Skip to main content

Full text of "Urstandliche und erfahrungs-volle hohe Zeugnusse"

See other formats


THE YOUNG CENTER 


For Anabaptist and Pietist Studies 


blizabelhtown College 
One Alpha Drive · Elizabethtown, PA 17022 


© 


PR SR NT > 


75 2 
2 * 2 
1 x . * 
* * 
N . 
* 7 2 * 
— 2 id . 
A N r i r 
3 0 \ 57 — „ 1 
8 x * 
TER 
Nee 1 
7 
5 5 


* 


2 


go 


3 E 
—2 —ü—ä—ä—— 


Mr 
2 * 


0 F * 


Er 


er e 
RT RR 
Rs ; 


— 2 


A 


a ET EEE Er nn un en un 


ze 


Ei N RANDE EHRT 
S g — Te — — 8 2 
| ee „„ 
nn N N „ 
| 2 5 „ 
11 er * But . . 5 85 ® 1 
2 . 25 Re a 
3 | ‘6 3 5 
u endli⸗ che n 0 Erſahe rn nase | Ra 
Hehe » 5 6 3 = Et . 2 
„ 2 a 
5 * l 5 E 
2 a 2 N 2 Por? 
: ib wan zum a 
0 NE 2 3 : > 
i 
a deffen Dollkomme nheie/ E 8 ? 8 
„ gelangen moge. ee Er 
15 a Di Pig 3 e dr ET EP E Se 5 . 7 — * x 2 Ye x ar 2 a * 
I Welche Ye . 
2 ei cee Sete und OOn⸗Ergebener Beuge JEfa Chah, 3 J 
Seinem Sitten Rage» Merck erlernet; Und die glbe bey unte asche 
„denen KL Umtin en, an Stine Geiftiche Kinder, und Zar verwandte, 
TT eroͤffnet; 
5 im * N 2 Pe 8 a 
? Re Von Denſelben aber BET re 
e un „abe Derafit fest willen, geſammlet, und „zum Unterricht 2 7 
ans Licht gegeben. . 
EPHRAT A, in Peaſylvanien, Drucks der Bruͤderſchafft / 1748. 
* .® 0 


o 


4 
Pr 
= 
° . 
1 = * 
8 
. 
= fire a @s 
EX 
722/ 
f 23:2 


2 
2 h 
2 a 
. i & 
5 2 802 
=> ” 
0 * 
® 2 8 1 Mar 
5 = f 
E 
2 2 
= 5 
5) 5 * 
7 2 
4 
E z . 
2 . 
© = ; 
; — * « 
© 2 
een * nn 24 
Se. = f 2 
; 2 5 i 
o 8 2 wg 
© 2 s = 
8 0 
e 
D 
* 
8 5 
> 8 8 5 3 
320 7 4 9827 "3 72 1 0 
0 
+) 
8 
" 


4 
* 


THE HIGH LIBRARY . . 5 


ELIZABETHTOWN COLLEGE 
ONE ALPHA DRIVE | 
'ELIZABETHTOWN, PA 17022-2227 


— nennen 


15 


1 seidensticker, Oswald. The first century of German 
printing in America 1723-1830 .. Phila., Schaefer 
& Koradi, 1893. 
re (Beissel, Conrad) Urständliche und Zrfahrungsvolle 
Hohe Zeugnüsse . . Ephrata. Brüderschaft, 1745. 
"This work, Beissel's great effort in myst ic theology 
and full of abstruse oddities, consists of two parts, 
yiz.37 Meditations and 73 Theosophie Epistles. The 
latter have a separate title: Wystiche und Erfahrungs- 
volle Episteln . . . An earlier edition of the book 
published in the same year (1745) had different titles 
and another preface. They were removed and burned 
..by order of Beissel, as they had been written by 
Israel Echerlin against whom Beissel conceived a 
dislike. The new edition contains also six Epistles 
more that the first one.” 


de have no Ephrata prints of older date than 1745. 
It is likely however that the strained relations 
between Conrad Beissel and Christopher Saur which 
existed since 1739 led to the establishment of a 
printing press in Zphrata somewhat earlier than 1745." 


A1 Hildeburn, Charles. A century of printing. The 
issues of the press in Pennsylvania 1585-1784. 
Phila., 1885. 


re (Beissel] Urständliche und Erfahrungsvolle Hohe 
Zeugnüsse ... Ephrata, in Pennsylvanien Drucks der 
Brüderschaft, 1745. 4t0.pp(8)294. tno. 9163 


I Evans 35538. 


TI SG 


Sie‘ 


. 
A Er 58 


N. 
a 


re 


„ 217 * 
s en IE STR DES e 8. : = 
17 22 + 1 rn e 5 


Ses Ne RR 

ar 15% Fr rar fa „ r R 

F ee a ee Eee 

* * * 
* a 5 1 

* e eee “une * 
. ˙ A 

S SS S e EURE NEE — 


1 


a FVV a f 5 5 
8 „ee 2 * — e 


5 0 Vorbericht. f e 
> „ 2 4 
—— 

G, fr & S find zwey Wege / darauf Sich GOD in jederzeit in der 
08 Kirche hat bekant gemacht: der Geſesliche u ind Evangeli: 
ſche⸗ oder: nach Seiner Gerechtigkeit und 3 Ba rmhertzig⸗ 
keit. Wann wir zu erſt erweckt werden, ſo bringt es der 
I Ruff ſo mit ſich: daß wir an das Gefes addreſliret wert den, um 
5 durch Wercke der Gerechtigkeit (nach unferem Begriff) unſer 
He eil auszuarbelten, nach Anweißung des Geſetzes: Ohne das . wirſtu lebẽ. 


Ss viel Sehen nun wir uns erwerben in dein Geſetz: durch Wercke der Ge⸗ 


2 ſo vil Faͤhigkeit haben wir hernach (wann es Anders richtig zuge⸗ 


het) durck s Creutz / in den Tod; Chriſti, aaa | au werden. 


ee, 


Dam, for das Leben der 5 an uns offenbar werden. fo muß erſt 


und Hand- Leitung nicht wol erhalten wird. Ss Haben zwar je und ſe in der 
Chriſtlichen Kirche ih gerſtliche Führer 15 Handleiter sch anden; ; unter de 


Es haben aber nicht alle das rechte Ziel erhalten: und die Menſchen, a 
Seüiſche Weiſe, unter D tr gebracht; ; Bi um! rer tigtnen, Wels um ihe 


4 gelio ſtehen / i 1 = der N 
Schweres zu ertr⸗ igen 
u thun; die, ſo uns fh: 


E 98128 Ulrſachen: Weil al tes? Rec 
unter dem Geſen, durch Wercke der Gerec 


alles e n der eigenen Gerechtigkeit ins Erſterben gebnfl Ir werden. 
"Rn if 05 Fechtich eine wichtige 80 Be 5 25 man ad hier das rechtes Ziel tref⸗ 


II. 


fe und auff keine Seithe zu welt abirr 3 Welche es ohne geifliche Fuhrun 3 


ce Fr Sour gereiste » Kar, 


ter Veſchattung die Seelen in denen gel ichen en Wegen find zur 


ee 
f 


* 


> 
ste Iinteracdu® 1 un Faͤhiakeit willen. x Sure tale; / nnter dem Evan-. 
a 1. en 1 en 27 a 17 * 
1 en > dach Ci 502 er vu N 4 


5 * 

51038 E. Die Feinde zu lieben, und ihnen 

N zu ſeegenen, und dergleichen. Math. V. 17. ic. 
en hoher Liebe 4m Soltomenbent enthalten) 
t zit dem eisen Leben (als wozu man ſich : 


en 


als worinnen lautere So 


gen 
ee 
> 
Pi 
I u 


N 8 cha eit, ein Recht auskaufft ) da 
aus Haͤnden genommen, und man deſſen allen i? fnibig gemacht, beydes, was 
* N e BES man 


Vorbericht. 


—ͤ—— ——— — ö— 2 — 


2 


Man wine, und was man nicht vermag; 7 durch das: Daß im E Evangelio:. 


. ED Sich Sofa rer uns hat zum Schuldner gemac Er und uns alle 


5 


dern fh in der ſreyen Liſt dem Menſchen anbeut; So N dadurch 


unſere Schulden umſonſt erlaſſen. 


Wann man dieſes fo erwaͤr get, fo wird man in nicht geringe Beßͤͤrzung: 
geſezet. Dann, vors erſte, kommen ſehr weuige Menſchen in ihrem Ruf an: 
das Geſetz, und erwerben ſich ein unſtraͤfüiches Leben nach der Serechtigkeit, 
und unter dieſen N nd abermal wenige, oder wol noch roen! Zere⸗ die dur 

das Geſat durchkommen an das Evangelium. Dann, Ödt, nach Sauer Art, 
fan Sich dem Nee enſchen anderſt ncht offenbaren als durchs Evangelium }, 
Und obſchon das Geſatz auch von GOtt urſtändet, ſo iſt es doch nur darftof⸗ 
ſchen einge fůͤhret worden ; um der Suͤnden willen. g 
Weilen aber in dem Geſetz die Gerechti gkeit erwerben wird, welche ain mei⸗ 


-fien GOtt im Wege ſtehet: daß Ec mit Seiner Gnade und Lebe Sich dem 


Herizen nicht kan offenbaren: fo muß der Menſch wigder ſo weit zurůͤck bear⸗ 
beitet werden: als er ſich im Geſetz, durch die Gerechtigkeit, vor ſich bear 


beitet hat. So hoch er nun in dem Geſetz, mit feiner Buß⸗Arbeit geſaegen; 


ſo tief mag er gedemuthiget werden; und ſo viel kan auch GOtt Seng Gna⸗ 
de an ihm offenbaren. . | . 
Dieſem nach iſt es kein Wunder, daß ſo wenig Menſch en an das Erangen. - 
lium kommen; 3 Dann, unter dein Ge Ing wird die Stunde im Grun de, durch, Kr 
das eigene Recht, nur erhalten und beſchützet, hier aber verhaͤlt es ſich gantz 
anders; Dann, weilen das Evangelium mit feinem Zwang mache 2 ſon⸗ 
Wege 
gemacht: daß ſich der Anti-Chrilt, und das Kind des Verderbens, an ihm 
duſere, weilen er ſich keines geſaͤzlichen Zwangs zu befahren hat. Mag alſo 
fol tglich der D Nenſch am Svangelio gerichtet werden, welches amm Ges nicht 
geſchehen moͤchte. Dann. ſo viel das Erb⸗ Hebel n den gergifftes 1 
ren Ef: entien geruͤg zer And gerichtet roixd⸗ ſo viel mogen wir u 
der Heiligung befördert werden; außer dieſem / bleiben wir uns 
unerkant / und tichten viel Soͤſes in guter 7 leynung. 8 
Dahero iſt und bleibet GOtt ein Schuldner an dem Meuſchen, und ver⸗ 


mag derſelbe nicht gericheet zu werden, ſo lang: bis G Ot, feine Gutheit, durchs 


Evangelium an ihme erwieſen und ausgefuͤhret hat. Und dieſes iſt die Ur⸗ 
BR re f UArſache: 


2 


ECC 


05 


2 


Vorbericht. . 


— —— ͤ -àZ—— 2 WWW -t —— 


en fache: Warum es ſo vieh Schwürigkeiten giebet: bis der Wienſch durchs; 
Erangeliam wieder an / uind unter GOtt, gebracht iſt. Denn, ob man 
wol viel Nuͤhmens von dem Evangelio machet, ſo liegt doch die Suche im. 

hunde alſo, daß ſich der Menſch lieber in die elendeſte Sclaverey verkauffen 
laͤſſet, ehe er wol durchs Evangel ia ſich von der Sande frey machen laſſen ; 
a. dorten, hat er ein. Mecht n 3 Haͤnden gegen GOtt, u! id kan da mit 
gin Leben beichnzen Hier aber, iſt ige alles Recht aus Handen genom u, 

ind ame im Evangelio alles? echt Des Kechtens entgehet, durch das: Wer⸗ 
len Gott alle Schuld auf Sich genommen har. 


Dieſe ohe Evangeliſthe Bedient ng nun, if zu erſt von dem So ue som 
tes vom. Pim: mel gebracht worden; Dann,. Er war eines ma Gei 
dann alle dlefenigen, die vor Ihm geweſen, und durffte ſie mit Recht Die 
und WMöỹrder nennen: weilen ſie nicht vermochten das 1 zn tra- 
ktiren, und das Aint der Verſchaung zu treiben; Und weilen die hre des 
Evangeligeis, vor der Vernunffeſe ielle eine anſtoͤſtge Sach en ſeyu, ebene als. 
ob das Linreche gebe liget wuͤrde indeme Chriſtus, zum Exempel, jene Ehebreche⸗ 
rin; welche, nachdem ©: e, den Tod verdienet hatte, nicht wolte richten; ſo 
hat eben dieſes, ei eine blef. fache heyn mieten Daß die Indiſche Kirche, bey Seiner 

- Ertusigung, an“ ze“ ue die groͤßæ Su nde begangen; Welches nicht hätte ge⸗ 
ſchehen mögen : wann er Er vicht hörte das Amt des fe und der Ver⸗ 
oͤhnung tractirg ; um it alſo hier ein Beyſolel deſſen, teas droben gemel⸗ © 
det: Daß namuch an, und durch das Evangelium, ale Sreuel des menſch⸗ 
lichen Heben 00 fenbe Ar werdet 8 
Obſchon auch nach der Himmelfahrt € hriſti, der Eat gell liſche Bf Sich 
auff die hohe A. 5 in hae n ſedecgelaſſen, f fa war doch kein⸗Ausſehen: Daß dle. 
a Evängelifl I Hauß Fler ung. 5 der Kirche haͤtte koͤ nnen at Bach ihr et wer en; 
und das, um der Denen Unvermoͤgen n sillen :. welche die Oreh heit des 
Evangelii nicht mochan ertragen. Wannenherd auch die „Avoſtel ſind ver⸗ 
anlaßt worden: Zu geroiſſer Zeit „und Maſe, wieder nach dem Geſetz zu⸗ 
ruck zn greiffen. Auff weie hen Orund hernach die Kirche f ch IR gebauet. 


* 
1 

65 

* 


f Was nun gegenwartige Arbeit ang gehet, ſo iſt dieſell be von Einem, Der 
GOTT ‚anf eine ſehr hohe Wise, ergeben, und noch gezenwaͤrtig in 
5 N x a 2 N „Seinen; 


> 


0 


— Be 


Vorbericht. 


—U—U— U— 


— — 


Seinem geiſtiichen Tage⸗Werck begriffen iſt, anfänglich aufs Papir gebracht 
worden; Wiewol keinesweges in dem Sinne: daß fie ſolte gemein gemacht 
-werden; iſt aber hernach, von andern ſorgfaͤleizſt geſammlet, und an das 
Acht gebracht worden; in Betrachtung: Daß der Evangelifide Geiſt des 
Neuen Bundes darinnen, in einer gar hohen Maaße, eingewickelt lieget. 
4 . 7 
Es iſt der Verfaſſer derſelben, vor ohngefehr dreyſſig Jahren, in Teutſch⸗ 
land, kraͤffug erwecket, und mit einem hohen Geiſt der Erleuchtung begabet 
worden; Worauf Er alſobald das Wohlſeyn Seines natürlichen Lebens, 
ſamt deſſen Ausſehen, verleugnet und aufgegeben 5 Aber darüber Seine Gunſft 
und Credit bey der Welt verlohren; fo gar, daß Ihme in Seinem Vaterland 
mit Verfolgung nachgeſtellet wurde, bis Er endlich von Seinem in wendigen 
er, » $ührer Ordre bekame: Aus zu gehen aus Seinem Heymath, und zu 
wallen in ein Land / das Ihme der HErr zeigen wurde. Land alſo 
iſt Er, gleich in den erſten Jahren Seiner Goͤttlichen Jugend, in nicht gerin⸗ 
ge Verlaſſenſchafft scher worden; angeſehen Er, Seiner Treue zu Zott halben, 
auff wichtige Proben geſetzt wurde, und vor dem Geiſt dieſer Welt hat muͤſſen 
Schul ⸗Kecht thun: biß Ers endlich gewonnen; Da Ihn dann derſelbe 
von Seinen Biuͤſten ausgeſetzet, und Ihn alles menſchlichen Schuzes und 
Troſtes beraubet. Daruͤder Er freylichs Ott in die Hände gefallen; Wel⸗ 
cher, von derſelben Zeit an, Sun Führer, Regierer und Bewurcker geworden. 


Aͤlſo hat Ihn auch die Gsetliche Regierung in Sof Lande 
gebracht. Da zwar Sei Haupt⸗Abſehen geteſen: Nach Arteder erſten 
Einſamen / eine abgeſchiedene Lebengz⸗Art aufzurichten: Und ohn angeſehen 

Er jederzeit ein Bedencken getragen, Sich in menſchliche Derfaſſungen einzu⸗ 


laſſen: maſen Er des Betrugs end Verführungen menſchlichem Juſamen⸗ 


90 


7 “ i er 2 — 2 2 PR ® 
hang beides kundig, und überdraſſig ward ; Nichts deſto weniger fe ſehr 


uch ſolches Seſnem Licht und Zeuanuß entge zen; fo ist Tr doch in ein; Br 
„ faſſung eingeflochten worde: ; Werüber Er aber in nicht geringe Gefahr, in 
Anſchung Seines Zeitznuͤſſes, gerathen, und doch jedertent von GOtt iſt ger 
„ſchuͤtzet werden ; Maſen, Er Sich beſcändig an dieſe K EG gebunden: 
A Daß Er nemlich in keinem Ding Sein Leben ſuchte zu er⸗ 
halten / ſondern Gott Seinen Retter und Berather ſeyn ließ. 


2 e Dabrre 


6 


— 
1 J 


8 


Vorbericht. ni 


— — 


— 


—— —— 
Da hero auch Ihn, weder daß Cob derer „ di 
Schmach derer, die Ihn verachteten, beweg 
derzeit, im Grunde, ein Anderer geweſen: als 
lete. 8 
Nuchdeme min SOFT dieſe hohe Probe von Ihm erhalten: Daß Er 2 
nemlich Sein erworbenes und erjagres Gute aufgegeben, und, 85 
zu reden, mit Seinem Zeugnuß in das Menſchen⸗ Meer I hineingebadet 5 So 
bebe ſich frehlich, in Auſeh: ing Seiner Ferien ſeltſam me Be egebentzeiten er 
eignet; welche viel zu wichtig fi id: als daß fie dieſe Feder ſolte beſchreiben 
kenn: 4 Sintemalen, unter Seiner Bedienung viele ſind erwecket worden,. 
die das ewige tieefterbfiche sehen zu ihrem Theil ersechisten ; ; davon ober die mei⸗ 
ſten iur Jahre alben, weder die Scha lekheit und Be riegerer mente . 
we earn noch die Krieges Kiffen der geiſtlichen Fe inden / 
ausgebundiget harren. Dahero bey Ihme ein tt geringes Serg Tra⸗ 
gen stade Was es endlich vor einen Ausſchlag gewinnen æürde! An⸗ 
N geſchen Er, als Der dergleichen an Sich kundig ware werden, wel wußte 
Was vor Proceſſe und Widerſtand in dieſer geiſtlichen Ritter ſchafft ſich ige 
nen. Gleich wie Er dann zu Zeiten von der Gefahr? Meldung thaͤte, ſagende: 
NB. Daß ſich. nicht deruͤber zu verwunderen „ daß ſo viele zuruͤckfallen anf dem 
— Wege zn Gott es ſeye vielmehr ein Wunder: wann jemand durchkaͤme! 
Daun, die Preika des Abfalls / woran nothwendig alle Erweckete anſtos 
"oft, ſey en fo gefährlich: Daß, wo Nicht eine Hbernstärliche J Treue ins u 
Hertz geleget if, Niemand durchkomme. Welches eigentlich. vun der N 9 
2 grofen Verkaſſenſch affe Herrühret darein diekentgen übe werden, we 
che denen Eiteltulen dieſes kebens mit Ernſt abſagen. Dann, in dem eidg: 
“Ser Natur werden au: Menſchen, von dem höcften Monarchen an, bis auf 
den geringſten Y st, mit einem getwiſſen WOHL laber ſd altet und unter⸗ 
halten, welches YO 554 „wann anderſt die Bekehrung rechter Art iſt, dem 
Menſchen bald entzogen wird, und ihme, Statt deſſen, eine groſe Verlaſſen⸗ 
ſthafft verurſachet; darinnen kein Ausſchen gefunden wird, es ſey dann: Es 
erbaͤhre ſich eine Kirchliche Beſchattung / darinnen ſolche Verlaſſene koͤn⸗ 
nen aufgehoben werden. Und wann an der Perſon des Verfaſſers die⸗ 
fer Scheſfen, Seine Nachfolger AR wol haͤtten eine ſolche Airenliche 
Xa 3 


le Ihn erh üben, noch die 
e; Sintemalen, Er ite 


c 
Er Sich von auſſen darſtec⸗ 


. 
fi * „ * 
order! 9 2. 


Beſchartung vor ihr geiſtliches zeben vermuthet, wuͤrden villeicht deren 
Wenige in denen Sichemgen Probe gehalten haben. Maſen Er der heim⸗ 
ichen Schlapf⸗Winckel menſchlicher Narut / wie anch der gefaͤhr⸗ 
lichen Pfoſten des Abfals / ſo kundig war, als, ſo zu reden, der Sir > 
ger an Seiner rechten Hand ;. Und, wie Er Selbſten Pag. 235. meidet, ö 
Der Kriegs⸗Poſſen des Alten Feindes / auf vielerley Weiſe/ Er 
fahrung hatte. . 5 a 
Dieſe wenige Umftände hat man noͤthig erachtet, zum Vor⸗ Tritt zu dieſer 
Arbeit, mit beyzufuͤgen. 2 3 > 
Es iſt zwar wahr, daß dieſe Schiffen Emwas in ſich enhalten 
welches mienſchlichen Wiz und Verſtand uͤberſteiget, und eben dahers auch 
Manchem Manches darinnen paradox, fremd und ſeltſam vorkommen woird: 
ſintemalen fie aus einer gar wichtigen geydenſchafft urſt anden) 
Nichts deſto weniger redet doch die darinnen enthaltene Salbung zu einem je⸗ 
den Liebhaber der unverfaͤlſchten Wahrheit Gohttes / ſonbeclich wann 
es ſolche find, dle da Theil genommen haben an denen noch hinterſtelligen den 
den des Leibes JElu Chriſti, als woher dieſe Arbeit gefoſſen. 


—— En a net 


0 


* 


kr 5 2 . | TR 
87 Fate waͤre noch zu wünſchen: Daß der, mateſen Bach enthaltene 
my i 


ſche Creutzes⸗ und Leydens⸗Weg machte viele dieb aber finden! die 
ſicch lieſſen keine Muͤhe reuen: durchzubrechen dung) das venofldete Seheege ; 
des Sleiſches und der Natur / und huͤfffen mit: heittar Suse aufheben! e 
So wurde dem Verderben geſteuret, und das Reich TEL: Chriſti offenbahret. 


* 
* 


Dann, iſt es möglich geweſen: Daß Adam, mit ſcaner Magia alle Himmek 


durchdrungen / und eine ſolche Welt, voller Ungerechetg keit, Schalckheit, 
Berriegerey, ꝛc. offenbarer, wie wirznun sor Augen hes g So iſt es auch 
moͤglich: Daß unſere Glaubens- Magia dieſe Vor⸗Geheege, 
beydes der Natur und Creatur, wieder terbreche 3 nnd das Leben der 
Unſt erblichkeit, im Geiſte des Gemliths wieder angezogen werde. 


— F 


Sr 4 dd 
> 1 7 9 3 0 
a var 1 a x 
« Ep — 
: et 3 5 
8 * 
* — 
0 2 2 
5 A,“ * 
* 


92 


Br. S I. Gemuts⸗Bewegung. i 


4 


in der Offenbarung Johannis, mit ſamt dem kleinen Thier / 
das Lamms⸗Hoͤrner hat: Wie nemlich dieſelbe beyde urſtaͤnden 
aus der von Sohtt abgefallenen Menſchheit; aber ihre 
Nraft nicht in denen gantz groben und fleiſchlichen 
Menſchen offenbaren konnen / ſondern vil mehr 
n denen noch ungeuͤbten und neubekehrten. 


*. 


© 


N im Geiſt ſeyende Johannes ſahe ein Thier aus dem Meer 
18 N ſteigen, als aus dem Abgrund der von Gott abgefallenen 


i Menſchheit: Welches auf die Erde trat, allwo es Grund und 


Bozen hat, als in der irrdiſchen und fleiſchlichen Eigenſchaft, 
in der ſich ſelbſt habenden und ſelbſt⸗ lebenden 
7 Menſchheir. ; . 


Schlangen, die de beiſſet⸗der Teufel und Satanas, und fuͤhret fein Amt und 
Hereſchaft in der von Gott abgefallenen Menſchheit / ihrem eigenen 
Willen und Sie, Die ſieben Haͤupter und zehen Hoͤrner haben ihre Verwal⸗ 
tung in einem jeden unwiedergebohrnen Menſchen nach Art der ſteben Haupt⸗ 


Graͤuln, die in dem Menſchen herrſchen. 


i * 5 . „ . * ; 2 . 
. Dies Thier Hat feine Macht und Stärke von dem Drachen der alten 
+ 


— * 


* 


« 


Ob aber ſchon diſes Thier fein Reich, Herrſchaft und Stuhl auf der 
anten Breite des Erdbodens in den Kindern des Unglaubens hat! So kan 
es ſich doch nicht in voller Kraft der Falſchheit und Verfuͤhrüng in ihnen 
offenbaren wegen ihrer fleiſchlichen Grobheit und Irrdigkeit. Die 

N Y Kraft 


* 


In kleiner Entwurff von dem Sieben » Adpfigen Thier 


77 


* 


1 4 > ie 
? Die I. Gemuͤts⸗ Bewegung. 


nn nn en nn nn mn nn — ' ü — — — — 


gr in dem Menſchen auf, daß fein verfinſterter Verſtand erleuchtet wird. 


Erkaͤntnus feiner ſelbſten / ſondern gehet in Hoch auf ſteigen: So 
bekommt der Teufel von ſtund an eine offene Thuͤr, und ſchleichet mit falſchen 
Lichtes ⸗Kraͤften in das Gemuͤt, und blaͤſet dem Menſchen allerhand hohen. 
Einbildungen von ſich ſelbſt ein, kommt auch wol mit Geſichten / Traͤumen 
und Offenbarungen. N ee. 


Hat nun der Menſch mehr Neigung zur Beſchaulichkeit an fich 
ſelbſt / als daß er ein Mißfallen an ſich und ſeinem Tuhn hat: So geſchichts, 
daß der Teufel endlich einen veſten Sitz in ihm bekommt, alſo daß er ſich mit 

allen feinen Wundern und Kräften in ihm offenbaren kan. Dann feir die wah⸗ 
re und gruͤndliche Demut der erſte Anſatz tft; wo der Grund unſerer Selig ⸗ 
keit muß auf gebauet werden, und wo GOtt ſich mit ſeiner mannisfaltigen 
Weißheit / Gnade und Libe vollkommen offenbaren kana Alſo iſt hohes 
Auffteigen und Hoffart des Herzens der erſte Grund⸗ſaß wo ſich der 
Teufel mit allen ſeinen falſchen und lagenhafften Kraͤftensvol kommen in dem 
Menſchen offenbaren fan. >. u’ a 


Dann Hoffart iſt die Gebaͤrmutter aller Sönden und LIngerech: 
rigkeiten / und führer ein Fuͤrſtenthum und Koͤnigẽtich niit ſich in dem Neich 
der Boßheit und Falſchheit, iſt auch deſſentwegen das erſte Haupt an dem Sie⸗ 
ben ⸗Koͤpfigen Thier. Weh den Seelen! die allhter ihren erſten Satz zum Chri⸗ 
ſtenthum legen, dañ da iſt kein Aufhoͤren in dem Menſchen, biß der Teufel 

einen erſt⸗ und letzt⸗ gebornen Sohn aus geboren hat. 


Dann diſes Haupt als Hoffart hat ein Horn, das heiſſet Verachtung 
des Naͤchſten. Mit diſem Horn ſuchet es alles von ſich zu ſtoſen, was keine 
Gleichheit mit ihme in ſeiner hohen Einbildung hat. Dann alle Bewegungen 
und Regungen, ja Sinnen und Gedancken des Menſchen gehen in ſolchem 
Fall nur wider die wahre Einfalt und Fidrigkeſt, . wider ale‘ 

a f ſchu 


— — — — 


2 


‚ RN RE 


Die 1. Gemůts⸗Bewegung. ig 


an ee ee K 88 
ſchuld des Lam̃es / und hat alſo der Menſch beſtaͤndig etwas an ſeinem Naͤch 
ſten zu tadlen, richten und urtheilen welches lauter Materie iſt, die ihn in 
ſeiner hohen Einbildung erhaͤlt. Worzu dann noch das zweyte Haupt oder Fuͤr⸗ 
ſtenthum der Falſchheit und Ungerechtigkeit hervor kommt, welches man heiſ⸗ 
ſet Neid. Diſer Graͤul iſt ſehr boͤß; dann da werden auch ſo gar die Gnaden⸗ 


Gaben Gottes oft an dem Naͤchſten auf das aͤrgſte gedeutet. Neißgunſt und 


Sbele Nachrede find die zwey Hoͤrner, wo diſer Graͤul mit beſchuͤtzt wird. 
Welche Graͤul ins ge mein, wann fie an Tag koinmen, wieder ein Haupt mit 
zwey Hoͤrner hervor bringen, welches man heiſſet Zorn / und dann zwey Hoͤr⸗ 
ner, das eine heiſſet Goͤttlicher Eiffer / das andere, vor die Ehre Sot⸗ 


tes ſtreiten. Mit diſen drey Graͤuln werden oft unſchuldige Seelen toͤdtlich 


verwwundt, alſo daß der Menſch, der ſie aus uͤbet, maũichmal nicht ungeſtraft 


bleibet; kan ſich aber wegen Eigen⸗LAbe und Hoffart nicht demütigen; ſondern 
gibt vilmehr Urſach, daß der vierdte Teufel auch noch mit ſeinem Haupt kan her⸗ 
vor kommen, welches Name iſt RKachgier / und ſein Horn heiſſet 
Feindſchaft / welches dem Haupt Kraft und Staͤrcke gibt. Durch diſe 
zwey boͤſe Stücke wird oft das Lamm ſehr verwundet, aber nicht uͤberwunden, 
fordern bleibet ſtehen in der Einfalt und Nidrigkeit. Nun kommt der Luͤ⸗ 


gen⸗ teufel / als das fuͤnffte Haupt noch mit zwey Hoͤrnern hervor, welcher Das 


mẽ . 8 / ne ein Gutes boß deuten. Diſes ſind die drey aller 


ef | 


- 2 lr * * e En age 6 
hrlichſte Uebel / werdurch oh die Heiligen darnieder geſchlagen werden, 


unnd uͤberwunden; doch ſteget das Laim in drey Tagen uber Tod und Hölle, 


2 


Weil aber nun hier dit Heiligen durch Gedult und Leidſamkeit ja auch gar durch 


Unten liegen und nicht darch groſe Kraft und Hoch herfahren ſtegen: So kommt 


der Teufel noch mit einein Haupt hervor, welches man heiſſet Verdacht / ſein 


Horn, womit es ſich wehrt, iſt Boͤſes vermurhen. 


O daz vile weiß waͤren, Ind naͤhmen es zu Hertzen, und daͤchten, was 
ihnen zu letzt widerfahren wurde! O was vor eine traurige Erndteiſt zu gewarten, 
wo ſolche Fruͤchte ausgeſäet werden! O du unſchuldiges Taͤmmlein! lehre 
mich deine unſchuldige CLammes-Art mehr und mehr, damit kein Betrug 
uͤber meine Leffzen gehe, noch in meinem Mund erfunden werde. Wie gar nichts 
ſind doch alle Menſchen, die ſo ſicher leben? O daß du den Himmel zerriſſeſt! und 
ſaͤheſt drein , und ſtiegeſt herab, und zerbraͤcheſt der Schlangen ihre Koͤpfe, da⸗ 

al 2 f mit 


* 


; ; r nn . 2 
> kette, Fraser 
4 Die I, Gemüts⸗ Bewegung. 


mit aller Falſchheit und Ungerechtigkeit ein Ende würde, fo wuͤrde der Neid 
wider Ephraim und Juda aufhoͤren, und koͤnte Jsrael im Friden wohnen, und 
unſere Arbeit wuͤrde gelingen, und der Drach / die alte Schlange / wuͤrde ge⸗ 
bunden ſeyn, und würde nicht mehr feine Haͤupter empor heben. 


O alle ihr GOtt libende Seelen! nehmets zu Hertzen, und reiniget euch 
von diſer boͤſen Saat. Wie wollet ihr vor dem allſehenden Auge Gottes beſtehen? 
der eures Hertzens Gedancken und alle eure Findlein weiß. Dann ſollen nur di 
zum Anſchauen Gottes kommen, fo rein am Hertzen find, fo muͤſſen gewiß diſe 
drauſen ſtehen und heulen, wo ſich noch ſolche graͤuliche und garſtige Thiere im 
Hertzen finden. | 2 e 


— © 0 
1 


O daß wir ſchweĩgen doͤrſften! und braͤuchten das Uebrige nicht zu beſchrei⸗ 
ben; aber der Anfang des Hoffarts⸗Graͤuls ſchweiget nicht, biß daß feing 
ganze Zahl nach allen Theilen erfüllen iſt. Wo demnach darzu kommt das ſiebende 

Haupt welches das Ende oder Schluͤſſel vom Hoffart iſt, deſſen Name heiſſet 
Libloſigkeit. Dann wie die wahre Demut die Gebärmutter zur wah⸗ 
ren Libe iſt: So iſt Hoffzrt die Sebaͤrmutter zur Kibloſigkeit gegen 
den Naͤchſten. Sein Horn, womit es ſich wehret, find aͤuſſerltche gute Wercke 
NB womit es ſich verdecket. Diſes it das allerſchlimſte Horn, wordurch auch 
der gantze Leib des Thiers geſund erhalten blelbet. Und wan auch ſchon ein Haupt 
eine toͤdliche Wunde von dem ſcharffen und zweyſchneidtgen Sch perdt bekom⸗ 
met: So hat diſes Horn eine Salbe, daß ſie zur Stund wieder wol wird, und 
fo geſchlehts; daß der gantze Leib des Thers geſund erhalten bleibt, und ſuͤhlet. 
der Menſch weder Wunde noch Kranckheit mehr, dann es helffen alle Regun⸗ 
sen und Bewegungen des Drachen der Falſchheit und Ungerechtigkeit in dem 
Menſchen darzu, damtt er jn feiner hohen Einbildung erhaben bleibe. Dann 
p lang der Menſch in ſolchen Graͤuln lebet, fo ſtehet er in der Gemeinſchaft des 
Teufels, der den gantzen Erdboden in Hohen und Nidrigen Groſen und Klei⸗ 
nen von dem Bettler an biß zum Kaiſerthum mit Hoffart und Neid unterhäfe, 
Iſt demnach kein Wunder, daß der ganze Erdboden, und alle, die drauf woh⸗ 
nen, ſich verwundern uͤber diſes groſe Thier, und daß ſte es anbaͤten und ſpre⸗ 
chen: Wer aſt dem Thier gleich, wer kan mit ihm kriegen? Dann ein jeder 
Menſch, der nicht warhafftig bekehret / und mit der Lamms⸗ Einfalt und 
185 ä | Unſchuld 


— 


Die J. Gemüts⸗Bewegung. | 4 


Unſchuld angethan, der lebet in diſem boͤſen Thier, und baͤtet es an, nichr 
allein auſer ſondern auch in ſich. | 

Dann wanns der Menſch in ſeiner Falſchheit nicht weiter bringen 
kan, fo bläſet er ſich im Zorn auf, und ſtellet ſich graͤulich an, da⸗ 
mit man fh vor ihm fuͤrchten fol. Wo demnach noch diſes das 


Ruder fuͤhret in dem Menſchenn, da iſt noch kein einziger Tropfen 


Bluts von der unſchuldigen Lammes ⸗Art in ihm / und wird 
das Lamm beſtandig in ihm und andern erwuͤrget und ermordet. Hat 
nun jemand Ohren zu hören der höre. Wer in das Gefuaͤngnus 
fuͤhret / der wird in das Gefaͤngnus gehen / und wer mit dem 
Schwerdt ꝛoͤdet / der wird mit dem Schwerdt getoͤdet wer⸗ 
den. Hier iſt Gedult und Glaube der Heiligen: Hie ſind / ſo 
die Gebotte GOTTES halten. . 


In diſem Spiegel kan ſich der Menſch beſchauen, dann es rich⸗ 
tet ſich alles in dem Menſchen nach ſeiner Eſſents und Wurzel / was 
ſich in ſeiner erſten Bekehrung in ihm zum Anſatz leget, Dann gewiß 
iſts, wo eines von den oben beſchriebenen Graͤuln in dem Menſchen herr⸗ 
ſchet, da ſind fie alle beyſammen: ſolches ereignet ſich in feinem gantzen 
Tuhn. Da wird kein Wort geredet und gedacht, das nicht zur Erhe⸗ 
bung fein ſelbſt und zur Verkleinerung des Naͤchſten geredet wird. Dann 
da iſt beſtaͤndig etwas zu tadlen und zu richten an dem; Naͤchſten, wie oben 
gemeldet. Wird aber der Grund geleget in der wahren Zerſchlagenheit und 
rundlichen Erkaͤntnus ſeiner ſelbſt, alſo daß das Lam nach ſeiner Art in der 
wahren Nidrigkelt und Verſchmaͤhung fein ſelbſt den Grund leget: O 
da gehet es gantz anders zu! Dann da wird in dem gantzen Handel alle 
zeit eine gewiſſe Nidergebogenheit in ſich ſelbſten und dabey ein ſanfftes 
Woltuhn gegen den Naͤchſten geſpuͤhret werden. Sintemal die wahre De⸗ 
mut ſo geartet iſt, daß ſie allezeit dem Naͤchſten etwas zugibt, und wird 
nie im Geiſt uͤber ihn herfahren, ſonderlich weil die wahre Einfalt allezeit 
eine gewiſſe Simpelheit und heilige Unwiſſenheit von des Naͤchſten 
Mängel und Gebrechen mit ſich fuͤhret. Deſſentwegen wird. niemand lelcht 
von ſolchen Seelen gedruͤcket und beſchweret. Dañ ſie reiſſen weg allerley 
Laſt / u. brechen dem ungrichen ihr Brod wo fie einen nackend 

b | 4 3 ſehen / 


S 0 


P= 


6 RS Die I. Gemüts⸗Dewegung. 

En — SC 
ſehen / ſo kleiden fie ihn, und laſſen den Betruͤbten u. Troſt⸗ 
loſen nie ohne Hülfe gehen, darum gehet ihr Licht oft im 


Duncklen auf / und erfreuer die ſo in Jinſtern fügen. 


Ob nun wol diſes boͤſe Menſchen⸗Thier mit allen feinen Graͤuln 
beſchrieben iſt, ſo wird es doch in ſeiner Tiefe der Falſchheit und Bosheit 

noch nicht erkannt: Dann diſes alles unter einem guten Schein getrieben 
wird. So iſt auch ſelbſten die Zahl 666 mit den 7 Haͤuptern und 10 Hoͤr⸗ 
nern nicht voll, dann 7 und 10 macht nicht 3 mal 6, welches die Zahl des 
Menſchen iſt. Dann wann ich 7 und 10 zuſamen zaͤhle, ſo macht es 17: 


Und ſo ich diſes verdoppele, ſo ſind es die Zahlen der Jahre, wo das un⸗ 
ſchuldige Lamm ans Creutz muſte, und wann ich diſe Zahl als 34 aber⸗ 


mal zuſamen zaͤhle, ſo macht es 7, welches die Zahl der Ruhe Gottes iſt. 


Kan alſo demnach der falſche Schlangen ⸗Menſch mit all feinen Graͤu⸗ 
eln ſich noch unter das Lamm verſtecken, biß ſeine Zahl voll iſt: Alsdann 


wird der Antichriſt in Fleiſch und Blut offenbar, welchen der HERR un 


lingen wird mit dem Geiſt feines Mundes. | 
8 4 5 


As ich diſes fo anſahe und betrachtete, fo verwwünderte ich mich ſehr, 
daß der Menſch fo vil boͤſes und falſches ausuͤben kan, ung bleibet doch 


dem Anſehen nach damit in der heiligen Zahl ſtehen. Winde aber dabey ge⸗ 


wahr, daß die Falſchheit alles in dem Bilde und in der Zahl hat, was die 
Warheit in der Aufrichtigkeit hat: Und daß demnach alle Graͤul unter einem 
guten Schein und heiligen Namen koͤnnen ausgeübt werden? Dann die 
Schrifft ſagt von ſieben Geiſtern GOttes, und hernach von ſieben boͤſen 
Geiſtern, die aͤrger find als der Teufel ſelbſt, welches die ſieben Geiſter der 


Boßheit ſind, die der Teufel ſonderlich gebrauchet, bey dem Menſchen ein 


in kehren, wann fing Bekehrung auf keinen gefunden Juß kommt. 

Bey dein allein war ich ſehr in Bedencken, wo ich die Rechnung und 
Zahl hernehmen ſolte, daß ich des Menſchen ſeine Falſchheit von der un⸗ 
ſchuldigen Lammes ⸗Art unterſcheiden koͤnte. Dann es fehlete mir noch 
1, daß die 17 iu 18 wuͤrden, welches die volle Zahl des Thlers iſt. Konte 
al das Thier mit allen ſeinen Graͤuln nicht an ſeinen Ort bringen, biß daß 

5 - ; * ih 
N 


— 


Die J. Gemüts : Beweguit. 7 


Be se 
ich ihm in fein Maul fahe, da fand ich Eins mehr, denn bey dem Lam. 
Denn wo das Lamm ſtumm iſt, da redet das Thier mit ſeinem Munde 
groſe Dinge, und wird durch fein N Jaul uͤber das Lamm erhoben von al⸗ 
ſen denen, die auf Erden wohnen, daß fie ausruffen und ſagen: Wer iſt 
dem Thier gleich / und wer kan mit ihm kriegen? Dann das mm 
darf feinen Mund nicht vor ihm auftuhn; und aͤrgern ſich vil an ihm wegen 
tines Schweigens und ſagen: Wire es von G Ott, ſo koͤnte es ſich auch vers 
andworten. Sehet doch! wie das Thier eine Kraft hat, u. wie es reden kau! Sec, 
5 . 


« 
U 


Nun iſt ſeine Zahl gantz, dann 7 Haͤupter und ro Hoͤrner machen 
17, und ſein groſes Maul darzu macht 18, ſind die 3 mal 6, als 665. 
Nun iſt der Boͤſe von dem Fromen geſchieden u. der Drach von dem Cann. 
Jetzt will der Drach auch ein Lamm werden, und bringet ein ander klein 
Thier aus der Erden hervor (als aus der irrdiſchen und natuͤrlichen Menſchheit) 
welches Hoͤrner hatte wie das Lamm; wird aber anch wie das groſe mit ſeinem 
Maul verrathen, dann es redet wie der Drach. Weil es aber mit der natuͤrli⸗ 
chen Menſchheit da ſtehet, fo kleidet es ſich in die Menſchheit Chrifti ein, und 
nimmt ſeine 2 Teſtamenta als Taufen und Abendmahl halten (welches 
fine 2 Hoͤrner ſind, wormit es dem Lamm gleichen will) und ſetzet ſich damit 
in Gottes Heiligthum, und thut allda groſe Zeichen und Wunder aus der 
Kraft des Drachen, daß verſuͤhret werden alle, die auf Erden wohnen, daß ſie 
anbaͤten das erſte Thier um der Zeichen willen, die ihm gegeben ſind vor den 
Menſchen zu tuhn, u. kan machen Feuer vom Himel fallen. Dann wann der 
ungeſtordene Selb⸗Menſch ſeinem Vorgeben nach um GOtt eiffert, fo 
kommt er mit ſeinem ungeſtorbenen Feuer- Ziffer von dem Himmel auf die Erde, 
und blaͤſet ſich in ſeiner ungeſtorbenen Selbheit auf, als koͤnte er groſe Dinge 
tuhn, wäre ihm aber beſſer, er bliebe mit ſeinem Feuer in Gottes Heiligthum, 


nnd gaͤbe ſich daſelbſt dem Herrn zu einem Brandopfer dar, das wuͤrde dem 


Herrn beſſer gefallen als in eigner Feuers-Macht hoch auf fliegen. 


Wir haben droben erwieſen, daß das jenige, was von Anfang des Men— 
ſchen Bekehrung feinen Sitz in ihm bekommt, ſtehen bleibet, es ſey darnach 
Hoffart oder Einfalt und Midrigkeit: es nimmt ein jedes hernach in ſei— 


nem ganze Tuhn feine Glzichheik gn IR alſo dem nach kein groſes Wunder, Mir 
| diſes 


— 


8 Die I. Oemüts:- Bewegung. 


* 
— — 


diſes falſche und verſtellte Heuchel⸗Thier mit ſeinen hoch auf ſteigenden 

Wundern alle die, fo feines Theils find, zu Gohabern bekomt. Dann durch 

diſes falſche und verſtellte Heuchel⸗Thier wird das groſe Thier init all feinen 

Graͤuln beſchuͤtzet. Jetzt ſagt es, daß ſie dem Thier ein Bild machen, welches in 

die Mitte geſetzt wird, damit es kan jederman anbaͤten: Und war ihm gegeben, 

9 daß es dem Bilde den Geiſt gab, daß des Thiers Bild redete, und wurden gro⸗ 

e Dinge aus dem Bilde geredet, um des willen wurden alle ertoͤdet, die das 

BVild nicht wolten anbaͤten, u. es machte, daß alleſamt die Kleinen und die Gre⸗ 

ſen, die Reichen und die Armen ein Maalzeichen von ihm bekamen, daß 

niemand kauffen oder verkauffen kan, er habe dann das Maalzeichen des 

Thiers oder die Zahl feines Namens. Hier iſt Weißheir: Wer Vers 

ſtand hat / der überlege die Zahl des Thiers; NB dann es iſt eines 
Menſchen ahl. 955 5 5 


Dann es iſt eines Menſchen Zahl: ſpricht der Gift. Daraus wir ſe⸗ 
hen koͤnnen, daß diſes Thier nichts anders iſt, als der ſich ſelbſt libende und ſich 
ſelbſt zu Ehren lebende fleiſchliche Menſch: Er mag ſich hernach bekleiden mit den 
Teſtamenten Chriſti, und zu allem ja ſagen, oder auch mitten unter den Kin⸗ 
dern Gottes wandeln, alfo daß er von auſen alle Gerechtigkeit erfuͤllete, fo iſt 
und bleibet er doch eine Wohnung des Teufels und aller unreinen Geiſter 

ſo lange / biß er mit der unſchuldigen Lame g⸗Art augethan wird. 


Sind demnach die Maal zeichen des Third nichts anders als die oben 
beeſchriebene Graͤul und Laſter: Denn woer nur eines von denſelben an ſich 
raͤget, der kan aller Orten ja in allen Haͤuſern kaufen und verkauffen, die⸗ 
welk ſie alle von folder Waare voll augeſüuͤllet find), als da if: offart / 
Neid / Zorn Mißgunſt / Bitterkeit und Rachgier / Verlaͤum⸗ 
dung / Argwohn / boͤſes Vermuchen / boͤſes Schwaͤtzen wider 
ſeinen Naͤchſten / und was noch das aͤrgſte iſt, ein gutes boͤs deuten. 
Diſe alle find Maalzeichen des Thiers, und wer keines von denſelben an 
ſich traͤget, der kan weder kauffen nech verkauffen. Zu ſelbiger Zeit 
muß der Weiſe ſchweigen, dann es iſt eine boͤſe Zeit. 
Das übrige ſoll das ſtile Lawm mit Schweigen reden. a 


n E Die 


= 


8 


— 


Die II. Gemuͤts. Bewegung. 


— — 


a 


Die IL Semuͤts⸗ Bewegung. 


FEN GHE glauben heiſſet Goͤttlicher Erfahrung nach der aller elendeſte 
S verlaſſenſte und troſtloſeſte Stand beydes an G Ott und an Crea- 
turen: Dañ da forderts nicht allein eine Entbloͤſung an geiſt- und creatuͤrli 
chen Dingen, ſie ſeyen ſichbar oder unſich bar als creatuͤrlich, ſondern auch an 
Gott ſelbſten. Dann ſo lang des Menſchen Geiſt noch einigen creatuͤrlichen 
Halt oder Troſt hat, fo kan der Glaube nicht zu ſeiner gros muͤrigen Tapferkeit 
kommen, weilen folglich der Geiſt mit etwas aufgehalten oder angefuͤllet iſt, 
daß das Entnomen werden von demſelbigen ein gewiſſes Leer⸗ ſeyn nach 
ſich ziehet. Dann alles, worauf unſer Geiſt zu ruhen hat, kan durch die Ver⸗ 
aͤnderung deſſelben Traurigkeit nach ſich ziehen, welches alles bey dem Glauben 
nicht vorzukommen hat, weilen felbiger ſchon zum voraus auf ein Halt⸗ und 
Stuͤtzen⸗loſes Auſſehen fundirt iſt. . - 


Sinte malen der Glaube feine groͤſte Freymutigkeit und Keckheit aus 
gar wunderlichen Armutheyen heraus holet, welches gantz keinen Zuſatz 
leidet, welchem die Veraͤnderung der Zeit ein anders zu zeigen hat. Dann der 
Glaube ſich eben an demſelbẽ Platz zu aller erſt erbauet u. fundirt, nemlich wo alle 
coͤpperliche Stutzen hinweg. Hat nin der Geiſt noch mehr im Beſig, als man, 
nach gemeiner Sage, im Aug kan leiden, fo hat ſolches die Helden-muͤtige Glau⸗ 
bens⸗Kraft zu ſchwaͤchen, darum weil alles Wol / das ſich nicht auf das pure 
nackende Nichts gründet, kan durch die Veraͤnderung mit veraͤndert werden. 
Er aber, der Glaube ſelbſt, iſt keiner Veranderung unter werfe, ohne daß er ſte⸗ 
het und wartet, biß das Beraͤnderliche ſelbſt in das Uuveraͤnderliche iſt hinuͤber⸗ 
gebracht, und alle vergeſtaltete Schein⸗ bilder in ihr ewiges Nichts 
eingegangen. Als dann erſcheinet der Glaube nicht mehr nackend, und weil all 
fein Gutes ſich im Nichts erbauet: ſo erndtet er zu letzt alle Dinge ein, wann 
fir zu ihrem Nichts komen deswegen ſteht er da, mit der ganze Herrlichkeit 
Gottes angethan, und hat nun einen unendlichen Reichthum in GOtt gefun⸗ 
den; Welchem ſey Ehre u. Herrlichkeit und ewiges Reich / 2 


39 Di 


r 


* 
—4 
— 
— 
S 
on 
tr 
. 
* 
. 
* 
* 
— 
> 
> 
2 


22 *r. 


Die III. Gemuͤts⸗Bewegung. 


55 um GOtt zu bewerben, da man das ewige Leben vor zu hoffen oder su 

S erlangen hat, iſt noch leicht und wol; wo aber der Himmel mit ſamt den 

auſſrn Dingen entgangen, und das Recht des Hinein kommens entnommei 

oder aus Händen, da iſt Jam̃er uͤber Jammer, dann es will doch um etwas ge— 
litten ſeyn: Wan dan die Hoffnung von Gegenwaͤrtigem aus Handen, ohn an⸗ 
geſehen man alle Stunden groͤſere und wichtigere Leiden zu befahren, als diſe 
find, womit man ſchon gleich als wie mit einem Rock über kleidet, und dabıy 
weder an G Ott noch Creatur einiges Recht zu zu greiffen; ſondern muß in beyden 

Theilen Tod und Ab ſeyn, zumalen fich der Angriff des Leidens ins Unendli⸗ 
che hinein erſtreckck, das kan kein Anderer beandworten. 


Wann ein Tod⸗krancker Menſch, der weder eſſen noch trincken, und da⸗ 
bey weder Haͤnd noch Fuͤß bewegen kan, alle Stunden muß gewaͤrtig ſeyn, 
noch auf groͤſere Mars gebracht und gerrentziget zu werden, gleich als ob er zu 
vil gegeſſen und getruncken, oder ſonſten der Sache zu vil gethan, ſo er doch 
ſchon zu voren durch die Kranckheit allen ſolchen Dingen entnommen und gebuͤſ⸗ 
fit, wovon die noch ihm bevorſtehende Marter ihre Urſach zu nehmen hat, ſolches 
iſt einmal über ale Maaßen ſchwer zu ertragen. 5 
Was iſt aber zu thun in ſolchem Fall, ſonderlich wo kein Aus ſehen mehr 
iſt zu voriger Geſundheit, und man graͤden Wegs zum rechtmaͤßigen ſterben auch 
nicht kommen kan? Da iſt freylich kein anderer Weg diſer ſeiner Marter einige 
Veraͤnderung zu ſehen, als durch die noch nicht daſcyende noch vil hoͤhere und 
unſeidliche Tormenten und Peinen, welches Ze eiſfels ohne eine ſehr lang⸗ 
wührige Kranckheit zu ſeyn hat, allwo kein anderes Ausſehen zum Geneſen zu 
kommen; als durch folchen harten Proceß. Allhier muß die Auferſtehung von 
den Todten reden, und mag wol der Glaube des groß⸗glaubigen Vatters 
Abraham noͤtig ſeyn, dann der gehet durch die Pforten des Todes und 
durch alle Tiefen. DIE fin genug von der Sache. Di 
| | ig 


Die IV. und V. Gemüts -Heraegent, ' 1 
— —— — — — — 


Die IV. Semuͤts⸗Bewegung. 


SR Sieg komme ohne Kampf? ? Wer iſt wol je in den Kampf getreten ohne 
Za Fen- rüstung? W Ber hat die Waffen⸗ruͤſtung erlangt zum Sieg, ohne der 
f e ni icht mehr in eigener Kraft zu beſitzen gehabt. David konte ſich in Sauks 
Waffen⸗ ruͤſtung und Harniſch nicht ſchicken, verließ ſich aber auf den Zeug des 
Herrn ſeines Gottes. Fuͤnf glatte Bachſteine hatte er im Sack, damit er den 
Feind ſchlug. e ein herrlicher Steg eines geiſtlichen Kaͤm pfers, der mit 
den Waffen der geiſtlichen Großmütige eit des von Hertzen Klein⸗ ſeyns in 
fi ch floh Eiger! O was eine herrliche Waffen⸗ ruͤſtung! wer mit diſen fuͤnf geiſt⸗ 
lichen Tapferkeiten aus geruͤſtet iſt, als da find Glaube / Libe / Hoffnung / 
Demut und Gedult / welche gefunden werden in dem Waſſer der wahren 
„Reue. O herrliche 2 Juß⸗Traͤnen! die ſich in ſolchem Jal als eine Bach ergteſen, 
worinnen endlich ſolche herrliche Tugenden aus geboren werden, als durch wel⸗ 
che letztlich die Menge aller unſerer Feinden beſtritten u. uͤberwunden wird, alſo 
daß endlech alles zit einem herrlichen und erwuͤnſch ten Ende muß e 
wie bitter und ſauer es auch oft pflege her zu gehen. 


2 


> Die V. Gemuͤts⸗ Bewegung. 


© 


SSH ſoll ich fisen? donn id habe nicht den wider mich gefaſſten Zorn zit 


verſoͤhnen: ich fühle, daß ſich alle Creaturen an mir zu rächen haben, und 
dalſſelbe Sr einige Barmhernigk it. Soll ich ſagen: Ich will mein Leben 


GoOtt ergeben, und mie mir machen laſſen nach feiner weiſen und heiligen. 


Fuͤhrung, ſo finde ich eben wol nichts als Gerichte / Sterben u. Uinter⸗ 
gang. Dann ich mercke, daß mein Leben GOtt nicht Verſoͤhnet / ſintema⸗ 
len in eben demſelber n ligt der Hader u. harte Streit zwiſchen mir u. Gott: 
Kan demnach der Hader in der Aufopferung diſes meines Lebens noch nicht 
Zeſtillet werd den, biß das volle Geriche ausgef! ihret iſt zun Sieg. 


Muß alſo demnach der ganze Untergang aller Ding en gelen 
f 2 che 
* * 8 i 


wille wok die Ritt 5 Kron erlangen ohne Sieg? Wer iſt wol je zun 


Ehre ſey Gott. . 


ce 


— 


. m U * = * 7 A 
Ge Die VI. Semuͤts⸗ Bewegung. 


— ee 


— 1 
11 711 71 


ehe Gott an und mit mir kan verſoͤhnet werden oder ſeyn. Erich armer 
Menſch! wer ſoll mir dann aus helffen von messen ſchweren 
Streit? dann will ich meine Zuflucht zu den Fluͤgeln ſeiner Barmherkzig⸗ 
keit nehmen, fo iſts eben diſelbe, woran ich muß zu Grunde gericher werdeh, 
che dieſelbe ihre Fluͤgel uͤber mich aus breiten kan. O harte Toys: Sein 
den / wo man ohne einige Gnade ſein Gericht und Untergang erwarten 
muß! Darum auch kein Wunder, daß unſer gantzes Leben mit fo, vil 
Schmertzen u, Norh umgeben iſt, weil uns ein fo ſchweres und harkes 
Gericht über dem Haupt ſchwebet. Doch hoffe ich, der Stand wird endlich 
Gdtt daͤncken, dann allda ſehe ich das Ende meines Elends. & daß doch 
alle Creaturen muͤßten mit anhalten / und mir helffen meinen 


1752 


ſchweren und harten Streit ausführen: fo haͤtte ich Hoffnung zum 


Auskommen / und daß ich meinem Gott noch dancken koͤnte, wann der 


Tod in mir als letzter Feind beſteget iſt. Darzu helffe mir nun G Ott. 


3 


“er Die VI. Semuͤts⸗Bewegung. : 
5 Ch kan nicht vorbey, etwas weniges von meinem Stande st melden. 
20 Angehend denſelben, fo iſt er wunderbar und ſeltſam / wann ich 
ihn betrachte: Dann in anſehung des Guten fo bin ich über die Natur 
1. uͤber alle Creaturen / uͤber alles Sichbare / u. unſichbare ja uber Alles (ohne 
was das unſichbare Weſen Gottes ſelbſten it) erhoben. In Suma: Ich ſpuͤre 

ein Leben in mir / das weder Engliſche Thronen / noc Herrſchaf⸗ 

ten / noch Gewalten / weder Gegenwaͤrtiges noch Zukunfftiges 

uberſteigen / noch daſſelbe weder zur Freude noch zur Traurig⸗ 

keit bewegen. Und wann der Himmel einftele, oder die Welt unter ginge, 
fo kan ich nicht mercken, daß es mir was zu nehmen oder zu geben haͤtte, 
und ſolches mercke ich aus denen Dingen, die ſich täglich zu tragen. Dann 
da kommt nichts vor, das dem Goͤttlichen Gebaͤrungs⸗Werck in dem 
Geiſte meines Gemuͤts etwas zu oder abthut, weil es feinen Zuſatz eigent⸗ 

lich allein auſſer Natur und Creatur in und aus GOtt dem Weſen aller 
Weſen heraus holet. a 7 . 


Wynn ich wich aber guſſer demſelben Weſen GOltes horachte, 10 
f ö | | 8 nelmnlie 


8 


4 8 
© 
Die VI. Serikkts⸗-BDrwekunt - N 13 
9 54 —— 2 1 v — rin 7 2 . 
EN ne; — —— —äü 
N . 2 % N 2 en ale a mer 
namlich) ich in meinem Seen un, und in ien 1 o merecte ich, daß 1 einn 
Pr Sen rt e ge 
ganes Alles ſo voll lend / s voll Kuchts/ ſo voll Ach . 55, 0 
Mense Be an f, 0 
leer u 1 137 das 5 ROH daß man levent ka n, alſo „ daf 5 lch oft £ bey 
a .57 — 5 
* . 


mir ſelbſt ſe ah: Du mei 15 GOrt! was ad werde ich noch dur d zugehen 
haben,! i ich von allem Elend erle jet werde. Jin ma „weile ı ich vermercle⸗ 
daß inein Elend ane 9 ein Jen viſſes Treiben und $ Leben in ſich hat, k vel⸗ 
ches ganz ein anders, und fremd iſt an dem Leben Gottes; und welches mei⸗ 
nem Gif ns⸗-Geiſt das allerhar keſteiſt d aß nemlich an demſelben ich fo ein 
hartes Gericht fühlen muß von der Feindſchaft Gottes und feines Serns, 
daß ich taͤglich und feinotie b den aller erſchrecklichſten Uncerg Zang im Aus⸗ 
5 und ga g deſſe ben © Lebens zu gewarten habe. 
8 © > 
O das macht mich oft ausru en und ſagen; & du mein Güte! 
erloͤſe mich doch / und hilff mir von dem Leibe diſes Todes / und 
aus allem Elend: Wie lange fi ich noch ſorgen in meiner Ser 
len? und role lange ſoll da 5 mir von Dir geſchenckte Gnaden⸗ 
Leben ſo unterdrückt ſeyn? O Suͤnde! was haſt du verurſacher? 
daß du uns in. ſolch Elend d Zeſtürgzet⸗ was wird es noch koſten / 
biß das unſc huldige Gnaden Acben/ durch den Creuges: Tod 
IJEſu erworben / durch Tod und Hölle wird hin durch gedrun⸗ 
gen ſeyn / u. in der Auferſtehungs⸗Rraft mit dem neuen Kraft⸗ 
Heide in vollem Sieg wird hervorbrechen? Und fo bringe ich meine 
Zeik zu in Freuden! iind Leiden, in Weh und Wol, in Suͤß und Sauer, in 
Heffnungs⸗ voller Zuverſicht zu GOtt in dem Worte der Verheiſſung 
auf das ewige unveraͤnderliche eben, das uns vorbehalten iſt im Himmel: 15 
Und daben in vilen und nancherley Anfechtungen / allezeit ae ein Ge⸗ 
denck des Spriichfsing: daß wir durch vil Creutz und Truͤbſal muͤſ⸗ 
2 ins Reich Gottes eingehen. 

Was ſonſten weiter zu ſagen, ſo waͤre freylich gut, wenn vile Libha⸗ 
ber und ernſtliche 1 rbeiter und Nachzeifferer waͤren, die ihr Leben 
un das edle Kraͤntzlein mit ins Spiel ſetzten; fo wuͤrde dem endlichen Ver⸗ 
derben geſteuret, und die Wunden und Drüfen d der Kinder Gottes wuͤrden 
endlich aus geheilet 2 und die zn des Richters beſchleinigt werden, 
als worinen der Tag der Er 10 des Volcks Gottes nach langem War⸗ 

3 enz 


00 


0 


44 Die VL Genuchs- Ser 


3——̃ —— — Sg 
ten offenbaren wird, was in denen vergangenen Zeiten verborgen geweſen. 
Es rufet demnach der Cen allen treuen und GOtt⸗ ergebenen Hertzen zu, daß 
fie vom Schlaf aufwachen, und helffen den heiligen Feyer-Abend mit zu 
einem gewuͤnſchten Ende bringen; damit niemand verrückt werde durch Be⸗ 
trug der Suͤnden in der geiſtlichen Traͤumerey durch die Trunckenheit der 
Nacht. RE 
Mein Treiben und Arbeit bleibet annoch, wie oben gemeldet, ſehr 
wunderbar und ſeltſam, daß ich es weder errathen noch meſſen kan. Doch 
leibet diſes meine eigentliche Arbeit; das unablaͤſige Eindringen in 


— m nn 


Gottes Wieder gebaͤrungs⸗Werck an dem ganzen Leibe Yfıry 
und hernach in die gange Wieder⸗aufrichtung alles deſſen / was 


in Adam verloren gegangen. Wann ich neben dem betrachte, was mei⸗ 


ne eigene Wiederbringung ſchon gekoſtet, und noch in derſelben bevorſtehet, 
biß das Sterbliche wird verſchlungen ſeyn von dem Unſterblichen: So 
werde ich in Erſtaunungs⸗ volle Beſtüͤrtzung gebracht in Anfehung des hoch⸗ 
theuren Mittler⸗Amts u. des Ober⸗Hohenpriſters Zr, weil ich ſehen muß, 
daß Er in einer fo wichtigen Sache meiſtens allein gelaſſen bleibet, und daß 
fo wenige ſeyn, die in der wahren Treu big aufs Blut und auf den Tod hin 
kaͤmpfen. Wenn es weit kommt, ſo wird das anvertraute Pfund mit dem 
Schweiß⸗Tuch unter der Erden vergraben, wo es nicht gar in den Win⸗ 
ckeln der Eigenheit und natuͤrlichen Selbheit verzehrt wird. Ein jeder fuͤrchtet 
feiner Haut, und ſcheuet ſeines Lebens. O Clend! wir hoffen und glauben 
eine allgemeine Kirche in Austheilung des himmliſchen Erbes; und wollen 
doch in der Creutz⸗tragenden Kirche kein Theil nehmen an den Glidern Chriſti, 


um ſeine annoch hinterſtellige Leiden zu erfuͤlen. O wie oft geſchichts! daß 


die zum Leiden mit Berufene denen Creug⸗traͤgern und Nachfol⸗ 
gern J Eſu / an ſtaet das Creuz helffen zu rragen / ihnen dazu das 


Leben ſaner machen. 5 


G Ott ſehe drein, und erbarme ſich ſeiner bedroͤngten Kirche auf Erden, 
und komme zu Huͤlff feinen armen Creus⸗traͤgern IEſu, daß fie nicht drunter 
erſticken. Er gebe einen Knechten und Betten Mut, daß fir ihr Tagwerck 
mit Irenden erfuͤlen, Amen. ’ . N 

3 i 5. 


4 


* 


9 
5 


= 
9 8 


PS 


8 — eu WERTET” DuN \ 
Die YIL Gemüts⸗Bewegung. 1 


Die VII. Gemuͤts. Bewegung, > 
S8 ziehe nun hin, meine libe Seele! und fuͤhre deinen Wandel in der ſtil⸗ 
den Swigkeit, und vergeſſe aller Sorgen und Muͤhe diſes debens: Dann 
der Err gibt dir Ruhe von deinem Jammer und Leid, und von deinem har⸗ 
ten Dinſt, worinnen du wareſt, Dann die Ruthe des Treibers iſt zer⸗ 
brochen / und der Zins har ein Ende. | 

Sind dann die 6 Tage in der aͤngſtlichen Geburt in ihrem Rin⸗ 
gen in ihr Centtum oder Mittel⸗Punct, als in den Siebenden / einerſenckt: 
ſo iſt die Ruhe in GOtt als das Ende aller Dingen gefunden, und das 
aͤngſtliche Ringen und Treiben in der Seele iſt zerbrochen. Denn das 
Rad hat kein Gewicht mehr zu ſeinem Herum treiben / und wird in 
dem Miteel⸗Theil der Seelen der geheime und verborgene Wandel mit GOtet 
in einem Enochianiſchen Leben / NB als dem Siebenden von Adam, of⸗ 
fenbar; allwo die eitele Welt in allen ihren Getheiltheiten ihr Ende erreicht, 
und in die ſtille Ewigkeit wird uͤberbracht. Owas Freude und Wonne wird 
als dann nach langem Glaubens» Kampf in tifer Stille in der Seelen aus 
geboren: Man lebet und genieſet das Gute ſeines Gottes in der Stille, uns 
wandelt vor Ihm Fridſam. ig 


rs 


Die VIII. Gemöts-dewegung. Er 
Ulf eine unſelige weiſe Dürr u. Mager ſeyn finden ſich dreyerley Arten i — 
dic den inwendigen und geiſklichen Wegen. Die erſte Art entſtehet aus einen 
alllugroſen Hitzigkeit des Gemuͤts und umeitigem Gottes⸗begeh⸗ 
ren / welches noch nicht genug mit einer zarten und' innigen Lbe verſehen: 
Wes wegen ſich der Zuſatz fruͤhzeitig verlieret / und eine geiſtliche Duͤrre und 
Trockene nach fich sicher. Die zweyte entſtehet dann aus der groſen Traͤg⸗ 
heit und Nachlaͤßigkeit des Gemuͤts / da man mehr im Wuͤnſcher 

als im ernſtlichen Begehren ſtehet: Welches freylich die inwendige Stille 

oder das wahre Selig⸗ſeyn nicht zuwegen zu bringen vermag; ſondern zie⸗ 

het eine unſelige Duͤrre und Trockene nach ſich. Die dritte und letzte unſe⸗ 

lige geiſtliche Duͤrre entſtehet von dem dem Namen nach bekanten aber doch 

fehr heimlich herum ſchleichenden Unglauben oder Treuloſigkeit, welche zwar 

aus deyden ohen angefuhrten. Maͤn zeln ihre blrſich und Recht ninmmt. Dann well 


ſich — N 
| 0 


2) 


* 


= 1 


‚ sicher. 


8 . U P FRE FOR Sa , 1 12422 
16 ö Die IX. Gemuͤts⸗Ben sunt. 


0 — — — Bee — 


— 


beſchuldigen / welches freylich vil Jammer und unſelige Pein nach ſich 


0 


2 


Die IX. Gemuͤts⸗Bewegung. i 7 

A ; . rn 8 © 

SS werden zwar herrliche Dinge gehoͤret und geprediget in der Stadt mr 
ſers Gottes, da die Staͤmme hinauf treten und das Volck des Herrn ver⸗ 
ſammlet iſt: Daneben iſt diſes mein Geſang und Opfer-gabe auf dem Altar 


unſers Gottes, daß ich muß aus rufen und ſagen: Wie bin ich aber ſo 


mager: wie bin ich aber ſo mager? 

Ich habe zwar des Herren Krieg geführe von meiner Soͤttlichen Jugend 
an biß in mein Alter, habe auch in meiner Juͤnglings-Kraft manche Cam- 
pagne gethan, auch manche Veſtung beſtiegen, auch manche Stadt gewon— 
nen, auch manchen Starcken darnieder geleget, bin kraͤftig worden in der 
Schwachheit, zog freudig aus und ein in den Streit cc. Aber was ſoll ich 
thun? meine Waffen ſind ſtumpf / mein eigen brennendes Feuer / 
wo fie innen blinckend gemacht / iſt verloſchen / die Steine / wo 
ſie an geſchaͤrffet / ſind aus dem Wege / alſo daß freylech nun die jun⸗ 
gen Helden⸗Thaten in meinem Alter zu boden liegen, und zwar ſonderlich, 
weilen der letzte Feind, als der Tod, mit den Waffen der Juͤnglings⸗Kraft 
ſich nicht uͤberwinden laͤſſet, ſondern muß mit GOtt Zus. dem vom Himmel 


gekommenen Leben uͤberwunden werden, welcher letzte Sieg dem Herrn wird 


in ſeiner Hand bleiben. Nun habe ich zwar Jride mit Gott / aber Gclett 
hat noch nicht Fride mit mir / biß der letzre Seind / als der Tod / 
das iſt mein Sleiſch und Blut von Gott und feinem Leben ver⸗ 
ſchlungen ewiglich. Nun ich dan keine Kriege führe, ſo leide ich, und laß 
des Herren Waffen den letzſten Sieg ausführen uͤber den Leib der Suͤnden 
und des Todes: Wer diſes zu leiden hat / hat Gedult / Demut / 
Glauben / Libe und Hoffnung noͤtig. Geſchrieben von einem liben⸗ 
den und Gott ergebenen alten Streiter und Fridſamenz der die Gedult des 
Herren achtet vor ſeine Seligkeit. N 
ET ER RR | Die 


— 


Die X. und XL Gemüts⸗Bewegung 55 
aer r — — x - „ 
5 © f 3 
@ fe 0 

Be 5 Die X. Gemuͤts⸗ Bewegung. 


E Ch mercke, d ine meine Sache anfangt einen gewuͤnſchten Fortgang zu 
krigen, dann es oͤffnet ſich die Ruhe des Hertzens und Gewiſſens⸗ 
meine Leldenſchaften werden allmählich in ein ſanfftes Woltuhn verwandelt, 
und die Seele gehet in ihre ſtille Kammer ein, auch das Gemuͤt wird. Srid⸗ 

lam und ſtill. 0 

Koͤnte ich der ohnutngaͤnglichen geidenfehofein entuͤbrigt ſeyn, fo haͤtte ich 
ſchoͤn das unveraͤnderliche Leben, welches in der Ewigkeit wird offenbar ſeyn; 
allein es gehet hier f wie die Se Shrifft ſagt: der irrdiſche Leichnam beſchweret die 
= Suede, 2% die äufere Huͤtkk druͤcket den zerſtreuten Sinn. Inwendig fein 
ſtille ſeyn / und im Leiden erwa rten / wie es die weiſe Schickung 
Sort: 3.verhänget/ wird wol mein beſtes Los und Ziel ſeyn / 
Dann meim Enke wird doch all in Gedult und Kidenſchaft erworben, und 
wer alſo zu reche gebracht, der hat die wahre Seligkeit erworben. Dann in 

ſich ſelbſten ſtille ſeyn und Sottes York leiden iſt der naͤchſte 
und ſicherſte Weg zur Semeinſchafft Gottes zu kommen: So 

lang man noch Felber: zu ſch. sffen N ſo iſt noch was zu verder⸗ 


ben / Gdatt weiß allein / was gut iſt. 8 

2 ® 4 

e 5 s e . ia 
„5 N ’ \ 

g a Die XI. Gemuͤcs⸗ Bewegung. 

Ben * 7 5 

Ch lebe noch, und tnt in GOttat N 

2a) ebe noc 5 Und bin voran. Jet 11 SL ttamd in für ws jebe „ ind habe 

e ht auf mich ſelbſt, damit ich mein. Kleinod . nicht dez chert Bi nech 


verliere, was eimnal erarbettet iſt. O wie wol hat der gefunden! dem das Los 


aufs liblichſte gefallen der des HErren Aebbeige ter und Ergebener wor⸗ 
den, der nichts anders zu ve 5 ten hat als daß er moͤge nuvetruͤckt verblei⸗ + 
ben und beharren, um nimmer aus den Schraͤncken in der einm, aligen ver⸗ 
lobten Treue Gottes und fein * Libe zu gehen. g 
Diſes iſt einmal meine A. 0 it, treu erfunden zu werden, daut ich nicht 
doͤrffe zn Schanden werden auf den Tag / wann G Ott alles Verborgene 
richten und an Tag bringen wird. Diſes fin Fleiß, damit gehe ich um, 
5 8 und 


— 


8 


2 2 u « 


A — Br * nn 9 =. er 2 ö en 2 
8 Die Xl. Gemüts⸗Bewedtung 
— E wii . ns Wil een 


— 3 ů— öU———ůů ů—— —— ——— öln—ꝛ—ß3ñ̃⁊ǽ Ar. — 
und baute mein, ud wit Eimſigkeit, und erwarte Fruͤh⸗und Spat⸗ regen von 
oben herab, und der Sonnen Waͤrme, nach den trub⸗ und duncklen Zeiten. 
G wol und abermal wol dem! der ſein Land ſaͤet mit Emſigkeit / 
auf daß er auf den Tag der Einernde Sottes eine reiche Ernde 


zu gewarten habe. 


2 


Dann gewiß bey muͤßgen und faulen Tagen wird das Koͤnigreich der 
Himmeln nicht erworben und zuwegen gebracht: Ein beſtaͤndiges Miß⸗ 
trauen zu ſich ſelbſt / und ein unablaͤßiges Hinzukehren und Ein⸗ 

dringen in Gott / und das mit der aller bitterſten Verleugnung 
ein ſelbſt / iſt nötig. Dann die allerheiligſte Anmut des Gemuͤts, dis in dle 
Annehmluchkeit gebracht wird, kan GOtt nicht ohne Tod und. Abgang er⸗ 
reichen: Es fordert demnach einen ſaubern Wandel vor GOtt und Men⸗ 
ſchen, will man die Ritter ⸗Brone nicht verſcherzen, die ſchlecht Hin nich: 
ohne Sieg erworben wird. E ! 

©: te 


In meinem übrigen Wandel ſo befleiſſe ich mich vor G Ott und Men⸗ 
ſchen, daß derſelbe ſchlecht und recht ſeye, und laſſe Ja ſeyn, was Ja iſt, und 
Nein, was Nein iſt, damit ich nicht ins Gericht falle. Ich laſſe keinen 
Gedancken in mir Platz / die wider das Seſetz Gottes und wider 
die Libe des Naͤchſten ſtreiten / und was ich der Zunge nicht 
darf anvertrauen / das vertraue ich auch den Sedancken nicht. 
DO was vor herrliche Siege werden da aus geboren! wann man ſich ſrihzeitig 
darzutl gewoͤnet / alle unordentliche in ſich auf ſeigende Bewegunzen des Ge⸗ 
anüts zu bezaͤmen: dann dadurch wird der als Süͤnden⸗Menſch entkaaͤftet, = 
und die Suͤnde ſelbſt derliret ihr Recht, der Menſch wird ausgeleeret von ſei⸗ 
nem uͤbel artigen und zeit verderblichen Aufenthalt / es faͤhet G Ott 
allmahlich in ihm an zu wircken, und mache? einen Anfang zur Wiederge⸗ 
vburk, wordurch der Menſch endlich verändert wird an Hertz, Sinn und Ge 
dancken. Dann ſoll was Tichtiges in uns hervor kommen, ſo muß GOtt 
unſer Schoͤpfer und Toͤpfer werden, und ſoll GOtt anfangen Gutes zu wir⸗ 
cken, ſo muͤſſen wir aufhoͤren Boͤſes zu wircken: und das iſt das Gute, das 
wir thun koͤnnen, nemlich daß wir nichts Böſes thun, das iſt ein Werck 
VB ber glle Wercke, ſich ſo übel e f 


8 
125 


0 
AR 

= 

4 

* 

— 
— 


= ——— nn nn 


untgingen, als 
befleiſ 
ſen wird da e 5 
elt, und was darinne 


2 
Ss 
5 
& 8 
2 
* ©, 
3 5 1 
Fina oer 19 
Deines org. E 
* 2 


ee N 


1 


0 Een as Au, Va (Seelen wit nie „55 
O wie ſchoͤn wurde es ſtehen! wann alle Seelen mit nichts anders mehr 


4 FN 
en: Was 


daß ſie nur bedacht wären ſich der wahren Froͤmmigkeit zur 
Freudigkeit in GOtt, was Ruhe in dem Hertzen und Gewiſ⸗ 
rworben? Die Se 
n iſt, vergehet in und ans 


elen fangen an recht himliſch zu leben, die alte 
0 


er ihnen, das heilige Den⸗ 


cken vergehet in einem recht innigen tifen Gott zu eigen werden: Denn 
das rechte heilige Seyn und Bleiben in GOtt und in ſeiner Abe macher 
das Andencken vergehen und zu nichte werden. Der Mangel eines Dings laͤſ⸗ 


= 


ſet mich oft und vil daran gedencken, wo der Genuß der Sache mich anders 
laͤſſet zu Mut ſeyn. 8 >, 
Seyd ihr neb 


en dem fein innerlich und zugeneigt und ver⸗ 


libt in das allerreinſte Leben; laſſet euch mit nichts ſart machen 


als wovon ihr ſatt bleibet. Iſt ein Hunger an Durſt in euch nach dens 


Deich Gottes und feiner Gerechtigkeit: ſo ſeyd unbekuͤmmert, der Gerechtig⸗ 
keit Nutz und Frucht wird geben, was euer Hertz wünſchet. So hat mirs mein 
Gott gelingen laſſen, unter vilen und mancherley Leidenſchafken in anhalten⸗ 
der Treue, alſo daß ihm ohne unterlaß dinen kan in ſeinem heiligen Tempel. 
O was vor inwendige Geiſtes- und Segens⸗Kraͤfte fliſen ein amd werden ge⸗ 
noſſen an dem Ort, wo man beſtaͤndig mit der allerlauterſten Zuneigung ste 
G Ott und feiner Lebe hingekehrt iſt. 


So muß es gelingen dem heiligen Samen / der Ihm dinet / 


und des Herrn Jͤrnehmen wird durch feine Hand fortgehen. 


- 


mehr anſer denselben 


—— — 


Iym ſey die Ehre in Eroigkeit. Amen Amen. 4 25 


— — 


Die XII. Gemuͤts⸗ Bewegung. 


N. allen meinen Sachen iſt diſes meine Probe nemlich, daß ich numer⸗ 


Leiden geſetzt werde, wo mich von Anfang meiner 


Soekehrung mein Gewiſſen um des Reichs Gottes willen drein gebracht: dieſel⸗ 
bige Leidenſchaft hat mich vor ein und zwanzig Jahren von Teutſchland (ohne 
einige Luft des Lebens) biß hiher nach America gebracht. Kc. | 


des 


Durch Leiden ums Gewiſſens willen (weil ich der Weſt in ihrer Cie 
telkeit nicht mehr wolte:) verlies ich mein natuͤrliches Ausſehen in der Anfe 


a) 


* 
„art 
* 


wir 


s / und reiſete nach der Wuͤſten hoch ins Land hinauf, welches 
| C 2 8 man 


1 


6. 


r 


Se 


5 5 e Vvrr G e T DR — 85 u 
. * * 2 17 i 2 7 2e 
2 1 IE. Bemmnés⸗ Sc Sing. 


— 


—— —— — —ů— — 


Man. Canlelcoges einiger um alda mein Leben in GOtt zu enden. In epen 


=) 


— — nn nn 


1 A 1 FR 8 By et > 6A 171 = © mee eee „ fe 75 „ 
derſelben Leidenſchaft GOttes um des Gewiſſens willen verließ ich mein er⸗ 


N. — 43424 Io Lam Dane rin — . 0 est + Pan * N Per“ 84 
worbenes geiſtluches TVolſeyn / und gab mich zu erſt in den Bund der 5. 
8 nn 12) AS: F n 
Laufe / auf welche Verlobung ſich hernach ellle Chr HHLDE Kirche eder 


Gemeine erbauet hat. Um nun Gdtt durch Leiden noch näher zu kom⸗ 
men, verließ ich mein Beſtces abermal, und ſuchte in Leiden und Nloht 


meines Gewiſſens meine Flucht wieder nach der Wuͤſten, an deik Ort, der 
etzt Ephrata heißt, gedachte alda meine Zeit in der Stille vor G Ott zu zu brin⸗ 
gen; wurde aber durch Göttliche Beſchickung in kurtzer Zeit gantz ein Anders 
gewahr. So bald ſch diſes gewahr wurde, daß Sachen vorkamen, werinnen 
ich mich mit meinem erjagten Guten wiederum zuverleugnen hatte ums Ge⸗ 
wiſſens willen, gab ich mich in meinem erworbenen Guten auf, und nahm 
die zufallende Beſchickung auf zu meinem Theil, und gab mich ins Kei⸗ 
den. Und weilen in der wunderlichen Beſchickung meine Beweg-Urſache 
und gab mich ins Leiden: diſes Maintenirte mein Getoiſſen, weilen ach mich 
Verleugnungs⸗ und leidender Weiße drein lies Kc. | 
In diſem Sinn hat ſich hernach Ephrata erbauet, als in lauter Noth 


unnd $eiden, und ſolches hat Continuirt biß auf den heutigen Tag. So iſt nun 


"gang Ephrata auf diſen Leidens» Grund erbauet, welches aus dem Ge⸗ 
wiſſen ums Reich Gottes willen entſtanden iſt, bin auch biß auf den heutigen 
Tag in meinem Vorwurff vor ſechs und zwanzig Jahren, da mich GOtt 


worden, welches mir neben dem eine gewiſſe Probe iſt. Daun dazumal hatte 
ich dee ganze Welt zum Seind / und fo habe ich fie noch biß auf den heutigen 
Tag: Diſes iſt mein Brif, den ich neben der Leidens Probe habe, daß 
nemlich, fo lang die Welt niht Seide enit mir machet, fo find die Wege rich⸗ 


8. 


tig, und find die Wege des Herren / dann die Welt iſt eine. Feindschaft 


wider GOtt, und E Ott iſt eine Jeindſchaft wider die Welt. Nimmt mich 
neben dem nicht gros Wunder, daß ein ſolches wunderliches und ſeltſaumes 


um G Ott unverruͤckt ſtehen blieb, fo nahm ich die Verleugnung bey Hand, 


4 


hieß die Eitelkeit diſer Weſt verleugnen, nicht ein Haares⸗ breit verrbekt E 


Auf⸗ vnd Abſteigen der Menſchen iſt, und zwar bey Frommen und UIn⸗ 


5 lichkeit der Sache. Dann wehe mir / ſo mir jederman wol redet / 
dann desgleichen wurde den falſchen Propheten gethan. 


„Äh 


& 


* 


1e 
— m, 


frommen: Sintemalen diſes meine eigentliche Probe iſt von der Goͤtt⸗ 


— 5 8 8 
o 
6. 0 8 © ; 
* . 
e FT Un. a 1 
b N Die XIII Gezmnuͤt Dew gung 9. 21 
— —— .. —— — 
N 0 jr Zr 2 
‚ ‚To C 
8 Die XIII. Gemüts-Berbegung. 


0 9 i N — / © 8 4 7 37 Hi . 120 
d was em @figer Handel! wer durch die Muͤhe der Zeit hindurch ſchiffet, 


— 
— 


nigen. O was. Schaͤtze der Weißheit ligen in uns verborgen! die erſt in 
Stille des Geiſtes in dem geheimen dimgang und Wandel vor GOtr 


d N 


ret, pas Gott bereitet hat denen, die Ihn liben und zwar ſonderlich, wann 


ſte ihr Tag⸗Werck mit gutem Gewiſſen ans End gebracht. O was wird . 
ken 3 9 


gef vor ein Genuß⸗ des Fridens offenbar werden! wann die ganze ſtille 
Eroigkeit wird denen Dingen, die veraͤnderlich, ein Ende machen, da alle 
werden geſamſet werden, u. werden ihr im Friden erworbenes Erbtheil beſitzen. 

O ſelige Seelen! die mit nichts anders mehr umgehen, alß daß ſie von 
allen geſchaffenen Dingen geſchiden werden, und einen gantz geheimen und 
verborgenen Wandel mit G Ott fuͤhren. Solche Seelen ſind eingegan⸗ 
gen, und haben die Ruhe eklanget, die dem Volck Gottes verheiſen. Aller 


eitelen Sorgen und Mühe iſt vergeſſen, kein Leid, Neid noch Streit wird mehr 


gehoͤres, das heilige Hertzen und Umarmen Gottes iſt ihr Luſt⸗ 
ſpil worden / man hoͤret nicht mehr das Bellen der Hunde, noch das Ge⸗ 
ſchrey der feindſeligen Voͤgel; das heilige GOtt⸗genieſen waͤhret ohne Un⸗ 
terlaß; daſelbſt ſchlaͤfet man ſauft: und ruhet in Gottes Schos: daſelbſt wird 
das geheime und: ſtille ang nehme heilige Wincken mit Augen vernommen. 


Da wird Gott micht mehr mit lautem Geſchrey vor der Pforten der Stadt 
gerufen, noch in dem aͤuſern Vorhof mit Ochſen- und Kaͤlber⸗-Vlut gedinet; 


ſondern man iſt durch der Vorhof eingegangen in das Heilige / wo GOtt 
ſelber woßnet, da gseder mit Sprachen noch mit Zungen mehrs geredet wird; 
„ndern es wird in dem heiligen Seyn gelebet, und man wird mit himmli⸗ 
ſcher Weſenheit geſpeiſet, und mit Waſſer der Wolluſt getraͤncket. 0 
O heilige Gottes» Fulle! o heiliger Genuß! der in diſer ſtillen Ein⸗ 
weſenheit gefunden wird, alle Sinnen vergehen, alle Gedancken verſchwin⸗ 
den, man redet nichts, man hörst nichts, man ſieht nichts u. wird doch mehr gehoͤ⸗ 
ret geſehen, vernommen, verſtanden, als man hoͤren, ſehen, vernehmen oder 
eerfkeben kan. O wie vergehen doch alle nichtige Dinge an diſem heiligen und 
ſeligen Ort! da alle Zeiten eine Zeit, und alle Oerter ein Ort ſeyn. 


was 
D und poch bey Leibes Leben in die Ruhe der ſtillen Ewigkeit iſt uͤber⸗ 


oftenbar werden. Es hat freylich kein Aug geſehen noch jemands Ohr gehs⸗ 


C 3 Dann 


© 


= © 
F er 7 7 
2 u 4 
> 


2 

N ‘ * . r Dar - 72 2 SUR Ai er * W een 

Daun in der friuen Ewe kus Deranderung noch Veriwechslung 
nee, ar NM, , : Kanten, 773 Ally. en ar a2 8 Stacıı © 12 1 * 

Der Seiten nach Tag 0 lie it gen Dingen Zegen artig, wird aber von 


niemand erkannt, als bein der in ſie eingegangen, und in derſelben lebet. 
O was ein heiliges und rithiges Stille⸗ſeyn wird da aus geboren! 


2 


DO himmliſcher Fride und Ruhe! O daß doch bald die gantze Voͤlle der Hei⸗ 


ligen eingegangen und eingebracht waͤre an diſen heiligen u. ſeligen Ort! Das 


heilige Schweigen rede in mir, und das ſtille Zu nahen manes Geiſtes 


ſeye mit allem Steig beſchaͤfftiget, damit bald die voͤllige Ernde von diſer edlen, 
Fridens⸗Frucht der Gerechtigkeit eingebracht, und die gantze Gottheits⸗Fuͤl⸗ 
Je in vollem Geneſen offenbar werde. a : 5 3 
Hitz und Kaͤlte, Regen und Schnee muß zun Zeiten der Trübsal. alles 
iuitzen, daß unſer Gewaͤchs gedeye, und zu ſeiner Reiffe komme. Wol dem! 
Der in gedultiger Ausharrung erwartet den gnaͤdigen Morgen- und Abend, 


Regen, und endlich nach der langen Nacht den liblichen Morgen⸗Than, 


Der wirds geniſen in der neuen Welt und endlich ſeine Ernde mit groſen 
Sreuden Linbringen. 6 Er EN 
0 a — * - 
mern 722 1 a 9 * = Fe ae are 
Die XIV, Gemüts Bewegung. Se 


— * 


Y ein vernehmendes Aufmercken, der hoͤre, ſehe und mercke auf, was GOte 
nuttheilet denen, die ihn liben, dann fie eſſen und trincken das Gute ihres 
Gottes, und haben keinen Maͤngel an irgend einem Gut / darum wird fie 
weder hungern noch duͤrſten und keine Plage wird mehr zu ihren Huͤtten na⸗ 


— — 


hen. duͤßtets jemand zum Eingang diſes Henuſſes zu gelangen der libs das 


erbende / einſame⸗ gemeinſame / geheime n. in Gier verborgene 


Leben: er lerne u. libe beym heiligen Sellle⸗ſeyn die heilige Intvendige Ein⸗ 
ſammlung des Geiſtes: er laſſe in ſich erſterben die Sinnen der Natur 
an geiſt⸗ und leiblichen Dingen: er hoͤre auf zu gedencken derer Dingen, derer 
man gedencken kan, und zu ſeyn, was er ſeyn kan, und dencke nichts anders, 
als was er nicht dencken kan und ſeye, was er nicht ſeyn kan, ſo wird der 
Weg des Fridens gefunden. Dann Gott iſt die Ruh / wer demnach von 


lich ſelber abkommt; der hat die Welt mit ſamt allen Creaturen überwunden, 


N 
f | 
5 | 
“x 8 N 
9 — 2 z — — — 1 4 
* 2 49 = * a 7 „ „ ar * 729 „ 
2 IK . AL 7 * * nnn 
— u 1 
——— ͤ — — —— . K Car uonn Too } 
N 


+ 8 { 1 2 2 . 0 f * 
15 jelnand ein Ohr, der hoͤre: hat jemand ein Aug, der ſehe: hat jemand 


0 


© ar 


> 2 % 


1 — 


8 2 
a © 
Yan 
0 \ E 
. 
* 8 
2 = 
2 2 - * 
2 2 x > 10 . 
®» . 79 1 Doo 1 37 
5 8 Di XV. Gemuͤts⸗Be 1 n. » 3 
— — = Eu nn nn — 


Er 540 dann niels zugedencken, noch zu ſeyn, als ſich zu behalten in dem 
gen Nicht⸗ ſeyn und Nicht⸗dencken / und wandelt in der ſtillen Sroig⸗ 
keit, und weiß weder von Leid, Schmertzen noch Geſchrey: dann der alten 
G Ott verlonne Gut. O groſe Gluͤckſeligkeit! O ewige Ruhe! wer alſo ſich 
feilen Swigkeit im ewigen Seyn wieder gefunden hat. Und fo bleiben wir 
und leben im Friden, und wandeln mit GOtt in der füllen Eroigkeit / und 
geniſch ſolche Freude, die kein Ang geſehen, kein Ohe gehoͤret, und in keines 
Menſchen Hertz kommen iſt Amen. we 
= > 8 S ee > Fr 5 
©. 2 


en Die XV. Gemuͤts⸗Bewegung. 


9 An weiß zwar wol, daß uns die auswendige Caſteyungen des Lei 
n bes wenig oder nichts vor GOtt fördern, zumal wenn keine wahre 
Sumes⸗Aenderung im Grund vorgegangen: wird auch ins gemein bey 
ſolchen Menſchen, die liber nach dem Lauf diſer Welt in der unreinen Luſt I 
ben, veraͤchtlich und ſchlecht davon gehalten, zumal wo die im Fleiſch ligen⸗ 
de fündliche důſte noch nicht als ſůndlich erkannt. Es iſt auch an und vor ſich 
ſelbſt fo, daß die leibliche Uebung wenig nut, denn eſſen wir nicht, wir ſind 
darum nicht beſſer, gleich wie wir nicht geringer find, wann wir eſſen, des 
glachen im. Schlafen und Wachen zu verſtehen iſt, zumal wann eben das mit 
gemeiner iſt, was auch mit dem andern gethan iſt. 4 
Die nun demnach der fleiſchlich-geſinnete Sinn alles zu verachten hat, 
deas von anſen ſichbarlich erſcheinet, und doch dem unſichbaren GOct daunt 
ſoll gedinet ſeyn, ſo gehet es in diſer Sache, als Wachen / Faſten und Ca⸗ 
ſteyungen des Leibes. Er hält liber vor GOrt zu feinem Dinſt mit latter 
wichtigen und unbegreifflichen Sachen, als die weder in diſer noch jener Welt 
zu erlangen: damit darf er in dem Seinen bleiben und brauche nicht, daß 
man ſich in den geringen Dingen verleugne. Es mag demnach vor kommen, 
das da will, ſo hat er ein Beſſers vorzüwenden „womit G Ott zu dinen wäre, 
Was iſt dann nun zu thun? oder wie kommen wir zum Nutzen? es if droben 
SER, daß der Fehler aus dem Mangel der Buße oder Sümtes⸗Aender⸗ 
N 5 f ung 


5 


5 


8 
* 


a: 
0 


’ 
= _ > 'B 
1 2 0 
8 ® h 
E — 
& ° 5 
ı_® = 2 rs . a: 1 l 
4 7 „ dis 22 1642 19227 u: 
2 4. 2 Me XV. DENIED? ZI SU MEI g- 371 
5 N — 1 
h . ä — 8 — ——————— — —8— m u * 
— * 
% 
1 


ung herkomme: fo redet es demnach von ſelbſten, daß der Nutzen der Sache 
aus der wahren Buße geholet werde. So wenig nun demnach als die Sache 
aus wirft, wenn es dieſelbe nicht zum Grunde hat: deſto mehr und noch vil meh 1 
Nutzen hat es, wann die wahre Buße mit vornen an der Spitze ſtehet. — 
O wie fallen allen denen Veraͤchtern ihre Einwuͤrffe auf einmal darniz 
der! wann ſich die Wichtigkeit und der Nutzen, der in der Sache 
verborgen ligt, darſtellt. Dann ob freylich wol wahr, wie gemeldet, daß 
alle leibliche Uebungen ohne Buße uns vor GOtt nicht foͤrdern: fo koͤnnen wir 
doch auch von vilen hunderten im Gegentheil erweiſen, was unſaͤglichen Nu⸗ 
zen die ſtetige Enthaltung / die immerroaͤhrende Wachſamkeit / das 
unablaſige Gebät und hertzliche Eindringen in Gott alles 
durch Saſten und Caſteyen des Leibes erworben und zu wegen gebracht,. 
ſolches iſt nicht wol zu beſchreiben. Ich weiß weder ſchrifftliches noch ſonſt 
einiges Erfahrungs⸗volles Zeugnus, daß der Himmel bey Erfüllung der 
feiſchlichen Lüften u. Volle des Bauchs und der Natur erworben 
worden; aber wol im gegentheil, wie ſie durch die Beraͤudung ihrer Lei 
ber mit Entſagung ihrer ſůndlichen Lüften den Teufel uͤberwunden, 
die Welt verachtet, ihr Fleiſch beſieget, bezwungen und unter ſich bracht. 
Was hat wol die Heilige Altvaͤter in der Wuͤften zu einem ſolchen 
SoOtt⸗ beſchaulichen Leben gebracht, als ihre beſtaͤndige Enthaltung 
nud unablaͤßiges Saſten / Wachen / baͤten und Eindringen in GO? 
Sind nicht diſe ihre Waffen geweſen, womit fir den Zorn und Teufel im 
Fleiſch überwunden. Wann derſelbe duͤrre und magere Staͤtte durch wan⸗ 
Bere, ſuchet Ruhe, und findet fie nicht, ſo gehet er hin, wo es wol geſchmit 
cket und mit Beſemen gekehret, und Macher feine Herberge, wo alles voll auf 
iſt, und nach deu · Luſten gelebet wird, und woher alda. Wird alſo folglich 
keiner ins Himmelreich eingehen, der kein Ueberwinder wird, und niernand 
kommt zur leberwindung ohne Sieg / und niemand kommt zum Sieg 
ohne Kampfe und Streic. Niemand trit in den Kampf / der nicht ſein 
vorgehabtes Wolſeyn bey ſeit fert, und daſſelbe aufgibt. Was ſollen wir dann 
thun? wir wollen die Exempel derer Heiligen, die den Teufel / die Welt und 
ſich ſelbſt überwunden, vor uns nehmen, und ihrer Waffen uns bedinen, 
als da find die beſtaͤndige Enthaltung / das une blaͤßige Jaſten / Wachen 
und Caſteyen des Keibes. e . 
i 2 2 —— O her⸗ 


& 


— 


& . 8 1 


Die XV. Gemuͤts⸗ Bewegung. e 
O herrliche Helden- und Bi r⸗thaten! wer alſo ein Lieberwoins 
der fein ſelbſt worden iſt, allwo nimand diſem Gewapneten ſeinen Haus⸗ 


Sieg vom HErrn, aber wir muͤſſen ſeine Gunſt / Libe und Treu an uns 


Sleiſch und Blut / nicht zur Unehre unſers Gottes unterhalten, ſondern 


heilige Gottes Leitung liber gehabt als mein eigen Leben. Ich ha⸗ 


get, und iſt mirs gelungen: dann ich habe funden, den meine Seele libet. Der 
Glaube und die Hoffnung und die bt zu GOtt und dem unſterblichen Leben 
halff mir durch alle Geheege der ſuͤnduchen Natur, alſo daß ich nun getroſe 
ſagen kan: Ich habe einen guten Kampf gekaͤmpfet / ich habe den 
Lauf vollendet; ich habe Slauden gehalten / hinfort iſt mir beyge⸗ 
leget die Rrone der Gerechtigkeit / welche mir der HErr / der 
gerechte Richter / geben wird / nicht mir aber allein / ſondern al⸗ 
len / die feine Erſcheinung lib haben. 3 Bee 
Seht, meine Liben! ich habe eine kleine Zeit gelitten und geſtritten, 
und nun ſtehe ich in Hoffnungs⸗voller Zuverſicht, daß GOtt mir meine 
Beylage bewahren wird biß an jenen groſen Tage: dann ich habe allezeit mehr 
auf das Unſichbare geſehen, als auf das Sichbare. Ich liß mich nie mit kei⸗ 
nem Ding troͤſten, wo GOtt nicht in der Freudigkeit meines Hertzens und 
Gewiſſens mich troͤſten konte; und liß mich nie einig Ding verdammen, wo 
ED mein Troſt in meinem Herten und Gewiſſen war. Ich liß in der aller 


gerechteſten Sache nie einig Urtheil in meinem Hertzen wider den Naͤch⸗ 


* j > \ 7 7 + * 8 2 PP» — 
fen ligen denn ich hilte ihn frey um Gottes Barmherzigkeit willen, auf daß 
| | D mir 


o 


. 


vn 


2 
| 


a — —— — . ͤ EüðũZůi4141!ł!ł⸗ł4„ł⸗„ä1łé„L!⸗„ñ⸗% an — 


are ng 


— 0 = * 
af a . * ro — d eren 
uU 2 EK 7 wir 137 Is-Hewegung. 


2 
2 
2 


* 
> 
(4 
= 
= 
= 


hertzigktit widerfuͤhre auf de dag des Gerichts. Ich habe mich nie 
mal gefreuet, da mirs wol ging, daß, ah dadurch meinen unablaͤſſigen Leiden 
in meinem Gewiſſen wäre vorbey gegangẽ, noch auch mich in meinen Leidens 


Standen fo betruͤbet, daß dadurch der Troſt. Gottes aus meinem Hertzen 


gewichen waͤre. Und fo habe ich vil Tage und Jahre zugebracht im ernftlichen 
Verlangen und inwendigen unablaͤſſigen Leidenſchaften, biß endlich GOtt mein 
Elend angeſehen, und mich begnadiget, und an dem Brunnen der Barm⸗ 
hertzigkeit und des Troſtes getraͤnckt. So lebe ich nun und bin getreſt, und 


warte auf den Tag der Wirderbringung und Zukunft meines Sfr, um wel⸗ 


— 


ches willen ich gelitten und geſtritten, welcher mußte nach ſeinem Leiden und 
Himelfart den Himel einnehmen, biß daß herwiderbracht wuͤrde alles was GOtt 


geredet hat durch den Mund aller ſeiner Heiligen Propheten von der Welt an. i 


Die XVI. Semuͤtrs⸗ Bewegung. 

- 2 8 8 = 

Eh will nun fort reifen nach meinem rechten Heimat zu, und will alle 
Fa mühftlige Sorgen und Bekümmernus diſes ettelen Lebens fahren laſſen, 

and will mich auch nicht zu ſehr in mühſame Bekümmernns in Anſehung der 

znkuͤnfftigen Güter einlaſſen; ſondern will meine Sachen GOtt befehlen, und 
meine Seligkeit von Ihm erwarten, Er wirds wol machen, und will mich 

nur befceiſſen, daß ich nichts Gutes verderbe, und mit meinem Eigenthum 

GOtt in dem Weg ſtehe. Sonſten bin ich einmal mit meiner Arbeit ans 

Zil tommen, und iſt mir anders nichts uͤbrig, als zu laufen, und meine Sees 


Ae erretten. Wie nun ein Laufender nicht Zeit hat mit der Holtz⸗Art zu zim⸗ 


mern, alſo auch ich habe meine Arbeit gethan. Will nun jemand mit laufen, 
der laufe und ergreife das eroige Leben, und laſſe die mühfelige Sorgen und 
SBekuͤmmernus diſes Lebens fahren, fo kommen wir mit einander ans Zil, 
eh die Türen der Stadt verſchloſſen, und brauchen nicht drauſen zu ſtehen, 


und zu heulen, ſondern freuen uns in den erlangten Kronen, und vergeſſen 


2 


aller vorigen gehabten Muͤh und Arbeit, und dancken GOtt vor einen glüͤck⸗ 


lichen Ausgang unſerer Reiß. K *. 
8 Wer diß Jil getroffen. 2 N 
5 Der hat wol geloffen. Amen, . 
F ee, | 3 | Die 


— 


v 


Die XVII. Gemuͤrs⸗ Bewegung. ar 
Wer na Tue en — r 7 rr 

Die XVII. Gemuͤts⸗ Bewegung. e 
2 N 2 * e NE . . A 


> Heuer u. wehrt⸗zeſchaͤtzte Seelen! die ihr euch mit allem, was ihr habt, 


G Oct und feiner heiligen Fuͤhrung ergeben, denen nichts mehr übrig 


geoliben von der Seiſtlichen Trunckenheit in den Sinnen der Na⸗ 


tur und Verbildung in den Creaturen / u. die in der Entſagung 
aller Dingen ſich Gott lediglich ergeben / beydes nach Geiſt / 


Seel und Leib / Ihm allein zu Ehren zu leben: ſo will es ſich gebuͤhren, 


daß Ihm zu erſt alle Glieder des Leibes geheiliget und aufgeopfert werden, 
u. das in der aller reineſten u. lauterſten Zuneigung zu GOtt u. ſeiner Libe. 
5 5 8 PN a 8 ER 0 
Darnach muß das Herz ohne einigen Vorbehalr oder Abſicht auf 
etwas Creatuͤrliches ſich einer gaͤntzlichen Encſchuͤttung oder Entſagung aller 
Dingen, es habe herngch einen Namen wie es wolle, und ſolte es auch ſeyn 
Vatter / Mutter / Bruder / Schweſter / ia alles, was den Goͤttlichen 


Aus und Eingaͤrgen in dem Wege iſt, uͤbergeben. Hernach muß. ſich das 


Gemuͤt reinigen von aller fremden Zicheigung und zeiſtlichem Aufenthalt in 
denen uͤderſinnlichen Dingen / als warmen das Gemuͤt unterhalten iſt 
daß es nicht zur geiſtlichen Bioſe, Nackendheit oder Armut kan gebracht wer⸗. 
den. O ein ſelig⸗ und herrlicher Handel! wenn Seelen auf eine ſolche Weiſe 
als in Entſagung und Entbloͤſung aller Binge ih GOtt. und. feiner H. 
Fuͤhrung ergeben. Und ſolche Seden Seifen und werden eine rechte Weh⸗ 
nung des heiligen Geiſtes, ja fie werden deſſelsen Wagen / Fuhr⸗ und 


geiſtliches Spil⸗ werck. 


Was iſt dann, das ſolcke geiſtliche Nazareer mehr ſcheiden kan von 
Ott und feiner Libe? Sind fie nicht das auserwaͤhlte Geſchlecht r 
ſind fie nicht das heilige Dolch? Sind fie nicht das koͤnigliche 

Priſterthum? Das Volck/ das die Tugenden Gottes verkündi— 
et. Sehet, libe Herzen, euren Adel, und euren heiligen Ruf in Ehriſto 
„Sei, darum will uns gebuhren, einen reinen Wandel zuführen, der nicht 
iſt nach dem Lauf diſer TBelt, oder nach dem Geiſt, der fin Werck bat in 
den Kindern des Uinglaubens, und berrſchet' in der Zinſternis diſer Welt, 
1 ü f „ und 


8 „ Par] 
222 1 


28 Die XVII. Gemuͤts⸗Bewegung. 

Gear meine 3 re : * — EEE SE pen 
eind belsbet die Glieder der Suͤnde in der unreinen Luſt. Uns aber Richt alſo; 
ſondern demnach, der uns berufen, heilig iſt, jo ſind auch wir heilig in 


all unſerm Wandel, und fuhren denſelben rein vor GOtt, und meiden auc) 


heimliche Schande / und reinigen uns von aller Befleckung des 
Geiſtes des Leibes und der Seelen / damit wir vor Ihm rein) lauter 
und ohnanſtoͤßtg erfunden werden in ſeiner Zukunfft. 1 
— 
Wer nichts anruͤhrt von deme, was gemein oder unrein der 
iſt eine Braut JB Chriſti. Wer Gerechtigkeit in ſeinem Leben 
wircket / und kein Unrecht mit ſeinen Sanden thut noch arges 
wider den Herrn dencket / der iſt eine Wohnung Gottes. Wer 
ſeine inwendige und auswendige Sinnen bewahret / daß fie kei⸗ 
nen fremden Aufenthalt nehmen weder an Gott noch an Creatu⸗ 
xen / der iſt ein Luſt⸗ ſpil des heiligen Seiſtes. er . 
| Was ſonſt unſern inwendigen und auswendigen Wandel angehet, ſo 
doll derſelbe fo beſchaffen ſeyn, daß wir in allen Dingen unſern Gehorfim 
beydes gegen GOtt und unter einander bezeugen und an Tag legen, und 
zwar ſonderlich gegen denen, die in dem HErren arbeiten und Sorge tragen 
vor des Hrn Werck, und daß es recht zugehe in ſeinem Hauſe. Denen ſoll 


man gehorfamen ohne einige Ausnahm und Vorbehalt, und ſoll ſich weder in 
Gedancken, Worten noch Wercken an ihnen vergreiffen. Wer 1 be⸗ 
leidiget, der beletdtget GOtt und feine heilige Engel, dann ihr Gebaͤt dringet 


en Gottes Herz und Lbe, daſelbſt ſuchen fie Troſt und Huͤlffe, und halten an 
aum Gnade und Barmherzigkeit, fo werden fie getroͤſtet, dann fie tragen feine 

Taſten. Sollen demnach pie benamte Sorgtraͤger auch wiſſen, daß ſie ſich zu 
keinem fremden Troft kehren (auſſer ihrem geiſtlichen Vatter ) ſondern 
ſollen ihre Sachen Gott klagen, weil Er ihr Schu-Herr iſt in ihrem har⸗ 


gen Din, Sollen demnach nimand bey einem andern verklagen, dann ſolche 


Vertrautheit iſt nicht gut, und gebuͤret allein GOtt, oder dem geiſtlichen 


Vatter / welcher der Hut vor GDtt wartet. Der Wandel ſoll in heiliger 
Seſchleidenheit geführee werden, und fol ſich laſſen von dem Geringſten bis 
dum Groͤſten zu Tritten einer Leiter machen, an welcher ſie koͤnnen aufſteigen 
n Gott in den Himmel. Da muß VHimand ſo gering ſeyn/ er u 
BETTER. . 8 mich 


* 2 


* 
— 


> 


| 1 2 e, } } N 
Die XVIII. Gemuͤts⸗Bewetzung. | 29 


—— 


mich mit ſeinem Suß beſteigen koͤnnen / und mente Hoͤhe muß 
Ihm feige Nidrigkeit ſeyn. 2 herrliche Vorbilder und Nachfolgung der 
Schüler und Nachfolger des ernidrigten und. Creutz- tragenden ICſu. 

In denen Ahrigen Diftiplinen ſollen in Anſehung der Zeiten des Wa⸗ 
chens von einem jeden feiner Gebühr nach die Stunden mt hoͤchſtem Fleiß wahr⸗ 
genemen werden, damit ein jeder durch des andern Fleiß gereitzet werde, u. alſo 
durch dle Munterkeit des Wachens der Eifer und Andacht des Gebats 
dels mehr erweckt werde. In Eſſen und Trincken und Speiſe bereiten ſol!? 
alles abgeſchnitten werden, was nicht zur Sach dinet, und mehr den Geſchmack 
und Nidlichteit fuͤtert, als zum Unterhalt des Lebens dinet. Alle Vilheit 
und mancherley Gemeng ſoll man vermeiden, dieweil ſolches mehr die Lüste 
dann die Natur ſpeiſet. Auf eine Mahlzeit ſoll des Tages zu Abend mit voller 
Andacht zu gelegt werden, dann dabey kan die Natur geſund und dauerhafft 
im Geiſt ihr Tagwerck erfüllen. Was etwa Zulaſſungs⸗Weiſe geſchiehet, als 

da man etwa Morgens um die virdte Stunde am Tage etwas Weniges ge⸗ 
niſet, ſol man GOF davor ſchuldig ſeyn: dann das Reich Gottes iſt niche 
Eſſen und Trincken. . AR 
ER 5 


oe’ 5 5 1 2% RE 

| In Saͤen und Pflantzen ſoll man alles Gemeng vermeiden, und 
nicht zur Unehre Gottes und der Natits unſere von ihm abgefallene Luͤſte in 
denen vilen und mancherley Oütheilcheten weiden. Daß uns aber die vile 
und mancherley Verbildungen fo nahe ligen, und fo ſchwer zur Einheit oder: 

Einfalt zu bringen, kommt daher, weil wir noch nicht von dem ſteben⸗koͤpf⸗ 
gen Thier, als dem GDer des Bauchs und der falſchen Luſt geſchiden 
ſind: dann daſſelbe Thier iſt auch bund von mancherlen Farben und Flecken. 
Weiter iſt vor diſes mal nichts in melden, biß diſe Lectiones erlernet ſind⸗ 
wird ſich wol eine andere Tiße oͤfnen. 8 u 


, 0 0 r * h = 2 


Die XVIII. Gemũts⸗Bewegung. 


1 


S du angenehmes Leben! & du himmliſche vnd Sridens volla 
2 „Stille G heilige und in Gchtt erworbene Unſchuld! G Para 
diſiſche Anmel die im dertzen er Gevoiffen aus gehoren wird / wo 

| 3 2 . man 


* 
2 
> 
* 


* 


Siobtt und ſe der Kibe, 


* 


N er rt ) 00 
+ = 5 5 f i 


30 Die XVIII. Gemüͤts⸗ Bewegung. A 
TE En a en — 2 — — . * 
e 7 2 7222822 72 * 22 7 7 1 Tor dere E71 dor 7 * 5 

man emen Croſt von einiger Creatur annim̃t! ſondern in allem . 


lag von der Hülffe des Herrn erwartet. O was vor 
ein ſeliges Geneſen wird alſo in Gott und feiner Libe gefunden! O eine ſeli⸗ 
ge Seele! die alſo durch Glauben, Libe Hoffnung, Demut und Gedult 
geuͤbet iſt, da wird das mit Chriſto in GOtt verborgene Leben erworben und 


gefunden, da findet ſich der ſtille und im Friden genoſſene Umgang und 


Wandel vor GOtt, in welchem man GOtt Tag und Nacht dinet in ſeinem 


H. Tempel, allwo nicht mehr gehoͤret wird die Stimme des Seufzens noch 


die Stimme des Klagens. Es wird genoſſen in ſtiller Hertzens⸗-Andacht der 


Fride Gottes und ſeiner Side: da wird nicht mehr gehoͤret weder was Geſchrey 
noch was ſonſten Graͤmen machet; ſondern man wird unablaͤſſig mit dem 


lang erwarteten und durch Gedult erworbenen Gnaden -Segen beguͤnſtiget. 


Kein Leid noch Schmertzen noch Noth noch Elend kan ſolche Seele 
Anchr uͤberſchwemmen, denn ihr gantzer Handel und Wandel beſtehet in einem 
G Ott⸗ ergebenen Leben. Dann weil die Gedult die Urſach aller der geiſtlichen 
Vortrefflichkeiten iſt, fo werden demnach die himmliſche Schaͤze vermehret, 
wenn vile und mancherley in⸗und-auswendige Leiden ohnablaͤſſig auf fie zu⸗ 


ſtoſen, dieweil alfo folglich nur mehr Urſachen gemacht werden, woran die 
2 8 7 


Gedult ihre Kraft zu erweiſen hat. Darum preifen wir auch alle ſelig, die er⸗ 
duldeß haben: die Gedult Hiobs haben wir gehoͤret, und das Ende des HErrn 
haben wit geſehen. Darum freue dich / du libe Seele / die du durch 
vil und mancherley Leiden in Dem und Gedult bewaͤhret biſt / 
und haſt durch dieſelbe gefunden den Sriden und die Ruhe in 


838 — . 2 l 28 2 FR 
Nun wird ſich des HErrn Segen al sbrelten, wie ſich eine Than⸗ 


7 
Wolcke ausbreitet zur Zeit der Dunckelheit und Nacht. Sein Segen wird 


machen grünen und blühen das Geivaͤchs unferer Gerechtigkeit, und fein Fri⸗ 
de wird ſich über uns ausbreiten wie eine geſegnete Quelle auf duͤrrem Lande 
fie) aus breitet: fein” wird gedacht werden von Geſchlecht zu Geſchlecht, u. alle 
Voͤlcker werden feine Wunder preißen. Dann Er iſts, der es ausrichtet, was 
Er un Sin: hat: durch Ihn werden unſere, Naͤgel veſte ſtehen, und durch 
feine Rechte ſtegen wir, fein Arm richtet es ang, und feinen Haͤnden gelinget 


es zum Sieg. N 8 
5 7 x a Die 
o > 2 
. af, 7 
* r * & 
e 
s ö on 


_s 
2 z . 9. 
8 « „ 
4 * 22 2 . „>: 2 4 9 29 
Die XIX. und XX. Gemuts⸗Bewegung. 355 
—— ESSEN! ——— „ TE 


Die XIX. Gemuͤts⸗ Bewegung. 


0 
. 


Ott iſt ein unbegreiffliches Niches / und ich bin ein unbegreiffli⸗ 
S ches Ichts. Alles nun, was Etwas iſt, hat und vermag, das 
thut GOtt Abtrag, darum weil GOtt Alles iſt. Bin ich dann nun ein 
Nichts / fo bin ich daſſelbe, was GOtt in mir iſt, und kan weder groͤſer 
nach kleiner gemacht werden, weilen ich das bin, was ich zu ſeyn habe. Nies 
mand hat mir was zu geben, nimand hat mir was zu nehmen, ohne der in 
demſelben Seyn lebet. f Ei Be, 
O groſe Vortrefflichkeit, wo GDer nichts mehr findet als fein eigen Biſd 
So lange wird zu ſchaffen ſeyn, ſo lange wirds waͤhren, fo lange werden 
wir zu leiden haben, es ſey in diſer oder in der zukuͤnfftigen Welt, nemlich 
biß alles Ichts in Nichts / und alles Seyn in das Nicht ⸗ſſeyn / und 
alles Scwas in das Nichts aufgeloͤſet if, O eine ſeltge Gedult! O ein 
heiliges Warten biß dorthin, wo aller Neid, wo aller Streit, wo alle Ich⸗ 
heit, wo alle Zweyheit, wo alle Selbheit aufhören: diß iſt der letzte Sieg durch 
und über alles hin. Dann da iſt das Geheitunus vom Ceeus zu En⸗ 
de; und alle Leidenſchaft zergangen. So ſey nun zu friden, libe Seele, und 
laß das heillge GOtt⸗ ſeyn in dir walten und ſeyn; fo haſtu Friden immer 
und ewiglich. a Er 80 


© 


h will mich num niderlegen, und ſchlafen, mein Nlicht⸗Mollen und 
micht ⸗Begehren ſoll meinen gantzen Handel dem Schöpfer” aller 
Dinge in feine Haͤnde übergeben: da mein beſtes Tuhn u. Meynen iſt ohne 
Soͤttlichen Zuſatz eitel und nichtig. Darum wer leben will und gute Tage 
ſehen, der werde ſtill, und ruhe von allen Wercken ſeiner Haͤnde; er laſſe ab 
vom Frevel; er thue nichts anders, als ſolche Wercke, die Tag und Nacht 
wol unterſcheiden. Dann wann alle unſere Wercke waͤhren vom Abend biß zu 
Morgen, daß fie alſo einen Tag machen, fo find ſie in GOtt gethan, und 
haben eine ſelige Ruhe und Sabbat zugewarten. | . 
Le 8 N Wen 


Die x x. Gemöts⸗ Bewegung. 


0 


DE 


” 


e 2 g j ae 9, Sp nn rn Ara aba 0 
32 Die XX. Gemůüts⸗Sewegung. 8 \ 


Wer GOtt libet von ganzem Hertzen, mit gutem Gewiſſen, und ſeinen 


Sraächſten als ſich ſelbſt, der wircket Gottes Werck. Alle Abſichren auf 


uns ſelbſt wircken den Tod. Alle Bekuͤmmernus des Hertzens 
um uns ſelber ſtreitet wider G Ott und feine heilige Bathſchlaͤge. 
Wer nicht eins mit Gott worden / hat taͤglich vil Hekuͤmmernus. 


Alle unſere Gedancken und Rathſchlaͤge ſind eitel. Wann wir drauf 


Acht haben, was die Rachſchlaͤge Gottes über uns verhängt zu unſerer Se⸗ 


ligkeit, ſo leben wir ſorglos, und laſſen diſelbe walten; es geſchehe auch mit 


® gas Beſchickung es wolle, fo muß doch der Geſchmack deſſelben eine Urſache 


zur Seligkeit ſeyn. Alhir wird Bitters und Suͤſſes in voller Gleich⸗ 


Heit aufgenommen / die weil die Sinnen keinen Aufenthalt mehr 


a? Haben / als in Gottes Rath / Willen und Libe. 


Daß wir fo lange Jahr unſere Zeit in fo vll Bekuͤmmneryus zubringen, 


2% mache, daß wir noch nicht. gantz und ledig an GOtt übergeben. Alle Sorgen 


and Bekuͤmmernus entſtehet aus Libe zu unſerm eigenen Leben. O wie 


RE 408 haben wir gewaͤhlet! wann wir nichts mehr zu verſorgen in Haͤnden 


übrig haben, dieweil wir doch nichts zuverwahren maͤchtig ſind. Wol dem⸗ 


e nach deme, und abermal wol deme! dem Gott ſein Berather worden, und 


vißs mit feiner Sorgfalt darzwiſchen kommen, wo ſonſten die eigene noch in 


dem Wege ſtund. ON} 


* 9 


* 


5 2 1 we 5 
Darum wird auch dein Schlaf richtig ſeyn, weil GOtt meine Sorg⸗ 


falt in Haͤnden; denn fine Barmherzigkeit hat mein Elend angeſehen, und 
mir meine Sorgfalt, worinnen ich mir nicht ſelber helffen konte, abgenom⸗ 
au. Nun iſt das aͤnzſtliche Sehnen meines Herzens und Gewiſſens hin⸗ 
weg, alſo daß ich. nichts zuſchaffen habe, als Sotrtes Werd zu leiden: 


sole es num fing Wirckung über mich beſchleußt, fo bin ich ſelig, weil ich in | 
Feinem Weg nichts zuverliren habe, fondern meinen Gewinn habe aus dem, 


was mir durch das Leiden aus dem uͤbergebenen Leben erworben wird. So iſt 
nun demnach mein gantzes Leben ein beſtaͤndiges Leiden und mit mir ma⸗ 
chen laſſen / dann GOtt weiß beſſer, durch was Mittel das verlerne Gut 
wider heraus zubringen, als meine Meynung und Tichten vermag. — 

So iſt man zwar GOtt und ſeiner H. Fuͤhrung uͤbergeben, und zwar 


. 


5 1 — * 


3 


Die XX. Gemüt -Bedegunt. ® 32 


5 


waͤrtigen wider waͤrtig ausſiehet: fo iſt es doch bey den Heiligen richtig, und ben 


wird man ſeine Wunder preiſſen, deſſen freuen ſich anjezo und von nun aum 


merte und troſtloſe Herzen. Ich will ſeiner warten in meier Noth, und 
ſelner gedeucken in meinem Elend. e * 
O was vor ein herrliches Ausſehen wirds noch geben, wann alle Leiden 
und Truͤbſal werden ihre voͤllige Endſchaft erreicht haben! O du ſelige Leiden⸗ 
ſchaft, durch welche die wahre Seligkeit wiederum erworben und gefunden 
wird! Wol allen, die ſeiner harren und erwarten zur Zeit des Verzugs in 
der lang aus bleibenden Huͤlfe. Nimand weiche in ſolchem Fall zur Zeit, 
wanns truͤb hergeht, weil feine Langmut alles abgemeſſen und gewogen, wie 
weit alle unſers deiden ſich zu erſtrecken haben, ehe fir zu ihrem Ende kommen. 
i | E Darum 


4 


24 Die XXL Gemuͤts⸗ Bewegung. 
= — — . N 
Darum ſoll mich auch nichts ſcheiden vorder von Gtr.! ch ſeiner dibe, und 
will mich im leidenden und ſterbenden Leben uͤben mein Lebenlang, und will 
in gedultiger Aus e alles uͤber mich ergehen laſſen , wie es feine weiſe 
Verhaͤngnus und Beſchickung zu meinem Beſten und He il über ine ch be⸗ 


ſchleſſen hat. So werde ich w vol ſeyn und bleiben von nun an biß in Si igkeit. 


So . daun, mein GOtt, in mit, ; 
und laß mich ſtets dein Eigenthum verbleiben. 2 
Ich will in allen Dingen dir i 
& Alleſn Kraft, Ehre, Kuhm und Herrlichkeit zuſchreiben 
Mein Leben grün in deiner Kraft, 
f De mich in dir kan machen fee ſtehen, f 
W ein neues Leben ſchaft: ni e 


Bag 3 id nn 5 vergehen. 


0 ” r 2 8 2 7 = Fr 7 7 N 25 a * 
2 8 * 2 9 


ET AN = XXI. Gemůes· Sewegung. 


; ee 
Ott berathe meine Sache. Denn daß ich in Ihm lebe und tren afundas 
EI werde, kommt allein ans ſeiner Fuͤlle her. Ich werde wol hben, wann 
ich das Bild der Sterblichkeit werde abgelegt haben. Jetzt trage erdulte und 
leide ich Gottes Werck zu meiner Tichtig⸗ machung, um in kner Welt froͤlich 
und unerſchrocken vor ſeinem H. Angeſicht zu erſcheinen. Es kan mir nicht 
fehlen, dann weil ich aufgehoͤrr habe zu ſeyn / ſo kan Gott mein 
Nacher werden / und was ich in ſolchem Fall von ‚Fine Hand leide, fo 


bin ich danckbar und Hoffnungs⸗ voll, daß mich GOtt Ihme endlich dadurch 


wird wolgefaͤllig machen. Und fo warte ich ſeiner in Gedult in allen Din⸗ 
gen, und habe nichts anders zu ſchaffen, als daß ich in teinem Ding ſeinem 
„Willen widerſtrebe. Dann wer an Tag gibt / es in einem einigen 
Ding anderſt haben zu wollen / als es Gchtt beſchleußt und ver⸗ 
haͤnget / der lebet im Ungehorſ⸗ am / und iſt noch kein Gottes⸗ 
Kind / weil er noch in der Zauberey⸗Suͤnde lebt⸗ dann es wird 
kein Zauberer eingehen ins neue e e 
Darum trage erdulte und leide ich alles, und haft und will mich 


halten als ein Gottes⸗Kind ohne ae Wöderſtkeben, / wie u. auf was 2 SR 
f 2 6 


„ TEE 


* 


€ 


— —y— 


= 4 8 an 4 * 
Die XXI. Gemöts⸗Bewegun s. 33 


gefaͤlt mit mir um zu gehen, oder um gehen du, laſſen. Und fa 
und habe weiter nichts zu than als daß iclz 


— 


ſe es GOtt 85 
warte ich feiner in allen Zufaͤllen, und has . 16 i 
leide, dulte und ertrage alles, wie mit mir gethan wird: dann ſo bald ich ei⸗ 
nen andern Willen habe, fo iſt ſolches Stunde, und wird GOtt von mir be⸗ 
leidiget. Darum ſo will ich elend Kon und Leid tragen und mir kein Gu⸗ 
tes nach eigener Wahl erwaͤhlen / ſondern daſſelbe von der guten Hand 
meines Gottes erwarten, es wird ſich alles ſchon zu feiner Zeit unter dem dei⸗ 

den erwerben, gebaͤren unde aus ſchaffen, ſo wie es in der That an ihm ſelber 
iſt, dann es iſt auch kein ander Sutes als das jenige, 1° aus unſerm Nicht⸗ 
ſeyn / oder Ent⸗ſeyn von Gott ſelber aus uns gemacht wird. a 

Darum iſt der Menſch ſelig der anfhoͤret zu ſeyn / was er iſt, dann 
wer dahin kommen, der hoͤret auf von Suͤnden und fo gleich mit Unrecht zie 
tuhn. Und ſo lige ich nun in Gottes Haͤnden, leide und ertrage ſein mit 
mir machen laſſen an mir; was aber diſes koſtet, wird nimand bekannt als 
dem, der es erfährt, O trie vile Wehen und Hertz⸗Preſſen muß in ſol⸗ 
chem Fall der arme Menſch durchgehen, weil er ein gantz anders Verſteheit 
und anders Meynen in ſich hat, als das jenige, was G Ott über uns be⸗ 
ſchleußt wegen der in uns ligenden Seindſchaft / die wider GOtt und wider 
ſtine heilige Wirckung ſtretet. | TER gie I 
ee le eee 


” 
0 1 


beſchloſſen, ſintemalen diſelbe ſchwer auf mir, daß auch alle Gebeine vertrock⸗ 

nen und duͤrre werden. GP il und bleibet dennoch mein Theil, der mir 
Rettung ſchaffet in allen meinen Sachen: dann auf Ihn bin ich geworffen ge⸗ 
woſen von meiner Mutter Leibe an, da. ich noch an meiner Mutter Bruͤſten 


war, iſt Er mein G Ott geweſen. Darum will ich auch ſeiner gedencken in 


. 5 W 
eO mein GOtt! gib mir Kraft zu ertragen was deine Hand uͤber mid) 


allen meinen Sachen, dann ſeine rechte Hand kan alles andern, dieſelbe hat 
Zeit, Zil, Maas u. Gewicht in der Hand, ſie wird es ausführen, und wird 
mich endlich heraus reiſſen u. zu Ehren machen, und verſchaffen, daß meiner 
Tage vil werden in ſeiner Jurcht und in ſeiner Libe. Und wann ich werde von 
binnen ſcheiden, ſo wird meines Endes und Hertzen-leides vergeſſen 
und die Macht des Draͤngers weird aufgeloͤßt, und dis Ruthe des Treibers 
zerbrochen ſeyn. | * al en. 


* N 5 E 


O dn 


** sı.% 51 — 


& 


& 


5 


Berkanen So ſind unn diſes diz Vortrefflichkzinn, 


— 


ee ? Er * 5 22. 9 
are XXII Ber: HS; ett: * en 
e KK Ge 11411 LTE ATI ie 
— 


— 


‚or 


— 


— —— —me — — — k r 
O du mein Aug des Geiſtes und des Glaubens! ſehe doch deſſentwegen 
fleiſtg auf daſſelbe Zil und Ende, dann alda wirſt du eingehen und genteſen die 
Fruͤchte deiner Saat. Leide dann, trage und erdulte alles, wie es auch ge⸗ 


het, biß du daſſelbe Zi wirſt erreichet haben, alwo dan ſeyn wird, was ſeyn 
Moll. | 


Das + JEſu iſt ſchwer, Er konts Von Einem, der um Golgatha ſehr 

ja ſelbſt nüyt tragen. Matth. 27. i ſchwer beladen herumwandert, und 

D. 32. Marti. 15. v. 27, Luci. 23. kraͤchzend und gebuͤckt feine Augen 
. . 5 e 0 nach dem Berg Zion auͤfhebet. 


„Die XxxII. Gemüts⸗Bewegung. » 


E Ngehend meinen ganzen Handel und Wandel, und wie derſelbe beſchaf⸗ 
8 fen: fo bin ich mit meinem fur ausgeleeret, ohne einigen Beſitz oder 
FEigenthum weder in geiſt⸗ noch leiblichen Dingen zu haben. Denn ſoll ich 
in den geiſtlichen Wegen fort kommen, o muß mir freylich aller Creatuͤrliche 
Aufenthalt entzogen und benommen werden, weilen in der geiſtlichen Bloͤſe 
und Nackendheit ſich das rechte mit G Ott uͤberkleidet ſeyn wieder fin⸗ 
det, und daneben eine ſolche Göttliche Großheit nach fich zihet, daß es 
micht wol zu ermeſſen: gleich wol bringst das Goͤttliche Voll- ſeyn eine ſol⸗ 
che Verlaſſenſchaft an Creaturen mit ſich, daß es freylich geübte Sinnen 


vrfordert, ce und bevor man ſich drein ſchieẽen lernet. | 


8 


Man ſuchet freylich in Anſehung fein ſelbſt G Ott auf eine ganz andere 
Weiſe, wie man ſolches in die Lange erfahren. Aber was iſt zu thun? Ob 


man auch ſchon vil DE und Fieiß anwendet, uud bringet es doch nicht dahin, 


7 


mit einigem Troſt der Creaturen umſtellet ſind, ſo koͤnnen wir Gottes nicht 
zu Danck theilhafftig werden. Darum wird durch die freywillige Armut und 
Entbloͤſſung aller Dinge die Tühr der Gnaden und die enge Pforte gefunden. 
Was vor Schaͤtze der Weißheit und Erkantnus Gottes ſich bey ſolcher Bloͤſe 
und Armut hervor tuhn, wolte ich um keinen Preiß, wie hoch der auch waͤre, 
womit ich meinen gan⸗ 

E | Kenz 


2 Ir 


wo GDreheiffen kan, jo wird nichts aus gerichtet. Dann fo lang wir noch 


* 


& B 


0 
O 


A 5 . 
“ © 
en 4 2 5 22 8 2 
© Die XXIII. Semuts⸗ Bewegung. x 32 


nn 


——— Zwä—ũA 2 2 * 2 Pi 
gen Wandel aus gezieret ſehe, als nemlich in keinem Ding einigen Troſt oder 
777 


Aufenthalt zu nehmen: Und was mir ſonſten taͤglich zuſtoͤſet / es ſey 


ner oder Suͤß / Lib oder Leid / ſo nehme ich von dem einen 
her Se a * * 2 f FR x 
jo vil als von dem andern / und eiſe es mit gleichem Geſchmack. 
So werde ich behandelt und belebet von dem, der meines guten Willens 
Meifter und Macher iſt. 5 


= 


So weiß ich dann von keinem andern Ungluͤck, das mir auf Erden be⸗ 


* vr 
gegnen oder zuſtoſſen kan, als diſes: Wann ich aus den Schrancken 


meiner Armut und Blaͤſe falle / dann fo bald ſolches geſchihet, fo werde 
ich aus meiner Gleichheit verſetzet, auch verliret ſich mein Soͤttliches Ge⸗ 
wicht / und mein Urwerck ſtehet ſtill. Beſitze demnach einen ſolchen unmeß⸗ 
lichen Reichthum, der weder durch die Zeit verzehret wird, noch durch Alter ver⸗ 
faulet, oder durch andere Ungluͤcks⸗faͤlle ſchaden leidet. Kuͤrtlich zuſagen: 


meine Guͤter haben die gantze ſichbare Welt / mit allen ihren 
Schaͤtzen / Ehr und Herrlichkeit abgewogen / und am Gewichn 


zu leicht funden. So habe ich dann weder in Zeit noch in Ewigkeit niche 
reicher zu. werden, als ſolche Guͤter zu beſizen, wo man von aller Gefahr des 


Verluſts befreyet iſt. Mein Brod das ich eſſe / iſt diſes / daß ich oh⸗ 


ne Ablaß Gtr und feinem reinen Weſen zu gekehrt bleibe: mein 

Waſſer / das ich trincke iſt / daß ich mich nimmermehr weder 

von Sott noch feiner Libe ſcheide. f 
D 5 5 — 


& en o = 


3 


2 f 
5 a — © @ * „ * 8.8 
Die XXIII. Gemuͤts⸗ Bewegung. 
D 


Du einem Goetſeligen Leben iſt noͤtig eine unablöͤſdge Bezaͤhluung der ins 
wendigen und auswendigen Sinnen, und zwar ſonderlich der unablaͤſſigen 
Neigungen des Gemüts, die nach der erſten Bekehrung als eine geiſtliche 
Seuche, die am Mittag verderbet, uͤber gebliben, welches lauter Dinge ſind, 
die unſer Gemuͤt auf eine ſich ſelbſt unwiſſende Weiſe beweglich machen, 
cutweder im Anzug zu den Creaturen, es ſey hernach in Eſſen oder Trincken, 
oder auf eine andere Weiſe, wo das Genie feinen Aufenthalt auſer GOtt 
ſucht zu haben, also dann alles Geſchwaͤßz, das nicht nord tuht, billig zu 
AB E 3 ver⸗ 


* 


* 


33 Die xx Iv. Gemůts⸗Bewegung. 


— — 


verwerfen iſt, des ganz unachtſamen eiteln Lachens nicht zu gedencken. 
Hernach kommt noch darzu eine ſich ſelbſt ganz unwiſſende Beier 


gung des Gemuͤts, da der Men ich ſelber nicht weiß, was es if, Diſer Trieb 


Ir gantz magifch, der gerne wotte etwas an ziehen in ſein Leben der Natur, 
und doch gantz unwiſſend, was: diſer Trieb iſt ſehr mißlich, ſchaͤdlich und ge⸗ 
faͤhrlich, dann es iſt eine Pet, die im Finſtern ſchleichet, da man allerdings 
. ts von ihren beſten Bewegungen, die doch an ſich ſelbſt ſehr gefährlich, 

veiß oder verſtehet, biß ein Schade geſchehen, und alſe die Huͤter der Nacht 
Sen Sch leyer geraubet, und die Rauber die Kraft geſtohlen. 


Diſer Bewegungen ſind gar vil und mancherley und ſchleichen oft in in 
dem Allerheiligſten des Gemuͤts umher, alſo daß ſie oft ihre Urſachen aus 
den allergeiſtlichſten Dingen willen heraus zu holen, welches man ſelber oft 
mit vilen in mertzen gefahren O wie noͤtig iſt demnach die Verleugnung 
und Abſag aller Dinge! geiſt⸗ fo wol als leiblich, als worinnen man mercken 
kan, daß es ein Leben nach ſich ziehet, worinnen die Natur ihren Aufenthalt 
au haben ſuchet. O libe Herzen! wie iſt demnach zu einem rechten geiſtlichen 
Leben ein ſo ernftlicher © Wandel noͤtig, daß man alle Aus ⸗und Eingänge, 15 


nes Herzens wol pruͤfe, was ſie vor einen Ausgang zugewarren haben, da⸗ 


mit man nicht hernach muͤſſe las gen über den i Senf = den 
Wegen des Heils . 2 1 
3 * S 5 - 7 


8 © 
Ein unablaſig ges Gebaͤt ns Eindringen in SO if ſehr noͤtig und ein 
Armvendiges ; heiliges Stille⸗ ſeyn im Geiſt ſamt einer Entſag⸗ und Entblöſſung 


aller geiſt⸗ und leiblichen Annemlichkeiten und das in der alle rreinſten Zunei⸗ 


gung zit Gott und ſeiner Libe. So mag endlich das Hertz zum wahre 0 


neſen, das aus Gott iſt, ko pen, und der Weg d des Hills und der wahrer 
Seligkeit gefunden werden. = 


S 


3 a e e “5 : * 


—— — 


Die XI . Semůͤts⸗ Bewegung. 


cs Gebaͤt iſt ein unabläſtges magilches Sen unsers G Gei ies aus 


2 de 155 heilt dem Weſen d uch den , der anzihenden und 
f ö Mag⸗ 


„ 


8 
© 
D 
a f =) 2 
3 * » Kir * 
Die XXV. Gemuͤts⸗Bewegyng. | 39 
= 33 ĩͤ ee 
zagifchen ° Begn den unſerer, Seelen. So leben wir dann in Oc Ai 1d 


ſeiner heil Gen Weſenheit: ſein Leben iſe un ſer chen, und wir jyd in J hin 
geworden, d daß aur ſeyn, wa 13 wir ſeyn. Sein Leben iſt in uns vern vand del, 
und hat unſere Nichtit gleiten vet wandelt, und aufgeloͤſet die Bande der Eitel⸗ 
keiten und wir ſind in Ihm verklaͤret mit der e die all lezeit bey! Ihm 
ſelber geweſen! Er iſt, Wir worden., und wir find in unſerm Wir zu nich⸗ 
te worden . O ein herꝛlicher Wechſel! wer mit Fichte Alles kauft 

was e geiweſen, und auch in Ewigkeit ſeyn wird. 25 


1 
© 


So leben wir dann, und ſind gestorben, und unfer Leben iſt mit Cherie 
in ao verborgen, biß die Coͤrperliche Sterblichkeit von demſelben Leben 
wird verſchlungen ſeyn, alsdann wird unſer Leben durch Chriſtum in und mis 
Gott offenbar werden. So ſind. wir zwar von nun an ſelig, aber doch in 
der Lt us der Offenbarung u. Herrlichkeit des groſen GOTT SS. 

Lob / hre / Danck / Kraft / Weishein 
2 ehe und Staͤrcke ſey demſelben 2 er 
8 N „keit zu Ewigkeit. 


ver Die xxy. Semůts Bewegung. 


en SD in aͤllen Dingen meines Tuhns Macher worden „ bh habe ich 
in meinem gantzen Leben in all meinem Thun lauter Gewinn und 
ein reiches Einlommen zugewarten. Sinzemalen Gott ſchaffet nichts mangel⸗ 

haftes, ſondern lauter volkomme ne Wercke. Es iſt zwar diſes gegenwaͤrtige 
Leben an und vor ſich ſelbſt ein be ind ges Sterben und Nichts⸗ſeyn; 

jedennoch wann es feinem rechten Macher und Wiedergebaͤhrer wieder⸗ 

um anheim faͤllt, fo wird das verlorne Gute Gottes wieder an demſelbenm 

offenbar, wiewol in einem andern Principio. Laſſe deswegen die leidende Abe 

zu Gottes hetligem Weſen in mir in der allertifſten Willen⸗loſen und ſich 

ſelbſt gelaſſenen Uebergab walten: dadurch werde ich in das aller tifſte und hei⸗ 
lige Stillſchweigen verſetzet, und dann folglich von aller Quaal und Unfall, a 
der mich in gegenwaͤrtigen oder zukuͤnfftigen Z N plotzlich zu uͤberfallen haͤtte, 
Ke. . hat Chr iſtus JEſus die Grab⸗ ‚Stätte u 
* 


1 


_ } 9 a . 2 g r 
20 | Die XXV. Gemuͤts⸗Bewegung. 


— 


— — ——— — ] 
Gott erſtorbenen Lebens / als die aͤuſere Menſchheit oder Erde 
mit ſeinem theuren u. koſtbaren Blut auserkauffet von der Hand 
deſſen / der Gewalt darüber hatte / als dem Teufel. Allhir finden 
wir die Urſache, warum auch Abraham hat wollen von auſen ein Erb⸗begraͤb⸗ 
nus mit Geld kauffen &c. Dann gewiß, fo diſe Grabes⸗Staͤtte, als nemlich 
wo das erſtorbene GOttes⸗Leben innen / als in unſerm irrdiſchen Menſchen, 
begraben liget, nicht mit dem Blue Chriſti waͤre losgekaufft, wir muͤßten wol 
ewig in diſem Grab verſchloſſen ligen, denn der Tod liße ſein Recht nicht fahren. 


1 


8 


N Weilen es nun demnach alſo iſt, nemlich daß diſe Begraͤbnus, als un⸗ 
ſere irrdiſche Erde des aͤuſern Menſchen, nicht mehr weder in unſerer noch in 
des Todes Gewalt iſt, ſondern vilmehr deſſen, der es durch einen ſo hohen 
Preiß an ſich gebracht: So wärs es nun demnach eine groſe Ungerechtigkeit, 
wann ich dem, der ſichs ſo ſauer hat laſſen werden, den Acker zu kauffen, um 
e die edele Perle der an GOtt verblichenen Menſchheit wieder von da heraus zu 
holen, in feiner Arbeit verhindern thaͤte. Sintemalen ich kein Recht zu meiner 
Erde habe, ſondern muß alles dem Eigenthums⸗HErrn uͤberlaſſen, wie nem⸗ 
lich der zu Werck gehet, den vergrabenen Schatz heraus zu holen. Allerdings 
muß die Erde derſelben Stätte verbannt ſeyn / ſonſt gibt ſie ihren 
Toden nicht heraus. * Be 


D 
8 a RP: 
© . a > % 2 8 
Un des bwillen bleibet mein ganzes Leben alt den uͤbergeben der es zu ſei⸗ 
nem Eigenthumerkaufft hat: habe, alſo nichts zu tuhn, als nur zu leiden, wie 
mit mir zu Werck gegangen wird, u. das in vertrauter Freundſchaft und Libe 
zu Ihm, meinem HErrn, deſſen ich bin. Und ſolerwarte ich nun das Wun⸗ 
der, welches endlich wird offenbar werden, wann ich genng werde gelitten 
haben. Dann hie roird in allem auf Treu und Glauben gehandelt / 
wird nun was Schoͤnes und Sauberes aus mir gemacht / ſo wird 
der Sormirer meiner dadurch verherrlichet: Solte es aber in ei⸗ 
nem gantz geringen Grad heraus kommen / ſo wird Er mir ſchon 
wiſſen etwas zu zugeſellen / das mich verherrliche / und ſchoͤn ma⸗ 
a wenn nur alles ſchoͤn in der Ordnung durch feine Hand 
ehet. ee) 5 
f Und fo lebe ich in gutzr Hoffnung und Vatrauen auf das hin, 
DEE IH EN. 58 | nr 
„ 2 


0 
2 3 8 . 0 
x . E „% 
= SF > 5 8 0 £ 
Die XXVI Gimüts: Hewegung..-» eh 
was aus dem vorgenommenen Proceſs werden wird. Angehend das nver⸗ 
ſchafftẽ Weſen v. Tuhn meiner / fo weiß ich ſchon zuvor, daß daſſelbe 
Weſen umd beben niches tauget, kan es demnach alles wol zu einer noch⸗ 


maligen Herumarbeitung übergeben Habe daneben vil Glanben, Libe und 
Hoffnung, deß ich ſchon meine Wunder noch ſehen werde, wan ich werde 


ſeyn, was ich ſeyn werde. So iſt demnach anjetzo bey mir alles uͤbergeben in 


der Hoffnung des Beſſern ‚ich ſehe u. weiß von keiner Sünde mehr, dann mein 
Macher und Arbeiter hat es alles auf ſich genommen. Aber wehe dem! 
der Ihm in feiner Arbeit Můhe und das Leben ſauer macht. 
. > . f 0 5 ig 
R = j e 


2 * © 
5 * 0 


Die XXVII. Gemuͤts⸗Bewegung. : 


&® 


die Probe zum unverruͤckt in den Wegen des HErrn zu verharren If 


diſe: Ich halte mich in allen Dingen an dem Platz, daß ich nicht auf 

fer dem Wehtuhn meiner NMatur gefest werde, und diſes iſt eine Veſte, 
darin ich unverrückt verharre, was auch vorkommt, es ſey Gutes oder 
Boͤſes⸗ Kein Betrug iſt in ſolchem Fall zu befahren weder in Zeit noch in 
Ewigkeit. „ß Be . RR 


1 


Hätte die ganze Chriſtliche Kirche diſe Regul in acht genommen, ſo 


wäre der fihone Paradiſiſche Roczr⸗Garten, voll Goͤttluher Tugend von hie 
liſcher Lehre und Weißheit angefüllt, nicht fo graͤulich · verwuͤſtet und verdor⸗ 
ben, wie leider am Tag iſt, da auch das Uehel ſoogroß tit, daß fait kein Rath 
mehr iſt, auch ſelbſt bey denen, die einmal wircklich von G Ottein die Arbeit 
Lenommen, will kaum diſe heilige Regul erleriet werden, Dann diſer Gifft 
von der eigenen Lebens⸗Luſt und laßgelaſſenen' Freyhen hat durch drungen 
alle; die da leben und geboren werden; daneben iſt die wahre und gründliche 
Verleugnung ſein ſelbſt, und das beſtaͤndige Kraͤncken und Wehtuhn der 


Natur fo ſparſam, daß kaum auch mit viler Mühe ( ſelbſt bey denen die es 


redlich meynen eine Spur davon gefunden wird. 


i Es hat faſt ein jeder ſeinen Weg abgezircket, wie er mit ih im ein zu treffen 
hat, als worinnen ſich das eione Welſeyn nicht verlieren muß, dann fo bald 


* 


x * 


0 


AE De XXVII. Gemũts⸗ Bewegung. | 
r - — 
es weiter kommt, fo geht es an ein Klagen und Kraͤchzen Zwelfflen und Miß⸗ 
trauen an Gott und frinencheiligen Wegen, und ein aus der Goͤttlichen 
Schyile laufen. ne - 0 | 
4 7 7 3 2 5 
O Jamer! O Elend! wie iſt das Geheimnuß Gottes fo tief verborgen, 
at. wie find ſeine H. Wege fo gar unbekañt worden. Chriſtus hat ſieh geißlen 
laſſen; hat Blut geſchwitzet, und ſich laſſen ans Creutz nageln „und fo den 
Weg zum Aeech Gottes gebahnee, uͤnd wir haben einen Elreul beſchloſſen, 
wie ſoeit es zu gehen hat, daß wir mit zuſtimen koͤnnen. O wie unbekannt iſt 
Doch die Lehre des himmitſchen Lehrmeiſters! O wie verborgen ſind doch ſeine 
Seheime Leidens: und Srerbens⸗Wege auch ſelbſt bey feinen Freunden 
worden! als der da gelehret: wer ſein Leben erhalten will, der wirds verlieren, 
und wer es verlieret, der wirds finden. O ſeligek Verluſt! mein Sterben 
umd Leiden hat das Leben u. Wolſeyn in Gott durch Chriſtum 
Wieder funden : 1 3 


* 


4 


» 


e 


’ 


° 


Die XXVII. Semůts⸗ Bewegung. 


— 0 > I 5 ö 2 2 . 
enn Ran mich frazet: tele ich lebe? ſo antworte ich: Ich weiß 
nicht; deñ daß ich lebe, weiß ich wol wie ich aber lebe/ weiß ichnicht, 
Dann paſſelbe ſtehet allein in Gottes Hand. Ich weiß auch nicht, ob mirs 
wol oder übel gehst, dann ich laſſe in allem meinzm Tuhn Gott walten u. er⸗ 
Varte den Ausſchlag von Ihm. e 8 


en 


a Das geöoͤſeſte, das ich weiffen kan in all mänzm Tufn il dieſes, daß ich 
E24 * 


zeig, daß ich nichts wieß; dañ ich darf weder an Gott noch an Creaturen 
n Ceben nehmen, u. ſo ich es nehme, ſo wird es gleich mit dem allerbitterſten 
Tod geſtrafft. Darum iſt es beſſer, daß ich nichts weiß, und nichts verſtehe, daß 

G Ort ſchneidet mir alles ab. Ich darf auch nicht wiſſen, ob ich in feiner Gnade 
ehe oder nicht, will ich ficher ſeyn, fo muß ich Ihm nur blindlings alles Gute 
ae, wie uͤbel es auch ſonſten ausſiehet. n 1 
Che deſſen durfte ich mich erfreuen, wenns wohl ging, und wenns uͤbel 

ging, ſo durfte ich ſolches bedauren, nun aber gehe ich zwiſchen beyden 
elch durch / i. ſehe Feines an / damit ich vnwiſſend er 

RE n 5 fr A ER, 72 


= B ER ed 


- 
oe 0 8 
6 
8 0 
© 
9 55 > . 
* 
8 2 
© Eu 12 N — Fr 
* * XXV 111 „ae, Doane 9 
J 112 / Wen 2 erden 7 
lie 2 VIII. Weins es- DEI gung. 25 
r —— ae ’ Eee © 8 
Pr) + 
4a 43 > 


aͤlſo kein Leben weder zur Traurigkeit noch zur Sreude annehme 

O wie find die Wege fo eng, und die Hoffnung und der Glaube ſo boden⸗ 0 
loß! ich ſehe kein Auskommen mehr, dann ſelbſt das Leben, worin ich vermeyn⸗ a 
te ſelig zu werden, verdammet mich jetzt. O ich elender Menſch! wer wird 
mich erloͤſen von dem Leibe diſes Todes? Ach daß ich waͤre! wie in den vori⸗ 
gen Tagen, da mich GOtt behuͤtete, und mein Heerſcher vor mir aus⸗ uns 
einzog, da ich mich freuete, wenns wol ging, und konte ſehen die herrliche 
Thaten vom Sieg uͤber das Leben, ſo mir das Leben ſauer machte. 


An 


— ng 2 * 1 
Ich weiß auch nicht mehr / wie ich wandlen ſoll / dann fe 
mehr Guces ich waͤhle / je mehr Gericht / Verdammnuß und Tod 

mir uͤber dem Haupt ſchwebet / darum nehmen alle meine Tage. a 


ein jaͤmerlich Ende. 


Die XXVHL Semuͤths⸗Bewegung. Fer 
| | . f 


& As ſoll ich ſagen, und was ſoll ich ſchreiben? mein Hertz iſt voller We 
ar >) mut, und mein Geiſt iſt betruͤbt, daun meine Kräfte ſind dahin, uns 
mein Tuhn iſt verloren. Ich weiß nicht; was ich machen ſoll, und wo ich 
mich hin kehren ſoll. GOtt erbarme dich uͤber mich! und hilff mir, denn 
mein Leben iſt nahe bey der Hoͤllen, und ich verſincke in tifen Schlamm von : 
wegen meiner Haſſer. Dan ſie haben mir eine Grube gegraben) mich farırle 
lender Weiſe hinein zu faͤllen, und mein Fuß iſt geglitten; daß ich bey nahe © 
gen waͤre y wañ mich nicht die Rechte meines Gottes erhalten zum ſtehen. 
Darum will ich Ihm dancken niit einem Lied, und ſeinem Namen lobſin gem? E 
mit Palmen: dann Er richtet mich auf, nachdeme Ih lange geplaget, und 
hilfft mir nach feiner groſen Barmhertzigkett. Ich will darum nicht verſchweſa 
gen, was Er an meiner Seelen gethan hat: ich will hoch halten von ſeinen. 
Rechlen, denn fie ſind meine Raths⸗Leute. Wer will mir demnach Schaden 
kuhn? Ich weiß, ich werde doch noch ſehen das Güte um Lande der Lebendigen 


S) tt ift meine Staͤrcke: der HErr hilfft mir wunderlich hindurch, und 
Vrpettet nich aus allen meinen Noͤchen und Truͤbſalen: denn wo ſeine Hand 
| 88 | 8 feige 
5 . * 1 5 0 — j Tel 
4 — N * 


meiner annimmt, und der mir aushilß 


LE 15 2 
0 
g © . 
* * 55 K 
9 
8 
8 
127 0 2 re . * wegn an 9 S 
44 % Dir v 127, Gemuts⸗Delcegung : 
— — — —B SINEDEEESIE EEE En ei 
War T Ins 5 1 Weg Fr + 5 Eifer % x Nyye 4 s a ich 8 
keine Nettt ig ſchaffet, ſo its vezleren. GOtt hilfft mir, darum werde ich © 
4 5 


wol bleiben. Die iir Voͤſes wollen, derer ſend vil, und die mir Ulebels wün⸗ 
ſche n, haſſe ent mich ohne Urſach. Der HEr 7 sucht al 8 in ſeiner K . 1d 
feine ved bee Hand ſieget, Ich werde nümmermehr vergeſſen, was der HErr 


n meiner S eelen gethan h. at, d dan 1 Er hi (fe mir wilder d das zaͤnc firch Vo ck. 
Ich werde wol bleiben wider mein J 


r Yin 
e Bele eidiger, denn der HErr hilfft mir. 
Schaͤmẽ mu iſſe ſich u. ſchamrot 9 alle meine Beleidiger, u. meine Verfol⸗ 
ger anlaufen, u. fallen muͤſſen alle, dies mir Uebels wollen: O Herr hilff! 
laß alles wol gelingen. O wer wir ird mich erretten von dem Leibe diſes Todes? 
O wer wird mich von allem 1 Lebe erloſen ? prirſt du es nicht hn 7 HErr 


mein GoOtt! dem ich meine Sache n 9 babe dann Du bigs der ſich „ 


2 


Wann der Herr nicht meizte Zuverſicht geweſen waͤ aͤre, 0 waͤre ich ver⸗ 
gangen in meinem Elend. Wann ich mußte traurig gehen vor vilem Leid 
1 mich umgeben: wann das Waſſer biß an die Seele;? Rug, und unter den 
Fuͤſſen kein Boden war: wann mich Das Leben verließ, und es aus wax mit 
feiner Huͤlffe: wann ich mußte mein Angeſicht verbergen, und durfte nicht 

Pinzu nahen zur Zeit, da dick⸗ ſchwarxe Wolcken das Erdreich bedeckten, und 
ws gantz truͤb u. finſter war, da die Sonne am Mittag unterging, und der 
Mond ſchwartz ward, u. die Sterne ihren Schein ve erlohken. Welcher Berg 
konte mich bedecken vor dem Janter der e auf meiner Seelen käg. Ich. will des 
HeErren gedencken in meiner lesſten 2 Notz: vergeſſe ich Sein, fs werde meer ©. 
vergeſſen im Lande der Lebendigen. HET hilff mir durch deine Gnade, 
und laß mich wohnen in deinem H. Ternpel „dir zu dinen ohne Furcht mein 
deben⸗ lang. Amen. 3 ' 3 
O Herr mein GOtt! was haſt du Gutes an mir gethan? Ich will 
Dir dancken und Dich loben all mein Leben- lang. Ach mein GOtt! was 
ſoll ich ſagen? womit foll ich dir dancz den? ? du Haft mich gedemuͤtiget und ſehr 
gering gemacht zur Zeit der groſen rs ibſal und Angſt, da vergaß ich deines 
Lobes, und mußte meine Harfe in Wißkla 995 verwandlen, und meine Freu⸗ 
den⸗Lder in De Hilff mir mein 6 Ott! den ich vergeſſe deine Rechte 
nicht. Ich preiße dich und lobe deinen a und will auf dich 
5 15 trauen 


9 en 1 
9 5 % N * 


0 — 


© ” 


— 


dich meiner Seelen an; meine Tage gehe dahin wie ein Schatte, u. 8 


0 © o 5 

> „ N .o = 5 ö 
D 1 E Die * Gemuͤts⸗ Vet HB. 5 5 45. 
35 ten in aller ineiner Noch z. wer W Il ſich N enn wider mich für an? wer will 
mir Schad en tl bi 1 8 dann der Kr ed me BE BIENEN! Hulffe 3 Sch 710 
Sela. 5 . ö 
Gott mein Heil! wende meine Schwach son mir, und ſtaͤrcke mich 
durch deine Gnade; dann. ich gedencke an deinen Bund, und an deine Gute 


Ja 


und Barmhertzigkeit von der Welt her. Ich werde wol leben, denn du umu 


= = 
AR et « 


4 


She ve rgehen, wie der Rauch ve ergehet. 0 habe bald vergeſſen den Trof 
1 85 Gottes, dann meine Seele iſt voll Jammers, und mein Leben dem 
Tode nahe. Doch wird mich BIT heraus k reiſſen, und mir aus dem Tode 


helffen „daß meine Schmach von mir genommen werde: ſo werde ich Ihn 


ruͤhmen und Ihm. dancken mein Lebenlang. 5 . 
ei N; 2 12 8 . 
* # 
Die XXIX. ae: e ee 


2 
1 


x Th En ein elender Mann, ein Mann, dert te Das ge ſeiner Truͤb N und Sets 


den nicht zahlen kan ein Mann, der fel ines Jammers kein Ende weiß, 


ein Mann, der feine Tage mit vil Schm green und Graͤmen des Geiſtes n 


fer Ewigkeit. Wer die. Zahl feiner Tage in ſeiner Hand hat, der he 


bringet. Wer kan wel er Nahen, was Vergangen und Zukuͤnfftig it, ohne 
wer nicht weiß, und auch nicht zu wiſſen begehret, was Gegenwart tig da iſt. 


en 


Es iſt nichts ſchwerer zu waͤgen / als die Hin alli iökeı 
icheieent unſers zeitlichen Cebens⸗ und iſt nichts lache 8 = 
tragen / als das GC Gerwicht and 2 Sil von der unendlichen und Iro 


de 
Tod uͤberwunden, und wer der Tage ſeiner Trubſahl von da heraus kein Sie 
de weiß, der iſt in GOtt uͤbergegangen, und lebet in Ihm. 


Darum, wer leben will, und gute Doge ſehen, der ſchwei ge ſeine Zur; 


ge, daß ſie nichts Boͤſes rede, und feine Lippen, daß fie nicht truͤgen. Alles 


9533 


was · wir von Gott dencken zu unſerm Semach / iſt vom Argen. 


Wer Göts in der Hoch erkannt und libet / der iſt auch von 


Im erkannt und gellbet. Gchet wohnet in einem Nichts / und 
. wwe 


* 


452 ET Sb 25423 8 Pe 5 G a: S me 18838212 2 
45 Dié X XX. und KXXL Gems ⸗ Bewegung. 


„ wer. daſſelbe. Nichts gefunden hat / der bleibet in SOtt / und 
Eos in ihm. A 


2 Die XXX. Gemuͤts⸗Bewegung. 
28 5 . . 
8 B ich wol meine Zeit in vil Troſtloßigkeit muß zu bringen, ſo bin ich 
doch gewiſfer Zuverſicht, daß, wer auf GOtt hin lebet, wird nimmer⸗ 
mehr um kommen. Meine Tage gehen dahin, wie fie ſind, bodenloß und 
unſicher, wie alle andere Dinge / die ſichbarlich erſcheinen. Ich habe in kei⸗ 
fie einen ſichern Fuß: die Zeiten der Leiden vergehen ebenwol mie der Eitel⸗ 
keit, als wie die Zeiten des Wolſtandes und der Freuden: darum kan ich mich 
auch im Leiden nicht feſt fügen als zu einem ſichern Halt. Will ich ſicher ſeyn, 
fo muß ich G Ott nur blindlings alles Gute zutrauen, und in Leiden und · 
Ireuden gleichen Sinn behalten. Denn Gott iſt in keiner Sache ſonderlich 
zu finden, weil GOtt ein Gut iſt, das weder in noch auſſer einigem Ding 
zu finden, und iſt doch in und auſſer allen Dingen, aber in nichts, was man 
dencken kan: fin Thrön: Sir iſt ein unbegreiflich Nichts. Alles, 
Was geſagt u. gedacht kan werden iſt auſſer demſelben Nichts entſtanden: 
und was Er mehr iſt als Nichts / das iſt Er in mir worden / w. 
was ich mehr bin / als Niches / das bin ich in Ihm worden. Und 5 
jo bin ich groß in Ihm, und Er in groß in mir, und ich werds verherrliche 
in GOit. Ihm ſey Ehre in Ewigkeit. Amen. . „ 
V So bald ich duͤrch Libe hab alles verlohren: 


2 


: So hat mich GOit Ihme zn eigen erkohren. 
: * 5 a 8 5 a “ 5 = & = 5 9 8 0 u 8 0 
Die Xxx xl. Gemůts⸗Bewegung. 
| % 3 


S Ewiß iſts, wenn alle meint inwendtge und auswendige Leiden zuſamen 
gebunden wären in ein Bäͤndlein, und zu einem mal auf meinen Nu 
len geleget: fo waͤre es nicht zu ertragen, zumal weilen die Creatur, die ſol⸗ 
ches zu tragen auf ſich Hätte, gauz kein Einkommen davon haͤtte, ſondern 
Rhaoch vilmehr ſolches mit Abgang leiden müßte, Es iſt kein Wunder, daß fo 
vil Widerſtrebzus iſt faſt in alen Naturen der Menſchen wider alle Arten des 
NE PERLE N RE ebene; 


2 2 2 


= > sr - 


u 


2 x ” * 5 er ö > be 
28 , Leit nta, ene e 
5 Die XXXII. Gem 137 Seewen. . 47 n 
— 1 . er nn a nn TEENS TEEN ET GE CD DET ET En 25 
Leidens; ſintemalen jemehr ſie unter das Leiden gebracht wrd / 2 


jeweniger fie ausbezahlet / dann fie vertteret in demſelben alle Tage mehr 

ihr Recht, und wird entkraͤftet. Koͤnte fie ſich demnach gantz draus behalten, e 
fig kme leichter durch, dann ihr Trotz blieb ſtehen, aber ihre Ernde wunden 
bittere Becken und unreiffe Tranben unnuͤtz zu eſſen ſehn. 


Was iſt dann nan zu tuhn in ſolchem Fall; Antw: ich will liber lei⸗ 
den und ſterben / daß ich lebe / dann mit Wolſeyn leben / daß ich 
ſterbe. Zwey Leben koͤnnen doch nicht zugleich beſeſſen werden, noch ztoeh 
Tode zugleich geſchehen, es bezahlt immer eines das andere aus, das Leben 
den Tod und der Tod das Leben. ; 3 


— 7 € . * 2 eg” 2 1 
Wel dem Menſchen! der demnach einem jeden gibt, was er ihm ſchnl⸗ 
dig iſt: dem Tod was dem Tod gebuͤret, dem Leben, was dem Leben gebuͤret, 
macht eine richtige Rechnung anf den Tag der Ewigkeit. 8 
> e 5 uns 


Die XXXIL Genies: Bewegung. - 


5, 8 
cc werde ſehr erfreuet in meinem Hertzen . wañ ich an GOtt und ſeine Libe 
gedencke, dann ich habe gefunden, daß kein ander Gut ſeye, als der Ge⸗ 
nuß aus GOtt und feiner Libe, von derſelb en Libe wird mich wol nichts mehr. 
trennen, dann Sie iſt meines ⸗Herdens Anft und Freude geworden. Alle : 
andere Lbe verzehret und friſſet ſich ſelbſt rerderfim guf; die Leibe unſers Gottes 
aber iſt ein immer mitten in der Verlaſſenſchaft ich mitthetlendes 
Gurt: dann je mehr von derſelben genoſſen wird, z mehr hat Sie mit zu 
theilen. Wer ſich wolte unterwinden ihren Brunnen aus zu ſchoͤpffen, der 

wuͤrde ein unerſchoͤpfflich Meer finden. Alle ihre Gänge triefen von Ueberfluß 
Soͤttlicher Annehmlichkeit. Ihrem Geſchmack iſt weder Honig noch Honſg⸗ 

ſeym zu vergleichen. Luͤſtets einen vil Dings zu wiſſen oder zu genieſen, fo 

iſt ſchon zuvor bey Ihr alles weit uͤberſtigen, was auch ſonſten zu errathen, 
und zu gedencken waͤre. N Bi Et 
Summa, es iſt Ihr nichts zu vergleichen, dann ihre Gedancken und 

Machſchlaͤge, wie auch der Genuß, fo von Ihr gnsgehet, üͤberſteiget alles. 

C A ö Zweyfaͤſtig 


N 


2 


2 * 


% 
% 


> * 


48 Die X XXII. Gemuͤts⸗Bewegung. 


8 


ä»ʒaZàiͤçuę—Z—— nn. 


— 


* 2 


„ TUT: ru” . % W 4 ara San x “arg 7 Zn lıaı a $ 
Zweyfzileig wird von ihrer Hand genoſſen vor das, was man um ihre Gunſt 


leidet; dann Sie iſt eine Troͤſterin in Traurigkeit / und ein Unter ⸗ 


richt in Rathloſigkeit / und eine Sebiterin in der Nachlaßig⸗ 
keit. Ich habe alles Dings ein En de geſehen; aber ihre Schaͤtze find unend⸗ 


lich u. ihre Rathſchlaͤge unermeßlich. Ich will ihren Reichthum nicht verſchwei⸗ & 


gen zvas Sie an mir gethan hat, wie ihr Aufgang mich beſuchet hat, wie 
der Glautz ihres Lichts mich erleuchtet hat, und wie Sie meine Pflegerin und 
Waͤrterin geweſen mitten in der Angſt. Alle meine Wege hat Sie abgemeſſen, 


u. unter ihre Aufſicht gebracht. Alle meine Gänze hat Sie triefend gemacht 


o mit ihrem heiligen Oele; auch meine Hoͤhen und Tifen hat fie mit himmliſchen 


Thau⸗-wolcken umgeben. U. O wie oft hat Sie meine duͤrre und magere Wi⸗ 


feh damit begoſſen! wie oft hat Sie mein duͤrres Holz mit ihrer heiligen Flame 
angezündet, und meine magere Huͤgel mit himmliſchen Thauen befeuchtet. 
| te 3 28 


Ex 2 2 5 3 er rn Er 
Kurtz, wann ich es ſolte ausreden, auf was Weiſe Sie wallet und 


geiſtet / ſo muͤßte ich drunter vergehen, dañ Sie iſt mein Brod, meine Speiß 
und mein Tranck: Sie tft mein Traum im Schlaf u. mein Kiſt⸗ſpil, wann 
ich erwache. Ich eſſe mich ihres Raths nimmer ſatt, und ob ich auch ſchon 


im Finſtern gehe, fo iſt Sie meines Fußes Leuchte, und mein Licht auf mei⸗ 
1 Msi. n: Say g » ich =: N 5 ige 61 b⸗ — und B . > fr 2 
en Wegen: darum hab ich Sie zu meinem ewigen duſt⸗ ſpil Ind Braut⸗ſchatz 


erwaͤhlet, weilen mir in ihrem Umganz nichts zu gebrechen hat. Wañ ich nis 
der lige, fo iſt Sie mir die allergehelmeſte Luſt und Beyſchlaf / mit welcher 
ich fruchtbar werde in dem Pauſe Gottes, und alſo eine reiche Kinder⸗Mut⸗ 


ter werde. Dann in Ihr ligt der Same zum heiligen Gottes⸗Gebaͤren, und 


— 


ihre Kinder find das allerreinſte und ſauberſte Geſchlecht voll aller 


“ - 


Soͤttlicher Weißheit u. Lide / ja fie werden die Braut Gottes genady; 


an e ee Jen ner Menge 7 gos 
und ind von den Geſaletgtern der gemeinen Menſchen⸗Kinder geſchiden, 


e weilen ſie von hohem und Goͤttlichem Adel find, und werden das Geſchlecht 


Gottes genannt. 1 5 — 5 


Armeen / mit welchen der Erſt geborue Roͤnigs⸗ Sohn wird zum 


» 


Streit ausziehen wider die Uinweiſen: mit diſen wird Er groſe ſchlach | 
ten tuhn, und den Tenfel uͤberwinden, nicht mit Schwerdt Schild und Bo⸗ 


*. 


Diſes Geſchlecht iſt das Heer Sottes / und die Goͤttliche 


‘eo | N Be, ) Len, 


8 


gr er * 7 BER 4 ; 7 
Die XXX III. Gemuͤts⸗ Bewegung. A 


nn —ä·j — — 

gen, ſondern mit Heiligkeit und Reinigkekt. Dan die reine und himmſiſche 
Sonne, fo in ihnen leuchtet, wird ihnen als ein Dig und Donnerſchlag 
die Augen blenden, daß ſie vor Schrecken ſich werden ſuchen zu verbergen 
und werden es nicht tuhn koͤnnen; ſondern toerden mit aller Schand dahin 
fallen, und Staub lecken. Alsdann werden fie von den Heiligen zertreten. 
werden wie Kot) auf der Gaſſen. Das iſt das Los des reinen Geſchlechts, 
das aus dem heiligen und reinen Samen Gottes und ſeiner Libe aus gebo⸗ 
ren iſt: diſe finds, die ihre Kleider hell, weiß und rein gewaſchen im Blutes 
des Lamms. 2 f i 


8 5 o 
CZ 


“. 


die XxxxlII. Gemüts-dewegung. —.. 


. Eeil ich mich nun dan Dinſt Gottes und dem geiſtlichen geben ergeben: 
8 fo darf ich mir in keinem Dinge / weder in noch auſſer mir zu gefallen 
leben. Dann nachdem ich das Leben der groben Eytelkeit verlaſſen / 
fo muß ich ſcharf zuſehen, daß ich mich nicht in einem andern und zwa 
Subtilern Leben (welches doch alich eitel iſt) ſelbſt beſtze. Dann alles / 
was in diſer Zeit leber in ſeinem Leben / das muß ſterben in der 
Ewigkeit / muß alſo demnach ein gantzes Leben allhier ein beſtaͤndiger Todd 
und Sterben ſeyn, damit ich in der Ewigkeit lebe. Dann was ich auch 
kuhe oder leide, fo muß ich ſcharff zuſehen, ob es um Gottes oder um me 
ner ſelbſt willen geſchicht. Dann was ich um mein ſelbſt willen tuhe, das 
machet mich entweder traurig oder froͤlich / je nachdem es meiner Eigen⸗ 
ſchaft Nahrung gibt. NB Wer aber ſein. Leben lib hat, der wirds verlieren dee. 
Seſchihet aber eine Sache um Gottes willen, fo kan es mich : weder traurig 
noch fröfich machen, wie es ſich auch anſehen laßt, ſo bleibe ich gleichmuͤtig. 
Dan wer nichts zum Eigenthum beſitzt, der kan nichts verlieren, ſcheinet er 
auch zu gewinnen fo iſt er frey von der Amehmung u. 5070, kan 
auch deſſentwegen daſſelbe nimmer verlieren, und alſo wird wahr, was wir ge⸗ 
ſagt haben: wer nichts beſitzet, der kan nichts verlieren. 1 ee 
Iſt alſo kein anderer Reichthum als diſer: nemlich daß der Menſch kein 
digen Out habe, dann ſolchgt Lan; zur Freude oder Traurigkeit beſeſſen 
ai G 5 wirdz 


2 7 * 3 “= 
a 2 var ©T f ran sy ara era 
88 Die * N \ + Gemöͤts⸗ IE THAT, 
1 - . a a en ernennen rn 


, e eat ir vafianene R Bet 
keins Baar vol dem IA 7 Und jo ak 


8 RR (san "ars lee DH2IE 7 
wird; wo ana iſt, da äh 
Senn eee // un are MH > 77 „ Ir ae 
der Menſch Lichtes / und Doch Alles. Dann wer im keiner Annchm⸗ 

% — 


lichkeit ſtehet / den kan vil vertraut werden / ſntemal er vergreifft 


ſich nicht an ees andern Gut. Der Vater hat den Sohn zum Erbe über 
alles geuracht: fo Er nun in der Amehmung ſtuͤnde, fo wuͤrde es nicht 
von ihm auf andere kommen koͤnnen, dann die Schrifft ſagt: wer übers 
windet / ſoll alles ererben. Darum haben wir recht geredet, wann wir 
geſagt haben: es ſey keln anderer Reichthum, als Fichtes zum eigenthuͤmlks 
then Beſitz haben. f f | = 
Das iſt der reichſte Menſch, der nichts beſizt auf Erden. 
»Warum? er hat ein Gut, das nicht geraubt kan werden. 


8 


1 5 


* 


Die xxxlv. Gemuͤts⸗ Bewegung. 
2 2 | ‘> * 8 5 3 E : 0 5 ® 
Den Menſch iſt geſchaffen zu einem Tempel u. Wohnung Gottes: ſo er ſich 


nun ſelber beſizt, fo. wohnet er in einem fremden Haus, das ihm nicht. 
zur Wohnung gegeben, und muß es zu letzt theuer bezahlen. Dann alles, 
was auſſer-GDtt lebet, das lebet in der Annehmung / und was ange⸗ 
zommen wird / das iſt nicht gegeben. Will alſo der Menſch den 
wahren Reichthum zum Beſtz haben, fo verlaſſe er ſich und alles, ſo hat 
ar gefunden das wahre Gut, das von keinem Abgang weiß. Dann GOtt 
SE über alles, und hat doch nichts zu feinem Eigenthum: alles was ſein war, 
hat Er. dem Sohn gegeben, und was: Er Ihm gegeben, das hat Er: (der 
Sohn) uns wieder gegeben, und fo verchren wir GOtt mit feinen Gaben, 
21. bezahlen Ihm unſere Gelübde in ſeinem heiligen Tempel, da Er wohnet. 
Gott hat ſich ſelbſt verlaſſen, u. erbauete ſich eine Wohnung in dem Men 
ſchen, und alle Creaturen dinen auch dem Menſchen, und fo iſt GOtt in ſei⸗ 
ner Verlaſſung arm in ſich ſelbſt, und ſo wir in Ihm wohnen, wie Er 
in uns, fo iſt GOtt reich über alles. Dan alles iR von Ihm, und aus Ihm, 
und Er iſt um unſett willen arm worden, und hat Alles verlaſſen, auch Sich 
ſelbſt, auf daß Er reich in uns würde, So hat Er nun Sich verlaſſen, auß 
a Er einge Being in dem Menſchen fande, und ließ ſeine Staͤtte 75 
5 . 0 0 ei 


o 
0 


2 


a 


In; f a 
Die =: XV. Sei en Bu nes 2 Jewe * gung. $ ® 


RETTET — PPP ĩ⅛ » 
auf daß wir eine Wohnung in Ihm, faͤnden, und alſo find. wir reich in 
Gott, und Gott iſt reich in uns, und fo N wir in Ihm, und Er 
in uns, und wir haben alles in Ihm N und Er hat alles in uns. 7 


O geheimer Reichthum! O Anansforfeh liche Tifen! wer hat ſolches sit 3 
vor gewußt? und wer haz ſolches zu vor geſehen? wer hat aus geforſcht/ was 
Vor Reichth mer in ſeiner Hand beſchloſſen find ? wer hat erſtiegen, wie hoch? 2 
wer hat geme ſen, wie tif und breit ſeine Rathſchlaͤge, und die Wege ſeiner 
Barmher⸗ igkeit find”? alſo iſt weder e noch Kleines, weder Hohes noch a 
Tfes, das GOtt nicht Alles fir. Dann nichts iſt fo hoch, GOtt iſt noch 
höher, nichts if fo groß, Gott iſt noch groͤßer, nichts iſt fo klein, GOtt 
iſt noch kleiner Und weil wir alles in Ihm haben, ſo geben wir. Jg m auch 


allein die Ehr, „und ſagen uns ab in Groſem und Kleinem, in Hohem und 


Alem ö und ſo 0 ohnen wir in J m, und Er in uns. 
a O Wunder! was if das? GOtt hat Wannen Sich, 
Geht ſelber von Sich aus, und ziehet ein in mich: 5 
Halt ich unn gleichen Preiß, und thn verlaſſen mich, 


92 


„ Sb sch ich Zoo vi als Er mir gi aus Sil. 


= “ 2 ; * ze 
Si: Lib hats ſchwerſt Gericht). fie ziehet mich in GOtt 
Und was noch groͤſer ißt, fie reiſſet Ge i in Tod. 0 


8 * 8 I 2 Yo RES J 2 2 > = 
— 8 8 2 ere 
Pr ö 
5 0 


Die xxxv. Gemů ts⸗ . gung. a 2 


=. ſoll nicht mehr mein fee fon; Fond ern ſoll GOtt von ganzem Her⸗ 

zen ſuchen und ben, damit ich Gottes Leibeigener und Ergebe⸗ 
ner ſey. Muß alſo demnach gang und gar bloß und led dig von mir felbft 
ſeyn, und nimmermehr meines Willens Gefallen nach zu lchen ſuchen muß 
mich auch befleiſſigen, daß ich in allen Dingen G Ott lanterlich zum Zi 
nnd Au gen⸗Merck habs, und alſo in keiner Creatur weder in Zeit noch, in 
Ewigkeit ein Vergnuͤgen noch Troſt ſuchen; jonbern G Ott foll mein Ein 


* 


und wein Alles Ron / muß alſo alles Vectranen guf dis Creatur gantz fahr 


1 5 G 2 . 


ir RL VD S 3 NAA 
53 Die XXRV. Gemuͤts⸗Sewegung. 


Meynen mir ſelbſt niemals trauen, damit nicht nur der Meynung nach 8 


Schuldner meiner eigenen Wercke macht. 


Fr © 8 
a Vor allen Dingen muß ich mich der wahren Einſamkeit befleiffen, 8 0 
kund die Abgeſchidenheit von allen Creaturen laſſen meine einzige 
Ruhe und Sicherheit feyn. Und wann ich meiner Meynung nach alle Ere⸗ 
semen verlaſſen habe, fo muß ich wol zuſehen, ob ich mich auch ſelbſt 1 
verlaſſen habe, dieweil ich ſelbſt auch mit eine Creatur bin. Dann wann ich 
alle Creaturen verlaſſen habe und mich ſelbſt nicht, fo bin- ich mir ſelbſt an 
Statt Gottes. O wie eng genau und fuͤrſichtig muß ich dem nach wandeln! 
da mit ich nicht durch eigne Lb verführt, oder durch mich ſelbſt betrogen werde, 
A 
Vor allen Dingen muß ich den Creutz⸗ tragenden / Welt⸗ver⸗ 
ſchmaͤhenden und von der Welt verachteten JEſum zu meinem 
Sil und Augen⸗Merck haben in meinem ganzen Wandel / Um: 
gang und Betrag / beydes gegen Schtt / gegen meinen Noͤch⸗ 
ſten und gegen mich ſelbſt. Darum muß ich mich ſelbſt prüfen, und . 
mich ſelbſt fragen, ob wol mein Icſus auch fo und dergleichen gethan hat. 
das arme und Welt⸗ verſchmaͤhende Leben muß ich mir vor allen an 
77 - gefallen 


© x — 


o 


0 


) 


— Der hat 


PER seen u 3 97 x ne 
Die XXXVI: Gens: Bewegung 775 
] 


S — EEE TREE NETT - * 
gefallen laſſen. Spott / Schmach / Schande und Verachtung muß 


Wann ich mich dann ſo in allen Dingen GOtt ledig uͤbergeben has 
be, und gleich gelaſſen ſtehe, es ſey Sauer oder Suͤß, Lib oder Leid, und 
Ihm vor alles dancke: fo werden auch meine Wege dem HErren wolgefal⸗ 
len, und Er wird alſo auch meine Feinde mit mir zu Friden machen, nicht 
zwar in Anſehung ihrer, ſondern in Anſehung meiner. Dann ihre Geſchoß 
und Pfeile werden mich nicht mehr treffen; ſondern ich werde Ruhe, Friden 
und Sicherheit befisen. Es wird keine Plage mehr zu meiner Huͤtten fi 
nahen, und kein Elend wird mein Haus treffen, dann die Fluͤgel des All⸗ 
"mächtigen werden mich bedecken, und der Allerhoͤchſte wird meine Zuverſicht, 
Duff und Schild ſeyn. 225 5 5 


= Wer Gott gelaſſen ſteht, vergiſſet Zeit und Ort, 
Iſt frey von Leid und Weh, kan ruhen hier und dort: 
Wer G Ott gelaſſen ſteht in Freud ⸗ und Leidens Stunden, 
ohn alen Streit die edle, Perl gefunden. 


* 
4 


* 


7 


1 Die XXX VI. Gèndͤts⸗Bewegung. 
Ech werde alle Tage enger und naͤher zuſamen gefuͤhret, als der ich S Ot 
2 im Geiſt dine: all mein gutes Wollen / Wiſſen und Meynen wird 
mir aus der Hand genommen, dann ich darf in keinem Ding mehr mir ſels 
ber lebeu. All mein Wircken und Wollen, ob es auch Engliſch zu ſeyn 
ſcheinet, muß ich laſſen anſtehen, und des HErrn erwarten, als wie Er es 
fügen will. Mein ganzes Leben iR ein beſtaͤndiger Tod und Sterben / 
darum weiß ich nicht mehr, was ich tuhn ſoll. Dann was ich anfange, ob 
es auch ſchon Goͤttlich ſeheinet, fo ſtehe ich in der Gefahr, es ſey ein Leben, 
daß ich wieder mit Schmertzen laſſen muß. So bleibe ich dann demnach alles 


G 3 it 


* 


* 


ev . 
1 


S 


0 


. f 5 Die XXXVI. Seni 6 2c W 8. 35 
A — — 


— 


pet ſchr in der Enge / und warte Auf den innwendigen 1 meines 


Suͤhres / damit ich nie cht mehr meine eigene Wege gehe. Dann ſo lang 


ich meinen eigenen Ge edancken nachwandle, und ob ſie auch ſchon Gutes 
traͤhlen, ß find es doch er eigene Wege, und e demnach keine Bes: 


lohnung, daun das Leben: de Annehmung fuͤhrets in den Eigenthum, und 


Das ver scher den Segen zum Sad hie und Frucht⸗Vringen. 
8 + 


Sehe allo demnach fat ale Drnfhen 1 ‚einge zur rechten, die 


Aßigkeit. Die auf der 5 5 Selten irren . inlich darinnen: daß 
ſelber zu wol trauen, und ar uf ih em guten Eifer ruhen, und daher 


Beſchichts, daß ſie nicht koͤnnen von ſich ſelber abgefühet werden, noch daß 


Ott kan u feinem Werck darzwiſchen kommen; bleiben alſo Beſitzer 
und f haber ihrer ſelöſten, und koͤnnen nicht theilhafftig werden der Ga⸗ 


19 


ven des H. Geiſtes: Und die zur lincken Seiten irren; die machen Feyer⸗ 


bend 1 das Werck gethan iſt: fie haben hören läuten rund wiſſen 


nicht, wo die Glocke haͤngt. Dann man hat von andern hoͤren fügen, 
Daß, der Menſch nichts aus eigen en K raͤten tuhn koͤnne⸗ und daß unſer 
Bettes nichts bey GOtt erwerbe sc: und haben ſich deſſentwegen heimlich 
er Gedanken gemacht: wann dem alſo iſt, ſo haͤtte man nicht nötig ſich 

it vil Ver geblicher Muͤhe auf zu 1 fallen demnach heimlich in falſche 
Hehe, und ſaſſen Gott einen guten Mann ſchn, und wollen warten ! biß 
Bus eine gebratene Bube in den Mund flieget &ckh : 5 


Diſer Betrug aber kommt her aus der rwendigeh klitret und Falſch⸗ 
Heit gezen Gott: wil man demnach ı nicht betrogen werden, fomuf man 
Es wircken, ſo lang man kan; es muß aber daneben all unſer Gutes 
nic einer ernſtlichen Deieaanmd und Abſagen unſerer ſelbſten verknüpffe 
ſeyn, ſonſten bleibt man ein Kbhaber u. Beſiter ſein ſelbſten, und wird durch. 
ſein Gutes mehr verhindert als befördert, weil man ſich alſo ſeſt ſetzet in den 
Blumen der Tugend / welche doch keine Frucht bringen, ohne daß ſie ver⸗ 
welcken, dann darinnen wid die groͤſt b gegen den Schoͤpfer offenbar, 
alſo daß man Ihm Nn, ohne eintigen Eigenthum n. Annehmung 
Dam in ſolche Fall koͤnnen unſerg Mucke uber gebracht werden zur Got 


v 8 nt | : | lichen 


— 


8 


8 * ® 


89 „ 
3 


Die XXX VI. Gemůts⸗Bewegm $ 3 
— —— „ rr 
lichen Orac barkeit, und loͤnnen a (fo zur vollen Reife! minen is den 55 
der Einernde Gottes. Dann alle Ne genden und gur Ae cke, d He N 
weſen b ringen keine richt in der Ewigkeit, ſondern bleiben nur eine Blu⸗ 
me in der Zeit, die endlich vergehet. 238 


nd ſehen allhier klar was vor einen Ernſt. 1115 anhaltende Treue es 
0 
erfordert, biß man etwas erarbeitet hat, das tichtig iſt hin gegeben Zu werden 


zur Goͤttlichen Verweſung, im Glauben gewißeſe nende, daß eine Frucht der 


e daraus wachſe, dann eben diſes iſt die Urſache, warum ſo wenig 


Menſchen zum Anſchauen Gottes kommen, dieſdeil ſo wenige rein am Herz 


gen find von ihrem eigenen Geſuch und Annehmung. 2 


Zu erſt, ſo find sa wenig Menſchen, die Gutes wircken in einem 
lautern Geiſt, als die da rein ſind ohne einige Intereßirte Abſichten auf ſiclz 
ſelbſten: Und dann ſind auch wenige, die wann fie es ja tuhn der Meynunz 


nach als in einem laͤutern Sinn, nicht auch an dem eee Sue 


hangen bleiben, ſondern laſſen daſſelbige (als die Tugend, die ſie wircken) 
ihr eigenthuͤmlicher Beſitz ſeyn, und geben GOtt die Ehre nieht. 9 blei⸗ 
ben fie auch unfruc hebar, und bringen ihre Wercke nicht in die En vigkeit⸗ 
und ob ſie ſchon kommen biß zur Himmels⸗Thuͤr, fo kommen ſie doch nich 
zur rechten Zeit, wann auch die Thuͤr offen, ſondern verſaumen ſich in ‘a 
rem Eigenthum, biß die Tuͤhr verſchloſſen iſt. 


Herr Herr! öffne den Menſchẽ⸗ Kunden die Augen, daß fie den May 
gum Eingang in die ewige Seligkekt wagen finden, damit kucht fo vile betro⸗ 


gen werden, die der Meynune g nach Dir dinen, u. ſo vi i Sutes vermeyne 


gethan zu haben. % 


Ich bleibe indeſſen gebund en ſtehen, und will warten auf meiner Hut, 
und den Namen meines Gottes verhertlichen, daun Ihm gebührt alle in. die 
Ehre: und will lernen, daß ich in allen Dingen Ihm zu Gefallen lebe. Vor 
alles Gute / das ich an mir finde, will ich Ihm allein dancken, und mir ſel⸗ 
ber nichts zuſchreiben: dann ich bin geſchaffen zu Gottes und nicht zu meiner 
eigenen Ehre, daß Gottes Bild und nicht mein eigenes an mir geſehen werde. 
Darum, wann ich was Gutes habe, fo will ich demſelben wieder abſterben, 
N 8 es nicht in meinem Eigen Hum erkannt toerdez ſondern daß er 


— anne — — — 


© 29 es 2 =, 24222828 
5 Die XX XVI. Gemuͤtcs Bewegung 


er 
were 
8 


Gott an mir offenbar werde. Will alſo lernen, daß ich weder von anſer 
noch von innen etwas an mir trage, daß mir dadurch ſoll Ehr beygeleget wer⸗ 
den, dann GOtt iſt allein Ehren⸗werth. Und wann ich alſo in Ihm erhoben 


— — — 0 


bin, ſo werde ich auch darin bleiben biß in Ewigkeit, dann in GOtt iſt kein 
5 f 


Ende noch Aufhoͤren. 

3 Wann ich aber in mir ſelbſt erhaben bin, ſo nimmt es bald ein Ende. 
D wie vil Leiden / Sterben / und Toden⸗Graͤber find durch zu wand⸗ 
ken! biß man wieder in das groſe All kommt, da aller Eigenthum als Ich / 


Mir &c: ſich gantz verlieret. Darum hab ich keinen andern Friden, als daß » 


ich mir ſelbſt loß und ledig ſtehe: dann wo nichts zu laſſen iſt, da kan nichts 
gefordert werden, und reo keine Anforderung iſt, da wird man nicht beweget. 
Wer nun nichts hat / der verlieret auch nichts / und wer nichts 
mverlieret / der hat Alles und ruhet in dem eingen Ein / allroo kein 
echt mehr zu einiger Creatur iſt, ohne man muͤßte das Hoͤchſte 

Gut ſelbſt angreiffen / und das kan keinen Abgang leiden. Wol 
dem Menſchen der die Creatur in ſich ſelbſt verlaſſen hat! der lebet in demſelbi⸗ 
gen Gut, u. iſt reich ohne Abgang / und dabey arm ohne einigen Mangel. 
Wer ſelbſt kein eigen Gut hat, der iſt Gottes eigen, und hat in Ihme Alles: 
dann Alles iſt nicht Vil / und Vil iſt nicht Alles. GOtt iſt ein unbe⸗ 


— 


greiffliches Nichts, und wer in demſelben wohnet, der iſt reich uͤber alles: 
5 x de 


und kan ſingen: £ 


Weil ich vergeſſen hier den eitlen Glautz und Schein, 
Drum wurd ich auch entbloͤßt von allem Ich und Wein; 


ie ; Daß nichts berisen kont den Ab⸗verlibten Geiſt, 
„Weil er ſich aufgemacht und hin zu Gott gereißt. 5 
Drum iſt er auch befreyt und aller Laſt entbunden. f 
ge Und hat ſchon in der Zeit die ewige Stille funden: 


Wo man der Ruh genießt, die nicht verruͤckt kan werden, 

Dieſelb einpfindt nur der erkauffet von der Erden. 
Darum ſo iſt keine andere Ruhe, als in dem gefundenen u. wik⸗ 
Ser gelaſſenen Schatz. Wer alſo demnach faul im Suchen iſt, der har 


2 


— 


ichs 


. 
[3 


© 


8 


— 


© Die XXXVIL Geanits- Bewegung, . 


allein nichts hin zu geben; fendern muß noch gar Mangel leiden, und 
der Aaruh bleiben. Und wer das Sefundene nicht ſuck yet hin zu geben, 
verzehrt ſein Gut in der Zett, hernach hat er nichts in der Noth. D wie 
ug iſt der Menſch, der ſein Gut auf Goͤttliche Interetze gegeben! der kan 
Kl; ren ohne Abgang, und der Schatz blaäbt bewahrt biß in die große Ewigkeit. 


= 


2 5 * 


© 
Der 
+ 


ER Die XX XVII. Gemuͤts⸗ Bewegung ER 
= habe vile Vikümmernus in meiner Seelen zun das Heil aller Men⸗ 
D ſchen, zumal, weilen aus GOtt u. aus der Natur erfahren, wie beyde 
ile jo gar ungleiche Prifcipien oder Anfänge haben / und wie die Natur 
in einem fo ſehr vergi ffteten und ſeltſamen gegenfreitigen widerſtrebenden 
Uebel wider GOts und wider alles Gute inflammirt Ir und wie dem⸗ 
nach das Gute gleicher Maaſen ſich durch ſo vile mancherley u. wunderbare 
Gegenſtreitigkeiten durch zu ſchlagen h hat, biß es ſich des Boſen bemaͤch⸗ 
tiget, und es alſo unterthaͤnig und zu nichte macht; ipſondg heit, wann ich 
betrachte, in was vor einer widerſtrebenden Gewalt das 2 55 durch den 
Neid des Teufels wider das Sute zu Felde tt: get, ungeacht, daß con zu⸗ 
vor ausgemacht, daß das Gute Gottes endlich alle Daͤmme des Soͤſen 
durchbrechen 2 und alſo den vollen Sieg über alles ausführen wird. 


1 55 


- = zun demnach das BDoͤſe in fi ine Macht ſich nicht wird aufge⸗ 
N biß es. von dem Tiefen Arm Goͤttlicher. Allmaches⸗ Kraft wird uͤber⸗ 
winden ſeyn: ſo wirds noch manche Scharmützel und wunderliche Proceſse 
kosten, ehe G Ott Alles in Allem fern wird.»Neben dem, ſo halte ich an 
ui Sf vor dis Srſclünde [ein er Libe / daß te alhler in dem freuen Wil⸗ 
len ſich der vollen Zucht des H. Geiſtes in Feiner Reinigungs ⸗ſchule ohne Wi⸗ 
derwillen ergeben und aushalten, d. zmit ſie alſo zu der verheiſenen und freyen 
Seligkett gelangen. 
Das Leiden diſer Zeit bewaͤhr et mich in Gott: 
Drum acht ich keine Noht, waͤrs auch der bittre Tod. 
8 Sey klein in deinem Sinn, fo wiirſtu groß in GT 
Und wird Fleiſch, Teufel, Welt an dir zulent in Srott. 
AR) „ 


eil n 
es. 


9 
* 


7 


te EEE u Se S pt. nz S Ne 4 2 — — — — 8 — Me: 
ET ON ae WETTEN MIR ZEN ET a u ER 5 Se. ie — zes ba 25 a 
= 
” * 
> “ 
- 4 b 
. 
* 
- ® . a 4 2 ab: en. 
73 Die XX XVIII. Guß, Ae 
- 8 u ae AN LE II. 276! 452. ’ U 1. 
————— ů ů — — — ̃ͤ —— x——— jb —— en — — 
0 


— 


€ x S 
Die XXXVLL Gemucs⸗Bewegung. 5 
3 d s 8 2 > | 
Ein Leben ſtehet in Gottes Hand, darum habe ich kein Recht vor untl 
a nach meinem Willen n. Gefallen zu leben; ſondern muß in allen Din⸗ 
gen ſeinen Naht und Beſchiekung erwarten wie es dieſelbige über mich vers 
Hänger. Meine eigene Rahtſchlaͤge muͤſſen demnach untergehen, in dem was 
fie ohne Goͤttliche Regirung erwaͤhlen, dann ich. habs kein ander 
Recht / als das / daß ich keines habt. Mein Wahlen, Wollen und 
» Mehynen muß mit der Verleugnung und Abſag meiner ſeloſt verknͤͤpfft 
ſeyn: dann alsdann kan erſt das Leben Gottes ausgruͤnen, welches ſeinz 
5 Kraft aus dem Unter fich ſincken und verlieren fein ſeibſt han. 
Dann ohne das Abkommen und Verleugnung deſſoſben iſt 
kein Auf kommen in dem Leben Gottes und feiner Gnade. Da⸗ 
rum bleibet die Lehre des himmliſchen dehrmeiſters wahr: 
SE Wer ſein Leben lib hat / der wirds verlieren / 3 
3 | und wer ſein Leben auf diſer Welt hafferf. -- 25. 
fer wirds erhalten zum eroigen Lebe ß 


e - © a 5 5 
8 2 2 7 1 ECC 
85 | „ E N YE 1 5 
> ** 1 
d = 1 0 * > 2 
0 © 2 a . 
. © — a a 1 5 m 
“ = 2 
2 © 
* . 6 
ö ne 
* = 8 © 2 « 
” 8 N) 
ES 
. 
N x 2 0 
0 a = 3 a 15 
a - 
ee su) 
Ss 2 4 * 5 
* * a “ 
5 * 0 
g x 2 
* 
a 2 
* * 2 8 
* ’ * * > - 
< om 
ur 
* 2 N 
— 0 
— 
2 
> R 5 ; 
- 9 a > 
. 
— “u 
4 8 3 Ta en ee 


“> 


44881222 233295 8 
8 A 5 2233332 3 


2 C. U. S Dοανι . G. G. 2 eee 7 . Ber, . 
. a, . 5 } 
HT ann nen . in? = nntpeneninep 
1 S 2 3 ar Fr £ 7 9 u rer > 
Fenn 5599977 5577 


N Die 1 Theolophifche Epiſtel. 5 
4 ** 520 
An des Autoris ehmals vertrauten Freund in! Tentſchland⸗ 
darinnen Er deſſelben unter ſich geſunckenen Soͤttlichen 
Ledens⸗FJuncken mitleidender T ee zufs neue ſuchet 
mit der Libesumsn nſterdlichen Leben zu Infsmiren. Da⸗ 
bey nicht weniger gar wichtige Documenta ange⸗ 
führe werden von dem hohen Articul der Recht⸗ 
fertigung des Glaubens / wie nicht weniger 
von der reinen Braut ⸗Libe. der 
himmliſchen Sophia . 
SR 


Die Göttliche Lebens⸗Kraft und Libes⸗ Geist Sehr Chriſti werde reich lich 


— 


in deiner Seelen ar us Zege far, d damit du leben megeſt, Ang das Heil, das 5 


durch dasz Blut IJ eye erworben worden, moͤgeſt erlaugen 2 Amen. = 

| a ä g 8 

Te Men gar fiber und werther Bruder in dem HEr mn! f 5 
Kut denn W ge zu GOtt bieibet! uns nichts übrig als der Staub infrage 


= est fd iſts denn bey GOtt eben vil, wie wir. daͤrzu gelan⸗ 


gen, es geſchehe auf eine ſeltſame wunderbare . aber rechte Weiß, wir 


ö 


5 wir anderſt: N licht z H Anſchauen Dt 2 s gelangen fern, Dann 
das Acben der Selbheit bat isch ſo. beſeſſert, daß an nile, f 
aus ſich ſeloſt heraus au wi inden, wo man nicht ui eine 

wurde. Man mag auch cifern wie man will, ſo hat u 


nur für ; nt 81 und Augen⸗Merck: wievol ſolcher Er anch noͤchig. N; 
en 


dann anderſt würde uns Ott nicht rathen kann „wan wir nich ethegen 


5 5 — * 21 —— „ 8 — 
was an uns! waͤre. Nur ken ut es dan au, deß wer uns wieder verlkerer 
5 = 5 * de „ 7 * 2 
und l. ſtzeben, worinnen wir urs geſt che h ben, u RED 3 würde nicht ge⸗ 
177 c eh 5 meu, wo uns die Ha: 5 d Cor 5 bt 710 f. 0 rer get, Das Cru 
Eu blriwet uns ver borgen ſe lang 


te Gore *» 
FH 55 9 Gerechtigkeit nder 


dein 


49 


63 Die 1. Theofophifche Epiſtel. 25 
= — — EEE FR — — En 
dem Gele erfüllee iſt / alsdann werden wir erſt zum Tod ver⸗ 
urtheller als Lfebelchäter. Mercke, was ich ſagt: dieſer Tod ft vil 
fü: nertzlicher, als der Tod, den man leidet um der Sünde betlen, dann dort 
a! 3 


en 


iſt allezeit Hoffnung der Belohnung übrig; hier aber muß u ai 2 üͤberge⸗ 
ben ohne Hoffnung, und das'thit lrehe, walnnn man ſoll hingeben, was mau 
erarbekit h hat. Aber hier heißt es: (Ott verrraiten, oder GOtt glauben, er 
eraceiſfet man erſt das Fe Opfer J I. ei h riſt Kr in welchem man G. 
rechtfertiget wird. vor E in wann man nicht weiter kommen kan, ſo 

f m i inan aner entwerden / und wer alſo een iſt, der ie gerechefertiget | 
don der Sunde. 8 5 Bi’; 


— ur‘ 


0 5 0 
Mein gar kiber und werther Bruder! ich kan dein ner Ser n Zuffand 
zimlich wol verſtehe u, ſtehe auch in einem herrlichen Ni usa miete, nicht 
zwar, als ob dem Stand der 0 hlinmfte w aͤre; Indern 10 ſehe deine groſe 
Schwachheit im Geiſt, und findet ſtch faſt 7 Yemen der. dem andern in der 
Scl )wachheit. die Hand bietet: dann das hertzliche $ kibee: Umarmen 
ſcheinet erſtorhen zu ſeyn, und die Gemeinſchaft der Helltgen Tiger zu Beben. 
Ach wann mauchmal die arme Der dere nicht noch mehr verwundet wuͤr⸗ 
den durch heimliche Schlaͤge! welchen 20% Bei zimlich einſichet, habe auch 
um des willen dich ſchon mafches wal hieher gewuͤnſcht, fincemailen den Zu⸗ 
ſtand deiner Seelen mit den Ange an des Geiſtes ſchon lange Z Zeit zimlich einge⸗ 
ſehen, weswegen er manchmal deiner 2 verborgenen vor dem Herrn ge⸗ 
dacht habe, habe sch das Vertranzn, daß Er ſetne v rborgene Önadenhanby 
womit Er dich 105 be imlich traͤget/ nicht wird von bir ab: ziehen, wo du nicht 
Liber wirft hin ter Im abweichen. Daum wo Er nicht ein Feimnliches Auf⸗ 
eſehen auf dich 1 5 fo wäre‘ at Will bels Ju incke ſchon lang in dir verloſchen,. 
u, teäreft dem Leben der Eitelkeit wieder anheim gefallen. Darum, mein Bru⸗ 
der! halte dich nur. feſt an den, ven din nücht ſcheſt du bit Ihm naher in dei⸗ 
ner eigenen Ohnmacht als wann du in deiner eigenen Kraft Berge verſe⸗ 
tzeteſt. Daun wir werd 1 gemeſſen nach unſerm Hiaaß ſon⸗ 
dern nach dem Maaß der Gnaden und Saben Vers Chriſti / 
dieſveil Er Gaben em ang en = ich für 0 Abtruͤnigen. Dann das wird 
fin Hob und zugleich der K ider GOttes ihre Freude groß mache en, wann ſie 
mit uns nach lan. geln Seuß sen erquicket und aus dem Et erhaben werden. 
3 SET - a 


— 


© 
Nicht verſtehen wir, als ob der Eheſtand an ihm ſelber boͤß ſen | ut. 
er iſt eine trefliche Dreuung in dem Reich der Natur wor die am Ilreſch le⸗ 


Ange hend den N: N: wo du von nor „daß er Sophia werlaſſen 1 und 
ſich an ein Weib dieſes Welt⸗ Laufs gehaͤnget: fo ware beſſer geleeſen, er 
hätte ſtatt deſſen Eh umhalſet. Ich muß bekam un daß der Eva Toͤch 
ter ein ſehr hefftiges Dramen und fe e Segieros nach 1 
Soͤhnen Adams haben; doch wird die verborgen- lieg | 

tiger ins Bre men 8955 wo das Centrum des en de en 1084 
Strahl der him liſchen⸗ ia geſchw pal ert wird. Daher geſchichts ) de 


. 
— 
* 
. 
ri 
x 
c 
r 
5 
2 
N 
1 
ut 
92 
— 
— 
* er * 


— 


r- 


er 2 
en 
Va 


Jungfrau Sophia ſo Ban treue Werber und Buhler behaͤlt, dbkgcll, jo 
bald das edle Geimie ihrer iſt anſicheig worden, es fein Aug⸗Merck nach 


— 


der Eva Toͤch ter wendet, um alda die Perle zu fit den Daher eutſtehet 
das hefftige Z Zuſamen ziehen der Gemüter von beyderley G ©: eſchlchk, ein je⸗ 


des ſuchet ſeln Verlornes in dem Andern; wird aber nicht gefunden wegen 
der aufgewachten Eitelkeit. Gar wenige, ja an wenige BER hiert a 5 
tern, biß ſie den unerſetzlichen Verlust in d er Vermi chung muͤſſen erf a? 
ren, da fie dann empfinden, wie ſie durch die Sur he des Teufels durch jahebe 
Imagination ſind betrogen worden. Dann das reine Leben Gotzes entziehet 


fh, und gehet wiederum in fein Centrum: ſuchet daun die arine Seele, fo 
iſt es nicht da. Dieweil dann die Seele ihren himmliſchen Vorwurff (wer⸗ 
nach die Brunſt in einem heiligen Abe ⸗ Bre ennen begierig war:) verlehren, 
ſo wird dieſelbige mehr und mehr in das irrdiſche Weib gefuhrt / laß 
man nach Leib und Sci enkkraͤftet u. den Betrug des Weibes s mit Sch mer⸗ 
tzen erfahren muß, und inan ſich alſo ſeſt an den Welt. Geiſt angeanckert / 
„und gebunden findet, daß man ſich des Goͤttlichen Rufs zu dem Abendmal 
des groſen Gottes verluftig gemacht, nach Atisſags: Ich habe ein Weib 
genommen / darum kan ich nicht kommen. 3 


bende Thier⸗Menſchen / die nach dem Lauf dieſer Nele in der unreinen 
Luſt leben, da iſt dann ſehr gut, daß ſolchen durch den Eh eſtand 
1 Zil geſtecket iſt, damit ſie nicht durch einander lauſen wie das dum⸗ 
me Vieh. Wann wir aber von Menſchen a „die ein beſſer deß und 
Theil haben ſolſen, fo thut es uns ſehr wehe, wann man daſſelbe fo gering 
achte / um die AR Wolluſt d die ſes Lebens 265 15 verlieren. Ich weiß zwar 
23 wok 


” 


x 


0 


Kr) 


1 


Verheiſſung habe ohne Ueberwindung. 8 


64 2 Bie . Theofoj Jhifch e Apilkek. 80 970 


nz 


-— 


— — 


. 
wol, daß mich die D. rnunfft hierinen tadlen wird, ſonderlich 255 denen, die 
im enen leben: ſo weiß ich doch auch, daß ohne die Heili ligung 
Niemand den HErrn ſehen wird. Niemand wird gekroͤnt er kaͤmpfe d dañ recht: 
Dann was hüfte einen, ſo er biß 5. 10. oder 15. Jahr fein in „Christ 


Krieg gedinet, und hernach ſelbſt ſeine eigene . vor ſeinen Feinden 
’ 9e 


entbloͤſet, und alſo zu einem Sclaven deſſen wird, dagegen man ſo eifrig ge⸗ 
stritten. Wir haben nirgend kein Zeugnuß, „dag 5 Streit und Kampf 


> . 8 Ss „w 


Ich m zwar bey dem allem zimlich wol, iwas vor einen Ernſt es ko⸗ 
f 55 ‚das Weib dieset W Welt zu verleugnen. Was vor ſchmertzliche und toͤd⸗ 


liche Kampfe ich in vil⸗jaͤhriger Verſuchungs⸗ Wuͤſten bin durch gegangen 


iſt dem bekannt, der alle Dinge weiß. Ich weiß noch wol, wie manches Jahr 


der Teufel uͤber Leib u. Seel 3 iſt, hatte mich die erbarmende Libe 


nicht heimlich unter ſtuͤtzet ohne meln Wollen, fo hätte ich verderben muͤſſen: 
denn die untere Willens ⸗Kraͤfte in der falſchen Imagination waren ſtaͤr⸗ 
cker als der obere Seiſtes⸗Wille / welches eine DEN Ohnmacht verurfachetz 
daß bey nah alles ins Erſterben kommen wäre, Dan ich hatte gar lange 
Zeit weder Lncks noch Rechts verſtanden; well ich aber der Falschheit in der 
ſtarcken Vorſuchungs⸗Macht mich nicht wolte ergeben, und dennoch auch 
keine Kraft, hatte zu uͤberwinden, wurde ich zulent ſehr muͤde: nahm dann 
meine e Zuflin cht zu dem, der mich e geruffen har, Ihn hertzlich auſlehend, daß 
Er doch meide Seele erretten wolbe von meinen Feind en. Und bin alſo be⸗ 


Harret, biß eln Hua des Bereichen Freuden⸗Relchs in mir aufgege ngen, 
und meine n. ſchwachen eee erwecketz und lebendig gemacht, und ſos 


gleich im hei Ba Schau 


Damit mat ch unter ce, 


ien zu erkennen gegebel 17 W 5 „gefehlt, daß ich bie her 
zit keinen Goöttlie ben Lede: ar Kraͤften kom unen wake. Von d derſel bigen Seit 
aͤn bin ich gans K 515 N keck gegen meine Feind de worden, und bin es 
noch biß auf d dieſe Sr wes abe ER zu beharren erſordert ein unſc = diges 
hes 11 


13 
22 
7 


EN t⸗verſchmaͤhendes keuſck nichtern Leb 3 damit er, der Feind, alſo 
uch ches an eine a fin De, Da 100 zes Theils iſt. Dann fo bald Se ge⸗ 


r En 7 
Jchicht 7 18 Ei 117 Noc: ’ 17 21 1 7 Ir 50 et 
o es 


nicht ſchuͤnen , und ſolches muß geſchehenr, 
c es fe st et, und alſo in imer rener und keiner 
n, 


”. 


L der! Augen! BER IE N 38 4 ber 
w 


0 
& 
. 


25 ? ch 


4 o 1 
1 
| ie . ri une : 
. Die 1. Theofophilche “ viſcel. . 52 
— —ũ——— TEN — . 0 2 
ar H 2. 1 f f N ve 83 „ er 7 a sah 
Ich koͤnte viles melden / darf aber bocdel, ſchrifft⸗ nech mündlich auch 


gantz auslaſſen, damit ich meine Kruft nicht verliere. Dech welt gan 45 


Weniges erinnern, um zu verſuchen, ob dein Gemüt in das Gott SF 
Den: Reich koͤnne, aufgeſchwungen werden: Es iſt zwar gut, daß koir in 


unſer eigen Nichts fallen, und alſo. allen Kraͤfren der Eigenheit / amt 
allem hoch⸗ fliegenden Geſchwaͤrm entwerden z s iſt aber auch darauf za 


achten, daß, wann wir ſo liegen, wir wiederum durch eine hohere Kraft guf 
r falſchen O Hemiach 


ſchmachten, und ein Geſpoͤtt des Teufels werden. Dann wann 


N 
17 
— 
2 


— 2 
— 


* 


1 


2 


ſuchet er das Gemüt» (welches, nachdem es die Eitelkeit verlaſſen, ſonderlich 


darzu gensige iſt:) in ein unveraͤndaliches Trauer⸗Haus zu fie um 
alſo den Menſchen auch hierdurch der Gemeinſchaft ſeines ED: verluſtic zu 
machen. Wie dann gewiß iſt, daß alle Zerſchlagenheit und Nidergebogen⸗ 
heit des Geiſts, ſo nicht mit einer verborgenen himmliſchen Kraft der Gnade 
Gottes vergeſellſchaftet iſt, ein Betrug des Teufels iſt, welches zwar gar. bald 


9 * 
e 


in den Fruͤchten an unſerm übrigen Verhalten und Betrag gegen unſern 


Naͤchſten ſich ereignen wird welcher von unſerer Demut und Zerſchlagen⸗ 
heit Drück hat; oder aber man iſt unleidlich, ungedultig, zornſuͤchtig ge⸗ 
gen ſeinen Nächten. Die toahre Zerſchlagenheit hat dieſe Keñ zeichen: 
als man iſt in ſich ſelbſt ſanft, ſtill, ruhig, großmuͤtig und keck gegen ſeinen 
Feind, als den Teufel, und dieſes führer eine verborgene Kraft mit ſich, daß 
auch unſer Naͤchſter nach ferner Maaß das Wolthun davon empfindt, und 
zwar ſonderlich wegen der Kidſamkeit und Vertrazſamkeit ned innerlichem 
Rriden Ruh und. Sanſtmut. Ich habe ſchotz manchmal gewuͤnſcht, dich 
muͤndlich zu ſprechen, hoffende daß es nichk ohne Nunen ſeyn ſolte deiner See⸗ 
len nach: fintemalen die vile und mancherten Krieges⸗Liſt des Feindes 
zimlich erfahren habe, alſo daß er wenig Zutritt mehr A meiner eigenen Gets 
len hat; dahero er mich auch nur von ann aubellet, wie ein Ketten 
. entweder durch die Kinder der Voßheit, oder ſonſten durch falſche 

;ruͤder. 5 


Ser übrigen beſteiſſige mich ohne Unterlaß meine Heiltgung noch in die⸗ 
ger Zet zu erfüllen, damit ich alſo in einem ſelisen. Warten chen koͤnne 
| a" big 


— 


Gr 


| 8 5 Die 11. Theofor . Rich: e Spill. 


a 1168 u Che Te MErTT 7 egen Err 9 1 
bis auf den Tag IeEſu ©) ift ud alſo unbefleckt vor Ihn zu err chain 


— ———— — 


Dann, ob ich wol manchen fairen und bittern Kampf gehabt und noch 

manchmal muß dürre wandlen, Jo teuet es mich doch nie cht, dann ich weiß, 

an wen 55 Zlaube, il. bin gewiß , daß E Fr mir meine B. ge bewahren wird a 

biß an jenen groſen Tag. Lebe alſo in ſehr guter Hoffnung, u. genieſe das 

> ke Sa Go id, dancke Ihm al ch, daß er mich hat! i gem icht t, vil 
um feine t- oder um des Reichs Gottes wi 


2 N 
len zu leiden, Dann ach) kan gen, 
daß mich die Gnade Got tes durch vil Creutz und Trubfal zu einem Chriſten 


gemacht har. 5 8 3 2 


Be 5 5 2 : 
5 


Wes wegen ich aucch in die fe n Laden bey vil fen und harten Wider⸗ 
ſpruͤchen mich feſt an den Libes⸗Geiſt JE gehalten. Meme Mit⸗Bruͤder 
und Schweſtern / wo ich mit wandie⸗ ſind bißbero in ihrem 
Theil zimlich eiferig geweſen / hoffe / gs ſoll ſich noch mehr und 
mehr wiederum eine kleine Spur deb erſten Chriſten hervor 
thun. Wir wandlen zwar in der Apoſte liſchen Ordnung als Tgu⸗ 
fen Brod ⸗ bre he uu. dergleichen; 989 aber keine Gemein ſchaft mehr 
1 5 den N: N: die von drauſen herein gekommen, ſintemalen fie ſlreiſtens 

verfallene Leute find in Un glauben und Sorgen der Nahrung / darum 
fi e auch verfallen in das Gewerbe der aͤuſern Welt: (welches zwar den meiſten 
Sepa Er piderfähtt, die von drai ien! verein keimme 18 ſo find ſie auch 
ineiſtens Lente ohne © eiſt, haben die aͤuſere Di inge nach dem Buchſtaben ge⸗ 


nicken wie anders Tttul⸗und Maul⸗Chriſfen. Jeh wuͤuſchte dt daß: 


du moͤchteſt die Briefe haben, die ich an fie geſe⸗ hrieben habe hier im dand. 

Angehend den N: N: ſo iſt er ein widerwaͤrtiger. ungeff orbener Menſch, ſie⸗ 

het ummer mit einem Aig in d 10 Geheim ß der BSoß Heir werinnes 

er nichts als Kopilfe und Verderben ſichet, welches auch kein Wunder, 8 
daun 05 ift des Teufels Reich, wo er hine in i füher: koͤnte er aber in die Abe 
Gottes ſehen, fo wnede chan, daß die Site che G Ottes auf Erden mitten 

unter der Dransfal durchs Creutz Chriſet unuͤberwündlich iſt iſt. Ke. 


a 2 R a 4 35 . ; | 7 Die 


m 


8 


“ 


= 


ü 


Die IL, Theofophiſche Epiſc il. . 69 


—— —¼a²¹ — . — ͤ —àv—Ü—ñä—ĩ — 


Nen „ Die II. Theofophilche Epiſtel. b 
7 122 [4 ’ n 8 a 3 2 j 
Eine gründlich ausgefüh ‚te Vorſtellung beydes der reinen 
Philoſophia, und uůͤbernatuͤrlichen Theologia; und wie en jener 
die reine gefinde und fanberg Natur vermittels der er⸗ 


b,ſten Bekehrung muß heraus geholet werden; in dieſer 


aber das Myſterium des Creutzes entſigelt wird, 
daran daſſelbe gefundene Leben wieder zin den 


Tod yerpflanger wird / zur Wiederdarſtel⸗ 
— lung des Ebenbilds Gottes. 


— 


* 
4 


Fride und Frende zuvor. 


Mein liber Freund und Bruder in der Hoffnung des Heils. 
Ch habe das uͤberſandte Buch u. Brieflein zu recht erhalten, habe auch 
h die anrecommandirte Sach fleiſſig beherziget und geleſen: welches frey⸗ 
ih Sachen ron nicht geringer Wichtigkeit ſind. Erkenne auch zugleick, 
daß in Anſehung der zu unſern Zeiten gantz tollen / Sodomitiſchen und 
uuchriſtlichen Chriſtenheit nichts beſſers anzurathen, als die aller ſau⸗ 
berſte, reinſte und geſundeſte Lehre der reinen Mutter und Macherin, die 
noch ſelbſt einiger Maaſen in der Unſchuld der Natur eingetvickelt (get. Aber 


vom Chriſtenthum handeln mit ſolchen Uln menſchen / womit der gane 
mehriftliche Chriſten⸗Schroarmi angeſilet iſt, waͤre eben fo verkehrt, 


als tun ein Toͤpfer die unfermirte Erde wolte mit derſelben Speiß vermen⸗ 
ge die allererſt nach ihrer Formirung ſolte zum nuͤtlichen Gebrauch in Re 
gebracht werden. 2 | 15 = 


x 7 . 2 5 2 2 
Ich babe zwar die naturliche Philofophia nicht gelernet noch Stucliret: 
habe aber doch ſo Lil in dem Myſterio dir Shriſtiichen Schule gelernet, was 
zu den Theilen in diſer unterirrdiſchen Welt, zum erdentlichen Gebrarch 
der geſunden Natur, und zugleich mit zu einem reine! Jereiſſen vor Gott 
noͤcig iſt. Da dann ſreylich alle ſelche unerdentſiche Grbraͤuche und boͤſe Eis 
wehnheiten, nach Daͤterlicher Weſſe und, mög zu allererſt abgeſchnie⸗ 

* cu 


en 


„ es 


88 
ten und aus dem Wege gethan werden, ehe und bevor ein Weg und Bahn 
gemacht kan werden, etwas anders oder beſſers zugedencken; will geſchwegen 
zu tihn. Was es nun deumach vor Arbeit fordern wuͤrde, wann man eins 
Bewiſſe Anzahl der heutigen und jetzigen Welt (will nicht ſagen, alle) wolte. 
nehmen, um ſie zu entführen von ihren eitelen unnützen boͤſen Gebraͤuchen 
und Gewohnheiten, ſolches meͤgte ich nicht gern erfahren: diewell alles in RR 
der ſchon zuvor verdorbenen Natur durch die lange und boͤſe Gewohnheit 
noch einmal zur zwehten Natur worden, Dann da iſt des Chriſtenthums 
eder der Lehre utiſers hiramliſchen und oberſten Cehrmeiſters nicht zu ge . © 
dencken, ſintemalen dieſelbe fo hoch an Vuͤrde und fo tief im Verſtand iſt, 
daß fir alle Lehren der Weiſen und Philofophifche Razel weit uͤberſteiget, 


— 9 {Y un Fe, nr 
g z ie 8 eolophulche rie . 
— n wre: ur nt Es | 


Es wird in obiger Schrift ein Real Beweiß⸗ Grund dargethan von 
dem Leben und Weſem aller Dinge, die da leben, daß es nemlich denſelben 
eingeartet von dem oberſten Schöpfer und Befehl haber aller Dinge, daß 
fie alle auf gar vile und mancherley Weiſe ihr Leben zu beſchuͤzen willen. Und 
in erwieſen, daß ihnen allen ein Leben aus dem Leben und Weſen kr Me, 
fen eingeſchaffen iſt, das da ereig iſt, welches freylich hoch. und theuer zu ber 
„Frachten iſt: und. daß demnach das Höchfte Uebel darinnen vorkomms, 
Darn man einiger lebendigen Creatur Gewalt antuht, oder fie ihres Scheng 
Gerauber Kc: welches freylich nicht ohne ſonderbares Nachſinnen zu beher⸗ 
Aigen iſt., 8 . * 
N Obwolen alle dieſe Dinge wie ſie auch vorkom̃en, nebſt all denen Be⸗ 8 
welß⸗ Gründen dennoch das Geheimmus Gores in der Wiederher⸗ 
Fellung Aller. durch ben einigen Menſchen Chriſtum Jam nicht 
genugſam aus wickeln oder dar zu ſtellen vermoͤgen: dann ob zwar wol be⸗ 
wieſen, daß alle Creaturen ein etoiges Leben aus dem Weſen und Leben aller 
Dinge in ſich haben, ſo iſt doch noch nicht erklaͤret, warum nemlich alls 
Ercaturen dieſen Leib nicht etwig behalten koͤnnen, und wie der Tod iſt durch 
des Teufels Neid in die Welt komen, dahero die ganze Coͤrperliche Welt mit 
aller Leiblichkeit muß am Ende der Tagen durchs Seiser gerichtet, und von 
dem Biffe des Todes und Heid des Teufels befreyet werden. Ob es 
nun zwar gantz wider den Ueſkand des Schoͤpfers und das unſchuldige 15 
. i | 08 


© 


„Die 11. Theofophifche Bepifkt: _ . 


y 


„ fe der Natur iſt, daß das alleredelſte Geſchoͤpf, als der Menſch, der doch. 
Aer Creaturen Schutz und Gorr ſeyn Sole, einige Creatur beleidigen, 
und ihr das Leben nehmen ſolte: fo bleibt doch allezeit noch etwas uͤbrig, nen⸗ 

lich wie und auf was Weiſe man neben dem Leben, das man in dieſem ro⸗ 
den Leibe an ſich traͤget, zum wahren Leben komen kan. Dan dieſes Leibes 

Leben an Menſchen und Vieh fo verdorben und vergifftet iſt, daß es in allen 
Theilen dem Gericht und Tod unterworfen iſt &c: fo ſagt auch die Schrifft; 
Wer geſtorben iſt / der iſt gerechtferyiget von der Sünde, 


Wann nun demnach ein Menſch in allen Arten der Tugenden und Re? 
guln der Gerechtigkeit von auſen unſtraͤflich einher gehet , und durch die Kraft 
der Tugend ſo bezaͤhmet iſt, daß er von auſen keine Creatur beleidiget, und 
er bleibet in dem allen in ſich ſelbſt ungerichtet, und folgfich darinnen gerecht? 
fertiget, oder als einer, der Wolgefallen an ſich ſelbſt hat: ſo iſt er noch nicht 
beſſer, als einer von den zwey Uebelthaͤter, die mit Chriſto gecreutziget wurden, 
weilen der Stachel der Suͤnden und des Todes annoch unge⸗ 
richtet bleiber in feiner dergiffreren Eſſents. Neben dem ſo iſt freylt ? 
vor allen Dingen noͤtig, daß die menſchliche Natur nicht allein von Muss 
Leibe an; ſondern auch ſchon in Mutter Leibe bezaͤhmet werde, damit ſie in 
die Zucht⸗Reguln der Weisheit gepflanget, erbauet und uͤbergebracht werde, 
und alſo faͤhig werde gemacht, den Samen des Worts zur wahren Wieder⸗ 
eburt zu erlangen. Sintemalen kein Vieh⸗Menſch / der nicht an die 
ucht⸗Keguln der reinen Natur gebracht iſt, richtig iſt, den Samen 
der Verheiſſung zum ewigen Leben zu empfahen. Dann wann alles gethan, 
und ausgerichtet iſt, was zu tuhn iſt, als dann iſt das Beſte noch uͤbrig⸗ 
nemlich, daß das Lamm NB: Ng: noch erſt geſchlachtet und ein Opfer e 
Gottes werde, fol es anders angenehm fern, en 


Wann unſer oberſter Lehrmeiſter den Weg der Tugenden und die Res 
gun der wahren Weißheit hat an den Tag gegeben: fo bringet er noch eine 
Lehr ans Licht, welche die Lehr aller Weiſen, die jemals gelebt haben, uͤber⸗ 

trifft, nenuich: fein eigen Leben haſſen, welches anzeiget, daß, wat un⸗ 
Fer Leben von auſſen den Reguln nach an den aller unſchuldigſten und geſun⸗ 


Velen Ort gebracht iſt, es dennoch noch nicht von der Ferudſchaft gegen 
* 2 7 Du a 3 f chert . 
. Gbr 


0 


» Mn Be 
2 2 
29 
2 6 0 
8 A S 
70 a Die 11. Theoſophiſche S piſtdel. 
n ne Ener — — — 


Gott geſchieden fer, in welchein Leben es annech in ſeiner allerinnerſten⸗ 
Eſlents eine Wurzel der Bitterkeit wider GOtt und ſeine H. Wege in 
ſich traͤget, und muß daran⸗ſterben, ſoll es anders tichtiz gemacht werden 
zinn Anſchauen GOctes zu kommen. Reichen demnach alle Zucht Re: 
Juln / die durch die von auſen angewieſene Lehr und Wercke erlernet wer⸗ 
den, nicht weiter (wiewec fir ohnumgaͤnglich nüͤglich und naͤtig zur wahren 
Seligkeit: ) als von der Strafe der Suͤnden zubefreyen; fir die Suͤnde ſelbſt 
aber bleibet liegen Im Hertzen und Getwiſſen. Und iſt alſo kein ander Mittel,. 
davon gereinigt zu werden, als durch den Glauben in JIEſum Chriſtum, und 
durch den neuem Snaden⸗Bund in dem Waſſer der Taufe beſtaͤtigt, allwo 
trir durch den Glauben in Em die Vergebung der Sünden erlangen. 


W 


8 Wie aber nun zu dieſem Glauben zu gelangen, ſo geſchiehet ſolches 
durch die oben beſchriebene Kraft der Tugenden: nemlich ? wann der Menſch 
ſich befleiſſiget in allen Manieren und Weiſen der Gebotten Gottes untadelich 

8 einher zu gehen; wird aber doch allezeit darneben ein gewiſſes Unvermoͤgen ge⸗ 
wahr, weſches in ihm ein Mißbvergnuͤgen gegen ſich ſelbſt erwecket, 

dabey ein gewiſſer Mangel liegen bleibt, indeme man nicht zum wahren Ge⸗ 
neſen und Befridigung des Hertzens und Gewiſſens gelangen kan, 

wodurch dann Urſach genommen wird, ſich nach etwas Beſſers um zu ſehen. 
Dann da wird man gewahr, was Chriſtus ſpricht: Pflantzet einen guten! 
Baum / ſo wird die Frucht gut / welches eigentlich von der neuen Wie⸗ 
dergeburt zu verſtehen iſt, allwo ſich der Wille anfaͤngt zu verſencken in ſein 
igen Nich es / und wird zweiffelhafftig an feinen guten Wercken, gleich wie 
er in ſeiner erſten Sinnes⸗Aenderung zweiffelhafftig ward an ſeinen uͤbel⸗ 
nrt igen Wercken. In ſolchem Fall muß dem Menſchen ein anderes Licht 
aufgehen, welches in der Jinſternus leuchtet, das bringet ihn zu Johanne, 
Derſelbe bekraͤftiget es, und gibt Zeugnus von dem Licht, bringst und wei⸗ 
ſet uns auf das Lamm / das der Welt Suͤnde hinnimmt und bringet uns 
zur Taufe im Waſſer / in welcher uns der Bund der Gnaden geöffnet 
wird durch das Wort des Vaters, welches vom Himmel gehoͤret ward: diß 
TE mein liber Sohn / den ſolr ihr hoͤren. Welcher es auch iſt, der 
uns hernach in dem Weg des Heils noch gruͤndlicher unterrichtet, und ver⸗ 
ſigelt zu lezſt feine Lehre mit feinen eigenen Blut und mit (in Auferſte⸗ 
775 Oo 


Hungs Braft von den Toden. 


0 - 7 e - 
2 * 
2 


u 


0 


Die X, Theofophifche pi”  -, "TE. 


— — —ü—c—: . ů—ßK——— EENBE RER Bereener> 
So iſt nun die Hoffnung unſers Heils gegruͤndet auf den gecrentzig⸗ 


erer 


— 


ten und wieder von den Toden auferſtandenen Chriſtum / welcher 


AN 
@r 
— 


nns durch feinen, Creutzes⸗Tod gelehret hat, daß unſere ganze Menſchheit 
in ihrer allerinnerſten Eilents vergifftet und verdorben ſey. Deswegen ſagen 


wir auch ab in dem Waſſer der Taufe, welches gleichſam den Bund der 


— 
7 


Gnaden in der neuen Auferſtehungs⸗Kraft in ſich hält, allem deben und duſt. 
des Lebens in. der aͤuſerlichen Annehſmlichkeit, dieweil wir vort 

2 >» 2 ‚ PR 
ſerm beſten Thun das Sericht und den Tod'gefunden, nnd 


7 
no 


er in all uns 
haben gefun⸗ 
0 


den, wie die Weißhelt Gottes uns und unſern alten Meuſchen fo verſtrickt 
und gefangen haͤlt, daß ihm nichts uͤbrig bleibet von all ſeinen aͤuſerlichen 


* 


Tugenden, Witz und Klugheit. Dann GOtt hat alles unter die Suͤnde und 


Unglauben beſchloſſen, auf daß Er 


ſich aller · erbarme, damit alle Welt G Ott 


chuldig werde, und ſich alſo kein Fleiſch vor Ihm etwas zu ruͤhmen habe. 
3 4 . N. z 7 5 


So ſtehen wir demnach unt 


er ſehr geheimen Leidens⸗ und Ster⸗ 


bens⸗Wegen / da uns freylich das Gerkcht wenig recht auch zu einigem 
Ding auf Erden uͤbrig litt, worin wir koͤnten Gefallen an uns ſeloſt haben. 


Sintemal der Tod muß in uns 


herrſchen ſo lang noch etwas Ver⸗ 


1 


wesliches und Srervliches⸗ in uns ohusd gemahet iſt. In Anſe⸗ 


hung der Hoffnung des Heils in 


— 
troſt und vergnuͤgt, und warten, biß unſer mit Chriſto 5 SM Perborgenes 
& r 8 


Schein ſich einſt offenbaren wird. 
Mein liber und werther Frei 


* 


* . e * = 7 
der zukunftigen Welt leben eie far ge 


ind! ich habe eine gereife Venerariou in 
dem Geiſte meines Gemuͤts gegen dich, in Anſehung derer Dingen und 


Principien, worinnen du ſteheſt, weilen ſolche einen gar unvermeidlichen Haß 


3 der Welt nach ſich ziehen, und das 


auch die meiſte ſo genannte Frommen bezeugen oder geben i 
keit dagegen an Tag, und zwar einer auf ſolche, der andere auf eine audere - 


8 7 — 2 

bey nahe durch alle Stände durch. Dann 
7 8 2 0 Ren . 

e Mißhellig⸗ 


Weiſe, wie es die alten Gewonheiten mit ſich bringen. Ich zwar habe ſchon 


manche Jahr im Krieg Chriſti gedi 
Auge meines Geiſtes zu jeder Zeit 
ben worden, daß ich oft Hoͤren un 
der ungluͤckſeligſte Menſch zu ſeyn, 


. 


ee 


net, allwo dem zu GOtt hingeivandten 
ſolche ſcharfe Lectiones zu lernen aufgege⸗ 
d Schen daruͤber vergeſſen, und gedachte 
der unter der Sonnen geboren. Ich uͤr⸗ 


te mich in der Nichternheit / ich uͤbte mich in der Maͤßigkeit / ich uͤbte 
e nuch 


1 
ars 
SR 7 0 


0 
. 


14 


>= Br — 
3 
8 
“. 
1 Det Theslophiſche Bpiftel- 
er} ES real, > 1 el 
Ur sie 24 ANEDICPNZ che pres. X 8 
v 5 


— W LE nee 
2 


mich in der Wachſamkeit / ich übte mich in der Enthaltung unzum 
cher Dunge / und befliſſe mich der Reinigkeit mit ſamt einem unſtraͤflichen 
Wandel. Ich übte mich darneben im Unterſcheid der Speiſe / welche in 
ſich Kit rein, und welche in ſich ſelbſe unrein, daß ich aufe alles, was ich 
aß und dranck, genaue Achtung gab, in was vor einen Stand mein Semuͤt 


— 


dadurch gebracht oder geſtellet wurde, oder was es an den Glidern in unzim⸗ 


lichen Dingeir wirckete u. veranſtaltete, in welcher genauen Bepruͤfung ich 

z einem ſolchen genauen Unterſcheid kommen, daß ich einer jeden Creatur, 

die ich genoß, Seiſt und Wacher hab lernen erkennen. Durch welchen 

Unterſcheid ich mich kmmer mehr der Reinigkeit und Enthaltung derer 

Dingen, die einen uͤblen Nachklang mie ſich brachten, befliſſe; kam auch da⸗ 
Durch fo weit, daß ich einen zimlichen Grad der Tugend in dem Leben meiner 
üelbſt dadurch erlangte. i i 


©: 78 : ; 

Ohnerachtet deſſen allen, da th mich ſo fihte, brachte ich meine Zeit zie 
mit vilen inwe igen Schmerzen und Jammer: Dann ich mußte allezeir 
ein verdam̃liches Urrheil neden dem in meiner allerinnerſten El- 

„ ſents fühlen, welchen Schaden ich durch kein aͤuſerlich Werck curiren 
konte; fo blib auch deswegen meine Noth) Schmerzen und Jammer, biß 
endlich SOtt drein ſahe, und ſahe mein Tlend au, und ließ mir ein hoͤheres 
Licht von einer nochmaligen Bekehrung aufgehen / in welchem mur per aͤll ertie⸗ 

feſte Erbſchade in feiner allerinuerſten Wurtzel entdeckt ward: wobey mit zu er⸗ 
kennen gegeben wurde, daß die erſte Bekehrung keine hoͤhere Stuffen zu en 
werben vermag, alsseine Einſchuld und Reinigkeit des Leibes; das Hertz und 
Sewiſſen aber zu reinigen müͤſte von cd hoheren Hand gewircket werden, 
ehe und bevor man GOtt koͤnne im Geiſt und in der Warheit dinen. Hatte 
alſo vil Arbeitens in mir; meine leibliche Uebungen und Enthaltungen durſft 
ich Gewiſſens halben nicht unterlaſſen, ohnangeſehen ſie mir wiederum bey 
nahe zur Suͤnde worden, Zur Eitelkeit wieder zu greiffen war gar nicht er⸗ 
laubet, dan da ſtund der Gerichts⸗ Engel / der vor den Garden Eden 
gelagert, mit einem bloß⸗hauenden Schwerdt entgegen. Welte ich in ſol⸗ 
chem Tall vor mich gehen, fo fand ich mein beſtes Tuhn gerichtet, wolte ich 
zuruͤck gehen, fo ſahe ich des Todes Urtheil. Solcher Streit hielt fo laangg 
an, biß ich mein beſtes Leben, das ich bißhero zu erhalten geſucht, fallen 


8 


— 


= 


Bid: | . 87 
8 N g Be ; 5 


. 


F 


© 8 2 8 7 x — 


„ ae 8 8 


G 


2 


Di 1. Theofspkilche Spiftckk. 72 
2 K„łÿłé4•ñ w ðĩr?0ĩĩé?:ö0 —-—- — P 
Heß und gab mich dem Bericht über, Appellirte danehen an den Gnaden: 
Stuhl / und flohe in veſtem Vertrauen und Abe zu den Fluͤgeln der Götz 
Lichen Barmherzigkeit, in welcher fi; der Brunnen des Heils und der Gna⸗ 
den eroͤffnete, und wurde mir zu gleich das allertiefſte Seheimnus ITſu Chri⸗ 
Fi in unſerer Menſchheit entdecket, wie auch, warum Ex daſſelle fein von uns 
en ſich genommenes Leben mit ſo nnbeſchreiblichen Gerichten und Todes; 
Schmertzen hat muͤſſen laſſen. Dann da wurde ich erſt gewahr, warum mie 
meinem beſten Tuhn vorhero nichts ausgerichtet ward, weilen allda erſt: 
die Suͤnde in unſerm Fleiſch durchs Opfer für die Suͤnde an fein Leibe 
und Fleiſch verdammet ward &=: . 
Wie nun demnach dle Suͤnde durch die Suͤnde bißhero zum Tode re 
des einigen Suͤnders willen über uns geherrſchet hat: fo wird auch die Gng⸗ 
de uͤber ins herrſchen koͤnnen zum Leben um des einigen Mittlers und Ge⸗ 
rechten willen. Und wie vorhin das Leben in ſeinem Leben uns 
den Tod bracht / ſo bringed nun der Tod in feinem: Tod uns dag. 
Leben: iſt alſo der Tod mächtig in uns, fo iſt das Leben in der neuen Auf⸗ 
erſtehungs⸗Kraft noch maͤchtiger. Hat nun das Leben zur Suͤnde in uns 
geherrſchet, fo. herrſchet auch der Tod Chriſti in uns zur Gerechtigkeit: und; 
wie ohne Tod und Sterben, (wer reden von dem geheimen und Mystiſchen 
Tode ) kein Aufhoͤren von Suͤnden iſt, fo iſt auch ohne Auferſtehung von 
pen Toden kein Anfang zu dem Leben. Aug 2 


8 
na 


In diſem Mysterio ligen at. Schaͤtze der Weißheit und Erkininus Got⸗ 
kes, die von der Welt her verborgen waren, bloß und entdecket. Dann wie 
die Suͤnde in diſem Tode in ihrer allerinnerſten Wurzel verdanmet wird, 
ſo wird das Leben und die Seligkeit in ſeiner allertn nerſten Wurzel mit Kraft 
darinnen offenbar. Haben wir demnach des Leidens und Sterbens vil, 
ſo haben wir auch der Auferſtehung des neuen Lebens vil. Solte ich mich · 
im Schreiben gantz aus druͤcken von difer Materie, fo wuͤrde meines Schrei 
dens kein Ende ſeyn, weil ich meines Sterbens kein Ende ſehe. Dann na 
all meinem Tuhn, was ich handle, und womit ich umgehe, da ſehe ich den 
Tod / und was ich ohne Tod gebrauche, das zihet ein Gericht nach ſich. 
An diſer Schule wird die wahre Theologia und Philoſophia Studirt, ar 


‚© 


e 


— > 
© . 
© 
0 7 D 
= 0 
8 10 

* 2 2 = a * . 22 een — 88 
74 Die II. Theofophifche epiftel. . 
1 : . 4 4 ee 


— 5 ß 

die Lehre von dem Geheimnus der Gottſeligkeit a 
aller Menſchen Rath, 
doch nicht die gerinafte 


beſte, das von dem 


Witz und Weißheit zuſamen 
Stuffen von diſer Spur, dieweilen aller Menſchen 
Dach, Verſtand und Witz muß daran untergehen und 
Menſchen gethan wird, nur den Tod Chriſti erreicht, 


ffenbar. Sintemal wenn 


ſtuͤnden, ſo finden ſie 


ſterben, weilen das 


— 


aber nicht das vom Tode auferſtandene neue Leben. a SER 


* — 0 0 
Neben dem allen muß ſich freylich in unſerm 

del, Wandel und Llingang- nichts ſtraͤffliches oder 

Ich zwar bin ein ſolcher, der allem, was von auſen 


9 2 
gantzen aͤuſerlichen Han⸗ 
tadelhaftes ſehen laſſen. 
ſichbar in einiger Auneh⸗ 


mung erſcheinet, ſeine Augen verſchleußt, und alſo folglich mit verſchloſſenen 


„ 
sur 


Augen ſiehet; 


helffe unſerm von der Welt verworfen 
s ſeine Schmach tragen: 

- ausbreiten. Dann wir befteiſſigen uns vor GOtt 

„ſichen Wandels um in Unſchuld und Lauterkeit 

erſcheinen, wann Er kommen wird zu richten 

„Hit durch einen Mann JEſum Chriſtum, 


aber mit ſteiffer Hoffnung in allen Dingen auf das ewige, 
unſichbare und bleibende Gut. Biſt du nun ein ſolcher, der allen Glantz und 

Schein der aͤnſerlichen Welt verachtet, fo trete mit vors Lager hinaus; lad 
5 und mit Dornen gekroͤnten IEſit 
fo kan ſich das Heil Gottes uͤber dein ganges Haus 


eines reinen und unſtraͤf⸗ 


vor ſeinem H. Angeſicht zu 
den Welt⸗Kraͤyß in Gerechtig⸗ 
durch welchen Er jederman 


den Glauben vorhaͤlt, und in ſeinem Namen die Vergebung der Suͤnden, 


welcher 
u . ve e» — 7 
ligung und zur Erloͤſung. So warten wir 
der ſeligen Gedult durch Langmut erworben, und 


«orten: En dr anal TEL RER, AR 7 
Flehen, daß bald auler Suͤnde und Verderben auf 


— 


uns von G Ott gemacht iſt zur Weißheit, zur Gerechtigkert, zur Hei⸗ 
dann fer durch Hoffnung in 


halten an mit Grbär und 


„ moͤgte geſteuret, und die ewige Erloſung offenbar wur, damit wir doch bald 


bald moͤgten das rechte. L 


ewiglich. Sounſten wuͤnſche 
ln 


Kraft aus GoOtt und ſeinem 


bliche verſchlungen wuͤrde 


ze immer 


e 
® 
D 
> 
“ 
8 
02 
* 
0 
* 
2 
ww 
a 


A 15 o Nd 2 8 
dein ganzes Erdboden 


eben haben, u. alles Leiden moͤgte zu End gehen, 
und der Tod und alles Verderbliche und Ster 
dir die mittheilende Seiſtes⸗ und Segens⸗ 
reichen Geiſt uͤber dich und dein ganßes Haus, 
damit das Gluck Jeruſalems über dir und demſelben ruhen moͤ: 


und ewialich Amen. f | 8 
„Eeſchrieben von einem nach der ſtillen Ewigkeit wallenden Pilger 
0 C. B. einem Nichts⸗veſitzenden auf diſer Erde. 

x 3 ! Be Die 


* 
7 


* 


1 


9 


a | 

\ Ä 0 2 S 8 2 
® Diel 1. Theoſophiſche Epiſtet. = 75 
3 Die III. Theoſophiſche Epiſtel. b 5 


Eine umſtaͤndliche Entdeckung des Graͤuls der Verwaſtungg 
un der ſo genannren Chriſtlichen Kirche ſamt 


| deſſen Urſachen. 
5 5 HEfis unſer Licht und Leben. 


Erulich⸗ gelibter Bruder in Chriſto ICſu! biſt du noch bey deben, fo bin 
D ſehr erfreutet noch einmal mit dir zu reden durch dieſes Schreiben. Es 


find bereits fünf Jahr, daß ich das lezte mal an dich geſchrieben, und nun 


ein Jahr, als ich das letzſte Schreiben von dir empfangen, welches mir ſehr 
zu Hertzen gegangen, ſonderlich wegen der Hinfaͤlligkeit dieſes Lebens, und 


daß alles, was man ſiehet, auf fo unßcherm Grund und Boden ruhet. O wie 


fo gar unſicher, nichtig und eitel find doch alle Dinge! Ich kan ſagen, daß 
mich noch alle deine Briefe in vil Nachdencken geſezt? dann bald heißt es der, 
bald wieder, ein anderer iſt Zeſtorben, villeicht heißt es Morgen alſo von uns. 


Was iſt aber nun zu thun in ſolchem Fall? Es waͤre freylich beſſer geweſen⸗ 


du haͤtteſt in deinem Wittwen⸗Stand mehr auf das Unſichbare denn auf das 
Gegenwaͤrtige Sichbare geſehen: ſo haͤtteſt du villeicht dein Leben mehr zu 
GOtt, und dein Hertz mehr zu dem Unſichbaren wenden koͤnnen. Ahein die 
groſe Ulnwiſſenheit und ſchwere Knecheſchaft und Bande der geiſtlichen Sine 


ſternus unter dem Druck und Joch des Geiſtes dieſer Welt und der irrdiſchen >. 


Nahrungs⸗ Sorgen laͤſſet uns nicht an GOtt oder zu ſeinem. Licht kommen. 
Doch iſt unde bleibet GOte gut, und hat Gedult mit uns, und wartesauf - 
unſere Baſſerung von Tag zu Tag, von Zeiten zu Zeiten, und will nicht, 
daß jemand verloren werde; ſondern vilmehr, daß allen geholfen werde, und 
ſich jederman zur Buße kehre, dieweil Er einen Tag beſtummt hat zu richten 
den Welt⸗Krays durch einen Mann, in welchen Er jederman den Glauben 
fuͤthait, und durch Buße die Vergebung der Suͤnden. | 4 


Es wäre zu wuͤnſchen, daß wir mehr darauf Acht hatten und Nachden⸗ 
cken, wo wir mit unſerm Thun and Qvercken hin wollen auf den Tag der 
Rechnung u. Einernde Gottes; da gewiß einern jede. ſein Werck, werinnen 


68 


2 


67 


0 
6 
0 


> 
— 


R > 
3 Nerf TEL bpiſ fe! Ri 
=: . Die III. Theofophifche æpiſtel. 


— on Pe 


n — — — 


er hier gewirckt, wird nachfoisen in die Ewigkeit. Ich meines Theils habe mein 
Los auf dieſer Welt fahren laſſen, und ſuche mein Leben in GOtt zu endigen⸗ 


1 


O wie wol hab ich gewählet, daß ich die Zet der gnaͤdigen Heiſnſuchung Got⸗ 


7 


> ge 


ehr Chr mern 9 yet — e n Poi > Wiesseer 1506 Not 1 

ces nicht verſcherzet, und durch Buße uud Reue der Eitelkeit dieſer Welt Urs 
7 f 2 u ale Ass „ 1121 var 1 Sfr . * en 

laub gegeben, ob es mir wol in dig drey und zwantzig Jahr auch fo ſauer wor⸗ 


31 


den, daß ich oft des Tages fir Hize und des Nachts für Froſt verſchmachtete, 


ſo reitet es mich doch nicht. Dan ich kan ſagen, daß ich mit allen Kraͤften 
habe GOtt gedinet, habe doch nichts übrig; ſondern liege im Staub meines 
\ ersigen GOtt er⸗ 
worben habe; daß ich in groſer Gedult ſeiner warten kan in allen meinen Sa⸗ 


eigenen Nichts / woriüen mir einen ghädigen und barmh 


} 
7 


chen, und weiß, daß ich wol bleiben werde biß in Ewigkeit. Dan der Him⸗ 


ze 


mel, und die Erde, und die Wercke, die drinnen ſind, werden vergehen; wer 


uber den Willen Gottes tuht, der bleibet in Ewigkeit. Und das iſt der Wille 
Gottes, daß wir leben nach feinem Wort, und reinigen uns von aller Elndız 
gend durch den Glauben in feinen Sohn, der uns heiliget in feinem Wort 
durch den H. ⸗Geiſt, welcher ins erworben iſt durch fein Blut, in welchem 


wir haben den Zutritt zu dem Vater und dem Sohn, um anzuflehen zu der 


Zeit, wann uns Huͤlf noth ift. | 
5 5 ' » N 

Dieſes iſt, mein liber und ſehr werther Bruder! welches ich fuͤrhatte dir 

zu ſchreiben, nemlich von unſer aller Helk in Chriſto IEſu, durch welchen 


wir das Reich Gottes und deſſen Eingang wieder erlangen. Wir ſind zwar 


* 


an unſerer Jugend vil weiß gemacht worden; haben aber leider wenig Ein⸗ 
druck bekommen weder von dem, was Sünde oder Gnade oder Geſetz 


und Evangelium if, Des wegen wir auch mit unſerm Hertzen feſt in aller 
Witelkeit hinfuhren, ohnangeſehen des vilen Lehrens u. Lernens: alſo daß wart 


ich der Heimſuchung Sottes inwendig hide hasse Gehoͤr gegeben zur Buße 


von dem breiten Welt⸗Weg ab; fo wäre ich wol bey allem aͤuſerlichen Pre⸗ 
digt⸗Hoͤren und Sacrament⸗ Brauchen verloren gegangen und zwar nicht 
wegen der Sachen ſelbſt, ſondern wegen dem boͤſen Gebrauch der Sachen. 
Dann es iſt alles an einen Ort gebracht mit dem ſo genannten aͤuſerlichen 


Gottes⸗Dinſt, daß nicht allein die Menſchen ins gemein ſich nicht zu bekeh⸗ 


ren brauchen; ſondern die Prediger ſelbſt find meiſtens unbekehrte, naturliche 
und flelſchliche Meulſchen, leben in Hoffart und Welt⸗ Libe⸗ und thun 


* 
* \ x den 
* 5 * 5 — = . * 8 
& 2 
and u * 5 
0 . a 
o . 
5 N = a 
* a 2 
= = 
o 
7 
> 
— = er Sr + — er * 


u 


] 


8 
2 - 5 3 * 


5 Die III. Theoſophiſche ps ir, 45 
— san ———— ͤ ——— ET 
den Willen des Fleiſches und der Vernunft in boͤſen Werckenn: haben das 
ewige, lebendige und ſelbſtaͤndige Wort Gottes, das da wiedergebaͤret, niche 
in ihnen wohnend nech vil weniger bleibend; ſoudern ſchwaͤtzen und lehren aus 
eder natuͤrlichen en enſchaft in erlernten Keden me nſchlich er Weißheit, und 
richten geiſtliche Sachẽ ſtelſchlich die doch ſolten geiſtlich gerichtet ſeyn: leger 
die Schrifft, die doch kein natuͤrlicher Menſch verſtehet, mit ihrer gang! irre 
diſchen und blinden Vernunft aus: machen alſo die Leute ſuͤndigen du rch Pre⸗ 


digen / daß weder ſie ſe bt noch einiger anderer Menſch, im Gr unde kan ge⸗ 


beſſert werden. Was iſt dann Wunder? wenn die Welt alle T Tage aͤrger und 


koͤſer wird, dann Lehr und Leben find zu gleich verdorben; vergiftet und 
unheilbar worden. Es haben ja beyde dehrer und [Zuhörer die lebendige Quel; 


le verlaſſen, und nah ſelbſt Brunen u. Froſchlacken geſuchet nach ihrem ei⸗ 
genen Geſchmack. Darum fie fi) auch weyden und maͤſten koͤnen zur Schlach⸗ 
zung auf den Tag, wann. Gott das Verborgene der menſchlichen Hertzen 


offenbar wird machen: da dann einem jeden vergolten wird, nachdem ſeine 


Wercke ſeyn werden, nach dem Zeugnus der Schiffe, die den Weg zun 
Reich. Gottes richtig abmahlet denen, die nach dem W ort Ne Zeugnus fraa 
gen und darnach leben. 


Fe. © 


Gtwiß „mein liber Bruder! ift die reckte 175 und aum folgends der 


Weg zum Reich Gottes, ganz untergegangen: dann der enge . 
und Glaubens⸗Kampf iſt ganz und gar aus der Acht. Es wird fo gleich ind 


man ſie ſchlechthin ohne einige Buße nur lehret an Chriſtum glauben, und 
das ſchnurſtracks dent Sinn Gottes und ſeines Geiſt ies Aus drucken in An 
Schrift zu wider. Denn dert heißt es: thut Buße, und laſſe ſich ein jeder 


taufen auf den Namen IEſu Chrifti , fo werdet ihr impfahen die Gaben des 


H. Geiſtes Se, So hat auch Johannes der Taͤufer niemand ohne Buß taufen 


wollenz ſonſten haͤtte er nicht geſagt: ihr Otter⸗Gezuͤchte &c: und: ſcher f 


zu, fh rechtſchaffene Fruͤchte der Buße &c: 5 


Nun fol 8 hoͤren, mein Bruder! weraus 8 ales Verderben in die Welt 
kommen iſt. Du kanſt mercken, daß ohne Buße weder Glaube noch Tau⸗ 
Ke Plat hat; 0 Gon will Kine Derhe iſſungen des ewigen Lebens keinen 

ö K 2 5 unbekehrten 


© 


:) 


Anfang der Jugend eine gewiſſe feifchliche Sicherheit eingeſchwaͤtzet, indeme 


5 * 
= 
> 


78 9 x Die II. Theo 0 Sliiiche Epiſtel. . > 5 
e ee z 
tinbekchrten Desafchen laſſen thellhaftig werden. Darum, als Chriſtus in vie 

Welt kam, das Himmelreich zu offenbaren, ſagte er feinen Juͤngern, ſie fo ° _ 

5 ten hingehen, und den Menſchen ſagen: fie ſolten Buße tuhn, und ihren 
Sinn aͤndern, denn das Himmelreich wäre herbey komen. Wäre man bey 
dem Sinn geblieben, fo wäre die Kirche Chriſti rein und eine Jungfrau ge 
blieben, denn es hätte keiner ohne Buß und Veraͤnderung der Sinnen in die⸗ 
ſelbe kommen koͤnnen: waͤre alſo demnach die Kirche keine ſolche Nord⸗ 
. Grube voller unreiner und fleiſchlicher Menſchen, wie leider am Tage iſt, 
daß auch das übel fo groß iſt, daß mit Galgen Schwerde und Rad kaun 
genug kan gewehret werden. Ich weiß gantz keinen Unterſcheid) daß der fo 
enannten Reformirten Lehr vom Glauben frommere Menſchen mache, als 
im Pabſtehum die Lehre von den Wercken. Denn wen die Rechnung ſol⸗ 
te gemacht werden, wie vil von den Reformirten um ihrer boͤſen Wercke wil⸗ 

len ins Gefoͤngnus oder an den Galgen kommen, gegen denen im Pabſt⸗ 
thum / oder die aus denſelben um ihrer boͤſen Wercken willen gerichtet wer⸗ 
den, wuͤſte ich nicht, welche Parthey der andern heraus zu geben haͤtte. 
Weil deni nach alle Partheyen gleich boͤß und gottloß leben, fo moͤgte ich 
wol gefragt haben: woran man die reine Lehr, die man meynt zu haben, er⸗ 
kennen fol. Dann gewiß, wo eine Lehr keine Frommigkeft mit ſich bringst; 
fo iſt fie falſch und boͤß, fie mag hernach einen Schein haben, wie ſie will. 


— — — — 


8 


* 


Was will aber davor ſeyn? Chriſtus ſpricht: Pflanzet einen guten 
Daum / ſo wird die Frucht gut / dann an der Frucht ſiehet man, wie 
des Baums gewartet iſt. Dann es werden nicht alle, die da ſagen Err! 
Sterrl in das Himmelreich kommen; NB ſondern die den Willen thun 
meines Vaters im Himmel. Sollen nur die eingehen ins Reich Sottes, ſo 


werden getoiß vil Herr HeErr⸗ſager drauſen ſtehen und warten, weil ff 


des HEcren Willen nicht gethan. f g 35% 


Wo will es nun demnach mit dem ganzen fo genannten Chriffea 
Haufen hin, die alle HErr Herr ſagen, und thun doch nicht deſſen Willen. 
Der Wille Sottes iſt uuſere Heiligung, u. daß wir durch Buße und Glau⸗ 
en ben in guten Wercken trachten nach dem ewigen Leben. Wer nun demnach 
micht in dieſer Arbeit ſtehet, der lebek nicht nach dem Willen Gottes, und kau 


a ſeolglich⸗ 


* 


RR D — A 2 2 


— “ 1 0 a 


[72 
7 7 —7 P | RU. „er —— 5 1 8 et) LI 
Die III. Tnesierhriche mp hihi 8 N * 
— 5 . — 5 — ——— — —— — 
folglich kein Theil noch Erbe haben en den vecheiſſenen Wüleen ber ute ha 


1 


ro lichkeit. O wie blind lebet doch alles in den Tig hinein? wie Hann den 
ſo gar unwiſſend an G Ott und feinen Wegen? auh G Ott! toie wenig Pren⸗ 
ſchen werden richtig geinacht, ins Reich Gottes einzugehen. f 


x = 

Gaewiß iſt die Blindheit fo groß, daß alle Verfuͤhrung 
gantz natürlich eingefleiſcht worden, daß es gar ſchwer zugehet, biß man 
nur ein wenig darinnen kan wackelend gemacht werden. Dann es iſt alles 
fo weit von GOtt ab, daß faſt Niemand weiß, wo es mehr zu holen iſt, und 
muͤſſen es meiſtens auf Gnade und Ungnade laſſen ankommen. Dann der 
Weg ſelbſten, wo die wahre Seligkeit erworben oder gefunden wird, iſt gantz 
unbekañt: obſchon einmal ein guter Gedancke ins Hertz form, fo iſt doch alles 
fo verwickelt, daß es Gott nicht zu erreichen vermag, bleibet alſo faſt alles in 
der Geburt ſtecken, und kommt zu keinem Ausgebaͤren: i 5 


Ich verwundere mich ſelbſt, daß ich mit fo vilen Unmſtaͤnden an dich 
ſchreiben muß; allein was will davor ſeyn. Wan man einem ein neues Kleid 
will anlegen, fo iſts billig, daß man ihm zu erſt die alte Lumpen aus ziehe: 
dann man faſſet nicht Moſt in alte Schläuche &c. Ich verſichere 

dich, mein Bruder, daß alles in ſolcher geiſtlichen Trunckenheit und Unwif⸗ 
ſenheit lebet, daß es kaum bey einem kan errathen oder gedacht werden, wo 
es fehlet, und zwar ſonderlich, weil die Dinge, worinnen man meinet das 
„Beſte zu haben, ſelbſten fo weit aus der Ordnung find, daß nicht mehr die 
geringſte Spur darinnen iſt, wie es wol ehdeſſen von GOtt und feinen Hei⸗ 
ligen iſt geordnet worden. Die von GOtt niemals erhoͤrte oder gedachte 
Kinder⸗Taufe iſt keine geringe Urſache, ſonden ein ſtarcker Grundsatz 
worauf das gantze Gebaͤu der verfallenen Welt ruhet. Und weil det An⸗ 
fang des menſchlichen Lebens, nemlich ſo bald man auf die Welt kommt, ei⸗ 
nen ſolchen ſchoͤnen, eitelen und prächtigen. Eingang hat, was will davor 
ſeyn; wann hernach ſolche Fruͤchte daraus wachſen, daß die Welt ſo voll Un⸗ 
geziffer wird, daß es einem eckelt daſſelbe nur anzuſehen. Dann es wird in 
der gantzen Sache nicht gedacht, was es ſeyn ſoll, und was es zu bedeuten 
habe, wann jemand ſoll getauft werden: und noch das allermeiſte iſt, daß man 
ſeolche taufet, die man nicht einmal fragen kan, ob ſie wollen getauft ſeynd, 
. K 3 ſchnurſtracks 

2 


* 
4 


o — 


Dr ad 3 ** 


20 Die 111. Theofophifche Epiſtek. | 
ſchnürſtracks wider den neuen Bund, der durchaus keine Gewalt noch“ 
Zwang leidet. Weil es dann demnach ganz wider die Ordnung des neuen 


e eee 


Bundes iſt, jemand zu taufen, der ſelbſt ſein Wort nicht darzu geben kan: 


— 


fo begehet man hernach einen noch groͤſern Irthum, und nimmt andere dar⸗ 
zu, die ſelbſt noch untichtiger find als das Kind, um der groben Suͤnden wil⸗ 
ken, derer das Kind noch keine begangen. Die ſollen dann vor das Kind 
ſtehen, daß es in feinem Tauf⸗Bund anuferzogen werde, den fie ſelbſt noch 
nie gehalten, auch noch nicht gedencken zu halten. Und fo taufet man alles 
hinweg ohne Ausnahm, wenn auch Vater und Mutter ſamt dem Tauf⸗Pa⸗ 


ten mit einander in ihren Haͤuſern in Neid und Zanck, in Zorn und Haß, 


in Feindſchaft und Unzucht, in Hurerey u. Betrug und in Lagen leben, und 
an ſolchem eiteln Sinn wird dann auch getauft. Dann da wird in der gan⸗ 


zen Sache nicht an GOtt gedacht; vilmehr wird darauf geſehen, wie 


weit ſich das Vermoͤgen erſtrecket vor eine gute und mit allen Ergoͤtlichkeiten 


Angefuͤllte Mahlzeit, da man dann zuſamen iſſet und trincket, und wird trun⸗ 


ken mit den Trunckenen, da wird leider wenig an das arme Kind gedacht, 
gas nemlich ihm zu thun ſey in ſeiner Seligkeit. uw N 


Sihe mein liber Bruder! fo iſt unſer Eingang in dieſe Welt, und ſo 
geben wir, und fo haben wir die Welt gefunden, und ſo gehen wir auch wi 


der drauß, und werden eben wieder von ſolcher Geſellſchaſt begleitet zum Gre⸗ 


be, welches auch wieder mit Eſſen und Trincken angefangen und vollendet 
} ; 


wird. Und haben meiſtens alle gleichen Eingang; gleiches Leben nach dem 


auf dieſer. Welt; und hernach wieder gleichen Ausgang. Und wie fie hey 
dem Eingang alle ohne Unterſcheid aufgenommen werden, ſo werden ſie auch 
bey dem Ausgang oßne Unterſcheid ſelig geprieſen, fie mögen dann auf der 
Welt gelebt haben, wie ſie wollen. Meyneſtu nicht, mein liber Bruder! 
daß es mir zu Hertzen gehe, wenn ich hören muß: der iſt geſtorben; der iſt 
geſtorben; Item, der hat wieder ein Weib genommen: der u. der hat auch ge⸗ 


heuratet, da inzwiſchen nicht vorkommt, ob einer oder der andere hatte G Ott 


kennen lernen, oder wie ſich der und der zum Sterben geſchickt und bereitet 
habe Sc: Und fo iſt Weiber⸗ nehmen / Gebohren⸗ werden / Sterben / 
oder aus der Welte gehen alles einerley; es wird in der Eitelkeit ange⸗ 
fangen; es wird in der Eftelkejt fort gefuͤhret; es wird hernach in der Eitelkeit 
a f e vollendet, 


* 


* 


0 I In 


2 


2 f * i ri „ ee f — 
Die III. Theofophifche Epiſtel. 8 


r —— uu . — — —ę——ẽ ͥ — — 


2 
5 


vollendet, und ans Zil gebracht. Und ſo faͤhret eins dem andern nach ohne 
Ausſehen, u. die bey dem Leben bleiben, die bleiben ohne Nachſehen, und jo 
hat alles gleichen Eingang und gleichen Ausgang: und wird in dem rechten 
Grunde, wie es ſeyn ſoll, faſt das wenigſte an Gott gedacht, ohne nur, daß 


ian um das aͤuſere Leben betrübt wird, u. laͤßts hernach nicht loeiter komen. 
8 8 i 5 
Ich habe nicht wenig Betruͤbnus uͤber Br: N: N: Stand bekommen, 
ſonderlich weil alle ſolche Dinge geſchehen, ohne daß ein Menſch darauf ach⸗ 
tet, was ſie im Grunde bedeuten. Es iſt mir eingefallen, als ich vor acht⸗ s 
zehen Jahren wolte in dieſes Land ziehen, ſo hat ſich einer von meinen beſten 
Freunden fehr darüber entruͤſtet, ſtellete mir meine Brüder für, und verſeizte, 
wie ich es wuͤrde vor GOtt verantworten muͤſſen, dann dieſelbe waͤren durch 
mich uͤberzenget worden, u. jetzt lieſe ich fie ſitzen. &c: Worüber ich zwar erwie⸗ 
derte, wie ſolches nicht in meinem Vermoͤgen ſtüͤnde, ihnen zu ſeyn, ich muͤß⸗ 
te fie hierinnen GOtt befehlen, woruͤber er weiter verſetzete, daß ich feiner ge⸗ 
dencken wuͤrde, wann er faulen wuͤrde, welches auch geſchehen; die Saß 
blieb mir liegen, und jener iſt geſtorben, der ſolches zu mir ſagte. Darum ⸗ 
mein liber und werther Bruder! wundere dich nicht, daß ich mit fo vilen Un⸗ 
ſtaͤnden muß zu Werck gehen: es lieget etwas auf mir von euer aller Heil, die 
ihr meine Brüder und meine Schweſtern ſeyd, und mich gehoͤret und geſehen ® 
habt, und dabey meinen ernſtlichen Wandel nach meiner Bekehrung gelibet⸗ 
bvelches ſchlecht hin Fleiſch und Blut nicht vermag, dann es erreget Krieg 
wider GOtt und ſeinen Willen. En ; . 


* > 5 4 


Siehe, mein liber Bruder! dieſes iſts, mag ich an euch alle habe, 
weil ich einen ſolchen ernſtlichen Buß⸗ und Verleugnungs⸗Meg hab 
eingeſchlagen, und ihr mich doch alle nicht weniger habt lib behalten; fo bimmm 
ich in derſelben Libe euer aller Schuldner geblieben vor G Ott um des Guten 
willen, und bleibe es noch biß in Ewigkeit, fo lang euere Lebe nicht nach Are 
der Natur in einen Haß verwandelt wird. Wes wegen mein Hertz in keine 
geringe Bewegung geſetzt wurde uͤber dein Schreiben wegen N: N: heftigen: 
Verlangen nach uns, ſo gar daß ich auch in vil wichtiges Nachdencken vor 
GOtt bin darüber kommen. Ich weiß zwar allerdings, daß wir kaum von 
Janßen ein ander mehr ſehen werden: dann wie du in deinem Schreiben er 
N i de 


1 


> n © 
“ ‘ 7 


© 


0 8 2 D : © 
© i — 1 > e 
=; ut. N Sn b * 2254 72297. 2 

8 WA Die- 111 Theoſophiſche p 


— —D—— — 
ec, % nehmen deine Lebens⸗Kraͤfte ab, und eileſt dem Ende aller Dinge zu, 
fo gehen auch meine Tage da hin, indeme ich allmaͤhlich zu alten anfange, 


257 2 
sch 3 


8 


und fo wird es auch bey den übrigen ſeyn. Vile andere ſind ſchon geſtorben, 


und fo vergehet endlich alles, was wir gewußt, geſehen und gehoͤret haben, 
3 7 8 7 


und wir fo gleich mit, alſo daß in kurtzer Zeit weder unſer noch unſers Thuns 
wird gedacht werden, ohne worinn teir mit unvergaͤnglichen Sachen zu thun? 


gehabt. * g 2 © 


[0 


f . s 2 = ; Br 
Was ſoll ich dir dann weiter thun? mein liber Bruder! und womit ſoll 
ich dich beguͤnſtigen? ich will dein Hertz faſſen in derſelben Libe, worinnen du 


mich vor G Ott erkannt haſt, und will mit deinem Geiſt in GOtt eindringen, 
daß wir eins in Ihm und feiner Abe werden, ſo haben wir den verlornen 
Schatz wieder gefunden. Solte dich mein Schreiben noch bey Leben antref⸗ 
fen, ſoͤ thue eins, und ſchreibe noch einmal an mich zur Gnuͤge. Ich weiß 
nicht, ob ich noch einmal werde ſchreiben Einen Standes halben, ſintemal 
in demſelben gar ein wunderliches Auſſetzen habe. Und weil alle 
meine Arbeit in das Unſkerbliche gerichtet IE, fo habe auch ſelbſt keine Faͤhig⸗ 


keit davon nach Umſtaͤnden zuſchreiben. Im übrigen ſo lebe wol, und ſey 


meiner ein Gedenck vor GOtt, wo auch meine Arbeit hingsher. Ich vergeſſe 
doch deiner nicht. Mein Leben und Wandel vor Gott iſt ſehr 


wunderbar / und dabey heimlich und verborgen. Meine Arbeit im 


Geiſt vor GOrt kan ich Niemand beſchreiben, ohne daß ich ein beſtaͤn⸗ 


Öiges Opfer und Anathema worden vor mich und alle meine Hruͤ z 


der und gantze geiſtliche Seſellſchafk. Ich moͤgte dir gerne vil Gutes 


aus feiner Fuͤlle anwinfchen, ja was ſag ich anwünſchen? wann ich dir ſelbſt 


ſeyn könte ſo wolte ich mein Gutes mit dran ſtrecken, damit an meiner Zu⸗ 


neigung zu dir nichts ermanglen thaͤte. Was un übrigeik dein gas Haus 


angehet, ſo wuͤnſche zu tauſend malen mehr Gutes, als ich ſagen oder ſchrei⸗ 
ben kan, ſamt deinem Warbe: dann der libe GOtt will, daß allen geholfen 
werde, und daß fie alle ſelig werden. Sey wolgemut und keck in der Libe Got⸗ 
tes, dann der libe G Ott kan allen Mangel erſetzen, hat auch vil Ueberſehens 
mit uuſerer Unwiſſenheit und Schwachheit, und träger dieſelbe in groſer Ge⸗ 


dult und vilem Verſchonen. Darum laß dich deine Unvollkommenheit niche 


Abſchreck eu, dann wir gefallen GO bike in unſerer Unvollkemmenheit und 


8 2 j Schwachheit - 


D 


* * 8 


S 
— 8 


* 


« 


Die III. Theofophifche Epiſtel. 33 


Schwachheit, als wann wir in unſerer eigenen Kraft Berge verſetzten, und 
e waͤren doch nicht gedemutiget. Darum lerne G Ott liben und Ihm dinen in 
deiner Schwachhett, fo wirſtu endlich ſiegen und überwinden in ſeiner Kraft, 
und wirſt die Krone der Ehren erlangen und den Eingang in ſein ewiges 
eich Amen. Sey zuletzt noch zu tanfend mal von mir gehertzet, geküſſet 
und gelibet. Ich bleibe dein unverfaͤlſchter Abhaber in GOtt und feiner Libe. 
sh C. B. Ein Kaͤmpfer und Streiter JE Chriſtt. 


1 8 0 8 


P. . Liben Kinder! Euer verlohrner, in 20. Jahren nicht geſehener⸗ 
Bruder ſchreibet an Euch aus fernen Landen. Damit ihrs wiſſet: Ich lebe 8 
noch, und habe vernommen, daß ihr ſo ſehr nach mir verlanget, darum bin 
auch bewogen worden, euch zur Gnuͤge dieſes letzte Abſchieds-VBrieflein zu. 
ſchreiben, daun es wird doch nicht geſchehen, daß ihr mich noch einmak 
ſehen werdet, weil wir villeicht auch bald den Weg gehen, den vile andere 
gegangen ſind. Darum ſchicket euch, und lernet fromm werden, und ge⸗ 
dencket an euren Schoͤpfer, weil ihr noch Zeit und Weile habt, fo bekommen 
wir einander villeicht in der Ewigkeit zu ſehen. Dann ihr habt wol deinem 
Wandel unter euch geſehen, und in was vor einem Sinn ich der Sjteikeie. 
dieſer Welt abgeſagt: folget demſelben nach, fo koͤnnet ihr nach dieſem Lebem 
das Himmeſreich ererben, und doͤrfet nicht erſchrecken auf den Tag des Ge⸗ 
richts, wenn Er kommen wird. Liben Kinder! ich habe euch ſehr lib, und 
moͤgte euch vil Gutes gem, und wuͤnſchenz kan euch aber nicht vil fehreiz 
ben, wie es mir gehet. Ich lebe noch in der Gottes: Surcht und 
Froͤmmigkeit / die mir GGrt gegeben / und warte der Verheiſ⸗ 
fung ves erwoigen Lebens. Villeicht ſchreibet eder Bruder N: N; eh 
ein wenig umſtaͤndlicher von meinem Stand.“ RN 
Neben dem ſo wuͤnſche euch beyden Schw: N: N: und N: N: die 
ihr, oder wann ihr noch bey Leben ſeyd, vik Gutes von dem guten GOtt in 
euer Hertz, daß ihr leben koͤnnet nach ſeinem Willen. Ich will ſchlieſen, und 
hiermit meinen Abſchted machen. Lebet wol und ſeyd des Guten ein gedenck 
zu GOtt: fo habt ihr eine ſelige Hoffnung &ce. 5 = 
a: gr BE 5 Die 


* Tr 2 * >, | 3 * WR 1 25 — z 
34 Die IV. Theofophifche Epiſtel. 
22 - Arie © 2 PN 2. 


@ 


220 DE TV. Theofophifche Epiſtel. SE 


Serssere Nachricht von der Antichriſtiſchen Kirche / wie nichs 
e weniger von den Grund⸗Reguln der Chriſtlichen Kirche 8 
und der wahren Heiligung / dabey noch unterſchiedenes 
2 vorkommt von des Autoris Geführtwerdung / und 
ſeinem geiſtlichen Tagwerck. 


0 


s 


1 ER, 
Heil, Segen, Gnade und Kraft aus Dem, von welchem alle Fuͤlle herz 
kommt , als von dem Vater der Lichter, der uns alle Schaͤtze beydes der 
Weißheit u. der Erkaͤntuns GOttes geſchencket durch Chriſtum IEſum, 
welcher uns von GOtt gemacht iſt zur Weißheit „zur Gerechtigkeit, zur 
Heiligung und zur Erloͤſung durch ſein Blut, nemlich zur Vergebung 
der Sünden, fo mir anders in der angebotenen Genade verharren, und 
dDdaripen treu bleiben biß an das Ende unſers Lebens. : 
Ein Schreiben an mich hat mich in ſolche wichtige Arbeit 
IS 2 vor GOtt geſetzet, daß ich mich allerdings nicht erkuͤhnet haͤtte nach 
eigenem Gutdüncken zu antworten, wann nicht die Wunder⸗Schickung 
Ottes, die mir deinen Brief ‚singehändigst, es auf eben den Tag, 
„auf welchen denſelben uͤberkommen, verfuͤget hätte, daß ich fe gleich ſchreiben 
konte. Sintemalen im Ableſen deines Brieſs es in mir ſprach: du mein 
0 'Ottl wenn ich wiederum ſchreiben ſoll, fo ſoll diß die Probe ſeyn, daß Du 
mir Gelegenheit verſchaffeſt: u. fo gieng es auch, daß ich es noch denſelben 
Tag in die Hand bekam zu ſchreiben. Ss bin ich nun in voller Zuneigung? 
„ aus dem Vermoͤgen, wie es GOtt darreichen wird, mich ferner zu Legirimiten. 
“ 2 2 


Ich habe freylich mit groſem Verlangen ein Antwort⸗Schreiben von dir 
erwartet, habe auch waͤhrender Zeit, als mein voriges Schreiben. an dich er⸗ 
„gangen, oftmals ſehr wichtiges Nachdencken vor Ott deinetwegen ge⸗ 
Habtz und iſt mir kaum erlaubet Meldung zu thun, mit was nachdruͤcklichen 
Proceſſen mein Gemüt die Zeit ber beſchaͤfftiget war; weswegen dein 
Schreiben mir ja freylich als eine vom Tod auferſtandene nicht geringe froͤ⸗ 
che Bottſchaft war. | 5 Eirſtlich 


- % 
2 3 r 
8 2 — 
8 Das 
8 a © > » 
@o 


© 
5 2 

2 © 
. 


Die IV. Theofophifche piſtet. 8 32 


> 


naeh 7. 
ECEtrſtlich zwar gab mir dein hertzliches Andencken an mich einen ſolchen 
hefftigen Eindruck, daß ich es kaum ohne Traͤhnen leſen konte. U. ob ich wol 
vor inigen Goͤttlichen Freuden muſte laut zur Danckſagung und Verherr⸗ 
lichung meines GOttes mit Weynen ausrufen wegen der gnädigen Heimſit⸗ 
chung Gottes, und daß dir Heil wiederfahren: fo war diſes doch das wenſg⸗ 
ſte, in Anſehung deſſen, daß du, mit ſamt der in deinem Schreiben an mich 
gemelten libwehrten Geſellſchaft z gewuͤrdiget worden um des Zeugnus IEſir 
Chriſti willen ſeine Schmach zu tragen, oder Verfolgung zu leiden. O wie. 
blind iſt die Welt worden!. O wann ſie es wuͤſte! u. daͤchte daran, was ihr 
über, dem Haupt ſchwebete, fie demuͤthigte ſich, und thaͤte im Sack u. in der 
Aſchen Buß; aber es iſt vor ihren Augen verborgen, dan die Beßheit, Suͤn⸗ 
de und Ungerechtigkeit hat dieſelbe verblendet, daß fie weder Gottes Barm— 
hertzigkeit noch fein heimliches Gericht erkenne. . 
x : . A : 7 £ * 
4. O Land! Land! wie willdes dir ergehen? O Chur⸗Pfals Chur⸗Pfalg! 
4 was haft du auf dir? wie vile Tage der gnaͤdigen Heimſuchung Gottes 
, haſt du uͤber dir laſſen vorbey gehen! Wie manchen Warheits⸗Zeugen Got⸗ 
„ tes haſt du mit Schmach und Quaal belegzt, und haft fie in ihrem Elend 
o wider dich ſeufzen gemacht. O wie will es dir ergehen auf den Tag! wann. 
„ GbOtt dich heimſuchen wird? Alsdann wird dein Frevel und Mutwillen 
, gerochen werden, den du begangen haſt an Gottes Auserwaͤhlten. Denn 
, du haſt nicht gedacht an die Zeit, darinnen du heimgeſucht wareſt / und 
, haſt dich geweydet zur Schlachtung aufe den Tag des grimmigen Zorns 
2. des allmaͤchtigen Gottes: und des Bluts der Armen und Senden fin Lan⸗ 
1 de iſt vil bey dir, darum wird ein unbarmherzig Gericht über dich ergehen, 
7 weil du keine Barmherkzigkeit an Ottes Anserwaͤhlten gethan; ſondern⸗ 
2 dieſelben verfolget und von dir gewieſen, darum find auch deiner Suͤnden 
5 ſo vil worden, daß fie durch die grole Menge wie bedeckt nd, daß du fie 
. nicht mehr ſehen kanſt, biß auf den Tag, den der Err beſttimet hat, da als 
=, dam alles Huͤllen wird weggethan werden. O! wie wirſen als dann jo: 
„ bloß da ſtehen, wann das Kleid der Schande und Sünden dich wird na⸗ 
„ ckend machen, und wirft offenbar ſeyn vor GOtt und ſemen Ausertoaͤhle 


ken, und den Engeln. Dann wirſen anfangen zu rufen, und ſagen: O! 


Ihe Wage fallet uͤber mich, und ihr Huͤgel bedecket mich vor dem Ange⸗ 
er b $ 2 8 N 5 R > ſiche 


LE 


* 


* N a 3 


85 Die IV. Theofophifche Epiſtel. 


uns 


e fiche deſſen, der auf dem Scuhl ſitzet, denn die Zeit ſeines Gerichts iſt 


En 
0 


„ kommen, und wer kan beſtehen? 

Wie es ſonſten um mich ſtehe, ſo kan einmal ſo vil berichten, daß ob 
es mich wol in Zeit von 27. Jahr, als nemlich von der Zelt der gnadigen 
Heimſuchung meines Gottes an, manchen ſchweren und blüt⸗ſauren Kampf 


gekoſtet, alſo daß mir freylich find der elenden Nächte vil worden, ſo reuet 


michs doch nicht, ſondern bin in Hoffnungs⸗ voller Zuverſicht, daß der Tag 

der Ein⸗Ernde Gottes wird allen Sehmertzen und Hertzeleid machen ver⸗ 
geſſen. O! wie klein und nidrig⸗geſinnet wird man endlich, wann man im 
Jeuer der Trübſal, und im Ofen des Elends wol gefeget iſt, und gewaſclen 


mit reinem Waſſer, und hell und weis gemacht im Blut des Lammes welches 


Sitten und Tritte man endlich lernet, alwo aller Lug und Betrug eudlich 


Verſchwinden muß. O! wie fallen endlich alle Sorgen und Bekuͤmmernuͤß 
diſes muͤhſeligen Lebens dahin: als nemlich, wann vergeſſen wire alle Luſt . 


des Lebens in diſer eitlen Welt, und man mit nichts anders umschet, als 


tinſtraͤflich vor Gott und dem Lamm erfunden zu werden. Dann gewiß | . 


iſts, daß weder Gemeines noch Unreines⸗noch etwas, das Graͤul thutaund 


Ligen, wird ins Reich der Himeln eingehen; ſondern nur die geſchrteben ſinde 
ins Buch des Lebens von Anfang der Welt: Und. fo lebe ich in der ſeligen⸗ 


Hoffnung, und warte meines Gottes in Gedult, biß die Ange Nacht der 
Trübſal wird vorüber ſehn. In Anſchung des Jammers, den wir hier leiden 
zind tragen ſamt der vilen Müh und Tages⸗Laſt, die ich ſchon getragen um 
des Zeuchnus GOttes. und Ffir Chriſti willen, fosfönte ich allerdings ſa⸗ 
gen: Ich kin alt und Lebens ſatt.s Wann ich aber anſche die vile Arbeit, die 
dem Weinberg JE Chriſti noch übrig iſt, fo noͤtiget mich die Abe meines 
Gottes zu wuͤnſchen, noch laͤuger in der Hütten zu ſeyn. Dauben liegen 
mir diſe beyde Staͤnde ſehr hart an, deñ daͤh eim zu ſeyn bey dem KErrn raͤre 
ja freylich ſicherer, als lange zu wohnen in diſer gegenwaͤrtigen argen und 


Höfen Welt: fo iſts doch noch zur Zeit beſſer in der Huͤtten zu ſeyn, dann 


es dinet mehr Frucht zu ſchaffen. 5 f 


8 


derſelbe nicht allein vor der 
en Goͤnnern unbekannt. Es iſt 
N TER 1) 


Welt verbortten; ſondern 


Angehend meinen Wandel, ſo ie 
auch vil 


. 


- 


© 


9 


2 
. 


8 


Die IV. Theoſophiſche SEpiſtel. ü 8 87 


— — — 


mir freylich Barmhertzigkeit wiederfahren: dan ich habe gefunden, woas ich fo. 
lange mit ſo viler Muh geſuchet habe. Ich habe endlich nach vilem Schmer⸗ 
za und Jammer rendigkeit in GOtt und Ruhe in meinem Gewiſſen ge⸗ 
funden z welches aber nicht eher erworben wird, als biß man genug gelitten, 
worzu eine unmeßliche Treu, als die ohne Falſch iſt noͤtig iſt, weil gar zu vile, 
ja faſt gantz unertraͤgliche Leidenſchaften uber einen verhaͤnget wer⸗ 
den. So lebe ich. nun in einer gantz unbetruglichen Hoffnung im Warten 
auf den Tag IEſu Christi, und befleiſige mich eines reinen unſtraͤfflichen 
Wandels vor GOtt und ſeinem Angeſicht, und dine Ihm ohne Unterlaß 
mit Gebaͤt und Flehen in ſeinem heiligen Tempel. Diſes iſts auch, was ich 
lange Jahr mit fo vil Fleiß und groſer Muh geſucht: diſes iſts, warum is 
mich der Luſt der eitlen Welt entzogen, und habe ein von derſelben fo vere 
worfenes und verachtetes Leben erwaͤhlet. Was ſonſten den gemeinen Lauf 
der heutigen Welt angehet beydes in dem ſo genanten geiſtlichen als welt⸗ 
lichen Stand, ſo iſt dieſelbe in allen Theilen fo verdorben, daß kein anderer 
Rath mehr uͤbrig iſt als die lezte Einernde in die große Kelter⸗Preſſe des 
Zorns GOttes. Wir unſern Theils haben auf die Zeichen der Zeit zu ſehen⸗ 
die uns IEſus Chriſtus als der Sohn Gottes zuvor geweiſaget hat, daß 
wir uns bereiten auf den Tag ſeiner Zukunfft, in welchem die Himmel von 
eier zergehen, und die Elementen vor Hitz zerſchmeltzen werden. Weswe⸗ 
gen wir ja freylich allen Fleiß anwenden ſolten, damit wir vor Ihm uube⸗ 
fleckt und lauter erfinden zverden. Neben dem fo bin ich ſehr getroſt, und 
laſſe meinen Fleiß zelten, um tichtig gemacht zu werden, vor Jym rein und 
lauter zu erſcheinen. Dan es fordert gar einen reinen Wandel / ehe 
und bevor man tichtig gemacht iſt / zum Anſchauen Gottes su 
kommen / wodurch Geiſt, Seel und Leib muß geheiliget werden. Da mife 
fer die Simten gereiniget ſeyn von alen inwendigen Zunetgungen der unor⸗ 
dentlichen Libe zu den Creaturen: die Glider muͤſſen ſich reintgen von allen 
unzlmlichen und unordentlichen Bewegungen. Da darf in keinem Ding 
mehr weder nach den Luͤſten, noch auch nach dem Gutduͤncken ſeiner Gedan⸗ 
cken gelebet werden: dann da muß alles Unnoͤtige dem Fleiſch und ſeinen 
Luͤſten entzogen werden. Da müſſſen alle zeit- verderbliche Gelegenheiten abge⸗ 
ſchnitten werden, als da ſind, alte und boͤſe Gewonheiten, die durch den lan⸗ 
gen Gebrauch gleich als zur zweyten Natur werden; da dann ſonderlich der. 
ö | ‘3 | Umgang 
. j = „ 7 4 


33 N Die Ev. Theofophifche piſtel. 


— 


Umgang mit weltlichen Menſchen zu meyden, ſintemalen fo wenig man Jeu⸗ 
er im Buſen tragen kan, ohne ſich daran zu verletzen, eben ſo wenig kan 
eine Gottlibende Seele mit welt⸗gefinten Menſchen umgehen, daß fie nicht bes 
flecket werde. Man ſoll nichts reden, als was nuͤtzlich zur Lehr, zur Straß 
und zur Beſſerung und da es Noth thut zum nuͤzlichen Gebrauch der Sa⸗ 
cher beydes nach dem Leib und nach dein Geiſt. Man ſoll weder eſſen noch 
trincken, ohne daß man GOtt mit reinem Hertzen und guten Gewiſſen davor 
dancken kan. Alles, was über den nötigen Gebrauch iſt, gereichet zur Suͤn⸗ 
de. Alles / was uns auf die Stunde des Todes oder den Tag 
des Gerichts gereuen moͤcht / ſoll man ungethan laſſen vorbey 
gehen / dann es ſtehet geſchrieben: daß die Menſchen muͤſſen Rechenſchaft 
geben auf den Tag des Gerichts von einem jeden unnützen Wort das fie ger 
redet haben. Man ſoll auch feine Augen abhalten, daß fie uns nicht zur 
Eitelkeit veranlaſſen, noch fie was Arges laſſen anſehen. Man ſoll feine Oh⸗ 

| ren zuſtopffen, daß fie weder Blutſchulden hören, noch durch andere unziem⸗ 
liche Dinge vereitelt werden. Man ſoll alle Sinnen, Rathſchlaͤge und Ger 
dancken ſeines Herzens bewahren, daß fie unſere Seele nicht machen von 
Ot als dem hoͤchſten Gut abirren. Man ſoll ſeine Fuͤſſe bewahren, daß 

00 : 43: 2 * 8 > € ; £ 
a fie uns nicht verleiten, auf dem Wege mit den Uebelthaͤtern ein gortlos dos 
ben zu führen. Und fo ſoll kurzum unſer ganzer Wandel in all unſerm Thun 
mit Gottſeligkeit aus gezieret ſeyn und ſoll nichts weder bey uns geſehen noch 
gehoret werden, gleich als ob wir nicht glaubten, daß wir auf den Tag des 


Gerichts von all unſerm Thun miſſen Rechenſchaft geben. 
8 3 2 1 2 o . 


1 = 1 © . 
Dann geddiß, fo bald die F. Pforten unferer aͤuſeren Sinnen, als da 
find: Hören; Sehen, Schmecken, Ruͤchen u. Fuͤhlen, der Weft und derer 


e 


. Zürlkeiten verſchloſſen u. verrügelt ſind, fo oͤffnen ſich die inwendige Pforten 
in der Schule des Heiligen Geiſtes zur Stadt des lebendigen Gottes. Dann 
daſelbſt bekommt man ein anders Sehoͤr / in welchem man vernehmen kan, 
was der Herr in einem redet; daſelbſt bekomt man ein anderes Geſicht, 
in welchem man einſehen lernet die Wunder Gottes in ſeinem Geſeß. Man 
bekommt auch einen andern Geſchmack als nemlich, wie man zuvor feine - 
Luſt gehabt, und feine Seele ergetzet, in eiteler Annehmung: o hat man nun 
fine zuſt an dem Wort des HSiren, koſtet und ſchmecket die Suͤſſigkeit Got⸗ 
| a 5 * {657 


8 


* 


a . 0 
* 2 ” 


a N rern o ae .% 5 
Die 1 V. Theofophifche Epiſtel-. 99 7 


nen 5 —— — — 
tes, und die Kraͤften der zukuͤnffeigen Welt. Der Geruch wird auch ver⸗ 
ändert, denn derſelbe gehet nur GOtt und feinem Gang nach, alſo daß vont 
allem, was nicht nach der Furcht des Hern ruͤchet, man folglich nicht fer, 
Das Gefuͤhl wird auch verändert: denn da leget man feine Haͤnde nun in die 
heilige Wunden⸗ Hole u. offene Seiten Ef Chriſti, u. nimt ſeine Er⸗ 
gezung und gastliche Lebens diſt daran. Bey dieſem Eingang durch dieſe 
fünf geiſtliche Pforten oͤffuet ſich der neue und lebendige Weg, alo man 
durch des Fleiſches Vorgehaͤg als die fuͤnf Pforten des Todes iſt hindurch ge⸗ 
drungen, und gehet fernerhin nicht mehr durch dieſelbe weder aus noch ein⸗ 
und nimt auch keine Bottſchaft von anderen an, was durch dieſelbe Thore 
gebracht wird. O! was vor Schaͤtze der Weisheit und Erkaͤntnus Gottes 
thun ſich alsdann bey ſolcher Entwehnung von der eitlen Luſt des Lebens 


hervor. 5 


..-® 


Gewiß iſt diſes der Weg der wahren Wiedergeburt, allo man gaͤun⸗ 
ſich erneuert und Goͤttlicher Natur theilhafftig wird, nach dem man geflohen 


die vergaͤngliche Luſt der Welt und alle Annehmlichkeiten diſes eitelen Lebens. 
Da finder man die rechte Streiter und geiſtliche Kaͤmpfer, die den Teufel ber 
ſieget, die Welt uͤberwunden, und ihr Fleiſch und Blut beſtriaten. Da finder 


man die rechtmaͤſige 16. geiſtliche Nazaræer, die fich aller Dinge enthalten ha⸗ 


ben. Da findet man, die nicht aufs ungewiſſe, ſondern aufs gewiſſe fechten. 
Da findet man die freyroillige Bekenner, und Lbhaber Gottes, die alles ums 
Himmelreichs willen verlaſſen haben. Da findet man die, welche das: Worte 
faſſen und verſtehen, weilen fie ſich um des Himmelreichs feilfen verſchnitten 


115 „„ 


haben. Ich ſchreibe, was ich gehoͤret, geſehen, und betaſtet hald, als vom. 


Wort des Lebens, welches von GOtt in uns geſaͤet iſt. Wir glauben und bes 


kennen einmal, daß ſich Chriſtus noch jetzt eine Kirche und Gemeine aus er⸗ 
kauft habe, die da ſieiſig ſey zu guten Wercken, und an einem reinen und un⸗ 


befleckten Wandel vor GOtt erfunden werde. Welche Gemeine, auf den Tag 
IEſu Chriſti, wenn die zwooͤlff Apoſtel des Ldamms werden auf zwoͤlff Stuͤlen 
ſitzen, u. die zwoͤlff Geſchlechte Iſrael richte, mit allen Heiligen wird gemeine 


Schafe haben, die in den Wegen und Fußſtapffen der Apoſteln des Samms gie 


wandelt haben; da dann freyfich in Anſehung der heutigen Welt von Lehrern 


do wol als von Zuhoͤran wenige gefunden werden, die man zu dieſer heiligen 


5 um 


* 
x 
* 


8 


* 


— 


3 Die IV. Theeſophiſche Spiſtel. 


- 5 * — 8 
und reinen Kirche zehleſi kan, dieweil gar wenige ein Apoſtoliſches und 


© 


ep" 


“ 8 
© 


masse 


von der Welt verworfenes Leben führen, Dann wo iſt wol ein ein⸗ 


ziger Prediger / der der dehre ISſu Chriſti und den Fuſtapffen der Aro⸗ 


ſteln nachwandele? Chriſtus ſpricht von ſich ſelbſt: Er habe nicht, da er ſein 


Haupt hinlege „ u. ſpricht die Armen um des Himmelreichs willen ſelig: und 
5 ge, 0 5 


ſoricht fo gleich das Weh über die aus, die hie voll find, mit der Bedrohung, 
daß ſte dorten werden Hunger leiden. u 3 


.. 


Wann wir auf die Apoſtel kommen, ſo bekennen fie von ſich ſelbſten, 


daß ſte ihre Zeit zubracht in vil Mangel, Armut und Ungemgch, und daß 


fie ein Spore und Schauſpiel der Welt, und JFeg⸗Opffer aller deute waren, 
und daß ſie in vil Wachen und Faſten, in vil Muͤh und Arbeit, in Hunger 


und Durſt gewandelt haben. End fo wir unſerer heutigen Prediger gantzen 


— 


Handel und Thun dargegen halten: fo finden wir nicht allein keine Gleichheſt, 


ſondern vilmehr das Widerſpil. Dan wo jene verachtet und verworfen wa⸗ 


ren von der Welt, fo find unfere Prediger geehret u. angeſehen vor allen ans 
dern: wo jene in Armut, in Mangel u. Truͤbſal einher gingen, fo gehen dieſe 


* 


in Herrlichkeit, Ehre, Wolluſt und Fuͤlle einher. Ja da iſt nichts zu geden⸗ 


cken, das weder der Apoſtel Schr noch Leben aͤhnlich waͤre. Was iſt es dann 


Wunder, daß die Welt ſo graͤulich worden, daß auch kein Rath mehr übrig, 
dann ihre Tröfter haben fie verfuͤhret, u. machen ſie irre gehen auf allen Stra⸗ 
fin und Gaſſen, damit fie die Thuͤre zu GOtt und den rechten Weg sum 
Baum des Lebens nicht finren. O Wehe des fündisen Volcks! des Volcks 
von groſen Miſſethaten, das den Herrn feinen GOte und den Brunnen des 
Heits als die lebendige Quelle verlaſſen. Wehe ihnen! dann wie will es ihnen 
gehen auf den Tag, wann GOtt ſie heuuſuchen wird. Dan be des ihre und 
threr Vaͤter Miſſetaten find zuſamen gebunden und werden behalten, weilen 
ihre Fuͤhrer das Blut des Bundes verworfen, und opfern unrein Brod auf 
dem Altar Gottes. Ol darum ziehet Saͤcke an / ihr Hirten und 
Wachter zu Sodom: ſchlafet nicht mehr auf Elffenbeinen Laͤ⸗ 
gern / und ruhet nicht d ſanft in eueren weichen Betten. Dann 


der Gerichts⸗Engel vom HeErrn HE ausgegangen / dir deinen 


baldigen Untergang anzukuͤndigen. Die from̃e u. gerechte Soͤh⸗ 


ne Abrahams haben vor dich gebetten / ob etwa zehen Gerechte 


— moͤgten 


* 


’ 


0 


© 0 
Die IV. Theofophiſche piſtels- 38 


moͤgten bey dir ſeyn; aber fie haben fie nicht funden Darum heis 
ſet der Gerichts⸗ Engel Lot eilen und nicht ſtille ſtehen in die⸗ 
fer gangen Gegend / damit er nicht umkomme in irgend dieſer 
Suͤnden und Miſſethaten einer; ſondern auf den Bergen der 
Goͤttlichen Zuflucht ſich errette. So gehen wir nun und folgen dem 
Rath des Engels, der uns heiſet ausgehen von Sodom Sgypten und 
Babel / damit wir nicht theilhafftig werden ihrer Suͤnden, noch empfahen 
etwas von ihren Plagen: denn ihre Suͤnden find in den Himmel geſtigen, 
und G Ott dencket an ihren Frevel, und wirds in ihren Buſen bezahlen. Dir 
kanſt alſo ſehen, mein liber Bruder! womit ich umgehe, und was ich treibe. 
Ich berichte dich, daß ich deiner ſtetig vor GOtt eingedenck bin, bin alſo 
min aufs neue dein Schuldiger worden. Solte es ſeyn, daß du im Stande 
waͤreſt es an zunehmen, ſo waͤre freylich nicht allein dir u. deinem Hauſe zu⸗ 


geneigt, um zu helfen deine Laſten zu tragen; ſondern bliebe um GOttes teile. 


len in allen Dingen zu deinem Heil auf den Wegen des Heils u. zu deinen 
Dinſten ergeben. Du fanft kaum glauben, wie mich dein Schreiben in 


Freudigkeit gegen G Ott und gegen dich geſetzet hat. Der HErr nehme uns 


ferner hin in feine heilige Obhut und Sorgfalt, und gebe, was noch fehler, 
und erſetze in geiſt⸗ und leiblichem unſeren Mangel. Es iſt nicht ohne, daß 
mir es nicht ſolte zu Herzen gehen, GOtt weiß es, daß ich habe mein na⸗ 
tuͤrliches Vaterland um Gott, des Himelreichs u. des Zeugnus willen, das 
ich hatte, verlaſſen muͤſſen, und habe muͤſſen in ein Land ziehen, deſſen Volcks 


Sprache ich nicht verſtund, und bin ein Fremdling worden in einem frem⸗ 


den Lande, welches mir freylich oftmal zu Hertzen gegangen, wann ich zu⸗ 


ruͤck gedacht an die Weiſen und Wege, die wir in unſerer Jugend erlernet 
haben, und wo alles hinfaͤhret, und daß ich, da mir durch die allerttefeſte Li 
be unſers Gottes ein Beſſeres im heiligen Schauen zu erkennen gegeben 
wurde, habe muͤſſen weichen in ein fremdes Land, ohn daß mir etwas übrig 
blib an dem Schaden zu arbeiten. War alſo eine abgefallene Beer, von dem 


Weinſtock zu Sodom, welche endlich von dem Vater der Barmßbernigkeit 
und von dem Ott alles Guten iſt aufgenommene, und zur Wein— 


Leſe des Wein ſtocks der Geimneinſchaft JEſu Chriſtt gebracht worden, alwo 
ſich meine wilde und herbe Bitterkeit des wilden Weinſtocks verkehren, und 


} MW 3 J liber 


in einen ſuͤſſen und angenehmen Geſchmack verwandelt worden, Nun, mein 


f fa 
0% 


> 


* Fe) ange * 
0 — 
N — 2 £ — hy . 9 8 j 
92 - „Die IV. Theofophifche Epiſtel. = 
. —— 2 — — - — mn 


liber Bruder, biſtu seien auch eine ſolche verlorne und abgefallene Beer, die 
durch das erbarmende Aug Gottes gefunden, und zur Gemeinſchaft der Gli⸗ 
der und Eil ernde des Weinſtocks JEſu Cyriſti gebracht if: fo its ja recht 
und gut, daß wir ins miteinander freuen, weil wir alſo folglich in eine 
neue Bruderſchaft als von den einigen und rechten Vater ausgeboren find, 
in welcher Kindſchaft rir das rechte Erbtheil der Heiligen im Licht mit in den 
10 17 e: ne 112 erla: gel werd 1 Pr Di e „ee 8 Sta 24 1 nor Gen tie 

ch eit Weiten 6 Sulgen Wer ei. Ure * es Ckbe Wir si der emelne 


der Erſtgebornen, derer Namen im Himmel angeſchrieben, kenunen. Sind 


a 


Haus, ſo haben wir freylich einen guten Wechſel getroffen, und das dos iſt 
uns gefallen auf das Löbliche, u. iſt uns ein gutes Erbtheil worden, u. werden“ 
ferner hin geſegnet ſeyn, und wird nicht auf uns geleget werden eine ander 
ines Hertzens Freude ſeyn in meinem Alter, und wer⸗ 
8 | 


wir alſo das Ueberölewſel ven unſcrer Ireundſchaft u. naturlichen Vaters 
| 


Laſt! Diß ſoll nun mei 
de meinem GOtt in Swigkeit davor dancken. 


— 


8 


Es hat nun demnach freylich mein viles und wichtiges Schreiben an 


dich etwas gewolt, ſolte diſes das Ende davon ſeyn, ſo wirſtu endlich nach 
7 ! 3 7 ! * 


langer u. vil Jaͤhricher Mühſeliskeit eingehen in die ewige Ruh, wohin ich 
mich auch ſehne von gantzem meinem Hertzen. Darum geieig wann die 
Hoffnunz z Gott und die dibe zu dem unſterblichen Leben mich nicht erhal⸗ 
ten haͤtte, fo haͤtte ich laͤngſtens vergehen muͤſſen in denen unbeſchreiblichen 
und kn aus forechltehen Leidenſchaften / die uͤber mich ergangen find, Dann 
man wird gar wunderlich herum geworfen, biß das verlorne Gute wiederum 
in uns offenbar wird. Es hat mich auch erfreuct ſolche Nachricht von deinen 
Sohn zu vernehmen; der HErr welle ihn ſegnen mit der Hülfe aus Zion, 


(N. 


Di — Nee „aer „ane 4 N an Nr“ De se b 
daß er das Gluͤck des neuere dernjaleins in der ewigen Welt mit genieſe. Dir 


haft noch nichts Sonderliches zu melden gehabt von deinen uͤbrigen Kindern, 


Villeicht leben fe nach der gemeine Weiſe der Menſchẽ, daß fie ihre Ernde mit 


dem groſen Haufen zu gewarten haben. Ich gedencke auch deines Ehe⸗ 
weibs, wovon du mir geſchriben, welcher anzurathen habe, GOtt, als das 


hoͤchſte Out, zu ſuchen, zu liben und zu begehren: dann das Weſen diſer ge⸗ 
genwwaͤrtigen Welt gehet vorbey, und wird zuletzt durchs Feuer gerichtet, und 
die ſolche lib haben, fahren mit dahin. Sonſten wuͤnſche deinem gantzen 
Hanf Heil und Segen aus GOtt und der Fuͤlle ſeiner Gnade, ſo 705 hr 5 
a 7 8 1 2 ege Ei, 


2 


. 


2 


* 


| Die IV. Theofophifche Epiſtel. 9 


nm ——— 


begehreſt. Was ich fernerhin zu ſagen habe aus dem Vermoͤgen, das GOtk 


darreichet, ſo bin zugeneigt ohne etwas ermangelen zu laſſen, doch werde dich 
kuͤnfftig! hin mit keinen andern kaͤſten beladen; ſondern wünſche dir eine ſelige 
Hinfart aus der Zeit in die Etrigkeit: ſolte Got aber noch weiter zu beydenz 
Theilen das Leben laͤngern, ſo wird auch gegeben werden zu thun ſo, wie es 


gut iſt. Ich bleibe eimal wie ich bin, nemlich dein Schuldner in GOte 


und feiner Abe. Was unſere N: N: angehet, fo wäre mir freylich lib ge 
weſen, etwas von ihnen zu verne hmen ; weilen aber vermutlich auf ihrer Set⸗ 
te kein Vermaͤgen mehr iſt ſich nach uns u unzuſehen, weilen fie gantz alleine, 
und keine Brüder mehr haben, fo muß es gehen wie es kan. Sey deinnach 


der ewigen be GOttes alles an! heim geſtellet, dieſelbe ſchaffe und gebe, was 


uns allen nuͤtlich und gut zu 1 5 Heil Amen. 


N 
1783 


deinem Schreiben an mich erg gangene en Anforderung derer gedachten Fre ae 
und Goͤnner, derer Namen ſich d darin fanden. Es iſt freylich ven nicht gerin⸗ 
ger Wichtigkeit, wann in diſen wolckigten und tr üben Zeiten und Tagen, da 


> 


Wolcken und Finſternus d das ganze Erdreich bedeckt haben, und die Varh eis 


auf den Gaſſen darnider gefallen, u. wer vom Bol weicht, jedermans 


Raub ſeyn muß, einem das Licht im Tuncklen aufgehet, wie ich verneh me, 


daß bey euch gechehen. Aber recht muß nan ſich verwundern. der entſerlichen 
Ä Verſtock: ung, Blindheit und Unwiſſenheit der Di zenſchen ins gemein. Was 
will nun vor ein Ende werden mit ſolchem unßüigen Verfahren en den 
fo genañten Geiſtlichen und Weltlichen Gbrigkeit / die beyde zuſam⸗ 
men blinder ſind an dem Guten ole als der gemeine Poͤbel. Sid ene 


Tr 5 


fie, die welt liche Obrigkeit, ſoſten € zottes Schaf Hunde fon tt, die genañ⸗ 


te Gaiſcliche aber als d ie Hirten, die der Schafe pfleg gen, vor in Ne en hergel he sie 
und fie weyden mit Lehr te und Weißheit, auch mit Unterelcht ven gottfeli 
gen Wandel: und die Hunde fe ten die Huͤter ſeyn, daß die S Schafe geſi⸗ 
chert wären vor dem hoͤlliſchen Wolfe. So aber ſind ſie das Gegenrhell, it, 
warten nicht allein der Schafe nicht, wie es doch ſcyn ſolte, ſendern, verbitt⸗ 
ren ihnen die Weyde, und wehren ihnen die Traͤncke, und rauben ihnen die 
Wolle, und nehmen ihnen die Haut, und zertrett an ſte unter ihre BUN 


8 wehe! ſolcher Hirten und Hunde! wie will es ihnen gehen ai if den Tag 


e x M 2 2 wenn 


I kan zuletzt nicht umhin, auch etwas Meldung zu thun, von der in 


& 


* 


Be Die IV. Theoſophiſche Epiſtel. 


wenn GOtt die Seelen richten wird / wie will es ihnen gehen auf den Tag? 

® wenn. G Ott wird Rechenſchaft von ihnen fordern, wie fir Haus gehalten auf 
dem Erdboden. Unterdeſſen muß ſich GOtt feiner Heerde und feiner Wende 
ſelbſt annehmen, und wird ſie ſoichen untreuen Hirten und Hunden aus den 
Haͤnden und Maul reifen, und wird feine Schafe ſelbſt weyden, und wird 

fie auf die beſte Weyde führen, daß fie nicht werden Mangel leiden, und 
wird ſie traͤncken mit reinen Waſſern, und wird fie unter den rechten Ertz⸗ 
Hirten bringen, der ihrer in Treue pflegen wird, der liber ſtirbet, ehe er ſei⸗ 

nen Schafen laͤſſet feid anthun. Der wird das Schwäche heilen / und 

das Verwundete verbinden / und des Krancken warten / und dem 
CTroſtloſen zurecht helfen. Er wird die muͤden Seelen erqui⸗ 
cken und den Armen helfen. 4 


0 


O! Darum, ihr meine liben Seelen! freuet euch mit mir in der Hoff- 
nung unſers Gottes! dann Er wird euch geben, was euch nutz und gut iſt 
zu eurem Heil. Er wird euch bringen unter den ſanften Hirten⸗Stab Zr, 
Libet ihn nur von gantzem Herzen, und erſchrecket nicht vor dem Dranen der 
„ SGotiloſen, dann wie das Graß werden ſie vergehen. Es hat allezeit fo ge⸗ 
gangen von Anfang der Welt bißher, dann das unſchuldige Blut Abels 
ſchreyet von Anfang bis ans Ende der Welt. Und ſo muß das arme un⸗ 
ſchuldige damm Zus leiden in feinen Glidern biß aus Ende. Iſt euch nun 
die Gute Gottes begegnet auf eurem Wege, und iſt euch Heil wieder fahren 
zu einan ſeligen Andencken Gottes und ſeiner Libe, fo weicher ja nicht mehr 
von demſelben. Gedencket' daran, was geſchrieben ſtehet: daß an denen, die 
da weichen, Ott keinen Gefallen hab. Nehmet auf euch die Schmach Chriſti, 
und trettet mit vors Lager hinaus, und helfft Ihm dieſelbige nachtragen ohne 
Scham und Schande, und ſchaͤmet euch ja des Evangelti und ſeiner Worte 
nicht, noch des Namens von der wahren Froͤmigkeit. Gedencket daran, daß 
geſchrieben ſtehet: wer mich bekennet vor den Menſchen / den. wil! 
ich auch bekennen vor meinem himmliſchen Vater; wer mich 
aber verleugnet vor den Menſchen / den will ich auch verleug⸗ 
nen vor meinem himmliſchen Vater. Wiederum: Wer ſich mein 
und meiner Worte ſchaͤmen wird / des wird ſich auch des Lienz 
ſchen Sohn ſchoͤmen / wann ver kon wird zu ſeiner herrlichkeit. 
Ne: . 8 TOR Sehst 


| Die Iv. Theoſophiſche Epiſtel. . 97 


—— — nn a 


Sehet auf die Exempel aller Heiligen, die ehmals gelebt haben, ob ein 
einiger geweſen, den die Welt hat dulten koͤnen. Abraham Iſaac az 
cob David der fromme Lot und alle Heiligen Profeten und Apoſtel ſind 

von der Welt verworfen worden, ſo koͤnte ich ſelbſt, wenn es erlaubet waͤre⸗ 
ein groſes Klag⸗ Lid ſchreiben, welche Verfolgungen ich um der ſeligen Hoff⸗ 
nung willen ſchon erlitten, u. wie ich ohngefchr vor 25. Jahren habe mein 
irrdiſches Vaterland muſſen verlaſſen, und in ein ander Land zihen, u. hatte 
unter waͤrender Zeit vile und mancherley Verſuchungen, biß zuletzt auch eine 
Theurung in daſſelbe Sand kam, nicht nach Brod; ſondern nach dem Wort 
des HErrn. Wolte alſo nicht laͤnger wohnen in Gemeinſchaft mit den Uebel⸗ 
thaͤtern um treulos wider meinen Gott zu handeln: nahm mir des wegen 
vor, nach dem Untergang der Sonnen zu reifen, weilen die Sonne in un⸗ 
ſern Mittag und Mitternachts⸗Laͤndern ſchine unter gegangen zu 
ſeyn. Und ſo iſt freylich in diſen Abend⸗Laͤndern neben der ſchoͤ⸗ 
nen Abendroͤrhe / die uns den frohen Morgen anzeiget / ein ſchoͤ⸗ 
nes Licht aufgegangen von der Hoffnung Zions / und dem 
SGluͤck Jeruſalems. Alſo daß / wie ſich die Sonne oder das 
Licht Gottes von Anfang der Welt gegen dem Aufgang den 
heiligen Vätern gezeiget / weil fie in denen Dertern des Auf⸗ 
gangs der Sonnen gewohnet: ſo ſcheinet es nun an dem Ende 
der Welt in diſen Aoend⸗Laͤndern bey dem Untergang den 
Sonnen. a - | 


Nun aber wieder auf meinen Zweck zu kommen: damals, als ich mu⸗ 

ſte mein Vaterland verlaſſen, wurde ich aufs Feld hinaus geworfen, und 
mußte da in meinem Blut liegen, und Niemand bejammerte mich, nochz 
zahm ſuh meiner an. Dieſer mein Jammer worinnen ech damals war, 
gehet mir noch biß zur Stund fo zu Hertzen, daß ich kaum ohne. Wehehunn 
daran gedencken kan. Ich gedachte dann, mein natuͤrliches Heimat und 
Mutter⸗Stadt ſolte mich troͤſten, und reißte dahin; fo bald fie aber gewahr 
wurden eines Lichts, welches Einigen zum Troſt in die Augen leuchtete: 
wurde fo gleich der Neid in den Wercken der Finſternus, die durch das.“ 
Licht beſtraft wurden, dagegen erreget. So hieß es dann: diß iſt ein verjag⸗ 
tes Reh, es iſt jz da und da auch verjagt worden; laſſen wir es bey uns 

5 ö 8 M 3 eimniſten, 


> 


* 


Die IV. Theofophifche Sepiſtel. 


36 | 


einnisten, fo möchte es Jungen hecken, die moͤchten dann einen Sprung 
unter die Woͤlfe thun, und ie zuſcheuchen. Mußte alſo wiederum hinweg 


wandern ohne einigen Verzug. In ſolchem Sammer: brachte ich etliche 


Jahr zu, meine kindiſche Vernunft weynete oft bitterlich, dann ich verſtund 


das Geheimnus des Creutzes Chriſti noch nicht. Ich meynte, es mie 
ſten alle Menſchen Jah darzu ſagen, wann. man ſich auf den Weg der 
Frommen gedachte zu begeben: biß ich endlich erfahren lernte, daß wir durch 
vil Trübſal muͤſſen in das Reich der Himmeln eiligehen, und daß alle, die 
Da goteſelig leben wollen in Chriſto IT ſu, muͤſſen Verfolgung leiden. 
Endlich ergab ich mich drein, weil ich ſahe, daß ich es verdorben hatte bey 
der Welt, und nahm mein Creutz auf mich. Zu ihr und ihren boͤſen 
Wercken konte ich mich nicht mehr wenden, denn es mir gar ſauer worden 
in meinem Gewiſſen, biß ich ihrer und ihrer boͤſen Wercken. entlediget 


ward. 


Dieſes habe ich euch wollen erzaͤhlen, daß ihr an mir und allen Heiligen 


lernet, was uns zu begegnen hat auf dem weg zu GOtt, und daß, wer der 


Welt Freund ſeyn will, Gottes Feind, und wer der Welt Feind iſt Gottes 


Freund ſey. Iſt nun euch, meine be und werthe Freunde, Gnade und 


Darmbersigkeie wiederfahren, daß ihr euch der wahren Froͤmmigkeit und 
Gottſelgkeit befleiſiget, fo ſehet dann fleiſig auf die Exempel der Heiligen Al⸗ 
ten, und mit einem ſteifen Ange des Glaubens mehr auf das Unſichbare 
als auf das Sichbare, damit euch nicht verleite, was Sichbar oder auf 
Erden iſt. Und ſehet fleiſeg auf das Ende und Ausgang aller Dingen, bey⸗ 
des der frommen und gottſelichen Seelen, und danß auch auf das Ende 
und Ausgang derer, die nach dem Lauf dieſer Welt gelebet haben, und be⸗ 
deucket, mit welchen ahr es in der zukuͤnſſtigen Welt theilen woltet Feder ihren 


Lohn helſſen empfahen. Jene oben beſchriebene leuchten aujetzt als Sonnen 


oder hellbrennende Facklen im Reich Gottes, und die, fo fig beleidiget haben, 
werden gepeiniget. Dis bedencket, und laſſets euch ſtets zu Hertzen gehen. 


Wann euch die Gottloſen verbieten zu baͤten und zu fingen, fo ſprecht: tir 
konnen es ja nicht laſſen, dann die Abe Chriſti dringt uns alſo zu thun, fo 


muͤſſen wir Ihm ja mehr gehorchen dann den Menſchen. Gedencket wie 


Daniel in der Gefangenſchaft zu Babel ſich gehalten, da auch ein ſo'ſtreng 


Berbott von der Heidniſchen Obrigkeit gegeben war, den GOtt des Himels 
. . 5 3 * niche 


no 


PT 


nicht auzubaͤten: und wie Daniel ſolches Gebott gebrochen, und oͤffent⸗ 


> 9 0 PP Gert 2 „ 1 * 5 
RE Die IV, Theoſophiſche Kprfiel. 9 


— — — 


lich des Tages dren mal zu ſeinem GOtt gebaͤtet, und G Ott hat ihn erloͤſet 
von der Loͤwen Rachen, und ſeine drey Geſellen von den Flauunen des Feuers. 


O! So ſeyd dann mit mir und allen Heiligen dem groſen GOet des 
Himmels getreu, und furchtet euch nicht vor denen die den Leib toͤdten und 
hernach nichts mehr thun koͤnen z fürchtet euch aber vor dem, der wañ er getoͤt⸗ 
det hat, Macht hat zu werfen in die Hölle, ja ich ſage euch, vor dem fürchte? 


euch. Ich will nun ſchlieſen, und euch GOtt und dem Wort feiner Gnaden 


anbefehlen. GOtt, der da reich iſt von Gnade und Varmghertzigkeit, der da 
mehr thun kan, als wir wiſſen oder verſtehen koͤnnen, der ſchencke euch den“ 
Geiſt der Weißheit, des Raths und Verſtaͤndnis reichlich, um zu erkennen 
Ihn und den Rath ſeines Willens und die Kraft ſeiner Libe, und zuletzt 
den Eifer an feine Feindẽ. Zuletzt muß noch diſes melde: habt nicht lib die Welt 


noch was in der Wele iſt, die Fleiſches⸗Luſt Augen⸗Luſt und Hochpracht 


des Lebens, dann die Wält vergehet mit ihrer Luſt; wer aber den Willen 
Gottes thut, bleibet in Ewigkeit. Nun Gott dem erolgen Koͤnig, dem GOtt, 
der allein weiſe iſt, der da wohnetein einem Licht, da Niemand hinzu komen 


kan, ſey allein alle Chr, Gewalt, Macht und Herrſchaft und ewiges 
Reich. Er mache uns fertig, zu treiben ſein Werck, um zu thun, was vor 


Schr gefällig Amen. Baͤtet für mich und alle Heiligen, auf daß unſer Zu⸗ 
nehmen und Fortkommen im HErrn gewiß ſey. Meinen Gruß mit meine 
Hand, ich wuͤnſche, daß der Gefangenen im HErrn moͤchten vil ſeyn; doch. . 
wolle der HErr denſelben, wovon mir gemeldet iſt, mit innerlicher Geiſtes 

und Glaubens-Kraft zur Beharrung ausruͤſten, damit Gott une der Vas 
ter unſers Hrn IEſu Ehriſti verherrlichet werde in Zeit und Ewigkeit Ame. 


0 
0 


E — 


- . ki 8 = — 
* 5 5 
8 Die v. Theoföphifche LEpiſtel. 
» 5 e 7 x ! # > F 22 rn 
Were Die V. Theofophifche Epiſtel. 


Die hochtheure Pforte der Myſtiſchen und tief verborgenen Ruhe 
in Sott: eroͤffnet durch die Zerbrechung des Selb⸗ Willens 
am Creutz / darinnen die Gemeinſchaft mit dem hoͤchſten 

Gut als in der Nackendheit und Ent oloͤſung von Na⸗ 
„ tur und Creatur wieder gefunden wird. Nebſt ei⸗ 
ner Prophetiſchen Exweckungs⸗Stimme &c. Ge⸗ 


ö ſchrieden nach Baflel an Freunde der War: 
heit den sten Monat im Jahr 1733. i 
= 5 i 
20% Gott und dem Lamm die Ehr. x 


FR SU auf ihr Trunckene! Wachet auf ihr Schlafende! Wachet auf 
o 2 = 


ihr Sichere! hebet eure Haͤupter auf ihr Kinder Gottes! Sehet! 
dann eiter Heil komme Der Tag nahet ſich, und das Ende eilet herbey. 
»Die Trauben find reiff, und die Ernde der Erden iſt dürre worden. Die 
„Zeit eilet zum Ende, daß fie veraͤndert werde in die alte Stille. Wer klug 
iſt, mercket darauf, und, wer wachend iſt, der kan ſehen das Licht aufge⸗ 
hen in der Finſternus. Dann die Waͤchter jeruſalems ſchweigen nicht, 
e und, die auf ihren Mauren wohnen, find giche ſtille, damit fie anzeigen, 
Has on dem Rath des Hoͤchſten beſchloſſen. Dann Er wird nicht lange 
fuhr hadern, und nicht lange mehr rechten mit den Menſchen⸗Kindern. 
Es wird richten und ſtrafen mit Gerechtigkeit, und wird den Elenden bald 
zum Recht⸗helffen. Er wird ſeine Gefangene erloͤſen, und den Bedraͤng⸗ 
ten aushelfen. Alia iſt gefallen / und feine Leuchte iſt verloſchen. 


Europa iſt die Sonne untergangen am hellen Mittag. America 


ſiehet eine Lilie Bluͤhen. Ihr Geruch wird unter die Heiden 
erſchallen. Abend und Morgen wird wieder einen Tag ma⸗ 
chen. Genes L Das Licht gegen dem Abend wird einen Schein 
ſetzen gegen dem Morgen / und der letzt- verheiſſene Abend⸗ 


Regen wird dem Morgen zu Hüͤͤlf kommen / und wird das 
Eude wieder in feinen Anfang bringen. Dann wird Jacob 
froͤlich ſeyn / und Iſrael ſich freuen. Aber 


i : “ 


© 
N 


* 


8 


0 * 


> —— ——— 2 — . —E[¹l—-8———— 
s 2 0 
2 “> = 4 c 


D 


Die v. Theoſophiſche Epiſtel. „„ 


T — 

Aber ich muß mich noch zuvor mit einer Taufe taufen laſſen: ſagt 
Chriſtus, und wie iſt mir fo bange, biß fie vollendet. Die Angſt offen⸗ 
* barek uns, was wir zuvor nicht erkanten: alsdann erfahren wir, daß 
> Gbdtt Abe iſt, und erweiſet feine Guͤte gegen uns, indem er Suͤnde ver⸗ 
gibt, und offenbaret uns IEſum Chriſtum am Creutz, der den Zorn ge⸗ 
„ buſet, und die Nache verſöhnet. O ein treuer Hoher-Priſter, der nicht 
>’ truͤgen kan! Dann er opfert nicht fremdes Blut, ſondern ſich ſelbſt. 
»Er gibt weder Ochſen noch Laͤnnner noch Boͤcke vor uns zum Pfand, ſon⸗ 
dern ſich ſelbſt. Aus Ihm und durch Ihn und in Ihm iſt alles zu ſam⸗ 
„men gefaßt, beydes die Thronen und die Herrſchaften und Gewalten in 
„ dieſer und der zukünftigen Welt. Darum gebühret Ihm auch die Ehr 
und die Macht und die Herrlichkeit jezt und zu ewigen Zeiten Amen. 


Geliebte Schwerer in dem HErrn! 


n Hertz iſt offen gegen dich, und wuͤnſche dir den Geiſt der Gnade 
2% \ und vollen Gottese &ibe in dein Hertz, damit du eine ſolche werdeſt, 
die da habe ein gut Zeugnus, und mit dem Zeugnus einen neuen Namen 
welchen Niemand kennet, denn der ihn empfaͤhet. Der Herr wolle dich 
fegnen und mwendig reich machen: ja der HErr wolle fein heiliges Heuer 
in dir anzuͤnden, und deinen Altar erfuͤllen mit liölichem Rauchwerck, daun 
deine Opfer und Brandopfer angenehm werden in ſeinem Heiligthum. Haſt 
du dich nun Gott und ſeiner Heiligen Fuͤhrung übergeben, fo habe Achtung 
auf die Fußſtapfen deines Geſalbten. Laß nichts in dir herrſchen, das von a 
auſen einen boͤſen Schein giebt, und laß nichts in deinem Thun geſchen wer⸗ 
der, was dir an einem andern mißfaͤllt. Bringe keine Wercke GOtt zum 
Opfer auf ſeinen H. Altar ohne die durch Leiden und Angſt im Feu⸗ 
er und Waſſer erbohren, ſonſt vergehen fie mit der Zeit, und du haft 


nichts in der Noth. In allen deinen Ulebungen laß eine heilige Sümpel— 


heit herrſchen, und eine Goͤttliche Unwiſſenheit, ſonſten werden ſie leicht 
durch unsere eigene Gedancken oder durch Hoffart befleckt. Laß mimmermehr 
aus der Acht dein natuͤrliches Herkommen, und dein Wieder: hinkommen 
zu GOtt. Wilt du Goͤrtliche Wercke wircken, fo mache den Anfang, wann 
du zum groͤſten Suͤnder worden biſt, und du ſelbſt nichts mehr thun kanſt, 


dann GDE iſt in den Schwachen mächtig, In keinem Ding folge deinen 
| eigenen 


> © © Br ee SEE Rn ro 
* 
— 
6 g i Die v. Thesſobkilche 2 kel 5 0 
100 Die . Theofophilche pur, 


wir — a nn 


an 


eigenen Gedaucken, und ob fie auch ſchon Gutes wahlen, 


du nicht deine Ehre den Geringeren, u. deine Macht den Grauſamen gabeſt. 
Im nidrigen Stand ſey großmütig, u. wann dirs wohl gehet, fo laß die Li⸗ 
be herrſchen, fo bletbeſt du klein und gering in deinen eigenen Augen. Alle 
deine Wercke, die ſich in GOtt endigen ſollen, die mußt du anfangen, wañ 
du aufhört, Sey nimer inuͤßtg; ſondern arbeite etwas: dann ein jedes 
Ding bringst dich zu feinem Ende und Ausgang, es ſey darnach das Leben 
oder der Tod. Fliehe den Uingang der Menſchen, die das hoͤchſte Gut nicht 
zu ihrem Zweck und Zil haben, du moͤchteſt ſonſt mit ihnen zu ihrem Zweck 


und Zil kommen. Sey in allem deinem Wercke froͤſich, und habe eine ſe⸗ 


lige Hoffnung auf das zukunftige Gluck. In allem, was dir vorkommt, 
ſehe darauf, daß du etwas von der heiligen und goͤttlichen FZuͤhrung darin⸗ 


nen gewahr werdeſt, und alſo koͤnneſt einen Nuten daraus ziehen zu deinem 


Heil, fo kanſt du danckbar in allen. Dingen ſeyn. Habe allezeit ein lan⸗ 
teres und aufrichtiges Auge zu deinem Nächſten, und hoffe das Beſte von 
ihm: dann es ſchadet dir nichts, wann es ſchon nicht fo iſt; wann du aber 
VBoͤſes von ihm denckeſt, das ſchadet dir: Dañ die Libe dencket nichts 
topfet ihre Ohren zu / daß ſie nicht Blutſchulden hoͤre. Har 
be die Welt nicht lib, dann fir kan dir nicht lohnen, daß du fact werdeſt. 
Der Rath Gottes bleibet einmal feſt: wer den Willen Gottes thut, der blei⸗ 
bet in Ewigkeit. s i a ' 


= 


Wir muͤſſen keinen Willen haben, als den Sreyen/ den GOtt gege⸗ 


ten, ehe die Stunde in der Welt war: waͤre der Menſch in demſelben geblie⸗ 
ben, ſo waͤre nie etwas Boͤſes offenbar worden, und waͤre alſo keine Suͤnde 


in der Welt. Dann fo bald der Menſch den freyen Willen verließ / 
und ging in die eigene Wahl / ſo fiel er von dem groſen All in die Schied⸗ 
lichkeit / von der Einheit in die Vilheit / und aus der Vilheit in die 


Mannigfaltigkeit ſeines Willens, woraus endlich der verbotene Baum 
wuchs, wo von es heiſſet: du ſolt nicht davon eſſen. Wir ſehen alſo, 


waß alles Uebel, das in der Welt iſt, aus den von Sit abgewandten 785 
kit GR en 


* 


dann ſte betruͤgen 

dich. Hoffe nicht, was du ſehen kauſt, u. ſolte es das ewige deben ſeyn, dann 
7 f 1 2 3 7 7 OL 8 5 * 5 Er u 0 2 

alles Sichtbare iſt eitel. Libe niches, es ſey dann groͤſer als du, damit 


Arges / und halt die Jugen ab daß fie nichts Boͤſes ſehe / u. 


„ 


Die v. Theofophifche Epiſtel. 10. 
— — — DER | 


h — es 3 ; 8 7 
len herkommt, und weil ſich der eigene Wille in der eigenen Luſt erbohren, 


(welches auch nicht ſeyn ſolte, dann der Menſch ſolte ſeine uf in GOtt ha⸗ 


ben:) fo iſts geſchehen, daß dieſelbe eigene Luſt in dem boͤſen 
Willen fo vil und mancherlez boͤſe Luſte erbohren hat in dem Leben der Eitel⸗ 
keit, daß fie nicht zu zahlen ſind. Und aus denſelbigen boͤſen Lüften komme 
alle Ungerechtigkeit in die Welt, alſo daß man einander 
haſſet, neidet, ſchmaͤhet, ſchaͤndet, hadert, zancket/ raufet, ſchlaͤget, und 
der gleichen. Und weil der Menſch das einige Geſetz verlaſſen, und gegeſ⸗ 
ſen von dem Baum der eignen Luſt, und darinnen fo ſehr ſich vervilfaͤltigt, 
daß er nichts mehr von dem Geſecz geber weiß oder verſtehet: fo muſte herz 
nach das Geſetz ſich auch vermañigfaltigen, u. die Vilheit der Suͤnden offen⸗ 
baren, damit der Menſch ſehe, was aus ihm worden iſt, und alſo an 
der Suͤnde: (die durch das Geſetz maͤchtig wird:) Urſach nehme, ſich woie⸗ 
der zu ſeinem Urſprung zu wenden, um die Ruhe und den Friden 
in ſuchen und zu finden. Gereiß iſts, wann der Menſch die Vilſheit und 
Mannigfaltigkeit der Verbildungen in der aͤuſern Welt nicht verläßt, kan er 
unmöglich den Weg des Fridens und der Ruhe finden. Dann in allem, 
was der Menſch auch waͤhlet oder meynet, wañ der Wille nicht geſchieden iſt 
von der Vilfaͤltigkeit der Creaturen, ſo erreicht er GOtt nicht. Dann GOtt 
hat einen freyen Willen gegeben, kan alfo den gefangenen von den Creaturen 
und der Mannigfaltigkeit der Dingen dieſes Lebens nicht ohne Zerbrechung in 
ſich einnehmen. Daher kommts, daß fo wenig GOtt⸗ſuchende Seelen er⸗ 
langen, was fie vermeynen, zu malen dieweil der Wille nicht geſchieden IM 
von der Selbhelt und eigenen Annehmen des Lebens, das ſich durch die 
Suͤnde in eigener Luſt erboren hat. Dann ſolte uns GOtt wol koͤnnen ver⸗ 
ſagen „was Er ſelbſt fo theuer verheiſſen hat, das dencke ich nicht, dann Chri⸗ 
ſtus ſpricht: ſuchet / ſo werdet ihr finden: klopfet an / fo wird euch 
auf gethan. Ferner: bittet ſo wird euch gegeben / dañ wer da biez 
ket / der empfaͤhet / und wer da anklopfet / dem wird aufget han. 

Wie kan es anders ſeyn? dann man findet ja Seelen, die wol F. biß 
10. 15. 20. biß 30. Jahr in dem Ruf Gottes getoandelt, und ſeynd noch 
zu keiner weſentlichen Ueberwindung sekommen, daß fie GOtt preiſen koͤn⸗ 
ten heydes nach ſeiner Gerecht telt 1 — Barmhertigkelt. Andere kehren wie⸗ 

5 N 2 der 


— 
. . 


2 iR 7 2 8 en ae 2 
0 0 5 
162 25 Die: V. Theolophiſche Eplſtel. 


der zuruͤck nach gypten und Sodom / und bleiben in der Luſt des Lebens 
zan der aͤuſern Welt hangen: und well ſich GOtt nicht in ihre ungeſtorbene 
und ungeſchtedene Eigenſchaft will mittheilen, fo laſſen ſie den Bund fah⸗ 
ren, und ſprechen: es iſt kein GOtt. Es iſt alles nichts. Ich bin lang ge⸗ 
loffen, und habe lang geſucht. Wann was zu erlangen ware, fo hätte ichs 
vor vilen andern &. Der Menſch moͤgte wol gern haben, was verheiſſen, 
iſt, wañ es GOtt ihin gäbe in feine von Ihm abgefallene Menſchheit, daß 
eres in eigener Luſt brauchen koͤnte; aber das kau nicht ſeyn, dann ſonſt waͤ⸗ 
re der letzte Betrug Ärger als der erſte, und der Menſch wiirde daruͤber zum : 
Teufel werden, und alles Gute in die Selbheit oder Beſpiegelung und ho 
hes Auffliegen verwandeln. Aber das komint alles daher, dieweil man nicht 
geſchieden iſt von der Selbheit des eigenen Willens, welcher noch in der Luſt 
der Natur und Creatur gefangen ligt. Dann das Creutz IEſn Chriſti iſt 
gar ein geheimes u. verſiegeltes Buch mit ſieben Siegeln, welche erſt 
b gaooͤffnet werden, nach dem Chriſtus von den Tedten auferſtanden iſt. Aber; 
ſo weit laͤßt es der Menſch nicht kommen, dann wann er durch die Haltung 
der Gebotte Gottes nichts erwerben kan (dann er will fein eigen Recht ha⸗ 
ben) fo gehets, wie beym reichen Jüngling: man gehet traurig wieder zu⸗ 
ruͤck ins Irrdiſche, und bleibet an dem Welt-Geiſt hangen. r 
8 a — * 


: Alſo muß Chriſtus mit feiner beilsßnesr und geſundmachen⸗ 
den Lchre (von der Verleugnung aller Dinge J zwiſchen zwey Uebel⸗ 
thaͤter ans Creutz; welches dieſe Feder biß in die 18. Jahr tapfer erfah⸗ 
ren hat und ſonderlich hier in dieſen Landen. Was vor Schmach und Gr . 
ſterung, Neid und Verfolgung ich um dieſer heilſamen und geſundm. z⸗ 
chendeg Lehre willen von fromen und unfrommen Menſchen hab erleiden 
muſſen, kan die Feder nicht beſchreiben. Unterdeſſen aber wuchs mein edles 
SGewaͤchs der neuen Menſchheit auf unter vilem Donner und 
Blitz und mancherley durch dringenden Feuers⸗Proben zur vol⸗ 
len und Goͤttlichen Groͤße / alſo daß ich getroſt ſagen kan: wer iſt, der 
mich ſcheiden kan von der Abe meines Gottes? es ſey Truͤbſal, oder Angſt, 
oder Hitz, oder Bloͤſe, oder Hunger, oder Durſt; dann um ſeinetwillen wer⸗ 
den wir getoͤdtet den ganzen Tag, wir find geachtet als Schlacht⸗Schafe &c. 
Doch ſiegen wir durch des Lammes Blut; denn wenn unſere Thuͤren und 
Bi: 5 WAR „„ Pfoſten 


82 ) . 3 
* ; 5 


2 2 a 
9 
Die V. Theoſopliſche Epiſtel. | 105 
PFF r „ 
Pfoſten mit deinſelbigen gezelchelet nd 12 muß der Ducger vorbey gegen: W 
wann der Seelen angſt und bange wird, End ſie nch voc fi 


ſo tritt der Engel des Bundes ihr zur Seiten, und ſtarelet 
den Engel des Sorns ab, daß er ihr Haus nicht treffe. 
Daß Chriſtus ſein Blut vergoſſen, und als ein trener Heher⸗Priſter 
ſelbſt zu einem Opfer worden, das uns vor Gott verſoͤhnet, weiß jederman; 
daß er aber ſein weſentliches Priſter⸗Amt verwalten kan, dahin laſſens wenige 


men, Dann man behilfft ſich liber mit falſchem Troſt von der eingeſoffe⸗ 
on 7 1 * N i 1 en 2 , we 1 
nen Milch der Huren zu Babel / da man Cyriſtem zu einem Sunden⸗ 


Diner macht; aber wo er ein Suͤnden⸗Tilger heiſſet, da will man nicht 
gibt er vor fein deben. Aber, wann das Waſſer biß an die Seele gehet / daß 


Sonne am Mittag umtergehet, alſo daß man fein Leben kaum zur Helfte ge 
bracht, und ſoll doch ſterben, als zur Zeit, wann kein Erretter da iſt, und 
der Richter vor der Thuͤr iſt, und das eigene Gewiſſen dem Urtheil des. Rich⸗ 
Br ) und t 85 i 5 

ters muß Recht geben, wann daſſelbe den Tod trohet, wegen des Uebertre⸗ 
2 Fe . 7 * 5 fi 8 ; £ / 8 - 

tens n. Abweichens von dem Bund des Allerhoͤchſten, alſo daß man ſich fiber 
- 5 ers eg 5 a. 2 8 AR > 
deſſen allen ſchuldia findet, worüber man angeklsget iſt, und doch nichts zu 
bezahlen hat &c. Da da ſuchet man Chriſtum als ſeinen Heiland. und Goel: 


da kan Chriſtus mit ſeinem Mittler-Amt und Loß⸗Geld beykommen, wan 


Er mit und vör die gepreßte Seele in die Angſt wit, und fuͤhret den ſchweren 
Streit aus, daß der Anklage gewehret, die Suͤnde abgethanz die Hand⸗ 
ſchrifft ausgetilget, der Name eingeſchrieben in das Stadt⸗Buch des neuen 
Jeruſalems / u. verſtegelt wird mit dem H. Exit, der kan mit neuen Zungen 
reden, und die Wunder und groß Thaten Gottes aus breiten &ce: 


6 


5 Auſſer dieſem Proceſs iſt alles Fabel und Babel / was man von 
Chriſto waͤhnet und traͤumet: dann da wird der Glaube in GOtt durch Chri⸗ 
ſtum geſaͤet, und geboren: da werden unmoͤgliche Dinge moͤglich gemacht, 
und die herrliche Thaten, die die Schrifft dem Glauben beyleget, werden dann 
recht offenbar: da finden ſich die Streiter und Kaͤmpfer, welche die Welt 
uͤberwunden; da findet man diejenige, die licht gufs Ungewiſſe, ſondern 
85 . N 08 aufs 


204 | Die v. Theofophifche Epiſtel. 


[7 


Vor dem Herrn von einem nach der ſeligen Ewigkeit wallenden Pilger / der. 


— — 2 — —ͤͤͤ ᷑ —ö— f ͤ —— — [¶-u?ä́— — 
aufs Gewiſſe fechten: da findet man die nach dem Zil Laufende, wo die 
unverwelckliche Krone erworben wird: da finden ſich, die ihr Leben nicht 


geltbet haben biß in den Tod: da werden gefunden, die ſich erkuͤhlen unter 
dem Schatten Jehovz nach ausgeſtandener Feuers- und Truͤbſals⸗Hitze: da 


wird gefunden die rechte Thuͤr zum Reich Gottes, wo Abraham Iſagc 


Jacob und alle heilige Maͤnner Propheten und Apoſtel find einge⸗ 
gangen, welche alle in mancherley verſucht, und darinnen treu erfunden wor⸗ 


den. Nun der GOtt, der alle Dinge lebendig machen kan, in deſſen Hand 
alle Fuͤlle der Gnaden iſt, der GOtt, der alleln weiſe iſt, und mehr thun kan, 
als wir dencken, wiſſen oder begreiffen koͤnnen, wolle dich ſegnen aus ſeiner 
reichen Fuͤlle der Gnaden, daß dit mächtig werdeſt im Streit biß zum vollen 
Sieg. Was angehet dein Libes-Andencken an mich und den liben Bruder 
N: N: ſo bin ich hoͤchlich erfreut uͤber die Gnade Gottes in allen Dingen. 
Obwol der Worte wenig, worinnen du unſerer gedacht: fo find fie doch. von 
groſer Wichtigkeit, ſind auch deswegen bey mir nicht auf die Erde gefallen. 
Was ich ſchon vor durchdringende Feuers⸗Proben in dem keuſchen 
Kampf habe erlitten und durch gegangen, iſt dem bekannt, der alle Dinge 
weiß. Der Sieg kommt doch endlich, wann wir nue nicht weichen und 
nachgeben, dann der Glaube hat Feuer gefangen, alſo daß ich getroſt mit 
David ſagen kan: der GOtt, der mich von dem Löwen und Bären errettet 


hat, der wird mich auch erretten von dem groſen Philiſter. Dann Libe 


At ſtarck wie der Tod / ihre Glus iſt feurig vnd eine Flamme des 
Herrn / daß auch vil Waſſer fie nicht mogen aus loͤſchen / noch 
die Stroͤme erſeuffen. Deſſen freuen wir uns, und ſind froh, preiſen 
und ruͤhmen den, der uns gemacht hat, fein iſt alles, was Er uns gegeben. 
Ihm ſey Ehre in Ewigkeit Amen. Gegeben und geſchrieben in der Stille 


weder Namen noch Titul ſuchet. 8 | j 


P. S. Uebrigens und letztens, fo ſeyd ſaͤmtlich, ſonderlich du, libe 
Schro: N: N: famt beinent liben Mann N: N: und alle übrige von mir 
als einem ernſtlichen Libhaber der Warheit Gottes zu tauſend mal gekuͤſſet 
und gegruͤßt. G ihr Kinder! ſeyd doch alle GOtt getreu: Die Zeir 
iſt kur. Das ebrige ſoll mein Geiſt reden Amen. 15 


Die 


® 


« ” 


Die VI. Theoſophiſche Zpifiel joy 


; Die VI. Theoſophiſche Epiſtel. 5 


Slam̃e entzuͤndete u. von dem Treiben des Seuer⸗maͤnnli⸗ 
chen Selb⸗Willens gereinigte Macıa unſers Geiſtes. 
Nicht weniger von einer zweyfachen Seligkeid des 

N Geſetzes und Evancanı, n 


Meinen Gruß und Kuß der Ide. 


ar» ...” 


€ ch möchte dir gern vil Gutes anwuͤnſchen aus GOtk und ſeinem reichen 
eo) Geift , um zin rechten Zweck, Zil u. Ende gebracht zu werden, damit 


dein in Gott verlibter ſuchender und ſich ſehnender Geiſt moͤge die Fuͤlle 


haben. Ich hatte freylich nach meinem inwendigen Treiben des Geiſteß 
GOttes und feiner Libe vil Sutes vor dich, weilen ich verſpuͤre, daß deine 


lagia von dem Goͤttlichen Abes⸗Hunger zwar empfindlich geruͤhret; doch 


— 


deine Märrıx zur Einpfaͤngnus, gleich als zur himliſchen Schwanger 


ſchaft, noch nicht gereinigt iſt: ſoll aber ſolches geſchehen, ſo muß der 
wirckende und feurige (gift) Mans Wille etwas mehr ins 
Exſincken gebracht werden, alltwo uns das heilige Weibe des neuen Bun⸗ 
des in das Waſſer der Sanfftmut u. Brußen der Senade u. be eintauchher. 
In welcher Umarmung G'Ottes u. feiner Liebe in einer Stunde mehr 


erworben wird, als wann man ſonſfen vile Jahr ſeine Zeit zubringet id 
ſeinen eignen ohn unter GOtt gebrachten und gebeugten Kraͤften. 


Sintemalen der Geiſt.des neuen Bundes zu erſt alles von ſeiner ei⸗ 


genen Feuer⸗Mannheit in den ſanften weiblichen Waſſer⸗Quall 


ſuchet auf zu loͤſen, welche Beſaͤnftigung hernach von der Feuer⸗Liebe 
Jeſu geſchwaͤngert und maͤnnlich gemacht wird. Aus welchem Samen aus 
geboren wird das Gewaͤchs der neuen Menſchheit / welches in Waſſer 
und Feuer beſtehet, als nemlich in maͤnnlicher u. weiblicher Eigenſchaft zu⸗ 
gleich, in welchem Bilde die rechte Tewwerarur und Gleichheit in allen 
Dingen getroffen wird. | Ich 


2 


” 


10 Die vl. Theofophifche Epiſtel⸗ 
— —— — v—⅛ 


Ich hatte ein zimlich wettes Ausſehen im Geiſt, mich dir in etwas 


bekannt zu machen; allein die in⸗ und aus wendige Umſtaͤnde meines Stan⸗ 


des laſſen es ſchwerlich zu. 55 ein weniges in Libe zu gedencken, welche 
ullerdings Gewalt im · Gewiſſens⸗Geiſt bratichet, man wolle oder wolle nicht, 
damit allenthalben Urſachen gemacht werden, daß hie und da moͤchten etz 
liche ſelig werden. Wie ich ſehe im Geiſt vor GOTT 1 so licget meinem 
Crachten nach eine nicht geringe Hindernus faſt bey maͤnniglich in Anſe⸗ 
hung des Wegs zu GOTT, nemlich daß ſich Jederman (eb ſt zu vil in 
der Hand hat, oder behaͤlt in Anſehung derer Dingen, die zu GOtt belan⸗ 
gen; da man doch billig keine Ruhe weder in Hertz noch Gewiſſen haben ſol⸗ 
re, biß alle Gerechtigkeit, die uns von aalen ab äuferdern hat, erfuͤllet if. 
Sintemalen GOtt mit feiner Gnade nicht ehe an uns foipt ſbiß wir gethan, 
was uns mit Recht kan abgefordert werden: fo haben auch wir nicht Recht 
ron. Gott zu fordern, wann wir noch nicht mit unſerm eigenen Getoſſſes 
ans Zil kommen find. Die wahre Seligkeit, womit wir von GOtt begnadi⸗ 


get werden „ wird uns freylich. u Theil 0 bine eigenes Zuthun z aber zu dem 


was v ther zu thun, muͤſſen wir Hand anſchlagen. Dann. ſolen wir mit un⸗ 
a eigenen Recht ga ichtet ir erden und zu Grͤnde gehen, fe muß erſt was 
zu richten da ſeyn. Die gemeine Suͤnden werden durchs Geſetz erkannt; 
aber der inmvendige Erb⸗ſchade durchs Evangelium: darum hat auch das 
Evangelium nur mit denen Menſchen zuſck affen, die nach dem Seſetz ge⸗ 
recht ſcheinen, daß es ſie zu Sändern mache, und alſo die Gnade an 
ihnen offenbar werde. O was ein herrlicher Handel iſt es! wann Guͤte und 
Treue einander auf dem Weg begegnen, und Gerechtigkeit u. Friede, ſich fuß 


ſen) daß iſt: wann wir GOtt entgegen ſchaffen, und bringen es alſo dahin, 


wo GOct uns a begegnen hat mit feiner Heil⸗ und feligme: chenden Gnaden⸗ 
Arbeit, allwo wir nicht e allein nichts mehr zur Sache thun koͤnnen; ſondern 
ßfelbſt von einer ale Hand herumgeſchafft und bearbeitet und von Gott 
in einem Gefaͤß der Ehren zubereitet werden. 8 72257 


; “ 


Ss find zweherleh Scligkeieen, eine erworbene durch Wercke unter dent 

Geſetz, als worinnen man feinem Gewiſſen ein Sa theit, iſt aber nicht 
die freye aus Gnaden von G'Ott geſchenckte Seligkeit, darum NE fie auch 
Acht t welter als an das Gewiſſen, w el ſich ſolches von der Anklage A 
a er . nder 


“fi 3 . 7 e 


. 


5 
0 


0 


. : 8 8 5 , „ 0 u 
Halt in ſich / nechſt andern Imſtaͤnden / wichtige Zeugenuͤſſe 


— * — a 1 sb 
6 
PN 4 — 
* 1 0 1 © 
© * 5 *. * A 
Die VII. Theoſoplüſche. Epiſtel. "107. 
2. — — 


ſindet und alſo folglich elne gewiffe Seligkeit befintt, aber Fig erreichet die f 
Ewigkeit nicht. Soll man demnach die wahre Seligkett erlangen, fo muß dies 
ſelbe aus dem vergoſſenen Laͤmmleins⸗Blut achoter und zuwegen gebracht 


werden durch den neuen Gnaden ⸗Bund in dem Waſſer der Taufe / all⸗ 


wo der ganze alte Suͤnden⸗Menſch, mit arte den Wercken der Gerechtig⸗ 


keit ſeiner ſelbſt, als im Gegen» Bild muß untergehen, welcher Weg zu nuſern 
Zeiten ſehr ſelteſam und rahr iſt. Es wird entweder ehe wahren Grund un⸗ 


dillicher Weiß auf die Gnade gefußt, oder mai bleibet fein eigener Metſter. 


Die enge Thuͤr iſt zwar geoͤffnet / u. dem engel der Gerechtigkeit 

durch das Blut JEſuü fein Schwerdt ſtumpf gemacht / es 
wird aber nichts deſto weniger der Fleiß geſparer zum Eindrin⸗ 
gen in dieſelbe / weil man ſich bey. dem Eingang buͤckeik muß. 

Dieſes wenige habe an dich mein lib wehrter- Freund n. Bruder N: N: aus 
gewiſſer Zuneigung u. Libe wollen ſchreiben. 


* 7585 er 0 ES} f 255 a Re, 
. Angehend die Sache womit man bißher einiger Maaſen zuſammen bir 
ſchaͤfftiget war unter der Beſchickung einiger Brüder aus unſerer Ge⸗ 


meinſchaft: fo werde hierinnen dein geneigter Gönner und Wolwwuͤnſcher bleis 
ben; was aber angehet die Sache, ſo ſkehe fill, und will derſelben weder zu⸗ 
noch abthun, und ſuche mit den Unſerigen mit GOtt den Friden in Chriſto 
SE (ont allen, die deſſelben Fridens Kinder find ) zu bewahren. Gruͤge 
nur schen dem alle Hells⸗begirige Seelen, die du ertenneſt ſolchdeat ſeyn. Gyr 
haze dich wol! mein Liber, und ſey GOtt und feine” Libe treulich aubefoͤhlen. 

ö IE Ich dein Libhaber in dem Herr? 


© 8 - 
DER DIR SIR NIS SE Ara e % Ar, Ara Sir ala ars ira ara AU ana eee Ara Ana Ara dt e Alm ATS ARE ATS eee 
re Dr Te, “oe we m ug & 2 2 — N — „„ erw 


0 3 5 DIE Re Dr > 7 ER mn. 
er r r e ee Ta an FAT TE PET nn rar Ta Vena RAT TE ar Ta War Ten Fan ar Par var aan Ta man v5 
8 8 


— 0 . © 
Die VII. Theoſophiſche Spiſtel. 
8 a 
1 ) em vermeynten 
Guten, woran noch alle / die von Gott abgewiben 
ſind / durch Betrug des Welt⸗Sciſts find ver⸗ 


* 


5 — 


© 


[7 


= 


2 5 7 5 2 } \ = 5 Er : 8 
18 Die VIE Theofophifche Spiſtel. 
5 2 Bee und Okeude zuvor. f 
dee x 8 92 * © 
lc 1 = car far r "nt a a Ss] 5 x 9 - we 
Gr? Schr Anwänfhung viler heilſamen Onaden⸗Wirckung in deiner Seelen 
don zur wahren inwendigen Hertzens⸗ Buß, und gründlichen Er⸗ 
5 0 


känntnits deiner ſelbſt im Aufgang des himliſchen Lichtes, worinnen du biß⸗ 
hero ſehr unwiſſend geweſen, und nicht erkannt haſt die Zeit der guädigen 2. 


Heimſüchung Gottes, und die Gnade auf Mutwillen gesogen. Mein liber! 


bißher, vergeblich geloffen und gearbektet, und die Welt haͤtte das Loß und 5 
Zil getroffen; aber vergeblich, dan wir haben ein' Anderes erfahren, und ſte⸗ 


Hünelen, dieweil dieſelbe aus einem ganz andern fen entſtanden, darum 
ſie auch endlich fallen müͤſſen, und nicht mehr ſeyn, weil ſte nur eine frelnde 
Seſtalt find woriñen nichts warhafftiges, ſondern ein Gef f | 
verden in dieſer Welt, der wird auch mit ihr erben. auf die Zeit u. den Tag, 


blinde Vernnüft meynet, wañ fie von auſſen recht und Niemaffd Leid cha, 


fo wärs es gethan. Es dinet aber zur Nachricht, daß Keſe Art Froͤmmügkeie 
eben dieſelbe iſt, womit das Reich dieſer. Welt unterhalten bleibet, u. has 


keinen andern Danck zu erwarten, dieweil fie ihr Lob alhier dakvon trägt. 
Die Welt kan zweyerley Menſchen nicht leiden, nemlich gantz boͤſe / u. gantz 
ute oder die wahren Sottes⸗Srommen; dann boeit ſie gſtenden ans 
Dec Abfall von dem wahren Gute, u. doch bey dem Schein deſſelben geblteb en 

fo kan auch das Voͤſe nicht gantz darinnen offenbar Herden; ſondern ſtelſer 
auch nur eine Geſtalt dar, welches im Weſen anders fon kan. So iſt 
demnach die gantze gegenwaͤrtige Welt nur ein Schein des Su⸗ 

ben und des Böͤſen / n. hat in keinem ein wahres Weſen in ſich 
ſeloſt: drum wird fie auch nicht beſtehen, wenn fie GOtt durchs Feuer rich⸗ 
gen wird. In welchem Gericht die beyde Sort Menſchen, welche die 
Welt ſonſten zu richten pfleget, nemlich gantz boͤſe / und gantz fromme 
keinen richtigern Ausſchlag zugewarten haben als die, welche in Gleichheit der 


8 


* [ee 


Die VII. Theoſo ophifche 2 p apiſte J. ; 
— 


— 1 2 
Welt in Gut und Boͤß, oder in eine r ſcheinbaren Frommiakeie ges 
lebet hatten. Sintemalen die wahre Frommen durch das Gericht dieſer Wele 


vc 


® 


Er} zn ihrer Au lung und Geneſung kommen, alſo buch die gantz Been nf 


ken fir rechen: Ihre Berge fallet uͤber uns / und ihr Huͤ gel bedecket 
uns vor den Angeſicht d eſſen / der auf dem Stuhl fir get, da im 
Ge. Sehe die Unge ſchieden e und Heu schler und Halb! Hertzige die 
mit den From. nen Kar einer Weyde gegangen, und ſich doch nicht ge schiedene 
von den Böcken dieſer Welt, werden ſich alsdann erſt von a 5 hter al⸗ 
ler Welt und König Eh Chriſto. geſchteden ſehen von den 1 From⸗ 
men, ut id hin verwieſen mit allen Ge ttloſen zu den Teufen un d feinste 

Engeln, und werden gequält werden von Ewigkeit zu Evigkeic, in einem 
unauffoͤßlichen Band d der Schmertzen / da Heulen und Zaͤhu⸗klappen ſeyn 

B wird, 82 . i 


Darum, mei 1 Gber! folge meinem Rath: eile, und verzeuch nicht dein; 
Seele zu . ilt du anders nicht mit der Welt verloren gehen. daß 
ab ven der Spodcer rey des Volcks & Gottes ehe dich der Geiſt Noa in 

Hans Linie verflucht. Dann gif Gott laͤßt ſich nicht ſpotten. Er hat 
bißhero die Zeit deiner groſen Unwissen heit uͤberſe den und dich in ſe iner 
Langmuth getragen. Darum ſehe zu, d daß du die g Zeit der gnaͤdigen Heim⸗ 

. ſuchung nicht verſcherteſt', dann es hat, G Ott alles abgeınafn ‚ wole lang 

en. woit ein jedes Ding zugehen f ha it, welches als ein. Meilseriiel zur Se eligkeie 
durch ſeine Sanamaıch in der Zet d der Unwiſſenheit uber uns beſchloſſen ift 
Hafen nu u nach be zu GOtt, die Seligkeit nach dieſem Leben zu erlangen: 
ſo pflege ein Neues, und werde anderes Sinnes. Folge und traue nicht 
Sauger deinem eigenen Geiſt, damit dich das aus geſprochene 2 Weh eim n Pro⸗ 
fketen nicht ergreife: folge vilmehr meine m Rath, u. habe Acht auf den Sinn 
Gottes und feiner Libe. Verlaſſe das albere Weſan und die Ttarrbeit 
deiner eigenen Gedancken / u. ſehe mehr auf das, was vor GOtt zu 
unſerer Sale recht gethan iſt, als auf das was dich dein eigen Hertz 
lehrer. Dañ das Feuer iſt ſchon angegangen in Sodom, darum eilet Korb 
mit ſeinen zwey Töchtern, damit er ſcine Seele errette: dann der Engel des 
Bundes hat ihn ergriffen. Sintemalen ihre Suͤndenz find in den Hin: mel 
Seftigen z d das Schreyen und Seufzen der Vetraͤngten und Verlaſſenen, If 
oa 8 vor 


2 
— 


8:4 


1 
= 1 - 


ie Die VII Theofophifche Epiſtel. 5 


FC Wer 


—— 


vor die Ohren des HErrn Zebaoth kommen, und ihr Gebaͤt iſt erhoͤret. Der 
Sünder und Spotter muͤſſe ein Ende werden auf Erden, und der Gottlofe 
nicht mehr ſehn. Alsdann werden die Heiligen des Hoͤchſten das Koͤnig⸗Reich 
einnehmen, und die Slende und Verlaſſene werden empor kommen, wann 
die Thuͤrne fallen, und die Starcken umkomen und ſich buͤcken alle Hoͤhen 
der Menſchen. 5 2 F 

; 8 


2 0 — 8 . g 8 
Ich meines Theils lebe ſehr getroſt in der Hoffnung meines Gottes, 
und habe mirs aus Libe zu Demſelben und zu dem. unſterblichen Leben ſchen e 
laſſen ſauer werden. GOtt weiß am beſten, was ich ſchon geſitten u. beſtrit⸗ 
ten habe. O wie vile Feinde u. Beletdiger haben auf mein aͤuſres Leben ge⸗. ® 
lauret um daſſelbige in den Koth zu treten; aber durch Gottes Gnade fiche 
ich noch aufgericht. Alle meine Waffen, die ich jederzeit gebrauchet habe 
wider alle meine Beleidiger, waren das RAnle⸗Beugen meines Hertzens und 
das hertzliche Eindringen in GOtt und in feine Libe. Was ſonſt noch 
weiter zu ſagen waͤre, ſo weiß ich, daß ich noch ſehen werde das Gute im dan⸗ 
de der Lebendigen. Dan waß⸗ genug geltteen und geſtritten, fo wird GOtt 
drein ſehen, und wird die Slenden aus dem Staub erheben, und ſeines 
Volcks ſich erbarmen. Dann der HErr weiß die Gottſeligen aus der Ver⸗ 
chung zu erloͤſen; aber die Ungerechten zu behalten zum Tage des Gerichts, 
allermeiſt aber, die da leben nach dem Fleiſch in der unreinen Luſt. Luer 
ichs, mein Liber, ſo folge mir nach, u. gehe mit mir vors Lager hinaus: 
wir wollen dem vor ſiebenzehen hundert Jahren gecrentzigten- und von der 
Welt verachteten und verworfenen JERt nachfolgen: der hat uns gelehret 
wie wir die Welt u. Ihre? Pracht verleugnen ſollen, u. ſo den Weg gebahne 
ins Reich Gottes. Dieſer iſts, den meine Stele lib gewonnen um Gott 
zollen. Dieſer iſts, um welches willen ich bißher gelitten und geſtritten habe: 
um den hab ich es bisher mir ſo ſauer laſſen werden: um den habe ich mit ſo 
viler Muͤh und Aengſten bißher gepfluͤget: um den habe ich mich aller Luſt 
dieſes Lebens, und Eitelkeit dieſer Welt entzogen. Seine Libe hat mein Hertz 
an ſich gezogen und fo gar beſeſſen, daß ich auch ohne dieſelbe nicht leben kan. 
Dan die Libe zu meinem Heil hat ihn in Tod gezogen. Die Libe zu meinem 
Heil hat ihn mit meinen Feinden und Seelen ⸗Moͤrdern in 
einen fo harten Streit eingehen machen, daß ihm die Angſt ſeines . 


© 


8 
* 
8 * } 


* 


* 


8 2 & o 
* 6 f 
.s ES x . * 
® . s © 7 * * < 2 " 1 
4 De Theofophifche Epiſtkek. 1 111 
— — — — ne 


8 1 i — 1 7 FR 3 3 e j a 
hat machen Blut ſchwizen , U. iſt niche gewichen. Die dibe hat nicht nachge⸗ 
laſſen, biß zu dem aͤuſerſten und ſchmaͤhlichſten Tod ja biß zum Tod am 


Creutz, um mich aus meinem 1 und Gefangenſchaſt ziierlöfen, 


Aclel was fol ich ſagen; ich bin mit Ihm gecreutzigetb und zu 


einm Spott und Schauſpil worden / die Deräghter verachten 


die Verächter verachten; ich aber baͤte und gehe traurig einher, und 
trage meine Schmach den ganzen Tag. O wie unbegreifflich tief liget das 
Geheimnus der Gottſeligkeit in uns verbargen? » Wer ſolte wol meynen, daß 
das Gute mit ſolchen tödlichen Schmertzen muͤſſe zuwegen gebracht 


werden, wenn es der Sohn Gottes nicht ſelbſt in der aͤuſerſten Probe er⸗ 


pwieſen haͤtte. Du kanſt nun hieraus wol ſehen, womit man umgehet, und 


wo es hingezilet iſt, und auf. welchen Grund man bauet. Dann wir 
folgen nicht den klugen Fabeln, oder eſſen umſonſt das Brod; ſondern in vil 
Müh und Arbeit, in Wachen und Faſten vor GOtt, damit wir nicht andert 
predigen, und ſelbſten untichsig erfunden werden. i 


Was bweeiter uͤbrig, das will ich GDer und feinen ſelbſtaͤndigen und 
weiſen Rath uͤberlaſſen; doch ladet dich meine Libe ein zu dem Abendmahl des 
groſen Gottes. Sehe zu, daß du dich des nicht weygerſt, es moͤgte eine Zeit 
kommen, in welcher es dich reuen wuͤrde, wann die Stunden des Tages vor⸗ 
aber ſenn, und die Nacht kommt, worinnen. Niemand wircken kan, deſſen 
ſen ein Gedenck. Ich weiß wol, daß ich in dieſem Schreiben an dich meine 
Böls nicht ausleere. Dañ ich bin erfuͤllet mit aller Gortes⸗ Sole, 
Ich bin erfüllee mit GOtt und ſeinem reichen Seiſt. Ich habe 
alles / und bin uͤberſchwaͤnglich getroͤſtet. Das Sterben Ef 
Chriſti ſamt der neuen Auferſtehungs⸗RKraft herrſchet ohne 
AUnterlaß in mir. Und fo lebe ich, und bin ſehr getroſt, ſtehe, und bin 
unterworfen der guten Leitung und Fuͤhrung meines Gottes, wie es dieſelbe 
beſchleußt, es ſeye darnach zum Leben oder zum Tod. Haſin etwa Verlan— 
gen nach unſerer Gleichheit auf dem Wege zu G Ott, fo ſpare keinen Fleiß, 
das Kleinod iſt gewiß: dann wir erben nicht mit der Welt; ſondern wir has 
ben eine andere Saat, wo wir unſere Scheure gedencken auf den Tag der 
5 igkeit mit zu füllen „dann der Name derſelbzn heiſet Gottes Wort. Wat 
. . — a 7 5 18 


» 


FF 


>) 


733, Die VIII, Theolephifche Spiſtel. 


— —— — 9 nenn ——— en rn 


— 


7 — > et 
uns, die wir daſſelbe bey uns bleibend haben, dann daſſelbe wird unſere 
Schaͤze vermehren aufs Zukuͤufftige, u. wir werden das ewige Leben ergrei⸗ 
ſen, und wird unſerer gedacht werden von Geſchlecht zu Geſchlecht. Unfere 
Kinder und Kindes Kinder werden die Wunder des HErrn unſers Gottes 
preiſen, und werden feinen Am verkuͤndigen für und für, Und fo wird 
und muß es gelingen dem Geſchlacht der Frommen; die aber abweichen auf 
ihre rue Wege, muͤſſen verderben. Habe ich es durch die reitzende Sibe 
getroffen zu deinem Heil, wolan 5 ſo ſeye und werde GOtt verherrlichet uͤber 
alles; wo aber nicht, fo bleibet die Libe ohne Abgang. Dañ es wird doch zus 


letzt die gantze Fuͤlle der Heyden eingehen, und Ihme als dem groſen GOte 

— > 1 ._ AR A 5 Er . . 7 7 
ſeine Erſtlingen und Zehenden bringen: Ihm ſey die Ehre in Ewigteit 
Amen. 5 f - . 

; Gehabe dich wol, mein Freund. ; + 

99 

£ 8 In Ar, — . * 2 Ste Se Ne Mr, 1 Ben; 
MEHEIHERTIITIT ITEM EEE ksesicne 


. 8 Die VIII. Theoſophiſche Epiſtel. 


Iſt ein Ausfluß der Libe des Autoris gegen ſolche / die anfaͤng⸗ 
lich unter ſeiner Apoſtoliſchen Oeconomia durch das Wort 
8 des Lebens find mit ergriffen worden aber hernacß 
um der darauf folgenden Truͤbſalen willen ihr 
Privilegium u. Erb? Recht wieder aus Zander g 
gegeben. 
A : 

Fride und Freude zuvor. eg tu. 


Sd ſegne euch aus ſeinem Heiligthum, u. beſuche euch mit dem Auf: 
I gang aus der Hoͤhe aus der reichen Fuͤlle ſeiner Gnade, damit, wo 
moglich, eure libende Geiſter von der hünmliſchen Klarheit Gottes moͤgten 
wiederum aufs neue in GOtt u. nach dem zukuͤnfftigen Glück verlibend ge⸗ 
macht werden, um wieder etwas Theil zu nehmen an dem ver ſtebenzehen 
hundert Jahren zu⸗Jeruſalem gecreutzigten IEſu, feinen Leiden und feiner 
Schmach: wie ihr ſelbſt wiſſet, wis freudig ihr ohngefehr vor Funßzshen Jug 5 
J ; s ; S 95 


e 


ar £ 


2 


im 


ur} 
* 


Die VIII. Theofophifche Epiſtel. 


113 
ren das Wotk vom Creutz und der Nachfolge IEſu aufgenommen, und 
welchen Eingang wir bey euch hatten, und wie willig ihr dazumal waret, 

1 0 2 ie 3 7 7 r | 7 Ber? 1 „Sa 
euch nach der Regul dee Gnaden des nenen Binndes mit allein Vermoͤgen 


wi 


* 
5 


» 


* 


und noch faſt über, DBerntögen zu ergeben. Um welches willen ich euer Ze 


geneigter un Gettes u. feiner Libe willen worden, wol wiſſende, daß bey denn 
8 ae — 1 5 — * > 1 5 * be 1 „„ 2 
Harten, formalen und rauhen Gang ein ſehr mühſames Ausſehen vor 


* 
5 


ara lei, Pen a4 1 A. 747 ren Mer N EEE 
euch war wegen der geiſtlichen und leiblichen gend: Weilen aber die iz 


- u . a 2 e . . 5 BE a . 
be zu G Ott nichts deſto weniger einen tiefen Eingriff in euch gethan, To 
kan ſolches biß - auf den' heutigen Tag ſich »nicht verbergen „ unangeſehen. 
den, daß unter den Zeiten der Gedult und Langunt Gottes vile 


rauhe und harte Winde uͤber dieſes Gewaͤchs und zarte Zweiglein ergaltgen.: 


Ich meines Theils habe von langen Zeiten her ein unablaſiges Andencken aa. 


euch gehabt biß nun zu, und konte euch einmal vor allemal nicht in meinem 


Gewiſſens⸗Geiſt aufgeben vor GOtt, zumalen weilen ich zu ſelbiger Zelt, 


als wir euch das Wort von dem Creucz Chriſci verkuͤndiger beats 


ten, wol merckte, daß euch die Guͤte und dangmut Gottes noch viles zu zu⸗ 8 
5 0 8 7 9 — 


geben haͤtte. 


0 © * 


Was iſt aber nun zu chun, wan 


der langmuͤtigen Lockunz Gottes ſchleichen allmaͤhlich vorbey, und, twir ruͤcken 


alle Tage dem ZU der Ewigkeit näher: fo find auch unter denen Zeiten niche 


wenige ihren Weg gegangen, welches mich machet meine Tage zähle 


und meine Seele in den Haͤnden tragen, ſonderlich weilen es ſich unter are 


dern zugetragen, daß auch unſer getreuer und Gedult ⸗ü bender Br. 
N: N; mit von hinnen geſchieden, welcher uns ein Zeichen der gedsläigen 
Ausharrung Br dem Zeugnus Jeſi Chriſtt unter vilen und manchen 
ley durchdringenden Leidens⸗proben biß an das Ende ſeines Lebens hinterlaſſelt 


hat. Ihr wiſſet, mit was Ernſt wir euch die Leiden ra und die 
r 


Verleugnung aller Dinge gelehret haben, und dann mit Lehr und Wan⸗ 


: “= 2 e . 1 03 7 | 2 
re wir nicht naͤher ſchreiten? Die Tage 


del in Wercken mit Kraft u. Walheit erwieſen, und euch alſo ein Srempel 
gegeben, uns hierinnen nach zufolgen &. Wolan, iſt etwa durch Stills⸗ 


ſtehen was verſaͤumet worden: fo laſſet uns nicht länger uns aufhalten if 
denen Dingen, die uns nicht ſatt machen auf den Tag der Eiwigkeit; ſon⸗ 
dern vilmehr denen nacheiferen, die durch Glauben, Libe, Hoffnung, Demut, 
und Gedult dis wahre Seligkeit erlanget haben. 7 85 Meins 


— . 2 


FR; | 2 
0 


— * EEE — 1 er * 53 — Per ——— 
” A © * 5 
1 © 
| 114 Die VIII. Theoſoplüiſche. Epiſtel. 


i —— — 5 5 
Meine Libe und ſehr Wehrte in dem HErrn! So iſt es nun, wie ihr wiſ⸗ 
ſet: der Br. N: N: ſſt nun aus der Zeit, und ich bin noch da, weiß nicht, 
wie lang. Was meynet ihr wol, wann es mich auch treffen ſolte, daß ich 
gehen male den Weg, wo kein Wieder kehren iſt, was euch wol das Anden⸗ 
cken in ſolchen Fall an uns beyde vor Gedancken zu machen haͤtte. Ich 
Heiß, daß ihr uns nicht verzeſſen habt, ſo bin auch ich des Br. N: N: 
Schuldner geblieben vor GOtt, um die Arbeit fortzuſezen, wö er es gelaſſen, 
damit wir keyde zugleich mehr Freudigkeit haͤtten auf den Tag des Ge⸗ 
zichts. Dieſes hat mich bewogen meine Libe und ſehr Wehrte! euch ein = 

»mal mit dieſem Wenigen zubeſuchen, um die theure Gnade, worinnen wir 
ſtehen, euch mehr anzupreiſen; und wie uns das Erkaͤnenus 3er Chrifti 
den unſchaͤtbaren Rezchthum, als den Friden anit Gott durch Kfm Chris 
ſtum erworben und zuwegen. gebracht. Ich kan ſagen: daß wir nicht ver⸗ 

e Jeblich geloffen; noch umſonſt gearbeitet haben. Koͤnte ich euch was mit⸗ 
thetlen volr dein Genuß der Gaben des Geiſtes, ſo haͤtte meinen Gefallen da⸗ 
ran: piewol ich im Anhalten vor GOtt nichts ermanglen laſſe. Angehelnd 
die Gemeine, ſo iſt dleſelbe erbauet auf den Srund der Profeten und Apo⸗ 
teln, worinnell Sgiſtus IEſus der Eckſtein iſt, dieweil wir mit ihr der 
Welt zr einem Schauſpil worden, und vor dit Allergerüngſten geachtet 
ſind. Dau wir find. mit Ihm vors Lager hinaus gegangen, und helfen 

Shit ſeine Schmach tegen, uind ob wir gleich des Leidens vil haben / ſo were, 


7 
1751 
ut.) ’ — 


den wir doch auch reichlich getroͤſtet, dieweil wir nicht ſehen auf das, was 
ſichbar, ſondern auf das, was unſichbar / und vertroͤſten uns deſſen, was zu: 


fig lud ewig ft, Um welcher Hoffnung willen wir alle Herrlichkeit dieſer 


11 


Weit binden geſetz) und haben erwaͤhlet die. Schinach Chriſti mit dem; 


Volck Gottes vor die zeitliche Ergetzung der Sünden zn haben. Und ob 
„og auch geſchincher werden wider das Erkaͤntnüs: o ruhet doch der Geiſt 
der Herrlichkeit und der Fride unſeres Gottes auf uns. 3 * 


Und fo leben wir und find ſelig in der Hocrnung des ewigen Lebeus, 
Und af uns weder durch Loben noch durch Schelten bewegen abzuir⸗ 
reu von der Zucht unſers bmmllſchen Lehr⸗Melſters. Dann unſere Hertzen 
ſind feſt worden durch die Gnade, und beſteiſſen uns unſern Wandel zu fuͤh⸗ 
deln wit remem. Herten und guten. Getoiſſen vor G Ott, und baͤten ohn Un⸗ 
8 | al Re saß 


« 1 * 
1 — 
8 


Die VIII. Theofophifche. Epfſtel. 117 


— — 


“ 


en are 


u en Pr} > 5 5 
terlaß in allem Anligen vor uns und alle Heiligen / und darnach vor alle 


Menſchen, daß ihnen GOtt wolle geben erleuchtete Augen des Verſtaͤndnuͤß. 


Was ſonſten ins beſonder meinen Wandel angehet, und wie nemlich derſelbe = 


beſchaffen , fo iſt derſelbe ſehr inwendig / geheim u. verborgen vor GOtt, 
welchem ich diene von langen Zeiten her, und habe meine aller vertraus 
geſte und geheimſte Correſpondentz mit Demſelben, und zwar nur in 


Alnſehung des ewigen Lebens, und was geſchteden von Natur und Crea⸗ 


en 5 x © 5 Le 
eur. Dann GOtt wohnet nicht in den aͤuſeren Sinnen als gegenwärtig, 
weil ſelbige gar einen bittern Tod an dem Zeugnuß Gottes zu leiden ha⸗ 


ben, dann eben dieſes die Urſach iſt, warum Gott ſo wenig rechte u. treue 


Libhaber findet. 5 : 
| Es iſt gewiß dem Menſchen kein haͤrterer Stand in Anſehung 
feiner ſelbſt, als in Freundſchaft u. inwendiger Vertrautheit mit G Ott ſtehen. 
Dann ſintemalen ſo vil mehr der Menſch dieſes faͤyig iſt / ſo 
vil hoͤher wird und muß er ins Leiden geführes, werden. Du 
Menſch ſtellet ſich freylich in allen Dingen in Anſehung deſſen, was 
zu GOtt belanget, etwas Suͤſſes vor: ſelbſt die Hoffnung des ewigen Lebens 
wird ſo verſtanden, welches zwar alles in ſich ſelbſt wahr; aber die aͤuſere Na⸗ 


) 


tur hat kein Theil daran; fordern muß an deinſelben zu Grunde gehen. Daum 


Gott wohnet in einem andern Principio, weswegen vor die äuſere Natur. 
ſchaft u. Verwandſchaft ſtehet. Sintemalen dieſes der einzige Prüf⸗ 
ſtein if, woran man ſich und alle Andere prüfen kan, nemlich an den; 
leichten Gott vorgeben / woran doch die Natur nicht gecreutziget iſt. 
Dana einmal dich glaube kein ander Coingellum;, oder kein ander Süſſes 
aus GOtt, als ein ſolſches, das der Natur Bitter ſchmaͤckt, und fir alſo 
folglich mit Chriſto ans Creutz bringet. Darum iſt alles Fabel u. Babek 
was getrieben wird, wann es das Creutz und die Nachfolge Chriſti micht 
nach ſich ziehet. Dann gewiß je naͤher Gott mit feinem Evangelio 
an den Menſchen kommt / je hoͤher wird er ins Leiden gefuͤhret: 
daher geſchiehets auch, daß zu unſerer Zeit fo wenig zum Himmeireich tich⸗ 
tige Menſchen gefunden werden, weil ſolches nicht weiter kommt als in den 
md alwo es ſüͤſſe ſchmaͤckt; gefehicher es dann ſchon, daß siwas von en 

Ro g aͤuſern 


* 


kein haͤrterer Stand iſt, als wann der intwendige Gͤſt mit Gott in Freund⸗ 


5 


205 


* — ! » 
1 
% * 1 3 8 
ER * e. 75 7. aa en e 
415 5 ee It 144 3 Delli 10 mie. 
1 —— ͤ —ĩ—ĩ— — ———xõ-ͤꝛͤñ ?k—Ä[mͤÄ U — — — 0 n — — — m 
n, „ 8 
a } g. zern Os. Seel Gs ven * Fngefehr, 244 an ch km c ſo katie it 
ſich doch ait 12 Die 0 irckn 15 deſelden vi Ur * iciweil es alda a red 
rn A. 1 
© lautet als in dem Mande. Olic vile Haber dich Ye hon an dieſem Ort um 
kr 1444 . „ 7 AA. 12 
ihr himnſches Erbthet! bracht, die Ewenn es nemlich im Bauch ein we eng 
angefangen 31 graͤmen “ das 19 8. un N. Zell 12 wieder aus deln M Ni de Glos 5 
SIDE, er IE: lt Och: dr und gt 28) cer 7 Wert ed das hi Met Zen I 9 At Zange en In A 6 TUR 18 
. 7 
Si wur zer iind aus S. er Str 5. gelnacht. 8 
2 9 “ 


© & 


Unter deſſen. fo, bleibet unſere Hoffnung feſt, dann wir bleiben bey der 

® Sottſchaft / die uns der Sohn Gottes vom auch ı gebräthe, der da ge⸗ 

lehret: Wer ſein: Leben lib hat / der w virds verlieren / und wer ſein 

Leben auß dieſer Welt Haſſer⸗ der wirds erhalten zum ewigen 
Leben. Es hat demnach eine gantz andere Bewantnüß in Anſehung der 
»Hoffnung und Ver rheiſſt ing des ewigen chens „e als ins gemein davor gehal⸗ 

ten wird: ſintemalen der Menſch ohne Zerbre bung feines’ ſüönd⸗ 

6 Haffren Leibes mit Chr: Fo an Creutz rein Theil daran hat. 
Dann 1 wa dige Meuſch keln Erbe iſt, dieweilen”er micht durch die 
Verheiſſung geborenz ſondern nach d dan dial U. wann es weit kommt, ſo 
kommt, eder leicht er biß an Ismael, der zwar von Abraham aus dem 
Wiͤllen der Natuͤrlichen Selbheit und nicht aus der Sara durch die 
Verheiſſung oder durch Heffnuns in der Soͤttlichen Selaſſenheit 5 
ren, darum ihm auch die goͤttliche Antwort ward: Stoſe die * jagd. hi n. 
us mis Ihrem Sohn) daß de er Magd. Sohn ſoll nicht erben me ö 
meinem S ohn Jia , w elches g ar? Belbaltige Zeugmiſſe ſind „die uns d 
25 Sin des, nnen Hundes im Gehenmnus mit voller Kraft ausdruͤcken. W Wess 
* alles, was unte rden? Mertſchen getrieben 8 ird, wann es nicht an den 

Ort. fomı nt, wo die Verhet e 15 


ig des ewigen benz zu haften hat: fo if fü 

ches nichtig und eil. Sein ru ya alle Derheiſſungen des neuen Bundes 

auf dem Tode Jeet e Chee , wie die Schrifft ſagt: daß kein Teſtament feſt 
ſey i, der Stiffter d eſſelben mit Tod abgegangen. So ſind wir dann 
durch die. Taufe mit Ihm zu gletchem \ Tod gepflantzet, Lieweil wir durch Nee 
ſelbe mit Ihm begraben find in ſeinen Tod, in welchem die Verheiſſung zur 
neuen Aufregung mit einem neuen Kraft- Leibe, wo Gott mit feiner 
heiligen Fuͤlle zu wohnen hat, geſchiehet. So kommen nun demnach alle 
Verheiſſungen 


= 


“ 


. 


— 


© 


S Be =. . 85 
u 4 2» 7 


u 
* 


ee FERNER „ eee ERW WR 


> 8 25 0 ‘ 
— „ . N * 5 - 
Die IX. Theofophifche Epiſtel. 3 


Behiflungen Gottes keinem Menſche en zu, der nicht durch die Taufe 


hei 
Se . 5 Gleich ee 9 Todes gebracht ar 


- ihren Aan. "Rs dann a der Rob 


0 ii 3 in uns worden . Aus oͤren⸗ unſers ſuͤndlichen 15 an un⸗ 


kun‘ delbe / da iſt auch die Gnade Gottes in der neuen Au erſtehungs⸗ kraft 
maͤchtig worden. Dann ſo v vil unſer auswendiger Menſch verweſet, fo vil 
wird der innere von Tage zu Tage erneuert. Ke. Bey dem allem bieibse 
uns zuletzt noch uͤbrig Glauben AHbe, Hoffnung, Demut und Gedult, 
mit welchen fünf Waffen wir alle 90 1 geiſtliche und leibliche Feinde uͤber⸗ 
winden, biß endlich der letzte Feind, als der Tod uͤberwunden iſt, und alle 
Herrſchaften und Gewalt en unſers G ottes und ſeines Chriſtt word elt 


ſind. 


„ Dieſes iſt alſo mein Hertz Se euch ‚and zwar ins beſonder an dich⸗ 


Ä 


Bk. N: N; und dann an die libweßrze Schweſter, als dein lioes Eheweib. 
f „Ich but und bleibe De Heilwuͤnſe her al us 


* 
0 


GOtt 11 nd ſeiner Gn. de i 1 C. 135 Am en. 
o og og og og og og gogo og og oog os og og eos 308, 


Die IX. Theofophifche Epiſtel. 

Von detzen Chriftlichen Schul⸗ Schran ncken / in welchen die 
Kaͤmpfer fich aller Dingen enthalten / auchoſich durch erlaubte 
Nirl-Din ge die Augen nicht blende n laſſen / weil der aller⸗ 

dükonmnenſte Wille © Oorres s ihrer Heiligung 


Norm und Kegol. Wor Adler 


& By die Libe, und wer in der &iße blelbet, der bleibet in GOtt, 15 
> Hd in ihm. Selig iſt, wer wuͤrdig if die Auferſtehung der Gerec 


ein erlangen. Selig np or ihre Su Rund Leiber rein ben 7 
Selig ſind, die nicht in der Befleckung ihrer ſelbſt, noch von der Welt er⸗ 
fänden werden. Selig Au, die GD ein reines Hertz und eim zugeneſge 

Y 2 | . ‚Emmy 


2 


& 


5 


>) a* 

18 Die IX. Theoſophiſche Epiſtel. „ 
m me mn — mm nn ° 
Gemißz gufgcepfert haben. Alle Ade, die keine Urſach in ſich hat, wodurch 
mm der Tugend Gottes naͤher zukonnnen hat, iſt verwerſlich. Haſt du ge 
ziarret / und biſt zu hoch gefahren: fo laſſe ab, und ſammle dich her⸗ 
unter ins Thal alwo IEſuis feine Schafe weydet. Warum wandelſt dit 
auf den Bergen der Leoparden? Tritt hervor, und labe dich unter deines 
Freundes Schatten. Biſt du eine Roſe im Thal worden, fo iſt dir die Frucht 
deines Freundes wie die Frucht eines Apffel⸗Baums / der dir dein 
Freund iſt. Lieget fing Lincke unter deinem Haupt, u. hertzet dich feine 
Mechte: jo magſt du ſeines Weins getroſt trincken, den Er dir einſchencket. 
Labe dich an ſeiner Bruſt, tritt hervor, u. laß Ihn hören deine Stimme: 
dann feine Lbe iſt bruͤnſtig; vor feiner Thur find allerley edle Früchte, Er 
hat dir beyde Heurige und Ferntge behalten. Haſt du nun noch Libe zur 
Warheit, die im Verborgenen iſt, und iſt dir angenehm zu vernehmen die 
heimliche und verborgene Weißheit: ſo habe nicht lib die Welt, noch 
alles was in derſelben it dan des Sleiſches Luft der Augen Lllſt und 
der Hoch ⸗ Pracht dieſes lebens iſt nicht von GOtt; ſondern von dem Fürs 
ſten dieſer Welt, wird auch deſſentwegen, wann GOtt dieſe Welt richten 
wird, mit vergchen und zu nichte werden. Es wartet einmal ein Tag, da 
alle Gottes⸗ Verachtung und Geringachtung feiner langmuͤtigen Lockung wird 
aufgeſuchet, und alle Veraͤchter ſeines Namens, ſeiner Ehre und Lehre werden 
als Stroh angezündet werden. Darum mache dich bereit, damit du dieſem 
groſen Gott verſoͤhnet ſeyeſt, wann Er kommen wird mit Feuer⸗Flammen 
Sache zu uͤben an allen Wercken der Menſchen, worinnen fie der Lirſt ihres 
Lebeus in der aͤuſern Welt nachgehaͤnget, und gering geachtet die Guter des 
Lebens der Unſterblickkeit, welches aller Heils⸗ begierigen Seelen Zi 
und Ende iſt. Ich meines Thels bin und bleibe unverruͤckt auf den Wege 
des Heils getroſt fort zu laufen, damit ich eine gute Ritterſchaft uͤben, und 
nach vollbrachtein Glaubens⸗Lauf das Feld behalten moͤge.⸗ 


* 


a 


— 
— © 


Der Glaube zwar von den ritterlichen Helden-Thaten, wo man 


ſich auch aller Dingen enthaͤlt, iſt nicht jedermans Ding. Es laͤſſet ſich faſt 
jederman mit den zulaͤſigen Dingen zu Friden ſtellen und abſpeiſenz aber lei⸗ 
der was gibt es vor einen Lohn, und was hat es vor Danck in der zukuͤnf⸗ 


ligen Spigkeit? donn die zugelaſſens Dinge find nicht vor die ernſtlche 
An | 


; Streiten 


Inne 
Zu 2 — 


3 


a 8 Die IX. Theoſophiſche Epiſtel. 11% 
— — —— — — 77 u 5 eee, ee — 
Streiter u. vor die dem Himmelreich Gewalt; Anchnende, ſondern vor die 
7 88 — & x f 0 
> Nachlaͤſtge, Traͤge und Faule. 55 
5 © 4 


Das Spil und das Zil iſt uns vorgelegt, laufen wir nicht, oder ſetzen 
„ nicht mit bey, wolan! GOtt zwinget Niemand dann das. waͤre wider ſeine 
„ fejeſtet. Was if ihm ber zal thun? Iſt dann das eine Urſach unſerer 
Verdammnus, daß uns GOtt den freyen Willen gegeben, oder iſt es 
nicht vil mehr ein Zeichen feiner Sangmur, Huld, ebe und Barlherpig⸗ 
keit? Iſt es nun dann fo, wie nicht daran zu zweifelen, warum Ireifen wir, 
nicht nach dem Beſſern? an Statt derer Dingen, die uns GOtt etwa gus 
Noth unſerer und nicht aus ſeiner freyen Zuneigung zugelaſſen. 


f So iſt nun dem Menſchen vil Dings zugegeben, die Verheiſunz des 
ewigen $ebeng aber if immer darneben geſtellt, als eine anreitzende geiſtliche 
Libes⸗Luſt mit vilen Lobſpruͤchen gezieret. Luͤſtets nün jemand nach derr⸗ 
ſelben zu greifen, wolan, der darf und fan alle dieſelbige Zugelaſſene Din⸗ 
ge fahren laſſen ohne den Urheber damit zu verunglimpfen; greifet man aber 
aus der Urſach zu denen gantz geringen Dingen, weil es frey und zu gelaſſen, 
fo gibt man frey an Tag, daß man ſich mit ſamt feinem natürlichen Les 
beu, wie auch noch alles andere, was in dieſer gantzen ſichbaren Welt er⸗ 
ſcheinet und vorkommt, liber hat als GOtt und die Giger der wahren Gluͤck⸗ 
ſeligkeit. 57 | ae 
Warum hat GOtt einen Gerichts⸗Tag beſtilmnt, da alles Thun und 
Werck der Menſchen ſoll gerichtet werden? und dieſelbe Zeit iſt nahe vor der 
Thuͤr, dann die Welt rauchet ſchon von dem zukuͤnftigen Zorn⸗und Brand, 
womit Fe allbereits angezuͤndet if, Wer klug iſt, wachet und bewahret ſichg 
vor dem Feuer: denn das Brennen vom HErrn wird fie ausbrennen und 
die Grund-⸗Veſte der Erden verzehren; die Stuͤhle der Gewaltigen umkehren 

£ und die Stolzen und Hohen beugen. Staub wird aufgehen von ihrer Ver⸗ 
weſung, und Rauch von ihrem Brand. Darum eile auch du, daß dich nicht 
treffe der Grimm von ihrem Brande, wenn er kommen wird, dann der Geiſt 
ſaget: daß du unter einem Gtr nicht erkennenden Volck woh⸗ 
neſt / welches das Heil und den Sriden mit Gott noch nichs 
e P 3 gefunden 


© 


' Br J © 
. g > 


AO „„ Ze 2) 5 >,€ Theofophifche gest 
gefunden har. Soll wi demnach recht zu gehen cmi t du ihnen eine 
Tlrſach zur Seligkeit oder ſie dir eben dieſelbe zu deinem Verderben ſeyn. 
sanft du nun daſe 12 eine Leuchte des HErrn aufrichten, und die Nacht 
in Tag verwand en, wolan! fo ſey fleißig dran, und laſſe nichts ermanglen; 
gebkicht dir aber dieſes, fo ſehe dich für, daß dich die Nacht nicht mit ahren 
Wercken der Finſtern is ergreife an werdeſt gleichwie das Volck, das ſei⸗ 
nen Gott verlaſſen dat und müſſeſt hernach auch mit a Theil 1 55 


nid erben. 


Ich dein Kbhaber in dem HErrn, wol ini: und welt ynende in 
dir und deinem Hel 5 WR Amen. 


2 5 | ; Sr G. 5 1 
Gruͤß auch dein Wihßß r e 82 
mein Andencken iſt Libe. a 98 25 5 
5 7 | 9 F 
255 e eee 8-808 e cr 88. 


Die X. Theofophifche eiffel 
Von der fr: dſamen Srucht der Serechtigkeit / die nach einer 
ni langen Trauer⸗ Cache hervor gruͤnet Deme / der durch 5 
die ſtrenge Gerichte der Goetlichen Gerechtigkeit 


R wohn ch fein ſeliges Nichts⸗Seyn wieder 
a erworben.. 5 
RR See n gar liber und wehrt gehaltener Br. N: N: Cwann ich fo ſagen 
ode Bat 4er Ich h habe eſteylich ſchon oftmal'an die vergangene Zeiten gedacht, 
ſonderlich wo ich es gelaſſen, als ich von euch weg wanderte: dann iir alle 


zeit eine innige Libe zu der ben Gemein ſchaft iſt liegen blieben, haͤtte auch 
kiber vernommen, daß nemlich dieſelbe Kirche allezeit gegruͤnet hätte, als 
daß ich muſte hören, daß ihre Blaͤtter find vom Winde verwehet worden. 
Neben dem Hal be alen Ge it = libenden Seelen vil Heil und Segen aus 


A, GOtt und ſeinem reichen Geiſt anzuwunſchen, wuͤnſche daß bald das Erkaͤnt⸗ 


Nus des Herrn die gantze Vrejte des Er dbodens a wie mit ae 
5 . 5 del 
1 Mi * 


— N 
— 0 


8 


88 
A 


* 


S8 


4 * 7 4 * Eee: a " q Ö 
— Die X, Thesfophifche Epiſtel. N 12 1 
„ . — — ET TE TE —— — — Br 
des Meeers. bedecken hate / und Ife 2 einge Hei in ſane Nu. De 
0 


- um p 3 tich 955 490 n t- babe nie DH Art! 3 
bet ich dich ber richten kaut; daß man ieh noch info ke em Sin (die Libe 
und das ) finde | 

chen und zwantzig Jahr e 8 akg in 7 und bin nich Ks. vi erändert Werden 


AR a it 
48 Unſt kerbliche ach 17 ar 23 Hel end 1 — 1145 x Wie Krb i 


5 11 

Schmertzeſt und intwendige Lcidens⸗ Schulen / mit jan allem, 
was ſich von auſſen zutkügec, an mir veraͤn dert ben. Daz e als ich 
bey euch war, war ich nech gar ein unwiſſende s Kind / alſo daß ich | 5 
tiger geha / von der Mitter auf den Schoß g geſetzt zu werd * 
che. ſchwere und bittere BAclber. u tretten. Auch noch 
„Landen dachte ich mit meiner Schiffart in den Hafen einzuge 
dachte mein en nun in der Einſainkeit und ‚St zu zu bringen, GOte 

danckende, daß Er mich von der Eitelkeit der Welt erloͤſet h bat &c. Aber es 
ging gantz anders, als meine Gedancken waren. Solte ich allhier anfangen, 


ae eine ſel⸗ 
Kir in digte 


de wurde es weder meine Feder noch = „appr. ertragen. O wie wunder⸗ 


„lch w. irde ich ⸗ ge worfen von der. Hand deten! der maͤchttger war als ich: 
pie mußte ich mein mit Sc chinertz u n eriborber zes ut wiederum 


17 gr. 


als ein unrechtmaß ges But Bergeben® und laſſin vernichten 
und noch darneben als eln ATebelcha ter um Tod vers rige a 


werden / und lag darneber auf mir, daß ich ander n ſolke ein gut Erem 
pel ſeyn, und hatte. doch vor mich ſelbſt nich > In eh vl züſetzelt. D wie klein 


und gering: wird man her in ſeiuen Augen! Her est wer behalt BB 


aus Ende „wird ſelig. 
Mein liber 2 Studer: ich kai dir keinen [onserichen sein Bebe vos 
meinem Stande, dieſes iſt nur aus einer ſonderlichen Libe zu dir in die Fede 
gefloſſen, um das heili ge Andencken in dir zuerneuren; wa ich aber kur 
foll me den, wie mir zu Mut, und wie ic ch mich füde, ſo berichte dh daß 
mich nun in einem ſtillen in GOtt verborgenen Leben und Wandel fende. 
Das Wetter hat ſich gelege. Gbdtt iſt meiner maͤchtig worden, und ich 
bin zu nichte gemacht geuieſe num einzig mein Gutes aus GOtt und 
71 


ſcluer Abe, alſo daß ich J. in ohn Un aß dancke, und martz nun = der 
. ligen £ 


hir was die unbeſchre ioliche  geiftliche  Oeburtss - 


8 2 S — 7 f U. 2 
2 Die XI Theofophifche Epiſtel. 


— — — — ———— 
ſeligen Hoffnung auf das Ende und Ausgang aller. Dingen, u. weiß, daß ich 
nicht vergeblich geloffen bin. Der HErr gebe dir und mir ſamt allen, die 

feine Erſcheinung lib hagen, ein gnaͤdiges Ausſehen auf den Tag des Gerichts. 

© 7 a 8 = e A 2 . * 


er i 

See eee eee eee eee 
Die XI. Theoſophiſche Epiſtel. d 
d col Ep 


„ Vertheidiget Paulum u. das Apoſtoliſche Concilium Actor: & V. 
zn dem Articil wegen der Beſchneidung / und gibt deſſen wich 
tige Urſachen an Tag / warum dieſelbe in der Oeconomia 
des neuen Bundes ihre Endſchaft erreicht habe. 
| EX grüßt dich. „ 
Ein li TER a RER HAT NEE IR SE A I EEE 
gen liber N: N: Ich habe ſchon vile Bedencklichkeir in meinen Her⸗ 
Does ten und Gewiſſen vor GOtt um deiner willen gehabt, ſintemalen du 
ſoͤ vile Jahr um G Ott geeifert, und doch zuletzt des rechten Weges verfeh⸗ 
let, und das zwar mit keinem geringen Verluſt. in Anſehung des gantzen 
Naths Gottes und aller Verheiſungen, die dem Abraham und allen H. 
BVaͤtern geſchehen. Gewiß, mein Löber! enn ihr nicht von eurer unmaͤſigen 
Eiferſucht wider den hohen Apoſtel Gottes und Chriſti I ſu, als den 
unſchuldigen Paulum, der fo viles gelitten und geſtritten um Gott und des 
Evangelii willen, u. es zuletzt gar mit dem Blut bezahlen muſſen, abgehet, 
moͤgte ich nicht gerne mit euch ernden. Wann dieſes ein Mann wärg ges 
weſen, der in dem Geſetz unerfahren oder ungeuͤbet geweſen, gleich unſere. 
heutige geſetzloſe Anti⸗Chriſten, dis das iheuere Evangelium fo ſchaͤndlich. 
miß brauchen, u. leben in einem ganz wilden geſezloſen Heydenthum: fo koͤn⸗ 
te man noch etwas Ulebelartiges von ihm dencken. Nun aber war er ein 
Mann, der nicht allein im Geſetz wol erfahren, ſondern was noch mehr iſt, 
anch ein Eiferer und Verfechter deſſelben war, und das in einem unſtraͤfli⸗ 
chen Wandel, ſo gar, daß ihn auch ſein Eifer vor daſſelbe dahin trieb, die 
Gemeine Gottes zu verfolgen, u. wurde in all dieſem ſeinein Eifer von GOtt 
durch die himimliſche Klarheit darnider geſchlagen und blind gemacht; 15 
. a PT WE NE 


& 7 ® 


e 


0 


Die XI. Theofophifche Epiſtel. e 

.. — . ĩ ß TEEN 

— — a 5 4. 
daß er mußte andere Handleiter ſuchen, wurde auch von der himmſiſch ens 
Klarheit unterrichtet, was er thun ſolte, und was ferner hin fin Amt ſolt 


hn 1 f 


5 So nim dieſer Mann in feinem Eifer vor die Beſchneidung und 

Sitten der Väter ſelbſt von GOtt aus dem Himmel eines andern be⸗ 
richte wurde (ohne welches er wol wuͤrde fein Leben fuͤr die Beſchneidung 

gelaſſen haben) wie und warum traget ihr beyde du und der N: N: gang 

kein Bedeucken, dieſem theuren Gottes: Mann feine Sach, worinnen er, 

doch ſelbſt von GOtt aus dem Himmel berichtet war, fo ſchmaͤhlich aufzu- ; 
ruͤcken. Gewiß mein liber N: N: es wird euch ſchwer fallen wider dieſen 
Stachel zu lecken: oder ſeyd ihr gantz unwiſſend, und wiſſet nicht, daß ihr 

damit den garen Rath der hohen Apoſtel über einen Hauffen ſtoſſet. Habe 

ihr nicht geleſen Actor. X V. wie dieſe Sach von der Beſchneidung und 
den Sitten der Väter vor den gantzen Rath der hohen Apoſtel des > 
Lamms zu Jeruſalem kommen, und was derſelben einhelliger Schluß war 

und wie Paulus fi nichts in eigener Gewalt angemaſet; ſondern ſeinem. 
Ausſchlag von den hohen Apoſteln erwartet. Gewiß, wann eure Arbeit 
ſolte recht. ſeyn, fo muͤſten wir nrig von GOtt aus dem Himmel berichter 
“fon. Darum laſſet ab von eurer Torheit; anch pfluͤget ein Neues, u. ſaͤce = 
nicht mehr unter die Hecken. Dann gewiß es laͤſſet fich in denen Dingen, 

die zu GOtt, oder die den ganzen Rath GOttes anbelangen, nicht nach une 

ſetem Gutduͤncken fahren. Habt ihr geirret aus einer unerkanten Eiferſucht: 
ſo beharret nicht weiter darſunen, damit ihr euer Gericht nicht groͤſer machet, 
als es ſchon zuvor iſt. 5 ee 2 5 

Ich rathe euch um des Mittler⸗-Amts JEſu Chriſti willen / lai⸗ 

ſet ab von eurer Torheit, damit ihr euch nicht ſelbſt der Gnaden und Verheir⸗ 
ſung des neuen Bundes verluſtig machet. Ihr habet kein einziges Zeugnus 
von allen Apoſteln bey ihrem Eingang mit dem Evangelio unter die Hey⸗ 
den, daß an einem einzigen Ort der Beſchneidung ſeye gedacht worden, noch 

vil weniger, daß fie es gethan haben. Aber das finden wir Actor. XIX, 

das die getaufte Heyden gefragt wurden, ob ſie auch den heiligen Geiſt em— 
Fangen , als ſie glaubig worden, u. nicht: ſeyd ihr auch beſchnüten worden? 

en #3 Alhir 


er . . = 


U 


= 


0 


99 224 Fi R Die XI. Theoſopluſche Epiſtel. 


e 


— — ey 


allen Veraͤchtern der aͤuſeren Tauf ein Hartes zu errathen iſtz ſintemalen gang 


— — 


Aus dieſer Frage erhellet gantz ſonderbar, daß wann den Apoſteln je⸗ 
mand vor kam, der ſchiene glaubig zu ſeyn, es eine gantz unumgaͤngliche 
Sach war, daß fie es bemerckten wann es ein Gekaufter war. Daher 
es demnach ein gantz eitler und nichtiger Sinn aller derer iſt die zu unſerer 
Zeit nach eigener Wahl einher gehen und ſagen: die Taufe haͤtte nicht unam⸗ 
gänglich auf den Glauben zu folgen. Gewiß, wann wir betrachten, was 
zu unſeren Zeiten im Schwang gehet unter den Menſchen ins gemein, ſo 
muß man ſolches mit groſer Beſtuͤrzung anſehen, dieweilen fo gar nichts mehr 
weder um GOtt noch um die heilige Lehre, die uns der Sohn Gottes vom 
Himmel gebracht hat, gegeben wird. Cs hat es ein jeglicher in ſeiner Hand, 
feines Willens Gefallen nach damit zu handeln, und werden weder der 
Gehorſam des Glaubens noch die Wercke der Gerechtigkeit durch die Guade 
erkannt. Mein Hertz lieget ohne Ende in der Preſſe vor GOtt um den 


4 


— 


Schaden der Menſchen-Kinder in der heutigen Welt: dann die Suͤnde / 
welche keine Vergebung hat weder in dieſer noch in der zu⸗ 
kuͤnftigen Welt / hat faſt alles uͤberſchwemmet. Es gilt weder reine 
o Lehr, noch Gottſeliger Wandel, noch Glaube, noch Libe, noch Demut, 
noch Gedult mehr unter den Menſchen. Es hat ſie weder die reine Lehr 
noch ein unſchuldiger Wandel vor GOtt mehr zu uͤberzeugen. Dann warn 
nichts mehr uͤbrig iſt, fo fagen ſie: er hat einen unreinen Geiſt und fo 
iſt alles verworfen. Es iſt mir, ich ſehe den Himmel betruͤbt und die En⸗ 
Fel Gottes weynen uͤber den Schaden der Menſchen⸗Kinder, die in der je⸗ 
augen Welt leben. Ich weiß weiter nichts zu machen, als meine Sachen in 
geheim ohne Unterlaß GOtt vortragen, dann ich ſehe von auſſen weder 
raut noch Pflaſter, womit der Schaden zu heilen iſt. Alle Arbeit iſt 
vergeblich: alles Heilen iſt umſonſt, dann die Sone iſt am Mittage untergan⸗ 
gen, und die im Tunckeln wandeln, ſtoſen ſich. Es hat das helle Licht des 
Evangelii in diſen Landen vilen die Augen geblendet, daß fir gar nichts mehr 
ſehen. Es iſt weder Glaube noch Libe noch Wort Gottes mehr im Lande: 
f 4 : 3 FR 5 die 


50 


* 


4 


* 


5 © 0 N 
„> 8 2 9 f 5 — 
® . R i m 8 > . 5 1 
a Die XI. Theofophifche Epiſtel. 7 23 


+ ES — Bar ns: „dei 51 ar Sg 
die Armen und Senden „die da ſeufzen, werden um ein alt Paar Schuß 
verkauft, diewell man ihren Gottſelſgen Wandel ſchmaͤhet. Weiber neh⸗ 


—— 2 


men / lecker an ſich reiſſen / irrdiſche Guter an ſich haͤuffen / in eit⸗ 


ler olluſt dieſer Welr GOrc die Tage ſeiner Langmut ab⸗ 


ſtehlen / hat alles ſeinen richtigen Fortgang / nur die Hoffnung 
des ewigen Lebens wird vorbey gegangen und verachtet. 


Lune deſſen faͤhret der alte Noah fort mit feinem Haus⸗Geſind dle 
Arche des Bundes zuverfertigen, ehe die groſe Suͤndflut mit Schrecken 
wird herein brechen, und den Grinim durchs Feuer raͤchen. So iſt auch 
der gequaͤlete und gerechte Loth ſeines Thuns müde, und wartet ferner, 
biß ihn der Engel des Bundes mit feinem Weib und zwey Toͤchtern eikıs 
heiſet, das Sodom diſer Welt gaͤntzlich zu verlaſſen. Darum mein 
liber Dia N; N: ob dich wol der Eifer um das Haus Gottes gefreſſen, daß 
du dir einen ſolchen blutigen Riß gemacht haft: fo haſt du die Ruhe der Seelen 
doch nieht darin gefunden, u. wirſt fie auch nicht darin funden; ſondern mu 
sein Dan ſuchen in dem unſchuldigen vergoſſenen Laͤmmleins⸗Blut / welche 
Seligkeit uns in dem Bunde der Gnaden durch das Waſſer der Taufe 
vorgeſtellet wird. O! wie wol haben wir geloffen, wann wir mit Chriſto 
durch al auswendige Vorhoͤfe (alwo man ſeine Zeit nur zubringet mit 
auswerslgem Died Schlachten und Blut⸗Vergieſen) in das Inwendige 
und Allerhetlizſte eindringet, alwo das unſchuldige und vergoſſene Laͤmm⸗ 


eins tut dem Wuͤrger fein Schtverdt. ſtumpf machet, und endlich der 


elde uimtt GOtt durch Chriſtum IEſtim gefunden wirdz alsdann lernen wir 
Feen mit neuen Zungen und koͤnnen GOtt ohne Unterlaß dinen in ſeinenz 
0 sa Ns . N 
Aligen Tempel. a 
1 — 7 


7 


Ich lebe, und bin ſehr getroſt in meinem GOtt, dann alda habe ich ger 

funden, den meine Seele libet, alda habe ich gefunden die guͤldene Gelde 

als das reine Glaubens⸗Gold / das in dem ſiebenfachen Kampf bewaͤhret 

iſt, in welchem das Brod Gottes, das vom Himmel gckommen, auf— 

behalten iſt. Alhier habe ich gefunden die duͤrre Ruthe Irons übernäctig 

ausgrünen. Da finder ſich das guͤldene Rasch: Faß / (als die in GOtk 
1 


erneute Menſchheit) in welchem die Gebae der Heiligeiz ohnz Unterlaß 


a4 


5 Q 2 . Als 


— 
8 


ey 
Sr 


00 


4226 „ Die XI Theoſophiſche Epiſtel. 
als ein heiliges Rauchwerck zu GOtt aufſteigen. Luͤſtets dich, mein ir 
ber! mit zugehen auf Golgata / alwo durch das Vergleſen des unſchuldigen 


> 


Laͤmmleins⸗Bluts der Eingang erworben wird: ſo kommen wir endlich 


in unſerm Gang zu dem Aufſteigen auf den Berg Zion, alwo fd) die Er⸗ 
kauften aus den Menſchen und von der Erden in der Nachfolge des Lömm⸗ 
deins aweyden, in weleher Munde kein Betrug u. in derer Appen kein Falſch 


= 5 ſondern find unſtraͤflich vor GOtt, und dem Lamm. D ein herrlicher 


Handel! wer alſo mit Chriſto zum Lager hinaus gegangen und hilft Ihm ſei⸗ 
ne Schmach tragen. Dieſe finds welche die Welt hier nicht keunct. Dieſe 
ſind Gaͤſte und Fremdlinge hier auf Erden, dann ſte ſind gezeichnet, und 
tragen den Namen des Vaters an ihren Stirnen, und das Zeugnus und 
die Maalzeichen Ze Chriſti an ihrem Leibe, und fein Siegel auf ihrer 
VBruſt. So find fie begnadiget in dem Brunnen und Felſen des Heils, und 
in der Hoffnung des ewigen Lebens getourtzelt- und gegruͤndet: und fo koͤn⸗ 


nen ſie endlich im Friden hinfahren, dann ihre Augen haben ihren Heiland 


Beſehen zum Troſt ihres Heils, und in der Hoffnung des ewige Lebens Amen. 
° ! 8 Rn * 


Iſt nun alſo demnach die Verheiſung ſelbſt ans Zil kommen, ſo if 
enumgaͤnglich der mitfolgende Zeuge, als die Beſchneidung, fo gleich mit 
ans Zil kommen. Und fo die Hoffnung der Vaͤter kater dem Bilde der 


Beſchneidung durch des Weibes Samen in der. Offen ng si 
Chriſti nach dem Fleiſch ihre Endſchaft erreichet: fo haben wir nun in dem 


N 


nen Bunde, in der Verheiſung des ewigen Lebens Chriſto m Wer 


bes⸗Samen / oder Jungfrauen ⸗Sohn / als den Stamm- Vater dero 


8 


Mittler des neuen Bundes, NB die Verſchneidung ums Himmels 


zoilfen abgelernet, und halten dieſelbe zk einem Zeichen des nenen Bundes, 
biß Er kommen wird, ſeine Kirche, als fein heiliges Weibe oder Jun glare, 
wieder in ſeine offene Seiten einzunehmen. ER 


Angehend die heutige Welt, die unter dem Titenl des Chriſtenthums 
lebet, fo iſt ſolche weder Alt- noch Neu-Teſtamentiſch, ſondern ein wildes u. 
geſetzloſes Heydenthum, und gehoͤret nach der Auſſage IEſu Chriſti unter 
die Zeiten Loth / und Tage Noah / da kein ander Ausſehen iſt, biß das 
Heuer Gottes vom Himmel die Staͤtte Sodoma und Gomorra 12 um 

6 . a er ehren⸗ 


4 


“ 


** 
2 


* 


© 


2) 


„ Mass unf 


a 


Die XI. Theoſophiſche Epifeel, 127 


— nn ne er ann 


—— —ä—44 — 


kehren, und das Gewaͤſſer der Suͤndflut das Feuer oder die Brunſt der 


„Unverſchnittenen oder Unbeſchnittenen loͤſchen wird. Be, 


P. S, Nun habe ich euch einiger Maaſen in kurtzem geſchrieben, wie 


= 
7 


Par 5 18 » » Ae A. o TE u a En ee 
es die hohen Apostel gehalten mit der Beſchneidung; habe aber neben dem 


nicht gemeldet, was die Beſchneidung an ihr ſelber war. Dann folt ich 
diſen Knoten recht aufloͤſen, fo muͤſte ich einen Eingriff thun in das gauze 
diſen ! 2 e 

ei * len = . 3 
Ale und Neu⸗Teſtament⸗Geſetz⸗ und Bund⸗loſe Chriſten⸗ 


thum. Es hat ja freylich die Beſchneidung in der Neu-Teſtamentiſchhel 
4 ” ‘ee 8 > ni f m ver 2 — 
Kirche aufgehoͤret, dieweil die Verheiſung erfuͤllet, worauf ſie gezilet, und 


alſo die Figur in ihrem Geheimnuß zum Zweck kommen. Sintemalen die 


Bundes- Linie, wovon Chriſtus herkam nach dem Fleiſch, durch die Figur 
der Beſchneidung in dem Geiſte des Glaubens geheiliget war, und das ſo 
lang, biß der Bund ans ZA tra, da wurde Abraham nach dem Fleiſch 
mit dem Vorrecht der Beſchneidung zuruͤck geſetzt. Dann die allererſte Ver⸗ 
heiſung die Adam in dem Paradies geſchach, brach herfuͤr, da es hieß: 


des Weides Samen (Nh mercke wol, nicht des Manns Samen ) ſol! 


der Schlangen den Kopf zertretten. Darum auch die Sara im 


Geheimnuß (wir verſtehen die Jungfrau Maria) ohne Zuthun des Man⸗ 


nes empfangen und geboren hat. Ind fo iſt die Verheiſing / die dem 
2 


Abraham geſchehen / durch die Empfaͤngnus Jesu Chriſti in der 
Jungfrauen Maria Leib ans Zil kommen. 


6—ͤ — x 5 Bar 
Mein Siber! 

4 . g b D Ben 

Ich gruͤſe und kuͤſſe dich. Du biſt dem liben G Ott noch ein Opfer 


ſchuldig. Dann NB: NB: NB: Ochſen⸗ und NB: Boͤcke⸗Nh: Blut 
reinigen uns nicht von Suͤnden. Du muſt dem liben GOtt noch ein 


Zommlein opfern, und mit deſſelben Blut die Pfoſten deiner Thuͤr be⸗ 


freien, ſonſt kommſt du in der Egyptiſchen Finſternus um: und must mit 


dem Lebrigen ins Allerheiligſte eingehen, und das Geräche des Heilig⸗ 
khums und die Bundes⸗Lade / worinnen die Tafeln des Teſtaments 
ligen, damit beſprengen. Dann in dem unſchuldigen LTaͤmmleins⸗ Blut 
ir Yuſoͤhnung, und nicht in dem Dh der NB: NB: Böcke. 

8 3 ; Sir 


— 
BZ 


— 


o 0 n 


— 0 


2729 Die XII. Theoſophiſche Epiſtel. 


— nn ů —ů — ů ͥ 


— — I 


——— 


211 


Wirſt du mich verſtehen, fo iſt dein ZU getroffen, und ich werde dein treuer 
Goͤnner bleiben; wegerſt du dich aber, fo werde ich dich nicht richten, ſon⸗ 
8 * EN; 


dern das Lamm. - . 
| Ich dein Liphaber in dem HErrn, 
= 3 * 1 
1 D 
2 2 5 F. G. 

— 28 5 2 = g * 
D v ET EEE — 
EDEN EN EDEN DIENT EEE au 

3 Die XII. Theofophifche æpiſtel. ER 
2 N 0 


* - e 1 Her 8 
Die aller gefaͤhrlichſte Kaͤtzerey / dahinein faſt alle von Gtg 
erweckte Seelen ſich ſtuͤrtzen / iſt dieſe / daß man ſeinem ei⸗ 
o genen Verſtand ſich uͤberlaͤſſet / und mit demſelben Got⸗ 
® tes heilige Rathſchlaͤge zu beurtheilen / verdrehen / 
ne oder wol gar zu tadlen fich unter windet. 3 
8 . 5 
Je Gnade des Vaters, die Leibe IEſit und die Kraft des heiligen Geiſtes 
durchdringe dich mit der gantzen Gottes⸗Fuͤlle, und gebe dir, daß du 
„reich werdeſt in dem Leben der Gnade und Libe unſers Gottes, und gelangeſt⸗ 
zu dem Erbtheil der Heiligen, und moͤgeſt alſo kommen zum vollen Eingang 
in das Reich Gottes Amen. 2 - 8 


Ich aveiß nicht, was ich ſchreiben ſoll, als aus der inwendigen Fuͤlle 
meines Geiſtes. Es iſt mir nicht ohnbewuſt, daß der Weg zum Reich Got- 
zes, ſonderlich in dieſer lezten Zeit, da der falſche Verſtand und Wille des 
Menſchen fo hoch kommen, daß er beynahe das Licht Gottes erreichet, ſehr 
eng und ſchmal iſt: und alſo wegen des Fleiſches Vorgehaͤg es dem une 
ſterblichen Geiſt nicht wenig Muͤhe koſtet zum rechten Durchbruch zukommen. 
Wann ich gedencke, was vor viljaͤhriche und mancherley durchdringende 
Zeuers⸗ und Leidens? Proben habe muͤſſen durchgehen, ehe mir die Leut⸗ 
ſeligkeit Gottes inwendig erſchienen, und die Thuͤr der Gnade gefunden wor⸗ 
Den: ſo muß mein Geiſt allemal zerflieſen in dem Waſſer der Reue, und 
chi nür von Hertzen Leid, daß fo wenig ernſtliche Streſter und apf 


{ 


* : Ah { „ 4 i 9 


8 


& 5 © ‚ 4 4 i 5 N 2 Rn 


Er ee ne er 


© 
za 


* = 


0 5 EEE 1 


Die XII. Theoſophiſche SEpiſtel. 129 


— m—— 


= 


— ——— sen > - | | 
biß aufs Blut gefunden. Es bringer ja aſt jederman ſeine Zelt zn in des 
Fleiſches Vorgehaͤge in ſo vil und mancherleh, Geſtalten, Formen und 

Welfen, die ſuh aus demſelben falſchen Verſtand hervorthun und aus ge⸗ 
baͤhren. Was vor Tichtung und falſche Rathfehlege des Hettzens erfindet 
man nicht, den Rath des ewigen und unſichbaren Gottes zu zernichten. Wer 
ift wol, dere die Sach nicht deſſer wiſſen wil, als es Gore durch feine Bal 
gen offenbaret, und alſo folglich ſich weiſer zu. ſeyn duͤncken laͤſſet als G Ot. 

2 2 : 2 = ; 5 


Oiicch ſehe gar wol, woraus fo vile Rathſchlaͤge, Schluͤſſe und Ge⸗ 
dancken in den menſchlichen Hertzen entſtehen! dieweil man ſelbſt vile Zeit 
und Jahre in dieſem Irthum herum gebadet. Denn der geoffenbarte Raß 

„und Wille Gottes ſtehet da, und leugnet ſich nicht, fo ſtehen dann die Men⸗ 
ſchen davor, und moͤgten denſelben gerne aus dem Weg geraͤumet haben, 
und das darum, weil ſie nicht dran wollen, dann ſie wiſſen es ſchon zu vor 
beſſer. Weil aber die Varhett⸗ Gottes nicht weichet, ſondern unveraͤnder⸗ 
lich ſtehen bleibet: ſo machet man allerhand Schluͤſſe, wie man entweder koͤnne 
unten durch ſchlupfen, oder oben hinüber ſpringen. Man muß ſich recht 
„ verwundern, waß man das wunderliche Herum ſchwermen und Auf⸗ und 
Abſteigen der PRanzafiene der Menſchen fo anſtehet: dann entweder ſetzet 
man dis Sachen, weiche wol ehedeſſen von den Heiligen Gottes als aͤuſer⸗ 
lich in menſchlicher Bedinung tractirt wurden (es füge darnach, was es 
wolle) fo hoch, als ob ihnen unter menſchlicher Bedinung nicht gung ge⸗ = 
ſchehen koͤnte &c. Want man dann fo nichts ausrichten kan, weil man ohn⸗ 
glich en denen auswendigen Dingen die vollkommene Heiligkeit ſehen 
2 un die Sache iſt zie klar, daß man es auch mit leiblichen Augen 
an, daß die Dinge, die in dem aͤuſern Vorhof verhandelt werden, 
das Allerheiligſte gehoͤren) fo faͤhet man an, dieſelbe zu verach⸗ 
ten, gleich als ob es Dinge ſeyen, die gantz unzulaͤnglich waͤren zur Selig⸗ 
keit; da doch ſchlechthin keine andere Seligkeit iſt, als Friden mit GOtt 
Haben durch die Gnade in Chriſto IEſu, die nus widerfaͤhret; wann wir 
allen Fleiß angewandt in denen Dingen, die GOtt in dem Gewiſſen von 
uns fordert. 


3 a „ a 
Mzig liber N: N; dencke nur nicht, daß wir mine find in dem 
5 | EN. 
0 % 


107 


o 


„280 


u 


. 


v 


f . ie XII. Theöfophifche Epiſtel. 
Was wir thun: es moͤgte dann ſeyn, daß wir einige Tropfen aus dem Sna⸗ 


— 


den; Brunnen zu vil genommen, und haͤtten uns alſo demnach zu vil 


ermidriget oder mehr Zeit und Arbeit angewandt in den aͤuſern Dingen, 


als etwa GOtt von uns fordern moͤgte. Solte es ſeyn, fo habe das Ver⸗ 
trauen, daß mir Gott dieſe Suͤnde vergeben werde. Neben dem fo beffeiſ⸗ 


ſige ich nich zu haben ein gutes Gewiſſen beydes gegen GOtt und gegen 


die Menſchen, und ſuche meinen Wandel zu fuͤhren mit Furcht und Schre⸗ 


cken, weil ich hier walle, damit ich Freudigkeit moͤge haben auf den Tag 
Se Chriſti, und des gerechten Gerichts des allmaͤchtigen Gottes, da einem 


eden vergolten wird, nachdem ſeine Wercke ſeyn werden. Man glaube nur 
fuͤr gewiß, daß wir ganz in anderer Arbeit ſtehen, als man es uns von aus 


fen anficher: dann da iſt ein beſtaͤndiges Sterben und Leid⸗ tragen faſt 
alle die Tage unſers Lebens. Von auſen hat man ſich der Welt und dero 


FLüſten entzogen ſamt aller Gemächlichkere des aͤuſern Lebens ‚fo muß man 


auch oft von innen leer wandeln wegen des an uns tragenden Thiers, das 
ſich liber im Schlam weyden thaͤte. Kc. a 


Wer will es uns nun in ſolchem Fall verdencken, wann wir, die wir 
des Tages Laſt und Atze tragen, und des Nachts den Froſt / und da⸗ 
bey kein Schlaf in unſere Augen kommt, auf ſolche Weiſe oft auf den Aub: 
Tag GOttes in dem Namen IᷣEſu auf einen geiſtlichen Erquickungs⸗ 


Tranck zuſammen kommen das Brod zu brechen, uns einander im Glau⸗ 


en, Abe und Hoffnung zu ſtaͤrcken, und dabey unſers Vorlaͤufers I sit 


und ſeiner Leiden uns erinnen, welcher gelitten hat drauſen vor dem Thor, 


um welches willen auch wir hinaus gegangen auſer dem Thor und Strafen 


der groſen Stadt Babylon, u. helfen Ihm feine Schmach tragen. Dann 


wir haben doch pier keine bleibende Stadt, ſondern. dle Zukuͤnfftige ſuchen 
wir, welches wir auch. erwarten in viler Geduit und Langtunt und anhaltch- 
dem Gebaͤt in vilen Thraͤnen, daß wir dardurch tichtig gemacht u. zuberei⸗ 
tet mögen werden, und alſo den Eingang zu feinem ewigen Reich erlangen 
mögen, Neben dem fo flehe ich oft mit vilem Anhalten vor die Streiten⸗ 
de Hirche unter dem gantzen Himmel, von welcher ich mich ein Mitglid 
zu ſamt unſerer Bruͤderlichen Gemeinſchaft zu ſeyn. ruͤhme, daß der 


Err allem Verderben ſteuren, die Zerſtreuten in Iſrael bald zuſammen 


> bringen, 


- — 2 2 r A 1 r 
2 ‚ * > un 6 
5 > 2 > 


— 


5 7 N ; % 
b . 1 11 x 8 5. 3 
0 2 ’ 8 » 4 0 > 
* Die XII. Theofgphifche Epiſtel. 4135 
3 e * er 
bringen, und dab ey den Clend enden un o Beet raͤngten zu ihrem Nee A Wolls hek⸗ 
en haar. sr | 5 7 9 
Aus allen oben ang acht hesen Zeugnuͤſſen kanst du twol ee wie wie, 
ſtehen „und womit wir um, schen, auch wie weit wir demnach davon entfre 
Nei ind vr fl 15 in ein zweifell hafkes Gefecht einz zulaſſt ſſen zegleſs 50 Als ab wir niche 
wußten, as wir thaͤen. Wir wiſſen alſo nicht allein / was lor thun, 
ſondern hen auch noch diß dabey, daß faſt alle Menſchen wie, al ich meiſens 
die acnaı dee Frommen im St hut leben. Eine Sa iche nun, worknnem 
ich b Theile erfal hen! habe, die irrige Meymung fo wol als 2 die AD Warheit 


derfeloen leidet nicht, daß man vil . zu Naht gehe, dierdell die Sache 


von ls redet, und den Betrug und Luͤgen wider ſich ſchon 8 nichts‘ 


macht. Meyneſt du wir h haben nicht abe die Grillen an uns ſel 


f 

ft 
ren in dem Widerſprechen wider des ewigen und un ſichbaren Gottes Naht 
und Wilen. Wann wir erſt auf die Welt kommen waͤren, und wüßten 
weiter nichts, als nur die Ssttliche Emfalt fo koͤnte uns die alte 
Schlang villlicht einen Zweifel ins Gemuͤt blaſen, wie unter erſten Mur⸗ 
ter ini Guten Kaen, zumal wann wir! darnach luͤſterrs wuͤrden. Weil gie 


aber dieſer thörichten Koſt fen” zuror all zu vil genoſben; 0 


0 
nicht darnach; ſondern koͤunen . nit dem lautern Wort deer Warheit 
unſers Gottes zu Friden ſeyn. | a 2 

- 8 * 8 * 8 
Mich wundert ſehr, daß Menſchen, die da den Naben has en: von 
Wort erleuchtet zu ſeyn, die gur dem Bauch ' klichende und an dem Ban 

f des r an Rus Gutes 10. Boͤſe sh ſenende Sch lange in ih nen noch em fe 
haben erkeng anderen. Is nicht 15 ganze Welt durch derſclben Verdrebeis 
des Rohes und Willens Bois mit Falſcher Lehr erfuͤlet, daß ⸗alſe, faſt Mer 
mand ie der 1 0 und ſeine gergnäſe v an Herzen ſuchet jur ehren; fona 
dern eren alle den Mi bgott des aufget wach: en Verſtandes, welcher durch 


7 - 17. 

das SE en von dem verbo einen Daun ufgernachet, mehr als Ko ſelbſt 
unnd. ſeine eigene Zeugnuͤſſe. das Aergſte iſt, da iß man ſolche ver⸗ 
kee e en, die ſchlechth der alten Schlangen entſrrungen, der 


9 
Gt te leuchtu 5 ; zuſch ER ibet „ da doch aller ſolcher Der⸗ 
(ano ST! ug, wodurch man aue eine Sache, die gethan ſolte dun, 
2575 R 1 8 ſuchee 
2. 2 1 Bar = Ha: Er . 5 W j 
5 5 x 


— ee 


Wr * e- 1 


* * # ei. E 
4 2 ra AI "ir a Eur I 5 
32 N Re All. 1 kegſ Opaliche t . 8 
u — 0 


a 
— — — — — — — 


7 x 
Aha ze fi 
fii Det ung than vor! bey aut gehe * n verda nic) ] fal, eh und 


A 75 "ir 
* Kone 7 110 
44% © 2 


BUN age ch C dit W Jun older il, 


Was if unter andern dieſes nicht vor ein verkehreer Satz und falſche 
gottloſe Tichtung uͤber die. Worte: und Gott ruhete am iebenden 
Tage von allen feinen Wercken / d die man machet, um damit die Fey⸗ 


0 


Kung des ſiebenden Tag z8 Sabbaths zu Lerne chte ir an man ſetzet: man 15 


nuͤſfe dadurch nicht ea, als ob GOtt geruhet 9 aͤtte; G Out wuͤrde ja 
nicht müde, brauche auch demnach nicht zu ruhen Kc. Dieſer Satz zwar 
waͤre an ihm felbſt nicht wider GOtt, wann er nicht auf ſolche n falſchen. 


Deutungen ruhe, Dann was gehet es mich in ſolchen: Fall an, was 


Ott in feinem Weſen iſt, wann Er mir befiehlt, was ich thun fol, „Kon 
te man doch anf ſolche Weiſe die gantze Bibel vergerfen d ie Cru gung 
ritt vernichten, und alfo folglich alle Goͤttliche Narhf läge von GDFE 


an nus Meuſchen⸗Kinder aufheben, dieweil Er, als der groſe G Ott, alles 


Bell nicht bedarf. 33 Blindheit uͤber Blindheit! wann wir cabeiſen koͤn⸗ 

ten, daß wir nicht müde würden, alsdann koͤnten wir GO Thorheit bes 
ſchuldigen, wann Er uns beſiehlet, am ſiebenden Tage zu ruhen, ſo 
man 1 0 deſſen keine Urſach hitze, und das BON weil man nicht 1 
a würde > 


0 Man rühmt ſich der T Tagen d nenen Teſtement 57e man komm⸗ 


inen, und Pill alſo um des willen keine ſonderliche Ruhe oder Sa abbath von. 
guſen geſtatten, und will cee daß die Zeit gekommen, da’ nian nicht 
mehr in dem Schatten lebet; ſondern vilmehr das We fen der Sache ſelbſt 


Lat: diewweil. an durch das Seyren von Sünden zu der rechten Aube der 
Selen gekommen Pore welcher der aͤuſere Sabbath ein Vorbild gewesen Ke: 


Dan kan ſich in Warheit nicht genug verwundern uber der 2 e 


Dlndbeit und Unverſtand. Dann iſt auch wol, weil die Welt free. & 
zuche Iluch, Llaglaube, Nahrun gs ⸗Sorgen, Mühe und Arbeit” un den 


M enſchen und Thieren geweſen, als eben jetzt. Wann iſt die Suͤnd x gti - 


ie * geweſen, die Ungerechtigkeit höher kommen, als eben jetzt. Zeig 8 mir 
doch einmal die Menſchen, die den ewigen Sabbath erlanget haben, u. die da 
zußen von Eike Arbeit, oder 0 es das Vieh kon von asien. | 1 dh 

0 85 aaf 


. er e en re [ar ber, 


8 


98 5 


. 


2 


2 0 4 0 3 
f Pe ; 8 5 2 
. Ä 6 5 
f © Die I Tig sofophifch In RT i —— 23 * 
* E 


geſagt iſt⸗ daß es ruhen ſoll. Ich ſage nochmalen: O Thor beit. iiber‘ Zy0r2 
heit! O Bundheit über Blindheit! worein die? Welt gefallen. Oeroißey meln 
Freund ind Bruder, wann ich es nicht um deiner Unſchuld und Guther⸗ 


„ kigkeit willen? gethan haͤtte, ich wolte langſe am mehr eine J a En ese 1 80 "hi 


ben: dann dle. Welt ſolche 2 A, chlechthin nicht weit) 11 es wird ihr auch kein 
ande; Zei chen ges geb, en werden, als das jenige, welches fr ſelbſt is im Vo zorſpi ig 
ſrelbet, welches a auf den Tag der Ein⸗Ernde Gottes DET heil und Er⸗ 
be ſeyn wird. Dann m werden geſpeiſet werden mit den Fruͤchten ihn 
e 5 Fe: l 


ee N: N! 1: gt babe vil ebe, vor dich, und Nas ! Harn eil ich 
weiß, daß du em alter Streiter biſt/ und biſt doch bißhero noch a durch 
des Fleiſches Vorgehaͤg durch: gebrochen; ſondern hinter den 1 
und Mauren liegen geblieben: und haſt zu Zeiten den geiſtichen Bauleuten 
des inneren Tempels cart Arbeitern des geiſtlichen Weinbergs einer 
id in den Garten geworfen, um zu vernehmen ob auch ne ch Einige da 
ſind, die auf das Werck des HErrn achter Aber weſchen Nutzen bringst 
dir dieſes alles? oder was haſtn wol vor Nutzen davon? wann du weist, 
daß anders in den Wercken Gottes beſchäſſtt get) in ihrem Beruf fleiſſig, 


und Sorgtragend find in allem dem, was zu ihrem Heil dinlich iſt. So 


Hat du au 0 8 ler H. Menne Schriff eng gebe ſen, die zwar auch ihren 


Dauck © vor GOek haben; aber was hilft dich auch dieſes, wann du ſelbſe⸗ 


nicht Hu anf LEN „ und alſo auch zu deinem eigenen. doß und The 
gelangefl. Und ⸗ weil die eit 19 1 daß die Knechte Gottes die als 
zum letzſten nal die Fla du 8 thun, hatt dem Abendm al d des großen Gottes 
zu kommen, sch Se an deln Wege 1555 Zaͤunen zurufen Kommt! das 
Hi das Paus des OCrin voll werde: fo mad De dich min Auf IR nd komme 


zu uns in den Garten, und helfe nut Laſt und Hitze tra ‚fo wirſt dit 
erfahren, daß wir den ewigen Sabbatlı noch nicht erlang zet 1150 en. „Selte es 


auch nur noch eine Stunde ſeyn, ſo haſt du doch am Abend des Tages def 
nen Groſchen zu erwarten, zu welchem keiner gelangen kan, ohne der mit t. 
dem sone 2 and gabel desde e 1 9 5 mie, gerräg en. Se 


833 der dane nd 1 heide di 00 e Scham ande Bett der 9 Beet 


R 2 worinnen 


br 0 
e r . * — DZ > b =“ 


© 9 


08 


.. 2 2 ® 
8 
* 


234 2 Dig * ErE Theophi iſche Epifech 

u RE — m nn = 
worinnen fie nur ſuchen für ren eigcken Gedancken nach zu leben. Dann es 
0 noch nicht genng zu einem Goͤſtlich yore Leben, daß man wirs ſchlecht hin 
von auſen eine ung gewöhnt iche $ Kbens⸗Ark ergreiffet, d dabey dos * die Natiſr 
ſtehen, und der alte Menſch auf feiner r Hefen ruhen bleibet ohne wirekliche 


und beſtaueige inwendige 1 Leidenſchaften. e unſere Natur ſich 


zus allem wol chen fon, wann ſie nur ſich ſeloſt darf gelaſſen bleiben ohne 
FE ch im C Sr: unde u! er G Ott zi I beugen, I wo f K an ſich deim 22 ach gar wol 1 ver⸗ 


tragen, kal vil thun, auch wol den. Leib lafeh breunen &c: Sal 0 en mach 8 
un er Hand frommen, u. unſere Vercke in Sed Frucht bringen; ſo m Aſſen 
wir u ern Sailer i ig fen Dingen ohne einzige Ausnahm dem wi ſen Rath 
u 18 8 W Zille unſers Gottes untere rfen. Dañ die Sachen / welt he uns 
vam allermeiſten in Gtr f ordern oder Ihme naͤher bringen / 
ſind verachtet / oder ſch 285 zum wen Ile, en unnd tig. Daher 
kommts, daß wir es Allezete beſſer wiſſen als GD tt und feine Heiligen. 


O wie ſelig waͤren wir, wenn wir nicht mehr wolten weiße ſern als Gder! 


© 


Der vil 10 5 gewußt, wodurch unſer Stols zu beugen u. a BR Eigen⸗ 


nn zu brechen als wir, die wir es nimmer wuͤrden ins Werck richten, wenn 


5 in 1 12 5 3 Willen fünss, 2 


S0 nun demnach das Testament und der lege Wil a Or 


des lieget, da iſt auch die Verheiſt ing: wo die Verheiſung iſt, da 


1 auch. fol sich das Erbe. Sollen wir zum Erbtheil kommen, ſo muß die 

Kind chat erlanget ſeyn. Sind wir z e kommen a ſo iſt GOtt 
zinſer Vater, Chriſtns. unſer Bruder und d er D Geiſt unſere Neutter. So 
werden wir daim nach deln Teſtament und Willen unſers Gottes dreymal 


ins Waſſer gesancht," als ig 1 des Vaters und des Sohns und des 


. Geiſtes, anzuzeigen d dieſer aid ndig e Menſch nach allen dich 
Theilen müſe unter gehen a5 ger richtet werd 5 Nicht verſtehen holr, als 
ob es alle Kinder Gottes waͤren, die von auſen alſo getauft werden: woir geiz 
gen nur den Bund an, wie nemlich derſelbe aut ſo gewaltigen und wichti⸗ 
Sen Sa beflättiget wird. Solte ſich mein Geiſt von der Wichblgkeit die⸗ 
ger Sache gantz ausbreiten, es ſolte wol mehr einen Tractat als eine „Brief 
fordern. Und find die ©: chen einer Chrfttihen Gemeinſchaft u. A der⸗ 
Schaft, wo der gange Nat 9 Gottes; ven dent Heil aller Menſchen in! gu it 
> af 


. a 
0 0 


© 
* 


7 


9 


— 


’ 


5 


82 
0 * 0 
. 


x 


Die XIII. Theofophifche Spiſcel. 1 


—— —— . ——— — — 


pant all em, was zu eil lein Go: 100 gi n Kben vonnothen A, wicht ſo gering 
wie- man we Penner, Dann wir haben es von dem HErru em⸗ 
pf fangen und erco. orben unter vil Creutz und Truͤbſal / was uns 


20 geben iſt: 1 ind ſtehen in keinem eigenen men Kb lichen Treibe n; ſondern 
au 1 5 Riſfs von inen ver GO tt / und beſſe eiſſigen uns daß wir , 
nicht traͤg erfunden. fr werden. 


9 
2 


Se aumeſt d du dich nun lang? ſtehe auf, u. laß dich taufen und a aß⸗ 
waſchen deine Sünden: fo wirft du cheil haftig unſerer Leide und Trob⸗ 
ſal / die wir haben in Chriſto, und kanſt nit auf den Berg des HE: rn, ge⸗ 
hen, wo Er uns lhret ſeine Wege und die Weiſe unſers GOttes Jacob 
Denn daſelbſt gehet en Geſes aus, und des Herrn Wort von Jerula em 
Glaubeſk du nicht daß des Een Wort unter uns ſeye, fo komm und fies 
he es, and ſey ein ehe Wachrzin welchen kein Falſch iſt: fa wirſt du ned 
mehr und groͤſere Dinge ſehen, als jetzt geſchrieben iſt. Ich ace d dir 
vil Gutes aus der reichen Gottes ⸗Fuͤlle: der HErr 9 ae Welßheit und 


‚Bernd geben, um zu thun, „ Ihm gefällig iſt. Amen. Gegeber 
und elde in der Stille vor del m Herrn. 
* * * > 
C. B. Ein Kaͤmpfer und 
1 ; He 2 „ Aa 
40. e Streiter JE Chriſtt. 
N Sr 37% Sys Ari ar. A . Zi ar an * FJ .. . ia. an aus: 3 
f S hr ra e e e e e e ee 1 7 7 7 7 „ e r TR TR TAT TR 


Die XIII. Theofop! hifeke Spiſt feel, 8 8 2 5 - 
os 83 35 hohe Verſol bnungs 2 


Ame Jerſt Chriſe! tactert wird 
da it rein . erkannt noc cho fenbar; 0 rn es N ird 
alles durch Vergebe en ausge Fhret N 


2 x Mein Aber. N: N: i 


3 Je Kbe meines Gottes, die ich in meinem Heut telt trage, laͤſſet mir niche 


2D zu, deiner gantz zu vergeſſen, wellen ich doch weiß , daß chin als 7 ge⸗· 
a Ir vor hal ig Johrel, gls der Aufgang aus der Hoͤhe vile Herzen an 
u FR, Sa * 


U 
© 


* 


9 


© 


— 


Welt⸗ aufs, alſo daß es freylich dem uͤbergeblibenen heiligen Samen 


* 


2 . * 8 
©) - 0 


0 
2 
G 


ass Die XIII. meat che Spiſtel. 


ee e RI eee 


SBecen een geſucht, du auch mit unter den 


ben ger veſen , toi wel et fich 
in- folgenden Zeiten zimlich veraͤnderte, wie 1 
* 


10 das Seheimnus des 


ats 
sit 
8. 


Ah Fa dis ſich in dir und vilen anderen en rete und hervor thaͤfe. Sol⸗ 


ches haͤt bißhero hie und da feine Kraft ns asoiefen } SD die Lehre 


von der Gottſeligkeit und das Licht von der wahren Frommigkeit ſehr ver⸗ 


dunckelt durch allerley kingleic pet n in‘ Anfehung eines Gottſeligen Lebens; 
und hergegen in vilen und' manch herley Gleichheiten dieſes gegenwärtigen 


manche Schmertzen in der Goͤrelec hen Leidenſchafe verurſachete, weilen doch 
neben dem allen eh feinen, Rather nicht aͤndert, und wird allen denen, 
die durch Glauben, Abe, Hoffnung, Demut und Gedult in der Verheiſſung 


Des ewi Zen Lebens a ben Troſt Gottes gewartet haben, ihren endlichen 


Lohn geben, und ‚fie kroͤnen und frenen nach viler Muh und h har ker? Tages⸗ 


Laſt, welch 25 Ali 0 nein ei! iger Troß biß ger gebliben. 0 


Du hätt ef freylich ſollen ein Mithelfer und Mitarbeiter ſeyn in diefem 
Tag⸗Werck; weil aber deine Lampe damals das fanfte Gel vers 
Lohr; ſo iſt dis angenehme Lichr⸗Fluͤmmlein verloſchen und an 
deſſen Statt der ſiunkere Feuer⸗Wurm aufgewwachet/ welcher 
bisher, weder dein Hertz noch dein Gewiſſen hat laſſen zum Ge 
neſen kombien, Du weiſſeſt wol, was meine Langmut und Gedult er⸗ 
tragen 55 SR hr e, unter welchem ich le ber vi amal geſtorb en ware, als 


* 


Daß ich von der Libe in n s Gottes gewichen waͤre. 5 


Mut u fen. liber N: N: was meyneſt du wol, meine un > unfer aſter 4 


* 


Tage eilen nach der Ce keit. So bin 7 auch nie derselbe und lebe noch 

“IT derſelben Hoß ffnung, wie ich do Y; elsdu n nich das 3 erſte ER (Zeſchen, 

und bin nicht gewichen weder zur Hechtin noch zur linden, ohne, ns mich 
die angenehme Truͤbſals⸗Hitze gelaͤutert und ſauber gemacht: bin Kal noch — 

an de imfelben Pfeſt en zu finden. Solte ich unverhofft aus der Zeit in die 

Ewigkeit uͤb ergehen „ wie fel hon einige in dieſer ſeligen Hoffnung unter uns 

gethar 1% fo weiß ich nicht, ob du nicht etwas zu ver liehren haͤtteſt; dann 

pnfere Sach Bet vor einem groſen 1 | 

Solte 

N 
9 ® € Ar. h 


a U - 


0 


* 


* 4 
» 7 * 9 5 

Da * zerir * ef * 2 * 
Die XIV Th sofonhifche Epiſcel. 2 137 


nn 


SE 


Soblte ich der demnach in eintgem Guten etwas ſeyn konnen, fo bin 
bereitwillig. W. Vas ich ſchreite 7 geſchiehet aus aucke ngen Bewegung 


meiner tiefen Zunckgeung zu dir ſame deinem Weibe. eee dich / das 


ich noch eine geriſſe Libhe vor Gott Jar. euch habe. Dann ich 


kan Een -Alchter ſeyn / IE BER bin von Elite zur Bibe ge⸗ 


de 


macht / und ſeche mit meiner Arbeit unter dem Mittler und Ho⸗ 


— 9 7 1 4 * 8 Veet 
hen⸗Priſter Nin Chriſko / unter welchem An dis Verſoͤhnung nicht 
allein vor die unsere, se ndern auch vor der ganzen Welt Sünde ligt. Und 
ihr könner nicht mer aus der Ache gelaſſen erden, weilen ihr den ewigen 


Bund der Gnaden in Paſſer beruͤhret habt. Sint mal in dein ſelben 
Bund muß herwied a bracht werden alles, was ehmals war verlehren. 
Doch mit dem Unterſcheid, d daß alle die / welche in dieſer ie ihre Heiligung 
mit dem. freyen Willen, erlanget haben, zur Lindſche ift r | 
gelangen, die andere alle bleiben geſparet in die Ewigket 

A 


an dich, mein liber N: Nit aus einer gang au: rei nn 9 
mir. . ö 7 . 
5 95 REN AN ©. „Einem nach der ik 
„ 2 ; } e Ewigkeit wallendsg Pilzer. 5 
#2 I . 


ans 2 5 2 


n eee 2 2 SE LD 


Die XIV. Theofophitche Sepiſtel 6 


Es muß lerdings ein unfersfl icher Wandel nach dem C 
und de fe 12 Gerechtigkei eitꝰzum Gu rund 7220585 ri werden: wert: 


ſich die Gnade Sottes in € brlſto dem Hergen 
i ” pi mischen, ; 


2 


Be weiß nicht bes id ſagen ſollz doch werde ſchier beiwe; gel cee 
2 Weniges an dich ergehen zu (fen. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß zu ie 
die Kli gheit der Gerechten ergreifen thaͤten, und GOtt un AU Beißhe it lan, 

daß Er uns aus dem Irrgarten umſecer Vernunft führs n moͤgte/ {6 wůr⸗ 
de nicht mehr alles ſo wunderlich durcheinander, laufen. Es iſt leyder zu, 


daa, daß man ſehen muß wie wunderüch und leichtſinnig mit GOte⸗ 
ia „ 


e EEE BL fil 


1 en 
a —— 


— 


1 ee d ver neee 


— N ee Ane, 22 —— * 
. a @ 5 0 2 g 4 a 
a a 8 7 ; N > 
3 8 | 

f 138 Die XIV. T jealonhilche piſtel. 

2 * — — — — — — — e 
gerpiler wird, Wie wird mehr der hockugenre Name Gottes und die dare 5 
Chriſtum Eden erworbeſke G31 idee ſchaͤnd lic geh 12 dalichet, wo doch noch 

22 7 None; A* 
0 „ Fig: wahre Hertz zens? Buß g eſchehen. 8 . wert 3 wo; ‚che 1 daß vis 
» jolcher Wahn T hri tei, in folk he Upruhe gebracht 1 aß ſie auch 
nicht' wis re en W vo u ch 1273 allen ſolten: ſo wuͤrde or un 1 eker & TI! 1d offeln⸗ 
bar und. das Gebaͤn der fa e e en Kun, durch Menſchen Witz 
a SED cht, zu Boden fallen. . 3 e 
5 © 5 


= 

Bar Mich wundert ſehr, daß dai in deiner groſen Blindheit fo keck und 

kuhn biſt, dich heraus zu e „und ſonderlich in ſolchen Sachen „die du 

nicht ver ſteheſtz hergegen in Dingen, die du verſtehen ſolt eſt/ ſo fte, 
Jangſam und verzagt biſt 


zt biſt. Warum uͤben tir uns nicht in ſolchen Din⸗ 
Ben, worten wir die Gnade Gottes weſentlich an uns erfahren bean u und 
5 Sr folgnch dieſelbe aucht brauchen durch Wort⸗ Streit zu erfechten.“ Ich 


33 


gewiß wann dir. BD, lernen chaͤteſt, wie dit der Welt und 3 Gil 


25 . . 
un & 222 
* — 


erben, als in fo il und manche rley. Verbildungen d ich at f zu Ant 
die wur e Klees Str. ts hald Aberhoben ſeyn. Weil aber deine 1 05 
nen Skenſcheu dalckellen, der von GOtt bei gnadiget iſtz aber wol von dem 
Strg dieſed Welt ‚team A dieſelbe mit Streit ſuchen zu erhalten. Dum 
gi mur doch eimnal die Kent neichelt, womit du Verwelſeiſe, aß bir 
nade widerfahren, (wir ver eher Me aber keine andere, aͤls die hoch hung 
ig machende nase c) du lebeſt ja noch in deinen eig iin Rech, welches 
{ben Fin feat 8 chr y N weil du keinen Widerſpruch ver⸗ 

3 haͤtteſt du d dieſel be emp fangen Wie du meet, fo wa 
van dir wie ef brochen wird, und thaͤfeſt duß an flat des Wi⸗ 
emitie gen, um bey dir ſelbſt: deneken: wer twelß, vielelicht bin ich 
ang gedemuͤtiget. Well dir aber dieſes mangelt, fo. haben up? 
ruͤder recht geredet, wenn fie fasten: du weißt noch nicht wa 

ade ie Und wa fie es nicht. Neben Da fe haſt du e at 
durch deine Un zruße wahr gemacht. ; ARE 


1 


ne 


0 
nr — 
— 


« 
— 
* 
- 


Fr 
EZ} 4 


®, 
18 ir une 


2 Fi 
>. 


N 
2 


3 I 
2720 Dan > 


4 
1 * 
ar 
* 1 
ER 
83 
, 
—— 
—.— 
—4 
2 
— 
* 
— 
= 


- 7 
— N 9 


* 
— 


a Be fette wol air 55 eben eg eifern wegen der gro: n Blindheit, 
agen Wahn⸗ frommen Menſc be, wenn man fh en muß, wie 


0 
€ 
— 
* 


und allem, was vor derſelben boch „anſehnlich und gefälfg iſt, moͤgteſt 


mik 


2 
2 


0 
* 


LEER PX * 8 N 
& 8 ih 
x P} 5 P 0 3 0 
0 . 2 4 f . a a ° * * . 

05 »Die XIV. Theoſopffiſche · Epiſtel 139 
mit der Haushaltung des neuen Bundes zu Werck gegangen ird, da ict, 
den ganz ungeſtorbenent unbekehkten und annoch Alk Menſchen in 
die Fr denheit de 5 neuen Bundes 5 get, der d och erſt d un Geſetz di reh das > 


Geſetz ſolte ertoͤdtet werden, 10 70 alſe fol ach der Suͤnde ab Rerban und der 
Ger Dre, eit leben, di rch welche de Weg des Frideus 0 Moc! 1 wird. Wie 
lang w ollen wir Spraͤu vor Wei eitzen zu 1 bringe! ? wiſeh wir dan: 
nicht, daß geſchrieben ſtehet: GOrt hat all 5 ur die Sünde Und 
1 Uinslauben beſchl oſſen/ auf daß Er fich > aller erbarnze / welches 
gewiß durch das Geſetz geſchehen muß. Warum haben wir dann eine ſol⸗ 
che Je indſchaft und Verdacht in uns wider das Wort. Geſetz? 
komt 8 es nicht aus dem alten Haß des Menſchen wider GO: Shen alles 
Gute? Muß nicht das Geſetz Gottes, das da geiſtlich iſt, die Shoe in 
Fleisch überaus ſuͤndig machen, dainit wir end dlich an unſerm beſten Thin 


verzagen, und dabey unſere beſte Wercke zur Sünde gemacht „ 


und unſer 1 er Hirn⸗ und Wahn⸗ „Glanbde zu Boden falle, da a 
ſchlechthin Unsere A Warheit zu Lügen, unſer Glaube zit ue e unſe 


Gerech htigkeit zu Ungerechtigkeit, fa was ſoll ich ſagen? da unſer beſtes Thu 1 
zur Sein ide wird Kc. a . a f 
* > * 9 2 5 ” 
FF = 


Siehe, mein en „ als dieſes wird durchs G 195 in uns verur⸗ 


— 


ſachet, und iſt in 1 5 Fal die ſeligmachende Gnade noch nicht da: daun. 
die et wei 1 erſt, wann der Mens durch das Geſetz aus iſt, und are 
weket ihn zun 1 nelle n Leben in G Ott durch. ſeinen Set, d er da kan die To⸗ 
den lebendig machen, Hieraus kanſt du ſehen, wie! lang das Geſetz uͤber dete 
Meuſchen a heerſchen hat neinlich biß es. all unſere eigene oder viel che e 
Retichtiche G zerechtigkeit zur Suͤnde gemacht. Soll demnach nf Sefkes 


durchs Seſetz verurtheilet werden: wie wollen wir dann beſtehen, Wann wir 


ſeiner Anforderung durch Buße von a toden Wercken noch kein Gnuͤgen 


gethan haben in Verleugnung der Welt und derer Pracht Zierrach und 
ai 


Schein? Ich weiß nicht, es dincker mich, man habe heutie ges Tages ſich 


durch die Einbildung ein groͤſeres Licht in den K Topf schaß t, als man wirek⸗ 


lich Augen zu ſehen hat, und ſey aiſo gar geblendet worden, daß man den 


aller geringſten Unterſcheid nicht a hat /r weder deſſen, was der alte, noch 


was der neue Dund if oder Geſetz und Evangelium, was Natur und 


. 1 5 7 Ken . Gnade | 


7 Au * a 
* . e * 
0 
5 1 > er . 8 
8 1 2 
Fe eg * er „ ® 
140 Die XI 5 Theoſophiſche Epiſtel 


— — - — — 
Bnade if, ſondern ringt sche he hin init dem Ungekraͤyekten und noch 
Piel went ger Ge re rbenen 7 deaelichen! * Uenſch an Aber das Sete ex. 
den alten Bund hine aus, und ſetzet ſich wider alle Bllligkeit in die freche 
sind ſeligma⸗ hende Gnade, und machet dleſelbe zu einer Decke uber das alle 
in boͤſe Sünden :t Thiere welches doch dur ichs Geſetz. erſt ſoll oder dung 
geroͤdet werden, wann die N huͤr der Banden, und die Were des neuen Bun⸗ 
Des ſich oͤf en ſoll. : e ©. <a ar: 


6217. Gm mgeiRR = 


—— nn nn — ä—ä—I— nn nn 


e\ Gl. ande getrig, mein Freund „etz wol in einem oder dem andern un⸗ 
ſern d Bruͤdern dieſe gäͤunliche, Errsdi g des alten St; nden⸗Menſchen noch 
ermangelt, p: 5 den ſie doch groß Bedencken tragen, daſſe bee an ſich tra⸗ 
gende Leben mit der Gnade Sa es zu beſchoͤnen; ſondern viehznehr mit den 
ſtrengen Sache es Sf 3 der Gerechtigkeit daruber herhalken, wol wilz 


ſetzes 
ſende, daß man keiner Gnade fh ndern durch das Seſetz der Gereck tig 


keit Gottes, verda 1 it. Siege, mein Freund, in dieſem Sinn haben dle 
Bruͤder geſagt: du wi Hier reſc noch nichw / was Gnade wäre. Dann 
weil dein Leben noch nicht d a Buße und Kbe zu dem unſterblick hen Leben 
kändert und geſchieden von der Sleichſt kellung, der Welt unz deren 
lanieren / und das beynahe in allen Dingen, ſo moͤgte ich wol nochma⸗ 
len gefragt haben: worinnen doch der Ruhm der angemaßten Gnade beſte⸗ 
ſo 


SE Seffrafung und Bautkchtigt 128, 8 demnach ware es hart gere RL 
+ 7128 a dar 7 (x 
eſagt würde 7 das man 11 ſolchem Fall noch ni x 0 sine, t ſokke sw as 


n 
iches in 8 wenn er ſoͤricht: ſineemalen die Gedancken 


Wenn dies. n Rihm der velkomkzrnen Gnade ausmachen tönte, 

Daß einer die 8 2 10 ing und Zucht in ſch hat, 1 haͤtte man keinen Un⸗ 
terſcheid unter denen bie unter der Gnade / unter dem Seſetz oder umer 
er Sünde Mind en. Sintemalen die Gnade nach der Schrifft nicht an⸗ 
rſt gepri ie n wird, als an denen die durch dieſelbe ji) fig gemacht und 


3 e 8 
. 8 . 


e LLC ra re 


der Screlst gen darum fir auch · being Sneſchul⸗ | 


ä alſo 
FR DAHER © 


l. Ja ch weiß wol, daß man einzuwenden hat, man hätte doch vile ls 


* „ 


lid: Sulz aus, en fir it aner gewiſſen Maaß allen Mes 8 
ſichh beſt . werte: ſintemalen Pau nus von den Hei- 


S 


® 


ine Woeſen erfahren, Jonderlich weil man in [ ane u natürl 


e 


° % i * 3 5 Mu 
F f * . NT 
0 © o x > * K 
x 8 * 
— & ’ 
\ 2 Den. EAN J 
* * do 1 rr Aa 2 0 5 
9 nn» > 1 5 „ i g 7 ? 
© „ Di 1e IV. 0 Seo LIT ire. 0 8 142 
Ps, ge 4 nn — — — rem 


alſe feglch loß' iim Geiwiſſen er a 
haßt d u alſo noch kein Recht dich EI Snade zu ruͤhmen, forleng die An⸗ 

klage des CAſetzes im Gewiſſen hekrſchet; aber flehen magſt 3 dir FR 
GOtt wolle aushelfen aus allein Llebel, a dich verſezen in das Neiel; f 


7 — „ein ine Fire 1 
ſeines Sohns DT) eine nad einen. 


Hs * 1 am * som, 
n von der Tinkisge des Geſetzes. Dahn 8 


1. 


un die Gnade zur wahren 1 8 elt 
. enann m 1 elt ich ee Pr ke! n; 89517 im Gr .. 

2 Geilanihten er „59 1e. 1% Men (Hen! 11 15 

3 


1 ’ 


1 
S — 3 
vent de Tſclh e geh ret, oder in. ſeiner Erb rl religion de Yen 


Dr; faſt jederman ſo vil von Gnade zu b lage weiß, oh 


2 
» * 
* 8 94 ia 
br daß 4 an hi 
1 * \ 


geringsten er lege erfäl hren, wohne) man zu derſelbig en gelanget. Ia. 

man kan wol noch verdächtig und ſpoͤttlich von denſelben 1 welche die⸗ 

e dure b gegan zen: welches man gar vilfaͤltig erf. ihren hat, woe nema 

lich immer zu Ware? gegangen bord gegen diejenige, die na n hr J 15 an⸗ 
wenden, un der Anford derung des Geiſtes den Zucht in 1 8 Geri site > 
Gungen zu thun. Dann es fan dech kein Menſch weder zu. GOtt uach ze 5 
wahren Sent igkeit gelangen, ohne daß man ſein Gewiſſen an. 


6 5 an 
Was vor Schmaͤh wort, verdaͤchtiges Halten, libloſe Be eſchuldi⸗ gungen 

und Verhoͤßnungen jederzeit uͤber ſolche ergangen, ſolches har man erfahren. 
Ja ſo gar die Al llergewiſſenbafteſte Buß ⸗ Wege, Sun und Eifer zu Get € 
und ſeiner Seelen 1 en verachtet und verhoͤhnet, und mit dem ver⸗ 15 
haſſten er Gele > Seſez⸗Siſer s belksst, GO wolte vilen ihre 
Sind: in vergeben, 10 57 niche zurechnen ihren blinden Eifer wider GOtk 
und das Ang feiner ewigen Barmheraigkeit. Mein liber Freund! laß dich 
nicht ſrend duͤncken, daß ein geloiſſer Eifer in unſern Bruͤdern If weider alles 
1 05 von GOtt ſprechen. Dann man hals leidet zu vil 10 ken,! daß, woe, e 
ſo leicht und ſuͤß von G Otte geſprochen wird, Gdit a im allerwenigſſen 
erkunt iſt. S 2 Der 


* 92 2 2 5 2 
N A A* k 


22SEC ͤ onen ernennen aka ann 


0 71 1 0 
N € © 
N * >} a 
2 > AN 3 1 — 11 EFT, Fe- 2 
ey > nh in 1 es 
7 7 < 4 it XV. 12 he 0 -t IIe Epiſtel. 8 
. FERNE 8 — 
— — Tec - Damen 0 
: . — . N © 
7 DE XV. 5 Spiſtel. 0 
2 85 2 


Der Wenſch Fehes zwiſchen drey r Torlten / welcher der Witte 
ſich einergibt / dieſelbe ver geſtaleet e ahn in zor Bild. 


© 2 
2) Mein. en Gruß und 57 Nuß zuvor. * de 

5 © 
. cer l, S Gnade, Staͤrcke und Weiß heit von oben aus der reichen 
ö 5 Fülle in dein Inwendiges. a der HE wolle ſich mit voller Se⸗ 


e e bey dir hernteder laſſen, und dich erqucken nachdem du lau⸗ 
ge gedarbet, u. dein armer Geiſt zu keinem Geneſen kommen konte weder zur 
echten noch zur Lincken „dieweil der Wille nicht sefhieden war von bey⸗ 
5 Geſtaͤltnuͤſſen, die an dir zogen. Geſibfer Bruder in dem Herrn! 
ch bin bewogen dieſes Wenige an dich zu ſchreiben, und weiß anders 


niches was mich bewer 866% ale die theure be meines Gottes, die ich habe zu 
dem unſterblichen Leben. Wilen. ich erkenne ezdaß du ein Mitberufener zu 


eben demfelben groſen Hell biſt, das uns von GOtt verheiſen, wolte ieh 
nicht gerne ſehen, daß daſſelbe verſchertzet truͤrde um eine irrdiſche Wolluſt, 
„oder eine Handvoll Eitelkeit, die ſo gar balde voruͤber er peche W 
nichts als Jammer und Hertzenleid, und z 1 let den Tod nal ſich ziehe 


Ich weiß zwar gar wol, was vor- ein tounderlicher Streit in. dem Den 
Test, ehe die Shut zur dem Daum des Lebens wiederum ach une en 
bird Daun der Nenſch wird in den Procels zwiſchen alle drey 
Trelten Be we che dann zu allen Seiten an ihm fordern 
und zichen / wollen Alndes⸗Becht erwieſen haben und als Kine 
„Fer Zeche ret En 8 Allhi ier iſt nun der Meuſch ſein eigelter Macher: 
dann welcher Anforderung er zil Willen wird, die nimmt ihn guf zu einem 
Sant und formet oder geſtaltet ihn in ihr Vilde, daraus werden dann 
Kinder Gottes, oder Kinder dieſes We Tr Aufs. II. dieſe beyde Arten von 
Geſchlechten oder Geburthen ſind einander immer entgegen oder zuwider, al⸗ 
fo daß was der eine Part hoch häte, dem andern ein Graͤuel iſt, und wa 
dieſer vor einen Graͤuel haͤlt; 7 beg d dem andern erhgßen if, Nun erweiſet 
tech ſolches an beyden Orten, was Lor einem Geſchlecht ſie zugethan ſeyn, ob 


Bet | | e 
N 8. 5 E 5 | Br x 2 4 


& SIR. 8 2 


— 2 > — A; 

a eu) wer. me 1: 77 hen rl 2 9 
N Heotocphülche pr El 242 
. Die XV. The. u phiiche Lepifeel. 143 


— — ͤ äÜÈmjͤ——— — . 


fie Goltlichen ; Oefehte lechts, oder von deim Geschlecht dieſes gege! wccrrigen Welt⸗ 
laufs. Sind fie Goͤltlie ven Geſchlechts, ſo 5 ihr Leben zu lauter Goͤttlichen 
unſichbahren und ewig ie Dingen serichet: damit haben fie zu ſchaffen, da⸗ 
mit gehen ſie um, und davon rden ſte, verachten d arneben a alles das, was 
in dieſer Wekt groß d boch ‚prächtig und anſehnlteh iſt Cc. Die Kinder 
Siehe Weltlaufs ſind demt nach ein gantz 9 Geſchlecht, ſie liben und hal⸗ 


ten Hoe ch alles, was 0 chbahrlich. groß un d hock ) in dieſer Welt it, damit ha⸗ 
ben fie zu ſchaffe n, damit gehen ſie u 5 id . reden je - gedencken da⸗ 
bey weder an das Weſen d er Unſterblichkett, noch an das zukünfftige Glück 
wwelclbes es von dem ewigen Gott verheiſen ſondern verachten noch vit, m. ehr 
dlejenigen, die damit beſchaͤff iger ſind, un 5 halten Ahr Weſen vor her city 
und ihr Thun vor einen Spott, und obſchon zu Zeiten ein Gedancke in ſte 
kommt von dem unſterblichen Leben, ſo geſchiche doch ſolches mit Angſt und 


S chrecken Kc. ; ; l 
Nun mein liber N: N: ſche wol zu, ibeme dur den e dien S del 
ner See fen anvertraueſt, dann es wird von en Seiten un didp: 3 5 
ben Scc, Iſt dirs etwa zu ſchwer nach der Libe Gottes zu greiffen, und die’ 
En ſo . muͤhſamen ungewiſſen en: ch und rauhen Weg. einzuſchla⸗ 
en, ſo gedencke auch das dabey, in was vor einem ufiſichern ungetviſſen 
755 unbefeſtigten Grunde und Bodem die Welt mit aller ihrer Herrlichkeit 
wirtet und Haus haͤlt und fo welter. Ich bitte, ſehe nur auf beyder Ende 
und Ausgang, ich ve rſichere/ du wirſt liber erwaͤhlen mit dem Volck Gertes 
Schmach und Ungemach auf dich; u nehmen, als die z Ane Ergezung der 
Suͤnden zu haben. Ich meines Theils. wolte mein? of des Leidens 
und der. Schmach der Welt mit keinem Monarchen oder Roni K 
der Erden verwechſelen. Es find bereits zweß und zwanzig 85 hr, als 
mich die langmuͤthige Lockung Gottes ſehr fruͤh zeitig herum achofer, und in 
feinen Weinberg berufen. Wie wehe es mir gethan die Luſt der Welt fat 
derer Eitelkett zu verlaſſen, iſt mir noch wol bekannt, und was bishero ver 
vile und mancherley durchdringende Feuers Proben ertragen, erdulten 


er 
vi 
7 

ar 


uind erlitten habe, iſt dem bekannt, der alle Dinge weiß; aber durch Gottes 

Gnade bin ich was ich bin, und feine Gnade an mir iſt nich: vergeblich 

Ban en S3 a Sırf 
© Fig 3 


97 


Fun tneianser 2 — * — aus; ieh Eh 8 n r 
* 
D 5 
„ => = e 0 
a * © 4 
& 4 N 0 5 
n = s > 
; — , ur,Yr * 2 7 1 
244 Die XV. Theo! ophifche Spifkel. 
* a R g Er tesa ir 2 N 1 x 
Solteſt du demnach der tibe Gottes zufallen? und deſſen Zug folgen, 
ect + ich wo „daß fie dh eben denſelzen Weg fuͤhren wird, den alle Heil 5 


2 95 Derzeit g FR indelt haben. Allein weiches iſt ı 


— 


se tr 
un zu erwaͤhlen: zum 
n 


Ere mel , das auf Erden erwuͤr. 3% San mm er ſchelnet nit Alle einen Nach⸗ 
folgern durchs Creutz, durch Schmach, durch Armut, auf dem Berge 
t an dem glaſern⸗Meer mit Gottes Harfen: fo 


° Zion in feiner Hkerlahlei 
wurden auch die, welche mit weiſſen Kleidern 2 x angethang unter die 1 
die da kommen Rd aus groſen Rrsfah nr, u die ihre Kleider gewa daß 

un 


27 


.. 


5 e helle gemacht im Blut des Lammes. Das bedencke noch ei 
dir wol am lehſten woͤre: hier in Armut, in Schmach, in Truͤb al, in bend W 
zu leben &c. Und darnach mit den hundert und vier und vierzig tau⸗ 
ſend auf dem Bekg Zion zu erſcheinen, als die des Lämms und Mofig Led 
ſingen: oder allhier in Reichthum ia Luſt des Se ſches in Hoffart des Le⸗ 
beus, ſamt andern Sreltetren, Worin man 3 vor der Wel vin Anſehen hat, 


— 


fich 11 weiden, und darnach zn ſagen: G ihr 1 falleg i über uns / 
und ihr S igel! bedecket uns vor dem Asehe deſſen / der So 
dem Stuhi fi itzet. 88 33 


Gelobet ſey der HErr unſer G der uns feinen heiligen Wille =. 
erkenne en gegeben. Ja fin Nahme mut je von uus allen hoch = gelehrt und 8 
ri: ge l Jer alles ſeyn, d dänn Sr gibt Dar Und Verſtand auf unſern © e 
gen. In Ihln koͤnnen wir Thaten thun, und mit Ihm konnen wir über 
die Mater for ingen. Er iſt unſere Kraft und Staͤrcke. Wann toir fallen, 


r iſt: 
ſo richtet 7 uns wieder an ir / und arts tens. gelingen: wir doͤrfen es e auf Ihn 


wagen, denn Exverlaͤſſet nicht die engen, die von ganzen Hertzen auf Ihn 
trauen. Er bew ahret te Fuge feiner Su ae ‚daß fie nicht ag einen Sain 
Aare. Er 1 7 von dem wir alles haben ‚fein iſt alles, was Er uns. 5% 
ben 1755 in ſey die Ehre in Ewigkeit Amen. x 

* E * 

2 DERE | wenige iſt aus der inwendigen Sie meines“ Geift es g 40 offen 


und geſcheleben. Meine Sibe iſt ſehr verpflteytet und d ſchuldig se M icht um 
der be Gottes killen, die ſo unermuͤdet an uns arbeitet zu unſerm Heil, 
tockchher gerne wolte, daß allen Menſchen geholfen leide und ſie zur inner⸗ 
Shen Et u us der Warheit mögen kemmen. Denn dag lerfeil Gottes 

0 Br ſchlaͤßt 


2 9 8 98 7 . > 


i 2 5 
2 . 
5 e Br 7 * 
5 Folie SEnifkel 
Die VI. Tneolophulche Eypiſtel. 1457 
3 * 2 ee me Ne — — — — ee - — 
fte doch nicht von I Kane bat, um den Erdboden, und die drauf woh⸗ 
2 4 be der een 5 
1 heim zu ſuchen. te Sun de 3 und die Were Oer Unzerechtigke der 
— * * * “ir 1234 8 RR 
Mat chen ſind hoch 05 1155 en. Wok deme, der ekluͤg i it; und drauf achtet, 
N ie ſich einen Schatz auf die Zet der Noth; deu des kommt dis 
und Anf * I, — 5 8 as * 3 3 8 
Nacht, da Niemand tot fr reben kan, mot Ehriſtus: Ich mini die EN Gu⸗ 
. * r 1 * 1 1 * 
tes / und wolte gern / d ich mich dir ſelbſten sein 1 föntes doch die Let, 
6 » . ar 8 25 7 
die ns ſelbſten iſt „wi 1 wol! wircken, was zu unſerm Heil nothig iſt amen. 
52 * 780 7 + 5. 2 
Ja 9 bit bleib bezein auf der 3 Re aße nach) der f ** atzen Ewigkeik walender Pilze 3 
P. 175 Grüße auch deinen Bruder N: N:. ſamt feinem Weibe in mg 


em gar herzlich. Habet alle zuſamen lib des unſterbliche Leben, md. Taler 
eure Libe auf nichts ruhen, was euch in der Ewigkeit nit 


dei 


— * 


* 


CTTTCCTTCTCCTCCCCC 
9 * . 7 mi, u) 
4 en. 
N DIE XVI Tn eoſophiſche Epiſtel. 


0 
© ar 1 D 


Aus den 2 Xp ſchlaͤgen in der erſten Bekehrung entſtehet di⸗ 


. 
oe hoͤchſt gefäbrli che Meiſterſchafr der Dir 
1 der Soͤoclichen Seführtwerdung: 
a Gelibter Bruder = N En 
£ > 5 ’ * 0 
Or Spa haͤ 6 A 50 12 N 72 \ 
hates geüblnſchet, d daß d h nec ch ehe Weile hey tur haͤrteſt zit 
705 verweilen e gehabt, villeicht Bene Pr 20 cho eben gegebeal die dir ſehr 
. Sur geweſen waͤren. Mich duͤneket , wañ ich 805 ganzen Stand 


deines Summe betrachte, ſ0 märz. bi eſes der ele » daß du GOtt an cz 
nem zu ſchlechten Ort gekriegt. Daher kommts, daß, wie es auch gehe, 5 
nie an den Ort kommt, daß cd dich im Gr unde zn. beſſern hat. Es bleibt⸗ 
dir allezeit das Gericht in der Hand, alf. 0 daß du nicht kanſt an Ott un 
gebracht werden. Wann nicht cine getviſſe Unſchuld in dir Ware ‚fo waͤreſt d: 

Schon mit den liederlichſten Menſchen hiügerſen worden. Daun wann es 
N RER NN ſeldecgraͤrelg 


2 * 5 


6— Dͥ—„— —¼— RUN 


o 


£ a N 1 
RE er a 
5 widerwaͤrtig 3 hergchet ? dal sine Schma ich uf tragen vortomt ‚Tv hat dichs 
nicht zu een: fr bleibt dir allezeit in der Hand, daß du 8 5 meſſen u. zit 
richtel haſt, wo etwa gefe lt i ſt, und fo bleibeſt du allezeit e nderer e die 
Knie, die es Auf 
75 


“ 
— 571 


die 


je 
7 = 
a 5 
1 2 Er, £ 1 . “ ar 
le (5 trifft. 5 kollte Gif ohe Ei, Hue Verfol, zung iiber 
51 


1 * r 7 1 ir 17167 5 Se ar . . NIN 

an 1ſt che Sire he kolm ap Nel! 17 Dil DIISUTH AR } An de m I» elbe II il I wo ‘8 Dich 
l, £ A 55 9 1 7 u. 1 N 

— au 3 treffen haͤtte 7 weil es dir in der Hand bl dib „ den Fehlen zu meſſen. 


„Daun ich wuͤſte richt, wie gethan ſolte werden, daß unſere Nasweiſe 


5 — 


Wen nicht kan ſagen: 75 hatte sw o thun'ſellen &et, 
Dar ie th 


Es duͤncket mich / es ſey dir in der en Bekehrung etwas liegen geblie⸗ 
ben, daß du nicht an dein Hertz komen bit 01 8 ern haſt den Schaden u. 
Verfall auſer dir an andern mehr als an dir ſelbſt ee 
men daraus iſt eine gewiſſe gi ſtliche Blindhe Kei tſtanden, und dein Hertz, 
wie es durch wahre Erkaͤntnus Schwer ſelbſt haͤtte ſollen erweichet werden e iſt. 
es durch die Unerkantyus deiner ſelb haͤrter word en und das offene und aus⸗ 
gekehrte Aug hat immer fo vil von ändern ein zu erndten . ten, daß das 
ganze Haus davon voll ward. Das allerhaͤrteſte und Kahr ichſte iſt ig ſol⸗ 
chem Fall, daß man nicht allein bey den gemeinen Handeln der Menſchen 

bleibet ; ſe ndern unterwindet ſich auch die S acer, die ſchlech thin Gottes 
find, u kichan u, zu meiſtern, und das. au geſchtehet aus der Uli fach „das 
„inte inan G Ott von ſich abrerite. Auch kr me Ed n haft du ſo in 
der Hand es mag vor kommen, was will, ſo RR een, und das 

ohne Be dencken in der beſten Meynung. | | 


2 


* 


x 


4 N © 25 id 
Was ich chrelle ‚ geſck hiehet aus keinem Verbedacht, oder Paſſionirten E Eiu⸗ 


eric » 


erucken des Gemuͤts ‚font dern! im gezentheil bin ich dem Guten! zachgegangen,, 
als du ven mir wart, u. habe geſoͤrſch et, womit du wol zu frauen waͤreſt: 


fo wurde ich in meine in Intendigs en angestteben dieſes, tbie es die Feder gr, 
geben, an dich zu fchreiben. Ich koͤnte mich zwar viel weiter anke ken., 


wann ich deinem Gemuͤt nicht zu ſchtoer würde fallen. Doch bleibet mir d teſes 
noch uͤbrig, daß mich duͤncket, es mangele ohmungaͤnglich etwas von der 


wahren Bekehrung und Erleuchtung. Dañ du haſt all dein Gu⸗ 


tes aus dem Verſtand und nichr aus der geiſtlichen Armut zu 

h. hl, de doch vornen an der Spitzen ſtehen ſoſte, oder der erſte Grund 
Stein de es gangen . Dauſes unßerer Seligkeit ul worauf an Fundict ke 
? olte 


© i 3 N 
2 ER? © * 


5 


E 


0 Die XVI. Theofopkifche Spiſtek. 247 


r pi 2 
EN 1 ]7‚—̃fß 
ſolte, fol es anders beſtehen in der Stunde der⸗Verſuchunz, Der enge 
Buß Leidens ⸗ und Geaubens⸗ Weg iſt Birnen) ſehr unbekannt 
heim lich und verborgen. Was meynet wol Bruder N.: : von ce 
nein Mens hen, der vor GOtt wandelt, und ſchon man che Tages ⸗Laſt 
und Hitze getre a 2 ob m an, was man thut, nur ſo eh 9 ins Gelag 
bine in ti, dle, und daß es n viel waͤ ire, anderſt zu thun, wie etwa die loſe 
Vermnfe tichten kan. Nein mein lieber Bruder! wir haben 555 re Er⸗ 


fh rung gelernet. Ein ya Gottes iſt nicht ſein eigener Herr, ſondern 
wartet [einer Dat hr und Dinſten vor Gott, wie Er es mit ihm beſcht⸗ 
cket. Man hat es nicht fo in der Hand, wie einer, der die Ochſen mit 
der Geiſſel treibet: es kommen gantz andere Sachen vor, to bat man auch 
ſchon zuvor ein ander x: B: C: gelernet. Unſere Vernunft muß zum 
Narren werden auf dieſem Weg / anderſt If kein Rath. Wann ich 
nicht daͤchte mündlich mit dir zu ſprechen, fo haͤtte ich noch viles zu melden, 

weil du es aber ohne das nicht ſelbſt leſen £anft, fo will ab kurzen. 


+ 


8 Ich 2 dabey, daß dirs och ſchwer gehen wird: daun du haſt das 
Chriſtenthum und die Welt zuſammen an einen Ort gebracht, welches 
doch nicht ſeyn kan. Dann es kommt eine Zeit der Sichtung und Rech⸗ 

nung / in welcher nach dem Glauben gefragt wird. Hat man den reinen 

und heiligen GOtt nicht auf eine reine und ſallkers Weiſe in ſich ein ge⸗ 
nommen, fo wird man geſchlagen dom HErrn. Ich finde in meinem In⸗ 
wendigen, daß a ned gan he bi in dem wahren Trkaͤutnus Got⸗ 
tes und feiner H Wegen. Darum ſolge meinem Rach, und fange aufs 
neue an, und thue als einer, der nichts weiß, nichts hat, und nichts ver⸗ 
ſtehet, und werde als ein jetzt gebornes Kind, das nichts hat as ſeiner Mut⸗ 
ter Bruſt. Der 2 Weg wird ge 7 n. das Zi getroffen; du dei deine Luſt 
am HErrn haben, und dein Leben wird Fride, und dein Thun Warheit 


und d Grech gkeit heiſſen. 535 | | Alles 
ı > 4 8 8 2 82 ö 
25 , 
RER | 7 e SITE“ 


17) 


au unſerm Iriden dinen. | 5 


Die XVII. Theoſophiſche Epiſcel. 


Alles Leben, das in dieſer Zeit Grüner u. blůhet / muß N 
ins Erſterben gebracht / und Durch den Tod eingeerndet 

werdet ſoll anders unſer Gewaͤchs in der Swigk eit 

ſeine Frucht bringen. I 

Je volle Gnade und Libe unſers Gottes fick din und aus in dir, mir 

2 und allen Heils⸗begierigen Seelen. Das Leben, das aus 88 tt iſt/ 


vermehre ſich in uns zum Heil aller derer, die daſſelbe lib haben. Niemand 
werde oder ſey unter uns ein Hurer oder Gottloſer, wie Eſau / der um einer 


Speiße willen ſeine e fe Geburth verkaufte. Es ſey Niemand unter uns, 
der das Sichbare mehr 3 das Un ſichbahre. Niemand ſeye der die 
Wolluſt dieſes Lebens und der Welt Eitelkeiten GOtt und den unſichbaren 
Schaͤtzen vorziehe. Dann alles, wa is aus GOtt gebohren iſt, uͤberwindet 
die Wen und bleibet unverruͤckt mit ſeinem Leben in ſeiner Wurtzel, als in 
dem Leben der Unfterbtichtei feſt ſtehen. Wer nicht in mir bleibet, der brin⸗ 
get keine Frucht, ſagt Chriſtus. Wol dem Menſchen, der allezeit mit ſei⸗ 
nem Hertzen feſt an GOtt bleibet 2 und ſich nicht mehr hinaus zu dem Troſt 
der Creaturen ke ret! O wie dil Friden moͤgten wir beſizen, wenn wir ein⸗ 
zig und allein bekuͤmmert waͤren um ſolche Sachen, die en unſerm Heil u. 


— 
© 


er HErr gebe uns Weißheit und 2 Dußmd Faß wir in allen Din⸗ 
gen eine N guten Wechſet tre fen, u. lernen das Geringere mit dem Groͤſern, 


und nicht das „Beſſere mie dem Geringern zu verwechslen. Alles, was 
niche Ursachen giebt auf den Wegen des · Heils / oder in SOtt 


befördert zu werden / ſoll man laſſen auſtehen⸗ und vorbey ge⸗ 
hen. Es. ſey das Leben oder der Tod, Suͤßꝛs oder Saures, es ſoll nichts 
angenommen werden, als allein dasjenige, das einen Nachklang mit ſich 


ö bringet von deme, das da ewig bleibet. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß ſich vile 


ernſtliche Baͤter und Libhaber faͤnden, die dem Himmelreich Gewalt anthaͤten, 
damit GOttes Hertz betweget wurde und bald die Zeit der Erquiclung her⸗ 
ein brechen moͤgte, und kommen was da kommen 155 auf welches vie Ni 

ligen. 


* 


0 60 © 


© 


— — 


| Die XVII. "Theofophifehe SEpiſtel. | 1 


— mann 


— 


ligen lange gewartet und gehoffet haben. Dann ich weiß, daß Ott 


das Verlangen der Elenden hoͤret, und hilcft ihnen aus zu ſeiner Zeit. Iſt 


SA 


auch deſſentwetzen kein beſſer 4 Gottes barmhertziges Vater⸗Hertz 


ju betwegen, als elend zu ſeyn, und Leid zu ragen, unſer Lachen in Wei⸗ 
nen, und Unſcke Oreude in Traurigkett zu veraͤndern. 
8 
Wañ ich gedene ke, Sir fo vie entf liche Streieer 11. Streiter immer: 
auf dem Wege ermuͤdet/ in der Ver uchungs⸗ Wut d arnieder geſchle 3 „ den 


Ernſt laſſen ſincken, den Eifer und das Verlangen ſaſen zu Boden fallen, 


und die Abe laſſen erkalten: ſo werde ich ſehr gebeuget. Doch ſind noch er⸗ 


lichz Wenige uͤber blieben in Ifrael, die des HErrn Werck groß achten, und 
darauf acht haben. Was mich angehet, fo bin nicht muͤßig in hy Wercẽ 


der Gnade Gottes, ſondern flehe mit vilem Seufzen und Anhalten vor 
Git, daß Er wolle aushelfen u. zu recht bringen den Satnen ſeines Erb⸗ 
theils, und zu Ende bringen die Schmac ch ſeines Volcks. Sümnemal min 


einziges Werck iſt, alſo mein Tag-Werck zu erfuͤllen, und uͤbe mich dabey, 


zu haben ein gutes Gewiſſen beydes gegen GOtt und gegen den u 
damit ich Freudigkeit haben moͤge auf die Erſcheinung und Zukunft nn 


HeErrn und men Sehr Chriſti. 


Was uͤbris gens meinen ganzen Stand an gel bet, fo warte dare auf lil it 
vilein Beklange en, Seufzen und Anhalt ben, damit ich moͤge befreyet und er⸗ 
föfet werd den von dieſem scibe des, Todes und von diefer gegentraͤrti⸗ 
gen argen und boͤſen Welt. Was ich vor vile 2 Wehen Her + Preſſen. u. Be⸗ 
klenünungen des Geiſtes ſchon in einer vilj jährigen Verſuchungs⸗Wuͤſte bin 
durch geganzen, und noch durchgehe, iſt dem 5 der alle Dinge weiß. 
Neben dem bin ich ſehr getroſt, u. dancke ineinem GOtt ohne Unterlaß, daß 
Er mich getotirdigst hat, viles, ja Diles, um des Dorts Gottes oder um f 
ges Zeugnuͤſſes willen zu leiden. Ich werde wol leben und guferſtehen in 
einer Gnade, wann ich e ache en werde nach feinem Bilde. Jetzt 
aber ligt das „Weißzen⸗Körnletſ in der Verweſung ohne Aufkommen auf 
ewig. Die Schrifft ſagt: wer iſt der euch ſchaden konne / ſo Ihr 


dein Suten nachkommet? diefes lautet zwar (chen; aber durch Erfe 


rung darzu zu komen bringet vil Schmertzen; doch wolte gern, daß vile Sihpaz 
N 
T 2 ber 


“ 


“ 


2 


. 5 T e, 
150 „„Die XVII. Thedflöphifche Spiſtel 


— — 


1 Ein Ne a 
tereſſe und Hoffnunge⸗volle Zuver⸗ 


— —— 


ber wären, die ihre Saat auf gute 1 


11 
ſicht von einem reichen Einkommen dem Sterben und der Verweſung uber⸗ 


geben moͤgten, fo waͤre endlich eine Frucht der Swigkeit zu erwarten. Dann 
alles / was nicht verweſet und erjsirbes in der Zeit / das bringet 
keine Frucht in der Ewigkeir. 8 Ar 


Mein Abwehrter! mein. Geiſt lallet, und beweget meine Feder. Ich 


wolte gern ſtammlender Weiſe etwas hervor bringen von den Wercken Got⸗ 


tes in der Seelen, wie kemlich dieſelbe in uns ausgebogren werden, alſo daß 
eine Frucht der Ewigkeit daraus wachſe. Dann wann wir mercken, daß fich 


eine einpfindliche Guade in uns reget, fo muͤſſen wir nicht fo gleich ins 


Treiben gehen, dieſelbe andern verkaufen, ehe und bevor wir ſelbſten den 
eigentlichen Nutzen davon eingeerndet haben. Soll aber ſolches geſchehen, 
fo muͤſſen wir frey von aller Annehmung (es ſey geiſt⸗ oder leiblich) ſeyn, 
ſonſten fliehen wir damit in unſerm Natuͤrlichen Himmel auf, und es 
zerfladert in uns durch die leichte Luft, daß es keine Frucht bringen kan 


in der Ewigkeit. Wir muͤſſen in ſolchem Fall mit einem gewiſſen 
Mißtrauen zu uns ſelbſten. einen Schrack in unſere Gemüts⸗Bewegungen 


+ 


ſetzen, und dieſelbe durch eine inwendige Leidenſchaft ohne einige An⸗ 
nehmung in den Tod fuͤhren. Iſt in ſolchem Fall der Eindruck oder die 


Empfindung Goͤttlich, fo bleibet er unveraͤndert, und wird nur feſter u. dauer⸗ 
haffter durch die Bewaͤhrung. Iſt es aber eine Jlanume, die in unſerm 
Natur⸗Feuer aufgelodert iſt, fo. verſchwindet fie gar bald, und kan keinen 
Verſuch noch Gegenhalt des Gemüths vertragen. Es iſt groß Gnade, recht 
mit den Wercken der Gnade in unſern Seelen lernen umgehen, anders ver⸗ 
ſchwenden wir allezeit und verkaufen, was wir ſelber noch nicht haben. 


Dann gewiß iſts, ſoll unſer Werck in GOtt Frucht bringen, ſo muͤſ⸗ 


fen wir in einem beſtändigen Verweſen und Erſterben unſerer ſelbſten 
leben ſamt aller in uns wirckenden Gnaden⸗Kraͤſten. Dann die allermei⸗ 
ſten Gnaden⸗Wirckungen in uus ſind nicht die Sache ſelbſt, ſondern nur 


ein Sam⸗Norn / welches erſt durch die Verweſung muß Frucht bringen. 


O was vor heilſame Gnaden-Wirckungen werden durch die beſtaͤndige Leidens 
haft in der Seele ausgebohren! O was vor einen Genuß und beſtaͤndi⸗ 


gen 


— 


m = ? 5 27 1 * 8 
Die XVII. Theoſopliiſche Epiſtel. 15 


ä— u —— 


— 
gen Friden bringet es mit ſich / wann man alſo feinen Samen als verlohrenm 
in Hoffnungs⸗voller Zuverſicht dem Sterben und der Verweſung überglobt! 
O was vor eine reiche u. Frenden⸗volle Ernd bringt oft eine in. Tyraͤnen 
ausgeſäete Sagt! O was vor reiche Einkuͤuffte bringets oft! wann man ſeine 
Capitalien auf gie Intereſſe ausleget. O koͤnten wir recht verſtehen das 
Giheimnuß Gettes in uns, wie nemſich ein beſtaͤndiges Auf⸗ und Abkem⸗ 

men in uns ist, wann wir in Gott ſollen befördert werden, wie würden 

Wunder ſehen, wie GOtt eine Wercke fo herrlich in uns ausführet um 

vollen Sieg des Gaaubens⸗Kampfs. Aber leider findet ſich jeher haufig 


4 


ER DE ZT 


1 * U 
29 
* 


— 


Rn 


das Gegentheil. Kaum waͤchſet ein kleines Blümlein herfuͤr, fo ſchnarpen 
wir darnach, und wollen fo gleich die Frucht damit einernden und verder⸗ 
ben alſo gar oft GOtt ſein Werck in uns. 4 
Sollen wir demnach in GOtt befoͤrdert werden, fo müſſen wir uns 
befleiſſigen, kein Leben anzunehmen es ſey an GOtt oder an der Crratax, 


ſonſten ernden wir allezeit nur die Blumen ein, und haben keine Frucht au 
den Taz der Ewigkeit. Mein Geiſt iſt zimlich voll, und moͤgte ſich gern 
mittheilen als Geiſt in dem Leben der Gnade Gottes in uns. Doch woas fol 
ich ſazen: Gott leget feine Krafte gar in ſchlechte Gefaͤße, daß ſich aft af 
jederman an der heſſlichen Geſtalt aͤrgert. Ich bin zwar vor vilen wie ein 
Wunder, gehe gebuͤckt, u. trage mein. Schmach den ganzen Tag, dock 
weiß ich wol, daß GOtt iſt mein GOtt geweſen bißßher, und hal mir von 
vilen Jahren her von fo vilen u. mancherley Verſuchungen geholfen, darm 
dancke ich Ihme ohne Unterlaß, und werde nimiermehr vergeſſen „was 
Er Gutes an mir gethan hat. Dann gewiß iſts, wann GOtt nicht mein 
EHer geweſen ware von der Zeit der Goͤttlichen Heimſuchung an 
bißher, ich waͤre laͤngſtens dahin, und mein Leben vor der Zeit vergangen. 
Aber G Ott, der da treu iſt, und nicht verlaͤſſet diejenigen, die vor ganzen? 
Herren auf Ihn trauen, hat ſich meiner angenommen, aus ſechs Trübſah⸗ 
len mich errettet, und in der ſiebenden mich Fein. Uebel ruͤhren fin, Ihm 
ſey ewig Danck dafuͤr Amen. 


— 


9 


P. S. Meinen Gruß der Abe mit meiner Hand. Meine Libe ißt zwar 
ohne Falſch in dem Leben der Gnade Gottes; doch iſt nur nicht erlaubt eil 
1755 g R 3. Wort: 


o 


3 


252 Die XVIII. Theoſophiſche Epiſtel. 


im - * ä ne * 
F % 8 — abe nn “er — — 
2 ee — — ar er 


—— —— nd nit nme. 


Wort in milden von Dingen, die mit den Zeitlauffen vorbey gehen, ich 
wolte deſſinteregen gerne im Geiſt verßanden fon. Diß wentge Schreiben 
iſt aus einer ſenderbahren Fülle der Gnaden Gottes gekommen. Ich bin 
euch allen ſehr geneigt in dieſem Theil, wo ſich die Geiſter in Dr um faſ⸗ 
ſen koͤnnen; was aber die Weiſe eures Gottes⸗Dinſts angehet, daran kan 
ich kein Theil nehmen. Neben dem wolke ich gerne euch allen vil Gutes 
angewünſchet haben. DIE will zur Nachricht melden: ich bin euch allen 
hertzlich verſohnee im Grunde, libe euch auch hertlich. Was angehet den 
gemeldten Mangel, welchen erkenne, derſelbe thut mir keinen Schaden, ich 


bin naben dein euch allen ſehr zugeneigt / die Sach iſt doch nicht zu aͤndern. 


NB. Geliebter Bruder N: N: ſey noch malen hertzlich von mir ge⸗ 
gruͤßet, ich habe ſchlechterdings keine andere Urſache meines Schreibens ge⸗ 
habt, als euch allerdings ums Gewiſſeus willen meine Gutheit zu erkennen 
zu geben, damit Niemand unter euch, und du zwar ſonderlich, deſſentwegen 
mußte traurtz ſeyn, meynende, es waͤre etwa verſchuͤttet. Solten ſich durch 
Gottes Direction Gelegenheiten machen, daß ich euch etwas naher kaͤme, fo 
wolte ich wol der Führung Gottes ihren Lauf laſſen; aber ich ſelbſt darf 
ind kan nichts hunn. Re 
TER 2 © © Bi» Ein Creutz⸗ tragender und nach der ſtillen 
. ner Eipigkeitriallender Pilger und Nachfolger Che 

e 4 8 — * 


ND. ese eg ee EN OD dee. e- 2 2 23 
e eee S ee a I ee eee. * 


= © 


8 89 0 


Die XVIII. Theofophifche, Epiftel. 1 8 


Durch den Willen werden die Principiz auf geſchloſſen und die 
Thore der Tiefe zerſprengt. Was wir wahlen / das wird uns. 


CE Einen Gruß und Kuß der Abe; Oslibeer und Werther in dem Herrn! 
as“ die Fulle des, der Alles erfüllet, ſegne dich, und mache dich reich 
inwendig in dem Leben, das aus G Ott iſt. Ich berichte dich von der groſen 
Enade und Libs meines Gottes, dem ich diene im Gaſt. Ich wiede 75 

» 75 N f l ver 


5 


geheime Zuneigung -zu feiner eigenen Verbildung (Daun Adam wa 


3 


o 


— 4 
ſichbaren Welten / worinnen er hätte ſollen herrſchen und Tri- 


ſcheinen, ſich ſehen Kin, 


es noch biß auf den heutigen Tag rc! Es lieget alles an unſermm Willen, 
Bi. | | wa 


Die XVIII. Theofophifche Epiſtel. 153 


in — —— — 


— — 


ben und auferſtehen in ſeiner Kraft; aber jetzt ſehen wir / daß der Tod 
herrſchet in den Glidern durch die Sünde verurſachet. Gort 
wird geben einem jeglichen einen neuen Leib in der Auferſtehung 
aus eines jeglichen Samen / den er ſaet. Unſer aus wendiger Menſch 
iſt der Acker, welchen Samen wir drein bringen, ſolchen Leib zichets 


25 


poir an inſer Wille iſt Magiſch, u. treiber ſein Werck zimm Geboren⸗wer⸗ 
lr * nis wi 5 . 2 7 


Eye 


den und Sruscht bringen: je nach dem er 


ine Sache annimmt, darinnen 
Y 


ein 
wirckel er, und treibet es durch, und offenbaret feine Wunder, die in ſeiner 


Macht beſtehen. In 


Wir beſtehen in einem dreyfachen Leben, u. alle drey Leben haben ihre 
Anfänge oder Principia aus dem Willen zur Bzwegung Treiben und Oſſen⸗ 
baren ihrer Wunder. In welchem Principio hun der Wille ſchweiget, das 
bleibet ſtumm ohnbewezlich und ohne Kraft. Härte unſer Sroß⸗Vater 
Adam das aͤuſere Principium nicht erreget durch die Saſſung feines MWil⸗ 
lens / die ſichbare Welt wäre wol ewig verſchloſſen gebliben. Dann er haͤr⸗ 


te ihre Wunder nicht noͤthig gehabt zu wiſſen, die darinnen verborgen lagen: 


die weil fie ja alle wieder vergehen und zu nichte werden zu ſeiner Zeit. Wal 
aber der Wille Adams aus ſeinem Centro verruͤckt ward durch eine ſehr 


die Quint - Eſſentz aller. Geſchoͤpfen beydes der ſichbaren un 


umphiren) ſo ließ Gott den Baum auſwachſen, worinnen alle Geſtal⸗ 


ten und Farben / die in der ganzen ſichbaren Welt zur Annehmung er⸗ 


» 


So hing nun GOtt das Verbott daran, und ſprach: Du ſolt nicht 
davon eſſen. Der Wille des Menſchen ſtehet ſehr hoch, und laͤſſee fh 
nicht durch die Bedrohung des Todes irre machen: dann allhier war kein 
Raht, das Geſetz fonts nicht gehalten werden um des Verbotts willen. Die 
Suͤnde war ſchon in der Welt, durch welche das Geſetz verurſachet ward, 


und da das Geſetz kam, wurde die Suͤnde lebendig, und erregte allerlen Lues 


fie, durch welche Urſach die alte Schlange Predigerin werden. Uns fo if 


— 


0 


* 


< 


PPP 


244 Die XIX. Theoſophiſche Spiſtel. 


cvorinnen ſich hee erhebet, u. bereeguch wird, das wird ern orden, und zol 
ten alle Principia darüber zerſpringen. Hat der Dil des Menſchen das 
Pale koͤnnen zerſprengen, und wider das Verbott in dioſe Welt ein⸗ 
dringen: ſo kan auch eben derſelbe Wille das Gehaͤg dieſer ſichbaren Welt zer⸗ 
bre chen, und wider die Suͤnde ins Paradies eindringen. Darum alles / 
was wir wollen / das wird uns / und was wir verlangen / das 
roird erroorben / trotz dem / was uns darkmen zu roider iſt. 


5 


Die Fred. am Herrn if unft re Kraft und Staͤrcke. Die Suͤnde 


wird nicht herrſchen koͤnnen, dieweik wir nicht mehr unter dem Verbott ſte⸗ 


hen „ſondern unter der Gnade: dann uns ſind keine Suͤnden verboten, dies 
weil wir keine wolle nz ſo wir aber wolten, ſo ſtehet das Geſetz da und ſagt: 
dit ſolr niche &c. Weil wir aber darinnen beſchweret ſind, wann wir 
„mercken d daß die Sünde in uns will mächtig werden: ſo srweifer ſich G Ott 
onaͤchtiger durch fine - Gnade, und nimmt . g, was uns beſchweret. 
Darum ſind alle Dinge, worinnen unſer Wille ſtehet, maͤchtig, und wer⸗ 
den groß, worinnen aber unſer Wi ile nicht fs 2% NB e werden ſchwach und 
vergehen. Vale. e a 

4 * 0 
Die Libe wirckt auf vil 


N 7 » 
. 5 


Ich bin und bleibe ein nach der gegen 


und wancherley Weiſe. Eipigkeit wall ender Pilger C. B. 
JJ ĩ Ä: 50 2898 203 
„ Die XIX. Theoſophiſche piſt l. Er 


Das © ute lige in unſerer N jenſchheit gar ti — in ſeinem Contraris 


eingeroickelt / und wird durch die allerheffti igſten Gegen⸗ 
ſatze aus ſeiner Verborgenheit 3 geholer. 


BZ ch werde in meinem inwendigen bewogen an dich zu ſchreiben, wiewolen 
ich nichts weiß. Dañ obwol mich meine Abe an das inwendige Lebens⸗ 


Wort zog, nemlich in Salem, wo des Herrn Gezelt iſt: fo mußte doch allda ſo 


funge fil dhe, liß ein Untericht gn ui een zu thun ſeye 05 
— ei | 5 


* 


0 


* 


1 4 DZ 8 * ** 4 * 
& 5 & 
* * 6. 
hu er B 
® 2 24 18 12 . a 
. Die XIX. Thecſoplhafche Epiſtel. 175 


war zu ſchreiben, und wußte nicht, was ich ſchreiben ſoltz. 


o 
— —— — 


cher mir auch in dieſem Schreiben mein Unterricht war, weil ich gezogen 


nn —ů —— —ů— — — 


» Pi 7 2: 
Dann meine Libe hat mir einmal zugeſagt, mich mimmermehr. zu ver⸗ 

laſſen, noch zur Zeit der Truͤbſal und Stunde der Verſuchung es an Treſt 

und Hilfe manglen zu laſſen. Und fo lebe ich und bin getroſt in allen meinen 


Sachen, und warte meines Gottes in Sauer und Suͤß in Lih und Leld / 


wie es ſeine Weißhelt über mich beſchloſſen hat. Dann gewiß, hätte ich dire 
fe drey und zwanzig Jahr über, als nemlich fo Küng ich in Gottes Weinberg 
geſtanden und gedinet, Gott und feine Libe nicht zu meinem Unterricht? und 
Fuͤhrer gehabt (da es ſehr oſt geſchtenen, der Ritter⸗Krantz waͤre dahin) 
ich waͤre laͤngſtens vergangen in meinem Elend; aber durch Gottes Gnade 
iſt mirs gelungen, daß ich noch in feiner Libe athmen kan biß auf den heu⸗ 
tigen Tag. Dann dieſeſbe iſt mein Bruſt⸗Pantzer in allen meinen geiſt⸗ 
lichen Scharmuͤtzeln, und innerlichen Feld⸗ Schlachten, die ich ſchon gethan. 
8 - x D 


f A 20 . 
O wie gar tief ligt das verlorne Gute Gottes in uns verborgen! O wie 
wunderlich muß GOtt mit uns zu Werck gehen! biß wirs hergeben, und 


laſſen das Verlorne in uns wider auf ſuchen. Dann gewiß iſts, daß alles 


Gute, das in uns heraus zu holen iſt, in der groͤſten⸗ Widerwaͤrdig⸗ 
keit eingervickelt liger. Da iſt keine einzige Suͤnde oder Hebel, das 


S 


ſich in uns findet, allws nicht das Gute Gottes verlaren, und geechſam em. 


einen heiligen Nichts (und zwar an eben demſelben Ort) verborgen und 
verlohren liget, und demnach auch folglich wiederum daſelbſe zu finden, und 
zwaren in ſolchend wunderlichen und ſeltſamen Bewegungen, daß es bey ums 
num sglich ſcheinet zu ſeyn, es hat aber alles ſeine volle Nichtigfeis, , Senn 
nicht fo wäre, fo koͤnte GOtt einen gantz andern Weg mit uns vornehmen, 
wodurch wir wiederum zu unſerm Guten koͤnten oder muͤßten gebracht wer⸗ 
den. Dann gewiß, hierinnen liget das ganze Geheimnuß der Boßheit, wie 
auch das Geheimnuß der Gottſeligkeit von unſerer Wiederbringung tief einge⸗ 
wickelt. Daher kommts, daß aus den groͤſten Sundern die groͤſte Heiligen 
werden, und die eigene Gerechten am ſchwerlichſten fallen. 
+ ») 

Der HErr gebe dir Wzißhelt 11 zuſehen das Geheimnuß und den Naße 
. . RT: eines 


8 


fi * ‚ r “ 
5 ET 
2 4 2 ’ 7 9 
1 2 — N 2 „un * 7 8 174 N 24 7 
258 5 Die XIX. I heoſophiſche — 


— rn 


ER > 


ſeines Willens. Es iſt nie eine groͤſere · Su ide geſchehen, als die Greusts 
7 


gung Chriſti, und lag doch das Heil“ aller Menſchen darinnen verborgen, und 

wurde auch durch dieſelbe offenbar⸗ Mein Aber! iſt der Weg EUER 

ee gedencke, wie wunderlich das Ende ſeym wird, ſo wir hiß aus Ends des 
Lebens darinn en b. harten. Dann gewiß iſts, wie aus deln ewigen 5 


ein Boͤſes hat koͤnnen werden, ſaͤ muß und wird auch wied runt NB aus 


dem Höfer falbft ein Sutes werden, ſineemalen eben dieses! unſer harter 
Seit und wichtiger Proceßs if, den wir durch; gehen mie, 


Wie vile ſt nd n icht derer ſchon geweſen und noch „bie zwar mit vil 
Ernſt, Muͤhe und Fleiß dahin gearbeitet, das Gute zu erlangen, und des 


0 


Boͤſen loß zu werden, man kommt aber nicht weiter „als biß an den Ort. 


allwo das Gute fol wircklich erworben und zu wezen gebracht werden, 
Dann allwo das wahre Gut tte ig G Ott erworben oder gefunden word, ja eben 
an demſelben Ort mü fen, wir an unſerm vermeynten Nenſchen⸗Guten 
aͤls Uebelthaͤter zum Tode verurtheilet werden. Alsdann lernen wir erſt 


recht die Schrifft verſtehen, wie nemfich die wahre Seligkeit aus Gnaden 


durch den Glauben y. nicht durch die Wercke erisorben wird. Wie ſparſam 


ges aber zugehe/ biß wir e s lan dahin k baun n, daß Ast kan Gnade wider⸗ 


ſahren, lehret uns di ie traurige Er fat heung. s iſt a bekannt wann einem 
Snade ner ſoll, daß er. ſich Br einem ſolc 155 P ka Haben mul, wo, 
das Gericht u. Urcheil des Todes eben ſo vil Recht | bat, als einen Uebel⸗ 
thaͤter zum Tode zu verdammen. Dann anders ksnte Guade nicht Gnade 
fo, und die Gerechtigkeit und das. Geric ht auch das. acht was fe e . 
. * 2 

Mein iber! ſchetzen! du angeloffen zu 1 ſeyn auf den Wegen Gates 0 
her ne hieraus, wie wunderlich G Wee. mit uns muß zu Werek gehen, che wir 
uns unſcrer Torheit uͤberweiſen laſſen, und folglich GOtt unſer Meſſter 
wird. Dann wir haben, uns ſclbſe = 0 beſeſſen, daß wir unmöglich von 
uns abzubringen waͤren, wann GOtt keine Hinterliſt brauchen wuͤrde 
um uns alſo in ſeinem Netz zu far Re Darum laß dichs nicht wundern, 
wenn es ſeltſam und wider deinen Begriff gehet. Dann daſelbſt, wo une. 


Widerwaͤrtiges ligt, iſt das Wahre Gute zu erwerben, welches wir 
Man 


In Unserer guten Meynung Kernen f gt an haben. 8 


8 D 
5 
€ 


ort 89 


Sie XIX. Theofopkifche Epiſtel. . N Br 182 ö 
— — REIT — — 
Mein gar Liber N 3 HErrn! die erſte Sch roangerſchaft t gebaͤrer 
18 1 5 A 2 A 
nicht gleich den“ Sohn d Lide / wie an unserer Nelitter Eva zu ſehen, 
dann daſeloſt wird er b der! edige Brude er⸗Morder Cain offenbar. Den⸗ 


ce dech, wie vil wwunderliches Zeus aus der Bundes ⸗ A fie ſabſt hervor 


kai, bevor oder ehe die Verhe ing mit dem verheiſenen Samen konee 
ans zu treten. Welche wund derlich e n. Geß heit mn. in „Here iche Sinnbilder fine 
eden wir nicht bey allen heiligen, ‚Dirt Ren di; das Wort der Verheiſung und 
alſo die Fortpflanzung der Du: des 8 N17 100 einefangen hatten. Abraham 
der Groß⸗ Vater aller Gla big en brachte in 5 Zeiten der Verheiſung 
unter vilen und mancherley B Vu ichungen »nichts deſto weniger doch zu 
erſt den Spötter insel a zit der Verheiſung des ass 
konte ans Zil tretten. 


0 © 


CE ſoll ich weiter ſagen? G Ott iſt u. erde den moch geren u, othafe 


tig in allen ſeinen Wercken und Wegen, und beſchlcket es in allen Dingen, [ 


daß Ihm der Ruhm bleibe, u. die Großheit feiner . erkanut und offen⸗ 
bar werde. un nun wieder zu meinem Zweck zu kommen, nemlich wie 
wunderlich GOtt jederzeit mit ſeinen Wercken zu ZH gedrungen, wie ge⸗ 
meldet, und zroar fo gar zu 0 an dem. Groß glaubigen Vater Abra⸗ 


ham, und wie ſolchhes hernach auf S Rebecca u. Iſaac kommen mit Jacob. 
unde Eſau / und ae uch die menſchliche Kraft der naturlichen und menſch⸗ 


E. 


küchen ſelbelgenen Ü Veſenhelt unter deim Vilde Saus hat mike n abſc Hau⸗ 


men, ehe der Bund mit 4 konte ans Zil treten, und wie c Jar 
cob / als er von der Linea ergrii ARD rde, durch fo vile wunderliche Ge Reu⸗ 
ſtreitigkeiten u Trübſals⸗ irn ift ſſt geuͤbet und geſtebet worden, ehe die Bun⸗ 
des⸗Linea an ihm ſeuch bar worde „, bnd bie unangeſehen der vil. und 


2 7 


mand Her! xD celd enſclhaſten die Linea ! 9 erſten 2 dam NS U Her natur shit 105 ir” Selb⸗ 


nenſchens nicht weniger durch die Linea des Hundes aus drang, und die 
naturliche Selbheit in einer dreyfachen Geburt als in Ruben Simeon und 
Levi barcorbrachte, ehe von Jnda konte geſagt werden: du biſts / dic 
werden deine Brüder loben &cc. Und was ſich hernach wiederum mit 


Juda zu getrage 5 was vor wunderliches Abſchaͤuim em mit feinen Soͤhnen, 
und hern. ach mit ihm ſelbſt in der aller wunderlichſten Begebenheit mit ihm 
und feiner Schuyr / darum uch der HErr n ſolchen kundzrlichen Riß 
A E U 2 . 2 machen 


an 


9 


7 


De 


8 8 


. 


2 


9 


158 3 Die XIX" Theo! ſophiſche Epiſtel. 


rn Yes 


9 17 N15 fich der Bund konte niederla AN &c. Und was ſoll ich 
weiter ſagen? die Zeit wurde mir zu kurtz, wann ich ſolte erzehlen von dein 
Buͤchlein Ruth, von der zehen⸗zaͤhr igen Wa N der Naemi in der 
Moabiter Land, arm der Linea des Bundes, worn ach die Tochter Lorhs 
hungerten, zu ihrem Zi zudelf fen Und dann auch von David / von Sa⸗ 
lomo und allen Königen Juda / wie wunderlich ſich die Linea des Bundes 
durch geſchlagen, daß ſie erhalten ben. Ued wie das Ringe⸗Rad des 


‚natürlichen Selb⸗Menſchens fo hefftig gewircket hat ye die er des Bundes 


zuu⸗ zerbrechen A biß endlich der Sluch ein Segen verwande lt wurde u. dle Ver⸗ 
heiſung ans ZH trat mit dem verheiſenen Samen an der a egneten und gebe 
nedeyeten Murter des HE rn, in welchem Samen aͤlle Verhe a Ben. an ihr 
voͤlliges Zil koͤmmen ſeynd: Ai 
Hat nun die Linea des Bundes / wovon Chriſt: us herton men ſolte 
dach dem Fleiſch, ein fo viles und wunderliches Abſchaͤumen mit ſich ges 
bracht, ehe und k vor fe. ihren richtigen Fortgang konte haben, wie vil ein 
wlchtigers, Abſchaͤumen fordert es in der Bunde 1 nach dem 
Ge eift,. ehe nd bevor ſie fi ch an uns voll erſtrecken kan. Darum faſſe mit 
mir deine Seele in Gedult; dann ob wir wol des Leideus vil haben, ſo wer⸗ 


den wir doch auch reichlich gerröſtet „dez wir nicht ſehen auf das ſichbare ſon⸗ 


dern auf das unſichbars NB. Dann alles, was ſichbar iſt, das iſt zeitlich 


was aber unſichbar iſt/ das i in t ewig. Ich wolte, baß ic 0 dir die Tiefe meines 


Geiſtes eine eindruͤcken. Zwar dit haſt jr einiger Maaſen erkannt im Lich⸗ 
te, und zwar in der Oßfenbakn ing BT Christi nach dem Fleiſch, durch die 
Englif ei: 1 5 da Bat yın; Thre ſey⸗ GOtt in der Soͤhe / und 
Fride auf Erden 7 NBe Aber. ws Ott ſelbſt z seitger von ſeinem S Sohn. 
in dem 10 15 Gnaden⸗V. dan, in dem Waſſer der Taufe: diß iſt mein lie 
ber Sohn / darin, biſt du. noch einiger Sinai unwiſſend gebliben. 


Dan daſſile Zeugnuß h hat Ihn machen S S ch. llrecht tuhn vor dem Fürs 
ſten 15 Grimmigkkit oder dieſer Welt, da er zu Ihm geſprochen; Biſt du 


Gottes Sohn / ſo ſprichsee. Iſt einmal angefangen worben die Kind⸗ 


ſchaft Eh Chriſti zu erkennen, fo wachſe darinuen auf zur Mannheit, und 
von der Mannheit zum et Alter, da alles, was Leben it und 
4 N RR Sr N 4 en 

a f wein Lebe 


2 15 


„ ee TR s piſtek 14 : — 22 
e 194 Theofoph 1 9 5 157 


iſtel 16 


—ä—ñ—ä— ũ anne — er ikaine rn — un Hd 


Leben heißt, aus gelebet hat, und man endlich mit den H. Para di alt und 


und Lebens⸗ſatt entſchlafen er und alſo im Friden ruhen und z fe einem 
Volck geſammlet werden. Mein Liber! die uͤbertrifende Abe meines 5 Gottes 
dringet mich in etwas von 885 und feiner Abe iu ſtammen und = lallen, 
um dich durch mie im Glauben Hoffen und Liben an zureige Daun 


fo ift, 08 bitter und hasch erlich, ſolches im Weſen zu erfahren, die weil kein 
ander Fortkommen iſt, als in u nablaſigen Ert toͤdungen und säglichemn 2 bſter⸗ 
ben feiner ſelbſt. Haft du nun noch Hoffnung zu GOtt und feiner Lile fo 

gehe mit mir vors Thor hinaus, daſelbſe wollen toir die Schmach IEſir 
Cyriſti helfen auf uns nehmen, und dieſelbe vor unſere Ehr und ee 
halten, u. auf die Belohnung deſſen ſehen, der ein beſſer Erbtheil verheiſen, als 
alles, was wir hier mit Augen ſehen. 1 

Dann es wartet einmal auf die Hinrichtung und »Aufloͤſung von dieſer 
Sterblichkeit eine Stadt auf uns, derer Baumeiſter und Schößfer G Ott 
iſt, wann wir nur durch Glauben und Hoffnung feſt werden in der 
Libe, und nimmer weichen von derſelben, biß wir damit als wie mit einem 
Rock uͤberkleidet werden. O wie herrlich und freudig werden wir alsdaun 


1 unſere Haͤupter aufheben! wann wir werden zubereitet worden ſeyn durch 


beſtaͤndige Leidenſchaft und ei ftfiches Ainhalten/ wo es wehe thut in dem 


. Abehen und Abſee rben unſerer ſelbſt nach dem Willen GOttes, durch wel⸗ 


chen Willen wir geheiligt! verden zu einem mal durch. das einmal. ese ſchehene 


Opfer IEſu Chrifi am Creutz. 5 8 . 


* 


kgebe neben dem wol, und' ſey und werde geſegnet in Gott und ſeiner 


9 


Libe, es treuftle und flieſe auf dich der Segen vom Haufe unſers Gottes, 


der Than Hermon falle auf dich, der eöftliche Balſam, der vom Haupt. 


Arons herab faͤllt in ſeinen ganzen Bart, und herab fließt auf ſein Kleid, 
der mache dich wolrichend in dem Hauſe unſers Gottes, auf daß du des Gu⸗ 
ken die Fuͤlle habeſt. Wirſt du reich werden von den Guͤtern des Hauſes 
und der Stadt unſers Gottes: fo wird das deine Fuͤlle ſeyn, daß du erfüllee 


wie es angenehm iſt von dem Wachſen in Gott und feiner abe zu hoͤren: 


„ 


aa 


wirſt ſeyn mit dem Salb⸗oͤhl des heiligen Geiſtes, welches dir eine Leuchte 5 


ſeyn wird, und ein Licht auf deinen Wegen „ daß deine Leuchte nimmer mehr 


— 


* 


wa © Fk ! 3 0 n verlſchen 2 


ae 


N o 
* © 

* 65 8 
* 2 8 

5 28 27 7 ’ >32 

ER, = Du NZ 7 PET. Pie 277 * 42. 4 
60 Dole * 1 Far 4 nec _ 21 Aliecne 4 ite. 9 8 
- 2 
— — — — — 


verloͤſchen wird des Nachts, noch auch der Mond ſeinen Schein vpzrlieren. 
Du wirft grauen und uber lauffen voni Fett, das von oben der an, dich ges 
floſſen kommt. Berge und Hügel werden vor dir her frolocken, und du 
ſelbſt wirſt für gutem Mut jauchzen. Dein Gewaͤchs wird gruͤnen avie Graf, 
und deine Blaͤtter werden nicht verwelcken, und däne Frucht wird reiffen, 
und Segen u. Gaben die Fulle haben, u. wirft dich freuen in dem Guten 
deines Gottes, und nicht mehr zu Schanden werden; ſendern uͤber ihm 

ruͤhmen und froͤlich ſeyn imer und ewiglich. Das iſt der Lohn ſeiner Knechte 
g und die Freude derer, dis Ihn liben. | a 

4 = ® 


N 


N 1 2 8 8 
Darum freue dich, du Haus und Stadt des lebendigen Gottes, freue 
dich deines Weinens, und ruͤhme dich deines Klagens, And ſey froh über 
deiner Betruͤbtnuͤß. Troͤſte dich deiner Wittwenſchaft, und freue dicke deiner 
Kinder, die dir darinnen geboren ſind. Dann du wirſt der Schande deiner 
Jungfrauſchaft vergeſſen, und der Schmach deiner Wittwenſchaft nicht 
mehr gedencken. Der dich gemachk' hat, iſt dein Mann, und dein Erloͤſer 
der Heilige in Iſrael / der aller Welt GOtt genennet wird. Dann die Ta⸗ 
ge deines Leidens und deiner Wittwenſchaft haben ein Ende. Dein iſt ver⸗ 
geſſen beß den Toden, denn deine Ehre und Ruhe gruͤuet und bluͤhet ewige 
lich. Die Herrlichkeit der Heiden und die Ehre der beruͤhmten Voͤlcker iſt 
uf dich kommen, und die Schmach deiner Jeinde iſt zu nichte worden, und 
Hat fir geſpeiſet mit den Fruͤchten ihres Weſens; ihr Ruhm iſt gus, und ihr 
Thun IE zu nichte. Aber deiner wird gedacht werden von Kind zu Findes⸗ 
Kind. Man wird dich dey den Alten ruͤhmen, und deine Gerechelgeeit word 
fi aus breiten ſo tveit der Himmel gehet, und deine Warheit ꝛoird⸗ſeyn wie 
die Sonne, und dein Gang woie der Mond, wann er voll iſt, und wirſt“ 


herrſchen über alle deine Feinde. Solche Ehre werden alle ſeine Hei⸗ 
zien haben / und das Creutz bleibet erhoͤhet in Ewigkeit. 


GBottes Bruͤnnlein hat Waſſers die Fuͤlle. Wer des Waſſers trincken 
Zalrd, das ich ihm werde geben, das wird in ihm ein Brunn des Waſſes 
werden, der in das ewige Leben quillet, ſagt der groſe Lehrmeiſter des neuen 
Bundes. Item: mer an mich glaubet wie die Schrifft ſagt, von des Leibe 
erden Stroͤme des lebendigen Waſſers flieſen, Ferner: Eſſet, meine Liben! 
ei ER", 5 8 | u) 

: 5 5 © 
755 69 


> 


D Olte es ara fon, dag die Geiſter buy" euch untereinander einge en Zu⸗ 
VI 


1 * 0. f ’ 8 * RR 4 
I; Die XIX. Theofophiiche Kpiſkel. oh 16: 7 
— — 3 — — . * * 
und trincket meine Liben! trincket und werdet truncken &c: Alſo eſſen hir, Eis 


und werden truncken von den Teichen Guͤtern ſeines Hauſes, daß. Er BE, er 
cket uns nie Wolluſt wie mit einem Streit. Dieſes an dich Br. N: N: in 
Libe aus der Fuͤlle Gottes und feiner Abe, welcher Libe und Obhut ich dich 


treulich nb befehle, ſanit fi ſeiner weiſen Fuͤhrung und Regierun 3 biß an das Kr 
Ende deines Lebens, auf d daß du ſe in werdeſt, ſeyeſt und bleib eſt von num an 
biß in Ewigkeit, Almen. Be ee N 


* 
0 


„ »Grſchriben von mir als einein nach der ſtillen Ewigkeit reiſenden ind © 
wallenden Pilger „u. nach vilem Kampf u. S Streit nunmehr fu Ger r ruhen 5 
8 oder in GOtt gewordenen Fridſamen des Herrn, der deſſelben 5 ge 2 2 


geſi ühret und noch fuͤhret Vale, . 
er EI ER SER e EN NE: ala Ne De Se NAD Ne 1 Sr IE Sa! Se Ma N Sr 23% In 20. Se 2 NE De SE 
358.25. 88 8 7888585 45 SG: N 2080283 2 8 88538 548858558585 320850 sol: 5 1 1 


Die XX. _ Theofophifhe Epiſtel. 1 


Di: Frey heit der Kirche 5 zwar ein koſtbares Kleinod want 
fie ie aber in ein Eigenes verwandelt wird / ſo leidet dae 
Sur Gottes Abgang und entſtehet Wagzereß. 2 
| — . 
Meinen Gruß und Kuß der Libe! 8 


82 ſaineuzug Bären in der freyen Gnade ſich un ee einander zu erhaben 
ſo wolte ſolches 106 Dreh in nicht verſagt wiſſen, doch daß dabey ein freue & Zu⸗ 
gang zur vollen Gemeine ohne einge Hinderung bleibe, je in ichn eme es dis e 
gemuͤtliche Zune gung eines jeden zu feiner ſel bſt VBeſſerun g in dem Wachfei 

der Gnade mit ſich bringen Die Sach ſelbſten inag ſich haben mit was 
Gelegenheit es will, ſolte es auch auf den Sabbath ſelbſt ſeyn, wann es nur 
ſo zu gehet, daß wir nach einer hr und Regul, wie brit gelehret finds 
einhergehen, 


„a 


Der Galt bes neuen 8 Buntes ii ein feht ein esch Sn S477 


u“ 


* 


— 


1 8 - DIET Ta Genen 
N 18 u Die 5. . i heöfo; nuche Durch 


— —— — — 


der ſich gerne allerley Gelezenheit bedinet, um ſein Werck in uns zu haben, 
wann es nur ſo zu gehek, daß man in allen Dingen unter ſeiner allgemeinen 
Zuche und Schrancken bleibet, und alſo folglich die allgemeine Kirche in ihrem 
Mutter⸗Recht keinen Abgang leidet. A 
S 0 
O wie eme herrliche und werde Sache wäre es! wann keine andere 
Schrancken noͤthig wären, und lor alſo alle unter die freye Zucht der Gnade 
und Libe unſers Gottes geblacht würden. O daß alle Haͤuſer voll waͤren fols 
cher Uebungen! Wer wolte uns wol andere Geſetz⸗BReguln vorſchreiben 
als es ſolches alles von ſelbſt nut ſich bringt. Gewiß iſts, daß die Zeit⸗ Laufe 
dieſes gegenwaͤrtigen Welt⸗Laufs gewaltig zu ihrem Ende eilen. Darum 


waͤre gut, wann an allen Orten heilige Hände zu GOtt auf gehaben wuͤr⸗ 


den: dann ich mercke, daß der Geiſt gewaltig zum Ern rufet, und ſieheteſich 


Des Herren Kriege gehen richtig von ſtatten. Wol dem, der darinnen 


gehe aus von feinem Ort und werde kraͤftig in uns allen zur Offenbarung 
ſeiner Wunder und zur Ausbreitung des groſen Namens Jchova. Dieſes 
wenige zum Gruß und Kuß der Libe von meiner Hand. ar 


5 


* 


> 8 5 25 . 4 
Das Sprechen meines Geistes u. das C. B. Ein Kaͤmofer und 


73 
. 
— 
4 


8 * 3 A es — 
Schweigen meines Mundes redet 
C. . Ye 8 er 1 

Wunder meines Gloss aus Tale. 


Streiter sel Chriſtt. 


[47 


8 x 


“==. * 
ara ni j 5 
E “er Ta Er 2 x 
e . 
A & = 7 Eh 9 


0 * 8 N N a | Die x 


* 


En 


Die XXL und XXII. Theofophifche Spiſcel. 183 


E / Die XXII. Theoſophiſche Epiſtel. 
Alles / was wir von Gott dencken zu unſerm Semach / TE 


von dem Argen. 8 


San muß ſich Fer wundern, was man treiben kan unter dem Namen 


Od Gottes: gewiß, wann ich daran gedencke, fo kommt mich Entſetzen an. 


Dan wann es einer dahin gebracht hat, daß er ſeinen abgefaltenen Selle 
Menſchen in Verachtung u. Geringachtung aller anderer auf den Trohn 
Gottes geſetzet, und denſelben mehr ehret als GOtt und alle ſeine Zeugnuſſe, 


welche uns die Verleugnung unſerer ſelbſt lehren, das ſoll recht gethan heiſſen. 
Gewiß, mein Freund, ſo wird der Weg zum Reich Gottes nicht gefunden. 


Hat uns Gott Licht u. Eckaͤntnuß gegeben, ſo iſt es nicht zu dem Ende, daß 


man damit fein eigenes boͤſes Leben beſchuͤtze, und fin Haus mit anderer Leut 


Thorheit aufbaue, und fein Neſt in die Hoͤhe ſege. 8 


Ich verſichere dich, daß du noch fo. weit von dem wahren Crfänenuf 
Gottes ab biſt als Herodes, da er alle Kinder in Bethlehem toͤden ließ, dieweil 


65 


du in einerley Urſachen, mit demſelben verknuͤpfft biſt. Dann er foͤrchtete 


auch feines Reiches Untergang. Haͤtteſt du nicht bey andern Gelegenhetten 
dein eigen⸗libiges und ſelbſtgefaͤlliges Hertz an Tag gegeben: ſo koͤnte 
man noch meynen, du haͤtteſt das rechte Zil vor Augen, welches zwar niche 
der Muͤhe wehrt achte an zu mercken. Es iſt nur ſchad daß alle ſolche verkehrke 
Dinge, die doch wider Gottes u. des Naͤchſten Abe ſtrelten, unter den: 
Namen des Rechts geſchehen &c. &c. &r. ER. 


N „ap; * N tg, 
EDLER TERN INN 


LIIENHRN ET ENTED IN ENDEN ANETTE EEE KIT EEE 
Ian? XI un L 7 34 * 
DDC 2 


Die XXIII. Theofophifche sEniffel, 


Wer ſein Leben in vil Bekuͤmmernuͤß und feine Tage in Schmer⸗ 
Ben zubringt / der hat Freude in GÖre zuerwarren. 


G = ET gebe dir vil Gutes aus der reichen Fuͤlle feiner Gnade, und ſegne 
dich, daß du in derſelben reich werdeſt an Alter und Weißheit 1 
0 x 1 den 


„ 


2 8 


8 


2 


> 


u 3 e. 
154 Die XXII. Theoſophiſche Epiſtel. 
c 


Leben Jeſu Chriſti, und alſo tichtig gemacht werdeſt zum Eingang in das 
Reick) 3 welches unter der Goͤtilick Len, Gedult und Langmut unter vil 
Creutz un O Tr uͤbſal erworb en wird. O. wie iſt der Weg ſo ſchmal, und der 
Eingang derſelben en ſo eng welches nur diesen ge erfahren, die ihr Leben 
nicht lieb haben biß in den Tad. Ich habe ſchon vil und fe Nac Jahredarauf 
zu gebracht, habe doch noch keine andere Weite gefoönden, als die Guade 
und Libe meines Gottes / die mich darinnen ſeguet unterſtützet und. erhalt. O 
wiewol tuht GOtt den Sennen, die in Treue und Libe gedultig 5 irren in al 
Series Leden, und nimmermehr zurück aus der Enge in die Weite gehen. O 
was Goͤttlicher Troſt! und genaͤdige Re Zen fa len oft a uf das trockene, duͤrre 
und ſchinach ende Erdreich. O was Troſt⸗erquickende Thaue fallen oft bey 
naͤchtlicher Derweil ug zur uc d der groſen Finſternuß und Di ınefelpeit! Ach 
was ſoll ich ſagen! womit fell ich die Guͤte meines Gottes abmaßlen, die fa 
wunderlich aus Noͤhten erretten und helfen kan. ö a 
PR 1 


Der Herr ſegne dich in ſeiner Gnade, und gebe dir, daß du feine Treit 


und Gute erfahreſt zur Zeit der groſen Truͤbſal und Angſt: dann 1 
lernet Gottes Gute und Libe kennen ohne die auf dem engen Lebens⸗Weg zt 


Gdtt hin wandlen G Ott iſt zwar ein ſolches allgemeines Gut, das fich alen 
Creaturen Miuſe chen und Vieh mittheilet, und ihnen Libe erweiſet, jedoch 


nicht and ft, als au ſebbare Creatuͤrüiche Weiſe in lauter ſolcher Se cchen, 
die vorbey gehen mit dieſen ſic ee Welt⸗laͤufen: feine Kinder aber, die 
auf dem engen Lebens⸗Weg; tt hin wandle n, ſpeiſet Er mit den Bis 
tern feines Hauſes „und sat, fr er ee e Guͤte und Libe, die Er ſelbſt 
iſt, und zwar ſonderlich 1 der Zeit, wann ie von allem menſchlichen Mr: 
Creatuͤrlichen Troſt entblöfte find, a Ha 


5 
* 


e 


O wie wird demnach Gott, wie Er ſelbſt iſt, 9 8 5 venig erkannt 
ſintemal wir von Natur allzuſchr zn a ſichbaren Dingen geneigt 15 


daß wir ins gemein faſt kein ander Gutes von GOtt wiſſen oder verſtehen 
als dieſelbtge Dinge, die vergehen. Man lber Bruder! wie wenig Seeleit 


kommen doch darziry daß ſie daß Gute, das GOtkt ſelbſt iſt „begehren, und 
noch viel weniger zu genteſen bekommen, dier 5 man zu ſehr an den ſichba⸗ 
ren Dingen klebet welche doch ſchlechthin dei r unſterblichen Geiſt niche Kiez 
gen koͤnnen. Mich bekuͤmert nicht wenig, daß fo gar wenige die Thuͤr zum 
5 r Vaum 


u 


Die XXII. Theoſophiſche Epiſtel a — 


— — 


Am nn 


Sg m des Lebens wieder fi chen! es bfeiber faſt alles mit feiner Luſt or 
NER Erkänenuß Gutes und Boͤſes e „ worbey 
55 ie en bleibet ei dem Leben des Lebens dieſer Sheet it, da doch“ A if, 
daß der Q Beg ei um 79 8 5 er 5 auf dieſer br eiten Welt⸗b ahn in de Gleich⸗ 
 feellung d der Welt, allwo man nim nach d der aͤufern Luſt lebet, nicht gefun⸗ 


den wird. an Aru 
tyrer und Vekenner wit o vilen Sch mersen des Leibes und der Seelen ins 


Reich Gottes eingeht. Iſt auch sol jemals einem das Reich Gottes verheiſẽ 


worden, d der ſich allgier in dieſer Welt bey Leibes Leben in aller Luſt seven 


det hat. Inder Offenb. Joh. VII. v 13. 17. ſteht: Wer find dieſe / die 


mit weiſſen Kleidern angetahn / und woher ſind ſie kommen? 2 
Dieſe ſinds / die da komen ſind aus groſen Truͤbſalen / u. ha⸗ 
ben ihre Kleider gewaſchen v. hell gemacht im Blußs des Bas 


Gewiß, mein libtwerther Freund und Bruder! ſinds nur ſolche, die 
ans Reich Gottes eingehen, wie hier beſchriben it, ſo find gewiß fl hr We enige, 
die darzu gelangen, dleweil fo Wenige find, die ihr eigen Leben nicht lib haben. 
Ich meines Theils weiß kein ander Evangelium noch einigen Troſt aus dene 
ganzen geoffenbarten Raht und Willen Gottes alten und neuen Teſtaments 


ſo wol, als aus eigener & fahrung: als daß wir du ne beet muͤſſe ins 


Reich Gottes eingehen n; wir! verſtehen aber keine andere Leiden / als die um 
1 und um des Reichs Gottes willen uff n. In dieſem Sinn wur⸗ 
den ſie in dem aiten Bund beſchnitten. Indi eſem Sim aßen ſie das Oſter⸗ 


lamm und das Brod des Elends. In dieſem Sinn werd en wir drey⸗ 


mal mit unſerm gen en Menſchen ins Waſeer getauchet. In 50 0 in 
brechen wir das 9 Brod zur Staͤrckung d des s Glaube. 18 auf dem eng gen c RS 
und Glaubens Aeg. Der HErr gebe Weißheit und Daft „de m 
De Gottes und dem Raht feines Willens Reifig und tief na ach sit 
puren 


. 2 * 2 Nach 
gern 
ER - 
ee 


404 
m ZB iv Chri if 15 / alle Proph heten Gottes, ja alle Maͤr⸗ 
5 


N 


0 


* 


* 55 g 1 0 
366 Die XXIII. Theoſophiſche Epiſtel. 5 
— — — — —— —m —— 
Die XXIII. Theoſophiſche Epijtel. 4 
a 8 - No 
0 4 5 2 
er « r * * ” 4 „ 95 — E + 55 * * . „ 
Nach ſeiner Bekehrung wieder in die Eitelkeit verfallen / zichet 
— — 1 


Ve 
ein ſchroeres Gericht der Verſtockung nach ſich. 
Meinen Gruß und Kuß der Libe. a 
ein liber N: N: Ich bin allerdings aus inwendigem Antrib bewogen 


Je worden, an dich zu ſchreiben, wegen gutem Vertrauen und Libe, 


die ich zu dir habe. Es iſt mir vorkommen, daß du nicht geringen Schaden 
erlitten in Anſehung deines guten Eifers, und das darum, willen du dich 
ſchon zu vil eingelaſſen mit der von SOtt abgefallenen eitelen Jugend 
in dieſer unſerer Gemeine. Dir aber meinen Sinn zu entdecken, fo reihe dir 
als ein erfahrner Kbhaber GOttes „ daß du, fo lib dir dein Heil und Selig⸗ 
keit iſt, dich wiederum loß reiſeſt, gleich wie du dich von der groben Citelkeit 
dieſer Welt loßgeriſſen Haft, und halte dich zu den Frommen und Gortes⸗ 
fuͤrchtigen, wo du ſehen kanſt, daß nach den Regeln der himmliſchen 
Weißheit gelebet wird. Du weiſt ja, wie ſauer es dir worden, biß du nur 
einiger Maaßen zu einem Durchbruch gekommen biſt. Solteſt du“ deine 
gehabte Muͤhe wirderum fo leicht verſchertzen, das waͤre ja uicht gut. 


Dann ich verſichere dich, mein Liber, bey der Treue Gottes, daß die 


Eitelkeit, welche von denen von GOtt abgefallenen Menſchen veruͤbet, wird, 


einen vil groͤſern Gifft in ſich hat, der Menſchen Seelen zu verderben, als 


„Die grobe Eitelkeit der Welt-Menſchen. Sintemalen die Welt⸗Menſcher 


es weder beſſer gelehret noch berichtet ſind; hier aber geſchiehet alles in einer 
leich tſinnigen Verwegenheit und Verachtung Gottes und feiner 


4 


heiligen Wegen: darum auch mehr Urtheil darauf zu erwarten iſt. 


Dann gewiß, wer des HErren Willen gewußt, und nicht darnach gethan, 


wird vil Streiche leiden. 


5 So du etwa von mir zu wiſſen begehreſt, wie ich es halte vor dieſe 
Zeit mit denen bemeldeten jungen Leuten / welche ich in der Welt Eitel— 


keit erklaͤre verfallen zu ſeyn, u zwar in Sachen, welche zu der Haus haltung 


Gottes belangen, ſonderlich in denen zwey Teſtamenten Chriſti , als Tau⸗ 
fen und Brodbrechen: ſo dienet zur Nachricht, daß ich von einem, der 
ohne Buß in Bine Tauf lebet: nicht anderſt halte, als von einem unge 

EUER: . | tauften 


Die XXIV. Theofophifche. Epiſtel. E 167 


n. Deswegen werd 
unbußfertigen Menſchen das Brod zu brechen. Und ſo ſtehe ich mit 
unſern in die Welt verfallenen jungen Leuten. 

Welches alles ich dir aus einer ſonderlichen Gewogenheit habe wollen entde⸗ 
cken wegen der Unſchuld, worin ich dich noch einiger Maaſen zu ſeyn erken⸗ 


ne. Cs haben dich die Bruͤder in Zion ſchon bedzuret, weilen ſie geſehen, 
2 


in 
51 


daß dit biſt zu Schaden kommen. G Ott gebe dir demnach, mein Aber, was 
dir nuß und gut zu deinen ewigen Heil. Ee laſſe regne oben auf dich herab Ge⸗ 


rechtigkeit, Barmhertziekeit, Gnade und Libe, und gebe dir ſeines Geiſtes 
Unterricht in Weißheit, Lehre, Rath und Verſtand, auf daß du wwiſſen moͤgeſt, 
wie du wandeln ſolt, damit du deine Seele in Friden und Gedult beſitzen 


lerneſt, und auch mein Math dir möge zum Guten kommen, als der ich bin 


ein alter und erfahrner Streiter JEſu Chriſti / der dem Teufel und 
der Welt, ſamt allem, was uns von GOtt und ſeiner Libe ſcheiden kan auf 
ewig abgeſaget. ö 9% * 
Be Ich bin dein geneigter Libhaber und treuer 
Vorſorger und Vorbitter vor GOtt. 
„J: G: Ein nichts beſitzender auf dem Erdboden⸗ 


P. S. Ich haͤtte zwar noch viles melden koͤßen, will aber vor dißmal 
die gute Beſcheidenheit und Libe zu dir laſſen Richter ſeyn, ich verhoffe neben 


dem, daß DIE mein Schreiben dir durch alles hin erfreulich fallen fell. 


Gott nehme dich auf und ſegne dich. 


o 
Die XXIV. Theoſophiſche Spiſtel. 


Daß das Leben unſers Lebens in feinen Thun gerichtet und 
Gottes Gnade an uns offenbar werde: darzu iſt freylich eine 
ausharrende Gedult noͤthig; wer aber beharret biß ans 
Ende / wird zuletzt mit reichem Troſt getroͤſtet. 


D . 0 » 2 , 
eo: Fuͤlle deſſen, der alles erfuͤllet, ſegne dich mit reichem Maaß, und ge⸗ 
be, was nut und gut iſt zu unſerer aller Heil Amen. Ich wuͤnſche⸗ 
a — 3 daß 


" 
b 


3 


8 


2 168 f | wir 3 XXIV. Theoſophiſche Epiſtel. 


* 
0 


—— ꝗ——k—ä— ñ. ß— — — — ͥ — 


—— — 


Daß mir vergoͤnnet wäre, mich anssuleerın aus der inwendigen Fuͤlle der 
Gnade Gottes in mir. Die Schrift fügt: oh 1/7 d er ei ich ſchaden 
konne / ſo ihr dem Guten nachkommt? und ob wir auch leiden / 
0 . wir doch ſelig; niemand aber leide 15 un Uebeltth aͤter. Ich wuͤn⸗ 
fſche, daß des HErrn Gnade über dir ſchweben moͤgte mit vollem Segen und 
das zur? Zucht 3 ur Heiligung und zur Beſſerung. O wie vile Schlacken 


S 


muß uns das Feuer Gottes 9 eltzen, die wir auſer dem an uns ſelbſten 


oft als Tugenden verehren, will geſchweigen der vil und mancherley Verkehrt⸗ 
heiten, die wir an uns tragen, und ſelbſten in 1 eigenen Gewiſſen da⸗ 


von uͤberzeugt fern. Mi uß das hohe und ſcharfe Geiſtes⸗ Licht fo lange in 
eins einleuchten, biß unſer Tag zur? Nacht „ unſer Licht zur Zinſternus, unſere 
Gerechtigkeit zur Ungerechtigkeit, unſer Gutes zur Suͤnde, ja wel gar un⸗ 
ſere beſte an uns tragende Tugend en zu Ulnangenden, unſere Zucht zur Un⸗ 


zucht werde: was will daun draus werden, wo ohne d dieſes alles noch das 


W 3 
5 & gentheil unſere Sinnen und unfen W andel regteret, 2 


er * 


Der HeErr gebe dir Weißheit und Verſtand in die tiefe und ſehr gehei⸗ 
me Geiſtes⸗ und Gnaden⸗ Wege einzuſchauen, damit Keine Heiligungs 


je) 


Zucht lch ferner hin an dir erweiſe, und alſo folglich, wenn die grobe 


Schlacken abgechan (als das Leben der ſtrengen Herbigkeit in der Natur, 
welches ſich in vilen und mancherley widerſpenſfigen Widerf ſtrebungen ereig⸗ 
net) koͤnne fornasfabe en werden in der Seelen und Geiſtes „Jelntanng, als 
da ſind die ſehr geheime und ſehr tief verborgen liegende Seiſtliche Eigen⸗ 
heiten; geifklicher Eigen wille / geiſcliche Beſchaulichkerten oder 
Anmaſungen der 71 den⸗Gaben Gottes. O wie mancherley Toͤp⸗ 
te muß man durchgehen, biß man auch ſeloͤſt das in SOte erworbene Onde 
den⸗Leben übergibt, daß man es alſo nicht in eigenthuͤmlicher Anmaſung be⸗ 

fie. u getroſt dorten David fügen konte: der Gehtt / der mich von 
dem Löwen und Buren errettet hat / der wird mich auch erret⸗ 


ten von dieſem Philiſter / fo kleinhertzig war er vor Achis dem Könige 


zu Gath. 1. Sam. XXI. y 12. 13. Obwol die Weiber dorlen auf die 


Niederlage Soliaths des Philiſters von David ſungen: Saul hat 


tauſend geſchlag en / aber David zehen tauſend 1. Sam. XVIII. J. 
ſo ile doch noch manche trauriger und blutiger Proceſo chende 


* — 


C. 


2 


8 


Die XXIV. Theoſophiſche Epiſtel. 169 
ehe und bevor gr ſeine kebſſe Aeden, und kin lezſdes Sieges un d Il 
umphs⸗ Li 18 5 Sam. XXII. XXXIII. geſungen. Oowol nach diefen 


David keine Kriege mehr gefuhrt, ſo fiel er doch noch einmal an ihm ſelöſt 
durch die Beſchaulichkelt in Zählung des Volcks 2. Sam. XXIV. VI. 


25 


Mein libe N N: ſey nur getrei wir muͤſſen gar auf mancherley 
Weiße verſuc 5 werd en, biß wir aan Rechts und Lncks verſtehen. GOtt iſt 
treu, der uns nicht laͤſſet über Vermoͤgen verſucht werden. Wir werden 
ſchon zu ſelner Zeit unſere Krohn in des HErrn Gnade finden. Dill 
ſige dich nur eines ein falt gen u. niedrigen Hertzens, dann GOtt iſt feind 
allein hohen und ſtoltzen Sinn, und a uns fo lang, biß unſer Har⸗ 
tes weich / die Hoͤyen erniedriget, und das Etwas zu nicht gemacht iſt/ loel⸗ 
ches ich auf meinem vil jaͤhrigen Leidens Eu Glaubens⸗Weg wol erfahren. 
O es if nicht zu ſagen, wie mancherley Ertoͤdungen, wie ma ucherley in⸗ 
wendige Schmeltzungen und Herz⸗Preſſen man durch gehen muß, biß mant 
zu ſich ſelbſt gebracht wird, und Gu vor alles ua kan. Eine aushar⸗ 
rende Gedult im Leiden, und tief⸗Zebeugter Sinn ife gut. O wie oft wird 
uns GOtt in feinen Heiligungs⸗ und Beſſerungs⸗W̃ Wegen verdaͤchtig, daß 
man kaum glauben kan, daß es GOtt geweſen fon, 8 a 


3 


* 


Aber O wie reichlich wird matt getroͤſtet, wann man durch gedultiges 
Ausharren des HErrn Hilfe erwartet! O wie erſetzet GOtt pa mit deb 
peſtem ir tereſſe/ wa um wir getren ſind, u. weichen nicht in der Abe. Und 
O was eine fridſame Frucht der Gerechtigkeit wird daraus geboren. Was 
vor ren t im Ge oil‘! Was vor Danckens und Ruͤhmens vor GOte 
in ſeinein H. Tempel! Was vor Segens wolle Knie⸗Beltgung vor den 
Gnaden⸗ Schl. 8 was angenel ame Oyfer vor GOtt! wann man alſo ges 
beuget ſtehet, in dem Waſſer der Reue zerfloſſen u. in dem Feuer der Abe 
und des Leidens einst en iſt. Was immerwährcds Gebaͤter ſteigen auf 
vor dem Rauch⸗Altar! Wie kan man fein gantzes Leben dem HeErrn zit 
einem beſtaͤndigen Danck⸗Gpfer darſtellen. ö 


60 Gelobet und een fü Der, wacher gc ſcbes ser: ja fein Name werd 
herrlich und hoch globe über alles. Denn Er iſt ein GOct aller Ele den 
Betruͤbteiz 


290 & Die XXV. Theofophiiche Epiftel. 


Betrübten und Troſtloſen. Er heilet dieß welche verwundet und zerbroche⸗ 
nes Hertzens find, und richtet auf alle die, welche vor Ihm niedergeſchlagen 

und gebeuget ſind. Er hadert nicht immerdar, und haͤlt nicht immerdar 
ſeinen Zorn. Er handelt nicht mit uns nach unſern Suͤnden und Miſſe⸗ 
ghaten⸗, ſondern nach feiner groſen Güte und Barmherzigkeit. Ich werde 
wol mein Lebenlang nicht vergeſſen der Guͤte meines Gottes, der uns aus 
dem Staub errettet. Waß man von Seufzen müde, und im Clend faſt var 
ſchmachtet iſt, fo nimmt Er ſich unſerer an. Wann man gedraͤnget wird ven 
feinen Beleldigern, und unterdruckt von feinen Verfolgern, fo nimint Er 
uns wieder zu Ehren an, und hilfft uus aus dem Koht, und errettet uns 
aus dem Schlamm, ſo ſingen wir dann ſeine Lieder, und verkuͤndigen ſeine 
Wunder. Der Name des HErrn unſers Gottes IF ein veſtes 
Schloß / der Gerechte laufft dahin / und wird beſchirmet Vale. 

8 0 . 


* 


Ich dein treuer Libhaber und Sorgtragender C. B. Ein Kaͤmpfer und 
Mit arbeiter in der Gnade Gottes. Streiter JE Chriſtt. 


5 P. S. Der Geiſt rede ins Ohr Worte, die wir nicht reden koͤnnen. 
Gehab dich wol, und ſey zu friden mit des HSErrn Gnade u. weiſen Fuͤh⸗ 
rung. Ich meines Theils werde ſeyn, der ich ſeyn werde in eben derſelben 
Gnade. 2 1 8 - . 

„ 2 22 3 „„ „ „„ „„ „„ „ „ „ „ „„ „ „ „ „ „ „3 e 
ar * * * e , ee ee. 


Die XXV. Theofophifche Epiſtel. 


Gott mit dem ſinnlichen Leben ergreifen wollen bringet vil 
Pein und Schmertzen: dann wo ſich G®tt offenbaret / da 
muͤſſen die Sinnen eines gar bitreren Todes ſterben. 


Mein Lieber N: N: ns 


EC habe deinen Stand zimlich im Geiſt betrachtet, und zwar ſonderlich 
aus deinen Reden, die wir zuſamen hatten, da du unter andern gemel⸗ 
; abe | det 


‘ 


89 * 0 


5 


& 


> 


Er 
IX 


- 


2 


ER i 5 Die XXV. Theoſophiſche SEpiſtel. pw 


- — — ET a NT nn ——ꝛ 
Dir wie daß du ſo aus der Acht gelaſſen waͤreſt von der aͤuſerlichen Aufſicht dec. 
Mein Liber: ich habe die Sach ſehr genau in meinem Geiſt vor GOtt gez 


pruͤft, und habe ſie vil wichtiger und nachtruͤcklicher befunden, als ich muͤnd⸗ 


lich mit dir davon geſprochen habe. So iſt nun dieſes die Sach: du biſt u. ſte⸗ 
heſt noch mit deinem gantzen Weſen in dem aͤuſern Reich und Geiſte die⸗ 


fer Welt, daraus all dein Elend entſtehet. Dann deine natürliche Lebens⸗ 


GSeiſter ſind zwar von den Bruͤſten des Welt⸗geiſts abgeſetzt; aber doch im 


Grunde nicht entwehnet: fo kan auch darum deine Seele nicht gefuͤllet oder 


geſaͤttiget werden weder mit GOtt noch einigem andern Ding. 


Soll dir demnach geholfen werden, daß du deines unſeligen Elends 


uͤberhaben werdeſt, fo muß dir aus dreyen eins werden: du muſt entweder 


die Welt aufgeben, und G Ott zufallen, oder du muſt GOtt aufgeben und. 
der Welt zufallen, oder einen Weg einſchlagen, daß du GOtt und die Welk 


zugleich beſitzeſt. Ich weiß nicht, es wäre zu wuͤnſchen, daß du GOtt um 
die wahre Erleuchtung bitten moͤgteſt, dann dieſes das Haͤrteſte iſt, daß dit 
deinen Stand ſelbſt nicht ſieheſt. Wann dich die Sache in gleichem Ge⸗ 


= 


wicht haͤtte, ſo waͤre zu hoffen, daß der Ausſchlag fo. leicht ins Göttliche: 


n 


als in den Welt⸗Geiſt fallen moͤgte; nun aber iſt das Gewicht allezeit an 
dem Platz, wo es der Welt⸗Geiſt im Ausſchlag zu gewinnen hat. Sin⸗ 
temalen GOtt mit feinem Eingriff dir im Grunde noch nie fo nahe gekomm⸗ 
men iſt, oder hat koͤnnen kommen, daß dadurch der Welt⸗Geiſt zu einem 
mal fein Recht an dir verlohren haͤttez ſondern es blieb allezeit bey dem, wo 


° es ſchon zuvor war. Du biſt alſo allezeit mehr in Gefahr, daß der Welt⸗ 


Geiſt dir eins verſetze, als daß er zu fürchten haͤtte, daß du ihme eines verſetzeſt. 


g ö 0 h 7 
Und wann ſich diefe Sach, die zwiſchen dir und dem Welt-⸗Seiſc 


iſt, nicht ändert im Grunde, fo ſage ich dir als ein Wort der Warheit, daß 


du dem Welt⸗Geiſt cinen gewiſſen Tribut zu bezahlen ſchuldig bleibeſt, 


und gehet mit dir in die Ewigkeit, allwo du denen Geiſtern im Sefuaͤng⸗ 

us, die ehdeſſen nicht glaubten, noch muſt zinſen, und das fo lang, biß dir 
etwa die Augen aufgehen, und ſeheſt die Thorheit des von GOtt abgef allenen 
Menſchens im Lichte Gottes ein, allwo du daͤnn erſt wirſt Gottes Gerechtig⸗ 


keit preiſen lernen, ehe und bevor du ſeine Barmherzigkeit wirſt rühmen 
0 E So 


koͤnnen. 
% 


det, womit fie kan geſaͤttiget werden. ö 


r Die XXV. Theofophifche Epiſkel. 


— 

So folge dann meinem Raht, und mache dich loß von den Luͤſten des 
Lebens in dieſer eitlen Welt, damit deine unſelige Magia bey Leibes Leben 
ertoͤdet werde, und nicht mit dir gehe in die Ewigkeit. Dann die Eſlentien 
der Seelen bleiben in ihrem Hunger ſtehen biß dort hin, wann ſie Gottes 


Gnade und Libe allhier nicht kan ſaͤttigen. Gewiß iſt groſe Gefahr in dei⸗ 


nem Stande, datt ich verſichere dich, daß all dein Elend, welches du mey⸗ 
neſt inn GOtt zu ſeyn, von den hungertgen Geiſtern / die in den Eſſen⸗ 
tien der Seele weyden, und finden doch keine Nahrung, herkomme, die⸗ 


weil ihnen die Pforten der aͤuſern Sinnen mehr durch aͤuſere Gewalt, als“ 


durch die Luſt des freyen Willens zugehalten find. Dann weilen die Pfor⸗ 


ten und Eingänge verſperret find, und die Neigungen zu den Dingen von 


auſen find doch nicht getoͤdet: fo wird der Hunger und die Noth immer groͤ⸗ 
fer, und fo bleibet der Jammer der armen Seele, weilen ſie keine Speiße fin⸗ 
5 


© 
— 


Wilt du GOtt finden, mein Aber, fo ſuche Ihn nicht in deinen ohn⸗ 
alisgzeleerten und unreinen Sinnen (dann GOtt vermenget ſich nicht mit 
denſelben) ſondern leere dich aus von allen deinen von GOtt abgekehrten Nei⸗ 
gungen, und ſetze einen Bruch in die gute und boͤſe Eindruͤcke deines Ges 
mts, damit ein Riß gemacht werde in das unlautere und unreine Sottes: 


Begehren / da der Wille geſchieden wird von denen unlautern Neigun⸗ 


gen, wo man meynet das Brod Gottes mit dem ungeſchiedenen Hunger im 


Vermengen der Natur und Creatur aus einer Schuͤſſel zu eſſen. 


Daͤnn ſo bald der Hunger gereiniget iſt von dem vermengten Leben / das 
in den ohngereinigten Elentien lieget, ſo gehet die Magia der Seelen, welche; 
ohne das nimmer ſtille ſtehety mit ihrem Hunger weiter, und kan alsdann erſt 
mit andern Sachen geſaͤttigt werden. So vil dann nun der Hunger Zu⸗ 
ſatz bekommt von dem obern Willen⸗Geiſt in der Scheidung aller Dingen, 
auch von ſich ſelbſt, fo vil und nicht mehr kan endlich nach GOtt gegriffen 
werden. Allhier mag man wol die Seelen finden, von welchen geſchrieben 
ſtehet: ſelig ſind / die da hungern und durſten nach der Gerechtig⸗ 
keit / dann ſie ſollen ſatt werden. Du kanſt alſo leicht mercken und 
ſihen, daß nicht genug iſt zur vollen Glaubens⸗Gewißheit, daß man mey⸗ 
get / es waͤrt ſchlechthin getroffen, wann man in ſich beredet iſt, daß 8 


FR ©- 2 — 


4 
4 


Kr Die XXV I. Theoſophiſche Lepiſcel. 3 


—— ———— —ä 32 
G Ott ſuche. Es iſt gar vil unrein Zeug in uns, das entweder durch das 
Feuer der Truͤbſahl, oder durch das Waſſer der Buße und Rene des Her⸗ 


gens muß hinweg gethan werden, ehe GOtt einmal freundlich mit uns reden 
Fm. Dann unſer Eott iſt dem alten Suͤnden⸗Menſchen ein 


verzehrend Seuer. 


nun in GOtt gewordenen Fried ſamen. 


2 I 5 5 5 
SETERELRÄELETIEN NEE ENET 8 SS ITEREREN ERNST EENEN 


Dalaran! 
— — — — 
W 


Die X XVI. Theofophifche: æpiſtel. 


ere 
1 


Geſchrieben von einem alten Streiter und 


Nach langem Leiden und Streiten wird zwar endlich der edle 


Bicter Krantz erworben; wo aber der herrſchſuͤchtige 
Manns ⸗Wille noch das Ruder führer/ da muß Jungfrau 
a Sophia nit ihrem Braut ⸗ Schmuck ſich verbergen. a 

Mein Liber! N: N: 


— 


ERS: Lahlich das AA Spiel der hitnmliſchen Welßhett ein gar fans. 
W 


Oberes Weſen, und wol werth, daß man vil Tage und Jahre um ſie 


wirbee . Daß ſichs. aber ſo lange verzeucht, biß ſte ſich uns zum Braut⸗ 


Schanz giber , iſt fein Wunder, ſintemalen fie ſich unſerm Feuer⸗MNMann⸗ 
lichen Limbo ſchwerlich vertrauen darf, ohne ihre Inngfrauſchaft an 


der 


demſelben zu verlieren, ob wir es ſchon nicht neynen. Lind ob uns auch ſchon 


Las Wort in dem Bunde der Verheiſſung zur Beſamtwerdung relber, ſo iſe 


Doch noch nicht gewiß, ob nicht fo bald eine Hure unſern Maͤnnlichen 


Limbum. beſaͤnftigen kan als Jungfrau Sophia, wie an dem Ertz⸗ Vater 
Juda Genes: XXXVIII. y 15. in ſehen , welches ſo lange waͤhret, biß 
anfer Seuer⸗Maͤnnlicher Selb⸗ wille unter ſich geſuncken in ſeinem hi⸗ 
Zigen Aufſteigen / und in die Gelaſſenheit verwandelt if, allwo der 


Eanſte Waſſer⸗Ouall der Mann⸗Weiblichen Tinckur ſich finder, alda kan 
es ie reine Jungfrau ein⸗ und niederlaſſen. Dann ſie bedarf unſers 
Mannlichen Seuers nicht zu ihrer Veſalnung, ſintemalen fie ſchon ihr 


a 9 2 Männliches 


2 Die XX VI. Theoſophiſche Epiſtel. 


Maͤnnliches Feuer und Samen bey ſich ſelbſt hat, wir darfen ihr nur 
ein keuſches Bett bereiten, fo wird fie unſere gewordene Weiblichkert ſchon 
ſeurig machen, und einen andern Muth geben durch die Myſtiſche 
Schwaͤngerung / in welcher unſer unter ſich geſunckener Manns⸗Wille 
der weiblich worden iſt, aner allererſten Urſtaͤndlichkeit wiederum theilhaftig 
wird durch das in ſich ſelbſt empfangen des heiligen Samens, durch welchen. 
wir endlich das Wunder: Kind der reinen Jungfrau aus unſerm eige⸗ 
nen Leibe gebaͤhren, und haben hinfort die Myſtiſche Matrix in uns ſelbſt, 
A. das nach dem allerreinſten Sin der Libe Gottes. Bedarfen alſo keiner frei 
den oder geborgten Weiblichkeit / woran wir uns erbauem ſintema⸗ 


” 


len unſer eigen Land uns genug iſt zu unſerer Frucht und 
Ackerbau. ; N | 


Darum, mein gar Liber! biſt du ein Werber und Libhaber worden, um 
mit der himmliſchen Sophia geheimer Libe zu pflegen ‚fo verkleide dich in eine 
andere Geſtalt, und nimm das Bilde eines Weibes oder Jungfrauen an 
dich, dan fie libet nur ihres gleichen, oder ihr eigen Geſchlecht, und vertrauet 
ſich keinem Mann / weilen ihr der allererſte von Gott geſchaffene Mann 
Adam untreu worden und ſie verlaſſen hat. Derohalben ſie hernach ſo lan⸗ 
ge Zeit hat muͤſſen Wittwe ſeyn, biß ſich G Ott wieder uͤber fie ekrbat metz nend 
ahr einen Man gab nach ihrem Hertzen, da fie alſo eine reiche Binder⸗ 
Mutter iſt worden ohne Abgang oder Verluſt ihrer Jungfrauſchafr. 


Darum, mein Liber! faſſe mit mir deine Seele in Gedult, und laß dich 
die Zeit des Harrens und Wartens nicht lang duͤncken, die Mühe und der 
Fleiß wird endlich ſchon feinen Vergelter finden. Es fordert gar eine lang⸗ 

jührige Zubereitungs- Zeit, biß fie uns ſich nur mit einem Wort anvertrau⸗ 
en darf, ſintemalen unſer Sinn fo ſehr von ihr ab, und zu Eva geneigt 
iſt, daß wir es auch kaum ohne viljaͤrige Erfahrung unterſcheiden koͤnnen, 
alſo, daß ob wir fie ſchon von ganzem. Hertzen ſuchen, es doch der allerun⸗ 
ſicherſte Handel iſt und ſeyn kan, welches ein gewiſſer langjähriger Werber. 
zund Bühler um fie mit vilen Schmertzen erfahren, wie treu wir es auch 
meynen fo kan uns doch die Probe ein anders erfahren machen. Es darf 
ſich nur die Exa ein. wenig verkleiden, als ob ſie den Krauß der Goͤtlichen 
. ENT — Weißheit. 


- 


© 


> 


w 


Die XXVI. Theoſophiſche Epilſkel. 5 175 


Weißheit auf ihrem Haupt haͤtte, fo iſt fie es die wir meynen fo lange 


geſucht zu haben, und kan uns den Mangel unſers Kraͤchzens erfesen, da⸗ 


her wir zu fahren und beyligen. Eben dieſes tft die Urſache, warum es 


fo lange waͤhret, biß wir nur einmal einen Kuß von ihr bekommen: dann 
fo lange dieſes waͤhret, daß unſere Kranckheiten mit Eva zu heilen ſind, 
ſo werden wir von ihrer Schoͤnheit nicht erfreuet. N i 


Dieſes habe geſchrieben, als eben in der allertiefeſten Tiefe meines 
Geiſtes eine Angenehmheit oder Blick von ihr empfangen. Sey getreu und 
weiche nicht, das Gluͤck kommt nach langem Hoffen und Sehnen. Wir 
verderben nicht, wenn wir auch noch ſo lang muͤſſen allein ſeyn: dann die 
mißrathene Eva heilet ja doch Adams Schaden nicht mehr. Der Ritz 


ter Chriſtus "efiss/ als der andere Adam, wird uns ſchon noch zu unſe⸗ 


rer Braut helfen, welcher wir verlobet find in dem Waſſer der H. Taufe 


durch den Tod Adams am Creutz, in welcher Hoffnung wir leben. Dann 
ſeine Seithe iſt offen, woraus fie uns erbauet wird. Wir haben des Leids 


noch nicht ſo vil um ſie gehabt, als ſie um uns, da ſte ſo lange Jahr mußte 
unfruchtbar und eine Wittwe eintzelen u. verlaſſen ſeyn. Unſere Hoffnung 
iſt gewiß, wir werdens erlangen. Sind wir in fie verlibet und verlangend 

nach ihrer reinen Gunſt, ſo iſt ſie noch mehr in uns verlibend, u. wartet, biß 
ſie unſerer in Lbe pflegen kan. 3 a 


& we * 
a Daß uns aber die Zeit u. Warten ſchwerer und laͤnger faͤllt als ihr, das 


kommt daher, weil wir uns nichts an ihr zu befahren haben, aber ſie ſvol an 
‘ 7 a * y U 


uns: dann wir haben was beſſers an ihr, fie aber nicht an uns zu ertbarten, 


weilen fie eben das heut iſt , was fie morgen ſeyn wird. So leben wir dann 
in der Hoffnung von ihr begluͤckt zu werden), wann aller Fremden Buhl⸗ 


ſchaft in uns wird ein Ende ſeyn, und halten uns an den Eid ⸗Gottes, 
den er Ephraim geſchworen hat. Unſer Gluͤck bluͤhe dann in der ewigen 
Welt, und des HErrn Vorſatz reinige uns nach ſeinem Willen, fo werden 


wir. leben. 2 7 e Se 
3 „ E Jach dein Libhaber in dem HErrn, 
n Beh "der vor dich bittet. Fa G. 

7 * do, TE > 8 . 2765 3 n N —* Die 


FFC 


1 Die XXVII. Theoſophiſche Spiſtel. | 
Die XXVII. Theoſophiſche Spiſtel. 


wer · den griden dieſer Welt verlaſſen / ſamt dem Wol⸗ ſeyn des 
ſinmichen Lebens / derſelbe erlanget Sriden mit G ort. 


&be-Schwefer N N: ee 


Weiß heit eingetauchet haͤtte in das ſtille Fridens⸗ und Libes⸗ 
Meer. Darum ſey getreu und ſpuͤre und forſche dieſer ſeligen und ſtillen 
Fridens⸗Spur noch fleiſſiger und genauer nach: dann es iſt nicht zu fügeny 


was Segen und Genuß des Geiſtes auf dieſen Wegen gefunden wird. 


Dann alle die vile und mancherleß Bewegungen unſerer Sinnen, wie fie 
auch einen Namen haben, ſind lauter Zeit verderbliche Dinge, worinnen der 
Weg des Fridens nimmermehr gefunden wird. Gar „wenig Seelen, ja gar 


aſtilen Fridens⸗ Weg. 


wenig Seelen finden dieſen geheimen und tief in uns verborgen liegenden 


Ach mein GOtt wie biſt du fo verborgen vor unſeren Sinen eu. wie 
ange Zeit müſſen wir zubringen, biß wir nur wiſſen, was wir ſelbſt wollen. 
role oft laufen teir an bald hier bald dort, und koͤnnen es kaum treffen noch 
errathen, wo es fehler. Ach! daß wir doch bey Zeiten in ein tiefes Un⸗ 
ber ſich ſiucken in uns ſelbſt gebracht würden, damit wir fein recht im 
Grunde 3 


TLS Sabbark, allwo GOtt ſelbſt in uns ruhen koͤnte von allen 
inen Weecken, die Er machte, u. wir in allem Ungemach Ruß u. Friden 
beigen moͤgeen immer und ewiglich, Amen. Diß aus meiner Abes⸗ Juͤlle 
in. der Stille vor GOtt. Sey getreu / lebe und ſey Gottes eigen dein 

Lebentang und vergiß nicht, wie ſauer du deiner oberen Mutter ſchon 
worden biſt; gedencke daran, was fie vor Sorge mit dir ausgeſtanden hat, 
da, ie dich unter ihrem Hertzen trug. Und laß nimmermehr aus der Acht, 
2 weſſen di biſt. Lerne einen reinen Wandel vor GOtt führen, und beſteiſſe 
dich, daß du ein reines Hertz und eine keuſche Seele erwerbeſt in Ehren 

dem, der dieſelbe mit feinen: Blut erlaufft hat, daß fie ihm geheiligt 9 0 


& 
he — 
© 2 


Ch gtuͤſe und kuͤſſe dich in meinem Geiſt. Es iſt mir als ob dich die 


ebenget, und in ein heiliges Abkommen von uns ſelbſten gebracht 
truͤrden, ſo firmen wir an unſer Ende und heiligen Feyer⸗ abend, oder 


0 


und &ibe willen. Amen. 


* 


8 
— 


* 


Bie XXVIII. Theoſophiſche Epiſtel. 112. 


3 „„„„„„„„„ͤ„„LͤLͤ„ͤĩ„ĩ„n% —ĩé„“ —ꝛꝑ—t —ü—.jD˙aXa — 2:ꝛ — ᷑—mꝛ᷑oͥM:¾ — —„—.tͥ — —ę— 7 5 r* — x 

als zu der allerreineſten Braut und Jungfraͤulichen Zierde in ſeinem 
Reich. o e 0 
Siehe, meine libe Schweſter, das iſt unſer Ruf, u. dazu find wir erwaͤhlet⸗ 
und find nicht unfer ſelbſt. Dann wir find nun vermaͤhlet und verlober. 


einem Mann, dem muͤſſen wir getreu ſeyn und an Ihm bleiben. Weichen 


wir, ſo brechen iwir die Ehe, und find ſolche, an welchen GOtt keinen Os 
fallen hat, u. muͤſſen alſo vor Ihm umkommen und gerichtet werden. 
Darum iſts gut, wann wir die Nichtigkeit dieſes Lebens betrachten, u. ſtets 
auf unſer Eude und Auſgang ſehẽ: dañ in dem Jil der Ewigkeit blů⸗ 
het erſt unſere Krone. Dort erlangen wir, was GOtt den H. Vaͤtern, 
braham / Iſccac und Jacob verheiſſen hat. Welcher Ende ſchaue an, 

und folge ihrem Glauben nach, ſo woirſt du mid erlangen, was G Ott verheiſ⸗ 
fen. hat, wan du anders eine kleine Zeit, wo es ſeyn ſoll, mit leideſt, und alſo 


den Eingang ins Reich Gottes mit allen Heiligen erlangeſt. Worzu uns 


Gott allen in Gnade verhelfen wolle, um feiner: ewigen VBarmhertzigkeit 

Volt mir als einem armen Fremdling 

5 und Pilgrim auf dieſer: Welt. 0 
a 8 


GERBRRRRRERSRERERERERERDIRRRTRTETEE 
Die xXVIII. Theofophifche £Epificl, 5 


Das N 
FR be unſerer Gedult: dadurch werden wir am meiſten auf 
unſerm Weg befördert. RES 


P 


. JESUS forunfe Licht und Leben. 


i | | 
Ede San der reinen u. lautern Libe Gottes durchdringe unſer Inwen⸗ 
diges / und mache verſtummen und fchiveigen alles, was der reinen 
und lautern Libe Gottes noch in dem Wege und zu wider iſt, damit wir 
tichtig gemacht werden zum heiligen Schauen Gottes zu kommen, alwo wir 
den Lohn unſerer Arbeit, und die Frucht unſerer Wercke genieſen werden. 
Ich werde bewogen aus der inſwendigen u. vollen Gottes Klebe, dieſes 25 


7 


* * 


Ertragen unſerer Mißſchlaͤgen iſt eine nicht geringe Pro⸗ 


“= 


U 


— 2 


3 * 


17% Die XXV III. Theoſophiſche. Epiſtel. 


dich zu ſchreiben dieweil ich vollen Segen in der Inwendigkeit meines Geiſtes 
genieſe, und werde angefuͤllet mit der Vollheit der Liebe unſers Gottes 
mit reichem Maaß, alſo daß ich nicht ermuͤde, auf den Wegen des Heils 
nach der ſeligen Ewigkeit getroſt fort zu wallen, biß ich den vollen Eingang 
in die ewige Ruhe erlange, alwo alle treue u. nach. GOtt hungerige Seelen, 
welche die Eitelkeit und das Leben dieſes Welt⸗Laufs verachtet haben, werden 
geſammlet werden, und alſo theilhafftig werden der Zeit der Erquͤickung. 


O liebe Schweſter! mein Hertz iſt voll Goͤttlichen Troſts und Segens, 
und wuͤnſche daßich mich dir ſelbſt und allen treuen Seelen koͤnte mittheiſen, 
damit ihr alle wuͤrdet wie ich, auſer meinen Leiden und Banden, und alſo 
der Gaben des H. Geiſtes, und der vollen Kibe unſers Gottes koͤnnet mit 
theilhafftig werden. Sehr Libe und Werthe! haft du nun beſchloſſen, dem 
HeErrn von ganzem Herzen getreu zu ſeyn, und der Tugend Gottes dich 

in hoͤchſten Grad zu befleiſſigen: fo ſehe zu, daß du dich nicht bald abſchrecken 
oder bewegen laͤſſeſt durch den Feind, ſolte es auch ſchon geſchehen, daß du 
zum oͤfftern in deinem beſten Vorſatz zu Schanden wirſt, fo vereitele den 
»Mißſchlag / und halte dich ja mit keinen zweifelhafftigen oder unnoͤthigen 


Dez 


Gddancken auf, ſonſt ſchleichet der Verſucher in dein Gemuͤt, und raubet 


dir deine Kraft zum neuen Vorſaß. 5 


In allen deinen Mißtrirten ſehe nur zu, daß du dein Zil vor Augen 
behalteſt, damit du nicht in Unordnung kommeſt, und werdeſt im Um⸗ 
Fraiß herumgewieben, und durch die Geiſter der Phanthaſie von dem 
richtigen Weg abggfuͤhret, wodurch man zuletzt gar verderben muß. So 
vil wir uns durch Mißſchlaͤge oder Mißtritte aufhalten oder verhin ? 
dern laſſen auf dem Weg zur Vollkommenheit, ſo vil iſt unſer Hertz noch 
nicht lauter gegen GOtt, als welches ſich dadurch heimlich rechtfertiget, 
oder mit der Unmoͤglichkeit entſchuldiget, welches ein ſehr Subtiler, und dabey 
der allergefaͤhrlichſte Selbſt⸗betrug iſt. Neben dem allen ſey an⸗ 
haltend im Gebaͤt und hertzlichem Eindringen in GOtt. Ich werde in 
meinem Theil nichts ermanglen laſſen, und mit heilige Haͤnde aufheben 
zu dem HErrn aller Weſen. Dann das Gebaͤt iſt ein Magischer Hunger 
der Seelen, womit man eindringet in Gottes Weſenheit / welcher in der 
Juwendigkeit unſers, Geiſtes wohnst, und bereit iſt, uns zu geben, was 
Kr eh „ . wir 


& “ 8 


‚Die XXIII. Th eoſophiſche- 8 Piſtel. 1 179 


3 — nn — 5 


—— 


wir ſuche N35 aber eine unver faͤlſch u Tre le m uß⸗ ⸗vornen an der Spitzen ſtehen. 
et 


dann di gelbe erwirbt und ie uns erfahren Gottes Treue: Gottes Treit 
erwirbet, 1 ud lager uns erfahren feine (iber die Libe macht uns 
ftarck, vil um Gottes wille n zu leiden und zu dulten. Durch Gedult ler⸗ 
net man erwarten die Huͤlfe des HSurn in der Noth; und aus dieſem 
waͤchſt der Baum des Öl bens auf, welcher tale laͤſſet zu Schanden werden 
in der Hoffnung die Dinge zu erlangen, zeelche man niche ſiehet. 


In dieſer Schule min habe ich Stucier wol ſechszehen. Jahr „ wie 
mancher rauher Wind des Te ru uber mein zartes Gewoͤchs ergangen, 


i aufgezeichnet in dem Buch der Ewigkeit / welches mir in der 


: Rechnn 18 den Lohn meiner Arbeit anzeigen wird. Dann von der 


Zeit an ER: s mir Barmhertzigkeit widerfahren iſt, habe ich nie nach Men⸗ 


ſchen⸗T Tc agen gerrachtet ’ 6 0 erwaͤhlte mir das Creutz, und ließ alle 


„Eitelkeit und De dolluſt dieſer Welt, ob ichs ſchon haben tout, 3 und 


5 ein beſſer Leben / d as von keinem Tod noch Abgang’ weiß, Und als 

ich mit meinem Schiff von dem Ar and der Eitelkert abfuhr, und zu erst 
vil Muͤhe⸗ hatte, biß ich durch die J Se und Klippen hindurch kam, und 
mit groſem Verl angen wartete, bi mei 5 Reife moͤgte zu ud ſe eyn, und 
ich möchte anlaͤnden an dem Hafen der Ewigkeit / ſo mußte ich doch zit 
erſt über das Meek v allo kein Boden iſt ‚ ſchiſſen. Was vor Wellen u 25 
Winde alda uͤber mein Se Hiff ergangen, kan ich nicht ſagen; doch 1. war ich 


mit gutem Sahrzeug verſchen: der Glaube war mein Steuermann „eie 


wol er im & fe uhr ſehr jung E uncrfahre 1 war /d dan N er v verſtunde die 
Rechnung vom Gewinn und Verlust noch nicht wol. Do ich hatte er 
einen ſichern Compals welches 200 die Abe zu Gortes heiligem Weſen. Ne⸗ 
ben dem war die Weine ud Lauber Eibe zu GO ſcloſten das Aubere 
meine Segel waren das Gebaͤr; mein Wind war der heilige Raht und 
Wille meines Gottes welcher gereget und getriben wurde durch den 
H. Geiſt; und fo oft ich mit demſelben ein Wille und Sum war, ſo har⸗ 
& meine Reiß gluͤcklichen Fortgang, und der Wind war mit mir, ſo bald 
aber, als der Steuermann das Ruder nicht wol 1 5 wegen feiner Ju⸗ 
zend, fo geſchaß es, daß ſich das Schiff allmaͤlich | herum kehrete nach dem 
sand der vl fo hatte ich Tanker Gegen⸗W̃ Wind e, und wurde oft das 


Schiffen mit Wellen bedeckt. 3 Nun 


+ 


A 


. A 


17 
0 


* 
6 9 


8 = 8 
N. 7 
= 0 % 8 
— aa, ES 7 * $ 
180 Die XXVIII. Theofophifche sEpifec. 
rg 8 Flat 1 — — 


Nun ſcheinet mein Schiff an zu fangen nach der Rechnung dn Hafen 
der Swwigkeie ſich zu naheren, fo mercke 17 auch, daß ich zu Zeiren den 
Ancker bkauchen kan, und obwol noch vile und groſe Gefahr vi orhanden we⸗ 
gen der lippen und Sandbaͤncken / fo bin ich doch guter Hoffnung, 
das die Reiß ſoll glücklich; zu End kommen. Dann der Steuermann hat 


durch die langwuͤhrige Reiſe zimlich Erfahrung gelernet, und hat an Jah⸗ 


ren und Alter zugenemmen, daß er nicht mehr kindiſch i if. 1 weil er 


durch Ale Gefaͤhrlichkeiten und Fluthen durch geſchiffet, fo wird auch 
feine Treue. von dem oberſten Vergelter wol belohnet we den. Ich muß 
ſchlieſen, und daͤs U e deinem verborgenen Nachforſchen nach dem 


heiligen und reinen-Willen Gottes uberlaſſen damit dit durch eigene Erfah⸗ 


rung mit mir gereitzet werdeſt nach dem Zil zu lauffen, welches uns in un⸗ 


fern bimmlifchen Auf vorgehalten wird durch 5 Eſig m Chri am, wel⸗ 
N. 


des ſey E Ehr, R: ahm und Herrlichkeit jetzt und Fre eigen Zeiten Amen. 


38 dein in Lib Verbun dener und Sorgrragender Vor 


—— bitrer in dem HErrn F. G. Ein Kaͤmpfer in⸗ Erlangung 


der ao ein Ueberwinder Vale. 
Alles / was von Gt geboren iſt / üb erroindet die Welt / 


1 
den hat. 

> 
were ORT: e Er ERNEST EEE N za are, NETZE u, 95 
Fe d e Sansa seen: FREEN SIERT ES 0 


Die XXIX. Theoſophiſche Epiſtel. 2 7 : 


Slaude iſt der Sieg / der die 272 50 überwindet oder 


Sottes Wird ung lerden iſt mehr als alles Wircken: dann das 


1 


eingeſprochene Wort des Lebens iſt der Menſchlichen Natur 
ein Schweres 95 ertragen. 


o 


Ess: unſichbare Kraft des Weſens Gottes durchdringe. dein J Inde iges, 


2 und, ver ſch ‚ing: alles Menſchlich⸗gewordene Weſen, wele Des nicht in 


Se beſtehn kan. Ils es CHR bs he, ſich in 15 Perſon Chriſti hen 
erer 


5 * 


* 


8 


> „ * 5 = 7 27 re 5 
Die XNI XII 3 lchie Epiſtel 181 


—— — — anne — DE — 


6 
ſerer Menſchheit ein zu kleiden, (6 mußt 0 Er wieder an derſelben untergehen 
und gecren Gait we erden, ehe Er wieder zur Goͤttlichen Klarheit kont auf 
genommen werden. Wann dase St. l verſe chlungen 9 5 Lon deln 
„Unſterolieben⸗ | ſo werden wir erſt recht t tichtig genpacht gim Reich Got⸗ 
tes. Die Zuk! ui If Chriſti in ii 13 Fleisch edc het mit groſe fen Ireu⸗ 


den durch die engliſche 8 larheit, da 0 ſingen: Ehre ſey⸗ Gott in der 


> 


Höhe und Seide auf Erde n / und den n Menſchen ein Walgefal⸗ 


auen Wie Schrift ſagt: Wer am Jer te 
- fündigen. Der Abgang unſerer menſchliche 


N 
in GOtt: dann das angezündete Gili 
Ef Chriſtt im Fleiſch) machet unſerer me 


h leidet / der hoͤret auf zu 
in Natur iſt das Aufkommen 
Leb 
1 


er 
lie hut 9 Natur. vil Schmer⸗ 


10 durch die Offenbarung 


gen. Darzu aber if Chriſtus af dienen, daß Er die Wercke des. Teufels 


zerſtoͤre: dann die Sunde hat geherrſchet in unſern G1 leder, biß uns Chri⸗ 
ſtus durch ſeine Z ukunfft ins Fleiſch mit der Engliſchen Klarheit erleuchtee 
hat, da wurde die Suͤnde durchs Geſetz noch e weil ſie durch die 
Engliſche Hlarheit als unrecht erkangt wurde, welche o hne daſſelbe Licht mey⸗ 
get Recht zu haben . en durchs Ser alles zur Sunde machet. 
Dis iſt ein Nane Streit t, wann das Sicht sang CR nich 
nur die Wercke der Suͤnden, ſondern auch die, Wercke der „Sa echtigket 


— 


de machet. Wann nun Chriſcus in ſolchein Streit niche wär: 


ins Waſſer getre cen, und haͤtte den grimmigen. Jeuer⸗ t Wa 5 er im Ge⸗ 


fa, brannte ausg geloͤſchet, und alſo den „Dru iner der 5 inberisigteie 
gesfast: ſo haͤtten wir freylkch wenig Troſt zur Ze li des Zorns und uf, denz 
e Dag des Gerichts. Nun 8 haben auch ſelbſt hir ir den V. id mit Ih in 
en Jen 5 we! ſchen 630 im Waſſer griff cn hat in welchem Er 
ſeloſten ſeine Stimme hat 1 8 laſſen (nun incht 55 durch der Cugel Ge⸗ 
(ain dig iſd mein liber Sohn / den ſolt ihr hoͤren. Gleich wie 
dann geſchrieben ſtehet. Amen / Amen / ich ſage euch / es kommt die 


Stunde / daß d die Toden werden die Stimme des Johns Sor⸗ 
tes hoͤren / und die ſie hoͤren werden / die werden leben. „Dleſes 


iſt die Stumme des Worts, welches am erſtem in den Tagen feines Fleiſches 
an die Menſchen ergangen iſt, welches Wort Magifch iſt, u. ein weſen⸗ 
e Einſpreck en in die gantze Menſchh eit nach Gil, Seel und Leib, 


€ 


33 2 durch 


* 


P, O 
“ “ 
* * 
28 % XVII FEN Ent 
284 „Die XXIX. Theoßphifche Epiſtel. 
— E — 3 — — — — 


— 


durch welches Wort der Menſch zum neiten Schoͤpfungs⸗Werck von 


Gott unter die Hand genommen tohrd, welches ſich zwar im ſeinen Ausdruͤ⸗ 
cken in vile und mancherleg Geſtoͤltnuͤſſe zerglidert, damit es ſich nach 
eines jeden Stand und Eigenſchaft anlege und das Gemuͤt treffe, und alßs 
den Anfang mache zur Wiedergeburt. 5 © | 
Kae 25 n 15 f 2 
Dieſes Wort teircket auf vile wunderbare Weiſe in uns bald zum Le⸗ 
ben / bald zum Tod / bald zur Freude, bald zur Taurigkeit, biß wir einmal 
g nr | r F 
feine Wirckung verſtehen lernen, und lernen es in ſeiner einigen Wirckung 


iber alles Ar unſerer Seligkeit erkennen. Der erſte Ausdruck, den dieſes 


Wort in bildlichem Sprechen von ſich gibt, iſt dieſer: Selig ſind, die 
geiſtlich arm ſind / denn das Himmreich iſt ihr. NB. NB. NB. 


Wann du nun zu beherzigen wirſt anfangen, tas nemlich der ganze 
Naht Gottes von unſer aller Heil ſey: Jo wirft du mehr Urſach finden, GOtt 
nach feiner She ind Barmpertigkeit zu erkennen, als daran zu zweifflen. 
Darum eine GOtt ja die Schmach nicht an, als ob Er ſich müßte in un⸗ 
ſere Schoͤnheit und Schtnuck einkleiden, gleich als ob Er nicht aller Schoͤn⸗ 
heit Meiſter ſelbſt wäre Es ware allzulang gewartet, wann GOtt nun 
- art nach feiner ſtrengen Gerechtigkeit mit uns handlen wolte, gleich als ob 
Er umſers Geiſtes Diͤdigseit uche zuvor gewußt haͤtte, ehe Er fein Hertz 
daran gewaudt Hat. Wir doͤrfen jck nur wollen, es iſt auf der Seiten Got⸗ 


tes auf nichts anders angefehen als daß wir gebeſſert und ſelig werden. 


Sind es nicht lauter Kengzeichen ſeiner vaͤterlichen Treue, She und Barm⸗ 
hertzigkeit, wann wie durch vid und mancherley Leiden und Anfechtungen, 
es fen von innen oder aufser, geubet werden, dann die Zucht und Staupe 


* N N 1 E - .. er . - 5 7 4 Te ang 2 0 
ein Kennzeichen der Auserwählten iſt. Oehab dich wel in dem HErrn! Mein 


unablaͤſiges Gebaͤt vor mich und alle Heiligen iſt auch das deine. Sie ges | 


hen hin und weynen / und tragen edlen Samen / und kommet 
wieder mit Freuden / und bringen ihre Sarben. Ich dein Libhaber 
ein dein HErrn. „„ 

73 i . 


* * 0 


P. §. Libe Schwert in biste wenigen Schreiben ligt alles einge⸗ 
| 8 5 f . wickelt, 


1 
* 
„ 


„55 


a. 0 


— 


N 
BR un ee 
: en. 
* 


8 


˖ 8 — 7 st 2 „ur 2 * ’ “ Ri 
Die XXIX. Theolophifche Epiſtel. 183 


— L 


— 


wickelt, was zu nuſerm Heil und Feiden DIRT es fordert abet allemal noch 
eine tiefe Erklarung, daß man es verſtehen lerne, was des Geiſteß Sinn iſt. 
Ich koͤnte wol ein Buch ven diefer Sach ſchreiben, wann es mir erlaubt 


0 


wäre, darf aber nicht weiter gehen, als der Geiſt gibt aus zu ſprechen. del 
Es iſt freylich wahr, daß unſere menſchliche Natur nichts an GOte zu hof⸗ 
fen hat, auch in ihrem been Mernen und Wollen: drum ſo lang auf eine 
untechtmaͤſige Weiſe ein Ankommen begehret wird ( welches doch nicht 
ſeyn kan) kan es nichts als Zweifel und Ungewißheit gebaͤren. * 


Gebe man ſich nur G Ott über, Er weiß beſſer worinnen unſer Heil 
beſtehet, als wir uns einbilden oder begreiffen koͤnnen. Wir haben dann 
demnach nicht anderſt an unſerm Heil zu zweiflen, als fo vil wir uns ſelbſt 

mehr liben und zutratten als GOrt. Gehab dich wol, und lebe in der 

Hoffnung zu ED auf die Creutzigung ſeines Sohns, welcher der Erſtling 
war von deinen Schmersen. Solte es zu einem unvermuteten Abſchid kom⸗ 
men aus der Zeit in die Cwigkeit uͤberzugehen: ſo. werde nicht nachlaſſen im 
Geiſt vor GOtt anzuhalten, biß der roͤlige Eingang in das Reich ſeiner K⸗ 
be vergoͤnnet wird. Dann ich dencke noch wol daran, was du in den Ta⸗ 
gen deiner Erleuchtung getriben haſt, und wormit du umgegangen biſt. 
Es wird ja wol nach vollbrachtem Glaubens⸗Lauf endlich eine Frucht des 
Fridens und der Szrechtigkeit in jur Welt aufwachſen, wann du im Sem = 


‘ 


cr. der Truͤbſal und im Offen des endes wol bewaͤhret biſt. 


„ 


Solte ich dein Angeſicht noch einmal at ſehen bekommen, fo wäre mis 
lib“, wo aber nicht, welan fo werde mit gehen, und den Streit mit helfen 
ausfuͤhren, doch will deiner erwarten, wie es ergehet. Was mich angehet, 
fo bin ich Gortes Sebun dener und ſrarte meines Lebens vor GOtt, und 
weiß nicht, was weiter Über mich verhaͤnget iſt, ehe ich meinen Glaubens⸗ 
Lauf werde erfuͤllet haben. Angehend meinen Wandel, wie derſelbe jeder⸗ 
zeit getoeſen iſt, iſt dir bekannt: ich lebe derowegen in einer ſeligen Hoffnung, 
daß endlich noch eine Zeit kommen wird, da mich GOtt wird machen alles 
Leidens u. Hertzenleids vergeſſen in jener groſen Ewigkeit. Wes wegen ich 
alles dulte und ertrage, was uͤber mich kommen wird. Ich verhoffe dich zu 
ſemer Zeit noch zu ſehen Adieu. 5 


— 71 * 


0 
9 


484 a 70 IX. TAeofo! Phiſche Epiſtel ö b 
T... EREN en 
1 i wi KORK: Theofophilche a | 
e 0 . 


Wer Al h vom Creug Ih bittet / der hat fi > von dem hoͤchſten 


2 Gut geſcht eden: dann Gott scher zr ar mit uns an 


13 


| daſſelbige⸗ aber nicht mit zuruͤc 


6555 S werde aus heiligen Urſachen bewogen dieſes wenige an aich su ſchrei⸗ 
ben, u. zwar ſonderlich, weilen ſich dieſe gi gu I legenheit darzu in die 
Haud gibt. Es iſt dir ſelbſt am beſten bekannt, nt st Jae ren digkeit, Glaube 
und Libe du dhngefehr © er achtzehen oder neunzehen Sat hren den Weg zum 
Meich Gottes angetretten daft ſo biſt du auch zimlicher Naaſen unterrichtet ge⸗ 
wefen aus den haͤufigen Erempeln der heiligen Vater, was nemlich die ⸗ 
ſelbe in ſich halten: als Bu ſind die vile und mancherley! Anfechtungen, die 


en 


geiſt⸗ und leiblicher Weſſe uͤber ſte komen find. Haſt du wol⸗ven einem Hei⸗ 


oe 


ligen geleſen? der ehmals geweſen iſt, der nicht Lincks und Rechts iſt vers 
Teiche und in mancherleh An och tungen bewaͤhret worden. Dann G Ott hat, 
in feinem eigen d Rath in Ansehung unſer aller Heil alles in das Geheime 
uůß des Creutzes eingewickelt. Mit wie vilen Maͤrtyrern kan u. darf 
die Neu⸗ Teſtamentiſ⸗ che Virche nicht prangen, welche ihr sehen mit 
den aller bitterſten Schmersen geendiget haben, und haben alſo di e unber⸗ 


. Krone, nebſtd dem Reben. der u aſterblichk eit erlanget. 


„ Ob zwar wol alle Trübfal, wann fie da iſt/uns nicht duͤncket Freude 
zu la fonoefir Traurigkeit: jo wircket fie doch hinten nach eine frifanne 
„Frucht der Gerechtigkeit von welchem allem aus eigener Erſahr ung kein ge⸗ 
ringer Nuge mit ſeyn kan, wie nemlich die acht i nd zwankig Jahr BE nun 

zu bin gelber worden. Ob zwar wol gegenwärtig in einem Stande bin, 
daß GOtt 55 alles dancken kan; ſo bleibet doch das. Siegel von dieſem 
Brief des Leidens beſtaͤndig in mein Herg geſchrieben, wird auch wol 
mein Zeichen feyn und bleiben biß an das Ende meines Lebens. Und weilen 
dich dann GOtt fruͤhzeitig mit dem Siegel und Zeichen der Auserwaͤhl⸗ 
ten beleget hat, alle, daß du in Anſehung dieſes deines Martyrchums 
biſt in die Gleichheit der Auserwaͤhlten gebracht - ſo biſt du doch in An⸗ 
ſehung der Proben nicht in der Gleichheit anderer Heilig 85 beftanden, weilen 

N . du 


* 


denen Goͤttern, die eine neue Weiße neben der Lehre, die du gelernet haſt, 


D ¾ ¾'ä . 7˙ͤwÜ. ² R Zu ˙ . = TE 5 a > 
D 
„ > 5 


* ER IN. > N * 
Die X XXX, Theoſophiſchs Epiſtel. 1857 


— —— — — no 


111 
du das Gott davor d acer, A bete Aernet haft, in allezeit mehr 
um Befreyung als um an sharrende Gedult geſtehet, welches Unſache gege- f 
ben, daß dich GOtt einiger Maaßen e und dir ſeinen Troſt Hülfe 
und Gnade entzogen, um auf ſeine Gänge mehr und beifer Acht zu geben. 
Dahero haſt du auch nicht Probe e gehalten, ſondern. dich zu menſchüchem 
Toſt gekehret, und einiger Maaßen den G'Ott deiner Jugend verlaſſen, und 


verkuͤndigen, 5 gegangen. Wellen bir aber 5 2 ichen des H. Cren⸗ 
tes an dei ꝛein be bi geb, ſo biſt d. noch eini 1 Naa ßen. in dem Denck⸗ x 
buch der He en aufgezeichnet ſtehen geblib en biß zur Zeit, da das Ver⸗ 
lorne wieder geſuchet, und das Verwarlo ete fox zu recht gebracht werden. 
Iſt nun dieſes die Zeit deiner Wiederauft hang, ſo laßt meine Ba, 
etwas gelten vor Bi r, und ſache den GDir deiner Jugend wieder auf. Dann 
wer ſuchet, der findet, und wer anklorſet., dem boird anfget ethan. Wann 
Glan Abe, Sibe } Hoffnung, Demut und Gedult bey dir if fest worden, fd 
darfſt du nicht erſchrecken. Es hat alles ſeine Zeit, Behalten und Weg⸗ 
werfen / Verlieren und Suchen / was verloren iſt. Lebe und fen 


* 
* 


geſtaͤrcket in dem HTrrn deinem GOtt. Er wird ſich deiner wieder anche, 


men, und den Gefaͤngnüß wenden, u. ſich ber deine W. ohnm 10 erbarmen: 2 


dan € Er hadert nicht immerdar und bit nicht ewig 0 en Zorn. 5 
f F. G. Ein Libhaber GOttes und 
775 i 4 | des Ha Lebens. | 
p. 8. Ob du wol dem Aufarıt Seil be nach von der Geteinſchaft derer, 
die in der B Bew aährung als Auserw aͤhlte im of en des KElendes ſehn⸗ a 
zimlich muſt ge ſchiede en ſeyn: jo bleibe ted du doch nicht geſchieden im heiligen 
* 


0 
Andencken vor GOtt wegen deiner ehinals erwie einen d Treue, beydes gegen 


# — 


. BD und Denfıha. Sintemal ich noch gar wol ein G enck bin deines 


Wercks! und deines Fleißes, auch aller deiner Gucheiten, d die du zur Zeit der 
groſen Truͤbſal und Angſt an' mir exwieſen haſt, es iſt alles ins heilige 
Andencken vor GOct aufgezei eichnet. S olte ich dir noch weiter eiwas ſeyn 
Loͤnnen, 5 in ſole da Sim wann din del gus der Zeit in die & ge 

| Meek 


© 


© 


. 
8 


5 K 5 * 8 8 iz 5 nee 
e | 
& ) ; 28 
8 9 a 
0 * 8 
0 . & BETEN er: g 1 
* “ Er * 2 hd 2 
1386 Die X. Theoſophiſche Epiſtsl. 
i - 1 


über gingeſt: ſo erkenne mich dein Schuldner zu ſeyn, auf welche Weiße es 


fen, ſolte. Daß ich aber von auſen nicht zu. dir komme, ſolches wirſt du 

verhoffentlich mir wol zu gut hatten koͤnnen, weflen ich nicht mehr mein ſelbſt 

bin, ſondern vilmehr Gottes Gefangener und Leibeigener worden, kan alſo 

demnach ohne ſonderbar darzu geordnet zu ſeyn mihts thun. Mein uͤbri⸗ 

ges Andencken an dich werden dich die Schweſtern berichten. 2 
5 ; “ 8 


Sonſten kan weiter nichts ſonderliches melden, ohne daß ich Gottes 
Lats Träger werde ſeyn biß an das Ende meines Lebens. Neben dem beſitze 


vor allen meinen gehabten Fleiß, Mühe und Tages⸗Laſt, die ich vor mich 


und andere auf dieſer Welt getragen, vil Ruh und Fride in GOtt, und 
verhoffe eine ſelige Anferſtehung auf den Tag der Swigkeit zu erlangen. 
Dann ich weiß, daß ich mein Leben nicht gelibet habe biß in den Tod. Lind 
weilen dich GOtt gervuͤrdiget hat, mit denen, die ſch um des Himmelreichs 
willen verſchnitten haben, zu leben und zu leiden „o ſen mit mir getroͤſtet. in 
der eigen Hoffnung. Dann di haft dich der Schmach Und Schande derer, 
denen Schmach angethan wurde, nicht geſchaͤmet, und die, welche Tkuͤbſal 
litten, nicht geſcheuet. Der HErr gebe dir Baͤrmhertzigkeit auf den Tag 
des Gerichts, und laſſe es dir vergolken fayn in der Auferſtehung der Gerech⸗ 
ien. Diß iſt alſo mein Andencken an dich, libe Schweſter N. N. damit 
du toſſeſt, wie ich es mit dir halte Lc. Kc. N 5 
Libe Schroeſter! Ich habe dir allerdings das Andencken, poelches ich vor 
Ott vor dich habe, ein wenig in berichte, wege dem, Faß du noch zu 
letzt nach fo vilem Jammer haft Arie hieher kommen, welches meinem Er⸗ 
achten nach eins nicht geringe Probe in Anſehung des Guten iſt/ wann es 
anderſt bey dir nach Gift, Seele und Lib ſeine volle Richrigkeit hat: und 
„wann es fo eintrifft, fo finde ſelbſt niche wenig Urſachen, Gott dafür zu 
dancken, der es fo weit hat laſſen gelingen, weilen es biß daher dir doch ſchon 
fager iſt worden. Dieſes wenige habe dir wollen melden, damit du wiſſeſt, 
wie ich gegen dich geſinnet bin, und weilen man mich von auſen nicht vil 
iehet, du doch mercken koͤnneſt, womit ich umgehe. Ich bin heimgebracht 
in das, lob inte inwendfg geholfen iſt: Ich kau nach viler Muͤh und Arbeit 

33Ot Tag und Nacht dinen im Geiſt au Eec. Rich, 85 
5 0 5 7 k ae , I © 


Die XXXI. Theofophifche Epifzel, 187 


= 


Die XXXI. Theoſophiſche Epiſtel. er 

Der Uinſchuld in all feinem Thun ſich zu bekleiſſigen beydes ge⸗ 

gen Eder und den Naͤchſten / IE ein nicht geringes Hilfs⸗ 
5 Mitrel die Gngde Gottes zu erwerben. 


Iceſus der eintzige Brunnen des Heils ſtieſe in euch. Amen. 


eine gar Abe und ſehr Werthe in dem HErrn! die abe meines GOr⸗ 
DIL. tes dringet mich, dieſes wenige an euch zu ſchreiben, ſintemalen ich nicht 
ſtille ſtehen kan in meinem Tag- Werck, damit mir die Zeit nicht unter den 
Händen zerrinne, und meine Sonne nicht untergehe, ehe ich mein Tag⸗ 
Werck erfuͤllet habe. Weil uns nun verheiſſen ein deben, das von keinem 
Tod noch Abgang weiß, fo iſt nötig daß wir unſern Wandel allhier führen 
demſelben Leben gemäß, damit nichts an uns gefunden werde, weder von auſ⸗ 
ſen noch innen, das einen Schein gibt, als ob wir noch einen Gefallen haͤt⸗ 
ten au den Dingen, die vorbey gehen. In all unſerm Thun und Laſſen 
muͤſſen wir allezeit ein Keunzeichen des gecrensigeen JEſu an uns ſpuͤhren 
laſſen, und allezeit zuſehen, daß in unſerm Wandel und Betrag nichts an 
uns geſehen werde, das dem von der Welt verachteten u. armen Ef ent⸗ 
gegen zu ſeyn ſcheinet. Demnach muͤſſen wir in Einfalt und Niedrigkeit 
des Hertzens wandlen beydes gegen SOtt und unter einander, und allezeit 
zuſehen u. forſchen, ob wir auch GOtt uber alles libẽ, u. unſern Naͤchſten als 
uns ſelbſt: ob wir GOtt oder uns zu Gefallen leben, und alſo alle unfere, 
Werte und Wercke wovon GOtt keinen Dance hat, vor unnuͤtz und eitel 
Haltett. Allen Zeit- verderblichen Umgang unter gutem Schein fol man 
meiden. So viel an uns iſt, muͤſſen wir die Stille des Geiſts mehr liben 
als unſer eigen Leben: dan alles, was unſern inwendigen Friden ſtoͤren will, 
iſt vom Verderben. Vor allen Dingen muͤſſen wir einander libhaben aus 
reinem Hertzen und unverfaͤlſchter Treu, und ſolches wird geſchehen, wann 
wir einander im Abweſen ſo lieb haben als gegenwaͤrtig. Demnach muͤſſen 
wir nichts in Abweſenheit von unſerm Naͤchſten ſagen oder dencken, was 
wir nicht wuͤrden ſagen doͤrfen, wann er zugegen waͤte; und muͤſſen auch 
unſere Ohren zuſtopfen, daß wir 1 5 Arges hören, damit uns nicht Frem⸗ 

f u, g 4 99 do 


Do 


188 f Die XX X I. Treofopkifche Epiſtel. 


de unſere Kräfte rauben „und Ausländer unſern Schleyer wegnehmen und 
wir alſo bloß ſtehen. 0 : 


Zuletzt, meine Liben! werdet ſtarck in dem Her, und wandelt in 
einem laufen Gef, Habt das unſterbliche Leben lieb. Thut nichts, das 
euch hernach reuen moge. Achtet nicht gering die. Gnade, die euch wider⸗ 
fahren iſt, und wandelt wuͤrdiglich in derſelben. Niemand werde unter euch 
ein Gottloſer 7 und en Lertze um eine Schuͤſſel Muuß ſeine Erſtgeburt, 
wie Eſau. Jaget der Heiligung ernſtlich nach, ohne welche Niemand den 
Herrn ſehen wird. Hab. bet das Jungfräuliche Weben lieb, dann nur 
„ Diecſelbe folgen dem damm nach, wo es hingehet. Dieſe ſinds, die erkau⸗ 

fet. ſind von der Goa FEDIE und dem Lamm. 5 


Meine eben in dem HErrn.! Dieſes wenige gate ich geſchrieben aus 
einem lautern Geiſt, um euch mehr anzureizen, mit mir nach der ſtillen. 


Ewigkeit zu arbeiten, nach welcher Ruh alle Heiligen Gottes von Aufang. 


der Welt ſich mit vilem Verlangen geſehnet haben, und find vergauͤget ge⸗ 
weſen ; daß fie Pilger / Säfte und Fremdlinge waren allhier auf die⸗ 
fr Welt. Alſo auch ich bin deſſen wol zu Friden, daß ich rde Welt ver⸗ 
worfen bin, und ein Auskehrſel eyn muß: dann eben aus Abe zu dem un⸗ 
ſterblichen Leben habe ich, ais mir Barmhertzigkeit widerfahren, alle Kuſt und 
Eitelkeit dieſer Welt verleugnet, u. die Schmach u. das arme Leben me hr ge⸗ 
libt als alle Wolluſt dieſer Welt, und bin nech alſo geſinnet, meinem. Jil fie : 
in der Verleug zuung aller Dingen nach zufolgen biß aufs Blut, und des fi 
wegen auch oft im Getſt mit Gebet und Flehen anhalte vor die gantze Kirche! 
unter dem Hmumel zerſtreuet, daß ße SD bald verſetzen wolle in das Nel 
ſeiner Abe, und ihre Schmach von ihr nehmen Amen. Ich grüße; und 
kuͤſſe euch alle herzlich im Geiſt, und verbleibe ener und aller > Rinder Gottes 


M ig noß an der Truͤbſahl. : Die 
S 2 Eee | 
* 3 5 
- EEE A 2 . ne: 
eee ER, ee 
a Ae FE . 
> * a 
5 Hr 4 
Ia 27 225 8 


0 
f Die XX XII. Theofophifche Epiſtel. 189 
Die XXXII. Theoſopluſche Epiſtel. 
Es iſt vil daran gelegen / wie wir den Grund legen zum geiſt⸗ 


lichen Leben in der Verſchmaͤhung der Welt und Entſaguͤng 
unſerer ſelbſten / dann darnach richtet ſich hernach 
Er : unſer Wachsthum einn. a 
Der Brunnen des Lebens, der aus dem Hertzen "PER; flieſet, fen unſerer 
„Seelen Nahrung und Erqauickungs⸗Tranck Amen. : 
a2 \ 3 0 e 3 . b 0 
tes Eine Vilgelibte und in dem Herrn Verbundene! die be meines 
e Gottes dringet mich, ein weniges an euch zu ſchreiben, dieweil ihr 
mit verbunden ſeyd an der heiligen Glider-Zahl, die da helfen die Schmaclh 
I Ef nachtragen, und ſeyd mit heraus vor das Thor gefuͤhret worden, und 
wandelt nicht mehr auf den Straßen der groſen Stadt Babylon / allwo 
IE ſus Chriſtus geereuniget if, welches mich freuet in meinem Geiſt, weil 
ich che, daß der Zweig der edlen neuen Menſchheit dardurch Luft be⸗ 
kommt, und bekommt Kraͤfte zum Goͤttlichen Bluͤhen und Sruͤnen. 
Dann ſo vil unſer aͤuſerliches und menſchliches Theil in den Tod geführer - 
wird, ſo vil bekommt das Goͤttliche und unſterbliche Theil Nahrung und 
Lufft zum Wachſen. Darum iſt es ſehr gut, wann man fruͤhe darzu thut, 
„und das verachtet. und verworfene Theil erwaͤhlet, damit bey Zeiten ein 
„guter Grund geleget werde zum ewigen Leben, worzu woir berüffen ſind. 
Und weil ihr beydes erwaͤhlet habt, das Leben der Unſterblichkeit und wahren 
Gluͤckſeligkeit, und dann in dieſer Welt dem Creutz⸗tragenden und Welt⸗ver⸗ 
ſchmaͤhenden und armen J ſiz nachzufolgen: O! fo ſehet darauf, daß ihr 
darinnen treu erfunden werdet. Wiſſet und dencket daran, daß alles, was 
vor den Menſchen geruͤhmet iſt, und vor der Welt groß und praͤchtig ſcheinet, 
ein Graͤuel vor GOtt ſey, und daß GOtt nur das Verworfene und 
Verachtete vor der Welt erwaͤhlet habe. Darum freuet euch, wann ihr 
vor allen Leuten als ein Uunflat, Auskehrſel und Ausfegſel gehalten wer⸗ 
det, und wiſſet, daß man dadurch begabet wird mit dem Kennzeichen der 
Auserwoaͤhlten, als wormit alle Heiligen Gottes jeder Zeit find begabet wor⸗ 
den, und haben alſo durch 5 Hofer fange den Eingang in 
0 4 8 0-2 das 


2 
5 


— 


W 


> 


— 


die, welche dorten in weiſſen Kleidern gehen, find ſolche, die da kommen find. 


* 


* 0 4 — ® — 2 
o ö se 8 m, 
9 2 2 7 - e - N _— * — * ! x * u. * 4 
290 Die X XXII. Theoſophiſche Epiſtel. a 


das ewige Reich. Darum bin auch ich noch nicht muͤde worden, der ich 
ſchon vile Jahr gearbeitet habe in dem Weinberg Sottes / und habe 
mahche Tages⸗Laſt und Hie ausgeſtanden, und weiß, daß der Feyerabend 
illes vergeſſen machen wird, um welches willen ich auch getroſt und keck bin 
allen Miterwaͤhltenm und Mitgenoſſen zu zu ruffen, damit man auß keinertey 
Weiß weich gemacht werde, und dadurch die Krone verliere. Dann alle 


aus groſen Truͤbſalen, und haben ihre Kleider gewaſchen und hell gemasht 
im Blut des Lamms. Ver . 

Ol meine Liben, ich wuͤnſche, daß ich mich ſelbſt euch koͤnte mittheilen, 
und euch mit dem Troſt, womit ich ſo oft getroͤſtet bin, koͤnte voll anfuͤllen. 
O es iſt nicht zu ſagen! was Herz⸗Vergnuͤgen, Ruh und Friden es mit ſich 
bringet, den Glanz der ettelen Welt zu verachten, wiewol man durch mancher⸗ 
key Verſuchungen und hehe Proben muß geuͤbet werden, ehe der Glaube 
feſten Fuß bekommt: fo wird man doch mittlerweil gar oft mit. dem Troſt⸗ 


An nam, 7 Se oer 5, en 4° — N ’ alt au — — 
Secher Gottes getraͤncket, welches mich ſchon manches mal geſtaͤrcket, daß 


sch allemal wieder Muth bekommen habe nach vilen harten Naͤmpfen und 
Proben / biß der Glaube hat Fluͤgel bekommen, daß ich GOtt im Gef 
Hab dinen konnen. Und bin alſo eingefuͤhrt worden hinter den Vorhoff, 
allevo GOtt Tag und Nacht gedinet wird in feinem heiltgen Tempel. Wes⸗ 
wege man auch vor allen Leuten als ein unrein Aas verachtet und verwor⸗ 
n iſt worden, welches die groſe deiden u. hohe Proben des armen Geiſtes 


ind, da er muß oft betruͤbt und traurig gehen, weil er noch muß wohnen 


in einem ſrenden Lande, und muß ſich oft nieder buͤcken Fund über ſich laſſen 


2 


hingehen mt dem Fuß der Gottloſen. Dann weil wir allhier nur Gaͤſte 


und Fremdlinge find, fo haben wir auch kein Burger⸗-Recht, und wann fols 
ches unſer armer Geiſt empfindet, ſo wird er oft muͤde lang zu wohnen unter 
Meſech / und unter den Hutten der Gottloſen. Dann es geſiele ihm, lie⸗ 
ber daheim zu ſeyn bey dem HErren, und auſer der Gefahr der vilen und 
mancherley Feinden im Friden Ruh und Sicherheit zu wohnen. Unter⸗ 
deſſen aber wollen wir im Glauben und in der Hoffnung harren des 
HErrn, biß Er feine Zeit erſiehet, und uns aushilfet aus gllan Hebel und 
verſetze uns in das Reich ſeiner bs Amen. 


— 
* 


Und N 


Os 


8 ere 8 + 
* Die XXII. Theolophilche, Epiſtel. 15: 


— — 


— — — — 


—!TwB!!ͤ ³ AAA 
Und weil ihr mit beruffen ſeyd zu dem Leben ber wahren Glück ſeligken, 
die alle Heiligen erlanget haben, u. noch erlangen alle die, welche denſelbigen 
Gingen treulich nachfolgen: darum wendet um ſo vil mehr Fleiß an, weil 
ihr angefangen habt, dem HErren Ieſu nach zu folgen. So bleibet in 
Ihm, u. ſchet zu daß ihr immer völliger in Ihm werdet, und jaget darnach, 
daß ihr ſeinem Bilde von innen u. aufen aͤhnlich werdet. Ihr muͤſſet demnach 
in dleſer Welt nichts fo ſehr liben, daß dadurch die Libe zu dem unſterblichen 
Leben mie Schaden leiden. Euren Willen laſfet ruhen in dem Sterben 
ef Chriſti / und euere Begterden führer in fine offene Seiten, alwo 
der verlohrne Schatz zu finden iſt, wodurch man beadelt und zubereitet wird 
zn dem zuͤchtigen und keuſchen Jungfrauen⸗Keben / mit welchem dle 
Jungfrauen und Braͤute des Lammes gezieret find, Und laſſet keine 
Begierde mehr in euch herrſchen, dadurch die Begierde zu dem reinen Got⸗ 
tes⸗ Leben unterdrucket wird. Keine Neigung zu einiger Creatur ſoll mehr 
vor der Neigung zur reinen Abe Gottes den Vorgang haben. Alle Sinnen 
und, Gedancken, die uns von der Gemeinſchaft Gottes abführen, müſſen 
wir laſſen erſterben, und ihnen gautz keine Nahrung geben. Alle Nah⸗ 
rungs⸗Sorgen ſollen wir mit Eruſt meiden, dann fs ſcheiden uns von 
Gott und feiner heiligen Gemeluſchaft. 0 


Sollets wir demnach nur dem nach jagen, was zum innerlichen Friden 
denet, und alles, ob es auch ſchon einen Schein des Guten hat, was 
uns, von demſelben abführet, ſoll man meiden. In all eurem Handel Inf 
fer nichts hervor leuchten, das einen Schein gibt, als ob ihr dem Ereuz⸗tragen⸗ 
den n. Welt⸗verſchmaͤhenden JEſu nicht nachfolge. Seyd allezeit große 
mutig in Schwachheit und Verſuchungen, und in gutem Muth gedencket 
der armen u. Creugz rragenden Glider Chriſti auf Erden / als 
welche die hinterſcellige Leiden noch muͤſſen helfen erfüllen, damit fie durch nd 
geſtaͤrcket werden. Habt immer Tauben⸗Jugen in Anſehung eurer Mir⸗ 
glider, und in Anſehung der Kinder dieſes Welt⸗ Laufs fo fd klug wie die 
Schlangen, damit ihr nicht durch ihre Teuſcherey verruͤcket werdet von 
dem ein faltigen Sum JEſu Chriſtt. Uebrigens und letztens fo wuͤn⸗ 
ſche ich euch aus der inwendigen Fuͤlle meines Geiſtes den Geiſt der wahren 
und Goͤteltchen Kraft, ſamt allem, was zum Goͤttlichen Wachsthum und 

. n ceben 


N „„ 
192 Die XXXIII. Theoſophiſche Epiſtel. 
2 * 1 3 A 


Leben noͤthig iſt, damit ihr in Chriſto JEſu gewurzelt und gegruͤndet, 


und alſs tren vor Ihm erfunden werdet, biß auf den Tag feiner Erſcheinung, 


zum Lob und Preiß ſeines Namens, und zur Freude aller Auserwaͤhlten 
und Engeln Gottes Amen. Gegeben und geſchrieben vor dem HErrn zu 
einem Gruß und Kuß der wahren Libe. 

eee, e NF T 7 


„ Die XXXIII. Theofophifche $Epiffeh, 
8 8 8 


Durch den ſchmertzlichen Riß JEſu am Creutz iſt zwar das 


2 


Braut Bett der Jungfrau Sophia zubereitet worden; wo 
aber die Eva noch auf dem Thron ſitzet / da fliehet ſie / 


5 und sicher n ihre Bammer. 
«„ Meine theure Schweſter in dem Hrn! 5 


8 — 
Eſus ſey dein Haupt und Mann, und ſalbe dich mit ſeinem GET zur 
Sh himmliſchen Jungfrauſchaft: damit du in Ihm rein und lauter 
nde 
erden. 


— 


mach der Perl zu reitzen, weil ich weiß, daß du ohne das ſchon ſehr feurig 
darnach jageſt, und gleichwol nach meinem Erachten noch nicht ihren aller⸗ 
reinſcen Slantz erblicket haſt. Und ob wir wol eine Engels⸗Zung dar⸗ 
zn bedaͤrfen, denſelben nach ſeiner Wurde zu enedecken, ſo will ich doch nach 


der Gnade, die mir gegeben iſt, etwas davon eroͤffnen, daraus du zugleich 
mercken kanſt, woher der ungemeine Haß fo viler fromm vermeynter 
WMenſchen entſtehe. Chriſtus ſpricht: in der Auferſtehung werden 


4 
* 


ſie weder freyen / noch ſich freyen laſſen / ſondern ſind den En⸗ 


geln Sottes gleich Kc. Nun frage ſichs: Wie find die Engel Gottes 
geſtaltet? find fie maͤnnlich oder weiblich? Antw: weil fie nicht ſreyen ſo 


Koͤnnen ſie weder dieſes noch jenes fort. Dann wann ſie eines wären, ſo 


ermangeſten 


& 


n werdeſt, und koͤnneſt alſo zu der heiligen Braut⸗Zahl gezaͤhlet 


Ich kan nicht umhin, dein Gelauͤt noch mehr zur heiligen Inbrunſt 


2 5 


i Die XXXIII. Theofophifche Epiſtel. 13 


ermugelten ſie des andern: und wann ſie gezwehet waͤren, fo mußten fie 
freyen, und waͤren alſo mangelhaftig in ſich ſelbſt, dieweil keines ohne das 

& andere beſtehen koͤnte. Das aber muͤſſe ferner ſeyn, dann aller Mangel if 
von der Suͤnde entſtanden, und von GOtt nicht geſchaffen. 


So iſt dann das Weib ein Mangel des Manns und der Wann 
ein Mangel des Weibdes. Jest fragt ſichs: woraus If der Mangel ent⸗ 
ſtanden? Intro: Soſches klagt G Ott ſelbſten am erſten, wann Er ſagt: 
Es iſt nicht gut / daß der Menſch allein ſey / ich will ihm eine 
Gehůlfin machen / die um ihn fege, Allhier finden wir die Quelle, 
woraus alles Elend entſtanden iſt, und warum wir allhier in dieſer unſerer 
untern Welt unter fo vil Elend und Verſachung muͤſſen bewaͤhrt werden, 
ehe wir wieder zum Anſchauen Gottes gelangen koͤnnen. Vom Anfang der 
Schoͤpfung heißt es: und Gert ſchuf den Meuſchen Ihm zum Bil⸗ 
de / zum Bilde Gortes ſchuf Er ihn / und Er ſchuf ſie ein Naͤnn⸗ 

lein und Fraͤulein. Allhier liegt die edele Perꝛe, welche Adam verlohren 
hat, als er in den Schlaf fiel. Allhier war in Adam das volkommene 
Bild Gottes offenbar, nicht gezweyet ſondern in einer Perſon. Die Sophia 


oder Weißheit Gottes war fin Sraͤulein / mit welcher er ſich vermehren 


S 


ſolte in vil tauſend mal tauſend, und fol alſo die ganze Goͤttliche Libes⸗ 
Welt beſamen und fruchtbar machen. 5 EN 

Weil dann die ganze Schöpfung durch den Fall Luclfers ſehr ver⸗ 
cgifftet ward; der Menſch aber geſent war, dieſelbe ſich unterthaͤnig zu mas 
chen: fo forſchete er in die Creaturen u. erkundigte ſich ihrer Eflentz, daß er 
fie nach derſelben nennete, oder ihnen Namen gaͤbe, fo iſt ſein verſtaͤndliches 


ren, welche alle gezweyet waren, zu vermehren. Allhier war es gethan um 
das ſchoͤne Bild Gottes. Sein Fraͤulein / als die ewige Weißheit und 
Mutter aller Dingen, wich von ihm, u. ließ ihn allein. Nun war es Zelt, 
daß Der dem armen Menſchen zu Huͤlf kam, weil er allein gelaſſen war, 


Indeme er nun von dem reinen Lebens⸗Geiſt verlaſſen war, ſanck er 


* 


Pr} 


2 


9 


194 Die XXXIII. Theoſophiſche Epiſtel. ö 


— — 


in Ohnmacht nieder und ſchltef, und der HErr nahm daſſelbe Gehaͤus / 


worin Söphia gewohnet hatte, aus ihm, und bauete ihm nach ſeinem Ma⸗ 


— 


giſchen Hunger ein Bildlich Weid: darum er Fr auch ſo gleich erkannte 


— 


und zu ſich genommen, nach dem er von ſeiner Unfinnigkeit auf gewachet. 
Lind war allhier kein anderer Rar, ihre Schande und Bloͤſe der un⸗ 
reinen Glider zur Fortpflancung / welche nicht zum Bilde Gor⸗ 
tes gehoͤren / mußte offenbar werden. N £ 

Weil er min zerbrochen und kein gantzer Menſch mehr war, fo 
mußte ihm auch eine ſolche Frucht vor Augen geſtellet und mit einem ſo 


ſtrengen Geſetz beleget werden, nicht davon zu eſſen, damit alſo durch die 


Strengigkeit des Geſetzes die Suͤnde erkannt und offenbar wuͤrde durch das 


Uebertretten deſſelben. „Mercke wol auf die unreinen Glider der Jorr⸗ 


pfiantzung / welche der Menſch mit allen Thieren gemein hat ſie waren 


nicht vor dem Schlaf, dann fie gehören nicht zu dem Bude GOttes: ſind 


alſo wegen der Imagination Adams nach thieriſcher Art ſich zu vermehren 
ihme im Schlaf angehaͤnget worden, find auch deſſenmwegen eine Schande 
vor G Ott und Menſchen. Darum, als GOtt den Bund mit Abraham 


machte, mußte alles, was maͤnnlich war, an dieſem Glied befchnitan wer⸗ 


den, anzuzeigen daß es vor Gottes heiligen Augen ein Eckel ſen. Dahero 
auch die Vermiſchung zwiſchen beyderley Geſchlecht vor Gott 


und Nenſchen ein Eckel iſt. Hier koͤnte noch vis angefuͤhrt werden, 


aus dem alten Teftamenr von denen vilen und mancherley Unxeinigkeiten 
maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechts. Darum muß auch Sara über 
die Zeit ihres Alters den Samen der Verheifſung gebaͤhren, und Chri⸗ 


tus wolte nicht durch ſolche Vermiſchung gebohren werden; ſondern von 


der allerreineſten Jungfrauen. Fe 


Allhier wird uns die Perle entdecket, welche Adam verloren, und 
ſinden das reine Fraͤulein wieder, welches von Adam gewichen, und iſt 
lauge Zeit eine Wittwe geweſen, u. ein vonHertzen betruͤbtes Weib, eintzeln 


gelaſſen und unfruchtbar, weil ihr Mann Adam ſich an eine Fremde ge⸗ 


haͤnget, und die Ehe mit ihr gebrochen. Nichts deſtoweniger trug ſie den 


reinen Samen dis Worts zu ihrem rechten und wahren Mann in ſich, biß 
Er | . d 


vo 


— 


8 


2 


r 


* 
Die XXXIIL Theofophifche Epiſtel 15 97 


— 


die zit ans eee es das Bild Gottes wieder ſolte offenbar werden: da 


überſchattete ſte die J unge rau Marla / und gebahr und ‚Offenbahrre wieder 


ihren. Be Tests lic hen Mam J um durch welchen alle abge⸗ 
fallene Soͤhne Adams wi deen in gehellet worden, und alſo in Ihm ihr 
Verlohrnes witder ſinden. Und der Sog Toͤchter haben ihr Bild an der 
reinen Pn frau Nileia / daß ſe auch ihren rechten Mann 3 Eſum 
wieder in. uh ausgebahren. Und nn bekominen wir alle weder unſere erſte 
Muster / und werden wieder geſammlet in die offene Seiche 
JE und werden wieder ein ein a: u Deut in Ihm. Die Eva kommt 
wieder in ihren Adam / u. Abanis Wunde wird in dem Todes⸗ Schlaf 


A = 


See geheilet, alsdann: if Adam und Eva wiederum geßolfen. 3 
. . » 2 * © 4 & 7 5 
Alſo kanſt chen, wordurch alles Verderben in die Welt kon men i 
und eie Adam ven Leben der Eitelkelt durch die Si ls 


* 
„® 5 "gs r sub 5 RR N Na — 
heim gefallen, und ſehen auch, worinnen alles Verderben in dieſer Wel = 


4 
4 * 8 >; 1 * 
ehe, und wie rein das Aug des Semuͤts ſeyn muͤſſe, 
ſcher Imagination gerelgigt iſt. O wie wirbet Sophia oder JE us an der 
1 7 ru 


des Dt che Ehebett ein zin 


1 
"Seife des Me chen, un ſis wirderum in das Ken] 
er ſich finden, zeiget uns die rh De⸗ 
inder, das Zion immer klagen muß daß ſie ein 

Wirrwe ſene nud unſeuchebar. Dann ob ſie 0 wol ihren rache en „Man 
Adam in J ſiz sicher, hat, fo wolte ſie doch auch gerne in' den zjiben 
10 ehren; aber ae Menſchen wollen ihrer nicht. 


uhren! wie wenig zibhaber ab 
rebien ul es kein Wunde 
{ 


fruchtbar ſeyn, und ſich verm uch 

Adnẽn iſt Ju Jriden mit ſaher; SDra/ und Eva iſt zu 9 mi ihrem 
Adam: ſie ſind in einander erhizet in ihren Lůͤſten / daß 5 hun, un 
wer dieſe Braut nicht soil! Heilig heiſſen, der wird geha be, „eki ert und 


geſchand r. Die Seiche mp zii iſt offen; aber man will nicht hinein, die 
rhieriſche Weist in der fs zewachten Eitelkeit gefaͤllet dem Menſchet 
alſo wol. Sintemalen es auch kein Wunder iſt, dann es iſt von Adam 
an auf den Menſchen geerbet, daß ihme auch GOtt nicht and erſt rathen oder 
helfen ke te, biß Chriſtus der Ju frau Sebi 1 und brachte 
den in der Eitelkeit aufe gewachten Adam wiedertun in den Ted. Dann der 
wurde ſeilie Seh geöffnet und die reine Jungfrau / die son Adam 
Lewichem if ward wie Dr ee aufgenommen, 5 hat ihn wieder von? 
4 V b a Se blaß 


es 


— 


0 inn 
ene ee eee e 
* 


m. 


a 


0 
0 


195 Die XXXIIL Theofophifche &piſtel. 


—— 


0 b 
Schlaf auferweeket, er die Seiſter der Boßheit uͤberwaͤltiget, die ſolche 


falſche Sucht in Adam verurſachet, und kahm alſo mit groſem Sieg und 


Triumph aus dem Tod in das deben. 8 


Nun iſt das Bild Gottes in Chriſto nicht mehr getweyet in Mann 
und Weib, ſondern beydes zugleich. Die reine Jungfrau Sophia, die 
von Adam gewichen, iſt in ihme eingegeiſtet. Iſt alſo Jſus nach feinem 
maͤnnlichen Theil dem weiblichen Geſchlecht ein Tungfräslicher Ten, 
1. nach ſeinem weiblichen Theil dem maͤũlichen eine maͤdliche Jungfrau. 


Hiek ſiehet man die Perle der neuen Menſchheit, und wie vollkommen die⸗ 


gelbe ſey. Da fehler bey dem Weiblichen nichts Maͤnnliches, und bey dem 
Maͤnnlichen nichts Weibliches: dann wir find allezumal einer in Chriſto. 
Das Alte iſt vergangen / fiche es iſt alles nen worden: dann wer 


In Chriſto iſt / der iſt eine neue Creatur. 


Demnach kan man dem irrdiſchen Adam wol vergoͤnnen, daß er 
Aber das irrdiſche Bild herrſche: wir find ja von auſen nichts beſſers 


iſt, ſich fo wol gefallen laͤſfet, der gibt zu erkennen, daß er noch nicht in die 


Glider⸗Zahl des neuen Bundes gehoͤre. Dann es ſtehet geſchrieben? 


es ſoll nicht mehr ein Narr Suͤrſt heiſſen / noch ein Geiziger 
Herr genannt werden. Was ich ſchon vor Verfolgung um dieſer 
reiner edlen Erkaͤntnüß willen habe erleiden muͤſſen, iſt GOtt am beſten be⸗ 


kanne; ich bin aber dennoch nicht muͤde worden, ſondern will ſuchen, mei⸗ 


nen Lauf mit Ehren zu erfuͤllen. Ich habe auch um deſſentwillen mich nicht 
weiter wollen in dem Verderben vermehren; ſondern meine eigene Seele 
ſuchen zu reinigen, damit ich alſo in der Neuen Menſchheit moͤge frucht⸗ 
bar werden. Das Verderben mehret ſich ja doch ohne mich: darum will 


* 


werth. Wer aber ſolche Herrſchaft, als welche von der Suͤnde entſtanden? 


ich liber in der Neuen Menſchheit fruchtbar ſeyn, als in der Alten. 


Deſſentwegen hat auch der Teufel eine ſolche Jeindſchaft wider mich, und 
erfahre ich taͤglich, daß alle die Seelen, die in ſonderbare Kundſchaft mit 
mir kommen, zimlich reichlich mit eben denſelben Laſten beladen werden. 
Darum ſey nur getroſt, ob du ſchon vil Leidens haſt: ſo wirſt du doch auch 


o reichlich getroͤſtet. i Hs RE 
Ich habe zwar gegen waͤrtlg eine kleine Kraft; doch ſuche, fo vil an mir iſt, 
a } © u.” 2 y \ dir 


” « 


8 5 


N TE ara 


0 


Die XxXxIv. Theofophifche piſtel. 297 


. ̃ ͤ -:... a en 
bir in meinem Geiſt die Hand zu bieten, als der ich dein Schuldner bin. Ich 
tan gegenwaͤrtig nichts ſonderliches melden von meinem Stande: nur finde f 
ich, daß die Kroͤfte des Lebens fehr einwaͤrts gezogen find, und ſich alſos 
ſehr verbergen. Und wiewol nichts iſt, das meinen Friden ſtoͤret, fo fuͤle 
doch dieſes, daß vor dieſes mal der Ausfluß meines Schreibens nicht in 
voller Kraft geſchiehet. Ich habg die Gaben nicht die Tiefen meines Gei⸗ 
ſtes vollkommen aus zu drucken. So du wirſt einige Eroͤffnung haben, ſo 
wirſt du vil mehr Tiefen in deinem eigenen Gemuͤt finden, als hier in 
Worten ausgedruͤcket iſt. Dann die Sache kan und darf nicht vollkommen 
an Tag gegeben werden, ſonſt moͤgte man die Perl verunreinigen, und ist 
ſehr ſparſam damit um zu gehen, damit fie die Saͤue nicht erblicken, dieſel⸗ 
be zertreten, und ſich umtoenden und uns zerreiſen. Kc. cc. 3 
5 f 5 0 * 


. . 8 2 
Poor SI a FE TFT TE ER 
RILIFELRTESELEI EEE ZH ER ZEENEU: Se 

> 


— — mn 


— — — —— 


= 2 3 3 . 
? 3 Fi = 5 
? Ver enden ih die Briefe, welche von dem Verfaſſer an Fine vertrants Freunde ze⸗ 
2 ſchriedeg, Was nun uz elgende betrifft, fo ſind dieſelbe geſtellet an ſolche, die 
elgentlich ſeine geiſtliche Kinder ſind, und unter ſeiner Beſchattung in deneg 
Schrancken des Neiſtlichen and einſamen Lebens ſind heran gewachſen, dahıro auch 
Liege Briefe um deſto mehr Gewicht in ſich halten, je naͤher ihme die Perenen, an 
welche fie geſtelt, am Bertzen gelesen. ; r 


0 0 
Von dem Stifter des geiſtlichen Ordens an die ABTISSIN, 8 
8 8 - * A > © 
Die XXXIV. Theofophifche Spiſtel. i 
ef . . Pr 75 . j x «3 
Die Wunden des gecrcutzigten "TIERE ſalben HEnnter allen Libes⸗ 
Wercken das vortrefflichſte und Ochtt angenehmſte. 
| | Marci XIV. V 3. 9. RT 
a Hern⸗geltbte Schweſter in dem Herrn! 4015 


5 &® gebe dir vil Barınferaigfeit und Segen und Sriden auf den isn 
des Heils, damit du inwendig geſegnet und reich werdeſt, und durch dle 
Kraſt der Ongde unſers Ones N gemacht zu einer beharrlichen Trduung 
. g | b 3 1 * 


1 


8 


* 


. Die XXXIV. Theofophifche Epiſcel. 


3 — . ů EEE ana 


in allerley Leiden und Trübſal, wodurch wir tr eingehen muͤſſen ins Such Sers 


Libe Schweſter! ich bin ſehr wol an bi, und kan dich „ſegnen; deine liß⸗ | 
herige Treue an mir erwiesen wird GOtt belohnen auf den Tag der Offenba⸗ 
rung JEſu Chriſti. Denn du haſt Mitleiden mit meinen Banden, Tribe 
ſab und Leiden gehabt, j 185 FR wolle dirs vergelten auf den Tag der 
Ewigkeit. 8 . | 

Ich 5 hiermit meinen Abſchid von l u. werde hinfort 

mich ſtill halten, und ſo vil an mir iſt, meines Heils vor GOtt wahrneh⸗ 
5 n. Wie es mir weiter wird gehen, weiß ich nichtz dieſes aber weiß ch, daß 
wir durch vil Supfal muͤſſen ins Reich GOttes ein Zehen, 


Ob zwar wol mein. Geiſt noch gebunden iſt mit den Banden der Eitel 
keit, ſo ſehnet er ſich doch hertzlich von d enſelben auf g gelöſet und entbunden zu 
ſeyn; doch harren wir, u. warten deſſen in Gedult. Daun ich kan ſagen, daß 
a muͤde bin unter dez Menſch en zu wohnen und zu leben wegen dem Wie⸗ 

derſtreben u. Abweichen vorm Herren. Dann der Glaube iff untergan⸗ 
are 735 die Libe iſt nicht mehr unter den Leuten „ ind mit der Hoffun ng zu 
 GODTE und dem unſterbl ichen Leben iſt es gar aus. Denn man ſiehet nur auf 
das gegen särfige Wolſeyn u. hat. dabey aus der Acht gelaſſen das Leben der 
Unſterblichkeit. Alnrerd en wartet die Gnade Gottes unſerer aller mit Ge 
Dult, 8 zum ewigen Leben; u bereit eu- Amen. Geſchrieben von N 
Freuen Vorgaͤnger 7 und Na achfolg ger 2 Suu, der ſein eintz ggess geil In deſſe 
Wunden ſuchet Acllea, [bg wol. . 
5 . D 
r di e habe mit N. N. mündlich geſprochen, 
und geſa fr daß ich mich aller Schwe ft. ‚ER hier werde entz ziehen müſſen in der 
Handreichung zu mir. Im Übrige gen fo if mei in Sans und meine Libe offen 


geg Zen en Br, = j N Die 
HE S g 
© AN ——— ap . 8 0 — ar 
RER , ee, — 
| IE aa EHE 
= a Er ne 2 28 
ebe 28 2 Ae 
% 73 % f 9 . 5% e 
* 2 & 4 2 0 * 
© 2 


& 


D 


8 nd vor, Selm; 3 
lane 


\ 8 
> 
25 Die X. KV. Titeofophifche Epiſtel. 19 
5 = „—. "Teer 8 — — ZA . 
: 2 . 0 - 2 2 
An die „Vorige . 8 
Er XXXV. Theofophifehe Epiſtel. : 9 
N e e W . RER 9 Not [ 15 
Die Gaͤnge und Tritte der Weißheit unter ihren Geſpielen fi 
ſehr geheim und Terborgen⸗ dann wo die Schmach am gr ⸗ = 
ſcen/ da ut ihr Braut⸗ Schatz am ſicherſte⸗ aufgehoben. 
. und we hr eſchaͤtzte Sc 1110031 0 A 
2 g g ER 1 > f 25 f 5 ne 55 . Al x 
8 a kan allerdings nicht unbin, noch einmal und zwar in meinem Alter 


an dich zu 1 5 Es hat ſich zugetragen, daß durch gewiſſe U 
ſach en bin eingedenck gemacht worden der Zeiten der Goͤnlchen Jugend 
wie nemlich ſich dazumal das Luſt⸗Spil der bi nliſchen und verborgenen 
Weißheit in einem nicht geringen Grad 95 uns heraus und hernider gelaſ⸗ 
fin, daß man ar ich hätte ſollen meyn en/d das keuſche Braut⸗Bett wäre 
bereits ſchon hinte der Kammer ⸗Thuͤr verfertiget, und warte auf feine 


IS 


rn Fa 


5 


ernſtliche We 1 und Buhler / daß ſie folgen 1 Allein es ging 


gantz and ers: d e K leder waren noch nicht im Blut des Tamms gewa⸗-⸗ 
ſchen, und di Hin e waren nach be mackele mit unreinem Blut. O was 
ein freudiger 1 jerbe ei Buhler war ich damals, das Luft: Spit 
der ſelben hehe n und geheimen Weißhe eit he Hen zu ve ergroͤſern, um Sr treue 
u zu fürn; dichte aber nicht daran, daß noch erſt 
ges. Trauer⸗Tahl müßte gewandelt werden, wie leider 
mit U. vilen ehen und bittern Schmertzen f ab BE der unſchul⸗ 
dige Sinn und das, verlib e ſeyn in die himmliſche Braut L ibe vor ſchwere 
Sichtungen muß ertragen, teilen dieſer edle Schatz der himmltſchen 
Junafrauſchaft in einer gar zu ranhen Herberg eing Hecke rt ligt, da gar 
manche harte und 1 Proceſſe vorkommen, um uns den edlen Schas 
oder Perle zn rauben, dann nach allem Anſehen es oft nicht anders ſcheinet, 
als es waͤre um den ſchoͤ en Kranz gethan. 


* urch ein ſo ! 


O wie 1 55 ird in fo lh ein Fall unſer unſchüldis zer Rn von Sun 
0 S b 3 i den 


Feleget ſind 


& u 


300. - e Theofophifche Epiſtel. 


— — — .— — ——Lt᷑:t½ — t — — Sen 
den und Feinden oder auch wol gar von unſerm eigenen Fleiſch und Blut 
gecrenziget und en Pranger geſtellt, u. wird an ſtatt des reinen und Jung⸗ 


fFraͤulichen Ehren⸗Nranges mit der allerſchmaͤhlichſten Schmach oder 
wol gar mit dem Schmuck der Huren angekleidet: da dann leicht zu 


erachten iſt, was die in die Weißheir verlibte Libe dabey leiden und tragen 


muß, und diß alles begegnet uns ſo ſauer und ſchwer, weilen wir das ver⸗ 


Fibre Spiel der geheimen und verborgenen Wünder⸗Wegen noch nicht ver⸗ 
9451 Dann gewiß ſolte uns die Weißheit ihre verborgene Schaͤßze zur 

eit unſerer Jugend wollen an vertrauen, unangeſehen wir auf das allerlau⸗ 
terſte in fie verlibet find, wir wuͤrden es alles verderben, und ihren hohen 


Adel und reine Schaͤze durch unſere annoch unreine. Hände beſudelen: 
Dahero dennoch beſſer iſt, daß wir als die zuvor befleckte und beſudelte, zu⸗ 


erſt das unreine Kleid der Schande und Unehre tragen, und unſer ſchoͤner 


Krantz und Schmuck verborgen bleibe biß zur Zeit des Alters, welche von 


GOtt Aber uns beſchloſſen iſt, wenn wir ſcheinen unſere Schoͤnheit und 
Himmliſchen Braut ⸗Schatz verloren zu haben, und die ſchoͤne Roſen 
nnd Blumen abgefallen u. welck worden ſind: da alsdaun erſt die Soͤtrliche 
Jugend in uns aufwachet, und machet das Ende ſeinen Anfang wieder 
finden. In welchem Wechſel erſt der rechte Zweig, als eine Wur⸗ 


tel aus duͤrrem Erdreich, aufſteiget und gruͤnet, welches alsdann erſt das 
rechte Gewachs iſt von dem Samen der ewig⸗bleibenden Jungfrauſchaft. 


Alda wird erſt das heilige Geſchlecht aus geboren, welches Kraͤnne tra⸗ 


gen wird in der neuen Welt. Dann dieſer hohe Adel kan nicht ehe nach 
Wuͤrde erkannt und offenbar toerden, als biß man feine Jungfrauſchaft, 
Die noch uicht mit demſelben Schmuck gekroͤnet iſt, zur aͤuferſten Schnach 
übergeben, alſo daß wir durch dieſelbe Schmach daran geſchaͤndet und der 


Ehren beraubet werden. Alda finden wir das Geheimnuß der heiligen Wei⸗ 


Fer, die ihrer Unfruchtbarkeit halben fo vile Schmach von ihren Wider⸗ 


waͤrtigen erlitten, und hernach erſt in ihrem Alter gewuͤrdiget wurden, den 


aleertheuerſten Samen der Verheiſſnug aus zugebaͤren, wie zu ſehen an Sara 


Rebecca Hanna u. Kliſabeth, welches alles uns in einem Krempel u. 
Vorbild geschehen iſt, die wir noch mit hoͤhern und wichtigen Verhelſſungen 
als ſie. II. wetlen alle dieſe Dinge dir, meine libe 9 
x ; i 5 ſams 


a 
* 


© 


€ 


kraͤutzung, die allein der Hoffnung lohnet, wäre dahin. 


Die XXXV. Theofophifche piſtel. 20 


— — —-—¼ꝗ4 
u 


funt noch andern, die deines Theils ſind, ſehr reichlich zugeſtoſſen, alſo daß 
lich oft bey kruͤben und dunckelen Zeiten ausgeſehen, als ob der che 


ne Glanz und Schmuck der hümmliſchen Jungfrauſchaft verdunckelt 
waͤre, oder ſie ganz ihrer Ehren beraubt Rp: fe belanget doch ſolches alles nue 
zu der krrdiſchen Jungfrau, die es ohnedem nicht beſſer wehrt iſt, weilen 
ihr Vater die rechte Mutter und reine Braut⸗Libe der Himinliſchen 
Weißheit verlaſſen, nnd einem fremden Weibe beygelegen, da fie alſo ihre 
Jungfrauſchaft verlohr, da fie gebohren ward. 8 N | 


Hie koͤnte ich etwas von dem geheimen Raͤtzel der himmliſchen Weiß⸗ 


heit in ihrem Alterthum aufſiegelen, alwo ſie mit ihrem ganzen Braur⸗ 
Schasz ſich offenbaret, u. ihren Abhabern nach langen Laͤuterungs⸗Pro⸗ 
ceſſen erſt beyliget, und ſie fruchtbar machet. Gleich wie fich auch zur Zeit 


der, Jugend der lib⸗ verlibte Sinn aufgeſiegelt, dA fie dich mit ihren locken⸗ 


den Zibes⸗Reizungen geſuchet in ihr Nez zu fangen. Solches achtete ich 
nich? vor ein geringes, obwolen, wie ſchon gemeldet, dir alles gar reichlich 
zugeſtoſen, auch ſo gar an meiner Perſon / da es ſich unter harten ſihyweren 
und dunckelen Zeiten anſehen ließ, als ob es geſchehen waͤre, und die Be⸗ 


“ 


E * 4 1 g FL. . 0 
Neben allem dem iſt dieſes die Urſach dieſer kleinen Bewegung, das 


ich mich grades Wegs ein Schuldner deiner zu ſeyn erkenne, weilen mir 
die hochuheure Snaden-Probe worden, daß ſich die vile und unmeßliche 
Stuͤrme und wilde Wellen dieſes Welt⸗Meers geleget und bey mir ohnan⸗ 
geſehen alles deſſen, wie es ergangen, meine hochtheure und edle Lib⸗ 
Haberin unnd Cebieterin in meinem Herten und Bersifen auftritt, und 


ſich ſehen laͤſſet, und laͤſſet mich genieſen den Nutzen von meiner vil jaͤhri⸗ 


chen Muͤh u. Arbeit, und zwar fo, daß ich es kaum ſagen kan, mit was Li⸗ 


bes⸗Umarmen mein Hertz getroͤſtet wird wegen meiner gehabten Muͤh und 


ſchweren Leiden. Und weil deine Perſon in der Zeit der ſchweren und har⸗ 
ten Sichtungen und Proben nicht wenig auf das Verlieren hin mit 
ins Spiel geſetzet, und die Zeiten der Leiden fo wol als der Freuden beharr— 
lich mit helfen erdulten biß auf den heutigen Tag, fo bin um des willen aller⸗ 
dings gens tiget dich zu benachrichtigen, daß nemlich, wie damals das en 

| Ä 8 


— 


* 


er 
Br 


— 


2 


* 


20 ” Die XXXVI. Theoſophiſche Epiſtel. 


1. 


der Libe einen Fang gethan, und dich ſolcher hohen, und wich tigen Lei⸗ 
dens ⸗Proceſſen theilhaf 113 gema acht, und dabey e gegeben worden treu zu ſeyn 
biß nun zu, min eigentlich der Sinn ſey, wider einen Fang zu thun, alwo 
du ſo gleich mit der erworbenen Beut gekroͤnet werdeſt, und dir folg⸗ 


lich und ferner hin vor deine Schmach und Leid zweyfaͤltig eingeſchencket 
werde, und dieſes iſt es, worzu dich meine hochtheure Libe und Be⸗ 
fehlshaberin zu Gaſt laͤſſet laden, nemlich auf den Genuß der himmli⸗ 
ſchen Freuden— Ernde / die aldort erſt in 5 x Maaß ſich wird offenbaren. . 


€ 


2 \ — 


Sch dein al lertreueſter Libhaber in 8. G. Ein nichts Beſitzen⸗ 


dem Glanz der neuen Welt. 5 der auf der Erden. 


de n D de 2 8 88 PERL RT? RER FIR 
& AREA OS" r e OS Naar N A Se SER 
2 


e Die XXXVI Theofophifche Epiſtcl. 


An die Gg der Schweſtern. @ 
5 8 8 
Wo der Seiſt des neuen Bundes in ſeiner jun Ifr⸗ dulichen Ambts⸗ 
Verwaltung ſich niederläffte/ da werden Die Hertzen ſo ger 
durch ſeine Zucht ti Zefane Jen ge enommen⸗/ daß man ſich 
ohne deſſelben Wbünck veder regen noch bew: gen darf. 


© 


Ech moͤgte wuͤnſchen, daß die obere Zucht des heiligen Geiſtes eure Herzen 
L und Gewiſſen fo: gefangen nähe, daß ihr ohne deſſelben Regung euch 
weder regen noc 0 bewegen koͤntet. Dann gewiß iſts, wo die, Hertzen nicht 
unter deſſelben Zucht g gebracht find, wird in unſerm gantzen Tußn nichts aus⸗ 
gerichtet. Wann man alles tuhn kan, ohne was von auſen durch Auſſehen 
der Menſchen muß beſtrafft werde en, ſo iſt man von der wahren Gottes furcht 


noch ſehr weit entfernet. Dann es ſtehet Ka wer ſeinen eigenen R 


Gedancken nachgehet, der iſt ein Narr. 


Haͤttet ihr ins gemein mehr Achtung auf das N 5 zu eurem Heil und 
Iriden Aue, gls euren Gedancken nach zu Halli wozu ſie euch 2 
8 8 gewi 


— — — —— — e 5 5 
2 — — —— — — 

© „„ . TS SS 2 * 2 8 
pr 1 el — 


Die XXXVI. Theoſophiſche Spiſtel. 203 
5 3 ® f. 5 « r e 2 Ghee rnehr 1 
Jewiß es kame ein anderer Geruch von euch aus, als bißher geſchehen. 


Weil ihr aber in den Rad der Natur genug herum getrieben werdet als 
in einem Uimkrayß der Phantaſien, ſo- wird nichts daraus, und der Weg 
des Fridens wird aucht, vil weniger der Fride ſelbſt gefunden. 


— Sbeil man deinnach bißher gantz keine inwendige Zucht oder Sei⸗ 
ſtis⸗Schrancken ven auſen an Tag gegeben; ſondern vilmehr ein ſeg⸗ 
iches gethan, wie es ſein eigen Hertz triebe zur Betrübung des Geiſtes 
Gottes und ſeiner Kinder, ſo wird euch hiermit zu wiſſen gethan, daß alles 
unnsthige Auslaufen oder in eigenem Willen beſuchen gehen ohne er⸗ 
hebliche Urſachen ſoll gantz abgeſchnitten ſeyn bey Verluſt des Chriſtlichen 
Namens / oder Vermeidung der Chriſt⸗Bruͤderlichen 
Gemeinſchaft / damit hinfuͤro nicht fo vile Hertzen gekraͤncket, andere ge⸗ 
ärgert, und die Libe geraubet werde, und alſo, wo ihr der Kirche Schaut 


.- — 


und Krone ſeyn ſoltet, ihr derſelben Schmach und Unehre ſeyd. 


Iſt euch euer groſes u. weites Haus zu eng, um die Fuͤſſe in der 
aus- Tühr zu behalten, wie wollet ihr dann zu der Enge eurer Hertzen 
kamen, worzu euch die Libe Gottes einladen laͤſſet, und alda, einen Tiſch 
zubereiten. O ihr libe Kinder! glaubet gantz gewiß, ihr fd noch ſehr 
weit von der Zucht und Schule der wahren Weißheit nein. Ihr tra⸗ 
get zwar den Schmuck der Jungfrauen von auſen; aber wo ſeynd die 
eingezogene zuͤchtige einſame und GOtt gewidmete Hertzen, und aͤlſo folg⸗ 
lich der inwendige Schmuck, wo des Königs Toͤchter mit gezieret find. 


vu 


Darin raßte ich euch, laßt ab von euren eiteln Gedancken und ho⸗ 
hem Halten von euch ſelbſt, und ſetzet euch in den Staub der Nidrigkeit, 
und lernet die drey erſte Buchſtaben in der Chriſten A. B. C. Schweigen / 
Leiden und Meiden / fo koͤnt ihr auch die andere Buchſtaben als Chriſt⸗ 
liche Tugenden gar fuͤglich lernen. Dann gewiß, der HErr libet nur die 
innige von der Welt ubgekehrte Seelen, die ihm ihr Hertz zu einem beſtaͤn⸗ 
digen Danck⸗ Altar zu bereiten. Darum lernet, was zu tuhn ſey, daß 
ihr eurem GOtt gefallet, und ſehet zu, daß ihr die edle Zeit der Gnaden 
nicht fo ſruchtlos Tate vorbey ſtreichen, und alſo der Jugend Jahre in der 
gr ER Cie Eitelkeit 


% Sie XXXVIE Theofophifche Spiſtel. 


— — 


Eitelkeit der Jugend verzehret. Dann es kommet ein Tag der Rechnung, 
darum gedencket an euren Schöpfer, ehe denn die boͤſe Tage kommen, von 
welchen ihr ſagen werdet: ſie gefallen mir nicht. Es komint die Nacht, da: 
Niemand wircken kan, ſagt Chriſtus: darum wircket, weil es Tag iſt, auf 
daß ihr gefallen moͤget dem, der euch berufen hat. | 


8 E288 28005 


4 Die XXXVII.Theofophifche Lpiſtel. 


FSI ENTER NN VENEN NN NM NN 
eee 8883 


» 


An oben bemelde Geſellſchaft. 
Es iſt in dieſem Leben keine hoͤhere Seligkeit zu erwerben / als 
feine erworbene Seligkeit wieder auf andere laſſen kommen. 
dam wo andern zu nutz gelebet wird / da gruͤnet 
8 das Paradies. 
A. Foüben Kinder, 
„ Ernet euren Schoͤpfer kennen in eurer Jugend, gedencket ſtets, wie es 
hernach schen wird, wann ihr ſollet vor dem Richter⸗Stul Chriſti er⸗ 
ſcheinen. Es werden freylich nicht alle, die da ſagen: HErr! HErr! in das- 
Himmelreich kommen; ſondern die den Willen thun des Vaters, der in den 
Himmeln wohnet. Habt demnach allezeit vor Augen den, der euch geſchaf⸗ 
fen hat, und uͤbet euch zu haben ein gut Gewiſſen beydes gegen GOtt und 
gegen euch ſelbſt. Haltet sudt in allen Dingen ſo, daß euere Freude in GOle 
voͤlliger werde, und laſſet nichts in eurem Thun herrſchen, welches Urſache 
zu einer unſeligen Furcht oder Traurigkeit gibt, ſondern habt vilmehr allezeit 
cuere Freude in der Hoffnung der zukuͤnfftigen Herrlichkeit, u. ohne dieſelbe 
werdet über nichts traurig noch froͤlch, denn das Weſen dieſer Welt vergehet/ 
und alles, was ſichbar iſt, iſt eitel. f ce a 17 

In all eurem Thun laſſet etwas hervor leuchten, daß ihr mehr auf das 
Unſichbare achtet / als auf das Sichbare. In Anſehung eurer ſelbſt fo 
N 8 Er wandelt 


i f; 5 « 


Die ZXXVIL Theofophifche piſcel. 20 


— — u — — — ð —— — 
wandelt in nidrigen Hertzen, und habt nichts ſo lib, daß ihr es nicht um 
GOttes u. feiner Libe willen laſſen koͤnnet. Unter und gegen einander ſeyd 
friedſam, und vertraget euch unter einander in der Libe, und ſchet unter ein⸗ 
ander vilmehr eines auf des andern, als auf ſeinen eigenen Nuxen, und 
auf des andern Wolſeyn mehr denn auf fein eigenes. Liebe ja nichts zu 
eurem Gemach mit des Naͤchſten Ungemach. Ein iegliches 
verurtheile ſein eigenes an ſich tragendes Leben / ſo kan eines 
neben dem andern aufwachſen. Dann ſo vil wir uns in unſerm eige⸗ 
nen Leben liben, ſo vil iſt unſer Naͤchſter in ſeinem Leben zu GOtt an uns 
gekraͤncket. Darum beflefſtget euch, daß ihr rechte Gewaͤchſe ſeyd und Ziveiz 
ge in dem Garten Gottes, da keines das andere hindert in finde Aufwach⸗ 


ſen. i a 


- 3 o 


Sehet die Blummen auf dem Felde an, wie ſie neben einander auf⸗ 
wachſen, ob fie wol an Geruch und Farben unterſchieden find, fo preifen fie 
doch alle eintraͤchtig die Weißheit des Schoͤpfers, und iſt weder um Geruch 
noch Farbe einiger Streit unter ihnen. Desgleichen die Voͤgel unter dem 
Himel loben ihren Schoͤpfer mit ihren mancherley Stimmen, und iſt weder 
um Farbe noch Klang des Geſangs noch Hall der Stimme einiger Strele 
unter ihnen. O wie weiſe wuͤrden wir ſeyn, wañ wir von unſerer eigenen 
Torheit ablaſſen würdel u. lieſen die ewige Weißheit ihr Spil in uns haben nach 
ihrem Gefallen, fie wuͤrde uns ſchon wiſſen zu gebrauchen zur rechten Zeit, 
daß es eintreffen wuͤrde mit dem, wozu wir tichtig ſind. Aber ſo lang wir 
uns ſelbſt beſeſſen haben, und alſo folglich unſerer ſelbſt Macher ſind: for 
lang verderben wir der Weißheit ihr Spil, u. führen einen fremden Thon in 
den Geſang. Es find des Jahrs zwoͤlff Monate, und ein jeglicher bringee 
feine eigene Blummen, Gewaͤchſe und Fruͤchte hervor. Und ob fie wol at 
Arten und Eigenſchaſten unterſchieden find: fo haben fie doch alle nur einere 
Macher / dahero es auch fo richtig und ordentlich zugehet, daß die Weiß⸗ 


heit ihr Spil das ganze Jahr durch weiß fort zu treiben. n 


Warum ſehen wir dann ſcheel, daß GOtt fo guͤtig iſt, und breitet feine 
Gute aus mit fo reichem Maaß? Wir werden doch der Weißheit Spil niche 
uͤndern noch hindern, wenns ihr gefallt die Blummen des Abends mit ſchoͤ⸗ 

. | Ci 2 Berit 


* 0 * 3 8 9 
5 Ne 2 f * 5 . “ . 4 2 
S Die X XXVII. Theoſophiſche Epiſtel. 
K» > —— — — 


nern Farben und Geruch anzuziehen, als die des Morgends hervorkommen. 
Darum meine Leben! laſſet uns uͤber der Weißheit Spil uns freuen, und. 
uns mehr befkifigen, daß fe uns nach ihrem Gefallen brauchen kan als 
ihr Regul und Weiſen vorzuſchreiben. Be 
Unterdeſſen freuet euch in der Libe unſers GOttes, und befleiſſiget 
euch, daß ihr Kinder ſeyd euers Vaters in dem Himel, damit ſichs erweiſe in 
Worten und Wercken, daß ihr Ihm zugehoͤret, und alſo nicht ener ſelbſten 
ford. Weiter, meine Liben! habt euch unter einander brünſtig lib in reinem 
Hertzen, und dancket GOtt vor fine Gemeinſchafft / die wir haben in 
Chris I Eſu / und laſſet ja nicht aus der Acht den heiligen Ruf zu dem 
unſterblichen Leben, dannt ihr darinen treu erfunden werdet, nemlich als 
wallende nach einem Vaterland, das zukuͤnfftig iſt: darum ihr auch Truͤb⸗ 
ſal leidet, wo es ſeyn fell, um alſo tichtig gemacht zu werden, daſelbſt eins. 
zugehen, und den Lohn des Leidens zu erlangen, und die Freude zu genteſen 
die kein Aug geſehen, kein Ohr gehoͤret, u. in keines Menſchen Hertze komen 
iſt. So ihr treu ſeyd, ſo erfuͤllet meine Drende, daß ihr eines Sines ſeyd in de. 
Libe JEſu, u. laſſet keine Erfer⸗ſucht noch Zweyhertzigkeit in euch herr; 
ſchen. Erinnert euch ſtets, und nd ein Gedenck, wes Geiſtes Kinder ihr 
ſeyd: dann der Geiſt, der in euch gegeben iſt, hat nicht Luſt zum Haß; fon 


3 


dern jaget dem nach, was zum Friden dinet.“ en 
de Vor allen Dingen, meine Kben! ſeyd untereinander unterthan, und 


das mit ſanffrmuͤtigem Geiſt ohne Murren, u. laſſet keine Klag⸗Rede 
untereinander noch wider einander hören, dann ſolches betruͤbt den heiligen 
Geiſt, und machet euch iutichtig zum Guten, worzu ihr doch berufen ſeyd. 
In dem uͤbet euch, dankt gehet um, ſo wird euer Wachſen und Fort⸗ 
kommen in dein HErru gewiß ſeyn, u. werdet demnach der heiltgen Tugend 
Gottes alle Tage naͤher kommen. Und ſo ihr unter einander werdet recht 
thun, recht reden und recht hoͤren, ſo werdet ihr zunehmen an Alter und 
Weißheit und in der Erkantnus in Chriſto JEſu. Dann ſelig iſt / der 
ſeine Ohren Zuſtopffet / daß er nicht Blut⸗Schulden hoͤre / und 
seine Augen zuhaͤlt / daß er nichts Arges ſehe / und mit ſeinen 
Sonden nichts rechts thut: dann er wird in der Hoͤhe woh⸗ 
£ x 0 5 nen / 


er 


# 


Die X 7 NN 111 9 Theoſophiſcl IC ge piſtel. 207 


— — 2 
nen / ſein Drod wird ihm ges eben / ent Waſſer hat er gewiß. 


Weiters, meine Libe nd ſo 1 uͤbet euch im Sit und wahrer inwendi⸗ 
8 


ger Hertzens⸗ Stille wori e as hertzliche Eindringen in GOtt erlan⸗ 

get wird / und ged. eucket auch Derer, die an euch arbeiten zum Guten, und 
wie ſauer es Ihne n wird, auf daß Sie nicht uͤber euch fu 11 fen’ mi Iſſe n in 
ihrer Arbeit. Gedencket ſtets al as bund Ende der Tugend, und Merz 
cket auf das Ende und Een Sgang benöss derer, die der Tugend in der 


Gottſeligkeit 15 1 folgte, A derer, die keine Lehr angenommen, 
daß ſie ſelig wuͤrd Ar > : x 8 


Diß iſt meine abe gegen euch, libe Kinder! dann ſolte ich euch niche 
liben? GOtt weiß meine 8 8 . meine Sorge vor euch in dem 


HErrn, zu welchem ich auchein allem Anl lige 1 fle he . daß Er euch wolle 1 2 


tig machen zu dem Eingang in das Reich ſeines Sohns, um alda die Fru 

eurer Arbeit zu genieſen. Darum, meine Aben! ſepde elend und traget in 
euer Lachen ver ehre ſich in We ien, und euere Freude in e 
Dann die mit Thraͤnen ſaͤen, die werden mit Freuden erndten. Sie ge⸗ 


hen hin und weinen / und tragen edlen Samen / und emen 


wieder mit Freuden ⸗ und bringen ihre Sarben. Das! Lamm, 
das erwuͤrger iſt / iſt wuͤrdig zu nehn zen Heil und Preiß un 
Danck und Brat von Swigreit zu Ewigkeit Amen! 3 S. el 


11. d 
F eee . SLIDE TER I Nele 
2 © . 8 
ir > ir * 7 * m 745 * 1 * * E 1 
Die x XXVIII. Theofephifche Epi kel. ö 


o aͤrgert / dann Er ſtehet 
ſeye dann erſt mit 
eugziget. 


5 g iſt / wer fin nicht an Chriſt 
| nicht auß in Rlarbei it / Er 
Se 1 mach 85 


685 za Ch weiß zwar keine ſon derte che Urſache 17 die mich von auſen ſolten bez 
wegen, an dich zu Kö reiben, fo bin ich doch in meinem I vendi⸗ 
gen am Geiſt nicht ganz ahne Ul facher gelaſſen, weilen ich ein gar nach—⸗ 


C3 y ufiches 


er 


er Die XXXVIIL, Theofophifche Epiſtel. 


druͤckliches und wichtiges Treiben in mir fühle von der Nothwendigkeit, die 
ich mercke in dieſer Zeit mir vorzukommen angehend das Gute. Dann mir 
iſt, als ob alles, was die vile Zeit und Jahre waͤre gearbeitet worden, 
das wahre Gute nicht erreichet haͤtte: noch vil weniger haͤtte man von 
demſelben moͤgen eſſen und ſatt werden. Iſt alſo folglich das Gnte in 
ſeiner aller⸗ inner ſten Wurtzel und Etlentz ſtill geſtanden u. folglich zu keinem 
Ausgruͤnen der Seiſter gekommen. 4 


Es iſt zwar Chriſtus nach dem Fleiſch ſtattlich erkannt und angenommen 
worden, aber kaum weiter als daß, wann es zum rechten Treffen gekommen, 
man hat koͤnnen abfallen, und den Sohn Gottes in feinen Glidern creutzigen. 
In dieſem Sinn hat Chriſtus ſelbſt in den Tagen ſeines Fleiſches keine Kirche 

kennen darſtellen. Darum ſagt Er: es iſt euch gut / daß ich hinge⸗ 
he / ſonſt kommt der Troͤſter nicht zu euch &c Welches ich in 
meinem Theil alles gar reichlich erfahren, weswegen allerdings von anſen 
ein ſolcher Proceſs muſte unternommen werden, damit ich den Menſchen im 
lelichen Geſichte enmnommen wuͤrde, auf daß fir im Guten ſelbſt als 
im Geiſt befeſtiget wuͤrden. Unter welchem Proceſs freylich meine Goͤnner 
einen leichtern Weg gehabt mich gar zu verlaͤugnen als ſolche Schmach hel⸗ 
den in tragen, daß nemlich ess zuletzt einen ſolchen Ausgang mit mir gewinnen 
ſolte: dam wir gedachten / Er ſolte Iſrael erloͤſen. Nun kan Er 
ſich ſelbſt nicht helfen. Wer ſolte ferner hin ſich wol ſeinem 
Schutz doͤrfen anvertrauen / ſo wurde geſagt und gedacht, biß endlich 
das Ungewitter vorüber war, und man ſahe, daß es nicht gar uit mir 
aus war. Alhier heiſts Freund in der Noht gehen 24. auf ein Loth; iſt 
es aber ein harter Stein fo gehen 72. auf ein Quintelein. Und fo scher es 
zur Zeit gtoſer Truͤbſal und Angſt, doch wann die Waſſer der Suͤndſlut 
uber alle Berge hingehen, fo bleibt Noah in der Arche des Bundes mit 
ſeinem Haus⸗geſind erhalten und bewahret. Ich koͤnte viles melten, habe 
aber biß daher noch keine Troͤſter gefunden, dann in der Noth gehen alle 
Freunde ab. e e 
Was ich ſonſten zu ſagen habe, fo iſt diß mein Verlangen und Wuͤn⸗ 
chen, daß noch vile wre wie ich, auſer meinem Jainmen, den ich 5 
0 . . - en 


ſten trage. Und ob wir zwar des Leidens vil haben, fo werden wir doch 
auch reichlich getroͤſtet über dem, darob wir leiden u. geſchmaͤhet werden. Und 
weil du in Diefetn Theil und Los nicht weniger dein Ancheil bißher haft hel⸗ 
fen nehmen, ſo werde allerdings genoͤthiget, dich des Troſtes mit theilhaf⸗ 


tig zu machen, welcher wird daneben eingemeſſen, wo man in allen Dingen 


auf GOtt vertrauet, und in Gedult und Langmut feiner Huͤlfe erwartet, 
welcher uns nach demfelben kroͤnet und mit Ehren annimt nach feinem Wol⸗ 
gefallen. Es iſt mir ſonſten uͤberhaupt ſehr wol, daß mir ſcheinet geholfen zit 
ſeyn vom Herrn, der meine Huͤlfe und Schild iſt. Dann Er toͤdet und 
macht lebendig: Er fuͤhret in die Hoͤle und wieder herauf, Darum gebuͤhret 
Ihm auch allein alle Ehre und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit Amen. 


Dieſes wenige iſt aus einer heiligen Urſach geſchrieben: ich weiß wei⸗ 


ter nichts ſonderliches zu melten, ohn daß mein Begnadigtes dir vil Heil 
Segen und Goͤttlichen Zuſatz aus GOtt und feinen reichen Geiſt von innen 
anwuͤnſchet, daß du in dem ſeligen Hoffnungs⸗Grund feſter werdeſt, 
und endlich vor deine Muͤh und Arbeit deine Ernde moͤgteſt mit groſen Freu⸗ 
den einbringen auf den Tag Gottes und der Erſcheinung unſers Hrn 
u. Heylandes IEſu Chriſti, wann Er wird erſcheinen in feiner Kraft. Dann 
ſiehe Er kommt in den Wolcken des Himmels mit groſer Kraft 


u. Herrlichkeit / ur alle heilige Engel mit Ihm mit Seven: Sister. 


waͤhlten. 5 ae = 
N | Ich dein Libhaber F. G. Ein nichts⸗ 
ö 5 . beſigender auf dieſer Welt. 


0 \ 
Ai na als ui mtr 472 »Ar . 2 „ee tes tz 4. 4 88 2 a 
NE HERNE DEE NA SEE r BER Sr SER nee ige Dar Be Str Hi 
* Ar 2 sar 2 dar Ir AT TE NS Fr BE Tr ere 74 A Versus 74 Mr Nu tier 


Die XXXVIIL Theofophifche piſtel. 


9 Auf eine reiche Saat folget eine reiche Ernde. Wer nun wit 
durch das Sterben in den Todt zur Verweſung hin geſaͤet / 
dem bluͤhet eine reiche Saar in der Ewigkeit. Was 
aber vor dem Todt hergehet, traͤgt keine Fruͤchte. 


Ch moͤgte wol wüuͤnſchen, daß ich mich in etwas gegen dich autswickeln 
5 00 79 : 5 Ba koͤnte 


Pr 


* 
* 


Die XXXIX. Theofophifche Epiſtel. 209 


2 


„ 


210 | Die XXXIX. Theoſophiſch ze Epiſtel. 


—— 


Loͤnte in Auſehung deine Standes. Es iſt freylich ſchon viles ertragen er⸗ 
dultet u. erlitten worde; es iſt aber noch keinmal an den Platz kommen, wo dich 
Gdtt mit dem Gu gen davor haͤtte Ki fonmer, weilen der Dauck aller 
zett dir ſelbſt in deiner Hand blieb. Und weilen dabey etwas von dem wahren 
Licht mangelte, und das in der gruͤndlichen Erkantnus deiner e dahero 
ind dir allezeit Urſachen in deiner Hand gebliben, daß das wahre Gute 
in einer gewiſſen Geringachtung bey dir ſtehen blib: und iſt geſe heben, daß 
du das Gute allezeit an einem leichtern und geringern Platz b als es 
an ihm ſelber war. Und weilen das Gute nicht 1 Würde on dir er⸗ 
kannt war, ſo biſt du auch von demſelben in gewiſſer Maaß v Be gebli⸗ 
ben biß auf den heutigen Tag, und nicht zum Genuß deſſelbene geko mmer 
| wordurch man die Kindſchaft erlanget, und erblich wird. N 
Wiemegen du auch nicht koͤnteſt weiter gebracht werde, ſondern biſt in der 
Zucht oder Zug des Vaters ſtehen bliben, worinnen man verwahret oder 
„ wird vor etwas ſchlechters 25 3 auf die Zeiten der Beſſerung. Du 
biſt aber dabey in erst Unſicherheit, d aß nicht der alerfchädtiche ‚Mipfehlag 
dazwiſchen moͤgte vorkommen. Sintemalen in ſochem! Fall unſer Gutes 
und vermengtes ge t nicht weiter ſich erſtrecket, als 1 wir durch Leiden 
unterdrückt ſind; ſo bald aber es geſchihet, daß wir ein wenig Suffe bekom⸗ 
De ſo find wir veraͤndert, und fo Igtich ein anderer Menſch, welches ſich 
5 gleich in Worten und Wercken hoͤten laͤſſet, welches alles meine Sa⸗ 
0 klar machet, die ich muͤndlich mit dir geſprochen habe, wann ich ſagte: 
ch muͤßte allezeit in einer : geilen, Sorgfalt vor dich ſtehen, reit gans hell 
5 5 klar iſt. Wenn nennich du in einem leidenden Stand ſteheſt, fo 
biſt du 1 und ar aufgehoben ſo bald aber ſich ſolches > ändert, 
ſo iſt a lles umgekehrt, und das ohn daß man es weiß oder an erw 13 Eiteles 
gedenck et, aͤlſo daß die alſerunmuͤndigſten Gemuͤther an dir leicht und 
eitel werden. Und dieſes alles kommt daher „weil du mit dem Guten / das 
uns widergebaͤret, bißher noch nicht biſt beladen geweſen. Sintemalen fo 
ſanft wol und gut das warhaffiige bleibende und weſentliche Gute aus GOtt 
iſt, welches uns J Eſus am Creutz erworben hat, eben fo hart und . 
hat unſere an Gott ohnuntergebrachte Natur darau zu tragen, und zwar 
70, 5 mn weder Wurz ei noch Zweige 8 bleiben, En 
nich 
J 


— & 
. 


—U—— ee — .. 5 - — PORN Nr a Ren 


Die XXXIX. Theofophifche Epiſtel 221 


> niche durch beſtaͤndiges Leiden / Sterben / Verweſen / Don ſich ſelber 
abkom̃en, duch die allerbitterſte Lei denſ⸗ chaften aufgeloͤſet werden. 


Groſe Then bringen uns nicht zu GOtt, wir doͤrfen nur das Guts 
an dem Platz aufnehmen, wo es in der aller unanſehnlichſten gerin, fte n und 
verachteſten Geſtalt erſcheinet, und wo ſeine Geſtalt Heß icher-ift als anderer 
Leiten, und fein Anſehen geringer als der Menſch en⸗Kinder. So bald wir 
das Gute an dem Platz aufnehmen, fo wird der edle Same zur neuen 
Menſchheit in uns geſaͤet, welcher zu einem Gewaͤchs und Baum wird, 
der ein ſolches ſtarckes Treiben zum Wachſen in ſich hat 
daß es unſere Natur gantz duͤrr ausſauget⸗ welches wol gantz ande⸗ 
ke Leldenſchaften verurſachet, als die find, fo durch aͤuſerliche Zufaͤlle über uns 
verhaͤnget find, Daſi an dieſem Platz muß man leiden u. ſterben ohne Urſach, 
und inuß leiden und bezahlen, wo man wol nichts geranbet ha at, und das 
alles, wo man in Swigkeit kein Aufkommen toder einiges Einkommen 
davon ſiehek. Und wie unſerm Geſicht an dem Platz, wo wir zu ſehen 
haben, nichts von dem Gewaͤchs der neuen Menſchheit zu ſehen gege⸗ 
ben wird, well ihr Ausgruͤnen in einer andern Welt oder in einem anderfr 
Principio terſcheinct: ſo geſchiehet es, daß uns in ſolchem Fall wenig oder 
nicht vil uͤbrig bleibet angehend das . Theil, ohne ein beſtaͤndiges 
Sterben und Verlteren ſelbſten auch ales deſſen, worinnen man ge⸗ 
25 mieynet de v7 Himm il 314 er jagen. 4 2 2 


> 


— 


Dann es iſt zu wiſſen: ſo vil die Wur a des ewigen Bes 
bens in uns austri me Y vil zehret es die Natur mit ihrem 
Suter ſo wol als Boſen auf. Alles Gute das in unſerer 
5 heit vor der neuen Seburt erſcheinet, iſt nur eine Blume der 
Zett und erreicht die Ewig gkeit nicht: und weil es nur aus der Zeit urſtaͤn⸗ 
det, ſo iſts gur, daß es uns ‚in dieſer Z Zet zeitlich verlaͤſſet, damit wir nicht moͤ⸗ 
gen betrogen fern auf den Tag der Ewigkeit, da wir gedencken ſolche Dinge 
+ 15 zu nehmen, die doch dieſelbe nicht erreichen. Hier AR das Geheimnuͤß 
es Creutes und der Lehre von der Gottſeligkeit in Bi Vortrefflichteit und 
al tiefſten Sinn ausgetvickelt, und klar entdecket. Da finden wir, wo 
von unſere Adler uus ſelbſten unbekannte gehzime und unablaͤſige Er⸗ 
a 5 5 D d toͤd ungen 


— . — 


oe 
= 


212 Die XXXIX. Theoſophiſche Epiſtel. 


— 


toͤdungen und Leidenſchaften urſtaͤnden. Da finden wir den veroorge⸗ 


nen Schaz im Acker unſerer Menſchheit eingegraben. In dieſen Wegen wird 


die Spur gefunden, wo man nicht bedarf, daß einen Jemand lehre, oder daß 
durch andere Mittel verhuͤtet werde, damit das Boͤſe nicht ausbreche, wei 


Len in dieſem Proceſs nicht allein das Boͤſe ſondern auch das zeit 
liche Gute. hingerichtet wird. Siehe, meine libe Schweſter, an. 


dieſer hohen Schule hat es dir bißher noch gefehlet, weswegen nicht allein 
der rechte Unterricht auſen gebliben, ſondern du haſt darneben des wahren 
Guten ermangelen muͤſſen: weilen dich das Gute niemalen ſo beladen hat, 


daß du. daran aufgehoben und heimgebracht waͤreſt worden. Dann wann. 
es aufs beſte kam, fd wareſt du mit deinem Guten Dach- und Schutz loß: 
woruͤber dich benachrichtige von dem Unterſcheid zwiſchen dem wahren u. 


bletbenden Guten, und dem Schein-Guten, welches aus unſerer verdor⸗ 
N atur neben dein Boͤſen aus einer Wurzel: herauswaͤchſet. Da 

benen Natur neben dein Boͤſen aus einer Wurzel: herauswaͤchſet. Das 
Schein ⸗Gute laͤſſet uns in unſerer Menſchheit, wie wir find, ungecreuni⸗ 


get und ungekraͤncket bleiben. Deswegen bleiben wir in allen Dingen und 
8 3 eben aue! 3 
bey aller Gelegenheit, wie es vorkommt, fo leicht zur Eitelkeſt an Sinnen 


und Gedancken ausgekehrt: als wir in Schrancken⸗maͤſiger Einkehr bey G Ott 
bleiben, wann wir mit dem wahren Guten beladen ſind. Kommen dann 
neben dem Gelegenheiten des Guten vor, ſo macht man es auch ſo mit in 
eben demſelben Sinn, da man ſo leicht eitel ſeyn kan. Und fo kan es Lebens⸗ 
lang mit uns abwechſelen: wir koͤnen auch wol mitte unter den Kindern Got 


tes ſeyn, und alles Gute aͤuſerlich, mitmachen und mitgenieſen, und blei⸗ 


ben doch leer, weil unſere Menſchheit nicht daruͤber zu Grunde gehet, als 


worinnen das wahre Gute feine Kraft erweiſet. 


3 Ä 
Das wahre Gute iſt gantz von einer andern Art, es bringet ſich übers 
all ſelbſt mit; wo man gehet und ſtehet, da iſt unſere Menſchheie daran ge⸗ 


creutziget und bezaͤhmet, daß fie weder Schrancken noch Zucht Regel von 


auſen bedarf. Weswegen ein ſolcher, der mit dem wahren Guten beladen if, 
aus allem ſeine Ernde macht, ob es ſchon noch ſo gering u. ſchlecht von auſen 
vorkommt, wann es nur das nicht mit ſich bringet, daß es die Natur vom 
Creutz loͤſet. Im Gegentheil, je mehr eine Sach die Creutzigung der Na⸗ 
tur mit ſich bringet, und ſolten es Steins von einem Plat zum andern zu 

3 1 tragen 


49 


9 


Die XL. Theoſophiſche Epiſtel. 213 


— — 


tragen ſeyn, deſto lüſtiger iſt man darzu, und iſt folglich nichts verachtet. 
Dieſes iſt dann nun die Probe, woran wir mercken koͤnnen, ob wir den 
Samen zur nenen Menſchheit in uns tragen, wann nemlich wir in unſerm 
ganzen Wandel bezaͤhmet find, die Sachen mogen von auſen ſo aͤuſerlich 
vorkommen, als fie wollen: daß demnach unſer Betrag ebenmaͤſtg ſo wich⸗ 
tig und nachtruͤcklich erſcheinet, als wann wir mit Himmels heiligen Sachen 
ums then. Biſt dit demnach anf eine ſolche Weiſe beladen, und des Guten 
Aaſk⸗Traͤgerin worden: fo iſt das Ziel getroffen, und dein Loß und Erbe 
theil iſt dir gewiß mitten unter den Heiligen, und ich bin und bleibe dein treu⸗ 
er Mithelfer an demſelben Wort des Lebens und der Gnade. Ja Amen. 


F. G. Ein nichts Beſitzender 
auf der Erden. 


* 


37827 28 82 T 18 272803762 7282885288528 85288828882 T8282 


Die XI. Theofophifche Epiſtel. 


So vil roir von uns ſelbſt geſchieden werden / ſo vil erlangen 


wir Sreymů tigkeit / Gott zu verherrlichen auch mitten 
. im Tode. . 


Meinem Gruß und Kuß der She! 


8 0 fr.‘ 


Je Frruͤndlichkeit und Libe unſers Gottes beſuche dich, und der Auf⸗ 
gang aus der Hoͤh beregne und ſegne dich. Die angenehme Lchtes⸗ 
und Abes-Stralen ans GOtt und ſeinem reinen Geiſt erfreuen dein ers, 

damit du er quicket werdeſt mit einem freudigen Geiſt. Meine Libe und fehr 
Wehrte in der Treue u. Libe unſers Gottes! Ich kan nicht umhin, etwas 

weniges deines gemuͤtlichen Standes wegen Meltung zu thun. Es iſt bey mir 
boch und theuer erkannt aus gar wichtigen Urkunden und ſelbſtaͤndigen Er⸗ 

fahrungs⸗vollen Wiſſenſchafften, nehmlich wie vile und mancherley gefaͤhr⸗ 

liche Mißwege uns zuſtoſſen auf dem Weg zu GOttz nachdem wir dig 

eiteſe Luſt des Kbens in dem Leben dieſer Welt verlaſſen, unter zz 

1 8 Ali 


Tg 


1%] 


814 Die XL. Theofophifche Epiſtel. 


allen zwar keiner fo gefaͤhrlich iſt als die unſelige Traurigkeit, welche auch. 
ſelbſten dem Verſucher fo wol als unſerm eigenen Gemüt näher lieget und 
natuͤrlicher iſt als die Eitelkeit ſelbſten. Sintemalen die auswendige Eitel⸗ 
keiten weder uns ſelbſten noch dem Verſucher fo nahe find, oder zu einem ewi⸗ 
gen und bleibenden Beſitz unſer Gemuͤt vermögen fo hinweg zunehmen als 
wie die unſelige Traurigkeiten, welche ihren Urſtand aus dem Tod u. Finſter⸗ 
nuͤß haben, ſonderlich weilen es des Verſuchers eigentliche Element und 
Lebens⸗ unterhalt iſt, weilen wir gewiß aus dem Lichte Gottes wiſſen, daß die 
Fuͤnſternuͤß u. das unſelige Trauren das eigentliche Ende und Frucht aller 
Eitelkeiten dieſer Welt u. derſelben Libhaber nach dieſem Leben ſeyn wird. Das 
rum liegt uns dieſe unſelige Pein, nachdem wir die Eitelkeiten dieſer Welt ver⸗ 
laſſen, ſo nahe vor unſerer Thuͤr als der Himmel ſelbſt. Dann gewiß iſts, 
daß ſich nach unſerer Bekehrung zwey Tuͤhren aufthun, die eine zur Seligkeit 
die andere aber zur Pein. Mercken wir nicht genau auf, ſo werden wir ſo leicht 
von dem Gegentheil aufgenouunen als von dem, was man gedencket zu ers 

langen. - ; x pr 


D 


8 Zu wiſſen aber iſt, daß die unſelige Traurigkeit ihren Urſtand ausdem 
Rall zu ſehr geneigt⸗ſeyn zu ſich ſelbſten hat: weilen dann in der ſtarcken Zu⸗ 
kehr Gottes wir unumgänglich durch das Göttliche Aufnehmen an unſerm 
menſchlichen Theil muͤſſen Schaden u. Abgang leiden: fo geſchiehets freylich, daß 
uns das Hinzunahen zu GOtt, weñ es nicht mit einer innigẽ Abkehr von uns ſelb⸗ 
ſten und alſo folglich mit der wahren Verleugnung unſerer ſelbſt verknuͤpft iſt, 
nichts als Noth und Jammer verurſachet. So iſt dann demnach kein an⸗ 
derer Weg die wahre Seligkeit zu erlangen, als die wahre und gründliche 
Verleugnung unſerer ſelbſten, worunter oder womit verſtanden werden auch 
die zarteſten Zuneigungen des Gemuͤts. Sintemalen die all zu groß der 
kuͤmmernuͤß uͤber oder um uns ſelbſten ohne Troſt und Hoffnung oder 
Freudigkeit in G—Ott damit zu erlangen meiſtens noch von einer inniger 

ſich ſelbſt unbegreifflichen und ſehr zarten Eigen-⸗Libe herflieſet, da man 
ſich ſelbſt noch allzuſehr zugeneigt und alſo folglich noch all zu mitleidig gegen 
ſich ſelbſten if. Darum, meine ſehr Libe und ſehr Wehrte in dem HErrn, 
dringe mit deinem Hertzen in das Hertz der Freude und Libe unſers Gottes 
hinein, alwo die Toden lebendig gemacht werden u. in der Freude deſſelben 
leben, fo wollen wir mit dir gehen, und halte dich nicht laͤnger in den aͤuſer⸗ 

an lichen 
RE 


0 


Die XL Theofophifche Epiſtel. 215 


ee eee r 7 ; 2 

lichen Vorſchoͤpfen auf, um daſelbſt das geiſtliche Trauer⸗Spil anzu⸗ 
ſehen in denen Tichtigs gemacht werdungen zu Gott in das wahre Heilig thun 
einzugehen. Sintemal bey demſelben Spectacul mehr ein trauriger Linz 
mut über die vile Halb-Toden u. Verwundeten geſehen wird, als eine Freu⸗ 
digkeit in dem Geiſte des Glaubens, allvo man die in dem Hrn geſtor⸗ 
bene Toden leben ſtehet, und alle Krancke und Verwundete geneſen. Kom⸗ 
me, meine libe Schweſter, wir wollen miteinander gehen, und das Holtz 
zum Opfer⸗Feuer auf unſere Schuldern legen. Wir kommen nicht um: der 
libe GOtt weiß und wird ſich ſchon ein Schaf zum Brand-Opfer erſehen. 
Die unſchuldige Menſchheit wird nicht umgebracht; ſondern nur der mit 
ſeinen Hoͤrnern in dem Gebuͤſch der Eitelkeit hangende Widder. Die 
Schrifft muß erfuͤllet werden: ſo wahr alß ich lebe / ſpricht der H Err: 
Ich habe keinen Gefallen am Tode des Sterbenden; ſondern 
daß er ſich bekehre NB und lebe. i 


Siche, meine libe Schweſter, das Leben muß 


o 


auf den Tod fol 


1 


2 
gen, und nach der Buße der Glaube / und in dem Glauben die 


Libe / und in der Libe die Hoffnung / und in der Hoffnung die 
Gedult , und in der Gedult das ewige Leben / welches GOtt bes 


reitet hat allen, die darauf warten. So leben wir dann in der Hoff⸗ 
Aungs⸗vollen Zuverſicht dorthin auf die Verheiſſung des ewigen Lebens, 


welches GOtt geben wird allen, die darauf warten durch Glaube She Hoff⸗ 
nung u. Demut in Gedult. Dieſe ſey dann deiner eibe Bruſt⸗Wehr. Dieſe 
kan dir einen Panzer anthun, und einen Guͤldenen Helm auf dein Haupt 


ſetzen. Dieſe gehe mit dir, und bewahre alle deine Gänge, Sie mache dir 


dein Herz froͤlich, und ſchencke dir einen freudigen Geiſt, um zu verſtoͤren 
alle Anſchlaͤge des Satans. So gehen wir dann miteinander fort, biß 


wir verſetzet werden von GDOtt in das himinfifche Weſen. Und ob wir ſchon 


des Leidens vil haben, ſo werden wir doch auch reichlich getroͤſtet: dann unſer 


Sbdtt, der da reich if von Gnade u. Varmhergtzigkeit, hilft uns aus dem 
allen, und ſtaͤrcket unſere Herzen durch einen unuͤberwindlichen Troſt. 


Was ſonſten weiter übrig, fo find wir geſegnet von Gottes reiches 
Seiſt, und ſind erfuͤllet von feinem uͤberſchwaͤnglichen Troſt. Er mache fer⸗ 
ner hin unſere Gaͤnge gewiß, und ſegne uns in ſeinen Wegen. Er ſchencke 
uns, was zu unſerm Heil und Goͤttlichen Wandel von noͤthen: ſo wird uns 
en , nuch 


* 


7 nd 


416 Die X 11. Theoſophiſche Epiſtel. 


— — 


— 


nichts mehr ſcheiden von der Abe unſers Gottes, es ges Leiden oder Freu—⸗ 
den, Bitteres oder Suͤſſes. Die Angenchnihe it. der Abe unſers Gottes wird 
nicht zugeben, daß unſere Hertzen weder zur Traurigkeit noch zur Frede über 
ctwas anders e gt werden. Libe nur 4 meine Abe und ſehr Werthe, ſo 
biſt du frey von aller de und haſt Tod und Hoͤlle überwunden, und 
wird nicht auf dich geleget werden irgend eine andere Laſt, und halte dick 
weder in deinen aͤuſern Maͤngeln noch geiſtlichen Unvollkommenheiten auf, 
ſo vil dir derſelben vorkommen; ſondern ſcheide dich davon, und tuhe, als 
wann ſie nicht die deinige währen? fo verlieren ſie ihre Kraft, und der Tod 
und die Hölle verlieren ihr Recht. Dann je mehr man ſich mit R Maͤn⸗ 
geln verweilet, deſto mehr Nahrung und Zuſaß fie bekommen. Das An⸗ 


geſicht weg kehren und ſein Ang in GOtt hinein wenden iſt eine Anzeigung, 
daß man nichts mit ihnen will zu ſchaffen haben, und das iſt der herrliche 


Sieg uͤber alles, was auch iſt, es ſeye Suͤnd Tod Hoͤlle oder Welt. Dann 
in allen Dingen, womit man ſo vil. zu ſchaffen und zu thun hat, es ſeye 
vor oder wider daſſebe ſolches kommt daher, weil man nicht davon los 
oder geſchieden iſt. Die des iſt alſo in K tige mein Sinn uͤber den Stand 
deines Gemuͤts, villeicht iſt es ein Schluͤſſel zu deinem Hertzen, bey welches 
Eingang du villeicht mehr finden wir, als hier geſchrieben iſt. Sey neben 
dem der treuen Abe und Sorgfalt unſers Gottes treulich anbefohlen. Der 
Geiſt der ewigen und allerretneſten Sibe GOttes nehme dich auf in ſeine 
treue Aufſicht und Obhut, damit du in Ihm bewahret ſeyeſt und bleibeſt von 
nun 1 Ewigkeit. Geſchrieben und gegeben von mir. F. 8 


ar ch 2288 8 r Kar auf BEER e au N re nen SS u As 
Sr ENDET ERFUNDEN Zi Eren + 
HABE: N N SN NN ar sry Br PARTS sr NASE 912 75 — 


Die X XLI, Theoſophiſche Epiſtel. 


14570777 En endlich wunderbar den Tod durchs 4 befi 1 
daß auch ſelbſt des Todes Bitterkeit unſers 


Leben Wurzel ſeyn muß. . 


ene libe und ſehr wehrte Schweſter! Die Tiefen des Geiſtes genen ſich 
2 in reichem Maaß und ans Jortkomm en auf don Wegen des Be 
in 


Die XII. Theofophifche Spiſtel. 229 
—— 3 — ——— — 


Ä . 
in der Gnade Gottes zeiget ſich überſchwaͤnglich. Wer dem Herren anhan⸗ 

get, der wird ein Geiſt mit Ihm, füge die Schrifft. Sind wir alſo num 
Gottes worden, ſo ſind wir freylich feiner Salbung theilhafftig, und muͤſ⸗ 
ſen ohne Unterlaß das erfahren, was wider den Geiſt gelüſtet. Daun wir 
tragen dieſen unſern Schatz gar in einem zerbrechlichen Gefaͤß, weswegen 
wir wol Urſach haben in die Heberkleidung von des HeErren Kraft hin⸗ ö 
ein zu arbeiten: damit, wann wir entkleidet werden, wir nicht bloß erfun⸗ 
den werden. Dann des Herren Gegenwart zeiget ſich in uns in voller 
Klarheit als durch ſeinen Geiſt: weil wir lernen Ihn kennen, wie Er iſt, und 
liben Ihn und halten ſeine Gebotte. Dañ wir tuhn, was fuͤr Ihm gefaͤllig 
it, ſo lange wir in dieſer Welt fd. | n 


Dann das iſt feine Ehre, wann Er ſolche Libhaber findet, die ſeine 
Schmach tragen und der Welt entnommen find, und von derſelben ausge⸗ 
kehret, und zu einem Schau⸗Spil gemacht. - Lind folche find wir, deſſen 

freuen wir uns, und ſind froh: dann unſer Troſt iſt der, daß wir ein gu⸗ 
„tes Gewiſſen haben bepdes gegen GOtt und gegen den Menſchen, und bes 
ſleiſigen uns, daß wir vor Ihm unſtraͤflich und im Friden erfunden wer⸗ 
den. Dann Ler iſts / der aus beyden eines machet / die Suͤnde 
vertilget / den Hader ſtillet / und die Feindſchaft abtuht / da⸗ 
mit an allen Green der Fride herrſche / und feine Herrſchafo⸗ 
als da iſt Warheit / Seide und Gerechtigkeit offenbar werde 
an allen Orten. pe 
Gelobet fs der Name des HErrn! der alles über uns beſchloſſen hat, 
wie es gehen ſoll, daß wir zu ſeinem Reich gebracht werden. Die Hoheit 
ſeiner umüberwindlichen Siges-Kraft wird endlich alles auf loͤſen, und das 
Sterbliche verſchlingen und alles Streits und Zweyheit ein Ende machen. 
Alles Elends wird vergeſſen ſeyn: alles Leid Schmertzen und Geſchrey if 
dahin: keine Urſachen derſelben werden mehr geſpuͤhret, dieweil der Tod 
verſchlungen ewiglich. Alsdann haben wir das rechte Leben gefunden, das 
von keinen Schmerzen, Tod noch Abgang weiß. 2 1 


— 


Dieſes wenige iſt aus einer gewiſſen Bewegung des Genüͤts geſchrieben. 


gr) 


218 Die XII. Theofophifche Epiſtel. 


——— — 


Ich weiß weiter nicht, was der Geiſt mit will, ohne daß er im Aufſteigen 
Sottes und feiner Libe ſtehet. Lebe demnach wol, und ſey geſegnet in GOtt 
und feiner zibe. Das Verlangen zu dem unſterblichen Leben verſchlinge 
alle Traurigkeit dieſes ſterblichen Lebens: fo wird dein Heil blühen in 
GOtt und feiner Libe, und dein Genuß wird Ehre, und dein Leben Segen 
und Seligkeit ſeyn, und du wirſt erlangen, was du begehreſt. 

Es ſey demnach dein Fride wie ein Waſſer-Strom, und deine Ge 
rechtigkeit wie Meeres⸗Wellen, und dein Arm wie ein ſtarcker Bogen, mit 
welches Geſchoß die Menge der Feinden uͤberwunden wird. Heil und 
Danck, und Ruhm aus Sohtt und feiner Kibe ruhe auf und in 
dir Vale. 2 a g 


** * N * — 
7 * * *. * 1 * * 
Heuer und wehrt gefchägte Schwefer. Ich habe es einen Ver⸗ 


V luſt erachtet zu ſeyn, daß du fo gantz ohnverrichteter Sachen von mir ges 
hen muͤſſen, weswegen allerdings nicht gantz mit Stillſchweigen vorbey ges 
kont, dieſes Wenige an dich ergehen zu laſſen, maaſen unſer Geſpraͤch, wo 
wir in waren, nach dem Eindruck meines Geiſtes allerdings vil Gutes zu 
beyden Theilen in ſich gehalten. Weilen mich dann der Verluſt des Guten 
zimlich geſchmertzet, ſo habe dann deswegen eine kleine Recommendation 
an dich ſtellen wollen, um dich fo wol als mich demſeben Guten treulich u. 
innig anzubefehlen, damit der ſelige Hoffnungs⸗Grund von unſer aller 
Heil deſto mehr durch Schmertz und Leiden feſte werde, und ſonderlich dein 
Hertz in der unveraͤnderlichen Tren demſelben mit einverleibet werde. Will 
daneben mich ſo gleich mit in das Heilige Andencken deiner befohlen ſeyn 
laſſen. Meine Treu gegen dich und alle fol ewig gelten. Der Himmel füge 
ne und beregne uns von oben herab mit Gnade, Libe und VBarmherftzigkeit, 
und die Erde verkuͤndige uns Heil und Fride, damit wir geneſen, und das 

wahre Vergnuͤgen erlangen. | 
So ſey dann demſelben Guten neben mir rreulich anbefohlen. Ich 

Dein treuer Abhaber in GOtt und ſeiner Abe. ; 
| SV. G. Ein nichts Beſitzender 
| auf dieſer Erden. a 
3 iE 


ä—— —— ͥͤꝓ l — —ää— — — — — A— — — ö 


Die XLII. Theofophifche Epiftel. 219 


nn —ꝝę„—V m 2 . 2 „„ 


——— — = 
Die XLII. Theofophifche piſtel. 


Der Troſt und reiche Ausfluß der Gnade Sottes wird nicht 


ehe geſchmaͤcket und genoſſen / als biß das Hertz ſich dahin 
gewoͤhnet / keinen Troſt von einiger Creatur mehr in 
3 ſich ein zu laſſen. N 


Ollen wir in dem unerſchaffenen G Ott geneſen, u. ſeiner Voͤlle genieſen, 
ſcyn. Daun der Troſt Gottes oder ſeine heilige Gegenwart laͤſſet ſich durch⸗ 
aus nicht ein, wo wir nicht gantz von dem Troſtl aller Creaturen es ſey geiſt— 
oder leiblicher Weiſe entbloͤſet find. Laß dichs nicht beſremdeẽ, daß du vil geiſt⸗ 
liche Nackendheiten u. Bloͤſe muſt durchgehen; es gefaͤllet GOtt 
alſo, die Seelen, die Er in ſonderliche Vertrautheit ſeiner Libe bringen 


will, durch vile geiſt- und leibliche Verlaſſenſchaften zu üben: damit ſie 


von aller fremden Annehmung oder Vertrauen auf fich ſelbſt gereiniget 
werden. . i N 

Hat uns die Treue fo weit gebracht, daß wir um der Libe unſers Got⸗ 
tes willen uns in ſolchen Jammer geſtuͤrzt, daß wir an allen Creatu⸗ 
ren ſind Raht⸗HHuͤlf⸗ u. Troſtloß worden: fo laß uns um fo vil 
mehr Freudigkeit und Hoffnung zu GOtt haben, als der die Urſach von 
unſerm Jammer iſt. Und weilen Ihm eine hungerige und ſchmachtende 
Seele mehr gefaͤllet, als eine geſaͤttigte n. mit Reichthum u. Gütern ange⸗ 
fuͤllete. So laß uns das Wolgefallen Gottes vor unſere Seligkeit achten. 


Er kan ſich doch ſelbſt nicht leugnen, dann Er iſt das Wehen und 


Sauſſen unſers Geiſtes. In Ihm admet und lebet unſer Geiſt, und 
wenn wir keine andere Lufft mehr haben ohne was wir in Ihm geiſten, ſo 
find wir von GOtt durch Chriſtum in das himmliſche Weſen verſetzet, und 
brauchen nicht mehr Waſſer zu ſchoͤpfen zu Samarig. Und wann uns 
auch alle andere Brunnen vertrockenen u. ſeicht werden, ſo werden wir doch 
leben, weilen uns GOtt zu einem Bruten des lebendigen Waſſers worden 
der in das ewige Leben quillet. 


Darum, meine ſehr Libe und Treugeſinnte, ſolte ſich der Troſt deines 
i Ee Gottes 


ER Die XLIIL Theofophiſche Epiſtel. 
— —— —ÜuũÜœHñĩ — — — —ͤ —— 
Gottes noch eine Weile in dir wollen verbergen, ſo harre nur noch ein klein. 

wenig, und warte ſeiner, ohne daß du dich zu fremden Troſt kehreſt. Er 
wird gewißlich kommen und nicht auſen bleiben. Er wird dich auf ſeinen 
heiligen Berg bringen, u. in ſeinem Baͤt⸗Hauſe erfreuen. Ich bin ſehr⸗. 
erfreuet über dich, weilen dich GOtt gewuͤrdiget hat, dich mit dem Kenzeichen 
der Auserwaͤhlten und ſeiner treuen Freunden, die ehmals gelebt haben, zu 
belegen. So iſt auch dieſes allezeit meine Freude, Troſt und Erquickung 
geweſen, ſo lang ich in dieſen traurigen Wegen gewandelt habe, daß je ent⸗ 
bloͤſter ich mich fand, deſto reicher ich von GOtt getroͤſtet ward. j 


Sonſten weiß vor dißmal weiter nichts zu melten, als daß ich voll 
Troſtes in der Abe meines Gottes bin. Dann Er verwundet und verbin⸗ 
det: Er ſchlaͤget und heilet auch wiederum: Er fuͤhret in die Hoͤlle und wie⸗ 
der heraus, und laͤſſet die Abtruͤnigen bleiben in der Duͤrre. Die Hungeri⸗ 
gen fuͤllet er mit Guͤter und laͤſſet die Reichen leer, und richtet die Elenden 
aus dem Staube auf, daß Er ſie mit Ehre und Herrlichkeit belege. Ich dein 
treuer Abhaber und Vorbitter bey G Ott. 5 5 Be, 


F. G. Ein nichts Beſitzender auf dieſer Erden. 


.. b 
Die XLIII. Theoſophiſche æpiſtel. 


An unſerer auſwendigen Menſchheit hat ſich durch den Fall der 
heilige Himmel Gottes zu geſchloſſen / und wird in einer 
langwuͤhrigen Lebens⸗Bahn wieder eroͤffuet. 


Viel geehrte Schweſter! 


Ech moͤgte wuͤnſchen, daß Urſachen machen koͤnte, dein Geinut auf zu⸗ 
900 ſchlieſen: weilen bey allen Gelegenheiten gewahr werde, daß ſelbiges 
in Anſehung der himmliſchen Einleuchtung zimlich zugeſchloſſen iſt, welches 
meinem Erachten nach die Urſach iſt, daß allezeit ein gewiſſes Fremd : ſeyn 

| jegen 


Die XLIII. Theofophifche Epiſtel. war 
liegen bleibt: welcher Fleiß auch bißher bey dir ſelbſt und andern iſt ange⸗ 
wendet worden, ſo war doch kein vermoͤgen ſolches zu heben. Mich duͤncket, 


du ſolteſt in ein inniges Einerſincken des Geiſtes und des Gemüts 
hinein arbeiten, und ſuchen, ob etwan die Spur zu dem heiligen Feuer 


Gottes und feiner Libe in dir moͤgte gefunden werden. 


Dann gewiß, wann ſich nicht etwas gantz anders in Herten aufſchlie⸗ 
ſet, ſo iſt zu befahren, daß vergeblich gearbeitet wird. Man ſolte durch alles 
bin im Grunde ſich um ein gantz einfaͤltig Hertz und einen innigen Miß⸗ 
fallen an ſich ſelbſten bekuͤmmern, dieweil alle eigene Libe und Gefallen 
an ſich ſelbſt haben ein Graͤuel vor GOtt iſt. Sintemalẽ nichts an uns 
iſt, das einiger Ehren wehrt iſt, es ſey dan, daß fich ertwas von dem, das da 
Nichts in uns iſt, finde, welches wir das verlohrne Gute nenne, So 
bald ſich etwas von demſelben in uns finden laͤſſet, fo wird fich alles Sremd⸗ 
ſeyn an GOtt und' feiner Libe auf einmal verlieren. Dann die himmliſche 
Erleuchtung beruͤhret unſern Menſchen in Auſehung unſerer ſelbſten nicht, 
es ſey dann, daß zuvor unſer Hektz und Gemuͤt aufgeſchloſſen werde, 


wur 


als worinnen geſehen wird das michtige Seyn feiner ſelbſten, welches ſo⸗ 


gleich ein hefftiges Mißfallen an ſich ſelbſt verurſachet: alsdann fanget an 
das Wolgefallen unſers Gottes in uns aufzuwachen, welches das Fremd⸗ 
ſeyn an Ihm und ſeiner Libe benimmet. . 


Ich koͤnte viles melden, was ſich alda oder in einem in GOtt un 

feiner Libe eroͤffneten Gemüt vor Fuͤrtrefflichkelten hervor thun, und ſonder⸗ 
lich wo ſich das Wolgefallen unſers Gottes und feiner Libe dabey findet. Al⸗ 
les was in ſolchem Fall fuͤrgenommen wird, darzu gibt der HErr Gluͤck, 


ſonderlich wann noch das Wolgefalls des Naͤchſten darzu kommt j alſo daß er 
uns und wir ihme gefallen. Dann wie das Wolgefallen an ſich 
ſelbſt haben GOtt und den Naͤchſten beleidiget, alfo hat das Wolge⸗ 
fallen an Gott und dem Mächften haben GOtt und den Naͤchſten zu ver⸗ 
herrlichen. Alles, was auſer dem vorgenommen wird, iſt nichtig und 
eitel. Darum waͤre es zu wuͤnſchen, daß hie und da bey einigen Herzen 
ein Schritt weiter hineinwaͤrts gethan wuͤrde. Gott hat bißher vile Tohr⸗ 
heiten überſehen und zugegeben und zwar auf gar mancherley Weiß, da 
1 N D | leider 


U 


°.y 


> 0 


— 


222 Die XLIII. Theoſophiſche Spiſtel. 


— —̃— 


— — 


leider noch gar wenig von den inwohnenden Tugenden Gottes iſt geſpunet. 


vorden, die ſich gleichſam als ein liblicher Thau übereinander ausbreiten, 
ſonderlich wo noch dazu kom̃t der verborgene Wandel und Umgang mit 
Ott, da man Ihn kennen lernet, wie Er iſt, und Libe mit. Ihm pfle⸗ 


get wie ein Freund mit dem audern, da man ſich nimmermehr von der fl 


ben ab auf ſech ſelbſt noch auf einige Creatur kehret.. 


Ich habe mich biß daher ſelbſt um menſchlicher Schwach⸗ 


heit willen in vilen Uwollkommenheiten gantz wider die Re⸗ 


gul des Geiſßßes u. meines eigenen Gewiſſens verweiletz ich mercke 
aber dabey, Daß gewiſſe Zeit-laͤuffe zum Ende gekommen, und daß folgen: 
des Weg gemacht wird zu einer andern Zeit. Dann die Turteltaube laͤf⸗ 
ſet ſich hoͤren im Grunde, und zeiget uns an den Frühling der neuen Welt. 
Der Tag laͤngert u. die lange Naͤchte werden kuͤrtzer. Die offene Tuͤhr 
der Philadelphifchen Rirchen⸗Zeit erweitert uns den Eingang zur Stadt 


des lebendigen Gottes, alwo der Fride uͤber alle Bürger und Einwohner 


unendlich bluͤhet. Und ihr, als das allerwehrteſte Geſchlecht, welches den 


Namen der Jungfrauen, die dem Lamin nachgehen, traͤget, bewahret 


euren Adel der geiſt⸗ und leiblichen Jungfrauſchaft fernerhin als die 


‚aller koſcbarſten Perlen. Dann ihr ſeyd das Bild der ewigen Weiß 
heit Gottes. und feiner Libe. Sind die Bürger der Stadt unſers 


Gottes ehren⸗wuͤrdig geachtet, fo ſeynd die nach herrlicher zu ſchaͤtzen, die 
in des Koͤnigs Hauße find: u. ſo die Dinſtbollen oder Knechte des Koͤniges 


herrlich ſind, wie vil mehr der jenige, dem gedenzt wird. E 


Darum, meine Liben, ihr ſeyd keine Knechte noch Maͤgde des Koͤs⸗ 
niges Sfr Chreſti; ſeyd auch micht allein zur Jungfrauen⸗Jahl ge 
sähfet,. ſondern zu der einigen Taube mit erwaͤhlet. worden. Darum achtet 
nicht gering den Adel eures hohen Rufs, und laſſet fahren alle unnoͤthige 
Sorgen und Bekuͤmmernuͤß dieſes Lebens, und klaget die Kibe eures Get⸗ 
tes weder um geiſt⸗ noch leibliche Armut an: dann ſolches iſt eine Unehre 


* 


eures Adels. Seyd nicht doppelſichtig noch zwey hertzig, ſondern gebet 
curem auserwaͤhlten Schatz ener gantzes Hertz. Traget gern das Joch eurer 


auferlegten Binde, welches da iſt die Libs eures Braͤntigams. Wee 
f | la Mn WEL ER 


„N 


9 


& 


0 


5 4 — 5 2. „ * ” 8 7 
Die XLIV. Theofophifche Epiſtel. 223 


— — 


auch, daß ihr feine Libe alle Tage mehr an euch locker, dann fie iſt euer 
3 * \ 7 * 1 


Jungfrsulicher. Braut⸗Schmuck. Der Wandeh unter einander ſey m 
Heiligkeit u. reiner Abe ausgetieret. Meine Lbe, die ich zu euch trage, iſt mit 
dem allerreineſten. Gelſte der Goͤtllichen Sauberkeit verknuͤpft. Mein Wan⸗ 
del iſt nicht allein hünmliſch geſinnet, ſondern hat denſelben wie ſein Kled 
angezogen. Neben denn fo herrſche der Tod und werde maͤchtig in nus 
in der Gerechtigkeit, und das Leben gruͤne in uns aus in Genade und 
Barmphertzigkeit nach dem Wolgefallen Gottes. Ich bin und bleibe Gin 
tes Eigenthum und in demſelben ener aller Eingedenck. 


p. S. Daß in meinem Schreiben in die Schpweſterſchaft verfiel, war 
nicht mein Vorſatz; doch achte es getroffen sie ſeyn. Vin ich. verſtanden 
fo iſt es gut. Ich grüße und libe dich Vale. 925 


— 


. = E 2 „ * E - 
a F. G. Ich ein nichts ſeyender. 
MD e ) g tn ne une g N nenn ne N — 
Dee es N sc REISE, wäre LI Ae 


— 


0 = e e KEN 
Die XLIV.: Theoſophiſche piſsel. 


Die Gleichheit des Gemuͤts zu bewahren in allerley Standen 


beydes der Verlaſſenſchaft und der Gnaden; eimſuchungen 
erwirbet Ruhe des Seiſtes u. Zufridenheit in Gibre. 
® — 8 8 
© en © N a 5 N e 11 
Schr Antouͤnſchung viles Segens aus GOtt und ſeiner reichen Juͤlls 
S der Genaden, laͤſſet dich meine Gewogenheit wiſſen das gute Andencken, 
welches ich annoch zu dir habe. Sintentalen die geiſes u. leibliche me 


5 “ 42 In 41 ANA ene f ts erh 4 75 118 * rar 
ſtaͤnde vor dieſe Zeit wenig oder nicht zugeben, durch muͤndliche Conver- 


lation an einander zu kommen: ſo habe allerdings nicht entuͤbrigt ſeyn koͤn⸗ 

nen, meine Geueigtheit und gutes Andencken zu dir durch dieſes Wenige 

an dich bekannt zu machen, damit dein Herz und Gemuͤt wegen dem 

toas etwa ſich in menſchlichem Haben oder Seyn zu verlieren ſcheinet⸗ 

ncht einen mekcklichen Schaden leide, oder daß man den Muth zu ſehr ſin⸗ 

ſlen laſſe in Anſehung der ſeligen a worin wir ſtehen. We 
g .. mi 


— 


mich das gute Zutrauen allerdings mie den -Gigencheit ſchon feſt verknüpft 


224 . Die XLIV. Theofophifche Epifkel. 8 H| 


i 


N 
hat 7 alſo daß ih zimlich weiß/, wie man ge linnet ff ® 0 
5 0 
Angehend meinen Stand, ſo kan wol berſchern, d daß meine Arbeit h 
in groſer Richtigkeit i in Anſchung des heiligen Rufs dorthin, worauf \ 
alles angeſehen iſt, ich habe and) deswegen groſe Sreubigkei, hoffende daß 


wie es biß hero gelumgen es auch noch fernerhin gelingen wird: alſo daß | 


alles, was man bißhero ertragen, . und erlitten hat, auch noch 
endlich ſeinen Nutzen finden wird auf den Tag der Ewigkeit. Weswegen | 
nun, wie ich bißhero nicht müde worden bin unangeſehen der vilen und 


mancherley ſchoeren Proceſſen, fo werde auch fene um fo vil, weniger 


mißt de werden biß zum vollen Ausgang und. Ende aller Dingen. 


Und weilen du biſt durch eine ſehr zarte und innige Lbe ſehr frühzeitig auf 
ſonderbare Weiſe angeiogen worden, welches ſich biß hieher erſtreckt, alſo daß 
man waͤhrender Zeit manche vergnügende. und geiſtliche e Znſammen⸗ Spra⸗ 
che unter und: gegeneinander gehalten: ſo if bey mir kein Wunder, daß nicht 
ſolte ein Verlangen entſtanden ſeyn, daß alles 1 zu ſeinem vollen 
Zweck und reifer Ernde kommen moͤgte auf den Tag der Ewigkeit, wohin 
auch diß mein weniges Schreiben zielet. Treffe ich nun die libe S chweſter 
in ſolchem Sinn an, daß ihr diß mein Schreiben Freude verurſachet, 
wolan ſo iſt es dafl ewas damit gewoll 165 und wills auch damit be⸗ 
Kt hloſſen haben. Solte ſich etwa die Schiweſter geneigt finden wider ein 

sadr Zeilen zu ſchreiben, fo ſoll es an genehm ſeyn. Ich verbleibe der Schwe⸗ 5 


** ſter tibhaber und Treugeſtünter. DE 


P. S. Ich weiß ohne alle 5 toe ifel daß ich der Schiveſter 
wol verstanden und gantz nicht fremd bin. Verſehe mich deswegen des bes 


fen, und will alles biß auf muͤndliches Sprechen geſparet wiſſen. Doch 


ſoll der 5 ein weniges Schreiben zuruͤck nach beſtem vermoͤgen in 


ihr zugeneigtes F Wol uͤbergeben 5 on. 
F. G. Ein nichts beſi tzender 
1 auf dieſer Welt. 


= 


Die 


Die XLV. ‚Theofophifche Epiſtel. N 227 
Die XLV Theoſophiſche Epiſtel. 


Das Gericht Gottes zehret endlich nicht allein das Leben ” 


ſondern auch die Hoffung des Lebens auf, alſo daß wir 
uns endlich bequemen muͤſſen zu hoffen / we doch 
| nichts zu hoffen iſt. } 


OS find zwar vile und mancherley Lresdungen/Zeibens- u. Ster⸗ 
Es bens⸗Wege / in welchen gar oft wider ein neues Leben zu hoffen, 
und zu erwarten iſt, wegen dem ſelbſiaͤndigen Leben, welches allemal wieder 
ein Leben aus ſeinem Leben hervor bringet, da freylich allemal eine neue Hoff— 
nung des Lebens zum Leben mit hervor waͤchſet. Wann aber das Leben ſelber 
angegriffen wird als zum Sterben und Abkommen von ſich ſelber, da ver 
lieret ſich alles Ausſehen, und iſt nichts mehr übrig, als ein ewiges Aus⸗ 
und Abkommen an Gobtt und an Creaturen, welches freylich hart zu 
ertragen iſt, wann man alles ſoll ohne Hoffnung hingeben. Dann bey die⸗ 
fen, Proceſ muß auch das, was noch hoffen kan, mit hinſterben. Unterdeſ⸗ 
en wird aus dem Staub und der alleraͤuſerſten Vernichtigung unſerer ſelbſten 


* 


der neue von G Dtt geſchaffene Menſch nach dem Bild: Gottes ausgebohren 


und dargeſtellet. 


Was nun weiter das Tägliche Sterben anacher, fo iſts gut, wann 


daſſelbe beſtaͤndig mit dem weſſentlichen Tod aller Dingen verknuͤpfet If. 


damit nicht allemal wieder ein ſolches Leben in feinem Leben aufkom̃e, welches 
uns in neue Unftcherheit bringet, um widerum daran Schaden zu leiden, 


wenn es ſoll gerichtet werden. Dann ein Ding, das einmal mit Tod abge⸗ 


het, kommt in Ewigkeit nicht wieder an demſelben Leben auf, und fo es her⸗ 

vor kommet, fo iſts gewaͤrtig, wiederum aufs neue mit dem Tod geſtrafft zus 

* 5 Und ſo folget immer der Tod auf das Leben und das Leben auf 
en Tod. 2 : 


Wol dem Menſchen! der in das ewige und bleibende Leben Abus 
RAN welches von keinem Tod noch Abgang weiß: daun daſelbſe 
blühet die ewige Stille, Ruhe, Friede und Sich erheit, ja das elvige 04 

TE t 


* e 


228 Die XLVI. Theoſophiſche Epiſtel 


ac) 


— — 


ſelbſt. Denn es ſtehet geſchrieben, daß der Tod der Suͤnden Sold ſey. 
So nun demnach der Sold au sbezahlet iſt, fe iſt der Streit geſchlichtet, die 
Genade und das Heil in G Ott durch IEſum Chriſtum iſt gefunden. Sind 
wir nun auf dieſe Wege gebracht, worauf das Eine vorkommet, 
nemlich das Sterben und der Tod / ſo wird das Andere auch darauf vor⸗ 
kommen, nemlich das Leben / und die Seligkeit. Wie vil nun unſe⸗ 
” nach dieſer Regel einher gehen, uͤber die ſey Friede und uͤber dem Iſra⸗ 
Gottes. . 


Diß an Schſvoeſter N. N. von mir F. G. 


ein nichts Beſitzender auf dieſer Erde. 


* 


wenn wir nur Ihm Probe halten / und laſſen uns 


i den Haͤnden nehmen. | ’ 
5 In Gott gelibte Schweſter. N > 


TEA fich wol anſehen laͤßt, als ob alles Andencken vergeſſen wäre, ſo 


SS hat es ſich doch im Grunde anders. So vil ich, weiß, meine llbe Schwe⸗ 
fer N: N: ſo iſt der inwendige heilige Himmel zimlich offen im Geiſt, 
and das heilige Andencken vor GOtt iſt noch nicht in Vergeß kommen. Ich) 
bin zimlicher Maaſen vergnuͤget in der Libe meines Gottes, und wuͤnſche, 
daß ich vilen Hertzen von derſelben Volle etwas mittheilen koͤnte. Zwar 
laͤſſet fie ſich ſelbſt nicht unbezeuget, und legitimiret ſich in allen Hertzen 
und Seelen zimlicher Maaſen, ſo vil nemlich dieſelbe in dem inwendigen 
Bunahen zu GOtt nichts ermangeln laſſen: wie dann auch der ſelige Ge⸗ 


nuß von der Libe unſers Gottes ſolches ſattſaun genug an den Tag leget, 


— 


zognn wir nur darauf achten. ’ 
O wie 


+ 


0 


man in ſolchem Fall in ein 


Ki Die XLVI. Theoſophiſche Epiſtel. Er 


O wie erſetzet nicht die Libe unſers Gottes allen Mangel mit doppeltem 
Intereſſe! wann man ſich aus Libe zu dem unſterblichen Leben von allem 
Creatuͤrlichen Troſt entbloͤſet, und an deſſen ſtatt allein von dem Troſt 
Gottes und ſeiner Libe uͤberkleidet wird. Es iſt freylich nicht wol zu ſagen, 
was vor ein angenehmes Leben endlich in denen Seelen offenbar wird, die 
ſich in einer freywilligen Entbloͤſung aller Dingen GOtt in der allerreinſten 
und lauterſten Libe lediglich ergeben. Es koſtet freylich neben dem vile in⸗ 
wendige und tödliche Leidenſchaften: dann unſer entbloßtes. 
Leben iſt gar ſchwer mit GOtt zu troͤſten, ſintemalen daſſelbe mehr Gleich⸗ 
heit an den. Creaturen hat, und alſo folglich liber von derſelben Traſe gez 
troͤſtet wäre, wann es gelten thaͤte. Dann gewiß alles Leid, Noth u. Elend, 
das uns in ſolchem Fall zuſtoſet, daraus entſtehet, weil man den Troſt der 
Creaturen noch nicht verleugnet hat. Sintemalen noch nicht genug iſt, daß 


man den Beſitz des Eigenthums in den Creatyren verleugnet hat, wir muͤſſen 


in der Entbloͤſung auch alles das verleugnen lernen, was uns auſer GOte 
troͤſten kan, anders arbeiten wir vergeblich. ee 5 
1 2 & _ 7 * 

Es iſt freylich dieſes die allerhoͤchſte und wichtigſte Probe / nemlich daß 

er ſtilen Gelaſſenhejt auf GOtt warte, biß Er. in 

feiner Zuneigung die Seel erfreue mit feiner heiligen Gegenwart. Daum. 
Ott iſt gar ein reines und lauters Weſen, und kan ſich uns in unſerer aͤu⸗ 
ſerſten Armut nicht zunahen, wann unſer Hertz noch in dem allergeringſten 
Verlangen oder Begehren ſtehet, von Creaturen getroͤſtet zu ſeyn. Ge⸗ 
wiß, meine libe Schweſter, es iſt nieht zu ſagen, was vor ein tiefer und ver⸗ 
borgener Fride mit GOtt gefunden wird, wo dieſe Schulen erlernet find. 
Ss jemal ein Heiliger geweſen, der zu einem GOtt⸗ beſchaulichen 
Teben gelanget, fo hat er es auf dieſer Spur gefunden. Dann es muͤſſen 
gar viele und mancherley yſtiſche Toͤde in uns vorgehen, ehe und bevor 


wir mit Dre können erſreuet werden. . 


Dann wie hoch wir auch ins Leiden gebracht find, fo haben wir uns. 
doch zu pruͤfen, ob wir von GOtt oder den Creaturen Troſt erwarten, 
u. dieſes kan daran gemerckt werden. Iſt es, daß die Creaturen uns zu troͤ⸗ 
fin haben, fo wird ſich allezeit ein gewiſſes Mißvergnuͤgen oder heiliger Lim 

J f | wflle 


———-—-— — ER 
PFF ð d NT * 


228 Die XLVII. Tlieoſophiſcke Epiſtel. 


wille in uns finden; oder aber wir führen eine heimliche. Anklage uͤber unſe⸗ 
re geiſtliche Reiß⸗gefaͤhrten / die wir etwa neben uns nicht in ſoſcher Durre 
und Entbloͤſung meynen zu ſeyn, welches gerne eine ſehr gemeine Jealouſy er⸗ 
wecket Sc. Iſt es aber, daß uns GOtt in unſerer Verla ſſenſchaft troͤ⸗ 
ſtet, fo gehet es ganz anders zu: dann wir find ſtill ruhig fridſam gegen 
uns ſelbſt und gegen den Naͤchſten Kc. Dieſes find alſo die Kennzeichen in 
unſeren Leidenſchaften, ob uns nemlich. G Ott oder die Creaturen zu troͤſten 
haben. Dieſes als ein treues-Andencken an Schweſter N. N. von mir. 


5 F. G. Ein nichts beſitzender auf dieſer Erden. 


Ses ges desde her geesherdeeder hessen her dea daha hehe hehe 
Die XLII. Theofophifche Epiſtel. 


Soll Scott gedinet werden in der Lauterkeit des Hertzens / 
ſo iſt noͤthig / daß daſſelbe von allem ſinnlichen Aufent⸗ 
halt geſchieden werde; dann Schtt wohner auſer 

0 ar Natur und Creatur. 


NED vil G Ott noch an uns uͤbrig gebliben iſt, fo wohnet Er im Centro 
So oder Afittel-Punct unſerer Geiſter: und wir find und wohnen 
auſer unſerem Mittel⸗Punct in denen mancherley Getheilthelten und 
Schiedlichkeiten oder Vorwuͤrffen unſerer Sinnen. Und unſer oberſter 
Willens ⸗Geiſt / wann derſelbe nicht zuruͤck gekehret iſt kn fein Centrum, 
slwo das Ende aller Dingen und alſo folglich die ewige Stille und Ruh 
ausgruͤuet, ſo ſtehet er in einem aͤngſtlichen Treiben und Magiſchen 
Anziehen derer Dingen und. Sachen, die., zwar dem ann Geſichte 
unſichtbar find, aber doch nicht denen ſinnlichen Vorwürfen. Unter dem 
allen bringen wir unſere Zeit zu in denen Verbildeten Geſkaͤltnuͤſſen, u. 
ſuchen unſerer Seelen Aufenthalt in denen Dingen, die uns doch nicht Are 
machen. A nt 


So arbeitet dann die. Bottliche Magia in zwiſchen im Grunde der See⸗ 
in len 


» — 


6 


Die XL VII. Theoſophiſche Spiſtel. 229 
TTTTTTTTTT—T—T—— — — — 
fen uns Sinnen⸗ und Bil deßrloß zu machen, damit wir an die Sach 


ſelbſt kommen, welche uns recht heilig erfärtigen und vergnuͤgen kan. 


Ob zwar wol GOtt auch in uns Fleiſch wird, und nimmt unſere aͤufere 
Menſchheit an, fo bleibt is doch nicht fo, weil das Himmelreich nicht dar⸗ 
innen kan offenbar werden: ſintemalen wir wiederum an GOtt, und GOte 
an uns muß gecreutziget werden, wie wir ſolches an der Menſchheit STfe 
Chriſti ſehen. Waͤre dieſes nicht, fo haͤtte alles Leid und Jammer der Kin⸗ 
der Gottes ſchon lang aufgehoͤret, und die Urſach, warum fe wenig vor 
GOtt beruffene Menſchen ſelig werden, waͤre auch am Ende. Dann eben 
da kommt es ver, daß ſich die von GſOtt beruffene Menſchen an Ihm 
und allem Guten aͤrgeen und ſtoſſen, daß fie widerum abfallen, und creutzi⸗ 
gen den Sohn Gottes, der ihre Menſchheit angenommen in ihnen, da⸗ 


mit ſie ihr in ihrem Fleiſch gewordenes Gute nicht verlieren, und alſo folg⸗ 


lich das Creutz koͤnnen vorbey gehen. > 


Darum meine übe und ſehr wehrte Schweſter, laß dichs nicht fremd 
duͤncken, daß du einen fo duͤrren mageren und rauhen Weg muſt durch⸗ 
gehen: dann alſo bewaͤhret GOtt ſeine Auserwaͤhlten. Darum find die 
Wege der geiſtſichen Duͤrre Trockene und Verlaſſenſchaft bey allen 
Freunden Gottes hoch angeprieſen geweſen: ſintemalen in denen geiſtlichen 
Annehmlichkeiten und Ergoͤungen wir ins gemein nur unſer Leben friſten, 
an welchem wir doch unumgaͤnglich muͤſſen gecreutziget werden. Sollen 
wir deswegen zu unſerm inwendigen Genuß und heiligen Sart⸗ ſeyn ge⸗ 
langen, ſo iſt gur, daß wir fruͤhzeitig entwehnet und von den Bruͤſten ab⸗ 
geſent werden, dann alda wird man endlich nach langem Hunger und Durſt 


— 


geſpeiſſet mit dem Brod ſeines Gottes und getraͤncket mit dem Waſſer, 


das in uns zn einem Brunnen worden, der in das ewige Kben quiilet. 


ge So flieſe dann aus, O du Brunnen des Heils! auf alle ſchnachten⸗ 
de, magere, dürre u. trockene Hertzen u. Seelen, die aller Annehmlichkeie 
und dem Troſt aller vergaͤnglichen und ſichbaren Dingen leiblich und gelſt⸗ 


„ lich entnommen find, und erquicke ſie nach deiner Gnade. Haſt du fie 


1 5 die Wuüſten, Nackendheit und Entbloͤſung aller Dingen gebracht: fa 
„thut. auch noch dieſes, und rede nach deiner Verheiſſung freundlich mis 
a 5 fa . Ma 


nn 2 Noe 


230 Die XLVIII. Theofophifche Epiſccl. 


— —— 


ihnen, und erwecke dein genaͤdiges Wort in ihnen zu ihrem Troſt, und 
„ laß ſie wiederum in deiner Lbe froh werden. Sie ſind ja doch 
4 deine arme Heerde und die Schafe deiner Weyde. Wende dich wider⸗ 
„um zu ihnen, und ſey ihnen gnaͤdig. Laß fie nicht den Woͤlffen oder 
. den wilden Thieren zur Speiſe werden. Kleide fir mit Heil an, und laß 
dein Licht der Gnaden uͤber ihnen leuchten: dann ſie warten alle deines 
Raths, und ſehen auf Dich, daß Du ihnen genaͤdig ſeyeſt. Faſſe fie in 
‚die Arme deiner Gnade und Libe, und trage ſie in deinem Buſen, u. 


0 
.. 


=, Fremde über fie herrſchen und Auslaͤnder ihre Traͤncke truͤbe machen „ fon: 
dern walte Du ſelbſt über ihnen nach deiner Gnade u. Varmhergigkeit. 


Meine libe Schweſter, der libe GOtt Ich dein Libhaber F. G. Ein 
kleide dich mit Heil und Ehre an. FVremdling auf dieſer Welt. 


2 rn Aug de SINE Nan, N N. Z D: ede: ged. en a 22 
% ax x TEERÄE TRIER SICH SE SE BL NE AR ER DIT ET 
* DN TEN LEN 2 LEID eee ee erer n ee ere 


Die XLVIII. Theoſophiſche Epiſtel. 


pflege ihrer, wie eine Mutter ihres Kindes rfleget. Laß nicht zu, daß 


Gottes Treu richtet ſich nach unſerer Treu / dann fo viel 


wir uns hier wieder laſſen nackend machen / ſo viel, 
werden wir mit Gott uͤberkleidet. W 


| 637% habe dich noch nicht garn aus der Acht gelaſſen; ſondern bin noch 
ein Gedenck deines Wercks u. deiner Arbeit um GOttes u. feiner 
Libe willen. Daß es aber ſo lang verzeucht, biß wir zum vollen Genuß u. Be⸗ 


fin des Guten kommen, iſt kein Wunder, ſintemalen eine lang jährige 


Probe noͤthig iſt, biß unſere Libe voll bewaͤhret iſt, daß fie rein und lau⸗ 
ker zu G Ort und feinem reinen und lautern Weſen feye, Weswegen wir 
durch mancherley inwendige durchdringende Leidenſchaften rechts und lincks 


muͤſſen geübet und geſiebet werden, biß alles in uns in das volle Jah uͤber⸗ 


gebracht iſt und einſtimmig worden. 7 | 
Was ſonſten ins geinein unſern ganzen Handel betrifft, der zwi⸗ 


„ eſchen 


1 


Die XLVIII. Theoſphiſche Spiſtel. 231 


— 


fen uns u. Gott liegt, fo weiß ich nicht anders, als daß ich zimlich ver⸗ 
zuüget bin in der Libe meines Gottes: ohnangeſchen der vilsjährigen Ver⸗ 


8 


ſuchungs-Wuͤſten, die man durchgehen muß, ehe man zum Genuß kommt. 


Iſt nun einmal angefangen worden, Gott, das hoͤchſte Gut, uͤber alles 
zu ſuchen und zu liben, fo laſſet uns in keinem Ding weich noch weibiſch 


fan; ſondern in allen Dingen unſern Wandel mit einer maͤnnlichen 
Tapferkeit verknuͤpfen, durch welches Kraft alle Bollwercke des Fleiſches 
und Höhen der Vernunft darnider gelegt werden. Was unſere Hoffnung 
angcher, fo ruhet dieſelbe auf den unſchaͤtzbaren Verheiſſ 
Lebens, um welches willen wir uns auch aller eitlen Wolluſt dieſer Welt 
entriſſen haben, weilen uns dorten ein Veſſers beygeleget iſt. 

g 5 * 


Es will uns auch nicht gebuͤhren, daß wir uns um das weiter vil 
bemühen noch bekuͤmmern oder Leid tragen, was wir einmal mit dem frey⸗ 
en Willen verlaſſen haben: ſintemalen ſolches denen zukommt, die nichts 
beſſers zu gewarten haben, dann unſere Hoffnung leidet ſolches nicht. Wei⸗ 
len wir uns nun des Jochs dieſer Welt entladen haben, ſo iſt es billig und 
recht, daß wir des HErren Laͤſte tragen, unter welches Dinſten wir fies 
hen, und welchem wir anhangen: dann daſelbſten bluͤhet auch unſere Kro⸗ 
ne. Deſſen Land wir beſäen / deſſen Acker wir bauen / deſſen 


Fruͤchte haben wir zu genleſen / und deſſen Brod zu eſſen. So 


erwarten wir dann in der Hoffnung den Lohn unſerer Arbeit von dem, 
in deſſen Dinſten wir ſtehen. Sind wir Treu in unſerer Arbeit u. Tag⸗ 
Werck, ſo wird uns auch mit Treu gelohnet werden; ſaͤen wir aber was 
Anders aus, ſo ernden wir auch was Anders ein. 

| Was noch weiter übrig iſt, fo bleibet dieſes unſer Troſt, daß wir 
von dem Troſt aller Creaturen entbloͤſet ſind, und jagen nach dem Fri⸗ 
den gegen Jederman und der Heiligung, ohne welche wird Niemand den 
Herrn ſehen. Laſſet uns getroſt ſeyn in der Libe und Hoffnung zu G Ott, 


dann die Krone bluͤhet uns, u. unſer Looß iſt uns beygeleget. Wir habens; 
gewonnen, dann wir fechten und laufen nicht aufs Ungewiſſe ſondern auf 


das Gewiſſe, und haben das Unſichere und Ungewiſſe fahren laſſen, und 
aus der Hand gegeben. So bleibet dann diſes unſere Hoffnung, daß wir 
; * i RED | | in 


ſungen des ewigen 


. 


5 


d 


32 | Die XLIX. Theofophifche Epiſtel. 


, — ;. — nn aha denrerüa ̃ ĩ˙—⅛ Q˙ —— —— ne IN 
in der zukuͤnſtigen Welt das rechte Leben werden erlangen, wann alles Sterb⸗ 


liche und Verderbliche wird auf ewig hin vergeſſen ſeyn. Dieſes wenige 


aus einem gewiſſen Andencken an dich, meine libe Schweſter in und vor 
Ed von mir. | RA | 


Ber F. G. Ein treuer zugeneigter Gots 
ART tes und feinen Libe. 


3 


bat vor GOtt ſchuldig ſind, daran wird man nichts ermangeln laſſen. 


p. S. Was wir ſonſten einander im Geiſt mit Anhaften und Ge 


Mil: 


| 
I 


| 


| 


‚ 


3 STTEELTTTCH TTS TIEF STE FH SEHS ERS SR 


m 9 


Die XLIX. Theoſophiſche Epiſtel. 


Gote⸗ geheiligrer Seclen Paradiſiſches ehren: Kleid wird hier 


in Jungfraͤulicher Zucht und Tugend ausgewircket. 


Ott klelde dich mit Hell an, und traͤncke dich an dem Brunnen der Gna⸗ 
De, Libe und Barmherzigkeit, und gebe dir erleuchtete Augen des Ders 
ſtaͤn dnuͤß, auf daß du erkennen lerneſt ſeine Wunder und geheime Raht⸗ 
ſchlaͤge, die Er uͤber uns beſchloſſen hat zu unſerm Heil und albereits alle 
Tage es ſehen laͤſſet, was vor Gedancken Er uͤber uns habe, nemlich Ge⸗ 


dancken des Fridens und nicht des Streits, der Libe und nicht des Un⸗ 


fridens. Dann es hat dich die uibe Gottes allerdings von Mutter Leibe 
an gewuͤrdiget dich dem Fluch und dem Ungluͤck der Welt zu entnehmen, 
und hat dich vor ſo vil tauſend andern in die Bekanntſchaſt ſeiner Freunden: 
und Bunds⸗Genoſſen aufgenommen, und mit Licht und? Recht über 
dich gewachet bißher, alſo daß dir zugleich mit iſt unter denſelben; deine Ehre 


und Krone worden, welche mit dem herrlichen Brautſchmuck auf die 


baldige Hochzeit des Lamms beſtaͤndig umgehen, worinnen unſer Zierath 
kund Ehre wird ſeyn in der zukuͤnftigen Welt. 


Darum kan es nicht fehlen, daß es niche auch ſolte ſchon 2 72 ir 
RL, Bf 


— 


Die XLIX. Theofophifche &pifkel, 22 


— —u— — äh 


Geiſt⸗ und leibliche Schoͤnheit nach ſich ziehen. Ob zwar wol geſchrieben 


ſtehet: des Königs, Tochter iſt ganz herrlich und ſchoͤn inwoendig: fo ſtehet 


doch dabey, ſie iſt mit Guͤldenen Stücken gekleidet. Die guͤldene Stücke 


ſind der augswendige Schmuck der Braut als die durch Leiden bewährte man⸗ 


cherley Tugenden, die Freundlichkeit, Libe, Gedult, Barmhernigkeit, Iri⸗ 


de, Huld, Vertragſamkeit, Langmut, Hoffnung, Gottſeli eit Keuſch⸗ 
heit, Beſcheidenheit, Miſigkeit. Dieſe himmliſche Schönheiten und 


Tugenden ſind das Geweb und Geſpinn, wovon unſer himmliſcher und 


Jungfraͤulicher Brautſchmuck zuberettet wird. 
Und weilen dich die himmliſche Weißheit mit in 

bracht, die in ſolches heilige Seweb eingeftocht 

Braut des Lamms ſchmucket und zubereitet a! 


dieſe Geſellſchaft ge⸗ 
ſind, als worinnen ſich die 
den herrlichen Hochzeit⸗ 
* 


— 
* 


Br 


2 


Tag: fo ſey fernerhin fleiſig, damit du in voller Gebuͤhr nach denſelben 


Regeln einhergeheſt, und darinnen wandelt. Dann dieſe heilige Braut⸗ 
Jahl hat ſich GOtt ſonderlich geheiliget und von der Welt auserwaͤhlet zu 
ſeinem Eigenthum und zu einem koͤutglichen Priſterthum, allwo alles Recht 
des Recht⸗ habens aus Haͤnden, und aller Anſpruch von Andern, fie ſeyen⸗ 
auch, wer fir wollen, nichtig iſt, ſolte es auch ſeyn Vater u. Mutter, Bru⸗ 
der und Schweſter. Dann was einmal des HErren Erbe und Eigenthum 


worden: daran hat lein Menſch einiges Recht auf dem ganzen Erdboden. 
Dieſes ſind die Erſtlinge des damms: dieſe ſinds, die ihre Leiber und Gei⸗ 


ſter haben ſuchen alhier rein zu bewahren: dieſe ſinds / die mit Weibern 
nicht befleckt ſind: dann fie find Jung frauen / und folgen dem 
Lamm nach / wol es hingehet. 75 3 BL 


“ 
Fr 
= 


ge Urſachen vor dich, damit du von allem, was in Fleiſch- und Blut ur⸗ 
ſtaͤndet, geſchieden und alſo folglich GOtt näher moͤgteſt gebracht werden. 
Es ſcheinet deine leibliche Schweſter ſey dieſes hohe Adels nicht faͤhlg, weil 
fit das Sute fo leicht verkauft hat: u. ſolte ſie ſchon zu ſeiner Zeit wieder 
hieher kommen, ſo kommt ſie doch nicht unter die heilige Braut⸗Zah!k 


der Erſtlingen, ſondern wird unter die Magde gezaͤßlet, weil ſie das Gute 


nicht in freyer Laſt gewolt hat. 


Dies 


es gehst, wie es gehet, find meinem Erachten nach keuter heiffe: 


8 


234 Die XLIX. Theoſophiſche Epiſtel. 


— — 


Dieſes Wenige habe aus einem gantz ſonderlichen Trieb meines In⸗ 
wendigen an dich wollen ſchreiben. Bin ich dir hierinnen deutlich und 
verſtaͤndlich, ſo bin gewiß, daß in dieſem wenigen Schreiben mehr Gutes 
enthalten iſt als man begreifen oder dencken kan. Neben dem ſo wuͤnſche 
dir nochmal aus Gott und ſeinem reichen Geiſt, was dir nutz und gut 
it, und befehle dich der heimlichen und verborgenen Weißheit treuem Un⸗ 
tt—ericht, daß fie deine Gefaͤhrtin und Vorgaͤngerin ſey in Zeit und 

„ Swigteit Amen. 


Ich dein treuer Libhaber Sorgtrager F. G. Ein nichts Beſitzen⸗ 
und Vorbitter bey GOtt. der auf der Erden. f 


HEEFHEHETHEHHHHHHHHHIHHHSSSHITHITTSISTS 
Die XLIX. Theofophifche Epiſtel. 


j 9 b 
Der Rampf des Glaubens wird nicht vollendet / biß zwey 
Melten beſiget find, als nemlich dieſes Lebens Eitelkeit 
und die fin gere Welr / oder die Kammern des Todes. 


vi 


Libe und wehrte Schweikr. 


5 Sh hätte dir vil Gutes anzuwuͤnſchen, wozu mich die Kleinheit deines 
9% Herzens veranlaſſet, u. bin deswegen zu einem heiligen Mitleiden ge⸗ 
gell dich angetrieben, u. werde bewogen, in meinem Geiſt deiner vor GOrt 
zu gedencken, ob es etwa Ihme gefallen möge, deinen Geiſt in der Schwach⸗ 
heit zu unterſtuͤgen. Dann mich duͤncket, du laͤſſeſt allerdings dein Gemüt 
all zu vil unter ſich ſincken in allzu groſe Sag hertzigkeit / welches wol 
etwas von einem geiſtlichen Verluſt, der ſich in die Ewigkeit erſtrecket, nach 
ſich ziehen moͤgte. Du weiſt, meine libe Schweſter, daß ich vil Ehr und 
Sibe vor dich habe: weswegen mir der Stand deines Gemuͤts eine gewiſſe 
Sorgfalt auf ladet, welche ſchwer zu uͤbergehen iſt. Deswegen mein treu⸗ 
herziges Rathen wäre, dich ein wenig aus der all zu groſen Kleinheit herz 
aus zu wenden, und in eine mehrere Großmuͤtigkeit hinein zn 1 
| 8 8 RER weilen 


— 


Die x11% Theofophifche Spiſtel 235 


— — — — — 
weilen ſich der alte Scelen⸗Feind der armen pie n⸗Kinder gar zu 
gern dieſer Gele genheit bedinet. 


2 10 


Dal die all zugroße Rleinhertzigkeit if des Teufels Element, worint 
er unſer Gemuͤt als in einem beſtaͤndige Trauer⸗Haus ſucht ge fange zu ha en, 
um uns durch dieſes Mittel, weilen er uns nicht mehr durch der Wel Citel⸗ 
keiten und ihre Gauckeleyen verfuͤhren kan, Gottes und ſeiner he verlu⸗ 
ſtig zu machen. Wir haben einen gewiſſen Prüf fſtein, ob unſere Kle 1 
rechter Art ſey: ſind wir klein, trauer- oder leidmuͤtig, fo muß es eine gel 
liche Zreudigkeit in unſer = 19 1 und Gewiſſen nach ſich ziehen, ſoll 
fie anders in GDOtt gegruͤnd a mt, Ihm vereinet ſeyn. Da es iſt die Art 
Gottes, daß er den Geiſt der r Bu ſchlagenen erquicke, und das Hertz der 
Vetruͤbten und Troſtloſen 5 Rem d freude mache; wañ aber unſere Ber 
truͤbtnuͤs Kleinheit oder Traurigkeit t keinen Jroſt noch Erqutickung nach ſich 
ziehet, ſo ſeynd wir nicht verſichert, daß unſere RI einhe > oder Leidmuͤ⸗ 
tigkeit nicht von der findern! Magia, worin der Engel des Meids fin Ele- 
ment hat, geſchwaͤngert ſey, welches ſehr leicht den deiclich en und ewigen Ted 
nach ſich ziehen kan. 


Meine gar libe und wehrte Schtweſter, glaube mir, als einem al⸗ 
ten u. vil jaͤhrigen Srreiser/ der, die ritzes⸗Poſſen des alten Feindes 
auf vile und mancherley Wetſe erfahren, an welchem verſchlagenen Feind. 
ich endlig lincks und deches ar Wa 1155 gabe brauchen lernen, wordurch id} 
zulezt geſtger, alſo daß mir nicht leicht mehr was vorkommt, das nicht ſchon 


e 


zuvor durch Erf ahrung a gehe fen habe. 


( es. ad gar aA habe g 110 
Is 17 


Oleſes it Sei n 


3 tneiner inwendigen Sergfolt! vollen an dich 
ergehen! laſſen, ob etwa deln Gemuͤt moͤgte gereitzet werden, einmal Freudi 
keit oder Freude in GOtt 10 beſtzen, damit unſere traurit ge Saat moͤge e 
I” eine Ernde der Freuden nach ſich ziehen. Hiemit ſchließe, und kuͤſſ 
dich hertzlich im Geiſt, und wuͤnſche dir vil Heil und Segen aus S 91 
ur ſeiner reichen Gnaden⸗Fuͤlle zum fernern Unterricht auf den © 
des Hells, damit E bich init einein guten Schuß⸗Engel begleite, der 


G g PIE 


— 


& 


12 
* 4 n * Jenas 


2 2 


5 —— —-—-— 
P RÄT er nn 


entſtehen. 


0 


ans noch mangelt, daß uns niche geholfen iſt, ſolches Font allerdings daher, 


236 | Die I. Theofophifche Epiſtel. 


nn 


ſtoſſeſt. Vale. 
F. G. Dein gar liber und treuer Sopran 
gender Vorbitter bey GOtt. 


MT ET TEE EEE DEE e u e NDR ER IE SET SIE ZELTE SL DE BEL De zer De zer Peer 
e D N e e ee N A E 2 8 
N S & Sl N ds & s d A Ne e RE E I G 2: 


Die L.. Theofophifche Epiſtel. 


Die Verleugnung feiner ſelbſt iſt zwar der allerſicherſte und 


naͤheſte Weg zu einem göttlichen Leben zu gelan⸗ 5 
gen vor unſere auswendige Menſchheit - 
aber der aller beſchwerlichſte. 3 | 


In Gott gelibte Schweſter. 


u: 


En a a 6 7 Gas Men; g 1 Lane A 
GER CH kan nicht umhin, etwas Weniges an dich ergehen zu laſſen, um 
dir die Gewogenheit meines Gemuͤts bekannt zu machen: weilen doch 


allerdings dein Schuldner worden bin in Anſehung der Hoffnung worinnen 


wir ſtehen, weſche bey uns fo vil zuwegen gebracht, daß wir 
aller Luſt des Lebens in dieſer eitelen. Welt entnommen find, welches freylich 


vil und mancherley geiſtliche; Vackendheiten und Blöſe nach ſich ziehet, 
woraus nicht wenige. Verſuchungen wegen groſer Anklebung zu uns ſelbſt 


Dann die Verleugnung aller Dingen iſt ein über alle Maaßen 


wichtiger und hoher Articul auf dem Weg zu Gott: und ob man ſchon 


alle Dinge auſer ſich verleugnet und übergeben hat, fo kan es doch ſeyn, 


daß uns dabey noch das noͤthigſte mangelt, nemlich die Verleugnung un⸗ 


ſerer ſelbſten. Dann aus unſerm Beſitz entſtehen immer Urfachen, 


daß uns nicht vollkommen kan geholfen werden: ſintemalen die 
Vollkommene Libe Gottes ſich nicht ehe mittheilen kan, als biß man ſich init 
allein, was man iſt und hat, in Zeit und Ewigkeit übergeben hat. Dann was 


weil 


N 


dich auf den Haͤnden trage, und du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein 


* 


— 


Die 1. Theofophifch« Epiſtel. | 230% 


— —ä— — ᷣ— — — 
weil wir uns auf eine unbegreifliche Weiſe ſelbſt beſeſſen haben, und ſolches 


verhaͤnget auch GOtt auf eine unbegreifliche Weiſe uͤber uns, damit wir 
durch dieſes Mittel von der all zu groſen und zarten Lbe zu uns ſelbſten 


gereiniget werden. | 
Sintemalen die Leibe Gottes gar ſehr in uns verlibt iſt, uns allen 
Mangel zueerſetzen, wann fie uns anderſt in ihre Gleichheit bringen kan, wel⸗ 


ches aber auf keine andere Weiſe als in der allergroͤſten Verlaſſenſchaft und 


Armut des Geiſtes geſchehen kan. Und weilen dich, meine libe Schweſter, 
das zeiſtliche Bekůmmert⸗ und Verlegen : ſeyn zimlich betroffen: fo ſey 
fo vil getroſter. Dann der dich in dieſe Armut gebracht hat, wird ſchon 
wiſſen zu ſeiner Zeit allen Mangel zu erſezen. Nur wir müͤſſen erſt durch 


Verſuchungen bewaͤhret werden, damit unſere Libe auch rechter Art fin, u. 


wir alſo folglich von aller Anklebung gereiniget werden. So habe ich ſelbſten 
auch zimlich. vil Zutrauen zu dir, dann weilen dich dieſes Gluck betroffen, daß 
du unſers Jammers und Klends init theilhafftig biſt worden: fo iſt kein 


Zbweiffel, du werdeſt auch des Troſtes und des Gluͤcks der mitgetheilten Gna⸗ 


— 
— 


den mit theilhafftig werden. Dan unſer Troſt ligt in der ſeligen Hoffnung der 


i are e 11 fer lf et No 2 fenen ME ha 144 
zukunftigen Herrlichkett, welche wird offenbar werden zu ſeiner Zeit vor dem 


Angeſicht Gottes in ſeinem Reich: wann Er wird erſcheinen. in feiner 
Kraft: Ihme fin die Ehre in Ewigkeit. Dieſes Wenige an dich, meine libe 


r WER reale a (= At era vier in Ne er 1 EVENT PORN. | 7 e * 4 Asa 
11. ſehr werthe Dopamin, aus der Zuneigung meines Geinuͤts, nechſt bent 


4 x 1 4 5 A 74 4 u “ha 3 

heillgen Andencken vor ED und ſeiner Abe, "oe 
» Q: „. 1 5 12 ’ 2 

Ne 71 last a 544 EUR WITT RD, 34 1 r ct aa ; . 

Ich biz u. Mari: dein zugelleigter Sorg tragender Vorbitter bey Okt. 

5 Dl DR BE VE a 1 al Nele 

J. G. Ein nichts Beſigzender auf dieſer Weis 

ei 9 D 

wi 


WW x 


* are = 771 
4 8 EN 8 
— A 
; 


© 


j 
£ 
a 
4 

1 

H 

1 


* 


= 2 5 0 R 2 
88 Die LI. Theoſophiſche Epiſtel. 9 
7 r 2 — 2 at © 

33 Die LI. Theofophifche Spiſtel. © 


Wer DER frů he der Weißheit Bande Heſſel und Sals⸗Hrſe en laͤſ⸗ 
et anlegen / der wird am Abend von derſelben weiche | 
| lich belohnet werden. a 
Ch hade nicht vorbey ge chen koͤnnen Schweſter N. N. ein wenig mit 
f 5 dieſem Schreiben zu begüͤnſtigen? weilen mir allerdings der Fleiß, den. 
ich an bir gemerckt habe in ens des Guten / worinnen wir ſtehen, Ur⸗ 
ſach dar zu gebeben. So iſt d dann dieſes fernerhin mein treuliches Anerinf) hen, 
daß die ewige Libe, als die unſichbare. Kraft unſers Gottes, dich in ihre aus⸗ 
gebre tete Arme wolle umfaſſen, und dich gantz in ſich einnehmen, dam 
du moͤg⸗ 0 auf denſelben Armen getragen, u. darneben ferner hin durch dieſelbe 
5 ſicher geleitet werden auf den Wegen des Heils, und durch ihre Sorge 
falt und d Arn ii 05 moͤgeſt befh mer und erhalten werden, auf daß du die Kro⸗ 
ne der Unſterblichkeit in der Verlobung 8 derſelben in der we 
Welt in ögeft erlangen. | 


sn 


473 


Sey dero halben fernerhin⸗fleiſig u. wacker ‚Ar, fire dich, damit du durch 
dieſeſbe Libe moͤgeſt zunehmen u. unter ihr Däch! ein gebracht werden, allwo du 


Vor allen Sturm Winden des Feindes u. Wellen d dieſes wilden Weſt⸗Meers 
East geſic Hert ſey IT, Met ne » ffelle eibe und 5 OR gfalt, ind er enen Hand⸗ 
leitung derſelben soll mit verkuͤgoft hn, nter welcher Leitung mir 


die allerthen Ne eite Schätze der Weißzett t und \ Erf und Gottes und feine 
Libe ſurd ber Ygelegt und. nach ihrer Vollhei ts uͤberfliefen, daß Bäche und 
Stroͤme von dar ausgefloſſen ſind, wor dure bere ganze Garten Gottes ge⸗ 
waͤſſert un 85 frucht bar wird. | > 


> 2) 


Dann die volle Libe unſers Gottes hat einen reichen Ueberfluß des Se 
gens und des Genuſſes: wer einmal aus dieſem VBrußen getruncken hat, 
und von demſelben Genuß erſaͤttiget iſt, in demſelben wird es als ein ſelbſtaͤn⸗ 
diger und lebendiger Guell Brunn des Heils eins quillen, alſo daß eine ſol⸗ 
che Seele wird wie ein Waſſerreicher Garten, ww elchem es nimmer an Waſſer 
fehlet, dahero fin. Gewächs grüner And 69100 et zu ſeiner Zeit, alſo 
5 f g f daß 


— 


. 8 nm {! AR E ö >} 
eee Theofophifche piſtel. 2235 
. . — 


daß auch feine Blaͤtter nicht mehr verwelcken, 5 alles, was er mache, das 
geraͤth wol. Und weil dich die reizende und leck ende Abe ſchon zimlich 10 
ſich verli bt gemacht hat: fo ſpahre ja keinen Fleiß, damit du nicht 
etwa durch eine zarte Untren derſelben wieder aus den Haͤnden kommeſt. 
Dann ihr Fleiß hat bißher nichts ermangeln laſſen, ſondern iſt dir ſchen in 
deiner zarteſten Jugend nach geganzen, und hat dir ſo lang gelibko 


1 


einzulaſſen, worauf ſie dich hieher gebracht, um dich theilhaftig zu machen 


des Loc ßes derer Seelen, die ſich dem reinen keuſchen und erwuͤrgten amm 
zur ewigen Jungfrauſchaft verlobet und verbunden „ und davor in dieſer 
Welt Verachtung und Schmach auf ſich genommen haben. N 


“ — 0 


So bleibe dann dein Hertz unter der Begleitung der Weißheit 


und 
Libe Gottes, und weiche nimmermehr von derſelben. Und ob fie ſich zu Zei⸗ 
ten anderſt gegen dich anſtellet, als ob du es nicht waͤreſt, die ſie lib gewon⸗ 


— 
du 
.. 

* 


27, . . 2 7 V & 2 * * ie 73 len 
nen: fo laß dich ſolches nicht irren es gefaͤlſet ihr alſo, die lib ſt iD 
de zu verſuchen und zu bewahren, damit die Libe lerne allein auf derſelbe 


N 315 
7 5 — vr 

r & - r N 7 f PR 4a Aa = [4 4% (EN AI 
beruhen, welche uns die erſte Urſach zu liben an die Hand gegeben. Daß es 
7 7 9 5 > * * 10 7 5 2 Pte? NA * Er 7 
will ſich gebuͤhren, daß wir demjenigen. Gutem, durch welches uns fo vil 
Gutes oder alles Gute eingemeſſen wird, eben dieſelhe Ehr u. aut Namen 


„ „ r — re Ds + n ah Et, NN 5 333 
laſſen, wañ es ſich ſchon zu Zeiten anderſt anſehen laͤſſet: gleich Tore die Gene 


— 
* „ AR 2 — 78 B v4 Nan ** 15 
eben wol dieſelbe Sonne iſt, wann Me ſchon zu x “a 
1 . 


» dir 1 w “rer — 700 44 7. 1704 Nr . 25 *. * * 

it. Und ſo wenig, als die Sonne in ſich ſelbſt verdunckelt oder veraͤnder 
TR 1 20 * „ „ Mx, 35 95 3 4 rn 8 „ ders 

wird, wenn ſte von auſen mit Woleken uͤberzogen wird, ebes fo wenig wird 


1 2 
1 Nef Pape a Aal Fran a RT N: ug 1b bl » 
die Weißheit und Libe Gottes in ſich ſelbſt veraͤndert ı ckelt, wenn 
z ft f u * 
1 


1141 
es bey uns ſchetnet truͤb beeingehen: darum iſts gut, wenn wir früh zei⸗ 
tig in uns eine unveraͤndernehe She erwerben, wie dann auch dein Hertz biß⸗ 
her von deiner zarten Kindheit an in der Abe Gottes unveraͤnderlich geblieben: 
ſo werden wir mit der Sanne des Himmels, die da iſt Jottes ewige Weiß⸗ 


heit und Libe vereiniget ſeyn und bleiben immer und ewiglich Amen. 


Di 2 411774 En 1441144 7 Ar . 10. ir 8 . 
Dieſes wenige zum heiligen Andencken deſſen was Zu tuhn und zit 
G 3.3 1 hoffels 
a 1 
— en . ˙» 0 * — 


enn 
Fe 


© 


BEREITEN itrif Ars 44 Nine Me 
Keen un Kobe 1% 9 1 


0 


4 


— 


240 Die I. II. Theofophifche Epiſtel. 


— 
—— 


5 i —— E—üjA—ͤ—ͤ—ͤ—ͤñ 
hoffen in dieſem und dem zukunftigen Leben. Mein heiliges Anwünſchen 
it annoch zuletzt, daß du moͤgeſt gekroͤnet werden mit dem Krantz der 


DHimmliſchen und ewigen Jung frauſchaft, in welchem Looß dein mit Heil 


angekleideter ſorg-trageuder Vorbitter vor G Ott bleibe in Zeit und 


„Ewigkeit. 


— 


Meine Side iſt gecreutziget, F. G. Ich dein Libhaber vor GOtt ein 
und das vergeſſe nicht nichts Beſigender auf dieſer Erden. 


4 5 
D 


nz 38882 . 88282 9 Sd $3$2 GEIENIEIEIEIES 
—— - * 3 . u * * — = * E 1 — 45 — 2 2 5 
C N NN. CN. CY. CN. C. N. CN. CN. & NC. N. C. He . E; Ne d. d. E. BO e 


Die III. Theofophifhe ZEpiſtel. 


“ 


® . 


Das Ende bringt endlich eine herrliche Bekroͤnung mit ſich 
f allen denen, welche treu geblieben find. 


Theuer⸗ und wehrt⸗geſchaͤtte Schweſter. 
Ein ſehr Angenehmes iſt mir wol worden, habe auch deines Herzens 
Wol und Meh genait verſtanden, u. was wol das beſte vor dich waͤ⸗ 
» E 


1, in Exwaͤgung des Hertzens vor GOtt aufgenommen. Angehend deine 
Treugeſiñtheit, fo habe dieſelbe hoͤchlich zu preiſen; bin dir auch beſtens in 


derſelben zugeneigt, um dich darinnen vor GOtt aufzunehmen, nebſt viler 
inwendiger Hertzens-Anwuͤnſchung aus SOtt u. ſeinem reichen Geiſt, daß 
* 


du msgeſt tichtig gemacht werden zu der reinen Jungftaͤulichen Himmli⸗ 
ſchin Sraut⸗Sahl, die alle ihre Leiber u. Beiſter in dieſer Welt rein 


* — 9 N r PR 21 e 2 . 
u. ſanber bewahret habẽ. Gewiß, meine be Schiweffer , iſtdie Wuͤrdigkeit der 


herrlichen Kroͤnung, die beydes in. dieſen vnd dems zukuͤnſtigen Leben auf 
den langwuͤrſgen Sterbens⸗ und Leidens ⸗ eg folget, nicht wol zu er⸗ 
een, wovon ich mit reifer Erfahrung gar nachdrücklich melden kan. 


Angehend meinen Wandel und Seſchaͤßfte, fo iſt derſelbe von langen 
Zelten her bey maͤnniglich, wie auch der liben Schwester, bekannt, und 
en ſagen, ob es wol beynah in die dreyſig Jahr gewähren hat, da ich 0 

N ’ 2 5 8 en manche 


— * 1 


Die L II. Theofophifche Epiſtel. 24 * 
— — — Maar Ach 
manche unaus ſorechliche Geil ſces Wehen u. Hertz⸗ Preſſen bin durch 
gegangen, ſo wolte es doch nicht verwechſelen auch nur um den Genuß 
der allhier in dieſem Leben ſchon davor eingemeſſen wird, nechſt der Hoffnung 
der darauf fol genden Herrlichkeit, die dorten zu erwarten iſt. Es iſt auch 
deswegen mit ur Zunge auszuſprechen, was fur Freude es mir verur⸗ 
ſachet, wann ich ſehe A 95 der Seelen vil werden, die denſelbi 1 05 
ſich laſſen mit mir vor das Beſte gelten, wie auch die Schwester nich En 
ger ſich gegen mich da innen deel arirt hat. 


* — 


. i lei ii die libe She 5 1 Sign Nene, en und 


de zum 1 Wachen ne nn des neuen Sees Lebens, 
worinnen unſere Muͤhe. und Arbeit su ihrem Genuß und Ende kommt. Nun 
der GOtt und Daker unſers Hr: JE hriſti, der da reich iſt von 
Gnade' und Barmhertzigkeit, der da 1 thun kan als wir koͤnnen, wiſ⸗ 
fin oder verſteh an, Mat dich zum vollen Geneſen gelangen, und eiffe dich 
ſerner hin aus mut SQ Weißheit und Lbe/ und gebe dive Ba ete Augen und 


en 


heil Is Zen Un terric I 31 n 1 Meilen 75 Fortgang in den We ge De 2 Heils, damit 
du angelhan. wirdeſt mit dent Kleid der u hu, welches der allerreineſte 
und Jung fräuliche Woraus Schmuck iſt mit ONE) Goͤttlichen Tu⸗ 
genden gezleret, damit alſo fernerhin dem Lohn bey. G Ott ſey, und dein Er⸗ 
be mit den vollkommen za nech n Serechte u und dein e bey dete. 
Sronnnen und Ausern vahlte n. 5 


Stiche un eine libe Schweſt fr, of und nich 9 0 rſt ha be ich dei 


icht dein 
Schr: eiben wi ufgenoaumen, leid fo bi lag dene dich geſinnet. Uebrigens kate 
doch vil Gates 3 vor dich melden, welches Dein Theil fon 299 ſo dich anders 


174% 1777 0 4 7 
55 un eraͤnderliche. Treajg keoͤnelt wird biß an! bas Ende deines Lebens. 


804 deſt eng echter libhaber. F. G. Ein nichts Beſizender⸗ 
e es ! guf dieſer l. 


Va FT 


RT 2 
0 2 2 192 Die 
. 632 
5 2 
1 k 


—— 


—: k Q Er 


[er 
* 


wie 
E 


242 Die IIII. Theolophifche Spiſtel. 


0 


„Die L III. Theofophifche Spiſtel. 


Um ͤ GOTT beruͤmmert ſeyn bringet vil Schmertzen / 
dann je mehr man Ihm in die Huͤnde konnnt / deſto gefaͤhrli⸗ 
Sg cher und Boden⸗loſer wird das Ausſchen. 


Nes ich eben kurtz vorher in hochheiligen Betrachtungen wegen unſer aller 
St ; Heil war, fand ich dein beygelegtes Brieſtein, welches mich in meiner Arz 
beit noch weiter anſtrengete, als worknen ich bereits nicht in geringem Nach⸗ 
drück ſtunde. Es iſt ein Ausgemachtes, daß ich ein ſolcher bin, der ſein 

Tag⸗werck in einem ſehr weit abgelegenen Ausſehen und hehen Grad erſt 
geendiget ſiehet: wobey zwar nichts deſto weniger das Goͤttliche Nahe⸗ſeyn 
mercklich ſpuͤre, fuͤhle und empfinde. Neben dem ft es 
freylich uber haupt, auf unſerer Himeiſe zu GOtt ein Ausgemachtes, da 

Apr auf mancherley Weiſe muͤſſen verſucht, und noch dabey geuͤbet und 


— 


7 1. „ = l 7 . % - 7 . | 
geſtebet werden, che und bevor was Tichtiges, Fixes”und Dauerhaftes dar⸗ f 
| 

| 

| 

| 


Beſtellt wid. Dan wann ich hinter mich zuruͤck oder vor mich hinaus ſehe, 
als neinſich durch welche Fluthen und unbeſchreibliche Gefahr mein Glau⸗ 
beus⸗ Schein ſchon durch geſegelt iſt, oder noch durchſeglen wird, ſo ſchau⸗ 
ert mir die Haut, und beben faſt alle Gelencke, alſo daß ich kaum ohne Ent⸗ 
jeren daran gedencken kau. GOtt ſey uns gnaͤdig, und helfe zu einem ge⸗ 
wwuͤnſchten Ansgang, und unterſtuͤße unſern muͤden u. matten Geiſt zur Zeit, 


wann es truͤb hergehet, und das Schifflein mit Wellen bedecket iſt, daß es⸗ 
mit der Hoffnung ſcheinet aus zu ſeyn, werd im hinter ſich. und vor ſich ſeher | 
gleiche Gefahr vorhanden iſt. Doch hülft Er und hat geholfen, 
wird auch noch ferner hin durch helfen, und endlich aus dem tiefen Meer der 
Augſt erretten, und daſſelbe austrocknen, daß wir trockenes Fußes werden 
hindurch gehen koͤnnen. Dieſes iſt meine Hoffuun 3; dieſes iſt meine Frende 
und Troſt, und wann ich daran gedencke, ſo werde ich erquicket. 


Darum, meine ſehr Libe und Werch⸗geſchaͤtzte, laß dichs nicht fremd 
duͤncken, daß es dir gehet, wie es dir gehet, weilen von allen Zeiten her bey al⸗ 
Len Heiligen kein anderer Weg jemals iſt erkannt geweſen, ein zu gehen ins 
Nelch Gores als dig Seitliche Nackendheit und Bloͤſe, guch ren 

| u 1 | ung 


— 4 
ae 
* 


Die L III. Theoſophiſche Epiſtel. en 
bung des Troſts aller Creaturen. Dann es iſt eine ausgemachte Sa⸗ 
che, ſo lang wir nichts ermanglen, geben wir wenig oder zum wenig⸗ 
ſten nicht vil um den Troſt Gottes. Darum iſt dieſes die rechte Liverey, 
womit uns GOtt ankleidet, wann wir ſollen von Ihme aufgenommen und 
mit binnmliſchem Troſt erfüllee werden, daß Er uns zu erſt entkleidet vort 
allein fteinden Schmuck und Troſt der Menſchen. Habe derowegen nur 


0 guten Mußt, meine oe! dann dieſes alles Kennzeichen der Libe unſers 


Gottes and, wenn wir uns entbloͤſet und troſtloß zu ſeyn empfinden.. Dann 
wir werden bey dem allem mercken, daß indem wir uns fo finden, wir in 
unſerm Hertzen und Gewiſſen auf eine heimliche und verborgene Weiſe ins 
wendig getroͤſtet unnd geſtaͤrcket find, welches auch -kein Wunder if, Dann 
GOtt kan ſich in ſolchem Fall ſelbſt nicht laſſen, ſintemal feine alles erfüllende 
Gutheit kan oder will keine Stätte leer laſſen, daß fie nicht ſolte von derſel⸗ 
ben erfüͤllet werden, fo bald fie ledig von allen, andern Dingen gelaſſen iſt. 


0 © 

Danmacd iſt dieſes nach den Grund⸗Kegeln aller Heiligen der naͤ⸗ 
heſte und ſicherſte Weg zu GOtt, als nemlich des Troffes aller Creatu⸗ 
ren berauber zu ſeyn. Wer ſich demnach Farinhen ſindet / und 
dabey ohne Blagen in fEuler Selaſſenheit des Willens in einem 
heiligen unter ſich Sincken verharret / der iſt von Gott er⸗ 
leuchtet: und wer deſſen Troſt und Freude in ſeinem Hertzen 
empfindet / der hat die Gaben des. H. Geiſtes erlanget: und 
wer den Troſt der Gnaden / ohne ſich damit aus der Armut 
zu ſetzen / beſitzet / der iſt wiedergebohren. Sey im uͤbrigen gang 
fi, eingekehrt, gelaſſen, ohne etwas zu begehren, es fen zeitliches oder 
ewiges, was nicht ſchon zuvor die unendliche Gutheit Gottes in ihrem 


Schoof far u flarn hat ro #4 Pur + 
VD behgeleget eil Dil 311 geben. 


Habe keine andere Gedancken als ſolche, die du ſelbſt weder meſſen 
oder begreifen kanſt, du moͤgteſt ſonſten von GOtt und dem hoͤchſten Gut 
abtrren, dann daſſelbe in alle Weg unbegreiſtich iſt. Lbe auch nichts, als 
was dich wieder mit Libe lohnen kan, dalnit du nicht zu letzt boͤſen Danck 
davon trageſt. Zwiſchen geiſtlicher Nackendheit und Bloͤſe und vollem 
Troſt Goͤniicher Gnade und Uleberſtuß gleichmütig hindurch wanderte 

| | ohne 


0 


—————ů— — 


EPP RT Emmen 
Erg [zo 


244 | Die LIV. Theoſophiſche Epiſtel. 


Hohne daß man von beyden Theilen mehr an ſich nimmt, als der noͤthige G 
brauch init ſich bringet, heiſſet das Koͤnigreich der Himmeln beſizen. Wer 

im Druck und Leiden mit keinen begreiflichen Gedancken umgehet, ſondern 

hält von GOtt und ſich ſelbſten unmeßlich, der erlanget die Ritter Bron. 

Alles, was dir vorkommt, es ſey Sauer oder Suͤß, Hartes oder Weiches, 

fo eſſe nach noͤthigem Sebrauch / und nicht nach deinem Geſchmack / 
damit du dir ſelbſt nicht Schaden thueſt. Wer dich libet, den ehre: wer | 

dich ehret, den lobe. Wer dich verachtet, dem dancke: Wer gleich von 

dir haͤlt / den opfere GOtt auf / dann er iſt auf ſeinen angeneh⸗ | 

| 


men Altar kommen. f | 


Dieſes iſt vor dißmal das Wenkge was auf dein an mich ergange⸗ | 
nes habe wollen ergehen laſſen. Sey im übrigen der treuen Vorſorge Gotees 


er ” 8 fl . 72 f _ — 7 0 & 2 
und feiner Libe treulich anbefohlen. F. G. F 
1 - 98 > 
8 2 — ee Draa eee Ana de r ara mr hEn AV ARE HT ATa ST AD Ir Are 
e e ee eee eee eee eee e eee 


a 7 . we “> x r 
ET Die LIV. Theofophifche Epiſtel. 
Die Märde des geiſtlichen Hirten Standes erfordert ohn⸗ 

umgaͤnglich das Gewicht eines unſchuldigen Gott 
ven Wandels zur Se 5 


N 
4 
vr, 
— 
Ss 
r, 
— 
* 3 
rn 
Er 
* 


en / ſoll anderſt der Naͤchſte ge 


Er Thau Gottes aus der himmliſchen und Goͤttliſchen Sonne gezeuget, 
EZ breite ſich aus über dir, und das Feuer der allerreinſten Libe Gottes 
zuͤnde ein heiliges Brennen in dir an, daß davon voll werde dein gantzes 
Haus / und die Flammen Licht⸗loh aufſteigen vor Gott in einem heiligen 
Libe⸗ Brennen, alſo daß auch vil Waſſer dieſelbe nicht mögen ausloͤ⸗ 

i ſchen, noch die Stroͤrne fie erſaͤufen. Die wahre Heil ⸗und ſeltgmachende 
Gnade fin dein Unterricht in allen Dingen, und die Weißheit, welche aller 
Dingen Meier iſt, leuchte dir vor, und ſeß dein Licht auf deinen Wegen, 
und das Wort des Lebens breite ſich in dir aus zur Göttlichen Irucht⸗ 
bgrleit. Nichts ſcheide dich von GOtt und ſeiner Libe, auf daß du tichtig 

5 885 5 werdeſt 
8 


* 


0 7 505 


Kammer 0 Ar TERN eg 


Die LIV. Theofophifche Epiſtel. 245 


— 


Werdeſt zu einem heiligen Erempel und Vorgang der Glaubigen, uͤber 


welche du geſetzt biſt zu einem Auge / durch welches der gantze Leib regiert 


N 
und in Ordnung gehalten wird, zu gehen in Richtigkeit ſeinen Weg. ; 


Vewaßre fein, was dir vertrauet iſt, in heiligem und Soͤttlichem Auf⸗ 
ſehen / und habe in allen Dingen eine durchdringende Libe zu dem Ober⸗ 
fern Anfieber aller Dingen, deſſen Fulle dir uͤberflieſend darreichen wird, 
was zu einem heiligen Vorgang und Wandel noͤthig iſt. Halte an im ö 
Gedaͤt und mit Wachen im Gift vor die Heerde Chriſti / welche dir | 
von treuen Händen anvertrauet iſt, aufdaß du recht theilen moͤgeſt das 
Wort der Warheit / welches in dich geſaͤet iſt. Habe ſtets vor Augen 
das hohe Exrloͤſungs⸗Werck und Mittler⸗Amt fe Chriſtt / 
dahin richte alle deine Arbeit, daß ſie in ihrem Ende und Ausgang daſſelbe 
erreiche. Alles, was dir in dir und andern vorkommt, das nehme nicht 
auf, wo du es bey ſeinem Ende und Ausgang mit dem Geiſt des neuen 
Bundes und der Genaden in den Verſohnungs⸗Opfer nicht vergini⸗ 
gen kanſt. Dann das Aug unſers oberſten Aufſehers hat mit 
Tod und Holle keine ander Abſehen, als daß fie endlich aufgeloͤßt, beſaͤnfti⸗ 
get, befridiget und unter gebracht moͤgen werden. 8 b ee 
: 2 * 8 5 20 2 2 
heiligen Unterricht finden, und wiſe 
zu feiner ſelbſt Beſſerungz und wirft 


In dieſem Geiſt wirſt du allezeit 
ſen, wie du einem jeden begegnen ſolt 
vilen eine Urſache ſeyn zu ihrer Seligkeit. Sey einigen ein verſchloſſe⸗ 
ner Sarten / und andern ein offener Brunnen durch Gnade und Libe 
zum Heil ihrer Seelen. Sey nuͤchtern und klein geſinnet, und habe Acht 
auf dich ſelbſten, und bewahre die Aus- und Eingänge deines Hertzens bey⸗ 
des gegen denen, die dich nurecht maͤßiger Weiß liben, als die dich une 
rechtinaſiger Weiſe haſſen, fo wirſt du dich bey GOte angenehm u. bey den 
Menſchen wehrt machen. 9 N 


Liebe, leide, dulde und hoffe mit oder in gleichen Schritten, dann 
wo vil Abe iſt, da iſt Leiden, und wo vil Gedult iſt, da wird die Hoffnung 
fi, die Gedult und Hoffnung aber ſollen bleiben big an das Ende, Wand⸗ 
le ohne Furcht, fo wir du an Herz und Gewiſſen rein. Wandle uner⸗ 9 


er 


777 Re need 
rere Rr A 


246 Die Lv. Theofophifche Epiſrel. 


— 


chrocken vor GOtt, fo wird Er eine heilige Bleib-Staͤtte in dir machen, 
dann ſolches ſchwaͤchet die Suͤnde, und machst fie ſich verſtecken: ſintemal 
Furcht, Ange und Schmertzen aus der Finſternuß herkommen, und af 

folglich ein Lebens⸗Unterhalt der Suͤnden ſeynd. Darum ſey keck und un⸗ 
erſchrocken in allem deinem Thun, ſo wirſt du nichts Voͤſes, ſondern alle⸗ 

zeit das tuhn, was recht iſt, und wirſt Frendigkelt N au en Tag des 
Seriches, wann Er kommen wird. 8 7 


ͤ—ä——Z— — —— —ä—j 


0 Zulert laſſe in allen Dingen die Hoffung des ewigen Lebens dein 
Ziweck, Zil und Ancker „fun; fo wirſt du vil Friden beſitzen, und deine 
Hoffnung von dem zukuͤnftigen Gluͤck wird dich au einem Erben machen 
in jener neuen Welt, und wirſt haben, daß du ohne Ende ſebeſt. Der 
HeErr ſegne ferner hin deinen Gang, und mache dich Ihme gefaͤllig in al⸗ 
lem, was du treibeſt thuſt und fürhaſt. Nichts ſchetde dich von GOtt 
und feiner Libe, fo wirft du geſegnet ſeyn in Zeit und Ewigkeit. 


( G. 
© 178 S. ar 

II AM, 1882 S Aten r. „ter. a LE CARE: 2 „ ur 2 “> „ 
BET EEE IHRE SCHEN IH ESFHEHRSCHE 
Garn 2 wen CE RECENT rare REICHTE 9 Tr re ORT SS 


— CE eu im AT RR f 1 11 trre 
cher MWeiſe u 75 mem Sigenthum beharret, derſelbe 
* 7 2 1 
5 1 17 * 


+ 
ig von dem H. ‚Geist überjchatere 
rrſchet zu werden. 


oe 


2 are 8 KR 
Ech habe fi on zum oͤft ern vile = de ncklichkeiten vor GOtt oder uin 


1 
ge) GOtt in m r gehabt uͤber das Werck oder in der Schr mit der fo 


chen ordnung! vor keine Bruüderſchaft erkeñen kan, u. das darum, wei⸗ 


len ich hoͤre, daß die meiſten von denſelben nach Art des vom Geiſt des 
hoke, 


Herrn getoͤdeten An ania einen durch Betrug hinter ſich haltend en Ei⸗ 
genthum haben, welches mir nimmer zu deen vorkommen ware daß 
* 5 man 


genaũten Bruͤderſchaft in Zion: NB ich ſchreibe mit groſer Bade un⸗ 
kett ſo genannten Bröde erſchaft, denn ich dieſelbe in ſolchem Fall, wie ſie 
mir beſchrieben, vor keine Chriſtliche Kirche, oder nach Chriſtlicher Rir⸗ 


—— — —__ 


Die LV. Theofophifche E piſtel. 2247 


—— — © 3 — „€ 
man unter dem Namen Gottes ſoſche Sporsirey mit GOtt treiben koͤnte. 


Nicht ohne Urſach habe ich immer fo vile Schwirigkeiten über den 
V. Titul in meinem Geiſt gehabt, diesel ich der Bruͤderſchaft nie⸗ 
mal in meinem Gewiſſens⸗Geiſt hab koͤnnen maͤchtig werden ver GOtt. 
Hatte ich wiſſen oder dencken ſollen, daß ſolche Sachen darhinter ſtecken, 
fo batte ich derſelben ſchon lang ihren Abſchid gegeben, ſintemal ich SOtt 
und Chriſtam nicht alſo gelernet habe. Kein Wunder iſts, daß die Sache in 


A He CV r 
dein geiſtlichen Wac 


hsthum ganz keinen Segen noch Fortgang hat. Ich habe 


20 * 
Ed 
12 


allezeit gedacht, der Mangel kaͤme aus der Auferlichen Arbeit her, welch 
endlich mit GOtt koͤnte ausgemacht werde: vor die Sache aber weiß ich nicht 
zu ſteßen vor GOtt. R = 


o 


Ein bewaͤhrter Bruder aus dieſer Geſellſchaft ſchrieb in einem Brief nad 
Teutſchland von dieſer Geſellſchaft alſo: es hat keiner etwas Eigenes / 
wir find alle gleich arm c. Wo iſt nun die Probe? kan man in ſolchem 
Full nicht einmal vor Menſchen beſtehen, wie will man vor GOtt beſtehen? 


5 772 7 7 111 r „„ Vene + „ 1 (a N 
O Elend! man mehnet einige Stuffen der Verleugnung ⸗erlanget zu habe 


„weil man der Welt auſer ſich abgeſgget, u. hat doch feine eigene Thor⸗ 

u. Narrheit in ihm ſelbſt noch nicht einmal uͤberwundẽ. Es iſt zu beklagẽ 
ie groſe. Blindheit des Hertzens, die in uns Menſchen ligt, indeme man 
meynet groſe Dinge ſchon getahn zu haben, u. hat doch die erſten Buchſta⸗ 
ben in der Chriſten A. B. C. noch nicht erlernet. e 


. * > 
Gewiß, wo ſich dieſe Sachen nicht andern in dieſer Geſellſchaft, wol⸗ 

te ich doenig oder nichts vor das gantze Werck geben. Dann kan man die⸗ 
ſen abgeſchmackten u. kindiſchen Ich und Mein nicht verleugnen, 
wie wurde es dann zu tuhn ſeyn, wenn man das Leben, ſelbſt verlengnen 
ſolte? Ich meines Theils konte nicht fo leben, wolte auch liber des Todes 
fterben, ehe ich wolte GOtt teuſchen, oder Menſchen an mir laſſen betro⸗ 
gen Werden. Wie kan in ſolchem Fall ein Vormund, Vorſteher ober 
Oeiſtlicher Pater beſtehen ver Gott, und von auſen vor eine Orüder⸗ 
ſchaſt ſtehen wann ſie auf ſolchem Fuß ruhet, gleich wie nun Bruder N. N: 
der die Sorgfalt und Aufſicht diefer ganzen Geſellſchaft auf ſich hat, de 
95 55 2.53 he doch 


0 


5 


248 Die LVI. Theofophifche gepiffel, 


— 


doch die meiſten davon heimlich in ihren Eigenthum haufen. Ich meines 

Theils waſche meine Haͤnde, und habe keinen Theil an dieſen loſen. und 

unreinen, ja Delbetaten und ver kehrten Wegen in Anſehung der War⸗ 

heit, An trick tigkeit und Lauterkeit. Ich will einmal mein tcoß mit der 

allgemeinen Chriſtlichen Kirche haben, und nicht mit . und 
ſeinem Weibe Sapbyie, 


Dieſes iſt nun mein Sinn in der Sach, und ſo Reh: ich, kan 
Bruder N: N: dabey chen, fo iſt es gut, ich vor mein Theil koͤnte 
nicht dabey ſtehen auf ſolche Weiſe und unter te Namen bey den Bruͤ⸗ 
dern zu wohnen, ſintemalen ich vor zwanzig Jahren ſchon ein beſſer Chri⸗ 
French: im bey ehren gefunden und belebet habe, 5 dieſes iſt , es; 9% 
art einmal nicht in die Chriſtliche Rolle. 


E 
6 


Geſchriben von mir F. ©. einem 
nichts Beſitzenden auf dieſer Erden. 


853885 8338 888588 88828 RE eL Leer 
> 8 8 C. 


n h 5 DM.. „ CC. G. C. d. rd. . 


2 IVI. Theofophifche 8 


Sl 15 5 endlich 2 Baums Wurtzel entde⸗ 
ret. Und wie in demſelben Zweig d die Tinctur verborgen lige / 
wordurch die herbe Eflentien · des Stan um⸗Baͤums gebeiles 

und Sri uchtbar gen ir rerdest. r 


2 4 Ole werde ſtarck in uns, und vermchre ſich mit feinen vilen und mans 

> cherley Gnaden ⸗Gaben im Geiſt durch Chriſtum Ic ſum den eini⸗ 

se Herrſcher Amen. Angehend die Bruͤderſchaft in Zion, fo wärs 
freylich viles davon zu melden, wie nemlich ſelbige durch eine hohe 
Wunder⸗Hand als ein neuer Pflantz⸗- Zweig oder Gewaͤchs aus dem 
Urſtand der a Kirch unter der Geführtwerdung der 

| ganzen 


1 


Die ELVE en Epiſtel. 575 249 


gantzen Gemeinde ſich ) als ein Wunder d r Seit in unſeru Tagen hervor 
gethan. Ob zwar wol bey d derſelbigen in den Bein der groſen Trüb⸗ al und 
An gſt die Schiffart Pauli ein gefaͤhrliches Ausſchen hatte, alſo daß auch 


einige Schiffer Be ten zu ſtiehen: ſo ginge dech 95 dem hakten An iſtaß 


des Schiffs nichts zu Grunde als nur das Hintertheil, dann das Vorder⸗ 
theil hr ib feſt ſtehen, und alle Seelen im S chiff bliben erhalten NB dann ſie 
ſuchten Land, und erretteten ſich durch ſchwimmen. 0 


in wieder zur Sach zu kommen: Es hatte ja freyllch zu derſelben Zeit 
00 hiffart dieſer Gemeine einen. N Stoß be komen, als man vor neun 
hre Ra Zerbrechung des Schiffs durch die Noht Urſache gefundẽ ſich durch 
das Waſſer der Truͤbſal ohne Schiff hindurch zu winden, biß man Se 
Fuß wieder konte ref ſetzen an dem Ort „wo jetzt Ephrata erbauet fiel 
Dann 1 Er Vordertheiſd des Sc ie nich a ſendern kit Big: 
5k. 


39 


le 14 7 
Was ſich nun dieſe neun Sch allhi 


— 


2 ihr allhier an dieſem Ort mit dieſer Seſell⸗ 
iss Ir * „en: 5 1 2 37 f 45 Ar e 
ch Is egen, ſonderlich bey denen, die zu erſt durch den gefaͤhrli⸗ 
chen Schiffbruch hieß her derſetzt worden, iſt nicht wol zu e nich 
r/ — 


3 . wa Pauli n ig keis. 85 er wol die Ste 


weniger zu beſchreiben. Die allererſte Schmach, die die 
— 


. es * de * F 
ſich War 7 da 3 ihme ! Lil icht 5 Dodlick wo wid die Orter EE; 
rn 


ne Grter. Von dieier Sa ware vil A reden, aber wir werden kaum 
7 1 
* 


1 ri an N 8 er DANN. “ * — 12 
welche aden die ulſſere 1 5 Sprache verſtehen. Genug ists, d daß wir 
A7. min d. 1 * rr — N Re... Ale 1722 
wiſſen, daß 9 N die Terbre cl An 3 Les Ganzen das Werck nic Yt allein 3 
777617 18 4, 85771 * 24% Pl fe RA FREE 155 11 a 
keinem Ab gan. kominen it, ſonkern fich vil mehr in Aeſte und Zweige aus⸗ 


— „*. 


gebreitet: u. obs wol e als haͤttẽ u) die Aeſte und Zw 
Stamm⸗ Saum gertſſen in ihrem Aus ne; 6 war es doch nur die 
ferenge Herbigkeit der Wurtzel des Baums gemeynt, dann der 
Stamm ſolte einen anderen Safft in ſich einnehmen. II. well d demnach 
die Zweige des Ausgruͤnens aus des alten Stamm ⸗Vautus Bitterkeit muͤde 
waren, und doch ohne Wurzel in ſich ſelbſt kein vermoͤgendes Vermoͤgen 
hatten fruchtbar zu werden, fo ſuchten ji 8 auf an Quint -Eſlentz 


des 


— 


dige! von dem. 
ö 


Se ne, 


* 


5 
- = od 


210 Die IVI. Theof 


—— — 


des Stamms u. Wurnel aller Dingen in ihrer Ausgeburt zum ewigen Leben. 
en 3 


Dann ob fe wol ihre auswendige harte Leiblichkeit aus dem alten 
Stanini⸗ Baum erlanget hatten: fo konten fie doch das A usgruͤnen der 
ſůſſen Fruͤchten zum Genuß des Geiſtes nicht aus demſelben Stamm wi 
gen ber Bitterkeit feiner Wurzel heraus holen. Dieſe Veraͤnderung dann 


2 


oder Verſetzung derer Zwergen, die ihr Ausgruͤnen nicht mehr aus dem alten 
Stamm⸗Baum der Natur zu bein hakten, hat freylich nicht wenig 
Streit verurſachet in denen ziweherleg Stammen und Ur ſtaͤnden oder 
Principien: dann ein jedes hat ſich aus feinem Urſtand ſuchen uͤber das 
andere hinaus 125 winden. Und wellen dann das erſtere in ſeiner Ausgeburt 

as. 8 und Vor gang hatte wegen des Alterthums in dem Recht der na⸗ 
tit liche 5 Leiblichkeit, neben dem auch diefer Bain der Natur in feinem 
Gewaͤchf immer ein Groͤſeres dar Her! ſete wegen der vollen Aushreiuns der 
Aeſten . Zweigen und derer Dingen, die von ihm beſchattet wer— 
den: ſo geſchahe es freylich, daß die zarte Zweige, die ſich von dem 
Aus gr uͤnen dieſes Baums ger en ind eine andere Wurtzel geſucht, 
nicht wenig Unterdrückung erleiden und ertragen muͤſſen wegen ihrem Line 
vermoͤgen Nackendheit und Bloͤſe, da im Gegenchel diedleſte und Zweige 
des Stamm ⸗Baums der Natur ſich weit m isbreiten. 


So if es jederzeit ergangen, u. alfa gehet es noch, ſo hat allezeit der 
nach dem Fleiſch gebo hrne den, der durch die Verheiſſung gebohren „ ver⸗ 
folget, und fo hat Jacob vor ſeinem Bruder Eau f ln fliehen in ein 
ſreimdes Land, allwo er feine Zeit in ſchwerer Knecheſchaſt und harten Dinſt 

mußte zu . biß endlich GOtt fein Elend angeſehen, und machte 
ihn mit groſem Gut ſeinem Breu der lau wieder entgegen kommen : da 
er zu af in Entſagung aller Dingen ßch in inen harten Ringe⸗Kampf 
mit GD einließ um den Segen, der ihm ſchon vor zwanzig Jahren von 
feinem Vater beygeleget war um welches willen er fliehen, mußte zu der Zeit 
vor feinem Bruder; hier aber in dem Segen den er mit GOtt errungen, 
sone er feinem Brüder entgegen gehen und ihn verſoͤhnen. Und ſo iſt nun 
Eſau durch Jacob vetſoͤhnet: darum er auch die Staͤtte erworben, die 
da heiſſet Pmel / wo der Err init ſeiner Wunde Hülfe von Angeſicht 
che wird. | Dis 


c 


Die LVII. Theofophifche Spiſtel. 25 
Die LVII. Theoſophiſche Spiſtel. 


Die Wege Sottes unter feinem Erbtheil find unerforſchlich: 
5 die Schmach hat ſie verſiegelt: der Verſtand kan ſie 
ö 0 N nicht meſſen. 
5 Meine gelibte Bruͤder. 5 
DES herrſche die Kraft des Weſens Gottes in euch zum herrlichen Sieg 
uber alles, was Suͤnde und Tod in ſich heget. Wir haben zwar 
manchen Scharmuͤtzel im Geiſt durch zu gehen, biß das Leben der 
Säelbheit / welches in dem herben und ſtrengen Mannes⸗Willen herr⸗ 
ſchet, in der Verſuchungs-Wuͤſten iſt danider geſchlagen: ſo herrſchet und 
ſieget doch endlich die Leidende Kibe in der Kraft des HErrn, die alles 
zum herrlichen Ende hinaus fuͤhret. Glaube Libe / Hoffnung / Demut 
und Gedult werden im Waſſer der Reue gefunden und eingcerndet. 
er feine Taſchen damit gefüllet hat, kan freudig ausziehen zum herrlichen 
Sieg wieder alle Feinde des HErrn, die Iſrael Hohn ſprechen. f 
Obſchon die Schinach derer, die da ſchmaͤhen des HErrn Geſalbten, 
auf uns gefallen, fo hat doch David noch einen herrlichen Tantz vor fich; 
wann die Bundes⸗Lade denen Philiſtern wird heimlichen Schmertzen 
und Kranckheit verurſachen, daß fie muͤſſen eilen, und fie mit Geſchencken 
(ſtatt des Hohns) wieder in das Land Iſtael bringen. Und ob auch 
auf der Fahrt ſcheinet eine Gefahr des Untergangs zu ſeyn: NB fo find doch 
nur die Rinder ein wenig bey Seit getreten. Der Tantz u. das Spil des gan⸗ 
gen Iſraels gehet richtig fort: und wann in ſolchem Fall uͤber das Ausſchrei⸗ 
ten der Rinder der alte Unglaube nach der Lade greifen will, daß kein Fall ge⸗ 
ſchehen foil, ſo wird er geſchlagen vom HErrn. Ob zwar bey foldem Riß 
David auch ſelböſt geſchwaͤchet ward, fo war doch dieſes keine Probe, ſon⸗ 
dern des HSern Segen blieb auf der Bundes⸗Lade: und obſchon viele tauſend 
daran fielen Cnebſt dem Vergreifen Uiſa) ſo ſezet doch David feinen 
Tanz fort, und laͤſſet ſuhh weder die Tochter Sauls / als die natuͤrliche 
Beſchaulichkeit in Verachtinig derer Dingen, die zur Goͤttlichen Einfalt 


9 
o 


* 


gehoͤren, noch den Riß des alten Unglaubens weiter hindern, ſondern brin— 
get fie mit Freuden in die Stadt Davids. Es duͤncket mich „die Zeit wäre 
geboren, da David die Bundes⸗Lade an ihren Ort bringet, u. obwol 
vile daran gefallen find: fo laͤſſet er ſich doch ſanthes nicht hindern, ſon⸗ 

| i dern 


© rn rn — — 


272 Die LVII. Theofophifche Epiſtel. 


dern bringet ſie in die Huͤtte, die er ihr gebauet hat, freuet ſich mit dem 
ganzen Iſrael / und ſegnet ſie im Namen des Her. f 


O wie froh ſeynd wir! daß wir den Freuden⸗Tantz mit der Schmach 
des Volcks Gottes erleben: ob es wol David noch manchen Schmerzen 
koſtet, biß Salomo / als der König des Fridens, erworben und auf ge⸗ 
bracht wird. Dann er muß zuerſt einen gerechten Mann umbringen, 
ſonſt kommt er nicht an das Weib, wovon Salomo geboren ward. Dodz 
ward endlich unter dem Druck und Leiden ſo vil erworben (denn David 
mußte Suͤnder ſeyn, weil er den Mann erwuͤrget) daß zulegt fo vil 
Schaͤtze und Reichthuͤmmer zuſammen gebracht wurden, welches zur grofers 
Verherrlichung des Gottes Iſraels gerreichete. Die vils und ſchwere Kriege 
kamen zum Ende, die Zeit eilete zum Eude, da der unrechtmaͤßig erworbene 
Salomo das Koͤnigreich einnahm: in deſſen Reich ſich die Wunder des 
HeErrn an feinem Haufe auf dem gantzen Erdboden offenbareten. Davids 
Suͤnde in Erwuͤrgung des Gerechten Manns / ſamt der Schmach und 
Verachtung iſt vergeſſen. Die Bundes s Lade toͤdet nicht mehr. Der Unglau⸗ 
be iſt gerichtet. er Name des HErrn iſt offenbar in allen Landen. Es 
wird aus⸗ und eingegangen zur Stadt unſers Gottes mit Frolocken und 
Jauchen. Es werden vergeſſen alle Zeiten der vilen und mancherley 
Heimſuchungen, die als ein Vorſpil auf mancherley Weiß in Lib und Leid 
ſich hervor getahn, biß endlich die Zeiten der Erquickung offenbar werden 
und Iſrael zur vollen Ruhe wird eingebracht, da das Trauren in Freunde 
und das Leiden in vergnuͤgende Wolluſt verwandelt wird. 


Und ſo leber wir in der Hoffnung des Heils, und erwarten feiner” 
in Gedult. Die Schaͤtze zum herrlichen Schmuck und Zierrath des Hauſes 
Gottes vermehren ſich unter Davids Elend. Die Gedult und Sangmur 
erwartet der Zeit, worimnen Davids Feinde gerochen werden. Obwol 
David in feiner Drangſal alles geſchencket hat, auch den Flucher Simet 
nichts entgelten ließ, fo iſt doch eine Zeit gekommen, in welcher ſolche 
Gefaͤße nicht mehr find gebraucht worden in der Kirche Gottes, darum fie. 
auch zur ſelbigen Zeit ſind gerochen worden. Saul wurde allerdings aus⸗ 
Serottet mit ſeinemm Geſchlecht. Michal wurde Kinder ⸗ los un Alle 

NIEREN 8 einde. 


Ex — * 


bi 


Die LVH. Theofophifche Spiſtel. 5 

— — — —- — utS — — — 
Feinde des Erin wurden beſieget und abgethan. Simei mußte fein Looß 
zu Jeruſalem verſcherzen, das ihm von dem Vönig ſelöſt zuwegen ge⸗ 
bracht ward. Und ſo ſieget endlich die Rechte des HErrn in allen Dingen, 
und Salomo der Sohn Davids nimmt das Koͤnigreich ein, und ſchaffet 
ſeinen Graͤnzen Friden. Das falſche Weib muß mit ihrem ſelbſt umge⸗ 
brachten Kind den Spott zum Danck haben, und die Uunſchuldige Unter⸗ 
gedruckte und Beleidigte kommt mit ihrem Kind zu Ehren. Und fp lebet 
und herrſchet Salomo im Friden, und geniefer die Herrlichkeit feines Reichs. 
Die Krone gehet auf uͤber ihm und dem Haufe Iſtael / und alle Lande wer⸗ 
den ſeiner Ehren voll. a > 
€ u © © 


Und fo leben wir, und erwarten feiner in Gedult. Es muß alles 
helfen unſere Schaͤtze vermehren. Freunde und Feinde tragen Holtz zu un⸗ 
ſerm Bau. Das Werck des Hrn gehet gantz richtig. Man brauchet 
allerley Gefaͤſe in dem Hauſe Gottes, etliche zu Ehren, etliche zu Unehren. 
Ochſen und Krippen waren alle bey einander, als Chriſtus geboren ward: 
Geiſſel und Peitſchen brauchte Er, und trieb die Ochſen zum Tempel hin⸗ 
aus, als Er wolte die Kirche durchs Creutz anrichten.. Und ſo iſt alles an 
ſeinem Ort und zu ſeiner Zeit gut, es ſey Gut oder Boͤß, Suͤß oder Sau⸗ 

er, alles hat fin Geſchaͤffte an uns zu erweiſen zu unſerm Heil. Wir 
muͤſſen aber zu ſehen, daß wir nichts von dergleichen Sachen bey behalten 
die als dann aufhören in dem neuen Reich der Offenbarung Gottes und 
ſeiner Herrlichkeit. 5 f 


0 d o 8 
E W M ODER E RR. ER 23 „ 5 
* 5 20 ne a . = 


Il Segen Heil und Frlden aus GOtt u. feinem reichen Geiſt an de 
gantze Bruͤderſchaft zum Wachſen und Fortgang auf den Wegen 
des Heils. Zur Nachricht dient, daß hinfort der bruͤderlichen Geſellſchaft 
will treulich anbefohlen ſeyn mit Handreichung im Gift vor GOrt und 
mit Anhalten im Gebaͤt und Wachen durch Eindringen in daſſelbe Weſen 
Tor euch alle. Laſſet nur die wahre Eintracht und den Chriſlichen 
Oruder⸗Halſam ſerner hin eutre Begleitung ſeyn auf den Wegen des 
Hells: fo wird der GOtt der Libe und des Fridens mit euch ſeyn und blei⸗ 
ben von nun an biß in Ewigkeit: Valcte. 

5 ö | aha Gellbre 


er u rer e — 


254 Die I VIII. Theoſophiſche Epiſtel. 


— — 


Gelibte Bruͤder. 


ER habe die bekannte Sache beſtaͤndig mit einem gewalt gen Geroicht und 
Nachdruck auf mir liegen, und weiß nicht, durch welches Mittel fie 
wird an ihren Ort gebracht et werden. Dann einmal ich werde gewahr d daß 
vor meine Per fon. auf ewig gebunden bin, die Sach mag hern. ach auf Sei⸗ 
then der Bruͤder einen Ausſchlag gewinnen, wie ſie will, ſo iſt es einmal 
vor mich ein ohnaufloßliches Band / u. weiß nicht, was es weiter wird 
nach ſich ziehen. Dieſes wenige dient zur Nachricht. 


Es iſt mir, es ſeyen alle Welten mit rege, und greift mir die Fa 
vil wichtiger in die ewige Welt hinein, als ich es vor gegenwaͤrtig aus⸗ 
drucken kan. Dan alle dreh Principien ringen mit den allerſtaͤrckſten Magien. 
mit einander; aber das Wort im Bunde behält das Ge 50 1 zum Sieg/ und 
das durch seiden und dulden in dem fo wichtigen Gegenſtreit. Ich bal⸗ 


te feſt, und weiche nicht / wie es auch gehet: valete. 2 
BER 82 25 8555 8.8 EN BEN Read NGN 
or ES „ N 


& 
Die LVIII. Theoſophiſche Epiſtel. 


Durch ein demuͤtiges un ter fich Sincken und gering von fich 


ſelbſten Halten wird beydes die Junſt Gottes erwor⸗ 
ben und der Bruder verſoͤhnet. 


Meine Bruͤder. 


S iſt Ernſt noͤthig das rechte Ziel zu erreichen: es iſt zwar einiger Maaßen 
5 ein Schritt gethan worden, indeme man die Welt und dero Eitelkeit 
verleugnet und ihr abgeſaget hat; aber das wahre Vergnuͤgen in GOtt 
und feiner Libe iſt deſſentwegen noch nicht gefunden. Dann es ſind jetzt noch 
zwey Schritt zu thun das Abkommen von uns jelbft und das LEuige⸗ 
hen in Gchtt, welches von groſer Wichtigkeit iſt. Dann ohne daſſelbe bringst 


man 1 ſeine Arbeit zu einem 11 9 Ende. Wir find ja zur ah 
berufen 


En 


Die LYII. Theofophiiche Zprjkel, 252 
e ee 


perüffen und dieſelbe Seligkeit wird in GOtt durch Chriſtum erworben? 
als durch ſeine reine geſund-machende Lehre, die da Seiſt, Wahrheit, 
Kraft und Weſen in ſich hat, durch welche Kraft die Todten auferſtan⸗ 
den, die Kraucke geſund, die Tauben hͤrend, die Blinden ſehend und die 
Sprachloſen redend wurden. - „ 


Warum ſehe ich aber ein ſolches Krechzen / u. alle Mañer ihre 


Hände auf der Hüffre haben wie Weiber in Kindes⸗ then? 
Ver hat je geſehen wer hat je gehoͤret? daß ein Manns⸗Bild 


geboren hat. Wollen wir das Knaͤblein ausgebaͤren, das die Helden 


nuit der eiſern Rüthen ſoll richten, fo muͤſſen wir das Klagen um Sauls 
> ’ a 


Verwerffung einſtellen. Daß Sammel hat ſchon einen andern geſalbet, der 
an feine. Statt ſoll König werden aus dem Stam far, derſelbe wird das 


Reich einnehmen und immer und ewig beſitzen. In deinſelben kleinen David 


ſehen wir die Heilige Linea, in welcher das rechte n. Heilige Gebaͤrungs⸗ 
werck fortgefuͤhret leird, welches in Saul, als der ſtrengen Scrbigkeit 
der naturlichen Selbheit nicht ſeyn konte. 2 


v 


Du 
Manns⸗Willen wird nichts ausgerichtet. So lang wir Sophiam oder die 
Weißheit nicht angezogen haben wird unſer ſtrenger feuriger Mauns⸗ 
bleiber in einem beſtaͤndigen Auf⸗ und Abſteigen, ſuchet ſelnen verlohrnen 
* n m 2 . Ar « — — 5 * 2 — 
Ruh⸗Puncten auſer ſich in Natur und Creatur, und ſezet ſeinen eigenen 
5 
* 


Wille nicht befaͤnfftiget und ins unter ſich Sincken gebracht; ſondern 


* 777VVVVVVCC0VTCCCTTCVT Mi e e Mr RT 
Manns⸗Willen mit ins Treiben Wird dann nichts ausgerichtet (dam 
> 7 1 * e aa cr 1 Auen, ort 2 PR in 
die libhabende Menſchen⸗Libe Gottes ergiebt ſich keinem ungelaſſenen Willen) 
2 - 2 „> 3 =, 8 BT 15 e 
Ey Ir u 4 4 a * 4» anf. ur Ne 3 i * J non 4 * 
a ſo entſtehet an ſcatt eines unter ſich inckenden und demüthigen Einergede I 
7 


und Ulnterwerfen unter den Willen Gottes ein inwendiger Lineal und 


an;r. b 3 a * * 1 5 ... . . “ 8. 3 
Miß vergungen über alle Schulen und Dilciplinen, die etwa die Weißheit 


rut ihren Kindern uUntergehet und man hat immer mit GOtt in ſeiner 
heiligen Jührung zu rechten, ja unterwindet ſich wol GOtt in ſeiner Ge— 
5 an zu taſten, weil Er dem auswendigen Suͤnden⸗Thier nicht 
ler darm leß zu ſeyn, eder ſeines Wilens Gefallen nach zu thun. 
N ge riese [N LE 1 * 1 9 eh - I FR ge * 
O gcfaͤhrliche Rathſchlaͤge des boͤſen Herteus! wann bir unſer Thier auf⸗ 
N * geloͤſet. 


nm Dre 
„ u 


9 


256 Die LIX. Theofophifche Epifkel. 


geloͤſet wollen wiſſen, ehe Chriſtus mit feiner Peitſche allen fremden Rauf⸗ 
Handel und Krämerey aus der Moͤrder-Grube unſers Hertzens oder 
inwendigen falſchen Heiligthums ausgetrieben. Dann wann Chri⸗ 
ſtus ſeinen Eintrltt daſelbſt nimmt, und Reuter wird auf unſerm alten 
Suͤnden-Thier, fo mögen wir es wol loß gelaſſen ſehen: aber fo lang unſer 
eigener Wille Reuter darauf iſt, ſo iſt groſe Gefahr, daß es ſeinen Reuter 
abwerfe, und fallen beyde in die Grube. | 


Soll demnach unſer Handel frommen, fo ift noͤthig, daß man ſich der 
wahren Treu in und auſer ſich, beydes gegen GOtt und den Naͤchſten 
beſteiſige. Dann gewiß, durch unſern eigenen Willen wird das Himmel⸗ 
reich nicht erworben. Es fordert ein demuͤtiges Gering⸗halten von ſich ſelbſt, 
und ein kindliches aufrichtiges Hertz, das ohne Falſch iſt gegen den Naͤch⸗ 


ſten, und zwar ſo, daß man demſelben, wie gering er auch iſt, ſich um Got⸗ 
tes willen unter werfen kan, ſonderlich in den Schul- Difciplinen, wo 


die Weiß heit ihr Spil mit ihren Kindern hat. O werdet doch einmal recht 
klug, und ſuͤndiget nicht weder an GOtt noch unter einander. Laſſet nicht 
umſonſt ſeyn, was ihr bißhero erlitten, erſtritten und erarbeitet habt. Wer 
bebarret biß ans Ende, der wird ſelig. Die welche dort in weiſſen Kleidern 
gehen, ſind kommen aus groſen Truͤbſalen, u. haben ihr Leben nicht ge⸗ 
lübet biß in den Tod. Warum ſuchet ihr euer Wolſeyn in dieſem Leben? 
warum ſehet ihr ſcheel, wanns truͤb hergehet? O meine Liben! erwecket den 
Eifer; dringet in GOtt ein; trachtet nach dem, oder ſetzet eure Hoffnung 
auf das, was nicht vergehet. Seyd klein und gering in euren Augen. Die 


inwendige Geringachtung euer ſelbſt wird euch den Weg des Fridens lehren. 


IAlchtet nicht hoch / was von euren eigenen Sedancken und 
Hen druck erdacht wird. Sehet allezeit mehr auf das, was GOtt uns 


vefohlen zu thun, als was ihr gern hättet, daß euch gethan wuͤrde. 


Alle eure Sorgen und Bekuͤmmernuß ſtellet GOtt heim, Er wirds 
wol machen. Seyd um nichts mehr bekuͤmmert, als daß GOtt in euch lebe, 
und ihr ſelbſt ſterben moͤget. Hoffet nichts, als was gewiß iſt, und nicht 


mit der Zeit vergehet. Traget keine fremde Laſt am Sabbat⸗Tage / 


damit ihr die Ruhe Sortes nicht verderben, Safer keinen andern 


Sinn 


0 


Die LX. Theoſophiſche Lepiſtel. „y 


— — ——ä — ———— :;t— — — ———H. ö —— — 
Sinn in euch herrſchen, als der euch von GOtt durch Leiden u. Dulden 
aufgedrungen wird. Habt nichts zu begehren, als was ihr mit Schmer⸗ 
sen in Gedult und Hoffnung aus Gottes Verheiſſung zu erwarten habt. 
Habet keine höhere Gedancken von euch ſelbſt / als GOte von 
ſich hatte / wie Er zwiſchen zwey Uebelthaͤtern hing. Achtet 
euch nicht geringer, als uns GOtt geachtet hat, wie Er ſeinen eingebor⸗ 
nen Sohn vor uns dahin gegeben. Treu und Glaube, Libe und Hoffnung 
Demuth und Gedult ztere euren inwendigen und auswendigen Wandel. 
Eure Hertzen werden nimmermehr leer von heiliger Inbrunſt, Gottes und 
feiner Libe zu begehren, damit ihr angefuͤllet werdet mit der heiligen Sal⸗ 
bungs⸗Rraft / und alſo mit dem Hohenprieſterlichen H. Oel über und 
uͤber begoſſen werdet, fo wird der herrliche und wolriechende Bruder ⸗Bal⸗ 
ſam euch wolriechend machen, und wird herabflieſen auf enen ganzen 
Bart, und auf den Kragen eurer Kleider. | 


e3 3 1 117 7 77 

N Geſchrieben von mir F. G. 
SNN NN DENIED 
F 


Die LX. Theoſophiſche Spiſtel. 

Dich unſere Bekehrung wird der Streit der Principien Fre, 

uns erregt: wem ich nun der. Wille einergibr / 
daſſelbe mummt uns in ſich ein. 


2 2 5 * 

5 8 RR N 2 0 Pr, 7 7 - 3 5 ® 5 1 un 
SOtt, der mein Ein und mein Alles iſt, ſey mit dir, und fans dich, 
daß du erfuͤllet werdeſt mit ſeiner reichen Gnaden⸗Fuͤlle, dis da if 


in Chrifts "Pf Amen. 


Gela Bruder in dem HErrn! Sey getren, u. laß die Libe ohne Zus 
fall wircken, wie fie dann auch ohne Zufall wircket: dann was wir 
fun, das ernden wir. Wer Libe fact, der erndet Abe: wer Zorn und 
Jalſchheit färt, der erndet den Zorn Gottes ein, und fuͤllet feiner Mutter 
88 der Hoͤllen Schooß, und wer Eitelkeit aus ſaͤtt der erndet Wind und 


Ungew irrer 


* 


0 iR . - I 


258 Die LIX. Theofophifche Epiltel. 
Ungewitter ein, und iſt mit feinem Thun und Wercken verlohren. Dann 
nſer Geiſt iſt Magilch und anziehend, und die Libe Gottes iſt auch Magiſch 


und anziehend, des gleichen auch der Geift- dieſer Welt. Nun dieſe dry 


P 


0 


Tufaͤnge oder Principia haben ein Recht mit ihrem Anzug in dem dreyfachen 


Willen des Menſchen. Darum, als der Menſch den einigen Licht- und 
L 1 


Libe⸗Willen verließ, und ging in die Schiedlichkeit, ſo fing ihn ſogleich 
das dritte Principium, als die eitle Welt, welche an dem Band der Hollen 
hing, und ſchwaͤngerte ihn, alſo daß er einen Sohn des Abweichens 
von der Libe Gottes durch das Uebertreten des Geſetzes in ihm aus gebahr cc. 

225 80 3 

So wir nun dieſer unſerer fremden Mutter wieder untreu wer⸗ 
den durch die Abkehr unſers Willens, und in die lautere Libe Gottes ein⸗ 
dringen, ſo umpfaͤhet uns die eibe Gottes zugleich mit einem heiligen Gegen⸗ 
wurf, u. beſamet unſeren Magiſchen Willen⸗Geiſt (als welcher empfaͤnglich 
und gebährend iſt in einem jeden Principio, welches er mit feiner Libe ſaſſet, 


| 
| 


zund wo hinein er hungert J u. sicher alle unſere zu ihr geneigte Begierden 


in ihr heiliges Feuer hinein, reiniget fie darinnen von denen annoch vermeng⸗ 
ten Eigenſchaften, und fihmelser fie ab, fo bleibet alles Gold im Feuer rein, 
und kommet wieder an fein Ziel und Ende. 


Darum ſey wacker in dem HErrn, und ſtehe feſt als ein Mann: trage 


5 


die Mahlzeichen des HErrn IEſu (als ſeine Schmach) an deinem Leibe. 


Habe nicht lieb das, was vor Gott in einem Haß ſtehet. Habe das Ver⸗ 
achtete mehr in Ehren als das, was in groſem Schein gleiſſet. Sey klein 
und gering in deinen eigenen Augen, fo wird dir der HErr hold ſeyn. Wol 


dem Menſchen, der kein eigen Gut hat, und der ſein Geld auf Wucher 


gibt, und lieffert feine Einkuͤnfte dem HErrn zu rechter Zeit. Die Weiße 
Heit if erhaben unter ihren Kindern, und die Klugheit iſt geruͤhmet unter ih⸗ 
rem Geſchlecht. Wer eifrig darnach jaget, der wird ſie erlangen, und 
wer an ihrer Thür horchet, der wird ihre Spur finden. Wer treu an ihr 
haͤlt, dem wird es gelingen, und wer ohne Falſch iſt, den wird ſie zum 
HErrn machen. Der Eingang ihrer Wegen iſt luſtig und ſuͤß / 
Her ZJortgang verdrießlich / das Aus halten beſchwerlich / das 

| Aleberwinden 


2 


25 
* 


Die LI X. Theofophifche Epiſteu. 253 


— 


85 


A. B. C. hincer ſich gelernet hat der hat den Teufel über: 
wunden: und wer gern um deſſentwillen / was kr gethan und 
gelernet hat / verachtet iſt / der If e 


„Keber winden NB NB veraͤchtlich / die Krone herrlich. Wer das 


Wann wir klein find, fo it der Herr groß: wann wir erachte t und 


werte orfen ſind, ſo ſiegen wir, und uͤberwinden. Unſer Heil iſt in dem ein⸗ 
gigen Leben IEſu Christi, der gecrentziget iſt. Das Schein müß des Creutzes 
[x tet 0 erbore So biß Chriſtus von den Todten anferſtanden iſt. Beydes 
das Wort vomCrentz u. der am 5 hangende Chriſtus iſt den Juden eine 
Aergernuß und den Srichen eine Thorheit. Deñoch wachſen die Roſen 
an den Dornen / und die Alen an den Baͤchen Seren ihren Ge⸗ 
ruch. Die Berge triefen ur ſuͤſem Wein / die Thaͤler und Auen 
ehen luſtig. Dann der Libanon iſt erhaben / u. des > 9 Errn 


Zweig gruͤnet / u. waͤchſet auf in dem Sarten Gottes. Der Himel 


freue ſich, und die Erde ſey froh, das Meer bra He und was darinnen iſt. 


Es huͤpfen alle gruͤne Baume, dann das Heil unſers Gottes kommet. Die 
Gefangene werden aus dem Kercker gehen, und die Gebunden ware, die 
werden frey. Die Traurige und Troſtloſe werden mit Freuden erfuͤllee, und 
die Elelide werden erquicket. Das Unebene wird eben, und, was hoͤckerig 


iſt, wird gleich und ſchlecht gemacht. Es wird nicht mehr ein Hart 


7 
Zuͤrſt heiſſen / noch ein Eigen mächtiger Herr geneñet werden. 
Der im Halupf ſiegende. Jacob. wird herrſchen: und Feel wir b das Erb⸗ 


saheil einnehmen: und n N Neid Ephraim und Juda wirds 8 gus 
ſeyn. Die E Sende und Verl aſſene konne! zu Ehren und die Gedraͤng⸗ 
ze nehinen das 5 Wugreich? ein. Amen Ha allelufah. Gelber Bruder! ich 
wuͤnſche dir das e Wo bir n in d deim D rn, ’ dan t das Walen ſei Reer Abe i 115 
Dir ruhe.. £ Ke 5 Bi Dis 


ka Sigi, 


© 


S 


on 


2 Die Lx. Theoſophiſche Spiel. 
| Die LX. Theofophifche Epiſtel. 


Jemehr die Kirche ſcheinet uͤberwunden zu ſeyn deſto ohn über. 


windlicher iſt ſie / dann im Unrenligen durch das Creusz 
beſieget fie alle ihre Feinde. f 


Eil, Gnade, Kraft und Friede von GOtt dem Vater und unſerm 


Herrn JEſu Chriſto. Cs ſtehet geſchriebẽ: ſey getreu biß in den Tod, 


ſo will ich dir die Krone des Lebens geben. Haſt du es im Blut erkaͤmpfet, 


daß GOtt dein Alles worden iſt, und du ſeines Rahts gewiß biſt, gleich 


einem, der fein Pfund von dem HErrn empfangen. hat. und fo folglich in 


feinen Djnſten ſtehet: fo bleibe darinnen, und laß dich nicht abſchrecken. 


Mangelt dir aber ſolches, alſo daß du etwa mit deinem Gebaͤu nicht auf den. 


rechten Felſen Chriſtum gegruͤndet biſt: ſo iſt groſe Gefahr, daß du zur Zeit 


Der groſen Truͤbſal u. Angſt Schaden leiden moͤgteſt. Einen andern Grund 


kan zwar Niemand legen auſer dem, der geleget iſt; ein ieglicher aber ſehe _ 
du, wie er darauf baue &c.. 5 i 


O ͤ mein Liber und Werther! es laͤßt ſich nicht ſo leicht nach unſerer gie: 


ten Meinung mit goͤttlichen Sachen ſpilen. Es kommt eine Zeit der Sich⸗ 
gung u. Scheidung, da man muß Schulrecht thun, da nach unſerm 


Talent, Ruf. und Amt gefragt bird; iſt man in ſolchem Fall nicht mit der 


Waffen⸗Nuſtung Sottes angethan, ſo gehets ſchwer zu, wir habens mit ei⸗ 


x 


‚an gewaltigen Sörfker zu thun. Es iſt kein. Geringes, demſelben Seelen 


zn entfuͤhren aus feinem Reich. Dann er ſitzet gar feſt in feinem Pallaſt 
eis in Sleiſch und Blut / allwo er auch ſolche Gewalt hat, daß er oft die 


— 


ir te 4 * ia are N ats sn Er: FE ararıar a4 . N 
Deiligen darnider ſchlaͤget, daß fait kein Aufkommen mehr iſt zumal wann. 
2 — 1 9 7 * Rad | 1 k 1 7 x 


das Ohr noch nicht durchbohret iſt, daß man alfo des HErrn Leibeigner wor⸗ 


den wäre. Ich koͤnte viles melden von ⸗dieſer Sache aus eigener Erfahrung: 


was vor ſchlwere Sichtungen und blutige Proceſſe habe muͤſſen durchgehen, 
iR dem bekannt, der alle Dinge weiß. Ich muß allerdings hier ſchweigen 
lind vorbeygehen und nur ausrufen und ſagen: | 


0 


72 


O ihr ſibe Kinder! wollt ihr einen Thurn bauen, ſo grabet tief, 1 


Die LX. Theofophifche Epiſtel. 5 26 
— —*—ßv5—5—— æ ̃ u—Iðĩ.üñͤ. er 
ihr auf den Felſen JEſum gegruͤndet werdet, ſonſten beſtehet euer Gebaͤisg 
nicht. Dann ich ſehe, daß ihr keine erfahrne Bau⸗ deute mit zu Naht habt, 
ind zweifle ſehr, ob ihr die Rechnung gemacht habt mit zehen tanfend ge- 
gen zwantzig tauſend zu beſtehen &c: doch ſo die Leibe zu GOtt im Grunde 
rechter Art iſt, fo iſt wol auszukommen, wie ſchwer es auch zugehet. Seyd 
nur nicht zwey⸗ſelig und dinet GOtt rechtſchaffen. Habt einerley Sinn 
unter einander nach dem Willen Gottes zur Heiligung, u. fahrer nicht 
hoch her; ſondern haltet euch geringer als alle andere. Flihet vor dem Lob der 
Menſchen, ſonſt rauben ſie ench eure Krone. Send ihr etwa kluge Jung⸗ 
frauen / fo ſehet zu, daß ahr euren Vorrath des Oels nicht aus Haͤnden au 
die Thoͤrigten uͤbergebet, u. hernach muͤſſet Mangel leiden zur Zeit der Noht. 
So vil moͤglich iſt, fo werdet einſam und abgeſondert: laſſet weder Gutes⸗ 
noch Boͤſes⸗ Halten der Menſchen in euch eingehen, denn es hat enerley 
End und Ausgang. 7 a . 5 


Seyd das Auskehrig der Welt, und richtet euch in allen Dingen 


nach dem Exempel der Heiligen, die vor uns geweſen find, mehr daun 
nach der heutigen Welt Art. So viel an elch ift, fo befleiſiget euch, aller 


FOleichſtellung der Welt euch zu entziehen: dann die Weiſen und Sitten 


der heutigen Welt laſſen ſich Merdings nicht nachmachen Dies 
weil nichts in ſeinem rechten Gebrauch gethan oder gehalten 
wird. Dann entweder es iſt nach der eitlen Lit eingerichtet, oder nach 
dem Geiß, Fluch, Unglauben u. Soͤrgen der Nahrung. Darn iſts 
gut in allen Dingen einen Abſchmitt und Scheldung sis fegen, damis Nie⸗ 


EZ 
N ewas habe ſich o 5 £ 
mand ale hr habe, 1050 ine 8 Ilelſches zii rißzmen. 


Vor allen Dingen liber die Schmach mike, als das Molrederg 
der Menſchen. Habt mehr Acht darauf, daß ihr das Lob von ODE als 
von Menschen davon traget, dann ales Jleiſch iſt wie Hen, und alle 
Herrlichkeit der Menſchen wie des Graſes Blumen, das Gras veridelcker, 
and die Plume fallt ab, denn des HErrn Geiſt bläſet drein. Irn, übrigen 


€ a 7. Pr EB, A} BT, ner RS gt 3 
wünſche ich euch vil Gutes ans der reichen "Gottes ⸗ Fulle / die da 


€ 
2 


| un darreichen kan alles Gute, ſalnt dem was zum "göttlichen Kben vort 
miihen ißt Doch wolte gerne aus deſſelben Fuͤlle ewas darreichen zur Ge⸗ 
Mr u Kfz 111°: 


17 


1 


262. Die LX. Theofophifche SEpsfeit, 


— — — 


— 


meinſchaft der Geiſter in der Libe zu dem unſterblichen Leben: ſeyd ihr nun 


ſolche, die daſſelbe lieb, gewonnen haben, ſo ſeyd in dieſer Welt als Fremd⸗ 


linge und Pilger, und traget in allen. Dingen ein Zeichen von der Ver⸗ 
ſchmaͤhung der Welt und dero Eitelkeit an euch. In Eſſen und Trincken, 
Schlafen und Wachen, ſamt allem, was zur aͤuſern Nothturfft gehoͤret, 
haltet alles in gehoͤriger Zucht und Ordnung / und huͤtet euch vor aller 
Seilheit und Unzucht. Libet vor allen Dingen die Nuͤchternheit / 
auch die geiſtliche, (dañ die geiſtliche Praſſerey iſt ein groſes Laſter) und die 
Wachſam keit / und das beſtaͤndig anhaltend, ſo werdet ihr zu dem immer⸗ 


waͤhrenden Gebaͤt tichtig gemacht. 5 


3 2 - ’ „ i 7 
5 Lebet nicht fo leicht in guter Meynung dahin, ſondern habt ein 
geiwiſſes Zil, wornach ihr lauffet, damit ihr nicht Luft⸗Streiche tuht. Den 


Leib in gehoͤrige Ordnung und Knechtſchaft zu bringen, iſt ein wichtiger: _ 


Punct, dann ohne ſolches die Geſchaͤffte des Geiſtes und die Wercke Gottes 


in uns keinen Fortgang haben. O es iſt nicht zu ſagen! welche Heiterkeit 


des Gemuͤts, welche. Munterkeit des Geiſtes, welche Freudigkeit des Gewiſ⸗⸗ 


ſens es mit ſich bringst, wann alſo der Leib in allen Dingen in gehoͤrige 


Zucht. und Ordnung gebracht, u. folglich dem Geiſt unterthaͤnig gemacht 
wird, und im Gegentheil, wo dieſe Regul Ehrifti nicht in Acht genommen 


toird, da iſt gantz kein Fortkommen auf dem Wege zu G—Ott. Daun ſo 


lang man nur ſo l ſchlecht hin nach der alten Gewonheit in dem Unterhalt des 
Leibes dahin lebet, ſo lanz bekommt man keinen Unterſcheid davon, weder 
sag Sott / noch was Flatur in uns iſt. Dann vor erſt wird nichts in 
Ott erworben, fo kommt man folglich zu keinem Geſchmack in Goͤttlichen. 
Dingen, wodurch man lüſternd gemacht wird, weiter zu gehen. Gewiß iſts, 
wann uniſere Narur alſo ſchlecht hin ergänzt iſt, ob wir ſchon in keiner ſon⸗ 


derlichen Jüllerey leben, ſo bleibet alles beyſamen in der ſelben fir: 


cken, woraus vil Unluſt and Ungewißheit zum Guten entſtehet, daher dann 
auch die Traͤgheit und Jaulheit erwaͤchſet, worinnen alles Gute abgeſchmackt 
und folglich. ganz verdaͤchtig wird, alſo daß man an ſtatt heiligen Uebun⸗ 
gen nach zu Hängen nur zu gedencken und zu uͤberſchlagen hat, was man 
von guſen braucht, und wie die Haushaltung fort zu führen ſey &ec, . 
= | : BEAT, 1 85 


8 4 
* 0 


Die LX. Theofophifche Epiſtel. | 26 


Es waͤre zu wuͤnſchen, daß vil Libhaber gefunden würden, die durch 
gute Gewohnheit geuͤbte Sinnen bekamen, und abo eichiig gemacht. würden 
G Ott zu dinen im Geiſte. Dann gewiß werden in dieſen Schulen die Bande 
geſpunnen, womit man den Starcken Gewapneten bindet, und ſeinen Haus⸗ 
rath rauben kan. Hier werden erworben oder gefunden die Waffen, wos 
mit man mit zehen tauſend gegen zwanzig tauſend zu ſtehen ſich getranet. 
Hier werden gefunden ſolche Maͤnner, die getrauen ihre Feinde wie Brod 
auf zu eſſen, und die die vile und mancherley erregete Luͤſte nach Fleiſch, Zwi⸗ 
belen, Knoblauch u. Lauch in der Fleiſches-Wuͤſte darnider ſchlagen. O herr⸗ 
liche Siege in des HErrn Gnade! Ich als ein alter Streiter von drey und 
zwantzig Jahren bin manchen blutigen Scharmützel durch gegangen, ehe 
ich Lincks und Rechts verſtanden; doch ſeynd dieſes allezeit meine Waffen ge⸗ 
weſen, wordurch ich geſieget. Ja noch biß auf den heutigen Tag ſiege ich 
darinnen, durch des HErrn Gnade, alſo daß ich groſe Freudigkeit in GOtt 
habe, daß ich getroſt ſagen kan: ich habe einen guten Kampf Ger 
kaͤmpfet / und habe meinen Lauf biß her darinnen erfuͤllet / und 
Habe Glauben gehalten. Hinfort iſt mir beygeleget die Krone 
der Gerechtigkeit / welche mir der Herr der gerechte Richter 
geben wird / nicht mir aber allein ſondern allen / die darauf war⸗ 
ten / wornach ich mich hertzlich ſehne, und warte meines Gottes mit groſem; 
Verlangen. Dann Er iſt getren, und laͤſſet feine Knechte nicht umſonſt ar⸗ 
beiten. Sihe, ich komine bald, ſpricht Er, und mein Lohn mit mir, zu 


geben einem jeden, wie ſeine Wercke ſeyn werden. 0 
0 4 4 5 1 5 \ © 4 ; 5 h 5 7 * 
ff, ade hr orte in ir 55 Me 5 1861 111 2 0 
Nun wollen wir ein klein woͤnßz deinen Brie beſehen, und zur Gulige ö 
e f — 


7 
* 5 
* 1 = 5 ans 71 „ N 7 aa Are Zahn 4 19 
antworten, doch in möglicher Kuͤrtze and zwar eſen Satz und Fra⸗ 
* 4 f N. Ats af kan 1141 . 1 
ge: welche Gemeine wol von allen deuen, die 5 6 


pi 
ſelbige geweſen, wovon Chriſtus geſprochen: d 


Weib ſie ſeyn wuͤrde in der Auferſtehung. Wie nun der Meiſter ihnen ge⸗ 
antwortet, fo antworte ich dir auch: du irreſt und verſteheſt nicht die Schriffse 
noch die Kraft Gecces. Dann die Gemeine, wo von Ehriſtus ſagt, daß fie 
die Pfortzn der Hollen nicht ſollen uͤberwaͤltigen, iſt weder dieſe noch eine 

. andere 


© 0 


* 


254 Die LX. Theöfophifche Epiſtel. 


3 —— — — 2 — kö — —— IRRE 
andere fo ſchlechthin geweſen, auch ſelbſt nicht die zu Jeruſalem, woruͤber der 
H. Geiſt iſt ausgegoſſen worden. Chriſtus J Eſus iſt von ſeinem Vater in 
Die Welt geſandt worden zum Heil und Erloͤſung des gantzen gefallenen 
menſchlichen Geſchlechts, und hat vor dem Richter Pontio Pilato bezen⸗ 
get, daß Er ein Koͤnig ſey, aber ſein Reich waͤre nicht von dieſer Welt. Dañ 
wie dazumal Chriſtus einem König aͤhnlich ſahe, als Er zwiſchen zwey 
Moͤrdern am Creutz hing, eben ſolch ein Anſehen hat es auch mit der 
ſtreitenden Kirche auf Erden. Dann wann ſie von auſen ſcheinet über⸗ 
wunden zu ſeyn, fo wird fie erſt recht auf den Felſen JEſum Chriſtum 
erbauet: deſſentwegen haben alle dieſe Gemeinen nicht auf gehoͤret, wie du 
meyneſt, ſte haben nur da aufgehoͤret zu ſeyn, wo fie es nicht ſeyn konten, 
was ſte doch ſeyn ſolten. Dann fo wenig, als Chriſtus nach ſeiner Creuni⸗ 
gung und Himmelfart aufgehoͤret har, fo wenig haben auch alle dieſelbigen 
Gemeinen nach ihrem Hingang aufgehoͤret. Sintemalen ſo lang ſie auf 
Erden waren, ſeynd ſie unter der Zucht des H. Geiſtes, als in einer Zube⸗ 
reitung / geſtanden, biß ſie darinnen aus gearbeitet waren, als dann wur⸗ 
den fie zur Schlachtung und Gleichfoͤrmigkeit ihres Meiſters gebracht, und 
als lebendige Steine in dem geiſtlichen Ban auf Chriſtum den Felſen mit 
erbauet und Ihm einverleibt. 


Es wird alſo die unuͤberwindliche Kirche nicht auf Erden geſehen, ſon⸗ 
derlich da, wo fie unuͤberwindlich iſt , als am Creutz. Es iſt demnach bey 
der Creutzigung Chriſti der erſte Stein zu dieſer unuͤberwindlichen Kirche 
geleget worden, worauf fo gleich mit erbauet wurde die Menge viler helligen 
Vaͤter, Abraham / Iſaac Jacob wie auch alle Propheten Gottes, 
die als im heiligen Warten in Vorhof des Paradieſes fo lange Zeit ver⸗ 
wahret blieben, biß der Erſt geborne aus den Toden die Pforte des Dara⸗ 
Dieſes wiederum geoͤffnet, und den Eingang zum Baum des Lebens ge⸗ 
macht hat. Wa ich erhoͤhet werde von der Erden / ſagt Chriſtus: 
ſo will ich ſie alle zu mir ziehen. So iſt nun Chriſtus daſelbſt, wo 
Er iſt, das Haupt ſeiner Gemeine, welche beſtehet in vil tauſend Heili⸗ 
gen, die alle ihr Leben nicht gelibt haben biß in⸗ den Tod, und find alſo zur 
Gleichfoͤrmigkeit ihres Oberhanpts gebracht worden. Die ſtreitende Kir⸗ 
aber allhier auf Erden ehe umer der Zucht und Verwaltung des heili⸗ 

es . 5 en 2 5 * 0 | gen 


— u) * — 1 gr 
1 J nr 


Die LX. Theofphifche Epiſtel. 268. 


n 


— .— — 5 9 a 


gen Geiſtes, unter w ches Zucht ihre Glider zubereitet werden, als unter 
menſchlicher Bedinung zur Beförderung in der Heiligung. Und Er hat et⸗ 


. —— 


liche zu Apoſteln geſetzt, etliche aber zu Propheten / etliche zu Svange⸗ 


liſten / etliche zu Hirten u. Lehrern, daß die Heiligen zugerichtet werden 
zum Werck des Aints, dadurch der Leib Chriſti erbauet wird NB biß wir 
alle hinan kommen. &ec. 775 


Wann nun eine Gemeine wäre, die unter der Zucht des heiligen Gei⸗ 
ſtes, und alſo neben dem in menſchlicher Bedinung unter einem treuen 


Vorgänger und Sührer/ der des Geiſtes Salbung haͤtte, ſtuͤnde: ſo 


ware ſie wol ein Mit⸗Glid der ganzen Kirche Gottes beydes im Hinnnel und 
auf Erden: Weil aber ihre ganze Arbeit dahin gehet, daß fie mit der obern 
und Triumphitenden Kirche mit erbauet werde, fo kan man in ſolchem Tal 
wol fegen und ſagen: mitten unter der Drangſal iſß dieſe Kirche 
unöberwindlich; iſt aber deſſentwegen nicht die ſelbſtaͤndige Kirche, ſen⸗ 
dern nur ein Glid derſelben, welches ſuchet auf ſolche Weiſe hinan zu komen, 
wie Chriſtus und alle ſeine Nachfolger gechan haben. In ſolchemm Sinn 
brechen fie das Brod mit einander auf die Gemeinſchaft des ganzen 


hoͤret das Sreuz an ihnen auf, und kommen zur vollkommenen Klarb gie 


Gottes im Geiſte, und ſehen Ihn von Angeſicht zu Angeſicht. So find fe 


1 * 
destoegen nicht uͤberwunden, weil ſie nicht mehr da find, ſondern ihr Ruf 
und Zeugnuß bleibet zuruck, welches wieder kraͤftig auf andere dringet, Nie 


ſich dan gleichfals derſelbigen Zucht des H. Geiſtes ergeben, und alſo folz⸗ 
lich ſein Werck treiben. Es kun demnach heute eben ſo wol als vor ſieben⸗ 


zehen hundert Jahren eine Gemeine oder Bruͤderſchaft ſeyn, die man Pluila⸗ 


delphia oder: etwa Laodicæa nennen darf. 


o 


Darum haben weder die ſieben Gemeinen in Alia, noch die zu Jern⸗ 


ſalem / noch andere aufgehoͤret, ſondern find erſt recht auf den Felſen 
Chriſtum u. feine Clorieuſe Kirche erbauet worden. Was fie aber alle 


. er fie unuͤberwindlich waren, nahmen ſie nicht mit, nemlich dag 
8 reli welches noch daſtehet biß auf heute als ein Pruf⸗ſtein allen Ge⸗ 
ER } 6 J - * P 5 


— 0 meinen 


Leihe 
ar shi, 
Ickſu Chriſti, biß alle Leiden mit erfuͤllet find und ſie alſo zur vollkomme⸗ 
. nen Gleichſsrmigkeit des Leibes EHE Christi gebracht find... Alsdann 


0 


— IETE=IBPEN — ——ͤ—ũ— . —-—— ——ꝛVr; ng 
meinen / oder Pier menschen zu ſehen, ob ſie auf den unbeweg⸗ 
lichen Felſen Chriſtum mit erbauet find, Dann gewiß, wo man dieſes 


e 


866 Die LX. Theoſophiſche Epiſtel. 


— — 


Zeichen nicht findet noch ſehen 1 55 da iſt nicht noͤthig zu fragen, ob der 
Menſch oder die Gemeine wol anf den Felſen Chriſtum gegruͤndet oder 


geban et ſeye, daß fie nicht koͤnne überwunden werden, weils ſie ja ſchon zu⸗ 
vor uͤberwunden It, Alſo iſt es auch im Gegentheil zu verſtehen von dem, der 
des Creutzes Zeichen an ſich traͤgt, da iſt auch nicht noͤthig zu fragen, dann 


an deinfelbigen iſt der Sieg ſchon e gut, wañ er nur an demſelben bleibet & c: 
Diß iſt kurtz meine Erlaͤuterung auf deine Fragen. Ich bin und bleibe ein 


armer und Crrussitag ender Ireandling und Pilger auf dieſer Erden, der allen 
Menſchen ihr Heil 0 wol als 90 ſelbſt gönnen. ! Seyd ſaͤmtlich von mir 


gegruͤſſet, gekuͤſſet und gelibet. Habt euch untereinander lib und gedencket 
Gates. Br. N: N: und Br. N: N: ‚find be bens gegruͤſet. 


g 9 dem Leben der Gnaden Gottes. So vil 
manch 5 } 0 habt einerley Sinn untereinander nach dem Willen Gottes. 


Huͤtet ach mit allem Fleiß, daß ihr euere Zeit nicht zubringet in dieſen und 


jenen Verſtaͤndnuͤſſen und Erkaͤntnuͤſſen, oder vilmehr Meynungen, dann 
ſolches 90 ilft vil zum ungoͤttlichen Leben. Vor allen Dingen beſleiſiget euch, 
daß ihr nichts wollet oder vlt, als allein die Libe dt eurem Heil. Daſſelbe 
Il enre Urſache und Zweck gute es Lebens fair, ſolches wird eine Urſache 
iber alle Urſ achen ft, daß die Geiſter ohne; Ar unſers Verſtaudes in 
einer beſtaͤndigen Harmonie leben koͤnnen. Daß wo nicht eln ohubegreiſſiche 
Sympathifche Weſenheit n uns zu unſerer Vereinigung im Grund liget: 
fo- hat keine Vereinigung einigen Fuß, ſintemalen allezeit etwas aus? der 
im Grund ligenden Ungleichheit aufkochen wird, das die iutwendtge Zwey⸗ 
Heit oſſenbaret, und auch ferne er r Urſach en iv zu vilerley Bupeiüheien. 


* 


Darum hütet euch vor eurem Geiſt, und ſchet zu, daß ihr all eure 


ae einrichtet nach Gottes Raht, dann unſer eigener Verſtand tichtet 


ſes in guter Meynung, Das wahre Chriſtenthum iſt ein bes 
ae Creutz ⸗Sterbens⸗ und Glaubens ⸗leben / gleich einem, der 
em tiefen Waſſer ſich befindet da 7 5 zu ſpuͤren, noch ein 
n vor ein Aufurch in ere en. D 8 Banu ft iſt allezeit anf das 
2 A AZ) 8 


x ech 


755 Die LX. Theofophifche piffel: „ 267 


1 
aus, wo das Leben erhalten wird, und wo man die Wege Gottes abmeſſen 
kan. O welch ein ſcerbend und Creutz⸗ rragend Leben iſt das 
Chriſtenthum! O wie muß man oft fo duͤrr und mager wandlen! und 
O was vor gnaͤdige Regen fallen oft in foldyem Fall auf das duͤrre. Erdreich. 
Darum, meine Liben in dem Herrn! ſeyd getren, das angefangene Werck 


biß ans Ende fort in ſezen. Laufet nur nicht aufs Ungepiſſe, das Ende 


wird feine Kron ſchon ſinden. Get weiß, wie ſauer es mir ſchon wordenz 
doch reuet michs nicht, ob ich wol noch des Leidens vil habe, und allezeit 
das Sterben IEſu an meinem Leibe tkage: fo werde ich doch auch reichlich 
getrͤſtet, und weiß, um welches willen ich glaube dulde und hoffe, bin da⸗ 
bey gewiß, daß Er meine Beylage bewahren wird biß an jenen groſen Ta⸗ 
ge. Dann ich werde ſchon geopfert uͤber meinem opfer und 
Gottes dinſt / und die Zeit meines Glaubens⸗Laufs eilet zunz 


Ende / wornach ich mich auch ſehne, und warte darauf nach dem Willen 


+ 


Gottes, daß ich bald erloͤſet werde von der Leibes⸗Huͤtte, und von dieſer ges. 
genwaͤrtigen argen und boͤſen Welt. Doch wie uns GOtt austheilet, ſo 


nehmen wirs an, und warten ſeiner mit Gedult. 


. 5 0 A * 
Ich kan nicht vil ſagen, aber das halte ich, daß GOtt feine treuſte 
Libhaber vor die aller geringſte darſtellet. Wir find das Auskehrig der 


Welt, und ein Schanſeel der Engel und Menſchen Ke. Wie es ſonſten 
unter uns hie ſtehet, fo wer Gott über uns mit feiner Guͤte, es iſt auch ein 


EH UN LAS nnn i GEOR POS CURSE ? 
Heines Machſen und Jortkomme in der Gnade zu foren wie wol une 
4 1 0 7 “ we: — a 0 (ae * . sr 7 Mn a: 
ter vilen Leidenſchaften. Der HErx ſegne dich und uns aus feiner rei⸗ 
J. 8 1 D 4 As 4 Ri “414 2 . 7 A 8 42 
chen Gottes ⸗Fuͤlle, und mache veſt in uns, was Er geredet hat Abrahans 
ie nnd e in ae De 701 
IRRE und Jacob und ſeinem Samen eſbiglich. Vale. 
. 1 o m >73 


NB Wann muͤndliches Sprechen nicht Höher finde als Schreibeit, 
ſo koͤnte noch viles melden; allein es iſt doch nichts mit all unſerer Arbeit 
ausgerichtet, wo Gott nicht mit im Scbaͤren iſt, und fein Werck trei⸗ 
ber nach ſeinem Rath. Wie wol ich mercke, daß ein hefftiges Treiben und 
Ziehen in dem Goͤttlichen Mytterio ft, fo bin doch dabey ſehr furchtſam und 
Hude, und traue mir ſelber nicht, dieweil ich weiß, daß wir in einem drey⸗ 
fachen Leben ſichen, und deswegen ins gemein alle drey Principia oder 
8 8 l | Anfaͤuge 


— ä — 


a 
— 


— 


8 


263 — Die LX. Theofophifche Epiſtel. 


— — —¶ ä ͥ— 


Anfaͤnge mit beweget werden. Iſt deſſentwegen groſe Sorgfalt von noͤthen, 
wann ſich auch ſchon das Göttliche Principium in uns beweget ſich zu be⸗ 


ſamen, ſintemalen daſſelbe gar ſchwer in Fleiſch und Blut gefangen liget, wel⸗ 
ches ins gemein mit ins Treiben geſetzt wird. 9 3 


85 So heffelg nun, als die Goͤttliche Magia wircket zur Beſamung 
und Schwaͤngerung / fo hefftig wircket auch die Magia in Sleiſch und 


Blut. Stehet man in ſolchem Fall nicht auf der Wache und in gruͤnd⸗ 
licher Verleugnung ſeiner ſelbſt, und iſt durch wahre Buß im Willen 
vom Fleiſch und Natur geſchieden, auch von den mancherley fleiſchli⸗ 


chen Heiligkeiten: fo iſt grofe Gefahr, Goͤttliche Sachen zu handeln, 


zumalen im Wort und in der Lehr worinnen eigentlich die Schwaͤngerung 
und Beſamung liget. In ſolchem Fall kan es gar wol geſchehen, daß zwar 
das Goͤktliche Principium ſich in uns beweget, und zur Beſamung und 
Schwaͤngerung antreibet, und doch im Grunde lauter fleiſchliche oder 
Spuren: Rinder aus geboren werden, zumal wann das hoͤlliſche Princi- 


pium mit rege wird, welches ſeine Kraft in Betrug und Falſchheit hat, 


© 


welche Schwaͤngerung ins gemein in dem ungeſchiedenen feurigen 
Manns - Willen geſchiehet. f © | 


Ich koͤnte aus trauriger Erfahrung viles melden, allein die Sache iſe 


ſchwer zu verſtehen, iſt auch dem Papir nicht wol zu vertrauen; doch wun⸗ 
i Yen, > 


ſche, daß in etwas moͤgte verſtanden werden. Die Erfahrung zwar legts 


zimlich klaͤrlich vor Augen, wann wir anſehen, wie ſo viles in guter Mey⸗ 
Zen, 7 3 ) 


nung gethan wird, davon auch G Ott wircklich im Grunde auſer der Natur 


die Beweg⸗Urſache iſt, daraus doch nichts als ein = fleiſchliches 
Beſamen und Schwaͤngern entſtehet. Dann das Wort if noch nicht 


kommen, daß wir andern ſagen, was wir ſelber in uns ſeyn ſolten; aber 
—— An 2 . ’ 
ein rechter Lehrer des Neuen Bundes zu ſeyn, da gehoͤret gar vil zu. Ich 
wunfhe, daß du die Tiefe meines Geiſtes beſſe verſtehen moͤgeſt, als es in 
7 * 
> i% 


EN 18381 ra spüre nl * für neh Sen ri = 2 Pr . Pa * 10 
Worten ansgetruckt iſt, will auch dieſen leßten Saz mur vor dich geſchrie⸗ 
0 
| ben 
i x 222 - 
— 1 7 
+ 8 


Ileiſch worden in denen, die es reden, ſondern das Fleiſch hat ſich in das 
. il, 7 5 9 

Wort gefeger, und feinen Samen darein geführe, darum gibts auch nur 
ſteiſchliche Kinder. Mein liber Br. N: N: wir koͤnnen zwar leicht dahin 


—— — 


Die LXI. Theofophifche Epiftl, 269 


—— — 


r — nn > — 5 5 
ben haben. Verbleibe dein ſehr geneigter eibhaber. Das ebrige von mei 
ner Gutheit gegen euch alle ſoll mit Schweigen reden. | 


—— ’ rn =. . — a E ; u — ir > b 1 
77... TTT 
Die LXI. Theoſophiſche Spiſtel. e 


Gott iſt allein gut: alles was wir aus dem Unſern von denz 
Guten tichten / iſt von dem Argen / und hat die Art 
an ſich / daß es GGtt creutzigetrt . 
Ch weiß zwar nicht, was ich ſchreiben ſoll, doch werde dieſes getwahr, 
ch) daß ich deiner nicht kan loß werden in meinem Geiſt. Ich habe ein 
leſtaͤndiges und unablaͤſiges Schaffen in mir, ohne daß es mich laͤſſet, 
wegen dem womit dein Genie beſchaͤfftiget iſt, um darzwiſchen zu komen, was 
wol vor ein Wircker und Macher DIE dein Uhrwerck treibet, habe aber 
noch zu keinem andern Ausſchlag kommen koͤnnen, als daß du noch nicht 
aufgehoͤret haft zu ſeyn: und daß diß dein Seyn die Urſach und der Mar? - „ 
cher von deinem Stande ſey, worinnen du fo vil ſchtoermutige Bedencklich⸗ Er 
keiten durch gehen muſt. Nun iſt etwas in dieſer Gemeinſchaft, das ©" 
gewiß nicht Menſch ft woran du ſolt unter gebracht werde, welches zwar hart | 
iſt, wann man vor ſich ſelber der Meynung nach GOtt ſchon in einem hoͤ⸗ 
hern Grad beſitzet, und ſoll doch noch an der aͤuſern Menſchhelt JEſin 
Chriſti unter ihren Glidern ein Schuͤler werden. Gewiß, mein Freund 
und Bruder in dem HErrn! ich fuͤhle in meinem mit vilen Schmertzen von 
langen Jahren her verwundeten Geiſt, daß dieſe deine Arbeit, worihen du ſteheſt, 
mit allen denen Geiſtern, die mir dieſelbige gemacht haben, u. bißher in einem 
unablaͤſigen Verwunden continuirer, keine geringe Gleichheit habe. 


3 


Gewiß, mein Bruder! wenn DIE dein Gebaͤrungs⸗Werck ſeinen rech 
ten Mann in ſeiner Ausgeburt ſolte darſtellen: ſo wuͤrde es keine groſe Un⸗ 0 
gleichheit haben mit dem König in Egypten, der den Ebrätfchen Wehlmuͤr⸗ 
zern befahl die Knaͤblein zu toͤdten, u. die Maͤgdlein leben zu laſſen. Daun 


wann ich zrwaͤge, was mir dieſer alte Mann in feiner fleiſchlichen, init 
| Bla Dat 
9. < 


70 Die IL. XI. Theofophifche Epiſcel. 


. ͤ ͤofm—w— —nT Tx —————p——— 
Betrug uͤberkleideten Gerechtigkeit ſchon vor Schmertzen in meinem. Ges 

bLiſſen gemacht hat, fo muß ich es meinem GOtt 2 „der endlich mein 
und mein Flehen * wird. | e 


1 


* 


Bedencke doch, was diß vo r eine Arbeit ſey, worinnen du ſteheſt, der 
ſchon zuvor ſchmachtenden und Crentz⸗ tragenden Kirche unter ihren ſchwar⸗ 
Zen Schleyer hinein zu forſchen, um etwa ihre Schaam bloß zu ma⸗ 
chen, wo fie doch ſchon zuvor (unangeſehen fie bedecket iſt) in ich ſelbſt 
genug darin beſchaͤmet iſt. e = eine groſe Unbeſonnenheit, die Hoͤhe des 


Himmels und den Abgrund des Meers zu erforſchen, ehe und- bevor man 


ſeine eigene Tiefen gemeſſen. Gehe zuruͤck, und hole den geſterigen Tag 


deiner eigenen Buß⸗Arbeit / und waͤge dein eigenes Feuer, und meſſe dei⸗ 
ne eigene Luft, beſehe dann, wie bald du dieſe deine Arbeit wirſt zu Ende 

gebracht haben, und was dir alsdann manglen wird? Die wahre Libe aus 
89 und feinem reinen Weſen wäre wol werth, darnach zu gr aben, ſo 
wurde viler en, und natürlichen Sophiſterey ein Ende. 


Iſt uns etwa das Sand zit eng wegen des Zancks zwiſchen Abrel eme 
und Coths Hirten, ſo laß uns, die wir Gebrüder, einander weichen, daß 

daum zwiſchen beyden Theilen ſey. Es hat ja GOtt eine Ver ſhhung 
zwwiſchen uns und Ihme mit ſich ſelbſt gelacht „und die Zwehheit 0 amt dem 


darzwiſchen fi genden Zaun zerbrochen und abgetahn: toie fein, vir dann 


Den) dieſelbe bauen. Gott iſt Eins und hat ſich auch in demſelben 
Einen in der einigen. Menſchheit 7 ee Chriſti offenb barg und rufet 
ie alle aus der Vilheit und Geth aber 1 in a hinein. Warum jagen 


522 laufen wir denfelben, nicht nach? Warum ſtreben wir niche nach dem, 


was zu unſerm Heil und Sriden dinet ? Ale we Weit und anders 
Seiner; pn als IJ Eſus Chri 7 ſpus e nde. 4 : 


Ich haͤtte wol viles zu auelden von unſerm Tuhn, wie 1 uns 
ſo lange auf halten in denen Ir roſchlacken und fa len, un ter ſich ſinckenden er⸗ 


ſtorbenen Flammen des Eifers zu GOtt und 7 Abe, ehe und bevor wir 


zu der lebendigen und heilmachenden Gnaden⸗Cuelle laufen, allvo das 


Herz zum wahren Geneſen konnen lan, . 
ei Martha 


— 5 5 5 N 1 


7 
Sn 


Die LXII. Theoſophiſchs Epiſcel. r 


gi 


Martha Merchel du haſt vil Mühe. Eines IE noht: Ma⸗ 
ria hat das beſte Theil erwaͤhlet, das ſoll nicht von ihr genommen werden. 
Ich meines Theils werde mich in keinem Theil mehr bewegen laſſen aus mei⸗ 
ner Hoͤhlen zu gehen, welche Winde auch ſauſen und blaſen, wo das ſanfte 
Gottes ⸗Sauſen nicht mit unterlaufer, treibend und beweglich iſt: dann 
ich habe Friden mit GOtt und ſeiner Libe, dieſelbige ſoll mein Theil ſeyn 

und bleiben von nun an biß in Ewigkeit. Gehab dich wol, mein liber 
Br. N: N: und jage dem nach, was zu deinem Heil und zu deinem Fri⸗ 
den dinet, fo wird GOtt uber dich regnen laſſen Gerechtigkzit, und dein 
Licht wird im Duncklen aufgehen, und deine Finſternuß wird ſeyn wie der 
Mittag, und dein Gang wird ſeyn in dem HErrn deinem GOtt. Chre 
ſey GOtt. Far | | e 
n .F. G. Ich dein Libhaber in dem Harn: 


8 .> 
5 2 v. 2 * L ar 
SEE SEITE SR IE ST EST I U STE a TuS SUSE STa ar 0 Ada ST ara Ta at En 
WERTEN TE NEN TEEN WEN TE WINE TE NT TEN TEN N TE e Te a na Te TS Mas na 


Die LXII. ‚Theofophifche Spiſtel. 


Wer ſich ſelbſten nicht mehr weiß zu berathen, der iſt der All 
macht Gottes anheim gefallen, da wird der 

| Glaube im Duncklen gefunden. 

Ott gebe daß du moͤgeſt leben, und ſeines Troſtes voll werden, daß fein: 

e Geiſt des Raths und des heiligen Unterrichts beg dir ſey und bleibe eiwiglich. 


0 


6 


Far x. N 7 3 R 5 g 45 . 2 — 4 8 75 2 7 * 

S zwar wol vor gegenwaͤrtig nichts ſonderliches in Haͤnden habe, wor⸗ 
Er 112 Miene elne £ 8 Aab Se oo 13172 . 

2 auf mit meinem Haupt ruhen kan: fo bleibet doch dieſes mein Troffr 


7 


daß ich Gott mehr Gutes zutraue, als ich weiß und verſtehe: ſo bald ic 


ſolches an GOtt erlernet hatte, fo war ich geneſen. Dan unangeſchen der 


Lilen u. mancherley unbeſchreiblichen Thorheiten, womit wir untgeben ſind, 
ſo bleibet uns doch allezeit ein freyer Zutritt, wañ kur Ihm nur blindlings ef 
les Gute zutrauen, ohnangeſehen wir nicht ſcheinen das geringſte darzu zur 
haben wegen unſerer unbeſchreiblichen LInwiſſenheit. Daun alles / was 
uns an Gott troͤſtet auſer der Armut und Mangel / iſt nichtig 
| | - S1 | und. 


2 
a7 Die LXII. Theohphifche Epiſtel. 
En — Wa - - — — - mt 
und eitel. SE lang unſer Durchkommen ruhet auf etwas, das nicht 
GbOtt ſelber iſt, hat unſere Fart keinen richtigen Ausgang zu gewarten. 
Wann ich mich auf das Meer begebe, und muß mit meinem Durchkom⸗ 


men auf einem Schiff beruhen, fo bin ich nicht geſichert, daß meine Fahre. 


glücktich zu End gehen wird; waun ich aber mein Aus oder Durchkom⸗ 
men in das ſetze, wo ich kein Ausſehen habe, fo fahre ich ſicher. 


Will man demnach nicht durch ſich ſelber betrogen werden, ſo gebe 
man ſich, ohne einigen Troſt an GOtt u. allen Creaturen zu haben, deme . 


uns ſelbſt gantz unwiſſend ſeyenden GOtt gantz über, ohne in Ewigkeit daran 
veraͤndert zu werden. Kan man ſich neben dem nicht in GOtt gefaͤllige Sa 
chen ben, fo uͤbe man ſich im Loben und Dancken vor ſeine Güte und 
vor feine Wunder / die Er an den Menſchen⸗Kindern tuht. Erkenne ich 


mich etwa Ihm nicht genug zu Danck zu ſeyn mit meinem Tuhn, ſo dan⸗ 


cke ich Ihm vor das, was Er tuht Kc. Neben dem fo bleibet mein Jam⸗ 
zner: denn ich bin den Haͤnden des Allmaͤchtigen anheim gefal⸗ 
len / und lebe ohne Troſt und Hoffnung in Zeit und Ewigkeit 
von einigem Aufkommen. Und daran mercke ich, daß ich Ihn libe) 
dieweil ich ſeine Gebotte halte, das iſt aber ſein Gebott, daß wir nichts von 
dem verlieren, was Er uns gegeben hat: und ſo verlieren wir nichts, wann 


* 


wir nichts davon in Haͤnden haben. met, N 
3 l . "ar . i 

Mein ſehr Liber und Wehrter in dem HErrn! Es werden gewiß alle 
Schiff und Fahr⸗ 


: r 
»Schaͤtze beydes der Weafhere und Erkaͤntnuß Gottes ohne Sch 
zeug in dem Boden⸗loſen Meer gefunden. O es iſt mit keiner Zunge aus⸗ 
zu ſprechen! was in dieſem Troſt⸗Schutz- und Boden- loſen Handel vor 
Schaͤtze verborgen liegen: dann eben daſelbſt wird das unablaͤſtge und ins 
zuer⸗waͤhrende Gebaͤt ausgeboren. So lang wir uns in der geistlichen Bloſe 


und Nackendheit finder, find wir GOtt zugekehrt, dieweil wir folglicß 


auf keinem fremden Troſt ruhen. Wann wir aber ſcheinen getroͤſtet zu ſeyn, 
ſo ſind wir von der Gegenwart Gottes geſchieden, dieweil wir folglich auſer 
dem Leiden gefetzt find, Dann fo lang wir durch geiſtliche Bloͤſ und Na⸗ 
crendheit find im Leiden gehalten, fo lang find wir mit GOtt vereini⸗ 
get, und werden in denen Chrfſelſchen Regeln erfunden. 5 


* 


Die LXII. Theoſophiſeue piſtel. 27 

Es moͤgte zwar einiger Maaſen dein Gemüt auf die Gedancken kommen, 
ich wolte dir nicht auf deine Frage dinen, weilen nemlich in ſelbiger enthal- 
ten, wie man zu einem G Ott⸗gefaͤlligen Wandel komme, und alfo folglich die 
wahre Andacht des Gebaͤts erlange, als wordurch alle Schäse der Weiße 
heit erworben werden. Hier auf dinet zur Nachricht, daß fo lang wir GOte 
noch etwas zu geben haben, um Ihme irgend worin zu gefallen, wir noch 
nicht in die vollkommene Regul der Evangeliſchen Lehr / die uns bes 
ſtehlt alles zu verſagen, ſind uber gebracht, und koͤnnen weder von Hoffart 
zoch eigener Libe gereinigt ſeyn. | 


| Dann ſo lang wir GOtt zu geben haben, beſitzen wir ein fremdes Gut, 
und hat ans das Geſetz der Gerechtigkeit in unſerm Gewiſſen etwas abzu⸗ 
fordern, das wir doch nimmer zu bezahlen haben. So bald wir aber mit 
allem, was wir ſind, uͤbergeben ſind, ſo fallen wir GOtt heim, und 
GoOtt wird nach ſeiner Verheiſſung NB unſer Schuldner / und der Zins 
hat auf unſerer Seite ein Ende, u. haben uns folglich uicht mehr ſonderlich 
zu bekuͤmmern, wie wir GOtt gefallen mögen: ſintemalen G Ott in ſolchein; 
Fall uns beſſer weiß Ihme gefaͤllig zu machen, fo Er uns nur einmal in 
Händen hat, als wir es inumer zu treffen vermoͤgen, wann wir es in Haͤn⸗ 
den haben, weilen Er weiß das Reine von dem Unreinen zu ſcheiden. 
Sintemalen eben daher entſtehen fo vile und mancherley geiſtliche Leiden 
und Verlaſſenſchaften / weilen GOtt, wann Er es einmal in Haͤnden 
hat, ſo vil an uns weg zu raͤumen findet, biß Er uns ſich gefaͤllig machet, 


1 \ 
welches wir wol langſam ſolten unternehmen, fo wir es in Haͤnden haͤtten. 


O di ſelige bodenloſe Hoffnung! du heiliges ich ts⸗ſeyn u. Nichrs⸗ 
haben / wo alles in GOtt wieder gefunden wird! Dar in dieſem 
Derlieren unſerer ſelbſten ligen alle Güter der Unſterblichkelt eingehuͤllet. 
Gewiß es iſt kein groͤſerer Reichthum, als wo man nichts mehr zu verlieren 
hat. Wol demnach dene! der mit dieſen Schaͤtzen angefuͤllt iſt, der iſt alle⸗ 
zeit gleich arm und gleich reich / gleich weh und gleich wol. Es kan 
ihm nicht mehr wol zur Annehmung gethan werden, als ihm ſchon gethan 
iſt, und kan ihm kein groͤſer Leid angethan werden, als er ſchon zu tragen 


hat. Es herrſche demnach dle Libe zu Gott und dem nſterblichen Lebens 
in uns allen zum wigen Leben Amen. * dr 


27 Die LI. Theolophifehe Epiſtel. 


Ich habe mit keiner deutlichen Zun Gin reden gehabt, es iſt nur 


eln wenig von einer Sache geſtaummer. Der Geiſt rede. Vale. 
a dein öhgber in dem HErrn F. G. Ein 
„nichts Bein Zander auf Erden. 
f .. “ = * * * ä * 
3 een e e an e Bu e 
e Mein gar Aber in dem Errn. 


80 


= Ch berichte dich, daß ich vor dieſe Zeit in keinem ſonderlichen Stande 
70 bin etwas Wichtiges zu handlen; jedoch drinzet mich die Libe einiger 
„Magen nicht gantz zu ſchweigen. Neben dem habe ich gelernet die Zeit des 
Sommers und Winters wol zu unterſcheiden, und alſo auf das Auf- und 
Abſteigen der Sonnen ſehr genau Achtung zu haben, um alle Wercke 
der Finſternuß mit Ernſt zu fliehen, oder auch zur Zeit des Winters mich 
nicht mit allzu vil u. higiger Arbeit zu beladen, noch des Sommers mit unter 
ſich ſinckender Faulheit , geiſtlicher N achlaͤßigkeit, oder auch un⸗ 
zeitiger Hefftigkeit im Goͤttlichen Vorlaufen / wordurch der heilige Same ver⸗ 
ſchwendet, und zur Unzeit geſaͤet wird „ und alſo folglich keine Frucht 
bringet. Was ſonſt weiter au ſagen, fo lebe in einem ſehr i und 
in Gott verborgenen Leben: betrachte und erinnere mich oft der vil⸗ 
Faltigen mir und andern erwieſenen Wolthaten Gottes und feiner Libe 
f ſonderlich auf dem Weg des Heils. 
O! wie if GOtt fo gut gegen uns arme Menſchen⸗Kinder. Und 
O1 wie erſetzet ſeine 1 Abe nicht all unſern Mangel „und hilft uns aus 
10 vil und mancherley Widern vaͤrtig keit und Leidenſchaft, wann wir in ge⸗ 
ultiger A 7 15 = in maucherley Anfechtungen es auf ſeine alleinige 
Seſchickung und heilige und goͤttliche Providentz laſſen ankommen, und AN 
ſeiner Huͤlfe erharren und erwarten. | 


GOtt iſt mein beſter Theil in Leiden, wie in Freuden 
a Drum wird in Ewigkeit iich nichts mehr von Ihm ſcheiden. 
“ Die f 


* n 


ag 
— > * 
2 n * 


— 
— 


Die LXIII. Theofophifche SEpiftel, r 
SE Die LXIII. Theofophifche Epiſtel. 


O ein ſeliges Sterben! wann durch den Tod der Tod über: 
wunden und beſieget wird bey Leibes Leben: dann grüner 
aus dem Tod das rechte Leben / welchem beydes der 
Tod und das Leben zu ſeinem Leben muß befoͤrder⸗ 

| lich fern. 


9. 


> 


Mein Lieber in dem HErrn. 
S iſt gut, daß uns nichts uͤbrig bleibe auf den Wegen des Heils als 
5 die Hoffnung zu GOtt und die Libe zu dem unſterblichen Leben: dam 

alles, woran ſich unſer deben in feinem Leben noch zu erholen hat, reicher 
nicht weiter als biß ins Grab, und die Hoffnung zu dem Unſichbaren bleibet 
ſtill ſtehen. Wollen wir demnach, daß unſere Arbeit die Auferſtehung von 
den Toden erreiche: fo muͤſſen wir allhter bey Leibes Leben den Tod übers 
winden, und alles Leben fahren laſſen, welches dem Grab und dem Tod un⸗ 
terworffen iſt. Dann alle Wercke, woran bey Leibes Leben durch das Ster⸗ 
ben der erſte Tod nicht uͤberwunden wird, uͤber die hat der andere Tod 
Gewalt nach dem Tod. Darum its: Gut, daß wir unſere Arbeit fo ein⸗ 
richten, daß fie nicht nur biß ans Grab oder biß an den Tod reiche, und 
dann aufhoͤre, ſondern daß ſie bey Leibes Leben durch den Tod in das Leben 
hindurch dringe, und alſo die Auferſtehung von den Toden erreiche. i 


So iſt demnach in dieſer Welt kein Ausſehen derer Dingen, die in der zu⸗ 
kuͤnfftigen Welt in der Auferſtehung der Gerechten offenbar werden. Dañ alles, 
was in dieſer Welt ſichbarlich oder in dem Eindruck unſers Gemuͤts Mas 
giſch erſcheinet,, iſt eitel, und reicher. nicht weiter als biß ins Grab. Das 
rum ſtehet geſchrieben: daß der Glaube eine gewiſſe Zuverſicht ſeye derer Din⸗ 
gen, die man nicht ſiehet, nemlich uns, die wir nicht ſehen auf das Sich⸗ 
bare ſondern auf das Unſichbare NB. Dann alles, was ſichbar it, iſt eitelz 
was aber unſichbar iſt, das iſt ewig. Weilen dann demnach unſere Hoff⸗ 

nung zu dem unſichbaren feſt worden durch die Libe G Ottes, ſo laß uns halten 
an dem VBelaͤñtnuͤß derſelben Hoffnung, worinnen uns die unſchaͤßhare Reich⸗ 
1 M m chuͤmen 


276 Die LXIV. Theoſophiſche Epiſtel. 


oem au mn — — — — nn nn ma „ 
thuͤmer vorbehalten ſind. So ſind wir demnach Gottes in der Hoffnung un⸗ 
ſers Heils, und erwarten ſeiner in Gedult durch Glauben und Libe. 


So wird uns dann weder der Troſt noch die Hoffnung derer Dingen, 
die ſichbar erſcheinen, etwas beytragen zu unſern unſichbaren Schaͤtzen, die 
uns beygeleget ſind zu ererbe in der Auferſtehung der Gerechtk. Darum find 
wir auch ſelig in unſerm Wallen, ob wir wol noch in der Huͤtten ſind, worin⸗ 
nen wir weder andern noch auch uns ſelbſt offenbar ſind in leiblichem Ge⸗ 
ſichte: doch ſind wir Ihm offenbar im Geiſt, der uns denſelben geſchencket hat 
als ein Siegel und Pfand unſers Erbes. In deinſelben ſehnen wir uns auch 
nach unſerm Theil, welches uns durch den Glauben vorbehalten iſt, als 
unſer rechtes Erbe im Himmel. a i a 


Gehabe dich wol, mein liber Bruder N: N: Diefes iſt mein Au⸗ 


dencken von der Hoffnung unſers Rufs und dem Lohn unſerer Arbeit: und 
fo. bleibe ferner hin unſer Regirer und Vorgaͤnger der jenige, welcher alle 


Dinge lebendig machen wird, u. wird uns endlich aushelfen von allem Uebel 


in ſein ewiges und himmliſches Reich Amen. Geſchrieben von einem, der dei⸗ 
ner gedencket vor GOtt, wann er fing Gaben auf den Altar bringet. 
ar f — ic. 9 > I 


rn 


“re nr ehr 272 22 nd de nn Ira ad Ara > Aral At 255 mn Athen Bra ehr e TE ae 

wi 2 Otte CHe — S — 8 8 1 = > „not. Z Dam 

NE UNE RLETE BESTER FUEL TE RT RL SITES TER TTS, 
. > 0 A 


Die LXI V. Theofophifche Epiſtel, 


2 * 0 


Die wichtigſte Probe unſeter Treue iſt dieſe / daß wir uns wiß- 


Nen drein zu ſchicken / beydes wann Gchtt an uns und 
wir an Ihm ſcheinen betrogen zu ſeyn. 


EICH kan allerdings nicht umhin, dieſes Wenige an dich ergehen zit ſaſſen, 
Ei ſintemalen das geiſtliche Uhrwerck, welches uns unſere Zelt abtheilet, 
Nicht ſtille ſtehen kan: weilen fin Gewicht noch nicht auf die Erde meder⸗ 


geſuncken iſt; ſondern in der Luft ſchwebend an unſers Lebens Jaden hangek 


durch 


2 


5 


003 


oe 


ER 


te F. G. Ein nichts Beſitzender auf dieſer Erden. 8 


8 


Die LXIV. Theofophifche S piſtel. 0 27 


— — 


—— — 


u —— H Üʒãàkk . — — wõ22ß2— = — 
durch welches unſere gantze Menſchheit mit allen Gelenken und Fugen herum⸗ 


gezogen u. bearbeitet wird, damit eine jede Stunde ihre Zeit im Abgang 


unſers Lebens in ihre volle Richtigkeit bringe, und alſo folglich keine derſel⸗ 
ben vorbey gehe, die nicht ihren Nutzen zu unſerm gehoͤrigen Tagwerck mit 
beytrage. So wird die Zeit ihre Zeit in uns haben, u. in ihrem Vorbeygang 
durch alles hin allemal ſo vil an uns mit hinwegnehmen, was in ihre Zelt 


gehoͤret, damit alſo, wann ſie an ihr Ende gekommen, ſte uns auch ſo gleich 


mit an daſſelbe Ende gebracht habe. O ein herrlicher Fortgang und 
Gewinn! wenn alles in ſeine volle Richtigkeit gebracht iſt, u. ſich alſo folglich 
in keinem Ding mehr eine Ungleichheit findet. Dañ gewiß wan die gegenwaͤr⸗ 
tige Zeit⸗Laͤufe ihren Zweck an uns erreichen, und bringen uns an ihren 


Welt vorbehalten iſt. 


rechten Ort: ſo iſt alles erworben, was uns in dieſer und der zukuͤnftigen 


© 


Darum mein Liber! laß uns getroſt ſeyn in den Wunder Wegen 
inſers Gottes: es iſt alles darauf angeſehẽ, daß es in allen Dinge recht zugehe 
und man in feine Gleichheit gebracht werde. Uns iſt nichts mehr zugethan 


als die Gleichheit in Ungleichheit u. die ! Ingleich heit in Gleichheit 


zu bringen, dahero ſo vile ſcharfe Scharmützel zwiſchen uns und ED 
vorkonunen: daß gewiß ſo bald dieſer Krieg zwiſchen uns und GOtt ge⸗ 


ſtillet iſt; ſo bald haben wir Friden in all unſerm Thun. Ich habe im Geiſte 


wahrgenommen, daß dich, mein Aber und ſehr Wehrter in dem Huren, 
das Soͤttliche Uhrwerck auf wunderbare Wetſe mit eingewunden 


oder vilmehr eingebohren in unſere Gelneinſchaft im Geiſt, alſo daß di 


nicht mehr ein Freinder oder Beygebrachter biſt, ſondern ein Mitgebohrner 
u. Mit⸗ſeyender, als der mit der gansın Sache, wie fir iſt, erblich worden. 
m 


— 


4. 


. a Nai 571 Pe» u RR 72 ga Nan ee rale 
Es ſcheinet, daß deine erſte Schꝛroangerſchaft in dem Soͤttlichen Anblick 


ſogleich einen Heiligen Schrack verurſachet, daß das ganze Reich der 
Natur in dem natürlichen Selb⸗menſchen darüber durch das Gericht in 
Beſtuͤrtzung gebracht und durch alle Gelencke und Fugen deſſelben Menſchen 


im einen Boden⸗loſen Stand geiſt- und leiblicher Weiſe geſetzet worden, 


und das darum, weilen derſelbe Schrack bey der Einleichtung nichts ohne 
Todes⸗Urtheil ſtehen ließ. Gleich wie dann Gewiß iſt, das alles auf unſere 


erſte Schwaͤngerung ankomme, wie nemlichen ſelbige an uns zu geſchehen 


M m 2. ' pfleget 


0 


278 f Die LXIV. Theoſophiſche Epiſcel. 


— —— 


pſftege, oder wie ſie an uns gebracht wird. Dan wie die Bottſchaft Goites 
oder die Ankuͤndigung des Wohls den Friden mit GOtt uns prediget, eben ſo _ 
ziehet es dem natuͤrlichen Menſchen die aller bitterſten Leidenſchaften auf den 


Das. d 


0 Wann es gelten wuͤrde, oder das Gute es in ſeiner Wirckung 
zuließ, ſo richteten wir freylich mit demſelben in unſerer Menſchheit einen 
Vertrag auf, daß ſie gantz ungerichtet an demſelben ſtehen blieb, 

und braͤchten alſo das jenige Gute, welches erſt nach dieſem in dem Ende 

und Ausgang aller Dingen offenbar werden wird, in unſere Menſchheit, u. 
richteten eine Kirche damit in Fleiſch und Blut auf, daran unſere ganze 
Menchheit ungerichtet ſtehen blieb: alſo wuͤrde die Ewigkeit in die Zeit 
verwandelt. Weilen aber das Gute ſchon davor zu thun weiß, daß 

ſolches nicht geſchiehet: fo entſtehen daraus fo vile ſeltſamme Bewegungen, 
die uns um des Guten willen zuſtoſen. Dan wie wir es auch meynen, fo 
hat doch unſer Dafůr⸗Halten nimmermehr mit dem Guten ohne wieder 
daran geereutziget zu werden ein zu treffen, ſintemalen es eine ausgemachte 
Sache iſt, daß unſere Menſchheit an allem warhafften Guten, das aus 

Sdtt iſt, muß zu Grunde gehen: dahero geſchiehet es, daß, fo vil wir 
nach dem Guten greifen, oder das Gute einen Eingriff in uns thut, fo 
vil ziehet ſolches Jammer und Noth nach ſich. f 


© 


Dann weder un Mimmmel noch auf Erden, weder in dieſer noch in der 
zukuͤnfugen Welt ettogs vorkoinmt, das in gröferer Ungleichheit ſtehet mit 
dem Guten Gottes, als der Menſch in ſeinem Som und Meynen. Gaͤbe 

SOtt uns nicht zu erſt nach, und ließe ſich in Linfers mit uns ein, wir 
wuͤrden in Ewigkeit nicht an GOtt koͤnnen gebracht werden. Weilen ſich 
aber GOtt, wie Er⸗iſt und war, ſelbſt verleugnet, und laͤſſet ſich mit uns 
ein: ſo hat demnach die Lehre des Sohns Gottes ihre Kraft, wann Er uns 
uns ſelbſten zu verleugnen lehret, weilen es ſchon zuvor auf Seithen Gottes 
geſchehen, in deme Er zu uns aus dem Heiligthunt heraus getreten iſt, 
und ſolche Bottſchaft an uns gebracht hat. Darum es dann uuwider⸗ 
ſprechlich alſo vorkommt, daß wann wir wollen vor GOtt im Allerheiligſten 
teſcheinen, ſolches alles mit Richtigkeit geſchehen muͤſſe⸗ Derowegen keine 
5 5 Verleugnung 


2 
— 


* 


Die LXIV. Theofophifche pie - 29: 


Verleugnung in Anſehung des Guten uns zuſteſet, worin ſich G Ott nicht 
ſchon zuvoren an uns verleugnet hat, in deme Er ſich mit uns einließ. 


7 * 5 7 f a 8 


In dieſem proceſs, wie nehmlich GOtt ſich mit uns in Gleichheit einlaͤſ⸗ 


ſet, und wie hernach wir wieder an Gott oder G Ott an uns muͤſſe gecreutzt⸗ 
get werden, hat man ſolche Wundervolle Erfahrungen erlernet, daß es als 
lerdings weder dem Mund noch der Feder oder den Gedancken zu ver⸗ 
trauen if; ſondern will allein in der Lauterkeit des Geiſtes und in voller Glau⸗ 
bens⸗ und Goͤttlicher Gewißheit verſtanden ſeyn. O mein gar Liber und 
Werther in dem HErrn! die heilige und Göttliche Magia in der Gemein⸗ 


ſchaft unſerer Geiſter aus GOtt hat mich angezogen, einmal auf ſolche Wei⸗ 


ſe mit dir zu reden, weilen man in gar genauer Empfindung wahr genom⸗ 
men, daß deine Schwangerſchaft durch die Goͤttliche Magia 
auf folche Weiſe geſchehen, daß die naturliche Menſchheit nichts davon ein⸗ 
zuernden bekomen: dahero man dich auch in Gleichheit gefunden mit denen nt 


der Goͤttlichen Sympathie vereinigten Geiſtern. Deswegen laß uns nur 


* 


getroſt ſeyn, dann die Einheit deſſelben Kaufs wird alles in volle Richtig⸗ 


keit bringen. 0 


Es iſt gut, daß wir in dieſer Zeit an allem Suten anlaufen und be⸗ 


trogen werden, damit ſolches nicht geſchaͤhe auf den Tag der Ewigkeit. Dann 


es iſt gewiß, daß wir uns in Anſehung unſerer ſelbſt keinem Suren weder 
hier noch dort zu vertrauen haben, wo wir nicht darin erſt an SO und 


Ott an uns angelaufen. Ich wuͤnſche dir neben dem ferner durch alles 
hin den Geiſt des Raths und des heiligen Unterrichts, und die zerknüpfungz 


unſerer Geiſter in der heiligen und Goͤttlichen Einheit bleibe unſer beygeleg⸗ 


tes Coß, um fernerhin auf unſern Leſdens⸗ und Sterbens⸗Wegen getroſßz 
fort zu wallen. Ich dein gar liber und getreuer Sorgtragender Vorbit tren 
bey G Ott. 5 . 5 

| F. G. Ein nichts beſitzender 


auf der Erden. 


© 


© 


2 


586 Die LXV. Theoſophiſche Epiſtel. 

Dieſe drey nachfolgende Sendſchreiben ſind von dem Verfaſſer geſtellt an 

dien Prior in Zion. . x 55 
6 Die LX V. Theofophifche Epiſtel. ER 


Er Wo die Geiſter in Gott Harmoniren / da 
bft das Paradies offenbar / und bluͤhet das himmliſche 
Sreudenreich Jon. X: 30. Joh. XVII var. 


2 


an Leber! es iſt nicht ohne, daß du mit ſolchen Venerablen Ausdruͤcken 

an mich geſchrieben, ſuntemalen die himmliſche Göttliche und Myſtiſche 
Venus einiger Maaßen regend worden in ihrer allerinnerſten Eſſentz, 
an welcher die Goͤttliche und himliſche Magia Inqualirend worden, und 
einen Sympatiſchen Zuſammenzug der Geiſter aus der Goͤttlichen 
Schwangerſchaft aus geboren, welches dein Gemuͤt Venerirend gemacht, 
woraus die Ausdruͤcke deines Schreibens entſtandẽ, darum fig auch wiederum 
Ehren Behälter und Gebaͤhrer in der Goͤttlichen Magia gefunden. Ich 
bin ſehr getroſt und aller Freuden voll in dem HErrn, dann die edle Rit⸗ 


cer⸗Krone wird freylich gar wunderbar erworben und zuwegen gebracht.“ 


Da werden erſt alle eigenmaͤchtige Helden darnider geſchlagen, und 


der Muhr der Starcken zu Boden geworfen: alſo daß die vile und man⸗ 


cherley Ermuͤdungen freylich einen Myſtiſchen und tödlichen Schlaf ver⸗ 
urſachen u. zwar ſonderlich aus denen im Feuer wallenden aufſteigenden und 


nunmehro unter ſich ſinckenden Manns⸗Kraͤften, aus welcher untex ſich ſin⸗ 


ckenden Kraft hernach in unſerm Schlaf das heilige Werbe ausgebohren. 


c 


wird, in welcher wir Muth erlangen zur Goͤttlichen u. helden muͤtigen Tapfer⸗ 
keit, wordurch endlich alle unſere Feinde beſieget werden. Dann gleichtwoie 


2 


unſer Vater Adam durch den Schlaf feine himmliſche Bildnuß verlo⸗ 


ren, und an deſſen Statt in eine irrdiſche vergeſtaltet worden: alſo verlieren 
wir durch dieſes unter ſich ſinckende Einſchlafen wiederum unſere 
irrdiſche Bildnuß und werden vergeſellſchafftet mit der Goͤttlichen 
und himmlichen Weißheit, in welcher der verlorne Schatz wiederum gefunden 
wid, Das beygelegte Preſent habe mit groſer Gewogenheit an die N: N: 


Communiciret. Sie find ſehr zugeneigt von dir ein klein Recamendas . 


tions 


* 


N Die LX VI. Theoſophiſche Epiſtel. 5 | 290 


I re NEE ͤ 2 —ůů — — — — — 
endations⸗ Schreiben zu erhalten zum Zeichen deiner Libe. So vil zur Nach⸗ 

icht. Dein Libhaber in dem HErrn. FJ: G: Ein nichts Befizenden | 
Ben... 5 ane en 


15 * 


je Die LXVL Theofophifche piſtel. a 


Von der Gleichheit des Semuͤts in beyden Staͤnden / da man 
das unbegreifliche Groß⸗Seyn Gottes / und das unmeß⸗ 
liche Blein⸗Seyn eines Kindes in einer Perſon 
3 N darſtellet. 


Er Asch duͤncket, ich hätte allerdings ſo vil Zuſctz in meinem Gewicht, 
Je dir allen Mängel ohne Zuthun zu erſezen. Dann wann ich dent 
Stand deines Semuͤts betrachte, fo fuͤhle ich, daß dir nun zur Zeit 
mit einem mit Furcht und Zittern verknuͤpften Muth zu helfen ſeye. 
Belfleiſige dich nur einer recht kindlichen Keckheit in deinem Gehen, ohn⸗ 
erachtet des Fallens, weiches darinnen vorkommt. Die allzu groſe Bloͤdig⸗ 
keit vor Anlaufen hindert uns im Fortkommen; dennoch iſts gut, daß wir 
eine beſcheidene Bloͤdigkeit haben, gleich einem kleinen Kinde, welches 
nmiemal gantz ohne Furcht iſt, wenn es von dem Schooß feiner Mutter ab⸗ 
geſetzet wird u. ſon auf eigenen Fuͤſſen gehe, wiewolen es durch nachfolgendes 
Jallen und Auftehen doch mehr Faͤhlzkeit bekommt, daß endlich ſeine 
Knoͤchel und Fuͤſſe feſt ſtehen, als durch feine vorhergehende Furcht. 

5 a z g jr 5 
Darum baue du mehr auf eine Nindliche Reckheit in deinem Lauf, 
als auf eine maͤñliche Zaghaftigkeit. Findeſt du etwa, daß der Leib noch 
ſchwerer zu ſeyn ſcheinet, alß die Fuͤſſe und Knoͤchel ertragen koͤnnen: fo den⸗ 
cke, daß es villeicht von der allzu überfläfigen ruft und Milch, welche 
man auf dem Schooß der Mutter ſo haͤuffig eingetruncken, herkomme, und 
daß das Abſerzen von der Mutter Bruſt und Schooß ſolcher Schwi⸗ 
rigkeit von ſelbſt wird abhelfen. Sonſten iſt dieſes freylich ein uͤber alle 
Maaßen hoher und Goͤtrlicher Reichthum, wer einen fo kleinen Habit gefun⸗ 
den hat, daß er die örtliche Großhelt lelblich in ſich einkleiden kan: 
| | | dann 


* s * 


EN 


rer my 


— 


au 


m 2 


2 


Yu Dam 
>“ 


— 


Die LXVI. Theoſophiſche 
1 — ‚——— — 
Dann dadurch hat der Sohn Gottes mit allen ſeinen Nachfolgern den! 
uberwunden, das Himmelreich gufgeſchloſſen, u. die Pforte 
der geheimen und verborgenen Weißheit Gottes eroͤffnet. 


HR . 
Teufel 
zu den Schaͤtzen 
8 
A 


* 
8 


Darum, mein Liber! 


ſen nicht fo wol bekuͤmmert; 


daß du dich in etwas 


6 kon 


» . 2 © 3 78 
LFerſteigen moͤgeſt, oder uber ettoas hiugus 
- See 1 


Großheit ſucheſt in einen kleinen Kinder⸗Habit einzukleiden. 


uch gefaͤhrlich der Großheit zu vil aus dem 
Ich 


dadurch vom Creutz loßſchaffek, und faͤllet der Varmf 


amen: als daß du dir deine 
So iſt es 


. 


Weg zu gehen, weil man 


5 
7 


herzißkeit der Mens 


ſchen anheim: diß iſt mein Bedencken uͤher dein Schreiben. DESK 
5 . 0 » © 


Sonſten kan ich mich 


zimlich leicht zu allem verſtehen. 


— 


Ich kan nid⸗ 


zig ſeyn / und 
ſeyn / und kan 


kan hoch ſſeyn: ich kan arm ſeyn / und 
allerdings einem jeglichen ſeyn / wie er es 


kan reich 
begehret 


es ſey her 
theilet, fo haben wir 
GOtt wieder zu ſeyn. 
Spil an uns verdorben wird in Anſehun 


tach zun Leben oder zum Tod. 
zu thun, und nachdem wir ſeyn, nachdem bat uns 


Es ſind zweyerley 


— 


Dann wie GOtt aus⸗ 


“ 


Mißrocge/ worinnen GOtt ſein 
Ringe uns mitgetheigen Gaben. 


8 2 r. * 1 10 4 1444 Aniea 
Das hohe Aufſteigen hat zwar in dem erſten 


Ilug viles zu verderben; doch 


kan dieſes in dieſer Zeit lelcht wieder erſetzt wer 


den, dieweil das andere und 


folgende gerne ſeine Urſach aus dem erſten nimm 
en kleinhermig 


dabey iſt, verglich 
de v 


Inte, die „ 
inter Die Er 


oe 
un. 5 
— 


t, als da man un Gegenthell 
en niit jenem Nnecht, der fein Theil aus Furcht 


= 


1° 


welches twir anf, Teutſch Creͤutz⸗ſcheuend nennen: 


Souſten bleibet doch eigentlich vor Dich Zeit meine Probe, daß ich de bis, wie 


FN b 
ich bin: dam 
25 8 


N 
ele 
Seeler 
* 


.. 5 © 1 2 8 
% A2 2 
* 2 2 el 


1 e 
N a 8 
** 


nes 


2 
12 ee 
rr 
re 


er 


® 


D 


© 


side einmal vor allemal das Werck Gottes. in die Haͤnde 
ſeyn. : 


© 


* 


8 Grs ins en Gesch an Sa ET ws N fi . 


die 415 Gabber har eint leidet / iſt der 1 Meat, 


er ER worauf man e wird. . * 8 27 
e Le an Ende gang; me Basar nah haben mich, 7 in Kakkıuma meiner, 25 
8 nickte gegen d ch zu veraͤndern gehabt, intemalen ich ſchon derſelbe gle⸗ r 
zeit gegen dich geweſen bin was ben n mich gewolt haſt mit deinem Schretz. 1 
ben: daß ich dir aber micht fo wars kam daher, NB well ich dir nicht 92 4 

o War Sec. So d bin ich nun derſelbe „der ich bin, und habe dir nicht an? 
. derſt zu werden, ohne ꝛgaͤs ich NB dir anderſe werde Kc. Wir ha 

75 ben freylich viles zu verlieren, wann unſer Hortkommen an GOtt oll a} gr 

et ira richtigen hes kommen; doch haben wir nie mehr ge 

a = onen: 0 wam wir niches mehr zu ver lieren haben. W 

5 9 N bel 

. Ob Zwar wol der Tode dere Sünden Sold iR, 5 hat doch bas ben ah 

a eh in fm Leben allezeit noch erwag zu bezahlen übrig, biß auckg ſolcdes. Vers 
mögen vollends dahin iſt: dann . 25 erſt an ein⸗gaͤntziches Auß eben 
feiner ſelbſt und hingeben an G Ott, allwo noch gantz andere Sachen erfah⸗ 
En bwerden als 9. vor DE man mit eigenem Vermoͤgen ausbäahlere Sc. a 
er es kin ken Die Ha nit ⸗ Sach der Bf derſchaft in Zion dacht, Dir 7 

0 fo habe in aid ing deſſen, wie die Sache vor G Ott hart, nicht wenig its! Ta 
den nach ſehen uͤber biete Umſtaͤnde, die mir mein Davor halten nice: 
wenig in Daran erung geßgt, wine: ol zar alles nur in dem Davor hal⸗ 2 Lö 
ten Was fonfen angeher die Sache, wie fie neenſich den graden Weg 
vor 8 ligt, ſo f habe ſolche Volle Slaudens⸗ e ein und Satis⸗ Be 
faction, daß es wir nicht an elnem feßlet, geſtehe auch in dieſer unſener Ge⸗ 5 


— 


denſchaft o der dem ur rundlichen Guten der Sri 2 Haft ir 
Zion verknůpft iſt. | 


. 4474 Fear de H 
1 9 5 1 i 16 vieſer Lrbelz. An 
Le 8 ir 4 17 1 N na, ” N 
Tee k D N. 0 5 I 1 L 1 
EN | 0 e 
e 1 N 
N * 
* * 
* 
8 
2 
* “ 
o 
2 5 
ie ae . 3233 
© * a 
j * 1 Kar e % * 2 * 
— renn — N 


meinschaft weder Jung noch Alt ein Gutes, ohne de ß es mig der Cet⸗ 


5 eh dein Sishaßer in den HErrn. F. G. Eu Fichts Beſtnender 


nn. 


. „beige; So wird endlich auch unjer Thun zu ſeiner 2 

eg 80 ichtigkeik gebracht. 
DO kan allerdins nicht vorbey gehen, dieſes wenige an dich zu ſchreihen, 
„ en nich dein Schuldner zu ſeyn erkenne in Anſehung des Gute 
* Ottes, Worisnen wir ehen; Angeſehen, zimlicher Maaſen berich⸗ 

2 SE tiger vin: Daß du bishero nicht wenig Fleiß, Muße und Arbeit ge⸗ 
tan: din aware Bunt G Ortes zu erwerberr; und doch darbey der Sees 


femme m . 
AT 2 5 3 FR . 5 2 5 2 5 9 

= 4 N 9 N 1 f . 8 e y *. nu 
1 f oO or ehe 45 * 2 — > * N 2 5 
n 9 K N he « — 2 K — 1 7 
284 Die LXVIII. Tlieoſophiſche Spiſtel. 
—— —̃—ͤ— 3 — ——— ͤ —è — 


r P 5 ee 848 N - 2 
V ichrigkat an Gott erhalten / da, wo unſere 


e gendind DU zurck geblieben; daß es freylich eine nicht geringe Treu er⸗ 


fordert: in ſeſchem Fall nicht zu ermuden, oder die Hande zurück zu ziehen; 


wickelt em meinem Theil, in eben dergleichen Sachen, nicht wenig Erfah⸗ 
FIT gelernet weilen es allerdings, bey dergleichen Gelegen heiten, unver⸗ 
madluch alſo vorzukommen hat: damit unſer Gutes geſpahrrt bleibe bis auf 
den Tag der Ewigkeit. l at 


Ich, meiner Theils, habe dich dar innen. aufgenommen: allwo das Beſte 


bis dorthin gefpährse zu ſeyn hat.. Dabey alle Treue und Liebe, die bier 
hero an mtr erwieſen, allerdings will zuſammen in ein Bündlein gebunden, 
und in das heiſtge Andencken vor GOtt, beygeliget haben;! damtt dir ben: 


demſelben Barmhertzigkeit widerfahre auf den Tag des Gerichts. Iſt ſonſternn 


das ne ir zu, weilen Ich beyter Schuldner vor & Ott bin Und 


Er 


wo ſenſten noch im Hertzens⸗Nallegen was beyzinragen habe, Wie / und. 
aut was Wide es auch zu ſeyn hat, fo bin allerdings bereitwillig auf allen 
„Selthen. . N . 
ie es ſonſeen mit mir beſtellt, anzehend mein Tag Werck vor Gott, 
ſo zin ich ſehr enge und klein zuſammen gepackt, trage zwar keine ſonderliche 
daßteg / ohne daß ich / ſonder Ulnterlaß / vm unfer aller deyi flehe: 


ten Ker eder da auſſer den Regul- maͤſigen Schrancken getreten. worden, 


als von Mean bekuͤmmert ſeyende, daß allen möge geholffen werden; wies 


ſonßen meis meiſtes Anliegen und Anbringen vor GOtk IF; der Menſchen 


große Unwiſſenheit an GOtt und allem Guten, wie danm auch noch darzu⸗ 
ehtent das groß UInvermoͤgen an allem Guten. Weswegen auch fo gar. 
Wahnige / die Enge Thuͤr finden. T i 

ißt du du etwa ein ſolcher, der auch mit Dergleichen beladen, und ein 


ie. Sorg ⸗Trager 

0 4 5 25 g n 2 0 

4 £ 

“ 7 9 ' 4 8 8 * 
„ 52 


„® 


ro) 


Sorg⸗ „Trager um vieler anderer Heyl, fs helffe mit mir heilige Haͤnde ver 
SGb)Ott aufgeben, weilen, vor dieſe Zeit, folches die beſte Arbeit zu R yn erken 
ne: weilen auch GOtt Selber ini uche Arbeiter fächer. Neben dem, fe? wün⸗ 
Fe dir Seegen aus GOtt und Seinem reichen Geiſt, „ damit du in voller 


al Stuss. ä * KARTEN r haha zero ei 
b 2 2 SE + 0 
* vn 5 > Se 
* * 2 * 2 < 8 unse, 2 
Die 1871 U. Pheofophifche 75 his N 28 


Voͤlle mit mir theilhafftig werdeſt der Farbinſchefßt lichen Leyben, die A Chri [+ 


ST find. Ich, dein tren e und George Trager vor BD. 


5 i 0 RN F. G. 8 ws 5 nr 

ne 8 . ER Ein Nichts Befisendee 
8 5 N VVV . 

BE Die 1 . Theoſophiſche piſtel. f . 


elend mag die 99 he 807 tes erre ichen / es fe Fan daß 


* 


zu erſt die Tiefe de 8 e alls gemeſſen hat 


ER 


Bas Welt zn n ſtoßen , coßer auff uns zu ligen hat; So iſt 
125 — 
derſelbes uber. alle Maaß wichtig und ſch w er; Weilen alle 
— 5 2 3 


Dinge, Dag/ o oder Wie ſe auch vorkommen, dieſes fd zum Voraus 


D. 


in ſich haben: Daß wir, als d Menſchen, daran fallen anuͤſſe z And das 


5 5 ſo: nachdeme je eine jede · Sache eine Szſtallt gat, eben fo, und nach 


. hat auch der Fall vorzufoidnen, Sind ꝛoir alſo demnach 
Gott fi olglick H mit u fern d Thun nahe omen iſt / eben na 


1 — 15 
derſelben Würde des Suren Gortes⸗ das. Salem % dar innen 
Horkommt / hoͤch jE mißnch gefahrlgech / und l beſchwe rich. Dann, 

ten . 
0 


eben fo wie das Fallen, fo in ganz geringen Dingen vor zur 


leicht kan init wichtigeren und beſſerern Sachen gehoben weni 


eben ſo 


* 
85 
1) 
8 


5 ſchwer, und noch ſchwerer iſt es zu he * San nan anfängt: dn wichli⸗ 


0 


geru und Goͤrcichen Sachen zu fallen, weilen man folglich ſchon allemahl 


nene das Veſte gethan zu haben, mit welchen bemach Ban märz). 


10. der Fehl se Mi . 
Sehe des wegen meines und andern Jammers kein Ende, ‚in die er ſtretz 
baren Welt, auf dem Wege zu G Ott hin z w wee man „ei ches alles Be 
Nn 2 2 1 
15 5 5 15 
N 
IE : 8 


rere. * En 


AM 


8 un Jan | teir den Jammer betrachte , der uns in dieſer gegentbaͤrtigen 
. 


nd 
25 > 
— 
& 8 
* 

** 

Pr 1 
ur 
8 2 

* 

s 

. 
— 
— 0 

8 

0 
“ 

„ 

un 

8 
1 
re 


9 


or 
= 


— 


* 


— — 


N 2 Saat Sale ar 
* — 7 2 
— f 8 fi 2 8 5 8 
sh * ER ar Pe = x * — = * 5 a 2 
A un N 22 en N. 
* 7 FE N 1 e 4 = 2; 
’ 4 Br fa} 4: 2 . 
* N a > { rer ee -: 
ER LE 985 .[ * 1 
1 € * 7 22 —— ee 1 N 
u, 2 5 gm £ e N Bar: rt 5 x ” 2 2. Pr > 
6 1 N Epiſ tel“ 
. — Damien rinnen — — — * 


gar hohe Proben und Ern rungen, be wichsiger iſt Ein Freund fanlan de 


PH anderg. f kalen, und kan durch Heundſ haft wieder verſoͤhnet werden; Wer 


— 


aber a. der r Jreundſ ſchafft z. oder an dem Bus: E Ones ſelbſt, fällt . und 


ö ER ar ſo, daß es verdorben iſt, wer will eim heiffen? Doch bleidet uns 


das NB, ſel ige Fallen an Gdrt/ und 45 do Guten / unſer geſeg⸗ 
neter W ander‘ Stab auf unſerem Wege Dorshiis- Divag fur ein 


-g 


Sichres Geleis bekommt wan endlich" aufe deer ſeligen Fahrt! O wie 


— kuhniich kan man zur Letzte hinwallen auf dem Wege zur ſtillen Ewigkeit! 
Wzun man mit deinem Guten durch alle Proben Hindurch geſchiffet, und 


folglich kein anderes Jallev noch Vexliehren des Guten mehr vorkommet, 
als worauf man ſchon zuvor das gantze Hauß ſeiner Seeligkeit gebaut hat, 
Hergegen, wie unſicher wandelt der, dem die Meiſterſchafft des Gu⸗ 


ten noch in aner Hand geblieben! und wie ſtehet er alle Stunden in Gefahr 3 


es komme ein anderer der mächtiger , ſen dann er, und bringe ihn drum! Ga 


U. wie er darneben in dem Guten ſcheinet, fortzukommen, eben fo ſcheinet auch. 
ſeine merckliche Gefahr: von de 1 drum gebracht zu. werden / auch 
mit heran zu wachſen. O wie wol! und aber wol, wann unſer Gutes Elze 
einck folchen „Veylage Barden da ar Dieb zu kommt, und weder von. 
Wuͤrmen noch Motten verz chrer wird. e Deß wegen werde 5 b ſeye hoch. 
gebẽnedeyet / der dreſes ſelixe Jallen / durch den · Rath Seines. 


if“ 


Willens / und durch den Geiſt Seiner maͤchtigen Areas und 


Staͤrcke über uns ver! 95 anger hat: damit wir zu einem rechten Anfang 


— 53 \ 
d dann folgigch: zu dae rechten Ende aller Dingen gebrach⸗ werben, re 
Ehre 109 G Ott! 5 F. G. - 
Ein Nichts Befigender au vie Erden. g 
Die LN. Ineoſophitche entfiel 17 275 
Niemand kan zugleich zwey. Serrn dienen. n nun unſee 
Mille in dem Söreltcl hen Myſt io ausgrünen: ſo muͤſſen 155 
8 rair Zzuerſt unfer eigen. Myſterium verleugnen 
Meinen Gruß und Buß der Liebe! sa 
ch weiß ff. nicht was mich ſo heff tlg anzie ichet, dieſes Wenige an dich er⸗ 
Es gehen zu laſſen fü metal ſchen zinegeraume Zelt einen nachdruͤcklichen in⸗ 
a 20 „„ inwendigen 12 
. R 5 1 ur 
5 5 


er 


ä Die IX. Theofophihe ER en 

— — — — r re ice 57 227 * 
85 wendigen Antrieb in mir hatte dir einmal eine Brief zu scheiben u. War ohne 
Meldung ein zer maen fläche. Urſache; wiewol ich in mir faul nine ohne fach 0 
ware; maaſen, die Liebe Z Oltes, die auegegeſſe uin unſere Hertzen , uns utim⸗ 
mer laͤſſet fo ſtilleſeyn : Daß ſie nicht wiederum ſolte ein gleiches geb al ren. Dan, . 
gleich wie G Ott alles geſchaffen:: D. 5 es in ſeinem Teen. und Leb n ein lebendi⸗ S 


ges Gebaͤhren habe: bis es ſich wiederum zu ſeinem Zweck, Ziel und Ende ge⸗ » 
bracht hat, wozu es von der Weißheit des Schoͤr offers vero; Inet iſt. Sonn, ? 


n 


Mond und Stine, auch der ganze Himu at: und das Mlece, die Ära er⸗ 
Brunnen, richten in ſolchem Fall ihren Befeh aus: worzu ſtegeſetzt und ver⸗ 
vtrdnet ſind; laſſen auch nicht nach: bis alles gethan., was auszurichten; und 
5 es gelinget einer jeden Beſchoͤpffe in ſeinem Theile: Daß es in ſeinem Trei ei 
ben nicht müde roird: bis es ſich wieder zu beſchauen bekommt: 7% 
in feinem Bilde. Dieſes Uhrwerck und Treiben hat von Anfang die Weiß: 
heit des Schoͤpffers Selber an Sich untergangen, ud hernach von En: aus 
Anter die Gel hoͤpffe gebracht; Dann / ſie ließ nicht nach in ihr 
ben: bis fie. . Söezlicher Heſchaulichkeit dargeſt En 
dem Menſchen. Welches hohe s Meiſte r Stuͤck der Czoͤttlichen Weißheit 
zwar der abgefallene Engel, in eine fremde? Bali, ulichFeit/ Gebs aͤhren 
und Treibet gebracht; Daß alſo demnach, ein gantz anders Treiben, Machen 
undehaben wollen, in das ganze Urte rck der Zaͤttlichen Weißheit gekommen z. 
3 We ſches grear alles zu einein verbrech lic ichen Ende ausgeschlagen: weil kein bahr⸗ 
hafftiges Weſen nad Styn, das da haͤtie bleiben kͤnnen, derinnen zu find den war; de 
und doch Nichts deſto weniger, weil es die Geſſalt des Sa ache darſtelleke ; mußte 5 
es einiger Maa fen one Dir gelaffen ſtehen bleiben bis; Aſeiner legten Probe, was 
gnemlich Aae ee lichtet und gewollt ware. In ſolchen: Treiben iſt die gange 
Welt, bis nun zn, in Gut und SSR ver mengt eg anbei.; imangeſche n daß 
ſie GOtt offt! mt Jener, und Waſſer, ind Dlulvergi deen, Bi eſtrafet.: Daß 2 0 
5 fieſolten wiederum von ihrem, auſſer der Goͤttlichen Harmonie, durch dengef al⸗ 
lenen Engel verur ſachkem Treiben, ablaſſen und wiederum in die Harmonie 
der Böttlichen Einrracht eingehen; So halff es doch alles nichts; Das 
4 Telben blie be hen, und wird leben blahen bis an das, oder bis an fein Ende Pi 
Damit man ſaͤhe, was alles in feinem Treiben urſtaͤndlich ra op. 


2 
1 
81 


— 


* 


Wollen wir demnach am Ende unſers Lebens nicht betrogen ſeyn; So muͤſenn 
. N nz; „ wir:? 
ERS Fr f * e a f Pr 
; * 2 * _ % 

; | 2 


ER TRAIN ET Tg 
a A Fe a N ei ER 


om 


4 


= 


5 


ns 


& 


u 


8 TER ARREN 5 

N © A ne x a . 
ur a R 2 ö 25 “3. — 8 I £ 
288 Die IN. Theofephif [che Epehkel. 


doit umterſchelden ſernen: in was vor cinem Myſterio pir in disſer Zelt ergebffen 


ſiehen z. nemlich: Ob es das Treiben GOttes, in Seinen heiligen Dachfchläs 


gen, ſeye, als worinnen ſich d die Wunder der Ewigkeit, in dem lauteren 5 
G Ottes » offenbaren; 3 „Oder: 4 Ob es aus dein Treiben urſtaͤndet 8 worinnen 
ſich die Wunder der Zeit e ſfenbahren welche durch den gefallenen Engel verur⸗ 
achet worden, nid in Zut und Boͤß vermenget ſtehen. Um welches willen auch 


| alles am Ende, durch den T S/ der da brennen wird wie ein Ofen, wird geſchie⸗ 


den werden z nemich : das Böſe von dem Guten, das Reine von dem Unrei⸗ 
gen, und aller ſcheinbare Schein, von dem Weſen und Lauterkeit der Sachen 
ſelbſt. Gewiß! wo das Treiben unſers debens in dieſem untereinander laufenden 
Gemeng in Gut und Beß, ſtehen bieiber: worinnen die Wander 1 
offenbaren, und 4 folglich keine andere Weycke wuͤrcken, als welche in dem 


0 groſen Scheide: Tage GOttes noch erſt Ruf ſen durch die Sichtung gehen, wag 


“era moͤgte uͤberbleiben; So iſtgroſſe fair: daß der Wuͤrcker und Treiber 
nicht im Feuer, mit aneh Wecken, zu kurt kon ame. 

Es iſt zu wwiſſen: : Daß zweyerley Arten von Wer gender Menſchen an jenem 
groſen Scheides Ang, weiter kan Gericht zu gewarten haben, als nemlich : 
wen gute / und gantz boͤß⸗ peilen bey derley, in dieſem Leben zu 1 
Sc eidun; 18 kommen 7 wiewol fie: Her ydemelſten vor den Augen der Weenſchen ber 
borgen bleiben, aus Ur ſachen: Weil das Boͤſe mit ſo viel ſcheinbaren Shan 
als Heucheley tüngeben, das OSute aber mic jo viel Schwaͤrtze angeſtrichen: daß 
de ine Ungleichheit init dem VBoſen ebe ol ſcletwerſie D zu unterſcheiden iſt. „Nichts 

deſto wi: ger 7 ſo (Techd Das) zenige was s ſchosn zue 1 in ſein er eigenen Au ee 
b ceſchen von auf fen ſech anders auſehes laͤſſet, ſchon gerichtet und verworffen, 
ohne welter! durchs Feuerg gerich let zu wer dene, Wie alle nicht welliger dasfentge 


— Zute, ſo, nach Art! 8 10 an de n Men Ich? 2 gut tbo rden, und doch im 


Grunde von dem Boͤſen geſchieden, ob es Sidon auſſen mit einer finſteren 
Schwär tze uberkleidet, iofiser in Gericht ir gewarten hat z 5 ohne, daß ihme 


Br) 


* 
© 


das Kle id der Schaude ausgezogen, und, an deſſe en Statt, an, Ehre und Her 


Pi 
lichkeik angethan werde. 

Ob zwar wol hierinnen koͤnte gefragt werden: ie ſeſches zugehen me Öge, wel⸗ 
en gemeldet, daß weder die Guten noch Boͤſen kin fftig hin weiter ein Gericht 811 


Zewarten haben ohne: daß ſts die Früchte ihres Ae ens genieſen? So ant⸗ 


G worten 
3 2 8 2 * 0 
8 D = 1 a v 
— 8 0 u 
3 4 1 ” 
re 1 
0 Ss 2 y 


— ei et ee , ee ee ˖——˖ ( ar ra 


P a 
1 21 
1 * 
— . 
” 2 er 
* 64 N x 
2 — Vr a 
. e e * 5 7 — 
5 1 1 f 2 5 2 * se PR . n 
» » * 
. 2 a ee 5 
. 1 7 


Die IXX. Theofophilche Ebdiſkel. 


Woorterdoch de Sache von felt. Was folglich die Scheidung oder das Gerch⸗ 3 
von einander zu ſcheiden hat, nemlich: Was weder an dem uten nech an dem: | | 
Boͤſen geſchie eden / und doch au ch kemes gantz worden iſt, als zum Exempel: 3% ja 
zwey widerwaͤrtige Ding, die einander unleydlichfin : um ſich einander in 
Gleichheit zu vertragen, ſind ab. r durch gewiſſe Fälle ineinander verhänger, ohne 
ſich wieder ohn einen dritten Zuſatz son einander zu ſcheiden; So iſt dann fol glich!“ oe 
kein anderer Mach, ſoll ſoſchen Dingen abgeholffen werden, ſo muß em anderes 7 
oder Dries darzu kommen, und die Zoey von einander ſchelden. n 

So verhaͤlt es ſich mit dem Menſchen 3. Der 167 in Anſchung des Guten, 
{ wozu er von G Ort geſchaffen, durch den Zufall der Suͤnde, mit einem andern 
nicht ⸗Suten / vermenget worden. Nun haben dieſe zwey wider waͤrnge Din 
1295 den e en zuglecch in Verhafft. 4. . | * 


& 


a 


Dies Lx. ‚Theofophüfche Spiſtel. 1 8 0 


Wann das Hertz in der Angſe⸗Oreſſe u. Seu 
zerſchmoltzen ißt: o weird. endlich die ſtil 
eröffrer⸗ wo GOTT im Geiſt ged 


3 er 
5 


i © 
r ber Tröbs aln wol 
ie Seiden Vater re 
die 
iene 


Der Brunnen der eroigen Weißheit, Gnade und Lebe Gottes fee ein 
und aus in deinem Herzen; und fern dich, damit it du fruchtbar werdeſt in 
dem Haus Gotte „ und darinnen aurfwachſen tiges zur reifen Ernde auf ® 
den T 33 der (Fi Ne Dun des Kt ofen und allmaͤc 10 Ailgen Got tees, und alſo in der 
ewigen FRE SIERT: mögeſt eſſen das Brod deines Sainens „keel hen dir 298 

in Schinertzen und Thi ans Al usgeſaͤrt haͤſt 7 Amen. 3 
8 eber und ſchr v werther Sn der in dem Herrn! 
N . i 
Wa Ko habe dein Schreiben mit gryſer Freude ind Hertz ⸗Vergnuͤgen 
3) empfangen, und GEB, herslicdh'g 8 eprieſen wegen ſeiner unendl lichen Gna⸗ 
de und Liebe, die Er an uns erweiſet in dieſer gegenwaͤrtigen argen 80 
chungs⸗ vollen Welt, d da unſer armer Geiſt, gleich als in einem Meer der 
ans in mancherley Kyden un D Verſuchung g muß herum baden. Ach eis 
5 5 lieber. 


— 


re 


8 e Be re ee 5; EEE REP 
Be au ® 0 
5 F S 5 4 
2490"; Die LXXIL, Theoſophiſche Epiſtel . 
„ ar 2 ie 5 N > 2 


2 x Es * . FETT 

Steben Bruder! ich ⸗wuͤnſchete, daß sich dir mein Herne mittheilen konte, 
welches an dem Ereuz Ffm genagelt, und offt mit Baͤchen und Stroͤ⸗ 
men der Thraͤnen⸗Fluthen überſchwemmet iſt, damit du mit mir beweget 

„ Werdeſt, vou ganzem Herzen um die Huͤlffe aus Zion zu ſeufzen, aufdaß der 

Dag der Erloͤfüng des Volcks Gottes bald moͤge offenbar werden, und das 


Gefaͤngnuß Zions ſich wende; und alſo die Zeit der Erquuickung, und des 


- 


Pr Jauchzens und Frolockens herbey komme, und Iſrael eingehs in ſeirte Rahe. 


25 Wie es ſon en uz mich ficher, fo wiſſe: Ich lebe ſehr vergnuͤgt in mei⸗ 
nem EDit, und diene Ihm dag und Nacht in Seinem heiligen Tenwel, 
und warte ven ganzem Herzen auf den Troſt Iſtaels, und feufse ohne Un⸗ 
Kxlaß vor das gefangene Zion? welches ſich mit mir nach ver Erlöſung fehlen, 
Vas angehet mein Äuferes Leben, fo iſt ſolches ganz von der Welt geſchieden: 
derm, ich ſtehe in keinen aͤuſtrn Naßhrungs⸗Haͤndeln mehr, fordern diene 
dem Altar! d Ida vom Altar, und eſſe das Brod meines Gottes, dem ich 
diene. Ich wohne m Walde allein, gleich den alten Einſtevlern, doch niche 
weit von Menſchen; habe auch Yinchen noch einige arena Tele Brüder, bie 
TE Sit? 


12 0 N „ae er None de ( . 
ya, ernſtſich ar Welt⸗Etelkeit und aller Bohne Lebens entzte⸗ 
2 * — * - ** * * 


hen. 


: h f 6 2 eG 
Belicbrer Bruder! Solte ich dir ſchreiben, was ich hler in dieſen 
anden vertragen, erduldet und erlitten. habe, fo wuͤrbe wohl meine Feder das 
don Bf werden, koͤnte es auch nicht wohl aufs Papir ſetzen; und dieſes 
3 ales von vermeymten und Schein⸗frommen Menſchen : Unter dem allen aber 
ißt mein edles Sewuͤchs der Neuen Menſchheit, als anter vielen Starmem 
amd As inden, därunter aufgewachſen zur vollen Gisſe und Mannheit. In dies 
ſer hohe Herſuchungs⸗ und deydens⸗Schule habe ich nun Tugdir wohl achtzehen 
Jaßr ; alſo, daß ich tapffer kin geuͤbet worden Dann, ſchr viel und offt habe 
muͤſſen Schul⸗Recht thun: bis ich eren erfunden ward vor meinem Ott. Os 
mirs nun ſchon offt ſaner und ſchwer geworden, alſo / daß der Kampff bis auſs 
Blut ging, ſo reuet michs boch nicht, ſondern kan vielmehr ſagen: Wer it 
der mich ſchelden tonne von der diebe meines GOttes ? es fey Truͤbſal, oder Angſe, 
, Der Geſfaͤhrlichkeit, oder Bloͤſe, oder Schmach und Schande? Und od wir 
| on erto det würden den ganzen Tag, und geachtet ols Schlache ie 1 
ee © EN 8 


Die ae Epiſte. 
. m•m; ß! 8 
ſo uͤberwinden wir . eit um Deß willen, Der uns geltebet hat, und Sein 
Leben zum Schulo⸗ Opffer für uns dahin gegeben; Darum Ihm auch allein alle 
Chr, Ruhm, Preiß, Dauck und Macht n immer und ri; 
glich, Amen. . 3 = 

Geliebter Bruder Ich binniche los vond ie, dann, meine Lee Sch an⸗ 


* 


zer noch an dir. Konteic c ach eiu ma a her Sprechen gelangen, Io 
teaͤre mirs ſehr lie 65 Be rer geſchehen wird; dann, mir iſt im 


mer: W ſche gald vollendet, daß cho n dem e ren aufzenem men wuͤr⸗ 
de. Beſ ſecbe mch desterge um ſovitl me ehr: daß ich m 1 iigung noch vollende 
in der Zeit; dan ich der Gemeinſchafft der M einſche allerdings muͤde bin auf = 
de b. benen mich, kängel mier neunte den d Boßhaft Feigen u. Falſchen, 
rg zu den Vor⸗ Hoͤfen meines GOttes einzug 5 Doclyſtehe zoß und! dis 
er Führung und Handleitung meines Oucs; aun; mir iſts genug 5 

e una males Nenſcheneſucheen 
c ſo weiß ich doch: Daß, wer GOtt lebe, wird nimmerm ehr ſterben, 
umkommen. Bin demnach ſehr getroſt, Neceil ich ſehe: Daß meine En 
1 2 Reife weiſet, allo ich werde eſſe u dle Fruͤchte mei un Eau die ich 
Albit un T hr. Thal ausgeſte⸗ net, und init vielen Seh nertzen Zeſaͤrt 
Nun! 1 Ver On vel Gnade und denken, der mich kae tun 
hen he bis her, und mir beygeſtanden is aller u 1011 Wi „Mut en 


22 Bi: g ere 360 
A en ee 7 8 ane en 
de 92 * N22 > ar =) Y 
ae N era? > Apo * 
lige Wenner Ottes : Kpontel un 


71 
“RR EN ER rate 1. 77 7» * 
dieſer Welt, worin ſte nu e eu u 
4 
910 


39 * 


eng 
aber 


9 Zeſüh „„ allwo fie beyſan 
eſſen und trincken ? und froͤlich ſeyn in dem Sir G Ottes, ja 
Dich dein a; nes 5 0 an 7 775 17 77 t 

erfüllet a rde nm aller GOttes⸗ „Fulle, und endlich dein dooß und Ero theil moͤge 
ſehn mit allen Heilige Fd rennen; derer Namen im Himmel an. chrieben 


ſind. | ; 


> 
15 Foendin reich mac 
181 eiii 39085 Line 


zur“ 


be 
5 
= 
9 


ER PIE EN fie n Eioigfeitwalenden )> Pilger 
g ir 558 „„ 4 f Auf 
= 25 1 5 f 
—— 3 5 92 3 

“ 9 4 o | 5 8 
ER { | | 

| ; . 5 a 

5 o 


nit en 


h bin und boek ef er derade 


24% hm db „ * 85 1 1 9 * 7 7 2 Eni FE AR WW 
Sr Re RE! e 0 5 
. * . SER ... 1 er > 1 Er a 1 r A ‘ * A 
292. Die 15 Son 12 Thesfophifhe A > 


.... E RTERET. 

Auf Liebe folge unnmgaͤsglich Leyden; Dann / ſol uns die Licbe 

in ihre & leichheit e aus gebahren v So, mug alle AUngleichbeis. 
durchs. Creus dem Tode aufgeopffert werden. ü 


Lebwerrhe · Schweſter! ER, 2 


58 25 haber in, r a ingene ehmes, ſleiſſig durchleſen, und daraus den Stand“ 
Birch zemlich wol verſtanden. Wacches Feplich Nichts, s 
Sue und Bar herzigkeit „auf Seichend es guten. GOttes iſt, wann 
ung Seine ER d rühret, ob wir ſchon Nichts Als Schmergen und Noth füh⸗ 
ken welches in die 30 Jahr capffer erfahren, daran mir allerdings nicht er⸗ 
laubet if, 119 au gedencken, noch weniger : viel Wercks davon zu mae chen, 
was manche unle ydliche 5 z Preilen bin dur chgange en bis nun zu. Dañ Sſo 
offt uns O Ott ant Seiner Lebe beruͤhret: um. uns Ihln näher zu bringen „„ 
ſo offt vꝛerden wir mit Sch mertzen. beladen: Hellen unſere Menſchheit 1 
in ſich traͤget, ſo ganz contrair und f gegen! freistg wider 0e und Seine 
ziehe zu fenn, hat. Es ſcheinet mit allerdüfgs die Schzszeſter habe v. el gelber, 
weilen dich. der liebe G Ott mit deyden begluͤcket; Doch if es mit vielem Ver⸗ 
k ſchonen zu Werck gangen, we ifen In, wie u meldeſt, dir hey alte Schmerzen 
des Leibe . die Munterkeit des Seiftesigefnender iſt. Daun, es ist gewiſlich. 
kein, gtoͤßrer Schmerzes als wann unſer Herz und Geiſt an SH und Sei⸗ 
ner debe gekräncket zu herr e empfuliden o bird; weswegen allerdings aendthiaes : 
m rde In deinem Troſt, dieſes Wenige an dich ergehen zu laſſen, iu en eine 5 
ma vor allemal, in dem Sah G Ottes Über uns, be ſchleſſen: Daß fo vick⸗ 
air mit unſtrer Lebe G Ott beruͤhren, um der Derbeiſſul Ig des ewigen Kbens 
N cheat iu werden, ſo viel werden wir ins Ley den geſtezt; Dann, dieſt 


. unſere Nrenſchheit iſt fremd an Ott und niche der rechte Erbe: finten aan. 
15 „fie nicht vos der rechen. Mutter gebohren, fordern nur von dem Kebs W ie. 
1 ; 55. Neben dein fo wuͤnſche dir bie Se egen aus BE und Seinem reichen 75 


„ Oeiſte: balnit dein Schmerze und Spmiser dich verbinde und vereinige mit: 

| der gamen Nitterſchafſt der + tengenden Kirche auf Erden, damit du am En⸗ 
de und Ausgang alles deines Jamtgers, mit derſelben gelroͤnet werdeſt, in 
der enen Welt. Meinen Gr: 1 und Kuß der Liebe mit meiner Hand 


* A 2 a iv, als deinem ſreuen e und Vorbitter vor GOtt. 
„ 2 S. G. Der aller Heiligen: 
0 . vor 8 4 1 
N * 5 8 0 gi > 5 x £ 
* N 22 5: 5 £ E