlligkeit dieſes Lebens, und
daß alles, was man ſiehet, auf fo unßcherm Grund und Boden ruhet. O wie
fo gar unſicher, nichtig und eitel find doch alle Dinge! Ich kan ſagen, daß
mich noch alle deine Briefe in vil Nachdencken geſezt? dann bald heißt es der,
bald wieder, ein anderer iſt Zeſtorben, villeicht heißt es Morgen alſo von uns.
Was iſt aber nun zu thun in ſolchem Fall? Es waͤre freylich beſſer geweſen⸗
du haͤtteſt in deinem Wittwen⸗Stand mehr auf das Unſichbare denn auf das
Gegenwaͤrtige Sichbare geſehen: ſo haͤtteſt du villeicht dein Leben mehr zu
GOtt, und dein Hertz mehr zu dem Unſichbaren wenden koͤnnen. Ahein die
groſe Ulnwiſſenheit und ſchwere Knecheſchaft und Bande der geiſtlichen Sine
ſternus unter dem Druck und Joch des Geiſtes dieſer Welt und der irrdiſchen >.
Nahrungs⸗ Sorgen laͤſſet uns nicht an GOtt oder zu ſeinem. Licht kommen.
Doch iſt unde bleibet GOte gut, und hat Gedult mit uns, und wartesauf -
unſere Baſſerung von Tag zu Tag, von Zeiten zu Zeiten, und will nicht,
daß jemand verloren werde; ſondern vilmehr, daß allen geholfen werde, und
ſich jederman zur Buße kehre, dieweil Er einen Tag beſtummt hat zu richten
den Welt⸗Krays durch einen Mann, in welchen Er jederman den Glauben
fuͤthait, und durch Buße die Vergebung der Suͤnden. | 4
Es wäre zu wuͤnſchen, daß wir mehr darauf Acht hatten und Nachden⸗
cken, wo wir mit unſerm Thun and Qvercken hin wollen auf den Tag der
Rechnung u. Einernde Gottes; da gewiß einern jede. ſein Werck, werinnen
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3 Nerf TEL bpiſ fe! Ri
=: . Die III. Theofophifche æpiſtel.
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er hier gewirckt, wird nachfoisen in die Ewigkeit. Ich meines Theils habe mein
Los auf dieſer Welt fahren laſſen, und ſuche mein Leben in GOtt zu endigen⸗
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O wie wol hab ich gewählet, daß ich die Zet der gnaͤdigen Heiſnſuchung Got⸗
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ehr Chr mern 9 yet — e n Poi > Wiesseer 1506 Not 1
ces nicht verſcherzet, und durch Buße uud Reue der Eitelkeit dieſer Welt Urs
7 f 2 u ale Ass „ 1121 var 1 Sfr . * en
laub gegeben, ob es mir wol in dig drey und zwantzig Jahr auch fo ſauer wor⸗
31
den, daß ich oft des Tages fir Hize und des Nachts für Froſt verſchmachtete,
ſo reitet es mich doch nicht. Dan ich kan ſagen, daß ich mit allen Kraͤften
habe GOtt gedinet, habe doch nichts übrig; ſondern liege im Staub meines
\ ersigen GOtt er⸗
worben habe; daß ich in groſer Gedult ſeiner warten kan in allen meinen Sa⸗
eigenen Nichts / woriüen mir einen ghädigen und barmh
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7
chen, und weiß, daß ich wol bleiben werde biß in Ewigkeit. Dan der Him⸗
ze
mel, und die Erde, und die Wercke, die drinnen ſind, werden vergehen; wer
uber den Willen Gottes tuht, der bleibet in Ewigkeit. Und das iſt der Wille
Gottes, daß wir leben nach feinem Wort, und reinigen uns von aller Elndız
gend durch den Glauben in feinen Sohn, der uns heiliget in feinem Wort
durch den H. ⸗Geiſt, welcher ins erworben iſt durch fein Blut, in welchem
wir haben den Zutritt zu dem Vater und dem Sohn, um anzuflehen zu der
Zeit, wann uns Huͤlf noth ift. |
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Dieſes iſt, mein liber und ſehr werther Bruder! welches ich fuͤrhatte dir
zu ſchreiben, nemlich von unſer aller Helk in Chriſto IEſu, durch welchen
wir das Reich Gottes und deſſen Eingang wieder erlangen. Wir ſind zwar
*
an unſerer Jugend vil weiß gemacht worden; haben aber leider wenig Ein⸗
druck bekommen weder von dem, was Sünde oder Gnade oder Geſetz
und Evangelium if, Des wegen wir auch mit unſerm Hertzen feſt in aller
Witelkeit hinfuhren, ohnangeſehen des vilen Lehrens u. Lernens: alſo daß wart
ich der Heimſuchung Sottes inwendig hide hasse Gehoͤr gegeben zur Buße
von dem breiten Welt⸗Weg ab; fo wäre ich wol bey allem aͤuſerlichen Pre⸗
digt⸗Hoͤren und Sacrament⸗ Brauchen verloren gegangen und zwar nicht
wegen der Sachen ſelbſt, ſondern wegen dem boͤſen Gebrauch der Sachen.
Dann es iſt alles an einen Ort gebracht mit dem ſo genannten aͤuſerlichen
Gottes⸗Dinſt, daß nicht allein die Menſchen ins gemein ſich nicht zu bekeh⸗
ren brauchen; ſondern die Prediger ſelbſt find meiſtens unbekehrte, naturliche
und flelſchliche Meulſchen, leben in Hoffart und Welt⸗ Libe⸗ und thun
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5 Die III. Theoſophiſche ps ir, 45
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den Willen des Fleiſches und der Vernunft in boͤſen Werckenn: haben das
ewige, lebendige und ſelbſtaͤndige Wort Gottes, das da wiedergebaͤret, niche
in ihnen wohnend nech vil weniger bleibend; ſoudern ſchwaͤtzen und lehren aus
eder natuͤrlichen en enſchaft in erlernten Keden me nſchlich er Weißheit, und
richten geiſtliche Sachẽ ſtelſchlich die doch ſolten geiſtlich gerichtet ſeyn: leger
die Schrifft, die doch kein natuͤrlicher Menſch verſtehet, mit ihrer gang! irre
diſchen und blinden Vernunft aus: machen alſo die Leute ſuͤndigen du rch Pre⸗
digen / daß weder ſie ſe bt noch einiger anderer Menſch, im Gr unde kan ge⸗
beſſert werden. Was iſt dann Wunder? wenn die Welt alle T Tage aͤrger und
koͤſer wird, dann Lehr und Leben find zu gleich verdorben; vergiftet und
unheilbar worden. Es haben ja beyde dehrer und [Zuhörer die lebendige Quel;
le verlaſſen, und nah ſelbſt Brunen u. Froſchlacken geſuchet nach ihrem ei⸗
genen Geſchmack. Darum fie fi) auch weyden und maͤſten koͤnen zur Schlach⸗
zung auf den Tag, wann. Gott das Verborgene der menſchlichen Hertzen
offenbar wird machen: da dann einem jeden vergolten wird, nachdem ſeine
Wercke ſeyn werden, nach dem Zeugnus der Schiffe, die den Weg zun
Reich. Gottes richtig abmahlet denen, die nach dem W ort Ne Zeugnus fraa
gen und darnach leben.
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Gtwiß „mein liber Bruder! ift die reckte 175 und aum folgends der
Weg zum Reich Gottes, ganz untergegangen: dann der enge .
und Glaubens⸗Kampf iſt ganz und gar aus der Acht. Es wird fo gleich ind
man ſie ſchlechthin ohne einige Buße nur lehret an Chriſtum glauben, und
das ſchnurſtracks dent Sinn Gottes und ſeines Geiſt ies Aus drucken in An
Schrift zu wider. Denn dert heißt es: thut Buße, und laſſe ſich ein jeder
taufen auf den Namen IEſu Chrifti , fo werdet ihr impfahen die Gaben des
H. Geiſtes Se, So hat auch Johannes der Taͤufer niemand ohne Buß taufen
wollenz ſonſten haͤtte er nicht geſagt: ihr Otter⸗Gezuͤchte &c: und: ſcher f
zu, fh rechtſchaffene Fruͤchte der Buße &c: 5
Nun fol 8 hoͤren, mein Bruder! weraus 8 ales Verderben in die Welt
kommen iſt. Du kanſt mercken, daß ohne Buße weder Glaube noch Tau⸗
Ke Plat hat; 0 Gon will Kine Derhe iſſungen des ewigen Lebens keinen
ö K 2 5 unbekehrten
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Anfang der Jugend eine gewiſſe feifchliche Sicherheit eingeſchwaͤtzet, indeme
5 *
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78 9 x Die II. Theo 0 Sliiiche Epiſtel. . > 5
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tinbekchrten Desafchen laſſen thellhaftig werden. Darum, als Chriſtus in vie
Welt kam, das Himmelreich zu offenbaren, ſagte er feinen Juͤngern, ſie fo ° _
5 ten hingehen, und den Menſchen ſagen: fie ſolten Buße tuhn, und ihren
Sinn aͤndern, denn das Himmelreich wäre herbey komen. Wäre man bey
dem Sinn geblieben, fo wäre die Kirche Chriſti rein und eine Jungfrau ge
blieben, denn es hätte keiner ohne Buß und Veraͤnderung der Sinnen in die⸗
ſelbe kommen koͤnnen: waͤre alſo demnach die Kirche keine ſolche Nord⸗
. Grube voller unreiner und fleiſchlicher Menſchen, wie leider am Tage iſt,
daß auch das übel fo groß iſt, daß mit Galgen Schwerde und Rad kaun
genug kan gewehret werden. Ich weiß gantz keinen Unterſcheid) daß der fo
enannten Reformirten Lehr vom Glauben frommere Menſchen mache, als
im Pabſtehum die Lehre von den Wercken. Denn wen die Rechnung ſol⸗
te gemacht werden, wie vil von den Reformirten um ihrer boͤſen Wercke wil⸗
len ins Gefoͤngnus oder an den Galgen kommen, gegen denen im Pabſt⸗
thum / oder die aus denſelben um ihrer boͤſen Wercken willen gerichtet wer⸗
den, wuͤſte ich nicht, welche Parthey der andern heraus zu geben haͤtte.
Weil deni nach alle Partheyen gleich boͤß und gottloß leben, fo moͤgte ich
wol gefragt haben: woran man die reine Lehr, die man meynt zu haben, er⸗
kennen fol. Dann gewiß, wo eine Lehr keine Frommigkeft mit ſich bringst;
fo iſt fie falſch und boͤß, fie mag hernach einen Schein haben, wie ſie will.
— — — —
8
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Was will aber davor ſeyn? Chriſtus ſpricht: Pflanzet einen guten
Daum / ſo wird die Frucht gut / dann an der Frucht ſiehet man, wie
des Baums gewartet iſt. Dann es werden nicht alle, die da ſagen Err!
Sterrl in das Himmelreich kommen; NB ſondern die den Willen thun
meines Vaters im Himmel. Sollen nur die eingehen ins Reich Sottes, ſo
werden getoiß vil Herr HeErr⸗ſager drauſen ſtehen und warten, weil ff
des HEcren Willen nicht gethan. f g 35%
Wo will es nun demnach mit dem ganzen fo genannten Chriffea
Haufen hin, die alle HErr Herr ſagen, und thun doch nicht deſſen Willen.
Der Wille Sottes iſt uuſere Heiligung, u. daß wir durch Buße und Glau⸗
en ben in guten Wercken trachten nach dem ewigen Leben. Wer nun demnach
micht in dieſer Arbeit ſtehet, der lebek nicht nach dem Willen Gottes, und kau
a ſeolglich⸗
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Die III. Tnesierhriche mp hihi 8 N *
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folglich kein Theil noch Erbe haben en den vecheiſſenen Wüleen ber ute ha
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ro lichkeit. O wie blind lebet doch alles in den Tig hinein? wie Hann den
ſo gar unwiſſend an G Ott und feinen Wegen? auh G Ott! toie wenig Pren⸗
ſchen werden richtig geinacht, ins Reich Gottes einzugehen. f
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Gaewiß iſt die Blindheit fo groß, daß alle Verfuͤhrung
gantz natürlich eingefleiſcht worden, daß es gar ſchwer zugehet, biß man
nur ein wenig darinnen kan wackelend gemacht werden. Dann es iſt alles
fo weit von GOtt ab, daß faſt Niemand weiß, wo es mehr zu holen iſt, und
muͤſſen es meiſtens auf Gnade und Ungnade laſſen ankommen. Dann der
Weg ſelbſten, wo die wahre Seligkeit erworben oder gefunden wird, iſt gantz
unbekañt: obſchon einmal ein guter Gedancke ins Hertz form, fo iſt doch alles
fo verwickelt, daß es Gott nicht zu erreichen vermag, bleibet alſo faſt alles in
der Geburt ſtecken, und kommt zu keinem Ausgebaͤren: i 5
Ich verwundere mich ſelbſt, daß ich mit fo vilen Unmſtaͤnden an dich
ſchreiben muß; allein was will davor ſeyn. Wan man einem ein neues Kleid
will anlegen, fo iſts billig, daß man ihm zu erſt die alte Lumpen aus ziehe:
dann man faſſet nicht Moſt in alte Schläuche &c. Ich verſichere
dich, mein Bruder, daß alles in ſolcher geiſtlichen Trunckenheit und Unwif⸗
ſenheit lebet, daß es kaum bey einem kan errathen oder gedacht werden, wo
es fehlet, und zwar ſonderlich, weil die Dinge, worinnen man meinet das
„Beſte zu haben, ſelbſten fo weit aus der Ordnung find, daß nicht mehr die
geringſte Spur darinnen iſt, wie es wol ehdeſſen von GOtt und feinen Hei⸗
ligen iſt geordnet worden. Die von GOtt niemals erhoͤrte oder gedachte
Kinder⸗Taufe iſt keine geringe Urſache, ſonden ein ſtarcker Grundsatz
worauf das gantze Gebaͤu der verfallenen Welt ruhet. Und weil det An⸗
fang des menſchlichen Lebens, nemlich ſo bald man auf die Welt kommt, ei⸗
nen ſolchen ſchoͤnen, eitelen und prächtigen. Eingang hat, was will davor
ſeyn; wann hernach ſolche Fruͤchte daraus wachſen, daß die Welt ſo voll Un⸗
geziffer wird, daß es einem eckelt daſſelbe nur anzuſehen. Dann es wird in
der gantzen Sache nicht gedacht, was es ſeyn ſoll, und was es zu bedeuten
habe, wann jemand ſoll getauft werden: und noch das allermeiſte iſt, daß man
ſeolche taufet, die man nicht einmal fragen kan, ob ſie wollen getauft ſeynd,
. K 3 ſchnurſtracks
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20 Die 111. Theofophifche Epiſtek. |
ſchnürſtracks wider den neuen Bund, der durchaus keine Gewalt noch“
Zwang leidet. Weil es dann demnach ganz wider die Ordnung des neuen
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Bundes iſt, jemand zu taufen, der ſelbſt ſein Wort nicht darzu geben kan:
—
fo begehet man hernach einen noch groͤſern Irthum, und nimmt andere dar⸗
zu, die ſelbſt noch untichtiger find als das Kind, um der groben Suͤnden wil⸗
ken, derer das Kind noch keine begangen. Die ſollen dann vor das Kind
ſtehen, daß es in feinem Tauf⸗Bund anuferzogen werde, den fie ſelbſt noch
nie gehalten, auch noch nicht gedencken zu halten. Und fo taufet man alles
hinweg ohne Ausnahm, wenn auch Vater und Mutter ſamt dem Tauf⸗Pa⸗
ten mit einander in ihren Haͤuſern in Neid und Zanck, in Zorn und Haß,
in Feindſchaft und Unzucht, in Hurerey u. Betrug und in Lagen leben, und
an ſolchem eiteln Sinn wird dann auch getauft. Dann da wird in der gan⸗
zen Sache nicht an GOtt gedacht; vilmehr wird darauf geſehen, wie
weit ſich das Vermoͤgen erſtrecket vor eine gute und mit allen Ergoͤtlichkeiten
Angefuͤllte Mahlzeit, da man dann zuſamen iſſet und trincket, und wird trun⸗
ken mit den Trunckenen, da wird leider wenig an das arme Kind gedacht,
gas nemlich ihm zu thun ſey in ſeiner Seligkeit. uw N
Sihe mein liber Bruder! fo iſt unſer Eingang in dieſe Welt, und ſo
geben wir, und fo haben wir die Welt gefunden, und ſo gehen wir auch wi
der drauß, und werden eben wieder von ſolcher Geſellſchaſt begleitet zum Gre⸗
be, welches auch wieder mit Eſſen und Trincken angefangen und vollendet
} ;
wird. Und haben meiſtens alle gleichen Eingang; gleiches Leben nach dem
auf dieſer. Welt; und hernach wieder gleichen Ausgang. Und wie fie hey
dem Eingang alle ohne Unterſcheid aufgenommen werden, ſo werden ſie auch
bey dem Ausgang oßne Unterſcheid ſelig geprieſen, fie mögen dann auf der
Welt gelebt haben, wie ſie wollen. Meyneſtu nicht, mein liber Bruder!
daß es mir zu Hertzen gehe, wenn ich hören muß: der iſt geſtorben; der iſt
geſtorben; Item, der hat wieder ein Weib genommen: der u. der hat auch ge⸗
heuratet, da inzwiſchen nicht vorkommt, ob einer oder der andere hatte G Ott
kennen lernen, oder wie ſich der und der zum Sterben geſchickt und bereitet
habe Sc: Und fo iſt Weiber⸗ nehmen / Gebohren⸗ werden / Sterben /
oder aus der Welte gehen alles einerley; es wird in der Eitelkeit ange⸗
fangen; es wird in der Eftelkejt fort gefuͤhret; es wird hernach in der Eitelkeit
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Die III. Theofophifche Epiſtel. 8
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vollendet, und ans Zil gebracht. Und ſo faͤhret eins dem andern nach ohne
Ausſehen, u. die bey dem Leben bleiben, die bleiben ohne Nachſehen, und jo
hat alles gleichen Eingang und gleichen Ausgang: und wird in dem rechten
Grunde, wie es ſeyn ſoll, faſt das wenigſte an Gott gedacht, ohne nur, daß
ian um das aͤuſere Leben betrübt wird, u. laͤßts hernach nicht loeiter komen.
8 8 i 5
Ich habe nicht wenig Betruͤbnus uͤber Br: N: N: Stand bekommen,
ſonderlich weil alle ſolche Dinge geſchehen, ohne daß ein Menſch darauf ach⸗
tet, was ſie im Grunde bedeuten. Es iſt mir eingefallen, als ich vor acht⸗ s
zehen Jahren wolte in dieſes Land ziehen, ſo hat ſich einer von meinen beſten
Freunden fehr darüber entruͤſtet, ſtellete mir meine Brüder für, und verſeizte,
wie ich es wuͤrde vor GOtt verantworten muͤſſen, dann dieſelbe waͤren durch
mich uͤberzenget worden, u. jetzt lieſe ich fie ſitzen. &c: Worüber ich zwar erwie⸗
derte, wie ſolches nicht in meinem Vermoͤgen ſtüͤnde, ihnen zu ſeyn, ich muͤß⸗
te fie hierinnen GOtt befehlen, woruͤber er weiter verſetzete, daß ich feiner ge⸗
dencken wuͤrde, wann er faulen wuͤrde, welches auch geſchehen; die Saß
blieb mir liegen, und jener iſt geſtorben, der ſolches zu mir ſagte. Darum ⸗
mein liber und werther Bruder! wundere dich nicht, daß ich mit fo vilen Un⸗
ſtaͤnden muß zu Werck gehen: es lieget etwas auf mir von euer aller Heil, die
ihr meine Brüder und meine Schweſtern ſeyd, und mich gehoͤret und geſehen ®
habt, und dabey meinen ernſtlichen Wandel nach meiner Bekehrung gelibet⸗
bvelches ſchlecht hin Fleiſch und Blut nicht vermag, dann es erreget Krieg
wider GOtt und ſeinen Willen. En ; .
* > 5 4
Siehe, mein liber Bruder! dieſes iſts, mag ich an euch alle habe,
weil ich einen ſolchen ernſtlichen Buß⸗ und Verleugnungs⸗Meg hab
eingeſchlagen, und ihr mich doch alle nicht weniger habt lib behalten; fo bimmm
ich in derſelben Libe euer aller Schuldner geblieben vor G Ott um des Guten
willen, und bleibe es noch biß in Ewigkeit, fo lang euere Lebe nicht nach Are
der Natur in einen Haß verwandelt wird. Wes wegen mein Hertz in keine
geringe Bewegung geſetzt wurde uͤber dein Schreiben wegen N: N: heftigen:
Verlangen nach uns, ſo gar daß ich auch in vil wichtiges Nachdencken vor
GOtt bin darüber kommen. Ich weiß zwar allerdings, daß wir kaum von
Janßen ein ander mehr ſehen werden: dann wie du in deinem Schreiben er
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ec, % nehmen deine Lebens⸗Kraͤfte ab, und eileſt dem Ende aller Dinge zu,
fo gehen auch meine Tage da hin, indeme ich allmaͤhlich zu alten anfange,
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und fo wird es auch bey den übrigen ſeyn. Vile andere ſind ſchon geſtorben,
und fo vergehet endlich alles, was wir gewußt, geſehen und gehoͤret haben,
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und wir fo gleich mit, alſo daß in kurtzer Zeit weder unſer noch unſers Thuns
wird gedacht werden, ohne worinn teir mit unvergaͤnglichen Sachen zu thun?
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Was ſoll ich dir dann weiter thun? mein liber Bruder! und womit ſoll
ich dich beguͤnſtigen? ich will dein Hertz faſſen in derſelben Libe, worinnen du
mich vor G Ott erkannt haſt, und will mit deinem Geiſt in GOtt eindringen,
daß wir eins in Ihm und feiner Abe werden, ſo haben wir den verlornen
Schatz wieder gefunden. Solte dich mein Schreiben noch bey Leben antref⸗
fen, ſoͤ thue eins, und ſchreibe noch einmal an mich zur Gnuͤge. Ich weiß
nicht, ob ich noch einmal werde ſchreiben Einen Standes halben, ſintemal
in demſelben gar ein wunderliches Auſſetzen habe. Und weil alle
meine Arbeit in das Unſkerbliche gerichtet IE, fo habe auch ſelbſt keine Faͤhig⸗
keit davon nach Umſtaͤnden zuſchreiben. Im übrigen ſo lebe wol, und ſey
meiner ein Gedenck vor GOtt, wo auch meine Arbeit hingsher. Ich vergeſſe
doch deiner nicht. Mein Leben und Wandel vor Gott iſt ſehr
wunderbar / und dabey heimlich und verborgen. Meine Arbeit im
Geiſt vor GOrt kan ich Niemand beſchreiben, ohne daß ich ein beſtaͤn⸗
Öiges Opfer und Anathema worden vor mich und alle meine Hruͤ z
der und gantze geiſtliche Seſellſchafk. Ich moͤgte dir gerne vil Gutes
aus feiner Fuͤlle anwinfchen, ja was ſag ich anwünſchen? wann ich dir ſelbſt
ſeyn könte ſo wolte ich mein Gutes mit dran ſtrecken, damit an meiner Zu⸗
neigung zu dir nichts ermanglen thaͤte. Was un übrigeik dein gas Haus
angehet, ſo wuͤnſche zu tauſend malen mehr Gutes, als ich ſagen oder ſchrei⸗
ben kan, ſamt deinem Warbe: dann der libe GOtt will, daß allen geholfen
werde, und daß fie alle ſelig werden. Sey wolgemut und keck in der Libe Got⸗
tes, dann der libe G Ott kan allen Mangel erſetzen, hat auch vil Ueberſehens
mit uuſerer Unwiſſenheit und Schwachheit, und träger dieſelbe in groſer Ge⸗
dult und vilem Verſchonen. Darum laß dich deine Unvollkommenheit niche
Abſchreck eu, dann wir gefallen GO bike in unſerer Unvollkemmenheit und
8 2 j Schwachheit -
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Die III. Theofophifche Epiſtel. 33
Schwachheit, als wann wir in unſerer eigenen Kraft Berge verſetzten, und
e waͤren doch nicht gedemutiget. Darum lerne G Ott liben und Ihm dinen in
deiner Schwachhett, fo wirſtu endlich ſiegen und überwinden in ſeiner Kraft,
und wirſt die Krone der Ehren erlangen und den Eingang in ſein ewiges
eich Amen. Sey zuletzt noch zu tanfend mal von mir gehertzet, geküſſet
und gelibet. Ich bleibe dein unverfaͤlſchter Abhaber in GOtt und feiner Libe.
sh C. B. Ein Kaͤmpfer und Streiter JE Chriſtt.
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P. . Liben Kinder! Euer verlohrner, in 20. Jahren nicht geſehener⸗
Bruder ſchreibet an Euch aus fernen Landen. Damit ihrs wiſſet: Ich lebe 8
noch, und habe vernommen, daß ihr ſo ſehr nach mir verlanget, darum bin
auch bewogen worden, euch zur Gnuͤge dieſes letzte Abſchieds-VBrieflein zu.
ſchreiben, daun es wird doch nicht geſchehen, daß ihr mich noch einmak
ſehen werdet, weil wir villeicht auch bald den Weg gehen, den vile andere
gegangen ſind. Darum ſchicket euch, und lernet fromm werden, und ge⸗
dencket an euren Schoͤpfer, weil ihr noch Zeit und Weile habt, fo bekommen
wir einander villeicht in der Ewigkeit zu ſehen. Dann ihr habt wol deinem
Wandel unter euch geſehen, und in was vor einem Sinn ich der Sjteikeie.
dieſer Welt abgeſagt: folget demſelben nach, fo koͤnnet ihr nach dieſem Lebem
das Himmeſreich ererben, und doͤrfet nicht erſchrecken auf den Tag des Ge⸗
richts, wenn Er kommen wird. Liben Kinder! ich habe euch ſehr lib, und
moͤgte euch vil Gutes gem, und wuͤnſchenz kan euch aber nicht vil fehreiz
ben, wie es mir gehet. Ich lebe noch in der Gottes: Surcht und
Froͤmmigkeit / die mir GGrt gegeben / und warte der Verheiſ⸗
fung ves erwoigen Lebens. Villeicht ſchreibet eder Bruder N: N; eh
ein wenig umſtaͤndlicher von meinem Stand.“ RN
Neben dem ſo wuͤnſche euch beyden Schw: N: N: und N: N: die
ihr, oder wann ihr noch bey Leben ſeyd, vik Gutes von dem guten GOtt in
euer Hertz, daß ihr leben koͤnnet nach ſeinem Willen. Ich will ſchlieſen, und
hiermit meinen Abſchted machen. Lebet wol und ſeyd des Guten ein gedenck
zu GOtt: fo habt ihr eine ſelige Hoffnung &ce. 5 =
a: gr BE 5 Die
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34 Die IV. Theofophifche Epiſtel.
22 - Arie © 2 PN 2.
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220 DE TV. Theofophifche Epiſtel. SE
Serssere Nachricht von der Antichriſtiſchen Kirche / wie nichs
e weniger von den Grund⸗Reguln der Chriſtlichen Kirche 8
und der wahren Heiligung / dabey noch unterſchiedenes
2 vorkommt von des Autoris Geführtwerdung / und
ſeinem geiſtlichen Tagwerck.
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Heil, Segen, Gnade und Kraft aus Dem, von welchem alle Fuͤlle herz
kommt , als von dem Vater der Lichter, der uns alle Schaͤtze beydes der
Weißheit u. der Erkaͤntuns GOttes geſchencket durch Chriſtum IEſum,
welcher uns von GOtt gemacht iſt zur Weißheit „zur Gerechtigkeit, zur
Heiligung und zur Erloͤſung durch ſein Blut, nemlich zur Vergebung
der Sünden, fo mir anders in der angebotenen Genade verharren, und
dDdaripen treu bleiben biß an das Ende unſers Lebens. :
Ein Schreiben an mich hat mich in ſolche wichtige Arbeit
IS 2 vor GOtt geſetzet, daß ich mich allerdings nicht erkuͤhnet haͤtte nach
eigenem Gutdüncken zu antworten, wann nicht die Wunder⸗Schickung
Ottes, die mir deinen Brief ‚singehändigst, es auf eben den Tag,
„auf welchen denſelben uͤberkommen, verfuͤget hätte, daß ich fe gleich ſchreiben
konte. Sintemalen im Ableſen deines Brieſs es in mir ſprach: du mein
0 'Ottl wenn ich wiederum ſchreiben ſoll, fo ſoll diß die Probe ſeyn, daß Du
mir Gelegenheit verſchaffeſt: u. fo gieng es auch, daß ich es noch denſelben
Tag in die Hand bekam zu ſchreiben. Ss bin ich nun in voller Zuneigung?
„ aus dem Vermoͤgen, wie es GOtt darreichen wird, mich ferner zu Legirimiten.
“ 2 2
Ich habe freylich mit groſem Verlangen ein Antwort⸗Schreiben von dir
erwartet, habe auch waͤhrender Zeit, als mein voriges Schreiben. an dich er⸗
„gangen, oftmals ſehr wichtiges Nachdencken vor Ott deinetwegen ge⸗
Habtz und iſt mir kaum erlaubet Meldung zu thun, mit was nachdruͤcklichen
Proceſſen mein Gemüt die Zeit ber beſchaͤfftiget war; weswegen dein
Schreiben mir ja freylich als eine vom Tod auferſtandene nicht geringe froͤ⸗
che Bottſchaft war. | 5 Eirſtlich
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Die IV. Theofophifche piſtet. 8 32
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naeh 7.
ECEtrſtlich zwar gab mir dein hertzliches Andencken an mich einen ſolchen
hefftigen Eindruck, daß ich es kaum ohne Traͤhnen leſen konte. U. ob ich wol
vor inigen Goͤttlichen Freuden muſte laut zur Danckſagung und Verherr⸗
lichung meines GOttes mit Weynen ausrufen wegen der gnädigen Heimſit⸗
chung Gottes, und daß dir Heil wiederfahren: fo war diſes doch das wenſg⸗
ſte, in Anſehung deſſen, daß du, mit ſamt der in deinem Schreiben an mich
gemelten libwehrten Geſellſchaft z gewuͤrdiget worden um des Zeugnus IEſir
Chriſti willen ſeine Schmach zu tragen, oder Verfolgung zu leiden. O wie.
blind iſt die Welt worden!. O wann ſie es wuͤſte! u. daͤchte daran, was ihr
über, dem Haupt ſchwebete, fie demuͤthigte ſich, und thaͤte im Sack u. in der
Aſchen Buß; aber es iſt vor ihren Augen verborgen, dan die Beßheit, Suͤn⸗
de und Ungerechtigkeit hat dieſelbe verblendet, daß fie weder Gottes Barm—
hertzigkeit noch fein heimliches Gericht erkenne. .
x : . A : 7 £ *
4. O Land! Land! wie willdes dir ergehen? O Chur⸗Pfals Chur⸗Pfalg!
4 was haft du auf dir? wie vile Tage der gnaͤdigen Heimſuchung Gottes
, haſt du uͤber dir laſſen vorbey gehen! Wie manchen Warheits⸗Zeugen Got⸗
„ tes haſt du mit Schmach und Quaal belegzt, und haft fie in ihrem Elend
o wider dich ſeufzen gemacht. O wie will es dir ergehen auf den Tag! wann.
„ GbOtt dich heimſuchen wird? Alsdann wird dein Frevel und Mutwillen
, gerochen werden, den du begangen haſt an Gottes Auserwaͤhlten. Denn
, du haſt nicht gedacht an die Zeit, darinnen du heimgeſucht wareſt / und
, haſt dich geweydet zur Schlachtung aufe den Tag des grimmigen Zorns
2. des allmaͤchtigen Gottes: und des Bluts der Armen und Senden fin Lan⸗
1 de iſt vil bey dir, darum wird ein unbarmherzig Gericht über dich ergehen,
7 weil du keine Barmherkzigkeit an Ottes Anserwaͤhlten gethan; ſondern⸗
2 dieſelben verfolget und von dir gewieſen, darum find auch deiner Suͤnden
5 ſo vil worden, daß fie durch die grole Menge wie bedeckt nd, daß du fie
. nicht mehr ſehen kanſt, biß auf den Tag, den der Err beſttimet hat, da als
=, dam alles Huͤllen wird weggethan werden. O! wie wirſen als dann jo:
„ bloß da ſtehen, wann das Kleid der Schande und Sünden dich wird na⸗
„ ckend machen, und wirft offenbar ſeyn vor GOtt und ſemen Ausertoaͤhle
ken, und den Engeln. Dann wirſen anfangen zu rufen, und ſagen: O!
Ihe Wage fallet uͤber mich, und ihr Huͤgel bedecket mich vor dem Ange⸗
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85 Die IV. Theofophifche Epiſtel.
uns
e fiche deſſen, der auf dem Scuhl ſitzet, denn die Zeit ſeines Gerichts iſt
En
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„ kommen, und wer kan beſtehen?
Wie es ſonſten um mich ſtehe, ſo kan einmal ſo vil berichten, daß ob
es mich wol in Zeit von 27. Jahr, als nemlich von der Zelt der gnadigen
Heimſuchung meines Gottes an, manchen ſchweren und blüt⸗ſauren Kampf
gekoſtet, alſo daß mir freylich find der elenden Nächte vil worden, ſo reuet
michs doch nicht, ſondern bin in Hoffnungs⸗ voller Zuverſicht, daß der Tag
der Ein⸗Ernde Gottes wird allen Sehmertzen und Hertzeleid machen ver⸗
geſſen. O! wie klein und nidrig⸗geſinnet wird man endlich, wann man im
Jeuer der Trübſal, und im Ofen des Elends wol gefeget iſt, und gewaſclen
mit reinem Waſſer, und hell und weis gemacht im Blut des Lammes welches
Sitten und Tritte man endlich lernet, alwo aller Lug und Betrug eudlich
Verſchwinden muß. O! wie fallen endlich alle Sorgen und Bekuͤmmernuͤß
diſes muͤhſeligen Lebens dahin: als nemlich, wann vergeſſen wire alle Luſt .
des Lebens in diſer eitlen Welt, und man mit nichts anders umschet, als
tinſtraͤflich vor Gott und dem Lamm erfunden zu werden. Dann gewiß | .
iſts, daß weder Gemeines noch Unreines⸗noch etwas, das Graͤul thutaund
Ligen, wird ins Reich der Himeln eingehen; ſondern nur die geſchrteben ſinde
ins Buch des Lebens von Anfang der Welt: Und. fo lebe ich in der ſeligen⸗
Hoffnung, und warte meines Gottes in Gedult, biß die Ange Nacht der
Trübſal wird vorüber ſehn. In Anſchung des Jammers, den wir hier leiden
zind tragen ſamt der vilen Müh und Tages⸗Laſt, die ich ſchon getragen um
des Zeuchnus GOttes. und Ffir Chriſti willen, fosfönte ich allerdings ſa⸗
gen: Ich kin alt und Lebens ſatt.s Wann ich aber anſche die vile Arbeit, die
dem Weinberg JE Chriſti noch übrig iſt, fo noͤtiget mich die Abe meines
Gottes zu wuͤnſchen, noch laͤuger in der Hütten zu ſeyn. Dauben liegen
mir diſe beyde Staͤnde ſehr hart an, deñ daͤh eim zu ſeyn bey dem KErrn raͤre
ja freylich ſicherer, als lange zu wohnen in diſer gegenwaͤrtigen argen und
Höfen Welt: fo iſts doch noch zur Zeit beſſer in der Huͤtten zu ſeyn, dann
es dinet mehr Frucht zu ſchaffen. 5 f
8
derſelbe nicht allein vor der
en Goͤnnern unbekannt. Es iſt
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Welt verbortten; ſondern
Angehend meinen Wandel, ſo ie
auch vil
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Die IV. Theoſophiſche SEpiſtel. ü 8 87
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mir freylich Barmhertzigkeit wiederfahren: dan ich habe gefunden, woas ich fo.
lange mit ſo viler Muh geſuchet habe. Ich habe endlich nach vilem Schmer⸗
za und Jammer rendigkeit in GOtt und Ruhe in meinem Gewiſſen ge⸗
funden z welches aber nicht eher erworben wird, als biß man genug gelitten,
worzu eine unmeßliche Treu, als die ohne Falſch iſt noͤtig iſt, weil gar zu vile,
ja faſt gantz unertraͤgliche Leidenſchaften uber einen verhaͤnget wer⸗
den. So lebe ich. nun in einer gantz unbetruglichen Hoffnung im Warten
auf den Tag IEſu Christi, und befleiſige mich eines reinen unſtraͤfflichen
Wandels vor GOtt und ſeinem Angeſicht, und dine Ihm ohne Unterlaß
mit Gebaͤt und Flehen in ſeinem heiligen Tempel. Diſes iſts auch, was ich
lange Jahr mit fo vil Fleiß und groſer Muh geſucht: diſes iſts, warum is
mich der Luſt der eitlen Welt entzogen, und habe ein von derſelben fo vere
worfenes und verachtetes Leben erwaͤhlet. Was ſonſten den gemeinen Lauf
der heutigen Welt angehet beydes in dem ſo genanten geiſtlichen als welt⸗
lichen Stand, ſo iſt dieſelbe in allen Theilen fo verdorben, daß kein anderer
Rath mehr uͤbrig iſt als die lezte Einernde in die große Kelter⸗Preſſe des
Zorns GOttes. Wir unſern Theils haben auf die Zeichen der Zeit zu ſehen⸗
die uns IEſus Chriſtus als der Sohn Gottes zuvor geweiſaget hat, daß
wir uns bereiten auf den Tag ſeiner Zukunfft, in welchem die Himmel von
eier zergehen, und die Elementen vor Hitz zerſchmeltzen werden. Weswe⸗
gen wir ja freylich allen Fleiß anwenden ſolten, damit wir vor Ihm uube⸗
fleckt und lauter erfinden zverden. Neben dem fo bin ich ſehr getroſt, und
laſſe meinen Fleiß zelten, um tichtig gemacht zu werden, vor Jym rein und
lauter zu erſcheinen. Dan es fordert gar einen reinen Wandel / ehe
und bevor man tichtig gemacht iſt / zum Anſchauen Gottes su
kommen / wodurch Geiſt, Seel und Leib muß geheiliget werden. Da mife
fer die Simten gereiniget ſeyn von alen inwendigen Zunetgungen der unor⸗
dentlichen Libe zu den Creaturen: die Glider muͤſſen ſich reintgen von allen
unzlmlichen und unordentlichen Bewegungen. Da darf in keinem Ding
mehr weder nach den Luͤſten, noch auch nach dem Gutduͤncken ſeiner Gedan⸗
cken gelebet werden: dann da muß alles Unnoͤtige dem Fleiſch und ſeinen
Luͤſten entzogen werden. Da müſſſen alle zeit- verderbliche Gelegenheiten abge⸗
ſchnitten werden, als da ſind, alte und boͤſe Gewonheiten, die durch den lan⸗
gen Gebrauch gleich als zur zweyten Natur werden; da dann ſonderlich der.
ö | ‘3 | Umgang
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33 N Die Ev. Theofophifche piſtel.
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Umgang mit weltlichen Menſchen zu meyden, ſintemalen fo wenig man Jeu⸗
er im Buſen tragen kan, ohne ſich daran zu verletzen, eben ſo wenig kan
eine Gottlibende Seele mit welt⸗gefinten Menſchen umgehen, daß fie nicht bes
flecket werde. Man ſoll nichts reden, als was nuͤtzlich zur Lehr, zur Straß
und zur Beſſerung und da es Noth thut zum nuͤzlichen Gebrauch der Sa⸗
cher beydes nach dem Leib und nach dein Geiſt. Man ſoll weder eſſen noch
trincken, ohne daß man GOtt mit reinem Hertzen und guten Gewiſſen davor
dancken kan. Alles, was über den nötigen Gebrauch iſt, gereichet zur Suͤn⸗
de. Alles / was uns auf die Stunde des Todes oder den Tag
des Gerichts gereuen moͤcht / ſoll man ungethan laſſen vorbey
gehen / dann es ſtehet geſchrieben: daß die Menſchen muͤſſen Rechenſchaft
geben auf den Tag des Gerichts von einem jeden unnützen Wort das fie ger
redet haben. Man ſoll auch feine Augen abhalten, daß fie uns nicht zur
Eitelkeit veranlaſſen, noch fie was Arges laſſen anſehen. Man ſoll feine Oh⸗
| ren zuſtopffen, daß fie weder Blutſchulden hören, noch durch andere unziem⸗
liche Dinge vereitelt werden. Man ſoll alle Sinnen, Rathſchlaͤge und Ger
dancken ſeines Herzens bewahren, daß fie unſere Seele nicht machen von
Ot als dem hoͤchſten Gut abirren. Man ſoll ſeine Fuͤſſe bewahren, daß
00 : 43: 2 * 8 > € ; £
a fie uns nicht verleiten, auf dem Wege mit den Uebelthaͤtern ein gortlos dos
ben zu führen. Und fo ſoll kurzum unſer ganzer Wandel in all unſerm Thun
mit Gottſeligkeit aus gezieret ſeyn und ſoll nichts weder bey uns geſehen noch
gehoret werden, gleich als ob wir nicht glaubten, daß wir auf den Tag des
Gerichts von all unſerm Thun miſſen Rechenſchaft geben.
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1 = 1 © .
Dann geddiß, fo bald die F. Pforten unferer aͤuſeren Sinnen, als da
find: Hören; Sehen, Schmecken, Ruͤchen u. Fuͤhlen, der Weft und derer
e
. Zürlkeiten verſchloſſen u. verrügelt ſind, fo oͤffnen ſich die inwendige Pforten
in der Schule des Heiligen Geiſtes zur Stadt des lebendigen Gottes. Dann
daſelbſt bekommt man ein anders Sehoͤr / in welchem man vernehmen kan,
was der Herr in einem redet; daſelbſt bekomt man ein anderes Geſicht,
in welchem man einſehen lernet die Wunder Gottes in ſeinem Geſeß. Man
bekommt auch einen andern Geſchmack als nemlich, wie man zuvor feine -
Luſt gehabt, und feine Seele ergetzet, in eiteler Annehmung: o hat man nun
fine zuſt an dem Wort des HSiren, koſtet und ſchmecket die Suͤſſigkeit Got⸗
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Die 1 V. Theofophifche Epiſtel-. 99 7
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tes, und die Kraͤften der zukuͤnffeigen Welt. Der Geruch wird auch ver⸗
ändert, denn derſelbe gehet nur GOtt und feinem Gang nach, alſo daß vont
allem, was nicht nach der Furcht des Hern ruͤchet, man folglich nicht fer,
Das Gefuͤhl wird auch verändert: denn da leget man feine Haͤnde nun in die
heilige Wunden⸗ Hole u. offene Seiten Ef Chriſti, u. nimt ſeine Er⸗
gezung und gastliche Lebens diſt daran. Bey dieſem Eingang durch dieſe
fünf geiſtliche Pforten oͤffuet ſich der neue und lebendige Weg, alo man
durch des Fleiſches Vorgehaͤg als die fuͤnf Pforten des Todes iſt hindurch ge⸗
drungen, und gehet fernerhin nicht mehr durch dieſelbe weder aus noch ein⸗
und nimt auch keine Bottſchaft von anderen an, was durch dieſelbe Thore
gebracht wird. O! was vor Schaͤtze der Weisheit und Erkaͤntnus Gottes
thun ſich alsdann bey ſolcher Entwehnung von der eitlen Luſt des Lebens
hervor. 5
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Gewiß iſt diſes der Weg der wahren Wiedergeburt, allo man gaͤun⸗
ſich erneuert und Goͤttlicher Natur theilhafftig wird, nach dem man geflohen
die vergaͤngliche Luſt der Welt und alle Annehmlichkeiten diſes eitelen Lebens.
Da finder man die rechte Streiter und geiſtliche Kaͤmpfer, die den Teufel ber
ſieget, die Welt uͤberwunden, und ihr Fleiſch und Blut beſtriaten. Da finder
man die rechtmaͤſige 16. geiſtliche Nazaræer, die fich aller Dinge enthalten ha⸗
ben. Da findet man, die nicht aufs ungewiſſe, ſondern aufs gewiſſe fechten.
Da findet man die freyroillige Bekenner, und Lbhaber Gottes, die alles ums
Himmelreichs willen verlaſſen haben. Da findet man die, welche das: Worte
faſſen und verſtehen, weilen fie ſich um des Himmelreichs feilfen verſchnitten
115 „„
haben. Ich ſchreibe, was ich gehoͤret, geſehen, und betaſtet hald, als vom.
Wort des Lebens, welches von GOtt in uns geſaͤet iſt. Wir glauben und bes
kennen einmal, daß ſich Chriſtus noch jetzt eine Kirche und Gemeine aus er⸗
kauft habe, die da ſieiſig ſey zu guten Wercken, und an einem reinen und un⸗
befleckten Wandel vor GOtt erfunden werde. Welche Gemeine, auf den Tag
IEſu Chriſti, wenn die zwooͤlff Apoſtel des Ldamms werden auf zwoͤlff Stuͤlen
ſitzen, u. die zwoͤlff Geſchlechte Iſrael richte, mit allen Heiligen wird gemeine
Schafe haben, die in den Wegen und Fußſtapffen der Apoſteln des Samms gie
wandelt haben; da dann freyfich in Anſehung der heutigen Welt von Lehrern
do wol als von Zuhoͤran wenige gefunden werden, die man zu dieſer heiligen
5 um
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3 Die IV. Theeſophiſche Spiſtel.
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und reinen Kirche zehleſi kan, dieweil gar wenige ein Apoſtoliſches und
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masse
von der Welt verworfenes Leben führen, Dann wo iſt wol ein ein⸗
ziger Prediger / der der dehre ISſu Chriſti und den Fuſtapffen der Aro⸗
ſteln nachwandele? Chriſtus ſpricht von ſich ſelbſt: Er habe nicht, da er ſein
Haupt hinlege „ u. ſpricht die Armen um des Himmelreichs willen ſelig: und
5 ge, 0 5
ſoricht fo gleich das Weh über die aus, die hie voll find, mit der Bedrohung,
daß ſte dorten werden Hunger leiden. u 3
..
Wann wir auf die Apoſtel kommen, ſo bekennen fie von ſich ſelbſten,
daß ſte ihre Zeit zubracht in vil Mangel, Armut und Ungemgch, und daß
fie ein Spore und Schauſpiel der Welt, und JFeg⸗Opffer aller deute waren,
und daß ſie in vil Wachen und Faſten, in vil Muͤh und Arbeit, in Hunger
und Durſt gewandelt haben. End fo wir unſerer heutigen Prediger gantzen
—
Handel und Thun dargegen halten: fo finden wir nicht allein keine Gleichheſt,
ſondern vilmehr das Widerſpil. Dan wo jene verachtet und verworfen wa⸗
ren von der Welt, fo find unfere Prediger geehret u. angeſehen vor allen ans
dern: wo jene in Armut, in Mangel u. Truͤbſal einher gingen, fo gehen dieſe
*
in Herrlichkeit, Ehre, Wolluſt und Fuͤlle einher. Ja da iſt nichts zu geden⸗
cken, das weder der Apoſtel Schr noch Leben aͤhnlich waͤre. Was iſt es dann
Wunder, daß die Welt ſo graͤulich worden, daß auch kein Rath mehr übrig,
dann ihre Tröfter haben fie verfuͤhret, u. machen ſie irre gehen auf allen Stra⸗
fin und Gaſſen, damit fie die Thuͤre zu GOtt und den rechten Weg sum
Baum des Lebens nicht finren. O Wehe des fündisen Volcks! des Volcks
von groſen Miſſethaten, das den Herrn feinen GOte und den Brunnen des
Heits als die lebendige Quelle verlaſſen. Wehe ihnen! dann wie will es ihnen
gehen auf den Tag, wann GOtt ſie heuuſuchen wird. Dan be des ihre und
threr Vaͤter Miſſetaten find zuſamen gebunden und werden behalten, weilen
ihre Fuͤhrer das Blut des Bundes verworfen, und opfern unrein Brod auf
dem Altar Gottes. Ol darum ziehet Saͤcke an / ihr Hirten und
Wachter zu Sodom: ſchlafet nicht mehr auf Elffenbeinen Laͤ⸗
gern / und ruhet nicht d ſanft in eueren weichen Betten. Dann
der Gerichts⸗Engel vom HeErrn HE ausgegangen / dir deinen
baldigen Untergang anzukuͤndigen. Die from̃e u. gerechte Soͤh⸗
ne Abrahams haben vor dich gebetten / ob etwa zehen Gerechte
— moͤgten
*
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Die IV. Theofophiſche piſtels- 38
moͤgten bey dir ſeyn; aber fie haben fie nicht funden Darum heis
ſet der Gerichts⸗ Engel Lot eilen und nicht ſtille ſtehen in die⸗
fer gangen Gegend / damit er nicht umkomme in irgend dieſer
Suͤnden und Miſſethaten einer; ſondern auf den Bergen der
Goͤttlichen Zuflucht ſich errette. So gehen wir nun und folgen dem
Rath des Engels, der uns heiſet ausgehen von Sodom Sgypten und
Babel / damit wir nicht theilhafftig werden ihrer Suͤnden, noch empfahen
etwas von ihren Plagen: denn ihre Suͤnden find in den Himmel geſtigen,
und G Ott dencket an ihren Frevel, und wirds in ihren Buſen bezahlen. Dir
kanſt alſo ſehen, mein liber Bruder! womit ich umgehe, und was ich treibe.
Ich berichte dich, daß ich deiner ſtetig vor GOtt eingedenck bin, bin alſo
min aufs neue dein Schuldiger worden. Solte es ſeyn, daß du im Stande
waͤreſt es an zunehmen, ſo waͤre freylich nicht allein dir u. deinem Hauſe zu⸗
geneigt, um zu helfen deine Laſten zu tragen; ſondern bliebe um GOttes teile.
len in allen Dingen zu deinem Heil auf den Wegen des Heils u. zu deinen
Dinſten ergeben. Du fanft kaum glauben, wie mich dein Schreiben in
Freudigkeit gegen G Ott und gegen dich geſetzet hat. Der HErr nehme uns
ferner hin in feine heilige Obhut und Sorgfalt, und gebe, was noch fehler,
und erſetze in geiſt⸗ und leiblichem unſeren Mangel. Es iſt nicht ohne, daß
mir es nicht ſolte zu Herzen gehen, GOtt weiß es, daß ich habe mein na⸗
tuͤrliches Vaterland um Gott, des Himelreichs u. des Zeugnus willen, das
ich hatte, verlaſſen muͤſſen, und habe muͤſſen in ein Land ziehen, deſſen Volcks
Sprache ich nicht verſtund, und bin ein Fremdling worden in einem frem⸗
den Lande, welches mir freylich oftmal zu Hertzen gegangen, wann ich zu⸗
ruͤck gedacht an die Weiſen und Wege, die wir in unſerer Jugend erlernet
haben, und wo alles hinfaͤhret, und daß ich, da mir durch die allerttefeſte Li
be unſers Gottes ein Beſſeres im heiligen Schauen zu erkennen gegeben
wurde, habe muͤſſen weichen in ein fremdes Land, ohn daß mir etwas übrig
blib an dem Schaden zu arbeiten. War alſo eine abgefallene Beer, von dem
Weinſtock zu Sodom, welche endlich von dem Vater der Barmßbernigkeit
und von dem Ott alles Guten iſt aufgenommene, und zur Wein—
Leſe des Wein ſtocks der Geimneinſchaft JEſu Chriſtt gebracht worden, alwo
ſich meine wilde und herbe Bitterkeit des wilden Weinſtocks verkehren, und
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in einen ſuͤſſen und angenehmen Geſchmack verwandelt worden, Nun, mein
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92 - „Die IV. Theofophifche Epiſtel. =
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liber Bruder, biſtu seien auch eine ſolche verlorne und abgefallene Beer, die
durch das erbarmende Aug Gottes gefunden, und zur Gemeinſchaft der Gli⸗
der und Eil ernde des Weinſtocks JEſu Cyriſti gebracht if: fo its ja recht
und gut, daß wir ins miteinander freuen, weil wir alſo folglich in eine
neue Bruderſchaft als von den einigen und rechten Vater ausgeboren find,
in welcher Kindſchaft rir das rechte Erbtheil der Heiligen im Licht mit in den
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der Erſtgebornen, derer Namen im Himmel angeſchrieben, kenunen. Sind
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Haus, ſo haben wir freylich einen guten Wechſel getroffen, und das dos iſt
uns gefallen auf das Löbliche, u. iſt uns ein gutes Erbtheil worden, u. werden“
ferner hin geſegnet ſeyn, und wird nicht auf uns geleget werden eine ander
ines Hertzens Freude ſeyn in meinem Alter, und wer⸗
8 |
wir alſo das Ueberölewſel ven unſcrer Ireundſchaft u. naturlichen Vaters
|
Laſt! Diß ſoll nun mei
de meinem GOtt in Swigkeit davor dancken.
—
8
Es hat nun demnach freylich mein viles und wichtiges Schreiben an
dich etwas gewolt, ſolte diſes das Ende davon ſeyn, ſo wirſtu endlich nach
7 ! 3 7 ! *
langer u. vil Jaͤhricher Mühſeliskeit eingehen in die ewige Ruh, wohin ich
mich auch ſehne von gantzem meinem Hertzen. Darum geieig wann die
Hoffnunz z Gott und die dibe zu dem unſterblichen Leben mich nicht erhal⸗
ten haͤtte, fo haͤtte ich laͤngſtens vergehen muͤſſen in denen unbeſchreiblichen
und kn aus forechltehen Leidenſchaften / die uͤber mich ergangen find, Dann
man wird gar wunderlich herum geworfen, biß das verlorne Gute wiederum
in uns offenbar wird. Es hat mich auch erfreuct ſolche Nachricht von deinen
Sohn zu vernehmen; der HErr welle ihn ſegnen mit der Hülfe aus Zion,
(N.
Di — Nee „aer „ane 4 N an Nr“ De se b
daß er das Gluͤck des neuere dernjaleins in der ewigen Welt mit genieſe. Dir
haft noch nichts Sonderliches zu melden gehabt von deinen uͤbrigen Kindern,
Villeicht leben fe nach der gemeine Weiſe der Menſchẽ, daß fie ihre Ernde mit
dem groſen Haufen zu gewarten haben. Ich gedencke auch deines Ehe⸗
weibs, wovon du mir geſchriben, welcher anzurathen habe, GOtt, als das
hoͤchſte Out, zu ſuchen, zu liben und zu begehren: dann das Weſen diſer ge⸗
genwwaͤrtigen Welt gehet vorbey, und wird zuletzt durchs Feuer gerichtet, und
die ſolche lib haben, fahren mit dahin. Sonſten wuͤnſche deinem gantzen
Hanf Heil und Segen aus GOtt und der Fuͤlle ſeiner Gnade, ſo 705 hr 5
a 7 8 1 2 ege Ei,
2
.
2
*
| Die IV. Theofophifche Epiſtel. 9
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begehreſt. Was ich fernerhin zu ſagen habe aus dem Vermoͤgen, das GOtk
darreichet, ſo bin zugeneigt ohne etwas ermangelen zu laſſen, doch werde dich
kuͤnfftig! hin mit keinen andern kaͤſten beladen; ſondern wünſche dir eine ſelige
Hinfart aus der Zeit in die Etrigkeit: ſolte Got aber noch weiter zu beydenz
Theilen das Leben laͤngern, ſo wird auch gegeben werden zu thun ſo, wie es
gut iſt. Ich bleibe eimal wie ich bin, nemlich dein Schuldner in GOte
und feiner Abe. Was unſere N: N: angehet, fo wäre mir freylich lib ge
weſen, etwas von ihnen zu verne hmen ; weilen aber vermutlich auf ihrer Set⸗
te kein Vermaͤgen mehr iſt ſich nach uns u unzuſehen, weilen fie gantz alleine,
und keine Brüder mehr haben, fo muß es gehen wie es kan. Sey deinnach
der ewigen be GOttes alles an! heim geſtellet, dieſelbe ſchaffe und gebe, was
uns allen nuͤtlich und gut zu 1 5 Heil Amen.
N
1783
deinem Schreiben an mich erg gangene en Anforderung derer gedachten Fre ae
und Goͤnner, derer Namen ſich d darin fanden. Es iſt freylich ven nicht gerin⸗
ger Wichtigkeit, wann in diſen wolckigten und tr üben Zeiten und Tagen, da
>
Wolcken und Finſternus d das ganze Erdreich bedeckt haben, und die Varh eis
auf den Gaſſen darnider gefallen, u. wer vom Bol weicht, jedermans
Raub ſeyn muß, einem das Licht im Tuncklen aufgehet, wie ich verneh me,
daß bey euch gechehen. Aber recht muß nan ſich verwundern. der entſerlichen
Ä Verſtock: ung, Blindheit und Unwiſſenheit der Di zenſchen ins gemein. Was
will nun vor ein Ende werden mit ſolchem unßüigen Verfahren en den
fo genañten Geiſtlichen und Weltlichen Gbrigkeit / die beyde zuſam⸗
men blinder ſind an dem Guten ole als der gemeine Poͤbel. Sid ene
Tr 5
fie, die welt liche Obrigkeit, ſoſten € zottes Schaf Hunde fon tt, die genañ⸗
te Gaiſcliche aber als d ie Hirten, die der Schafe pfleg gen, vor in Ne en hergel he sie
und fie weyden mit Lehr te und Weißheit, auch mit Unterelcht ven gottfeli
gen Wandel: und die Hunde fe ten die Huͤter ſeyn, daß die S Schafe geſi⸗
chert wären vor dem hoͤlliſchen Wolfe. So aber ſind ſie das Gegenrhell, it,
warten nicht allein der Schafe nicht, wie es doch ſcyn ſolte, ſendern, verbitt⸗
ren ihnen die Weyde, und wehren ihnen die Traͤncke, und rauben ihnen die
Wolle, und nehmen ihnen die Haut, und zertrett an ſte unter ihre BUN
8 wehe! ſolcher Hirten und Hunde! wie will es ihnen gehen ai if den Tag
e x M 2 2 wenn
I kan zuletzt nicht umhin, auch etwas Meldung zu thun, von der in
&
*
Be Die IV. Theoſophiſche Epiſtel.
wenn GOtt die Seelen richten wird / wie will es ihnen gehen auf den Tag?
® wenn. G Ott wird Rechenſchaft von ihnen fordern, wie fir Haus gehalten auf
dem Erdboden. Unterdeſſen muß ſich GOtt feiner Heerde und feiner Wende
ſelbſt annehmen, und wird ſie ſoichen untreuen Hirten und Hunden aus den
Haͤnden und Maul reifen, und wird feine Schafe ſelbſt weyden, und wird
fie auf die beſte Weyde führen, daß fie nicht werden Mangel leiden, und
wird ſie traͤncken mit reinen Waſſern, und wird fie unter den rechten Ertz⸗
Hirten bringen, der ihrer in Treue pflegen wird, der liber ſtirbet, ehe er ſei⸗
nen Schafen laͤſſet feid anthun. Der wird das Schwäche heilen / und
das Verwundete verbinden / und des Krancken warten / und dem
CTroſtloſen zurecht helfen. Er wird die muͤden Seelen erqui⸗
cken und den Armen helfen. 4
0
O! Darum, ihr meine liben Seelen! freuet euch mit mir in der Hoff-
nung unſers Gottes! dann Er wird euch geben, was euch nutz und gut iſt
zu eurem Heil. Er wird euch bringen unter den ſanften Hirten⸗Stab Zr,
Libet ihn nur von gantzem Herzen, und erſchrecket nicht vor dem Dranen der
„ SGotiloſen, dann wie das Graß werden ſie vergehen. Es hat allezeit fo ge⸗
gangen von Anfang der Welt bißher, dann das unſchuldige Blut Abels
ſchreyet von Anfang bis ans Ende der Welt. Und ſo muß das arme un⸗
ſchuldige damm Zus leiden in feinen Glidern biß aus Ende. Iſt euch nun
die Gute Gottes begegnet auf eurem Wege, und iſt euch Heil wieder fahren
zu einan ſeligen Andencken Gottes und ſeiner Libe, fo weicher ja nicht mehr
von demſelben. Gedencket' daran, was geſchrieben ſtehet: daß an denen, die
da weichen, Ott keinen Gefallen hab. Nehmet auf euch die Schmach Chriſti,
und trettet mit vors Lager hinaus, und helfft Ihm dieſelbige nachtragen ohne
Scham und Schande, und ſchaͤmet euch ja des Evangelti und ſeiner Worte
nicht, noch des Namens von der wahren Froͤmigkeit. Gedencket daran, daß
geſchrieben ſtehet: wer mich bekennet vor den Menſchen / den. wil!
ich auch bekennen vor meinem himmliſchen Vater; wer mich
aber verleugnet vor den Menſchen / den will ich auch verleug⸗
nen vor meinem himmliſchen Vater. Wiederum: Wer ſich mein
und meiner Worte ſchaͤmen wird / des wird ſich auch des Lienz
ſchen Sohn ſchoͤmen / wann ver kon wird zu ſeiner herrlichkeit.
Ne: . 8 TOR Sehst
| Die Iv. Theoſophiſche Epiſtel. . 97
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Sehet auf die Exempel aller Heiligen, die ehmals gelebt haben, ob ein
einiger geweſen, den die Welt hat dulten koͤnen. Abraham Iſaac az
cob David der fromme Lot und alle Heiligen Profeten und Apoſtel ſind
von der Welt verworfen worden, ſo koͤnte ich ſelbſt, wenn es erlaubet waͤre⸗
ein groſes Klag⸗ Lid ſchreiben, welche Verfolgungen ich um der ſeligen Hoff⸗
nung willen ſchon erlitten, u. wie ich ohngefchr vor 25. Jahren habe mein
irrdiſches Vaterland muſſen verlaſſen, und in ein ander Land zihen, u. hatte
unter waͤrender Zeit vile und mancherley Verſuchungen, biß zuletzt auch eine
Theurung in daſſelbe Sand kam, nicht nach Brod; ſondern nach dem Wort
des HErrn. Wolte alſo nicht laͤnger wohnen in Gemeinſchaft mit den Uebel⸗
thaͤtern um treulos wider meinen Gott zu handeln: nahm mir des wegen
vor, nach dem Untergang der Sonnen zu reifen, weilen die Sonne in un⸗
ſern Mittag und Mitternachts⸗Laͤndern ſchine unter gegangen zu
ſeyn. Und ſo iſt freylich in diſen Abend⸗Laͤndern neben der ſchoͤ⸗
nen Abendroͤrhe / die uns den frohen Morgen anzeiget / ein ſchoͤ⸗
nes Licht aufgegangen von der Hoffnung Zions / und dem
SGluͤck Jeruſalems. Alſo daß / wie ſich die Sonne oder das
Licht Gottes von Anfang der Welt gegen dem Aufgang den
heiligen Vätern gezeiget / weil fie in denen Dertern des Auf⸗
gangs der Sonnen gewohnet: ſo ſcheinet es nun an dem Ende
der Welt in diſen Aoend⸗Laͤndern bey dem Untergang den
Sonnen. a - |
Nun aber wieder auf meinen Zweck zu kommen: damals, als ich mu⸗
ſte mein Vaterland verlaſſen, wurde ich aufs Feld hinaus geworfen, und
mußte da in meinem Blut liegen, und Niemand bejammerte mich, nochz
zahm ſuh meiner an. Dieſer mein Jammer worinnen ech damals war,
gehet mir noch biß zur Stund fo zu Hertzen, daß ich kaum ohne. Wehehunn
daran gedencken kan. Ich gedachte dann, mein natuͤrliches Heimat und
Mutter⸗Stadt ſolte mich troͤſten, und reißte dahin; fo bald fie aber gewahr
wurden eines Lichts, welches Einigen zum Troſt in die Augen leuchtete:
wurde fo gleich der Neid in den Wercken der Finſternus, die durch das.“
Licht beſtraft wurden, dagegen erreget. So hieß es dann: diß iſt ein verjag⸗
tes Reh, es iſt jz da und da auch verjagt worden; laſſen wir es bey uns
5 ö 8 M 3 eimniſten,
>
*
Die IV. Theofophifche Sepiſtel.
36 |
einnisten, fo möchte es Jungen hecken, die moͤchten dann einen Sprung
unter die Woͤlfe thun, und ie zuſcheuchen. Mußte alſo wiederum hinweg
wandern ohne einigen Verzug. In ſolchem Sammer: brachte ich etliche
Jahr zu, meine kindiſche Vernunft weynete oft bitterlich, dann ich verſtund
das Geheimnus des Creutzes Chriſti noch nicht. Ich meynte, es mie
ſten alle Menſchen Jah darzu ſagen, wann. man ſich auf den Weg der
Frommen gedachte zu begeben: biß ich endlich erfahren lernte, daß wir durch
vil Trübſal muͤſſen in das Reich der Himmeln eiligehen, und daß alle, die
Da goteſelig leben wollen in Chriſto IT ſu, muͤſſen Verfolgung leiden.
Endlich ergab ich mich drein, weil ich ſahe, daß ich es verdorben hatte bey
der Welt, und nahm mein Creutz auf mich. Zu ihr und ihren boͤſen
Wercken konte ich mich nicht mehr wenden, denn es mir gar ſauer worden
in meinem Gewiſſen, biß ich ihrer und ihrer boͤſen Wercken. entlediget
ward.
Dieſes habe ich euch wollen erzaͤhlen, daß ihr an mir und allen Heiligen
lernet, was uns zu begegnen hat auf dem weg zu GOtt, und daß, wer der
Welt Freund ſeyn will, Gottes Feind, und wer der Welt Feind iſt Gottes
Freund ſey. Iſt nun euch, meine be und werthe Freunde, Gnade und
Darmbersigkeie wiederfahren, daß ihr euch der wahren Froͤmmigkeit und
Gottſelgkeit befleiſiget, fo ſehet dann fleiſig auf die Exempel der Heiligen Al⸗
ten, und mit einem ſteifen Ange des Glaubens mehr auf das Unſichbare
als auf das Sichbare, damit euch nicht verleite, was Sichbar oder auf
Erden iſt. Und ſehet fleiſeg auf das Ende und Ausgang aller Dingen, bey⸗
des der frommen und gottſelichen Seelen, und danß auch auf das Ende
und Ausgang derer, die nach dem Lauf dieſer Welt gelebet haben, und be⸗
deucket, mit welchen ahr es in der zukuͤnſſtigen Welt theilen woltet Feder ihren
Lohn helſſen empfahen. Jene oben beſchriebene leuchten aujetzt als Sonnen
oder hellbrennende Facklen im Reich Gottes, und die, fo fig beleidiget haben,
werden gepeiniget. Dis bedencket, und laſſets euch ſtets zu Hertzen gehen.
Wann euch die Gottloſen verbieten zu baͤten und zu fingen, fo ſprecht: tir
konnen es ja nicht laſſen, dann die Abe Chriſti dringt uns alſo zu thun, fo
muͤſſen wir Ihm ja mehr gehorchen dann den Menſchen. Gedencket wie
Daniel in der Gefangenſchaft zu Babel ſich gehalten, da auch ein ſo'ſtreng
Berbott von der Heidniſchen Obrigkeit gegeben war, den GOtt des Himels
. . 5 3 * niche
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nicht auzubaͤten: und wie Daniel ſolches Gebott gebrochen, und oͤffent⸗
> 9 0 PP Gert 2 „ 1 * 5
RE Die IV, Theoſophiſche Kprfiel. 9
— — —
lich des Tages dren mal zu ſeinem GOtt gebaͤtet, und G Ott hat ihn erloͤſet
von der Loͤwen Rachen, und ſeine drey Geſellen von den Flauunen des Feuers.
O! So ſeyd dann mit mir und allen Heiligen dem groſen GOet des
Himmels getreu, und furchtet euch nicht vor denen die den Leib toͤdten und
hernach nichts mehr thun koͤnen z fürchtet euch aber vor dem, der wañ er getoͤt⸗
det hat, Macht hat zu werfen in die Hölle, ja ich ſage euch, vor dem fürchte?
euch. Ich will nun ſchlieſen, und euch GOtt und dem Wort feiner Gnaden
anbefehlen. GOtt, der da reich iſt von Gnade und Varmghertzigkeit, der da
mehr thun kan, als wir wiſſen oder verſtehen koͤnnen, der ſchencke euch den“
Geiſt der Weißheit, des Raths und Verſtaͤndnis reichlich, um zu erkennen
Ihn und den Rath ſeines Willens und die Kraft ſeiner Libe, und zuletzt
den Eifer an feine Feindẽ. Zuletzt muß noch diſes melde: habt nicht lib die Welt
noch was in der Wele iſt, die Fleiſches⸗Luſt Augen⸗Luſt und Hochpracht
des Lebens, dann die Wält vergehet mit ihrer Luſt; wer aber den Willen
Gottes thut, bleibet in Ewigkeit. Nun Gott dem erolgen Koͤnig, dem GOtt,
der allein weiſe iſt, der da wohnetein einem Licht, da Niemand hinzu komen
kan, ſey allein alle Chr, Gewalt, Macht und Herrſchaft und ewiges
Reich. Er mache uns fertig, zu treiben ſein Werck, um zu thun, was vor
Schr gefällig Amen. Baͤtet für mich und alle Heiligen, auf daß unſer Zu⸗
nehmen und Fortkommen im HErrn gewiß ſey. Meinen Gruß mit meine
Hand, ich wuͤnſche, daß der Gefangenen im HErrn moͤchten vil ſeyn; doch. .
wolle der HErr denſelben, wovon mir gemeldet iſt, mit innerlicher Geiſtes
und Glaubens-Kraft zur Beharrung ausruͤſten, damit Gott une der Vas
ter unſers Hrn IEſu Ehriſti verherrlichet werde in Zeit und Ewigkeit Ame.
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8 Die v. Theoföphifche LEpiſtel.
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Were Die V. Theofophifche Epiſtel.
Die hochtheure Pforte der Myſtiſchen und tief verborgenen Ruhe
in Sott: eroͤffnet durch die Zerbrechung des Selb⸗ Willens
am Creutz / darinnen die Gemeinſchaft mit dem hoͤchſten
Gut als in der Nackendheit und Ent oloͤſung von Na⸗
„ tur und Creatur wieder gefunden wird. Nebſt ei⸗
ner Prophetiſchen Exweckungs⸗Stimme &c. Ge⸗
ö ſchrieden nach Baflel an Freunde der War:
heit den sten Monat im Jahr 1733. i
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20% Gott und dem Lamm die Ehr. x
FR SU auf ihr Trunckene! Wachet auf ihr Schlafende! Wachet auf
o 2 =
ihr Sichere! hebet eure Haͤupter auf ihr Kinder Gottes! Sehet!
dann eiter Heil komme Der Tag nahet ſich, und das Ende eilet herbey.
»Die Trauben find reiff, und die Ernde der Erden iſt dürre worden. Die
„Zeit eilet zum Ende, daß fie veraͤndert werde in die alte Stille. Wer klug
iſt, mercket darauf, und, wer wachend iſt, der kan ſehen das Licht aufge⸗
hen in der Finſternus. Dann die Waͤchter jeruſalems ſchweigen nicht,
e und, die auf ihren Mauren wohnen, find giche ſtille, damit fie anzeigen,
Has on dem Rath des Hoͤchſten beſchloſſen. Dann Er wird nicht lange
fuhr hadern, und nicht lange mehr rechten mit den Menſchen⸗Kindern.
Es wird richten und ſtrafen mit Gerechtigkeit, und wird den Elenden bald
zum Recht⸗helffen. Er wird ſeine Gefangene erloͤſen, und den Bedraͤng⸗
ten aushelfen. Alia iſt gefallen / und feine Leuchte iſt verloſchen.
Europa iſt die Sonne untergangen am hellen Mittag. America
ſiehet eine Lilie Bluͤhen. Ihr Geruch wird unter die Heiden
erſchallen. Abend und Morgen wird wieder einen Tag ma⸗
chen. Genes L Das Licht gegen dem Abend wird einen Schein
ſetzen gegen dem Morgen / und der letzt- verheiſſene Abend⸗
Regen wird dem Morgen zu Hüͤͤlf kommen / und wird das
Eude wieder in feinen Anfang bringen. Dann wird Jacob
froͤlich ſeyn / und Iſrael ſich freuen. Aber
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Die v. Theoſophiſche Epiſtel. „„
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Aber ich muß mich noch zuvor mit einer Taufe taufen laſſen: ſagt
Chriſtus, und wie iſt mir fo bange, biß fie vollendet. Die Angſt offen⸗
* barek uns, was wir zuvor nicht erkanten: alsdann erfahren wir, daß
> Gbdtt Abe iſt, und erweiſet feine Guͤte gegen uns, indem er Suͤnde ver⸗
gibt, und offenbaret uns IEſum Chriſtum am Creutz, der den Zorn ge⸗
„ buſet, und die Nache verſöhnet. O ein treuer Hoher-Priſter, der nicht
>’ truͤgen kan! Dann er opfert nicht fremdes Blut, ſondern ſich ſelbſt.
»Er gibt weder Ochſen noch Laͤnnner noch Boͤcke vor uns zum Pfand, ſon⸗
dern ſich ſelbſt. Aus Ihm und durch Ihn und in Ihm iſt alles zu ſam⸗
„men gefaßt, beydes die Thronen und die Herrſchaften und Gewalten in
„ dieſer und der zukünftigen Welt. Darum gebühret Ihm auch die Ehr
und die Macht und die Herrlichkeit jezt und zu ewigen Zeiten Amen.
Geliebte Schwerer in dem HErrn!
n Hertz iſt offen gegen dich, und wuͤnſche dir den Geiſt der Gnade
2% \ und vollen Gottese &ibe in dein Hertz, damit du eine ſolche werdeſt,
die da habe ein gut Zeugnus, und mit dem Zeugnus einen neuen Namen
welchen Niemand kennet, denn der ihn empfaͤhet. Der Herr wolle dich
fegnen und mwendig reich machen: ja der HErr wolle fein heiliges Heuer
in dir anzuͤnden, und deinen Altar erfuͤllen mit liölichem Rauchwerck, daun
deine Opfer und Brandopfer angenehm werden in ſeinem Heiligthum. Haſt
du dich nun Gott und ſeiner Heiligen Fuͤhrung übergeben, fo habe Achtung
auf die Fußſtapfen deines Geſalbten. Laß nichts in dir herrſchen, das von a
auſen einen boͤſen Schein giebt, und laß nichts in deinem Thun geſchen wer⸗
der, was dir an einem andern mißfaͤllt. Bringe keine Wercke GOtt zum
Opfer auf ſeinen H. Altar ohne die durch Leiden und Angſt im Feu⸗
er und Waſſer erbohren, ſonſt vergehen fie mit der Zeit, und du haft
nichts in der Noth. In allen deinen Ulebungen laß eine heilige Sümpel—
heit herrſchen, und eine Goͤttliche Unwiſſenheit, ſonſten werden ſie leicht
durch unsere eigene Gedancken oder durch Hoffart befleckt. Laß mimmermehr
aus der Acht dein natuͤrliches Herkommen, und dein Wieder: hinkommen
zu GOtt. Wilt du Goͤrtliche Wercke wircken, fo mache den Anfang, wann
du zum groͤſten Suͤnder worden biſt, und du ſelbſt nichts mehr thun kanſt,
dann GDE iſt in den Schwachen mächtig, In keinem Ding folge deinen
| eigenen
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6 g i Die v. Thesſobkilche 2 kel 5 0
100 Die . Theofophilche pur,
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eigenen Gedaucken, und ob fie auch ſchon Gutes wahlen,
du nicht deine Ehre den Geringeren, u. deine Macht den Grauſamen gabeſt.
Im nidrigen Stand ſey großmütig, u. wann dirs wohl gehet, fo laß die Li⸗
be herrſchen, fo bletbeſt du klein und gering in deinen eigenen Augen. Alle
deine Wercke, die ſich in GOtt endigen ſollen, die mußt du anfangen, wañ
du aufhört, Sey nimer inuͤßtg; ſondern arbeite etwas: dann ein jedes
Ding bringst dich zu feinem Ende und Ausgang, es ſey darnach das Leben
oder der Tod. Fliehe den Uingang der Menſchen, die das hoͤchſte Gut nicht
zu ihrem Zweck und Zil haben, du moͤchteſt ſonſt mit ihnen zu ihrem Zweck
und Zil kommen. Sey in allem deinem Wercke froͤſich, und habe eine ſe⸗
lige Hoffnung auf das zukunftige Gluck. In allem, was dir vorkommt,
ſehe darauf, daß du etwas von der heiligen und goͤttlichen FZuͤhrung darin⸗
nen gewahr werdeſt, und alſo koͤnneſt einen Nuten daraus ziehen zu deinem
Heil, fo kanſt du danckbar in allen. Dingen ſeyn. Habe allezeit ein lan⸗
teres und aufrichtiges Auge zu deinem Nächſten, und hoffe das Beſte von
ihm: dann es ſchadet dir nichts, wann es ſchon nicht fo iſt; wann du aber
VBoͤſes von ihm denckeſt, das ſchadet dir: Dañ die Libe dencket nichts
topfet ihre Ohren zu / daß ſie nicht Blutſchulden hoͤre. Har
be die Welt nicht lib, dann fir kan dir nicht lohnen, daß du fact werdeſt.
Der Rath Gottes bleibet einmal feſt: wer den Willen Gottes thut, der blei⸗
bet in Ewigkeit. s i a '
=
Wir muͤſſen keinen Willen haben, als den Sreyen/ den GOtt gege⸗
ten, ehe die Stunde in der Welt war: waͤre der Menſch in demſelben geblie⸗
ben, ſo waͤre nie etwas Boͤſes offenbar worden, und waͤre alſo keine Suͤnde
in der Welt. Dann fo bald der Menſch den freyen Willen verließ /
und ging in die eigene Wahl / ſo fiel er von dem groſen All in die Schied⸗
lichkeit / von der Einheit in die Vilheit / und aus der Vilheit in die
Mannigfaltigkeit ſeines Willens, woraus endlich der verbotene Baum
wuchs, wo von es heiſſet: du ſolt nicht davon eſſen. Wir ſehen alſo,
waß alles Uebel, das in der Welt iſt, aus den von Sit abgewandten 785
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*
dann ſte betruͤgen
dich. Hoffe nicht, was du ſehen kauſt, u. ſolte es das ewige deben ſeyn, dann
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alles Sichtbare iſt eitel. Libe niches, es ſey dann groͤſer als du, damit
Arges / und halt die Jugen ab daß fie nichts Boͤſes ſehe / u.
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Die v. Theofophifche Epiſtel. 10.
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len herkommt, und weil ſich der eigene Wille in der eigenen Luſt erbohren,
(welches auch nicht ſeyn ſolte, dann der Menſch ſolte ſeine uf in GOtt ha⸗
ben:) fo iſts geſchehen, daß dieſelbe eigene Luſt in dem boͤſen
Willen fo vil und mancherlez boͤſe Luſte erbohren hat in dem Leben der Eitel⸗
keit, daß fie nicht zu zahlen ſind. Und aus denſelbigen boͤſen Lüften komme
alle Ungerechtigkeit in die Welt, alſo daß man einander
haſſet, neidet, ſchmaͤhet, ſchaͤndet, hadert, zancket/ raufet, ſchlaͤget, und
der gleichen. Und weil der Menſch das einige Geſetz verlaſſen, und gegeſ⸗
ſen von dem Baum der eignen Luſt, und darinnen fo ſehr ſich vervilfaͤltigt,
daß er nichts mehr von dem Geſecz geber weiß oder verſtehet: fo muſte herz
nach das Geſetz ſich auch vermañigfaltigen, u. die Vilheit der Suͤnden offen⸗
baren, damit der Menſch ſehe, was aus ihm worden iſt, und alſo an
der Suͤnde: (die durch das Geſetz maͤchtig wird:) Urſach nehme, ſich woie⸗
der zu ſeinem Urſprung zu wenden, um die Ruhe und den Friden
in ſuchen und zu finden. Gereiß iſts, wann der Menſch die Vilſheit und
Mannigfaltigkeit der Verbildungen in der aͤuſern Welt nicht verläßt, kan er
unmöglich den Weg des Fridens und der Ruhe finden. Dann in allem,
was der Menſch auch waͤhlet oder meynet, wañ der Wille nicht geſchieden iſt
von der Vilfaͤltigkeit der Creaturen, ſo erreicht er GOtt nicht. Dann GOtt
hat einen freyen Willen gegeben, kan alfo den gefangenen von den Creaturen
und der Mannigfaltigkeit der Dingen dieſes Lebens nicht ohne Zerbrechung in
ſich einnehmen. Daher kommts, daß fo wenig GOtt⸗ſuchende Seelen er⸗
langen, was fie vermeynen, zu malen dieweil der Wille nicht geſchieden IM
von der Selbhelt und eigenen Annehmen des Lebens, das ſich durch die
Suͤnde in eigener Luſt erboren hat. Dann ſolte uns GOtt wol koͤnnen ver⸗
ſagen „was Er ſelbſt fo theuer verheiſſen hat, das dencke ich nicht, dann Chri⸗
ſtus ſpricht: ſuchet / ſo werdet ihr finden: klopfet an / fo wird euch
auf gethan. Ferner: bittet ſo wird euch gegeben / dañ wer da biez
ket / der empfaͤhet / und wer da anklopfet / dem wird aufget han.
Wie kan es anders ſeyn? dann man findet ja Seelen, die wol F. biß
10. 15. 20. biß 30. Jahr in dem Ruf Gottes getoandelt, und ſeynd noch
zu keiner weſentlichen Ueberwindung sekommen, daß fie GOtt preiſen koͤn⸗
ten heydes nach ſeiner Gerecht telt 1 — Barmhertigkelt. Andere kehren wie⸗
5 N 2 der
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162 25 Die: V. Theolophiſche Eplſtel.
der zuruͤck nach gypten und Sodom / und bleiben in der Luſt des Lebens
zan der aͤuſern Welt hangen: und well ſich GOtt nicht in ihre ungeſtorbene
und ungeſchtedene Eigenſchaft will mittheilen, fo laſſen ſie den Bund fah⸗
ren, und ſprechen: es iſt kein GOtt. Es iſt alles nichts. Ich bin lang ge⸗
loffen, und habe lang geſucht. Wann was zu erlangen ware, fo hätte ichs
vor vilen andern &. Der Menſch moͤgte wol gern haben, was verheiſſen,
iſt, wañ es GOtt ihin gäbe in feine von Ihm abgefallene Menſchheit, daß
eres in eigener Luſt brauchen koͤnte; aber das kau nicht ſeyn, dann ſonſt waͤ⸗
re der letzte Betrug Ärger als der erſte, und der Menſch wiirde daruͤber zum :
Teufel werden, und alles Gute in die Selbheit oder Beſpiegelung und ho
hes Auffliegen verwandeln. Aber das komint alles daher, dieweil man nicht
geſchieden iſt von der Selbheit des eigenen Willens, welcher noch in der Luſt
der Natur und Creatur gefangen ligt. Dann das Creutz IEſn Chriſti iſt
gar ein geheimes u. verſiegeltes Buch mit ſieben Siegeln, welche erſt
b gaooͤffnet werden, nach dem Chriſtus von den Tedten auferſtanden iſt. Aber;
ſo weit laͤßt es der Menſch nicht kommen, dann wann er durch die Haltung
der Gebotte Gottes nichts erwerben kan (dann er will fein eigen Recht ha⸗
ben) fo gehets, wie beym reichen Jüngling: man gehet traurig wieder zu⸗
ruͤck ins Irrdiſche, und bleibet an dem Welt-Geiſt hangen. r
8 a — *
: Alſo muß Chriſtus mit feiner beilsßnesr und geſundmachen⸗
den Lchre (von der Verleugnung aller Dinge J zwiſchen zwey Uebel⸗
thaͤter ans Creutz; welches dieſe Feder biß in die 18. Jahr tapfer erfah⸗
ren hat und ſonderlich hier in dieſen Landen. Was vor Schmach und Gr .
ſterung, Neid und Verfolgung ich um dieſer heilſamen und geſundm. z⸗
chendeg Lehre willen von fromen und unfrommen Menſchen hab erleiden
muſſen, kan die Feder nicht beſchreiben. Unterdeſſen aber wuchs mein edles
SGewaͤchs der neuen Menſchheit auf unter vilem Donner und
Blitz und mancherley durch dringenden Feuers⸗Proben zur vol⸗
len und Goͤttlichen Groͤße / alſo daß ich getroſt ſagen kan: wer iſt, der
mich ſcheiden kan von der Abe meines Gottes? es ſey Truͤbſal, oder Angſt,
oder Hitz, oder Bloͤſe, oder Hunger, oder Durſt; dann um ſeinetwillen wer⸗
den wir getoͤdtet den ganzen Tag, wir find geachtet als Schlacht⸗Schafe &c.
Doch ſiegen wir durch des Lammes Blut; denn wenn unſere Thuͤren und
Bi: 5 WAR „„ Pfoſten
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Die V. Theoſopliſche Epiſtel. | 105
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Pfoſten mit deinſelbigen gezelchelet nd 12 muß der Ducger vorbey gegen: W
wann der Seelen angſt und bange wird, End ſie nch voc fi
ſo tritt der Engel des Bundes ihr zur Seiten, und ſtarelet
den Engel des Sorns ab, daß er ihr Haus nicht treffe.
Daß Chriſtus ſein Blut vergoſſen, und als ein trener Heher⸗Priſter
ſelbſt zu einem Opfer worden, das uns vor Gott verſoͤhnet, weiß jederman;
daß er aber ſein weſentliches Priſter⸗Amt verwalten kan, dahin laſſens wenige
men, Dann man behilfft ſich liber mit falſchem Troſt von der eingeſoffe⸗
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nen Milch der Huren zu Babel / da man Cyriſtem zu einem Sunden⸗
Diner macht; aber wo er ein Suͤnden⸗Tilger heiſſet, da will man nicht
gibt er vor fein deben. Aber, wann das Waſſer biß an die Seele gehet / daß
Sonne am Mittag umtergehet, alſo daß man fein Leben kaum zur Helfte ge
bracht, und ſoll doch ſterben, als zur Zeit, wann kein Erretter da iſt, und
der Richter vor der Thuͤr iſt, und das eigene Gewiſſen dem Urtheil des. Rich⸗
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ters muß Recht geben, wann daſſelbe den Tod trohet, wegen des Uebertre⸗
2 Fe . 7 * 5 fi 8 ; £ / 8 -
tens n. Abweichens von dem Bund des Allerhoͤchſten, alſo daß man ſich fiber
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deſſen allen ſchuldia findet, worüber man angeklsget iſt, und doch nichts zu
bezahlen hat &c. Da da ſuchet man Chriſtum als ſeinen Heiland. und Goel:
da kan Chriſtus mit ſeinem Mittler-Amt und Loß⸗Geld beykommen, wan
Er mit und vör die gepreßte Seele in die Angſt wit, und fuͤhret den ſchweren
Streit aus, daß der Anklage gewehret, die Suͤnde abgethanz die Hand⸗
ſchrifft ausgetilget, der Name eingeſchrieben in das Stadt⸗Buch des neuen
Jeruſalems / u. verſtegelt wird mit dem H. Exit, der kan mit neuen Zungen
reden, und die Wunder und groß Thaten Gottes aus breiten &ce:
6
5 Auſſer dieſem Proceſs iſt alles Fabel und Babel / was man von
Chriſto waͤhnet und traͤumet: dann da wird der Glaube in GOtt durch Chri⸗
ſtum geſaͤet, und geboren: da werden unmoͤgliche Dinge moͤglich gemacht,
und die herrliche Thaten, die die Schrifft dem Glauben beyleget, werden dann
recht offenbar: da finden ſich die Streiter und Kaͤmpfer, welche die Welt
uͤberwunden; da findet man diejenige, die licht gufs Ungewiſſe, ſondern
85 . N 08 aufs
204 | Die v. Theofophifche Epiſtel.
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Vor dem Herrn von einem nach der ſeligen Ewigkeit wallenden Pilger / der.
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aufs Gewiſſe fechten: da findet man die nach dem Zil Laufende, wo die
unverwelckliche Krone erworben wird: da finden ſich, die ihr Leben nicht
geltbet haben biß in den Tod: da werden gefunden, die ſich erkuͤhlen unter
dem Schatten Jehovz nach ausgeſtandener Feuers- und Truͤbſals⸗Hitze: da
wird gefunden die rechte Thuͤr zum Reich Gottes, wo Abraham Iſagc
Jacob und alle heilige Maͤnner Propheten und Apoſtel find einge⸗
gangen, welche alle in mancherley verſucht, und darinnen treu erfunden wor⸗
den. Nun der GOtt, der alle Dinge lebendig machen kan, in deſſen Hand
alle Fuͤlle der Gnaden iſt, der GOtt, der alleln weiſe iſt, und mehr thun kan,
als wir dencken, wiſſen oder begreiffen koͤnnen, wolle dich ſegnen aus ſeiner
reichen Fuͤlle der Gnaden, daß dit mächtig werdeſt im Streit biß zum vollen
Sieg. Was angehet dein Libes-Andencken an mich und den liben Bruder
N: N: ſo bin ich hoͤchlich erfreut uͤber die Gnade Gottes in allen Dingen.
Obwol der Worte wenig, worinnen du unſerer gedacht: fo find fie doch. von
groſer Wichtigkeit, ſind auch deswegen bey mir nicht auf die Erde gefallen.
Was ich ſchon vor durchdringende Feuers⸗Proben in dem keuſchen
Kampf habe erlitten und durch gegangen, iſt dem bekannt, der alle Dinge
weiß. Der Sieg kommt doch endlich, wann wir nue nicht weichen und
nachgeben, dann der Glaube hat Feuer gefangen, alſo daß ich getroſt mit
David ſagen kan: der GOtt, der mich von dem Löwen und Bären errettet
hat, der wird mich auch erretten von dem groſen Philiſter. Dann Libe
At ſtarck wie der Tod / ihre Glus iſt feurig vnd eine Flamme des
Herrn / daß auch vil Waſſer fie nicht mogen aus loͤſchen / noch
die Stroͤme erſeuffen. Deſſen freuen wir uns, und ſind froh, preiſen
und ruͤhmen den, der uns gemacht hat, fein iſt alles, was Er uns gegeben.
Ihm ſey Ehre in Ewigkeit Amen. Gegeben und geſchrieben in der Stille
weder Namen noch Titul ſuchet. 8 | j
P. S. Uebrigens und letztens, fo ſeyd ſaͤmtlich, ſonderlich du, libe
Schro: N: N: famt beinent liben Mann N: N: und alle übrige von mir
als einem ernſtlichen Libhaber der Warheit Gottes zu tauſend mal gekuͤſſet
und gegruͤßt. G ihr Kinder! ſeyd doch alle GOtt getreu: Die Zeir
iſt kur. Das ebrige ſoll mein Geiſt reden Amen. 15
Die
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Die VI. Theoſophiſche Zpifiel joy
; Die VI. Theoſophiſche Epiſtel. 5
Slam̃e entzuͤndete u. von dem Treiben des Seuer⸗maͤnnli⸗
chen Selb⸗Willens gereinigte Macıa unſers Geiſtes.
Nicht weniger von einer zweyfachen Seligkeid des
N Geſetzes und Evancanı, n
Meinen Gruß und Kuß der Ide.
ar» ...”
€ ch möchte dir gern vil Gutes anwuͤnſchen aus GOtk und ſeinem reichen
eo) Geift , um zin rechten Zweck, Zil u. Ende gebracht zu werden, damit
dein in Gott verlibter ſuchender und ſich ſehnender Geiſt moͤge die Fuͤlle
haben. Ich hatte freylich nach meinem inwendigen Treiben des Geiſteß
GOttes und feiner Libe vil Sutes vor dich, weilen ich verſpuͤre, daß deine
lagia von dem Goͤttlichen Abes⸗Hunger zwar empfindlich geruͤhret; doch
—
deine Märrıx zur Einpfaͤngnus, gleich als zur himliſchen Schwanger
ſchaft, noch nicht gereinigt iſt: ſoll aber ſolches geſchehen, ſo muß der
wirckende und feurige (gift) Mans Wille etwas mehr ins
Exſincken gebracht werden, alltwo uns das heilige Weibe des neuen Bun⸗
des in das Waſſer der Sanfftmut u. Brußen der Senade u. be eintauchher.
In welcher Umarmung G'Ottes u. feiner Liebe in einer Stunde mehr
erworben wird, als wann man ſonſfen vile Jahr ſeine Zeit zubringet id
ſeinen eignen ohn unter GOtt gebrachten und gebeugten Kraͤften.
Sintemalen der Geiſt.des neuen Bundes zu erſt alles von ſeiner ei⸗
genen Feuer⸗Mannheit in den ſanften weiblichen Waſſer⸗Quall
ſuchet auf zu loͤſen, welche Beſaͤnftigung hernach von der Feuer⸗Liebe
Jeſu geſchwaͤngert und maͤnnlich gemacht wird. Aus welchem Samen aus
geboren wird das Gewaͤchs der neuen Menſchheit / welches in Waſſer
und Feuer beſtehet, als nemlich in maͤnnlicher u. weiblicher Eigenſchaft zu⸗
gleich, in welchem Bilde die rechte Tewwerarur und Gleichheit in allen
Dingen getroffen wird. | Ich
2
”
10 Die vl. Theofophifche Epiſtel⸗
— —— — v—⅛
Ich hatte ein zimlich wettes Ausſehen im Geiſt, mich dir in etwas
bekannt zu machen; allein die in⸗ und aus wendige Umſtaͤnde meines Stan⸗
des laſſen es ſchwerlich zu. 55 ein weniges in Libe zu gedencken, welche
ullerdings Gewalt im · Gewiſſens⸗Geiſt bratichet, man wolle oder wolle nicht,
damit allenthalben Urſachen gemacht werden, daß hie und da moͤchten etz
liche ſelig werden. Wie ich ſehe im Geiſt vor GOTT 1 so licget meinem
Crachten nach eine nicht geringe Hindernus faſt bey maͤnniglich in Anſe⸗
hung des Wegs zu GOTT, nemlich daß ſich Jederman (eb ſt zu vil in
der Hand hat, oder behaͤlt in Anſehung derer Dingen, die zu GOtt belan⸗
gen; da man doch billig keine Ruhe weder in Hertz noch Gewiſſen haben ſol⸗
re, biß alle Gerechtigkeit, die uns von aalen ab äuferdern hat, erfuͤllet if.
Sintemalen GOtt mit feiner Gnade nicht ehe an uns foipt ſbiß wir gethan,
was uns mit Recht kan abgefordert werden: fo haben auch wir nicht Recht
ron. Gott zu fordern, wann wir noch nicht mit unſerm eigenen Getoſſſes
ans Zil kommen find. Die wahre Seligkeit, womit wir von GOtt begnadi⸗
get werden „ wird uns freylich. u Theil 0 bine eigenes Zuthun z aber zu dem
was v ther zu thun, muͤſſen wir Hand anſchlagen. Dann. ſolen wir mit un⸗
a eigenen Recht ga ichtet ir erden und zu Grͤnde gehen, fe muß erſt was
zu richten da ſeyn. Die gemeine Suͤnden werden durchs Geſetz erkannt;
aber der inmvendige Erb⸗ſchade durchs Evangelium: darum hat auch das
Evangelium nur mit denen Menſchen zuſck affen, die nach dem Seſetz ge⸗
recht ſcheinen, daß es ſie zu Sändern mache, und alſo die Gnade an
ihnen offenbar werde. O was ein herrlicher Handel iſt es! wann Guͤte und
Treue einander auf dem Weg begegnen, und Gerechtigkeit u. Friede, ſich fuß
ſen) daß iſt: wann wir GOtt entgegen ſchaffen, und bringen es alſo dahin,
wo GOct uns a begegnen hat mit feiner Heil⸗ und feligme: chenden Gnaden⸗
Arbeit, allwo wir nicht e allein nichts mehr zur Sache thun koͤnnen; ſondern
ßfelbſt von einer ale Hand herumgeſchafft und bearbeitet und von Gott
in einem Gefaͤß der Ehren zubereitet werden. 8 72257
; “
Ss find zweherleh Scligkeieen, eine erworbene durch Wercke unter dent
Geſetz, als worinnen man feinem Gewiſſen ein Sa theit, iſt aber nicht
die freye aus Gnaden von G'Ott geſchenckte Seligkeit, darum NE fie auch
Acht t welter als an das Gewiſſen, w el ſich ſolches von der Anklage A
a er . nder
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Halt in ſich / nechſt andern Imſtaͤnden / wichtige Zeugenuͤſſe
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Die VII. Theoſoplüſche. Epiſtel. "107.
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ſindet und alſo folglich elne gewiffe Seligkeit befintt, aber Fig erreichet die f
Ewigkeit nicht. Soll man demnach die wahre Seligkett erlangen, fo muß dies
ſelbe aus dem vergoſſenen Laͤmmleins⸗Blut achoter und zuwegen gebracht
werden durch den neuen Gnaden ⸗Bund in dem Waſſer der Taufe / all⸗
wo der ganze alte Suͤnden⸗Menſch, mit arte den Wercken der Gerechtig⸗
keit ſeiner ſelbſt, als im Gegen» Bild muß untergehen, welcher Weg zu nuſern
Zeiten ſehr ſelteſam und rahr iſt. Es wird entweder ehe wahren Grund un⸗
dillicher Weiß auf die Gnade gefußt, oder mai bleibet fein eigener Metſter.
Die enge Thuͤr iſt zwar geoͤffnet / u. dem engel der Gerechtigkeit
durch das Blut JEſuü fein Schwerdt ſtumpf gemacht / es
wird aber nichts deſto weniger der Fleiß geſparer zum Eindrin⸗
gen in dieſelbe / weil man ſich bey. dem Eingang buͤckeik muß.
Dieſes wenige habe an dich mein lib wehrter- Freund n. Bruder N: N: aus
gewiſſer Zuneigung u. Libe wollen ſchreiben.
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. Angehend die Sache womit man bißher einiger Maaſen zuſammen bir
ſchaͤfftiget war unter der Beſchickung einiger Brüder aus unſerer Ge⸗
meinſchaft: fo werde hierinnen dein geneigter Gönner und Wolwwuͤnſcher bleis
ben; was aber angehet die Sache, ſo ſkehe fill, und will derſelben weder zu⸗
noch abthun, und ſuche mit den Unſerigen mit GOtt den Friden in Chriſto
SE (ont allen, die deſſelben Fridens Kinder find ) zu bewahren. Gruͤge
nur schen dem alle Hells⸗begirige Seelen, die du ertenneſt ſolchdeat ſeyn. Gyr
haze dich wol! mein Liber, und ſey GOtt und feine” Libe treulich aubefoͤhlen.
ö IE Ich dein Libhaber in dem Herr?
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Die VII. Theoſophiſche Spiſtel.
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Guten, woran noch alle / die von Gott abgewiben
ſind / durch Betrug des Welt⸗Sciſts find ver⸗
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18 Die VIE Theofophifche Spiſtel.
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Gr? Schr Anwänfhung viler heilſamen Onaden⸗Wirckung in deiner Seelen
don zur wahren inwendigen Hertzens⸗ Buß, und gründlichen Er⸗
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känntnits deiner ſelbſt im Aufgang des himliſchen Lichtes, worinnen du biß⸗
hero ſehr unwiſſend geweſen, und nicht erkannt haſt die Zeit der guädigen 2.
Heimſüchung Gottes, und die Gnade auf Mutwillen gesogen. Mein liber!
bißher, vergeblich geloffen und gearbektet, und die Welt haͤtte das Loß und 5
Zil getroffen; aber vergeblich, dan wir haben ein' Anderes erfahren, und ſte⸗
Hünelen, dieweil dieſelbe aus einem ganz andern fen entſtanden, darum
ſie auch endlich fallen müͤſſen, und nicht mehr ſeyn, weil ſte nur eine frelnde
Seſtalt find woriñen nichts warhafftiges, ſondern ein Gef f |
verden in dieſer Welt, der wird auch mit ihr erben. auf die Zeit u. den Tag,
blinde Vernnüft meynet, wañ fie von auſſen recht und Niemaffd Leid cha,
fo wärs es gethan. Es dinet aber zur Nachricht, daß Keſe Art Froͤmmügkeie
eben dieſelbe iſt, womit das Reich dieſer. Welt unterhalten bleibet, u. has
keinen andern Danck zu erwarten, dieweil fie ihr Lob alhier dakvon trägt.
Die Welt kan zweyerley Menſchen nicht leiden, nemlich gantz boͤſe / u. gantz
ute oder die wahren Sottes⸗Srommen; dann boeit ſie gſtenden ans
Dec Abfall von dem wahren Gute, u. doch bey dem Schein deſſelben geblteb en
fo kan auch das Voͤſe nicht gantz darinnen offenbar Herden; ſondern ſtelſer
auch nur eine Geſtalt dar, welches im Weſen anders fon kan. So iſt
demnach die gantze gegenwaͤrtige Welt nur ein Schein des Su⸗
ben und des Böͤſen / n. hat in keinem ein wahres Weſen in ſich
ſeloſt: drum wird fie auch nicht beſtehen, wenn fie GOtt durchs Feuer rich⸗
gen wird. In welchem Gericht die beyde Sort Menſchen, welche die
Welt ſonſten zu richten pfleget, nemlich gantz boͤſe / und gantz fromme
keinen richtigern Ausſchlag zugewarten haben als die, welche in Gleichheit der
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Die VII. Theoſo ophifche 2 p apiſte J. ;
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— 1 2
Welt in Gut und Boͤß, oder in eine r ſcheinbaren Frommiakeie ges
lebet hatten. Sintemalen die wahre Frommen durch das Gericht dieſer Wele
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Er} zn ihrer Au lung und Geneſung kommen, alſo buch die gantz Been nf
ken fir rechen: Ihre Berge fallet uͤber uns / und ihr Huͤ gel bedecket
uns vor den Angeſicht d eſſen / der auf dem Stuhl fir get, da im
Ge. Sehe die Unge ſchieden e und Heu schler und Halb! Hertzige die
mit den From. nen Kar einer Weyde gegangen, und ſich doch nicht ge schiedene
von den Böcken dieſer Welt, werden ſich alsdann erſt von a 5 hter al⸗
ler Welt und König Eh Chriſto. geſchteden ſehen von den 1 From⸗
men, ut id hin verwieſen mit allen Ge ttloſen zu den Teufen un d feinste
Engeln, und werden gequält werden von Ewigkeit zu Evigkeic, in einem
unauffoͤßlichen Band d der Schmertzen / da Heulen und Zaͤhu⸗klappen ſeyn
B wird, 82 . i
Darum, mei 1 Gber! folge meinem Rath: eile, und verzeuch nicht dein;
Seele zu . ilt du anders nicht mit der Welt verloren gehen. daß
ab ven der Spodcer rey des Volcks & Gottes ehe dich der Geiſt Noa in
Hans Linie verflucht. Dann gif Gott laͤßt ſich nicht ſpotten. Er hat
bißhero die Zeit deiner groſen Unwissen heit uͤberſe den und dich in ſe iner
Langmuth getragen. Darum ſehe zu, d daß du die g Zeit der gnaͤdigen Heim⸗
. ſuchung nicht verſcherteſt', dann es hat, G Ott alles abgeınafn ‚ wole lang
en. woit ein jedes Ding zugehen f ha it, welches als ein. Meilseriiel zur Se eligkeie
durch ſeine Sanamaıch in der Zet d der Unwiſſenheit uber uns beſchloſſen ift
Hafen nu u nach be zu GOtt, die Seligkeit nach dieſem Leben zu erlangen:
ſo pflege ein Neues, und werde anderes Sinnes. Folge und traue nicht
Sauger deinem eigenen Geiſt, damit dich das aus geſprochene 2 Weh eim n Pro⸗
fketen nicht ergreife: folge vilmehr meine m Rath, u. habe Acht auf den Sinn
Gottes und feiner Libe. Verlaſſe das albere Weſan und die Ttarrbeit
deiner eigenen Gedancken / u. ſehe mehr auf das, was vor GOtt zu
unſerer Sale recht gethan iſt, als auf das was dich dein eigen Hertz
lehrer. Dañ das Feuer iſt ſchon angegangen in Sodom, darum eilet Korb
mit ſeinen zwey Töchtern, damit er ſcine Seele errette: dann der Engel des
Bundes hat ihn ergriffen. Sintemalen ihre Suͤndenz find in den Hin: mel
Seftigen z d das Schreyen und Seufzen der Vetraͤngten und Verlaſſenen, If
oa 8 vor
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ie Die VII Theofophifche Epiſtel. 5
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vor die Ohren des HErrn Zebaoth kommen, und ihr Gebaͤt iſt erhoͤret. Der
Sünder und Spotter muͤſſe ein Ende werden auf Erden, und der Gottlofe
nicht mehr ſehn. Alsdann werden die Heiligen des Hoͤchſten das Koͤnig⸗Reich
einnehmen, und die Slende und Verlaſſene werden empor kommen, wann
die Thuͤrne fallen, und die Starcken umkomen und ſich buͤcken alle Hoͤhen
der Menſchen. 5 2 F
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2 0 — 8 . g 8
Ich meines Theils lebe ſehr getroſt in der Hoffnung meines Gottes,
und habe mirs aus Libe zu Demſelben und zu dem. unſterblichen Leben ſchen e
laſſen ſauer werden. GOtt weiß am beſten, was ich ſchon geſitten u. beſtrit⸗
ten habe. O wie vile Feinde u. Beletdiger haben auf mein aͤuſres Leben ge⸗. ®
lauret um daſſelbige in den Koth zu treten; aber durch Gottes Gnade fiche
ich noch aufgericht. Alle meine Waffen, die ich jederzeit gebrauchet habe
wider alle meine Beleidiger, waren das RAnle⸗Beugen meines Hertzens und
das hertzliche Eindringen in GOtt und in feine Libe. Was ſonſt noch
weiter zu ſagen waͤre, ſo weiß ich, daß ich noch ſehen werde das Gute im dan⸗
de der Lebendigen. Dan waß⸗ genug geltteen und geſtritten, fo wird GOtt
drein ſehen, und wird die Slenden aus dem Staub erheben, und ſeines
Volcks ſich erbarmen. Dann der HErr weiß die Gottſeligen aus der Ver⸗
chung zu erloͤſen; aber die Ungerechten zu behalten zum Tage des Gerichts,
allermeiſt aber, die da leben nach dem Fleiſch in der unreinen Luſt. Luer
ichs, mein Liber, ſo folge mir nach, u. gehe mit mir vors Lager hinaus:
wir wollen dem vor ſiebenzehen hundert Jahren gecrentzigten- und von der
Welt verachteten und verworfenen JERt nachfolgen: der hat uns gelehret
wie wir die Welt u. Ihre? Pracht verleugnen ſollen, u. ſo den Weg gebahne
ins Reich Gottes. Dieſer iſts, den meine Stele lib gewonnen um Gott
zollen. Dieſer iſts, um welches willen ich bißher gelitten und geſtritten habe:
um den hab ich es bisher mir ſo ſauer laſſen werden: um den habe ich mit ſo
viler Muͤh und Aengſten bißher gepfluͤget: um den habe ich mich aller Luſt
dieſes Lebens, und Eitelkeit dieſer Welt entzogen. Seine Libe hat mein Hertz
an ſich gezogen und fo gar beſeſſen, daß ich auch ohne dieſelbe nicht leben kan.
Dan die Libe zu meinem Heil hat ihn in Tod gezogen. Die Libe zu meinem
Heil hat ihn mit meinen Feinden und Seelen ⸗Moͤrdern in
einen fo harten Streit eingehen machen, daß ihm die Angſt ſeines .
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hat machen Blut ſchwizen , U. iſt niche gewichen. Die dibe hat nicht nachge⸗
laſſen, biß zu dem aͤuſerſten und ſchmaͤhlichſten Tod ja biß zum Tod am
Creutz, um mich aus meinem 1 und Gefangenſchaſt ziierlöfen,
Aclel was fol ich ſagen; ich bin mit Ihm gecreutzigetb und zu
einm Spott und Schauſpil worden / die Deräghter verachten
die Verächter verachten; ich aber baͤte und gehe traurig einher, und
trage meine Schmach den ganzen Tag. O wie unbegreifflich tief liget das
Geheimnus der Gottſeligkeit in uns verbargen? » Wer ſolte wol meynen, daß
das Gute mit ſolchen tödlichen Schmertzen muͤſſe zuwegen gebracht
werden, wenn es der Sohn Gottes nicht ſelbſt in der aͤuſerſten Probe er⸗
pwieſen haͤtte. Du kanſt nun hieraus wol ſehen, womit man umgehet, und
wo es hingezilet iſt, und auf. welchen Grund man bauet. Dann wir
folgen nicht den klugen Fabeln, oder eſſen umſonſt das Brod; ſondern in vil
Müh und Arbeit, in Wachen und Faſten vor GOtt, damit wir nicht andert
predigen, und ſelbſten untichsig erfunden werden. i
Was bweeiter uͤbrig, das will ich GDer und feinen ſelbſtaͤndigen und
weiſen Rath uͤberlaſſen; doch ladet dich meine Libe ein zu dem Abendmahl des
groſen Gottes. Sehe zu, daß du dich des nicht weygerſt, es moͤgte eine Zeit
kommen, in welcher es dich reuen wuͤrde, wann die Stunden des Tages vor⸗
aber ſenn, und die Nacht kommt, worinnen. Niemand wircken kan, deſſen
ſen ein Gedenck. Ich weiß wol, daß ich in dieſem Schreiben an dich meine
Böls nicht ausleere. Dañ ich bin erfuͤllet mit aller Gortes⸗ Sole,
Ich bin erfüllee mit GOtt und ſeinem reichen Seiſt. Ich habe
alles / und bin uͤberſchwaͤnglich getroͤſtet. Das Sterben Ef
Chriſti ſamt der neuen Auferſtehungs⸗RKraft herrſchet ohne
AUnterlaß in mir. Und fo lebe ich, und bin ſehr getroſt, ſtehe, und bin
unterworfen der guten Leitung und Fuͤhrung meines Gottes, wie es dieſelbe
beſchleußt, es ſeye darnach zum Leben oder zum Tod. Haſin etwa Verlan—
gen nach unſerer Gleichheit auf dem Wege zu G Ott, fo ſpare keinen Fleiß,
das Kleinod iſt gewiß: dann wir erben nicht mit der Welt; ſondern wir has
ben eine andere Saat, wo wir unſere Scheure gedencken auf den Tag der
5 igkeit mit zu füllen „dann der Name derſelbzn heiſet Gottes Wort. Wat
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733, Die VIII, Theolephifche Spiſtel.
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uns, die wir daſſelbe bey uns bleibend haben, dann daſſelbe wird unſere
Schaͤze vermehren aufs Zukuͤufftige, u. wir werden das ewige Leben ergrei⸗
ſen, und wird unſerer gedacht werden von Geſchlecht zu Geſchlecht. Unfere
Kinder und Kindes Kinder werden die Wunder des HErrn unſers Gottes
preiſen, und werden feinen Am verkuͤndigen für und für, Und fo wird
und muß es gelingen dem Geſchlacht der Frommen; die aber abweichen auf
ihre rue Wege, muͤſſen verderben. Habe ich es durch die reitzende Sibe
getroffen zu deinem Heil, wolan 5 ſo ſeye und werde GOtt verherrlichet uͤber
alles; wo aber nicht, fo bleibet die Libe ohne Abgang. Dañ es wird doch zus
letzt die gantze Fuͤlle der Heyden eingehen, und Ihme als dem groſen GOte
— > 1 ._ AR A 5 Er . . 7 7
ſeine Erſtlingen und Zehenden bringen: Ihm ſey die Ehre in Ewigteit
Amen. 5 f - .
; Gehabe dich wol, mein Freund. ; +
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£ 8 In Ar, — . * 2 Ste Se Ne Mr, 1 Ben;
MEHEIHERTIITIT ITEM EEE ksesicne
. 8 Die VIII. Theoſophiſche Epiſtel.
Iſt ein Ausfluß der Libe des Autoris gegen ſolche / die anfaͤng⸗
lich unter ſeiner Apoſtoliſchen Oeconomia durch das Wort
8 des Lebens find mit ergriffen worden aber hernacß
um der darauf folgenden Truͤbſalen willen ihr
Privilegium u. Erb? Recht wieder aus Zander g
gegeben.
A :
Fride und Freude zuvor. eg tu.
Sd ſegne euch aus ſeinem Heiligthum, u. beſuche euch mit dem Auf:
I gang aus der Hoͤhe aus der reichen Fuͤlle ſeiner Gnade, damit, wo
moglich, eure libende Geiſter von der hünmliſchen Klarheit Gottes moͤgten
wiederum aufs neue in GOtt u. nach dem zukuͤnfftigen Glück verlibend ge⸗
macht werden, um wieder etwas Theil zu nehmen an dem ver ſtebenzehen
hundert Jahren zu⸗Jeruſalem gecreutzigten IEſu, feinen Leiden und feiner
Schmach: wie ihr ſelbſt wiſſet, wis freudig ihr ohngefehr vor Funßzshen Jug 5
J ; s ; S 95
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Die VIII. Theofophifche Epiſtel.
113
ren das Wotk vom Creutz und der Nachfolge IEſu aufgenommen, und
welchen Eingang wir bey euch hatten, und wie willig ihr dazumal waret,
1 0 2 ie 3 7 7 r | 7 Ber? 1 „Sa
euch nach der Regul dee Gnaden des nenen Binndes mit allein Vermoͤgen
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und noch faſt über, DBerntögen zu ergeben. Um welches willen ich euer Ze
geneigter un Gettes u. feiner Libe willen worden, wol wiſſende, daß bey denn
8 ae — 1 5 — * > 1 5 * be 1 „„ 2
Harten, formalen und rauhen Gang ein ſehr mühſames Ausſehen vor
*
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ara lei, Pen a4 1 A. 747 ren Mer N EEE
euch war wegen der geiſtlichen und leiblichen gend: Weilen aber die iz
- u . a 2 e . . 5 BE a .
be zu G Ott nichts deſto weniger einen tiefen Eingriff in euch gethan, To
kan ſolches biß - auf den' heutigen Tag ſich »nicht verbergen „ unangeſehen.
den, daß unter den Zeiten der Gedult und Langunt Gottes vile
rauhe und harte Winde uͤber dieſes Gewaͤchs und zarte Zweiglein ergaltgen.:
Ich meines Theils habe von langen Zeiten her ein unablaſiges Andencken aa.
euch gehabt biß nun zu, und konte euch einmal vor allemal nicht in meinem
Gewiſſens⸗Geiſt aufgeben vor GOtt, zumalen weilen ich zu ſelbiger Zelt,
als wir euch das Wort von dem Creucz Chriſci verkuͤndiger beats
ten, wol merckte, daß euch die Guͤte und dangmut Gottes noch viles zu zu⸗ 8
5 0 8 7 9 —
geben haͤtte.
0 © *
Was iſt aber nun zu chun, wan
der langmuͤtigen Lockunz Gottes ſchleichen allmaͤhlich vorbey, und, twir ruͤcken
alle Tage dem ZU der Ewigkeit näher: fo find auch unter denen Zeiten niche
wenige ihren Weg gegangen, welches mich machet meine Tage zähle
und meine Seele in den Haͤnden tragen, ſonderlich weilen es ſich unter are
dern zugetragen, daß auch unſer getreuer und Gedult ⸗ü bender Br.
N: N; mit von hinnen geſchieden, welcher uns ein Zeichen der gedsläigen
Ausharrung Br dem Zeugnus Jeſi Chriſtt unter vilen und manchen
ley durchdringenden Leidens⸗proben biß an das Ende ſeines Lebens hinterlaſſelt
hat. Ihr wiſſet, mit was Ernſt wir euch die Leiden ra und die
r
Verleugnung aller Dinge gelehret haben, und dann mit Lehr und Wan⸗
: “= 2 e . 1 03 7 | 2
re wir nicht naͤher ſchreiten? Die Tage
del in Wercken mit Kraft u. Walheit erwieſen, und euch alſo ein Srempel
gegeben, uns hierinnen nach zufolgen &. Wolan, iſt etwa durch Stills⸗
ſtehen was verſaͤumet worden: fo laſſet uns nicht länger uns aufhalten if
denen Dingen, die uns nicht ſatt machen auf den Tag der Eiwigkeit; ſon⸗
dern vilmehr denen nacheiferen, die durch Glauben, Libe, Hoffnung, Demut,
und Gedult dis wahre Seligkeit erlanget haben. 7 85 Meins
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| 114 Die VIII. Theoſoplüiſche. Epiſtel.
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Meine Libe und ſehr Wehrte in dem HErrn! So iſt es nun, wie ihr wiſ⸗
ſet: der Br. N: N: ſſt nun aus der Zeit, und ich bin noch da, weiß nicht,
wie lang. Was meynet ihr wol, wann es mich auch treffen ſolte, daß ich
gehen male den Weg, wo kein Wieder kehren iſt, was euch wol das Anden⸗
cken in ſolchen Fall an uns beyde vor Gedancken zu machen haͤtte. Ich
Heiß, daß ihr uns nicht verzeſſen habt, ſo bin auch ich des Br. N: N:
Schuldner geblieben vor GOtt, um die Arbeit fortzuſezen, wö er es gelaſſen,
damit wir keyde zugleich mehr Freudigkeit haͤtten auf den Tag des Ge⸗
zichts. Dieſes hat mich bewogen meine Libe und ſehr Wehrte! euch ein =
»mal mit dieſem Wenigen zubeſuchen, um die theure Gnade, worinnen wir
ſtehen, euch mehr anzupreiſen; und wie uns das Erkaͤnenus 3er Chrifti
den unſchaͤtbaren Rezchthum, als den Friden anit Gott durch Kfm Chris
ſtum erworben und zuwegen. gebracht. Ich kan ſagen: daß wir nicht ver⸗
e Jeblich geloffen; noch umſonſt gearbeitet haben. Koͤnte ich euch was mit⸗
thetlen volr dein Genuß der Gaben des Geiſtes, ſo haͤtte meinen Gefallen da⸗
ran: piewol ich im Anhalten vor GOtt nichts ermanglen laſſe. Angehelnd
die Gemeine, ſo iſt dleſelbe erbauet auf den Srund der Profeten und Apo⸗
teln, worinnell Sgiſtus IEſus der Eckſtein iſt, dieweil wir mit ihr der
Welt zr einem Schauſpil worden, und vor dit Allergerüngſten geachtet
ſind. Dau wir find. mit Ihm vors Lager hinaus gegangen, und helfen
Shit ſeine Schmach tegen, uind ob wir gleich des Leidens vil haben / ſo were,
7
1751
ut.) ’ —
den wir doch auch reichlich getroͤſtet, dieweil wir nicht ſehen auf das, was
ſichbar, ſondern auf das, was unſichbar / und vertroͤſten uns deſſen, was zu:
fig lud ewig ft, Um welcher Hoffnung willen wir alle Herrlichkeit dieſer
11
Weit binden geſetz) und haben erwaͤhlet die. Schinach Chriſti mit dem;
Volck Gottes vor die zeitliche Ergetzung der Sünden zn haben. Und ob
„og auch geſchincher werden wider das Erkaͤntnüs: o ruhet doch der Geiſt
der Herrlichkeit und der Fride unſeres Gottes auf uns. 3 *
Und fo leben wir und find ſelig in der Hocrnung des ewigen Lebeus,
Und af uns weder durch Loben noch durch Schelten bewegen abzuir⸗
reu von der Zucht unſers bmmllſchen Lehr⸗Melſters. Dann unſere Hertzen
ſind feſt worden durch die Gnade, und beſteiſſen uns unſern Wandel zu fuͤh⸗
deln wit remem. Herten und guten. Getoiſſen vor G Ott, und baͤten ohn Un⸗
8 | al Re saß
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Die VIII. Theofophifche. Epfſtel. 117
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terlaß in allem Anligen vor uns und alle Heiligen / und darnach vor alle
Menſchen, daß ihnen GOtt wolle geben erleuchtete Augen des Verſtaͤndnuͤß.
Was ſonſten ins beſonder meinen Wandel angehet, und wie nemlich derſelbe =
beſchaffen , fo iſt derſelbe ſehr inwendig / geheim u. verborgen vor GOtt,
welchem ich diene von langen Zeiten her, und habe meine aller vertraus
geſte und geheimſte Correſpondentz mit Demſelben, und zwar nur in
Alnſehung des ewigen Lebens, und was geſchteden von Natur und Crea⸗
en 5 x © 5 Le
eur. Dann GOtt wohnet nicht in den aͤuſeren Sinnen als gegenwärtig,
weil ſelbige gar einen bittern Tod an dem Zeugnuß Gottes zu leiden ha⸗
ben, dann eben dieſes die Urſach iſt, warum Gott ſo wenig rechte u. treue
Libhaber findet. 5 :
| Es iſt gewiß dem Menſchen kein haͤrterer Stand in Anſehung
feiner ſelbſt, als in Freundſchaft u. inwendiger Vertrautheit mit G Ott ſtehen.
Dann ſintemalen ſo vil mehr der Menſch dieſes faͤyig iſt / ſo
vil hoͤher wird und muß er ins Leiden geführes, werden. Du
Menſch ſtellet ſich freylich in allen Dingen in Anſehung deſſen, was
zu GOtt belanget, etwas Suͤſſes vor: ſelbſt die Hoffnung des ewigen Lebens
wird ſo verſtanden, welches zwar alles in ſich ſelbſt wahr; aber die aͤuſere Na⸗
)
tur hat kein Theil daran; fordern muß an deinſelben zu Grunde gehen. Daum
Gott wohnet in einem andern Principio, weswegen vor die äuſere Natur.
ſchaft u. Verwandſchaft ſtehet. Sintemalen dieſes der einzige Prüf⸗
ſtein if, woran man ſich und alle Andere prüfen kan, nemlich an den;
leichten Gott vorgeben / woran doch die Natur nicht gecreutziget iſt.
Dana einmal dich glaube kein ander Coingellum;, oder kein ander Süſſes
aus GOtt, als ein ſolſches, das der Natur Bitter ſchmaͤckt, und fir alſo
folglich mit Chriſto ans Creutz bringet. Darum iſt alles Fabel u. Babek
was getrieben wird, wann es das Creutz und die Nachfolge Chriſti micht
nach ſich ziehet. Dann gewiß je naͤher Gott mit feinem Evangelio
an den Menſchen kommt / je hoͤher wird er ins Leiden gefuͤhret:
daher geſchiehets auch, daß zu unſerer Zeit fo wenig zum Himmeireich tich⸗
tige Menſchen gefunden werden, weil ſolches nicht weiter kommt als in den
md alwo es ſüͤſſe ſchmaͤckt; gefehicher es dann ſchon, daß siwas von en
Ro g aͤuſern
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kein haͤrterer Stand iſt, als wann der intwendige Gͤſt mit Gott in Freund⸗
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© lautet als in dem Mande. Olic vile Haber dich Ye hon an dieſem Ort um
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ihr himnſches Erbthet! bracht, die Ewenn es nemlich im Bauch ein we eng
angefangen 31 graͤmen “ das 19 8. un N. Zell 12 wieder aus deln M Ni de Glos 5
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Unter deſſen. fo, bleibet unſere Hoffnung feſt, dann wir bleiben bey der
® Sottſchaft / die uns der Sohn Gottes vom auch ı gebräthe, der da ge⸗
lehret: Wer ſein: Leben lib hat / der w virds verlieren / und wer ſein
Leben auß dieſer Welt Haſſer⸗ der wirds erhalten zum ewigen
Leben. Es hat demnach eine gantz andere Bewantnüß in Anſehung der
»Hoffnung und Ver rheiſſt ing des ewigen chens „e als ins gemein davor gehal⸗
ten wird: ſintemalen der Menſch ohne Zerbre bung feines’ ſüönd⸗
6 Haffren Leibes mit Chr: Fo an Creutz rein Theil daran hat.
Dann 1 wa dige Meuſch keln Erbe iſt, dieweilen”er micht durch die
Verheiſſung geborenz ſondern nach d dan dial U. wann es weit kommt, ſo
kommt, eder leicht er biß an Ismael, der zwar von Abraham aus dem
Wiͤllen der Natuͤrlichen Selbheit und nicht aus der Sara durch die
Verheiſſung oder durch Heffnuns in der Soͤttlichen Selaſſenheit 5
ren, darum ihm auch die goͤttliche Antwort ward: Stoſe die * jagd. hi n.
us mis Ihrem Sohn) daß de er Magd. Sohn ſoll nicht erben me ö
meinem S ohn Jia , w elches g ar? Belbaltige Zeugmiſſe ſind „die uns d
25 Sin des, nnen Hundes im Gehenmnus mit voller Kraft ausdruͤcken. W Wess
* alles, was unte rden? Mertſchen getrieben 8 ird, wann es nicht an den
Ort. fomı nt, wo die Verhet e 15
ig des ewigen benz zu haften hat: fo if fü
ches nichtig und eil. Sein ru ya alle Derheiſſungen des neuen Bundes
auf dem Tode Jeet e Chee , wie die Schrifft ſagt: daß kein Teſtament feſt
ſey i, der Stiffter d eſſelben mit Tod abgegangen. So ſind wir dann
durch die. Taufe mit Ihm zu gletchem \ Tod gepflantzet, Lieweil wir durch Nee
ſelbe mit Ihm begraben find in ſeinen Tod, in welchem die Verheiſſung zur
neuen Aufregung mit einem neuen Kraft- Leibe, wo Gott mit feiner
heiligen Fuͤlle zu wohnen hat, geſchiehet. So kommen nun demnach alle
Verheiſſungen
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Die IX. Theofophifche Epiſtel. 3
Behiflungen Gottes keinem Menſche en zu, der nicht durch die Taufe
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Se . 5 Gleich ee 9 Todes gebracht ar
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0 ii 3 in uns worden . Aus oͤren⸗ unſers ſuͤndlichen 15 an un⸗
kun‘ delbe / da iſt auch die Gnade Gottes in der neuen Au erſtehungs⸗ kraft
maͤchtig worden. Dann ſo v vil unſer auswendiger Menſch verweſet, fo vil
wird der innere von Tage zu Tage erneuert. Ke. Bey dem allem bieibse
uns zuletzt noch uͤbrig Glauben AHbe, Hoffnung, Demut und Gedult,
mit welchen fünf Waffen wir alle 90 1 geiſtliche und leibliche Feinde uͤber⸗
winden, biß endlich der letzte Feind, als der Tod uͤberwunden iſt, und alle
Herrſchaften und Gewalt en unſers G ottes und ſeines Chriſtt word elt
ſind.
„ Dieſes iſt alſo mein Hertz Se euch ‚and zwar ins beſonder an dich⸗
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Bk. N: N; und dann an die libweßrze Schweſter, als dein lioes Eheweib.
f „Ich but und bleibe De Heilwuͤnſe her al us
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GOtt 11 nd ſeiner Gn. de i 1 C. 135 Am en.
o og og og og og og gogo og og oog os og og eos 308,
Die IX. Theofophifche Epiſtel.
Von detzen Chriftlichen Schul⸗ Schran ncken / in welchen die
Kaͤmpfer fich aller Dingen enthalten / auchoſich durch erlaubte
Nirl-Din ge die Augen nicht blende n laſſen / weil der aller⸗
dükonmnenſte Wille © Oorres s ihrer Heiligung
Norm und Kegol. Wor Adler
& By die Libe, und wer in der &iße blelbet, der bleibet in GOtt, 15
> Hd in ihm. Selig iſt, wer wuͤrdig if die Auferſtehung der Gerec
ein erlangen. Selig np or ihre Su Rund Leiber rein ben 7
Selig ſind, die nicht in der Befleckung ihrer ſelbſt, noch von der Welt er⸗
fänden werden. Selig Au, die GD ein reines Hertz und eim zugeneſge
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18 Die IX. Theoſophiſche Epiſtel. „
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Gemißz gufgcepfert haben. Alle Ade, die keine Urſach in ſich hat, wodurch
mm der Tugend Gottes naͤher zukonnnen hat, iſt verwerſlich. Haſt du ge
ziarret / und biſt zu hoch gefahren: fo laſſe ab, und ſammle dich her⸗
unter ins Thal alwo IEſuis feine Schafe weydet. Warum wandelſt dit
auf den Bergen der Leoparden? Tritt hervor, und labe dich unter deines
Freundes Schatten. Biſt du eine Roſe im Thal worden, fo iſt dir die Frucht
deines Freundes wie die Frucht eines Apffel⸗Baums / der dir dein
Freund iſt. Lieget fing Lincke unter deinem Haupt, u. hertzet dich feine
Mechte: jo magſt du ſeines Weins getroſt trincken, den Er dir einſchencket.
Labe dich an ſeiner Bruſt, tritt hervor, u. laß Ihn hören deine Stimme:
dann feine Lbe iſt bruͤnſtig; vor feiner Thur find allerley edle Früchte, Er
hat dir beyde Heurige und Ferntge behalten. Haſt du nun noch Libe zur
Warheit, die im Verborgenen iſt, und iſt dir angenehm zu vernehmen die
heimliche und verborgene Weißheit: ſo habe nicht lib die Welt, noch
alles was in derſelben it dan des Sleiſches Luft der Augen Lllſt und
der Hoch ⸗ Pracht dieſes lebens iſt nicht von GOtt; ſondern von dem Fürs
ſten dieſer Welt, wird auch deſſentwegen, wann GOtt dieſe Welt richten
wird, mit vergchen und zu nichte werden. Es wartet einmal ein Tag, da
alle Gottes⸗ Verachtung und Geringachtung feiner langmuͤtigen Lockung wird
aufgeſuchet, und alle Veraͤchter ſeines Namens, ſeiner Ehre und Lehre werden
als Stroh angezündet werden. Darum mache dich bereit, damit du dieſem
groſen Gott verſoͤhnet ſeyeſt, wann Er kommen wird mit Feuer⸗Flammen
Sache zu uͤben an allen Wercken der Menſchen, worinnen fie der Lirſt ihres
Lebeus in der aͤuſern Welt nachgehaͤnget, und gering geachtet die Guter des
Lebens der Unſterblickkeit, welches aller Heils⸗ begierigen Seelen Zi
und Ende iſt. Ich meines Thels bin und bleibe unverruͤckt auf den Wege
des Heils getroſt fort zu laufen, damit ich eine gute Ritterſchaft uͤben, und
nach vollbrachtein Glaubens⸗Lauf das Feld behalten moͤge.⸗
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Der Glaube zwar von den ritterlichen Helden-Thaten, wo man
ſich auch aller Dingen enthaͤlt, iſt nicht jedermans Ding. Es laͤſſet ſich faſt
jederman mit den zulaͤſigen Dingen zu Friden ſtellen und abſpeiſenz aber lei⸗
der was gibt es vor einen Lohn, und was hat es vor Danck in der zukuͤnf⸗
ligen Spigkeit? donn die zugelaſſens Dinge find nicht vor die ernſtlche
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Streiter u. vor die dem Himmelreich Gewalt; Anchnende, ſondern vor die
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> Nachlaͤſtge, Traͤge und Faule. 55
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Das Spil und das Zil iſt uns vorgelegt, laufen wir nicht, oder ſetzen
„ nicht mit bey, wolan! GOtt zwinget Niemand dann das. waͤre wider ſeine
„ fejeſtet. Was if ihm ber zal thun? Iſt dann das eine Urſach unſerer
Verdammnus, daß uns GOtt den freyen Willen gegeben, oder iſt es
nicht vil mehr ein Zeichen feiner Sangmur, Huld, ebe und Barlherpig⸗
keit? Iſt es nun dann fo, wie nicht daran zu zweifelen, warum Ireifen wir,
nicht nach dem Beſſern? an Statt derer Dingen, die uns GOtt etwa gus
Noth unſerer und nicht aus ſeiner freyen Zuneigung zugelaſſen.
f So iſt nun dem Menſchen vil Dings zugegeben, die Verheiſunz des
ewigen $ebeng aber if immer darneben geſtellt, als eine anreitzende geiſtliche
Libes⸗Luſt mit vilen Lobſpruͤchen gezieret. Luͤſtets nün jemand nach derr⸗
ſelben zu greifen, wolan, der darf und fan alle dieſelbige Zugelaſſene Din⸗
ge fahren laſſen ohne den Urheber damit zu verunglimpfen; greifet man aber
aus der Urſach zu denen gantz geringen Dingen, weil es frey und zu gelaſſen,
fo gibt man frey an Tag, daß man ſich mit ſamt feinem natürlichen Les
beu, wie auch noch alles andere, was in dieſer gantzen ſichbaren Welt er⸗
ſcheinet und vorkommt, liber hat als GOtt und die Giger der wahren Gluͤck⸗
ſeligkeit. 57 | ae
Warum hat GOtt einen Gerichts⸗Tag beſtilmnt, da alles Thun und
Werck der Menſchen ſoll gerichtet werden? und dieſelbe Zeit iſt nahe vor der
Thuͤr, dann die Welt rauchet ſchon von dem zukuͤnftigen Zorn⸗und Brand,
womit Fe allbereits angezuͤndet if, Wer klug iſt, wachet und bewahret ſichg
vor dem Feuer: denn das Brennen vom HErrn wird fie ausbrennen und
die Grund-⸗Veſte der Erden verzehren; die Stuͤhle der Gewaltigen umkehren
£ und die Stolzen und Hohen beugen. Staub wird aufgehen von ihrer Ver⸗
weſung, und Rauch von ihrem Brand. Darum eile auch du, daß dich nicht
treffe der Grimm von ihrem Brande, wenn er kommen wird, dann der Geiſt
ſaget: daß du unter einem Gtr nicht erkennenden Volck woh⸗
neſt / welches das Heil und den Sriden mit Gott noch nichs
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gefunden har. Soll wi demnach recht zu gehen cmi t du ihnen eine
Tlrſach zur Seligkeit oder ſie dir eben dieſelbe zu deinem Verderben ſeyn.
sanft du nun daſe 12 eine Leuchte des HErrn aufrichten, und die Nacht
in Tag verwand en, wolan! fo ſey fleißig dran, und laſſe nichts ermanglen;
gebkicht dir aber dieſes, fo ſehe dich für, daß dich die Nacht nicht mit ahren
Wercken der Finſtern is ergreife an werdeſt gleichwie das Volck, das ſei⸗
nen Gott verlaſſen dat und müſſeſt hernach auch mit a Theil 1 55
nid erben.
Ich dein Kbhaber in dem HErrn, wol ini: und welt ynende in
dir und deinem Hel 5 WR Amen.
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Gruͤß auch dein Wihßß r e 82
mein Andencken iſt Libe. a 98 25 5
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255 e eee 8-808 e cr 88.
Die X. Theofophifche eiffel
Von der fr: dſamen Srucht der Serechtigkeit / die nach einer
ni langen Trauer⸗ Cache hervor gruͤnet Deme / der durch 5
die ſtrenge Gerichte der Goetlichen Gerechtigkeit
R wohn ch fein ſeliges Nichts⸗Seyn wieder
a erworben.. 5
RR See n gar liber und wehrt gehaltener Br. N: N: Cwann ich fo ſagen
ode Bat 4er Ich h habe eſteylich ſchon oftmal'an die vergangene Zeiten gedacht,
ſonderlich wo ich es gelaſſen, als ich von euch weg wanderte: dann iir alle
zeit eine innige Libe zu der ben Gemein ſchaft iſt liegen blieben, haͤtte auch
kiber vernommen, daß nemlich dieſelbe Kirche allezeit gegruͤnet hätte, als
daß ich muſte hören, daß ihre Blaͤtter find vom Winde verwehet worden.
Neben dem Hal be alen Ge it = libenden Seelen vil Heil und Segen aus
A, GOtt und ſeinem reichen Geiſt anzuwunſchen, wuͤnſche daß bald das Erkaͤnt⸗
Nus des Herrn die gantze Vrejte des Er dbodens a wie mit ae
5 . 5 del
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— Die X, Thesfophifche Epiſtel. N 12 1
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des Meeers. bedecken hate / und Ife 2 einge Hei in ſane Nu. De
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- um p 3 tich 955 490 n t- babe nie DH Art! 3
bet ich dich ber richten kaut; daß man ieh noch info ke em Sin (die Libe
und das ) finde |
chen und zwantzig Jahr e 8 akg in 7 und bin nich Ks. vi erändert Werden
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48 Unſt kerbliche ach 17 ar 23 Hel end 1 — 1145 x Wie Krb i
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Schmertzeſt und intwendige Lcidens⸗ Schulen / mit jan allem,
was ſich von auſſen zutkügec, an mir veraͤn dert ben. Daz e als ich
bey euch war, war ich nech gar ein unwiſſende s Kind / alſo daß ich | 5
tiger geha / von der Mitter auf den Schoß g geſetzt zu werd *
che. ſchwere und bittere BAclber. u tretten. Auch noch
„Landen dachte ich mit meiner Schiffart in den Hafen einzuge
dachte mein en nun in der Einſainkeit und ‚St zu zu bringen, GOte
danckende, daß Er mich von der Eitelkeit der Welt erloͤſet h bat &c. Aber es
ging gantz anders, als meine Gedancken waren. Solte ich allhier anfangen,
ae eine ſel⸗
Kir in digte
de wurde es weder meine Feder noch = „appr. ertragen. O wie wunder⸗
„lch w. irde ich ⸗ ge worfen von der. Hand deten! der maͤchttger war als ich:
pie mußte ich mein mit Sc chinertz u n eriborber zes ut wiederum
17 gr.
als ein unrechtmaß ges But Bergeben® und laſſin vernichten
und noch darneben als eln ATebelcha ter um Tod vers rige a
werden / und lag darneber auf mir, daß ich ander n ſolke ein gut Erem
pel ſeyn, und hatte. doch vor mich ſelbſt nich > In eh vl züſetzelt. D wie klein
und gering: wird man her in ſeiuen Augen! Her est wer behalt BB
aus Ende „wird ſelig.
Mein liber 2 Studer: ich kai dir keinen [onserichen sein Bebe vos
meinem Stande, dieſes iſt nur aus einer ſonderlichen Libe zu dir in die Fede
gefloſſen, um das heili ge Andencken in dir zuerneuren; wa ich aber kur
foll me den, wie mir zu Mut, und wie ic ch mich füde, ſo berichte dh daß
mich nun in einem ſtillen in GOtt verborgenen Leben und Wandel fende.
Das Wetter hat ſich gelege. Gbdtt iſt meiner maͤchtig worden, und ich
bin zu nichte gemacht geuieſe num einzig mein Gutes aus GOtt und
71
ſcluer Abe, alſo daß ich J. in ohn Un aß dancke, und martz nun = der
. ligen £
hir was die unbeſchre ioliche geiftliche Oeburtss -
8 2 S — 7 f U. 2
2 Die XI Theofophifche Epiſtel.
— — — — ————
ſeligen Hoffnung auf das Ende und Ausgang aller. Dingen, u. weiß, daß ich
nicht vergeblich geloffen bin. Der HErr gebe dir und mir ſamt allen, die
feine Erſcheinung lib hagen, ein gnaͤdiges Ausſehen auf den Tag des Gerichts.
© 7 a 8 = e A 2 . *
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See eee eee eee eee
Die XI. Theoſophiſche Epiſtel. d
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„ Vertheidiget Paulum u. das Apoſtoliſche Concilium Actor: & V.
zn dem Articil wegen der Beſchneidung / und gibt deſſen wich
tige Urſachen an Tag / warum dieſelbe in der Oeconomia
des neuen Bundes ihre Endſchaft erreicht habe.
| EX grüßt dich. „
Ein li TER a RER HAT NEE IR SE A I EEE
gen liber N: N: Ich habe ſchon vile Bedencklichkeir in meinen Her⸗
Does ten und Gewiſſen vor GOtt um deiner willen gehabt, ſintemalen du
ſoͤ vile Jahr um G Ott geeifert, und doch zuletzt des rechten Weges verfeh⸗
let, und das zwar mit keinem geringen Verluſt. in Anſehung des gantzen
Naths Gottes und aller Verheiſungen, die dem Abraham und allen H.
BVaͤtern geſchehen. Gewiß, mein Löber! enn ihr nicht von eurer unmaͤſigen
Eiferſucht wider den hohen Apoſtel Gottes und Chriſti I ſu, als den
unſchuldigen Paulum, der fo viles gelitten und geſtritten um Gott und des
Evangelii willen, u. es zuletzt gar mit dem Blut bezahlen muſſen, abgehet,
moͤgte ich nicht gerne mit euch ernden. Wann dieſes ein Mann wärg ges
weſen, der in dem Geſetz unerfahren oder ungeuͤbet geweſen, gleich unſere.
heutige geſetzloſe Anti⸗Chriſten, dis das iheuere Evangelium fo ſchaͤndlich.
miß brauchen, u. leben in einem ganz wilden geſezloſen Heydenthum: fo koͤn⸗
te man noch etwas Ulebelartiges von ihm dencken. Nun aber war er ein
Mann, der nicht allein im Geſetz wol erfahren, ſondern was noch mehr iſt,
anch ein Eiferer und Verfechter deſſelben war, und das in einem unſtraͤfli⸗
chen Wandel, ſo gar, daß ihn auch ſein Eifer vor daſſelbe dahin trieb, die
Gemeine Gottes zu verfolgen, u. wurde in all dieſem ſeinein Eifer von GOtt
durch die himimliſche Klarheit darnider geſchlagen und blind gemacht; 15
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Die XI. Theofophifche Epiſtel. e
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daß er mußte andere Handleiter ſuchen, wurde auch von der himmſiſch ens
Klarheit unterrichtet, was er thun ſolte, und was ferner hin fin Amt ſolt
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5 So nim dieſer Mann in feinem Eifer vor die Beſchneidung und
Sitten der Väter ſelbſt von GOtt aus dem Himmel eines andern be⸗
richte wurde (ohne welches er wol wuͤrde fein Leben fuͤr die Beſchneidung
gelaſſen haben) wie und warum traget ihr beyde du und der N: N: gang
kein Bedeucken, dieſem theuren Gottes: Mann feine Sach, worinnen er,
doch ſelbſt von GOtt aus dem Himmel berichtet war, fo ſchmaͤhlich aufzu- ;
ruͤcken. Gewiß mein liber N: N: es wird euch ſchwer fallen wider dieſen
Stachel zu lecken: oder ſeyd ihr gantz unwiſſend, und wiſſet nicht, daß ihr
damit den garen Rath der hohen Apoſtel über einen Hauffen ſtoſſet. Habe
ihr nicht geleſen Actor. X V. wie dieſe Sach von der Beſchneidung und
den Sitten der Väter vor den gantzen Rath der hohen Apoſtel des >
Lamms zu Jeruſalem kommen, und was derſelben einhelliger Schluß war
und wie Paulus fi nichts in eigener Gewalt angemaſet; ſondern ſeinem.
Ausſchlag von den hohen Apoſteln erwartet. Gewiß, wann eure Arbeit
ſolte recht. ſeyn, fo muͤſten wir nrig von GOtt aus dem Himmel berichter
“fon. Darum laſſet ab von eurer Torheit; anch pfluͤget ein Neues, u. ſaͤce =
nicht mehr unter die Hecken. Dann gewiß es laͤſſet fich in denen Dingen,
die zu GOtt, oder die den ganzen Rath GOttes anbelangen, nicht nach une
ſetem Gutduͤncken fahren. Habt ihr geirret aus einer unerkanten Eiferſucht:
ſo beharret nicht weiter darſunen, damit ihr euer Gericht nicht groͤſer machet,
als es ſchon zuvor iſt. 5 ee 2 5
Ich rathe euch um des Mittler⸗-Amts JEſu Chriſti willen / lai⸗
ſet ab von eurer Torheit, damit ihr euch nicht ſelbſt der Gnaden und Verheir⸗
ſung des neuen Bundes verluſtig machet. Ihr habet kein einziges Zeugnus
von allen Apoſteln bey ihrem Eingang mit dem Evangelio unter die Hey⸗
den, daß an einem einzigen Ort der Beſchneidung ſeye gedacht worden, noch
vil weniger, daß fie es gethan haben. Aber das finden wir Actor. XIX,
das die getaufte Heyden gefragt wurden, ob ſie auch den heiligen Geiſt em—
Fangen , als ſie glaubig worden, u. nicht: ſeyd ihr auch beſchnüten worden?
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99 224 Fi R Die XI. Theoſopluſche Epiſtel.
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allen Veraͤchtern der aͤuſeren Tauf ein Hartes zu errathen iſtz ſintemalen gang
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Aus dieſer Frage erhellet gantz ſonderbar, daß wann den Apoſteln je⸗
mand vor kam, der ſchiene glaubig zu ſeyn, es eine gantz unumgaͤngliche
Sach war, daß fie es bemerckten wann es ein Gekaufter war. Daher
es demnach ein gantz eitler und nichtiger Sinn aller derer iſt die zu unſerer
Zeit nach eigener Wahl einher gehen und ſagen: die Taufe haͤtte nicht unam⸗
gänglich auf den Glauben zu folgen. Gewiß, wann wir betrachten, was
zu unſeren Zeiten im Schwang gehet unter den Menſchen ins gemein, ſo
muß man ſolches mit groſer Beſtuͤrzung anſehen, dieweilen fo gar nichts mehr
weder um GOtt noch um die heilige Lehre, die uns der Sohn Gottes vom
Himmel gebracht hat, gegeben wird. Cs hat es ein jeglicher in ſeiner Hand,
feines Willens Gefallen nach damit zu handeln, und werden weder der
Gehorſam des Glaubens noch die Wercke der Gerechtigkeit durch die Guade
erkannt. Mein Hertz lieget ohne Ende in der Preſſe vor GOtt um den
4
—
Schaden der Menſchen-Kinder in der heutigen Welt: dann die Suͤnde /
welche keine Vergebung hat weder in dieſer noch in der zu⸗
kuͤnftigen Welt / hat faſt alles uͤberſchwemmet. Es gilt weder reine
o Lehr, noch Gottſeliger Wandel, noch Glaube, noch Libe, noch Demut,
noch Gedult mehr unter den Menſchen. Es hat ſie weder die reine Lehr
noch ein unſchuldiger Wandel vor GOtt mehr zu uͤberzeugen. Dann warn
nichts mehr uͤbrig iſt, fo fagen ſie: er hat einen unreinen Geiſt und fo
iſt alles verworfen. Es iſt mir, ich ſehe den Himmel betruͤbt und die En⸗
Fel Gottes weynen uͤber den Schaden der Menſchen⸗Kinder, die in der je⸗
augen Welt leben. Ich weiß weiter nichts zu machen, als meine Sachen in
geheim ohne Unterlaß GOtt vortragen, dann ich ſehe von auſſen weder
raut noch Pflaſter, womit der Schaden zu heilen iſt. Alle Arbeit iſt
vergeblich: alles Heilen iſt umſonſt, dann die Sone iſt am Mittage untergan⸗
gen, und die im Tunckeln wandeln, ſtoſen ſich. Es hat das helle Licht des
Evangelii in diſen Landen vilen die Augen geblendet, daß fir gar nichts mehr
ſehen. Es iſt weder Glaube noch Libe noch Wort Gottes mehr im Lande:
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a Die XI. Theofophifche Epiſtel. 7 23
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die Armen und Senden „die da ſeufzen, werden um ein alt Paar Schuß
verkauft, diewell man ihren Gottſelſgen Wandel ſchmaͤhet. Weiber neh⸗
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men / lecker an ſich reiſſen / irrdiſche Guter an ſich haͤuffen / in eit⸗
ler olluſt dieſer Welr GOrc die Tage ſeiner Langmut ab⸗
ſtehlen / hat alles ſeinen richtigen Fortgang / nur die Hoffnung
des ewigen Lebens wird vorbey gegangen und verachtet.
Lune deſſen faͤhret der alte Noah fort mit feinem Haus⸗Geſind dle
Arche des Bundes zuverfertigen, ehe die groſe Suͤndflut mit Schrecken
wird herein brechen, und den Grinim durchs Feuer raͤchen. So iſt auch
der gequaͤlete und gerechte Loth ſeines Thuns müde, und wartet ferner,
biß ihn der Engel des Bundes mit feinem Weib und zwey Toͤchtern eikıs
heiſet, das Sodom diſer Welt gaͤntzlich zu verlaſſen. Darum mein
liber Dia N; N: ob dich wol der Eifer um das Haus Gottes gefreſſen, daß
du dir einen ſolchen blutigen Riß gemacht haft: fo haſt du die Ruhe der Seelen
doch nieht darin gefunden, u. wirſt fie auch nicht darin funden; ſondern mu
sein Dan ſuchen in dem unſchuldigen vergoſſenen Laͤmmleins⸗Blut / welche
Seligkeit uns in dem Bunde der Gnaden durch das Waſſer der Taufe
vorgeſtellet wird. O! wie wol haben wir geloffen, wann wir mit Chriſto
durch al auswendige Vorhoͤfe (alwo man ſeine Zeit nur zubringet mit
auswerslgem Died Schlachten und Blut⸗Vergieſen) in das Inwendige
und Allerhetlizſte eindringet, alwo das unſchuldige und vergoſſene Laͤmm⸗
eins tut dem Wuͤrger fein Schtverdt. ſtumpf machet, und endlich der
elde uimtt GOtt durch Chriſtum IEſtim gefunden wirdz alsdann lernen wir
Feen mit neuen Zungen und koͤnnen GOtt ohne Unterlaß dinen in ſeinenz
0 sa Ns . N
Aligen Tempel. a
1 — 7
7
Ich lebe, und bin ſehr getroſt in meinem GOtt, dann alda habe ich ger
funden, den meine Seele libet, alda habe ich gefunden die guͤldene Gelde
als das reine Glaubens⸗Gold / das in dem ſiebenfachen Kampf bewaͤhret
iſt, in welchem das Brod Gottes, das vom Himmel gckommen, auf—
behalten iſt. Alhier habe ich gefunden die duͤrre Ruthe Irons übernäctig
ausgrünen. Da finder ſich das guͤldene Rasch: Faß / (als die in GOtk
1
erneute Menſchheit) in welchem die Gebae der Heiligeiz ohnz Unterlaß
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5 Q 2 . Als
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4226 „ Die XI Theoſophiſche Epiſtel.
als ein heiliges Rauchwerck zu GOtt aufſteigen. Luͤſtets dich, mein ir
ber! mit zugehen auf Golgata / alwo durch das Vergleſen des unſchuldigen
>
Laͤmmleins⸗Bluts der Eingang erworben wird: ſo kommen wir endlich
in unſerm Gang zu dem Aufſteigen auf den Berg Zion, alwo fd) die Er⸗
kauften aus den Menſchen und von der Erden in der Nachfolge des Lömm⸗
deins aweyden, in weleher Munde kein Betrug u. in derer Appen kein Falſch
= 5 ſondern find unſtraͤflich vor GOtt, und dem Lamm. D ein herrlicher
Handel! wer alſo mit Chriſto zum Lager hinaus gegangen und hilft Ihm ſei⸗
ne Schmach tragen. Dieſe finds welche die Welt hier nicht keunct. Dieſe
ſind Gaͤſte und Fremdlinge hier auf Erden, dann ſte ſind gezeichnet, und
tragen den Namen des Vaters an ihren Stirnen, und das Zeugnus und
die Maalzeichen Ze Chriſti an ihrem Leibe, und fein Siegel auf ihrer
VBruſt. So find fie begnadiget in dem Brunnen und Felſen des Heils, und
in der Hoffnung des ewigen Lebens getourtzelt- und gegruͤndet: und fo koͤn⸗
nen ſie endlich im Friden hinfahren, dann ihre Augen haben ihren Heiland
Beſehen zum Troſt ihres Heils, und in der Hoffnung des ewige Lebens Amen.
° ! 8 Rn *
Iſt nun alſo demnach die Verheiſung ſelbſt ans Zil kommen, ſo if
enumgaͤnglich der mitfolgende Zeuge, als die Beſchneidung, fo gleich mit
ans Zil kommen. Und fo die Hoffnung der Vaͤter kater dem Bilde der
Beſchneidung durch des Weibes Samen in der. Offen ng si
Chriſti nach dem Fleiſch ihre Endſchaft erreichet: fo haben wir nun in dem
N
nen Bunde, in der Verheiſung des ewigen Lebens Chriſto m Wer
bes⸗Samen / oder Jungfrauen ⸗Sohn / als den Stamm- Vater dero
8
Mittler des neuen Bundes, NB die Verſchneidung ums Himmels
zoilfen abgelernet, und halten dieſelbe zk einem Zeichen des nenen Bundes,
biß Er kommen wird, ſeine Kirche, als fein heiliges Weibe oder Jun glare,
wieder in ſeine offene Seiten einzunehmen. ER
Angehend die heutige Welt, die unter dem Titenl des Chriſtenthums
lebet, fo iſt ſolche weder Alt- noch Neu-Teſtamentiſch, ſondern ein wildes u.
geſetzloſes Heydenthum, und gehoͤret nach der Auſſage IEſu Chriſti unter
die Zeiten Loth / und Tage Noah / da kein ander Ausſehen iſt, biß das
Heuer Gottes vom Himmel die Staͤtte Sodoma und Gomorra 12 um
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Die XI. Theoſophiſche Epifeel, 127
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kehren, und das Gewaͤſſer der Suͤndflut das Feuer oder die Brunſt der
„Unverſchnittenen oder Unbeſchnittenen loͤſchen wird. Be,
P. S, Nun habe ich euch einiger Maaſen in kurtzem geſchrieben, wie
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Par 5 18 » » Ae A. o TE u a En ee
es die hohen Apostel gehalten mit der Beſchneidung; habe aber neben dem
nicht gemeldet, was die Beſchneidung an ihr ſelber war. Dann folt ich
diſen Knoten recht aufloͤſen, fo muͤſte ich einen Eingriff thun in das gauze
diſen ! 2 e
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Ale und Neu⸗Teſtament⸗Geſetz⸗ und Bund⸗loſe Chriſten⸗
thum. Es hat ja freylich die Beſchneidung in der Neu-Teſtamentiſchhel
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Kirche aufgehoͤret, dieweil die Verheiſung erfuͤllet, worauf ſie gezilet, und
alſo die Figur in ihrem Geheimnuß zum Zweck kommen. Sintemalen die
Bundes- Linie, wovon Chriſtus herkam nach dem Fleiſch, durch die Figur
der Beſchneidung in dem Geiſte des Glaubens geheiliget war, und das ſo
lang, biß der Bund ans ZA tra, da wurde Abraham nach dem Fleiſch
mit dem Vorrecht der Beſchneidung zuruͤck geſetzt. Dann die allererſte Ver⸗
heiſung die Adam in dem Paradies geſchach, brach herfuͤr, da es hieß:
des Weides Samen (Nh mercke wol, nicht des Manns Samen ) ſol!
der Schlangen den Kopf zertretten. Darum auch die Sara im
Geheimnuß (wir verſtehen die Jungfrau Maria) ohne Zuthun des Man⸗
nes empfangen und geboren hat. Ind fo iſt die Verheiſing / die dem
2
Abraham geſchehen / durch die Empfaͤngnus Jesu Chriſti in der
Jungfrauen Maria Leib ans Zil kommen.
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Mein Siber!
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Ich gruͤſe und kuͤſſe dich. Du biſt dem liben G Ott noch ein Opfer
ſchuldig. Dann NB: NB: NB: Ochſen⸗ und NB: Boͤcke⸗Nh: Blut
reinigen uns nicht von Suͤnden. Du muſt dem liben GOtt noch ein
Zommlein opfern, und mit deſſelben Blut die Pfoſten deiner Thuͤr be⸗
freien, ſonſt kommſt du in der Egyptiſchen Finſternus um: und must mit
dem Lebrigen ins Allerheiligſte eingehen, und das Geräche des Heilig⸗
khums und die Bundes⸗Lade / worinnen die Tafeln des Teſtaments
ligen, damit beſprengen. Dann in dem unſchuldigen LTaͤmmleins⸗ Blut
ir Yuſoͤhnung, und nicht in dem Dh der NB: NB: Böcke.
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2729 Die XII. Theoſophiſche Epiſtel.
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Wirſt du mich verſtehen, fo iſt dein ZU getroffen, und ich werde dein treuer
Goͤnner bleiben; wegerſt du dich aber, fo werde ich dich nicht richten, ſon⸗
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dern das Lamm. - .
| Ich dein Liphaber in dem HErrn,
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3 Die XII. Theofophifche æpiſtel. ER
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Die aller gefaͤhrlichſte Kaͤtzerey / dahinein faſt alle von Gtg
erweckte Seelen ſich ſtuͤrtzen / iſt dieſe / daß man ſeinem ei⸗
o genen Verſtand ſich uͤberlaͤſſet / und mit demſelben Got⸗
® tes heilige Rathſchlaͤge zu beurtheilen / verdrehen /
ne oder wol gar zu tadlen fich unter windet. 3
8 . 5
Je Gnade des Vaters, die Leibe IEſit und die Kraft des heiligen Geiſtes
durchdringe dich mit der gantzen Gottes⸗Fuͤlle, und gebe dir, daß du
„reich werdeſt in dem Leben der Gnade und Libe unſers Gottes, und gelangeſt⸗
zu dem Erbtheil der Heiligen, und moͤgeſt alſo kommen zum vollen Eingang
in das Reich Gottes Amen. 2 - 8
Ich aveiß nicht, was ich ſchreiben ſoll, als aus der inwendigen Fuͤlle
meines Geiſtes. Es iſt mir nicht ohnbewuſt, daß der Weg zum Reich Got-
zes, ſonderlich in dieſer lezten Zeit, da der falſche Verſtand und Wille des
Menſchen fo hoch kommen, daß er beynahe das Licht Gottes erreichet, ſehr
eng und ſchmal iſt: und alſo wegen des Fleiſches Vorgehaͤg es dem une
ſterblichen Geiſt nicht wenig Muͤhe koſtet zum rechten Durchbruch zukommen.
Wann ich gedencke, was vor viljaͤhriche und mancherley durchdringende
Zeuers⸗ und Leidens? Proben habe muͤſſen durchgehen, ehe mir die Leut⸗
ſeligkeit Gottes inwendig erſchienen, und die Thuͤr der Gnade gefunden wor⸗
Den: ſo muß mein Geiſt allemal zerflieſen in dem Waſſer der Reue, und
chi nür von Hertzen Leid, daß fo wenig ernſtliche Streſter und apf
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Die XII. Theoſophiſche SEpiſtel. 129
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biß aufs Blut gefunden. Es bringer ja aſt jederman ſeine Zelt zn in des
Fleiſches Vorgehaͤge in ſo vil und mancherleh, Geſtalten, Formen und
Welfen, die ſuh aus demſelben falſchen Verſtand hervorthun und aus ge⸗
baͤhren. Was vor Tichtung und falſche Rathfehlege des Hettzens erfindet
man nicht, den Rath des ewigen und unſichbaren Gottes zu zernichten. Wer
ift wol, dere die Sach nicht deſſer wiſſen wil, als es Gore durch feine Bal
gen offenbaret, und alſo folglich ſich weiſer zu. ſeyn duͤncken laͤſſet als G Ot.
2 2 : 2 = ; 5
Oiicch ſehe gar wol, woraus fo vile Rathſchlaͤge, Schluͤſſe und Ge⸗
dancken in den menſchlichen Hertzen entſtehen! dieweil man ſelbſt vile Zeit
und Jahre in dieſem Irthum herum gebadet. Denn der geoffenbarte Raß
„und Wille Gottes ſtehet da, und leugnet ſich nicht, fo ſtehen dann die Men⸗
ſchen davor, und moͤgten denſelben gerne aus dem Weg geraͤumet haben,
und das darum, weil ſie nicht dran wollen, dann ſie wiſſen es ſchon zu vor
beſſer. Weil aber die Varhett⸗ Gottes nicht weichet, ſondern unveraͤnder⸗
lich ſtehen bleibet: ſo machet man allerhand Schluͤſſe, wie man entweder koͤnne
unten durch ſchlupfen, oder oben hinüber ſpringen. Man muß ſich recht
„ verwundern, waß man das wunderliche Herum ſchwermen und Auf⸗ und
Abſteigen der PRanzafiene der Menſchen fo anſtehet: dann entweder ſetzet
man dis Sachen, weiche wol ehedeſſen von den Heiligen Gottes als aͤuſer⸗
lich in menſchlicher Bedinung tractirt wurden (es füge darnach, was es
wolle) fo hoch, als ob ihnen unter menſchlicher Bedinung nicht gung ge⸗ =
ſchehen koͤnte &c. Want man dann fo nichts ausrichten kan, weil man ohn⸗
glich en denen auswendigen Dingen die vollkommene Heiligkeit ſehen
2 un die Sache iſt zie klar, daß man es auch mit leiblichen Augen
an, daß die Dinge, die in dem aͤuſern Vorhof verhandelt werden,
das Allerheiligſte gehoͤren) fo faͤhet man an, dieſelbe zu verach⸗
ten, gleich als ob es Dinge ſeyen, die gantz unzulaͤnglich waͤren zur Selig⸗
keit; da doch ſchlechthin keine andere Seligkeit iſt, als Friden mit GOtt
Haben durch die Gnade in Chriſto IEſu, die nus widerfaͤhret; wann wir
allen Fleiß angewandt in denen Dingen, die GOtt in dem Gewiſſen von
uns fordert.
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Mzig liber N: N; dencke nur nicht, daß wir mine find in dem
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f . ie XII. Theöfophifche Epiſtel.
Was wir thun: es moͤgte dann ſeyn, daß wir einige Tropfen aus dem Sna⸗
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den; Brunnen zu vil genommen, und haͤtten uns alſo demnach zu vil
ermidriget oder mehr Zeit und Arbeit angewandt in den aͤuſern Dingen,
als etwa GOtt von uns fordern moͤgte. Solte es ſeyn, fo habe das Ver⸗
trauen, daß mir Gott dieſe Suͤnde vergeben werde. Neben dem fo beffeiſ⸗
ſige ich nich zu haben ein gutes Gewiſſen beydes gegen GOtt und gegen
die Menſchen, und ſuche meinen Wandel zu fuͤhren mit Furcht und Schre⸗
cken, weil ich hier walle, damit ich Freudigkeit moͤge haben auf den Tag
Se Chriſti, und des gerechten Gerichts des allmaͤchtigen Gottes, da einem
eden vergolten wird, nachdem ſeine Wercke ſeyn werden. Man glaube nur
fuͤr gewiß, daß wir ganz in anderer Arbeit ſtehen, als man es uns von aus
fen anficher: dann da iſt ein beſtaͤndiges Sterben und Leid⸗ tragen faſt
alle die Tage unſers Lebens. Von auſen hat man ſich der Welt und dero
FLüſten entzogen ſamt aller Gemächlichkere des aͤuſern Lebens ‚fo muß man
auch oft von innen leer wandeln wegen des an uns tragenden Thiers, das
ſich liber im Schlam weyden thaͤte. Kc. a
Wer will es uns nun in ſolchem Fall verdencken, wann wir, die wir
des Tages Laſt und Atze tragen, und des Nachts den Froſt / und da⸗
bey kein Schlaf in unſere Augen kommt, auf ſolche Weiſe oft auf den Aub:
Tag GOttes in dem Namen IᷣEſu auf einen geiſtlichen Erquickungs⸗
Tranck zuſammen kommen das Brod zu brechen, uns einander im Glau⸗
en, Abe und Hoffnung zu ſtaͤrcken, und dabey unſers Vorlaͤufers I sit
und ſeiner Leiden uns erinnen, welcher gelitten hat drauſen vor dem Thor,
um welches willen auch wir hinaus gegangen auſer dem Thor und Strafen
der groſen Stadt Babylon, u. helfen Ihm feine Schmach tragen. Dann
wir haben doch pier keine bleibende Stadt, ſondern. dle Zukuͤnfftige ſuchen
wir, welches wir auch. erwarten in viler Geduit und Langtunt und anhaltch-
dem Gebaͤt in vilen Thraͤnen, daß wir dardurch tichtig gemacht u. zuberei⸗
tet mögen werden, und alſo den Eingang zu feinem ewigen Reich erlangen
mögen, Neben dem fo flehe ich oft mit vilem Anhalten vor die Streiten⸗
de Hirche unter dem gantzen Himmel, von welcher ich mich ein Mitglid
zu ſamt unſerer Bruͤderlichen Gemeinſchaft zu ſeyn. ruͤhme, daß der
Err allem Verderben ſteuren, die Zerſtreuten in Iſrael bald zuſammen
> bringen,
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* Die XII. Theofgphifche Epiſtel. 4135
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bringen, und dab ey den Clend enden un o Beet raͤngten zu ihrem Nee A Wolls hek⸗
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Aus allen oben ang acht hesen Zeugnuͤſſen kanst du twol ee wie wie,
ſtehen „und womit wir um, schen, auch wie weit wir demnach davon entfre
Nei ind vr fl 15 in ein zweifell hafkes Gefecht einz zulaſſt ſſen zegleſs 50 Als ab wir niche
wußten, as wir thaͤen. Wir wiſſen alſo nicht allein / was lor thun,
ſondern hen auch noch diß dabey, daß faſt alle Menſchen wie, al ich meiſens
die acnaı dee Frommen im St hut leben. Eine Sa iche nun, worknnem
ich b Theile erfal hen! habe, die irrige Meymung fo wol als 2 die AD Warheit
derfeloen leidet nicht, daß man vil . zu Naht gehe, dierdell die Sache
von ls redet, und den Betrug und Luͤgen wider ſich ſchon 8 nichts‘
macht. Meyneſt du wir h haben nicht abe die Grillen an uns ſel
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ren in dem Widerſprechen wider des ewigen und un ſichbaren Gottes Naht
und Wilen. Wann wir erſt auf die Welt kommen waͤren, und wüßten
weiter nichts, als nur die Ssttliche Emfalt fo koͤnte uns die alte
Schlang villlicht einen Zweifel ins Gemuͤt blaſen, wie unter erſten Mur⸗
ter ini Guten Kaen, zumal wann wir! darnach luͤſterrs wuͤrden. Weil gie
aber dieſer thörichten Koſt fen” zuror all zu vil genoſben; 0
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nicht darnach; ſondern koͤunen . nit dem lautern Wort deer Warheit
unſers Gottes zu Friden ſeyn. | a 2
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Mich wundert ſehr, daß Menſchen, die da den Naben has en: von
Wort erleuchtet zu ſeyn, die gur dem Bauch ' klichende und an dem Ban
f des r an Rus Gutes 10. Boͤſe sh ſenende Sch lange in ih nen noch em fe
haben erkeng anderen. Is nicht 15 ganze Welt durch derſclben Verdrebeis
des Rohes und Willens Bois mit Falſcher Lehr erfuͤlet, daß ⸗alſe, faſt Mer
mand ie der 1 0 und ſeine gergnäſe v an Herzen ſuchet jur ehren; fona
dern eren alle den Mi bgott des aufget wach: en Verſtandes, welcher durch
7 - 17.
das SE en von dem verbo einen Daun ufgernachet, mehr als Ko ſelbſt
unnd. ſeine eigene Zeugnuͤſſe. das Aergſte iſt, da iß man ſolche ver⸗
kee e en, die ſchlechth der alten Schlangen entſrrungen, der
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Gt te leuchtu 5 ; zuſch ER ibet „ da doch aller ſolcher Der⸗
(ano ST! ug, wodurch man aue eine Sache, die gethan ſolte dun,
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BUN age ch C dit W Jun older il,
Was if unter andern dieſes nicht vor ein verkehreer Satz und falſche
gottloſe Tichtung uͤber die. Worte: und Gott ruhete am iebenden
Tage von allen feinen Wercken / d die man machet, um damit die Fey⸗
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Kung des ſiebenden Tag z8 Sabbaths zu Lerne chte ir an man ſetzet: man 15
nuͤſfe dadurch nicht ea, als ob GOtt geruhet 9 aͤtte; G Out wuͤrde ja
nicht müde, brauche auch demnach nicht zu ruhen Kc. Dieſer Satz zwar
waͤre an ihm felbſt nicht wider GOtt, wann er nicht auf ſolche n falſchen.
Deutungen ruhe, Dann was gehet es mich in ſolchen: Fall an, was
Ott in feinem Weſen iſt, wann Er mir befiehlt, was ich thun fol, „Kon
te man doch anf ſolche Weiſe die gantze Bibel vergerfen d ie Cru gung
ritt vernichten, und alfo folglich alle Goͤttliche Narhf läge von GDFE
an nus Meuſchen⸗Kinder aufheben, dieweil Er, als der groſe G Ott, alles
Bell nicht bedarf. 33 Blindheit uͤber Blindheit! wann wir cabeiſen koͤn⸗
ten, daß wir nicht müde würden, alsdann koͤnten wir GO Thorheit bes
ſchuldigen, wann Er uns beſiehlet, am ſiebenden Tage zu ruhen, ſo
man 1 0 deſſen keine Urſach hitze, und das BON weil man nicht 1
a würde >
0 Man rühmt ſich der T Tagen d nenen Teſtement 57e man komm⸗
inen, und Pill alſo um des willen keine ſonderliche Ruhe oder Sa abbath von.
guſen geſtatten, und will cee daß die Zeit gekommen, da’ nian nicht
mehr in dem Schatten lebet; ſondern vilmehr das We fen der Sache ſelbſt
Lat: diewweil. an durch das Seyren von Sünden zu der rechten Aube der
Selen gekommen Pore welcher der aͤuſere Sabbath ein Vorbild gewesen Ke:
Dan kan ſich in Warheit nicht genug verwundern uber der 2 e
Dlndbeit und Unverſtand. Dann iſt auch wol, weil die Welt free. &
zuche Iluch, Llaglaube, Nahrun gs ⸗Sorgen, Mühe und Arbeit” un den
M enſchen und Thieren geweſen, als eben jetzt. Wann iſt die Suͤnd x gti -
ie * geweſen, die Ungerechtigkeit höher kommen, als eben jetzt. Zeig 8 mir
doch einmal die Menſchen, die den ewigen Sabbath erlanget haben, u. die da
zußen von Eike Arbeit, oder 0 es das Vieh kon von asien. | 1 dh
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geſagt iſt⸗ daß es ruhen ſoll. Ich ſage nochmalen: O Thor beit. iiber‘ Zy0r2
heit! O Bundheit über Blindheit! worein die? Welt gefallen. Oeroißey meln
Freund ind Bruder, wann ich es nicht um deiner Unſchuld und Guther⸗
„ kigkeit willen? gethan haͤtte, ich wolte langſe am mehr eine J a En ese 1 80 "hi
ben: dann dle. Welt ſolche 2 A, chlechthin nicht weit) 11 es wird ihr auch kein
ande; Zei chen ges geb, en werden, als das jenige, welches fr ſelbſt is im Vo zorſpi ig
ſrelbet, welches a auf den Tag der Ein⸗Ernde Gottes DET heil und Er⸗
be ſeyn wird. Dann m werden geſpeiſet werden mit den Fruͤchten ihn
e 5 Fe: l
ee N: N! 1: gt babe vil ebe, vor dich, und Nas ! Harn eil ich
weiß, daß du em alter Streiter biſt/ und biſt doch bißhero noch a durch
des Fleiſches Vorgehaͤg durch: gebrochen; ſondern hinter den 1
und Mauren liegen geblieben: und haſt zu Zeiten den geiſtichen Bauleuten
des inneren Tempels cart Arbeitern des geiſtlichen Weinbergs einer
id in den Garten geworfen, um zu vernehmen ob auch ne ch Einige da
ſind, die auf das Werck des HErrn achter Aber weſchen Nutzen bringst
dir dieſes alles? oder was haſtn wol vor Nutzen davon? wann du weist,
daß anders in den Wercken Gottes beſchäſſtt get) in ihrem Beruf fleiſſig,
und Sorgtragend find in allem dem, was zu ihrem Heil dinlich iſt. So
Hat du au 0 8 ler H. Menne Schriff eng gebe ſen, die zwar auch ihren
Dauck © vor GOek haben; aber was hilft dich auch dieſes, wann du ſelbſe⸗
nicht Hu anf LEN „ und alſo auch zu deinem eigenen. doß und The
gelangefl. Und ⸗ weil die eit 19 1 daß die Knechte Gottes die als
zum letzſten nal die Fla du 8 thun, hatt dem Abendm al d des großen Gottes
zu kommen, sch Se an deln Wege 1555 Zaͤunen zurufen Kommt! das
Hi das Paus des OCrin voll werde: fo mad De dich min Auf IR nd komme
zu uns in den Garten, und helfe nut Laſt und Hitze tra ‚fo wirſt dit
erfahren, daß wir den ewigen Sabbatlı noch nicht erlang zet 1150 en. „Selte es
auch nur noch eine Stunde ſeyn, ſo haſt du doch am Abend des Tages def
nen Groſchen zu erwarten, zu welchem keiner gelangen kan, ohne der mit t.
dem sone 2 and gabel desde e 1 9 5 mie, gerräg en. Se
833 der dane nd 1 heide di 00 e Scham ande Bett der 9 Beet
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worinnen fie nur ſuchen für ren eigcken Gedancken nach zu leben. Dann es
0 noch nicht genng zu einem Goͤſtlich yore Leben, daß man wirs ſchlecht hin
von auſen eine ung gewöhnt iche $ Kbens⸗Ark ergreiffet, d dabey dos * die Natiſr
ſtehen, und der alte Menſch auf feiner r Hefen ruhen bleibet ohne wirekliche
und beſtaueige inwendige 1 Leidenſchaften. e unſere Natur ſich
zus allem wol chen fon, wann ſie nur ſich ſeloſt darf gelaſſen bleiben ohne
FE ch im C Sr: unde u! er G Ott zi I beugen, I wo f K an ſich deim 22 ach gar wol 1 ver⸗
tragen, kal vil thun, auch wol den. Leib lafeh breunen &c: Sal 0 en mach 8
un er Hand frommen, u. unſere Vercke in Sed Frucht bringen; ſo m Aſſen
wir u ern Sailer i ig fen Dingen ohne einzige Ausnahm dem wi ſen Rath
u 18 8 W Zille unſers Gottes untere rfen. Dañ die Sachen / welt he uns
vam allermeiſten in Gtr f ordern oder Ihme naͤher bringen /
ſind verachtet / oder ſch 285 zum wen Ile, en unnd tig. Daher
kommts, daß wir es Allezete beſſer wiſſen als GD tt und feine Heiligen.
O wie ſelig waͤren wir, wenn wir nicht mehr wolten weiße ſern als Gder!
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Der vil 10 5 gewußt, wodurch unſer Stols zu beugen u. a BR Eigen⸗
nn zu brechen als wir, die wir es nimmer wuͤrden ins Werck richten, wenn
5 in 1 12 5 3 Willen fünss, 2
S0 nun demnach das Testament und der lege Wil a Or
des lieget, da iſt auch die Verheiſt ing: wo die Verheiſung iſt, da
1 auch. fol sich das Erbe. Sollen wir zum Erbtheil kommen, ſo muß die
Kind chat erlanget ſeyn. Sind wir z e kommen a ſo iſt GOtt
zinſer Vater, Chriſtns. unſer Bruder und d er D Geiſt unſere Neutter. So
werden wir daim nach deln Teſtament und Willen unſers Gottes dreymal
ins Waſſer gesancht," als ig 1 des Vaters und des Sohns und des
. Geiſtes, anzuzeigen d dieſer aid ndig e Menſch nach allen dich
Theilen müſe unter gehen a5 ger richtet werd 5 Nicht verſtehen holr, als
ob es alle Kinder Gottes waͤren, die von auſen alſo getauft werden: woir geiz
gen nur den Bund an, wie nemlich derſelbe aut ſo gewaltigen und wichti⸗
Sen Sa beflättiget wird. Solte ſich mein Geiſt von der Wichblgkeit die⸗
ger Sache gantz ausbreiten, es ſolte wol mehr einen Tractat als eine „Brief
fordern. Und find die ©: chen einer Chrfttihen Gemeinſchaft u. A der⸗
Schaft, wo der gange Nat 9 Gottes; ven dent Heil aller Menſchen in! gu it
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Die XIII. Theofophifche Spiſcel. 1
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pant all em, was zu eil lein Go: 100 gi n Kben vonnothen A, wicht ſo gering
wie- man we Penner, Dann wir haben es von dem HErru em⸗
pf fangen und erco. orben unter vil Creutz und Truͤbſal / was uns
20 geben iſt: 1 ind ſtehen in keinem eigenen men Kb lichen Treibe n; ſondern
au 1 5 Riſfs von inen ver GO tt / und beſſe eiſſigen uns daß wir ,
nicht traͤg erfunden. fr werden.
9
2
Se aumeſt d du dich nun lang? ſtehe auf, u. laß dich taufen und a aß⸗
waſchen deine Sünden: fo wirft du cheil haftig unſerer Leide und Trob⸗
ſal / die wir haben in Chriſto, und kanſt nit auf den Berg des HE: rn, ge⸗
hen, wo Er uns lhret ſeine Wege und die Weiſe unſers GOttes Jacob
Denn daſelbſt gehet en Geſes aus, und des Herrn Wort von Jerula em
Glaubeſk du nicht daß des Een Wort unter uns ſeye, fo komm und fies
he es, and ſey ein ehe Wachrzin welchen kein Falſch iſt: fa wirſt du ned
mehr und groͤſere Dinge ſehen, als jetzt geſchrieben iſt. Ich ace d dir
vil Gutes aus der reichen Gottes ⸗Fuͤlle: der HErr 9 ae Welßheit und
‚Bernd geben, um zu thun, „ Ihm gefällig iſt. Amen. Gegeber
und elde in der Stille vor del m Herrn.
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C. B. Ein Kaͤmpfer und
1 ; He 2 „ Aa
40. e Streiter JE Chriſtt.
N Sr 37% Sys Ari ar. A . Zi ar an * FJ .. . ia. an aus: 3
f S hr ra e e e e e e ee 1 7 7 7 7 „ e r TR TR TAT TR
Die XIII. Theofop! hifeke Spiſt feel, 8 8 2 5 -
os 83 35 hohe Verſol bnungs 2
Ame Jerſt Chriſe! tactert wird
da it rein . erkannt noc cho fenbar; 0 rn es N ird
alles durch Vergebe en ausge Fhret N
2 x Mein Aber. N: N: i
3 Je Kbe meines Gottes, die ich in meinem Heut telt trage, laͤſſet mir niche
2D zu, deiner gantz zu vergeſſen, wellen ich doch weiß , daß chin als 7 ge⸗·
a Ir vor hal ig Johrel, gls der Aufgang aus der Hoͤhe vile Herzen an
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Welt⸗ aufs, alſo daß es freylich dem uͤbergeblibenen heiligen Samen
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ass Die XIII. meat che Spiſtel.
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SBecen een geſucht, du auch mit unter den
ben ger veſen , toi wel et fich
in- folgenden Zeiten zimlich veraͤnderte, wie 1
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10 das Seheimnus des
ats
sit
8.
Ah Fa dis ſich in dir und vilen anderen en rete und hervor thaͤfe. Sol⸗
ches haͤt bißhero hie und da feine Kraft ns asoiefen } SD die Lehre
von der Gottſeligkeit und das Licht von der wahren Frommigkeit ſehr ver⸗
dunckelt durch allerley kingleic pet n in‘ Anfehung eines Gottſeligen Lebens;
und hergegen in vilen und' manch herley Gleichheiten dieſes gegenwärtigen
manche Schmertzen in der Goͤrelec hen Leidenſchafe verurſachete, weilen doch
neben dem allen eh feinen, Rather nicht aͤndert, und wird allen denen,
die durch Glauben, Abe, Hoffnung, Demut und Gedult in der Verheiſſung
Des ewi Zen Lebens a ben Troſt Gottes gewartet haben, ihren endlichen
Lohn geben, und ‚fie kroͤnen und frenen nach viler Muh und h har ker? Tages⸗
Laſt, welch 25 Ali 0 nein ei! iger Troß biß ger gebliben. 0
Du hätt ef freylich ſollen ein Mithelfer und Mitarbeiter ſeyn in diefem
Tag⸗Werck; weil aber deine Lampe damals das fanfte Gel vers
Lohr; ſo iſt dis angenehme Lichr⸗Fluͤmmlein verloſchen und an
deſſen Statt der ſiunkere Feuer⸗Wurm aufgewwachet/ welcher
bisher, weder dein Hertz noch dein Gewiſſen hat laſſen zum Ge
neſen kombien, Du weiſſeſt wol, was meine Langmut und Gedult er⸗
tragen 55 SR hr e, unter welchem ich le ber vi amal geſtorb en ware, als
*
Daß ich von der Libe in n s Gottes gewichen waͤre. 5
Mut u fen. liber N: N: was meyneſt du wol, meine un > unfer aſter 4
*
Tage eilen nach der Ce keit. So bin 7 auch nie derselbe und lebe noch
“IT derſelben Hoß ffnung, wie ich do Y; elsdu n nich das 3 erſte ER (Zeſchen,
und bin nicht gewichen weder zur Hechtin noch zur linden, ohne, ns mich
die angenehme Truͤbſals⸗Hitze gelaͤutert und ſauber gemacht: bin Kal noch —
an de imfelben Pfeſt en zu finden. Solte ich unverhofft aus der Zeit in die
Ewigkeit uͤb ergehen „ wie fel hon einige in dieſer ſeligen Hoffnung unter uns
gethar 1% fo weiß ich nicht, ob du nicht etwas zu ver liehren haͤtteſt; dann
pnfere Sach Bet vor einem groſen 1 |
Solte
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Die XIV Th sofonhifche Epiſcel. 2 137
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Soblte ich der demnach in eintgem Guten etwas ſeyn konnen, fo bin
bereitwillig. W. Vas ich ſchreite 7 geſchiehet aus aucke ngen Bewegung
meiner tiefen Zunckgeung zu dir ſame deinem Weibe. eee dich / das
ich noch eine geriſſe Libhe vor Gott Jar. euch habe. Dann ich
kan Een -Alchter ſeyn / IE BER bin von Elite zur Bibe ge⸗
de
macht / und ſeche mit meiner Arbeit unter dem Mittler und Ho⸗
— 9 7 1 4 * 8 Veet
hen⸗Priſter Nin Chriſko / unter welchem An dis Verſoͤhnung nicht
allein vor die unsere, se ndern auch vor der ganzen Welt Sünde ligt. Und
ihr könner nicht mer aus der Ache gelaſſen erden, weilen ihr den ewigen
Bund der Gnaden in Paſſer beruͤhret habt. Sint mal in dein ſelben
Bund muß herwied a bracht werden alles, was ehmals war verlehren.
Doch mit dem Unterſcheid, d daß alle die / welche in dieſer ie ihre Heiligung
mit dem. freyen Willen, erlanget haben, zur Lindſche ift r |
gelangen, die andere alle bleiben geſparet in die Ewigket
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an dich, mein liber N: Nit aus einer gang au: rei nn 9
mir. . ö 7 .
5 95 REN AN ©. „Einem nach der ik
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Die XIV. Theofophitche Sepiſtel 6
Es muß lerdings ein unfersfl icher Wandel nach dem C
und de fe 12 Gerechtigkei eitꝰzum Gu rund 7220585 ri werden: wert:
ſich die Gnade Sottes in € brlſto dem Hergen
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Be weiß nicht bes id ſagen ſollz doch werde ſchier beiwe; gel cee
2 Weniges an dich ergehen zu (fen. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß zu ie
die Kli gheit der Gerechten ergreifen thaͤten, und GOtt un AU Beißhe it lan,
daß Er uns aus dem Irrgarten umſecer Vernunft führs n moͤgte/ {6 wůr⸗
de nicht mehr alles ſo wunderlich durcheinander, laufen. Es iſt leyder zu,
daa, daß man ſehen muß wie wunderüch und leichtſinnig mit GOte⸗
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f 138 Die XIV. T jealonhilche piſtel.
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gerpiler wird, Wie wird mehr der hockugenre Name Gottes und die dare 5
Chriſtum Eden erworbeſke G31 idee ſchaͤnd lic geh 12 dalichet, wo doch noch
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0 „ Fig: wahre Hertz zens? Buß g eſchehen. 8 . wert 3 wo; ‚che 1 daß vis
» jolcher Wahn T hri tei, in folk he Upruhe gebracht 1 aß ſie auch
nicht' wis re en W vo u ch 1273 allen ſolten: ſo wuͤrde or un 1 eker & TI! 1d offeln⸗
bar und. das Gebaͤn der fa e e en Kun, durch Menſchen Witz
a SED cht, zu Boden fallen. . 3 e
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Bar Mich wundert ſehr, daß dai in deiner groſen Blindheit fo keck und
kuhn biſt, dich heraus zu e „und ſonderlich in ſolchen Sachen „die du
nicht ver ſteheſtz hergegen in Dingen, die du verſtehen ſolt eſt/ ſo fte,
Jangſam und verzagt biſt
zt biſt. Warum uͤben tir uns nicht in ſolchen Din⸗
Ben, worten wir die Gnade Gottes weſentlich an uns erfahren bean u und
5 Sr folgnch dieſelbe aucht brauchen durch Wort⸗ Streit zu erfechten.“ Ich
33
gewiß wann dir. BD, lernen chaͤteſt, wie dit der Welt und 3 Gil
25 . .
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erben, als in fo il und manche rley. Verbildungen d ich at f zu Ant
die wur e Klees Str. ts hald Aberhoben ſeyn. Weil aber deine 1 05
nen Skenſcheu dalckellen, der von GOtt bei gnadiget iſtz aber wol von dem
Strg dieſed Welt ‚team A dieſelbe mit Streit ſuchen zu erhalten. Dum
gi mur doch eimnal die Kent neichelt, womit du Verwelſeiſe, aß bir
nade widerfahren, (wir ver eher Me aber keine andere, aͤls die hoch hung
ig machende nase c) du lebeſt ja noch in deinen eig iin Rech, welches
{ben Fin feat 8 chr y N weil du keinen Widerſpruch ver⸗
3 haͤtteſt du d dieſel be emp fangen Wie du meet, fo wa
van dir wie ef brochen wird, und thaͤfeſt duß an flat des Wi⸗
emitie gen, um bey dir ſelbſt: deneken: wer twelß, vielelicht bin ich
ang gedemuͤtiget. Well dir aber dieſes mangelt, fo. haben up?
ruͤder recht geredet, wenn fie fasten: du weißt noch nicht wa
ade ie Und wa fie es nicht. Neben Da fe haſt du e at
durch deine Un zruße wahr gemacht. ; ARE
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a Be fette wol air 55 eben eg eifern wegen der gro: n Blindheit,
agen Wahn⸗ frommen Menſc be, wenn man fh en muß, wie
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und allem, was vor derſelben boch „anſehnlich und gefälfg iſt, moͤgteſt
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05 »Die XIV. Theoſopffiſche · Epiſtel 139
mit der Haushaltung des neuen Bundes zu Werck gegangen ird, da ict,
den ganz ungeſtorbenent unbekehkten und annoch Alk Menſchen in
die Fr denheit de 5 neuen Bundes 5 get, der d och erſt d un Geſetz di reh das >
Geſetz ſolte ertoͤdtet werden, 10 70 alſe fol ach der Suͤnde ab Rerban und der
Ger Dre, eit leben, di rch welche de Weg des Frideus 0 Moc! 1 wird. Wie
lang w ollen wir Spraͤu vor Wei eitzen zu 1 bringe! ? wiſeh wir dan:
nicht, daß geſchrieben ſtehet: GOrt hat all 5 ur die Sünde Und
1 Uinslauben beſchl oſſen/ auf daß Er fich > aller erbarnze / welches
gewiß durch das Geſetz geſchehen muß. Warum haben wir dann eine ſol⸗
che Je indſchaft und Verdacht in uns wider das Wort. Geſetz?
komt 8 es nicht aus dem alten Haß des Menſchen wider GO: Shen alles
Gute? Muß nicht das Geſetz Gottes, das da geiſtlich iſt, die Shoe in
Fleisch überaus ſuͤndig machen, dainit wir end dlich an unſerm beſten Thin
verzagen, und dabey unſere beſte Wercke zur Sünde gemacht „
und unſer 1 er Hirn⸗ und Wahn⸗ „Glanbde zu Boden falle, da a
ſchlechthin Unsere A Warheit zu Lügen, unſer Glaube zit ue e unſe
Gerech htigkeit zu Ungerechtigkeit, fa was ſoll ich ſagen? da unſer beſtes Thu 1
zur Sein ide wird Kc. a . a f
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Siehe, mein en „ als dieſes wird durchs G 195 in uns verur⸗
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ſachet, und iſt in 1 5 Fal die ſeligmachende Gnade noch nicht da: daun.
die et wei 1 erſt, wann der Mens durch das Geſetz aus iſt, und are
weket ihn zun 1 nelle n Leben in G Ott durch. ſeinen Set, d er da kan die To⸗
den lebendig machen, Hieraus kanſt du ſehen, wie! lang das Geſetz uͤber dete
Meuſchen a heerſchen hat neinlich biß es. all unſere eigene oder viel che e
Retichtiche G zerechtigkeit zur Suͤnde gemacht. Soll demnach nf Sefkes
durchs Seſetz verurtheilet werden: wie wollen wir dann beſtehen, Wann wir
ſeiner Anforderung durch Buße von a toden Wercken noch kein Gnuͤgen
gethan haben in Verleugnung der Welt und derer Pracht Zierrach und
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Schein? Ich weiß nicht, es dincker mich, man habe heutie ges Tages ſich
durch die Einbildung ein groͤſeres Licht in den K Topf schaß t, als man wirek⸗
lich Augen zu ſehen hat, und ſey aiſo gar geblendet worden, daß man den
aller geringſten Unterſcheid nicht a hat /r weder deſſen, was der alte, noch
was der neue Dund if oder Geſetz und Evangelium, was Natur und
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140 Die XI 5 Theoſophiſche Epiſtel
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Bnade if, ſondern ringt sche he hin init dem Ungekraͤyekten und noch
Piel went ger Ge re rbenen 7 deaelichen! * Uenſch an Aber das Sete ex.
den alten Bund hine aus, und ſetzet ſich wider alle Bllligkeit in die freche
sind ſeligma⸗ hende Gnade, und machet dleſelbe zu einer Decke uber das alle
in boͤſe Sünden :t Thiere welches doch dur ichs Geſetz. erſt ſoll oder dung
geroͤdet werden, wann die N huͤr der Banden, und die Were des neuen Bun⸗
Des ſich oͤf en ſoll. : e ©. <a ar:
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e\ Gl. ande getrig, mein Freund „etz wol in einem oder dem andern un⸗
ſern d Bruͤdern dieſe gäͤunliche, Errsdi g des alten St; nden⸗Menſchen noch
ermangelt, p: 5 den ſie doch groß Bedencken tragen, daſſe bee an ſich tra⸗
gende Leben mit der Gnade Sa es zu beſchoͤnen; ſondern viehznehr mit den
ſtrengen Sache es Sf 3 der Gerechtigkeit daruber herhalken, wol wilz
ſetzes
ſende, daß man keiner Gnade fh ndern durch das Seſetz der Gereck tig
keit Gottes, verda 1 it. Siege, mein Freund, in dieſem Sinn haben dle
Bruͤder geſagt: du wi Hier reſc noch nichw / was Gnade wäre. Dann
weil dein Leben noch nicht d a Buße und Kbe zu dem unſterblick hen Leben
kändert und geſchieden von der Sleichſt kellung, der Welt unz deren
lanieren / und das beynahe in allen Dingen, ſo moͤgte ich wol nochma⸗
len gefragt haben: worinnen doch der Ruhm der angemaßten Gnade beſte⸗
ſo
SE Seffrafung und Bautkchtigt 128, 8 demnach ware es hart gere RL
+ 7128 a dar 7 (x
eſagt würde 7 das man 11 ſolchem Fall noch ni x 0 sine, t ſokke sw as
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iches in 8 wenn er ſoͤricht: ſineemalen die Gedancken
Wenn dies. n Rihm der velkomkzrnen Gnade ausmachen tönte,
Daß einer die 8 2 10 ing und Zucht in ſch hat, 1 haͤtte man keinen Un⸗
terſcheid unter denen bie unter der Gnade / unter dem Seſetz oder umer
er Sünde Mind en. Sintemalen die Gnade nach der Schrifft nicht an⸗
rſt gepri ie n wird, als an denen die durch dieſelbe ji) fig gemacht und
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der Screlst gen darum fir auch · being Sneſchul⸗ |
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l. Ja ch weiß wol, daß man einzuwenden hat, man hätte doch vile ls
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ſichh beſt . werte: ſintemalen Pau nus von den Hei-
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ine Woeſen erfahren, Jonderlich weil man in [ ane u natürl
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alſe feglch loß' iim Geiwiſſen er a
haßt d u alſo noch kein Recht dich EI Snade zu ruͤhmen, forleng die An⸗
klage des CAſetzes im Gewiſſen hekrſchet; aber flehen magſt 3 dir FR
GOtt wolle aushelfen aus allein Llebel, a dich verſezen in das Neiel; f
7 — „ein ine Fire 1
ſeines Sohns DT) eine nad einen.
Hs * 1 am * som,
n von der Tinkisge des Geſetzes. Dahn 8
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un die Gnade zur wahren 1 8 elt
. enann m 1 elt ich ee Pr ke! n; 89517 im Gr ..
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vent de Tſclh e geh ret, oder in. ſeiner Erb rl religion de Yen
Dr; faſt jederman ſo vil von Gnade zu b lage weiß, oh
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geringsten er lege erfäl hren, wohne) man zu derſelbig en gelanget. Ia.
man kan wol noch verdächtig und ſpoͤttlich von denſelben 1 welche die⸗
e dure b gegan zen: welches man gar vilfaͤltig erf. ihren hat, woe nema
lich immer zu Ware? gegangen bord gegen diejenige, die na n hr J 15 an⸗
wenden, un der Anford derung des Geiſtes den Zucht in 1 8 Geri site >
Gungen zu thun. Dann es fan dech kein Menſch weder zu. GOtt uach ze 5
wahren Sent igkeit gelangen, ohne daß man ſein Gewiſſen an.
6 5 an
Was vor Schmaͤh wort, verdaͤchtiges Halten, libloſe Be eſchuldi⸗ gungen
und Verhoͤßnungen jederzeit uͤber ſolche ergangen, ſolches har man erfahren.
Ja ſo gar die Al llergewiſſenbafteſte Buß ⸗ Wege, Sun und Eifer zu Get €
und ſeiner Seelen 1 en verachtet und verhoͤhnet, und mit dem ver⸗ 15
haſſten er Gele > Seſez⸗Siſer s belksst, GO wolte vilen ihre
Sind: in vergeben, 10 57 niche zurechnen ihren blinden Eifer wider GOtk
und das Ang feiner ewigen Barmheraigkeit. Mein liber Freund! laß dich
nicht ſrend duͤncken, daß ein geloiſſer Eifer in unſern Bruͤdern If weider alles
1 05 von GOtt ſprechen. Dann man hals leidet zu vil 10 ken,! daß, woe, e
ſo leicht und ſuͤß von G Otte geſprochen wird, Gdit a im allerwenigſſen
erkunt iſt. S 2 Der
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Der Wenſch Fehes zwiſchen drey r Torlten / welcher der Witte
ſich einergibt / dieſelbe ver geſtaleet e ahn in zor Bild.
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2) Mein. en Gruß und 57 Nuß zuvor. * de
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. cer l, S Gnade, Staͤrcke und Weiß heit von oben aus der reichen
ö 5 Fülle in dein Inwendiges. a der HE wolle ſich mit voller Se⸗
e e bey dir hernteder laſſen, und dich erqucken nachdem du lau⸗
ge gedarbet, u. dein armer Geiſt zu keinem Geneſen kommen konte weder zur
echten noch zur Lincken „dieweil der Wille nicht sefhieden war von bey⸗
5 Geſtaͤltnuͤſſen, die an dir zogen. Geſibfer Bruder in dem Herrn!
ch bin bewogen dieſes Wenige an dich zu ſchreiben, und weiß anders
niches was mich bewer 866% ale die theure be meines Gottes, die ich habe zu
dem unſterblichen Leben. Wilen. ich erkenne ezdaß du ein Mitberufener zu
eben demfelben groſen Hell biſt, das uns von GOtt verheiſen, wolte ieh
nicht gerne ſehen, daß daſſelbe verſchertzet truͤrde um eine irrdiſche Wolluſt,
„oder eine Handvoll Eitelkeit, die ſo gar balde voruͤber er peche W
nichts als Jammer und Hertzenleid, und z 1 let den Tod nal ſich ziehe
Ich weiß zwar gar wol, was vor- ein tounderlicher Streit in. dem Den
Test, ehe die Shut zur dem Daum des Lebens wiederum ach une en
bird Daun der Nenſch wird in den Procels zwiſchen alle drey
Trelten Be we che dann zu allen Seiten an ihm fordern
und zichen / wollen Alndes⸗Becht erwieſen haben und als Kine
„Fer Zeche ret En 8 Allhi ier iſt nun der Meuſch ſein eigelter Macher:
dann welcher Anforderung er zil Willen wird, die nimmt ihn guf zu einem
Sant und formet oder geſtaltet ihn in ihr Vilde, daraus werden dann
Kinder Gottes, oder Kinder dieſes We Tr Aufs. II. dieſe beyde Arten von
Geſchlechten oder Geburthen ſind einander immer entgegen oder zuwider, al⸗
fo daß was der eine Part hoch häte, dem andern ein Graͤuel iſt, und wa
dieſer vor einen Graͤuel haͤlt; 7 beg d dem andern erhgßen if, Nun erweiſet
tech ſolches an beyden Orten, was Lor einem Geſchlecht ſie zugethan ſeyn, ob
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. Die XV. The. u phiiche Lepifeel. 143
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fie Goltlichen ; Oefehte lechts, oder von deim Geschlecht dieſes gege! wccrrigen Welt⸗
laufs. Sind fie Goͤltlie ven Geſchlechts, ſo 5 ihr Leben zu lauter Goͤttlichen
unſichbahren und ewig ie Dingen serichet: damit haben fie zu ſchaffen, da⸗
mit gehen ſie um, und davon rden ſte, verachten d arneben a alles das, was
in dieſer Wekt groß d boch ‚prächtig und anſehnlteh iſt Cc. Die Kinder
Siehe Weltlaufs ſind demt nach ein gantz 9 Geſchlecht, ſie liben und hal⸗
ten Hoe ch alles, was 0 chbahrlich. groß un d hock ) in dieſer Welt it, damit ha⸗
ben fie zu ſchaffe n, damit gehen ſie u 5 id . reden je - gedencken da⸗
bey weder an das Weſen d er Unſterblichkett, noch an das zukünfftige Glück
wwelclbes es von dem ewigen Gott verheiſen ſondern verachten noch vit, m. ehr
dlejenigen, die damit beſchaͤff iger ſind, un 5 halten Ahr Weſen vor her city
und ihr Thun vor einen Spott, und obſchon zu Zeiten ein Gedancke in ſte
kommt von dem unſterblichen Leben, ſo geſchiche doch ſolches mit Angſt und
S chrecken Kc. ; ; l
Nun mein liber N: N: ſche wol zu, ibeme dur den e dien S del
ner See fen anvertraueſt, dann es wird von en Seiten un didp: 3 5
ben Scc, Iſt dirs etwa zu ſchwer nach der Libe Gottes zu greiffen, und die’
En ſo . muͤhſamen ungewiſſen en: ch und rauhen Weg. einzuſchla⸗
en, ſo gedencke auch das dabey, in was vor einem ufiſichern ungetviſſen
755 unbefeſtigten Grunde und Bodem die Welt mit aller ihrer Herrlichkeit
wirtet und Haus haͤlt und fo welter. Ich bitte, ſehe nur auf beyder Ende
und Ausgang, ich ve rſichere/ du wirſt liber erwaͤhlen mit dem Volck Gertes
Schmach und Ungemach auf dich; u nehmen, als die z Ane Ergezung der
Suͤnden zu haben. Ich meines Theils. wolte mein? of des Leidens
und der. Schmach der Welt mit keinem Monarchen oder Roni K
der Erden verwechſelen. Es find bereits zweß und zwanzig 85 hr, als
mich die langmuͤthige Lockung Gottes ſehr fruͤh zeitig herum achofer, und in
feinen Weinberg berufen. Wie wehe es mir gethan die Luſt der Welt fat
derer Eitelkett zu verlaſſen, iſt mir noch wol bekannt, und was bishero ver
vile und mancherley durchdringende Feuers Proben ertragen, erdulten
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uind erlitten habe, iſt dem bekannt, der alle Dinge weiß; aber durch Gottes
Gnade bin ich was ich bin, und feine Gnade an mir iſt nich: vergeblich
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244 Die XV. Theo! ophifche Spifkel.
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Solteſt du demnach der tibe Gottes zufallen? und deſſen Zug folgen,
ect + ich wo „daß fie dh eben denſelzen Weg fuͤhren wird, den alle Heil 5
2 95 Derzeit g FR indelt haben. Allein weiches iſt ı
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un zu erwaͤhlen: zum
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Ere mel , das auf Erden erwuͤr. 3% San mm er ſchelnet nit Alle einen Nach⸗
folgern durchs Creutz, durch Schmach, durch Armut, auf dem Berge
t an dem glaſern⸗Meer mit Gottes Harfen: fo
° Zion in feiner Hkerlahlei
wurden auch die, welche mit weiſſen Kleidern 2 x angethang unter die 1
die da kommen Rd aus groſen Rrsfah nr, u die ihre Kleider gewa daß
un
27
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5 e helle gemacht im Blut des Lammes. Das bedencke noch ei
dir wol am lehſten woͤre: hier in Armut, in Schmach, in Truͤb al, in bend W
zu leben &c. Und darnach mit den hundert und vier und vierzig tau⸗
ſend auf dem Bekg Zion zu erſcheinen, als die des Lämms und Mofig Led
ſingen: oder allhier in Reichthum ia Luſt des Se ſches in Hoffart des Le⸗
beus, ſamt andern Sreltetren, Worin man 3 vor der Wel vin Anſehen hat,
—
fich 11 weiden, und darnach zn ſagen: G ihr 1 falleg i über uns /
und ihr S igel! bedecket uns vor dem Asehe deſſen / der So
dem Stuhi fi itzet. 88 33
Gelobet ſey der HErr unſer G der uns feinen heiligen Wille =.
erkenne en gegeben. Ja fin Nahme mut je von uus allen hoch = gelehrt und 8
ri: ge l Jer alles ſeyn, d dänn Sr gibt Dar Und Verſtand auf unſern © e
gen. In Ihln koͤnnen wir Thaten thun, und mit Ihm konnen wir über
die Mater for ingen. Er iſt unſere Kraft und Staͤrcke. Wann toir fallen,
r iſt:
ſo richtet 7 uns wieder an ir / und arts tens. gelingen: wir doͤrfen es e auf Ihn
wagen, denn Exverlaͤſſet nicht die engen, die von ganzen Hertzen auf Ihn
trauen. Er bew ahret te Fuge feiner Su ae ‚daß fie nicht ag einen Sain
Aare. Er 1 7 von dem wir alles haben ‚fein iſt alles, was Er uns. 5%
ben 1755 in ſey die Ehre in Ewigkeit Amen. x
* E *
2 DERE | wenige iſt aus der inwendigen Sie meines“ Geift es g 40 offen
und geſcheleben. Meine Sibe iſt ſehr verpflteytet und d ſchuldig se M icht um
der be Gottes killen, die ſo unermuͤdet an uns arbeitet zu unſerm Heil,
tockchher gerne wolte, daß allen Menſchen geholfen leide und ſie zur inner⸗
Shen Et u us der Warheit mögen kemmen. Denn dag lerfeil Gottes
0 Br ſchlaͤßt
2 9 8 98 7 . >
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2 .
5 e Br 7 *
5 Folie SEnifkel
Die VI. Tneolophulche Eypiſtel. 1457
3 * 2 ee me Ne — — — — ee - —
fte doch nicht von I Kane bat, um den Erdboden, und die drauf woh⸗
2 4 be der een 5
1 heim zu ſuchen. te Sun de 3 und die Were Oer Unzerechtigke der
— * * * “ir 1234 8 RR
Mat chen ſind hoch 05 1155 en. Wok deme, der ekluͤg i it; und drauf achtet,
N ie ſich einen Schatz auf die Zet der Noth; deu des kommt dis
und Anf * I, — 5 8 as * 3 3 8
Nacht, da Niemand tot fr reben kan, mot Ehriſtus: Ich mini die EN Gu⸗
. * r 1 * 1 1 *
tes / und wolte gern / d ich mich dir ſelbſten sein 1 föntes doch die Let,
6 » . ar 8 25 7
die ns ſelbſten iſt „wi 1 wol! wircken, was zu unſerm Heil nothig iſt amen.
52 * 780 7 + 5. 2
Ja 9 bit bleib bezein auf der 3 Re aße nach) der f ** atzen Ewigkeik walender Pilze 3
P. 175 Grüße auch deinen Bruder N: N:. ſamt feinem Weibe in mg
em gar herzlich. Habet alle zuſamen lib des unſterbliche Leben, md. Taler
eure Libe auf nichts ruhen, was euch in der Ewigkeit nit
dei
— *
*
CTTTCCTTCTCCTCCCCC
9 * . 7 mi, u)
4 en.
N DIE XVI Tn eoſophiſche Epiſtel.
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Aus den 2 Xp ſchlaͤgen in der erſten Bekehrung entſtehet di⸗
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oe hoͤchſt gefäbrli che Meiſterſchafr der Dir
1 der Soͤoclichen Seführtwerdung:
a Gelibter Bruder = N En
£ > 5 ’ * 0
Or Spa haͤ 6 A 50 12 N 72 \
hates geüblnſchet, d daß d h nec ch ehe Weile hey tur haͤrteſt zit
705 verweilen e gehabt, villeicht Bene Pr 20 cho eben gegebeal die dir ſehr
. Sur geweſen waͤren. Mich duͤneket , wañ ich 805 ganzen Stand
deines Summe betrachte, ſ0 märz. bi eſes der ele » daß du GOtt an cz
nem zu ſchlechten Ort gekriegt. Daher kommts, daß, wie es auch gehe, 5
nie an den Ort kommt, daß cd dich im Gr unde zn. beſſern hat. Es bleibt⸗
dir allezeit das Gericht in der Hand, alf. 0 daß du nicht kanſt an Ott un
gebracht werden. Wann nicht cine getviſſe Unſchuld in dir Ware ‚fo waͤreſt d:
Schon mit den liederlichſten Menſchen hiügerſen worden. Daun wann es
N RER NN ſeldecgraͤrelg
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5 widerwaͤrtig 3 hergchet ? dal sine Schma ich uf tragen vortomt ‚Tv hat dichs
nicht zu een: fr bleibt dir allezeit in der Hand, daß du 8 5 meſſen u. zit
richtel haſt, wo etwa gefe lt i ſt, und fo bleibeſt du allezeit e nderer e die
Knie, die es Auf
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le (5 trifft. 5 kollte Gif ohe Ei, Hue Verfol, zung iiber
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an 1ſt che Sire he kolm ap Nel! 17 Dil DIISUTH AR } An de m I» elbe II il I wo ‘8 Dich
l, £ A 55 9 1 7 u. 1 N
— au 3 treffen haͤtte 7 weil es dir in der Hand bl dib „ den Fehlen zu meſſen.
„Daun ich wuͤſte richt, wie gethan ſolte werden, daß unſere Nasweiſe
5 —
Wen nicht kan ſagen: 75 hatte sw o thun'ſellen &et,
Dar ie th
Es duͤncket mich / es ſey dir in der en Bekehrung etwas liegen geblie⸗
ben, daß du nicht an dein Hertz komen bit 01 8 ern haſt den Schaden u.
Verfall auſer dir an andern mehr als an dir ſelbſt ee
men daraus iſt eine gewiſſe gi ſtliche Blindhe Kei tſtanden, und dein Hertz,
wie es durch wahre Erkaͤntnus Schwer ſelbſt haͤtte ſollen erweichet werden e iſt.
es durch die Unerkantyus deiner ſelb haͤrter word en und das offene und aus⸗
gekehrte Aug hat immer fo vil von ändern ein zu erndten . ten, daß das
ganze Haus davon voll ward. Das allerhaͤrteſte und Kahr ichſte iſt ig ſol⸗
chem Fall, daß man nicht allein bey den gemeinen Handeln der Menſchen
bleibet ; ſe ndern unterwindet ſich auch die S acer, die ſchlech thin Gottes
find, u kichan u, zu meiſtern, und das. au geſchtehet aus der Uli fach „das
„inte inan G Ott von ſich abrerite. Auch kr me Ed n haft du ſo in
der Hand es mag vor kommen, was will, ſo RR een, und das
ohne Be dencken in der beſten Meynung. | |
2
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4 N © 25 id
Was ich chrelle ‚ geſck hiehet aus keinem Verbedacht, oder Paſſionirten E Eiu⸗
eric »
erucken des Gemuͤts ‚font dern! im gezentheil bin ich dem Guten! zachgegangen,,
als du ven mir wart, u. habe geſoͤrſch et, womit du wol zu frauen waͤreſt:
fo wurde ich in meine in Intendigs en angestteben dieſes, tbie es die Feder gr,
geben, an dich zu fchreiben. Ich koͤnte mich zwar viel weiter anke ken.,
wann ich deinem Gemuͤt nicht zu ſchtoer würde fallen. Doch bleibet mir d teſes
noch uͤbrig, daß mich duͤncket, es mangele ohmungaͤnglich etwas von der
wahren Bekehrung und Erleuchtung. Dañ du haſt all dein Gu⸗
tes aus dem Verſtand und nichr aus der geiſtlichen Armut zu
h. hl, de doch vornen an der Spitzen ſtehen ſoſte, oder der erſte Grund
Stein de es gangen . Dauſes unßerer Seligkeit ul worauf an Fundict ke
? olte
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2 ER? © *
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0 Die XVI. Theofopkifche Spiſtek. 247
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ſolte, fol es anders beſtehen in der Stunde der⸗Verſuchunz, Der enge
Buß Leidens ⸗ und Geaubens⸗ Weg iſt Birnen) ſehr unbekannt
heim lich und verborgen. Was meynet wol Bruder N.: : von ce
nein Mens hen, der vor GOtt wandelt, und ſchon man che Tages ⸗Laſt
und Hitze getre a 2 ob m an, was man thut, nur ſo eh 9 ins Gelag
bine in ti, dle, und daß es n viel waͤ ire, anderſt zu thun, wie etwa die loſe
Vermnfe tichten kan. Nein mein lieber Bruder! wir haben 555 re Er⸗
fh rung gelernet. Ein ya Gottes iſt nicht ſein eigener Herr, ſondern
wartet [einer Dat hr und Dinſten vor Gott, wie Er es mit ihm beſcht⸗
cket. Man hat es nicht fo in der Hand, wie einer, der die Ochſen mit
der Geiſſel treibet: es kommen gantz andere Sachen vor, to bat man auch
ſchon zuvor ein ander x: B: C: gelernet. Unſere Vernunft muß zum
Narren werden auf dieſem Weg / anderſt If kein Rath. Wann ich
nicht daͤchte mündlich mit dir zu ſprechen, fo haͤtte ich noch viles zu melden,
weil du es aber ohne das nicht ſelbſt leſen £anft, fo will ab kurzen.
+
8 Ich 2 dabey, daß dirs och ſchwer gehen wird: daun du haſt das
Chriſtenthum und die Welt zuſammen an einen Ort gebracht, welches
doch nicht ſeyn kan. Dann es kommt eine Zeit der Sichtung und Rech⸗
nung / in welcher nach dem Glauben gefragt wird. Hat man den reinen
und heiligen GOtt nicht auf eine reine und ſallkers Weiſe in ſich ein ge⸗
nommen, fo wird man geſchlagen dom HErrn. Ich finde in meinem In⸗
wendigen, daß a ned gan he bi in dem wahren Trkaͤutnus Got⸗
tes und feiner H Wegen. Darum ſolge meinem Rach, und fange aufs
neue an, und thue als einer, der nichts weiß, nichts hat, und nichts ver⸗
ſtehet, und werde als ein jetzt gebornes Kind, das nichts hat as ſeiner Mut⸗
ter Bruſt. Der 2 Weg wird ge 7 n. das Zi getroffen; du dei deine Luſt
am HErrn haben, und dein Leben wird Fride, und dein Thun Warheit
und d Grech gkeit heiſſen. 535 | | Alles
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au unſerm Iriden dinen. | 5
Die XVII. Theoſophiſche Epiſcel.
Alles Leben, das in dieſer Zeit Grüner u. blůhet / muß N
ins Erſterben gebracht / und Durch den Tod eingeerndet
werdet ſoll anders unſer Gewaͤchs in der Swigk eit
ſeine Frucht bringen. I
Je volle Gnade und Libe unſers Gottes fick din und aus in dir, mir
2 und allen Heils⸗begierigen Seelen. Das Leben, das aus 88 tt iſt/
vermehre ſich in uns zum Heil aller derer, die daſſelbe lib haben. Niemand
werde oder ſey unter uns ein Hurer oder Gottloſer, wie Eſau / der um einer
Speiße willen ſeine e fe Geburth verkaufte. Es ſey Niemand unter uns,
der das Sichbare mehr 3 das Un ſichbahre. Niemand ſeye der die
Wolluſt dieſes Lebens und der Welt Eitelkeiten GOtt und den unſichbaren
Schaͤtzen vorziehe. Dann alles, wa is aus GOtt gebohren iſt, uͤberwindet
die Wen und bleibet unverruͤckt mit ſeinem Leben in ſeiner Wurtzel, als in
dem Leben der Unfterbtichtei feſt ſtehen. Wer nicht in mir bleibet, der brin⸗
get keine Frucht, ſagt Chriſtus. Wol dem Menſchen, der allezeit mit ſei⸗
nem Hertzen feſt an GOtt bleibet 2 und ſich nicht mehr hinaus zu dem Troſt
der Creaturen ke ret! O wie dil Friden moͤgten wir beſizen, wenn wir ein⸗
zig und allein bekuͤmmert waͤren um ſolche Sachen, die en unſerm Heil u.
—
©
er HErr gebe uns Weißheit und 2 Dußmd Faß wir in allen Din⸗
gen eine N guten Wechſet tre fen, u. lernen das Geringere mit dem Groͤſern,
und nicht das „Beſſere mie dem Geringern zu verwechslen. Alles, was
niche Ursachen giebt auf den Wegen des · Heils / oder in SOtt
befördert zu werden / ſoll man laſſen auſtehen⸗ und vorbey ge⸗
hen. Es. ſey das Leben oder der Tod, Suͤßꝛs oder Saures, es ſoll nichts
angenommen werden, als allein dasjenige, das einen Nachklang mit ſich
ö bringet von deme, das da ewig bleibet. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß ſich vile
ernſtliche Baͤter und Libhaber faͤnden, die dem Himmelreich Gewalt anthaͤten,
damit GOttes Hertz betweget wurde und bald die Zeit der Erquiclung her⸗
ein brechen moͤgte, und kommen was da kommen 155 auf welches vie Ni
ligen.
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| Die XVII. "Theofophifehe SEpiſtel. | 1
— mann
—
ligen lange gewartet und gehoffet haben. Dann ich weiß, daß Ott
das Verlangen der Elenden hoͤret, und hilcft ihnen aus zu ſeiner Zeit. Iſt
SA
auch deſſentwetzen kein beſſer 4 Gottes barmhertziges Vater⸗Hertz
ju betwegen, als elend zu ſeyn, und Leid zu ragen, unſer Lachen in Wei⸗
nen, und Unſcke Oreude in Traurigkett zu veraͤndern.
8
Wañ ich gedene ke, Sir fo vie entf liche Streieer 11. Streiter immer:
auf dem Wege ermuͤdet/ in der Ver uchungs⸗ Wut d arnieder geſchle 3 „ den
Ernſt laſſen ſincken, den Eifer und das Verlangen ſaſen zu Boden fallen,
und die Abe laſſen erkalten: ſo werde ich ſehr gebeuget. Doch ſind noch er⸗
lichz Wenige uͤber blieben in Ifrael, die des HErrn Werck groß achten, und
darauf acht haben. Was mich angehet, fo bin nicht muͤßig in hy Wercẽ
der Gnade Gottes, ſondern flehe mit vilem Seufzen und Anhalten vor
Git, daß Er wolle aushelfen u. zu recht bringen den Satnen ſeines Erb⸗
theils, und zu Ende bringen die Schmac ch ſeines Volcks. Sümnemal min
einziges Werck iſt, alſo mein Tag-Werck zu erfuͤllen, und uͤbe mich dabey,
zu haben ein gutes Gewiſſen beydes gegen GOtt und gegen den u
damit ich Freudigkeit haben moͤge auf die Erſcheinung und Zukunft nn
HeErrn und men Sehr Chriſti.
Was uͤbris gens meinen ganzen Stand an gel bet, fo warte dare auf lil it
vilein Beklange en, Seufzen und Anhalt ben, damit ich moͤge befreyet und er⸗
föfet werd den von dieſem scibe des, Todes und von diefer gegentraͤrti⸗
gen argen und boͤſen Welt. Was ich vor vile 2 Wehen Her + Preſſen. u. Be⸗
klenünungen des Geiſtes ſchon in einer vilj jährigen Verſuchungs⸗Wuͤſte bin
durch geganzen, und noch durchgehe, iſt dem 5 der alle Dinge weiß.
Neben dem bin ich ſehr getroſt, u. dancke ineinem GOtt ohne Unterlaß, daß
Er mich getotirdigst hat, viles, ja Diles, um des Dorts Gottes oder um f
ges Zeugnuͤſſes willen zu leiden. Ich werde wol leben und guferſtehen in
einer Gnade, wann ich e ache en werde nach feinem Bilde. Jetzt
aber ligt das „Weißzen⸗Körnletſ in der Verweſung ohne Aufkommen auf
ewig. Die Schrifft ſagt: wer iſt der euch ſchaden konne / ſo Ihr
dein Suten nachkommet? diefes lautet zwar (chen; aber durch Erfe
rung darzu zu komen bringet vil Schmertzen; doch wolte gern, daß vile Sihpaz
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150 „„Die XVII. Thedflöphifche Spiſtel
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tereſſe und Hoffnunge⸗volle Zuver⸗
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ber wären, die ihre Saat auf gute 1
11
ſicht von einem reichen Einkommen dem Sterben und der Verweſung uber⸗
geben moͤgten, fo waͤre endlich eine Frucht der Swigkeit zu erwarten. Dann
alles / was nicht verweſet und erjsirbes in der Zeit / das bringet
keine Frucht in der Ewigkeir. 8 Ar
Mein Abwehrter! mein. Geiſt lallet, und beweget meine Feder. Ich
wolte gern ſtammlender Weiſe etwas hervor bringen von den Wercken Got⸗
tes in der Seelen, wie kemlich dieſelbe in uns ausgebogren werden, alſo daß
eine Frucht der Ewigkeit daraus wachſe. Dann wann wir mercken, daß fich
eine einpfindliche Guade in uns reget, fo muͤſſen wir nicht fo gleich ins
Treiben gehen, dieſelbe andern verkaufen, ehe und bevor wir ſelbſten den
eigentlichen Nutzen davon eingeerndet haben. Soll aber ſolches geſchehen,
fo muͤſſen wir frey von aller Annehmung (es ſey geiſt⸗ oder leiblich) ſeyn,
ſonſten fliehen wir damit in unſerm Natuͤrlichen Himmel auf, und es
zerfladert in uns durch die leichte Luft, daß es keine Frucht bringen kan
in der Ewigkeit. Wir muͤſſen in ſolchem Fall mit einem gewiſſen
Mißtrauen zu uns ſelbſten. einen Schrack in unſere Gemüts⸗Bewegungen
+
ſetzen, und dieſelbe durch eine inwendige Leidenſchaft ohne einige An⸗
nehmung in den Tod fuͤhren. Iſt in ſolchem Fall der Eindruck oder die
Empfindung Goͤttlich, fo bleibet er unveraͤndert, und wird nur feſter u. dauer⸗
haffter durch die Bewaͤhrung. Iſt es aber eine Jlanume, die in unſerm
Natur⸗Feuer aufgelodert iſt, fo. verſchwindet fie gar bald, und kan keinen
Verſuch noch Gegenhalt des Gemüths vertragen. Es iſt groß Gnade, recht
mit den Wercken der Gnade in unſern Seelen lernen umgehen, anders ver⸗
ſchwenden wir allezeit und verkaufen, was wir ſelber noch nicht haben.
Dann gewiß iſts, ſoll unſer Werck in GOtt Frucht bringen, ſo muͤſ⸗
fen wir in einem beſtändigen Verweſen und Erſterben unſerer ſelbſten
leben ſamt aller in uns wirckenden Gnaden⸗Kraͤſten. Dann die allermei⸗
ſten Gnaden⸗Wirckungen in uus ſind nicht die Sache ſelbſt, ſondern nur
ein Sam⸗Norn / welches erſt durch die Verweſung muß Frucht bringen.
O was vor heilſame Gnaden-Wirckungen werden durch die beſtaͤndige Leidens
haft in der Seele ausgebohren! O was vor einen Genuß und beſtaͤndi⸗
gen
—
m = ? 5 27 1 * 8
Die XVII. Theoſopliiſche Epiſtel. 15
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—
gen Friden bringet es mit ſich / wann man alſo feinen Samen als verlohrenm
in Hoffnungs⸗voller Zuverſicht dem Sterben und der Verweſung überglobt!
O was vor eine reiche u. Frenden⸗volle Ernd bringt oft eine in. Tyraͤnen
ausgeſäete Sagt! O was vor reiche Einkuͤuffte bringets oft! wann man ſeine
Capitalien auf gie Intereſſe ausleget. O koͤnten wir recht verſtehen das
Giheimnuß Gettes in uns, wie nemſich ein beſtaͤndiges Auf⸗ und Abkem⸗
men in uns ist, wann wir in Gott ſollen befördert werden, wie würden
Wunder ſehen, wie GOtt eine Wercke fo herrlich in uns ausführet um
vollen Sieg des Gaaubens⸗Kampfs. Aber leider findet ſich jeher haufig
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das Gegentheil. Kaum waͤchſet ein kleines Blümlein herfuͤr, fo ſchnarpen
wir darnach, und wollen fo gleich die Frucht damit einernden und verder⸗
ben alſo gar oft GOtt ſein Werck in uns. 4
Sollen wir demnach in GOtt befoͤrdert werden, fo müſſen wir uns
befleiſſigen, kein Leben anzunehmen es ſey an GOtt oder an der Crratax,
ſonſten ernden wir allezeit nur die Blumen ein, und haben keine Frucht au
den Taz der Ewigkeit. Mein Geiſt iſt zimlich voll, und moͤgte ſich gern
mittheilen als Geiſt in dem Leben der Gnade Gottes in uns. Doch woas fol
ich ſazen: Gott leget feine Krafte gar in ſchlechte Gefaͤße, daß ſich aft af
jederman an der heſſlichen Geſtalt aͤrgert. Ich bin zwar vor vilen wie ein
Wunder, gehe gebuͤckt, u. trage mein. Schmach den ganzen Tag, dock
weiß ich wol, daß GOtt iſt mein GOtt geweſen bißßher, und hal mir von
vilen Jahren her von fo vilen u. mancherley Verſuchungen geholfen, darm
dancke ich Ihme ohne Unterlaß, und werde nimiermehr vergeſſen „was
Er Gutes an mir gethan hat. Dann gewiß iſts, wann GOtt nicht mein
EHer geweſen ware von der Zeit der Goͤttlichen Heimſuchung an
bißher, ich waͤre laͤngſtens dahin, und mein Leben vor der Zeit vergangen.
Aber G Ott, der da treu iſt, und nicht verlaͤſſet diejenigen, die vor ganzen?
Herren auf Ihn trauen, hat ſich meiner angenommen, aus ſechs Trübſah⸗
len mich errettet, und in der ſiebenden mich Fein. Uebel ruͤhren fin, Ihm
ſey ewig Danck dafuͤr Amen.
—
9
P. S. Meinen Gruß der Abe mit meiner Hand. Meine Libe ißt zwar
ohne Falſch in dem Leben der Gnade Gottes; doch iſt nur nicht erlaubt eil
1755 g R 3. Wort:
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252 Die XVIII. Theoſophiſche Epiſtel.
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Wort in milden von Dingen, die mit den Zeitlauffen vorbey gehen, ich
wolte deſſinteregen gerne im Geiſt verßanden fon. Diß wentge Schreiben
iſt aus einer ſenderbahren Fülle der Gnaden Gottes gekommen. Ich bin
euch allen ſehr geneigt in dieſem Theil, wo ſich die Geiſter in Dr um faſ⸗
ſen koͤnnen; was aber die Weiſe eures Gottes⸗Dinſts angehet, daran kan
ich kein Theil nehmen. Neben dem wolke ich gerne euch allen vil Gutes
angewünſchet haben. DIE will zur Nachricht melden: ich bin euch allen
hertzlich verſohnee im Grunde, libe euch auch hertlich. Was angehet den
gemeldten Mangel, welchen erkenne, derſelbe thut mir keinen Schaden, ich
bin naben dein euch allen ſehr zugeneigt / die Sach iſt doch nicht zu aͤndern.
NB. Geliebter Bruder N: N: ſey noch malen hertzlich von mir ge⸗
gruͤßet, ich habe ſchlechterdings keine andere Urſache meines Schreibens ge⸗
habt, als euch allerdings ums Gewiſſeus willen meine Gutheit zu erkennen
zu geben, damit Niemand unter euch, und du zwar ſonderlich, deſſentwegen
mußte traurtz ſeyn, meynende, es waͤre etwa verſchuͤttet. Solten ſich durch
Gottes Direction Gelegenheiten machen, daß ich euch etwas naher kaͤme, fo
wolte ich wol der Führung Gottes ihren Lauf laſſen; aber ich ſelbſt darf
ind kan nichts hunn. Re
TER 2 © © Bi» Ein Creutz⸗ tragender und nach der ſtillen
. ner Eipigkeitriallender Pilger und Nachfolger Che
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Die XVIII. Theofophifche, Epiftel. 1 8
Durch den Willen werden die Principiz auf geſchloſſen und die
Thore der Tiefe zerſprengt. Was wir wahlen / das wird uns.
CE Einen Gruß und Kuß der Abe; Oslibeer und Werther in dem Herrn!
as“ die Fulle des, der Alles erfüllet, ſegne dich, und mache dich reich
inwendig in dem Leben, das aus G Ott iſt. Ich berichte dich von der groſen
Enade und Libs meines Gottes, dem ich diene im Gaſt. Ich wiede 75
» 75 N f l ver
5
geheime Zuneigung -zu feiner eigenen Verbildung (Daun Adam wa
3
o
— 4
ſichbaren Welten / worinnen er hätte ſollen herrſchen und Tri-
ſcheinen, ſich ſehen Kin,
es noch biß auf den heutigen Tag rc! Es lieget alles an unſermm Willen,
Bi. | | wa
Die XVIII. Theofophifche Epiſtel. 153
in — —— —
— —
ben und auferſtehen in ſeiner Kraft; aber jetzt ſehen wir / daß der Tod
herrſchet in den Glidern durch die Sünde verurſachet. Gort
wird geben einem jeglichen einen neuen Leib in der Auferſtehung
aus eines jeglichen Samen / den er ſaet. Unſer aus wendiger Menſch
iſt der Acker, welchen Samen wir drein bringen, ſolchen Leib zichets
25
poir an inſer Wille iſt Magiſch, u. treiber ſein Werck zimm Geboren⸗wer⸗
lr * nis wi 5 . 2 7
Eye
den und Sruscht bringen: je nach dem er
ine Sache annimmt, darinnen
Y
ein
wirckel er, und treibet es durch, und offenbaret feine Wunder, die in ſeiner
Macht beſtehen. In
Wir beſtehen in einem dreyfachen Leben, u. alle drey Leben haben ihre
Anfänge oder Principia aus dem Willen zur Bzwegung Treiben und Oſſen⸗
baren ihrer Wunder. In welchem Principio hun der Wille ſchweiget, das
bleibet ſtumm ohnbewezlich und ohne Kraft. Härte unſer Sroß⸗Vater
Adam das aͤuſere Principium nicht erreget durch die Saſſung feines MWil⸗
lens / die ſichbare Welt wäre wol ewig verſchloſſen gebliben. Dann er haͤr⸗
te ihre Wunder nicht noͤthig gehabt zu wiſſen, die darinnen verborgen lagen:
die weil fie ja alle wieder vergehen und zu nichte werden zu ſeiner Zeit. Wal
aber der Wille Adams aus ſeinem Centro verruͤckt ward durch eine ſehr
die Quint - Eſſentz aller. Geſchoͤpfen beydes der ſichbaren un
umphiren) ſo ließ Gott den Baum auſwachſen, worinnen alle Geſtal⸗
ten und Farben / die in der ganzen ſichbaren Welt zur Annehmung er⸗
»
So hing nun GOtt das Verbott daran, und ſprach: Du ſolt nicht
davon eſſen. Der Wille des Menſchen ſtehet ſehr hoch, und laͤſſee fh
nicht durch die Bedrohung des Todes irre machen: dann allhier war kein
Raht, das Geſetz fonts nicht gehalten werden um des Verbotts willen. Die
Suͤnde war ſchon in der Welt, durch welche das Geſetz verurſachet ward,
und da das Geſetz kam, wurde die Suͤnde lebendig, und erregte allerlen Lues
fie, durch welche Urſach die alte Schlange Predigerin werden. Uns fo if
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244 Die XIX. Theoſophiſche Spiſtel.
cvorinnen ſich hee erhebet, u. bereeguch wird, das wird ern orden, und zol
ten alle Principia darüber zerſpringen. Hat der Dil des Menſchen das
Pale koͤnnen zerſprengen, und wider das Verbott in dioſe Welt ein⸗
dringen: ſo kan auch eben derſelbe Wille das Gehaͤg dieſer ſichbaren Welt zer⸗
bre chen, und wider die Suͤnde ins Paradies eindringen. Darum alles /
was wir wollen / das wird uns / und was wir verlangen / das
roird erroorben / trotz dem / was uns darkmen zu roider iſt.
5
Die Fred. am Herrn if unft re Kraft und Staͤrcke. Die Suͤnde
wird nicht herrſchen koͤnnen, dieweik wir nicht mehr unter dem Verbott ſte⸗
hen „ſondern unter der Gnade: dann uns ſind keine Suͤnden verboten, dies
weil wir keine wolle nz ſo wir aber wolten, ſo ſtehet das Geſetz da und ſagt:
dit ſolr niche &c. Weil wir aber darinnen beſchweret ſind, wann wir
„mercken d daß die Sünde in uns will mächtig werden: ſo srweifer ſich G Ott
onaͤchtiger durch fine - Gnade, und nimmt . g, was uns beſchweret.
Darum ſind alle Dinge, worinnen unſer Wille ſtehet, maͤchtig, und wer⸗
den groß, worinnen aber unſer Wi ile nicht fs 2% NB e werden ſchwach und
vergehen. Vale. e a
4 * 0
Die Libe wirckt auf vil
N 7 »
. 5
Ich bin und bleibe ein nach der gegen
und wancherley Weiſe. Eipigkeit wall ender Pilger C. B.
JJ ĩ Ä: 50 2898 203
„ Die XIX. Theoſophiſche piſt l. Er
Das © ute lige in unſerer N jenſchheit gar ti — in ſeinem Contraris
eingeroickelt / und wird durch die allerheffti igſten Gegen⸗
ſatze aus ſeiner Verborgenheit 3 geholer.
BZ ch werde in meinem inwendigen bewogen an dich zu ſchreiben, wiewolen
ich nichts weiß. Dañ obwol mich meine Abe an das inwendige Lebens⸗
Wort zog, nemlich in Salem, wo des Herrn Gezelt iſt: fo mußte doch allda ſo
funge fil dhe, liß ein Untericht gn ui een zu thun ſeye 05
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& 5 &
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. Die XIX. Thecſoplhafche Epiſtel. 175
war zu ſchreiben, und wußte nicht, was ich ſchreiben ſoltz.
o
— —— —
cher mir auch in dieſem Schreiben mein Unterricht war, weil ich gezogen
nn —ů —— —ů— — —
» Pi 7 2:
Dann meine Libe hat mir einmal zugeſagt, mich mimmermehr. zu ver⸗
laſſen, noch zur Zeit der Truͤbſal und Stunde der Verſuchung es an Treſt
und Hilfe manglen zu laſſen. Und fo lebe ich und bin getroſt in allen meinen
Sachen, und warte meines Gottes in Sauer und Suͤß in Lih und Leld /
wie es ſeine Weißhelt über mich beſchloſſen hat. Dann gewiß, hätte ich dire
fe drey und zwanzig Jahr über, als nemlich fo Küng ich in Gottes Weinberg
geſtanden und gedinet, Gott und feine Libe nicht zu meinem Unterricht? und
Fuͤhrer gehabt (da es ſehr oſt geſchtenen, der Ritter⸗Krantz waͤre dahin)
ich waͤre laͤngſtens vergangen in meinem Elend; aber durch Gottes Gnade
iſt mirs gelungen, daß ich noch in feiner Libe athmen kan biß auf den heu⸗
tigen Tag. Dann dieſeſbe iſt mein Bruſt⸗Pantzer in allen meinen geiſt⸗
lichen Scharmuͤtzeln, und innerlichen Feld⸗ Schlachten, die ich ſchon gethan.
8 - x D
f A 20 .
O wie gar tief ligt das verlorne Gute Gottes in uns verborgen! O wie
wunderlich muß GOtt mit uns zu Werck gehen! biß wirs hergeben, und
laſſen das Verlorne in uns wider auf ſuchen. Dann gewiß iſts, daß alles
Gute, das in uns heraus zu holen iſt, in der groͤſten⸗ Widerwaͤrdig⸗
keit eingervickelt liger. Da iſt keine einzige Suͤnde oder Hebel, das
S
ſich in uns findet, allws nicht das Gute Gottes verlaren, und geechſam em.
einen heiligen Nichts (und zwar an eben demſelben Ort) verborgen und
verlohren liget, und demnach auch folglich wiederum daſelbſe zu finden, und
zwaren in ſolchend wunderlichen und ſeltſamen Bewegungen, daß es bey ums
num sglich ſcheinet zu ſeyn, es hat aber alles ſeine volle Nichtigfeis, , Senn
nicht fo wäre, fo koͤnte GOtt einen gantz andern Weg mit uns vornehmen,
wodurch wir wiederum zu unſerm Guten koͤnten oder muͤßten gebracht wer⸗
den. Dann gewiß, hierinnen liget das ganze Geheimnuß der Boßheit, wie
auch das Geheimnuß der Gottſeligkeit von unſerer Wiederbringung tief einge⸗
wickelt. Daher kommts, daß aus den groͤſten Sundern die groͤſte Heiligen
werden, und die eigene Gerechten am ſchwerlichſten fallen.
+ »)
Der HErr gebe dir Wzißhelt 11 zuſehen das Geheimnuß und den Naße
. . RT: eines
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258 5 Die XIX. I heoſophiſche —
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ſeines Willens. Es iſt nie eine groͤſere · Su ide geſchehen, als die Greusts
7
gung Chriſti, und lag doch das Heil“ aller Menſchen darinnen verborgen, und
wurde auch durch dieſelbe offenbar⸗ Mein Aber! iſt der Weg EUER
ee gedencke, wie wunderlich das Ende ſeym wird, ſo wir hiß aus Ends des
Lebens darinn en b. harten. Dann gewiß iſts, wie aus deln ewigen 5
ein Boͤſes hat koͤnnen werden, ſaͤ muß und wird auch wied runt NB aus
dem Höfer falbft ein Sutes werden, ſineemalen eben dieses! unſer harter
Seit und wichtiger Proceßs if, den wir durch; gehen mie,
Wie vile ſt nd n icht derer ſchon geweſen und noch „bie zwar mit vil
Ernſt, Muͤhe und Fleiß dahin gearbeitet, das Gute zu erlangen, und des
0
Boͤſen loß zu werden, man kommt aber nicht weiter „als biß an den Ort.
allwo das Gute fol wircklich erworben und zu wezen gebracht werden,
Dann allwo das wahre Gut tte ig G Ott erworben oder gefunden word, ja eben
an demſelben Ort mü fen, wir an unſerm vermeynten Nenſchen⸗Guten
aͤls Uebelthaͤter zum Tode verurtheilet werden. Alsdann lernen wir erſt
recht die Schrifft verſtehen, wie nemfich die wahre Seligkeit aus Gnaden
durch den Glauben y. nicht durch die Wercke erisorben wird. Wie ſparſam
ges aber zugehe/ biß wir e s lan dahin k baun n, daß Ast kan Gnade wider⸗
ſahren, lehret uns di ie traurige Er fat heung. s iſt a bekannt wann einem
Snade ner ſoll, daß er. ſich Br einem ſolc 155 P ka Haben mul, wo,
das Gericht u. Urcheil des Todes eben ſo vil Recht | bat, als einen Uebel⸗
thaͤter zum Tode zu verdammen. Dann anders ksnte Guade nicht Gnade
fo, und die Gerechtigkeit und das. Geric ht auch das. acht was fe e .
. * 2
Mein iber! ſchetzen! du angeloffen zu 1 ſeyn auf den Wegen Gates 0
her ne hieraus, wie wunderlich G Wee. mit uns muß zu Werek gehen, che wir
uns unſcrer Torheit uͤberweiſen laſſen, und folglich GOtt unſer Meſſter
wird. Dann wir haben, uns ſclbſe = 0 beſeſſen, daß wir unmöglich von
uns abzubringen waͤren, wann GOtt keine Hinterliſt brauchen wuͤrde
um uns alſo in ſeinem Netz zu far Re Darum laß dichs nicht wundern,
wenn es ſeltſam und wider deinen Begriff gehet. Dann daſelbſt, wo une.
Widerwaͤrtiges ligt, iſt das Wahre Gute zu erwerben, welches wir
Man
In Unserer guten Meynung Kernen f gt an haben. 8
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ort 89
Sie XIX. Theofopkifche Epiſtel. . N Br 182 ö
— — REIT — —
Mein gar Liber N 3 HErrn! die erſte Sch roangerſchaft t gebaͤrer
18 1 5 A 2 A
nicht gleich den“ Sohn d Lide / wie an unserer Nelitter Eva zu ſehen,
dann daſeloſt wird er b der! edige Brude er⸗Morder Cain offenbar. Den⸗
ce dech, wie vil wwunderliches Zeus aus der Bundes ⸗ A fie ſabſt hervor
kai, bevor oder ehe die Verhe ing mit dem verheiſenen Samen konee
ans zu treten. Welche wund derlich e n. Geß heit mn. in „Here iche Sinnbilder fine
eden wir nicht bey allen heiligen, ‚Dirt Ren di; das Wort der Verheiſung und
alſo die Fortpflanzung der Du: des 8 N17 100 einefangen hatten. Abraham
der Groß⸗ Vater aller Gla big en brachte in 5 Zeiten der Verheiſung
unter vilen und mancherley B Vu ichungen »nichts deſto weniger doch zu
erſt den Spötter insel a zit der Verheiſung des ass
konte ans Zil tretten.
0 ©
CE ſoll ich weiter ſagen? G Ott iſt u. erde den moch geren u, othafe
tig in allen ſeinen Wercken und Wegen, und beſchlcket es in allen Dingen, [
daß Ihm der Ruhm bleibe, u. die Großheit feiner . erkanut und offen⸗
bar werde. un nun wieder zu meinem Zweck zu kommen, nemlich wie
wunderlich GOtt jederzeit mit ſeinen Wercken zu ZH gedrungen, wie ge⸗
meldet, und zroar fo gar zu 0 an dem. Groß glaubigen Vater Abra⸗
ham, und wie ſolchhes hernach auf S Rebecca u. Iſaac kommen mit Jacob.
unde Eſau / und ae uch die menſchliche Kraft der naturlichen und menſch⸗
E.
küchen ſelbelgenen Ü Veſenhelt unter deim Vilde Saus hat mike n abſc Hau⸗
men, ehe der Bund mit 4 konte ans Zil treten, und wie c Jar
cob / als er von der Linea ergrii ARD rde, durch fo vile wunderliche Ge Reu⸗
ſtreitigkeiten u Trübſals⸗ irn ift ſſt geuͤbet und geſtebet worden, ehe die Bun⸗
des⸗Linea an ihm ſeuch bar worde „, bnd bie unangeſehen der vil. und
2 7
mand Her! xD celd enſclhaſten die Linea ! 9 erſten 2 dam NS U Her natur shit 105 ir” Selb⸗
nenſchens nicht weniger durch die Linea des Hundes aus drang, und die
naturliche Selbheit in einer dreyfachen Geburt als in Ruben Simeon und
Levi barcorbrachte, ehe von Jnda konte geſagt werden: du biſts / dic
werden deine Brüder loben &cc. Und was ſich hernach wiederum mit
Juda zu getrage 5 was vor wunderliches Abſchaͤuim em mit feinen Soͤhnen,
und hern. ach mit ihm ſelbſt in der aller wunderlichſten Begebenheit mit ihm
und feiner Schuyr / darum uch der HErr n ſolchen kundzrlichen Riß
A E U 2 . 2 machen
an
9
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De
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158 3 Die XIX" Theo! ſophiſche Epiſtel.
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9 17 N15 fich der Bund konte niederla AN &c. Und was ſoll ich
weiter ſagen? die Zeit wurde mir zu kurtz, wann ich ſolte erzehlen von dein
Buͤchlein Ruth, von der zehen⸗zaͤhr igen Wa N der Naemi in der
Moabiter Land, arm der Linea des Bundes, worn ach die Tochter Lorhs
hungerten, zu ihrem Zi zudelf fen Und dann auch von David / von Sa⸗
lomo und allen Königen Juda / wie wunderlich ſich die Linea des Bundes
durch geſchlagen, daß ſie erhalten ben. Ued wie das Ringe⸗Rad des
‚natürlichen Selb⸗Menſchens fo hefftig gewircket hat ye die er des Bundes
zuu⸗ zerbrechen A biß endlich der Sluch ein Segen verwande lt wurde u. dle Ver⸗
heiſung ans ZH trat mit dem verheiſenen Samen an der a egneten und gebe
nedeyeten Murter des HE rn, in welchem Samen aͤlle Verhe a Ben. an ihr
voͤlliges Zil koͤmmen ſeynd: Ai
Hat nun die Linea des Bundes / wovon Chriſt: us herton men ſolte
dach dem Fleiſch, ein fo viles und wunderliches Abſchaͤumen mit ſich ges
bracht, ehe und k vor fe. ihren richtigen Fortgang konte haben, wie vil ein
wlchtigers, Abſchaͤumen fordert es in der Bunde 1 nach dem
Ge eift,. ehe nd bevor ſie fi ch an uns voll erſtrecken kan. Darum faſſe mit
mir deine Seele in Gedult; dann ob wir wol des Leideus vil haben, ſo wer⸗
den wir doch auch reichlich gerröſtet „dez wir nicht ſehen auf das ſichbare ſon⸗
dern auf das unſichbars NB. Dann alles, was ſichbar iſt, das iſt zeitlich
was aber unſichbar iſt/ das i in t ewig. Ich wolte, baß ic 0 dir die Tiefe meines
Geiſtes eine eindruͤcken. Zwar dit haſt jr einiger Maaſen erkannt im Lich⸗
te, und zwar in der Oßfenbakn ing BT Christi nach dem Fleiſch, durch die
Englif ei: 1 5 da Bat yın; Thre ſey⸗ GOtt in der Soͤhe / und
Fride auf Erden 7 NBe Aber. ws Ott ſelbſt z seitger von ſeinem S Sohn.
in dem 10 15 Gnaden⸗V. dan, in dem Waſſer der Taufe: diß iſt mein lie
ber Sohn / darin, biſt du. noch einiger Sinai unwiſſend gebliben.
Dan daſſile Zeugnuß h hat Ihn machen S S ch. llrecht tuhn vor dem Fürs
ſten 15 Grimmigkkit oder dieſer Welt, da er zu Ihm geſprochen; Biſt du
Gottes Sohn / ſo ſprichsee. Iſt einmal angefangen worben die Kind⸗
ſchaft Eh Chriſti zu erkennen, fo wachſe darinuen auf zur Mannheit, und
von der Mannheit zum et Alter, da alles, was Leben it und
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Leben heißt, aus gelebet hat, und man endlich mit den H. Para di alt und
und Lebens⸗ſatt entſchlafen er und alſo im Friden ruhen und z fe einem
Volck geſammlet werden. Mein Liber! die uͤbertrifende Abe meines 5 Gottes
dringet mich in etwas von 885 und feiner Abe iu ſtammen und = lallen,
um dich durch mie im Glauben Hoffen und Liben an zureige Daun
fo ift, 08 bitter und hasch erlich, ſolches im Weſen zu erfahren, die weil kein
ander Fortkommen iſt, als in u nablaſigen Ert toͤdungen und säglichemn 2 bſter⸗
ben feiner ſelbſt. Haft du nun noch Hoffnung zu GOtt und feiner Lile fo
gehe mit mir vors Thor hinaus, daſelbſe wollen toir die Schmach IEſir
Cyriſti helfen auf uns nehmen, und dieſelbe vor unſere Ehr und ee
halten, u. auf die Belohnung deſſen ſehen, der ein beſſer Erbtheil verheiſen, als
alles, was wir hier mit Augen ſehen. 1
Dann es wartet einmal auf die Hinrichtung und »Aufloͤſung von dieſer
Sterblichkeit eine Stadt auf uns, derer Baumeiſter und Schößfer G Ott
iſt, wann wir nur durch Glauben und Hoffnung feſt werden in der
Libe, und nimmer weichen von derſelben, biß wir damit als wie mit einem
Rock uͤberkleidet werden. O wie herrlich und freudig werden wir alsdaun
1 unſere Haͤupter aufheben! wann wir werden zubereitet worden ſeyn durch
beſtaͤndige Leidenſchaft und ei ftfiches Ainhalten/ wo es wehe thut in dem
. Abehen und Abſee rben unſerer ſelbſt nach dem Willen GOttes, durch wel⸗
chen Willen wir geheiligt! verden zu einem mal durch. das einmal. ese ſchehene
Opfer IEſu Chrifi am Creutz. 5 8 .
*
kgebe neben dem wol, und' ſey und werde geſegnet in Gott und ſeiner
9
Libe, es treuftle und flieſe auf dich der Segen vom Haufe unſers Gottes,
der Than Hermon falle auf dich, der eöftliche Balſam, der vom Haupt.
Arons herab faͤllt in ſeinen ganzen Bart, und herab fließt auf ſein Kleid,
der mache dich wolrichend in dem Hauſe unſers Gottes, auf daß du des Gu⸗
ken die Fuͤlle habeſt. Wirſt du reich werden von den Guͤtern des Hauſes
und der Stadt unſers Gottes: fo wird das deine Fuͤlle ſeyn, daß du erfüllee
wie es angenehm iſt von dem Wachſen in Gott und feiner abe zu hoͤren:
„
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wirſt ſeyn mit dem Salb⸗oͤhl des heiligen Geiſtes, welches dir eine Leuchte 5
ſeyn wird, und ein Licht auf deinen Wegen „ daß deine Leuchte nimmer mehr
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verloͤſchen wird des Nachts, noch auch der Mond ſeinen Schein vpzrlieren.
Du wirft grauen und uber lauffen voni Fett, das von oben der an, dich ges
floſſen kommt. Berge und Hügel werden vor dir her frolocken, und du
ſelbſt wirſt für gutem Mut jauchzen. Dein Gewaͤchs wird gruͤnen avie Graf,
und deine Blaͤtter werden nicht verwelcken, und däne Frucht wird reiffen,
und Segen u. Gaben die Fulle haben, u. wirft dich freuen in dem Guten
deines Gottes, und nicht mehr zu Schanden werden; ſendern uͤber ihm
ruͤhmen und froͤlich ſeyn imer und ewiglich. Das iſt der Lohn ſeiner Knechte
g und die Freude derer, dis Ihn liben. | a
4 = ®
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N 1 2 8 8
Darum freue dich, du Haus und Stadt des lebendigen Gottes, freue
dich deines Weinens, und ruͤhme dich deines Klagens, And ſey froh über
deiner Betruͤbtnuͤß. Troͤſte dich deiner Wittwenſchaft, und freue dicke deiner
Kinder, die dir darinnen geboren ſind. Dann du wirſt der Schande deiner
Jungfrauſchaft vergeſſen, und der Schmach deiner Wittwenſchaft nicht
mehr gedencken. Der dich gemachk' hat, iſt dein Mann, und dein Erloͤſer
der Heilige in Iſrael / der aller Welt GOtt genennet wird. Dann die Ta⸗
ge deines Leidens und deiner Wittwenſchaft haben ein Ende. Dein iſt ver⸗
geſſen beß den Toden, denn deine Ehre und Ruhe gruͤuet und bluͤhet ewige
lich. Die Herrlichkeit der Heiden und die Ehre der beruͤhmten Voͤlcker iſt
uf dich kommen, und die Schmach deiner Jeinde iſt zu nichte worden, und
Hat fir geſpeiſet mit den Fruͤchten ihres Weſens; ihr Ruhm iſt gus, und ihr
Thun IE zu nichte. Aber deiner wird gedacht werden von Kind zu Findes⸗
Kind. Man wird dich dey den Alten ruͤhmen, und deine Gerechelgeeit word
fi aus breiten ſo tveit der Himmel gehet, und deine Warheit ꝛoird⸗ſeyn wie
die Sonne, und dein Gang woie der Mond, wann er voll iſt, und wirſt“
herrſchen über alle deine Feinde. Solche Ehre werden alle ſeine Hei⸗
zien haben / und das Creutz bleibet erhoͤhet in Ewigkeit.
GBottes Bruͤnnlein hat Waſſers die Fuͤlle. Wer des Waſſers trincken
Zalrd, das ich ihm werde geben, das wird in ihm ein Brunn des Waſſes
werden, der in das ewige Leben quillet, ſagt der groſe Lehrmeiſter des neuen
Bundes. Item: mer an mich glaubet wie die Schrifft ſagt, von des Leibe
erden Stroͤme des lebendigen Waſſers flieſen, Ferner: Eſſet, meine Liben!
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D Olte es ara fon, dag die Geiſter buy" euch untereinander einge en Zu⸗
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I; Die XIX. Theofophiiche Kpiſkel. oh 16: 7
— — 3 — — . * *
und trincket meine Liben! trincket und werdet truncken &c: Alſo eſſen hir, Eis
und werden truncken von den Teichen Guͤtern ſeines Hauſes, daß. Er BE, er
cket uns nie Wolluſt wie mit einem Streit. Dieſes an dich Br. N: N: in
Libe aus der Fuͤlle Gottes und feiner Abe, welcher Libe und Obhut ich dich
treulich nb befehle, ſanit fi ſeiner weiſen Fuͤhrung und Regierun 3 biß an das Kr
Ende deines Lebens, auf d daß du ſe in werdeſt, ſeyeſt und bleib eſt von num an
biß in Ewigkeit, Almen. Be ee N
*
0
„ »Grſchriben von mir als einein nach der ſtillen Ewigkeit reiſenden ind ©
wallenden Pilger „u. nach vilem Kampf u. S Streit nunmehr fu Ger r ruhen 5
8 oder in GOtt gewordenen Fridſamen des Herrn, der deſſelben 5 ge 2 2
geſi ühret und noch fuͤhret Vale, .
er EI ER SER e EN NE: ala Ne De Se NAD Ne 1 Sr IE Sa! Se Ma N Sr 23% In 20. Se 2 NE De SE
358.25. 88 8 7888585 45 SG: N 2080283 2 8 88538 548858558585 320850 sol: 5 1 1
Die XX. _ Theofophifhe Epiſtel. 1
Di: Frey heit der Kirche 5 zwar ein koſtbares Kleinod want
fie ie aber in ein Eigenes verwandelt wird / ſo leidet dae
Sur Gottes Abgang und entſtehet Wagzereß. 2
| — .
Meinen Gruß und Kuß der Libe! 8
82 ſaineuzug Bären in der freyen Gnade ſich un ee einander zu erhaben
ſo wolte ſolches 106 Dreh in nicht verſagt wiſſen, doch daß dabey ein freue & Zu⸗
gang zur vollen Gemeine ohne einge Hinderung bleibe, je in ichn eme es dis e
gemuͤtliche Zune gung eines jeden zu feiner ſel bſt VBeſſerun g in dem Wachfei
der Gnade mit ſich bringen Die Sach ſelbſten inag ſich haben mit was
Gelegenheit es will, ſolte es auch auf den Sabbath ſelbſt ſeyn, wann es nur
ſo zu gehet, daß wir nach einer hr und Regul, wie brit gelehret finds
einhergehen,
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Der Galt bes neuen 8 Buntes ii ein feht ein esch Sn S477
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N 18 u Die 5. . i heöfo; nuche Durch
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der ſich gerne allerley Gelezenheit bedinet, um ſein Werck in uns zu haben,
wann es nur ſo zu gehek, daß man in allen Dingen unter ſeiner allgemeinen
Zuche und Schrancken bleibet, und alſo folglich die allgemeine Kirche in ihrem
Mutter⸗Recht keinen Abgang leidet. A
S 0
O wie eme herrliche und werde Sache wäre es! wann keine andere
Schrancken noͤthig wären, und lor alſo alle unter die freye Zucht der Gnade
und Libe unſers Gottes geblacht würden. O daß alle Haͤuſer voll waͤren fols
cher Uebungen! Wer wolte uns wol andere Geſetz⸗BReguln vorſchreiben
als es ſolches alles von ſelbſt nut ſich bringt. Gewiß iſts, daß die Zeit⸗ Laufe
dieſes gegenwaͤrtigen Welt⸗Laufs gewaltig zu ihrem Ende eilen. Darum
waͤre gut, wann an allen Orten heilige Hände zu GOtt auf gehaben wuͤr⸗
den: dann ich mercke, daß der Geiſt gewaltig zum Ern rufet, und ſieheteſich
Des Herren Kriege gehen richtig von ſtatten. Wol dem, der darinnen
gehe aus von feinem Ort und werde kraͤftig in uns allen zur Offenbarung
ſeiner Wunder und zur Ausbreitung des groſen Namens Jchova. Dieſes
wenige zum Gruß und Kuß der Libe von meiner Hand. ar
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Das Sprechen meines Geistes u. das C. B. Ein Kaͤmofer und
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Schweigen meines Mundes redet
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Wunder meines Gloss aus Tale.
Streiter sel Chriſtt.
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Die XXL und XXII. Theofophifche Spiſcel. 183
E / Die XXII. Theoſophiſche Epiſtel.
Alles / was wir von Gott dencken zu unſerm Semach / TE
von dem Argen. 8
San muß ſich Fer wundern, was man treiben kan unter dem Namen
Od Gottes: gewiß, wann ich daran gedencke, fo kommt mich Entſetzen an.
Dan wann es einer dahin gebracht hat, daß er ſeinen abgefaltenen Selle
Menſchen in Verachtung u. Geringachtung aller anderer auf den Trohn
Gottes geſetzet, und denſelben mehr ehret als GOtt und alle ſeine Zeugnuſſe,
welche uns die Verleugnung unſerer ſelbſt lehren, das ſoll recht gethan heiſſen.
Gewiß, mein Freund, ſo wird der Weg zum Reich Gottes nicht gefunden.
Hat uns Gott Licht u. Eckaͤntnuß gegeben, ſo iſt es nicht zu dem Ende, daß
man damit fein eigenes boͤſes Leben beſchuͤtze, und fin Haus mit anderer Leut
Thorheit aufbaue, und fein Neſt in die Hoͤhe ſege. 8
Ich verſichere dich, daß du noch fo. weit von dem wahren Crfänenuf
Gottes ab biſt als Herodes, da er alle Kinder in Bethlehem toͤden ließ, dieweil
65
du in einerley Urſachen, mit demſelben verknuͤpfft biſt. Dann er foͤrchtete
auch feines Reiches Untergang. Haͤtteſt du nicht bey andern Gelegenhetten
dein eigen⸗libiges und ſelbſtgefaͤlliges Hertz an Tag gegeben: ſo koͤnte
man noch meynen, du haͤtteſt das rechte Zil vor Augen, welches zwar niche
der Muͤhe wehrt achte an zu mercken. Es iſt nur ſchad daß alle ſolche verkehrke
Dinge, die doch wider Gottes u. des Naͤchſten Abe ſtrelten, unter den:
Namen des Rechts geſchehen &c. &c. &r. ER.
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Die XXIII. Theofophifche sEniffel,
Wer ſein Leben in vil Bekuͤmmernuͤß und feine Tage in Schmer⸗
Ben zubringt / der hat Freude in GÖre zuerwarren.
G = ET gebe dir vil Gutes aus der reichen Fuͤlle feiner Gnade, und ſegne
dich, daß du in derſelben reich werdeſt an Alter und Weißheit 1
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u 3 e.
154 Die XXII. Theoſophiſche Epiſtel.
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Leben Jeſu Chriſti, und alſo tichtig gemacht werdeſt zum Eingang in das
Reick) 3 welches unter der Goͤtilick Len, Gedult und Langmut unter vil
Creutz un O Tr uͤbſal erworb en wird. O. wie iſt der Weg ſo ſchmal, und der
Eingang derſelben en ſo eng welches nur diesen ge erfahren, die ihr Leben
nicht lieb haben biß in den Tad. Ich habe ſchon vil und fe Nac Jahredarauf
zu gebracht, habe doch noch keine andere Weite gefoönden, als die Guade
und Libe meines Gottes / die mich darinnen ſeguet unterſtützet und. erhalt. O
wiewol tuht GOtt den Sennen, die in Treue und Libe gedultig 5 irren in al
Series Leden, und nimmermehr zurück aus der Enge in die Weite gehen. O
was Goͤttlicher Troſt! und genaͤdige Re Zen fa len oft a uf das trockene, duͤrre
und ſchinach ende Erdreich. O was Troſt⸗erquickende Thaue fallen oft bey
naͤchtlicher Derweil ug zur uc d der groſen Finſternuß und Di ınefelpeit! Ach
was ſoll ich ſagen! womit fell ich die Guͤte meines Gottes abmaßlen, die fa
wunderlich aus Noͤhten erretten und helfen kan. ö a
PR 1
Der Herr ſegne dich in ſeiner Gnade, und gebe dir, daß du feine Treit
und Gute erfahreſt zur Zeit der groſen Truͤbſal und Angſt: dann 1
lernet Gottes Gute und Libe kennen ohne die auf dem engen Lebens⸗Weg zt
Gdtt hin wandlen G Ott iſt zwar ein ſolches allgemeines Gut, das fich alen
Creaturen Miuſe chen und Vieh mittheilet, und ihnen Libe erweiſet, jedoch
nicht and ft, als au ſebbare Creatuͤrüiche Weiſe in lauter ſolcher Se cchen,
die vorbey gehen mit dieſen ſic ee Welt⸗laͤufen: feine Kinder aber, die
auf dem engen Lebens⸗Weg; tt hin wandle n, ſpeiſet Er mit den Bis
tern feines Hauſes „und sat, fr er ee e Guͤte und Libe, die Er ſelbſt
iſt, und zwar ſonderlich 1 der Zeit, wann ie von allem menſchlichen Mr:
Creatuͤrlichen Troſt entblöfte find, a Ha
5
*
e
O wie wird demnach Gott, wie Er ſelbſt iſt, 9 8 5 venig erkannt
ſintemal wir von Natur allzuſchr zn a ſichbaren Dingen geneigt 15
daß wir ins gemein faſt kein ander Gutes von GOtt wiſſen oder verſtehen
als dieſelbtge Dinge, die vergehen. Man lber Bruder! wie wenig Seeleit
kommen doch darziry daß ſie daß Gute, das GOtkt ſelbſt iſt „begehren, und
noch viel weniger zu genteſen bekommen, dier 5 man zu ſehr an den ſichba⸗
ren Dingen klebet welche doch ſchlechthin dei r unſterblichen Geiſt niche Kiez
gen koͤnnen. Mich bekuͤmert nicht wenig, daß fo gar wenige die Thuͤr zum
5 r Vaum
u
Die XXII. Theoſophiſche Epiſtel a —
— —
Am nn
Sg m des Lebens wieder fi chen! es bfeiber faſt alles mit feiner Luſt or
NER Erkänenuß Gutes und Boͤſes e „ worbey
55 ie en bleibet ei dem Leben des Lebens dieſer Sheet it, da doch“ A if,
daß der Q Beg ei um 79 8 5 er 5 auf dieſer br eiten Welt⸗b ahn in de Gleich⸗
feellung d der Welt, allwo man nim nach d der aͤufern Luſt lebet, nicht gefun⸗
den wird. an Aru
tyrer und Vekenner wit o vilen Sch mersen des Leibes und der Seelen ins
Reich Gottes eingeht. Iſt auch sol jemals einem das Reich Gottes verheiſẽ
worden, d der ſich allgier in dieſer Welt bey Leibes Leben in aller Luſt seven
det hat. Inder Offenb. Joh. VII. v 13. 17. ſteht: Wer find dieſe / die
mit weiſſen Kleidern angetahn / und woher ſind ſie kommen? 2
Dieſe ſinds / die da komen ſind aus groſen Truͤbſalen / u. ha⸗
ben ihre Kleider gewaſchen v. hell gemacht im Blußs des Bas
Gewiß, mein libtwerther Freund und Bruder! ſinds nur ſolche, die
ans Reich Gottes eingehen, wie hier beſchriben it, ſo find gewiß fl hr We enige,
die darzu gelangen, dleweil fo Wenige find, die ihr eigen Leben nicht lib haben.
Ich meines Theils weiß kein ander Evangelium noch einigen Troſt aus dene
ganzen geoffenbarten Raht und Willen Gottes alten und neuen Teſtaments
ſo wol, als aus eigener & fahrung: als daß wir du ne beet muͤſſe ins
Reich Gottes eingehen n; wir! verſtehen aber keine andere Leiden / als die um
1 und um des Reichs Gottes willen uff n. In dieſem Sinn wur⸗
den ſie in dem aiten Bund beſchnitten. Indi eſem Sim aßen ſie das Oſter⸗
lamm und das Brod des Elends. In dieſem Sinn werd en wir drey⸗
mal mit unſerm gen en Menſchen ins Waſeer getauchet. In 50 0 in
brechen wir das 9 Brod zur Staͤrckung d des s Glaube. 18 auf dem eng gen c RS
und Glaubens Aeg. Der HErr gebe Weißheit und Daft „de m
De Gottes und dem Raht feines Willens Reifig und tief na ach sit
puren
. 2 * 2 Nach
gern
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m ZB iv Chri if 15 / alle Proph heten Gottes, ja alle Maͤr⸗
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366 Die XXIII. Theoſophiſche Epiſtel. 5
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Die XXIII. Theoſophiſche Epijtel. 4
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er « r * * ” 4 „ 95 — E + 55 * * . „
Nach ſeiner Bekehrung wieder in die Eitelkeit verfallen / zichet
— — 1
Ve
ein ſchroeres Gericht der Verſtockung nach ſich.
Meinen Gruß und Kuß der Libe. a
ein liber N: N: Ich bin allerdings aus inwendigem Antrib bewogen
Je worden, an dich zu ſchreiben, wegen gutem Vertrauen und Libe,
die ich zu dir habe. Es iſt mir vorkommen, daß du nicht geringen Schaden
erlitten in Anſehung deines guten Eifers, und das darum, willen du dich
ſchon zu vil eingelaſſen mit der von SOtt abgefallenen eitelen Jugend
in dieſer unſerer Gemeine. Dir aber meinen Sinn zu entdecken, fo reihe dir
als ein erfahrner Kbhaber GOttes „ daß du, fo lib dir dein Heil und Selig⸗
keit iſt, dich wiederum loß reiſeſt, gleich wie du dich von der groben Citelkeit
dieſer Welt loßgeriſſen Haft, und halte dich zu den Frommen und Gortes⸗
fuͤrchtigen, wo du ſehen kanſt, daß nach den Regeln der himmliſchen
Weißheit gelebet wird. Du weiſt ja, wie ſauer es dir worden, biß du nur
einiger Maaßen zu einem Durchbruch gekommen biſt. Solteſt du“ deine
gehabte Muͤhe wirderum fo leicht verſchertzen, das waͤre ja uicht gut.
Dann ich verſichere dich, mein Liber, bey der Treue Gottes, daß die
Eitelkeit, welche von denen von GOtt abgefallenen Menſchen veruͤbet, wird,
einen vil groͤſern Gifft in ſich hat, der Menſchen Seelen zu verderben, als
„Die grobe Eitelkeit der Welt-Menſchen. Sintemalen die Welt⸗Menſcher
es weder beſſer gelehret noch berichtet ſind; hier aber geſchiehet alles in einer
leich tſinnigen Verwegenheit und Verachtung Gottes und feiner
4
heiligen Wegen: darum auch mehr Urtheil darauf zu erwarten iſt.
Dann gewiß, wer des HErren Willen gewußt, und nicht darnach gethan,
wird vil Streiche leiden.
5 So du etwa von mir zu wiſſen begehreſt, wie ich es halte vor dieſe
Zeit mit denen bemeldeten jungen Leuten / welche ich in der Welt Eitel—
keit erklaͤre verfallen zu ſeyn, u zwar in Sachen, welche zu der Haus haltung
Gottes belangen, ſonderlich in denen zwey Teſtamenten Chriſti , als Tau⸗
fen und Brodbrechen: ſo dienet zur Nachricht, daß ich von einem, der
ohne Buß in Bine Tauf lebet: nicht anderſt halte, als von einem unge
EUER: . | tauften
Die XXIV. Theofophifche. Epiſtel. E 167
n. Deswegen werd
unbußfertigen Menſchen das Brod zu brechen. Und ſo ſtehe ich mit
unſern in die Welt verfallenen jungen Leuten.
Welches alles ich dir aus einer ſonderlichen Gewogenheit habe wollen entde⸗
cken wegen der Unſchuld, worin ich dich noch einiger Maaſen zu ſeyn erken⸗
ne. Cs haben dich die Bruͤder in Zion ſchon bedzuret, weilen ſie geſehen,
2
in
51
daß dit biſt zu Schaden kommen. G Ott gebe dir demnach, mein Aber, was
dir nuß und gut zu deinen ewigen Heil. Ee laſſe regne oben auf dich herab Ge⸗
rechtigkeit, Barmhertziekeit, Gnade und Libe, und gebe dir ſeines Geiſtes
Unterricht in Weißheit, Lehre, Rath und Verſtand, auf daß du wwiſſen moͤgeſt,
wie du wandeln ſolt, damit du deine Seele in Friden und Gedult beſitzen
lerneſt, und auch mein Math dir möge zum Guten kommen, als der ich bin
ein alter und erfahrner Streiter JEſu Chriſti / der dem Teufel und
der Welt, ſamt allem, was uns von GOtt und ſeiner Libe ſcheiden kan auf
ewig abgeſaget. ö 9% *
Be Ich bin dein geneigter Libhaber und treuer
Vorſorger und Vorbitter vor GOtt.
„J: G: Ein nichts beſitzender auf dem Erdboden⸗
P. S. Ich haͤtte zwar noch viles melden koͤßen, will aber vor dißmal
die gute Beſcheidenheit und Libe zu dir laſſen Richter ſeyn, ich verhoffe neben
dem, daß DIE mein Schreiben dir durch alles hin erfreulich fallen fell.
Gott nehme dich auf und ſegne dich.
o
Die XXIV. Theoſophiſche Spiſtel.
Daß das Leben unſers Lebens in feinen Thun gerichtet und
Gottes Gnade an uns offenbar werde: darzu iſt freylich eine
ausharrende Gedult noͤthig; wer aber beharret biß ans
Ende / wird zuletzt mit reichem Troſt getroͤſtet.
D . 0 » 2 ,
eo: Fuͤlle deſſen, der alles erfuͤllet, ſegne dich mit reichem Maaß, und ge⸗
be, was nut und gut iſt zu unſerer aller Heil Amen. Ich wuͤnſche⸗
a — 3 daß
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3
8
2 168 f | wir 3 XXIV. Theoſophiſche Epiſtel.
*
0
—— ꝗ——k—ä— ñ. ß— — — — ͥ —
—— —
Daß mir vergoͤnnet wäre, mich anssuleerın aus der inwendigen Fuͤlle der
Gnade Gottes in mir. Die Schrift fügt: oh 1/7 d er ei ich ſchaden
konne / ſo ihr dem Guten nachkommt? und ob wir auch leiden /
0 . wir doch ſelig; niemand aber leide 15 un Uebeltth aͤter. Ich wuͤn⸗
fſche, daß des HErrn Gnade über dir ſchweben moͤgte mit vollem Segen und
das zur? Zucht 3 ur Heiligung und zur Beſſerung. O wie vile Schlacken
S
muß uns das Feuer Gottes 9 eltzen, die wir auſer dem an uns ſelbſten
oft als Tugenden verehren, will geſchweigen der vil und mancherley Verkehrt⸗
heiten, die wir an uns tragen, und ſelbſten in 1 eigenen Gewiſſen da⸗
von uͤberzeugt fern. Mi uß das hohe und ſcharfe Geiſtes⸗ Licht fo lange in
eins einleuchten, biß unſer Tag zur? Nacht „ unſer Licht zur Zinſternus, unſere
Gerechtigkeit zur Ungerechtigkeit, unſer Gutes zur Suͤnde, ja wel gar un⸗
ſere beſte an uns tragende Tugend en zu Ulnangenden, unſere Zucht zur Un⸗
zucht werde: was will daun draus werden, wo ohne d dieſes alles noch das
W 3
5 & gentheil unſere Sinnen und unfen W andel regteret, 2
er *
Der HeErr gebe dir Weißheit und Verſtand in die tiefe und ſehr gehei⸗
me Geiſtes⸗ und Gnaden⸗ Wege einzuſchauen, damit Keine Heiligungs
je)
Zucht lch ferner hin an dir erweiſe, und alſo folglich, wenn die grobe
Schlacken abgechan (als das Leben der ſtrengen Herbigkeit in der Natur,
welches ſich in vilen und mancherley widerſpenſfigen Widerf ſtrebungen ereig⸗
net) koͤnne fornasfabe en werden in der Seelen und Geiſtes „Jelntanng, als
da ſind die ſehr geheime und ſehr tief verborgen liegende Seiſtliche Eigen⸗
heiten; geifklicher Eigen wille / geiſcliche Beſchaulichkerten oder
Anmaſungen der 71 den⸗Gaben Gottes. O wie mancherley Toͤp⸗
te muß man durchgehen, biß man auch ſeloͤſt das in SOte erworbene Onde
den⸗Leben übergibt, daß man es alſo nicht in eigenthuͤmlicher Anmaſung be⸗
fie. u getroſt dorten David fügen konte: der Gehtt / der mich von
dem Löwen und Buren errettet hat / der wird mich auch erret⸗
ten von dieſem Philiſter / fo kleinhertzig war er vor Achis dem Könige
zu Gath. 1. Sam. XXI. y 12. 13. Obwol die Weiber dorlen auf die
Niederlage Soliaths des Philiſters von David ſungen: Saul hat
tauſend geſchlag en / aber David zehen tauſend 1. Sam. XVIII. J.
ſo ile doch noch manche trauriger und blutiger Proceſo chende
* —
C.
2
8
Die XXIV. Theoſophiſche Epiſtel. 169
ehe und bevor gr ſeine kebſſe Aeden, und kin lezſdes Sieges un d Il
umphs⸗ Li 18 5 Sam. XXII. XXXIII. geſungen. Oowol nach diefen
David keine Kriege mehr gefuhrt, ſo fiel er doch noch einmal an ihm ſelöſt
durch die Beſchaulichkelt in Zählung des Volcks 2. Sam. XXIV. VI.
25
Mein libe N N: ſey nur getrei wir muͤſſen gar auf mancherley
Weiße verſuc 5 werd en, biß wir aan Rechts und Lncks verſtehen. GOtt iſt
treu, der uns nicht laͤſſet über Vermoͤgen verſucht werden. Wir werden
ſchon zu ſelner Zeit unſere Krohn in des HErrn Gnade finden. Dill
ſige dich nur eines ein falt gen u. niedrigen Hertzens, dann GOtt iſt feind
allein hohen und ſtoltzen Sinn, und a uns fo lang, biß unſer Har⸗
tes weich / die Hoͤyen erniedriget, und das Etwas zu nicht gemacht iſt/ loel⸗
ches ich auf meinem vil jaͤhrigen Leidens Eu Glaubens⸗Weg wol erfahren.
O es if nicht zu ſagen, wie mancherley Ertoͤdungen, wie ma ucherley in⸗
wendige Schmeltzungen und Herz⸗Preſſen man durch gehen muß, biß mant
zu ſich ſelbſt gebracht wird, und Gu vor alles ua kan. Eine aushar⸗
rende Gedult im Leiden, und tief⸗Zebeugter Sinn ife gut. O wie oft wird
uns GOtt in feinen Heiligungs⸗ und Beſſerungs⸗W̃ Wegen verdaͤchtig, daß
man kaum glauben kan, daß es GOtt geweſen fon, 8 a
3
*
Aber O wie reichlich wird matt getroͤſtet, wann man durch gedultiges
Ausharren des HErrn Hilfe erwartet! O wie erſetzet GOtt pa mit deb
peſtem ir tereſſe/ wa um wir getren ſind, u. weichen nicht in der Abe. Und
O was eine fridſame Frucht der Gerechtigkeit wird daraus geboren. Was
vor ren t im Ge oil‘! Was vor Danckens und Ruͤhmens vor GOte
in ſeinein H. Tempel! Was vor Segens wolle Knie⸗Beltgung vor den
Gnaden⸗ Schl. 8 was angenel ame Oyfer vor GOtt! wann man alſo ges
beuget ſtehet, in dem Waſſer der Reue zerfloſſen u. in dem Feuer der Abe
und des Leidens einst en iſt. Was immerwährcds Gebaͤter ſteigen auf
vor dem Rauch⸗Altar! Wie kan man fein gantzes Leben dem HeErrn zit
einem beſtaͤndigen Danck⸗Gpfer darſtellen. ö
60 Gelobet und een fü Der, wacher gc ſcbes ser: ja fein Name werd
herrlich und hoch globe über alles. Denn Er iſt ein GOct aller Ele den
Betruͤbteiz
290 & Die XXV. Theofophiiche Epiftel.
Betrübten und Troſtloſen. Er heilet dieß welche verwundet und zerbroche⸗
nes Hertzens find, und richtet auf alle die, welche vor Ihm niedergeſchlagen
und gebeuget ſind. Er hadert nicht immerdar, und haͤlt nicht immerdar
ſeinen Zorn. Er handelt nicht mit uns nach unſern Suͤnden und Miſſe⸗
ghaten⸗, ſondern nach feiner groſen Güte und Barmherzigkeit. Ich werde
wol mein Lebenlang nicht vergeſſen der Guͤte meines Gottes, der uns aus
dem Staub errettet. Waß man von Seufzen müde, und im Clend faſt var
ſchmachtet iſt, fo nimmt Er ſich unſerer an. Wann man gedraͤnget wird ven
feinen Beleldigern, und unterdruckt von feinen Verfolgern, fo nimint Er
uns wieder zu Ehren an, und hilfft uus aus dem Koht, und errettet uns
aus dem Schlamm, ſo ſingen wir dann ſeine Lieder, und verkuͤndigen ſeine
Wunder. Der Name des HErrn unſers Gottes IF ein veſtes
Schloß / der Gerechte laufft dahin / und wird beſchirmet Vale.
8 0 .
*
Ich dein treuer Libhaber und Sorgtragender C. B. Ein Kaͤmpfer und
Mit arbeiter in der Gnade Gottes. Streiter JE Chriſtt.
5 P. S. Der Geiſt rede ins Ohr Worte, die wir nicht reden koͤnnen.
Gehab dich wol, und ſey zu friden mit des HSErrn Gnade u. weiſen Fuͤh⸗
rung. Ich meines Theils werde ſeyn, der ich ſeyn werde in eben derſelben
Gnade. 2 1 8 - .
„ 2 22 3 „„ „ „„ „„ „„ „ „ „ „ „„ „ „ „ „ „ „3 e
ar * * * e , ee ee.
Die XXV. Theofophifche Epiſtel.
Gott mit dem ſinnlichen Leben ergreifen wollen bringet vil
Pein und Schmertzen: dann wo ſich G®tt offenbaret / da
muͤſſen die Sinnen eines gar bitreren Todes ſterben.
Mein Lieber N: N: ns
EC habe deinen Stand zimlich im Geiſt betrachtet, und zwar ſonderlich
aus deinen Reden, die wir zuſamen hatten, da du unter andern gemel⸗
; abe | det
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89 * 0
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Er
IX
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ER i 5 Die XXV. Theoſophiſche SEpiſtel. pw
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Dir wie daß du ſo aus der Acht gelaſſen waͤreſt von der aͤuſerlichen Aufſicht dec.
Mein Liber: ich habe die Sach ſehr genau in meinem Geiſt vor GOtt gez
pruͤft, und habe ſie vil wichtiger und nachtruͤcklicher befunden, als ich muͤnd⸗
lich mit dir davon geſprochen habe. So iſt nun dieſes die Sach: du biſt u. ſte⸗
heſt noch mit deinem gantzen Weſen in dem aͤuſern Reich und Geiſte die⸗
fer Welt, daraus all dein Elend entſtehet. Dann deine natürliche Lebens⸗
GSeiſter ſind zwar von den Bruͤſten des Welt⸗geiſts abgeſetzt; aber doch im
Grunde nicht entwehnet: fo kan auch darum deine Seele nicht gefuͤllet oder
geſaͤttiget werden weder mit GOtt noch einigem andern Ding.
Soll dir demnach geholfen werden, daß du deines unſeligen Elends
uͤberhaben werdeſt, fo muß dir aus dreyen eins werden: du muſt entweder
die Welt aufgeben, und G Ott zufallen, oder du muſt GOtt aufgeben und.
der Welt zufallen, oder einen Weg einſchlagen, daß du GOtt und die Welk
zugleich beſitzeſt. Ich weiß nicht, es wäre zu wuͤnſchen, daß du GOtt um
die wahre Erleuchtung bitten moͤgteſt, dann dieſes das Haͤrteſte iſt, daß dit
deinen Stand ſelbſt nicht ſieheſt. Wann dich die Sache in gleichem Ge⸗
=
wicht haͤtte, ſo waͤre zu hoffen, daß der Ausſchlag fo. leicht ins Göttliche:
n
als in den Welt⸗Geiſt fallen moͤgte; nun aber iſt das Gewicht allezeit an
dem Platz, wo es der Welt⸗Geiſt im Ausſchlag zu gewinnen hat. Sin⸗
temalen GOtt mit feinem Eingriff dir im Grunde noch nie fo nahe gekomm⸗
men iſt, oder hat koͤnnen kommen, daß dadurch der Welt⸗Geiſt zu einem
mal fein Recht an dir verlohren haͤttez ſondern es blieb allezeit bey dem, wo
° es ſchon zuvor war. Du biſt alſo allezeit mehr in Gefahr, daß der Welt⸗
Geiſt dir eins verſetze, als daß er zu fürchten haͤtte, daß du ihme eines verſetzeſt.
g ö 0 h 7
Und wann ſich diefe Sach, die zwiſchen dir und dem Welt-⸗Seiſc
iſt, nicht ändert im Grunde, fo ſage ich dir als ein Wort der Warheit, daß
du dem Welt⸗Geiſt cinen gewiſſen Tribut zu bezahlen ſchuldig bleibeſt,
und gehet mit dir in die Ewigkeit, allwo du denen Geiſtern im Sefuaͤng⸗
us, die ehdeſſen nicht glaubten, noch muſt zinſen, und das fo lang, biß dir
etwa die Augen aufgehen, und ſeheſt die Thorheit des von GOtt abgef allenen
Menſchens im Lichte Gottes ein, allwo du daͤnn erſt wirſt Gottes Gerechtig⸗
keit preiſen lernen, ehe und bevor du ſeine Barmherzigkeit wirſt rühmen
0 E So
koͤnnen.
%
det, womit fie kan geſaͤttiget werden. ö
r Die XXV. Theofophifche Epiſkel.
—
So folge dann meinem Raht, und mache dich loß von den Luͤſten des
Lebens in dieſer eitlen Welt, damit deine unſelige Magia bey Leibes Leben
ertoͤdet werde, und nicht mit dir gehe in die Ewigkeit. Dann die Eſlentien
der Seelen bleiben in ihrem Hunger ſtehen biß dort hin, wann ſie Gottes
Gnade und Libe allhier nicht kan ſaͤttigen. Gewiß iſt groſe Gefahr in dei⸗
nem Stande, datt ich verſichere dich, daß all dein Elend, welches du mey⸗
neſt inn GOtt zu ſeyn, von den hungertgen Geiſtern / die in den Eſſen⸗
tien der Seele weyden, und finden doch keine Nahrung, herkomme, die⸗
weil ihnen die Pforten der aͤuſern Sinnen mehr durch aͤuſere Gewalt, als“
durch die Luſt des freyen Willens zugehalten find. Dann weilen die Pfor⸗
ten und Eingänge verſperret find, und die Neigungen zu den Dingen von
auſen find doch nicht getoͤdet: fo wird der Hunger und die Noth immer groͤ⸗
fer, und fo bleibet der Jammer der armen Seele, weilen ſie keine Speiße fin⸗
5
©
—
Wilt du GOtt finden, mein Aber, fo ſuche Ihn nicht in deinen ohn⸗
alisgzeleerten und unreinen Sinnen (dann GOtt vermenget ſich nicht mit
denſelben) ſondern leere dich aus von allen deinen von GOtt abgekehrten Nei⸗
gungen, und ſetze einen Bruch in die gute und boͤſe Eindruͤcke deines Ges
mts, damit ein Riß gemacht werde in das unlautere und unreine Sottes:
Begehren / da der Wille geſchieden wird von denen unlautern Neigun⸗
gen, wo man meynet das Brod Gottes mit dem ungeſchiedenen Hunger im
Vermengen der Natur und Creatur aus einer Schuͤſſel zu eſſen.
Daͤnn ſo bald der Hunger gereiniget iſt von dem vermengten Leben / das
in den ohngereinigten Elentien lieget, ſo gehet die Magia der Seelen, welche;
ohne das nimmer ſtille ſtehety mit ihrem Hunger weiter, und kan alsdann erſt
mit andern Sachen geſaͤttigt werden. So vil dann nun der Hunger Zu⸗
ſatz bekommt von dem obern Willen⸗Geiſt in der Scheidung aller Dingen,
auch von ſich ſelbſt, fo vil und nicht mehr kan endlich nach GOtt gegriffen
werden. Allhier mag man wol die Seelen finden, von welchen geſchrieben
ſtehet: ſelig ſind / die da hungern und durſten nach der Gerechtig⸗
keit / dann ſie ſollen ſatt werden. Du kanſt alſo leicht mercken und
ſihen, daß nicht genug iſt zur vollen Glaubens⸗Gewißheit, daß man mey⸗
get / es waͤrt ſchlechthin getroffen, wann man in ſich beredet iſt, daß 8
FR ©- 2 —
4
4
Kr Die XXV I. Theoſophiſche Lepiſcel. 3
—— ———— —ä 32
G Ott ſuche. Es iſt gar vil unrein Zeug in uns, das entweder durch das
Feuer der Truͤbſahl, oder durch das Waſſer der Buße und Rene des Her⸗
gens muß hinweg gethan werden, ehe GOtt einmal freundlich mit uns reden
Fm. Dann unſer Eott iſt dem alten Suͤnden⸗Menſchen ein
verzehrend Seuer.
nun in GOtt gewordenen Fried ſamen.
2 I 5 5 5
SETERELRÄELETIEN NEE ENET 8 SS ITEREREN ERNST EENEN
Dalaran!
— — — —
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Die X XVI. Theofophifche: æpiſtel.
ere
1
Geſchrieben von einem alten Streiter und
Nach langem Leiden und Streiten wird zwar endlich der edle
Bicter Krantz erworben; wo aber der herrſchſuͤchtige
Manns ⸗Wille noch das Ruder führer/ da muß Jungfrau
a Sophia nit ihrem Braut ⸗ Schmuck ſich verbergen. a
Mein Liber! N: N:
—
ERS: Lahlich das AA Spiel der hitnmliſchen Welßhett ein gar fans.
W
Oberes Weſen, und wol werth, daß man vil Tage und Jahre um ſie
wirbee . Daß ſichs. aber ſo lange verzeucht, biß ſte ſich uns zum Braut⸗
Schanz giber , iſt fein Wunder, ſintemalen fie ſich unſerm Feuer⸗MNMann⸗
lichen Limbo ſchwerlich vertrauen darf, ohne ihre Inngfrauſchaft an
der
demſelben zu verlieren, ob wir es ſchon nicht neynen. Lind ob uns auch ſchon
Las Wort in dem Bunde der Verheiſſung zur Beſamtwerdung relber, ſo iſe
Doch noch nicht gewiß, ob nicht fo bald eine Hure unſern Maͤnnlichen
Limbum. beſaͤnftigen kan als Jungfrau Sophia, wie an dem Ertz⸗ Vater
Juda Genes: XXXVIII. y 15. in ſehen , welches ſo lange waͤhret, biß
anfer Seuer⸗Maͤnnlicher Selb⸗ wille unter ſich geſuncken in ſeinem hi⸗
Zigen Aufſteigen / und in die Gelaſſenheit verwandelt if, allwo der
Eanſte Waſſer⸗Ouall der Mann⸗Weiblichen Tinckur ſich finder, alda kan
es ie reine Jungfrau ein⸗ und niederlaſſen. Dann ſie bedarf unſers
Mannlichen Seuers nicht zu ihrer Veſalnung, ſintemalen fie ſchon ihr
a 9 2 Männliches
2 Die XX VI. Theoſophiſche Epiſtel.
Maͤnnliches Feuer und Samen bey ſich ſelbſt hat, wir darfen ihr nur
ein keuſches Bett bereiten, fo wird fie unſere gewordene Weiblichkert ſchon
ſeurig machen, und einen andern Muth geben durch die Myſtiſche
Schwaͤngerung / in welcher unſer unter ſich geſunckener Manns⸗Wille
der weiblich worden iſt, aner allererſten Urſtaͤndlichkeit wiederum theilhaftig
wird durch das in ſich ſelbſt empfangen des heiligen Samens, durch welchen.
wir endlich das Wunder: Kind der reinen Jungfrau aus unſerm eige⸗
nen Leibe gebaͤhren, und haben hinfort die Myſtiſche Matrix in uns ſelbſt,
A. das nach dem allerreinſten Sin der Libe Gottes. Bedarfen alſo keiner frei
den oder geborgten Weiblichkeit / woran wir uns erbauem ſintema⸗
”
len unſer eigen Land uns genug iſt zu unſerer Frucht und
Ackerbau. ; N |
Darum, mein gar Liber! biſt du ein Werber und Libhaber worden, um
mit der himmliſchen Sophia geheimer Libe zu pflegen ‚fo verkleide dich in eine
andere Geſtalt, und nimm das Bilde eines Weibes oder Jungfrauen an
dich, dan fie libet nur ihres gleichen, oder ihr eigen Geſchlecht, und vertrauet
ſich keinem Mann / weilen ihr der allererſte von Gott geſchaffene Mann
Adam untreu worden und ſie verlaſſen hat. Derohalben ſie hernach ſo lan⸗
ge Zeit hat muͤſſen Wittwe ſeyn, biß ſich G Ott wieder uͤber fie ekrbat metz nend
ahr einen Man gab nach ihrem Hertzen, da fie alſo eine reiche Binder⸗
Mutter iſt worden ohne Abgang oder Verluſt ihrer Jungfrauſchafr.
Darum, mein Liber! faſſe mit mir deine Seele in Gedult, und laß dich
die Zeit des Harrens und Wartens nicht lang duͤncken, die Mühe und der
Fleiß wird endlich ſchon feinen Vergelter finden. Es fordert gar eine lang⸗
jührige Zubereitungs- Zeit, biß fie uns ſich nur mit einem Wort anvertrau⸗
en darf, ſintemalen unſer Sinn fo ſehr von ihr ab, und zu Eva geneigt
iſt, daß wir es auch kaum ohne viljaͤrige Erfahrung unterſcheiden koͤnnen,
alſo, daß ob wir fie ſchon von ganzem. Hertzen ſuchen, es doch der allerun⸗
ſicherſte Handel iſt und ſeyn kan, welches ein gewiſſer langjähriger Werber.
zund Bühler um fie mit vilen Schmertzen erfahren, wie treu wir es auch
meynen fo kan uns doch die Probe ein anders erfahren machen. Es darf
ſich nur die Exa ein. wenig verkleiden, als ob ſie den Krauß der Goͤtlichen
. ENT — Weißheit.
-
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Die XXVI. Theoſophiſche Epilſkel. 5 175
Weißheit auf ihrem Haupt haͤtte, fo iſt fie es die wir meynen fo lange
geſucht zu haben, und kan uns den Mangel unſers Kraͤchzens erfesen, da⸗
her wir zu fahren und beyligen. Eben dieſes tft die Urſache, warum es
fo lange waͤhret, biß wir nur einmal einen Kuß von ihr bekommen: dann
fo lange dieſes waͤhret, daß unſere Kranckheiten mit Eva zu heilen ſind,
ſo werden wir von ihrer Schoͤnheit nicht erfreuet. N i
Dieſes habe geſchrieben, als eben in der allertiefeſten Tiefe meines
Geiſtes eine Angenehmheit oder Blick von ihr empfangen. Sey getreu und
weiche nicht, das Gluͤck kommt nach langem Hoffen und Sehnen. Wir
verderben nicht, wenn wir auch noch ſo lang muͤſſen allein ſeyn: dann die
mißrathene Eva heilet ja doch Adams Schaden nicht mehr. Der Ritz
ter Chriſtus "efiss/ als der andere Adam, wird uns ſchon noch zu unſe⸗
rer Braut helfen, welcher wir verlobet find in dem Waſſer der H. Taufe
durch den Tod Adams am Creutz, in welcher Hoffnung wir leben. Dann
ſeine Seithe iſt offen, woraus fie uns erbauet wird. Wir haben des Leids
noch nicht ſo vil um ſie gehabt, als ſie um uns, da ſte ſo lange Jahr mußte
unfruchtbar und eine Wittwe eintzelen u. verlaſſen ſeyn. Unſere Hoffnung
iſt gewiß, wir werdens erlangen. Sind wir in fie verlibet und verlangend
nach ihrer reinen Gunſt, ſo iſt ſie noch mehr in uns verlibend, u. wartet, biß
ſie unſerer in Lbe pflegen kan. 3 a
& we *
a Daß uns aber die Zeit u. Warten ſchwerer und laͤnger faͤllt als ihr, das
kommt daher, weil wir uns nichts an ihr zu befahren haben, aber ſie ſvol an
‘ 7 a * y U
uns: dann wir haben was beſſers an ihr, fie aber nicht an uns zu ertbarten,
weilen fie eben das heut iſt , was fie morgen ſeyn wird. So leben wir dann
in der Hoffnung von ihr begluͤckt zu werden), wann aller Fremden Buhl⸗
ſchaft in uns wird ein Ende ſeyn, und halten uns an den Eid ⸗Gottes,
den er Ephraim geſchworen hat. Unſer Gluͤck bluͤhe dann in der ewigen
Welt, und des HErrn Vorſatz reinige uns nach ſeinem Willen, fo werden
wir. leben. 2 7 e Se
3 „ E Jach dein Libhaber in dem HErrn,
n Beh "der vor dich bittet. Fa G.
7 * do, TE > 8 . 2765 3 n N —* Die
FFC
1 Die XXVII. Theoſophiſche Spiſtel. |
Die XXVII. Theoſophiſche Spiſtel.
wer · den griden dieſer Welt verlaſſen / ſamt dem Wol⸗ ſeyn des
ſinmichen Lebens / derſelbe erlanget Sriden mit G ort.
&be-Schwefer N N: ee
Weiß heit eingetauchet haͤtte in das ſtille Fridens⸗ und Libes⸗
Meer. Darum ſey getreu und ſpuͤre und forſche dieſer ſeligen und ſtillen
Fridens⸗Spur noch fleiſſiger und genauer nach: dann es iſt nicht zu fügeny
was Segen und Genuß des Geiſtes auf dieſen Wegen gefunden wird.
Dann alle die vile und mancherleß Bewegungen unſerer Sinnen, wie fie
auch einen Namen haben, ſind lauter Zeit verderbliche Dinge, worinnen der
Weg des Fridens nimmermehr gefunden wird. Gar „wenig Seelen, ja gar
aſtilen Fridens⸗ Weg.
wenig Seelen finden dieſen geheimen und tief in uns verborgen liegenden
Ach mein GOtt wie biſt du fo verborgen vor unſeren Sinen eu. wie
ange Zeit müſſen wir zubringen, biß wir nur wiſſen, was wir ſelbſt wollen.
role oft laufen teir an bald hier bald dort, und koͤnnen es kaum treffen noch
errathen, wo es fehler. Ach! daß wir doch bey Zeiten in ein tiefes Un⸗
ber ſich ſiucken in uns ſelbſt gebracht würden, damit wir fein recht im
Grunde 3
TLS Sabbark, allwo GOtt ſelbſt in uns ruhen koͤnte von allen
inen Weecken, die Er machte, u. wir in allem Ungemach Ruß u. Friden
beigen moͤgeen immer und ewiglich, Amen. Diß aus meiner Abes⸗ Juͤlle
in. der Stille vor GOtt. Sey getreu / lebe und ſey Gottes eigen dein
Lebentang und vergiß nicht, wie ſauer du deiner oberen Mutter ſchon
worden biſt; gedencke daran, was fie vor Sorge mit dir ausgeſtanden hat,
da, ie dich unter ihrem Hertzen trug. Und laß nimmermehr aus der Acht,
2 weſſen di biſt. Lerne einen reinen Wandel vor GOtt führen, und beſteiſſe
dich, daß du ein reines Hertz und eine keuſche Seele erwerbeſt in Ehren
dem, der dieſelbe mit feinen: Blut erlaufft hat, daß fie ihm geheiligt 9 0
&
he —
© 2
Ch gtuͤſe und kuͤſſe dich in meinem Geiſt. Es iſt mir als ob dich die
ebenget, und in ein heiliges Abkommen von uns ſelbſten gebracht
truͤrden, ſo firmen wir an unſer Ende und heiligen Feyer⸗ abend, oder
0
und &ibe willen. Amen.
*
8
—
*
Bie XXVIII. Theoſophiſche Epiſtel. 112.
3 „„„„„„„„„ͤ„„LͤLͤ„ͤĩ„ĩ„n% —ĩé„“ —ꝛꝑ—t —ü—.jD˙aXa — 2:ꝛ — ᷑—mꝛ᷑oͥM:¾ — —„—.tͥ — —ę— 7 5 r* — x
als zu der allerreineſten Braut und Jungfraͤulichen Zierde in ſeinem
Reich. o e 0
Siehe, meine libe Schweſter, das iſt unſer Ruf, u. dazu find wir erwaͤhlet⸗
und find nicht unfer ſelbſt. Dann wir find nun vermaͤhlet und verlober.
einem Mann, dem muͤſſen wir getreu ſeyn und an Ihm bleiben. Weichen
wir, ſo brechen iwir die Ehe, und find ſolche, an welchen GOtt keinen Os
fallen hat, u. muͤſſen alſo vor Ihm umkommen und gerichtet werden.
Darum iſts gut, wann wir die Nichtigkeit dieſes Lebens betrachten, u. ſtets
auf unſer Eude und Auſgang ſehẽ: dañ in dem Jil der Ewigkeit blů⸗
het erſt unſere Krone. Dort erlangen wir, was GOtt den H. Vaͤtern,
braham / Iſccac und Jacob verheiſſen hat. Welcher Ende ſchaue an,
und folge ihrem Glauben nach, ſo woirſt du mid erlangen, was G Ott verheiſ⸗
fen. hat, wan du anders eine kleine Zeit, wo es ſeyn ſoll, mit leideſt, und alſo
den Eingang ins Reich Gottes mit allen Heiligen erlangeſt. Worzu uns
Gott allen in Gnade verhelfen wolle, um feiner: ewigen VBarmhertzigkeit
Volt mir als einem armen Fremdling
5 und Pilgrim auf dieſer: Welt. 0
a 8
GERBRRRRRERSRERERERERERDIRRRTRTETEE
Die xXVIII. Theofophifche £Epificl, 5
Das N
FR be unſerer Gedult: dadurch werden wir am meiſten auf
unſerm Weg befördert. RES
P
. JESUS forunfe Licht und Leben.
i | |
Ede San der reinen u. lautern Libe Gottes durchdringe unſer Inwen⸗
diges / und mache verſtummen und fchiveigen alles, was der reinen
und lautern Libe Gottes noch in dem Wege und zu wider iſt, damit wir
tichtig gemacht werden zum heiligen Schauen Gottes zu kommen, alwo wir
den Lohn unſerer Arbeit, und die Frucht unſerer Wercke genieſen werden.
Ich werde bewogen aus der inſwendigen u. vollen Gottes Klebe, dieſes 25
7
* *
Ertragen unſerer Mißſchlaͤgen iſt eine nicht geringe Pro⸗
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— 2
3 *
17% Die XXV III. Theoſophiſche. Epiſtel.
dich zu ſchreiben dieweil ich vollen Segen in der Inwendigkeit meines Geiſtes
genieſe, und werde angefuͤllet mit der Vollheit der Liebe unſers Gottes
mit reichem Maaß, alſo daß ich nicht ermuͤde, auf den Wegen des Heils
nach der ſeligen Ewigkeit getroſt fort zu wallen, biß ich den vollen Eingang
in die ewige Ruhe erlange, alwo alle treue u. nach. GOtt hungerige Seelen,
welche die Eitelkeit und das Leben dieſes Welt⸗Laufs verachtet haben, werden
geſammlet werden, und alſo theilhafftig werden der Zeit der Erquͤickung.
O liebe Schweſter! mein Hertz iſt voll Goͤttlichen Troſts und Segens,
und wuͤnſche daßich mich dir ſelbſt und allen treuen Seelen koͤnte mittheiſen,
damit ihr alle wuͤrdet wie ich, auſer meinen Leiden und Banden, und alſo
der Gaben des H. Geiſtes, und der vollen Kibe unſers Gottes koͤnnet mit
theilhafftig werden. Sehr Libe und Werthe! haft du nun beſchloſſen, dem
HeErrn von ganzem Herzen getreu zu ſeyn, und der Tugend Gottes dich
in hoͤchſten Grad zu befleiſſigen: fo ſehe zu, daß du dich nicht bald abſchrecken
oder bewegen laͤſſeſt durch den Feind, ſolte es auch ſchon geſchehen, daß du
zum oͤfftern in deinem beſten Vorſatz zu Schanden wirſt, fo vereitele den
»Mißſchlag / und halte dich ja mit keinen zweifelhafftigen oder unnoͤthigen
Dez
Gddancken auf, ſonſt ſchleichet der Verſucher in dein Gemuͤt, und raubet
dir deine Kraft zum neuen Vorſaß. 5
In allen deinen Mißtrirten ſehe nur zu, daß du dein Zil vor Augen
behalteſt, damit du nicht in Unordnung kommeſt, und werdeſt im Um⸗
Fraiß herumgewieben, und durch die Geiſter der Phanthaſie von dem
richtigen Weg abggfuͤhret, wodurch man zuletzt gar verderben muß. So
vil wir uns durch Mißſchlaͤge oder Mißtritte aufhalten oder verhin ?
dern laſſen auf dem Weg zur Vollkommenheit, ſo vil iſt unſer Hertz noch
nicht lauter gegen GOtt, als welches ſich dadurch heimlich rechtfertiget,
oder mit der Unmoͤglichkeit entſchuldiget, welches ein ſehr Subtiler, und dabey
der allergefaͤhrlichſte Selbſt⸗betrug iſt. Neben dem allen ſey an⸗
haltend im Gebaͤt und hertzlichem Eindringen in GOtt. Ich werde in
meinem Theil nichts ermanglen laſſen, und mit heilige Haͤnde aufheben
zu dem HErrn aller Weſen. Dann das Gebaͤt iſt ein Magischer Hunger
der Seelen, womit man eindringet in Gottes Weſenheit / welcher in der
Juwendigkeit unſers, Geiſtes wohnst, und bereit iſt, uns zu geben, was
Kr eh „ . wir
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‚Die XXIII. Th eoſophiſche- 8 Piſtel. 1 179
3 — nn — 5
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wir ſuche N35 aber eine unver faͤlſch u Tre le m uß⸗ ⸗vornen an der Spitzen ſtehen.
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dann di gelbe erwirbt und ie uns erfahren Gottes Treue: Gottes Treit
erwirbet, 1 ud lager uns erfahren feine (iber die Libe macht uns
ftarck, vil um Gottes wille n zu leiden und zu dulten. Durch Gedult ler⸗
net man erwarten die Huͤlfe des HSurn in der Noth; und aus dieſem
waͤchſt der Baum des Öl bens auf, welcher tale laͤſſet zu Schanden werden
in der Hoffnung die Dinge zu erlangen, zeelche man niche ſiehet.
In dieſer Schule min habe ich Stucier wol ſechszehen. Jahr „ wie
mancher rauher Wind des Te ru uber mein zartes Gewoͤchs ergangen,
i aufgezeichnet in dem Buch der Ewigkeit / welches mir in der
: Rechnn 18 den Lohn meiner Arbeit anzeigen wird. Dann von der
Zeit an ER: s mir Barmhertzigkeit widerfahren iſt, habe ich nie nach Men⸗
ſchen⸗T Tc agen gerrachtet ’ 6 0 erwaͤhlte mir das Creutz, und ließ alle
„Eitelkeit und De dolluſt dieſer Welt, ob ichs ſchon haben tout, 3 und
5 ein beſſer Leben / d as von keinem Tod noch Abgang’ weiß, Und als
ich mit meinem Schiff von dem Ar and der Eitelkert abfuhr, und zu erst
vil Muͤhe⸗ hatte, biß ich durch die J Se und Klippen hindurch kam, und
mit groſem Verl angen wartete, bi mei 5 Reife moͤgte zu ud ſe eyn, und
ich möchte anlaͤnden an dem Hafen der Ewigkeit / ſo mußte ich doch zit
erſt über das Meek v allo kein Boden iſt ‚ ſchiſſen. Was vor Wellen u 25
Winde alda uͤber mein Se Hiff ergangen, kan ich nicht ſagen; doch 1. war ich
mit gutem Sahrzeug verſchen: der Glaube war mein Steuermann „eie
wol er im & fe uhr ſehr jung E uncrfahre 1 war /d dan N er v verſtunde die
Rechnung vom Gewinn und Verlust noch nicht wol. Do ich hatte er
einen ſichern Compals welches 200 die Abe zu Gortes heiligem Weſen. Ne⸗
ben dem war die Weine ud Lauber Eibe zu GO ſcloſten das Aubere
meine Segel waren das Gebaͤr; mein Wind war der heilige Raht und
Wille meines Gottes welcher gereget und getriben wurde durch den
H. Geiſt; und fo oft ich mit demſelben ein Wille und Sum war, ſo har⸗
& meine Reiß gluͤcklichen Fortgang, und der Wind war mit mir, ſo bald
aber, als der Steuermann das Ruder nicht wol 1 5 wegen feiner Ju⸗
zend, fo geſchaß es, daß ſich das Schiff allmaͤlich | herum kehrete nach dem
sand der vl fo hatte ich Tanker Gegen⸗W̃ Wind e, und wurde oft das
Schiffen mit Wellen bedeckt. 3 Nun
+
A
. A
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8 = 8
N. 7
= 0 % 8
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180 Die XXVIII. Theofophifche sEpifec.
rg 8 Flat 1 — —
Nun ſcheinet mein Schiff an zu fangen nach der Rechnung dn Hafen
der Swwigkeie ſich zu naheren, fo mercke 17 auch, daß ich zu Zeiren den
Ancker bkauchen kan, und obwol noch vile und groſe Gefahr vi orhanden we⸗
gen der lippen und Sandbaͤncken / fo bin ich doch guter Hoffnung,
das die Reiß ſoll glücklich; zu End kommen. Dann der Steuermann hat
durch die langwuͤhrige Reiſe zimlich Erfahrung gelernet, und hat an Jah⸗
ren und Alter zugenemmen, daß er nicht mehr kindiſch i if. 1 weil er
durch Ale Gefaͤhrlichkeiten und Fluthen durch geſchiffet, fo wird auch
feine Treue. von dem oberſten Vergelter wol belohnet we den. Ich muß
ſchlieſen, und daͤs U e deinem verborgenen Nachforſchen nach dem
heiligen und reinen-Willen Gottes uberlaſſen damit dit durch eigene Erfah⸗
rung mit mir gereitzet werdeſt nach dem Zil zu lauffen, welches uns in un⸗
fern bimmlifchen Auf vorgehalten wird durch 5 Eſig m Chri am, wel⸗
N.
des ſey E Ehr, R: ahm und Herrlichkeit jetzt und Fre eigen Zeiten Amen.
38 dein in Lib Verbun dener und Sorgrragender Vor
—— bitrer in dem HErrn F. G. Ein Kaͤmpfer in⸗ Erlangung
der ao ein Ueberwinder Vale.
Alles / was von Gt geboren iſt / üb erroindet die Welt /
1
den hat.
>
were ORT: e Er ERNEST EEE N za are, NETZE u, 95
Fe d e Sansa seen: FREEN SIERT ES 0
Die XXIX. Theoſophiſche Epiſtel. 2 7 :
Slaude iſt der Sieg / der die 272 50 überwindet oder
Sottes Wird ung lerden iſt mehr als alles Wircken: dann das
1
eingeſprochene Wort des Lebens iſt der Menſchlichen Natur
ein Schweres 95 ertragen.
o
Ess: unſichbare Kraft des Weſens Gottes durchdringe. dein J Inde iges,
2 und, ver ſch ‚ing: alles Menſchlich⸗gewordene Weſen, wele Des nicht in
Se beſtehn kan. Ils es CHR bs he, ſich in 15 Perſon Chriſti hen
erer
5 *
*
8
> „ * 5 = 7 27 re 5
Die XNI XII 3 lchie Epiſtel 181
—— — — anne — DE —
6
ſerer Menſchheit ein zu kleiden, (6 mußt 0 Er wieder an derſelben untergehen
und gecren Gait we erden, ehe Er wieder zur Goͤttlichen Klarheit kont auf
genommen werden. Wann dase St. l verſe chlungen 9 5 Lon deln
„Unſterolieben⸗ | ſo werden wir erſt recht t tichtig genpacht gim Reich Got⸗
tes. Die Zuk! ui If Chriſti in ii 13 Fleisch edc het mit groſe fen Ireu⸗
den durch die engliſche 8 larheit, da 0 ſingen: Ehre ſey⸗ Gott in der
>
Höhe und Seide auf Erde n / und den n Menſchen ein Walgefal⸗
auen Wie Schrift ſagt: Wer am Jer te
- fündigen. Der Abgang unſerer menſchliche
N
in GOtt: dann das angezündete Gili
Ef Chriſtt im Fleiſch) machet unſerer me
h leidet / der hoͤret auf zu
in Natur iſt das Aufkommen
Leb
1
er
lie hut 9 Natur. vil Schmer⸗
10 durch die Offenbarung
gen. Darzu aber if Chriſtus af dienen, daß Er die Wercke des. Teufels
zerſtoͤre: dann die Sunde hat geherrſchet in unſern G1 leder, biß uns Chri⸗
ſtus durch ſeine Z ukunfft ins Fleiſch mit der Engliſchen Klarheit erleuchtee
hat, da wurde die Suͤnde durchs Geſetz noch e weil ſie durch die
Engliſche Hlarheit als unrecht erkangt wurde, welche o hne daſſelbe Licht mey⸗
get Recht zu haben . en durchs Ser alles zur Sunde machet.
Dis iſt ein Nane Streit t, wann das Sicht sang CR nich
nur die Wercke der Suͤnden, ſondern auch die, Wercke der „Sa echtigket
—
de machet. Wann nun Chriſcus in ſolchein Streit niche wär:
ins Waſſer getre cen, und haͤtte den grimmigen. Jeuer⸗ t Wa 5 er im Ge⸗
fa, brannte ausg geloͤſchet, und alſo den „Dru iner der 5 inberisigteie
gesfast: ſo haͤtten wir freylkch wenig Troſt zur Ze li des Zorns und uf, denz
e Dag des Gerichts. Nun 8 haben auch ſelbſt hir ir den V. id mit Ih in
en Jen 5 we! ſchen 630 im Waſſer griff cn hat in welchem Er
ſeloſten ſeine Stimme hat 1 8 laſſen (nun incht 55 durch der Cugel Ge⸗
(ain dig iſd mein liber Sohn / den ſolt ihr hoͤren. Gleich wie
dann geſchrieben ſtehet. Amen / Amen / ich ſage euch / es kommt die
Stunde / daß d die Toden werden die Stimme des Johns Sor⸗
tes hoͤren / und die ſie hoͤren werden / die werden leben. „Dleſes
iſt die Stumme des Worts, welches am erſtem in den Tagen feines Fleiſches
an die Menſchen ergangen iſt, welches Wort Magifch iſt, u. ein weſen⸗
e Einſpreck en in die gantze Menſchh eit nach Gil, Seel und Leib,
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33 2 durch
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284 „Die XXIX. Theoßphifche Epiſtel.
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durch welches Wort der Menſch zum neiten Schoͤpfungs⸗Werck von
Gott unter die Hand genommen tohrd, welches ſich zwar im ſeinen Ausdruͤ⸗
cken in vile und mancherleg Geſtoͤltnuͤſſe zerglidert, damit es ſich nach
eines jeden Stand und Eigenſchaft anlege und das Gemuͤt treffe, und alßs
den Anfang mache zur Wiedergeburt. 5 © |
Kae 25 n 15 f 2
Dieſes Wort teircket auf vile wunderbare Weiſe in uns bald zum Le⸗
ben / bald zum Tod / bald zur Freude, bald zur Taurigkeit, biß wir einmal
g nr | r F
feine Wirckung verſtehen lernen, und lernen es in ſeiner einigen Wirckung
iber alles Ar unſerer Seligkeit erkennen. Der erſte Ausdruck, den dieſes
Wort in bildlichem Sprechen von ſich gibt, iſt dieſer: Selig ſind, die
geiſtlich arm ſind / denn das Himmreich iſt ihr. NB. NB. NB.
Wann du nun zu beherzigen wirſt anfangen, tas nemlich der ganze
Naht Gottes von unſer aller Heil ſey: Jo wirft du mehr Urſach finden, GOtt
nach feiner She ind Barmpertigkeit zu erkennen, als daran zu zweifflen.
Darum eine GOtt ja die Schmach nicht an, als ob Er ſich müßte in un⸗
ſere Schoͤnheit und Schtnuck einkleiden, gleich als ob Er nicht aller Schoͤn⸗
heit Meiſter ſelbſt wäre Es ware allzulang gewartet, wann GOtt nun
- art nach feiner ſtrengen Gerechtigkeit mit uns handlen wolte, gleich als ob
Er umſers Geiſtes Diͤdigseit uche zuvor gewußt haͤtte, ehe Er fein Hertz
daran gewaudt Hat. Wir doͤrfen jck nur wollen, es iſt auf der Seiten Got⸗
tes auf nichts anders angefehen als daß wir gebeſſert und ſelig werden.
Sind es nicht lauter Kengzeichen ſeiner vaͤterlichen Treue, She und Barm⸗
hertzigkeit, wann wie durch vid und mancherley Leiden und Anfechtungen,
es fen von innen oder aufser, geubet werden, dann die Zucht und Staupe
* N N 1 E - .. er . - 5 7 4 Te ang 2 0
ein Kennzeichen der Auserwählten iſt. Oehab dich wel in dem HErrn! Mein
unablaͤſiges Gebaͤt vor mich und alle Heiligen iſt auch das deine. Sie ges |
hen hin und weynen / und tragen edlen Samen / und kommet
wieder mit Freuden / und bringen ihre Sarben. Ich dein Libhaber
ein dein HErrn. „„
73 i .
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P. §. Libe Schwert in biste wenigen Schreiben ligt alles einge⸗
| 8 5 f . wickelt,
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˖ 8 — 7 st 2 „ur 2 * ’ “ Ri
Die XXIX. Theolophifche Epiſtel. 183
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wickelt, was zu nuſerm Heil und Feiden DIRT es fordert abet allemal noch
eine tiefe Erklarung, daß man es verſtehen lerne, was des Geiſteß Sinn iſt.
Ich koͤnte wol ein Buch ven diefer Sach ſchreiben, wann es mir erlaubt
0
wäre, darf aber nicht weiter gehen, als der Geiſt gibt aus zu ſprechen. del
Es iſt freylich wahr, daß unſere menſchliche Natur nichts an GOte zu hof⸗
fen hat, auch in ihrem been Mernen und Wollen: drum ſo lang auf eine
untechtmaͤſige Weiſe ein Ankommen begehret wird ( welches doch nicht
ſeyn kan) kan es nichts als Zweifel und Ungewißheit gebaͤren. *
Gebe man ſich nur G Ott über, Er weiß beſſer worinnen unſer Heil
beſtehet, als wir uns einbilden oder begreiffen koͤnnen. Wir haben dann
demnach nicht anderſt an unſerm Heil zu zweiflen, als fo vil wir uns ſelbſt
mehr liben und zutratten als GOrt. Gehab dich wol, und lebe in der
Hoffnung zu ED auf die Creutzigung ſeines Sohns, welcher der Erſtling
war von deinen Schmersen. Solte es zu einem unvermuteten Abſchid kom⸗
men aus der Zeit in die Cwigkeit uͤberzugehen: ſo. werde nicht nachlaſſen im
Geiſt vor GOtt anzuhalten, biß der roͤlige Eingang in das Reich ſeiner K⸗
be vergoͤnnet wird. Dann ich dencke noch wol daran, was du in den Ta⸗
gen deiner Erleuchtung getriben haſt, und wormit du umgegangen biſt.
Es wird ja wol nach vollbrachtem Glaubens⸗Lauf endlich eine Frucht des
Fridens und der Szrechtigkeit in jur Welt aufwachſen, wann du im Sem =
‘
cr. der Truͤbſal und im Offen des endes wol bewaͤhret biſt.
„
Solte ich dein Angeſicht noch einmal at ſehen bekommen, fo wäre mis
lib“, wo aber nicht, welan fo werde mit gehen, und den Streit mit helfen
ausfuͤhren, doch will deiner erwarten, wie es ergehet. Was mich angehet,
fo bin ich Gortes Sebun dener und ſrarte meines Lebens vor GOtt, und
weiß nicht, was weiter Über mich verhaͤnget iſt, ehe ich meinen Glaubens⸗
Lauf werde erfuͤllet haben. Angehend meinen Wandel, wie derſelbe jeder⸗
zeit getoeſen iſt, iſt dir bekannt: ich lebe derowegen in einer ſeligen Hoffnung,
daß endlich noch eine Zeit kommen wird, da mich GOtt wird machen alles
Leidens u. Hertzenleids vergeſſen in jener groſen Ewigkeit. Wes wegen ich
alles dulte und ertrage, was uͤber mich kommen wird. Ich verhoffe dich zu
ſemer Zeit noch zu ſehen Adieu. 5
— 71 *
0
9
484 a 70 IX. TAeofo! Phiſche Epiſtel ö b
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1 i wi KORK: Theofophilche a |
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Wer Al h vom Creug Ih bittet / der hat fi > von dem hoͤchſten
2 Gut geſcht eden: dann Gott scher zr ar mit uns an
13
| daſſelbige⸗ aber nicht mit zuruͤc
6555 S werde aus heiligen Urſachen bewogen dieſes wenige an aich su ſchrei⸗
ben, u. zwar ſonderlich, weilen ſich dieſe gi gu I legenheit darzu in die
Haud gibt. Es iſt dir ſelbſt am beſten bekannt, nt st Jae ren digkeit, Glaube
und Libe du dhngefehr © er achtzehen oder neunzehen Sat hren den Weg zum
Meich Gottes angetretten daft ſo biſt du auch zimlicher Naaſen unterrichtet ge⸗
wefen aus den haͤufigen Erempeln der heiligen Vater, was nemlich die ⸗
ſelbe in ſich halten: als Bu ſind die vile und mancherley! Anfechtungen, die
en
geiſt⸗ und leiblicher Weſſe uͤber ſte komen find. Haſt du wol⸗ven einem Hei⸗
oe
ligen geleſen? der ehmals geweſen iſt, der nicht Lincks und Rechts iſt vers
Teiche und in mancherleh An och tungen bewaͤhret worden. Dann G Ott hat,
in feinem eigen d Rath in Ansehung unſer aller Heil alles in das Geheime
uůß des Creutzes eingewickelt. Mit wie vilen Maͤrtyrern kan u. darf
die Neu⸗ Teſtamentiſ⸗ che Virche nicht prangen, welche ihr sehen mit
den aller bitterſten Schmersen geendiget haben, und haben alſo di e unber⸗
. Krone, nebſtd dem Reben. der u aſterblichk eit erlanget.
„ Ob zwar wol alle Trübfal, wann fie da iſt/uns nicht duͤncket Freude
zu la fonoefir Traurigkeit: jo wircket fie doch hinten nach eine frifanne
„Frucht der Gerechtigkeit von welchem allem aus eigener Erſahr ung kein ge⸗
ringer Nuge mit ſeyn kan, wie nemlich die acht i nd zwankig Jahr BE nun
zu bin gelber worden. Ob zwar wol gegenwärtig in einem Stande bin,
daß GOtt 55 alles dancken kan; ſo bleibet doch das. Siegel von dieſem
Brief des Leidens beſtaͤndig in mein Herg geſchrieben, wird auch wol
mein Zeichen feyn und bleiben biß an das Ende meines Lebens. Und weilen
dich dann GOtt fruͤhzeitig mit dem Siegel und Zeichen der Auserwaͤhl⸗
ten beleget hat, alle, daß du in Anſehung dieſes deines Martyrchums
biſt in die Gleichheit der Auserwaͤhlten gebracht - ſo biſt du doch in An⸗
ſehung der Proben nicht in der Gleichheit anderer Heilig 85 beftanden, weilen
N . du
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denen Goͤttern, die eine neue Weiße neben der Lehre, die du gelernet haſt,
D ¾ ¾'ä . 7˙ͤwÜ. ² R Zu ˙ . = TE 5 a >
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Die X XXX, Theoſophiſchs Epiſtel. 1857
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111
du das Gott davor d acer, A bete Aernet haft, in allezeit mehr
um Befreyung als um an sharrende Gedult geſtehet, welches Unſache gege- f
ben, daß dich GOtt einiger Maaßen e und dir ſeinen Troſt Hülfe
und Gnade entzogen, um auf ſeine Gänge mehr und beifer Acht zu geben.
Dahero haſt du auch nicht Probe e gehalten, ſondern. dich zu menſchüchem
Toſt gekehret, und einiger Maaßen den G'Ott deiner Jugend verlaſſen, und
verkuͤndigen, 5 gegangen. Wellen bir aber 5 2 ichen des H. Cren⸗
tes an dei ꝛein be bi geb, ſo biſt d. noch eini 1 Naa ßen. in dem Denck⸗ x
buch der He en aufgezeichnet ſtehen geblib en biß zur Zeit, da das Ver⸗
lorne wieder geſuchet, und das Verwarlo ete fox zu recht gebracht werden.
Iſt nun dieſes die Zeit deiner Wiederauft hang, ſo laßt meine Ba,
etwas gelten vor Bi r, und ſache den GDir deiner Jugend wieder auf. Dann
wer ſuchet, der findet, und wer anklorſet., dem boird anfget ethan. Wann
Glan Abe, Sibe } Hoffnung, Demut und Gedult bey dir if fest worden, fd
darfſt du nicht erſchrecken. Es hat alles ſeine Zeit, Behalten und Weg⸗
werfen / Verlieren und Suchen / was verloren iſt. Lebe und fen
*
*
geſtaͤrcket in dem HTrrn deinem GOtt. Er wird ſich deiner wieder anche,
men, und den Gefaͤngnüß wenden, u. ſich ber deine W. ohnm 10 erbarmen: 2
dan € Er hadert nicht immerdar und bit nicht ewig 0 en Zorn. 5
f F. G. Ein Libhaber GOttes und
775 i 4 | des Ha Lebens. |
p. 8. Ob du wol dem Aufarıt Seil be nach von der Geteinſchaft derer,
die in der B Bew aährung als Auserw aͤhlte im of en des KElendes ſehn⸗ a
zimlich muſt ge ſchiede en ſeyn: jo bleibe ted du doch nicht geſchieden im heiligen
*
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Andencken vor GOtt wegen deiner ehinals erwie einen d Treue, beydes gegen
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. BD und Denfıha. Sintemal ich noch gar wol ein G enck bin deines
Wercks! und deines Fleißes, auch aller deiner Gucheiten, d die du zur Zeit der
groſen Truͤbſal und Angſt an' mir exwieſen haſt, es iſt alles ins heilige
Andencken vor GOct aufgezei eichnet. S olte ich dir noch weiter eiwas ſeyn
Loͤnnen, 5 in ſole da Sim wann din del gus der Zeit in die & ge
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1386 Die X. Theoſophiſche Epiſtsl.
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über gingeſt: ſo erkenne mich dein Schuldner zu ſeyn, auf welche Weiße es
fen, ſolte. Daß ich aber von auſen nicht zu. dir komme, ſolches wirſt du
verhoffentlich mir wol zu gut hatten koͤnnen, weflen ich nicht mehr mein ſelbſt
bin, ſondern vilmehr Gottes Gefangener und Leibeigener worden, kan alſo
demnach ohne ſonderbar darzu geordnet zu ſeyn mihts thun. Mein uͤbri⸗
ges Andencken an dich werden dich die Schweſtern berichten. 2
5 ; “ 8
Sonſten kan weiter nichts ſonderliches melden, ohne daß ich Gottes
Lats Träger werde ſeyn biß an das Ende meines Lebens. Neben dem beſitze
vor allen meinen gehabten Fleiß, Mühe und Tages⸗Laſt, die ich vor mich
und andere auf dieſer Welt getragen, vil Ruh und Fride in GOtt, und
verhoffe eine ſelige Anferſtehung auf den Tag der Swigkeit zu erlangen.
Dann ich weiß, daß ich mein Leben nicht gelibet habe biß in den Tod. Lind
weilen dich GOtt gervuͤrdiget hat, mit denen, die ſch um des Himmelreichs
willen verſchnitten haben, zu leben und zu leiden „o ſen mit mir getroͤſtet. in
der eigen Hoffnung. Dann di haft dich der Schmach Und Schande derer,
denen Schmach angethan wurde, nicht geſchaͤmet, und die, welche Tkuͤbſal
litten, nicht geſcheuet. Der HErr gebe dir Baͤrmhertzigkeit auf den Tag
des Gerichts, und laſſe es dir vergolken fayn in der Auferſtehung der Gerech⸗
ien. Diß iſt alſo mein Andencken an dich, libe Schweſter N. N. damit
du toſſeſt, wie ich es mit dir halte Lc. Kc. N 5
Libe Schroeſter! Ich habe dir allerdings das Andencken, poelches ich vor
Ott vor dich habe, ein wenig in berichte, wege dem, Faß du noch zu
letzt nach fo vilem Jammer haft Arie hieher kommen, welches meinem Er⸗
achten nach eins nicht geringe Probe in Anſehung des Guten iſt/ wann es
anderſt bey dir nach Gift, Seele und Lib ſeine volle Richrigkeit hat: und
„wann es fo eintrifft, fo finde ſelbſt niche wenig Urſachen, Gott dafür zu
dancken, der es fo weit hat laſſen gelingen, weilen es biß daher dir doch ſchon
fager iſt worden. Dieſes wenige habe dir wollen melden, damit du wiſſeſt,
wie ich gegen dich geſinnet bin, und weilen man mich von auſen nicht vil
iehet, du doch mercken koͤnneſt, womit ich umgehe. Ich bin heimgebracht
in das, lob inte inwendfg geholfen iſt: Ich kau nach viler Muͤh und Arbeit
33Ot Tag und Nacht dinen im Geiſt au Eec. Rich, 85
5 0 5 7 k ae , I ©
Die XXXI. Theofophifche Epifzel, 187
=
Die XXXI. Theoſophiſche Epiſtel. er
Der Uinſchuld in all feinem Thun ſich zu bekleiſſigen beydes ge⸗
gen Eder und den Naͤchſten / IE ein nicht geringes Hilfs⸗
5 Mitrel die Gngde Gottes zu erwerben.
Iceſus der eintzige Brunnen des Heils ſtieſe in euch. Amen.
eine gar Abe und ſehr Werthe in dem HErrn! die abe meines GOr⸗
DIL. tes dringet mich, dieſes wenige an euch zu ſchreiben, ſintemalen ich nicht
ſtille ſtehen kan in meinem Tag- Werck, damit mir die Zeit nicht unter den
Händen zerrinne, und meine Sonne nicht untergehe, ehe ich mein Tag⸗
Werck erfuͤllet habe. Weil uns nun verheiſſen ein deben, das von keinem
Tod noch Abgang weiß, fo iſt nötig daß wir unſern Wandel allhier führen
demſelben Leben gemäß, damit nichts an uns gefunden werde, weder von auſ⸗
ſen noch innen, das einen Schein gibt, als ob wir noch einen Gefallen haͤt⸗
ten au den Dingen, die vorbey gehen. In all unſerm Thun und Laſſen
muͤſſen wir allezeit ein Keunzeichen des gecrensigeen JEſu an uns ſpuͤhren
laſſen, und allezeit zuſehen, daß in unſerm Wandel und Betrag nichts an
uns geſehen werde, das dem von der Welt verachteten u. armen Ef ent⸗
gegen zu ſeyn ſcheinet. Demnach muͤſſen wir in Einfalt und Niedrigkeit
des Hertzens wandlen beydes gegen SOtt und unter einander, und allezeit
zuſehen u. forſchen, ob wir auch GOtt uber alles libẽ, u. unſern Naͤchſten als
uns ſelbſt: ob wir GOtt oder uns zu Gefallen leben, und alſo alle unfere,
Werte und Wercke wovon GOtt keinen Dance hat, vor unnuͤtz und eitel
Haltett. Allen Zeit- verderblichen Umgang unter gutem Schein fol man
meiden. So viel an uns iſt, muͤſſen wir die Stille des Geiſts mehr liben
als unſer eigen Leben: dan alles, was unſern inwendigen Friden ſtoͤren will,
iſt vom Verderben. Vor allen Dingen muͤſſen wir einander libhaben aus
reinem Hertzen und unverfaͤlſchter Treu, und ſolches wird geſchehen, wann
wir einander im Abweſen ſo lieb haben als gegenwaͤrtig. Demnach muͤſſen
wir nichts in Abweſenheit von unſerm Naͤchſten ſagen oder dencken, was
wir nicht wuͤrden ſagen doͤrfen, wann er zugegen waͤte; und muͤſſen auch
unſere Ohren zuſtopfen, daß wir 1 5 Arges hören, damit uns nicht Frem⸗
f u, g 4 99 do
Do
188 f Die XX X I. Treofopkifche Epiſtel.
de unſere Kräfte rauben „und Ausländer unſern Schleyer wegnehmen und
wir alſo bloß ſtehen. 0 :
Zuletzt, meine Liben! werdet ſtarck in dem Her, und wandelt in
einem laufen Gef, Habt das unſterbliche Leben lieb. Thut nichts, das
euch hernach reuen moge. Achtet nicht gering die. Gnade, die euch wider⸗
fahren iſt, und wandelt wuͤrdiglich in derſelben. Niemand werde unter euch
ein Gottloſer 7 und en Lertze um eine Schuͤſſel Muuß ſeine Erſtgeburt,
wie Eſau. Jaget der Heiligung ernſtlich nach, ohne welche Niemand den
Herrn ſehen wird. Hab. bet das Jungfräuliche Weben lieb, dann nur
„ Diecſelbe folgen dem damm nach, wo es hingehet. Dieſe ſinds, die erkau⸗
fet. ſind von der Goa FEDIE und dem Lamm. 5
Meine eben in dem HErrn.! Dieſes wenige gate ich geſchrieben aus
einem lautern Geiſt, um euch mehr anzureizen, mit mir nach der ſtillen.
Ewigkeit zu arbeiten, nach welcher Ruh alle Heiligen Gottes von Aufang.
der Welt ſich mit vilem Verlangen geſehnet haben, und find vergauͤget ge⸗
weſen ; daß fie Pilger / Säfte und Fremdlinge waren allhier auf die⸗
fr Welt. Alſo auch ich bin deſſen wol zu Friden, daß ich rde Welt ver⸗
worfen bin, und ein Auskehrſel eyn muß: dann eben aus Abe zu dem un⸗
ſterblichen Leben habe ich, ais mir Barmhertzigkeit widerfahren, alle Kuſt und
Eitelkeit dieſer Welt verleugnet, u. die Schmach u. das arme Leben me hr ge⸗
libt als alle Wolluſt dieſer Welt, und bin nech alſo geſinnet, meinem. Jil fie :
in der Verleug zuung aller Dingen nach zufolgen biß aufs Blut, und des fi
wegen auch oft im Getſt mit Gebet und Flehen anhalte vor die gantze Kirche!
unter dem Hmumel zerſtreuet, daß ße SD bald verſetzen wolle in das Nel
ſeiner Abe, und ihre Schmach von ihr nehmen Amen. Ich grüße; und
kuͤſſe euch alle herzlich im Geiſt, und verbleibe ener und aller > Rinder Gottes
M ig noß an der Truͤbſahl. : Die
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- EEE A 2 . ne:
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5 Hr 4
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f Die XX XII. Theofophifche Epiſtel. 189
Die XXXII. Theoſopluſche Epiſtel.
Es iſt vil daran gelegen / wie wir den Grund legen zum geiſt⸗
lichen Leben in der Verſchmaͤhung der Welt und Entſaguͤng
unſerer ſelbſten / dann darnach richtet ſich hernach
Er : unſer Wachsthum einn. a
Der Brunnen des Lebens, der aus dem Hertzen "PER; flieſet, fen unſerer
„Seelen Nahrung und Erqauickungs⸗Tranck Amen. :
a2 \ 3 0 e 3 . b 0
tes Eine Vilgelibte und in dem Herrn Verbundene! die be meines
e Gottes dringet mich, ein weniges an euch zu ſchreiben, dieweil ihr
mit verbunden ſeyd an der heiligen Glider-Zahl, die da helfen die Schmaclh
I Ef nachtragen, und ſeyd mit heraus vor das Thor gefuͤhret worden, und
wandelt nicht mehr auf den Straßen der groſen Stadt Babylon / allwo
IE ſus Chriſtus geereuniget if, welches mich freuet in meinem Geiſt, weil
ich che, daß der Zweig der edlen neuen Menſchheit dardurch Luft be⸗
kommt, und bekommt Kraͤfte zum Goͤttlichen Bluͤhen und Sruͤnen.
Dann ſo vil unſer aͤuſerliches und menſchliches Theil in den Tod geführer -
wird, ſo vil bekommt das Goͤttliche und unſterbliche Theil Nahrung und
Lufft zum Wachſen. Darum iſt es ſehr gut, wann man fruͤhe darzu thut,
„und das verachtet. und verworfene Theil erwaͤhlet, damit bey Zeiten ein
„guter Grund geleget werde zum ewigen Leben, worzu woir berüffen ſind.
Und weil ihr beydes erwaͤhlet habt, das Leben der Unſterblichkeit und wahren
Gluͤckſeligkeit, und dann in dieſer Welt dem Creutz⸗tragenden und Welt⸗ver⸗
ſchmaͤhenden und armen J ſiz nachzufolgen: O! fo ſehet darauf, daß ihr
darinnen treu erfunden werdet. Wiſſet und dencket daran, daß alles, was
vor den Menſchen geruͤhmet iſt, und vor der Welt groß und praͤchtig ſcheinet,
ein Graͤuel vor GOtt ſey, und daß GOtt nur das Verworfene und
Verachtete vor der Welt erwaͤhlet habe. Darum freuet euch, wann ihr
vor allen Leuten als ein Uunflat, Auskehrſel und Ausfegſel gehalten wer⸗
det, und wiſſet, daß man dadurch begabet wird mit dem Kennzeichen der
Auserwoaͤhlten, als wormit alle Heiligen Gottes jeder Zeit find begabet wor⸗
den, und haben alſo durch 5 Hofer fange den Eingang in
0 4 8 0-2 das
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die, welche dorten in weiſſen Kleidern gehen, find ſolche, die da kommen find.
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290 Die X XXII. Theoſophiſche Epiſtel. a
das ewige Reich. Darum bin auch ich noch nicht muͤde worden, der ich
ſchon vile Jahr gearbeitet habe in dem Weinberg Sottes / und habe
mahche Tages⸗Laſt und Hie ausgeſtanden, und weiß, daß der Feyerabend
illes vergeſſen machen wird, um welches willen ich auch getroſt und keck bin
allen Miterwaͤhltenm und Mitgenoſſen zu zu ruffen, damit man auß keinertey
Weiß weich gemacht werde, und dadurch die Krone verliere. Dann alle
aus groſen Truͤbſalen, und haben ihre Kleider gewaſchen und hell gemasht
im Blut des Lamms. Ver .
Ol meine Liben, ich wuͤnſche, daß ich mich ſelbſt euch koͤnte mittheilen,
und euch mit dem Troſt, womit ich ſo oft getroͤſtet bin, koͤnte voll anfuͤllen.
O es iſt nicht zu ſagen! was Herz⸗Vergnuͤgen, Ruh und Friden es mit ſich
bringet, den Glanz der ettelen Welt zu verachten, wiewol man durch mancher⸗
key Verſuchungen und hehe Proben muß geuͤbet werden, ehe der Glaube
feſten Fuß bekommt: fo wird man doch mittlerweil gar oft mit. dem Troſt⸗
An nam, 7 Se oer 5, en 4° — N ’ alt au — —
Secher Gottes getraͤncket, welches mich ſchon manches mal geſtaͤrcket, daß
sch allemal wieder Muth bekommen habe nach vilen harten Naͤmpfen und
Proben / biß der Glaube hat Fluͤgel bekommen, daß ich GOtt im Gef
Hab dinen konnen. Und bin alſo eingefuͤhrt worden hinter den Vorhoff,
allevo GOtt Tag und Nacht gedinet wird in feinem heiltgen Tempel. Wes⸗
wege man auch vor allen Leuten als ein unrein Aas verachtet und verwor⸗
n iſt worden, welches die groſe deiden u. hohe Proben des armen Geiſtes
ind, da er muß oft betruͤbt und traurig gehen, weil er noch muß wohnen
in einem ſrenden Lande, und muß ſich oft nieder buͤcken Fund über ſich laſſen
2
hingehen mt dem Fuß der Gottloſen. Dann weil wir allhier nur Gaͤſte
und Fremdlinge find, fo haben wir auch kein Burger⸗-Recht, und wann fols
ches unſer armer Geiſt empfindet, ſo wird er oft muͤde lang zu wohnen unter
Meſech / und unter den Hutten der Gottloſen. Dann es geſiele ihm, lie⸗
ber daheim zu ſeyn bey dem HErren, und auſer der Gefahr der vilen und
mancherley Feinden im Friden Ruh und Sicherheit zu wohnen. Unter⸗
deſſen aber wollen wir im Glauben und in der Hoffnung harren des
HErrn, biß Er feine Zeit erſiehet, und uns aushilfet aus gllan Hebel und
verſetze uns in das Reich ſeiner bs Amen.
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* Die XXII. Theolophilche, Epiſtel. 15:
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Und weil ihr mit beruffen ſeyd zu dem Leben ber wahren Glück ſeligken,
die alle Heiligen erlanget haben, u. noch erlangen alle die, welche denſelbigen
Gingen treulich nachfolgen: darum wendet um ſo vil mehr Fleiß an, weil
ihr angefangen habt, dem HErren Ieſu nach zu folgen. So bleibet in
Ihm, u. ſchet zu daß ihr immer völliger in Ihm werdet, und jaget darnach,
daß ihr ſeinem Bilde von innen u. aufen aͤhnlich werdet. Ihr muͤſſet demnach
in dleſer Welt nichts fo ſehr liben, daß dadurch die Libe zu dem unſterblichen
Leben mie Schaden leiden. Euren Willen laſfet ruhen in dem Sterben
ef Chriſti / und euere Begterden führer in fine offene Seiten, alwo
der verlohrne Schatz zu finden iſt, wodurch man beadelt und zubereitet wird
zn dem zuͤchtigen und keuſchen Jungfrauen⸗Keben / mit welchem dle
Jungfrauen und Braͤute des Lammes gezieret find, Und laſſet keine
Begierde mehr in euch herrſchen, dadurch die Begierde zu dem reinen Got⸗
tes⸗ Leben unterdrucket wird. Keine Neigung zu einiger Creatur ſoll mehr
vor der Neigung zur reinen Abe Gottes den Vorgang haben. Alle Sinnen
und, Gedancken, die uns von der Gemeinſchaft Gottes abführen, müſſen
wir laſſen erſterben, und ihnen gautz keine Nahrung geben. Alle Nah⸗
rungs⸗Sorgen ſollen wir mit Eruſt meiden, dann fs ſcheiden uns von
Gott und feiner heiligen Gemeluſchaft. 0
Sollets wir demnach nur dem nach jagen, was zum innerlichen Friden
denet, und alles, ob es auch ſchon einen Schein des Guten hat, was
uns, von demſelben abführet, ſoll man meiden. In all eurem Handel Inf
fer nichts hervor leuchten, das einen Schein gibt, als ob ihr dem Ereuz⸗tragen⸗
den n. Welt⸗verſchmaͤhenden JEſu nicht nachfolge. Seyd allezeit große
mutig in Schwachheit und Verſuchungen, und in gutem Muth gedencket
der armen u. Creugz rragenden Glider Chriſti auf Erden / als
welche die hinterſcellige Leiden noch muͤſſen helfen erfüllen, damit fie durch nd
geſtaͤrcket werden. Habt immer Tauben⸗Jugen in Anſehung eurer Mir⸗
glider, und in Anſehung der Kinder dieſes Welt⸗ Laufs fo fd klug wie die
Schlangen, damit ihr nicht durch ihre Teuſcherey verruͤcket werdet von
dem ein faltigen Sum JEſu Chriſtt. Uebrigens und letztens fo wuͤn⸗
ſche ich euch aus der inwendigen Fuͤlle meines Geiſtes den Geiſt der wahren
und Goͤteltchen Kraft, ſamt allem, was zum Goͤttlichen Wachsthum und
. n ceben
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192 Die XXXIII. Theoſophiſche Epiſtel.
2 * 1 3 A
Leben noͤthig iſt, damit ihr in Chriſto JEſu gewurzelt und gegruͤndet,
und alſs tren vor Ihm erfunden werdet, biß auf den Tag feiner Erſcheinung,
zum Lob und Preiß ſeines Namens, und zur Freude aller Auserwaͤhlten
und Engeln Gottes Amen. Gegeben und geſchrieben vor dem HErrn zu
einem Gruß und Kuß der wahren Libe.
eee, e NF T 7
„ Die XXXIII. Theofophifche $Epiffeh,
8 8 8
Durch den ſchmertzlichen Riß JEſu am Creutz iſt zwar das
2
Braut Bett der Jungfrau Sophia zubereitet worden; wo
aber die Eva noch auf dem Thron ſitzet / da fliehet ſie /
5 und sicher n ihre Bammer.
«„ Meine theure Schweſter in dem Hrn! 5
8 —
Eſus ſey dein Haupt und Mann, und ſalbe dich mit ſeinem GET zur
Sh himmliſchen Jungfrauſchaft: damit du in Ihm rein und lauter
nde
erden.
—
mach der Perl zu reitzen, weil ich weiß, daß du ohne das ſchon ſehr feurig
darnach jageſt, und gleichwol nach meinem Erachten noch nicht ihren aller⸗
reinſcen Slantz erblicket haſt. Und ob wir wol eine Engels⸗Zung dar⸗
zn bedaͤrfen, denſelben nach ſeiner Wurde zu enedecken, ſo will ich doch nach
der Gnade, die mir gegeben iſt, etwas davon eroͤffnen, daraus du zugleich
mercken kanſt, woher der ungemeine Haß fo viler fromm vermeynter
WMenſchen entſtehe. Chriſtus ſpricht: in der Auferſtehung werden
4
*
ſie weder freyen / noch ſich freyen laſſen / ſondern ſind den En⸗
geln Sottes gleich Kc. Nun frage ſichs: Wie find die Engel Gottes
geſtaltet? find fie maͤnnlich oder weiblich? Antw: weil fie nicht ſreyen ſo
Koͤnnen ſie weder dieſes noch jenes fort. Dann wann ſie eines wären, ſo
ermangeſten
&
n werdeſt, und koͤnneſt alſo zu der heiligen Braut⸗Zahl gezaͤhlet
Ich kan nicht umhin, dein Gelauͤt noch mehr zur heiligen Inbrunſt
2 5
i Die XXXIII. Theofophifche Epiſtel. 13
ermugelten ſie des andern: und wann ſie gezwehet waͤren, fo mußten fie
freyen, und waͤren alſo mangelhaftig in ſich ſelbſt, dieweil keines ohne das
& andere beſtehen koͤnte. Das aber muͤſſe ferner ſeyn, dann aller Mangel if
von der Suͤnde entſtanden, und von GOtt nicht geſchaffen.
So iſt dann das Weib ein Mangel des Manns und der Wann
ein Mangel des Weibdes. Jest fragt ſichs: woraus If der Mangel ent⸗
ſtanden? Intro: Soſches klagt G Ott ſelbſten am erſten, wann Er ſagt:
Es iſt nicht gut / daß der Menſch allein ſey / ich will ihm eine
Gehůlfin machen / die um ihn fege, Allhier finden wir die Quelle,
woraus alles Elend entſtanden iſt, und warum wir allhier in dieſer unſerer
untern Welt unter fo vil Elend und Verſachung muͤſſen bewaͤhrt werden,
ehe wir wieder zum Anſchauen Gottes gelangen koͤnnen. Vom Anfang der
Schoͤpfung heißt es: und Gert ſchuf den Meuſchen Ihm zum Bil⸗
de / zum Bilde Gortes ſchuf Er ihn / und Er ſchuf ſie ein Naͤnn⸗
lein und Fraͤulein. Allhier liegt die edele Perꝛe, welche Adam verlohren
hat, als er in den Schlaf fiel. Allhier war in Adam das volkommene
Bild Gottes offenbar, nicht gezweyet ſondern in einer Perſon. Die Sophia
oder Weißheit Gottes war fin Sraͤulein / mit welcher er ſich vermehren
S
ſolte in vil tauſend mal tauſend, und fol alſo die ganze Goͤttliche Libes⸗
Welt beſamen und fruchtbar machen. 5 EN
Weil dann die ganze Schöpfung durch den Fall Luclfers ſehr ver⸗
cgifftet ward; der Menſch aber geſent war, dieſelbe ſich unterthaͤnig zu mas
chen: fo forſchete er in die Creaturen u. erkundigte ſich ihrer Eflentz, daß er
fie nach derſelben nennete, oder ihnen Namen gaͤbe, fo iſt ſein verſtaͤndliches
ren, welche alle gezweyet waren, zu vermehren. Allhier war es gethan um
das ſchoͤne Bild Gottes. Sein Fraͤulein / als die ewige Weißheit und
Mutter aller Dingen, wich von ihm, u. ließ ihn allein. Nun war es Zelt,
daß Der dem armen Menſchen zu Huͤlf kam, weil er allein gelaſſen war,
Indeme er nun von dem reinen Lebens⸗Geiſt verlaſſen war, ſanck er
*
Pr}
2
9
194 Die XXXIII. Theoſophiſche Epiſtel. ö
— —
in Ohnmacht nieder und ſchltef, und der HErr nahm daſſelbe Gehaͤus /
worin Söphia gewohnet hatte, aus ihm, und bauete ihm nach ſeinem Ma⸗
—
giſchen Hunger ein Bildlich Weid: darum er Fr auch ſo gleich erkannte
—
und zu ſich genommen, nach dem er von ſeiner Unfinnigkeit auf gewachet.
Lind war allhier kein anderer Rar, ihre Schande und Bloͤſe der un⸗
reinen Glider zur Fortpflancung / welche nicht zum Bilde Gor⸗
tes gehoͤren / mußte offenbar werden. N £
Weil er min zerbrochen und kein gantzer Menſch mehr war, fo
mußte ihm auch eine ſolche Frucht vor Augen geſtellet und mit einem ſo
ſtrengen Geſetz beleget werden, nicht davon zu eſſen, damit alſo durch die
Strengigkeit des Geſetzes die Suͤnde erkannt und offenbar wuͤrde durch das
Uebertretten deſſelben. „Mercke wol auf die unreinen Glider der Jorr⸗
pfiantzung / welche der Menſch mit allen Thieren gemein hat ſie waren
nicht vor dem Schlaf, dann fie gehören nicht zu dem Bude GOttes: ſind
alſo wegen der Imagination Adams nach thieriſcher Art ſich zu vermehren
ihme im Schlaf angehaͤnget worden, find auch deſſenmwegen eine Schande
vor G Ott und Menſchen. Darum, als GOtt den Bund mit Abraham
machte, mußte alles, was maͤnnlich war, an dieſem Glied befchnitan wer⸗
den, anzuzeigen daß es vor Gottes heiligen Augen ein Eckel ſen. Dahero
auch die Vermiſchung zwiſchen beyderley Geſchlecht vor Gott
und Nenſchen ein Eckel iſt. Hier koͤnte noch vis angefuͤhrt werden,
aus dem alten Teftamenr von denen vilen und mancherley Unxeinigkeiten
maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechts. Darum muß auch Sara über
die Zeit ihres Alters den Samen der Verheifſung gebaͤhren, und Chri⸗
tus wolte nicht durch ſolche Vermiſchung gebohren werden; ſondern von
der allerreineſten Jungfrauen. Fe
Allhier wird uns die Perle entdecket, welche Adam verloren, und
ſinden das reine Fraͤulein wieder, welches von Adam gewichen, und iſt
lauge Zeit eine Wittwe geweſen, u. ein vonHertzen betruͤbtes Weib, eintzeln
gelaſſen und unfruchtbar, weil ihr Mann Adam ſich an eine Fremde ge⸗
haͤnget, und die Ehe mit ihr gebrochen. Nichts deſtoweniger trug ſie den
reinen Samen dis Worts zu ihrem rechten und wahren Mann in ſich, biß
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Die XXXIIL Theofophifche Epiſtel 15 97
—
die zit ans eee es das Bild Gottes wieder ſolte offenbar werden: da
überſchattete ſte die J unge rau Marla / und gebahr und ‚Offenbahrre wieder
ihren. Be Tests lic hen Mam J um durch welchen alle abge⸗
fallene Soͤhne Adams wi deen in gehellet worden, und alſo in Ihm ihr
Verlohrnes witder ſinden. Und der Sog Toͤchter haben ihr Bild an der
reinen Pn frau Nileia / daß ſe auch ihren rechten Mann 3 Eſum
wieder in. uh ausgebahren. Und nn bekominen wir alle weder unſere erſte
Muster / und werden wieder geſammlet in die offene Seiche
JE und werden wieder ein ein a: u Deut in Ihm. Die Eva kommt
wieder in ihren Adam / u. Abanis Wunde wird in dem Todes⸗ Schlaf
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See geheilet, alsdann: if Adam und Eva wiederum geßolfen. 3
. . » 2 * © 4 & 7 5
Alſo kanſt chen, wordurch alles Verderben in die Welt kon men i
und eie Adam ven Leben der Eitelkelt durch die Si ls
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„® 5 "gs r sub 5 RR N Na —
heim gefallen, und ſehen auch, worinnen alles Verderben in dieſer Wel =
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4 * 8 >; 1 *
ehe, und wie rein das Aug des Semuͤts ſeyn muͤſſe,
ſcher Imagination gerelgigt iſt. O wie wirbet Sophia oder JE us an der
1 7 ru
des Dt che Ehebett ein zin
1
"Seife des Me chen, un ſis wirderum in das Ken]
er ſich finden, zeiget uns die rh De⸗
inder, das Zion immer klagen muß daß ſie ein
Wirrwe ſene nud unſeuchebar. Dann ob ſie 0 wol ihren rache en „Man
Adam in J ſiz sicher, hat, fo wolte ſie doch auch gerne in' den zjiben
10 ehren; aber ae Menſchen wollen ihrer nicht.
uhren! wie wenig zibhaber ab
rebien ul es kein Wunde
{
fruchtbar ſeyn, und ſich verm uch
Adnẽn iſt Ju Jriden mit ſaher; SDra/ und Eva iſt zu 9 mi ihrem
Adam: ſie ſind in einander erhizet in ihren Lůͤſten / daß 5 hun, un
wer dieſe Braut nicht soil! Heilig heiſſen, der wird geha be, „eki ert und
geſchand r. Die Seiche mp zii iſt offen; aber man will nicht hinein, die
rhieriſche Weist in der fs zewachten Eitelkeit gefaͤllet dem Menſchet
alſo wol. Sintemalen es auch kein Wunder iſt, dann es iſt von Adam
an auf den Menſchen geerbet, daß ihme auch GOtt nicht and erſt rathen oder
helfen ke te, biß Chriſtus der Ju frau Sebi 1 und brachte
den in der Eitelkeit aufe gewachten Adam wiedertun in den Ted. Dann der
wurde ſeilie Seh geöffnet und die reine Jungfrau / die son Adam
Lewichem if ward wie Dr ee aufgenommen, 5 hat ihn wieder von?
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195 Die XXXIIL Theofophifche &piſtel.
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Schlaf auferweeket, er die Seiſter der Boßheit uͤberwaͤltiget, die ſolche
falſche Sucht in Adam verurſachet, und kahm alſo mit groſem Sieg und
Triumph aus dem Tod in das deben. 8
Nun iſt das Bild Gottes in Chriſto nicht mehr getweyet in Mann
und Weib, ſondern beydes zugleich. Die reine Jungfrau Sophia, die
von Adam gewichen, iſt in ihme eingegeiſtet. Iſt alſo Jſus nach feinem
maͤnnlichen Theil dem weiblichen Geſchlecht ein Tungfräslicher Ten,
1. nach ſeinem weiblichen Theil dem maͤũlichen eine maͤdliche Jungfrau.
Hiek ſiehet man die Perle der neuen Menſchheit, und wie vollkommen die⸗
gelbe ſey. Da fehler bey dem Weiblichen nichts Maͤnnliches, und bey dem
Maͤnnlichen nichts Weibliches: dann wir find allezumal einer in Chriſto.
Das Alte iſt vergangen / fiche es iſt alles nen worden: dann wer
In Chriſto iſt / der iſt eine neue Creatur.
Demnach kan man dem irrdiſchen Adam wol vergoͤnnen, daß er
Aber das irrdiſche Bild herrſche: wir find ja von auſen nichts beſſers
iſt, ſich fo wol gefallen laͤſfet, der gibt zu erkennen, daß er noch nicht in die
Glider⸗Zahl des neuen Bundes gehoͤre. Dann es ſtehet geſchrieben?
es ſoll nicht mehr ein Narr Suͤrſt heiſſen / noch ein Geiziger
Herr genannt werden. Was ich ſchon vor Verfolgung um dieſer
reiner edlen Erkaͤntnüß willen habe erleiden muͤſſen, iſt GOtt am beſten be⸗
kanne; ich bin aber dennoch nicht muͤde worden, ſondern will ſuchen, mei⸗
nen Lauf mit Ehren zu erfuͤllen. Ich habe auch um deſſentwillen mich nicht
weiter wollen in dem Verderben vermehren; ſondern meine eigene Seele
ſuchen zu reinigen, damit ich alſo in der Neuen Menſchheit moͤge frucht⸗
bar werden. Das Verderben mehret ſich ja doch ohne mich: darum will
*
werth. Wer aber ſolche Herrſchaft, als welche von der Suͤnde entſtanden?
ich liber in der Neuen Menſchheit fruchtbar ſeyn, als in der Alten.
Deſſentwegen hat auch der Teufel eine ſolche Jeindſchaft wider mich, und
erfahre ich taͤglich, daß alle die Seelen, die in ſonderbare Kundſchaft mit
mir kommen, zimlich reichlich mit eben denſelben Laſten beladen werden.
Darum ſey nur getroſt, ob du ſchon vil Leidens haſt: ſo wirſt du doch auch
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Ich habe zwar gegen waͤrtlg eine kleine Kraft; doch ſuche, fo vil an mir iſt,
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Die XxXxIv. Theofophifche piſtel. 297
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bir in meinem Geiſt die Hand zu bieten, als der ich dein Schuldner bin. Ich
tan gegenwaͤrtig nichts ſonderliches melden von meinem Stande: nur finde f
ich, daß die Kroͤfte des Lebens fehr einwaͤrts gezogen find, und ſich alſos
ſehr verbergen. Und wiewol nichts iſt, das meinen Friden ſtoͤret, fo fuͤle
doch dieſes, daß vor dieſes mal der Ausfluß meines Schreibens nicht in
voller Kraft geſchiehet. Ich habg die Gaben nicht die Tiefen meines Gei⸗
ſtes vollkommen aus zu drucken. So du wirſt einige Eroͤffnung haben, ſo
wirſt du vil mehr Tiefen in deinem eigenen Gemuͤt finden, als hier in
Worten ausgedruͤcket iſt. Dann die Sache kan und darf nicht vollkommen
an Tag gegeben werden, ſonſt moͤgte man die Perl verunreinigen, und ist
ſehr ſparſam damit um zu gehen, damit fie die Saͤue nicht erblicken, dieſel⸗
be zertreten, und ſich umtoenden und uns zerreiſen. Kc. cc. 3
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? Ver enden ih die Briefe, welche von dem Verfaſſer an Fine vertrants Freunde ze⸗
2 ſchriedeg, Was nun uz elgende betrifft, fo ſind dieſelbe geſtellet an ſolche, die
elgentlich ſeine geiſtliche Kinder ſind, und unter ſeiner Beſchattung in deneg
Schrancken des Neiſtlichen and einſamen Lebens ſind heran gewachſen, dahıro auch
Liege Briefe um deſto mehr Gewicht in ſich halten, je naͤher ihme die Perenen, an
welche fie geſtelt, am Bertzen gelesen. ; r
0 0
Von dem Stifter des geiſtlichen Ordens an die ABTISSIN, 8
8 8 - * A > ©
Die XXXIV. Theofophifche Spiſtel. i
ef . . Pr 75 . j x «3
Die Wunden des gecrcutzigten "TIERE ſalben HEnnter allen Libes⸗
Wercken das vortrefflichſte und Ochtt angenehmſte.
| | Marci XIV. V 3. 9. RT
a Hern⸗geltbte Schweſter in dem Herrn! 4015
5 &® gebe dir vil Barınferaigfeit und Segen und Sriden auf den isn
des Heils, damit du inwendig geſegnet und reich werdeſt, und durch dle
Kraſt der Ongde unſers Ones N gemacht zu einer beharrlichen Trduung
. g | b 3 1 *
1
8
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. Die XXXIV. Theofophifche Epiſcel.
3 — . ů EEE ana
in allerley Leiden und Trübſal, wodurch wir tr eingehen muͤſſen ins Such Sers
Libe Schweſter! ich bin ſehr wol an bi, und kan dich „ſegnen; deine liß⸗ |
herige Treue an mir erwiesen wird GOtt belohnen auf den Tag der Offenba⸗
rung JEſu Chriſti. Denn du haſt Mitleiden mit meinen Banden, Tribe
ſab und Leiden gehabt, j 185 FR wolle dirs vergelten auf den Tag der
Ewigkeit. 8 . |
Ich 5 hiermit meinen Abſchid von l u. werde hinfort
mich ſtill halten, und ſo vil an mir iſt, meines Heils vor GOtt wahrneh⸗
5 n. Wie es mir weiter wird gehen, weiß ich nichtz dieſes aber weiß ch, daß
wir durch vil Supfal muͤſſen ins Reich GOttes ein Zehen,
Ob zwar wol mein. Geiſt noch gebunden iſt mit den Banden der Eitel
keit, ſo ſehnet er ſich doch hertzlich von d enſelben auf g gelöſet und entbunden zu
ſeyn; doch harren wir, u. warten deſſen in Gedult. Daun ich kan ſagen, daß
a muͤde bin unter dez Menſch en zu wohnen und zu leben wegen dem Wie⸗
derſtreben u. Abweichen vorm Herren. Dann der Glaube iff untergan⸗
are 735 die Libe iſt nicht mehr unter den Leuten „ ind mit der Hoffun ng zu
GODTE und dem unſterbl ichen Leben iſt es gar aus. Denn man ſiehet nur auf
das gegen särfige Wolſeyn u. hat. dabey aus der Acht gelaſſen das Leben der
Unſterblichkeit. Alnrerd en wartet die Gnade Gottes unſerer aller mit Ge
Dult, 8 zum ewigen Leben; u bereit eu- Amen. Geſchrieben von N
Freuen Vorgaͤnger 7 und Na achfolg ger 2 Suu, der ſein eintz ggess geil In deſſe
Wunden ſuchet Acllea, [bg wol. .
5 . D
r di e habe mit N. N. mündlich geſprochen,
und geſa fr daß ich mich aller Schwe ft. ‚ER hier werde entz ziehen müſſen in der
Handreichung zu mir. Im Übrige gen fo if mei in Sans und meine Libe offen
geg Zen en Br, = j N Die
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25 Die X. KV. Titeofophifche Epiſtel. 19
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An die „Vorige . 8
Er XXXV. Theofophifehe Epiſtel. : 9
N e e W . RER 9 Not [ 15
Die Gaͤnge und Tritte der Weißheit unter ihren Geſpielen fi
ſehr geheim und Terborgen⸗ dann wo die Schmach am gr ⸗ =
ſcen/ da ut ihr Braut⸗ Schatz am ſicherſte⸗ aufgehoben.
. und we hr eſchaͤtzte Sc 1110031 0 A
2 g g ER 1 > f 25 f 5 ne 55 . Al x
8 a kan allerdings nicht unbin, noch einmal und zwar in meinem Alter
an dich zu 1 5 Es hat ſich zugetragen, daß durch gewiſſe U
ſach en bin eingedenck gemacht worden der Zeiten der Goͤnlchen Jugend
wie nemlich ſich dazumal das Luſt⸗Spil der bi nliſchen und verborgenen
Weißheit in einem nicht geringen Grad 95 uns heraus und hernider gelaſ⸗
fin, daß man ar ich hätte ſollen meyn en/d das keuſche Braut⸗Bett wäre
bereits ſchon hinte der Kammer ⸗Thuͤr verfertiget, und warte auf feine
IS
rn Fa
5
ernſtliche We 1 und Buhler / daß ſie folgen 1 Allein es ging
gantz and ers: d e K leder waren noch nicht im Blut des Tamms gewa⸗-⸗
ſchen, und di Hin e waren nach be mackele mit unreinem Blut. O was
ein freudiger 1 jerbe ei Buhler war ich damals, das Luft: Spit
der ſelben hehe n und geheimen Weißhe eit he Hen zu ve ergroͤſern, um Sr treue
u zu fürn; dichte aber nicht daran, daß noch erſt
ges. Trauer⸗Tahl müßte gewandelt werden, wie leider
mit U. vilen ehen und bittern Schmertzen f ab BE der unſchul⸗
dige Sinn und das, verlib e ſeyn in die himmliſche Braut L ibe vor ſchwere
Sichtungen muß ertragen, teilen dieſer edle Schatz der himmltſchen
Junafrauſchaft in einer gar zu ranhen Herberg eing Hecke rt ligt, da gar
manche harte und 1 Proceſſe vorkommen, um uns den edlen Schas
oder Perle zn rauben, dann nach allem Anſehen es oft nicht anders ſcheinet,
als es waͤre um den ſchoͤ en Kranz gethan.
* urch ein ſo !
O wie 1 55 ird in fo lh ein Fall unſer unſchüldis zer Rn von Sun
0 S b 3 i den
Feleget ſind
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300. - e Theofophifche Epiſtel.
— — — .— — ——Lt᷑:t½ — t — — Sen
den und Feinden oder auch wol gar von unſerm eigenen Fleiſch und Blut
gecrenziget und en Pranger geſtellt, u. wird an ſtatt des reinen und Jung⸗
fFraͤulichen Ehren⸗Nranges mit der allerſchmaͤhlichſten Schmach oder
wol gar mit dem Schmuck der Huren angekleidet: da dann leicht zu
erachten iſt, was die in die Weißheir verlibte Libe dabey leiden und tragen
muß, und diß alles begegnet uns ſo ſauer und ſchwer, weilen wir das ver⸗
Fibre Spiel der geheimen und verborgenen Wünder⸗Wegen noch nicht ver⸗
9451 Dann gewiß ſolte uns die Weißheit ihre verborgene Schaͤßze zur
eit unſerer Jugend wollen an vertrauen, unangeſehen wir auf das allerlau⸗
terſte in fie verlibet find, wir wuͤrden es alles verderben, und ihren hohen
Adel und reine Schaͤze durch unſere annoch unreine. Hände beſudelen:
Dahero dennoch beſſer iſt, daß wir als die zuvor befleckte und beſudelte, zu⸗
erſt das unreine Kleid der Schande und Unehre tragen, und unſer ſchoͤner
Krantz und Schmuck verborgen bleibe biß zur Zeit des Alters, welche von
GOtt Aber uns beſchloſſen iſt, wenn wir ſcheinen unſere Schoͤnheit und
Himmliſchen Braut ⸗Schatz verloren zu haben, und die ſchoͤne Roſen
nnd Blumen abgefallen u. welck worden ſind: da alsdaun erſt die Soͤtrliche
Jugend in uns aufwachet, und machet das Ende ſeinen Anfang wieder
finden. In welchem Wechſel erſt der rechte Zweig, als eine Wur⸗
tel aus duͤrrem Erdreich, aufſteiget und gruͤnet, welches alsdann erſt das
rechte Gewachs iſt von dem Samen der ewig⸗bleibenden Jungfrauſchaft.
Alda wird erſt das heilige Geſchlecht aus geboren, welches Kraͤnne tra⸗
gen wird in der neuen Welt. Dann dieſer hohe Adel kan nicht ehe nach
Wuͤrde erkannt und offenbar toerden, als biß man feine Jungfrauſchaft,
Die noch uicht mit demſelben Schmuck gekroͤnet iſt, zur aͤuferſten Schnach
übergeben, alſo daß wir durch dieſelbe Schmach daran geſchaͤndet und der
Ehren beraubet werden. Alda finden wir das Geheimnuß der heiligen Wei⸗
Fer, die ihrer Unfruchtbarkeit halben fo vile Schmach von ihren Wider⸗
waͤrtigen erlitten, und hernach erſt in ihrem Alter gewuͤrdiget wurden, den
aleertheuerſten Samen der Verheiſſnug aus zugebaͤren, wie zu ſehen an Sara
Rebecca Hanna u. Kliſabeth, welches alles uns in einem Krempel u.
Vorbild geschehen iſt, die wir noch mit hoͤhern und wichtigen Verhelſſungen
als ſie. II. wetlen alle dieſe Dinge dir, meine libe 9
x ; i 5 ſams
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kraͤutzung, die allein der Hoffnung lohnet, wäre dahin.
Die XXXV. Theofophifche piſtel. 20
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funt noch andern, die deines Theils ſind, ſehr reichlich zugeſtoſſen, alſo daß
lich oft bey kruͤben und dunckelen Zeiten ausgeſehen, als ob der che
ne Glanz und Schmuck der hümmliſchen Jungfrauſchaft verdunckelt
waͤre, oder ſie ganz ihrer Ehren beraubt Rp: fe belanget doch ſolches alles nue
zu der krrdiſchen Jungfrau, die es ohnedem nicht beſſer wehrt iſt, weilen
ihr Vater die rechte Mutter und reine Braut⸗Libe der Himinliſchen
Weißheit verlaſſen, nnd einem fremden Weibe beygelegen, da fie alſo ihre
Jungfrauſchaft verlohr, da fie gebohren ward. 8 N |
Hie koͤnte ich etwas von dem geheimen Raͤtzel der himmliſchen Weiß⸗
heit in ihrem Alterthum aufſiegelen, alwo ſie mit ihrem ganzen Braur⸗
Schasz ſich offenbaret, u. ihren Abhabern nach langen Laͤuterungs⸗Pro⸗
ceſſen erſt beyliget, und ſie fruchtbar machet. Gleich wie fich auch zur Zeit
der, Jugend der lib⸗ verlibte Sinn aufgeſiegelt, dA fie dich mit ihren locken⸗
den Zibes⸗Reizungen geſuchet in ihr Nez zu fangen. Solches achtete ich
nich? vor ein geringes, obwolen, wie ſchon gemeldet, dir alles gar reichlich
zugeſtoſen, auch ſo gar an meiner Perſon / da es ſich unter harten ſihyweren
und dunckelen Zeiten anſehen ließ, als ob es geſchehen waͤre, und die Be⸗
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Neben allem dem iſt dieſes die Urſach dieſer kleinen Bewegung, das
ich mich grades Wegs ein Schuldner deiner zu ſeyn erkenne, weilen mir
die hochuheure Snaden-Probe worden, daß ſich die vile und unmeßliche
Stuͤrme und wilde Wellen dieſes Welt⸗Meers geleget und bey mir ohnan⸗
geſehen alles deſſen, wie es ergangen, meine hochtheure und edle Lib⸗
Haberin unnd Cebieterin in meinem Herten und Bersifen auftritt, und
ſich ſehen laͤſſet, und laͤſſet mich genieſen den Nutzen von meiner vil jaͤhri⸗
chen Muͤh u. Arbeit, und zwar fo, daß ich es kaum ſagen kan, mit was Li⸗
bes⸗Umarmen mein Hertz getroͤſtet wird wegen meiner gehabten Muͤh und
ſchweren Leiden. Und weil deine Perſon in der Zeit der ſchweren und har⸗
ten Sichtungen und Proben nicht wenig auf das Verlieren hin mit
ins Spiel geſetzet, und die Zeiten der Leiden fo wol als der Freuden beharr—
lich mit helfen erdulten biß auf den heutigen Tag, fo bin um des willen aller⸗
dings gens tiget dich zu benachrichtigen, daß nemlich, wie damals das en
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20 ” Die XXXVI. Theoſophiſche Epiſtel.
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der Libe einen Fang gethan, und dich ſolcher hohen, und wich tigen Lei⸗
dens ⸗Proceſſen theilhaf 113 gema acht, und dabey e gegeben worden treu zu ſeyn
biß nun zu, min eigentlich der Sinn ſey, wider einen Fang zu thun, alwo
du ſo gleich mit der erworbenen Beut gekroͤnet werdeſt, und dir folg⸗
lich und ferner hin vor deine Schmach und Leid zweyfaͤltig eingeſchencket
werde, und dieſes iſt es, worzu dich meine hochtheure Libe und Be⸗
fehlshaberin zu Gaſt laͤſſet laden, nemlich auf den Genuß der himmli⸗
ſchen Freuden— Ernde / die aldort erſt in 5 x Maaß ſich wird offenbaren. .
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2 \ —
Sch dein al lertreueſter Libhaber in 8. G. Ein nichts Beſitzen⸗
dem Glanz der neuen Welt. 5 der auf der Erden.
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& AREA OS" r e OS Naar N A Se SER
2
e Die XXXVI Theofophifche Epiſtcl.
An die Gg der Schweſtern. @
5 8 8
Wo der Seiſt des neuen Bundes in ſeiner jun Ifr⸗ dulichen Ambts⸗
Verwaltung ſich niederläffte/ da werden Die Hertzen ſo ger
durch ſeine Zucht ti Zefane Jen ge enommen⸗/ daß man ſich
ohne deſſelben Wbünck veder regen noch bew: gen darf.
©
Ech moͤgte wuͤnſchen, daß die obere Zucht des heiligen Geiſtes eure Herzen
L und Gewiſſen fo: gefangen nähe, daß ihr ohne deſſelben Regung euch
weder regen noc 0 bewegen koͤntet. Dann gewiß iſts, wo die, Hertzen nicht
unter deſſelben Zucht g gebracht find, wird in unſerm gantzen Tußn nichts aus⸗
gerichtet. Wann man alles tuhn kan, ohne was von auſen durch Auſſehen
der Menſchen muß beſtrafft werde en, ſo iſt man von der wahren Gottes furcht
noch ſehr weit entfernet. Dann es ſtehet Ka wer ſeinen eigenen R
Gedancken nachgehet, der iſt ein Narr.
Haͤttet ihr ins gemein mehr Achtung auf das N 5 zu eurem Heil und
Iriden Aue, gls euren Gedancken nach zu Halli wozu ſie euch 2
8 8 gewi
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Die XXXVI. Theoſophiſche Spiſtel. 203
5 3 ® f. 5 « r e 2 Ghee rnehr 1
Jewiß es kame ein anderer Geruch von euch aus, als bißher geſchehen.
Weil ihr aber in den Rad der Natur genug herum getrieben werdet als
in einem Uimkrayß der Phantaſien, ſo- wird nichts daraus, und der Weg
des Fridens wird aucht, vil weniger der Fride ſelbſt gefunden.
— Sbeil man deinnach bißher gantz keine inwendige Zucht oder Sei⸗
ſtis⸗Schrancken ven auſen an Tag gegeben; ſondern vilmehr ein ſeg⸗
iches gethan, wie es ſein eigen Hertz triebe zur Betrübung des Geiſtes
Gottes und ſeiner Kinder, ſo wird euch hiermit zu wiſſen gethan, daß alles
unnsthige Auslaufen oder in eigenem Willen beſuchen gehen ohne er⸗
hebliche Urſachen ſoll gantz abgeſchnitten ſeyn bey Verluſt des Chriſtlichen
Namens / oder Vermeidung der Chriſt⸗Bruͤderlichen
Gemeinſchaft / damit hinfuͤro nicht fo vile Hertzen gekraͤncket, andere ge⸗
ärgert, und die Libe geraubet werde, und alſo, wo ihr der Kirche Schaut
.- —
und Krone ſeyn ſoltet, ihr derſelben Schmach und Unehre ſeyd.
Iſt euch euer groſes u. weites Haus zu eng, um die Fuͤſſe in der
aus- Tühr zu behalten, wie wollet ihr dann zu der Enge eurer Hertzen
kamen, worzu euch die Libe Gottes einladen laͤſſet, und alda, einen Tiſch
zubereiten. O ihr libe Kinder! glaubet gantz gewiß, ihr fd noch ſehr
weit von der Zucht und Schule der wahren Weißheit nein. Ihr tra⸗
get zwar den Schmuck der Jungfrauen von auſen; aber wo ſeynd die
eingezogene zuͤchtige einſame und GOtt gewidmete Hertzen, und aͤlſo folg⸗
lich der inwendige Schmuck, wo des Königs Toͤchter mit gezieret find.
vu
Darin raßte ich euch, laßt ab von euren eiteln Gedancken und ho⸗
hem Halten von euch ſelbſt, und ſetzet euch in den Staub der Nidrigkeit,
und lernet die drey erſte Buchſtaben in der Chriſten A. B. C. Schweigen /
Leiden und Meiden / fo koͤnt ihr auch die andere Buchſtaben als Chriſt⸗
liche Tugenden gar fuͤglich lernen. Dann gewiß, der HErr libet nur die
innige von der Welt ubgekehrte Seelen, die ihm ihr Hertz zu einem beſtaͤn⸗
digen Danck⸗ Altar zu bereiten. Darum lernet, was zu tuhn ſey, daß
ihr eurem GOtt gefallet, und ſehet zu, daß ihr die edle Zeit der Gnaden
nicht fo ſruchtlos Tate vorbey ſtreichen, und alſo der Jugend Jahre in der
gr ER Cie Eitelkeit
% Sie XXXVIE Theofophifche Spiſtel.
— —
Eitelkeit der Jugend verzehret. Dann es kommet ein Tag der Rechnung,
darum gedencket an euren Schöpfer, ehe denn die boͤſe Tage kommen, von
welchen ihr ſagen werdet: ſie gefallen mir nicht. Es komint die Nacht, da:
Niemand wircken kan, ſagt Chriſtus: darum wircket, weil es Tag iſt, auf
daß ihr gefallen moͤget dem, der euch berufen hat. |
8 E288 28005
4 Die XXXVII.Theofophifche Lpiſtel.
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eee 8883
»
An oben bemelde Geſellſchaft.
Es iſt in dieſem Leben keine hoͤhere Seligkeit zu erwerben / als
feine erworbene Seligkeit wieder auf andere laſſen kommen.
dam wo andern zu nutz gelebet wird / da gruͤnet
8 das Paradies.
A. Foüben Kinder,
„ Ernet euren Schoͤpfer kennen in eurer Jugend, gedencket ſtets, wie es
hernach schen wird, wann ihr ſollet vor dem Richter⸗Stul Chriſti er⸗
ſcheinen. Es werden freylich nicht alle, die da ſagen: HErr! HErr! in das-
Himmelreich kommen; ſondern die den Willen thun des Vaters, der in den
Himmeln wohnet. Habt demnach allezeit vor Augen den, der euch geſchaf⸗
fen hat, und uͤbet euch zu haben ein gut Gewiſſen beydes gegen GOtt und
gegen euch ſelbſt. Haltet sudt in allen Dingen ſo, daß euere Freude in GOle
voͤlliger werde, und laſſet nichts in eurem Thun herrſchen, welches Urſache
zu einer unſeligen Furcht oder Traurigkeit gibt, ſondern habt vilmehr allezeit
cuere Freude in der Hoffnung der zukuͤnfftigen Herrlichkeit, u. ohne dieſelbe
werdet über nichts traurig noch froͤlch, denn das Weſen dieſer Welt vergehet/
und alles, was ſichbar iſt, iſt eitel. f ce a 17
In all eurem Thun laſſet etwas hervor leuchten, daß ihr mehr auf das
Unſichbare achtet / als auf das Sichbare. In Anſehung eurer ſelbſt fo
N 8 Er wandelt
i f; 5 «
Die ZXXVIL Theofophifche piſcel. 20
— — u — — — ð —— —
wandelt in nidrigen Hertzen, und habt nichts ſo lib, daß ihr es nicht um
GOttes u. feiner Libe willen laſſen koͤnnet. Unter und gegen einander ſeyd
friedſam, und vertraget euch unter einander in der Libe, und ſchet unter ein⸗
ander vilmehr eines auf des andern, als auf ſeinen eigenen Nuxen, und
auf des andern Wolſeyn mehr denn auf fein eigenes. Liebe ja nichts zu
eurem Gemach mit des Naͤchſten Ungemach. Ein iegliches
verurtheile ſein eigenes an ſich tragendes Leben / ſo kan eines
neben dem andern aufwachſen. Dann ſo vil wir uns in unſerm eige⸗
nen Leben liben, ſo vil iſt unſer Naͤchſter in ſeinem Leben zu GOtt an uns
gekraͤncket. Darum beflefſtget euch, daß ihr rechte Gewaͤchſe ſeyd und Ziveiz
ge in dem Garten Gottes, da keines das andere hindert in finde Aufwach⸗
ſen. i a
- 3 o
Sehet die Blummen auf dem Felde an, wie ſie neben einander auf⸗
wachſen, ob fie wol an Geruch und Farben unterſchieden find, fo preifen fie
doch alle eintraͤchtig die Weißheit des Schoͤpfers, und iſt weder um Geruch
noch Farbe einiger Streit unter ihnen. Desgleichen die Voͤgel unter dem
Himel loben ihren Schoͤpfer mit ihren mancherley Stimmen, und iſt weder
um Farbe noch Klang des Geſangs noch Hall der Stimme einiger Strele
unter ihnen. O wie weiſe wuͤrden wir ſeyn, wañ wir von unſerer eigenen
Torheit ablaſſen würdel u. lieſen die ewige Weißheit ihr Spil in uns haben nach
ihrem Gefallen, fie wuͤrde uns ſchon wiſſen zu gebrauchen zur rechten Zeit,
daß es eintreffen wuͤrde mit dem, wozu wir tichtig ſind. Aber ſo lang wir
uns ſelbſt beſeſſen haben, und alſo folglich unſerer ſelbſt Macher ſind: for
lang verderben wir der Weißheit ihr Spil, u. führen einen fremden Thon in
den Geſang. Es find des Jahrs zwoͤlff Monate, und ein jeglicher bringee
feine eigene Blummen, Gewaͤchſe und Fruͤchte hervor. Und ob fie wol at
Arten und Eigenſchaſten unterſchieden find: fo haben fie doch alle nur einere
Macher / dahero es auch fo richtig und ordentlich zugehet, daß die Weiß⸗
heit ihr Spil das ganze Jahr durch weiß fort zu treiben. n
Warum ſehen wir dann ſcheel, daß GOtt fo guͤtig iſt, und breitet feine
Gute aus mit fo reichem Maaß? Wir werden doch der Weißheit Spil niche
uͤndern noch hindern, wenns ihr gefallt die Blummen des Abends mit ſchoͤ⸗
. | Ci 2 Berit
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5 Ne 2 f * 5 . “ . 4 2
S Die X XXVII. Theoſophiſche Epiſtel.
K» > —— — —
nern Farben und Geruch anzuziehen, als die des Morgends hervorkommen.
Darum meine Leben! laſſet uns uͤber der Weißheit Spil uns freuen, und.
uns mehr befkifigen, daß fe uns nach ihrem Gefallen brauchen kan als
ihr Regul und Weiſen vorzuſchreiben. Be
Unterdeſſen freuet euch in der Libe unſers GOttes, und befleiſſiget
euch, daß ihr Kinder ſeyd euers Vaters in dem Himel, damit ſichs erweiſe in
Worten und Wercken, daß ihr Ihm zugehoͤret, und alſo nicht ener ſelbſten
ford. Weiter, meine Liben! habt euch unter einander brünſtig lib in reinem
Hertzen, und dancket GOtt vor fine Gemeinſchafft / die wir haben in
Chris I Eſu / und laſſet ja nicht aus der Acht den heiligen Ruf zu dem
unſterblichen Leben, dannt ihr darinen treu erfunden werdet, nemlich als
wallende nach einem Vaterland, das zukuͤnfftig iſt: darum ihr auch Truͤb⸗
ſal leidet, wo es ſeyn fell, um alſo tichtig gemacht zu werden, daſelbſt eins.
zugehen, und den Lohn des Leidens zu erlangen, und die Freude zu genteſen
die kein Aug geſehen, kein Ohr gehoͤret, u. in keines Menſchen Hertze komen
iſt. So ihr treu ſeyd, ſo erfuͤllet meine Drende, daß ihr eines Sines ſeyd in de.
Libe JEſu, u. laſſet keine Erfer⸗ſucht noch Zweyhertzigkeit in euch herr;
ſchen. Erinnert euch ſtets, und nd ein Gedenck, wes Geiſtes Kinder ihr
ſeyd: dann der Geiſt, der in euch gegeben iſt, hat nicht Luſt zum Haß; fon
3
dern jaget dem nach, was zum Friden dinet.“ en
de Vor allen Dingen, meine Kben! ſeyd untereinander unterthan, und
das mit ſanffrmuͤtigem Geiſt ohne Murren, u. laſſet keine Klag⸗Rede
untereinander noch wider einander hören, dann ſolches betruͤbt den heiligen
Geiſt, und machet euch iutichtig zum Guten, worzu ihr doch berufen ſeyd.
In dem uͤbet euch, dankt gehet um, ſo wird euer Wachſen und Fort⸗
kommen in dein HErru gewiß ſeyn, u. werdet demnach der heiltgen Tugend
Gottes alle Tage naͤher kommen. Und ſo ihr unter einander werdet recht
thun, recht reden und recht hoͤren, ſo werdet ihr zunehmen an Alter und
Weißheit und in der Erkantnus in Chriſto JEſu. Dann ſelig iſt / der
ſeine Ohren Zuſtopffet / daß er nicht Blut⸗Schulden hoͤre / und
seine Augen zuhaͤlt / daß er nichts Arges ſehe / und mit ſeinen
Sonden nichts rechts thut: dann er wird in der Hoͤhe woh⸗
£ x 0 5 nen /
er
#
Die X 7 NN 111 9 Theoſophiſcl IC ge piſtel. 207
— — 2
nen / ſein Drod wird ihm ges eben / ent Waſſer hat er gewiß.
Weiters, meine Libe nd ſo 1 uͤbet euch im Sit und wahrer inwendi⸗
8
ger Hertzens⸗ Stille wori e as hertzliche Eindringen in GOtt erlan⸗
get wird / und ged. eucket auch Derer, die an euch arbeiten zum Guten, und
wie ſauer es Ihne n wird, auf daß Sie nicht uͤber euch fu 11 fen’ mi Iſſe n in
ihrer Arbeit. Gedencket ſtets al as bund Ende der Tugend, und Merz
cket auf das Ende und Een Sgang benöss derer, die der Tugend in der
Gottſeligkeit 15 1 folgte, A derer, die keine Lehr angenommen,
daß ſie ſelig wuͤrd Ar > : x 8
Diß iſt meine abe gegen euch, libe Kinder! dann ſolte ich euch niche
liben? GOtt weiß meine 8 8 . meine Sorge vor euch in dem
HErrn, zu welchem ich auchein allem Anl lige 1 fle he . daß Er euch wolle 1 2
tig machen zu dem Eingang in das Reich ſeines Sohns, um alda die Fru
eurer Arbeit zu genieſen. Darum, meine Aben! ſepde elend und traget in
euer Lachen ver ehre ſich in We ien, und euere Freude in e
Dann die mit Thraͤnen ſaͤen, die werden mit Freuden erndten. Sie ge⸗
hen hin und weinen / und tragen edlen Samen / und emen
wieder mit Freuden ⸗ und bringen ihre Sarben. Das! Lamm,
das erwuͤrger iſt / iſt wuͤrdig zu nehn zen Heil und Preiß un
Danck und Brat von Swigreit zu Ewigkeit Amen! 3 S. el
11. d
F eee . SLIDE TER I Nele
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Die x XXVIII. Theofephifche Epi kel. ö
o aͤrgert / dann Er ſtehet
ſeye dann erſt mit
eugziget.
5 g iſt / wer fin nicht an Chriſt
| nicht auß in Rlarbei it / Er
Se 1 mach 85
685 za Ch weiß zwar keine ſon derte che Urſache 17 die mich von auſen ſolten bez
wegen, an dich zu Kö reiben, fo bin ich doch in meinem I vendi⸗
gen am Geiſt nicht ganz ahne Ul facher gelaſſen, weilen ich ein gar nach—⸗
C3 y ufiches
er
er Die XXXVIIL, Theofophifche Epiſtel.
druͤckliches und wichtiges Treiben in mir fühle von der Nothwendigkeit, die
ich mercke in dieſer Zeit mir vorzukommen angehend das Gute. Dann mir
iſt, als ob alles, was die vile Zeit und Jahre waͤre gearbeitet worden,
das wahre Gute nicht erreichet haͤtte: noch vil weniger haͤtte man von
demſelben moͤgen eſſen und ſatt werden. Iſt alſo folglich das Gnte in
ſeiner aller⸗ inner ſten Wurtzel und Etlentz ſtill geſtanden u. folglich zu keinem
Ausgruͤnen der Seiſter gekommen. 4
Es iſt zwar Chriſtus nach dem Fleiſch ſtattlich erkannt und angenommen
worden, aber kaum weiter als daß, wann es zum rechten Treffen gekommen,
man hat koͤnnen abfallen, und den Sohn Gottes in feinen Glidern creutzigen.
In dieſem Sinn hat Chriſtus ſelbſt in den Tagen ſeines Fleiſches keine Kirche
kennen darſtellen. Darum ſagt Er: es iſt euch gut / daß ich hinge⸗
he / ſonſt kommt der Troͤſter nicht zu euch &c Welches ich in
meinem Theil alles gar reichlich erfahren, weswegen allerdings von anſen
ein ſolcher Proceſs muſte unternommen werden, damit ich den Menſchen im
lelichen Geſichte enmnommen wuͤrde, auf daß fir im Guten ſelbſt als
im Geiſt befeſtiget wuͤrden. Unter welchem Proceſs freylich meine Goͤnner
einen leichtern Weg gehabt mich gar zu verlaͤugnen als ſolche Schmach hel⸗
den in tragen, daß nemlich ess zuletzt einen ſolchen Ausgang mit mir gewinnen
ſolte: dam wir gedachten / Er ſolte Iſrael erloͤſen. Nun kan Er
ſich ſelbſt nicht helfen. Wer ſolte ferner hin ſich wol ſeinem
Schutz doͤrfen anvertrauen / ſo wurde geſagt und gedacht, biß endlich
das Ungewitter vorüber war, und man ſahe, daß es nicht gar uit mir
aus war. Alhier heiſts Freund in der Noht gehen 24. auf ein Loth; iſt
es aber ein harter Stein fo gehen 72. auf ein Quintelein. Und fo scher es
zur Zeit gtoſer Truͤbſal und Angſt, doch wann die Waſſer der Suͤndſlut
uber alle Berge hingehen, fo bleibt Noah in der Arche des Bundes mit
ſeinem Haus⸗geſind erhalten und bewahret. Ich koͤnte viles melten, habe
aber biß daher noch keine Troͤſter gefunden, dann in der Noth gehen alle
Freunde ab. e e
Was ich ſonſten zu ſagen habe, fo iſt diß mein Verlangen und Wuͤn⸗
chen, daß noch vile wre wie ich, auſer meinem Jainmen, den ich 5
0 . . - en
ſten trage. Und ob wir zwar des Leidens vil haben, fo werden wir doch
auch reichlich getroͤſtet über dem, darob wir leiden u. geſchmaͤhet werden. Und
weil du in Diefetn Theil und Los nicht weniger dein Ancheil bißher haft hel⸗
fen nehmen, ſo werde allerdings genoͤthiget, dich des Troſtes mit theilhaf⸗
tig zu machen, welcher wird daneben eingemeſſen, wo man in allen Dingen
auf GOtt vertrauet, und in Gedult und Langmut feiner Huͤlfe erwartet,
welcher uns nach demfelben kroͤnet und mit Ehren annimt nach feinem Wol⸗
gefallen. Es iſt mir ſonſten uͤberhaupt ſehr wol, daß mir ſcheinet geholfen zit
ſeyn vom Herrn, der meine Huͤlfe und Schild iſt. Dann Er toͤdet und
macht lebendig: Er fuͤhret in die Hoͤle und wieder herauf, Darum gebuͤhret
Ihm auch allein alle Ehre und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit Amen.
Dieſes wenige iſt aus einer heiligen Urſach geſchrieben: ich weiß wei⸗
ter nichts ſonderliches zu melten, ohn daß mein Begnadigtes dir vil Heil
Segen und Goͤttlichen Zuſatz aus GOtt und feinen reichen Geiſt von innen
anwuͤnſchet, daß du in dem ſeligen Hoffnungs⸗Grund feſter werdeſt,
und endlich vor deine Muͤh und Arbeit deine Ernde moͤgteſt mit groſen Freu⸗
den einbringen auf den Tag Gottes und der Erſcheinung unſers Hrn
u. Heylandes IEſu Chriſti, wann Er wird erſcheinen in feiner Kraft. Dann
ſiehe Er kommt in den Wolcken des Himmels mit groſer Kraft
u. Herrlichkeit / ur alle heilige Engel mit Ihm mit Seven: Sister.
waͤhlten. 5 ae =
N | Ich dein Libhaber F. G. Ein nichts⸗
ö 5 . beſigender auf dieſer Welt.
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Die XXXVIIL Theofophifche piſtel.
9 Auf eine reiche Saat folget eine reiche Ernde. Wer nun wit
durch das Sterben in den Todt zur Verweſung hin geſaͤet /
dem bluͤhet eine reiche Saar in der Ewigkeit. Was
aber vor dem Todt hergehet, traͤgt keine Fruͤchte.
Ch moͤgte wol wüuͤnſchen, daß ich mich in etwas gegen dich autswickeln
5 00 79 : 5 Ba koͤnte
Pr
*
*
Die XXXIX. Theofophifche Epiſtel. 209
2
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210 | Die XXXIX. Theoſophiſch ze Epiſtel.
——
Loͤnte in Auſehung deine Standes. Es iſt freylich ſchon viles ertragen er⸗
dultet u. erlitten worde; es iſt aber noch keinmal an den Platz kommen, wo dich
Gdtt mit dem Gu gen davor haͤtte Ki fonmer, weilen der Dauck aller
zett dir ſelbſt in deiner Hand blieb. Und weilen dabey etwas von dem wahren
Licht mangelte, und das in der gruͤndlichen Erkantnus deiner e dahero
ind dir allezeit Urſachen in deiner Hand gebliben, daß das wahre Gute
in einer gewiſſen Geringachtung bey dir ſtehen blib: und iſt geſe heben, daß
du das Gute allezeit an einem leichtern und geringern Platz b als es
an ihm ſelber war. Und weilen das Gute nicht 1 Würde on dir er⸗
kannt war, ſo biſt du auch von demſelben in gewiſſer Maaß v Be gebli⸗
ben biß auf den heutigen Tag, und nicht zum Genuß deſſelbene geko mmer
| wordurch man die Kindſchaft erlanget, und erblich wird. N
Wiemegen du auch nicht koͤnteſt weiter gebracht werde, ſondern biſt in der
Zucht oder Zug des Vaters ſtehen bliben, worinnen man verwahret oder
„ wird vor etwas ſchlechters 25 3 auf die Zeiten der Beſſerung. Du
biſt aber dabey in erst Unſicherheit, d aß nicht der alerfchädtiche ‚Mipfehlag
dazwiſchen moͤgte vorkommen. Sintemalen in ſochem! Fall unſer Gutes
und vermengtes ge t nicht weiter ſich erſtrecket, als 1 wir durch Leiden
unterdrückt ſind; ſo bald aber es geſchihet, daß wir ein wenig Suffe bekom⸗
De ſo find wir veraͤndert, und fo Igtich ein anderer Menſch, welches ſich
5 gleich in Worten und Wercken hoͤten laͤſſet, welches alles meine Sa⸗
0 klar machet, die ich muͤndlich mit dir geſprochen habe, wann ich ſagte:
ch muͤßte allezeit in einer : geilen, Sorgfalt vor dich ſtehen, reit gans hell
5 5 klar iſt. Wenn nennich du in einem leidenden Stand ſteheſt, fo
biſt du 1 und ar aufgehoben ſo bald aber ſich ſolches > ändert,
ſo iſt a lles umgekehrt, und das ohn daß man es weiß oder an erw 13 Eiteles
gedenck et, aͤlſo daß die alſerunmuͤndigſten Gemuͤther an dir leicht und
eitel werden. Und dieſes alles kommt daher „weil du mit dem Guten / das
uns widergebaͤret, bißher noch nicht biſt beladen geweſen. Sintemalen fo
ſanft wol und gut das warhaffiige bleibende und weſentliche Gute aus GOtt
iſt, welches uns J Eſus am Creutz erworben hat, eben fo hart und .
hat unſere an Gott ohnuntergebrachte Natur darau zu tragen, und zwar
70, 5 mn weder Wurz ei noch Zweige 8 bleiben, En
nich
J
— &
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—U—— ee — .. 5 - — PORN Nr a Ren
Die XXXIX. Theofophifche Epiſtel 221
> niche durch beſtaͤndiges Leiden / Sterben / Verweſen / Don ſich ſelber
abkom̃en, duch die allerbitterſte Lei denſ⸗ chaften aufgeloͤſet werden.
Groſe Then bringen uns nicht zu GOtt, wir doͤrfen nur das Guts
an dem Platz aufnehmen, wo es in der aller unanſehnlichſten gerin, fte n und
verachteſten Geſtalt erſcheinet, und wo ſeine Geſtalt Heß icher-ift als anderer
Leiten, und fein Anſehen geringer als der Menſch en⸗Kinder. So bald wir
das Gute an dem Platz aufnehmen, fo wird der edle Same zur neuen
Menſchheit in uns geſaͤet, welcher zu einem Gewaͤchs und Baum wird,
der ein ſolches ſtarckes Treiben zum Wachſen in ſich hat
daß es unſere Natur gantz duͤrr ausſauget⸗ welches wol gantz ande⸗
ke Leldenſchaften verurſachet, als die find, fo durch aͤuſerliche Zufaͤlle über uns
verhaͤnget find, Daſi an dieſem Platz muß man leiden u. ſterben ohne Urſach,
und inuß leiden und bezahlen, wo man wol nichts geranbet ha at, und das
alles, wo man in Swigkeit kein Aufkommen toder einiges Einkommen
davon ſiehek. Und wie unſerm Geſicht an dem Platz, wo wir zu ſehen
haben, nichts von dem Gewaͤchs der neuen Menſchheit zu ſehen gege⸗
ben wird, well ihr Ausgruͤnen in einer andern Welt oder in einem anderfr
Principio terſcheinct: ſo geſchiehet es, daß uns in ſolchem Fall wenig oder
nicht vil uͤbrig bleibet angehend das . Theil, ohne ein beſtaͤndiges
Sterben und Verlteren ſelbſten auch ales deſſen, worinnen man ge⸗
25 mieynet de v7 Himm il 314 er jagen. 4 2 2
>
—
Dann es iſt zu wiſſen: ſo vil die Wur a des ewigen Bes
bens in uns austri me Y vil zehret es die Natur mit ihrem
Suter ſo wol als Boſen auf. Alles Gute das in unſerer
5 heit vor der neuen Seburt erſcheinet, iſt nur eine Blume der
Zett und erreicht die Ewig gkeit nicht: und weil es nur aus der Zeit urſtaͤn⸗
det, ſo iſts gur, daß es uns ‚in dieſer Z Zet zeitlich verlaͤſſet, damit wir nicht moͤ⸗
gen betrogen fern auf den Tag der Ewigkeit, da wir gedencken ſolche Dinge
+ 15 zu nehmen, die doch dieſelbe nicht erreichen. Hier AR das Geheimnuͤß
es Creutes und der Lehre von der Gottſeligkeit in Bi Vortrefflichteit und
al tiefſten Sinn ausgetvickelt, und klar entdecket. Da finden wir, wo
von unſere Adler uus ſelbſten unbekannte gehzime und unablaͤſige Er⸗
a 5 5 D d toͤd ungen
— . —
oe
=
212 Die XXXIX. Theoſophiſche Epiſtel.
—
toͤdungen und Leidenſchaften urſtaͤnden. Da finden wir den veroorge⸗
nen Schaz im Acker unſerer Menſchheit eingegraben. In dieſen Wegen wird
die Spur gefunden, wo man nicht bedarf, daß einen Jemand lehre, oder daß
durch andere Mittel verhuͤtet werde, damit das Boͤſe nicht ausbreche, wei
Len in dieſem Proceſs nicht allein das Boͤſe ſondern auch das zeit
liche Gute. hingerichtet wird. Siehe, meine libe Schweſter, an.
dieſer hohen Schule hat es dir bißher noch gefehlet, weswegen nicht allein
der rechte Unterricht auſen gebliben, ſondern du haſt darneben des wahren
Guten ermangelen muͤſſen: weilen dich das Gute niemalen ſo beladen hat,
daß du. daran aufgehoben und heimgebracht waͤreſt worden. Dann wann.
es aufs beſte kam, fd wareſt du mit deinem Guten Dach- und Schutz loß:
woruͤber dich benachrichtige von dem Unterſcheid zwiſchen dem wahren u.
bletbenden Guten, und dem Schein-Guten, welches aus unſerer verdor⸗
N atur neben dein Boͤſen aus einer Wurzel: herauswaͤchſet. Da
benen Natur neben dein Boͤſen aus einer Wurzel: herauswaͤchſet. Das
Schein ⸗Gute laͤſſet uns in unſerer Menſchheit, wie wir find, ungecreuni⸗
get und ungekraͤncket bleiben. Deswegen bleiben wir in allen Dingen und
8 3 eben aue! 3
bey aller Gelegenheit, wie es vorkommt, fo leicht zur Eitelkeſt an Sinnen
und Gedancken ausgekehrt: als wir in Schrancken⸗maͤſiger Einkehr bey G Ott
bleiben, wann wir mit dem wahren Guten beladen ſind. Kommen dann
neben dem Gelegenheiten des Guten vor, ſo macht man es auch ſo mit in
eben demſelben Sinn, da man ſo leicht eitel ſeyn kan. Und fo kan es Lebens⸗
lang mit uns abwechſelen: wir koͤnen auch wol mitte unter den Kindern Got
tes ſeyn, und alles Gute aͤuſerlich, mitmachen und mitgenieſen, und blei⸗
ben doch leer, weil unſere Menſchheit nicht daruͤber zu Grunde gehet, als
worinnen das wahre Gute feine Kraft erweiſet.
3 Ä
Das wahre Gute iſt gantz von einer andern Art, es bringet ſich übers
all ſelbſt mit; wo man gehet und ſtehet, da iſt unſere Menſchheie daran ge⸗
creutziget und bezaͤhmet, daß fie weder Schrancken noch Zucht Regel von
auſen bedarf. Weswegen ein ſolcher, der mit dem wahren Guten beladen if,
aus allem ſeine Ernde macht, ob es ſchon noch ſo gering u. ſchlecht von auſen
vorkommt, wann es nur das nicht mit ſich bringet, daß es die Natur vom
Creutz loͤſet. Im Gegentheil, je mehr eine Sach die Creutzigung der Na⸗
tur mit ſich bringet, und ſolten es Steins von einem Plat zum andern zu
3 1 tragen
49
9
Die XL. Theoſophiſche Epiſtel. 213
— —
tragen ſeyn, deſto lüſtiger iſt man darzu, und iſt folglich nichts verachtet.
Dieſes iſt dann nun die Probe, woran wir mercken koͤnnen, ob wir den
Samen zur nenen Menſchheit in uns tragen, wann nemlich wir in unſerm
ganzen Wandel bezaͤhmet find, die Sachen mogen von auſen ſo aͤuſerlich
vorkommen, als fie wollen: daß demnach unſer Betrag ebenmaͤſtg ſo wich⸗
tig und nachtruͤcklich erſcheinet, als wann wir mit Himmels heiligen Sachen
ums then. Biſt dit demnach anf eine ſolche Weiſe beladen, und des Guten
Aaſk⸗Traͤgerin worden: fo iſt das Ziel getroffen, und dein Loß und Erbe
theil iſt dir gewiß mitten unter den Heiligen, und ich bin und bleibe dein treu⸗
er Mithelfer an demſelben Wort des Lebens und der Gnade. Ja Amen.
F. G. Ein nichts Beſitzender
auf der Erden.
*
37827 28 82 T 18 272803762 7282885288528 85288828882 T8282
Die XI. Theofophifche Epiſtel.
So vil roir von uns ſelbſt geſchieden werden / ſo vil erlangen
wir Sreymů tigkeit / Gott zu verherrlichen auch mitten
. im Tode. .
Meinem Gruß und Kuß der She!
8 0 fr.‘
Je Frruͤndlichkeit und Libe unſers Gottes beſuche dich, und der Auf⸗
gang aus der Hoͤh beregne und ſegne dich. Die angenehme Lchtes⸗
und Abes-Stralen ans GOtt und ſeinem reinen Geiſt erfreuen dein ers,
damit du er quicket werdeſt mit einem freudigen Geiſt. Meine Libe und fehr
Wehrte in der Treue u. Libe unſers Gottes! Ich kan nicht umhin, etwas
weniges deines gemuͤtlichen Standes wegen Meltung zu thun. Es iſt bey mir
boch und theuer erkannt aus gar wichtigen Urkunden und ſelbſtaͤndigen Er⸗
fahrungs⸗vollen Wiſſenſchafften, nehmlich wie vile und mancherley gefaͤhr⸗
liche Mißwege uns zuſtoſſen auf dem Weg zu GOttz nachdem wir dig
eiteſe Luſt des Kbens in dem Leben dieſer Welt verlaſſen, unter zz
1 8 Ali
Tg
1%]
814 Die XL. Theofophifche Epiſtel.
allen zwar keiner fo gefaͤhrlich iſt als die unſelige Traurigkeit, welche auch.
ſelbſten dem Verſucher fo wol als unſerm eigenen Gemüt näher lieget und
natuͤrlicher iſt als die Eitelkeit ſelbſten. Sintemalen die auswendige Eitel⸗
keiten weder uns ſelbſten noch dem Verſucher fo nahe find, oder zu einem ewi⸗
gen und bleibenden Beſitz unſer Gemuͤt vermögen fo hinweg zunehmen als
wie die unſelige Traurigkeiten, welche ihren Urſtand aus dem Tod u. Finſter⸗
nuͤß haben, ſonderlich weilen es des Verſuchers eigentliche Element und
Lebens⸗ unterhalt iſt, weilen wir gewiß aus dem Lichte Gottes wiſſen, daß die
Fuͤnſternuͤß u. das unſelige Trauren das eigentliche Ende und Frucht aller
Eitelkeiten dieſer Welt u. derſelben Libhaber nach dieſem Leben ſeyn wird. Das
rum liegt uns dieſe unſelige Pein, nachdem wir die Eitelkeiten dieſer Welt ver⸗
laſſen, ſo nahe vor unſerer Thuͤr als der Himmel ſelbſt. Dann gewiß iſts,
daß ſich nach unſerer Bekehrung zwey Tuͤhren aufthun, die eine zur Seligkeit
die andere aber zur Pein. Mercken wir nicht genau auf, ſo werden wir ſo leicht
von dem Gegentheil aufgenouunen als von dem, was man gedencket zu ers
langen. - ; x pr
D
8 Zu wiſſen aber iſt, daß die unſelige Traurigkeit ihren Urſtand ausdem
Rall zu ſehr geneigt⸗ſeyn zu ſich ſelbſten hat: weilen dann in der ſtarcken Zu⸗
kehr Gottes wir unumgänglich durch das Göttliche Aufnehmen an unſerm
menſchlichen Theil muͤſſen Schaden u. Abgang leiden: fo geſchiehets freylich, daß
uns das Hinzunahen zu GOtt, weñ es nicht mit einer innigẽ Abkehr von uns ſelb⸗
ſten und alſo folglich mit der wahren Verleugnung unſerer ſelbſt verknuͤpft iſt,
nichts als Noth und Jammer verurſachet. So iſt dann demnach kein an⸗
derer Weg die wahre Seligkeit zu erlangen, als die wahre und gründliche
Verleugnung unſerer ſelbſten, worunter oder womit verſtanden werden auch
die zarteſten Zuneigungen des Gemuͤts. Sintemalen die all zu groß der
kuͤmmernuͤß uͤber oder um uns ſelbſten ohne Troſt und Hoffnung oder
Freudigkeit in G—Ott damit zu erlangen meiſtens noch von einer inniger
ſich ſelbſt unbegreifflichen und ſehr zarten Eigen-⸗Libe herflieſet, da man
ſich ſelbſt noch allzuſehr zugeneigt und alſo folglich noch all zu mitleidig gegen
ſich ſelbſten if. Darum, meine ſehr Libe und ſehr Wehrte in dem HErrn,
dringe mit deinem Hertzen in das Hertz der Freude und Libe unſers Gottes
hinein, alwo die Toden lebendig gemacht werden u. in der Freude deſſelben
leben, fo wollen wir mit dir gehen, und halte dich nicht laͤnger in den aͤuſer⸗
an lichen
RE
0
Die XL Theofophifche Epiſtel. 215
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lichen Vorſchoͤpfen auf, um daſelbſt das geiſtliche Trauer⸗Spil anzu⸗
ſehen in denen Tichtigs gemacht werdungen zu Gott in das wahre Heilig thun
einzugehen. Sintemal bey demſelben Spectacul mehr ein trauriger Linz
mut über die vile Halb-Toden u. Verwundeten geſehen wird, als eine Freu⸗
digkeit in dem Geiſte des Glaubens, allvo man die in dem Hrn geſtor⸗
bene Toden leben ſtehet, und alle Krancke und Verwundete geneſen. Kom⸗
me, meine libe Schweſter, wir wollen miteinander gehen, und das Holtz
zum Opfer⸗Feuer auf unſere Schuldern legen. Wir kommen nicht um: der
libe GOtt weiß und wird ſich ſchon ein Schaf zum Brand-Opfer erſehen.
Die unſchuldige Menſchheit wird nicht umgebracht; ſondern nur der mit
ſeinen Hoͤrnern in dem Gebuͤſch der Eitelkeit hangende Widder. Die
Schrifft muß erfuͤllet werden: ſo wahr alß ich lebe / ſpricht der H Err:
Ich habe keinen Gefallen am Tode des Sterbenden; ſondern
daß er ſich bekehre NB und lebe. i
Siche, meine libe Schweſter, das Leben muß
o
auf den Tod fol
1
2
gen, und nach der Buße der Glaube / und in dem Glauben die
Libe / und in der Libe die Hoffnung / und in der Hoffnung die
Gedult , und in der Gedult das ewige Leben / welches GOtt bes
reitet hat allen, die darauf warten. So leben wir dann in der Hoff⸗
Aungs⸗vollen Zuverſicht dorthin auf die Verheiſſung des ewigen Lebens,
welches GOtt geben wird allen, die darauf warten durch Glaube She Hoff⸗
nung u. Demut in Gedult. Dieſe ſey dann deiner eibe Bruſt⸗Wehr. Dieſe
kan dir einen Panzer anthun, und einen Guͤldenen Helm auf dein Haupt
ſetzen. Dieſe gehe mit dir, und bewahre alle deine Gänge, Sie mache dir
dein Herz froͤlich, und ſchencke dir einen freudigen Geiſt, um zu verſtoͤren
alle Anſchlaͤge des Satans. So gehen wir dann miteinander fort, biß
wir verſetzet werden von GDOtt in das himinfifche Weſen. Und ob wir ſchon
des Leidens vil haben, ſo werden wir doch auch reichlich getroͤſtet: dann unſer
Sbdtt, der da reich if von Gnade u. Varmhergtzigkeit, hilft uns aus dem
allen, und ſtaͤrcket unſere Herzen durch einen unuͤberwindlichen Troſt.
Was ſonſten weiter übrig, fo find wir geſegnet von Gottes reiches
Seiſt, und ſind erfuͤllet von feinem uͤberſchwaͤnglichen Troſt. Er mache fer⸗
ner hin unſere Gaͤnge gewiß, und ſegne uns in ſeinen Wegen. Er ſchencke
uns, was zu unſerm Heil und Goͤttlichen Wandel von noͤthen: ſo wird uns
en , nuch
*
7 nd
416 Die X 11. Theoſophiſche Epiſtel.
— —
—
nichts mehr ſcheiden von der Abe unſers Gottes, es ges Leiden oder Freu—⸗
den, Bitteres oder Suͤſſes. Die Angenchnihe it. der Abe unſers Gottes wird
nicht zugeben, daß unſere Hertzen weder zur Traurigkeit noch zur Frede über
ctwas anders e gt werden. Libe nur 4 meine Abe und ſehr Werthe, ſo
biſt du frey von aller de und haſt Tod und Hoͤlle überwunden, und
wird nicht auf dich geleget werden irgend eine andere Laſt, und halte dick
weder in deinen aͤuſern Maͤngeln noch geiſtlichen Unvollkommenheiten auf,
ſo vil dir derſelben vorkommen; ſondern ſcheide dich davon, und tuhe, als
wann ſie nicht die deinige währen? fo verlieren ſie ihre Kraft, und der Tod
und die Hölle verlieren ihr Recht. Dann je mehr man ſich mit R Maͤn⸗
geln verweilet, deſto mehr Nahrung und Zuſaß fie bekommen. Das An⸗
geſicht weg kehren und ſein Ang in GOtt hinein wenden iſt eine Anzeigung,
daß man nichts mit ihnen will zu ſchaffen haben, und das iſt der herrliche
Sieg uͤber alles, was auch iſt, es ſeye Suͤnd Tod Hoͤlle oder Welt. Dann
in allen Dingen, womit man ſo vil. zu ſchaffen und zu thun hat, es ſeye
vor oder wider daſſebe ſolches kommt daher, weil man nicht davon los
oder geſchieden iſt. Die des iſt alſo in K tige mein Sinn uͤber den Stand
deines Gemuͤts, villeicht iſt es ein Schluͤſſel zu deinem Hertzen, bey welches
Eingang du villeicht mehr finden wir, als hier geſchrieben iſt. Sey neben
dem der treuen Abe und Sorgfalt unſers Gottes treulich anbefohlen. Der
Geiſt der ewigen und allerretneſten Sibe GOttes nehme dich auf in ſeine
treue Aufſicht und Obhut, damit du in Ihm bewahret ſeyeſt und bleibeſt von
nun 1 Ewigkeit. Geſchrieben und gegeben von mir. F. 8
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HABE: N N SN NN ar sry Br PARTS sr NASE 912 75 —
Die X XLI, Theoſophiſche Epiſtel.
14570777 En endlich wunderbar den Tod durchs 4 befi 1
daß auch ſelbſt des Todes Bitterkeit unſers
Leben Wurzel ſeyn muß. .
ene libe und ſehr wehrte Schweſter! Die Tiefen des Geiſtes genen ſich
2 in reichem Maaß und ans Jortkomm en auf don Wegen des Be
in
Die XII. Theofophifche Spiſtel. 229
—— 3 — ——— —
Ä .
in der Gnade Gottes zeiget ſich überſchwaͤnglich. Wer dem Herren anhan⸗
get, der wird ein Geiſt mit Ihm, füge die Schrifft. Sind wir alſo num
Gottes worden, ſo ſind wir freylich feiner Salbung theilhafftig, und muͤſ⸗
ſen ohne Unterlaß das erfahren, was wider den Geiſt gelüſtet. Daun wir
tragen dieſen unſern Schatz gar in einem zerbrechlichen Gefaͤß, weswegen
wir wol Urſach haben in die Heberkleidung von des HeErren Kraft hin⸗ ö
ein zu arbeiten: damit, wann wir entkleidet werden, wir nicht bloß erfun⸗
den werden. Dann des Herren Gegenwart zeiget ſich in uns in voller
Klarheit als durch ſeinen Geiſt: weil wir lernen Ihn kennen, wie Er iſt, und
liben Ihn und halten ſeine Gebotte. Dañ wir tuhn, was fuͤr Ihm gefaͤllig
it, ſo lange wir in dieſer Welt fd. | n
Dann das iſt feine Ehre, wann Er ſolche Libhaber findet, die ſeine
Schmach tragen und der Welt entnommen find, und von derſelben ausge⸗
kehret, und zu einem Schau⸗Spil gemacht. - Lind folche find wir, deſſen
freuen wir uns, und ſind froh: dann unſer Troſt iſt der, daß wir ein gu⸗
„tes Gewiſſen haben bepdes gegen GOtt und gegen den Menſchen, und bes
ſleiſigen uns, daß wir vor Ihm unſtraͤflich und im Friden erfunden wer⸗
den. Dann Ler iſts / der aus beyden eines machet / die Suͤnde
vertilget / den Hader ſtillet / und die Feindſchaft abtuht / da⸗
mit an allen Green der Fride herrſche / und feine Herrſchafo⸗
als da iſt Warheit / Seide und Gerechtigkeit offenbar werde
an allen Orten. pe
Gelobet fs der Name des HErrn! der alles über uns beſchloſſen hat,
wie es gehen ſoll, daß wir zu ſeinem Reich gebracht werden. Die Hoheit
ſeiner umüberwindlichen Siges-Kraft wird endlich alles auf loͤſen, und das
Sterbliche verſchlingen und alles Streits und Zweyheit ein Ende machen.
Alles Elends wird vergeſſen ſeyn: alles Leid Schmertzen und Geſchrey if
dahin: keine Urſachen derſelben werden mehr geſpuͤhret, dieweil der Tod
verſchlungen ewiglich. Alsdann haben wir das rechte Leben gefunden, das
von keinen Schmerzen, Tod noch Abgang weiß. 2 1
—
Dieſes wenige iſt aus einer gewiſſen Bewegung des Genüͤts geſchrieben.
gr)
218 Die XII. Theofophifche Epiſtel.
——— —
Ich weiß weiter nicht, was der Geiſt mit will, ohne daß er im Aufſteigen
Sottes und feiner Libe ſtehet. Lebe demnach wol, und ſey geſegnet in GOtt
und feiner zibe. Das Verlangen zu dem unſterblichen Leben verſchlinge
alle Traurigkeit dieſes ſterblichen Lebens: fo wird dein Heil blühen in
GOtt und feiner Libe, und dein Genuß wird Ehre, und dein Leben Segen
und Seligkeit ſeyn, und du wirſt erlangen, was du begehreſt.
Es ſey demnach dein Fride wie ein Waſſer-Strom, und deine Ge
rechtigkeit wie Meeres⸗Wellen, und dein Arm wie ein ſtarcker Bogen, mit
welches Geſchoß die Menge der Feinden uͤberwunden wird. Heil und
Danck, und Ruhm aus Sohtt und feiner Kibe ruhe auf und in
dir Vale. 2 a g
** * N * —
7 * * *. * 1 * *
Heuer und wehrt gefchägte Schwefer. Ich habe es einen Ver⸗
V luſt erachtet zu ſeyn, daß du fo gantz ohnverrichteter Sachen von mir ges
hen muͤſſen, weswegen allerdings nicht gantz mit Stillſchweigen vorbey ges
kont, dieſes Wenige an dich ergehen zu laſſen, maaſen unſer Geſpraͤch, wo
wir in waren, nach dem Eindruck meines Geiſtes allerdings vil Gutes zu
beyden Theilen in ſich gehalten. Weilen mich dann der Verluſt des Guten
zimlich geſchmertzet, ſo habe dann deswegen eine kleine Recommendation
an dich ſtellen wollen, um dich fo wol als mich demſeben Guten treulich u.
innig anzubefehlen, damit der ſelige Hoffnungs⸗Grund von unſer aller
Heil deſto mehr durch Schmertz und Leiden feſte werde, und ſonderlich dein
Hertz in der unveraͤnderlichen Tren demſelben mit einverleibet werde. Will
daneben mich ſo gleich mit in das Heilige Andencken deiner befohlen ſeyn
laſſen. Meine Treu gegen dich und alle fol ewig gelten. Der Himmel füge
ne und beregne uns von oben herab mit Gnade, Libe und VBarmherftzigkeit,
und die Erde verkuͤndige uns Heil und Fride, damit wir geneſen, und das
wahre Vergnuͤgen erlangen. |
So ſey dann demſelben Guten neben mir rreulich anbefohlen. Ich
Dein treuer Abhaber in GOtt und ſeiner Abe. ;
| SV. G. Ein nichts Beſitzender
| auf dieſer Erden. a
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Die XLII. Theofophifche Epiftel. 219
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Die XLII. Theofophifche piſtel.
Der Troſt und reiche Ausfluß der Gnade Sottes wird nicht
ehe geſchmaͤcket und genoſſen / als biß das Hertz ſich dahin
gewoͤhnet / keinen Troſt von einiger Creatur mehr in
3 ſich ein zu laſſen. N
Ollen wir in dem unerſchaffenen G Ott geneſen, u. ſeiner Voͤlle genieſen,
ſcyn. Daun der Troſt Gottes oder ſeine heilige Gegenwart laͤſſet ſich durch⸗
aus nicht ein, wo wir nicht gantz von dem Troſtl aller Creaturen es ſey geiſt—
oder leiblicher Weiſe entbloͤſet find. Laß dichs nicht beſremdeẽ, daß du vil geiſt⸗
liche Nackendheiten u. Bloͤſe muſt durchgehen; es gefaͤllet GOtt
alſo, die Seelen, die Er in ſonderliche Vertrautheit ſeiner Libe bringen
will, durch vile geiſt- und leibliche Verlaſſenſchaften zu üben: damit ſie
von aller fremden Annehmung oder Vertrauen auf fich ſelbſt gereiniget
werden. . i N
Hat uns die Treue fo weit gebracht, daß wir um der Libe unſers Got⸗
tes willen uns in ſolchen Jammer geſtuͤrzt, daß wir an allen Creatu⸗
ren ſind Raht⸗HHuͤlf⸗ u. Troſtloß worden: fo laß uns um fo vil
mehr Freudigkeit und Hoffnung zu GOtt haben, als der die Urſach von
unſerm Jammer iſt. Und weilen Ihm eine hungerige und ſchmachtende
Seele mehr gefaͤllet, als eine geſaͤttigte n. mit Reichthum u. Gütern ange⸗
fuͤllete. So laß uns das Wolgefallen Gottes vor unſere Seligkeit achten.
Er kan ſich doch ſelbſt nicht leugnen, dann Er iſt das Wehen und
Sauſſen unſers Geiſtes. In Ihm admet und lebet unſer Geiſt, und
wenn wir keine andere Lufft mehr haben ohne was wir in Ihm geiſten, ſo
find wir von GOtt durch Chriſtum in das himmliſche Weſen verſetzet, und
brauchen nicht mehr Waſſer zu ſchoͤpfen zu Samarig. Und wann uns
auch alle andere Brunnen vertrockenen u. ſeicht werden, ſo werden wir doch
leben, weilen uns GOtt zu einem Bruten des lebendigen Waſſers worden
der in das ewige Leben quillet.
Darum, meine ſehr Libe und Treugeſinnte, ſolte ſich der Troſt deines
i Ee Gottes
ER Die XLIIL Theofophiſche Epiſtel.
— —— —ÜuũÜœHñĩ — — — —ͤ ——
Gottes noch eine Weile in dir wollen verbergen, ſo harre nur noch ein klein.
wenig, und warte ſeiner, ohne daß du dich zu fremden Troſt kehreſt. Er
wird gewißlich kommen und nicht auſen bleiben. Er wird dich auf ſeinen
heiligen Berg bringen, u. in ſeinem Baͤt⸗Hauſe erfreuen. Ich bin ſehr⸗.
erfreuet über dich, weilen dich GOtt gewuͤrdiget hat, dich mit dem Kenzeichen
der Auserwaͤhlten und ſeiner treuen Freunden, die ehmals gelebt haben, zu
belegen. So iſt auch dieſes allezeit meine Freude, Troſt und Erquickung
geweſen, ſo lang ich in dieſen traurigen Wegen gewandelt habe, daß je ent⸗
bloͤſter ich mich fand, deſto reicher ich von GOtt getroͤſtet ward. j
Sonſten weiß vor dißmal weiter nichts zu melten, als daß ich voll
Troſtes in der Abe meines Gottes bin. Dann Er verwundet und verbin⸗
det: Er ſchlaͤget und heilet auch wiederum: Er fuͤhret in die Hoͤlle und wie⸗
der heraus, und laͤſſet die Abtruͤnigen bleiben in der Duͤrre. Die Hungeri⸗
gen fuͤllet er mit Guͤter und laͤſſet die Reichen leer, und richtet die Elenden
aus dem Staube auf, daß Er ſie mit Ehre und Herrlichkeit belege. Ich dein
treuer Abhaber und Vorbitter bey G Ott. 5 5 Be,
F. G. Ein nichts Beſitzender auf dieſer Erden.
.. b
Die XLIII. Theoſophiſche æpiſtel.
An unſerer auſwendigen Menſchheit hat ſich durch den Fall der
heilige Himmel Gottes zu geſchloſſen / und wird in einer
langwuͤhrigen Lebens⸗Bahn wieder eroͤffuet.
Viel geehrte Schweſter!
Ech moͤgte wuͤnſchen, daß Urſachen machen koͤnte, dein Geinut auf zu⸗
900 ſchlieſen: weilen bey allen Gelegenheiten gewahr werde, daß ſelbiges
in Anſehung der himmliſchen Einleuchtung zimlich zugeſchloſſen iſt, welches
meinem Erachten nach die Urſach iſt, daß allezeit ein gewiſſes Fremd : ſeyn
| jegen
Die XLIII. Theofophifche Epiſtel. war
liegen bleibt: welcher Fleiß auch bißher bey dir ſelbſt und andern iſt ange⸗
wendet worden, ſo war doch kein vermoͤgen ſolches zu heben. Mich duͤncket,
du ſolteſt in ein inniges Einerſincken des Geiſtes und des Gemüts
hinein arbeiten, und ſuchen, ob etwan die Spur zu dem heiligen Feuer
Gottes und feiner Libe in dir moͤgte gefunden werden.
Dann gewiß, wann ſich nicht etwas gantz anders in Herten aufſchlie⸗
ſet, ſo iſt zu befahren, daß vergeblich gearbeitet wird. Man ſolte durch alles
bin im Grunde ſich um ein gantz einfaͤltig Hertz und einen innigen Miß⸗
fallen an ſich ſelbſten bekuͤmmern, dieweil alle eigene Libe und Gefallen
an ſich ſelbſt haben ein Graͤuel vor GOtt iſt. Sintemalẽ nichts an uns
iſt, das einiger Ehren wehrt iſt, es ſey dan, daß fich ertwas von dem, das da
Nichts in uns iſt, finde, welches wir das verlohrne Gute nenne, So
bald ſich etwas von demſelben in uns finden laͤſſet, fo wird fich alles Sremd⸗
ſeyn an GOtt und' feiner Libe auf einmal verlieren. Dann die himmliſche
Erleuchtung beruͤhret unſern Menſchen in Auſehung unſerer ſelbſten nicht,
es ſey dann, daß zuvor unſer Hektz und Gemuͤt aufgeſchloſſen werde,
wur
als worinnen geſehen wird das michtige Seyn feiner ſelbſten, welches ſo⸗
gleich ein hefftiges Mißfallen an ſich ſelbſt verurſachet: alsdann fanget an
das Wolgefallen unſers Gottes in uns aufzuwachen, welches das Fremd⸗
ſeyn an Ihm und ſeiner Libe benimmet. .
Ich koͤnte viles melden, was ſich alda oder in einem in GOtt un
feiner Libe eroͤffneten Gemüt vor Fuͤrtrefflichkelten hervor thun, und ſonder⸗
lich wo ſich das Wolgefallen unſers Gottes und feiner Libe dabey findet. Al⸗
les was in ſolchem Fall fuͤrgenommen wird, darzu gibt der HErr Gluͤck,
ſonderlich wann noch das Wolgefalls des Naͤchſten darzu kommt j alſo daß er
uns und wir ihme gefallen. Dann wie das Wolgefallen an ſich
ſelbſt haben GOtt und den Naͤchſten beleidiget, alfo hat das Wolge⸗
fallen an Gott und dem Mächften haben GOtt und den Naͤchſten zu ver⸗
herrlichen. Alles, was auſer dem vorgenommen wird, iſt nichtig und
eitel. Darum waͤre es zu wuͤnſchen, daß hie und da bey einigen Herzen
ein Schritt weiter hineinwaͤrts gethan wuͤrde. Gott hat bißher vile Tohr⸗
heiten überſehen und zugegeben und zwar auf gar mancherley Weiß, da
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222 Die XLIII. Theoſophiſche Spiſtel.
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leider noch gar wenig von den inwohnenden Tugenden Gottes iſt geſpunet.
vorden, die ſich gleichſam als ein liblicher Thau übereinander ausbreiten,
ſonderlich wo noch dazu kom̃t der verborgene Wandel und Umgang mit
Ott, da man Ihn kennen lernet, wie Er iſt, und Libe mit. Ihm pfle⸗
get wie ein Freund mit dem audern, da man ſich nimmermehr von der fl
ben ab auf ſech ſelbſt noch auf einige Creatur kehret..
Ich habe mich biß daher ſelbſt um menſchlicher Schwach⸗
heit willen in vilen Uwollkommenheiten gantz wider die Re⸗
gul des Geiſßßes u. meines eigenen Gewiſſens verweiletz ich mercke
aber dabey, Daß gewiſſe Zeit-laͤuffe zum Ende gekommen, und daß folgen:
des Weg gemacht wird zu einer andern Zeit. Dann die Turteltaube laͤf⸗
ſet ſich hoͤren im Grunde, und zeiget uns an den Frühling der neuen Welt.
Der Tag laͤngert u. die lange Naͤchte werden kuͤrtzer. Die offene Tuͤhr
der Philadelphifchen Rirchen⸗Zeit erweitert uns den Eingang zur Stadt
des lebendigen Gottes, alwo der Fride uͤber alle Bürger und Einwohner
unendlich bluͤhet. Und ihr, als das allerwehrteſte Geſchlecht, welches den
Namen der Jungfrauen, die dem Lamin nachgehen, traͤget, bewahret
euren Adel der geiſt⸗ und leiblichen Jungfrauſchaft fernerhin als die
‚aller koſcbarſten Perlen. Dann ihr ſeyd das Bild der ewigen Weiß
heit Gottes. und feiner Libe. Sind die Bürger der Stadt unſers
Gottes ehren⸗wuͤrdig geachtet, fo ſeynd die nach herrlicher zu ſchaͤtzen, die
in des Koͤnigs Hauße find: u. ſo die Dinſtbollen oder Knechte des Koͤniges
herrlich ſind, wie vil mehr der jenige, dem gedenzt wird. E
Darum, meine Liben, ihr ſeyd keine Knechte noch Maͤgde des Koͤs⸗
niges Sfr Chreſti; ſeyd auch micht allein zur Jungfrauen⸗Jahl ge
sähfet,. ſondern zu der einigen Taube mit erwaͤhlet. worden. Darum achtet
nicht gering den Adel eures hohen Rufs, und laſſet fahren alle unnoͤthige
Sorgen und Bekuͤmmernuͤß dieſes Lebens, und klaget die Kibe eures Get⸗
tes weder um geiſt⸗ noch leibliche Armut an: dann ſolches iſt eine Unehre
*
eures Adels. Seyd nicht doppelſichtig noch zwey hertzig, ſondern gebet
curem auserwaͤhlten Schatz ener gantzes Hertz. Traget gern das Joch eurer
auferlegten Binde, welches da iſt die Libs eures Braͤntigams. Wee
f | la Mn WEL ER
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5 4 — 5 2. „ * ” 8 7
Die XLIV. Theofophifche Epiſtel. 223
— —
auch, daß ihr feine Libe alle Tage mehr an euch locker, dann fie iſt euer
3 * \ 7 * 1
Jungfrsulicher. Braut⸗Schmuck. Der Wandeh unter einander ſey m
Heiligkeit u. reiner Abe ausgetieret. Meine Lbe, die ich zu euch trage, iſt mit
dem allerreineſten. Gelſte der Goͤtllichen Sauberkeit verknuͤpft. Mein Wan⸗
del iſt nicht allein hünmliſch geſinnet, ſondern hat denſelben wie ſein Kled
angezogen. Neben denn fo herrſche der Tod und werde maͤchtig in nus
in der Gerechtigkeit, und das Leben gruͤne in uns aus in Genade und
Barmphertzigkeit nach dem Wolgefallen Gottes. Ich bin und bleibe Gin
tes Eigenthum und in demſelben ener aller Eingedenck.
p. S. Daß in meinem Schreiben in die Schpweſterſchaft verfiel, war
nicht mein Vorſatz; doch achte es getroffen sie ſeyn. Vin ich. verſtanden
fo iſt es gut. Ich grüße und libe dich Vale. 925
—
. = E 2 „ * E -
a F. G. Ich ein nichts ſeyender.
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Die XLIV.: Theoſophiſche piſsel.
Die Gleichheit des Gemuͤts zu bewahren in allerley Standen
beydes der Verlaſſenſchaft und der Gnaden; eimſuchungen
erwirbet Ruhe des Seiſtes u. Zufridenheit in Gibre.
® — 8 8
© en © N a 5 N e 11
Schr Antouͤnſchung viles Segens aus GOtt und ſeiner reichen Juͤlls
S der Genaden, laͤſſet dich meine Gewogenheit wiſſen das gute Andencken,
welches ich annoch zu dir habe. Sintentalen die geiſes u. leibliche me
5 “ 42 In 41 ANA ene f ts erh 4 75 118 * rar
ſtaͤnde vor dieſe Zeit wenig oder nicht zugeben, durch muͤndliche Conver-
lation an einander zu kommen: ſo habe allerdings nicht entuͤbrigt ſeyn koͤn⸗
nen, meine Geueigtheit und gutes Andencken zu dir durch dieſes Wenige
an dich bekannt zu machen, damit dein Herz und Gemuͤt wegen dem
toas etwa ſich in menſchlichem Haben oder Seyn zu verlieren ſcheinet⸗
ncht einen mekcklichen Schaden leide, oder daß man den Muth zu ſehr ſin⸗
ſlen laſſe in Anſehung der ſeligen a worin wir ſtehen. We
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—
mich das gute Zutrauen allerdings mie den -Gigencheit ſchon feſt verknüpft
224 . Die XLIV. Theofophifche Epifkel. 8 H|
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hat 7 alſo daß ih zimlich weiß/, wie man ge linnet ff ® 0
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Angehend meinen Stand, ſo kan wol berſchern, d daß meine Arbeit h
in groſer Richtigkeit i in Anſchung des heiligen Rufs dorthin, worauf \
alles angeſehen iſt, ich habe and) deswegen groſe Sreubigkei, hoffende daß
wie es biß hero gelumgen es auch noch fernerhin gelingen wird: alſo daß |
alles, was man bißhero ertragen, . und erlitten hat, auch noch
endlich ſeinen Nutzen finden wird auf den Tag der Ewigkeit. Weswegen |
nun, wie ich bißhero nicht müde worden bin unangeſehen der vilen und
mancherley ſchoeren Proceſſen, fo werde auch fene um fo vil, weniger
mißt de werden biß zum vollen Ausgang und. Ende aller Dingen.
Und weilen du biſt durch eine ſehr zarte und innige Lbe ſehr frühzeitig auf
ſonderbare Weiſe angeiogen worden, welches ſich biß hieher erſtreckt, alſo daß
man waͤhrender Zeit manche vergnügende. und geiſtliche e Znſammen⸗ Spra⸗
che unter und: gegeneinander gehalten: ſo if bey mir kein Wunder, daß nicht
ſolte ein Verlangen entſtanden ſeyn, daß alles 1 zu ſeinem vollen
Zweck und reifer Ernde kommen moͤgte auf den Tag der Ewigkeit, wohin
auch diß mein weniges Schreiben zielet. Treffe ich nun die libe S chweſter
in ſolchem Sinn an, daß ihr diß mein Schreiben Freude verurſachet,
wolan ſo iſt es dafl ewas damit gewoll 165 und wills auch damit be⸗
Kt hloſſen haben. Solte ſich etwa die Schiweſter geneigt finden wider ein
sadr Zeilen zu ſchreiben, fo ſoll es an genehm ſeyn. Ich verbleibe der Schwe⸗ 5
** ſter tibhaber und Treugeſtünter. DE
P. S. Ich weiß ohne alle 5 toe ifel daß ich der Schiveſter
wol verstanden und gantz nicht fremd bin. Verſehe mich deswegen des bes
fen, und will alles biß auf muͤndliches Sprechen geſparet wiſſen. Doch
ſoll der 5 ein weniges Schreiben zuruͤck nach beſtem vermoͤgen in
ihr zugeneigtes F Wol uͤbergeben 5 on.
F. G. Ein nichts beſi tzender
1 auf dieſer Welt.
=
Die
Die XLV. ‚Theofophifche Epiſtel. N 227
Die XLV Theoſophiſche Epiſtel.
Das Gericht Gottes zehret endlich nicht allein das Leben ”
ſondern auch die Hoffung des Lebens auf, alſo daß wir
uns endlich bequemen muͤſſen zu hoffen / we doch
| nichts zu hoffen iſt. }
OS find zwar vile und mancherley Lresdungen/Zeibens- u. Ster⸗
Es bens⸗Wege / in welchen gar oft wider ein neues Leben zu hoffen,
und zu erwarten iſt, wegen dem ſelbſiaͤndigen Leben, welches allemal wieder
ein Leben aus ſeinem Leben hervor bringet, da freylich allemal eine neue Hoff—
nung des Lebens zum Leben mit hervor waͤchſet. Wann aber das Leben ſelber
angegriffen wird als zum Sterben und Abkommen von ſich ſelber, da ver
lieret ſich alles Ausſehen, und iſt nichts mehr übrig, als ein ewiges Aus⸗
und Abkommen an Gobtt und an Creaturen, welches freylich hart zu
ertragen iſt, wann man alles ſoll ohne Hoffnung hingeben. Dann bey die⸗
fen, Proceſ muß auch das, was noch hoffen kan, mit hinſterben. Unterdeſ⸗
en wird aus dem Staub und der alleraͤuſerſten Vernichtigung unſerer ſelbſten
*
der neue von G Dtt geſchaffene Menſch nach dem Bild: Gottes ausgebohren
und dargeſtellet.
Was nun weiter das Tägliche Sterben anacher, fo iſts gut, wann
daſſelbe beſtaͤndig mit dem weſſentlichen Tod aller Dingen verknuͤpfet If.
damit nicht allemal wieder ein ſolches Leben in feinem Leben aufkom̃e, welches
uns in neue Unftcherheit bringet, um widerum daran Schaden zu leiden,
wenn es ſoll gerichtet werden. Dann ein Ding, das einmal mit Tod abge⸗
het, kommt in Ewigkeit nicht wieder an demſelben Leben auf, und fo es her⸗
vor kommet, fo iſts gewaͤrtig, wiederum aufs neue mit dem Tod geſtrafft zus
* 5 Und ſo folget immer der Tod auf das Leben und das Leben auf
en Tod. 2 :
Wol dem Menſchen! der in das ewige und bleibende Leben Abus
RAN welches von keinem Tod noch Abgang weiß: daun daſelbſe
blühet die ewige Stille, Ruhe, Friede und Sich erheit, ja das elvige 04
TE t
* e
228 Die XLVI. Theoſophiſche Epiſtel
ac)
— —
ſelbſt. Denn es ſtehet geſchrieben, daß der Tod der Suͤnden Sold ſey.
So nun demnach der Sold au sbezahlet iſt, fe iſt der Streit geſchlichtet, die
Genade und das Heil in G Ott durch IEſum Chriſtum iſt gefunden. Sind
wir nun auf dieſe Wege gebracht, worauf das Eine vorkommet,
nemlich das Sterben und der Tod / ſo wird das Andere auch darauf vor⸗
kommen, nemlich das Leben / und die Seligkeit. Wie vil nun unſe⸗
” nach dieſer Regel einher gehen, uͤber die ſey Friede und uͤber dem Iſra⸗
Gottes. .
Diß an Schſvoeſter N. N. von mir F. G.
ein nichts Beſitzender auf dieſer Erde.
*
wenn wir nur Ihm Probe halten / und laſſen uns
i den Haͤnden nehmen. | ’
5 In Gott gelibte Schweſter. N >
TEA fich wol anſehen laͤßt, als ob alles Andencken vergeſſen wäre, ſo
SS hat es ſich doch im Grunde anders. So vil ich, weiß, meine llbe Schwe⸗
fer N: N: ſo iſt der inwendige heilige Himmel zimlich offen im Geiſt,
and das heilige Andencken vor GOtt iſt noch nicht in Vergeß kommen. Ich)
bin zimlicher Maaſen vergnuͤget in der Libe meines Gottes, und wuͤnſche,
daß ich vilen Hertzen von derſelben Volle etwas mittheilen koͤnte. Zwar
laͤſſet fie ſich ſelbſt nicht unbezeuget, und legitimiret ſich in allen Hertzen
und Seelen zimlicher Maaſen, ſo vil nemlich dieſelbe in dem inwendigen
Bunahen zu GOtt nichts ermangeln laſſen: wie dann auch der ſelige Ge⸗
nuß von der Libe unſers Gottes ſolches ſattſaun genug an den Tag leget,
—
zognn wir nur darauf achten. ’
O wie
+
0
man in ſolchem Fall in ein
Ki Die XLVI. Theoſophiſche Epiſtel. Er
O wie erſetzet nicht die Libe unſers Gottes allen Mangel mit doppeltem
Intereſſe! wann man ſich aus Libe zu dem unſterblichen Leben von allem
Creatuͤrlichen Troſt entbloͤſet, und an deſſen ſtatt allein von dem Troſt
Gottes und ſeiner Libe uͤberkleidet wird. Es iſt freylich nicht wol zu ſagen,
was vor ein angenehmes Leben endlich in denen Seelen offenbar wird, die
ſich in einer freywilligen Entbloͤſung aller Dingen GOtt in der allerreinſten
und lauterſten Libe lediglich ergeben. Es koſtet freylich neben dem vile in⸗
wendige und tödliche Leidenſchaften: dann unſer entbloßtes.
Leben iſt gar ſchwer mit GOtt zu troͤſten, ſintemalen daſſelbe mehr Gleich⸗
heit an den. Creaturen hat, und alſo folglich liber von derſelben Traſe gez
troͤſtet wäre, wann es gelten thaͤte. Dann gewiß alles Leid, Noth u. Elend,
das uns in ſolchem Fall zuſtoſet, daraus entſtehet, weil man den Troſt der
Creaturen noch nicht verleugnet hat. Sintemalen noch nicht genug iſt, daß
man den Beſitz des Eigenthums in den Creatyren verleugnet hat, wir muͤſſen
in der Entbloͤſung auch alles das verleugnen lernen, was uns auſer GOte
troͤſten kan, anders arbeiten wir vergeblich. ee 5
1 2 & _ 7 *
Es iſt freylich dieſes die allerhoͤchſte und wichtigſte Probe / nemlich daß
er ſtilen Gelaſſenhejt auf GOtt warte, biß Er. in
feiner Zuneigung die Seel erfreue mit feiner heiligen Gegenwart. Daum.
Ott iſt gar ein reines und lauters Weſen, und kan ſich uns in unſerer aͤu⸗
ſerſten Armut nicht zunahen, wann unſer Hertz noch in dem allergeringſten
Verlangen oder Begehren ſtehet, von Creaturen getroͤſtet zu ſeyn. Ge⸗
wiß, meine libe Schweſter, es iſt nieht zu ſagen, was vor ein tiefer und ver⸗
borgener Fride mit GOtt gefunden wird, wo dieſe Schulen erlernet find.
Ss jemal ein Heiliger geweſen, der zu einem GOtt⸗ beſchaulichen
Teben gelanget, fo hat er es auf dieſer Spur gefunden. Dann es muͤſſen
gar viele und mancherley yſtiſche Toͤde in uns vorgehen, ehe und bevor
wir mit Dre können erſreuet werden. .
Dann wie hoch wir auch ins Leiden gebracht find, fo haben wir uns.
doch zu pruͤfen, ob wir von GOtt oder den Creaturen Troſt erwarten,
u. dieſes kan daran gemerckt werden. Iſt es, daß die Creaturen uns zu troͤ⸗
fin haben, fo wird ſich allezeit ein gewiſſes Mißvergnuͤgen oder heiliger Lim
J f | wflle
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228 Die XLVII. Tlieoſophiſcke Epiſtel.
wille in uns finden; oder aber wir führen eine heimliche. Anklage uͤber unſe⸗
re geiſtliche Reiß⸗gefaͤhrten / die wir etwa neben uns nicht in ſoſcher Durre
und Entbloͤſung meynen zu ſeyn, welches gerne eine ſehr gemeine Jealouſy er⸗
wecket Sc. Iſt es aber, daß uns GOtt in unſerer Verla ſſenſchaft troͤ⸗
ſtet, fo gehet es ganz anders zu: dann wir find ſtill ruhig fridſam gegen
uns ſelbſt und gegen den Naͤchſten Kc. Dieſes find alſo die Kennzeichen in
unſeren Leidenſchaften, ob uns nemlich. G Ott oder die Creaturen zu troͤſten
haben. Dieſes als ein treues-Andencken an Schweſter N. N. von mir.
5 F. G. Ein nichts beſitzender auf dieſer Erden.
Ses ges desde her geesherdeeder hessen her dea daha hehe hehe
Die XLII. Theofophifche Epiſtel.
Soll Scott gedinet werden in der Lauterkeit des Hertzens /
ſo iſt noͤthig / daß daſſelbe von allem ſinnlichen Aufent⸗
halt geſchieden werde; dann Schtt wohner auſer
0 ar Natur und Creatur.
NED vil G Ott noch an uns uͤbrig gebliben iſt, fo wohnet Er im Centro
So oder Afittel-Punct unſerer Geiſter: und wir find und wohnen
auſer unſerem Mittel⸗Punct in denen mancherley Getheilthelten und
Schiedlichkeiten oder Vorwuͤrffen unſerer Sinnen. Und unſer oberſter
Willens ⸗Geiſt / wann derſelbe nicht zuruͤck gekehret iſt kn fein Centrum,
slwo das Ende aller Dingen und alſo folglich die ewige Stille und Ruh
ausgruͤuet, ſo ſtehet er in einem aͤngſtlichen Treiben und Magiſchen
Anziehen derer Dingen und. Sachen, die., zwar dem ann Geſichte
unſichtbar find, aber doch nicht denen ſinnlichen Vorwürfen. Unter dem
allen bringen wir unſere Zeit zu in denen Verbildeten Geſkaͤltnuͤſſen, u.
ſuchen unſerer Seelen Aufenthalt in denen Dingen, die uns doch nicht Are
machen. A nt
So arbeitet dann die. Bottliche Magia in zwiſchen im Grunde der See⸗
in len
» —
6
Die XL VII. Theoſophiſche Spiſtel. 229
TTTTTTTTTT—T—T—— — — —
fen uns Sinnen⸗ und Bil deßrloß zu machen, damit wir an die Sach
ſelbſt kommen, welche uns recht heilig erfärtigen und vergnuͤgen kan.
Ob zwar wol GOtt auch in uns Fleiſch wird, und nimmt unſere aͤufere
Menſchheit an, fo bleibt is doch nicht fo, weil das Himmelreich nicht dar⸗
innen kan offenbar werden: ſintemalen wir wiederum an GOtt, und GOte
an uns muß gecreutziget werden, wie wir ſolches an der Menſchheit STfe
Chriſti ſehen. Waͤre dieſes nicht, fo haͤtte alles Leid und Jammer der Kin⸗
der Gottes ſchon lang aufgehoͤret, und die Urſach, warum fe wenig vor
GOtt beruffene Menſchen ſelig werden, waͤre auch am Ende. Dann eben
da kommt es ver, daß ſich die von GſOtt beruffene Menſchen an Ihm
und allem Guten aͤrgeen und ſtoſſen, daß fie widerum abfallen, und creutzi⸗
gen den Sohn Gottes, der ihre Menſchheit angenommen in ihnen, da⸗
mit ſie ihr in ihrem Fleiſch gewordenes Gute nicht verlieren, und alſo folg⸗
lich das Creutz koͤnnen vorbey gehen. >
Darum meine übe und ſehr wehrte Schweſter, laß dichs nicht fremd
duͤncken, daß du einen fo duͤrren mageren und rauhen Weg muſt durch⸗
gehen: dann alſo bewaͤhret GOtt ſeine Auserwaͤhlten. Darum find die
Wege der geiſtſichen Duͤrre Trockene und Verlaſſenſchaft bey allen
Freunden Gottes hoch angeprieſen geweſen: ſintemalen in denen geiſtlichen
Annehmlichkeiten und Ergoͤungen wir ins gemein nur unſer Leben friſten,
an welchem wir doch unumgaͤnglich muͤſſen gecreutziget werden. Sollen
wir deswegen zu unſerm inwendigen Genuß und heiligen Sart⸗ ſeyn ge⸗
langen, ſo iſt gur, daß wir fruͤhzeitig entwehnet und von den Bruͤſten ab⸗
geſent werden, dann alda wird man endlich nach langem Hunger und Durſt
—
geſpeiſſet mit dem Brod ſeines Gottes und getraͤncket mit dem Waſſer,
das in uns zn einem Brunnen worden, der in das ewige Kben quiilet.
ge So flieſe dann aus, O du Brunnen des Heils! auf alle ſchnachten⸗
de, magere, dürre u. trockene Hertzen u. Seelen, die aller Annehmlichkeie
und dem Troſt aller vergaͤnglichen und ſichbaren Dingen leiblich und gelſt⸗
„ lich entnommen find, und erquicke ſie nach deiner Gnade. Haſt du fie
1 5 die Wuüſten, Nackendheit und Entbloͤſung aller Dingen gebracht: fa
„thut. auch noch dieſes, und rede nach deiner Verheiſſung freundlich mis
a 5 fa . Ma
nn 2 Noe
230 Die XLVIII. Theofophifche Epiſccl.
— ——
ihnen, und erwecke dein genaͤdiges Wort in ihnen zu ihrem Troſt, und
„ laß ſie wiederum in deiner Lbe froh werden. Sie ſind ja doch
4 deine arme Heerde und die Schafe deiner Weyde. Wende dich wider⸗
„um zu ihnen, und ſey ihnen gnaͤdig. Laß fie nicht den Woͤlffen oder
. den wilden Thieren zur Speiſe werden. Kleide fir mit Heil an, und laß
dein Licht der Gnaden uͤber ihnen leuchten: dann ſie warten alle deines
Raths, und ſehen auf Dich, daß Du ihnen genaͤdig ſeyeſt. Faſſe fie in
‚die Arme deiner Gnade und Libe, und trage ſie in deinem Buſen, u.
0
..
=, Fremde über fie herrſchen und Auslaͤnder ihre Traͤncke truͤbe machen „ fon:
dern walte Du ſelbſt über ihnen nach deiner Gnade u. Varmhergigkeit.
Meine libe Schweſter, der libe GOtt Ich dein Libhaber F. G. Ein
kleide dich mit Heil und Ehre an. FVremdling auf dieſer Welt.
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Die XLVIII. Theoſophiſche Epiſtel.
pflege ihrer, wie eine Mutter ihres Kindes rfleget. Laß nicht zu, daß
Gottes Treu richtet ſich nach unſerer Treu / dann fo viel
wir uns hier wieder laſſen nackend machen / ſo viel,
werden wir mit Gott uͤberkleidet. W
| 637% habe dich noch nicht garn aus der Acht gelaſſen; ſondern bin noch
ein Gedenck deines Wercks u. deiner Arbeit um GOttes u. feiner
Libe willen. Daß es aber ſo lang verzeucht, biß wir zum vollen Genuß u. Be⸗
fin des Guten kommen, iſt kein Wunder, ſintemalen eine lang jährige
Probe noͤthig iſt, biß unſere Libe voll bewaͤhret iſt, daß fie rein und lau⸗
ker zu G Ort und feinem reinen und lautern Weſen feye, Weswegen wir
durch mancherley inwendige durchdringende Leidenſchaften rechts und lincks
muͤſſen geübet und geſiebet werden, biß alles in uns in das volle Jah uͤber⸗
gebracht iſt und einſtimmig worden. 7 |
Was ſonſten ins geinein unſern ganzen Handel betrifft, der zwi⸗
„ eſchen
1
Die XLVIII. Theoſphiſche Spiſtel. 231
—
fen uns u. Gott liegt, fo weiß ich nicht anders, als daß ich zimlich ver⸗
zuüget bin in der Libe meines Gottes: ohnangeſchen der vilsjährigen Ver⸗
8
ſuchungs-Wuͤſten, die man durchgehen muß, ehe man zum Genuß kommt.
Iſt nun einmal angefangen worden, Gott, das hoͤchſte Gut, uͤber alles
zu ſuchen und zu liben, fo laſſet uns in keinem Ding weich noch weibiſch
fan; ſondern in allen Dingen unſern Wandel mit einer maͤnnlichen
Tapferkeit verknuͤpfen, durch welches Kraft alle Bollwercke des Fleiſches
und Höhen der Vernunft darnider gelegt werden. Was unſere Hoffnung
angcher, fo ruhet dieſelbe auf den unſchaͤtzbaren Verheiſſ
Lebens, um welches willen wir uns auch aller eitlen Wolluſt dieſer Welt
entriſſen haben, weilen uns dorten ein Veſſers beygeleget iſt.
g 5 *
Es will uns auch nicht gebuͤhren, daß wir uns um das weiter vil
bemühen noch bekuͤmmern oder Leid tragen, was wir einmal mit dem frey⸗
en Willen verlaſſen haben: ſintemalen ſolches denen zukommt, die nichts
beſſers zu gewarten haben, dann unſere Hoffnung leidet ſolches nicht. Wei⸗
len wir uns nun des Jochs dieſer Welt entladen haben, ſo iſt es billig und
recht, daß wir des HErren Laͤſte tragen, unter welches Dinſten wir fies
hen, und welchem wir anhangen: dann daſelbſten bluͤhet auch unſere Kro⸗
ne. Deſſen Land wir beſäen / deſſen Acker wir bauen / deſſen
Fruͤchte haben wir zu genleſen / und deſſen Brod zu eſſen. So
erwarten wir dann in der Hoffnung den Lohn unſerer Arbeit von dem,
in deſſen Dinſten wir ſtehen. Sind wir Treu in unſerer Arbeit u. Tag⸗
Werck, ſo wird uns auch mit Treu gelohnet werden; ſaͤen wir aber was
Anders aus, ſo ernden wir auch was Anders ein.
| Was noch weiter übrig iſt, fo bleibet dieſes unſer Troſt, daß wir
von dem Troſt aller Creaturen entbloͤſet ſind, und jagen nach dem Fri⸗
den gegen Jederman und der Heiligung, ohne welche wird Niemand den
Herrn ſehen. Laſſet uns getroſt ſeyn in der Libe und Hoffnung zu G Ott,
dann die Krone bluͤhet uns, u. unſer Looß iſt uns beygeleget. Wir habens;
gewonnen, dann wir fechten und laufen nicht aufs Ungewiſſe ſondern auf
das Gewiſſe, und haben das Unſichere und Ungewiſſe fahren laſſen, und
aus der Hand gegeben. So bleibet dann diſes unſere Hoffnung, daß wir
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ſungen des ewigen
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32 | Die XLIX. Theofophifche Epiſtel.
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in der zukuͤnſtigen Welt das rechte Leben werden erlangen, wann alles Sterb⸗
liche und Verderbliche wird auf ewig hin vergeſſen ſeyn. Dieſes wenige
aus einem gewiſſen Andencken an dich, meine libe Schweſter in und vor
Ed von mir. | RA |
Ber F. G. Ein treuer zugeneigter Gots
ART tes und feinen Libe.
3
bat vor GOtt ſchuldig ſind, daran wird man nichts ermangeln laſſen.
p. S. Was wir ſonſten einander im Geiſt mit Anhaften und Ge
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Die XLIX. Theoſophiſche Epiſtel.
Gote⸗ geheiligrer Seclen Paradiſiſches ehren: Kleid wird hier
in Jungfraͤulicher Zucht und Tugend ausgewircket.
Ott klelde dich mit Hell an, und traͤncke dich an dem Brunnen der Gna⸗
De, Libe und Barmherzigkeit, und gebe dir erleuchtete Augen des Ders
ſtaͤn dnuͤß, auf daß du erkennen lerneſt ſeine Wunder und geheime Raht⸗
ſchlaͤge, die Er uͤber uns beſchloſſen hat zu unſerm Heil und albereits alle
Tage es ſehen laͤſſet, was vor Gedancken Er uͤber uns habe, nemlich Ge⸗
dancken des Fridens und nicht des Streits, der Libe und nicht des Un⸗
fridens. Dann es hat dich die uibe Gottes allerdings von Mutter Leibe
an gewuͤrdiget dich dem Fluch und dem Ungluͤck der Welt zu entnehmen,
und hat dich vor ſo vil tauſend andern in die Bekanntſchaſt ſeiner Freunden:
und Bunds⸗Genoſſen aufgenommen, und mit Licht und? Recht über
dich gewachet bißher, alſo daß dir zugleich mit iſt unter denſelben; deine Ehre
und Krone worden, welche mit dem herrlichen Brautſchmuck auf die
baldige Hochzeit des Lamms beſtaͤndig umgehen, worinnen unſer Zierath
kund Ehre wird ſeyn in der zukuͤnftigen Welt.
Darum kan es nicht fehlen, daß es niche auch ſolte ſchon 2 72 ir
RL, Bf
—
Die XLIX. Theofophifche &pifkel, 22
— —u— — äh
Geiſt⸗ und leibliche Schoͤnheit nach ſich ziehen. Ob zwar wol geſchrieben
ſtehet: des Königs, Tochter iſt ganz herrlich und ſchoͤn inwoendig: fo ſtehet
doch dabey, ſie iſt mit Guͤldenen Stücken gekleidet. Die guͤldene Stücke
ſind der augswendige Schmuck der Braut als die durch Leiden bewährte man⸗
cherley Tugenden, die Freundlichkeit, Libe, Gedult, Barmhernigkeit, Iri⸗
de, Huld, Vertragſamkeit, Langmut, Hoffnung, Gottſeli eit Keuſch⸗
heit, Beſcheidenheit, Miſigkeit. Dieſe himmliſche Schönheiten und
Tugenden ſind das Geweb und Geſpinn, wovon unſer himmliſcher und
Jungfraͤulicher Brautſchmuck zuberettet wird.
Und weilen dich die himmliſche Weißheit mit in
bracht, die in ſolches heilige Seweb eingeftocht
Braut des Lamms ſchmucket und zubereitet a!
dieſe Geſellſchaft ge⸗
ſind, als worinnen ſich die
den herrlichen Hochzeit⸗
*
—
*
Br
2
Tag: fo ſey fernerhin fleiſig, damit du in voller Gebuͤhr nach denſelben
Regeln einhergeheſt, und darinnen wandelt. Dann dieſe heilige Braut⸗
Jahl hat ſich GOtt ſonderlich geheiliget und von der Welt auserwaͤhlet zu
ſeinem Eigenthum und zu einem koͤutglichen Priſterthum, allwo alles Recht
des Recht⸗ habens aus Haͤnden, und aller Anſpruch von Andern, fie ſeyen⸗
auch, wer fir wollen, nichtig iſt, ſolte es auch ſeyn Vater u. Mutter, Bru⸗
der und Schweſter. Dann was einmal des HErren Erbe und Eigenthum
worden: daran hat lein Menſch einiges Recht auf dem ganzen Erdboden.
Dieſes ſind die Erſtlinge des damms: dieſe ſinds, die ihre Leiber und Gei⸗
ſter haben ſuchen alhier rein zu bewahren: dieſe ſinds / die mit Weibern
nicht befleckt ſind: dann fie find Jung frauen / und folgen dem
Lamm nach / wol es hingehet. 75 3 BL
“
Fr
=
ge Urſachen vor dich, damit du von allem, was in Fleiſch- und Blut ur⸗
ſtaͤndet, geſchieden und alſo folglich GOtt näher moͤgteſt gebracht werden.
Es ſcheinet deine leibliche Schweſter ſey dieſes hohe Adels nicht faͤhlg, weil
fit das Sute fo leicht verkauft hat: u. ſolte ſie ſchon zu ſeiner Zeit wieder
hieher kommen, ſo kommt ſie doch nicht unter die heilige Braut⸗Zah!k
der Erſtlingen, ſondern wird unter die Magde gezaͤßlet, weil ſie das Gute
nicht in freyer Laſt gewolt hat.
Dies
es gehst, wie es gehet, find meinem Erachten nach keuter heiffe:
8
234 Die XLIX. Theoſophiſche Epiſtel.
— —
Dieſes Wenige habe aus einem gantz ſonderlichen Trieb meines In⸗
wendigen an dich wollen ſchreiben. Bin ich dir hierinnen deutlich und
verſtaͤndlich, ſo bin gewiß, daß in dieſem wenigen Schreiben mehr Gutes
enthalten iſt als man begreifen oder dencken kan. Neben dem ſo wuͤnſche
dir nochmal aus Gott und ſeinem reichen Geiſt, was dir nutz und gut
it, und befehle dich der heimlichen und verborgenen Weißheit treuem Un⸗
tt—ericht, daß fie deine Gefaͤhrtin und Vorgaͤngerin ſey in Zeit und
„ Swigteit Amen.
Ich dein treuer Libhaber Sorgtrager F. G. Ein nichts Beſitzen⸗
und Vorbitter bey GOtt. der auf der Erden. f
HEEFHEHETHEHHHHHHHHHIHHHSSSHITHITTSISTS
Die XLIX. Theofophifche Epiſtel.
j 9 b
Der Rampf des Glaubens wird nicht vollendet / biß zwey
Melten beſiget find, als nemlich dieſes Lebens Eitelkeit
und die fin gere Welr / oder die Kammern des Todes.
vi
Libe und wehrte Schweikr.
5 Sh hätte dir vil Gutes anzuwuͤnſchen, wozu mich die Kleinheit deines
9% Herzens veranlaſſet, u. bin deswegen zu einem heiligen Mitleiden ge⸗
gell dich angetrieben, u. werde bewogen, in meinem Geiſt deiner vor GOrt
zu gedencken, ob es etwa Ihme gefallen möge, deinen Geiſt in der Schwach⸗
heit zu unterſtuͤgen. Dann mich duͤncket, du laͤſſeſt allerdings dein Gemüt
all zu vil unter ſich ſincken in allzu groſe Sag hertzigkeit / welches wol
etwas von einem geiſtlichen Verluſt, der ſich in die Ewigkeit erſtrecket, nach
ſich ziehen moͤgte. Du weiſt, meine libe Schweſter, daß ich vil Ehr und
Sibe vor dich habe: weswegen mir der Stand deines Gemuͤts eine gewiſſe
Sorgfalt auf ladet, welche ſchwer zu uͤbergehen iſt. Deswegen mein treu⸗
herziges Rathen wäre, dich ein wenig aus der all zu groſen Kleinheit herz
aus zu wenden, und in eine mehrere Großmuͤtigkeit hinein zn 1
| 8 8 RER weilen
—
Die x11% Theofophifche Spiſtel 235
— — — — —
weilen ſich der alte Scelen⸗Feind der armen pie n⸗Kinder gar zu
gern dieſer Gele genheit bedinet.
2 10
Dal die all zugroße Rleinhertzigkeit if des Teufels Element, worint
er unſer Gemuͤt als in einem beſtaͤndige Trauer⸗Haus ſucht ge fange zu ha en,
um uns durch dieſes Mittel, weilen er uns nicht mehr durch der Wel Citel⸗
keiten und ihre Gauckeleyen verfuͤhren kan, Gottes und ſeiner he verlu⸗
ſtig zu machen. Wir haben einen gewiſſen Prüf fſtein, ob unſere Kle 1
rechter Art ſey: ſind wir klein, trauer- oder leidmuͤtig, fo muß es eine gel
liche Zreudigkeit in unſer = 19 1 und Gewiſſen nach ſich ziehen, ſoll
fie anders in GDOtt gegruͤnd a mt, Ihm vereinet ſeyn. Da es iſt die Art
Gottes, daß er den Geiſt der r Bu ſchlagenen erquicke, und das Hertz der
Vetruͤbten und Troſtloſen 5 Rem d freude mache; wañ aber unſere Ber
truͤbtnuͤs Kleinheit oder Traurigkeit t keinen Jroſt noch Erqutickung nach ſich
ziehet, ſo ſeynd wir nicht verſichert, daß unſere RI einhe > oder Leidmuͤ⸗
tigkeit nicht von der findern! Magia, worin der Engel des Meids fin Ele-
ment hat, geſchwaͤngert ſey, welches ſehr leicht den deiclich en und ewigen Ted
nach ſich ziehen kan.
Meine gar libe und wehrte Schtweſter, glaube mir, als einem al⸗
ten u. vil jaͤhrigen Srreiser/ der, die ritzes⸗Poſſen des alten Feindes
auf vile und mancherley Wetſe erfahren, an welchem verſchlagenen Feind.
ich endlig lincks und deches ar Wa 1155 gabe brauchen lernen, wordurch id}
zulezt geſtger, alſo daß mir nicht leicht mehr was vorkommt, das nicht ſchon
e
zuvor durch Erf ahrung a gehe fen habe.
( es. ad gar aA habe g 110
Is 17
Oleſes it Sei n
3 tneiner inwendigen Sergfolt! vollen an dich
ergehen! laſſen, ob etwa deln Gemuͤt moͤgte gereitzet werden, einmal Freudi
keit oder Freude in GOtt 10 beſtzen, damit unſere traurit ge Saat moͤge e
I” eine Ernde der Freuden nach ſich ziehen. Hiemit ſchließe, und kuͤſſ
dich hertzlich im Geiſt, und wuͤnſche dir vil Heil und Segen aus S 91
ur ſeiner reichen Gnaden⸗Fuͤlle zum fernern Unterricht auf den ©
des Hells, damit E bich init einein guten Schuß⸗Engel begleite, der
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* 4 n * Jenas
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entſtehen.
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ans noch mangelt, daß uns niche geholfen iſt, ſolches Font allerdings daher,
236 | Die I. Theofophifche Epiſtel.
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ſtoſſeſt. Vale.
F. G. Dein gar liber und treuer Sopran
gender Vorbitter bey GOtt.
MT ET TEE EEE DEE e u e NDR ER IE SET SIE ZELTE SL DE BEL De zer De zer Peer
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N S & Sl N ds & s d A Ne e RE E I G 2:
Die L.. Theofophifche Epiſtel.
Die Verleugnung feiner ſelbſt iſt zwar der allerſicherſte und
naͤheſte Weg zu einem göttlichen Leben zu gelan⸗ 5
gen vor unſere auswendige Menſchheit -
aber der aller beſchwerlichſte. 3 |
In Gott gelibte Schweſter.
u:
En a a 6 7 Gas Men; g 1 Lane A
GER CH kan nicht umhin, etwas Weniges an dich ergehen zu laſſen, um
dir die Gewogenheit meines Gemuͤts bekannt zu machen: weilen doch
allerdings dein Schuldner worden bin in Anſehung der Hoffnung worinnen
wir ſtehen, weſche bey uns fo vil zuwegen gebracht, daß wir
aller Luſt des Lebens in dieſer eitelen. Welt entnommen find, welches freylich
vil und mancherley geiſtliche; Vackendheiten und Blöſe nach ſich ziehet,
woraus nicht wenige. Verſuchungen wegen groſer Anklebung zu uns ſelbſt
Dann die Verleugnung aller Dingen iſt ein über alle Maaßen
wichtiger und hoher Articul auf dem Weg zu Gott: und ob man ſchon
alle Dinge auſer ſich verleugnet und übergeben hat, fo kan es doch ſeyn,
daß uns dabey noch das noͤthigſte mangelt, nemlich die Verleugnung un⸗
ſerer ſelbſten. Dann aus unſerm Beſitz entſtehen immer Urfachen,
daß uns nicht vollkommen kan geholfen werden: ſintemalen die
Vollkommene Libe Gottes ſich nicht ehe mittheilen kan, als biß man ſich init
allein, was man iſt und hat, in Zeit und Ewigkeit übergeben hat. Dann was
weil
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dich auf den Haͤnden trage, und du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein
*
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Die 1. Theofophifch« Epiſtel. | 230%
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weil wir uns auf eine unbegreifliche Weiſe ſelbſt beſeſſen haben, und ſolches
verhaͤnget auch GOtt auf eine unbegreifliche Weiſe uͤber uns, damit wir
durch dieſes Mittel von der all zu groſen und zarten Lbe zu uns ſelbſten
gereiniget werden. |
Sintemalen die Leibe Gottes gar ſehr in uns verlibt iſt, uns allen
Mangel zueerſetzen, wann fie uns anderſt in ihre Gleichheit bringen kan, wel⸗
ches aber auf keine andere Weiſe als in der allergroͤſten Verlaſſenſchaft und
Armut des Geiſtes geſchehen kan. Und weilen dich, meine libe Schweſter,
das zeiſtliche Bekůmmert⸗ und Verlegen : ſeyn zimlich betroffen: fo ſey
fo vil getroſter. Dann der dich in dieſe Armut gebracht hat, wird ſchon
wiſſen zu ſeiner Zeit allen Mangel zu erſezen. Nur wir müͤſſen erſt durch
Verſuchungen bewaͤhret werden, damit unſere Libe auch rechter Art fin, u.
wir alſo folglich von aller Anklebung gereiniget werden. So habe ich ſelbſten
auch zimlich. vil Zutrauen zu dir, dann weilen dich dieſes Gluck betroffen, daß
du unſers Jammers und Klends init theilhafftig biſt worden: fo iſt kein
Zbweiffel, du werdeſt auch des Troſtes und des Gluͤcks der mitgetheilten Gna⸗
—
—
den mit theilhafftig werden. Dan unſer Troſt ligt in der ſeligen Hoffnung der
i are e 11 fer lf et No 2 fenen ME ha 144
zukunftigen Herrlichkett, welche wird offenbar werden zu ſeiner Zeit vor dem
Angeſicht Gottes in ſeinem Reich: wann Er wird erſcheinen. in feiner
Kraft: Ihme fin die Ehre in Ewigkeit. Dieſes Wenige an dich, meine libe
r WER reale a (= At era vier in Ne er 1 EVENT PORN. | 7 e * 4 Asa
11. ſehr werthe Dopamin, aus der Zuneigung meines Geinuͤts, nechſt bent
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heillgen Andencken vor ED und ſeiner Abe, "oe
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Ich biz u. Mari: dein zugelleigter Sorg tragender Vorbitter bey Okt.
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J. G. Ein nichts Beſigzender auf dieſer Weis
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33 Die LI. Theofophifche Spiſtel. ©
Wer DER frů he der Weißheit Bande Heſſel und Sals⸗Hrſe en laͤſ⸗
et anlegen / der wird am Abend von derſelben weiche |
| lich belohnet werden. a
Ch hade nicht vorbey ge chen koͤnnen Schweſter N. N. ein wenig mit
f 5 dieſem Schreiben zu begüͤnſtigen? weilen mir allerdings der Fleiß, den.
ich an bir gemerckt habe in ens des Guten / worinnen wir ſtehen, Ur⸗
ſach dar zu gebeben. So iſt d dann dieſes fernerhin mein treuliches Anerinf) hen,
daß die ewige Libe, als die unſichbare. Kraft unſers Gottes, dich in ihre aus⸗
gebre tete Arme wolle umfaſſen, und dich gantz in ſich einnehmen, dam
du moͤg⸗ 0 auf denſelben Armen getragen, u. darneben ferner hin durch dieſelbe
5 ſicher geleitet werden auf den Wegen des Heils, und durch ihre Sorge
falt und d Arn ii 05 moͤgeſt befh mer und erhalten werden, auf daß du die Kro⸗
ne der Unſterblichkeit in der Verlobung 8 derſelben in der we
Welt in ögeft erlangen. |
sn
473
Sey dero halben fernerhin⸗fleiſig u. wacker ‚Ar, fire dich, damit du durch
dieſeſbe Libe moͤgeſt zunehmen u. unter ihr Däch! ein gebracht werden, allwo du
Vor allen Sturm Winden des Feindes u. Wellen d dieſes wilden Weſt⸗Meers
East geſic Hert ſey IT, Met ne » ffelle eibe und 5 OR gfalt, ind er enen Hand⸗
leitung derſelben soll mit verkuͤgoft hn, nter welcher Leitung mir
die allerthen Ne eite Schätze der Weißzett t und \ Erf und Gottes und feine
Libe ſurd ber Ygelegt und. nach ihrer Vollhei ts uͤberfliefen, daß Bäche und
Stroͤme von dar ausgefloſſen ſind, wor dure bere ganze Garten Gottes ge⸗
waͤſſert un 85 frucht bar wird. | >
> 2)
Dann die volle Libe unſers Gottes hat einen reichen Ueberfluß des Se
gens und des Genuſſes: wer einmal aus dieſem VBrußen getruncken hat,
und von demſelben Genuß erſaͤttiget iſt, in demſelben wird es als ein ſelbſtaͤn⸗
diger und lebendiger Guell Brunn des Heils eins quillen, alſo daß eine ſol⸗
che Seele wird wie ein Waſſerreicher Garten, ww elchem es nimmer an Waſſer
fehlet, dahero fin. Gewächs grüner And 69100 et zu ſeiner Zeit, alſo
5 f g f daß
—
. 8 nm {! AR E ö >}
eee Theofophifche piſtel. 2235
. . —
daß auch feine Blaͤtter nicht mehr verwelcken, 5 alles, was er mache, das
geraͤth wol. Und weil dich die reizende und leck ende Abe ſchon zimlich 10
ſich verli bt gemacht hat: fo ſpahre ja keinen Fleiß, damit du nicht
etwa durch eine zarte Untren derſelben wieder aus den Haͤnden kommeſt.
Dann ihr Fleiß hat bißher nichts ermangeln laſſen, ſondern iſt dir ſchen in
deiner zarteſten Jugend nach geganzen, und hat dir ſo lang gelibko
1
einzulaſſen, worauf ſie dich hieher gebracht, um dich theilhaftig zu machen
des Loc ßes derer Seelen, die ſich dem reinen keuſchen und erwuͤrgten amm
zur ewigen Jungfrauſchaft verlobet und verbunden „ und davor in dieſer
Welt Verachtung und Schmach auf ſich genommen haben. N
“ — 0
So bleibe dann dein Hertz unter der Begleitung der Weißheit
und
Libe Gottes, und weiche nimmermehr von derſelben. Und ob fie ſich zu Zei⸗
ten anderſt gegen dich anſtellet, als ob du es nicht waͤreſt, die ſie lib gewon⸗
—
du
..
*
27, . . 2 7 V & 2 * * ie 73 len
nen: fo laß dich ſolches nicht irren es gefaͤlſet ihr alſo, die lib ſt iD
de zu verſuchen und zu bewahren, damit die Libe lerne allein auf derſelbe
N 315
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beruhen, welche uns die erſte Urſach zu liben an die Hand gegeben. Daß es
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will ſich gebuͤhren, daß wir demjenigen. Gutem, durch welches uns fo vil
Gutes oder alles Gute eingemeſſen wird, eben dieſelhe Ehr u. aut Namen
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laſſen, wañ es ſich ſchon zu Zeiten anderſt anſehen laͤſſet: gleich Tore die Gene
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eben wol dieſelbe Sonne iſt, wann Me ſchon zu x “a
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it. Und ſo wenig, als die Sonne in ſich ſelbſt verdunckelt oder veraͤnder
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wird, wenn ſte von auſen mit Woleken uͤberzogen wird, ebes fo wenig wird
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die Weißheit und Libe Gottes in ſich ſelbſt veraͤndert ı ckelt, wenn
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es bey uns ſchetnet truͤb beeingehen: darum iſts gut, wenn wir früh zei⸗
tig in uns eine unveraͤndernehe She erwerben, wie dann auch dein Hertz biß⸗
her von deiner zarten Kindheit an in der Abe Gottes unveraͤnderlich geblieben:
ſo werden wir mit der Sanne des Himmels, die da iſt Jottes ewige Weiß⸗
heit und Libe vereiniget ſeyn und bleiben immer und ewiglich Amen.
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Dieſes wenige zum heiligen Andencken deſſen was Zu tuhn und zit
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240 Die I. II. Theofophifche Epiſtel.
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hoffen in dieſem und dem zukunftigen Leben. Mein heiliges Anwünſchen
it annoch zuletzt, daß du moͤgeſt gekroͤnet werden mit dem Krantz der
DHimmliſchen und ewigen Jung frauſchaft, in welchem Looß dein mit Heil
angekleideter ſorg-trageuder Vorbitter vor G Ott bleibe in Zeit und
„Ewigkeit.
—
Meine Side iſt gecreutziget, F. G. Ich dein Libhaber vor GOtt ein
und das vergeſſe nicht nichts Beſigender auf dieſer Erden.
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Die III. Theofophifhe ZEpiſtel.
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Das Ende bringt endlich eine herrliche Bekroͤnung mit ſich
f allen denen, welche treu geblieben find.
Theuer⸗ und wehrt⸗geſchaͤtte Schweſter.
Ein ſehr Angenehmes iſt mir wol worden, habe auch deines Herzens
Wol und Meh genait verſtanden, u. was wol das beſte vor dich waͤ⸗
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1, in Exwaͤgung des Hertzens vor GOtt aufgenommen. Angehend deine
Treugeſiñtheit, fo habe dieſelbe hoͤchlich zu preiſen; bin dir auch beſtens in
derſelben zugeneigt, um dich darinnen vor GOtt aufzunehmen, nebſt viler
inwendiger Hertzens-Anwuͤnſchung aus SOtt u. ſeinem reichen Geiſt, daß
*
du msgeſt tichtig gemacht werden zu der reinen Jungftaͤulichen Himmli⸗
ſchin Sraut⸗Sahl, die alle ihre Leiber u. Beiſter in dieſer Welt rein
* — 9 N r PR 21 e 2 .
u. ſanber bewahret habẽ. Gewiß, meine be Schiweffer , iſtdie Wuͤrdigkeit der
herrlichen Kroͤnung, die beydes in. dieſen vnd dems zukuͤnſtigen Leben auf
den langwuͤrſgen Sterbens⸗ und Leidens ⸗ eg folget, nicht wol zu er⸗
een, wovon ich mit reifer Erfahrung gar nachdrücklich melden kan.
Angehend meinen Wandel und Seſchaͤßfte, fo iſt derſelbe von langen
Zelten her bey maͤnniglich, wie auch der liben Schwester, bekannt, und
en ſagen, ob es wol beynah in die dreyſig Jahr gewähren hat, da ich 0
N ’ 2 5 8 en manche
— * 1
Die L II. Theofophifche Epiſtel. 24 *
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manche unaus ſorechliche Geil ſces Wehen u. Hertz⸗ Preſſen bin durch
gegangen, ſo wolte es doch nicht verwechſelen auch nur um den Genuß
der allhier in dieſem Leben ſchon davor eingemeſſen wird, nechſt der Hoffnung
der darauf fol genden Herrlichkeit, die dorten zu erwarten iſt. Es iſt auch
deswegen mit ur Zunge auszuſprechen, was fur Freude es mir verur⸗
ſachet, wann ich ſehe A 95 der Seelen vil werden, die denſelbi 1 05
ſich laſſen mit mir vor das Beſte gelten, wie auch die Schwester nich En
ger ſich gegen mich da innen deel arirt hat.
* —
. i lei ii die libe She 5 1 Sign Nene, en und
de zum 1 Wachen ne nn des neuen Sees Lebens,
worinnen unſere Muͤhe. und Arbeit su ihrem Genuß und Ende kommt. Nun
der GOtt und Daker unſers Hr: JE hriſti, der da reich iſt von
Gnade' und Barmhertzigkeit, der da 1 thun kan als wir koͤnnen, wiſ⸗
fin oder verſteh an, Mat dich zum vollen Geneſen gelangen, und eiffe dich
ſerner hin aus mut SQ Weißheit und Lbe/ und gebe dive Ba ete Augen und
en
heil Is Zen Un terric I 31 n 1 Meilen 75 Fortgang in den We ge De 2 Heils, damit
du angelhan. wirdeſt mit dent Kleid der u hu, welches der allerreineſte
und Jung fräuliche Woraus Schmuck iſt mit ONE) Goͤttlichen Tu⸗
genden gezleret, damit alſo fernerhin dem Lohn bey. G Ott ſey, und dein Er⸗
be mit den vollkommen za nech n Serechte u und dein e bey dete.
Sronnnen und Ausern vahlte n. 5
Stiche un eine libe Schweſt fr, of und nich 9 0 rſt ha be ich dei
icht dein
Schr: eiben wi ufgenoaumen, leid fo bi lag dene dich geſinnet. Uebrigens kate
doch vil Gates 3 vor dich melden, welches Dein Theil fon 299 ſo dich anders
174% 1777 0 4 7
55 un eraͤnderliche. Treajg keoͤnelt wird biß an! bas Ende deines Lebens.
804 deſt eng echter libhaber. F. G. Ein nichts Beſizender⸗
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242 Die IIII. Theolophifche Spiſtel.
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„Die L III. Theofophifche Spiſtel.
Um ͤ GOTT beruͤmmert ſeyn bringet vil Schmertzen /
dann je mehr man Ihm in die Huͤnde konnnt / deſto gefaͤhrli⸗
Sg cher und Boden⸗loſer wird das Ausſchen.
Nes ich eben kurtz vorher in hochheiligen Betrachtungen wegen unſer aller
St ; Heil war, fand ich dein beygelegtes Brieſtein, welches mich in meiner Arz
beit noch weiter anſtrengete, als worknen ich bereits nicht in geringem Nach⸗
drück ſtunde. Es iſt ein Ausgemachtes, daß ich ein ſolcher bin, der ſein
Tag⸗werck in einem ſehr weit abgelegenen Ausſehen und hehen Grad erſt
geendiget ſiehet: wobey zwar nichts deſto weniger das Goͤttliche Nahe⸗ſeyn
mercklich ſpuͤre, fuͤhle und empfinde. Neben dem ft es
freylich uber haupt, auf unſerer Himeiſe zu GOtt ein Ausgemachtes, da
Apr auf mancherley Weiſe muͤſſen verſucht, und noch dabey geuͤbet und
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7 1. „ = l 7 . % - 7 . |
geſtebet werden, che und bevor was Tichtiges, Fixes”und Dauerhaftes dar⸗ f
|
|
|
|
Beſtellt wid. Dan wann ich hinter mich zuruͤck oder vor mich hinaus ſehe,
als neinſich durch welche Fluthen und unbeſchreibliche Gefahr mein Glau⸗
beus⸗ Schein ſchon durch geſegelt iſt, oder noch durchſeglen wird, ſo ſchau⸗
ert mir die Haut, und beben faſt alle Gelencke, alſo daß ich kaum ohne Ent⸗
jeren daran gedencken kau. GOtt ſey uns gnaͤdig, und helfe zu einem ge⸗
wwuͤnſchten Ansgang, und unterſtuͤße unſern muͤden u. matten Geiſt zur Zeit,
wann es truͤb hergehet, und das Schifflein mit Wellen bedecket iſt, daß es⸗
mit der Hoffnung ſcheinet aus zu ſeyn, werd im hinter ſich. und vor ſich ſeher |
gleiche Gefahr vorhanden iſt. Doch hülft Er und hat geholfen,
wird auch noch ferner hin durch helfen, und endlich aus dem tiefen Meer der
Augſt erretten, und daſſelbe austrocknen, daß wir trockenes Fußes werden
hindurch gehen koͤnnen. Dieſes iſt meine Hoffuun 3; dieſes iſt meine Frende
und Troſt, und wann ich daran gedencke, ſo werde ich erquicket.
Darum, meine ſehr Libe und Werch⸗geſchaͤtzte, laß dichs nicht fremd
duͤncken, daß es dir gehet, wie es dir gehet, weilen von allen Zeiten her bey al⸗
Len Heiligen kein anderer Weg jemals iſt erkannt geweſen, ein zu gehen ins
Nelch Gores als dig Seitliche Nackendheit und Bloͤſe, guch ren
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Die L III. Theoſophiſche Epiſtel. en
bung des Troſts aller Creaturen. Dann es iſt eine ausgemachte Sa⸗
che, ſo lang wir nichts ermanglen, geben wir wenig oder zum wenig⸗
ſten nicht vil um den Troſt Gottes. Darum iſt dieſes die rechte Liverey,
womit uns GOtt ankleidet, wann wir ſollen von Ihme aufgenommen und
mit binnmliſchem Troſt erfüllee werden, daß Er uns zu erſt entkleidet vort
allein fteinden Schmuck und Troſt der Menſchen. Habe derowegen nur
0 guten Mußt, meine oe! dann dieſes alles Kennzeichen der Libe unſers
Gottes and, wenn wir uns entbloͤſet und troſtloß zu ſeyn empfinden.. Dann
wir werden bey dem allem mercken, daß indem wir uns fo finden, wir in
unſerm Hertzen und Gewiſſen auf eine heimliche und verborgene Weiſe ins
wendig getroͤſtet unnd geſtaͤrcket find, welches auch -kein Wunder if, Dann
GOtt kan ſich in ſolchem Fall ſelbſt nicht laſſen, ſintemal feine alles erfüllende
Gutheit kan oder will keine Stätte leer laſſen, daß fie nicht ſolte von derſel⸗
ben erfüͤllet werden, fo bald fie ledig von allen, andern Dingen gelaſſen iſt.
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Danmacd iſt dieſes nach den Grund⸗Kegeln aller Heiligen der naͤ⸗
heſte und ſicherſte Weg zu GOtt, als nemlich des Troffes aller Creatu⸗
ren berauber zu ſeyn. Wer ſich demnach Farinhen ſindet / und
dabey ohne Blagen in fEuler Selaſſenheit des Willens in einem
heiligen unter ſich Sincken verharret / der iſt von Gott er⸗
leuchtet: und wer deſſen Troſt und Freude in ſeinem Hertzen
empfindet / der hat die Gaben des. H. Geiſtes erlanget: und
wer den Troſt der Gnaden / ohne ſich damit aus der Armut
zu ſetzen / beſitzet / der iſt wiedergebohren. Sey im uͤbrigen gang
fi, eingekehrt, gelaſſen, ohne etwas zu begehren, es fen zeitliches oder
ewiges, was nicht ſchon zuvor die unendliche Gutheit Gottes in ihrem
Schoof far u flarn hat ro #4 Pur +
VD behgeleget eil Dil 311 geben.
Habe keine andere Gedancken als ſolche, die du ſelbſt weder meſſen
oder begreifen kanſt, du moͤgteſt ſonſten von GOtt und dem hoͤchſten Gut
abtrren, dann daſſelbe in alle Weg unbegreiſtich iſt. Lbe auch nichts, als
was dich wieder mit Libe lohnen kan, dalnit du nicht zu letzt boͤſen Danck
davon trageſt. Zwiſchen geiſtlicher Nackendheit und Bloͤſe und vollem
Troſt Goͤniicher Gnade und Uleberſtuß gleichmütig hindurch wanderte
| | ohne
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244 | Die LIV. Theoſophiſche Epiſtel.
Hohne daß man von beyden Theilen mehr an ſich nimmt, als der noͤthige G
brauch init ſich bringet, heiſſet das Koͤnigreich der Himmeln beſizen. Wer
im Druck und Leiden mit keinen begreiflichen Gedancken umgehet, ſondern
hält von GOtt und ſich ſelbſten unmeßlich, der erlanget die Ritter Bron.
Alles, was dir vorkommt, es ſey Sauer oder Suͤß, Hartes oder Weiches,
fo eſſe nach noͤthigem Sebrauch / und nicht nach deinem Geſchmack /
damit du dir ſelbſt nicht Schaden thueſt. Wer dich libet, den ehre: wer |
dich ehret, den lobe. Wer dich verachtet, dem dancke: Wer gleich von
dir haͤlt / den opfere GOtt auf / dann er iſt auf ſeinen angeneh⸗ |
|
men Altar kommen. f |
Dieſes iſt vor dißmal das Wenkge was auf dein an mich ergange⸗ |
nes habe wollen ergehen laſſen. Sey im übrigen der treuen Vorſorge Gotees
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und feiner Libe treulich anbefohlen. F. G. F
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ET Die LIV. Theofophifche Epiſtel.
Die Märde des geiſtlichen Hirten Standes erfordert ohn⸗
umgaͤnglich das Gewicht eines unſchuldigen Gott
ven Wandels zur Se 5
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en / ſoll anderſt der Naͤchſte ge
Er Thau Gottes aus der himmliſchen und Goͤttliſchen Sonne gezeuget,
EZ breite ſich aus über dir, und das Feuer der allerreinſten Libe Gottes
zuͤnde ein heiliges Brennen in dir an, daß davon voll werde dein gantzes
Haus / und die Flammen Licht⸗loh aufſteigen vor Gott in einem heiligen
Libe⸗ Brennen, alſo daß auch vil Waſſer dieſelbe nicht mögen ausloͤ⸗
i ſchen, noch die Stroͤrne fie erſaͤufen. Die wahre Heil ⸗und ſeltgmachende
Gnade fin dein Unterricht in allen Dingen, und die Weißheit, welche aller
Dingen Meier iſt, leuchte dir vor, und ſeß dein Licht auf deinen Wegen,
und das Wort des Lebens breite ſich in dir aus zur Göttlichen Irucht⸗
bgrleit. Nichts ſcheide dich von GOtt und ſeiner Libe, auf daß du tichtig
5 885 5 werdeſt
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Kammer 0 Ar TERN eg
Die LIV. Theofophifche Epiſtel. 245
—
Werdeſt zu einem heiligen Erempel und Vorgang der Glaubigen, uͤber
welche du geſetzt biſt zu einem Auge / durch welches der gantze Leib regiert
N
und in Ordnung gehalten wird, zu gehen in Richtigkeit ſeinen Weg. ;
Vewaßre fein, was dir vertrauet iſt, in heiligem und Soͤttlichem Auf⸗
ſehen / und habe in allen Dingen eine durchdringende Libe zu dem Ober⸗
fern Anfieber aller Dingen, deſſen Fulle dir uͤberflieſend darreichen wird,
was zu einem heiligen Vorgang und Wandel noͤthig iſt. Halte an im ö
Gedaͤt und mit Wachen im Gift vor die Heerde Chriſti / welche dir |
von treuen Händen anvertrauet iſt, aufdaß du recht theilen moͤgeſt das
Wort der Warheit / welches in dich geſaͤet iſt. Habe ſtets vor Augen
das hohe Exrloͤſungs⸗Werck und Mittler⸗Amt fe Chriſtt /
dahin richte alle deine Arbeit, daß ſie in ihrem Ende und Ausgang daſſelbe
erreiche. Alles, was dir in dir und andern vorkommt, das nehme nicht
auf, wo du es bey ſeinem Ende und Ausgang mit dem Geiſt des neuen
Bundes und der Genaden in den Verſohnungs⸗Opfer nicht vergini⸗
gen kanſt. Dann das Aug unſers oberſten Aufſehers hat mit
Tod und Holle keine ander Abſehen, als daß fie endlich aufgeloͤßt, beſaͤnfti⸗
get, befridiget und unter gebracht moͤgen werden. 8 b ee
: 2 * 8 5 20 2 2
heiligen Unterricht finden, und wiſe
zu feiner ſelbſt Beſſerungz und wirft
In dieſem Geiſt wirſt du allezeit
ſen, wie du einem jeden begegnen ſolt
vilen eine Urſache ſeyn zu ihrer Seligkeit. Sey einigen ein verſchloſſe⸗
ner Sarten / und andern ein offener Brunnen durch Gnade und Libe
zum Heil ihrer Seelen. Sey nuͤchtern und klein geſinnet, und habe Acht
auf dich ſelbſten, und bewahre die Aus- und Eingänge deines Hertzens bey⸗
des gegen denen, die dich nurecht maͤßiger Weiß liben, als die dich une
rechtinaſiger Weiſe haſſen, fo wirſt du dich bey GOte angenehm u. bey den
Menſchen wehrt machen. 9 N
Liebe, leide, dulde und hoffe mit oder in gleichen Schritten, dann
wo vil Abe iſt, da iſt Leiden, und wo vil Gedult iſt, da wird die Hoffnung
fi, die Gedult und Hoffnung aber ſollen bleiben big an das Ende, Wand⸗
le ohne Furcht, fo wir du an Herz und Gewiſſen rein. Wandle uner⸗ 9
er
777 Re need
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246 Die Lv. Theofophifche Epiſrel.
—
chrocken vor GOtt, fo wird Er eine heilige Bleib-Staͤtte in dir machen,
dann ſolches ſchwaͤchet die Suͤnde, und machst fie ſich verſtecken: ſintemal
Furcht, Ange und Schmertzen aus der Finſternuß herkommen, und af
folglich ein Lebens⸗Unterhalt der Suͤnden ſeynd. Darum ſey keck und un⸗
erſchrocken in allem deinem Thun, ſo wirſt du nichts Voͤſes, ſondern alle⸗
zeit das tuhn, was recht iſt, und wirſt Frendigkelt N au en Tag des
Seriches, wann Er kommen wird. 8 7
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0 Zulert laſſe in allen Dingen die Hoffung des ewigen Lebens dein
Ziweck, Zil und Ancker „fun; fo wirſt du vil Friden beſitzen, und deine
Hoffnung von dem zukuͤnftigen Gluͤck wird dich au einem Erben machen
in jener neuen Welt, und wirſt haben, daß du ohne Ende ſebeſt. Der
HeErr ſegne ferner hin deinen Gang, und mache dich Ihme gefaͤllig in al⸗
lem, was du treibeſt thuſt und fürhaſt. Nichts ſchetde dich von GOtt
und feiner Libe, fo wirft du geſegnet ſeyn in Zeit und Ewigkeit.
( G.
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II AM, 1882 S Aten r. „ter. a LE CARE: 2 „ ur 2 “> „
BET EEE IHRE SCHEN IH ESFHEHRSCHE
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cher MWeiſe u 75 mem Sigenthum beharret, derſelbe
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ig von dem H. ‚Geist überjchatere
rrſchet zu werden.
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Ech habe fi on zum oͤft ern vile = de ncklichkeiten vor GOtt oder uin
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ge) GOtt in m r gehabt uͤber das Werck oder in der Schr mit der fo
chen ordnung! vor keine Bruüderſchaft erkeñen kan, u. das darum, wei⸗
len ich hoͤre, daß die meiſten von denſelben nach Art des vom Geiſt des
hoke,
Herrn getoͤdeten An ania einen durch Betrug hinter ſich haltend en Ei⸗
genthum haben, welches mir nimmer zu deen vorkommen ware daß
* 5 man
genaũten Bruͤderſchaft in Zion: NB ich ſchreibe mit groſer Bade un⸗
kett ſo genannten Bröde erſchaft, denn ich dieſelbe in ſolchem Fall, wie ſie
mir beſchrieben, vor keine Chriſtliche Kirche, oder nach Chriſtlicher Rir⸗
—— — —__
Die LV. Theofophifche E piſtel. 2247
—— — © 3 — „€
man unter dem Namen Gottes ſoſche Sporsirey mit GOtt treiben koͤnte.
Nicht ohne Urſach habe ich immer fo vile Schwirigkeiten über den
V. Titul in meinem Geiſt gehabt, diesel ich der Bruͤderſchaft nie⸗
mal in meinem Gewiſſens⸗Geiſt hab koͤnnen maͤchtig werden ver GOtt.
Hatte ich wiſſen oder dencken ſollen, daß ſolche Sachen darhinter ſtecken,
fo batte ich derſelben ſchon lang ihren Abſchid gegeben, ſintemal ich SOtt
und Chriſtam nicht alſo gelernet habe. Kein Wunder iſts, daß die Sache in
A He CV r
dein geiſtlichen Wac
hsthum ganz keinen Segen noch Fortgang hat. Ich habe
20 *
Ed
12
allezeit gedacht, der Mangel kaͤme aus der Auferlichen Arbeit her, welch
endlich mit GOtt koͤnte ausgemacht werde: vor die Sache aber weiß ich nicht
zu ſteßen vor GOtt. R =
o
Ein bewaͤhrter Bruder aus dieſer Geſellſchaft ſchrieb in einem Brief nad
Teutſchland von dieſer Geſellſchaft alſo: es hat keiner etwas Eigenes /
wir find alle gleich arm c. Wo iſt nun die Probe? kan man in ſolchem
Full nicht einmal vor Menſchen beſtehen, wie will man vor GOtt beſtehen?
5 772 7 7 111 r „„ Vene + „ 1 (a N
O Elend! man mehnet einige Stuffen der Verleugnung ⸗erlanget zu habe
„weil man der Welt auſer ſich abgeſgget, u. hat doch feine eigene Thor⸗
u. Narrheit in ihm ſelbſt noch nicht einmal uͤberwundẽ. Es iſt zu beklagẽ
ie groſe. Blindheit des Hertzens, die in uns Menſchen ligt, indeme man
meynet groſe Dinge ſchon getahn zu haben, u. hat doch die erſten Buchſta⸗
ben in der Chriſten A. B. C. noch nicht erlernet. e
. * >
Gewiß, wo ſich dieſe Sachen nicht andern in dieſer Geſellſchaft, wol⸗
te ich doenig oder nichts vor das gantze Werck geben. Dann kan man die⸗
ſen abgeſchmackten u. kindiſchen Ich und Mein nicht verleugnen,
wie wurde es dann zu tuhn ſeyn, wenn man das Leben, ſelbſt verlengnen
ſolte? Ich meines Theils konte nicht fo leben, wolte auch liber des Todes
fterben, ehe ich wolte GOtt teuſchen, oder Menſchen an mir laſſen betro⸗
gen Werden. Wie kan in ſolchem Fall ein Vormund, Vorſteher ober
Oeiſtlicher Pater beſtehen ver Gott, und von auſen vor eine Orüder⸗
ſchaſt ſtehen wann ſie auf ſolchem Fuß ruhet, gleich wie nun Bruder N. N:
der die Sorgfalt und Aufſicht diefer ganzen Geſellſchaft auf ſich hat, de
95 55 2.53 he doch
0
5
248 Die LVI. Theofophifche gepiffel,
—
doch die meiſten davon heimlich in ihren Eigenthum haufen. Ich meines
Theils waſche meine Haͤnde, und habe keinen Theil an dieſen loſen. und
unreinen, ja Delbetaten und ver kehrten Wegen in Anſehung der War⸗
heit, An trick tigkeit und Lauterkeit. Ich will einmal mein tcoß mit der
allgemeinen Chriſtlichen Kirche haben, und nicht mit . und
ſeinem Weibe Sapbyie,
Dieſes iſt nun mein Sinn in der Sach, und ſo Reh: ich, kan
Bruder N: N: dabey chen, fo iſt es gut, ich vor mein Theil koͤnte
nicht dabey ſtehen auf ſolche Weiſe und unter te Namen bey den Bruͤ⸗
dern zu wohnen, ſintemalen ich vor zwanzig Jahren ſchon ein beſſer Chri⸗
French: im bey ehren gefunden und belebet habe, 5 dieſes iſt , es; 9%
art einmal nicht in die Chriſtliche Rolle.
E
6
Geſchriben von mir F. ©. einem
nichts Beſitzenden auf dieſer Erden.
853885 8338 888588 88828 RE eL Leer
> 8 8 C.
n h 5 DM.. „ CC. G. C. d. rd. .
2 IVI. Theofophifche 8
Sl 15 5 endlich 2 Baums Wurtzel entde⸗
ret. Und wie in demſelben Zweig d die Tinctur verborgen lige /
wordurch die herbe Eflentien · des Stan um⸗Baͤums gebeiles
und Sri uchtbar gen ir rerdest. r
2 4 Ole werde ſtarck in uns, und vermchre ſich mit feinen vilen und mans
> cherley Gnaden ⸗Gaben im Geiſt durch Chriſtum Ic ſum den eini⸗
se Herrſcher Amen. Angehend die Bruͤderſchaft in Zion, fo wärs
freylich viles davon zu melden, wie nemlich ſelbige durch eine hohe
Wunder⸗Hand als ein neuer Pflantz⸗- Zweig oder Gewaͤchs aus dem
Urſtand der a Kirch unter der Geführtwerdung der
| ganzen
1
Die ELVE en Epiſtel. 575 249
gantzen Gemeinde ſich ) als ein Wunder d r Seit in unſeru Tagen hervor
gethan. Ob zwar wol bey d derſelbigen in den Bein der groſen Trüb⸗ al und
An gſt die Schiffart Pauli ein gefaͤhrliches Ausſchen hatte, alſo daß auch
einige Schiffer Be ten zu ſtiehen: ſo ginge dech 95 dem hakten An iſtaß
des Schiffs nichts zu Grunde als nur das Hintertheil, dann das Vorder⸗
theil hr ib feſt ſtehen, und alle Seelen im S chiff bliben erhalten NB dann ſie
ſuchten Land, und erretteten ſich durch ſchwimmen. 0
in wieder zur Sach zu kommen: Es hatte ja freyllch zu derſelben Zeit
00 hiffart dieſer Gemeine einen. N Stoß be komen, als man vor neun
hre Ra Zerbrechung des Schiffs durch die Noht Urſache gefundẽ ſich durch
das Waſſer der Truͤbſal ohne Schiff hindurch zu winden, biß man Se
Fuß wieder konte ref ſetzen an dem Ort „wo jetzt Ephrata erbauet fiel
Dann 1 Er Vordertheiſd des Sc ie nich a ſendern kit Big:
5k.
39
le 14 7
Was ſich nun dieſe neun Sch allhi
—
2 ihr allhier an dieſem Ort mit dieſer Seſell⸗
iss Ir * „en: 5 1 2 37 f 45 Ar e
ch Is egen, ſonderlich bey denen, die zu erſt durch den gefaͤhrli⸗
chen Schiffbruch hieß her derſetzt worden, iſt nicht wol zu e nich
r/ —
3 . wa Pauli n ig keis. 85 er wol die Ste
weniger zu beſchreiben. Die allererſte Schmach, die die
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. es * de * F
ſich War 7 da 3 ihme ! Lil icht 5 Dodlick wo wid die Orter EE;
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ne Grter. Von dieier Sa ware vil A reden, aber wir werden kaum
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1 ri an N 8 er DANN. “ * — 12
welche aden die ulſſere 1 5 Sprache verſtehen. Genug ists, d daß wir
A7. min d. 1 * rr — N Re... Ale 1722
wiſſen, daß 9 N die Terbre cl An 3 Les Ganzen das Werck nic Yt allein 3
777617 18 4, 85771 * 24% Pl fe RA FREE 155 11 a
keinem Ab gan. kominen it, ſonkern fich vil mehr in Aeſte und Zweige aus⸗
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gebreitet: u. obs wol e als haͤttẽ u) die Aeſte und Zw
Stamm⸗ Saum gertſſen in ihrem Aus ne; 6 war es doch nur die
ferenge Herbigkeit der Wurtzel des Baums gemeynt, dann der
Stamm ſolte einen anderen Safft in ſich einnehmen. II. well d demnach
die Zweige des Ausgruͤnens aus des alten Stamm ⸗Vautus Bitterkeit muͤde
waren, und doch ohne Wurzel in ſich ſelbſt kein vermoͤgendes Vermoͤgen
hatten fruchtbar zu werden, fo ſuchten ji 8 auf an Quint -Eſlentz
des
—
dige! von dem.
ö
Se ne,
*
5
- = od
210 Die IVI. Theof
—— —
des Stamms u. Wurnel aller Dingen in ihrer Ausgeburt zum ewigen Leben.
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Dann ob fe wol ihre auswendige harte Leiblichkeit aus dem alten
Stanini⸗ Baum erlanget hatten: fo konten fie doch das A usgruͤnen der
ſůſſen Fruͤchten zum Genuß des Geiſtes nicht aus demſelben Stamm wi
gen ber Bitterkeit feiner Wurzel heraus holen. Dieſe Veraͤnderung dann
2
oder Verſetzung derer Zwergen, die ihr Ausgruͤnen nicht mehr aus dem alten
Stamm⸗Baum der Natur zu bein hakten, hat freylich nicht wenig
Streit verurſachet in denen ziweherleg Stammen und Ur ſtaͤnden oder
Principien: dann ein jedes hat ſich aus feinem Urſtand ſuchen uͤber das
andere hinaus 125 winden. Und wellen dann das erſtere in ſeiner Ausgeburt
as. 8 und Vor gang hatte wegen des Alterthums in dem Recht der na⸗
tit liche 5 Leiblichkeit, neben dem auch diefer Bain der Natur in feinem
Gewaͤchf immer ein Groͤſeres dar Her! ſete wegen der vollen Aushreiuns der
Aeſten . Zweigen und derer Dingen, die von ihm beſchattet wer—
den: ſo geſchahe es freylich, daß die zarte Zweige, die ſich von dem
Aus gr uͤnen dieſes Baums ger en ind eine andere Wurtzel geſucht,
nicht wenig Unterdrückung erleiden und ertragen muͤſſen wegen ihrem Line
vermoͤgen Nackendheit und Bloͤſe, da im Gegenchel diedleſte und Zweige
des Stamm ⸗Baums der Natur ſich weit m isbreiten.
So if es jederzeit ergangen, u. alfa gehet es noch, ſo hat allezeit der
nach dem Fleiſch gebo hrne den, der durch die Verheiſſung gebohren „ ver⸗
folget, und fo hat Jacob vor ſeinem Bruder Eau f ln fliehen in ein
ſreimdes Land, allwo er feine Zeit in ſchwerer Knecheſchaſt und harten Dinſt
mußte zu . biß endlich GOtt fein Elend angeſehen, und machte
ihn mit groſem Gut ſeinem Breu der lau wieder entgegen kommen : da
er zu af in Entſagung aller Dingen ßch in inen harten Ringe⸗Kampf
mit GD einließ um den Segen, der ihm ſchon vor zwanzig Jahren von
feinem Vater beygeleget war um welches willen er fliehen, mußte zu der Zeit
vor feinem Bruder; hier aber in dem Segen den er mit GOtt errungen,
sone er feinem Brüder entgegen gehen und ihn verſoͤhnen. Und ſo iſt nun
Eſau durch Jacob vetſoͤhnet: darum er auch die Staͤtte erworben, die
da heiſſet Pmel / wo der Err init ſeiner Wunde Hülfe von Angeſicht
che wird. | Dis
c
Die LVII. Theofophifche Spiſtel. 25
Die LVII. Theoſophiſche Spiſtel.
Die Wege Sottes unter feinem Erbtheil find unerforſchlich:
5 die Schmach hat ſie verſiegelt: der Verſtand kan ſie
ö 0 N nicht meſſen.
5 Meine gelibte Bruͤder. 5
DES herrſche die Kraft des Weſens Gottes in euch zum herrlichen Sieg
uber alles, was Suͤnde und Tod in ſich heget. Wir haben zwar
manchen Scharmuͤtzel im Geiſt durch zu gehen, biß das Leben der
Säelbheit / welches in dem herben und ſtrengen Mannes⸗Willen herr⸗
ſchet, in der Verſuchungs-Wuͤſten iſt danider geſchlagen: ſo herrſchet und
ſieget doch endlich die Leidende Kibe in der Kraft des HErrn, die alles
zum herrlichen Ende hinaus fuͤhret. Glaube Libe / Hoffnung / Demut
und Gedult werden im Waſſer der Reue gefunden und eingcerndet.
er feine Taſchen damit gefüllet hat, kan freudig ausziehen zum herrlichen
Sieg wieder alle Feinde des HErrn, die Iſrael Hohn ſprechen. f
Obſchon die Schinach derer, die da ſchmaͤhen des HErrn Geſalbten,
auf uns gefallen, fo hat doch David noch einen herrlichen Tantz vor fich;
wann die Bundes⸗Lade denen Philiſtern wird heimlichen Schmertzen
und Kranckheit verurſachen, daß fie muͤſſen eilen, und fie mit Geſchencken
(ſtatt des Hohns) wieder in das Land Iſtael bringen. Und ob auch
auf der Fahrt ſcheinet eine Gefahr des Untergangs zu ſeyn: NB fo find doch
nur die Rinder ein wenig bey Seit getreten. Der Tantz u. das Spil des gan⸗
gen Iſraels gehet richtig fort: und wann in ſolchem Fall uͤber das Ausſchrei⸗
ten der Rinder der alte Unglaube nach der Lade greifen will, daß kein Fall ge⸗
ſchehen foil, ſo wird er geſchlagen vom HErrn. Ob zwar bey foldem Riß
David auch ſelböſt geſchwaͤchet ward, fo war doch dieſes keine Probe, ſon⸗
dern des HSern Segen blieb auf der Bundes⸗Lade: und obſchon viele tauſend
daran fielen Cnebſt dem Vergreifen Uiſa) ſo ſezet doch David feinen
Tanz fort, und laͤſſet ſuhh weder die Tochter Sauls / als die natuͤrliche
Beſchaulichkeit in Verachtinig derer Dingen, die zur Goͤttlichen Einfalt
9
o
*
gehoͤren, noch den Riß des alten Unglaubens weiter hindern, ſondern brin—
get fie mit Freuden in die Stadt Davids. Es duͤncket mich „die Zeit wäre
geboren, da David die Bundes⸗Lade an ihren Ort bringet, u. obwol
vile daran gefallen find: fo laͤſſet er ſich doch ſanthes nicht hindern, ſon⸗
| i dern
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272 Die LVII. Theofophifche Epiſtel.
dern bringet ſie in die Huͤtte, die er ihr gebauet hat, freuet ſich mit dem
ganzen Iſrael / und ſegnet ſie im Namen des Her. f
O wie froh ſeynd wir! daß wir den Freuden⸗Tantz mit der Schmach
des Volcks Gottes erleben: ob es wol David noch manchen Schmerzen
koſtet, biß Salomo / als der König des Fridens, erworben und auf ge⸗
bracht wird. Dann er muß zuerſt einen gerechten Mann umbringen,
ſonſt kommt er nicht an das Weib, wovon Salomo geboren ward. Dodz
ward endlich unter dem Druck und Leiden ſo vil erworben (denn David
mußte Suͤnder ſeyn, weil er den Mann erwuͤrget) daß zulegt fo vil
Schaͤtze und Reichthuͤmmer zuſammen gebracht wurden, welches zur grofers
Verherrlichung des Gottes Iſraels gerreichete. Die vils und ſchwere Kriege
kamen zum Ende, die Zeit eilete zum Eude, da der unrechtmaͤßig erworbene
Salomo das Koͤnigreich einnahm: in deſſen Reich ſich die Wunder des
HeErrn an feinem Haufe auf dem gantzen Erdboden offenbareten. Davids
Suͤnde in Erwuͤrgung des Gerechten Manns / ſamt der Schmach und
Verachtung iſt vergeſſen. Die Bundes s Lade toͤdet nicht mehr. Der Unglau⸗
be iſt gerichtet. er Name des HErrn iſt offenbar in allen Landen. Es
wird aus⸗ und eingegangen zur Stadt unſers Gottes mit Frolocken und
Jauchen. Es werden vergeſſen alle Zeiten der vilen und mancherley
Heimſuchungen, die als ein Vorſpil auf mancherley Weiß in Lib und Leid
ſich hervor getahn, biß endlich die Zeiten der Erquickung offenbar werden
und Iſrael zur vollen Ruhe wird eingebracht, da das Trauren in Freunde
und das Leiden in vergnuͤgende Wolluſt verwandelt wird.
Und ſo leber wir in der Hoffnung des Heils, und erwarten feiner”
in Gedult. Die Schaͤtze zum herrlichen Schmuck und Zierrath des Hauſes
Gottes vermehren ſich unter Davids Elend. Die Gedult und Sangmur
erwartet der Zeit, worimnen Davids Feinde gerochen werden. Obwol
David in feiner Drangſal alles geſchencket hat, auch den Flucher Simet
nichts entgelten ließ, fo iſt doch eine Zeit gekommen, in welcher ſolche
Gefaͤße nicht mehr find gebraucht worden in der Kirche Gottes, darum fie.
auch zur ſelbigen Zeit ſind gerochen worden. Saul wurde allerdings aus⸗
Serottet mit ſeinemm Geſchlecht. Michal wurde Kinder ⸗ los un Alle
NIEREN 8 einde.
Ex — *
bi
Die LVH. Theofophifche Spiſtel. 5
— — — —- — utS — — —
Feinde des Erin wurden beſieget und abgethan. Simei mußte fein Looß
zu Jeruſalem verſcherzen, das ihm von dem Vönig ſelöſt zuwegen ge⸗
bracht ward. Und ſo ſieget endlich die Rechte des HErrn in allen Dingen,
und Salomo der Sohn Davids nimmt das Koͤnigreich ein, und ſchaffet
ſeinen Graͤnzen Friden. Das falſche Weib muß mit ihrem ſelbſt umge⸗
brachten Kind den Spott zum Danck haben, und die Uunſchuldige Unter⸗
gedruckte und Beleidigte kommt mit ihrem Kind zu Ehren. Und fp lebet
und herrſchet Salomo im Friden, und geniefer die Herrlichkeit feines Reichs.
Die Krone gehet auf uͤber ihm und dem Haufe Iſtael / und alle Lande wer⸗
den ſeiner Ehren voll. a >
€ u © ©
Und fo leben wir, und erwarten feiner in Gedult. Es muß alles
helfen unſere Schaͤtze vermehren. Freunde und Feinde tragen Holtz zu un⸗
ſerm Bau. Das Werck des Hrn gehet gantz richtig. Man brauchet
allerley Gefaͤſe in dem Hauſe Gottes, etliche zu Ehren, etliche zu Unehren.
Ochſen und Krippen waren alle bey einander, als Chriſtus geboren ward:
Geiſſel und Peitſchen brauchte Er, und trieb die Ochſen zum Tempel hin⸗
aus, als Er wolte die Kirche durchs Creutz anrichten.. Und ſo iſt alles an
ſeinem Ort und zu ſeiner Zeit gut, es ſey Gut oder Boͤß, Suͤß oder Sau⸗
er, alles hat fin Geſchaͤffte an uns zu erweiſen zu unſerm Heil. Wir
muͤſſen aber zu ſehen, daß wir nichts von dergleichen Sachen bey behalten
die als dann aufhören in dem neuen Reich der Offenbarung Gottes und
ſeiner Herrlichkeit. 5 f
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E W M ODER E RR. ER 23 „ 5
* 5 20 ne a . =
Il Segen Heil und Frlden aus GOtt u. feinem reichen Geiſt an de
gantze Bruͤderſchaft zum Wachſen und Fortgang auf den Wegen
des Heils. Zur Nachricht dient, daß hinfort der bruͤderlichen Geſellſchaft
will treulich anbefohlen ſeyn mit Handreichung im Gift vor GOrt und
mit Anhalten im Gebaͤt und Wachen durch Eindringen in daſſelbe Weſen
Tor euch alle. Laſſet nur die wahre Eintracht und den Chriſlichen
Oruder⸗Halſam ſerner hin eutre Begleitung ſeyn auf den Wegen des
Hells: fo wird der GOtt der Libe und des Fridens mit euch ſeyn und blei⸗
ben von nun an biß in Ewigkeit: Valcte.
5 ö | aha Gellbre
er u rer e —
254 Die I VIII. Theoſophiſche Epiſtel.
— —
Gelibte Bruͤder.
ER habe die bekannte Sache beſtaͤndig mit einem gewalt gen Geroicht und
Nachdruck auf mir liegen, und weiß nicht, durch welches Mittel fie
wird an ihren Ort gebracht et werden. Dann einmal ich werde gewahr d daß
vor meine Per fon. auf ewig gebunden bin, die Sach mag hern. ach auf Sei⸗
then der Bruͤder einen Ausſchlag gewinnen, wie ſie will, ſo iſt es einmal
vor mich ein ohnaufloßliches Band / u. weiß nicht, was es weiter wird
nach ſich ziehen. Dieſes wenige dient zur Nachricht.
Es iſt mir, es ſeyen alle Welten mit rege, und greift mir die Fa
vil wichtiger in die ewige Welt hinein, als ich es vor gegenwaͤrtig aus⸗
drucken kan. Dan alle dreh Principien ringen mit den allerſtaͤrckſten Magien.
mit einander; aber das Wort im Bunde behält das Ge 50 1 zum Sieg/ und
das durch seiden und dulden in dem fo wichtigen Gegenſtreit. Ich bal⸗
te feſt, und weiche nicht / wie es auch gehet: valete. 2
BER 82 25 8555 8.8 EN BEN Read NGN
or ES „ N
&
Die LVIII. Theoſophiſche Epiſtel.
Durch ein demuͤtiges un ter fich Sincken und gering von fich
ſelbſten Halten wird beydes die Junſt Gottes erwor⸗
ben und der Bruder verſoͤhnet.
Meine Bruͤder.
S iſt Ernſt noͤthig das rechte Ziel zu erreichen: es iſt zwar einiger Maaßen
5 ein Schritt gethan worden, indeme man die Welt und dero Eitelkeit
verleugnet und ihr abgeſaget hat; aber das wahre Vergnuͤgen in GOtt
und feiner Libe iſt deſſentwegen noch nicht gefunden. Dann es ſind jetzt noch
zwey Schritt zu thun das Abkommen von uns jelbft und das LEuige⸗
hen in Gchtt, welches von groſer Wichtigkeit iſt. Dann ohne daſſelbe bringst
man 1 ſeine Arbeit zu einem 11 9 Ende. Wir find ja zur ah
berufen
En
Die LYII. Theofophiiche Zprjkel, 252
e ee
perüffen und dieſelbe Seligkeit wird in GOtt durch Chriſtum erworben?
als durch ſeine reine geſund-machende Lehre, die da Seiſt, Wahrheit,
Kraft und Weſen in ſich hat, durch welche Kraft die Todten auferſtan⸗
den, die Kraucke geſund, die Tauben hͤrend, die Blinden ſehend und die
Sprachloſen redend wurden. - „
Warum ſehe ich aber ein ſolches Krechzen / u. alle Mañer ihre
Hände auf der Hüffre haben wie Weiber in Kindes⸗ then?
Ver hat je geſehen wer hat je gehoͤret? daß ein Manns⸗Bild
geboren hat. Wollen wir das Knaͤblein ausgebaͤren, das die Helden
nuit der eiſern Rüthen ſoll richten, fo muͤſſen wir das Klagen um Sauls
> ’ a
Verwerffung einſtellen. Daß Sammel hat ſchon einen andern geſalbet, der
an feine. Statt ſoll König werden aus dem Stam far, derſelbe wird das
Reich einnehmen und immer und ewig beſitzen. In deinſelben kleinen David
ſehen wir die Heilige Linea, in welcher das rechte n. Heilige Gebaͤrungs⸗
werck fortgefuͤhret leird, welches in Saul, als der ſtrengen Scrbigkeit
der naturlichen Selbheit nicht ſeyn konte. 2
v
Du
Manns⸗Willen wird nichts ausgerichtet. So lang wir Sophiam oder die
Weißheit nicht angezogen haben wird unſer ſtrenger feuriger Mauns⸗
bleiber in einem beſtaͤndigen Auf⸗ und Abſteigen, ſuchet ſelnen verlohrnen
* n m 2 . Ar « — — 5 * 2 —
Ruh⸗Puncten auſer ſich in Natur und Creatur, und ſezet ſeinen eigenen
5
*
Wille nicht befaͤnfftiget und ins unter ſich Sincken gebracht; ſondern
* 777VVVVVVCC0VTCCCTTCVT Mi e e Mr RT
Manns⸗Willen mit ins Treiben Wird dann nichts ausgerichtet (dam
> 7 1 * e aa cr 1 Auen, ort 2 PR in
die libhabende Menſchen⸗Libe Gottes ergiebt ſich keinem ungelaſſenen Willen)
2 - 2 „> 3 =, 8 BT 15 e
Ey Ir u 4 4 a * 4» anf. ur Ne 3 i * J non 4 *
a ſo entſtehet an ſcatt eines unter ſich inckenden und demüthigen Einergede I
7
und Ulnterwerfen unter den Willen Gottes ein inwendiger Lineal und
an;r. b 3 a * * 1 5 ... . . “ 8. 3
Miß vergungen über alle Schulen und Dilciplinen, die etwa die Weißheit
rut ihren Kindern uUntergehet und man hat immer mit GOtt in ſeiner
heiligen Jührung zu rechten, ja unterwindet ſich wol GOtt in ſeiner Ge—
5 an zu taſten, weil Er dem auswendigen Suͤnden⸗Thier nicht
ler darm leß zu ſeyn, eder ſeines Wilens Gefallen nach zu thun.
N ge riese [N LE 1 * 1 9 eh - I FR ge *
O gcfaͤhrliche Rathſchlaͤge des boͤſen Herteus! wann bir unſer Thier auf⸗
N * geloͤſet.
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9
256 Die LIX. Theofophifche Epifkel.
geloͤſet wollen wiſſen, ehe Chriſtus mit feiner Peitſche allen fremden Rauf⸗
Handel und Krämerey aus der Moͤrder-Grube unſers Hertzens oder
inwendigen falſchen Heiligthums ausgetrieben. Dann wann Chri⸗
ſtus ſeinen Eintrltt daſelbſt nimmt, und Reuter wird auf unſerm alten
Suͤnden-Thier, fo mögen wir es wol loß gelaſſen ſehen: aber fo lang unſer
eigener Wille Reuter darauf iſt, ſo iſt groſe Gefahr, daß es ſeinen Reuter
abwerfe, und fallen beyde in die Grube. |
Soll demnach unſer Handel frommen, fo ift noͤthig, daß man ſich der
wahren Treu in und auſer ſich, beydes gegen GOtt und den Naͤchſten
beſteiſige. Dann gewiß, durch unſern eigenen Willen wird das Himmel⸗
reich nicht erworben. Es fordert ein demuͤtiges Gering⸗halten von ſich ſelbſt,
und ein kindliches aufrichtiges Hertz, das ohne Falſch iſt gegen den Naͤch⸗
ſten, und zwar ſo, daß man demſelben, wie gering er auch iſt, ſich um Got⸗
tes willen unter werfen kan, ſonderlich in den Schul- Difciplinen, wo
die Weiß heit ihr Spil mit ihren Kindern hat. O werdet doch einmal recht
klug, und ſuͤndiget nicht weder an GOtt noch unter einander. Laſſet nicht
umſonſt ſeyn, was ihr bißhero erlitten, erſtritten und erarbeitet habt. Wer
bebarret biß ans Ende, der wird ſelig. Die welche dort in weiſſen Kleidern
gehen, ſind kommen aus groſen Truͤbſalen, u. haben ihr Leben nicht ge⸗
lübet biß in den Tod. Warum ſuchet ihr euer Wolſeyn in dieſem Leben?
warum ſehet ihr ſcheel, wanns truͤb hergehet? O meine Liben! erwecket den
Eifer; dringet in GOtt ein; trachtet nach dem, oder ſetzet eure Hoffnung
auf das, was nicht vergehet. Seyd klein und gering in euren Augen. Die
inwendige Geringachtung euer ſelbſt wird euch den Weg des Fridens lehren.
IAlchtet nicht hoch / was von euren eigenen Sedancken und
Hen druck erdacht wird. Sehet allezeit mehr auf das, was GOtt uns
vefohlen zu thun, als was ihr gern hättet, daß euch gethan wuͤrde.
Alle eure Sorgen und Bekuͤmmernuß ſtellet GOtt heim, Er wirds
wol machen. Seyd um nichts mehr bekuͤmmert, als daß GOtt in euch lebe,
und ihr ſelbſt ſterben moͤget. Hoffet nichts, als was gewiß iſt, und nicht
mit der Zeit vergehet. Traget keine fremde Laſt am Sabbat⸗Tage /
damit ihr die Ruhe Sortes nicht verderben, Safer keinen andern
Sinn
0
Die LX. Theoſophiſche Lepiſtel. „y
— — ——ä — ———— :;t— — — ———H. ö —— —
Sinn in euch herrſchen, als der euch von GOtt durch Leiden u. Dulden
aufgedrungen wird. Habt nichts zu begehren, als was ihr mit Schmer⸗
sen in Gedult und Hoffnung aus Gottes Verheiſſung zu erwarten habt.
Habet keine höhere Gedancken von euch ſelbſt / als GOte von
ſich hatte / wie Er zwiſchen zwey Uebelthaͤtern hing. Achtet
euch nicht geringer, als uns GOtt geachtet hat, wie Er ſeinen eingebor⸗
nen Sohn vor uns dahin gegeben. Treu und Glaube, Libe und Hoffnung
Demuth und Gedult ztere euren inwendigen und auswendigen Wandel.
Eure Hertzen werden nimmermehr leer von heiliger Inbrunſt, Gottes und
feiner Libe zu begehren, damit ihr angefuͤllet werdet mit der heiligen Sal⸗
bungs⸗Rraft / und alſo mit dem Hohenprieſterlichen H. Oel über und
uͤber begoſſen werdet, fo wird der herrliche und wolriechende Bruder ⸗Bal⸗
ſam euch wolriechend machen, und wird herabflieſen auf enen ganzen
Bart, und auf den Kragen eurer Kleider. |
e3 3 1 117 7 77
N Geſchrieben von mir F. G.
SNN NN DENIED
F
Die LX. Theoſophiſche Spiſtel.
Dich unſere Bekehrung wird der Streit der Principien Fre,
uns erregt: wem ich nun der. Wille einergibr /
daſſelbe mummt uns in ſich ein.
2 2 5 *
5 8 RR N 2 0 Pr, 7 7 - 3 5 ® 5 1 un
SOtt, der mein Ein und mein Alles iſt, ſey mit dir, und fans dich,
daß du erfuͤllet werdeſt mit ſeiner reichen Gnaden⸗Fuͤlle, dis da if
in Chrifts "Pf Amen.
Gela Bruder in dem HErrn! Sey getren, u. laß die Libe ohne Zus
fall wircken, wie fie dann auch ohne Zufall wircket: dann was wir
fun, das ernden wir. Wer Libe fact, der erndet Abe: wer Zorn und
Jalſchheit färt, der erndet den Zorn Gottes ein, und fuͤllet feiner Mutter
88 der Hoͤllen Schooß, und wer Eitelkeit aus ſaͤtt der erndet Wind und
Ungew irrer
*
0 iR . - I
258 Die LIX. Theofophifche Epiltel.
Ungewitter ein, und iſt mit feinem Thun und Wercken verlohren. Dann
nſer Geiſt iſt Magilch und anziehend, und die Libe Gottes iſt auch Magiſch
und anziehend, des gleichen auch der Geift- dieſer Welt. Nun dieſe dry
P
0
Tufaͤnge oder Principia haben ein Recht mit ihrem Anzug in dem dreyfachen
Willen des Menſchen. Darum, als der Menſch den einigen Licht- und
L 1
Libe⸗Willen verließ, und ging in die Schiedlichkeit, ſo fing ihn ſogleich
das dritte Principium, als die eitle Welt, welche an dem Band der Hollen
hing, und ſchwaͤngerte ihn, alſo daß er einen Sohn des Abweichens
von der Libe Gottes durch das Uebertreten des Geſetzes in ihm aus gebahr cc.
225 80 3
So wir nun dieſer unſerer fremden Mutter wieder untreu wer⸗
den durch die Abkehr unſers Willens, und in die lautere Libe Gottes ein⸗
dringen, ſo umpfaͤhet uns die eibe Gottes zugleich mit einem heiligen Gegen⸗
wurf, u. beſamet unſeren Magiſchen Willen⸗Geiſt (als welcher empfaͤnglich
und gebährend iſt in einem jeden Principio, welches er mit feiner Libe ſaſſet,
|
|
zund wo hinein er hungert J u. sicher alle unſere zu ihr geneigte Begierden
in ihr heiliges Feuer hinein, reiniget fie darinnen von denen annoch vermeng⸗
ten Eigenſchaften, und fihmelser fie ab, fo bleibet alles Gold im Feuer rein,
und kommet wieder an fein Ziel und Ende.
Darum ſey wacker in dem HErrn, und ſtehe feſt als ein Mann: trage
5
die Mahlzeichen des HErrn IEſu (als ſeine Schmach) an deinem Leibe.
Habe nicht lieb das, was vor Gott in einem Haß ſtehet. Habe das Ver⸗
achtete mehr in Ehren als das, was in groſem Schein gleiſſet. Sey klein
und gering in deinen eigenen Augen, fo wird dir der HErr hold ſeyn. Wol
dem Menſchen, der kein eigen Gut hat, und der ſein Geld auf Wucher
gibt, und lieffert feine Einkuͤnfte dem HErrn zu rechter Zeit. Die Weiße
Heit if erhaben unter ihren Kindern, und die Klugheit iſt geruͤhmet unter ih⸗
rem Geſchlecht. Wer eifrig darnach jaget, der wird ſie erlangen, und
wer an ihrer Thür horchet, der wird ihre Spur finden. Wer treu an ihr
haͤlt, dem wird es gelingen, und wer ohne Falſch iſt, den wird ſie zum
HErrn machen. Der Eingang ihrer Wegen iſt luſtig und ſuͤß /
Her ZJortgang verdrießlich / das Aus halten beſchwerlich / das
| Aleberwinden
2
25
*
Die LI X. Theofophifche Epiſteu. 253
—
85
A. B. C. hincer ſich gelernet hat der hat den Teufel über:
wunden: und wer gern um deſſentwillen / was kr gethan und
gelernet hat / verachtet iſt / der If e
„Keber winden NB NB veraͤchtlich / die Krone herrlich. Wer das
Wann wir klein find, fo it der Herr groß: wann wir erachte t und
werte orfen ſind, ſo ſiegen wir, und uͤberwinden. Unſer Heil iſt in dem ein⸗
gigen Leben IEſu Christi, der gecrentziget iſt. Das Schein müß des Creutzes
[x tet 0 erbore So biß Chriſtus von den Todten anferſtanden iſt. Beydes
das Wort vomCrentz u. der am 5 hangende Chriſtus iſt den Juden eine
Aergernuß und den Srichen eine Thorheit. Deñoch wachſen die Roſen
an den Dornen / und die Alen an den Baͤchen Seren ihren Ge⸗
ruch. Die Berge triefen ur ſuͤſem Wein / die Thaͤler und Auen
ehen luſtig. Dann der Libanon iſt erhaben / u. des > 9 Errn
Zweig gruͤnet / u. waͤchſet auf in dem Sarten Gottes. Der Himel
freue ſich, und die Erde ſey froh, das Meer bra He und was darinnen iſt.
Es huͤpfen alle gruͤne Baume, dann das Heil unſers Gottes kommet. Die
Gefangene werden aus dem Kercker gehen, und die Gebunden ware, die
werden frey. Die Traurige und Troſtloſe werden mit Freuden erfuͤllee, und
die Elelide werden erquicket. Das Unebene wird eben, und, was hoͤckerig
iſt, wird gleich und ſchlecht gemacht. Es wird nicht mehr ein Hart
7
Zuͤrſt heiſſen / noch ein Eigen mächtiger Herr geneñet werden.
Der im Halupf ſiegende. Jacob. wird herrſchen: und Feel wir b das Erb⸗
saheil einnehmen: und n N Neid Ephraim und Juda wirds 8 gus
ſeyn. Die E Sende und Verl aſſene konne! zu Ehren und die Gedraͤng⸗
ze nehinen das 5 Wugreich? ein. Amen Ha allelufah. Gelber Bruder! ich
wuͤnſche dir das e Wo bir n in d deim D rn, ’ dan t das Walen ſei Reer Abe i 115
Dir ruhe.. £ Ke 5 Bi Dis
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2 Die Lx. Theoſophiſche Spiel.
| Die LX. Theofophifche Epiſtel.
Jemehr die Kirche ſcheinet uͤberwunden zu ſeyn deſto ohn über.
windlicher iſt ſie / dann im Unrenligen durch das Creusz
beſieget fie alle ihre Feinde. f
Eil, Gnade, Kraft und Friede von GOtt dem Vater und unſerm
Herrn JEſu Chriſto. Cs ſtehet geſchriebẽ: ſey getreu biß in den Tod,
ſo will ich dir die Krone des Lebens geben. Haſt du es im Blut erkaͤmpfet,
daß GOtt dein Alles worden iſt, und du ſeines Rahts gewiß biſt, gleich
einem, der fein Pfund von dem HErrn empfangen. hat. und fo folglich in
feinen Djnſten ſtehet: fo bleibe darinnen, und laß dich nicht abſchrecken.
Mangelt dir aber ſolches, alſo daß du etwa mit deinem Gebaͤu nicht auf den.
rechten Felſen Chriſtum gegruͤndet biſt: ſo iſt groſe Gefahr, daß du zur Zeit
Der groſen Truͤbſal u. Angſt Schaden leiden moͤgteſt. Einen andern Grund
kan zwar Niemand legen auſer dem, der geleget iſt; ein ieglicher aber ſehe _
du, wie er darauf baue &c.. 5 i
O ͤ mein Liber und Werther! es laͤßt ſich nicht ſo leicht nach unſerer gie:
ten Meinung mit goͤttlichen Sachen ſpilen. Es kommt eine Zeit der Sich⸗
gung u. Scheidung, da man muß Schulrecht thun, da nach unſerm
Talent, Ruf. und Amt gefragt bird; iſt man in ſolchem Fall nicht mit der
Waffen⸗Nuſtung Sottes angethan, ſo gehets ſchwer zu, wir habens mit ei⸗
x
‚an gewaltigen Sörfker zu thun. Es iſt kein. Geringes, demſelben Seelen
zn entfuͤhren aus feinem Reich. Dann er ſitzet gar feſt in feinem Pallaſt
eis in Sleiſch und Blut / allwo er auch ſolche Gewalt hat, daß er oft die
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ir te 4 * ia are N ats sn Er: FE ararıar a4 . N
Deiligen darnider ſchlaͤget, daß fait kein Aufkommen mehr iſt zumal wann.
2 — 1 9 7 * Rad | 1 k 1 7 x
das Ohr noch nicht durchbohret iſt, daß man alfo des HErrn Leibeigner wor⸗
den wäre. Ich koͤnte viles melden von ⸗dieſer Sache aus eigener Erfahrung:
was vor ſchlwere Sichtungen und blutige Proceſſe habe muͤſſen durchgehen,
iR dem bekannt, der alle Dinge weiß. Ich muß allerdings hier ſchweigen
lind vorbeygehen und nur ausrufen und ſagen: |
0
72
O ihr ſibe Kinder! wollt ihr einen Thurn bauen, ſo grabet tief, 1
Die LX. Theofophifche Epiſtel. 5 26
— —*—ßv5—5—— æ ̃ u—Iðĩ.üñͤ. er
ihr auf den Felſen JEſum gegruͤndet werdet, ſonſten beſtehet euer Gebaͤisg
nicht. Dann ich ſehe, daß ihr keine erfahrne Bau⸗ deute mit zu Naht habt,
ind zweifle ſehr, ob ihr die Rechnung gemacht habt mit zehen tanfend ge-
gen zwantzig tauſend zu beſtehen &c: doch ſo die Leibe zu GOtt im Grunde
rechter Art iſt, fo iſt wol auszukommen, wie ſchwer es auch zugehet. Seyd
nur nicht zwey⸗ſelig und dinet GOtt rechtſchaffen. Habt einerley Sinn
unter einander nach dem Willen Gottes zur Heiligung, u. fahrer nicht
hoch her; ſondern haltet euch geringer als alle andere. Flihet vor dem Lob der
Menſchen, ſonſt rauben ſie ench eure Krone. Send ihr etwa kluge Jung⸗
frauen / fo ſehet zu, daß ahr euren Vorrath des Oels nicht aus Haͤnden au
die Thoͤrigten uͤbergebet, u. hernach muͤſſet Mangel leiden zur Zeit der Noht.
So vil moͤglich iſt, fo werdet einſam und abgeſondert: laſſet weder Gutes⸗
noch Boͤſes⸗ Halten der Menſchen in euch eingehen, denn es hat enerley
End und Ausgang. 7 a . 5
Seyd das Auskehrig der Welt, und richtet euch in allen Dingen
nach dem Exempel der Heiligen, die vor uns geweſen find, mehr daun
nach der heutigen Welt Art. So viel an elch ift, fo befleiſiget euch, aller
FOleichſtellung der Welt euch zu entziehen: dann die Weiſen und Sitten
der heutigen Welt laſſen ſich Merdings nicht nachmachen Dies
weil nichts in ſeinem rechten Gebrauch gethan oder gehalten
wird. Dann entweder es iſt nach der eitlen Lit eingerichtet, oder nach
dem Geiß, Fluch, Unglauben u. Soͤrgen der Nahrung. Darn iſts
gut in allen Dingen einen Abſchmitt und Scheldung sis fegen, damis Nie⸗
EZ
N ewas habe ſich o 5 £
mand ale hr habe, 1050 ine 8 Ilelſches zii rißzmen.
Vor allen Dingen liber die Schmach mike, als das Molrederg
der Menſchen. Habt mehr Acht darauf, daß ihr das Lob von ODE als
von Menschen davon traget, dann ales Jleiſch iſt wie Hen, und alle
Herrlichkeit der Menſchen wie des Graſes Blumen, das Gras veridelcker,
and die Plume fallt ab, denn des HErrn Geiſt bläſet drein. Irn, übrigen
€ a 7. Pr EB, A} BT, ner RS gt 3
wünſche ich euch vil Gutes ans der reichen "Gottes ⸗ Fulle / die da
€
2
| un darreichen kan alles Gute, ſalnt dem was zum "göttlichen Kben vort
miihen ißt Doch wolte gerne aus deſſelben Fuͤlle ewas darreichen zur Ge⸗
Mr u Kfz 111°:
17
1
262. Die LX. Theofophifche SEpsfeit,
— — —
—
meinſchaft der Geiſter in der Libe zu dem unſterblichen Leben: ſeyd ihr nun
ſolche, die daſſelbe lieb, gewonnen haben, ſo ſeyd in dieſer Welt als Fremd⸗
linge und Pilger, und traget in allen. Dingen ein Zeichen von der Ver⸗
ſchmaͤhung der Welt und dero Eitelkeit an euch. In Eſſen und Trincken,
Schlafen und Wachen, ſamt allem, was zur aͤuſern Nothturfft gehoͤret,
haltet alles in gehoͤriger Zucht und Ordnung / und huͤtet euch vor aller
Seilheit und Unzucht. Libet vor allen Dingen die Nuͤchternheit /
auch die geiſtliche, (dañ die geiſtliche Praſſerey iſt ein groſes Laſter) und die
Wachſam keit / und das beſtaͤndig anhaltend, ſo werdet ihr zu dem immer⸗
waͤhrenden Gebaͤt tichtig gemacht. 5
3 2 - ’ „ i 7
5 Lebet nicht fo leicht in guter Meynung dahin, ſondern habt ein
geiwiſſes Zil, wornach ihr lauffet, damit ihr nicht Luft⸗Streiche tuht. Den
Leib in gehoͤrige Ordnung und Knechtſchaft zu bringen, iſt ein wichtiger: _
Punct, dann ohne ſolches die Geſchaͤffte des Geiſtes und die Wercke Gottes
in uns keinen Fortgang haben. O es iſt nicht zu ſagen! welche Heiterkeit
des Gemuͤts, welche. Munterkeit des Geiſtes, welche Freudigkeit des Gewiſ⸗⸗
ſens es mit ſich bringst, wann alſo der Leib in allen Dingen in gehoͤrige
Zucht. und Ordnung gebracht, u. folglich dem Geiſt unterthaͤnig gemacht
wird, und im Gegentheil, wo dieſe Regul Ehrifti nicht in Acht genommen
toird, da iſt gantz kein Fortkommen auf dem Wege zu G—Ott. Daun ſo
lang man nur ſo l ſchlecht hin nach der alten Gewonheit in dem Unterhalt des
Leibes dahin lebet, ſo lanz bekommt man keinen Unterſcheid davon, weder
sag Sott / noch was Flatur in uns iſt. Dann vor erſt wird nichts in
Ott erworben, fo kommt man folglich zu keinem Geſchmack in Goͤttlichen.
Dingen, wodurch man lüſternd gemacht wird, weiter zu gehen. Gewiß iſts,
wann uniſere Narur alſo ſchlecht hin ergänzt iſt, ob wir ſchon in keiner ſon⸗
derlichen Jüllerey leben, ſo bleibet alles beyſamen in der ſelben fir:
cken, woraus vil Unluſt and Ungewißheit zum Guten entſtehet, daher dann
auch die Traͤgheit und Jaulheit erwaͤchſet, worinnen alles Gute abgeſchmackt
und folglich. ganz verdaͤchtig wird, alſo daß man an ſtatt heiligen Uebun⸗
gen nach zu Hängen nur zu gedencken und zu uͤberſchlagen hat, was man
von guſen braucht, und wie die Haushaltung fort zu führen ſey &ec, .
= | : BEAT, 1 85
8 4
* 0
Die LX. Theofophifche Epiſtel. | 26
Es waͤre zu wuͤnſchen, daß vil Libhaber gefunden würden, die durch
gute Gewohnheit geuͤbte Sinnen bekamen, und abo eichiig gemacht. würden
G Ott zu dinen im Geiſte. Dann gewiß werden in dieſen Schulen die Bande
geſpunnen, womit man den Starcken Gewapneten bindet, und ſeinen Haus⸗
rath rauben kan. Hier werden erworben oder gefunden die Waffen, wos
mit man mit zehen tauſend gegen zwanzig tauſend zu ſtehen ſich getranet.
Hier werden gefunden ſolche Maͤnner, die getrauen ihre Feinde wie Brod
auf zu eſſen, und die die vile und mancherley erregete Luͤſte nach Fleiſch, Zwi⸗
belen, Knoblauch u. Lauch in der Fleiſches-Wuͤſte darnider ſchlagen. O herr⸗
liche Siege in des HErrn Gnade! Ich als ein alter Streiter von drey und
zwantzig Jahren bin manchen blutigen Scharmützel durch gegangen, ehe
ich Lincks und Rechts verſtanden; doch ſeynd dieſes allezeit meine Waffen ge⸗
weſen, wordurch ich geſieget. Ja noch biß auf den heutigen Tag ſiege ich
darinnen, durch des HErrn Gnade, alſo daß ich groſe Freudigkeit in GOtt
habe, daß ich getroſt ſagen kan: ich habe einen guten Kampf Ger
kaͤmpfet / und habe meinen Lauf biß her darinnen erfuͤllet / und
Habe Glauben gehalten. Hinfort iſt mir beygeleget die Krone
der Gerechtigkeit / welche mir der Herr der gerechte Richter
geben wird / nicht mir aber allein ſondern allen / die darauf war⸗
ten / wornach ich mich hertzlich ſehne, und warte meines Gottes mit groſem;
Verlangen. Dann Er iſt getren, und laͤſſet feine Knechte nicht umſonſt ar⸗
beiten. Sihe, ich komine bald, ſpricht Er, und mein Lohn mit mir, zu
geben einem jeden, wie ſeine Wercke ſeyn werden. 0
0 4 4 5 1 5 \ © 4 ; 5 h 5 7 *
ff, ade hr orte in ir 55 Me 5 1861 111 2 0
Nun wollen wir ein klein woͤnßz deinen Brie beſehen, und zur Gulige ö
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* 1 = 5 ans 71 „ N 7 aa Are Zahn 4 19
antworten, doch in möglicher Kuͤrtze and zwar eſen Satz und Fra⸗
* 4 f N. Ats af kan 1141 . 1
ge: welche Gemeine wol von allen deuen, die 5 6
pi
ſelbige geweſen, wovon Chriſtus geſprochen: d
Weib ſie ſeyn wuͤrde in der Auferſtehung. Wie nun der Meiſter ihnen ge⸗
antwortet, fo antworte ich dir auch: du irreſt und verſteheſt nicht die Schriffse
noch die Kraft Gecces. Dann die Gemeine, wo von Ehriſtus ſagt, daß fie
die Pfortzn der Hollen nicht ſollen uͤberwaͤltigen, iſt weder dieſe noch eine
. andere
© 0
*
254 Die LX. Theöfophifche Epiſtel.
3 —— — — 2 — kö — —— IRRE
andere fo ſchlechthin geweſen, auch ſelbſt nicht die zu Jeruſalem, woruͤber der
H. Geiſt iſt ausgegoſſen worden. Chriſtus J Eſus iſt von ſeinem Vater in
Die Welt geſandt worden zum Heil und Erloͤſung des gantzen gefallenen
menſchlichen Geſchlechts, und hat vor dem Richter Pontio Pilato bezen⸗
get, daß Er ein Koͤnig ſey, aber ſein Reich waͤre nicht von dieſer Welt. Dañ
wie dazumal Chriſtus einem König aͤhnlich ſahe, als Er zwiſchen zwey
Moͤrdern am Creutz hing, eben ſolch ein Anſehen hat es auch mit der
ſtreitenden Kirche auf Erden. Dann wann ſie von auſen ſcheinet über⸗
wunden zu ſeyn, fo wird fie erſt recht auf den Felſen JEſum Chriſtum
erbauet: deſſentwegen haben alle dieſe Gemeinen nicht auf gehoͤret, wie du
meyneſt, ſte haben nur da aufgehoͤret zu ſeyn, wo fie es nicht ſeyn konten,
was ſte doch ſeyn ſolten. Dann fo wenig, als Chriſtus nach ſeiner Creuni⸗
gung und Himmelfart aufgehoͤret har, fo wenig haben auch alle dieſelbigen
Gemeinen nach ihrem Hingang aufgehoͤret. Sintemalen ſo lang ſie auf
Erden waren, ſeynd ſie unter der Zucht des H. Geiſtes, als in einer Zube⸗
reitung / geſtanden, biß ſie darinnen aus gearbeitet waren, als dann wur⸗
den fie zur Schlachtung und Gleichfoͤrmigkeit ihres Meiſters gebracht, und
als lebendige Steine in dem geiſtlichen Ban auf Chriſtum den Felſen mit
erbauet und Ihm einverleibt.
Es wird alſo die unuͤberwindliche Kirche nicht auf Erden geſehen, ſon⸗
derlich da, wo fie unuͤberwindlich iſt , als am Creutz. Es iſt demnach bey
der Creutzigung Chriſti der erſte Stein zu dieſer unuͤberwindlichen Kirche
geleget worden, worauf fo gleich mit erbauet wurde die Menge viler helligen
Vaͤter, Abraham / Iſaac Jacob wie auch alle Propheten Gottes,
die als im heiligen Warten in Vorhof des Paradieſes fo lange Zeit ver⸗
wahret blieben, biß der Erſt geborne aus den Toden die Pforte des Dara⸗
Dieſes wiederum geoͤffnet, und den Eingang zum Baum des Lebens ge⸗
macht hat. Wa ich erhoͤhet werde von der Erden / ſagt Chriſtus:
ſo will ich ſie alle zu mir ziehen. So iſt nun Chriſtus daſelbſt, wo
Er iſt, das Haupt ſeiner Gemeine, welche beſtehet in vil tauſend Heili⸗
gen, die alle ihr Leben nicht gelibt haben biß in⸗ den Tod, und find alſo zur
Gleichfoͤrmigkeit ihres Oberhanpts gebracht worden. Die ſtreitende Kir⸗
aber allhier auf Erden ehe umer der Zucht und Verwaltung des heili⸗
es . 5 en 2 5 * 0 | gen
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1 J nr
Die LX. Theofphifche Epiſtel. 268.
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gen Geiſtes, unter w ches Zucht ihre Glider zubereitet werden, als unter
menſchlicher Bedinung zur Beförderung in der Heiligung. Und Er hat et⸗
. ——
liche zu Apoſteln geſetzt, etliche aber zu Propheten / etliche zu Svange⸗
liſten / etliche zu Hirten u. Lehrern, daß die Heiligen zugerichtet werden
zum Werck des Aints, dadurch der Leib Chriſti erbauet wird NB biß wir
alle hinan kommen. &ec. 775
Wann nun eine Gemeine wäre, die unter der Zucht des heiligen Gei⸗
ſtes, und alſo neben dem in menſchlicher Bedinung unter einem treuen
Vorgänger und Sührer/ der des Geiſtes Salbung haͤtte, ſtuͤnde: ſo
ware ſie wol ein Mit⸗Glid der ganzen Kirche Gottes beydes im Hinnnel und
auf Erden: Weil aber ihre ganze Arbeit dahin gehet, daß fie mit der obern
und Triumphitenden Kirche mit erbauet werde, fo kan man in ſolchem Tal
wol fegen und ſagen: mitten unter der Drangſal iſß dieſe Kirche
unöberwindlich; iſt aber deſſentwegen nicht die ſelbſtaͤndige Kirche, ſen⸗
dern nur ein Glid derſelben, welches ſuchet auf ſolche Weiſe hinan zu komen,
wie Chriſtus und alle ſeine Nachfolger gechan haben. In ſolchemm Sinn
brechen fie das Brod mit einander auf die Gemeinſchaft des ganzen
hoͤret das Sreuz an ihnen auf, und kommen zur vollkommenen Klarb gie
Gottes im Geiſte, und ſehen Ihn von Angeſicht zu Angeſicht. So find fe
1 *
destoegen nicht uͤberwunden, weil ſie nicht mehr da find, ſondern ihr Ruf
und Zeugnuß bleibet zuruck, welches wieder kraͤftig auf andere dringet, Nie
ſich dan gleichfals derſelbigen Zucht des H. Geiſtes ergeben, und alſo folz⸗
lich ſein Werck treiben. Es kun demnach heute eben ſo wol als vor ſieben⸗
zehen hundert Jahren eine Gemeine oder Bruͤderſchaft ſeyn, die man Pluila⸗
delphia oder: etwa Laodicæa nennen darf.
o
Darum haben weder die ſieben Gemeinen in Alia, noch die zu Jern⸗
ſalem / noch andere aufgehoͤret, ſondern find erſt recht auf den Felſen
Chriſtum u. feine Clorieuſe Kirche erbauet worden. Was fie aber alle
. er fie unuͤberwindlich waren, nahmen ſie nicht mit, nemlich dag
8 reli welches noch daſtehet biß auf heute als ein Pruf⸗ſtein allen Ge⸗
ER } 6 J - * P 5
— 0 meinen
Leihe
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Ickſu Chriſti, biß alle Leiden mit erfuͤllet find und ſie alſo zur vollkomme⸗
. nen Gleichſsrmigkeit des Leibes EHE Christi gebracht find... Alsdann
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meinen / oder Pier menschen zu ſehen, ob ſie auf den unbeweg⸗
lichen Felſen Chriſtum mit erbauet find, Dann gewiß, wo man dieſes
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866 Die LX. Theoſophiſche Epiſtel.
— —
Zeichen nicht findet noch ſehen 1 55 da iſt nicht noͤthig zu fragen, ob der
Menſch oder die Gemeine wol anf den Felſen Chriſtum gegruͤndet oder
geban et ſeye, daß fie nicht koͤnne überwunden werden, weils ſie ja ſchon zu⸗
vor uͤberwunden It, Alſo iſt es auch im Gegentheil zu verſtehen von dem, der
des Creutzes Zeichen an ſich traͤgt, da iſt auch nicht noͤthig zu fragen, dann
an deinfelbigen iſt der Sieg ſchon e gut, wañ er nur an demſelben bleibet & c:
Diß iſt kurtz meine Erlaͤuterung auf deine Fragen. Ich bin und bleibe ein
armer und Crrussitag ender Ireandling und Pilger auf dieſer Erden, der allen
Menſchen ihr Heil 0 wol als 90 ſelbſt gönnen. ! Seyd ſaͤmtlich von mir
gegruͤſſet, gekuͤſſet und gelibet. Habt euch untereinander lib und gedencket
Gates. Br. N: N: und Br. N: N: ‚find be bens gegruͤſet.
g 9 dem Leben der Gnaden Gottes. So vil
manch 5 } 0 habt einerley Sinn untereinander nach dem Willen Gottes.
Huͤtet ach mit allem Fleiß, daß ihr euere Zeit nicht zubringet in dieſen und
jenen Verſtaͤndnuͤſſen und Erkaͤntnuͤſſen, oder vilmehr Meynungen, dann
ſolches 90 ilft vil zum ungoͤttlichen Leben. Vor allen Dingen beſleiſiget euch,
daß ihr nichts wollet oder vlt, als allein die Libe dt eurem Heil. Daſſelbe
Il enre Urſache und Zweck gute es Lebens fair, ſolches wird eine Urſache
iber alle Urſ achen ft, daß die Geiſter ohne; Ar unſers Verſtaudes in
einer beſtaͤndigen Harmonie leben koͤnnen. Daß wo nicht eln ohubegreiſſiche
Sympathifche Weſenheit n uns zu unſerer Vereinigung im Grund liget:
fo- hat keine Vereinigung einigen Fuß, ſintemalen allezeit etwas aus? der
im Grund ligenden Ungleichheit aufkochen wird, das die iutwendtge Zwey⸗
Heit oſſenbaret, und auch ferne er r Urſach en iv zu vilerley Bupeiüheien.
*
Darum hütet euch vor eurem Geiſt, und ſchet zu, daß ihr all eure
ae einrichtet nach Gottes Raht, dann unſer eigener Verſtand tichtet
ſes in guter Meynung, Das wahre Chriſtenthum iſt ein bes
ae Creutz ⸗Sterbens⸗ und Glaubens ⸗leben / gleich einem, der
em tiefen Waſſer ſich befindet da 7 5 zu ſpuͤren, noch ein
n vor ein Aufurch in ere en. D 8 Banu ft iſt allezeit anf das
2 A AZ) 8
x ech
755 Die LX. Theofophifche piffel: „ 267
1
aus, wo das Leben erhalten wird, und wo man die Wege Gottes abmeſſen
kan. O welch ein ſcerbend und Creutz⸗ rragend Leben iſt das
Chriſtenthum! O wie muß man oft fo duͤrr und mager wandlen! und
O was vor gnaͤdige Regen fallen oft in foldyem Fall auf das duͤrre. Erdreich.
Darum, meine Liben in dem Herrn! ſeyd getren, das angefangene Werck
biß ans Ende fort in ſezen. Laufet nur nicht aufs Ungepiſſe, das Ende
wird feine Kron ſchon ſinden. Get weiß, wie ſauer es mir ſchon wordenz
doch reuet michs nicht, ob ich wol noch des Leidens vil habe, und allezeit
das Sterben IEſu an meinem Leibe tkage: fo werde ich doch auch reichlich
getrͤſtet, und weiß, um welches willen ich glaube dulde und hoffe, bin da⸗
bey gewiß, daß Er meine Beylage bewahren wird biß an jenen groſen Ta⸗
ge. Dann ich werde ſchon geopfert uͤber meinem opfer und
Gottes dinſt / und die Zeit meines Glaubens⸗Laufs eilet zunz
Ende / wornach ich mich auch ſehne, und warte darauf nach dem Willen
+
Gottes, daß ich bald erloͤſet werde von der Leibes⸗Huͤtte, und von dieſer ges.
genwaͤrtigen argen und boͤſen Welt. Doch wie uns GOtt austheilet, ſo
nehmen wirs an, und warten ſeiner mit Gedult.
. 5 0 A *
Ich kan nicht vil ſagen, aber das halte ich, daß GOtt feine treuſte
Libhaber vor die aller geringſte darſtellet. Wir find das Auskehrig der
Welt, und ein Schanſeel der Engel und Menſchen Ke. Wie es ſonſten
unter uns hie ſtehet, fo wer Gott über uns mit feiner Guͤte, es iſt auch ein
EH UN LAS nnn i GEOR POS CURSE ?
Heines Machſen und Jortkomme in der Gnade zu foren wie wol une
4 1 0 7 “ we: — a 0 (ae * . sr 7 Mn a:
ter vilen Leidenſchaften. Der HErx ſegne dich und uns aus feiner rei⸗
J. 8 1 D 4 As 4 Ri “414 2 . 7 A 8 42
chen Gottes ⸗Fuͤlle, und mache veſt in uns, was Er geredet hat Abrahans
ie nnd e in ae De 701
IRRE und Jacob und ſeinem Samen eſbiglich. Vale.
. 1 o m >73
NB Wann muͤndliches Sprechen nicht Höher finde als Schreibeit,
ſo koͤnte noch viles melden; allein es iſt doch nichts mit all unſerer Arbeit
ausgerichtet, wo Gott nicht mit im Scbaͤren iſt, und fein Werck trei⸗
ber nach ſeinem Rath. Wie wol ich mercke, daß ein hefftiges Treiben und
Ziehen in dem Goͤttlichen Mytterio ft, fo bin doch dabey ſehr furchtſam und
Hude, und traue mir ſelber nicht, dieweil ich weiß, daß wir in einem drey⸗
fachen Leben ſichen, und deswegen ins gemein alle drey Principia oder
8 8 l | Anfaͤuge
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263 — Die LX. Theofophifche Epiſtel.
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Anfaͤnge mit beweget werden. Iſt deſſentwegen groſe Sorgfalt von noͤthen,
wann ſich auch ſchon das Göttliche Principium in uns beweget ſich zu be⸗
ſamen, ſintemalen daſſelbe gar ſchwer in Fleiſch und Blut gefangen liget, wel⸗
ches ins gemein mit ins Treiben geſetzt wird. 9 3
85 So heffelg nun, als die Goͤttliche Magia wircket zur Beſamung
und Schwaͤngerung / fo hefftig wircket auch die Magia in Sleiſch und
Blut. Stehet man in ſolchem Fall nicht auf der Wache und in gruͤnd⸗
licher Verleugnung ſeiner ſelbſt, und iſt durch wahre Buß im Willen
vom Fleiſch und Natur geſchieden, auch von den mancherley fleiſchli⸗
chen Heiligkeiten: fo iſt grofe Gefahr, Goͤttliche Sachen zu handeln,
zumalen im Wort und in der Lehr worinnen eigentlich die Schwaͤngerung
und Beſamung liget. In ſolchem Fall kan es gar wol geſchehen, daß zwar
das Goͤktliche Principium ſich in uns beweget, und zur Beſamung und
Schwaͤngerung antreibet, und doch im Grunde lauter fleiſchliche oder
Spuren: Rinder aus geboren werden, zumal wann das hoͤlliſche Princi-
pium mit rege wird, welches ſeine Kraft in Betrug und Falſchheit hat,
©
welche Schwaͤngerung ins gemein in dem ungeſchiedenen feurigen
Manns - Willen geſchiehet. f © |
Ich koͤnte aus trauriger Erfahrung viles melden, allein die Sache iſe
ſchwer zu verſtehen, iſt auch dem Papir nicht wol zu vertrauen; doch wun⸗
i Yen, >
ſche, daß in etwas moͤgte verſtanden werden. Die Erfahrung zwar legts
zimlich klaͤrlich vor Augen, wann wir anſehen, wie ſo viles in guter Mey⸗
Zen, 7 3 )
nung gethan wird, davon auch G Ott wircklich im Grunde auſer der Natur
die Beweg⸗Urſache iſt, daraus doch nichts als ein = fleiſchliches
Beſamen und Schwaͤngern entſtehet. Dann das Wort if noch nicht
kommen, daß wir andern ſagen, was wir ſelber in uns ſeyn ſolten; aber
—— An 2 . ’
ein rechter Lehrer des Neuen Bundes zu ſeyn, da gehoͤret gar vil zu. Ich
wunfhe, daß du die Tiefe meines Geiſtes beſſe verſtehen moͤgeſt, als es in
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EN 18381 ra spüre nl * für neh Sen ri = 2 Pr . Pa * 10
Worten ansgetruckt iſt, will auch dieſen leßten Saz mur vor dich geſchrie⸗
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Ileiſch worden in denen, die es reden, ſondern das Fleiſch hat ſich in das
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Wort gefeger, und feinen Samen darein geführe, darum gibts auch nur
ſteiſchliche Kinder. Mein liber Br. N: N: wir koͤnnen zwar leicht dahin
—— —
Die LXI. Theofophifche Epiftl, 269
—— —
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ben haben. Verbleibe dein ſehr geneigter eibhaber. Das ebrige von mei
ner Gutheit gegen euch alle ſoll mit Schweigen reden. |
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77... TTT
Die LXI. Theoſophiſche Spiſtel. e
Gott iſt allein gut: alles was wir aus dem Unſern von denz
Guten tichten / iſt von dem Argen / und hat die Art
an ſich / daß es GGtt creutzigetrt .
Ch weiß zwar nicht, was ich ſchreiben ſoll, doch werde dieſes getwahr,
ch) daß ich deiner nicht kan loß werden in meinem Geiſt. Ich habe ein
leſtaͤndiges und unablaͤſiges Schaffen in mir, ohne daß es mich laͤſſet,
wegen dem womit dein Genie beſchaͤfftiget iſt, um darzwiſchen zu komen, was
wol vor ein Wircker und Macher DIE dein Uhrwerck treibet, habe aber
noch zu keinem andern Ausſchlag kommen koͤnnen, als daß du noch nicht
aufgehoͤret haft zu ſeyn: und daß diß dein Seyn die Urſach und der Mar? - „
cher von deinem Stande ſey, worinnen du fo vil ſchtoermutige Bedencklich⸗ Er
keiten durch gehen muſt. Nun iſt etwas in dieſer Gemeinſchaft, das ©"
gewiß nicht Menſch ft woran du ſolt unter gebracht werde, welches zwar hart |
iſt, wann man vor ſich ſelber der Meynung nach GOtt ſchon in einem hoͤ⸗
hern Grad beſitzet, und ſoll doch noch an der aͤuſern Menſchhelt JEſin
Chriſti unter ihren Glidern ein Schuͤler werden. Gewiß, mein Freund
und Bruder in dem HErrn! ich fuͤhle in meinem mit vilen Schmertzen von
langen Jahren her verwundeten Geiſt, daß dieſe deine Arbeit, worihen du ſteheſt,
mit allen denen Geiſtern, die mir dieſelbige gemacht haben, u. bißher in einem
unablaͤſigen Verwunden continuirer, keine geringe Gleichheit habe.
3
Gewiß, mein Bruder! wenn DIE dein Gebaͤrungs⸗Werck ſeinen rech
ten Mann in ſeiner Ausgeburt ſolte darſtellen: ſo wuͤrde es keine groſe Un⸗ 0
gleichheit haben mit dem König in Egypten, der den Ebrätfchen Wehlmuͤr⸗
zern befahl die Knaͤblein zu toͤdten, u. die Maͤgdlein leben zu laſſen. Daun
wann ich zrwaͤge, was mir dieſer alte Mann in feiner fleiſchlichen, init
| Bla Dat
9. <
70 Die IL. XI. Theofophifche Epiſcel.
. ͤ ͤofm—w— —nT Tx —————p———
Betrug uͤberkleideten Gerechtigkeit ſchon vor Schmertzen in meinem. Ges
bLiſſen gemacht hat, fo muß ich es meinem GOtt 2 „der endlich mein
und mein Flehen * wird. | e
1
*
Bedencke doch, was diß vo r eine Arbeit ſey, worinnen du ſteheſt, der
ſchon zuvor ſchmachtenden und Crentz⸗ tragenden Kirche unter ihren ſchwar⸗
Zen Schleyer hinein zu forſchen, um etwa ihre Schaam bloß zu ma⸗
chen, wo fie doch ſchon zuvor (unangeſehen fie bedecket iſt) in ich ſelbſt
genug darin beſchaͤmet iſt. e = eine groſe Unbeſonnenheit, die Hoͤhe des
Himmels und den Abgrund des Meers zu erforſchen, ehe und- bevor man
ſeine eigene Tiefen gemeſſen. Gehe zuruͤck, und hole den geſterigen Tag
deiner eigenen Buß⸗Arbeit / und waͤge dein eigenes Feuer, und meſſe dei⸗
ne eigene Luft, beſehe dann, wie bald du dieſe deine Arbeit wirſt zu Ende
gebracht haben, und was dir alsdann manglen wird? Die wahre Libe aus
89 und feinem reinen Weſen wäre wol werth, darnach zu gr aben, ſo
wurde viler en, und natürlichen Sophiſterey ein Ende.
Iſt uns etwa das Sand zit eng wegen des Zancks zwiſchen Abrel eme
und Coths Hirten, ſo laß uns, die wir Gebrüder, einander weichen, daß
daum zwiſchen beyden Theilen ſey. Es hat ja GOtt eine Ver ſhhung
zwwiſchen uns und Ihme mit ſich ſelbſt gelacht „und die Zwehheit 0 amt dem
darzwiſchen fi genden Zaun zerbrochen und abgetahn: toie fein, vir dann
Den) dieſelbe bauen. Gott iſt Eins und hat ſich auch in demſelben
Einen in der einigen. Menſchheit 7 ee Chriſti offenb barg und rufet
ie alle aus der Vilheit und Geth aber 1 in a hinein. Warum jagen
522 laufen wir denfelben, nicht nach? Warum ſtreben wir niche nach dem,
was zu unſerm Heil und Sriden dinet ? Ale we Weit und anders
Seiner; pn als IJ Eſus Chri 7 ſpus e nde. 4 :
Ich haͤtte wol viles zu auelden von unſerm Tuhn, wie 1 uns
ſo lange auf halten in denen Ir roſchlacken und fa len, un ter ſich ſinckenden er⸗
ſtorbenen Flammen des Eifers zu GOtt und 7 Abe, ehe und bevor wir
zu der lebendigen und heilmachenden Gnaden⸗Cuelle laufen, allvo das
Herz zum wahren Geneſen konnen lan, .
ei Martha
— 5 5 5 N 1
7
Sn
Die LXII. Theoſophiſchs Epiſcel. r
gi
Martha Merchel du haſt vil Mühe. Eines IE noht: Ma⸗
ria hat das beſte Theil erwaͤhlet, das ſoll nicht von ihr genommen werden.
Ich meines Theils werde mich in keinem Theil mehr bewegen laſſen aus mei⸗
ner Hoͤhlen zu gehen, welche Winde auch ſauſen und blaſen, wo das ſanfte
Gottes ⸗Sauſen nicht mit unterlaufer, treibend und beweglich iſt: dann
ich habe Friden mit GOtt und ſeiner Libe, dieſelbige ſoll mein Theil ſeyn
und bleiben von nun an biß in Ewigkeit. Gehab dich wol, mein liber
Br. N: N: und jage dem nach, was zu deinem Heil und zu deinem Fri⸗
den dinet, fo wird GOtt uber dich regnen laſſen Gerechtigkzit, und dein
Licht wird im Duncklen aufgehen, und deine Finſternuß wird ſeyn wie der
Mittag, und dein Gang wird ſeyn in dem HErrn deinem GOtt. Chre
ſey GOtt. Far | | e
n .F. G. Ich dein Libhaber in dem Harn:
8 .>
5 2 v. 2 * L ar
SEE SEITE SR IE ST EST I U STE a TuS SUSE STa ar 0 Ada ST ara Ta at En
WERTEN TE NEN TEEN WEN TE WINE TE NT TEN TEN N TE e Te a na Te TS Mas na
Die LXII. ‚Theofophifche Spiſtel.
Wer ſich ſelbſten nicht mehr weiß zu berathen, der iſt der All
macht Gottes anheim gefallen, da wird der
| Glaube im Duncklen gefunden.
Ott gebe daß du moͤgeſt leben, und ſeines Troſtes voll werden, daß fein:
e Geiſt des Raths und des heiligen Unterrichts beg dir ſey und bleibe eiwiglich.
0
6
Far x. N 7 3 R 5 g 45 . 2 — 4 8 75 2 7 *
S zwar wol vor gegenwaͤrtig nichts ſonderliches in Haͤnden habe, wor⸗
Er 112 Miene elne £ 8 Aab Se oo 13172 .
2 auf mit meinem Haupt ruhen kan: fo bleibet doch dieſes mein Troffr
7
daß ich Gott mehr Gutes zutraue, als ich weiß und verſtehe: ſo bald ic
ſolches an GOtt erlernet hatte, fo war ich geneſen. Dan unangeſchen der
Lilen u. mancherley unbeſchreiblichen Thorheiten, womit wir untgeben ſind,
ſo bleibet uns doch allezeit ein freyer Zutritt, wañ kur Ihm nur blindlings ef
les Gute zutrauen, ohnangeſehen wir nicht ſcheinen das geringſte darzu zur
haben wegen unſerer unbeſchreiblichen LInwiſſenheit. Daun alles / was
uns an Gott troͤſtet auſer der Armut und Mangel / iſt nichtig
| | - S1 | und.
2
a7 Die LXII. Theohphifche Epiſtel.
En — Wa - - — — - mt
und eitel. SE lang unſer Durchkommen ruhet auf etwas, das nicht
GbOtt ſelber iſt, hat unſere Fart keinen richtigen Ausgang zu gewarten.
Wann ich mich auf das Meer begebe, und muß mit meinem Durchkom⸗
men auf einem Schiff beruhen, fo bin ich nicht geſichert, daß meine Fahre.
glücktich zu End gehen wird; waun ich aber mein Aus oder Durchkom⸗
men in das ſetze, wo ich kein Ausſehen habe, fo fahre ich ſicher.
Will man demnach nicht durch ſich ſelber betrogen werden, ſo gebe
man ſich, ohne einigen Troſt an GOtt u. allen Creaturen zu haben, deme .
uns ſelbſt gantz unwiſſend ſeyenden GOtt gantz über, ohne in Ewigkeit daran
veraͤndert zu werden. Kan man ſich neben dem nicht in GOtt gefaͤllige Sa
chen ben, fo uͤbe man ſich im Loben und Dancken vor ſeine Güte und
vor feine Wunder / die Er an den Menſchen⸗Kindern tuht. Erkenne ich
mich etwa Ihm nicht genug zu Danck zu ſeyn mit meinem Tuhn, ſo dan⸗
cke ich Ihm vor das, was Er tuht Kc. Neben dem fo bleibet mein Jam⸗
zner: denn ich bin den Haͤnden des Allmaͤchtigen anheim gefal⸗
len / und lebe ohne Troſt und Hoffnung in Zeit und Ewigkeit
von einigem Aufkommen. Und daran mercke ich, daß ich Ihn libe)
dieweil ich ſeine Gebotte halte, das iſt aber ſein Gebott, daß wir nichts von
dem verlieren, was Er uns gegeben hat: und ſo verlieren wir nichts, wann
*
wir nichts davon in Haͤnden haben. met, N
3 l . "ar . i
Mein ſehr Liber und Wehrter in dem HErrn! Es werden gewiß alle
Schiff und Fahr⸗
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»Schaͤtze beydes der Weafhere und Erkaͤntnuß Gottes ohne Sch
zeug in dem Boden⸗loſen Meer gefunden. O es iſt mit keiner Zunge aus⸗
zu ſprechen! was in dieſem Troſt⸗Schutz- und Boden- loſen Handel vor
Schaͤtze verborgen liegen: dann eben daſelbſt wird das unablaͤſtge und ins
zuer⸗waͤhrende Gebaͤt ausgeboren. So lang wir uns in der geistlichen Bloſe
und Nackendheit finder, find wir GOtt zugekehrt, dieweil wir folglicß
auf keinem fremden Troſt ruhen. Wann wir aber ſcheinen getroͤſtet zu ſeyn,
ſo ſind wir von der Gegenwart Gottes geſchieden, dieweil wir folglich auſer
dem Leiden gefetzt find, Dann fo lang wir durch geiſtliche Bloͤſ und Na⸗
crendheit find im Leiden gehalten, fo lang find wir mit GOtt vereini⸗
get, und werden in denen Chrfſelſchen Regeln erfunden. 5
*
Die LXII. Theoſophiſeue piſtel. 27
Es moͤgte zwar einiger Maaſen dein Gemüt auf die Gedancken kommen,
ich wolte dir nicht auf deine Frage dinen, weilen nemlich in ſelbiger enthal-
ten, wie man zu einem G Ott⸗gefaͤlligen Wandel komme, und alfo folglich die
wahre Andacht des Gebaͤts erlange, als wordurch alle Schäse der Weiße
heit erworben werden. Hier auf dinet zur Nachricht, daß fo lang wir GOte
noch etwas zu geben haben, um Ihme irgend worin zu gefallen, wir noch
nicht in die vollkommene Regul der Evangeliſchen Lehr / die uns bes
ſtehlt alles zu verſagen, ſind uber gebracht, und koͤnnen weder von Hoffart
zoch eigener Libe gereinigt ſeyn. |
| Dann ſo lang wir GOtt zu geben haben, beſitzen wir ein fremdes Gut,
und hat ans das Geſetz der Gerechtigkeit in unſerm Gewiſſen etwas abzu⸗
fordern, das wir doch nimmer zu bezahlen haben. So bald wir aber mit
allem, was wir ſind, uͤbergeben ſind, ſo fallen wir GOtt heim, und
GoOtt wird nach ſeiner Verheiſſung NB unſer Schuldner / und der Zins
hat auf unſerer Seite ein Ende, u. haben uns folglich uicht mehr ſonderlich
zu bekuͤmmern, wie wir GOtt gefallen mögen: ſintemalen G Ott in ſolchein;
Fall uns beſſer weiß Ihme gefaͤllig zu machen, fo Er uns nur einmal in
Händen hat, als wir es inumer zu treffen vermoͤgen, wann wir es in Haͤn⸗
den haben, weilen Er weiß das Reine von dem Unreinen zu ſcheiden.
Sintemalen eben daher entſtehen fo vile und mancherley geiſtliche Leiden
und Verlaſſenſchaften / weilen GOtt, wann Er es einmal in Haͤnden
hat, ſo vil an uns weg zu raͤumen findet, biß Er uns ſich gefaͤllig machet,
1 \
welches wir wol langſam ſolten unternehmen, fo wir es in Haͤnden haͤtten.
O di ſelige bodenloſe Hoffnung! du heiliges ich ts⸗ſeyn u. Nichrs⸗
haben / wo alles in GOtt wieder gefunden wird! Dar in dieſem
Derlieren unſerer ſelbſten ligen alle Güter der Unſterblichkelt eingehuͤllet.
Gewiß es iſt kein groͤſerer Reichthum, als wo man nichts mehr zu verlieren
hat. Wol demnach dene! der mit dieſen Schaͤtzen angefuͤllt iſt, der iſt alle⸗
zeit gleich arm und gleich reich / gleich weh und gleich wol. Es kan
ihm nicht mehr wol zur Annehmung gethan werden, als ihm ſchon gethan
iſt, und kan ihm kein groͤſer Leid angethan werden, als er ſchon zu tragen
hat. Es herrſche demnach dle Libe zu Gott und dem nſterblichen Lebens
in uns allen zum wigen Leben Amen. * dr
27 Die LI. Theolophifehe Epiſtel.
Ich habe mit keiner deutlichen Zun Gin reden gehabt, es iſt nur
eln wenig von einer Sache geſtaummer. Der Geiſt rede. Vale.
a dein öhgber in dem HErrn F. G. Ein
„nichts Bein Zander auf Erden.
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3 een e e an e Bu e
e Mein gar Aber in dem Errn.
80
= Ch berichte dich, daß ich vor dieſe Zeit in keinem ſonderlichen Stande
70 bin etwas Wichtiges zu handlen; jedoch drinzet mich die Libe einiger
„Magen nicht gantz zu ſchweigen. Neben dem habe ich gelernet die Zeit des
Sommers und Winters wol zu unterſcheiden, und alſo auf das Auf- und
Abſteigen der Sonnen ſehr genau Achtung zu haben, um alle Wercke
der Finſternuß mit Ernſt zu fliehen, oder auch zur Zeit des Winters mich
nicht mit allzu vil u. higiger Arbeit zu beladen, noch des Sommers mit unter
ſich ſinckender Faulheit , geiſtlicher N achlaͤßigkeit, oder auch un⸗
zeitiger Hefftigkeit im Goͤttlichen Vorlaufen / wordurch der heilige Same ver⸗
ſchwendet, und zur Unzeit geſaͤet wird „ und alſo folglich keine Frucht
bringet. Was ſonſt weiter au ſagen, fo lebe in einem ſehr i und
in Gott verborgenen Leben: betrachte und erinnere mich oft der vil⸗
Faltigen mir und andern erwieſenen Wolthaten Gottes und feiner Libe
f ſonderlich auf dem Weg des Heils.
O! wie if GOtt fo gut gegen uns arme Menſchen⸗Kinder. Und
O1 wie erſetzet ſeine 1 Abe nicht all unſern Mangel „und hilft uns aus
10 vil und mancherley Widern vaͤrtig keit und Leidenſchaft, wann wir in ge⸗
ultiger A 7 15 = in maucherley Anfechtungen es auf ſeine alleinige
Seſchickung und heilige und goͤttliche Providentz laſſen ankommen, und AN
ſeiner Huͤlfe erharren und erwarten. |
GOtt iſt mein beſter Theil in Leiden, wie in Freuden
a Drum wird in Ewigkeit iich nichts mehr von Ihm ſcheiden.
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Die LXIII. Theofophifche SEpiftel, r
SE Die LXIII. Theofophifche Epiſtel.
O ein ſeliges Sterben! wann durch den Tod der Tod über:
wunden und beſieget wird bey Leibes Leben: dann grüner
aus dem Tod das rechte Leben / welchem beydes der
Tod und das Leben zu ſeinem Leben muß befoͤrder⸗
| lich fern.
9.
>
Mein Lieber in dem HErrn.
S iſt gut, daß uns nichts uͤbrig bleibe auf den Wegen des Heils als
5 die Hoffnung zu GOtt und die Libe zu dem unſterblichen Leben: dam
alles, woran ſich unſer deben in feinem Leben noch zu erholen hat, reicher
nicht weiter als biß ins Grab, und die Hoffnung zu dem Unſichbaren bleibet
ſtill ſtehen. Wollen wir demnach, daß unſere Arbeit die Auferſtehung von
den Toden erreiche: fo muͤſſen wir allhter bey Leibes Leben den Tod übers
winden, und alles Leben fahren laſſen, welches dem Grab und dem Tod un⸗
terworffen iſt. Dann alle Wercke, woran bey Leibes Leben durch das Ster⸗
ben der erſte Tod nicht uͤberwunden wird, uͤber die hat der andere Tod
Gewalt nach dem Tod. Darum its: Gut, daß wir unſere Arbeit fo ein⸗
richten, daß fie nicht nur biß ans Grab oder biß an den Tod reiche, und
dann aufhoͤre, ſondern daß ſie bey Leibes Leben durch den Tod in das Leben
hindurch dringe, und alſo die Auferſtehung von den Toden erreiche. i
So iſt demnach in dieſer Welt kein Ausſehen derer Dingen, die in der zu⸗
kuͤnfftigen Welt in der Auferſtehung der Gerechten offenbar werden. Dañ alles,
was in dieſer Welt ſichbarlich oder in dem Eindruck unſers Gemuͤts Mas
giſch erſcheinet,, iſt eitel, und reicher. nicht weiter als biß ins Grab. Das
rum ſtehet geſchrieben: daß der Glaube eine gewiſſe Zuverſicht ſeye derer Din⸗
gen, die man nicht ſiehet, nemlich uns, die wir nicht ſehen auf das Sich⸗
bare ſondern auf das Unſichbare NB. Dann alles, was ſichbar it, iſt eitelz
was aber unſichbar iſt, das iſt ewig. Weilen dann demnach unſere Hoff⸗
nung zu dem unſichbaren feſt worden durch die Libe G Ottes, ſo laß uns halten
an dem VBelaͤñtnuͤß derſelben Hoffnung, worinnen uns die unſchaͤßhare Reich⸗
1 M m chuͤmen
276 Die LXIV. Theoſophiſche Epiſtel.
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thuͤmer vorbehalten ſind. So ſind wir demnach Gottes in der Hoffnung un⸗
ſers Heils, und erwarten ſeiner in Gedult durch Glauben und Libe.
So wird uns dann weder der Troſt noch die Hoffnung derer Dingen,
die ſichbar erſcheinen, etwas beytragen zu unſern unſichbaren Schaͤtzen, die
uns beygeleget ſind zu ererbe in der Auferſtehung der Gerechtk. Darum find
wir auch ſelig in unſerm Wallen, ob wir wol noch in der Huͤtten ſind, worin⸗
nen wir weder andern noch auch uns ſelbſt offenbar ſind in leiblichem Ge⸗
ſichte: doch ſind wir Ihm offenbar im Geiſt, der uns denſelben geſchencket hat
als ein Siegel und Pfand unſers Erbes. In deinſelben ſehnen wir uns auch
nach unſerm Theil, welches uns durch den Glauben vorbehalten iſt, als
unſer rechtes Erbe im Himmel. a i a
Gehabe dich wol, mein liber Bruder N: N: Diefes iſt mein Au⸗
dencken von der Hoffnung unſers Rufs und dem Lohn unſerer Arbeit: und
fo. bleibe ferner hin unſer Regirer und Vorgaͤnger der jenige, welcher alle
Dinge lebendig machen wird, u. wird uns endlich aushelfen von allem Uebel
in ſein ewiges und himmliſches Reich Amen. Geſchrieben von einem, der dei⸗
ner gedencket vor GOtt, wann er fing Gaben auf den Altar bringet.
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Die LXI V. Theofophifche Epiſtel,
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Die wichtigſte Probe unſeter Treue iſt dieſe / daß wir uns wiß-
Nen drein zu ſchicken / beydes wann Gchtt an uns und
wir an Ihm ſcheinen betrogen zu ſeyn.
EICH kan allerdings nicht umhin, dieſes Wenige an dich ergehen zit ſaſſen,
Ei ſintemalen das geiſtliche Uhrwerck, welches uns unſere Zelt abtheilet,
Nicht ſtille ſtehen kan: weilen fin Gewicht noch nicht auf die Erde meder⸗
geſuncken iſt; ſondern in der Luft ſchwebend an unſers Lebens Jaden hangek
durch
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te F. G. Ein nichts Beſitzender auf dieſer Erden. 8
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Die LXIV. Theofophifche S piſtel. 0 27
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durch welches unſere gantze Menſchheit mit allen Gelenken und Fugen herum⸗
gezogen u. bearbeitet wird, damit eine jede Stunde ihre Zeit im Abgang
unſers Lebens in ihre volle Richtigkeit bringe, und alſo folglich keine derſel⸗
ben vorbey gehe, die nicht ihren Nutzen zu unſerm gehoͤrigen Tagwerck mit
beytrage. So wird die Zeit ihre Zeit in uns haben, u. in ihrem Vorbeygang
durch alles hin allemal ſo vil an uns mit hinwegnehmen, was in ihre Zelt
gehoͤret, damit alſo, wann ſie an ihr Ende gekommen, ſte uns auch ſo gleich
mit an daſſelbe Ende gebracht habe. O ein herrlicher Fortgang und
Gewinn! wenn alles in ſeine volle Richtigkeit gebracht iſt, u. ſich alſo folglich
in keinem Ding mehr eine Ungleichheit findet. Dañ gewiß wan die gegenwaͤr⸗
tige Zeit⸗Laͤufe ihren Zweck an uns erreichen, und bringen uns an ihren
Welt vorbehalten iſt.
rechten Ort: ſo iſt alles erworben, was uns in dieſer und der zukuͤnftigen
©
Darum mein Liber! laß uns getroſt ſeyn in den Wunder Wegen
inſers Gottes: es iſt alles darauf angeſehẽ, daß es in allen Dinge recht zugehe
und man in feine Gleichheit gebracht werde. Uns iſt nichts mehr zugethan
als die Gleichheit in Ungleichheit u. die ! Ingleich heit in Gleichheit
zu bringen, dahero ſo vile ſcharfe Scharmützel zwiſchen uns und ED
vorkonunen: daß gewiß ſo bald dieſer Krieg zwiſchen uns und GOtt ge⸗
ſtillet iſt; ſo bald haben wir Friden in all unſerm Thun. Ich habe im Geiſte
wahrgenommen, daß dich, mein Aber und ſehr Wehrter in dem Huren,
das Soͤttliche Uhrwerck auf wunderbare Wetſe mit eingewunden
oder vilmehr eingebohren in unſere Gelneinſchaft im Geiſt, alſo daß di
nicht mehr ein Freinder oder Beygebrachter biſt, ſondern ein Mitgebohrner
u. Mit⸗ſeyender, als der mit der gansın Sache, wie fir iſt, erblich worden.
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4.
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Es ſcheinet, daß deine erſte Schꝛroangerſchaft in dem Soͤttlichen Anblick
ſogleich einen Heiligen Schrack verurſachet, daß das ganze Reich der
Natur in dem natürlichen Selb⸗menſchen darüber durch das Gericht in
Beſtuͤrtzung gebracht und durch alle Gelencke und Fugen deſſelben Menſchen
im einen Boden⸗loſen Stand geiſt- und leiblicher Weiſe geſetzet worden,
und das darum, weilen derſelbe Schrack bey der Einleichtung nichts ohne
Todes⸗Urtheil ſtehen ließ. Gleich wie dann Gewiß iſt, das alles auf unſere
erſte Schwaͤngerung ankomme, wie nemlichen ſelbige an uns zu geſchehen
M m 2. ' pfleget
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278 f Die LXIV. Theoſophiſche Epiſcel.
— ——
pſftege, oder wie ſie an uns gebracht wird. Dan wie die Bottſchaft Goites
oder die Ankuͤndigung des Wohls den Friden mit GOtt uns prediget, eben ſo _
ziehet es dem natuͤrlichen Menſchen die aller bitterſten Leidenſchaften auf den
Das. d
0 Wann es gelten wuͤrde, oder das Gute es in ſeiner Wirckung
zuließ, ſo richteten wir freylich mit demſelben in unſerer Menſchheit einen
Vertrag auf, daß ſie gantz ungerichtet an demſelben ſtehen blieb,
und braͤchten alſo das jenige Gute, welches erſt nach dieſem in dem Ende
und Ausgang aller Dingen offenbar werden wird, in unſere Menſchheit, u.
richteten eine Kirche damit in Fleiſch und Blut auf, daran unſere ganze
Menchheit ungerichtet ſtehen blieb: alſo wuͤrde die Ewigkeit in die Zeit
verwandelt. Weilen aber das Gute ſchon davor zu thun weiß, daß
ſolches nicht geſchiehet: fo entſtehen daraus fo vile ſeltſamme Bewegungen,
die uns um des Guten willen zuſtoſen. Dan wie wir es auch meynen, fo
hat doch unſer Dafůr⸗Halten nimmermehr mit dem Guten ohne wieder
daran geereutziget zu werden ein zu treffen, ſintemalen es eine ausgemachte
Sache iſt, daß unſere Menſchheit an allem warhafften Guten, das aus
Sdtt iſt, muß zu Grunde gehen: dahero geſchiehet es, daß, fo vil wir
nach dem Guten greifen, oder das Gute einen Eingriff in uns thut, fo
vil ziehet ſolches Jammer und Noth nach ſich. f
©
Dann weder un Mimmmel noch auf Erden, weder in dieſer noch in der
zukuͤnfugen Welt ettogs vorkoinmt, das in gröferer Ungleichheit ſtehet mit
dem Guten Gottes, als der Menſch in ſeinem Som und Meynen. Gaͤbe
SOtt uns nicht zu erſt nach, und ließe ſich in Linfers mit uns ein, wir
wuͤrden in Ewigkeit nicht an GOtt koͤnnen gebracht werden. Weilen ſich
aber GOtt, wie Er⸗iſt und war, ſelbſt verleugnet, und laͤſſet ſich mit uns
ein: ſo hat demnach die Lehre des Sohns Gottes ihre Kraft, wann Er uns
uns ſelbſten zu verleugnen lehret, weilen es ſchon zuvor auf Seithen Gottes
geſchehen, in deme Er zu uns aus dem Heiligthunt heraus getreten iſt,
und ſolche Bottſchaft an uns gebracht hat. Darum es dann uuwider⸗
ſprechlich alſo vorkommt, daß wann wir wollen vor GOtt im Allerheiligſten
teſcheinen, ſolches alles mit Richtigkeit geſchehen muͤſſe⸗ Derowegen keine
5 5 Verleugnung
2
—
*
Die LXIV. Theofophifche pie - 29:
Verleugnung in Anſehung des Guten uns zuſteſet, worin ſich G Ott nicht
ſchon zuvoren an uns verleugnet hat, in deme Er ſich mit uns einließ.
7 * 5 7 f a 8
In dieſem proceſs, wie nehmlich GOtt ſich mit uns in Gleichheit einlaͤſ⸗
ſet, und wie hernach wir wieder an Gott oder G Ott an uns muͤſſe gecreutzt⸗
get werden, hat man ſolche Wundervolle Erfahrungen erlernet, daß es als
lerdings weder dem Mund noch der Feder oder den Gedancken zu ver⸗
trauen if; ſondern will allein in der Lauterkeit des Geiſtes und in voller Glau⸗
bens⸗ und Goͤttlicher Gewißheit verſtanden ſeyn. O mein gar Liber und
Werther in dem HErrn! die heilige und Göttliche Magia in der Gemein⸗
ſchaft unſerer Geiſter aus GOtt hat mich angezogen, einmal auf ſolche Wei⸗
ſe mit dir zu reden, weilen man in gar genauer Empfindung wahr genom⸗
men, daß deine Schwangerſchaft durch die Goͤttliche Magia
auf folche Weiſe geſchehen, daß die naturliche Menſchheit nichts davon ein⸗
zuernden bekomen: dahero man dich auch in Gleichheit gefunden mit denen nt
der Goͤttlichen Sympathie vereinigten Geiſtern. Deswegen laß uns nur
*
getroſt ſeyn, dann die Einheit deſſelben Kaufs wird alles in volle Richtig⸗
keit bringen. 0
Es iſt gut, daß wir in dieſer Zeit an allem Suten anlaufen und be⸗
trogen werden, damit ſolches nicht geſchaͤhe auf den Tag der Ewigkeit. Dann
es iſt gewiß, daß wir uns in Anſehung unſerer ſelbſt keinem Suren weder
hier noch dort zu vertrauen haben, wo wir nicht darin erſt an SO und
Ott an uns angelaufen. Ich wuͤnſche dir neben dem ferner durch alles
hin den Geiſt des Raths und des heiligen Unterrichts, und die zerknüpfungz
unſerer Geiſter in der heiligen und Goͤttlichen Einheit bleibe unſer beygeleg⸗
tes Coß, um fernerhin auf unſern Leſdens⸗ und Sterbens⸗Wegen getroſßz
fort zu wallen. Ich dein gar liber und getreuer Sorgtragender Vorbit tren
bey G Ott. 5 . 5
| F. G. Ein nichts beſitzender
auf der Erden.
©
©
2
586 Die LXV. Theoſophiſche Epiſtel.
Dieſe drey nachfolgende Sendſchreiben ſind von dem Verfaſſer geſtellt an
dien Prior in Zion. . x 55
6 Die LX V. Theofophifche Epiſtel. ER
Er Wo die Geiſter in Gott Harmoniren / da
bft das Paradies offenbar / und bluͤhet das himmliſche
Sreudenreich Jon. X: 30. Joh. XVII var.
2
an Leber! es iſt nicht ohne, daß du mit ſolchen Venerablen Ausdruͤcken
an mich geſchrieben, ſuntemalen die himmliſche Göttliche und Myſtiſche
Venus einiger Maaßen regend worden in ihrer allerinnerſten Eſſentz,
an welcher die Goͤttliche und himliſche Magia Inqualirend worden, und
einen Sympatiſchen Zuſammenzug der Geiſter aus der Goͤttlichen
Schwangerſchaft aus geboren, welches dein Gemuͤt Venerirend gemacht,
woraus die Ausdruͤcke deines Schreibens entſtandẽ, darum fig auch wiederum
Ehren Behälter und Gebaͤhrer in der Goͤttlichen Magia gefunden. Ich
bin ſehr getroſt und aller Freuden voll in dem HErrn, dann die edle Rit⸗
cer⸗Krone wird freylich gar wunderbar erworben und zuwegen gebracht.“
Da werden erſt alle eigenmaͤchtige Helden darnider geſchlagen, und
der Muhr der Starcken zu Boden geworfen: alſo daß die vile und man⸗
cherley Ermuͤdungen freylich einen Myſtiſchen und tödlichen Schlaf ver⸗
urſachen u. zwar ſonderlich aus denen im Feuer wallenden aufſteigenden und
nunmehro unter ſich ſinckenden Manns⸗Kraͤften, aus welcher untex ſich ſin⸗
ckenden Kraft hernach in unſerm Schlaf das heilige Werbe ausgebohren.
c
wird, in welcher wir Muth erlangen zur Goͤttlichen u. helden muͤtigen Tapfer⸗
keit, wordurch endlich alle unſere Feinde beſieget werden. Dann gleichtwoie
2
unſer Vater Adam durch den Schlaf feine himmliſche Bildnuß verlo⸗
ren, und an deſſen Statt in eine irrdiſche vergeſtaltet worden: alſo verlieren
wir durch dieſes unter ſich ſinckende Einſchlafen wiederum unſere
irrdiſche Bildnuß und werden vergeſellſchafftet mit der Goͤttlichen
und himmlichen Weißheit, in welcher der verlorne Schatz wiederum gefunden
wid, Das beygelegte Preſent habe mit groſer Gewogenheit an die N: N:
Communiciret. Sie find ſehr zugeneigt von dir ein klein Recamendas .
tions
*
N Die LX VI. Theoſophiſche Epiſtel. 5 | 290
I re NEE ͤ 2 —ůů — — — — —
endations⸗ Schreiben zu erhalten zum Zeichen deiner Libe. So vil zur Nach⸗
icht. Dein Libhaber in dem HErrn. FJ: G: Ein nichts Befizenden |
Ben... 5 ane en
15 *
je Die LXVL Theofophifche piſtel. a
Von der Gleichheit des Semuͤts in beyden Staͤnden / da man
das unbegreifliche Groß⸗Seyn Gottes / und das unmeß⸗
liche Blein⸗Seyn eines Kindes in einer Perſon
3 N darſtellet.
Er Asch duͤncket, ich hätte allerdings ſo vil Zuſctz in meinem Gewicht,
Je dir allen Mängel ohne Zuthun zu erſezen. Dann wann ich dent
Stand deines Semuͤts betrachte, fo fuͤhle ich, daß dir nun zur Zeit
mit einem mit Furcht und Zittern verknuͤpften Muth zu helfen ſeye.
Belfleiſige dich nur einer recht kindlichen Keckheit in deinem Gehen, ohn⸗
erachtet des Fallens, weiches darinnen vorkommt. Die allzu groſe Bloͤdig⸗
keit vor Anlaufen hindert uns im Fortkommen; dennoch iſts gut, daß wir
eine beſcheidene Bloͤdigkeit haben, gleich einem kleinen Kinde, welches
nmiemal gantz ohne Furcht iſt, wenn es von dem Schooß feiner Mutter ab⸗
geſetzet wird u. ſon auf eigenen Fuͤſſen gehe, wiewolen es durch nachfolgendes
Jallen und Auftehen doch mehr Faͤhlzkeit bekommt, daß endlich ſeine
Knoͤchel und Fuͤſſe feſt ſtehen, als durch feine vorhergehende Furcht.
5 a z g jr 5
Darum baue du mehr auf eine Nindliche Reckheit in deinem Lauf,
als auf eine maͤñliche Zaghaftigkeit. Findeſt du etwa, daß der Leib noch
ſchwerer zu ſeyn ſcheinet, alß die Fuͤſſe und Knoͤchel ertragen koͤnnen: fo den⸗
cke, daß es villeicht von der allzu überfläfigen ruft und Milch, welche
man auf dem Schooß der Mutter ſo haͤuffig eingetruncken, herkomme, und
daß das Abſerzen von der Mutter Bruſt und Schooß ſolcher Schwi⸗
rigkeit von ſelbſt wird abhelfen. Sonſten iſt dieſes freylich ein uͤber alle
Maaßen hoher und Goͤtrlicher Reichthum, wer einen fo kleinen Habit gefun⸗
den hat, daß er die örtliche Großhelt lelblich in ſich einkleiden kan:
| | | dann
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Die LXVI. Theoſophiſche
1 — ‚——— —
Dann dadurch hat der Sohn Gottes mit allen ſeinen Nachfolgern den!
uberwunden, das Himmelreich gufgeſchloſſen, u. die Pforte
der geheimen und verborgenen Weißheit Gottes eroͤffnet.
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Teufel
zu den Schaͤtzen
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Darum, mein Liber!
ſen nicht fo wol bekuͤmmert;
daß du dich in etwas
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LFerſteigen moͤgeſt, oder uber ettoas hiugus
- See 1
Großheit ſucheſt in einen kleinen Kinder⸗Habit einzukleiden.
uch gefaͤhrlich der Großheit zu vil aus dem
Ich
dadurch vom Creutz loßſchaffek, und faͤllet der Varmf
amen: als daß du dir deine
So iſt es
.
Weg zu gehen, weil man
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7
herzißkeit der Mens
ſchen anheim: diß iſt mein Bedencken uͤher dein Schreiben. DESK
5 . 0 » ©
Sonſten kan ich mich
zimlich leicht zu allem verſtehen.
—
Ich kan nid⸗
zig ſeyn / und
ſeyn / und kan
kan hoch ſſeyn: ich kan arm ſeyn / und
allerdings einem jeglichen ſeyn / wie er es
kan reich
begehret
es ſey her
theilet, fo haben wir
GOtt wieder zu ſeyn.
Spil an uns verdorben wird in Anſehun
tach zun Leben oder zum Tod.
zu thun, und nachdem wir ſeyn, nachdem bat uns
Es ſind zweyerley
—
Dann wie GOtt aus⸗
“
Mißrocge/ worinnen GOtt ſein
Ringe uns mitgetheigen Gaben.
8 2 r. * 1 10 4 1444 Aniea
Das hohe Aufſteigen hat zwar in dem erſten
Ilug viles zu verderben; doch
kan dieſes in dieſer Zeit lelcht wieder erſetzt wer
den, dieweil das andere und
folgende gerne ſeine Urſach aus dem erſten nimm
en kleinhermig
dabey iſt, verglich
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Inte, die „
inter Die Er
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un. 5
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t, als da man un Gegenthell
en niit jenem Nnecht, der fein Theil aus Furcht
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welches twir anf, Teutſch Creͤutz⸗ſcheuend nennen:
Souſten bleibet doch eigentlich vor Dich Zeit meine Probe, daß ich de bis, wie
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ich bin: dam
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side einmal vor allemal das Werck Gottes. in die Haͤnde
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die 415 Gabber har eint leidet / iſt der 1 Meat,
er ER worauf man e wird. . * 8 27
e Le an Ende gang; me Basar nah haben mich, 7 in Kakkıuma meiner, 25
8 nickte gegen d ch zu veraͤndern gehabt, intemalen ich ſchon derſelbe gle⸗ r
zeit gegen dich geweſen bin was ben n mich gewolt haſt mit deinem Schretz. 1
ben: daß ich dir aber micht fo wars kam daher, NB well ich dir nicht 92 4
o War Sec. So d bin ich nun derſelbe „der ich bin, und habe dir nicht an?
. derſt zu werden, ohne ꝛgaͤs ich NB dir anderſe werde Kc. Wir ha
75 ben freylich viles zu verlieren, wann unſer Hortkommen an GOtt oll a} gr
et ira richtigen hes kommen; doch haben wir nie mehr ge
a = onen: 0 wam wir niches mehr zu ver lieren haben. W
5 9 N bel
. Ob Zwar wol der Tode dere Sünden Sold iR, 5 hat doch bas ben ah
a eh in fm Leben allezeit noch erwag zu bezahlen übrig, biß auckg ſolcdes. Vers
mögen vollends dahin iſt: dann . 25 erſt an ein⸗gaͤntziches Auß eben
feiner ſelbſt und hingeben an G Ott, allwo noch gantz andere Sachen erfah⸗
En bwerden als 9. vor DE man mit eigenem Vermoͤgen ausbäahlere Sc. a
er es kin ken Die Ha nit ⸗ Sach der Bf derſchaft in Zion dacht, Dir 7
0 fo habe in aid ing deſſen, wie die Sache vor G Ott hart, nicht wenig its! Ta
den nach ſehen uͤber biete Umſtaͤnde, die mir mein Davor halten nice:
wenig in Daran erung geßgt, wine: ol zar alles nur in dem Davor hal⸗ 2 Lö
ten Was fonfen angeher die Sache, wie fie neenſich den graden Weg
vor 8 ligt, ſo f habe ſolche Volle Slaudens⸗ e ein und Satis⸗ Be
faction, daß es wir nicht an elnem feßlet, geſtehe auch in dieſer unſener Ge⸗ 5
—
denſchaft o der dem ur rundlichen Guten der Sri 2 Haft ir
Zion verknůpft iſt. |
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meinschaft weder Jung noch Alt ein Gutes, ohne de ß es mig der Cet⸗
5 eh dein Sishaßer in den HErrn. F. G. Eu Fichts Beſtnender
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. „beige; So wird endlich auch unjer Thun zu ſeiner 2
eg 80 ichtigkeik gebracht.
DO kan allerdins nicht vorbey gehen, dieſes wenige an dich zu ſchreihen,
„ en nich dein Schuldner zu ſeyn erkenne in Anſehung des Gute
* Ottes, Worisnen wir ehen; Angeſehen, zimlicher Maaſen berich⸗
2 SE tiger vin: Daß du bishero nicht wenig Fleiß, Muße und Arbeit ge⸗
tan: din aware Bunt G Ortes zu erwerberr; und doch darbey der Sees
femme m .
AT 2 5 3 FR . 5 2 5 2 5 9
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1 f oO or ehe 45 * 2 — > * N 2 5
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284 Die LXVIII. Tlieoſophiſche Spiſtel.
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V ichrigkat an Gott erhalten / da, wo unſere
e gendind DU zurck geblieben; daß es freylich eine nicht geringe Treu er⸗
fordert: in ſeſchem Fall nicht zu ermuden, oder die Hande zurück zu ziehen;
wickelt em meinem Theil, in eben dergleichen Sachen, nicht wenig Erfah⸗
FIT gelernet weilen es allerdings, bey dergleichen Gelegen heiten, unver⸗
madluch alſo vorzukommen hat: damit unſer Gutes geſpahrrt bleibe bis auf
den Tag der Ewigkeit. l at
Ich, meiner Theils, habe dich dar innen. aufgenommen: allwo das Beſte
bis dorthin gefpährse zu ſeyn hat.. Dabey alle Treue und Liebe, die bier
hero an mtr erwieſen, allerdings will zuſammen in ein Bündlein gebunden,
und in das heiſtge Andencken vor GOtt, beygeliget haben;! damtt dir ben:
demſelben Barmhertzigkeit widerfahre auf den Tag des Gerichts. Iſt ſonſternn
das ne ir zu, weilen Ich beyter Schuldner vor & Ott bin Und
Er
wo ſenſten noch im Hertzens⸗Nallegen was beyzinragen habe, Wie / und.
aut was Wide es auch zu ſeyn hat, fo bin allerdings bereitwillig auf allen
„Selthen. . N .
ie es ſonſeen mit mir beſtellt, anzehend mein Tag Werck vor Gott,
ſo zin ich ſehr enge und klein zuſammen gepackt, trage zwar keine ſonderliche
daßteg / ohne daß ich / ſonder Ulnterlaß / vm unfer aller deyi flehe:
ten Ker eder da auſſer den Regul- maͤſigen Schrancken getreten. worden,
als von Mean bekuͤmmert ſeyende, daß allen möge geholffen werden; wies
ſonßen meis meiſtes Anliegen und Anbringen vor GOtk IF; der Menſchen
große Unwiſſenheit an GOtt und allem Guten, wie danm auch noch darzu⸗
ehtent das groß UInvermoͤgen an allem Guten. Weswegen auch fo gar.
Wahnige / die Enge Thuͤr finden. T i
ißt du du etwa ein ſolcher, der auch mit Dergleichen beladen, und ein
ie. Sorg ⸗Trager
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Sorg⸗ „Trager um vieler anderer Heyl, fs helffe mit mir heilige Haͤnde ver
SGb)Ott aufgeben, weilen, vor dieſe Zeit, folches die beſte Arbeit zu R yn erken
ne: weilen auch GOtt Selber ini uche Arbeiter fächer. Neben dem, fe? wün⸗
Fe dir Seegen aus GOtt und Seinem reichen Geiſt, „ damit du in voller
al Stuss. ä * KARTEN r haha zero ei
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Die 1871 U. Pheofophifche 75 his N 28
Voͤlle mit mir theilhafftig werdeſt der Farbinſchefßt lichen Leyben, die A Chri [+
ST find. Ich, dein tren e und George Trager vor BD.
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BE Die 1 . Theoſophiſche piſtel. f .
elend mag die 99 he 807 tes erre ichen / es fe Fan daß
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zu erſt die Tiefe de 8 e alls gemeſſen hat
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Bas Welt zn n ſtoßen , coßer auff uns zu ligen hat; So iſt
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derſelbes uber. alle Maaß wichtig und ſch w er; Weilen alle
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Dinge, Dag/ o oder Wie ſe auch vorkommen, dieſes fd zum Voraus
D.
in ſich haben: Daß wir, als d Menſchen, daran fallen anuͤſſe z And das
5 5 ſo: nachdeme je eine jede · Sache eine Szſtallt gat, eben fo, und nach
. hat auch der Fall vorzufoidnen, Sind ꝛoir alſo demnach
Gott fi olglick H mit u fern d Thun nahe omen iſt / eben na
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derſelben Würde des Suren Gortes⸗ das. Salem % dar innen
Horkommt / hoͤch jE mißnch gefahrlgech / und l beſchwe rich. Dann,
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eben fo wie das Fallen, fo in ganz geringen Dingen vor zur
leicht kan init wichtigeren und beſſerern Sachen gehoben weni
eben ſo
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5 ſchwer, und noch ſchwerer iſt es zu he * San nan anfängt: dn wichli⸗
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geru und Goͤrcichen Sachen zu fallen, weilen man folglich ſchon allemahl
nene das Veſte gethan zu haben, mit welchen bemach Ban märz).
10. der Fehl se Mi .
Sehe des wegen meines und andern Jammers kein Ende, ‚in die er ſtretz
baren Welt, auf dem Wege zu G Ott hin z w wee man „ei ches alles Be
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8 un Jan | teir den Jammer betrachte , der uns in dieſer gegentbaͤrtigen
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gar hohe Proben und Ern rungen, be wichsiger iſt Ein Freund fanlan de
PH anderg. f kalen, und kan durch Heundſ haft wieder verſoͤhnet werden; Wer
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aber a. der r Jreundſ ſchafft z. oder an dem Bus: E Ones ſelbſt, fällt . und
ö ER ar ſo, daß es verdorben iſt, wer will eim heiffen? Doch bleidet uns
das NB, ſel ige Fallen an Gdrt/ und 45 do Guten / unſer geſeg⸗
neter W ander‘ Stab auf unſerem Wege Dorshiis- Divag fur ein
-g
Sichres Geleis bekommt wan endlich" aufe deer ſeligen Fahrt! O wie
— kuhniich kan man zur Letzte hinwallen auf dem Wege zur ſtillen Ewigkeit!
Wzun man mit deinem Guten durch alle Proben Hindurch geſchiffet, und
folglich kein anderes Jallev noch Vexliehren des Guten mehr vorkommet,
als worauf man ſchon zuvor das gantze Hauß ſeiner Seeligkeit gebaut hat,
Hergegen, wie unſicher wandelt der, dem die Meiſterſchafft des Gu⸗
ten noch in aner Hand geblieben! und wie ſtehet er alle Stunden in Gefahr 3
es komme ein anderer der mächtiger , ſen dann er, und bringe ihn drum! Ga
U. wie er darneben in dem Guten ſcheinet, fortzukommen, eben fo ſcheinet auch.
ſeine merckliche Gefahr: von de 1 drum gebracht zu. werden / auch
mit heran zu wachſen. O wie wol! und aber wol, wann unſer Gutes Elze
einck folchen „Veylage Barden da ar Dieb zu kommt, und weder von.
Wuͤrmen noch Motten verz chrer wird. e Deß wegen werde 5 b ſeye hoch.
gebẽnedeyet / der dreſes ſelixe Jallen / durch den · Rath Seines.
if“
Willens / und durch den Geiſt Seiner maͤchtigen Areas und
Staͤrcke über uns ver! 95 anger hat: damit wir zu einem rechten Anfang
— 53 \
d dann folgigch: zu dae rechten Ende aller Dingen gebrach⸗ werben, re
Ehre 109 G Ott! 5 F. G. -
Ein Nichts Befigender au vie Erden. g
Die LN. Ineoſophitche entfiel 17 275
Niemand kan zugleich zwey. Serrn dienen. n nun unſee
Mille in dem Söreltcl hen Myſt io ausgrünen: ſo muͤſſen 155
8 rair Zzuerſt unfer eigen. Myſterium verleugnen
Meinen Gruß und Buß der Liebe! sa
ch weiß ff. nicht was mich ſo heff tlg anzie ichet, dieſes Wenige an dich er⸗
Es gehen zu laſſen fü metal ſchen zinegeraume Zelt einen nachdruͤcklichen in⸗
a 20 „„ inwendigen 12
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ä Die IX. Theofophihe ER en
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85 wendigen Antrieb in mir hatte dir einmal eine Brief zu scheiben u. War ohne
Meldung ein zer maen fläche. Urſache; wiewol ich in mir faul nine ohne fach 0
ware; maaſen, die Liebe Z Oltes, die auegegeſſe uin unſere Hertzen , uns utim⸗
mer laͤſſet fo ſtilleſeyn : Daß ſie nicht wiederum ſolte ein gleiches geb al ren. Dan, .
gleich wie G Ott alles geſchaffen:: D. 5 es in ſeinem Teen. und Leb n ein lebendi⸗ S
ges Gebaͤhren habe: bis es ſich wiederum zu ſeinem Zweck, Ziel und Ende ge⸗ »
bracht hat, wozu es von der Weißheit des Schoͤr offers vero; Inet iſt. Sonn, ?
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Mond und Stine, auch der ganze Himu at: und das Mlece, die Ära er⸗
Brunnen, richten in ſolchem Fall ihren Befeh aus: worzu ſtegeſetzt und ver⸗
vtrdnet ſind; laſſen auch nicht nach: bis alles gethan., was auszurichten; und
5 es gelinget einer jeden Beſchoͤpffe in ſeinem Theile: Daß es in ſeinem Trei ei
ben nicht müde roird: bis es ſich wieder zu beſchauen bekommt: 7%
in feinem Bilde. Dieſes Uhrwerck und Treiben hat von Anfang die Weiß:
heit des Schoͤpffers Selber an Sich untergangen, ud hernach von En: aus
Anter die Gel hoͤpffe gebracht; Dann / ſie ließ nicht nach in ihr
ben: bis fie. . Söezlicher Heſchaulichkeit dargeſt En
dem Menſchen. Welches hohe s Meiſte r Stuͤck der Czoͤttlichen Weißheit
zwar der abgefallene Engel, in eine fremde? Bali, ulichFeit/ Gebs aͤhren
und Treibet gebracht; Daß alſo demnach, ein gantz anders Treiben, Machen
undehaben wollen, in das ganze Urte rck der Zaͤttlichen Weißheit gekommen z.
3 We ſches grear alles zu einein verbrech lic ichen Ende ausgeschlagen: weil kein bahr⸗
hafftiges Weſen nad Styn, das da haͤtie bleiben kͤnnen, derinnen zu find den war; de
und doch Nichts deſto weniger, weil es die Geſſalt des Sa ache darſtelleke ; mußte 5
es einiger Maa fen one Dir gelaffen ſtehen bleiben bis; Aſeiner legten Probe, was
gnemlich Aae ee lichtet und gewollt ware. In ſolchen: Treiben iſt die gange
Welt, bis nun zn, in Gut und SSR ver mengt eg anbei.; imangeſche n daß
ſie GOtt offt! mt Jener, und Waſſer, ind Dlulvergi deen, Bi eſtrafet.: Daß 2 0
5 fieſolten wiederum von ihrem, auſſer der Goͤttlichen Harmonie, durch dengef al⸗
lenen Engel verur ſachkem Treiben, ablaſſen und wiederum in die Harmonie
der Böttlichen Einrracht eingehen; So halff es doch alles nichts; Das
4 Telben blie be hen, und wird leben blahen bis an das, oder bis an fein Ende Pi
Damit man ſaͤhe, was alles in feinem Treiben urſtaͤndlich ra op.
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Wollen wir demnach am Ende unſers Lebens nicht betrogen ſeyn; So muͤſenn
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288 Die IN. Theofephif [che Epehkel.
doit umterſchelden ſernen: in was vor cinem Myſterio pir in disſer Zelt ergebffen
ſiehen z. nemlich: Ob es das Treiben GOttes, in Seinen heiligen Dachfchläs
gen, ſeye, als worinnen ſich d die Wunder der Ewigkeit, in dem lauteren 5
G Ottes » offenbaren; 3 „Oder: 4 Ob es aus dein Treiben urſtaͤndet 8 worinnen
ſich die Wunder der Zeit e ſfenbahren welche durch den gefallenen Engel verur⸗
achet worden, nid in Zut und Boͤß vermenget ſtehen. Um welches willen auch
| alles am Ende, durch den T S/ der da brennen wird wie ein Ofen, wird geſchie⸗
den werden z nemich : das Böſe von dem Guten, das Reine von dem Unrei⸗
gen, und aller ſcheinbare Schein, von dem Weſen und Lauterkeit der Sachen
ſelbſt. Gewiß! wo das Treiben unſers debens in dieſem untereinander laufenden
Gemeng in Gut und Beß, ſtehen bieiber: worinnen die Wander 1
offenbaren, und 4 folglich keine andere Weycke wuͤrcken, als welche in dem
0 groſen Scheide: Tage GOttes noch erſt Ruf ſen durch die Sichtung gehen, wag
“era moͤgte uͤberbleiben; So iſtgroſſe fair: daß der Wuͤrcker und Treiber
nicht im Feuer, mit aneh Wecken, zu kurt kon ame.
Es iſt zu wwiſſen: : Daß zweyerley Arten von Wer gender Menſchen an jenem
groſen Scheides Ang, weiter kan Gericht zu gewarten haben, als nemlich :
wen gute / und gantz boͤß⸗ peilen bey derley, in dieſem Leben zu 1
Sc eidun; 18 kommen 7 wiewol fie: Her ydemelſten vor den Augen der Weenſchen ber
borgen bleiben, aus Ur ſachen: Weil das Boͤſe mit ſo viel ſcheinbaren Shan
als Heucheley tüngeben, das OSute aber mic jo viel Schwaͤrtze angeſtrichen: daß
de ine Ungleichheit init dem VBoſen ebe ol ſcletwerſie D zu unterſcheiden iſt. „Nichts
deſto wi: ger 7 ſo (Techd Das) zenige was s ſchosn zue 1 in ſein er eigenen Au ee
b ceſchen von auf fen ſech anders auſehes laͤſſet, ſchon gerichtet und verworffen,
ohne welter! durchs Feuerg gerich let zu wer dene, Wie alle nicht welliger dasfentge
— Zute, ſo, nach Art! 8 10 an de n Men Ich? 2 gut tbo rden, und doch im
Grunde von dem Boͤſen geſchieden, ob es Sidon auſſen mit einer finſteren
Schwär tze uberkleidet, iofiser in Gericht ir gewarten hat z 5 ohne, daß ihme
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das Kle id der Schaude ausgezogen, und, an deſſe en Statt, an, Ehre und Her
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lichkeik angethan werde.
Ob zwar wol hierinnen koͤnte gefragt werden: ie ſeſches zugehen me Öge, wel⸗
en gemeldet, daß weder die Guten noch Boͤſen kin fftig hin weiter ein Gericht 811
Zewarten haben ohne: daß ſts die Früchte ihres Ae ens genieſen? So ant⸗
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Die IXX. Theofophilche Ebdiſkel.
Woorterdoch de Sache von felt. Was folglich die Scheidung oder das Gerch⸗ 3
von einander zu ſcheiden hat, nemlich: Was weder an dem uten nech an dem: | |
Boͤſen geſchie eden / und doch au ch kemes gantz worden iſt, als zum Exempel: 3% ja
zwey widerwaͤrtige Ding, die einander unleydlichfin : um ſich einander in
Gleichheit zu vertragen, ſind ab. r durch gewiſſe Fälle ineinander verhänger, ohne
ſich wieder ohn einen dritten Zuſatz son einander zu ſcheiden; So iſt dann fol glich!“ oe
kein anderer Mach, ſoll ſoſchen Dingen abgeholffen werden, ſo muß em anderes 7
oder Dries darzu kommen, und die Zoey von einander ſchelden. n
So verhaͤlt es ſich mit dem Menſchen 3. Der 167 in Anſchung des Guten,
{ wozu er von G Ort geſchaffen, durch den Zufall der Suͤnde, mit einem andern
nicht ⸗Suten / vermenget worden. Nun haben dieſe zwey wider waͤrnge Din
1295 den e en zuglecch in Verhafft. 4. . | *
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Dies Lx. ‚Theofophüfche Spiſtel. 1 8 0
Wann das Hertz in der Angſe⸗Oreſſe u. Seu
zerſchmoltzen ißt: o weird. endlich die ſtil
eröffrer⸗ wo GOTT im Geiſt ged
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r ber Tröbs aln wol
ie Seiden Vater re
die
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Der Brunnen der eroigen Weißheit, Gnade und Lebe Gottes fee ein
und aus in deinem Herzen; und fern dich, damit it du fruchtbar werdeſt in
dem Haus Gotte „ und darinnen aurfwachſen tiges zur reifen Ernde auf ®
den T 33 der (Fi Ne Dun des Kt ofen und allmaͤc 10 Ailgen Got tees, und alſo in der
ewigen FRE SIERT: mögeſt eſſen das Brod deines Sainens „keel hen dir 298
in Schinertzen und Thi ans Al usgeſaͤrt haͤſt 7 Amen. 3
8 eber und ſchr v werther Sn der in dem Herrn!
N . i
Wa Ko habe dein Schreiben mit gryſer Freude ind Hertz ⸗Vergnuͤgen
3) empfangen, und GEB, herslicdh'g 8 eprieſen wegen ſeiner unendl lichen Gna⸗
de und Liebe, die Er an uns erweiſet in dieſer gegenwaͤrtigen argen 80
chungs⸗ vollen Welt, d da unſer armer Geiſt, gleich als in einem Meer der
ans in mancherley Kyden un D Verſuchung g muß herum baden. Ach eis
5 5 lieber.
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8 e Be re ee 5; EEE REP
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2490"; Die LXXIL, Theoſophiſche Epiſtel .
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2 x Es * . FETT
Steben Bruder! ich ⸗wuͤnſchete, daß sich dir mein Herne mittheilen konte,
welches an dem Ereuz Ffm genagelt, und offt mit Baͤchen und Stroͤ⸗
men der Thraͤnen⸗Fluthen überſchwemmet iſt, damit du mit mir beweget
„ Werdeſt, vou ganzem Herzen um die Huͤlffe aus Zion zu ſeufzen, aufdaß der
Dag der Erloͤfüng des Volcks Gottes bald moͤge offenbar werden, und das
Gefaͤngnuß Zions ſich wende; und alſo die Zeit der Erquuickung, und des
-
Pr Jauchzens und Frolockens herbey komme, und Iſrael eingehs in ſeirte Rahe.
25 Wie es ſon en uz mich ficher, fo wiſſe: Ich lebe ſehr vergnuͤgt in mei⸗
nem EDit, und diene Ihm dag und Nacht in Seinem heiligen Tenwel,
und warte ven ganzem Herzen auf den Troſt Iſtaels, und feufse ohne Un⸗
Kxlaß vor das gefangene Zion? welches ſich mit mir nach ver Erlöſung fehlen,
Vas angehet mein Äuferes Leben, fo iſt ſolches ganz von der Welt geſchieden:
derm, ich ſtehe in keinen aͤuſtrn Naßhrungs⸗Haͤndeln mehr, fordern diene
dem Altar! d Ida vom Altar, und eſſe das Brod meines Gottes, dem ich
diene. Ich wohne m Walde allein, gleich den alten Einſtevlern, doch niche
weit von Menſchen; habe auch Yinchen noch einige arena Tele Brüder, bie
TE Sit?
12 0 N „ae er None de ( .
ya, ernſtſich ar Welt⸗Etelkeit und aller Bohne Lebens entzte⸗
2 * — * - ** * *
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Belicbrer Bruder! Solte ich dir ſchreiben, was ich hler in dieſen
anden vertragen, erduldet und erlitten. habe, fo wuͤrbe wohl meine Feder das
don Bf werden, koͤnte es auch nicht wohl aufs Papir ſetzen; und dieſes
3 ales von vermeymten und Schein⸗frommen Menſchen : Unter dem allen aber
ißt mein edles Sewuͤchs der Neuen Menſchheit, als anter vielen Starmem
amd As inden, därunter aufgewachſen zur vollen Gisſe und Mannheit. In dies
ſer hohe Herſuchungs⸗ und deydens⸗Schule habe ich nun Tugdir wohl achtzehen
Jaßr ; alſo, daß ich tapffer kin geuͤbet worden Dann, ſchr viel und offt habe
muͤſſen Schul⸗Recht thun: bis ich eren erfunden ward vor meinem Ott. Os
mirs nun ſchon offt ſaner und ſchwer geworden, alſo / daß der Kampff bis auſs
Blut ging, ſo reuet michs boch nicht, ſondern kan vielmehr ſagen: Wer it
der mich ſchelden tonne von der diebe meines GOttes ? es fey Truͤbſal, oder Angſe,
, Der Geſfaͤhrlichkeit, oder Bloͤſe, oder Schmach und Schande? Und od wir
| on erto det würden den ganzen Tag, und geachtet ols Schlache ie 1
ee © EN 8
Die ae Epiſte.
. m•m; ß! 8
ſo uͤberwinden wir . eit um Deß willen, Der uns geltebet hat, und Sein
Leben zum Schulo⸗ Opffer für uns dahin gegeben; Darum Ihm auch allein alle
Chr, Ruhm, Preiß, Dauck und Macht n immer und ri;
glich, Amen. . 3 =
Geliebter Bruder Ich binniche los vond ie, dann, meine Lee Sch an⸗
*
zer noch an dir. Konteic c ach eiu ma a her Sprechen gelangen, Io
teaͤre mirs ſehr lie 65 Be rer geſchehen wird; dann, mir iſt im
mer: W ſche gald vollendet, daß cho n dem e ren aufzenem men wuͤr⸗
de. Beſ ſecbe mch desterge um ſovitl me ehr: daß ich m 1 iigung noch vollende
in der Zeit; dan ich der Gemeinſchafft der M einſche allerdings muͤde bin auf =
de b. benen mich, kängel mier neunte den d Boßhaft Feigen u. Falſchen,
rg zu den Vor⸗ Hoͤfen meines GOttes einzug 5 Doclyſtehe zoß und! dis
er Führung und Handleitung meines Oucs; aun; mir iſts genug 5
e una males Nenſcheneſucheen
c ſo weiß ich doch: Daß, wer GOtt lebe, wird nimmerm ehr ſterben,
umkommen. Bin demnach ſehr getroſt, Neceil ich ſehe: Daß meine En
1 2 Reife weiſet, allo ich werde eſſe u dle Fruͤchte mei un Eau die ich
Albit un T hr. Thal ausgeſte⸗ net, und init vielen Seh nertzen Zeſaͤrt
Nun! 1 Ver On vel Gnade und denken, der mich kae tun
hen he bis her, und mir beygeſtanden is aller u 1011 Wi „Mut en
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eſſen und trincken ? und froͤlich ſeyn in dem Sir G Ottes, ja
Dich dein a; nes 5 0 an 7 775 17 77 t
erfüllet a rde nm aller GOttes⸗ „Fulle, und endlich dein dooß und Ero theil moͤge
ſehn mit allen Heilige Fd rennen; derer Namen im Himmel an. chrieben
ſind. | ;
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292. Die 15 Son 12 Thesfophifhe A >
.... E RTERET.
Auf Liebe folge unnmgaͤsglich Leyden; Dann / ſol uns die Licbe
in ihre & leichheit e aus gebahren v So, mug alle AUngleichbeis.
durchs. Creus dem Tode aufgeopffert werden. ü
Lebwerrhe · Schweſter! ER, 2
58 25 haber in, r a ingene ehmes, ſleiſſig durchleſen, und daraus den Stand“
Birch zemlich wol verſtanden. Wacches Feplich Nichts, s
Sue und Bar herzigkeit „auf Seichend es guten. GOttes iſt, wann
ung Seine ER d rühret, ob wir ſchon Nichts Als Schmergen und Noth füh⸗
ken welches in die 30 Jahr capffer erfahren, daran mir allerdings nicht er⸗
laubet if, 119 au gedencken, noch weniger : viel Wercks davon zu mae chen,
was manche unle ydliche 5 z Preilen bin dur chgange en bis nun zu. Dañ Sſo
offt uns O Ott ant Seiner Lebe beruͤhret: um. uns Ihln näher zu bringen „„
ſo offt vꝛerden wir mit Sch mertzen. beladen: Hellen unſere Menſchheit 1
in ſich traͤget, ſo ganz contrair und f gegen! freistg wider 0e und Seine
ziehe zu fenn, hat. Es ſcheinet mit allerdüfgs die Schzszeſter habe v. el gelber,
weilen dich. der liebe G Ott mit deyden begluͤcket; Doch if es mit vielem Ver⸗
k ſchonen zu Werck gangen, we ifen In, wie u meldeſt, dir hey alte Schmerzen
des Leibe . die Munterkeit des Seiftesigefnender iſt. Daun, es ist gewiſlich.
kein, gtoͤßrer Schmerzes als wann unſer Herz und Geiſt an SH und Sei⸗
ner debe gekräncket zu herr e empfuliden o bird; weswegen allerdings aendthiaes :
m rde In deinem Troſt, dieſes Wenige an dich ergehen zu laſſen, iu en eine 5
ma vor allemal, in dem Sah G Ottes Über uns, be ſchleſſen: Daß fo vick⸗
air mit unſtrer Lebe G Ott beruͤhren, um der Derbeiſſul Ig des ewigen Kbens
N cheat iu werden, ſo viel werden wir ins Ley den geſtezt; Dann, dieſt
. unſere Nrenſchheit iſt fremd an Ott und niche der rechte Erbe: finten aan.
15 „fie nicht vos der rechen. Mutter gebohren, fordern nur von dem Kebs W ie.
1 ; 55. Neben dein fo wuͤnſche dir bie Se egen aus BE und Seinem reichen 75
„ Oeiſte: balnit dein Schmerze und Spmiser dich verbinde und vereinige mit:
| der gamen Nitterſchafſt der + tengenden Kirche auf Erden, damit du am En⸗
de und Ausgang alles deines Jamtgers, mit derſelben gelroͤnet werdeſt, in
der enen Welt. Meinen Gr: 1 und Kuß der Liebe mit meiner Hand
* A 2 a iv, als deinem ſreuen e und Vorbitter vor GOtt.
„ 2 S. G. Der aller Heiligen:
0 . vor 8 4 1
N * 5 8 0 gi > 5 x £
* N 22 5: 5 £ E