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Full text of "Verhandlungen des XIII. Internationalen Orientalisten-Kongresses : Hamburg, september 1902"

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VERHANDLUNGEN 


DBB 


XIII.  INTERNATIONALEN 
ORIENTALISTEN -KONGRESS  ES 


HAMBURG  SEPTEMBER  1902. 


VERHANDLUNGEN 


DES 


XIIL  INTERNATIONALEN 
ORIENTALISTEN-KONGRES  SES 


HAMBURG  SEPTEMBER  1902 


•Xs^B>c.    r  — 


BUCHHANDLUNG  UND  DRUCKEREI 

E.  J,  BRILL 

Leiden — 1904. 


\ 


LBIDKN,    BUCH  DRUCKEREI  TOrOials    B.   J.    BRILL. 


■  •  • 


A  loirt 


INHALTSVERZEICHNISS. 


I. 

8EKTI0NSBBR1CHTE.  (Sekt.  I — YIII.) 

Wissenschaftliche  Yortrftge  und  in  den  Sektionen  bebandelte  Resolutionen. 

SEKTION  I. 

LINGUISTIK.  —   ALLGEMEINES  IND0-GERMANIS0HE8  GEBIET. 

Seite. 

S.  Lefmann.  Die  Stufen  des  sprachlichen  Bedeutungswandels.    .    .      3 

S.  Lefmann.  Zur  Etymologie  des  Wortes  »Hund" 8 

K.  F.  Johansson.  Ein  indogermanisches  Lautgesetz 8 

R  Thurneysen.  Über  das  periphrastische  Futurum  im  Altindischen.      9 

F.  W.  Thomas.  Note  on  ifvfyjc» 10 

Giacomo   de   Gregorio.   Sur  la  simplicit^  de  deux  articulations 
pr^palatales  et  sur  1a  n^cessit^  d*adroettre  une  classe  de  phon^mes 

ainsi  nomm^ 11 

Giacomo   de  Gregorio.    Notice   de  la  d^couverte  d*un  nouveau 

tlot  linguistique  Albanais  en  Sicile 13 

Andreas  Miedia.  De  pronunciatione  palatalium  in  diversis  Alba- 

nicae  linguae  dialectis 14 

Francesco  Lorenzo  Pull^.  Comunicazione  relativa  agli  studi  del 
Prof.   Alfredo  Trombetti  sui  rappoili  delle  lingue  indogerroaniche 

con  altre  famiglie  linguistiche 15 

Anton  Herrmann.  Über  die  deutsche  Ausgabe  der  Zigeunergram- 
matik des  Erzheraogs  Josefund  über  die  Zigeunei-arbeiten  in  Ungarn.    18 


ClODO 


^I  IMHALT6VBRZBIGHNI68. 

SEKTION   IIA. 

INDIEN. 

Seite. 
Angelo  de  Gubernatis.  Sacountalä  et  Griselda 21 

Ernst  Leumann.  Die  Hamburger  und  Oxforder  Handschriften  des 
Pancatanti*a 24 

M.  Winternitz.  Der  Sabhäparvan  in  der  südindischen  Rezension 
des  Mahäbhärata 30 

Francesco  Cimmino.  Une  communicationsurle  drameNagananda.    31 

Montgomery  Schuyler,  Jr.  A  bibliography  of  the  plays  attri- 
buted  to  Harsadeva 33 

E.  Hardy.  Notes  on  an  enlarged  text  of  the  Mahävamsa  extant  in 

a  Gambodjan  Manuscript 38 

F.  W.  Thomas.  Note  on  Mahäräjakanika' 40 

Ambrogio    Ballini.    Un    ciclo    anedottico    del   Sultane   Firüz   II 

(Suraträna  Ptro^a)  del  Pafidagatfprabodhasambandba  di  Qubha^tlagäni.  41 
Gustav  Upper t.   Über  die  vedische  Göttin  Aditi,  die  Mutter  aller 

Wesen,  auch  dar  Götter 44 

Paul   Oltramare.   Le  Yajamäna,  son  röle  dans  le  sacrifice  d*apr^ 

les  textes  Brahmaniques 45 

A.  A.  Macdonell.  On  his  forthcoming  edition  of  the  Brhaddevatä  .  46 
Maurice  Bloom field.  Report  on  the  present  status  of  the  Con- 

cordance  of  Yedic  Literature 49 

E.  Windisch.  Ueber  Buddha's  Geburt 50 

J.  S.  Speyer.  Ueber  den  Bodhisatva  als  Elefanten  mit  sechs  Hauzähnen.  53 
Yishvanath  P.  Vaidya  On   a  copy  of  Sushruta  Samhitä  edited 

by  Vaidya  Prabhuram 55 

Julius  Jelly.    Über  einige  medicinische  Sanskrithandschriften  aus 

Nepal 56 

Cecil  Bendall.  Note  on  the  history  of  the  Pali  canon  in  Northern 

India,   as  illustrated  by  a  fragment  of  the  Yinaya-Pitaka  (from 

Cullavagga  IV.  V)  of  the  9tli  Century.  A.  D 58 

Masahar  Anesaki.  Der  Sagätha-Vagga  des  Samyutta-Nikäya  und 

seine  chinesischen  Versionen 61 

U.  Wogihara.  Supplement  to  ihe  ^^Catalogue  of  the  Chinese  trans- 

lations  of  the  Tripitaka" 62 

Arthur  Pfungst.  Fortschritte  in  der  Ausbreitung  des  Buddhismus 

in  Indien  und  im  Westen 63 


INHALTBYBRZBIOHNieS.  VII 

Seite. 
Bruno   Liebich   Vorzeigung  der  einzigen  existirenden  Handschrift 

der  Candra-Vrtti  aus  der  Bibliothek  des  Maharaja  von  Nepal  (s.  3. 

Bericht  S.  11) 67 

R.  0.  Franke.  Das  Verhältnis  von  Candragomin  und  Moggalläyana.  68 
Francesco  Lorenzo  Pull6  Gartogi*afia  antica  deir  India  ...  68 
A.  V.  Williams  Jackson.  Notes on some literary  landmarks of India.  72 
James  Burgess.  A  Cyclopaedia  <»r  Dictionary  of  Indian  Mythology, 

Hindu,  Buddhist,  Jaina,  and  Parst .    73 

James  Burgess.  The  Iconography  of  the  Digambara  Jainas  ...  74 
Martine    de    Zilva    Wickremasinghe.    On    the    progress   of 

archaeological  researches  in  Ceylon 75 

Sir  Charles   Lyall.    Report  on   the   Progress   of  the  Linguistic 

Survey  of  India,  presented  to  the  XIII^^  International  Congress  of 

Orientalists 77 

Ernst  Kuhn.  Bericbt  Ober  den  Stand  der  Arbeiten  an  Kuhn  und 

Scherman's  »Manual  of  Indo-Aryan  Bibliogi'aphy" 82 

Leopold  von  Schroeder.  Bericht  über  den  Stand  der  vorberai- 

tenden  Arbeiten  für  eine  kritische  Ausgabe  des  Mahäbhärata  .     .      83 
Hermann  Jacob i.   Bericht  über  den  Beschluss  des  Comit^  för 

eine  kritische  Textausgabe  des  Mahäbhärata 84 

M.    A.  Stein.  A  journey  of  Archaeological  exploration  in  Chinese 

Turkestan 85 

A.  F  euch  er.  Note  sur  les  travaux  de  TEcole  fran^aise  d*£xtr6me- 

Orient  (1899—1902.) i    .     .      88 

SEKTION  II  B. 

Trän. 

F.  C.   Andreas.  Über  einige  Fragen  der  ältesten  persischen  Ge- 
schichte  93 

F.  C.  Andreas.  Die  Entstehung  des  Awesta-alphabetes  und  sein 

ursprünglicher  Lautwert 99 

Herrn.  Collitz.  Zum  Awesta-alphabet 107 

Jivanji  Jamshedji  Modi.  B.  A.  (Bombay).  Michael,  the  Saint 

of  the  Christians,  and  Mithra,  the  Yazata  of  the  Zoroastrians  .     .109 
Lawrence  H.  Mills.  The  Pahlavi  text  of  Yasna  XIX     ....     112 

Job.  Kirste.  Das  semitische  Verbum  im  Pehlevi 113 

Christian  Bartholomae.  Vorlegung  der  ersten  14  Bogen  seines 
altiranischen  V^örterbuchs 114 


YIU  IMHALTBYBBZSI0HNIS8. 

Seite. 
C1.  Huart.  Traditions  populaires  a  Ghoucht^ 115 

Gl-  Huart.  Les  r^ultats  linguistiques  de  la  mission  de  Morgan  en 
Perse 117 

Paul  Hörn.  Voi'schläge  iür  ein  neu  persisches  Wörterbuch    .    .    .    119 

Gregor  Chalatiantz  Worauf  gehen  die  in  der  Grescbichte  Arme- 
niens des  Moses  von  Chorene  angeföhilen  Zeugnisse  der  vier 
griechischen  Schriftsteller  zurück  in  Bezug  auf  die  Angabe,  dass 
der  Besieger  des  Krösus  Artasches  von  Armenien  gewesen  sei?         123 

Gregor  Chalatiantz.  Die  armenische  Version  der  Weltchronik 
des  Hippolytus ".    .     .     .    124 

B.  Chalatiantz.  Über  den  Ursprung  der  armenischen  Fürstentümer.    1 26 
L6von    Ms6riantz.    Les    616ment8    ourartiques   dans  la  langue 

Armdnienne *     .     .    .    .    128 

C.  F.  Lehmann.  Die  Einvranderung  der  Armenier  im  Zusammen- 
hang mit  den  Wanderungen  der  Thrakier  und  Iranier    ....    130 

G.  F.  Lehmann.  Vorschläge  zur  Sammlung  der  lebenden  armeni- 
nischen  Dialekte 141 

F.  N.  Finck.  Bericht  über  eine  Studienreise  nach  Ostarmenien  .    .143 

Josef  J.  Karst.  Berührungspunkte  in  der  Pluralbildung  des  Arme- 
nischen und  der  kaukasischen  Sprachen 144*" 

H.  Arak^lian.  Les  Kurdes  en  Perse 148 

SEKTION  III. 

HINTBR-INDIEN   UND  INDISCHER  ARCHIPEL. 

A.  A.  Fokker.  La  signification  du  Malais 153 

SEKTION  IV. 

CENTRAL-   UND  OST-ASIEN. 

0.  Donner.   Über  Ausgrabungen  und  alttürkische  wie  uigurische 

Inschriften  aus  Turkestan 159 

Ign.   Künos.  Ueber  den  Rhythmus  der  türkischen  Sprachen.     .     .161 

Gabriel   ßdlint.  Die  Hunnenfrage 161 

Emil  Setälä   Zur  Etymologie  von  »Sampo*' 163 

Emil  Setälä.  Ueber  den  Hamburger  Sprachforscher  Martin  Fogel.  165 
Ed.  Chavannes.  Les  saintes  Instructions  de  Tempereur  Hong-Wou 

(1368—1398.) 167 


INHALTBYBRZBIOHNIBB.  IX 

Seite. 
O.  Franke.  Die  wichtigsten  chinesischen  Reformschriften  vom  Ende 

des  XU.  Jahrhunderts 168 

Ren6   Martin-Fortris.  Tahleaa  des  sons  mandarins  des  carac- 

täres  chinois 174 

Friedrich    Hirth.   Umschreihung   chinesischer  Schriftzeichen    in 

dem  f)lr  Schriflswecke  modifizierten  Dialekt  von  Peking  ....  177 
Sanji  Mikami.  On  the  Historiographical  Institute  in  the  Imperial 

üniversity  of  Tokyo 186 

Elisa  Ruhamah  Scidmore.  The  Ni-ju-roku-Ta 189 

Oskar  Nachod.  Vorlegung  von  drei  auf  die  Geschichte  Japan's 

hezQglichen  Photog^phien 190 

SEKTION  V. 

ALLOEMBINE  SEMITOLOOIE. 

Adalhert  Merx.  Der  Einfluss  des  alten  Testamentes  auf  die  Bil- 
dung und  Entwicklung  der  Univei'salgeschichte 195 

Ernst  Sellin.  Ueher  Ausgrabungen  von  Ta^nnek  in  Nordpalftstina.  196 
Hermann  Guthe.  Bericht  über  Veröffentlichungen  des  Deutschen 

Yereii^  zur  Erforschung  Palästina*8 197 

J.  Hal^vy.  Ueher  den  Ursprung  des  semitischen  Alphabets   ...  199 

Hubert  Grimme.  Der  ursemitische  Ablaut 201 

Samuel  Ives  Gurtiss.  The  place  of  sacrifice  among  the  primitive 

Semites 205 

M.  Lidzbarski.  Semitische  Kosenamen 207 

Ignazio  Guidi.  La  pronuncia  del  Sere 208 

Christian    D.   Ginsburg.    The   Paseks   throughout   the   Scrip- 

tures * 210 

Federico    Consolo    »Jehiel    Nahmany    Sefardi'*.    £tudes 
comparatives  sur  les  accents  archäologiques  musicaux  et  les  anciennes 

m^lop^es  eccl^iastiques 214 

L.  Kotelmann.  Der  Farbensinn  der  alten  Hebräer 217 

Paul   Haupt.  Die  Form  der  biblischen  Liebeslieder 221 

Paul  Haupt.  Erläuternde  Citate  im  alten  Testament 228 

Paul  Haupt.  Tarsis 232 

Karl  Budde.  Die  Ueberschrift  des  Buches  Jeremia 235 

G.  Klein.  Ueher  das  Buch  Daniel 239 

Eberhard  Nestle.  Baal  Teti-amorphos 241 


X  INHALTBTBRZBICHNIBB. 

Seite. 

Eberhard  Nestle  Die  grorae  Cambridger  Septuaginta   ....  243 

V.  Ryssel.   Die  Herkunft  der  hebräischen  Fragmente  des  Buches 

Jesus  Sirach 248 

D.  Simonsen.  Der  Name  der  Uasmonäer 253 

Eugen  Mittwoch.  Ueber  die  Etymologie  des  Namens  Essäer  .     .  255 

Mordch^  W.  Rapaport.  Die  Rechtsentwicklung  im  Talmud  .     .  256 
Juliu.«  Oppert.    Die  Uebersetzung  des  grossen  Cy linders  A  von 

Gudea 258 

C.   Bezold.  Einige  Bemerkungen  zur  babylonisch-assyrischen  Trans- 
scription des  Hebräischen  Gottesnamens 260 

Fritz  Hommel.  Die  Etymologie  des  Namens  Moab 261 

Fritz  Hommel.  Die  Planeten-  und  Tierkreisgötter  der  Elamiter 

und  die  Planetenzeichen  im  west-semi tischen  Alphabet    ....  262 
Theophilus  G.  Pinches.  Notes  upon  a  small  collection  of  tablets 

from  the  Birs  Nimroud  belenging  to  Lord  Amherst  of  Hackney  .  267 

Enno  Litt  mann.  Semitische  Volkspoesie  in  Abessinien   ....  271 
Francisco  Fernandez  y  Gonzalez.  Sur  la  Pr^dominance  des 

61^ments  s6mitiques  dans  la  langue  Basque 274 

Max  Grunwald.  Zur  Geschichte  der  Juden  in  Hamburg.     .    .     .  277 

Resolutionen 280 


SEKTION  VI. 

ISLAM- 

Ahmed  Z6ki  Bey.  Die  Erßndung  des  Schiesspulvers  dem  deutschen 
Genius  geschuldet 285 

Ahmed  Z6ki  Bey.  Projet  du  Gouvernement  £gyptien  pour  la 
r^forme  et  Tam^lioration  de  la  typographie  Arabe 286 

Adalbert  Merx.  Die  Einführung  der  Aristotelischen  Ethik  in  die 
arabische  Philosophie 290 

Jean  Spiro   La  ThMogie  d'Aboü  Mansoür  al-Mätouridy .    .    .    .    29? 

Josef  Horovitz.  Die  Historia  de  la  Doncella  Teodor  und  die  Ge- 
schichte von  Tawaddud 295 

Ign.  Goldziher.  Die  arabische  Trauerpoesie  in  ihrem  Zusammen- 
hange mit  der  Todtenklage 296 

Ign.  Goldziher.  Vorlegung  eines  nachgelassenen  Werkes  des  Herrn 
Albino  Nagy 297 

Max  Grüner t.  Die  Etymologie  bei  den  Arabern 298 


INHALTBYBBZXIOHNIBS.  XI 

Seite. 
Max  Grüner t.   Die   praktischen  »Orientalischen  Sprachkurse"  in 

Prag 299 

E.  Montet  Une  mission  seien tißque  au  Maroc:  Flslam  maix)cain    .    301 

J.  J.  Hess.  Kahtanische  Beduinenlieder 302 

•    •  • 

G.  H.   Becker.  Ueher  einige  Handschriften  des  Ihn  El-Kelbi  und 

des  Belädhuri  im  Escorial  und  in  Konstantinopei 305 

Hartwig  Hirschfeld.  Die  ai'abischen  Fragmente  der  Gairo-Genizah 

zu  Cambridge 306 

Mohammed-Ben-Braham.  Les  cercles  m^triques 308 

G.  F.  Seybold.   Mitteilungen  aber  die  Tübinger  Handschriften  32 

und  33 309 

G.  F.  Seybold.  Zur  Drusen  Litteratur 309 

Sir  Charles   Lyall.  Exhibition  of  certain  books  and  documents 

issued  from  the  printing  press  of  the  Khalifah 311 

Odoacre  Caterini.  Peu  de  raots  sur  le  Diwan  de  H&fiz  Mouham- 

mad  Ibrähim 312 

Olga  de  L6b'^dew,  Les  nouveaux  droits  de  la  femme  musulmane.  314 
Beschluss    betr.   die   geplante   Herausgabe   einer   Encyklopädie  des 

Islam 3i0 

SEKTION  VII A. 

Aeoyptolooie. 

J.  Lieblein.  Worte  der  Erinnerung  an  die  veratorbenen  deutschen 

Aegyptologen 323 

J.  Lieb  lein.  Ueber  den  Namen  Amenophis*  IV 324 

£douard  Naville.  La  pierre  de  Palermo 326 

Kurt  Sethe.  Ueber  die  Entwicklung  der  Altftgyptischen  Jahres- 
datierungen  328 

Dr.  Bore  bar  dt.  Zählkarten  von  Volkszählungen  aus  der  Zeit  des 

Mittleren  Reiches 329 

James  Henry  Breasted.  The  battle  of  Kadesh 330 

Valdemar  Schmidt.   Sur  les  cercueils  de  momies  datant  de  la 

XXUe  Dynastie 331 

Adolf  Erman.   Unterscheidung  zwischen   verkürzten  und  unver- 
kürzten Formen  in  der  Hieroglyphischen  Schrift 332 

Adolf   Erman.    Die   Arbeiten   an   dem    neuen   Wörterbuche  der 
ägyptischen  Sprache 333 


XU  IKHALTBTBBZBIOHNISS. 

Seite. 
Adolf  Erman.  Ueber  ein  Verzeichniss  der  bisher  veröffentlichten 

Aegyptischen  Inschriften  und  Darstellungen 334 

Heinr.  Schäfer.  Ein  Phönizier  auf  einem  ägyptischen  Grabstein 

der  PtolemsBerzeit 335 

Theodore  Reinach.  Sur  ]a  date  de  la  Colonie  Juive  d'Alexandrie.  337 
Georges   B^nedite.  Sur  quelques  fragments  de  sculpture  en  bois 

dor^  et  inscrust^  d'or  et  d*ämaii  conserv^  au  Mus6e  du  Louvre.  338 

Ed.   Mahler.  iEgyptische  Altertümer  in  Ungarn 339 

James  Teackle  Dennis.  On  Ushabtis  from  Abydos 342 

P.  A.  A.  Boeser.  Zum  demotischen  Papyrus  Insinger 344 

Jac.  Krall.  Neue  Ergebnisse  aus  den  demotischen  und  koptischen 

Papyrus  der  Sammlung  Erzherzog  Rainer 345 

SEKTION  VII B. 

AFRIKANISCHE  SPRACHEN. 

(Mit  AuBseblnss  des  aegyptologischen,  allgemein  semltiiehen  and  Islamischen 

Oebietes.) 

Hans  Stumme.  Metrische  Fragen  auf  dem  Gebiete  der  Berberischen 

und  Hausanischen  Poesie 351 

Resolution ' 353 

SEKTION  VIII. 

WECHSELWIRKUNGEN  ZWISCHEN  ORIENT  UND   OCCIDENT. 

K.  Krumbacher.  Ueber  den  Zweck  und  die  aligemeine  Bedeutung 
der  Sektion:  »Wechselwirkungen  zwbchen  Orient  und  Occident"  .    357 

AdolfDeissmann.  Die  Hei  Ionisierung  des  Semitischen  Monotheismus.   358 

Louis  Bröhier.  De  Tinfluence  den  orientaux  sur  la  civilisation 
occidentale  au  commencement  du  moyen  &ge  (Ve — Vllle  siteie.)  .    364 

H.  Arak^lian.  Les  rapports  des  Armeniens  avec  l'occident  au 
moyen  &ge  et  apr^ 369 

Elkan  N.  Adler.  Indian  jews  and  European  potentates  in  the 
sixteenth  Century 371 

Paul  Karolidis.  Ueber  die  »Stadt  der  Byzantiner'*  (Urbs  Byzan- 
tinorura)  in  der  Chronik  des  assyrischen  Königs  Assarhaddon  .     .    376 

G.  Wessely.  Beiti-äge  zum  Formelwesen  der  Byzantinischen  Urkun- 
den mit  Berücksichtigung  ihrer  orientalischen  Elemente  \.    .     .    ,    378 


INHALTSTBRZBI0HNIS8.  XIII 

Seite 
Oskar    von    Hovorka.    Ueber    Grundzüge   einer   vergleichenden 

Volksmedicin  der  Balkanvölker  mit  Betonung  der  orientalischen 

Einflüsse 380 


II. 

BESCHLÜSSE  DER  PLENARVERSAMMLUNQBN  DES  KONGRESSES. 


III. 

OFFICIKLLE  REDEN  UND  ANSPRACHEN. 


IV. 

VERZEICHNT8S 

1.  der  Mitglieder  des  Organisations-Gomit^ 445 

2.  der  Präsidenten  und  Schrifif%khrer  des  Kongresses 447 

3.  der  vertretenen  Regieiningen 447 

4.  der  als  Mitglieder  des  Kongresses  angemeldeten  oder  durch  Dele- 

gierte vertretenen  gelehrten  Körperschaften 451 

5.  der  persönlichen  Mitglieder  des  Kongresses 458 


I. 


SEKTIONSBERICHTE. 


(SE3K.T.  I-VIII.) 


WISSENSCHAFTLICHE  VORTRiEGE  UND  IN  DEN  SEKTIONEN 

BEHANDELTE  RESOLUTIONEN. 


Wo  es  nützlich  oder  angemessen  schien,  sind  die  Auszüge  (R^umis)  von 
Vorträgen  (siehe  die  Abteilung  II:  »Beschlüsse  der  Plenarversammlungen" 
unter  N<^.  5)  ausdrücklich  als  solche  bezeichnet  worden.  In  manchen  Fällen 
konnte  dies  jedoch  schon  mit  Rücksicht  auf  die  Form,  die  das  Dargebotene 
gleich  auf  den  ersten  Blick  als  R^umi^  erkennen  lässt,  unterbleiben.  Dagegen 
dürfte  jene  Bezeichnung,  auch  wo  sie  am  Platz  gewesen  wäre,  wohl 
mitunter  deshalb  fehlen,  weil  weder  aus  der  Form  der  Mitteilung  selbst, 
noch  aus  den  sie  handschriftlich  begleitenden  Angaben  des  Verfassers  mit 
Sicherheit  zu  erkennen  war,  ob  nur  ein  Auszug  oder  ein  Vortrag  kleine- 
ren Umfangs  in  extenso  vorlag. 

Dass  die  den  einzelnen  Stücken  vielfach  angehängten  Diskussionsberichte 
durchgängig,  in  welcher  Form  sie  immer  auch  erscheinen  mögen,  als 
Risumis  zu  betrachten  sind,  braucht  kaum  ausdrücklich  gesagt  zu  werden. 


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SEKTION  I. 

LINGUISTIK.  -  ALLGEMEINES  INDO-GERMANISCHES 

GEBIET. 


S.  LEFMANN. 


DIB  STUFEN  DBS  SPRACHLICHEN  BEDEUTUNGSWANDELS. 

(Der  hier  in  einem  Aiuzng  mitgeteilte  Vortrag  wurde  in  der 
I.  Plenarsitzung  des  Kongresses  gehalten.) 


.  Jlis  ist  ähnlich  wie  in  der  altindiechen  Sage  yom  Manns, 
dem  aeg.  Menes,  griech.  Minos,  bibl.  Noah  oder  Manoah.  Der 
geriet  beim  Wiederschaffen  von  Welt  nnd  Wesen  in  Verwirrung, 
wurde,  wie  es  heisst,  verwirrt  und  betöret  (mü^ha).  Und  erst 
nach  strenger  frommer  Bussübung  gelang  es  ihm,  sein  Vorha- 
ben zu  vollbringen. 

Auch  alle  Sprachschöpfung  ist  gewissermassen  ein  Wieder- 
schaffen von  Welt  und  Wesen,  und  auch  alle  Sprache  ist  durch 
den  Mythos  hindurch,  aus  dem  Mythos  hervor  gegangen. 

Mit  „Bussübung",  d.  h.  mit  frommer  Einkehr  in  sich  werden 
aus  der  wirren  Masse  von  Einwirkung  und  Einbildung  die  Wesen 
und  Erscheinungen  einzeln  unterschiedlich  angerufen,  genannt 
und  erkannt  und  wieder  genannt  und  erkannt.  Nur  soll  auf 
Nennen,  Erkennen  und  Verstehen,  soll  auf  die  Sprachschöpfung 
hier  nicht  weiter  eingegangen  werden. 

Was  unterschiedlich  im  lautlichen  Ausdruck  ist  Träger  einer 
besonderen  Bedeutung.  Die  Bedeutung  ist  ein  bleibendes.  Anders 
wäre  Sprachbildung  und  Bestand,  auch  eine  Sprachforschung  (bei 
wandelndem  Lautgehalt)  unmöglich. 

Aber  der  sprachbildende  Geist  schreitet  fort  mit  fort  schrei- 
tendem Nennen  und  Erkennen.  Besonderes  wird  zu  allgemeinem, 
und  wieder  besonderes  kommt  hinzu.  Der  Fortschritt  ist  ein 
stufenmässiger  mit  gewissen  Abstufungen  und  Windungen  zu 
haushälterischem  Erweitern  und  Bereichem  des  erworbenen 
Sprachguts. 


4  Sektion  I. 

Erstlich  und  anfänglich  war  jedes  andre  Bedeuten  mit  anderem 
Lautstoff  kein  anderes  Erkennen  ohne  anderes  Benennen.  Dann, 
wenn  die  Lautmittel  erschöpft  waren  oder  schienen,  ein  Ver- 
wenden des  vorhandenen  zu  weiterer  Sonderung;  gebundener 
Stoff  wird  in  freie  Form  umgesetzt.  Endlich,  wenn  auch  dies 
erschöpfend  verwandt,  ein  freies  Spiel  oder  Walten  des  Sprach- 
geistes: Bedeutungswandel  ohne  Aenderung  des  Lautgehalts. 

So  ist  ein  dreifaches  gesetzt,  das  ohne  feste  Q-renzscheiden 
und  mit  Uebergang  von  einem  zum  andern  sich  auch  historisch 
abwickelt.  Vorhistorisch  auf  der  ersten,  sind  historisch  die  Wan- 
delungen auf  den  beiden  andern  Stufen.  —  Wurzelstufe,  radikale, 
mag  die  erste,  grammatisch  vielleicht  die  andere  und  logisch 
die  dritte  genannt  werden. 

unsere  Forschungsmethode  ist  kritisches  Verfahren.  Verglei- 
chung  ist  Kritik.  Was  dem  verglichenen  zu  gründe  liegt  ist 
ein  gemeinsames.  Auf  dritter  Stufe  genügt  schon  der  Umfang 
einer  Sprache,  wie  etwa  unsrer  deutschen.  Dagegen  wird  auf- 
zweiter  Stufe  der  Bereich  einer  Sprachgemeinschaft  gefordert, 
wie  der  indogermanischen,  als  von  gleicher  grammatischer  Bil- 
dung. Endlich  sind  auf  erster  Stufe  Wurzel-  oder  Grundformen 
zu  vergleichen,  wie  der  semitischen  und  arischen  oder  indogerm. 
Sprachen,  wenn  solche  Vergleichung  anders  so  möglich  wie 
notwendig  erscheint. 

Die  Möglichkeit  dieser  letzteren  Vergleichiing  —  bislang  aus 
guten  Qründen  verhöhnt  und  verpönt  —  hat  sich  mir  zuerst 
in  einem  gesetzmässigen  Lautwechsel  von  an-  und  inlautenden 
ya  und  va  erwiesen  und  zwar  bei  einer  Menge  sem.  und  idg. 
Grundformen,  die  nirgend  auf  Entlehnung  beruhen  können, 
vielmehr  überall  zum  nötigen  Haushalt  der  Sprache  gehören 
müssen.  Anderer  lautgesetzlicher  Wandel  hat  sich  mir  darnach 
in  mehr  als  dreissigjährigem  Vergleichen,  Sichten  und  Sammeln 
an  die  band  gegeben.  So  kann  ich  (hier  abgesehen  von  „dra- 
mitischen")  die  ursprüngliche  Einheit  s.  g.  idg.  oder  arischer 
und  sem.  Q-rundformen  als  erweisbare  und  erwiesene  Wahrheit 
hinstellen. 

Ein  erstes  auf  der  Wurzel-  oder  Qrundformenstufe  des  sprach- 


Sektion  I.  Ö 

liehen  Bedeutungswandels  ist  nun  m.  E.  die  Beduplikation  oder 
Doppelung.  Wiederkehr  einer  Erscheinung,  Hin  und  Wieder, 
Auf  und  Nieder  in  der  Bewegung,  in  Qestalt,  Klang  oder  Farbe, 
in  dem  was  sich  rollt,  rundet  oder  aneinander  reiht,  daher  viel- 
und  mannigfach  auftritt,  wird  wohl  durch  Doppelung  bedeutet. 
So  ar.  und  sem.  har  (kai),  karkar  (cvrkar);  dar,  dar  dar  \  sar  {sal)^ 
siar,  sAarsAar  u.  a.  m.  Beispiele  sind  in  Menge  vorhanden  (auch 
abgesehen  von  Kontraktion).  Man  könnte,  sollte  einmal  ein  Buch 
über  Doppelung  schreiben.  —  Dann,  was  wohl  auf  sem.  aber 
noch  kaum  oder  gar  nicht  auf  ar.  Boden  beachtet,  der  Wechsel 
innerhalb  den  Konsonanten  eines  Organs  (Media,  Tennis,  Aspi- 
rate),  Bedeutungsunterschiede  zu  bezeichnen,  wie  sem.  ^rapA, 
grahA  (cArapA),  ar.  graöA,  kalp;  sem.  tkar,  ^Aar^  z'Aar^  ar.  dvar^ 
svar  u.  a.  Auch  hier  sind  Belegreihen  genug  zu  geben.  — 
Endlich  drittens  Vor-  und  Einschub  determinativer  Laute,  wie 
skr.  aSj  vas  u.  a.;  cAad,  cAand;  sem.  cAad.  cAamad  u.  a.,  was  sich 
80  eigens  auch  auf  dem  einen  oder  andern  Sprachgebiete  fort  setzt. 

Auf  zweiter  Stufe  sind  also,  wie  gesagt,  auch  weiterhin  Deter- 
minierungen von  Grund-  oder  Wurzelformen.  —  Dann  ist,  um 
auch  hier  nur  einige  Grundzüge  anzugeben,  als  erstes  wiederum 
die  Beduplikation  anzusetzen,  doch  nur  durch  eine  erste  oder 
Vorsilbe  vertreten,  um  Vergangenheit  im  Verhältnis  zur  Gegen- 
wart (ba-bAivä)  auch  wie  im  besonderen  Intensiv-  oder  Desiderativ- 
character  formal  anzudeuten.  Weiterhin  ist  grammatischer  Bedeu- 
tungswandel, wie  zur  KausativbUdung,  durch  Ab-  und  Umlaut 
mit  oder  ohne  charakteristische  Einfügung.  —  Endlich  gehört 
das  ganze  Gebiet  der  Wortbildung  durch  nom.  Suflixe  hierher 
(allgemein  die  Komposition  mit  Wortgliedem),  die  in  der  Wort- 
bindung (Angliederung)  ihre  selbständige  Bedeutung  eingebüsst 
und  unter  der  Herrschaft  der  Analogie  zu  bloss  formalen,  einem  Be- 
deutungswandel dienenden  Elementen  geworden.  (Wortton  ist 
hier,  beiläufig  bemerkt,  wohl  Lautwandel  bewirkend;  im  Bedeu- 
tungswandel ist  der  Accent  nur  als  Folge,  als  Zeichen  anzusehen). 

So  ist  des  weitern  hier  „Stoff  in  Form"  umgesetzt,  und  auch 
darüber  hebt  sich  der  Sprachgeist  zu  freierem  Walten,  dem 
Bedeutungswandel  im  engem  Sinne,  wie  er  auf  dritter  Stufe 
sich   auswirkt.   Da  ists,  einigermassen  ähnlich  wie  beim  Gelde 


6  Sektion  I. 

ein  Sinken  und  schlechter  werden  des  Wertes,  wenn  auch  nicht 
so  bald  im  Volks-  und  Dichtermunde  als  in  Hoch-  und  Schrift- 
sprache. Indessen  haben  wir  zu  unterscheiden. 

Die  mannigfachen,  oft  zahlreichen  Bedeutungen^  welche  das 
Wörterbuch  für  eine  fremdsprachliche  Wortform  angibt,  beweisen 
nicht  für  den  Bedeutungswandel,  sondern  vielmehr  für  die  Un- 
möglichkeit wirklicher  üebertragung.  —  Altind.  go  (Kuh,  Bind) 
ist  und  bleibt  dem  alten  Inder  so  geheissen,  was  auch  immer 
im  engern  oder  weitem,  eigentlichen  oder  übertragenen  Sinne 
damit  bedeutet  wird.  So  hat  auch  unser  Sprechen  wohl  allge- 
meines für  besonderes,  Stoff  für  daraus  gemachtes  (Vogel  für 
Gans,  GFlas  für  Trinkglas,  Wolle  für  Kleid,  Holz  für  Kegel  u.  a.), 
worin  Uebung  und  Gewöhnung  die  Einschränkung  der  Bedeutung 
nicht  yermiBst.  Desgleichen  in  üebertragungen,  in  Metapher  und 
Metonymie,  nach  Aussehen,  Gestalt,  Form  und  Farbe  oder  was 
dies  sonst  bewirkt,  wenn  wir  etwa  raumliches  auf  zeitliches 
bringen,  mit  sinnlichem  geistiges,  mit  konkretem  abstraktes 
Wesen  bezeichnen.  Wohl  ist  im  einzelnen  immer  anderes  ge- 
meint —  es  sollen  hier  nicht  Beispiele,  Arten  oder  Kategorien 
gegeben  werden  —  doch  eigentlicher  Bedeutungswandel  nicht 
anzusetzen.  Denn  „Schwelle"  ist  und  bleibt  „Balken"  ob  wir 
von  der  Eingangssohle,  der  Schwelle  eines  Hauses  oder  eines 
Jahrhunderts  reden. 

Eigentlicher  Bedeutungswandel  ist,  worin  der  Sprachgeist  auch 
frei  und  los  gelassen  (vom  Lautstoff)  den  Sporen  folgt,  darin 
Erkennen  und  Nennen  anfanglich  und  weiter  fort  gehen.  Das 
ist  Verwenden  von  Einzelbezeichnung  auf  Art-  und  Gattungs- 
bezeichnung, unter  Absehen  von  unterschieden  eine  Ausdehnung 
und  Erweiterung  des  Begriffsumfangs.  Alles  „Ding",  aUe  „Sache" 
und  „Bede"  ist  damit  aus  ursprünglich  engerer  zu  allgemeiner, 
weiterer  Bedeutung  gekommen.  Wörter,  wie  „Körper,  Leib, 
Hand"  u.  a.,  Werkzeugsnamen,  wie  „Nadel,  auch  Wehr,  Waffe, 
Schild"  u.  a.,  Eigenschaftswörter,  wie  „gut,  fertig",  Zeitwörter, 
wie  „gehen,  bilden,  schildern"  wie  „hauen  und  stechen"  auch 
Adverbia,  wie  „sehr,  arg"  u.  a.  m.  sind  ihrer  engern  Begriffs- 
sphäre zu  weitem  Gebrauch  entrückt. 

Solches  heisse  ich  eigentlichen  Bedeutungswandel,  wie  gleiches 
im   fortschreitenden   Nennen  und  Erkennen  wohl  durchaus,  nur 


Sektion  I.  7 

anf  jeder  Stufe  anders  geschieht.  Lässiger  Brauch,  Uebung  und 
Gewöhnung  entheben  den  sprechenden  der  ausdrücklichen  Angabe 
des  besonderen,  womit  eine  ursprüngliche  (etymolog.)  Bedeutung 
herab  gesetzt,  verdunkelt,  im  gemeinen  Bewusstsein  gar  ent- 
schwunden sein  mag.  So,  wenn  allgemeines  sinngemäss  zu  ge- 
meinem wird,  wenn  in  landläufigen  Redensarten  Wortspiel  und 
Witz  ihr  Wesen  treiben.  —  Genug,  denn  auf  Kategorien  und 
Exempel  darf  ich  mich  nicht  einlassen. 

Bedeutung  ist  Geist,  ohne  Bedeutung  nicht  Geist,  nicht  wirk- 
lich Sprache.  —  Wohl  wird  auch  unbedeutendes  geredet,  also  geist- 
loses, denn  immer  eher  scheint  es  möglich,  Sprache,  Sprachlaute 
ohne  Geist  als  umgekehrt  Geist  und  Sinn  ohne  Sprache  zu  fassen. 
Daraus  und  weil  es  greifbarer  und  sicherer  ist,  hat  man  bisher 
auch  viel  mehr  dem  lautlichen,  materiellen  als  dem  intellek- 
tuellen Wesen  der  Sprache  in  seinem  Wandelgange  nachgespürt, 
darin  „physische"  vielmehr  als  „psychische"  Gesetze  aufgefun- 
den. Unzweifelhaft  ist  jedoch  auch  diesen,  gewissermassen  einer 
praktischen,  angewandten  Psychologie  nachzugehen  notwendig. 
Gleich  wichtig  für  den  Psychologen  wie  für  den  Grammatiker 
mag  es  gelten,  derart  menschliche  Geisteskraft  im  Sprachstoff 
ausgewirkt  zu  sehen. 

Am  höchsten  wirksam  erscheint  diese  Kraft,  da  sie  frei,  wie 
los  gelöst  vom  Banne  des  Lautstoffs,  allein  durch  bewusstes  Ein- 
vernehmen innerhalb  einer  gleichen  Kultur  und  Gesellschaft 
wandelt.  Minder  hoch  ist  die  Mittelstufe,  auf  welcher  die  Ueber- 
macht  des  Geistes  über  den  Stoff  in  so  weit  zur  Geltung  gelangt, 
als  letzterer  sein  selbständiges  Bedeuten  eingebüsst  und  bloss 
formales  Bildungselement  geworden.  Endlich  gewahren  wir  rück- 
schreitend auf  einer  ersten  und  untersten  Stufe  eine  Art  Gleich- 
gewicht von  Geist  und  Stoff,  da  kein  Bedeutungswandel  ohne 
Lautwandel  sich  vollzieht 

Somit,  wie  wir  sahen,  kommen  wir  zu  letzterreichbaren  be- 
deutsamen Grundformen,  darin  älteste  Kulturvölker  in  ihrer 
Welt  sich  verstanden  und  zurecht  fanden,  zu  denen  einer  Sprach- 
und  Völkergemeinschaft,  die  ihren  Mittelpunkt  in  der  Ebene 
Shine^ar  hatte,  ehe  die  M&nava  oder  Noahsöhne,  um  ihre  Macht 
und  Einheit  bekümmert,  Biesenwahn  hegten,  bis,  wie  die  biblische 


8  Sektion  I. 

Sage  geht,  das  Gottesauge  auf  die  hlmmelstürmenden  Menschen- 
kinder hernieder  sah  und  ihre  Sprache  verwirrtei  „dass  sie  einer 
nicht  mehr  die  Sprache  des  andern  vernahmen". 


S.  LEFMANN, 


ZUR  ETYMOLOGIE  DES  WORTES  „HUND' 


iliine  kurze  Bemerkung  zur  Etymologie  des  Wortes  i^Hund" 
(ad.  hun-t),  —  Veranlasst  durch  einen  Vortrag  des  Herrn  Prof.  Dr. 
OsTHOFF,  Heidelberg,  —  Hund  (ißyav,  eanist  skr.  gsR^  gvan  etc.) 
aus  pi&curs  (der  Hund  als  „Schafhund",  in  Verbindung  mit  'frixoq 
(Wolle)).  —  Redner  ist  nicht  der  Ansicht,  dass  vUog  und  p^cus 
zu  verbinden,  hält  die  angegebene  Etymologie  auch  linguistisch 
für  unannehmbar,  desgleichen  kulturhistorisch,  da  nicht  wohl 
anzunehmen,  dass  der  Hund  erst  als  Schäferhund  genannt  und 
bekannt  geworden.  Seines  Erachtens  ist  das  Wurzelwort  o^mr  {kvan^ 
Laut  ausstossend,  heulend)  anzusetzen;  arisch  kvan  entspricht 
sem.  pp,  wehklagen;  nip>  das  Klagelied;  niDDpD>  Klage-,  Heul- 
frauen (vgl.  arab.  Benennung  för  Wolf,  Schakal  u.  a.).  Der  Hund 
heult  im  Naturzustand,  ist  bellen  erst  in  der  Kultur  lernend; 
er  ist  der  Heuler  geheissen,  und  damit  ist  denn  hier  das  Wurzel- 
wort kurz  erklärt.  —  Ausfuhrlichere  Darstellung  vorbehalten. 


K.  F.  JOHANSSON. 


EIN  INDOGERMANISCHES  LAUTGESETZ. 


Redner  zeigt,  dass   in  der  indogermanischen  laut  Verbindung 
dental-f  sibilant-|- dental  der  erste  dental  schon  in  indo- 


Sektion  I.  i^ 

germanischer  zeit  verdrängt  worden  ist.  Als  beweise  für  diese 
behauptung  werden  hingestellt:  1.  beispiele  im  allgemeinen,  wo 
in  den  meisten  oder  allen  sprachen  der  dental  geschwunden 
(z.  b.  8.  gmla-  'gürter  aus  idg.  ^kW-s-to-,  altfr.  böst  'eheliche 
Verbindung'  aus  idg.  HAondirS-iu-,  1.  frusium  aus  HArud-^-to- 
u.  s.  w.) ;  2.  beispiele  mit  i-,  v-,  r-  oder  guttural  vor  der  laut- 
gruppe,  wo  im  arischen,  bez.  baltisch-sla vischen,  der  dental  ge- 
fallen ist  vor  der  Wirkung  des  gesetzes,  wonach  die  Sibilanten 
in  unmittelbarer  folge  nach  i-,  «-,  r-  und  gutturalen  mouillirt 
—  zu  /-lauten  —  werden  (z.  b.  s.  lösta-  'schölle'  aus  idg.  ^roud- 
S'üh,  s.  löfta^  'eisenrost'  aus  idg.  ^roudh-a-to),  Ist  diese  erschei- 
nung  nun  —  wie  allgemein  angenommen  wird  —  indogerma- 
nisch, dann  ist  ein  zwingender  beweis  erbracht  dafür,  dass  in 
der  genannten  dentalverbindung  der  erste  dental  schon  indo- 
germanisch geschwunden  ist. 

Herr  J.  Wackernagel  wünscht  Ergänzung  der  Aufstel- 
lungen  des  Vortragenden  durch  den  Nachweis,  wie  und  wann  z.  B. 
das  Altindische  dazu  gelangt  ist,  it  für  ursprüngliches  tat  eintreten 
zu  lassen.  Er  erhebt  auch  gegen  einzelne  Etymologien  Beden- 
ken vom  Standpunkt  des  von  Bartholomab  für  die  Behandlung 
von  Media  aspirata  vor  Sibilant  aufgestellten  Qesetzes. 

Herr  Bartholomae  erklärt,  erst  die  Vorlegung  des  vollen 
Materials  zum  behaupteten  Lautgesetz  abwarten  zu  wollen,  ehe 
er  urteile.  Die  vorgetragenen  Belege  hätten  ihn  noch  nicht 
völlig  überzeugt. 


R.  THÜRNEYSEN. 


ÜBER  DAS  PERIPHRASTISCHE  FUTURUM  IM  ALTINDISCHEN. 

(Auszog.) 


Der  von  Pa^ini  bemerkte  Unterschied,  dass  die  barytonierten 
Nomina  auf  -tar  den  gewohnheits-  oder  berufsmässigen  Thäter, 


10  Sektion  I. 

die  oxytonierten  den  Agens  schlechthin  bezeichnen,  lasst  sich 
schon  im  JELigveda  nachweisen.  Ebenso  bezeichnen  in  der  Segel 
die  Wurzel  betonten  Neutra  auf  'ira-  das  Werkzeug,  die  suffii- 
betonten  die  Handlung.  Im  Griechischen  und  im  Germanischen 
sind  diese  Verhältnisse  nicht  mehr  so  klar  erkennbar. 

Herr  J.  Wackemagel  fragt,  ob  nicht  sowol  die  Doktrin 
der  Grammatiker  als  das  vedische  Material  zu  der  Auffassung 
fuhren,  dass  zwar  die  Parozytona  auf-^- auf  die  Bedeutung  „ge- 
wohnheitsmässig  thuend"  beschrankt  waren,  aber  die  Ozytona 
beide  Bedeutungen  in  sich  vereinigten.  In  diesem  Fall  würde 
die  vom  Vortragenden  gegebene  Erklärung  des  Futurum 
periphrasticum  zwar  nicht  hinfallig,  verlöre  aber  eine  Hauptstütze. 

Auf  eine  im  Lauf  der  Debatte  an  Herrn  Bartholomae  ge- 
richtete Anfrage  des  Herrn  Wackbrna^bl,  ob  das  Iranische  etwas 
zur  Lösung  der  Frage  beitrage,  erwidert  jener :  das  sei  nicht  zu 
erwarten,  da  die  alte  Hochtonstelle  nur  aus  gewissen  lautlichen 
Erscheinungen  —  arisch  -ri-  =  Awest.  -r^,  aber  =  Awest.  -f- 
nach  dem  Hochton  —  zu  erschliessen,  das  einschlägige  Mate- 
rial aber  sehr  geringfügig  sei.  Es  kämen  nur  j.  Aw.  öäfar-  aus 
ar.  ^bhärtar-  'Eeiter*  und  x^äSar-  aus  ar.  ^suartar-  'Trinker'  in 
Betracht. 


F.  W.  THOMAS. 


NOT£  ON   HNEFKON. 


Ihe  Speaker  sought  to  prove  that  the  Greek  aorist  t^y^ynoy 
sanskrit  änamfa^  instead  of  being,  as  generally  supposed,  a 
reduplicated  form,  contained  a  suffix  -enJs,  which  stood  in  an 
original  relation  to  the  ni  in  Umbr.  kombißanü,  and  the  n^  in 
the  Teutonic  roots  of  the  type  brin^,  The  root  in  ijyeyKov  is 
en  or  ene,  seen  in  Svog,  lv«p«,  2vr««,  /vrt/w  etc. 


Sektion  I.  H 


GIACOMO  DE  GREGORIO. 


SÜR  LA  SIMPLICITfi  DE  DEÜX  ARTICULATIONS 

PRfiPALATALES  ET  SÜR  LA  N^CESSITJß  D'ADMBTTRE  ÜNB 

CLAS8E  DE  PHONJJMES  AINSI  NOMMfe. 


M.  DB  Grbgobio  Studie  la  yaleur  physiologiqae  des  sons 
ca^  ja  de  rindien,  qn'on  a  cou  turne  de  regarder  comme  des 
affrieatae  ou  diphtongaes  consonantiques.  U  trouye  que  ces  sons 
Bont  les  in&mes  de  ceaz  qae  l'anglais  repr6sente  ayec  ch^  g  (et 
y),  Titalien  avec  c,  g  suivis  de  e  ou  i^  et  des  autres  langues 
modernes,  diyersement.  Les  AUemands  et  les  Fran9ais,  qui  ne 
possödent  pas  dans  leurs  alphabete  ces  sons,  les  repräsentent  avec 
des  combinaisons  de  lettres;  mais  il  s'agit  en  r6alit6  de  sons 
simples.  —  Ces  phondmes  sont  trte  r6pandus.  On  les  trouye 
dans  les  plus  anciens  idiomes  prakrits,  dans  le  zend  et  l'ancien 
perse,  dans  Tarmenien,  Tossöte,  le  kourde,  dans  la  famille  bal- 
tico-slaye,  dans  l'albanais,  dans  le  latin  de  la  p6riode  yulgaire; 
et,  laissant  de  c6te  la  brauche  indo-europ6enne,  dans  les  langues 
ouralo-altaiques,  dans  les  bantou,  dans  l'ey^i  dans  le  chinois,  et, 
quant  ä  Texploslye  sonore,  dans  Tarabe.  Cette  diffusion,  m6me 
chez  les  peuples  les  plus  primitifs,  fait  bien  pr^sumer  qu'il 
s'agit  de  sons  simples.  —  La  graphie  en  yigueur  dans  les  trait^s 
de  linguistique  et  aussi  dans  la  transcription  des  textes  indiens 
s'est  en  g6n6ral  conformee  ä  la  methode  etablie  par  le  JM^ 
Gongrto  intern,  des  Orientalistes,  ayec  si^ge  ä  Oen^ye,  laquelle 
rend  une  tacite  t^moignage  en  fayeur  de  la  simplicit6  de  sons, 
qui  ayait  ete  d^claree  par  certains  sayants,  et,  dans  la  m6me 
Session  de  ce  Congres  par  M.  J.  Bubgb88.  Toutefois  la  plu- 
part  des  linguistes,  qui  adoptent  les  lettres  simples,  quand  ils  se 
mettent  &  discuter  sur  la  yaleur  de  ces  lettres,  affirment  qu'il 
s'agit  de  groupes  composes,  de  ^  -)-  /  et  de  £^  •\-j  ;  m6me  le 
chef  de  l'^cole  de  la  Qrammaire  comparee  indo-germanique, 
M.  Gharlbs  Brugmann,  quoique  dans  le  demier  compendium  de 
Bon  Grundriss  {Kurze  vergleich,  Oramm,  etc.)  il  alt  conc^dä  seu- 


12  Sektion  I. 

lement  le  melange  d'un  tres  petit  son  de  froitement.  Au  con- 
traire,  il  y  a  des  sayants,  qui,  tout  en  affirmant  la  valeur 
simple  de  nos  sons,  se  laissent  tralner  par  la  mauvaise  coutume 
des  lettres  composeesi  lorsqu'ils  se  mettent  ä  les  ecrirei  p.  ex. 
M.  Fr.  Techmbr.  —  En  comparant  le  son  c  (le  ch  angl.) 
avec  le  son  i^nalogue  S  (ßh  angl.)  M.  de  Qrbgorio  trouye  qne 
la  ligne  orale  oü  ils.  sont  produits  est  la  meme,  et  que  la  difie- 
rence  entre  le  ch  de  chojß  'couper'  et  le  %h  de  %hop  'boutique' 
proyient  seulement  de  ce  que  dans  le  premier  cas  il  y  a  une 
occlusion  complöte,  tandis  que  dans  le  second  11  y  a  un  retre- 
cissement  des  organes.  Pour  prononcer  le  c  ou  le  g  les  organes 
ne  complissent  pas  deux  articulations,  ou  deux  mouyements 
successifs.  La  pointe  de  la  langue^  un  peu  retroussee,  s'appuie 
ou  s'approche  de  la  ligne  des  alyeoles  des  dents  supärieurs, 
c'est-ä-dire  ä  la  ligne  anterieure  du  palais  dur.  Pour  cette 
raison,  et  pour  le  fait  que  dans  la  prononciation  de  c^  g  joue 
le  röle  la  part  anterieure  du  dos  de  la  langue,  et  non  la  pointe 
de  la  langue,  on  ne  peut  pas  parier  de  sons  dentaux  mais  d'ar- 
ticulations  linguo-apicales.  —  Ceux,  qui  ont  cru  reconnattre 
dans  nos  phonemes  Telement  dental,  ont  pris  pour  unique  cri- 
terium  de  Classification  le  point  de  la  bouche,  oü  se  produit  le 
son,  en  faisant  abstraction  de  la  disposition  de  la  langue;  mais 
ceci  est  un  element  qu'on  ne  peut  pas  n6gliger.  L'ancienne 
Classification  de  toutes  les  consonnes  en  palatales,  labiales  et 
dentales  est  imparfaite  ou,  au  moins,  elementaire,  comme  la 
reduction  des  yoyelles  ä  un  nombre  dätermine,  p.  ex.  &  cinq.  — 
Enfin  M.  de  Qrboorio  fait  un  resume  des  obseryations  sur 
les  c,  g  de  Titalien,  Institutes  au  moyen  des  instruments  de 
phonetique  experimentale  par  M.  F.  Josbeltn.  Ces  obseryations 
concordent  en  substance  ayec  les  resultats  obtenus  par  M.  de 
Orbgorio,  en  attestant  que  Ton  n'a  pas  k  faire  ayec  une  com- 
Position  ayec  t,  d,  Quelque  petite  diSereuce  entre  les  opinions 
de  ces  deux  obseryateurs  depend  de  ce  fait,  que  M.  Jobseltn 
a  presque  exclusiyement  6tudi6  la  prononciation  des  Toscans,  qui, 
Selon  M.  de  Qrboorio,  sont  les  pires  indicateurs  de  la  yaleur 
de  c,  g  italiens.  Toutefois  M.  Jobbelyn  aussi  affirme  que  dans 
certains  exemples  Texplosion  est  tres  forte,  et  que  Tinfluence 
fricatiye  y  entre  pour  peu  de  chose.  M^me  le  c^lebre  fondateur 


Sektion  I.  13 

de  la  phonetique  experimentale,  Tabbe  RoüBBBLOT,  croit  ä  la 
simplicite  de  c,  g  (suivis  de  e^  i)  de  Tital.  —  En  conclusion, 
il  &adra  bien  admettre  TexiBtence  d'une  classe  prepalatale  dont 
^,  /  sont  les  explosives  et  /,  i  les  braits  de  frottement. 


GIACOMO  DE  GREGORIO. 


NOTICE  DE  LA  DECOÜVERTE.D'ÜN  NOUVEAÜ  IlOT 
LINGÜI8TIQÜE  ALBANAIS  EN  SICILB. 


vomme  en  gen6ral  les  autenrs  qui  se  sont  occnpes  de  l'alba- 
nais  de  Ttle  de  Sicile  ont  pris  pour  point  de  d6part  les  coloni- 
sations  rappelees  par  Thistoire,  il  est  arrive  que  les  linguistes, 
m6me  les  plns  soignenx,  connaissent  k  peine  les  qnatre  ilots: 
Plana,  Mezzoiaso,  Palazzo  Adriano,  Gontesse,  et  ignorent  Texi- 
stence  de  Bl^  Gristina.  L'oratenr,  apr^s  quelques  renseigne- 
ments  geographiques  snr  cette  localite,  aborde  la  question 
de  son  origine.  II  nie  qn'il  s'agisse  d'nne  yrai  colonisation,  dont 
se  serait  perdue  la  memoire  ä  canse  de  sa  petite  importance, 
et  affirme  que  les  donnees  historiques  et  la  construction,  rela- 
tivement  recente  du  village  en  question,  conduisent  ä  croire  k 
un  detachement  des  Colons,  deja  etablis  k  Plana.  Nous  ayons 
un  argumeut  inebranlable,  en  appui  de  cette  tli^se,  dans  le  dia- 
lecte.  En  effet  le  dialecte  de  8^  Gristina  präsente  les  m^mes 
particularites  par  lesquelles  Plana  difi%re  des  autres  ilots  lin- 
guistiques  albanais  de  Sicile.  En  premier  lieu  /  n'y  est  Jamals 
mouillee,  et  tout  au  plus  präsente  le  changement  en  jot.  En 
second  lieu  y  est  frequent  le  changement  de  la  m^me  liquide 
dans  la  continue  sonore  de  Tordre  gutturale  y,  et  m6me  dans 
la  Bourde.  Enfin  les  combinaisons  il,  gl  yiennent  consery^es  fid^- 
lement  dans  les  deux  localites,  pendant  que  dans  les  autres  elles 
Bubissent  une  palatalisation  complöte.  —  On  ne  peut  pas  nier 
une  importance  k  cette  decouverte,  car  k  S<^  Gristina,  qui  reste 


14  Sektion  I. 

bien  recalee,  et  n'a  communication  qa'ayec  Pianai  Talbanais  se 
cooBerye  ä  merveillei  pendant  qu'&  Mezzoiuso  et  principalement 
k  Palazzo  Adriano  il  tend  ä  6tre  completement  6touff6  par  le 
Bicilien,  et  ainei  disparattre  dans  un  avenir  prochain. 

A  sa  communication  Mr.  db  Qrboorio  fait  Boiyre  des  notes, 
dans  lesquelles  il  rectifie  de  mauvaises  etymologies  ou  de  mau- 
vaises  formes  de  mots  albanais  donnees  par  Oüstay  Mbtsr. 


ANDREAS  MIEDIA. 


DE  PHONÜNCIATIONK  PALATALIÜM  IN  DIVERSIS 
ALBANICAE  LINGUAE  DIALBCTI8. 


Ustendit  quadruplicem  haben  in  Albania  palatalium  pronun- 
ciationemi  nempe  il,  ki,  Jt  ^i  k\  item  gl,  gi,  g^  g;  atque  hifl 
modis  pronunciari  palatales  quae  sunt  ex  idg.  gl,  kl.  PalataUs 
t,  quae  est  ex  idg.  i,  pronunciari  t,  et  tantum  in  Malcia  e 
maSe  i, 

Id  quod  aliquando  dicitur,  in  dialecto  scodrensi,  vel  in  Bupe- 
riore  Albania  toBkicum  X  ei  g  esBe  e  et  dS^  non  eese  generatim 
verum.  Nam  primum  palatales,  quae  sunt  ex  idg.  kl  yel  gl^ 
nuUibi  c  et  di  pronunciantur,  reliquae  autem  solum  in  Ipek, 
(jtakoya,  Prizren,  S^aku,  Somani,  Merdita  6  et  di  pronunciantur. 
Exhibet  postea  exemplum  pronunciationis  dialecti  scodrensis, 
enarrando  aliquid  ex  parabola  de  filio  prodigo,  ex  Luc,  c.  XY, 
12-23. 

Demum  exhibet  Schema  alphabeti  albanicae  linguae,  quod 
nuper  Scodrae  admissum  est,  idque  judicio  SectioniB  I^^  sub- 
jicit. 

Nach  einer   weiteren  Mitteilung  des  Redners  über  die 
grosse    YerBchiedenheit    in    der   schriftlichen    Wiedergabe    der 


Sektion  I.  15 

albanesischen  Laute  fasst  die  Sektion  auf  Vorschlag  des  Herrn 

B,  Thumeysen  die  folgende  Resolution: 

„Die  I.  Sektion  des  XIll.  Internationalen  OrientaliBten- 
Kongresses  billigt  und  unterstützt  die  Bestrebungen,  die 
auf  eine  gleichmässige  Gestaltung  der  albanesischen  Ortho- 
graphie ausgehen". 


FRANCESCO  LORENZO  PULLE. 


COMÜNICAZIONE  RELATIVA  AQLI  8TUDI  DEL 

PROF.  ALFREDÜ  TROMBETTI  801  RAPPORTI  DELLE  LINGÜE 

INDOGERMANICHE  CON  ALTRE  FAMIGLIE 

LINGUISTICHE. 

(Verlesen  Ton  Herrn  CiAEDi-Dupsi  im  Anftrage  des  Verfassers.) 


11  professore  Alfrrdo  Trohbbtti,  bolognese,  senza  alcun  pre- 
concetto>  tentö  di  risolvere  la  questione  del  nesso  indogermanico- 
seniitico  pro  o  contro.  Per  cid  si  diede  a.rintracciare  le  forme 
piü  antiche  della  grammatica  e  del  lessico  indogermanico  e 
semitico,  e  in  un  yolume  pubblicato  a  Bologna  nel  1897  col 
titolo  „Indogermanische  und  semitische  Forschungen,  Vorläufige 
Mittheilungen"  espose  alcuni  risultati  dei  suoi  studi.  Fra  le 
cose  da  lui  affermate,  parecchie  furono  poi  sostenute  e  provate 
da  altri;  altre  sono  rimaste,  credo»  quasi  ignorate,  comeperes.il 
suff.  sem.  per  nomi  di  animali  -6  =s  indog.  -iAa,  Tarabo  tärli-ka  = 
gr.  dorico  tä-Ai-ko  ecc. 

Nel  1898  incominciö  la  stampa  di  un  nuovo  lavoro  che  doveva 
intitolarsi  „Die  Verwandtschaft  der  noachischen  Sprachen",  lavoro 
&tto  con  calma  e  con  seri  intenti.  Stampati  i  primi  due  fogli, 
11  mandö  all'  illustre  Prof.  Abcoli,  perchd  vedesse  se  conveniva 
seguitare  per  quella  via;  e  il  Prof.  Abcoli  incoraggiavalo  a 
continuare  il  lavoro.  Non  ostante  perö  le  vive  raccomandazioni 
di  un'  uomo  cosl  illustre  di  seguitare,  il  Prof.  Trombstti  dovette 


16  Sektion  I. 

inyece  desistere  dal  suo  dieegno,  quantunque  il  manoscritto 
deir  opera  fosse  compiato,  e  per  necessitä  di  cose  dovette  allargare 
il  campo  di  osservazione.  Delle  lingae  camitiche  aveva  introdotto 
il  80I0  Egiziano-Gopto,  ma  ben  presto  riconobbe  la  necessitä 
di  trarre  in  campo  liUte  le  lingue  camitiche  per  poter  risalire 
alle  forme  piü  anticbe.  Ma  per  ciö  fare  dovette  cercare  i  limiti 
di  esse  e  non  trovandoli  mai  giunse  fino  al  Nama  e  al  Bantu 
per  gradazioni  insensibili.  Con  ciö  andö  sempre  piü  rafforzandosi 
in  lai  la  convinzione  degli  ininterrotti  nessi  fra  tutte  le  lingue 
deir  Africa.  Dimoströ  che  il  Nama  appartiene  veramente  al 
gruppo  camitico,  come  era  stato  intoito  dal  Blbbk  e  dal  Lbpbiub^ 
e  scopri  il  nesso  fra  il  Camitosemitico  e  il  Banta.  Tutte  le 
altre  lingae  dell'  Africa  non  sono  che  di  transizione,  alcune 
ayyicinandosi  di  piü  al  Camitosemitico,  altre  al  Bantu. 

D'altra  parte,  Tlndoeuropeo  lo  invitö  ad  indagare  i  rapporti 
di  esso  col  ramo  uralico  delle  lingae  uraloaltaiche  e  tali  rapporti 
gli  si  manifestarono  strettissimi.  Gonfermö  come  giusta  la 
posizione  assegnata  dal  Caldwbll  alle  lingue  dravidiche,  cioe  fra 
le  indoeuropee  e  le  uraliche,  ma  piü  yicine  a  queste  che  a  quelle. 
Dalle  uraliche  il  passaggio  alle  lingue  samojede  e  alle  altaiche 
d  lieye,  come  e  noto.  Alle  lingue  uraloaltaiche  si  connettono 
quelle  dei  cosi  detti  Iperborei,  meno  una  noteyolissima  eccezione, 
quella  del  gruppo  Arino-Kotto-Jenisseico  che  egli  dimostrerä 
connesso  con  le  lingue  del  Sud^  col  Tibetano  e  col  Drayidico. 
Dalle  lingue  uraloaltaiche  si  passa  d'altra  parte  alle  lingue 
indochinesi,  le  quali  hanno  perö  dei  nessi  anche  con  le  lingue 
del  Gaucaso.  Dal  ramo  speciale  Mon-Ehmer-Kolh  dipendono  le 
lingue  maleo-polinesiache,  mentre  un'  altra  corrente  dalle  lingue 
drayidiche  porta  alle  isole  Andamani,  e  da  queste  alle  isole 
Ombay^  Mangarey  e  Timbora  alla  Naoya  Guinea  ed  all'  Austra- 
lia;  sieche  nell'  Oceania  yi  sono  due  soll  gruppi  ben  distinti 
di  lingue^  benchö  remotamente  connessi:  1^  il  gruppo  maleo- 
melano-polinesiaco ;  2^  il  gruppo  Andamani  —  N.  Quinea  — 
Australia. 

E  il  nesso  indogermanico-semiticOi  da  cui  il  Trombbtti  era 
partito?  Stando  alle  classificazioni  antropologiche  in  yoga,  si 
sarebbe  doyuto  aspettare  maggiore  affinitä  fra  Tlndog.  e  il 
Semit,  che  non  fra  llndog.  e  Y  üralico ;  inyece  6  yero  il  contrario, 


Sektion  I.  1? 

giacche  un  nesso  iadog.-sem.  si  puö  provare,  ma  e  remotissimOi 
mentre  il  nesso  indog.-uraiico  e  strettissimo.  Gome  risultato 
generale  delie  sne  investigazioni,  il  Trombbtti  da:  P  Nessan 
grnppo  ^  isolato,  ma  tatti  i  grappi  sono  connessi  Buccessivamente 
tra  di  loro: 

Ä^  Sf  C,  Df X,  Yf  Z, 

8i  puö  dimostrare  con  relativa  &cilitä  che^  per  es.,  Ä  e  affine 
a  By  ma  sarä  piü  difficile  dimostrare  senz'  altro  Ä  affine  a  C  e 
cosl  via.  Le  relazioni  di  affinitä  formano  come  una  rete;  perciö 
di  regola  ogni  gruppo  ha  relazioni  diverse  con  quelli  circonvicini. 
2^  Un  profondo  distacco  si  nota  fra  le  lingue  dell'  Africa  da 
nna  parte  e  quelle  deir  Eurasia  e  deir  Oceania  dall'  altra.  Senonchd 
3^  le  Ungue  del  Caucaso  formano  Tanello  di  congianzione  fra 
l'ana  divisione  e  Taltra,  beuche  esse  piü  di  tutto  si  accostino 
alle  lingue  camitosemitiche.  II  Trombbtti  confessa  che  le  lingue 
per  lui  piü  difficili  da  classificare  souo  State  quelle  del  sopradetto 
gruppo  Arino-Eotto-Jenisseico,  quelle  degli  Ottentoti  e  dei  San 
e  quelle  caucasiche.  Non  lo  persuase  il  Bopp,  che  tentö,  come 
h  noto,  di  fare  delle  lingue  caucasiche  dei  „Glieder  des  indog. 
Sprachstammes"i  coUegandole  anzi  direttamente  col  ramo  ario! 
Non  lo  persuase  il  Max  Müllbr,  che  tentö  di  farne  delle  lingue 
turaniche.  Egli  fu  condotto  alla  importantissima  scoperta  del 
posto  che  spetta  alle  lingue  caucasiche  circa  un'  anno  fa  per 
certe  somiglianze  che  aveva  osservato  fra  radici  e  vocaboli 
georgiani  e  radici  e  yocaboli  camitosemitici.  U  Trombbtti  poi 
era  giä  persuaso  che  il  Basco  ha  strette  relazioni  coli'  Egizio  e 
col  Berbero,  ma  ne  aveya  notato  alcune  anche  col  Georgiano. 
Interrogato  lo  Schügharbt  sul  posto  che  questi  credeva  di  dovere 
assegnare  al  Basco,  gli  fu  risposto  che  per  la  parte  lessicale 
esso  pareva  affine  al  Berbero,  ma  per  la  parte  grammaiicale 
rassomigliava  di  piü  alle  lingue  kharthweliche. 


2 


18  Sektion  I. 


ANTON  HERRMANN. 


UEBIR  DIE  DEUTSCHE  AUSGABE  DER 

ZIGEUNERGRAMMATIK  DES  ERZHERZOGS  JOSEF  UND  UEBER 

DIE  ZIGEÜNBRARBBITBN  IN  UNGARN. 


Kedner  legt  die  deutsche  Ausgabe  der  ZigewiergrafMnaiik 
des  Erzhbbzogs  Jobbf  vor  und  yerteilt  Exemplare  des  eben  er- 
schienenen, luxuriös  ausgestatteten  Buches.  Er  spricht  über 
die  Bedeutung  des  Zigeunerelementes  und  der  Zigeunerkunde 
in  Ungarn  und  erörtert  die  Hauptarbeiten.  Er  macht  kurze 
Mitteilungen  über  seine  eigenen  Studien  betreffend  die  Zigeu- 
nermusik, Klein-Egypten  und  die  Demographie  der  ungarischen 
Zigeuner.  Dann  hebt  er  die  grossen  Verdienste  Seiner  E.  u.  E. 
Hoheit  des  Erzabbzogb  Jobbt  um  die  Volkskunde  in  Ungarn  im 
Allgemeinen  und  um  die  Zigeunerkunde  im  Besonderen  hervor. 
Schliesslich  beantragt  er  die  folgende  Resolution: 

,,Die  Sektion  I  spricht  den  Wunsch  aus,  dass  die  inter- 
nationale Oypsy  Lore  Society  und  ihr  Organ  wiederbelebt 
werden,  und  betraut  den  Antragsteller,  Seine  Eaiserl.  und 
Eönigl.  Hoheit  den  Herrn  Erzhbrzoo  Jobbt  zu  bitten,  die 
Wiederbelebung  anzuregen  und  zu  fördern". 
Die  Sektion  nimmt,  unter  voller  Anerkennung  der  ungarischen 
Bestrebungen   auf  dem  Gebiete  der  Zigeunerkunde,  den  Antrag 
des  Redners  an  und   will  die  Sektion  II  A  ersuchen,  sich  der 
von  ihr  gefassten  Resolution  anzuschliessen. 

Nachdem  die  Sektion  11  A  ihr  Einverständniss  mit  der 
Resolution  ausgedrückt  hat,  ist  diese  vom  Eongress  in  seiner 
U.  Plenarsitzung  in  der  folgenden  Form  genehmigt  worden: 

„Die  Sektionen  I  und  IIA  sprechen  den  Wunsch  aus, 
dass  die  Qypsy  studies  wiederbelebt  werden,  und  betrauen 
den  Antragsteller,  Seine  Eaiserl.  und  Eönigl.  Hoheit  den 
Herrn  Erzherzog  Jobbt  zu  bitten,  die  Reorganisation  anzu- 
regen und  zu  fördern". 


SEKTION  HA. 


INDIEN. 


ANGELO  DE  GUBERNATIS, 


8AC0ÜNTALÄ  BT  GRISBLDA. 

(Der  hier  verkürzt  wiedergegebene  Vortrag  warde  in  der  I.  Plenarsitzang  des 

KoagroBsea  gehalten.) 


JJans  la  premi^re  partie^  Tautear  Signale  la  connexion  intime 
qui  existe  entre  la  fable  de  Psyche,  la  fable  d'Ourya^ii  This- 
toire  de  Sacoantalä  et  le  mythe  vediqne  de  l'Anrore;  et  il  fixe 
ces  rapports. 

L'Europe  connalt  rhistoire  de  Saconntalä  par  le  drame  de 
Calidasa  et  par  le  qnatrain  immortel  de  Qobthb.  Oobthb  avait 
pressenti  la  signification  mythiqne,  lorsqu'il  yoyait  en  Sacoun- 
talä  le  printemps  et  l'automne  rinnis,  c'est-s^dire  la  saison 
des  amours  et  la  saison  des  penitences. 

Saconntalä  est  surtont  une  grande  penitente.  Galidäsa  ayait 
choisi  ce  thöme,  ainsi  que  celui  d'Ouryasi,  k  cause  de  son 
caract^re  religieox.  Calidasa,  ainsi  que  son  nom  l'indique  etait 
un  Chivaite.  La  legende  de  Sacountalä  se  rattachait  au  culte 
du  Dieu  Ghiya,  et  surtout  au  culte  de  la  femme  de  Ghiya, 
Paryati.  La  mere  de  Sacountalä,  la  nymphe  Menakä,  se  con* 
fond  ayec  la  premi^re  femme,  ayec  Menä,  Tun  des  noms  de 
la  Dresse  Paryati.  Une  legende  du  Rdmdyana  nous  apprend 
que  Eäma  TAmour  se  passionna  pour  la  femme  de  Ghiya.  Le 
Dieu  Ghiya  jaloux  brüla  le  corps  de  Tamour  avec  son  oeil 
enflamme  et  Tamour  devint  inyisible,  sans  corps.  Alors,  comme 
dans  la  fable  de  Psycho,  Amour  monte  au  Giel.  G'est  au  Giel 
que  se  retrouyent  Amour  et  Psyche,  le  roi  Pourourayas  et 
Ouryasl,  le  roi  Doushmanta  et  Sacountalä. 


22  Sektion  II  A. 

Mais  on  n'a,  peut-Stre,  pas  assez  releve  juBqu'ici  le  caractere 
de  penitente  de  Sacountalä.  Elle  est  si  patiente  parce  qu'elle 
appartient  ä  une  race  de  p^nitentes.  Les  penitenis  et  les  peni- 
tentes  sont  le  yrai  peuple  ideal  de  linde.  L'Inde  est  un  pays 
religienx  par  excellence,  ä  cause  de  ses  nombreax  penitenis. 

Le  nom  mSme  de  Bharatayarsha  donni  ä  linde  semble  indi- 
qner  an  pays  de  peuitent  ainsi  que  Farshabharata  est  une 
montagne  de  pänitence.  Le  varsAa  n'est  pas  seulement  la  saison 
des  pluies,  mais  la  saison  des  penitences.  Bharata  est  aussi  le 
nom  de  la  noiontagne;  et  c'est  k  la  montagne,  que  se  retirent 
les  grands  penitents  de  linde.  Les  penitents  sont  des  mon- 
tag^ards.  Le  Dien  GhiYai  la  D6esse  Paryatt  sont  des  montagnards 
„La  Dresse  Paryatt  signifie  pr6cisement  la  montagnarde'\ 

G'est  ä  une  histoire  originaire  d'une  montagne  de  p6niteuce 
que  la  legende  de  Sacountalä  se  rapporte.  On  s'est  beaucoup 
occupe  du  drame  de  Galidasa;  on  n'a  pas  fait  attention  k  la 
place  que  la  legende  de  Sacountalä  occupe  dans  le  Mahdbhdrata. 
Getto  legende  ouyre  le  po6me.  Le  conteur  epique  yeut  legitimer 
Torigine  diyine  des  häros  bhäratides.  II  les  ramöne  donc  k  Sa- 
countalft  m^re  de  Bharata,  et  fiUe  d'une  diyinit^,  de  la  nympbe 
diyine  Menakä,  une  nouyelle  Paryati.  G'est  pourquoi  l'auteur 
du  MaMJbhdrcAa  nous  apprend  que  de  ce  po^me  sont  issues 
toutes  les  legendes  de  la  terre.  La  legende  de  Sacountalä  est 
une  histoire  cosmogonique ;  d'amour  et  d'expiation;  dejoieetde 
longue  pinitence.  II  y  a  donc  tout  dans  Thistoire  deSacountalä; 
et  Goethe  ayait  raison  de  s'ecrier: 

Nenn'ich  Sacountalä  dich  und  so  ist  alles  gesagt. 

Mais  les  g^ndes  penitences,  les  grandes  souffrances,  les  grands 
sacrifices,  la  grande  patience  qui  est  k  sa  place  et  n'etonne 
point,  m6me  k  son  degre  plus  h6roique  dans  linde,  oü  la  femme 
est  soumise,  oü  T^pouse  m6me  du  Dieu  Brahma  a  donni  Texem- 
ple  aux  yeuyes  indiennes,  en  se  brülant  sur  le  bücher  diyin, 
aussitöt  que  la  legende  quitte  rOrient  pour  passer  en  Europe, 
perdent  une  partie  de  leur  yraisemblance,  k  moins  que  la  femme 
persecutee  n'y  deyienne  une  sainte  martyre,  comme  Oeneyi&ye, 
Oliye,  Grescentia,  Ursule  et  tant  d'autres,  qu'on  a  ador6  sur 
les  autels  de  r£glise.  Dans  le  l^gendaire  et  martyrologe  chretien, 
il  est  question  d'une  Saiicta  Ävia,  que  Ton  confond  souyent  ayec 


Sektion  II A.  23 

nne  Sancta  Äurea^  et  avec  une  Sancta  Aurelia,  qni  est  la  mfime 
Bainte  CAtyse  ou  CAtyseü  du  Monologe  grec;  et  Toilä  comment 
de  TAurore  vädique  on  est  amy^  &  CAiyseUdis,  k  la  Griselda, 
k  la  patiente  äponse  de  Boccace. 

Avia  pourrait  bien  avoir  signifi^  la  femme  anx  oiseauz,  ou 
la  femme  egaree^  errabonde,  la  femme  errantei  la  p^nitente  qni 
Yoyage.  Avia  ^tait,  dit  on,  de  la  soite  des  onze  mille  yierges 
de  Sainte  Ursule.  On  s'est  6tonne  du  nombre  de  onze  mille,  et 
on  en  a  ri;  on  ne  rirait  peut-6tre  plus,  si  on  songeait  aux 
milliers  des  aurores  qui  s'egarent  et  qui  reviennent;  auxaurores 
pures,  aux  toujours  jeunes,  aux  yierges  immortelles  du  Rigveda. 

Le  soleil  est  uu  oiseau  de  proie  qui  demeure  sur  une  baute 
montagne,  comme  le  Bimourgb  hiranieh.  Le  p^re  de  Sacountalä 
est  Visvdmitra  un  f^Ai  royal  qui  s'emporte  facilement,  et  qui 
fiedt  grande  penitence  pour  arriyer  ä  la  dignite  brahmanique. 

En  g6neral,  Toiseau  m6me  nourrit  le  nouyeau  ne  heroique; 
Simourgh  est  l'oiseau  nourricier  des  heros  persans ;  le  Dieu  solaire 
Yicbnou  est  soutenu  par  l'oiseau  colossal  Garouda;  Somulus  a 
^te  nourri  par  un  pic;  et  les  yautours  lui  annoncentsaroyaut^; 
SacountaUk,  abandonn6e  sur  une  montagne  d6serte  par  son  pöre 
et  par  sa  m^re,  est  entouree  et  protög^e  par  des  oiseaux; 
elle-m6me  est  une  oiseletU;  c'est  pourquoi  on  Tappelle  S€tcaunr- 
UM  (de  SacawUa^  oiseau  de  proie,  yautour).  Mais  Oiselette 
aime  surtout  les  petits  oiseaux,  les  abeilles;  eile  est  entouröe 
d'abeilles  (les  Latins  aussi  &isaient  confusion  entre  avis  et  apis, 
avicula  et  apieula),  ainsi  que  Taurore  yedique,  ä  laquelle  les 
A^ns,  les  Dioscares  y^diques  apportent  le  miel.  Dans  les 
yariantes  occidentales  de  la  legende  de  la  femme  pers6cut6e, 
un  petit  oiseau  dinonce  souyent  le  criminel  et  proclame  l'inno- 
cence  de  la  jeune  epouse. 

L'auteur  donne  un  d^yeloppement  trös  large  ä  toute  cette 
tbtee,  pour  en  yenir  enfin  au  conte  de  Boccace;  il  Signale  sa 
ressemblance  d'un  c6t6  au  lai  de  Marie  de  France,  de  Tautre 
aux  contes  populaires  de  Tltalie  miridionale  et  surtout  de  la 
Sidle;  il  montre,  en  outre,  que  le  conte  du  Decameron  est 
identique  k  celui  de  la  pastourelle  6prouy6e  du  recueil  des  Contes 
populaires  russes  d'Afanassieff.  Le  conte  russe  serait-il  d6riy6 
du   Decameron?  Non.   Le  conte  Italien  remonterait-il  au  conte 


24  Sektion  II A. 

ruBse?  Moins  encore.  Comment  donc  expliquer  cette  ressem- 
blance  frappante?  L'auteur  pense  qu'il  serait  sage  de  songer  ä 
une  aource  commune  byzantine,  et  ü  fournit  des  preuves  de 
cette  d6riyation  probable. 


ERNST  LEÜMANN. 


DIE  HAMBÜRGEK  UND  OXFORDER  HANDSCHRIFTEN 

DES  PANCATANTRA. 

(Auszug.) 


iJas  Pancatantra  ist  Jahrhunderte  lang  eines  der  gelesensten 
Bücher  der  Welt  gewesen.  In  Indien  entstanden,  hat  es  nicht 
bloss  da  bis  auf  die  Gegenwart  sich  in  yerschiedenen  Fassungen 
als  ein  Volksbuch  erhalten.  Nein,  nachdem  es  einmal  im  6^1^ 
Jahrhundert  ins  Persische  übersetzt  war,  ist  es  bald  in  zahl- 
reiche andere  vorderasiatische  Sprachen  (ins  Syrische,  Arabische, 
Hebräische  u.  s.  w.)  und  schliesslich  auch  in  die  meisten  euro- 
päischen Sprachen  (ins  Spanische,  Lateinische,  Italienische, 
Französische,  Holländische  u.  s.  w.  u.  s.  w.)  übertragen  worden. 
Ueberall  hat  sich  das  Fabelbuch,  das  da  in  fiinf  Bahmen-Erzäh- 
lungen  je  eine  grössere  Zahl  von  Zwischen-Erzählungen  einge- 
schachtelt enthält,  neue  Freunde  erworben.  Und  es  hat  denn 
auch  in  unserm  nicht  bloss  technischen  und  commerciellen, 
sondern  auch  philologisch-historischen  Zeitalter  einen  der  be- 
deutendsten Gelehrten,  Thbodor  Bbnvbt,  derart  für  sich  einge- 
nommen, dass  er  ihm  viele  der  besten  Jahre  seines  Lebens 
widmete.  'Pancatantra'  und  'Thbodor  Bbn7Bt'  sind  dadurch  ge- 
radezu wissenschaftliche  Gorrelat-Begriffe  geworden;  denn  Bbn- 
vbt's  Forschungen  und  Darlegungen  haben  aus  dem  Pancatan- 
tra ein  Forschungsobject  grossen  Styls  gemacht,  haben  es  aus 
einer  nicht  besonders  hervorragenden  Angelegenheit  der  indischen 


Sektion  II  A.  25 

and  der  arabischen  Philologie  zu  einer  centralen  Angelegenheit 
aller  Philologien  (der  orientalischen  wie  der  occidentalischen) 
werden  lassen. 

In  der  Qeschichte  der  Wissenschaft  bedingen  so  eminente 
Leistnngen  wie  es  die  BsNFET'sche  Bearbeitang  des  Pancatantra 
war,  meist  einen  gewissen  Stillstand,  eine  Forschungspause.  Das 
Thema,  nachdem  es  eine  vorläufig  abschliessende  Bearbeitung 
erfahren  hat,  ruht  gleichsam  aus  —  oder  vielmehr  es  ruAt 
nicht  eigentlich,  es  bildet  sich  nur  nicht  mehr  weiter,  es  wirkt 
nunmehr  nach  aussen^  indem  es  andere,  zum  Theil  femabli»- 
gende,  Themata  fordert,  belebt  oder  neu  anregt,  und  erst, 
wenn  diese  'Wirkung  in  die  Weite'  ihre  Grenzen,  ihre  Hinder- 
nisse findet,  wenn  sich  Widerspruche  mit  dem  scheinbar  oder 
wirklich  sicher  Gestellten  bemerkbar  machen,  wenn  Gonsequen- 
zen  zu  Unmöglichkeiten  fuhren,  dann  treten  die  Bückschläge 
ein,  leise  erst  und  nur  Wenigen  bemerkbar,  aber  nach  und 
nach  immer  heftiger  und  drohender.  Und  was  eine  Zeit  lang 
der  gewissermassen  unerschütterliche  Ausgangspunkt  einer  gros- 
sen wissenschaftlichen  Bewegung  war  —  diese  Bolle  gewann  in 
der  That  BsinrBT's  Arbeit,  insofern  sie  die  gesammten  erzählungs- 
geschichtlichen Forschungen  der  neuern  Zeit,  die  weitreichenden 
Sammlungen  und  Untersuchungen,  die  man  mit  dem  englischen 
Ausdruck  Folk-lore  zu  bezeichnen  liebt,  theils  direct  anregte 
und  theils  merklich  forderte  —  also  was  eine  gesicherte  Cen- 
tralstellung  einnahm,  das  kommt  durch  die  wiederholten  Bück- 
schläge selber  in's  Schwanken  und  wird  nunmehr  erst  wieder 
selbst  Gegenstand  erneuter  Untersuchungen,  die  verbessern, 
prüfen  und,  wo  es  nothwendig  ist,  einreissen  und  anders 
aufbauen. 

Das  ganze  Pancatantra-Thema  ist  nun  in  der  That  im  Lauf  der 
letzten  zehn  oder  mehr  Jahre  in  ein  Stadium  gelangt,  das  eine 
völlige  Neu-Bearbeitung  aller  Einzelfragen  zu  erheischen  scheint. 
Mit  den  BsNTBT'schen  Schlussfolgerungen  kann  man  sich  längst 
nicht  mehr  zufrieden  geben.  In  welcher  Sprache  war  das  ur- 
sprüngliche Pancatantra  verfasst?  Wie  verhielten  sich  seine 
Erzählungen  zur  sonstigen,  insbesondere  zur  buddhistischen,  Er- 
zählungsliteratur? Hatte  es  anfanglich/«»/  Bücher?  Wie  sind 
die  in  Indien  vorhandenen  Fassungen  des  Werkes  historisch  zu 


26  Sektion  U  A. 

grappiren?  Ist  es  überhaupt  noch  möglich,  aber  die  verwirrte 
Ueberliefernng,  die  uns  Misch-BecensioneD  aller  Art  bietet,  weit 
genug  zurückzugehen,  dass  man  (abgesehen  vom  Hitopadeiia 
und  von  der  verlornen  Textform,  die  in  den  ausserindischen 
üebersetzungen  wiedergespiegelt  wird)  gewisse  Hauptf<u9ungen  des 
Pancatantra  einigermassen  sicher  aus  den  Handschriften  wieder- 
herstellen und  also  kritisch  herausgeben  kann?  Diese  und 
ähnliche  Fragen  sind  von  Bbnfbt  theils  höchst  eindringlich  und 
theils  nur  andeutungsweise  beantwortet  worden,  immer  aber  so, 
dass  wir  jetzt  die  Antworten  entweder  direct  für  falsch  oder 
mindestens  für  unzureichend  und  irreführend  erklären  müssen. 
Es  haben  nun  vier  jüngere  Forscher  höchst  schätzenswerthe 
Arbeiten  geliefert,  die  geeignet  sind,  eine  Bearbeitung  von  ein- 
zelnen der  erwähnten  Fragen  vorzubereiten.  Zunächst  haben 
zwei  Schüler  Bühler's,  von  Mankowski  und  Habbrland,  je  eine 
Pancatantra-Becension  untersucht  und  herausgegeben,  und  sodann 
sind  zwei  freundschaftlich  zusammen  arbeitende  mitteldeutsche 
Gelehrte,  Dr.  Richard  Schmidt  und  Dr.  Johannbb  Hbbtbl  be- 
müht gewesen,  durch  verschiedene  Publicationen  dem  Knäuel 
von  Fragen  theils  direct  und  theils  indirect  beizukommen.  Von 
den  beiden  letztgenannten  Pancatantra-Forschem  —  Beide  sind 
(wie  ich  mich  freue,  feststellen  zu  können)  unter  uns  anwesend  — 
dürfen  wir  zudem  eine  Fortführung  ihrer  bezüglichen  Arbeiten 
erwarten;  besonders  der  Eine,  Dr.  Hbbtbl,  ist  gewillt,  die  ganze  — 
ich  möchte  fast  sagen  'glühende'  —  Energie  seiner  enthusiasti- 
schen Strebsamkeit  auch  fernerliin  der  Angelegenheit  zu  widmen. 
Den  genannten  vier  Jüngern  Gelehrten  darf  ich  schliesslich  viel- 
leicht mich  selbst  anreihen  als  einen  fünften  Arbeiter,  der  nun 
wohl  schon  seit  fünfzehn  Jahren  dann  und  wann  sich  Notizen 
und  Zusammenstellungen  aller  Art  machte,  die  der  textgeschicht- 
lichen Beurtheilung  des  Pancatantra  zu  Gute  kommen  sollten. 
Einige  meiner  Bemühungen  sind  mittlerweile  von  Dr.  Hbbtbl 
überholt  oder,  wo  dies  nicht  der  Fall  war,  mit  meiner  Zustimmung 
und  unter  ^'ennung  meines  Namens  verwerthet  worden.  Das 
Uebrige  bewegt  sich  vornehmlich  in  zwei  Bichtlinien.  Erstens 
sammelte  ich  in  der  /<7tna-Literatur  Alles,  was  da  als  Reflex 
des  Pancatantra  zu  finden  war.  Zweitens  sachte  ich  zu  ermit- 
teln, ob  mit  Hülfe  der  Oxforder  Pancatantra-Handschriften  (die 


Sektion  II  A. 


27 


mir  im  Lauf  dieses  Sommers  nach  Strassbnrg  geliehen  wurden) 
unter  Zuziehung  vieler  Materialien,  die  mir  Dr.  Hbbtbl  freund- 
lich zur  Verfügung  stellte,  ein  Einblick  in  die  Textgeschichte 
der  mülelindiscien  Versionen  zu  gewinnen  sei.  —  Ich  kann  nun 
hier  nicht  auf  die  SubtiUtäten  philologischer  Untersuchung  ein- 
gehen,  sondern  will  nur  einiges  Allgemeinere  hervorheben. 

Was  die  Pancatantra-Reflexe  in  der  Jaina-Literatur  anbelangt, 
so  kommen  da  besonders  einige  Erzählungen  in  Betracht,  die 
von  den  Jinisten  mehr  oder  weniger  wörtlich  in  die  Äva^aia- 
ErzäUungen  aufgenommen  worden  sind.  Wir  besitzen  diese 
Ävaiyaka-Erzählungen  in  der  Textgestalt,  die  sie  etwa  im  He- 
benten Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  angenommen  haben, 
gewinnen  also,  da  alle  unsere  Pancatantra-Fassungen  viel  spä- 
ter ihre  überlieferte  Form  bekommen  haben,  beachtenswerthe 
Facta  textkritischer  Art.  Unter  Anderm  erwähne  ich,  dass  der 
in  den  Pancatantra-Ausgaben  Kakuddruma  genannte  Schakal  in 
den  Ava^yaka-Erzählungen  —  diese  sind  in  Präkrü  geschrieben  — 
Khaaadduma  heisst.  Da  nun  die  Hamburger  Handschriften  zu- 
sammen mit  der  ihnen  verwandten  Oxford  Handschrift  Khukhur 
druma  schreibt  und  da  zudem  ähnliche  Varianten  von  andern 
Handschriften  geboten  werden,  so  ist  klar,  dass  die  beiden  ersten 
Silben  des  Namens  im  ursprünglichen  Pancatantra  nicht  mit 
l  und  k^  sondern  mit  kk  und  kk  oder  s  (s  ist  palaeographisch 
nahezu  identisch  mit  kh)  begonnen  haben. 

Was  die  miiteUndiscken  Versionen  betrifft  (mit  diesem  Namen 
bezeichne  ich  die  Fassungen,  die  man  in  etwas  irrefahrender 
Weise  immer  noch  Becensio  simplicior  und  Becensio  omatior 
zu  nennen  liebt),  so  hat  bekanntlich  Dr.  Hertbl  die  obschweben- 
den  textgeschichtlichen  Dunkelheiten  dadurch  zu  lichten  gesucht 
dass  er  sorgfältige  Cancordanzen  über  den  Bestand  an  Stropken  und 
Erzäklungen  anfertigte.  Aehnliche,  nur  nicht  so  ausführliche, 
Concordanzen  habe  ich  mir  früher  selber  auch  angelegt.  Jetzt 
glaube  ich  aber,  dass  solche  Concordanzen  keine  ausreichenden 
Einblicke  in  das  Becensionen-Verhältniss  gestatten,  wenn  nicht 
zugleich  ausgewäklte  Textstücke  Wort  für  Wort  mit  Hülfe  aller 
erhältlichen  Handschriften  unter  Anmerkung  ihrer  zahlreichen 
Varianten  textkritisch  festgelegt  werden.  Ich  habe  mir  zu  ver- 
schiedenen  Stücken,   insbesondere  zur  Einleitung,   die  sich  mir 


28 


Sektion  II A. 


erst  im  Verlauf  der  üntersuchuDg  als  ein  günstiges  Operations- 
feld herausgestellt  hat,  einen  textkritischen  Apparat  geschaffen. 
Und  auf  Qrund  dieses  Apparates  meine  ich  sagen  zu  dürfen, 
dass  es  nicht  weiter  angeht,  von  einer  ßecensio  aimplicior  zu 
sprechen.  Was  wir  ausser  der  Recensio  omatior  haben,  das  sind 
eine  ReiAe  von  unter  sich  verwandten,  aber  nicht  einheitlichen 
Becensionen :  einstweilen  sind  es  etwa  /»»/  oder  sechs ;  später, 
wenn  erst  die  iTa^imtrHandschrift  (auf  die  ich  Herrn  Dr.  Hbrtsl 
aufmerksam  gemacht  habe)  und  weitere  Materialien  in  den 
Bereich  unserer  Forschungen  gelangen  werden,  mögen  etwa 
zehn  solcher  eng  verbundener  Becensionen  anzusetzen  sein. 
Probeweise  hebe  ich  als  charakteristische  Varianten  die  folgen- 
den beiden  heraus: 


J 

B 

An(anta)'8 

OAnfang 

Hh&o 

Bombay- 

FasBong 

Oxford- 

[Oxford 

Ansg.  von 

MS. 

MS. 

Buhler  & 

Walker 

Marsh] 

Kielh. 

c 

die  Cal- 

catta- 

Attsg.  & 

die 

Bombay- 

Aaeg. 

von 

Parab 


Mahilaropya 
Tämraeada 


Orn(atior) 


Pramadi- 

ropya 
Cndäkar- 


Sadind. 


Hitdp. 


Pätalipara. 


Die  genannten  fünf  oder  sechs  vorläufig  zu  unserer  Eennt- 
niss  gelangten  mittelindischen  Nicht-omatior-Becensionen  stehen 
einander  recht  verschieden  nahe.  Ich  habe  versucht,  mit  Hülfe 
des  kritischen  Apparates,  auf  den  ich  anspielte,  eine  Art  Stamm- 
baum herzustellen,  der  auch  die  zu  den  sonstigen  Becensionen 
hinüberfahrenden  Verbindungen  graphisch  zum  Ausdruck  bringt. 
Meine  Damen  und  Herren,  Sie  dürfen  aber  nun  nicht  erwarten, 
dass  ich  Ihnen  den  Stammbaum  hier  vorführe;  ich  bin  bezüg- 
lich vieler  Einzelheiten  noch  nicht  sicher  genug  und  müsste 
eine  grössere  Summe  von  Kleinigkeiten,  die  Sie  besser 
später  lesend  als  hier  hörend  über  sich  ergehen  lassen  werden, 
ausführlich   discutiren.   Was   ich   beabsichtigte   und  worauf  ich 


*)  Bei  R.  Schmidt  in  der  Uebersetzang  Batakarua.  Möglicherweise  richtig,  wenn 
die  Avasyaka-firzählang  von  den  mit  Töpfen  verglichenen  Schülern  (II  60,,  mit 
dem  Adjectivam  voda  =  vota  =  bhinna)  die  Lesart  bata  bestätigen  sollte. 


Sektion  U  A.  29 

zum  SchloBS  recapitnlirend  noch  einmal  hinweisen  möchte,  war  nur, 
erstens  aufmerksam  zu  machen  auf  die  paar  unter  die  Äva^yaka- 
Erzählungen  aufgenommenen  Pancatantra-Erzählungen, 

zweitens  festzustellen,  dass  die  sogenannten  Simplicior-Hand- 
schriften,  von  denen  die  Oxforder  und  Hamburger  Exemplare 
unter  die  oben  angesetzten  Gruppen  0  Anfang  und  j  faUen,  keinen 
einheitlichen  Text,  sondern  eine  Gruppe  von  Texten  bieten, 
denen  die  Becensio  omatior  als  ein  einziger  Text  gegenübersteht. 

Unter  dem  Ausdruck  des  herzlichsten  Dankes  für  die 
Anerkennung,  die  Herr  Lbumann  seinen  bescheidenen  Arbeiten 
gespendet,  weist  Herr  Joh.  Hertel  darauf  hin,  dass  er  über  die 
Erzählung  vom  blauen  Schakal  in  einem  kleinen  Aufsatz  ge- 
handelt hat,  der  im  3.  Hefte  der  W  Z  E  M  erscheinen  wird. 
Sein  dort  gefundenes  Besultat,  dass  die  Hamburger  Pancatantra- 
H^s.  unter  allen  bekannten  Sanskpt-Quellen  die  älteste  Fassung 
der  genannten  Erzählung  enthalten,  stützt  sich  zum  Teil  aui 
den  Namen  des  Schakals  ^^^h,  dessen  Konsonantismus  durch 
Herrn  Lbümann'b  Hinweis  auf  die  Namensform  in  den  Ävadyaka- 
Erzählungen  gestützt  wird.  Sodann  bestätigt  Herr  Hbbtbl,  dass 
die  späteren  Hss.  der  von  Herrn  Lbumann  als  „mittelindisch" 
bezeichneten  Pancatantra-Bezensionen  meist  weit  aus  einander 
gehen,  bemerkt  aber,  dass  die  bis  jetzt  untersuchten  Hss.  seiner 
Meinung  nach,  wie  sich  aus  der  im  t.  simpl.  von  der  ursprüng- 
lichen Reihenfolge  abweichenden  Anordnung  der  Strophen  und 
Erzählungen  ergiebt,  thatsächlich  auf  dem  t.  simpl.  oder  Pur- 
^abhadra  beruhen  und  meist  aus  beiden  zusammen  gearbeitet 
sind.  Bei  einem  Ms.  ist  allerdings  noch  die  Spur  einer  dritten, 
unabhängigen  Quelle  nachweisbar  (vgl.  Vf.  ZDMQ  LVI,  S.  318). 


30  Sektion  II  A. 


M.  WINTERNITZ, 


DBE  8ABHÄPARVAN  IN  DER  SÜDINDISCHEN  REZENSION  DES 

MAHÄBHÄRATA. 

(Aaszog.) 
(Dio  Abhandlang  wordo  ?on  Harm  L.  ton  Schrokdir  Terleton.) 


Jbür  den  Sabhäparvan  standen  mir  zwei  südindische  MSS. 
zur  Yerfugang,  aus  welchen  ich  grössere  Auszüge  gemacht, 
und  die  ich  zum  Theil  vollständig  coUationirt  habe.  Die  Resul- 
tate der  Yergleichungen  und  CoUationen  sind  von  fünferlei  Art. : 

1)  Eine  Unmasse  von  variae  lectiones,  zum  Theil  wertlos, 
zum  Theil  für  die  kritische  Herstellung  des  Textes  von  Bedeu- 
tung. 2)  Grössere  Abweichungen  (insbesondere  in  den  Namen 
von  Königen,  Ländemi  Völkern  u.  s.  w.,  und  in  der  Reihenfolge 
der  Yerse),  wobei  der  Umfang  des  Textes  derselbe  ist  wie  in 
der  Yulgata.  3)  Erweiterungen  des  Textes  in  den  südindischen 
M8S.,  ohne  dass  der  Gedankengang  oder  der  Lauf  der  Erzählung 
wesentlich  beeinträchtigt  wird.  4)  Zusätze,  welche  zu  dem  Inhalt 
der  Yulgata  etwas  wesentliches  hinzufugen.  Insbesondere  sind 
22  Adhyäyas  eingeschoben,  welche  das  Leben  und  die  Thaten 
des  E^^^a  in  seinen  Inkarnationen  schildern.  Das  Studium  die- 
ser Zusätze  ist  lehrreich,  weil  in  ähnlicher  Weise  auch  in  der 
Yulgata  Zusätze  gemacht  worden  sind.  5)  Kleinere  und  grös- 
sere Auslassungen :  Stellen  der  Yulgata,  die  in  den  südindischen 
MSS.  fehlen.  Diese  sind  für  die  Kritik  am  wichtigsten.  —  Das 
Telugu  MS.  stimmt  abwechselnd  bald  mit  der  Yulgata,  bald 
mit  dem  Malayalam  MS.  überein.  Es  scheint  von  einem  Ab- 
schreiber herzurühren,  der  eine  nordindische  Yorlage  vor  sici 
und  die  südindische  Rezension  im  Kopfe  hatte.  —  Hauptresultat 
aller  Yergleichungen :  Die  Yulgata  hat  nur  den  Wert  eines  guten 
Manuskripts.  Eine  hritiiche  Ausgabe  des  Mahäbhärata  mit  vollster 
Berücksichtigung  der  südindischen  MSS.  ist  eine  conditio  sine 
qua  non  aller  Forschungen  über  das  altindische  Epos. 


Sektion  IIA.  81 


FRANCESCO  CIMMINO. 


ÜNB  COMMÜTNICATION  SUB  LB  DRAME  NÄGÄNANDA. 

(Ausiug.) 


J'ai  Phooneur  de  presenter  anx  confrdres  de  la  Seotion  xm 
memoire  sur  le  drame  NägänafUla,  ou  „La  Joie  triomphale  du 
monde  des  Nagae" :  ce  memoire  sera  pubUe  en  forme  de  pr6- 
face  avec  la  traduction  du  Nägänanda^  qui  est  la  qnatrieme 
que  je  vais  publier  du  tbe&tre  Indien,  aprte  Vitramorvagi,  Mä- 
lavikägnimUra  et  Rainävalü 

Le  caractere  singulier  de  cet  ouvrage,  son  importance  de 
drame  bouddbique,  le  d6veloppement  du  Bujet,  qui  dans  les  deux 
demiers  actes  difl%re  notablement  des  autres  de  Rainävah  et 
Priyadargikä  attribu^s  au  m6me  auteur,  meritent  bien  une  etude 
particuliörei  surtout  k  T^gard  des  diverses  objections  qui  con- 
cement  cette  r^velation  originale  du  g6nle  Indien. 

Je  täche  premiörement  de  r6soudre  la  question  du  nom  du 
po^te  oiti  dans  le  prologue:  et  puisqu'il  n'y  a  aucune  bonne 
raison  pour  accepter  sürement  comme  auteur  du  Nägänanda  ni 
Bäna,  ni  JDAävaia,  je  chercbe  ä  demontrer  que  des  6crivains  de 
nom  HarsAadeva,  auxquels  le  drame  pourrait  fttre  attribue, 
HaraAadeva  ou  Harshavardhana  roi  de  Kanyakub§a  (Canoge) 
merite  preförablement  l'bonneur  d'etre  indique  comme  Vauteur 
de  la  piöce.  Au  mftme  Harshavardkana  je  crois  devoir  attribuer 
les  deux  drames  Ratnävali  et  Priyadarqikäf  car  ni  la  difference 
du  genre  dramatique,  ni  la  diverse  divinite  invoquee  dans  le 
prologue  (dans  le  drame  Nägänanda  Bauddha,  dans  les  autres  Qiva 
et  Gaurt)  ne  peuvent  6tre  alleguäes  pour  engendrer  des  doutes  sur 
l'unique  podte  des  trois  drames.  A  Tegard  de  la  premiöre  question, 
il  est  bien  reconnu,  par  tous  ceux  qui  s'occupent  du  tbeätre 
Indien,  qu'on  a  fait  une  objection  pareille  pour  le  drame  Mala- 
vikägnimiira  ä  cöte  de  pakuntalä  et  ürvagt,  pr^sent^e  par 
HoBAGS  Hatman  Wilson:  il  y  a  des  raisons  aussi  valables  que 
Celles  opposees  ä  Wilson  par  Wbbab  et  Shankar  Pandit  pour 


32  Sektion  IIA. 

Boutenir  la  thöse  de  runique  auteor,  inline  pour  nos  trois 
drames.  Pour  la  seconde  question,  an  temoignage  da  cel^bre 
pelerin  boaddhiste  Hioubn  THSANa  vient  noas  donner  des  eclair- 
cissements,  qai,  jasiement  evalaeSi  peavent  demontrer  qae  le 
Boaddha  invoqaä  dans  la  benediction  initiale  (nändi)  ne  repond 
pas  k  one  particaUäre  intention  religieuse  da  podte;  mais^  plas 
qae  Toxpression  d'an  sentimenty  c'est  ane  forme,  ane  maniäre 
toat-sirfait  exterieare,  poar  atteindre  son  bat  en  appliqaant 
roeayre  dramatiqae  aax  circonstances  de  temps,  de  liea  et  aax 
tendances  religieases  des  spectatears. 

Je  m'efforce  en  suite  de  fixer  le  caractere  de  heros  noble  et 
snperiear  (dhirodätta)  da  näyaha  GimütaväAana,  en  ajoatant  k 
qaelqae  comparaison  entre  les  deax  types  da  näyaka  m^me  et 
da  Bauddha  la  discassion  que  noas  donne  k  propos  da  caractere 
de  öimütavähana  le  Dagarüpa  dans  le  commentaire  de  Dhanika. 

Je  fais  snivre  Tätade  d6taillee  des  cinq  actes  da  Nägänanda, 
aassi  poar  relever  dans  les  trois  premiers  actes  les  traits  com- 
mans  de  ce  drame  et  des  aatres  attribaes  k  pri  Earshadeva: 
dans  le  troisidme  acte  je  crois  digne  de  speciale  remarqae  la 
scene  comiqae  entre  le  vidüahaka  et  le  vi^a,  les  deax  aaxiliaires 
da  herosy  et  le  singulier  maavais  traitement  qui  toache  ici  aa 
mdüshaka,  en  comparaison  da  mSme  personnage  dans  les  aatres 
drames. 

A  propos  de  la  seconde  partie  du  Nägänanda  (le  qaatrieme 
et  le  cinqaieme  acte),  la  partie  originale  da  drame  —  dans 
laqaelle  noas  avons  le  sacrifice  da  heros  qai  donne  sa  yie  poar 
saaver  le  jeane  prince  des  Nägas  —  je  m'arrfete  k  dire  qaelqae 
chose  des  Nägaa^  de  lear  forme,  de  lear  caractere,  en  rappelant 
aussi  l'origine  de  Tin^branlable  aversion  da  terrible  Garuda 
poar  les  Nägcts. 

Je  täche  enfin  de  faire  remarqaer  comment,  sans  renoncer 
dans  les  trois  premiers  actes  aax  ressoarces  dramatiques  qui 
fönt  le  succ^s  litteraire  de  la  piece,  le  poete  dans  ces  deux 
derniers  actes  peut  atteindre  k  une  haute  expression  artistique 
et  morale,  pour  les  sentiments  qui  inspirent  cette  partie  de  son 
ouvrage  et  pour  Taffirmation  de  la  vertu  bouddhistique  qu'il 
y  a  glorifiee. 


Soktion  IIA.  33 


MONTGOMERY  SCflüYLER,  Jr. 


A  BIBLIOGRAPHY  OP  THE  PLAYS  ATTRIBUTED  TO  HARSADEVÄ. 


I  he  plajB  usually  attributed  to  Ring  Har^adeva  or  onharsai 
are  the  Nägänanda,  or  Joy  of  the  SerpentBi  Priyadaräikä^  and 
Batnävall.  Whether  they  are  really  the  work  of  the  royal  poet, 
or  of  Bome  of  his  proteg^s^  or  of  others,  it  is  not  possible  to 
discuBB  here.  The  argaments  on  this  qnestion^  while  interesting 
and  suggestive,  have  hitherto  quite  &iled  in  proving  either 
that  Har^a  was  or  was  not  the  real  author  of  the  works  which 
are  current  under  his  name.  ^) 

NÄQiNANDA. 

Translatiohb. 

A.  English. 

NSgänanda,    or   the   Joy   of  the   Snake    World   a   Buddhist 
Drama  in  Five  Acts.  Translated  into  English  Prose,  with  expla- 
natory   notes,  firom  the  Sanskrit  of  Sn-Harsha-Deva  by  Palmer 
Boyd  B.A.  With  an  Introduction  by  Professor  Oowbll. 
London,  1872,  12mo,  pp.  XIV +  99. 

B.  Prench. 

Nägänanda,  La  Joie  des  Serpens,  drame  bouddhique  traduit 
du  Sanskrit  et  du  Prakrit  par  Abel  Bergaigne. 

Paris,  1879,  18mo,  pp.  XVI  -|-  44.  {Bibl.  Orient,  Mzeverienne, 
XX  VH). 


1)  Under  eaeh  heading  below  the  works  are  arranged  in  chronological  sequence. 
In  transcribing  titles  I  have  usnallj  foUowed  the  original  spelling.  Books  of  gene- 
nJ  eritieiBm  of  Sanskrit  literatnre  whioh  mention  dramas  only  incidentally,  and 
mannsoripts  are  not  incloded  in  this  list.  The  material  for  this  article  was  gather- 
ed  in  the  coorse  of  preparing  a  "Bibliography  of  the  Sanskrit  Drama",  which  will 
shortly  appear  as  Volume  III  of  of  the  Columbia  Vnivertiiy  Indo-lranian  Seriet. 

8 


34 


Sektion  IIA. 


G.  Italian. 


1.  Amori  di  indiani.  L*atto  secondo  del  drama  di  Dhävaka 
che  e  detto  Nägätianda  o  la  AUegra  de  serpenti.  Da  Emilio  Teza. 

2.  Nägänanda  o  il  Ouibilo  dei  Serpeati:  drama  buddhistico 
in  cinque  atti.  Tradotto  da  Francesco  Gimmino. 

(Not  yet  published). 

[See  also  below  nnder  Text  Editions  nos.  3,  6]. 

TEXT  EDITIONS. 

1.  Nägänanda.  A  Sanskrit  Drama  by  Dhävaka. 
Calcutta,  1864,  8yo. 

2.  Nägänanda,  a  Sanskrit  drama,  in  five  acte.  Edited  by 
Madhavachandra  Ghosha  and  Erishnakamala  Bhatt4ch4rya. 

Calcutta,  1864,  8vo,  pp.  74  +  19. 
(The   Präkrit   passages    are   translated   into   Sanskrit   in   an 
appendix). 

3.  Nägänanda,  with  a  Marathi  translation.  Edited  with  a 
preface  in  Marathi  by  E^sh^a  ^ästri  Ghipalü^akar. 

Bombay,  1865,  12mo,  pp.  II  +  206. 

4.  Nägänanda.  Edited  by  Jibänanda  Yidyäsägara. 
First  edition,  Galcutta,  1873,  8vo. 

Second  edition,  Galcutta,  1886,  8yo,  pp.  138. 

5.  Nägpänanda.  Edited  with  a  commentary  by  Narayana  Chan- 
dra Eaviratna  and  Nava  Chandra  Siromani. 

Galcutta,  1886. 

6.  Nägänanda.  Text  with  notes  by  Pundit  Nobin  Chundra 
Yidyaratna  and  with  translations  into  English  and  Bengali  by 
a  Professor  of  the  Presidency  College. 

Galcutta,  1887,  8vo,  pp.  324. 

7.  Nägänanda,  a  Sanskrit  Drama  by  Eing  Srl-Harsha.  Edited 
with  copious  Sanskrit  and  English  notes  by  Shriniväs  Oovind 
Bhänap. 

Bombay,  1892,  8vo,  pp.  XVIII  +  91  +  40. 

8.  Nägänanda,  edited  with  an  introduction  and  notes  by 
Govind  Bahirav  Brahme  and  Shivaram  Mahadeo  Paranjpe. 

Poona,  1893,  8vo,  pp.  XXVII  +  80. 


Soktion  11  A.  35 

OBITICAL  WORKS. 

1.  Beal,  8.  The  Nsgananda,  a  Buddhist  drama. 
(In  the  Äcadmy,  Sep.  29,  1883,  pp.  217—218). 

2.  Sul  Dramma  Nägäuanda  o  il   Guibilo  dei  Serpenti.  Da 
Francesco  CSimmino. 

Napoli,  1902. 
(In   AM  delF  Äceademia  di  Archeologia^  LeUere  e  Belle  Arti, 
Yol.  Xill,  pp.  1—28). 

PRITADARgiKÄ. 

Trakslationb. 

Priyadarqikä  pi^  en  quatre  actes,  traduite  par  G.  Strehly. 
Pr^cedee  d'un  prologue  et  d'une  introdnction. 

Paris,  1888. 16mo,  pp.  88.  {Bibl.  Orient.  Elzeverienne,  LVIII). 

TEXT  EDITIONS. 

1.  Priyadarqikä. 

Withont  place  or  date  (about  1870),  8yo.  pp.  56. 

2.  Priyadar9ikä.  A  drama  in  four  acts  by  Snharsha.  Edited 
with  notes  by  Pandit  Jibänanda  VidySsägara. 

First  edition.  Calcutta,  1874,  8vo,  pp.  61. 
Second  edition.  Calcntta,  1876,  8vo,  pp.  124. 

3.  Priyadar^ikä.   Edited   by   Yi^^u  Däji  Gadre  with  English 
notes  and  Präkrita  Ghäyä. 

Bombay,  1884,  8vo,  pp.  94. 

ORITIGAL  WORKS. 

II  Terzo  Atto  del   Dramma  indiano  Priyadargikä.  Da  Fran- 
cesco Gimmino. 

Napoli,  1902.  (In  Atti  deir  Accademia  Ponlaniana,  Vol.  XXXI, 
pp,  1—18). 

RATNÄVALI. 

Tbanblationb. 

A.  English. 

Ratnävall;  or  the  Necklace.  Translated  firom  the  Sanskrit  by 
H.H.  Wilson. 

(In  TAeater  of  the  Hindus,  Vol.  II). 


36  Sektion  IIA. 

B.  German. 

Batnayali,  oder  die  Perlenschnur  zum  ersten  Male  ins  Deutsch 
von  Ludwig  Fritze  übersetzt. 

Chemnitz,  1878,  12mo.  (In  his  IndiscAes  Theater,  Band  II). 

G.  Swedish. 

Batnavali  eUer  Pärlbandet.  Fr&n  Sanskrit  öfversatt. 
Vexiö,  1892,  8vo,  pp.  76. 

D.  Italian. 

Batnavali  o  la  Gollina  di  Perle,  dramma  indiano  tradotto  per 
la  prima  volta  in  italiano  da  Francesco  Cimmino. 
Napoli,  1894. 

E.  Bengali. 

Batnabali.    Translated    from    the   Sanskrit   into    Benfirali   bv 
Nilmani  Pal. 

F.  Marathi. 

Lalitawatsaraj,    a   Marathi    translation   of  the   Batnavali    of 
üriharsadeva,  by  Yaman  Shastri  Islampurkar. 
Bombay,  1889,  8vo,  2  Pts.,  pp.  115  +  109. 

G.  Canarese. 

Bathnavali,  a  tale  in  Canarese  founded  on  Sriharsa  Dava's 
(sie)  Sanskrit  drama. 

Bangalore  (?),  1884,  pp.  44. 

TEXT  EDITIONS. 

L  Batnavali,  a  drama  in  four  acts  by  Sri  Hersha  Deva.  With 
a  commentary  explanatory  of  the  Prakrit  passages. 
Calcutta,  1832,  8vo,  pp.  106. 

2.  Batnavali.   Edited  with  an  appendix  containing  a  transla- 
tion of  the  Prakrit  passages  into  Sanskrit  by  Täranätha  »^arman. 

Calcutta,  1864,  8vo,  ff.  2,  pp.  66. 

3.  Batnavali.  By  Sriharsadeva.  Text. 
Bombay,  1868,  4to,  pp.  74,  lithographed. 


Sektion  II A.  37 

4.  Batnävali.  A  drama  in  four  acta  by  Sriharsha.  Edited  by 
Nrisinha  Chandra  Mukerjee  Yidyaratna.  Witb  notes  explanatory 
of  the  difficult  paesages. 

Oalcntt»,  1871,  8yo,  pp.  IV  +  122. 

5.  Batnävali,  a  drama  in  lY  acta  by  Sriharsbadeva  an 
ancient  Bajah  of  Rashmere,  edited  witb  a  commentary  by 
Pandit  Jibananda  Yidyasagara. 

Calcutta,  1876,  8vo,  pp.  123. 

6.  Batnävalii  herausgegeben  von  G.  Cappeller.  Published  in 
the  Samkrü  CArestomaMe  of  Otto  von  Böhtlingk,  pp.  290—329. 

St  Petersburg,  1877,  8vo. 

7.  BatnSvall,  edited  by  N.  B.  Oodabole  and  E.  P.  Parab. 
Bombay,  1882,  8yo,  pp.  102. 

8.  Batnävali  edited  by  E.  P.  Parab  and  Y.  S.  Jo6l. 
Bombay,  1888,  8vo,  pp.  81. 

9.  Batnävali,  edited  with  notes  by  N.  B.  Godabole  and 
E.  P.  Parab. 

First  edition.  Bombay,  1890,  8vo,  pp.  112. 
Second  edition.  Bombay,  1896,  8vo. 

10.  Batnävali  pnblished  with  Siddhanta  Bindu  by  Y.  S.  Aiyar. 
Eumbakonam,  1893,  8vo,  pp,  212. 

(In  Advaitamanjari  Series  N^.'  3). 

11.  Batnävali  with  the  commentary  of  Govinda,  edited  by 
E.  P.  Parab. 

Bombay,  1895,  8vo. 

12.  Batnävali.  Text  with  a  commentary  by  Ef^^a  Nätha 
Nyäyapancänana. 

Galcntta,  1900,  8yo,  pp.  198. 

OMTICAL  WOBES. 

Bühler,  Georg.  On  the  Authorship  of  the  Batnävali. 
(In  Indian  Aniiquary,  Yol.  U,  1873,  pp.  127—8). 
Jackson,   A.  Y.  Williamb.   Time  Analysis  of  Sanskrit  Plays. 
Second  Series. 

U.  The  Dramas  of  Harsha. 

(In  Jaur.  Ämer.  Orienlal  Soc,  Yol   XXI  (1900)  pp.  88—108). 


38  Sektiod  II  k. 


E.  HARDY. 


NOTES  ON  AN  BNLARGBD  TEÄT  OF  THE  MAHÄVAMSA  EXTANT 

IN  A  CAMBODJAN  MANÜ8CBIPT. 

(Der  hier  auszugsweue  mitgeteilte  Vortrag  wurde  in  engliicher  Sprache  gehalten.) 


üas  einzige  Exemplar  einer  Handschrift  des  „Mahävamsa'* 
aus  Gambodja  in  einer  europäischen  Bibliothek  ist  als  Nr.  632 
du  fonds  Pali  im  Katalog  der  Bibliotheque  Nationale  verzeichnet. 
Aber  die  Bezeichnung  ^Mahävamsa^  ist  irreführend.  Denn  die 
Hs.  enthält,  unter  Beibehaltung  des  Titels  und  der  Einteilung 
des  Mahäy .-Textes,  thatsächlich  eine  fast  noch  einmal  so  um- 
fangreiche Dichtung,  welche  vorgibt  einen  Mönch  namens  Mog^ 
galläna  zum  Verfasser  zu  haben.  Dieser  scheint  ein  Ceylonese 
gewesen  zu  sein,  und  der  Schreiber  unserer  Hs.,  bis  jetzt  der 
einzigen,  muss  eine  in  ceylonesischen  Schriftzeichen  geschriebene 
Vorlage  benutzt  haben. 

Inhaltlich  besteht  der  Unterschied  des  erweiterten  Textes  vom 
ursprünglichen  darin,  dass  ersterer  neben  vielen  Versen,  die 
letzterem  entnommen  sind  (jedoch  mit  kleineren  oder  grösseren 
Veränderungen),  ebenso  viele  oder  noch  mehr  Zuthaten  umschliesst. 
Es  werden  die  in  unserem  Texte  vorkommenden  Entlehnungen  aus 
dem  Originalwerke  bei  genauerer  Prüfung  manche  Lesart  liefern, 
welche  eine  zukünftige  kritische  Ausgabe  des  Mahäv.  nicht 
unberücksichtigt  lassen  darf.  Dies  wird  an  einem  Fall  erläutert, 
wo  es  sich  zeigt,  dass  der  Ver&sser  des  erweiterten  Textes  aus 
einer  Hs.  des  Mahäv.  eine  Lesart  aufnahm,  die  besser  ist  als 
alle  sonstigen  Lesarten  zu  der  Stelle  (Mv.  X,  89  f.).  Was  die 
Zuthaten  angeht,  so  sind  als  Quellen  zu  nennen: 

1,  die  7lkä  zum  Mv.  (Vamsatthappakäsini),  und  zwar  sowohl 
ihren  historischen  als  auch  ihren  paraphrastischen  Teilen  nach; 

2,  der  Buddhavainsa  für  eine  Interpolation  von  ca.  500  Slokas 
am  Anfang  des  Werkes; 

3,  der  Thüpavamsa; 


Soktion  n  A.  39 

doch  auch  noch  andere,  z.  h.  das  ganze  Tittiraj&taka  (FansböU, 
III,  64  ff.). 

Der  Wert  des  Cambodja-Textes  ist  weder  zu  unterschätzen, 
da  er  far  die  Frage  nach  der  Enlstehungsweise  indischer  (epischer) 
Dichtungen  Beachtung  verdient,  noch  zu  überschätzen,  und 
insonderheit  zeichnet  sich  die  betreffende  Hs.  durch  eine  fabel- 
hafte Nachlässigkeit  aus,  die  aber  nur  zum  Teil  dem  Schreiber 
zur  Last  fallen  dürfte. 

Eine  neue  Ausgabe  des  Mahävaipsa-Originals,  das  auch  für 
die  vergleichende  Sagenforschung  interessante  Materialien  liefert, 
sei  der  wohlwollenden  Fürsorge  der  ceylonesischen  Regierung 
bestens  empfohlen. 

Herr  Wilh.  Gelger,  gibt  seiner  Freude  Ausdruck  über 
die  vom  Bedner  angekündigte  Absicht,  eine  kritische  Neuaus- 
gabe des  Mahävamsa  zu  besorgen.  Die  Wichtigkeit  des  Unter- 
nehmens glaube  er  um  so  mehr  würdigen  zu  können,  weil  er 
selbst  zur  Zeit  mit  Mahävaipsa-Studien  beschäftigt  sei.  Im  be- 
sonderen spricht  er  die  Hoffnung  aus,  dass  die  Begierung  in 
Golombo  dem  Unternehmen  die  gewünschte  pecuniäre  Unter- 
stützung zu  teil  werden  lassen  möge,  die  dessen  Zustande- 
kommen verbürge.  Im  Anschluss  daran  beantragt  er,  von  Herrn 
Ceell  Bendali  unterstützt,  folgende  Resolution: 

„That  this  Sectiou  having  understood  that  the  publication 
of  a  series  of  critical  editions  of  historical  documents  rela- 
ting  to  Ceylon  is  under  the  consideration  of  the  Govern- 
ment of  that  Golony,  desires  to  express  the  earnest  hope 
that  the  proposal  will  be  carried  out,  an  edition  of  the 
Mahävamsa  being  an  especially  pressing  desideratum". 

(In  der  H.  Plenarsitzung  des  Kongresses  nach  dem  Be- 
schlüsse der  Sektion  genehmigt). 


40  Sektion  UA. 


F.  W.  THOMAS. 


NOTE  ON  MAIUBÄJAKANIKA. 


Ihe  Speaker  draws  attention  to  a  work  bj  an  Indian 
Baddhist  poet  named  Mätrceia,  which  is  found  in  two  yolnmes 
of  the  Tanjur  and  bears  the  name  ^MaiäräjaianikaleiAa*  'Epistle 
to  Maharäjakanika\  After  referring  to  the  Statements  of  Täror 
näth  and  the  yiews  of  M.  Stlyain  Lbyi  regarding  this  work, 
he  goes  on  to  point  out  that  the  Epistle,  as  it  actaally  exists 
in  the  Tibetan,  describes  the  Mahäräja  as  'born  of  the  KiUa 
raceS  and  ^sovereign  of  the  north',  ün  accoant,  however,  of 
the  apparent  youth  of  the  king  and  the  Statement  of  Täranäih, 
he  declines  to  acknowledge  the  absolute  conviction  of  the  iden- 
tity  of  Kanika  with  Kanisia.  He  invites  the  attention  of  Tur- 
kish  scholars  to  the  etymology  of  the  names  Kanisia  y.  Kanika, 
Turuska  y.  Turk,  Huviska  y.  Hmka  etc.  etc.  He  then  proceeds  to  dis- 
cass  the  author  of  the  work,  and  bis  identity  with  the  writers  men- 
tioned  by  Täranäth,  I-iaing  and  others  nnder  the  names  Ähaghosa, 
Durdiarfa-Kälaf  Sudurjaya,  Maiicitra^  and  Kr^na,  pointing  ont 
that  according  to  the  Tibetan  Colophon  of  the  Buddhacarita^ 
the  first  of  these  belonged  to  a  Monastery  in  &äieta^  while 
Durdharsa  was  a  contemporary  of  either  Äryadeva  or  Dignäga 
or  both.  The  famous  Mihaka  Stotra  is  the  work  of  Mätfceia 
and  Dignäga  (not  Jina)^  and  in  a  poem  entitled  Varfianärka^ 
vanyina  the  former  confirms  Statements  of  Täranäth  and  I-tting 
by  confessing  that  he  had  at  one  time  been  a  non-Buddhistic 
poet.  It  is  howeyer  hardly  possible  to  identify  Mätrcefa  with 
botA  AhagAofa  and  JDurdAarsa,  the  former  of  whom  was  in  all 
probability  contemporary  with  Kani§ka,  while  the  latter  belon- 
ged to  the  snbsequent  age  of  äryadeva  or  Dignäga, 


Sektion  II A.  41 


AMBROGIO  BALLINL 


UN  CICLO  ANBDOTTICO  DEL  SÜLTANO  FikÖZ  U 
(SUBATKANA  pIrOGA)  DEL  PAl^c!:AgATIPBABODHASAMBANDHAH 

DI  güBflAghiAGANI. 

(Aaizug.) 


L'opera  dalla  quäle  sono  tolte  le  noyelle  di  cui  io  do  qui 
un  rapido  cenno«  yuole  essere  attribuita  a  Qubha^tlaga^i«  che 
sappiamo  autore  di  altri  scritti.  Ebb!  bodo:  Bhdratddikathd  o 
Kathdko^a  (Samv.  1509.  A.  D.  1451)');  rikramdd%tya6ar%tra^); 
Suairpai/icdgikd  ^) ;  Ddmdihathd  ^)  ;  Bhogaprabandha% 

La  jyPanöagati'',  che  deve,  Becondo  il  Elatt,  aBcrlyerei  al- 
l'anno  Saipy.  1521  (A.  D.  1465),  h  una  yoluminoBa  raccolta  di 
ben  596  Doyelle  (e  non  Cinquecento  come  dal  litolo  apparirebbe) 
morali^  per  comporre  le  quali  TA.  dice  nell'  introduzioDO  di  ayer 
attintOj  oltre  che  alle  opere  proprie,  anche  a  quelle  del  maeetro 
Lak^mtsftgara ') : 

Kiipöid  guror^)  ftnanato  ni9amyai  kiipöin  ni^nyädika9ftBtra- 

[ta9  6a, 
grantho  hy  ayaiii  Paiiöa^ttprabodhaBambandhanftmft  kriyate 

[may&  tu. 
Lak^miBftgarasürlnäip  pädapadmaprasädatah, 
^i^ye^a  Qabha^ilena  grantha  e^a  yidtyate. 

n  poderoBo  noyelliere  ^inico  preBcnta  importanza  asBai  grande 
qualora  lo  Bi  consideri  Bpecialmente  Botto  Taspetto  Btorico. 
7ediamo  allora,  in  yero,  con  ycBte  noyellistica  narrati  (come 
gifL  osBeryö  il  Wsbbr  nel  cenno  dato  del  mB.  in  «» Handschriften- 


1)  R4^.  Lal.  M.  Not.  8.  168--165.  2)  Doe.  Coli.  p.  117. 

8)  FiTKiaoN,  Rep.  1884—86  p.  285.  4)  Ibid.  p.  405.         5)  Ibid.  p.  405. 

6)  Nacqae  noll'  anno  Smmv.  1464  (A.  D.  1408)  (Bhadraradi  2).  Ebb«:  Mfd  nol 
1470;  pmydiopada  nol  1496;  pädakapaäa  nel  1601 ;  Hkipatüi  nel  1608;  goMtmäya^ 
kapatU  nel  1517  (Klatt,  Ind.  Ant.  IX,  1882). 

7)  IinkymtiAgarm. 


42  Sektion  n  A. 

YerzeichniBB  der  E.  Bibl.  z.  Berlin  N.  2Ü20  e  Ind.  6t.  XYI, 
159 — 161)  fatti  appartenenti  all'  evo  antico,  medio  e  nxodemo 
dell'  India;  e  per  ciö  passarci  Botto  gli  occhi,  di  mano  in  mano 
che  procediamo  neir  esegesi  del  testo,  una  quantit4  considerevole 
di  nomi  noti  appanto  alla  storia  della  civiltä  e  del  pensiero 
indiano,  qnali  ad  es.  FardAamäna,  pdiavaAana,  Bhartfhari^ 
Vikratttdditya^  MwAga^  Bho^a^  Kumärapdla,  Fastupälavid,  Hemasuri, 
Suratrdna  Piroga^  Örinaprabha,  ö-agasirnAa  e  molti  altri. 

Dopo  Tintroduzione»  comprendente  nei  primi  due  versi  Tin- 
Yocazione  ai  santi  (jj-ina  e  nei  eegaenti  quattro,  piü  bu  riportatii 
la  dichiarazione  dell'  A.  su  la  paternitä  dell'  opera,  il  novelliere 
Bi  inizia  con  nn  racconto  di  indole  puramente  religiosa,  trattante 
dell'  adorazione  di  Ghiutamasyänxi  al  ^irlAa  di  A^tapada,  e  della 
potenza  di  Vardhamftua  Mahäytra.  Subito  dopo  abbiamo  Bedici 
novelle,  in  cui  appare  come  principale  attore  Surairdiia  Firo§a^ 
asfliBtito  sempre  da  un  Baggio  buo  confidente :  il  &är%  Ginaprahha. 

Le  forme  „Suratrdt^a  Piro^a'*  appajono  chiara  BanBcritizzazione 
delle  dne  arabe  „Sultan  Fir4z'\ 

A  creder  poi  che  qui  si  tratti  del  Sultano  Firuz  77(1220—1296) 
ci  induce  anche  il  fatto  che  il  Süri  öinaprabha,  vissuto  appanto 
fra  il  1200  e  läOO,  h  ricordato  dagli  storici  come  amico  e 
confidente  di  Ftruz  II  *). 

Prodigt  operati  dal  eaggio  dinanzi  al  Snltano,  per  schiacciare 
la  Buperbia  di  alcuni  sacerdoti  mussulmani  (Nov.  2),  o  per 
compiacere  alla  yolontä  del  Sire  (3)i  o  per  mostrare  Tacatezza 
di  mente  propria  e  Tarte  di  indovinare  il  pensiero  del  Sovrano  (4, 5), 
0,  infinCi  per  sedare  Bventure  sdrte  (16);  saggieedarguterispoBte 
del  Süri  al  Sultano  (6,  7,  11) ;  onori  resi  dal  Sultano  ad  un'  imagine 
abbandonata  di  Vardhamdria  Mahdvira  (2)  e  dell'  idolo  di  Nemi  (10); 
lifoeralitä  di  Firüz  yerso  bisognosi(8)  e  yerso  onesti  meriteyoli 
di  premio(12);  atti  di  giuBtizia  di  lui(9);  sua  azione  pacificatrice 


1)  Cfr.  PEiiiSKP,  Usefal  T.  «d.  Thomas,  p.  810. 

Uinaprabhatüri  fa  colebr«  commonUtore.  Comm«ntö  le  segneiiti  op«re:  ßMayaAa^ 
rattotraf  AjUagäfUUtawa  di  Nandisenada ;  SitrinuuUrapraäefawfarana,  CoUaborö  oon 
Maliisenas^ri  not  oommenti  alla  SyädvädamaiAjari  di  Hema<Umdra. 

Fa  inoltre  aotore  dello  segaenti  opere:  ViAipavd  (A.  D.  1S07),  Sandeham^am^adhi 
(A.  D.  1808). 

Fa  scolaro  di  Giaaaimhaaüri, 


Sektion  II  A.  48 

(17)  • . .  tali  Bono  gli  argomenti  delle  noyelle  che  io  ho  racchiuse 
Botto  il  titolo  di  „nn  ciclo  anedottico  del  Sultano  Firuz*'  e  che 
appartengono  al  yoluminoso  novelliere  di  Qubkci^lagmi. 

Importante  inoltre  ad  osseryarsi  k,  che  ciö  che  del  Sultano 
viene  detto  in  qneste  noyelle  si  trova  perfettamente  d'accordo 
con  quanto  asseriscono  i  suoi  biografi.  La  serieti  degli  intendi- 
mentii  la  liberalitä,  la  nxitezza  d'animo,  di  cui  si  fa  parola  da 
pubhofilagani^  furono  le  caratteristiche  coBtanti  del  breviasimo, 
ma  ottimo  regno  di  Fir4z  IL  A  70  anni  egli  sali  al  trono,  nel 
1290  (689  dell'  egira),  col  nome  di  Fir4z  Shdk  KkOji  11,  succe- 
dendo  al  Sultano  Cai-Cobäd,  ultimo  della  dinastia  dei  Guruidi, 
Ebbe,  durante  il  regno,-  varie  guerre.  Nel  1291  assediö  e  con- 
quistöi  con  grandissime  difficoltä,  la  cittä  di  Bautambhor.  Nel 
1292  combatti  contro  i  Mongoli  yittoriosamente.  Nel  1293 
mosse  contro  M&laya,  altra  yolta  da  lui  assediata.  Nel  1296, 
partito  per  Delhi,  per  incontrarvi  ^Aläu-d-Din,  a  fine  di  aver 
notizia  delle  sue  vittorici  fu  da  lui  ucciso. 

Nelle  noyelle  di  pubkagila  si  altemano,  come  di  solito  nel 
noyellieri  ^inici,  le  sentenze  pr&krite,  intercalatevi,  alle  sanscrite. 
La  lingua  della  PaMaqati  non  h  certo  molto  corretta;  anzi  le 
frequenti  parole  arabe  e  präkrite  sanscritizzate  rendono  questo 
novelliere  poco  pregevole  sotto  Taspetto  linguistico,  in  riguardo 
al  sanscrito,  e  per  di  piü  fanno  si  che  la  esegesi  del  testo 
riesca  di  gran  lunga  difficile.  Ciö  si  spiega  del  roBto  con  Tetä 
assai  recente  di  composizione  della  raccolta. 

Tra  le  parole  Banscritizzate  si  notano,  nel  ciclo  di  cui  parliamo, 
oltre  al  molte  volte  ripetuto  Suratrdrui  Piro§a^  anche  mnUnaka 
e  muldtyi  per  mollak ;  masitikd  e  nuMita  per  masjid  e  altre  ancora. 

Tra  le  yoci  dialettali  notevole  h  il  p.p.  hakkita  da  una 
yprftkritica  kakkay  sanscritizzata.  (V.  del  resto  esempio  di  ciö 
in  Bkaraiakadvdirimgikd:  Pavolini,  Studi  di  Fil.  Ind.-Ir.  I,  1897; 
e  Hema6andra,  ed.  Pibchbl,  IY,  134.) 


44  Sektion  IIA. 


GUSTAV  OPFERT. 


ÜEBEH  DIE  VEDI8CHE  GÖTTIN  ADITI,  DIE  MUTTEE  ALLER 

WESEN,  AUCH  DER  GÖTTER. 

(Auxag.) 


Mach  dem  Bigreda  ist  Aditi  die  Mutteri  der  Vater  und  der 
Sohn,  die  fünf  klassige  Menschheit,  Alles  was  geboren  ist  und 
geboren  wird.  Im  Sigyeda  repräsentirt  sie  den  Himmel,  im 
Tajurveda  dagegen  die  Erde.  Bedner  weist  nach,  dass  letztere 
Ansicht  die  ursprüngliche  war,  und  dass  die  Unendlichkeit  und 
Ewigkeit  darstellende  Göttin  des  Rigyeda  yon  jener  abstrahirt 
wurde.  Der  Anschauung  des  Tajurveda  lag  dagegen  die  von 
den  Ureinwohnern  verehrte  Erdgöttin  zu  Grunde,  welche  noch 
jetzt  in  der  Gestalt  der  Dorf-  und  Landesgottheit  (Gräma 
oder  E^etra  devatä)  yon  allen  Hindus  yom  niedrigsten  Pariah 
bis  zum  höchsten  Brahmanen  verehrt  wird.  Die  nur  einmal 
im  Yeda  vorkommende  Trinität  der  Mutter,  des  Vaters  und 
des  Sohnes  ist  wahrscheinlich  ebenfalls  urindischen  Ursprungs 
und  erinnert  an  die  bei  den  sumerischen  Einwohnern  Mesopota- 
miens, die  derselben  Basse  wie  die  Urindier  angehörten,  vor- 
kommende alte  Göttin  Bau,  die  Göttin  der  weiten  Leere,  von 
der  es  in  einer  alten  Inschrift  heisst:  ''Ich  habe  keine  Mutter, 
meine  Mutter  bin  ich  die  Tochter,  ich  habe  keinen  Vater,  mein 
Vater  bin  ich  die  Tochter,  Mein  Ausfluss  ist  der  Geist." 


Sektion  IIA.  45 


PAUL  OLTRAMARE. 


L£  TAJAMANA,  SON  HOLE  DANS  LE  SACRIFICE  D'APRi^S  LES 

TEXTES  ßRAUMANIQUES  >). 


Un  rencontre^  soit  dans  les  ecrits  th^ologiques,  Boit  dans  les 
recits  legendaires,  des  traces  nombreases  d'un  6tat  religieux 
primitif  oü  le  grh&pft^ii  ^t  non  poiat  le  rtvij,  est  le  personnage 
important  du  culte,  celui  ayec  leqnel  les  dieux  ont  affaire. 
D'ailleurs,  ce  n'est  point  pour  son  compte  personnel  que  le 
grbapati  c61^bre  le  sacrifice,  maiB  pour  celui  de  sa  famille. 
Taut  qu'il  ne  peut  pas  passer  la  main  ä  un  fils,  il  est  tenu 
d'accomplir  les  acies  rituels  dont  d6pend  le  bonheur  des  siens. 
Acte  avant  tout  familial,  le  sacrifice  ne  saurait  donc  ayoir  eu 
ä  Torigine  le  but  de  procurer  au  sacrifiant  des  satisfactions 
personnelles,  ni  de  maintenir  Vordre  cosmique.  G*est  en  yue  de 
la  famille,  gens,  bfttes  et  choses,  qu'il  est  accompli.  II  repond  ä 
deux  sortes  de  besoins,  d'ailleurs  itroitement  solidaires,  assurer 
la  subsistance  et  la  perpetuite  de  la  famille.  C'est  le  premier 
point  qui  est  surtout  important.  II  semble  en  effet  que  Tidee 
g6n6ratrice,  sinon  de  tous  les  actes  du  culte,  du  moins  des  plus 
importants,  commo  la  daräapQr^amäsa-i^ti»  Tagnihotra,  les  cätur- 
mäsyäni,  ait  ete  de  mettre  la  famille  en  mesure  de  manger 
sans  inoony6nient  des  plantes  cultiy6es  et  des  animaux  domesti- 
qu^s.  En  appropriant  4  son  usage  certaines  b6tes  et  certains 
y6getauX|  l'homme  se  permettait  un  empidtement  et  s'exposait 
i  un  chätiment.  (ja  faute  et  les  consequences  retombaient  tou- 
tes  sur  le  grhapati,  responsable  de  la  nourriture  de  la  famille. 
n  prend  donc  certaines  pr6cautions  pour  eyiter  la  punition;  il 
se  rachdte  par  des  rites  expiatoires,  et  en  donnant  aux  dieux 
une  part,  d'ailleurs  minimSi  de  ce  qu'il  mange  et  fait  manger 
aux  siens. 

Quant  aux  prfttres,  ce  sont  en  principe  des  aides  charg^s 
de  faire  en  sorte  que  tout  se  passe  d'une  maniäre  reguliere,  et  leur 


1)  Le  memoiro  aera  iategralemeat  publik  daas  le  .Mus^oa". 


46  Sektion  U  A. 

röle  Bemble  ayoir  6t6  originairement  analogne  k  celui  de  rangore 
auprds  du  conBul  romain.  La  dak^i^ä  et  d'aatres  avantages 
materiels  sont  le  profit  qn'ils  tirent  du  sacrifice.  Seuls,  le  yajamäna 
et  sa  famille  r^coltent  les  firuits  particuliers  vises  par  l'acte  sacri. 
Si  les  choses  ont  enBuite  chaDg6,  si  le  röle  da  sacrifiant  a 
ete  considerablement  amoindri,  ce  fat  la  consequence  d'uoe 
manidre  de  voir  qui  a  singulierement  fayorise  les  pretentions 
croissantes  de  la  classe  sacerdotale.  Tout  acte  ritnel  deyant  £tre 
accompagn^  d'ane  formule,  d'un  brahman,  on  a  pose  en  prin- 
cipe que  c'est  dans  le  brahman  que  röside  tonte  la  yertu  du 
sacrifice;  les  depositaires  du  brahman  sont  deyenus  des  inter- 
m6diaires  obligatoires  entre  le  yajamäna  et  la  diyinit^.  C'est 
sons  cette  influence  que  le  yajna  brahmanique  a  pris  le  carao- 
t^re  magique  si  apparent  dans  les  brähmavas.  Mais  ce  caract^re, 
le  culte  ne  Tayait  point  dans  le  principe;  il  y  a  eu  contami- 
nation   de  deux  ordres  de  conceptions  originairement  difierents. 


A.  A.  MACDONELL. 


ON  ms  FORTHCOMING  EDITION  OF  THE  BRHADDEVATÄ. 


Ihe  task  of  re-editing  the  Bthaddevaiä  has  been  undertaken 
owing  to  the  inadequacy  and  untrustworthiness  of  Räjendraläla 
mitra's  edition.  For  the  purposes  of  the  new  edition  there  haye 
been  ayailable  nine  manuscripts,  which  fall  into  two  well-defined 
groups  representing  a  shorter  (A)  and  a  longer  (B)  recension. 
The  former  group  contains  two  subdiyisionsi  the  latter  four. 
B  has  138  älokas  not  to  be  found  in  A,  while  A  has  38  not 
to  be  found  in  B.  The  longer  recension  appears  on  the  whole 
to  be  original  in  extent,  while  the  shorter  is  an  abridgment. 
This  conclusion  is  founded  chiefly  on  two  arguments.  Firstly, 
the  Sarvänuiramanif  which  is  clearly  based  on  the  BrAaddevatä, 
as  it  contains  a  large   number  of  metrical  passages  from  the 


Sektion  II A.  47 

BrAaddevaiä  in  ita  Sütras,  borrowe  some  of  these  metrical  pas- 
sages  from  that  pari  of  the  text  which  is  peculiar  to  B. 
Secondly,  the  normal  length  of  the  vargas  in  the  Bthaddevaiä 
is  fiye  älokas.  Gorresponding  to  several  consecntive  vargas  of 
five  filokas  in  B,  there  are  often  only  3  or  even  2^9  älokas  in 
A,  which  here  omits  the  numbering  of  the  vargas,  resuming 
it  later  on  after  the  same  dloka  as  in  B.  Hence  all  the  addi- 
tional  matter  of  B  (excepting  obvions  interpolations)  has  been 
admitted  to  the  text  of  the  new  edition;  but  all  lines  peculiar 
to  B  are  indicated  by  a  f,  while  those  peculiar  to  A  are 
distinguished  by  a  %. 

In  what  is  common  to  both  recensions,  i.  e.  about  six-sevenths 
of  the  whole  work,  the  text  in  the  main  foUows  A,  which  is 
&r  more  correct  and  with  which  ^4guniäi9ya  in  his  quotations 
generaUy  agrees;  but  the  large  amount  of  outside  evidence 
which  can  be  brought  to  bear  on  the  text,  has  in  some  cases 
decided  in  favour  of  the  reading  of  B  as  the  original  one. 
About  one-fifth  of  the  whole  Brhaddevatä  is  quoted  by  ^<}gu- 
ru^i^ya,  S&yava,  and  the  author  of  the  NUiman^ari)  and  its  text 
is  intimately  related  to  that  of  the  Naighaijiuka,  the  Nirukta, 
the  Sarvänuiramof^,  the  Anuväiänuiramani,  and  the  Rguidhäna; 
owing  to  the  very  nature  of  the  work,  it  is  closely  connected 
with  the  text  of  the  Bigvedic  hymns;  the  Maiträyaiyi  SamAüä, 
the  KaufUaii  BräAmat^a  and  the  Äitareya  Brähmai^t  occasionally 
throw  light  on  it;  and  several  of  its  legends  are  historically 
linked  with  those  of  the  Mahäbhärata,  But  the  relationship  of 
the  Bfkaddevatä  to  the  Nimkta  and  the  Sarrvänniramard  is  the 
most  important.  Coming  midway  between  them,  it  borrows 
largely  from  the  Nirukia  and  is  still  more  largely  borrowed 
&om  by  the  Sarvänukramani,  The  latter,  though  a  Sütra,  con- 
tains    a    large    number   of  fragments    from    the   Bthaddevaiä. 

The  new  text  contains  about  100  emendations,  but  these  are 
mostly  of  a  very  slight  nature,  applying  in  nearly  all  cases  to 
Single  isolated  words.  Every  correction,  however  slight,  has 
been  indicated  in  the  text  by  an  asterisk. 

The  relative  date  of  the  Bthaddevatä  is  certain,  as  it  comes 
between  the  Nirukia  and  the  Sarvänukramani.  It  must  have 
been  composed  at  much  the  same  time  as  the  other  Anukramaals 


48  Sektion  HA. 

attribated  to  ^anaka  and  nsed  by  tlie  author  of  the  Sarvänu- 
iramatß;  but  as  it  refers  fifteen  times  to  Saanaka  as  an  antho- 
rity,  it  nanst  haye  emanated  from  bis  scbool,  rather  than  firom 
the  teacher  himself. 

The  Brhaddevatä  contains  1048  TerBes  common  to  both  recen- 
sions,  while  the  total,  including  the  additional  matter  of  both 
recensions,  amounts  to  1224  yerses.  It  ie  for  the  most  part 
compoBed  in  the  Ann^tubh  metre,  bat  there  ie  an  admixtnre 
of  about  40  Tri^tabhs.  Besides  other  irregnlarities,  its  versee 
occasionally  haye  a  syllable  too  much  or  too  little.  Abont  ten 
per  Cent  of  its  filokas  show  a  hiatus  between  the  first  and 
the  second  päda  of  the  line. 

Some  irregolarities  occnr  in  Sandhi,  accidence,  and  syntax; 
and,  as  to  yocabnlary.  a  certain  namber  of  Yedic  words  are 
employed. 

The  introduction,  which  embraces  nearly  the  whole  of  the  first 
two  of  the  eight  adhyäyas,  consists  chiefly  of  anennmerationand 
Classification  of  Yedic  deities;  at  the  end  of  it  comes  an  interesting 
grammatical  discussion  dealing  with  particles,  prepositions , 
nouns,  prononns,  Compounds,  and  the  analysis  of  words. 

The  main  part  of  the  work  is  concerned  with  stating  the 
deities  for  the  hymns  and  yerses  of  the  Rgveda.  But  ahout  300 
Alokas  (or  ^/^  of  the  whole)  are  deyoted  to  40  legende  intended 
to  explain  the  circumstances  under  which  the  hymns  they  are 
connected  with  were  composed.  The  historical  connexion  of  these 
legende  with  the  form  of  them  occurring  in  the  Mahäbhärata 
deseryes  to  be  carefuUy  examined.  It  cannot,  howeyer,  be  sup- 
posed  that  a  work  which  is  older  than  the  Sarvänuiramani  can 
haye  borrowed  from  the  Mahäbhärata  in  the  form  known  to 
us;  nor  does  the  internal  eyidence  of  the  text  of  the  Brhaddevaiä 
appear  in  any  case  to  support  the  assumption  of  interpolations 
based  on  the  Mahäbährata. 

The  Brhaddevatä  further  contains  an  enumeration  of  R^is,  oi 
female  seers,  of  the  steeds  of  the  yarious  gods,  a  detailed  account 
of  the  Äpri  hymns,  and  a  fall  discussion  of  the  character  of 
the  Vaifiyadeya  hymns.  It  is  noteworthy  that  the  sequence  of 
certain  groups  of  hymns  in  the  first  Mav^^l^»  ^s  stated  in  the 
Brhaddevatä,    is    difierent    from    that   of  the   o&kala  recension, 


Sektion  II Ä.  «49 

bat  agreee  with  what  the  Änuväiänuiromani  says  aboat  tbe 
Bä^kala  recension. 

The  Statements  of  tbe  Brhaddevatä  about  the  Ehilas  are 
curious.  It  mentions  17  Single  Ehilas,  bat  only  5  of  these 
occar  among  the  25  printed  at  the  end  of  Aafrecht's  edition  of 
the  Rgveda.  Of  the  12  not  in  Aafrecht,  8  are  knowa  fronii  or 
are  at  least  referred  to  in,  other  Vedic  works;  bat  of  the 
remaining  foar  no  trace  has  yet  been  foaud.  The  BrActädevatä 
also  mentions  (besides  the  Yalakhilya  hymns  of  Maa4ala,  VIII), 
two  groaps,  both  in  Ma94&la  I«  One  of  these,  Coming  after 
Rgveda  I,  73,  consists  of  ten  hymns  to  the  A^yins,  foUowed 
by  one  to  Indra-Varava.  These  ten  Afivin  hymns  are  freqaently 
referred  to  in  Yedic  works,  bat  as  yet  nothing  further  than  the 
Pratlkas  of  two  of  them  is  known.  The  second  group  comes 
after  ßV.  I,  99  and  is  described  as  consisting  of  1000  hymns 
to  Jätayedas  by  Ea^yapa,  a  Statement  which  is  repeated  in 
similar  words  by  the  Sarvänukramani.  Of  this  groap  of  hymns 
nothing  farther  is  known. 

Besides  the  text,  the  new  edition,  which  is  qaite  ready  for 
the  press,  will  include  a  translation  with  explanatory  foot-notes, 
fall  critical  notes,  appendixes  giving  a  list  of  legends,  a  list  of 
aathors  and  works  qaoted  by  the  Bfhaddevaiäy  a  list  of  the 
passages  in  which  the  Bfhaddevatä  is  clearly  connected  with 
the  Nirukia  and  the  Sarvänukramani,  a  table  of  the  deities  of 
hymns  and  verses  according  to  the  Brkaddevaiä,  and  an  index 
of  words.  There  will  also  be  a  table  of  contents,  and  an  exten- 
sive introdaction  dealing  more  fally  with  the  Ms.  material  and 
other  matters  which  coald  only  be  briefly  toached  upon  in  the 
paper  read  at  the  congress. 


MAURICE  BLOOMPIELD. 


Ihe  Speaker  giyes  a  report  on  the  present  statas  of  the 
Canoardance  of  Fedic  Literature,  apon  which  he  has  been  engaged 
for  a  period  of  aboat  ten  years.  He  describes  the  natare  of  the 

4 


50  Sektion  II  A. 

work,  pointing  ont  that  it  includes  both  the  metrical  and  prose 
mantras  and  formulas  contained  in  all  published  Vedic  teztSi  in 
addition  to  some  that  are  not  yet  published.  He  also  explains 
briefly  the  external  arrangement  of  the  yery  large  body  of 
materials  and  some  of  the  aspects  of  its  usefolness.  The  work 
is  ready  of  the  press :  the  hope  is  expressed  that  it  will  within 
a  reasonable  time  be  in  the  hands  of  students  of  Vedic  literatore. 


E.  WINDISCH, 


UEBER  BÜDDHA'S  GEBURT  t). 

(Auszag.) 


Uie  Erzählung  von  Buddha's  Geburt  findet  sich  am  ausführ- 
lichsten im  Lalitavistara,  aber  in  den  Grundzügen  ähnlich  auch 
im  Mahavastu,  in  A^vagho^a's  Buddhacarita  und  in  der  Ein- 
leitung der  Atthakathä  zum  Jataka.  Der  Bodhisattva  tritt  in 
der  Gestalt  eines  weissen  Elephanten  in  die  rechte  Seite  seiner 
Mutter  ein.  Die  Mutter  sieht  dies  im  Traume,  aber  es  wird 
auch  als  wirkliches  Geschehniss  erzählt.  Besonders  im  Lalitavistara 
könnte  es  fast  so  aussehen,  als  sollte  es  eine  übernatürliche 
Emp&ngniss  sein.  Doch  wird  überall  Suddhodana  als  der  Vater 
Buddha's  bezeichnet.  Das  Herabsteigen  des  Bodhisattva  vom 
Himmel  in  Gestalt  eines  weissen  Elephanten  kommt  schon  auf 
bildlichen  Darstellungen  aus  dem  2.  Jahrb.  vor  Christus  vor. 
Dieses  groteske  Bild  ist  Manchem  anstössig  erschienen,  im 
günstigsten  Falle  ist  es  als  reine  Mythologie  angesehen  worden. 
Allein  bei  näherem  Zusehen  verbirgt  sich  darin  ein  mindestens 
nicht  im  vernünftiger  biologischer  Gedanke,  der  tief  in  der 
indischen  Anschauungsweise  begründet  ist.  Den  Hintergrund 
bildet  die  Lehre  von  der  Seelenwanderung.  Nach  buddhistischer 


1)  Dieser   Vortrag  wird   volUtändig  veröffentlicht  werden  in  den  „BericHien"  der 
Königl.  Sächsischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften,  Leipzig  hei  B.  6.  Tenhner. 


•    «    •  •     • 


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■     * 


Sektion  HA.  51 

Aoschauung  kommen  bei  der  Geburt  eines  menschlichen  Wesens 
drei  Faktoren  in  Betracht:  Vater  und  Mutter,  und  dazu  ein 
aus  einem  früheren  Dasein  stammendes  Seelenwesen,  dessen 
Zeit  von  Neuem  geboren  zu  werden  gekommen  ist.  Diese  Lehre 
ist  im  Assalayanasutta  und  im  Anfang  des  DiTyavad&na  dar- 
gelegtf  zwei  wichtigen  Stellen,  die  schon  von  B.  Pibchbl 
zusammengestellt  worden  sind.  An  beiden  Stellen  wird  dieses 
die  Geburt  erfüllende  Wesen  gandharva  genannt,  was  eine  Schwie- 
rigkeit für  sich  ist.  Dieselbe  Lehre  findet  sich  aber  auch  in  der 
medicinischen  Literatur  der  Inder,  die  uns  jetzt  durch  J.  Jollt's 
treffliche  Darstellung  leichter  zugänglich  geworden  ist,  so  nament- 
lich im  Sanrasthäna  Yon  VagbhatA's  A^t&ngahfdaya,  wo  dieses 
Wesen  sattvah  (Masc),  wie  übrigens  auch  im  Divyayad&na,  ge- 
nannt wird,  in  beachtenswerther  Weise  an  hodhüattva  erinnernd. 
Es  ist  auch  sonst  bekannt,  dass  die  medicinische  Wissenschaft  in 
buddhistischen  Kreisen  gepflegt  worden  ist.  Jene  buddhistische 
Anschauungsweise  lässt  sich  auch  rückwärts  in  die  Upani^ads  ver- 
folgen, wo  namentlich  eine  Stelle  der  Eau^itakibrahma^a-Upani^ad 
in  Betracht  kommt,  während  an  andern  Stellen,  z.  B.  in  der 
Sunahfiepha-Sage  des  Aitareyabr&hma^a  und  in  der  Aitareya- 
üpani^ad  eine  einfachere  Lehre  auftritt,  die  sich  mehr  in  der 
Sichtung  der  Ätman-Lehre  des  Yedanta  bewegt.  Die  Lehre  von 
den  drei  Faktoren  stimmt  dagegen  mehr  zum  Samkbya  mit 
seiner  Annahme  von  unzähligen  Einzelseelen,  die  eben  von 
Geburt  zu  Geburt  wandern.  Ueberhaupt  ist  die  Ausbildung  der 
Lehre  von  der  Seelenwanderung  mehr  auf  der  Seite  des  Sämkhya 
als  auf  der  des  Yed&nta  zu  suchen. 

Somit  bleibt  nur  als  eigentlich  mythisch  und  grotesk  übrig, 
dass  der  Bodhisattva  in  der  Gestalt  eines  weissen  Elephanten 
herabkommt.  Hier  hat  schon  E.  Sbnabt  das  Richtige  gesehen: 
der  weisse  Elephant  gehört  zu  den  Attributen  eines  CairavarUirif 
eines  Weltbeherrschers,  und  als  ein  solcher  wurde  Buddha 
angesehen,  wie  im  Lalitavistara  ausgeführt  ist.  Dass  seine 
Mutter  Msyä  im  Traume  einen  solchen  in  ihren  Leib  eintreten 
sieht,  ist  ein  Omen  und  ein  Zug  der  Legende,  der  erst  erfunden 
sein  kann,  als  man  begann  den  Buddha  als  Gakravarttin  anzu- 
schauen und  zu  verherrlichen. 


53  Soktion  II  A. 

In  Bezug  aaf  eine  an  diesen  letzten  Punkt  sich  anschliessende 
Discussion  sei  hinzugefugt,  dass  sich  an  der  Sache  nichts  Wesent- 
liches ändert,  auch  wenn  man  in  rationalistischer  Weise  die 
Erzählung  auf  einen  wirklichen  Traum  der  Mäya  zurückfähren 
will.  Dass  Mäya  vor  der  Geburt  ihres  Sohnes  Träume  gehabt 
haben  kann,  ist  selbstverständlich,  aber  dieser  Inhalt  ihres 
Traumes  trägt  doch  den  Stempel  mythischer  oder  legendarischer 
Erfindung  an  sich. 

Herr  Julias  JoUy  dankt  far  die  freundliche  Erwähnung 
seiner  Arbeit  über  indische  Medicin  in  dem  Vortrag  und  weist 
auf  die  Dürftigkeit  unserer  Quellen  für  die  Eenntniss  der 
indischen  Embryologie  hin,  einen  Zuwachs  zu  derselben  von 
der  fortschreitenden  Erschliessung  der  nepalesischen  Handschriften 
durch  Prof.  Bbndall  u.  a.  Gelehrte  erhoffend. 

Herr  Heinrich  Läders  bemerkt:  Ein  Umstand,  den 
Herr  Hovbat  Windisoh  ausser  Acht  gelassen  hat,  deutet  auf 
eine  andere  Entstehung  der  Legende  vom  weissen  Elephanten. 
In  Aivagho^a's  Buddhacarita,  der  altertümlichsten  Lebensbe- 
schreibung des  Buddha,  träumt  Mäyä  nur  von  dem  Elephanten  '), 
und  ebenso  ist  in  den  Gäth&s  des  Laiita  vis  tara  (Eap.  6)  nur 
von  einem  Traume  der  Mäyä  die  fiede,  während  in  der  jüngeren 
Prosaerzählung  die  Herabkunft  schon  als  ein  wirklicher  Vorgang 
gefasst  wird.  Warum  die  Mayä  von  einem  weissen  Elephanten 
träumt,  sagen  die  Gfttbas  deutlich  genug:  der  weisse  Elephant 
bedeutet,  dass  die  Königin  einen  Gakravartin  gebären  werde. 
Dass  dies  die  richtige  Erklärung  ist,  wird  durch  die  entsprechende 
Jainalegende  bewiesen.  Nach  dem  Ralpasütra  hatte  die  Mutter 
des  Mahayira  in  der  Nacht  der  Empfängnis  die  vierzehn  Traum- 
gesichte, von  denen  jede  Mutter  eines  grossen  Sohnes  wenig- 
stens eins  haben  muss  (74  ff.),  und  das  erste  dieser  Traumbilder 
ist  ein  weisser  Elephant  (33).  Aus  der  Geschichte  von  dem 
glückverheissenden  Traume  hat  sich,  besonders  unter  dem  Ein- 
flüsse   der   vom    Vi^^uismus    übernommenen   Avatara-Idee,   die 


1)  I,  4.  W.  Z.  K.  M.  VII,  199.  Dor  Sanakritteit  ist  anecht 


Sektion  II A.  53 

Legende  yon  der  Herabkünft  des  Bodbisattva  in  der  Gestalt 
eines  weissen  Elephanten  gebildet.  Ich  yermag  in  diesem  weissen 
Elephanten  weder  einen  Hinweis  auf  die  Sonnennatnr  des  Buddha 
noch  eine  Beziehung  zu  dem  bei  der  Empfängnis  tätigen 
Ghbndharya  zu  erkennen. 


J.  S.  SPETEE. 


ÜEBBE  DEN  BODHISATVA  ALS  ELEFANTEN  MIT  SECHS 

HAUZiBHNEN. 


JJa  die  Legende  selbst  von  L.  Fbbr  eingehend  behandelt  ist 
(im  Journal  Asiaiique  von  1895),  geht  Redner  auf  dieselbe  nicht 
näher  ein.  Der  Gegenstand  seiner  Untersuchung  ist  vielmehr 
die  Frage,  wie  man  zu  der  sonderbaren  Darstellung  gekommen 
sein  mag.  Nach  seiner  Ansicht  ist  der  chaddanto  gajo  das  Pro- 
dukt eines  rhetorischen  Wortspiels.  In  den  Yolksdialekten  sind 
die  sanskritischen  Worte  danta  'Zahn'  und  dänta  'gezähmt'  zu- 
sammengefallen. Die  ursprüngliche  Bedeutung  des  chaddanto 
war  'derjenige  der  die  Sechs  gezähmt  hat',  nämlich  die  sechs 
indrijfänif  die  fünf  Sinnesorgane  und  das  mano,  den  innern  Sinn, 
Der  Vortragende  weist  nach,  wie  dieses  Epithet  leicht  durch 
die  Form  eines  Elefanten  mit  sechs  Hauzähnen  bildlich  symbo- 
lisirt  werden  konnte,  und  wie  die  Erinnerung  an  das  anfanglich 
beabsichtigte  Wortspiel  allmählich  verdunkelte. 

Herr  Ernst  Lenmann  bedauert,  von  der  scharfsinnigen 
Deutung  des  Vortragenden  sich  nicht  überzeugen  lassen  zu 
können.  Wir  sind  —  entgegnet  er  —  freilich  in  der  Lage, 
zuweilen  mit  einer  solchen  Deutung  die  Herkunft  einer  merk- 
würdigen Bezeichnung  oder  Fiction  aufzudecken ;  aber  oft  gelingt 
die  Enthüllung  nicht  zur  vollen  Zufriedenheit.  Im  vorliegenden 
Fall  meldet  sich  nebst  andern  Bedenken  vornehmlich  das  gram- 


54  Sektion  IIA. 

matiscAe,  das  die  Möglichkeit  oder  Wahrecheinlichkeit  einee  den 
gewünschten  Sinn  bietenden  Compositums  9a4-dänta  in  Zweifel 
zieht.  —  Backgreifend  auf  den  Vortrag  des  Herrn  Windiboh, 
unterstützt  Herr  Lbuuann  die  Auffassung  des  Herrn  LOdbbb, 
wonach  der  bei  Buddha's  Emptängniss  genannte  Elephant  ur- 
sprünglich nur  die  Bedeutung  eines  der  bei  den  Jioisten  in 
grösserer  Anzahl  erscheinenden  Mangala-Traumwesen  gehabt 
hat.  Die  isolirte  Heryorhebung  dieses  einen  Wesens  hat  es  er- 
möglicht, dass  die  Legende  auf  Grund  der  alten  Vorstellungen 
von  der  Avakranti  und  dem  praefoetalen  Gktndharya-Zustand 
aller  Menschen  aus  dem  Traumgebilde,  das  man  der  MäyS  an- 
gedichtet hatte,  eine  Art  vorübergehender  Verkörperung  des 
werdenden  Buddha's  hervorgehen  liess.  Warum  diese  Verkör- 
perung ^sechazähnig*  gedacht  wird,  bleibt  vorläufig  unau%eklärt. 

Herr  B.  0.  Franke  bemerkt,  dass  der  Einwand  des  Herrn 
Lbumann  gegen  Herrn  Spbtbr's  Ansicht  zwar  sachlich  berechtigt 
sein  dürfte,  dass  aber  die  grammatische  Begründung  desselben  hin- 
fallig sei,  da  in  der  That  umgekehrte  Bahuvrihi-Gomposita  mit 
P.  P.  P.  am  Ende  statt  am  Anfang  im  Päli  nicht  selten  vorkämen.  — 
Zu  dem  vorhergehenden  Vortrage  des  Herrn  WmniBOH  hebt 
Herr  Fbankb  dann  noch  hervor,  dass  die  AmarSvatl-Beliefs  nicht 
dem  U.  Jh.  v.  Chr.,  sondern  dem  U.  Jh.  n.  Chr.  angehörten,  und 
zu  der  im  Anschluss  an  diesen  Vortrag  ausgesprochenen  Mei- 
nung des  Herrn  Lüdbrs  (mit  der  Elefantenfigur  sei  ursprünglich 
gar  nicht  der  Buddha  gemeint  gewesen),  dass  unter  der  be- 
kannten Darstellung  des  niedersteigenden  Elefanten  auf  einem 
Bharaut-Relief  ausdrücklich  geschrieben  stehe  „Bhagavato  okrariUi'* 
„das  Herabsteigen  des  Elefanten". 

Herr  Speyer  antwortet  auf  die  gegen  seine  Auffassung 
erhobenen  Bedenken,  weist  die  grammatische  Begründung  als 
unanfechtbar  nach  und  was  die  sachliche  betrifft,  so  glaubt  er, 
dass  Herrn  Lbumann's  Auseinandersetzung  eher  fär  als  gegen 
seine  Erklärung  des  Epithets  geltend  zu  machen  wäre. 


Sektion  IIA.  55 

VISHVANATH  R  VAIDYA. 


Jl  reaenting  a  copy  of  Suäruta  Saiphitä  edited  by  bis  father 
the  late  Yaidya  Prabhuram,  with  Gajarati  translation  by  Shastri 
Ealidas  and  an  index  by  Mr.  Yishyanath,  the  Speaker  said  that 
the  Sanskrit  text  was  prepared  by  Yaidya  Prabhuram  and  himself 
from  three  printed  copies  and  a  manuscript  which  mentions 
the  commentary  of  Pallava,  who  indicates  Nägärjuna  as  the  reviser 
of  the  text  of  Sui^rata.  It  this  Nägärjuna  be  the  wellknown 
Buddhist  author,  Sudruta  must  have  liyed  before  him.  So  also 
he  must  have  lived  before  Yägbhata,  who  flourished  about  the 
gad  Qf  3rd  century  B.  G.  The  absence  of  benedictions  also  suggests 
that  it  ifl  an  old  work.  Sufiruta  may  have  also  lived  before 
Patanjali.  He  may  therefore  have  lived  before  Nägärjuna  and 
near  the  time  of  Buddha,  who  seems  to  have  not  at  all  influenced 
Suiruta.  The  Speaker  impressed  upon  the  Gongress  the  necessity 
of  investigating  the  medical  works  of  Sanskrit  literature. 

Prof.  JoUy  pointed  out  the  importance  of  the  communi- 
cation  made  by  Mr.  Y.  P.  Yaidya,  who  belongs  to  an  ancient 
fiftmily  of  Indian  physicians,  and  is  himself  a  proficient  in  Indian 
Medical  Science.  He  objected,  however,  to  the  early  date  assigned 
to  Sufiruta  by  Mr.  Yaidta,  and  adduced  various  reasons  for 
referring  the  Suäruta-Samhitä  to  a  comparatively  late  period. 

Mr.  Bendall  observed  that  Mr.  Yaidta's  remarks  on  the 
neglect  of  Sui^ruta  by  European  investigators  showed  how  necessary 
it  is  for  the  good  of  India  that  European  criticisms  should  be 
written  in  English,  the  works  of  Jollt  and  of  P.  Corbibr  not 
having  been  used  by  the  lecturer. 

As  to  the  vague  and  untrustworthy  way  in  which  old  medical 
works  were  attributed  to  celebrated  writors,  the  Speaker  cited 
the  case  of  the  Yogaäata,  which  is  attributed  to  the  great 
Buddhist  author  Nägärjuna,  both  in  the  Tanjur  and  in  an  ancient 
M,  S.  of  the  work  recently  discovered  by  himself  in  Nepal.  Yet 
in  Ceylon,  also  a  Buddhist  country,  the  work  has  been  twice 
at  least  printed  with  commentaries  and  without  any  hint  of 
such  authorship. 


56  Soktion  n  A. 


JULIUS  JOLLY, 


ÜߣR  EINIGK  MEDICINISCEE  SANSKRITEANDSGHIUFTEN 

AUS  NEPAL. 


UM  den  yielen  wichtigen  Fanden,  die  Professor  Bbndall  in 
Nepal  gemacht  hat,  gehören  auch  verschiedene  Handschriften 
von  medicinischen  Sanskrittexten,  insbesondere  eine  alte  medici- 
nische  Palmblatthandschrift  von  sehr  grossem  Umfang,  die  er 
1884  in  Nepal  erworben  hat.  Sie  ist  gut  erhalten  und  schön 
geschrieben  und  kann,  wie  mir  Professor  Bbndall  mitteilte, 
aus  paläographischen  Gründen,  besonders  wegen  der  Form  des 
dha,  in  die  gewöhnliche  Epoche  der  nepalesischen  Palmblatthss«, 
d.  h.  in  die  Zeit  zwischen  1350  und  1450,  gesetzt  werden.  Der 
Anfang  und  der  Schluss  der  Hs.  fehlen,  auch  wird  in  den 
Unterschriften  nirgends  der  Name  des  Werks  genannt.  Doch 
ergab  mir  eine  *  eingehende  Yergleichuug  mit  der  Calcuttaer 
Ausgabe  des  Vangasena  von  1889,  dass  die  Hs.  zweifellos  dieses 
Werk  enthält,  das  als  die  ausfuhrlichste  ältere  Darstellung  der 
indischen  Pathologie  und  Therapie  für  die  Geschichte  der 
Medicin  von  grossem  Werthe  ist.  Bei  allgemeiner  Übereinstim- 
mung mit  dem  gedruckten  Text  des  YaAgasena  bietet  die  Hs. 
doch  zugleich  eine  Fülle  von  brauchbaren  Varianten,  stimmt 
z.  B.  in  den  aus  dem  Madhaya-Nid&na  entliehenen  Partieen  des 
Yaögasena  genauer  mit  ersterem  überein  als  der  gedruckte  Text, 
und  könnte  daher  als  Basis  für  eine  Textedition  dienen,  vielleicht 
zusammen  mit  der  schon  1276  geschriebenen  Hs.  des  YaAgasena 
in  der  Universitätsbibliothek  in  Cambridge,  welche  ebenfalls  aus 
Nepal  stammt. 

Ebenfalls  bisher  nicht  identificirt  ist  ein  kleines  medicinisches 
Fragment  von  nur  drei  Blättern  in  der  Universitätsbibliothek  in 
Cambridge,  das  auch  von  Professor  Bbndall  herrührt.  Trotz 
seines  geringen  Umfange  ist  es  vielleicht  geeignet  zur  Lösung 
eines  literarhistorischen  Problems  beizutragen,  insofeme  es  sich 


Sektion  II  A.  57 

nemlich  zwar  grösstenteils  mit  dem  Siddhayoga  des  Y|*nda 
(adhikära  44  und  58)  wörtlich  deckte  aber  am  Schlnss  einen 
floka  enthält,  der  dem  ersten  Vers  des  Abschnitts  über  vra^a 
(Wnnden  oder  Geschwüre)  in  dem  vorhin  erwähnten  Mädhara- 
Nidana  entspricht.  Nimmt  man  nun  mit  Professor  Hobhnlb 
(briefliche  Mitteilung)  an  dass  Siddhayoga  und  Madhaya-Nid&na 
ursprünglich  zusammengehört  und  die  beiden  Haupttheile  eines 
grossen  Lehrbuchs  der  Medicin  gebildet  haben,  so  kann  «ich  in 
diesem  alten  Fragment  ein  Überrest  davon  erhalten  haben. 
Jeden&lls  ist  es  ein  interessanter  Überrest  eines  umfassenden 
alten  Compendiums  der  Medicin. 

Auch  von  den  sehr  alten  datirten  medicinischen  Hss.  aus 
Nepal,  die  in  Harapras^id  Sh&stri's  Report  (Galcutta  1891)  be- 
sprochen sind,  hatte  ich  gehofft  dem  Gongress  einige  mir  aus 
Galcutta  versprochene  Specimina  vorlegen  zu  können.  Dieselben 
sind  mir  bisher  nicht  zugekommen,  auch  habe  ich  von  Prof. 
Bbnball  und  Dr.  P.  Gorbibb  in  Pondich6ry  etwas  enttäuschende 
Aufklärungen  über  einige  dieser  Hss.  erhalten;  so  ist  die 
Eädyapa-Sainhitö  nur  ein  kleines  Fragment,  die  schon  908  n. 
Ghr.  geschriebene  Hs.  des  La^kävatära  enthält  nichts  eigentlich 
Medicinisches.  Immerhin  zeigen  auch  diese  Funde,  welche  Schätze 
noch  in  Nepal  zu  heben  sind  und  wie  dankbar  wir  denjenigen 
sein  müssen  welche  uns  dieselben  erschliessen. 


&8  Soktion  II  iL 


CECIL  BENDALL, 


NOTE  ON  THE  HISTORI OFTHB  PALI  CANON  IN  NORTHERN  INDIA, 
As  illastrated  by  a  fragmoDt  of  the  VINAYA-PITAKA  (from  CullaTagga  IV.  V) 

OP  THE  9th  CENTURY.  A.  D. 


Ihe  subject  of  the  present  paper  was  briefly  touched  on  at 
the  previous  Gongress  (at  Kome)i  bat  the  intervening  yeare 
afforded  time  for  a  minute  examinatioiii  of  which  the  foUowing 
remarks  are  a  summary. 

The  fragments  were  discovered  by  Mr.  Bbndall  in  the  library 
of  the  Mahäräja  of  Nepals  who  most  kiudly  lent  them  for  his 
use  in  England,  thus  showing  greater  iiberality  than  some  Euro- 
pean libraries. 

The  Chief  interest  of  these  fragments  lies,  not  in  any  striking 
variants  from  the  received  text  (though  some,  as  instanced 
below,  are  very  instructive)  but  rather  in  the  fact  that  they 
show  the  Pali  Canon  to  have  been  not  only  preseryed 
in  Northern  India  dnring  the  first  eight  centuries 
of  our  era,  but  to  have  been  also  in  practical  use  there. 
Thas  the  Pali  Canon  must  not  be  considered  a  mere  product 
of  the  'Sinhalese  Church'. 

These  points  may  be  established  thus: 

I.  From  the  general   character  of  the  writing,  which 

is  not  that  of  a  scrifoe  copying  what  he  does  not  understand: 
Thus  (a)  The  lingual  la  (Ja)  is  freely,  though  somewhat  caralesly  used. 
(b)  The  conjuDctü,  such  as  kkh^  hhy  mh^  that  do  not  occur  in 
Sanskrit  MSS.  are  made  in  a  free  and  natural  manner  (of  couiise 
without  virama). 

n.  The    copyist   belonged  to   the  typical    class    of  Buddhist 

scribes.    He    was   a    monk,    who    required    the   MS.    for 

practical  reference  and  use.  This  last  point  may  be 

established  in  two  ways: 

(a)  Chapter-  and  section-divisions  are  used.  At  the  beginning  of 
Khandaka  Y  of  the  Cullavagga  a  System  of  paragraph-numbers 
is  commenced  (though  apparently  not  carried  out),  anaiogous  to 


Sektion  II A.  59 

but  different  from  the  scheme  of  secUon-n ambering  introduced  by 
the  modern  editor,  Prof.  H.  Oldenbero.  Sections  ai*e  usually 
separated  by  a  group  of  marks  of  meaning  unknown  to  me: 
C7T  I  er  I  C7T  pto  t/ia  pta  '4  I  2  0  I  4*. 

Still  more  convincing  is  the  usage  (6)  of  small  numbers  ^  in 
lists  of  prohibited  or  admissible  objects,  evidently  intended  to 
help  the  monk's  memory  in  learning  by  heart  [These  were  demon- 
strated  on  the  lantern-slide  >)]. 
III.  Yariauts  from  the  known  text.  Thoagh  the  cop- 
ying  is  at  times  careless  (incoosistencies  of  spelliug,  like 
that  Doticed  abore:  la),  the  deviatioDS  are  generally  not 
these  of  an  ignoramus  (like  the  nsual  scribe  of  modern 
Nepal)  bat  the  liberties  taken  by  a  pandit  in  copyiag  his 
own  M8.  In  all  preyiously  known  copies^)  when  one  ot 
the  long  traditional  repetitions  is  commencedi  the  MSS. 
repeat  verbaüm  et  lüeratim.  But  here  we  find  several 
small  changes  as  if  for  mere  yariety:  e.  g.  tinavaUAäraiena 
(Oldenberg,  Vin.  P.  Vol.  II.  87,  ^^)  often  altered  (e.  g. 
below  1.  s^)  to  the  form,  new  though  eqaally  admissible, 
tiiiapattAäraiena  {^prastärä  for  ^avaatärä).  In  the  often 
recurring  conditional  clause  sace  äpaUlAi  annamannaiii 
iäreyyäma  (Old.  II  86  ad  fin.)  we  get,  as  variants,  the 
future-forms,  both  causal  (iäressäma)  and  simple  {karu- 
säma),  besides  a  form  iäressäma.  In  the  same  repetition- 
formulas  we  notice  several  times  what  looks  like  a  new 
form  of  declension,  a  genitiye  plural  in  -antam,  amiäiarii 
viiarantam  (for  ^atavn  or  ^antänarp). 

In  the  curious  passages  at  the  beginning  of  Book  Y 
where  Buddhaghosa  five  centuries  before  was  often  in 
doubt  about  rare  words,  we  must  not  expect  too  much 
of  our  copyist.  In  the  repetitions  he  seems  often  to  hesi- 


1)  A  list  of  fi?e  objects  (in  Oldxnbbbo's  teit,  Vin.  P.  vol.  II.  187,  8—7)  read« 
thot:  hatthiBoa^aknm,  maoohaTälakam  oatakkavvakam  8  täla?aatakam  satta?»- 
likam  5. 

8)  J  hm?e  this  on  Prof.  Oldembeso's  aathority,  who  ezplained  to  me  at  the 
Congrees  that  this  circamstance  jostified  him  in  abridging  the  Terbosity  of  the  text. 
The  same  is  generally  trne  of  the  Siamese  edition  where  I  have  coUated  it.  Oor 
fragment  uses  peyjfälam  where  the  other  texts  do  so. 

8)  E.  g.  in  CullaT.  V.  2.  ^  (»  Old.  II.  106)  päpamgam  (ubi  Oldenbkeg 
pOmafigam),  but  below  päwtärnko. 


60 


Sektion  IIA. 


täte  between  sereral  yariants  ^).  But  in  several  places  bis 
variants  are  suggestive.  Por  example,  at  Cullav.  V,  1,  §  3 
(Old.  p.  105)  be  writes  aHAäne  witb  tbe  Siamese  text  and 
Oldbnbbrg's  M8.  B.  Sarely  tbe  meaning  of  Buddbagbosa 
ad  loc.  is  tbat  lime  was  applied  to  tbe  board  like  tbe 
Squares  (of  one  colour)  on  a  cbess-board  0-  Ii^  ^f  1>  §  ^ 
tbe  translators  (S.  B.  E.  XX,  68)  can  make  nothing  of 
ukkäHkan.  Oar  MS.  bas  ukko^akan.  Witb  tbis  form  I  would 
compare  tbe  Prakrit  ukkosa  and  ukkosiya.  It  migbt  tben 
be  taken  eitber  adjectivally  as  an  epitbet  of  maUaka 
meaning  an  'excellent'  or  'superior*  instrumenta  contrasted 
a  rougb  of  unmanufactured  article  in  tbe  last  clause;  or, 
as  I  tbink  more  probable,  tbe  word  is  equivalent  to  a 
Substantive  meaning  some  Instrument  like  a  sword  (or 
possibly  a  scabbard),  but  baving  its  edge  or  rim  round 
or  blunt.  Tbis  explanation,  tbougb  not  witbout  difficulty, 
bas  tbe  advantage  of  giving  a  meaning  to  Buddbagbosa*s 
comment  {vattavatti)  and  of  taking  account  of  tbe  most 
recent  explanation  of  ukkosa  ^).  As  to  aatavallikam  at  Y. 
29,  §  4  (p.  137,  ^)  tbe  reading  given  above  in  note  1, 
p.   2   seems  to  give  a  satisfactory  meaning  ('witb  seven 

folds'). 
Tbe  date  of  tbe  MS.  was  demonstrated  from  tbe  form  of  tbe 
letters  sbown  on  tbe  lantern  slide,  and  assigned  to  tbe  end  of 
tbe  VIU^Ji  or  beginning   of  tbe   IX^J^  Century  of  our  era. 


1)  Aftapada,  cf.  Senabt,  ad  Mh?.  JI,  562. 

2)  PiscHSL,  Or.  Pr.  S  112  where  the  Dhatap.  U  cited.  üiioiayati,  Vet.  (?.) 
78,  16,  may  well  be  connected,  thoagh  Böhtlingk  W.  K.  F.  seemt  to  take  it  ae  a 
denominatiTe. 


Sektion  li  A.  61 


MASAHAR  ANESAKL 


DER  SAGÄTHA-VAGGA  DBS  SAMYÜTTA-NIKÄIA  UND  SEINE 

CHINESISCHEN  VERSIONEN. 


ris  g^ebt  drei  chinesische  Versionen  des  sogenannten  Samyukta- 
agama.  Die  erste  stammt  aus  dem  2.  Jahrh.  n.  C,  die  zweite 
aus  dem  Anfang  des  5.  Jahrh.  Diese  beiden  beruhen  auf  Origi- 
naltexten aus  Gentralasien  oder  Nordindien.  Die  dritte  stammt 
aus  den  heterodoxen  Jetayana-vihSra  in  Ceylon  und  wurde  über- 
setzt zwischen  435 — 443.  Der  Sagatharyagga  dieser  drei  Versio- 
nen enthält  318  Sutras,  von  denen  344  mit  den  Psli-SagStha- 
suttus  übereinstimmen. 

An  manchen  Stellen  stimmen  die  chinesischen  Versionen  mit 
den  Texten  des  Thera-gätha,  Theri-gStha  und  Sutta-nipiita  über^ 
ein,  da  nämlich,  wo  die  entsprechenden  Samyutta-Stellen  von 
diesen  abweichen.  Viele  wechselseitige  Uebereinstimmungen  und 
Abweichungen  der  chinesischen  Versionen  und  der  Päli-Ueber- 
lieferung  zeigen,  dass  diese  aus  einer  und  derselben  Quelle 
herrühren.  Die  dritte  chinesische  Veraion  erscheint  als  eine 
Mischung  der  beiderseitigen  Traditionen,  der  nordindischen  und 
der  Päli-Tradion.  Diese  Tatsache  zeigt  uns,  dass  dem  heterodoxen 
Jetayana-yihära  eine  andere  Tradition  zu  Grunde  liegt  als  dem 
orthodoxen  Rdi. 

Kann  die  Vergleichung  dieser  vier  Ueberlieferungen  uns  wohl 
den  Nachweis  fuhren,  dass  die  gegenwärtige  Pdi-Tradition, 
wenn  sie  die  beste  wäre,  das  einzige  Dokument  des  primitiven 
Buddhismus  ist? 

In  der  Diskussion,  an  der  auch  Herr  Bhys  Daylds  sich 
beteiligt,  hebt  Herr  B.  0«  Franke  heryor,  dass  auch  die  Sprach- 
form des  einen  Textes,  soweit  auch  den  Angaben  des  Vortra- 
genden sich  darüber  urteilen  lässt,  nordindischen  Einfluss 
dokumentire. 


62  Sektion  U  A. 


U.  WOGIHARA. 


Ine  Rev.  ü.  Woöihara,  Priest  of  Jyö-do-shü  (Pure-land-sect) 
in  Japan,  submits  a  specimen  of  the  Supplement  which  he  is 
preparing  to  the  'Catalogue  of  the  Chinese  translation  of  the  • . . 
Tripitaka'  by  Bunyio  Nanjio. 

The  work  will  consist  firstly,  of  correctious  of  the  work  both 
from  Chinese  sources  and  also  from  progress  made  during  the 
past  20  years  in  the  examination  of  the  Sanskrit  originale  or 
of  their  Tibetan  versions ;  secondly,  of  new  matter  derived  from 
the  Japanese  edition  of  the  Tripitaka  published  in  1885. 

This  new  matter  belongs  chiefly  to  the  mystical  section  of 
Buddhist  literature.  It  amounts  in  all  to  176  distinct  works. 

The  Supplement  will  probably  be  printed  separately;  but 
Mr.  WooiHAjEU.  points  out  how  desirable  it  would  be  to  have 
the  whole  Catalogue  of  Nanjio  reprinted  with  the  incorporation 
of  the  present  accessions,  not  in  the  present  somewhat  incon- 
venient  sectarian  arrangement,  but  redistributed  on  the  traditional 
lines  of  Buddhist  literature,  thus:  1.  Yinaya  2.  Sütra  3.  Abhi- 
dharma  4.  Miscellany  (jatakas,  legends,  hymns,  etc.)  5.  Mystic 
works.  A  feature  of  the  proposed  Supplement  would  be  the 
inclusion  of  the  additioos  to  the  history  of  the  Canon  supplied 
by  eight  pilgrims  from  Japan  to  China  in  the  eighth  and  ninth 
centuries  of  the  Christian  era. 

Herr  Masahar  AnesaU  bemerkt:  Nanjio's  Oataloguei  oi 
which  Mr.  Wooihara  read  bis  paper  now,  gives  the  Chinese 
title  &i^  '^  ^^  Sanskrit  Samyukta-ägama.  This  I  foUowed 
in  my  paper  read  before  the  Section.  But  the  word  Samyukta 
is  found  only  in  a  later  Chinese  translation  of  a  Päli  Yinaya- 
text.  The  Chinese  title  giyen  in  all  the  earlier  works  means 
literally  ''miscellaneous''  and  indeed  the  texts,  in  their  present 
formsi  have  rather  the  features  of  miscellaneous  coUections  than 
Samyukta,  "bound  together"  (according  to  subjects). 


Sektion  II A.  68 


ARTHUR  PFUNGST. 


FORTSCHRITTE  IN  DER  AUSBREITUNG  DES  BUDDHISMUS 

IN  INDIEN  UND  IM  VITESTEN. 

(AuKUg.) 


JJie  ungeheaereYerbreitiing,  welche  der  BaddhiBinus  in  anderen 
Landern  des  Ostens  gefunden  hatte^  Hess  im  letzten  Viertel  des  19. 
Jahrhunderts  auch  in  Indien  das  Verlangen  nach  einer  Wieder^ 
belebung  der  echten  buddhistischen  Lehre  entstehen.  Lon  Jahre 
1891,  dem  2436.  Jahre  nach  Buddhas  Parinirvanai  wurde  zu 
diesem  Behufe  in  Colomho  die  Maha  Bodhi-Gesellschaft  gegründet, 
welche  mit  grosser  Tatkraft  darnach  strebt  die  durch  die  brah- 
manische  Reaktion  in  Indien  geschaffene  Lage  zu  verändern  und 
dem  Buddhismus  das  Land  seiner  Entstehung  zurückzugewinnen. 

Als  erstes  Ziel  setzte  sich  diese  Gesellschaft  die  Wiederer- 
langung des  Maha  Bodhi  Tempels  zu  Bodh-Gäyä|  in  der  Nähe 
Yon  Bajgir^  des  höchsten  Heiligtums  der  Buddhisten.  Dasselbe 
steht  auf  dem  Platze^  wo  Buddha  unter  dem  Bodhi-Baume  am 
Ufer  des  Flusses  Neranjarä  allwissende  Erleuchtung  fand  in  jener 
Nacht,  von  der  an  die  Buddhisten  den  grossen  Wendepunkt  im 
Leben  Buddhas  und  in  dem  Leben  der  Götter-  und  Menschen  welt 
rechnen.  Das  Schicksal  hat  es  gewollt,  dass  dieser  Platz  mit 
seinem  allerheiligsten  Tempel  seit  700  Jahren,  d.  h.  seit  der 
Eroberung  Indiens  durch  die  Moslemin,  den  Buddhisten  entrissen 
war,  nachdem  sie  ihn  1700  Jahre  lang  besessen  hatten.  Die 
moslemischen  Herrscher  Hessen  den  Tempel  zerfallen.  Erst  1822 
erschien  zum  erstenmale  wieder  eine  burmesische  Gesandtschaft 
in  Indien,  und  von  dem  Zeitpunkte  an  begannen  die  Buddhisten 
den  Platz  wieder  zu  besuchen.  1874  sandte  der  König  Mindoon 
Min  von  Burma  eine  Gesandtschaft  und  begann  mit  der  B^tau- 
rierung  des  Tempels.  Leider  starb  der  König  bald  und  nun  legte 
sich  der  englische  GK)UTemeur  yon  Bengalen,  Sir  Abhlbt  Edbn, 
ins  Mittel  und  baute  1880  den  Tempel,  den  einst  Amara  Sinha 
errichtet  hatte^  mit  einem  Kostenaufwand  von  130  000  Bupien 


64  Sektion  IT  A. 

aas  archäologischem  Interesse  wieder  auf.  Seitdem  hatte  der 
Tempel  ausschliesslich  den  Buddhisten  gedient,  aher  der  hin- 
duistische  Mahant  hatte  alte  Qerechtsame  über  den  Platz  und 
vertrieb  die  Buddhisten,  weil  er  die  9.  Inkarnation  von  Wischnu 
darin  verehren  lassen  wollte.  Anfangs  gaben  die  Gerichte  dem 
Mahant  recht,  aber  dem  energischen  Sekretär  der  Maha  Bodhi- 
Gesellschafl  Dharmapala  gelang  es  die  Anerkennung  der 
buddhistischen  Rechte  durchzusetzen,  und  im  Oktober  1897 
erklärte  die  Regierung  von  Bengalen,  dass  das  Anrecht  der 
Buddhisten  auf  den  Tempel  von  Bodh-GäyS  ein  für  allemal 
feststehe. 

Jetzt  entwickelte  sich  die  Maha  Bodhi-Qesellschaf);  rasch.  Ihr 
Blatt,  das  „Journal  of  the  Maha  Bodhi  Society"  gewann  weite 
Verbreitung,  Zweig-Gesellschaften  entstanden  in  Kalkutta,  Ran- 
goon,  Daijeeling,  Akyab,  Madras  und  Mandalay.  Die  Besuche 
der  buddhistischen  Pilger  nahmen  zu  und  sehr  hervorragende 
Persönlichkeiten,  wie  der  Gross-Lama  von  Ostsibirien,  waren 
darunter. 

Aus  einem  Vortrage  des  Babu  Norendra  Nath  Sen,  den  der- 
selbe am  21.  Mai  dieses  Jahres  in  Kalkutta  hielt,  sind  folgende 
Mitteilungen  über  die  Fortschritte  des  Buddhismus  in  Indien 
von  allgemeinem  Interesse:  In  Bodh-Gäyä  wird  ein  Haus  für 
Pilger  gebaut,  für  welches  bereits  14  000  Rupien  gesammelt 
sind.  Ein  Buddhist  in  Kalkutta,  Khezari,  hat  eine  grosse  Summe 
geopfert,  um  ein  derartiges  Haus  in  Kusinara  zu  errichten,  das 
sich  seiner  Vollendung  nähert.  In  Kalkutta  soll  ein  Wihara 
(Residenz  der  Mendikanten)  und  ein  Päli-GoUege  errichtet  werden. 
Der  kanonischen  Literatur  der  Buddhisten  wird  erhöhtes  Inte- 
resse entgegengebracht,  der  Unterricht  wird  verbessert,  viele 
heilige  Bücher  werden  neu  veröffentlicht,  englische  Bücher  über 
Buddhismus  werden  in  die  Sprachen  der  Eingeborenen  übersetzt. 
Die  Gestalt  Buddhas  ist  dramatisiert  worden  und  das  Stück, 
dessen  Held  er  ist,  wird  auf  den  Bühnen  der  Hindus  in 
Kalkutta  aufgeführt  —  ein  merkwürdiges  Symptom  für  die 
Tatsache,  dass  die  Abneigung  der  Hindus  gegen  den  Buddhismus 
in  der  Abnahme  begriffen  ist. 

Die  Resultate  der  Volkszählung  zeigen,  dass  der  Buddhismus 
in  Indien  sehr  rasch  zunimmt.  Man  zählte  1891  etwa  7  500000 


Sektion  II  A.  65 

BaddhiBten.  1901  war  diese  Zahl  auf  9  476  750  gestiegen.  Die 
Zunahme  in  Bengalen  ist  am  auffallendsten.  1891  zählte  man 
in  Bengalen  nur  10119  Buddhisten,  dagegen  1901  210  528.  In 
der  Stadt  Kalkutta  stieg  ihre  Zahl  von  2199  auf  2968. 

Parallel  mit  der  Zunahme  des  Buddhismus  in  Indien  geht 
sein  erstes  Auftreten  in  Länderui  in  denen  man  früher  nie  etwas 
Yon  ihm  wusste.  In  England  sind  Priester  der  Hochkirche  über- 
getreten, auch  ein  Peer  der  englischen  Erone,  und  in  Liverpool 
soll  ein  Buddhisten-Tempel  stehen.  In  den  Vereinigten  Staaten 
wurde  im  September  1899  eine  buddhistische  Mission  zu  San 
Francisco  von  Japan  aus  begründet,  welche  eine  Halbmonatsschrift 
i,The  Light  ofOharma,  a  religious  Magazine  devoted  to  the 
Teachings  of  Buddha"  veröffentlicht.  Herausgeber  ist  T.  Mizuki, 
807  Polk  Street  San  Francisco. 

In  Chicago  wurden  Yon  selten  eines  Dänen  Harrt  Holst 
„Tyagananda"  Schritte  getan,  um  buddhistische  Lehren  zu  ver- 
breiten. Jetzt  besteht  in  Chicago  ein  Zweig  der  Maha  Bodhi- 
Qesellschaft.  Durch  die  bevorstehenden  Orientalisten-Eongresse 
zu  Hanoi  und  Eioto  dürfte  die  buddhistische  Propaganda  neue 
Nahrung  erhalten. 

Wenn  man  die  Fortschritte  des  Buddhismus  betrachtet,  muss 
man  Sir  William  Huntbr  beistimmen^  der  in  seinem  „Indian 
Empire"  sagt:  „Eine  Wiederbelebung  des  Buddhismus  ist  eine 
der  gegenwärtigen  Möglichkeiten  für  Indien,  und 
die  Lehren  Buddhas  beginnen  auch  neuen  Einfluss  auf  das 
religiöse  Denken  in  Europa  und  Amerika  auszuüben".  Jedenfalls 
wird  es  im  kommenden  Jahrzehnt  interessant  sein,  das  Wieder- 
erwachen des  Buddhismus  in  Indien  und  das  Eindringen  bud- 
dhistischer Ideen  in  westliche  Länder  aufmerksam  zu  verfolgen. 
Vor  dem  Blicke  des  nüchternen  Beobachters  zeigen  sich  hier 
Entwickelungs-Möglichkeiten,  die  noch  vor  zehn  Jahren  als 
absurd  verlacht  worden  wären. 

Herr  Gustav  Oppert  bemerkt:  Yon  einer  grossen  Ver- 
mehrung und  Ueberhandnahme  des  Buddhismus  in  Indien  zu 
sprechen  ist,  meiner  Ansicht  nach,  trügerisch.  Die  im  indischen 
Census  aufgeführten  sieben  Millionen  Buddhisten  sind  keine 
eigentlichen    Buddhisten,    sondern    vielmehr    Theosophen,    An- 

6 


66  Sektion  II  A. 

bänger  und  Verehrer  der  yerstorbenen  Madame  Blayatskt  and 
des  Herrn  Oloott,  welche  sich  Buddhisten  nennen,  und  als  solche 
buddhistische  Glaubensbekenntnisse  abgefasst  und  yeröffentlicht 
haben.  Eine  ganz  andere  Frage  ist  es,  ob  die  neue  Lehre  für 
Indien  segensreich  wirken  und  sich  verbreiten  wird.  Hier  muss 
auf  jeden  Fall  zugegeben  werden,  dass  sie  gegen  die  krassen 
Anschauungen  des  orthodoxen  Hinduismus  sehr  yorteilhaft  ab- 
sticht und,  weil  ihre  Anhänger  den  einheimischen  Sitten  und 
Gebräuchen  nicht  entfremdet  werden,  der  Theosophismus  zudem 
auch  an  das  patriotische  Gefühl  der  Beyölkerung  appelliert,  sich 
die  Lehre  des  weisen  Philosophen  Indiens  teilweise  sogar  zu 
eigen  macht  und  freisinnige  religiöse  Ansichten  proclamiert,  — 
dass  der  Theosophismus  oder  der  neue  Buddhismus  darum  eine 
yiel  günstigere  Zukunft  in  Indien  hat  als  alle  Bemühungen 
christlicher  Missionaire. 

Herr  Lneian  Scherman  fuhrt  aus :  Die  Zahlen  über  die 
Verbreitung  des  Buddhismus  erheischen  sorgfaltigste,  ja  argwöh- 
nische Nachprüfung;  unter  den  bekannteren  Statistiken  finden 
sich  yereinzelte  Angaben,  welche  manchem  Territorium  mehr 
Buddhisten  zuweisen,  als  überhaupt  die  MntaoAnerzM.  gestattet! 
Damit  sollen  natürlich  die  speciell  von  Dr.  PFUMasT  gegebenen, 
sehr  interessanten  Daten  in  keiner  Weise  herabgewürdigt  werden. 

Herr  Masahar  Anesaki  sagt:  Die  Beurteilung  des  Ver- 
hältnisses zwischen  dem  orthodoxen  Buddhismus  und  der  Theo- 
sophie, dem  sogenannten  esoterischen  Buddhismus  (eine  Bezeich- 
nung, die  Herr  Gustav  Oppbrt  in  der  Discussion  gebrauchte), 
muss  der  individuellen  Auffassung  überlassen  bleiben.  Aber  es 
kann  nicht  ohne  Bedeutung  für  die  praktische  Tätigkeit  der 
Buddhisten  in  Indien  sein,  dass  Herr  Dhabmapala  neulich  aus 
der  theosophischen  Gesellschaft  ausgetreten  ist. 


Sektion  II A.  67 


BRUNO  LIEBICH. 


Kedner  legt  P  seine  kürzlich  vollendete  Ausgabe  der  Candra- 
Grammatik  vor  (Abhandlungen  der  DMG  XI,  4)  und  giebt  dabei 
einen  Überblick  über  den  Stand  der  Arbeiten  auf  dem  Gebiet 
der  indischen  einheimischen  Grammatik.  Als  die  beiden  nächsten 
An%aben  bezeichnet  er  eine  kritische  Ausgabe  der  Eä6ikä  Y^ti 
und,  für  den  Dhätupäthai  die  Herausgabe  der  Vorgänger  der 
im  Pandit  erschienenen  Madhaviya-Dhätuvrtti :  Maitreyarak^ta's 
Dhatu-Pradipa  und  des  noch  älteren  Dh&tupätha-Eommentars 
von  Bhimasena.  Von  letzterem  befindet  sich  eine  Hs.  in  Cam- 
bridge^  die  in  Aufrechtscatalogus  noch  nicht  aufgeführt  ist. 
Auch  der  alte  Eatantra-Dhatupätha,  der  mit  den  Wurzeln  bAü, 
Ji,  9mi  begann  und  sich  nur  noch  im  Tanjur  (Band  132)  findet, 
sollte  yerglichen  werden,  ehe  eine  kritische  Ausgabe  des  yiel- 
umstrittenen  Pa^iniya-Dhatupätha  versucht  wird. 

Sedner  legt  dann  2^,  mit  Genehmigung  des  Besitzers,  des 
Maharaja  von  Nepal,  eine  ihm  durch  Herrn  Prof.  Stlyain  Lbyi 
zugegangene  Hs.  aus  Khatmandu  vor.  Sie  enthält  auf  149 
Palmblättem  von  58:  5Vs  cni«i  luit  Schrift  des  12 — 13.  Jh., 
die  Candra-Yptti,  d.  h.  den  von  Gandragomin  selbst  verfassten 
Original-Kommentar  zu  seinem  grammatischen  Sütra.  Dass  Gandra- 
gomin selbst  der  Verfasser  ist,  ergiebt  sich  aus  mehreren  Stellen, 
in  denen  der  Autor  in  der  ersten  Person  spricht.  Der  Vortragende 
erörtert  diese  Stellen,  aus  denen  sich  auch  ergiebt,  dass  Gandra 
sein  Werk  ursprünglich  (entsprechend  seinem  Vorbilde  Panini) 
auf  cuihi  Bücher  berechnet  hatte,  von  denen  die  beiden  letzten 
jedoch  nicht  zur  Ausfuhrung  gelangt  sind.  Das  7.  Buch  sollte 
die  Sprache  des  Veda,  das  8.  den  Akzent  behandeln.  Der  Kom- 
mentar zu  den  ersten  sechs  Büchern  ist  in  der  Hs.  lückenlos 
erhalten.  Die  Hs.,  die  sehr  korrekt  geschrieben  ist,  enthält  ausser- 
dem in  Form  von  Bandglossen  den  Adhik&ra-Samgraha,  der  bisher 
nur  aus  der  tibetischen  Übersetzung  im  Tanjur  bekannt  war. 


68  Sektion  IIA. 


R.  0.  FRANKE. 


DAS   VERHÄLTNIS  VON  CANDRAGOMIN  UND  MOGGALLÄYANA. 


Iledner  constatirt,  dass  die  in  seiner  Schrift  „Geschichte  und 
Kritik  der  einheimischen  Päli-Grammatik  und  Lexicographie", 
8.  42  f.^  ausgesprochene,  nur  auf  die  wenigen  bis  dahin  be- 
kannten Fragmente  des  Candra  basirte  Ansicht,  unter  den  Sans- 
kritgrammatiken sei  die  des  Candra  die  Hauptquelle  des  Päli- 
Qrammatikers-Moggalläyana  gewesen,  durch  eine  ausfuhrliche 
Yergleichung  der  inzwischen  herausgegebenen  Grammatik  des 
Candra  ihre  volle  Bestätigung  finde. 

Anhangsweise  referirt  der  Redner  über  sein  Buch  „Päli  und 
Sanskrit  in  ihrem  historischen  und  geographischen  Verhältnis 
auf  Grund  der  Inschriften  und  Münzen''. 


FRANCESCO  LORENZO  FÜLLE. 


CARTOQRAFIA  ANTICA  DELL'  INDIA. 


Ocopo  di  questa  conferenza  non  d  tanto  di  riferire  sopra  1 
resultati  delle  nuove  ricerche,  quanto  di  indicare  ai  Colleghi  il 
modo  di  yenire  in  aiuto  delle  ricerche  medesimo.  lo  credo  che 
Tinteresse  massimo  dei  congressi  consista  e  si  debba  ricercare 
nei  layori  di  generale  Interesse  e  di  quelli  che  sono  il  prodotto 
di  un'  opera  collettiva.  E  il  lavoro  della  raccolta  e  deir  ordina- 
mento  dei  docnmenti  cartografici  deir  India  h  appunto  uno  di 
questi  cosifiatti;  per  cui  vengo  a  chiedere  la  cooperazione  ed 
il  consiglio  dei  nostro  Congresso. 


Sektion  II  A.  69 

Non  ho  bisogno  di  ricordare  come  Tincarico  di  qaesta  raccolta 
mi  yenisse  dal  Congresso  di  Parigi  del  1897|  e  come  in 
Borna  nel  18^9  ayessi  Tonore  di  riferire  Bulla  prima  parte  ora 
presentata  nel  vol.  IVo  degli  Studi  italiani  di  filologia  indo- 
iranica  ^),  Questa  che  ho  l'onore  di  sottoporre  al  XIIIo  Congresso^ 
i  la  seconda  parte  che  comprenderä  il  Medio-Evo  enropeo. 

La  continuazione  di  questo  non  bre^e  lavoro  mi  viene  con- 
sigliata  dall'  Interesse  che  per  essa  hanno  dimostrato  iColleghi 
indologi,  i  cultori  della  storia  della  geografia,  e  dalla  convinzione 
che  la  conoscenza  dello  syiluppo  delle  idee  sulla  posizione  e 
forma  della  terra  debba  costituire  una  parte  prima  e  necessaria, 
per  la  solnzione  dei  quesiti  piü  difficili  della  geografia  storica 
propriamente  detta. 

Giä  nella  fase  antica  potemmo  osservare  come  la  geografia 
indigena  abbia  informato  le  menti  degli  osservatori  e  dei  narra- 
tori  stranieri;  e  come  le  traccie  del  sistema  indiano  si  riscon- 
trino  cosi  nel  greco  Megastene  come  nel  Chinese  Hiuen-Tsang, 
cosi  nei  Latin!  dei  bassi  tempi  con  Onorio  e  ne'  Bizantini  con 
Cosma  come  negli  Arabi  con  Alb^räni.  Le  sorti  del  disegno 
deir  Lidia  seguirono  necessariamente  quelle  della  figura  generale 
della  terra ;  si  contrastarono  fra  le  due  tendenze :  Tuua  che  circo- 
Bcriyeva  la  terra  nella  forma  orbicolare^  Taltra  che  le  assegnava 
una  forma  quadrangolare.  Fra  il  concetto  dell'  orbe  rotondo  e 
della  insulariti  radicato  nella  scuola  lonica,  e  1'  identica  rappre- 
sentazione  che  e  propria  della  tradizione  indiana,  corre  uno 
stretto  rapporto.  Ma  nell'  India  stessa  si  trovano  anche  i  prin- 
cipii  della  figura  allungata,  quadrilaterale  quäle  in  Occidente  dallo 
Schema  di  Eforo  trapassa  con  Eratostene  agli  Alessandrini,  e  dal 
tipo  Straboniano  ai  Latini  nella  tayola  detta  Peutingeriana,  indi 
ai  Bizantini  per  ricongiungersi  di  nuoyo  nel  sistema  di  Cosma 
Indicoplenste  cogli  elementi  indiani. 

Le  conchiusioni  cui  Tolomeo  portö  la  geografia  deir  India 
non  furono  tali  da  liberarla  dal  contrasto  accennato.  Egli  stesso, 
non  ostante  i  nuoyi  portati  del  commercio  romano-alessandrinOi 


1)  Cont.  Tetposixione  delle  cognizioni  intorno  alla  posizione  e  forma  dell'  India 
degli  antichi  popoH  e  orientali:  Semiti,  Indi,  Oreci,  Latini,  BaMO  Impero  o  Bizan- 
tini, Peniani  ed  Arabi. 


70  Sektion  n  A. 

si  lasciö  influenzare  dalle  dottrine  della  scuola,  dalla  idea  della 
sfragide  eratostenica ;  entro  le  cui  linee  yenivano  forzate  le  acci- 
dentalitä  omai  note  del  disegno  dell'  India  in  modo  che  la 
estrema  punta  peuinsalare  di  essa  rimanesse  yolta  yerso  Oriente. 

La  Boprayiyenza  delle  due  contrarie  tendenze  traspare  nella 
eyoluzione  della  cartografia  tra  il  decadere  della  scienza  ales- 
sandrina  e  il  sorgere  delle  nuoye  speculazioni  europee.  Si  poträ 
yedere  come^  pnre  obbedendo  al  concetto  orbicolare,  tornato 
dominante  nel  Medio-Eyo,  il  pensiero  conyerga  al  punto  di  con- 
seryare  all'  India  la  sna  forma  prominente  peninsulare,  proten- 
dendola  yerso  mezzodi  in  modo  piü  accentnato  che  Don  fosse 
nella  figura  di  Tolomeo.  E  ciö  si  ayyera  all'  aprirsi  dei  secoli 
nuoyi,  specie  pei  layori  cartografici  degli  Italianii  nella  famiglia 
ricca  e  nobilissima  dei  mappamondi  del  tipo  di  Fra  Mauro. 

Qu!  si  scopre  an  punto  importantissimo  pel  nostro  studio. 
Qaesta  manifesta  tendenza  della  cartografia  italiana  rispetto  al- 
rindia  d  per  noi  la  proya  della  esistenza  di  nozioni  nuoye,  reali, 
intomo  a  quella  penisola,  le  quali  si  introduceyano  man  mano 
correggendo  i  modelli  della  tradizione  scolastica.  Nei  mutamenti 
progressiyi  della  sna  cartografia  si  conseguono  le  proye  palpa- 
bili  della  yita  di  relazione  dell'  India  coi  paesi  occidentali, 
massime  coi  popoli  traficcatori  per  eccellenza  del  bacino  medi- 
terraneo. 

I  nayig^tori  latini,  e  specialmente  gli  Italiani,  poco  dopo  il  1000 
ayrebbero,  secondo  il  Fiorini  ed  il  Fischer,  appreso  dai  Greci 
di  Bisanzio  l'arte  di  disegnare  e  di  far'  uso  delle  carte  graduate. 
Ciö  che  il  Nordenskjöld  non  consente,  pel  fatto  che  la  letteratura 
bizantina  non  abbia  dato  alla  scienza  della  nayigazione  alcuna 
opera  originale,  nessun  portulano  greco  ci  sia  rimastOi  ma  tutti 
i  piü  antichi  siano  scritti  in  latino ;  e  doye  questo  finisce,  sotten- 
triDO  le  scritture  romanze,  dei  dialetti  italiani  o  del  catalano,  o 
quelle  di  lingua  franca  resultata  da  un  misio  di  codesti  idiomi. 
Vero  ö  che  i  Bizantini  ci  appaiono  fino  al  XIIF  secolo  piü  che 
alle  relazioni  marittime  yerso  le  plaghe  meridionali  riyolti  alle 
comunicazioni  per  terra  yerso  l'Asia  centrale;  ma  ö  yero 
altresl  che  le  yie  segnate  da  Gosma  non  doyettero  chiudersi  del 
tutto  pei  Greci,  che  pur  furono  i  maestri  degli  Arabi;  i  quali 
si  ingegnarono  di  innestare  suUa  tradizione  dottrinale  greca  le 


Sektion  UA.  71 

cognizioDi  attinte  direttamente  alla  pratica  del  mare  indico  e 
della  penisola  indostanica. 

£i  opinione  recente  ed  autoreyole  che  Topera  degli  Arabi  non 
sia  stata  gran  che  profittevole  ai  progressi  della  scienza  geo- 
grafica.  Gerto  e  che  la  cartografia  dei  popoli  neolatini  o  franchi, 
tra  i  quali  primeggiano  gli  Italiani,  si  yiene  distaccando  dalle 
forme  medioevali  per  yie  nuove  e  indipendenti:  cui  gioya  appunto 
di  investigare  alla  scorta  della  storia  dei  yiaggiatori  italiani 
comparativamente  coi  monumenti  cartografici  che  il  tempo  e  la 
diligenza  degli  Btudiosi  yengano  dispiegando. 

Goal  si  riannodano  attrayerso  alla  trama  dei  secoli  e  delle 
diyerse  genti  le  fila  che  connettono  pel  nostro  studio  i  disegni 
dell'  India;  e  per  cosi  dire  il  nesso  logico  che  raggrappa, 
scernendo;  le  forme  syariate  di  esse.  Ne  resultano  due  couclu- 
sioni  importanti: 

prima,  la  persistenza  attrayerso  quelle  fila  non  interrotte,  di 
tipi  determinati  e  caratteristici,  gli  uni  distinti  dagli  altri; 

seconda,  la  renitenza  delle  forme  tradizionali  e  scolastiche 
a  piegarsi  alle  resultanze  delle  scoperte  e  dei  fatti  nuoyi. 

Giö  che  moströ  la  fase  antica,  ripete  la  medioeyale^  e  ripeterä 
la  fase  moderna  di  questo  studio.  Anche  dopo  la  riconquista 
delle  relazioni  dirette  coU'  India  dal  1497^  per  circa  un  secolo 
in  Europa  nella  yiya  ed  abbondante  produzione  cartografica 
yedremo  perpetuarsi  il  contrasto  fra  lo  Schema  tolemaico  e  il 
nuoyo  disegno ;  e  piü  oltre^  nel  formarsi  di  quest'  ultimo,  emer- 
gere  fra  altre  yariet4  due  tipi  caratteristicamente  distinti  della 
penisola  Indiana;  ed  a  questo  o  a  qilello  aggregarsi  i  carto- 
grafi  europei.  L'uno  segnerä  lo  stile  degli  autori  portoghesi, 
firancesi,  inglesi;  Taltro  marcherä  lo  stile  italiano.  Noteyole  e 
istrattiyo  yedere  come  e  per  quanto  yolger  di  secoli,  e  scuole 
e  nazioni  rimangano  ferme  al  tipo  adottato,  e  solo  lentamente 
e  difficilmente  la  yeritä  scientifica  si  faccia  strada  attrayerso  le 
teorie  e  le  abitudini  conseryatrici  delle  scuole.  Ma  pur  sempre 
la  strada  si  fa;  e  come  per  tutto  cosi  per  la  scienza  del  disegno 
geografico  dell'  India  possiamo  ripetere  il  motto  eterno:  Eppur 
9%  muovef 


72  Sektion  II A. 

Die  Sektion  fasste  auf  Antrag  des  Herrn  Julius  Eggeling 
einstimmig  folgende  Resolution^  die  yom  Kongress  in  seiner 
U.  Plenarsitzung  genehmigt  worden  ist: 

„At  the  XIII^^  International  Congress  of  Orientalists 
held  at  Hamburg  in  September  1902,  Gount  F.  L.  Pullb, 
Professor  of  Sanskrit  in  the  üniyersity  of  Bologna,  having 
exhibited  and  explained  in  the  Indian  Section  the  highly 
interesting  historical  series  of  cartographic  represeutations 
of  India  coUected  by  him  with  infinite  care  and  research, 
the  Section  expresses  an  earnest  hope  that  means  may  be 
found  to  make  this  important  set  of  maps  generally  acces- 
sible  by  publication  to  those  interested  in  geographical  and 
cartographic  research". 


A.  V.  WILLIAMS  JACKSON. 


NOTES  ON  SOME  LITERARY  LANDMARKS  OF  INDIA. 

(With  exhibition  of  photographs.) 

(Ein  Resam^  des  Vortrages  ist  nicht  eingesandt  worden.) 


Mr.  Bendali  congratulated  Mr.  Williamb-Jagkbon  on 
his  excellent  and  well-chosen  photographs,  at  the  same  time 
expressing  a  wish  that  not  merely  prints,  bnt  lantern-slides  had 
been  shown. 

Mr.  Jackson  explained  that  he  possessed  lantem-slides 
of  his  views,  but  was  unaware  previously  to  his  arrival  in 
Hamburg  that  the  Gongress-Committee  had  made  any  provision 
for  the  exhibition  of  such  slides. 


Saktion  IIA. 


JAMES  BDRGESS. 


73 


A  CTCLOPAEDIA  OR  DICTIONAHY  OP  INDIAN  MYTHOLOGY, 
HINDU,  BUDDHIST,  JAINA,  AND  PAR8I. 

(R^8um6.) 


1  he  best  works  we  have  on  the  subject  are  about  eighty  years 
old^  and  the  most  recent  are  mere  handbooks,  such  as  Mr. 
Dowbon'b  (1879),  or  Professor  Macdonbll's  Vedic  Mythology, 
which  is  restricted  to  a  review  of  a  special  branch.  The  time 
has  now  come  when  scholars  could  produce  a  comprehensive 
and  well  illustrated  work,  comparable  to  our  large  dictionaries 
of  Greek  and  Boman  Mythology  and  Antiquities.  And  it  may 
well  be  looked  upon  as  a  function  of  these  Oriental  Gongresses 
to  organize  a  body  of  collaborateurs  in  the  different  branches 
of  Indiad  stadies  to  prepare  such  a  cyclopaedia.  Illustrations  conld 
be  largely  obtaiued  firom  the  Archaeological  Saryey  of  India  of 
typical  exannples  from  early  and  mediaeval  temples.  The  rituals 
of  different  sects  should  be  included.  The  history  of  Indian 
literatare  niight  be  combined  with  such  a  work,  or  treated  in 
a  separate  one;  bat  the  writer  hoped  the  Indianists  of  this 
CongresB  will  gi^e  the  proposal  their  careAil  consideration  and 
endeavour  to  secure  Cooperation  among  their  nuembers  for  the 
snpply  of  a  work  that  would  largely  facilitate  Indian  studies. 

Mr.  Bendali  hoped  that  the  proposed  dictionary  of  my- 
thology will  not  in  any  way  interfere  with  the  Bühler-Kielhorn 
'Grandriss'.  He  sonnewhat  distrusted  native  Cooperation  suggested 
by  Dr.  Burgass.  The  experience  of  the  Grundrus  in  this  matter 
had  not  been  encouraging. 

To  these  objections  Mr.  Bnrgess  replied  in  a  reassuring  manner. 

Mr.  Macdonell  remarked :  ''For  many  years  past,  I  have 
been   contemplating  the  task  of  undertaking  a  work  such  as 


74  Sektion  II A. 

Dr.  BüRGBSS  has  described  and  I  had  seTeral  conTersationB  on 
the  subject  with  the  late  Sir  William  Huntbr,  who  urged  me 
to  set  about  the  work  as  soon  as  possible.  I  hope,  with  the 
help  of  collaborators,  to  begin  the  work  as  soon  as  I  have 
finished  the  two  books  on  which  I  am  at  present  engaged  (the 
BThaddevata  and  a  Yedic  grammar)i  that  is,  in  about  two  years' 
time;  and  I  think  it  probable  that  the  Oxford  University  Press 
would  undertake  the  pablication  of  such  work". 


JAMES  BURGESS. 


THE  ICONOGRAPHY  OP  THE  DIGAMBARA  J AINAS. 

(ReBam^.) 


After  noting  the  great  progress  that  has  been  madie  during 
the  last  half-century  in  almost  eyery  brauch  of  Indian  research, 
and  in  the  study  of  Jainism  by  Wbbbr,  Bühlbr,  Jacobi,  Lbu- 
MANN,  etc.^  the  Speaker  gives  some  details  respecting  the  pecu- 
liarities  of  the  Digambara  sect  of  Jainas  in  Öouth  India.  This 
sect  differs  from  the  'Syetämbara  diyision  in  its  iconography. 
In  the  temples,  the  figures  of  the  different  Jinas  or  Tirthakaras 
haye  attendant  figures  or  dii  minores  —  the  Takshas  and 
Takshi^is  —  a  pair  attending  each  Ttrthakara.  Hemachandra 
giyes  the  names  of  those  belonging  to  the  'Syetämbara  sect, 
but  those  of  the  Digambaras  are  largely,  different,  and  of  the 
latter,  Mr.  Albx.  Rea,  Superintendent  of  the  Madras  Archaeolo- 
gical  Suryey,  had  obtained  a  careful  series  of  drawings  which 
are  exhibited  to  the  Section.  It  is  pointed  out  that  these  Yakshas 
and  Yakshi^ls  haye  each  his  or  her  peculiar  lanchhana  or  cog- 
nizance;  also  among  the  Yak8hi9ts  of  the  Digambaras  are  inclu- 
ded  most  of  the  sixteen  Vidyädoyis  of  the  Jainas,  whilst  among 
the  'Svetämbara  Yak3hi9is  only  about  half  a  dozen  of  these  are 
named. 


Sektion  IIA.  75 


MARTINO  DE  ZILVA  WICKREMASINGHE. 


ON  TEE  PROGRESS  OF  ARGHAEOLOGIGAL  RESEARGH  IN  CEYLON. 

(Aaszag.) 


ine  ArchaBological  Survey  was  established  in  July  1890. 
Its  work  divides  itself  into  three  sections:  1*^  exploration  of 
roins,  2"^  excayation  and  S'^  collection  of  inscriptions.  Operations 
are  still  chiefly  confined  to  the  North  Central  Province.  The 
nnmerous  ancient  sites  in  and  around  Anurädhapnra  haye  been 
for  the  most  part  systematically  examined  and  surveyedi  their 
positions  being  recorded  in  a  spedally  prepared  topographical 
map.  In  the  course  of  tours  taken  from  time  to  timoi  the 
ArchsBological  Gommissioner  has,  moreover,  explored  a  yery 
great  portion  of  the  rnins  in  the  ontlying  districts  and  has 
coUected  a  large  number  of  hitherto  unknown  inscriptions  ranging 
from  the  earliest  Gaye  records  (probably  1*^  Century  B.  G.)  down 
to  the  pillar  inscriptions  of  the  14^^  Century. 

Of  the  many  interesting  ruins  that  haye  been  excayated, 
those  of  Abhayagiriy  Yijayäräma,  Pankuliya  and  Toluyila  in 
Anurädhapura  and  those  of  Ritigala  (Aritthapabbata)  and  Sigiri 
(Slhagiri)  are  probably  the  most  important.  The  excayations  at 
the  Abhayagiri  ruins  brought  to  light^  amongst  other  things^  a 
genuine  example  of  a  rectangular  Buddhist  railing  (140  ftx 
110  ft  X  7V«  ft  high).  See  the  2»*  and  3»*  progress  reports  (1890) 
of  the  ArchsBological  Suryey. 

The  ruins  at  Pankuliya  are  probably  those  of  a  nunnery 
whilst  those  of  the  so-called  Vijayäräma  are  undoubtedly  the 
remains  of  a  real  monastery  of  the  Mahäyäna  sect.  Here  were 
unearthed  13  copper  plaques  or  yoti^e  table ts  inscribed  in 
Sinhalese  characters  of  about  the  9^^  Century  A.  D.  One  of  them 
contains  the  usual  Buddhist  creed  yedhamma  hetuppabhavä  etc., 
whilst  the  others  are  inyocations  to  Sikhin  Buddha,  Gaga^a 
Buddha,  Äkääagarbhai  Yairocana  and  other  Bodhisattyas.  They 
are  the  oldest  writings  on  copper  plate  yet  discoyered  in  Geylon 


76  Sektion  II  A. 

and  their  Contents  distinctly  proye  the  presence  in  the  Island 
at  the  period,  of  adherents  of  the  Mahayäna  school  of  Buddhisnu. 
For  a  fall  description  of  this  Vijayäräcna  monastery  with  its 
highly  interesting  bas-relie&  etc.,  see  the  6^^  Progress  report  ot 
the  Survey. 

The  Operations  at  Sihagiri,  the  rock  fortress  of  Kassapa  I  the 
parricide  who  for  18  years  {circa  A.  D.  479 — 497)  lived  in  it 
as  the  Mahävaipsa  says  ''in  fear  of  the  world  to  come  and  of 
''(his  brother)  Moggalläna"  were  crowned  with  marked  success. 
Although  accounts  of  the  ruins  and  the  remarkable  fresco  paintings 
of  this  stronghold  had  appeared  from  time  to  time  from  the 
pens  of  such  authorities  as  Professor  Rhts  Davids,  Sir  Jamsb 
E.  Tbnnbnt,  Messrs.  Blakbslbt  and  Mcrbat,  yet  until  recently 
no  systematic  exploration  of  the  site  had  been  made  and  reported 
upon.  Mr.  Bbll,  in  bis  contributions  on  the  sabject  to  the 
C.  B.  B.  A.  S.  Journals  for  1895 — 1897,  has  giren  a  graphio 
account  of  the  ruins  and  the  frescoes.  The  latter,  he  says,  are 
^'strictly  paintings  tu  tempera,  that  is,  the  pigments  used  were 
'^mixed  with  some  liquid  vehicle  and  laid  on  a  dry  surface. 
''Only  three  pigments  were  used,  yellow,  red,  and  greenthough 
''black  seems  to  haye  been  giyen  a  trial  as  background  to  one 
"figure.  The  entire  Omission  of  blue  is  very  remarkable  and 
''difficult  to  account  for,  as  this  colour  enters  freely  into  the 
'^sister  paintings  at  Ajanta". 

As  mentioned  before,  one  of  the  results  of  the  Archseological 
Survey  was  the  discovery  of  a  large  number  of  inscriptions. 
The  most  remarkable  of  these  are  the  early  Gaye  records  reading 
from  right  to  leffc.  Next  in  importance  is  the  Sanskrit  inscription 
unearthed  near  the  ''Twin-ponds*'  in  Anurädhapura.  It  is  written 
in  a  Magadha  yariety  of  the  Northern  Nägari  aiphabet  which 
was  current  in  India  early  in  the  9*^'  Century  A.  D.,  and  which 
was  until  nqw  not  known  to  haye  been  used  so  far  south  as 
Ceylon.  To  this  may  be  added  the  few  other  Skt.  inscriptions 
discoyered  at  Mihintale  and  elsewhere.  All  these  together  with 
the  Sinhalese  and  Tamil  inscriptions  will,  in  due  course,  be 
published  with  facsimile  plates  in  the  forthcoming  "Epigraphia 
Zeylanica"  of  which  the  first  number  is  now  ready  for  the  press. 


Sektion  IIA.  77 

Mr.  Bendall  congratulated  the  lecturer  on  bis  paper  and 
observed  that  recent  research,  both  literary  and  archaeological, 
had  confirmed  tbe  testimoDy  of  Hiouen-ThsaDgas  to  theexistence 
of  Mabayäna  Buddbism  in  Ceylon. 

Herr  Wilhelm  Geiger  spricht  sein  Bedauern  darüber  aus, 
dass  die  officiellen  Publicationen  der  fiegierung  in  Colombo  so 
ausserordentlich  schwer  erreichbar  seien.  Er  selbst  habe  seit 
seinem  Aufenthalte  auf  Ceylon  im  Jahre  1895 — 96  keine  einzige 
dieser  Publicationen  mehr  erhalten,  trotzdem  ihm  damals  in  der 
liberalsten  Weise  von  der  Begierung  alles  zur  Verfügung  gestellt 
worden  sei,  was  bis  dahin  erschienen  war.  Auch  der  im  Journal 
of  the  Royal  Asiatic  Society  (1898,  S.  11  ff.)  nach  Colombo 
gerichtete  Appell  sei  leider  erfolglos  geblieben.  Vielleicht  gelinge 
es  dem  Herrn  Vortragenden,  durch  seine  persönlichen  Beziehungen 
eine  Änderung  herbeizufahren. 

Herr  Lneian  Scherman  drückt  im  Anschluss  hieran 
den  Wunsch  aus  dass  die  amtlichen  Stellen  far  Veröffentlichung 
und  Versendung  der  bibliographischen  Listen  Sorge  tragen  soll- 
ten, die  über  die  wissenschaftlichen  Publicationen  auf  Ceylon 
Aufschluss  geben.  Das  Vorgehen  der  indischen  Begierung  könne 
da  als  Muster  dienen. 


SIR  CHARLES  J.  LYALL 


Kedner  legt  die  beiden  neu  erschienenen  Bände  des  "Linguistic 
Survey  of  India"  mit  dem  nachstehenden  Bericht  des  Heraus- 
gebers Dr.  Gribr80N  vor: 

Report  on  the  Progress  of  the  Lingiüstic  Survey  of 
Lidia,  presented  to  the  Xin^^  Litemational  Congress 
of  Orientalists. 

The  Linguistic  Survey  of  India  has  made  considerable  progress 
since   I   had   the  honour  of  submitting   a   report  to  the  XIP'* 


78  Sektion  n  A. 

Oriental  Congress.  I  laid  before  that  Congress  two  volumeB,  one 
containing  the  saryey  of  the  Bengali  language,  and  the  other 
a  coUection  of  yarious  langnages  spoken  on  the  North-West 
Fron  tier  of  British  India.  I  ha  Fe  now  the  hononr  to  lay  before 
the  present  Congress  two  more  yolnnues,  one  dealing  with  the 
Bodo,  Naga,  and  Eachin  groups  of  the  Tibeto-Bnrman  family, 
and  the  other  dealing  with  Eastern  Hindi. 

The   8nryey    has  now  arriyed  at  a   stage  at   which   I  can 
forecast  its  extent,  and  the  probable  number  of  yolumes  which 
it  will  contain.  Subject  to  snbsequent  reyision,  the  following  is 
the  proposed  list  of  yolumes: 
Vol.        I.  Introductory. 
Yol.      IL  Mon-Ehmer  and  Tai  families. 
Yol.     III.  Part  I.   Tibeto-Burman   languages  of  Tibet  and 

North  Assann. 
Part  IL  BodOi  Näga,  and  Eachin  groups  of  the 

Tibeto-Burman  languages. 
Part.  III.    Euki-Chin  und  Burma  groups  of  the 
Tibeto-Burman  languages. 
Vol.     IV.  Drayido-Munda  languages. 
Vol.       V.  Indo-Aryan  languages,  Eastern  group. 

Part.    I.  Bengali  and  Assamese. 
Part.  IL  Bihari  and  Oriyä. 
Vol.     VI.  Indo-Aryan  languages,   Mediate  group  (East-em- 

Hindi). 
Vol.    VII.  Indo-Aryan  languages,  Southern  group  (Marathi). 
Vol.  VIII.  Indo-Aryan     languages,     North-Westem    group 

(8indhi,    Lahnda,    Eashmirl,    and    the   ''Non- 
Sanskritic"  languages). 
Vol.     IX.  Indo-Aryan  languages,  Central  group. 

Part.     I.  Western  Hindi  and  Panjabi. 
Part.    n.  BajasthanI  and  Gujarati. 
Part.  III.  Himalayan  languages. 
Vol.      X.  Iranian  family. 
Vol.     XL  "Gipsy"  languages  and  Supplement. 

As  regards  the  progress  made  in  these  yolumes: 

Vol.      I.  must  naturally  wait  tili  all  the  rest  has  been  finished. 


Sektion  II A.  79 

Vol.      II.  is  complete  in  manuBcript^  and  ig  now  in  the  press. 

Vol.     lU.  pari  L,  is  in  the  competent  hands  of  Professor 

GoNRABT.  If  he  is  at  the  Congress  he  wiU  be 
able  to  report  the  progress  whioh  he  has  made. 
Part  IL  has  been  printed,  and  is  ready  for  issuei 
save  for  a  few  corrections,  and  for  the  maps 
which  are  still  with  the  printer.  This  is  one 
of  the  Yolumes  whioh  (without  the  maps)  I 
haye  the  honour  to  lay  to-day  before  the 
üongress. 
Part  III.  is  complete  in  manuscript,  and  is  now 
in  the  press. 

Yol.     lY.  has  not  yet  been  tonched. 

Yol.      Y.  Both  parts  are  complete,  and  in  the  press.  They 

are  nearly  printed  off. 

Yol.     YI.  This  is  complete.  It  is  one  of  the  volnmes  which 

(withont  its  map)  I  haye  the  hononr  to  lay 
to-day  before  the  Congress.  The  map  has  been 
passed  for  press,  but  could  not  be  issned  in 
time  for  the  Congress. 

Yol.    YII.  This  is  complete  in  manuscript. 

Yol.  Yin.  This  has  not  yet  been  tonched. 

Yol.     IX.  In  Part  l.  YtTestem  Hindi  is  rapidly  approaching 

completion  in  mannscript.  Panjabi  has  not  yet 
been  tonched.  In  Part  II.  ^Gujarati"  inclndes 
the  Bhll  languages  and  Ehandeli.  These  two 
have  been  finished  in  manuscript.  The  rest  of 
Gnjarati  and  B&jasthftni  haye  not  yet  been 
tonched.  Part.  UI.  has  not  yet  been  tonched. 

Yol.      X.  This  is  nearly  all  in  type. 

Yol.     XI.  Not  yet  tonched.  By  ''Gipsy"  langnages,  I  mean 

the  yarious  secret  languages  spoken  by  the 
numerous  wandering  tribes  who  are  found  in 
all  parts  of  India. 

Such  satisfactory  progress  could  not  haye  been  made  had  it 
not  been  for  the  help  which  has  been  giyen  to  me  by  my 
ABsistant,  Dr.  Stbn  Eonow,  and  I  am  glad  to  haye  thia  oppor- 


80  Sektion  II  A. 

tunity  of  gratefuUy  acknowledging  it.  Mach  of  the  BucesB  of 
the  Survey  will  be  due  to  his  leaming  and  inde&tigable  industry. 
While  almost  eyery  page  of  the  Sarvey  which  has  been  prepared 
\jp  to  the  present  date  has  passed  under  the  eyes  of  qs  both, 
he  is  epecially  responsible  for  the  sections  dealing  with  the 
Kachin  and  Kuki-Ghin  Oroups,  for  Mar&thi,  and  for  the  Bhil 
languages  and  Khandeäi.  I  hope  that,  after  the  Gongrese,  he 
will  be  able  to  prepare  the  sections  dealing  with  the  Mu^^^ 
and  the  Dravidian  languages. 

Of  the  Yolumes  which  haye  been  completed,  those  dealing 
with  the  Indo-Ghinese  languages  haye  presented  far  the  greatest 
difficulties.  Specimens  of  nunnerous  languages  which  were  hitherto 
almost  unknown  haye  been  prepared,  and  haye  been  illustrated 
by  Short  grammars  and  yocabularies.  That  the  result  has  been 
altogether  satisfactory  cannot  be  maintained.  Students  of  languages 
will  not  require  to  be  told  of  the  difficulties  which  are  experienced 
in  reducing  an  unknown  language  to  writing  for  the  first  time. 
Moreoyer^  few  of  the  specimens  were  recorded  by  scholars.  Many 
of  them  were  obtained  by  Goyemment  officials,  who  were  ignorant 
of  the  languages  dealt  with,  and  had  to  trust  to  uneducated 
interpreters.  Mistakes  were,  therefore,  almost  ineyitable.  No 
other  method  was,  howeyer,  possible  for  obtaining  specimens  of 
the  tongues  of  some  of  the  wild  tribes  who  inhabit  the  eastern 
frontier  of  India,  and  I  am  fully  sensible  of  the  care  and 
enthusiasm  which  haye  been  displayed  by  many  of  my  brother 
officials  in  their  coUection.  On  the  whole,  considering  the  means 
at  their  disposal,  the  yarious  specimens  haye  been  found  to  be 
surprisingly  correct.  Although  absolute  accuracy  has  not  been 
attained,  a  great  step  in  adyance  has  been  made  in  our  knowledge 
of  the  languages  of  a  number  of  little  known  Indo-Ghinese 
tribes.  For  instance,  Dr.  Eonow  has  been  able  to  make  a  satis- 
factory grouping  of  that  mass  of  kindred  languages  which  goes 
under  the  name  of  Kuki-Ghin,  and  this  yolume  will  be  one  of 
the  most  interesting  of  the  Suryey.  Thanks  to  friends,  it  has 
been  found  possible  to  giye  some  account  of  the  dialects  of  the 
interesting  Khassi  language,  one  of  which  employs  Infixes  as 
well  as  prefixes  in  its  word-formation,  and  thus  throws  consi- 
derable  light  on  the  structure  of  the  Mon-Ehmer  family.  Through 


Sektion  II A.  81 

the  kind  help  of  Sir  Chablbs  Ltall^  a  fall  account  has  been 
given  of  Mikir,  ono  of  the  most  important  Tibeto-Barman 
langnages  of  Asaam,  about  which  very  little  has  hithertho  been 
known.  Fically,  an  attempt  has  been  made  to  giye  a  description 
of  Ahorn,  the  ancient  Tai  language  of  Assam,  now  for  many 
years  extinct. 

Dr.  EoNOW  has  been  able  to  finally  place  Marathi  in  its  true 
relation  in  regard  to  the  other  Aryan  languages  of  India,  and 
has  incidentally  thrown  mnch  light  on  the  relationship  of  the 
yarions  Prakrit  dialects  to  each  other.  A  summary  of  the  resolts 
of  bis  enquiries  will  shortly  appear  in  the  ''Indian  Antiqnary*'. 
He  has  also  succeeded  in  classing  the  Bhil  langnages.  These 
are  certainly  closely  connected  with  Gnjarati.  Towards  the  sonth 
they  borrow  a  little  from  Maräthi,  bat  the  basisoftheir  language 
is  still  Gnjar&ti.  Closely  connected  with  the  Bhll  languages  is 
Ehändefii,  which  can  no  longer  be  considered  to  be  a  dialecct 
of  Marathi  as  hitherto  supposed.  None  of  the  Bhil  languages 
shows  any  traces  of  connection  with  the  Mu^c}^  tongues,  except 
a  very  few  words  which  have  survived  in  their  vocabulary. 

I  have  every  confidenoe  that  I  shall,  if  all  goes  well,  be  able 
to  report  the  completion  of  the  Survey  at  the  next  Oriental 
Gongress. 

Camberley,  Gborob  A.  Gribbson. 

30«»  August  1902. 

Herr  8ten  Konow  bemerkt :  Herr  Gribbbon  hat  in  seinem 
Bericht  über  den  linguistischen  Survey  Indiens  auf  einen  von 
mir  für  den  ^'Indian  Antiquary"  geschriebenen  Aufsatz  hinge- 
wiesen. Dazu  bemerke  ich: 

Ich  glaube  gezeigt  zu  haben,  dass  die  Prakrits  auf  dieselbe 
Weise  einzuteilen  sind  wie  die  heutigen  Dialekte  Indiens,  dass 
die  traditionelle  Lokalisierung  der  Prakrits  folglich  korrekt  ist, 
sodass  z.  B.  ^auraseni  auf  der  alten  Volkssprache  des  Doab 
basiert.  Ich  fiige  hinzu,  dass  die  auffallende  Übereinstimmung 
zwischen  ^uraseni  und  Sanskrit  dafür  spricht,  dass  auch  Sanskrit 
aus  dem  Doab  stammt,  und  dass  auf  jeden  Fall,  die  modernen 
Verhältnisse  berücksichtigt  werden  müssen,  wenn  wir  die  sprach- 
liche Lage  des  alten  Indiens  bestimmen  wollen. 

6 


82  Sektion  II  A. 

Herr  A«  Hillebrandt  sagt  sodann :  Ich  erlaube  mir^  geehrte 
Herren,  Ihnen  den  Antrag  zu  unterbreiten,  Herrn  Gribbson  den 
Dank  auszusprechen  für  die  Mühe,  der  er  sich  bisher  unterzogen 
hat,  und  einen  Wunsch  zu  glücklicher  Vollendung  seines  grossen 
Werkes  damit  zu  yerbinden.  Angesichts  des  grossen  Fort.schrittes 
in  der  linguistischen  Erforschung  Indiens,  den  die  von  Sir  Chablbb 
LtaIiL  Yorgelegten  Bände  bekunden,  darf  ich  wohl  auf  die  ein- 
stimmige Annahme  meines  Antrages  hoffen. 
Einstimmig  angenommen. 


ERNST  KÜHN. 


BERICHT  UEBER  DEN  STAND  DER  ARBEITEN  AN  KÜHN  UND 
SCHBRMAN'S  „MANUAL  OF  INDO-ARYAN  BIBLIOGRAPH!". 


JJer  vorige  Kongress  hat  die  Bedeutung  unseres  Unterneh- 
mens durch  Annahme  einer  Besolution  und  Einsetzung  eines 
Eomit6s  zur  weiteren  Förderung  des  Projectes  anerkannt.  Infolge 
dessen  hat^  insbesondere  auf  Grund  der  begutachtenden  Empfeh- 
lung Mr.  Tawnbt's,  die  indische  Staatsregierung  eine  namhafte 
Subvention  bewilligt.  Sodann  haben  wir,  namentlich  im  Hinblick 
auf  die  nothwendigen  Arbeiten  an  auswärtigen  Bibliotheken  — 
womit  Prof.  Sohbbman  im  Winter  1902/3  am  British  Museum 
beginnen  will  — ,  das  Kartell  der  vereinigten  Deutschen  Aka- 
demien um  eine  materielle  Beihilfe  ersucht.  In  der  Eartell- 
versammlung,  welche  im  Mai  1902  zu  Göttingen  tagte,  wurde 
für  den  durch  die  Egl.  Bayerische  Akademie  der  Wissenschaften 
eingebrachten  Antrag  betr.  die  Herausgabe  einer  indo-arischen 
Bibliographie  eine  Kommission  eingesetzt,  bestehend  aus  den 
Akademikern  Kiblhobn,  Kuhn,  v.  Sghbobdbb,  Wackbbnagbl, 
WmBiBGfl.  Als  Beschluss  wurde  protokoUirt :  1^  Die  Kommission 
ist  einstimmig  der  Ansicht,  dass  das  angeregte  Unternehmen  für  die 
Wissenschaft  von  grosser  Wichtigkeit  und  deshalb  der  Unterstüt- 
zung der  im  Kartell  vereinigten  Gesellschaften  im  hohen  Masse 


Sektion  II A.  88 

würdig  ist.  2^  Die  anwesenden  Vertreter  geben  die  Erklärung 
ab^  dass  sie  bei  ihren  Gesellschaften  auf  pekuniäre  Unterstüt- 
zung des  Werkes  antragen  werden. 

Demgemäss  sind  uns  in  jüngster  Zeit  bereits  yon  der  Egl.  Ge- 
sellschaft der  Wissenschaften  zu  Göttingen,  von  der  Kais.  Aka- 
demie der  Wissenschaften  zu  Wien  und  der  Egl.  Sachs.  Gesell- 
schaft der  Wissenschaften  zu  Leipzig  die  erbetenen  mehrjährigen 
Reisezuschüsse  gewährt,  bezw.  in  Aussicht  gestellt  worden. 

Wir  freuen  uns,  dem  Kongress  von  diesen  Resultaten  Eennt- 
niss  geben  zu  können,  und  bitten  unsere  Arbeit,  die  durch  ihren 
bibliographischen  Charakter  sich  in  offenkundigster  Weise  in 
den  Dienst  der  Fachgenossen  stellt,  auch  fernerhin  wohlwollend 
zu  fordern. 

Der  Eongress  genehmigte  in  seiner  11.  Plenarsitzung  die 
von  der  Sektion  auf  Antrag  des  Herrn  L.  Ton  Schroeder  ein- 
stimmig angenommene  Resolution  in  folgender  Fassung: 

„The  Indian  Section  of  the  XHI^li  CongressofOrientalists 
at  Hamburg  has  received  with  the  greatest  satis&ction 
the  Report  on  the  progress  of  the  proposed  „Manual  of 
Indo-Aryan  Bibliography"  edited  by  Prof.  B.  Euhn  and 
Prof.  L.  ScHBBMAN,  laid  before  the  Section  by  Prof.  Eühn. 

The  Section  wishes  to  conyey  their  best  thanks  to  the 
Goyemment  of  India  for  the  Subvention  of  this  undertaking 
so  important  for  Indian  studies  and  recommends  it  to  the 
Support  of  leamed  Societies". 


LEOPOLD  VON  SCHROEDER. 


BERICHT  ÜEBER  DEN  STAND  DER  VORBEREITENDEN  ARBEITEN 
FÜR  EINE  KRITISCHE  AUSGABE  DES  MAHÄBHÄBATA. 


Da  das  Unternehmen  auf  dem  Wege  der  Sammlung  in  un- 
seren Ereisen  nicht  zu  bewältigen  sei,  so  fasste  Referent  den 


84  Sektion  11  A. 

Plan,  es  der  inzwischen  gegründeten  Internationalen  Association 
der  Akademieen  zur  Berücksichtigung  zu  empfehlen.  Ein  darauf 
gerichteter  Antrag  desselben  gelangte  in  der  Wiener  Akademie 
der  Wissenschaften  zur  Annahme;  auch  die  Association  nahm 
sich  —  mit  alleiniger  Ausnahme  der  Berliner  Akademie  —  in 
der  Pariser  Sitzung  (April  1901)  der  Angelegenheit  an.  Die 
Association  der  Akademieen  hat  sich  nun  an  die  englische  Be- 
gierung  mit  der  Bitte  gewandt,  eine  Zusammenstellung  über 
die  Mahäbhärata-Handschrifben  in  Indien  anzustreben.  Auch  die 
vereinigten  deutschen  Akademieen  haben  das  Unternehmen  un- 
terstützt und  Prof.  Wintbrnitz'  Vorarheiten  gefordert.  Hultzsch 
hat  nach  guten  Handschriften  in  Indien  Umschau  gehalten;  die 
Göttinger  Gesellschaft  der  Wissenschaften  und  die  Wiener  Hof- 
bibliothek werden  etliches  von  diesem  Material  erwerhen.  So  dürfen 
wir  eine  glückliche  Durchführung  des  grossen  Unternehmens 
erhoffen.  Hier  auf  dem  C!ongresso  wäre  ein  Comit6  zur  Organi- 
sation der  Arbeit  und  für  ein  an  die  vereinigten  Akademieen 
einzureichendes  Gutachten  zu  bilden. 

Das  genannte  Comltö  wird  nach  einstimmig  angenommenem 
Vorschlag  gebildet  aus  den  Herren  Bbndall,  Bloomitibld,  Rhts 
Davids,  Jaoobi,  Kuhn,  Lüdbrb,  G.  F.  Ltall,  SöRBNSflN,  PischbLi 

WiNDIßCH.. 


HERMANN  JACOBI. 


Liedner  berichtet  über  den  Beschluss  des  Gomit^s  far  eine 
kritische  Textausgahe  des  Mahäbhärata,  dass  das  Comit6,  nach- 
dem auf  Antrag  der  Wiener  Akademie  der  Wissenschaften  die 
achtzehn  vereinigten  Akademien  der  Welt  den  Plan  einer  kritischen 
Textausgabe  des  Mahäbharata  in  ihr  Programm  aufgenommen, 
über  die  vorbereitenden  Schritte,  die  Beschaffung  des  geeigneten 
handschriftlichen  Materials  beraten  habe.  Man  war  sich  darüber 
einig,  dass  nur  ein  mit  der  Textkritik  des  Mahäbharata  gründlich 


Sektion  II A.  85 

yertrauter  Gelehrter,  der  es  yerstehe,  einheimische  Handschriften- 
sammlangen  in  Indien  sich  zugänglich  zu  machen,  an  Ort  und 
Stelle  imstande  sein  werde,  darüber  zu  entscheiden,  welche 
Handschiiften  anzukaufen,  bez.  zu  kopieren  seien.  Es  solle  daher 
ein  Sanskritist  zu  diesem  Zwecke  nach  Indien  gesandt  werden, 
vorausgesetzt,  dass  es  gelinge,  die  für  einen  nicht  zu  knapp 
bemessenen  Aufenthalt  in  Indien  nötigen  Mittel  aufzubringen. 
Als  die  geeignete  Persönlichkeit  wurde  Herr  Dr.  Lüdbbs,  der 
sich  zur  Annahme  einer  solchen  Mission  bereit  erklärte,  ins 
Auge  gefasst. 

Dem  entsprechend  ist  folgende,  von  der  Sektion  gefasste 
Resolution  in  der  U.  Plenarsitzung  des  Kongresses  einstimmig 
genehmigt  worden: 

^'That  a  competent  scholar  should  be  sent  to  India  to 
collect  the  necessary  Manuscripts,  and  that  Dr.  Lüdbbs 
should  be  selected  for  this  work". 


M.  A.  STEIN. 


A  JOURNEY  ÜF  ARCHifiOLOGICAL  EXPLORATION 
IN  CHINESE  TUBKESTAN. 

(Ein  Resome  des  Vortrages  ist  nicht  eingesandt  worden.) 


Im  Anschluss  an  den  Vortrag  des  Herrn  Stbin  ergreift 
Herr  Henri  Cordier  das  Wort  zu  folgender  Ausfuhrung:  Je 
parle  autant  en  mon  nom  qu'en  celui  de  mon  confrere,  M.  Emilb 
Sbnart,  qui  regrette  yivement  que  des  circonstances  indepen- 
dantes  de  sa  volonte  ne  lui  aient  pas  permis  ainsi  qu'il  le 
desirait  de  yenir  au  Congrte.  M.  le  Dr.  A.  Stbin  a  fait  ä  la 
fois  OBuyre  d'explorateur  et  d'arch6ologue,  en  mSme  temps  que 
la  d^couyerte  des  fauz  manuscrits  de  TAsie  Centrale  atteste  de 
Bon    profond   sens  critique.   Les   manuscrits  Eharoshti  qu'il  a 


86  Sektion  II  A. 

rapportes  en  nombre  considerable  renferment,  contrairement  k 
ce  quo  Ton  pouvait  supposer  par  le  sp^cimen  trouye  par  la 
MiBsion  Dutreuil  de  Bhins,  qui  contenait  une  portion  du  Dhamma- 
pada,  des  textes  administratife'  qui  jettent  un  jour  tout  nouyeau 
sur  rorganisation  gouTernementale  de  la  r6gion  de  Khotan.  II 
est  indispensable  que  les  recherches  du  Dr.  Stbin  soient  encou- 
ragees  et  qu'elles  ne  restent  pas  arr6t6es;  aussi  je  me  permets 
de  demander  qu'on  mette  aux  voix  Tadoption  du  TCßU  suiyant: 

„The  combined  Indian,  Central  Asian^  and  Far  Eastern 
Sections  of  the  XUI^^  International  Congress  of  Orientalists 
held  at  Hamburg,  beg  to  express  their  thanks  to  His  Excel- 
lency  the  Yiceroy  and  the  Government  of  India  for  the 
great  encouragement  they  have  extended  to  Oriental  leam- 
ing  and  research  by  granting  to  Dr.  M.  A.  Stbin  the  neces- 
sary  leisure  and  means  for  the  prosecution  of  his  recent 
explorations  in  Eastern  Turkestan.  They  desire  at  the  same 
time  to  express  their  appreciation  of  the  highly  important 
results  which  have  rewarded  the  labours  of  the  scholar 
selected  by  the  Goyemment  of  India  and  which  represent 
an  ample  retum  for  the  outlay  incurred,  owing  to  the 
practical  nature  of  the  Operations  conducted  by  him.  They 
would  also  venture  to  express  the  hope  that  facilities  will 
be  given  to  him  for  completing  the  publication  and  elabo- 
ration  of  the  results  obtained,  and  that  the  Government 
will  be  pleased  to  sanction  any  necessary  extension  for  this 
purpose  of  Dr.  Stbin's  present  deputation.  Finally,  they 
venture  to  express  the  hope  that,  when  circumstances  per- 
mit,  the  interests  of  archseological  research  will  be  allowed 
to  benefit  by  Dr.  Stbin's  special  experience  and  previous 
knowledge,  which  are  likely  to  facilitate  considerably  the 
further  explorations  which  it  is  desirable  should  be  entrusted 
to  him  in  the  interests  of  India." 

Herr  A.  A.  Hacdonell  bemerkt  hierauf:  „I  have  much 
pleasure  in  seconding  the  motion  proposed  by  Prof.  Corbisb, 
the  delegate  of  the  French  Governmenti  for  two  reasons.  In  the 
first  place,  I   feel  sure   that  the  Government  of  India  will  be 


Sektion  II A.  87 

gratified  if  the  encouragement  which  it  has  extended  to  Oriental 
research,  is  acknowledged  in  this  way  by  a  body  which  is 
representative  of  the  highest  Oriental  learning  in  Europe.  In 
the  second  place,  I  am  convinced  of  the  importance  to  seience 
of  utilizing  to  the  füll  the  Services  of  an  archseologist  such  as 
Dr.  Stsin  has  shown  himself  to  be.  For  he  combines  with  accu- 
rate  knowledge  and  ripe  experience  that  practical  ability  in 
conducting  arcbseological  Operations  without  which  learning 
and  enthasiasm  cannot  bear  füll  fruit." 

Die  sodann  in  gemeinsamer  Sitzung  der  Sektionen  IIA 
und  lY  gefasste  Besolation  ist  vom  Eongress  in  seiner  U. 
Plenarsitzung  in  der  folgenden,  erweiterten  Gestallt  genehmigt 
worden : 

„The  combined  Indian,  Central  Asian,  and  Far  Eastern 
Sections  of  the  XIIP^  International  Congress  of  Orientalists 
held  at  Hamburg  beg  to  express  their  thanks  to  His  Ex- 
cellency  the  Yiceroy  and  the  Government  of  India  for  the 
great  encouragement  they  have  extended  to  Oriental  learning 
and  research  by  granting  to  Dr.  M.  A.  Stbin  the  necessary 
leisure  and  means  for  the  prosecution  of  his  recent  explo- 
rations  in  Eastern  Turkestan.  The  thanks  of  the  XIII^^  Inter- 
national Congress  of  Orientalists  are  equally  to  be  conveyed 
to  Mr.  G.  Macartnbt,  C.  I.  E.,  the  political  Representa- 
tive of  the  Government  of  India  at  Eashgar,  and  to  the 
Mandarins  Pan-Darin  and  Ehan  Daloi,  of  the  Provincial 
Government  of  Chinese  Turkestan,  for  the  very  effective 
help  they  had  giveu  to  Dr.  Stein  in  the  course  of  his 
archseological  and  geographical  explorations  about  Ehotan, 
as  well  as  to  Mr.  Pbtroysrt,  the  Imperial  Consul-General 
of  Bussia  at  Eashgar,  for  the  valuable  assistance  rendered 
by  him  towards  the  safe  transport  of  Dr.  Stbin's  coUection 
of  antiquities  from  Turkestan  to  Europe.  They  desire  at 
the  same  time  to  express  their  appreciation  of  the  highly 
important  results  which  haye  rewarded  the  labours  of  the 
Scholar  selected  by  the  Government  of  India ....  [von  hier 
ab  bis  zum  Schlüsse  in  der  oben  mitgeteilten  Fassung^^ 


88  •  Sektion  IIA. 


A.  FOUCHER. 


NOTE  SUR  LES  TRAVAÜX  DE  L'ECOLB  FRANgAlSE 
D'EXTREME-ORIENT  (1899—1902.) 

(Resame   einea   in  gemeinsamer  Sitzung   der    Sektionen   II A   und  IV  nnter  Ueber 
reichang  der  sämtlichen  Publikationen  des  genannten  Instituts  gehaltenen  Vortrags.) 


Le  4  Octobre  1899,  ä  la  seance  d'inaugxiration  du  Xlh  Con- 
gres  international  des  Orientalistes,  tenu  ä  Borne,  M.  E.  Sbnart 
annongait  la  fondation  en  Indo-Chine  d'une  mission  arch6olo- 
gique  permanentei  creee  par  le  Gouverneur  general  et  placke 
par  lui  S0U8  le  contröle  de  TAcad^mie  des  Inscriptions  et  Beiles- 
lettreR.  Le  reglement  prepare  par  MM.  Barth,  Brbal  et  Sbnart 
d'accord  avec  M.  P.  Doümbr,  approav6  par  TAcad^mie  dans  sa 
seance  du  9  decembre  1898,  6dicte  par  Tarrftt^  du  15  d^cembre 
1898,  ratifie  par  le  decret  du  26  fövrier  1^01,  prevoyait  Torga- 
nisation  systematique  d'un  atelier  scientifique  dirig6  par  un 
specialiste,  pourvu  de  tout  Toutillage  necessaire  (bibliothique, 
inus6e,  publications),  Charge  d  la  fois  de  former  des  apprentis 
savants  (fran9ai8  ou  non)  envoyes  d'  Europe  et  d'initier  aux 
bonnes  methodes  les  travailleurs  recrutes  sur  place,  ayant  enfiu 
pour  objet  Texploration  archeologique  et  philologique  de  Tlndo- 
Chine  et,  d'une  fagou  g6n6rale,  Tetude  6rudite  des  civilisations 
indienne  et  chinoise.  G'est  ce  programme  qu'au  cours  des  trois 
demiöres  ann6es  l'Ecole  fran9aise  d'Extr^me-Orient  —  selon  le  nom 
qui  lui  a  ete  donne  ä  Texemple  de  ses  atnees  d' Äthanes,  de 
Borne  et  du  Caire,  —  s'est  efforcöe  de  reaüser  sous  la  direction 
de  M.  L.  FiNOT. 

Au  mois  de  janvier  1902,  la  Biblioth^que  comptait  plus  de 
23.000  fascicules  cbinois,  environ  3000  autres  imprim6s,  euro- 
peens,  indiens,  mongols,  siamois  ou  tib6tains,  et  un  millier  de 
manuscrits  cambodgiens,  chams,  chinois,  laotiens,  Mos,  tibetains 
ou  thais.  Les  coUections  du  Musee  contenaient,  ä  la  m^me  date, 
31   inscriptions  et   82  sculptures   d'origine  khmere  ou  chame, 


Sektion  II A.  89 

247  peintures  et  albums  cliinois,  785  bronzes,  bois  Bculpt6s, 
laques,  jades,  porcelaiiies,  etc.,  eaviron  2000  monnaies  et  me- 
dailles,  et  prös  de  500  objets  ou  groupes  d'objets  relatifs  ä 
Tethaographie  de  rExtrSme-Orient.  Les  publications  dejä  parues 
comprenneat  qaatre  volumes  in-8*^  {Numismatique  annamüe,  par 
le  capitaine  Laoroix;  Nouvelles  recherches  sur  les  CAams,  par  M. 
A.  Cabaton;  Phonetique  Ännamiie,  par  le  B.  P.  Cabierb;  EU- 
menia  de  sanscrit  classique,  par  M.  V.  Hbnrt)  et  uq  volame  in-folio 
{ÄÜM  archeologique  de  l'IndO'CAine,  par  le  commandant  L.  db 
Lajonquibrb)  ;  en  outre  un  Bulletin  trimestriel  parait  k  Hanoi 
depnis  le  commencement  de  1901. 

G'est  Burtout  par  rinterm6diaire  de  ce  Bulletin  que  TEcole 
s'acquitte  de  la  täche  edacatrice,  sinon  enseignantei  qui  lui  a 
encore  ete  assignee  par  ses  fondateurs  et  qu'avaient  dejä  6bau- 
chee,  dös  1900,  les  Instructions  pour  les  coUabarateurs  de  VEcole 
frangaise  d^ Extreme- Orient.  Par  les  recherches  qu'elle  suscite, 
dinge  et  imprime  dans  son  Journal  periodique,  comme  par  les 
informations  qne  fournit  la  bibliographie  critique  considerable 
jointe  i  ces  articles  de  fond,  eile  est  devenue  pour  les  travailleurs 
locaux^  fonctionnaires  ou  Colons,  missionnaires  ou  officiers,  un 
centre  de  ralliement  et  comme  leur  tutrice  scientifique.  L'eve- 
nement  a  prouy6  qu'elle  repondait  &  un  yeritable  besoin  public 
en  jouant  ainsi  en  Indo-Chine  le  röle  que  les  Societes  asiatiques 
du  Bengale  et  de  Batavia  avaient  depuis  longtemps  assume  dans 
les  Indes  britanniques  et  neerlandaises.  D'autre  part  des  membres 
de  l'Ecole  ont  ete  envoyes  en  mission  d'etudes  ä  Java^  en  Chine, 
au  Japon  et  dans  linde.  C'est  gräce  aux  courtoises  relations  ainsi 
etabUes  ayec  tous  les  savants  de  TExtr^me-Ürient  que  TinitiatiTe 
a  pu  6tre  prise  de  les  convoquer  i  un  Congres  international 
d'Orientalistes  qui  doit  se  tenir  ä  Hanoi  en  decembre  1902. 
'  Enfin  la  Situation  de  l'Ecole  dans  une  colonie  fran9aise  lui  a 
donne  le  droit  et  impose  le  devoir  de  temoigner  aux  antiquites 
du  pays  plus  qu'un  platonique  interSt.  Non  contente  de  les 
inventorier,  eile  veille  encore  ä  leur  conservation.  Un  Inventaire 
sommaire  des  monuments  Ohwms  de  V Annam  a  ete  publie  et  un 
Inventaire  descriptif  des  mömes  est  en  preparation ;  un  Inventaire 
des  monuments  arckeologiques  du  Cambodge  est  sous  presse:  en 
möme  temps,   sur  la  proposition  du   Directeur^  des  listes  ont 


90  Sektion  II  A. 

et6  dreBsees  et  des  arretes  pris  poar  le  classement  et  la  sauve- 
garde  des  „moaumeats  historiques"  de  rindo-Ghine. 

Teile  est  en  resam6  l'oBuvre  accomplie,  dans  l'interyalle  des 
deux  Congres,  par  TEcole  fran9aii9e  d'Extr^me-Orient,  sous  son 
triple  aspect  et  dans  sa  triple  fonction  de  service  administratif, 
de  rouage  social  et  d'etabUssement  scientifique. 

Couform^ment  k  la  motion  des  Sections  susdites  le  OoDgr^i 
dans  sa  II«»  s6ance  plenidre,  a  adopte,  relatiyement  ä  TEcole 
fran^aise  d'ExtrSme  Orient,  la  r^solation  suivante: 

„Le  Xllle  Congrös  international  des  orientalistes  se  permet 
d'exprimer  au  Goavernement  de  llndo-Chine  ses  respec- 
tueux  remerciments  pour  le  service  qa'il  a  rendu  anx  etudes 
orientales  par  la  fondation  de  TEcole  d'Extr^me-Orient. 
Le  Congres  a  Thonneur  de  feliciter  tres-vivement  le  Gou- 
vernement pour  les  importants  rSsultats  dejä  obtenus  par 
cette  institution". 


SEKTION  IIB. 


IRAN. 


F.  C.  ANDREAS. 


ÜEBER  EINIGE  FRAGEN  DER  ÄLTESTEN  PERSISCHEN 

GESCHICHTE  «)• 

(Mit  Vorlegung  von  Photographien  durch  Herrn  Dr.  Sarre). 

Aaszag.) 


JJer  erste  Teil  des  Vortrags  behandelt  die  Frage  nach  der 
Nationalität  des  Eyros  und  sein  Verhältnis  zum  Oeschlecht  der 
Achämeniden.  Die  Lösung  dieses  Problems  ist  in  der  Tatsache 
zu  suchen,  dass  der  Name  des  Begründers  des  persischen  Reiches 
im  Persischen  Kurulf  lautete,  also  ein  »-Stamm  war,  während 
er  in  der  Sprache  der  zweite^i  Eeilschrifbgattung  sowie  im  Ba- 
bylonischen ein  a  in  der  letzten  Silbe  zeigt,  somit  die  Form 
Kurai  hatte.  Von  diesen  beiden  Formen  muss  die  eine  die 
ursprüngliche  gewesen  sein,  d.  h.  die  des  Volkes,  dem  Eyros 
angehörte,  die  andre  die  recipirte  und  bei  der  Becipirung  um- 
gebildete. Das  Kyros-Problem  ist  gelöst  mit  der  Entscheidung 
darüber,  welche  yon  den  beiden  Namensformen  das  Prius,  welche 
das  Posterius  war.  Da  sich  nun  das  u  der  persischen  «-Stämme 
bei  der  Herübername  sowohl  in  die  Sprache  der  zweiten  Eeil- 
schriftgattung  als  in  das  Babylonische  niemals  in  a  yerwandelt, 
der  Eönigsname  mit  einem  solchen  Lautwandel  also  TöUig  allein 
stehn  würde,  so  kann  die  Form  KuruX  niehi  das  Prius  gewesen 
sein.  Sie  ist  vielmehr  das  Posterius  und  von  den  Persem  bei 
der  Herübername  in  ihre  Sprache  zu  einem  »-Stamm  gemacht 
worden,  um  den  Wegfall  des  charakteristischen  schliessenden  JTzu 
verhüten,  der  bei  einem  o-Stamm  eingetreten  wäre.  Kyros  ist 
also   kein    Perser  gewesen,    und    da   Babylon  als   seine  Heimat 


1)  Dor  Vortrag  wird  t     Uiändig  in  einem  der  nächsten  Hefte  der  „Beitrage  zur 
alten  Oeschichte",  herausgegeben  ?on  C.  F.  Lehmann,  erscheinen. 


94  Sektion  II  B. 

nicht  in  Frage  kommt,  so  iann  er  nur  dem  Volke  der  zweiten 
Keihchriftgattung  angehört  haben,  das  die  Perser  Xuvdia  (Chuzist&n, 
griech  Oö^tot)  nennen,  selbst  bezeichnet  es  sich  mit  einem  ein- 
heimischer Namen,  der  Apirti  geschrieben  wird.  Dies  ist  das 
Volk  des  Kyros,  das  Volk  Ton  Anian. 

Jetzt  erklärt  sich  auch,  die  Verwendung  der  drei  Sprachen  in 
den  Inschriften  der  Achämeniden;  sie  entsprechen  den  drei  Dy- 
nastien, die  einander  in  der  Herrschaft  abgelöst  haben:  das 
Persische  den  Achämeniden,  die  Sprache  der  zweiten  Eeilschrift- 
gattang  der  Kyros-Dynastie  Ton  AnSan,  an  deren  Stelle  das 
Geschlecht  der  Achämeniden  trat,  das  Babylonische  endlich  der 
Dynastie  yon  Babylon,  der  Vorgängerin  der  Eyros-Dynastie.  In 
der  ältesten  Völkerliste  des  Darins,  am  Anfang  der  Inschrift 
von  Bisutün,  stehn  daher  die  den  drei  Sprachen  entsprechenden 
Völker  an  erster  Stelle:  Pärsa,  XuvaKa,  WätoiruK,  Und  der  Gking 
der  Ereignisse  nach  der  Ermordung  des  Magiers  Faumäta  ist 
nur  die  logische  Folge  dieser  Verhältnisse.  Nach  dem  yölligen 
Erlöschen  der  Familie  des  Kyros  nimmt  zunächst  sein  eignes 
Volk,  die  Xuyaäiya,  dann  Babylon,  die  frühere  Weltbeherrscherin, 
die  Herrschaft  für  sich  in  Anspruch,  d.  h.  yom  Standpunkte  des 
Persers  Darius  empören  sie  sich.  Der  Achämenide  Darius  be- 
gründet den  Anspruch  seines  Geschlechtes,  und  damit  der  Parsa, 
auf  die  Herrschaft  damit,  dass  Kambyses  diesem  Geschlechte 
angehörte,  —  den  Kyros  als  Herrscher  ignorirt  er  fast.  In  der 
Tat  ist  Kambyses  yon  mütterlicher  Seite  ein  Achämenide,  er  ist 
der  Sohn  der  Kassandane,  der  Tochter  des  Phamaspes,  eines 
achämenidischen  Mannes.  Die  Angaben  des  Darius  über  das 
Geschlecht  der  Achämeniden,  die  äüäta  (so  ist  zu  lesen  statt 
dmä^ä) '  „Edelinge"  sind,  und  unter  diesen  wieder  die  Xfäya^iyä, 
„Fürsten,  Könige"  der  Parsa,  setzen  folgenden  Stammbaum  yoraus : 

Achämenes 
T..'      (Cup«) 


Kyros  I 

Ariaramnes 

Kambyses  I 

Arsames 

Kyros  U 

Hystaspes 

Kambyses  II 

Darius 

Sektion  n  B.  95 

Dies  sind  9  XXäyadiyä  „Fürsten  od.  Könige"  in  2  Linien 
{luvilätaranam);  Achämenes  (pers.  HaxämaniX),  als  StammTater 
des  Geschlechts,  ist  nur  znr  Erklärung  des  Geschlechtsnamens 
der  Achämeniden  (pers.  HaxämaniXiyä)  genannt.  Dieser  Stamm- 
baum liegt  auch  dem  Ton  Herodot  (YII,  11)  gegebenen  zu 
Grunde,  in  dem  nur  Eyros  I  und  Eambyses  I  ausgefallen  sind 
und  Telspes  irrtümlich  zweimal,  an  das  Ende  einer  jeden  Linie, 
gesetzt  ist.  Ungeschichtlich  ist  hier  nur  die  yon  Darius  oder 
seinen  Genealogen  nach  oben  hin  vorgenommene  Verbindung  der 
beiden  Eönigsgeschlechter  in  der  Person  des  Teispes;  sie  sollte 
die  nach  unten  in  der  Person  des  Kambyses  tatsachlich  Torhandene 
erganzen  und  den  Bing  schliessen. 

Eine  unbefangene  Prüftmg  der  yon  Herodot  im  ersten  Buche 
gegebenen  Kyros-Geschichte  zeigt,  dass  diese  Oberlieferung  ihn 
nieil  als  Achämeniden  kennt.  Der  Bericht  über  die  yerschiedenen 
Stämme  der  Perser  in  Kap.  125,  wo  auch  die  (pp^rpi^  der 
Achämeniden  erwähnt  wird,  ist  deutlich  ein  anderswoher  ent- 
nommenes erklärendes  Einschiebsel,  das  sich  ohne  weiteres 
herauslösen  lässt. 

Das  Volk,  dem  Kyros  angehörte,  war,  wie  sich  zeigen  lässt, 
den  Griechen  bekannt.  Sein  Name  wird  Apirti  geschrieben,  aber 
Awarii  gesprochen,  genau  so  wie  in  den  Inschriften  der  zweiten 
Keilschriftgattüng  der  Name  des  Bruders  des  Eambyses  Pirtit/a 
geschrieben,  aber  Wariiya  gesprochen  wurde.  Dies  geben  die 
Griechen  durch  Mipioq  (Aeschyl.  Pers.),  MipiUg  (Schol.  zu 
Aesch.)  und,  mit  Anähnlichung  an  einen  griechischen  Namen, 
Zfiiph^  wieder.  Dann  musste  aber  auch  der  Yolksname  Apirti- 
Awarii  "KiAOLpiot  lauten.  Neben  "Aßxpioi  wird  es  aber  eine 
Nebenform  Mipiot  gegeben  haben,  die  sich  zu  jener  yerhielt 
wie  Madai  zu  Amadai  oder  l^otyiprtot  zu  Asagartiya,  Diese 
Mipiot  kennt  aber  Herodot  (I,  125)  unter  den  Stämmen  {yhta) 
der  Perser,  d.  h.  unter  den  die  Persis  bewohnenden  Stämmen, 
und  Arrian  (Indika  40)  bezeichnet  sie  als  die  Grenznachbam 
der  Perser.  Nach  dem  bei  Nikolaus  yON  Damaskus  erhaltenen 
Berichte   des  Etesias   war   Kyros  aus  dem  Stamme  der   Marder 

Schliesslich  wird  gezeigt,  dass  es  einen  Stamm  (yivog)  der 
Pasargaden   nicht  gegeben  hat,  dass  er  sein  Dasein  nur  einem 


96  Sektion  II B. 

Misyerständnis  Herodots  oder  dessen  Oewährsmannes  verdankt. 
Denn  die  Angaben  des  Darius  über  seine  Abstammung  in  der 
Grabinschrift  Ton  NaqS-i-Kustäm  halten  sich  auf  das  genaueste 
an  die  Iranische  Stammyerfassung  und  nennen  1)  die  Familie: 
„Sohn  des  Yiitäspa",  2)  das  Geschlecht  „Ha;^ämani&iya",  3)  den 
Stamm  „Pärsa",  4)  das  Volk  „Ariya". 

Die  Pasargaden  Herodots  sind  also  in  Wirklichkeit  die  Pärm, 
d.  h.  der  Stamm  der  Perser,  und  der  Name  der  Stadt  Pasargadä 
ist  falschlich  für  den  Stammnamen  gehalten  worden.  Die  yon 
Herodot  yorgefundne  ionische  Form  Uipffxi  (für  Uiipvat)  ver- 
wendet er  für  alle  in  der  Persis,  d.  h.  im  südwestlichen  IrSn, 
wohnenden  Stämme  oAne  RUcknchi  auf  ihre  Abstammung;  sie  ist 
nicht  in  streng  ethnischem  Sinne  zu  fassen. 

Der  zweite  Teil  des  Vortrags  erläutert  die  Völkerliste  des 
Darius  in  seiner  Grabinschrifl  in  Naqs-i-Bustäm  unter  fortlau- 
fender Heranziehung  der  bildlichen  Darstellungen.  Da  die  Figu- 
ren auf  dem  Grabe  des  Darius  durch  die  Verwitterung  des 
Felsens  sehr  gelitten  haben  und  zum  Teil  ganz  unkenntlich 
geworden  sind,  so  müssen  an  ihre  Stelle  die  des  vierten  Grabes 
yon  Naqs-i-Rustäm,  das  vielleicht  das  des  Xerxes  ist,  treten. 
Es  ist,  ebenso  wie  die  beiden  andern  dort  befindlichen  Achä- 
menidengräber,  eine  genaue  Copie  des  Dariusgrabes,  ist  von 
allen  das  am  besten  erhaltene  und  liegt  jetzt  in  einer  pracht- 
vollen, für  alle  wissenschaftlichen  Zwecke  brauchbaren  Photo- 
graphie des  Herrn  Dr.  F.  Sarrb  vor. 

Mit  Hilfe  dieser  Photographie  lassen  sich  die  figürlichen 
Darstellungen  der  einzelnen  Völker  far  die  Bestimmung  der  in 
der  Inschrift  aufgezählten  Namen  in  so  erfolgreicher  Weise  ver- 
wenden, dass  die  Erklärung  der  Liste  nunmehr  als  völlig  ge- 
sichert gelten  darf.  Zugleich  hat  sich  die  grosse  Zuverlässigkeit 
der  Völkerbeschreibungen  des  Herodot  herausgestellt. 

In  der  Grabinschrift  des  Darius  werden  30  Völker  aufgezählt, 
die  in  folgende  Gruppen  zerfallen: 

1)  Die  Völker  zwischen  der  die  mesopotamische  Ebene  be- 
grenzenden Gebirgserhebung  einerseits  und  den  Pamirketten 
und  dem  Indus  anderseits:  1)  Meder,  2)  Chuzier,  3)  Parther, 
4)  Areier,  5)  Baktrier,  6)  Sogder,  7)  Chorasmier,  8)  Zarangen, 
9)   Arachosier,    10)   Sattagyden,    11)   Gandarer,  12)  Inder,  13) 


Soktion  II B.  97 

Saken,  14)  Haumayarken  ('Afitipyioi  des  Herodot,  bisher  fölsch- 
lieh  als  Beiwort  zu  Saken  ge&sst),  15)  spitzhütige  Baken; 

2)  Die  Völker  des  südwestlichen  Asiens:  16)  Babylonier, 
17)  Assyrer,  18)  Araber,  19)  Ägypter; 

3)  Die  Völker  des  nördlichen  West-Asiens:  20)  Armenier, 
21)  Kappadokier,  22)  Lyder,  23)  Kleinasiatische  Griechen; 

4)  Die  Völker  Europas :  24)  pontische  Skythen  oder  Skoloten, 
25)  Thraker,  26)  die  den  PeUuos  tragenden  Griechen  (pers. 
Yaunä  Takawai^),  d.  h.  die  Makedonen  (Tielleicht  schloss  jene 
Bezeichnung  die  europäischen  Griechen  mit  ein). 

5)  Die  Völker  Afrikas ;  A  im  Süden :  27)  Putier,  d.  h.  die 
biblischen  i%{,  Puni  der  Ä.gypter,  die  Aethiopen  Herodots^  28) 
Euä,  d.  h.  die  Negerstämme ;  B  im  Westen :  29)  Maxyer  und 
30)  Karthago,  deren  beide  Figuren  links  und  rechts  ausserhalb 
des  Throngerüstes  stehn. 

Der  herrschende  Stamm  der  Perser  ist  natürlich  nicht  unter 
den  den  Thron  des  Darius  tragenden  Figuren  der  unterworfenen 
Völker  zu  suchen,  er  ist  durch  die  Figur  des  Königs  selbst 
sowie  durch  die  sechs  Seitenfiguren  repräsentirt,  die  uns  die 
Häupter  der  sechs  neben  dem  Königsgeschlechte  der  Achäme- 
niden  stehenden  Geschlechter  des  Stammes  Pärsa  zeigen.  Über 
einer  jeden  dieser  Figuren  muss  ursprünglich  eine  Inschrift 
gestanden  haben,  die  den  Namen  xmd  die  Würde  des  Darge- 
stellten enthielt;  nur  zwei  davon  sind  bisher  bekannt,  die  übri- 
gen yielleicht  zerstört.  Durch  jene  wissen  wir,  dass  die  oberste 
Figur  links  Gobryas,  der  Lanzeniräger  des  Darius,  ist  und  die 
darunterstehende,  die  Schild  und  Streitaxt  trägt,  der  Schildträger 
(pers.  vureatoara)  Aspathines  ist.  Aus  dem  Bericht  eines  byzan- 
tinischen Historikers  (Pbtrüb  Patriciüs  fragm.  14)  ersehen  wir, 
dass  bei  den  Persem  der  Schildträger  CA^^xpßxv,  d.i.  pers. 
asparwM,  das  er  falschlich  für  einen  Eigennamen  halt),  des 
Königs  zugleich  der  Hauptmann  der  Leibwache  (vTctpx^^ 
vpaurmplmv)  war. 

Herr  C.  F.  Lehmann  (in  der  Diskussion  nach  Herrn 
Eduard  Meyer  das  Wort  ergreifend)  beglückwünscht  zunächst 
den  Vortragenden  zu  seinen  Ermittelungen  über  die  Darstellun- 
gen der  Völkertypen  und  bemerkt  sodann,  dass  er  unmöglich 

7 


'^.  Wi-.  V  1 


jR»nuii*n.    ir«.;^    In.  '-^^ar^nüsiiu  za   EarrL  ZüCxia   Xzro.  JuLJ: 

t.vij'   t>:   tdansu  Tvi  H*m  JLRi!2Zdb>  fH»:(r?a«i  Stilia«  iiäiHt- 
*Ä»  ,au  tun:  v;.v.jjr-  Zt  ercinr:  «u'.i  .*.'.f»«  ctr  •i««.!?^  LlttI 

tu»:     T-,»»    SS^^\Ar     VeWlTA     Ix     teil     b^JlJ'Üz^m   S&t    £^:^    <>«Kictrfj£f 

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fc^  Hß^'A:A  TU  1 ;  jut  c>:r.t  ^.wa  »  *.:drAff<^  i»m  EerArA 

T*i*.p^,  *r>.^  K^f&'vr«!9i  ar,d  eis«  Kyr»  —  -dSe  gro6««o  Herr- 
i5/:fi^  4^  »'jt'*',ly:h^fo   Linie  &i>j^  mit  d*ti  dijert«i  Torfihiwi 

Hy>,«**p*«  m^  rAffßati  und  6e«rrLl«irrb*-th«rT  geweeeo  «ein, 
»,W  1^ UiiaJC ifi«$  \xn  AI-.f/^mi.vrri*fn  SiriS^s  war  er  nithx:  Ai*JAiunei  TL 
ffinhi  al)^  «j^>»^  V^/rfabreo  disro  Kfjai^Ki*jtl,  dem  Hvstaffpee 
a W  n  j  '^  h  t, 

Würnn  man  riun  n'^^h  bedenkt,  da^  aU  Darios*  Yor&hren, 
iTMi  er  «ie  <fi^;h  ron^Ml'M,  norn^^lich  solche  in  Betracht  kommen 
konutttif  ron  denen  er  erwei^^iicb  ni^;bu  gewnsst  haben  kann 
^alv;  j<?ne  3  bei  Her,  VII  1 1  £in^ev:;hobenen;,  so  ist  Darins' 
Kftf(H\Mi:  in  zwei  Linien  Kind  wir  nenn  Könige,  rollkommen 
eindeuMg,  ''Vgl,  zua^er /inlrä^e  a«a.  0:  Kb^^mab,  Böhm.  Sitznngs- 

liie  netin  Mind:  1;  Arh&menen;  2)  Teii^pes;  d)  und  4)  Ana- 
ftuin   und   AriaramneM,   aU  perMJicbe,   5)  nnd   6)  Kyros  I  und 


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lisuK  Sss^csur  jie.raL-UiU%«    ^?r  iiiw  ^-v^iv  If^no**    u.'^^inijr 


jftäiriiia.   Samt  ^wmjan»   iut  ^jfr'Ts.uv»vi*.it^i^    >:tii.t   *^    «  *♦ 


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sladiam  dieser  Sciiritt  su  Gründe*  d*?  »^hr^ed  dor  NhvWu 
CEfsten  Jahrhundert«»  der  ;$;ft^;uudi;>chc>a  llerrjiv'h;*^  iu  Vit^Vn^uoK 
wir.  Zu  j«aer  Zeit  wvt^n  noch  alle  *^-<  /leicheu  v^^^^  ^ 
und  p  stnd  Ton  mir  aachg«wiec>iMi  worvleiO  dtVjL  art^u^i^\5cluH^ 
Alphabetes  Torhinden. 

Neben   den   inschrittliohett    Fonueu   der    Bxiohx-k^^iUnx    h>^l    im 
djunalfi  gewiss  auch  ;k''hon  eiiuolne  mehr  kun^ive  Kv^riueu  inU^r 


98  Sektion  II  B. 

glauben  könne,  dass  Eyros  kein  Arier  gewesen  sei,  noch  auch, 
dass  Danas  in  seiner  Genealogie  absichtlich  falsche  Angaben 
gemacht  habe.  Im  Gegensatz  zu  Herrn  Eduabd  Mbtbr  hält 
Bedner  zwar  den  Nachweis  für  gelungen,  dass  Eurafi  die  Grund- 
form des  Namens  und  dieser  anzanisch  und  unariscb  sei, 
aber  die  daraus  von  Herrn  Ajtdrsab  gezogenen  SchlÜBse  schei- 
nen ihm  nicht  bündig.  Es  erklärt  sich  Alles  zur  Genüge,  durch 
die  vom  Bedner  bereits  in  den  Beiträgen  zur  alten  Oesehichte 
n.  2  S.  341  Anm.  1  begründete  Annahme,  dass  der  über  AnSan 
herrschende  Zweig  der  Achämeniden  sich  minder  rein  arisch 
erhalten  hat,  als  der  persische.  Hatte  Eambuj'iya  I,  der  Vater 
Ton  Eyros  I,  eine  Gemahlin  aus  anSanischem  Fürstengeschlecht, 
so  ist  sehr  wohl  denkbar,  dass  auf  deren  Wunsch  ihrem  Sohn 
ein  anSanischer  Name  gegeben  wurde.  Zwischen  der  anSanischen 
und  der  persischen  Linie  bestand  wahrscheinlich  eine  gewisse 
Rivalität.  Die  letztere  beanspruchte  naturgemäss,  die  alleinigen 
und  reinen  Achämeniden  zu  repräsentieren.  Daher  fahrt  auch 
Eyros  seine  Genealogie  nicht  bis  auf  Achämenes  zurück.  Die  Stelle 
bei  Herodot  YH  11  ist  nicht  etwa  so  aufisu&ssen,  dass  Herodot 
hier  zwei  Linien  anführen  woUe  und  mehrere  Mitglieder  auslasse; 
es  wird  dort  vielmehr  die  Genealogie  des  Xerxes  gegeben,  aber 
in  einer  Form,  die  es  ermöglicht  —  durch  Einschub  eines 
Teispes,  eines  Eambyses  und  eines  Eyros  —  ^ie  grossen  Herr- 
scher der  anSanischen  Linie  näher  mit  den  directen  Vorfahren 
der  Hystaspiden  zu  verknüpfen. 

Hystaspes  mag  vit'pati  und  Geschlechtsherr  gewesen  sein, 
aber  VSaya£iya  im  Altpersischen  Sinne  war  er  nicht:  Artaxerxes  II. 
giebt  allen  seinen  Vorfahren  den  Eönigstitel,  dem  Hystaspes 
aber  nicht. 

Wenn  man  nun  noch  bedenkt,  dass  als  Darius'  Vorfahren, 
wie  er  sie  sich  vorstellte,  unmöglich  solche  in  Betracht  kommen 
können,  von  denen  er  erweislich  nichts  gewusst  haben  kann 
(also  jene  3  bei  Her.  VU  11  Eingeschobenen),  so  ist  Darius' 
Angabe:  in  zwei  Linien  sind  wir  neun  Eönige,  vollkommen 
eindeutig.  (Vgl.  ausser  ^^>d^ß  a.  a.  0:  ErSmar,  Böhm.  Sitzungs- 
ber.  1902  N**  4). 

Die  neun  sind:  1)  Achämenes;  2)  Teispes;  3)  und  4)  Arsa- 
mes   und   Ariaramnes,   als  persische,    5)  und   6)  Eyros  I  und 


Sektion  II  B.  99 

Eambyses  I  als  ansanische  Unterkönige  unter  medischer  Ober- 
herrschaft; 7)  Kyros  II  der  Grosse;  8)  Kambyses  II ;  9)  Darius. 
Ob  Darios  den  Achämenes  mit  Becht  oder  mit  Unrecht  als 
wirklichen  Herrscher  betrachtet,  ist  eine  zweite  Frage.  Bedner 
glaubt:  mit  Becht.  Der  herrschenden  Ansicht,  Achämenes  sei 
lediglich  Heros  eponymos  des  Herrscherhauses,  kann  er,  wie 
bereits  a.  a.  0.  betont,  nicht  beipflichten.  Auch  wenn  Achämenes, 
was  chronologisch  sehr  wohl  möglich,  der  thatsächliche  Begrün- 
der der  Eönigsherrschaft  bei  den  Persern  wäre,  würde  sich  eine 
an  seine  Person  anknüpfende  Legendenbildung  durchaus  begrei- 
fen, imd  es  ist  nicht  abzusehen,  warum  man  dem  ersten  Träger 
des  noch  mehrfach  in  der  Familie  historisch  belegten  Namens 
die  Existenzberechtigung  absprechen  sollte. 


F.  C.  ANDREAS. 


DIE  ENTSTEHUNG  DES  AWESTA-Ä.LPHABETES  UND  SEIN 

URSPRÜNGLICHBÄ  LAÜTWERT. 

(AuBzag.) 


Uas  Alphabet,  worin  das  Awesta  geschrieben  ist,  geht,  wie 
jetzt  wohl  allgemein  zugestanden  wird,  auf  ein  älteres,  einfa- 
cheres Alphabet  zurück,  auf  diejenige  Form  des  iranisch-aramäi- 
schen oder  Pählävl-Alphabets,  die  sich  in  der  Provinz  Pars 
herausgebildet  hatte.  Und  zwar  liegt  ihm  dasjenige  Entwicklungs- 
stadium dieser  Schrift  zu  Grunde,  das  während  der  beiden 
ersten  Jahrhunderte  der  säsänidischen  Herrschaft  in  Gebrauch 
war.  Zu  jener  Zeit  waren  noch  alle  22  Zeichen  (auch  td 
und  p  sind  von  mir  nachgewiesen  worden)  des  aramäischen 
Alphabetes  yorhanden. 

Neben  den  inschrifUichen  Formen  der  Buchstaben  hat  es 
damals  gewiss  auch  schon  einzelne  mehr  kursive  Formen  oder 


100  Sektion  II  B. 

YarietäteD  gegeben,  sowie  Ligaturen  zur  Bezeichnung  be- 
stimmter sehr  häufig  wiederkehrender  Lautverbindungen. 

Aus  diesen  Thatsachen  ergiebt  sich  nun  einesteils,  dass  das 
Awesta  ursprünglich  in  jenem  einfachem  Pählävi- 
Alphabet  von  Pars  geschrieben  war  und  unter  den 
Sasaniden  in  das  daraus  gebildete  complicirtere 
A  westa-Alphabet  umgeschrieben  worden  ist;  ander- 
teils,  dass  das  Mehr  an  Buchstaben,  das  das  jüngere  Alphabet 
gegenüber  dem  altem  aufweist,  daraus  zu  erklären  ist,  dass 
mehrere  jüngere  Buchstaben  auf  ein  und  denselben 
altern  Buchstaben  zurückgehn,  sowie  dass  zur  Be- 
zeichnung gewisser  Laute  mehrere  ältere  Buch- 
staben  zu  einem  Zeichen  verbunden   worden  sind. 

Damit  ist  gegeben,  dass  eines  der  Hauptprobleme  nicht  nur 
der  Awesta-Philologie,  sondern  der  gesammten  Iranischen,  ja 
vielleicht  sogar  indogermanischen  Sprachgeschichte  dieses  ist: 
Festzustellen,  wie  der  mit  Pählävl-Buchstaben 
geschriebene  Awesta-Text  aussah,  aus  dem  unser 
jetziger  Text  umgeschrieben  worden  ist.  Dann  wer- 
den wir '  beurteilen  können,  wie  die  mazdayasnischen  Priester 
der  Sasänidenzeit  den  ihnen  vorliegenden  altern  Text  trans- 
skribirt  haben,  und  ob  sich  ihre  Transskription  überall  mit  der 
Sprachgeschichte  und  Etymologie  in  Übereinstimmung  befindet. 
Um  zu  jenem  altern  Text  vorzudringen,  müssen  wir  uns  bei 
jedem  Buchstaben  eines  Wortes  fragen,  welcher  Buchstabe  des 
altern  Alphabets  an  seiner  Stelle  gestanden  hat,  oder  ob,  wie 
dies  bei  den  Vokalen  der  Fall  sein  kann,  nichts  ihm  entspre- 
chendes vorhanden  gewesen  ist,  mit  andern  Worten,  wir  müssen 
nachweisen,  aus  welchem  altern  Buchstaben  ein  jeder 
Buchstabe  des  Awesta-Alphabetes  entstanden  ist, 
und  welche  Vokale  in  der  altern  Schrift  durch 
matres  lectionis  bezeichnet  waren,  welche  nicht. 
Mit  dieser  paläographischen  Untersuchung  müssen  lautgeschicht- 
liche Untersuchungen  Hand  in  Hand  gehn,  um  den  Lautwert 
mancher  Zeichen  genauer  zu  bestimmen.  Das  Besultat  ist  völlig 
überraschend,  denn  es  zeigt,  1)  dass  die  traditionelle  Le- 
sung des  Awesta-Alphabetes  in  vielen  Punkten 
falsch   ist,   2)  dass   die    Transskriptoren    der  Säsäni- 


Sektion  IIB.  101 

denzeit  zahlreiche  Fehler  begangen  haben.  In  die- 
sem Bericht  kann  nur  in  grösster  Kürze  die  Entstehong  der 
einzelnen  Zeichen  des  Awesta-Alphabetes  gegeben  werden.  Hierbei 
halte  ich  mich  der  Bequemlichkeit  halber  an  die  in  den  Händen 
aller  Fachgenossen  befindliche  Übersicht  Bartholomaes  im  Grund- 
riss  der  iranischen  Philologie  I,  152  ff.  u.  161,  dessen  Num- 
mern ich  stets  beifuge;  die  Buchstaben  des  Pählävl- Alphabetes 
sind  durch  die  entsprechenden  hebräischen  Buchstaben  wieder- 
gegeben. 

A.  Die  Yokalzeichen. 

■ 

1.  -<*  =  i^.  Im  altem  Text  wurde  der  durch  -«  bezeichnete 
Laut  nur  ganz  ausnahmsweise  durch  ein  {^  bezeichnet  und  ist 
dann  irrtümlich  durch  die  Länge  -»  wiedergegeben  worden.  ^  im 
Anlaut  geht  nicht  auf  eine  mater  lectionis,  sondern  auf  {^  als 
Spiritus  lenis  zurück.  Der  Lautwert  von  -«  ist  in  den  meisten 
Fällen  e^  ausserdem  a.  In  vielen  Fällen  ist  -«  ein  blosser 
Lückenbüsser  für  einen  durch  keine  mater  lectionis  be- 
zeichneten Vokal,  der  aber,  wie  sich  dies  noch  oft  durch  analoge 
Formen  erkennen  lässt,  ein  dunkler  war.  Ausserdem  findet  sich 
auch  häufig  ein  -»  dort,  wo  entweder  gar  kein  Yokal  hingehört, 
oder  wo  die  das  -«  ausschliessende  Yokalbezeichnung  bereits  in 
einer  Buchstabenligatur  vorhanden  war  (s.  16  und  43).  Vielfach 
ist  auch  die  Kürze  -»  gesetzt,  anstatt  eines  langen  und  zwar 
dunkeln  ä,  bloss  weil  in  der  altem  Schrift,  wie  in  jeder  altem 
semitischen  Schrift,  ä  durch  keine  mater  lectionis  bezeichnet  war. 

2.  -»,  doppeltgesetztes  {^,  Lautwert,  ^,  ä,  erscheint  aber  oft 
als  Lückenbüsser  für  dunkles  ä, 

3.  »  und  4.  |o.  Das  erste  ist  die  jüngere,  das  zweite  die 
ältere  Form  desselben  Zeichens.  Es  ist  eine  Ligatur  y^\  also 
yo,  yö,  yu.  Da  aber  im  Iranischen  die  Lautverbindung  et/o,  im 
altem  Text  v —  geschrieben,  zu  e  geworden  war,  so  wurde 
das  in  der  jungem  Schrift  mit  doppeltgesetztem  ^  (vgl.  36) 
geschriebene  v  ftuch  zum  Exponenten  für  das  an  die  Stelle  der 
altem  Lautgruppe  getretene  e.  Wir  haben  in  jedem  einzelnen 
Falle  zu  entscheiden,  welchen  der  beiden  Lautwerte  das  Zeichen 
besitzt. 

5.  {  und  6  \,  zwei  Varietäten  desselben  Zeichens,  das  mit 
absoluter  Sicherheit  auf  i    zurückzufuhren  ist,  und  wofür  sich 


102  Sektion  II  B. 

die  Lantwerte  u,  0,  ö  ebenso  sicher  nachweisen  lassen.  Die 
falsche  traditionelle  Lesang  dieser  beiden  Zeichen  als  e,  e  er- 
klärt sich  aus  der  Neigung  des  Iranischen,  an  die  Stelle  dunkler 
Vokale  helle  zu  setzen  (Uebergang  von  u  in  e).  Ganz  ähnlich 
verhält  es  sich  mit  dem  Irrtum  der  Eadmi-Parsen,  die  jedes 
awestische  i^  als  i  lesen,  das  beruht  auf  dem  neuiranischen 
Uebergang  von  %  in  f. 

7.  \  und  8  \  eben£Bdls  =  i;  das  zweite  Zeichen  ist  aus  dem 
ersten  durch  ein  daruntergesetztes  kleines  <|  gebildet,  bestet  also 
aus  zwei  1  (vgl.  auch  12  und  14).  Gewöhnlicher  Lautwert  0,  ö^ 
\  stet  aber  gelegentlich  für  v  (38)  und  V  far  «  (13),  was  sich 
aus  ihrem  Ursprung  aus  <|  erklärt. 

9.  (*»,  eine  Verbindung  von  *){^  zur  Bezeichnung  von  ö  (viel- 
fach indogermanischem  0) ;  in  einigen  Fällen  ist  (*»  (=  y^si)  =  au. 

10.  ^i^i  eine  Verbindung  von  pj^,  ursprünglich  zur  Bezeich- 
nung von  ön^  dann  auch  von  ö  vor  Nasalen;  erst  sekundär  ist 
die  Verwendung  für  on^  un;  im  Anlaut  konnte  ^"i)^  natürlich  ==  01» 
oder  un  sein. 

11  *  und  12  ^=  ^,  das  zweite  Zeichen  aus  dem  ersten  durch 
ein  daruntergesetztes  kleines  ^  gebildet  (vgl.  auch  8  und  14). 
Gewöhnlicher  Lautwert  i,  i.  Hinter  Palatalen  ist  «  in  einigen 
Fällen  die  mater  lectionis  far  e,  und  zwar  ein  indogerma- 
nisches ej  das  in  einem  Ablautsverhältnis  zu  0 
stet,  z.  B.  in  acend-skondo  u.a. 

13  >  und  14  ?  =  i,  das  zweite  Zeichen  aus  dem  ersten  durch 
eiÄ  daruntergesetztes  kleines  ^  gebildet  (vgl.  auch  8  und  12); 
Lautwert  u^  ü,  gelegentlich  auch  beide  Zeichen  für  v  (38). 

Bei  den  Zeichen,  die  auf  )  (5,  6,  7,  8,  13,  14)  und  auf  ^  (11, 
12)  zurückgehn,  hat  man  sich  lediglich  an  die  Thatsache  zu 
halten,  dass  im  altem  Text  )  und  ^  stand,  und  unabhängig  von 
der  uns  vorliegenden,  höchst  unzuverlässigen  Transskription  zu 
entscheiden,  ob  kurzer  oder  langer  Vokal  oder  Halbvokal,  ob 
u  oder  0,  ob  i  oder  e  zu  lesen  ist. 

Die  neuen  Lautwerte,  die  durch  die  paläographische  Analyse 
für  mehrere  Vokalzeichen  gewonnen  sind,  werden  überall  durch 
die  sprachlichen  Analogien  auf  das  überraschendste  bestätigt; 
sie  liefern  eine  Fülle  von  Belegen  für  die  Richtigkeit  der  seit 
langem  von  mir  vertretenen  Ansicht,  dass  die  Sprache  des 


Sektion  II B.  103 

Aweeta  und  damit  das  Altiranische  überhaupt 
noch  die  indogermanische  Yokaltrias  a,  e,  o  beses- 
sen hat. 

B.  Die  Eonsonantenzeichen. 

Der  Ableitung  der  Eonsonantenzeichen  muss  der  Hinweis  auf 
die  folgende^  bisher  nicht  beachtete  Thatsache  der  iranischen 
Lautgeschichte  vorausgeschickt  werden:  Die  beiden  altira- 
nischen Sprachen,  das  Awestische  und  das  Altper- 
sische, oder  yielmehr  noch  allgemeiner,  das  Uri- 
ranische besass  keine  stimmhaften  Explosivlaute, 
sondern  nur  stimmhafte  Spiranten,  ein  Zustand,  der 
sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  in  der  grossen  Masse  der  ostira- 
nischen Dialekte  (Afghanisch,  Pamirdialekte)  erhalten  hat,  nur  in 
der  schon  früh  von  ihrer  ostiranischen  Heimat  losgelösten 
Sprache  der  Osseten,  der  Nachkommen  der  Alanen,  die  einst 
unter  dem  Namen  Aorser  (Yen-tsai  der  Chinesen)  in  der  Nähe 
des  untern  laxartes  sassen,  sind  die  ursprünglichen  stimm- 
haften Spiranten,  im  Anlaut  bis  auf  p^,  im  Inlaut  bis  auf 
y  und  w,  durch  die  entsprechenden  Explosiven  ersetzt  worden, 
indem  die  Sprache  hier  der  für  das  Westiranische  charakteristi- 
schen Lautbewegung  (d.  i.  das  allmähliche  Aufgeben  der  stimm- 
haften Spiranten  für  die  stimmhaften  Explosiven)  gefolgt  ist. 

Für  eine  jede  seiner  stimmhaften  Spiranten  besitzt  das  Awesti- 
sche zwei  Zeichen,  ein  älteres  und  ein  jüngeres.  Der 
altern  Zeichenreihe  liegen  die  aramäischen  Buchstaben  fdr  die 
stimmhaften  Explosiven  zu  Qrunde,  während  die  jüngere 
auf  die  Zeichen  fiir  die  stimmlosen  Explosiven  zurückgeht. 
Dies  letztere  erklärt  sich  daraus,  dass  im  Iranischen  die  inter- 
vokalischen  Tenues  im  Laufe  der  Zeit  zu  stimmhaften  Spiranten 
geworden  waren,  und  dass  die  Zeichein  ftir  den  altern  Laut  an 
bestimmten  Stellen  auch  mit  dem  aus  ihm  entstandenen  jünge- 
ren Laut  gesprochen  wurden. 

Nun  die  einzelnen  Buchstaben: 

15.  5  =  Dl  i. 

16.  (8,,  «,  p^.  Beide  Zeichen,  von  denen  das  Zweite  nur  ganz 
selten  vorkommt,  sind  Ligaturen  von  Vi,  woraus  hervorgeht, 
dass  auf  y  stets  ein  dunkler  Vokal  folgte.  Die  Trans- 
skriptoren  haben   die   von  ihnen   bereits  vorgefundene  Ligatur 


104  Sektion  IIB. 

als  einen  einheitlichen  Bnchstahen  behandelt  und,  wo  sie  y  -f* 
Vokal  schreiben  wollten,  hinter  ^  noch  ein  Yokalzeichen  gesetzt, 
das  oft,  wie  -*,  im  Widerspruch  zn  der  Mater  lectionis  i  stand, 

17.  (^==ni  X'  Qelegentlich  ist  ialschlich  o*,  h  (46)  anstatt  ^ 
transskribirt  worden,  so  vaAma,  vahmya,  was  ==  skr.  vähnan,  vdkmya. 

18.  1^3,  y,  das  Zeichen  der  Tennis  als  jüngere  Bezeich- 
nung der  stimmhaften  Spirans,  s.  oben. 

19.  r  =  5J,  S. 

20.  a  =  2{9  ^,  die  ältere  Bezeichnung  für  Jf,  das  in  der  pala- 
talen  Keihe  den  stimmhaften  Spiranten  der  andern  Reihen  ent- 
sprach. Da  zur  Bezeichnung  der  Palatalen  im  aramäischen 
Alphabet  nur  das  2{  vorhanden  war,  so  ist  dieses  sowohl  für  c 
als  für  if  verwendet  worden. 

21.  ^  =  n,  t' 

22.  3  =  1»  die  ältere  Bezeichnung  für  J. 

23.  ^^n,  *;  vgl.  auch  28. 

24.  flj  =  nj  die  jüngere  Bereichnung  für  3. 

25.  B^=n,  J»  ^9  in  vielen  Fällen  vielleicht  einfach  L 

26.  o  =  D,  i». 

27.  \  =  D»  die  ältere  Bezeichnung  für  to, 

28.  ^  =  D,  /,  vgl.  auch  23. 

29.  uT]  aus  D<|  gebildet,  die  jüngere  Bezeichnung  für  w^ 
wo  das  dem  d  vorgesetzte  <|  auf  Stimmhaftigkeit  des  durch 
0  (s.  oben)  bezeichneten  Lautes  hinweist;  vgl.  18  und  das 
analog  gebildete  ^  (45). 

30.  }  =  ^,  vorwiegend  zur  Bezeichnung  eines  gutturalen 
Nasals,  /9,  verwandt,  aber  auch  einfaches  ». 

31.  *iy  eine  Ligatur  aus  ^^,  die  ni  zu  umschreiben  ist,  denn 
da  inlautendes  arisches  av  im  Awestischen  zu  nuh  wurde,  so 
musste  inlautendes  sy  zu  nih  werden. 

32.  <  =  i,  «. 

33.  ^,  Verbindung  von  y^tK^  vgl.  die  in  den  Gathas  vorkom- 
mende Bezeichnung  für  den  in-  und  auslautenden  Nasal,  ^^,  wo 
das  :i  zum  Ueberfluss  nochmal  gesetzt  ist.  Ursprünglich  diente  das 
Zeichen  jedenfalls  zum  Ausdruck  des  Vokals  mit  nachfolgendem 
guttural  gesprochenem  Nasal,  dann  wurde  es  die  Bezeichnung 
dieses  Nasals  allein  und  schliesslich  auch  für  den  dentalen  und 
palatalen,  ja  sogar  labialen  gebraucht. 


Sektion  IIB. 


105 


84.  -^  =  0,  «. 

35.  pOf  zusammengesetzt  aus  T'^,  bezeichnet  einen  jungem, 
palatalen  Laut,  yielleicht  /,  der  einem  anlautenden 
altern  y  entspricht.  Die  Bildung  des  Zeichens  ist  ein  Korn- 
promiss  zwischen  Etymologie  und  Aussprache; 
vgl.  auch  49. 

36.  »*,  doppelt  gesetztes  ^>  ^"t,  bezeichnet  inlautendes  y. 

37.  i^,  zusammengesetzt  aus  "2))  —  das  unten  angefugte 
Häkchen  ist  D  —  bezeichnet  den  Laut,  womit  später  ur- 
sprüngliches anlautendes  v  gesprochen  wurde.  Wie  35  ist 
auch  dieses  Zeichen  ein  Eompromiss  zwischen  Etymo- 
logie und  Aussprache. 

38.  »»iif  bereichnet  v  im  Inlaut;  vgl.  36. 

39.  \  r.  In  diesem  Zeichen  sind  *i  und  S  das  im  Pähläyi 
auch  zur  Bezeichnung  des  r  diente,  zusammengefallen. 

40.  »  =  D>  *• 

41.  3  =  T,  z. 

42.  -^  =  {1^,  t. 

43.  {^.  Dieses  Zeichen  ist  kein  JT,  wie  man  bisher  geglaubt 
hat,  sondern  eine  Ligatur  von  nn],  zu  lesen  uAr.  Dieses  uAr  ist 
lautgesetzlich  aus  älterm  ft  entstanden,  das  im 
Iranischen  ur6  lautete.  Die  Wörter,  wo  sich  dieses  uAr  findet, 
sind  jüngere  Formen,  neben  denen  verschiedentlich  auch  noch 
die  altem  Formen  vorkommen,  vgl.  puiru  (in  puhrupän)  neben 
purtu  jy Brücke".  Der  Name  der  sieben  höchsten  Gottheiten  lautet 
nicht  ÄmefoapeiUo,  sondern  ÄmuArospunto,  Ganz  überflüssig  ist 
es  natürlich,  wenn  die  Transskriptoren  hinter  diesem  Zeichen, 
in  dem  der  Yokalbuchstabe  schon  drin  steckt,  einen 
Vokal  schreiben,  gradezu  verkehrt  ist  es  aber,  wenn  sie  dann, 
anstatt  eines  u  ({  =  1),  ein  a  (1)  setzen.  Dies  Zeichen  sollte  nur 
seinem  Ursprünge  gemäss  gebraucht  werden.  Nur  wegen  seiner 
zufalligen  äussern  Gestalt  hat  man  es  für  ein  /  genommen.  Das 
ist  einer  der  gröbsten  unter  den  zahlreichen  Irrtümern  der  Par- 
sentradition  und  zeigt  recht,  was  sie  eigentlich  wert  ist. 

44.  Yfy*  ^  diesem  Zeichen  sind  zwei  verschiedene  Ligaturen 
zusammengefisillen ;  1)  Vi^  Sy,  überall  da  gebraucht,  wo  y  (36) 
folgt,  das  y  steht  also  doppelt;  2)  3{t^,  fi. 

45.  ^,   zusammengesetzt  aus  iHi  die  jüngere  Bezeichnung 


106  Sektion  IIB. 

für  If  dessen   ältere   a   (20)  ist.   Die  Bildung  des  Zeichens  ist 
der  von  29  ganz  analog. 

46.  e)'  =  n>  A;  vgl.  die  Bemerkung  zu  17. 

47.  )M  und  48  r*  Dasselbe  Zeichen  in  älterer  und  jünge- 
rer Form.  Es  ist  eine  Ligatur  von  in,  hv  (xv\  hn.  Von  den 
Transskriptoren  wird  es  gelegentlich  misbräuchlich  för  h  ge- 
braucht, weil  im  jungem  Iranischen  die  Lautverbindung  hv 
(X^)  zu  einfachem  x  geworden  war. 

49.  ^C^.  Es  wird  in  den  persischen  Handschriften  des  Awesta 
für  PO  (35)  gebraucht  und  ist  wie  dieses  aus  denselben  beiden 
Buchstaben,  d.  i.  "^  und  *t  gebildet,  nur  dass  hier  das  "^  in  einer 
altem  Form  an  erster  Stelle  steht  und  das  ihm  angehängte  ^  nur 
einmal  gesetzt  ist. 

Die  drei  von  Bartholomae  als  50,  51  und  52  aufgeführten 
Ligaturen  it^  iS  und  ia  —  es  kommen  deren  ja  noch  mehr 
vor  —  bedürfen  keiner  Erklärung. 

Zum  Schluss  noch  eine  allgemeine  Bemerkung:  der  Umstand, 
dass  in  dem  altem  Text  derselbe  Buchstabe  zur  Be- 
zeichnung mehrerer  Laute  diente,  so  z.B.  n  für  t^  6 
und  J,  D  für  p^  f  und  «?,  oder  n  für  A  und  x^  ist  die  Ur- 
sache zahlreicher  Transskriptionsfehler  geworden. 
Man  vergegenwärtige  sich  in  zweifelhaften  Fällen  stets,  wel- 
cher Buchstabe  im  Urtext  gestanden  hat,  und  ver- 
suche, lediglich  auf  Grund  sprachgeschichtlicber  Erwägungen, 
seinen  Lautwert  zu  bestimmen. 


Sektion  II B. 


107 


HERM.  COLLITZ. 


ZUM  AWESTA-ALPHABE1\ 

(Auszug.) 


IJas  Aweeta-Alphabet  hat  in  der  Beihe  der  Dentallaute  neben 
den  Zeichen  für  die  Yerschlasslante  C  und  d  und  die  Spiranten 
ß  und  3  noch  ein  weiteres  Zeichen,  das  man  jetzt  mit  t  oder  t 
zu  umschreiben  pflegt.  Es  findet  sich  dieses  Zeichen  vorzugsweise 
im  Auslaute^  wo  es  regelrecht  für  die  übrigen  Dentale  eintritt 
(z.  B.  t(U);  daneben  aber  auch  im  Innern  des  Wortes  (z.  B. 
a/raüitku^if)  und   selbst  im  Anlaute  (z.  B.  ilcaeio). 

Nach  der  heute  üblichen  Annahme  bezeichnete  dieses  t  wahr- 
scheinlich  eine  dentale  Spirans*  Aber  die  Qründe,  die  man  für 
diese  Annahme  geltend  macht,  sind  nicht  beweiskräftig.  Auch 
ist  nicht  abzusehen,  wie  neben  der  tonlosen  Spirans  }  und  der 
tönenden  Spirans  3  noch  eine  dritte  Spirans  soll  bestanden 
haben.  Das  fragliche  Zeichen  also  bliebe,  wenn  es  eine  Spirans 
wäre,  immer  noch  eine  unbekannte  Grösse. 

Das  t  ist  vielmehr  als  Yerschlusslaut  aufzufiissen  und  seine 
Erklärung  in  einer  Eigenheit  zu  suchen,  welche  den  Verschluss- 
lauten  nicht  nur  in  der  Sprache  des  Awesta,  sondern  überhaupt 
anhaftet.  Die  Yerschlusslaute  oder  Mutae  sind  komplizierte  Laute, 
welche  streng  genommen  aus  drei  Teilen  bestehen,  nämlich: 

1)  der  Bildung  des  Verschlusses,  2)  einer  Pause,  die  freilich 
meist  nur  von  kurzer  Dauer  ist,  und  3)  der  Lösung  des  Ver- 
schlusses. 

Statt  dieser  vollen  und  umständlichen  Aussprache  tritt  in 
der  Regel  eine  verkürzte  Bildung  ein,  die  je  nach  der  Funktion 
der  Muta  in  der  Silbenbildung  verschieden  ist.  Namentlich  un- 
terscheiden sich  dabei: 

ä)  die  Aussprache  im  Wort-  oder  Silbenanlaute,  bei  der 
nur  die  Lösung  des  Verschlusses  gehört  wird  (z.B.  Teil^  Ton), 


108  Sektion  HB. 

b)  die  Aassprache  im  Wort-  oder  Silben  auslaute,  bei  der 
das  Hauptgewicht  auf  der  Bildung  des  Verschlusses  ruht, 
und  die  Lösung  gar  nicht  oder  doch  nur  als  schwacher  Nachklang 
gehört  wird  (z.  B.  RcU,  hat^  alf). 

Da  die  Mutae  ihrer  Natur  nach  nicht  Trager  des  Silbenakzentes 
sein  können,  übernimmt  eine  im  Innern  des  Wortes  stehende 
Muta  immer  die  Funktion  des  Silbenanlautes  oder  des  Silben- 
auslautes. Und  zwar  gilt  eine  Muta  in  dieser  Stellung  meist 
als  Silbenanlaut,  ausser  wenn  ihr  eine  zweite  Muta  folgt.  In 
letzterem  Falle  fungiert  die  erste  Muta  als  Silbenauclaut,  die 
zweite  als  Silbenanlaut  (z.  B.  Fa-ter,  Äl-ter,  aber  Ak-ten^  Moli-ke). 
In  dem  seltenen  Falle,  dass  zwei  Mutae  im  Anlaute  eines  Wor- 
tes stehen,  wird  sich  die  erste  in  der  Regel  dem  vorhergehen- 
den Worte  anschliessen  und  also  die  auslautende  Aussprache 
erhalten  (d.  h.  man  wird  z.  B.  das  v  in  irripu^  so  sprechen  wie 
in  »iTTspu^)» 

Vergleichen  wir  diese  phonetischen  Begeln  mit  der  Lautbe- 
zeichnung des  Awesta,  so  ist  es,  denke  ich,  klar,  dass  t  die 
dentale  Tennis  im  Wort-  oder  Silben  anlaute,  f  die  dentale 
Tennis  im  Wort-  oder  Silben  aus  laute  bezeichnet. 

Denn  hier  an  ein  bloss  zufalliges  Zusammentreffen  zu  denken, 
ist  kaum  möglich.  Auch  stimmt  eine  derartige  Unterscheidung 
sehr  wohl  zum  Charakter  des  Awesta-Alphabetes. 

Bei  der  gutturalen  und  labialen  Tennis  kam  eine  entspre- 
chende Scheidung  nicht  in  Frage,  da  k  und  p  im  Awesta  nur 
im  Wort-  und  Silbenanlaute  stehen. 


Sektion  11 B.  109 


JIVANJI  JAMSHEDJI  MODI.  B.  A.  (BOMBAY). 


MICHAEL.  THE  SAINT  OP  THE  CHRISTIANS,  AND  MITHRA, 
THE  YAZATA  OP  THE  ZOROASTRIANS. 

(Aoszag  EOS  einer  bei  der  Sektion  eingelaufenen  Abhandlung,  über  die  Herr 

HiiBSCHMAMM  io   der  IV.  SektionMitznog  referierte.  Sie   wird   nach  Mitteilung  des 

Autors  woUständig  im  Jaumai  of  the  Jutkropolopeal  Society  in 

Bombay  (Volume  VI,  N°  6)  erscheinen.) 


Ihe  Zoroastrian  scriptaree  speak  of  seven  Amesha  Spentas 
or  Arch-angels.  If  Ahura  Mazda  is  not  connted  in  the  list,  the 
number  is  six.  Similarly  the  Jews  haye  eeven  archangels,  and 
as  Dr.  EoHdT  says  ''it  is  worth  observing  tbat  the  fluctnation 
between  the  number  six  or  seyen  recars  also  in  the  Jewish 
Scriptnres".  The  Christian  Scriptares  also  speak  of  seven  arch- 
angels  or  the  seven  spirits  of  God.  Similarly  the  ''Divine 
Powers"  —  of  the  Neo-Platonic  Philosophy  of  Philo  JudsBUS  —  who 
stood  ^'dosest  to  the  self-existent"  and  who  corresponded  to 
the  Amesha  Spentas  of  the  2ioroastrians  —  were  six  in  number. 
Inclading  the  Self-existent,  their  number  was  seven.  The 
Qnostics  also  taught  "that  the  universe  was  created  by  the 
Seven  Ghreat  Angels*'.  Among  the  seven  Archangels  of  the 
Hebrews  and  the  Christians  Michael  is  the  first.  The  object 
of  this  paper  is  to  compare  or  identify  this  archangel  with  the 
Mithra  or  Meher  of  the  Zoroastrians.  Dr.  Kohitt  identifies  Michael 
with  Yohumana  or  Bahman  of  the  2^roa8trians.  He  thinks  that 
the  Jewish  people  took  their  ideas  of  the  ''angel  princes"  not 
from  the  Amesha  Spentas  but  from  the  Yazatas  of  the  Zoroas- 
trians; but  the  case  of  Michael  is  an  exception  and  that  he 
corresponds  to  the  Amesha  Spenta  Yohumana.  I  beg  to  submit 
that  in  the  case  of  Michael  also,  it  is  no  exception  and  that 
his  idea  is  also  taken  from  an  Tazata  and  that  Yazata  is  Mithra 
or  Meher.  Their  very  names  suggest  a  similarity.  Though  it 
is  true  that  the  Christian  books  are  indebted  to  the  Jewish 
Scriptares  for  their  original  ideas  about  St.  Michael,  still  some 


110  Sektion  IIB. 

of  the  views  about  that  Saint,  in  all  the  phases  of  bis  repre- 
sentation  botb  in  tbe  later  Cbristian  books  and  in  the  Christian 
sacred  and  legendaiy  art,  had  to  look  to  some  other  sonrces. 
If  we  look  to  the  general  picture  of  the  attributes  of  the  sainte 
as  presented  by  Christian  books  and  sacred  art,  and  to  the 
piciare  of  Mithra  as  presented  by  Parsee  books,  we  find  the 
following  points  of  similarity.  (1)  The  very  meaning  of  the 
name  Michael  is  one  ''who  is  like  nnto  God".  Mithra  also  is 
an  angel  whom  God  created  ''worthy  to  be  praised  like  Hirn, 
worthy  to  be  remembered  like  Hirn."  (2)  St.  Michael  is  spoken 
of  in  the  Bible  as  a  prince.  Mithra  also  is  spoken  of  as  ''the 
king  of  all  coantries."  (3)  Michael  speaks  before  GK>d  "I  am 
thy  priest/'  Ahura  Mazd  appointed  Mithra  also  a  priest.  (4) 
One  of  the  chief  attributes  of  Idichael  is  peace.  So  does  Mithra 
bring  about  peace  and  friendship.  (5)  Another  attribute  of 
Michael  is  kindness  and  mercy.  Mithra  also,  though  a  discipli- 
narian,  is  kind  and  helpful.  The  yery  words  "Meher"  and 
"Meherb&n",  which  are  deriyed  from  Mithra  and  which  mean 
'kindness'  and  'kind',  point  to  this  conclusion.  (6)  In  his  first 
characteristic  ''as  captain  of  the  heayenly  host  and  conqueror 
of  the  power  of  hell."  St.  Idichael  is  represented  in  the  Bible 
as  fighting  in  heaven  with  Satan  and  his  evil  powers.  So  in 
the  Avesta,  Mithra  is  represented  as  slaying  the  demons.  Just 
as  Satan,  against  whose  evil  powers  St.  Michael  is  fighting,  is 
spoken  of  as  the  dragon  in  the  Bible,  so  Ahriman  against  whose 
evil  powers  Mithra  is  fighting,  is  spoken  of  in  the  Ayesta  as 
a  serpent.  (7)  In  his  second  character  "as  lord  of  souls,  con- 
ductor  and  guardian  of  the  spirits  of  the  dead",  St.  Idichael  is 
represented,  especially  in  the  sacred  and  legendary  art  of  the 
Christians,  as  weighing  the  works  of  man  in  a  balance.  Mithra 
also  judges  the  actions  of  man  by  weighing  them.  It  is 
Basna  who  Stands  by  his  side  and  holds  the  balance.  (8)  In 
the  sacred  picture  of  St.  Michael  with  the  balance  in  his  band, 
we  also  see  a  demon  grasping  at  the  descending  scale.  So  in 
the  case  of  Zoroastrian  Mithra  also  we  find  demons  standing 
when  he  judges  the  actions  of  men.  (9)  Michael  is  clothed  in 
golden  armour.  In  the  case  of  Mithra  it  is  his  balance  that  is  golden. 
(10)  In  some  representations  of  the  last  judgment,  St.  Idichael  is 


Sektion  IIB.  111 

represented  as  accompanied  by  several  angels.  So  is  Mithra  accom- 
panied  by  angels.  (11)  In  bis  tbird  cbaracteristic  ''as  patron  saint 
and  prince  of  tbe  Gburcb  Militant"  Micbael  is  represented  as  being 
appointed  by  God,  tbe  president  and  leader  of  tbe  cbosen  people, 
tbe  Hebrews^  and  as  tbe  guardian  of  tbeCbristians.  SoisMitbra 
tbe  protector  of  tbe  Iränians.  (12)  Micbael  is  represented  as  a 
warrior,  so  is  Mitbra  represented  as  a  warrior.  (13)  ''Tbe  figbt 
of  Micbael  witb  Satan  or  tbe  dragon  is  tbe  yisible^  palpable 
reflection  of  tbat  great  trntb  stamped  into  our  yery  souls  and 
sbadowed  fortb  in  every  form  of  ancient  belief.  Tbe  final  triumpb 
of  tbe  spiritaal  over  tbe  animal  and  eartbly  part  of  our  nature". 
Tbe  figbt  of  Mitbra  witb  tbe  evil  powers  also  typifies  tbe 
same  idea  tbat  yirtue  will  win  and  vice  will  be  crusbed.  Tbe 
yery  story  wbicb  explains  tbe  fonndation  of  tbe  Jasban,  caUed 
tbe  Meberangän  or  tbe  feast  of  Mitbras,  conyeys  tbe  same  idea. 
Mrs.  Jambbon  in  ber  "Sacred  and  Legendary  Art"  describes 
tbree  famoas  yisions,  wbicb  are  belieyed  to  baye  establisbed 
tbe  popnlarity  of  St.  Micbael.  Seyeral  cbaracteristics  of  Micbael 
referred  to  in  tbose  yisions  present  furtber  points  of  similarity. 
Tbey  are  tbat  (14)  botb  St.  Micbael  and  Mitbra  baye  summits 
of  monntains  for  tbeir  fayoarite  abodes.  (15)  Tbey  are  tbe 
protectors  of  tbe  cattle.  (16)  Tbey  reject  or  repel  tbe  arrows 
of  tbose  wbo  aim  tbem  witb  a  bad  faitb.  (17)  As  protectors, 
tbey  bad  a  band  in  preyenting  plague  and  pestilences.  It  is 
wortb  noticing  bere  tbat  tbe  word  Mitre,  by  wbicb  tbe  bead- 
dress,  wbicb  tbe  Gbristian  bisbops  put  on  in  tbe  religions  ser- 
yices  is  known,  is  deriyed  by  Maurice  from  "Mitbra."  It  is  not 
yery  difBcult  to  account  for  tbe  aboye  points  of  similarity 
between  Micbael  and  Mitbra.  As  pointed  out  by  seyeral  scbolars, 
tbe  Iranian  angelology  bad  some  inflnence  oyer  tbe  Jewisb  and 
Gbristian  angelology.  It  was  more  so  in  tbe  case  of  Mitbra. 
Tbere  was  direct  as  well  as  indirect  influence;  direct  from  tbe 
Persians  tbemselyes  and  indirect  from  tbe  Mitbraic  rites  and 
worsbip  tbat  bad  at  one  time  spread  in  Eome  and  in  tbe  West. 


112  Sektion  IIB. 


LAWRENCE  H.  MILLS. 


THE  PAHLAVI  TEXT  OF  YASNA  XIX  »). 


Ihe  sabjdct  of  tbe  piece,  which  is  a  commentary  upon  the 
Ahunavairya  formula,  is  especially  important  as  coDBÜtating 
the  best  specimen  wbicb  we  possess  of  original  zand,  er  com- 
mentary, witbin  tbe  Avesta  texts  referring  to  anotber  portion 
of  tbe  same  docnments. 

Tbe  Mss.  used  have  been  described  by  tbe  Editor  in  tbe 
Proceedings  of  tbe  Nintb  Congress  of  Orientalists,  see  also  the 
article  by  the  Editor  in  the  Journal  of  tbe  Boyal  Asiatic  So- 
ciety, nnmber  for  July  1900,  pp.  511 — 516. 

The  Edition  of  tbe  Pablavi  Tasna  XIX  jnst  offered  is  a  por- 
tion of  a  work  in  tbe  coarse  of  pnblication  comprising  the 
entire  Pablavi  texts  of  the  Tasna  (aside  from  those  already 
pablisbed  in  the  Editor's  work  npon  the  Qatbas)  with  all  the 
Mss.  coUated  togetber  with  the  variants,  Neryosaugb's  Sanskrit 
translation  being  similarly  dealt  with. 

As  yet  there  have  appeared  the  Pablavi  texts  of  Yasna  IX, 
1 — 48,  fully  treated  as  above  stated,  in  tbe  Journal  of  the 
Royal  Asiatic  Society  for  July  1900,  Yasna  IX,  49  —  103  in 
the  Journal  of  the  American  Oriental  Society,  only  bowever  in 
July  1902.  Yasna  X  Pablavi  with  all  the  Mss.  coUated,  but 
with  the  yariants  reseryed,  in  the  Zeitschrift  D.M.Q.  Jan.  1902, 
Yasna  XI,  XII,  XIII  in  the  same  Zeitschrift  Oct.  1902,  while 
Pablavi  Yasna  XIV,  XY,  XYI  will  appear  in  the  same  Zeit- 
schrift,  April   1903,   tbe  yariants  being  again  reseryed  to  eco- 


1)  The  PahlaTi  tezt  of  Yasna  XIX  with  all  the  Mbs.  coUated  and  with  the 
▼arianta  (pages  66  of  a  typewritten  MS.)  was  offered  to  the  Iran  Section  of  the 
Xlllth  International  Congress  of  Orientalists  by  Professor  Dr.  Lawrence  H.  Mills 
of  Oxford.  The  translations  were  withheld  to  economise  space.  The  contribution 
was  announced  to  the  Section  by  Prof.  HäB8CHMA.MM. 


Sektion  IIB.  113 

nomise  space.  Yasna  XYII  has  been  offered  to  the  Editor  of 
the  Journal  of  the  Am.  0.  S.  with  all  the  yariants. 

It  woold  be  hardly  in  order  to  mention  that  large  portions 
of  the  remaiDing  texts  of  the  Yasna  are  in  the  coarse  of  com- 
pletion,  though  not  yet  offered  for  pnblication. 

The  result  of  these  editions^  with  their  accom])anying  trans- 
lations  and  comments,  is  the  confirmation  of  the  opinion  that 
these  texte  are  of  indispensable  value,  not  only  because  they 
constitute  historically  oar  first  translations  of  the  Yasna,  having 
tanght  as  the  root  meanings  of  the  very  great  majority  of  the 
words,  goiding  us  also  to  the  ultimate  discovery  of  the  gram- 
matical  forme,  but  because  they  alone  enable  ns  both  by  their 
snccesses  and  by  their  feilures  to  form  an  accnrate  opinion  as 
to  the  measnre  of  anthority  which  it  is  safe  to  accord  to  the 
Pahlavi  commentaries  npon  other  portions  of  the  Ayesta. 

From  these  close  studies  it  has  become  plainly  evident  to 
the  Editor  that  these  Pahlavi  translations  of  the  later  texts  are 
strictly  on  a  level  with  those  npon  the  Gothas.  These  Pahlavi 
texts  of  the  later  Yasna  are  no  more  to  be  followed  with  abso- 
lute confidence  than  those  upon  the  older  texts. 

Via  media  forces  itself  once  more  upon  as  the  only  law  for 
a  safe  critical  procedure. 


JüH.  KmSTE. 


DAS  SEMITISCHE  VERBÜM  IM  PEHLEVI. 


in  der  Recension  B  der  Hijläbsd-Inschrift,  Zeile  9  und  11, 
entspricht  die  aus  dem  Semitischen  entlehnte  Form  benü  dem 
arischen  Participium  perfecti  passivi  cüi  der  Eecension  A,  Zeile 
10  und  12.  Wir  sind  deshalb  berechtigti  das  semitische  Äquiva- 
lent in  ähnlicher  Weise  zu  erklären  und  dasselbe  in  beniy  die 
als  Passivum  verwendete  Pe'il-Form  der  Wurzel  T\y2,  und  das 
iranische  Suffix  t  zu  zerlegen.  Pe'll-Formen  finden  wir  auch  in 

8 


114 


Soktion  n  B. 


yeüb-unteni,  sitzen,   von  :3n^   u.  a.,  sowie  das  angehängte  t  in 
nepel-t,  Zeile  8  der  Becension  B. 

Wie  beni-l  sind  die  in  Zeile  5,  6,  1,  Bec.  B,  stehenden  For- 
men iedi-t  und  remi^t  aufzufassen,  denen  in  Bec.  A  Sedi-t-en^ 
remi-t-en  gegenüberstehen,  deren  en  —  nicht  plene  geschriebene 
Yocale  bezeichne  ich  durch  e  —  mit  dem  im  Bücherpehlevi 
gewöhnlich  gebrauchten  un  identisch  ist  und  das  nach  dem 
iranischen  i  stehend  ein  iranisches  Suffix  sein  muss.  Da  die 
Verdunklung  eines  ursprünglich  hellen  Vocals  im  Mittelpersi- 
schen sehr  verbreitet  ist,  es  genüge  hier  auf  pazend  fradüm  = 
avestiBch  fratema  zu  verweisen,  so  dürfen  wir  far  das  in  Bede 
stehende  Suffix  auf  das  arische  ana^  äna  recurriren,  zumal  sich 

in  den  alten  Ferhengen   noch   an  erhalten  hat  z.  B.  i^y^^^^ß^ 

ye-zebeh-an-iten,  von  rDTi  verehren. 

Was.schiesslich  das  bei  vielen  aus  dem  Aramäischen  entlehn- 
ten Verben  sich  findende  Präfix  ye  oder  ze  betrifft,  so  ist  der 
Wechsel  zwischen  ^,  z  und  d^  die  sämmtlich  auf  ein  interden- 
tales i  zurückgehen,  nicht  bloss  im  Mittelpersischen,  sondern 
auch  im  Semitischen  bekannt  genug  und  der  Gebrauch  des 
syrischen  Belativ-Demonstrativ-Pronomens,  das  häufig,  auch  vor 
Participien,  ungefähr  die  Bolle  des  Artikels  spielt,  rechtfertigt 
die  Annahme,  dass  eine  Varietät  desselben  auch  in  Pehlevi- 
Formen  wie  ye-ketib  neben  ze-hetib  von  sns  stecke. 


CHRISTIAN  BARTHOLOMAE. 


Redner  legt  mit  der  Erklärung,  damit  ein  beim  letzten 
EoQgress  zu  Born  gegebenes  Versprechen  einzulösen,  die  ersten 
14  Bogen  seines  altiranischen  Wörterbuchs  vor. 


Sektion  IIa  115 


CL.  HUART. 


TRADITI0N8  P0PÜLAIRE8  A  CH0üCHT4)R. 


Le  Tohfat  utn'^Älam  de  'Abd-ul-Latlf  ben  Abl-TÄlib  ben  Noür- 
ed-din  ben  Ni^mat-uUah  el-HosaiDt  el-Moiisawt,  äcrit  dans  Tlnde 
en  1216  (1801),  contient  Thistoire  et  la  description  de  la  yiUe 
de  Choaohtör  en  Sasiane  par  un  indigdne  de  cette  villei  emprun- 
t^es  en  grande  partie,  comme  Ta  monträ  le  regreti6  Gh.  Eisü, 
au  TezMre  de  son  oncle  le  S6yyid  ^Abd-allah,  et  suivies  d'un 
Toyage  de  Taateur  dans  Tlnde  et  de  considärations  gSnerales 
BOT  la  politique  europeenne.  Cet  ouvrage  a  ea  deux  6ditionB 
lithographiees,  la  premiire  k  Bombay  en  1847,  la  seconde  k 
Haider-Äbftdi  sans  date.  ün  exemplaire  de  cette  derni^rei  qui 
fiusait  partie  de  la  bibliotheque  de  Schefer,  a  &iA  acqnis  4  sa 
yente  par  M.  Edw.  G.  Brownh,  qui  a  bien  voula  en  enrichir 
ma  cpUection  oü  il  est  venu  rejoindre  une  copie  manuscrite 
rapportte  d'Orient. 

Lee  indications  relatives  &  la  topographie  de  la  ville  ne 
Bont  pas  sans  interdt.  G'est  sons  le  rdgne  de  Ch&h-^Abbfts  1»' 
que  Ghouchtdr  fat  divisöe  en  deox  partiesi  noxnmöes  Destwä 
et  Gargar,  et  sabdiyisees  &  leor  tonr  en  quartiere,  au  nombre  de 
neuf  pour  la  premi&re  et  de  sept  pour  la  secoude.  Son  mur 
d'enceinte,  qui  du  temps  de  Ehordäd-b&h  n'ätait  perc6  que  de 
qnatra  portes  principalesi  en  compte  oinq  dans  notre  auteur, 
ceUes  de  Gbrgar,  de  Dizfoul,  d'^Ask&r  (abreviation  d'^Ask^r- 
Mokram),  de  Mafäriyän,  et  celle  d'Adinft  ou  du  yendredi.  L'en- 
ceinte,  du  oöt6  de  Gbrgar,  est  formte  par  la  rividre  de  Doü- 
d&ndkft,  dont  le  lit  est  tellement  profond  qu'il  est  difBcile  d'en 
tirer  de  l'eau;  des  autres  cötes,  eile  est  constituSe  par  d'önormes 
fortifications  munies  de  tours  dans  lesqueUes  logeaient  autrefois 
les  Oircassiens  de  la  garnison,  mais  qui  tombent  maintenant 
en  ruines. 

Chouchtär  possMe  deux  monuments  antiques,  la  digue  et  le 


116  Sektion  IIB. 

chäteau-fort.  C'est  ici  que  les  lögendes  populaires  se  sont  donne 
libre  cours.  L'id6e  premiöre  de  la  constraction  de  la  digne 
{chddorwdn)  est  attribaee  k  Ard^chiri  fils  de  Bäbek,  fondateur 
de  la  dynaatie  des  SäsänideB^  qni  mourut  sans  mettre  son  projet 
ä  execution  et  en  laissant  cette  gloire  k  Ohäh-pour  l««".  Profi- 
tant  de  ce  qae  la  Tic  toi  re  avait  liyre  entre  ses  mains  remperear 
de  Borne  (Valerien)i  il  lui  proposa  d'installer  la  digae  de  teile 
fa9on  qu'on  püt  se  livrer  d^laculturemaraichdredanslesenvirons 
de  la  Tille.  Celui-ci  fit  venir  de  Qr^ce  et  d'Europe  des  ing6niears 
et  des  arcbitectes,  ainsi  que  des  tresorsconsiderables;  ond^tourna 
la  riyiere  de  son  lit,  et  on  la  fit  couler  par  nne  breche  prati- 
qaee  au  dessous  de  la  montagne  que  couronne  le  yillage  de 
Seyyid  Mohammed  Giydhrkh^dr  (le  Mangeur  d'herbes),  dans  la 
directioa  de  Bend-i-Qlr,  k  la  distance  de  douze  parasanges;  on 
Toit  encore  les  traces  des  coups  de  pioche  dans  les  enyirons  de 
la  rivl^re.  Chaque  jour  on  faisait  yenir  deux  mille  brebis  dont 
le  lait  seryait  ä  preparer  le  mortier  qu'on  employait;  de  grandes 
pierres  trös  lourdes,  qae  Ton  faisait  mouyoir  par  Temploi  de 
moyens  mScaniqueSi  farent  attach6es  deux  ä  deux  par  des 
crampons  de  fer;  on  repara  les  braches  de  la  pierre  au  moyen 
de  plomb  fondu.  Chäh-pour,  dit-on,  ordonna  k  Valerien  de  jeter 
en  dehors  de  la  yille  Targile  proyenant  de  ce  trayail;  de  \k 
l'origine  de  ces  grands  tumuU  qui  s'y  trouyent  actuellement, 
et  dont  les  potiers  se  seryent  pour  fabriquer  leurs  yases  de 
terre;  il  en  restera  encore  pendant  des  siteles. 

Quand  la  constraction  fut  achey6e,  on  r^tablit  le  cours  de 
l'eau  et  Tod  s'arrangea  de  fa9on  que  les  quatre  sixiömes  passas- 
sent  sur  Tancien  lit,  sous  le  nouyeau  pont,  tandis  que  les  deux 
sixiömes  restants  s'ecoulaient  yers  le  sud,  dans  le  canal  de 
Ghirgar^  pour  y  6tre  employes  k  l'arrosage  des  jardins.  C'est 
pourquoi  on  a  appele  Tchehdr-Ddniki  (les  */6)  le  yillage  qui 
s'est  etabli  prÄs  de  Tancien  lit,  et  Dou-Ddniki  (les  '/e)  celui  qui 
se  trouye  sur  le  canal  d6riy6. 

Le  second  monument  antique  est  le  chäteau  de  Seläsil,  bftti 
au  sud  de  la  yille,  sur  un  rocher  d6tache  d'aspect  montagneux, 
et  entoure  de  trois  c6t6s  par  la  riyiöre  de  Mftfariy&n,  qui  sert 
de  foBse.  On  dit  que  Seläsil  etait  le  nom  d'un  page  au  seryice 
du  gouyemeur  du   Färs,  k  une  epoque  ind6terminee ;  ce  page, 


Sektion  IIB.  117 

charg6  de  bätir  cette  dtadelle,  imagina,  pour  mieax  demontrer 
qu'elle  etait  imprenable,  de  se  r^volter  contre  Bon  Bouyerain, 
de  se  laifiser  assiäger  pendant  trois  ans,  et  de  capitaler  aa 
moment  oü  le  roi,  desesperant  de  s'en  emparer,  venait  de  lerer 
le  siege.  Ce  chäteaa  resta  la  demeure  des  goaveraeurs  jusqu'au 
temps  de  Nädir-chäh;  plus  tard  11  fut  completement  abandonn^ 
et  ne  Bert  plas  de  retraite  qu'aux  animaux  sauvages. 


CL.  HÜART. 


LBS  RESULTATS  LINGÜISTIQUES  DB  LA  MISSION  DE 

MORGAN  £N  FERSE. 


Jr  our  faire  suite  i  la  s^rie  dejä  longue  de  documents  pabliäs 
par  la  Delegation  du  Ministdre  frangals  de  rinstruction  publique 
en  Ferse,  dirigee  par  M.  J.  db  Morgan^  je  suis  en  mesure 
d'annoncer  la  pr6paratiou  d'un  nouyeau  volumei  consacr6  aux 
resultats  linguistiques,  elements  de  grammaire  et  vocabulaires, 
des  Yoyages  eiitrepris  par  Tinfatigable  explorateur,  de  1889  k 
1891,  sur  les  bords  de  la  Mer  Caspieune  et  dans  les  montagnes 
du  Eurdistan. 

Parmi  les  dialectes  de  la  Caspienne^  ceux  qui  ont  ete  etudies 
Bont  le  talyche  des  enyirons  de  Lenkorän,  le  gil^ki  avec  les 
souB-dialecteB  parlös  par  les  indigönes  de  Eicht  et  de  Minar^ 
bazar,  le  semn&ni,  et  le  mazand6rani  (patois  de  Rehnih^  Bar- 
frouch,  Amol,  Kilarsak,  Tunekäboun  et  Eoudjour).  II  faut  y 
joindre  quelques  dialectes  qui  ne  rentrent  pas  dans  cette  cat^ 
gorie,  tels  que  celui  des  Quibres  des  environs  de  Teheran,  le 
khodjdwendi  ou  kurde  parle  dans  le  canton  de  Eölardach  au 
Mazanderan,  le  bengichi  ou  a%han  d'Ast6räbäd,  le  djaugi  des 
nomades  iraniens  et  le  gooudari  des  boh^miens  de  cette  derniere 
province,  le  dialecte  turcoman  de  l'Atrek  et  l'hebreu  moderne 
parle  ä  Sihnö. 


118  Sektion  IIB. 

Dans  le  domaine  da  karde^  les  distriots  lingtustiques  etudi^s 
sont  le  moitiri,  parle  k  Saoudj-Boulaq,  au  and  da  lao  d'Oarmiai 
le  perrousij  aa  sad  da  Khaxasft,  le  siknit,  parl6  dans  la  r6gion 
de  Sihnö,  &  Test  de  Hamadaui  Vatorarndni,  r6{agi6  dana  an 
canton  trte  saayage,  aa  miliea  des  montagneB  da  ZagroB,  le 
Inrmdnchdhif  parle  dans  la  province  de  SLirm&nchfthän,  depais 
le  ZagroB  jasqa'ä  la  limite  de  ceUe  de  Hamadan,  le  ridfdü 
dont  on  se  Bert  dans  an  petit  canton,  d'an  accte  trte  difficile, 
dependant  de  Zohäb,  le  laM  da  Loaristan  et  de  la  montagne 
de  Poacht-e-koüliy  le  djdß,  limitrophe  de  l'arabe  de  la  MSbo- 
potamie,  Bar  le  coarB  införiear  de  la  Diy&la. 

n  &at  joindre  ä  ceB  idiomes  oeox  des  EardeB  de  Solöimaniyy^i 
d6jä  conna  par  lee  travaax  d'A.  GhodzkOi  et  des  Y^zidis  de 
Bayezid,  Bor  le  territoire  ottoman.  Presqae  toas  Bont  ^tadiea 
poar  la  premidre  foiB,  Baaf  le  mookrl  dont  le  g6n6ral  Hoatam- 
Schindler  a  donnö  le  vocabalaire,  et  le  gerroM  dont  B'eBt  occapä 
M.  A.  Qaerry. 

L'exploration  de  M.  D£  Morgan  ne  B'en  tiendra  paB  aas 
resaltatB  qai  seront  contenaB  dans  ce  noaveaa  volame;  le  sayant 
ingeniear  deB  minee  Be  propoBe  de  profiter  de  Bon  retoar  pro- 
chain  danB  la  r6gion  de  SaBe  poar  y  continner  Bea  recherches 
philologiqaeB  et  recaeiUir  lea  vocabalaireB  des  dialecteB  pea 
connnB  parl6B  danB  lee  rägionB  montagnenseB  da  Bad-oaeBt  de 
la  PerBe. 


Sektion  HB.  119 


PAUL  HÖRN. 


VORSCHLÄGE  FÜR  EIN  NEUPERSISCHES  WÖRTERBUCH. ») 


JIb  ist  nicht  seit  gestern  nnd  heute,  dass  ich  fiir  ein  neu- 
persisches  Wörterbuch  unter  den  Fachgenossen  Stimmung  zu 
machen  suche.  Seit  den  letzten  10  Jahren  habe  ich  alle  meine 
persische  Lektüre  mit  Materiakammlungen  eigens  in  Hinblick 
auf  dieses  Ziel  verbunden.  Der  Dank,  den  wir  Vullbbb  und 
Johnbon  schulden,  ist  ein  ausserordentlicher;  es  wäre  aber  doch 
allmählich  an  der  Zeit,  ihre  Leistungen  zu  ersetzen.  Jeder,  der 
eingehender  auf  neupersischem  Gebiete  arbeitet,  muss  sich  heute 
sein  Lezicon  selbst  machen.  Wie  yiel  Arbeit  wird  da  mehrfach 
gethan !  In  Strassburg  sind  wir  z.  B.  drei,  die  den  Wortschatz 
des  Schähn&me  mehr  oder  weniger  yollstandig  gebucht  haben: 
NöLDBKB,  Landauer  und  ich.  Und  das  Gleiche  haben  anderswo 
andere  gethan  und  müssen  es  in  Zukunft  wieder  thun,  wenn 
sie  sich  ernstlicher  mit  Firdausi's  Epos  beschäftigen  wollen. 
Das  ist  aber  doch  Zeityerschwendung,  die  bei  der  rerhältnise- 
mässig  geringen  Anzahl  derer,  welche  Neupersisch  betreiben  — 
jedenfalls  viel  zu  gering  für  die  Bedeutung  Iran's  —  doppelt 
beklagenswert  ist. 

In  welcher  Weise  ich  mir  ein  neues  neupersisches  Wörter- 
buch denke,  habe  ich  vor  P/g  Jahre  einer  Anzahl  Fachgenossen 

in  einer  Probe  dargelegt.  Ich  hatte  das  Wort  v^  i, Wasser"  ge- 
wählt. Es  nahm  17  hektographierte  Quartseiten  ein.  Vornehm- 
lich kam  mir  darauf  an,  zu  er£fthren,  wo  das  von  mir  zusam- 
mengetragene Material  Lücken  zeige.  In  dieser  Beziehung 
konnte  ich  nun  ziemlich  zufirieden  sein;  denn  die  Nachträge, 
welche  eingingen,  waren  im  Vergleich  zu  dem,  was  ich  ge- 
saoimelt  hatte,  nur  gering,  trotzdem  die  Bogen  Kenner  wie  die 
Herren    Bbownb,    Ethb,   db   Gobjb,   Houtbma,   Huabt,   Jubti, 


1)  Oedrängtor,  mögliehst  wörtlicher  Aaszng. 


120  Sektion  II  B. 

Nicholson,  Nöldbkb,  von  SrAGKBLBBRa  durchgesehen  hatten. 
Seitdem  habe  ich  mein  Material  wieder  beträchtlich  vermehrt, 
so  dass  ich  heute  den  Wortschatz  der  folgenden  Texte  aufge- 
zeichnet habe:  Abu  Man9Ür  Muwaffaq,  Schfthnftme,  Wis  und 
ßämin,  Asadts  Wörterbuch,  'übeid  Zäkänt,  Bushäq,  Mahmud 
Qäri  —  die  letzteren  drei  sind  lexicographisch  höchst  wert- 
voll —  und  DaulatSähs  nji'sXi.  Diese  vollständig.  Mehr  eklektisch 
die  alten  Dichter  (nach  Ethb's  Veröffentlichungen  und  L^uoÄJt  ^^^ 
Sa'dt,  Hftfiz,  Jämt  (genau  die  „Qoldkette")i  Nizämt,  vom  «^ 
das  erste  Buch.  Für  Sanäyi's  &(LiJc>  hat  mir  v.  Stackblbbbg, 
für  das  ^sy^  Nicholson  Unterstützung  zugesagt;  für  die  Prosa 
fehlt  mir  eine  solche  noch  am  Schmerzlichsten. 

Eine  Fundamentalfrage  betrifft  die  Berücksichtigung  der 
Ferhenge,  in  denen  eine  Fülle  des  kostbarsten  Materials  aufge- 
speichert ist.  Salbmann  hat  Mel.  asiat.  IX  bekanntlich  161 
Stück  verzeichnet,  zu  denen  mittlerweile  (seit  1883)  noch  eine 
ganze  B.eihe  hinzugekommen  ist.  Ich  habe  die  in  London  und 
Paris  vorhandenen  —  und  dort  findet  man  nur  wenige  wichtige 
nicht  —  durchgesehen  und  aus  dieser  Autopsie  die  Überzeugung 
gewonnen,  dass  allerhöchstens  einige  20  zu  berücksichtigen 
sind.  Die  selbständige  Arbeit  und  das  eigene  Urteil  vieler  Lexi- 
cographen  ist  so  gut  wie  Null;  die  Kunst,  aus  ein  paar  älteren 
Büchern  ein  neues  zu  machen,  ist  gerade  auf  diesem  Gebiete  in 
Persien  sehr  ausgiebig  geübt  worden.  Alle  für  unseren  Zweck 
in  Betracht  kommenden  Ferhenge  könnten  benutzt  werden,  ohne 
dass  auch  nur  ein  einziger  noch  vorher  nach  europäischen  Grund- 
sätzen herausgegeben  würde,  da  gute  Handschriften  erreichbar 
sind.  Dass  von  Staokblbero  der  Surüri  in  Aussicht  steht,  ist 
natürlich  hocherfreulich. 

Als  einzelne  Hauptgesichtspunkte  für  die  Ausdehnung  des 
Wörterbuchs  können  kurz  die  folgenden  gelten: 

1.  Jede  Belegstelle  der  Ferhenge  muss  an  ihrem  eigentlichen 
Orte  wieder  aufgesucht  und  nachgeprüft  werden.  Das  ist  mühsam 
aber  unerlässlich.  Hierbei  wäre  die  Hinzuziehung  orientalischer 
Eingeborner  wünschenswert.  Manche  Dichterwerke  (z.  B.  idLJU 
*r*^«-^^  Niz&ml's  iM^jX*^^)  sind  von  den  Ferhengverfassern 
systematisch  benutzt  worden.  In  einer  von  einem  europäischen 
Gelehrten    geleiteten   Medrese   Indiens    könnten   Preisaufgaben 


Sektion  II  B.  121 

Über  den  Spracbgebraach  einzelner  Autoren  gestellt  werden , 
wobei  die  Belege  der  Ferhenge  und  noch  zahlreiche  andere  zum 
Vorschein  kommen  würden.  Die  Kritik  an  dem  von  den  einge- 
borenen  Studenten  zusammengetragenen  Material  wäre  leicht 
zu  üben.  Ich  hoffe  in  diesem  Punkte  auf  die  Unterstützung  von 
Prof.  £.  Dbnison  Robb,  der  als  Principal  an  der  Medrese  in 
Galcutta  an  einem  höchst  geeigneten  Orte  für  derartige  Unter- 
nehmungen steht. 

2.  AUe  Worte  sind  grundsatzlich  zu  belegen^  die  gebräuch- 
lichsten mindestens  durch  eine  Sch&hnämestelle. 

3.  Sprichwörtliche  Redensarten  und  geflügelte  Worte,  die  in 
der  Litteratur  vorkommen,  sind  sorgfaltig  zu  sammeln. 

4.  Namen  sind  aufzunehmen,  wenn  auch  ohne  Angabe  ihrer 
Träger;  bei  Ortsnamen  wäre  aber  die  Lage  kurz  anzugeben. 
Fälle  wie  JLa.^?^  „Geierflügel"  (Name  einer  Burg)  gehören 
in  den  Wortschatz.  Vieles,  ohne  grosse  Mühe  beschaffbares, 
derartiges  Material  ist  besser  als  keines  —  Vollständigkeit  bleibt 
ewig  Utopie. 

5.  Die  arabischen  Wörter  sind  sämmtHch  mit  kurzer  Angabe 
der  Bedeutung  aufzunehmen,  wenn  auch  ohne  Belege.  Man  muss 
Werke  wie  das  ^^^^jU,  ^aLJ!  o^Ll«  mit  dem  neuen  Wörterbuche 
lesen  können.  Auf  arabische  Wörterbücher  kann  man  den  Leser 
schon  darum  nicht  verweisen,  weil  nicht  selten  arabische  Wörter 
im  Persischen  ganz  eigenartige  Bedeutungen  angenommen  haben. 

6.  Die  gebräuchlichsten  osttürkischen  Wörter  sind  mit  möglichst 
alten  Belegstellen  aufzunehmen;  auf  eine  Marotte  wie  Pür-i 
Behft  Jftmi's  Qa^ide  (DaulatSfth  ed.  Bbownb  S.  182  folg.)  wäre 
natürlich  keine  Bücksicht  zu  nehmen. 

7.  Die  Etymologie  wäre  vielleicht  ganz  knapp  anzugeben. 
Unerlässlioh  wäre  sie  jedenfalls  bei  Oorruptelen,  wie  (j^^^uU^, 
nach  PoLAK,  Persien  ü,  346  heute  gebräuchlicher  medizinischer 
1. 1.  für  „eine  Art  Qliederbrand",  in  den  Ferhengen  y^^iäiLM, 
das  sichtlich  aus  gr.  a^ixiXoq  „kalter  Brand"  verderbt  ist. 

Die  Aufgabe,  welche  die  Iranistik  durch  Schaffung  eines  neuen 
neupersischen  Wörterbuchs  unternähme,  wäre  eine  grosse,  sie 
würde  aber  unsere  Wissenschaft  auf  lange  Jahre  hinaus  riesig 
fordern.  Sprach-  wie  BeaHenforschung  müssten  in  gleicher  Weise 
dabei  gewinnen.   Auch  ist  die  Zeit  dafür  günstig;  denn  gerade 


122  Sektion  D  B. 

gegenwärtig  sind  eine  Anzahl  vortrefflicher  Kenner  des  Nen- 
persischen  auf  dem  Plane,  ein  Umstand,  der  ausgenutzt  zu 
werden  verdient.  Auch  die  Arbeit  Verstorbener  wie  Quatbbmesb's, 
Fb.  Büokbbt's  und  Tbufbl's,  deren  wertvolle  lexicographische 
Sammlungen  in  München,  Berlin  und  Halle  aufbewahrt  wer- 
den, würde  hier  noch  nutzbringend  verwertet  werden  können. 
Ich  persönlich  bin  bereit,  dem  Wörterbuche  auch  weiterhin  so 
viel  meiner  Zeit  und  Erafb  zu  widmen,  als  mir  nur  irgend 
möglich  sein  wird.  Sollten  es  die  Verhältnisse  gestatten,  so 
würde  ich  es  sogar  zu  meiner  alleinigen  Lebensarbeit  machen. 

An  der  sich  an  den  Vortrag  anschliessenden  Diskussion  be- 
teiligen sich  die  Herren  Dr.  Rosen,  Theod.  Nöldeke,  Alexand. 
von  K6gl  und  Edw,  G.  Browne.  Alle  stimmen  den  Vorschlä- 
gen des  Vortragenden  zu  und  stellen  ihre  Mithilfe  in  Aussicht. 

Auch  Frau  Dr.  Polak,  die  Wittwe  des  langjährigen,  ehema- 
ligen Leibarztes  Schah  N^ireddtns,  stellte  leukalische  Samm- 
lungen aus  dem  Nachlass  ihres  Oemahls  zur  Verfügung. 


Sektton  II B.  123 


GREGOR  CHALATIANTZ. 


WORAUF  GEHEN  DIE  IN  DER  QESCHICHTE  ARMENIENS  DES 
MOSES  VON  CHORBNE  ANGEFÜHRTEN  ZEUGNISSE  DER  VIER 
GRIECHISCHEN  SCHRIFTSTELLER  ZURÜCK  IN  BEZUG  AUF  DIE 
ANGABE,  DASS  DER  BESIEGER  DES   KRÖSUS   ARTASCHES  VON 

ARMENIEN  GEWESEN  SEI? 

(AoBSIlg.) 


Das  I.  Kap.  des  Zweiten  Baches  der  „Geschichte  Anaeniens" 
von  Moses  von  Chorene  ist  den  Eroberungen  des  Königs 
Artasohes  I.  gewidmet.  Moses  von  Chorene  erzählt,  dass  Arta- 
schee  nicht  nur  ganz  Elein-Asien  erobert,  sondern  auch  den 
Hellespont  überschritten  und  Hellas  unterworfen  habe  und  — 
was  noch  wichtiger  sei  —  er  habe  auch  den  König  von  Lydien, 
Krösus,  besiegt,  eine  Tat,  die  das  ganze  klassische  Altertum 
dem  persischen  König  Cyrus  zuschreibt.  Nach  den  Worten  des 
Moses  hat  derselbe  diese  Nachrichten  aus  vier  griechischen 
Schriftstellern  geschöpft,  die  über  die  Eroberungen  des  Artasches 
gehandelt  haben  sollen.  Diese  Schriftsteller  sind:  Polykrates, 
Euagoras,  Phlegon  und  Kamandros  (vielleicht  Skamandros). 
Der  Vortragende  gelangt  zu  dem  Besultate,  dass  die  betreffenden 
Nachrichten  des  Mobbb  nicht  bei  den  oben  citirten  griechischen 
Schriftstellern,  die  vermutlich  gar  nicht  über  armenische  Ge- 
schichte gehandelt  haben,  eondem  in  andern  Quellen  zu  suchen 
sein.  Und  zwar  bezeichnet  er  als  solche  den  armenischen  Geo- 
graphen Ananiae  Schirakatzi  (VII.  Jahr.  n.  Chr.),  dessen  Nach- 
richten über  einen  nicht  näher  zu  bestimmenden  König  Artasches 
von  Armenien  Moses  von  Chorene  auf  den  König  Artasches 
übertrage,  der  im  I.  Jahrb.  v.  Chr.  über  Armenien  geherrscht 
habe.  Die  Einzelheiten  über  diese  Eroberungen  hat  Moses  den 
gewöhnlichen  beliebten  Quellen  entlehnt,  als  da  sind:  die  arme- 
nischen Uebersetzungen  des  Pseudo-Kallisthenes,  des  Philo,  der 
Bibel  u.  a. 


124  Sektton  II B. 


GREGOR  CHALATIANTZ. 


DIE  ARMENISCHE  VERSION  DER  WELTCHRONIK  DES 

HIPPOLYTÜS. 

(Auszog  aas  einem  in  gemeinsamer  Sitzang  der  Sektionen  H  B  und  VUI 

gehaltenen  Vortrage.) 


Moses  Yon  Chorene  erwähnt  im  X.  Kap.  des  zweiten  Buches 
seiner  „Geschichte  Armeniens"  eines  gewissen  Hippolytus  als 
einer  seiner  Quellen  für  die  Epoche  des  I.  Jahrhunderts  v.  Chr. 
Man  nimmt  an,  dass  dieser  Hippolytus  der  im  Jahre  236  ver- 
storbene Bischof  Yon  Rom  ist.  Aber  unter  den  dem  Hippolytus 
zugeschriebenen  und  bis  auf  uns  gelangten  Schrifben  findet  sich 
keine,  welche  der  Geschichtschreibung  gewidmet  ist  —  ge- 
schweige der  Geschichte  Armeniens.  AUerdings  wird  mit  dem 
Namen  des  Hippolytus  eine  Schrift  chronolo^schen  Inhalts  in 
Verbindung  gebracht,  welche  in  verkürzter  und  vielleicht  defekter 
lateinischer  Uebersetzung  erhalten  ist,  nämlich  der  „Liber  gene- 
rationis."  (Chronicon  Paschale,  Dindorf,  Bonn.)  Der  Vortragende 
hat  nun,  in  armenischen  Handschriften  suchend,  noch  Spuren 
des  von  Moses  von  Chorene  erwähnten  Hippolytus,  in  zwei 
armenischen  Manuscripten,  die  den  Titel  tragen:  „Des  Moses 
von  Chorene  und  des  Andreas"  (d.  h.  Chronik)  —  so  nach 
einer  Handschrift  der  Mechitharisten  in  Venedig  —  und  „des 
Moses  von  Chorene,  des  Andreas  und  des  Schirakatzi"  —  so 
nach  einer  Handschrift  von  Etschmiadzin  *—  eine  merkwürdige 
Aehnlichkeit  mit  dem  „Liber  generationis"  des  Hippolytus  ent- 
deckt. Bei  näherer  Prüfiiug  der  beiden  armenischen  Handschrif- 
ten durch  den  Vortragenden  ergab  sich,  dass  dieselben  in  der 
Tat  aus  drei  Teilen  bestehen: 

I.  aus  von  Moses  von  Chorene  (I.  4)  entlehnten  Abschnitten 
über  Adam  und  dessen  Nachkommen,  über  Enos  und  Noah;  — 
diese  Abschnitte  konnten  aus  einer  gemeinsamen  Quelle  entnom- 
men sein; 

IL    aus    einem   ganzen    Werke    oder   aus   einem   besonderen 


Sektion  U  B.  125 

Kapitel,  in  welchem,  mit  einer  Aufzählung  der  Nachkommen 
der  drei  Söhne  des  Noah  und  aller  von  ihnen  abstammenden 
Völker  beginnend,  in  genaueren  Angaben,  besonders  über  die 
jüdischen  Patriarchen,  Richter,  Könige  und  Propheten,  bis  zur 
persischen  Herrschaft  des  Cyrus  gehandelt  wird.  Diesen  Teil 
schreiben  die  erwähnten  armenischen  Handschriften  einem  ge- 
wissen Andreas  zu,  der  den  Griechen  und  Bömem  unbekannt 
ist.  Es  zeigt  diese  Partie  eine  fast  wörtliche  (Jeberein- 
Stimmung  mit  dem  „Liber  generationis." 

in.  Der  dritte  Teil  hat  keine  AehnUchkeit  mit  dem  «»Liber 
generationis",  oder  er  fehlt  darin  yielleicht  zum  Teil.  Er  hat 
zum  Autor  Ananias  Schirakatzi,  den  gelehrten  armenischen 
Mathematiker  und  Astronomen  des  YII.  Jahrhunderts.  Dieser 
hat  wahrscheinlich  gleichfalls  ein  nach  dem  Griechischen  des 
Hippolytus  von  Andreas  bearbeitetes  Werk  übersetzt  und  dasselbe 
dann  auf  eigene  Hand  fortgeführt,  wobei  er  die  Verzeichnisse 
der  römischen  Kaiser  und  der  Sassaniden  bis  auf  seine  Zeit 
(Vn.  Jahrh.)  nachgetragen  hat. 

Wahrscheinlich  ist  jener  Andreas  derselbe  Schriftsteller,  den 
die  armenischen  Historiker  als  Zeitgenossen  des  Kaisers  Con- 
stantius  (f  361)  wie  auch  als  Verfasser  eines  Traktates  über  die 
Kalender  erwähnen. 

Nach  dem  Vortrag  gab  Herr  Johannes  DrSseke  einer 
offenbar  von  noch  mehreren  Zuhörern  gemachten  Beobachtung 
Ausdruck,  indem  er,  entgegen  der  vom  Vortragenden  zur  Ver- 
lesung gebrachten  Fassung,  derzufolge  Andreas  von  Jerusalem 
Hippolytos'  Chronik  ins  Griechische  übersetzt  habe,  der  Ueber- 
lieferung  gemäss  ausführte,  dass  alle  Schriften  des  Hippolytos 
ohne  Ausnahme  ursprünglich  griechisch  geschrieben  seien  und 
von  einer  üebersetzung  irgend  einer  derselben,  etwa  aus  dem 
Lateinischen,  ins  Griechische  nicht  geredet  werden  könne.  Bei 
näherer  Ermittelung  ergab  sich  dies  auch  als  die  Meinung  des 
Vortragenden,  dem  beim  Vorlesen  augenscheinlich  ein  Irrtum 
untergelaufen  war. 


126  Sektion  11  B. 


B.  CHALATIANTZ. 


DEBER  DEN  URSPRUNG  DER  ARIiENISGHEN  FÜRSTENTÜMER. 

(AUMUg.) 


Die  Annalen  der  EöDige  von  CTrartn  geben  bei  Aufzählung 
der  Siege  über  eine  Beihe  von  Ländern  und  Städten  deren 
Namen  charakteristische  Endigangen:  -äni,  -ini  und  -üni.  Die 
Silbe  -ni  drückt  im  ürartäischen  offenbar  die  Zugehörigkeit 
(Gen.  sing.)  oder  die  Mehrzahl  (Nom.  pl.)  aus^  wie  im  Geor- 
gischen. Man  muBS  annehmen,  dass  alle  drei  Formen  zuletzt  in 
eine  Form  -imi  zusammengeschmolzen  sind,  imd  zwar  wol  unter 
dem  Einflüsse  des  armenischen  f««f-m,  „ich  habe";  uni^  „er  hat". 
Diese  Vermutung  findet  eine  Bestätigung  in  der  originellen 
Deutung  einiger  Namen  armenischer  Fürsteui  die  von  Mobbb 
VON  Ehobhns  versucht  worden  ist:  Onuni  ist  nach  seiner  Ety- 
mologie ijfifii  -^ini,  „der  Wein-Besitzende"  u.  s.  f. 

Ferner:  in  assyrischen  und  urart&ischen  KeilBchrifttexten  fin- 
den wir  einige  Eigennamen,  die  sieh  mit  mehreren  armenischen 
Fürstengeschlechtemamen  yeigleiohen  lassen : 

I.  Apahuni.  Eine  der  Provinzen  Armeniens,  nördlich  vom 
Wan-See,  hiess  nach  dem  gleichnamigen  Fürstengeschlechte  noch 
in  der  Arsaciden  Zeit:  Apahuni- q.  Den  Namen  dieses  Landes 
finden  wir  in  der  Form  „AbaSni"  unter  der  Zahl  jener  23  Für- 
stentümer, deren  Könige  im  Jahre  1100  v.  Chr.  vereint  gegen 
Tiglat  Pileser  I.  vorgingen.  Wahrscheinlich  ist  dieses  Land  auch 
unter  „Abunie"  bei  Ärgistis  verstanden. 

n.  Arzrüni.  Der  Stammsitz  der  Arzruni  war  die  grössta 
Provinz  des  Landes,  Waspurakan,  mit  der  Hauptstadt  Wan. 
In  der  Inschrift  von  Meher-Eapussi  (Wan)  lesen  wir  den  Namen 
der  Stadt  Ar-tsu-u-i-ni-ni,  was  bedeuten  soll:  die  Stadt,  die 
dem  Geschlechte  der  Artsüni  Gehört. 

ni.  Amatuni.  Dieser  Gesohlechtsname  ist  vielleicht  mit 
Amada  („die  Meder",  Assurnasirpal)  zu  vergleichen. 


Sektion  H  B.  127 

lY.  Sätüni.  Diesem  FürstengeBchlecht  gehörte  eine  der 
Provinzen  Wasparakan's,  am  ösüichen  Ufer  des  Wan-Sees 
(i,fiaätnni-q").  Möglicherweise  dürfen  wir  in  diesem  Namen 
die  Wiederspiegelmig  der  3  Bnia's  der  Könige  von  ürartn 
erblicken. 

y.  Ermanthüni.  Dieser  Name  ist  vielleicht  neben  Eri- 
mena^  den  Namen  des  10,  Königs  von  Urartu,  zu  stellen. 

YL  Nach  der  üeberlieferong  der  Mobbs  von  Khobbnb  existierte 
in  Armenien  vor  der  Dynastie  des  Arsaciden  das  Nachararen- 
geschlecht  Manavazian,  das  in  seinem  Namen  wol  den  des 
Menua,  des  Sohnes  des  ISpuini  wiederspiegelt.  Vgl.  Ma- 
navazakerty  den  Namen  der  Stadt  am  Nordofer  des  Wan-Sees. 

VII.  Truni  möchte  ich  mit  Tariüni  (in  nrar^.  Inschr.) 
vergleichen,  dem  Namen  eines  Landstrichs  nordwestlich  vom 
Wan-See. 

YIII.  Sahruni  lässt  sich  zu  Su-rai  dem  Namen  einer  Pro- 
vinz von  ürartn,  stellen. 

IX.  Yardzavüni  erinnert  lebhaft  an  den  Namen  des  Lan- 
des ü-bar-si-u-ni,  das  von  Tiglat  Pileser  I.  unter  den  23  Für- 
stentümern von  Nairi  erwähnt  wird.  Vgl.  bei  Argistis:  (Stadt) 
A-bur-za-ni-ni. 

X.  Paluni  lässt  sich  mit  .dem  Wan'schen  Parla-i-ni  ver- 
gleichen. 

XI.  Chorchoruni.  Sie  stammten  wol  aus  Gharchar,  einem 
Lande  südlich  vom  Ürumia-See. 

Wir  haben  hier  gesehen,  dass  den  11  Nachararengeschlech- 
tem  ein  sehr  hohes  Alter  zukommt.  Es  taucht  nun  von  selbst 
die  Frage  auf:  gehörten  diese,  in  assyrischen  und  urartäischen 
Quellen  sich  findenden  Namen  der  ganzen  Bevölkerung  jeder 
einzelnen  Provinz,  oder  nur  einem  Geschlechte  an,  das  an  ihrer 
Spitze  stand?  Vom  Gesichtspunkte  der  Theorie  über  die  Fami- 
lienordnung würde  die  Lösung  dieser  Frage  keinen  Schwierig- 
keiten begegnen:  der  Name  des  ersten  Familienhauptes  über- 
trägt sich  auf  das  ganze  Geschlecht  und  auf  das  Land,  welches 
von  diesem  Geschlechte  bewohnt  wird.  Die  besondere  Natur  des 
Landes  mit  seinen  umschliessenden  Gebirgszügen  trug  dazu 
bei,  dass  diese  Form  politischen  Lebens  Jahrhunderte  lang  fort- 
lebte. Das  Nachararentum  musste  eben  auf  diesem  Boden  patri- 


128  Sektion  IIB. 

archalischer  Lebensordnung  entstehen,  dank  der  alten,  gesetz- 
lichen Macht  dieser  Geschlechter,  die  auch  noch  in  historischer 
Zeit  an  der  Spitze  der  Provinzen  standen.  Es  wird  nns  jetzt 
klar,  weshalb  keine  der  Inschriften  der  Wan'schen  Könige  den 
Namen  des  diesen  untergebenen  Volkes  nennt,  denn  dieses  be- 
stand eben  aus  einer  Menge  kleinerer  Stämme.  Das  Beich 
ürartu  erhob  sich  trotz  seiner  politischen  Macht  niemals  zur 
Idee  nationaler  Einheit,  und  dies  ist  wol  mit  ein  Grund  seines 
Unterganges  gewesen.  Das  Eindringen  der  Eimmerier  (YIII. 
Jahrh.  y.  Chr.)  hat  das  politische  Bild  Armeniens  offenbar  wenig 
verändert :  es  verschwand  nur  die  Eönigsgewalt ;  den  einzelnen 
Fürsten  war  es  jedoch  leicht,  in  ihren  unzugänglichen  Bergen 
ihre  Unabhängigkeit  zu  behaupten.  Es  mussten  jetzt  freilich 
auch  sehr  viele  von  ihnen  ausscheiden,  von  deren  einstiger 
Existenz  die  Annalen  der  Wan'schen  Könige  reden.  An  ihre 
Stelle  traten  die  Anführer  der  eindringenden  Eroberer,  die  nun 
mit  den  früheren  Fürsten  der  Provinzen  die  höchste  Hierarchie 
Armeniens,  das  Nachararentum,  bildeten. 


LEVON  MSIÖRIANTZ. 


LES  fiLfiMENTS  OURARTIQGES  DANS  LA  LANGÜE  ARMENIENNE. 
(Ein  Resum^  des  Vortrages  ist  nicht  eingesandt  worden.) 


In  der  Diskussion  erklärt  Herr  C«  F.  Lehmann,  nach 
Herrn  F.  C.  Andreas  und  Herrn  Bartholomab  sprechend,  dass 
vom  Standpunkt  des  ürartäischen  Herrn  Mb^riantz'  Gleichun- 
gen u-li-e-Se  =  armen,  «n/,  „anderer"  und  urart.  pUi  =  armen,  mil 
(und  georgisch  mili),  „Kanal",  als  wahrscheinlich  gelten  könnten. 
U-li-e-ie,  ständig  in  den  Fluchformeln  am  Schlüsse  der  Inschrif- 


Sektion  IIB.  129 

ten,  kann  y^ein  Anderer"  heissen^  wie  es  bisher  übersetzt  wurde« 
und  pili  heisst  erwiesenermassen  ««Kanal",  oder  genauer  ««das  für 
den  Kanal  höthige  Bauwerk«  die  Stützmauer«  der  Damm."  Die 
Worte  ptli  ag4bi  ABNÜP^-ni  umeSini  tini  der  neugefundenen 
Inschrift  Busas'  IL  von  Surb  Grigor  (Zvartnotz)  zeigen«  wie 
G.  F.  Lbhmann«  ZDMG  56«  8.  107  f.  betont«  besonders  deutlich« 
dass  es  auf  die  Bauanlage«  die  Mauer«  vornehmlich  ankommt. 
Man  könnte  sogar  daran  denken«  umeiini  tini  als  Apposition  zu 
pilif  nicht  zu  ABNÜP^-  zu  betrachten,  so  dass  die  Steinmauer« 
nicht  die  Steine  (resp.  die  Steinsorte)  mit  dem  assyrischen 
Lehnworte  umaSu  ««XJmschliessung«  Ein&ssung"«  bezeichnet  wurde. 
Doch  spricht  einigermassen  dagegen  die  Plural-Endung  umeiini.  Das 
pi  in  pili  kann  auch  für  toi  stehen«  wobei  der  üebergang  zu  mi  sich 
noch  leichter  erklären  würde.  Während  Herr  Lbhmann  gegen  die 
weiteren  vom  Vortragenden  erörterten  Etymologien  ernste  Beden- 
ken hegt«  weil  die  von  ihm  angenommene  Bedeutung  der  betreffen- 
den urartaischen  Worten  sehr  zweifelhaft  ist«  hält  er  seinerseits 
für  sicher:  urart.  fu-e  (Schärfe  des  Zischlautes  sicher,  nähere 
Artikulation  unsicher)  ««(Stau-)See"  =  armen,  cov  ««See". 

Für  die  Häufigkeit  der  Endung  -uni  im  Armenischen  könnte 
doch  die  von  Herrn  Mbbriantz  angenommene  Anlehnung  einer« 
eventuell  nach  Andbbas  und  Babtholomab  indogermanisch  zu 
erklärenden«  Endung  an  eine  gleichlautende  vorarmenische  Endung 
mit  in  Betracht  kommen.  Unleugbar  tritt  die  Endung  -äni,  z.  B. 
gerade  bei  Länder-  und  Ortsnamen«  im  urartaischen  auffallend 
häufig  auf. 


0 


130  Sektion  II  B. 


C.  F.  LEHMANN. 


DIE  EINWANDERUNG  DER  ARMENIER  IM  ZUSAMMENHANG  MIT 
DEN  WANDERUNGEN  DER  THRAKIER  UND  IRANIER. 

(\o8ZDg  aas  einom  in  gemeinsamer  SiUnng  der  Sektionen  II  B  and  VIII 

gehaltenen  Vortrage.) 


üer  Einfall  der  —  nach  Tomabohbk  und  dem  Vortragenden  ( Ferkdl. 
Berl.  anthrophol.  OeselUch.  [VBAG]  1896,  8.  318,  Anm.  1  Abs.  2  a. 
3)  den  Thrakern  zuzurechnenden — Eimmerier  durch  den  cen- 
tralen EaukasuB-PasB  (die  MKaukasische  Pforte",  heute  die  „grusini- 
sche Heerstrasse")  erfolgte  nach  assyrischen  Zeugnissen  gegen  Ende 
des  YIII.  Jahrh.  v.  Ohr.  Die  Katastrophe  Busas'  I.  (t714)  von 
Ghaldia  (ürartu)  wird  damit  zusammenhängen.  Die  Regierung 
Argistis'  IL  (714  bis  ca.  680)  bezeichnet  den  Tiefstand  der 
Macht  ürartu's  im  N.,  NO.  und  0.  —  Busas  IL  stelltei 
als  junger  thatkräftiger  Herrscher  um  680  zur  Begierung  ge- 
kommen, den  üm&ng  des  Beiches  aus  Menuas'  (um  800  v. 
Ohr.)  und  Argistis'  Zeit  wieder  her,  (vgl.  Sitzungsber.  Berl. 
Ai.  1900,  630  und  ZDMQ,  56,  101  ff.),  nachdem  er  die 
Eimmerier,  die  —  von  den  iranischen  Aikuza  östlich  be- 
droht und  dann  von  Assarhaddon  (677  v.  Ohr.)  in  der  südöst- 
lichen Nachbarschaft  des  Ürmia-Sees  geschlagen  —  westwärts 
drängten,  besiegt  und  danach  mit  ihnen  ein  Bündniss  geschlossen 
hatte  (zwischen  677  und  673),  in  welchem  sie  sich  verpflichteten, 
U  rar  tu  zu  meiden.  Die  auf  ihrem  Westzuge  (Bichtung  Erzerum 
—  Erzingian  —  Drexene  [Name  erhalten  in  dem  heutigen, 
westlicher  belegenen  Dersim?])  zerstörte  Menuas-Feste  bei 
Baghin  stellte  Busas  IL  [VBAG  1900,  574]  wieder  her  und 
errichtete  weiter  westlich  unweit  Mazgert  eine  neue  Felsenfeste 
(s.  Fig.  1).  Die  Eimmerier  vernichteten  damals  (676)  das  Beich 
des,  über  die  indogermanischen  Phryger  und  nichtarischen 
(zuerst  bei  Tiglatpileser  I.  um  1000  v.  Ohr.  erwähnten) 
Mo  scher  herrschenden  letzten  Midas  (Mitä)  (VBAG  1900, 
436  ob.  Vgl.  unten). 


i  =. 


5    5 


iij 


1 32  Sektion  II B. 

Die  Stationeni  die  die  —  gleich,  ihren  nahen  Verwandten!  den 
Phrygern,  zu  den  Thrakern  gehörigen  —  Armenier  aaf  ihrer 
Wanderung  aus  Europa  passirteui  fuhren  grossentheils  den  Namen 
*Apfihiov  resp.  'OpA^/v/ov  (Krbtzbghmbb,  Hinl.  in  die  Geschichte  der 
griechischen  Sprache  208  ff.)*  Der  Ortsname  Ur-me-ni-fu-ffi-ni),  den 
M  e  n  u  a  s  gelegentlich  seiner  Feldzüge  im  W.  nennt  (ygl.  auch  in 
Argistis'  Annalen:  „Stadt (?)  ürmäni")  stimmt  zu  'OpfAlvtov 
und  kann,  nach  dem  Bereich  jener  Feldzüge,  nur  die  dem  eigentl. 
Armenien  nächste  von  den  so  bezeichneten  Stationen,  die  an  den 
Halysquellen,  bezeichnen.  Hier  sassen  also  die  Armenier, 
lange  ehe  der  erste  Eimmerier  den  Kaukasus 
überschritt. 

Zugleich  mit  den  Eimmeriern  kamen  —  es  handelt  sich 
offenbar  um  eine  grosse  durch  einen  Druck  aus  N.  bezw.  NW. 
veranlasste  Bewegung,  von  der  auch  die  skolotischen  Skythen  be- 
troffen wurden  —  westlich  um  den  Pontus  andere  thrakische  Völker- 
schaften, dieTreren,  Thyner  (Bithynier)  etc.  nach  Kleinasien. 
Durch  sie  wurden  die  ersten  in  östlicher  Richtung  wirkenden 
Yölkerverschiebungen  hervorgebracht.  Sie  begannen  schon  unter 
Rusas  IL,  der  die,  den  Urartäern  bisher  nicht  direct  be- 
nachbarten, Moscher  neben  den  j^atini  (Hetitem)  und  I^^* 
li-tu[-u-ni7]  CA^i^dvioil)  zu  bekämpfen  hatte.  Die  Hauptbe- 
wegung der  Einwanderung  nach  Armenien  dagegen  wurde  erst 
hervorgerufen  durch  das  Zurückfluthen  der  Kimmerier  nach  Osten, 
nach  ihrer  Vertreibung  aus  Lydien.  Die  Einwanderer,  die  in 
Armenien  zu  einem  Volke  verschmolzen,  waren  keine  homogene 
Masse.  Mindestens  3  Bestandtheile  lassen  sich  unterscheiden: 

1)  Die  eigentlicher  Armenier,  von  den  Halysquellen  und 
der  Akilisene  (Strabo)  [mit  der  Königstadt  Kamach a  (heute 
Kjemach)],  in  östl.  und  südöstl.  Richtung  bis  zur  Saspiritis, 
Kalachene  und  Adiabene  einwandernd:  2)  Andere  thrakische 
Völkerschaften,  unter  denen  die  Kimmerier  hervorragen,  die, 
aus  Lydien  vertrieben,  in  den  nachmals  kappadokischen  Ebenen, 
im  rossenährenden  Mu^ri,  nomadisirten  —  von  städtischen 
Ansiedlungen  ist  nirgends  die  Rede.  Den  Zusammenhang  der 
Armenier  mit  den,  Kappadokien  bewohnenden  Oamirk^  (vgl. 
assyr.  Gimirri,  hebr.  Gomer  „Kimmerier")  kennt  die  arme- 
nische Volkstradition,   von   der  auch  bei  Mosbb  Ohorbnaci  — 


Sektion  nS.  133 

SO  viele  Fehler  and  selbst  Fälschungen  ihm  nachzuweisen  sein 
mögen  —  echte  Spuren  vorliegen.  Da  die  Einwanderung  bei 
„Moses"  falschlich  als  von  Babylouien  ausgehend  betrachtet 
wird^  so  gilt  Eappadokien,  thatsachlich  einer  der  Ausgangs- 
punkte der  Einwanderung,  als  zuletzt,  von  0.  her,  erobert! 
Für  eine  ethnische  Zusammengehörigkeit  sowohl  der  erst  im 
Zusammenhang  der  thrakisch-kimmerischen  Wirren  in  ihre  Sitze 
(bisher  „Cilicien"  im  weiteren  Sinne)  gelangten  Eappadoker 
als  auch  der  Armenier  mit  den  Thrakern,  spricht  auch 
die  fast  identische  Tracht  (Herodot;  und  altpersische  Sculpturen 
nach  Andrbab).  Auf  der  Linie  Malatia  —  Gharput  —  Diarbekir, 
die  für  die  Einwanderung  aus  Eappadokien  vornehmlich  in  Betracht 
kommt,  finden  sich  Eurgane  specifisch  thrakischer  Structur 
(s.  ZeüscAr.f.  Ethnol.  1901,  181^  209^).  —  3)  Die  vorgenannten 
thrakischen  Völkerschaften  waren  aber  bei  ihrer  Einwanderung 
stark  mit  Elementen  vermischt,  die  der  vorindogermanischen 
Bevölkerungsschicht  Eleinasiens  angehören.  Dies  zeigt  der  Typus 
der  Armenier  (s.  G.  F.  Lbhmann,  ZeiUcir.  /.  Elhnol.  1899, 
282).  Für  den  führenden  Stamm,  die  Armenier  im  engeren 
Sinne,  wird  die  Mischung  bewiesen  durch  die  vom  Vortragenden 
(Mittheil.  d.  Geogr.  Ges.  in  Hamburg  XVI  [1900],  S.  62  f.) 
in  der  alten  Hauptstadt  Eamacha  gefundenen  uralten  Anlagen 
im  lebenden  Felsen  —  ein,  wie  sich  mehr  und  mehr  herausstellt, 
gemeinsames  characteristisches  Merkmal  der  nichtarischen 
Vorbewohner  Eleinasiens  wie  Griechenlands.  Die,  die  in  Betracht 
kommenden  Gebiete  bewohnenden  Nichtarier  sind,  besonders  nach 
den  chaldischen  Inschriften,  vorwiegend  als  I^^^^^^  (Hetiter)  zu 
bezeichnen  (vgl.  JTa^aonien  und  JTa^atuka).  Denkbar  wäre  es, 
dass  Ansiedler  thrakischen  Stamm  die  sich  mit  den  Vorbe- 
wohnem  vermischten  (und  denen  der  ^-Laut  fehlte),  sich  nach 
dem  besiedelten  Lande  als  Hatier  bezeichneten  und  dass 
sich  somit  (Jbnbbn)  der  einheimische  Name  der  Armenier  Hay 
(Plur.  Ha%k%  Eponym  Haik  (aus  der  Eoseform  Hatii),  erklärte. 
Es  steht  daher  a  priori  nichts  im  Wege  in  den  auf  hetitischem 
Gebiet  gefundenen  kleinasiatischen  hieroglyphischen  In- 
schriften (wenn  auch  nicht  noth wendiger  Weise  in  allen)  eine, 
dem  Armenischen  verwandte  thrakische  Sprache,  resp.  eine 
thrakisch-hetitische  Misch-Sprache  zu  suchen. 


134 


SAivn  I[B. 


Di«  letzten  Ch&lderköoige,  die  auf  Toprakkaleli  raaidirtes 
(BaBas  II.  bis  645,  Sardur  III.  [17.]),  Erimenas,  Bosae 
nL  [t  am  oder  kmt  ror  der  Ualyaaclilacht  585  t.  Chr.]), 
mÖBBeo  bereite  UuterthaDen  gehebt  heben,  die  zu  den  Verwen- 


dern der  genanuten  resp.  einer  ihr  ähnlichen  Hieroglyphen- 
Bchrift  gehörten.  Sie  waren  an  der  Ansstattnng  des  von  BnaaB 
II.  tind  Bnaaa  111.  neuerbauten  Tempels  aaf  Toprakkaleh  bei 


SoktioD  11  B.  135 

Van  (ZeiUchr.  f.  Ata.  IX,  S.  353  ff.)  beteiligt,  wie  die  biero- 
glyphiaclie  Legende  auf  einer  Bronceschale  (Berl.  Mus.) 
zeigt,  die  sonst  den  Typua  der  übrigen  den  Tempel  zierenden 
Metallarbeiten  aufweist.  Dazu  stimmt  eine  von  der  deutschen 
Expedition  nach  Armenien  ebenda  ausgegrabene  hieroglyphische 
Thontafel  (Fig.  2),  deren  Wesen  durch  einen  Vergleich  mit 
einer  andern,  dort  dem  Boden  abgewonnenen  Keil  seh  rift-Thon- 
tafel,  deren  Vorderseite  Fig.  3  zeigt,  au  bestimmen  sein  wird, 
Letztere  ist  ein,  in  der  chaldisuhen  Reiehasprache  abgefasster, 
Bericht  eines  Fürsten  des  nordlichsten  chaldischen  Vasallenstaates 
an  Ruaas  U.  Dass  die  Gegend  um  den  Van-See  von  den  Ver- 
wendern einer  (aber  schwerlich  derselben)  hierogl,  Schriftgattung 
aufgesucht  worden  ist,  scheinen  riesige  Zeichen  auf  Felsstücken 
bei  Artamid  zu  zeigen.  Fig,  4  giebt  einer  solche  Gruppe  wieder: 


^ 


Ban  „Üpferrinneu"  ist  natürlich  nicht  zu  denken,  da,  besonders  bei 
den  kleineren  Zeichen,  (rechts  unten  und  oben)  Jede  Möglichkeit 


des  Blutablanfs  fehlt.  Deatlich  „heüÜBcb"  hingegen  ist  diegrosBe 
Sculptar  (Fig.  5),  die  im  Qau  Hertr  (ßonte  Arbela-Bovanduz), 


^^^^^^^^K~' 

^^9H 

'Mm 

^^^g'-              '^^^H 

"■  *•' ' '     -'^^B 

m 

r-^^SB^nVl 

Kgur  TOD  Haitr-BkUa.  Origiakl-Aatiwbm«  tod  |C.  F,  Iahiunn. 


Dar  Fall  b«i  Harir-Batu.  Die  Nüehe  mit  dei  Scolplar  ein  «eDig  anterbalb  dar  Milte 

■twu  Mcb  linki. 

OrigiDal-ABfnahm«  iim  C.  ?.  Lihmimk. 


188 


Sektion  II B. 


gegenüber  dem,  an  einem  grossen  assyrischen  „Teil"  belegenen 
Dorfe  Batas,  an  einer  hochragenden  Felswand  (Fig.  6)  eingegra- 
ben ist.  Von  der  hieroglyph.  Legende  ist  im  Original  noch  das 
„hetitische"  Zeichen  für  „Gott''  erkennbar.  Die  Gegend  gehörte 
in  der  in  Betracht  kommenden  Zeit  zu  Medien;  yom  Vordrin- 
gen der  Gilieier  bis  nach  Medien  weiss  S  o  1  i  n  u  s  nach  alter  Quelle 
zu  berichten.  Dass  die  Nische  als  solche  —  abweichend  von  den 
im  Westen  Eleinasiens  begegnenden  „hetitischen"  Skulpturen  — 
chaldische  Vorbilder  nachahmt,  lässt  auf  ein  längeres  Verweilen 
der  Verfertiger  auf  bisher  chaldischem  Gebiete  schliessen. 

Nach  dem  Untergänge  Assyriens  607  v.  Chr.  bildete  das  Gebiet 
von  Urartu-Ghaldia  den  Zankapfel  zwischen  Medien  und 
Lydien,  welch  letzteres  in  der  Folge  als  kleinasiatische  Grossmacht 
an  die  Stelle  und  in  das  Erbe  von  Ghaldia  einrückte.  Die 
Halysschlacht  entschied  für  Medien.  Ob  die  Meder  oder  die  einwan- 
dernden Armenier  dem  chaldischen  Königthum  ein  Ende  machten, 
wissen  wir  nicht.  Toprakkaleh  ward  zerstört,  als  noch  rein  chal- 
dische Cultur  dort  herrschte.  Eine  nähere  Zeitbestimmung  wird 

l^„^^  nicht  etwa  geliefert  durch 

r-T  /j"^  ®^®    winzige    Legende   in 

\l  ^    \yf    [fj^    A         /l    unbekannten  Zeichen  (Fig. 

f    ^       V        MVy^^y     7),  die  sich  auf  dem  Bauch 

'  eines  der,  von  unserer  Expe- 

„.   .,  ,  .  *^    *   .      „.,,  dition  auf  Toprakkaleh  aus- 

£iDritzaog  auf  einem  riesigen  rithos  aus  ^ 

Toprakkaleh.  gegrabenen  riesigen  Thon- 

Nach  einer  von  C.  F.  Lehmann  in  Van  gefer-  trüire  findet:  altpersisch  ist 
tigten  ungerahren  Abzeichung  (Originalgrösse).  ^  .  n  n    .    i.     -rr    .i 

Sie  nicht.  Selbst  die  Keil- 
schrifk-Qualität  ist  fraglich.  Kämpfe  zwischen  Armeniern  und  Chal- 
dern,  wie  sie  Xenophon  {Cyrop,  5,  2)  sachgemäss  schildert,  haben 
sicher  unter  medischer  und  vielleicht  noch  unter  persischer 
Herrschaft  stattgefunden  und  sind  durch  die  ebenda  aufgefahrteui 
ein  connubium  begründenden  Verträge  beendet  worden.  Das 
Gros  der  Urartäer  hatte  sich  aber  bereits  unter  Darius  1.,  zu  dessen 
18.  Satrapie  sie  gehörten,  in  die  Araxes-Ebene  zurückgezogen. 
Xerxes  berichtetet  in  seiner  Inschrift  am  Vanfelsen,  dass  schon 
Darius  die  Fläche  für  die  Inschrift  habe  glätten  lassen.  Seit  der 
Einwanderung  der  Armenier  werden  geordnete  Zustände  erst  nach 
Beendigung  der  Unruhen  unter  Darius  wieder  eingetreten  sein. 


Sektion  IIB.  ISV 

Von  einem  „Besuch"  des  Darios  oder  Xerxes  inYan  ist  nirgends 
die  Bede.  Dass  noch  zu  ihrer  Zeit  ein  chaldischer  Fürst  als 
Unterstatthalter  auf  Toprakkaleh  residirt  hätte,  ist  unwahr- 
scheinlich, wenn  auch  nicht  undenkbar,  (üeber  die  Inschrift  von 
Kaissaran  [jmiuiina,  wie  neuerdings  vermuthet  wurde  =  „Stein- 
bruch"?] vgl.  Wiener  ZeiUchr.  /.  d.  Kunde  der  Morgenlandes, 
1900,  S.  18).  — 

Yon  thrakischen  Einfallen  östlich  des  Pontus  ausser  dem 
der  Eimmerier  wissen  wir  nichts.  Die  sie  drangenden  Iranier 
(skolotische  Skythen,  unter  ihnen  die  Askuza,)  nahmen  damals 
den  Weg  um  den  Kaukasus  bei  Derbend  am  Easpischen  Meer. 
Mit  früheren  EinfiUen  der  die  Steppen  Südrasslands  bewohnen- 
den Iranier,  auch  durch  die  kaukasischen  Pforten,  ist  aber 
durchaus  zu  rechnen.  So  wäre  es  begreiflich,  wenn  sich  in  den 
Namen  der  Herr  seh  ertemilien  bei  den  Hetitern,  in  Mitanni,  bei 
den  ELassiten  nnddenChaldern  („Erimenas",  dem  Vortragen- 
den längst  als  arisch  yerdächtig,  Argistis  etc.)  indogermanische, 
speciell  iranische  Elemente  fanden,  wie  neuerdings  mehrfach 
behauptet.  Natürlich  ist  keine  der  genannten  Völker  (gegen 
SoHJsnBLOWiTZ)  indogermanisch.  Es  handelt  sich  nur  um  einen 
werthyoUen  Zusatz  indogermanischen  resp.  iranischen  Blutes 
bei  der  herrschenden  Schicht,  ähnlich  wie  in  Phrygien  das  Gros 
des  Volkes  die  nichtarischen  Moscher  etc.,  bildeten,  während 
das  Herrscherhaus  und  eine  mehr  oder  minder  dünne  herrschende 
Schicht  thrakisch-phrygischen  Ursprungs  war. 

Mit  der  Einwanderung  der  Armenier  wird  gar  nicht  oder 
nur  sehr  mittelbar  zusammenhängen  die  Einwanderung  der 
Iberer-Üeorgier  (Kart;u(l i),  nach  wahrscheinlich  richtiger  ein- 
heimischer Tradition  ^  KetplouxoC)^  die  von  den  (Jfern  des  Bohtansu 
in  Gebiete  südlich  der  kaukasischen  Pforten  vorrückten.  Diese  Ge- 
biete waren  lange  vorher  von  den  von  Westen  her  dorthin  ver- 
drängten Moschen  eingenommen  worden  und  lange  Zeit  in  deren 
Besitz  geblieben  (Strabo).  Von  einer  Identität  der  Moscher  mit 
den  Iberern  kann  nicht  die  Bede  sein.  Näheres  s.  einstweilen 
in  0.  F.  Lbhicann's  Aufsatz:  Äua  Georgien  (Naumann's  „Zeit'\ 
1902,  N^  41/4,  nebst  dem  erweiterten  Sonderdruck). 

Auf  eben  diese  Stelle  sei  auch  vorläufig  für  den  Scbluss  des 
Vortrags  verwiesen,  der  eine  Anzahl  bedeutsamer  Anzeichen  (auf 


140  Sektion  n  B. 

dem  Gebiet  der  Technik  und  des  Caltns)  für  eine  entferntere 
Verwandtschaft  der  Ghalder  und  ihrer  Sippe  mit  der  nicht  in- 
dogermanischen Vorbeyölkerang  Griechenlands 
und  Eleinasiens  Yorfuhrtei  welch  letzterer  anerkanntermas- 
sen  (FuRTwlNaLBR)  ein  wesentlicher  Autheil  an  der  Entwicklung 
der  mykenischen  Cultur,  besonders  nach  ihrer  technischen  Seite, 
zukommt. 

Ausfuhrlicheres  yoranssichtlich  in  den  yom  Vortragenden 
herausgegebenen  „Beiträgen  zur  alten  Geschichte". 

(Gemäss  Beschlüssen  der  Sektionen  II  B  und  VIII,  die 
empfohlen  haben,  die  von  Herrn  Lbhmann  bei  seinem  obigen 
Vortrag  vorgelegten  Abbildungen  in  die  Publikationen  des  Kon- 
gresses aufzunehmen,  sind  diese  Abbildungen  oben  an  ihrer 
Stelle  eingefügt  worden.) 

In  der  Diskussion  über  den  Vortrag  macht  Herr  Fr. 
Hommel  auf  AuauBT  Fiok's  Etymologie  von  Haik""  (Armenier) 
=  Fai  in  Patonia  aufmerksam,  da  die  Armenier  ja  wirklich 
ursprünglich  aus  Thrakien-Macedonien  gekommen  seien. 

[Während  der  Vorbereitungen  zum  Druck  teilt  Herr 
Hommel  noch  Folgendes  mit:  „Zum  ältesten  Namen  Phrygien's, 
B«p«»vy9ias,  möchte  ich  jetzt  noch  bemerken,  dass  das  Volk 
der  Bu-ru-^um-zi  (auch  Lesung  Bu-ru-g^un-zi  möglich)  bei  Tiglat- 
pilesar  L,  nach  mir  c.  1100  v.  Chr.,  gewiss  damit  identisch  ist. 
Diese  von  mir  neugefandene  Gleichung  ist  für  die  Vorgeschichte 
der  Phryger  (vgl.  Mitä  von  Muski  =  Midas  der  Phryger; 
andrerseits  die  Verbindung  der  Muski  mit  Burug^unzi  bei 
Tigl.  I.)  von  grösster  Tragweite*'.] 


Sektion  IIB.  141 


C.  F.  LEHMANN. 


VORSCHLiEGK  ZUR  SAMMLUNG  DER  LEBENDEN  ARMENISCHEN 

DIALEKTE. 

(Aosxag.) 


üie  Zahl  der  armeniBchen  Dialekte  iBi,  entsprechend  dem 
cantonalen  Gharacter  des  Landes,  sehr  gross.  Eine  systematische 
Aufnahme  derselben  hätte  an  sich  um  so  mehr  Aussicht  auf 
Erfolg,  als  es  bei  den  Armeniern  an  Folklore  und  Erzählern, 
auch  nach  des  Vortragenden  Beobachtungen,  nicht  fehlt. 

Aber  die  Sicherheitsverhältnisse  in  Armenien  lassen,  gegenwärtig 
und  auf  lange  hinaus,  eine  Bereisung  der  einzelnen  abgelegenen 
Districte,  besonders  mit  längerem  Studienaufenthalt,  als  un- 
thunlich  und  aussichtslos  erscheinen. 

Und  doch  ist  Qefahr  im  Verzuge.  Die  Massacres  haben 
die  Armenier  decimirt.  Von  üebertreibungen  in  den  darüber  nach 
Europa  gelangten  Nachrichten  kann  keine  Bede  sein;  eher  ist 
das  Gegentheil  der  Fall.  Der  Vemichtungskampfgeht  in  kleinerem 
Maasstabe  weiter.  Die  Armenier  sind  in  Tielen  Gegenden  den 
Kurden  gegenüber  so  g^t  wie  yogelfrei. 

Die  üeberlebenden  treten  yielfiEich  —  wie  es  heisst  freiwillig  — 
zum  Islam  über,  was  natürlich  ebenfalls  eine  Schädigung  und 
Bedrohung  ihres  Yolksthums  bedeutet. 

Hand  in  Hand  mit  all  dem  geht  eine  Veränderung  der  Sie- 
delungsverhältnisse.  So  haben  sich  im  bis  vor  Kurzem  rein  arme- 
nischen Hai6e*-sSr  „Thal  der  Armenier"  (am  mittleren  Ghöshäb, 
S.-0.  Yom  Vansee)  im  letzten  Jahrzehnt  Kurden  in  bedeutender 
Anzahl  angesiedelt. 

Aber  auch  die  amerikanischen  Missionen,  die  unter  den 
schwierigsten  Verhältnissen  so  ausserordentlich  Grosses  und  Gutes 
schaffen,  indem  sie  die  Waisen  der  erschlagenen  Armenier 
erziehen,  den  Witwen  Arbeit  und  Brot  geben,  wirken  ohne 
Wissen  und  Wollen  im  antilinguistischen  Sinne.  Vor  Allem 
ist    die    Bibelübersetzung,    die    sie   zu    Grunde   legen,    west- 


142  Sektion  II  B. 

armenischy  im  constaatinopolitaniBchen  Dialekte^  abgefaBBt.  Die 
Mitglieder  der  Missionen  lernen  den  constantinopolitaniBclien 
Dialekt,  und  auch  dies  nur  mit  der,  den  Durchschnitt  der 
Englischsprechenden  characterisirenden  geringen  Auffassungs-  und 
Anpassungsfähigkeit  fiir  lautliche  Eigentümlichkeiten.  Das  bleibt 
nicht  ohne  Einfluss  auf  die  Schüler  und  Schülerinnen  der  Missionen, 
die,  in  die  Heimath  zurückgekehrt,  durch  ihr  Beispiel  und  Tiel- 
fach  auch  als  Lehrer  wirken  sollen,  und  selbst  auf  die  erwachsenen 
Armenier  und  Armenierinnen,  die  als  lehrende  Hülfskräfte  an 
den  Missionen  thätig  sind. 

So  zeigt  z.  B.  der  Dialekt  von  Van,  wo  der  Vortragende 
während  eines  fünfmonatlichen  Aufenthalts  die  relativ  ausgie- 
bigste Gelegenheit  zu  Beobachtungen  hatte,  in  seinem  lautlichen 
Bestände  noch  gegenwärtig  starke  Hinneigungen  zum  Ostarme- 
nischen. Noch  characteristischer  sind,  durch  Bewahrung  alter- 
thümlicher  grammatischer  Formen  (z.  B.  Qen.  Plur.  auf  -anc') 
die  Dialekte  aus  den  Gebirgsgegenden  südlich  Ton  Van,  die  Ton 
Nordüz,  Schatag  und  Mokkas  (Mukus).  Besonders  geeignet 
wären  zum  Studium  zusammenhängender  Bede  die  Erzählungen, 
die  Yon  den  Bewohnern  des  unweit  Schatag  hoch  über  dem  Oststigria 
belegenen  Dorfes  Qaj  et,  des  armenischen  Schiida,  im  Sehwange 
sind  und  die  auch  dessen  Bewohner  selbst  ganz  gern  erzählen. 
Aber  Herrn  Dr.  Batnolds,  dem  höchst  verdienten  Leiter  der  Mis- 
sion  in  Yan,  in  der  Knaben  und  Mädchen  aus  all  jenen  Gegen- 
den vertreten  sind,  war  der  Hinweis  auf  die  Berechtigung  dieser 
Abweichungen  von  seinem  stambuler  Dialekt  ganz  neu. 

Da  systematische  Dialektstudien  in  Türkisch-Armenien  z.  Z. 
unmöglich  sind,  muss  man  sich  mit  Nothbehelfen  begnügen. 
Herr  Misak,  jetzt  Lehrer  bei  der  Mission  in  Van  und  Halb- 
invalide, der  früher  in  den  verschiedensten  Gegenden  um  den 
Yansee  unterrichtet  und  sich  die  dialektischen  Eigentümlich- 
keiten angeeignet  hatte,  auch  Interesse  fnr  Sammlung  von 
Sprüchen  und  Erzählungen  bewies,  erklärte  sich  auf  Anregung  des 
Yortragenden  bereit,  dialektische  Aufzeichnungen  mit  beige- 
fügter neaarmenischer  Uebersetzung  gegen  geringen  Entgelt 
anzufertigen  und  hat  auf  Yeranlassung  des  Yortragenden  Proben 
davon  geliefert.  Es  würde  sich  nur  darum  handeln,  die  nöthigen, 
relativ  geringen  Mittel  aufzubringen. 


Sektion  II B.  143 

Aach  von  den  oft  sehr  geweckten  Schülern  der  amerikanischen 
Missionen  und  deutscher  verwandter  Anstalten  kann  der  Armenist 
dialektisches  Material  erlangen.  Der  Vortragende,  dem  während 
seiner  Forschungsreise  das  moderne  Westarmenisch  ziemlich  ge- 
läufig geworden  war,  hat  damit  an  den  Winterabenden  in  Van 
ermuthigende  Er&hrungen  gemacht.  Hier  könnte  auch  die  arme, 
nische  Lehrerschafti  deren  Interesse,  wie  für  alles  die  Geschichte 
ihres  Volkes  Betreffende,  leicht  zu  wecken  wäre,  helfen. 

Herr  F.  N.  Finck  schlägt  vor,  dass  die  Aufzeichungen 
des  Herrn  Misak  in  seiner  Armenischen  Zeii9chrift  in  geeigneter 
Transscription  abgedruckt  werden.  Die  Zeitschrifl  zahle  50  Mark 
pro  Druckbogen. 

Herr  C.  F.  Lehmann  erklärt  dies  für  eine  sehr  günstige 
Lösung  der  Frage. 

Die  Sektion  schliesst  sich  in  einer  Resolution  den 
Darlegungen  des  Herrn  Lbhmann  an  und  erblickt  in  dem  Vor- 
schlage des  Herrn  Finck  die  zweckmässigste  Art  der  Ausführung. 


F.  N.  FINCK. 


BERICHT  UEBER  £[NE  STUDIENREISE  NACH  OSTARMENIEN. 

(Auszug.) 


Uie  Bevölkerung  EaukasienSi  durch  die  Bodengestaltung  des 
Landes  auf  Mannigfaltigkeit,  ja  Zersplitterung  angewiesen,  hat 
schon  angefangen  eins  zu  werden.  Dem  schon  nicht  mehr  zu 
leugnenden  kaukasischen  Volk  entsprechend  ist  auch  eine  kau- 
kasische Philologie  im  weitesten  Sinne  anzuerkennen,  die  ost- 
armenische also  als  ein  Teil  dieser  aufzufassen.  Ein  ähnliches, 
teilweises  Aufgehn  in  fremder  Kultur  hat  sich  in  verschiedenen 


144  Sektion  nB. 

Teilen  ArmenieiiB  schon  früher  vollzogen  und  yerBcbiedeue  Ober- 
setznngs-  nnd  Nachahmungslitteraturen  hervorgerufen.  Allen 
diese  Nachahmungslitteraturen  gegenüber  kann  die  Armeuistik 
nur  HiUfstoissenachaft  sein.  Hauptaufgabe  für  die  selbständige 
armenische  Philologie  muss  die  Bearbeitung  dessen  sein,  was 
der  Hauptmasse  des  Volkes  eigen  ist,  der  gemeinsamen  Sprache, 
der  gemeinsamen  Erinnerungen  und  der  gemeinsamen  religiösen 
Ausdrucksformen.  Was  Ostarmenien  als  Fundstatte  anbetrifiti  so 
ist  für  alles  den  Handschriften  zu  Entnehmende  die  über  3600  Bände 
starke  Bibliothek  von  Etschmiadsin  nicht  genug  zu  empfehlen,  far 
alles  Andere,  Dialekte,  Haustypen,  Tänze,  Trachten,  Sitten  etc.,  in 
erster  Linie  das  Dorf.  Hauptaufgabe  der  armenischen  Philologie 
ist  heute  die  Herstellung  kritischer  Ausgaben.  Diese  fordern  als 
Vorarbeiten  einen  wissenschaftlichen  Katalog  und  die  Veröffent- 
lichung von  Variantenverzeichnissen.  Ausserdem  ist  es  die  Auf- 
gabe der  europäischen  Armenisten,  den  Elementarunterricht  zu 
vermehren,  die  in  Deutschland  studierenden  Armenier  methodisch 
zu  schulen  und  durch  gemeinverständliche  Darstellungen  weiter 
gehendes  Interesse  zu  erregen. 


JOSEF  J.  KARST. 


BERÜEHRÜNQ8PÜNKTE  IN  DER  PLUR/LLßlLDUNG 
DES  ARMENISCHEN  UND   DER  KAÜKASISCBEN  SPRACHEN. 

(Atfszng.) 


£iin  Hauptcharakteristikum  des  Mittelarmenischen  und  zum 
Theil  auch  der  neuarmenischen  Dialekte  im  Unterschied  zum 
Classisch- Altarmenischen  besteht  in  den  der  classischen  Sprache 
abgehenden  Pluralbildungen  auf  -er^  -ni,  -vi  und  -di.  Diese  Plu- 
ralformationen haben  keine  Analoga  in  den  verwandten  indoger- 
manischen Sprachen:  ein  auf  das  Indogermanische  sich  stützen- 
der  Erklärungsversuch    derselben    kann    zu   keinem    Resultate 


Sektion  U  B.  145 

fuhren;  vielmehr  hat  die  Ermittelung  von  Ursprung  und  Qenesis 
dieser  Pluralgebilde  zu  erfolgen  unter  Heranziehung  und  Zuhil- 
fenahme des  dem  Armenischen  benachbarten  KauiasücAen  Sprach- 
stammes. 

Zunächst  entsprechen  den  firaglichen  Pluralen  ganz  analoge, 
bezw.  identische  morphologische  Formen  auf  Kaukasischem 
Sprachgebiete.  Und  zwar  entspricht  im  einzelnen :  1)  dem  arme- 
nischen Er-Plural  ein  Plural  auf  Suff,  -ar,  -er,  -jar  (differenziert 
zu  -ir,  ^ur  -or  etc.)  im  Eürinischeui  Butulischen,  Gachurischen, 
Agulisch-lesghischen  und  Tabassaranischen,  femer  im  üdischen, 
Ariinischen,  im  Chinalug-,  D£ek-  und  Buduch-Dialekt,  sowie  in 
vereinzelten  Gliedern  der  westlichen,  centralen  und  nordöstlichen 
Ghnppe  des  lesghischen  Stammes ;  ferner  innerhalb  der  Ehartvel- 
Ghnippe  in  dem  Sprachzweig  der  Svanen  (dem  Svanethischen), 
welcher  ebenfskUs  den  Plur.  -ar  aufweist. 

2)  dem  armenischen  Ni-Plural  eben&lls  ein  Plural  auf  Suff.-ni 
im  Grusinischen,  Imerischen,  Ingiloi  und  Ghevsurischen,  die 
zusammen  den  grusinischen  Hauptdialekt  darstellen;  femer  ver- 
einzelt im  ThuSisch-öeJieniscben  und  im  Nordost-Lesghischen, 
dem  Dargua. 

3)  den  armenischen  Pluralen  auf  -vi  und  -di  gleichfalls  ein 
Vi-  bezw.  ein  Di-(Ti-)-Plural  in  der  Dargua-gruppe  sowie  theil- 
weise  (für  den  Ti- Plural)  im  Lakischen. 

Daraus  ergibt  sich  für  die  räumliche  Ausbreitung  der  auf- 
geführten Plurale  auf  Kaukasischem  Gebiete  folgendes:  der 
Kaukasische  B-Plural  ist  vorzugsweise  der  östlichen  (=  lesghischen) 
Sprachgruppe  eigen,  der  Ni-Plural  der  westlichen  (=  grasinischen) 
Gruppe,  während  Yi-  und  Di-Plural  auf  die  dazwischenliegende 
mittlere  (=  Dargua-)  Gruppe  beschränkt  sind.  Andrerseits  zeigt 
sich  nun  innerhalb  des  Armenischen  ebendasselbe  Yerhaltniss  in 
der  räumlichen  Yertheilung  des  armenischen  B-  und  Ni-Plurals 
[von  Yi-  und  Di-Plural  darf  wegen  der  untergeordneten  Neben- 
stellung derselben  ganz  abgesehen  werden]:  auch  hier  ist  der 
Ni-Plural  auf  die  toestUchen  Dialekte  fast  ausschliesslich  be- 
schränkt, sowohl  in  der  mittleren  Sprachepoche  als  im  modemem 
Armenisch;  dagegen  ist  der  B-Plural  entschieden  in  der  östlichen 
Sprachgruppe  vorherrschend  und  dort  als  der  nahezu  ausschliess- 
liche  und   eigentlich  ostarmenische  in  Geltung.  Aus  dieser  ge- 

10 


146  Sektion  n  B. 

nanen  Entsprechung  nnd  Gleichheit  der  beiderseitigen  Verhält- 
nisse in  der  ränmlichen  Yerteilong  der  fraglichen  Plnrale  inner- 
halb der  zwei  benachbarten  Hanptsprachstämme  folgt:  es  kann 
sich  hier  unmöglich  um  blossen  ZuBsill  handeln,  vielmehr  muss 
hier  zwischen  den  sich  entsprechenden  armenischen  und  kauka- 
sischen Pluralen  innere  Yerwandschafl;  und  ein  gegenseitiger 
engerer  Zusammenhang  bezw.  Beeinflussung  vorliegen. 

Als  weitere  Stütze  dieses  Beweises  tritt  hinzu,  dass  den,  bei- 
den Sprachstammen  gemeinsamen  Pluralbildungen  auch  ein 
und  dasselbe  gemeinsame  Flexionsprinzip  zu  gründe  liegt, 
wonach  an  die  verschiedenartigen  Pluralstamme  die  Flexions- 
suffize  des  Singulars  nach  ein  und  demselben  festen  Schema 
unterschiedslos  antreten.  Femer  ist  für  die  Wahl  des  jeweiligen 
Pluralsuffizes  sowohl  im  Kaukasischen  wie  im  Armenischen  das 
Prinzip  der  Stammsilbenzahl  massgebend,  wie  denn  auch  das  im 
Kaukasischen  herrschende  Prinzip  der  Yokalharmonie  auch  dem 
Armenischen  gemeinsam  ist. 

Aus  alledem  ergibt  sich  als  festes  Resultat  die  Thatsache  der 
inneren  sprachlichen  Zuzammengehörigkeit  und  Identität  der 
beiderseitigen  entsprechenden  Pluralelemente. 

Die  weitere  Frage,  wie  wir  uns  diesen  sprachverwandschaft- 
lichen  Zusammenhang  zu  denken  haben,  d.  i.  wo  speziell  der 
Ursprung  dieser  Plurale  zu  suchen  ist,  ist  dahin  zu  beantworten : 
einerseits  ist  die  Annahme  eines  arisch-armenischen  Ursprungs 
schon  wegen  des  Nichtvorhandenseins  der  Plurale  in  der  classi- 
schen  Sprache  ausgeschlossen;  andrerseits  wäre  ebenso  verkehrt 
die  Hypothese  einer  in  historischer  Zeit,  etwa  im  frühen  Mit- 
telalter, erfolgten  EnÜehnung  oder  Übernahme  aus  dem  Kau- 
kasischen seitens  des  Armenischen,  da  kaukasischer  Einfluss 
auf  das  Armenische  zu  jeder  Epoche  der  historischen  Zeit  ein 
sehr  geringer  war.  Die  richtige  Ansicht  ist  die  folgende: 

Die  fraglichen  Pluralformationen  gehen,  insofern  sie  dem 
armenischen  Sprachgebiet  angehören,  zurück  auf  die  vorhisto- 
rische zeit  vor  der  Einwanderung  der  arischen  Armenier,  der 
Haik^  als  noch  das  ganze  Kaukasisch-armenische  Bergland  von 
Völkern  nicht-indogermanischen  Stammes  besetzt  war,  die  einen 
Theil  des  grossen  Kaukasischen  Yölkerstamms  und  somit  eine 
einheitliche   Spracheinheit   bildeten.   Zwar   haben   die   arischen 


Sektion  II B.  147 

Eroberer  ihr  angestammtes  indogermanisches  Idiom  seinem  Kerne 
nach  gerettet;  dennoch  mosste  dasselbe  bei  der  Berührung  mit 
der  Sprache  der  unterjochten  Urbevölkerung  eine  Mischung  und 
Alteration  erleiden:  wie  die  Sprache  phonetisch  TöUig  kaukasisches 
Lautgepräge  angenommen,  lexikalisch  eine  Mischung  mit  dem 
Wortschatz  der  Ursprache  eingegangen  hat,  so  hat  sie  morpho- 
logisch die  ursprünglich  kaukasischen  Pluralbildungen  auf  Suff, 
-er  (ar,  jar)  -ni,  -vi,  -di  rezipiertj  allerdings  nicht  allgemein  durch- 
greifend, sondern  vorzugsweise  in  den  Schichten  der  niederen 
Volks-  und  Umgangssprache,  und  auch  hier  blos  dialektweise 
und  als  Provinzialismen.  In  die  Hoch-  und  Hofsprache  der 
arischen  Eroberer,  das  sog.  Glassische,  scheinen  sie  nie  endgül- 
tige Aufnahme  gefunden  zu  haben.  Erst  mit  dem  Niedergange 
der  alten  classischen  Sprache  wagen  die  fraglichen  Pluralforma- 
tionen sich  schüchtern  in  der  Literatur  hervor,  bis  mit  der  Ent- 
stehung der  auf  dem  lebenden  Yolksidiom  beruhenden  kilikisch- 
mittelarmenischen  Schriftsprache,  dieselben  schliesslich  auch 
allgemein  litteraturfahig  werden. 

Herr  C.  F.  Lelmumn  erklärt  sich  principiell  einverstan- 
den mit  dem  Bestreben  des  Vortragenden,  die  indogermanisch 
nicht  ohne  weiteres  deutbaren  Flexionselemente  aus  den  Sprachen 
der  nichtarischen  Urbewohner  Eleinasiens  und  Armeniens  zu 
erklären,  deren  Nachkommen,  sei  es  in  directer,  sei  es  in  seit- 
licher Linie,  unter  den  kaukasischen  Sprachen  zu  suchen  sind. 
Nach  der  Ansicht  des  Herrn  Lbhhann  (s.  Zeitschr.  f.  Ethnol. 
1899  S.  282  und  den  Vortrag  über  Einwanderung  der  Armenier 
oben  S.  130)  haben  die  Armenier  nicht  blos  im  späteren  Armenien, 
sondern  schon  in  ihren  vorherigen  letzten  westlicheren  Sitzen 
(in  Eappadokien)  sich  ethnisch  und  sprachlich  stark  mit  Nicht- 
indogermanen  vermischt. 

Für  die  von  Herrn  Eabst  erörtete  Pluralendung  ni  ist  an 
das  Plural  -ni  des  Mitannischen  und  Urartaischen  zu  erinnern. 
Auch  die,  wohl  meist  noch  indogermanisch  erklärte,  häuiSgste 
armenische  Pluralendung  -i^  scheint  Herrn  Lbhmann  unarischer 
Provenienz  dringend  verdächtig.  Man  könnte  z.  B.  an  die  mitan- 
nische  Abstract-  und  GoUectiv-Endung  -ki  denken. 


148  SoktioonB. 


H.  ARAKJ&LIAN. 


LES  KURDES  £N  PERSE. 

(R^snm^  einer  bei  der  Sektion  eingelmnfenen  Abhmndlnng,  über  die  Herr 
HüBSCHiiAVN  in  der  IV.  SektionMitiang  referierte.) 


JNotions  g6Q6rale8  snr  les  Enrdes  en  Perse^  en  Tnrquie  et  en 
Bossie. 

Les  Enrdes  persans  demenrent  snr  la  frontidre  torco-persane, 
dans  les  provinces  d'Azerbaidjan  et  Eirmanchahi  dans  des  lieuz 
montagnenx,  fertiles  et  d'un  clixnat  salubre. 

Les  Eurdes  se  divisent  en  differentes  tribnSi  et  chaqne  tribu 
est  gonvemee  par  nn  on  quelques  chetB-apAas,  Gomme  penple 
sauvage  et  primitif,  don6s  d'nne  volonte  ferme  et  6nergiqne, 
les  Eurdes  ont  Tarne  trfts  yindicatiye;  ils  s'emportent  trös  faci- 
lemeut,  et  les  combats  sanglants  entre  les  tribus  ne  cessent 
Jamals.  Le  motif  le  plus  fntile  snffit  pour  que  deuz  tribus 
s'attaquent,  et  souvent  le  combat  ä  outrance  continue^  Tefinsion 
de  sang  dure  pendant  des  ann6es,  jusqu'i  Taniantissement  com- 
plet  de  Tune  des  deux  tribus  bellig6rantes. 

n  y  a  deux  classes  chez  les  Eurdes:  —  gouvemants  et  gou- 
yem6s,  oppresseurs  et  opprim6s  —  Vagia  et  le  raya.  Uagha, 
le  noble,  est  seul  propri6taire ;  il  a  le  droit  d'enlever  au  raya 
tont  ce  que  ce  demier  possftde,  et  le  raya  ne  peut  faire  aucune 
Opposition.  G'est  entre  les  mains  des  aghas  qu'est  centralis^ 
le  gouvemement  du  peuple,  des  rayas^  qui  sont  tenus  seulement 
&  travaUler  et  &  labourer  la  terre  pour  les  o^ia^-gouvemeurs. 
D  y  a  aussi  la  classe  des  dervicies,  seids  et  cieiiis,  ou  la  classe 
du  clerge,  qui  jouit  d'une  grande  autorit6  et  estime  chez  les 
oyAas  et  les  rayas.  U  n'y  a  pas  specialement  une  classe  mili- 
taire,  puisque  tous  les  Eurdes,  m6me  les  femmes,  sont  des 
guerriers,  sayent  manier  le  sabre  et  le  fusil. 

Le  peuple  kurde  est  d'une  ignorance  extreme;  m6me  les 
oyAas  n'ont  aucune  Instruction  et  savent  rarement  lire  et  6crire, 
mais   tous   les   Eurdes   sont   tres   &natiques  et  ils  n'oublient 


Sektion  HB.  149 

Jamals  faire  leur  namaz  (priere)i  m§me  quand  üb  partent  pour 
Yol  et  brigandage. 

Le  Gouvernement  persan  ne  s'immisce  en  rien  dans  l'admi- 
nifltration  du  peuple  korde;  chaque  tribu  kurde  a  nn  chefi  et 
ce  chef  en  est  le  ms^tre  absolui  Tadministrateur  autocrate  et  le 
juge  uoiqne.  Les  chefs  des  tribus  paient  au  Gouvernement  persan 
une  somme  precise  annuelle  pour  tributs  et  impdtSi  et  c'est  lil 
tonte  la  dependance  et  la  marque  de  la  suj^tion. 

L'aliment  des  Eurdes  est  simple,  patriarcal.  Gomme  nourri- 
ture  ordinaire  ils  ont  le  pain,  le  fromage,  le  beurre,  le  lait, 
le  lait  caille  et  Yabdau^A,  Les  plats  pour  les  festins  sont:  poulet 
rötii  agneau,  mouton  röti,  le  pilau  et  le  koufta^  notamment  le 
bourbel  et  le  kuUamS. 

Les  Eurdes  sont  trte  hospitaliers  et  si  quelqu'un,  soit  m6me 
un  djaaur  (infidftle),  soit  son  ennemi  mortel,  entre  sous  la  tente 
d'un  Eurde^  il  est  sur  de  trouver  hospitalite  et  il  est  garanti 
de  toute  offense.  ün  voyageur  peut  voyager  pendant  des  jour- 
nees  entieres  parmi  les  Eurdes  sans  rien  dipenser,  puisqu'il 
trouvera  sous  chaque  tente  hospitalite  pour  lui,  pour  ses 
domestiques  et  chevauz. 

Les  v^tements  des  Eurdes  se  composent  d'une  chemise  et 
d'un  cale^on  en  tolle  grossi^re,  d'un  arkhalouk  (cafetan)  et  d'un 
gilet  de  feutreSi  d'un  bonnet  de  feutre,  envelopp6  de  quelques 
mouchoirs,  et  d'une  celnture  de  chäle  ou  en  argent.  Chaque 
Eurde,  tigha  ou  raya,  porte  un  poignard,  enfonc6  dans  sa  celnture^ 
et  une  palre  de  pistolets,  et  ces  deui  armes  sont  ins6parables 
du  Eurde,  qui  ne  les  qultte  pas  mSme  quand  11  dort.  Quand  11 
voyage,  11  porte  encore  k  l'^paule  un  ftisil  et  en  main  une 
longue  lance.  Dans  les  tentes  ou  dans  les  malsons  des  Eurdes, 
11  y  a  trds  peu  de  meubles ;  les  rlches  ont  des  tapis,  mals  comme 
meuble  in6vltable  chez  chaque  Eurde  on  trouvera:  une  palre 
de  pistolets,  une  lance,  un  fusll,  une  polre  k  poudre,  un  poignard 
et  devant  la  tente  un  cheval  sell6. 

L'occupation  princlpale  des  hommes  est:  la  course  de  cheval, 
le  maniement  des  armes,  les  excursions,  le  brigandage  et  le 
vol.  Selon  l'oplnion  des  Eurdes,  l'unique  occupation  digne  d'un 
homme,  c'est  le  brigandage;  les  vielllards  et  les  läches  seuls 
sont   incapables  au  vol  et  au  brigandage.   C'est  pourquol  le 


150  SoktiönllB. 

Korde  s'occupe  iria  pea  de  ragricnlture,  et  les  metiersi  ainsi 
que  les  arts,  ne  sont  aucanement  deyeloppeB  chez  loa  Eurdes. 

Toutee  les  besognes  du  m6nage  et  toas  les  travaux  du 
champi  c'est  la  femme  qui  les  remplit.  La  femme  knrde  ne 
Cache  pas  le  visage,  ne  s'enfuit  pas  k  la  vue  d'un  homme  et 
s'entretienne  avec  les  hommes  librement. 

La  yengeance  de  sang  est  one  loi  sacree  ponr  les  EurdeSi 
mais  eile  peut  etre  rachet6e  par  une  ran^on,  et  le  sang  est 
apprecie  selon  le  rang,  la  richesse,  la  bravoure  et  la  renonun6e 
de  rassassine. 

Les  Eurdes,  quoique  musalmans,  ne  pratiquent  que  rarement 
la  polyganiie.  Un  jeune  homme  qui  veut  se  marier  doit  ou  enlever 
la  fille,  ou  l'acheter  k  ses  parents  moyennant  un  payement.  Ghaque 
annee,  des  seines  sanglantes  s'accomplissent  d,  cause  de  Tenleve- 
ment  des  fiUes.  II  arrive  anssi  qu'un  Eurde  behänge  sa  soBur 
ou  mSme  sa  femme  contre  la  soBur  ou  la  femme  d'un  autre 
Eurde;  en  ce  cas^  si  une  d'elles  est  plus  jolie  ou  d'une  feunille 
plus  noble,  la  difference  doit  6tre  pay6e.  Le  divorce  (kUäq)  est 
r^alise  de  la  maniöre  suivante :  si  un  Eurde  veut  divorcer  d'avec 
sa  femme,  il  doit  prendre  trois  petites  pierres  et  dire  ä  sa 
femme:  „j'ai  effectu6  tous  tes  trois  ialäq'\  et,  en  disant  ces 
mots,  il  doit  jeter  par  terre  une  k  une  les  pierres.  La  femme 
est  repudiee  alors  d^finitivement.  D'ailleurs,  il  y  a  encore  d'autres 
mani^res  de  divorcer.  Pour  reprendre  la  femme  repudiee,  il 
faut  qu'elle  se  marie  avec  un  autre  Eurde  et  que  ce  dernier 
la  repudie  volontairement;  alors  eile  peut  6pouser  le  premier 
mari.  La  femme  chez  les  Eurdes  jouit  de  la  libert^  et  est 
consid6r6e  comme  l'amie  et  la  compagne  de  son  man. 

La  loi  de  la  circoncision  eziste  chez  les  Eurdes  et  ils  cir-' 
concisent  non  seulement  les  gar^ons,  mais  aussi  les  filles. 

Les  Eurdes,  comme  toutes  les  peuplades  demi-sauyages,  sont 
trös  Buperstitieux. 


SEKTION  III. 


HINTER-INDIEN  UND  INDISCHER  ARCHIPEL. 


A.  A,  FOKKER. 


LA  8IGNIFICATI0N  Du  MALAIS. 
(Anazng  aai  einem  za  hmlten  beabBichtigtan  Vortrage.) 


La  langue  malaise,  etant  la  premiere  que  je  parlais,  m'inspire 
beaucoup  de  Sympathie.  Apräs  TaToir  parl6e  les  premieres 
annies  de  ma  vie,  j'ai  passö  plus  tard  cinq  ans  k  Bom6o  et 
k  Java.  En  etudiant  k  Leyde  pour  le  degr6  de  doctenr  en 
langues  malayo-polyn^siennes,  j'en  ai  teii  ma  sp6cialite;  auBsima 
difisertation  traite-elle  un  sujet  de  grammaire  malaise  (Phonetique). 

Ma  Sympathie  6tait  bien  fondäe,  car  le  malais  non-seulement 
est  une  belle  langue,  mais  encore  il  est  d'tme  grande  impor- 
tance  pratique. 

Parmi  ses  nombreuses  sosurs,  du  nudgache  jusqu'au  moorig  du 
favwlang  k  Formose  jusqu'i  la  langue  de  Hawai,  pas  une  seule 
peut  rivaliser  avec  le  malais  en  6tendue  de  territoire  oti  la 
langue  se  parle  ou  se  comprend.  Pas  une  seule  ne  s'est  conquise 
un  territoire  en  dehors  du  pays  natal,  exceptö  le  javanais,  qui 
ayait  autrefois  des  colonies  k  Palembang  (Sumatra),  k  Bali  et 
k  Bandjar  (Borneo).  Mais  Tinfluence  du  javanais  comme  langue 
n'a  Jamals  6te  grande,  et  de  nos  jours  eile  est  presque  nulle: 
c'6tait  plutöt  une  influence  de  ciyilisation  (la  ciyilisation  dite 
hindoue-javanaise).  Quant  au  malais,  on  ne  le  parle  pas  S6ule> 
ment  k  Sumatra  (le  nord-est  et  Test),  k  Malacca  et  dans  les  iles 
adjacentes,  k  Batavia  et  k  Borneo  (l'ouest  et  le  nord);  mais 
aussi  comme  Unpua  franca  —  langue  de  commerce,  langue  de 
politique  et  de  reÜgion  —  sur  toutes  les  cdtes  de  TArchipel- 
Indien,  oü  les  Hollandais  ont  des  etablissements,  m6me  jusqu'ä 


154  Sektion  JH. 

Meraukei  retablissement  röcemment  fonde  k  la  Nouvelle  Quin6e 
pres  de  Thnraday-island.  Partont  oü  le  gouvernement  agrandit 
Bon  influence,  partout  oü  les  Ghinois  se  mootrent  pour  faire  le 
commerce,  partout  oü  la  religion  chretienne  s'introduit,  la  langue 
malaise  gagne  en  influence  aussi.  Originellement  c'6taient  les 
Malais  eux-m^mes,  qui,  poussäs  par  leur  iustinct  navigateur  et 
colonisateur,  ont  fondS  des  colonies  dans  beaucoup  d'iles,  y 
introduisant  l'emploi  de  leur  langue. 

Toutes  les  langues  de  rArchipel  ont  plus  ou  moins  subi 
rinfluence  du  malais. 

Le  malais  est  facile  &  apprendre,  souple,  succincte  et  assez 
riebe:  c'est  pourquoi  il  a  pu  jouer  son  röle  important  depuis 
des  siecles.  Le  malgache,  le  tegaloc,  le  javanais,  le  bouguinaiß  — 
langues  de  la  m^me  Bsimille  —  sont  beaucoup  plus  difficiles, 
quoique  aussi  riches,  le  javanais  m^me  plus  riebe  que  le  malais. 
Quant  aux  langues  polyn6siennes  (yoir  Eb&n,  Fidji-taal)  elles 
sont  toutes  assez  pauvres  et  souvent  diffieiles  k  apprendre. 

La  prononciation  du  malais  est  trfts-simple.  II  y  a  23  i^con- 
sonnes"  et  5  yoyelles,  dont  presque  toutes  se  rencontrent  dans 
les  langues  de  la  brauche  malaise  du  groupe  indon^sien  (Ebrn), 
c'est  k  dire  le  malgache,  les  langues  de  Sumatra,  de  Borneo, 
de  Java,  de  Bali  et  le  bou^inais  et  le  maiasarais  k  Cölebes. 
Des  23  consonnes,  4  ne  s'entendent  qu'en  cas  de  coalition  de 
deux  mots  dans  la  phrase.  Les  consonnes  et  voyelles  diffieiles 
(le  nasal  guttural  au  commencement  d'un  mot  et  le  viaargß  du 
javanais,  le  i,c6rebral"  de  cette  langue,  les  fir6quents  hiatus  de 
celle-ci  et  de  plusieurs  autres,  Veu  du  sondanais  et  de  Tatche, 
Vü  de  la  langue  de  Nias  etc.)  ne  se  rencontrent  pas  en  malais, 
ou  y  sont  rares. 

Quant  k  l'^tymologie  et  la  syntaxe,  on  pourrait  condenser 
toutes  les  r&gles  dans  une  dizaine  de  pages  d'un  petit  livre. 
Le  verbe  —  si  difficile  en  malgacbe  et  en  javanais  —  est 
extr^mement  facile. 

C'est  pourquoi  le  malais  se  prSte  le  mieux  k  6tre  estropi6 
saus  pourtant  devenir  incompröhensible.  Comme  ses  soBurs,  la 
langue  ne  connait  ni  declinaison  ni  conjugaison  proprement 
dites,  n'en  devenant  pas  moins  claire  d'expression.  Au  contraire, 
le  malais  Joint  la  clart^  k  la  concision  et  peut  rivaliser  m6me 


Sektion  m.  155 

avec  Tanglaifl.  Dans  rexcellent  „Yocabulary"  de  Swbttbnhah, 
suivi  de  converBations  en  malais  et  en  anglaie,  on  peut  compa- 
rer  les  deux  langnes  ä  cet  %ard. 

Quant  ä  la  souplesse»  rabsense  de  diclinaisons  et  de  conjn- 
gaiBons  comporte  nne  grande  cominodit6  de  toumures.  Toute 
Sorte  de  noances  d'ezpression  s'obtiennent  par  rarrangement 
des  mots.  La  richesse  se  prouve  par  Texistence  d'une  litterature : 
les  langaes-BGBurs  n'en  ont  presqne  pas,  except6  le  javanais. 
D'aillenrs,  il  y  a  des  dizaines  de  petits  6tat8  en  Sumatra  en 
Malacca,  dans  les  fles  de  Biaw  et  &  Bomeo  dont  les  rois  sont 
d'origine  malaise  plus  ou  moins  pure,  tous  parlant  le  malais 
comme  langue  maternelle.  Les  mots  emprunt^s  ä  Tarabe,  d, 
cause  de  la  religlon,  sont  tr^s-nombreux,  et  le  yocabulaire  s'est 
enrichi  beaucoup  en  puisant  k  discr6tion  dans  cette  source 
in^puisable.  Des  articles  6crits  en  malais  sur  les  sujets  les  plus 
differents  —  p.  e.  sur  des  questions  de  cosmographie  —  prou- 
yent  clairement  la  richesse  de  la  langue  actuelle. 

Les  langues  europ6ennes  sont  tres-difficiles  ä  apprendre  pour 
les  peuples  de  race  malaise;  le  hollandais  Test  encore  plus  que 
Tanglais.  Le  portugais  a  laiss6  beaucoup  de  traces  (enyiron  90 
mots).  Les  maitres  actuels  de  TArchipel,  les  HoIlandaiSj  ont  eu 
et  auront  beaucoup  de  peine  &  introduire  leur  langue;  et  le 
malais  sera  longtemps  un  interm6diaire  de  civilisation  plus 
adopte  que  le  hollandais.  La  propagande  du  christianisme  dans 
les  Moluques  (ä  Test)  s'est  sende  toujours  du  malais.  B^cem- 
ment,  on  a  commenc6  k  s'occuperi  dans  ce  but,  d'autres  langues 
malayo-polyn.  (traductions  de  Tevangile  en  batak,  sanguirais, 
dayak  etc.). 

En  Europe,  on  ne  s'occupe  gudre  du  malais:  officiellementi 
l'etude  en  est  seulement  reconnue  en  Hollande  (Leyde  etc.)  et 
en  France  (Paris),  surtout  en  Hollande. 

En  Angleterre,  il  n'y  a  rien;  ni  en  AUemagne  ni  en  Am6ri- 
que,  quoique  ces  pays  aient  des  int6r6ts  dans  les  pays  malais. 

La  langue  malaise,  si  belle,  si  facile  d,  prononcer  et  si  prati- 
que  meriterait  que  TEurope,  TAmerique  et  TAustralie  s'en  occu- 
passent  d'ayantage. 

Bsp6rons  que  bientdt  ce  yoBu  n'appartienne  plus  aux  pia  vota. 


156  Sektion  UI. 

Besolationen« 

Die  in  einer  Anzahl  von  fünf  Teilnehmern  konstituierte 
Sektion  erklärt  ihre  volle  ZuBtimmung  zn  den  von  Herrn 
FoKKBB  angestellten  Thesen  über  die  Wichtigkeit  der  malai- 
ischen Studien  und  beschliesst,  an  die  Sektion  II  A  (Indien)  die 
Bitte  zu  richten,  dass  Herrn  FoKKBfi's  Abhandlung  bei  letzterer 
Sektion  ausführlich  zum  Vortrage  gelange. 

Die  Besolution  der  Sektion  III  über  die  Wichtigkeit  der 
malaiischen  Sprache  wird,  wie  sie  auf  Grund  der  Thesen  des 
Herrn  Fokkbb  gefasst  worden  ist,  noch  seitens  der  Sektion  lY 
in  deren  späterer  Sitzung  unterstützt. 


SEKTION  IV. 


CENTRAL-  UND  OST-ASIEN. 


0.  DONNER. 


ÜEBER  AUSGRABUNGEN  UND  ALT-TÜRKISCHE  WIE  ÜIGURISCELE 

INSCHRIFTEN  AUS  TURKESTAN. 

(Aauag.) 


Unter  mitwirkang  der  Finniflch-ngrischen  gesellschaft  in  Hei- 
singfors  wurde  im  frühjahr  1898  eine  expedition  nach  dem 
roBsiflchen  Tarkestan  abgesandt.  Magister  H.  J.  Hbikbl  hatte 
die  aufgäbe,  grabnntersnchnngen  vorznnehmeni  baron  C.  Münck, 
gefnndene  inschriften  photographisch  abzubilden,  während  ma- 
gister  0.  Donnbb  natnrwissenschafUiche  beobachtungen  anstellen 
sollte.  Die  beiden  letztgenannten  setzten  später  ihre  reise  über 
Enldj&  und  ürumtschi  nach  Turfan  und  Luktschun  fort;  herr 
Hkikbl  dagegen  untersuchte  die  grabfelder  im  Talas-tale  südlich 
von  Aulieata  in  West-Turkestan. 

Die  32  grabhügeli  welche  herr  Hbikbl  au&chloss,  zerfielen 
in  drei  verschiedene  grnppen.  Die  grabkammem  der  ersten 
waren  länglich,  von  einer  erdwand  oder  feldsteinen  umgeben. 
Die  ältesten  funde  zeigten  berührungspunkte  mit  vorchristlichen 
gräbem  in  Perm.  Die  zweite  gruppe  hatte  ähnlichkeit  mit 
gräbem  im  Kaukasus  und  in  der  Krim  aus  dem  VI.  Jahrhun- 
dert n.  Chr.,  und  die  dritte  schliesslich  enthielt  bronze  gefasse 
und  thonumen  von  klassischer  form.  Auch  die  gefundenen 
Schädel,  teUs  brachy-,  teils  dolichokephaUsch,  konnten  keiner 
bestimmten  zeitperiode  zugerechnet  werden;  sie  lieferten  nur 
neue  belege  der  vielseitigen  Völkermischung  in  Central-Asien 
aus  frühesten  Zeiten. 

Um  so  bedeutungsvoller   waren  die  fünf  grabsteine  mit  alt- 


160  Sektion  IV. 

türkischer  schrifti  welche  die  expedition  sorg^tig  abbildete. 
Einen  der  steine  hatte  der  russische  oberst  ELallaur  schon  früher 
angetroffen;  die  übrigen  wurden  von  der  expedition  in  der  nahe 
der  graber  gefunden.  Ihre  besondere  bedeutung  liegt  darin,  dass 
sie  den  ersten  beweis  liefern  für  das  vorkommen  und  die  voll- 
ständige ausbildung  des  alt-türkischen  schriftsystems  schon  in 
Turkestan,  während  man  bisher  inschriften  dieses  Charakters  nur 
in  Sibirien  und  in  der  Mongolei  angetroffen  hatte.  Die  Zweitei- 
lung des  konsonanten-systems  bei  harten  und  weichen  vokalen 
ist  vollständig  durchgeführt.  Nur  wenige  typen  zeigen  eine  ab- 
weichende gestalt  und  müssen  teilweise  als  mehr  ursprünglich 
betrachtet  werden.  Die  inschriften  liefern  sonach  neue  beitrage 
zu  der  auffassung,  dass  das  alt-türkische  aiphabet  nach  dem  vor- 
bilde arsakidisch-sasanidischer  typen  schon  in  Turkestan  ausge- 
bildet wurde  und  von  dort  nach  den  quellen  des  Jenissei  wie 
Orkhon  gewandert  ist. 

Die  spräche  der  inschriften  ist  rein  türkisch.  Mehrere  in  ihnen 
vorkommende  namen  sind  allgemein  gebräuchlich  und  finden 
sich  auch  in  den  sibirischen  inschriften  wie  in  jenen  aus  der 
Mongolei  wieder.  Leider  sind  die  inschriften,  mit  ausnähme 
einer  einzigeui  zum  grossen  teil  so  verstümmelt,  dass  eine  voll- 
ständige deutung  in  diesem  zustand  ausgeschlossen  ist.  Der 
hauptwert  liegt  aber  nicht  in  den  einfachen  ausdrücken  der 
Verehrung  und  des  Schmerzes,  sondern  in  dem  eben  angeföhrten 
vorkommen  ähnlicher  inschriften  auf  aramäischem  schriftgebiete. 

Ausser  diesen  inschriften  fand  die  expedition  in  den  talpässen 
der  Alexanderkette  vier  inschriften  in  uigurischer  schrift  an 
felsenwänden  und  einzelnen  felsen.  Obwohl  sehr  verwittert,  wur- 
den sie  doch  kopiert.  An  der  seite  einer  von  diesen  fsemden  sich 
zwei  Zeilen  in  alt-türkischen  schriftzeichen. 


Sektion  IV.  161 


IGN.  KUNOS. 


UBBER  DEN  RHYTHMUS  DER  TÜRKISCHEN  SPRACHEN. 


Kedner  stellt  das  Wesen  des  Bhythmus  in  den  türkischen 
Sprachen  dar,  erörtert  die  yerschiedenen  Arten  desselben,  und 
damit  im  Znsammenhang  die  Frage  des  Accentes,  zu  welchem 
Zwecke  zahlreiche  Beispiele  aus  den  neueren  und  älteren  tür- 
kischen Sprachgebieten  yon  ihm  angeföhrt  werden. 


GABRIEL  BÄLINT. 


DIE  HÜNNENFRAGE. 


Uer  Vortrag  bildet  einen  Auszug  aus  dem  vom  Redner  in 
ungarischer  Sprache  herausgegebenen  Werke:  ,,Die  Revision  der 
Geschichte  der  Eroberung  üngam's"i  das  derselbe  nach  25-jährigen 
Sprachstudien  in  Nord-,  Ost-,  Süd-,  Central-  und  West-Asien 
mit  Hülfe  der  byzantinischen,  arabischen  und  hebräischen  Ge- 
schichtsquellen geschrieben  hat. 

Das  Resultat  seiner  ethnographisch-historischen  und  linguisti- 
schen Studien  ist,  dasz  die  eigentlichen  (adeligen)  Hunnen  weder 
Mongolen  noch  Türktataren  waren,  sondern  Turanier,  wie  ihre 
direkte  Nachkommenschaft,  die  nordkaukasischen  aristokratischen 
Adighe-Eabarden  (die  eigentlichen  Tscherkessen),  mit  deren 
Sprache  die  meisten  Rätsel  der  schweren  ungarischen  Sprache 
zu  lösen  sind. 

11 


1 62  Soktion  rv. 

Herr  Friedrich  Hirth  kann  dem  Vortragenden  be- 
züglich der  Abstammung  des  magyarischen  Volkes  von  den 
Hunnen  Attila's  nicht  folgen  und  wagt  es  nicht,  darüber  eine 
Meinung  zu  äussern,  stimmt  jedoch  mit  ihm  darin  übereüii 
dass  die  Hunnen,  wie  ihre  Vor&hren,  die  Hiun^-nu,  ein  tapferes, 
energisches  Volk  waren,  das  seit  Jahrhunderten  von  dem  Ge- 
danken getragen  wurde,  die  Nachbarvölker  zu  unterjochen.  Sie 
waren  keineswegs  die  sich  blind  über  die  westlichen  Gebiete 
wälzenden  Massen,  die  in  ihren  Wanderungen  einem  unbestimm- 
ten Instinkt  gehorchten;  vielmehr  waren  ihre  Broberungszüge 
das  Werk  einer  wohlberechneten  Politik,  die  sich  schon  in  einer 
von  chinesischen  Historikern  aufbewahrten  patriotischen  fiede  im 
I.  Jahrhundert  n.  Chr.  geltend  macht.  Wir  dürfen  den  chinesischen 
Berichten  über  den  wahren  Charakter  dieses  Volkes  ebensoviel 
Glauben  schenken  wie  den  Jieitgenossen  Attila's  in  Europa,  die 
ja  keinen  Grund  hatten,  über  ihre  Feinde  günstig  zu  urteilen 
und  die  sicher  recht  oft  in  starke  üebertreibungen  verfiEillen 
sind.  Nach  den  Schilderungen  der  Chinesen  waren  die  Vorfahren 
der  Hunnen  zwar  ein  rauhes  Volk,  das  sich  der  chinesischen 
Kultur  gegenüber  schroff  ablehnend  verhielt,  aber  sie  waren 
ein  Volk  von  zielbewussten  Ehrgeiz  und  heldenmütig  veranlagt. 
Wenn  es  gelänge,  die  Abstammung  der  Magyaren  von  den 
Wolga-Hunnen  und  damit  von  den  im  HI.  Jahrhundert  v.  Chr. 
im  Norden  der  heutigen  Provinz  Schan-^i  angesessenen  Eiung-nu 
nachzuweisen,  so  brauchten  sich  die  Nachkommen  ihrer  Vorfahren 
nicht  zu  schämen. 


Sektion  IV.  163 


EMIL  SETÄLÄ. 


ZUR  ETYMOLOGIE  VON  „SAMPO" »). 

(AaMug.) 


^ampo  ist  in  der  finnischen  epischen  Volksdichtung  der  Name 
eines  merkwürdigen  Wunderdinges,  welches  yielfach  und  auf 
sehr  verschiedene  Weise  erklart  worden  ist.  Der  Vortragende 
hatte  früher  auf  Grund  einiger  Varianten  der  finnischen  epischen 
Gesänge  die  Auffassung  ausgesprochen,  das  Sampo  anfangs  ein 
fliegendes,  Reichtum  erzeugendes  oder  Schätze  bewachendes  We- 
sen (Tier  =  Drache)  gewesen  sei.  Jetzt  will  er  eine  annehm- 
bare Etymologie  for  das  Wort  Sampo  zu  geben  suchen. 

Wenn  man  die  Etymologie  der  in  den  Gesängen  („Bunen") 
vorkommenden  Namensformen  Sammas,  Sampa,  Sampo,  Sampi  u.  a. 
erklären  will,  so  liegt  natürlich  der  Gedanke  am  nächsten, 
vorerst  zu  ermitteln,  ob  sich  vielleicht  in  der  heutigen  Sprache 
Wortformen  erhalten  haben,  welche  mit  jenen  verwandt  sein 
können.  Die  Wörter  im  heutigen  Finnischen  (teilweise  in  dem 
nahe  verwandten  Estnischen  und  Wotischen),  die  der  äusseren 
Form  nach  am  nächsten  kommen,  sind  sammas,  sampa,  sampi  ^ 
sampo,  sammakko.  Die  Bedeutungen  dieser  Wörter,  sind  sehr 
verschieden :  Frosch,  eine  Krankheit,  Stütze,  Fischart  (Stör  u.  a.), 
Wassergalle  (im  Estnischen  und  Wotischen)  oder  Feuererscheinung 
am  Himmel  (im  Estn.).  Bedner  sucht  durch  viele  semasiologi- 
sche  Parallelen  nachzuweisen,  dass  alle  diese  Bedeutungen  aus 
einer  Grundbedeutung  (etwa  „Frosch")  hergeleitet  werden 
können. 

Durch  die  äussere  Form  des  Wortes  wird  man  lebhaft  an  das 


1)  Der  Vortrag  wird  volhtändig  in  dor  Zeitoohrift  ^finmtck-n^ritehe  Fofieh%ngen*\ 
bonaagog.  fon  £.  N.  SxtälÄ  and  Kaablb  Kkohh,  oracheinen  [orschienon  II,  p. 
141—64]. 


164  Sektion  IV. 

Wort  dzamba,  „Frosch"  (-^?  „Sumpftier",  vgl.  sliini.  Jamba, 
jambdla,  i^Sumpf,  Schlamm")  erinnert;  arischer  Ursprung  des 
finnischen  Wortes  wäre  folglich  nicht  aosgeschlossen. 

Redner  legt  besonderes  Qe wicht  auf  die  Bedeutung  ,,  Wasser- 
galle" im  Estn.  und  Yfot,),  bezw.  „Säule  am  Himmel,  die  sich 
bei  Feuersbrünsten  zeigen  soll,  wenn  ein  lebendes  Wesen  ver- 
brannt ist"  (im  Estn.)*  Dabei  kommt  man  auf  den  Gedanken, 
dass  hier  eine  mythische  Auffassung  zu  Grunde  liegt.  Es  ist 
zu  beachten,  dass  in  vielen  Sprachen  das  Wort  für  „Drache" 
eine  Lichterscheinung  bezeichnet.  So  z.  B.  im  Schwed.  draie 
u.  a.,  „Irrlicht  an  sumpfigen  Stellen,"  draia-ljus,  „Lichtschein, 
welcher  ein  Unglück  oder  den  Tod  eines  Menschen  voraussagt" 
(vgl.  oben  die  estn.  Bedeutung);  —  norw.  drakje,  „ein  Haufe 
schwebender  Sterne" ;  —  dän.  den  ßyvende  Drage,  „der  fliegende 
Drache",  =  „Feuererscheinung  in  der  Luft";  den  r^de  Droge, 
„der  rot«  Drache",  =  „Feuer" ;  —  deutsch:  „wenn  in  den  mitt- 
leren Luftschichten  angesammelte  Dünste  sich  entzünden  und 
einen  langen  feurigen  Schweif  nach  sich  ziehen,  so  wird  dieses 
Meteor  ein  feuriger,  ein  fliegender  Drache,  franz.  un  dragon  voUmt 
genannt"  (Grdim's  Wbuch);  „ein  Feuerdrach  umfliegt  das  Dach 
und  bringt  uns  Butter  und  Eier"  (Hölty);  —  engl,  drake,  fire- 
drahe,  „fiery  meteor".  Auf  Grund  solcher  Parallelen  wagt  Redner 
die  Ansicht  auszusprechen,  dass  man  bei  dem  estnisch-wotischen 
Worte  von  einer  Bedeutung  „Drache"  auszugehen  habe. 

Wenn  sich  erwiese,  dass  die  Varianten,  auf  welche  der  Vor- 
tragende sich  stütl^t,  die  wesentlichsten  Züge  der  ursprünglichen 
Sampo-Sage  wiedergäben,  dann  wäre  den  Worten  Sampo,  Sammas 
u.  B.  w.  nach  den  obigen  Ausführungen  hier  am  natürlichsten 
die  Bedeutung  „fliegender  Drache"  zuzuschreiben. 


Sektion  IV.  165 


■•      •• 


EMIL  SETALA. 


ÜBBER  DEN  HAMBURGER  SPRACHFORSCHER  MAlRTIN  POGEL. 

(Aaszag.) 


Ua  der  diesjährige  Orientalistenkongress  eben  in  Hamburg 
tagt,  möchte  der  Vortragende  auf  einen  tüchtigen  Hamburger 
Gelehrten  aufmerksam  machen,  der  in  der  Schrift  Senior  D. 
Bbhrhann's  „Hamburg's  Orientalisten"  nicht  erwähnt  wird,  dem 
aber  in  der  Geschichte  der  Sprachwissenschaft  gleichwohl  ein 
hervorragender  Platz  gebührt. 

Mabtin  FoasL  wurde  am  6.  April  (a.  St.)  1637  in  Hamburg 
geboren,  studierte  zuerst  am  Akademischen  Gymnasium  dort 
(er  war  u.  a.  ein  Schüler  des  berühmten  Joaoh.  Junoius)  und 
dann  an  verschiedenen  deutschen  Universitäten;  später  machte 
er  eine  Beise  nach  Italien  (wo  er  im  J.  1662  in  Padua  die 
„laurea  medica"  erwarb)  und  nach  anderen  süd-  und  west- 
europäischen Ländern.  Im  J.  1666  nach  Hamburg  zurückge- 
kehrt, wirkte  er  teilweise  als  praktischer  Arzt;  am  liebsten 
blieb  ihm  jedoch  die  wissenschaftliche  Tätigkeit.  Er  wurde 
zuletzt,  im  J.  1675,  Professor  der  Logik  und  Metaphysik  am 
Gymnasium  zu  Hamburg,  starb  aber  schon  im  selben  Jahre, 
den  21.  Oktober  1675. 

FoGBL  war  einer  der  merkwürdigen  Polyhistoren,  die  es  zu 
früheren  Zeiten  gab.  Ausser  der  Medizin  und  ihrer  Geschichte 
umfasste  sein  Interesse  die  Logik,  Physik,  Naturgeschichte, 
Geographie,  Geschichte  und  insbesondere  die  Sprachwissenschaft, 
und  er  genoss  zu  seiner  Zeit  als  Gelehrter  sehr  grossen  Ansehens. 
(„Phoenicem  dixeris  Hamburgensium  non  &cile  rediturum"; 
„Fogelius,  ales  —  si  ad  vemaculum  ejus  cognomen  alludere 
&B  est,  —  Phoebeius  perquam  canorus,  et  Phoenix  civitatis 
patriae,  sua  aetate,  literarius,  aquilina,  in  philosophiae  universae, 
praecipue  tamen  naturalis,   et  cognatae  huic  artis  medicae,  ar- 


166  Sektion  IV. 

canifli  rationis  pariter  atque  experimentornm  subsidio,  indagandis 
perspicacitate  praeditus^  Jungioque  praeceptorii  cujus  sectae  justo 
yidebatur  addictior,  sapientiae  theoreticae  gloria  neutiquam  se- 
cunduBi  polymathiae  autem  elegantioris  et  linguarum  cognitione 
et  illoi  et  philosophis  plerisque  aliis  superior/'  —  so  melden 
You  ihm  seine  Biographen.) 

Während  seiner  italienischen  Beise  hatte  er  die  Bekanntschaft 
des  Prinzen  Cosimo  von  Toscana  (später  als  Herzog :  Cobimo  III) 
gemacht.  Von  diesem  wurde  er  aufgefordert,  ihm  ein  Wörter- 
buch und  eine  Qrammatik  der  finnischen  Sprache  zu  be- 
sorgen. FoGBL  leistete  dem  Wunsch  des  Prinzen,  so  gut  er 
konnte,  Folge;  er  liess  für  ihn  einen  finnischen  Nomenciator 
(aus  Yariarum  rerum  yocabula,  1668)  abschreiben,  aber  eine 
finnische  Ghrammatik  vermochte  er  nicht  aufzutreiben.  Zugleich 
tat  er  aber  mehr,  ab  worum  ihn  der  Prinz  gebeten  hatte:  er 
begann,  «,miratus  principis  desiderium  linguam  finnicam  cogno- 
scendi,"  selbst  die  finnische  Sprache  zu  untersuchen,  und  so 
entstand  eine  „dissertatio  de  hujus  linguae  proprietatibus  et 
origine  et  cum  aliis  comparatione." 

Diese  Arbeit,  „De  Finnicae  linguae  indole  observationes", 
wurde  nie  gedruckt  und  nur  handschriftlich  im  J.  1667  dem 
Prinzen  Cosimo  zugesandt.  Die  Originalhandschrift  wird  in  der 
„Biblioteca  Nazionale  Centrale"  in  Florenz  aufbewahrt  (Bedner 
legt  der  Sektion  eine  7on  ihm  besorgte  photographische  Kopie 
der  Handschrift  vor).  Ein  Konzept,  nicht  von  FogbIi  selbst,  aber  mit 
zahlreichen  Zusätzen  von  seiner  eigenen  Hand,  befindet  sich  in 
der  Königl.  Ofientl.  Bibliothek  zu  Hannover  und  beweist,  dass 
FoasL  diesen  Forschungen  noch  weiter  obgelegen  hat  und  dass 
er  die  Absicht  hatte,  die  Arbeit  zu  veröffentlichen,  die  aber 
durch  seinen  frühen  Tod  unvollendet  blieb. 

Die  Fogelsche  Untersuchung  hat  eine  grosse  Bedeutung,  weil  ihr 
Verfasser  der  Erste  war,  der  die  Verwandtschaft  des  ungarischen 
und  Finnischen  erkannt  und  auch  nachgewiesen  hat.  Von  noch  grös- 
serer Bedeutung  aber  ist  es,  dass  FoasL  hervorhebt,  es  sei,  um 
eine  sprachliche  Verwandtschaft  zu  begründen,  nicht  genug, 
nur  Wörter  zu  vergleichen ;  es  müsse  vielmehr  auch  auf  andere 
Dinge,  „literarum  compositiones,  nominum  flexiones  et  genera, 
constructiones  orationis",   Bäcksicht  genommen  werden.  In  der 


Sektion  IV.  167 

Tat  weist  er  in  solchen  Punkten  eine  grammatische  Ver- 
wandtschaft zwischen  dem  Ungarischen  nnd  Finnischen  nach. 
Er  ist  auch  der  Erste  gewesen,  der  auf  die  gennanischen  und 
slayischen  Elemente  der  finnischen  Sprache  aufinerksam  ge- 
macht hat. 

Später  hat  Foc^bl  auch  etwas  Lappisch  getrieben  mid  ist  zu 
der  Einsicht  gelangt,  dass  diese  Sprache  sowohl  mit  dem  Fin- 
nischen als  mit  dem  Ungarischen  verwandt  ist. 

Wie  man  ans  seinen  hinterlassenen  Papieren,  die  durch  Lbibniz 
nach  HannoTer  gekommen  sind,  ersehen  kann,  hat  er  viele 
verschiedene  Sprachen  (z.  B.  Armenisch,  Türkisch,  semitische 
Sprachen,  Koptisch  und  sogar  Japanisch  imd  amerikanische 
Sprachen)  studiert.  Unter  seinen  ungedruckten  Arbeiten  wird 
„De  Turcarum  Nepenthe  libri  lY,  quibus  accedit  commentatio 
de  affinitate  linguae  Turcicae  et  Hungaricae"  genannt.  Diese 
Arbeit  selbst  habe  ich  nicht  finden  können ;  ich  stiess  nur  auf 
verschiedene  Zettel,  welche  Aufzeichnungen  über  die  Verwandt- 
schaft des  Türkischen  mit  dem  Ungarischen  enthalten. 


ED.  CHAVANNES. 


LBS  SAINTBS  INSTRUCTIONS  DE  L'EMPEREDR  HONQ-WOÜ 

(1368—1398.) 

(Die  hier  in  einem  Anszag  mitgeteilte  Abhandlung  warde  von  Herrn  Alpeed 

FoacHEK  ▼erlesen.) 


lies  saintes  Instructions  de  l'empereur  Hong-wou  sont 
gravees  sur  une  stele  de  l'ann^e  1587  conserv6e  dans  le  musee 
6pigraphique  fpei  Un)  de  Si-ngan  fou.  Cette  stöle  etait  une 
v6ritable  planche  lithographique  destinie  k  tirer  k  un  grand 
nombre  d'exemplaires  des  estampages  qui  devaient  6tre  distri- 
bufe  k  tous  les  fonctionnaires  locaux.  Les  instructions  imperiales 


168  Sektion  IV. 

86  compoBent  de  six  maximes  accompagnees  chacone  d'une 
amplification  versifi^e,  d'an  dessin  approprie  au  pr^cepte  et 
enfin  d'une  legende  ezplicative;  elles  devaient  6tre  lues  et  com- 
ment^es  devant  le  penple«  le  premier  et  le  qninze  de  chaque 
mois;  eUes  nons  apparaiBsent  ainsi  comme  jonant  le  m^me  rdle 
que,  de  nos  joors,  le  Saint  Edit  de  remperenr  E'ang-hi, 
et  les  emperenrs  mandchouB  n'ont  eu  en  realitö  qn'ä  s'inBpirer 
des  pr6cedentB  etablis  par  la  dynastie  Ming.  Les  prescriptions 
de  Hong-woü  offrent  d'ailleurs  nne  ressemblance  marqu^e 
ayec  celles  de  E'ang-hi;  elles  sont  Texpression  de  cettemorale 
populaire  chinoise  qui  est  celle  du  bon  filB,  du  bon  firäre,  du 
bon  p^re  et  du  bon  yoiBin. 


0.  PRANKE. 


DIB  WICHTIGSTEN  CHINESISCHEN  REFORMSCHEIFTBN  VOM 

ENDE  DES  XIX.  JAHRHÜNDKETS. 

(Anszag.) 


Uie  Erreignisse  in  China  vom  Jahre  1898,  d.  h.  der  Versuch 
einer  Umformung  des  chinesischen  Staatswesens  und  sein  bluti- 
ges Ende,  sind  in  allgemeinen  umrissen  heute  noch  in  Aller 
Gedächtniss.  Infolge  der  immer  verlustreicher  werdenden  Er- 
fahrungen,  die  man  im  Verkehr  mit  den  auswärtigen  Mächten 
zu  machen  hatte^  besonders  aber  durch  den  Ausgang  des  japa- 
nischen Krieges  im  Jahre  1895  hatte  sich  in  immer  zahlrei- 
cheren denkenden  Köpfen  Chinas  die  üeberzeugung  befestigt, 
dass  es  so  wie  bisher  nicht  weitergehen  könne,  dass  das  ver- 
altete und  innerlich  morsch  gewordene  Staatswesen  des  Mittel- 
reichs  dem  Andrängen  der  ezpansionskräftigen  westlichen  Cultur 
nicht  gewachsen  sei,  und  dass  man  daher,  falls  man  die  natio- 


Sektion  IV.  169 

nale  Selbständigkeit  nicht  verlieren  wolle,  jenes  von  6nind  ans 
den  Anforderungen  der  Neuzeit  entsprechend  umgestalten  müsse, 
um  im  Innern  Wohlhabenheit  und  Bechtsicherheit,  nach  aussen 
aber  Widerstandskraft  und  Unabhängigkeit  zu  schaffen.  Diese 
üeberzeugung  hatte  ihre  Vertreter  in  aUen  gebildeten  Glassen 
des  chinesischen  Volkes,  nicht  zum  wenigsten  unter  den  jünge- 
ren Ldtteraten  und  in  dem  gesammten  Beamtenstande  bis  zu 
den  höchsten  Würdenträgern  des  Reiches  hinauf,  in  der  Haupt- 
stadt wie  in  den  Provinzen.  Der  Boden  für  eine  Beformbewegung 
war  also  gegeben;  es  bedurfte  nur  einer  geeigneten  Kraft,  die 
die  Bewegung  in  Ghmg  setzte  und  leitete.  Diese  Kraft  fand  sich 
in  dem  cantonesischen  Litteraten  Kang  tbtj-wbi.  Schon  seit  dem 
Jahre  1888  hatte  dieser  in  Wort  und  Schrift  darauf  hingewie- 
sen, in  welcher  gefahrlichen  Lage  sich  China  inmitten  der  Be- 
strebungen der  fremden  Mächte  befinde,  dass  es  hohe  2ieit  sei, 
auf  Abwehr  dieser  Bestrebungen  zu  denken,  und  dass  man  zu 
diesem  Zwecke  dem  Beiche  genügende  Machtmittel  verschaffen 
müsse.  Eine  wirkliche  Erstarkung  des  Ghinesentums  aber,  so 
sagte  sein  politisches  Programm,  ist  unter  dem  gegenwärtigen 
System  nicht  möglich.  Der  Bau  des  chinesischen  Staates,  der 
auf  confticianischer  Grundlage  ruhen  soll,  ist  von  Uebelständen 
und  Lastern  zerfressen,  die  gänzlich  unconfucianisch  und  nur 
durch  unerhörte  Fälschungen  der  classischen  Lehre  möglich 
geworden  sind.  Man  stelle  die  letztere  in  ihrer  ursprünglichen 
Reinheit  wieder  her,  befolge  ihre  Grundsätze  genau,  und  man 
wird  einen  Staatsorganismus  erhalten,  der  für  die  Aufoahme 
modemer  Sitten  und  Einrichtungen  durchaus  geeignet  ist  und 
sich  in  derselben  erfolgreichen  Weise  weiter  entwickeln  kann 
wie  die  europäischen  Staaten.  Die  Jahrhunderte  alten  Missbräuche 
und  verfiallenen  inhaltlosen  Formen  aber  beseitige  man  samt 
ihren  conservativen  Trägem,  und  damit  das  Volk  selbst  auf 
eine  höhere  Culturstufe  gebracht  werde,  sorge  man  vor  allem 
för  Aufklärang  und  modernen  Unterricht  in  den  breitesten 
Schichten,  man  gebe  jedem  die  Möglichkeit,  sich  mit  dem 
Gulturleben  der  Gegenwart  bekannt  zu  machen,  sowie  die  histo- 
rischen Entwickelungen  und  wissenschaftlichen  Umwälzungen 
kennen  zu  lemen,  die  sich  während  des  tausendjährigen  Schlum- 
mers Chinas  vollzogen  haben. 


170  Sektion  IV. 

Für  diese  Ideen  wirkte  Eakg  teü-wbi  in  zahlreichen  Schriften 
nnd  &nd  zunächst  Anhänger  in  gleichgesinnten  Litteraten,  dann 
aber  auch  unter  den  Beamten  und  Würdenträgem.  Wie  dann 
vom  Jahre  1895  ab  allenthalben  im  Lande  eine  eifrige  Beform- 
partei  erstand,  die  in  Eang  tbtj-wbi  ihren  Führer  und  Meister 
sah,  wie  diese  Partei  in  mehreren  Provinzen  von  den  Gouver- 
neuren und  hohen  Beamten  —  ich  will  hier  nur  den  bekann- 
ten Qeneral-Gouvemeur  Ghano  Geih-Tüno  und  den  Gouverneur 
von  Hunan,  CmiN  pao-ohbn,  nennen  —  Unterstützung  und  För- 
derung erfuhr,  wie  ihre  Vertreter  dann  auch,  besonders  durch 
WiNGt  TüNa-HO,  den  Lehrer  des  Kaisers  und  Mitglied  des  Staats- 
rates, Einfiuss  bei  der  Gentral-B.egierung  in  Peking  gewannen, 
wie  sie  schliesslich  den  Kaiser  selbst  zu  einem  der  ihrigen 
machten,  und  wie  dieser,  in  gänzlich  falscher  Abschätzung  der 
politischen  Kräfte,  durch  die  berühmten  Edicte  vom  Sommer 
1898  die  Staatsreform  in  summarischer  Weise  ins  Werk  setzte, 
alles  das  ist  ebenso  bekannt  wie  die  im  September  1898  ein- 
setzende Beaction,  bei  der  die  Kaiserin-Mutter  wieder  die  Zügel 
der  Begierung  ergriff  und  der  Beformbewegung  nach  Hinrich- 
tung und  Verbannung  der  hauptsächlichsten  Führer  ein  jähes 
Ende  bereitete. 

Dass  aber  der  Gleist,  der  in  jener  Bewegung  lebte,  nicht  aus- 
stirbt, dafor  dürfte  schon  die  um&ngreiche  Litteratur  sorgen, 
die  im  Laufe  derselben  entstanden  ist.  Sie  zeigt  eine  ausseror- 
dentliche Mannig&ltigkeit  der  behandelten  Gegenstände,  und 
ihre  Tendenz  bewegt  sich  grossenteils  in  einer  Bichtung,  die 
dem  chinesischen  Geiste  naturgemäss  bisher  völlig  fremd  war. 
Wer  sich  mit  den  geistigen  Strömungen  im  heutigen  China 
überhaupt  beschäftigen  will,  der  wird  diese  Litteratur  in  erster 
Linie  studiren  müssen. 

Man  kann  die  gesammte  Beform-Litteratur  in  zwei  grosse 
Teile  scheiden,  nämlich: 

A.  Schriften,  in  denen  die  Beformirung  oder  Modemisirung 
Ghinas  erörtert,  und  die  Möglichkeit  dazu  aus  der  classischen 
confucianischen  Litteratur  hergeleitet  wird. 

B.  Schriften,  deren  Zweck  ist,  Aufklärung  in  modernem  Sinne 
und  Bekanntschaft  mit  occidentaler  Gultur  und  Wissenschaft  zu 
verbreiten. 


Sektion  IV.  171 

Daza  kommt  dann  noch: 

C.  Die  encyclopädiBche  Sammlung  kleinerer  Seformschriften 
Tergcfaiedeneter  Art,  die  besonders  zu  behandeln  ist. 

Von  dem  ersten  Theile  werden  vom  Bedner  dann  besonders 
die  zahlreichen  Schriften  Eakg  tbu-wm's  und  seiner  Schüler 
liiANG  cm-GHAO  Und  Hsü  OHIM  aufgeführt  und  kurz  besprochen. 
In  diesen  von  scharfem  Denken  und  umfassendem  Wissen  zeu- 
genden Werken  werde  einerseits  an  der  Hand  der  confuciani- 
schen  Lehre  vom  Staate  dargetan,  dass  die  Entwickelung  des 
chinesischen  Staatsorganismus  im  Laufe  der  Zeit  mannigfache 
Aenderungen  des  letzteren  herbeigeführt  habe,  und  dass  dieser 
sich  daher  auch  den  Forderungen  der  modernen  Zeit  anpassen 
könne  und  müsse;  andererseits  werde  ein  ganz  von  confucianischem 
Geiste  durchwehtes  detaillirtes  Beformprogramm  au%estellt.  Der 
zweite  Theil  der  Beformlitteratnr  bestehe  in  der  Hauptsache 
aus  Uebersetzungen  und  Bearbeitungen  europäischer  Werke,  die 
ausser  in  den  von  einigen  Gouverneuren  eingerichteten  üeber- 
setzungsbureaux  und  modernen  Schulen  vor  allem  von  euro- 
päischen und  amerikanischen  Missionaren  mit  chinesischer  Hülfe 
hergestellt  würden.  Indessen  macht  der  Vortragende  auch  mehrere 
chinesische  Originalwerke  dieser  Gattung  namhaft,  so  allein 
zwölf  über  Japan  und  seine  Staatseinrichtungen,  femer  eine 
„Bibliographie  der  westlichen  Wissenschaften",  eine  Schrift  über 
„die  Yerfassxmg  des  deutschen  Beichstages"  u.  a.  Die  Encyklo- 
pädie  der  Beformschriften  endlich,  die  den  Titel  fahre:  „Neu- 
ausgabe von  Staats-  und  social-wissenschafllichen  Schriften  der 
gegenwärtigen  Dynastie",  sei  eine  Sammlung  von  über  600 
grösseren  oder  kleineren  Aufsätzen  über  nahezu  alle  Fragen  des 
politischen  und  socialen  Lebens.  Sie  bilde  das  wichtigste  und 
vielseitigste  Werk  der  ganzen  Beform-Litteratur,  den  eigentlichen 
Thesaurus  der  modernen  Ideen  und  neuen  Wissenschaften  in 
China. 

Aus  diesem  Ueberblick  über  die  chinesische  Beform-Litteratur  — 
so  schliesst  der  Vortrag  —  lässt  sich,  so  kurz  er  notwendiger- 
weise sein  musste,  doch  so  viel  entnehmen,  dass  die  Beform- 
Bewegung  in  China  nicht  etwa  bloss  eine  kurze  politische  Welle 
war,  die  von  einigen  Theoretikern  und  Phantasten  erregt  wurde 
und  nach  Entfernung  dieser  wieder  verschwand ;  die  Erwägungen, 


172  Sektion  IV. 

auB  denen  heraus  die  Bewegung  allmählich  erwuchs,  und  die 
echt  chinesische  confuzianische  Idee,  an  der  sie  ihren  Halt  hat, 
zeigen  uns  vielmehr,  dass  sie  mehr  ist  als  eine  acute  Erregung, 
nämlich  das  einem  alten  Gulturvolke  erwachende  instinctive 
Gefühl,  dass  es  zum  ersten  Male  in  seinem  langen  Dasein  einer 
fremden  Gultur  gegenüber  steht,  die  der  seinigen  mindestens  gleich- 
wertig, äusserlich  aber  impulsiver  und  stärker  ist,  und  dass  es  sich 
gegen  diese  Gultur  zur  Abwehr  rüsten  oder  die  seinige  mit  ihr 
ausgleichen  muss.  Die  Beformbewegung  hat  denn  auch  in  Ghina 
viel  weitere  Kreise  ergriffen  als  man  in  Europa  oft  annimmt, 
und  heute  ist  sie  vielleicht  stärker  als  je.  Wie  es  möglich  war, 
dass  sich  politisch  so  gänzlich  unerfahrene  Persönlichkeiten  wie 
Eang  tbü-wei  und  seine  Schüler  dieser  Bewegung  bemächtigen 
und  für  einige  Zeit  tatsächlich  die  Leitung  des  Staates  an 
sich  bringen  konnten,  ist  nur  durch  die  Gleichgültigkeit  und 
Unwissenheit  der  damaligen  Staatsmänner  zu  erklären.  Bedner 
ist  aber  geneigt,  in  der  chinesischen  Beformbewegung  noch 
etwas  anderes  zu  sehen,  nämlich  eine  Aeusserung  der  geistigen 
Strömung,  die  jetzt  fast  durch  alle  alten  asiatischen  Gultur- 
und  Staatengebilde  gehe  und  deren  Bestreben,  im  instinctiven 
Selbsterhaltungstriebe,  dahin  ziele,  einen  Ausgleich  mit  der  an- 
drängenden westlichen  Gultur  zu  schaffen,  so  weit  ein  solcher 
notwendig  und  möglich  sei.  Man  brauche  nur  auf  die  Bestre- 
bungen des  panislamitischen  Teiles  der  Jungtürken  zu  blicken, 
die  fast  die  gesammte  nach  Mohamed  entstandene  und  dann 
für  heilig  erklärte  Tradition  verwerfen,  oder  auf  die  „Neu- 
Motazelisten"  in  Indien  —  anscheinend  ein  Zweig  der  von 
Wasil  ben  Ata  im  8.  Jahrhundert  gegründeten  Secte  islamiti- 
scher Dissidenten  — ,  die  durch  Einfuhrung  europäischer  Gul- 
turerrungenschaften  den  Islam  zur  Bekämpfung  Europas  aus- 
rüsten wollen,  oder  auf  die  aufgeklärteren  arabischen  Muslims, 
die,  mittelbar  unterstützt  durch  syrische  Ghristen,  durch  An- 
eignung abendländischen  Wissens  den  Islam  zu  modemisiren 
trachten  — ,  und  die  Analogie  mit  der  chinesischen  Beformbe- 
wegung werde  sofort  in  die  Augen  fallen. 

In  Europa  habe  man  allen  Grund,  diese  asiatischen  Bewe- 
gungen sorgsam  zu  beobachten,  und  zwar  in  politischer  Hinsicht 
nicht   minder    als   in  wissenschafllicher.    Um    die  chinesischen 


Sektion  IV.  173 

Seformbestrebangen  aber  richtig  yerstefaen  und  würdigen  zu 
können,  bedürfe  es  vor  Allem  einer  genaueren  Eenntniss  der 
confucianischen  Lehre,  der  canonischen  Bücher  und  der  späteren 
Exegese,  d.  h.  der  wissenschaftlichen  Sinologie.  Ohne  diese 
werde  das  Urteil  über  das  geistige  Leben  im  heutigen  China, 
das  mit  allen  Fasern  im  klassischen  Altertum  wurzele,  immer 
subjectiy  und  willkürlich  bleiben.  Auf  der  anderen  Seite  solle 
aber  der  Sinologe  über  dem  Altertume  nicht  die  Gegenwart 
vergessen;  er  solle  mit  seiner  Eenntniss  des  ersteren  die  Er- 
scheinungen der  letzteren  erklären  helfen.  Es  werde  heute  von 
Unberufenen  so  viel  Falsches  über  China  geschrieben,  dass  der 
Sinologe  öfter  als  bisher  seine  Stimme  erheben  sollte.  Er  sei 
im  Vergleich  mit  den  meisten  anderen  Orientalisten  in  einer 
weit  günstigeren  Lage,  denn  während  jene  in  der  Begel  in  den 
Trümmern  toter  Sprachen  und  untergegangener  Culturen  zu 
arbeiten  gezwungen  seien,  könne  er  im  kraftvoll  pulsirenden 
Leben  der  Gegenwart  weit  leichter  den  Geist  der  Vergangenheit 
erkennen  und  begreifen,  und  umgekehrt  durch  Eenntniss  des 
letzteren  auch  praktisch  zur  Lösung  wichtiger  Au%aben  der 
Gegenwart  und  Zukunft  beitragen. 

An  der  Diskussion  über  den  Vortrag  nehmen  Herr 
Friedrich  Hirth  und  Herr  Arthur  Diösy  teil.  Ersterer  dankt 
dem  Vortragenden  för  die  ebenso  klare  wie  gründliche  Behand- 
lung eines,  wie  er  selbst  bezeugen  könne,  schwierigen  Themas 
und  verweist  auf  die  hohe  aktuelle  Wichtigkeit  der  in  Europa 
so  gut  wie  unbekannten  Schriften  der  chinesischen  Reform- 
Theoretiker.  Eine  baldige  Veröffentlichung  des  Vortrags  in  ex- 
tenso sei  in  hohen  Grade  wünschenswert. 

Der  hierauf  von  der  Sektion  gefassten  Resolution: 
„In   Anbetracht    der   aktuellen    Wichtigkeit  von   Herrn 
Dr.   Frankb's   Vortrag  ist  eine  baldige  Drucklegung  des- 
selben wünschenswert" 
hat  der  Eongress  in  seiner  IH.  Plenarsitzung  zugestimmt. 


174  Sektion  IV. 


ren6  martin-fortris. 


1  resente  le  rapport  suivant  en  sa  qualite  de  secrätaire  de 
la  GommiBsioD  de  transcription  des  sons  chinois,  desigaSe  en 
1897  au  Gongres  de  Paris: 

„Le  Xn«  Gongrös  des  Orientalistes  a  dans  sa  seance  de 
cldtnre  adopt6  le  ycbu  saiyant: 

„„lok  iy<)  Section  (Ghine,  Japon  et  Goree)  du  XII«  Gon- 
grös  international  des  Orientalistes  6met  le  ycbu  que  chaqae 
pays  fixe  un  Systeme  uniqne  et  officiel  de  transcriptions 
des  sons  chinois ;  ces  diff(§rentes  transcriptions  seront  recueil- 
lies  dans  un  manuel  international'"'. 

Afin  que  ce  ycbu  ne  restät  pas  sterile,  le  Gomit^  orga- 
nisateur  du  Gongres  de  Hambourg  a  fisdt  imprimer  en 
m6me  temps  que  le  Bulletin  N°  4,  le  Tableau  des  sons 
mandarins  des  caractdres  chinois. 

Ge  Tableau  comprend  trois  colonnes: 

La  premiöre  est  affect^e  aux  sons  mandarins  tels  que 
YfBJJA  WiLLiAiCB  les  ecrit;  la  deuziöme  aux  mfimes  sons 
orthographies  suivant  le  Systeme  de  la  Gomnüssion  inter- 
nationale de  1897;  la  troisiöme  enfin,  laiss6e  en  blanc,  est 
destin^e  k  recevoir  les  Äquivalents  officiels  dont  chaque 
Gouvernement  aura  fait  choix  pour  repr6senter  les  sons 
mentionn6s  dans  les  deux  autres  colonnes. 

n  appartient  maintenant  ä  la  lY«^  Section  de  döcider  s'il 
convient  dis  permettre  au  Goniite  de  poursuivre  Tex^cution 
de  TcBUvre  commenc6e  en  lui  donnemt  mandat  (Tadreiser  ä 
chacun  des  GouvernemetUs  iiUeresses  un  exemplaire  du  Tableau 
qu^il  a  fait  imprimer^  avec  prüre  d^en  rempür  la  troisieme 
eolonne  et  de  le  retourner  ensuite  au  Secretaire  de  la  Com- 
mimon  internationale*'. 


Sektion  IV.  175 

A  la  Suite  de  ce  rapport,  la  Section  adopte  ä  mains  leySes 
la  r^solution  en  italiques. 

(Die  hier  mitgeteilte  Resolation  ist  nicht  an  die  Plenar- 
yersammlnng  des  Kongresses  gelangt,  da  die  Sektionspräsiden- 
ten,  Obmänner  und  Delegierten  der  Regierungen  und  wissen- 
schaftlichen Institute  in  ihrer  am  9.  Sept.  1902  abgehaltenen 
Sitzung  es  mit  13  gegen  10  Stimmen  —  die  übrigen  Anwesen- 
den enthielten  sich  der  Abstimmung  —  abgelehnt  haben,  sie 
dem  Kongress  zur  Genehmigung  zu  empfehlen.) 

La  premiöre  page  du  ,,Tableau"  est  annezöe  ci-apr^s: 


176 


Sektion  IV. 


TABLEAÜ 

DBB  SONS  MANDARINS   DBS   GARA0TBRB8  GHINOIS. 

Colonnes     I:  orthographe  de  Wblls  Williams  ^). 

Colonnes    II:  orthographe    de   la   Gommission   internationale 

de  1897 «). 
Colonnes  III:  orthographe  officielle. 


I 


II 


III 


I 


II 


III 


II 


III 


ai 

ai 

ang 

ang 

cha 
chah 

tcha 

ch'a 
ch^ah 

tch»a 

chai 

tchai 

ch'ai 

tch'ai 

chan 

tchan 

ch*an 

tch'an 

chän 
chen 

tchen 

ch^än 
ch'en 

tch'en 

cbang 

tcbang 

ch^ang 

tch^ang 

chäng 

tcheng 

ch'äng 

tch^eng 

chao 

tchao 

ch'ao 

tch*ao 

ch6 

tch6 

cb*6 

tch*6 

cheh 

tche 

cb*eh 

tch'e 

cheu 

tch6u 

ch'eu 

tch'6u 

chi 
chih 

jtchi 

ch4 
ch*ih 

tch4 

ching 

tching 

ch*ing 

tcheng 

choh 

tcho 

ch*oh 

tch*o 

chu 
chuh 

tchu 

ch'u 
ch'uh 

tch'u 

■ 

chui 

tchui 

ch*ui 

tch'ui 

chun 

tchun 

ch'un 

tch^un 

chung 

tchung 

ch'ung 

tch^ung 

chwa 

tchua 

chw^ai 

tch^uai 

chwang 

tchuang 

chw'ang 

tchu^ang 

chwen 

tchuen 

chw'en 

tch'uen 

fah 

fa 

fan 

fan 

fön 

fen 

fang 

fang 

föi 

fei 

feu 

f6u 

foh 

fo 

(Für  den  Be^t  des  „Tableau"  sehe  man  die  Babriken  I  und  11 
der  der  Mitteilung  des  Herrn  Fbibdbigh  Hibth  beigefugten 
„Tabelle",  in  welchen  beiden  Rubriken  die  beiden  ersten  Kolon- 
nen des  „Tableau"  reproduciert  sind.) 


1)  Voir  Bon  Dictionnaire  syllabiqae,  Introduction,  pagea  XVI — XVII. 

2)  Gommission  internationale  de  transcription  des  sons  chinois,  design^e  en  1897 


Sektion  IV.  177 


FRIEDRICH  HIRTH. 


Kedner  rekapituliert  die  Tätigkeit  der  vom  Pariser  Orienta- 
listen-Eongress  1897  ernannten  internationalen  Transskriptions- 
Kommission,  die  dem  folgenden  Eongress  in  Rom  ein  für  alle 
Nationen  berechnetes  internationales  System  der  Rechtschreibung 
chinesischer  Namen  vorgelegt  hatte.  Nach  Ansicht  des  Vortra- 
genden wurde  ein  solches  System  mit  Recht  verworfen,  weil 
es  mehreren  der  beteiligten  Nationen  allzugrosse  Opfer,  im 
Aufgeben  alter  phonetischer  Anschauungen,  zumutete.  Es  war 
in  Rom  beschlossen  worden,  die  einzelnen  Regierungen  aufzu- 
fordern, ihrerseits  an  Stelle  des  internationalen  Systems  nationale 
Rechtschreibungen  festzustellen.  Die  verschiedenen  Systeme  soll- 
ten, in  einem  Handbuch  vereinigt,  zu  allgemeinem  Üebrauche 
veröffentlicht  werden.  Es  sind  jedoch  auf  die  betreffenden  Ein- 
gaben keine  Rückäusserungen  von  Seiten  der  einzelnen  Regie- 
rungen eingetroffen. 

Redner  ist  der  Meinung,  dass  der  in  Rom  gefasste  Beschluss 
von  Anfang  an  insofern  aussichtslos  war,  als  man  der  einzelnen 
Regierung  nicht  zumuten  konnte,  in  einer  Frage  als  Autorität 
einzugreifen,  die  in  letzter  Ldnie  doch  nur  von  einem  Fachge- 
lehrten gelöst  werden  konnte.  Er  empfiehlt  für  das  deutsche 
Sprachgebiet  nach  dem  Vorgang  des  verstorbenen  Dr.  E.  Brbt- 
BOHNBiDBB  ein  vom  Pekinger  Dialekt  ausgehendes,  der  bisherigen 
Rechtschreibung  der  Mandarin-Laute  Rechnung  tragendes  System, 
dessen  Darstellung  er  in  Gestalt  einer  Tabelle  der  Sektion  zur 
Verfugung  stellt. 

Er  ist  die  im  Folgenden  enthaltene  Tabelle: 


aa  Congr^  de  Paris  et  oompos^  comme  il  sait:  M.  M.  Couvant,  Interprete  poor 
les  langaes  ohinoise  et  japonaise;  Dkt£bia,  Professear  de  chinois  k  l'Eoole  des 
langaes  orientales  TiTantes  de  Paris;  Douglas,  Professear  de  ehinois  k  rUniversite 
de  Londres;  Giles,  Professear  de  ehinois  k  TUniversit^  de  Cambridge;  Hibtr,  Pro- 
fessear et  membre  de  TAcad^inie  de  Manich;  Nockmtini,  Professear  de  ehinois  k 
rUniversit^  de  Rome;  de  Rosnt,  Professear  de  japonais  k  r£cole  des  langaes 
orientales  Vivantes  de  Paris;  Schlegel,  Professear  de  ehinois  ik  TUniversit^  de  Leyde ; 
TüEBBTTiNi,  Sinologae  k  Oen^ve.  Seer^taire:  M.  Mabtim-Fortjus,  Authon  da  Perche, 
Eore-et-Loir,  France. 

12 


178  Sektion  IV. 

Umschreibung  chinesischer  Schriftzeichen  in  dem  far 
Schriftzwecke  modifizierten  Dialekt  von  Peking. 

Den  XIIL  InteniattoiiAlen  OrlenUdlston-K^ngrem  In  Hanlinrf  T^rgelegt 

TM  PrefasMr  Dr.  FRIEDRICH  HIRTH. 

Vorbemerknngen. 

Der  Gedanke,  den  Dialekt  von  Peking,  von  gewissen  gegen 
das  Jahrhunderte  alte  Herkommen  in  Europa  yerstossenden 
Eigenthümlichkeiten  befreit,  als  Grundlage  eines  für  die  Um- 
schreibung der  Schriftsprache  bestimmten  Systems  zu  verwenden, 
stammt  von  dem  verstorbenen  Dr.  E.  BaBiBCHNBrosR  in  St.  Pe- 
tersburg, der  in  seinen  zahlreichen  englischen  Schriften  davon 
mit  Erfolg  Gebrauch  gemacht  hat.  In  der  folgenden  Tabelle 
wird  etwas  .Aehnliches  für  deutsche  wissenschaftliche  Werke, 
Landkarten,  Zeitungen  u.  s.  w.  angestrebt.  Nach  dem  Muster  des 
von  Herrn  Mabtin-Fortris,  Sekretär  der  vom  Pariser  Orientalisten- 
Kongresse  ernannten  Transskriptions-Eommission,  aufgestellten 
„Tableau"  sind  darin  neben  der  jetzt  vorgeschlagenen  deutschen 
ReckUchreibung  (Rubrik  III)  noch  Bubriken  für  das  in  Williamb' 
„Sjllabic  Dictionary"  befolgte  System  (I)  und  die  seiner  Zeit 
von  der  Kommission  dem  Kongress  in  Rom  1899  vorgelegte 
internationale  Rechtschreibung  (H)  ausgefüllt  worden. 

Im  WiiiLiAMS*8chen  Wörterbuch  wird  der  Leser  die  sämtlichen 
zum  Gebrauch  der  Tabelle  nötigen  chinesischen  Schrifbzeichen 
unter  den  in  Rubrik  I  genannten  Silben  finden.  Die  internatio- 
nale Schreibung,  wie  sie  in  Rubrik  11  mitgeteilt  wird,  wurde 
vom  Kongress  in  Rom  mit  Recht  verworfen,  weil  sie  den  ein- 
zelnen Nationen  das  Au%eben  ihrer  phonetischen  Idiosynkrasien 
zumuthete.  Statt  dessen  wurde  die  Zusammenstellung  eines 
Handbuches  empfohlen,  worin  für  jede  Nation  oder  Sprache  ein 
den  orthographischen  Grundbegriffen  derselben  Rechnung  tra- 
gendes System  mitzuteilen  sei.  Diesem  Zwecke  entspricht  die 
von  mir  nach  dem  Vorgang  Bretbohneider's  seit  sieben  Jahren 
geübte  Rechtschreibung,  wie  sie  in  der  Rubrik  III  mitgeteilt  wird. 

Um  eine  annäherend  richtige  Wiedergabe  der  Laute  zu  er- 
zielen, beachte  der  Leser  die  folgenden  Regeln: 

1.  Bei  weitem  die  Mehrzahl  aller  Silben  ist  wie  im  Deutschen, 
zu  lesen;  man  lese  jedoch 


Sektion  IV.  179 

2.  j  wie  im  französischen  jardin.  Andererseits  wird  der  Laut 
des  deutschen  j  stets  durch  y  wiedergegeben ;  daher  Yan^,  nicht 
Jan^,  im  Namen  des  grossen  Flusses,  da  jan§^  einer  ganz  anderen 
Lautgruppe  angehört,  deren  Aussprache  im  Anlaut  mehr  dem 
Namen  Jean  im  Französischen  nahe  kommt. 

3.  A  vor  a,  o  und  u  ist  wie  deutsches  ch  in  „Schlacht"  oder 
wie  X  im  spanischen  ,,Xeres"  zu  lesen. 

4.  Die  konsonantischen  Anlaute  p,  i,  /,  is,  isci  und  tz  sind 
etwas  weniger  hart  als  im  Hochdeutschen  auszusprechen,  z.  B. 
ianfn,  wo  das  anlautende  i  die  Mitte  zwischen  unserem  k  und 
g  hält.  Dagegen  müssen  die  mit  einem  Apostroph  bezeichneten 
Anlaute  so  scharf  wie  möglich  gesprochen  werden,  z.  B.  i'anp, 
dessen  i  noch  härter  klingt  als  das  unsrige,  also  etwa  k — Aan^, 

5.  Der  Accent  aber  Diphthongen  soll  andeuten,  dass  die 
einzelnen  Vokale  getrennt  auszusprechen  sind,  z.  B.  fSu  (Kopf), 
das  so  klingt  wie  das  erste  Wort  in  tSAu  waböAu  mit  unter- 
drücktem A,  Man  lese  daher  mie»,  nicht  etwa  min,  u.  s.  w. 

6.  i,  u  und  ü  sind  kurz  und  tonlos  Yor  a^  e,  o  oder  u, 

7.  Bei  den  sechs  schwierigen  Silben  m,  tzh  UcAi,  scAi,  ji  und 
ir  (Zungen-r)  soll  das  Yokalzeichen  C  andeuten,  dass  der  daneben 
stehende  Halblauter  {99,  tz,  UcA,  9cA,  j  oder  r)  gleicAzeiiig  mit 
einem  Vokal  zu  intoniren  ist.  Bei  et  verschmelzen  die  beiden 
Vokale  zu  einem  nach  i  überklingenden  e,  Dass  ich  zu  jenen 
sechs  Lautgruppen  mit  Edkins  ein  allen  gemeinsames  Symbol, 
f,  verwende,  ist  in  der  chinesischen  Lautbeschreibung  begründet, 
worin  mehr  das  Gemeinsame  ihrer  Entstehungsweise  als  ihre 
Klangwirkung  berücksichtigt  wird.  Letztere  ist  dialektisch  ver- 
schieden; was  jedoch  allen  Abarten  im  Gebiet  der  Mandarin- 
Dialekte  gemeinsam  ist,  darf  man  als  das  Zusammenklingen 
eines  vokalischen  Elements,  des  „irrationalen  Vokales",  mit 
einem  Halblauter  bezeichnen.  Die  betreffenden  Silben  werden 
nach  der  Wade'schen  Rechtschreibung  des  Pekinesischen  wie 
folgt  bezeichnet: 

9H  z=  S9Ü,  tzt  sss  izüf  UcAt  =  tscAiA,  scAt  =  9AiAj  j'%  ^=ijiAy  ir  =  erA. 
Im  üebrigen  quäle  sich  der  Leser,  der  nicht  damit  umgeht, 
chinesisch  sprechen  zu  lernen,  nicht  mit  diesen  Aussprache-Begeln. 
Es  genügt  zu  wissen,  dass  die  in  Bubrik  UI  mitgeteilten  Silben 
bestimmten  Lautgruppen  entsprechen,  deren  Aussprache  in  China 


180  Sektion  IV. 

selbet  ohnedies  die  grössten  dialekÜBchen  Verschiedeiiheiteii  znlasst. 
DaBS  der  Dialekt  von  Peking,  so  wie  er  heute  gesprochen 
wird,  sich  nicht  für  die  Wiedergabe  der  chinesischen  Schrift- 
sprache eignet,  wird  wohl  jedem  einleuchten,  der  die  folgenden, 
in  unserer  Jahrhunderte  alten  China-Litteratur  wohlbekannten 
Namen  in  dieser  Transskription  wiederfindet :  Fu-UcAien  =  Fi^hien, 
Nan^tsching  =  Nan-üng,  TseAianp-isi  =s  Kiang-^i,  Uehiang-tgcAün  = 
tsiang-kün  („General",  in  den  alttürkischen  Inschriften  des  8. 
Jahrhunderts:  9wngün),  Wenn  es  daher  in  China  für  diensÜieAe 
Zwecke  (z.  B.  im  Seezolldienst,  in  einigen  Konsulaten  und  G^ 
sandtschaften  sowie  neuerdings  auch  im  Schutzgebiet  von  Eiau- 
tschou)  von  den  durch  mündlichen  Verkehr  in  diesem  Dialekt 
geübten  Beamten  als  eine  Erleichterung  empfunden  wird,  wenn 
sie  chinesische  Namen  so  niederschreiben  dürfen,  wie  sie  im 
Dialekte  gehört  werden,  so  müssen  wir  doch  nicht  vergessen, 
dass  dieser  rein  lokale  Vorteil  mit  der  Rechtschreibung  des 
Chinesischen  in  der  europäischen  Wissenschaft,  Kartographie, 
Presse  u.  s.  w.  nichts  zu  thun  hat,  während  speziell  Pekinesischer 
Eigenart  entspringende  Schreibweisen  wie  Fu-Uehien  u.  s.  w.  bei 
europäischen  Lesern  nur  Verwirrung  anrichten  können.  Aus 
diesem  Grunde  wurde  von  der  internationalen  Kommission  des 
Pariser  Kongresses  1897  von  der  dem  Pekinger  Dialekt  eigen- 
tümlichen Verschmelzung  der  Anlaute  k  und  ts  vor  t  und  ü  in 
Uch,  und  h  und  s  in  hs,  wie  man  aus  Rubrik  II  der  nachfol- 
genden Tabelle  ersehen  kann,  grundsätzlich  abgesehen.  Die  ge- 
nannte Kommission  setzte  sich  aus  Gelehrten  der  verschiedensten 
Nationalitäten  zusammen  (Courant,  Dev6ria,  de  Rosny — Paris, 
Douglas — London,  Giles — Cambridge,  Schlegel — Leiden,  Turret- 
tini — Genf,  Nocentini — Rom,  Hirth — München,  mit  Martin-Fortris 
als  Sekretär),  und  wenn  auch  aus  begreiflichen  Gründen  die  erstrebte 
internationale  Einigung  nicht  zu  stände  konunen  konnte,  so 
sollte  doch  bei  der  Feststellung  eines  nationalen  Systems,  wie 
es  in  Frankreich  alle  Aussicht  hat,  zur  allgemeinen  Annahme 
zu  gelangen  (s.  den  Artikel  „Notre  transcription  du  Chinois" 
im  „Bulletin  de  TEcole  fran9aise  d'extr^me  Orient",  X,  Hanoi, 
1902,  p.  178  ff.),  der  Anschluss  an  die  bereits  vorhandene  grosse 
China-Litteratur  sowie  an  die  Schreibweisen  der  Nachbarstaaten 
nicht  versäumt  werden. 


Sektion  IV. 


181 


TABELLE 

für  die 


LAUTB  DRS  GHINBBIBCHBN  IM  MANBARIN-DIALSKT. 


Bubrik     I:  nach  Williamb'  Syllabic  Dictionary. 

Rubrik   II :  nach  der  internationalen  Schreibweise  der  vom 

Pariser  Orientalisten-Eongress  1897  ernannten 

Eommiasion. 
Bnbiik  III:  nach  den  neuen  Vorschlägen  zu  einer  nationalen 

deutschen  Rechtschreibung. 


I 

n 

lll 

I 

n 

in 

I 

II 

m 

ai 

ai 

ai 

cheu 

tch6u 

tschou 

chwen 

tchuen 

tschuan 

ang 

ang 

ang 

ch'eu 

tcb«6u 

tfcb'6u 

chw'en 

tcb*uen 

tscb*uan 

cha 
chah 

tcha 

tscha 

chi 
chib 

jtchi 

tscb'i 

fab 
fan 

fa 
fan 

fa 
fan 

ch*a 
ch'ah 

tch^a 

t8ch*a 

ch*i 
cb4h 

jtch4 

tscbli 

fän 
fang 

fen 
fang 

fön 
fang 

chai 

tchai  • 

tschai 

ching 

tching 

tschöng 

m 

fei 

fei 

ch^ai 

tcb^ai 

tsch'ai 

chMng 

tchang 

tscb'öng 

feu 

f6u 

f6u 

chan 

tchan 

tscban 

chob 

tcbo 

tscho 

fob 

fo 

fo 

ch^an 

tch^an 

t8ch*an 

ch*ob 

tcb*o 

tscb'o 

fu 

fung 

fu 
föng 

cbän 
eben 

tcben 

tschön 

chu 
chub 

tchu 

• 
tschu 

fub 
fung 

cb'&n 
cb^en 

1  tcb^en 

tsch*ön 

cb*u 
cb*uh 

!tch*u 

) 

tsch'u 

bai 
ban 

bai 
ban 

bai 
han 

chang 

tchang 

tscbang 

chiii 

tchui 

tschui 

bän 

hen 

hon 

cb^ang 

tch'ang 

t8ch*ang 

ch'ui 

tch'ui 

tsch'ui 

bang 

hang 

hang 

cbäng 

tcheng 

tschöng 

chun 

tchun 

tschu  n 

häng 

hang 

höng 

ch^äng 

tch'eng 

tscb'öng 

cb*un 

tcb'un 

tscbHin 

bao 

bao 

hau 

cbao 

tcbao 

tscbau 

chung 

tchung 

tschu  ng 

heu 

h6u 

h6u 

ch^ao 
ch6 

tch^ao 
tch6 

tsch^au 
tschö 

cb^ung 
chwa 

tch^ung 
tchua 

tscb'ung 
tschua 

hi 
bib 

ih, 

hi 

cb'6 
cheb 

tcb*6 
tcbe 

tscb'ö 
tschö 

cbw'ai 
chwang 

tch^uai 
tchuang 

tsch^uai 
tschuang 

hia 
hiah 

[hia 

hia 

cb^eb 

tcb'e 

tsch'ö 

chw^ang 

tch^uang 

tscb'uang 

hiai 

hiai 

hi« 

182 


Sektion  IT. 


I 

II 

in 

I 

11 

UI 

1 

II 

ni 

hiang 

hiang 

hiang 

jao 

jao 

jau 

k4ai 

k'iai 

k'i6 

hiao 

hiao 

hiau 

J6 

j6 

jö 

kiang 

kiang 

kiang 

hieb 

hi6 

hi6 

jeh 

je 

fi 

k*iang 

k^iang 

k'iang 

hien 

hien 

hi6n 

jeu 

jöu 

j6u 

kiao 

kiao 

kiau 

hin 

hin 

hin 

joh 

jo 

jo 

k^iao 

k^iao 

k'iau 

hing 

hing 

hing 

jü 

jü 

• 

k46 

1    L*i 

1    1*  £ 

hioh 

hio 

hio 

juh 

ju 

J« 

k4eh 

k^ie 

kie 

hiu 

hiu 

hiu 

jui 

jui 

•      • 

JUI 

kieh 

ki^ 

ki^ 

hiun 

hiun 

hün 

jun 

jun 

jun 

kien 

kien 

ki6n 

hiung 

hiung 

hiung 

jung 

jung 

jung 

k^ien 

kien 

k*i«n 

ho 

ho 

ho 

jwa 

jua 

jua 

kin 

kin 

kin 

höh 

jwan 

Juan 

Juan 

k4n 

k'in 

k'in 

hu 

) 

kai 

kai 

kai 

king 

king 

king 

huh 

hu 

hu 

k'ai 

k'ai 

k*ai 

k4ng 

k'ing 

k'ing 

hwuh 

) 

kan 

kan 

kan 

kioh 

kio 

kio 

hü 

hü 

hü 

k'an 

k'an 

k'an 

k4oh 

k»io 

k'io 

hü6 

hüc 

hü6 

kän 

ken 

kön 

kiu 

kiu 

kiu 

hüeh 

& 

k'än 

k'en 

k'ön 

k4u 

k4u 

k'iu 

hüen 

hüen 

hüan 

kang 

kang 

kang 

kiün 

kiün 

kOn 

hung 

hung 

hung 

k^ang 

k'ang 

k*ang 

k4ün 

k»iün 

k'ün 

hwa 

hua 

hua 

käng 

keng 

köng 

k'iüng 

k'iüng 

k*iung 

hwdh 

1 

k'äng 

k'eng 

k*öng 

ko 

ko 

ko 

hwai 

huai 

huai 

kao 

kao 

kau 

koh 

hwan 

huan 

huan 

k'ao 

k'ao 

k'au 

k*o 

1 

hwang 

huang 

huang 

keu 

k6u 

köu 

k'oh 

k'o 

k'o 

hwo 

huo 

huo 

k'eu 

k'öu 

k'öu 

ku 

ku 

ku 

hwoh 

1 

ki 

kuh 

M^XJk 

IXU 

hwui 

huei 

hui 

kih 

ki 

ki 

k*u 

l 

hwun 

huen 

hun 

k'i 

k'uh 

jk*u 

k'u 

k*i 

kM 

i 

|. 

k'ih 

kü 

yih 

1» 

kia 

küh 

kü 

kü 

• 

kia 

kia 

Jan 

Jan 

Jan 

kiah 

k*ü 

jän 

Jen 

jön 

k4a 

1   <  * 

k'üh 

k*ü 

k*ü 

k'ia 

k'ia 

jang 

jang 

jang 

k'iah 

küeh 

kü6 

kü6 

jäng 

jeng 

jöng 

kiai 

kiai 

ki^ 

k«üeh 

k'ü6 

k'üe 

Ssktion  IV. 


183 


I 

U 

ni 

I 

II 

III 

1 

II 

III 

küen 

küen 

küan 

lien 

lien 

li6n 

miu 

miu 

miu 

k'üen 

k'üen 

k'nan 

lin 

lin 

lin 

mo 

mo 

n\£\ 

kung 

kung 

kung 

ling 

ling 

ling 

moh 

mo 

k^ung 

kwa 

kwah 

kw'a 

kwai 

kw^ai 

k^ung 

kua 

k'ua 
kuai 
k^uai 

k'ung 

kua 

k'ua 
kuai 
k'uai 

lioh 

liu 

lo 

loh 

lu 

luh 

lio 
liu 

[lo 
|lu 

lio 
liu 

lo 
lu 

mu 

muh 

mung 

na 

nah 

nai 

mu 
mung 

na 
nai 

mu 
mung 
na 
nai 

kwan 
kw^an 

kuan 
k^uan 

kuan 
k'uan 

lü 
lüh 

llü 

lü 

nan 
nang 

nan 
nang 

nan 
nang 

kwang 

kuang 

kuang 

lüeh 

lü6 

lü^ 

näng 

neng 

nöng 

kw'ang 

kHiang 

k*uang 

lüen 

lüen 

lüan 

nao 

nao 

nau 

kw^i 

kuei 

kui 

lun 

lun 

lun 

n6i 

nei 

nei 

kw'6i 

k'uei 

k'ui 

lung 

lung 

lung 

neu 

n6u 

n6u 

kwo 

kwoh 

kw^oh 

kuo 
k'uo 

kuo 
k'uo 

Iwan 

ma 

mah 

luan 
|ma 

luan 
ma 

ngai 

ngan 

ngän 

ngai 

ngan 

ngen 

ai 

an 

6n 

kwun 

kuen 

kun 

mai 

mai 

mai 

ngao 

ngao 

au 

kw^un 

k^uen 

k'un 

man 

man 

man 

ngeu 

ng6u 

6u 

la 
Iah 

la 

la 

man 
mang 

men 
mang 

mön 
mang 

ngo 
ngoh 

ngo 

0 

lai 

lai 

lai 

mäng 

meng 

möng 

ni 

1»' 

* 

ni 

lan 

lan 

lan 

mao 

mao 

mau 

nih 

Ul 

lang 

lang 

lang 

md 

m^ 

— 

niang 

niang 

niang 

läng 

leng 

long 

meh 

me 

mo 

niao 

niao 

niau 

lao 

lao 

lau 

m^i 

mei 

mei 

nieh 

ni^ 

nie 

leh 

le 

lö 

meu 

m6u 

mou 

nien 

nien 

ni^n 

l^i 
leu 

lei 
löu 

lou 

mi 
mih 

mi 

mi 

nin 
ning 

nin 
ning 

nin 
ning 

li 

1» 

11 

miao 

miao 

miau 

nioh 

nio 

nio 

Hh 

mieh 

mi^ 

mi6 

niu 

niu 

niu 

liang 
liao 

liang 
liao 

liang 
Hau 

mien 
min 

mien 
min 

mi6n 
min 

no 
noh 

no 

no 

Ueh 

lie 

U 

ming 

ming 

ming 

nu 

nu 

nu 

184 


Ssktion  IV. 


1 

n 

ni 

I 

n 

in 

I 

II 

lU 

nü 

nü 

nü 

ping 

ping 

ping 

shi 

) 

nun 

nun 

nun 

p4ng 

p4ng 

p'ing 

.d.  sh* 

shi 

scM 

nung 

nung 

nung 

piu 

piu 

piau 

shih 

nwan 

nuan 

nuan 

po 

po 

rk/\ 

shing 

shing 

schöng 

0 

0 

0 

poh 

po 

shoh 

sho 

scho 

pa 
pah 

pa 

pa 

p*o 
p*oh 

p'o 

P'o 

shu 
shuh 

shu 

schu 

p'a 
pai 

p*a 
pai 

p'a 
pai 

pu 
puh 

pu 

pu 

shui 
shun 

shui 
shun 

schui 
schun 

p^ai 

p^ai 

p'ai 

p*u 

p*u 

n'n 

shung 

shung 

tsch'ung 

pan 

pan 

pan 

p*uh 

pu 

shwah 

shua 

schua 

p^an 
p&n 

p^an 
pen 

p'an 
pön 

'rh       { 

'rh 
o4.  erh 

1" 

shwai 
shwan 

shuai 
shuan 

schuai 
schuan 

p^än 

p*en 

p*ön 

sah 

sa 

sa 

shwang 

shuang 

schuang 

pang 

pang 

pang 

sai 

sai 

sai 

shwoh 

shuo 

schuo 

P'ang 

p'ang 

p'ang 

san 

san 

san 

si 

si 

■ 

päng 

peng 

pöng 

sang 

sang 

sang 

Kih 

Sl 

p'äng 

p»eng 

p'öng 

iȊng 

seng 

söng 

siang 

siang 

siang 

pao 

pao 

pau 

sao 

sao 

sau 

siao 

siao 

siau 

p^ao 
p6i 

p*ao 
pei 

p'au 
pei 

8eh 
seu 

se 
s6u 

so 
s6u 

si6 
sieh 

si6 

si^ 

p'ä 
p'eu 

p*ei 
p'6u 

p'e'i 
p*6u 

sha 
shah 

jsha 

scha 

sien 
sin 

sien 
sin 

si^n 
sin 

Pi 
pih 

pi 

pi 

shai 
shan 

shai 
shan 

schai 
schan 

sing 
sioh 

sing 
sio 

sing 
siau 

p4 
p4h 

[p4 

P'i 

shän 
shen 

shen 

schön 

siu 
siün 

siu 
siün 

siu 
sün 

piao 
p4ao 

piao 
p'iao 

piau 
p'iau 

shang 
shäng 

shang 
sheng 

schang 
schöng 

so 
soh 

so 

so 

pieh 
p^eh 
pien 
p4en 

pi6 
p4e 
pien 
p^en 

pi6 
p*i^ 
pi^n 
p*i6n 

shao 
sh^ 
sheh 
sheu 

shao 
sh^ 
she 
sh6u 

schau 

schö 

sch6u 

SU 

suh 

sü 

süh 

SU 

sü 

SU 

sü 

pin 

pin 

pin 

süeh 

8Ü6 

süe 

p4n 

p4n 

p*in 

süen 

süen 

süan 

SektioB  IV. 


185 


I 

II 

m 

I 

n 

m 

I 

ir 

III 

sui 

sui 

sui 

ting 

ting 

ting 

tseu 

tsöu 

tsöu 

sun 

sun 

sun 

t*ing 

ting 

fing 

ts^eu 

ts*öu 

ts*6u 

8ung 

sung 

sung 

tiu 

üu 

tiu 

tsi 

tsi 

tsi 

swan 

suan 

suan 

to 

j. 

tsih 

to 

8z'        1 

sz' 

[ssi 

toh 

U4 

[ts'i 

tsi 

od.  sze 

t'o 

t'o 

ts'ih 

ta 

!- 

t'a 

ta 

t*oh 

fo 

tsiang 

tsiang 

tsiang 

tah 
t'a 

tu 
tuh 

tu 

tu 

ts^iang 
tsiao 

tsiang 
tsiao 

ts'iang 
tsiau 

t*ah 

t*a 

t»u 

t*u 

ts4ao 

ts^iao 

tsiau 

tai 

tai 

tai 

euh 

t'u 

tsi6 

|tsi6 

tsi6 

t'ai 

t'ai 

t*ai 

tui 

tui 

tui 

tsieb 

tan 

tan 

tan 

t*ui 

t*ui 

t'ui 

t846 

te*i6 

tsi6 

t*an 

t'an 

t'an 

tun 

tun 

tun 

ts'ieh 

tang 

tang 

tang 

t*un 

t»un 

t'un 

tsien 

tsien 

tsi^n 

t^ang 

t^ang 

fang 

tung 

tung 

tung 

ts4en 

tsien 

ts'i^n 

t&ng 

teng 

töng 

t'ung 

t'ung 

t'ung 

tsin 

tsin 

tsin 

fang 

t'eng 

t'öng 

twan 

tuan 

tuan 

ts'in 

tsin 

tsin 

tao 

tao 

tau 

tw^an 

t^uan 

t*uan 

tsing 

tsing 

tsing 

t'ao 

t*ao 

t*au 

tsa 

tsa 

tsa 

ts4ng 

tsing 

tsing 

teh 

te 

to 

tsab 

tsioh 

tsio 

tsio 

t'eh 

t*e 

t'ö 

ts'ah 

ts'a 

ts'a 

ts4ob 

ts^io 

ts'io 

teu 

t6u 

t6u 

tsai 

tsai 

tsai 

tsiu 

tsiu 

tsiu 

t'eu 

t*6u 

t'öu 

ts'ai 

ts^ai 

ts'ai 

ts4u 

tsiu 

tsiu 

ti 

1" 

tsan 

tsan 

tsan 

ts'iün 

tsiün 

ts*ün 

ti 

tih 

ts^an 

ts^an 

te'an 

tso 

jtso 

tso 

t4 

ivi 

tsän 

tsen 

tsön 

tsoh 

t*i 

t'ih 

tsang 

tsang 

tsang 

ts*o 

ts'o 

te*o 

tiao 

tiao 

tiau 

ts*ang 

tsiang 

ts'ang 

U'ob 

tMao 

tMao 

t*iau 

tsäng 

tseng 

tsong 

tsu 

tsu 

tsu 

ti6 

|ti^ 

ti6 

ts^äng 

ts^eng 

ts*öng 

tsuh 

tieh 

tsao 

tsao 

tsau 

ts'u 

ts'u 

ts'u 

t'ieh 

t46 

t'i6 

ts^ao 

ts^ao 

ts'au 

ts'ub 

tien 

tien 

ti6n 

tseh 

tse 

tsö 

tsü 

tsü 

tsü 

t*ien 

t4en 

t*i^n 

ts'eh 

t8«e 

te*ö 

ts'ti 

ts'ü 

ts'Q 

186 


Saktion  IV. 


I 

II 

III 

I 

II 

m 

I 

II 

III 

tstieh 
tsüen 

tsüen 

tsQ^ 
tsüan 

wa 
wah 

wa 

wa 

yai 
yang 

yai 
yang 

yai 
yang 

ts'tten 

ts'üen 

ts'üan 

wai 

wai 

wai 

yao 

yao 

yau 

tsui 

tsui 

tsui 

wan 

wan 

wan 

ye 

|y6 

y6 

ts^ui 

ts^ui 

ts'ui 

wän 

wen 

wön 

yeh 

tsun 

tsun 

tsun 

wang 

wang 

wang 

yen 

yen 

yen 

ts^un 

ts^un 

ts'un 

wäng 

weng 

wöng 

yin 

yin 

yin 

tsung 
ts'ung 

tsung 
ts^ung 

tsung 
ts'ung 

wei 

od.  wi 

wei 

wei 

ying 
yiu 

ying 
you 

ying 
yu 

tswan 
tsw^an 

tsz'       1 

tsuan 
ts'uan 
tsz' 
od.  tsze 

tsuan 
ts'uan 

tzi 

wo 
woh 
wu 
wuh 

[wo 
wu 

wo 
wu 

yoh 

yn 

yuh 
yueh 

yo 

[yO 

ya6 

yo 
yti 
yQ6 

ts'z' 

ts*z* 
od.  ts'ze 

|tz*i 

ya 
yah 

jya 

ya 

yuen 

yun 

yung 

yüen 

yön 

yung 

yQan 

yün 

yung 

SANJI  MIKAMI. 


ON  THE  HI8T0RIOQRAPHICAL  INSTITUTE  IN  THE  IMPERIAL 

UNIVERSITY  OF  TOKYO. 

(With  explanations  of  some  typical  specimens  of  histoiical 
materials,  both  original  and  Photographie.) 

(AuBZUg.) 


Ihe  work  of  compiling  a  national  hisiory  was  commenced  in 
Japan  ander  goyernmontal  auspices  as  far  back  as  the  commen- 
cement  of  the  7*^»  Century,  and  six  consecutive  histories  were 
successively  compiled.  After  the  year  901,  however,  the  official 


Sektion  IV.  187 

compilation  was  suspended  for  a  long  time,  thoagh  many  hiBtories 
were,  duiing  the  official  break,  priyately  written,  some  of  them 
being  of  great  importance.  Bat  when  supreme  power  was  restored 
to  His  Majesty  the  present  Emperor  in  1868,  the  government, 
thoagh  folly  occupied  wlth  matters  of  a  very  different  natore, 
establiBhed  the  Historiographical  Institute  in  1875,  to  revive 
the  official  compilation  of  a  complete  national  history,  a  work 
which  had  been  suspended  for  more  than  a  thoasand  years. 
With  the  yiew  of  obtaining  the  matter  necessary  for  the  pro- 
jected  history,  the  Institute  centred  its  efforts  on  the  collection 
and  transcription  of  yaluable  diaries  and  records,  and  has  amassed 
documents,  pictures,  and  various  other  objects  from  old  &milies, 
Buddhist  temples,  shinto  shrines  etc.  throughout  the  empire. 
These  materials  have  gradually  accumulated,  until  there  are  at 
the  present  time  upwards  of  25,000  volumes  of  diaries  and 
records,  besides  250,000  fragments  of  old  manuscripts. 

The  committee  of  the  Institute  commenced,  as  a  preparatory 
Step,  in  the  foUowing  way.  They  arranged  in  chronological 
Order  a  Synopsis  of  historical  facts,  and  under  each  item  of  the 
Synopsis  they  coUected  all  possible  materials  relating  thereto. 
In  other  words,  each  event  of  importance  was  briefly  recounted 
under  the  date  of  its  occurence,  and  all  the  available  material 
relating  to  that  erent  was  to  be  found  grouped  immediately 
after  the  tezt  and  placed  in  proper  sequence.  For  instance,  let 
US  take  the  record  of  any  historical  personage.  It  would  be 
mentioned  very  briefly,  and  in  large  type,  that  so  and  so  died 
on  such  a  day  of  such  a  month  and  year.  After  this  Synopsis 
yarious  materials  refering  to  this  incident  would  be  grouped  in 
Order  of  their  importance  and  accuracy.  Such  being  the  case, 
the  method  has  been  found  to  afford  every  facility  for  investi- 
gation  of  a  certain  fact  or  incident.  About  6000  volumes  giving 
Japanese  historical  incidents  were  evolved  in  this  manner,  and 
it  was  hoped  that  such  materials  when  properly  handled  and 
digested  would  create  a  complete  and  reliable  history. 

As  new  ideas  conceming  history  developed  among  the  Japanese, 
the  Institute  was  removed  to  the  Imperial  University  of  Tokio 
in  1887;  and  the  opinion  prevailed  that  the  more  urgent  duty 
of  the  govemment   was  to  aoquire  and  publish  materials  than 


188  Sektion  IV. 

aa  actual  compilation  of  a  hiBtory  ready  for  ase.  On  this 
account,  the  work  was  suspended  for  a  short  time.  Bat,  the 
collection  of  250,000  fragments  of  manuBcriptB  etc.  of  eyery 
kind,  ranging  from  Imperial  decrees  and  govemment  edictB 
down  to  certificates  and  private  letters,  was  decided  upon  to 
be  published.  Conseqnently,  there  appeared  during  tbe  past 
year,  for  the  first  time,  three  volumesi  eacb  comprising  600 
pageSi  with  tbe  census  register  prepared  in  702  at  tbe  beginning 
of  tbe  first  volume.  Tbe  work  is  entitled  ''Dai  Nippon  Komonjo" 
or  ''Old  Documents  of  tbe  Japanese  Empire".  Most  of  matter 
treated  tberein  is  printed  in  ordinary  type,  but  certain  more 
important  and  especially  representatiye  documents  are  given  in 
litbograpbic  or  pbotograpbic  facsimile. 

Bnt  it  was  deemed  a  matter  of  regret  tbat  tbe  6,000  Japanese 
Yolumes  wbicb  bad  been  compiled  as  tbe  groond  work  of  a 
national  bistory  sbould  after  all  be  relegated  to  tbe  sbelves  of 
tbe  University  Library.  Tbe  work  bad  been  drawn  from  all 
tbe  most  reliable  works  wbicb  bad  bitberto  appeared,  including 
documents  and  diaries  as  well  as  records,  kept  in  temples, 
sbrines,  State  libraries  and  valuable  arcbiyes  of  private  families, 
in  addition  to  tbose  of  tbe  Imperial  Housebold,  ancient  court 
nobles  and  feudal  cbiefe,  most  of  tbem  treasures  almost  in- 
accessible  to  tbe  ordinary  students  or  enqulrers.  In  tbem  were 
embodied  material  relating  to  politics  and  wars,  commerce  and 
industry,  literature  and  art,  customs  and  manners,  in  sbort 
every  tbing  tbat  bad  conduced  to  tbe  building  up  of  tbe  Ja- 
panese nations.  Altbougb  tbe  compilation  is  not  quite  free  from 
sbortcomings  from  tbe  scientific  point  of  view,  it  is  nevertbeless 
botb  accurate  and  reliable,  and  is  most  convenient  to  all  students 
of  tbe  Japanese  bistory.  Hence  came  tbe  decision  tbat  the  work 
sbould  be  published  along  with  tbe  manuscripts  mentioned 
above;  and  in  accordance  there  with,  six  yolumes,  eacb  containing 
1,000  pages,  were  issued  last  year,  under  tbe  title  of  ''Dai 
Nippon  Shiryo"  or  "Materials  relating  to  the  Japanese  History". 
A  limited  number  of  some  copies  of  the  above  publications 
were  presented  by  tbe  President  of  the  Tokyo  University  to 
some  universities  and  libraries  in  Europe  and  America.  Thus 
the  two  works  are  to  be  successively  published,  the  printing 


Sektion  Pf.  189 

belog  done  by  the  Goyemment  Printing  Bureau.  The  whole, 
when  completei  will  consist  of  about  500  yolumes,  but  as  the 
raw  material  is  being  continually  brought  to  light,  the  exact  num- 
ber  of  yolumes  eyentually  to  be  publiehed  can  not  be  here 
foretold  with  any  certainty. 

Want  of  Space  makes  me  refrain  from  giying  any  explanation 
as  to  materials  spoken  of  under  the  subjects.  I:  Diaries  and 
Becords.   II:  Manuscripte  and  III:  Pictures. 


ELIZA  RUHAMAH  SCIDMORE. 


THE  NI-JU-EOKUYA. 

(AOMUg.) 


inis  Japanese  Buddhist  fidstiyal  falls  on  the  twenty-sixth 
night  of  the  eeyenth  moon  by  the  Chinese  or  Lunar  Galendar, 
and  is  celebrated  by  the  masses  of  the  people  in  eyery  part 
of  Japan.  The  mooni  then  in  its  last  quarter,  rises  forty  mi- 
nutes  after  midnight;  and  humble  Buddhists  belieye  that  if 
they  haye  led  good  liyes  and  sufficiently  fasted  and  prayed, 
the  Lord  Buddha  will  be  reyealed  to  them  enthroned  on  the 
waning  crescent  or  reflected  in  any  piece  of  water  across  which 
they  may  yiew  it.  For  this  reason,  thousands  of  people  gather 
on  that  midsummer  midnight  along  sea-beaches,  lake-shores 
and  riyer-banksi  eyen  kneeling  beside  some  flooded  rice  field  to 
wait  for  the  yision  of  Buddha,  and  of  the  three  Buddhas  which 
haye  rewarded  many  saintly  people  in  the  past.  At  that  season, 
the  horizon  is  very  often  banded  with  mists  and  cloudbankSi 
and  yery  rarely  is  the  moon  on  the  horizon  yisible  to  any  one. 

The  origin  and  beginning  of  the  obseryance  cannot  be  traced. 
The  foreign  residents  know  nothing  of  it,  the  priests  cannot  or 
will  not  definitely  giye  or  refer  to  any  written  authority,  and 
the   common   people   obyerse  it  by  tradition  as  an  old,    old 


190  Sektion  IV. 

cuBtom.  AstroDomerB  can  give  no  Warrant  for  any  peculiarity 
in  the  moon  on  that  night,  altbough  the  phenomenon  of  ''the 
three  Buddhas"  can  be  explained  ae  an  effect  of  refraction,  the 
moon  in  the  mists  being  accompanied  by  mock  moons  or 
"moon  dogs"  similar  to  those  seen  around  the  sun  in  arctic  regione. 

I  have  never  met  any  Japanese  who  had  himself  seen  the 
three  Buddhas  on  the  Ni-ju-Boku-ya.  The  Japanese  calendar 
always  announces  this  night  of  the  seventh  moon  as  a  festiyal 
night,  but  the  Chinese  Calendar  makes  no  reference  to  it,  and 
the  observance  of  it  in  China  is  not  known  to  any  Chinese 
whom  I  have  questioned. 

The  Ni-ju-Boku-ya  feil  this  year  on  August  2d^\  and  I  have 
brought  it  to  the  attention  of  Section  lY  of  the  Thirteenth 
Congress  of  OrientalistSi  in  order  that  it's  discussion  may 
stimulate  the  Japanese  delegates  and  members  to  undertake  the 
elucidation  of  this  myth  and  give  the  origin  of  this  strangely 
populär  custom. 

In  der  Diskussion,  an  der  mehrere  Mitglieder  teilnehmeui 
bemerkt  Herr  Masahar  Anesaki: 

In  connection  to  Miss  Soidhobb's  interesting  paper  I 
would  notice  that  the  festival  is  much  more  obserred  in  the 
Eastem  part  of  Japan  than  in  the  other.  It  has  no  special 
connection  with  a  definite  sect  of  the  Japanese  Buddhism.  I 
have  suspicion  whether  it  were  originally  a  populär  festival 
and  afterwards  adopted  by  the  Buddhist  priests  and  observed 
in  the  present  form. 


OSKAR  NACHOD. 


VORLEGUNG  VON  DREI  AUF  DIE  GESCHICHTE  JAPAN 'S 
BEZÜEGLICHEN  PHOTOGRAPHIEN. 

(AoBzag.) 


1.   Die  vorgelegte  Karte,  meines  Wissens  die  älteste  euro- 
päische Spezialkarte  von  Japan  (Original  395  mm.  zu  265  mm.)» 


Sektion  IV.  191 

bildet  Blatt  8  des  kostbaren  Atlas  von  Fbrnao  Yaz  Doürabo, 
gemalt  1568  in  Goa  für  den  Yizekönig  von  Indien;  jetzt  im 
Besitze  der  Herzogin  von  Alba  in  Madrid.  Dank  an  diese  für 
Erlaubnis  zur  photographischen  Abnahme  und  Hinweis  auf  den 
wissenschaftlichen  Katalog  ihrer  Sammlung  ^).  Vergleichende 
Angaben  über  eine  japanische  Erdkugel  von  1670')  und  eine 
chinesische  Karte  von  1555  ^i  sowie  über  kleinere  Darstellungen 
Yon  Japan  in  den  Manuskript-Atlanten  yon  Yaz  Doübado  von 
1571  *\  Lazaho  Lüiz  yon  1563 ')  und  Diooo  Homsm  von  1568  ^).  — 
Die  vorliegende  Karte  enthält  nur  einen  Teil  von  Japan;  es 
fehlt  die  nordöstliche,  grössere  Hälfte  der  Hauptinsel  Hondo. 
Die  Tamato-Halbinsel  ragt  viel  zu  weit  nach  Süden  ins  Meer 
hinein;  ziemlich  zutreffend  ist  die  Südspitze  von  Korea  wieder- 
gegeben. Noch  nicht  drei  Jahrzehnte  nach  Hinkunft  der  Portu- 
giesen entstandeni  bedeutet  die  Karte  unbedingt  einen  entschie- 
denen Fortschritt  auf  diesem  Gebiete,  und  ihre  Umrisslinien 
bleiben  maassgebend  für  die  Darstellung  von  Japan  bis  hinein 
ins  XYH.  Jahrhundert  (so  z.  B.  bei  van  Linbchotrn  ^).  — 
Nachweis  des  Ursprungs  für  Angaben  in  dieser  Karte  an  den 
beiden  Namen  „Tenora"  und  „Minato"  am  Südostrande  der 
Insel  Kyüshü.  Sie  gehen  zurück  auf  eine  Beschreibung  Japan's 
von  dem  portugiesischen  Kapitän  JoBaB  Alvabbz^  wahrscheinlich 
vom  Jahre  1548*). 


1)  Catalogo  do  las  coUoccion«  oxpaestas  on  las  vitrinas  dol  Palaeio  do  Liria. 
Le  poblica  la  Doqaflta  de  Bonrick  y  do  Alba,  Condosa  de  Siniela;  Madrid  1898. 
(Vaz  Doukado,  Seite  150—167.) 

2)  Mittoilongen  der  Deatachen  Gesellschaft  f.  Natar-  u.  Völkerkande  Ostasiens, 
Tokyo;  Band  I,  Heft  S,  S.  1.  9—16.  Abbildungen  mit  Text.  Abbildungen  auch  im 
Orassi-Maseom  zu  Leipzig. 

8)  Im  Archivo  General  de  Indias  zu  Sevilla,  Aktenzeichen  67 — 6—6.  Vergl.  W. 
£.  Bbtana,  Archive  del  Bibliofilo  FUipino,  Band  III,  Seite  448,  N«5;  Madrid  1897. 

4)  Je  ein  Exemplar  in  der  Privatbibliothek  des  Königs  von  Portugal  im  Palaste 
Necessidades  in  Lissabon  und  im  portugiesischen  Staats-Archiv  Torre  do  Tombo, 
Lissabon. 

6)  In  der  Beal  Academia  das  Sciencias  zu  Lissabon. 

6)  „Graf  Brahlschor"  Atlas,  Kgl.  Bibliothek  zu  Dresden,  Msc.  Dresd.  69a. 

7)  Rheys-Oeschrift  van  de  navigatien  der  Portugaloysers  in  Orienten;  Itinerario, 
Voyage  ofte  Schipvaert  van  Jan  Huygen  vak  Limschotkn  naer  Dost  ofte  Portu- 
gaels  Indien.   1.  Ausgabe  Amsterdam  1595 — 96. 

8)  Cartas  dos  Padres  da  Companhia  de  Asia,  Band  I,  S.  60—68;  Haiidschrift 
im  Besitze  der  Real  Academia  das  Sciencias,  Lissabon. 


192  Sektion  IV. 

2.  Bilder  von  christlichen  Märtyrern,  im  Besitze  der  Kirche 
„n  Qtesh''  in  Born;  Dank  an  Padrb  Bbcoari  dort,  dem  ich  die 
Kunde  davon  sowie  den  Besitz  der  Photographien  schulde. 

a.  Ein  Oelgemäldei  2,23  m.  zu  1,12  m.,  gemalt  wahr- 
scheinlich um  die  Mitte  des  XYII.  Jahrhunderts;  Künstler  un- 
bekannt. Gegenstand:  Franz  Xavibr  nebst  40  Märtyrern  von 
Japan,  jeder  dargestellt  in  der  schrecklichen  Weise  seines  Glau- 
benstodes, nebst  Angabe  yon  Namen  und  Todestag.  Vielleicht 
bildet  dieses  Gemälde  die  Unterlage  zu  den  Abbildungen  in  dem 
seltenen  Büchlein  yon  Gardim  ^). 

b.  Das  wahrscheinlich  von  einem  eingeborenen  Augenzeugen 
auf  japanisches  Papier  gemalte  Bild  (1,70  m.  zu  1,26  m.)  stellt 
das  sogen.  „Grosse  Martyrium"  vom  10.  Sept.  1622  auf  einem 
Hügel  bei  Nagasaki  dar.  Die  52  Opfer,  in  der  Mehrzahl  Japaner, 
darunter  eine  80-jährige  Frau  and  einige  Kinder,  befinden  sich 
in  einer  Umzäunung.  Die  hintere  Beihe  harrt  des  Feuertodes; 
jeder  steht  bereits  an  seinem  Pfahle.  Die  vordere  Reihe  ist  zur 
Enthauptung  verarteilt.  Ein  langes  Gerüst  („Gokumon-dai")  mit 
etwa  20  eisernen  Spitzen  ist  aufgestellt,  auf  das  die  Henker 
schon  einige  Köpfe  aufgesteckt  haben.  Ausserhalb  der  Um- 
zäunung grosse  Scharen  meist  andächtiger  Zuschauer,  einige  in 
europäischer  Tracht.  Das  Bild  zeichnet  sich  aus  durch  ausser- 
ordentlich treue  Wiedergabe  von  Kleidung,  Waffen  und  dem 
ganzen  «»Milieu"  ^). 


1)  A.  F.  Cabdtm.  FascicvlTS  e  Japponicis  floribTs,  bto  adhac  madentib?8  saagTine. 
Rom,  1646. 

2)  Aasführliche  Schilderang  des  „GroAsen  Martyrium"  bei  Leon  Pag^s,  Histoiro 
de  la  religion  chrtftieone  ao  Japon  depnia  1598  jusqa'ä  1661.  Band  I,  S.  610 — 528; 
Paris  1869. 


SEKTION  V. 


ALLGEMEINE  SEMITOLOGIE. 


13 


ADALBERT  MERX. 


DER  EINFLUSS  DES  ALTEN  TESTAMENTES  AUF  DIE  BILDUNG 
UND  BNTWICBXUNG  DER  UNIVERSALGESCHICHTE. 

Der  hior  in  einem  R^um^  mitgeteilte  Vortrag  wurde  in  der  letzten  Plenarsitzung 

des  Kongresses  gehalten.) 


iiedner  untersucht,  nach  Eonstatierung  der  fundamentalen 
Bedeutung  der  Universalgeschichte  für  unsere  gegenwärtige 
Bildung,  die  Frage,  aus  welchen  Wurzeln  die  Idee  einer  üni- 
yersalhistorie  und  die  technischen  Mittel  zur  Ausfuhrung  dieser 
Idee  hervorgewachsen  sind.  Er  weist  nach,  dass  die  letzte  Vor- 
aussetzung die  der  Einheit  der  Menschheit  und  ihrer  einheitli- 
chen Bewegung  zu  einem  bestimmten  Ziele  ist,  welches  in 
jedem  gegebenen  Momente  unerreicht  in  der  Zukunft  liegt.  Beide 
Gedanken  entstammen  dem  alten  Testamente,  sowohl  der  der 
Einheit  des  menschlichen  Geschlechtes  als  der  seiner  Führung 
durch  einen  leitenden  göttlichen  Willen  zum  Ziele  eines  höch- 
sten Glückes  und  Friedens.  Was  hier  vom  Jahvisten  der  Genesis 
und  von  den  ältesten  Propheten  vor  dem  YIII.  Jahrhundert  v. 
Chr.  erfasst  ist,  kommt  in  der  Entwicklung  des  griechischen 
Denkens  erst  kurz  vor  dem  ersten  christlichen  Jahrhundert 
durch  die  pseudoaristotelische  Schrift  von  der  Welt  zum  Be- 
wusstsein  und  zur  Darstellung.  Nach  dieser  Idee  aber  eine  Ge- 
schichte der  Menschheit  herzustellen,  was  Diodor  von  Sigilibn 
versucht,  das  konnte  nicht  gelingen,  weil  das  technische  Mittel 
der  einheitlichen  Chronologie  nicht  vorhanden  war.  Auch  dies 
lieferten  die  Hebräer  durch  die  Weltchronologie,  welche  der 
Elohist  der  Genesis  au%ebaut  hat,  indem  er  nicht  etwa  eine 


196  Sektion  V. 

babylonische    Chronologe   einfach    adoptirt,    sondern   sie  nach 
seiner  Idee  selbständig  umgestaltet. 

Die  gleichzeitig  im  Judentum  wie  im  Hellenentum  wurzeln- 
den altchristlichen  Gelehrten  standen  vor  dem  Problem,  den 
materiellen  Inhalt  der  griechischen  Qeschichtschreiber  mit  der 
hebräischen  leitenden  Idee  und  der  hebräischen  Chronologie  zu 
verschmelzen.  Seit  Tatian  sind  sie  an  der  Arbeit,  die  technisch 
nach  dem  Vorgänge  des  Julius  Atbioanus  durch  Eusbb's  Chro- 
nikon  vollendet  wurde.  Dies  ist  der  Knotenpunkt,  wo  das  He- 
bräische und  Hellenische  zur  Einheit  verknüpft  erscheint,  und 
auf  ihm  beruht  alle  folgende  Darstellung  der  Weltgeschichte, 
was  dann  weiter  litterargeschichtlich  nachzuweisen  ist. 


ERNST  SELLIN. 


(R^um^  oinea  auf  dem  KongresB  in  einor  Sitzung  des  Dentschen  Palästina-Vereins 

gehaltenen  Vortrages.) 


Iledner  berichtet  über  die  von  ihm  seit  März  bis  Juli  1902 
vorgenommenen  Ausgrabungen  von  Ta^annuk  in  Nordpalästina. 
Nach  einer  kurzen  Schilderung  der  jetzigen  Beschaffenheit  und 
der  einstigen  Geschichte  des  Teil  macht  er  Mitteilung  über  die 
wichtigsten  bei  der  Ausgrabung  gemachten  Funde.  Besonders 
eingehend  werden  die  drei  im  Westen,  im  Osten  und  im  Nord- 
westen des  Hügels  gefundenen  Burgen  geschildert  und  wird 
auf  Grund  der  Bauart  sowie  der  in  jenen  angetroffenen  Töpfe 
und  Geräte  dargelegt,  dass  die  erste  kananitischen,  die  zweite 
alt-,  die  dritte  spät-israelitischen  Ursprungs  sei.  Ein  unter  der 
alt-israelitischen  Burg  au%efundener  Sigelcylinder  mit  alt-baby- 
lonischer Inschrift  und  vier  Hieroglyphenzeichen  wird  an  der  Hand 
einer  Erklärung  von  Prof.  Dr.  Zimmbrn  besprochen.  Es  folgen  dann 
Mitteilungen  über  eine  im  Osten  des  Hügels  au%edeckte  Begräbnis- 


Sektion  Y.  197 

Stätte  israelitischer  Einderi  einen  kananitischen  Felsaltar,  das 
in  der  Mitte  des  Teils  gelegene  arabische  Schloss  und  eine 
nicht  weit  davon  entfernte  israelitische  Eoltstätte  (zwei  Opfer- 
säulen). Zam  Schlnss  wird  eine  eingehende  Schilderung  eines 
im  Sudschachte  gefundenen  Bäucheraltares  gegeben,  der  mit 
sechs  Eeruben  und  vier  Löwen  dekoriert  ist  und  zwei  mytho- 
logische Wandbilder  (zwei  Steinböcke  nach  dem  Lebensbaum 
schnappend  und  ein  eine  Schlange  würgender  Mensch)  trägt. 

In  der  Diskussion  macht  Herr  M.  Lidzbarskl  in  Folge 
einer  Anfrage  des  Herrn  Sbllin,  ob  ausser  dem  von  ihm  in 
Ta^annuk  gefundenen  Sigel  noch  eines  bekannt  sei,  das  zugleich 
eine  babylonische  und  eine  ägyptische  Darstellung  trage,  auf 
den  Cylinder  aufmerksam,  den  E.  J.  Pilohbr  in  den  „Procee- 
dings  of  the  Society  of  Biblical  Archaeology"  1901|  p.  362 
veröffentlicht  hat.  Der  Cylinder  zeigt  das  babylonische  Bild  des 
Betendeui  der  von  dem  Priester  vor  die  Gottheit  gefahrt  wird, 
daneben  das  ägyptische  Motiv  des  Königs,  der  den  vor  ihm 
knieenden  Feind  erschlägt. 


HERMANN  GUTHE. 

(Ro8am6  eioes  aof  dem  Kongress  in  oiner  Sitzung  des  Deutschen  Palästina- Vereins 

gehaltenenen  Vortrages ) 


Kedner  berichtet  kurz  über  die  bevorstehenden  grösseren 
Veröffentlichungen  des  Deutschen  Vereins  zur  Erforschung  Pa- 
lästina's.  In  der  ersten  Hälfte  des  Jahres  1903  wird  eine  von 
Herrn  Oberlehrer  AüauST  Eubmmbl  in  Barmen  angefertigte 
„Karte  der  Materialien  zur  Topographie  des  alten  Jerusalems" 
erscheinen,  die  alles,  was  bisher  über  die  ursprüngliche  Boden- 
gestalt und  von  Besten  der  alten  Stadt  bekannt  geworden  ist, 
zur  Darstellung  bringt.  Sie  überholt  damit  die  Darstellung,  die 
Dr.  C.  Zimmermann  1876  in  seinen  „Karten  und  Plänen  zur 
Topographie   des   alten   Jerusalem"  von  dem  Untergrund  der 


198  Sektion  V. 

Stadt  „YOT  ihrer  Besiedelong"  gegeben  hat.  Durch  Einzeichnnng 
des  jetzigen  Stadtbildes  wird  sofort  die  Stelle  kenntlichi  an  der 
irgend  eine  Höhe  des  alten  Felsbodens  oder  irgend  ein  Best 
aus  alter  Zeit  nachgewiesen  worden  ist.  Ein  begleitender  Text 
liefert  die  genauen  Belege  aus  der  betreffenden  Literatur  von 
1864 — 1897|  Yon  den  ersten  bis  zu  den  letzten  Ausgrabungen. 

Nach  langen  Bemühungen  sieht  sich  der  Vorstand  endlich  in 
der  Lage,  eine  zuverlässige  Ausgabe  der  Mosaikkarte  von 
Madeba  erscheinen  zu  lassen.  Von  sachverständiger  Seite  war 
dem  Vorstände  schon  1897  eine  Zeichnung  der  Karte  behufs 
der  Veröffentlichung  angeboten  worden.  Nach  jahrelangem  War- 
ten und  wiederholtem  Nachfragen  musste  sich  der  Vorstand 
leider  davon  überzeugen,  dass  auf  eine  Erfnllung  dieser  Zusage 
nicht  mehr  zu  hoffen  war.  Er  richtete  daher  im  vorigen  Jahre 
an  Herrn  Architekten  Palmbb  in  Jerusalem  die  Bitte,  eine  ge- 
naue Zeichnung  dieser  Karte  für  den  Verein  zu  besorgen.  Herr 
Palmer  hat  sich  bereitwilligst  dieser  Mühe  unterzogen  und 
seine  ebenso  sorgfaltige  wie  schöne  Zeichnung  dem  Vorstände 
Übersand t.  Die  Karte  wird  im  Laufe  des  Jahres  1903  veröffent- 
licht werden. 

Ferner  berichtet  der  Redner  über  die  Unternehmungen,  die 
der  Verein  in  Palästina  ausfuhren  lässt.  Die  Aufnahme  des 
Ostjordanlandes,  die  Herr  Dr.  Q.  Schumacher  in  Haifa  im  Auf- 
trage des  Vereins  begonnen  hat,  ist  im  Sommer  1903  bis  zum 
Nähr  ez-zer)j:ä,  dem  Jabbok  der  Bibel,  vollendet  worden.  Dr.  G. 
SoHUMACHBR  ist  uoch  mit  der  Zeichnung  der  Karte  und  der 
Ausarbeitung  des  Berichts  beschäftigt.  Sobald  er  diese  Arbeit 
beendigt  hat,  wird  ihre  Veröffentlichung  erfolgen. 

Auf  den  meteorologischen  Stationen  setzen  die  Beobachter 
ihre  Tätigkeit  fort.  Der  Bearbeitung  der  von  ihnen  gelieferten 
Tabellen  ist  leider  durch  den  frühzeitigen  Tod  des  Vorstands- 
mitgliedes Dr.  Otto  Kbrbtbn  ein  ernstliches  Hindemiss  er- 
wachsen, zu  dessen  Beseitigung  vom  Vorstande  Verhandlungen 
gefuhrt  werden. 

Seit  längerer  Zeit  schon  hat  sich  der  Vorstand  mit  dem 
Plane  beschäftigt,  in  dem  Buinenhügel  Teil  el-Mutesellim  bei 
el-Leddschün  am  Südrande  der  alten  Ebene  Jesreel  Ausgrabungen 
vornehmen  zu  lassen.  Ein  Qesuch  um  die  Erwirkung  des  dazu 


Sektion  V.  199 

erforderlichen  Ferman  ist  1901  an  die  Kaiserlich  deutsche  Bot- 
schaft in  Eonstantinopel  abgegangen;  die  Verhandlungen  sind 
gut  fortgeschritten;  der  Ferman  ist  binnen  Kurzem  zu  erwar- 
ten. Leider  reichen  die  dem  Verein  zur  Verfügung  stehenden 
Geldniittel  bei  Weitem  nicht  aus«  um  die  hohen  Kosten  dieses 
Unternehmens  zu  bestreiten.  Doch  wird  der  Vorstand  den  Plan 
deshalb  nicht  fallen  lassen;  er  wird  mit  Nachdruck  an  seiner 
Verwirklichung  weiterarbeiten  und  hofft,  übers  Jahr  auf  ähnliche 
Erfolge  dieses  Unternehmens  zurückblicken  zu  können,  wie  sie 
soeben  Herr  Sjbllin  von  seinen  Ausgrabungen  berichtet  hat. 


J.  HALEVY. 


UEBER  DEN  URSPRUNG  DES  SEMITISCHEN  ALPHABETS  i). 
(Der  Vortrag  warde  in  ?eromigtor  Sitzung  der  Sektionen  Y  and  VII A  gehalten.) 


M,  Hal^vy  expose  en  la  compl^tant  son  ancienne  th6orie  sur 
Torigine  hieroglyphique  de  Talphabet  ph6nicien.  II  r6pond  aux 
objections  de  M.  Lidzbabsei  dans  le  dernier  numero  de  VßpAe- 
meris  1902  (I,  3).  Aucune  lettre  de  Taphabet  ne  ressemble  ni 
de  pres  ni  de  loin  aux  signes  hieratiques ;  le  /  m^me,  qui  a 
quelque  analogie  avec  le  ph  ph6nicien,  est  tourn6  dans  une 
direction  inyerse  de  ce  dernier  signe.  Avec  le  Systeme  hiöro- 
glyphique,  l'analogie  qui  frappe  d6jä  ä  premi^re  vue  relative- 
ment  aux  lettres  aleph,  ph  et  iin,  s'^tend  egalement  k  b,  A, 
n,  i,  r  et  d,  aussitdt  qu'on  tient  compte  des  yariations  dans  la 
Position,  de  l'addition  ou  de  la  diminution  de  certains  traits 
diacritiques  dont  la  comparaison  de  Talphabet  grec  et  Talphabet 
latin  nous  oflre  des  sp^cimens  instructifs.  En  ecriture  grecque, 
le   NA/  semitique  apparatt  d'abord  renvers^  m,  ensuite  redress6 

l)  Le  memoire  eonsaer^  k  eette  question  a  ete  publik  m  extento  dans  la  Revue 
tSmUipiey  Octobre  1902. 


200  Soktion  y. 

^1  ^;  la  forme  L  coaserv6e  en  latin  est  renverse  en  ^ec,  A; 
le  latin  R  se  distingue  de  P  par  Taddition  d'un  trait,  de  m^me 
le  G  de  G  etc.  L'emploi  Bimultanä  d'un  m^ine  eigne  hi6rogly- 
phique  pour  r  et  ^i  ^  et  ^^  ^et  ^  a  laiss6  des  traces  dans  les 
lettres  pheniciennes  correspondanteSi  qoi  n'ont  6t6  dissimil^es 
qu'au  moyen  de  traits  diacritiques.  Des  onze  si^nes  primitifs^ 
les  Pheniciens  ont  tir6  onze  antres  eignes  derives  par  la  m6me 
methode  diacritiqae  que  noos  employons  d'aillears  nous  m^mes 
encore  aujourd'hui  pour  transcrire  les  langues  6trangäres. 

Herr  J.  Liebleln  findet  die  von  E.  db  Boüge  vorgeschlagene 
Ableitung  der  phönizischen  Buchstaben  von  den  hieratischen 
ächriftformen  der  zwölften  Dynastie  wahrscheinlicher  als  die 
vom  Vortragenden  versachte  und  fuhrt  als  Beispiel  das  Zeichen 
für  /  an. 

Zu   der  Erklärung  des  Herrn  HalbvTi  dass  er  an  einen 
Ursprung  des  semitischen  Alphabets  aus  der  hieratischen  Schrift 
nicht  glaube,  bemerkt  Herr  Adolf  Erniaii;  dass  er  dieser  An- 
sicht nur   beipflichten   könnCi  dass  er  aber  auch  keinen  Grund' 
sehe,  eine  Entstehung  aus  den  Hieroglyphen  anzunehmen. 

Herr  M.  Lldzbarski  sagt:  Ich  lehne  gleichfalls  die  Ab- 
leitungen des  Herrn  Halbvt  ab.  Die  Aenderungeui  die  er  an 
den  Alphabetbuchstaben  vornimmt,  um  eine  Aehnlichkeit  zwi- 
schen ihnen  und  Hieroglyphen  herzustellen,  sind  ganz  willkürlich. 
Wir  können  die  Geschichte  des  Alphabetes  durch  drei  Jahr- 
tausende verfolgen;  während  dieser  Zeit  haben  die  Zeichen  sich 
stark  verändert,  und  doch  hat  in  keiner  nordsemitischen  Schrift 
ein  Buchstabe  seine  ursprüngliche  Stellung  verändert.  In  den 
wenigen  Jahrhunderten  vorher  aber  soll  sich  alles  auf  den  Kopf 
gestellt  haben!  Die  Veränderungen  innerhalb  des  griechischen 
und  des  südarabischen  Alphabetes  kommen  hier  nicht  in  Be- 
tracht, da  in  diesen  Alphabeten  starke  ästhetische  Motive  mit- 
gewirkt haben.  Die  nordsemitische  Schrift  hingegen  zeigt  während 
des  ganzen  Altertums  ausschliesslich  das  Bestreben,  den  Zeichen 
eine  möglichst  einfache  Form  zu  geben. 


Sektion  V.  201 


HUBERT  GRIMME. 


DER  ÜRSEMITISCHE  ABLAUT «). 
BIN   aRÜNDPBOBLBM  DBB  SBMITISGHBN   QBAMMATIK. 

(Auszug.) 


Die  biaherigen,  von  SB  Ligabdb,  BabtHi  König  q.  a.  angestell- 
ten Yersuche,  die  Erscheinungen  des  innerhalb  der  semitischen 
Warzeln  auftretenden  vokalischen  Wechsels  zu  erklären,  berühren 
sich  in  dem  Bestreben,  darin  nicht  organische  Entwicklungen, 
sondern  Mittel  zu  sehen,  deren  sich  der  Sprachbildungstrieb  zur 
Yersinnlichung  gewisser  Ideen  bedient  habe«  weiterhin  auch  man- 
ches als  das  Produkt  zufalliger  Differenzierung  und  Aberration 
zu  deuten.  Nach  dieser  Erklärung  würde  der  semitische  Vokal- 
wechsel oder  Ablaut  etwas  ganz  anderes  sein  als  der  indogerma- 
nischei  als  dessen  Urgrund  man  jetzt  allgemein  die  Wirkung 
verschiedener  Betonungsarten  ansieht.  Da  aber  von  semitistischer 
Seite  der  Ton,  dieser  stärkste  Sprachbildner,  für  ursemitische 
Rekonstruktionen  überhaupt  noch  nicht  mit  in  Betracht  gezogen 
ist,  so  dürfte  ein  Versuch  am  Platze  sein,  auch  den  ursemitischen 
Ablaut  auf  der  Basis  der  Betonung  organisch  zu  erklären. 

An  die  Spitze  dieser  Untersuchung  ist  der  Satz  zu  stellen, 
dass  jede  semitische  Wurzel  ursprünglich  nur  eine  konsonant- 
vokalische  Urform  hatte,  deren  Elemente  sich  erst  unter  ge- 
wissen Tonveränderungen  verschiedenartig  modifizierten.  Schon 
das  Ursemitische,  eine  jedenfalls  flektierende  Sprache,  war  von 
der  Einstufigkeit  der  Wurzel  vokale  zu  einer  Dreistufigkeit  über- 
gegangen und  unterschied:  1)  ürstufe  2)  Abtönungsstufe  S)  Muster- 
stufe.  Davon  trat  die  Urstufe  nnter  dem  Haupttone,  die  Abtö- 
nnngsstufe  unter  dem  Gegentone^  die  Flüsterstufe  unter  dem 
schwächsten  Tone  (Unbetontheit)  in  Erscheinung.  Auf  diesen  drei 


1)  Der  Vortrag  erscheint  ?ollstäiidig  in  der  «Zeitschr.  der  Deutschen  Morgenlan' 
dischen  Gesellschaft". 


202  Sektion  V. 

Stufen  des  Ursemitischen  basieren  die  Yokalverhältnisse  aller  semi- 
tiechen  Einzelfiprachen,  wenn  auch  jede  von  ihnen  durch  Neue- 
rungen in  der  Betonungsweise  den  ursemitischen  Vokalismus 
eigenartig  modificiert  hat. 

I.  Die  Vrüufe  des  Ursemitischen  (Zeichen  ')  besa&s  die  Vokale 
a^  e,  6.  Der  Beweis  hierfür  liegt  vor  allem  im  Vorkommen 
dieser  drei  Vokale  in  der  Haupttonsilbe  einfachster  Wortbil- 
dungen (wie  Segolatformen,  Perfekta  Qal)  der  meisten  semitischen 
Sprachzweige,  z.  B.  des  Hebräischeui  Aramäischen  (neben  verein- 
zeltem i  und  »),  Assyrisch-Babylonischen  (gemäss  griechischen 
Transkriptionen),  Aethiopischen  (unter  Verlust  von  6).  Das  Ara- 
bische, welches  nicht  <?,  6,  sondern  /,  u  aufweist,  darf  nicht 
für  massgebend  genommen  werden. 

IL  Auf  der  ÄbiänungaHufe  (Zeichen  ')  sinken  die  Laute  d,  S, 
6  von  ihrer  Stelle  in  der  natürlichen  Vokalskala  «-ß-<;e-a-£-a-« 
nach  unten  herab  und  zwar  so  tief,  dass  normalerweise  d  zu  b,  S 
zu  a^  6  z\jL  u  wird.  Dieses  Sinken  bedeutet  also  bei  d  und  4 
einen  gleich  weiten  Schritt,  nämlich  von  zwei  Nuancen  (=  einer 
Quinte  auf  Traütmann's  Flüsterskala),  bei  6  einen  kürzeren  von 
einer  Nuance  (=  einer  Terz  auf  Tbautmann's  Flüsterskala). 
Doch  liegen  Anzeichen  vor,  dass  d'^b  und  Cy^a  durch  eine 
dem  öyu entsprechende  Zwischenstufe,  nämlich  dy  ä  und  e^  a 
hindurch  gegangen  sei,  vgl.  hebr.  jiqt&l  nehen  jiqtol,  jömar  neben 
jömar,  gemeinsemitisches  (aus  a  zurückgegangenes)  Imperfect-a 
der  Verba  mediae  und  tertiae  gutturalis,  die,  wie  z.  B.  hebr. 
gcAa^h  zeigt,  einen  o-Laut  in  der  Qutturalnähe  keineswegs 
ausschlössen,  sodass,  wenn  o  'Charaktervokal'  des  Imperfects  ge- 
wesen wäre,  sie  ihn  wohl  auch  eingesetzt  hätten.  Nun  ist  den  wich- 
tigsten Fällen  der  Abtönungsvokale  gemeinsam,  dass  sie  hinter  ge- 
schlossener, ursprünglich  haupttoniger  Silbe  stehen  (z.  B.  im  Imperf. 
Qal,  Perf.  Imperf.  Hifil,  Pluralis  fractus  ^aqtel  und  ^aqtol  etc.),  einer 
Stelle,  die  ehemals  zwei  Silben  von  der  Haupttonsilbe  entfernt, 
daher  wohl  gegenUmig  war  (z.  B.  jiqtol  <Cjeqatäl,  siehe  unten).  Als 
Gegentonvokale  wurden  sie  aber  —  vorausgesetzt,  dass  die  ur- 
semitische Betonung  vorwiegend  exspiratorischer  Natur  war 
—  mit  geringerer  Hebung  des  Kehlkopfes  und  schlafferer 
Einstellung  der  Mundorgane  gesprochen,  woraus  man  auf  Herab- 
drückung  (Verdumpfung)  der  Urstufenqualitäten  schliessen  darf. 


Sektion  V.  203 

Diese  Erklärang  stützt  auch  den  obigen  Schlussi  dass  nicht  die 
von  0  und  a  weitentfernten  i  und  u,  sondern  die  näheren  e  and 
0  urstufig  waren. 

Neben  den  karzen  Ablautsvokalen  a>d,  eyä^o^ü  fordert 
schon  die  Analogie  als  dazu  gehörige  Längen  a  >  o,  i>  h^  6^k. 
In  der  Tat  lassen  sie  sich  besonders  aus  der  yergleichenden  Be- 
trachtung der  Yokalverhältnisse  der  sogenannten  Yerba  mediae 
w  und  j  gewinnen,  allerdings  nur  unter  der  Voraussetzung, 
dass  in  ihnen  langvokalige  Bilitterae  den  Grundstock  bilden, 
an  welche  sich  weiterhin  alte  Verba  mediae  to  und  j  und  sogar 
gewisse  kurzTokalige  Bilitterae  angesetzt  haben. 

III.  In  das  System  der  ürstufen  =  bezw.  Abtönungsstufen- 
vokale  passen  nicht  mannigfaltige,  in  gewissem  Grade  keiner 
semitischen  Sprache  fehlende  Yokalreduktionen,  wie  Yollvokal  > 
Schwa,  Yollvokal  >  Schwund,  0  >  e  oder  i  u.  s.  w.  Alle  diese  Re- 
duktionen lassen  sich  ursprünglich  unbetonten  Silben  zuweisen. 
Aber  nicht  die  dabei  anzunehmende  relative  Indifferenz  der 
Sprachorgane  genügt  zu  ihrer  vollen  Erklärung  (besonders  nicht  der 
des  restlosen  Yokalschwunds);  dagegen  lässt  sich  ihre  Entstehung 
begreifen  als  Folge  ursemitischer  Flüaterstußgkeit^)  (Zeichen^). 
Wo  das  Ursemitische  einmal  qatäi,  qdtal,  jeqatil,  ^dq^äl  u.  s.  w. 
sprach,  da  gestalteten  alle  oder  die  meisten  späteren  semitischen 
Sprachen  die  überkommenen  Flüstervokale  teils  zu  tönenden, 
in  der  Nuance  ihnen  mehr  oder  weniger  gleichenden  Yokalen 
um  oder  warfen  sie  ganz  aus.  Die  Begeln  dafür  waren: 
Stand  der  Flüstervokal  unmittelbar  hinter  der  Haupttonsilbe, 
so  fand  Ausfall  statt:  Impf,  jeqat&l  wurde  zu  jeqtil,  jeqlöl;  die 
Segolatform  qdtal  zu  qdtl;  Partizip  qdtal  zu  qdtl;  stand  der 
Flüstervokal  vor  der  Haupttonsilbe,  so  trat  Umgestaltung  zu 
tönendem  Yokal  ein:  Perf.  bezw.  Nomen  qatdl  wurde  zu  qatdl 
(wovon  aram.  q9tdl  einzelsprachliche  Weiterbildung  ist).  Yon 
zwei  aufeinanderfolgenden  Flüstervokalen  wurde  stets  einer  (bald 
der  erste,  bald  der  zweite)  ausgeworfen,  der  andere  aber  tönend 
gemacht :  Perf.  Nif^al  nagatdl  wurde  zu  nqatdl  oder  naqtdl  oder 
niqtdl. 


1)  Man  Terwechsele  nicht  Flüsteraustpracbe  mit  Leitetprechen;  wie  das  Flüstern 
des  Soaffleurs  im  Theater  dartut,  kann  man  auch  von  lautem  Flüstern  reden. 


204  Sektion  V. 

Aus  scheinbarer  Nichtbeachtung  dieser  Gesetze  lassen  sich 
wichtige  Schlüsse  hinsichtlich  ursemitischer  Quantitätsverhält- 
nisse  und  Satzbetonungen  ziehen.  So  führt  gemeinsemitisches 
q-täl,  q-tel  u.  s.  w.  (im  arab.  zu  quäl,  qutail  modifiziert)  zur  An- 
nahme von  doppelzeitigen  Längen, .  deren  Hauptgipfel  auf  der 
zweiten  Hälfte  ruhte  (also  q-täl,  q-tel,  ursem.  vielleicht  qatdrd-l, 
qatdrdi-l),  wogegen  gemeinsemitisches  qatäl  altes  qatdl  repräsen- 
tiert. Formen  wie  arab.  (i)qtaila,  hebr.  gQmallim  lehren  die  Existenz 
von  Gemination  mit  der  Druckhöhe  auf  der  zweiten  Hälfte.  Der 
gemeinsemitische  Imperativ  q-tol  kann  nur  unter  dem  Gegentone 
entstanden  sein  bei  vorhergehendem  Haupttone,  was  auf  ursem. 
Enklise  dieses  Imperativs  an  vorhergehenden  Vokativ  schliessen 
lässt  (z.  B.  etwa  ^oAbq-tbl  'o  Vater,  töte  I'). 

Im  Ablaut  dy  e^  i,  a,  der  vereinzelt  zwischen  Perfekt  und 
Imperfekt  Qal  zu  konstatieren  ist,  sind  e,  t,  a  nicht  als  abtö- 
nungsstufige Vokale,  sondern  als  Weiterentwicklung  von  Auster- 
stufigem  ^  zu  nehmen  und  beweisen  allemal,  dass  hier  ursemi- 
tische zweikonsonantige  Wurzeln  vorliegen;  so  ursem.  lad  'ge- 
bären' :  Imperf.  Jel^,  daraus  ^'Ä-rf,  hebr.  jeiad  —  jeled,  äth. 
jelad,  syr.  nelad,  arab.  jaUdu;  ursem.  zal  'herabsteigen':  Imperf. 
jez^l,  daraus  y&-/,  hebr.  "Wohl  jSzal — jezel,  syr.  nizal,  HTHh.Janzilu. 

Nach  dem  Gesetz  des  ursemitischen  Ablauts  entscheiden  sich 
alle  Fragen  bezüglich  Altertümlichkeit  und  Reinheit  der  semiti- 
schen Sprachen;  so  ist  zu  fordern,  dass  den  Wirkungen  dieses 
Ablauts  innerhalb  der  Einzelsprachen,  zumal  der  noch  lebenden, 
genau  nachgeforscht,  und  aus  allen  sich  ergebenden  Einzelheiten 
ein  Gesamtbild  des  semitischen  Vokalismus  geschaffen  werde. 


Sektion  V.  205 


SAMUEL  IVES  CURTISS. 


THE  PLACE  OF  SACRIFICE  AMONQ  THE  PRIBilTIVE  8EMITES. 

(Aaszag.) 


Inere  is  but  one  way  of  determining  the  place  of  sacrifice 
among  the  primitive  Semites,  and  that  is  by  stadying  the 
Semitic  type  at  a  stage  where  primitive  conditions  may  be 
foond.  Such  a  type  may  be  best  observed  in  Syria  and  Arabia 
to-day.  It  iB  more  primitive  than  any  which  can  be  discovered 
in  the  literature  of  the  Assyrians  or  the  Hebrews,  because  they 
usually  exhibit  a  much  later  stage,  thongh  some  of  its  most 
important  features  may  be  recognized  in  such  an  account  as  is 
given  of  the  religion  of  the  Arabs  by  Wbllhausbn,  Beate  ata- 
hiachen  Heidentums.  The  only  difficulty  in  determining  the  pri- 
mitive Semitic  type  througb  ancient  literature  is  that  a 
sufficient  number  of  examples  do  not  exist  for  a  satisfactory 
induction.  On  the  otber  band,  the  investigator  who  moves  among 
representatives  of  Primitive  Semitism  can  gather  manifold 
examples  of  every  important  usage  so  that  instead  of  having 
a  meagre  outline  of  primitive  rites^  he  can  draw  a  complete 
picture.  I  cannot  enter  into  the  discussionof  thequestion  whether 
primitive  peoples  exist  to-day.  Fixity  of  custom  is  claimed  by 
the  Oriental  who  has  not  cume  under  the  influence  of  modern 
civilization,  and  so  &r  as  I  know,  is  conceded  by  all  Oriental 
scholars.  As  I  shall  discuss  this  subject  in  another  place  0  I 
pass  on  to  an  outline  of  my  theme. 

I.  The  altar  for  fire-offerings  did  not  exist  among  the  primi- 
tive Semites.  Examples  of  a  very  early  use  of  fire-offerings 
among  the  Babylonians  have  no  bearing  upon   this  question. 


1)  Ursemitische  Religion  im  Volksleben  des  Orients,   Press  of  J.  C.  HmiiCHS, 
Leiptig. 


206  Sektion  V. 

The  altar  for  fire-offerings  Stands  at  the  end  of  a  development 
rather  than  at  the  beginning. 

U.  Sacrifice  consisted  simply  in  slaughtering.  This  is  indicated 
by  the  terms  nsed  respectively  in  ArabiCi  Hebrew  and  Aramaic. 
These  are  dabaha,  zdbah,  dibah. 

in.  The  place  of  sacrifice  is  simply  the  spot  where  the  victim 
is  slaaghtered.  In  ArabiCi  the  word  madbah,  signifies  both  '^altar" 
and  "slaughter-house".  Nor  is  there  reason  to  believe  that 
among  the  primitive  HebrewSi  or  Arameans,  mizbeäh,  or  madbah 
signified  anything  different.  It  was  only  after  long  evolution 
that  the  place  of  slaughtering  came  to  signify  an  altar  upon 
which  fire-offerings  were  placed.  Of  this  primitive  stage  there 
are  abundant  examples  among  the  Arabs  and  Syrians  to-day. 

IV.  There  are  two  primitive  places  of  sacrifice. 

1.  At  the  shrine  of  some  being  who  has  the  value  of  God 
to  the  worshipper,  or  at  least  of  some  being  of  whom  he  Stands 
in  fear,  for  it  may  be  doubted  whether  the  primitive  Orientais 
had  any  other  rnling  motive  than  fear  in  religion. 

2.  The  other  primitive  place  of  sacrifice  is  at  the  dwelling 
of  the  one  offering  it^  whether  that  be  cave,  tentj  or  permanent 
building.  The  necessity  for  such  sacrifice  was  expressed  by  the 
sheik  of  Kafr  Härib,  above  the  Sea  of  Galilee,  when  he  said: 
''for  the  new  hoase  they  sacrifice  a  victim  on  the  threshold, 
and  a  woman  takes  the  blood  to  secure  the  safety  of  the  new 
house,  because  every  place,  land,  or  spot  on  the  earth  has  its 
own  dwellerSi  lest  one  of  the  family  die  on  this  land.  Because 
it  is  not  theirs  they  redeem  the  family  by  a  fedouy  one  or  all". 
In  other  words,  the  sheik  designed  to  say  that  every  place  is 
inhabited  by  some  divine  being  or  some  jinn.  The  Arabs  are 
in  continual  fear  of  the  jinn, 

V.  Perhaps  another  step  in  the  development  toward  the  use 
of  an  altar  as  the  place  of  sacrificCi  is  in  a  custom  especiaUy 
prevalent  among  the  Arabs  east  of  the  Jordan  and  the  dead 
sea,  of  slaughtering  their  victims  either  on  a  ledge  or  on 
stones,  or  on  an  elevated  rock,  or  a  rüde  table  made  by  a 
stone  resting  on  two  upright  stones.  At  the  shrine  of  Nebi 
Eltsha,  at  Rabä|ib,  in  the  Haurän,  there  is  a  rock  altar,  caUed 
by  the  servant:  madbali  enrnebi  Älüha^.  The  rock  is  really  part 


Sektion  V.  207 

of  the  ledge  which  projects  out  of  tbe  ground.  On  the  top  of 
it  is  a  cup-hole  ased  to  catch  blood.  When  I  visited  the  madbah, 
it  was  covered  with  blood.  It  is  situated  not  far  from  the  door 
of  the    shrine. 

An  altar  of  slaoghtering  and  of  bumt  offering  upon  the  Great 
High  Place  in  Petra  illustrates  a  later  stage  in  the  evolution 
of  the  altar.  This  High  Place  was  called  by  our  Arab  goide 
Hamdän:  zubö  ^afuf  '^merciful  phallus".  Perhaps  the  name  of 
God  derived  from  the  two  monoliths  south  of  the  High  Place. 
The  altars  are  side  by  side,  cut  out  of  a  ledge  of  rock,  one 
evidently  designed  for  the  immolation  of  victims  with  two 
concentric  pans  well  adapted  to  catch  the  sacrificial  blood,  the 
other .  with  a  cutting  in  the  center  which  seems  to  have  been 
designed  for  fire  offerings.  Perhaps  we  have  a  similar  combi- 
nation  in  the  passage  in  Ezekiel  where  8  tables  are  mentioned 
on  which  they  slew  the  sacrifices  and  then  4  tables  for  the 
bumt  ofTerings  of  hewn  stone  (Ezekiel,  XL,  39 — 42),  though 
the  meaning  of  this  passage  is  not  altogether  clear. 

While  these  observations  at  Petra  may  be  of  interest,  among 
the  Syrians  and  Arabs,  the  only  altar  now  in  use  is  the  place 
where  the  yictim  is  immolated. 


M.  LIDZBARSKI. 


SEMITISCHE  KOSENAMEN «). 
(Refluni^.) 


JJas  Vorkommen  abgekürzter  Namensformen  bei  den  Semiten 
wurde  immer  anerkannt.  Vereinzelt  aber  blieb  die  Annahme 
hypokoristischer  Bildungen,  in  denen  der  Vollname  grössere  oder 

1)  Die  Abhandlung  eracheint  polltiändiff  in  der  .Ephexneri«  für  somitische  Epi- 
gnphik",  Bd.  II,  S.  1  ff. 


208  Sektion  V. 

geringere  Yeränderungen  erlitten  hat.  Solche  Bildungen  sind 
aher  in  den  semitiBchen  Sprachen  nicht  minder  häufig,  als  in 
irgend  einer  anderen  Sprach&milie.  Zwei  Faktoren  waren  bei 
ihnen  wirksam:  1)  Ein  vokatives  Elementi  durch  das  längere 
Namen  gekürzt,  bei  dem  Beste  aber  Verstärkungen  oder  Deh- 
nungen der  Laute,  letztere  besonders  am  Ende,  eingetreten  sind. 
2)  Der  Einfluss  der  Kinderstube,  der  sich  besonders  in  Bedu- 
plikationen  und  in  Analogiebildungen  äussert.  Die  beiden  Faktoren 
lassen  sich  nicht  streng  auseinanderhalten,  da  sie  vielfach  in 
einander  übergreifen.  Da  die  indogermanischen  Personennamen 
in  ihrem  Bau  starke  üebereinstimmungen  mit  den  semitischen 
aufweisen,  sind  sie  zu  ähnlichen  hypokoristischen  Bildungen  ge- 
langt. Bedner  geht  die  Terschiedenen  Klassen  durch,  immer 
mit  Heranziehung  indogermanischer  Parallelen:  die  Bildungen 
mit  Yokalischen  Ausgängen,  solche,  in  denen  an  den  Vokal 
noch  ein  Konsonant  (m,  n,  t)  herangetreten  ist,  die  Kontraktio- 
nen, Beduplikationen,  die  Formen  mit  rein  inneren  Veränderungen 
und  erörtert  zum  Schluss  den  Zusammenhang  der  Hypokoristika 
mit  den  Deminutiven. 


IGNAZIO  GÜIDL 


LA  PRONUNCIA  DEL  SERB. 


n  noto  che  neir  ebraico  I  si  allunga  in  S,  e  viceversa  e  si 
abbrevia  in  t  Cl^Q,  ^QD),  anche  uno  ä^wS  nato  da  un  primitivo 

I  si  cambia,   per  influenza  di  allungamento,  in  e  {)bt$p,  l^^jp^). 

£)  questo  un  &tto  speciale  all'  ebraico  e  dovuto  alle  condizioni 
nelle  quali  i  stala  fissata  la  vocalizzazione  ebraica,  quäl  ora 
Tabbiamo,  analogamente  all'  allungamento  di  d  in  ä. 

U  fatto  ^  stato  spiegato  dallo  Stadb  (LeArb,  d,  hebr.  Orammat,, 
79)  come  una  specie  di  Steigerung.  Sie  entspricht  der  Verlan- 


Sektion  V.  209 

geruDg  von  a  zu  ä  und  geschieht  durch  unwillkürlichen  Vor- 
schlag eines  a  infolge  der  circumflectierenden  Betonung.  Ma 
sembra  singolare  una  Steigerung  senza  alcuna  funzione  nella 
modificazione  del  senso,  e  che  ha  Inogo  solamente  sotto  Tinfluenza 
d'un  accento  di  pura  recitazione  e  affatto  mobile.  Noi  che  impa- 
riamo  l'ebraico  suUe  grammatiche,  facciamo  involontariamente 
una   distinzione  fra  I^Q  e  ^IQü^  ma  nell'  uso  yivo  della  lingua 

ciö  non  potea  avvenire;  e  se  ö  yero  che  la  rocalizzazione  ebraica 
e  fissata  non  semplicemente  in  base  della  lingua  viva,  e  perö 
chiaro  che  essa  non  poteva  distaccarsene  se  non  in  quanto  allun- 
gaya  o  abbreviava  le  vocalii  e  non  giä  introducendo  nuovi  ele- 
menti  formativi. 

Orbene,  un  processo  analogo  a  quello  del  „^ere"  ebraico  si 
osserva  nelle  lingue  neolatine  e  nominatamente  nell'  italiano  in 
relazione  al  latino.  Infatti  ad  I  latino  eorrisponde  in  italiano 
e;  per  es.  fidem  =  fede,  picem  =  pece,  niYem=neve;  e  sotto 
l'influenza  dell'  accento,  la  brevitä  originaria  della  vocale  si 
perde,  e  t  hveve  diviene  e  lungo,  appunto  come  in  ebraico  a 
at/r  eorrisponde  sSfer,  Ma  V  «  di:  fede  (fidem),  pece  (picem) 
ecc.  i  sempre  un  e  stretto,  come  i  sempre  un  e  stretto  1'  e 
italiano  corrispondente  all'  S  latino ;  per  es. :  credo  ("=  credo), 
yenni  (veni,  inyece :  yengo  ^  yönio). 

Come  dunque  1'  i  latino  si  allunga  nelle  lingue  neolatine  e 
nominatamente  nell'  italiano  in  e,  cosi  doyremo  supporre  effetto 
di  semplice  allungamento  il  S  ebraico  da  t,  come  IDü  da  sifr; 

e  ciö  nello  stesso  tempo  ci  darä  la  yera  pronuncia  tanto  di  I 
quanto  di  e  ebraici.  II  i  d  quel  suono  incerto  fra  e  stretto  ed  i 
al  quäle  si  ayyicina  un  ö  o  un  en  francese,  breyi;  questo  suono 

o 

si  ode  anche   attualmente  in  arabo  e  in  abissino;  per  es.  w>JL> 

non  pronunciasi  ffild,  ma  ffUd,  fyeuldj,  e  cosi  il  ,,sädis"  abissino; 
anche  i  Siri  orientali  pronunciano  analogamente  il  r^b^ä§ä  'arrlk^ä, 
per  es.  |  ^\  ^  mtliä,  (meulkä),  non  giä  meliä,  con  e  aperta. 
II  „§ere'  poi  e  1'  ^  stretto,  (come  in  „parle,  geht")  mentre  il 
„s^göl"  h  V  e  largo. 

Fissato  il  yalore  di  t  ebraico  in  questo  suono  approssimatiya- 
mente  .di  ö,  eu,  il  suo  allungamento  fisiologicamente  naturale  i 

14 


210  Sektion  V. 

in  e  stretto  o  ^ve,  come  si  alliiDga  a  in  ä,  onde  da  t^fr  nasce 
nataralmente  sefer,  Anche  lo  ä^wä  che  nasce  da  an  I  (pres.  in 
l^^p^)  do7ea  avere  an  suono  piü  breve,  ma  di  agaal  natara  di 

t,  e  qaindi  sotto  Tinfluenza  della  pausa  allangarsi  in  ^re. 

Qnalche  difficoltä  che  potrebbe  mao7ersi  a  qoesta  pronancia 
di  e  stretta  in  qaanto  si  collega  con  d,  e  pia  apparente  che 
reale*   Per  es.   V  e  di   ^@p.  (Pi^l)   accanto   a  p^p  non  deriva 

dal  primitivo  a,  ma  h  forma  d'analogia  per  T  impf.  !?tgj2\  come 

ha  mostrato  il  Barth  (ZDMG.  48,  1). 


Dr.  CHRISTIAN  D.  GINSBDRa 


THE  PASEKS  THROUGHÜÜT  THE  SCRIPTÜRBS. 

(Aoszag.) 


Ihe  Pasek^  which  like  the  Legarmeh,  is  a  short  perpendicalar 
line,  is  carefnlly  indicated  in  the  Standard  Codices  of  the  Bible, 
both  in  the  text  itself  and  by  the  Massorah  Parva  where  it 
is  marked  by  the  abbreviation  'DD  or  simply  'd.  The  general 
rules  which  guided  the  redactors  of  the  text  in  the  employment 
of  the  Pa8ek  will  best  be  illustrated  at  the  end  of  the  Lists 
for  the  different  books. 

From  the  coUation  of  the  MS.  Lists  and  those  printed  by 
Jacob  b.  Chayim  in  the  first  edition  of  the  Kabbinic  Bible 
with  the  Massorah;  Yenice  1524 — 25,  it  will  be  seen  that  there 
are  altogether  about  479  or  480  Pasekn  in  the  Bible. 

The  Pentateuch  has  95  Paseks,  yiz.  Genesis  29;  Exodos  14; 
Leviticus  8;  Numbers  22  and  Deateronomy  22. 

The  PropheU  have  207,  viz.  Joshaa  22;  Judges  9;  Samael  44; 
Rings  42;  Isaiah  27;  Jeremiah  31;  Ezekiel  24  and  the  Minor 
Prophets  8. 

The  Hagiographa    177   or   178,    viz.  Psalms  43;  Proverbs  8 


Sektion  V.  211 

or  9 ;  Job  7 ;  the  Five  Megilloth  34 ;  Daniel  9 ;  Ezra-Nehemiah 
16  and  Ghronicles  60. 

The  later  Becension  of  the  Treatise  JDikduke  HchTeamim^  which 
I  have  printed  {vide  infra^  p.  657,  §  20)  gives  the  following 
five  rules  for  the  employment  of  the  Pasek  with  illustrations : 

BmU  I.  -—  When  a  word  endb  with  the  lame  letter  witb  which  the  next  word 
begins,  e.  g.  Q'i^J^ltaa  J«»™.  öl.  87;  räOlQ^J^  Jwem.  51.  87;  ^n^l^nj 
1  Chron.  88,  8;  n^jo!?  I  !?^i;jn^  1  Chron.  88.  6. 

■    •  •  •       • 

Bmle  II,  —  When  the  same  word  is  repeated  in  the  same  or  in  a  similar  form, 

•.g.  Gi''iDi'»  Exod.  le,  5;  np.irrjT;  »xod.  s-*,  6;  ntjnin^n  p*.  3«,  21 ; 

Bule  III.  -—  Between  the  Difine  name  and  a  word  which  is  unseemly  to  be 
eonneeted  with  it.  e.  g.  G^il^RID^Pig  P«-  ö^.   *;  ninMQ^gT   Ps.  HO,  166; 

■  •  •        • 

jn^iDi^«  p«.  ISO,  19;  «jtt^^injrp  p«.  i»»,  31- 

BmU  ir.  —  Between  two  words  which  are  to  be  separated  as  to  their  sense, 

••g-  nJpDMte^  o«n.  18. 21;  ^i^iyQtt^^  p».  ßß,  20 ;  ii^i!?i^n  p«.  «»,  21. 

MmU  V,  —  Between  two  words  which  oaght  to  be  separatod,  e.  g.  I  D^"^äp*^^^l 

nij85  D^B^ö  Numb.  S5,  6;  prß  jT^n"»!  I  inbi]  ^"^v^,  Josh.  10,  51 ; 
1 W  «;q?^  r6^J^.  I  n^J?i  «««  «'  »• 

These  rules,  however,  are  so  ofben  violated  that  the  absence 
of  the  Pasek  in  passages  where  it  should  be  far  outnombers 
its  presence.  In  Illustration  of  this  fact  I  confine  myself  to 
examples  from  the  Pentateuch.  As  the  Massorites  devoted  pecu- 
liar  attention  to  this  division  of  the  Scriptures  it  might  natu- 
rally  be  expected  to  exhibit  conformity  to  these  Bules.  Instead 
of  that  we  have  here  glaring  departures. 

Thus  we  have  numerous  instances  which  violate  the  first 
canon,  yiz.  instances  of  words  which  end  with  the  same  letter 
with  which  the  next  word  begins  and  yet  have  no  Pcuek. 
rm  °?^  <*en.  46,  19;  rm  QP'ö^^?»  Exod.  12,  17;  13Dp  G^y^l 
Levit.  6,  2,  3,  4;  b'^Vi^  n^Dri  Numb.  15,  38;  ^1^  2^?  Deut. 
11,  15;  T^.i$9  QIP^?  Deut.  12,  30  and  numerous  other  passa- 
ges. In  Gen.  18,  15,  where  we  have  Sot^.'b  I  rn^f^  tßfl;i3C^5,  ih^Pasek 
is  not  only  absent  between  the  word  which  ends  in  yo  and  the 


212  Sektion  V. 

foUowing  Word  which  begins  with  the  same  letter,  bat  is  put 
after  ITTj^. 

The  same  is  the  case  with  regard  to  Bule  II.  There  are 
nameroas  instaaces  where  the  same  word  is  repeated  in  the 
Bamei   or  in  a  similar  form  without  Paseh  between  them,  e.  g. 

1p33  1p33  Exod.   16,   21 ;   Levit.  6,  5 ;  CDjrp  CDJD  Bxod.  23,  30 

where  some  Codices  haye  Paaek^  as  will  be  seen  from  the  notes 
on  these  passages  in  my  edition  of  the  Bible,  bat  not  in  Deut. 

7,  22;  nopr?  Dn9  Deut.  15,  8,  11;  niD^  niD  Gen.  2,  17;  20,  7; 
D''i?5  °55  Deut.  22,  4  &c.  &c. 

With  regard  to  Bule  lU  it  will  be  seen  from  official  Lists 
that  though  there  is  a  Pasek  after  the  Divine  Names  in  no 
less  than  thirty-four  instances  in  the  Pentateuch,  few  of  these 
answer    to    this    canon:    since    they    are    not   connected   with 

unseemly  words,  comp.  111^^  I  D^r6.fcJ  Gen.  1,  5 ;  'ibt^^  I  nVI^  Levit. 
10,  3  &c.  &c. 

As  to  Bules  lY  and  Y  they  are  most  indefinite,  since  they 
leavo  it  to  the  fancy  of  the  Interpreter  to  decide  which  words 
are  to  be  separated  according  to  their  sense  or  ought  to  be 
separate  at  all  in  any  case.  If  these  Bules  were  acted  upon, 
the  Paseh  would  be  exhibited  in  endless  instances. 

Striking  as  its  absence  is  in  the  numerous  passages  when 
tested  by  these  Bules,  the  presence  of  the  Pasek  in  many 
instances  is  still  more  inexplicable.  Even  with  the  addition  of 
a  sixth  Bule,  i.  e.  that  it  is  introduced  when  two  different  labiale 
or  when  Mem  and  Äleph  come  together,  yiz.  l^n^SjD^P^S  Gen. 

42,  21  &c.  (Graetz,  MonaisscAriß,  392,  Yol.  XXXI;  1882; 
Japhet,  JDie  Äccente,  p.  113,  Frankfurt  1896),  the  occurrence  of 
the  Pasei  in  many  passages  and  especially  in  the  Psalms  can- 
not  be  accounted  for  on  any  other  basis  than  on  Bules  lY  and 
Y,  which  left  its  introduction  to  the  fancy  of  the  different 
Schools  of  textual  redactors  and  to  their  respective  notions  with 
regard  to  emphasis  or  the  Import  of  the  passages  thus  distin- 
gnished,  which  we  at  present  cannot  divine.  The  theory  which 
Grabtz  elaborately  propounds  that  as  the  Single  point  (.)  above 
and   below   the  line  was  the  beginning  of  the  vowel-points,  so 


Sektion  V.  213 

the  perpendicular  line  (!)  was  the  beginning  of  the  distinctive 
accents,  and  that  when  the  other  accents  were  developed  from 
it,  the  Pasek  became  saperfluoas  and  hence  w^  neglected  or 
snperseded,  deserves  careful  stody.  In  this  Treatise  from  the 
learned  historian  and  the  work  of  Japhet,  the  Student  will  find 
all  that  can  be  said  aboat  the  Pasek,  The  work  of  the  latter 
especially  is  the  best  Manual  on  the  accents  generally  on  the 
lines  of  the  Massorah  without  indulging  in  the  conceits  of 
some  modern  theorists. 

Herr  Herrn.  Strack  gibt  zunächst  seiner  Freude  darüber 
Ausdruck,  dass  der  Erläuterungsband  zu  Herrn  Ginsburg's  gros- 
sem Masora-Werke  jetzt  unter  der  Presse  sei;  denn  erst  durch 
sein  Erscheinen  werde  die  volle  wissenschaftliche  Verwertung 
des  in  den  ersten  drei  Foliobänden  aufgespeicherten  Materials 
möglich.  GiNBBUBa's  Arbeit  bringe  eine  Fülle  neuer  Beweise 
für  das,  was  S.  Babr  geleugnet,  Bedner  seit  vielen  Jahren  immer 
wieder  ausgesprochen  und  begründet  habe  (z.  B.  in  den  von 
G.  A.  EoHüT  herausgegebenen  „Semitic  Studies",  Berlin  1897, 
S.  563^571),  nämlich  dafür,  dass  die  Masora,  d.i.  die  üeber- 
lieferung  über  den  Text  des  Alten  Testamentes  nicht  eine  ein- 
seitliche sei.  Vielmehr  zeigen  sich,  in  je  fernere  Zeiten  man 
zurückblicken  könne,  desto  mehr  Verschiedenheiten.  Schliesslich 
weist  Bedner  auf  die  neuere  Litteratur  über  das  Paseq  hin  (z.  B. 
Franz  Prabtorixts  in  „Zeitschrift  der  Deutschen  Morgenland. 
QeseUschafl",  1899,  683—692). 


214  Sektion  V. 


FEDERICO  CONSOLO  .  JEHIEL  NAHMANY  SEPAKDI". 


9 


^^ÜDES  COMPARATIVES  SUR  LES  ACCENTS 
ARCfl^OLOGIQUES  MÜSICAUX  ET  DES  ANCIENNES  MfiLOPjfiES 

ECCLfiSIASTIQüES. 


Hin  voici  le  resame:  Dämonstration  du  Tableau  des  accents 
de  Tarcb^ologie  musicale:  ce  sont  ces  accents  massoretiqnes, 
grecs  et  latins  qni  reprösentent  les  anciennes  notations  musica- 
les  tout-ä-fait  semblables,  issues  de  la  mfime  source^  k  la  mSme 
epoque.  Analyse  de  la  mölopee  des  anciens,  qui  est  le  vSritable 
langage  de  la  musique.  Puis  se  formörent  les  m^lodies.  Les 
accents  se  mariant  aux  m61odieS|  ce  fut  Torigine  des  rituels  de 
r^glise.  La  yeritable  forme  eccl6siastique  repose  enti^rement 
sur  la  melopee  ancienne.  Elle  doit  6tre  une  r^itation,  du  com- 
mencement  jusqu'ä  la  fin  de  la  priöre,  sans  aucune  Interruption ; 
eile  doit  se  continuer  toujours  dans  le  m^me  style,  comme  une 
recitation  m^lodique.  Dans  une  6glise,  Toffice  ne  doit  6tre 
accompagne  que  par  les  assistants  eux-m^mes.  Saint  Jean  de 
Damas  a  ei&  le  premier  k  transcrire  avec  des  signes  musicaux 
les  inspirations  sublimes  que  possedait  dejä  avant  lui  le  peuple 
grec.  Les  grecs  en  effet,  avaient  introduit  leurs  anciennes  melo- 
dies  dans  la  nouvelle  ^ßglise,  lorsqu'ils  embrassörent  le  Christia- 
nisme.  Les  juifs,  eux  aussi,  ayant  y6cu  k  la  m^me  epoque, 
fraternis^rent  dans  leur  maniere  de  chanter;  les  accents  en  furent 
la  basCi  et  les  Massor^thes  accepterent  ces  modulations  de  pro- 
venance  purement  grecque,  qui  existaient  dejä,  et  constituaient 
le  patrimoine  commun  k  toutes  les  nations  orientales.  Je  suis 
parfaitement  de  Tavis  du  savant  Professeur  Fbanz  Praetoritjb, 
dans  son  admirable  etude  „  Über  die  Herkunft  der  iebräiscAen 
Accenle". 

La  musique  que  Ton  chante  dans  Tißglise  catholique  grecque 
k  Livourne  est  traditionnelle,  comme  celle  de  TEglise  Orientale. 


Sektion  V.  21Ö 

La  m^lopee  ^2{V  recitee  a  la  Syuagogue  de  Livourne  le  samedi 
matin,  comparez-la  k  celle  de  la  messe  catholiqae  grecque, 
egalemeot  ä  Livourne:  lear  ressemblance  saate  aux  yeux.  Une 
teile  ressemblance  prouve  mie  origine  commune,  mon  Observa- 
tion Concorde  avec  les  thöories  de  Boece  et  de  Denys  d'Hali- 
carnasse.  D'aprds  eux,  la  melopSe  ne  depasse  pas  en  musique 
rintervalle  de  la  quinte.  Qaelle  etait  la  musique  gregorienne? 
Peut-on  affirmer  qu'elle  eut  sou  style  propre?  Ne  pourrait-elle 
pas  6tre  une  derivation  du  Systeme  greco-hebraique  ?  Dans  la 
liturgie  romaine,  la  partie  chant^e  de  l'office  est  confiee  au 
chcBur,  tandis  que  dans  les  liturgies  juive  et  catholique-grecque 
Orientale,  eile  est  confi6e  au  pr^tre  seul. 

Ce  fait  constitne  une  difference  teile,  qu'il  est  presque  impos- 
sible  d'etablir  une  comparaison  entre  la  liturgie  romaine  et  ses 
deux  autres  soeurs.  Une  röforme  musicale  du  rituel  de  Töglise 
catholique-romaine  s'impose.  U  sera  difficile  de  r6soudre  ce  pro- 
bleme  sans  en  chercher  la  Solution  directement  dans  le  rituel 
grec,  c'est-ä-dire,  dans  la  melopee  grecque  traditionnelle,  teile 
qu'on  la  recite  ä  Livourne  et  dans  les  eglises  catholiques 
grecques  orientales.  De  cette  fa9on  la  liturgie  romaine  pourrait 
arriver  ä  la  m6me  perfection  que  toutes  les  autres,  et  Ton 
dirait  d'Elle:  „Excellens  in  Arte".  Je  crois  fermement  que  la 
partie  musicale,  dans  rfiglise,  biec  loin  d'exciter  les  sens,  doit 
disposer  les  coeurs  ä  implorer  la  clemence  d'en  haut  et  le  pardon 
de  Dien! 

:  yi^  n;^ö  '^^q-i  ^b  ^rm  oii^"? 


216 


Scktiun  V. 


TABLEAÜ 

J)BB  ACCßNTß  MU8ICAÜX  MAßBOBBTIQUBB,  ÖRKCß,  LATINB;  LBÜB 

RBBSBMBLANCB  GBAPHIQUB. 


Massoreiiques, 

Chrecs. 

Latina  etc. 

~  £vp/c««r/xif 

~  Qruppetto  moderne 

«^^p 

.  . .    KeVTlllfAAT» 

.-.  Torculus 

^^n  ^9^ 

J  KpsfAavTii 

J  Podatus 

Trx 

.    KivTtlfA» 

.  Punctum 

pip9niD 

1  'oS^r« 

I  Virga 

tqil 

s    ^}l0lffT6v 

s  Ancus 

>>  • 

..  KivTiifJt^ATa 

»  StrophicuB 

t^^Q 

j  KXijfA» 

j  CephalicuB 

«^T- 

*  'Avitrrpo^og 

'  Apostroph  08 

■                     V* 

V    KlfpJl^    KkifTfA» 

V  Accent  anticirconflexe 

i^p.nPi 

\  KiVTii/xara 

:  Clivis 

y  EpiphouuB 

?9^ 

^  'E\a(Ppiu 

A  Accent  circonflexe 

Q  O 

-  'OXlyoy 

■  Pause 

'Tii?  ;5T- 

|_^    0ia-i«  x«/  iTrihfftf 

o          •     •    • 

1  ""TTOXfittri^ 

1  Virga  suhdiapentis 

njn^  «^•'?rn 

0  ^6opi 

resupina 

me]^  fc^^^p 

X3L    <l>00p^ 

N,    Aleph 
ph6nicien 

Yif$/0'rdy  0'ui^«>'^a( 

^  Notation  a  Cappella. 

Dans  un  autre  travail,  qui  sera  Taccomplissement  de 
celui-ci,  j'expliquerai  ces  memes  accents  separement  dans  leur 
ressemblance  musicale. 


Sektion  V.  217 


L.  KOTELMANN. 


DER  FARBENSINN  DER  ALTKN  HEBRiEER. 

(Aasxug.) 


Der  bekannte  Sprachforscher  Lazarus  Qbigbb  war  der  erste, 
der,  offenbar  unter  dem  Einflüsse  des  Darwinismus  stehend,  auf 
der  Naturforscherversammlung  in  FrankAirt  a.  M.  die  Behauptung 
aufstelltCf  die  Menschheit  habe  ursprünglich  nur  Lichtsinn  be- 
sessen und  daher  bloss  Hell  und  Dunkel,  Weiss  und  Schwarz 
unterschieden.  Nach  und  nach  sei  dann  aus  dem  Lichtsinn  der 
Farbensinn  entstanden,  und  zwar  seien  zuerst  das  lichtreiche 
Rot  und  Qelb,  dann  das  mittellichtstarke  Grün  und  zuletzt  das 
lichtschwache  Blau  und  Violett  gesehen  worden.  Insbesondere 
erklärte  Gbigbr,  dasa  die  Heilige  Schrift,  trotzdem  der  Himmel 
mehr  als  450  mal  in  ihr  genannt  werde,  doch  seiner  blauen 
Farbe  nirgends  gedenke,  und  der  Breslauer  Ophthalmologe 
Magnus  versicherte  geradezu,  noch  Moses  und  seine  Zeitgenossen 
seien  blaublind  gewesen.  Es  schien  mir  daher  der  Mühe  wert, 
einmal  zu  untersuchen,  welche  Farben  in  den  alttestamentlichen 
Büchern  vorkommen,  um  danach  zu  entscheiden,  ob  die  alten 
Hebräer  noch  an  einem  Reste  von  Farbenblindheit  gelitten  haben. 

Zunächst  begegnet  uns  das  Gelb,  indem  nicht  nur  der  Psalmist 
die  gelbe  Farbe  des  Qoldes,  p^Q  plpT  erwähnt,  sondern  auch 

Moses  denselben  Ausdruck  p^py.  von  dem  grüngelben  Kleider- 
aussatz gebraucht.  Das  verwandte  ppT  dient  entsprechend  dazu, 

teils  das  Qelbwerden  der  vor  Dürre  hinwelkenden  Gewächse, 
teils  die  grüngelbe,  bleiche  Totenfarbe  des  Gesichts  zu  be- 
zeichnen, die  der  Grieche  ;t>««pj^  nennt. 

Da  in  der  Natur  das  Gelb  sehr  oft  in  Grün  übergeht,  so 
bedeutet  pT  nicht  nur  gelb  sein,  sondern  auch  grün  sein.  Das 

davon  abgeleitete  pT  bezeichnet  nämlich  das  grüne  Kraut,  be- 
sonders  Kohl   und    Gemüse,   und   ebenso   pT.   das   Grüne,   wie 

•  *  * 

Pflanzen  und  Laub. 


218  Sektion  V. 

In  höherem  Ansehen  als  das  Gelb  und  Grün  stand  das  Blau, 
das  ausschliesslich  als  n^?^  oder  Purpurblau  Yorkommt.  Obgleich 

es  mannigfache  Schattierungen  und  Nuancen  aufwies  und  zuwei- 
len ins  Violette  überging,  so  war  es  doch  meist  dunkelblau. 
Denn  „die  Purpurfarbe  nten",  so  hören  wir  im  Talmud,  „gleicht 
der  Farbe  des  Meeres,  die  des  Meeres  der  des  Himmels  und 
die  des  Himmels  der  des  göttlichen  Thron  wagens,  des  Saphir- 
steines"; letzterer  ist  bekanntlich  blau.  Dazu  passt  auch,  dass 
die  Septuaginta  n^^n  mit  ÜKtvdo^^  uctKiväivo^  übersetzen.  Unter 

viKtväof  verstanden  nämlich  die  Alten  die  verschiedenen  Arten 
des  Bittersporns,  von  denen  die  gewöhnlichste,  Delphinium  con- 
solida  Linn.,  eine  ziemlich  lebhafte  blaue  Farbe  besitzt,  etwas 
dunkler  als  himmelblau. 

Neben  dem  blauen  ist  vielfach  der  rote  Purpur  genannt,  der 
I9|1S»  chaldäisch  1)418 1  griechisch  Top^up»  hiess.  Dass  er  ziem- 
lich dunkel  gewesen  ist,  erhellt  aus  Cantic.  7,  6,  wo  Salomo 
das    schwarze   Haar   seiner    Geliebten    purpurrot   nennt:  '^ti'^ 

Ausser  ]^^yi  kommen  DD^>  Ül^  und  n^^^'r\  im  Alten  Testa- 
ment vor,  indem  sie  von  der  roten  Farbe  des  Gesichts  und  des 
Weins  gebraucht  werden.  Das  mit  Ül^  verwandte  ^j101i$  dient 

dagegen  zur  Bezeichnung  der  roten  Haare  bei  Menschen  und 
Tieren,  und  D^lüt   ist   mehr   hellrot,   da  es   sowohl  von  den 

rötlichen  Vertiefungen  in  den  Wänden  bei  Häuseraussatz,  als 
von  den  weissrötlichen  Flecken  vorkommt,  welche  an  der  Stelle 
von  Narben  bei  Leprösen  entstehen. 

Beeonders  geschätzt  war  der  Karmesin,  ^)\^>  D*^)^*  die  bekannte 

rosige,  hochglänzende  Prachtfarbe,  die  aus  den  toten  Leibern 
und  Eiemestem  der  weiblichen  Schildlaus,  n2?!?in  bereitet  wurde. 

Daher  auch  der  Name  V^n,   "»J^  ny^in  oder  njr^n  "»J^,  sowie 

das    spätere    !?^P13,    welche   sämtlich   wurmrot   bedeuten,    für 

Karmoisin. 

An  diesen  reiht  sich  das  lebhafte  Bergrot,  die  Mennige,  an, 
die    schon   stark   sich  dem   Orangerot  nähert.   Sie  hiess  1^, 

griechisch  (aIxto^  und  stellte  sich  als  ziegelrotes  Pulver  aus 
Bleioxyd  dar,  das,  nachdem  es  gemahlen  und  geschlämmt  war, 


Sektion  V.  219 

besonders  zum  Anstrich  und  zum  Bemalen  von  Wänden  benutzt 
wurde. 

Ob  sich  auch  für  Braun  ein  besonderer  Ausdruck  im  He- 
bräischen findet,  hängt  von  der  Erklärung  eines  der  Nachtge- 
sichte   des   Sacharja   ab»   das   er   mit   den   Worten  beschreibt: 

:  D^dy\  DWt?  D'»pniJ  üpiD  1TD8)  n^J«P5.  Das  unbekannte  Adjektiv 
pl^>  das  nur  hier  vorkommt,  wird  sehr  verschieden  gedeutet. 

Qbsbnius  und  Wibnbb  verstehen  darunter  fuchsbraun,  Schmibbbb 
vielleicht  hellrot,  Nbumamn  schillernd  lichtrot,  andere  fahl  oder 
selbst  schwarz  wie  das  Gefieder  der  Stare.  Auch  an  rot  und 
weiss  —  oder  schwarz  und  weiss  gefleckt  haben  einige  gedacht. 
Von  diesen  Erklärungen  sind  diejenigen  Schmibdbb*s  und  Nbu- 
ma.nn's  von  vornherein  ausgeschlossen,  da  Sacharja  sowohl  hier 
als  sonst  nur  solche  Farben  der  Pferde  erwähnt,  welche  in 
Wirklichkeit  vorkommen;  hellrote  oder  schillernd  lichtrote  Bosse 
aber  hat  wohl  noch  niemand  gesehen.  Aber  auch  an  fuchsbraunoi 
schwarze  oder  scheckige  werden  wir  insofern  nicht  denken  dür- 
fen, als  dafür  die  Bezeichnungen  Ü1M>  in^  und  T1^  üblich  sind. 
Verstehen  wir  dagegen  unter  pl^  mit  Baümoabtbn,  Hambubqbb 

und  den  meisten  Neueren  braun,  so  erhalten  wir  nicht  nur  eine 
durchaus  befriedigende  Deutung,  sondern  es  finden  sich  dann 
auch  bei  Sacharja  die  Pferde  nach  ihren  sämtlichen  Farben  als 
Füchse,  Braune,  Schimmel,  Rappen  und  Schecken  vertreten. 

Ueberbiicken  wir  die  im  Alten  Testamente  genannten  Farben, 
so  lässt  sich  allerdings  nicht  leugnen,  dass  das  Bot  am  häufig- 
sten vorkommt,  wie  denn  überhaupt  der  an  lichtreiche  Töne 
gewöhnte  Orientale  den  grellen  Farben  den  Vorzug  giebt,  die 
lichtarmen  dagegen  weniger  liebt.  Wollte  man  hieraus  aber 
schliessen,  die  alten  Hebräer  hätten  die  letzteren  nicht  richtig 
erkannt,  so  würde  man  damit  jedenfalls  zu  weit  gehen. 

Freilich  berufen  sich  die  Anhänger  der  GBiGBB'schen  Theorie 
darauf,  dass  im  Hebräischen  die  Ausdrücke  gelb  und  grün  von 
dem  gemeinsamen  Stammwort  pT   herrühren,  das  ebensowohl 

gelb  sein  wie  grün  sein  bedeute.  Allein  daraus  folgt  noch  nicht, 
dass  gelb  und  grün  nicht  unterschieden  worden  seien.  Ich  habe 
zahlreiche    Vertreter    der   verschiedensten   Naturvölker    an   den 


220  Sektion  V, 

Augen  untersucht,  aber  keinen  einzigen  von  ihnen  farbenblind 
gefundeui  trotzdem  sie  nicht  selten  zwei  yerschiedene  Farben 
mit  dem  gleichen  Namen  benannten. 

Vor  allem  aber  behaupten  QsiaBR  und  seine  Nachfolger,  von 
den  alten  Israeliten  sei  n^pn  nicht  blau,  sondern  schwarz  ge- 
sehen worden.  Dagegen  spricht  indes  schon,  dass  n^Qr)  vielfach 

im  Kultus  Verwendung  fand,  schwarz  aber  als  Eultusfarbe 
keinen  Sinn  gehabt  hätte.  Denn  „Gott  ist  Licht  und  keine 
Finsternis  in  ihm'',  wie  denn  auch  die  vom  Himmel  kommen- 
den Engel  in  lichtreichen  weissen  Kleidern  erscheinen  und  ebenso 
die  Priester  weisse  Gewänder  trugen,  um  das  Beine,  Göttliche, 
dem  sie  dienten,  anzuzeigen. 

Und  so  bleibt  es  denn  dabei,  dass  die  alten  Hebräer  die 
leuchtende  Welt  der  Farben  ebenso  gut  und  in  demselben  Um- 
fange wie  wir  heute  gesehen  haben. 

Herr  Paul  Haupt  bemerkt,  dass  cvrgamdn  „Purpur'' 
keineswegs  eine  scharlachrote  Farbe  bezeichne.  Der  Purpur  der 
Alten  sei  mehr  yiolett  gewesen,  und  im  Englischen  werde purple 
auch  ganz  gewöhnlich  in  diesem  Sinne  gebraucht.  Höchstens 
könne  man  zugeben,  dass  bei  Jryo^n-Purpur  das  Bot  überwog, 
bei  Taiilt-FxiTpxiT  das  Blau.  Beide  Farben  seien  aber  violett  ge- 
wesen und  zwar  ziemlich  dunkel,  ebenso  wie  im  Englischen 
royal  purple  auch  für  eine  fast  schwarze  Farbe  gebraucht  werde. 
Er  habe  diese  Frage  kürzlich  in  seiner  Erklärung  des  Hohen- 
liedes {The  Book  of  Canticles,  S.  27  =  Hebraica  18,  217)  be- 
rührt; ibid,,  S.  51  habe  er  gezeigt,  dass  ükiv^o^  eine  dunkel- 
violette Schwertlilie  (|tsn^)  bezeichne.  Wenn  das  lateinische /ae^i» 
auch  etymologisch  identisch  mit  unserem  blau  sei,  so  könne 
man  doch  nicht  sagen,  dass  flavus  blau  bedeute.  Natürlich  wür- 
den Farbennamen  häufig  in  ganz  verschiedenem  Sinne  gebraucht, 
da  die  Farbenempfindungen  mehr  oder  weniger  individuell  und 
subjectiv  seien. 


Sektion  V.  221 


PAUL  HAUPT. 


DIE  FORM  DER  BIBLISCHEN  LIEBESLIEDER. 

(Anizog.) 


iJas  sogenannte  Hohelied  Salomonis  ist  eine  in  Damaskus 
nach  Beginn  der  Seleuciden-Aera  (312  y.  Chr.)  zusammenge- 
stellte Sammlung  volksthüml icher  hebräischer  Hochzeits-  und 
Liebeslieder,  die  alle  bei  Hochzeiten  gesungen  worden  sein 
könneui  wenn  sie  auch  zunächst  nicht  für  diesen  Zweck  yer- 
fasst  waren.  Auf  die  syrische  Dreschtafel,  die  nach  Wbtzstbin 
bei  den  Hochzeitsfeiem  in  der  Gegend  von  Damaskus  und  einem 
Theil  des  Haurän  eine  grosse  Bolle  spielt,  wird  in  diesen  Lie- 
dern nirgends  Bezug  genommen.  Es  ist  nicht  unmöglich,  dass 
einzelne  dieser  Volkslieder  Theokrit  in  Alexandria  bekannt  wur- 
den (vgl.  besonders  Theokr.  10,  28  und  Hoheslied  2, 1 ;  1,  5.  6  *). 
Abgesehen  yon  dem  Wort  für  die  Sänfte  der  Braut,  das  eine 
Umgestaltung  des  griechischen  (DopeTov  zu  sein  scheint,  finden 
sich  keine  griechischen  Lehnwörter  in  den  biblischen  Liebes- 
liedem. 

Mit  Ausnahme  des  JAebesfrüMin^s  2,  8 — 14,  der  aus  drei 
Strophen  von  je  fünf  Doppelzeilen  mit  Kehrvers  am  Schlüsse 
besteht,  sind  die  biblischen  Liebeslieder  durchweg  in  Strophen 
(oder  Periodenpaaren)  von  zwei  mSschaHm,  d.  h.  Doppelzeilen 
(zweigliedrige  Perioden  oder  Beihenpaare  ^)  abgefasst.  Jedes 
maschdl^)  besteht  aus  zwei  Halbzeilen,  und  jede  Halbzeile  hat 


1)  Siehe  Haupt,  The  Book  of  CoMÜeUt  (1902)  S.  19  «  Hebraiea  (American 
Journal  of  Semitic  Langaagct  and  Literatares)  18,  241. 

2)  Vgl.  Haupt,  Camiielei,  S.  19  (»  Hebraiea  18,  209)  und  Seite  82,  Zeile  81 
der  kritischen  Noten  zu  den  Pro^erbien  in  meiner  polychromen  Ausgabe  des  Alten 
Testaments. 


222  Sektion  V. 

drei  Hebungen  (Takte  oder  Füsse).  Halbzeilen  mit  zwei  Hebun- 
gen kommen  nur  ausnahmsweise  vor  (2,  8 — 10.  14.  15 ;  4, 16<^). 

Längere  Wörter  haben  nicht  selten  zwei  Hebungen,  besonders 
wenn  sie  Consonantengruppen  oder  verdoppelte  Consonanteu 
enthalten.  Zwischen  den  Hebungen  kann  entweder  nur  eine 
unbetonte  Sylbe  stehen,  oder  zwei,  oder  drei,  oder  vier;  mit- 
unter stossen  aber  auch  zwei  Hebungen  zusammen,  ohne  dass 
sie  durch  eine  unbetonte  Sylbe  getrennt  sind.  Die  letzte  Sylbe 
einer  Halbzeile  kann  entweder  betont  oder  unbetont  sein.  Eine 
betonte  Sylbe  hat  keineswegs  immer  einen  vollen  Yocal;  bis- 
weilen tragt  auch  ein  Sch^wd  (oder  Murmelvocal)  den  Ton. 

Ein  Abweichen  von  der  masoretischen  Aussprache  in  irgend 
welchem  weiteren  Umfange  ist  unnöthig.  Wir  müssen  uns  nur 
vergegenwärtigen,  dass  der  Consonantentext  des  Alten  Testa- 
ments auf  historischer  Orthographie  beruht,  die  später  hinzu- 
gefügten Vocale  aber  die  überlieferte  Aussprache  in  phonetischer 
Weise  zu  fiziren  suchen.  Umschreibt  man  einen  arabischen  Text 
streng  phonetisch,  so  wird  der  Yocalismus  ebenso  buntscheckig 
wie  bei  der  masoretischen  Punctation.  Wörter  wie  qa^ld  wer- 
den naturgemäss  qat^ld,  mit  Murmelvocal  in  der  zweiten 
Sylbe,  ausgesprochen;  nur  in  einer  phonetischen  Transcription 
denkt  man  aber  daran,  diese  Vocalveränderungen  zu  bezeichnen. 
Phonetische  Schreibung  des  Cousonantengerippes  ist  im  He- 
bräischen verhältnissmässig  selten  ^). 

Zur  Yeranschaulichung  der  Form  der  biblischen  Liebeslieder 
mag  anhangsweise  der  Liebesfrükling  2,  8 — 14  und  die  Ver- 
herrlichung der  Macht  der  Liebe  in  8,  6.  7,  die  mit  den  ersten 
vier  Versen  des  dritten  Capitels  vereinigt  werden  muss,  in  Um- 
schrift ^)  und  Uebersetzung  gegeben  werden. 


1)  Vgl.  QE3BNn7»^KAUTZ8CR,  Hebräitche  Grammatik ^  S  88,  f. 

2)  Vgl.  meioe  Bemerkungen  za  der  Umschrift  der  Anfangsstrophen  des  Beutero« 
Jesaia  in  Brugulin's  Marksteine  (Leipzig,  1902)  sowie  meine  Abhandlung  über  die 
semitischen  SprachUute  und  ihre  Umschrift  in  den  Beiträgen  zur  Astyriologie  tmä 
ver ff leichenden  semitischen Sprachtpiesefueha/t,iieTtk}iige^then  von  Prtedbicr  Dblttzsch 
und  Paul  Haupt,  1,  258  (Leipzig  1889). 


Sektion  V. 


223 


Liebesfrfihling. 


2, 8  Horch  I  mein  Liebster  I 

Über  Berge  eilend, 
9  Sieh,  da  steht  er 

Ans  dem  Fenster  blick'  ich, 
10^)AnfI  meine  Freundin, 


sieh!  da  kommt  erl 
über  Hügel  springend. ') 
hinter  nnsrer  Mauer  I 
durch  das  Gitter  guck'  ich. 
komm'i  meine  Schönel 


11  Denn  sieh,  vorbei  ist  der  Winter,  vorüber  die  Zeit  der  Begen; 

12  Schon  schmücken  Blumen  die  Erde,  schon  singen  die  Vöglein  wieder. 
Die  Turteltauben  girren,  die  Schwalben  sind  heimgekehrt. 

13  Es  reifen  die  Winterfeigen,  süss  duften  r)  die  Bebenblüthen. 
Aufl  meine  Freundin,  komm',  meine  Schönel 

14  Meine  Taube  in  den  Felsspalten,  in  den  Ritzen  der  Klippe, 
Öffne,  meine  Schwester  I  meine  Freundin,  mein  Engel  I 
Deinen  Anblick  mir  gönne,           deine  Stimme  lass  mich  hören  I^ 
Deine  Stimme  so  süss,                  deinen  Anblick  so  lieblich  I 
Aufl  meine  Freundin,  komm',  meine  Schönel 

(dt)  0,     9  mein  Liebster  ist  wie  eine  Gazelle  oder  wie  ein  jonger  Hirsch 
(ß)        10  mein  Liebster  hob  an  nnd  sprach  in  mir  (y)  18  blühen 

{i)  S,  18  „0  du  die  du  weilst  in  den  Garten  {zukörende  Freumde)  deine  Stimme  last 
mich  hören  I" 

Umschrift 


2,  8  qil  dödi, 

M^dallig  lat-iS-Aärfm, 
9  Hinni'Ze  lömid 

^Aigi^x  min'Aa(x)-xaUön6t, 
10ß)QümP'ldi  raliätt, 


Ainni'Ze  öd, 

m^qappig  Ial-Aa(gyp^6äl6t ; ') 

^axxdr  ko^linü; 

*ägtq  min-ha{xyx^akMm : 

iäpätt  u4^kirlak! 


11  Ki-hinni  haißy^^täu  täbdr,  Aa(jyffeX^  xaldp  häiah-li, 

12  Ha(n)-n%^änim  nir'i  bär'dr^g,  iit  ha(zyzäm%r  higffiK, 
U'-qU  haifytbr  niSmdt,  hai/ysia  öd  ö^-arginü, 

13  Ha(tyiend  xänHd  paggehäf  n^-haigyg^'pänim  Y)näl'ni  ri*^x, 
Qümüldk  raliätt,  iäpätt  u-l^ki-ldk! 


(«)  2,  9  dami  dödt  Ur^H     '6  l^-ldp^r  kär'aüälim 

Iß)     10  länd  dödi  u^-ämdr-U  (y)  13  a^mäddr 


224  Sektion  V. 

14  lönaH  b^-xa^'Aa(s)-sel^l ,  b^-ait^r  ha(riCymadreg6.y 

Piixi-li  *^xöä,  raliää,  tammätt! 

Har'ini  *}itmar'di*k,  hahiiPj,ni  'üt-qöiik^ 

Ki-qöUk  iäreb  u-mar'di^i  näue, 

Qümir-ldk  ra\iäti  iäpäti  u-l^kir-ldk! 

(8)  8,  13  haifyiöiehft  ba(gyg<mn%m  (x^benm  maqsiMm)  l^-qölik 
AaStnilim 

Der  Wechsel  der  lebhafteren  zweitaktigen  Halbzeilen  in  der 
ersten  und  dritten  Strophe  mit  den  ruhigeren  dreitaktigen  Halb- 
zeilen in  der  mittleren  Strophe  beruht  offenbar  darauf,  dass  die 
mittlere  Strophe  eine  Schilderung  enthält,  die  Beschreibung  des 
erwachenden  Lenzes,  nachdem  die  Winterstürme  dem  Wonne- 
mond, der  in  Palästina  in  den  März  fallt,  gewichen. 

Omnia  Tincit  Amor, 

3,  1  Zur  Nachtzeit  auf  meinem  Lager 

sehnt'  ich  mich  nach  ihm  den  ich  liebe. ') 

2  „Ich  will  aufslehn  und  die  Stadt  durchstreifen 

auf  den  Gassen  und  auch  auf  den  Plätzen."  ß) 

3  Männer  traf  ich,  r)  die  die  Stadt  durchstreiften : 

„Habt  ihr  ihn  den  ich  liebe  gesehn?" 

4  Kaum  war  ich  an  ihnen  vorüber, 

da  fand  ich  ihn  den  ich  liebe. 

Ich  umfasst'  ihn  und  wollt'  ihn  nicht  mehr  lassen ;  ^) 
ich  sagte  zu  ihm  den  ich  liebe: 
8,  6  „An  deinem  Herzen  lass  mich  ruhn  wie  dein  Siegel, 
wie  den  Siegelring  an  deiner  Rechten  I" 

(«)  8,  l  ich  sehnte  mich  nach  ihm,  doch  fand  ich  ihn  nicht 

{ß)        2  ich  sehne  mich  nach  ihm   den   ich   liebe;   ich  sehnte  mich  nach  ihm, 

doch  fand  ich  ihn  nicht 
(7)         3  die  Wächter 

(9)  4  bis  ich  ihn  gebracht  in  das  Haus  meiner  Matter, 

in  die  Kammer  von  ihr  die  mich  gebar. 

5  0  Mädchen  {Jerusalems),  lasst  euch  erbitten, 

bei  den  Gazellen  und  Binden  der  Flnr, 
Stört  nicht  und  behelligt  unsre  Liebe, 
bis  es  ihr  selbst  gefällt! 


Sektion  V.  225 

Denn  stark  wie  der  Tod  ist  die  Liebe, 
unbeugsam  wie  die  Hölle  die  Leidenschaft. 

Ihre  Gluthen  sind  Feuergluthen, 
ihre  Flammen  zucken  wie  Blitze. 

7  Nichts')  yermag  ihre?)  Gluth  zu  löschen, 
selbst  Ströme  können  sie  nicht  ersticken. 
Wenn  einer  *f)  für  sie^)  alles  hingäbci 
könnte  man  ihn  darum  verachten? 

(ff)  8,  7  selbst  nicht  viel  Wuser  —  ({f)  der  Liebe  —  (if)  ein  Mann  —  {S)  die  Liebe 

Umschrift. 

3, 1  lAl-mifiäH,  öä^tyleldt  biqqditi  '^t-f^'äA^öd  napH:  ») 

2  ^Äqümannä  ua-^söMä  6ä-^r,  6a(Xyfüqim  ihbd-r^sööit,  ß) 

3  M^gainiy)Aa(s)^öMwibä-%r:  „'!!(-»&' äMd-ndpM  r^Htemr 
^Ki-m1dt  XiS-läbarti  meXem        \ad-4i4{mymägdtV^t'S}^*äh^banaplli, 


^Axazüu  u^-l6  ^arpennü  uär^ömdr  ^U-S^-äh^bd-  nc^M:  ^ 

8,  6  Simini  ka^xyxötdm  lai-libbeiä,  ka{xyxötdm  Idl  z'rä'^eiä  ! 


Kirlazzd  ia(mymdu^t  'ah^bd^   qäXd  ki-X^'U  qin'd; 
mäpehäriXpi  W,  "      falMöfeAä  Xalh^bbt  I&h. 


7  ^)Lb  iüMi  Ifi-kabbötdh  K)  Vrn^härbt  li  Vfp^tiAä ; 

'Im^Httin  '^t-iöl-ÄAn  beti,  ^)  bdz  iäbizü  16  ? 

{(£)  3, 1  biqqaXäu  u^-lö  m^gääu 

(ß)      2  ^»baqq^Xd   *it-X^'äA^bd   napXi,    biqqaXäfc  u^-ld  m^gäHu 

(y)      3  Aa(XyXöm^rim 

(J)      4:  (lad'X^iyA'beäu   *l6lrbit   'immt     u^'^l-xed^r  Adrää 

5  HiXbd:U  'Itlim  bändt  (FrüXälim)  bi-fbadt  'ö^'ailbt  Aa(sysäde, 
'Im-mirü  u^'im  t^^ör^i  '^it-Aä-aA^bd  Ud-X^tytexpdg. 

{i)S,Tmdiim  rabbim  —  i^  '^t'Aär*aA^bd  —  {yi)  'äT— (»)  bä-'aA^bd 

Für  Berührungspunkte  in   der  Form  der  biblischen  Liebes- 
Ueder  mit  modernen  palästinischen  Liedern  und  der  Liebespoesie 

15 


226  Sektion  V. 

der  alten   Aegypter  siehe  meine  Erklärung  des  Hohenliedes  in 
The  Book  of  Canticles  (Chicago,  1902). 

Herr  Habert  Grimme  bemerkt  Folgendes: 
Ich  bestreite  die  These  des  Herrn  Haupt,  dass  jede  Halbzeile 
des  Hohen  Liedes  (aasgenommen  2,  8 — 10.  14.  15;  4, 16«)drei- 
hebig  sei.  In  wesentlicher  üebereinstimmang  mit  E.  Sibybrs' 
nnd  N.  Sohlögl's  Skandierang  des  Hohen  Liedes  finde  ich, 
dass  neben  zahlreichen  Partien  von  Dreihebem  (wie  1,  2 — 4; 
2,  1—6;  3,  1—3;  4,  1—5,  8  ff.— 6,  1;  8,  5—7)  anch  vier- 
kebige  Partien  nichts  Seltenes  sind :  ygl.  namentlich  5,  9  ff. — 6,  2 

(mad-dödech  midd6d  haljäfä  bannääim  |  mad-död^ch  midd6d 
Ssechch&chä  hiäba^t&nu  |  dödl  ^dh  w'&döm  d&gäl  merrb&b&  |  röS6 
qsBpsem  pCz  qewu§§Oj)äu  taltalltm  |  etc.);  dass  yor  allem  aber 
ein  grosser  Procentsatz  der  Verse  des  Hohen  Liedes  fünf  hebig 
zu  messen  ist,  z.  B.  1,  9 — 17  (lasüs&pt  bericheb^  far^6  dimmipich 
ra^j&|>t  I  näwQ  Ih&j&jich  battörfm  §aww&rech  bahrüztm  etc.); 
6,  2—7  ('«^ni  jSenft  wlibbi  itt  qöl  dödi  döfSSq  |  piphi  It  '%^fi 
^'j&|>i  jön&pt  pamm&pi  etc.);  7,  2 — 11  (maj-j&f6  Cämäjich 
b4nnälim  bajp  nädib  |  hammüq^  jrechdjich  kemö  ^l&'im  m^ii 
jde  *ämmän  etc.).  Hingegen  glaube  ich  die  yon  Herrn  Hauff 
als  „ausnahmsweise  yorkommende''  Doppelzweiheber  bezeichneten 
Verse  2,  14  und  4,  lö*"  als  regelrechte  Dreiheber  auffassen  zu 
müssen  (2,  8 — 14 :  qöl  dödi  hinnd  zäe  b&  |  mdalleg  »äl  hsehh&rim  | 
mqapp6$  >al  häggb&^Op  |  döms^  dödt  li^ebi  |  'ö  lo^öfser  h^''ajj&lim 
etc.;  4,  16*:  luri  säfbn  ubö'i  pemän  da  der  hebräische  Impe- 
ratiy  yor  einem  Vokativ  nebentonig  ist).  —  Redner  stellt  sodann 
die  Frage,  warum  Herr  Haupt  z.  B.  mqappe§  tau  haggb&^öp 
ztoeih.bhig  lese,  wie  derselbe  überhaupt  Hebungsstellen  konstatiere, 
da  er  bezüglich  dieser  Eapitalfrage  nur  bemerkt  habe,  das 
hebräische  Metrum  lasse  1 — 4  Senkungen  zwischen  2  Hebungen 
zu,  könne  aber  auch  2  Hebungen  ohne  yernuttelnde  Senkung 
ertragen.  Jedenfalls  yermag  fiedner  sich  nicht  dabei  zu  beruhigen, 
dass  die  Bestimmung  der  Hebungen  auf  reinmusikalische  Er- 
wägungen hin  yor  sich  gehen  solle,  und  wartet  mit  Spannung 
darauf,  ob  die  metrischen  Regeln  des  Herrn  Haupt  in  dessen 
Ausgabe  des  Hohen  Liedes  eingehender  und  bestimmter  ausfallen. 


Sektion  V.  227 

Herr  Haupt  erwiederte  darauf,  er  habe  nicht  behauptet, 
das3  fast  alle  Halbzeilen  der  biblischen  Liebeslieder  nach  dem 
metrischen  System  des  Herrn  Grimmb  dreihebig  seien;  nach 
dem  GRiB[MB*schen  System  könnte  man  natürlich  auch  Yierheber 
und  Fünfheber  annehmen  oder  Doppelzweiheber  als  regelrechte 
Dreiheber  auffassen,  auch  noch  andere  überraschende  Entdeckun- 
gen machen.  Ob  zwischen  zwei  Hebungen  in  einem  hebräischen 
Liede  eine  oder  zwei  oder  drei  oder  vier  Senkungen  stünden, 
oder  auch  keine  unbetonte  Sylbe,  sei  für  das  Metrum  gleich- 
gültig, ebenso  wie  ein  Takt  eines  Musikstückes  aus  ganzen 
oder  halben  oder  viertel  oder  zweiunddreissigstel  etc.  Noten 
bestehen  könne;  die  Zeitdauer  eines  Taktes  bleibe  dabei  un- 
verändert. Wenn  mehrere  unbetonte  Sylben  zwischen  zwei  Hebun- 
gen stehen,  wird  der  fihythmus  lebhafter;  wenn  die  Hebungen 
näher  an  einander  rücken,  wird  der  Rhythmus  gehaltener. 
Voraussetzung  der  metrischen  Beconstruction  der  biblischen 
Liebeslieder  sei  die  Herstellung  des  Textes,  die  er  in  TAe  Book 
of  Canticles  gegeben  habe.  Es  werde  ihm  ein  besonderes  Ver- 
gnügen sein,  Herrn  Grimmb  ein  Exemplar  seiner  Arbeit  zukom- 
men zu  lassen. 

Auf  eine  weitere  Bemerkung  des  Herrn  Grimmb,  dass  man 
musikalische  Gesichtspunkte  bei  der  hebräischen  Poesie  nicht 
zur  Geltung  bringen  dürfe,  da  wir  von  der  Musik  der  alten 
Hebräer  nichts  wüssten,  stellt  Herr  Karl  Badde  fest,  dass  Herr 
EÜLUPT  von  der  Musik  der  hebräischen  Poesie  gar  nicht  geredet, 
sondern  nur  den  Takt  der  gesprochenen  Worte  mit  dem  der 
Musik,  ihren  ganzen,  halben,  viertel,  u.  s.  w.  Noten  verglichen 
habe. 


228  SelEtion  V. 


PAUL  HAUPT. 


ERLÄUTERNDE  CITATE  IM  ALTEN  TESTAMENT. 

(Aaszag.) 


In  meiner  (vor  mehr  als  elf  Jahren  veröffentlichten)  üeber- 
setzung  des  Schlussabschnitts  des  Prediger  Salomonis  ')  habe 
ich  eine  ziemliche  Anzahl  späterer  Zusätze  ausgeschieden  und 
sie  theils  als  erklärende  und  ergänzende  Glossen,  theils  als 
polemische  Einschübe,  theils  als  erläuternde  Citate  ^)  gekenn- 
zeichnet. Wir  finden  unter  den  Glossen  nicht  selten  Zusätze, 
die  nicht  von  dem  Glossator  verfasst  sind,  sondern  aus  einem 
anderen  Zusammenhange  citirt  werden.  Im  ersten  Capitel  des 
Salomonischen  Spruchbuchs  zum  Beispiel  ist  der  (in  der  griechi- 
schen Uebersetzung  noch  fehlende)  Vers  16  ein  (von  einem 
Glossator  beigeschriebenes)  erläuterndes  Gitat  aus  Jesaia  59,  7, 
während  der  folgende  Vers  17  eine  (ursprünglich  zur  Erläute- 
rung an  den  Rand  geschriebene)  sprichwörtliche  Redensart /^J^ 
Garn  ist  gestellt  jedem  Vogel)  ist,  die  ungefähr  dieselbe  Bedeu- 
tung hat  wie  unser:  Der  Krug  geht  so  lange  zu  Wasser  bis  er 
bricht  EQer  ist  später,  als  man  den  Zusammenhang  nicht  mehr 
verstand,  das  ursprüngliche  einleitende  hinni  »,  siehe"  in  xinndm 
„vergebens"  verderbt  worden,  indem  man  das  (]Ütat  auf  die 
Falle,  die  die  Gottlosen  den  Unschuldigen  stellen,  bezog,  und  nicht 
auf  die  Schlussmoral :  Wer  anderen  eine  Grube  gräbt,  fällt  selbst 
hinein,  oder  wie  es  hier  heisst:  Sie  lauern  sich  selber  auf,  sie 
stellen  sich  selber  das  Garn, 

In  den  meisten  Fällen  kann  nur  der  Zusänmienhang  einen 
Zusatz  als  Gitat  erweisen;  bei  der  überwiegenden  Gleichmässig- 
keit  der  hebräischen  Versformen  ist  ein  Gitat  nur  selten  durch 
ein  abweichendes  Metrum  kenntlich.  Die  erläuternden  Gitate 
unterbrechen  aber  häufig  den  Zusammenhang.  Ein  Gitat  beruht 
auf  einem  Vergleich,   und  jeder  Vergleich  hinkt.  Nicht  selten 


1)  Siehe  Johut  Hopkins  UniversUy  Oirculan,  Baltimore,  Jani  1891. 

2)  Z.  B.  1,  15.   18;  8,  16;  3,  20;  4,  5.  12^;  S,  2.  6it.  14«;  6.  4;  lO,  18. 


Sektion  V.  229 

illostriren  die  Gitate  nicht  den  Inhalt  des  Textes,  sondern  nur 
den  Gebrauch  eines  seltenen  Wortes  oder  eine  angewöhnliche 
Wortbedeutung,  und  häufig  sind  diese  Bandzusätze  an  einer 
falschen  Stelle  in  den  Text  gerathen.  Bisweilen  sind  wir  im 
Stande,  daraus  stichometrische  Schlüsse  auf  die  ursprüngliche 
Anordnung  der  Manuscriptcolumnen  zu  ziehen.  Ein  derartiges 
versprengtes  Citat  ist  zum  Beispiel  Vers  24  in  dem  Anfangs- 
capitel  des  Deutero-Jesaia,  das  ich  als  alttestamentliche  Probe 
für  DBuauLm's  Maristeine  (Leipzig,  1902)  übersetzt  habe.  Hier 
hat  schon  Dühm  die  Schlusszeile  des  Capitels  als  erläuterndes 
Gitat  erklärt,  wobei  er  allerdings  auch  die  Möglichkeit  offen 
lässt,  dass  lediglich  eine  müssige  Ergänzung  nach  Y.  30,  also 
Auffüllung  vorliegt.  Y.  24  erscheint  jetzt  zusammenhangslos 
hinter  der  Doppelzeile  Y.  23  und  der  Glosse  Y.  25,  die  ein 
Citat  (oder  eine  Yariante)  zu  Y.  18  darstellt.  Y.  24  ist  aber 
erläuterndes  Citat  zu  Y.  7,  wozu  ausser  dem  erläuternden  Citat 
Y.  24  auch  noch  der  Stossseufzer :  Ja,  Gras  ist  das  Volk  hinzu- 
gefugt worden  ist  und  die  theologische  Glosse:  Das  Gras  ver- 
dorrt^ die  Blume  welkt,  doch  a/uf  ewig  besteht  unseres  Gottes  Wort, 
Die  Annahme  eines  yersprengten  erläuternden  Citats  erklärt 
vielfach  die  verzweifeltsten  Stellen,  die  bisher  aller  Exegeten- 
künste  spotteten.  In  meiner  kürzlich  erschienenen  Bearbeitung 
der  biblischen  Liebeslieder  ')  habe  ich  eine  Beihe  zusammen- 
hangsloser Stellen  als  erläuternde  Citate  gefasst  (6,  12;  7,  10; 
2,  15;  1,  11;  5,  1;  8,  5.  13).  Es  versteht  sich  von  selbst, 
dass  die  Annahme  eines  Citats  die  allergenaueste  Prüfung  des 
Zusammenhangs  jeder  einzelnen  Stelle  voraussetzt.  Ich  stehe  auf 
dem  Standpunkte,  dass,  wenn  bei  einem  Bibeltexte  Unsinn 
herauskommt,  es  meistens  Schuld  der  mangelhaften  Ueberliefe- 
rung  ist,  oder  bei  Autographen  wie  den  Eeilschrifttexten  Schuld 
der  modernen  Erklärer.  Ich  predige  meinen  Studenten  bestän- 
dig, sich  bei  der  Uebersetzung  von  Eeilschrifttexten  stets  gegen- 
wärtig zu  halten,  dass  die  Yerfasser  nicht  alle  blödsinnig  waren. 
Manche  meiner  assyriologischen  Collegen  haben  sich  das  nicht 
immer  klar  gemacht  —  vestigia  terrent!  Es  ist  in  gewissen  Krei- 


1)  Paul  Haupt,   The  Book  of  Cantielet  (Chieago,  1902);   vgl.  Hebraiea,   18, 
193-246;  19,  1—68;  Jourmd  of  Bidlical  LUeraiure,  81,  61—78. 


230  Sektion  V. 

sea  Sitte,  jede  nicht  gradezu  unverständliche  Uebersetzung  als 
unerlaubt  firei  zu  bezeichnen  ^),  ebenso  wie  manche  Stockphilo- 
logen jeden  Vortrag  und  jede  Arbeit,  die  nicht  durchaus  unin- 
teressant sind,  als  unwissenschaftlich  brandmarken.  Desgleichen 
wird  jeder  Yerbesserungsversuch  überlieferten  Unsinns  yiel&ch 
als  subjective  Willkür  hingestellt.  Die  vorsichtige  Zurückhaltung 
beruht  aber  nicht  selten  nur  auf  einer  gewissen  geistigen  Ge- 
nügsamkeit.  Eine  sogenannte  wörtliche  Uebersetzung  ist  häufig 
nur  eine  Art  Umschrift  des  Originals,  die  mit  den  landläufigen 
Hilfsmitteln  nicht  allzuviel  Kopfzerbrechen  erfordert,  und  was 
die  subjective  Willkür  anbetrifft,  so  bekenne  ich  mich  zu  dem 
Princip,  dass  das  wahrscheinlich  nichtige  allemal  besser  ist  als 
das  sicher  Falsche  ^).  Nur  auf  diesem  Wege  können  wir  vor- 
wärts kommen. 

Herr  Ed.  König  bemerkt:  Ich  muss  daran  Anstoss 
nehmen,  dass  Herr  Haupt  die  Stellen,  welche  nach  seinem  Vor- 
trag z.  B.  innerhalb  des  Buches  Jesaja  sekundär  sein  sollen,  als 
„Citate"  bezeichnet  hat.  Denn  unter  diesem  Ausdruck  versteht 
man  doch  entweder  solche  Bestandteile  einer  Darstellung,  die 
ausdrücklich  auf  einen  andern  Urheber  zurückgeführt  werden 
(Num.  21,  27  etc.;  1  Kön.  8,  29;  16,  34  etc.;  22,  28*  etc.), 
oder  solche  Sätze,  die  als  Aussprüche  eines  andern  beianut  sind 
und  als  sogenannte  geflügelte  Worte  gebraucht  werden,  wie 
z.  B.  die  Worte :  JFir  Deutschen  fürchten  Gott  und  sonst  niemand. 
Solche  Sätze  habe  ich  richtig  als  „litterarische  Parallelen''  in 
mein  System  der  „Stilistik,  Bhetorik,  Poetik  in  Bezug  auf  die 
biblische  Litteratur  komparativisch  dargestellt"  (1900),  S.  82 
einreihen  zu  können  gemeint.  Aber  bei  solchen  Sätzen  der  zwei- 
ten Art  muss  der  betreffende  Ausspruch  doch  mindestens  in 
zwei  Stellen  des  Alten  Testaments  vorkommen«  wie  z.  B. :  der 
aiugiesst  Verachtung   über  Vornehme  (Ps.  107,  40a  und  Hi.  12, 


1)  Vgl.  meine  Bemerkungen  über  die  Uebenetzung  des  babylonischen  Nimrod- 
Epos  im  Journal  of  ihe  Ameriean  OrientiU  Society,  Q9,  9. 

2)  Vgl.  meine  Ankündigung  der  ersten  Lieferang  meiner  polychromen  Aasgabe 
des  Alten  Testaments  im  Journal  of  ihe  American  Oriental  Society,  lO,  IX  {Fto. 
ceedings,  April  1893). 


Sektion  V.  231 

21a),  niid  dann  ist  die  Frage  zu  entscheideni  welche  von  beiden 
Stellen  die  originale  ist.  Soweit  also  Herr  Haüft  einen  älteren 
Fundort  der  von  ihm  in  Anspruch  genommenen  Sätze  aufzeigen 
kann,  darf  er  auch  in  Bezug  auf  sie  von  ^Citaten"  sprechen. 

Herr  Haupt  erwiederte  darauf:  Es  ist  mir  selbstver- 
ständlich nicht  eingefalleni  alle  späteren  Zusätze  im  Alten 
Testamente  als  Gitate  zu  bezeichnen.  Ich  wende  diese  Bezeich- 
nung nur  auf  solche  Randglossen  an,  die  offenbar  nicht  von 
dem  betreffenden  Glossator  verfasst,  sondern  aus  einem  anderen 
Schriftstück,  oder  aus  dem  Gedächtniss,  citirt  und  zur  Erläu- 
terung beigeschrieben  worden  sind.  Dabei  wird  es  natürlich 
häufig  vorkommen,  dass  diese  Gitate  in  den  uns  vorliegenden 
Büchern  des  Alten  Testaments  sich  sonst  nicht  weiter  finden, 
und  dass  vor  Allem  die  Quelle  dieser  Zusätze  nicht  mehr  nach- 
gewiesen werden  kann.  Ps.  126,  5  z.  B.  ist  ein  solches  Citat, 
das  sich  schon  durch  sein  abweichendes  Metrum  von  dem  fol- 
genden Verse,  dem  es  zur  Erläuterung  beigeschrieben  war, 
abhebt.  Vers  3  dagegen,  am  Schluss  der  ersten  dreizeiligen 
Strophe  dieses  Gedichts,  ist  nur  eine  erklärende  Glosse,  aber 
nicht  ein  erläuterndes  Citat.  Wenn  Jemand  in  einen  Leihbiblio- 
theksband Sic  tra/nsit  gloria  mundi  oder  Honni  soit  qui  mal  y 
pense  an  den  Rand  schreibt,  so  sind  das  Gitate,  wenn  auch  nicht 
geflügelte  Worte  nach  der  Definition  Walter  Robbbt-tornow's 
(vgl.  BOOHMANN*^  XXV  und  XXVH),  da  der  literarische  Ur- 
sprung dieser  Aussprüche  nicht  festgestellt  werden  kann.  Derar- 
tige Zusätze  sind  ganz  anderer  Art  als  die  Randglossen  Wm 
für  ein  Stil/  oder  JFie  alöemf,  die  man  nicht  selten  in  Ro- 
manbänden, besonders  auf  gewissen  Passagierdampfem  findet; 
vgl.  dazu  die  kritischen  Noten  zu  Jesaia  (S.  81,  Z.  18)  und 
Könige  (S.  137,  Z.  28)  in  meiner  polychromen  Ausgabe  des 
Alten  Testaments. 


232  Sektion  V. 

PAUL  HAUPT. 

TAR8I8. 
(A^utzag.) 


iarsis,  der  biblische  Name  SüdspanienB  ^),  ist  ein  Bemitiflches 
Worti  das  Bergbau,  insbesondere  Aufbereitung ')  bedeutet.  Der 
Stamm  raidf,  von  dem  TariU  abgeleitet  werden  muss,  bedeutet 
an  zwei  Stellen  des  Alten  Testaments  zerscUagen,  kurz  und  klein 
schlagen  (Jer.  5,  17;  Mal.  1,  4)  und  (in  einer  Glosse  zu)  Amos 
6,  11  finden  wir  das  Substantivum  rKUtm  „Trümmer"  in  der 
ungenauen  Schreibung  ri^isim ').  Im  Syrischen  bedeutet  raS(i) 
ifZerschlagen,  zerstampfen,  zerreiben";  davon  mdrid^)  ,,Beibe- 
keule,  Pochstempel,  Stampfe'*;  in  der  Syro-Hexapl.  steht  es 
far  das  hebräische  iM  „Stampfe",  Prov.  27,  22:  Wenn  du  einen 
Narren^)  zerstampftest  (im  Pochtrog  inmitten  der  Erzgraupen) ^) 
mit  dem  PocAstempel,  so  könntest  du  seine  Narrheit  doch  nicht 
ausscheiden.  Die  Stelle  bezieht  sich  natürlich  auf  einen  Poch  trog, 
nicht  auf  einen  Mörser;  beim  2ierstampfen  in  einem  Mörser 
kann  nichts  ausgeschieden  werden. 


1)  Der  Name  Thartii  ist  in  neuerer  Zeit  den  Kapferbergwerken  nördlich  von 
Haelva  beigelegt  worden.  Der  Versnch  (Habting's  JHeti<mary  of  ihe  Biile,  4, 686), 
TarHi  mit  den  Etrnskem  (Ti/p^-ifvo/)  in  Verbindung  zu  bringen,  ertcheint  mir  Ter- 
fehlt.  Vgl.  auch  Proceedingt  of  the  Society  of  Biblical  Jrehaology,  lO,  140. 

8)  Englisch :  dretting  (or  eoncentraium)  of  oret^  insbesondere  »paUing,  In  Com- 
wall  nennt  man  das  Zerschlagen  der  grossen  zu  Tage  geförderten  Erzstücke  (Wände) 
mit  Hämmern  (Ausschlag-  oder  Scheidefönatel,  engl.  aptUling •hämmert)  auch  eohbing, 

8)  Vgl.  auch  arab.  rdsta,  das  „graben"  und  „begraben"  bedeutet  (woTon  raet 
„ein  verfallener,  unter  Steintrümmem  begrabener  Brunnen"). 

4)  Syr.  märlä  (für  märreiä)  ist  eine  Form  wie  m^lä  „Eintritt"  oder  md^md 
„Kochkessel",  d.  h.,  eine  Analogiebildung  nach  den  Stämmen  primae  »;  darauf  be- 
ruht auch  der  Wegfall  des  ersten  /  in  mdmlä  „Rede"  und  mdtld  „Obdach"  sowie 
des  ersten  q  in  märqd  Jud.  8,  28;  Tgl.  OESiNnis-KAUTzsoH  *"*,  ^  67,  g,  Fussnote  1. 

6)  D.  h.,  einen  OoUloten;  vgl.  Jes.  88,  5;  Psalm  14,  1. 

6)  Grossere  bei  der  Aufbereitung  ausgeschiedene  Erzkörner  nennt  man  noch  heut- 
zutage Graupen  oder  Orämplei  insbesondere  spricht  man  von  Zimigraupen,  In  der 
Stelle.  Sam.  17,  19  dagegen  bedeutet  ripoi  „Weizen-  oder  Oerstengraupen"  (griech. 
}kk^tra,  lat.  polenia);  vgl.  aram.  ripiä  (Plur.  rtptn)  „Brot"  und  das  arabische 
denominative  Verb  um  räfaia  „in  kleine  Stücke  brechen". 


Soktion  V.  233 

Die  Angaben  der  Alten  über  den  Namen  Tartessua  sind  sehr 
abweichend.  Die  Bezeichnung  TariU  „Aufbereitung(8ort)"  ^) 
konnte  natürlich  verschiedenen  spanischen  Oertlichkeiten  beige- 
legt werden,  an  denen  die  den  Erzen  beigemengten  nutzlosen 
Bestandtheile  vor  der  Verschiffung  nach  Palästina  ausgeschieden 
wurden.  Auch  dass  der  Name  hauptsächlich  an  dem  alten  Bätis- 
flusse,  dem  heutigen  Guadalquivir  haftet,  ist  erklärlich:  von 
den  Transportschwierigkeiten  zu  Lande  ganz  zu  geschweigen, 
ist  Wasser  für  die  Aufbereitung  unentbehrlich.  Abgesehen  von 
1.  Eon.  22,  49,  wo  TariU  auf  einem  irrigen  Zusatz  beruht, 
müssen  wir  annehmen,  dass  die  im  Alten  Testament  erwähnten 
Tarsis-Schiffe  wirklich  nach  Tarsis,  das  heisst  nach  dem  südspa- 
nischen  Bergwerksgebiete  fuhren  ^). 

An  mehreren  Stellen  werden  besondere  Edelsteme  van-  Tartis 
erwähnt ').  Gewöhnlich  sagt  man,  die  griechische  Bibel  gebe 
Tarsis  durch  Chrysolith  wieder,  und  das  sei  nach  Plinius  der 
Topas.  Die  angezogene  Pliniusstelle  weist  aber  auf  Zinnober- 
krystalle  aus  den  berühmten  Quecksilbergruben  von  Almaden 
hin.  Plinius  37,  126  sagt  von  den  Chrysolithen,  die  besten 
seien  die,  welche,  wenn  sie  mit  Gold  zusammengebracht  wür- 
den, das  Gold  wie  Silber  erscheinen  Hessen,  (optumae  sunt  quae 
in  conlatione  aurum  cMicare  quadam  argeiUi  fade  coguni).  Das 
beruht  natürlich  auf  dem  hohen  Quecksilbergehalt  des  Zinnobers 
(über  86  ^/g).  Auch  anthrax,  das  die  griechische  Bibel,  Ezechiel 
10,  9,  für  Tarsis  bietet,  wird  im  Sinne  von  Quecksilbererz, 
woraus  Zinnober  gewonnen  wird,  gebraucht.  Plinius  33,  118 
sagt,  dass  die  Bömer  Zinnober  fast  ausschliesslich  aus  Spanien 
bezogen,  und  die  beste  Sorte  kam  aus  Sisapo,  den  heutigen 
Quecksilbergruben  von  Almaden,  nördlich  von  Cordova;  die 
reinsten  Varietäten  des  Zinnobers  seien  cochenilleroth  (sincero 
cocci  nitor  esse  debet,  Plin.  33,  121). 

Plinius  nennt  den  Zinnober  minium,  worunter  wir  jetzt  rothes 
Bleioxyd  oder  Mennige  verstehen.  Ebenso  gebrauchten  die  Alten 


1)  Eogl.  dresting'ßoor  oder  tpalUnp'Jloor. 

2)  Vgl.  S.  119  der  kritUohen  Noten  zu  den  Königen  in  meiner  polychromen  Ant- 
gabe  des  Alten  Testaments. 

8)  Exod.   88,   20;    89,  18;  Ezech.  1,  16;  lO,  9;  538,  18;  Uoheslied  S,  14; 
Dan.  lO,  6. 


234  Sektion  V. 

den  Namen  Hyacinth,  der  jetzt  eine  rothe  Varietät  des  Zirkons 
bezeichnet,  für  den  Halbedelstein  Amethyst,  während  Amethyst 
bei  ihnen  den  orientalischen  Amethyst,  d.  h.  den  kostbaren 
violetten  Rubin  (Amethystsaphir)  bedeutet,  und  unter  Saphir 
verstanden  sie  den  Lasurstein,  den  sie  fast  ausschliesslich  aus 
den  berühmten  Minen  von  Badachsch&n  an  der  Nordostseite  des 
HindukuBch  erhielten  ').  Asarhaddon  nennt  den  Lapislazuli-Berg 
Biin  und  sagt,  dass  er  im  fernsten  Medien  gelegen  sei.  Das 
Bikn-3ebirge  wird  wiederholentlich  als  die  äusserste  Ostgrenze 
angegeben  und  kann  unmöglich  mit  dem  Demavend  identificirt 
werden  ').  Asarhaddon  drang  schon  so  weit  noch  Osten  vor  wie 
dreihundert  Jahre  später  Alexander  der  Grosse.  Asarhaddon 
nennt  den  Landstrich  am  Lapislazuli-Berge  Patuf-arra  und  giebt 
auch  die  Namen  zweier  Herrscher  dieser  Gegend  an:  ^iirpama 
und  Epama.  Ferner  erwähnt  er  in  diesem  Zusammenhange 
Uppia^  den  Herrn  der  Stadt  Pariakka;  Zanasana,  den  Herrn  der 
Stadt  Partukka;  und  Ramatea^  den  Herrn  der  Stadt  Urakazabama  '). 
Die  Strophe  in  den  alttestamentlichen  Liebesliedem,  wo  das 
Mädchen  bei  der  Schilderung  der  Schönheit  ihres  Geliebten  sagt : 

Seine  Arme  sind  goldene  Rollen,  beBetzt  mit  Tanissteinen ; 

Sein  Leib  ist  ein  Elfenbeinkanstwerk,  eingelegt  mit  blaaem  Saphir 

bedeutet :  Seine  (von  der  Sonne  gebräunten)  bronzefarbigen  Arme 
sind  mit  Zinnoberroth  tätowirt,  während  sein  (vor  der  Sonne 
geschützter)  elfenbeinfarbiger  Leib  mit  Lasurblau  (oder  ultra- 
marin) tätowirt  ist.  Die  Sitte  des  Tätowirens  muss  unter  den 
Semiten  schon  in  sehr  alter  Zeit  bestanden  haben.  Wir  finden 
verschiedene  Hinweise  darauf  im  Alten  und  Neuen  Testamente. 
Auch  das  Kainszeichen,  das  der  Herr  dem  Brudermörder  gab, 
damit  ihn  Niemand  erschlagen  sollte,  war  ein  tätowirtes 
Stammeszeichen  *). 

1)  Siehe  Johns  Hopkim  Umpenity  Circulars,  Jali  1894,  S.  112. 

2)  So  WiNCKLSB,  Qetehiehte  BabyUmieni  und  Ätsyriens  (Leipzig,  1892),  S.  270; 
Roo£BS,  Uittory  of  Sabyhnia  and  Astyria  (New  York,  1900),  8,  287;  Ygl.  Hebraiea, 
4,  109. 

8)  Vgl.  za  diesen  arischen  Namen  Ed.  Meyer,  OeaehiehU  des  Alterthunu,  8,  42 
(Stattgart,  1898).  Es  ist  dabei  za  beachten,  dass  i  zar  Zeit  Asarhaddons  (681—669) 
s  gesprochen  warde,  and  s  amgekehrt  i ;  siehe  meinen  Aufsatz  The  pronuneiaiian 
of  tr  in  Old  Pertian  in  den  Johns  Hopkins  üniversiiy  dreuiars,  Aagust  1887. 

4)  Vgl.  Haupt,  The  Book  of  Canticles  (Chicago,  1902),  S.  41. 


Sektion  V.  235 

Herr  Julius  Oppert  bemerkt,  dass  nach  den  von  Strabo 
überlieferten  Berichten  des  Megasthenes  Nebuchadnezar  Afrika 
durchzogen  und  bis  nach  Spanien  vorgedrungen  sei.  Es  sei 
dieses  freilich  ziemlich  weit,  aber  die  Sage  habe  doch  bestanden. 
Es  sei  zu  wünschen,  dass  die  deutsche  Expedition  in  Babylon 
die  fast  ganz  fehlenden  historischen  Inschriften  des  gewaltigen 
babylonischen  Herrschers  wiederfinde,  wodurch  wir  dann  genauere 
Auskunft  über  die  historische  Grundlage  dieser  üeberlieferung 
erhalten  würden. 


KARL  BUDDE. 


DIE  UEBERSCHRIFT  DES  BUCHES  JERBMIA. 


Von  der  Ueberschrift  des  Buches  Jeremia  Cap.  I,  1 — 4  geht 
y.  1  auf  eine  Mehrheit  Ton  Worten,  v,  2  auf  ein  einzelnes,  v. 
3  wieder  auf  eine  Mehrheit,  während  v.  4  das  einzelne  Wort 
einleitet,  das  in  y.  5  ff.  niedergelegt  ist.  Wenn  so  sachlich  y.  1 
und  8  einerseits,  y.  2  und  4  anderseits  zusammengehören,  so  yermag 
doch  keines  dieser  Paare  auf  eigenen  Füssen  zu  stehn.  Das  Paar 
y.  2  und  4,  das  die  Voraussetzung  grösserer  Ursprünglichkeit  für 
sich  hat  und  seinen  festen  Halt  an  y.  5  ff.  findet,  beginnt  mit 
einem  Belatiysatz,  der  ohne  y.  I  in  der  Luft  schwebt,  und  wie- 
derum yerlangt  das  ^n^l»  mit  dem  y.  3  beginnt,  yor  sich  y.  2 

mit  seinem  xhH  nilT»  "IDI  rr^n  "lÄ^g.  Hier  yersagt  also,  um  land- 

läufige  Begriffe  anzuwenden,  die  Quellentheorie,  and  man  kann 
sich  daher  nicht  wundern,  dass  man  es  statt  dessen  mit  der 
Ergänz angstheorie  yersucht  hat.  Viele  neuere  Ausleger  erklären 
y.  3  einfach  für  einen  Einschub,  y.  1.  2.  4  für  den  ursprüng- 
lichen Bestand.  Aber  auch  das  ist  nicht  möglich;  denn,  wie 
schon  gesagt,  leitet  y.  1  mit  seinem  Tl^üyi  n3T  nicht  eine  ein- 
zelne, sondern  eine  unbestimmte  Mehrzahl  yon  Beden  ein, 
während   der  Belatiysatz  y.  2  nur  auf  eine  einzige  Bede  fuhrt. 


236  Sektion  V. 

ohne  Zweifel  die  in  v.  5  ff.  enthaltene,  sodass  das  ganze  übrige 
Kapitel  gleichsam  in  einem  Relativsatz  bestände,  über  den 
hinweg  die  üeberschrift  injD^^.  ^131  auf  den  nachfolgenden  Zu- 
sammenhang hinwiese.  Hätte  der  ursprüngliche  Verfasser  der 
Üeberschrift  beabsichtigt,  y.  1.  2.  4  auf  einander  folgen  zu  las- 
sen, so  hätte  y.  2  mindestens  lauten  müssen  „an  den  das  Wort 
Jahwes  zum  ersten  Male  erging  u.  s.  w.";  sollte  auch  y.  3  mit 
eingeschlossen  werden,  so  brauchte  es  nur  zu  heissen  „an  den 
das  Wort  Jahwes  erging  vom  dreizehnten  Jahre  des  Königs  Jona 
an  bis  u.  s.  w."  Der  überlieferte  Wortlaut  dagegen,  „an  den  das 
Wort  Jahwes  erging  in  der  Zeit  Josias,  im  13.  Jahre  seiner 
Regierung",  verbindet  sich  weder  mit  y.  3  noch  mit  y.  1. 
Und  dennoch  bildet  gerade  dieser  Vers  den  festesten  Bestand 
der  ganzen  Üeberschrift,  eben  weil  es  nicht  lautet  wie  in  25,  3, 
T\W  mi&^3^"t&6tS^Q.   Die   einfache   Abhülfe  für  diese  Schwierigkeit 

bietet  LXX  mit  ihrem  einstimmig  bezeugten  To  '^^yt»ot  rou  dfoS 
S   iyivsTo  iv)  ^UpsfAiotv  xtA.,  das  ist  hebräisch  n^H  y^^,  nin*'  13T 

•  •  •      •  • 

tn  inpi^-^iJ.   Denn  dass  roh  &ww  nicht  U'^rbm  oder  D'^rft^t  Bon- 

dern  mn^  wiedergibt,  beweist  y.  2,  wo  ebenfalls  x6yoQ  rou  ^eov 
dem  iVliV  lQr\  entspricht,   nur  dass   eine   Anzahl   Handschriften 

unter  Führung  des  Marchalianus  (XII.  Q)  nach  MT  Kuplov  oder 
Tou  Kupiou  korrigieren.  So  gelesen  verbindet  sich  y.  1  wirklich 
mit  y.  2  und  v.  4,  sodass  mit  Ausscheidung  des  ungeschickt 
angehängten  y.  3  eine  Üeberschrift  gewonnen  wird,  die  nur  die 
Berufungsrede  in  5  ff.  einfahrte.  Für  die  Lesart  der  LXX  spre- 
chen aber  auch  sonst  alle  Gründe  zugleich.  Es  ist  zunächst  gar 
nicht  abzusehen,  was  die  LXX  oder  ihre  Vorlage,  die  sich  sonst 
durch  bedeutend  kürzeren  Wortlaut  auszuzeichnen  pflegt,  zu 
dieser  Vermehrung  hätte  veranlassen  soUen.  Die  Bedenken,  die 
zu  Anfang  geäussert  wurden,  liegen  viel  zu  tief,  als  dass  sie 
den  Anlass  dazu  könnten  gebildet  haben,  während  anderseits 
der  Zusammenstoss  des  liTDT'^ij^  n^n  1l|^S.  miT'  "13T  mit  v.  2a  von 

einer  Besserung  dringend  würde  abgemahnt  haben.  Aber  weiter 
ist  auch  mit  diesem  Satze  die  eigentlich  massgebende  Form  der 
Üeberschrift  oder  des  Eingangs  für  prophetische  Bücher  gege- 
ben, wie  Hosea,  Joel,  Micha,  Zephanja  sie  bieten  und  Hesekiel 
sie  höchst  wahrscheinlich  früher  geboten  hat.  Sicher  später  ist 


Sektion  V.  237 

die   pTD  —  Form  von  Jesaja,  Obadja,  Nahum,  die  H'i&ü  —  Form 

von   Habakok  und  Maleachi.  Für  die  Form  VWT,  ^.31  kann 

•  •  •       • 

man  sich  ja  auf  das  Buch  Arnos  berufen^  aber  auch  nur  auf 
dieses.  Lagegen  fallt  schwer  ins  Gewicht  der  Sprachgebrauch 
des  Buches  Jeremia.  Zwar  beruft  sich  Duhm  für  die  Bezeich- 
nung von  Weissagungäworten  als  „Worte  Jeremia's"  auf  36,  4. 
10.  27  ff. ;  aber  v.  4  lautet  „alle  Worte  JahweSf  die  er  zu  ihm 
geredet",  in  v.  27  ff.  findet  sich  nur  „die  Worte,  die  er  ge- 
schrieben", „die  früheren  Worte",  „die  Worte  des  Buches", 
„viele  Worte  wie  jene".  Nur  einmal,  in  v.  10,  heisst  es,  nach- 
dem der  unmissverständUche  v.  4  vorausgegangen,  „Baruch  las 
aus  dem  Buche  alle  Worte  Jeremias",  aber  sogleich  in  v.  11 
wieder  „alle  Worte  Jahwes  aus  dem  Buche".  Ueberschriften 
einzelner  Stücke  lauten  fast  durchgängig,  im  ganzen  12  mal 
(7,  1.  11,  1.  18,  1.  21,  1.  25,  1.  30,  1.  32,  1.  34,  1.  8.  35,  1) 
nVT'  mQ  in;9T"^et  n;r|  l^ß  in-jn ;  Einleitungen  lauten  regelmäs- 
sig ^^^  "^Ti^  "^31  VI  oder  in;9T"^K,  im  ganzen  20  mal.  Beide 
Formeln  entsprechen  also  der  G-estalt  der  LXX,  nur  dass  bei 
der  ersten  Offenbarung  und  zu  Anfang  des  Buches  das  Hin^  IS"! 

nachdrücklich  voransteht. 

Mit  der  Annahme  der  Lesart  der  LXX  und  der  Streichung 
von  V.  3  ist  freilich  noch  nicht  alles  getan.  Wie  schon  ange- 
deutet, stösst  sich  \a  nach  LXX  mit  2a  nach  beiden  Texten, 
zwar  nicht  sachlich  aber  doch  der  Form  nach.  Der  Relativsatz 
vjp^}  Din^  131  njn  1^8  ist  völlig  überflüssig,   sobald  man  v.  1 

nach  LXX  Hest.  Vielleicht  liegt  darin  der  Grund  für  die  höchst 
auffallende  Thatsache,  dass  die  meisten  Ausleger,  ich  nenne  als 
die  neuesten  Gibsbbrbcht,  Gornill,  Duhm,  die  Lesart  der  LXX 
nicht  einmal  erwähnen,  geschweige  denn  in  Erwägung  ziehen. 
Aber  sicherlich  verdient  die  knappe  Fassung  von  v.  1  LXX 
den  Vorzug  vor  dem  nachhinkenden  Relativsatz  2a«,  und  als 
ursprüngliche  Gestalt  der  üeberschrifl  —  ich  übergehe  li  — 
kann  man  getrost  herausschälen:  „Das  Wort  Jahwes,  das  an 
Jeremia,  Hilkia's  Sohn,  erging  in  den  Tagen  Josia's  des  Königs 
von  Juda,  im  13.  Jahre  seines  Königtums".  Fragen  kann  man 
nur,  wie  2a  a  hinzugekommen  sein  mag.  Darauf  bleiben  mehrere 
Antworten  möglich.  Scheinbar  am  nächsten  Uegt  die  Annahme, 


238  Söktion  V. 

dass  zuerst  la  ot  in  das  blosse  in^PT.  n?1  verstümmelt  und 
dann  das  verloren  Gegangene  durch  den  Relativsatz  2a  x  ersetzt 
wurde.  Dann  aber  muss  man  annehmen^  dass  2a  a  in  LXX 
erst  später  nachgetragen  wurde.  Oder  es  wurde  zuerst  2a  x  ein- 
getragen, sei  es  als  Stütze  für  den  Zusatz  v.  3,  sei  es,  weil  die 
Erläuterungen  zu  dem  Namen  Jeremia  durch  Zusätze  einen 
derartigen  Umfang  angenommen  hatten,  dass  eine  Wiederauf- 
nahme von  \aa  erwünscht  erschien.  Nimmt  man  das  Letztere 
an,  so  darf  man  in  la  «  MT  einen  weiteren  beabsicAti^len  Schritt 
sehen,  durch  den  die  Tautologie  wieder  beseitigt  und  zugleich 
V.  1  in  üebereinstimmung  mit  dem  Zusatz  v.  3  zu  einer  Ueber- 
schrift  für  das  ganze  Buch  erweitert  wurde.  Auf  die  Fragen 
einzugehn,  die  sich  an  den  letzteren  Vers  für  sich  genommen 
anknüpfen,  fehlt  die  Zeit. 

Als  Ergebnis  des  Gesagten  ist  festzustellen,  dass  das  Buch 
Jeremia  ursprünglich  keine  Buchüberschrifb  hatte,  sondern  ein- 
fach mit  der  Beruf ungsoffenbarung  begann  und  an  sie  die 
weiteren  Gottesworte  anknüpfte.  Indem  aber  so  für  die  Berufung 
die  ursprünglichste  Form  der  üeberschrift  hergestellt  ist,  föUt 
jede  Möglichkeit  fort,  schon  aus  der  Form  der  Üeberschrift 
Schlüsse  gegen  die  ürsprünglichkeit  der  Berufungsrede  zu  ziehen, 
wie  das  Duhm  neuerdings  getan  hat. 

Zum  Schlüsse  sei  erwähnt,  dass  mit  Ausnahme  der  Ausschal- 
tung von  V.  2a  »  alles,  was  ich  heute  geboten  habe,  bereits  im 
Jahre  1841  von  Fardinand  Hitzig  aufgestellt  ist.  Nirgends  aber 
habe  ich  seit  jener  Zeit  eine  Spur  davon  gefunden  ausser  bei 
Nathanibl  Schmidt  in  Gheyne's  Encyclopsedia  Biblica.  Er 
erwähnt  die  Lesart  der  LXX  und  billigt  sie,  bietet  dann  aber 
für  V.   2  mit  der  Korrektur  in;jDT"^S  für  xh^  eine  unbefriedi- 

gende  Lösung,  die  nur  neue  Schwierigkeiten  schafft. 

Herr  Paul  Rüben  bemerkt,  dass  er  mit  Herrn  Bubdb 
ganz  darin  übereinstimme,  dass  Jeremia  I,  1  und  I,  3  eng 
zusammengehören . 

In  Erwiderung  auf  die  von  Herrn  Samuel  Kranss  in 
der  Diskussion  gemachten  Einwendungen  stellt  Herr  Bndde 
zunächst  fest,  dass  er  die  Echtheit  des  DIDj;  v^31  Am.  1,  1  nie 


Sektion  V.  239 

bezweifelt  habe,  sodann,  dass  die  verschiedene  Uebersetzung 
desselben  rnn^  121  durch  rh  piifi»  roü  diou  in  v.  1,  i  A^yo^  rou 
btou  in  y.  2,  vgl.  v.  4  u.  s.  w.,  zwar  einer  besonderen  Erklä- 
rung bedürfe,  gegen  die  vorgetragene  Ansicht  aber  nicht  könne 
eingewandt  werden. 

[Während  der  Vorbereitung  zum  Druck  fugt  er  noch 
hinzu,  dass  sich  in  jener  verschiedenen  uebersetzung  vielleicht 
das  Streben  offenbart,  v.  1,  anders  als  v.  2  und  4,  auf  das 
ganze  Buch  zu  beziehen,  ein  Streben,  das  in  MT  geradezu  in 
einer  Textänderung  zur  Geltung  gekommen  ist.] 


G.  KLEIN. 


U£B£R  DAS  BUCH  DANIEL. 
(ErgebniBBO  aus  den^  Vortrag«.) 


An  dem  Yerzweiflungskampf  der  Juden  gegen  die  Syrer 
haben  auch  die  Ghasidim  teilgenommen  (I  Makk.  2,  42).  Einer 
der  ihrigen  charakterisiert  die  religiöse  Begeisterung  dieser 
Frommen  mit  den  Worten:  Erhebung  Gottes  in  ihrer  Kehle  und 
schneidiges  Schwert  in  ihrer  Rechten  (rp  149).  Sie,  die  Friedferti- 
gen, haben  jetzt  zur  Waffe  gegriffen,  denn  es  galt,  das  Heiligste 
zu  verteidigen:  ihre  Religion,  oder  um  mit  dem  Psalmisten  zu 
sprechen :  es  galt  den  Kampf  für  das  Beich  Gottes.  Vgl.  t^  145. 
Diese  „Beichsverkündigung*'  bildet  das  Hauptthema  des  Daniel- 
buches (vgl.  Dan.  2,  44;  3,  33;  4,  31;  6,  27;  7,  14,  28  mit 
t^  145).  Wer  aber  wird  der  Mittler  in  diesem  Beich  sein?  Der 
Verfasser  des  siebenten  Gap.  in  Daniel  erwartet  „mit  den  Wol- 
ken des  Himmels"  ^^h  133.  Er  bedient  sich  dieses  unbestimm- 
ten Ausdrucks,  um  den  Makkabäern  den  Weg  zum  Throne  David's 
zu  bahnen.  Und   das  war  um  so  leichter,  weil  es  zur  Zeit  des 


240  Sektion  V. 

syrischen  Druckes  keinen  Davididen  gab,  der  Ansprach  auf  die 
Krone  David's  hätte  machen  können. 

Dieses  Titels  „Menschensohn"  bedient  sich  später  auch  Jesus, 
weil  auch  er  kein  Nachkomme  David's  war. 

Dan.  11,  20  wird  auf  Seleucus  und  auf  seinen  Finanz- 
minister Heliodorus  bezogen.  Eine  wichtige  Parallele  bietet 
Sacharja  9.  8.  ^)  Steht  es  fest,  dass  wir  den  Noges  in  Daniel 
mit  Heliodorus  identificieren  müssen,  so  wird  das  auch  für  den 
Noges  in  Sacharja  gelten.  lieber  den  Plünderung^versuch  des 
Heliodorus  vgl.  2  Makk.  3,  24;  36—39,  bes.  V.  36;  da  wird 
Yon  Heliodorus  berichtet:  'E^sfiapriipst  ii  icoivtv  ivep  fv  ir* 
!\l/iy  TsbsafJLhoQ  Ipyx  rov  fieylvrov  Beou.  Hierauf  bezieht  sich 
Sach.  9,  8;  "»yyn  ''n'>i<1  rw  '»D.  Heliodorus  wird  hier  nämlich 
redend  eingeführt,  der  laut  der  citierten  Stelle  es  allen  bezeugte, 
was  er  mit  eigenen  Augen  geschaut  hatte.  Auf  dieses  Ereigniss  be- 
zieht sich  aber  auch  Dan.  11,  20.  Für  n^VO  lies:  T  üüVO  und 
streiche  vh\  Aus  der  aramäischen  Vorlage  pTn  vb\  oder  aus 
dem  folgende  welobe-milchamah  ist  vh)  in  den  Text  gekommen. 
Der  Sinn  des  Verses  ist  dieser:  in  wenigen  Tagen  wird  Helio- 
dorus ohne  Hand  und  ohne  Krieg,  d.h.  nicht  durch  Menschen 
gezüchtigt  werden. 

Es  heisst  nicht  vrD\  sondern  I3tt^.  Nur  dieser  Ausdruck 
passt  auf  die  Züchtigung,  die  ihm  nach  2  Makk.  3,  26  geworden. 

Es  wird  darauf  Gewicht  gelegt,  den  Götzen  oder  den  Götzen- 
altar mit  dem  Ausdruck  „Schikkuz"  zu  bezeichnen.  Das  ge- 
schieht aus  dem  Grunde,  weil  der  Zahlenwert  dieses  Wortes 
die  Richtigkeit  der  Berechnung  der  sieben  Jahrwochen  bestätigt: 
Y^yff  =  490. 

Die  eschatologische  Darstellung  in  der  Apokalypse  Johannis 
ist  von  Daniel  abhängig.  So  wird  wohl  auch  der  Name  des 
Tieres  Daniel  entlehnt  sein.  Von  welchem  Tiere  aber  kann  das 
Wort  des  Apokalyptikers  gelten :  „und  die  das  Bild  des  Tieres  nicht 
anbeten,  sollen  getötet  werden"?  (13,  15).  Von  keinem  anderen 
Kaiser  weiss  die  Geschichte  dergleichen  zu  erzählen  als  von 
Galigula.  Aus  diesem  Grunde  wird  wohl  nur  er  und  kein  ande- 


1)  Nach  Wkllhausem,  dem  ich  mich  anschlieue,  sind  die  Capp.  Sach.  9 — 14 
gleichzeitig  mit  dem  Bach  Daniel  oder  etwas  später  yerfasst. 


Soktion  V.  241 

rer  den  Namen  seines  Vorgängers,  des  Antiochus,  erhalten  haben. 
Und  in  der  Tat,  rechnen  wir  den  Zahlenwert  eines  Menschen 
und  den  des  Tieres  zusammen,  so  erhalten  wir  den  Namen -des 
Oajas  verbunden  mit  Schikkuz,  denn  DVp  j'pv^  490  +  176  =  666. 


EBERHARD  NESTLE. 


BAAL  TETRAMORPHOS. 
(AaBzag.) 


JNeben  zweiköpfigen  mythologischen  Gestalten  wle^  Janus^  und 
dreiköpfigen  wie  Cerberus,  Hekate  und  Herakles^  welch  letzterer 
nach  Damascius  oder  seinen  Gewährsmännern  Hierontmub  und 
Hbllamigüb  als  Tplfiop0og  bti^  zwischen  einem  Stier-  und  einem 
Löwenkopf  in  der  Mitte  ein  Göttergesicht  hatte  und  Flügel  an 
den  Schultern,  und  neben  dem  Janm  quadri/rons  und  'Epfiij^ 
TiTppiKi0xKog  verdient  der  Baal  tetramorphos  mehr  Beachtung 
als  ihm  bis  jetzt  zu  teil  geworden  zu  sein  scheint.  In  der  neu- 
eren theologischen  und  philologischen  Litteratur  ist  er  dem 
Vortragenden  nur  bei  P.  db  Laoardb  begegenet.  Schon  auf  der 
ersten  Seite  seiner  zweiten  Schrift,  in  den  Rudimmta  Mytholo- 
giae  semüicae,  nennt  er  ihn.  Dann  spricht  er  davon  in  der  Vor- 
rede zu  den  Vier  Evangelien  arabisch^  S.  XVIII,  in  den  Gesam- 
melten Abhandlungen^  S.  14,  in  den  Si/mmicta  II,  190.  Der  Vor- 
tragende stiess  auf  die  Vorstellung  aus  Anlass  der  neuen  Aus- 
gabe der  syrischen  Didascalia  von  Mrs.  M.  D.  Gibbon,  in  wel- 
cher es  vom  König  Manasse  heisst,  dass  er  in  Babel  in  ein 
ehernes  Tierkreisbild  fZodionJ  eingeschlossen  worden  sei.  Dies 
gab  ihm  Anlass,  die  Stellen  über  Manasse  auch  in  der  syrischen 
Bibel  nachzuschlagen,  und  in  derselben  heisst  es  nun,  IL  Chr., 
33,  7,  dass  Manasse  im  Tempel  „das  Bild  der  vier  Gesichter*' 
au%estellt  habe.  Von  eben  diesem  Bilde  spricht  Barhbbrabub 
in  seiner  Chronik   (ed.   Bbdjan,   S.  14).  „In  seinem  13.  Jahre 

16 


242  Sektion  V. 

tötete  Manasse  den  Profeten  Jesaja,  indem  er  ihn  mit  einer 
Säge  entzwei  sägte ....  und  er  entfernte  das  Bild  der  vier  Ge- 
sichter,  das  er  gemacht  hatte,  aus  dem  Tempel  und  reinigte  ihn''. 
Kürzer  wiederholt  Ba.rhbbrabüb  dasselbe  in  der  1894  von 
ZoLiNSKi  herausgegebenen  und  übersetzten  Chronographie. 

Wichtiger  aber  ist  die  schon  von  Laoardb  angeführte  Schrift 
des  EvSTATHiüS  von  Antioohibn  gegen  OmaBNBS  de  engastrimytho 
(MiGNB,  Patrol.  gr.,  XVIII,  625;  am  besten  1886  von  Jahn 
in  den  Texten  und  Untersuchungen  von  0.  v.  Gbbhabdt  und 
A.  Harnack,  II,  4).  Hier  heisst  es  von  dem  Kampf  des  Elias 
gegen  die  Baalspriester  auf  dem  Karmel: 

u^  ovv  iiriTXTTS  (Elias)  Tcpiroi^  itriTBKely  ixelvoig^  ol  ßiv 
iirike^ifjLivot  ßotitov  ifiixt^ov  «iwSJr»^,  iirtKx^ovfieyot  ik  3^  rh 
TSTpißo  p^ov  ifAfA€kiriifi»  Tov  K»Xo\J(jf,tyo\j  B«^A 
oiih  viTToy  iiFpoLTToy  oully  oHxßac^ 

invocato  non  indiligenter  quadriforme  Baalis  numine  nach  der 
vom  jungen  Lagardb  angeführten  lateinischen  Oebersetzung  in 
Bd.  27  der  Maxima  Patrum  Bibliotheca  (Lugd.,  1677). 

Das  von  Eubtathtus  gebrauchte  Prädikat  teiramorphos  wird 
nun  oft  genug  von  den  Tiergestalten  des  Ezechiel  und  der  Of- 
fenbarung Johannis  angewandt,  und  seit  Irbnabxtb  spricht  man 
im  Anschlnss  an  die  ihnen  nachgebildeten  Symbole  der  vier 
Evangelien  von  dem  ^uxy'yihioy  nrpxßop^ov. 

In  der  alten  gallischen  Kirche  gehörte  es  zum  Beligionsun- 
ter rieht  der  Täuflinge,  wie  das  Glaubensbekenntnis  so  die  Sym* 
hole  der  Evangelisten  auswendig  zu  lernen;  und  wenn  noch 
heute  unsere  Kirchenkünstler  eine  ganz  besondere  Vorliebe  für 
diese  Symbole  haben,  über  die  eine  kunstgeschichtliche  Mono- 
graphie noch  nicht  zu  existieren  scheint,  so  ahnen  sie  nicht, 
wie  sehr  wir  damit  noch  im  Babylonismus  und  Semitismus 
stecken.  Welche  Idee  der  Darstellung  zu  gründe  liegt,  entzieht 
sich  einstweilen  unserer  Kenntnis;  ebenso  ist  es  dem  Vortra- 
genden unbekannt,  ob  etwa  noch  Altertümer  erhalten  sind,  die 
diese  Darstellung  aufweisen.  Ihm  kam  es  nur  darauf  an  zu 
zeigen,  dass  in  einer  nicht  sehr  abgelegenen  Litteratur  noch 
Notizen  sich  finden  lassen,  die  für  die  Beligionsgeschichte  von 
Bedeutung  sein  können. 


Sektion  V.  243 


EBERHARD  NESTLE. 


DIE  GROSSE  CAMBRIDGER  SEFrüAGINTA. 

(Auuag.) 


vJenau  vor  10  Jahreoi  am  7.  Sept.  1892,  war  dem  Vortra- 
genden auf  dem  Londoner  Eongress  die  Ehre  zu  Theil  geworden, 
dass  eine  von  ihm  eingesandte  Mittheilung  über  Swetb's  eben 
damals  im  Erscheinen  begriffene  Septuaginta-Ausgabe  von  dem 
Präsidenten  der  allgemein-semitischen  Sektion,  Prof.  Wm.  Ro- 
BBRTSON  Smith,  zur  Eenntniss  der  Versammlung  gebracht  wurde. 
Jetzt  hat  er  selbst  die  Freude  und  Aufgabe,  die  erste  Probe 
der  grossen  Cambridger  Septuaginta  vorzulegen,  zu  deren  Vor- 
berei-tung  Swbtb's  Ausgabe  wesentlich  bestimmt  war.  In  der  Juli- 
Nummer  des  „Journal  of  Theological  Studios"  hatten  die  Herren 
A.  E.  BaooKB  und  Nobman  McGlban,  die  mit  dieser  Ausgabe 
betraut  sind,  zwei  Proben  von  Text  und  Apparat  veröffentlicht, 
und  sie  hatten  weiter  den  Vortragenden  in  den  Stand  gesetzt, 
sie  in  100  Sonderabdrücken  der  Versammlung  vorzulegen. 

Der  Text  beider  Ausgaben  soll  nach  Swbtb's  Introduction,  S. 
190,  wesentlich  identisch  sein.  Aber  aus  der  Probe  scheint  ent- 
nommen werden  zu  dürfen,  dass  die  neuen  Herausgeber  der 
Vorlage,  dem  Codex  B,  nicht  so  sklavisch  folgen  werden  wie 
SwBTB.  Dies  scheint  wenigstens  aus  der  einen  Probe  in  Oen. 
48,  9,  hervorzugehen,  wo  sie  für  das  Beäkssfi  der  Hschr.  B>j&- 
keefA  setzen.  Ob  in  diesem  Fall  mit  Recht,  ist  freilich  eine 
Frage,  da  sie  wohl  eher  BondketfA  hätten  schreiben  sollen; 
sonst  aber  ist  dies  Prinzip  ganz  zu  billigen  und  nur  der  Wunsch 
auszusprechen,  sie  möchten  noch  entschiedener  in  den  Text  ein- 
greifen oder  wenigstens  den  Rand  zur  Mitteilung  des  Richtigen 
benützen.  Wenn  z.  B.  in  Oen.  48,  3  nur  die  erste  Hand  von 
B   die    Stellung  u$b}i   fjtot    o  bi6^   fiou  hat,   fast  alle   andern 


244  Sektion  V. 

Zeugen  aber:  i  dsig  fiov  ä:pdti  fioi,  so  ist  das  erste  doch  offenbar 
nichts  als  eine  der  Wortstellungsänderangen,  die  beim  Abschrei- 
ben so  unendlich  oft  begegnen;  warum  soll  nun  in  der  Aus- 
gabe nicht  das  Richtige  hergestellt  und  der  Apparat  mit  einem 
Schlag  entlastet  w.erden?  Ebenso  Y.  6,  wo  mit  den  meisten 
Zeugen  zu  lesen  ist:  vo)  hovrat,  iir)  r^  iv6fi»Tt  tuv  ihx^uv 
auTUv  K>iti^iivovTat  ip  rolq  ixelvav  xXiipoi^, 

Auf  Grund  solcher  Stellen  erlaubt  sich  der  Vortragende, 
als  ersten  Vorschlag  den  Herausgebern  zu  empfehlen: 

1)  wo  aie  von  der  Unrichtigkeit  des  Textes  überzeugt  sind, 
das  Richtige  in  den  Text  oder  wenigstens  an  den  Rand  zu 
setzen, 

2)  Ein  zweiter  Vorschlag  betrifft  den  Apparat,  zu  dessen 
Genauigkeit  man  nach  den  Beobachtungen  des  Vortragen- 
den das  beste  Vertrauen  haben  darf;  doch  -siehe  Gen.  48,  5, 
wo,  wie  bei  Swatb,  A  unter  den  Zeugen  für  die  Stellung 
TFph^  ffi  eU  aIt^utttov  fehlt.  Empfehlenswert  scheint:  a)  die 
Vermeidung  sämtlicher  Spatien  zwischen  den  Sigeln,  also 
auch  zwischen  den  für  Majuskeln  und  Minuskeln,  b)  kon- 
sequente Verwertung  des  Bindestrichs^  sobald  durch  Anwen- 
dung desselben  auch  nur  ein  Sigel  erspart  werden  kann ; 
c)  womöglich  Einführung  von  Gruppensigeln,  z.  B.  von  fett 
oder  kursiv  gedrucktem  d  für  die  Gruppe  dglnptvw.  So 
geht  der  zweite  Vorschlag  dahin : 

die  Herausgeber  zu  ersuchen,  die  Frage  zu  erwägen,  ob 
nicht  der  Apparat  durch  Einführung  von  Gruppensigeln  er- 
leichtert  werden  könnte,  und  zu  solchen  Fett-  oder  Kursivdruck 
der  führenden  Hschr,  vorzuschlagen,  wie  bei  dem  Chttonianus 
schon  zwischen  D  und  D  unterschieden  wird, 

3)  In  Betreff  der  Beichhaltigkeit  des  Apparats,  in  den 
aus  Holivbb-Parsons  in  eckigen  Klammern  aufgenommen 
wird,  was  in  den  verglichenen  Zeugen  nicht  zu  finden  ist, 
wird  die  Frage  aufgeworfen,  ob  nicht  wenigstens  die  mit 
bj  bezeichnete  Wiener  Minuskel  31  bei  Holmbb  als  wert- 
lose Abschrift  der  Aldina  von  1518  zu  streichen  sei. 

4)  Als  ein  Mangel  fällt  auf,  dass  die  älteste  Einteilung 
des  Textes,  wie  sie  von  den  Hschrr.  geboten  wird,  gar 
keine    Berücksichtigung  gefunden   hat.   Im   AT.   ist   diese 


Sektion  V.  245 

EintheiluDg  von  derselben  Bedeutung  wie  im  NT.;  daher 
als  weiterer  Vorschlag: 

die  Herausgeber  mochten  uns  am  Rande  die  Einteilung  der 
ältesten  Hsehrr,  nickt  vorenthalten. 

5)  Bei  Mitteilung  von  Varianten  aus  den  Fersionen, 
namentlich  wo  es  sich  nur  um  die  Wortstellung  handelt, 
erscheint  es  wünschenswert,  die  Variante  nur  in  (lateinischer) 
Uebersetzung  zu  geben ;  vgl.  Gen.  48,  2 :  Joseph  dein  Sohn. 

Als  selbstverständlich  ist  es  zu  betrachten,  dassauf  Accen- 
tuation  und  dergleichen  thunlichst  geachtet  werde.  In  der 
A-Probe  aus  dem  Bichterbuch  ist  gleich  das  erste  Wort 
unrichtig  accentuirt. 

Der  Heidelberger  Theologe  Hitzio  pflegte  seine  alttestament- 
lichen  Uebungen  mit  der  Frage  und  Mahnung  zu  eröffnen: 
„Meine  Herren,  haben  Sie  eine  Septuaginta?  Wenn  nicht,  so 
verkaufen  Sie,  was  Sie  haben,  und  kaufen  eine  Septuaginta!" 
Welche  Ausgabe  er  wohl  empfohlen  haben  mag?  Künftig  wird 
es  nur  eine  Antwort  mehr  geben:  Wenn  es  die  Mittel  irgend 
wie  erlauben,  natürlich  die  grosse  Cambridger  Septuaginta. 

Es  ist  för  alle  Anlass  der  aufrichtigsten  Freude  und  des  herz- 
lichsten Dankes,  dass  wir  durch  die  zweite  grosse  Universität 
Englands  die  zweite  grosse  Septuaginta-Ausgabe  erhalten  sollen, 
nachdem  Oxford  uns  die  erste  geschenkt  hat  in  dem  noch 
heute  unentbehrlichen  Werk  von  Holhbb-Parsonb. 

Herr  Herrn.  Strack,  Berlin,  fahrt  einige  weitere  Beispiele 
dafar  an,  dass  alle  TTncialhandschritten  der  Septuaginta  Fehler 
enthalten,  die  mit  Hülfe  theils  anderer  Handschriften,  theils 
des  Grundteztes  leicht  verbessert  werden  können.  Das  völlige 
Schweigen  über  diese  Berichtigungen  sei  ein  grosser  Mangel  in 
der  Ausgabe  von  Swbtb.  Eine  von  der  allgemeinen  semitischen 
Sektion  des  Kongresses  an  die  Herausgeber  der  grossen  Cam- 
bridger Septuaginta-Ausgabe  gerichtete  Bitte  werde  hoffentlich 
den  Erfolg  haben,  dass  die  Verwendbarkeit  dieses  gewiss  mit 
Freude  zu  begrüssenden  Werkes  nicht  durch  den  gleichen  Mangel 
beeinträchtigt  werde. 


246  Sektion  V. 

Herr  Adolf  Deissmann  sagt:  Bei  dem  gegenwärtigen 
Stande  der  Öeptuaginta-Forschujig  ist  eine  JjXX-Ausffabe  im 
strengen  Sinne  des  Wortes  noch  nicht  möglich.  Was  aber 
möglich  und  absolut  noth wendig  ist,  ist  eine  zuverlässige 
Sammlung  des  gesammten  Textmaterials.  Als  solche  ist  die 
grosse  Cambridger  Septuaginta  mit  Freuden  zu  begrüssen.  Die 
peinlichste  Sorgfalt  ist  auch  den  sogen.  Kleinigkeiten  (Orthogra- 
phica  u.  dergl.)  zuzuwenden.  Da  nicht  bloss  die  semitische,  sondern 
auch  die  gracistische  Forschung  interessiert  ist,  müssen  die 
Sammler  auch  mit  dem  Stand  der  spätgriechischen  Philologie 
vertraut  sein.  Was  för  den  Semitisten  werthlos  ist,  kann  dem 
Oräcisten  aus  irgend  einem  Grund  bedeutsam  erscheinen.  Des- 
halb beseitige  man  nicht  vorschnell  aus  dem  Apparat  die 
Minutien.  Auch  „Fehler''  der  Handschriften  sind  zu  notiren. 
Die  transkribirten  semitischen  Eigennamen  (und  andere  semiti- 
sche Wörter)  drucke  man  ohne  Accente  und  Spiritus,  da  man 
doch  nur  in  den  seltensten  Fällen  weiss,  wie  die  Uebersetzer 
diese  Wörter  betont  haben. 

* 

Herr  Ernest  Llndl  bemerkt:  Die  von  der  Cambridger 
LXK-Eommission  herausgegebeneu  Specimina  lassen  vermuten, 
dass  neben  den  in  dankenswerther  Weise  nochmals  kollatio- 
nierten Majuskelhdachrr,  leider  nur  wenige  von  den  oft  nicht 
minder  wichtigen  Minuskeln  im  LXX-Apparat  aufgeführt  werden 
sollen.  Um  aber  eine  Vollständigkeit  für  diese  neue,  für  lange 
Zeit  wohl  als  Standard- work  zu  betrachtende  LXX- Ausgabe 
zu  erreichen,  wäre  nicht  bloss  eine  Mitaufnahme  sämmtlicher 
Mintiskeln,  sondern  auch  wenigstens  für  die  ißichtigaten  jener  bei 
Holmbb- Parsonb  bereits  gesammelten  Ij^^- Varianten  nach  dem 
Vorgange  von  Pa.ul  db  Laga.rdb  in  seiner  „Genesis  Graece'*  (so  vor 
allem  für  die  Baseler,  Münchener  und  Oxforder  Minuskelhdschr., 
bei  SwBTB  mit  den  Nrr.  125,  25  u.  72)  eine  abermalige  Kollo- 
tionierung  zu  wünschen. 

Herr  Paul  Haupt  führt  aus,  dass  es  der  Wichtigkeit 
des  Gegenstandes  und  der  Würde  der  Sektion  kaum  entspre- 
chen würde,  wenn  man  sich  lediglich  auf  eine  Zustimmungs- 
adresse   beschränken    wollte;    es   sei   kaum    anzunehmen,    dass 


Sektion  V.  247 

alle  Mitglieder  der  allgemeinen  semitischen  Sektion,  die  so 
verschiedene  Forschungsgebiete  in  sich  vereinige,  im  Stande 
seien,  ohne  weitere  Prüfung  ein  sachverständiges  Urteil  über 
eine  so  schwierige  Frage  abzugeben;  er  schlage  deshalb  vor, 
die  Sache  einer  besonderen  Kommission  zu  überweisen.  Der 
Antrag  wird  angenommen,  und  auf  Wunsch  des  Herrn  Haupt 
wird  ausser  den  vom  Vorsitzenden  zu  Mitgliedern  der  Kommis- 
sion ernannten  Herren  Adolt  Dbisbmann,  Paul  Haupt,  Ernbst 
LiNDL,  Ebbbhabd  Nbstlb,  Hbrmann  Straok  auch  noch  Herr 
Bbrnhabd  Stadb  zum  Mitglied  ernannt. 

Auf  Antrag  der  erwähnten  Kommission  ist  dann  in  einer 
späteren  Sektionssitzung  (Nachmittagssitzung  vom  9.  Sept. 
1902)  die  folgende,  von  ihr  eingebrachte  Resolution  gefasst 
worden : 

1.  Die  semitische  Sektion  des  XHI.  Internationalen  Orienta- 
listen-Kongresses spricht  allen  bei  der  Vorbereitung  der 
grossen  Cambridger  Septuaginta- Ausgabe  Beteiligten  ihre 
Freude  darüber  aus,  dass  die  Drucklegung  dieses  grossen 
Werkes  nahe  bevorsteht. 

2.  Sie  erklärt  sich  im  HinbUckauf  den  gegenwärtigen  Stand 
der  Septuagintaforschung  damit  einverstanden,  dass  nicht 
der  Versuch  einer  neuen,  selbständigen  Textrecension 
gemacht,  sondern,  wie  bei  der  SwBTB'schen  Ausgabe,  der 
Text  des  Codex  Vaticanus,  nur  in  den  fehlenden  Ab- 
schnitten durch  einen  andren  Uncialcodex  ergänzt,  zu- 
grunde gelegt  wird.  Auch  spricht  sie  ihre  Zustimmung 
zu  dem  Princip  aus,  dass  von  dem  zugrunde  gelegten 
Codex  in  der  Eegel  nur  dann  abgewichen  wird,  wenn 
sich  dadurch  eine  Vereinfachung  des  kritischen  Appara- 
tes erzielen  lässt. 

3.  Sie  billigt  durchaus,  dass  alle  Abweichungen  von  dem 
zugrunde  gelegten  Codex  in  einer  besonderen  Abteilung 
des  kritischen  Apparates  verzeichnet  werden.  Sie  möchte 
aber  daran  den  Wunsch  knüpfen,  dass  bei  zweifellos 
verderbten  Stellen  die  Berichtigung,  falls  sie  nicht  in 
den  Text  aufgenommen  ist,  wenigstens  an  dieser  Stelle 
mitgeteilt   werde.   In   manchen   Fällen  dürfte  dann  eine 


248  Fektion  V. 

Hin  Weisung    auf  den    hebräischen,    bezw.    aramäischen 
Qrundtext  empfehlenswert  sein. 

4.  Bei  der  Anführung  von  Zeugengruppen  ist  Uebersicht- 
lichkeit  wünschenswert  (regelmässige  Anwendung  des 
-Striches  bei  vier  oder  mehr  aufeinander  folgenden  Zeu- 
gen ;  Einführung  von  Gruppensigeln,  z.  B.  fettes  d  für 
dglnptvw), 

5.  Eigennamen  ohne  griechische  Flexionsendung,  ebenso 
nichtgriechische  (hebräische  u.  s.  w.)  Wörter  sind  ohne 
Accent  und  ohne  Spirituszeichen  zu  drucken. 

6.  Es  wäre  nützlich,  wenn  die  Texteinteilung  des  Codex 
Yaticanus  am  Bande  angegeben,  die  der  ältesten  Uncial- 
codices  wenigstens  im  Apparat  berücksichtigt  würde. 

7.  Die  üebersichtlichkeit  des  Apparates  würde  durch  An- 
wendung deutlicherer  Lettern  an  Stelle  der  als  Sigeln 
verwendeten  altenglischen  Buchstaben  (bes.  C,  E)  ge- 
winnen. 


V.  RYSSEL. 


DIE  HERKUNFT  DER  HEBRÄISCHEN  FRAGMENTE  DES 

BUCHES  JESUS  SIRACH. 


Während  die  von  Professor  S.  Maröoliouth  in  Oxford  auf- 
gestellte künstlich-wunderliche  Hypothese,  dass  der  neugefundene 
hebräische  Text  des  Buches  Jesus  Sirach  nichts  als  eine  späte 
Rückübertragung  verschiedener  üebersetzungen  dieses  Buches 
ins  Hebräische  durch  einen  persischen  Juden  sei,  jetzt  allgemein 
aufgegeben  worden  ist  und  sich  die  Ansicht  Bahn  gebrochen 
hat,  dass  der  uns  vorliegende  hebräische  im  wesentlichen  mit 
dem  Urtext  identisch  ist,  ist  eine  andere  Frage  noch  nicht 
einheitlich  beantwortet  worden,  die  nach  der  Herkunft  der 
hauptsächlich   der  Handschrift   A  angehörenden  Dubletten  ein- 


Sektion  V.  249 

zelner  Verse.  Da  nämlich  von  diesen  Dubletten  der  eine  Wort- 
laut zumeist  mit  der  griechischen  (Jebersetzung  zusammenstimmt 
und  im  wesentlichen  als  der  Urtext  oder  wenigstens  als  diesem 
nahestehend  anzusehen  ist,  der  Wortlaut  der  anderen  Dublette 
aber,  der  sich  zumeist  aufs  engste  mit  dem  Texte  der  syrischen 
Uebersetzang  berührt,  secundär  ist,  so  erhebt  sich  die  Frage,  ob 
diese  letzteren  Dubletten  auf  den  Wortlaut  der  syrischen  lieber- 
Setzung  zurückgehen,  also  eine  Bückübertragung  des  syrischen 
Textes  ins  Hebräische  zum  Zwecke  der  Completierung  der  he- 
bräischen Textüberlieferung  sind,  oder  ob  umgekehrt  der  syrische 
Textüberlieferungstypus  die  Wiedergabe  einer  selbständigen  Wei- 
terbildung des  hebräischen  Urtextes  ist. 

A  priori  ist  natürlich  beides  möglich;  doch  hat  es  sich  nir- 
gends als  wahrscheinlich  nachweisen  lassen,  dass  sich  zunächst 
der  hebräische  Text  geändert  habe  und  dass  dann  gerade  diese 
in  jenen  hebräischen  Dubletten  mit  vorliegende  Textüberliefe-, 
rungsgestalt  ins  Syrische  übersetzt  worden  sei.  Umgekehrt  wird 
die  Annahme,  dass  dieser  Wortlaut  aus  der  syrischen  Ueberset- 
zang stammt,  dadurch  als  die  einzig  berechtigte  erwiesen,  dass 
sich  im  Einzelnen  noch  aufzeigen  lässt,  wie  die  durch  den  he- 
bräischen Wortlaut  der  Dubletten  wiedergegebenen  Abweichungen 
des  syrischen  Textes  vom  hebräischen  Urtexte  aus  diesem  her- 
vorgegangen sind.  Wir  nehmen  dabei  an,  dass  diese  Abweichun- 
gen der  syrischen  Uebersetzung  zu  dem  Zwecke  ins  Hebräische 
übertragen  und  als  Dubletten  dem  hebräischen  Texte,  wie  er 
damals  war,  einverleibt  wurden,  auf  dass  von  der  Textüberliefe- 
rung nichts  umkomme. 

Da  nun  aber  eine  Benutzung  der  specifisch  christlichen  Peschitta 
durch  Juden  während  des  Mittelalters  direct  ausgeschlossen  ist, 
so  bleibt  nur  die  Möglichkeit  übrig,  dass  die  syrische  Ueber- 
setzung auf  ein  jüdisches  Targum  zurückgeht  und  dass  eben 
dieses  bei  der  Fixierung  des  uns  vorliegenden  hebräischen 
Textes  verwertet  worden  ist.  Diese  Annahme  liegt  um  so  näher, 
weil  erwiesenermassen  die  Peschitta  auf  der  Grundlage  eines 
jüdischen  Targums  aufgebaut  ist,  was  angesichts  der  Beschaffen- 
heit der  syrischen  Uebersetzung  der  Sprüche  Salomo's  und  der 
Chronik  und  angesichts  der  haggadischen  Einschaltungen  in  den 
syrischen   Pentateach   von  niemand  ernstlich  bezweifelt  werden 


250  Sektion  V. 

kann.  Sonach  wird  auch  die  syrische  Uebersetzung  des  Buches 
Jesus  Sirach  aus  einem  jüdischen  Targum  heryorgewachsen  sein, 
und  dieses  jüdische  Targum  lag  noch  dem  Schreiber  der  he- 
bräischen Sirach-Handschrift  A  bezw.  einem  seiner  Vorgänger 
vor  und  wurde  von  ihm  zur  flachbesserung  des  hebräischen 
Textes,  besonders  an  schwer  lesbaren  oder  sonst  schadhaften 
Stellen,  verwendet.  Dass  dieses  Sirachtargum  verloren  gegangen 
ist,  darf  um  so  weniger  Wunder  nehmen,  da  doch  auch  der 
Urtext  des  Buches  Jesus  Sirach  viele  Jahrhunderte  lang  völlig 
verschwunden  war,  bis  glückliche  Finder  seit  1892  Ueberreste 
von  ihm  wieder  ans  Tageslicht  brachten. 

Für  die  Abhängigkeit  des  mit  der  syrischen  Uebersetzung 
übereinstimmenden  Wortlautes  der  hebräischen  Dubletten  von 
jenem  uns  in  der  syrischen  Uebersetzung  erhaltenen  Sirachtar- 
gum sprechen  aber  folgende  Momente. 

Wenn  in  dem  Verse  30,  20,  der  in  einer  doppelten  fiecension 
vorliegt,  das  eine  Mal' der  Eunuch,  von  dem  die  Bede  ist,  mit 
dem    gemein    hebräischen   Worte   ü^^  bezeichnet  wird,  in  der 

folgenden   Dublette  aber  mit  dem  Worte  ]f}^).j   das   sich   ohne 

Weiteres  als  Aequivalent  für  das  im  Syrischen  gewöhnliche 
Wort  für  „Eunuch"  U^^a^nlo  erweist  (welches  Wort  auch  in 
unserer  Stelle  wirklich  im  Texte  der  syrischen  Uebersetzung 
steht),    so  könnte  zwar  ]'I^V^^  ganz  gut  in  dem  Hebräischen  der 

Zeit  Jesus  Sirach's  denselben  Sinn  „Eunuch"  gehabt  haben  wie 
das  syrische  Wort  U^ao^n^  (wiewohl  es  in  diesem  Falle  auf- 
fallig wäre,  dass  es  sich  in  der  gesammten  Litteratur  sonst  nicht 
nachweisen  läset);  aber  die  nächst  liegende  Annahme  ist  doch 
die,    dass    dieses   ]0V(),   auf  eine  Bückübersetzung  des  syrischen 

Textwortes  ins  Hebräische  zurückgeht.  Nun  wäre  es  ja  a  priori 
auch  möglich,  dass  der  Siracide  wirklich  das  Wort  ]lf^i,  ge- 
braucht hätte  und  dass  erst  Spätere  in  die  Dublette  das  alt- 
hebräische ü^ü   eingesetzt  hätten;   aber  dem   gegenüber  wäre 

es  doch  sehr  merkwürdig,  dass  gerade  die  Textgestalt  des  Verses, 
in   der  sich  ]lf^),  findet,  mit  der  syrischen  Uebersetzung  genau 

übereinstimmt,  während  die  andere  mit  Ü^IQ  durch  ihre  Ueber- 

einstimmung  mit  dem  Wortlaute  der  griechischen  Uebersetzung 
zum  mindesten  als  sehr  alt  erwiesen  wird. 


Sektion  V.  .251 

Ein  weiteres  Hilfsmittel,  um  die  Frage  nach  der  Priorität 
der  einen  oder  der  anderen  Textgestalt  von  Dubletten  nach 
zwar  subjectiven,  immerhin  aber  beweiskräftigen  Indicien  ent- 
scheiden zu  können,  giebt  uns  die  Vergleichung  des  griechischen 
Textes  und  des  der  hebräischen  Fragmente  mit  dem  der  syrischen 
Uebersetzung  an  die  Hand.  Es  stellt  sich  nämlich  durch  das 
ganze  Buch  hindurch  als  Eigenart  des  aramäischen  Uebersetzers 
dies  heraus,  dass  er  prägnante  Wendungen  des  Urtextes  in  einer 
möglichst  gefälligen  und  klar  verständlichen,  aber  andererseits 
auch  sehr  platten,  ja  vielfach  sogar  in  einer  sehr  gemeinplätz- 
lichen und  nichtssagenden  Form  wiedergiebt.  Nun  machen  wir 
aber  die  Beobachtung,  dass  in  den  meisten  Fällen  da,  wo  die 
eine  Dublette  des  hebräischen  Textes  eine  sehr  prägnante  Diction 
zeigt,  die  andere  dagegen  sich  nur  als  eine  abgeblasste  Wieder- 
gabe dieses  prägnanten  Sinnes  erweist,  die  letztere  mit  der 
Uebersetzung  des  Syrers  zusammenfällt,  wie  dies  gerade  auch 
an  der  bereits  besprochenen  Stelle  30,  20  der  Fall  ist. 

Dass  aber  der  mit  dem  Syrer  übereinstimmende  planere  Aus- 
druck der  secundäre  und  zugleich  der  vom  Syrer  abhängige 
ist,  zeigt  sich  nicht  bloss  an  Stellen,  die  in  doppelter  Bedaction 
vorliegen,  sondern  auch  in  solchen  Partien  des  hebräischen 
Textes,  wo  der  Ausdruck  sich  vom  griechischen  Texte  entfernt 
und  mit  dem  syrischen  identisch  ist,  dabei  aber,  eben  ganz  im 
Charakter  der  syrischen  Uebersetzung,  nur  eine  Abblassung  des 
mutmasslichen  Urtextes.  So  wird  3,  31a  vom  Syrer  der  präg- 
nantere  Ausdruck    D^ipn  büi   „Wohlthaten   erweisen",  wie  das 

urprÜQgliche  Textwort  lautete,  durch  das  ganz  allgemeine,  wenn- 
gleich sachlich  richtige  ^aj^  |.aI^  „Gutes  thun"  ersetzt,  und 
der  hebräische  Ausdruck  der  Fragmente  3113  b^^  ist  nichts  als 
eine  Wiedergabe  der  syrischen  Wendung. 

Noch  durchschlagender  als  derartige  immerhin  stark  vom  sub- 
jectiven  Momente  abhängige  Schlussfolgerungen  sind  solche, 
die  von  Stellen  ausgehen,  wo  sich  die  Abweichungen  zwischen 
den  beiden  alten  Hauptübersetzungen  durch  eine  abweichende 
Lesung  des  Urtextes  erklären  und  wo  der  Wortlaut  des  uns  vor- 
liegenden hebräischen  Textes  doch  mit  dem  Wortlaute  der  allen 
Anzeichen  nach  secundären  syrischen  Uebersetzung  und  nicht 
mit  dem  nach  dem  griechischen  Texte  vorauszusetzenden  Wort- 


252  Sektion  V. 

laute  des  Urtextes  übereinstimmt.  So  stand  3,  31a  im  ursprüng- 
lichen Texte  als  letztes  Wort  ID^IOS,  was  der  Syrer  irrthümlich 
als  inipii^  las;  sonach  ist  das  uns  vorliegende  hebräische  Text- 
wort VJ'll  secundär  und  nicht  etwa  schon  im  hebräischen  Texte 
selber  statt  '»n^nt^  eingesetzt  worden,  sondern  üebersetzung  des 
syrischen  olm^o].  Ferner  hat  in  4,  19  im  zweiten  Stichos  des 
Doppelzeilers  irr^rilB^l  als  ursprüngliches  Textwort  zu  gelten, 
während    das   Textwort   der   Dublette  13y3pt^1   Wiedergabe  des 

genau  entsprechenden  syrischen  Textwortes  .^qirtiViSA>|o  ist,  das 
seinerseits  deutlich  auf  Verlesung  des  Zeitwortes  lü^  zu  iDü 
zurückgeht.  Und  4,  la  las  der  Grieche  das  Textwort  T^n  als 
Dn"!?8,  der  Syrer  aber  als  Tpn"'?^!;  wenn  also  im  jetzigen  he- 
bräischen  Texte   31?^n"^8  steht,   so  ist  dieses  nicht  aus   Dn"!?t< 

« 

entstanden,  sondern  Wiedergabe  des  syrischen  ua^Lo^  }3-  Von 
ganz  besonderem  Interesse  ist  schiesslich  noch  ein  Fall,  wo  der 
heutige  Wortlaut  des  Syrers  auf  eine  innersyrische  Textver- 
derbnis zurückgeht  und  doch  der  Wortlaut  der  hebräischen 
Dublette  auch  hier  mit  dem  Syrer  zusammengeht.  In  4,  19a 
entspricht  die   Düblette   des   hebräischen   Textes   l^n^^  genau 

dem  syrischen  Zeitworte  Uo9,  woraus  der  Schluss  zu  ziehen  ist, 
dass  zu  der  Zeit,  wo  durch  Bückübersetzung  des  abweichenden 
Wortlautes  unserer  heutigen  syrischen  Üebersetzung  obige  Du- 
blette geschaffen  wurde,  die  Textvorlage  an  Stelle  des  ursprüng- 
lichen Zeitwortes  Ish  bezw.  >ä^*^  durch  die  irrthümliche  Vertau- 
schung von  ^^  mit  «^  bereits  das  Zeitwort  „wegwerfen''  aufzeigte. 
Diese  Beispiele  werden  genügen,  um  zu  zeigen,  dass  die  Du- 
bletten und  sonstigen  Nachbesserungen  des  uns  vorliegenden 
hebräischen  Textes  von  der  syrischen  Üebersetzung  abhängig 
sind.  Denn  einerseits  ist  der  Text  dieser  beiden  Ueberlieferungen 
secundär  gegenüber  dem  Texte  der  griechischen  Üebersetzung 
der  mit  dieser  zusammengehenden  hebräischen  Textgestalt,  und 
andererseits  kann  die  syrische  Üebersetzung  nicht  von  jenem 
secundären  hebräischen  Texte  abhängig  sein,  weil  sich  nach- 
weisen Hess,  wie  der  Text  der  syrischen  Üebersetzung  aus  dem 
mutmasslichen  Urtexte  hervorging,  während  eine  analoge  Um- 
wandlung des  ursprünglichen  hebräischen  Textes  zu  dem  secun- 


Sektion  V.  253 

dären,  der  alsdann  die  Grundlage  des  syrischen  Textes  gewesen 
sein  würde,  in  allen  diesen  Fällen  nicht  möglich  war.  Auf  die 
Frage  aber,  welchem  Umstände  diese  Nachbesserungen  des  he- 
bräischen Textes  ihre  Entstehung  verdanken,  lässt  sich  zwar  eine 
bestimmte  und  sichere  Antwort  nicht  geben,  aber  nahe  liegt  die 
Annahme,  dass  der  Text  überall  da  nachgebessert  wurde,  wo  er 
unsicher  oder  schadhaft  geworden  war.  üebrigens  findet  sich 
nicht  etwa  bloss  in  den  Dubletten  der  Handschrift  A,  sondern 
auch  in  den  hebräischen  Fragmenten  der  zuerst  gefundenen 
Handschrift  B  Analoges:  zwar  keine  Doppelübersetzungen,  wohl 
aber  einzelne  Nachbesserungen  nach  dem  syrischen  Texte  inner- 
halb des  alphabetischen  Liedes  Eap.  51,  13—29,  dessen  Text 
schon  sehr  früh  schadhaft  geworden  war. 

Dass  wir  aber  berechtigt  sind,  derartige  Nachbesserungen  aus 
dem  Texte  der  syrischen  Uebersetzung  bezw.  ihrer  jüdischen 
Unterlage  anzunehmen,  und  zwar  sowohl  in  Bezug  auf  Nach- 
besserungen im  Einzelnen  als  auch  in  Bezug  auf  Einigungen 
ganzer  Stücke,  die  in  den  betreffenden  Handschriften  verloren 
gegangen  waren,  das  zeigen  in  ersterer  Hinsicht  die  vielen  Dop- 
pelübersetzungen einzelner  Wörter  innerhalb  der  altlateinischen 
Uebersetzung,  in  letzterer  Hinsicht  die  Thatsache,  dass  der 
syrische  Text  von  Kap.  43,  der  übrigens  nur  V.  2 — 10  umfasst, 
nicht  etwa  aus  dem  Hebräischen  übersetzt,  sondern  nachträglich 
aus  dem  Griechischen  eingelegt  ist. 


D.  SIMONSEN. 


DER  NAME  DER  HASMONÄER. 

(Aaszug.) 


Der  Titel  des  ersten  Makkabäerbuches,  den  Eusebius  nach 
Origenes  in  der  —  wahrscheinlich  besten  —  Form  Sarbeth 
Sabanaiel  überliefert,  ist  von  Dalman,  der  mit  Recht  von  vielen 


254  Sektion  V. 

anderen  Erklärungen  abweicht,  als  "^WIDWI  rT'D  ")DD  {Sefer  heth 
SaJfmonaj)  ausgelegt.  Dass  m  in  ^aJmionaj  mit  b  in  Sabanaiel 
vertauscht  wäre,  würde  keine  Schwierigkeit  machen.  Vielleicht 
ist  aber  dort  das  b  ursprünglich.  Die  Herkunft  des  Namens 
,,Ha3monäer"  ist  bis  jetzt  ganz  ungewiss,  der  Stammvater  Asa- 
monaios  vermutlich  von  Josephus  nur  konstruirt.  Möglicherweise 
liegt  eine  Umbiegung  des  wahren  Namens  7or.  weil  derlei  in 
jener  Zeit  und  sonst  vorkommt  (z.  B.  wurde  Antiochus  Epipha- 
nes  spottweise  Epimanes  genannt).  Namen  wie  HaSabnejah, 
Haäbanjah  und  ähnliche  Formen,  die  im  nacheiilischen  Juden- 
tum gerade  sehr  häufig  vorkommen,  könnten  zu  der  Form 
Haäbanäer  fuhren.  Diese  wäre  dann  nach  dem  gewaltigen  Auf- 
treten des  Geschlechtes  nach  dem  helväischen  Worte  )DW1  {hai- 
man)  zu  dem  oftgenannten  Familiennamen  umgebildet  und  das 
Ursprüngliche  fast  vergessen  (wie  ähnlich  Namensänderungen 
talmudischer  Gelehrten  deren  wahre  Namen  fast  ganz  in  Ver- 
gessenheit haben  gerathen  lassen;  vgl.  auch  die  Papstnamen). 
Nur  der  gelehrte  Historiker,  der  das  I.  Makkabäerbuch  schrieb, 
hätte  dann  noch  das  Ursprüngliche  uns  aufbewahrt. 

In  der  Diskussion,  an  der  noch  mehrere  andere  Bedner 
sich  beteiligen,  schlägt  Herr  Paul  Bieger  für  svfrxpxfjLyih  die 
Lesung  bH  UV  TT)   vor.  Dem  griechischen  Uebersetzer  erschien 

der  Titel  unübersetzbar,  wie  auch  die  LXX  TT}  nur  umschrie- 
ben, nicht  übersetzten.  Gegen  die  Emendation  Simonsbn's  aTparti?,»- 
r*i;  spricht  der  Umstand,  dass  dieses  gutgriechische  Wort  dem 
Uebersetzer  keine  Schwierigkeit,  dem  Abschreiber  keinen  Grund  zur 
Verstümmelung  gegeben  haben  kann.  Die  in  der  MidraS-Literatur 
auftretenden  Schreib-  und  Druckfehler  wie  DliP'itDIlDD«.  D1tD'''?")tDDt<. 
^ID'pitOD^.  i^tDlD^fc^  können  zur  Erklärung  von  iv^xpafi^X  unmö- 
glich herangezogen  werden. 


Sektion  V.  255 


EUGEN  MITTWOCH. 


UEBER  DIB  ETYMOLOGIE  DES  NAMENS  ESSÄEB  <). 


In  der  Diskussion  bemerkt  Herr  0,  Klein:  In  meinem 
Buche:  Bidrag  tili  Israeh  HeligiofuAistoria,  Stockholm,  1898, 
und  in  meiner  Abhandlung:  ScAem  AamepAorascA,  Stockholm, 
1902,  sage  ich  über  die  Bedeutung  des  Namens  „Essäer"  fol- 
gendes: ,Jm  Traktate  ScAeiaUm,  Y.  6,  liest  man:  Im  Tempel 
gab  es  eine  Halle  der  „Schweigsamen"  (CAaacAaim)  u.  s.  w. 
Diese  Halle  der  „Stillen"  halte  ich  für  die  Schatzkammer  der 
Essäer,  denn  der  Name  Essäer  bedeutet  nichts  anderes  als  die 
„Stillen",  die  CAascAaim,  Von  den  Essäem  sagt  Josephus:  Es 
entweiht  weder  Geschrei,  noch  Unordnung  das  Haus,  sondern 
sie  lassen  das  Gespräch  nach  der  Ordnung  von  dem  einen  zum 
andern  gehen,  und  den  Aussenstehenden  erscheint  das  ScAweigen 
derer,  die  darinnen  sind,  wie  ein  schauerliches  Geheimniss 
{ixvffTlipiov  ^piKToy)". 

Das  ScAtoeigen  der  Essäer  hat  also  einen  tiefen  Eindruck  ge- 
macht, und  da  wird  es  nicht  zu  verwundern  sein,  dass  man 
sie  nach  dieser  Eigenart  „die  Stillen"  nannte.  Erwägt  man  wei- 
ter, dass  ntSD  identisch  ist  mit  yorb  in  der  Bedeutung  „summen, 
leise  tönen,  magiscAe  Formeln  murmeln**,  so  deutet  die  Benennung 
CAaacAaim  auch  noch  eine  wichtige  Tätigkeit  der  Essäer  an: 
das  leise  Besprechen  von  Krankheiten  durch  geheime  Gottes-  oder 
Engelnamen. 


1)   Der  Vortrag  ist  in  der  „Zeittchrift  für  Assyriologie  and  Terwandte  Oebiete", 
Bd.  XVII  (1902)  p.  75-^8  abgedruckt. 


256 


Sektion  V. 


MORDCHE  W.  RAPAPORT. 


DIE  RECHTSE  NT  WICKLUNG  IM  TALMUD. 
(Aaszug  aus  einem  für  den  Kongress  angekündigten  Vortrage.) 


Uer  Talmud  zeigt  uns  am  markantesten  die  consequente 
Durchführung  eines  orientalischen  fiecbtssystemes;  die  einzelnen 
Grundprincipien  einer  solchen  Bechtsauffassung  sind  von  den  Juden 
am  scharfsinnigsten  entwickelt  und  in  dem  Riesenwerke,  das  den 
Namen  Talmud  führt,  niedergelegt  worden.  Die  Basis  alles 
Denkens  ist  dort  die  Religion ;  kein  ethischer  Begriff  kann  sich, 
dieser  Auffassung  gemäss,  ausserhalb  der  Religion  entwickeln; 
das  Recht  ist  also  nach  talmudischer  Ansicht  nur  ein  Teil 
der  Religion,  und  hat  an  sich  selbst  gar  keine  eigene  Existenz- 
berechtigung. Diese  Auffassung  kann  man  „das  religiöse  Rechts- 
system" nennen;  nach  demselben  gibt  es  gar  keinen  Unterschied 
zwischen  den  rein  religiösen  und  den  menschlich-religiösen  Nor- 
men ;  die  letzteren  gelten  als  religiöse  Normen  auf  dem  Gebiete 
des  Privatlebens  und  des  gesellschaftlichen  Verkehrs.  Die  Be- 
zeichnung ll^Dnb  Dlfc^  Y^  D'HD"!  ist  ein  weitgehenderer  Ausdruck 
als  jener  des  Wortes  „Recht",  insofern  als  sie  auch  die  mini- 
malsten Verhältnisse  zwischen  Individuen,  auch  den  Kreis  der 
Handlungen,  die  in  blossem  Reden  und  dergleichen  bestehen, 
umfasst;  sie  zeigt  auch  am  deutlichsten  den  Mangel  des 
Rechtsbegriffes,  indem  sie  sich  dem  andern  Ausdrucke  Y^  0^131 
DpD^  m^  gegenüberstellt  und  im  eigenen  Namen  nur  die  pri- 
vate Verzeihung  erfordert,  wohlgemerkt  die  privat-persönliche 
Verzeihung,  aber  nicht  die  öffentlich-rechtliche  Sühnung  des 
Streitfalles.  Im  Sinne  dieser  Auffassung  bezeichnet  pi  die 
Schlichtung  eines  Privatstreites  durch  Richter,  aber  nicht  die 
reine  Rechtsseite  des  Urteiles;  das  Wort  pn  kommt  hier  über- 
haupt nicht  in  Betracht,  dagegen  bringt  das  Wort  t3Dt2^D  erst 
in  neuester  Zeit  einen  dem  Rechtsbegriffe  ähnlichen  Begriff  zum 
Ausdruck.  Aber  nur  einen  ähnlichen;  denn  in  der  Bibel  be- 
zeichnet dieser  Ausdruck  nur  die  verständliche,  durch  natürliche 


Sektion  V.  257 

Yerhältnisse  zu  erklärende  Religionsnorm,  im  Gegensätze  zu 
der  rein  religiösen,  ftir  die  häufig  der  Ausdruck  pn  vorkommt. 
Babbi  Jehuda  Hanassi,  der  Yer&sser  der  Mischna  (circa  200 
n.  Gh.)»  ebenso  wie  die  spätere  Gemara,  behandelt  alle  Bechts- 
fragen  unter  dem  Titel  pp^n,  das  heisst  vom  Standpunkte  des 
Schadens,  der  bei  jeder  Bechtsverweigerung  entsteht,  wo  im 
Widerspruch  mit  der  Beligion  die  Privatrechte  eines  Menschen 
beeinträchtigt  wurden.  Den  Späteren  fehlte  überhaupt  der  ein- 
heitliche Begri£f  des  Bechtes;  sie  teilten  das  ganze  Gebiet  der 
Normen  in  613  Gebote  und  Verbote  der  gesammten  Beligion 
ein;  Maimonides  (1204)  versucht  schon  die  meisten  Normen  des 
Bechtsgebietes  zusammen  zu  behandeln,  fuhrt  aber  noch  die  Tei- 
lung der  Gebote  an  und  behandelt  unter  {9Dt&^  nur  den  fünften 
oder  vierten  Teil  des  Bechtslebens.  Den  heutigen  Begriff  dieses 
Wortes  führten  der  Tur  und  Karo  ein  (1575).  Sie  behandeln 
darunter  das  gesammte  Becht  mit  Ausnahme  des  Familien- 
und  Eherechtes;  der  genannte  Ausdruck  bezeichnet  bei  ihnen 
die  Normen  für  alle  Verkehrsverhältmsse  mit  Ausnahme  jener, 
die  einen  religiös-dogmatischen  Charakter,  wie  die  Ehe,  haben. 
Diesem  Ausdrucke  einen  im  modernen  Sinne  erweiterten  Inhalt 
zu  geben,  versuchte  bis  jetzt  niemand,  denn  dieses  würde 
dem  religiösen  Systeme  zuwiderlaufen,  nach  welchem  wol  ein- 
zelnen Teilen  der  Beligion  besondere  Bezeichnungen  gegeben 
werden  dürfen,  niemals  aber«  ein  Teil  dem  anderen  vorgezogen 
werden  kann,  was  doch  bei  der  Unterordnung  des  Ehedogmas 
(oder  einer  anderen  als  religiöses  Dogma  zu  betrachtenden  Norm) 
unter  dem  Massstabe  einer  andern  Bechtsnorm  der  Fall  sein 
würde. 

Dieses  Bechtssystem  wird  genau  behandelt  in  meiner  Arbei- 
tenserie „Der  Talmud  und  sein  RecM\  in  der  „Zeitschrift  far 
vergleichende  Bechtswissenschaft",  1900,  1901,  1903;  wie  auch 
in  meinem  Bapport  für  den  „Eongress  für  vergleichendes  Becht" 
(de  droit  compare),  Paris  1900,  unter  dem  Titel  „Fesprit  du 
Talmud  et  ion  inßuence  sur  le  droit  judaique'\ 


17 


1 


258  Sektion  V. 


JULIUS  OPFERT. 


DIE  UEBERSBTZÜNG  DES  GROSSEN  CYLINDERS  A  VON  ÖÜDEA 


Die  Ausgrabangen  in  Telloh^  die  von  dem  französischen 
Konsul  Sabzbo  unternommen  worden  sind,  haben  unter  anderen 
bedeutenden  Erfolgen  auch  die  Entdeckung  mehrerer  grosser 
Thoncylinder  zur  Folge  gehabt,  die  die  grössten  ihrer  Art  sind. 

Das  bedeutendste  und  am  besten  erhaltene  dieser  Dokumente 
wird  als  der  Gylinder  A  bezeichnet. 

Er  enthält  30  Columnen,  deren  jede  gegen  80  Fächer  hat, 
von  denen  ein  jedes  2,  8  oder  4  Linien  enthält.  Das  ganze 
Dokument  umfasst  ungefähr  2500  Linien.  Es  bezieht  sich  auf 
die  Herstellung  und  Widmung  zum  Teil  älterer  Tempel  und 
erzählt,  wie  der  Erbauer  von  seinem  Gk)tte  Ningirsu  aufgefordet 
sei,  den  Tempel  einzuweihen  und  die  nöthigen  religiösen  Ge- 
bräuche vorzunehmen.  Dieser  Fürst  hiess  Grudea  und  nennt  sich 
selbst  nicht  König,  sondern  nur  Patesi  oder  Vasall  von  Sirgalla 
(Sir-Pur-la).  In  der  ganzen  Inschrift  erscheint  aber  nicht  der 
Name  eines  Königs,  der  sein  Oberhaupt  gewesen  sein  könnte; 
alle  Gebäude,  welche  die  heutige  Buine  Telloh  birgt,  sind  von 
ihm  ausgeführt,  und  er  erscheint  als  alleiniger  Herr. 

Die  Sprache  dieses  CyHnders  ist  die  der  Sumerier,  der  Er- 
finder der  Keilschrift,  eine  turanische  Sprache,  die  dieses  Volk 
in  grauer  Vorzeit  von  dem  Plateau  Mittelasiens  nach  Mesopotamien 
gebracht  hatte.  In  diesem  Idiom  sind  noch  viele  der  heiligen 
Gebete  der  Ghaldäer  abgefasst.  Als  die  Semiten  von  Arabien 
kamen,  nicht  später  als  im  4.  oder  5.  Jahrtausend  vor  der 
christlichen  Zeitrechnung,  nahmen  sie  jene  als  heilige  Sprache 
neben  den  semitischen  Idiomen  der  Assyro-Ghaldäer  an,  und  um 
eine  dieser  alten  Sprachen  zu  verstehen,  verfassten  sie  eine 
Unzahl  von  Wörterbüchern  und  erklärenden  Glossen,  deren 
Menge  man  auf  eine  Million  schätzen  kann,  wovon  aber  nur  gegen 
30000  erhalten  sind;  mit  Hilfe  dieser  Glossen  und  der,  namentlich 


Sektion  V.  259 

durch  Sabdanapal  angeordneten,  Uebersetzungen  nnd  Kopien 
alter  Dokumente  sind  wir  im  Stande,  den  Sinn  dieser  Texte 
SU  enträthseln. 

Cjlinder  A  beginnt  folgendermassen : 

Immer  werde  ich  meine  Hand  erheben  zu  dem  Herrn  der  Ge- 
schicke, der  die  Vision  erklärt.  Auf  Geheiss  des  Mullilla 
[Bei  der  Semiten]  liess  mir  Ningirsu  Ninib  den  Lauf  des  Lebens 
oflfenbaren.  Es  war  kein  Licht;  der  Morgen  war  noch  nicht 
angegangen;  die  Wasser  hatten  sich  zurückgezogen,  weil  sie 
sich  auf  Befehl  des  Bei  zurückgezogen  hatten ;  eine  Krone  von 
Sternen  erglänzte  am  Himmel;  auf  Antrieb  des  Bei  hatte  der 
Tigris  das  nöthige  Wasser  nicht  gesendet,  und  der  König  Nin- 
girsu sprach  zu  mir  wegen  des  Tempels  also: 

„Der  Tempel  der  Fünfisig  ist  das  Heiligtum  des  Himmels  und 
der  Erde,  die  den  Tag  hervorbringen.  Patesi  soll  der  sein, 
welcher  einen  breiten  Graben  anstatt  des  engen  macht;  mit 
allen  Kräften  werde  ich  ihm  günstig  sein,  weil  er  verhindert, 
dass  die  Herden  der  Ochsen  und  die  Herden  der  Ziegen  ihre 
Schritte  hierher  lenken.  Um  das  Geschick  zu  erfüllen,  werde 
ich  sein  Haupt  erhöhen  und  werde  zu  seinen  Tempeln  das  Was- 
ser wieder  senden,  und  alle  Tage  wird  er  mir  Dank  sagen. 

Wenn  Gudea  sich  vor  seinem  Gotte  Ningirsu  beugt,  werde 
ich  ihm  auch  seine  Wohnung  bauen  und  werde  seinen  Namen 
erhöhen,  wenn  er  immer  seine  Treue  mir  länger  bewahrt,  und 
mit  diesem  Worte  will  ich  schliessen.  Alles  werde  ich  ihm 
oflfenbaren". 

Nach  dieser  fiede  verschwand  er.  —  Ich  bin  Patesi.  Soll 
ich  mich  auflehnen  gegen  seine  Herrschaft?  Soll  ich  mich 
entziehen  der  Dankbarkeit?  Meine  Mutter  wird  mir  das  Räthsel 
oflfenbaren,  und  ich  werde  lernen  den  Sinn  der  Inschrift. 

[Zweite  Kolumne.]  Die  Göttin  Nina  (Anunit)  [der  Planet  Venus] 
erschien  in  der  Dämmerung,  und  wir  hatten  folgendes  Gespräch. 

Gudea  zeigt  an,  dass  die  Schiflfe  wegen  Wassermangels  nicht 
gehen  können.  Anunit  fordert  ihn  auf,  einen  andern  Kanal  zu 
graben.  Ningirsu  erscheint,  und  nach  ihm  Bahn,  die  Göttin  des 
unendlichen  leeren  Raums,  die,  wie  die  Aditi  der  Indier,  ein 
selbstgeschaflTenes  Wesen  ist.  Sie  sagt  Folgendes:  „Ich  habe 
keine   Mutter;  die  Mutter  bin  ich  selbst,  ich,  die  Tochter.  Ich 


260  Sektion  V. 

habe  keinen  Vater;  der  Vater  bin  ich  selbst,  die  Tochter.  Mein 
Ausfluss  ist  der  Gedanke,  der  das  Wort  erzeugt,  das,  gespro- 
chen, in  sein  Nichts  zurückgeht". 

Nach  der  Bahu  erscheint  wiederum  Anunit,  und  ihr  offenbart 
Qudea  einen  Traum,  den  er  gehabt  hat:  Er  sah  einen  Mann, 
gross  wie  die  Erde,  gross  wie  der  Himmel,  von  dessen  Haar 
Hegen  tropfte,  und  dessen  Füsse  in  den  Ocean  tauchten.  Er  sah 
eine  Frau,  ganz  unbekleidet  am  Himmel  stehend,  mit  einer 
silbernen  Tafel  und  einem  silbernen  Qriffel,  und  einen  andern 
Helden,  der  einen  Plan  eines  Hauses  auf  eine  Marmortafel 
gezeichnet  hatte.  Anunit  erklärt  ihm,  wer  diese  Gottheiten  sind 
und  dass  der  Plan  der  seines  neuen  Tempels  sein  soll. 

Dieses  ist  der  Anfang  —  und  kaum  der  fünfte  Teil  —  des  ganzen 
Textes,  der  bis  jetzt  an  vielen  Stellen  unserer  Forschung  getrotzt 
hat.  Doch  da  nun  zwischen  Gudea  und  uns  sechsundeinhalb 
Jahrtausende  verflossen  sind  (denn  Gudea  lebte  4500  Jahre  vor 
Christi  Geburt),  so  wird  die  Menschheit  ohne  Ungeduld  das 
Ende,  und  damit  die  Erklärung  der  ganzen  Inschrift,  abwarten 
können. 


C.  BEZOLD. 


EINIGE  BEMERKUNGEN  ZUR  BABYLONISCH-ASSYRISCHEN 
TRANSSCRIPTION  DES  HEBRÄISCHEN  G0TTB8NAMENS «). 


Uedner  versucht  darzulegen,  dass  der  die  fragliche  Trans- 
scription enthaltende  Name  lahve-ilu  mit  dem  aus  der  Eujun- 
dschik-Sammlung  belegbaren  Namen  Idbi-üu  identisch  und  des- 
halb Ia^p{b)i4lu  zu  lesen  sei. 

In  der  Diskussion,  an  der  auch  Herr  J.  Hal^vy  teil- 
nimmt, bestreitet  Herr  Paul  Haupt,  ebenso  wie  jener,  dass  das 


1)   Inzwischen   erschienen   in   der   „Zeitschrift  für   Assyriologie",    Bd.    XVI,   S. 
415  ff.;  Tgl.  jetzt  anch  ebd..  Bd.  XVII,  S.  271  f. 


Sektion  V.  261 

keilschrifüiche  Ia*pi-ilu  als  „Jahveh  ist  Gott"  gefasst  werden 
könne;  üu  sei  Subjekt,  und  das  vorhergebende  la'pi^  wie  man 
es  aucb  lesen  wolle,  verbales  Prädikat  wie  in  den  Namen  Israel, 
Ismael,  Jezreel,  Ezechiel  etc.  (Redner  verweist  dabei  auf  Grat, 
Hebrew  Proper  Names,  806).  Für  Jhvh  sollte  man  zur  Zeit 
Hammurabi's  (2250)  auch  Ia*ma,  das  ist  la'ua,  erwarten,  nicht 
Ia*ue.  Noch  zur  Zeit  Artaxerxes'  I.  und  Darius'  IL  sei  Jhvh 
in  hebräischen  Namen  durch  Idma,  läua  wiedergegeben  worden. 
(Bedner  bittet,  die  Namenliste  am  Schlüsse  der  kritischen  Noten 
zu  Ezra-Nehemia  in  der  polychromen  Ausgabe  des  Alten  Testa- 
ments, insbesondere  S.  68,  Z.  14,  zu  vergleichen). 


FRITZ  HOMMEL. 


DIE  ETYMOLOGIE  DES  NAMENS  MOAB. 


in  assyrischen  Eaufkontrakten  kommt  ein  männlicher  Per- 
sonenname Äbi'Ummi  („mein  Vater  ist  meine  Mutter")  und 
andrerseits  ein  Frauenname  ümmia-aöta  „meine  Mutter  ist  mein 
Vater"  yor;  siehe  C.  H.  W.  Johns,  „Assyrian  Deeds  and  Do- 
cuments",  vol.  III,  Cambridge  1901,  S.  288  und  528. 

Da  «nun  Verkürzungen  wie  Hi-^dm  aus  ÄMrrdm  gar  nicht 
ungewöhnlich  sind,  so  möchte  ich  vorschlagen,  den  biblischen 
Namen  Moab  als  aus  Immö-ab  „seine  Mutter  ist  der  Vater" 
verkürzt  zu  betrachten,  und  darin  eine  Anspielung  auf  die 
dunkle  Herkunft  Moab's,  über  die  wol  manche  Sagen  ^)  in 
Umlauf  gewesen  sein  werden,  zu  erblicken.  Der  Name  würde 
dann  darauf  hinweisen,  dass  es  eben  mit  dem  Vater  Moab's 
eine  eigentümliche  Bewandtnis  hatte,  dass  man  nicht  gern  da- 
von sprach  und  dass  deshalb  gewissermaassen  nur  die  Mutter 
als  der  eigentliche  Vater  in  diesem  Fall  galt. 


1)  Eine  davon  Gen.  19,  80 — 88;  die  dort  erzählte  Geschiclite  ging  ursprünglich 
wol  nnr  nnf  Monb,  da  *Ammdn  (?gl.  stets  beuA  *Jmm6n,  wie  kntnbanisch  walad 
*  Ämm)  gnr  kein  Personen-  oder  Stnmmesname,  sondern  ein  Gottesname  ist. 


262  Sektion  V. 


FRITZ  HOMMEL. 


DIE  PLANETEN-  UND  TlERKREISaöTTEtt  DER  ELAMITBR 
DIE  PLANETENZEICHEN   IM   WEST-SEMITISCHEN   ALPHABET. 


in  seiner  grossen  Ct/Underinschrift  rühmt  sich  Assurbanipal, 
nach  der  Eroberung  Susa's  die  dortigen  Götterbilder  nach  Ni- 
niveh  fortgeführt  zu  haben  (vgl.  5.  Rawl.  6,  30  ff.);  bei  dieser 
Gelegenheit  werden  auch  die  Namen  dieser  sämmtlichen  elami- 
tischen  Gottheiten,  und  zwar  sowol  der  „von  den  Königen  ver- 
ehrten" als  auch  der  übrigen,  angezahlt;  vgl.  die  Umschrift 
in  ÜBLiTZßCH's  „Wo  lag  das  Paradies?",  8.  327.  Noch  niemand 
hat  aber  bis  jetzt  bemerkt,  dass  die  von  den  Königen  verehrten, 
also  wol  an  der  Spitze  des  Pantheons  als  besonders  grosse 
Götter  stehenden  gerade  sieben^  die  übrigen  aber  genau  ^rf^d'//*  sind. 

Mit  dieser  neuen  kürzlich  von  mir  gemachten  Wahrnehmung 
ist  der  Schlüssel  zum  Verständnis  der  elamitischen  Religion 
gegeben.  Denn  sieben  ist  die  altheilige  Zahl  der  Planelen  und 
zwölf  die  des  Tierkreises  oder  der  Monatsgötter.  Machen  wir 
nun  die  Probe,  indem  wir  die  alte  Ordnung  der  Planeten, 
nämlich  Mond,  Merkur,  Venus,  Sonne,  Mars,  Jupiter,  Saturn 
einmal  zunächst  versuchsweise  zu  Grunde  legen.  Es  ist  dann 
zu  erwarten,  dass  zum  mindesten  N^  3  (Venus)  eine  weibliche 
Gottheit  sein  muss,  vielleicht  sogar  auch  N^  4  (Sonne),  da  die 
semitischen  Elamiten  ursprünglich  Westsemiten  (Chaldäer)  waren. 
Also: 

In-SuSinak  »  Mond 

Su-mu-du  =  Merkur 

La-ga-ma-ru  =  Venus 

Pa-ar-ti-ki-ra  =  Sonne 

Am-man-Ka-si-mas  =  Mars 

ü-du-ra-an  =  Jupiter 

Sa-pa-ak  =  Saturn 


Sektion  Y.  268 

Tatsächlich  ist  nun  Lagamar  eine  Göttin,  dieselbe  die  sonst 
auch  Lagamal  und  Nanchundi  heisst;  wahrscheinlich  aber  auch 
Parti-Eira,  vgl.  die  Göttin  Parti  in  den  Inschriften  von  Mal- 
Amir  und  das  elamitische  Wort  kiri^  „Göttin".  Parti  (nicht 
MaSti)  hat  dort  den  Beisatz  zana  „Frau'^  wie  z.  B.  die  Göttin 
Na-ir-si-na  den  gleichen  Beisatz  hat. 

Was  die  übrigen  Namen  anlangt,  so  muss  also  oumud  Merkur 
gewesen  sein.  In  Amman-Easibar  oder  Amman-Easimaä  (beide 
Lesungen  sind  möglich)  steckt  gewiss  der  elamitische  Gh)tt 
Chumban  oder  ümman;  Ninib-Mars  heisst  sonst  auf  elamitisch 
u.  a.  auch  oimiS.  Zu  Uduran  s»  Jupiter  ist  vielleicht  Ghudran 
im  P.-N.  Ghudran-tepti  zu  vergleichen,  während  zu  Sapak  = 
Saturn  möglicherweise  der  Beiname  Ninib's  Dagbak  gehört; 
Ninib  (Mars)  und  Nirgal  (Saturn)  werden  ja  als  die  beiden 
bösen  Planeten  gelegentlich  verwechselt. 

Schwieriger  ist  die  Identificirung  der  auf  die  Planeten  fol- 
genden zwölf  Monatsgötter,  da  wir  nicht  wissen,  ob  hier  Früh- 
jahrs- oder  Herbstanüftng  vorliegt  und  ob  damals,  zu  Assur- 
banipaVs  Tau,  noch  mit  Stier  (bezw.  Skorpion)  oder  aber  schon 
mit  Widder  (bezw.  Wage)  begonnen  wurde.  Also  vielleicht: 


Ba-gi-ba 

=  Widder 

Su-un-gur-sa-ra-a 

=  Stier 

Ea-ar-ea 

=  Zwillinge 

Ei-ir^sa-ma-as 

=  Erebs 

§u-da-a-nu 

=  Löwe 

A-a-pa-ak-ei-na 

=  Jungfrau 

Bi-la-la 

-  Wage 

Pa-ni-in-gir-ri  *) 

==  Skorpion 

Si-la-ga-ra-a 

=  Schütze 

Na-abhsa-a 

=s  Fischbock 

Na-bir-tu 

=  Aquarius 

Ei-in-da-kar-bu 

=  Fische 

1)  So,  statt  Pa-ni-m-tim-ri,  hatte  wol  die  Vorlage;  Tgl.  des  sonst  erwähnten 
elamitischen  Gott  Pinigir  und  K.  2100,  col.  11,  6  Pi-ni-[girP]  ^  IsUr.  Bekanntlich 
heisst  sumerisch  ^r  Skorpion,  und  die  Göttin  des  Skorpiongestims  ist  Ishara 
(=  Istar). 


264  Sektion  V. 

Im  einzelnen  ist  daza  folgendes  zu  bemerken:  Bagiba  (anch 
im  P.-N.j  Bagibal-gilura)  ist  vielleicht  das  arabische  Bagab 
(eben&lls  urspr.  am  An&ng  der  ersten  Jahreshälfte)«  dann  also 
west^emit.  Ursprungs.  Songu-rSarra  ist«  wie  schon  firüher  beob- 
achtet wurde,  =  elamitisch  zunitiririarra  „grosser  König"i  wozu 
ich  bemerken  möchte,  dass  auf  dem  elamitischen  Tierkreis-Stein« 
„Au&.  u.  Abh.'V  S.  474«  in  der  Tat  eine  Königsgestalt  (vor 
den  Zwillingen)  den  Anfang  zu  bilden  scheint;  früher  fing 
man  eben  mit  dem  Stier,  statt  dem  Widder,  an.  In  Aipak-sina 
ist  -sina  wol  dasselbe  Femininelement  wie  in  Nur-6ina(8.  oben); 
vielleicht  ist  Naöiriu  (Aquarius«  bezw.  die  Göttin  Qula?)  nur 
eine  Semitisirung  von  Nsdr-sina.  Aller  weiteren  Vermutungen 
wiU  ich  mich  für  heute  enthalten;  gerade  hier  bei  den  zwölf 
Monatsgöttern  müssen  künftige  Forschungen  einsetzen. 

Aber  die  vorher  besprochenen  Planetengötter  fuhren  mich 
darauf«  noch  kurz  meiner  Au&tellung  über  die  astrologische 
Anordnung  des  westsemitischen  Alphabetes«  ««Aufs.  u.  Abb.", 
472  f.«  welche  jüngst  M.  Lidzbabbki  in  seiner  ««Ephemeris''« 
Bd.  I«  S.  269—271  ganz  unvollkommen  reproducirt  hat^)«  eini- 
ges beizufügen.  Ich  habe  seither  eine  neue  Entdeckung  dazu 
gemacht«  die  sich  nach  allen  Seiten  hin  bestätigt,  nämlich  dass 
durch  das  Schlusszeichen  Tau  der  Planet  Saturn  dargestellt  ist 
und  dass  in  den  fünf  Zeichen  für  die  Körperteile  die  übrigen 
fünf  Planeten  stecken^);  ich  erlaube  mir  daher«  nun  nochmals 
die  Liste,  aber  durch  die  Planeten  vervollständigt«  zu  reprodu- 
ciren: ') 


1)  Er  hat  den  erst  alles  erklärenden  Satz  „D^n  Haoptinlialt  dei  Ganzen  büden 
die  Anfange-  und  Endbilder  de«  Zodiakus  (Stier,  Zwill. ,  Krebs;  Widder,  Aqa„ 
Fische,  —  wobei  die  den  Widder  reprasentirende  ^^tkSt  des  Ea*'  nur  der  Gor- 
respondenz  mit  Gimel,  der  Waffe  des  Marduk,  wegen  ▼orausgestellt  worden  ist)  etc." 
ganz  weggelassen  und  dann  gar  Setffabth  als  meinen  Vorganger  hinsteUen  woUen 
doch  Tgl.  schon  Nestorins  bei  Proclos,  Comm.  zu  Plato's  „Politia",  ed.  Keoll, 
▼ol.  n,  p.  65  (citirt  in  BoU's  »Sphaera",  S.  472),  wo  aber  in  Wirklichkeit  eine 
Vorgäagerschaft  gar  nicht  Yorlieg^. 

2)  Dass   das  Aleph   der  Mondstier  (und  dann  Bdt  =  oTkoc»  Mondstation),  habe 
ich  schon  „Aufs.  u.  Abb.",  S.  472  ausgesprochen  gehabt. 

3)  n>  td   ^°  ^^^  linken  Hälfte  und  2{,  p  in  der  rechten  Hälfte  sind  erst  secun- 
darer  Entstehung  und  daher  gar  nicht  berücksichtigt. 


SektioD  V.  265 

1.  Aleph  =  Mond 

2.  BSt      =  Mondstation 


3.  Qimel  —  Stier 

10. 

Lamed  =  Widder 

4.  Daleth    )  Milchstnsse 

5.  M6'        (    (mit  Thor) 

6.  Wäw    =  Zwillinge 

11. 

Mim     ^  Aqoarius 

7.  Zai       =  Krebs 

12. 

Nön      =  Fische 

IS.  Samek  (Himmelsgitter 
=  Milchstr.,  wie  H6' 
links) 


8.  Jod  (Arm)     =  Mereur 

9.  Kaph  (Hand)  =  Fenus 


14.  ^Ajin  (Auge)  =  Sonne 

15.  Pi  (Mund)      =  Mars 

16.  Besch  (Kopf)  =  Jupüer 


17.  Schin  (Regen  der 

Mondstationeo) 

18.  Tau  =  SiUum 

Die  Nachweise  für  die  Tierkreisbilder  finden  sich  schon  „Aufs, 
u.  Abb.",  S.  472  f.  Dass  die  Planeten  gerade  die  Körperteile 
beherrschen,  wussten  schon  die  alten  Astrologen,  vgl.  Ernbt 
Maass,  „Die  Tagesgötter"  (Berlin,  1902),  8.  34,  Anm.  83. 
Das  Handsymbol  gehört  schon  auf  altbabylonischen  Gylindem 
der  Hammurabi-Zeit  speciell  der  Venus  ^) ;  Merkur,  der  Ver- 
mittler der  Orakel  (babyl.  id-ag^a  „  Arm-ausstreckung"  =  Orakel), 
hat  den  Arm  als  Symbol.  Zugleich  weisen  die  paarweise  vor- 
handenen Arm  und  Hand  auf  die  doppelte  Bolle  des  Merkur  und 
der  Venus  als  Morgen-  und  Abendstem.  ^Ajin,  der  Kreis  oder 
Bing,  als  Sonne,  braucht  keine  weitere  Erläuterung;  äg.  wie 
babyl.  heisst  der  Sonnengott  das  Auge  des  Himmels  oder  des 
Landes. 

Ninib=sMars  heisst  wörtlich  „Herr  des  Mundes",  denn  das 
Zeichen   ib   (bezw.    dar    „Verkündigung)   ist  ursprünglich  das 


1)  Daher  aach  der  poetUche  Name  Babel's,  Seha-anna  „Hand  de«  Himmels"  als 
der  Stadt  der  Oöttin  Zarpanit  s  Venas.  Ebenso  war  bei  den  Südarabem  die  Hand 
das  Symbol  des  Morgen-  und  Abendstems,  Tgl.  Hai.  867;  aach  die  Hethiter  ge- 
gebranchten  das  Handsymbol  far  „Gottheit",  und  ebenso  die  ägypt  Bea-scarabäen 
die  Hand  für  die  Venus,  wie  das  Krokodil  (Sebek)  für  den  Merkur  (Sebgu). 


266  Sektion  V. 

Bild  des  aufgesperrten  Mnndes;  vgl.  anch  Ninib  als  Qott  des 
Drachen  mit  aufgesperrtem  Bachen  („Aufs.  u.  Abb.",  S.  442) 
sowie  den  hebr.  Ausdr.  pi  chäräb  ,^Schärfe  des  Schwerts",  da 
ja  Ninib-Mars  der  Eriegsgott  ist.  Zum  Kopf  far  Marduk-Jupiter 
vgl.  man  den  Namen  des  Marduk-Tempels  Sag-illa  „Haupt- 
Erhebung"  und  den  Beinamen  Marduk*s  als  Planeten  Jupiter, 
Sag-me-gar  („Kopf  der  die  Stimme  macht").  Saturn  endlich, 
der  „Feind"  x«r'  i^ox^v,  ist  durch  das  Tau  symbolisirti  welches 
mit  dem  babyl.  Zeichen  pap  (oder  kur)  identisch  ist,  dem  be- 
kannten Ideogramm  für  tuikru  „Feind". 

Nachschrift 

{vom  6.  Juli  1903): 

Eine  ausfuhrlichere  Darstellung  der  Frage  nach  der  ursprüng- 
lichen Anordnung  des  west-semitischen  Alphabetes  findet  sich 
jetzt  in  meinem  „O-rundriss  der  Qeographie  und  Qeschichte  des 
alten  Orients"  (in  Iwan  von  MOllbr's  „Handbuch  der  class. 
Altertumswissenschaft"  Band  III,  1,  zweite  Auflage),  S.  96 — 104. 
Dass  am  Schluss  des  Alphabetes  dem  Planeten  Saturn  gerade 
das  Regenzeichen  Schin  (nach  echt  arabischer  Anschauung  der 
„Urin"  der  Sterne)  beigegeben  ist,  gerade  wie  am  Anfang  dem 
Mond  =  Aleph  das  Zeichen  des  Hauses  =  Mondstation,  hat  sei- 
nen speciellen  Qrund  darin,  dass  Mond  und  Saturn  (babyl.  Sin 
und  Nergal)  bei  den  alten  West-Semiten  mit  Vorliebe  auf  den 
zunehmenden  und  abnehmenden  Mond  übertragen  wurden,  welch 
letzterer  als  Bringer  des  Regens  galt;  vgl.  darüber  meinen 
Vortrag  „Die  alt-orientalischen  Denkmäler  und  das  Alte  Testa- 
ment", 2.  Aufl.  (Berlin  1903),  S.  44  f.  Im  Alphabet  bezeichnet 
also  das  Tau  zunächst  den  abnehmenden  Mond  (opp.  Aleph  = 
Stierhömer  =  zunehmendem  Mond),  dann  aber  ebenso  auch  den 
Planeten  Saturn,  weshalb  dieser  innerhalb  des  von  Aleph-Bet 
und  Schin-Tau  gebildeten  Rahmens,  da  wo  die  Körperteile  (Arm, 
Hand,  Auge,  Mund,  Kopf)  genannt  sind,  nicht  auch  noch  un- 
tergebracht zu  werden  brauchte. 


Sektion  V.  267 


THEOPHILUS  G.  PINCHES. 


NOTES  ÜPON  A  SMALL  COLLBCTION  OP  TABLETS  PRÜM  THE 
BIRS  NIMROUD  BELONGING  TO  LORD  AMHBRST  OF  HACKNBY, 

(Resame.) 


ihe  portion  of  Lord  Amh£BBt'b  coUection  which,  according 
to  the  information  famiehed  or  from  internal  eyidence,  came 
from  the  Birs  Nimroud,  numbers  about  54  tablets.  They  are 
moBtIy  of  anbaked  claji  and  are  of  the  naual  type,  such  as 
are  foand  in  large  numbers  in  ruins  of  the  period  to  which 
they  belong,  namely,  the  time  of  the  later  Babylonian  empire. 
They  consist  of  loans,  sales,  contracts,  etc.,  of  yarious  kinds, 
some  of  them  being  more  or  less  of  the  nature  of  legal  documents. 

Besides  their  intrinsic  interest,  and  the  circumstance  that 
they  all  originated  at  or  near  the  city  of  Borsippa,  they  gain 
an  additional  importance  from  the  fact,  that  they  furnish  a 
few  d^ails  of  historical  interest.  The  earliest  of  the  series  is  a 
document  conceming  an  estate,  and  was  to  all  appearance  an 
important  one,  if  one  may  judge  from  the  number  of  high- 
placed  officials  whose  names  appear  as  witnesses.  ünfortunately, 
the  mutilation  of  the  obverse  makes  its  nature  exceedingly 
difficult  to  determine. 

This  being  the  case,  the  chief  point  of  interest  lies  in  the 
reverse,  where  the  date  is  given.  It  is  as  follows: 

Babili  D.  S.       ftrab  Abi      umu  ribü,       lim-mu  D.  P.       ü-bar 
Babylon,         month  Ab,       day  4*^,  eponymy  of  übar, 

D.  P.       äa-ku        B&bÜi  D.  S. 
mayor(?)  of  Babylon. 

As  this  is  probably  the  only  instance  of  dating  by  an  eponym 
in  Babylonia  that  is  known,  its  yalue  will  easily  be  recognized. 
The  absence  of  the  name  of  the  king  ruling  at  the  time  would 


268  Sektion  V. 

make  the  approximate  date,  in  all  probability,  difficult  to  deter- 
mine,  were  it  not  that  one  of  the  witnesseB,  the  first  on  the 
list,  affords  us  the  desired  clue.  This  personage  is  none  other 
than  the  well-known  Mannu-kl-Arba-llu,  the  ra6-ii§ir,  whose 
name  occars  frequently  in  the  Assyrian  contracts.  According  to 
the  Rev.  G.  H.  W.  Johns'b  ''Assyrian  Deeds  and  Documents", 
the  date  of  this  eponym  would  be  about  680  b.  G. ;  that  being 
the  year  when  an  Assyrian  official  so  named  assnmed  the  title 
here  given  to  him. 

This  tablet  bears  witness,  therefore,  to  an  attempt  to  intro- 
duce  into  Babylonia  the  Assyrian  System  of  dating  by  eponyms, 
an  attempt  foredoomed  to  failure,  partly^  perhaps,  as  a  foreign 
innovation,  and  partly  as  being  less  practical  and  satisfactory 
than  the  System  of  dating  in  the  regnal  years  of  the  kings, 
which  had  been  for  a  considerable  period  in  nse  in  Babylonia. 

Passing  over  an  interesting  inscription  referring  to  one  of 
Belshazzar's  captains,  the  most  impori;ant  tablets  are  one  dated 
in  the  accession-year  of  a  new  Semitic  Babylonian  king,  and  a 
second  having  a  royal  name  which  is  rather  doubtful,  but 
evidently  Persian.  The  foUowing  is  the  text  of  the  first  of  these 
two  dates: 


Bar-^ip  D.  S.     äral>      Abi,       ümu     t>am[iS9eru,      äattu]      r6ä 
Borsippa,  month   Ab,        day  1[5*^  (?)        year]    of  be- 

Sarrüti  D.PP.  B61  -  8i  -  man  -  [an  -  ni] ,    Sar      B&blli 

ginning  of  royalty,  B61-Simananni,  king  of  Babylon 

m  <  vv 

D.  S.     u    mätati. 
and   the    lands. 

The  end  of  the  royal  name  is  mutilated,  but  there  is  hardly 
any  doubt  that  it  is  to  be  restored  as  above,  tracee  of  the 
converging  wedges  of  the  final  character  being  yisible. 

The  second  and  evidently  Persian  royal  name  is  nnfortonately 
still  more  mutilated,  the  first  character,  ^i,  and  the  last  one, 
ti,    being   all  that  is  certain.  Between  these  two  characters  are 


Sektion  V.  269 

two  others,  which  look  as  if  they  might  be  ii-nim,  but  the 
inclination  at  which  some  of  the  wedges  of  the  inscription  are 
written  saggests  that  some,  which  look  like  ''corner-wedges", 
are  in  reality  nprights,  or  eyen  horizontals,  and  in  this  case  a 
modification  of  the  traces  would  be  necessary,  changing  ]^, 

m,  to  J^»  Jtu,  and  <!^^y  nim,  to  ^^  uf.  The  date  would 
in  thiB  case  read  as  foUows: 

Bar-sip  D.S.  [ära^]  Adari,  ftmu  gSräa-isten,  [Saitu]  r68 
Borsippai  month  Adar,       day  21>S  year  of  beginning 

(?)  V  (?)      (?) 

lugal-nam-nS-5^9  Si-ku-uä-ti  Sar  Bäbtli  D.  S.  Sar  m&täti. 
of  royalty,  SiknStii      king  of  Babylon,    king  of  the  lands. 

The  witnesses'  names  belong  to  the  end  of  the  reign  of 
DariuBi  and  are  also  found  during  that  of  Xerxes,  and  suggest 
that  it  was  the  same  political  occasion  which  brought  B61- 
Stmanni  and  §ikn$ti(^  to  the  throne.  From  these  two  interesting 
dates  it  may  be  sannised,  that  the  ancient  Babylonians  kept 
np  their  repntation  for  turbulence  and  discontent  to  the  last, 
their  opinion  probably  being,  that  matters  might  be  improved 
thereby,  and  could  not  well  be  made  much  worse.  It  will  also 
be  Seen,  that  they  were  not  particular  as  to  the  quarter  whence 
the  change  came,  for  they  were  evidently  just  as  ready  to 
accept  another  Persian  as  a  native  Babylonian  ruler. 

In  this  small  coUection  are  also  a  few  tablets  from  which 
the  king's  name  has  been  omitted,  and  internal  evidence  alone 
allows  their  period  to  be  fized.  Of  special  interest  is  that  inscri- 
bed  with  an  account  of  the  ezpenditure  in  connection  with  the 
establishment  of  J  ^^  fyf^  i^,  Uätanu,  and  others,  namely, 
Artabanu  (Arabanes),  Baga-zuStu°^i  IJuru-zuätu°> ,  Aspamiääu, 
and  Sullumä(7).  In  addition  to  these  officials,  reference  is  made 
to  a  servant  oatabari,  and  to  one  called  Artapati.  The  other 
servants  and  the  secretaries  seem  to  have  been  in  every  case 
Babylonians.  The  text  bears  the  date  of  the  30^^  year,  and 
there  is   but  little  doubt,  from  the  length  of  the  reign  thus 


270  Sektion  V. 

indicated,  that  the  rüler  of  Babylon  at  the  time  it  was  written 
was  the  well-known  Darius  Hystaspis. 

Not  only,  however,  is  this  inscription  of  valae  on  account  of 
the  light  which  it  throws  upon  the  life  of  the  Persians  in  the 
conquered  province  of  Babylonia,  but  it  is  also  of  importance 
from  the  fact  that  Ustanu,  who  seems  to  have  been  the  chief 
personage  among  those  named  on  the  tablet,  was  apparently 
the  UStanu  or  üstanni  whose  name  occurs  in  two  inscriptions 
of  the  time  of  Darius  as  being  governor  of  Babylon  and  ''over 
the  river"  —  perhaps  the  whole  of  the  Mesopotamian  district. 
Other  than  UStanUi  I  have  not  been  able  to  find,  in  the  con- 
tracts  and  other  inscriptions  of  the  time  of  Darius,  as  &r  as 
they  are  known  to  me,  the  names  of  any  of  the  Persians  men- 
tioned  with  him.  Perhaps  some  of  my  fellow-specialistSi  more 
fortunate  than  I  in  facilities  of  study,  may  be  able  to  supply 
the  lacunae  which  my  notes  upon  these  tablets  unfortunately 
contain. 

The  true  reading  and  Identification  of  the  doubtful  name 
äikuäti  or  ^ikinimti  would  be  of  great  interest. 

Lord  Amhbbst  of  Hacknbt  purposes  publishing  all  the  above 
inscriptions,  together  with  many  others  of  more  than  ordinary 
interest,  in  the  series  of  volumes  upon  his  coUections  which 
he  is  now  bringing  out.  The  original  paper,  of  which  the  above 
is  a  resume,  will  probably  appear  in  the  "Proceedinps  of  the 
Society  of  Biblical  Archaeology".  This  small  coUection  is  of 
considerable  value  on  account  of  the  many  illustrations  which 
it  gives  of  the  conditions  of  life  among  the  Babylonians  during 
the  late  Babylonian  and  Persian  periods,  and  will  be  found  a 
welcome  addition  to  the  mass  of  material  already  in  the  hands 
of  Bcholars. 


Sektion  V.  271 


ENNO  LITTMANN. 


SEMITISCHE  VOLKSPOESIE  IN  ABESSINIEN. 

(Auszug.) 


Von  der  Yolkspoesie  der  semitischen  Völker  ist  uns  bisher 
ÜBt  nur  die  in  arabischer  Sprache  genauer  bekannt,  sowohl 
aus  alter  wie  aus  neuerer  Zeit.  Freilich  sind  auch  einzelne 
wertvolle  Stücke  dieser  Art  im  Alten  Testament  erhalten,  aber 
die  ganze  altsyrische  und  altäthiopische  Literatur  weist  an 
Poesie  nur  geistliche,  ja  theologische  Lieder  auf,  die  nicht  als 
spontane  Äusserungen  des  wirklichen  Volkslebens  angesehen 
werden  können.  Erst  in  neusyrischen  Dialekten  sind  kleine 
Yolksliedchen  bekannt  geworden.  Das  neuere  Abessinien  bietet 
jedoch  reiches  Material,  das  man  erst  in  den  letzten  Jahrzehnten 
zu  erforschen  begonnen  hat. 

Zur  Illustration  dieser  Poesie  teilt  der  Vortragende  folgende 
Stücke  in  üebersetzung  mit: 

1)  Zwei  altamharische  Eönigslieder. 

2)  Zwei  neuamharische  Strophen. 

3)  Einzelne  Verse  aus  Hochzeitsliedern  in  Harari-Sprache. 

4)  Zwei  Klagelieder  in  Tigre-Sprache. 

Diese  Texte  sowie  eine  grosse  Reihe  von  anderen,  denselben 
Literaturen  angehörenden  Stücken  sollen  in  Ursprache  und 
Üebersetzung  mit  Einleitungen  und  Erklärungen  während  der 
nächsten  Jahre  in  der  von  dem  Redner  zu  begründenden  BibUo- 
iheca  Abessiniea  veröffentlicht  werden.  Hier  mögen  folgende  Be- 
merkungen genügen. 

1)  Die  altamharischen  Eönigslieder  sind  von  ihm  nach  Oümi's 
Ausgabe  im  Januar  1900  in  Jerusalem  mit  dem  amharischen 
Gelehrten  AbbS  Eefla  G-iorg^s  studiert  worden.  Eine  deutsche 
Üebersetzung  ist  damials  an  Ort  und  Stelle  angefertigt.  Danach 
werden  hier  das  4.  und  das  7.  Lied  in  der  Zählung  von  Quidi 
mitgeteilt.   Das  4.  nimmt   wohl  den  ersten  Rang  ein  an  Tiefe 


272      '  Sektion  V. 

der  poetischen  Empfindung  und  an  Wirksamkeit  der  plastischen, 
dramatischen  Darstellung.  Es  handelt  von  dem  Kampfe  des 
Kaisers  Isaak,  der  um  1400  regierte,  gegen  die  Bebellen.  Mit 
grosser  Kunst  werden  folgendci  nur  scheinbar  lose  an  einander 
gereihten  Scenen  vorgeführt:  Die  Empörung  eines  der  Haupt- 
rebellen. —  Der  Kaiser  beim  Mahl,  wie  ihm  der  Bericht  vom 
Aufstande  überbracht  wird.  —  Der  wachsende  Au&tand.  —  Die 
Vernichtung  der  Empörer,  die  nun  um  Qnade  betteln. 

Das  7.  Lied  richtet  sich  zunächst  in  wenigen  Worten  an  den 
Kaiser,  wahrscheinlich  wieder  Isaak.  Dann  wendet  sich  der  San- 
ger  an  den  Qeier,  den  Begleiter  der  zum  Kampfe  ausziehenden 
Heere :  Er  fordert  den  Vogel  auf,  ihm  zu  folgen  und  sich  nicht 
zu  furchten,  denn  er,  der  Qeier,  ist  ja  heilig,  und  der  Zorn 
der  Gottheit  würde  die  Menschen  treffen,  wenn  sie  ihm  ein  Leid 
täten.  Vielmehr  werde  er  Speise  und  Trank,  Leichen  und  Blut, 
in  Fülle  finden. 

2)  Die  neuamharischen  Strophen  wurden  von  einem  abessi- 
nischen  Barden  in  Jerusalem  im  Januar  1900  gedichtet.  Es  sind 
ca  200  Zeilen,  in  denen  sich  das  ganze  Leben  ihres  Verfassers 
wiederspiegelt :  derbsinnliche  Lieder,  kräftiger  Schlachtenge- 
sang, demütige  religiöse  Lieder.  Der  Dichter  hatte  unter 
König  Theodor  und  Johannes  gekämpft,  in  Krieg  und  Frieden 
ein  wildes  Leben  geföhrt  und  war  auf  seine  alten  Tage,  um 
sein  Seelenheil  besorgt,  nach  Jerusalem  gegangen. 

3)  Die  Harari-Lieder  sind  in  einem  etwa  200  Jahre  alten 
MS.  der  Biblioth^ue  Nationale  enthalten,  in  arabischen  Buch- 
staben geschrieben.  Bisher  sind  diese  Texte  noch  nicht  entziffert 
worden.  Sie  sind  Hochzeitslieder,  sämtlich  an  die  Braut  ge- 
richtet, sie  besingen  deren  Schönheit  und  schildern  Vorgänge 
bei  der  Hochzeit.  Interessant  sind  die  Vergleiche  aus  der  mu- 
hammedanischen  Religion  und  die  Erwähnung  ihrer  heiligen 
Stätten,  Mekka  und  Medina,  die  mehrfach  vorkommen.  Femer 
werden  genannt:  ""Ä'ifia  und  I^adt^,  WaU  und  Wiläyet,  §£{> 
und  §arif,  Ahmed  und  'Azlz,  'Abda  und  'Abd&li,  $&fi  und 
Yahyä,  ^Omar  und  Ziyädi,  ^Ali;  Nachmittagsgebet  und  An^är, 
9a4ir  und  Ilyäs,  Laili  und  ^Abbäs. 

4)  Die  Tigre-Lieder  verdankt  die  Wissenschaft  dem  Eifer  deB 
schwedischen  Missionars  Herrn  B.  Sundbtröm;  er  hat  sich  durch 


Sektion  V.  273 

die  Sammlong  einer  grossen  Zahl  von  Liedern,  die  vom  lingui- 
stischen wie  vom  kultargeschichtlichen  Standpunkte  aus  unser 
höchstes  Interesse  beanspruchen,  bleibende  Verdienste  erworben. 
Die  Sammlung  ist  in  den  EULnden  des  Vortragenden  und  wird 
seiner  Zeit  in  der  erwähnten  Bibliotheea  Abessinica  veröffentlicht 
werden.  Diese  Tigre-Lieder  sind  recht  mannigfaltigen  Inhalts.  Den 
grössten  Baum  nehmen  jedoch  wohl  die  Kriegs-  und  Heldenlieder 
ein.  Darunter  fallen  auch  die,  in  denen  einzelne  Fürsten  — 
manchmal  zu  Bettelzwecken  —  angesungen  werden.  Mit  den 
Eriegsliedem  eng  verbunden  sind  wieder  die  Klagelieder,  die 
nach  den  Schlachten  auf  den  Tod  der  Krieger  gesungen  werden. 
Manchmal  werden  die  Vorzüge  der  eigenen  Heimat,  des  eigenen 
Stammes  gepriesen;  dahin  können  etwa  auch  die  gerechnet 
werden,  mit  denen  vor  einer  Schlacht  die  Qegner  prahlend  her- 
ausgefordert werden.  Mit  dem  Prahlen  hängt  das  Drohen  eng 
zusammen;  für  diese  Prahl-  und  Drohreden  vor  der  Schlacht 
(vgl.  das  altarabische  AigcT)  hat  man  ein  eigenes  Wort  im  Tigr6 
Casqara  und  'aUdqara),  Die  eigentlichen  Liebeelieder  nehmen 
nur  eine  ganz  untergeordnete  Stelle  ein,  wenngleich  erotische 
Fartieen  und  Anspielungen  manchmal  vorkommen.  Aus  einem 
Vergleiche  des  Bilderschatzes  der  Tigre-Poesie  mit  dem  der 
arabischen  ergiebt  sich  kurz  folgendes:  Das  bei  den  Arabern 
am  meisten  genannte  Tier  —  das  Kamel  —  spielt  auch  hier 
eine  grosse  Bolle,  aber  es  hat  diese  mit  dem  Binde  zu  teilen, 
da  die  Tigre-Stämme  vielfach  Halbnomaden  sind  und  oft  ihr 
ganzer  Besitz  aus  Binderherden  besteht.  Nach  Kamel  und  Bind 
kommt  wohl  der  Löwe.  Er  ist  hier  doch  häufiger  als  in  der 
arabischen  Poesie,  was  wahrscheinlich  in  den  natürlichen  Ver- 
haltniesen des  Landes  seine  Erklärung  findet.  Freilich  wird  das 
Wort  far  Löwe,  hayat,  selten  gebraucht,  wohl  „um  den  Teufel 
nicht  an  die  Wand  zu  malen";  man  wendet  Cognomina  statt 
des  eigentlichen  Nomen  an.  Von  den  grösseren  Tieren  kommen 
hier  noch  in  Betracht:  Pferd,  Maultier,  Elefant,  Nilpferd.  Fauna 
und  Flora  sind  hier  in  Abessinien  reicher  als  in  Arabien.  Die 
Tigre-Dichter  scheinen  aber  nicht  mehr  in  so  engem  Zusam- 
menhange mit  der  Natur  zu  leben  wie  die  alten  arabischen, 
namentlich  die  beduinischen,  und  stehen  ihnen  daher  an  Qe- 
nauigkeit  der  Beobachtung,  zumal  des  Pflanzenlebens,  nach. 

18 


274  Sektion  V. 

Die  Erforschang  dieser  wichtigen^  bisher  noch  fast  ganz  un- 
bekannten Yolksliteratar  soll  dazu  beitragen,  von  der  semiti- 
schen Knltur,  deren  primitivste  Anfange  wir  hier  teilweise  noch 
in  moderne  Zeit  hineinragen  sehen,  ein  möglichst  vollständiges 
Qesamtbild  zu  gewinnen. 


FRANCISCO  FERNANDEZ  Y  GONZALEZ. 


SÜR  LA  PR£D0MINANC£  D£S  ^LlSl^ENTS  S^MITIQUES  DANS 

LA  LANGÜE  BASQUE. 

(Aaszag.) 


La  langue  basqne  parlee  encore  par  plus  d'un  demi  million 
de  personnes  dans  les  regions  pyrenaiques  de  TEspagne  et  de 
la  France,  est  un  idiome  s6mitique  (quelles  que  soient  les 
opinions  contraires)  par  la  plnpart  de  ses  elöments,  selon  qu'on 
demontre  ä  T^gard  de  sa  prononciation,  de  son  vocabulaire  et 
des  accidents  on  alterations  grammaticales,  de  ses  mots,  parmi 
lesqnels  il  y  en  a  un  grand  nombre  de  contingents  s6mitiques 
et  präs6mitiques,  c'est  ä  dire  ceux  qui  appartiennent  4  Tegyptien, 
aux  accadiens  et  aux  dialectes  Äthiopiens  et  herberes  et  aux 
assyriens  ainsi  qu'aux  mMes,  aux  turcs  et  ä  quelques  autrea 
langues  touraniennes.  Gependant  il  me  semble  certain,  selon 
mes  propres  recherches,  que  nul  de  ces  idiomes  n'a  exercä 
une  influence  aussi  remarquable  que  les  idiomes  s6mitiques 
historiques  avec  Tinclusion  de  Tassyrien  et  singulidrement  du 
phenicien  et  du  chaldeen,  langage  populaire  des  iraelites  aprös 
Texil  et  dont  la  prononciation  semble  avoir  ete  preföree  par 
les  basques.  Les  noms  Zigorr-a  et  Ezcurra  qui  designent  en 
basque  quelques  objets  termin6s  en  forme  de  cdne  ou  de  Py- 
ramide ou  d'un  glaud,  ont  une  grande  ressemblance  avec  celui 
des  edifices  appeles  Zigorrat  en  Ghaldee;  Erre^  Erru  ou  Erri 
„terre"  conserve  la  prononciation  chaldeenne  de  la  parole  h6- 
braique  EreUf  en  changeant  le  tsadc  final  en  ain\  E-gun  „jour^i 


Sektion  V.  275 

Jaquen  „savant"  est  la  m6me  forme  chaldaiqne  de  raram^en  lum 
et  Jaquem;  m6me  la  phrase  ou  combiaation  des  mots  Esearri- 
K-afco  on  Eskarri-K-Mco  que  les  basques  emploient  pour  remer- 
cier,  est  une  ezpression  ou  composition  de  mots  chalduques. 
Les  mots  labe  et  Jabe  qui  signifient  en  basque  „seigneur",  ont 
une  forme  chaldeenne  de  m6me  que  In  ,,cite"  que  les  pheni- 
ciens  disaient  Ili)  et  Laiaro  signal^  par  J.  Opfbrt  comme 
yraiment  chaldaique,  Tertulien  et  Prudence  la  presentent  comme 
re^ue  des  cantabres  par  Auguste,  que  les  basques  d^signent 
Labaro-a  et  en  sa  forme  diminutive  LcAaro-ci-a, 

L'article  indicatif  en  basque  en  a,  en  ua  et  en  ba  a  la  m^me 
postposition  qu'en  assyrien,  syriaque^  chaldeen  et  quelques  dialectes 
ethiopiens,  ainsi  que  la  postposition  ak  pour  le  pluriel  correspond 
ä  la  t^rminaison  ta  du  pluriel  assyrien  et  des  pluriels  f6minins 
semitiques  par  un  changement  de  consonnes  trte  usuel  dans  les 
langues  touraniennes  et  pres6mitiques.  Les  peuples  Sgyptiens, 
hebreuzi  pheniciens  et  berberes  ont  ant6pos6  Tarticle;  les  assy- 
riens  conservent  l'article  postpositive.  Les  basques  d^clinent  les 
noms  avec  des  postpositions  agglutinantes  derivees  de  Tassyrieni 
de  Taram^en  et  quelques  autres  du  turc,  du  m&de  et  de  Tacca- 
dien.  Le  genitif  se  forme  avec  en  ou  ena  qui  semble  derivä 
de  r  an  assyrien,  et  avec  ko^  particule  qui  6quiyaut  ä  la  prepo- 
sition  X  berbere  et  k  V  ek  ou  ex  des  Orecs  et  des  Latins. 
Gelle  du  datif  ari  provient  du  alai  ou  aU  assyriennei  celle  d' 
ara  pour  Taccusatif  de  la  ou  a4a  s^mitique.  En  fin  pour  l'ablatif 
on  emploie  Gatic-a  du  Kai-Kerit  berbere,  Garay  ou  Garray  de 
HAalay  s^mitique;  tan  „en'*  de  ta  accadien;  et  Gada  de  Gab  accadien. 

Les  num6raux  basques  sont  entiörement  semitiques,  avec 
quelques  origines  ou  formes  africaines  et  touraniennes;  Bat  „un" 
est  le  nom  d'une  mesure,  dixieme  partie  d'une  autre,  en  hebreu 
et  chaldeen;  Bi  „deuz"  est  un  nombre  egyptien;  Iru  j,trois" 
quoique  de  derivation  moins  claire  ressemble  au  Silt  assyrien 
changeant  la  t,  forme  de  pluriel,  par  les  constructes  semitiques 
u  et  i;  Lau  „quatre"  est  le  Hab  semitique;  JBosti  »cinq"  a 
une  certaine  analogie  avec  le  bex  turc;  Sei  „six''  derive  du 
Sit  sämitique;  Zazpi,  Sapta  „sept"  autre  forme  s6mitique  de 
,,Bix"  et  ba  ou  bat  „un"  prononcä  energiquement  selon  Tusage 
chaldeen;   Zortzi  ,,huit"  de  JDort  turc,  qui  signifie  ,,quatre''i  et 


276  Sektion  V. 

Iki  „deax"  ea  turc  eqaivalent  k  qaatre  deax  fois;  Bederazi 
„aeuf  est  compose  de  bat  „uq"  et  Zortzi  ,,hait";  Ämar  „dix" 
de  Marau  ou  Maran  „dix''  en  berböre  et  canariea  et  ea  langue 
ancienne  americaiae  de  la  Florida. 

Le  pronom  basque  Ni  „]q''  est  le  mSme  qu'en  ethiopien  et 
setnblable  k  V  Änoki  hebrea  et  Anuk  egyptien;  Zu  „iü!*  est  le 
mfime  Zu  accadien  et  le  saffixe  k  le  m6me  qu'ea  Egyptien  et 
ethiopien.  Le  pronom  interrogatif  Nor^  (genitif  no-na)  »qui?" 
le  m^me  No  Egyptien. 

Le  yerbe  basque  a  des  makores,  en  al  comme  Jahai 
„jubiler";  en  on  comme  Emon  ,^donner"  et  E-gon  „^tre"«  des 
verbes  h6breux  aman  et  agtuih  qui  ont  la  m6me  signification ; 
des  gerondifs  comme  Izan  da  meme  egon  et  deax  conjugaisons,  une 
directe  avec  les  pronoms  saffixes  et  une  autre  avec  les  auxiliaires 
k  Tegal  da  yerbe  6gyptien,  par  exemp. :  Meh  i,remplir"  se  conjugae 
meh-a,  meh-k,  meh-eu  ou  mehr/ et  est  la  m6me  que  celle  de  Tauxiliaire 
basque  du  „ätre"  dans  la  Qrammaire  bizcaine  de  Nicoleta:  dut,  dek 
et  deu\  dans  la  conjugaison  periphrastique,  les  basques  comme 
les  egyptiens  laissent  le  radical  invariable  et  conjuguent  Tauxi- 
liaire,  par  exemp. :  en  egyptien  on  dit  meh-tu-a^  mei^tuk  et  mehr 
tau  ou  melytuf\  en  basque  de  Jan  et  Jaien  „manger''  on  dit 
Jäten  diot  „je  le  mange",  Jäten  diok  „tu  manges"  et  Jäten  dio 
„il  mange". 

L'adverbe  de  lieu  basque  Baita  „k  la  maison''  derive  de 
Bait  „maison"  en  semitique  et  ceux  de  temps  alternent  la  d6riya- 
tion  semitique  ayec  TSgyptienne,  p.  exemp. :  JE-gun  „aujourd'hui" 
de  JE-yun,  forme  h6braique  ayec  prononciation  chaldöenne;  Biar 
ou  BiAar  „demain"  de  Bi  „deux"  en  6gyptien  et  Herre  „jour" 
dans  la  m6me  langue;  Bihar-yaumona  „apres  demain*'  de  Bihar 
,demain"  et  Taumon  arameen  ^^un  jour". 

La  conjonction  Ba  „si"  conditionelle  est  le  Fa  semitique  et 
arameen  que  les  chaldeens  changent  en  Ba  comme  Firu  ou 
FuTu  „tete"  en  hebreu  et  en  arameen  qui  se  change  en  Buru; 
Bagno  „que"  (apr^s  le  comparatif)  est  la  particule  semitique 
bavna  ou  baino  qui  signifie  „entre"  en  relation  comparatiye  ou 
Superlative. 


Sektion  V.  277 


MAX  GRUNWALD. 


ZUR  GESCHICHTE  DEK  JUDEN  IN  HAMBURG. 

(Auszag.) 


Am  3.  September  1652  ist  durch  Yereinignng  einiger  Bei- 
Stätten  die  hiesige  portugiesisch-jüdische  Gemeinde  gegründet 
worden.  Ausser  dieser  Gemeinde  und  ihren  Zweigniederlassungen 
in  Altona^  Qlückstadt  und  Emden  sind  in  Deutschland  höchstens 
vorübergehende  Niederlassungen  von  Portugiesen  (Sefaradim)  in 
Mannheim,  Alzey,  Worms,  Neuwied,  Gleve,  Tönning,  Kiel, 
Friedrichstadti  Harburg  a.  d.  Blbe  bekannt.  Die  Hamburger 
Ansiedelung  ist  keine  Filiale  der  Amsterdamer,  sie  hat  weit 
firüher  als  diese,  jedenfalls  vor  1577  bestanden.  Die  Einwanderer 
kamen  zunächst  aus  Portugal.  Ein  weiteres  Gontingent  stellte 
Flandern.  Bedeutend  ist  der  Zuzug  aus  Italien.  Der  Ritus  der 
hiesigen  Gemeinde,  von  dem  der  Amsterdamer  wesentlich  ver- 
schieden, lehnt  sich  an  den  von  Livomo  an.  Ausser  Familien, 
wie  Italiano,  Ascoli,  Luria,  de  Yeneza  u.  ähnl.,  finden  wir  hier 
jene,  welche  angeblich  mit  Titus  nach  Rom  gekommen  sind, 
so  die  Dajjan,  de  Rossi,  Naar,  Galego.  Die  Umani  sind  wohl 
mit  den  Hörnern  identisch.  Das  Grab  des  berühmten  Rodbigo 
DB  C^TBO  (starb  1627)  liegt  in  Altona  und  zeigt  als  Wappen 
einen  Thurm  und  eine  Hand  mit  dem  Wappenspruch  der  db 
G^TRO  „castrum  et  fortitudo  mea  Deus".  Ueber  David  Gohbn 
DB  Lara  erfahren  wir  Neues  aus  einem  alten  Gemeindebuche. 
Ein  Bild  in  der  Dresdener  Gblerie  (ein  Gelehrter  mit  einem 
Buche  in  der  Hand)  scheint  ihn  darzustellen.  Verse  von  Mobb 
GiDBON  Abudibntb  lesen  wir  auf  einem  bisher  unbekannten 
Bilde  von  Bbnj.  Godinbb. 

Der  bekannte  Finanzmann  Albbbtub  Diontb  entpuppt  sich  in 
einer  doppelsprachigen  Urkunde  als  Samubl  Jaohja,  sein  Schwa- 
ger  Paulo  db  Milao,   der  erste  Jude,  der  in  Deutschland  ein 
Schiff  hat    bauen    lassen,    als    Mobb   Abbmbur.    Von   Bbnjamin 


278  soktion  y. 

MuBBAFHiA  Btammen  die  als  MünzmeiBter  und  Kammeragenten 
bekannten  Mübbaphub. 

Auf  dem  Friedhof  der  Portugiesen  in  Altona  sind  von  1611 — 
1877  etwa  1536  Tote  bestattet  worden.  Der  Friedhof  überrascht 
durch  die  Pracht  der  Qrabsteinbilder,  welche  dem  biblischen 
wie  nachbiblischen  Oedankenkreis,  der  Antike  wie  der  Benais- 
sance  ihre  Motive  entlehnen.  Einmal  findet  sich  sogar  der  To- 
tentanz abgebildet.  Von  besonderem  Interesse  sind  die  Familien- 
Wappen.  Bestimmte  Anhaltspuncte  gestatteui  die  Ausfuhrung 
auch  jüdischen  Künstlern  zuzuschreiben. 

Die  vorübergehende  Anwesenheit  dewUeher  Juden  in  Hamburg 
ist  seit  1582  nachzuweisen.  1614  wird  etlichen^  die  sich  ver^ 
mutlich  seit  4  Jahren  daselbst  aufgehalten  hatten,  das  Asyl 
gekündigt.  Erst  von  1627  an  kann  von  einer  eigentlichen  Nie- 
derlassung die  Bede  sein.  In  den  dänischen  Privilegien  von 
1641  werden  Schutzjuden  des  Königs  in  Ebimburg,  Altona  und 
Wandsbek  genannt.  1644  fliehen  die  Altonaer  vor  den  Schweden 
nach  Hamburg,  aber  5  Jahre  später  müssen  die  deutschen 
Juden  Hamburg  verlassen.  Einige  bleiben  unter  dem  Titel 
„Dienstboten  der  portugiesischen  Nation"  im  Schutzverbande 
der  letzteren  zurück.  Aus  ihnen  entwickelt  sich  die  eigentliche 
„Hamburg^che  Gfemeinde".  An  ihrer  Spitze  stehen  1657  drei 
Yorsteheri  ihre  Babbiner  sind  ein  gewisser  Abraham  und  der 
aus  der  Literaturgeschichte  bekannte  TbbhIiS  aus  Posen.  Strei- 
tigkeiten zwischen  dieser  und  der  Altonaer  Gemeinde  schlichtet 
1669  der  aus  Frankfurt  a.  M.  berufene  Aron  Samijbl  Kaidb- 
NOWBR.  1671  lösen  sich  diese  Hamburger  Juden  von  dem  por- 
tugiesischen Protectorate  los;  das  mit  den  AI tonaem  geschlossene 
Schutzbündnis  tritt  in  ELraft.  Von  diesen  Juden  waren  1657  etwa 
36  Familien  vor  den  Schweden  nach  Hamburg  geflüchtet  und 
hatten  hier  festen  Fuss  ge&sst.  Daraus  entwickelt  sich  „die 
Altonaer  Gemeinde  in  Hamburg''.  Daneben  entsteht  hier  eine 
Hamburger  Filiale  der  Wandsbeker  Gemeinde,  deren  ältester 
Schutzbrief  aus  dem  Jahre  1671  stammt,  und  welche  1688  die 
Erlaubnis  erhält,  Juden  an  anderen  Orten  in  ihren  Schutzver- 
band aufzunehmen.  Ein  Beschluss  der  Bürgerschaft  (1674)  die 
deutschen  Juden  auszutreiben  kommt  nicht  zur  Ausfährung. 
1 697    wird  ihnen   die   Abhaltung   des  Gottesdienstes  gestattet^ 


Sektion  V.  279 

und  wir  hören  schon  Ton  den  „hochdeutschen  Juden,  so  in 
dieser  Stadt  Schutz  aufgenommen"  und  einer  „hochdeutschen 
Judengemeinde  in  Hamburg".  Das  „Beglement  der  Judenschaft 
in  Hamburg  1710"  regelt  far  länger  als  ein  Jahrhundert  ihre 
staatsbürgerlichen  Verhältnisse. 

Die  innere  Geschichte  der  deutschen  Juden  etwa  zwischen 
1645  und  1700  schildern  uns  die  Memoiren  der  Glückel  von 
Hameln. 

Was  diese  Memoiren  für  das  17.,  das  bedeutet  die  Autobio- 
graphie Jakob  Embbnb  (geb.  1696  in  Altona)  für  das  18.  Jahr- 
hundert. EifDBNB  Vater,  der  Chakam  Zebi,  der  Begründer  der 
Altonaer  Klaus,  fungirte  damals  als  Rabbiner  in  Altona.  Vor 
ihm  werden  als  solche  genannt  David  Hanau,  Meir  b.  Binjamin 
Wolf  Askenasi,  femer  Hillel  b.  Naftali  Herz  und  Meschullam 
Salman  Neumark  Mireles.  Des  letzteren  Schwiegersohn,  der 
Chakam  Zebi,  vertrat  ihn  bei  Lebzeiten  längere  Zeit,  nach  Mi- 
reles' Ableben  wechselte  er  mit  Mose  Süsskind  Bothenburg 
monatlich  im  Babbinate  ab,  bis  er  1710  nach  Amsterdam  wegzog. 
Mit  dem  nach  dem  Ableben  Ezechiel  ELatzenellenbogens  1750 
zum  Oberrabbiner  gewählten  Jonatan  Eibeschütz  geriet  Emden 
in  den  bekannten  Streit  über  Jonatans  Hinneigung  zum  Sab- 
batianismus.  Die  Acten  über  diesen  Streit  sind  nicht,  wie  man 
allgemein  glaubte,  durchweg  vernichtet  worden,  eondem  in  den 
Staatsarchiven  zu  Hamburg  und  Schleswig  in  voller  Ausführ- 
lichkeit erhalten. 

Ausser  diesem  Streit  sind  aus  dem  18.  Jhrhdt.  noch  zu  er- 
wähnen: ein  judenfeindlicher  Tumult  aus  dem  Jahre  1730, 
bekannt  unter  dem  Namen  „Geserat  Henkelpöttche",  femer 
eine  Kipper-  und  Wipper-Beschuldigung  (1736),  über  die  uns 
eine  jüdisch-deutsche  Beimchronik  berichtet,  und  Streitigkeiten 
zwischen  den  einzelnen  Gemeinden  und  zwischen  Hamburg  und 
Dänemark  über  die  Jurisdiction  des  Altonaer  Babbiners  bis 
zum  Lübecker  Frieden. 

Wertvolles  Material  Uefera  die  Grabschriften  auf  den  Fried- 
höfen der  deutschen  Juden,  deren  Herausgabe  bereits  vorbereitet 
ist,  sowie  die  Gemeindestatuten  (vgl.  Mitteilungen  der  Gesell- 
schaft für  jüdische  Volkskunde  Heft  XI  ff.). 


280  SAteT. 


BESOLVnONEN, 

betreflend  die  Heranziehang  ¥on  Orientalisten  bei  der  Leitung  von  ins 
Gebiet  der  Archäologie  fallenden  Unternehmangen  im  Orient. 


In  der  NachmittagseitzuDg  der  aUgemdneii  aemitiflchen  SektioD 
Tom  9.  Sept.  1902  wurde  die  folgende  BeBolution  geüust: 

„Die  allgemeine  Bemitische  Sektion  des  Tom  4. — 10. 
September  1902  za  Hamburg  abgehaltenen  Orientalisten- 
Eongresees  beschlieest  anf  Antrag  der  gleichzeitig  stattge- 
fondenen  Afleyriologen-Versammlnng  Folgendes: 

In  Erwägung, 

1.  dass  die  bei  Ausgrabungen  im  Orient  gemachten  Er- 
fahrungen darauf  hinweisen,  dass  derartige  Unterneh- 
mungen nur  unter  Leitung  eines  mit  der  Geschichte, 
Sprache  und  den  Eulturverhaltnissen  des  alten  Orients 
vertrauten  Fachmannes  sachgemäss  und  erfolgreich 
durchgeführt  werden  können, 

und  in  Erwägung, 

2.  dass  die  Erfahrung,  welche  für  den  Leiter  Ton  Aus- 
grabungen vrünschenswert  ist,  nur  durch  praktische 
Betätigung  bei  solchen  Arbeiten  erworben  werden  kann, 

hält  es  die  allgemeine  semitische  Sektion  für  geboten, 
jenen  Körperschaften,  welche  Ausgrabungen  im  Orient  ver- 
anstalten, dringend  zu  empfehlen,  Orientalisten  zu  ihren 
Unternehmungen  heranzuziehen  und  ihnen  die  Möglichkeit 
zu  gewähren,  sich  die  für  die  erfolgreiche  Leitung  archäo- 
logischer Unternehmungen  wünschenswerte  praktische  Schu- 
lung anzueignen". 

In  derselben  Sitzung  liess  Herr  H.  Zimmern  einen  An- 
trag an  die  Plenarversammlung  verlesen,  dahin  gehend, 

den  Unternehmern  der  Bagdad-Bahn  die  Anstellung  von 
assyriologischen  Fachleuten  nahe  zu  legen. 

Die  Sektion  beschloss,  den  Antrag  einzubringen. 


Seküon  T.  281 

Derselbe  gelangte  dann,  nachdem  er  von  der  am  9.  Sept. 
stattgehabten  Versammlung  der  Sektionspräsidenten,  Obmänner 
und  Delegierten  der  Regierungen  und  wissenschaftlichen  Institute 
dem  Eongress  zur  Annahme  empfohlen  worden  war,  in  dessen 
II.  (letzter)  Plenarsitzung  (10.  Sept.)  in  der  folgenden  Fassung 
zur  Verhandlung: 

„Die  Plenarversammlung  des  XIII.  Internationalen  Orien- 
talisten-Kongresses, der  Tom  4. — 10.  September  1902  in 
Hamburg  abgehalten  wurde,  erklärt 

in  Erwägung, 

1.  dass  bei  den  Arbeiten  far  die  projektierten  vorder- 
asiatischen Bahnen  alte  Eulturgebiete  berührt  werden, 
die  für  die  Kunde  des  alten  Orients  von  der  aller- 
höchsten Wichtigkeit  sind,  da  dort  die  wertvollsten 
Altertümer  teils  offen  zu  Tage  liegen,  teils  bei  der 
Ausfahrung  des  Bahnbaues  ans  Licht  kommen  werden, 

und  in  Erwägung, 

2.  dass  diese  Frage  für  die  Orientalisten  aller  Länder 
von  Wichtigkeit  ist, 

es  für  wünschenswert,  dass  die  Unternehmer  der  Bahn- 
linien von  vornherein  ihr  Augenmerk  darauf  richten 
möchten,  neben  den  technischen  Anforderungen  auch 
die  hochwichtige  wissenschaftliche  Seite  nicht  zu  ver- 
nachlässigen und  geeignete  Vorkehrungen  zu  treffen, 
um  eine  sofortige  sachgemässe  und  fachmännische 
Bergung  der  betreffenden  Altertümer  zu  sichern. 

Für  diesen  Zweck  ist  die  Anstellung  von  assyrio- 
logischen  Fachmännern  unerlässlich". 

Herr  Jnles  Oppert  beantragte  hierzu  die  Einsetzung 
einer  Kommission  zwecks  weiterer  Beratung  über  die  Personen 
der  assjriologischen  Fachmänner,  deren  Hinzaziehung  der  Bahn- 
bauleitung anheimgegeben  werden  sollte. 

Nachdem  Herr  Alfr.  Jeremias  sich  gegen  diesen  Antrag 
ausgesprochen,  wurde  der  Antrag  der  Sektion  ohne  den  von 
Herrn  Opfbrt  vorgeschlagenen  Modus  angenommen. 


282  SekÜOB  T. 


RESOLUTION, 

betreffend  die  Vermeidung  eines  seitlichen  Zusammenfallens  der  Sitzungen 
der  allgemeinen  semitischen  und  der  islamischen  Sektion. 


In  der  Nachmittagssitzung  der  allgemeinen  semitischen 
Sektion  Tom  9.  Sept.  1902  stellte  Herr  Paul  Haupt  den  Antrag, 
dass  bei  den  folgenden  Orientalisten-Kongressen  eine  Kollision 
der  Sitznngen  der  allgemeinen  semitischen  nnd  der  islamischen 
Sektion  vermieden  werde. 

Der  Antrag  wnrde  einstimmig  angenommen. 


SEKTION  VI 


ISLAM. 


AHMED  ZEKI  BEY. 


DIE  ERFIND  (JNG  DES  SCHIESSPULVEBS  DEM  DEUTSCHEN  GENIUS 

GESCHULDET. 

(Der  Vortrag  warde  in  der  11.  Plenaraitsang  des  Kongresses  gehalten.) 


In  den  Bibliotheken  zu  Wien,  Eonstantinopel  und  Algier  be- 
finden sich  Handschriften  eines  arabischen  Werkes,  das  den  Titel 
fahrt :  „Die  Ehre  und  die  Yorteilei  die  denen  erwachsen,  welche 
mit  Hilfe  Ton  Kanonen  Krieg  fahren".  Die  Handschriften  stam- 
men wahrscheinlich  alle  aas  Tanis;  von  der  Wiener  ist  dies 
sicher.  Das  Werk  ist  nrspranglich  nicht  in  arabischer  Sprache 
abgefiisst  worden,  sondern  in  „al-aMjaml"i  d.  h.  in  spanischer 
Sprache,  aber  mit  arabischen  Bachstaben  geschrieben.  Der  Ver- 
fasser des  Originals  ist  Ibr&him  Ihn  Ahmed  Qhänim  Ibn  Ma- 
hammed  al-Andalasi  aas  dem  Gebiete  yon  Granada,  ein  Maslim, 
der  nach  der  Yertreibong  der  Maaren  aas  Spanien  trotz  aller 
Yerfolgangen  dem  alten  Glaaben  and  der  alten  Heimat  trea 
geblieben  war,  die  Sprache  seiner  Ahnen  aber  vergessen  hatte. 
Er  wollte  die  Fabrikation  der  Kanonen  and  die  Handhabung 
der  Feaerwaffen  genau  kennen  lernen,  seine  Kenntnisse  auf  die- 
sem Gebiete  seinen  Glaubensgenossen  vermitteln  und  sie  in 
Stand  setzen,  mit  Hilfe  dieser  Erfindungen  das  Reich  des  Islam 
in  Spanien  wieder  au&urichten.  Er  diente  selbst  als  Soldat,  um 
sich  im  praktischen  Gebrauch  der  Waffen  zu  üben  und  las  alle 
militärischen  und  technischen  Abhandlungen,  deren  er  habhaft 
werden  konnte.  Als  er  sich  genügend  vorbereitet  glaubte,  ging 
er  nach  Tunesien,  machte  Propaganda  für  seinen  Plan  und 
führte   selbst   eine   kleine   Flotte   gegen    Spanien.    Auf  dieser 


286  Sektion  VI. 

kriegerischen  Fahrt  wurde  er  verwundet  und  verwandte  die  Zeit^ 
da  er  der  Ruhe  pflegen  musste,  zur  Abfassung  seiner  Schrift. 
Zu  Nutz  und  Frommen  der  Muslime  liess  er  sie  dann  ins  Ara- 
bische übersetzen  von  Ahmed  Ihn  Qftsim  al-Hidjrt  al-Andalust, 
dem  früheren  Dolmetscher  des  Sultans  von  Marokko,  einem 
weitgereisten  Manne^  der  in  diplomatischer  Mission  nicht  nur 
Spanien,  sondern  auch  Frankreich  und  Flandern  besucht  hatte. 
Die  üebersetzung,  die  aus  dem  Jahre  1635  stammt,  wurde 
under  Mitwirkung  des  Verfistssers  angefertigt,  und  oft  genug 
mussten  die  termini  tecAniei  in  ihrer  spanischen  Form  beibehal- 
ten werden,  wenn  es  keine  arabischen  Aequivalente  dafür  gab. 
Der  Ver&sser  spricht  über  die  Erfindung  des  Pulvers,  die  vor 
265  Jahren  von  einem  Mönch  gemacht  worden  sei,  behandelt  dann 
alle  technischen  Einzelheiten  der  Kanonen  und  Schiesswaffen 
und  preist  dabei  besonders  die  Deutschen,  die  auch  zu  seiner 
Zeit  noch  die  geschicktesten  Meister  in  der  Herstellung  dieser 
.Eriegshandwerkzeuge  gewesen  seien.  Gelegentlich  giebt  er  auch 
Notizen  über  deutsche  Verhältnisse,  die  mit  dem  Gegenstande 
seiner  Schrift  nicht  eigentlich  zusammenhängen. 


AHMED  z6kI  BET. 


PROJBT  DU  GOUVERNEMENT  ÄGYPTIEN  POÜR  LA  RÄPORME 
ET  L'AMfiLIORATION  DB  LA  TYPOGRAPHIE  ARABE. 


Le  Gouvernement  de  S.  A.  le  Kh6dive  'Abbfts  il.  est,  je  suis 
heureux  de  le  proclamer  ici  publiquement,  le  seul  protecteur 
des  lettres  et  des  arts,  en  Orient.  II  faut  esperer  que,  gräce  ä 
Sa  sollicitude  6clairöe  et  constante,  la  culture  intellectuelle  des 
Arabes  atteindra  et  d^passera  m^me  le  niveau  auquel  Tavait 
portee  la  glorieuse  dynastie  des  Abbassides. 

Un  essor  prodigieux  a  6tö  imprim6,  en  J^gypte,  ä  toutes  les 
branches   de  Tactivite,  et  la  voie  s'ouvre,  grande,  ä  toutes  les 


Soktioa  VI.  287 

imtiatives.  Ge  n'est  ni  le  moment  ni  le  lieu  d'önam^rer  les 
progrds  döjä  accomplis  oa  en  yoie  d'eclosion  dans  le  pajs  des 
Pharaons^  des  Fatimites  et  des  Ayjoübites.  MaiSi  il  me  sera 
agr^able  de  signaler,  du  haat  de  cette  tribune,  un  projet  de 
r^forme  dont  la  r^alisation  sera  accueillie  avec  applaudissement 
par  le  monde  sayant  et  par  les  arabisants  en  particalier. 

n  s'agit  de  r6former  et  d'am61iorer  le  sjstdme  si  complique 
de  la  tjpographie  arabe.  Est-il  besoin  de  rappeler  les  difficult6s 
multiples  anxquelles  tout  le  monde  se  henrte  ponr  peu  que  Ton 
s'occape  de  la  composition  d'une  seole  page  dans  la  langue  du 
Coran?  En  outre,  point  de  yariete  qui  repose  TcBil,  point  de 
caractöres  de  luxe  et  de  fantaisie  qui  charment  les  regards, 
absence  complöte  de  tjpes  de  grandes  tailles  pour  frontispices 
ou  affiches.  Ajoutez  ä  ces  lacunes,  la  perte  du  temps  pour  le 
compositeur  arabe,  contraint  de  se  seryir  simultanement  de 
deux  ou  trois  casses,  alors  que  son  collögue  europeen  n'a  ä 
parcourir  qu'une  seule,  et  encore  cette  unique  casse  n'a  que 
des  dimensions  beaucoup  plus  modestes.  Je  ne  yeux  pas  parier 
de  Tabondance  sterile  des  materiaux  que  necessite  le  Systeme 
de  la  tjpographie  actuelle  et  qui  representerait  au  moins  le 
triple  de  ce  qu'exige  une  casse  europ6enne. 

On  yoit  ainsi  la  grande  öconomie  qui  r^sulterait  d'une  mo- 
dification  de  T^tat  actuel  des  choses  et  combien  les  prix  de- 
yiendraient  accessibles  ä  toutes  les  bourses. 

Teiles  sont,  succinctement  et  partiellement  exposees,  les  raisons 
qui  ont  guid6  le  Eh6diye  et  son  G-ouyemement  ä  instituer  une 
commission,  ä  Teffet  de  röformer  et  d'ameliorer  les  caractöres 
arabes  de  Tlmprimerie  Nationale  de  Boiiläq. 

Cette  commission  est  plac6e  sous  la  presidence  d'un  homme 
des  plus  ^claires  et  des  mieux  doues  de  Tllgypte  modemci 
S.  E.  Ibrähim  Naguib  Pacha,  sous-secretaire  d'ißtat,  au  minist^re 
de  rint6rieur.  Le  choix  des  membres  a  et6  fait  ayec  le  plus 
grand  discemement,  afin  de  repondre  aux  besoins  modernes, 
tout  en  sauyegardant  les  bonnes  yieilles  traditions  ainsi  que  les 
susceptibilitäs  de  quelque  nature  qu'elles  soient. 

La  commission  est  composee  comme  suit: 

1)  Le  Cheik  Ha.mza.  FathallIh  appartenant  au  corps  des  'U16- 
mäs  et  qui  se  consacre  exclusiyement  ä  la  litterature  arabe; 


288  Sektion  Tl. 

2)  M.  EmInb  SamI  Bbt,  qui,  en  sa  qnaliti  de  directenr  de 
r£cole  Na^frieh  et  du  Lyc6e  DAr  el-Mo'allimine  el-'Arabla^  se 
dÖYone  entiörement  ä  la  dlffasion  de  rinstraction  moderne  parmi 
la  nouyelle  gänöratioD  egyptienne  et  cherche  tous  les  jours  k 
introdnire  une  nouyelle  facilit6  pour  la  Yulgarisaiion  des  sciences 
et  le  developpement  du  patrimoine  intellectuel  national. 

3)  M.  AuBBD  Ghbltj  Bbt,  directeur  de  rimprimerie  Nationale 
de  r^tat,  aTait  sa  place  marqu6e  dans  la  commission,  et  son 
concours  pr6cieux  et  intelligent  ainsi  que  ses  connaissances  tech- 
niques  contribueront,  dans  une  large  mesure,  ä  la  realisation  de 
ce  vcßVL  aussi  utile  pour  les  orientaUstes  que  pour  les  orientaux. 

4)  Enfin,  j'ai  Thonneur  de  faire  partie  de  cette  commission, 
qui  a  bien  voulu  aussi  me  confier  les  travaux  de  son  secr6tariat. 
Je  ne  puis  cacber  ma  satisfaction  personnelle  d'avoir  tu 
couronn6es  de  succös  les  demarches  dont  j'ai  pris  rinitiatiye 
aupr^s  des  autorites  6clairees  de  mon  Pays,  pour  arriver  ä  la 
Constitution  de  cette  commission. 

Voici  maintenant  notre  prografnme,  extrait  de  la  lettre  cir- 
culaire  adressee  aux  membres,  par  8.  E.  Ahmed  Mazloüm  Pacha, 
ministre  des  finances,  en  date  du  4  Juin  demier: 

,;üette  Commission  est  chargöe  d'examiner  les  d6fectuosit^s 
du  type  et  des  formes  des  caractöres,  d'indiquer  les  moyens 
propres  ä  rMuire  la  casse  et  de  sugg6rer  enfin  toutes  mo- 
difications  ou  innovations  que  les  demiers  progr^s  de  Tart  ty- 
pographique  ont  rendu  indispensables  et  qui  seraient  de  nature 
ä  assurer  k  r£tabllssement  de  Boüläq  la  Situation  hors  ligne 
qu'il  a  toujours  occup6e.  Lia  Commission  est  autoris6e  ä  entendre 
des  personnes  techniques  qui  seraient  capables  de  lui  foumir 
tous  renseignements  utiles". 

La  commission  s'est  d6jä  mise  ä  TcBuyre  et  a  d6cid6,  en 
principe,  de  respecter  et  m^me  de  rendre  plus  saillantes  la 
beaute  et  Telegance  du  caract^re  et  de  la  composition  arabes. 

Comme  je  devais  venir  bientöt  en  Europe,  la  Commission  a 
bien  youlu  me  cbarger  de  faire  une  enqu6te  dont  eile  m'a 
trace  les  lignes  gönerales,  comme  suit: 

„La  Commission  de  la  reforme  et  de  Tam^lioration  du  ca- 
ractöre  arabe  de  llmprimerie  Nationale  de  Bouläq,  voulant, 
pour  la  guider  dans  ses  travaux,  se  rendre  compte  des  perfec- 


Sektion  VI.  289 

tionnemeutfl  et  inuoyatioQS  qui  pourraient  avoir  616  rtalises  par 
les  principaux  6tablissements  de  r6tranger,  et  profitant  de  Toc- 
casion  de  yotre  d6part  en  mission  ponr  TEnrope,  a  decide  de 
YOUB  charger  de  visiter  les  imprimerieB  oü  la  typographie  arabe 
a  accompliy  au  point  de  vue  technique  et  eBth6tique,  des  pro- 
gr68   qu'il  serait  utile  pour  nous  de  prendre  en  coDsid6ration". 

üne  mission  identique  a  6t6  6galement  confiee  ä  mon  coUegue, 
M.  A.  CflBLiJ  Bbt,  qui  fait  en  ce  moment  des  investigations 
en  Angleterre  et  en  France. 

J'ai  d6jd.  r6uni  d'utiles  renseignements  et  d'intereBsantes  in- 
dicatiouB  tant  &  Constantinople  qu'd.  Yienne  et  Leipzig  et  je 
me  pr6pose  de  passer  aprös  le  Congr^B  par  Leyde  et  Paris, 
pour  poursuiyre  mon  enqu6te,  avant  de  rentrer  dans  mon  Pajs. 

Mais  qu'il  me  soit  permis  d'adresser  d'ici  et  d'une  maniere 
toute  speciale  mes  remerclments  les  plus  sinceres  k  M.  Gbobgb 
Fritz,  vice-directeur  de  llmprimerie  Imp6riale  et  Boyale  de  la 
Cour  et  de  Tlltat  k  Yienne,  ainsi  qu'd.  M.  Adolf  Holzhaubbn, 
le  proprietaire  de  Tetablissement  modele  qui  porte  son  nom, 
dans  la  mSme  capitale.  Qräce  k  leur  exquise  amabilit6,  mon 
enqu6te  a  6t6  feconde  et  j'ai  fait,  chez  eux,  une  bonne  et  pr6- 
cieuse  recolte. 

Ainsi,  je  ne  retournerai  pas  les  mains  vides,  et  je  suis  sür 
que  la  commission  egyptienne  sera  en  mesure  de  repondre  k 
touB  les  desiderata  que  Ton  puisse  avoir  k  ce  sujet,  et  qu'elle 
comblera  les  lacunes  de  la  typographie  arabe.  J'ai  tout  lieu 
d'esperer  que  les  r6sultatö  de  nos  travaux,  au  Caire,  seront 
mis  k  profit  par  toutes  les  personnes  et  institutions  interessees 
dans  la  typographie  Orientale. 


19 


290  Sektion  VI. 


ADALBERT  MERX. 


DIB  EINFÜHRUNG  DER  ARISTOTELISGEEN  ETHIK  IN  DIE 

ARABISCHE  PHILOSOPHIE. 

(R^ume.) 


IN  eben  der  seit  Alters  bekannten  Aufnahme  der  aristotelischen 
Lügik^  Metaphysik  und  Physik  durch  die  Araber  ist  nach 
Dieterici's  Veröffentlichung  der  sogenannten  Theologie  des  Aristo- 
teles auch  die  neuplatonische  Strömung  zum  Verständniss  ge- 
kommen, welche  der  Einfuhrung  des  strengen  Aristotelismus 
Yorausgingi  und  die  selbst  schon  mit  aristotelischen  Elementen 
versetzt  war.  Die  Ueberföhrung  eines  aristotelisch  beeinflussten 
NeuplatonismuB  hängt  wesentlich  an  dem  Namen  des  Porphyrius. 
Auch  für  die  bisher  unerforscht  gebliebene  Ethik  ist  Porphyrius 
der  Vermittler  gewesen,  und  als  der  erste  oder  einer  der  ersten 
Bearbeiter  der  Ethik  wird  al-Kindt  anzusehen  sein,  dem  später 
mit  grossem  Erfolge  Ibn  Miskawaih  (Moskawaih,  Maskawaih, 
Mischkawaih)  folgte.  Er  starb  421  Heg.  =  1030  n.  Chr.,  und 
hinterliess  neben  anderen  von  Hädji  Ghalfa  genannten  sowie  von 
ihm  selbst  angeführten  Schriften  im  Tahdib  el-al)läq  wa-tathir 
el-a^räq^  d.  h.  „Regulierung  der  Charakters  und  Läuterung  der 
Neigungen",  ein  Werk,  in  welchem  die  ganze  Summe  der  aristo- 
telischen Ethik  enthalten  ist,  aber  nicht  in  sklavischer  Repro- 
duktion, sondern  in  freier  und  selbständiger  Bearbeitung.  Dies 
wird  durch  eine  genaue  Analyse  des  ganzen,  übrigens  schon 
zwei  oder  mehrmal  gedruckten  Werkes  nachgewiesen.  Eine  Aus- 
gabe ist  in  Kairo  in  der  Matba^at  Wädl  en-Ntl,  1299,  erschie- 
nen; eine  andere,  mit  dieser  gleichlautende  ist  am  Bande  der 
Makärim  el-al)läq  des  Scheich  Re^i  ed-dtn  Abu  Na^r  et-T&barst 
gedruckt,  die  in  Kairo  1305  in  der  Kßj^.  sLÄJa»  iü^  ijuliA 
^  aCAiLij^  ^^Jac  veröffentlicht  sind.  Ein  indischer  Druck  wird 
in  einer  Randnote  der  ersteren  Ausgabe  erwähnt,  den  Anfang 
eines  indischen  Druckes  erwähnt  Sprenger  in  ZDMQ,  13,540. 


Sektion  VI.  291 

Aus  der  Analyse  kann  hier  nur  erwähnt  werden,  dass  der 
Rem  des  Gunzen  die  aristotelische  Lehre  ist,  dass  die  Tugend 
das  Mittlere  zwischen  den  entgegengesetzten  Fehlem  ist,  dass 
aher  daneben  die  platonischen  Eardinaltugenden  ebenfalls  zur 
Geltung  gebracht  werden.  Die  Behandlung  des  menschlichen 
Charakters  wird  als  eine  geistige  und  sittliche  medizinische 
Kur  betrachtet,  bei  der  der  aktiven  Selbsttätigkeit  (riyä4ei 
Askesis)  ein  grosse  Rolle  zugewiesen  wird,  welche  am  Besten 
Yon^  einem  Freunde  oder  Meister  geleitet  wird,  ein  Gedanke, 
der  ebenso  auf  Gkdenus  und  Porphyrius  zurück  geht,  wie  er 
dem  Wesen  des  Scheichs  oder  Pir,  dem  die  Adepten  der  mysti- 
schen Orden  sich  überlassen,  präludiert. 

Die  Frage,  welche  der  Aristotelischen  Ethiken  diesem  Philo- 
sophen bekannt  war,  lässt  sich  mit  voller  Sicherheit  beantwor- 
ten: es  war  die  nikomachische;  er  nennt  sie  nicht  nur  (Eitft- 
buhu  el-maVüf  bi-niqöm&l)iyä),  sondern  er  zitiert  auch  mit  sach- 
lich genauer  Wiedergabe  den  Satz:   ßlet  ;^cAi2«v   iap  oi  irom 

oüii  fiU  nfiipa...  =''iiiuJo  ^  ixi  ^  o^  toi  BJot^l  'tJi\i2& 
l^.fJI  JlXäjm  kX^I^  1^  ^3  2^1  und  kennt  die  Upiatfiixx)  rtix»* 
aus  Nicom.  1101a,  8,  die  bei  ihm  als  wy^^jti  vi^is^  ^^ül  wajUiII 
erscheinen,  wo  Lry^'-y  Verderbniss  aus  uy^jii  d.  i.  Priamos,  ist. 
Gelegentlich  aber  scheint  es  näher  zu  liegen,  die  Moralia  magna 
als  direkte  Quelle  anzunehmen,  während  auf  die  Endemische 
Ethik  nichts  speciell  hinweist. 

Schliesslich  lässt  sich  nachweisen,  dass  von  Ihn  Miskawaih 
oder  seinen  Gesinnungsgenossen,  die  der  gemeinen  Masse  der 
schlichten  Orthodoxen  und  der  Mystiker  sehr  kritisch  gegen- 
überstanden, eine  tiefe  Einwirkung  auf  die  moslimische  Theo- 
logie ausgegangen  ist,  sodass  nicht  etwa  nur  jüdische  Philoso- 
phen, sondern  auch  moslimische  Dogmatiker  und  Ethiker  mit 
dem  Gedankenmateriale  gearbeitet  haben,  das  ihnen  durch 
üeberfuhrung  der  aristotelischen  Ethik  zugänglich  gemacht  ist. 
Als  Beispiel  wird  Gazäll  mit  dem  Ihyä,  III,  51  ff.,  herbeigezo- 
gen und  gezeigt,  dass  seine  Tugendlehre  im  Ganzen  wie  seine 
Terminologie  im  Einzelnen  (z.  B.  iUbtit  =  ffu^pGffvvij)  nur  auf 
Grund  der  Aristotelischen  Bestimmungen  in  der  Ethik  wirklich 
genetisch  verstanden  werden  können. 


292  Sektion  VI. 

Die  Aljlftqi  Na§iri  von  Na§lr  ed-dtn  T^st  sind  eine  freie  per- 
sisclie  Bearbeitung  des  Werkes  des  Ibn  Miskawaih.  SPRBNasB 
erklärte  sie  für  das  beste  moslimische  Werk  über  Ethik ;  um 
so  mehr  wird  es  gerechtfertigt  sein,  das  arabische  Grundwerk 
in  richtige  Beleuchtung  zu  setzen,  wofär  meine  Analyse  nach 
ihrer  Veröffentlichung  genügen  wird,  ohne  dass  das  ganze  Buch 
übersetzt  zu  werden  braucht.  In  der  Veröffentlichung  wird  auch 
die  Ethik  der  Brüder  der  Lauterkeit  und  Ibn  Gabirol  berück- 
sichtigt werden. 


JEAN  SPIRO. 


LA  THEOLOGIE  D'ABOÜ  MANSOÜR  AL-MÄTOÜrIdY. 

(Aaszag.) 


L'actiyite  d'al-Ash^ary  et  d'al-M&tourtdj,  au  commencement 
du  IVmo  Biäcle  de  Th^gire,  a  mis  fin  aux  lüttes  qui  pendant 
les  trois  premiers  si^cles  de  son  ezisteuce  avaient  desole  la 
communaute  musulmane. 

Aboü'l-Hasan  al-Ash^ary  fut  surtout  le  reprösentant  de  Tor- 
thodoxie  contre  les  excäs  de  la  raison;  Aboü  Man^oür  al-Mft- 
touridy,  tout  en  n'abandonnant  pas  le  terrain  de  la  revelation, 
fut  le  defenseur  de  la  raison  contre  les  excös  de  la  lettre.  G'est 
i,  la  parole  reyelee  dans  le  Qorän  et  dans  le  Hadit  qu'appar- 
tient  Tautoritö  souveraine,  mais  cette  parole  rey616e,  il  faut  la 
sonder,  Texpliquer  et  en  mettre  en  harmonie  les  diyers  Clements ; 
car  s'il  y  a  une  theologie  rationelle  pernicieuse,  il  est  aussi 
une  th6ologie  rationelle  qui  est  legitime  et  dont  aucun  theolo- 
gien  ne  saurait  se  dispenser  sous  peine  de  deyenir  un  adorateur 
de  la  lettre. 

Par  cette  methode,  al-Ash^ary  comme  al-M&touridy  rendaient 
hommage  i,  ce  qu*il  y  a  de  yrai  dans  les  tendances  extremes 
et  conciliaient  ce  qu'il  y  ayait  de  yraiment  religieux  soit  dans 


Sektion  VI.  293 

le  Systeme  mou^tazilite,  soit  dans  celui  des  Zähiritee.  Le  chemin 
de  cette  conciliation  avait  6te  tout  fraje  par  les  quatre  grands 
Imäms:  Mälik,  al-Shäfi^^j  et  Ahmed,  soutenant  plus  parti- 
culiärement  et  ä  des  degres  divers  les  droits  de  l'autorite  de 
la  parole  revölee,  et  Tillustre  Aboü  Hanifa,  le  theologien  par 
excellence,  cenx  de  la  raison. 

Le  Systeme  des  premiers  a  et6  elaborä  et  coordonn^  par  al- 
Ash^'ary,  celui  d'Aboü  Hanlfa  par  Aboü  MaD§oür  al-Mätourldy. 

Ni  Tun,  ni  Tautre  ne  sont  donc  des  reformateurs.  Us  ne  sont  qae 
des  porte-paroles  des  quatre  Imäms. 

Si  la  yie  d'Aboü'l-Hasan  est  bien  connue,  il  n'en  est  pas  de 
m6me  de  celle  d'Aboü  Man^oiir,  dont  nous  ne  savons  que  fort 
peu  de  choses.  Tons  les  efforts  pour  soulever  le  yoile  qui  nous 
Cache  sa  yie  et  son  CBuyre  sont  demeur6s  jusqu'ici  infructueux. 
Nous  sayons  de  lui  avec  certitude  qu'il  est  originaire  de  Mä- 
tourtd,  localit6  dans  la  proyince  de  Samarcand,  et  qu'il  est  mort 
ä  Samarcand  en  333,  neuf  ans  aprte  son  grand  contemporain 
Aboü'l-Hasan,  et  c'eet  tout. 

II  est  yrai  que  nous  connaissons  aussi  les  noms  de  ses 
maltres  et  ceux  de  ses  disciples  immediats.  On  lui  donne  les 
titres  les  plus  honorifiques:  (^Jc^fJ)  ^»L«!,  ^yj^  v5^^  u^j 

(^^v^JKäJI  |»L^t,   |JL5CÄjt  ;^«<Äjt,  ^^;sJL^t  cXJLJLfi  f;'^'^^}   ^   V^ 

nous  fait  doublement  regretter  de  savoir  si  peu  de  sa  yie,  de 
son  actiyite  et  de  son  osuyre. 

Son  actiyite,  en  effet,  a  du  6tre  grande,  i  en  juger  par  Tin- 
fluence  qu'il  a  exercee  et  par  les  nombreux  ouvrages  de  juris- 
prudence,  de  theologie  et  de  controyerse  dont  il  est  l'auteur. 
Ces  ouyrages  pour  la  plupart  ne  sont  pas  connus  encore  ou 
sont  perduB.  Tout  au  moins,  les  titres  de  quelques-uns  nous 
sont  conseryes:  Manuel  de  th6ologie,  ouyrage  c61dbre,  dans 
lequel  tous  ses  continuateurs  ont  puis6;  Liyre  des  traites;  Re- 
futation des  principales  preuyes  d'al-Ea^by  etc.  etc.  C'est  par 
al-Mfttourtdy  que  nous  connaissons  la  theologie  d'Aboü  Hanifa. 

Comme  les  points  principaux  d'un  systöme  th6ologique  res- 
sortent  plus  nettement  quaod  on  les  compare  k  ceux  d'un 
autre    Systeme,   la   ßauda   al-bakiyt/a,   dont  nous   allons   parier. 


294  Sektion  VI. 

en  mettant  en  parallöle  nne  partie  des  questions  dogmatiques 
sur  lesquelles  il  y  a  diyergence  entre  Mfttouridites  et  Ash^arites, 
m'a  pam  repondre  au  but  que  nous  nous  proposons. 

L'anteur  de  la  Jßauda  al-baAiyya,  Hasan  b.  ^Abd  al-Moulisin, 
connu  sous  le  nom  d'Aboü  ^Adaba,  a  6crit  son  livre  vers  1125 
de  rheg.  J'avais  pens6  d'abord  me  borner  4  n'en  faire  qn'ane 
traductioiii  mais  comme  dane  ces  subtilites  theologiques  Terreur 
est  facile,  comme,  d'antre  part,  les  manuscrits  de  la  Bauda 
ne  paraissent  pas  6tre  nombreux,  je  me  suis  d^cide  k  en  publier 
aussi  le  texte  arabe.  Les  manuscrits,  en  effety  sont  rares.  Je 
n'en  connais  que  deux,  dont  Tun  est  au  Caire,  l'autre  en  ma 
possession;  celui  de  Leyde  ne  contenant  que  quelques  pages  de  la 
pr6&ce  est  d'un  autre  auteur.  Mais  la  Rauda  elle-m6me  n'est  qu'une 
copie  presque  textuelle  du  commentaire  de  la  NoUniyya,  poeme  tli6- 
ologique  in6dit  de  Tftdj  ad-Dln  as-Subky,  par  No&r  ad-Din  Moham- 
med ash-Shlrizy.  Ge  commentaire,  Aboü  ^Adaba  le  transcrit  le 
plus  souvent  mot  k  mot,  k  tel  point  que,  quand  ash-Shtr&zy 
raconte  qu'4  son  arriyee  k  Damas  en  757,  ses  amis  le  sollici- 
tärent  de  composer  son  ouyrage,  notre  plagiaire,  s'imaginant 
probablement  que  le  livre  de  son  pr6d6ceBseur  6tait  inconnu  ou 
depuis  longtemps  oublie,  nous  foit  savoir  dans  les  m^mes  ter- 
mes  qu'arrive  en  1125  &  la  Mecque,  ses  amis  le  sollicitdrent 
de  composer  le  sien,  et  k  part  la  date  et  le  lieu,  les  deux  textes 
sont  identiques. 

Si,  malgr6  tout  cela,  j'ai  pris  pour  base  de  mon  «Edition,  la 
Rauda  al^ahiyya  de  pr6ference  au  commentaire  de  la  Nouniyya, 
c'est  surtout  parce  que  la  premi^re  est  la  plus  courte;  Abo& 
^A^aba  n'ayant  copi^  du  commentaire  que  la  partie  dogmatique, 
laissant  de  cdte  les  observations  grammaticales  et  les  details 
biographiques.  De  plus,  parfois  il  fait  quelques  adjonctions, 
dans  lesquelles  il  cite  des  paroles  mSme  d'al-Mfttouridy,  dont, 
gräce  k  ce  proc6d6,  nous  apprenons  k  connattre  le  style  et  la 
fa9on  de  s'exprimer.  Je  me  suis  reserye  cependant  d'ins6rer 
dans  mon  Edition  les  yers  de  la  Nouniyya  et  de  noter  les  ya- 
riantes  que  presente  le  commentaire.  Je  me  suis  seryi  egalement 
du   Man.    1006   de   Gotha,   intitule:    ^^Ju/Ui»  Jyöt  Uxi',   du 

Man.  24y2  de  Berlin,   sous  le   titre  de  ibJu  jU»  u.^ÄXo  h^ 


Soktion  VI.  295 

'ijijjJü^  v^tJuJi  ^fi,   ainsi   que  de  quelques  autres  ouvrages  se 
rapportant  au  systöme  theologique  d*al-Mätouridy. 

Herr  Ign.  Ooldziher  giebt  zu  den  Nachweisungen  des 
Herrn  Spiro  einige  bibliographische  Ergänzungen  über  Mätartdt- 
Litteratur  in  Handschriften  von  Stambul  und  Cambridge.  So 
sei  z.  B.  das  bei  Brockelmann  nicht  verzeichnete  Küäö  al-iauMd 
des  Mfttaridt  in  Cambridge  (Browne,  Hand-List,  n^.  1400)  vor- 
handen. Das  älteste  mätariditische  Handbuch  scheine  das  Kitdb 
al^awdd  al-a^zatn  von  Abf^-1-^äsim  Ishäk  al-Samarl^andi  (f  342) 
zu  sein,  das  im  Original  in  BM&t  1253/1837  und  in  Kasan 
1878  gedruckt  erschienen;  eine  türkische  Uebersetzung  von 
'Ajnl  Efendi  Bulg&rt  sei  in  Bülä^  1258/1842  gedruckt  worden. 
—  Sehr  viel  sei  für  die  Eenntniss  der  Unterscheidungslehren 
der  Mfttaridi-Schule  aus  der  reichen  Oommentarlitteratur  zu 
Nasafi's  ^Äk£id  zu  erfahren;  die  hauptsächlichsten  Thesen 
seien  auch  im  I.  Bde  des  grossen  Commentars  Ithdf  alsädai 
zum  Ihjd  bündig  zusammengestellt ;  der  Verfesser  dieses  Com- 
mentars (zugleich  Verf.  des  Tä^  al-^arüs)  bekenne  sich  zur  mir 
tariditischen  Dogmatik.  Zum  Yerhältniss  von  Ad^ariten  und 
Mätariditen  habe  auch  ^Abd  al-(jani  al-Näbulusi  in  der  Schrift 
TaJikik  al-irUi^dr  etc.  (bei  Murädt,  Silk  aldurar,  IH,  23).  einen 
Beitrag  geliefert. 


JOSEF  HOROVITZ. 


DIE  fllSTORU  DE  LA  DONCELLA  TEODOR  UND  DIE 
GESCHICHTE  VON  TA  W  ADD  OD  «). 


Herr  Ign.  Goldziher  knüpft  an  die  vom  Vortragenden 
erwähnte  missverständliche  Anwendung  des  Namens  des  Nasgäm 


1)  Vgl.  ZDMG.  Bd.  57  S.  178  ff. 


296  Sektion  VI. 

den  Hinweis  aaf  die  Verhüllung  desselben  Namens  in  der  mittelal- 
terlichen Übersetzungsliteratur.  Jener  Mu^tazilite  wird  z.  B.  in  der 
lateinischen  üebersetzang  von  Isak  Isbasli's  „Buch  der  Elemente" 
(ed.  Fried,  Frankfurt  a.  M.,  1900),  p.  73,  in  folgender  Weise 
bezeichnet:  convenientia  Äbrae  ordinatoris  et  sociorum  ejus  qui 
sunt  desperati  in  hac  etc.  Der  ordinator  ist  hier,  wie  man  leicht 
sieht,  =  Ibrdhim  olnNazzdmy  und  desperaü  ist  wohl  für  separati 
verschrieben,  =  D^^^pj  des  hebr.  üebersetzers,  d.  h.  Mu^tazila. 


IGN.  GOLDZfflER. 


DIE  ARABISCHE  TRAUERPOESIE  IN  IHREM  ZUSAMMENHANGE 

MIT  DER  TODTENKLAGE«). 

(R^ume.) 


bowie  das  Higd-GteÜGhi  sich  aus  der  alten  ^fija  herausge- 
bildet hat,  sind  auch  die  rhythmischen  Sa^-SprücAe,  in  denen 
bei  den  alten  Arabern  die  Todlenklage  (Nijdfia)  zum  Ausdruck 
kam,  die  primitiven  Keime  des  Entwicklungsproduktes,  das  im 
System  der  poetischen  Litteratur  der  Araber  als  Martija  seine 
Stelle  hat.  Redner  charakterisiert  die  Bedeutung  der  alten  Todten- 
klage  als  luclus  religio^  analysirt  ihre  formalen  Eigentümlich- 
keiten durch  Darstellung  einer  Anzahl  aus  der  älteren  Litteratur 
gesammelten  Nyäha-Denkmäler  und  weist  die  Mittelstufen  nach, 
durch  welche  die  primitive  Todtenklage,  zu  welcher  bald  die 
Mitwirkung  von  Dichtern  und  Gesangskünstlern  in  Anspruch 
genommen  wurde,  sich  endlich  zu  der  in  ^astden-Form  erschei- 
nenden Martija  entwickelt  hat.  Selbst  in  ihrer  hochentwickelten 
Eunstform  kommen  in  der  Trauer-faszde  die  vom  Redner  her- 
vorgehobenen formalen  und  sachlichen  Gharakterzeichen  der  pri- 
mitiven Nijdha  zur  Erscheinung  {La  lab^ad-Ruf,  —  Namentliche 


1)    Der   Vortrag   ist   vollständig   ia   der    Wiener   Zeitschrift  für  die   Kunde  des 
Morgenlande»,  Bd.  XVI,  S.  307—339  erschienen. 


Sektion  VJ.  297 

Anrufung  des  Betrauerten.  —  Wiederholung  ganzer  Versglieder. 
—  Reminiscenzen  an  das  alte  Sag^-Tasmi^.  —  Negative  Form 
in  der  Schilderung  der  rühmlichen  Eigenschaften).  Die  Todten- 
klage  sowie  die  Martija  wird  noch  während  einer  längern 
Trauerperiode  im  Trauerhause  und  am  Grabe  fortgesetzt.  — 
Ma'tam.  —  Bedner  legt  die  bei  diesen  Traueryersammlungen 
üblichen  Bräuche  dar.  —  Klagehelferinnen,  —  Is^dd, 

Bevorzugte  Stellung  der  Mardti-Sainmlungen  in  der  arabischen 
Litteratur.  Ihre  Begünstigung  durch  die  Omajjaden.  —  Die 
grosse  Special-Sammlung  der  Trauergedichte  durch  Muhammed 
b.  al-^Abbäs  al-Jezidt  (st.  310  d.  H.),  aus  welcher  al-Marzubäni 
(st.  378)  und  der  Verfasser  der  Ägdni  ihre  Nachrichten  über 
Maräti  schöpften.  Die  jetzt  verlorene  Sammlung  des  Jezidi  lag 
noch  dem  Verfasser  der  Chizdnat  al-adaö  in  einer  Abschrift  aus 
dem  Jahre  368  vor.  —  Stellung  der  Todtenklage  in  der  theolo- 
gischen Litteiratur  und  dem  Adaö,  Dort  giebt  sie  Gelegenheit 
zur  Erfindung  von  Traditionen,  die  diese  heidnische  Einrich- 
tung herabsetzen;  hier  sind  die  in  derselben  zutage  tretenden 
[Jebertreibungen  Gegenstand  von  humoristischen  Anekdoten. 


IGN.  GOLDZIHER. 


Kedner  legt  ein  nachgelassenes  Werk  des  Herrn  Albino  Naot 
(Rom)  vor,  welches  der  Verstorbene  dem  Kongresse  zu  widmen  be- 
stimmt hatte,  und  das  dem  Wunsche  der  Wittwe  gemäss  jetzt 
zur  Verfugung  gestellt  wird.  Bedner  macht  den  Vorschlag,  die 
Bedaktion  der  Zeitschrift  der  Deutschen  Morgenländischen  Ge- 
sellschaft amtlich  zu  ersuchen,  die  Veröffentlichung  des  betref- 
fenden Textes,  resp.  die  Druckfertigstellung  des  Textes  und  der 
üebersetzung,  wenn  möglich,  zu  übernehmen. 

Der  Vorschlag  wird  angenommen  und  das  Manuskript  durch 
Vermittelung  des  Bureaus  dem  Herrn  Professor  Windibch 
übergeben. 


298  Sektion  VI. 


MAX  GRÜNERT. 


DIE  ETYMOLOGIE  BEI  DEN  A.RABERN. 
(DiBposition  des  Vortrages.) 


I)  Mnleüunff: 

1)  die  Stellung  der  ,,  Wissenschaft  der  Etymologie"  im 
Bereiche  der  Qnr'än- Wissenschaften  (Sujütt,  Itq&n  892  f.). 

2)  die  ersten  Anfange  und  Versuche;  ältere  Bezeichnung 
für  „ifitiq&q"  (Ihn  Öinni). 

3)  die  Systeme;  Ausbau  des  Systems:  al-idtiqäq  al-^agtr, 
al-ütiqäq  al-kabtr,  al-ifitiqäq  al-akbar. 

4)  das  ,,i6tiqäq"  als  Disciplin  der  i, Rhetorik". 

5)  Volks-JEltymologien  bei  den  Arabern. 

II)  Literatur: 

1)  die  Monographien  über  das  „iStiqftq"  aus  der  Schule 
von  Ba^ra  (Flügel,  die  grammat.  Schulen  der  Araber 
66.  79.  81.  63.  93.  103.  99.  104.  108.  64). 

2)  die  Monographien  der  Schule  von  Eüfa  (wenig  gepflegte 
Disciplin;  al-Mufa4<}&l  b.  Salama). 

3)  die  Monographien  der  gemischten  Schule  (Ihn  Qälawaihi), 

4)  Ibn  Duraid's  „Kitäb  al-iötiq^q". 

5)  Sujftti,  Mizhar  I,  163—169. 

6)  die  anderwärts  zerstreuten  Literaturangaben. 

7)  §iddtq  Hasan 's  „al-^alam  al-^afiäq  min  Hlm  al-ii$tiqäq. 

III)  Definition  und  Begriffaeniwickelwiig : 

1)  die  Definition  des  Terminus  t.  i,iätiqäq"  nach  den 
Quellen  in  historischer  Folge. 

2)  das  „^mid"  nach  der  Auffassung  der  Bayrischen  und 
Eufischen  Schule. 

3)  die  Termini  t.  „mudtaqq"  und  „mufitaqq  minhu". 

4)  Richtigkeit  der  Anschauung  der  Küfischen  Schule,  dass 
das    „ma^dar"    selbst   vom    „Verbum"    abgeleitet    sei 


Sektion  VI.  299 

(entsprechend   unserer   Anschauung)  im  Gegensatze  zur 
Bayrischen  Schule,  die  das  umgekehrte  Verhältniss  ver- 
ficht (al-Anbäri,  Masä'il,  28.  Streitfrage). 
5)   die  Exponenten:  a)  ma^üda;  b)  maMMa;  c)  manqüla 
d)  summija  bihi  li'annahu. 

lY)  Sammlung  von  Bijfmologien  aus  der  Literatur  der  Araber: 

1)  3200  Etymologien  nach  den  Original- Wörterbüchern. 

2)  die  Etymologie  der  Dichtemamen  (SujtLti,  Mizhar  11, 
216—218). 


MAX  GRÜNERT. 


DIE  PRAKTISCHEN  „ORIENTALISCHEN  SPRACHKURSE"  IN  PRAG. 

(Anizog  aoB  den  Mittoilongen.) 


Die  „Deutsche  Gesellschaft  für  Altertumskunde  in  Prag", 
welche  mit  dem  naturwissenschaftlich-medizinischen  Vereine 
„Lotos''  bereits  seit  einer  Beihe  yon  Jahren  im  Oeiste  der 
„Üniyersity-Extension"  die  Veranstaltung  yon  volkstümlichen 
Hochschulvortragen  und  Hochschulkursen  in  Prag  und  in  den 
deutschen  Städten  Böhmens  erfolgreich  durchfahrt,  nahm  in  ihr 
Programm  yom  Jahre  1900  auch  die  Veranstaltung  praktischer 
orientalischer  Sprachkurse  auf,  indem  sie  im  Hinblicke  auf  die 
yielfachen  Beziehungen  Österreichs  zum  Oriente  und  in  Wür- 
digung der  erspriesslichen  Tätigkeit  der  E.  E.  Lehranstalt  für 
orientalische  Sprachen  in  Wien,  des  bereits  so  yiele  Erfolge 
aufweisenden  •Orientalischen  Seminars  in  Berlin  und  der  orien- 
talischen Handelsakademie  in  Budapest  nun  auch  den  verschie- 
denen Berufsklassen  Prag's,  der  Landeshauptstadt  BöhmenSi  Ge- 
legenheit bieten  wollte,  die  eine  oder  andere  der  verbreitetsten 
Orientsprachen  praktisch  zu  erlernen  oder  wenigstens  durch  eine 
methodische,  praktische  Anleitung  das  Studium  dieser  Sprachen 


300  Sektion  VI. 

ZU  erleichtern.  Als  erster  Kurs  ward  ein  j^Türkischer Sprachkurs'* 
eingeführti  der,  von  dem  Unterzeichneten  geleitet,  einen  geradezu 
überraschenden  Erfolg  hatte.  Zu  diesem  Kurse,  der  Anfangs 
März  1900  begann  und  nach  zweieinhalb  monatlicher  Dauer 
Mitte  Mai  geschlossen  wurde,  hatten  sich  139  Teilnehmer  aus 
den  verschiedensten  Berufsklassen  (Offiziere,  Techniker,  Beamte, 
Eaufleute,  Akademiker),  auch  mehrere  Damen,  gemeldet.  Die 
Methode  des  Unterrichts  war  eine  durchaus  praktische,  unter- 
stützt von  einem  zu  diesem  Zwecke  eigens  von  dem  Unterzeich- 
neten bearbeiteten  „Behelf*\  so  dass  in  verhältnissmässig  kurzer 
Zeit  die  Schrift,  das  Lesen  und  die  Haupizüge  der  Sprachlehre 
bewältigt  werden  konnten.  In  Folge  dessen  hielt  der  Eifer  der 
Teilnehmer,  von  welchen  sich  über  100  an  den  mündlichen 
und  schriftlichen  Uebungen  (häusliche  Aufgaben  und  Eonver- 
sationsübungen)  stets  rege  beteiligten,  bis  zum  Schlüsse  an, 
sodass  die  Eesultate  dieses  „Türkischen  Sprachkurses*^  als  volkotn- 
men  befriedigende  bezeichnet  werden  konnten. 

Im  Jahre  1901  ward  von  dem  Unterzeichneten  im  selben 
Umfange  ein  „Arabischer  Sprachkurs*'  mit  81  Teilnehmern  und 
im  Jahre  1902  ein  „Persischer  Sprachkurs"  mit  79  Frequentan- 
ten  abgehalten. 

Auch  zu  diesen  Sprachkursen  waren  eigene  „Behelfe"  (Verlag 
der  E.  E.  J.  (j^.  Galve'schen  Hof-  und  Universitäts-Buchhandlung, 
Prag)  vorbereitet. 

Der  ausserordentliche  Zuspruch,  den  diese  Eurse  au&uweisen 
hatten,  ermutigt  den  Vortragenden,  dieselben  vom  Jahre  1903 
an  wieder,  und  zwar  in  derselben  Beihenfolge,  in  Angriff  zu 
nehmen. 


Sektion  VI.  301 


E.  MONTET. 


ÜNE  MISSION  SCIENTIPIQUE  Aü  MAROC:  LISLAM  MAROCAIN  »). 

(lUsam^.) 


nn  1900 — 1901  M.  Montbt  a  et&  Charge  d'une  mission 
scientifique  au  Maroc,  pour  j  etudier  Tlslam  marocain  et  las 
coiifr6ries  religieuses  musulmanes.  De  Tanger,  le  Toyageur  s'est 
rendn,  par  yoie  de  terre,  4  Marrakech,  en  passant  par  la  cöte. 
De  Marrakech  il  est  alle  k  Mogador,  en  parcourant  les  regions 
tres  pen  connues,  en  partie  inezplorees,  da  Grand  Atlas.  Les 
resultats  göographiqaes  de  son  yoyage  ont  6te  coxnmuniqu^s  au 
Gouyemement  fran^ais,  sous  la  protectioi)  duquel  M.  Montbt 
Toyageaiti  et  ont  ete  expos68  dans  diverses  revues  göogra- 
phiques. 

Au  point  de  Tue  religieux,  le  Maroc  se  rattache  4  Torthodoxie 
muBulmane  (rite  mälikite).  On  y  trouve  fort  peu  d'instruction, 
mftme  panni  les  savants.  A  c6i&  de  fanatiques,  redoutables  pour 
le  voyageur  europeen,  on  rencontre  des  indiff^rents  et  des 
sceptiques.  D'une  mani^re  generale,  le  Marocain  est  peu  prati- 
quant;  le  pölerinage  i  la  Mecque  est  peu  suivi. 

Ce  qui  constitue  essentiellement  la  religion  marocaine,  c'est 
le  culte  des  saints  et  Taffiliation  aux  confr^ries.  Les  saints  (et 
saintes),  en  nombre  prodigieux,  sont  Tobjet  d'un  culte  super- 
stitieux  et  grossier.  Quant  aux  confröries,  les  trois  quarts  de 
la  Population  masculine  adulte  en  fönt  partie ;  la  plus  influente 
actuellement  est  celle  des  ^Alssäoua.  Ces  con&eries  exercent 
une  grande  action  au  point  de  vue  religieux  et  social;  mais 
elles  n'ont  maintenant  aucune  influence  politique. 


1)  M.  MoNTET  B  publik  les  principaux  resaltats  de  bb  misBion,  ainBi  qae  le 
r^it  de  Bon  Toyage,  dans:  MBalletin  de  la  Soci^te  de  ^graphie  d' Alger  et  de 
l'Afrique  da  nord"  (1901);  „Asiatic  Qaarterly  ReTtew"  (1901  et  1902);  »ReTne 
de  rhistoire  des  religions"  (1902);  „le  Olobe,  bnlietin  de  la  Society  de  geographie 
de  Gen^Te"  (1902).  D'aatres  traTaaz  sar  cette  miuion  ont  pani  dans  le  „Tour 
da  Monde",  en  1908  et  k  part. 


302  Sektion  VI. 

Herr  Georg  Kampffmeyer  knüpft  an  einige  Bemer^ 
kungen  des  Vortragenden  über  die  persönliche  Unsicherheit  der 
Beisenden  in  Marokko  an.  Redner  reiste,  in  Begleitung  yon 
Prof.  Dr.  Thbobald  Fisohbr,  ungefähr  um  dieselbe  Zeit  wie 
Prof.  MoNTBT  und  fast  genau  in  denselben  Oegenden  in  Marokko, 
nur  dass  er  sich  noch  viel  mehr  als  Herr  Momtbt  von  den 
Hauptverkehrswegen  entfemto.  Er  hebt  nachdrücklich  hervor, 
dass  man  in  den  Oegenden  Marokko's,  die  der  Autorität  des 
Sultans  unterworfen  sind,  mit  völliger  persönlicher  Sicherheit 
reisen  könne.  Was  man  oft  über  den  Fanatismus  der  Bewohner 
höre,  sei  grossenteils  stark  übertrieben.  Es  sei  nötig,  dies  zu 
betonen,  da  falsche  Vorstellungen  von  den  Verhältnissen  in  Ma- 
rokko von  der  Verfolgung  künftiger  Studien  in  Marokko  ab- 
schrecken könnten. 


J.  J«  H£jSS« 


KAHTANISCHB  BBDÜINENLIEDER. 
(Mit  phonographischer  Vorföbrung.) 


Kedner  hält  einen  Vortrag  über  Sprache  und  Dichtkunst  der 
]^alit&n  und  giebt  als  Probe  ein  Reitmarschlied  (hegini)^  das 
desswegen  schon  von  besonderm  Interesse  ist,  weil  Bürckeabdt 
vor  etwa  90  Jahren  einige  Verse  davon  in  der  syrischen  Wüste 
niedergeschrieben  hat.  Umschrift  und  üebersetzung  dieses  Liedes 
lauten : 

Ja  ^&mm  gum  denni  ll  (}ämir  h&mrä  min  el-hl^n  mendztje 

ts6rrib  'alähä  äidädön  z6n  ma'  dzirbetm  ^ilde  ne^dije 

en^är  böhä  wädj  e^-^ummän  ärijien  dzelllem  bähä  r-rije 

weniid  ^an  6II1  sibet  hall  bint  el-^Awäzim  BeSidije 

ja  n^hd^hä  i^äffet  el-fin^^&n  ja  ^üngähä  Singö  rimtje 

ja  dzernöhä  lil-'äsif  ^btän  ja  'fenhä  'en  1-idmlje. 


Sektion  VI.  303 

(1)  0  Onkel,  steh  auf,  gieb  mir  ein  schlankes,  rötliches  von 

den  auserlesenen  Kamelen; 

(2)  befestige  auf  ihm  den  schönen  Sattel  mit  einem  Schlauche 

aus  Schafhaut. 

(3)  üehe  mit  ihm  nach  dem  Wädl  e^-^ummän,  dem  Gelände 

mit  wenig  Wasser, 

(4)  und  firage  nach  derjenigen,   die  mein  Herz  geraubt  hat, 

einem  Madchen  aus  dem  Stamme  der  ^Awäzim  und  dem 
Geschlecht  des  BeSid. 

(5)  Ihre  Brüste  sind  wie  Kaffetassen;  ihr  Nacken  ist  wie  der 

Nacken  der  Antilope; 

(6)  ihre   Zöpfe    könnten    dem  jungen   Kamel  als  Sattelgurt 

dienen,  und  ihr  Auge  ist  das  Auge  der  Gtizelle. 

Der  Vortragende  reproduciert  die  Melodie  dieses  Liedes  sowie 
die  Melodien  der  andern  Oedicht-Ghittungen  mit  dem  Phono- 
graphen und  liest  die  folgenden  Bemerkungen  seines  Kollegen 
Prof.  Wagnbr  über  die  Musik  der  l^alitän  vor: 

^Abdallah  leitete  seine  Gesänge  mit  einem  Vorspiele  auf  einer 
sehr  primitiven  Babäbe  ein.  Auf  die  Frage,  warum  dies  Vorspiel, 
antwortete  er,  man  müsse  doch  den  Ton  haben,  bevor  man 
anfange  zu  singen.  Das  Vorspiel  war  also  für  ^Abd&Uah  nicht 
zum  Gesänge  wesentlich  gehörig,  hatte  keinerlei  ästhetische 
Zwecke  zu  erfüllen,  wie  bei  uns.  Der  musikalischen  Fassung 
nach  war  es  ein  einfachen  Hinübergleiten  mit  dem  Bogen  über 
die  Seite,  aus  ein  paar  Tönen  bestehend,  die  man  unmöglich 
in  unserem  Tonsystem  placieren  konnte,  wie  denn  ^Abd&Uah  das 
Gefühl  für  exakt  abgemessene  Tonstufen  abging. 

Eine  harmonische  Begleitung  seiner  Lieder  vermittelst  des 
Klaviers  lehnte  er  auf  das  entschiedenste  ab.  In  der  Umhüllung 
durch  Akkorde  erkannte  er  seine  Weisen  gar  nicht  mehr. 

Seine  sämtlichen  Gedichte  sang  er  im  näselnden  Vortrage 
der  Orientalen;  zu  einem  reinen,  schönen  und  vollen  Ton  kam 
er  nicht.  Sein  Gesang  war  —  nach  deT  einen  seiner  beiden 
Vortragsweisen  —  ein  Absingen  des  Textes  auf  derselben  Ton- 
höhe ;  nur  an  gewissen  Stellen  ergriff  er  einen  um  eine  kleine 
Terz   höhern  Ton.   Es   waren,   wie  sich   bald  herausstellte!  die 


306  Sektion  VI. 


HARTWIG  HIRSCHFELD. 


DIE  ARABISCHEN  FRAGAiENTE  DER  CAIRO-GENIZAH 

ZU  CAMBRIDGE  «)• 

(Mit  Vorlegung  photographischer  Facsimilen.) 

(K^ame.) 


JJie  Zahl  der  Fragmente  belauft  sich  auf  etwa  12000,  von 
denen  die  meisten  in  hebräischer  Schrift  geschrieben  sind..  Viele 
zu  dieser  Ghruppe  gehörige  Stücke  sind  indessen  mohammeda- 
nischen Charakters,  während  andere,  in  Naschl  geschriebene, 
zur  jüdischen  Literatur  gehören,  oder  sich  auf  jüdische  Ver- 
hältnisse beziehen.  Unter  diesen  verdienen  zahlreiche  juridische 
Dokumente  besonders  hervorgehoben  zu  werden.  Die  in  den 
Fragmenten  beider  Gruppen  vorkommenden  Gegenstände  sind 
in  alphabetischer  Ordnung  die  folgenden:  Adab,  Astronomie  und 
Astrologie,  Bibel  (Text,  üebersetzungen,  Commentare),  Briefe, 
Dokumente,  Erzählungen,  Geschichte  und  Geographie,  Gram- 
matik und  Lexikographie,  Handelspapiere,  Homilien,  E^bbälä, 
Kalender,  Earäer,  ]^oran,  Listen  von  Büchern  und  allerhand 
Wertgegenständen,  Liturgie,  MäsOrä,  Mathematik,  Medizin, 
Naturgeschichte,  Paläographie,  Philosophie,  Poesie,  Polemik, 
Reisen,  Schulhefte,  Sprichwörter,  ^üfismus,  Talmud  (nebst 
Commentaren  und  rabbinischer  Literatur  überhaupt),  Tradition 
(muhammedanische),  Traumdeutung,  Zauberwesen. 

Zur  Illustration  des  oben  Ausgeführten  werden  vom  Vortra- 
genden die  folgenden  Fragmente  herangezogen: 

L  Zwei  Blätter  in  altertümlicher,  hebräischer  Quadratschrift. 
Dieselben  bestehen  aus  drei  Abteilungen:  1)  Chutba  eines  zum 
Islam  bekehrten  Juden  aus  der  Familie  des  JS[unai  b.  Ach^ab 
b.  Hanlnä  aus  Cheibar.  2)  Vertrag,  den  Mn^ammed  mit  den 
[jüdischen]    Bewohnern    von   Cheibar   und    Maqnä    geschlossen 


1)  Der  Vortrag  nebst  Facsimilen  and  Texten  ist  inzwischen  in  englischer  Sprache 
in  der  Jewish  Qaarterly  Review  XV,  p.  167 — 181  erschienen. 


Sektion  VI.  807 

hatte.  Dieser  Vertrag  Bichert  ihnen  völlige  Freiheit  für  ihre 
Personen,  Religionsübnngen  und  Habe  zu.  Sie  dürfen  sich  nach 
Belieben  kleiden,  auf  Pferden  reiten,  die  Moscheen  besuchen, 
einen  Gouverneur  aus  eigener  Mitte  wählen  u.  s.  w.  Der  Vertrag 
war  von  *^All  b.  Abu  (b.  Abi)  T^Üb  geschrieben  und  von  dreien 
•  der  ältesten  Gefährten  Muhammed's  nutunterzeichnet.  3)  Ge- 
nealogie Muhammed's.  Dieselbe  stimmt  zum  Teil  mit  der 
aus  den  ältesten  islamischen  Quellen  bekannten  überein,  weicht 
indessen  von  Abraham  aufwärts  stark  ab  und  ist  hier  direkt 
aus  der  Bibel  entlehnt.  Sie  ist  deswegen  wahrscheinlich  älter 
als  die  von  Ibn  Ishäq  mitgeteilte.  Das  Fragment,  yon  dem  ein 
photographischer  Abdruck  ausgelegt  ist,  dürfte  aus  dem  X. 
Jahrhundert  n.  Ohr.  stammen. 

n.  Zwei  Fragmente:  1)  Ein  Blatt  in  hebräisch-rabbinischer 
Schrift.  Die  eine  Seite  enthält  den  Titel  jn^D  \2Hb  n«DWD^«  I^DDH, 
die  andere  einen  Teil  der  Einleitung.  2)  Drei  Blätter,  von  denen 
zwei  Seiten  denselben  Titel  und  Text,  jedoch  in  geringerer 
Ausdehnung,  bieten.  [Muhammed]  Ibn  Sirin  ist  eine  in  der 
älteren  Literaturgeschichte  des  Islam  wohlbekannte  Persönlich- 
keit. Er  soll  sich  mit  Traumdeutung  befasst  haben.  Obwohl  er 
jedoch  in  späteren  Werken  über  diesen  Gegenstand  oft  als 
Autorität  angefahrt  wird,  ist  ein  Werk  von  ihm  unter  obigem 
Titel  („Deutung  der  Träume'')  nirgends  erwähnt  zu  finden.  Es 
ist  demnach  nicht  unwahrscheinlich,  dass  diese  Fragmente 
Ueberbleibsel  eines  echten  Werkes  sind.  Aus  den  Varianten  geht 
hervor,  dass  sie  nicht  von  derselben  Vorlage  stammen,  was  auf 
ein  beträchtlich  höheres  Alter  des  Originales  schliessen  lässt. 
Die  Sammlung  enthält  noch  acAl  weitere  Fragmente  über  Traum- 
deutung. 

in.  Zwei  Fragmente:  1)  Ein  Blatt  in  hebräisch-rabbinischer 
Schrift,  „überschrieben:  ÜÖrbn  IJ;  bp^  (überliefert  von  AlHalla^"). 
2)  Ein  Blatt  in  Naschl,  enthaltend  etliche  Verse  mit  der  üeber- 
Bchrift :  «JL^  jJtt  ^^^  J^  )y^^  C^  [e)^^^]-  B^^de  Fragmente  bil- 
den nicht  nur  eine  willkommene  Ergänzung  zu  der  sehr  spär- 
lichen liiteratur  über  die  Anfange  des  ^üfismus,  sondern 
zeigen,  dass  diese  Bewegung  auch  unter  Juden  Verbreitung 
gefunden  hat.  Das  Fragment  ad  2)  is  leider  in  sehr  defektem 
Zustande,  erhält  aber  erhöhtes  Interresse  durch  Bandglossen  in 


308  Sektion  VI. 

hebräischer  Schrifti  in  denen  ein  jüdischer  Leser  seine  Neigping 
zum  ^üfismus  kundgiebt. 

Bedner  endet  mit  kurzem  Hinweise  auf  eine  Beihe  anderer 
Fände,  darunter  mehrere  nicht,  oder  nur  dem  Titel  nach, 
bekannte  Schriften  Saadyahs  und  Samuel  b.  Chofni's;  zwei 
autographische  Blätter  aus  Maimonides'  „Führer  der  Verirrten"; 
Dokumente  mit  Daten  aus  dem  XI.  Jahrhundert  n,  Chr.;  ein 
alter  Beisebericht  aus  Mesopotamien;  viele  unbekannte  Schriften 
zur  Karäer-Eontroyerse  u.  s.  w. 


MOHAMMED-BEN-BRAHAM. 


LE8  GERCLES  M^BIQÜES. 


L'auteur,  interprete  judiciaire  ä  Oued-Athm6nia  (Algerie),  a 
adressö  au  Congres,  pour  6tre  lu  ä  la  section  de  Tlslam,  un 
memoire  manuscrit  intitul6 :  „Les  Cercles  m^triques" : 

Dans  ce  travail,  qui  est  actuellement  sous  presse  ä  Timpri- 
merie  Burdin,  d'Angers,  et  qui  sera  mis  en  vente  ä  la  librairie 
Leroux,  de  Paris,  Tauteur  fait  ressortir  en  ces  termes  l'utilite 
de  ces  cercles: 

„Hb  donnent  le  moyen  de  Y6rifier  les  paradigmes  des  mötres. 

„Ils  montrent  Torigine  des  mötres  qui  n'ont  6t6  en  usage 
que  chez  les  modernes. 

„Ils  rendent  sensible  aux  yeux  le  rapport  qui  unit  entre  eux 
les  metres  engendres  par  un  m6me  cercle,  c'est-ä-dire  class6s 
dans  une  m6me  cat^gorie. 

„US  permettent  enfin  de  se  rendre  compte  pourquoi  Ton  6crit 

^"icli  et  non  ^'^^li  dans  la  notation  du  modhare'e  et  ^  «iÄ^MMt 
et  non  ^jLmJXm^  dans  celle  du  khafeif  et  du  modjteth". 


Sektion  VI.  309 

Le  m6moire   de  M.  Braham  se  divise  en  cinq  parties  dont 
chacune  comprend  cinq  paragraphes: 

h  Partie.  —  Gonetruction  naturelle  des  m&tres. 
II«  Partie.  —  Oercles  metriques. 
lU«  Partie.  —  Constniction  artificielle  des  mötres. 
IV«  Partie.  —  Observations  sur  les  mötres. 
y«  Partie.  —  Alteration  des  metres. 


C.  F.  SEYBOLD. 


(Referat  aber  zwei  in  der  Sektion  gehaltene  Vorträge.) 


la)  Was  meine  kurzen  Mitteilungen  über  das  Tübinger  Unicum 
(N.  33)  aus  dem  XIY.  Jahrhundert  betrifft,  so  kann  ich  jetzt 
während  der  Drucklegung  dieses  Beferats  auf  meine  nun  er- 
schienene Textaasgabe  und  gleichzeitige  deutsche  üebersetzung 
verweisen : 

Geschichte  vom  Sul  und  Schumul,  unbekannte  Erzählung  aus 
Tausend  und  einer  Nacht  (Leipzig,  Spirgatis,  1902),  und  auf 
das,  was  dort  im  Vorwort  gesagt  ist. 

Ib)  Ebenda  im  Vorwort  findet  sich  auch  einiges  über  die 
einzigartige  Tübinger  Handschrift  32  aus  dem  XV.  Jahrhun- 
dert (oder  Anfang  des  XVI,)>  von  deren  eigentümlichen  arabi- 
schen Illustrationen  Proben  in  Hamburg  gezeigt  wurden.  Es 
ist  eine  besondere  Becension  (die  älteste  uns  bekannte)  des  gros- 
sen RiiiemmanB  ^Omar  enr-No^män  aus  I(X)]  Nacht,  von  wel- 
chem eine  kritische  Ausgabe  von  mir  beabsichtigt  ist. 

2)  Was  Druici^LiUeraiiur  betrifft,  so  verweise  ich  im  Allge- 
meinen auf  meine  Einleitung  zu  „Die  Drusenschrift  Kitäb  (U-Noqat 
wal-Dafoc^ir  „das  Buch  der  Punkte  und  Kreise".  Nach  dem 
Tübinger  und  Münchener  Codex  herausgegeben,  mit  Einleitung, 
Facsimüe  und  Anhängen  versehen,  1902".  Zur  Ergänzung  des  dort 
S.  XV,  6  über  Tadiira  gesagten  sei  bemerkt:  der  Münchener 
Codex  786  enthält  ein  viel  weniger  wertvolles  Tadkira  genanntes 


810  Sektion  VI.  • 

Wörterbuch,  welches  weniger  speziell  drüsisch  ist,  sich  vielmehr  an 
die  gewöhnliche  Art  arabischer  Lexika  anschliesst,  während 
das  viel  wichtigere  anonyme  Bruchstück  Berl.  8508^  Fragmente 
eines  wirklichen  drusischen  Dictionary  of  technical  terms  mit 
steten  Belegen  aus  den  kanonischen  Traktaten  enthält;  ehe 
Monac.  786  mir  selbst  vorlag,  glaubte  ich  nach  der  Beschreibung 
im  Catalog  Aumer  auf  Identität  mit  dem  Berliner  Fragment 
schliessen  zu  dürfen,  was  sich  somit  als  irrig  erwiesen  hat. 
Das  von  Pbtbbmaj^n,  Reisen,  I,  377  erwähnte  7.  heilige  Buch 
der  Drusen  (sonst  nirgends  erwähnt  gefunden !) :  Kitäb  al  Jünän 
in  acht  Abhandlungen  habe  ich  in  dem  am  Anfang  verstümmel- 
ten anonymen  Wiener  ünicum  N.  1577  wiedererkannt,  wozu 
allerdings  ein  zweites,  vollständiges  Exemplar  zu  finden  sehr 
wünschenswert  wäre.  Dann  könnten  die  synkretistischen  Schrif- 
ten der  seltsamen  drusischen  Unitarier  in  einem  Canon  Drusicus, 
Biblia  Drusica,  oder  wie  es  zu  nennen  wäre,  gedruckt  werden, 
sobald  sich  irgendwo  Oeldunterstützung  fände«  Auch  die  spä- 
tere Drusen-Litteratur  könnte  in  Angriff  genommen  werden. 
Zum  Schluss  erwähne  ich  noch,  dass  Herr  Ahmbd  Zski  Bbt 
mir  von  Konstantinopel  vier  drusische  und  &timidische  Codices 
neueren  Datums  (nebst  2  zeiditischen)  zur  Ansicht  sandte,  welche 
sämmtlich  aus  Jemen  und  Indien  stammen,  wo  es  demnach  auch 
noch  Drusen  giebt. 

In  der  Diskussion  bemerkt  Herr  Ign«  Ooldziher,  dass 
ähnliche  Schwurverse  wie  die  in  der  oben  ad  lä)  erwähnten 
Erzählung  gebrauchten  Schwurformeln,  und  zwar  mit  Anwen- 
dung von  Namen  christlicher  Heiliger  und  in  Beziehung  auf 
christliche  liturgische  Gebräuche,  in  der  erzählenden  und  humo- 
ristischen arabischen  Litteratur  häufig  seien.  Sie  werden  bei 
Anreden  an  christliche  Personen,  z.  B.  in  Liebesgedichten,  über- 
aus oft  angewandt.  Bedner  verweist  z.  B.  auf  Abu  NuwSs' 
Küäö  al-fokäha  wal-iHinäa  (Kairo,  1316),  p.  80,  10  ff.,  wo  22 
Zeilen  hintereinander  Schwüre  bei  christlichen  Personen  und 
Sachen  aneinandergereiht  seien.  [Vgl.  jetzt  DLZ  1902,  3216 — 18; 
ZDMG  57  (1903),  405-411;  ÖLZ  6  (1903),  213  f.] 


Sektion  VI.  311 


CHARLES  J.  LTALL. 


Ihe  Speaker  exhibits  certsdn  books  and  documentB  (the  pro- 
perty  of  the  India  Office)  which  were  issued  firom  the  printing 
(lithographic)  press  of  the  Ehallfah,  the  late  head  of  the 
Derwish  power  in  the  Sudan.  —  These  are: 

1«  The  proclamation  issned  on  the  8^^  Bama^an^  1302, 
annooncing  the  death  on  that  date  of  the  Mahdi,  and  the  acces- 
sion  of  bis  successor,  the  Khall&h  ^Abd  Allah  ihn  Muhammad, 
called  Khali&h  a^^iddiq; 

2.  A  commission  or  patent  of  appointment  of  an  Amir  or 
general  on  the  part  of  the  Ehallfah,  with  blanks  left  for  the 
name  of  the  person  appointed; 

3.  The  Sätib  at-Maidi,  or  prayerbook  of  the  Mahdl,  in 
Maghribi  character,  the  fifkh  edition; 

4.  A  controversial  work  entitled:  al-Anwär  ossanigaA  ai- 
mähiyah   U-zaläm   al-muniirin   ^alä   'l-hadrai  ol-MaAdiyai,  by  al- 

Hasan  al-^bä«)!; 

5.  Another  controversial  work,  ai-Ayäi  al-öayfinät  f%  zukür 
Mahdi  äkhir  aghzamän  fO(ihghäy<U  al^iäyät^  by  al-Hasan  ibn 
Ibrähim  Zahrä; 

6.  The  second  part  of  a  collection  of  proclamations  issued 
by  the  lifahdl  to  various  tribes,  officers,  chiefs  and  leamed  men, 
Bummoning  them  to  acknowledge  bis  authority. 

Herr  C.  H.  Becker  bemerkt,  dass  auch  ihm  die  in  zwei 
Banden  publiderten  ManäSvr  oder  Manfürät  des  Mahdl  bekannt 
seien;  er  besitzt  selbst  Fragmente,  auch  handschriftlich;  ebenso 
auch  ein  lithographiertes  BäUö.  Die  Bestände  der  Mahdi-Drucke- 
rei  seien  stoss weise  nach  Cairo  gekommen;  deshalb  seien  einzelne 
Bogen  häufig,  die  Sammlungen  aber  selten. 

Herr  K.  Yollers  sagt,  dass  in  seinem  Besitz  ein  in 
Umm  Derman  (Begeh  1302)  lithographirtes  mahdistisches  Oe- 
betbuch  (Batib)  »ch  befinde,  welches  in  der  Schlacht  bei  Toski 


312  Sektion  VI. 

im  AuguBt  1889  bei  der  Niederlage  des  Wad  Negüml  vom 
Sirdär  Sir  Francis  Grenfell  erbeutet  worden  sei  (144  +  51  S.  8®). 

Herr  H.  Sobemhelm  macht  darauf  aufmerksam,  dass 
das  vorgelegte  Exemplar  des  mahdistischen  Gebetbuches  nicht 
gedruckt,  sondern  lithographiert  sei;  zugleich  erwähnt  er,  dass 
sich  in  seinem  Besitze  ein  älteres,  geschriebenes  Gebetbuch  des 
Mahdl  befinde. 


ODOACRE  CATERINL 


.  PEU  DE  M0T8  SUR  LE  DlWlN  DE  HÄFIZ  MOUHAMRiAD  IBKlHlM. 

P0£SIB8  CHEYALBEESQUIS,  AYSC  ANlfOTATIOlfS  DK  MoUBAlOfAD  BjLAL  IbrZhTM, 

PARun  AU  Caire  BN  1901. 


ve  n'est  pas  du  celöbre  Hsfiz  que  je  yiens  vous  parier,  mais 
du  Diwan  de  Mouhammad  Häfiz  Ibrähim,  paru  au  CSaire  Tan- 
nee  derniäre,  avec  de  nombreuses  annotations  de  Monhanoanad 
Hüäl  Ibrahim:  et  je  me  permets  d'inviter  votre  attention  ä 
s'arrSter  sur  ce  poäme  de  la  litt^rature  contemporaine  6gyp- 
tienne,  car  je  crois  qu'il  est  bien  interessant,  pour  pouvoir 
juger  si  Topinion  de  ceux  qui  croient  que,  dans  Temploi  de  la 
langue  litteraire,  les  Scrivains  ägyptiens  modernes  s'6cartent  un 
peu  de  la  puretä  classique,  soit  juste,  ou  non. 

Le  poäte,  apr&s  avoir  combattu  dans  Tarmto  ögyptienne,  ä 
Oumm  Darmän,  comme  officier,  nous  präsente  un  po&me  cheva- 
leresque  en  huit  chants,  dont  le  premier,  qui,  ä  mon  avis,  .est 
le  meilleur  au  point  de  vue  de  la  force  des  vers,  est  adress6 
ä  S.  A.  le  ^ediw,  dont  il  chante  les  louanges:  le  poete  felicite 
le  Yice-Boi  dans  le  jour  de  Tanniversaire  de  son  avänement  au 
tröne,  par  des  m^taphores  brillantes  et  eiquises,  sur  la  beautä 
desquelles,  ce  n'est  pas  ici  que  je  dois  parier. 


Sektion  VI.  313 

Donc,  dans  ce  livre,  qui,  ayant  pani  en  1901,  peut  bien  6tre 
coiisid6r6  comme  ce  qu'il  y  a  de  plus  moderne,  tous  les  verbes, 
Ions  les  Bubstantifs,  tous  les  mots,  employ^s  par  le  po&te,  sont 
d'ane  poretö  absolae,  et,  mftme  dans  leurs  acceptions  m6tapho- 
riques,  ils  sont  marqnte  dans  tous  les  dictionnaires  et  m6me 
dans  le  petit  diotionnaire  de  Belot,  imprim6  k  Beyronth,  par 
rimprimerie  de  la  Gompagnie  de  Jösos;  lequel  ne  fait  qae 
choisir  soignensement  les  mots  les  plus  pnrs  de  la  langue  clas- 
siqne  et  mlgaire. 

St,  mftme  dans  les  notes  de  Monsieur  Mouhammad  HiM 
IbrShim,  on  voit  que  les  deuz  ou  trois  mots  compl6mentaires, 
qu'il  ajoute,  pour  felaircir,  fadliter,  aplanir  au  lecteur  l'idte 
po^tique  de  Tauieur,  sont  toujours,  sans  ezception,  üma,  inclus 
dans  les  petits  et  les  grands  dictionnaires,  m6me  dans  ceuz  qui 
passent  pour  6tre  les  plus  riches  en  mots  appartenants  k  la 
langue  pure  et  classique. 

En  lisant  ce  volume,  je  me  suis  convaincu  que  la  belle  et 
riebe  et  barmonieuse  langue  arabe  y  est  parfaitement  employ6e 
et  qu'un  examen  attentif  et  scrupuleux  de  tous  les  mots  qui 
y  sont  contenus  d6montra  clairement  que,  dans  la  glorieuse 
capitale  de  la  merveilleuse  Ijgypte,  on  emploie  la  langue  pure 
et  litteraire  dans  la  meilleure  des  manieres  et  dans  les  meilleurs 
des  styles. 


314  Sektion  VL 


OLGA  DE  L^B^DEW. 


LES  NOUVEAUX  DROITS  DE  LA  FEMME  MÜSULMANE. 
(Vorgelaton  von  Horrn  Ion.  Ooldzihsb.) 


An  demier  Congr^Si  que  voub  avez  tenn  i  JElome,  j'ai  eu 
rhonneur  de  voub  parier  de  la  niceBsitä  de  relever  leB  droits 
et  la  poBitioQ  sociale  de  la  femme  masalmane. 

J'avais  ea,  poar  cela^  reconrs  &  Thistoire  et  je  voos  avais 
entretenu  de  la  Situation  privil^giee  des  femmes  arabes  anx 
temps  d6j&  lointains  oü  la  ciyilisation  islamique  6tait  ä  son 
apog6e. 

Anjourd'hui  je  d6sire  vous  parier  des  progräs  qu'a  &it8  dans 
la  vie  intellectuelle  et  dans  Topinioii  des  mnsalmans  euz-m6mes, 
r6mancipation  de  leurs  femmes;  et  ced  est,  k  mon  avis,  un 
ph6nomdne  bien  autrement  important  qne  la  fortoite  apparition 
dans  le  monde  mnsulman  de  quelque  femme  civilisöe  et  instmite. 

De  nos  jours,  c'est  T^gypte  qui  peut  se  dire  le  pays  mu- 
solman  le  plas  eclair6. 

Gräce  ik  son  ceUbre  coll&ge  £l-£zhar,  oit  affinen t  les  ^tndiants 
de  tons  les  points  de  TOrient,  eile  est  devenue  le  centre  reli- 
gienx  des  pays  mnsnlmans.  Gräce  anssi  ä  Tinfluence  anglaise 
et  ä  l'usage  de  la  langne  arabe,  langne  märe  de  tons  les 
orientauz  lettres^  eile  peut  pr6tendre  k  6tre  le  centre  intellec* 
tuel  de  ces  pays.  U  en  resulte  donc  naturellement  que  tons  les 
essais  de  r^forme  op6r6s  dans  la  16gislation  musulmane,  pro- 
viennent  du  pays  des  Pbaraons. 

Sans  nous  appesantir  sur  tous  les  moyens  employ6s  jusqu'ici 
pour  tirer  la  femme  musulmane  de  sa  position  vraiment  servile^ 
je  me  bornerai  k  vous  dire  un  mot  des  efforts  qui,  en  ces  der^ 
niers  temps,  ont  &ii  le  plus  efficacement  tent6s  dans  ce  but,  et 
de  quelques  changements  survenus  k  ce  sujet  dans  la  legislation 
meme.  Je  veux  parier  des  tentatives  de  Kassime  limine  Bey, 
qui  s'est   fait   un  grand  nom  comme  legislateur  musulman,  et 


Sektion  VI.  315 

qui  travaille  aa  mdme  bat  que  noufi-mftmes,  je  veux  dire  k 
remancipation  de  la  femme  mneulmane. 

NouB  esp^rons  que  boq  demier  livre^  intitole  „Ia  femme 
nouvelle'^  aura  pour  effet  d'ameliorer  la  position  de  la  femme 
et  d'apporter  par  lä  an  progr^  dane  la  BOoi6t6  musulmane. 

Kassime  limine  Bey  a  entrepris  de  liberer  la  femme  de  l'ea- 
clavage  et  de  l'ignorance  dans  lesquels  eile  vegöte  en  ce  mo- 
ment  et  de  rapprocher  ainsi  la  oonception  de  la  famille  chez 
les  mahometans  de  celles,  Bi  diff&rentes,  qne  B'en  fönt  lee  Enro- 
p6enB.  II  a  formö  danB  ce  but  un  cercle  de  muBulmanB  civiliB^B 
qui  Taident  ä  propager  Bes  ideeB.  U  a  publie  plnsieurB  brochures 
qni  Bont  con8acr6es  &  cette  question  et  il  a  fonde  quelqneB 
jonmauz  qui  vulgariBent  la  mani&re  toute  nouvelle  dont  il  en- 
tend  le  röle  de  la  femme  et  BeB  devoirs  danB  la  famille  et 
envers  la  B0Gi6t£. 

Selon  lui,  la  triste  position  de  la  femme  est  due  k  la  l^gis- 
lation  musulmane  qui  ne  lui  reconnatt  presque  aucun  des  droits 
humains;  la  femme  mariee  dopend  (comme  vous  le  Bavez)  en- 
ti&rement  de  son  mari,  et  la  jeune  fiille  est  une  cr^ature  serre 
de  son  pdre  ou  de  son  fröre  atne« 

La  femme  musulmane  n'est  donc  jamais  libre,  ä  quelque  mo- 
ment  de  sa  yie  qu'on  la  considdre. 

Les  legislateurs  musulmans  Tont  faite  esclave;  eile  est  de- 
meuree  teUe. 

Gela  fait  dire  k  Kassime  limine  Bey  que  le  droit  musulman 
n'a  jamais  connu  la  famille  dans  le  vrai  sens  de  ce  mot,  et 
n'a  jamais  compris  le  röle  important  qu'elle  doit  jouer  dans  la 
soci^te  et  dans  l'lltat.  Prenez,  dit-il^  un  livre  de  jurisprudence 
musulmane,  quel  qu'il  soit;  lisez-le:  youb  n'y  trouverez  pas  un 
mot  sur  la  famille  et  sur  la  place  qu'elle  doit  occuper  dans  la 
conBtruction  de  la  soci^te. 

La  c61ebre  „Pre&ce"  d'Ibn  Ehaldoun  lui-m6me,  est  muette 
k  ce  sujet.  Comme  si  la  &mille  n'6tait  pas  le  fondement  de 
toute  sociSte! 

n  s'en  suit  que  la  lägislation  musulmane  est  bien  loin  d'at- 
teindre  k  la  perfection;  et  de  cela,  du  reste,  nos  16gistes  et 
tous  les  musulmans  civilises  sont  persuadte.  S'il  est  vrai,  — 
ajoute   notre   auteur,   —   que    la  civilisation  musulmane  s'est 


316  Sektion  VI. 

d6Yelopp6e  et  a  disparn  avant  la  d^converte  des  vrais  principes 
des  Sciences  modernes  et  surtont  avant  la  naissance  des  sciences 
sociales,  comment  s'imaginer  quo  cette  sorte  de  civilisation 
puisse  6tre  nn  id6al  de  perfection  sociale? 

Comment  oser  pr6tendre  que  nous  autres,  masalmans,  nous 
n'avons  rien  k  emprunter  anz  Enropeens?  Nous  ne  vonlons 
nullement  amoindrir  la  gloire  de  nos  ancdtres  et  nier  rimpo> 
tance  des  progr^s  qa'ÜB  ont  fiedts  dans  la  science;  mais  il  serait 
impardonnable  de  persister  dans  nos  erreurs  et  de  croire  qae 
les  Premiers  mnsulmans  sont  arriy^s  k  la  perfection.  Disons  k 
ce  propos  ce  vers  du  celäbre  Motenebbi:  Aucnn  d^faut  n'est 
comparable  ä  l'imperfection  de  ceini  qni  anrait  pu  6tre  parfait. 

Tont  mnsnlman  —  continne  Kassime  limine  —  doit  etudier 
rhistoire  de  l'ancien  culture  musnlmane  puisqu'elle  sert  de 
base  k  notre  civilisation  actnelle,  mais  il  n'est  qae  juste  de 
convenir  que  bien  des  principes  de  cette  ancienne  culture  ont 
&it  leur  temps,  ne  s'adaptent  plus  auz  conditions  de  la  yie 
moderne^  et  que  m6me  beaucoup  de  nos  institutions  reposent 
sur  de  faux  principes.  Si  nous  jetons  un  regard  r6trospectif  sur 
la  yie  de  &mille  de  nos  ancfttres,  nous  verrons  qu'elle  a  tou- 
jours  6ie  anormale.  Par  exemple,  pour  conclure  un  mariage  il 
suffisait  au  mari  d'avoir  deux  t6moins;  pour  divorcer,  au  con- 
traire,  aucun  temoin  n'6tait  n6cessaire.  On  se  s6parait  souvent 
de  sa  femme  sans  la  moiudre  raison  valable  et  Ton  se  remariait 
autant  de  fois  que  Ton  voulait,  sans  m6me  se  conformer  aux 
exigences  pourtant  peu  compliqu^es  du  Koran. 

Cela  se  faisait  dans  les  commencements  de  l'Islam  et  cela 
continue  d'exister  de  nos  jours,  mais  aucun  de  nos  administrateurs 
ou  de  nos  legistes  ne  pense  k  mettre  fin  ä  ce  mal  r^voltant, 
qui  contribue  k  la  dispersion  et  k  la  destruction  de  la  famille 
musulmane. 

Ges  faits  amänent  Kassime  £mine  Bey  k  conclure  que  la 
legislation  de  TEurope  chr6tienne  concemant  la  famille  et  que 
la  famille  europeenne  eile  m6me  se  trouvent  k  un  niveau  in- 
comparablement  plus  61ev6  que  la  &mille  et  la  legislation  mu- 
sulmanes;  que  la  &mille  europeenne  contemporaine  est  pour  les 
musulmans  un  ideal  vers  lequel  ils  doivent  diriger  tous  leurs 
efforts,  s'ils  veulent  acquerir  Tindependance  daus  Tavenir. 


Sektion  VI.  317 

Easfiime  jämine  Bey  a  le  courage  d'inBister  sur  cette  id6e 
audacieuBe  dans  son  livre  ^La  femme  nonvelle",  et  cela,  au 
grand  scandale  de  touB  les  müBiümanB  i,ortliodoxeB''. 

Mais  U  ne  s'en  tient  pas  1&:  il  pretend  que  la  ISgisIation 
muBalmane  n'a  rien  compris  au  röle  de  la  femme  et  que,  du 
reste^  il  n'est  pas  etonnant  qu'elle  l'ait  trait6e  si  durement, 
paisqn'elle  n'a  pas  mienz  compris  certains  autres  cdtes  de  la  yie. 

D^veloppant  son  id6e  sur  les  d6fectaosites  de  la  legislation 
masulmane  en  g£n6ral,  et  en  particulier  sur  son  injustice  envers 
la  femme,  Eassime  Jemine  est  d'ayis  qu'il  est  indispensable  de 
modifier  ou  m6me  de  suprimer,  s'il  le  faut,  la  partie  du  code 
de  Tslam  qui  concerne  la  femme,  si  Ton  veut  saaver  de  la 
roine  la  famille,  la  8ociet6  et  l'Empire  musnlman.  II  &adrait 
ponr  cela,  avant  tont^  donner  ä  la  femme  nne  education  ana- 
logue  ik  Celle  que  regoit  la  femme  europeenne^  lui  enlever  ce 
volle  qui  pour  eile  est  nn  linceul  et  nne  marqne  de  sa  servi- 
tude.  Le  bläme  que  l'ecrivain  fait  de  cet  usage  barbare  et  la 
hardiesse  de  ses  idees  sont  des  indices  d'un  etat  d'esprit  qui, 
jusqu'ä  present,  n'a  jamais  6te  remarque  dans  les  annales  de 
rislam. 

n  n'est  donc  pas  6tonnant  que  tous  les  musulmans  qui  se 
considdrent  comme  les  gardiens  des  vraies  traditions,  se  soient 
£lev6si  dans  leur  routine,  contre  les  id6es  novatrices  de  Eassime 
limine  Bey  et  qu'ils  l'aient  accuse  d'heresie.  Un  de  ces  obscurs 
fanatiques  que  la  haine  poussait  contre  le  r6formateur  a  pu 
6crire  dans  un  Journal  que  i^l'emancipation  de  la  femme  musul- 
mane  6tait  Tun  des  buts  que  poursuivaient  avec  le  plus  d'ar- 
deur  les  peuples  chretiens  qui  n'ont  en  vue  que  la  destruction 
de  la  religion  musulmane,  et  que,  partant,  tout  musnlman 
partageant  de  pareilles  id6es  cesserait  par  U  m6me  d'fttre  or- 
thodoxe". 

II  va  Sans  dire  qu'une  critique  de  ce  genre  n'a  fait  que  for- 
tifier  les  opinions  de  notre  r^formatour.  Du  reste,  heureusement 
pour  lui,  ses  id6es  ont  et&  accueillies  avec  joie  par  les  repr^sen- 
tants  de  la  classe  civilis6e  des  musulmans.  Le  premier  ministre 
d'ligypte  a  envoy^  ä  Eassime  limine  Bey  une  lettre  onverte 
dans  laquelle  il  &it  montre  de  sa  Sympathie  pour  les  id6es 
nouvelles  et  oü  il  exprime  la  n6cessit6  qu'il  y  a  de  les  faire 


318  Sektion  VI. 

p^Q^trer  dans  le  public.  Le  Mnfli  de  r£gypte  et  du  Soudan^ 
Mohammed  Abdon,  et,  ce  qui  est  encore  plus  si^^nificatif,  le 
Recteur  de  TAcad^mie  tb^ologique  mnsulmane  El-Ezhar,  S61ime 
El-Bichri,  lui  ont  anssi  donn6  des  marques  de  lenr  profonde 
Sympathie  pour  ses  id^es  imancipatrices. 

Ces  d^monstrations  sont  d'une  importance  consid^rable  ponr 
ravenir  et  marqnent,  dans  le  monde  musolman,  le  commence- 
ment  d'une  ^re  noavelle. 

A  ce  propos,  j'ai  le  plaisir  de  pouvoir  vous  annoncer  quo  les 
sentiments  approay6s  par  le  chef  religieux  des  musalmans 
d'l^gypte  poor  les  innovatioDS  de  Kassime  limine  Bey  ont  port6 
leurs  fruits  et  que  les  räformes  sont  pass6es  du  domaine  de  la 
litterature  dans  celui  de  l'action.  II  a  form6|  en  effet,  une  com- 
mission,  dont  il  est  le  pr^sident,  qui  se  propose  de  rechercher 
les  moyens  de  porter  remede  ä  la  position  si  pr6caire  de  la 
femme  musulmane  en  lui  donnant  quelques  droits.  Les  travaux 
de  cette  commission  ont  abuuti  &  la  r6daction  de  onze  articles 
de  loi  qui  ont  Ate  approuves  par  le  Gouvernement  et  sont  d6jä 
en  yigueur.  Yous  me  permettrez  d'en  mentionner  quelques-uns. 

§  1)  Un  mari  ne  peut  se  refuser  k  subvenir  k  Tentretien  de 
sa  femme  s'il  en  a  les  moyens;  mais  s'il  n'en  a  ni  les  moyens 
ni  le  d6sir,  le  juge  prononcera  imm6diatement  le  divorce  des 
conjoints.  On  agira  de  m6me  dans  le  cas  oü  le  mari  feint  la 
pauvreti.  Si,  au  contraire,  il  prouve  qu'il  n'a  vraiment  pas  les 
moyens  d'entretenir  sa  femme,  on  lui  laissera  un  laps  de  temps 
de  quatre  mois,  et  si,  au  terme  de  ces  quatre  mois,  il  n'est 
pas  en  6tat  de  le  faire,  le  divorce  est  prononce. 

§  2)  Si  un  mari  malade  ou  emprisonnöe  refuse  pour  cette 
raison  de  subvenir  &  l'entretien  de  sa  femme,  le  juge  lui  ao- 
cordera  un  d61ai  süffisant  pour  gu6rir  ou  pour  sortir  de  prison; 
si,  au  bout  du  terme  indiqu6,  le  mari  en  est  incapable,  le  di- 
vorce est  prononc6. 

§  6)  En  cas  de  disparation  du  mari,  sa  femme  a  le  droit  de 
s^adresser  au  Ministre  de  la  Justice  pour  le  prier  de  le  faire 
rechercher;  si  Ton  ne  parvient  pas  ä  le  retrouver,  la  femme  a 
le  droit  de  se  remarier  dans  un  delai  de  quatre  ans,  quatre 
mois  et  neuf  jours,  sans  m6me  pour  cela  avoir  recours  au  Juge. 

§  10)  En  cas  de  discorde  entre  les  6poux,  si  les  moyens  in- 


Sektion  VI.  319 

diqu6s  dans  le  EorsD  pour  l'apaiBer  reetentsanB  efficacit^,  Taf- 
fidre  est  port6e  devant  le  Jnge.  Ge  dernier  choisit  deux  arbitres 
dans  la  parente  ou  panni  les  Toisins  des  deux  ipoux^  et  il  les 
envoie  chez  ces  derniers  poar  t&cher  de  les  reconcilier.  S'ils 
n'y  r^usBissent  pas,  le  divorce  est  prononcä. 

§  11)  Toute  femme  a  le  droit  de  plaider  en  divorce  si  son 
man  la  maltraite^  c'est  ä  dire,  s'il  rabandonne  sans  raison,  s'il 
nse  avec  eile  de  gprossidrete,  de  mauvais  traitements  immerites, 
et,  dans  ce  cas,  la  femme  n'est  obligee  qa*ä  pronver  la  veraciti 
de  ses  assertions. 

Ces  nouvelles  dispositions  de  la  loi,  qni  fönt  luire  enfin  xm 
rayon  de  lumiöre  dans  le  ciel  si  obscur  sous  lequel  a  vecu 
jasqu'ä  nos  jours  la  femme  mosalmane,  ont  m6rite  les  saffrages 
de  toas  les  mahomitans  ciyilis6s,  en  Egypte,  et  dans  les  autres 
contrees  islamiqnes. 

Yous  Yoos  en  rejouirez  avec  moi;  mais  yous  joindrez  vos 
Yoix  ä  la  mienne  poar  faire  entendre  an  Ligislatenr  que,  comme 
le  heros  de  Lucain,  il  n'a  rien  fait,  poisqa'il  lui  reste  ä  faire: 
„Nihil  actnm  reputans,  si  quid  snperesset  agendum";  et  noos 
esp^rerons  ensemble  que  ces  reformes  ne  seront  que  les  premiers 
pas  dans  le  chemin  an  terme  duquel  la  femme  troavera  des  droits 
eganz  aux  droits  de  celni  qui  est  encore  aujoord'hui  son  mattre. 

In  der  Disknssion,  an  der  noch  mehrere  andere  Redner 
sich  beteiligen,  legt  Herr  Ign.  Goldzilier  Gewicht  anf  die  Er- 
wägung, dass  die  angeworfene  Frage  nicht  in  absohUer  Weise 
beantwortet  werden  könne.  Die  Stellung  der  Frauen  in  der 
Islamischen  Gesellschaft  erscheine  je  nach  ethnographischen  An- 
tecedentien  und  historischen  Einflüssen  in  verschiedenen  Eultur- 
kreisen  als  verschieden.  Der  einheitlichen  Eodificierung  im 
Schulrecht  könne  die  Tatsache  entgegengestellt  werden,  dass 
auch  die  theologische  Behandlung  der  Frage  in  ihrem  lebendi- 
gen Entwicklungsgänge  kein  einAeiÜicAes  Bild  darbiete.  Es  wäre 
nicht  schwer,  aus  der  Litteratur  des  Hadit  über  Einzelheiten 
der  Frauen&age  im  Islam  einander  entgegengesetzte  Anschauun- 
gen zusammenzustellen.  Lehrreich  seien  z.  B.  die  die  Eheschei- 
dung scharf  missbilligenden  Aussprüche. 


320  Sektion  VI. 


BESCHLU88 

in  Betreff  der  geplanten  Herausgabe  einer  Enoyklopädie  des  IslSm. 


In   der  Sitzung  der  Sektion  vom  8.  Sept.  1902  beantragte 
Herr  M.  J.  de  Goeje,  den  folgenden  BeschluBB  zu  fassen: 

„In  Anbetracht  des  ümstandeSi  dass  die  Vereinigung  der 
Akademien  und  gelehrten  GeseUschaften  in  ihrer  Plenar- 
sitzung in  Paris,  14.  April  1901,  die  Angelegenheit  der 
Encyklopädie  des  Islam  unter  ihre  Aufgaben  au%enommen 
und  für  die  Durchfuhrung  derselben  eine  erfolgversprechende 
Organisation  geschaffen  hat,  erklärt  die  Sektion  das  Mandat 
der  in  den  Orientalisten-Eongressen  von  Paris  und  Rom 
eingesetzten  Fachkommission  für  erloschen  und  übertragt 
die  Vollmacht  derselben  auf  die  durch  die  Association  des 
ÄcadSmies  eingesetzte  Kommission". 

Die  Sektion  nahm  den  Antrag  an. 

Nachdem  der  von  ihr  gefasste  Beschluss  sodann  von  der  am 
9.  Sept.  stattgehabten  Versammlung  der  Sektionsprasidenten, 
Obmänner  und  Delegierten  der  Regierungen  und  wissenschaft- 
lichen Institute  dem  Eongress  zur  G-enehmigung  empfohlen 
worden  war,  wurde  er  von  diesem  in  dessen  II.  (letzter)  Ple- 
narsitzung (10.  Sept.)  gutgeheissen. 


SEKTION  VIIA. 


AEGYPTOLOGIE. 


81 


J.  LIEBLEIN. 


WORTE  DER  ERINNERUNG  AN  DIB  VERSTORBENEN  DEUTSCHEN 

ABGYPTÜLOGEN. 


Die  deutsche  Aegyptologie  kann  völlig  meines  Lobes  ent- 
behren; ich  bitte  dennoch  um  die  Erlaubnis^  als  norwegischer 
Aegyptolog  einige  Worte  in  dieser  Blchtong  zu  äussern.  Ich 
muss  zuerst  den  leider  längst  verstorbenen  Altmeister  der 
deutschen  Aegyptologie,  Prof.  Biohard  Lbpsiub  nennen.  Er  hat 
in  Deutschland  den  G-rund  zu  der  ägyptologischen  Wissenschaft 
gelegt,  die  so  viele  Beiträge  zum  besseren  Verständnisse  der 
älteren,  ja  der  ältesten  Geschichte  der  Menschheit  geliefert  hat. 
Lbpsiub  hat  den  Grund  gelegt;  er  hat  die  Bahn  gebrochen, 
den  Weg  geebnet.  Er  war  mein  Lehrer  und  er  war  der  Lehrer 
einer  ganzen  Generation  von  Aegyptologen,  von  denen  die 
meisten  schon  gestorben  sind,  z.  B.  Hbinrioh  Bbugbch,  der 
Heros  der  Gelehrtheit,  unermüdlichen  Arbeitsamkeit  und  stau- 
nenswerten Produktivität,  Prof.  Gbobo  Ebbbb,  der  gelehrte 
Schöngeist,  der  die  geschichtliche  und  die  schöne  Seite  unserer 
Wissenschaft  besonders  behandelt  hat;  Prof.  Dümiohbn,  der 
ernsthafte  und  gründliche  Forscher,  der  so  viel  für  die  altägyp- 
tische  Geographie  gethan  hat;  Prof.  Laüth;  Prof.  Eisbnlohb.  Wenn 
ich  diese  alten,  verstorbenen  Aegyptologen  hervorhebe,  so  will  ich 
damit  keineswegs  sagen,  dass  die  jetzigen  Aegyptologen  nur 
Epigonen  der  alten  seien,  und  die  Gelehrten,  die  heut'  zu 
Tage  unsre  Wissenschaft  vertreten,  haben  vieles  geleistet  und 
werden  gewiss  noch  vieles,  ausserordentlich  vieles  leisten.  Ich 
meine  nur,   dass    wir    die   alten   nicht   vergessen   dürfen;   wir 


324  Sektion  VUA. 

müBsen  uns  erinnern,  was  wir  ihnen  schuldig  sind.  Ich  bin 
selbst  alt,  ich  bin,  —  leider  muss  ich  es  sagen,  —  so  viel  ich 
weiss,  der  älteste  der  lebenden  Aegyptologen ;  ich  lebe  daher 
gern  in  den  alten  Zeiten,  in  Erinnerung  an  die  alten  geliebten 
Lehrer  und  Freunde.  Vielleicht  darf  ich  Anschluss  erwarten, 
wenn  ich  in  tiefer  und  wehmutsvoller  Dankbarkeit  diese  schlich- 
ten Worte  sage  in  memoriam  Bichardi  Lepni  und  seiner  ver- 
storbenen Schüler. 


J.  LIEBLEIN. 


QEBBR  DEN  NAMEN  AMENOPHIS'  IV. 


f 

W  /www  Hh- 

H  o  T 


Aedner  erörtert  den   Namen  Amenophis'   lY. 

sondern  (u'Tr'^^  ^    j   -^^^   khnMi-re   zu  lesen  vorschlägt, 

wobei  er  die  folgenden  Ausfuhrungen  macht: 

Der  Name  des  neuen  Sonnengottes  war  (j  ^^  Aien^  ,»die  Son- 
nenscheibe", wie  dies  aus  mehreren  Beispielen  hervorgeht: 

^  ,  „der  lebende  Gbtt  Aten".   Lbpsiub,  Benkm., 

m,  93. 

T^  ()  "^f  *.ini   Hause   des   Gottes  Aten".  LuPfliUB , 
Denkm.^  UI,  93. 

rOi  \\  '^^j   „im  Horizonte  des  Gottes  Aten".  Lbpstob, 
Benkm.  lU,  91,  i. 

l^t  '"^  /^^  9  '"'''^  H  ''n^  ^--^'    „Offizier  der  Phyle  im 
Hause  des  Gottes  Aten".  Libblbin,  Dictumnaire  de  nowu,  N^.  1942. 
^  ^  '  '  '  5  '^  ^^^^'  „Viehhirt  des  Tempels  des  Got- 
tes Aten".  Libblbin,  Dictionnaire  de  noms,  N®.  2045. 


CT 


Sektion  VII A.  3^5 


Sa  (-t]  /wwv  (1  '"^^f  „Schreiber  der  Schatzkammer  des  Gottes 
Aten".  LiBBLBiN,  Diciionnaire  de  noms,  N®.  2045. 

'       ' (I  ''^icr ,  „Vorsteher  der  Goldschmiede  im  Hause 

oo  o   L. 1    I     v^ 


des  Gottes  Aten".  Lisblbin^  Diciionnaire  de  noms,  N°.  2016. 

Der  Name  des  neuen  Gottes  war  somit  fl''^*  ^^^$  »die 
Sonnenscheibe",  um  ihn  näher  zu  erklären^  wurde  als  Apposi- 
tion hinzugefugt:  ^^^    ^    HtMirre,  „der  Glanz^  die  Offenba- 

rung  des  Gottes  Re",  indem  der  ursprüngliche  Sonnengot  Be 
im  Laufe  der  Zeit  vergeistigt  und  somit  verborgen  worden  war. 

Man  hat  diese  Gruppe  als  ^^««^  '^''^^  gelesen ;  dies  ist  offenbar 
unrichtig.    ^^^    ^     kann   nur    ^^^    ^     iiu  oder  akAu-n-re 

sein,   um  so  mehr  als   wir  in  LbpbiuBi  Denkm.,  III,  109a,  die 

O  O 

Form  "^r^  finden,  die  wohl  nichts  anders  sein  kann  als  "^v^ifc^ff-n-re. 

Ausnahmsweise  findet  sich  indessen  hin  und  wieder  diese 
richtige  Lesung  khu-nr^e.   So   sagt  z.  B.   Groff,  indem  er  von 

dieser  Gruppe  spricht :  ^^^^    ^   „khu^-re  signifie  gloire  de  Be" 

(Recueil  de  iravaus^  XXIII,  35).  Und  Herr  Wibdbmann  sagt: 
„KktM^Sa,  nom  ou  titre  de  plusieurs  Pharaons  (Amenophis  lY, 
Siptah,  Bams^s  VIII);  kku  n'est  ici  que  le  mot  splendeur" 
(J.  DB  MoBGAN,  Recherchea  sur  lee  originee  de  VEgypie^  p.  217, 
note  5). 

Ich  habe  schon  vor  beinahe  vierzig  Jahren  gesagt:  „Ameno- 
phis lY.  änderte  seinen  Namen  in  Aien-chnra  um.  Dieser 
Name  findet  sich,  wie  ich  glaube,  in  der  von  Josbphus  gege- 
benen Form  Akenkheres  wieder;  denn  wenn  man  x  in  r  ändert, 
hat  man  die  Form  Atenkheres,  die  mit  dem  hieroglyphischen 
Äten-khu^a  identisch  ist"  (Libblbin,  Aegypiiscke  Chronologie , 
Christiania,  1863,  S.  12S<).  Ich  halte  diese  Meinung  noch  jetzt 
aufrecht,  indem  ich  die  Bemerkung  hinzufugen  muss,  dass  die 

kürzere    Namensform  ^^^     ^     khu    oder    akhu-nrre   in    dem 

anderen,  von  Manbtho  gegebenen  Namen  Akherree  aufbewahrt  ist. 
Ich   glaube  also,   dass  der  Name  Amenophis'  lY.  nicht  Khn- 


S26  Sektion  VII A. 

n-alen,    sonderu    Atenhhuenre    (Akenkheres   bei    JOBBFEUB)    oder 
KAuenre,  Akhuenre  (Äkherres  bei  Manbtho)  ist. 

Unser  norwegischer  Assyriolog  Enadtzon  hat  mir  neulich 
davon  Nachricht  gegeben,  dass  der  Name  Amenophis'  lY.  bis- 
weilen in  den  El-Amarna  Briefen  etwa  Khuru-ri-i-ia  geschrieben  ist. 


EDOUARD  NAVILLE. 


LA  PIERRE  DE  PALERME. 


Mr.  Nayillb  lit  an  travail  sur  „la  pierre  de  Palerme",  et 
11  en  montre  une  reproduction  en  phototypie  pour  la  face  Ä^ 
et  au  trait  pour  la  face  B.  II  rappelle  que  les  inscriptions  de 
cette  pierre  ont  et6  publikes,  pour  la  premiöre  fois  par  M. 
Phllbgrini. 

D'aprös  Mr.  NAviLLBy  ces  inscriptions  sont  un  fragment  des 
annales  religieuses  tenues  par  les  prfitres  d'H^liopolis  et  redi- 
g6es  k  une  äpoque  peu  distante  du  dernier  roi  dont  il  est  parld 
sur  la  face  B,  celle  qui  traite  des  &its  et  des  rögnes  le  plus 
r^cents. 

Des  textes  de  cette  pierre  il  ressort  que  dejä  k  l'originei  les 
Egyptiens  avaient  deux  ann6es  differentes.  La  Chronologie  que 
nous  y  voyons  reproduite  dtait  fond6e  sur  des  cycles  et  des 
p^riodes;  eile  etait  ind^pendante  des  annSes  du  r&gne  du  sou- 
verain  alors  sur  le  tröne. 

Sur  la  face  A^  le  registre  sup^rieur  contient  des  noms  de 
domaines  et  de  propri6tes  de  la  Basse  Egypte,  appartenant  aux 
rois.  Le  registre  2  se  rapporte  peut-6tre  k  l'epoque  appeUe  celle 
des  dieux  et  des  mänes;  les  registres  suivants  concement  r6po- 
que  thinite,  c'est-^dire  les  dynasties  ant6rieures  k  T^tablissement 
du  pouvoir  k  Memphis,  sous  la  IIP  dynastie.  Le  fait  que  Tin- 
dication  de  Sches  Har  revient  souvent  pour  marquer  une  date, 
donne  k  croire  que  l'epoque  thinite  etait  comprise  dans  ce  que 


Sektion  VII A.  827 

les  Egyptiens  appelaient  l'^poqae  des  Sciesou  Hor^  „des  suivants 
d'Horus".  Le  dernier  registre  rapporte  des  actes  du  rögne  de 
Sne&ou,  le  demier  roi  de  la  Jlh  dynastie.  Mr.  Nayillb  suppose 
que  sur  cette  ÜAce,  comme  sur  le  revers,  les  mesures  6crites 
au  bas  de  chaque  division  sont  des  indications  de  la  hauteur 
du  Nil  cette  annee-lä. 

Les  inscriptions  de  la  face  B,  beaucoup  plus  dätaill6eB  que 
Celles  de  la  &ce  A,  däcrivent  les  donations  faites  par  le  roi 
Schepseska^  le  demier  roi  de  la  lY^  dynastie,  et  par  les  trois 
Premiers  de  la  Y«,  aux  dieux  d'Heliopolis  d'abord,  puis  k  diffi§- 
rentes  divinites  du  Delta.  On  voit  que  d^jä  alors  il  y  avait  des 
relations  avec  le  pays  de  Pount.  II  est  fort  regrettable  que  cet 
interessant  document  nous  soit  parvenu  en  si  mauvais  dtat,  et 
que  nous  ignorions  absolument  quelle  en  6tait  la  dimension. 

Herr  Borehardt  bemerkt,  dass  bei  der  Wichtigkeit  der 
von  Herrn  Natille  kommentierten  Inschrift  es  nöthig  sei, 
jede  Möglichkeit,  den  jetzt  sehr  schwer  lesbaren  Text  richtig 
herzustellen,  in  Rücksicht  zu  ziehen.  Ehe  die  Inschrift  ins  Pa- 
lermitaner  Museum  kam,  seien  nach  Mitteilung  von  Herrn 
Saunas  davon  Abzüge  nach  Art  von  Eupferdrucken  gemacht 
und  vermutlich  ein  solcher  Abzug  an  Herrn  db  Sougb  gesandt 
worden.  Yielleicht  könnten  die  in  Frankreich  wohnenden  Kol- 
legen gelegentlich  nach  dem  Yerbleibe  dieses  Abzuges  recher- 
chieren. 


328  Sektion  VII A. 


KURT  SETHE. 


GEBER  DIB  ENTWICKLUNG  DER  ALTÄQYPTISCHBN 

JAURESDATIERUNGEN  i). 


Die  bekannte  Gruppe  j  p^,  die  man  gewöhnlich  |  ^  liest, 
ist  in   Wahrheit  j  ^hn  zu  lesen  und  stellt  eine  Abkürzung  der 

alten  Datierung  {  ®  ^'  7^  ^  —^-^  „Jahr  des  x.  ten  Males  der 

Zahlung"  dar,  die  auf  dem  Palennostein  und  in  den  Inschriften 
des  alten  Reichs  üblich  ist. 


{ 


In  der  Diskussion  bemerken  die  Herren  Heinr.  Sehftfer 
und  Adolf  Erman,  dass,  soweit  sich  das  nach  den  Inschriften 
das  Berliner  Museums  beurteilen  lasse,  das  Determinativ  von 

^  in  der  That,  den  Ausfuhrungen  des  Vortragenden  entspre- 
chend, noch  im  mittleren  Reich  stets  ein  @  und  nicht  O  zu 
sein  scheine.  Herr  Edouard  Naville  verweist  bezüglich  seiner 

abweichenden   Ansicht  über  die  Bedeutung  der  Ausdrücke  \  ^ 

^'  nc^  "-^'^  &uf  den  von  ihm  zu  haltenden  Vortrag 
über  den  Stein  von  Palermo. 


und  I   ® 


1)  Der  Vortrag  enoheint  in  erweiterter  Form  in  den  Tom  Redner  herausgegebenen 
Untersachungen  >ar  GeBchichte  und  Altertumakunde  Aegypteni"  Bd.  III. 


Sektion  Vn  A.  329 


Dr.  BORCHARDT. 


ZÄHLKARTEN  VON  VOLKSZÄHLUNGEN  AUS  DER  ZEIT  DES 

MITTLEREN  REICHES. 


Kedner  bespricht  einige  bei  Dlahun  gefundene,  von  Grxfipith 
in  den.  Eahun-Papyri  yeröffentlichte  Dokumente  auf  Papyrus 
aus  der  Zeit  des  mittleren  Beiches  (c.  1900  t.  Ohr.)-  Es  sind 
Aufzeichnungen  über  Volkszählungen  aus  verschiedenen  Jahren; 
die  einzelnen  Stücke  würden  den  in  Deutschland  gebrauchlichen 
„Haushaltungszählkarten"  entsprechen.  Die  Haushaltungsvor- 
stände,  die  nummeriert  gewesen  zu  sein  scheinen,  stehen  an 
erster  Stelle;  es  folgen  die  übrigen  Mitglieder  des  Hausstandes. 
Seit  der  letzten  Zählung  hinzugekommene  —  mit  Ausnahme 
der  Neugeborenen  —  erhalten  einen  Hinweis  auf  die  Zählkarte 
der  letzten  Zählung,  auf  der  sie  verzeichnet  standen.  Bei  kleinen 
Eandern  ist  öfter  das  Alter  approximativ  angegeben. 

Besonders  wichtig  für  die  Chronologie  könnten  die  Daten  der 
Zählungen  werden.  Aus  den  citierten  Beispielen  scheint  näm- 
lich an  einer  Stelle  mit  Sicherheit,  an  zwei  anderen  mit  Wahr- 
scheinlichkeit hervorzugehen,  dass  diese  Volkszählungen  in  Inter- 
vallen von  14  Jahren  stattgehabt  haben. 

Dies  wäre  um  so  wahrscheinlicher,  als  Wilokbn  aus  den 
griechischen  Ostraka  nachgewiesen  hat,  dass  in  römischer  Eai- 
serzeit  die  Volkszählungen  in  Aegypten  auch  in  14-jährigen 
Abständen  auf  einander  folgten. 

Es  wäre  also  dies  eine  der  vielen  Sitten  des  kaiserlichen 
Aegyptens,  die  sich  bis  in  die  altägyptische  Zeit  zurückverfol- 
gen Hessen. 

Herr  Adolf  Erman  ist  der  Ansicht,  dass  die  14-jährige 
Zwischenzeit  zwischen  zwei  Veranlagungen  bisher  doch  nur  in 
einem  Falle  sicher  belegt  sei  und  hält  es  daher  für  möglich, 
dass  die  Uebereinstimmung  dieser  Zwischenzeit  mit  der  Dauer 
der  späteren  Steuerperioden  nur  auf  einem  Zufall  beruhe. 


330  Sektion  VH  A. 


JAMES  HENRY  BREASTED. 


THE  BA.TTLB  OF  KA.DE8H. 


Ihe  battle  of  Eadesh  is  the  earliest  battle  in  history  of 
which  we  are  able  to  follow  the  movements  and  dispositionB  of 
the  two  annies.  No  fall  study  of  the  materials  has  ever  been 
published.  The  resnlts  here  epitomized  rest  upon  the  Originals 
and  for  the  most  part  go  behind  the  old  publications  which  do 
not  adequately  reproduce  the  Originals.  Passing  over  all  prelimi- 
naries  like  the  location  of  Eadeshi  we  find  Bamses  11  approaching 
Eadesh  from  the  south,  having  with  him  the  diyision  of  Amon. 
A  mile  or  two  in  the  rear  marches  the  division  of  Be;  while 
several  miles  fdrther  sonth  is  the  division  of  Ptah,  foUowed 
far  to  the  rear  by  the  division  of  Sutekh.  The  Hittites  and 
their  allies  are  concealed  on  the  northwest  of  Eadesh.  Ramses 
advances  in  the  aboye  order  northward  along  the  west  side  of 
the  city.  As  he  does  so,  the  Asiatics  move  eastward,  so  that 
the  city  lies  between  them  and  the  forces  of  Ramses,  and  as 
Ramses  pushes  still  fhrther  northward  along  the  west  side  of 
the  city,  the  Asiatics  quickly  move  sonthward  along  the  east 
side  of  the  city,  using  the  city  to  mask  their  movements.  They 
are  now  in  an  admirable  position  on  Ramses  right  flank. 
Ramses  with  the  division  of  Amon  goes  into  camp  on  the 
northwest  of  Eadesh;  the  division  of  Re  is  still  on  the  march 
on  the  Southwest  of  Eadesh  close  to  the  city  and  the  divisions 
of  Ptah  and  Sutekh  are  far  in  the  rear.  The  Hittite  chariotry 
have  now  moved  to  the  southeast  of  the  city,  and  quickly 
advancing  westward  along  the  south  side  of  the  city,  they 
strike  the  division  of  Re  on  the  march,  cut  it  in  two,  hurl 
one  half  south  and  the  other  half  north.  This  latter  half  of 
course  flees  northward  to  the  camp  of  Ramses  on  the  northwest 
of  Eadefih.    As  their   Hittite    pursuers   are    close   behind,   the 


Sektion  VnA.  881 

Camping  division  of  Amou  is  also  thrown  into  conftLsion  and 
flighi.  Bamses  has  already  sent  speedy  messengers  Bouthward 
to  horry  up  the  southern  divisions,  and  meantime  with  his 
honsehold  troops  (chariotry)  and  the  bravest  of  the  division  of 
Amon,  he  pnshes  the  extreme  right  of  the  pnrsTiit  into  the 
riyer,  but  loses  his  camp  in  so  doing.  The  firightened  in&ntry 
retum  on  seeing  this  success  and,  with  newly  arrived  infantry, 
slay  the  plundering  Hittites,  whom  they  find  in  the  camp.  With 
great  difficulty  Bamses  holds  his  own  nntil  the  division  of 
Ptah  arrives  and  rescnes  him  firom  his  perilons  position.  The 
division  of  Sutekh  was  too  ftr  away  and  did  not  arrive  in  time 
to  take  part  in  the  battle.  The  Hittite  chariotry  evidently 
retired  into  the  city,  and  their  infantry  remained  on  the  other 
side  of  the  river,  having  taken  no  part  in  the  battle.  Discossion 
of  the  battle  of  the  nezt  (?)  day  is  here  omitted ;  the  city  did 
not  fall,  and  apparently  Bamses  retreated  immediately  to  Egypt. 
All  discnssion  of  nnmbers  and  of  topography  is  also  necessarily 
omitted  in  the  above  resum6. 


VALDEMAR  SCHMIDT. 


SÜB.  LES  GERCÜEIL8  DE  MOMIES  DATANT  DE  LA  XXU«  DYNASTIE. 
(Ein  Reaume  des  Vortrage«  ist  nicht  eingeroioht  worden.) 


In  der  Diskussion  bemerkt  Herr  Borehardt: 
Einige  der  von  Herrn  Sohiodt  erwähnten  stilistischen  Un- 
terschiede in  den  Sargformen  sind  wohl  auf  allmählich  sich 
einbürgernde  Aenderungen  der  Holzkonstruktion  der  Särge  in 
Mumienform  zurückzufahren.  Bei  älteren  Särgen  ist  das  Kopf- 
ende aus  einem  Stamme  ausgehöhlt;   dabei  liegen  die  Seiten- 


fngm  hanzoLTAl  «tum  in  MTinciiGäi£.  SpfEur  ist  qhe  Eüpfsnoe 

Tcrikik:  an  oan  SctLÜdSen  enüasr.  iJitte  leizie  XjiiBznikdan 
büingi  die  tod  Hflmi  Scsxipt  sncvfciirie  T^Bowiös^  Focm  aar 
BpÜMsn  äcgküjife  ierrar. 

Ds  ^eii/fsm  sind  smiciie  Aendfisnins^ra:  in  der « ►^iwrmwr.S^yTmg' 
▼Dil  darrnttf  «mramäßn,  oi»  dk  AüTtiewÄhrM^Mn  öff  5ic^ 
in  Mmmficfonn  in  den  Tcscüddenen  Zt&'ria:  sieb  gwndfln  li»- 
ben  dürf.«.  I>i£  iiheren  5ä?pe  ««^>m>w"  küs  rfik^'en  zu  iudiBii 
und  baiiec  diiher  koBCc  Sd^«l  jurjesr  osm  FufiBbren:  cif  snikie- 
rec  baiies  wuiJ  üf«Br  gBBatnnfin.  dsiiBr  die  Sockel 


AI^tjLF 


TES  TjhMES  TS  I^ZE  ElEi:'>aLTPEIS'rHEK  SCHILIFT  \ 


iLedner  ET'nciit  üi>ar  die  Fklle,  in  deD«n  si;^  lOLlase  Ter- 
kiim«  Furmen  in  dar  üerDc  TT»üsrbfln  Scinf:  ansmikmfweiae 
TOB  dem  eniFprechenieii  ucTerircLTZweii  urMeracheiaen  jBasen. 

Bei    der   Jv-in-Trr.rr.nr.     die    die  med^xen  Ter»   dxLrciariiiiriir 

s=3  Bcfareibem*  beobacuLeii  die  PTTWtiäfiE*.eii«  «inen  TTr;«?- 

&?Li&d:  Q£  Bchreiriem         s=3  nur  ä&,  wo  cms  ^art  in  den  Saiz 

eingeschsLi*.«;    isi    aier   ^'V™    iiÄchsueiiT;   wo  es   Kiier  tot   dean 

SaiLc  s^eiti  Tind  iDiilaf  is^  scireibeai  sie  ee  immer      5      v   Fine 

ar^&l:^   Usi^üsetieiiTLiig  mArLes   anrh   FjÄTere   Tene  n>fii  bei 
den    F^maen    der    PraifD5:*i:»ii    •,    die,    lis    Acrerb    oner  mit 

.Su£xfin  gcbriiicii,  ^  *^       peschneben    iriri.    da   al«7,   wo  ae 


^-:r^ 


Z    £:Be  cLT^iur^fÄ^  Ilamelcnc  erfüir:  s  oer  «ZeilBCLnf;  fir  ärrp:»^«  Sjcwsbe 


Sektion  VII A.  333 

tonlos  vor  dem  Nomen  steht,  nur  ^v  .  Sodann  bei  dem  Nega- 
tiwerbum,   das  mit  Suffixen,  also  in  voller  Form,  n  ^v 

heisst,   dagegen  als  Imperativ,  der  tonlos  vor  dem  abhängigen 

Yerbam  steht,    ^v  .    Auch  die  beiden  Formen  der  Präposition 

r  lj\  <:::>  und  <==>)  werden  (wie  Herr  Sbthb  in  der  Diskussion 

bemerkte)  ursprünglich  in  gleicher  Weise  unterschieden  gewesen 

sein  und  ebenso  wohl  auch  die  beiden   Formen  des  Hervor- 

hebungswortes   ü<=>  und  <=>.  Während  in  diesen  Fällen  die 

regelmässige  Unterscheidung  sich  gerade  in  den  ältesten  Texten 
findet,  gelangt  ein  analoger  Unterschied  bei  der  Negation  nur 
in  den  Handschriften  des  mittleren  Reiches  und  in  guten  Texten 
aus  dem  Anfang  des  neuen  Beiches  zum  Ausdruck.  Die  Pyramiden 
schreiben  die  Negation  durchweg  nur  <r-i^;  die  neu-ägyptischen 
Texte  nur  ;;;;^;  die  oben  gedachten  klassischen  Texte  aber 
schreiben  ;;;;JJ;;^  überall  da,  wo  die  Negation  mit  vollem  Tone 
steht,  also  z.  B.  vor  emphatischen  Yerbalformen  oder  im  Sinne 
von  „es  ist  nicht".  Dagegen  begnügen  sie  sich  mit  der  Schrei- 
bung ^j^JUu  in  allen  Fällen  des  gewöhnlichen  Gebrauches,  wo 
das  Wörtchen  ja  enttont  sein  musste. 


ADOLF  ERMAN. 


DIE  ARBEITEN  AN  DEM  NEUEN  WÖRTERBUCHS  DER 

ÄGYPTISCHEN  SPRACHE »). 


Kedner  berichtet  über  den  Fortschritt  der  Arbeiten  an  dem 
Wörterbuche  der  ägyptischen  Sprache,  das  von  den  deutschen 
Akademien  herausgegeben  wird.  Das  Unternehmen,  das  von  den 
ausländischen  Fachgenossen,   von  der  Altertumsverwaltung  Ae- 


1)  Eine  üebenicht  der  bisherigen  Ergebniaee  soll  an  anderer  SteUe  enoheinen. 


8S4  SaktioB  VHA. 

gyptens  und  yoq  den  Yorstanden  der  europäischen  Moseen 
mannigfache  Förderung  er&hren  hat,  steht  jetzt  im  fünften 
Jahre.  Es  mag  bisher  etwa  die  Hälfte  der  yeröffentlicliten  Texte 
yerarbeitet  sein,  und  es  sind  dabei  rund  eine  viertel  Million 
Zettel  gewonnen  worden.  Die  weiteren  Vorarbeiten,  die  sich 
natürlich  nur  auf  die  publicierten  oder  sonst  leicht  zugänglichen 
Texte  beschränken  sollen,  dürften  noch  andere  fünf  Jahre  erfor- 
dern; die  Dauer  der  eigentlichen  Bearbeitung  wird  man  auf 
mindestens  die  gleiche  Zeit  schätzen  müssen. 


ADOLF  ERMAN. 


ÜEBER  EIN  VERZEICHNI8S  DER  BISHER  VERÖFFENTLICHTEN 
AEGYPTISCHBN  INSCHRIFTEN  UND  DARSTELLUNGEN. 


Kedner  macht  Mitteilung  von  einem  unternehmen,  das  Miss 
Bbrtha  Pobtbb  unter  der  Aufsicht  des  Herrn  GRnnnTH  ausfuhrt. 
Es  handelt  sich  um  die  Herstellung  eines  Verzeichnisses  aller 
bisher  yeröffentlichten  ägyptischen  Inschriften  und  Darstellungen. 
Das  Yerzeichniss  wird  geographisch  geordnet,  und  auch  inner- 
halb der  einzelnen  Tempel  und  Gräber  wird  die  Reihenfolge 
der  Bäume  beobachtet.  Die  Bearbeitungen  der  einzelnen  Texte 
sollen  angegeben  werden.  Das  Unternehmen  entspricht  einem 
Bedürfniss,  das  jeder  empfindet,  der  mit  dem  alten  Aegypten 
zu  tun  hat;  yermag  doch  heute  niemand  ohne  mühseliges 
Suchen  festzustellen,  wo  eine  Inschrift  oder  ein  Bild  in  den 
zahlreichen  grossen  Publikationen  des  letzten  Jahrhunderts  und 
in  den  yerschiedenen  Zeitschriften  veröffentlicht  ist. 


Sektion  YUA.  SS5 


HEDTR.  SCHÄFER. 


EIN  PHÖNIZIER  AUF  EINEM  iBGYPTISCHEN  GRABSTEIN  DER 

PTOLEMiBERZEIT »). 

(AuMUg.) 


Der  bekannte  phönizische  Sargkopf  in  der  Berliner  ägypti- 
schen Sammlung  (N^  2123)  ist  yon  B.  Lbpsius  anf  der  grossen 
Expedition  erworben  worten,  and  zwar  giebt  Lhpbittb  in  seinen 
Beisenotizbüchem  an,  dass  der  Kopf  an  derselben  Stelle  ge- 
fiinden  sei»  wie  eine  ebenfalls  far  die  Kgl.  Museen  erworbene 
bUingue  Stele.  Eine  Musterung  des  Bestandes  der  ägyptischen 
Sammlung  zeigt,  dass  mit  dieser  Stele  nur  der  Grabstein  ge- 
meint sein  kann,  den  L.  Stbbn  ML.  1884  veröffentlicht  hat. 

Der  Grabstein  gehört  einem  gewissen  Cha^-hape^  der  nach  der 
demotischen  Inschrift  im  Jahre  203  v.  Chr.  gestorben  ist.  Aus 
dem  Inhalt  des  hieroglyphischen  Teils  lässt  sich  schliessen, 
dass  das  Grab  des  Cka^-hape  wahrscheinlich  in  der  Nahe  des 
Serapeums  gelegen  hat. 

Die  Herkunft  des  Sargkopfes  hat  Mabibttb  nachträglich  fest- 
stellen können.  Das  Grab,  dem  er  entstammt,  liegt  dicht  an 
der  Sphinx-Allee  des  Serapeums. 

So  gewinnt  also  schon  dadurch  die  LiBPBiüS'sche  Angabe  eine 
gewisse  Wahrscheinlichkeit.  Es  folgt  aus  ihr,  dass  wir  in  Cha^- 
hape  einen  Phönizier  zu  sehen  haben. 

Dass  diese  Annahme  richtig  ist,  ergiebt  sich  aus  der  Art, 
wie  Cha^'hape  auf  seinem  (Grabstein  dargestellt  ist.  Er  trägt 
kurz  geschnittenes  Haar,  einen  spitzen  Vollbart  und  ein  gegür- 
tetes, langes  Hemd  ohne  Überwurf,  alles  Eigentümlichkeiten, 
die  weder  auf  einen  Aegypter  noch  auf  einen  Griechen  der 
Zeit,  sondern  nur  auf  einen  Semiten,  einen  Phönizier  passen. 


1)  Der  Vortrag    ist   uwferkürzi    in    der  MZeitschrift  far  ägyptische  Sprache  and 
Altertamkunde"  Bd.  40,  S.  31  ff.  veröffentlicht  worden. 


836  Sektion  VH  A. 

Wir  haben  also  ein  Becht  anzunehmen,  dass  der  Sargkopf 
und  der  Grabstein  derselben  Person  angehören. 

Cha^'hape  und  seine  Familie  fuhren  rein  ägyptische  Namen. 
Er  und  sein  Vater  sind  ägyptische  Beamte,  er  selbst  sogar 
Priester  an  mehreren  Tempeln.  Die  Grabschrift  an  sich  könnte 
ganz  ebenso  lauten,  wenn  sie  für  einen  streng  rechtgläubigen 
Aegypter  abgefasst  wäre.  Dagegen  halt  die  Familie  offenbar 
noch  auf  ihre  phönizische  Abkunft.  Cha^-hape  lässt  sich  in  sei- 
ner Nationaltracht  abbilden  und  verschafft  sich  sogar  einen  Sarg, 
wie  sie  in  der  Heimat  üblich  sind. 

So  gewähren  uns  diese  beiden  Denkmäler  einen  interressanten 
Einblick  in  das  Nebeneinanderleben  der  Völker  im  ptolemäischen 
Aegypten  und  die  Art,  wie  das  Aegyptertum  auch  die  Bewohner 
des  Tuptuv  vTparSireiov  in  Memphis  zwang,  sieh  ihm  anzupassen. 

Die  Figur  des  Cka^-Aape  auf  seinem  Grabstein  ist  um  so 
wertvoller,  als  solche  getreuen  Darstellungen  von  Ausländem  auf 
ägyptischen  Denkmälern  der  Spätzeit  nur  äusserst  selten  sind. 

Herr  Borehardt  bemerkt: 
Ueber  den  Fundort  einer  von  Herrn  SohItbb  erwähnten  Stele 
des  Horus  auf  den  Krokodilen  in  Kairo  dürfte  wohl  der  anwe- 
sende Herr  Lorbt,  unter  dessen  Direktorat  sie  gefunden  wurde, 
nähere  Auskunft  geben  können.  So  weit  ihm  selbst  bekannt, 
sei  die  Stele  von  Sebbach  grabenden  Bauern  gefunden  worden, 
also  wohl  nicht  viel  über  Fundumstände  etc.  zu  ermitteln. 


^■ta 


Sektion  VnA.  8S7 


THEODORE  REINACH. 


SÜR  LA  DATE  DE  LA  COLONIE  JUIVE  D'ALEXANDRIB. 

(Verlesen  ?on  Herrn  Jban  Cafakt.) 


Lora  d*un  recent  voyage  en  figypte  (Janvier  1902)  j'ai  va 
au  Mus^e  d'Alexandrie  une  iascription  grecqne  recemment  d6- 
couverte  sur  remplacement  de  rancienDe  Schedia,  bourgade  im- 
portante  de  la  banlieue  d'Alexandrie  (Strabon,  XVII,  1,  16). 
En  voici  le  texte: 

^fjg  xa)  yvvcLixbq  k»)  \  ruv  TiKvav  \  r>fv  ^povii^xM^  I  ^<  ^loulixloi» 

Cette  inscription  doit  6tre  rapproch^e  de  celle  d'Athribis 
{Rev.  et.  juives,  XYII,  235)  et  de  rinscription  bilingue  (CIL. 
III  Snpp.,  n^  6583)  qui  noas  montrent  Tnne  et  Tautre  des  sy- 
nagognes  jnives  plac^es  sous  la  protection  du  gouvernement 
ptolemaique.  Mais  le  grand  interSt  du  nouveau  texte  est  dans 
la  date.  Les  rois  mentionnes,  Ptolem^e  et  Berenice,  ne  peuvent 
6tre  que  les  Dieux  Sauveurs  (Ptolömöe  I  Soter  et  Berenice  P«) 
ou  les  Dieux  Everg^tes  (Ptolemee  in  Everg^te  et  Berenice  II). 
Quoique  Soter  ait  epouse  sa  soßur,  tandis  que  Everg^te  n'a 
epouse  que  sa  cousine,  c'est  pourtant  ä  Evergete  qu'il  faut 
probablement  rapporter  l'inscription,  car  la  formule,  purement 
de  style,  üs^^it  mi  yuvii^  ne  se  rencontre  pas  encore  dans 
les  textes  de  Berenice  I^. 

Nous  avons  donc  ici  la  preuve  documentaire  qn'k  Tepoque 
du  troisieme  Ptolem6e  les  juifs  de  Schedia  possedaient  dejä  une 
synagogue;  ä  plus  forte  raison  la  communaute  juive  d'Alexan- 
drie 6tait-elle  i&jk  constitu^e.  C'est  la  r^futation  definitive  de 
la  thöse  de  Hüoo  Willrich  d'apr^s  laquelle  l'etablissement  des 
Juifs  en  flgypte,  sauf  des  exceptions  isolees,  ne  serait  pas  an- 
terieure  au  rögne  de  Ptolemöe  VII  Physcon. 


2% 


388  Soktion  VII  A. 


GEORGES  B^NÄDITE. 


SUR  QUELQUES  FRAGMENTS  DE  SCÜLPTURB  EN  B0I8  DORfi  ET 
INSCRüSTfiS  D'OR  ET  D'fiMAIL  CONSERVfiS  AU  MUSfiB 

DU  LOÜVRE. 


Une  premiere  categorie  est  formte  par  deux  t^tes  orales 
d'attributs  royaux  et  detachees  de  statues  disparues  et  par  une 
Statue  mutil6e  mais  ayant  conserve  ses  parties  essentielles.  Une 
replique  beaucoup  plus  petite  de  cette  derniöre  statue  est  ä 
joindre  k  ce  groupei  mais  eile  a  perdu  la  plus  grande  partie 
de  sa  dorure  et  de  son  stuc.  De  m^me  style  et  de  mime  tra- 
vail  que  les  fragments  des  statues  precitees,  il  y  avait  les 
chapelles  aux  parois  inclinees  avec  porte  k  deux  yantaux  et 
couronnes  d'une  gorge,  surmontee  elle-m^me  d'un  couronnement 
d'urseus  en  bois  ajour6.  Le  Louvre  poss^de,  dans  cet  ordre,  les 
fragments  suivants:  1^  paroi  posterieure  d'un  naos  avec  repre- 
sentation  du  rois  Amasis;  2^  corniche  de  naos  d^core  d'un  mo- 
tif  imbriqu6;  3^  battant  de  porte  d'un  petit  naos  avec  represen- 
tation  du  roi  Petoubastis;  4^  autre  battant  de  porte  d'un  autre 
naos  avec  representation  d'un  roi  non  däsigne  par  sa  legende. 
Que  ces  fragments  proviennent  de  chapelles  ayant  dii  abriter 
de  petites  statues  du  type  repr6sent6  par  les  fragments  de  la 
premiere  cat6gorie,  c'est  ce  qui  resulte  de  la  dämonstration  qui 
a  6t6  faite.  Mais  il  est  d'autres  fragments  d'un  inter^t  non 
moindre  dans  la  question  et  en  rapport  avec  les  objets  qui  vien- 
nent  d'^tre  examinees.  Ce  sont:  1^  Colonnette  en  bois  surmon- 
tee d'un  chapiteau  hathorique  et  decoröe  de  p&tes  de  yerre  in- 
crustees;  2^  fragment  de  colonnette  semblable  k  la  pröcedente 
d'un  diametre  un  peu  moindre,  mais  ornee  du  m^me  decor; 
3^  chapiteau  hathorique  en  bois  dore,  ä  rapprocher  du  chapiteau 
de  la  colonne  n^  1;  4^  partie  d'un  couronnement  de  naos,  com- 
pose  de  figures  en  bois  decoupe  du  dieu  Bä  hi6racocephale  al- 
temant  avec  des  ursBus  loves;  5®  figure  representant  la  deesse 


Sektion  VII A.  889 

Malt  acoronple,  igalement  en  boiB  d6coup6  avec  dorure  et  in- 
crastation  de  pätes  de  yerre;  6^  t6te  de  lion,  en  ronde  bossei 
en  bois  dore  et  incrustd. 

Le  rapport  qni  existe  entre  tous  ces  616ments  est  nettement 
etabli  par  les  nombreuses  repr^sentations  murales  des  6difices 
religieux  d'6poqae  pharaoniqne  et  gr6co-romaine,  oü  le  mobilier 
liturgique  tient  une  assez  grande  place.  Nous  avons  donc  Ik 
les  d6bris  d'un  materiel  ayant  un  caract^re  proprement  religieux 
et  non  fun^raire.  Leur  lieu  d*origine  doit  6tre  le  temple,  et 
c'est  en  cela  que  reside  une  grande  partie  de  Tint^r^t  de  la  ques- 
tion.  Si  on  considdre  d'autre  part  que  presque  tout  Tensemble 
des  debris  6num6r6s  appartiennent  k  Tancien  fonds  du  Louvre 
et  proviennent  de  la  collection  Glot-bey,  on  est  amen6  k  se 
demander  s'ils  ne  sont  pas  le  produit  d'une  mfime  trouvaiUe. 
En  tout  cas  c'est  Ik  une  s^rie  sur  laquelle  il  convenait  d'attirer 
Tattention. 


ED.  MAHLER. 


.ÄGYPTISCHE  ALTERTÜMER  IN  UNGARN. 


Uer  Vortragende  lenkt  die  Aufmerksamkeit  des  Kongresses 
auf  eine  stattliche  Zahl  ägyptischer  Altertümer,  die  in  den  yer- 
schiedenen  Museen  Ungarns,  zum  Teil  aber  auch  in  ungarischen 
Priyatsammlungen  sich  vorfinden.  Es  sind  über  1700  Stücke, 
von  denen  der  Vortragende  seit  seiner  im  October  d.  J.  1899 
erfolgten  Berufung  an  das  Ungarische  National-Museum  in 
Budapest  bis  nun  Kenntnis  erlangt  und  die  er,  dank  dem  freund- 
lichen Entgegenkommen  der  einzelnen  Institute,  auch  wis- 
senschaftlich bearbeitet  hat.  Besonderer  Dank  gebührt  dem 
Direktor  des  Ungarischen  National-Museums,  Herrn  Ministerial- 
rat  Embrich    y.   Szalat,   sowie   dem  Leiter  der  archäologischen 


840  Sektion  VII A. 

Abteilung  dieses  Museums,  Herrn  Prof.  Josbph  Hampbl 
die  es  dem  Vortragenden  möglich  machten,  das  insekrifüieh 
wichtigere  Material  noch  vor  Bekanntmachung  derselben  der 
Wissenschaft  zufuhren  zu  können,  indem  sie  gestatteten,  dass 
alle  Inschriften,  die  irgend  welchen  grammatikalischen  oder 
lexikalischen  Wert  haben  können,  teüs  in  Form  von  Abklatschen, 
teils  in  Kopien  oder  Photographien  der  Redaktion  des  ägypti- 
schen Wörterbuches  ohne  Vorbehalt  eingesandt  würden. 

Von  den  ca.  600  Objekten,  welche  die  archäologische  Abtei- 
lung des  Ungarischen  National-Museums  derzeit  aufbewahrt,  ist 
besonders  nennenswerth  die  Grabstele,  welche  König  Thutmosis  III 
(reg.  1503 — 1449  v.  Ohr.)  seinem  Leibadjutanten  Nefer^aut,  der 
zugleich  Oberkommandant  des  Gendarmerie-Korps  war,  gesetzt 
hat.  Ein  achtzeiliger  Hymnus,  der  den  untern  Teil  dieser  Stele 
ausfüllt,  hat  folgenden  Wortlaut: 

in  1  =  ^  11  n  -^^^»^  s  -  j  1  w 

°"'  Ä  ■=■  i  '='''  ~"  "  V  d  '^"  Pi^ 


1  j  n  s  k  ^ 


„Ein  Hymnus  dem  Amon,  eine  Huldigung  dem  Herrn  der 
Götter  von  Seiten  des  Officiers  der  Matoi-Truppe  Nfr-^^w-t 
seligen  Andenkens.  Er  spricht:  „Sei  gegrüsst,  Herr  der  Götter, 
Amon,  Horus  der  beiden  Scepter!  Kommt  man  in  Deine  Ge- 
filde, sind  ToUer  Wonne  ihre  Pflanzungen  über  Dich,  an  allen 
Deinen  reinen  Plätzen,  an  allen  Deinen  prächtigen  Fluren;  ich 
kam  zu   Dir  und   pries   Deine  Schönheit;  Du  gewährtest,  dass 


Sektion  VII  A.  341 

ich  geliebt  werde  unter  den  Menschen  überall  nnd  immer. 
Dem   Begleiter  seines   Herrn   auf  dessen   Wegen  in   das  Land 

des  Südens  und  des  Nordens,  dem  Ländervogte  Nfr-h;w-t 

der  gute  Gott,  der  alles  macht,  wie  er  es  gesprochen  hat". 

Historisch  wichtig  ist  die  hier  aufbewahrte  Statue  äeäonk's, 
des  Kronprinzen  und  Oberpriesters  des  Ptah  aus  dem  IX.  Jahrh. 
y.  Chr.  Künstlerisch  wertvoll  ist  die  Statue  Amenhotep's  HI. 
(1439 — 1403  y.  Chr.),  sowie  die  einer  königlichen  Prinzessin 
aus  derselben  Zeit.  Lehrreich  in  Bezug  auf  den  Todtenkultus 
und  die  Beligion  der  alten  Aegypter  sind  die  Inschriften  und 
Malereieui  welche  den  Sarg  mit  inliegender  Mumie  einer  Für- 
stentochter,  namens  Nestaneter,  bedecken. 

Auch  unter  den  141  Objekten,  welche  die  ethnographische 
Abteilung  des  Ungarischen  National-Museums  in  Budapest  auf- 
bewahrt, sind  einige  recht  beachtenswerte  Stücke.  Das  gleiche 
gilt  von  den  mehr  denn  300  Stücken  des  Landes-Gewerbe- 
Museums  in  Budapest  und  den  344  Objekten  des  städtischen 
Museums  zu  Kaschau.  Ueberdies  hat  die  Privatsamrolung  des 
Herrn  Prof.  Zbolt  Bbötht  in  Budapest  90  Objekte,  unter  denen 
sich  auch  zwei  Mumienbilder  befinden,  die  einzigen  auf  ungari- 
schem Boden.  Zieht  man  noch  in  Betracht  etwa  40  kleinere 
Stücke  des  Pressburger  katholischen  Gymnasiums,  90  Stücke 
des  Museums  in  Yersecz  und  etwa  100  Stöcke  im  Museum  zu 
Klausenburg,  so  ist  noch  lange  nicht  alles  Material  erschöpft, 
das  sich  auf  ungarischem  Boden  befindet. 

Schade,  dass  diese  Objekte  so  zerstreut  sind  und  nicht  we- 
nigstens jene  1200  Stücke,  die  sich  in  Budapest  befinden,  an 
einer  Stätte  vereint  sind;  da  könnten  sie  den  Grundstock  fär 
eine  ins  Leben  zu  rufende  ägyptische  Abteilung  bilden  und  so 
dem  Lande  ein  —  wenn  auch  kleines  —  Bild  von  dem  gei- 
stigen Schaffen  und  Leben  eines  der  ältesten  Kulturvölker  vor- 
führen. 

Vielleicht  liegt  der  Zeitpunkt  gar  nicht  fem,  wo  dieser,  von 
jedem  Freunde  der  Wissenschaft  mit  Recht  gehegte  Wunsch  zur 
Ausfuhrung  gelangt.  In  wenigen  Tagen  (am  26.  November  1902) 
feiert  das  Ungarißche  National-Museum  in  Budapest  das  Fest 
seines  100-jährigen  Bestehens;  nichts  würde  diesen  Tag  schöner 
krönen,    als  wenn   dann   durch   Vereinigung   aller  in  Budapest 


342  Sektion  VII A. 

vorhandenen  ägyptischen  Denkmäler  an  einer  Stätte  der  Orund- 
stein  fiir  eine  ägyptische  Abteilung  gelegt  werden  würde. 

Jedenfalls  dürfte  aber  das  in  Ungarn  vorhandene  Material 
der  Wissenschaft  bald  zugänglich  gemacht  werden,  denn  der  Vor- 
tragende hat  die  Absicht,  ein  Werk,  betitelt:  „Die  ägyptischen 
Altertümer  in  Ungam'\  herauszugeben,  in  welchem  nebst  einer 
allgemeinen  Einleitung,  welche  die  wichtigsten  Elemente  der 
ägyptischen  Kulturgeschichte  zur  Darstellung  bringt,  die  ein- 
zelnen Objekte  wissenschaftlich  beschrieben  werden,  die  wichti- 
geren nicht  nur  in  Wort,  sondern  auch  in  Bild. 


JAMES  TEACKLE  DENNIS. 


ON  Ü8HABTI8  FROM  ABYD08. 


Among  the  UshoAtis  from  Abydos  recently  distributed  by 
the  Egyptian  Exploration  Fund  to  its  subscribers,  there  occur 
several  divergencies  from  the  prevailing  types.  Among  a  num- 
ber  recently  examined  by  me,  there  were  five  which  differ  in 
some  respects  from  the  usual  forms.  They  may  be  described 
briefly  as  foUows.  —  1.  Brown  clay,  unglazed,  apparently 
sun-dried  and  not  baked.  It  bears  a  scurge  in  the  left  band  in 
relief,  painted  black.  Fingers  of  left  band  clearly  marked.  Bight 
arm  extends  down  the  side  nearly  to  base  of  tunic.  Ghest  pro- 
tuberant;  from  the  belt  a  rounded  tunic  extends  to  the  knees. 
Length  to  belt,  2^/^  inches;  belt  to  base  of  tunic  1  inch.  The 
tunic  itself  extends  outward  '/s  ^^  ^^  ^^^^  from  the  knees. 
No  inscription. 

2.  Blue  glazed;  arms  folded,  hands  resting  on  a  flat 
tablet  extending  to  the  feet.  Scurge  painted  in  black,  running 
over  left  Shoulder  to  base  of  üshabti,  Ghest  deeply  sunken. 
Tablet   1   inch   wide,    extending  outward  as  it  approaches  the 


Sektion  VII A.  343 

feet,  but  tbe  sides  are  parallel  aud  the  base  rounded  instead  of 
Square.  Length  of  Uskabti  3'/g  inches;  length  of  tablet  1'/^ 
incbes.  Inscription  badly  damaged,  only  the  following  Symbols 
discemable : 


}2f 


w& 


3.  Blue  glazed,  bearded  figore.  From  the  neck,  the  body 
protendes  to  a  thickness  of  1^4  inches;  at  neck  and  feet,  the 
üsiabti  is  only  ^/g  lach  thick.  Width  at  feet  and  neck  */g  in- 
ches; in  centre  of  body  1'/,  inches.  Dark  blue  head-dress.  A 
double  line  of  inscription  runs  down  the  front  of  the  üa/taiti, 
as  follows: 


4.  Sed  terra-cotta,  black  head-dress.  Length  S'/g  inches. 
The  entire  figure  is  of  very  crude  work;  quite  flat,  only  face, 
head-dress  and  hands  in  slight  relief.  The  design  inclines  side- 
ways  to  the  left.  Single  line  of  inscription  down  the  front,  illegible. 
5.  Bed  terra-cotta,  colored  yellow  on  front.  Headdress 
painted  black.  Short  red  scurge  (?)  in  each  band.  Under  the 
chin,  a  horizontal  red  line  and  beneath  this  a  double  T 
thus- 1  I  ;  ou  ehest:  two  parallel  red  lines  from  band  to  base. 
The  inscription  is  much  mutilatedi  only  the  foUowing  being 
discemable:    p  #— «-^  P   .    This    üshabii    also    is    very    much 


1  I 

flattened.    For   purpoeee   of  comparison,   I  have  only  had  an 


844  Sektion  VHA. 

opportunity  to  examine  the  collections  of  the  Smithsoniau  In- 
stitute in  Washington,  and  the  Louvre  and  Goimet  museums 
in  Paris;  but  in  none  of  them  have  I  been  able  to  find  any 
Ushabtis  corresponding  at  all  closely  to  those  I  have  mentioned. 


P.  A.  A.  BOESER. 


ZUM  DEMOTISCHBN  PAPYRUS  INSINGER. 

(AuMUg.) 


I/er  demotische  Papyrus  Insinger  ist  einer  der  schwierigsten 
Texte,  welche  überhaupt  existieren.  Eine  endgültige  üebersetzung 
des  Gänzen  zu  lieferen,  ist  bei  dem  jetzigen  Stande  unsrer 
Kenntnisse  des  Demotischen  nicht  möglich.  Man  wird  meines 
Erachtens  der  Wissenschaft  einen  grösseren  Dienst  leisten,  wenn 
man  sich  auf  Detailforschungen  beschränkt.  Für  heute  möchte 
ich  die  letzte  Zeile  Seite  34  einer  genaueren  Betrachtung  unter- 
ziehen. In  der  Einleitung  zu  der  Publikation  dieses  Papyrus 
haben  Dr.  Platte  und  ich  gesagt,  dass  Kapitel  25,  welches 
mit  Seite  33,  Zeile  7  beginnt,  mit  Seite  35,  Zeile  12  schliesse. 
Ein  weiteres  Studium  hat  mir  die  Richtigkeit  dieser  Behauptung 
jedoch  als  zweifelhaft  erscheinen  lassen.  Ich  meine  nämlich,  dass 
man  den  Schluss  des  25.  Kapitels,  oder  genauer  des  morali- 
schen Textes,  in  der  letzten  Zeile  von  Seite  34  finde.  Diese 
Zeile,  die  freilich  nicht  mit  völliger  Sicherheit  zu  übersetzen 
ist,  lautet  im  Original: 

p^nt^ni  höh  sbq  p'nt^r  bw  ntf-hip; 

das  heisst  ungefähr:  „Derjenige,  welcher  eine  kleine  Anklage 
vorübergehen  lässt,  bereitet  sich  Unglück"  (?).  Die  Bedeutung 
von  bw  ist  unsicher.  Die  Schlussworte :  ntf-hip  können  meines 
Erachtens  unmöglich  zu  dieser  Phrase  gehören.  Wenn  man 
weiter   nicht  ausser  Acht  läsät,  dass  sie  in  der  Zeile  ein  wenig 


Sektion  VII  A.  345 

abseits  stehen,  so  kann  man  wohl  kaum  darin  irren,  sie  als 
eine  Art  Schlussformel  anzusehen,  die  besagen  soll:  „er  schliesst", 
eine  Bedeutung,  die,  so  weit  mir  bekannt,  zwar  weder  im  Alt- 
Aegyptischen  noch  im  Koptischen  belegt,  aber  doch  sehr  wohl 
denkbar  ist.  Die  Zeilen  1 — 12  auf  Seite  35  sind  wohl  eine 
Art  Epilog.  Darauf  folgen  noch  drei  Zeilen,  die  den  Schluss 
des  ganzen  Buches  bilden. 


JAC.  KRALL. 


NEUE  ERGEBNISSE  AUS  DEN  DEMOTISCHEN  UND  KOPTISCHEN 
PAPYRUS  DER  SAMMLUNG  ERZHERZOG  RAINER. 

(Aaung.) 


Auf  früheren  Orientalisten  Kongressen  hatte  ich  bereits 
Gelegenheit,  über  wichtigere  Funde  in  den  demotischen  und 
koptischen  Papyrus  der  Sammlung  Erzherzog  Bainer  zu  be- 
richten, so  in  Qenf  über  den  historischen  Boman  aus  der  Zeit 
des  Königs  Petubastis,  in  Paris  über  die  Verwünschungen  des 
Lammes  aus  der  Zeit  des  Königs  Bokchoris.  Die  durch  Lücken- 
haftigkeit des  Materials  sehr  gehemmte  Bearbeitung  dieser 
grossen  Fragmente  geht  nunmehr  ihrem  Abschlüsse  entgegen. 
Es  kommen  jetzt  die  kleinen  Fragmente  an  die  Beihe,  aus  deren 
Wüste  sich  mühsam  die  Ueberreste  einer  Anzahl  Bollen  litera- 
rischen Inhalts  ausscheiden  lassen,  die  in  ihrem  jetzigen  trüm- 
merhaften Zustande  die  Neugierde  mehr  wecken,  als  sie  befrie- 
digen. Immerhin  ersieht  man  schon  aus  diesen  Besten,  welch' 
lebhafte  literarische  Interessen  in  dem  so  weltentlegenen  Soknopaiu 
Nesos  in  den  ersten  Jahrhunderten  der  Kaiserzeit  bestanden. 
Unter  den  kleinen  Fragmenten  sind  am  zahlreichsten  (es 
sind  ihrer  fast  50,  nämlich  D  6159 — 6207,  von  denen  die 
meisten  freilich  nur  einzelne  Wortgruppen  enthalten)  die  Beste 
einer  Erzählung  erhalten,  welche  uns  nach  Indien  versetzt. 
Aegypter   sind,   wie  es   scheint,    unter  Führung   eines  Fürsten 


346  Sektion  VUA. 

Petchonsu  nach  '^)"S"r^X>o  Sntu^)  (die  Determinative  dieses 
Nansens  finden  wir  in  diesem  Papyrus  auch  hinter  den  Gruppen 
für  iosch  Nomos,  ChCo)r  Syrien)  gekommen,  wo  sie  als  „Königin 
des  ganzen  Landes"  die  Lotosblume  Sarpot  vorfanden,  welche  dem 
entsprechend  von  einer  Königs cartouche  umrahmt  erscheint.  Für 
die  Transcription  bürgt  der  grosse  gnostische  demotische  Papyrus 
in  London  und  Leiden,  der  II,  17  die  Lesung  TC^ipTlOT 
bietet;  es  ist  nach  Loret,  Flore  pAaraonique^,  194,  der  blaue 
Lotos,  Nymphaea  caerulea,  unter  der  persischen  Herrschaft, 
namentlich  durch  die  Bemühungen  des  Königs  Dareios,  die 
zwei  fernen  Satrapien  durch  einen  Kanal  vom  Nil  zum  roten 
Meere  näher  zu  bringen,  wird  wohl  zuerst  nähere  Kunde  von 
dem  indischen  Märchenlande  nach  Aegypten  gekommen  sein; 
der  directe  Verkehr  zwischen  beiden  Ländern  datiert  erst  seit 
der  späten  Ptolemäerzeit.  Indien  beschäftigte  von  da  an  die  Phan- 
tasie des  ägyptischen  Volkes.  Einen  positiven  Beleg  für  diese  Be- 
ziehungen erbringt  unser  Papyrus,  der  in  dem  zweiten  Jahrhundert 
n.  Chr.  geschrieben  ist;  —  unter  den  demo tischen  Fragmenten  fand 
sich  ein  kleines  griechisches  aus  der  Zeit  des  Kaisers  Commodus  vor. 
unter  den  koptischen  Funden  der  letzten  Jahre  ist  der  wich- 
tigste die  Feststellung  des  Ghartulars  des  Rechtsanwalts  («vurif« 
für  »yrnrniq)  ächenute  aus  der  zweiten  Hälfte  des  siebenten 
Jahrhunderts,  eines  Seitenstücks  zu  der  Gorrespondenz  des  Apa 
Pesynthios  im  Louvre.  Es  ist  das  erste  Mal,  dass  sich  in  un- 
seren Faijümer  und  Schmüner  Papyrusmassen  ein  grösserer  in- 
nerer Zusammenhang  hat  feststellen  lassen  (auf  ähnlichen  Fälle 
aus  anderen  Fundstätten  habe  ich  in  der  Wiener  „Zeitschr.  für 
die  Kunde  des  Morgenl.''  XVI,  257,  hingewiesen).  Die  Man- 
nigfaltigkeit des  Schriftarten  dieses  etwa  20U  Stücke  umfassen- 
den Fundes,  die  alle  derselben  Zeit  angehören,  ist  eine  über- 
raschende. Auf  eines  der  Stücke  (K  5102)  möchte  ich  speciell 
aufmerksam  machen,  eine  Bechtsurkunde,  welche  von  Philotheos, 
dem  Commandanten  einiger  Nilbarken  in  der  Ortschaft  Parigori, 
der  den  stolzen  Titel  eines  Admirals  {irroxipx^^)  führte,  an 
Schenute    gerichtet    ist.    Philotheos    schreibt    dem   Schenute 


1)  Koptisch:  pHTOTT  ;  vgl.  v.  Lemm,  Kleine  koptiaehe  Studien^  II,  ^Indien  und 
Inder  in  der  koptibchen  Litieratur" 


Sektion  VII A.  347 

A.  ^H€&iAT€  €1  ATOTTU)^  £J(^  iTApiuopi ,  „e&  sind  Bienen- 
züchter gekommen;,  sie  haben  sich  in  Parigori  niedergelassen". 
Er  yerpflichtet  sich,  ein  Drittel  des  Honigs,  den  sie  (die  Imker) 
in  den  Waben  finden  werden,  abzuliefern  (Tf^OJ(^o\ou€I  ^i1rua 

TI€UUVH  MHTM   J«S.n€TpiTOM  J(^epOC  gl!  M^felOOV  C^HAG^H 

€poq  gM  MevAfe).  Wir  erhalten  aus  unserem  Papyrus  die 
bisher  im  Koptischen  nicht  nachgewiesene  Bezeichnung  für 
„Bienenzüchter".  Ein  unedierter  Papyrus  in  Alexandrien  giebt 
den  Singular  (n)€fe€iT  und  den  Plural  (rt)efe€ieTi,  beziehungs- 
weise K&f€Ti ,  dialektisch  für  (rt)efeiAT€  des  Wiener  Papyrus 
(für  den  Plural  vgl.  Stbbn,  §  220,  und  SrBiNDOBir,  §  115). 
Dieser  späte  Papyrus  fuhrt  uns  so  zu  Fragen,  die  das  älteste 
Aegypten  betreffen.  Bekannt  ist,  dass  in  dem  Leidener  demoti- 
schen Papyrus  der  Tierfabeln  der  Name  des  Königs  von  Unter- 
Aegypten  (für  diesen  vgl.  Sbthb,  in  „Aeg.  Zeitschr.'*'  28,  125, 
und  Gbipwth,  Mastaba  of  JPMAetep,  I,  S.  23  fl.  ^))  in  etymologi- 
sierende Verbindung  mit  den  Namen  der  Biene  gebracht  wurde. 
,^Der  Königsname",  bemerkte  schon  Max  Müller  (Aeg.  Zeitschr., 
30,  56  fl.),  „ist  nach  dieser  Schreibung  ein  mit  Anhängung  von 
i"  weitergebildetes  Denominativ  von  ebidßj,  Honig".  Der  Name 
des  Königs  von  Ünter-Aegypten  war  wohl  mit  jenem  des  Bie- 
nenzüchters identisch;  man  wird  ihn  sonach  Mit,  im  Plural 
Mjäte  zu  lesen  haben.  Eine  mythologische  Sage  mochte  zu 
dieser   Benennung   des  Königs  von  Ünter-Aegypten   (bedeutet 

der  Name  des  Königs  von  Ober-Aegypten   1     ^     ursprünglich 

den  „Schlächter" 7?)  den  Anlass  gegeben  haben;  er  führte  den 
Namen  wohl  in  seiner  Eigenschaft  als  Hohepriester  ^  eines  be- 
stimmten Heiligtums. 

1)  Die  hior  erwähnt«  "class  of  people"  aas  dem  Harrispapyrus  I:  "perhaps  those 
who  coUected  gam  from  the  trees"  dürften  „Bienenzochter"  sein. 

2)  Der  Name  des  Königs  von  Ober-Aegypten  ist  bekanntlich  mit  dem  Titel  des 
Hohenpriesters  von  Herakleopolis  Magna,  jener  des  Königs  von  Unter-Aegypten  mit 
dem  Titel  des  Hohenpriesters  von  Panopolis  identisch.  Anderseits  finden  wir  öfter 
in  den  Königscartoachen  Hohepriestertitel  vor,  so  bei  König  Mrmescha  (Hohepriester 
von  Tanis),  so  bei  König  Peonche  (Hohepriester  von  Theben),  so  bei  König  Aha 
(Hohepriester  des  Onuris  von  This,  der  Heimat  der  ersten  Dynastie),  vielleicht  auch 
bei  König  Semempses. 


SEKTION  VIIB. 


AFRIKANISCHE  SPRACHEN. 

(HIT  AUSSCHLUSS  DES  AEGYPT0L06ISCHEN,  ALLGEMEIN 
SEMITISCHEN  UND  ISLAMISCHEN  GEBIETES.) 


HANS  STUMME. 


METRLSGHE  FRAGEN  ADF  DEM  GEBIETE!  DER  BERBEBISGHEN 

UND  HAÜSANlSCflEN  POESIE. 

(AoBzag.) 


In  80  ziemlich  allen  Publikationen  poetischer  Erzeugnisse 
der  Hansa  oder  der  Berbern  —  und  auch  anderer  afrikanischer 
Völker  (Fulbe,  Suaheli)  —  wird  die  Erörterung  metrischer 
Fragen  leider  entweder  ganzlich  unterlassen,  oder,  wenn  wirklich 
unternommen,  in  nur  ganz  schattenhaften  Umrissen  ausgeführt. 
So  berühren  metrische  Fragen  auf  dem  Gebiete  der  berberischen 
Dichtung  z.  6.  Hanotbau  in  seinem  „Essai  de  langue  Tamachel^" 
(Paris,  1860)  auf  S.  201—204,  femer  Bblkasbbm  Bbn  Sbdiba 
in  seinem  „Cours  de  langue  kabyle"  (Alger,  1887)  auf  S.  377  ff., 
oder,  auf  dem  Gebiete  der  Poesie  der  Suahelis,  z.  B.  G.  G. 
BOttnbr  in  seiner  „Anthologie  aus  der  Suaheli-Litteratur"  (I. 
Theil,  Berlin,  1894)  auf  S.  xv.  Gelehrte  wie  Mabqübrat,  Babbbt, 
LuciANi  (L.  publicierte:  „El  H'aoudh".  Texte  berböre  [Dialecte 
du  Sous]  par  Meh'ammed  Ben  Ali  Ben  Brahim,  Alger,  1897) 
oder  Gh.  H.  Bobinbok  (B.  publicierte:  „Specimens  of  Hansa 
Literature,  Cambridge,  1896)  und  Andere  lassen  in  ihren  ein- 
schlägigen Werken  die  Erörterung  metrischer  Fragen  indessen 
fast  ganzlich  ausser  Acht.  —  Ich  habe  in  meiner  Schrift 
„Dichtkunst  und  Gedichte  der  Schluh"  (Leipzig,  1895)  auf  S. 
21 — 27  mich  ziemlich  eingehcDd  über  die  metrischen  Systeme 
der  schilhischen  Poesien  yerbreitet,  habe  schon  dort  über  das 
Nichteingehen  der  meisten  Herausgeber  solcher  afrikanischer 
Poesien  auf  metrische  Fragen   Klage  geföhrt  und  die  Ansicht 


852  Sektion  VII B. 

aasgesprochen,  dass  die  Metrik  der  schilhischen  Poesien  eine 
metrisch-accentnierende  (d.h.  keine  wort-accentnierende)  sei;  vgl. 
8.  21  meiner  ebencitierten  Schrift.  Meine  Ausfahrungen  hat 
hernach  R.  Babsbt  in  seiner  Anzeige  dieser  meiner  Schrift  (in 
,3evne  critiqne",  1895,  S.  282)  als  richtig  bezeichnet.  Ich 
bin  denn  auch  selber  bis  heute  noch  derselben  Meinung  über 
das  Accentuationsprincip  in  jenen  Dichtungen;  meine  Ansicht 
über  den  assonierenden  Seim  und  das  dort  geradezu  krankhaft 
häufige  Verschränken  der  Yerse  habe  ich  indessen  mittlerweile 
modificiert.  Ich  vermag  romanischen  Einfluss  auf  diesem  Gebiete 
heute  nicht  mehr  anzuerkennen.  Wo  wir  auf  dem  Gebiete  der 
schilhischen  Poesien  Manieriertheiten  entdecken,  wie  z.  B.  die 
erwähnten  immer  und  immer  wiederkehrenden  Yersverschrän- 
kungen  oder  die  unaufhörlichen  Apostrophen,  —  da  liegt  wohl 
nichts  Anderes  vor,  als  übertriebenes  Nachahmen  von  Erschei- 
nungen, die  maassvoll  auch  schon  in  der  klassischen  Poesie  des 
Arabischen  auftreten.  Ein  Untersuchen  des  Einflusses  der  arct- 
bischen  Poesie  auf  die  berberische,  sowie  auf  die  hausanische, 
fulbische,  suahelische  und  überhaupt  auf  die  Poesie  afrikanischer 
Völker  muhammedanischer  Eeligion  ist  jedenfalls  das  Grunder- 
fordernis für  eine  systematische  Behandlung  metrischer  Fragen 
auf  diesen  Gebieten.  Auf  berberischem  Boden  bedarf  es  keiner 
allzugrossen  üebung,  um  Gedichte  mit  autochthoner  Metrik 
von  solchen  mit  einer  auf  arabischer  Grundlage  fassenden  Me- 
trik absondern  zu  können.  Gedichte  der  zweiten  Kategorie  ge- 
hören grösstenteils  einer  kunstmässigen,  solche  der  ersten  Eata- 
gorie  mehr  einer  volkstümlichen  Poesie  an.  Dies  ist  so  bei 
Berbern  und  bei  Suahelis  und  bei  noch  anderen,  hier  mitzu- 
berücksichtigenden afirikanischen  Völkern ;  auf  hausanischem 
Bezirke  fehlen,  soweit  wir  das  übersehen  können,  Proben  guter 
volkstümlicher  Gedichte  bis  jetzt  überhaupt  noch  (höchstens  sind 
die  kurzen  Gedichte  in  der  „Magana  Hausa"  von  J.  F.  Schön, 
London,  1885,  z.  B.  S.  104,  242,  243,  250  u.  281  zu  erwähnen). 
Auf  die  verschiedenen  Systeme  der  Metrik  in  den  hier  zu  be- 
rücksichtigenden kunstmässigen  und  volkstümlichen  Dichtungen 
kann  an  diesem  Orte  indessen  nicht  näher  eingegangen  werden; 
überhaupt  ist  in  dieser  Einsicht  eine  definitive  Beantwortung 
der  hier  in  Frage  kommenden  Eventualitäten  noch  lange  nicht 


Sektion  VIT  B.  353 

abgeschlossen  und  eignet  sich  eine  daraufhinansgehende  Unter- 
suchung mehr  zu  einer  Diskussion,  wie  eine  solche  durch  diesen 
Vortrag  angeregt  worden  ist,  als  zu  einer  endgültigen  Formu- 
lierung. 


BESOLUTION, 

betreffend  das  Stndiam  der  AfrikanMohen  Sprachen. 


In  der  Sektionssitzung  vom  9  Sept.  1902  wurde  im  Anschluss 
an  die  Diskussion  über  einen  von  Herrn  Max  Bbnbkb  über  die 
,,Qrundzüge  einer  vergleichenden  Bantu-Grammatik"  gehaltenen 
Vortrag  die  im  Folgenden  wiedergegebene  Bosolution  gefasst: 
„Die  Sektion  habe  aus  der  schwachen  Beteiligung,  die 
sie  auf  diesem  Kongresse  aufzuweisen  hatte,  ersehen  müs- 
sen, dass  das  Interesse  am  Studium  der  Afrikasprachen  noch 
nicht  in   dem   Maasse  erwacht  sei,  wie  es  diese  Sprachen 
verdienten.  Durch  diese  Besolution,  oder  durch  einige  zweck- 
entsprechende Aeusserungen  eines  Sektionsmitgliedes  in  der 
Schlussplenarsitzung  des   Kongresses,  möge  auf  die  Wich- 
tigkeit des  Studiums  der  Afrikasprachen  hingewiesen  wer- 
den,  dabei  aber  auch  gekennzeichnet  werden,    dass  auch 
jetzt  schon  ein  Publicieren  von  elementaren  Grammatiken, 
Wörterbüchern  und  Chrestomathieen  einem  Publicieren  von 
tiefergebenden  und  wirklich  wissenschaftlichen  Grammatiken 
etc.  Platz  machen  könne,  da  es  an  zu  bearbeitendem  Stoffe 
nicht   mangele.    Vor   allem  sei   eine  solide  Kenntnis  des 
Arabischen  bei  allen  Afrikologen  wünschenswert". 
Diese  Besolution  erhielt  in  der  gleichfalls  am  9.  Sept.  statt- 
gehabten   Konferenz    der    Sektionspräsidenten,    Obmänner   und 
Delegierten   der  Begierungen   und   wissenschaftlichen   Institute 
die  nachstehende  Formulierung,  in  der  sie  der  Kongress  in  seiner 
II.  (letzten)  Plenarsitzung  (10.  Sept.)  genehmigt  hat: 

„Die   Sektion   spricht  den  Wunsch  aus,   dass   sich   das 
Interesse  der  orientalischen  Philologie  in  stärkerem  Maasse 

2S 


354  Sektion  VII B. 

als  bisher  dem  Studium  der  Afrikasprachen  zuwenden  möge, 
in  Anbetracht 

1.  der  Wichtigkeit  dieses  Studiums  und 

2.  des  ümstandes,  dass  für  tiefergehende  und  wirklich 
wissenschaftliche  Arbeiten  an  Stelle  der  jetzt  vor- 
handenen elementaren  Grammatiken,  Wörterbücher 
und  Chrestomathieen  ein  ebenso  starkes  Bedürfiiis, 
wie  reichlicher  Stoff  vorhanden  ist. 

Für   die    Mitarbeit   bedarf  es  vor   allem  einer  soliden 
Kenntnis  des  Arabischen". 


SEKTIOl^  VIII. 

WECHSELWIRKUNGEN  ZWISCHEN  ORIENT  UND 

OCCIDENT. 


K.  KEUMBACHER. 


ÜEBEB  DEJ^  ZWECK  UND  DIE  ALLGEMEINE  BEDEUTUNG  DER 

SEKTION:  „WECHSELWIRKUNGEN  ZWISCHEN 

ORIENT  UND  OCCIDENT". 

(Auszog.) 


JJer  Zweck  und  die  Existenzberechtigung  dieser  Sektion  ist 
auf  den  Orientalisten-Kongressen  zu  Genf,  Paris  und  Rom  nicht 
deutlich  genug  definiert  worden.  Vielfach  wurden  Griechenland 
und  Byzanz  förmlich  als  Teile  des  Orients  betrachtet  und 
demgemäas  Vorträge  über  rein  griechische  bezw.  byzantinische 
Dinge  gehalten.  In  Wahrheit  hat  die  Sektion  auf  den  Orienta- 
listen-Kongressen, eine  Berechtigung  nur  wegen  der  zahlreichen 
Beziehungen,  welche  Griechenland  im  Altertum,  Mittelalter  und 
in  der  Neuzeit  mit  dem  Orient  yerbinden.  Ausser  der  griechi- 
schen Welt  participieren  an  diesen  Wechselbeziehungen,  allerdings 
in  weit  geringerem  Maasse,  auch  andere  Teile  der  europäischen 
Kulturwelt,  und  auch  sie  müssen  in  der  Sektion  berücksichtigt 
werden.  Als  Titel  der  Sektion  sollte  daher  in  Zukunft,  um  allen 
Missyerständnissen  vorzubeugen ,  festgehalten  werden :  „  WecA- 
selbeziehtmgen  ztoiachen  Orient  und  Occident  (Griechenland y  Byzanz 
u,  8.  w.).**  Wenn  die  Sektion  dieses  Programm  festhält,  wird  sie 
nicht  bloss  in  alle  Zukunft  ein  vollberechtigtes  Mitglied  der 
Kongresse  sein,  sondern  eine  notwendige  Ergänzung  der  übrigen 
Sektionen  bilden.  Denn  sie  ist  mit  den  meisten  übrigen  Sek- 
tionen enger  yerbunden,  als  diese  unter  sich  verbunden  sind. 
Sie  repräsentiert  die  systematische  Erforschung  der  zahllosen 
Fäden,  durch  welche  das  scheinbar  dem  europäischen  Menschen 
so  fern  liegende  Aggregat  „Orient"  mit  unserer  heimischen 
Kultur  verbunden  ist.  So  mag  in  dieser  Sektion  die  von  Gobthb 
gepriesene  Vereinigung  von  Orient  und  Occident  „im  friedlichen 
Gelände'*  zur  Wirklichkeit  werden. 


358  Sektion  Vm. 


ADOLF  DEISSMANN. 


DIE  HELLENISIERÜNG  DES  SEMITISCHEN  MONOTHEISMUS. ') 

(AuBzag.) 


Unter  HellenisieruDg  des  semitischen  Monotheismus  ver- 
stehen wir  die  nach  der  Einwanderung  des  jüdischen  Gottes- 
glaubens in  die  hoUenisierte  Welt  des  Mittelmeerbeckens  erfol- 
gende formale  und  materiale  Anpassung  dieses  Glaubens  an 
diese  Welt.  Die  Septuaginta  ist  für  die  Zeit  ihrer  Entstehung 
das  vornehmste  Denkmal  dieses  Processes  und  für  die  Folgezeit 
ihr  wichtigster  Faktor.  Die  Aufhellung  dieses  Processes  kann 
nur  vom  Standpunkte  der  neueren  gräcistischen  Forschung  aus 
geschehen;  das  religionsgeschichtliche  Problem  hängt  eng  zu- 
sammen mit  dem  sprachgeschichtlichen. 

Begonnen  hat  die  Hellenisierung  mit  der  Entstehung  einer 
jüdischen  Diaspora  in  der  nord-  und  südwestlichen  Welt.  Im 
Licht  der  Geschichte  stehen  die  Anfange  der  ägyptischen  Diaspora. 
Sie  hat  die  Septuaginta  hervorgebracht,  und  diese  Bibel  lehrt, 
dass  ihre  Urheber  zwar  nicht  aufgehört  hatten,  Juden  zu  sein, 
dass  sie  aber  bereits  mitten  in  dem  grossen  Process  der  Helle- 
nisierung standen.  Vor  allem  einer  formalen  Hellenisierung: 
Umgangssprache  der  jüdischen  Diaspora  war  die  gemeingriechi- 
sche Weltsprache  des  Zeitalters.  Das  angebliche  „Judengriechisch" 
ist  schwerlich  eine  lebendige  Sprache  gewesen;  es  existierte, 
abgesehen  von  dem  Badebrechen  der  noch  im  Heiligen  Land 
geborenen  Grossväter,  bloss  auf  dem  Papier  als  üebersetzer- 
griechisch,  das  sich  der  semitischen  Vorlage  anschmiegt.  Dass 
der   griechische   Wortschatz   der   Weltjuden   Neubildungen   und 


1)  Der  gcMze  Vortrag  in  erweiterter  Form  mit  Anmerkungen  ist  in  den  »Nenen 
Jahrbüchern  für  das  klass.  Altertam  etc."  Leipzig,  Teubner,  Jahrgang  1903  er- 
schienen, auch  separat  (Leipzig,  Teubner).  Eine  ausführliche  Kritik  gab  Julius 
BoEHMER  in  der  Zeitschrift  »Die  Stndierstube"  (Stuttgart,  Gbeiner  und  P?Bi]f]f£R) 
1908,  p.  340  flf.  [A.   D.  27.  Aug,  1903]. 


Sektion  VIII.  859 

ümpragUDgen  aufweiflt,  ist  uatürlich;  aber  diese  Einzelheiten 
genügen  schwerlich  zur  Auszeichnung  eines  Judengriechisch  als 
einer  sprachwissenschaftlichen  Grösse.  Zudem  ist  bei  der  Heraushe- 
bung solcher  um-  und  Neubildungen  Vorsicht  geboten. 

Für  die  ins  Griechische  hineingewachsene  und  immer  mehr 
hineinwachsende  Synagoge  ist  die  Sepiuaginta  geschaffen  wor- 
den. Wie  sich  ihre  Entstehung  aus  einer  bereits  in  der  Ent- 
wicklung begriffenen  Hellen] sierung  des  Judentums  erklärt,  so 
auch  ihre  Verbreitung  (yergl.  jetzt  auch  die  Rachegebete  von 
Rheneia,  „Philologus",  LXI,  N.  F.,  XV,  S.  252^265).  Aber 
die  Septuaginta  selbst  hat  ihrerseits  wieder  den  Process  der 
Hellenisierung  beschleunigt  und  den  Eingang  des  semitischen 
Monotheismus  bei  den  Heiden  ermöglicht. 

Dies  letztere  wird  freilich  von  Forschern  ersten  Banges  durch 
die  These  bestritten,  dass  die  Septuaginta  ein  für  Griechen  un- 
yerständliches  Buch  sei.  Diese  These  ist  aber  falsch.  Weder  die 
jüdische  Propaganda  in  der  heidnischen  Menschheit  noch  die 
altchristliche  Weltmission  wären  historisch  zu  begreifen,  wenn 
die  Septuaginta  yon  der  antiken  Welt  als  ungriechisches  Buch 
betrachtet  worden  wäre.  Der  Fehler  der  These:  sie  generalisiert 
richtige  Einzelbeobachtungen  und  sie  arbeitet  mit  einem  Begriff 
des  „Griechischen",  der  an  der  klassischen  statt  an  der  Diado- 
chenzeit,  und  an  der  Eunstlitteratur  statt  am  Volksempfinden 
orientiert  ist.  Mit  den  Augen  des  Durchschnittsmenschen  im 
Zeitalter  der  Religionswende  gelesen,  erscheint  die  Septuaginta 
zwar  nicht  als  ein  voUgriechisches,  aber  doch  als  ein  nicht  un- 
griechisches Buch,  in  formaler  und  materialer  Hinsicht. 

In  formaler  Hinsicht:  Wortschatz  und  Formenbildung  ent- 
sprechen den  Tatsachen  der  spätgriechischen  Umgangssprache. 
Syntax  imd  Stil  sind  nicht  einheitlich.  Aber  jedenfalls  ist  auch 
hier  vieles  ohne  weiteres  dem  Griechen  yerständlich.  Der  Stil 
der  erzählenden  Partieen  z.  B.  ist  der  zwar  auch  semitische, 
aber  nicht  nur  semitische  yolkstümlich  parataktische  Stil  des 
Geschichtenerzählers.  Dabei  behält  das  Buch  freilich  seine  Ur- 
sprungsmarken:  die  zahlreichen  syntaktischen  und  sachlichen 
Semitismen.  Aber  dass  diese  Sonderbarkeiten  dem  Griechen  der 
mittleren  und  unteren  Schicht  abstossend  gewesen  seien,  das 
mÜBste   eret  bewiesen  werden;  wahrEcheinlich  iet  es,  nach  AKa- 


360  Sektion  Tin. 

logien  zu  schliessen,  nicht.  Fonnal  betrachtet,  ist  die  Septna- 
ginta  also  ein  westöstliches  Bach,  eine  aus  dem  Osten  stam- 
mende, aber  dem  Westen  angepasste  Bibel. 

Dasselbe  gilt  in  materialer  Hinsicht.  Was  fand  der  antike 
Mensch  in  dem  Buch  der  Juden?  Vgl.  die  treffende  Antwort 
von  Adolit  Harnace  („Sitzungsberichte  der  Berliner  Akademie", 
1902,  S.  508  f.).  Kurz  gesagt :  es  ist  der  Eine,  grosse  Gott  des 
kleinen  östlichen  Volkes,  der  auf  die  westlichen  Menschen  den 
tiefen  Eindruck  machte.  Und  zwar  erleichterte  sich  diese  Wir- 
kung des  Monotheismus  durch  eine  Reihe  von  sachlichen  Hei- 
lenisierungen  resp.  Yerweltlichungen  der  Urform  des  Alten 
Testaments  im  einzelnen;  Beispiele:  die  Begriffe  xuptog  und 
itxdiiKif,  die  beide  eine  Yerweltlichung  des  Monotheismus  im 
grossen  Stil  bedeuten.  Die  scheinbar  specifisch  jüdischen  Dinge 
(das  gesetzlich  levitische  Detail)  sind  dabei  für  den  antiken 
Heiden  ebenso  wenig  abstossend  gewesen,  wie  die  formalen 
Semitismen.  Die  neuerdings  bekannt  gewordenen  Rituale  grie- 
chischer Tempel  zeigen  im  einzelnen  merkwürdige  Analogieen 
zum  Alten  Testament;  im  ganzen  jedenfalls  denselben  leyitisch- 
kultischen  Qteist,  Auch  nach  dieser  Seite  hin  stand  der  Wirkung 
der  hellenisierten  Bibel  auf  die  Welt  nichts  im  Wege. 

Die  Hellenisierung  des  semitischen  Monotheismus,  wie  sie  ihr 
vornehmstes  Denkmal  und  ihren  mächtigsten  Faktor  zugleich 
im  hellenisierten  Alten  Testament  hat,  ist  in  der  Geschichte 
der  Religion  eine  Tatsache  yon  welthistorischer  Bedeutung.  Sie 
ist  das  wichtigste  Kapitel  in  der  Vorgeschichte  des  Christentums 
als  der  Weltreligion. 

In  der  Diskussion,  an  der  viele  Redner  (0.  Wbssblt, 
E.  Erumbaghsb,  J.  Dbabbkb,  P.  Earolibis,  Th.  Nöldbkb,  J. 
Oppbrt,  C.  Schmidt,  Dr.  Rosbn,  Q.  Oppbrt)  sich  beteiligen, 
erwähnt  Herr  C.  Wessely  das  pseudo-phokylideische  Gedicht 
als  eine  der  Litteraturerscheinungen,  die  den  Ereisen  entstam- 
men mögen,  aus  denen  diejenige  Hellenisierung  hervorgegangen 
sei,  welche  der  Vortrag  des  Herrn  Dbissmann  besprochen  habe. 
Er  erörtert  ferner  die  Gesetze  der  semitischen  Rhythmik,  wie 
die  Concalenalio  und  Reapot^io,  deren  Eenntnis  in  der  Septuaginta 
zu  verspüren  sei. 


Sektion  Vm.  361 

Zu  der  von  Herrn  Dbibsmann  erwähnten  Tatsache,  dass 
innerhalb  der  griechischen  Uebersetzung  der  Psalmen  und  des 
HiOB  von  Forschern  rhythmische  Gestaltung  bemerkt  worden 
sei,  führt  Herr  Johannes  Dräseke  aus,  diese  Beobachtung  trete 
jetzt  in  ein  ganz  neues  Licht,  da  Blabs,  wie  er  in  seinem 
geistvollen  Buche  über  die  Rhythmen  in  der  attischen  Kunst- 
prosa  die  Philologen  auf  die  rhythmisch  kunstvoll  gestaltete 
Bede  bei  Ibokratsb,  Dbmobthbnbs  und  Platon  hingewiesen,  so 
auch  den  Theologen  in  einer  ungemein  anregenden  und  sicher- 
lich wieder  far  eine  neue  TextiSässung  grundlegenden  Abhand- 
lung in  den  „Studien  and  Kritiken"  die  rhythmische  Kompo- 
sition des  Hebräerbriefes  au%ezeigt  habe.  Beide  offenbar  aut 
demselben  alexandrinischen  Boden,  wenn  auch  zeitlich  getrennt, 
erwachsenen  Erscheinungen  bestätigten  die  Tatsache,  dass  die 
Juden  der  Diaspora  früh  an  hellenischer  Formschönheit  Gefallen 
gefunden,  selbsttätig  dieser  Formen  sich  bemächtigt  und  durch 
sie  auf  ihre  Stammesgenossen  bezw.  die  Hellenen  ihrer  Zeit  zu 
wirken  bemüht  gewesen  seien. 

Im  weiteren  Verlaufe  der  Diskussion  über  die  schriftstellerische 
Tätigkeit  der  jüdischen  Diaspora  macht  Herr  DrIbkkb  femer 
darauf  aufmerksam,  wie  griechisch  gebildete  Juden  in  hervor- 
ragendem Maasse  das  Ohr  ihrer  hellenischen  Zeitgenossen  zu  ge- 
winnen suchten.  Er  erinnert  an  jene  alexandrinischen  Juden, 
die  in  mehreren  Büchern  der  Sibyllinen  in  klassischer  Form 
Hoffnungen  und  Erwartungen  der  Menschheit  zum  Ausdruck 
brachten;  er  weist  auf  jenen  anderen  schriftgewandten  und  mit 
AribtoteIiBB'  Ethik  wohlvertrauten  Sohn  der  Synagoge  hin,  der 
es  in  seinen  Briefen  unter  der  ernsten  Maske  des  grimmigen, 
pöbelhassenden  Hbraklit  vortrefflich  verstand,  den  Ephesiern 
seiner  Zeit  bittere  Wahrheiten  zu  sagen. 

Herr  Paul  Karolidis  macht  die  folgenden  Ausfuhrungen : 
1)  Ich  möchte  eher  von  einer  Hebräisierung  des  griechischen 
Monotheismus  als  von  einer  Hellenisierung  des  hebräischen 
Monotheismus  reden,  wie  dies  Herr  Dbibsmakn  getan  hat.  Nach 
meiner  Ansicht  ist  der  Monotheismus  im  moralisch-philosophi- 
schen Sinne  nie  im  Hebräismus  eigentlich  verwirklicht  worden. 
Jahve  ist  immer,   trotz   des   sittlichen   Aufschwunges,   den  die 


862 


Sektion  Vin. 


Idee  der  Gottheit  bei  den  Hebräern  späterer  Zeiten,  meistenB 
unter  dem  Einflnese  des  HellenismuB,  genommen  hat,  dem  Wesen 
nach  ein  nationaler  Gott  geblieben;  wenn  er  auch  die  ganze 
Welt  und  Menschheit  geschaffen  hat  und  regiert,  so  ist  er  doch 
immer,  vom  sittlich-religiösen  Gesichtspunkte  aus,  nur  der  Gott 
seines  auserlesenen  Volkes.  Der  Monotheismus  in  der  hohen 
sittlichen  Auffassung  dieser  Idee,  in  der  Auffassung  der  Gottheit 
als  Grundes  und  Quelle  des  JElechtes  für  die  ganze  Menschheit, 
als  Gründerin  des  sittlichen  Gesetzes,  ist  wesentlich  eine  rein 
griechische  Idee,  die  in  den  erhabenen  Worten  der  grossen 
griechischen  Tragiker  über  Zeus  als  Zeuger  des  sittlichen  Ge- 
setzes und  der  sittlichen  Welt,  wie  auch  in  der  praktischen 
Philosophie  von  Sokbatbb  ihren  Ausdruck  findet  und  die  ganze 
spätere  griechische  Philosophie  durchdringt. 

Dieser  sittliche  Monotheismus  ist  auch  im  Neuen  Testament 
mit  einem  schwachen  geschichtlichen  Anschlüsse  an  das  Alte 
Testament  bekannt.  Und  nur  durch  die  christlich-griechische 
Lehre  ist  Jahve  im  Christentum  und  später,  in  einfacherer  Form 
und  mit  einfacherem  Character,  im  islamischen  Allah  Gott  der 
gesamten  Menschheit,  ohne  Unterscheidung  irgend  eines  auser- 
lesenen Volkes. 

2)  Was  den  von  Herrn  Dbisbmann  behaupteten  Einfluss  der 
Septuaginta  auf  das  Hellenentum  betrifft,  so  möchte  ich  be- 
merken, dass,  so  viel  ich  weiss,  keine  Spur  eines  solchen  Ein- 
flusses bei  den  griechischen  Schriftstellern  vor  dem  Christentum 
zu  finden  ist.  Plutaroh,  der  grösste  Vertreter  des  geistigen 
Lebens  der  Griechen  im  ersten  und  zweiten  Jahrhundert  n.  Chr., 
hat  keine  Ahnung  davon.  Er  hat  keine  Eenntniss  von  der  Sep- 
tuaginta. Seine  Kenntnisse  vom  Judentum  sind  sehr  dürftig, 
oberflächlich  und  verworren.  Er  sagt,  dass  die  Juden  den  Adonut 
(natürlich  Adonai  Sabaoth!)  verehren,  dass  auch  Liber  ihr  Gott 
sei  und  darum  ihre  Priester  (also  die  Leviten)  den  Namen  von 
diesem  Gotte  {hvaloc])  bekommen  haben.  Ich  meine,  das  Alte 
Testament  ist  nur  durch  das  Neue  Testament  in  der  griechi- 
schen Welt  bekannt  geworden.  Und  im  Gegensatze  zu  Herrn 
Dbibbmann's  Ansicht  glaube  ich  annehmen  zu  dürfen,  dass  bei 
den  Griechen  das  Neue  Testament  dem  Alten  oder  der  Septua- 
ginta die  Vorbereitung  und  den  Eingang  verschafft  hat, 


Sektion  VIII.  368 

3)  Was  endlicb  den  von  Herrn  DEieBMANN  angenommenen 
üebergang  des  hebräischen  Jahve  in  das  griechische  xvptöe  be- 
trifft, so  bemerke  ich,  dass  die  Auffassung  Gottes  als  Herrn 
der  Welt  und  der  Menschen  mehr  orientalisch,  und  zwar  semi- 
tisch, als  griechisch  ist  (ygl.  das  semitische  Baal,  Adonai).  Das 
Kvpio^  der  Septuaginta,  das  später  auch  in  das  Neue  Testa- 
ment übergegangen,  ist  ganz  einfach  aus  dem  hebräischen  Adonai 
Sabaoth  (xvpiog  ^aßotiB  oder  Kvpto^  rm  ivvißeuv)  hervorgegan- 
gen und  auf  das  JaAve  unbekannter  Bedeutung  übertragen  wor- 
den.  Einige  griechische   Götterbeinamen   wie   Uorvtx   ^Hpif), 

CHXtoe^  I\xXxi(i(av)  haben  nichts  mit  dem  Kupto^  als  Götter- 
beiname zu  tun.  Ein  solcher  Gebrauch  dieses  Namens  (Kipto^) 
gehört  den  späteren  Zeiten  an  und  bezieht  sich  gerade  auf  die 
asiatischen  Göttemamen. 

Herr  Carl  Schmidt  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  die 
Entstehung  der  jüdischen  Diaspora  und  führt  sie  nicht  allein 
auf  die  gewaltsame  Ansiedelung  yon  Gefangenen,  sondern  in 
der  Hauptsache  auf  die  friedliche  Kolonisierung  der  neugegrün- 
deten hellenistischen  Städte  mit  jüdischen  Emigranten  durch  die 
Ptolemäer  und  Seleuciden  zurück.  Den  Gefangenen  hätte  man 
keine  Bürgerrechte  in  den  Städten,  freie  ßeligionsübung,  eigene 
Gerichtsbarkeit  und  andere  Priyilegien  gewährt.  Die  Römer 
hätten  bei  der  Eroberung  des  Orients  die  alten  Priyilegien  be- 
stätigt. Dadurch  erkläre  sich  die  exempte  Stellung  der  jüdischen 
Diasporagemeinden  im  römischen  Reiche. 


364  Sektion  VIIL 


LOUIS  BRÄHIER. 

Professeur  ä  l'Universit^  de  Clermont-Feri'and. 


DE  L'INFLÜENCE  DES  ORIENTAÖX  SÖR  LA  CIVILISATION 
OCCIDENTALE  Aü  COMMENCEMENT  DU  MO  YEN  AGE 

(Ve— vnia  SlilCLB.) 

(Aaszug.) 


xarmi  les  el^ments  qui  ont  forme  la  civilisation  occidentale 
du  moyen  äg'e,  rinflaence  Orientale  a  et6  souTent  signaleei 
mais  la  pari  qui  lui  revient  dans  la  ciiltare  earop6enne  reste 
encore  k  determiner. 

(Voy.  les  travaux  de  Bonamy,  Memoirea  de  FAcad,  des  InscripL, 
XXI,  p.  96  et  8.;  db  QuiaNBS,  Introd.,  XXXVII,  p.  467  et  s.; 
ScHBPFBR — BoiCHORST,  MiUheiL  des  InsiiL  für  oesterreich.  Ge- 
scAiciisforscA.  VI.  Bd.,  Innsbruck,  1885;  Lb  Blant,  iMcriptiona 
cAretiennes  de  la  Gaule  (Introduction) ;  Courajod,  Legons  de 
VEcole  du  Louvre,  I ;  Mari(}NAN,  La  Civilisation  merovingienne,  I). 

I.  Cette  influence  s'est  exercee  par  Tinterm^diaire  des  colonies 
de  Grecs,  llgyptiens,  Asiatiques  qui  sous  le  nom  collectif  de 
„Syriens"  se  sont  etablies  et  perpetuees  depuis  la  plus  haute 
antiquite  jusqu'ä  Tepoque  de  Ohariemagne,  dans  les  principales 
yilles  d'Occident.  On  peut  suivre  leur  d^veloppement : 

I®  ä  Borne,  oü  ils  viennent  comme  marcbands  {Cod,  TAeod,, 
V,  prol.  et  I,  1),  foactionnaires  (depuis  Jubtinibn),  pMerins 
(Po/,  lai.,  LXXX,  487;  LXXIV,  196;  LXXVII,  702;  Photiüb, 
BibL,  OXCIX...)>  moines  (^Manbi,  X,  p.  910).  Parmi  les  papes 
des  Vlle  et  VIII"  si^cles,  huit  sont  des  Grecs  et  cinq  sont 
d'origine  syrienne; 

2°  en  Italie;  ils  forment  des  groupes  importantB  ä  Ba- 
venne  (SiDON,  Apolmn,  Epist,  I,  8),  ä  Naples  (Proc,  Bell, 
GotA.,  I,  8);  les  ev6ques  sont  recrutes  parmi  eux  (Agnbllbs, 
Fat.  laL,  CVI,  513;  Ada  Sanct,  BoLL.,  7  fövrier,  p.  57; 
Dandolo   dans  Muuatori,  XII,  97),  ainsi  que  les  fonctionnaires 


Sektion  VIII.  365 

depuis  le  VI«  ai^cle  (Dibhl,  Exarckat  de  Ravenne,  p.  247 — 53); 

8^  k  Oarthage  (Procopb,  Bell.  Fandal.,  I,  20); 

4^  en  Oanle  et  en  Germanie;  Marseille  et  la  Pro- 
vence (Salvibn,  17,  4;  Fat.  lat.,  LIII,  87;  Grbg.  Tur.,  H.  F., 
IV,  42—48;  VI,  6;  Lb  Blant,  Inscript.  ehret,  de  Gaule,  n«  521, 
618  A.),  Narbonne  (Manbi,  IX,  p.  1015—17),  Bordeaux 
(JuLLiAN,  Ineeript.  ram.  de  Bordeaux,  I,  n***  68 — 71;  Örbo. 
Tur.,  H.  f.,  VII,  81),  Vienne  (Axlmbr,  Ineeript.  de  Fienne, 
IV,  n^  1892;  C.  I.  ß.,  9886),  Lyon  (CLL.,  XHI,  1897, 1945, 
2007,  2015,  2198),  Genay  (Mem.  Soe.  Äntiq.  Fr.  1865), 
Gendve  (db  Lonofbribr,  (Euvree,  I,  121),  Besan^on  (Bev. 
arcieol.,  3«  ß6r.,  XXXVIII,  p.  85),  Au  tun  (Acta  Sanet.,  Boll., 
5  aoüt,  p.  60—68),  Orleans  (Grbö.  Tur.,  ff.  Z,  VIII,  1;  Pat. 
lat.,  LXXXVII,  1085),  Tours  (Qrbö.  Tur.,  Glor.  Mart.,  94; 
Zr.i^.,  X,  24)  Clermont  (Oise)  (Bull.  Soc.  Äntiq.  France,  1861, 
p.  86),  La  Chapelle  St  Bloy  (Eure)  (Lb  Blant,  n°  125), 
Paris  (Greö.  Tur.,  H.  F.  X,  26,  Kita  Oenov.,  III,  p.  226), 
Strasbourg  (db  Longpbribr,  I,  121);  Trftyes  (Brambaoh, 
C.I.  Shenan.,  787;  C.I.G.,  9891,  9892,  9893),  Cologne  (db 
LoN^FBRiBR,  I,  121)  etc.  formeut  leurs  principales  ^tapes.  Ils 
avaient  snivi,  pour  ainsi  dire,  les  progrds  de  la  conqudte  romaine 
et  Ton  en  voyait  encore  en  GFaule  sous  Gharlemagne  (Thbgan., 
Vita  Ludov.  Imperat.,  7). 

II.  Jusqu'au  IV«  sidcle  de  Tdre  chretienne,  la  Situation  de 
ces  Syriens  a  &i&  subordonnee ;  ils  ont  eu  k  soutenir  la  concur- 
rence  des  corporations  industrielles  et  loin  d'entamer  la  cnlture 
latine,  ils  Tont  eux-mdmes  adopt^.  A  Täpoque  des  invasions 
barbares,  au  contndre,  ils  sont  devenus  les  seuls  industriels  et 
les  seuls  commerQants  de  la  Gaule  et  de  Tltalie;  ils  se  sont 
groupes  dans  les  yilles  en  corps  de  nation  et  ont  consery^  leurs 
noms,  leur  langue,  leurs  coutumes;  il  n'est  donc  pas  6tonnant 
qu'ils  aient  agi  sur  la  ciyilisation  occidentale: 

1^  par  leurs  importations  commerciales  (produits 
agricoles  et  industriels  de  rOrient); 

2*^  par  leurs  importations  artistiques.  II  y  a  peu 
d'exemples  d'artistes  orientaux  qui  aient  6migr6  en  Occident 
(y.  MüNTZ,  Rev.  Art  cirA.,  XXXVI,  p.  182),  mais  par  suite 
des  relations  commerciales  et  de  l'usage  des  cadeaux  entre  sou- 


S66  Sektion  VIII. 

verains,  beaucoup  d'objets  d'art  soot  passes  d'Orieat  en  Occident. 
(Tels  sont:  la  plaque  du  musee  de  Wolfsheim,  la  couverture  de 
r£vangeliaire  de  Th^odelinde,  la  coupe  de  Salomon  ä  Paris,  le 
reliquaire  du  monastäre  de  8^  Croix  k  Poitiers).  De  plus,  la 
peinture  et  la  mosidque  Orientale  p^netr^rent  dans  les  6glises 
d'Occident.  Des  Syriens  probablement  introduisirent  le  crucifix 
en  Gaule,  i  Narbonne  (Gasa.  Tüb.,  Glor.  MarL,  22).  Le  grand 
nombre  d'etoffes  precieuses  que  les  Syriens  introduisirent  en 
Occident  fournit  aux  artistes  des  motifs  d'imitation ; 

3°  par  leur  culture  intellectuelle  et  morale.  Avant 
d'arriver  en  Occident,  les  Goths  ont  M  i  Tecole  de  rhellenisme, 
gr&ce  i  ülphilas,  dont  la  famille  etait  orig^naire  de  Cappadoce. 
Le  grec,  devenu  la  langue  de  Tadministration  impöriale,  a  et6 
parle  en  Italic,  en  Afrique  et  jusque  dans  les  monasteres  anglo- 
saxons  (Bbdb,  HisL  eccles.,  lY,  2).  Enfin,  c'est  gräce  aux  Orien- 
taux  que  le  monachisme  s'est  introduit  en  Occident  (St  Aüqübt, 
Confess.,  YIII,  6).  Au  Y«  si^le,  Jban  Cabbibn,  fondateur  de 
St  Yictor  de  Marseille,  St  Cafrais  et  St  Honorat,  fondateur 
de  Ldrins,  St  Abraham  de  Clermont,  sont  des  Orientaux. 

L'action  des  Syriens,  superficielle  d'abord,  est  donc  devenue 
plus  profonde  au  Y«  siecle.  El  n'y  a  pas  eu  influence  directe  de 
la  societö  byzantine  sur  l'Occident;  c'est  plus  loin  qu'il  faut 
aller  chercher  le  centre  de  la  propagande  Orientale,  c'est  dans 
les  provinces  de  Syrie  et  d'^lgypte  ou  dans  l'empire  sassanide. 
L'hellenisme  a  6te  atteint  le  premier  et  le  plus  profond^ment : 
la  soci6t6  byzantine  est  impregnee  d'orientalisme.  L'Occident  a 
subi  des  influences  plus  lointaines,  mais  reelles;  au  moment  oü 
la  culture  antique  s'affaiblissait,  les  Orientaux  lui  ont  apportö 
le  principe  d'une  culture  superieure,  qui  a  attenue  dans  une 
certaine  mesure  la  barbarie  et  prepare  la  Benaissance  carolingienne. 

Herr  Franz  Cnmont  bemerkt:  J'insiste  sur  Timportance 
qu'eut  sous  Tempire  romain  pour  la  diffusion  des  Syriens,  Tarm^e 
et  Tesclavage.  La  premiere  comprenait  des  troupes  nombreuses 
lev6es  en  Orient  et  transportees  jusqu'en  Bretagne,  et  Ton  sait 
que  les  esclaves  Syriens  vivaient  en  quantite  non  seulement  dans 
les  villes,  mais  aussi  dans  les  campagnes  des  pays  latins. 


Sektion  VIII.  367 

Herr  Paal  KaroUdis  macht  folgende  Bemerkuagen  : 
Herr  Brbhibr  hat  in  der  Reihe  der  orientalischen  Mönche,  die 
im  Abendlande  geistig  und  kirchlich  tätig  gewesen  sind,  nicht 
den  Mönch  Qiblbnüb  aus  Athen  erwähnt,  der,  am  Ausgange 
des  VI.  Jahrhunderts  n.  Oh.  in  Athen  geboren,  später  in  der 
Eirchengeschichte  des  Abendlandes  unter  dem  Namen  des  „hei- 
ligen GKslenus"  berühmt  geworden  und  als  Mitglied  des  Mönchs- 
ordens der  Basilianer  und  als  Heidenbekehrer  im  germanischen 
Westen  au%etreten  ist,  um  das  Jahr  640  nach  dem  Hennegau 
kam  und  dort  ein  berühmtes  Kloster  stiftete.  Die  Geschichte 
dieses  Mönchs  ist  um  so  interessanter,  als  sie  die  Behauptung 
Fallmbratbr*s,  Athen  sei  seit  dem  Ende  des  VI.  Jahrhunderts 
von  den  Slaven  erobert  und  in  eine  Oede  verwandelt  worden, 
widerlegt,  indem  die  Qeschichte  von  Giblbnus  gerade  beweist, 
dass  Athen  in  der  ersten  Hälfte  des  YH.  Jahrhunderts  noch 
einmal  ein  namhafter  Sitz  geistiger  Bildung  geworden  ist,  und 
GiSLBNUB  laut  seiner  Biographie  vor  seinem  Uebergange  zum 
Mönchtum  in  Athen,  „der  bekanntesten  Stadt  Griechenlands" 
(nach  dem  Ausdrucke  des  Biographen),  studiert  haben  soll. 

Wenn  Herr  Brbhibr  über  die  in  Bom  in  den  christlichen 
Zeiten  angesiedelten  Syrer  und  deren  Einfluss  auf  die  rönüsche 
ELirche,  wie  auch  über  die  Päpste  syrischer  Abstammung  spricht, 
80  muss  erst  festgestellt  werden,  ob  diese  Syrer  eigentliche 
Syrer  waren,  die  sich  seit  dem  V.  Jahrhundert  (durch  den 
Nestorianismus)  und  seit  dem  YII.  Jahrhundert  (durch  den 
Monophysitismus)  der  katholischen  Kirche  entfremdeten,  oder 
ob  sie  syrisch-griechische  Orthodoxe  waren,  aus  deren  Mitte 
manche  grosse  griechische  Kirchenväter,  wie  unter  Anderen 
S.  CHRYSOBTOBiUß,  S.  Damabcbnub,  Sophroniub  der  Patriarch 
von  Jerusalem  (im  YII.  Jahrh.),  hervorgegangen  sind. 

Herr  C.  Wessely  sagt:  Mr.  Brbhibr  vient  de  faire  une 
communication  relative  aux  c^nobites  orientaux  arrives  en  (}aule. 
Les  anciens  pays  celtiques,  etant  lies  de  la  m^me  civilisation 
au  commencement  de  notre  ere,  offrent  beaucoup  d'analogie 
entre  eux.  En  ce  qui  concerne  le  St  Abraham  de  Olermont- 
Ferrand,  je  voudrais  tirer  Tattention  ä  une  analogie  assez  frap- 
pante qui  se  trouve  ä  la  m6me  epoque  dans  les  pays  autrichiens 


368  Sektion  VIII. 

de  rancien  Noricum .  £n  effet,  comme  St  Abraham,  St  SSybrin 
arriva  de  rextrSme  Orient  au  dire  de  son  el^ye  St  EuaiPPiuB, 
qui  noos  donne  une  notice  detaillee  de  la  yie  c^nobitique  de 
Bon  maltre. 

Herr  Carl  Schmidt  weist  auf  ein  för  die  Wechselbe- 
ziehungen zwischen  Orient  und  Occident  höchst  wichtiges  Ge- 
biet hin,  nämlich  auf  die  Seidenindnstrie,  wo  der  Orient  der 
allein  gebende  Teil  gewesen  sei,  indem  ein  reger  Handelsyer- 
kehr  nach  dem  Occident  stattgefunden  habe.  Durch  die  Aus- 
grabungen Yon  Qatbt  in  Antinoe  (Ober-Aegypten)  sei  ganz 
neues  Material  zu  Tage  gefordert  worden,  sodass  die  Untersu- 
chungen zugleich  neue  wichtige  Resultate  für  die  Beurteilung 
der  Wechselbeziehungen  gezeitigt  hätten. 

Gegenüber  einer  Bemerkung  des  Herrn  Carl  Sghhii)t 
über  eine  aus  China  durch  das  Sassanidenreich  in  das  byzanti- 
nische erfolgte  Einfährung  der  Seidenindustrie  hebt  Herr  Paul 
Karolidls  hervor,  dass  sich  die  Sassaniden  die  seidenen  Gewän- 
der aus  Eonstantinopel  verschafften,  wie  dies  unter  Anderem  aus 
der  Geschichte  des  grossen  Krieges  des  byzantinischen  EAisers 
Heraklius  mit  dem  Sassanidenkönige  Chosroe  IL  bekannt  sei. 

Herr  Albert  Thumb  führt  Folgendes  aus:  Die  von  den 
Yorrednem  erörterte  Frage  über  den  Ursprung  der  Seidenindustrie 
hängt  eng  zusammen  mit  der  Frage  nach  der  Etymologie  der 
Wörter  für  Seide.  Der  Ursprung  des  byzant.  (neugr.)  Wortes 
fAira^x  und  seiner  Ableitungen  ist  noch  nicht  aufgeklärt.  Merk- 
würdig ist  der  Untergang  des  Wortes  (ryjpiKi^,  dessen  Ursprung 
eben&Us  wenig  aufgeklärt  ist.  Das  Wort  lebte  nur  im  roman. 
serica  (serga)  weiter,  aber  in  verschlechterter  Bedeutung,  und  ist 
von  da  wieder  in  den  Balkan  gelangt  (jtripyx  „Wolldecke" 
und  Verw.),  um  dort  noch  weiter  degradiert  zu  werden.  Es  ist 
ein  interessanter  Beleg  dafür,  wie  Eulturbeziehungen  der  Völ- 
ker durch  sprachliche  Beobachtungen  aufgeklärt  werden  können. 
(Ueber  rtripya  vgl.  des  Redners  Ausführungen  in  den  „Indogerm. 
Forsch.",  XIU,  354  ff.). 


Sektion  VIÜ.  869 


H.  ARAKiLIAN. 


LE8  RAPPORTS  DES  ARMENIENS  AVEC  L'OCCIDENT  AU  MOYEN 

ÄQE  ET  APRJfcS. 

(Aliszag  aas  einer  bei  der  Sektion  eingelaufenen  Abhandlang,  über  welcbe  Herr 
Louis  Brehibk  in  der  V.  Sektionasitzang  onter  Verleenng  einzelner 

Abschnitte  referierte.) 


Les  Armeniens  constituent  nne  nation  historique  des  plus 
anciennes,  et  bien  ayant  le  christianisme,  qu'ils  adoptdrent  de 
bonue  henre,  ils  entretenaient  d'amples  relatioDS  commercia- 
les  et  de  civilisation  avec  la  Grece,  Borne  et  les  etats  celdbres 
de  rOrient,  commes  le  temoignent  les  historiens  grecs  Herodote 
et  Xenophon.  Leurs  relatious  ayec  la  Grece  prirent  une  grande 
extension  an  lYe  siäcle  de  notre  ire,  ä  Täpoqne  oü  le  christia- 
nisme  de?enait  la  religion  dominante  en  Qröce  et  en  Armenie. 
La  civilisation  hellenique  avait  une  grande  inflnence  sur  la 
langue  et  la  litteratnre  classiqne  des  Armeniens  (IV® — V»  siöcle). 
Cependant,  cet  intime  rapport  intellectnel  entre  la  Gr^ce  et 
TArmenie,  Tadoption  du  christianisme  par  les  Armeniens  au 
lieu  de  leur  ancienne  religion  zoroasterienne  et  la  circonstance 
que  TArmenie  i  cause  de  sa  Situation  geographique  etait  dans 
TAsie  anterieure  Tunique  pays  chretien,  entourö  d'abord  par  les 
adherents  du  mazdeisme  et  ensuite  par  les  musulmans,  attiraient 
sur  TArmenie  et  la  nation  arm^nienne  les  coups  des  Perses  et, 
ensuite,  des  nouveaux  conquerants,  qui  se  succederent  Tun  k 
Tautre,  c'estä-dire  des  Arabes,  des  Seldjoucides,  des  Mongols 
et  des  Turcs.  Le  christianisme,  entoure  de  tous  cöt6s  d'elements 
musulmans  dans  TAsie  anterieure,  etait  defendu  et  maintenu 
par  la  nation  armenienne,  et  Texistence  de  TArmenie  chr^tienne 
recula  de  quelques  siecles  la  chute  de  Tempire  byzantin. 

Les  relations  commerciales  et  de  civilisation  avec  Tltalie  et 
Byzance  ne  cesserent  pas  m^me  apr^s  la  chute  du  royaume 
arm^nien  (Y«  siecle).  Selon  l'historien  grec  Procope,  qui  vivait  au 

24 


5*70  Sektion  VIII. 

VI«  siöcle,  la  yille  de  Douine,  capitale  d'Armenie,  ötait  un 
centre  de  commerce  universel  et  servait  d'intermediaire  entre 
rOccident  et  TOrient.  Des  rapports  plus  assidas  et  plus  amples 
furent  renoues  par  les  Armeniens  avec  l'Occident,  ä  la  fin  du 
XI«  siöcle,  lorsque  se  fonda  le  royaume  armenien  de  Cilicie. 
Ces  rapports  durörent  ju6qu*au  XYII^  si^cle  et  etaient  surtout 
entretenus  avec  Venise^  GSnes,  Bome  et  la  Sicile.  Gräce  ä  ces 
relations,  les  Armeniens  furent  les  premiers  qui  procurSrent  ä 
rOrient  la  connaissance  de  la  legislation  romaine^  ou  du  droit 
de  Justinien,  et  propag^rent  en  Orient  Tinvention  immortelle 
de  Guttenberg. 

Aux  XVIe  et  XVII«  siecles  et  dans  la  premiere  moitie  du 
Xyill«  les  Armeniens  de  la  Grande  Armenie  et  de  la  Perse 
acquirent  une  position  dominante  et  exclusive  sur  le  marche 
universel  et  ils  furent  les  principaux  intermediaires  entre  TOcci- 
dent  et  TOrient.  Le  champ  de  leur  activite  commerciale,  finan- 
eiere  et  intellectuelle  s'etendait  d' Amsterdam  ä  Canton,  de 
Moscou  k  Singapour,  de  la  Pologne  et  de  la  Moldavie  jusqu' 
k  Tarchipel  Indien,  m^me  jusqu'  4  TAbyssinie  et  au  foud  de 
TAfrique.  On  yoyait  sur  toutes  les  mers  leurs  navires  et  sur 
tous  les  continents  leurs  caravanes.  Cependant,  les  troubles  sur- 
venus  en  Perse  apres  Tinvasion  des  Afghans,  la  d^cadence  du 
royaume  persan  et  les  persecutions  mirent  fin  ä  ce  succes 
incroyable  des  Armeniens  et  ils  tombörent  dans  la  pauvrete  et 
dans  une  ignorance  profonde. 

Au  debut  du  XVIII«  siecle,  les  Armeniens  tent^rent  un  dernier 
effort  pour  renouer  des  rapports  de  civilisation  et  de  politique 
avec  rOccident.  En  1701,  un  moine  armenien,  Mkhitar,  fonda 
d,  Constantinople  une  congregation,  specialement  pour  cultiver, 
parmi  les  Armeniens  de  FAsie,  Tinstruction.  A  la  m^me  epoque, 
les  chefs  de  la  nation  armenienne  et  le  haut  clerge  congurent 
Tidee  de  delivrer  TArmenie  du  joug  insupportable  des  Persans 
et  des  Turcs  et  de  fonder  un  etat  chr^tien  par  Taide  des  prin- 
ces  de  TEurope  et  du  pape  de  Rome,  et  quoique  Telecteur  pala- 
tin  du  Rhin  Jean  Guillaume,  Tempereur  d'Autriche  et  Pierre 
le  Grand  fussent  favorables  k  cette  id6e,  eile  ne  fut  pas  realisee. 

Conclusion:  Les  Armeniens,  non  seulement  dans  les  temps 
anciens,   mais  encore   au   moyen   äge   et   plus   tard  ont  eu  des 


Sektion  VIH.  871 

rapports  de  commerce  et  de  civilisation  avec  l'Occident;  ils  ont 
et6  les  priacipaux  iatermediaires  entre  TOccident  et  TOrienti 
ayant  propage  en  Orient  non  seulement  les  marchandises,  mais 
aussi  les  idees,  les  usages,  les  conceptions,  les  arts  europöensi 
de  Sorte  qu'ils  ont  rendu  de  grands  Services  aux  inter6ts  com- 
merciaux,  ^conomiques  et  spiritnels  de  TEurope.  En  m6me  temps, 
en  snbissanti  pendant  1500  ans,  de  grandes  pers6cntions,  ils 
sont  restes  fidöles  k  l'^glise  du  Christ  et,  entour^s  de  toutes 
parts  par  les  races  et  peuplades  mnsnlmannesi  ils  ont  conservä 
le  christianisme  dans  TAsie  anterieure. 

Herr  Albert  Thnmb  bemerkt:  Es  muss  hervorgehoben 
werden,  wie  wichtig  die  Untersuchung  der  griechischen  Lehrwörter 
des  Armenischen  für  die  vom  Vortragenden  erörterten  Probleme 
ist.  Gerade  für  die  Armenier  wäre  es  eine  lohnende  Aufgabe, 
jene  Elemente,  besonders  in  den  neu-armenischen  Dialekten,  zu 
untersuchen. 


ELKAN  K  ADLER. 


INDIAN  JBWS  AND  EUROPEAN  P0TENTATB8  IN  THE  SIXTEENTH 

CENTURY. 


David  Bbübbni  is  one  of  the  puzzles  of  Jewish  History 
Babnagb  and  other  historians  regarded  his  whole  story  as  a 
myth.  Gbabtz  and  Nbubaubb  looked  upon  him  as  a  German 
impostor ;  Vogblbtbin  and  SutaBB  still  regard  him  as  an  impostor, 
but  an  impostor  from  Temen. 

A  Manuscript  of  his  Diary  was  in  the  Bodleian  Library  and 
has  been  edited  by  Dr.  Nbübaubb.  ^) 

In  the  Diary  he  writes:  ''I  David,  son  of  ELing  Solomon  of 

1)  Aneedoia  Oxomientia,  II,  188  and  seqq.  A  large  fragment  of  another  M.S.  of 
the  Diary  was  foaod  by  Professor  Schkchtbk  io   the  Cairo  Oeoiza. 


372  Sektion  VIII. 

bldssdd  memory,  am  the  sabject  of  my  eider  brother  Joseph, 
a  King  who  occupies  a  throne  in  iDn  "131D  and  governs  thirty 
myriad  desceudants  of  G-ad,  Reaben  and  half  Manasseh,  and  I 
journeyed  by  command  of  the  King  and  the  70  elders,  his 
counsellors^  to  Borne  to  the  Pope". 

The  style  of  the  Diary  is  diffuse.  The  langaage  is  Biblical  though 
incorrecti  bat  the  use  of  Biblical  language  is  not  a  monopoly 
of  the  German  Jew,  nor  are  loquacity  and  inaccaracy  exclusively 
German  characteristics.  The  authenticity  of  the  Diary  does  not 
really  affect  the  matter. 

What  are  the  facts?  There  is  no  question  that  a  man  came 
to  Europe,  early  in  1524,  and  for  several  years  persuaded  the 
Pope,  the  Emperor,  and  the  King  of  Portugal  that  he  was  an 
Asiatic  Prince,  brother  of  a  King,  with  whom  it  might  be 
worth  while  to  conclude  an  alliance.  Not  one  of  those  Sovereigns 
was  credulous  or  philosemitic.  If  anything,  each  would  be 
likelier  to  disbelieve  a  Jew.  Each  of  them  had  a  considerable 
acquaintance  with  the  Far  East  and  was  in  a  good  positiou  to 
test  the  accuracy  of  a  soi-disant  envoy's  story. 

Was  there  a  Jewish  Eingdom  in  Asia  at  that  time?  Was  it 
in  need  of  European  help?  Could  it  offer  a  quid  pro  quo  for 
such  an  alliance?  All  tbese  questions  can  be  answered  in  the 
affirmative. 

Early  in  the  XYI^^^  centuiy^  the  dissensions  in  the  Church 
and  the  triumphant  progress  of  the  Turk  were  two  great  fac- 
tors  which  made  for  the  downfall  of  traditional  Ghristianity. 
This  gave  the  Jews  lately  expelled  from  Spain  and  Portugal 
and  harrassed  by  the  Inquisition  throughout  Southern  Europe 
an  opportunity  to  attempt  to  regain  their  last  ground.  Their 
first  move  came  from  au  entirely  unexpected  quarter  and  in  a 
manner  no  less  stränge.  The  Galendar  of  (Yenetian)  State  Papers 
furnishes  us  with  a  clue.  We  read  in  a  letter  of  March  14^1», 
1524,  addressed  from  Rome  by  the  Yenetian  legate,  Marco 
FoBCARi,  to  the  "Signory'*,  that  "An  ambassador  has  come  to 
the    Pope    from    the   Jews   in    India,    offering  him   300,000  ^) 


1)  The  nambor  is   sigaificaat.  Reubeni  offorod    tho   Pope  800,000  sabjects,  not 
aoldiers.  lo  his  IIOQ  he  saya  that  his  brother  rules  orer  thirty  myriads  (^^^1  Q^2^!?l&^)* 


Sektion  VIII.  373 

combatants    against    the    Turk,    and    asking   for    artillery". 

The  "ambassador"  was,  of  conrse,  David  Bbubbni,  who  etarted 
on  bis  missioQ  in  1522,  and  bis  principals  seem  to  bave  been 
tbe  wbite  Jews  of  Cranganore.  These  had  for  nine  centuries 
enjoyed  independence  in  the  principality  of  ADJuvannam  '),  under 
a  grant  from  Bhabkara  Bavi  YarmAi  Ring  of  Malabar.  In 
1524,  the  year  of  Vabco  da  Gama's  death,  the  Mohammedans 
with  a  fleet  of  100  ''grabs*'  attacked  Cranganore  and  drove  out  the 
Jews,  ^)  who  nltimately  found  refuge  in  Gochiu.  Bbubbmi's  mission 
it  may  bave  been  to  anticipate  such  attack  and  persuade  the  Pope, 
as  Head  of  the  East  and  Overlord  of  the  Portuguese,  that  it  was  bis 
interest  to  be  friendly  to  the  Jews  and  thus  secure  their  help 
in  wresting  the  trade  of  India  from  the  Turks.  The  mission 
was  too  late  to  be  successful,  though  the  Portuguese  appear  to 
bave  left  the  üochin  Jews  free  to  practise  their  religion  with 
impunity,  and  without  interference  from  the  Inquisition  established 
at  Goa  in  1536. 

The  Pope  sent  Bbubsni  to  Portugal  at  a  time  when  even  in  6pain 
Jew-baiting  was  relaxed  and  the  Portuguese  Jews  were  allowed 
a  degree  of  liberty  which  seemed  extraordinary  to  foreigners. 
On  October  10'^»,  1528,  Martin  db  Salina,  Austrian  envoy  in 
Spain,  writes  to  the  King  of  Bohemia  and  Hungary :  —  "A 
Jew  has  been  allowed  to  preach  in  Portugal  in  favour  of  the 
religion  of  Moses,  and  against  our  Christian  faith.  He  has  also 
written  letters  to  this  Eingdom  of  Spain  in  consequence  of 
which  many  of  bis  comrades  desert  their  houses  and  fly  to 
that  country.  The  Emperor  has  written  twice  to  the  King  on 
this  subject,  and  the  Inquisition  is  now  proceeding  against  the 
guilty  parties.  Cannot  teil  how  the  affair  will  end,  but  fear 
that  6od  will  in  the  end  chastise  the  King  who  tolerates  such 
evils  in  bis  estates"  ').  This  may  well  refer  to  David  Bbübbni, 
who,  afler  being  treated  with  distinction  at  the  Portuguese 
court   for  nearly  a   twelvemonlh,   was  suddenly  banished  from 


1)  Dr.  6.  Oppee:  visited  Cranganore  and  has  published  the  grants  inscribed  on 
the  original  plates  which  are  still  preserved  at  Cochin.  He  identifies  the  name 
Anjmvannam  as  signifying  the  Fifth  or  Foreign  Gaste. 

2)  Vide  Rae's  Syrian  church  in  India  (Blackwood  1892)  p.  147. 
8}  Cal,  Stute  Popen  (Spanish),  1527—9.  II,  818. 


374  Sektion  VIII. 

Portugal;  his  boat  was  shipwrecked  on  the  Spanish  coast  and 
he  himself  imprisoned  by  the  Inquisition.  Charlbb  thb  Fifth 
released  him,  and  he  proceeded  to  the  Pope  at  Avignon.  Possi- 
bly  he  may  have  taken  the  part  of  an  honest  broker  in  the 
negociations  between  those  two  personages.  The  favour  he 
enjoyed  seems  otherwise  inexplicable.  The  Portuguese  clerical 
party,  hower,  was  not  much  longer  to  be  repressed,  and  the 
party  in  favour  of  the  Inquisition  proved  too  strong  for  King 

JOAO. 

Adbiin  vi,  Rbubbni's  friend,  died  in  1534.  In  February  1539, 
EusTACB  Ghafutb  wfote  from  London  to  the  Queen  of  Hungary 
that  there  was  "as  yet  no  Inquisition  in  Portugal"  ^).  In  1543, 
certain  Portuguese  Jews,  prisoners  in  London,  are  released  '^on 
the  recomn:iendation  of  the  King  and  Queen  of  Portugal"  ^). 
And  there  were  no  autoa-da-fe  in  Lisbon  tili  1563.  David 
Bbübbni,  impostor  or  no  impostor,  had  succeeded  by  his  tactful 
intercession  with  Pope,  King  and  Emperor  in  stemmiug  the 
tide  of  antisemitism  and  making  the  position  of  his  Portuguese 
correligionists  almost  tolerable.  Through  his  disciple,  the  Royal 
Secretary,  Diogo  Pires,  who  after  his  conversion  to  Judaism, 
was  known  as  Solomon  Molcho,  he  started  one  of  the  periodic 
Zionist  agitations  which  convulse  Jewry. 

Herr  Gustav  Oppert  führt  aus: 
Vom  Ende  des  IV.  bis  zu  Anfang  des  XYI.  Jahrhunderts 
existierte  an  der  Westküste  Südindiens,  in  Granganore,  dem 
alten  Musiris,  ein  kleines  jüdisches  Reich,  welches  der  letzte 
Perumäl  oder  Vicekönig  von  Malabar  „S'rI  Bhaskara  Ravi 
Varma  mit  Namen,  dem  Josbph  Rabban  Anjtjvannan  um  377 
als  erbliches  Fürstentum  verliehen  hatte.  Die  aus  drei  Kupfer- 
platten bestehende  Schenkungsurkunde  existiert  noch  in  Gochin. 
Sie  wurde  zuerst  von  Anqübtil  du  Pbrron  im  ersten  Bande 
seines  Zend  Ävesta  (Paris,  1771),  darauf  im  14.  Bande  von  Dr. 
BüscmNa's  „Magazin  für  die  neuere  Historie  und  Geographie*' 
und  zuletzt  von  mir  in  meinem  Vortrage  Über  die  jüdischen 
Colonien  in  Indien  ("Semitic  Studies",  edited  by  G.  A.  KoHUT, 


1)  ib.,  1639,  p.  110.  2)  Ib.,  1542—8,  p.  270. 


Sektion  Vm.  375 

pp.    896—419)    im    Original   und  Uebersetzung  veröffentlicht. 

Zwietracht  zwiBchen  den  weissen  und  schwarzen  Juden  (indi- 
sche Proselyten  und  deren  Nachkommen),  Zänkereien  und  Thron- 
Streitigkeiten  zwischen  den  Mitgliedern  des  regierenden  Hauses 
führten  den  Untergang  des  über  tausend  Jahre  bestehenden 
Staates  herbei,  denn  die  Unzufriedenen  hatten  sich  an  die  be- 
nachbarten Muhammedaner  und  an  die  Portugiesen  gewandt 
und  diese  um  Beistand  gebeten.  So  wurde  im  Jahre  1523 
Cranganore  von  den  Portugiesen  eingenommen,  und  die  einst 
blühende  Stadt,  welche  über  80.000  Familien  gezählt  haben 
soll,  vernichtet.  Der  letzte  (72.)  jüdische  Regent  Jobbfh  Azab 
flüchtete  sich  1565  mit  wenigen  Qetreuen  zuerst  nach  Nabo 
und  später  nach  Cochin,  wo  ihn  der  regierende  Raja  freund- 
lich aufnahm  und  ihm  neben  seinem  Palaste  ein  Grundstück 
schenkte,  sowie  Mottancheri  im  Südwesten  von  Cochin  den 
Juden  zum  Wohnsitz  anwies,  wo  sie  jetzt  noch  leben.  Der  letzte 
Nachkomme  des  EabbIn  Josbph,  Jobu,  soU  1650  in  Galicut 
gestorben  sein. 

Die  Existenz  eines  jüdischen  Staates  in  Südindien  zu  Anfang 
des  XYI.  Jahrhunderts  steht  ausser  aller  Frage;  etwas  Anderes 
ist  es  allerdings,  ob  dae  von  Herrn  Adlbb  vorgelegte  Tagebuch 
von  einem  jüdischen  Prinzen  herrührt,  und  ob  der  als  solchen 
sich  ausgebende  Beiseude  einer  wirklich  gewesen  sei.  Unmöglich 
an  sich  brauchte  es  ja  nicht  zu  sein,  dass  ein  flüchtiger  Prinz 
sich  nach  Europa  wandte;  dass  er  aber  dem  Kaiser  Gabl  V. 
und  dem  Papste  Hülfe  gegen  die  Türken  versprechen  sollte, 
musste  ihn  in  seiner  selbst  bedrängten  Lage  zum  Schwindler 
stempeln.  Dass  Carl  V.  und  der  Papst  sich  einnehmen  Hessen, 
dazu  veranlasste  sie  vielleicht  ihre  eigene  Schwäche  gegen  die 
Türken  und  die  einnehmende  Persönlichkeit  des  sogenannten 
Prinzen.  Bei  den  verworrenen  Zuständen  im  Osten  war  es  auch 
schwer  für  sie,  authentische  Nachweise  über  die  Persönlichkeit 
des  Fremden  zu  erlangen,  und  in  ihrer  Bedrängniss  glaubten 
sie  gern,  was  ihnen  günstig  war.  Der  aufiallige  Stil  des  Tage- 
buches an  sich  wäre  noch  kein  Beweis  gegen  die  Identität  des 
Beisenden,  denn  das  Journal  könnte  auch  ein  Diener  gofahrt 
haben.  Nichtsdestoweniger  wird  wohl  der  sogenannte  indische  fürst- 
liche  Gesandte   ein   Schwindler  gewesen   sein,  aber  er  war  ein 


376  Sektion  VIII. 

solcher,  der  die  politischen  Zustände  in  Indien  kannte,  sie  sich 
zu  Nutze  machte  und  sich  für  einen  seiner  Zeit  wirklich  existie- 
renden, damals  vielleicht  verstorbenen  jüdischen  Prinzen  ausgab. 

Herr  Paul  Bieger  weist  auf  Grund  seiner  dokumentari- 
schen Darstellung  in  Yooblbtbin  und  ßiEaSR,  Geschichte  der 
Juden  in  Rom^  nach,  dass  die  Ansicht  des  Herrn  ElkanAdlbr, 
dass  David  Bbubbni  ein  Sendbote  aus  dem  in  jener  Zeit  er- 
richteten indischen  Judenreiche  gewesen,  unhaltbar  sei.  David 
Bbubbni  habe  sich  selbst  stets  als  arabischen  Juden  bezeichnet, 
sei  der  arabischen  Sprache  mächtig  gewesen  und  beginne  seinen 
erhaltenen  Beisebericht  mit  der  Heise  von  Arabien.  Die  erhal- 
tenen päpstlichen  Briefe  an  den  König  von  Portugal  und  an 
den  Yon  Aethiopien  seien  sinnlos,  wenn  sich  David  Bbubbni  als 
indischen  Juden  ausgegeben  habe.  Es  müsste  schliesslich  doch 
in  den  zahlreichen  Dokumenten  über  und  von  David  Bbubbni 
einmal  die  Tatsache  erwähnt  sein,  dass  er  ein  Sendbote  des 
indischen  Judenreiches  gewesen. 


PAUL  KAROLIDIS. 


ÖEBER  DIB  „STADT  DER  BYZANTINER"  (ÜRB8  BYZANTINORüM) 
IN  DER  CHRONIK  DES  ASSYRISCHEN  KÖNIGS  ASSARHADDON. 

(Aaszag.) 


Uie  in  einem  Fragmente  von  Abydbnüb  erwähnte  Stadt  der 
Byzantiner,  in  die,  diesem  Fragmente  nach,  Assarhaddön  das 
von  ihm  geschlagene  feindliche  Heer  einschloss,  ist  nicht  Tra- 
pezus,  wie  Nibbühr  vermutet  hat,  noch  die  von  Procopius 
erwähnte  pontische  Stadt  Bli^xvx,  sondern  die  am  nördlichen 
Eingänge  der  kilikischen  Pforten  gelegene  Festungsstadt  Uov^ctJTi^ 
oder  noixvrii;  (und  noixvibq)  der  byzantinischen  Schriftsteller, 
die  jetzt   auch    Bozania   heisst.    Das    von    Abydbnub    erwähnte 


Sektion  VIII.  377 

Ereigaiss  fexer citum  persecutus  in  Byzantinorum  urbem  inchtdii^ 
oder  nach  dem  armenischen  Texte  von  Eubbbius  :  „yev  helalagav 
gan  zoragen  y  Puzanta§og  KxyaKo.  arganer'^J  bezieht  sich  auf 
den  Krieg,  den  der  assyrische  König  um  678  v.  Chr.  gegen 
die  Eimmerier  in  Eappadokien  (im  Lande  Chubusna  nach  den 
Keilinschrifcen)  unternahm. 

Die  urbs  Bj/zantinomm  (Puzanta^o^  KxyxKn)  ist  eine  kimme- 
rische  G-ründung,  deren  Name  nou^atyTn;  oder  Bozanta  auch 
kimmerisch  oder  thrakisch  ist  und  in  dieser  Hinsicht  mit  dem 
thrakischen  Bt;^«yr/9y  in  Verbindung  gebracht  werden  kann. 

^ul^ivnov  (Byzantium)  ist  auch  ein  thrakischer  Name:  BJ- 
}^aLVTx  =  Stadt  oder  Ort  von  Bv^««  (ßu^a;,  Bu^ov),  Bv^dvTtov  ist 
eine  ursprunglich  thrakische,  von  den  Griechen  in  Megara 
kolonisierte  Stadt,  die  später  zu  der  Entstehung  des  Mythos 
von  einem  angeblich  Bu^xg  (Bt/^x^,  Bu^^xvto^)  genannten  Gründer 
aus  Megara  den  Anlass  gegeben  hat. 

Herr  C.  F.  Lehmann  erblickt  in  den  Ausführungen 
des  Herrn  Kabolidis  ihrer  Hauptsache  nach  eine  sehr  glück- 
liche Lösung  der  Schwierigkeit.  Er  pflichtet  dem  Vortragen- 
den darin  bei,  dass  nur  die  kilikische  Stadt  Buzanta  bei  Eubbbius 
gemeint  sein  könne.  „Richtig  ist  auch  nach  keilinschriftlichem 
Zeugniss,  dass  ÄssarAaddon  unmittelbar  vor  seinem  (681  v. 
G.  erfolgten)  Begierungsantritt  in  Kilikien  zu  kämpfen  hatte. 
Dass  dieser  Kampf  sich  gegen  die  Ejmmerier  richtete,  wie  man 
früher  annahm,  trifi't  freilich  nicht  zu.  Die  Kimmerier  standen 
damals  noch  erheblich  weiter  im  Osten,  nördlich  und  östlich  vom 
Vansee.  Dort  stiess  auch  Ässarhaddon  678  v.  Chr.  mit  ihnen 
zusammen  (vgl.  des  Kedners  Vortrag:  Die  Einwanderung  der 
Armenier), 

Als  eine  kimmerische  Neugründung  kann  daher  das  kilikische 
Buzania  nicht  gelten.  Wenn  hier  eine  thrakische  Gründung  ety- 
mologisch gleichen  Namens  mit  Byzanz  vorliegt,  so  muss  sie  von 
einer  der  anderen  der,  in  vielfachen  Stössen  und  in  langsamer 
Einsickerang  nach  Kleinasien  eingedrungenen  thrakischen  Völker- 
schaften herrühren  und  aus  einer  Zeit,  die  erheblich  vor  dem  Ein- 
dringen der  (nach  des  Redners  Ansicht  ja  gleichfalls  den  Thra- 
kern   zuzurechnenden)   Kimmerier   liegt.    Vielleicht    haben    wir 


378  Sektion  vm. 

aber  in  Buzanta  das  för  die  nichtindogermanischeD  vorarischen 
BevölkeruDgen  der  EüsteDländer  des  ägaischen  Meeres  und  ihre 
Hintersassen  charakteristiscbe  Suffix  -ni  (später  vielfach  in  -nd  ge- 
wandelt). Dann  müssten,  da  die  Thraker  Indogermanen  waren,  ent- 
weder beide  Städte,  die  am  Bosporus  und  in  Eilikien,  y  o  rindoger- 
manische  Gründungen  sein,  oder  aber  der  Anklang  des  kilikischen 
Namens  an  das  thrakische  ,Byzanz'  wäre  äusserlich  und  zufallig. 
Dies  ist  jedoch  nur  eine  Möglichkeit.  Ob  eine  indogermanische 
Etymologie  statthaft  ist,  bleibe  der  Entscheidung  der  Indoger- 
manisten vorbehalten."  —  Herr  Lbhmann  wirft,  unter  Beistim- 
mung von  Herrn  K.  Erumbacher,  schliesslich  noch  die  Frage 
auf,  ob  der  armenische  Historiker  Faubtob,  dessen  Beinamen 
Buzantaci  man,  soviel  er  wisse,  nur  als  Notbehelf  auf  eine  Her- 
kunft aus  Byzanz  deute,  nicht  vielmehr  nach  der  kilikischen 
Stadt  Buzanta  bezeichnet  sei. 

Herr  Albert  Thamb  bemerkt: 
Der  von  Herrn  Earoudis  behandelte  Ortsname  kann  sehr 
wohl  mit  dem  Namen  von  Byzanz  zusammenhängen,  wenn 
auch  die  Etymologie  des  Herrn  Earolidib  schwerlich  richtig  ist. 
Der  Name  braucht  nicht  zu  den  kleinasiatischen  Namen  aut 
'Avix  und  dgl.  zu  gehören,  sondern  enthält  wohl  das  gleiche 
indogermanische  Suffix  wie  Byzantium  und  ähnliche  indogerma- 
nische Ortsnamen. 


C.  WESSELT. 


BEITRÄGE  ZUM  FORMELWESEN  DER 
BYZANTINISCHEN  URKUNDEN   MIT  BERÜCKSICHTIGUNG  IHRER 

ORIENTALISCHEN  ELEMENTE. 

(Aaszag.) 


Jis    ist   unverkennbar,   dass  in  den  byzantinischen  Urkunden 
ein  Formelwesen   herrscht,  welches  besonders  an  einer  Gruppe 


Soktion  vni.  379 

derselben,  den  Privaturkunden,  dargetan  wird.  Das  Formular, 
welches  sich  ergibt,  zeigt  bei  seiner  Analyse  eine  auffallende 
Verwandtschaft  mit  den  bedeutend  älteren  Papyrusurkunden,  ja 
es  erlaubt  sogar,  im  Wortlaut  an  orientalische  Urkunden  anzu- 
knüpfen. Weit  zurück  führt  die  Analyse  der  Elementarbestand- 
teile und  stellt  eine  Kontinuität  in  den  Einzelerscheinungen  auf, 
die  sich  über  den  langen  Zeitraum  von  mindestens  fanfzehn 
Jahrhunderten  erstreckt. 

In  der  Diskussion  fragt  Herr  Paal  Karolldis,  wann  in 
den  byzantinischen  Urkunden  der  Ausdruck  uTip^upa  vor- 
komme. 

Herr  Adolf  Delssmann  macht  auf  Ähnlichkeiten  des 
Formelwesens  der  griechischen  Inschriften  aus  hellenistischer 
und  römischer  Zeit  aufmerksam  und  erinnert  u.  a.  an  die  Ana- 
logie der  Qrab-Mülten. 

Auf  eine  von  Herrn  Dbibsmann  gemachte  Bemerkung, 
dass  in  den  griechischen  Privaturkunden  der  Sammlung  der 
Papyrus  Erzherzog  Bainer,  von  welchen  Herr  Wbsbelt  annahm, 
dass  sie  der  diocletianischen  Zeit  angehören,  der  Titel  ietriroTfig 
fehle,  erwidert  Herr  Karolidis,  dass  dieser,  dem  lateinischen 
dominus  entsprechende  Titel  ieffiroTti^  eigentlich  erst  seit  der 
Zeit  des  Kaisers  Jubtinian  im  griechischen  Orient  zur  Anwen- 
dung gekommen  sei,  obwohl  das  lateinische  dominus  sich  schon 
in  den  ersten  Jahrhunderten  n.  Chr.,  und  besonders  in  der 
diocletianischen  2ieit,  für  die  römischen  Kaiser  viel  gebraucht  finde. 

Herr  Carl  Schmidt  bemerkt,  dass  auch  in  den  copti- 
schen  Kontrakten  die  gleichen  Formeln  über  die  doppelte  Oeld- 
busse  vorkommen,  dass  es  aber  nicht  erweisbar  sei,  ob  diese  Be- 
stimmungen aus  dem  ägyptischen  Recht  geflossen  seien,  da 
man  aus  den  ägyptischen  Urkunden  vor  der  Ptolemäerzeit 
keinen  Beweis  für  die  These  liefern  könne. 


880  Sektion  VIII. 


OSKAR  VON  HOVORKA. 


UEBER  GRUNDZÜGE  EINER  VERGLEICHENDEN  VOLKSMEDICIN 
DER  BALKANVÖLKER  MIT  BETONUNG  DER  ORIENTALISCHEN 

EINFLÜSSE. 

(Resom^.) 


Ubwohl  allerorts  in  der  Volksmedicin  eifrig  gearbeitet  und 
gesammelt  wird,  sind  bisher  noch  kaum  ernste  Versuche  zu 
einer  strengen  Systematik  in  derselben  unternommen  worden; 
überdies  pflegt  man  die  Volksmedicin  als  einen  minderwertigen, 
wenn  nicht  überflüssigen  Zweig  der  modernen  Medicin  zu  be- 
trachten. Und  doch  bietet  sich  uns  wiederholt  die  Gelegenheit, 
aus  der  Volksmedicin  zu  lernen,  wie  aus  ihr  die  heutige  Medi- 
cin entstanden  ist.  Wenn  man  in  das  Wesen  der  Volksmedicin 
näher  eindringt,  so  findet  man  oft  Beziehungen  und  Analogieen 
zur  Volksmedicin  der  Nachbarländer  und  Nachbarvölker.  In 
dieser  Richtung  ist  es  dem  Redner  gelungen,  eine  auffallende 
Verwandtschaft  in  der  Volksmedicin  der  slavischen  Bewohner 
der  Balkanhalbinsel  zu  finden,  eine  Verwandtschaft,  die  von 
Bulgarien  bis  nach  Dalmatien  reicht.  Er  erläutert  dies  an  Bei- 
spielen aus  seinen  früheren  Publikationen.  (Vgl.  Die  Volksmedi- 
cin auf  der  Halbinsel  Sabbioncello,  Sarajevo,  1900.  Die  Poqanica 
und  ihre  Varianten,  Wien,  1899,  lieber  Beziehungen  des  Plinius 
zur  dalmatinischen  Volksmedicin,  Paris,  1900,  etc.).  Die  von  ihm 
festgestellten  volksmedicinischen  Gebräuche  beschränken  sich 
iedoch  nicht  nur  auf  die  Balkanhalbinsel,  sondern  sie  lassen  sich 
chronologisch  bis  zur  Hieroglyphen-  und  zur  Keilschriftmedicin 
zurückverfolgen,  wodurch  die  Brücke  zwischen  Occident  und 
Orient  festgefügt  erscheint.  Ausserdem  hat  Redner  für  die  dalma- 
tinische Volksmedicin  festgestellt,  dass  viele  noch  heute  in 
Dalmatien  bestehende  Recepte  aus  dem  Pflanzenreiche  sich  be- 
reits in  der  Historia  naturalis  des  Plinius  vorfinden.  Er  ist 
überzeugt,  dass  auch  bei  den  nichtslavischen  Balkanvölkern  noch 


Sektion  viir.  381 

viele    ähnliche   Tatsachen    festzustellen   sein   werden;   bis  jetzt 
seien  sie  so  gut  wie  unbekannt. 

Redner  schlägt  vor,  dass  die  Yolksmedicin  viel  intensiver 
bearbeitet  werde  als  bisher  und  zwar  so  lange  es  noch  Zeit  sei ; 
denn  mit  zunehmender  Kultur  schmälert  sich  bedeutend  ihr 
G-ebiet.  An  dieser  Arbeit  sollten  sich  besonders  Aerzte  beteili- 
gen, da  sie  zur  systematischen  Untersuchung  am  meisten  berufen 
seien;  den  Archaeologen,  Linguiaten  etc.  bleibe  natürlich  die 
kritische  Sichtung  vorbehalten.  Am  wertvollsten  seien  Monogra- 
phieen  eines  eng  umgrenzten  Gebietes,  in  welchem  der  vorlie- 
gende Stoff  in  derselben  Reihenfolge  zu  behandeln  wäre,  wie 
bei  der  heutigen  Medicin,  also  z.  B. :  innere  Krankheiten,  Chi- 
rurgie, Geburtshilfe  etc.  Das  einfache,  planlose  Aufzählen  von 
volksmedicinischen  Reeepten,  Gebräuchen  u.  dgl.  sei  sinnlos. 
Durch  kritische  Bearbeitung  und  Sichtung  solcher  Monographien, 
welche  als  Bausteine  zu  grösseren  Werken  zu  betrachten  wären, 
liesse  sich  schliesslich  das  Gebäude  eines  besonderen  ethnogra- 
phischen Wissenschaftszweiges  auffuhren,  für  welchen  der  Redner 
den  Namen:  „Vergleichende  Yolksmedicin*'  vorschlägt. 

In  der  Diskussion,  an  der  sich  ausser  den  Nachgenannten 
auch  noch  die  Herren  P.  Karolidis,  K.  Kbümbaohbu  und  der 
Vortragende  selbst  beteiligen,  bemerkt  Herr  Adolf  Deissiuann: 
Die  Erforschung  der  sogenannten  Volksmedicin  kann  bloss  auf 
Grund  einer  genauen  Kenntnis  der  antiken  Medicin  und  Magie 
geschehen,  da  sonst  die  historischen  Zusammenhänge  nicht  deut- 
lich werden. 

Betreffs  des  von  dem  Vortragenden  als  Quelle  medicini- 
schen  Wissens  genannten  Pliniub  empfiehlt  Herr  Johannes 
Dräseke  besondere  Achtsamkeit,  da  dieser  Name  oft  in  ent- 
stellter Form  vorkomme,  wie  ja  bei  Johannbs  Ltdos  der  Römer 
handschriftlich  als  Philosoph  Splenios  bezeichnet  werde. 


II. 


BESCHLÜSSE  DER  PLENARVERSAMMLÜNGEN 

DES  KONGRESSES 

(MIT  AUSSCHLUSS  DER  BEREITS  IN  DEN  SEKTIONSBERICHTEN 

UNTER  I  MITGETEILTEN  BESCHLÜSSE.) 


1. 

Wahl  der  Präsidenten  und  der  Schriftftthrer  des 

Kongresses. 

In  der  Eröffnungssitzung  am  5.  Sept.  1902  wurde  auf  Vor- 
schlag des  Herrn  E.  Windisch  Herr  Senior  D.  Bbhrmann 
durch  Akklamation  zum  Pi*asidenten  des  Kongresses  gewählt. 
Derselbe  nahm  die  Wahl  dankend  an  und  schlug  vor,  Seine 
Magnificenz  Herrn  Bürgermeister  Dr.  Mönckeberq  zum  Ehren- 
präsidenten des  Kongresses  zu  ernennen,  mit  welchem  Antrage 
die  Versammlung  durch  lauten  Beifall  ihr  Einverständnis  zu 
erkennen  gab. 

Nachdem  Herr  Bürgermeister  MöNCKEBBRa  sodann  im  Namen 
des  Hamburger  Senates  den  Kongress  in  einer  Bede  begrüsst 
und  der  Präsident,  Herr  Bbhrmann,  für  die  Begrüssung  und 
die  von  Senat  und  Bürgerschaft  dem  Kongress  zugewandte 
Förderung  gedankt  hatte,  beantragte  der  Präsident,  Begrüssungs- 
telegramme  an  Sbinb  Majbbtat  dbn  Dbutschbn  Kaiser,  Sbinb 
Majestät  König  Obkar  von  Schweden  und  Norwegen  und 
Seine  Kaiserl.  und  Königl.  Hoheit  Erzherzog  Rainer  zu 
entsenden.  Die  Versammlung  beschloss  darauf  die  Absendung 
der  in  Gemässheit  dieses  Antrags  vom  G-eneral- Sekretär  entwor- 
fenen und  verlesenen  Telegramme. 

Sodann  schlug  der  Präsident  vor,  zu  Vice-Präsidenten  des 
Kongresses  die  Herren  J.  Brinckmann  und  E.  ELautz&ch  und 
zu  Schriftführern  desselben  die  Herren  F.  Sievbking  (General- 
Sekretär),  A.  Bertholet  und  A.  V.  Williams  Jackson  zu 
wählen.  Die  Versammlung  stimmte  diesen  Vorschlägen  zu. 


25 


386 


2. 

Beschlüsse  des  Ausschusses  der 
Internationalen  Association  für  die  Erforschung 

Central-  und  Ostasiens 

und  ihre  Erhebung  zum  Kongressbeschlusse. 

Am  8.  September  1902  versammelten  sich  die  auf  dem 
XIII.  Eongress  in  Hamburg  anwesenden  Mitglieder  eines  vom 
KU.  Internationalen  Orientalisten-Eongress  in  Born  gewählten 
Ausschusses  der  Internationalen  Association  für  die  Erforschung 
Central-  und  Ostasiens  unter  dem  Vorsitz  des  Herrn  W.  v. 
Badloff  aus  St.  Petersburg.  Zur  Beratung  gelangte  ein  von 
Petersburger  Gelehrten  ausgearbeiteter  Entwurf  der  Statuten 
der  zu  gründenden  Gesellschaft,  die  von  der  Versammlung 
paragraphenweise  im  französischen  Wortlaut  festgestellt  wurden 
(siehe  die  Anlage).  Auf  die  Mitteilung  des  Vorsitzenden,  er 
sei  im  Namen  der  russischen  Begierung  zu  der  Erklärung 
ermächtigt,  dass  dieselbe  beabsichtige,  ein  russisches  Gomite 
der  Association  beim  Bessort  des  Kaiserlich  russischen  Ministe- 
riums des  Aeussern  ins  Leben  zu  rufen,  beschloss  die  Ver- 
sammlung : 

1.  die  Statuten  der  „Association  für  die  historische,  archäo- 
logische, linguistische  und  ethnographische  Erforschung 
Central-  und  Ostasiens"  zu  bestätigen, 

2.  die  in  Bom  gewählten  russischen  MitgUeder  W.  v.  Badloff 
und  S.  V.  Oldenburg  mit  der  Einrichtung  eines  Central- 
Comites  der  genannten  Association  zu  beauftragen,  und 

3.  folgende  Mitglieder  als  Vertreter  der  einzelnen  Länder 
zu  ernennen: 

Frankreich:   die   Herren   H.   Cordibr,  E.  Sbnart  und 

M.  A.  Fouohbr; 
Gross-Brüannien :   Lord   Bbat    und   die   Herren  Bhtb- 

Davidb  und  A.  Stbin  (Indien); 
Beutachla^id :  die   Herren  B.  Pischbl,  Grünwbdbl,  E. 

Kuhn  und  E.  Lbümann  ; 


387 

Niederlande :  die  Herren  Ebrn,  db  Oroot  und  DB  Gobjb  ; 

Däfiemark:  Herrn  V.  Thombbn; 

Schweden:  Herrn  D.  Montbuub; 

Norwegen:  Herrn  J.  Libblbin; 

Finnland:  Herrn  0.  Donnbr; 

Oeaterreich:   die   Herren   J.   Bitter  v.  Eababagbe  and 

L.  y.  Sohbobbbr; 
Ungarn:  die  Herren  Tamb^rt  und  Hbbrmann; 
Schweiz:  Herrn  Ed.  Nayillb; 
Italien:  Herrn  L.  Nocbntini; 
Amerika:  Herrn  F.  Hirth. 

Nachdem  die  vorstehenden  Beschlüsse  des  Ausschusses  in  der 
am  10.  Sept.  1902  abgehaltenen  II.  Plenarsitzung  des  Kongresses 
durch  den  General-Sekretär  verlesen  worden  waren,  fragte  der 
Vorsitzende,  ob  die  Verlesung  des  Statutenentwurfs  gewünscht 
werde.  Herr  Julbs  Oppbbt  beantragte  die  Verlesung.  Sein  An- 
trag wurde  mit  Stimmenmehrheit  abgelehnt  und  darauf  der 
Beschluss  des  Ausschusses  zum  Eongressbeschluss  erhoben. 

Anlage. 

PBOJET 

DB  l'absooiation  intbrnationalb 

pour  TExploration  historique,  archcologique,  linguistique  ethnographique 

de  l'Asie  Centrale  et  de  l'Extr^me  Orient. 

I.  Gonformement  k  la  decision  du  XII«  Gongres  International 
des  Orientalistes,  il  sera  fonde  une  association  internatio- 
nale qui  aura  pour  but  d'explorer  TAsie  Gentrale  et 
TExtröme  Orient  au  point  de  vue  de  THistoire,  de  TAr- 
cheologie,  de  la  Linguistique  et  de  l'Ethnographie  de 
ces  contrees. 
IL  L' Association  aura  nour  but: 

a)  de  travailler  autant  que  possible  k  Texploration  des 
monuments  materiels  ainsi  qu'ä  la  recherche  et  k 
Tetude  des  documents  d'ordre  scientifique  conserv6s 
jusqu'ä  present  dans  ces  pays; 


388 

b)  de  decider  par  des  efforts  communs  et  par  yoie  de 
Communications  constantes  avec  les  personnes  compe- 
tentes  demeurant  dans  ces  contrees  et  avec  les  etablis- 
sements  scientifiques,  quels  sont  les  monuments  qu'il 
Importe  d'examiner  en  premier  et  de  determiner,  quel- 
les  sont  les  peuplades  qui  demandent  au  point  de  yue 
de  TEthnographie  et  de  la  Lingoistiqae  une  enqu^te 
immediate  pour  6tre  conserv6es  ä  la  science; 

c)  de  faire  des  demarches  aupr^s  des  Oouyernements  Inte- 
resses pour  attirer  lear  bienveillante  attention  sar  la 
conservation  des  monuments  qui  sont  menaces  d'une 
disparition  imminente,  soit  par  le  t-emps,  soit  par  la 
main  de  Thomme; 

d)  de  joindre  ä  Texamen  des  monuments  et  des  races, 
des  projets  pour  une  exploration  consciencieuse  et  pour 
l'etude  des  questions  relatives  i  Tensemble  de  ces  peuples; 

e)  de  faciliter  aux  savants  de  toutes  les  nationalites  les 
moyens  de  participer  &  ces  travaux. 

III.  Pour  atteindre  ce  but,   des   comites   ind6pendants  seront 
formes  dans  tous  les  pays  qui  feront  partie  de  l'Association. 

17.  Jusqn'i  la  fondation  de  ces  comites  nationaux,  le  Con- 
gres  designera  des  personnes  qui  pourront  6tre  considerees 
comme  les  representants  de  ces  divers  pays  et  auxquelles 
sera  confie  le  soin  de  former  les  comites  locaux. 
y.  Le  Comite  Central  de  TAssociation  sera  le  Comite  Russe, 
siegeant  k  Saint-Petersbourg.  Les  Comites  locaux  ou  les 
personnes  designees  ä  cet  effet  seront  de  droit  membres 
correspondants  du  Comite  Central,  et  pourront  assister  k 
ses  delib^rations  pendant  leurs  sejours  ä  Saint-Petersbourg. 

VI.  La   Composition   du   Comite   Central   et  son  Organisation 
devront  6tre  confirmSes  par  ime  d^cision  Imperiale. 

VII.  Les  attributions  du  Comite  Central  sont  les  suivantes: 

a)  Rester  en  communication  constante  avec  les  savants 
residant  dans  les  pays  appartenant  ä  la  sphere  des 
etudes  de  l'Association,  ainsi  qu'  avec  les  Etablissements 
scientifiques,  de  fa^on  ä  former  ainsi  un  centre  de  tous 
les  renseignements  qui  Interessent  T Association. 

ö)  Servir  d'intermediaire  entre  les  Gouvernements  interes- 


389 

668  ei  les  6rudit8  des  differents  pays  pour  obtenir  tou- 
tes  lea  autorisations  ou  facilit^s  necessaires  aux  explo- 
rations  scientifiques  et  ä  Texecation  de  fouilles  sur  les 
territoires  des  differents  pays. 

c)  Becommander  les  hommes  speciaux  pour  les  expedi- 
tioQS,  qnand  une  demande  k  cet  effet  loi  sera  adressee. 

d)  S'occuper  de  Torganisation  des  exp^ditions,  ainsi  que 
des  negociations  avec  les  divers  Ooavemements  et  ayec 
les  sayants,  si  ces  expeditions  sont  necessairement  com- 
munes  ä  plnsieurs  pays. 

e)  Pablier,  en  langne  fran9aise,  les  Communications,  6manant 
des  comites  locanx,  sur  toutes  les  expeditions  nouvelles 
enyoyöes  dans  divers  pays  et  faire  des  Communica- 
tions aux  comites  locaux,  en  langues  frangaise,  anglaise, 
allemande,  italienne,  russe  ou  latine. 

/)  Faire  parvenir  aux  comites  nationaux  les  publications 
qui  lui  seront  adressees  dans  ce  but. 
VIII.  La  propriete  des  objets  decouverts  sera  reglee  de  la  maniere 

a)  Les  monuments  decouverts  par  les  fouilles  seront  con- 
sideres  comme  la  propriete  des  pays  oü  ils  seront 
trouves.  Les  monuments  decouverts  dans  les  pays  non 
representes  dans  TAssociation  seront  traites  d'apr^s  les 
Conventions  speciales  internationales. 

b)  Gelui  qui  aura  decouvert  un  monument  jouira  pendant 
cinq  ans  du  droit  de  priorite  de  la  publication.  Si  aprös 
un  delai  de  cinq  ans  la  publication  n'est  pas  terminee, 
les  comites  locaux  pourront  decider  que  le  droit  de 
publication  tombera  dans  le  domaine  public. 


3. 

Antrag  des  internatioDalen  Comit^^s 
der  „India  Exploration  Fund  Association". 

In  der  Sitzung  des  internationalen  Gomite's  der  „India  Explo- 
ration   Fund   Association''   vom  8.  Sept.  1902,  an  welcher  teil- 


»90 

nahmen  die   Herren   Charlbb  J.   Ltall,  T.   F.  Flbbt,  T.  W. 
Rhtb- Davids,    Lbop.    von    Schrobdbr,   F.    L.    Pulle   und   B. 
PiBCHBL,  wurde  nach  der  seitens  der  Vertreter  der  einzelnen  Län- 
der erfolgten  Berichterstattung  der  folgende  Antrag  beschlossen : 
„Der    XIII.    Internationale    Orientalisten-Eongress    wird 
ersucht,   das   [in   Rom   ernannte]  Oomiti  aufs  neue  zu  be- 
stätigen und  ihm  den  Auftrag  zu  geben,  auf  dem  nächsten 
Kongresse  Bericht  über  seine  Tätigkeit  zu  erstatten". 
Diesem  Antrage  wurde  vom  Eongress  in  dessen  am  10.  Sept. 
1902  abgehaltener  IL  Plenarsitzung  stattgegeben. 


4. 

Antrag  des  Herrn  M.  Gaster: 

„In  Anbetracht  des  Umstandes,  dass  eine  und  dieselbe 
Handschrift  manchmal  von  mehreren  Gelehrten  abgeschrie- 
ben und  von  ihnen  ohne  Kenntnis  von  einander  veröffent- 
licht wird,  werden  die  Oberbibliothekare  der  Universitäts- 
bibliotheken, Colleges  und  des  British  Museum  ersucht, 
ein  Verzeichnis  der  verschiedenen  Abschreiber  anfertigen 
zu  lassen  und  dem  jeweiligen  späteren  Abschreiber  auf 
dessen  Wunsch  Auskunft  darüber  zu  erteilen,  ab  und  von 
wem  die  Handschrift  bereits  früher  abgeschrieben  worden  ist". 
Dieser  Antrag  wurde  gleichfalls  in  der  IL  Plenarsitzung  des 
Kongresses  angenommen. 


5. 

Antrag  des  Herrn  Edouard  Naville. 

Herr  ^^doüard  Navillb  richtete  an  den  Präsidenten  des 
Kongresses  das  nachstehende,  durch  den  „Dritten  Bericht" 
des  Organisations-Comitä's  zur  allgemeinen  Kenntnis  gebrachte 
Schreiben : 


391 

Geueye,  le  20  Mai  1902. 

A  Monsieur  le  President  du  Congröa  des  Orientalistes 

k  Hambourg. 

Monsieur  le  President. 

L'experience  des  congres  d'Orientalistes  i  plusieurs  desquels 
j'ai  pris  part,  et  dont  j'ai  eu  Thonneur  de  prßsider  le  X* 
m'engage  &  vous  soumettre  une  proposition,  laquelle,  je  le  sais, 
a  rencontre  Tapprobation  de  plusieurs  de  mes  savants  confireros. 
II  s'agirait  de  simplifier  considerablement  les  publications  aux- 
quelles  le  congrös  donne  lieu. 

Jusqu'ä  present  il  a  et&  d'usage  qu'&  la  suite  de  chacune  de 
ces  reunions^  paraissent  trois,  quatre  ou  cinq  yolumes,  censes  de 
renfermer  in  extenso  tous  les  memoires  lus  au  congres.  Or 
l'experience  a  monträ  un  premier  inconvenient;  c'est  que  les 
Yolumes  d'actes  ne  paraissaient  que  plusieurs  ann^es  apres, 
quelque  diligence  qu'apportät  le  comit^  &  la  composition  et  ä 
l'impression  de  cet  ouvrage. 

11  ne  peut  guöre  en  6tre  autrement.  Un  grand  nombre  d'auteurs 
ne  deposent  pas  leurs  manuscrits  au  congres;  ils  veulent  les 
reyoir,  les  modifier  apr^s  lecture,  ou  aprös  la  discussion  k  laquelle 
cette  lecture  a  donne  lieu.  II  en  resulte  que  le  comite  a  souyent 
la  plus  grande  peine  k  r6unir  ces  manuscrits,  dont  les  auteurs 
se  sont  disperses  aux  quatre  points  de  Thorizon.  La  m6me  dif- 
ficult6  se  presente  k  nouyeau,  lorsqu'il  s'agit  des  äpreuyes. 
Ghaque  auteur  tient  k  les  corriger  lui-m^me,  et  jusqu'ä  ce  que 
ces  6preuyes  soient  reyenues  d'Amerique,  de  l'Inde,  ou  m6me 
de  Textr^me  Orient,  le  temps  se  passe,  et  la  publicite  est  force- 
ment  retard^e. 

n  arriye  aussi  que  des  sayants  press6s  de  yoir  paraitre  leurs 
trayaux  ne  les  donnent  pas  pour  les  actes,  ou  en  fournissent 
d'autres  de  moindre  importance.  De  cette  fa^on,  ces  yolumes, 
qui  sont  pour  le  comit6  une  grosse  depense  d'argent  et  de 
peine,  ne  sont  plus  Timage  fidele  de  ce  qui  s'est  fait  ou  dit 
au  congres. 

A  ces  incony^uients  yient  s'en  ajouter  encore  un  autre,  qui 
concerne  les  trayaux  eux-m6mes.  Un  memoire  imprime  dans 
ces  yolumes  est  plus  ou  moins  perdu.  Les  sayants  qui  n*ont 


392 

pas  assiste  i  la  reanion  ont  souvent  de  la  difficult^  i  se  le 
procurer.  II  est  ea  dehors  des  recueils  ou  des  revues  desqaelles 
les  speclalistes  fönt  ordinairement  usage;  en  sorte  que  ce  genre 
de  publicite  nuit  platöt  qu'il  n'ajoute  k  la  diffasion  d'un  travail. 
Ges  diverses  consideratioas  m'engagent  ä  proposer  au  congrös 
des  orientalistes  de  renoncer  ä  la  publication  integrale  des  travanx 
qui  j  auront  ete  presentes,  et  par  consequent  k  abandonaer  ces 
Yolumes  d'actes  qu'on  Yoit  surgir  quelques  annees  aprös.  Ce 
qui  me  semblerait  le  plus  pratique,  c'est  que  le  congrös  ne 
publiät  que  des  sommaires  des  travaux,  laissant  aux  auteurs 
le  soiu  de  publier  leurs  memoires  comme  ils  le  foat  pour  tout 
autre  produit  de  leur  activite  scientifique.  Le  resume  en  deux 
ou  trois  pages  que  ferait  imprimer  le  congres,  contiendrait  les 
principaux  points  developpes,  les  th^ses  proposees  ou  defendues, 
et  surtout  ce  qui  est  nouveau.  En  outre  il  faudrait  faire  suivre 
ce  resume  des  discussions  auxquelles  le  travail  pourrait  donner 
lieu,  et  qui  ont  souvent  une  grande  importance. 

Tout  cela  ne  ferait  qu'un  volume,  qui  pourrait  paraitreau 
plus  tard  quelques  mois  apr^s  la  r^union  du  congres,  et  d'autant 
plus  vite  qu'on  demanderait  aux  auteurs  de  rediger  d'avance 
ce  resume,  et  de  le  remettre  aux  secretaires  seance  teuante,  ou 
dans  un  tres  bref  delai. 

Cette  maniöre  de  faire  engagerait,  je  crois,  les  savants  qui 
auraient  fait  quelque  decouverte  importante  ä  Tezposer  au  con- 
gres ;  car  ainsi  ils  prendraient  date,  et  ils  produiraient  au  monde 
savant  les  resultats  de  leurs  recherches,  saus  cependant  risquer  que 
la  publication  compl^te  de  ces  resultats  n'ait  lieu  qu'apres  de  longs 
delais,  independants  de  leur  volonte,  et  souvent  trös  regrettables. 

Teile  est,  Monsieur  le  President,  la  proposition  queje  voudrais 
soumettre  au  Congres  de  Eambourg.  Si  le  comite  consent  ä 
la  prendre  en  consideration,  je  demanderais  qu'elle  füt  mise  k 
Tordre  du  jour  d'une  des  premi^res  s^ances,  afin  que,  au  cas 
oü  eile  aurait  Tapprobation  des  participants,  le  XIII<'  congres 
put  dej&  en  recueillir  les  avantages. 

Agreez,  Monsieur  le  President,  Tassurance  de  ma  haute  con- 
sideratiun. 

liDOUARD   NaVILLB 

anc.  pres.  du  X^  congrös. 


393 

Bei  der  in  der  EröffnuDgasitzuDg  des  Kongresses  am. 5.  Sept. 

1902    stattgehabten    Erörterung   des  in   den   obigen   Schreiben 

enthaltenen  Vorschlags  begründete  Herr  Navillb  denselben  und 

stellte   den  Antrag,   dass   statt   der  bisher  üblich  gewe- 

'  senen    Akten    in   mehreren   Bänden   fortan   nur  ein 

Band  erscheinen  möge. 

Herr  M.  Gastbr  schlug  vor,  diesen  Autrag  an  eine  Kommis- 
sion zu  verweisen,  die  über  denselben  während  des  Kongresses 
zu  beraten  und  in  einer  der  nächsten  Plenarsitzungen  zu  be- 
richten habe.  Der  Antrag  sei  zu  wichtig,  als  dass  über  denselben 
ohne  eingehende  vorherige  Erörterung  Beschluss  gefasst  werden 
könne. 

Herr  Adolf  Erman  beantragte,  die  Abstimmung  über  den 
Antrag  Navillb,  der  durch  den  dritten  Bericht  allen  Mitgliedern 
bekannt  gegeben  und  daher  kein  Novum  sei,  sofort  erfolgen  zu 
lassen.  In  demselben  Sinne  äusserten  sich  die  Herren  Anqblo 
DB  GüBBRNATis  uud  JuLBS  OppBRT,  während  die  Herren  Paul 
Haupt,  0.  Stbindorff  und  Carl  F.  Lbhmann  den  Antrag 
Gabtbr  auf  Einsetzung  einer  Kommission  unterstützten. 

Die  Abstimmung  ergab  die  Annahme  des  Antrages  Oabtbr. 
In  die  Kommission  wurden  gewählt:  die  Herren  Navillb,  Oabtbr, 
Erman,  db  Gubbrnatis  und  das  Bureau  des  Hamburger  Gomite's. 
Zugleich  wurde  die  Kommission  ermächtigt,  sich  durch  Coopta- 
tion  zu  ergänzen,  sodass  noch  weiter  in  sie  eintraten:  die  Herren 
Bbrtholbt,  Williams  Jackson,  Kautzsoh  und  von  Schrobdbr. 

In  der  II.  Plenarsitzung  des  Kongresses  am  10.  Sept.  1902 
wurde  dann  der  Antrag  Navillb  vom  General-Sekretär  in  der 
von  der  Kommission  auf  Vorschlag  des  Herrn  D.  Bbhrmann 
wie  folgt  formulierten  Fassung  verlesen: 

(1.  Deutsch:) 

„Hauptsächlich  in  der  Erwägung,  dass  erfahrungsgemäss  die 
Veröffentlichung  aller  gehaltenen  Vorträge  in  extenso  erst  so 
spät  erfolgen  kann,  dass  inzwischen  der  Inhalt  manches  Vor- 
trages von  den  Fortschritten  der  Wissenschaft  überholt  wor- 
den ist, 

sowie  in  der  ferneren  Erwägung,  dass  es  nicht  schwierig 
sein  dürfte,  für  jeden  Vortrag  Gelegenheit  zur  Veröffentlichung 


894 

in   einer  Fachzeitschrift  zu  finden,    wo   er   zweckmässiger  den 
Fachgenossen  zur  Kenntnis  kommen  würde, 

beschliesst  die  Plenaryersammlang  des  XIII.  Internationalen 

_  « 

Orientalisten-Kongresses : 

„Von  der  Veröffentlichung  der  Vorträge  in  extenso  wird 
abgesehen.  Der  geschäftsföhrende  Ausschnss  in  Hamburg 
wird  mit  der  Aufgabe  betraut,  innerhalb  längstens  sechs 
Monate  den  wesentlichen  Inhalt  derjenigen  Vorträge  und 
Aussprachen  zu  publlcierenj  deren  R6sum6  innerhalb  eines 
Monats  nach  Schluss  des  Kongresses  dem  Ausschuss  zu 
Händen  des  G-eneral-Sekretärs  eingesandt  sein  wird.  Die 
durchschnittliche  Länge  der  einzelnen  Besum^s  soll  thun- 
lichst  zwei  Druckseiten  in  Format  und  Schrifbgrösse  der 
bisherigen  Berichte  nicht  überschreiten.  Der  Kougress  bittet 
den  Vorstand  der  Deutschen  Morgenländischen  G^sellschafti 
dem  geschäfbsführenden  Ausschuss  in  Hamburg  bei  der 
Veröffentlichung  Hülfe  zu  leisten". 

(2.  Französiech :) 

„Gonsiderant  en  premi^re  ligne  qu'ü  r^sulte  de  Texp^rience 
des  congrds  prec^dents  que  la  publication  in  extenso  des  travauz 
present6s  ne  peut  avoir  lieu  qu'aprös  un  d^lai  prolong6,  au 
point  que  dans  Tinteryalle  le  contenu  de  plusieurs  travaux  a 
6te  depasse  par  les  progres  de  la  science, 

Gonsiderant  en  outre  qu'il  n'est  pas  difficile  de  trouyer  pour 
Timpression  de  chaque  travail  une  revue  speciale  ou  tel  autre 
Organe  de  publication  oü  il  sera  accessible  aux  personnes  que 
ce  trayail  Interesse, 

La  R^union  pl^niöre  du  XIII«  Gongrds  des  Orientalistes  decide 
de  renoncer  ä  la  publication  in  extenso  des  travaux  present^s 
au  Gongr^s. 

Le  comit6  directeur  de  Hambourg  est  charge  de  publier 
dans  le  delai  de  six  mois  la  substance  des  memoires  et 
Communications  verbales  dont  un  r^sume  aura  6te  envoy6 
au  secretaire  general  dans  le  delai  d'un  mois  apr^s  la 
clöture  du  Gongr^s.  La  longueur  moyenne  de  ces  r^sumes 
doit   ^tre  autant  que  possible  d'une  ou  deux  pages  impri- 


395 

mees  da  format  des  buUetins.  Le  Gongres  prie  le  bureaa 
de  la  Societe  Orientale  Allemande  de  pr^ter  son  concours 
au  Gomite  de  Hambourg  pour  cette  publication". 

(3.  Englisch:) 

„Especially  as  experience  has  shown  that  the  publication  in 
extenso  of  all  the  Communications  presented  at  the  Congress 
can  follow  only  so  late  afterwards  that  the  contents  of  many 
contributions  are  overtaken  by  the  advance  in  science  before 
they  can  appear. 

And  whereas  it  would  not  be  difficult  for  every  contribution 
to  be  published  in  some  one  of  special  Journals  or  periodicals 
where  it  would  come  more  directly  to  the  knowledge  of  those 
working  in  the  particular  subject, 

Therefore  the  General  Session  of  the  XIII^^  International 
Congress  of  Orientalists  resolves  that 

the  issuing  of  the  Communications  in  extenso  be  giyen  up. 
That  the  Executive  Committee  in  Hamburg  be  entrusted 
with  the  duty  of  publishing  within  at  least  six  months 
the  essential  points  of  those  contributions  and  discussions 
of  which  a  resume  is  handed  to  the  General  Secretary 
within  one  month  after  the  close  of  the  Congress.  The 
length  of  the  Single  resum^s,  so  far  as  possible,  shall  not 
exceed  two  priuted  pages  of  the  form  and  size  of  the 
previous  reports.  The  Congress  requests  that  the  Board  of 
Directors  of  the  German  Oriental  Society  lend  their  aid 
to  the  Executive  Committee  in  Hamburg  in  the  matter 
of  publication". 

Der  Vorsitzende  fragte,  ob  zu  diesem  Antrage  das  Wort  ge- 
wünscht werde.  Da  sich  niemand  zum  Worte  meldete,  so  wurde 
zur  Abstimmung  geschritten,  welche  die  Annahme  des  Antrages 
mit  grosser  Majorität  ergab. 


396 


6. 

Anträge  von  Lord  Beay  und  Herrn 
T.  W.  Bhys-DavidB. 

In  der  Eröffnangsitzung  des  Kongresses  am  5.  Sept.  1903 
begründete  Herr  Ehyb-Davidb  den  folgenden,  von  Lord  Beat, 
Präsident  der  Boyal  Asiatic  Society  in  London,  gestellten 
Antrag : 

„That  a  committee  be  appointed  to  sit  during  the  Gon- 
gress,    and    to    report   to    the   last   general   meeting   on 

•    Wednesday   the   10*^  of  September  on  the  conduct  of  the 
business  at  future  Cougresses''. 

Die  Versammlung  beschloss,  dass  eine  Kommission,  bestehend 
aas  den  auf  dem  Hamburger  Kongress  anwesenden  Präsidenten 
und  Sekretären  früherer  Orientalisten-Kongresse,  zusammentreten, 
sich  mit  dem  Antrage  befassen  und  über  denselben  Bericht 
erstatten  sollte. 

Die  zur  Beratung  des  obigen  Antrags  resp.  der  Anträge  des 
Herrn  Bht8-Da.vidb  eingesetzte  Kommission  hielt  am  9.  Sept. 
1902  eine  Sitzung  ab,  zu  der  die  Herren  Bbhrmann,  Bertholbt, 
GoRDiBR,  Douglas,  de  Gübernatib,  Williams  Jackson,  Kautzbch, 
VON  Landberö,  Navillb,  Bhys-Davids  und  Sievbbing  erschie- 
nen waren.  Die  von  Herrn  Bhys-Davids  gestellten  Anträge 
betreffend  die  Geschäftsordnung  der  künftigen  Kongresse  wurden 
genehmigt.  Da  sich  dieselben  aber  teilweise  mit  dem  Antrage 
Navillb  deckten,  so  warde  beschlossen,  den  Antrag  Navillb  in 
der  letzten  Plenarsitzung  zuerst  zur  Abstimmung  zu  bringen. 

Herr  Angblo  de  Oubbrnatib  schlug  noch  die  Errichtung 
eines  ständigen  Centralbureau's  für  den  Kongress  vor,  das  sei- 
nen Sitz  in  den  Geschäftsräumen  der  Boyal  Asiatic  Society 
haben  sollte.  Die  Kommission  erklärte,  vorbehaltlich  der  Ge- 
nehmigung des  Council  der  Boyal  Asiatic  Society,  die  Herr 
Bhtb-Davids  einholen  zu  wollen  versprach,  ihre  Zustimmung 
zu  diesem  Vorschlag. 

In  der  II.  Plenarsitzung  des  Kongresses  am  10.  Sept.  1902 
wurden    dann    vom    General-Sekretär    folgende,    die    Geschäfts- 


897 

fuhrang  künftiger  Kongresse  betreffende  Antrage  des  Herrn 
Bhts-Davids,  die,  wie  bemerkt,  in  der  Kommissionssitzung 
genehmigt  worden  waren,  zur  Verlesung  gebracht: 

1.  „Es  soll  die  Dauer  der  Vorträge  20  Minuten,  diejenige 
der  einzelnen  Voten  der  Diskussionen  10  Minuten  nicht 
überschreiten. 

2.  Das  lokale  Organisations-Gomit6  hat  sich  mindestens 
ein  Jahr  yor  dem  für  den  Eongress  angesetzten  Datum 
zu  bilden  und  hat  aus  seiner  Mitte  für  jede  in  Aussicht 
genommen  Sektion  Ehrensekretäre  zu  bestellen,  denen 
die  Au%abe  überwiesen  ist,  für  die  Beschaffung  von 
Vorträgen  über  bestimmte  Gegenstände  für  ihre  Sektion 
zu  sorgen. 

3.  Soweit  möglich  soll  ein  zusammenfassender  Auszug  aus 
jedem  Vortrag  von  der  Länge  einer  Seite  gedruckt 
werden,  bevor  der  Eongress  zusammentritt. 

4.  Die  jeweilige  Tagesordnung  soll  bis  9  Uhr  morgens 
festgesetzt  sein  und  zugleich  mit  den  zusammenfassenden 
Auszügen  aus  den  Vorträgen  (ygl,  Ziffer  3)  den  Mit- 
gliedern eingehändigt  werden.  Von  den  Verhandlungen 
des  vorigen  Tages  sind  nur  die  Titel  der  zur  Verlesung 
gekommenen  Arbeiten,  die  Namen  der  Vortragenden 
sowie  derjenigen,  die  sich  an  der  Diskussion  beteiligt 
haben,  mitzuteilen.  Dagegen  sollen  die  Tagesberichte 
die  Diskussionen  nicht  wiedergeben,  da  die  bezüglichen 
Versuche  zu  beständigen  Verzögerungen  in  ihrer  Heraus- 
gabe geführt  haben. 

5.  Innerhalb  2  Monate  nach  dem  Schlüsse  des  Eongresses 
ist  ein  Band  über  dessen  Verhandlungen  zu  veröffentlichen, 
der  enthalten  soll: 

a)  kurze  Berichte  über  den  Verlauf  der  General-versamm- 
lungen ; 

b)  Berichte,  die  den  Tagesberichten  entnommen,  aber 
überarbeitet  und  erweitert  sind  durch  Aufnahme  von 
auf  die  Diskussionen  bezüglichen  und  anderen  münd- 
lichen Mitteilungen,  die  von  den  Ehrensekretären  der 
Sektionen  zu  übermitteln  sind. 

6.  Von   der   vollen   Wiedergabe   der   Eongressakten    wird 


398 

abgesehen.  Dagegen  wird  jedem  Vortragenden  das  Becht 
eingeräumt,  seine  Arbeit  anderswo  zu  yeröflfentlichen. 
Die  Geldmittel,  die  auf  diese  Weise  erübrigt  werden, 
sollen  entweder  zur  besseren  Organisation  des  Kongresses 
oder  zur  Förderung  der  orientalischen  Wissenschafben 
verwendet  werden". 

Herr  M.  Oabtbr  hielt  es  für  unzulässig,  dass  ein  Eongress 
die  späteren  durch  Vorschriften  dieser  Art  binde. 

Herr  Rhts-Dayids  erklärte  darauf,  dass  er  in  diesen  Anträ- 
gen nur  Vorschläge  habe  machen  wollen,  welche  die  späteren 
Eongressleitungen  berücksichtigen  möchten. 

Herr  F.  Sibtbkino  beantragte,  die  Anträge  N^.  5  und  6, 
als  durch  Annahme  des  Antrages  Nayillb  erledigt,  zu  streichen. 

Die  Versammlung  beschloss,  die  Anträge  1 — 4  als  „Oeschäfts- 
Ordnung,  vom  XIH.  Internationalen  Orientalisten-Eongress  zur 
Nachachtung  für  künftige  Kongresse  empfohlen"  anzunehmen, 
dagegen   die   Anträge   5   und  6  in  Wegfall  kommen  zu  lassen. 


7. 

Wahl  des  Ortes  für  den  nächsten  (XIV.)  Internationalen 

Orientalisten-Kongress. 

In  der  am  8.  Sept.  1902  abgehaltenen  I.  Plenarsitzung  des 
Kongresses  machte  der  Präsident  die  Mitteilung,  dass  ein 
Schreiben  des  Herrn  Sbne  Bassbt  eingegangen  sei,  in  welchem 
dieser  im  Auftrage  des  Gouvernement  gen^ral  de  TAlgerie  als 
Versammlungsort  für  den  XIV.  Internationalen  Orientalisten- 
Kongress  ALGIER  in  Vorschlag  bringe.  Der  Präsident  bat 
zugleich,  falls  noch  andere  Anträge  in  Bezug  auf  den  Ort  des 
nächsten  Kongresses  beabsichtigt  würden,  sie  baldmöglichst  bei 
ihm  anzumelden,  damit  die  Beschlussfassung  bis  zur  letzten 
Sitzung  des  Kongresses  vorbereitet  werden  könnte. 

In   der  IL  Plenarsitzung  (Schlusssitzung)  am   10.  Sept.  1902 


399 

schlag  er  dann  vor,  zur  Wahl  zu  schreiten.  Er  wiederholte 
dabei  seine  schon  in  der  vorigen  Plenarsitzung  gemachte  Meldung, 
dass  für  den  nächsten  Eongress  eine  Einladung  des  Gouverne- 
ment general  de  l'Algerie  nach  ALGIER  vorliege,  und  wies 
des  weiteren  darauf  hin,  dass  Herr  Sawatanagi  in  seiner,  im 
Laufe  der  gegenwärtigen  Sitzung  gehalteneu  Begrüssungsanspra- 
che  den  Eongress  im  Namen  der  Japanischen  Begierung  nach 
TOEIO  eingeladen  habe. 

Die   Versammlung  beschloss  darauf,   den  nächsten  Eongress 
in  ALGIER  stattfinden  zu  lassen. 


in. 


OFFICIELLE  REDEN  UND  ANSPRACHEN. 


2A 


1. 

Begrüssungs-Abend, 

Donnerstag,  den  4.  September  1902,  im  grossen  Saale 

des  Koncerthauses  Hamburg. 

Herr  Geheimer  Hofrat  Prof.  Dr.  E.  Windibch  Dahm  das  Wort 
zu  folgender  Ansprache: 

Gestalten  Sie  einem  Mitgliede  des  Vorstandes  der  Mor- 
genländischen Gesellschaft,  das  Wort  zu  ergreifen;  es  gilt 
die  Kontinuität  der  Kongresse  zu  wahren.  Als  in  Rom 
einige  Herren  vom  Vorstände  den  Auftrag  erhielten,  die 
Geschäfte  zum  Hamburger  Kongress  vorzubereiten,  haben 
sie  sich  dieser  Aufgabe  bestens  unterzogen  und  das  Schiff 
des  Kongresses  sicher  in  den  Hamburger  Hafen  geleitet. 
Der  Vorstand  hat  demnach  seine  Pflicht  gethan;  er  kann 
zurücktreten  und  er  tritt  zurück  und  legt  sein  Amt  ver- 
ti^auensvoU  in  die  Hände  des  vortrefliichen  Hamburger 
Gomite's,  das  den  neuen  Kongress  in  bester  Weise  vorbe- 
reitet hat.  Schon  die  den  Mitgliedern  überreichte  silberne 
Kongressmedaille,  die  in  den  nächsten  Tagen  die  Brust 
der  Teilnehmer  schmücken  wird,  ist  eine  Beweis  für  die 
sorgfaltige  Vorbereitung.  Allerdings  sagt  ein  bekanntes 
Wort:  „Man  soll  den  Tag  nicht  vor  dem  Abend  loben". 
Aber  ein  astronomischer  Seher  dürfte  doch  aus  den  ver- 
schiedensten Anzeichen  und  der  Konstellation  des  heutigen 
Tages  glückverheissende  Momente  für  den  Kongress  in 
grosser  Zahl  entdecken.  Wir  sind  in  Hamburg,  dem  gros- 
sen deutschen  Emporium,  das  seine  Schiffe  gleichfalls  in 
den  Orient  versendet,  in  Hamburg,  der  Republik  inmitten 


404 

des  Deutschen  Reiches,  an  einer  Stätte  ernster  Arbeit,  wie 
sich  das  überall  zeigt.  Auch  das  Gomite  hat  fleissig  und 
umsichtig  gearbeitet ;  überall  ist  man  dem  Eongress  bestens 
entgegengekommen,  und  auch  Se.  Magnificenz  der  Herr 
präsidierende  Bürgemeister  hat  sich  um  den  Kongress  be- 
müht. Alle  Länder  der  Welt  haben  ihre  Vertreter  hierher 
gesandt,  und  wir  stehen  nun  vor  einer  geöffneten  Thür, 
in  die  wir  mit  den  besten  Hoffnungen  für  den  Kongress 
eintreten  wollen,  trotz  seiner  ominösen  Zahl.  Wir  folgen 
bei  diesem  Eintritt  in  das  Thor  gern  der  Führung  des 
Hamburger  Gomite's. 
Hierauf  hielt  Herr  Senior  D.  Bbhrmann  die  nachstehende 
Bede: 

Aus  den  Worten  des  verehrten  Herrn  Vorredners  haben 
Sie  yernommen,  wie  es  sich  erklärt,  dass  ein  Kreis  hiesiger 
Männer,  die  in  verschiedenen  praktischen  Berufen  stehen, 
sich  an  der  Aufgabe  versucht  haben,  eine  so  wichtige  Zu- 
sammenkunft von  Männern  der  Wissenschaft  wie  den  XHL 
Internationalen  Orientalisten-Kongress  in  Hamburg  vorzu- 
bereiten. Diese  Aufgabe  war  verantwortungsvoll ;  aber  grös- 
ser als  ihre  Schwierigkeit  erschien  vor  allem  die  Ehre, 
zu  ihrer  Lösung  berufen  zu  sein,  und  es  ist  uns  zugleich 
eine  Freude  gewesen,  ihr  viele  Stunden  widmen  zu  dürfen; 
uns  wird  etwas  fehlen,  wenn  wir  nicht  mehr  im  freund- 
schaftlichen Kreise  unsere  Hoffnungen  und  Sorgen  besprechen 
und  das  als  nötig  Erkannte  bald  auf  die  eine,  bald  auf 
die  andere  Weise  in  Angriff  nehmen  werden.  Jetzt  stehen 
wir  am  Ziel  unserer  Vorarbeiten;  an  diesem  Ziele  begrüsse 
ich  Sie  alle,  die  Sie  hier  erschienen  sind,  im  Namen  des 
geschäftsführenden  Ausschusses  auf  das  herzlichste.  Diese 
Begrüssung  gilt  noch  nicht  dem  Kongress,  der  erst  morgen 
geboren  werden  wird;  sie  gilt  den  einzelnen  Mitgliedern 
des  Kongresses,  hochgeschätzten  Damen,  hochverehrten  Her- 
ren, deren  Namen  in  der  wissenschaftlichen  Welt  einen 
guten  Klang  haben ;  Ihnen  allen  und  jedem  persönlich  brin- 
gen wir  bei  diesem  abendlichen  Zusammensein  unsere  ebenso 
ernst  gemeinte  wie  fröhlich  ausgesprochene  Huldigung  dar, 
danken    Ihnen,    dass   Sie  gekommen   sind,   und   wünschen 


405 

Ihnen,  dass  Ihnen  die  Tage  in  Hamburg  angenehm  verstrei- 
chen und  später  in  lieber  Erinnerung  bleiben  mögen. 

Hiermit  habe  ich  Ihnen  das  Willkommen  zugerufen,  mit 
dem  ich  Ihr  Erscheinen  zu  begrüssen  hatte.  Aber  es  wird 
mir  schwer,  diesen  Platz  wieder  zu  verlassen;  wer  weiss, 
ob  ich  jemals  wieder  Gelegenheit  haben  werde,  zu  einer 
so  ausgezeichneten  Versammlung  zu  reden,  und  zwar 
zwanglos,  bei  einer  Gelegenheit,  die  wir  in  unsern  englischen 
und  französischen  Programmen  als  friendly  und  amicale 
haben  bezeichnen  dürfen.  Wollen  Sie  mir  aber  Ihre  ge- 
neigte Aufmerksamkeit  noch  für  einige  Minuten  schenken, 
so  erlauben  Sie  mir,  kurz  von  Zeit  und  Ort  dieser  Ver- 
sammlung zu  reden. 

Der  heutige  Tag  weckt,  wahrscheinlich  ohne  dass  dies 
jemand  unter  uns  beabsichtigt  hatte,  eine  Säkular-Erinne- 
rung.  Gerade  heute  vor  hundert  Jahren,  am  4.  September 
1802,  legte  Gbotbfbnd  der  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
in  Göttingen  seinen  Aufsatz  vor,  der  den  Titel  trug:  Praevia 
de  cuneatii  quas  vocant  imcriptionidus  Persepolitanis  legendis 
et  explicandis  relatio;  den  Aufsatz  also,  der  wenigstens  acht 
Buchstaben  der  ersten  Eeilschriftgattung  enträtselte.  Es 
kann  nicht  meine  Aufgabe  sein,  vor  dieser  Versammlung 
zu  schildern,  wie  auf  jenen  ersten  Schritt  die  anderen  ge- 
folgt sind,  welche  dazu  gefuhrt  haben,  dass  ein  gewisses 
Maass  von  Eenntniss  der  babylonischen  Kultur  jetzt  zur 
allgemeinen  Bildung  gehört  und  vom  Eönigsschloss  bis  zur 
Volksschule  überliefert  wird.  Ebensowenig  darf  ich  es  ver- 
suchen, davon  zu  reden,  wie  parallel  mit  der  Erforschung 
der  mesopotamischen  Kultur  die  Entdeckung  der  altägyp- 
tischen fortgeschritten  ist,  wie  in  den  dämmerigen  Wald 
des  indischen  Altertums  Licht  getragen  ist,  wie  China  und 
Japan  geöffnet  worden  sind,  wie  jenes  uns  wichtigste 
Denkmal  morgenländischen  Schrifttums,  das  bereits  beinahe 
zwei  Jahrtausende  hindurch  Gegenstand  emsiger  Bearbeitung 
war,  auf  seine  Ursprünge  hin  durchspürt  worden  ist;  nicht 
einmal  aufzählen  darf  ich  alle  verschiedenen  Gebiete  der 
Wissenschaften  des  Orients;  doch  lassen  Sie  mich  alles  zu- 
sammenfassen, indem  ich  sage :  in  einer  nie  gehofften  Weise 


406 

ist  das  Dunkel  des  Altertums  erleuchtet,  indem  die  G-renze 
des  Wissbaren  um  ein  Yierteljahrzehntausend  zurückverlegt 
ist,  und  wenn  man  einst,  nur  vorsichtig  tastend,  über  die 
Bandländer  des  Mittelmeers  nach  dem  ferneren  Osten  und 
Süden  hinausdrang,  so  hat  die  Wissenschaft  jetzt  Asien  bis 
zum  äussersten  Osten  erobert,  und  Afrika  ist  nicht  nur  von 
kühnen  Pionieren  des  Verkehrs,  sondern  auch  von  den  in  der 
Stille  arbeitenden  Dienern  der  Wissenschaft  durchquert  bis 
in  sein  Innerstes  hinein.  Das  ist  die  Arbeit  des  neunzehnten 
Jahrhunderts  gewesen;  Sie  aber,  hochverehrte  Versammelte, 
Sie  stehen  im  Sonnenaufgang  des  zwanzigsten  Jahrhunderts. 
Rann  das  neue  Jahrhundert  einen  ähnlichen  Fortschritt 
bringen  wie  das  beendete?  Ich  wage  nicht,  diese  Frage  zu 
bejahen,  noch  weniger  freilich,  sie  zu  verneinen.  Doch  es 
ist  nicht  Ihre  Weise,  sich  von  der  Phantasie  in  die  Zukunft 
hinaustragen  zu  lassen;  voll  strengen  Ernstes  arbeiten  Sie 
ihr  in  die  Hände.  Wenn  man  aber  dereinst  am  Abend 
dieses  Jahrhunderts  stehen  wird,  so  wird  eine  dankbare 
Nachwelt  mit  Pietät  Ihres  redlichen  Strebens  sich  erinnern 
und  mit  dem  arabischen  Sprüchwort  sagen:  Al-fa41a  lil- 
mubtedt,  va-in  ahsanu  '1-muhtedl  — ,  dem  Anfiinger  bleibt 
die  Ehre,  auch  wenn  der  Nachfolger  es  besser  macht. 

Sie  treten  aber  in  diesem  zwanzigsten  Jahrhundert  zum 
ersten  Mal  zusammen  in  Hamburg.  Es  ist  ein  Wagniss, 
an  die  Kongresse,  die  Sie  in  Hom,  in  Paris,  in  Genf  ab- 
gehalten haben,  einen  Eongress  in  Hamburg  anzuschliessen. 
Was  kann  Hamburg  Ihnen  bieten,  das  der  ehrfurcht- 
erweckenden Erhabenheit  Bom's,  dem  strahlenden  Qlanze  von 
Paris,  der  hinreissenden  Schönheit  Genfs  einigermaassen  das 
Gleichgewicht  hielte?  Wenn  die  Eierna  auf  Schritt  und 
Tritt  von  mehr  als  einer  grossen  Vergangenheit  redet,  hier 
wird  ein  Besucher,  der  nur  wenige  Tage  verweilt,  kaum 
daran  erinnert,  dass  Hamburg  eine  Geschichte  von  elf  Jahr- 
hunderten hinter  sich  hat;  wenn  Paris  sich  überall  als 
die  Hauptstadt  eines  grossen  Beiches,  eines  hochgebildeten 
Volkes  bezeugt,  Hamburg  ist,  bei  aller  Innigkeit  seiner 
Zugehörigkeit  zum  deutschen  Vaterland,  eine  Stadt  für  sich, 
ohne   das,   was  man  Hinterland  nennt;  und  so  schön  der 


407 

belebte   Elbstrom   in  unsem  Augen  ißt,  den  Vergleich  mit 
dem  lachenden  Genfer  See  und  der  Majestät  der  schneeigen 
Alpengipfel,  die  auf  ihn  niederschauen,  müssen  wir  fürchten. 
Und   was   in   diesem   Falle  noch  bedenklicher  ist:  Sie,  die 
Sie  gewohnt  sind,  in  Universitätsstädten  zusammenzutreten, 
finden   sich   hier  versetzt   in  eine  Handelsstadt.  Was  kann 
Hamburg  Ihnen  bieten,  wie  soll  ich  Hamburg  charuktorisieren, 
damit   unsere   Stadt  in   Ihren  Augen  als  nicht  unwürdige 
Nachfolgerin    von    Genf,    Paris    und    Bom    erscheint?    Ich 
finde   nur  ein  schlichtes  Wort:  Hamburg  stellt  sich  Ihnen 
dar  als  eine  Stadt  in  Arbeit,  Das  ist  der  Eindruck,  den  Sie 
überall  empfangen.  Sie  sehen  es  an  unsem  Strassen ;  überall 
wird  gebaut;  man  könnte  meinen,  Hamburg  sei  eben  jetzt 
in   einer   Uebergangsperiode  —  nein,    so  war  es,  so  lange 
ich  denken  kann.  Sie  sehen  es  in  unsem  Strassen,  in  dem 
zuweilen   sich  drängenden  und  beinahe  stockenden  Getüm- 
mel im   Innern  der  Stadt.  Sie  sehen  es  in  unsorm  Hafen; 
es   dürfte   Sie  in  Staunen  und  Schrecken  versetzen,  zu  er- 
fahren,  wie  eilig  und  doch  wie  lange  oft  auf  den  Schiflian 
gearbeitet   wird,   und   Aehnliches  gilt  von  der  Arbeit  auf 
den   Eontoren.   Mitten  in   eifriger   Arbeit  kann  man  nicht 
schöntun,   aber  ich   bin   davon   überzeugt,   dass  Sie,  deren 
Leben  Arbeit  ist,  die  unsichtbare  Schönheit  einer  Stadt  in 
Arbeit  zu  schätzen  wissen,  auch  wenn  Ihre  Arbeit  eine  so 
ganz   andere   ist  als  die  unsere.  Zamal  wenn  Sie  die  Not- 
wendigkeit unserer  Arbeit  ins  Auge  fassen.  Ich  wiederhole 
es:   Hamburg  ist   eine   Stadt  für  sich.  Von  ilir  gilt  auch, 
was  Schiller  von  der  deutschen  Poesie  gesagt  hat:  „Selbst 
erschuf  sie   sich   den   Wert".   Es   galt   aber,   diesen  Wert, 
diese   Selbständigkeit   der  alten  Freien  und  Hansestadt  zu 
bewahren  auch  unter  widrigen  Umständen  schwerer  Zeiten. 
Was   für   Wetter  sind  über  uns  ergangen,  um  von  älteren 
Zeiten   zu  schweigen,  in  dem  jetzt  beendeten  Jahrhundert! 
Ich   denke   an   die   Unglücksjahre   von  1811  bis  1815,  an 
den    grossen  Brand  von  1842,  an  die  Krisis  von  1857,  an 
die  Explosion  der  Cholera  vor  jetzt  zehn  Jahren.  Wenn  im 
Jesajabuch  Jerusalem  einmal  söara  genannt  wird,  die  „um- 
stürmte",  das  gilt  auch  von  Hamburg,  wie  einst  in  seinem 


408 

ersten,  bo  noch  in  seinem  elften  Jahrhnndert.  Durch  alle 
solche  Stürme  ist  Hamburg  hindurchgedrungen,  weil  die 
rechten  Männer,  unsere  eigenen  Männer,  am  Steuer  standen, 
aber  auch  weil  alle  Mann  an  Deck  waren,  wie  mir  das 
besonders  von  dem  Cholerajahr  her  stets  in  herzerhebender 
Erinnerung  bleibt.  So  war  und  ist  Arbeit  notwendig,  um 
das  Schiff  unserer  Freien  Stadt  auch  an  gefahrdrohenden 
Klippen  vorüberzubringen,  solche  Arbeit,  von  der  die  Hände 
schwielig  werden  und  bei  der  man  nicht  im  Qesellschafts- 
anzug  erscheinen  kann ;  wenn  Sie.  nun  Hamburg  in  seinem 
Arbeitskleid  sehen,  so  werden  Sie  dies  zu  schätzen  wissen: 
ehrt  den  König  seine  Würde,  ehret  uns  der  Hände  Fleiss. 
Oder  sollte  jemand  fragen,  ob  es  auch  so  vieler  Mühe 
wert  sei,  Hamburg  bei  seiner  Eigenart,  seiner  Selbstän- 
digkeit zu  erhalten  7  Ehe  ich  darauf  antworte,  bezeuge  ich, 
dass  man  in  Hamburg  stets  gut  deutsch  gefühlt  hat,  auch 
in  Zeiten,  in  welchen  deutsche  Qesinnung  nicht  überall  so 
verbreitet  war  wie  heute.  Als  wir  noch  keine  anderen 
nationalen  Feiern  hatten,  haben  wir  in  allen  Kreisen  unserer 
Bevölkerung  1859  den  Sänger  des  Wilhelm  Teil  gefeiert, 
und  1863  das  Qedächtniss  der  Erhebung  Deutschlands  aus 
seiner  tiefsten  Erniedrigung.  Aber  gut  deutsch  und  gut 
hamburgisch  gesinnt  zu  sein,  haben  wir  nie  als  Qegensätze 
ansehen  können.  Was  an  unserm  Bathaus  zu  lesen  ist, 
steht  geschrieben  im  Herzen  jedes  guten  Hamburgers: 
Libertatem  quam  peperere  majores  digne  atudeat  servare 
Posterität,  Aber  digne!  Wir  sind  eingedenk,  wozu  unsere 
Selbständigkeit  uns  verpflichtet.  Einer  der  besten  Bürger 
Hamburg's,  der  Syndikus  Sibvbkinö,  hat  in  einem  Aufsatz, 
den  er  1846  veröffentlichte,  sich  darüber  ausgesprochen : 
„Nur  die  Unabhängigkeit  derjenigen  Staaten  ist  gerecht- 
fertigt, welche  den  edleren  Gütern  der  Menschheit  eine  Frei- 
stätte gewähren''.  Jener  ausgezeichnete  Mann  plante  damals 
eine  kosmopolitische  Universität  in  Hamburg.  Dass  die 
Jahrzehnte,  die  damals  folgten,  einem  solchen  Gedanken 
so  ungünstig  waren  wie  nur  möglich,  konnte  niemand  vorher- 
sehen. Haben  wir  noch  heute  keine  kosmopolitische  Univer- 
sität,  so   haben   wir   doch   eben  jetzt  einen  internationalen 


409 

Kongress  vieler  Grössen  strenger  Wissenschaft ;  und  hoffent- 
lich werden  Sie,  hochverehrte  Anwesende,  den  Eindruck 
empfangen,  dass  unsere  Stadt,  die  für  ganz  andere  Interessen 
alle  Arbeitskraft  einsetzen  muss,  auch  Ihre  Interessen  hoch- 
hält und  Ihnen  für  die  Ehre  dankbar  ist,  die  Sie  ihr  durch 
Ihre  Zusammenkunft  in  Hamburg  beweisen. 

Ich  habe  jetzt  noch  einiges  Specielle  folgen  zu  lassen. 
Der  geschäftsführende  Ausschuss  des  hiesigen  Gomites  hat 
zur  Vorbereitung  des  Kongresses  sein  Möglichstes  zu  tun 
gesucht.  Einiges  ist  versehentlich  unterblieben,  einiges  ist 
verkehrt  ausgeführt;  es  ist  nicht  erst  nötig,  uns  daraut 
aufmerksam  zu  machen,  um  uns  zur  Bitte  um  Nachsicht 
und  Verzeihung  zu  bewegen;  unsere  Absicht,  so  darf  ich 
versichern,  war  stets  die  beste.  Ein  Wort  muss  ich  über  die 
ausgegebenen  Mitgliedskarten  einfügen.  Dass  diese  Karten, 
wie  Sie  gesehen  haben,  die  erste  Sure  des  Koran  enthalten, 
erklärt  sich  daraus,  dass  wir  meinten,  auf  ihnen  nichts 
Besseres  geben  zu  können,  als  ein  Faksimile  einer  Seite 
der  schönsten  Koranhandschiiftj  die  unsere  Bibliothek  be- 
wahrt und  die  einst  bei  dem  ersten  Druck  des  Korans  benutzt 
worden  ist.  Diese  Mitgliedskarte  sollte  einen  durchaus 
festlichen  Charakter  bewahren;  für  den  Gebrauch  ist  sie, 
wie  Sie  gesehen  haben,  umgetauscht  gegen  die  Teilnehmer- 
karte ;  aber  vom  Schluss  des  Kongresses  an  stehen  die  ur- 
sprünglichen Mitgliedskarten  Ihnen  au&  neue  im  Bureau 
zur  Verfügung.  Dass  über  den  arabischen  Text  der  Fätiha 
querweg  das  Datum  des  Kongresses  gedruckt  ist,  bitte  ich  zu 
entschuldigen;  speciell  unsere  mohammedanischen  Mitforscher 
und  die,  welche  mit  ihnen  fühlen,  erlaube  ich  mir  an  das 
arabische  Sprüchwort  zu  erinnern :  Jughfarv  Hl-dachdhili 
9ab^üna  dsanban  qabla  an  jughfara  lil-^dlwii  vdhidun,  „man 
ist  bereit,  dem  Laien  siebenzig  mal  mehr  zu  verzeihen, 
als  dem  Weisen",  und  Sie  sind  ja  als  die  ^^/^mtf  gekommen 
zu  uns  als  den  Laien. 

Der  Redner  Hess  dem  Gesagten  noch  mehrere  Bitten  und  Mittei- 
lungen  folgen  und  beendete  seine  Ansprache  folgendermaassen : 
Und   nun,   da  ich   kein   Recht   und  keinen  Grund  mehr 


410 

habe,  Ihre  AufmerkBanikeit  läuger  in  Anspruch  zu  nehmen, 
musB  ich  schliessen.  Ich  finde  aber  keinen  würdigeren  Schluss 
als  ein  fast  drei  Jahrtausende  altes  Wort  aus  dem  Morgen- 
land, das  Wort,  mit  dem  eine  der  grossartigsten  Urkunden 
der  fernen  Vorzeit  harmonisch  ausklingt;  mein  Schluss  sei 
der  Schluss  des  letzten  Buches  des  Rigveda,  welcher  lautet: 

Ihr  seid  ja  gleichen  Herzens  hier 
und  gleicher  Absicht  allzumal: 
lasst  gleich  auch  euer  Denken  sein, 
so  seid  ihr  schön  vereinigt  hier. 


2. 

Eröffnungssitzung, 

Freitag,  den  5.  September  1902, 
im  grossen  Saale  des^  Eoncerthauses  Hamburg. 

Nach  einer  einleitenden  Ansprache  des  Herrn  Senior  D.  Behb- 
MAKN,  der  in  der  von  ihm  eröffneten  Sitzung  zunächst  provi- 
sorisch den  Vorsitz  führte  und  dann  zum  Präsidenten  des  Kon- 
gresses gewählt  wurde,  ergriff  der  Genannte  nochmals  das  Wort, 
um  nach  dem  Ausdrucke  des  Dankes  für  seine  Wahl  den  Vor- 
schlag zu  machen,  Seine  Magnificenz  Herrn  Bürgermeister  Dr. 
MöNCKBBBRa  zum  Ehrenpräsidenten  des  Kongresses  zu  ernennen. 
Nachdem  die  Versammlung  durch  lauten  Beifall  ihre  Zustim- 
mung zu  erkennen  gegeben  hatte,  hielt  Seine  Magnificenz  die 
folgende  Bede: 

Hochgeehrte  Versammlung ! 

Von  ganzem  Herzen  danke  ich  Ihnen  für  die  Ehre,  die 
Sie  mir  soeben  erwiesen  haben.  Ich  kann  keinen  Anspruch 
darauf  erheben,  zu  den  Orientalisten  gerechnet  zu  werden. 
Das  kann  ich  Ihnen  aber  erklären,  dass  ich  mich  lebhaft  für 
die  Arbeiten  des  Orientalisten-Kongresses  interessiere  und 
dieselben  mit  meinen  besten  Wünschen  begleiten  werde. 


411 

Ich  bitte  die  hochgeehrte  VersammluDg  jetzt,  mich  des 
Auftrags  entledigen  zu  dürfen,  der  mir  vom  Senate  der 
Stadt  Hambarg  erteilt  ist,  den  XIII.  Internationalen  Orienta- 
listen-Eongress  in  Hamburg  herzlich  willkommen  zu  heissen. 
Aber  nicht  nur  im  Namen  des  Senats,  sondern  auch  im 
Namen  der  Bürgerschaft  und  weiter  Kreise  der  Bevölkerung 
darf  ich  der  Freude  Ausdruck  verleihen,  dass  der  Kongress 
sich  in  diesem  Jahre  —  zum  ersten  Male  —  hier  in  Ham- 
burg versammelt  hat. 

Der  Kongress  ist  bisher  in  den  Hauptstädten  Europas 
abgehalten,  welche  zugleich  den  Mittelpunkt  gelehrter 
Forschung  bilden,  durch  ihre  Universitäten  und  Akademien, 
Museen  und  Sammlungen  das  höchste  Interesse  der  Ge- 
lehrten und  jedes  Gebildeten  erregen.  Ein  Gleiches  vermag 
Ihnen  Hamburg  nicht  zu  bieten.  Hamburg  ist  vorwiegend 
eine  Handelsstadt,  deren  bedeutende  und  interessante  Ent- 
wickelung  der  neuesten  Zeit  angehört. 

Wenn  Sie  trotzdem  beschlossen  haben,  auf  den  Kongress 
im  ewigen  Bom  mit  seinen  unvergleichlichen  Kunstschätzen, 
seinen  uralten,  wissenschaftlichen  Traditionen  und  seiner 
welthistorischen  Atmosphäre  einen  Kongress  in  der  modernen, 
norddeutschen  Handelsstadt  folgen  zu  lassen,  so  wird  der 
Gedanke  für  Ihren  Beschluss  maassgebend  gewesen  sein,  dass 
Hamburg  mit  dem  ganzen  weiten  Gebiete,  auf  welches  sich 
die  Arbeiten  des  Kongresses  erstrecken,  mit  dem  Orient  im 
engeren  Sinne,  mit  Indien,  China  und  Japan,  mit  Oceanien 
und  Ostafrika  zum  Teil  schon  seit  sehr  langer  Zeit,  durch 
regen  Handelsverkehr  in  Verbindung  steht  und  dass  die 
hanseatischen  Kaufleute  und  Schiffer,  wenn  sie  auch  in 
erster  Linie  die  Handelsbeziehungen  zu  pflegen  bedacht 
sind,  sich  doch  keineswegs  darauf  beschränkt,  sondern  zu 
allen  Zeiten  eine  Fülle  geographischer,  naturwissenschaftlicher 
und  kulturhistorischer  Kenntnisse  aus  jenen  fernen  Ländern 
in  die  Heimat  mitgebracht  und  das  Interesse  ftir  Sprache, 
Beligion,  Geschichte,  Literatur  und  Kunst  der  Völker  des 
fernen  Ostens  hier  in  Hamburg  geweckt  und  genährt  haben. 
In  der  Tat  wird  es  den  Mitgliedern  des  Kongresses,  die 
von  Ost  und  West,  von  Nord  und  Süd  sich  hier  versammelt 


412 

haben^  in  Hamburg  nicht  an  Berührungspunkten  fehlen 
mit  all  den  Gebieten,  auf  welche  sfch  ihre  Arbeiten  erstrecken, 
und  für  alle  ihre  Studien  wird  ihnen  hier  wie  in  ßom, 
Paris  und  Qenf  ein  yerständnissvoUes  Interesse  entgegen- 
gebracht werden. 

Dies  Interesse  weiter  Kreise,  welches  dem  Orientalisten- 
Kongress  überall  begegnet,  wo  derselbe  seine  Versammlun- 
gen abhält,  erklärt  sich  ohne  Zweifel  zunächst  durch  das 
weite,  die  verschiedensten  Fragen  der  Wissenschaft  umfassende 
Qebiet,  mit  welchem  sich  die  Arbeiten  des  Kongresses  be- 
schäftigen. Werfen  wir  einen  Blick  auf  die  Berichte  der 
Kongresse,  so  sehen  wir,  dass  die  gehaltenen  Vorträge  den 
verschiedensten  Wissenschaften  angehören.  Sprach-  und  Alter- 
tumskunde, Literatur,  Philosophie  und  Poesie,  vergleichende 
Religionswissenschaft,  ethnographische,  kulturhistorische  und 
geographische  Fragen  umfassen.  Und  die  Beschränkung  auf 
den  Orient  ist  kaum  eine  Beschränkung  zu  nennen,  wenn 
auch  Ostasien  und  Ostafrika  sowie  die  Wechselbeziehungen 
zwischen  dem  Orient  und  dem  Occident  in  den  Bereich  der 
auf  dem  Kongresse  vertretenen  Forschungen  einbezogen 
werden.  Der  Orientalisten-Kongress  ist  daher  nicht,  wie 
mancher  andere  Kongress,  eine  Versammlung  von  Specia- 
listen  eines  eng  umgrenzten  Faches :  die  auf  dem  Kongresse 
gehaltenen  Vorträge  richten  sich  nicht  nur  an  eine  be- 
schränkte Zahl  von  Fachgenossen,  sondern  Vertreter  der 
verschiedensten  Wissenschaften,  Forscher  auf  scheinbar  weit 
von  einander  entfernt  liegenden  Arbeitsfeldern  treffen  auf 
diesem  Kongresse  zusammen,  und  die  Vorträge  und  Be- 
ratungen behandeln  die  verschiedenartigsten  Themata,  die 
in  irgend  einer  Beziehung  zu  dem  weiten  Gebiete  der 
orientalischen  Studien  stehen. 

Aber,  meine  verehrten  Anwesenden,  die  Grösse  des  Ar- 
beitsfeldes und  die  Mannigfaltigkeit  der  behandelten  Themata 
ist  es  doch  nicht  allein,  was  das  lebhafte  Interesse  der 
ganzen  gebildeten  Welt  für  die  Arbeiten  des  Orientalisten- 
Kongresses  erklärt,  sondern  vor  allem  die  Bedeutung, 
welche  die  Forschungen  auf  diesem  Gebiete  für  die  Beant- 
wortung der  Frage  haben,  welche  den  Menschen  vor  allen 


418 

anderen  am  Herzen  liegt,  der  Frage  nach  der  ältesten 
Qeschichte,  der  Entstehung  und  Entwickelung  des  geistigen 
Lebens  der  Menschheit.  Das  ist  das  Band,  welches  alle 
yerschiedenen  Vorträge  und  Studien  des  Kongresses  mitein- 
ander verbindet,  der  rote  Faden,  der  sich  durch  die  Man- 
nigfaltigkeit der  einzelnen  wissenschaftlichen  Forschungen 
hindurchzieht,  dass  alle  Untersuchungen,  Entdeckungen  und 
Erklärungen  beitragen  sollen  zur  Ergründung  der  ältesten 
Geschichte  der  Menschheit,  zum  Yerständniss  der  Ent Wicke- 
lung der  menschlichen  Geisteskultur.  Jede  Ausgrabung  aui 
einer  Stätte  uralter  Civilisation,  jede  Auffindung  von  Buinen 
selbst  dem  Namen  nach  unbekannter  Städte,  jede  Entziffe- 
rung alter  Inschriften,  jede  Erschliessung  literarischer 
Quellen,  jede  geistreiche  Hypothese,  welche  neues  Licht 
verbreitet  über  den  inneren  Zusammenhang  der  Sprache, 
der  Eunst  und  Wissenschaft,  der  Religion  und  Philosophie 
verschiedener  Völker  des  Altertums,  —  ist  ein  wertvoller 
Beitrag  zur  tieferen  Erkenntniss  der  Geschichte  des  Menschen. 

Wie  der  Eiuzelne  die  ältesten  Schicksale  seines  Hauses, 
seiner  Familie,  seiner  Stadt,  seines  Yolksstammes  zu  erfor- 
schen sucht,  so  richten  sich  die  Augen  der  ganzen  gebil- 
deten Welt  nach  dem  Orient,  der  Wiege  des  Menschen- 
geschlechts, und  jede  wissenschaftliche  Entdeckung,  welche 
bisher  unbekannte  Tatsachen  zu  Tage  fordert  oder  bisher 
Unverstandenes  aufklärt  und  dadurch  unser  Wissen  von  der 
Urgeschichte  der  Menschheit  und  der  Entwicklung  des 
geistigen  Lebens  der  Völker  bereichert,  wird  allseitig  mit 
dem  wärmsten  Interesse  begrüsst. 

Dass  der  diesjährige  Eongress  sich  auch  darin  den  frühe- 
ren würdig  anschliessen  und  wertvolle  Beiträge  liefern 
möge  zur  wissenschaftlichen  Erforschung  des  grossen  und 
wichtigen  Gebiets,  welches  die  Arbeiten  des  Eongresses 
umfassen,  —  das  ist  der  Wunsch,  den  ich  heute  bei  Beginn 
Ihrer  Sitzungen  auszusprechen  mir  erlauben  möchte. 

Der   Präsident,    Herr   Senior   D.    Bbhrmä.nn,    nahm    darauf 
nochmals  das  Wort  zu  ungefähr  folgenden  Ausführungen: 

Ein  gelehrter  Vortrag  des  Präsidenten  wie  auf  bisherigen 


414 

Kongressen  sei  heute  nicht  zu  erwarten,  schon  vor  allem 
nicht  wegen  der  naturgemäss  mangelnden  Yorbereitmig. 
Dennoch  wolle  Bedner  einiges  Wenige  über  das  Yerhältniss 
des  heutigen  zu  früheren  Kongressen  sagen.  Er  sehe  dieses 
Verhältniss  in  der  Tatsache,  dass  man  in  Hamburg,  obwohl 
es  keine  Universität,  zusammengetreten  sei.  Dass  trotz 
dieses  scheinbaren  Mangels  in  Hamburg  viel  Interesse  für 
die  Wissenschaft,  nicht  zuletzt  für  die  orientalistische,  sich 
finde,  beweise  die  Tatsache,  dass  im  vergangenen  Jahre 
132  Gyklen  mit  7949  Hörern  über  wissenschaftliche  Gegen- 
stände hier  abgehalten  wurden,  darunter  Vorlesungen  über 
Indien  und  seine  Religionen  mit  219  Hörern,  über  baby- 
lonische Geschichte  mit  422  Hörern.  Dessen  ungeachtet 
erblicke  er  in  der  Erwählung  Hamburg's  ein  Symptom, 
dass  die  Orientalistik  heute  um  eine  Schattierung  anders 
geworden  sei,  als  sie  in  früheren  Jahren  gewesen.  Die 
orientalistische  Wissenschaft  sei  zwar  überall  aus  praktischen 
Bedürfnissen  emporgewachsen ;  aus  allgemeinen  Missions- 
interessen in  Spanien  und  Italien;  in  Frankreich  aus  den 
handelspolitischen  Beziehungen  zur  Levante  und  zu  Nord- 
afrika, aus  den  diplomatischen  zur  Pforte;  in  England  aus 
seinen  Beziehungen  zu  Indien;  in  Oesterreich  und  Bussland 
aus  dem  Grenzverkehr  dieser  Reiche  mit  dem  Orient.  Aus 
ähnlichen  Gründen  habe  in  Dänemark  durch  die  Kolonien 
das  Tamulische,  in  Holland  das  Malayische  und  das  im 
diplomatischen  Verkehr  gebrachte  Arabische  Eingang  in  die 
Wissenschaft  gefunden.  Auch  in  Deutschland  sei  die  Orien- 
talistik ein  Kind  des  praktischen  Bedürfnisses,  nämlich  der 
Ausgabe,  die  der  Protestantismus  sich  stellte,  in  das  Ver- 
ständniss  der  Heiligen  Schrift  und  somit  auch  des  Alten 
Testaments  einzudringen.  Bald  aber  sei  man  über  Anfange, 
die  nur  praktischen  Zwecken  dienten,  fortgeschritten;  zu 
einer  wissenschaftlichen  Behandlung  hätten  zuerst  die  semi- 
tische Sprachen  eingeladen,  sodann  seien  einer  solchen  auch 
die  arischen  Sprachen  unterzogen.  Im  neunzehnten  Jahr- 
hundert sei  aus  der  Wissenschaft  der  Sprachen  die  Sprach- 
wissenschaft geworden,  die  sämmtliche  Sprachen  in  ihren 
Bereich  gezogen  habe.  Dieser  strengwissenschaftlichen  Lin- 


415 

gaistik  habe  der  Eongress  stets  dienen  wollen.  Auf  dem  Kon- 
gresse vor  21  Jahren  in  Berlin  habe  Dillmä.nn  erklärt,  es  sei 
nur  Wissensdurst  und  Forschungslust,  was  die  Deutschen  zur 
Orientalistik  hinziehe,  aber  es  werde  trotzdem  interessant  sein, 
auch  die  methodisch  arbeitenden  deutschen  Qelehrten  in 
ihrer  Heimat  aufzusuchen,  denn  man  könne  doch  wohl  auch 
von  ihnen  lernen.  Auch  in  Deutschland  —  so  fuhr  der 
Bedner  fort  —  sei  es  seitdem  anders  geworden.  Nicht  mehr 
allein  im  Studierzimmer,  sondern  auch  mit  dem  Spaten 
werde  gearbeitet,  und  selbst  von  den  evangelischen  Kirchen 
Deutschlands  sei  in  Jerusalem  ein  archäologisches  Institut 
errichtet  worden.  Jetzt  werde  die  Arbeit  der  Studierstube 
der  Allgemeinheit  in  Vorträgen  und  Veröffentlichungen 
mitgeteilt  und  der  Beweis  geliefert,  liass  es  sich  hier  nicht 
um  unfruchtbare  Disciplinen  handelt  sondern  um  die  Er- 
forschung der  Gesetze  des  menschlichen  Lebens.  So  führe 
der  Entwicklungsgang  der  morgenländi sehen  Studien  von 
der  Befriedigung  des  praktischen  Bedarfs  zur  ausschliesslich 
wissenschaftlichen  Arbeit,  von  dieser  aber  zu  einem  sol- 
chen Betrieb,  der  Wissenschaft  und  allgemeines  Leben  in 
Beziehung  setze.  Hierfür  finde  Redner  einen  Beweis  in  der 
Wahl  einer  Stadt  zum  Kongressort,  die  keine  Universität 
sei,  in  der  aber  das  allgemeine  Leben  kräftig  pulsire. 

Hierauf  hielten  die  Delegierten  des  Deutschen  Reiches  und 
verschiedener  auswärtiger  Regierungen  und  gelehrter  Körper- 
schaften die  unten  mitgeteilten  officiellen  Begrüssungsreden. 
Es  sprachen: 

Herr  Wirklicher  Legationsrat  Dr.  Fr.  Rosbn,  als  Delegierter 
des  Deutschen  Reiches: 

Hochgeehrte  Versammlung! 

Der  Hohe  Senat  der  Freien  und  Hansestadt  Hamburg 
hatte  den  Wunsch  ausgesprochen,  dass  ein  Delegierter  des 
Deutschen  Reiches  zu  dem  in  Hamburg  tagenden  Orien- 
talisten-Kongress  entsendet  werden  möge.  Diesem  Wun- 
sche ist  der  Herr  Reichskanzler  nachgekommen  und  hat 
mir   den    ehrenvollen  Auftrag  erteilt,   als   Delegierter   des 


416 

Deutschen  Reiches  dem  XIII.  Internationalen  Oriontalisten- 
Eongress  beizuwohnen  und  die  Vertreter  der  auswärtigen 
Staaten  auf  deutschem  Boden  willkommen  zu  heissen. 

Es  ist  dies  für  mich  eine  um  so  angenehmere  Pflicht, 
als  ich  überzeugt  bin^  dass  gerade  Hamburg  von  den 
deutschen  Städten  zum  Empfange  dieses  Internationalen 
Kongresses  in  hervorragender  Weise  geeignet  ist.  Hamburg 
steht  mit  der  ganzen  Welt  in  reger  Verbindung,  und  wenn 
auch  das,  was  den  Hamburger  Unternehmungsgeist  über 
die  Meere  hinaustreibt  bis  an  die  fernsten  Rüsten,  in  erster 
Linie  der  Hebung  des  materiellen  Wohlstandes  gilt,  so  ist 
es  eben  deutsche  Art,  neben  den  materiellen  Interessen  die 
ideellen  niemals  zu  vernachlässigen.  Wir  erfahren  dies 
aus  den  Beden  der  geehrten  beiden  Herren  Vorredner  und 
aus  der  interessanten  Broschüre,  die  Herr  Senior  D.  Bbhb- 
MANN  über  Hamburg's  Orientalisten  verfasst  und  dem  Kon- 
gresse vorgelegt  hat.  Ich  möchte  aber  meinen,  dass  gerade  als 
Welthandelsstadt  Hamburg  geeignet  ist,  die  orientalistischen 
Wissenschaften  besonders  zu  fordern.  Wenn  Sghillbr  sagt : 

„Euch,  ihr  Götter,  gehört  der  Kaufmann.  Güter  zu  suchen 

Geht  er,  doch  an  sein  Schiff  knüpfet  das  Gute  sich  an", 
so  ist  mit  „dem  Guten"  die  Erweiterung  von  Kenntnissen 
und  der  Austausch  von  Kulturwerten  gemeint.  Sghillbr 
bezieht  seine  Worte  auf  die  Phönicier,  aber  wir  brauchen 
nicht  so  weit  zurückzugreifen.  Ein  grosser  Teil  des  mo- 
dernen Orientalismus,  wie  er  hier  heute  so  glänzend  ver- 
treten ist,  gehört  zu  „dem  Guten",  das  sich  an  das  Schiff 
des  Kaufmanns  angeknüpft  hat.  Es  war  der  Welthandel 
der  europäischen  Nationen,  welcher  das  Kap  der  Guten 
Hoffnung  umsegelte,  Indien  erreichte  und  zu  der  epoche- 
machenden Entdeckung  der  Verwandtschaft  der  indoger- 
manischen Sprachenfamilie  führte.  Auch  die  grosse  Mehr- 
zahl aller  weiteren  Entdeckungen  und  Forschungen  in 
Persien,  Mesopotamien,  Arabien  und  Ostasien  beruhen 
schliesslich  auf  den  Fahrten  jener  Handelskompagnien. 

So  ist  denn  auch  Hamburg  berufen,  das  Gute,  um  mit 
Sghillbr  zu  reden,  das  sich  an  seine  Schiffe  anknüpft,  näm- 
lich   das    Bringen   der   eigenen  und   das   Aufnehmen    und 


417 

Yerstehen  der  fremden  Kulturen,  zu  fördern,  und  hat  sich 
dieser  hohen  Aufgabe  mit  seiner  altbewährten  Gastlichkeit 
und  Freudigkeit  unterzogen.  Dem  Hohen  Senate  gebührt 
hierfür  besonderer  Dank.  Dank  gebührt  aber  auch  den  aus- 
ländischen Regierungen,  welche  eine  so  grosse  Anzahl  her- 
vorragender Vertreter  zu  diesem  Kongresse  entsendet  haben. 
Ich  zweifle  nicht,  dass  diese  Vertreter  hier  das  finden  werden, 
was  sie  auf  dem  Kongress  suchen,  die  Gelegenheid  zum  Ge- 
dankenaustausch und  ein  reiches  Maass  geistiger  Anregung, 
und  ich  schliesse,  indem  ich  den  fremden  Gästen  nochmals 
ein  herzliches  Willkommen  auf  deutschem  Boden  zurufe. 

Herr  Wirklicher  Staatsrat  Prof.  Dr.  Wilh.  Volck,  als  Delegier- 
ter der  Grossherzogl.  Regierung  von  Mecklenburg-Schwerin. 

(Die  Rede  hmt  ffir  den  Druck  nieht  vorgelegen.) 

Herr  Hofrat  Prof  Dr.  Lbo  Rbinibch,  als  Delegierter  des 
Kaiserl.  Königl.  Oesterreichischen  Kultus-  und  Unterrichts- 
Ministeriums  und  der  nachgenannten  gelehrten  Körperschaften: 

Hohes  Präsidium  des  XIII.  Orientalisten-Kongresses! 

Vom  Hohen  Ministerium  für  Kultur-  und  Unterricht, 
sowie  vom  Hohen  Senat  der  Kaiserl.  Königl.  Universität, 
und  der  Hohen  Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  mit 
der  ehrenvollen  Mission  beauftragt,  einem  Hohen  Präsidium 
des  XIII.  Orientalisten-Kongresses  in  Hamburg  die  herz- 
lichsten Grüsse  und  besten  Wünsche  für  gedeihliche  Arbei- 
ten des  Kongresses  zu  überbringen,  beehre  ich  mich  nun 
gegenwärtig,  mich  dieser  mir  gewordenen  sehr  ehrenvollen 
Aufgabe  zu  entledigen.  Welch'  hohes  Interesse  die  Kaiser- 
liche Oesterreichische  Regierung  und  die  gelehrten  Institute 
des  Reiches  an  der  Pflege  und  Förderung  der  orientalischen 
Studien  und  Forschung  nehmen,  wolle  das  Hohe  Präsidium 
des  XIII.  Orientalisten-Kongresses  aus  der  Tatsache  ent- 
nehmen, dass  eine  ansehnliche  Zahl  von  Delegierten  zum 
Kongresse  nach  Hamburg  entsendet  worden  ist.  Mit  ganz 
besonderer  Freude  haben  wir  Delegierten  aus  Oesterreich 

27 


418 

diese  Sendang  nach  Hamburg  übernommeii,  weil  wir  der 
frohen  Hoffnung  sind,  das  durch  einen  Kongress  alhier 
auf  eine  weite  Zukunft  hin  die  orientalistischen  Studien 
und  Forschungen  eine  gedeihliche  Förderung  erfahren  wer- 
den, da  ja  Hamburg  in  Folge  seines  ausgebreiteten  Ver- 
kehrs und  Welthandels  am  ehesten  unter  allen  deutschen 
Staaten  und  Städten  in  der  glücklichen  Lage  ist,  wissen- 
schaftliche Beisen  zu  fordern  und  zu  unterstützen. 

Und  so  legen  wir  dem  Präsidium  des  XUI.  Internatio- 
nalen Orientalisten-Kongresses  den  heissen  Wunsch  ans 
Herz,  bei  der  Hohen  JRegierung  in  Hamburg  dahin  wirken 
zu  wollen,  in  Zukunft  sich  die  Förderung  der  Orientalisti- 
schen Studien   und  Forschungen  angelegen  sein  zu  lassen. 


Herr  Beichstagsabgeordneter  Dr.  Joe,  Ebosmabik,  als  Delegier- 
ter der  Eönigl.  Ungarischen  Regierung: 

Hohes  Präsidium,  hochgeehrte  Qeneralversammlung ! 

Ungarn,  das  vor  Kurzem  erst  die  tausendjährige  Gedenk- 
feier seiner  Ankunft  aus  dem  Orient  in  den  Occident  ge- 
feiert und  als  orientalisches  Volk  sich  hier  im  Staatengebilde 
Europas  mit  Eecht  eines  zunehmenden  Ansehens  erfreut, 
hat  seine  Delegierten  hieher  entsendet,  um  an  den  wissen- 
schaftlichen Beratungen  des  Kongresses  officiell  teilzunehmen 
und  Ihnen  seinen  Gruss  zu  übermitteln. 

Es  ist  wohl  längst  bekannt,  dass  Ungarn  den  Bestrebun- 
gen für  orientalische  Wissenschaft  und  Forschung  ein  ge- 
neigtes Ohr  schenkt,  sindja  doch  auch  hervorragende  Führer 
auf  den  Gebiete  der  orientalischen  Sprachen  aus  Ungarn  her- 
vorgegangen, aber  auch  wir,  die  wir  als  Vertreter  der  Königl. 
Ungarischen  Begierung,  und  der  wissenschaftlichen  Institu- 
tionen Ungarns  hier  erscheinen,  sind  nicht  minder  bestrebt, 
an  dem  Wettkampf  zur  Ergründung  wissenschaftlicher 
Wahrheit  teilzunehmen. 

Und  so  bringt  Ungarn,  das  in  cultureller  Beziehung 
gleichsam  die  Brücke  bildet  zwischen  Orient  und  Occident, 
der  Freien  und  Hansestadt  Hamburg,  welche  die  wichtige 


419 

Mission  einer  Yerknüpfang  morgenländischer  und  abend- 
ländischer Ideen,  seit  Jahrhunderten  in  praktischer  Weise 
erfolgreich  vollführt,  seinen  Gruss  und  wir  schwenken  vor 
ihm  unsere  Fahne. 

Zugleich  erinnern  wir  uns  aber  auch  hier,  auf  deutschem 
Boden,  der  vielhundertjährigen  deutschen  Kultur,  welche 
uns  stets  zum  Vorbilde  diente  und  in  deren  Fussstapfen  zu 
treten  jeder  Nation  nur  zur  Ehre  gereichen  kann. 

Insbesondere  können  wir  Ungarn  uns  nach  dieser  Rich- 
tung hin  des  tiefgefnlten  Dankes  nicht  entbinden. 

Wir  drücken  daher  der  deutschen  Kultur  und  Wissen- 
schaft unsere  vollste  Sympathie  und  Bewunderung  aus  und 
rufen:  Die  deutsche  Kultur  und  mit  ihr  die  edelgesinnte 
und  gastfreundliche  Bevölkerung  der  Freien  und  Hansestadt 
Hamburg  leben  hochl 

Herr   Prof.  Graf  Angblo  db  Gubbrnatib,  als  Delegierter  der 
Königl.  Italienischen  Regierung: 

(Besame.) 

Monsieur  le  Gomte  db  Gübbbnatis,  invite  ä  prendre  la 
parole  au  nom  du  Gouvernement  Italien,  s'approche  de  la 
table  de  la  Presidence  et  präsente,  en  son  nom,  et  au  nom 
de  ses  coUegues,  Messieurs  les  professeurs  Guidi  et  Pulle, 
en  franqais,  les  Actes  du  XII«  Gongres  des  Orientalistes, 
qui  a  eu  lieu  ä  Bome.  L'Assemblee  applaudit  et  s'ecrie: 
Ä  la  tribune!  Ä  la  tribune!  Parli  in  italiano!  M.  DB  GuBBR- 
NATIB  monte  ä  la  tribune  et  prononce  ce  discours. 

E  bene,  poich^  mi  s'invita  a  parlare,  con  la  mia  lingua 
sonante,  io  sono  molto  lieto  di  recare  alla  libera  cittd 
d'Amburgo,  con  questa  nostra  lingua  il  saluto  d'Italia. 

Bicordo  bene  che  questa  nostra  bella  lingua  h  nata  quando 
fiorivano  i  commerci  delle  nostre  libere  cittä  marittime, 
Amalfi,  Pisa,  Genova,  Yenezia,  quando  i  nostri  mercanti, 
reduci  dall'  Oriente,  recavano  ne'  nostri  liberi  comuni  la 
prima  nuova  luce  alla  risorgente  civilt4  italiana. 

Mi  compiacqui  poi  grandemente,  neir  udir  qui  oggi,  per 


420 

la  prima  volta^  dare  11  nome  di  Magnifico  al  primo  ma- 
gistratOi  al  primo  borgomastro,  al  presidente  del  senato 
della  prima  citt4  mercantile  della  G-ermania,  della  libera 
citt4  d'Ambargo,  poichä  ricordo  come  nel  nostro  secolo 
decimoquinto  fosse  data  la  qaalifica  dl  magntfico  ai  piü 
nobili  mercanti  %  e,  in  particolar  modo,  a  quel  glorioso 
Lorenzo  de'  Medici,  che  fa  principale  motore  di  stadii  nel 
nostro  grande  Rinascimento. 

Ora  mi  par  bella  Toccasione  per  augurare  al  Magnifico 
di  Ambargo,  perchä  non  tardi  a  sorgere  in  questa  cittä 
potente,  fatta  gloriosa  per  il  culto  delle  arti,  delle  lettere 
e  delle  scienze,  una  nnova  UniTersiti,  la  quäle,  dovendo 
crearsi  di  pianta,  in  una  cittä  libera,  potrebbe  divenire  una 
universita  ideale  conforme  ai  bisogni  e  ai  progressi  della 
societä  e  della  vita  moderna.  Termino  dunque  con  questo 
Bolo  augurio  che  la  piü  ricca  cittä  della  Germania,  in 
memoria  di  questo  Congresso,  s'avvii  a  diventare,  per  mezzo 
di  una  vivace  e  gloriosa  universita,  la  cittä  piü  intellettuale, 
la  cittä  piu  fulgida  per  isplendore  di  studii  geniali. 

Sir  Charlbs  Ltall,  als  Delegierter  der  Indischen  Regierung: 

Mr.  President,  Your  Magnificence,  and  Members  of  the 
Gommittee  of  the  XIII^^  International  Congress  of  Orien- 
talists  I 

I  have  the  honour,  on  behalf  of  the  Government  of 
India,  to  convey  its  greetings  to  this  great  assembly,  aud  to 
express  the  interest  which  it  takes  in  the  work  of  the  Congress 
and  its  hearty  wishes  for  the  success  of  the  present  meeting. 
The  Government  of  India  has  always  been  represented  at 
these  Congresses,  and  this  is  no  more  than  is  fitting,  since 
India  and  Indian  studies  must  I  think  be  generally  admitted 
to  form  one  of  the  most  important  subjects,  if  not  the 
most  important,  with  which  the  Congress  has  to  deal. 
In  this  coantry  of  learning,  where  above  all  countries  of 
Europe  these  studies  have  found  their  füllest  development, 


1)    Vir  uobilu  ei  magnificut  era  il  titolo  dato  nel  quattrocento  ai  pift  ricchi  ed 
insigni  mereanti. 


421 

it  is  not  necessary  for  me  to  enlarge  upon  their  significance 
in  the  history  of  human  thonght,  or  to  call  to  mind  the 
active  assistance  which  has  been  given  by  my  Government 
in  facilitating  the  work  of  scholars  in  prosecnting  them. 
In  all  great  undertakings  connected  with  Indian  learning, 
whether  in  literature  or  archseology,  the  Government  of 
India  has  borne  an  honorable  part;  and  it  will  be  my  dnty 
at  an  early  meeting  of  the  Indian  Section  to  lay  before 
you  Bome  account  of  one  of  these  undertakings,  the  LinguUtic 
Survey  of  India,  which  is  now  being  carried  out  under  the 
auspices  of  my  Government  by  that  distinguished  scholar 
Dr.  Gbobob  Gibbbon.  The  volumea  of  the  survey  which 
have  already  been  completed,  two  of  which  I  shall  have 
the  honour  of  presenting  to  the  Congress,  will  show  the 
immense  variety  of  human  speech  which  prevails  in  India, 
and  will  be  found  to  contain  much  mat^rial  absolutely 
new  to  science. 

You  will  also  have  laid  before  you  the  results  of  another 
enterprise  of  great  importance,  carried  out  under  the  Orders 
and  at  the  cost  of  the  Government  of  India  —  the  explo- 
rations  made  by  Dr.  Stbin  in  the  ancient  sites  of  Ehotan 
in  Central  Asia,  which  have  revealed  the  existence  there 
in  past  ageSi  far  away  from  the  boundaries  of  India,  of  a 
complex  civilisation  of  Indian  origin,  of  Indian  religion, 
and  using  familiarly  and  for  every  day  purposes  an  Indian 
form  of  writing  which  has  hitherto  been  known  only  from 
coins  and  monumental  inscriptions.  This  civilisation,  of 
which  documents  have  been  found  going  back  to  the  com- 
mencement  of  the  Christian  Era,  is  however  not  only  Indian, 
but  also  Greek,  as  evidenced  by  the  style  of  its  plastic 
art,  and  by  the  devices  on  its  seals.  Thus  in  this  remote 
trad,  which  for  centuries  has  formed  part  of  the  Chinese 
Empire,  we  find  meeting  together  the  two  most  potent 
influences  in  the  development  of  human  thought  and  art 
in  Asia  and  in  the  West. 

I  trust  that  the  labours  of  the  present  Congress  may  be 
no  less  fruitful  in  promoting  the  advancement  of  Oriental 
learning  than  those  of  its  predecessors. 


422 

Herr  Prof.  Hbnri  Cordibr,  als  Delegierter  der  Begierang  der 
Französischen  Bepablik: 

Messieurs, 

Le  Gouvernement  de  la  R6publique  franQaise,  en  designant 
des  D^legues  au  KIII«  Congres  International  des  Orien- 
talistes,  tenu  dans  la  g^nde  et  belle  rille  de  Hambourg, 
a  voulu  une  fois  de  plus  donner  un  temoignage  du  puis- 
sant  inter6t  qu'il  porte  aux  etudes  orientales.  Get  inter^t, 
il  le  marque  par  la  cr^ation  de  chaires  nouvelles,  par  la 
fondation  d'etablissements  comQ>e  T^cole  fran^aise  d'Extr6me- 
Orient,  qui,  prospöre  des  ses  debuts,  imitera  ä  Hanoi 
Texemple  de  ses  ain^es,  les  Ecoles  d' Äthanes,  de  Borne  et 
du  Caire.  Cet  int^rfit,  il  le  marque  aussi,  en  subventionnant 
de  nombreuses  missions  scientifiques.  S.  E.  M.  le  Ministre 
de  rinstruction  Publique  a  bien  voulu  me  charger  de 
remettre  en  son  nom  ä  la  Tille  de  ELambourg  quelques 
ouvrages  donnant  les  r^sultats  des  demi^res  missions  fran^ai- 
ses  en  Asie. 

DüTBEüiL  DB  RHIN89  aprös  une  exploration  syst^matique 
de  trois  ans  dans  l'Asie  centrale,  a  ete  massacr6  lors  de 
son  Yoyage  de  retour,  4  la  frontiere  de  Chine  par  les 
Tibetains,  et  le  recit  de  sa  fructueusa  expedition  a  etä 
redige  en  trois  volumes  accompagnes  d'un  Atlas,  par  son 
jeune  compagnon  survivant,  M.  Fbbnand  Grbnard. 

M.  Payib  et  ses  compagnons,  en  particulier  M.  Pierrb 
Lbfetrb-Pontilis,  ont  parcouru  Tinterieur  de  llndo-Ghine, 
terra  k  peu  prös  incognita,  dans  tous  les  sens,  et  les  quatre 
Premiers  volumes  donnant  les  r^sultats  de  leur  mission, 
ont  paru. 

Enfin,  M.  Jacqubb  db  Morgan  a  explor6  la  Perse,  pr6- 
ludant  aux  grandes  fouilles  dont  il  a  expose  les  resultats 
ce  printemps  4  Paris,  nous  fournissant  de  nouveaux  mate- 
riaux  pour  Thistoire  de  Tantique  Elam,  premier  chapitre 
d'une  histoire  dont  la  suite  nous  a  6t6  donnee  il  7  a 
quelques  annees  par  M.  Dibülatot,  gräce  4  ses  fouilles  de 
la  coUine  de  Suse,  habit^e  par  les  rois  Achemenides. 

J'ai   depose   hier  les  volumes  au  Secretariat  Qeneral  du 


428 

Congrös,  qui  les  remettra  ä  la  Yille  de  Hambourg  an  nom 
de  M.  le  Ministre  de  TlnstructioD  Publique. 

Herr  Wirklicher  Staatsrat  Prof.  Irenes  de  Naüphal,  als 
Delegierter  des  Eaiserl.  Russischen  Ministeriums  der  auswärtigen 
Angelegenheiten : 

Deleguä  aupr^s  de  ceite  docte  Assembl^e  par  le  MinistSre 
Imperial  des  Affaires  üEürangöres  4  St.  Petersbourg,  je  crois 
que  ma  principale  täche  consiste  4  affirmer  le  vif  int^r^t 
que  la  Bussie  a  constamment  porte  ä  tont  effort  qui  aurait 
pour  objet  Texploration  scientifique  de  Tantiqne  domaine 
de  rOrient.  On  ne  peut,  en  effet,  oublier  que  les  premiers 
Clements  d'une  Instruction,  urgente  mais  r6guli^re,  avaient 
ete  empruntes  ä  TOrient  et  que  la  Bussie  a  du  une  partie 
coDsid^rable,  je  dirai  m6me  constitutive^  de  son  histoire, 
tant  politique  que  religieuse,  ä  son  contact  immediat  avec 
cette  interessante  partie  du  monde  ancien.  Dans  cette  Situa- 
tion,  la  Bussie  ne  saurait  regarder  TOrient  qu'avec  le 
sentiment  d'une  certaine  piete  filiale. 

Mais,  Messieurs,  une  reconnaissance  parfaite  doit  6tre 
r^sery^e  ä  TOccident  et  particuli^rement  4  la  science  alle- 
mande.  C'est  incontestablement  4  ces  ^claireurs  de  sa  route, 
4  ces  foyers  de  lumiöre  que  la  nation  russe  doit  le  develop- 
pement  ulterieur  de  ses  facultas.  La  science  de  l'Europe, 
et  surtout  celle  de  ses  plus  proches  voisins,  a  communiquä 
4  sa  litterature  la  m6thode  et  surtout  la  patience  des 
recherches. 

Esperons  que  ces  faits  ne  seront  pas  oubli6s  par  les 
Busses,  qui  en  ont  si  largement  profit6,  ni  par  T^ltranger, 
qui  a  eu  la  bonne  fortune  d'en  6tre  Tinspirateur. 

Herr  Prof.  Maurice  Bloomitield,  als  Delegierter  der  gelehrten 
Körperschaften  der  Vereinigten  Staaten  von  Nord- Amerika : 

(R^ume.) 

The  Speaker  drew  attention  to  the  growing  intellectual 
and  material  unity  of  the  Uoited  States  and  Europe,  and 
pointed  out   that  the   great  North-Sea  ports  of  Hamburg 


424 

and  Bremen  had  contribated  much  to  the  facility  of  inter- 
course  between  the  two  hemispheres,  by  the  unexcelled 
quality  of  their  ships  and  the  trastworthinesB  and  courtesy 
of  their  service.  He  dwelt  further  upon  the  debt  which 
American  Orientalists  owe  to  German  Orientalism:  there 
is  no  American  Orientalist  of  note  who  has  not  directly 
or  indirectly  drawn  nurture  from  Germany.  He  concluded 
by  offering  the  greetings  and  congratulations  of  the  Ame- 
rican delegates  and  members  present  to  the  XUI^^  Inter- 
national Congress,  assembled  in  füll  session.  He  offered  the 
felicitations  of  the  American  Oriental  Society,  and  the  other 
learned  associations  of  America  whose  work  toached  upon 
the  Orient.  He  brought  greetings  from  the  American  Uni- 
yersities  a  growing  number  of  which  are  providing  chairs 
of  Oriental  study  at  no  little  sacrifice.  And  in  behalf  of 
the  absent  American  scholars  who  ezpress  by  their  lives 
the  belief  that  light  can  be  gotten  from  the  Orient,  he 
expressed  devotion,  sympathy;  and  the  hope  that  the  acti- 
vity  of  the  jSJJI^^  Congress  might  be  in  every  way  fruitful 
and  stimulating. 

Herr  Prof.   Dr.   Vilh.   Thomsbn,   als  Delegierter  der  Königl. 
Dänischen  Kegierung  und  der  Universität  Kopenhagen: 

(R^ume.) 

Bedner  druckte  dem  Hohen  Senate  und  dem  vorberei- 
tenden Gomite  seinen  herzlichen  Danke  für  die  Einladung 
zu  diesem  Kongresse  aus,  indem  er  die  Eröffnung  desselben 
in  der  alten  Freien  und  Hansestadt  Hamburg,  mit  der  sein 
Vaterland  seit  uralten  Zeiten  so  viele  nachbarlichen  Be- 
ziehungen verschiedenster  Art  unterhalten  habe,  mit  beson- 
derer Freude  begrüsste  und  die  besten  Wünsche  für  den 
Erfolg  des  Kongresses  aussprach. 

Herr  Prof.  Dr.  K.  F.  Joha^nsson,  als  Delegierter  der  Königl. 
Schwedischen  Regierung. 

Hochverehrte  Versammlung ! 
Im   Namen   meiner   Mitdelegierten    aus   Schweden,  der 


425 

Herren  Prof.  Dr.  Elbin  und  Dr.  Zbttbbbtbn,  beehre  ich 
mich,  den  Mitgliedern  des  XIII.  Orientalisten-Kongresses, 
der  Freien  und  Hansestadt  Hamburg  sowie  ihren  Eepra- 
sentanten  den  Grnss  Sbinbb  MajbbtIt  des  Königs  Osoab 
II.  und  seiner  Segierung  zu  entbieten. 

Es  dürfte  Ihnen  allen  das  Interesse  unseres  Königs  für 
Kunst  und  Wissenschaft  im  allgemeinen  und  für  die  orien- 
taUstische  Wissenschaft  im  besonderen  bekannt  dein.  Wer  das 
Glück  hatte,  während  der  Kongresstage  in  Stockholm  die 
begeisterten  und  begeisternden  Worte  aus  königlichem 
Munde  zu  yemehmen,  der  weiss,  was  ich  meine.  Ich  glaube 
daher,  in  seinem  Namen  den  Wunsch  aussprechen  zu  dürfen, 
dass  unsere  Kongresse,  wenn  auch  den  veränderten  Forde- 
rungen der  Zeit  in  vollem  Maasse  Rechnung  tragend,  ihrem 
wissenschaftlichen  Ideal  und  Streben  stets  in  alter  Weise 
treu  bleiben. 


Herr  Prof.  Dr.  J.  Libblbin,  als  Delegierter  der  Königl.  Nor- 
wegischen Segierung: 

Redner  brachte,  dem  Präsidenten  far  die  Einladung  dan- 
kend, den  Wunsch  eines  guten  Erfolges  des  ersten  Orien- 
talisten-Kongresses im  zwangzigsten  Jahrhundert  dar. 

Herr  Zweiter  Sekretär  des  Ministerrats  Ahmbd  Zbki  Bbt,  als 
Delegierter  der  Aegyptischen  Regierung: 

Mesdames,  Messieurs. 

Je  suis  particuliörement  flatt6  de  monter  aujourd'hui  ä 
cette  tribune,  par-devant  une  pl6iade  de  savants  accourus 
de  tous  les  points  du  Globe,  pour  contribuer  ä  la  r6alisa- 
tion  d'un  r6ve  des  plus  grandioses! 

Ne  s'agit-il  pas,  en  effet,  de  rapprocher  les  deux  grands 
fröres  qu'on  appelle  Orient  et  Occident,  et  de  les  faire 
mieux  connaitre  Tun  Tautre,  pour  le  plus  grand  bien  de 
Thumanite? 

Alors   que,  naguöre,   nos  ancdtres  respecti&   se  rencon- 


426 

traienti  senlementi  sur  les  champs  de  bataillei  la  mort  dans 
le  CQBur  et  les  armes  k  la  main,  nous,  nous  avons  le 
bonheur  de  nous  trouver  sur  le  terrain  pacifique  de  la 
science  et  de  Tetude,  avec,  ponr  seule  arme,  le  produit  de 
Tesprit  et  du  travail.  Honneur  donc  ä  la  paix  et  ä  la 
civilisatioQ ! 

Mais  savez-Yous,  Messieurs,  que  cette  paix  et  cette  civi- 
lisation*  sont,  en  quelque  sorte,  le  resultat  des  efforts  com- 
bines  d'un  potentat  egyptien  et  d'un  monarque  d'AUemagne  ? 

Je  profite  de  cette  precieuse  occasion  pour  rappeler  les 
trte  vieilles  traditions  amicales  et  diplomatiques  qui,  aux 
jours  näfastes  et  sanglants  du  moyen  ftge,  regnaient  entre 
le  sultan  d'^Igypte,  al-Malik  al-Eamil  et  Tempereur 
allemand,  Frbdebio  n.  Ces  deux  souverains,  tolerants  et 
eclaires,  6galement  inspires  des  hauta  sentiments  d'humanite, 
soucieux,  avant  tout,  des  vrais  int6r6ts  de  leurs  peuples, 
ont  fini  par  prendre  en  horreur  une  guerre  aussi  longue 
que  desastreuse.  Guides  par  une  politique  extr^mement 
sage,  ils  ont  d6cide  de  suivre  l'exemple  de  l'immortel 
SALlH-ATi-DiN  (Saladin),  et  de  Bichabd  C(£UR-db-LioN|  en 
^changeant  des  vues  pour  asseoir  les  bases  d*une  paix 
solide  et  f^conde  en  bienfaits.  Des  ambassades  frequentas 
se  rendaient  d'Allemagne  en  llgypte  et  reciproquement, 
portant  des  messages  diplomatiques  et  de  magnifiques 
cadeaux  royaux. 

Ges  negociations  6taient  couronn^es  par  un  trait6  hono- 
rable  et  humanitaire  sous  la  forme  d'une  tr^ye  de  dix  ans 
(feyrier  1221). 

Les  deux  souverains,  qui  savaient  planer  ^au-dessus  des 
pr6juges  mis  en  avant  par  des  personnes  interess^es,  d'esprit 
6troit,  retrograde,  obscur  ou  fanatique,  ont  endur^  de  rüdes 
et  amöres  critiques,  parce  qu'ils  devangaient  leur  siecle. 
Tous  les  deux  ont  ete  accuses  d'atheisme.  Dejä  excommu- 
nie,  Tempereur  allemand  allait  encore  6tre  victime  d'une 
grande  trahison  concertee  contre  lui  par  des  personnes  de 
prestige  universel,  et  c'est  gräce  aux  avis  et  conseils 
donn6s  k  temps  par  son  ami  et  alli6,  le  sultan  d'^^gypte, 
qu'il  a  du  la  yie  sauye  et  qu'il  a  pu  dejouer  les  effets  de 


427 

la  haine  et  de  la  conspiration.  Mais  ses  adversaires  ne 
cessärent  jamais  de  le  faire  considerer  partout  comme 
Tantechrist  en  personne.  En  revanche^  les  partisans  de 
Tempereur  ne  se  faisaient  aucun  scrupole  d'affubler  son 
rival  de  ce  titre  pea  flattenr. 

De  son  cöte,  le  sultan  d'llgypte  n'a  6te  ni  plus  m6nag6 
ni  mieux  traitä.  Dans  tous  les  pays  de  Tlslam,  aprös  les 
priores  solennelles,  les  fideles  se  rassemblaient  en  groupes, 
plus  ou  moins  compacteSi  pour  entendre  les  vieuz  cheikhs 
blämer  sev^rement,  dans  les  mosqueesi  la  conduite  d'AL- 
Malik-aItEamil  et  attirer  sur  sa  tSte  la  vengeance  et  les 
mal6dictions  d' Allah.  Plusieurs  deputations  du  clerg6  mu- 
selman  (si  je  puls  m'exprimer  ainsi)  se  rendaient  en  corps 
jusque  dans  la  cour  du  prince,  et  lä,  ä  des  heures  indues, 
psalmodiaient  4  haute  voix  Vazdn  sacramentel,  ou  appel 
de  tous  les  fideles  ä  la  priöre  publique;  ce  qui,  comme  le 
tocsin  chez  les  chr^tiens,  annonce  au  public  de  TOrient  que 
d'immenses  malheurs  et  des  calamites  irreparables  viennent 
de  s'abattre  sur  Tlslam  et  sur  ses  adeptes. 

U  fallait  toute  la  sagacit^  et  toute  Tenergie  d'AL-EiHiL 
pour  triompher  de  cette  explosion  de  coldre  et  de  tant 
d'autres  manifestations  hostiles,  dechatnees  contre  sa  poli- 
tique,  son  tr6ne  et  sa  personne,  par  des  ennemis  impla- 
cables  et  saus  scrupules. 

Pourtanti  les  deux  maltres  de  TOrient  et  de  TOccident, 
en  signant  le  pacte  de  ir^ve,  avaient  la  conscience  d'avoir 
accompli  une  csuvre  d'importance  capitale  pour  Thumanite 
entiöre. 

D'abordi  les  croisades,  funestes  ä  tous  les  points  de  yue 
pour  les  deux  grandes  religions  mises  en  presence,  ont 
perdu,  comme  par  enchantement,  cette  meurtriöre  efierves- 
cence  qui  les  alimentait  sans  cesse,  pour  entrer  dans  le 
domaine  de  Thistoire  ou  plutöt,  comme  dirait  un  oriental, 
dans  le  vaste  desert  de  Toubli. 

En  second  lieui  Tamitie  des  deux  potentats  du  moyen 
äge  a  servi  de  point  de  däpart  aux  bonnes  relations  qui, 
depuis,  n'ont  cess6  d'exister  entre  TAllemagne  et  TOrient 
en  general,  et  Tllgypte  plus  specialement. 


428 

Les  autres  6tatB  de  TEnrope  ne  tard^rent  pas  ä  profiter 
de  Tezemple  donne  par  TAlIemagne  et  suivirent  la  voie 
qu'elle  avait  heareusement  ouverte. 

Aajourd'hui,  les  musulmans  et  les  peuples  d'Orient 
voient,  avec  uce  fiere  satisfaction,  les  liens  d'amitie  se 
resserrer  toüs  les  jonrs  davantage  entre  le  Commandeur 
des  Croyants,  Sa  Majbbt£  Imfarialb  ABDü'irHAMtD  11^  Bon 
Altbsbb  Lb  Ehbdiyb  d^j^gyptb,  mon  auguste  Mattre,  Abbas 
II,  et  le  glorieux  moDarque  d'Europe,  Sa  Majbbtb  TEm- 
fbrbüb  Güillaümb  IL 

Llslam  et  TOrient  saiyent  avec  joie  la  ligne  de  con- 
duite  adoptee  par  le  Ehalife;  T^gypte,  plus  particuli^re- 
ment,  marche  sur  les  traces  de  son  6claire  et  bien  aime 
Ebedive,  qui  cultive  la  langae  et  Tamiti^  du  g^nereux 
peuple  allemand. 

La  presence  de  deux  d61egu6S  6gyptiens  au  milieu  de 
Yous,  Messieurs,  est  une  preuve  des  sentiments  qui  animent 
le  Ebedive  et  son  QouverDement  eclair6  k  l'egard  du  pays 
qui  nous  reserve  une  si  cordiale  reception,  une  hospitalit6 
si  gen6reuse  et  si  Orientale. 

En  terminant,  je  suis  beureux,  Mesdames  et  Messieurs, 
de  saluer,  au  nom  de  rl!gypte  et  de  son  Qouvernement, 
du  Ebedive  et  des  Egyptiens,  les  illustres  savants  qui  se 
sont  impose  la  noble  mission  de  faire  aimer  et  apprecier 
rOrient  par  TOccident. 


Herr   Eonsul   Slayo   Ramadanowitbch,    als    Delegierter  der 
Fürstl.  Montenegriniscben  Regierung: 

(Die  Rede  hmt  für  den  Drack  nicht  vorgelegen.) 


Im  weiteren  Verlauf  der  Sitzung  wurden  von  zablreicben 
Eongress-Mitgliedern  Druckwerke  fnr  den  Eongress  überreicbt, 
fär  welche  der  Präsident  seinen  Dank  abstattete.  Herr  Paul 
Haupt  begleitete  die  von  ihm  im  Namen  der  Jobns-Hopkins- 
Universität  in  Baltimore  übergebenen  mit  folgender  Bede: 


429 


Euer  Magnificenz! 
Hochansehnliche  Versammlang ! 

Ich  habe  die  EhrOi  den  soeben  erschienenen  vierten  Band 
der  von  mir  im  Verein  mit  meinem  in  Babylon  abwesenden 
Freunde  Fribbrich  Delitzsch  mit  Unterstützung  der  Johns- 
Hopkins-Universität  in  Baltimore  herausgegebenen  Beiträge 
zur  Asiyrioloffie  und  aemitischen  Sprachwisaenschafi  zu  über- 
reichen. Der  Band  enthält  eine  Beihe  von  Arbeiten  zur 
orientalischen  Altertumskunde^  die  für  die  erste  Handels- 
stadt Deutschlands,  den  ersten  Hafen  des  europäischen 
Kontinents,  von  ganz  besonderem  Interesse  sind,  ganz  abge- 
sehen davon,  dass  Hamburg  der  Geburtsort  unseres  allver- 
ehrten Altmeisters  der  Eeilschriftforschung  ist,  Juliub  Op- 
pjsrt'b,  der  hier  am  9.  Juli  1835  das  Licht  der  Welt  erblickte 
und  auf  der  Gelehrtenschule  des  Johanneums  seine  wissen- 
schaftliche Vorbildung  erhielt.  Sie  finden  in  diesem  Bande 
eine  üebersetzung  und  Erklärung  des  alten  babylonischen 
Königs  Hammürabi  (um  2250  v.  Chr.);  der  mit  dem  bibli- 
schen Amraphel,  dem  Zeitgenossen  Abraham's,  identisch 
ist;  sodann  eine  eingehende  Studie  über  die  Stellung  der 
Frau  in  Babylonien  in  der  Zeit  von  Nbbukadnbzar  bis 
Dariub,  die  in  mancher  Hinsicht  besser  war  als  die  Stel- 
lung der  Frau  in  Deutschland  vor  Inkrafttreten  des  neuen 
Bürgerlichen  Gesetzbuchs:  die  babylonische  Frau  stand 
unter  keiner  Vormundschaft  und  konnte  über  ihr  Vermö- 
gen  frei  verfügen.  Besonders  interessant  sind  für  ein  so 
grossarbiges  Handels-  und  Verkehrscentrum  wie  Hamburg 
aber  die  Studien  über  das  Geldwesen  der  Babylonier  und 
die  Erklärungen  ausgewählter  Urkunden  aus  dem  uralten 
Geschäftsarchive  des  grossen  babylonischen  Handeishauses 
Murashü  Söhne  in  Nippur  (süd-östlich  von  Babylon), 
wo  sich  viele  der  von  Nbbukadnbzar  nach  Babylon  fort- 
geführten Juden  angesiedelt  hatten.  Dieses  Geschäftsarchiv 
wurde  Ende  Mai  1893  während  der  amerikanischen  Aus- 
grabungen in  Nippur  zu  Tage  gefördert.  Wie  Professor 
JoBBPH  EoHLBR  von  der  juristischen  Fakultät  der  Univer- 
sität Berlin  in   einem   sowohl   für  Eechtskundige  wie  für 


430 

Eaufleute  hochinteressanten  Aufsätze  in  diesen  Bande  aus- 
fährt, kann  die  Geschichte  des  Handels  und  des  Geldwesens 
nicht  geschrieben  werden  ohne  Eenntniss  dieser  Keilschrift- 
Urkunden;  sie  bekunden  durchweg  den  grossartigen  Zug 
des  babylonischen  Yerkehrslebens  und  werfen  helle  Streif- 
lichter auf  Zustände,  die,  obwohl  sie  beinahe  2500  Jahre 
hinter  uns  liegen,  doch  mit  unseren  Bank-  und  Börsenver- 
hältnissen die  grösste  Aehnlichkeit  haben.  Selbst  Check-  und 
eine  Art  Giroverkehr  lassen  sich  schon  zur  Zeit  der  baby- 
lonische Gefangenschaft  der  Juden  nachweisen.  Wenn  wir 
auch  nicht  die  biblischen  Urgeschichten  auf  den  babylo- 
nischen Eeilschrifttafeln  in  reinerer  Form  wiederfinden,  so 
waren  die  alten  Babylonier  sicherlich  die  Lehrmeister  des 
grossen  Verkehrs,  wie  er  uns  durch  Vermittlung  der  Grie- 
chen und  Brömer  überkommen  ist. 

Auch  der  erste  und  zweite  Teil  des  fanften  Bandes  un- 
serer Beiträge  befindet  sich  schon  unterer  Presse.  Von  dem 
genannten  ersten  Teile  überreiche  ich  die  Aushängebogen. 

Ich  erlaube  mir  weiter,  die  Aushängebogen  des  siebzehnten 
Quartbandes  der  von  Dblitbzoh  und  mir  herausgegebenen 
Assyriologisehen  BiöliolAei  zu  überreichen,  der  hochinteres- 
sante Beiträge  zur  Eenntniss  der  babylonischen  Medicin 
enthält;  endlich  auch  die  ersten  Bogen  der  fünfzehnten 
Lieferung  meiner  polychromen  Ausgabe  des  Alten  Testa- 
ments, die  von  den  hervorragendsten  Bibel  forschem  der 
Alten  und  Neuen  Welt  bearbeitet  worden  ist,  ebenso  wie 
sich  vor  Kurzem  auch  die  Johns-Hopkins-Universität  in 
Baltimore  mit  der  Universität  Tübingen  zur  Herausgabe 
eines  einzigartigen  altindischen  Manuscripts  verbunden.  Möge 
dieses  internationale  Zusammenarbeiten,  dem  ja  auch  der 
hier  versammelte  Eongress  dient,  weiter  fortfahren,  Wissen- 
schaft und  Erkenntniss  ohne  nationale  und  religiöse  Schran- 
ken zu  fordern! 


431 


3. 


Empfang  durch  den  Hohen  Senat 
im  Bathause,  Freitag,  den  5.  September  1902. 

Seine   Magnificenz   Herr  Bürgermeister  Dr.  MöNCKBBBRa  be- 
grüsste  die  Mitglieder  des  Kongresses  durch  nachstehende  Bede : 

Meine  hochgeehrten  Damen  und  Herren! 

Nachdem  ich  den  XIII.  Internationalen  Orientalisten- 
Eongress  heute  Morgen  namens  des  Senats  und  der  Bürger- 
schaft in  Hamburg  begrüsst  habe,  gereicht  es  mir  zur  be- 
sonderen Freude,  die  Mitglieder  des  Kongresses  nun  auch 
im  Hamburger  Bathailse  willkommen  heissen  zu  können. 
Hamburg  steht  leider  noch  immer  bei  vielen  in  dem  Bufe, 
dass  hier  nur  materielle  Interessen  gepflegt  werden.  Mit 
Unrecht!  Wenn  Hamburg  zur  Förderung  der  Kunst,  der 
Literatur  und  der  Wissenschaft  nicht  so  viel  leistet  wie  andere 
Grossstädte,  so  darf  man  nicht  vergessen,  dass  durch  die 
eigenartige  Lage  Hamburg's  die  Kräfte  unserer  Stadt  für 
Zwecke  des  Handels  und  der  Schififahrt,  für  die  Erhaltung 
des  Eibstroms,  die  Erweiterung  der  Häfen  etc.  in  ganz 
ausserordentlich  hohem  Grade  in  Anspruch  genommen  wer- 
den, und  dass  hinter  dieser  ersten  und  dringendsten  Aus- 
gabe Manches  zurückstehen  muss,  was  wir  von  Herzen 
gern  mit  aller  Kraft  fordern  möchten.  Es  wird  Ihnen,  meine 
Damen  und  Herren,  aber  auch  bekannt  sein,  dass  es  zu 
keiner  Zeit  in  Hamburg  an  Männern  gefehlt  hat,  die  auf 
den  verschiedenen  Gebieten  der  Kunst  und  der  Wissenschaft 
Bedeutendes  geleistet  haben,  und  insbesondere  in  den  letzten 
Jahrzehnten  haben  alle  derartigen  Bestrebungen  eine  be- 
reitwillige und  tatkräftige  Unterstützung  gefunden. 

Trotzdem  wissen  wir  sehr  wohl,  dass  wir  auf  wissen- 
schaftlichem Gebiete  von  dem  Kongresse  viel  zu  empfangen 
haben  und  nur  verhältnissmässig  wenig  dagegen  zu  bieten 
vermögen.  Was  wir  aber  besitzen  und  was  uns  gegen  den 
Vorwurf  materieller   Gesinnung  wohl  schützen  sollte,  das 


482 

ist  die  tiefempfundene  Hochachtung,  die  wir  allen  wissen- 
schaftlichen  und  künstlerischen  Bestrebungen  entgegenbrin- 
gen. Daher  ist  es  dem  Senate  eine  Ehre  und  Freude,  wenn 
wir  die  Baume  unseres  Bathauses  einer  Versammlung  aus- 
gezeichneter Vertreter  der  Wissenschaft  öffnen  und  dadurch 
dem  Bespekte  und  der  herzlichen  Sympathie  fnr  die  wis- 
senschaftliche Arbeit,  die  sie  nach  Hamburg  gefuhrt  hat, 
Ausdruck  verleihen  können.  Möge  Ihr  Aufenthalt  in  Ham- 
burg in  jeder  Beziehung  Ihren  Erwartungen  entsprechen, 
und  mögen  Sie  in  der  Ferne  uns  und  unserer  Stadt  ein 
freundliches  Andenken  bewahren! 

Damit  heisse  ich  Sie  nochmals  herzlich  willkommen! 


Sir   Charlbs  Ltall  dankte  hier  auf  im  Namen  der  auswär- 
tigen Mitglieder  des  Kongresses  mit  folgenden  Worten: 

Your  Magnificence! 

I  have  been  requested,  on  behalf  of  the  foreign  members 
of  the  Congress  here  present,  to  retum  to  you  our  most 
hearty  thanks  for  the  cordial  and  splendid  reception  which 
we  have  found  in  your  City;  and  I  count  myself  highly 
honoured  by  the  commission  laid  upou  me.  Hamburg  is,  and 
has  so  long  been,  in  such  intimate  relations  with  all  nations 
of  the  World  through  her  commerce,  that  it  is  not  wonderful 
that  she  should  have  been  selected,  three  years  ago  at 
Bome,  as  the  most  appropriate  of  all  the  Qerman  cities 
for  the  next  meeting  of  this  International  Congress.  We 
have  listened,  yesterday  evening  and  to  day,  to  several 
eloquent  addresses  upon  this  subject,  and  I  will  not  take 
up  your  time  by  endeavouring  to  say  again  what  has  been 
so  well  said  already.  Speaking  for  myself,  as  a  stranger 
now  making  his  first  visit  to  this  great  City,  I  cannot 
but  express  my  admiration  of  this  magnificent  City  Hall 
and  the  many  stately  public  buildings,  the  splendid  harbour 
and  docks  crowded  with  shipping,  the  complete  facilities 
of  communication,  and  the  excellent  order  which  prevails 
everywhere.    The  press  of  traffic  is  almost  as  great  as  in 


433 

my  own  London,  and  it  appears  to  be  perfectly  controUed 
by  the  same  agency^  an  admirable  polise.  The  weather  has 
not  hitherto  been  Buch  as  to  show  yoar  city  at  ite  best, 
but  we  hope  for  better  things  to  come. 

Again   I  have  to  offer  Your  Magnificence  our  cordial 
thanks  for  your  most  kind  and  hospitable  welcome. 


4. 

Zweite  Plenarsitzung, 

Mittwoch,  den  10.  September  1902, 
im  grossen  Saale  des  Eoncertbauses  Hamburg^). 

In  dieser  Schlusssitznng  des  Kongresses  wurden  noch  von 
den  nachgenannten  Delegierten  Begrüssungsreden  gehalten,  für 
die  der  Präsident,  Herr  Senior  D.  Bbhbmann,  seinen  Dank 
ausdrückte. 

Von  ihnen  ergriff  zunächst  das  Wort : 

Herr  Direktor  im  Unterrichtsministerium  Sbitabo  Sawatanagi, 
als  Delegierter  der  Eaiserl.  Japanischen  Regierung. 

(Die  Redo,  die  im  Namen  der  Japanischen  Regierong  aach  eine  Einladung  des 
nächsten   KongresBOB   nach   Tokio   enthielt,   hat  für  den  Drnck   nicht  vorgelegen). 


Herr  Legationssekretär  Nadjin,  Delegierter  der  Eaiserl.  Chi- 
nesischen Regierung,  sagte  (nach  der  offici6llen  üebersetzung 
des  Herrn  Gesandtschafts- Attache  Li-tb-bhün)  Folgendes: 

Ich  möchte  zunächst  meinem  lebhaften  Bedauern  darüber 
Ausdruck  geben,  dass  ich  der  Eröffnung  und  den  ersten 
Yerhandlungen  des  Eongresses  nicht  haben  beiwohnen  kön- 
nen. Die  Weisungen  der  Eaiserl.  Begierung  in  Peking  sind 


I 


1)  In  der  am  8.  September  ebendaselbst  stattgehabten  ertien  Plenarsitzung  wur- 
den Reden,  über  die  an  dieser  Stelle  zu  berichten  wäre,  nicht  gehalten. 

28 


434 

so  spät  an  den  Herrn  Gesandten  in  Berlin  gelangt,  dass 
die  rechtzeitige  Entsendung  eines  Vertreters  nach  Hamburg 
nicht  mehr  möglich  war.  Am  Schlüsse  dieses  Kongresses 
will  ich  jedoch  nicht  yerfehlen,  die  guten  Wünsche  meiner 
Begieruug  für  den  Erfolg  der  nunmehr  vollendeten  Arbei- 
ten des  Kongresses  hier  auszusprechen  und  der  Hoffnung 
Ausdruck  zu  geben,  dass  die  Bestrebungen  der  hier  ver- 
sammelten Orientalisten  fruchtbringend  für  die  Zukunft 
werden  mögen.  China  und  die  chinesischen  Wissenschaften 
nehmen  zwar  in  der  Orientalistik  noch  einen  bescheidenen 
Bang  ein;  ich  bin  überzeugt,  dass  die  beständig  wachsen- 
den Beziehungen  zwischen  China  und  den  westlichen  Staaten 
auch  den  sinologischen  Wissenschaften  eine  immer  grössern 
Bedeutung  verleihen  werden.  Möchten  die  letztern  vor  allem 
dazu  beitragen,  dass  Orient  und  Occident  sich  gegenseitig 
immer  mehr  verstehen,  begreifen  und  in  ihrer  Eigenart 
achten  lernen!  Dies  ist  nicht  bloss  mein  eigener  Wunsch, 
sondern  auch  der  der  Kaiserl.  Regierung  in  Peking.  Der 
Herr  Gesandte  wird  der  letzteren  über  den  Kongress  genau 
Bericht  erstatten. 

Herr  Legationsrat  Hovhannes  Khan,  Delegierter  der  Kaiserl 
Persischen  Begierung,  hielt  zum  Schlnss  die  nachstehende  Bede : 

Monsieur  le  President,  Mesdames  et  Messieurs, 

Yeuillez  me  permettre  de  profiter  de  la  derniere  reunion 
du  Xni°^e  Gongr^s  des  Orientalistes  pour  m^ler  ma  voix 
ä  Celles  qui  m'ont  precedä  ici  et  apportS  leurs  vceux  au 
Gongres.  Le  Gouvernement  Imperial  Persan,  en  me  faisant 
Tinsigne  honneur  de  me  nommer  son  delegue  devant  cet 
areopage  de  savants  et  d'erudits,  a  tenu  par  lä  k  demontrer 
tout  Tinterfet  qu'il  porte  ä  Tosuvre  que  vous  remplissez. 
Yotre  Institution  a  des  droits  non  seulement  ä  la  Sympathie 
de  la  Perse,  mais  aussi  ä  sa  gratitude.  Les  travaux  des 
eminents  orientalistes  au  milieu  desquels  je  me  trouve,  non 
en  coUaborateur,  mais  en  simple  admirateur,  ont  servi  ä 
faire  revivre  le  passe  glorieui  de  la  Perse;  gräce  k  la 
science  occidentale,  k  Tinvestigation  systematique,  Thistoire 


435 

de  rOrient  se  degage  pea  ä  pea  des  brames  de  la  legende; 
gr&ce  ä  cette  science^  dis-je,  Tetadiant  persan  qni  veut 
connaitre  rhistoire  de  son  passä  y  rencontrera  non  plus  de 
simples  mythes,  mais  des  personnages  r6elg,  qui  ont  agi 
et  laisse  lear  empreinte  sur  les  eyenements  du  munde. 
D'antre  pari,  vous  avez  fait  connaitre  ä  TEnrope  cette 
litterature  persane,  si  riche^  si  coloree,  si  profondement 
po6tiquei  qui  a  6t6  et  sera  encore  longtemps  une  source 
intarissable  d'inspirations  pour  l'Occident,  et  ä  la  quelle  le 
plus  grand  po^te  de  TAllemagne  a  rendu  bommage.  Donc, 
ä  ce  double  titre,  tout  persan  patriote  doit  nourrir  un 
sentiment  de  reconnaissance  ä  l'egard  de  cette  institutioui 
qui  s'efforce  de  rapprocber  TOrient  et  TOccident.  Ce  qui 
incomberait  ä  nous  autres  Orientaux  comme  un  devoir, 
celui  d'eclaircir  notre  pass^,  vous  le  faites  pour  nous,  avec 
une  Erudition,  et  des  6tudes  laborieuses  qui  nous  arracbent 
un  cri  d'admiration.  La  science  Orientale  n'est  plus  aujour- 
d'hui  ä  la  hauteur  de  la  science  Occidentale.  Le  flambeau 
de  la  science,  a  dit  quelque  part  Renan,  en  parlant  du 
moyen-äge,  ne  s'est  6teint  en  Occident  que  pour  se  rallumer 
en  Orienti  et  le  nom  d'Avicenne,  repute  philosophe  arabe, 
mais  qui  est  de  nationalite  persane,  a  6i&  longtemps  eher 
ä  la  Science  Occidentale.  Maintenant,  c'est  le  tour  de 
l'Occident  de  nous  6clairer,  en  attendant  que  vous  ayez 
rayive  chez  nous  la  soif  du  savoir,  et  l'esprit  d'investigar 
tion  qui  caracterise  la  science  Occidentale.  D'ici  \k,  nous 
yenons  vous  apporter  le  tribut  de  notre  hommage,  et  l'offre 
de  nos  faibles  ressources.  Le  Gouvernement  persan,  vous 
le  savez  bien,  a  de  tout  temps  accord6  sa  protection  et 
son  appui  aux  savants  qui  sont  venus  chez  nous  etudier 
le  persan  et  la  Ferse.  H  a  permis  des  fouüles  tr^s  impor- 
tantes,  dont  les  r^sultats,  Stales  aujourd'hui  au  Mus6e  du 
Louvre,  sont  d6jä  acquis  ä  la  science.  J'ose  esp6rer  qu'un 
nombre  de  plus  en  plus  grandissant  de  savants  et  d'Orien- 
talistes  viendront  faire  plus  ample  connaissance  avec  notre 
pays  et  resserrer  les  liens  qui  attachent  les  nations  les 
unes  aux  autres.  ün  savant  Orientaliste  qui  est  assis  dans 
vos   rang^  me  faisait  remarquer  que   tous  ceuz   qui   ont 


436 

conna  la  Perser  Tont  aiiii6e.  II  me  reste  donc  ä  soubaiter 
que  leur  nombre  devienne  legion. 

Et  maintenant  permettez-moi  de  remercier  aa  nom  de 
mon  goayernement  la  ville  de  Hamboarg  pour  raccueil  si 
chaleureux  que  nous  y  avons  trouve.  J'espere  que  les  rela- 
tions  entre  l'Earope  et  la  Perse  iront  en  angmentant,  et 
que,  dans  le  nombre,  Hambourg  sera  an  des  plue  importants. 

(In    Betreff  der    übrigen    Verhandlungen   in    dieser   Sitzung 
siehe  oben,  Seite  386  ff. 


6. 

FESTMAHL 
im  grossen  Saale  des  Zoologischen  Gartens, 

Mittwoch  Abend,  den  10.  September  1902. 

Bei  dieser  glänzenden  Veranstaltung  brachte  zunächst  der 
Ehrenpräsident  des  Kongresses,  Seine  Magnificenz  Herr  Bürger- 
meister Dr.  MöNCKBBBRa,  in  folgenden  W^orten  ein  Hoch  auf 
Seine  Majestät  den  Deutschen  Kaiser  aus: 

Hochgeehrte  Festyersammlung  I 

Als  der  XIII.  Internationale  Orientalisten-Kongress  am 
vorigen  Freitag  zu  seiner  ersten  Sitzung  zusammentrat, 
sandte  er  einen  ehrfurchtsvollen  Gruss  an  Seine  Majestät 
den  Kaiser.  Auch  heute,  wo  wir  uns  am  Schlüsse  des 
Kongresses  zum  festlichen  Mahle  vereinigt  haben,  soll  unser 
erstes  Hoch  dem  Deutschen  Kaiser  erklingen.  Eine  inter- 
nationale Versammlung,  wie  sie  hier  vereinigt  ist,  an  der 
Vertreter  nicht  nur  der  europäischen  Nationen,  sondern  auch 
aus  fernen  Weltteilen  beteiligt  sind,  wäre  unmöglich,  wenn 
wir  uns  nicht  eines  gesicherten  Friedens  erfreuten.  Das 
verdanken   wir  aber  in  erster  Linie  unserem  Kaiser,  der 


« 


437 

seit  Beginn  Beiner  Begiemng  unablässig  bemüht  gewesen 
ist,  den  allgemeinen  Frieden  zu  erhalten  und  mit  allen 
ciyilisierten  Völkern  freundschaftliche  Beziehungen  zu  un- 
terhalten. Wir  yerehren  aber  unseren  Kaiser  nicht  nur  als 
den  Erhalter  des  äusseren  Friedens,  sondern  zugleich  auch 
als  den  hochherzigen  Förderer  aller  friedlichen  Arbeiten 
und  Bestrebungen,  des  Handels  und  der  SchifSahrt,  der 
Landwirtschaft,  der  Industrie,  der  Kunst  und  der  Wissen- 
schaft, und  heute,  in  diesem  Kreise,  darf  ich  insbesondere 
hervorheben,  dass  unser  Kaiser  auch  der  Erforschung  des 
Orients  in  den  verschiedensten  Beziehungen  sein  lebhaftes 
und  tatkräftiges  Interesse  zugewendet  hat. 

Verehrte  Anwesende  I  Ich  ersuche  Sie,  Ihre  Gläser  zu 
erheben  und  mit  mir  einzustimmen  in  den  Buf:  Sbine 
MajbbtIt  DBB  Dbutbchb  Kaibbb  Wilhblm  IL  lebe  hoch! 


unmittelbar  darauf  liess  Seine  Magnificenz,  die  nachstehende 
Ansprache  haltend,  in  Hoch  auf  die  Begierungen,  die  auf  dem 
Kongress  vertreten  waren,  folgen: 

Hochgeehrte  Versammlung! 

Der  internationale  Charakter  des  Orientalisten-Kongresses 
findet  einen  besonders  klaren  Ausdruck  durch  die  Tatsache, 
dass  eine  grosse  Anzahl  von  Begierungen  des  In-  und  Aus- 
landes sich  durch  Delegierte  bei  dem  Kongresse  hat  ver- 
treten lassen.  Wir  sind  den  Hohen  Begierungen,  die  dem 
Kongresse  Interesse  und  Teilnahme  bewiesen  haben,  von 
Herzen  dankbar  und  sind  überzeugt,  dass  die  Beteiligung 
der  Begierungs- Vertreter  wesentlich  dazu  beiträgt,  die  Be- 
deutung des  Kongresses  zu  erhöhen.  Stimmen  Sie  mit  mir 
ein  in  den  Buf:  Die  Hohen  Begierungen,  die  sich  bei  dem 
Kongresse  haben  vertreten  lassen,  leben  hoch! 

Sir  Batmond  Wbst,  antwortete  auf  dieses  Hoch  mit  einem 
Toast  auf  den  Hamburger  Senat  und  dessen  Präsidenten. 


438 

Dann  überreichte  Herr  Professor  Graf  Angblo  de  Gubbrnatis 
dem  Präsidenten,  Herrn  Senior  D.  Bbhrmann,  das  von  Seiner 
Majestät  dem  Könige  von  Schweden  und  Norwegen  den  Kon- 
gressen gestiftete  Trinkhom,  wobei  er  folgende  Sede  hielt: 

Magnifice^  Monsieur  le  President,  Mesdames  et  Messieors, 

En  ma  qualite  d'ancien  President  da  dernier  Gongr^s 
des  OrientalisteSi  et,  helas,  de  doyen  des  Congres  Interna- 
tionanx  des  Orientalistes,  j'ai  Thonnenr  insigne  de  presenter 
ä  Monsieur  le  President  du  Congres  d'  Hambourg,  la  coupe 
symbolique  de  l'immortalite  des  Congres  des  Orientalistes, 
don  royal  de  Sa  Majbstb  Oboab  U,  Roi  db  Süedb  bt  db 
NoBVEaB.  (On  crie  de  nouveau :  en  itaUen !  en  italien  /  Alors 
l'orateur  continue  ainsi:) 

E  sia!  Questa  coppa  ha  per  noi  un'  alto  significato; 
Yuor  essere  a  noi  ministra  di  luce  immortale;  e  la  nostra 
coppa  di  San  Graal,  che  richiede,  per  essere  ben  custodita, 
puritä  di  mente;  e  a  ricordarci  il  Gavaliere  del  Gigno, 
ieri  a  sera,  suU'  Alstera,  mentre  una  formosa  cittadina  d'  Am- 
burgo  diceva  in  yersi  il  suo  saluto  agli  ospiti  riuniti  in 
Gongresso  ^),  navigatori  luminosi,  passarono  in  festa  alcuni 
cigni,  quasi  conscii  ch'era  una  festa  di  luce. 

£j  questo  il  tredicesino  Gongresso;  se  bene  il  numero 
tredici  sembri  al  volgo  nunzio  di  morte,  nessuno  s'  i  accorto 
in  Amburgo  che  il  tredicesimo  Gongresso  desse  segno 
d'  esaurimento.  11  numero  18  porta  a  noi  fortuna;  dalla 
morte  sorge  ma  nuova  vita;  per  Tambrosia  della  coppa 
del  Re  di  Svegia,  i  Gongressi  degli  Orientalisti  riprenderanno 
nuoYO  vigore,  ed  animo  a  cose  maggiori. 

Giä  ne  abbiamo  un'  indizio,  dalla  lieta  novella  ch'6  giä 
corsa  per  la  terra  che  il  quattordicesimo  Gongresso  si  riunirä 
in  Algeri. 

Sarä  ora  la  prima  volta  che  gli  Orientalisti  si  recheranno 
in  Oltremare.  I  primi  Argonauti  solcarono  il  mare,  per 
muovere  alla  conquista  del  yello  d'oro.  I  Gayalieri  Grociati 


1)  Anspielung  auf  eine  Scene  bei  dem  Fest  im  Restanrant  Alsterlast,  Dienstag 
Abendi  den  9.  September. 


439 

passarono  il  mare  per  portar  guerra  agii  Orientali;  per 
fortana  li  seguiva  uno  stuolo  di  mercanti,  che  dall'  Oriente 
riportarono  luce. 

Ma,  poiche  dovremo  passare  il  mare,  quäl  nave  propizia 
che  quella  offertaci  dalla  prima  cittä  marittima  del  mondo 
moderno?  Sulla  nave  ideale  d'  Amburgo  c'imbarcheremo 
dunque  per  Algeri,  come  nuovi  Argonauti,  non  per  cercarvi 
orO;  come  nuovi  Crociati,  non  per  atterrare  creduti  mostri 
0  demoniii  ma  per  riceyerne  e  diffonderyi  maggior  luce. 


Der   Präsident,   Herr  Senior  D.   Bbhbhann^   brachte   darauf, 
den  folgenden  Trinkspruch  aus: 

Hochgeehrter  Herr  Professor  Graf  db  Gübbrnatib  I 

Ich  bin  dankbar  bewegt  von  den  edlen  Worten,  mit 
welchen  Sie  die  Ueberreichung  dieses  kostbaren  Gefasses 
begleiten.  Von  dem  Hügel  der  Götter  im  Norden  stammt 
es;  aus  dem  herrlichen  Lande,  das  unser  Deutscher  Kaiser 
erst  Yor  kurzem  den  Jungbrunnen  unseres  Volkes,  seiner 
Dichter  und  Künstler  genannt. hat,  kommt  es;  der  edelste 
Wein  Deutschlands  füllt  es,  nicht  ein  Lethetrunk,  ein  Trunk 
der  Mneme,  weihevoller  Erinnerung  an  die  ausgezeichneten 
Männer,  die  in  ähnlicher  Stunde  aus  diesem  Hörn  getrun- 
ken; ich  nenne  die  unter  uns  weilenden:  Navillb  und  db 
GuBBBNATiB.  Aber  angesichts  dieser  königlichen  Gabe  steigt 
unsere  Erinnerung  zu  dem  königlichen  Geber  hinan,  zu 
Sbinbb  MajbbtIt  dbm  KöNia  Oskar  II.  von  Sghwbdbn  und 
NoRWBGBN.  Seine  Majestät  haben  inmitten  der  hamburgi- 
schen Bevölkerung  einen  Kreis  treuer  Untertanen,  in  wel- 
chem ich  mit  Freuden  alljährlich  allerhöchst  ihren  Geburts- 
tag feiere.  Heute  aber  bin  ich  so  glücklich,  inmitten  einer 
Elite  der  Verehrer  zu  sprechen,  die  Seine  Majestät  unter 
allen  Nationen  zählt.  Es  ist  gewiss  nicht  zu  viel  gesagt, 
wenn  ich  behaupte:  Wäre  der  Verfasser  der  drei  stattlichen 
Bände,  welche  den  Titel  tragen:  „Samlade  akrifter  af  Oscar 
Fredrik*',  nicht  ein  um  die  Wohlfahrt  der  unter  ihm  ver- 
bundenen Brudervölker  treu  besorgter  König,  so  würde  er 


440 

einer  der  grössten  Schriftsteller  und  Gelehrten  sein;  so 
viel  Interesse  schenkt  er  von  jeher  dem  Studium.  Dieses 
Interesse  haben  insbesondere  auch  die  morgenländischen 
Studien  erfahren;  darum  geziemt  es  uns,  bei  dieser  fest- 
liehen  Veranlassung  dem  königlichen  Protektor  unserer 
Arbeiten  unsere  Huldigung  darzubringen.  Jag  dricker  for 
Hans  Majestät  konung  Oscar  den  andres  valgang,  Gud  gi/ve 
Hans  Majestät,  den  hÖgsinnade  befrämjaren  af  vetensiap, 
deribland  äfven  Orientens  vetensiap,  ett  längt,  h/ckUgt  lif, 
heisa  och  välsignelserik  regering  f 

unser  Kongress  rechnet  sich  zu  hoher  Ehre,  noch  einen 
zweiten  durchlauchtigsten  Fürsten  als  den  Förderer  seiner 
Studien  nennen  zu  dürfen.  Sbinb  Eaisbrlighb  und  Eönig- 
LiCHB  HoHBiT  DBB  ERZHBRZoa  Bainbr,  berühmt  im  Staats- 
leben und  in  der  Geschichte  der  Kunst  und  Industrie  des 
eng  mit  Deutschland  verbundenen  Nachbarreiches,  hat  sei- 
nen Namen  auch  in  die  Annalen  der  Wissenschaft,  vorzüglich 
der  Aegyptologie,  längst  unauslöschlich  eingezeichnet.  Die- 
sem Kongress  in  Hamburg  hat  er  seine  Gewogenheit  in 
besonderem  Maasse  bezeugt;  schon  vor  seinem  Zustande- 
kommen durch  die  üebernahme  der  Würde  eines  Ehren- 
präsidenten^ bei  der  Eröffnung  des  Kongresses  durch  sein 
Begrüssungstelegramm  und  durch  seine  huldvolle  Antwort 
auf  die  Bezeugung  unserer  ehrfurchtsvollen  Huldigung. 
Aach  diesem  hochverdienten  Fürsten  gebührt  und  gehört 
unser  Dank.  So  bitte  ich  denn  Sie  alle,  meine  verehrten 
Damen  und  Herren,  ihre  Gläser,  zu  erheben,  wie  ich  diese 
Gabe  aus  Königshand  erhebe,  und  mit  mir  einzustimmen 
in  den  Buf :  Sbinb  MajbbtIt  KöNia  Obkar  IL,  Sbinb  Kai- 

BBRLIOHB    UND    KÖNIOLIGHB    HOHEIT   DBB   EbZHBRZOG   BaINBR 

leben  hochl 

Weiterhin  dankten  Herr  Prof.  Hbnbi  Gordibr  dem  Senat  und 
der  Bürgerschaft  Hamburg's  far  den  glänzenden  Empfang  und 
Herr  Prof.  Edouard  Navillb  dem  geschäftsführenden  Comite 
des  Kongresses  für  dessen  Tätigkeit,  welche  beiden  Toaste  der 
General-Sekretär,  Herr  Dr.  SiBVBKiNa,  mit  einem  Toast  auf  den 
XIII.    Internationalen   Orientalisten-Kongress   beantwortete.   Der 


441 

Toast  des  Herrn  Prof.  Coedibr,  der  im  Namen  der  Delegierten 
sprach,  hatte  folgenden  Wortlaut: 

Messieurs, 

J'ai  l'agreable  honneur  de  remercier  au  nom  des  D616- 
gues  etrangers  le  S6nat  et  la  Yille  de  Hambourg  de  la 
splendide  r6ception  qu'ils  ont  faite  au  Gongres  des  Orien- 
talistes.  Ge  Gongres  emprunte  un  caract^re  particulier 
suivant  la  yille  oü  il  se  r6unit;  grande  capitale,  yiUe  uni- 
versitaire;  aujourd'hui  grand  port  de  commerce.  Tour  i 
tour  PariSi  Londres,  Saint-P6tersbourg,  Florence,  Berlin, 
Leyde,  Yienne,  Stockholm,  Londres,  Gendve,  Paris  de 
nouyeau  et  Bome,  ont  form6  les  anneauz  d'one  chatne  dont 
Hambourg  est  le  demier.  A  chaque  Gongrös,  d'ezcellentes 
relations,  voire  de  solides  amities,  se  sont  nouees,  et  si 
ä  chaque  6tape  quelque  figure  amie  a  disparu,  nous  en 
retrouYons  d'autres  encore  pour  continuer  la  route  avec  de 
plus  jeunes  que  nous.  L'accueil  de  Hambourg  laissera  chez 
tous  un  Souvenir  inoubliable  et  je  vous  prie  de  vous  joindre 
ä  moi  pour  remercier  le  Senat  de  cette  grande  et  prospdre 
yille  ainsi  que  Sa  Magnificence  M.  le  premier  bourgmestre 
MöNCKBBBRa  de  leur  &stueuse  et  cordiale  hospitalite. 

Dann  feierte  Herr  Prof.  Dr.  Lbopold  yoN  Schrobdbb  die 
Stadt  Hamburg  in  den  folgenden  Versen,  denen  er  ein  Hoch 
auf  die  Stadt,  ihren  Bürgermeister,  den  Senat  und  die  Bürger 
anschloss : 

Am  freien  Meere  eine  freie  Stadt, 
In  alle  Zonen  ihre  Schiffe  sendend  — 
Was  rüst'ge  Arbeit  ihr  errungen  hat. 
Nach  allen  Seiten  stolz  und  freudig  spendend. 
Und  durch  der  Arbeit  frisch  verjüngend  Bad 
Stets  neu  gestärkt  zu  höherm  Ziel  sich  wendend  — 
Frei,  stolz  und  stark,  ein  lebensvoller  Teil 
Des  grossen  Reiches,  zu  des  Reiches  Heil! 

So  ist  uns  Hamburg  ein  Symbol  der  Stadt, 
Der  freien  Geistesstadt,  die  wir  bewohnen. 


442 

Die  viele  Scbiffe  schon  gesendet  hat 

Durch  weite  Meere,  in  entlegne  Zonen, 

Wo  Yon  des  Ostens  Bäumen  Blatt  um  Blatt 

Wir  sorglich  sammeln,  die  den  Fleiss  belohnen; 

Friedlich  erobernd,  ohne  zu  verheeren, 

Bis  reich  und  stolz  und  stark  wir  heimwärts  kehren. 

und  gleichwie  Hamburg,  in  ein  grosses  Beich 
Fest  eingefugt,  doch  frei  sich  selbst  verwaltet, 
So  sind  auch  wir  am  Menschheitsbaum  ein  Zweig, 
Doch  einer,  der  sich  selbst  und  frei  gestaltet. 
Als  freie  Bürger  sind  wir  alle  gleich, 
Zum  Ziele  strebend,  welches  nie  veraltet; 
Wir  suchen  bei  des  Ostens  Sonne  Klarheit 
und  unsre  Bärgermeist'rin  ist  die  Wahrheit! 

So  fühlen  wir  uns  Hamburg  nah  verwandt. 
Ja  Schwester  dürfen  wir  Hammonia  nennen  — 
Sie  hat  auch  die  Verwandtschaft  anerkannt. 
Das  gab  sie  durch  die  Tat  uns  zu  erkennen; 
Drum  reichte  sie  so  freundlich  uns  die  Hand, 
Drum  wird  es  jetzt  so  schwer,  uns  hier  zu  trennen. 
Hab  Dank,  Hammonia,  für  viele  gute  Stunden! 
Die  Hansa  der  Kultur  hält  uns  verbunden ! 

Hochansehnliche  Versammlung!  Erfüllt  von  den  Gefahlen 
wärmster  Dankbarkeit  für  die  wahrhaft  herzerwärmende 
und  hocherquickende  Gastfreundschaft,  die  uns  hier  zu 
Teil  geworden,  bitte  ich  Sie,  mit  mir  einzustimmen  in  den 
Buf:  Die  Freie  und  Hansestadt  Hamburg,  ihr  Bürger- 
meister und  Senat  und  alle  ihre  freien  Bürger,  sie  sollen 
leben  hoch! 


IV. 


VERZEICHNIS8 

1.  DER  MITGLIEDER  DES  ORGANISATIONS-COMITi^'S; 

8.  DER  PRÄSIDENTEN  UND  SCHRIFTFÜHRER  DES  KONGRESSES; 

8.  DER  VERTRETENEN  REGIERUNGEN ; 

4.  DER   ALS   MITGLIEDER   DES   KONGRESSES  ANGEMELDETEN  ODER 
DURCH  DELEGIERTE  VERTRETENEN  GELEHRTEN  KÖRPERSCHAFTEN; 

6.  DER  PERSÖNLICHEN  MITGLIEDER  DES  KONGRESSES. 


1. 


ORGANISATIONS-COMITE. 

Seine  Magnificenz  Bürgermeister  Dr.  Mönckeberg. 

Seine  Magnificenz  Bürgermeister  Dr.  Burchard. 

Seine  Magnificenz  Bürgermeister  Dr.  H ach  mann. 

Senator  O'Swald. 

Senator  von  Melle. 

Senator  Westphal. 

Siegmund  Hinrichsen,  Präsident  der  Bürgerschaft. 

Dr.  Max  Albrecht. 

Seine  Excellenz  Staatsrat  Karomerherr  von  Arseniew,  Kaiserlich-Rus- 
sischer Minister-Resident  in  Hamburg. 

Albert  Ballin,  Generaldirektor  der  Hamburg- Amerika  Linie. 

Senior  D.  B  ehr  mann. 

John  von  Berenberg-Gossler. 

Theodor  Behrens. 

Pastor  i).  Bertheau. 

Dr.  Ch.  Bottier. 

Dr.  Otto  Brandis,  Oberlandesgerichtsrat. 

Direktor  Dr.  J.  Brinckmann,  Mitglied  der  Kommission  für  das  Museum 
für  Völkerkunde. 

Professor  Dr.  M.  Brütt,  Schulrat. 

Rud.  Crasemann. 

Dr.  L.  Friederichsen. 

Prafessor  Dr.  C.  Gott  sc  he. 

Dr.  £.  Fr.  Goverts,  Landgerichtsdirektor. 

Dr.  K.  Hagen. 

Rechtsanwalt  Dr.  Eduard  Hai  Her. 

Shinkichi  Hara. 

Max  Th.  Hayn. 

Diroktor  W.  Heintze. 


446 

Richard  Hempell. 

Konsul  Franz  Hernsheim. 

Johs.   Hets. 

Grebeimer  Kommerzienrat  F.  C.  Th.  Heye. 

Georg  Hulbe. 

G.  lUies. 

Qeneralkonsul  Afred  Kayser. 

Dr.  A.  Eiesselbach,  Rat  bei  der  Oberschulbeböixle. 

Dr.  M.  Rlussmann,  Professor  am  Wilhelm-Gymnasium. 

Generalkonsul  Johs.  Kothe. 

Rechtsanwalt  Dr.  Johs.  Lappenberg. 

Charles  Lavy. 

Professor  Dr.  Lichtwark,  Direktor  der  Runsthalle. 

Pastor  D.  G.  Manch ot. 

H.  P.  Messtorff. 

Theol.  Lac.  Adolph  Metz,  Professor  an  der  Gelehrtenschule  des  Johan- 
neums. 

Konsul  H.  C.  Eduard  Meyer. 

Professor  Robert   Münzel,  Direktor  der  Hamburger  Stadtbibliothek. 

Professor    Dr.   G.  von  Neumayer,  Wirkl.  Geheimer  Admiralitätsrat, 
Director  der  Seewarte. 

Albrecht  0*Swald. 

H.  0.  Persiehl. 

Dr.  H.  von  Reiche. 

G.  Rudorff,  Oberlandesgerichtsrat. 

Rechtsanwalt  Dr.  J.  Scharlach. 

Max  Schinckel. 

Rechtsanwalt  Dr.  Max  Schramm. 

Professor  Dr.  H.  F.  A.  Schultess,  Direktor  des  Johanneums. 

Felix  Schwabach,  Königlich  Preussischer  Regierungsrat. 

Dr.  F.  Sieveking,  Präsident  des  Hanseatischen  Oberlandesgerichts. 

Rechtsanwalt  Dr.  F.  Sieveking. 

Edmund  J.  A.  Siemers. 

Justus  Strandes. 

Oberamtsnchter  Dr.  Tesdorpf. 

Seine  Excellenz  Herr  von  Tschirschky  und  Bögendorff,  Königlich 
Preussischer  ausserordentlicher  Gesandter  und  bevollmächtigter  Minister. 

Sir  William  Ward,  Generalkonsul  des  Königreichs  Gross-Brittannien 
in  Hamburg. 


447 

Professor  G.  W.  6.  Wegehaupt,  Direktor  des  Wilhelm-Gymnasiums. 

Rechtsanwalt  Dr.  A.  L.  Wex. 

Adolph  Woermann,  Vorsitzender  der  Handelskammer. 

Rechtsanwalt  Dr.  Albert  Wolffson. 

Dr.  A.  N.  Zacharias,  Oberlandesgerichtsrat. 


2. 

PRÄSIDENTEN  UND  SCHRIFTFÜHRER  DES 

KONGRESSES. 

Mrenpräsideni  : 
Seine  Bfagnificenz  Bürgermeister  Dr.  J.  G.  Mönckeberg. 

Präsident: 
Senior  D.  Behrmann. 

Ftce-Präsidenten : 

Pi*ofessor  Dr.  J.  Brinckmann. 
Professor  Dr.  E.  Eautzsch. 

Schriftführer : 

Rechtsanwalt  Dr.  F.  Sieveking  (Greneral-Sekrotar). 

Professor  A.  Bertholet. 

Professor  A.  V.  Williams  Jackson. 


3« 

VERTRETENE  REGIERUNGEN 

AEGYFTEN. 

Vertreter:  Achmed  Zeki  Bey,  2.  Sekretär  des  Ministerrates,  Gairo. 
Mustapha  Effendi  Beyram,  Greneralprokurator,  Gairo. 


448 

ABGENTINIEN. 

Vertreter:  Dr.  Vincento  6.  Quesada,  Gesandter  in  Berlin. 

BELGIEN. 

Vertreter:  Domherr  Professor  Forget. 

Hülfskonservator  J.  C apart,  Brfissel. 
Professor  F.  Cumont,  BrQssel. 

CHINA. 

Vertreter:  Nadjin,  Legationssekretär  der  Kaiser!.  Gesandtschaft,  Berlin. 

Li-te-shun,   Attache  bei  der  Kaiser!.  Chinesischen  Gesandt- 
schaft, Berlin. 

En   Hu,  Student,  Kaiser!.  Gesandtschaft,  Berlin. 

CEYLON. 

Vertreter:   Don   M.   de    Zilva  Wickremasinghe,  Bibliothekar  des 
Indischen  Instituts,  Oxford. 

DÄNEMABK. 

Vertreter:   Professor  Dr.  Vilbel m  Thomsen,  Kopenhagen. 

DEIJT80HES  BEICH. 

f     ertreter:  Wirklicher   Legationsrat  Dr.   Rosen,   vortragender   Rat  im 

Auswärtigen  Amt,  Berlin. 

ELBABB-LOTHBINaEN. 

Vertreter:  Professor  Dr.  Th.  Nöldeko,  Strassburg. 
Professor  Dr.  Nowack,  Strassburg. 

FBANKBEICH. 

Vertreter:   Professor  H.  Cordier,  Paris. 

Professor  G.  Maspero. 

Emile  Senart,  Vicepräsident  der  Soci^t^  Asiatique. 

Georges  B6n6dite,  Hülfskonservator  am  mus^  du  Louvre. 

Vertreter  des  Gouvernement  G6n6ral  de  TAlg^rie: 

Ren^  Basset,  Directeur  de  ]*Ecole  des  Lettres  d*AIger. 


449 


GRIECHENLAND. 

Vertreter:  Professor  Spiridion   Lambros,  Athen. 

INDIEN. 

Vertreter:  Sir  C.  J.  Lyall,  K.  C.  S.  I.,  C.  I.  E.,  London. 

ITALIEN. 

Vertreter:  Professor  Gonte  Angelo  de  Gubernatis,  Rom. 
Professor  Ignack)  Guidi,  Rom. 
Professor  Conte  Francesco  Lorenzo  PulU,  Bologna. 

JAPAN. 

Vertreter:  Seitaro  Sawayanagi,  Director  im  Unterrichtfiministerium, 
Tokio. 

Professor  Sanji  Mi  kam  i,  Tokio. 

Professor  Kurakichi  Shiratori,  Bungaku  Hokushi. 

MECKLENBUBG. 

Vertreter:  Professor  Dr.  W.  Volck,  Rostock. 


<■:>#:«(»• 


Vertreter:  Professor  F.  del  Paso  y   Troncoso,  Florenz. 

MONTENEGBO. 

Vertreter:  Consul  Slavo  Ramadanovich,  Scutari  d'Älbanie. 

NIEDEBLANDE. 

Vertreter:  Professor  Dr.  M.  J.  de  Goeje,  Leiden. 
Professor  Dr.  J.  S.  Speyer,  Groningen. 

NOBWEGEN. 

Vertrater:  Professor  J.  D.  C.  Lieb  lein,  Cbristiania. 

OESTEBBEIGH. 

Vertreter:  Hofrath  Professor  Dr.  Leo  Reinisch,  Wien. 

Hofrath  Professor  Dr.  Josef  Karabacek,  Wien. 
Hofrath  Professor  Dr.  David  Heinrich   Müller,  Wien. 
Professor  Dr.  Leopold  von  Schroeder,  Wien. 
Professor  Dr.  Jacob  Krall,  Wien. 

29 


450 


PABAQUAY. 

Vertreter:  Generalconsul  Rehwinkel,  Berlin. 

PEBSIEN. 

Vertreter:  Hovhannes  Khan,  Kais.  Legationsrath,  Berlin. 

FOBTUGAL. 

Vertreter:  Vicomte  de  Meyrelles. 

BUMAENIEN. 

Vertreter:  Consul  Michel  G.  Holban. 

BTTSSLAND. 

Vertreter:  Wirkl.  Staatsrath  Professor  Nauphal,  St.  Petersburg. 
Wirkl.  Staatsrath  Radioff,  St.  Petersburg. 

SCHWEDEN. 

Vertreter:  Professor  Dr.  Karl  Ferdinand  Johansson,  Upsata. 
Professor  Dr.  Karl  Wilhelm  Zetterst^en,  Lund. 
Professor  Gottlieb  Klein,  Stockholm. 

SEBBIEN. 

Vertreter:  Generalconsul  Henri  Lion,  Hamburg. 

SIAM. 

Vertreter:  Dr.  0.  Frankfurter,  Rat  im  Auswärtigen  Amt,  Bangkok. 

BPAinEN. 

Vertreter:   Rektor  Don  Francisco  Fernandez  y  Gonzalez,  Madrid. 
Professor  Don  Julian  Rivera  y  Tarrago,  Zaragoza. 

TXJBEEI. 

Vertreter:  Mustafa  Assim   Bey. 

UNGABK. 

Vertreter:  Reichstagsabgeordneter  und  Pnvatdocent  Dr.  Johann 
Krcsmärik,  Budapest. 


451 


4. 

ALS  MITGLIEDER  DES  KONGRESSES  ANGEMELDETE 

ODER  DURCH  DELEGIERTE  VERTRETENE 

GELEHRTE  KÖRPERSCHAFTEN. 

AEGYPTEN. 

Institut  fran^ab  d*arch4ologie  Orientale  du  Caire. 
Director  E.  Ghassinat. 

BELGIEN. 

Universit^  de  Bruxelles. 

Professor  Dr.  Emil  Boisacq. 
Soci6t6  d*  Archtologie  de  Bruxelles. 

Professor  J.  Capart. 

DETJTSOHES  BEIGH. 

Universität  Freiburg. 

Professor  Dr.  R.  Thurneysen. 
Universität  Giessen. 

Geheimer  Kirchenrat  Dr.  Bernhard  Stade. 

Professor  Dr.  Chr.  Bartholomae. 

Professor  Lic.  Dr.  F.  Schwally. 
Universität  Halle. 

Professor  Dr.  E.  Rautzsch. 
Universität  Heidelberg. 

Geheimer  Hofrat  Professor  Dr.  Merx. 

Professor  Dr.  C.  Bezold. 

Professor  Dr.  Lefmann. 
Universität  Leipzig. 

Professor  Dr.  Aug.  Fischer. 
Universität  Rostock. 

Professor  Dr.  W.  Volck. 
Universität  Strassburg  i/E. 

Professor  Dr.  Th.  Nöldeke. 
»        Dr.  Nowack. 
»        Dr.  Hübschmann. 


452 

Königlich  Bayerische  Akademie  der  Wissenschaften. 
Professor  Dr.  E.  Kuhn. 

»  »    K.  Krumbacher. 

»  »     W.  Geiger. 

»  »F.  Hirth. 

Königlich  Sächsische  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 
Professor  Dr.  G.  Steindorff. 
»  »    H.  Zimmern. 

Deutsche  Morgenl&ndische  Gesellschaft. 
Professor  Dr.  E.  Windisch. 
»  »F.  Praetorius. 

Geographische  Gesellschaft  in  München. 

Professor  Dr.  L.  Scher  man. 
Gesellschaft  für  jüdische  Volkskunde  in  Hamburg. 

Rabbiner  Dr.  M.  Grunwald. 
Seminar  fbr  orientalische  Sprachen,  Berlin. 
Deutsches  Archäologisches  Institut,  Jerusalem. 

Professor  Dr.  D.  Da  Im  an. 
Königliche  Bibliothek,  Berlin. 
Universitäts-Bibliothek,  Jena. 
Univeraitäts-Bibliothek,  Marbui^. 

Bibliothek  der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft,  Hall 
Universitäts-Bibliothek,  Strassburg. 

FBANKBEICH. 

Collie  de  France,  Paris. 

Professor  Dr.  Jules  Oppert. 
Uni  versitz  de  Lyon. 

Professor  Victor  Loret. 
»        Paul  Regnaud. 
Universit^  de  Clermont. 

Professor  L.  Br6hier. 
Facult^  de  Theologie  de  Toulouse. 

Rector  Dr.  Batiffol. 

Professor  Dr.  Hackspill. 
Acad6mie  des  Inscriptions  et  Beiles  Letti*es,  Paris. 

Professor  Philippe  Berger. 
Ecole  Speciale  des  Langues  Orientales  de  Paris. 

Professor  Clement  Huart. 


453 

Ecole  frangaise  d*Extr6me  Orient,  Hanvoi. 

M.  Dr.  A.  Foucher,  maitre  de  Conference. 
Sod^te  de  Gtographie,  Paris. 

Professor  Henri  Gordier. 
Soci^te  de  Geographie  commerciale,  Paris. 

Henri  Chevalier. 
Association  pour  Tencouragement  des  ^tudes  grecques  en  France,  Paris. 

Theodore  Reinach. 
Societe  asiatique  de  Paris. 

Professor  Dr.  Jules  Oppert. 

GB08SBBITANNIEN. 

Univeraity  of  Cambridge. 

Professor  Edward  Granville  Browne,  M.  A.,  M.  B. 
Professor  Anthony  A.  Bevan,  M.  A. 
»        James  R.   Harris,  M.  A. 
»         Cecil  Bendall,  M.  A. 
»         Francis  Crawford  Burkitt,  M.  A. 
»         H.  H.  Giles,  M.  A. 
University  of  Edinburgh. 

Professor  Julius  Eggeling,  Ph.  D. 

J.  Burgess,  C.  I.  E.,  L  L.  D. 
University  of  London. 

Rev.  Principal  Whitehouse,  M.  A.,  D.  D. 

Professor  R.  K.  Douglas. 
Victoria  University,  Manchester. 

Professor  Hope  W.  Hoqq,  M.  A.,  B.  D. 
Univemty  of  Oxford. 

Professor  Arthur  Macdonell. 
Royal  Asiatic  Society,  London. 

Sil*  Raymond  West,  K.  G.  L  E. 

T.  H.  Thornton,  C.  S.  L,  D.  C.  L. 

T.  F.  Fleet,  C.  L  E 

G.  A.  Grierson,  C.  L  E.,  Ph.  D. 

M.  Gaster,  Ph.  D. 

Professor  Rhys  Davids,  L  L.  D.,  Ph.  0. 
Victoria-Institute,  London. 

Theophilus  G.  Pinches,  L  L.  D. 

Edward  St.  M.  Perowne. 


454 

Society  of  Biblical  Archaeology,  London. 

F.  Legge. 

Walter  L.  Nash. 

Edward   St.  M.  Perowne. 

W.  H.  Rylands,  F.  S.  A. 
Japan  Society,  London. 

Arthur   Diösy. 
Royal  Scottish  Geographica!  Society,  Edinburgh. 

Dr.  James  Burgess. 
Palestine  Exploration  Fund,  London. 

Rev.  Dr.  Chr.  Ginsburg. 
Manchester  Geographica!  Society. 

Rev.  L.  C.  Casartelli. 

INDIEN. 

Veda  Dharma  Sabha,  Bombay. 

Vishvanath   P.   Vaidya,  B.  A.,  M.  R.  A.  S. 

ITAIiIEN. 

Reale  Accademia  dei  Lincei,  Rom. 
I  stituto  reale  Orientale,  Neapel. 

Professor  Odoacre  Caterini. 
Regia  Universitä  degli  Studi,  Pisa. 

Professor  Dr.  P.  Goidanich. 
»         Conte  F.  L.  Pul  16. 
Regia  Universitä  degli  Studi,  Bologna. 

Professor  Conte  F.  L.  Pul  16. 
Societä  Asiatica  Italiana,  Florenz. 

Professor  Conte  F.  L.  P  u  1 1 6. 

»        Conte  A.  de  Gubernatis. 
Reale  Accademia  di  Scienze,  Lettere  e  belle  Arti,  Palermo. 

Professor  Marchese  G.  de  Gregorio. 
Societä  siciliana  per  la  storia  patria,  Palermo. 

Professor  Marchese  G,  de  Gregorio. 

Cav.  Uff.  C.  Crispo-Moncada. 
Italienisches  Comit6  des  India  Exploration  Fund. 

Professor  Conte  F.  L.  Pul  16. 


455 


NEBDEBLANDE. 

St.Ignatinus  College,  Valkenburg. 

Eoninkl.  Instit.  voor  de  Taal-  Land-  en  Volkenkunde  van  Nederl.-Indie. 

Dr.  W.  Caland. 
Eoninklijk  Nederl.  Aardrijksk.  Genootschap,  Amsterdam. 

C.  M.  Pleyte. 

NORWEGEN. 

Universität  Kristiania. 

Dr.  Sten  Konow. 
Bibliothek  der  Univeraitat,  Kristiania. 

OESTEBBEIOH. 

Kaiserliche  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien. 

Hofrath  Professor  Dr.  L.  Reinisch. 
»  »  »    J.  Karabacek. 

»  »  »    D.  H.  MuHer. 

Professor  Dr.  L.  v.  Schroeder. 
K.  K.  Deutsche  Karl  Ferdinands  Universität  in  Prag. 

Professor  M.  GrOnert. 
K.  K.  Böhmische  Karl  Ferdinands  Universität  in  Prag. 

Professor  Dr.  J.  Sedld6ek. 
»  »    Rudolf  Dvöräk. 

Böhmische  Kaiser  Franz  Joseph  Akademie  der  Wissenschaften  in  Prag. 

Professor  Dr.  R.  Dvördk. 
K.  K.  Carl  Franzens  Universität  in  Graz. 

Professor  Dr.  J.  Kirste. 
K.  K.  Geographische  Gesellschaft  in  Wien. 

Hofrath  Professor  Dr.  L.  Reinisch. 
K.  K.  Hofbibliothek,  Wien. 

BUMAENIEN. 

Academia  Romänä,  Bukarest. 

Ministerpräsident,  D.  A.  Sturdza. 


456 


BUSSLAND. 

Kaiserlich  Russische  Akademie  der  Wissenschaften. 

Akademiker  W.  von  Radi  off,  Excellenz. 

Akademiker  Dr.  C.  Säle  mann. 

Akademiker  von  Oldenhurg. 
Orientalische  Facuität,  St.  Petersburg. 

Akademiker  Dr.  C.  Salemann. 
Universität  Jurjew. 

Professor  Alexander  v.  Bulmerincq. 
Institut  Lazareff  des  Langues  Orientales,  Moskau. 

Professor  G.  Chalatiantz. 

»         Baron  R.  Stackeiberg. 
Kaiserlich  Russische  Archäologische  Gesellschaft. 

Akademiker  Dr.  G.  Salemann. 
Finnisch-ugrische  Gesellschaft,  Helsingfors. 

Professor  Dr.  0.  Donner. 
n         9    E.  N.  Setälä. 
Kaiserliche  Universitäts- Bibliothek,  St.  Petersburg. 

SGHWEDEK. 

Universität  Lund. 

Docent  Dr.  K.  V.  Zetterst6en. 
Königliche  Uni versitäts- Bibliothek,  Upsala. 
Göteborgs  Högskola. 

Professor  Evald  Lid6n. 

SCHWEIZ. 

Universität  Basel. 

Professor  Dr.  Adolf  Baumgartner. 
»  »    Conrad  von   Orelli. 

Universität  Bern. 

Professor  Dr.  Karl  Marti. 

»  V    Eduard   MQller-Hess. 

Universität  Genf. 

Professor  Paul  Oltramare. 
»         Edouard   Monte t. 
Universität  Lausanne. 

Professor  Dr.  Jean  Spiro. 


457 

SPAinEN. 

Real  Sociedad  6eogi*afica,  Madrid. 
Professor  Dr.  Vicente  Vera. 

UNGABN. 

Universität  Eolozsvdr. 

Professor  Dr.  G.  B  dl  int. 
Ungarische  Akademie  der  Wissenschaften,  Budapest. 

Professor  Hermann  Yamb^ry. 
»        Dr.  Ignaz  Goldziher. 
Acad^raie  Orientale  de  Commerce,  Budapest. 

Director  Dr.  Ignaz  Künos. 
Ungaiisches  National-Museum,  Budapest. 

Professor  Dr.  Eduard  Mahler. 

VEREINIGTE  STAATEN  VON  NOBD-AMEBIKA. 

Johns  Hopkins  University,  Baltimore. 

Professor  Paul  Haupt,  Ph.  D.,  L  L.  D.,  R.  R.  E. 

»         Maurice  Bloomfield. 

Columbia  University,  New- York. 

Professor  R.  Gottheil. 

Professor  A.  Y.  Williams  Jackson. 

University  of  Chicago« 

Dr.  James  H.  Breasted. 

Professor  Robert  Francis  Harper. 

University  of  Princeton. 

Dr.  Enno  Littmann. 

American  Oriental  Society. 

Professor  Paul  Haupt. 

»        Charles  R.  Lanman. 

»        Maurice  Bloomfield. 

»         A.  Y.  Williams  Jackson. 

»        Hanns  Oertel. 

American  Philosophical  Society,  Philadelphia. 

Professor  Robert  W.  Rogers  Ph.  D.,  D.  D.,  L  L.  D. 

Julius  F.  Sachse. 

Drew  Theological  Seroinary,  Madison,  New-Jersey. 

Professor  Robert  W.  Rogers  Ph.  D.,  D.  D.,  L  L.  D. 

80 


458 

Smithsonian  Institution  and  United  States  National  Museum,  Washington. 

Professor  Paul  Haupt,  Ph.  D.,  D.  D.,  L  L.  D.  K.  R.  E. 
National  Geographie  Society,  Washington. 

Eliza  R.  Scidmore. 
New- York  Library,  New- York. 

Professor  Richard  Gotthei]. 


5. 

PERSÖNLICHE  MITGLIEDER  DES  KONGRESSES. 

ABMEHIEN. 

Babaian,  Levon,  Oberlehrer. 

BELGIEN. 

Boisacq,  Dr.  Emil,  Professor,  BrQssel. 
Capart,  Jean,  Hülfsconservator,  Brüssel. 
Chauvin,  Victor,  Professor,  Lattich. 
5  Colinet,  F.,  Professor,  Loewen. 
Cumont,  Franz,  Professor,  Brüssel. 
Falk,  Th.,  Brüssel. 
Lamy,  T.  J.,  Professor,  Loewen. 

En  Hu,  Student,  Berlin. 
10  Li-te-shun,  Gesandtschafts-attach^,  Berlin. 
Nadjin,  Legations-Sekretär,  Berlin. 

DÄJTKMATiy. 

Andersen,  Dr.  Dines,  Kopenhagen. 
Brandes,  Dr.  £.,  Kopenhagen. 
Buhl,  Professor,  Yedbäk. 
15  Ghristensen,  Dr.  Arthur,  Kopenhagen. 
Jacobson,  J.  C.,  Professor,  Kopenhagen. 
Levy,  Emma,  Hospitalsoberin,  Kopenhagen. 
Oestrup,  Dr.,  Docent,  Kopenhagen. 
Salomon,  Rose,  Stud.  mag.  Kopenhagen. 


459 

20  Schmidt,  Dr.  Valdemar,  Professor,  Kopenhagen. 

Simonsen,  D.,  ObeiTahhiner,  Kopenhagen. 

Simonsen,  Cora,  Frau,  Kopenhagen. 

Sörensen,  Dr.,  Phil.,  Professor,  Kopenhagen. 

Thomsen,  Dr.  Vilhelm,  Professor,  Kopenhagen. 
25  Thomsen,  Frau  Dr.,  Kopenhagen. 

DEUTSCHES  BEIOH. 

Alhert,  Dr.  Rud.,  Amtsrichter,  Hamburg. 

Albrecht,  Dr.  Max,  Fabrikant,  Hamburg. 

Alb  recht,  Frau  Dr.,  Hamburg. 

Andreas,  Dr.  F.  C,  Schmargendorf  bei  Berlin. 
30  Andresen,  Carl,  Kaufmann,  Blankenese. 

Bacharach,  Journalist,  Bachrach. 

Baensch-Drugulin,  Jobs.,  Buchhändler,  Leipzig. 

Baensch-Drugulin,  Frau,  Leipzig. 

Ballin,  Albert,  General-Direktor,  Hamburg. 
35  Ballin,  Frau  Albert,  Hamburg. 

Bambus,  Willy,  Director,  Berlin. 

Baral,  M.,  Bibliothekar,  Berlin. 

Barth,  Dr.  Jacob,  Professor,  Berlin. 

Barth,  Frau  Professor,  Berlin. 
40  Bartholomae,  Dr.  Christian,  Professor,  Giessen. 

Baumann-Seyd,  Frau  A.,  Hamburg. 

Becker,  Dr.  C.  H.,  Privatdozent,  Heidelberg. 

Beer,  G.,  Professor,  Strassburg. 

Behrmann,  Senior  D.,  Hamburg. 
45  Behrmann,  Frau  Senior,  Hamburg. 

Behrmann,  Cand.  theo!.,  Nordemey. 

Beneke,  Dr.  Max,  Assessor,  Berlin. 

von  Berenberg-Gossler,  Hamburg. 

von  Berenberg-Gossler,  Frau,  Hamburg. 
50  Berlin,  S.,  Hamburg. 

Bertheau,  Pastor  D.  Carl,  Hamburg. 

Bertheau,  Johannes,  stud.  theol.  und  phil.,  Hamburg. 

Bessmertny,  Frau  Marie,  Hamburg. 

Bezold,  Professor  Dr.  C,  Heidelberg. 
Bezold,  Frau  Professor,  Heidelberg. 


460 

55  Blättner,   Adolf,  Redakteur,  Altona. 
Bloch-Isaye,  Frau  L.,  Hamburg. 
Bock,  Gerhard,  stud.  phil.,  Hannover-List. 
Bolau,  Dr.  H.,  Direktor,  Hamburg. 
Bolau,  Frau  Dr.  H.,  Hamburg. 
60  Borchardt,  Dr.  Attache,  z.  Zt.  Berlin. 
Borchardt,  Frl.  E.,  Berlin. 
Bottier,  Dr.  Charles,  Hamburg. 
Bottier,  Frau  Dr.,  Hamburg. 

Brandis,  Dr.  Otto,  Oberlandesgerichtsrat,  Hamburg. 
65  Brinckmann.  Dr.  J.,  Direktor,  Hamburg, 
Brockelmann,  C,  Professor,  Breslau. 
Brütt,  Dr.  Professor,  Schulrat,  Hamburg. 
Brütt,  Frau  Professor,  Hamburg. 
Budde,  D.  Karl,  Professor,  Marburg  a. d.  Lahn. 
70  Burchard,  Dr.  Bürgermeister,  Magnificenz,  Hamburg. 
Burchardt,  Privatier,  Berlin. 
Cohn-Antenorid,  W.,  Schriftsteller,  Berlin. 
Cori,  Raphael,  Hamburg. 
Gori,  Frau  R.,  Hamburg. 
75  Grasemann,  Rud.,  Kaufmann,  Hamburg. 
Dahlmann«  Jos.,  P.,  Luxemburg. 
Davar,  M.,  Stud.  phil.,  Berlin. 
Dehn,  Dr.  Otto,  Hamburg. 
Dehn,  Frau  Dr.  Otto,  Hamburg. 
80  Deissmann,  Dr.  A.,  Professor,  Heidelberg. 
Deissmann,  Frau  Professor,  Heidelberg. 
Deussen,  Paul,  Professor,  Kiel. 
Deussen,  Frau  Professor,  Kiel. 
Dinkgrefe,  Pastor,  prim.,  Hamburg. 
85  Dräseke,  D.  Dr.,  Johannes,  Professor,  Wandsbek. 
Eddelbüttel,  Louis,  Kaufmann,  Hamburg. 
Engel,  Henry,  Journalist,  Hamburg. 
Engel,  l.  Fr.  Th.,  Pi-äsident,  Hamburg. 
Engel,  Frau  Präsident,  Hamburg. 
90  Er  man,  Dr.  Adolf,  Professor,  Steglitz  bei  Berlin. 
Er  man,  Frau  Käthe,  Steglitz. 
Euting,  Dr.  J.,  Professor,  Strassburg. 


461 

Fell,  Dr.  Professor,  Münster. 

Feuerbacb,  Frau  K.,  Hamburg. 
95  Fick,  Dr.  R,  Neuendorf  b.  Potsdam. 

Finck,  Dr.  F.  N.,  Privatdocent,  Marburg. 

Fiscber,  Reg.-Rat,  Frankenthal  i.  B. 

Franke,  Dr.  R.  0.,  Professor,  Mittelbufen  b.  Königsberg. 

Franke,  Dr.  0.,  Dresden. 
100  Friederichseja,  Dr.  L.  Hamburg. 

Friedlaender,  Dr.  Phil.«  Israel,  Privatdocent,  Strassburg. 

Fried laend er,  Dr.  Phil.,  Walter,  Berlin. 

von  Gebhardt,  Professor,  Leipzig. 

Geiger,  Dr.  W.,  Professor,  Erlangen. 
105  Gericke,  Frl.  E.,  Hamburg. 

Giebelhausen,  Frl.  Clara,  Sachsa  a.  Harz. 

Glaser,  Dr.  Eduard,  Forschungsreisender,  München. 

Gleichmann,  E.,  Generalkonsul,  Hamburg. 

Goldschmidt,  Jacob,  Hamburg. 
110  Gottsche  Dr.  C,  Professor,  Hamburg. 

Gottsche,  Frau  Professor,  Hamburg. 

Goverts,  Dr.  Ernst  F.,  Landgerichtsdirektor,  Hamburg. 

Goverts,  Frau  Dr.,  Hamburg. 

Goverts,  Fräulein  Marie,  Hamburg. 
115  von  Graefe,  Albrecht,  Hofbesitzer,  Sierksdorf  bei  Haffkrug. 

Grube,  Dr.  Wilh.,  Professor,  Haiensee  bei  Berlin. 

Grunwald,  Dr.  M.,  Rabbiner,  Hamburg. 

Grunwald,  Frau  Dr.,  Hamburg. 

Gumpertz,  Kaufmann,  Hamburg. 
120  Guthe,  Dr.  Hermann,  Professor,  Leipzig. 

Guttmann,  Dr.  B.,  Hamburg. 

Hachmann,  Dr.  G.,  Bürgermeister,  Magnificeuz,  Hamburg. 

Hachmann,  Frau  Bürgermeister,  Hamburg. 

Hagedorn,  Dr.  A.  B.  C,  Senats-Sekretär,  Hamburg. 
125  Hagedorn,  Frau  Dr.,  Hamburg. 

Hagen,  Dr.  K.,  Hamburg. 

Hallier,  Dr.  Ed.,  Rechtsanwalt,  Hamburg. 

Hai  Her,  Frau  Dr.,  Hamburg. 

Hamb.    Fremdenblatt,  Redaktion,  Hamburg. 
130  Härder,  Dr.  Ph.  Ernst,  Charlottenburg. 


462 

Hardy,  Dr.  E.,  ProfesBor,  Wfirzburg. 

Hartmann,  Martin,  Professor,  Charlottenburg. 

Hayn,  Max  Th.,  Hamburg. 

Hehn,  Dr.  Johannes,  Privatgeistlicher,  Berlin. 
135  Heintze,  W.,  Direktor,  Hamburg. 

Heintze,  Laura  Frau,  Hamburg. 

Heintze,  Emilie  Frl.,  Hamburg. 

Helmolt,  Dr.  Hans  F.,  Stötteritz. 

Hempell,  Richard,  Hamburg. 
140  Hempell,  Frau  Richard,  Hamburg. 

Hernsheim,  Franz,  Kaufmann,  Hamburg. 

Hernsheim,  Frau  Franz,  Hamburg. 

Hertel,  Dr.  Johannes,  Oberlehrer,  Döbeln. 

Hets,  Johannes,  Kaufmann,  Hamburg. 
145  Hets,  Frau  Johannes,  Hamburg. 

Hillebrandt,  Dr.  A.,  Professor,  Breslau. 

Hilprecht,  Professor  Dr.,  Jena. 

Hinrichsen,   Sigmund,   Präsident  der   Hamburg.    Bürgerschaft, 
Hamburg. 

Hinrichsen,  Frau  Sigmund,  Hamburg. 
150  Hinsch,  Frau  Emilie,  Hamburg. 

Hirsch,  Frau  Lea,  Hamburg. 

Hirsch,  Fräulein  Marie,  Hamburg. 

Hirth,  Friedrich,  Professor,  München. 

Hirth,  Frau  Professor,  München. 
155  Hirth,  Frl.  Else,  München. 

Holler,  Pet.,  B.  D.,  Pastor,  Segeberg. 

Holzinger,  Dr.  H.,  Pfarrer  Lic,  Ulm. 

Hommel,  Dr.  Fr.,  Professor,  München. 

Hörn,  Dr.  P.,  Professor,  Strassburg  i/E. 
160  Horowitz,  Dr.  Josef,  Privatdocent,  Berlin. 

Hübschmann,  Professor,  Strassburg. 

Hübschmann,  Frau  Professor,  Strassburg  i/E. 

Hüsing,  Dr.  Phil.,  Georg,  Breslau. 

Jacobi,  E.  F.,  Civ.  Ingenieur,  Hamburg. 
165  Jacobi,  Gust.  Berlin. 

Jacobi,  Hermann,  Professor,  Bonn. 

Jacobsohn,  Hermann,  Stud.  phil.,  Göttingen. 


468 

Jacobsohn,  Frl.  Elisabeth,  Lüneburg. 

Jahn,  Wilhelm,  Kiel. 
170  Jahn,  Frau  Wilhelm,  Kiel. 

Icken,  Frl.  Eliza,  Marbui*g. 

Jeremias,  Dr.  Alf.,  Pfarrer,  Leipzig. 

II lies,  C,  Kaufmann,  Hamburg. 

II lies,  Frau  Marie,  Hamburg. 
175  Illies,  Frl.  Zog,  Hamburg. 

Jolly,  Dr.  Professor,  Würzburg. 

Joshua,  Johanne,  Hamburg. 

Joshua,  Thilda,  Hamburg. 

Joshua,  Ludwig,  Kaufmann,  Hamburg. 
180  Kampffmeyer,  Dr.  Georg,  Privatdocent,  Halle  a.  S. 

Karst,  Dr.  Joseph,  Strassburg  i/E. 

Kautzsch,  Dr.  Emil,  Professor,  Halle  a.  S. 

Kautzsch,  Frau  Professor,  Halle. 

Kern,  Dr.  Phil.,  Friedrich,  Berlin. 
185  Kern,  Frau  Kommerzienrat,  Berlin. 

Kielhorn,  F.,  Professor,  Göttingen. 

Kiesselbach,  Rat  der  Oberschulbehörde,  Hamburg. 

Klussmann,  Dr.  M.,  Professor,  Hamburg. 

Klussmann,  Frau  Professor,  Hamburg. 
190  Köberle,  Justus,  Privatdocent  Lic,  Erlangen. 

König,  Ed.,  Professor,  Bonn. 

König,  Frl.  H  an  nah,  Bonn. 

Kotelmann,  L.,  Dr.  Med.  et  Phil.,  Hamburg. 

Kothe,  Jobs.,  Direktor,  Hamburg. 
195  Krau  SS,  Dr.  J.,  Hamburg. 

Kr  au  SS,  Frau  Dr.,  Hamburg. 

Kroth,  Anton,  Redakteur,  Altona. 

Krumbacher,  Karl,  Professor,  München. 

Küchler,  Dr.  phil.  Friedr.,  Marburg. 
200  Kümmell,  Dr.,  Hamburg. 

Kuhn,  Dr.  E.,  Professor,  MOnchen. 

Kuhn,  Frau  Professor,  München. 

Kuhn,  Dr.,  Stabsarzt,  Hamburg. 

Kuhnert,  Curatus,  Breslau. 
205  Kurz,  Dr.  Hermann,  Vikar,  Winterbach  bei  Schorndorf. 


464 

Lang,  Dr.  Sem.  Direktor,  Stade. 
Lauer,  Dr.,  Geh.  Regierungsrat,  Stade. 
Lavy,  Charles,  Hamburg. 
Lazarus,  Frau  Dr.,  Hamburg. 
210  Lefmann,  Dr.  Professor,  Heidelberg. 

Lehmann,  Dr.  Carl,  Professor,  Charlottenburg. 

Lehmann-Haupt,  Frau  Professor,  Chariottenburg. 

Leimdörfer,  Dr.  D.,  Hamburg. 

Lerner,  Dr.  M.,  Oberrabbiner,  Altona. 
215  Leu  mann,  Dr.  Ernst,  Professor,  Strassburg  i/E. 

Lichtwark,  Dr.  A.,  Professor,  Hamburg. 

Lidzbarski,  M.,  Privatdocent,  Kiel. 

Liebich,  Dr.  B.,  Professor,  Breslau. 

Lindl,  Dr.  Ernst,  Privatdocent,  Mfinchen. 
220  Lion,  Eugen,  Kaufmann,  Hamburg. 

Löhr,  Dr.  Professor,  Breslau. 

Lopez,  Frau  Generalkonsul,  Hamburg. 

L Oders,  Dr.  pbil.  H.,  Privatdocent,  Göttingen. 

Maass,  Ernst,  Hamburg. 
225  Manchot,  D.  Carl,  Pastor,  Hamburg. 

Manchot,  Fräulein  L.,  Hamburg. 

Matzen,  Emmy,  Bielefeld. 

Meissner,  August,  Journalist,  Hamburg. 

von   Melle,  Dr.  W.,  Senator,  Hamburg. 
230  von  Melle,  Frau  Senator,  Hamburg. 

Merx,  Dr.  Geh.  Hofrat,  Professor,  Heidelberg. 

Messtor  ff,  H.  F.,  Hamburg. 

Meyer,  H.  C.  Eduard,  Konsul,  Hamburg. 

Meyer,  Frau,  Konsul,  Hamburg. 
235  Meyer,  Fräulein,  Hamburg. 

Meyer,  Israel,  Kaufmann,  Hamburg. 

Meyer,  Dr.,  Eduard,  Professor,  Halle. 

Meyer,  J.,  Kaufmann,  Hamburg. 

Meyne,  F.,  Redakteur,  Hamburg. 
240  Mittwoch,  Dr.  phil.,  Eugen,  Berlin. 

Möller,  Dr.  phil.,  Georg,  Berlin. 

Mönckeberg,  Dr.  J.  G.,  Bürgermeister,  Magnificenz,  Hamburg. 

Mönckeberg,  Frau  Bargermeister,  Hamburg. 


465 

Mordtmann,  Dr.  J.  H.,  Konsul,  Salonlk. 
245  Mordtmann,  Frau  Konsul,  Salonik. 

Moses,  A..  Journalist,  Hamburg. 

Mflhlau,  Dr.,  Professor,  Kiel. 

Mflhlau,  Frau  Dr.,  Kiel. 

von  Mülinen,  Graf,  ELammerherr,  Berlin. 
250  Müller,  Dr.  F.  W.  K.,  Berlin. 

Müller,  Dr.,  Redakteur,  Hamburg. 

Müller,  Frl.  Anna,  Hamburg. 

Müller,  Frau  Frida,  Hamburg. 

Münzel,  Dr.  Robert,  Professor,  Hamburg. 
255  Nacbod,  Dr.,  phil.  0.,  Kleinzscbachwitz. 

Nathan,  Frau  Fr.,  Rentik^,  Hamburg. 

Neisser,  Dr.  W.,  Breslau. 

von  Neumayer,  Dr.  6.,   Professor,  Wirkl.  Geh.  Admiralitätsrat, 
Excellenz,  Hamburg. 

Nestle,  Dr.  Eberhard,  Professor,  Maulbronn. 
260  Nestle,  Frau  Professor,  Maulbronn. 

Neteler,  Dr.  B.,  Schloss  Loburg  bei  Ostbevem,  Westfalen. 

Niese,  Benedict us,  Professor,  Marburg. 

Nissen,  Dr.  Wald.,  Oberlehrer,  Hamburg. 

Nissen,  Frau  Dr.  Wald,  Hamburg. 
265  Nöldeke,  Dr.  Th.,  Professor  Strassburg. 

Nöldeke,  Dr.,  Landrichter,  Hamburg. 

Nöldeke,  Frau  Dr.,  Hamburg. 

Noer,  Gräfin  C,  Noer  p.  Gettdorf. 

Nordheim,  Louis,  Hamburg. 
270  Nord  heim,  Frau  Louis,  Hamburg. 

Nothmann,  Clara,  Rentiere,  Hamburg. 

Nowack,  Dr.  Professor,  Strassburg. 

Nowack,  Frau  Dr.  Professor,  Strassburg.  i/E. 

Oderich,  Carl,  Historienmaler,  Hamburg. 
275  Oldenberg,  Dr.  Hermann,  Professor,  KieL 

Oldenberg,  Frau  Babette,  Kiel. 

Oppert,  Dr.  Gustav,  Professor,  Berlin. 

O'Swald,  W.  H.,  Senator,  Hamburg. 

O'Swald,  Frau,  Senator,  Hamburg. 
280  Pautz,  Dr.  phil.,  Otto,  Ratzebuhr. 


466 

P  eis  er,  Dr.  F.  E.,  Privatdocent,  Königsberg. 

Fe  ritz,  Dr.  M.,  Rabbiner,  Liegnitz. 

Peritz,  Frau  Dr.,  Liegnitz. 

Persiehl,  H.  0.,  Fabrikbesitzer,  Hamburg. 
285  Persiebi,  H.  0.,  Frau,  Hamburg. 

Persiehl,  Fräulein  Ada,  Hamburg. 

Petersen,  Frl.  Toni,  Hamburg.  ^ 

Petersen,  Frl.  Clara,  Hamburg. 

Petersen,  Dr.  6.,  Beamter,  Hamburg. 
290  Pfungst,  Dr.  Arthur,  Frankfurt  a.  M. 

Pfleiderer,  Frl.  Else,  Oberlehrerin,  Gr.-Lichterfelde. 

Pischel,  R.,  Professor,  Berlin. 

Pietschmann,  Dr.  R.,  Professor,  Berlin. 

Piet seh  mann,  Frau  Professor,  Berlin. 
295  Praetorius,  Professor,  Halle  a.  S. 

Prym,  Dr.  Eugen,  Professor,  Bonn. 

Prym,  Frau  Professor,  Bonn. 

Rehtz,  Alfred,  Hamburg. 

von  Reiche,  Dr.  H.,  Hamburg. 
300  von  Reiche,  Fräulein  Lilly,  Hamburg. 

Rieger,  Dr.  pbil.  Paul,  Prediger,  Hamburg. 

Rieger,  Fi*äulein  Irma,  Hamburg. 

Rosen,  Dr.,  Wirkl.   Legationsrat  und  vortragender  Rat  im  Ausw. 
Amt,  Berlin. 

Rost,  Adolf,  Leipzig. 
305  Rost,  Minnie,  Dresden. 

Rudorff,  Otto,  .Oberlandesgerichtsrat,  Hamburg. 

Rudorff,  Frau  Emma,  Hamburg. 

Said   Ruete,  Berlin. 

Sanda,  Dr.  Albert,  Berlin-Reinickendorf. 
3i0  Sarre,  Dr.  pbil.  Fr.,  Berlin. 

Schäfer,  Dr.  pbil.  Heinr.,  Steglitz  bei  Berlin. 

Scharlach,  Dr.  J.,  Rechtsanwalt,  Hamburg. 

Scharlach,  Frau  Dr.  J.,  Hamburg. 

Sc  ha  er  geb.  Siemers,  Frau  Major,  Neubreisach  i/£. 
315  Schemmann,  C.  H.,  Senator,  Hamburg« 

Scherman^  Dr.  Lucian,  Professor,  München. 

Schiller-Tietz,  Privatgelehrter  und  Schriftsteller,  Kl.  Flottbek. 


467 

Schiller-Tietz,  Frau,  Kl.  Flottbek. 

Schmidt,  Dr.,  Privatdooent,  Halle. 

320  Schmidt,  Carl,  Privatdocent,  Berlin. 

Schmitz,  Dr.  H.,  Rat,  Hamburg. 

Sr.   Durchlaucht   Prinz   Hermann  von  Schönburg-Wal- 
denburg,  Legationsrat,  Hamburg. 

Schrader,  F.  0.,  Hamburg. 

Schrader,  Dr.,  Professor,  Greheimer  Regierungsrath,  Berlin. 

325  Schrader,  Frau  M.,  Görlitz. 

Schrameier,  Dr.,  Kommissar  f.  Cbines.  Angelegenheiten, Kiautschou 
und  Admiralitätsrat,  Lübek. 

Schramm,  Dr.  Max,  Rechtsanwalt,  Hamburg. 

Schroeder,  Dr.,  Greneralconsul,  Beirut. 

Schubring,  W.,  Stud.  phil.,  Strassburg. 
330  Schultess,  Dr.  F.,  Professor,  Director  der  Johanneums,  Hamburg. 

Schultess,  Frau  Professor,  Hamburg. 

Schul thess,  Dr.  F.,  Professor,  Gröttingen. 

Schwally,  Friedrich,  Professor,  Giessen. 

Set  he,  Dr.,  Professor,  Göttingen. 
335  Seybold,  Dr.,  Professor,  Tübingen. 

Seyring,  Dr.  F.,  Oberlehrer,  Hamburg. 

Seyring,  Frau  Dr.  Anna,  Hamburg. 

Sieg,  Dr.  Emil,  Privatdocent,  Berlin. 

Siemers,  Edm.  J.  A.,  Hamburg. 

340  Siemers,  Frau  Edm.  J.  A.,  Hamburg. 

Sieveking,  Dr.  F.,  Präsident  des  Hansiatischen  Oberlandesgerichts, 
Hamburg. 

Sieveking,  Dr.  F.,  Rechtsanwalt,  Hamburg. 

Sieveking,  Dr.  W.,  Arzt,  Hamburg. 

Sieveking,  Frau  Dr.  Caroline,  Hamburg. 
345  Sikla,  Ferry,  Direktor,  Köln. 

Silberberg,  Hermann,  Hamburg. 

Silber  borg,  Frau  H.,  Hamburg. 

Sillem,  Dr.  C.  H.  Wilhelm,  Professor,  Hamburg. 

Simon,  Dr. 'Richard,  Privatdocent,  München. 
350  Sobernheim,  Dr.  M.,  Berlin. 

von  Sonklar,  Frau  Alice,  Hamburg. 

Stade,  Professor  D.,  Geh.  Kirchenrat,  Giessen. 

Stangen,  Ernst,  Berlin. 


468 

Stangen,  Frau  Ernst,  Berlin. 
355  Steindorff,  Dr.  6,  Professor,  Leipng. 

Steindorff,  Frau  Professor,  Leipzig. 

Stettiner,  Dr.,  Hamburg. 

Stönner,  Dr.,  Berlin. 

Strack,  Dr.  D.,  Professor  H.  L.,  Gross-Licbterfelde,  Berlin. 
360  Strack,  Frau  Professor,  Licbterfelde  a/Berlin. 

Stucken,  Eduard,  Schriftsteller,  Berlin. 

Stucken,  Frau,  Ed.  Berlin. 

Stumme,  Dr.  Hans,  Professor,  Leipzig. 

Tarlau,  J.,  Hamburg. 
365  Tesdorpf,  Dr.  G.  Tb.,  Oberamtsrichter,  Hamburg. 

Tesdorpf,  Frau  Dr.  G.  Tb. 

Tbumb,  Dr.  A.,  Professor,  Marburg. 

Tburneysen,  Dr.  R.,  Professor,  Freiburg  i/B. 

Tburneysen,  Frau  Professor,  Freiburg  i/B. 

370  Töpelmann,  A.,  Yerlagsbuchhändler,  Giessen. 

von  Tscbirscbky  u.   Bögendorff,  Rgl.  Preuss.   Ausserordentl. 
Gesandter  u.  Bevollmächtigter  Minister,  Excellenz,  Hamburg. 

von  Tscbirscbky  u.  Bögendorff,  Frau,  Excellenz,  Hamburg. 

Yogelstein,  Dr.,  Stettin. 

Yolck,  Dr.  Wilhelm,  Professor,  Wirkl.  Staatsrat,  Rostock. 
375  Völlers,  Dr.  K.,  Professor,  Jena. 

Völlers,  Frau  Professor,  Jena. 

Wackernagel,  J.,  Professor,  Göttingen. 

Walther,  Frl.  Erna,  Hamburg. 

Warburg,  Dr.,  Hamburg. 
380  Weber,  Ed.,  Hamburg. 

Weber,  Dr.  Otto,  München. 

Wegehaupt,  Dr.  Professor,  Hamburg. 

Wegebaupt,  Frau  Professor,  Hamburg. 

Weiffenbach,  Hermann,  München. 
385  Wessel,  August,  Hamburg. 

Westphal,  0.  E.  Senator,  Hamburg. 

Westpbal,  Frau  Senator,  Hamburg. 

Westphal,  Dr.  phil.,  Berlin. 

Wichmann,  Robert,  Bamburg. 
390  Wiedemann,  Dr.  A.,  Professor,  Bonn. 


469 

Wieland,  Dr.  Johannes,  Redacteur,  Bamburg. 

Wiener,  J.,  Berichterstatter,  Hamburg. 

Wilcken,  Dr.  ü,  Pi'ofessor,  Würxburg. 

Wilhelm,  Dr.  Professor,  Jena. 
395  Winckler,  Frau  Hedwig,  Hamburg. 

Winckler,  Dr.  Hugo,  Berlin — Wilmersdorf. 

Windisch,  Dr.  E.,  Professor,  Geb.  Hofrat,  Leipzig. 

Woermann,  Adolph,  Hamburg. 

Woermann,  Frau  Adolph,  Hamburg. 
400  Wolfsberg,  Hermann,  Hamburg. 

Wroblewski,  Frl.  de,  Hamburg. 

Zacharias,  Dr.  A.  N.,  Oberlandesgerichtsrat,  Hamburg. 

Ziesenitz,  Oberlehrer,  Hamburg. 

Zimmern,  Dr.  H.  Professor,  Leipzig. 


405  Hassan,  Assem  Pascha,  Grand  maitre  des  G6r^monies  de  S.  A. 
le  Kh^ive,  Kairo. 

Mustafa  Ef feudi  Beyram,  Greneral-Procurator  der  gemischten 
Gerichte. 

Omar  Loutfi  Bey,  Kairo. 

Manusardi,  Advocat,  Kairo. 

Waly,  Hamed,  Lektor,  Berlin. 

410  Achmed  Zeki  Bey,  2.  Sekretär  des  Ministerrates,  Kairo. 


Barbier  de  Meynard,  Professor,  Paris. 

Barth,  Auguste,  Paris. 

Basset,  Ren6,  Direktor,  L*Agha. 

B^n^dite,   Georges,  Professeur  suppl^nt  au  Collie  de  France, 
Conservateur  adjoint  et  D^16gu6  ofiQdel  du  Mus^e  du  Louvre,  Paris. 

415  Bonaparte,  le  Prince  Roland,  iSon  Altesse.  Paris. 

Boreux,   Agr^g6  de  l'Universit^,  Paris. 

Braham,  Mohamed  Ben,  Interpr^te  Judicaire,  Oued  Athm^nia. 

Br^hier.  Louis,  Professor,  C9ennont— Ferrand. 

Chavannes,  Ed.  Professor,  Fontenay  aux  Eioses. 
420  Chevalier,  Henri,  Paris. 

Chevalier,  Pierre,  Paiis. 

Cordier,   Henri,  Professor,  Paris. 


470 

Cord i er,   Frau  Professor,  Paris. 

Gourant,  M.,  Professor,  Lyon. 

425  Derenbourg,  H.  M.  de  Tlnstitut,  Paris. 

Finot,  Louis,  Directeur  de  l'^cole  Irancaise  d*Extr^me-Orient. 

Foucher,  A.,  Maitre  de  Conf6i*ences  ä  r£cole  des  Hautes  Etudes, 
Directeur  adjoint  et  D616gu^  de  TEcole  frao^aise  d 'Extreme  Orient, 
Paris. 

Gauthier,  Henri,  Etudiant  en  Egyptologie,  Lyon. 

Guilmant,  Felix,  D^l^u6  de  l'Institut  francais  d'Arcb^logie 
Orientale  du  Caire,  Meudon. 

430  Guimet,  Emile,  Direktor,  Paris. 

Guimet,  Jean,  Paris. 

HackspiU,  Dr.  Professor,  Toulouse. 

Ha16vy,  Dr.  Josef,  Professor,  Paris» 

Henry,  Victor,  Professor,  Illaux. 
435  Huart,  Clement,  Professor,  Consul  de  France,  Paris. 

Huart,  Frau  Professor,  Paris. 

K rafft,  Hugues,  Forschungsreisender,  Paris. 

Lerottx,  Ernest,  Paris. 

Loret,  Victor,  Professor,  Lyon. 
440  Loret,  Frau,  Lyon. 

Martin  Fortris,  R.,  Authon  du  Perche. 

Maspero,  Gaston,  Professor,  Kairo. 

Oppert,  Dr.  Jules,  Professor,  Paris. 

d'Orval,  Fernand,  Boname. 
445  Reinach,  Theodore,  Paris. 

Rosny,  L^on  de,  Professor,  Paris. 

Schwab,  Dr.  Mo'ise,  Bibliothekar,  Paris. 

Stuart,  Emile,  Vice-Präsident  der  Soci^t^  Asiatique,  Paris. 

Socieff,  Auguste  Le,  Paris. 
450  Specht,  Eduard,  Paris. 

GBIECBLENLAND. 

Garolides,  Paul,  Professor,  Athen. 

GBOSaBBITAmsriEN. 

Adler,  Elk.  Nath.,  London. 

Arnold,  Dr.  E.  V.,  Bangor,  North  Wales. 

Arnold,  Frau,  Bangor,  North  Wales. 


471 

455  B  e  n  d  a  U ,  C  e  c  i  1 ,  M.  A.,  Professor  Cambridge. 

Bendall,  Frau  Professor,  Cambridge. 

Bert  in,  Frl.  H.  6.,  London. 

Bevan,  Anth.  A.,  M.  A.,  Professor,  Cambridge. 

Browne,  Edward  G.,  Cambridge. 
460  Bullinger,  Dr.  £.  W.,  London. 

Burch,  N.  6.,  London. 

Burgess,  Dr.  James,  Edinburgh. 

Cart,  Henry,  England. 

Casartelli,  L.  C,  Rev.  Manchester. 
465  Codrington,  Dr.  Oliver,  London. 

Cowley,  A.,  Library-Fellow  in  Oxford. 

Cox,  Henry,  M.  J.  S.  J.  R.  6.  S.,  England. 

Crichton,  Rev.  Dr.,  Annan. 

Cust,  Miss  Anna  Marie,  London. 
470  Diösy,  Arthur,  (Chairman  of  Council,  Japan  Society)  London. 

Douglas,  R.  K.,  Professor,  London. 

Eggeling,  Julius,  Ph.  D.,  Professor,  Edinburgh. 

Ell i es,  A.  6.,  London. 

Fleet,  J.  F.,  C.  J.  E.,  London. 
475  Friedlander,  Frau  Dr.,  London. 

Gardiner,  Alan  H.,  Privatgelehrter,  London. 

Gast  er,  M.,  Ph.  D.,  London. 

Gibson,  Frau  J.  J.,  Cambridge. 

Giles,  Prof.  H.  A.,  M.  A.,  Cambridge. 

480  Ginsburg,  D.,  (Palestine  Exploration  Fund.),  Virginia  Wales,  Surrey, 
England. 

Ginsburg,  Mrs.,  Virginia  Wales. 

Gollancz,  Hermann,  Professor,  M.  A.  D.  Litt.,  London. 

Grierson,  G.  A.,  Ph.,  D.,  London. 

Harris,  James  R.,  M.  A.,  Professor,  Cambridge. 

485  He  Witt,  J.  F„  Oxford. 

Hirschfeld,  Dr.  H.,  Privatdocent,  London. 

Hoqq,  Hope  W.,  Lecturer,  Oxford. 

Hughes,   Charlotte,   Assistant  secretary   Royal  Asiatic  Society, 
London. 

Irvine,  Wilh.,  London. 

490  Lazzara,  0.  G.,  London. 

Legge,  F.,  London. 


473 

Lewis,  Frau  A.  S.,  Cambridge. 

Luzac,  C.  G.,  M.  R.  A.  S.,  London. 

Luzac,  Frau,  London. 
495  Lyon,  H.  Thomson,  London. 

Macdonel],  Professor,  Oxford. 

Martinengo-Cesaresco,  Countess  Evelyn,  Salö. 

Meyer,  Frl.  Ante  ine,  New-Brighton. 

Meyer,  Prof.  Kuno,  Liverpool. 
500  Meyer,  Frau  Dr.  Eduard,  New-Brighton. 

Mills,  Dr.  Lawrence,  Professor,  Oxford. 

Perowne,  Edw.  S.  M.  Rechtsanwalt,  London. 

Perowne,  Frau,  London. 

Pinches,  Theophilus  G.,  LL.  D.,  Assyriologist,  London. 
505  Pinches,  Mrs.,  London. 

Porter,  Louis  H.,  London. 

Priebsch,    Robert,    Dr.,   Professor   der  deutschen   Sprache   und 
Litteratur,  University  of  London,  London. 

Raynbird,  H.  Junr.,  Basingstoke. 

Rickmers,  C.  Mabel,  Mettnau  b/Radol&ell. 
510  Rhys  Davids,  Professor  L  L.  D.,  Ph.  D.,  London. 

Rhys  Davids,  Frau  Professor,  London. 

Ridding,  Mrs.  W.,  London. 

Ridding,  Miss  C.  M.,  London. 

Ridding,  Miss  E.  C,  London. 
515  Rüben,  Ph.  D,  London. 

Sayce,  A.  H.,  Professor,  London. 

Skinner,  J.  Rev.,  Professor,  Cambridge. 

Skinner,  Mrs.,  Cambridge. 

Stenhouse,  Rev.  Tb.,  Whitfield. 
520  Stenning,  John  F.,  Fellow  of  Wedham  College,  Oxford. 

Straalen,  S.  van,  London. 

Thomas,  F.  W.,  M.  R.  A.  S.,  Bibliothekar,  London. 

Thornton,  T.  H.,  C.  S.  J.,  D.  C.  L.,  London. 

Ward,  Sir  William,  Generalkonsul,  Hamburg. 
525  Ward,  Lady,  Hamburg. 

Wenckstern,  von  F.,  Verlagsbucbhändler,  London. 

West,  Sir  Raymond,  K.  C.  J.  E.,  London. 

West,  Lady,  London. 

Wh  itehouse,  Prof.  Rev.  Principal,  M.  A.  D.  D.,  London. 


473 


JAPAN. 

530  Anesaki,  Masahar,  Student,  London. 

Gramatzky,  Dr.,  Kagoshima,  Shinshoin. 

Hara  S  hink  ich  i,  Hamburg. 

Mikami,  Professor,  Sanji,  Tokio. 

Murakami,  Dr.  N.,  Tokyo,  Haag. 
535  Nakamura,  Dr.  K.,  Tokyo,  München. 

Omura,  Jintaro,  Berlin. 

Sawayanagi  Seitaro,  Direktor  im  Unterrichtsministerium,  Tokyo. 

Shiratori,   Dr.  Kurakichi,  Professor,  Tokyo. 

Watanabe,  R.  Bud.  Priester  ▼.  Todo-seet,  Tokyo. 
540  Wogihara,  U.,  Lehrer,  Tokyo. 

INDIEIT. 

Arnold,  F.  W.»  Labore. 
Bhandarkar,  Prof.  S.  R.,  Bombay. 
Bilgrami,  Sbamuel  UllamiSyed  Ali,  Hyderabad. 
Bloch,  Dr.  T.,  Indian  Museum,  Calcutta. 
545  Lyall,  Sir  C.  J.,  India  Office. 
Stein,  Dr.  M.  A.,  Rawalpindi. 

Vaidya,  Vishvanath  P.,  B.  A.,  M.  R.  A.  S.,  Bombay. 
Vogel,  6.,  Ph.  Dr.,  Labore. 
Wickremasinghe,   Don  Martino  de  Zilva,  Oxford. 

ITALIEN* 

550  Ballini,  Dr.  Ambrogio,  Montagnana.  (Padua). 

Belloni,  Dr.  Ferdinando,  Filippi  Buti.  (Prov.  di  Pisa). 

Bernheimer,  Dr.  Carlo,  Livoroo. 

Blumenstihl,  Emilio,  Rom. 

Blumenstihl,  Paul,  Rom. 
555  Caruso- Rasa,  6.,  Advocat  u.  Journalist,  Rom. 

Caterini,  Odoacre,  Professor,  Neapel. 

Gimmino,  Francesco,  Professor,  NeapeL 

Ciardi-Dupr6,  Dr.  G.,  Florenz. 

Consolo,  Fed.,  Professor,  Florenz. 
560  Conti-Rossini,  Dr.  Carlo,  Rom. 

Dei,  Giunio,  Dr.  pbil.,  Rom. 

81 


474 

Gabriel  i,  Giuseppe,  Professor. 

Goidanich,   Dr.  Pietro  Gabriele,  Professor,  Pisa. 

Gregorio,  Mse.  Giacomo  De,  Professor,  Palermo. 
565  Gubernatis,  Angeio  de,  Conte,  Professor,  Rom. 

Gubernatis,  Cordelia  de,  C!ontessa,  Rom. 

Guidi,  Ignacio,  Professor,  Rom. 

Lasinio,  F.,  Professor,  Florenz. 

Malein,  W.  von,  Vice-Consul,  Hamburg. 

570  Nallino,   Dr.   Carlo  Alf.,  Professor,  Palermo. 

Pinto,  Comrare.  Michelangelo,  Console  Generale  dltalia,  Ham- 
burg. 

Pinto,  Frl.  Olga,  Hamburg. 

Pull^,  Conte  Francesco  Lorenzo,  Professor,  Bologna. 

Schiaparelli,  Celestino,  Professor,  Rom. 

575  Venturi,  Adolfe,  Prof.  Rom. 

Venturi,  Lionello,  Rom. 

Voghera,  Enrico,  Rom. 

Voghera,  Frau  Anna,  Rom. 

MEXIKO. 

Paso  7  Troncoso,  F.  del,  Professor,  Florenz. 

MONTENEGBO. 

580  Ramadanovich,  S.,  Consul,  Scutari. 
Ramadanovich,  Frau,  Scutari. 

NIEDEBLAJeVDE. 

Boeser,  P.  A.  A.,  Conservator,  Leiden. 

Caland,  Dr.  W.,  Breda. 

Fokker,  Dr.  A.  A.,  Privatdocent,  Amsteitlam. 
585  Fokker,  Frl.  An  nie,  Amsterdam. 

Goeje,  M.  J.  de,  Professor,  Leiden. 

Groot,  Dr.  J.  J.  M.  de,  Professor,  Leiden. 

Hotz,  A.,  ILaufmann,  Haag. 

Hotz,  Frau  Lucy,  Haag. 
590  Houtsma,  Dr.  M.  Th",  Professor,  Utrecht. 

Hoytema,  van,  Gravenhagen. 


475 

Kramp,  F.  6.,  Lnidon. 

Krol,  J.,  Kzn.,  Haarlem. 

Peltenburg,  G,  Leiden. 
595  Pleyte,  C.  M.,  Leiden. 

Scbillemanns,  C,  Verleger,  Zutphen. 

Schmelts,  J.  D   £.,  Dr.  Direktor,  Leiden. 

Speyer,  J.  S.,  Professor,  Groningen. 

Speyer,  Frau  Professor,  Groningen. 
600  Stoppelaar,  F.  de,  Verleger,  Leiden. 

Zeuner,  J.  K.,  Professor,  Valkenburg. 

irOBWBOEN. 

Konow,  Sten,  Dr.  phil.,  Professor,  Christiania. 
Lieblein,  J.,  Professor,  Christiania. 

OESTEBBEICH. 

Bittner,  Dr.  Maximilian,  Professor,  Mödling  b/Wien. 

605  Coudenbove,  Graf  Heinrieb,  Dr.  jur.  et  phil.,  K.  u.  K.  Lega- 
tionssekret&r  a.  D.,  Schloss  Ronsperg  i/Böhmen. 

Dobuscb,  Hans,  K.  K.  Secret&r,  Prag. 

Friedrieb,  Dr.  Thomas,  Professor,  Innsbruck. 

Fuchs,  Dr.  Bernhard,  Journalist,  Wien. 

Grüuert,  Dr.  Max,  Professor,  Prag. 
610  Grünert,  Frau  Professor,  Prag. 

Hovorka,  Dr.  0.  v.,  Arzt,  Teslic,  jetzt  Wien. 

Karabacek,  K.  u.  K.  Hofi^ath,  Professor,  Wien. 

Kirste,  Dr.  J.,  Professor,  Gi*az. 

Kirste,  Frau  Professor,  Graz. 
615  Knorr,  Frau  Baronin  Josephine,  Gresten,  Schloss  Stiebar. 

Krall,  Dr.  J.,  Professor,  Wien. 

Neu  mann,  Dr.  W.  A.,  Professor,  Wien. 

Polak,  Frau  Therese,  Leibarztwitwe,  Baden  b/Wien. 

Pollak,  Frau  Louise,  Baden  b/Wien. 
620  Raffl,  Friedrich,  Professor,  Salzburg. 

Rapaport,  Morch^  W„  Lemberg. 

Reinisch,  Leo,  K.  K.  Hofrat,  Professor,  Wien. 

Rios,  Jose  Fernandez  Amador  de  los,  Advocat,  Pisano. 

Schlögl,  Dr.  P.  Nivard,  Professor,  Heiligenkreuz  b/Wien. 


476 

625  Schneedorfer,  Leo,  Professor,  Prag. 

Schroeder,  Leopold  von,  Professor,  Wien. 

Schorr,   Dr.  Moses,  Gymnasiallehrer,  Lemberg. 

Sedlä^ek,  Dr.  Jaroslav,  Professor,  Smichov  b/Prag. 

Seilin,  Dr.  Ernst»  Professor,  Wien  L 
630Steininger,  P.  Placidus,  Prof.,  Admont.  (Steiermark). 

Weil,  Wilhelm,  Unionbank,  Triest. 

Wessely,  Dr.  Carl,  Professor,  Wien. 

Wessely,  Frau  Professor,  Wien. 

FEBSIEnr. 

Hovhann^s  Khan,  Conseiller  de  Lotion,  Berlin. 

FOBTUGAL. 

635  Lop  es,  D.,  Professor,  Lissabon. 

Meyrelles,  Vicomte  de,  Attache  Commercial  k  la  L6gation  de 
Portugal,  Berlin. 

BUMÄNIEN. 

Holban,  Michel  G.,  Gonsul,  Mihaileni. 

Sturdza,  D.,  Ministerpräsident,  Bucarest.  i 

BUSSLAND. 

Arakölian,   Hamb.,  Tiflis. 

640  Arseniew,   von,  Excellenz,  Kais.  Russ.  Ministerresident,  Staatsrat, 
Hamburg. 

Arseniew,  Frau  Exe.  von,  Hamburg. 

Bulmerincq,  von,  Professor,  Jurjew. 

Chalatiantz,  B.,  Dr.  phil.,  Berlin. 

Chalatiantz,  Gregor,  Professor,  Moskau. 

645  Donner,  0.,  Professor,  Helsingfors. 

Donner,  Frau  Professor,  Helsingfors. 

Gunzburg,  von,  Baron  David,  St.  Petersburg. 

Knauer,  Dr.  Friedrich,  Professor,  Kiew.  r 

i 
Krusenstjern,  von,  Viceconsul,  Kollegienrat,  Hamburg. 

650  Krusenstjern,  Frau  von,  Hamburg. 

L6b6dew,  Frau  von,  Excellenz,  St.  Petersburg. 

Ms^riantz,  Levon,  Privatdocent,  Moskau. 


477 

Nauphal,  Jean  de,  Kollegienrat,  St. Petersburg. 

Nauphal,  Ir6n6e  de,  Conseiller  d*Etat,  Professor,  St.  Petersburg. 
655  Oldenburg,  S.  t.,  Akademiker,  St.  Petersburg. 

Poznanski,  Dr.  pbil.  Samuel,  Prediger,  Warschau. 

Radioff,  W.,  Akademiker,  St.  Petersburg. 

Rosen,  V.,  Baron,  Akademiker,  St.  Petersburg. 

R  0  s  e  n  b  e  r  g ,  Fr. ,  St.  Petersburg. 
660  Salemann,  Carl,  Akademiker,  St.  Petersburg. 

Schtscherbatskoi,  Theodor,  Privatdocent,  St.  Petersburg. 

Schwed6w,  N.  Ton,  Excellenz,  St.  Petersburg. 

Setälä,  Emil,  Professor,  üelsingfors. 

Setälä,  Frau  Helmi,  Helsingfors. 
665  Stackelberg,  Baron  Reinhoid,  Prof.,  Moskau. 

StaöNHolstein,  Dr.  A.  Frhr.  t.,  Göttingen. 

SCHWEDEN. 

Bödtker,  A.  Greneralconsul,  Hamburg. 

Bödtker,  Frl.  Marie,  Hamburg. 

Johansson,  K.  F.,  Professor,  Upsala. 
670  Klein,  6.,  Professor  Rabbiner,  Stockholm. 

Landberg,  Dr.  C.  Graf,  Kammerberr,  Mfinchen. 

Lid6n,  Dr.  Evald,  Professor,  Gothenburg. 

Malmström,  And.,  Pfarrer,  Dr.  phil.  G&rdsUtnga  a.  Lund. 

Malmström,  Frau  Helena,  G&rdstlinga. 
675  Malmström,  Frl.  Elisabeth,  Gärdstänga. 

Wolff,  Dr.  M.,  Rabbiner,  Grothenburg. 

Zetterstöen,  K.  V.,  Privatdocent,  Lund. 

SCHWEIZ. 

Baumgartner,  Adolf,  Professor,  Basel. 

Baumgartner,  Marguerite,  Frl.,  Basel. 

680  Bertholet,  Alfred,  Professor,  Basel. 

Eh ni-Vio liier,  Dr.  J.  Pfarrer  emer.,  Campagne  du  Rocher,  Nyon, 
Ganton  de  Yaud. 

Gautier,  Dr.  L.,  Professor,  Genf. 

Grimme,  Dr.  Hubert,  Professor,  Freiburg. 

Hess,  Dr.  Jean- Jacques,  Professor,  Fmburg. 

685  Marti,  Karl,  Professor,  Bern. 


478 

Moni  et,  E.,  Professor,  Genf. 
Müller-Hess,  E.,  Professor,  Bern. 
Naville,  Edouard,  Professor,  Malagnj  b/6enf. 
Oltramare,  Paul,  Professor,  Genf. 
690  Orelli,  Conrad  v.,  Professor,  Basel. 
Ryssel,  Dr.    Victor,  Professor,  Zürich. 
Ryssel,  Prau  Professor  Clara,  Zürich. 
Spiro,  Jean,  Professor,  Lausanne. 
Thommen,  Eduard,  Stud.,  Basel. 

SEBBIEN. 

695  Lion,  Henri,  Generalkonsul,  Hamburg. 

8IAM. 

Frankfurter,  Dr.  Oscar,  Rat  im  auswärtigen  Amt  in  Bangkok. 

SPANIEN. 

Gonzalez,    Francisco  Fernandez  y,   Rector  der  Universität, 
Madrid. 

Vera,  Dr.  Vicente,  Madrid. 

Vera,  Frau  Dr.  Vicente,  Madrid. 

TÜBKEL 

700  Miedia,   Andreas,  Professor,  Geistlicher,  Scutan,  d'Albania. 

UNGABN. 

Bdlint,  Gabriel,  Dr.  Professor,  Kolozsvar. 

Bdlint,  Frau  Professor,  Kolozsvar, 

Goldziher,  Ignaz,  Dr.  Professor,  Budapest. 

Goldziher,  Frau  Professor,  Budapest. 
705  Herrroann,   Anton,  Dr.  Professor,  IJudapest. 

Herrroann,  Frau  Professor,  Budapest. 

Herrmann,  Fräulein  Julie,  Lehrerin,  Budapest. 

K^gl,  Alexander  v.,  Privatdocent. 

Krauss,  Dr.  Samuel,  Professor,  Budapest. 
710  Krcsmarik,  Dr.  Johann,  Reichstagsabgeordneter,  Budapest. 

Künos,  Dr.  Ignaz,  Professor,  Budapest. 

Künos,  Frau  Professor,  Budapest. 


479 

Mahler,  Dr.  Ed.,  Professor,  Budapest. 
Mahler,  Fraa  Professor,  Budapest. 

VEREINIGTE  STAATEN. 

715  Barton,  0.  A.,  Professor,  Baltimore. 

Bloomfield,  Dr.  M.,  Professor,  Baltimore. 

Bloomfield,  Frau  Professor,  Baltimore, 

Breasted,  James  H.,  Professor. 

Clay,  Albert  T.,  Lecturer,  Philadelphia. 
720  CollitE,   Hermann,  Professor,  Bryn  Mawr. 

Curtiss,  Samuel  Ives,  Professor,  Dr.  Phil.,  Chicago. 

Dennis,  James  Teackle,  Baltimore. 

Dennis,  Frau  James  Teackle,  Baltimore. 

Deutsch,   Dr.  Ootthard,  Professor,  Cincinnati. 
725  Gottheil,  Richard,  Professor,  New-York. 

Gray,  Dr.  Louis  H.,  Newark,  N.  J. 

Harper,  Robert  Francis,  Professor,  Chicago. 

Haupt,  Paul,  Professor,  Baltimore. 

Haupt,  Frau  Professor,  Baltimore. 
730  Hy^ernat.  Henry,  Professor,  Washington. 

Jackson,  A.  Y.  Williams,  Professor,  New-York. 

Lanman,  Charles  R.,  Professor,  Cambridge. 

Levy,  Clifton  H.,  Rev.,  New  York. 

Littmann,  Enno,  Dr.  phil.  Lecturer,  Princeton. 
735  Michelson,  Truman,  Stud.,  Cambridge. 

Moore,  George  F..  Professor,  Andover. 

Oertel,  Hanns,  Professor,  New  Haven. 

Phelps,  M.  H.,  Counsellor  at  Law,  New  York. 

Rogers,  Dr.  Robert  W.,  Professor,  Madison. 
740  Ryder,  Dr.  James  H,  Professor,  Cambridge. 

Sachse,  Julius  F.,  Journalist,  Philadelphia. 

Sachse,  Frftulein  Emma,  Philadelphia. 

Schuyler,  Montgomery,  Secretary  of  United  States  Embassy, 
St.  Petersburg. 

Scidmore,  Eliza  R.,   Foreign   Secretary  of  National  Geographie 
Society,  Washington. 

745  Toy,  H.  Crawford,  Professor,  Cambridge. 

Woods,  James  Haughton,  Professor,  Dr.,  Cambridge. 


XIII.  INTERNATIONALER  >/r^ 
ORIENTALISTEN-KONGRESS. 


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VIERTER  BERifcHT; 
-♦^ 

Dem  Comiti  sind  seit  dem  Erscheinen  der  bisherigen  Berichte 
weitere  Mitglieder  beigetreten,  weshalb  nachstehend  noch- 
mals  die  Zusammensetzung  desselben  mitgeteilt  wird: 

Herr  Bfirgermeister  Dr.  MSnckeberf 

9  Borgennelster  Dr.  Burchard 

,  Bfirgermeister  Dr.  Hachoiann 

»  Senator  O'Swald 

4  Senator  von  Melle 

9  Senator  Westphal 

«  Siegflittad  Hfnrichsen,  Präsident  der  BQrgerschaft 

\    i:     .     ,  Dr.  Max  Albrecht 

9     Staatsrat  Kammerherr  VM  Arsieniew,  Kaiserlich- 
Russischer  Minister-Resident  in  Hamburg 

y.,  fl     ^H^ert  Ballia»  Geaeraldirditor  der  Hamburg- 
Amerika  Linie 

9  Senior  D.  Behnnann 

«  Joha  voa  Bereaberg'-Qwsler 

j,  Theodor  Behreas 

»  Pastor  D.  Bertbeau 

,  Dr.  eh.  Bottier 

«  Dr.  Otto  Braadls,  Oberlandesgerichtsrat 

«     Direktor  Dr.  J.  BriackniaBn,  Mitglied  der  Kom- 
. .  mission  ffir  das^  Museum  Rlr  Völkerkunde 

,  Professor  Dr.  HL  BrBtt,  Schulrat 

«  Rad.  Crasemaaa 

9  Dr.  L.  Priederichsea 

,  Professor  Dr.  C.  Gottache 

»  Dr.  E«  Fr.  Goverts«  Laodgerlchtsdirekior 

,  Dr.  K.  Hagen 

1 


^^1                        Herr  Dr.  Eduard  Hallier           '-|ri  '  '       1  !  t  '/               ^| 
^p                   =^  *•  * .      SWnkichi  Hara                                                           ^| 

.Zi'.Hi 

Max  Tb.  Hayn                                                            ^1 
DirecTor  W.  Hcintze                                                       ^M 

• 

Richard  Hempell                                                         ^H 
Konsul  Pranz  Hernsheim                                               ^^M 

B 

Jobs.  Hets                                                                  ^M 

„ 

Geheimer  Kommerzienrat  F.  C.  Tb.  Heye                 ^^M 

„ 

Georg  Hulbc                                                    ^^^^M 

„,    .,-;,       . 

■i^t<noOm,/t^M 

Generalkonsul  Alfred  Kayser     ..                 l   I^^^H 
Rat  Dr.  A.  Kiesselbach 

Dr.    M.    Klussoiann,    Professor    am    Wilhelm- 
Gymnasium 
Generalkonsul  Johs.  Kothe 

" 

Dr.  Johs.  Lappenberg 
Charles  Lavy 

B 

Professor  Dr.  Licbtwark.  Direktor  der  Kunsthalle 

, 

Pastor  D.  C.  Maachot 

''*"'''      » 

H.  F.  Messtorif 

-fl'jif;-: 

Theol.    Lic.    Adolph    Metz.    Professor   an    der 
Geiehrtenschule  des  JohanneUms 

■'    ■ 

Konsul  H.  C.  Eduard  Meyer 

•jpU'irni''. 

Professor  Dr.  G.  von  Neumaycr,  Wirkl.  Geheimer 
Admiralitätsrai,  Direktor  der  Seewarte 

^ 

Albrecht  O'Swald 

H 

H.  0.  Pcrsiehl 

^H 

Dr.  H.  von  Reiche 

^1 

G.  Rudorff.  Oberlandesgerichtsrat 

^m 

Dr.  J.  Scharlach 

^v 

Max  Schinckei 

■^          •mo^ 

Dr.  Max  Schramm 

1      ■ 

Professor  Dr.  H.  F.  A.  Schultess,  Direktor  des 

■ 

Johanneums 

^K 

Felix    Schwabach,    Königlich    Preussischer 

Regierungsrat 

Dr.  F.  Sieveking,  Präsident  des  Hanseatischen 

Oberlaodesgerichts 

Dr.  F.  Sieveking 

Herr  Edmrad  J.  A.  Siemers 

„     Josttts  Strandes 

»    ,  Oberamtsrichter  Dr.  Tesdorpf 

Seine  Excellenz  Herr  von  Tschirschky  und  BSgendorff, 
Königlich  Preussischer  Ausserordentlicher  Ge^ 
sandter  und  Bevollmächtigter  Minister 

Sir  William  Ward,  Generalkonsul  des  Königreichs 
Gross  •'Britannien  in  Hamburg 

Herr  Professor  C.  W.  G.  Wegebanpt,  Direktor  des 
Wilhelm  -  Gymnasiums 

,     Dr.  A.  L.  Wex 

,     Adolph  Woermann,  Vorsitzender  der  Handels- 
kammer 

,     Dr.  Albert  Wolffson 

,     Dr.  A.  N.  ZachariaSy  Oberlandesgerichtsrat. 

Das  Programm  des  Kongresses  ist  wie  folgt  festgestellt 
worden : 

Donnerstag,  den  4.  September:  8  Uhr  abends  BegrQssung  im 
Concerthaus  Hamburg. 

Freitag»  den  5.  September:  lo  Uhr  vormittags  Eröffnungs- 
sitzung im  Concenhaus  Hamburg.  Nachmittags .  Sektions- 
sitzungen. Abends  festlicher  Empfang  durch  E.  H.  Senat 
im  Rathause. 

Sonnabend,  den  6.  September:  Vormittags  und  nachmittags 
Sektionssitzungen.    Festoper  im  Hamburger  Stadttheater. 

Sonntag,  den  7.  September:  Vergnfigungsfahn  durch  den 
Hamburger  Hafen,  auf  der  Elbe  und  eventuell  auf  die 
Nordsee. 

Montag,  den  8.  September:  lO  Uhr  vormittags  Plenarsitzung 
im  Concerthaus  Hamburg.   Nachmittags  Sektionssitzungen. 

Dienstag,  den  9.  September:  Vormittags  und  nachmittags 
Sektionssitzungen.  Abends  zwanglose  Zusammenkunft  im 
Restaurant  Alsterlust,  verbunden  mit  einem  Korso  auf 
der  Alster. 


Mittwoch,  den  10.  September:  lo  Uhr  vormini^s  Plenar- 
sitzung im  Concerthaus  Hamburg.  Nachmittags  6  Uhr 
Abschiedsbankett  im  Zoologischen  Garten. 

Die  Sitzungen  der  Sektionen  finden  zum  grössten  Teile 
im  Concerthaus  Hamburg  statt.*  Ausserdem  befinden  sich 
Sitzungsräume  in  dem  gegenfiber  liegenden  Gebäude  der  Turn- 
halle und  im  Gebäude  der  Realschule  an  der  Seilerstrasse. 
Dieselben  werden  durch  Maueranschläge  kenntlich  gemacht 
werden.  Die  für  den  Vortrag  des  Herrn  Dr.  M«  A.  Stein, 
Rawalpindi,  in  Aussicht  genommene  vereinigte  Sitzung  der 
Sektionen  IIa  und  IV  findet  im  Physikalischen  Staatslaboratorium 
an  der  Jungiussjtrasse  statt. 

Das  Bureau  des  Kongresses  befindet  sich  vom 
3.  September  ab  im  Etablissement  Hornhardt,  Reeper- 
bahn 1,  gegenfiber  dem  Concerthaus  Hamburg«  Daselbst 
werden  Postschalter  und  Telephonanschluss  eingerichtet. 
Die  Mitglieder  werden  ersucht,  möglichst  sofort  nach 
ihrem  Eintreffen  sich  im  Bureau  zu  melden»  um  sich 
unter  Angabe  der  Section,  welcher  sie  beizutreten 
wünschen,  in  die  Präsenzliste  einzuzeichnen  und,  soweit 
es  nicht  schon  früher  geschehen  ist,  ihre  Mitgliedskarte 
zu  losen.  Jedes  Mitglied,  welches  ohne  Vermittelung  des 
Comit6s  eine  Wohnung  genommen  hat,  wird  gebeten,  dieselbe 
dem  Comit^  sobald  wie  möglich  anzuzeigen. 

.  Gegen  Vorzeigung  der  Karte  erhSh  jedes  Mitglied  im 
3ureau  das  von  Herrn  Medailleur  v.  Langa  entworfene  silberne 
Kongressabzeichen,  die  Festschriften,  ein  Heft  mit  Coupons 
und  Eintrittskanen  für  die  Festveranstaltungen,  endlich  einen 
Führer  durch  die  Stadt  Hamburg  in  deutscher,  englischer  oder 
ft-anzösischer  Sprache.  Die  deutschen  und  englischen  Führer  hat 
der  Verein  zur  Förderung  des  Fremden-Verkehrs  in  Hamburg, 
die  französischen  Führer  die  rühmlichst  bekannte  OfRzia 
W.  Drugulin,  Leipzig,  dem  Kongresse  dankenswerter  Weise 
gewidmet. 

Während  der  Tagung  des  Kongresses  wird  das  Comit^ 
Bulletins  erscheinen  lassen,  welche  die  Kongressbesucher  über 


den  Verlauf  des  Kongresses  fonlaufend  unterrichtet  halten  und 
in  denen  Ober  die  Sitzungen  vorläufiger  Bericht  erstattet  werden 
wird.  Um  pünktliches  Erscheinen  dieser  Bulletins  zu  ermög- 
lichen, müssen  die  ffir  den  Druck  bestimmten  Manuscripte 
täglich  bis  spätestens  6  Uhr  Abends  von  den  Herren  Secretären 
der  Sectionen  eingeliefen  werden.  Zu  diesem  Zwecke  werden 
die  Mitglieder  gebeten,  unmittelbar  in  der  Sitzung,  in  welcher 
sie  ihren  Vortrag  halten,  eine  kurze  Zusammenfassung  desselben 
den  Secretären  der  betr.  Section  zu  überreichen.  Bei  der 
Fülle  der  angekündigten  Vorträge  wird  dringend  gebeten,  die- 
selben die  Dauer  von  15 — 20  Minuten  nicht  überschreiten  zu 
lassen. 

Die  Regierungen  der  nachstehend  benannten  Staaten  werden 
sich  auf  dem  Kongfess  durch  Delegierte  vertreten  lassen. 

BELGIEN : 

Herr  Domherr  Professor  Forget, 
,,      Hilfekonservator  Capart, 
„      Professor  E.  Boisacq, 
9      Professor  F.  Cumont. 

DÄNEMARK: 

Herr  Professor  Dr.  Vilhelm  Thomsen. 

DEUTSCHLAND: 
Deutsches  Reich. 

Herr  Wirklicher  Legationsrat  Dr.  Rosen,  vonragender 
Rat  im  Auswärtigen  Amte. 

Mecklenburg: 

Herr  Professor  Dr.  Volck. 

Elsass-Lothringen. 

Herr  Professor  Dr.  NSIdeke, 
„     Professor  Dr.  Nowack. 

EGYPTEN : 

Herr  Achmed  Bey  Zeki,  zweiter  Sekretär  des  Ministerrates. 
9     Mustapha  Effendi  Beyram,  Generalprokurator  bei 
den  gemischten  Gerichten. 


FRANKREICH: 

Herr  Professor  Henri  Cordier, 
j,     Emile  Guimet,  Direl^tor  des  Gulmet-Museums, 
„      Professor  G«  Maspero, 
«      Emile  Senart,  Vizepräsident  der  Soci£t£  Asiatique, 

Gottvernement  G^n^ral  de  TAlz^rie. 

Herr  Ren£   Basset,  Directeur  de    I'Ecole  des  Lettres 
d' Algen 

JAPAN: 

Herr  Seitaro   Sawayanap,    Direktor    im    Unterrichts- 
ministerium. 
Herr  Professor  Sanji  Mikami. 

INDIEN: 

Sir  C.  J.  Lyall,  K.  C.  S.  L,  C.  I.  E. 

ITALIEN: 

Herr  Professor  Conte  Aogelo  de  Gobematis, 
»     Professor  Ignacio  Guidi» 
«     Professor  Conte  Francesco  Lorenzo  Pull£. 

MEXICO: 

Herr  Francisco  del  Paso  y  Troncoso. 

MONTENEGRO: 

Herr  Consul  Slavo  Ramadanovich. 

NIEDERLANDE: 

Herr  Professor  Dr.  M.  J.  de  Goeje, 
,     Professor  Dr.  J.  S.  Speyer. 

OESTERREICH: 

Herr  Hofrat  Professor  Dr.  Leo  Reinisch, 
V     Hofrat  Professor  Dr.  Josef  Karabacek, 
„     Hofrat  Professor  Dr.  David  Heinrich  MQller, 
„      Professor  Dr.  Leopold  von  Schroeder, 
„     Professor  Dr.  Jacob  Krall. 

PARAGUAY: 

Namen  der  Delegienen  vorbehalten. 


• 


PERSIEN: 

Herr  Hovhannfcs  Khan,  Conseiller  de  la  Legation  Im- 
periale de  Perse,  Berlin. 

RUMAENIEN: 

Herr  Consul  Michel  G.  Holban. 
RUSSLAND: 

Herr  Wirklicher  Staatsrat  Professor  Nauphal. 

SERBIEN : 

Herr  Henri  Lion,  Königlich  Serbischer  Generalkonsul, 
Hamburg. 

Die  folgenden  wissenschaftlichen  Institute  haben  bisher 
ihre  Teilnahme  an  dem  Kongress  und  die  Entsendung  von 
Vertretern  zugesagt: 

BELGIEN: 

Universit^  de  Bmxelles  (Herr  Professor  Dr.  Emil  Boisacq). 

DEUTSCHLAND: 

Das  Seminar  für  orientalische  Sprachen«  Berlin« 
UiiiyersitBt  Heidelberg  (Herren  Professoetn  Dr.  Bezold 

und  Dr.  Lefmann,   eventuell  auch  Heae  Geheimer 

Hofrat  Professor  Dr.  Merz). 
Kaiserliche  Landes-  und  Universitits-Bibliotiiek,  Strassbui^. 
Grossherzogliche  Sächsische  Universitits-Bibliothek,  Jena. 
Gesellschaft  fSr  jiidische  Volkskunde,  Hamburg  (Herr 

Rabbiner  Dr.  Max  Grnnwald). 
Grossherzogliche  Universitit  Giessen   (Herr  Geheimer 

Kirchenrat    D.    Dr.    Stade,    Herr    Professor    Dr. 

Bartholomae,  Herr  Professor  Lic.  Dr.  Schwally). 
Grossherzogliche    UniversitBt   Rostock  (Herr  Professor 

Dr.  Volck). 
Universitit  Leipzig  (Herr  Professor  Dr.  Fischer). 
Friedrich  Wilhelms  UniversitBt  Halle  a/S.  (Herr  Professor 

Dr.  Emil  Kaotzsch). 

7 


KSniglich  Bayerische  Akademie  der  Wissenschaften, 
München  (Herr  Professor  Dr.  Ernst  Kuhn,  Herr 
Professor  Dr.  Karl  Krumbacher,  Herr  Professor 
Dr.  Wilhelm  Geiger,  Herr  Professor  Dr.  Friedrich  Hirth). 

KSnigliche  UniversitSts-Bibliothek,  Marburg. 

Bibliothek  der  Deutschen  MorgenlBndischen  Gesellschaft, 

Halle-Leipzig. 

Kaiser  Wilhelms-Universitit  Strassborg  (Herren  Profes- 
soren Dr.  NSldeke,  Dr.  Nowack  und  Dr.  HQbschmann). 

Geographische  Gesellschaft  in  MSnchen  (Herr  Professor 
Dr.  Lucian  Scherman). 

KSniglich  Sichsische  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
in  Leipzig  (Herr  Professor  Dr.  G.  Steindorff  und 
Herr  Professor  Dr.  H.  Zimmern.) 

Universität  Freiburg  (Herr  Professor  Dr.  Thumeysen). 

Deutsche  Morgenlindische  Gesellschaft,  Halle -Leipzig 
(Herren  Professoren  Dr.  Windisch  und  Dr.  Praetorins). 

FRANKREICH. 

Soci^t^  de  Geographie,  Paris  (Herr  Professor  Henri  Cordier). 

Association  poar  renconragement  des  Stades  grecqaes  ei 
France,  Paris  (Herr  Theodore  Reinach). 

Soci^te  de  Ge<^raphie  Connnerciale,  Paris  (Herr  Henri 
Chevalier). 

Universite  de  Toulouse  (Herren  Rektor  Dr.  Batiffol  und 
Professor  Dr.  Häckspill). 

Universit£  de  Lyon  (Herr  Professor  Victor  Loret  und 
Herr  Professor  Paul  Regnaud). 

College  de  France,  Paris  (Herr  Professor  Dr.  Jules 
Oppert). 

Soci^te  Asiatique  de  Paris  (Herr  Professor  Dr.  Jules 
Oppert). 

L'lScole  Spe^iftl^  d^s  Langues  Orientales  de  Paris  (Herr 
Professor  Clement  Huart,  Consul  de  France). 

L'l^cale  fran^aise  d'Eftrfeme  -  Orient  h  Hanvoi  (Herr 
M.  A.  Poucher,  Maltre  de  Conference). 

8 


Acad^mie  des  Inscriptions  et  Beiles  Lettres,  Paris  (Herr 
Professor  Philippe  Berber)« 

Universit^  de  Clerinont  (Herr  Professor  L.  Br^hier). 

GROSSBRITANNIEN. 

Royal  Asiatic  Society,  London 
(Sir  Raymond  West,  K.  C.  I.  E., 
Herr  T.  H.  Thomton,  C.  S.  L,  D.  C.  L., 

,     T.  F.  Fleet,  C.  I.  E., 

,     G.  A.  Grierson,  C.  I.  E.,  Ph.  D., 

,     M.  Gaster,  Ph.  D., 

„     Professor  Rhys  Davids,  L  L.  D.,  Ph.  D.) 

Royal  Scottish  Geop'aphical  Society,   Edinburgh   (Herr 
Dr.  James  Burgess). 

Victoria-InstHnte,  London  (Herr  Theophilus  G.  Pinches, 
L  L.  D.  und  Herr  Edward  St  M.  Perowne). 

University  of  Cambridg^e 

(Herr  Professor  Edward  Granville  Browne,  M.  A.,  M.  B., 
„    Professor  Anthony  A.  Bevan,  M.  A., 
„    Professor  James  R.  Harris,  M.  A., 
V    Professor  Cecil  Bendali,  M.  A., 
»    Professor  Francis  Crawford  Barkitt,  M.  A., 
,    Professor  H.  H.  Giles,  M.  A.) 

Society  of  Biblical  Archaeology,  London  (Herr  F.  Legge, 
Herr  Walter  L.  Nash,   Herr  Edward  S.  M.  Perowne, 
„    W.  ff.  Rylands,  F.  S.  A.) 

The  Japan  Society,  London  (Herr  Arthur  Di6sy,  Chairman 
of  Council  u.  A.). 

Manchester  Geographical  Society  (Herr  Rev.  L^  C.  Casar- 
telli,  M.  A.). 

Palestiie   Exploration  Fund,  London  (Heir  Rev.   Dr. 
Ginsburg). 

Unlyersity  Edinburgh  (Herr  Professor  Julius  Eggeling, 
Ph.  D.,  Herr  J.  Burgess,  C.  I.  E.,  L  L.  D.) 

University  of  London  (Herr  Rev.  Principal  Whitehouse, 
M.  A.,  D.  D.  und  Herr  Professor  R.  K.  Douglas). 

9 


HOLLAND. 

St.  Igoatius  CoIIegium  In  Valkenbur;,  Holt.  Limburg. 

Koninkiyk  Institaut  voor  de  Taal-,  Land-  en  Volkenkunde 
van  Nederlandsch-IndiS  (Herr  Dr.  W.  Caland). 

KoninkUjk  Nederlandsch  Aardrijkskandig  Qenootschap, 
Amsterdam  (Herr  C.  M.  Pleyte). 

ITALIEN. 

Societä  Asiatica  Italiana,  Florenz  (Herr  Professor  Conte 

Francesco  Lorenzo  Pull^  und  Professor  Conte  Angele 

de  Gnbernatis). 
Reale  Accademia  dei  Lincef,  Rom. 
Regia  Universitädegli  studi,  Pisa  (Herr  Professor  Dr.  Pletro 

Gabriele  Goldaaich  und  Herr  Professor  Conte  Francesco 

Lorenzo  Pttll^). 
Regia  Universitä  degli  studi,  Bologna  (Herr  Professor 

Conte  Francesco  Lorenzo  Pnll^). 
Reale  Accademia  di  Scienze,  Lettere  e  belle  Arti,  Palermo 

(Herr  Marchese  Professor  Giacomo  De  Gregorio). 
Societä  siciliana  per  la  Storia  patria,   Palermo  (Herr 

Marchese  Professor  Giacomo  De  Gregorio  und  Herr 

Cav.  UiF.  C.  Crispo-Moncada). 
Italienisches  Comitä  d.  India  Explorations  Fond   (Herr 

Professor  Conte  Francesco  Lorenzo  Pull6). 
KSniglich  Orientalisches  Institut,  Neapel  (Herr  Professor 

Odoacre  Caterini). 

OESTERREICH. 

K.  K.  BShmische  Karl  Ferdinands  Universität,  Prag 
(Herren  Professoren  Dr.  J.  Sedlälbek  und  Dr.  Rudolf 
Dvortfk). 

BShmische  Kaiser  Franz  Joseph  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Prag  (Herr  Professor  Dr.  Rud.  Dvbräk). 

Kaiserliche  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien  (Herr 
Hofrat  Professor  Dr.  Leo  Reinisch,  Herr  Hofrat  Pro- 
fessor Dr.  Josef  Karabacek,  Herr  Hofrat  Professor 
Dr.  David  Heinr.  MOller,  Herr  Professor  Dr.  Leopold 
V.  Schroeder). 

10 


K.  K.  Hofbibliothek,  Wien. 

K.  K.  Carl  Franzens  -  Universität,  Graz  (Herr  Professor 

Dr.  J.  Kirste). 
K.  K.  Geographische  Gesellschaft  in  Wien  (Herr  Hofrat 

Professor  Dr.  Leo  Reinisch). 

RUMAENIEN. 

Academia  Romftnä,  Bukarest  (Herr  MinisterprSsident 
D.  A.  Sturdza). 

RUSSLAND. 

Kaiserlich  Russische  Akademie  der  Wissenschaften  (Herren 
Akademiker  von  Radioff,  Salemann,  von  Oldenburg). 

Kaiserliche  UniversitSts-Bibliothek,  St.  Petersburg. 

Finnisch-ugrische  Gesellschaft,  Helsingfors  (Herren  Pro- 
fessoren Dr.  0.  Donner  und  Dr.  E.  N.  SetSlS). 

Kaiserliche  UniversitSt  Jnrjew  (Herr  Professor  Alexander 
von  Bulmerincq). 

Institut  Lazareff  Des  Langues  Orientales,  Moskau  (Herr 
Professor  G.  Chalatiantz  und  Herr  Professor  Baron 
R.  Stackeiberg). 

Kaiserlich  Russische  Archäologische  Gesellschaft  (Herr 
Akademiker  Dr.  C.  Salemann). 

SCHWEIZ. 

Universit^  de  Genfeve  (Herren  Professoren  Paul  Oltramare 
und  Edouard  Montet). 

Universit^  de  Lausanne  (Herr  Professor  Dr.  Jean  Spiro). 

Universitlt  Bern  (Herren  Professoren  Dr.  Karl  Marti 
und  Dr.  Eduard  MOIIer-Hess). 

UniversitSt  Basel  (Herr  Professor  Dr.  Adolf  Baum- 
gartner  und  Herr  Professor  Dr.  Conrad  von  Orelli). 

UNGARN. 

KSnigliche   Universität  Kolozsvär  (Herr  Professor  Dr. 

G.  Bälint). 
Ungarisches  National-Museom,  Budapest  (Herr  Dr.  Ed. 

Mahler). 

u 


Ungarische  Akademie  der  Wissenschaften,  Budapest 
(Herren  Professor  Hennann  Vämb^ry  und  Professor 
Dr.  Ignaz  Goldziher). 

Acad^mie  Orientale  de  Commerce,  Budapest  (Herr  Direktor 
Dr.  Is:naz  Künos). 

VEREINIGTE  STAATEN  von  NORD-AMERIKA. 

The  American  Oriental  Society  (Herr  Präsident  Daniel 
C.  Gilman,  Herren  Professoren  Paul  Hanpt,  Charies 
R.  Lanman,  Maurice  Bloomfield,  A.  V.  Williams  Jackson 
und  Hanns  Oertel). 

Johns  Hopkins  University,  Baltimore  (Herren  Professoren 
Panl  Hanpt  und  Maurice  Bloomfield). 

American  Philosophical  Society,  Philadelphia  (Herr 
Professor  Robert  W.  Rogers,  Ph.  D.,  D.  D.,  L  L.  D. 
und  Herr  Julius  F.  Sachse). 

Drew  Theological  Seminary,  Madison,  New  Jersey  (Herr 
Professor  Robert  W.  Rogers,  Ph.  D.,  D.  D.,  L  L.  D.). 

The  Columbia  University  New-York  (Herr  Professor 
Richard  Gottheil). 

The  University  of  Chicago  (Herr  Dr.  James  H.  Breasted 
und  Herr  Professor  Robert  Francis  Harper). 

The  New-York  Library,  New-York  (Herr  Professor 
Richard  Gottheil). 

UniversitSt  Princeton  (Herr  Dr.  Enno  Littmann). 

National  Geographie  Society,  Washington  (Miss  Eliza 
R.  Scidmore). 

Smithsonian  Institution  und  United  States  National  Museum, 
Washington  (Herr  Professor  Paul  Haupt,  Ph.  D., 
L  L.  D.,  K.  R.  E.,  Honorary  Curator,  Division  of 
Historie  Archaeology,  United  States  National  Museum). 


12 


An  Vorträgen  sind  ausser  den  im  3.  Bericht  angegebenen 
Ferner  die  folgenden  angemeldet  worden: 

I.    SEKTION  LINGUISTIK.  ALLGEMEINE  INDO- 
GERMANISCHE SEKTION. 

Herr  Professor  Dr.  Lefmann,  Heidelberg: 

Die  Stufen  des  sprachlichen  Bedeutungswandels. 

Herr  Professor  Dr.  G.  Oppert,  Berlin: 

Ueber  die  Göttin  Aditi. 

Herr  Presbyter  Andreas  Miedia,  Scutari: 

De  pronunciatione  palatalium  in  diversis  albanicae 
linguae   Dialectis. 

Herr  Privatdozent  John  Schmidt,  Leipzig-Connewitz: 

Das  Weiterleben  lateinischer,  volkstümlicher  Verse  in 
der  mittel-  und  neugriechischen  Litteratur. 

IL    SEKTION. 

A.  INDIEN. 

Mrs.  Rhys  Davids,  London: 

On  some  distinctive  features  of  early  Buddhism. 

Herr  Professor  Rhys  Davids,  L  L.  D.,  Ph.  D.,  London : 

The  Wanderers;  and  their  influence  in  the  history  of 
language  in  ancient  India. 

Herr  Professor  Dr.  Ernst  Leumann,  Strassburg: 

Ueber  die  Hamburger  und  Oxforder  Pancatantra-Hand* 
Schriften. 

Herr  Professor  Dr.  Ernst  Kuhn,  Manchen: 

Bericht  über  den  Stand  der  Arbeiten  am  »Manuel  of 
Indo-Aryan  Bibliography  to  be  edited  by  Ernst  Kuhn 
and  Lucian  Scherman*. 

Herr  Professor  Paul  Oltramare,  Genf: 

Le  Yajamäna,  son  röle  dans  le  sacriflce  d'aprds  les  textes 
brahmaniques. 

Herr  Professor  Graf  Angelo  de  Qubernatis,  Rom: 

QakuntaU  et  Griselda. 

Herr  Masahar  Anesaki,  London: 

The  Sagitha-vagga  and  its  Chinese  vcrsions. 

13 


Herr  Vishvanath  P.  Vaidya,  B.  A.,  M.  R.  A.  S.,  Bombay: 

Vorlage  seiner  Ausgabe  des  Susnita  Samhita  und   Er- 
läuterung derselben. 

Herr  Professor  Macdonell,  Oxford: 

On  bis  forthcoming  edition  of  the  Brdhaddevaü. 

B.  IRAN. 

Herr  Privatdozent  Dr.  F.  N.  Finck,  Marburg: 

Bericht  über  eine  Studienreise  nach  Armenien. 

Herr  Dr.  F.  C.  Andreas,  Schmargendorf: 

1)  Die  Entstehung  des  Avesta- Alphabetes  und  sein  ur- 
sprünglicher Lautwert 

2)  Ueber  einige  Fragen  der  ältesten  persischen  Geschichte. 

Herr  Professor  Carl  Lehmann,  Charlottenburg: 

1)  Vorschläge  zur  Sammlung  der  lebenden  armenischen 
Dialekte.  

2)  Pflr  eine  komblntorte  SltsBiing  der  Sektionen 
IIB  und  VIII: 

Die  Einwanderung  der  Armenier  im  Zusammenhang 
mit  den  Wanderungen  der  Thraker  und  Iranier. 

Herr  Direktorial-Assistent  Dr.  J.  Marquart,  Leiden: 

Ueber  den  Ursprung  des  Armenischen  Alphabets. 

Herr  Professor  Dr.  Hermann  CoUitz»  Bryn-Mawr: 

Zum  Avesta-Alphabet. 

Herr  Dr.  Joseph  Karst,  Strassburg  i.  E.: 

Die  Berührungspunkte  in  der   Pluralbildung  der  arme- 
nischen und  der  kaukasischen  Sprache. 

Herr  Dr.  Paul  Brönnle,  I.  R.  A.  S.  New- York: 

The  Achaemenian  Empire  and  the  Monuments. 

III.    SEKTION:    HINTERINDIEN. 

Herr  Privatdozent  Dr.  A.  A.  Fokker,  Amsterdam: 

La  Signification  du  Malais. 

Th&ses : 

1)  Pour  les  peuples  parlant  une  des  langues  dites 
malayo-polyn6siennes  le  Malais  est  la  plus  importante 
comme  moyen  de  communication  pour  les  relations 
politiques,  administratives  et  commerciales. 

2)  Le  Malais  offre  de  grands  avantages  comme  moyen 
de  civilisation : 

pour  l'enseignement, 

pour  la  propagande  du  Christianisme. 

3)  Le  Malais  m6rite  d'6tre  6tudi6  et  enseign^,  non  seule- 
ment  au  point  de  vue  purement  scientiflque,  mais 
Aussi  par  raison  d'utilit6,  dans  tous  les  pays  habit^s 
par  les  sus-dits  peuples  et  dans  les  pays  y  poss^dant 
des  colonies  (Etats  Unis,  Angleterre,  France,  Allemagne). 

14 


IV.  SEKTION:  CENTRAL-  UND  OSTASIEN. 

Miss  Eliza  R.  Scidmore,  Washington: 

The  ni-ju-roku-ya,  beinj^  the  twenty-sixth  night  of  tbe 
seventh  moon,  a  Japanese  Buddhist  Festival. 

Herr  Professor  Dr.  Kurakichi  Shiratori,  Budapest: 

1 )  Beitrag  zur  Geschichte  und  Sprache  des  Wusun-Stammes. 

2)  Ueber  die  alte  Koreanische  Sprache. 

Herr  Dr.  Alberts,  Berlin: 

1)  Ueber  altturliische  Bilderschrifr. 

2)  Ueber  das  KudatlLU-bilik. 

V.  SEKTION:  ALLGEMEINE  SEMITISCHE. 

Herr  Privatdozent  M.  Lidzbarski»  Kiel: 

Semitische  Kosenamen. 

Herr  Rev.  Dr.  Qinsburg,  London: 

On  the  Paseks  in  Hebrew  Bible. 

Herr  Professor  Dr.  P.  Nivard  Schlögl,  Wien-Heiligen- 
kreuz: 

Ueber  hebräische  Strophik. 

Herr  Professor  Paul  Haupt,  Baltimore: 

1)  Die  Form  der  alttestamentlichen  Liebeslieder. 

Das  sogenannte  Hohelied  Sslomoais  Ist  eine  In  Damaskaa  nach 
Beginn  der  Seleucldenzelt  zusammengestellte  Sammlung  voIkstGm- 
lieber  hebrilscber  Liebeslieder,  die  durcbweg  (abgeseben  von 
2,ft— 14)  In  Strophen  von  zwei  Doppelzellen  abgefasst  sind.  Jede 
Doppelzelle  besteht  aus  zwei  Halbzellen;  jede  Halbzeile  bat  drei 
Hebungen.  Halbzeilen  mit  zwei  Hebungen  kommen  nur  auanabms- 
weise  vor  (2^«- 14;  2,15;  4,16a). 

2)  Tarsis. 

Tarsla  ist  ein  semitisches  Vort,  das  Bergbau,  Aufbereitung  bedeutet. 
Die  Tarsisstelne  sind  Zlnnoberkrystalle  aus  den  Quecksilbergrubea 
von  Almad6n. 

3)  Citate  im  Alten  Testament. 

viele  spätere  Zusatte  im  Alten  TesUment  sind  erläuternde  Citate. 

Herr  Rev.  Professor  Samuel  Ives  Curtiss,  Ph.  D.,  D.  D., 
Chicago: 

Die  heutigen  Ursemitischen  Opferstitten. 

Herr  Professor  Dr.  Jules  Oppert,  Paris: 

1)  Die  Uebersetzung  der  grossen  Cylinder  von  Gudea. 

2)  Eine  magische  Quadrattafel  aus  alter  Zeit. 

3)  Die  deutsche  Expedition  in  Babylon. 

Herr  Dr.  Eugen  Mittwoch,  Berlin: 

Ueber  die  Etymologie  des  Namens  »Essler*. 

15 


Herr  Dr.  Paul  Brönnle»  I.  R.  A.  S.,  New-York: 

The  Oriental  and  Classical  Sections  of  the  „Universal 
History  of  the  Wo^ld^ 

Herr  Dr.  Enno  Littmann,  Princeton: 

Semitische  Volkspoesie  in  Abessinien. 

Herr  Professor  Dr.  Sellin,  Wien: 

Ueber  seine  Ausgrabung  von  Ta'annek  in  Palaestina« 
(In  der  Sitzung  des  Deutschen  Palaestlnaverelns.) 

Herr  Rabbiner  Professor  Dr.  0.  Klein,  Stockholm: 

Ueber  das  Buch  Daniel. 

Herr  Professor  T.  J.  Lamy,  Löwen: 

Le   poete   Simeon    Gougaia    et   ses    R6ponses   dans    la 
Liturgie  syrienne. 

VL    SEKTION.    ISLAMISCHE. 

Herr  Privatdozent  Dr.  H.  Ilirschfeld,  London: 

The  Arabic. Portion  of  the  Cairo  Ganizah-  (Taylor-Schechtes 
Collection)  at  Cambridge. 

Herr  Professor  Dr.  J.  J.  Hess,  Freiburg  i.  Schweiz: 

Beduinenlieder  der  Kahtän    mit  phonographiscben    Re- 
productionen. 

Herr  Professor  J.  Goldziher,  Budapest: 

Bemerkungen   zu   der  Litteratur  der  arabischen  Trauer- 
gedichte. 

Herr  Dr.  Paul  BrSnnle,  I.  R.  A.  S.,  New-York: 

On  the  relationship  between  Greek  and  Arabic  Plülosophy. 

VII  A.  SEKTION :   EGYPTISCHE  SPRACHEN. 

Herr  Professor  J.  11.  Breasted,  Chicago: 

The  Battle  of  Kadesh. 

Herr  Professor  Victor  Loret,  Lyon: 

1)  Horus  le  Faucon. 

2)  Les  proc6d6s  d'6clairage  chez  les  plus  anciens  Egyptiens. 

Herr  G.  Bönödite,  Paris: 

Sur  quelques  fragments  de  sculpture  en   bois  dor6  et 
incrust6  d'6maux,  conserv^s  au  mus6e  du  Louvre. 

Herr  James  Teakle  Dennis,  Baltimore: 

Ushabtis  from  Abydos. 

Ein  weiterer  Vortrag  ist  angemeldet  von  Herrn  Professor 
Dr.  J.  Krall,  Wien.  Nähere  Mitteilung  über  denselben  erfolgt 
später. 

16 


VII  B.  SEKTION :   AFRIKANISCHE  SPRACHEN. 

Herr  Direktor  R^n^  Basset,  Alger: 

Sur  les  ^tudes  herberes  et  houssa  de  1897  k  1002. 

VIII.  SEKTION.    WECHSELWIRKUNGEN 

ZWISCHEN   ORIENT   UND  OCCIDENT. 

Herr  Professor  Dr.  C.  Wessely,  Wien-Perchtoldsdorf: 

Beiträge  zum  Formelwesen  der  byzantinischen  Urkunden. 

Herr  Professor  Carl  Lehmann,  Charlottenburg: 

Pflr  eine  kombinierte  Sitzung  der  Selctionen  II B  und  Vlil : 

Die  Einwanderung  der  Armenier  im  Zusammenhang  mit 
den  Wanderungen  der  Thraker  und  Iranier. 

Herr  Professor  Adolf o  Venturi,  Rom: 

La  sculpture  byzantine  dans  son  second  Age  d'or. 

Bisher  haben  ferner  folgende  Personen  die  Mitgliedschaft 
des  Kongresses  erworben,  bezw.  ihr  Erscheinen  zu  demselben 
in  Aussicht  gestelh: 

BELGIEN : 

Herr  Professor  Vi^or  Chauvin,  LQttich. 

DÄNEMARK: 

Herr  Oberrabbiner  Simonsen,  Kopenhagen, 

«     Dr.  Dines  Andersen,  Kopenhagen, 
Frau  Professor  Dr.  Vilh.  Thomsen,  Kopenhagen, 
Herr  Dozent  Dr.  Oestmp,  Kopenhagen, 
»     Dr.  E.  Brandes,  Kopenhagen, 
„     Professor  J.  C.  Jacobsen,  Kopenhagen, 
«,      Professor  Buhl,  VedbSk  bei  Kopenhagen, 
«     Professor  Dr.  phil.  SSrenseo,  Kopenhagen. 

DEUTSCHLAND: 

Herr   Graf  von  MOIinen,   Kammerherr  Ihrer  Majestät 
der  Kaiserin  und  Königin,  Berlin 

«     Professor  J.  Euting,  Strassburg 

»      Pfarrer  D.  0.  Krämer,  Gerichshain  b.  Leipzig 

17 


Herr  Professor  Dr.  A.  Wiedemann,  Bonn 

,  Professor  Dr.  MOhlau,  Kiel 
Frau  Professor  Dr.  M&hiau,  Kiel 
Herr  Dr.  R.  Fick,  Neuendorf  b.  Potsdam 

j,     Professor  Deassen,  Kiel 
Frau  Professor  Deassen,  Kiel 
Herr  Baensch-Dnigulin,  Leipzig 
Frau  Baensch-DruguHn,  Leipzig  I 

„     Professor  Dr.  Klassmann,  Hamburg 

„     Professor  Wegehaupt,  Hamburg 

„     Professor  Dr.  Brfitt,  Hamburg 
Herr  Professor  Dr.  LBhr,  Breslau 

,      Professor  von  Gebhardt,  Leipzig 

r,      Professor  Dr.  Sievers,  Leipzig 

r,      Professor  Dr.  Otto  Weber,  Manchen 

«      Oberst  Ad.  Billerbeck,  Freienwalde  a.  O. 

9      C.  Krag,  Berlin 

j,     Said-Ruete,  Berlin 

y,     Pfarrer  Dr.  Alfred  Jeremias,  Leipzig 

»     Wilhelm  Jahn,  Kiel  ^ 

Frau  Wilhelm  Jahn,  Kiel 
Herr  Professor  \^lhelm,  Jena 

„     Professor  Baentsch,  Jena 
Frau  Professor  Dr.  Hiibschmann,  Strassburg 
Herr  Professor  Martin  Hartmann,  Charlottenburg 

»      Seminar-Direktor  Dr.  Lang,  Bederkesa 

„      Privatdozent  Dr.  C.  H.  Becker,  Heidelberg 

V      P.  Jos.  Dahlmann,  S.  J.,  Luxemburg 
Frau  Dr.  M.  Grunwald,  Hamburg 
Herr  Professor  Dr.  A.  Thumb,  Marburg 

„      Privatdozent  Lic.  Justas  KSberle,  Erlangen 

j,      Dr.  phil.  M.  Sobernheim,  Berlin 

„      Dr.  Hans  F.  Helmolt,  Leipzig-Stötteritz 
Frau  Professor  Dr.  Hirth,  München 
Fräulein  Hirth,  München 
Herr  Generalkonsul  Dr.  Schroeder,  Beirut 

„      Konsul  Dr.  Mordtmann,  Salonik 
Frau  Konsul  Mordtmann,  Salonik 

18 


Herr  Dr.  phil.  StSnner»  Berlin 

9      Dr.  phil.  0.  Nachod,  Kleinzschachwitz 
Frau  C.  M.  Rickners,  Mettnau 

»     Professor  Dr.  Nowack,  Strassburg 
Herr  Dr.  Vogektein,  Stettin 

j,     stud.  phil.  W.  Schobrins,  Strasburg 
Frau  Konsul  Hemsheim,  Hamburg 

V     Professor  Dr.  Kohn,  München 
Herr  Professor  Dr.  0.  Franke,  Mittelhufen  b.  Königsberg 

»     Dr.  B.  Neteler,  Schloss  Loburg  b.  Ostbevern 

«     Dr.  phil.  Ernst  Härder,  Charlottenburg. 

j,     Cttrattts  Ktthnert,  Breslau 

„     Professor  H.  Jacobi,  Bonn 
Frau  Laura  Heintze,  Hamburg 
Friulein  Emilie  Heintze,  Hamburg 
Herr  Geh.  Regierungsrat  Dr.  Lauer,  Stade 

«     Professor  J.  Wackemagel,  Göttingen 

«     Professor  Dr.  A.  HtUebrandt,  Breslau 
Frau  Professor  Dr.  Kaotzsch,  Halle  a.  S. 
Herr  Dr.  Friedrich  Kern,  Berlin 
Frau  Kommerzienrat  Kern,  Berlin 
Herr  Dr.  C.  Graf  von  Landberg,  Königlich  schwedischer 
Kammerherr,  Mfinohen 

9     Geh.  Regierungsrat  Professor  Dr.  Schrader,  Berlin 

,,     Professor  Dr.  R.  Pischel,  Berlin 

,,     Loois  Eddeibilttel,  Hamburg 
Frau  Richard  HempeU,  Hamburg 

9     Professor  Lehmana-Haopt,  Charlottenburg 
Herr  Professor  C.  Brockelmann,  Breslau 

„     Privatdozent  Dr.  6.  Kampffoieyer,  Halle  a.  S. 

^     Lektor  Hamed  Waly,  Berlin  W. 

,     Professor  D.  Dr.  H.  L.  Strack,  Gr.  Lichterfelde, 
Berlin 
Frau  Professor  Strack,  Gr.  Lichterfelde,  Berlin 
Herr  Professor  Dr.  F.  Schalthess,  Göttingen 

„     Dr.  W.  Nelsser,  Breslau 

9     Dr.  Arthur  Pfungst,  Frankfurt  a.  M. 

y,     Professor  Dr.  Eberh.  Nestle,  Maulbronn 

10 


Frau  Professor  Nestle»  Maulbronn 
Herr  Dr.  phil.  Josef  Horovitz,  Berlin 
Fräulein  Erna  Walther,  Hamburg 
Herr  Rabbiner  Dr.  M.  Peritz,  Liegnitz 
Frau  Dr.  Martha  Peritz,  Liegnitz 
Herr  K.  Watanabe»  Strassburg 

«     U.  Wogihara,  Strassburg 

9     Hermano  Borchardt,  Berlin 

9     Oberleutnant  Eggers,  JQterbogk 

r,     Professor  F.  Kidhorn,  Gdttingen 

«     Willy  Bambus,  Berlin 

^     J.  Tarlau,  Hamburg 

»     Dr.  KOmmell,  Hamburg 

«     Dr.  Stettiner 
Frau  Dr.  J.  Scharlach,  Hamburg 

9     Konsul  H.  C.  Edoard  Meyer,  Hamburg 
Fräulein  Meyer,  Hamburg 
Frau  Adolph  Woermaon,  Hamburg 

,,     John  von  Berenberg-Gossler,  Hamburg 

9     Landgerichtsdirektor  Dr.  E.  Pn  Goverts,  Hamburg 
Fräulein  Goverts,  Hamburg. 
Herr  Pfarrer  Lic.  Dr.  H.  Holzinger,  Ulm. 

,     Vikar  Dr.  Hermaflii  Kurz,  Winterbach  (Wfirttemberg) 

y,     Professor  Dr.  ü.  Wilcken,  Würzburg 

9     Dr.  Fr.  KOchler,  Marburg 
Frau  Professor  Prym,  Bonn 
Fräulein  Toni  Petersen,  Alfona-Othmarschen 
^        Clara  Petersen,  Altona-Othmarschen 
„        Eliza  Ickeii,  Marburg 
Herr  Albrecht  von  Graefe,  Slerksdorf  b:  HaiiPkf ug 

^     Oberlehrer  Dr.  Nissen,  Hamburg 
Frau  Dr.  Nissen,  Hamburg 
Herr  Amtsrichter  Dr.  Albert,  Hamburg 

„     Ernst  Stangen,  Berlin 
Frau  Ernst  Stangen,  Berlin 
Herr  Dr.  Krauss,  Hamburg 
Frau  Dr.  Kraass,  Hamburg 

9     H.  0.  PersieU,  Hamburg 

ao 


Friulelfl  Persiehl,  Hambuiig 
Frau  Dr.  Max  Albrecht,  Hamburg 
»     Edmund  J.  A.  Siemers,  Hamburg 


EGYPTEN : 


Herr  EniiM  Maouaardi,  Kairo 
,  Omar  Loutfi  Bey,  Kairo 
„     Hassan  Assem  Pascha,  Kairo. 

FRANKREICH : 

Frau  Professor  Victar  Loret,  Lyon 
Herr  Fr.  Thoreau-Dangio,  Paris 

^      Professor  V.  Scheil,  Paris 

„     Pierre  Chevalier,  Paris 
Frau  Professor  Henri  Cordier,  Paris 
Herr  Professor  Ed.  Chavannes,  Fontenay  aux  Roses 
S.  Hoheit  Prince  Roland  Bonapartet  Paris. 
Herr  Henri  Gauthier,  Lyon 

j,     Professor  Barbier  de  Meynard,  Paris 

«     Auguste  Barth,  Paris 

,     Professor  L^on  de  Rosny,  Paris 

„     Professor  Victor  Henry,  Illaux 

,     Ed.  Specht,  Paris 

„     Professor  M.  Courant,  Lyon 

^     Httgues  Krafft,  Paris 

„     F^lix  Guiimant,  Meudon 

„     Direkteur  de  Galland,  Ben  Aknoun 

«      Professor  Alexandre  Joly,  Constantine 
Frau  Professor  Clement  Huart,  Paris 
Herr  Jean  Quimet,  Paris. 

GROSSBRITANNIEN: 

Herr  Wm.  Irvlne,  London 

„     Elk.  Nath.  Adler,  London 
Frau  Edw.  S.  M.  PerowM,  London 

„     J.  G.  Gibsoo,  L  L.  D.,  Cambridge 

„     A.  S.  Lewis,  LL.  D.,  Cambridge 

„     Melita  Mixzi,  Malta 

21 


Herr  Professor  Hermanfl  GeUancz,  M.  A.,  D.  Litt,  London 
Frau  Dr.  Ginsburg,  London 
Fräulein  Sybil  Giosburs,  London 
Herr  Henry  Ccx,  London 

„     Henry  Cost,  London 

„     Rev.  Professor  J*  Skimier,  Cambridge 

y,     Rev.  Dr.  Crichton,  Annan 

„     F.  W.  Thomas,  M.  R.  A.  S.,  London 

„     0.  G.  Lazzara,  London 
Miss  C.  M.  Ridding,  M.  R.  A.  S.,  London 
Herr  C.  G.  Lozac,  M.  R.  A.  S.,  London 
Frau  Lttzac,  London 
Herr  F.  von  Weackstern,  London 

„     Dr.  0.  Codrij^on,  London 

HOLLAND: 

Herr  D.  yam  Hoytema,  Gravenhagen 

„     F.  G.  Kramp, 

„     F.  de  Stoppelaar, 

,,  Hotz,  Haag 
Frau  Hotz,  Haag. 
Herr  Professor    Dr.  M.  Th.  Hootsna,  Utrecht 

„     Dr.  P.  A.  A.  Boeser,  Leiden 
Fräulein  Pokker,  Amsterdam 

JAPAN : 

Herr  Dr.  K.  Nakamora,  Manchen. 

INDIEN: 

Fräulein  Olivia  Gerson  da  Canha,  Bombay 
Herr  Dr.  J.  Ph.  Vogel,  Labore 
^     Dr.  T.  Bloch,  Calcutta. 

ITALIEN : 

Herr  Dr.  G.  Ciardi^Dupr^,  Florenz 
„     Professor  T.  Andr^,  Florenz 
«     Professor  Goiseppe  GabrieH,  Maglie 
,     Lionello  Venturi,  Rom 

22 


Herr  Dr.  Pfefro  Toesca,  Rom 
«      Professor  Celestioo  SchiapareUi,  Rom 
,     Dr.  Ferdinande  Belloni  Pilippi,  Buti 
,     Voghera  Enrico,  Rom 

Frau  Voghera  Enrico,  Rom 

Countess  Evelyn  Martinengo -Cesaresco,   Salö,   Lago  di 
Garda 

Cav.  Dr.  Ginnio  Dei,  Rom. 

Herr  Commfe  Micbielangelo  Pinto,   Console   Generale 
d'Italie,  Hamburg 

Friulein  Olga  Pinto,  Hamburg 

Herr  Vicekonsul  W«*  von  Maiein,  Hamburg 
«      Dr.  Ambrogio  Ballini,  Montagnana 
»      Professor  Dr.  Carlo  Alfonso  Nallinp,  Palermo 


NORWEGEN : 


Herr  Professor  J.  Lieblein,  Christiania 
»      Sten  Konow,  Ph.  D.,  Christiania 


OESTERREICH : 


Herr  Professor  Friedr.  Raffl,  Salzburg 
Frau  Therese  Polak,  Wien 

„     Professor  Dr.  GrBnert,  Prag 
Herr  Dr.  Heinrich  Graf  .Coudenhove,  Schloss  Ronsperg 

,     Professor  Dr.  Leo  Schneedorfer,  Prag 
Frau  Professor  Dr.  Wessely,  Wien-Percht<rfdsdorf 
Herr  Professor  Placidus  Steininger,  Admont 

,     Hans  Dobusch,  Prag 

t      Professor  Dr.  Maximilian  Bittner,  Rosenburg  am 
Kamp 

Frau  Professor  Dr.  Kirste,  Graz 

Herr  Professor  Dr.  W.  A.  Neumann,  Wien  . 

Frau  Baronin  Josephine  Knorr,  Gresten. 


PORTUGAL: 


Herr  Professor  D.  Lopes,  Lissabon. 

23 


RUSSLAND: 

Herr  Akademiker  Baron  V.  von  Rosen,  Exceüenz^  St. 
Petersburg 
y,     Freiherr  von  Stagl-Holsteln,  St.  Petersburg 
y,     Fr.  Rosenbers,  St.  Petersburg 
y,     Th.  von  Schtscherbatskoi,  St.  Petersburg 
9     General  N.  de  Schw^dow,  Excellenz,  St.  Petersburg 

Frau  Professor  0.  Donner,  Helsingfors 
y,     Professor  Setlll,  Helsingfors 

Herr  Baron  David  von  Gunzburg,  St.  Petersburg 
»     Professor  Dr.  Friedrich  Knaner,  Kiew. 

SCHWEDEN: 

Herr  Rabbiner  Dr.  M.  Wolff,  Gothenburg 

y,     Pfarrer  Dr.  And.  MalmstrSnif  Gflrdstflnga 
Frau  Pfarrer  MalmstrSm,  Gflrdstflnga.- 

SCHWEIZ: 

Herr  Professor  Dr.  L.  Gantier,  Genf 

Frau  Professor  Dr.  Ryssel,  Zürich 

Fräulein  Baumgartner,  Basel. 

Herr  Pfarrer  emer.  Dr.  J.  Ehni-Voilliery  Campagne  du 
Rocher,  Nyon,  Canton  de  Vaud 
y,     Professor  Alfred  Bertbolet,  Basel 
y,     stud.  phil.  Eduard  Thommen,  Basel. 

UNGARN: 

Frau  Professor  Dr.  Bälint,  Klausenburg 

y,     Professor  Dr.  Goldziher,  Budapest 

y,     Direktor  Dr.  Ktinos 

9     Dr.  E.  Mahler,  Budapest 
Herr  Professor  Dr.  Samuel  Kranss,  Budapest 

„     Dr.  Alexander  von  K^gl,  Puszta  Szent  Kirflly. 

VEREINIGTE  STAATEN  VON  NORD -AMERIKA; 

Frau  James  Teackle  Dennis,  Baltimore 
Herr  Professor  E.  W.  Scriptare,  New  Haven 

24 


Herr  Professor  Crawford  H.  Toy,  Cambridge 
»      Professor  Dr.  Arth.  W.  Ryder,  Cambridge 
»     Professor  George  T.  Moore,  Andover 
,      Professor  Dr.  James  H.  Woods,  Boston 
y,     stud.  Truman  Michelson,  Cambridge 

Frau  Professor  Haupt,  Baltimore 

Herr  Rev.  Clifton  H-  Levy,  New-York 
»     Rev.  Httgo  Radau,  Wartburg,  Monroe  Co. 

Frau  Professor  Bloomfield,  Baltimore 

Herr  Dr.  Louis  H.  Gray,  Newark. 


FQr  die  Mitglieder  der  4.  Sektion  gelangt  gleichzeitig  mit 
diesem  Bericht  ein  von  Herrn  R.  Martin  -  Fortris,  London, 
entworfenes  Tableau  des  sons  mandarins  des  caracteres  chinois 
zur  Ausgabe,  welches  Gegenstand  der  Verhandlungen  dieser 
Sektion  sein  wird. 


H.  O.  Peraiehl,  Hsrnburg,  Gutenberg'Haus  a/d.  CacharinenbrQcke. 


.^  J 


XIIL  INTERNATIONALER^^;? 
ORIENTALISTEN-KONGRESS. 


^^m^'m^^^'^m^^^^0mm^^^^^m^^i0m^f^i^m0 


ZEHNTER  BERICHT. 

^^  ^^ 

TXie  zur  Beratung  über  den  Antrag  des  Herrn  Professor  Naville 
^^  niedergesetzte  Kommission  (vgl.  VI.  Bericht  S.  24)  hielt  am 
Sonnabend,  den  6.  September  IIV2  Uhr  eine  Sitzung  im  Hause 
des   Herrn  Senior   Behrmann   ab.      Erschienen  waren  die  Herren 

Behrmann,  Naville,  Erman,  Wiliiams  Jackson,  von  Schroeder, 
Bertholet,   Kautzsch,    Graf  de   Gubernatis,   Sieveking,  Schramm, 

Bottier.  —  Nach  eingehender  Beratung  genehmigte  die  Versamm- 
lung einstimmig  den  Antrag  Naville  in  der  von  Herrn  Senior 
Behrmann  vorgeschlagenen  Fassung  (vgl.  unten  den  Bericht  der 
Schlussitzung)  und  beschloss,  denselben  in  der  Schlusssitzung  zur 
Abstimmung  vorzulegen  und  nötigenfalls  durch  die  Herren  Naville, 

Graf  de  Gubernatia,  Kautzsch,  Jackson  begründen  zu  lassen. 

Die  zur  Beratung  der  Anträge  des  Herrn  Professor  Rhys  Davids 
niedergesetzte  Kommission  (vgl.  VI.  Bericht  S.  24)  hielt  am  Dienstag, 
den  9.  September,  vormittags  11  Uhr  eine  Sitzimg  im  Hause  des 
HeiTn  Senior  Behrmann  ab.     Erschienen  waren  die  Herren  Behrmann, 

Rhys  Davids,  Douglas,  Williams  Jackson,  Berthoiet,  Kautzsch, 
Graf  de  Gubernatis,  Cordier,  Graf  Landberg   Naville,  Sieveking.  — 

Die  Anträge  des  Herrn  Professor  Rhys  Davids  betreffend  die  Ge- 
schäftsordnung der  künftigen  Kongresse  (vgl.  unten  den  Bericht 
über  die  Schlusssitzung)  werden  genehmigt.  Da  dieselben  sich  teil- 
weise mit  dem  Antrai^e  Naville  decken,  so  wird  beschlossen,  den 
Antrag  Naville  zuerst  zur  Abstimmung  zu  bringen. 


1 


Herr  Graf  de  Gubernatis  schlägt  die  Errichtung  eines 
ständigen  Centralbureaus  für  den  Eongress  vor,  welches  seinen 
Sitz  in  den  Geschäftsräumen  der  Royal  Asiatic  Society  haben  soll. 
Die  Kommission  erklärt  ihre  Zustimmung  zu  diesem  Vorschlag, 
vorbehaltlich  der  Genehmigung  des  Council  der  R.  A.  S.,  welche 
Herr  Rhys  Davids  einholen  wird. 

f^  f^  f^ 

Am  Dienstag;  den  9.  September,  abends  6  Uhr,  fand  im 
Sitzungssaale  der  V.  Sektion  unter  dem  Vorsitz  des  Herrn  Senior 
Behrmann  eine  Konferenz  der  Sektionspräsidenten,  Obmänner  und 
Delegierten  der  Regierungen  und  wissenschaftlichen  Institute  statt, 
welche  über  die  in  der  Schlusssitzung  vorzulegenden  Resolutionen 
Beschluss  fausten.  Es  wurde  beschlossen,  die  sämtlichen  in  den 
einzelnen  Sektionen  gefassten  Beschlüsse  (vgl.  die  früheren  Berichte) 
dem  Kongress  mit  einzelnen  Amendements  zur  Annahme  zu 
empfelilen,  mit  Ausnahme  des  Beschlusses  der  IV.  Sektion,  betreffend 
den  Vorschlag  des  Herrn  Martin  Fortris,  der  mit  13  gegen 
10  Stimmen  abgelehnt  wurde,  während  die  übrigen  Anwesenden 
sich  der  x^bstimmung  enthielten. 

Die  Portugiesische  Regierung  hat  nachträglich  Herrn  Vicomte 
d6  Meyrelies  als  ihren  Delegierten  zu  dem  Kongress  entsandt. 
Die  Türkische  Regierung  hat  Herrn  Mustafa  Assiin  Bey  mit  ihrer 
Vertretung  auf  dem  Kongress  beauftragt. 

^  ^  ^ 

\\\.  Plenarsitzung:. 


Mittwoch,  den  10.  September  1902,  im  grossen  Saale  des 

Conzerthauses  Hamburg. 

VorBitzcnde:  Herr  Senior  Behrmann,  Herr  Professor  Brinokmann, 

Herr  Professor  Kautzsch. 

öchrif tfnhrer :  Herr  Dr.  Sieveking,   Herr  Professor  Bertholet, 

Herr   Professor   Williams   Jackson. 

Herr    Senior    Behrmann    eröfihet    die    Sitzung    um    10    Uhr 
20  Minuten   und  kündigt   an,    dass  die  im  IX.  Bericht  mitgeteilte 


2 


Tagesorduung  einige  Veränderungen  erleiden  werde,  da  der  Vortrag 
des  Herrn  Dr.  Borchardt  zurückgezogen  sei,  dagegen  einige  An- 
sprachen auswärtiger  Delegierter  noch  zu  erwarten  seien  und  die 
in  den  Kommissionen  beschlossenen  Anträge  (ZiflFer  4—6)  in  um- 
gekehrter Reihenfolge  zur  Debatte  zu  stellen  seien. 

Derselbe  weist  darauf  hin,  dass  die  Ausstellung  der  8tadt- 
bibliothek  bis  zum  Sonntag,  den  14,  September,  geöfihet  sein  werde 
und  dass  noch  mehrere  Exemplare  der  im  Kongress  überreichten 
Schriften  den  Mitgliedern  zur  Verfügung  stehen. 

Es  wurden  dann  die  folgenden  Begrüssungsansprachen  ge- 
halten: 

Namens  der  Regierung  von  Japan 

von  Herrn  Sawayanagi, 

„       der  Regierung  von  China 

von  Herrn  Nadjin  (übersetzt  von  Herrn  Liteschlin), 
„       der  Regierung  von  Persien 

von  Herrn  Hovhannes  Khan, 

auf  welche  der  Vorsitzende  mit  einem  Dank  erwiderte. 

Herr  Professor  C.  F.  Lehmann  überreicht  zugleich  im  Namen 
der  Dieterichschen  Verlagsbuchhandlung  (Theodor  Weicher,  Leipzig) 
Band  I  und  II  (Heft  1  und  2)  der  von  ihm  herausgegebenen  Zeit- 
schrift „Beiträge  zur  Alten  Geschichte".  Die  Beiträge  bringen  Ab- 
handlungen und  Mitteilungen  in  deutscher,  französischer,  englischer 
und  italienischer  Sprache;  sie  wollen  die  innere  Einheit  des  ge- 
samten Gebiets  der  alten  Geschichte  vom  alten  Orient  bis  in  die 
späte  römische  und  byzantinische  Zeit  möglichst  betonen  und  Kultur- 
und  Wirtschaftsgeschichte  gleichmässig  berücksichtigen.  Drei  Hefte, 
zusammen  ca.  30  Bogen  umfassend,  bilden  einen  Jahresband 
(20  M.).  Herr  Professor  Lehmann  weist  auf  einzelne  Abhandlungen, 
welche  von  orientalistischem  Interesse  sind^  besonders  hin. 

Herr  Ahmed  Zeki  Bey  hält  den  angekündigten  Vortrag: 
L'invention  de  la  poudre  et  du  canon  due  au  g^nie  allemand  du 
14.  si^cle  d'apräs  les  auteurs  arabes. 

Der  General-Sekretär  verliest  die  folgenden  in  den  Sektionen 
gefassten  Beschlüsse,  deren  Annahme  durch  den  Eongi*ess  von  der 
am  9.  September  stattgehabten  Versammlung  der  Präsidenten, 
Obmänner  und  Delegierten  empfohlen  wird. 


1.  SEKTION  IIA. 

„That  this  Section  having  understood  that  the  publication 
of  a  series  of  critical  editions  of  historical  documents  relating 
to  Ceylon  is  under  the  consideration  of  the  Government  of 
tliat  Colony,  desires  to  express  the  earnest  hope  that  the 
proposal  will  be  earried  out,  an  edition  of  the  Mahawansa 
being  an  especially  pressing  desideratum/' 

2.  SEKTION  IIA. 

„Der  Xin.  Internationale  Orientalisten-Kongress  gestattet 
sich,  der  Regierung  von  Indochina  seinen  ehrerbietigen  Dank 
für  die  Förderung  auszusprechen,  welche  die  Regierung  durch 
die  Begründung  der  Ecole  d'Extröme  Orient  den  orientalischen 
Studien  hat  zuteil  werden  lassen.  Der  Eongress  hat  die  Ehre, 
die  Regierung  zu  den  schon  erreichten  wichtigen  Erfolgen  jener 
Anstalt  angelegentlichst  zu  beglückwünschen." 

3.  SEKTIONEN  IIA  UND  IV. 

„The  Combined  Indian,  Central  Asian,  and  Far  Eastern 
sections  of  the  XIII  th  International  Congress  of  Orientalists 
held  at  Hamburg  heg  to  express  their  thanks  to  His  Ex- 
cellency  the  Viceroy  and  the  Government  of  India  for  the 
great  encouragement  they  have  extended  to  Oriental  learning 
and  research  by  granting  to  Dr.  M.  A,  Stein  the  necessary 
leisure  and  means  for  the  prosecution  of  his  recent  explorations 
in  Eastern  Turkestan.  The  thanks  of  the  Xlllth  International 
Congress  of  Orientalists  are  equally  to  be  conveyed  to 
Mr.  6.  Macartney,  C.  L.  E.,  the  political  representative  of 
the  Government  of  India  at  Kashgar,  and  to  the  Mandarins 
Pan-Darin  and  Khan  Daloi,  of  the  Provincial  Government  of 
Chinese  Turkestan,  for  the  very  effective  help  they  had  given 
to  Dr.  Stein  in  the  course  of  his  archaeological  and 
geographical  explorations  about  Khotan,  as  well  as  to  Mr. 
Petrovsky,  the  Imperial  Consul-General  of  Russia,  at  Kashgar 
for  the  valuable  assistance  rendered  by  him  towards  the  safe 
transport  of  Dr.  Stein's  collection  of  antiquities  from  Turkestan 
to  Europe.  They  desire  at  the  same  time  to  express  their 
appreciation  of  the  highly  important  results  which  have  re- 
warded  the  labours  of  the  scholar  selected  by  the  Government 


of  India  and  wfaich  represent  an  ample  return  for  the  outlay 
incurred,  owing  to  the  practical  nature  of  the  Operations 
conducted  by  him.  They  would  also  venture  to  express  the 
hope  that  facilities  will  be  given  to  him  for  completing  the 
publication  and  elaboration  of  the  results  obtained,  and  that 
the  Government  will  be  pleased  to  sanction  any  necessary 
extension  for  this  purpose  of  Dr.  Stein's  present  deputation. 
Finally  they  venture  to  express  the  hope  that,  when  circum- 
stances  permit,  the  interests  of  aixhaeological  research  will 
be  allowed  to  benefit  by  Dr.  Stein's  special  experience  and 
previous  knowledge,  which  are  likely  to  facilitate  considerably 
the  further  explorations  which  it  is  desirable  should  be 
entrusted  to  him  in  the  interests  of  India." 

4.  SEKTION  IV. 

„In  Anbetracht  der  aktuellen  Wichtigkeit  von  Herrn  Dr. 
Franke's  Vortrag  über  die  wichtigsten  chinesischen  Reform- 
schriften vom  Ende  des  19.  Jahrhunderts  ist  eine  baldige 
Drucklegung  desselben  wünschenswert." 

5.  INDIA  EXPLORATION  FUND  ASSOCIATION. 

„Der  XIII.  Internationale  Orientalisten-Kongress  wird  er- 
sucht, das  in  Rom  ernannte  Comitö  aufs  neue  zu  bestätigen 
und  ihm  den  Auftrag  zu  geben,  auf  dem  nächsten  Kongresse 
Bericht  über  seine  Thätigkeit  zu  erstatten." 

6.  SEKTION  IIA. 

„The  Indian  Section  of  the  Xm  th  Congress  of  Orientalists 
at  Hamburg  has  received  with  the  greatest  satisfaction  the 
Report  on  the  progress  of  the  proposed  „Manual  of  Indo- 
Aryan  Bibliography"  edited  by  Prof.  E.  Kuhn  and  Prof. 
L  Scherman,  laid  before  the  section  by  Prof.  Kuhn. 

The  Section  wishes  to  convey  their  best  thanks  to  the 
Government  of  India  for  the  Subvention  of  this  imdertaking 
so  important  for  Indian  studies  and  recommands  it  to  the 
Support  of  leamed  Societies." 

7.  SEKTION  VI. 

„In  Anbetracht  des  UiDstandes,  dass  die  Vereinigung  der 
Akademien  und  gelehrten  Gesellschaften  in  ihrer  Plenarsitzung 


in  Paris,  14.  April  1901,  die  Angelegenheit  der  Encyklopädie 
des  Islam  unter  ihre  Aufgaben  aufgenommen  und  für  die 
Durchführung  derselben  eine  erfolgversprechende  Organisation 
geschaffen  hat,  erklärt  die  Sektion  das  Mandat  der  in  den 
Orientalisten-Kongressen  von  Paris  und  Rom  eingesetzten 
Fachkommission  für  erloschen  und  überträgt  die  Vollmacht 
derselben  auf  die  durch  die  Association  des  Acad^mies  ein- 
gesetzte Kommission." 

8.  SEKTION  IIA. 

„That  a  competent  scholar  should  be  sent  to  India  to 
collect  the  necessary  mss.,  and  that  Dr.  LOders  should  be 
selected  for  this  work." 

9.  SEKTION  IIA. 

„At  the  XIII  th  International  Congress  of  Orientalists  held 
at  Hamburg  in  September  1902,  Count  F.  L  Pulie,  Professor 
of  Sanskrit  in  the  University  of  Bologna,  having  exhibited 
and  explained  in  the  Indian  Section  the  highly  interesting 
historical  series  of  cartographic  representations  of  India 
collected  by  him  with  infinite  care  and  research,  the  Section 
expresses  an  earnest  hope  that  means  may  be  found  to  make 
this  important  set  of  maps  generally  accessible  by  publication 
to  those  interested  in  geographical  and  cartographic  research." 

10.  SEKTIONEN  I  UND  IIA. 

„Die  Sektionen  sprechen  den  Wunsch  aus,  dass  die  Gypsie 
studies  wiederbelebt  werden,  und  betrauen  den  Antragsteller, 

S.  Kaiserl.  und  König!.  Hoheit  den  Erziierzog  Josef  zu  bitten, 

die  Reorganisation  anzuregen  und  zu  fördern." 

11.  SEKTION  VII B. 

„Die  Sektion  spricht  den  Wunsch  aus,  dass  sich  das 
Interesse  der  orientalischen  Philologie  in  stärkerem  Masse  als 
bisher  dem  Studium  der  Afrikasprachen  zuwenden  möge,  in 
Anbetracht 

1.  der  Wichtigkeit  dieses  Studiums  und 

2.  des    Umstandes,    dass    für    tiefergehende    und    wirklich 
wissenschaftliche  Arbeiten  an  Stelle  der  jetzt  vorhandenen 


() 


elementaren  Grammatiken,  Wörterbücher  und  Chresto- 
mathieen  ein  ebenso  starkes  Bedürfnis,  wie  reichlicher 
StüflF  vorhanden  ist. 

Für  die  Mitarbeit  bedarf  es  vor  allem  einer  soliden  Kennt- 
nis des  Arabischen." 

12.    Antrag  des  Herrn  Dr.  M.  Gaster,  London. 

,Jn  Anbetracht  des  Umstandes,  dass  eine  und  dieselbe 
Handschrift  manchmal  von  mehreren  Gelehrten  abgeschrieben 
und  von  ihnen  ohne  Kenntnis  von  einander  veröffentlicht 
wird,  werden  die  Oberbibliothekare  der  Universitätsbibliotheken, 
Colleges  und  des  British  Museum  ersucht,  ein  Verzeichnis  der 
verschiedenen  Abschreiber  anfertigen  zu  lassen  und  dem 
jeweiligen  späteren  Abschreiber  auf  dessen  Wunsch  Auskunft 
darüber  zu  erteilen,  ob  und  von  wem  die  Handschrift  bereits 
früher  abgeschrieben  worden  ist.*' 

13.   SEKTION  V. 

,,Die  Plenarversammlung  des  XIII.  Internationalen  Orien- 
talisten -  Kongresses,  der  vom  4. — 10.  September  1902  in 
Hamburg  abgehalten  wurde,  erklärt 

in  Erwägung 

1.  dass  bei  den  Arbeiten  für  die  projektierten  vorder- 
asiatischen Bahnen  alte  Kultiu'gebiete  berührt  worden, 
die  für  die  Kunde  des  alten  Orients  von  der  aller- 
höchsten Wichtigkeit  sind,  da  dort  die  wertvollsten 
Altertümer  teils  offen  zu  Tage  liegen,  teils  bei  der  Aus- 
führung des  Bahnbaues  ans  Licht  kommen  werden, 

und  in  Erwägung 

2.  dass  diese  Frage  für  die  Orientalisten  aller  Länder  von 
Wichtigkeit  ist, 

es  für  wünschenswert,  dass  die  Unternehmer  der  Bahn- 
linien von  vornherein  ihr  Augenmerk  darauf  richten 
möchten,  neben  den  technischen  Anforderungen  auch 
die  hochwichtige  wissenschaftliche  Seite  nicht  zu  ver- 
nachlässigen und  geeignete  Vorkehrungen  zu  treffen,  um 
eine  sofortige  sachgemässe  und  fachmännische  Bergung 
der  })etreffenden  Altertüiner  zu  aicheni. 


14. 


Für  diesen  Zweck  ist  die  Anstellung  von  assyriolo- 
gischen  Fachmännern  unerlässlich." 

Herr  Professor  Juies  Oppert,  Paris,  beantragt 
hierzu  die  Einsetzung  einer  Kommission  zwecks  weiterer 
Beratung  über  die  Personen  der  assyriologischen  Fach- 
männer, deren  Hinzuziehung  der  Bahnbauleitung  anheim 
gegeben  werden  soll. 

Nachdem  Herr  Professor  Jeremias  sich  gegen  diesen 
Antrag  ausgesprochen,  wird  der  Antrag  der  Sektion 
ohne  den  von  Herrn  Professor  Oppert  vorgeschlagenen 
Zusatz  angenommen. 


„Am  8.  September  1902  versammelten  sich  die  beim 
XTTT.  Kongress  in  Hamburg  anwesenden  Mitglieder  eines  vom 
XII.  Internationalen  Orientalisten-Kongress  in  Rom  gewählten 
Ausschusses  der  internationalen  Association  für  die  Erforschung 
Central-  und  Ostasiens  unter  dem  Vorsitz  des  Herrn 
W.  V.  RadlolT  aus  St.  Petersburg.  Zur  Beratung  gelangte  ein 
von  Petersburger  Gelehrten  ausgearbeitetes  Projekt  der 
Statuten  der  zu  gründenden  Gesellschaft,  die  von  der  Ver- 
sammlung paragraphenweise  im  französischen  Wortlaut  fest- 
gestellt wurden  (vergl.  Beilage).  Auf  die  Mitteilung  des 
Vorsitzenden,  er  sei  im  Namen  der  russischen  Regierung  zu 
der  Erklärung  ermächtigt,  dass  dieselbe  beabsichtige,  ein 
russisches  Comitö  der  Association  beim  Ressort  des  Kaiserlich 
russischen  Ministeriums  des  Aeussem  ins  Leben  zu  rufen, 
beschloss  die  Versammlung: 

1.  die  Statuten  der  „Association  für  die  histmsche, 
archäologische,  linguistische  und  ethnographische  Er- 
forschung Central-  und  Ostasiens''  zu  bestätigen, 

2.  die  in  Rom  gewählten  russischen  Mitglieder  W.  V.  RadiolT 
und  S.  V.  Oldenburg  mit  der  Einrichtung  eines  Central- 
Comit^s  der  genannten  Association  zu  beauftragen,  und 

3.  folgende  Mitglieder  als  Vertreter  der  einzelnen  Länder 
zu  ernennen: 

Frankreich:    die  Herren  H.  Cordier,   E.  Senart  und 
M.  A.  Foucher; 


15. 


Grods-Britannien :  Lord  Ray  und  die  Herren  Rhys- 

Davids  und  A.  Stein  (Indien); 
Deutschland :  die  Herren  R.  Pischel,  Griinwedel,  E.  Kulm 

und  E.  Leumann; 
Niederlande:  die  Herren  Kern,  de  Groot  und  de  Goeje; 
Dänemark:  Herrn  V.  Thomsen; 
Schweden:  Herrn  D.  Montelius; 
Norwegen:  Herrn  J.  Lieblein; 
Finnland:  Herrn  0.  Donner; 
Oesterreich:   die  Herren  J.  Ritter  v.  Karabacek  und 

L.  V.  Schroeder; 
Ungarn:  die  Herren  Vambery  und  Herrmann; 
Schweiz:  Herrn  Ed.  Naville: 
Italien:  Herrn  L.  Nocentini; 

Amerika:  Herrn  F.  Hirth. 

Nach  Verlesung  der  vorstehenden  Beschlüsse  des  Aus- 
schusses durch  den  General-Sekretär  fragt  der  Vorsitzende  an, 
ob  die  Versammlung  Verlesung  des  Statutenentwurfs  wünscht. 
Professor  J.  Oppert,  Paris,  beantragt  diese  Verlesung.  Sein 
Antrag  wird  mit  Stimmenmehrheit  abgelehnt  und  darauf  der 
Beschluss    des  Ausschusses    zum    Kongressbeschluss    erhoben. 


Der  Antrag  des  Herrn  Professor  Naville  wird  von  dem 
General-Sekretär  in  der  von  der  Kommission  formulierten 
Fassung  wie  folgt  verlesen: 

(1.  Deutsch:) 
^^Hauptsächlich  in  der  Erwägung,  dass  erfahrungsgemäss  die 
Veröffentlichung  aller  gehaltenen  Vorträge  in  extenso  erst  so 
spät  erfolgen  kann,  dass  inzwischen  der  Inhalt  manches  Vor- 
trages von  den  Fortschritten  der  Wissenschaft  überholt 
worden  ist, 

sowie  in  der  ferneren  Erwägung,  dass  es  nicht  schwierig 
sein  dürfte,  für  jeden  Vortrag  Gelegenheit  zur  Veröffentlichung 
in  einer  Fachzeitschrift  zu  finden,  wo  er  zweckmässiger  den 
Fachgenossen  zur  Kenntniss  kommen  würde, 
beschliesst  die  Plenarversammlung  des  XTII.  Internationalen 
Orientalischen  Kongresses: 


9 


Von  der  Veröflfentlichung  der  Vorträge  in  extenso  wird 
abgesehen.  Der  geschäftsführende  Ausschuss  in  Hamburg 
wird  mit  der  Aufgabe  betraut,  innerhalb  längstens 
6  Monate  den  wesentlichen  Inhalt  derjenigen  Vorträge 
und  Aussprachen  zu  publizieren,  deren  R^sume  inner- 
halb eines  Monats  nach  Schluss  des  Kongresses  dem  Aus- 
schuss  zu  Händen  des  Generalsekretärs  eingesandt  sein 
wird.  Die  durchschnittliche  Länge  der  einzelnen 
R6sum6s  soll  thunlichst  2  Druckseiten  in  Format  und 
Schriftgrösse  der  bisherigen  Berichte  nicht  überschreiten. 
Der  Kongress  bittet  den  Vorstand  der  Deutschen  Morgen- 
ländischen Gesellschaft,  dem  geschäftsführenden  Aus- 
schuss  in  Hamburg  bei  der  Veröffentlichung  Hülfe  zu 
leisten." 

(2.  Französisch:) 

„Considerant  en  premifere  ligne,  qu'il  resulte  de  l'exp^rience 
des  congrfes  pr6cedents  que  la  publication  in  extenso  des  travaux 
pr^sent^s  ne  peut  avoir  lieu  qu'aprfes  un  dölai  prolong^,  au 
point  que  dans  l'intervalle  le  contenu  de  plusieurs  travaux  a 
ät^  d6pass6  par  les  progr^s  de  la  science, 

Considerant  en  outre,  qu'il  n'est  pas  difficile  de  trouver 
pour  Pimpression  de  chaque  travail  une  revue  speciale  ou  tel 
autre  organe  de  publication  oü  il  sera  accessible  aux  personnes 
que  ce  travail  int^resse, 

La  R^union  pl^nifere  du  XTTIe  Congrös  des  Orientalistes 
d6cide  de  renoncer  ä  la  publication  in  extenso  des  travaux 
pr6sent6s  au  Congrfes. 

Le  comite  directeur  de  Hambourg  est  charg6  de  publier 
dans  le  ddai  de  six  mois  la  substance  des  memoires  et 
Communications  verbales  dont  un  r6sum6  aura  ete 
envoye  au  secrätaire  g6n6ral  dans  le  delai  d'un  mois 
apr^s  la  clöture  du  Congrfes.  La  longueur  moyenne  de 
ces  r^sumös  doit  etre  autant  que  possible  d'une  ou  deux 
pages  imprim^es  du  format  des  buUetins.  Le  Congr^s 
prie  la  bureau  de  la  Soci^t^  Orientale  allemande  de 
preter  son  concours  au  Comitö  de  Hambourg  pour  cette 
publication." 


10 


16. 


(3.  Englisch:) 

„Especially  as  experience  has  shown  that  the  publication 
in  extenso  of  all  the  Communications  presented  at  the  Congress 
can  foUow  only  so  late  afterwards  that  the  Contents  of  many 
contributions  are  overtaken  by  the  advance  in  science  before 
they  can  appear, 

And  whereas  it  woidd  not  be  difficult  for  every  contribution 
to  be  published  in  some  one  of  special  Journals  or  periodicals 
where  it  wonld  come  more  directly  to  the  knowledge  of  those 
working  in  the  particular  subject, 

Therefore  the  General  Session  of  the  XÖI  th  International 
Congress  of  Orientalists  resolves  that 

the  issuing  of  the  Communications  in  extenso  be  given 

up.    That    the    Executive   Committee   in    Hamburg   be 

entrusted   with  the  duty  of  publishing  within  at  least 

six  months  the  essential  points  of  those  contributions 

and  discussions,  of  which  a  resum^  is    handed  to  the 

General  Secretary  within  one  month  after  the  close  of 

the  congress.     The  length  of  the  single  resumös  so  far 

as  possible,   shall  not  exceed  two  printed  pages  of  the 

form  and   size  of  the  previous  reports.     The  Congress 

requests  that  the  Board  of  Directors   of  the  German 

Oriental    Society    lend    their    aid    to    the    Executive 

Committee  in  Hamburg  in  the  matter  of  publication." 

Der  Vorsitzende  fragt  an,  ob  zu  diesem  Antrage  das  Wort 

ge\ninscht  werde.     Es  meldet  sich  niemand   zum  Wort.     Die 

Abstimmung  ergiebt  die  Annahme  des  Antrages  mit  grosser 

Majorität. 


Der  General- Sekretär  verliest  folgende  Anträge  des  Herrn 
Professor  Rhys-Davids  betreflfend  die  Geschäftsführung  künftiger 
Kongresse. 

1.  „Es  soll  die  Dauer  der  Vorträge  20  Minuten,  diejenige 
der  einzelnen  Voten  der  Diskussionen  10  Minuten  nicht 
tiberschreiten. 

2.  Das  lokale  Organisationscomit^  hat  sich  mindestens 
ein  Jahr  vor  dem  für  den  Kongress  angesetzten  Datum 
zu  bilden  und  hat  aus  seiner  Mitte  für  jede  in  Aussicht 


11 


genommene  Sektion  Ehrensekretäre  zu  bestellen,  denen 
die  Aufgabe  überwiesen  ist,  für  die  Beschaffung  von 
Vorträgen  über  bestimmte  Gegenstände  für  ihre  Sektion 
zu  sorgen. 

3.  Soweit  möglich  soll  ein  zusammenfassender  Auszug  aus 
jedem  Vortrag  von  der  Länge  einer  Seite  gedruckt 
werden,  bevor  der  Kongress  zusammentritt. 

4.  Die  jeweilige  Tagesordnung  soll  bis  9  Uhr  morgens 
festgesetzt  sein  und  zugleich  mit  den  zusammenfassenden 
Auszügen  aus  den  Vorträgen  (vgl.  Ziffer  3)  den  Mit- 
gliedern eingehändigt  werden.  Von  den  Verhandlungen 
des  vorigen  Tages  sind  nur  die  Titel  der  zur  Verlesung 
gekonmienen  Arbeiten,  die  Namen  der  Vortragenden 
sowie  derjenigen,  die  sich  an  der  Discussion  beteiligt 
haben,  mitzuteilen.  Dagegen  sollen  die  Tagesberichte 
die  Discussionen  nicht  wiedergeben,  da  die  bezüglichen 
Versuche  zu  beständigen  Verzögerungen  in  ihrer  Heraus- 
gabe geführt  haben. 

5.  Innerhalb  2  Monate  nach  dem  Schlüsse  des  Kongresses 
•    ist  ein  Band  über  dessen  Verhandlungen  zu  veröffentlichen, 

der  enthalten  soll: 

a)  kurze  Berichte  über  den  Verlauf  der  General- 
versammlungen ; 

b)  Berichte,  die  den  Tagesberichten  entnommen,  aber 
überarbeitet  und  erweitert  sind  durch  Aufnahme  von 
auf  die  Discuspionen  bezüglichen  und  anderen 
mündlichen  Mitteilungen,  die  von  den  Ehrensekretären 
der  Sektionen  zu  übermitteln  sind. 

6.  Von  der  vollen  Wiedergabe  der  Eongressakten  wird 
abgesehen.  Dagegen  wird  jedem  Vortragenden  das 
Recht  eingeräumt,  seine  Arbeit  anderswo  zu  veröffentlichen. 
Die  Geldmittel,  die  auf  diese  Weise  erübrigt  werden, 
sollen  entweder  zur  besseren  Organisation  des  Kongresses 
oder  zur  Förderung  der  orientalischen  Wissenschaften 
verwendet  werden". 

Herr  Dr.  Gaster  hält  es  für  unzulässig,  dass  ein  Kongress 
die  späteren  durch  Vorschriften  dieser  Art  binde.  Herr 
Professor  Rhys-Davids  erklärt  darauf,  dass  er  in   diesen  An- 


12 


trägen  nur  Vorschläge  habe  machen  wollen,  welche  die 
späteren  Kongressleitungen  berücksichtigen  mögen.  Herr 
Dr.  Sieveking  beantragt,  die  Anträge  No.  5  und  6  als  durch 
Annahme  des  Antrages  Naville  erledigt  zu  streichen. 

Die  Versammlung  beschliesst,  die  Anträge  1 — 4  als 
„Geschäftsordnung  vom  XDI.  Internationalen  Orientalisten- 
Kongress,  zur  Nachachtung  für  künftige  Kongresse  empfohlen'^ 
anzunehmen,  dagegen  die  Anträge  5  und  6  in  Wegfall  zu  bringen. 

Der  Vorsitzende  schlägt  vor,  zur  Wahl  des  Ortes  für  den 
nächsten  Kongress  zu  schreiten,  und  bemerkt,  dass  für  denselben 
eine  Einladung  des  Gouvernement  General  de  TAlgöiie  nach  Algier 
vorliege;  auserdem  habe  Herr  Sawayanagi  in  seiner  heutigen 
Begrüssung  des  Kongresses  im  Namen  der  Regierung  von  Japan 
nach  Tokio  eingeladen.  Die  Versammlung  beschliesst,  den  nächsten 
Kongress  in  Algier  stattfinden  zu  lassen. 

Herr  D.  Franzisco  Fernandez  y  Gonzalez  legt  vor  die  Ab- 
handlungen Indigenas  del  Norte  y  Centro  de  America  (1893)  und 
La  Real  Academica  Espanola  en  la  Reception  Publica  (1894). 

Nachdem  hiermit  die  Tagesordnung  erledigt  ist,  ergreift  der 
Vorsitzende  das  Wort,  weist  auf  die  stattliche  Zahl  der  Sitzungen, 
auf  die  wichtigen  wissenschaftlichen  Anregungen  und  persönlichen 
Begegnungen,  zu  welchen  Gelegenheit  geboten  worden  sei,  hin  und 
spricht  die  HofiFhung  auf  einen  dauernden  Gewinn  für  jeden  Kongress- 
teilnehmer aus. 

Schluss  der  Sitzung  12  Uhr  mittags. 

Bibliographie. 

Nachtrag. 

Der  Bibliothek  des  Museums  fDr  Kunst  und  Gewerbe  ist  von 

dem  Herrn  Verfasser  das  nachfolgende  Werk  als  Geschenk  über- 
reicht worden: 

Hugues  KraiTl:  A  travers  le  Turkestan  russe,  ouvrage 
illustre  de  265  gravures  d'aprfes  les  clich6s  de  Tauteur.     Paris  1902. 


io 


Pest  im  Restaurant  Alsterlust 

Dienstag,  den  9.  September  abends  8  Uhr. 

Bei  herrlichem  Wetter  versammelten  sich  die  Kongress- 
teilnehmer in  dem  Bestaurant  Alsterlust,  wo  die  Kapelle  des 
Schleswig-Holsteinischen  Infanterieregiments  der  163er  konzertierte. 
Die  Alster  war  glänzend  illuminiert.  Um  8  Uhr  begannen  die 
geschmückten  Boote  der  Rudervereine  Hamburgs  sich  auf  der 
Binnenalster  zur  Parade  und  zum  Korso  zu  sammeln.  Die  mit 
farbigem  elektrischen  Licht  erleuchtete  Barkasse  Bille  fuhr  dem 
Festboot  voran,  auf  welchem  eine  junge  Dame  als  Alster  unter 
einem  Thronhimmel  stand,  von  Vertretern  verschiedener  orientalischer 
Völkerschaften  umgeben.  Die  Darstellerin  der  Alster  richtete  vor 
der  Alsterlust  einen  poetischen  Gruss  an  die  fremden  Gäste;  sodann 
wurden  auf  ein  gegebenes  Zeichen  die  in  dem  Boote  befindlichen 
Fackeln  entzündet.  Die  Alsterufer  und  die  grosse  Fontäne  an  der 
St.  Georger  Seite  waren  erleuchtet  und  ein  wirkungsvolles  Feuer- 
werk wurde  abgebrannt.  Die  Kongressteilnehmer  blieben  noch  lanpje 
in  der  Alsterlust  fröhlich  vereint. 

Festessen 
im  grossen  Saale  des  Zoologischen  Gartens. 

Mittwoch,  den  10.  September  abends  6  Uhr. 

In  dem  festlich  geschmückten  Saale  waren  lange  Tische  für 
das  Festessen  gedeckt  und  sämtlich  voll  besetzt.  An  der  Ehren- 
tafel hatten  der  Elirenpräsident  des  Kongresses,  Herr  Bürgermeister 
Dr.  Mönckeberg  und  der  Präsident  Herr  Senior  D.  Behrmann, 
ausserdem  die  Delegierten  der  Regierungen  und  die  hervorragendsten 
Teilnehmer  des  Kongresses  Platz  genommen.  Das  Hoboistencorps 
des  Mecklenburgischen  Grenadierregimentes  No.  89  führte  die 
Tafelmusik  aus.     Herr  Bürgermeister  Dr.  Mönckeberg   brachte   ein 

Hoch  auf  Seine  Majestät  den  Deutschen  Kaiser  und  im  unmittel- 
baren Ansciduss  daran  auf  alle  Regierungen  aus,  welche  auf  dem 
Kongress  vertreten   waren.     Hierauf  antwortete  Sir  Raymond  West 


11 


mit  einem  Hoch  auf  den  Hamburger  Senat  und  seinen  Präsidenten. 
Herr  6raf  de  6ubernati8  überreichte  Herrn  Senior  D.  Behrmann 
das  von  Seiner  Majeetät  dem  König  von  Scliweden  und  Norwegen 

dem  Kongress  gestiftete  Trinkhom.  Herr  Senior  D.  Belirmann 
leerte  dasselbe  und  erwiderte  die  Worte  des  Vorredners  mit  einem 
Hoch    auf  die   Protektoren    des    Kongresses,    auf   Seine    Majestät 

König  Oslcar  II.  und  auf  Seine  Kaieeri.  und  Königi.  Holieit  Erzlierzog 

Rainer.  Hierauf  dankten  Herr  Professor  Cordier,  Paris,  und  Herr 
Professor  Naviile,  Genf,  den  Hamburgern  für  ihre  freundliche  Auf- 
nahme des  Kongresses  und  dem  geschäftsführenden  Ausschuss  für 
seine  Thätigkeit,  was  Herr  Dr.  Sieveicing  mit  einem  brausend  auf- 
genommenen Hoch  auf  den  XIII.  Internationalen  Orientalisten- 
Kongress  beantwortete.  Nachdem  Herr  Professor  von  Scliroeder, 
Wien,  in  einer  poetischen  Ansprache  die  Stadt  Hamburg,  ihren 
Senat  und  ihre  Bürgerschaft  gefeiert  hatte,  war  die  Reihe  der 
offiziellen  Reden  beendet.  Es  wurden  noch  weitere  Toaste  von 
verschiedenen  Seiten  ausgebracht  und  dann  die  Tafel  aufgehoben, 
worauf  die  Gesellschaft  sich  in  den  glänzend  beleuchteten  Garten 
begab.  Mit  dieser  in  fröhlicher  Stimmung  verlaufenen  Abschieds- 
feier fand  der  XIII.  Internationale  Orientalist en-Kongress  einen 
imponierenden  Abschluss. 


15 


Beilage  zu  S.  14. 

Projet 

de  l'Association  internationale 

pour  FExploration  historique,  arch^ologique,  linguistique  et  ethno- 
graphique  de  l'Asie  Centrale  et  de  TExtreme  Orient. 


I.  Conform^ment  Ik  la  d^cision  du  XTT*  Congr^s  International  des 
Orientalistes,  il  sera  fond^  nne  association  internationale  qui  aura 
pour  but  d'explorer  l'Asie  Centrale  et  TExtr^me  Orient  an  point  de 
vue  de  l'Histoire,  de  TArohöololgie,  de  la  Linguistique  et  de  l'Ethno- 
graphie  de  ees  eontr^es. 
II.    L'Assooiation  aura  x>our  but : 

a)  de  travailler  autant  que  possible  ä  Tezploration  des  monunients 
mat^riels  ainsi  qu*  ä  la  reeherche  et  k  l'^tude  des  doeuments 
d*ordre  soientifique  conserv^s  jusqu*  ä  präsent  dans  ees  pays. 

b)  de  d^eider  par  des  efforte  communs  et  par  voie  de  Communications 
constantes  aveo  les  personnes  comp^tentes  demeurant  dans  ees 
contr^es  et  avec  les  Etablissements  scientifiques,  quels  sont  les 
monuments  qu'il  importe  d'examiner  en  premier  et  de  d^terminer 
quelles  sont  les  peui>lade8  qui  demandent  au  point  de  vue  de 
TEthnographie  et  de  la  Ling^nstique  une  enqu^te  imm^diate  pour 
etre  conservEes  ä  la  science. 

c)  de  faire  des  d^marches  aupr^s  des  Gouvernements  int^ressEs  pour 
attirer  leur  bienveillante  attention  sur  la  conservation  des  monu- 
ments qui  sont  menacEs  d'une  disparition  imminente,  soit  par  le 
temps,  soit  par  la  main  de  Fhomme. 

d)  de  joindre  ä  l'ezamen  des  monuments  et  des  races,  des  projets 
X>our  une  exploration  oonsciencieuse  et  pour  FEtude  des  questions 
relatives  ä  l'ensemble  de  ees  peuples. 

e)  de  faciliter  aux  savants  de  toutes  les  nationalit^s  les  moyens  de 
partioiper  ä  ees  travaux. 

m.   Pour  atteindre  ce  but,  des  oomit^s  ind^pendants  seront  form^s  dans 
tous  les  pays  qui  feront  partie  de  T Association. 

IV.  Jusqu*  ä  la  fondation  de  ees  comit^s  nationaux,  le  Congr^s  d^signera 
des  personnes  qui  pourront  §tre  consid^r^es  comme  les  repr^sen- 
tants  de  ees  divers  pays  et  auxquelles  sera  confiE  le  soin  de  former 
les  comit^s  locaux. 
V.  Le  ComitE  Central  do  1' Association  sera  le  ComitE  Busse,  si^geant 
&  Saint-Petersbourg.  Les  Comites  locaux  ou  les  personnes  d^sign^es 
ä  cet  effet  seront  de  droit  membres  correHpondants  du  Comit^  Central, 
et  pourront  assister  &  ses  d^lib^rationa  pendant  leurs  sEjours  & 
Saint-Petersbourg. 


17 


VI.   La  Composition  du  Comit^  Central  et  son  Organisation  devront  Stre 

confirm^es  par  une  d^oision  Imperiale. 
YII.   Les  attributions  du  Comit^  Centrale  sont  les  Buivantes: 

a)  Bester  en  oommiinication  oonstante  avec  les  savants  r^sidant  dans 
les  pajs  appartenant  ä'la  sph^re  des  ^tndes  de  T  Association, 
ainsi  qn'  avec  les  Etablissements  soientifiqiies,  de  fo^on  h  former 
ainsi  nn  centre  de  tous  les  renseignements  qni  Interessent 
r  Association. 

b)  Servir  d'  interm^diaire  entre  les  Gouvernements  int^ressEs  et  les 
Emdits  des  diff^rents  pays  pour  obtenir  toutes  les  autorisations 
ou  facilit^s  n^cessaires  auz  explorations  soientifiques  et  k  V  6x6- 
oution  de  fouilles  sur  les  territoires  des  difr(6rents  pays. 

c)  Becommander  les  hommes  spEciaux  pour  les  ezp^tions,  quand 
une  demande  k  cet  effet  lui  sera  adress^e. 

d)  S'  oceuper  de  1*  Organisation  des  exp^tions,  ainsi  que  des  nE- 
gooiations  aveo  les  divers  Gouvernements  et  avec  les  savants,  si 
oes  expMitionB  Bout  nöoessairement  oommnnes  &  plnuien«  pays. 

e)  Publier,  en  langue  fran^aise,  les  Communications,  Emanant  des 
comit^s  locauz,  sur  toutes  les  exp^ditions  nouvelles  envoy^es  dans 
divers  pays  et  faire  des  Communications  aux  comit^s  locaux,  en 
langnes  frangaise,   anglaise,  allemande,  italienne,   msse  ou  latine. 

f)  Faire  parvenir  aux  comitEs  nationaux  les  publications  qui  lui 
seront  adress^es  dans  ce  but. 

VULl.   La  propri^te    des   objets   d^couverts    sera    r^glEe     de    la    mani^re 
suivante : 

a)  Les  monuments  d^couverts  par  les  fouilles  seront  consid^rEs 
comme  la  propri^tE  des  pays  oü  ils  seront  trouvEs.  Les  monu- 
ments d^couverts  dans  les  pays  non  reprösent^s  dans  1' Association 
seront  trait^s  d'apr^s  les  Conventions  speciales  internationales. 

b)  Celui  qui  aura  d^couvert  un  monument  jouira  pendant  cinq  ans 
du  droit  de  prioritE  de  la  publication.  Si  apr^s  un  delai  de  cinq 
ans  la  publication  n'est  pas  termin^e,  les  comit^s  locaux  pourront 
döcider  que  le  droit  de  publication  tombera  dans  le  domaine 
public. 


18 


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Druck  von  H.  O.  Persieh I,  Hamburg, 
Gutenberg-Haus  a/d.  CatharinenbrQcke. 


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